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HARVARD UNIVERSITY.
LIBRARY
OF THE
MUSEUM OF COMPARATIVE ZOOLOGY
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_ Anordnung des Archivs.
Das Archiv für Naturgeschichte, ausschließlich zologichen
. Inhalts, besteht aus 2 Abteilungen,
Abteilung A: Orisnsl Arbeiten. |
| ‚Abteilung B: Jahres-Berichte- |
Jede Abteilung erscheint in je 12 Heften jährlich.
J odes Heft hat besonderen Titel ‚und Tnhaltsverzeichnis,
für sich paginiert und einzeln käuflich.
Die Jahresberichte behandeln in je einem \ Jahrgange ee im.
‚Laufe des vorhergehenden Kalenderjahres erschienene zoologise
- Literatur. ; | E -
Die mit * bezeichneten Arbeiten waren dem Referenten nich
zugänglich. nt
: Die mit T bezeichneten An behandeln tossile Formen.
Über die eingesandten Rezensionsschriften erfolgt. ropelmaßı;
Besprechung nebst Lieferung von Belegen. Zusendung erbeten an
.. den Verlag oder an den Herausgeber. Rn
Der Verlag:
Sirolache Der Herausgeber:
Verlags-Buchhandlung R. Stricker Embrik Strand.
Berlin W, Potsdamerstr. 90. a
A RCHIV
IATURGESCHICHTE
e. GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN
| FORTGESETZT VON
W.F.ERICHSON, FH. TROSCHEL
_ E.VON MARTENS, F. HILGENDORF
_W.WELTNER und E. STRAND
——
NUNDACHTZIGSTER JAHRGANG
1923
' Abteilung A
2 Heft
HERAUSGEGEBEN
VON =
- EMBRIK STRAND
(BERLIN)
NICOLAISCHE
TLAGS- BUCHHANDLUNG R. STRICKER
Berlin
Inhaltsverzeichnis:
Hermann Mertens. Biologische und morphologische Untersuchungen
an Plekopteren. (Mit 18 Textfiguren) ........ Re.
Fr. Lenz. Stratiomyidenlarven aus Quellen. Ein Beitrag zur Meta-
morphose der Stratiomyiden. (Mit 22 Abbildungen) . .....
Endre Dudieh. Über die Variation des Cyc atus tarandus Thun-
berg (Coleopt., Lucanidae). (Mit 1 Tafel, 10 Textfiguren und
berabelemi a ea 2 an >
Hermann Vitzthum. Acarologische Beobachtungen. 7. Reihe. (Mit
71. Texthsuren)-. 2. 8 us Sen na ee De
Jul. Weise. H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: Coceinellidae. .
Druck von Julius Brandstätter, Leipzig, Querstraße 18
Ausdem Zoologischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität
zu Münster in Westfalen.
Biologische und morphologische
Untersuchungen an een
Von
Hermann Mertens, Altenhundem (Lenne).
(Mit 18 Textfiguren.)
analNerZeichnis, Seita
Beıme. ...... LET ER UNE Bel il
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A. Larven.
1. Aufenthalt . i 3
2. Nachbarn se) Feinde. 5
3. Lebensdauer . N RR N ER N N 7
4.- Anpassung . . BEN en ee RE IR EN
5. Nahrungsaufnahme DR Se N N a 9
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B. Imagines.
= 71. Ernährung . . . Er SE EEE STAR Re A
2. Geh- und Flugvermögen U EEE ODER ES |
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5. Lebensdauer . . . al
Neue Art den daruns Nohelokaryer
Nephelopteryx Schoenemundi nov. spec.
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Neue Larven.
Beervonlerygella recta Rmpny...... ... .....0.0 2.020 a2.0022
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4. Protonemura praecox Mort.. . . . . TS LATE DAN.
Innere enikälten.
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Beer hinpopus BRmpny. u... lee ne 3
tonemmra praecox Mort: :» ..:... een db
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Einleitung.
In neuerer Zeit sind mehrere Arbeiten über die Insektengruppe
der Plekopteren erschienen. Hauptsächlich waren es die großen
und daher mehr auffallenden Arten, denen man besonderes Inter-
esse zuwandte. So wurde bereits im hiesigen Zoologischen Institut
Archiv für Naturgeschichte .
1923. A. 2. 1 a
2 Hermann Mertens:
die Biologie und Morphologie der Gattung Perla durch die Arbeiten
von Schoenemund (1912) und Schwermer (1914) ausführlicher
behandelt. Andere Schriften der letzten Jahre, so die von Nee-
racher (1910), le Roi (1913) und Klefisch (1915) sind zumeist
faunistischen Inhalts, enthalten daneben aber auch manche inter-
essanten biologischen Angaben sowie Beschreibungen neuer oder
ungenügend bekannter Imagines und Larven. Durch die vor-
züglichen Arbeiten von Morton (1894, 1911), Klapälek (1897,
1900, 1906) und Ris (1902), welche die anatomisch-morphologischen
Verhältnisse der Genitalanhänge genau studierten und abbildeten,
war es überhaupt erst möglich geworden, Klarheit in die bis ‘dahin
überaus verwirrte Nomenclatur zu bringen und nunmehr eine
genauere Bestimmung vorzunehmen. So entdeckte man denn einen
unerwarteten Artenreichtum, der sich nicht mehr in die wenigen
vorhandenen Gattungen einzwängen ließ und notwendigerweise
zur Bildung neuer führen mußte. Da aber wegen der schärfer
ausgeprägten Genitalarmatur gerade die .Männchen zur Auf-
stellung neuer Arten das bessere Material lieferten, so hatte man
sich vielfach auch nur auf die Beschreibung und Abbildung der
männlichen Genitalanhänge beschränkt, während die der Weibchen
unbearbeitet blieben. Aus einer Sammlung läßt sich nun die Zuge-
hörigkeit weiblicher Artgenossen noch nicht zweifellos erkennen und
zur einwandfreien Bestimmung bleibt es unerläßlich, in Kopulation
begriffene Exemplare zu fangen oder Zuchtversuche vorzunehmen.
Weit weniger noch ist man über die Larven unterrichtet, ja
selbst von vielen Gattungen kennt man nicht einmal einen typi-
schen Vertreter im Larvenstadium, geschweige denn die näheren
biologischen Verhältnisse. Naturgemäß ist der Entomologe auf
die immerhin beschränkte Zahl der Plekopteren-Arten der engeren
Heimat angewiesen und deshalb muß es ihm fernliegen, irgend-
eine Gruppe erschöpfend behandeln zu wollen. In vorliegender
Arbeit will ich- daher durch meine Beobachtungen und Unter-
suchungen zur Kenntnis dieser interessanten Tiergruppe beitragen
und gern nehme ich dabei die Gelegenheit wahr, manche von
früheren Autoren offengelassene Fragen zu beantworten. :
An dieser Stelle möchte ich Herrn Studienrat Dr. E. Schoene-
mund meinen Dank aussprechen für die wertvollen Winke, die
er mir im Verlaufe der Arbeit gab. Er machte mir die gesamte,
zum großen Teil ausländische Literatur, deren Beschaffung auf
anderem Wege mir bei den heutigen Verhältnissen ziemlich un-
möglich gewesen wäre, freundlichst zugängig. Auch konnte ich seine
umfangreiche Sammlung mit zahlreichen ausländischen Formen
bei der Bestimmung mancher Arten zum Vergleiche heranziehen.
Ganz besonderen Dank aber schulde ich meinem hochver-
ehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. W. Stempell, der meinen Studien
stets Wohlwollen und regstes Interesse entgegenbrachte. Bereit”
willig stellte er mir alle technischen Hilfsmittel für meine u
schaftlichen Exkursionen und Untersuchungen zur Verfügung.
74
Biologische und morphologische Untersuchungen an Plektopteren 3
Biologie.
Meine biologischen Studien gründen sich auf Beobachtungen
an typischen Vertretern aus den Familien der Perlodiden, Per-
liden, Taeniopterygiden, Leuctriden und Nemuriden.,
4 Untersuchungsmethoden.
Erhebliche Schwierigkeiten bei früheren biologischen Unter-
suchungen an Plekopteren, von denen die Forscher berichten, be-
gegneten auch mir. Sie beruhen, wie wir weiter unten sehen
werden, auf den so überaus verschiedenen äußeren Verhältnissen,
unter denen die einzelnen Gattungen und selbst Arten leben.
Manche Tiere, so Nemura variegata, marginata, Isogenus nubecula
u. a., die nur ganz langsam fließendes oder gar stehendes Ge-
_ wässer bewohnen, lassen sich leicht in jedem Aquarium ohne be-
sondere Vorrichtungen halten und beobachten. Hingegen sind die
kiementragenden Arten sehr empfindlich und gehen meistens trotz
der besten Durchlüftung des Aquariums und ständiger Wasser-
_ zufuhr bald zugrunde. Um nun die Larven unter den für sie
‚günstigsten Bedingungen züchten und beobachten zu können, hielt
ich sie in zylinderförmigen Glasgefäßen, die auf den beiden offenen
Enden mit feinem Stoffgewebe überzogen und unmittelbar an der
Fundstelle in das Wasser eingebaut wurden, gefangen. In das
Innere der Gefäße brachte ich die dem betreffenden Fundorte
jedesmal eigentümlichen Substrate wie Steinchen, Schlamm, Holz-
und Pflanzenteilchen und dergleichen. Auch bot ich ihnen, soweit
es sich um die größeren, carnivoren Arten handelte, kleine Ephe-
_ meriden zur Nahrung. Da sich aber das Gewebe mit der Zeit
durch Algen und Schmutz verstopfte und außerdem die faulenden
tierischen Nahrungsreste aus den Gefäßen entfernt werden mußten,
_ war es unbedingt erforderlich, etwa alle zehn Tage eine Reinigung
vorzunehmen. So entwickelten sich die Nymphen ohne merkliche
Schädigungen genau so wie in der Freiheit.” Nach diesen Erfah-
rungen halte ich es nunmehr auch wohl für möglich, Studien an
- dem embryonalen oder wenigstens postembryonalen Larvenstadium
_ vorzunehmen, wie sie unter anderen auch Schwermer beabsichtigte,
die aber an den vorhin erwähnten Schwierigkeiten scheiterten.
A. Larven.
1. Aufenthalt.
Wohl zu jeder Jahreszeit kann man Plekopteren-Larven
fangen; jedoch lieben die einzelnen Arten bestimmte Aufenthalts-
orte, die bei ganz nahe verwandten Formen trotzdem wieder sehr
verschieden sein können. Auch ist dabei wohl zu beachten, daß
man hauptsächlich die ausgewachsenen Nymphen zu Gesicht be-
kommt, da die Larven auf ihren ersten Entwicklungsstufen zwi-
schen Sand und in engsten Schlupfwinkeln leben. Erst allmählich
wandern sie an andere Stellen des Wassers und suchen zuletzt
1* 2. Heft
4 Hermann Mertens:
die Uferregionen auf, um dann bald zur Metamorphose zu schreiten. A
Auf dieses letzte Nymphenstadium sollen sich im ı allgemeinen ie K.
unten angegebenen Fangzeiten beziehen.
Von den
Pelasiden
findet sich, wenn auch mehr vereinzelt, der bekannteste Ver =
Dictyopteryx microcebhala Pict., von Oktober bis Mai in fast allen r
Gebirgsbächen vor, während Dictyopterygella recta Kmpy. im Vor-
frühling in sehr kaltem Wasser anzutreffen ist (Ouellgebiet der
Eder). Eine dritte hierhergehörige Art, Isogenus nubecula Newm.,
hält sich im Frühling an den Ufern größerer, langsam fließender }
Flüsse auf. Ich fand sie in größeren Mengen unter Steinen des
Rheinufers, z. B. an der Erpeler Ley, bei Königswinter und bei
Bonn. Thienemann (1912) will junge Larven im Moose der
Logrötke und in einem sehr kleinen Zufluß der Hasper-Talsperre
angetroffen haben. Es dürfte sich in diesem Falle sicherlich wohl
um eine Verwechslung handeln, wenigstens habe ich an den ge
nannten Stellen zu der fraglichen Zeit, die stets als Flugperiode
von den verschiedenen Entomologen angeführt wird, weder größere —
noch kleinere Exemplare gefangen, wohl aber in großer Zahl sehr
ähnlich aussehende E. 3
Chloroperla-
Larven. E-
Von dieser letzteren Gattung fand ich in meinem Unter-
suchungsgebiet drei Typen. Unter ihnen ist Chloroperla grammatica
Scop. am meisten verbreitet. Sie kommt in Gebirgsbächen und
ebenso in langsam fließenden Gewässern mit sandigem Unter-
grund bis in den Spätsommer hinein vor (Ems bei Greven und
Warendorf). Chloroperla helvetica Schoch hält sich mit Vorliebe
in der Nähe von Quellen zwischen faulendem Laub auf; ich fand 3
sie von Dezember bis Ende März in den Gießbächen des oberen
Sauerlandes (Altenhundem, Bracht) wie in den Waldbächen der
Ebene: (Höseler Wald bei Düsseldorf). Chloroperla griseipennis.
ist eine Sommerform und bevorzugt kleine und schnellfließende
Wässerchen. R
u Taeniopterygiden
Bäche (Röspe bei Birkelbach, Flapebach bei Kohlhagen, le
bei Saalhausen).
Die ebenfalls hierhergchörige Gattung
Nephelopteryx
erscheint von November bis März in den stillen Buchten an den
Krümmungen großer Flußläufe. An diesen Stellen werden Laub,
Be ie
”.
Biologische und morphologische Untersuchungen an, Plekopteren 5
Äste und Reisig zusammengeschwemmt; die mitgeführten Sink-
‚stoffe aber läßt der Fluß zu Boden fallen, und in diesen abge-
lagerten Sand- und Schlammassen fühlt sich Nephelopter yx nebulosa
wohl (unterer Lauf der Ruhr, Dezember bis März).
Die schlanken Formen der Gattung
Leuctra
sind zumeist Charaktertiere der oberen Forellenregion. Einzelne
Arten jedoch, wie Leuctra prima Kmpy. und Leuctra hippopus
Kmpy. scheinen weniger von den äußeren Einflüssen ihres Auf-
enthaltsortes abhängig zu sein. Sie finden die ihnen zusagenden
Lebensbedingungen ebensowohl im Bergbach (Januar bis April
an der Gleie, Lenne, Hundem), wo Felsen und Steine von den
rasch eilenden Wellen umspült werden, wie auch in den ruhigsten
Quellrinnsalen der Waldbäche, in denen große Mengen abgefallenen
Buchenlaubs langsam vermodern.
Von den
Nemuriden
sind die kiementragenden Arten der Gattung Protonemura und
Amphinemura die empfindlichsten. Größere Wassermengen und
stärkere Strömungen bestimmen den Charakter ihres Wohnortes.
Hier bieten ihnen Steine, Rasen und dichte Moospolster sichern
Unterschlupf. Sie sind fast ausschließlich Frühjahrsformen. Ich
sammelte Protonemura praecox von Januar bis März in den Zu-
flüssen der Lenne und der Ruhr, in der Gleie und im Hesperbach,
Protonemura fumosa Meyeri von März bis Mai an der Glör, Eder
_ und Hundem. Die Gattung Amphinemura ist eine im Sauerlande
seltenere und spätere Form. Ich beobachtete sie von Mai bis
Oktober in den Zuflüssen der Ruhr bei Olsberg.
Die Gattung Nemura s. str. kommt fast überall während des
ganzen Jahres vor. Ihr bekanntester Vertreter, Nemura vartegata,
ist wohl in jeder Gesellschaft kleiner bachbewohnender Organismen
anzutreffen. Sie scheut nicht einmal die Stellen, wo ungezählte
Gammarus hausen, deren unruhige Nachbarschaft anderen Tieren
lästig fällt und fristet sogar ihr Dasein noch in schlammigen und
‚selbst verunreinigten Gewässern; man kann sie wohl als den
„Schmutzfink‘“ unter den Plekopteren bezeichnen.
2. Nachbarn und Feinde.
Die Plekopteren bilden mit den anderen Bachbewohnern, um
mit Enderlein zu sprechen, einen ganz bestimmten Lebens-
komplex, der je nach den Bedingungen, die die Verteilung der
einzelnen Organismen regeln, ganz verschieden sein kann. So
stellen sie mit Tieren, die unter Steinen im Wasser leben, eine
besondere Lebensgemeinschaft für sich dar, eine andere dagegen
mit Tieren, die sich zwischen Reisig und Laub aufhalten, wieder
eine andere mit solchen, die im Sande oder Schlamm ruhiger
Buchten auftreten. Da sich von diesen Tieren die meisten weder
2. Heft
%
6 Hermann Mertens:
als Freunde noch als Feinde der Plekopteren zeigen, kann ı man &
sie wohl am besten kurz Nachbarn nennen. 2
Als solche fand in unter den vom Wasser immer sauber ge- ;
haltenen Steinen der Gebirgsbäche in der Regel Larven von
Ephemeriden (Baötis), Trichopteren, ferner Hydracarinen, Crusta-
ceen (Asseln, Gammarus pulex selten), Mollusken (Ancylus fluvia-
tilis, Limmaea ovala) und Hydrozoen (Hydra olıgactis). Zwischen
Reisig und Laub, besonders in der Nähe von Quellen und in
Ouellrinnsalen, traf ich mit Plekopteren vergesellschaftet vor-
wiegend Dipteren (Tipuliden, Drxa) und Ephemeriden-Larven an.
In stillen Buchten der Fluß- oder Bachunterläufe beherbergen ”
angeschwemmte Sand- oder Schlammassen neben Plekopteren
und Ephemeriden hauptsächlich Larven von Odonaten (Calopteryx
virgo), Coleopteren (Dytisciden), Neuropteren (Szalis) und Crusta-
. ceen (Gammarus in großen Mengen).
Einem aufmerksamen Beobachter kann es nicht entgehen,
daß manche kleine Organismen sich sogar auf Plekopteren
selbst ansiedeln. So berichten schon Schoenemund und Schwer-
mer von Larven roter Bachmilben, welche die Plekopteren-Larven
zur Zeit der letzten Häutung besteigen, um sich von ihnen bei der
Metamorphose zur Imago aus dem Wasser heraustragen zu lassen
und so gleichfalls zum Luftleben übergehen zu können. Auch habe
ich Rotatorien in großen Mengen als Epöken von Plekoptereu .
Larven beobachtet. Außerdem entdeckte ich auf Vertretern der
Gattungen Nemura und Leuctra winzig kleine Hirudineen. Sie er-
schienen in Häufchen auf den Furchen, die die Unterseite des
Thorax durchziehen, desgleichen vereinzelt auf den Verbindungs-
nähten der Abdominalsegmente. Palmen (1877) erwähnt in seiner“
bekannten Arbeit bei der Beschreibung der Tracheenkiemen auch
„zahlreiche, ganz kurze einfache Blasen zwischen Pro- und Meso-
thorax, jedoch nur auf der einen Seite des Tieres‘‘, die er als ganz
primitive und unentfaltete Pleuralkiemen anspricht. Bei Unia
suchung der Nemura-Arten lenkte sich mein Interesse aueh auf die
Kiemen, und ich untersuchte daraufhin speziell Larven von Nemura
cinerea Oliv. Ich habe jedoch niemals Tracheenkiemen gefunden,
wohl aber traf ich häufig an den besagten Stellen die erwähnten
Hirudineen an. Sollte es sich aber im Falle Palmen trotzdem um.
Tracheenkiemen handeln, so erhebt sich die Frage: Stellt diese Er
scheinung nur ein zufälliges Auftreten monströser Individuen dar
oder haben wir es hier mit einer Anpassung an äußere Lebe
bedingungen zu tun? Es wäre doch interessant, wenn man nacl
weisen könnte, daß diese Larven ihr größeres Sauerstoffbedürfnis
dadurch zu befriedigen imstande wären, daß sie durch bläschen-
artige Austreibungen des weichen Körperintegumentes die Tresor
bierende Oberfläche vergrößerten. Diese Erklärung wäre allerdings
ziemlich stark lamarckistisch und vielleicht etwas gewagt. Es dürfte
sich daher wohl lohnen, gelegentlich einmal der Möglichkeit einer
solchen Art von Kiemenbildung bei Plekopteren näher. nachzur
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Biologische und morphologische Untersuchungen an Plekopteren 7
forschen. — Die oben erwähnten Hirudineen hatten sich auf der
Mitte des Prosternums dicht nebeneinander mit dem einen Saug-
napf festgesetzt, während das freie Ende in der Umgebung suchend
_ umhertastete. Sobald ich die Objekte in Alkohol oder Formol
brachte, schrumpften die Tierchen sofort zusammen. Da nun diese
Hirudineen gerade an den dünnsten Stellen des Integuments
| sitzen, so nehme ich an, daß es sich hier im Gegensatz zu den oben
ı erwähnten Epöken um echte- Parasiten handelt, die ihren Wirt
—belästigen und somit als seine Feinde zu betrachten sind. Als
Hauptfeinde aber haben die Plekopteren wohl diejenigen Wasser-
bewohner zu fürchten, denen sie als Nahrung dienen, z. B. Fische
und Flußkrebse, die in den Spalten des vom Wasser unterwühlten
— Ufers auf ihre Beute lauern.
3. Lebensdauer.
Die Tatsache, daß die Plekopteren das ganze Jahr hindurch
‚in verschiedenen Entwicklungsstufen auftreten, ließ bis jetzt die
Frage nach der Lebensdauer der Larven bei den meisten Gattungen
"unbeantwortet. Wie Schoenemund (1912), Schwermer (1914)
und Klefisch (1915) übereinstimmend berichten, beträgt die
‚ Lebensdauer der größeren Arten zwei bis drei Jahre. Das gleiche
‚ teilt auch Lucy \ right Smith von den größeren amerikanischen
. Formen mit. Auch ich möchte mich hier eher für eine mehrjährige
Lebensdauer entscheiden, denn ich fand stets verschiedene Ent-
wicklungsstufen nebeneinander: ganz junge, ferner halb ausge-
_ wachsene Exemplare ohne Flügelscheiden und endlich ausgereifte
, “ Nymphen mit völlig ausgebildeten Flügelscheiden. Ebenso werden
, auch einige Perlodiden (Dictyopteryx microcephala) länger als ein
- Jahr leben, denn ich traf häufig zur Flugzeit neben völlig aus-
gewachsenen Exemplaren solche von halber Größe an. Bei kleineren
Dictyopterygiden wie Dictyopterygella recta Kmpy. und Isogenus
, mubecula Newm. erstreckt sich die Lebensdauer, wie ich mit Sicher-
heit feststellen konnte, auf ein Jahr. Recht auffallend aber ist
das Wachstum bei allen übrigen Gattungen. Hier scheint das
_ embryonale und postembryonale Entwicklungsstadium den größten
, Zeitraum zu beanspruchen, denn trotz eifrigen Suchens trifft man
diese Tiere erst drei bis vier Monate vor ihrer Flugzeit an. Der
Übergang zur reifen Nymphe schreitet dann aber auch um so
schneller voran. Das zeigt sich besonders auffällig in der raschen
Ausbildung der Flügelscheiden, die erst vier bis fünf Wochen vor
der Metamorphose ansetzen und dann schnell heranwachsen. Für
eine längere Dauer der embryonalen Entwicklung spricht auch
folgende Beobachtung, die ich an dem Abfluß des Wasserleitungs-
bassins in Altenhundem machte. Dieses Wässerchen besitzt nämlich
eine außerordentlich reiche Plekopteren- und Ephemeridenfauna,
_ die im Frühjahr und Sommer ausschlüpft. Während des heißen
, Sommers, wo die Sonne auf die Steine brennt, trocknet alljährlich
das Wässerchen aus. Mit Beginn des Herbstes aber regt sich auch
2. Heft
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|
|
5 Hermann Mertens:
wieder munteres Plekopterenleben in dem neu auftretenden Bäch-
lein. Daß die Tiere nicht aus der nahen Lenne, in die sich das
Wasser einige hundert Meter weiter flußabwärts ergießt, einge-
wandert sein können, macht der Umstand unmöglich, daß das
Wasser stellenweise mehrere Meter tief über steile Felsen zu Tale
stürzt. Mithin bleibt da nur die Möglichkeit übrig, daß die Larven En
in einem sehr frühen Jugendstadium, oder vielleicht gar die Eier,
die Trockenperiode in einer tieferen feuchten Sandschicht des |
Rinnsals überdauert haben. Etwas Ähnliches hat früher bereits
Drenkelfort für die Entwicklung von Szphlurus lacustris fest-
gestellt, wo gleichfalls ‚die in Betracht kommenden Bäche Jans H
für Jahr für kürzere oder längere Zeit‘“ austrocknen. $
4. Anpassung.
Als Wasserbewohner haben sich die Plekopteren dei
speziellen Bedingungen ihres Wohnortes wunderbar angepa
Es zeigen besonders die Formen, die unter Steinen leben und am
stärksten der reißenden Strömung ausgesetzt sind, die mannig
faltigsten Anpassungserscheinungen. Der Körper dieser Tiere be
sitzt eine dorsoventrale Abplattung, die besonders auffallend
am Thorax und an den Beinen zutage tritt. Sehr stark sind auch
die Klammerorgane ausgebildet. Sie bestehen an jedem N
aus je zwei kräftigen, dornartigen Klauen, die beweglich mit den
letzten Gliedern verbunden sind und so leicht bei jeder beliebigen
Beinstellung Halt finden. Auch die langen, starken Schw anz-
borsten müssen als Fixations- bezw. Stützorgane angesehen
werden, weil sie andernfalls als überflüssige Körperanhänge den.
Tieren in der Strömung nur lästig würden. Gerade bei den größeren
Arten sind die Cerci außerordentlich kräftig und fest. Sie bestehen”
aus einer Anzahl von Gliedern, die an ihrem Hinterrande mit einem
steifen, nach hinten gerichteten Borstenkranz bewehrt sind.
Beobachtet man nun die Tiere im fließenden Wasser, so findet ma
daß sie ihren Körper stets gegen den Strom einstellen. Der u
ordentlich bewegliche Hinterleib tastet dabei fortwährend die
Unterlage ab und sucht den Hakenkranz der Schwanzborsten
in irgendeine Unebenheit einzuschieben. Werden die Tiere jedoch
zufällig vom Wasser mit fortgerissen, so bieten ihnen diese An-
hänge zugleich auch ein vorzügliches Steuer. Eine weitere Art der
Anpassung an das Wasserleben liegt auch in den schlängelnden
Bewegungen, die der geschmeidige Körper, besonders aber das
“ Abdomen, ausführt, sobald die Lokomotion auf fester Unterlage
in eine Schwimmbewegung übergehen muß. Haben die Tiere aber
plötzlich gegen eine starke Strömung anzukämpfen, so können
sie sich nur so retten, daß sie die Beine weit auseinanderspreizen
und sich blitzschnell an den nächstbesten Gegenstand anklammern,
an den sie zufällig getrieben werden. Ausgesprochene Schwimm-
bewegungen durch Schlängelung vermögen die sehr schlanken,
wurmförmigen Leuctra-Larven auszuführen, wobei die Extremi-
2.
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Er
Biologische und morphologische Untersuchungen an Plekopteren 9
‚täten, die nur dünn und schwach entwickelt sind, und die Schwanz-
borsten mehr als Stabilisierungs- und Steuerflächen denn als
- Fortbewegungsorgane dienen. Wird eine Leuctra in eine starke
Strömung hineingerissen, so krümmt sie sich wie ein Igel kugel-
förmig zusammen, um sich auf der nächsten sıch bietenden festen
- Unterlage wieder auszustrecken. Andere Arten, wie Nepheloßteryx
nebulosa, die nur auf dem Boden ruhig fließender Gewässer umher-
kriechen, haben eine plumpe, drehrunde Körperform und sind viel-
fach sogar noch mit Schlamm überzogen, so daß sie mitunter
‚kleinen Erdklümpchen gleichen.
Als Wasserbewohner müssen sich die Plekopteren auch den
diesbezüglichen Respirationsverhältnissen anpassen und sie zeigen
auch hier wiederum manche Eigenheiten. Einige Gattungen, wie
Perla, Nephelopteryx, Proto- und Amphinemura, besitzen an ver-
schiedenen Stellen des Körpers Tracheenkiemen von büschel-
oder schlauchförmiger Gestalt. Andere dagegen vollziehen die
Atmung durch Diffusion des im Wasser gelösten Sauerstoffes auf
der ganzen Körperhaut. In der Gefangenschaft empfinden die
großen kiementragenden Arten der Gattung Perla den Sauerstofi-
mangel nicht so sehr wie die fast gleichgroßen kiemenlosen Per-
lodes-Arten, deren Aufzucht auf die Dauer nur in direktem Fluß-
wasser möglich ist. Das umgekehrte Verhältnis dagegen finden
wir bei den Nemura-Arten. Hier lassen sich die kiementragenden
Arten wegen ihres außerordentlich starken Sauerstoffbedürfnisses
"nur sehr schwer züchten, während die kiemenlosen Formen in
größerer Menge mehrere Wochen lang ohne Wassererneuerung in
# jedem Aquarium gehalten werden können. Da die meisten Ge-
birgsbäche mit Sauerstoff gesättigt oder übersättigt sind, so finden
wir hier alle möglichen Formen nebeneinander. Im übrigen ist
jedoch die Verteilung der Plekopterenfauna je nach dem Chemis-
mus des Wassers genau geregelt. el
5. Nahrungsaufnahme.
Über das. Nahrungsbedürfnis der großen Perla-Arten haben
Schoenemund und Schwermer bereits eingehendere Unter-
‚suchungen angestellt. Auch ich fand, daß die großen Arten wahre
Räuber sind, die hauptsächlich ihren ‚‚Nachbarn‘“, den Epheme-
riden-Larven, und ihren eigenen kleinen Artgenossen auflauern.
Ebenso verhalten sich auch sämtliche Perlodiden. Will man näm-
‚lich diese mit kleineren Sorten zusammen in einem Sammelglase
transportieren, so kann man sicher sein, daß unterwegs die kleinen
Tierchen aufgezehrt oder angefressen werden. Bietet man den
großen Perliden aber im Aquarium ausschließlich Wasserpflanzen
an, So lassen sie diese unberührt. Sie zehren von ihrem Fett-
gewebe, bis sie nach sechs bis acht Wochen mit vollständig leerem
Magen eingehen. Die großen Formen sind also ausgesprochen
_Carnivor, hingegen verzehren die kleineren auch pflanzliche Stoffe.
Omnivor sind hauptsächlich alle Chloroperliden. Sie ziehen
2. Heft
10 ‘Hermann Mertens:
zwar tierische Nahrung vor, gedeihen in der Gefangenschaft jedoch
auch recht gut bei pflanzlicher Kost.
Alle übrigen Plekopteren-Arten sind phytophag und als.
solche in weitaus größerer Menge vertreten. Ihre Nahrung ent-
nehmen sie namentlich aus den modernden Blättern, zwischen
denen sie sich aufhalten; so die Taeniopterygiden, Nemuriden und
Leuctriden. Bei einer Reihe von Exemplaren fand ich besonders
im Vorderdarm Blattgewebe mit den verschiedensten Formen von
Spaltöffnungen, ferner Grünalgen und Diatomeen. Eine andere,
weit ergiebigere Nahrungsquelle bietet ihnen noch der gröbere
und feinere pflanzliche Detritus, den der Bach mit sich führt und
unter den Steinen absetzt. Diese feinsten organischen Schlamm-
teilchen werden aber nur von den jüngsten und kleinsten Larven
aufgenommen, denn die starke Ausbildung der Mandibeln bei allen
Plekopteren läßt schon darauf schließen, daß sie sobald als mög ä
lich festere Pflanzennahrung verzehren. 4
6. Metamorphose.
Kurz vor der Zeit des Ausschlüpfens suchen die u 3
die Uferregion des Flusses auf. Sie nehmen dann keine Nahrung
mehr zu sich und werden in ihren Bewegungen immer träger, Y
Sobald die Zeit der Metamorphose herannaht, kriechen sie an
Pflanzen und Steinen, die aus dem Wasser hervorragen, empor. 4
Nach meinen Beobachtungen geschieht dieses zu allen Stunden des”
Tages. Sie bevorzugen jedoch wegen der größeren Luftfeuchtig-
keit den frühen Morgen. Stets suchen sie ein im Schatten gelegenes
Plätzchen auf, weil sonst die Sonnenstrahlen ihren Körper schnell
austrocknen würden. Die Dauer des Verwandlungsaktes ist sehr
verschieden. Sie wird bedingt durch die Art der Anheftung auf
der Unterlage und kann sich in einem Augenblick vollziehen,
aber auch mehrere Minyten in Anspruch nehmen. Das Fehlen
einer geeigneten Sitzfläche macht den Tieren das Ausschlüpfen
fast unmöglich. Die größeren Tiere werfen dann die Chitinaus-
kleidung ihres Kaumagens aus, die an der Unterlage antrocknet.
Aus der so fixierten Haut kann das Tier dann seinen Körper heraus-
ziehen. Die kleinen Arten vermögen aber auf glatten Kiesel-
steinen und selbst Glaswänden des Aquariums auszuschlüpfen.
Ihnen bietet die Adhäsion ihres Körpers und der ausgespreizten
Beine an irgendeinem Gegenstand schon einen genügenden Halt.
Überrascht man ein eben geschlüpftes Tier, das noch eine zeitlang
regungslos neben der alten Hülle verha:rt, und setzt es mit de
Steine z. B. den Sonnenstrahlen aus, so läuft es auf die dem Lich
abgewandte Seite, um hier noch die erforderliche Festigung und
Härtung des Chitinskelettes und der Flügel abzuwarten. 2
Klefisch will bei Protonemura Meyeri beobachtet haben,
daß etwa „acht Wochen vor der Metamorphose das Flügelgeäder
mit der für die Art charakteristischen dunklen Umsäumung der
Adern schon deutlich durchschimmert“, wodurch sich die Larve
en en Do 2 Do De pmeeep r re on ur
|
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Biologische und morphologische Uutersuchungen an Plektopteren 11
oO oO
4
besonders leicht von den nahe verwandten Arten unterscheiden
Jassen soll. Diese Schilderung könnte eine falsche Vorstellung
erwecken, als ob etwa bei den Plekopteren die Flügel mit ihrem
-Geäder in den Flügelscheiden in vielleicht gedrängter Form schon
ausgebreitet lägen. Dem ist aber nicht so. Die verhältnismäßig
großen Flügel liegen mit ihrem Geäder in den sackartigen Scheiden
etwa so zusammengeknittert wie die großen Blumenblätter. des
_ Klatschmohns in der relativ kleinen Knospe. Freilich habe auch
ich auf den Flügelscheiden ein Geäder wahrgenommen und zwar
nicht nur bei einer einzigen Art, sondern bei den Leuctriden und
Nemuriden ganz allgemein. Das für die Art charakteristische
Flügelgeäder ist eben auch der Chitinhülle unabhängig von den
“unter ihr zusammengefalteten oder aufgerollten Flügeln einge-
zeichnet und ist als solches auf der Exuvie noch recht gut sichtbar.
+
B. Imagines.
1. Ernährung.
Durch die Metamorphose ist das Tier in den geschlechtsreifen
Zustand übergetreten, und seine einzige Aufgabe besteht nunmehr
in der Fortpflanzung und Verbreitung der Art. Infolgedessen ist
bei vielen Organen eine völlige Umgestaltung eingetreten. Dies
trifft besonders für den Darmkanal und die Mundwerkzeuge zu.
Da der Vorderdarm ektodermalen Ursprungs und innen mit einer
- Chitinhülle ausgekleidet ist, so wird diese bei der Häutung mit
‚der etwa noch vorhandenen Nahrung ausgeworfen. Die bei der
Larve besonders stark gebauten Mandibeln und Maxillen sind bei
‚der Imago auf kleine häutige Gebilde reduziert. Diese Tatsache
Jaßt schon darauf schließen, daß die Imagines keine feste Nahrung
zu sich nehmen. Jedoch saugen sie unzweifelhaft Flüssigkeiten
‚auf. Entzieht man den in der Gefangenschaft gehaltenen Tieren
das Wasser, so sterben sie nach ein bis zwei Tagen, während
‚sie im anderen ‘Falle etwa zehn bis vierzehn Tage leben. Bei
anatomischen Untersuchungen der größeren Arten fand ich den
ganzen Darmkanal völlig leer und nur mit Luft aufgebläht. Bei
‚den kleineren Arten war nur der Enddarm mit Nahrungsteilchen,
"wie Blatt- und Algenresten, angefüllt. Diese konnten jedoch nur
von der Larve herrühren, denn der Vorderdarm, dessen Chitin-
. auskleidung mit der Nahrung ausgeworfen war, zeigte sich nur
mit Luft angefüllt.
2. Geh- und Flugvermögen.
_ _ Alsbald nach der Metamorphose suchen die Plekopteren zwi-
schen Steinen, in den Baumrinden, zwischen Blättern und Gräsern
‚en Versteck. Sie sind nämlich sehr scheu. Überrascht man sie;
‚SO fliegen sie nicht, wie man bei der Größe und Entwicklung der
Flügel vermuten sollte, davon, sondern lassen sich. blitzschnell zu
Boden fallen. Hier wissen sie sich so geschickt zu verkriechen,
2, Heft
12 Hermann Mertens
daß man ihrer kaum habhaft werden kann. Überhaupt vermögen
die Plekopteren außerordentlich behend zu laufen, selbst an glatten
Glaswänden hinauf. Nur vereinzelte Exemplare fliegen an schönen
Tagen gegen Sonnenuntergang umher und vermögen dabei in recht
beträchtlicher Höhe weitere Strecken zurückzulegen. Öfters sah
ich die sonst so trägen Weibchen der Gattung Perla und Perlodes
mehrere hundert Meter vom Wasser entfernt über größere Baum-
gruppen hinwegfliegen. Sie waren leicht an dem weniger ziel-
bewußten und schwerfälligen Fluge zu erkennen. 2
Die Chloroperliden sind schon bedeutend bessere Flieger.
Man sieht sie zur Flugzeit an warmen Sommerabenden zwischen
den lebhaft auf und ab tanzenden Ephemeriden i in gerader Linie
ruhig über das Wasser dahinziehen. #
Am besten fliegen unstreitig die Isopterygiden. Sie um-
flattern an schwülen Abenden am liebsten rauschende Wasserfälle
und Flußwehre und zwar so behend und in solcher Menge, daß der
nichtkundige Beobachter sie für Mückenschwärme halten könnte.
Jedenfalls werden die schnellen Bewegungen dieser Tiere durch
die gleichgut zum Fliegen ausgebaute Beschaffenheit der Vorder
und Hinterflügel bedingt sein. &|
Bei den Nemuriden kann man hinsichtlich des Flügelbaues
deutlich zwei Gruppen unterscheiden. Die einen tragen die Flügel
flach über den Hinterleib gelegt, wie etwa die großen Perliden;
bei den anderen dagegen sind die Flügel rundlicher, d. h. sie biegen |
sich an den Seiten nach unten und schmiegen sich der Rundung
des Abdomens an. Während die ersteren, wenn man sie fangen
will, z. B. auf Schneeflächen, wo sie keinen Unterschlupf finden
können, davonzufliegen vermögen, suchen letztere ihre Rettung
im eiligen Davonlaufen.
Die weitaus schlechtesten Flieger sind aber die Leuctriden. ı
Bei ihnen sind die Flügel fast röhrenförmig um den Hinterleib ge
legt. Sie werden nur sehr selten und zwar dann zum Gebrauch
entfaltet, wenn ein Tier in das Wasser gefallen ist und schnell
wieder ans Ufer zu gelangen sucht, oder aber, wenn das Weibchen
zwecks Eiablage über das Wasser hinwegflattert. =
Erwähnen will ich noch der Vollständigkeit halber die bes
kannte Tatsache, daß es bei einigen Plekopteren-Arten (z. B
Perlodes dispar, Dictyopterygella vecta, Perla cephalotes,
perla difformis, Taeniopteryx trifasciata, Nephelopteryx araneoide
noch Männchen mit verkümmerten Flügeln gibt, die natür u
lich vollkommen flugunfähig sind, dafür aber um so behend
laufen können.
3. Kopulation.
Die männlichen Kopulationsorgane sind bei den eine
Arten außerordentlich stark modifiziert, während die weiblichen
Genitalanhänge relativ einförmig sind. Die Männchen zeigen sich
am rührigsten. Sie auch unablässig nach den Weibchen, „celles-ei
£.
% Biologische und morphologische Untersuchungen an Plekopteren 19
demandent generalement qu’on leur fasse la cour‘‘ (Hunter). Im
günstigsten Falle findet die Begattung einige Stunden, meistens
aber erst einige Tage nach der Metamorphose statt. Der Grund
liest darin, daß bei den eben geschlüpften Imagines die Geschlechts-
"produkte häufig noch nicht ganz ausgereift sind. Untersucht man
"nämlich solche Tiere, so zeigen sich vielfach die Hodenbläschen
resp. Eierstöcke noch in demselben prallen Zustande wie bei der
reifen Nymphe. Bei den Männchen müssen die Spermien durch
lange Vasa deferentia in die Vesiculae seminales, die bei den ein-
zelnen Gattungen eine recht verschiedene Gestalt haben, geleitet
_ werden. Ist aber der Samen in diese überführt, so erscheinen
die Hodenbläschen so vollständig zusammengeschrumpft, daß man
kaum noch ihre alte Gestalt wiedererkennen kann. Die Weibchen
dagegen vermögen im allgemeinen, wenn auch nicht immer, sofort
nach der Metamorphose das Männchen anzunehmen, da sie den
Samen im Receptaculum seminis aufbewahren können.
Das Verhalten der einzelnen Arten bei der Begattung
| ist sehr verschieden. Obgleich die größeren Formen sehr scheu
|
sind, überrascht man sie gar nicht selten in Kopulation, die sie
_ dann trotz der Störung ruhig weiter vollziehen. In der Gefangen-
schaft läßt sich bei den meisten Arten der ganze Vorgang ziemlich
leicht beobachten. Lucy Wright Smith berichtet von einer
amerikanischen Perla immarginata Say, daß zwei in der Hand
2
|
gehaltene Tierchen aufeinander zugeeilt seien und die Paarung
vorgenommen hätten. Die kleineren Capnia- und Leuctra-Arten
kopulieren sogar im kleinsten Sammelglas. Trotz größter Auf-
merksamkeit ist es mir dagegen bisher nicht gelungen, diesen Akt
bei einer Nemura-Art wahrzunehmen. Vielleicht ist die Verbin-
dung dieser besonders scheuen Tiere so locker, daß sie bei der
geringsten Beunruhigung auseinandergehen. Hält man sie gefangen,
so nehmen sie gegenseitig voneinander keine Notiz. Im allgemeinen
vollzieht sich die Paarung an verborgenen Stellen. Das Männchen
steigt dabei auf den Rücken des Weibchens und schiebt den Hinter-
- Jeib von der Seite her unter die weibliche Bauchfläche. Die auf
dem Rücken befindlichen, bei den einzelnen Arten aber sehr ver-
‚schieden ausgeprägten Kopulationsorgane des Männchens dringen
sodann in die weibliche Genitalöffnung ein; vielfach sind dabei
' die Subanalklappen, der Supraanallobus und die Cerci zwecks
"Erleichterung der Kopulation zu besonderen Greiforganen modi-
, fiziert. Die Dauer der Verbindung ist sehr verschieden. Sie be-
trägt bei den größeren Arten im Durchschnitt 45 Minuten, bei
' den kleineren, so besonders bei den Leuctriden, zwei bis
vier Stunden.
- Im Sommer 1919 habe ich an zwei verschiedenen Abenden
je ein kopulierendes Pärchen von Chloroderla grammatica und
Isopteryx Burmeisteri im Fluge beobachtet. Ohne Zweifel dürfte
' essich hier um eine ganz seltene Ausnahme handeln. Die Tierchen
Waren jedenfalls aufgescheucht und davongeflogen.
2. Heft
Ar en Hermann Mertens:
4. Eiablage.
Es ist schoen bekannt, daß die Eier der größeren Plekop-
teren-Arten bei ihrer Ablage durch eine schleimige Masse, die aus
einer besonderen Drüse abgeschieden wird, zusammengehalten “
werden, bis sie sich zu kleinen Paketchen am Hinterleibsende an-
gehäuft haben. Diese soll dann das Weibchen bei seinem Fluge
über das Wasser fallen lassen. Weit häufiger dürfte jedoch folgende
von mir beobachtete Art und Weise der Eiablage vorkommen. =
Das Weibchen klettert an den Ufersteinen umher und taucht dabei
den Hinterleib in das Wasser ein. Sobald die Eierpaketchen das
Wasser berühren, beginnen sie sich zu lösen‘ Die einzelnen Eier
sinken dann sofort infolge ihres größeren spezifischen Gewichtes
zu Boden, wo sie zwischen Kies und Schlamm haften bleiben und
sich weiterentwickeln. Wie ich bei etwa zehn in der Gefangenschaft
gehaltenen Exemplaren feststellte, wirft jedes Weibchen Gele 3
drei- bis viermal ein Paketchen ab. A
Die Eiablage der kleineren Plekopteren-Arten ist bis $
noch unbekannt. Der Grund ist offenbar darin zu suchen, daß
die winzigen Eier an dem an und für sich sehr kleinen Körper
wegen der helleren Farbe gar nicht auffallen. Genauere Angaben
vermag ich hier nur über die Leuctriden zu machen, die ich m
großer Anzahl im Aquarium gehalten habe. Die Eier werden vo
diesen Tieren ebenfalls in kleinen Paketchen abgelegt. Bei de
Begattung biegt das Weibchen die letzten Abdominalsegmente
fast senkrecht zu dem übrigen Körper nach oben, damit die Ge
schlechtsöffnung frei liegt und dem Männchen die Kopulaugeee
erleichtert wird. Diese Stellung behält dann das Abdomen auch
nach der Befruchtung bei und die Eier werden nun allmählich
abgelegt. Ebenfalls durch eine klebrige Masse zusammengehalte r
schieben sich die Häufchen nach hinten weiter vor. Dabei liegen ı
sie vortrefflich unter den gewölbten, fast röhrenförmigen Flügeln 108
verborgen, wodurch sie gegen Schädigungen geschützt sind.
Wegen ihres hellen, fast glasigen Aussehens (vgl. weiter unten)
sind die Eier nur sehr schwer zu sehen, während die der größeren
Perliden infolge ihrer dicken bräunlichen Chitinschicht leichter
auffallen. Um die Eier ins Wasser zu werfen, kriechen die Leuc
triden ebenfalls an den feuchten Stellen des Ufers am Rande des
Wassers entlang, oder sie stellen, halb über das Oberflächenhäut- =
chen dahinlaufend, halb flatternd den Kontakt mit dem Wasser h T.
5. Lebensdauer. a
Allgemeine interessante Angaben über die Lebensdauer | der
Imagines von Ephemeriden, Trichopteren und Plekopteren finden |
wir bei Neeracher (1910). Er geht von dem Gesichtspunkt aus,
daß die ‚Fortpflanzung der einzige Zweck der Imago ist, und da B
diese ihre Lebensaufgabe erfüllt hat, sobald Kopulation und Er
ablage stattgefunden haben‘. Unter weiterer Berücksichtigung der
Tatsache, daß einzelne in Gefangenschaft gehaltene Ex
-
Be
dur
44 E
3
Biologische und morphologische Untersuchungen an Plekopteren 15
länger leben als solche, denen die Paarung ermöglicht wird, ge-
langt er zu dem Resultat, daß die Lebensdauer der Imagines
"hauptsächlich von der Möglichkeit der Kopulation ab-
hängt. Ist diese schnell gegeben, so wird die Lebensdauer nur
kurz, im andern Falle länger sein. Ich möchte mich den An-
‚sichten Neerachers anschließen und sie durch meine eigenen Befunde
- bekräftigen. Die Lebensdauer der Plekopteren-Imagines dürfte
‚sich somit von wenigen Stunden bis auf vier Wochen erstrecken
können, im Durchschnitt jedoch auf acht bis vierzehn Tage.
Neue Art der Gattung Nephelopteryx.
Nephelopteryx Schoenemundi nov. Spee.
Auf einer Exkursion, die ich zusammen mit Dr. Schoene-
mund im März 1912 an der Bigge unternahm, fand ich auch ein
Plekopteren-W eibchen, das sich durch seine kurzen Schwanzfäden
auf den ersten Blick von Nephelopteryx nebulosa L. unterschied.
Im gleichen Jahre erschien eine faunistische Arbeit über die
rheinischen Plekopteren von Dr. le Roi-Bonn, in der auf p. 37
neben Nephelopteryx nebulosa L. auch eine N. praetexta Burm.
angeführt wird. Schoenemund setzte sich darauf sogleich mit
Te Roi in Verbindung, um eine Vergleichung der vorgefundenen
‚ Exemplare vornehmen zu können. Leider aber sollten die wissen-
schaftlichen Beziehungen durch eine Forschungsreise von le Roi
nach Afrika und später durch den Weltkrieg unterbrochen werden,
in dem dann der tüchtige und verdienstvolle Bonner Entomologe
' sein junges Leben lassen mußte.
| Bei Durchsicht der neueren Literatur fand ich in der Arbeit
von Klefisch auf p. 27 ebenfalls eine Nephelopteryx praetexta
angeführt. Da es mir aber an Zeit und Gelegenheit fehlte, griff
, Schoenemund die offengebliebene Frage bezüglich der Unter-
‚ suchung der gefundenen Art wieder auf und unternahm zu diesem
Zwecke mehrere Exkursionen in das Bigge- und Ahrtal.
Auf Grund dieser Exkursionen und der weiteren Untersuchungen
stellte sich dann, wie wir weiter unten sehen werden, heraus,
1. daß der Name praetexta synonym ist mit nebulosa und somit
‚ die Anführung einer Art Nephelopteryx praetexta Burm. keine
ı Berechtigung mehr hat,
2. daßessich bei den an Bigge und Ahr gefundenen Exemplaren
ı um eine ganz neue Art handelt.
Eine Klärung dieser beiden Punkte ist aber nur durch die eifrigen
| Bemühungen von Schoenemund möglich gewesen und ich glaube,
| dieses Verdienst nicht besser anerkennen zu können, als daß ich
| die neu aufgefundene Art Nephelopteryx Schoenemundi benenne.
Was zunächst den ersten Punkt anbetrifft, so hat schon Al-
ü barda im Jahre 1889 die Synonymik von Nephelopteryx praetexta
2. Heft
16 Hermann Mertens:
mit N. nebulosa dargetan!). Bei der Durchsicht verschiedener Ple-
kopteren-Sammlungen wurde seine Aufmerksamkeit speziell auf
die Gattung Nephelopteryx (Taeniopteryx) gelenkt. Dabei erhielt
er sehr interessante Resultate, die er gleich zu Anfang seiner Ab-
handlung (p. 51) anführt. So stellt er unter anderen Befunden an
erster Stelle fest: ‚Que le mäle de la Taemiodteryx nebulosa L.
(für Taemopteryx ist “dann später durch Klapälek der Gattungs-
name Nephelopteryx eingeführt worden. Der Verf.) apparait sous
deux formes, en ce sens, qu'il y a des mäles aux ailes develloppees
qui ne different de la femelle qu’en ce qu’ils sont plus petits
que leurs ailes anterieures ont rarement des traces de bandes
nebuleuses (gemeint ist also Nepheloßteryx nebulosa L. Der Verf.)
.et quil y a en meme temps des mäles dont les, ailes sont si petits
en proportion du corps qu’elles sont presque inaptes au vol.
(Gemeint ist die später von Klapälek unter dem Namen Nepdhelo}
teyyx avaneoides Kl. neu aufgestellte Art. Der Verf.) Alsdann ı
sagt er an zweiter Stelle: ‚„Oue le mäie aux ailes develloppees 2
ete decrit par Burmeister sous le nom de Semblis praetexta et
par Rambur sous celui de Nemura socia.‘“ Wenn dann Albarda
sich der Hoffnung hingibt, daß nunmehr jede Verwirrung bezüglich N
der Nomenklatur behoben sei, so taucht doch in der neueren Lite
ratur der Name N ephelopteryx praetexta bei le Roi?) und Klefisch
wieder auf. Während le Roi allerdings auf ‚‚die überaus verwirrte
Synonymik der nahestehenden Arten‘ (p. 37) hinweist, gebrauch it
Klefisch den Namen #raetexta ohne irgendwelche Einschränkung
für eine von ihm beschriebene Larve. Eine Beschreibung der
Imago finden wir bei ihm nicht. Von ihr gibt er nur die kurze
Notiz (p. 27): „Diese Art wurde schon 1839 von Burmeistex;
bei Halle gefunden, seitdem ist sie aber wenig gefunden und erwähnt
worden. Eine ausführliche Beschreibung derselben En Albardaı
a Hierauf weist übrigens schon Rostock hin: „Wir erwähnen |
hier sogleich noch einer andern Abhandlung Albarda’s: ‚Note sur la
Taeniopteryx nebulosa L. et la Taeniopteryx praetexta Burmeister 18
worin es heißt, daß unter dem Artnamen ‚praetexta‘ drei verschied:
Arten beschrieben worden sind und zwar eine praetexta Burm. unter d.
Namen Semblis praetexta, die, als d, zu Taeniopteryx nebulosa L. gehö
2.. Taeniopteryx praetexta Brauer, eine neue, von praetexia Burm. u
ebenso auch von Taen. nebulosa L. verschiedene Art, welche Albarda
Taenipteryx Loewii Alb. neu beschrieben hat, und 3. T. praetexta Meyer- A
praetextata P., welcher Albarda den Nämen Taeniopteryx neglecta Alb.
beigelegt hat.
Zu allen diesen 3 Arten hat Albarda auch wunderschön Kolonie
Abbildungen. geliefert.‘ E
2) Le Roi schreibt P2 31: ya praetexta Burm. = N. mınuta
Rambur.‘“ Die Originaltypen von Burmeister und Rambur können aber
deshalb nicht synonym sein, weil die Burmeisterschen Exemplare zwei lang-
flügelige Männchen und das einzige Exemplar aus der Sammlung Raul
(cf. Albarda p. 58) ein mikropteres Männchen ist.
FR
Biologische und morphologische Untersuchungen an Plekopteren 17
Klefisch in ihr gefunden zu haben glaubt. Albarda hat die
Originaltypen der N. praetexta Burmeisteri von Prof. Taschen-
berg-Halle zugesandt erhalten. Über seinen Befund schreibt
er dann p. 55: „La Semblis praetexta de Burmeister a donn& lieu
Ad une grande confusion. Les deux exemplaires typiques de sa
collection ne sont que deux mäles de la nebulosa.‘“ Ohne Zweifel
ist Albarda ein ganz vorzüglicher Kenner von Plekopteren, be-
sonders aber von Arten aus der Gattung Taeniopteryx, gewesen,
was die Aufstellung und Beschreibung neuer Formen beweist.
Dabei aber konnte er nicht einmal die bei den Plekopteren für
die Artbestimmung jetzt unentbehrlich gewordene, damals aber
noch unbekannte Morphologie der Genitalanhänge benutzen.
Aber gerade deshalb könnte heute ein neuer Zweifel über die alte
_ Benennung wieder auftauchen und das immerhin mit einigem
Recht. Aus diesem Grunde setzte ich mich mit dem Direktor des
Zoologischen Museums zu Halle, Prof. Taschenberg, in Ver-
bindung, der mir gestattete, die Originale zu studieren. Wegen
Verschärfung der Ausleihbedingungen in der heutigen Zeit fuhr
‚ ich selbst nach Halle, und, obgleich die Exemplare stark einge-
. trocknet waren, erwiesen sie sich in der Tat als Männchen von
‚ Nephelopteryx nebulosa. Somit ist der Name praetexta also als
synonym mit nebulosa zu betrachten und es dürften nunmehr in
Zukunft die Verhältnisse klarliegen.
Ei A. Die Imago.
Die Körperlänge beträgt beim Männchen 8 mm, beim
Weibchen 9—10 mm. Der Kopf ist dunkelbraun, vereinzelt mit
Runzeln bedeckt. Die Fühler sind schwarzbraun, dünn, aus
50—60 Gliedern bestehend, die Fühlergrube ist gelbbraun.
Das Pronotum ist vorn etwas schmäler als der Kopf mit
den Augen, nach hinten merklich verbreitert, die Vorderecken
‚ sind kaum, die Hinterecken sehr abgerundet. Die Medianlinie ist
etwas gehoben. Die Farbe ist dunkelbraun, nur der Hinterrand
ist öfter heller gehalten.
Meso- und Metanotum sind glänzend schwarz, an den
, Flügelwurzeln gelblichbraun. Die Unterseite des Thorax ist lichter,
‚ bei älteren Exemplaren aber ebenfalls dunkelbraun.
Die Beine sind rötlichbraun. An der Coxa ist deutlich
‚die gelblichbraune Narbe zu sehen, die von den für diese
‚ Gattung auf dem Larvenstadium typischen, auf dem Imago-
‚ stadium aber eingeschrumpften Coxalkiemen herrührt. Femur
| und Tibia sind am Grunde und am Ende schwarzbraun, die
' Tarsen dunkler.
Die Flügel sind länger als der Körper; sie messen
‚ 1m ausgebreiteten Zustande beim & 15—18 mm, beim 2 24
bis 30 mm. Ihre Farbe ist gelblichgrau, von wenig auf-
‚ fallenden schwachbraunen, etwas bogenförmigen Querstreifen
‚ durchzogen.
Archiv für Naturgeschichte
1923. A. 2. 2 2. Heft
18 - Hermann Mertens:
Das Abdomen des Männchens (Fig. 1) hat neun voll
ständig entwickelte Segmente. Die Ventralseite des neunten Ringes
| bildet die Subgenitalplatte. Sie
trägt in der Mittellinie einen
braunen, zungenförmigen An-
hang, der an der Wurzel dünn,
dann aber ellipsenförmig nach
hinten erweitert ist und dem
Körper flach anliegt. Während
bei Nephelodteryx nebulosa
L. die Subgenitalplas
nach hinten halbkreisför
mig erweitert ist, ist s
bei Nephelopteryx Schoene
mundi deutlich winkli
ausgezogen. Dieser Winkel
wird naturgemäß spitzer oder
stumpfer erscheinen, je nach-
dem das Abdomen gerade ge-
streckt oder aber, wie z. BZ
nach erfolgter Begattung,} mit seinem letzten Teile sta
DuselWdl gebogen ist. Bei den hellgefärbten Exemplaren
ist auf der Genitalplatte
>=. _ jederseits eine kleine Ouesss
falte, die sich von dem Sei-
tenrande gegen die Mittel-
linie hinzieht, bei genaue
Aufmerksamkeit zu erken-
nen. Während jedoch (vg
Klapälek 1896, p. 32, ur
1909, p.61) beiNepheloptery
nebulosa L. diese Querfalte.
stark ausgeprägt sind un
sich auch ziemlich weit i
die Ventralplatte erstrecke
so daß dadurch mitunt
namentlichabervonderSeite
her, der Eindruck eines be-
sonderen Segmentes hervor
gerufen wird, ist sie dageg
bei Neph. Schoenemundi n
ganzschwach entwickelt
verliert sich auchschonziem-
a Te
Fig. 1. Nephelopteryx Schoenemundi &.
Das Hinterleibsende von unten.
A hun en ni
En
Fig. 2. Nepheloptery& Schoenemundi d.
Das Hinterleibsende von oben. _ Bauchplatte.
vorhanden ist,
besten "eme. Ansicht. von der ‚Seite her, Die De
°
Biologische und morphologische Untersuchungen an Plektopteren 19
entwickelt, dessen Seitenwand jederseits nach hinten in eine
dünne Leiste ausgezogen ist, die allmählich in die Subgenitalplatte
übergeht. In der so entstandenen bogenförmigen Ausbuchtung
ist das zehnte Segment nur als kurze Dorsalplatte wahrzunehmen.
Jurch zwei Einschnitte im Hinterrande ist esin drei Felder geteilt,
on denen das mittlere halbkreisförmig, die beiden seitlichen
' schief dreieckig zugeschnitten sind. Aus den muldenartigen Ver-
| BE uneen hinter diesen Ausschnitten ragen die kurzen Cerci hervor.
Hinter dem kreisförmigen mittleren Abschnitt des zehnten Seg-
‚ mentes befindet sich ebenfalls eine grubenartige Vertiefung, aus
' der ein stark chitinisierter, brauner Lobus hervorragt, der, von
‚ oben gesehen, die Form einer Bohne hat. Drückt man bei der Prä-
_ paration mit der Nadel darauf, so |
‚ weicht er nach hinten aus und s a
' man sieht deutlich zwei dunkle |
Chitinstreifen, zwischen denen
| 2 eine rinnenartige Vertiefung
(befindet. Am Grunde dieser
, Rinne liegt der Ausführungsgang
" der Geschlechtsorgane. Von dem
Grunde der Cerci verläuft auf
‚der gegen die Medianlinie ge-
' kehrten Seite hin jederseits bis
. hinter den Lobus ein starker Chi-
tinstreifen. Gleich hinter dem
Lobus konvergieren diese Streifen
stärker und heben sich etwas von
derübrigen Oberfläche ab. Da sie
zudem mit feinen, kurzen Borsten
besetzt sind, erscheinen sie, von
| en gesehen, wie kleine Höcker.
Bei manchen Exemplaren sind Fie.3. Nephelopteryz Schoenemundi 9.
‚sie durch den Lobus selbst über- Das Hinterleibsende von unten.
‚ deckt und, namentlich bei dunk-
‚ len Tieren, nicht sogleich sichtbar. Aus der Spalte zwischen
Höcker und Subgenitalplatte ragen zwei starke, dornartige, nach
, außen gekrümmte Fortsätze von tiefschwarzer Farbe hervor.
Das Abdomen des weibchens (Fig. 3) hat zehn deutliche
| Segmente. Die Genitalöffnung befindet sich auf dem achten Bauch-
Ting und zeigt eine Aushöhlung, die etwa der Größe des männlichen
Lobus angepaßt ist. Der Vorderrand ist in einen kleinen vier-
| eckigen Fortsatz verlängert. Dieser ist offenbar bei der Kopulation
für das Zusammenfinden der Genitalöffnungen von Bedeutung,
da er in Form und Größe der bei dem männlichen Geschlecht
erwähnten Rinne des Lobus entspricht. Die Ventralplatte des
neunten Ringes ist kaum merklich nach hinten verlängert, wäh-
rend sie bei der nahestehenden Nephel. nebulosa deutlich halb-
ı kreisförmig erweitert ist. Von dem zehnten Segment ist nur der
Y% 2. Heft
90 - BEER EE . Hermann Mertens:
Ventralbogen vorhanden; die Seitenränder verschmälern sich so
stark nach der Bauchseite hin, daß eine Ventralplatte gar nicht
ausgebildet ist. Die Subanalklappen sind stark entwickelt, mäßig
gewölbt und tragen auf ihren Außenseiten in einem Ausschnitt
die Cerci. Dorsal von ihnen befindet sich in der Mittellinie ein
nach hinten kugelartig abgerundeter Lobus, die Supraanalklappe.
Die Cerci sind bei den Weibchen so stark stummelartig ver-
kürzt, daß sie den Eindruck eines einzigen Gliedes mit knopf-
artigem Aufsatz machen. Sie zeigen aber in der Regel eine feine
Ringelung, die auf eine Verschmelzung von mehreren, etwa 3— AU
Gliedern hinweist, genau so wie bei den Weibchen der Gattung
Taeniopteryx. Offenbar steht die N ephel. Schoenemundi somit
den eigentlichen Taeniopteryx-Arten näher als die Nephel. nebulosa.
Durch die verstümmelten Cerci ist. das Weibchen von
Nephel. Schoenemundi auf den ersten Blick von Nebheiil
nebulosa L., dessen Schwanzfäden aus acht gut ent
wickelten Gliedern bestehen, zu unterscheiden. ;
B. Die Larve.
5
%
Ru)
N
Art N. praetexta beschrieben. Der
Klarheit halber will ich jedoch
noch eine kurze Beschreibung f
gen lassen und sie durch ein
Abbildungeu ergänzen.. ®
Die Körperlänge der ausge- 4
wachsenen Larve beträgt beim
Männchen 8—10 mm, beim We
chen 13—14mm. Die Punktaugen
sind in ein gleichschenkliges Drei-
eck gestellt, und der Abstand d
hinteren ist etwa doppelt so E
als ihre Entfernung vom Innen-
Fig. 4. Ne-
phelopteryx
Schoene-
a. Das Pronotum ist breiter als lang, Eckensi
Die Larve abgerundet. Die vorderen Flügelscheiden sind
von unten. fast eiförmig, diehinterenabgerundetdreieckig
Die Beine sind schlank ; der Femur ist rot-
braun, die Tibia am Grunde dunkel, ei
lichter. Das dritte Fußglied ist so lang wie die zwei ersten zusamme
An der Innenseite jeder Hüfte befindet sich ein dreigliedriger,
fernrohrartig. einziehbarer Anhang (Fig. 4). Ein solcher wurde von
=
=
r=
Biologische und morphologische Untersuchungen an Plekopteren -21
Lauterborn zuerst an der Larve von Nepdhelopteryx nebulosa be-
obachtet und nach seiner Funktion als Atmungsorgan, ‚Coxal-
kieme‘“‘, gedeutet. Diese Anhänge sind von gelblichweißer Farbe
und, ihrem Zweck entsprechend, sehr dünnwandig.
Das erste bis neunte Abdominalsegment besitzt auf
‚der dorsalen Medianlinie je einen nach hinten gerichteten dorn-
Fig. 5. Nephelopteryz Schoenemundi. Die Larve von der Seite.
‚ artigen Höcker (Fig. 5). Hierdurch unterscheidet sich diese Art
‚ sogleich von der Larve von Nephel. nebulosa, die nur auf ‚dem
‚ ersten bis siebenten Hinterleibsringe mit einem kleinen konischen
‚ Höcker bewehrt ist. Der zehnte Dorsalring ist beim Männchen
‚ (Fig. 6) nach hinten rundlich vorgezogen. Unter ihm ragt der
zapfenförmige, nach oben etwas gekrümmte, kräftig entwickelte
Abe
ca
Fig.6. Nephelopteryx Schoenemundi. Fig. 7. Nephelopteryx Schoenemundı.
Larve. Das Hinterleibsende des? Larve. Das Hinterleibsende des 9
von oben. D=Dorn. von oben. D=Dorn.
Supraanallobus hervor. Beim Weibchen (Fig. 7) ist der zehnte
, Dorsalring nach hinten rund dreieckig vorgezogen. Der Supraanal-
lobus ist von kugeliger Gestalt und ragt nur eben unter der Dorsal-
‚ platte hervor. Auf der Ventralplatte des neunten Ringes ist bei
‚ teifen Nymphen (cf. Fig. 4) eine Teilung in drei Felder sichtbar. Die
Schwanzfäden sind dünn und bestehen aus ca. 40 Gliedern, die am
‚ Hinterrand mit einem Kranz kurzer starker Borsten besetzt sind.
2. Heft
ER er
29 Hermann Mertens:
Neue Larven.
Wie ich schon zu’ Anfang erwähnte, liegt die Kenntnis der
Plekopteren-Larven noch sehr im argen. Das gilt besonders von.
der Morphologie. Unter Berücksichtigung der neuesten Literatur
konnte ich feststellen, daß bis heute von etwa 120 europäischen
Arten die Imagines beschrieben, während von den zugehörigen
Larven nur gegen 30 bekannt sind; und auch das hierüber Mit-
geteilte bedarf noch sehr der Bestätigung und namentlich der
Erweiterung. Rousseau (1917) versucht, eine Systematik der
Plekopteren zu geben, muß aber die von ihm aufgestellte Liste.
selbst noch als Provisorium bezeichnen: „Malheureusement la, |
synonymie de ces especes laisse encore beaucoup ä desirer au point
de vue de l’attribution larvaire; nous estimons que pour plusieurs
d’entre elles il y a lieu de proceder a de nouveaux elevages pouf
savoir exactement & quelles especes se rapportent les larvesconnues
Durch Zuchtversuche habe ich zu den bis jetzt ie
j
:
DER PONTE
kannten folgende Arten neu bestimmt:
“Dictyopterygella vecta Kmpy,.,
Taemiopteryx Rısı Mort.,
Chloroperla helvetica Schoch,
Protonemura praecox Mort.
Ich will diese Arten daher näher beschreiben und abbilden.
Zus
1. Dietyopterygella reeta Kmpy.
i (Fig. 8.)
Sie ist die erste bis jetzt bekannte Larve der Gattung Diet
terygella. Die Imago ist in Deutschland bisher auch nur selten
beobachtet worden. Nach Klapälek (‚Revision europäischer
Dietyopterygiden”, 1906) ist sie hauptsächlich über Nordeuropa
(Schottland, Skandinavien, Finnland, bis nach Sibirien hinein)
verbreitet. In der Hohen Tatra und im Riesengebirge soll sie häu-
figer vorkommen. Le Roi (‚Zur Kenntnis der Plekopteren‘, 1912
gibt neuerdings zwei weitere deutsche Fundorte an. Er besitzt
ein Männchen von dem Schneifel-Rücken in der Eifel und ein Männ-
chen von dem Schauinsland im Schwarzwald. Im Mai 1917 habe
ich im Rösper-Wald an der Eder mehrere Exemplare, Männchen
und Weibchen, gefangen. Über die Dauer der Flugzeit vermag ich
keine näheren Angaben zu machen, da ich in genannter Gegend nur
kurze Zeit (auf Urlaub) weilte. Im Jahre 1919 unternahm ich
häufiger Exkursionen ebendorthin, fand aber nur drei Männchen
und zwei Weibchen. Die Larven in dem schnellfließenden Wasser
zu suchen, ist sehr schwierig, zumal sie durch ihre Färbung vor-
trefflich geschützt sind, es sei denn, daß in der heißen Jahreszeit
kurz vor der Flugperiode der W asserstand ziemlich niedrig ist,
was in der Eder jedoch selten eintritt. Immerhin hatte ich das
Glück, einiger Larven, die ans Ufer kriechen wollten, um sich zu
Fe
eh PR ee
Biologische und morphologische Untersuchungen an Plekopteren 23
Er erwandeln, habhaft zu werden. Durch Zuchtversuche ermöglichte
z h nach dem Ausschlüpfen der Imagines die genaue Art-
= DieKör rp erlänge der ausgewachsenen Nymphe beträgt beim
Weibchen 19—21, beim Männchen 1—14 mm. Die Farbe ist im
‚allgemeinen rotbraun. Der Kopf ist mäßig groß und leicht ge-
_ wölbt. Das Labrum ist
2 licher Farbe deutlich
hervor. Auf der Stirn
_ zwischen den Punktaugen
3 iegt ein heller, rauten-
_ dörmiger Fleck, dessen
_ hintere Ecke bis zum
_ Gipfel der Gabellinie
eicht und an dieser Stelle
noch in zwei ebenfalls
_ helle Linien ausgezogen
it, die sich unter einem
2 inte befindet sich auf
_ jeder Seite ein orange-
_ farbener eiförmiger Fleck
_ mit dunkler Innenfläche.
Die Backen treten vor
den halbkugelförmigen Facettenaugen bis über die Antennen-
basis hinaus stark hervor. Die drei Ocellen sind in die Ecken eines
zleichschenkeligen Dreieckes gestellt. Für das zur Unterscheidung
ler Arten von Klapälek in der Systematik eingeführte Verhältnis
ler gegenseitigen Entfernung der hinteren Punktaugen zum Ab-
stand vom Innenrande der Augen fand ich: 42:31 und für das
® /erhältnis der Entfernung der hinteren Punktaugen vom vorderen
€ ‚ Heft
Fig. 8. Dictyopterygella recta Kmpy. Larve.
94 Hermann Mertens:
Punktauge: 42:29. Die Antennen sind stark, ihre Basalglieder ji
etwa viermal so breit als lang; in der Mitte erst sind die Glieder so
lang wie breit und nehmen nach der Spitze hin, zugleich dünner
werdend, an Länge zu.
Das Pronotum hat eine rechteckige Gestalt mit abgerundeten
Ecken und ist etwa so breit wie der Kopf mit den Augen. Vorder-
und Hinterrand sind von einer deutlich dunkleren Linie und die
Seitenkanten gelblichbraun gesäumt; der Mittelkiel ist deutlich ©
sichtbar; an ihn lehnt sich in jedem Seitenfelde ein nach außen
konkaver heller Streifen an. Einzelne heller gehaltene Punkte
liegen in den beiderseitigen Feldern zerstreut. Auf dem Meso- und.
Metanotum heben sich die lichten Stellen auf braunem Unter-
grunde nicht immer gleich deutlich hervor. Die Zeichnung auf der
Mitte des Mesonotums läßt jedoch die nahe Verwandtschaft mit der
Gattung Perlodes erkennen. Die Flügelscheiden des Weibchens
sind zumeist gelblich, die des Metanotums reichen bis zum
dritten Abdominalsegment. Beim Männchen dagegen kann
man kaum die Flügelscheiden erkennen, da die Imago bra-
chypter ist.
Die Beine sind mittelstark gebaut und spärlich mit
kurzen, starken Börstchen besetzt. ‚Außerdem trägt die Tibia
an der Außenseite einen dichten Saum von langen, weichen
Haaren.
Die Dorsalsegmente des Abdomens sind dunkelrotbraun.
Bei schön ausgefärbten Exemplaren zeigen sich, besonders auf
den letzten Segmenten, kreisförmige orangegelbe Makel. Das letzte
Segment ist in der Mitte stumpfwinklig nach hinten vorgezogen
und bedeutend heller gehalten. Die Subanalklappen sind stark
entwickelt, klaffend und hinten eiförmig abgerundet. Auf der
hinteren Hälfte der einzelnen Segmente finden sich kleine”
Härchen, bezw. Borsten vor; es ist das eine Eigentümlichkeit,
die ich bei den nahe verwandten Perlodes-Arten nicht vor-
gefunden habe. Sollte das vielleicht ein spezifisches Merk-
mal der Gattung Dictyobterygella sein? Diese Frage muß
ich offenlassen; sie dürfte aber für die Systematik nicht ohne
Bedeutung sein.
Die ganze Unterseite des Tieres ist gleichmäßig gelblich
gefärbt. Bei den weiblichen Nymphen ist am hinteren Rande der
achten Ventralplatte ein ganz kleiner, jedoch deutlich sich ab-
hebender dunkler Strich wahrnehmbar. Es ist das der einzige
sekundäre Sexualcharakter bei jungen Larven, der die weib-
lichen Individuen von den männlichen zu unterscheiden ge-
stattet.
Borsten.
Die Schwanzfäden sind stark entwickelt und enthalten
30—835 Glieder. Diese sind an der Basis bedeutend breiter als
lang, während an der Spitze das umgekehrte Verhältnis besteht.
Die einzelnen Glieder besitzen am Hinterrande kurze, aber starke
ver?
AH
-
Biologische und morphologische Untersuchungen an Plekopteren 25
2. Taeniopteryx Risi Mort.
(Fig. 9.)
Diese Form wurde zuerst von Morton im Jahre 1896 be-
schrieben. Sie findet sich in Irland, Schottland, England, Norwegen,
im Alpengebiet, in den Vogesen, Pyrenäen. In Deutschland ist
sie in neuerer Zeit ebenfalls öfter beobachtet worden. Steinmann
(1907) erwähnt sie aus dem
Schwarzwald bei Säckingen. Le
Roi (1913) und Klefisch (1915)
‚geben mehrere Fundorte in der
Rheinprovinz an. Ich sammelte
zahlreiche Imagines an den Ge-
birgsbächen des Sauerlandes, wie
Gleie, Röspe, insbesondere Flape-
bach unterhalb Kohlhagen. Diese
Bäche entspringen durchweg in
rauhen Höhenlagen und führen
das ganze Jahr hindurch sehr
kaltes Wasser. Es scheint also
diese Art zu den stenothermen
Kaltwassertieren zu gehören. Die
Larve lebt am Boden der Ge-
wässer zwischen Kies und Laub-
ansammlungen. Im Februar sucht
sie ruhigere Stellen auf, um im
März oder April in den Blatt-
achseln oder unter den Blättern
‚des großen Lattichs die Meta-
morphose zu vollziehen. Ich lasse
die Beschreibung der noch unbe-
kannten Larve folgen:
Die Körperlänge beträgt
etwa 12 mm; die Farbe ist rot-
braun. Der Kopf ist an der
Oberseite stark gewölbt, hinten ab-
gerundet, nach vorn spitz zulau-
fend. Die Oberlippe ist ziemlich
stark vorgezogen und wie die
hakige Spitze des Entenschnabels
nach unten gebogen, so daß da-
durch die Mundöffnung fast ausge- 5
Sprochen ventral zu liegen kommt. Der Kopfschild ist vorn etwas
heller und durch die M-Linie, die hier jedoch wellenförmig erscheint,
deutlich gegen die Stirn abgegrenzt. Die Stirn und das Hinterhaupt
sind ohne Zeichnung. Die Gabellinie springt bei dieser Art ziemlich
_ weit, etwa bis zur Mitte des Kopfes, vor. Die Entfernung der
hinteren Punktaugen ist deutlich doppelt so groß als ihr Abstand
2. Heft
Fig. 9. Taenioptery& Risi Mort.
Larve.
26 Hermann Mertens:
vom Innenrande der Augen. — Die Antennen erreichen die Länge
des ganzen Körpers und man erkennt daran sofort auf den ersten
Blick die Gattung. Sie bestehen aus 70—80 Gliedern. Die drei
ersten, insbesondere das Basalglied, sind sehr kräftig entwickelt.
Der Thorax zeigt auf der Oberseite eine durchweg gleichmäßig
dunkle Färbung. Das Pronotum hat die Form eines Trapezes,
dessen vorderer Rand in der Regel stumpfwinklig vorgezogen
und dann immer hell gehalten ist. Die Flügelscheiden des Meso-
notums sind länglich, die des Metanotums sind stumpf dreieckig
und zeigen die Form der Hinterflügel der Imago. An der Basis
jeder Flügelscheide befindet sich =
stets ein heller, eiförmiger Fleck.
Auch das hintere Feld des Meso-
und Metanotums ist jederseits der
Mittellinie etwas heller gehalten.
Die Beine sind mittelstark
gebaut, die Schienenander Außen-
seite befranst. Daserste und zweite
Fußglied sind zusammen etwa so"
lang wie das dritte.
Das Abdomen ist schlank
und zeigt eine gleichmäßige Fär-
‘bung. Das letzte Glied ist bei
Weibchen stumpfwinklig vorge-
zogen, beim Männchen dagegen
ist es ziemlich spitz. Unter ihm
treten jederseits die hörnchen-
förmigen Subanalklappen hervor.
Die Schwanzfäden sind sehr lang
und kräftig. ;
Die Unterseite des Tieres
ist hellgelb. Das Sternit des neun-
ten Abdominalsegments ist in eine
parabolische Platte verlängert, die
noch den zehnten Ring uberra Zu
3. Chloroperla helvetica
Schoch. (Fig. 10.)
Chloroperla helvetica Schoch
wird von Klapälek als eine ın
Deutschland vorkommende Art
\ bezeichnet; nähere Angaben des
Fig. 10. Fundortes macht jedoch Klapälek .
Chloroperla helvetica Schoch. nicht. Auch vermisse ich in en
Larve. sonstigen Literatur diesbezügliche
Angaben. Ich beobachtete diese
Form seit mehreren Jahren in kalten Quellwässern des oberen
Sauerlandes und hielt sie deshalb für ein stenothermes Kalt -
ar
5
Biologische und morphologische Untersuehungen an Plekopteren 927
wassertier. Später aber fand ich sie auch in langsam fließenden
Waldbächen der seichten Rheinniederung, so z. B. im HöselerWald
bei Düsseldorf. Das Tier hält sich am liebsten zwischen zusammen-
Y
geschwemmtem Buchenlaub auf. Da diese Form gegen Sauerstoff-
mangel weniger empfindlich ist als andere kiemenlose Arten, so
läßt sie sich leicht in jedem Aquarium ohne besondere Vorrichtungen
5 züchten.
Die Körperlänge beträgt 12—15 mm, die Farbe ist
dunkelgrün. Nur der vordere Teil des Kopfschildes, ein Makel
zwischen den Punktaugen und ein Fleck an jedem Punktauge
sind heller. Auf dem Hinterhaupte finden sich ebenfalls jederseits
Bje zwei lichtere Stellen.
Auf der hinteren Hälfte des Mesonotums ist in der Mitte eine
eiförmige Stelle von einem dunklen Rand umgeben, der sich noch
_ weiter nach vorn rechts (bezw. links) außen fortsetzt. Das Meta-
notum weist zu beiden Seiten der Mittellinie je eine Y-förmige
dunklere Zeichnung auf.
Das Abdomen trägt eine mehr ‚braune Färbung.
Die Antennen, die Cerci und die Beine sind hellgelb und dicht
mit feinen Härchen besetzt. Das dritte Fußglied ist etwa viermal
so lang als das erste und zweite zusammen.
4. Protonemura praecox Mort.
Diese Art wurde zuerst von Morton 1894 in Großbritannien
(am Clyde, in Parthshire und Manchester) gefunden als die früh-
zeitigste Nemuride unter den Frühlingsformen. Ris (1902) fand
_ am Zürichberg ein Weibchen, das ‚sehr wahrscheinlich, hierher-
gehört“, doch ‚‚ist für die Schweiz das Heimatrecht durch weitere
Funde von Männchen sicherzustellen‘. Neuerdings hat siele Roi
(1913) im Endertal bei Kochem an der Mosel und in der hohen
_ Eifel beobachtet. Weitere Fundorte sind bisher nicht bekannt.
Ich fand diese Art in kleineren Zuflüssen der Lenne und Ruhr,
- wie Gleie, Hesperbach. Wegen ihrer im Vergleich zu anderen Nemu-
riden schon weit fortgeschrittenen Entwicklung fiel sie mir auf
und ich ermöglichte durch Zuchtversuche ihre Bestimmung. Sie
bewohnt nur die ganz sauberen, durch technische Betriebe nicht
- verunreinigten Stellen des Wassers. Dort trifft man sie schon im
_ Oktober an raschfließenden Stellen auf kiesigem Grunde vereinzelt
an. Im Januar, Februar begibt sie sich an ruhigere Stellen und
hält sich dann am liebsten zwischen Laub und Reisig auf und an
den Wurzeln des großen Huflattichs. Da bei den Nemuriden in
den einzelnen Gattungen fast alle Arten beinahe den gleichen
Habitus zeigen, mir es aber nur auf eine genaue Determination
meiner Larve ankommt, so sehe ich ven einer Veröffentlichung
der Totalfigur ab. Gute und weit sicherere Anhaltspunkte ge
währen dagegen die Genitalsegmente, die ich daher abbilde.
Die Körperlänge beträgt 8—10 mm, die Farbe ist dunkel-
- rotbraun, nur der Prothorax ist etwas lichter. Auch die Unterseite
2tleft
98 Hermann Mertens:
ist ein wenig heller gehalten. Der ganze Körperbau zeigt die den
Nemura-Arten eigentümliche gedrungene Gestalt. a
Der Kopf ist breiter als lang, nach vorn zu schmäler werdend.
Die Stirn bildet ein gleichseitiges Dreieck und ist deutlich durch
eine Gabellinie von dem Hinterhaupt getrennt. Die Fühler sind
ziemlich klein, etwa 6 mm lang, borstenförmig, aus 50—60 Gliedern
bestehend. Das basale Glied ist besonders stark, zylinderförmig,
etwa doppelt so breit als lang. Das zweite Glied, das Pedicellum,
ist nur etwa halb so groß als das erste. Die einzelnen Glieder sind
am Grunde stärker und kürzer, erst gegen die Mitte zeigen sie
gleiche Länge und Breite und von da an nehmen sie bis zur Spitze
hin noch weiter an Länge zu. Sämtliche Glieder, sind am Vorder-
rande mit einem Kranze kleiner, sehr kurzer Tastkörperchen |
besetzt.
Das Pronotum ist breiter als lang, etwa so breit wie der
Pe:
erg
= ASS
el
Kopf samt den Augen, nach hinten zu nur wenig verschmälert, 7
die Vorder- und Hinterecken sind kaum 'merklich abgerundet,
Vorder- und Seitenrand mit kurzen Börstchen bewehrt, die Mitte 4
ist von einer gelben Naht deutlich durchzogen.
Meso- und Metanotum sind dunkler und nur mit einer
helleren Mittellinie versehen; die Flügelscheiden abstehend, sack-
förmig, bei reifen Nymphen bis zum dritten Abdominalsegment
reichend. Die Beine sind kurz und rundum mit kleinen Dörnchen
4 EIN SE EN
SE
he
Fe
besetzt, die Schenkel sehr breit und abgeplattet, die Schienen
bedeutend schmäler. #
Das Abdomen ist von etwas hellerer rotbrauner Farbe und
von walzenförmiger Gestalt. Beim Männchen ist der neunte
ee
EEE
Fig. 11. Fig.’ 12.
Protonemura Praecox Protonemura praecox Mort.
Mort„ Barver Larve. 3
Das Hinterleibsende Das Hinterleibsende des 2 N.
des & von. unten. von unten. \
Ventralring deutlich dreieckig vorgezogen (Fig. 11). Unter diesem |
Dreieck scheint bei Nymphen, die kurz vor der Metamorphose
Biologische und morphologische Untersuchungen an Plekopteren 29
stehen, die Bauchblase schon deutlich durch. Der zehnte Ring
ist vollständig geteilt. Die Subanalklappen sind länglich, an der
Spitze nur wenig abgerundet und nicht so weitklaffend wie beim
Weibchen. Die zehnte Dorsalplatte läuft nach hinten stumpf-
winklig aus.
Beim Weibchen (Fig. 12) befindet sich auf der Mitte der
achten Ventralplatte eine gut sichtbare chitinisierte kurze Ouer-
leiste. Die zehnte Ventralplatte fehlt. Es sind nur die nach der
Mitte spitz zulaufenden Seitenstücke zu sehen. Die Subanalklappen
sind weitklaffend und stark abgerundet.
Die Schwanzfäden bestehen im Durchschnitt aus 30 Glie-
dern. Die ersten sind bedeutend breiter als lang, das zehnte
etwa so breit wie lang, während die letzten stets noch an Länge
zunehmen. Die einzelnen Glieder sind am Hinterrande mit zehn
bis zwölf dicken, kräftigen Borsten bewehrt, die an den Enden
der Schwanzfäden etwa ein Drittel der Länge des Gliedes erreichen.
Die Larve von Prot. pr. M. atmet durch Tracheenkiemen,
die sich auf der weichen Haut am Vorderrande des Prothorax be-
finden. Sie bestehen jederseits aus drei wurstförmigen weißen
Schläuchen, die an den Enden verjüngt sind. Die beiden äußeren
Kiemen sind am Grunde miteinander verbunden und durch eine
Chitinleiste von dem dritten, längeren Faden getrennt. Alle sechs
"Kiemenschläuche persistieren bei der Imago in gleicher Größe.
Die Oberfläche ist dann aber mit zarten Chitinbörstchen reichlich‘
überzogen.
2, Heft
30 Hermann Mertens:
Innere Genitalien.
Die Morphologie der Genitalanhänge wurde zuerst von
Morton und dann von Klapälek für die Systematik der Plekop-
bekannten Formen Beschreibungen und Abbildungen der äußeren
Genitalien vor. In seinem Werk: ‚Die Geschlechtsteile der Plekop-
Sexualtypus näher beschrieben. Bei dem Artenreichtum
der Plekopteren ist damit aber unsere Kenntnis immer noch als
Sexualdrüsen im wesentlichen stets die charakteristische Gestalt
der betreffenden Gruppe aufweisen, so wird doch das eine oder
teren nutzbar gemacht. Da sie für die Unterscheidung der Arten
jetzt unentbehrlich geworden ist, liegen auch von allen bisher £
#
teren hat Klapälek auch den inneren Genitalien schon a
Aufmerksamkeit zugewandt und aus einzelnen Gruppen einen
lückenhaft zu bezeichnen, und es dürfte sich lohnen, alle Arten &
einer genaueren Prüfung zu unterziehen. Mögen dabei auch die
andere besondere Merkmal gerade die spezifische Eigentümlichkeit
des Artindividuums zum Ausdruck bringen.
Aus der Familie der Leuctriden untersuchte ich
1. Leuetra prima Kmpy.
deutlich nach ihren innern Anlagen zu erkennen. Bei dem Männ-
chen (Fig. 13) findet man die paarigen Hoden (7), die aus acht ”
bis elf wurstförmigen Schläuchen zu einem Quirl angeordnet sind. 1
Die Mitte dieses Quirls hat bei frischen Exemplaren eine fleisch-
rote Farbe. Das Innere der einzelnen Schläuche erscheint, als Ganzes
betrachtet, mit einer flockigen Masse gefüllt, aus der die Spermien
gebildet werden. Die Samengänge (Vd) sind noch ziemlich eng
und durchscheinend. In diesem Zustande bleiben sie bis kurz
nach der Metamorphose. Dann aber werden sie weitlumig und bilden
sich zu ansehnlichen Samenbehältern um, während die Follikel
vollständig zusammenschrumpfen. Kurz vor ihrer Ausmündung
sind die Samengänge mit einer unpaaren mehr keulenförmigen
Blase versehen, die als Vesicula seminalis (Vs) anzusprechen ist.
Die Genitalöffnung liegt zwischen zwei säbelartigen Chitinstäb-
chen (7), die ihrerseits noch zwischen zwei modifizierten, gleich-
falls gekrümmten, aber mehr dornartigen Subanalklappen CH
stehen. Die beiden säbelartigen Chitinstäbchen, die Titillatoren,
sind auf den einander zugerichteten Flächen mit je einer feinen
Rinne versehen, durch welche die Samenflüssigkeit herausfließt.
Da es bisher fraglich war, ob hier wirklich die Chitingräten En
artig ausgehöhlt seien oder jede für sich eine Röhre bildeten, und N
das mikroskopische Bild keine volle Klarheit schuf, bettete ich
die von einem lebendfrischen Exemplar abpräparierten Gräten
auf einem heizbaren Objekttisch in Glyzerin ein. Wären nun die
Biologische und morphologische Untersuchungen an Plekopteren 31
Titillatoren röhrenartig gewesen, so würde sich infolge der Er-
-wärmung die Luft auch in der Röhre ausgedehnt haben und an
den Enden ausgetreten sein, was aber nicht erfolgte. — Die Chitin-
räten besitzen an ihrer Basis einen Gelenkhöcker (G), der in eine
"Pfanne am Hinterrande des neunten Segments greift. Bei der
‚opulation wird, wie schon
rüher erwähnt, der Hinter-
leib des Männchens von der
Weibchens geführt. Durch
starke oberhalb des Höckers
- dorsal inserierende Muskel-
bänder (M) werden dann die
Titillatoren angezogen und
reifen wie Haken in die
agina ein. Gleichzeitig aber
_ spreizendiedornartigen Sub-
nalklappen seitlich ausein-
nder (Fig. 13) und stellen
uf diese Weise offenbar eine
nnigere Verbindung der bei-
den Geschlechter her. Man
ann diesen Vorgang sehr
chön an einem lebend-
rischen Präparat veran-
chaulichen, wenn man mit
einer Nadelspitze etwas
oberhalb des Höckers ven-
_ tral tastet.
— Die männlichen Ge-
_ schlechtsprodukte,dieSper-
‚en, sind außerordentlich
in und darum, besonders
r auch wegen ihrer relativ
E 3 Fig. 13. Leuctra prima Kmpy.
Hi en Rue en Männlicher Geschlechtsapparat.
LS H = Hoden, Vd—= Vas deferens, Vs =
en zu sehen. Bei 1260- Yesicula seminalia, T = Titillatoren,
cher Vergrößerung ei- Sk Subanalklappen, M = Muskel-
einen sie als vierkantige bänder, G@ = Gelenkhöcker:
Pünktchen, die aber ziem-
(ch deutlich einen runden Kern erkennen lassen und von einem
4 1
Schwanzfaden in lebhafter Bewegung gehalten werden.
Die inneren weiblichen Genitalien (Fig. 14) haben zwei
getrennte Eierstöcke. Diese tragen, was mir bei allen untersuchten
Leuctriden im Gegensatz zu anderen Plekopteren besonders auf-
gefallen ist, nur wenige, etwa 50—60 Eiröhren (O0), die ihrerseits
4016 Eianlagen erkennen lassen, von denen jedoch nur 4—6 ent-
' Wicklungsfähig sind. Die Eierschläuche stehen jederseits auf einer
> 2, Heit
@ A,
3° Hermann Mertens:
trifft. Bevor die Eier befruchtet werden, sammeln sie sich in 0
sackartig erweiterten Eileitern, die dann getrennt in die Vagina (V
einmünden. Letztere besitzt etwa die Länge eines ne
Fig. 14. Leuctra prima Kmpy.
Weiblicher Geschlechtsapparat.
O0 = Eiröhren. V = Vagina, M = Muskelbänder, R = Receptaculum
seminis, Ch = Chitinring. |
segments und ist jederseits durch einen starken Muskel (M) aı
dem ventralen Chitinskelett befestigt. An ihrem Ende befindet sic h
(R). Dieser ist gegen die Vagina durch einen kräftigen, fast h
eisenförmig ausgebogenen zackigen Chitinring (Ch) abgegrenzt.
Ein solcher auffallend sich abhebender Chitinring findet sich, ı
soweit ich bisher feststellen konnte, nur bei den Leuctriden vor,
2
Biologische und morphologische Untersuchungen an Plekopteren 33
und er dürfte darum eine der morphologischen Beschaffenheit
der inneren männlichen Genitalien entsprechende Aufgabe haben.
"Die bei den Männchen stark ausgebildeten Titillatoren dringen
ohne Zweifel bis in diesen Ring vor und leiten dann die Samen-
flüssigkeit in das Receptaculum seminis (R) über.
Die weiblichen Geschlechtsprodukte, die Eier, haben eine
oft kugelige, oft ausgesprochen eiförmige Gestalt. Wegen ihrer
fast glashellen Färbung sind sie nicht leicht wahrzunehmen. Sie
führen einen im Innern etwas exzentrisch gelegenen Kern, in dem
man, besonders bei gefärbten Objekten, das Kernkörperchen
gut sehen kann. Die Hauptmasse bildet aber, wie auch Balbiani
bei vielen anderen Insekten gefunden hat, der sogenannte ‚‚Vi-
-tellus nutritif““, der sich in frischem Zustande in Form stark licht-
brechender Kügelchen deutlich hervorhebt. Die bei den Perliden,
Perlodiden und Chloroperliden sehr stark ausgebildete und mit
Höckern versehene Chorionschicht erscheint hier stark rudimentär.
Bei gut ausgereiften Eiern findet man auch an dem spitzen Pol
eine zum Eindringen der Spermien vorgebildete Öffnung, die
Mikropyle, vor.
2. Leuetra hippopus Kmpy.
Die inneren männlichen Genitalien dieser Art zeigen eine
ähnliche Anordnung wie die von Leuctra prima. Die paarigen
Hoden, die aus zehn hörnchenförmigen Schläuchen bestehen,
Sitzen jederseits auf einem langen Samengang, der dorsal vom Darm
in schlangenförmigen Windungen liegt. Der Gang ist bei dieser
Art zwischen dem zweiten bis vierten Segment auffallend schmal,
erweitert sich dann aber verhältnismäßig stark, da
Samens dient. Beide Vasa deferentia vereinigen sich
kurzen Ausführungsgang. Dieser trägt hier eine ein-
er in seinem unteren Teil zur Aufspeicherung des
im achten Segment zu einem gemeinschaftlichen
Tache Vesicula seminalis in Gestalt eines kurzgestielten
Bläschens. Fie. 15
Die innern weiblichen Genitalien sind eben- ern hir er
falls paarig. Die Eileiter münden getrennt in die Dus ne
Vagina ein, die vorn ein kugelförmiges, jedoch fla- een
‚cheres Receptaculum besitzt. Letzteres ist wiederum aus dem weib-
- durch einen scharf umrissenen, dunklen Chitinstreifen lichen Ge-
jedoch nicht wie bei Leuctra prima hufeisenförmig
gegen die Vagina abgegrenzt. Dieser Streifen ist ee
ausgebogen, sondern zeigt stets die für diese Specis typische Form
eines lateinischen A (Fig. 15).
3. Protonemura praecox Mort.
_ Diese von mir untersuchte Art gehört nach der Organisation
ihrer äußeren Genitalien in die dritte von Klapälek aufgestellte
Gruppe der Nemuriden. in die Cinerea-Gruppe. Klapälek
Archiv fü :
rchiv useetichts 3 2, Heft
a et ee Hermann Mertens:
schreibt (1896, p. 20): „Ich habe leider nicht Gelegenheit gehabt,
die Anatomie einer Art aus der dritten Gruppe zu studieren, weil
die ebene Gegend von Wittingen das nötige Material nicht liefert,
doch kann ich auf die Arbeit von Gerstäcker (1873) hinweisen,
welche eine gründliche Beschreibung der Geschlechtsteile von
Nemura marginata Pict. enthält.‘‘“ Gerstäcker beschreibt und bildet
auch beiNemura marginata die Hoden als zwei lange Gefäße ab,
welche sich dann zu einem unpaaren Gang verbinden. Klapälek
bezweifelt diese Form (p. 31): „Ich kann nicht die Bemerkung une :
drücken, daß es Dr. Gerstäcker nich
gelungen ist, die ganzen Genitalien
herauszupräparieren, so daß die BE
den selbst abgerissen und die lansc
Gänge nur ihre Ausführungsgänge
sind. Ich bedaure noch einmal, daß
ich nicht Gelegenheit gehabt habe,
selbst diese zu zergliedern und so |
diese interessante Frage zu lösen.“
In seiner später (1900) erschienenen
2
|
„Plekopterologicke studie” gibt Kla-
pälek auch nur einige Zeichnungen
zur Morphologie der Genitalanhänge T
von Nemura lateralis Pict., Nem. '
nitida Pict., Nem. cinerea Oliv. Da
bis jetzt überhaupt noch keine Ab- 5
bildung der inneren Genitalien einer
Species aus der Cinerea-Gruppe vor- r
3 liegt, so mag eine solche mit Be-
3 schreibung folgen. |
Em, : Die inneren männlichen Geni-
talien von Protonemura praecox Mort. .
(Fig.16) liegennicht, wie Gerstäcker
Fig. 16. Protonemurapraecox Mort. berichtet, der Bauchwand des Hin- R]
Männlicher Geschlechtsapparat. terleibes auf, sondern ruhen dorsal
= Hoden Di Dias: vom Darm an der Rückenfläche des
ejaculatorius. Körpers. Die Hoden (4) befinden
sich im ersten Abdominalsegment
und bestehen aus einem einzigen Büschel von zwölf länglichen |
Drüsen, die die Gestalt einer Gurke besitzen. Im reifen Nymphen-
stadium sind die Drüsenbläschen außerordentlich prall und leicht
sichtbar; sie schrumpfen aber kurz nach der Metamorphose
stark zusammen, daß es angestrengter Aufmerksamkeit beda
sie bei der Präparation aufzufinden. Diese Tatsache mag es auch |
wohl erklärlich erscheinen lassen, daß es Gerstäcker selbst bei
einer größeren Anzahl von ihm untersuchter Individuen nicht
gelungen ist, die Hoden zu entdecken. Dort, wo die Follikel =
münden, teilt sich die einfache Röhre in zwei Samengänge, dit
in zahlreichen \ indungen nach hinten bis zum achten Abdominal-
Ri) 2
4 2 .
a; a
£ S
«
Biologische und morphologische Untersuchungen an Plekopteren 35
segment verlaufen. Bei ganz jungen Exemplaren sind diese Gänge
nur dünn, sie werden aber schon auf dem Nymphenstadium weit-
Jumiger und füllen sich zuletzt in solchem Maße mit Samenflüssig-
keit an, daß sie Gerstäcker fälschlich als die eigentliche ‚‚Sperma-
produzierende Drüse“ angesehen und als solche abgebildet hat. Im
achten Segment biegen die Samenleiter um und verlaufen wieder,
‚etwas gewunden, nach vorn, bis sie sich im zweiten Segment zu
einem unpaaren Gang (D) vereinigen. Letzterer verläuft dann
x
Fig. 17. _Protonemura praecox Mort. Weiblicher Geschlechtsapparat.
0 = Eiröhren, R = Receptaculum seminis, V = Vagina, S = Sub-
| genitalplatte (gestrichelt gezeichnet).
fast gerade nach hinten und ist außerordentlich starkwandig.
Dieser ziemlich resistente Endteil des inneren Geschlechtsapparates
hat offenbar die Samenflüssigkeit nach außen zu treiben, ist also
‚seiner Aufgabe entsprechend als Ductus ejaculatorius anzusehen.
Sein Austritt erfolgt an dem zungenförmigen, nach oben gebogenen
‚Gipfel der neunten Ventralplatte.
VE
R ; 3% 2, Heft
3b. Pos 5 Hermann Mertens:
Die inneren weiblichen Genitalien (Fig. 17) besitzen ein
‚mächtig entwickeltes Ovarium (0). Die Eiröhren sind so zahlreich,
daß sie den gemeinschaftlichen Gang vollständig bedecken. Die
Eileiter münden getrennt in die Scheide. Diese ist von ungefähr
eiförmiger Gestalt und mit einer sehr starken Muskulatur ver
sehen. Auf der Scheide befinden sich zwei Blasen (R), die im ent
leerten Zustande den Eindruck eines stark zusammengeschrumpften
Blattes machen. Die eine Blase sitzt mit einem kurzen Stielchen
vorn auf der Scheide zwischen den dort einmündenden Eileitern.
Die andere inseriert auf der dorsalen Seite der Scheide und füllt
den Raum zwischen Vagina und Rücken aus. Da beide Blasen
vor der Begattung vollständig leer erscheinen, nachher aber mit
Spermien angefüllt sind, müssen sie
als Samenbehälter angesprochen
werden. Der Scheideneingang (V)
ist durch zwei seitliche Höcker (Fig.)
verschließbar und liegt unter der
Subgenitalplatte verborgen. 4
Fig. 18 gibt das Hinterleibsende
des Weibchens mit der Subgenital-
platte (S) wieder. Letztere hebt sich
durch ihre dunkle Färbung stark
gegen den braunen Hinterkörper ab.
In der Medianlinie ist die Platte tief
H gefurcht, so daß sie, von vorn ge
Fig. 18. Protonemura praecoe Sehen, dem Anblick zweier neben-
Mort. 9. einander liegender Dachziegel ähnelt.
Das Hinterleibsende von unten. Die Seitenränder sind durch dünn
5 = Subgenitalplatte. Chitinfalten mit der Bauchplatte
- verbunden, so daß die Platte bei
der Kopulation weit abgehoben werden kann. m
Vergleichen wir nun die Geschlechtsteile der Leuctriden
und Nemuriden, so fällt uns bei Zeuctra zunächst die paarig ;
Entwicklung der inneren Genitalien auf. Im Gegensatz zu den
übrigen Plekopteren, die eine einfache, schlingenförmige Genital-
anlage besitzen (ausgenommen noch Capnia) bilden die Leuctriden
also eine gesonderte und selbständige Gruppe. Sie stellen aber |
damit ein Bindeglied zwischen den anderen Insekten und ihren
infolge der merkwürdig angelegten Genitalien isoliert dastehenden
Stammesgenossen dar. Die Nemuriden hingegen besitzen die
schlingenförmige Genitalanlage. Sie stehen jedoch den Leuctriden
wieder am nächsten, da sie mit ihnen allein die typisch schlauch-
förmige Gestalt der Hodenfollikel gemeinsam haben, während
die Follikel aller anderen Plekopteren ausgesprochen bläschen-
artig sind. Da beide Gattungen jeglicher Schleimdrüsen, die
wir sonst bei den Genitalien der übrigen Plekopteren ziemlich
häufig antrefien, entbehren, erscheinen sie im allgemeinen niedrig
organisiert. N
Biologische und morphologische Untersuchungen an Plekopteren 37
Schlußbemerkungen.
Die in vorliegender Arbeit, niedergelegten biologischen Be-
obachtungen erstrecken sich auf einen Zeitraum von mehreren
Jahren. Manche interessanten Fragen, wie die der Kopulation
und der Eiablage, harren jedoch noch bei vielen Gattungen ihrer
Lösung. Unsere Kenntnis vom Larvenleben der Plekopteren
vollends ist auch weiterhin als höchst lückenhaft zu bezeichnen,
da die weitaus größte Zahl der Larven wegen ihrer versteckten
Lebensweise nicht einmal aufgefunden, geschweige denn beschrieben
ist. Hier bleibt dem Entomologen noch ein dankbares Feld der
Betätigung offen. Auch in der inneren Organisation, so besonders
der Geschlechtsorgane, finden wir die mannigfachsten Differen-
zierungen, die selbst bei nahe verwandten Arten einen recht er-
heblichen Grad erreichen können. Lohnen dürfte sich ferner auch
ein eingehendes Studium der verschiedenen Respirationsverhält-
nisse und des Nervensystems. Ich muß es mir im Rahmen dieser
Arbeit versagen, auf nähere Einzelheiten einzugehen, werde aber
dieser interessanten Tiergruppe auch weiterhin meine Aufmerksam-
keit zuwenden.
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1922. Sehoenemund, E., Plekopteren aus der Umgegend von Brandenburg,
in: Deutsch. Ent. Zeitschr. 19222),
!) Hinweise auf neuere ausländische Literatur verdanke ich Herm 4
Privatdozenten Dr. H. H. Wundsch.. r
2) Erschienen während der Drucklegung dieser Arbeit.
Dr. Fr. Lenz: Stratiomyidenlarven aus Quellen 39
\
{
Stratiomyidenlarven aus Quellen.
Ein Beitrag zur Metamorphose der Stratiomyiden.
2.Von. ;
Dr. Fr. Lenz.
Aus der Hydrobiologischen Anstalt der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft
| zu Plön.
(Mit 22 Abbildungen )
| Es ist eine allbekannte Tatsache für jeden, der sich
mit Dipteren beschäftigt, daß die Larven-Systematik noch sehr
im Argen liegt, mag die Imaginal-Systematik auch noch so viele
Arten festgestellt und beschrieben haben. Das spricht sich immer
wieder darin aus, daß in faunistischen und dergl. Arbeiten die Be-
Stimmungen der Dipterenlarven selten über die Gattung hinaus-
gehen. Wenn auch die Ziele solcher Arbeiten nicht auf dem Ge-
"biete der Systematik liegen, so bedürfen sie der letzteren doch
‚als unentbehrlichen Rüstzeuges, d. h. sie brauchen zur Lösung der
gestellten Probleme klare systematische Werte. Auch um ihrer
selbst willen darf die Systematik von der Forschung eine För-
derung erwarten, denn ihr Ausbau ist gleichbedeutend mit der
Erweiterung unserer Kenntnisse von den genetischen Zusammen-
hängen. Und gerade das Studium der Jugendformen der meta-
- morphen Tiere — also auch der Dipteren — dürfte eine nicht un-
wesentliche Rolle spielen bei der Lösung der vielen ungelösten
Fragen der Entwicklungsgeschichte. Für manche Dipterenfamilien
allerdings haben die letzten Jahre schon nennenswerte Resultate
gezeitist hinsichtlich dieser lange entbehrten Kenntnis der Meta-
morphösestadien. Stückweise — wie auf allen Gebieten -— muß
das Material herbeigeschafft werden. Bei Behandlung einzelner
Lebensgemeinschaften z. B. bietet sich schöne Gelegenheit
dazu. So hat sich in den Jahren 1919 und 1920 Prof. Thienemann-
Plön in besonderer Weise mit der Erforschung der Biocönose
von Quellgebieten beschäftigt. Unter anderen Dipteren wurden
als regelmäßige Bewohner solcher „kalten“ Quellen auch die
Larven aus einigen Gattungen der Familie der Stratiomyidenge-
funden. Die Gattung Oxycera war in drei, Nemotelus in einer
und Beris in zwei Arten. vertreten. Alle Arten wurden durch
Züchtung!) und Bestimmung der Imagines?) einwandfrei identi-
!) Die beim Durchsieben des feuchten Mulms der Quellsümpfe er-
haltenen Larven wurden unter annähernd natürlichen Lebensbedingungen
gehalten, indem sie in flache Glasschalen gebracht wurden, in denen sich
etwas moderndes Laub und sonstige faulende Pflanzenteile, die stets feucht
gehalten wurden, befanden.
*) Die Bestimmung übernahm in dankenswerter Weise Herr Prof.
Back, Frankfurt a. M.
2, Heit
FR Ei =
40 Dr. Fr. Lenz:
fiziert. Es handelt sich also nur um wenige Arten (eine früher ge-
züchtete Oxycera-Art aus der Sammlung Prof. Thienemanns kommt
hinzu) aus einer relativ kleinen und festumgrenzten Lebensge- |
meinschaft. Ihre Untersuchung und Beschreibung vermag demnach
lediglich einen Baustein darzustellen fürdieStratiomyidenlarven-
Systematik. Das bisher in der Literatur vorliegende ist spärlich
genug. Von der Gattung Oxycera hat Heeger (1856)?) zwei Arten |
beschrieben und .auf diese Beschreibung stützt sich die Grün-
bergsche Gattungsdiagnose für die Oxycera-Larven in der Brau- |
erschen Süßwasserfauna, wobei auch die Heegerschen Abbil-
dungen mit ihren Fehlern übernommen wurden. Bei Haliday
(1857)*) finden wir eine nur kurze Beschreibung einer Oxyceralarve,
deren Artbestimmung nur mit gewisser Beschränkung als sicher
zu gelten hat. Auch diese Darstellung mit ihren Abbildungen
sagt nicht sehr viel, dabei enthält aber auch sie zweifellos Beob-
achtungsfehler. Ich habe trotzdem alle drei Arten der beiden
genannten Autoren in die unten zu gebende Larven-Bestimmungs-
tabelle mit aufgenommen, da die hierzu erforderlichen a
aus den zitierten Beschreibungen zu entnehmen waren, sei es
positiv d. h. ausdrücklich erwähnt oder negativ d. h. nicht an
geführt und daher wohl als fehlend anzunehmen. Das Gleiche La
von der Beschreibung einer Nemotelus-Art bei Haliday (1857);
sie ist allerdings ausführlicher als die Oxycera-Beschreibung bai |
dem gleichen Autor. Eine weitere Nemotelus-Art ist kurz be-
schrieben bei Lundbeck (1907)°). Der Vollständigkeit halber
sind auch diese Arten in die Bearbeitung mit aufgenommen,
so daß die Abhandlung eigentlich den durch den Titel gegebenen
Rahmen überschreitet und alle bisher bekannten Arten der ge-
nannten Stratiomyiden-Gattungen umfaßt. Von Beris-Larven
existiert m. W. noch gar keine Beschreibung. De Meijere
(1916)°) beschreibt das Puparium einer Art. |
Die im folgenden zu gebenden Gattungsdiagosen für die
Larven der genannten drei Stratiomyiden-Gattungen können |
in Anbetracht des geringen Umfanges des untersuchten
Materials natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit machen.
Es sollen daher nur diejenigen Merkmale hervorgehoben sein,
die zur Charakterisierung und Unterscheidung der bis jetzt be-
kannten Formen eine Rolle spielen. Als das wesentlichste Resultat
der Untersuchung möchte ich deshalb auf jeden Fall die Bestim-
mungstabellen ansehen. Hoffentlich erweisen sie sich als prak-
tisch verwendbar und bilden so ein Hilfsmittel bei der weiteren
Erforschung der Stratiomyiden-Metamorphose.
E Hl Re er
®2) Heeger, Sitzungsber. Akad. Wien XX (1856).
4) Haliday, Natural history review No. III (1857),
R) Lundbeck, Diptera Danica, Part I (1907).
EDE Meijere, Beiträge zur Kenntnis der Dipteren-Larven und |
-Puppen. — Zool. Jahrb., Bd. 40, Heft 3/4 (1916).
‚handen (Abb. 1). Wenn Heeger (Taf. III, Fig. 2
und 12; Taf. IV, Fig. 2) 12 scharf voneinander
‚einen durch vorgefaßte Meinung verursachten
_ Leibesringe sich, bei den Larven nicht immer in
einer äußeren Gliederung in ebensoviele Seg-
sich dabei aus der Stellung gewisser äußerer
entstanden sein kann. Ebenso dürfte das ver-
Stratiomyidenlarven aus Quellen 41
I. Die Gattung Oxycera.
1. Allgemeinbeschreibung der Larven.
Die Länge der Larven beträgt bei den kleineren Formen
etwa 6—8 mm, bei den größeren bis zu 13 mm. Die Breite schwankt
zwischen 1 und 3 mm. Die Form ist bald mehr bald weniger ge-
streckt elliptisch und von oben nach unten abgeplattet. Die
Farbe variiert dorsal zwischen den verschiedensten Abstufungen
brauner bis tief dunkler graubrauner Töne; ventral finden wir meist
eine gleichmäßige hellere Färbung, während dorsaleine helle — meist
gelbliche — Zeichnung aus dem Dunkel der
Grundfärbung hervoiıtritt. Außer dem Kopf sind
11 deutlich voneinander abgesetzte Segmente vor-
abgesetzte Segmente abbildet, so dürfte das auf
Beobachtungsfehler zurückzuführen sein, d. n.
der Autor hat die so einfach auszuführende
Zählung der Segmente nie vorgenommen im festen
Glauben an die 12-Zahl der Leibesringe. Daß
die — nach Anlage — ursprüngliche Zahl der
mente ausdrückt, ist eine bei verschiedenen
Dipterenfamilien festgestellte Tatsache. Oft läßt
Organe erkennen, welche Segmente verschmolzen
d. h. nicht mehr durch äußerlich sichtbare Grenzen
getrennt sind. Bei unsern Oxycera-Larven weist.
die Beborstung darauf hin, daß das erste Seg-
ment durch Verschmelzung zweier Leibesringe Fig. 1. Die Larve
von Oxycera for-
u : : mosa (Dorsalan-
längerte letzte Segment zwei verschmolzene Ringe sicht). 15x vergr.
darstellen. Da die Puppe sich in der erhärteten
Larvenhaut entwickelt, spielt diese Deutung keine Rolle für die
Umbildung der einzelnen Segmente im Verlauf der Entwicklungs-
Stadien. Es wäre daher auch nicht erwünscht, wenn man die
Numerierung der Abschnitte demgemäß festsetzen wollte. Für
unsere systematischen Zwecke jedenfalls ist die Bezeichnung der
einzelnen Segmente entsprechend der 11-Zahl der deutlich erkenn-
baren Ringe die geeignetste. Die Angaben Grünbergs in der
Brauerschen Süßwasserfauna betr. die Segmentzahl (S. 127 und
152) gehen — wie oben erwähnt — auf Heeger zurück; die
Fig. 158, 165 und 166 sind nach diesem Autor gegeben. Haliday
dagegen zeichnet (Pl. XI, Fig. 1) nur 11 Segmente. Vom Kopf
der Oxycera-Larven sei nur das Hauptsächlichste erwähnt: er ist
‚länglich eiförmig, braun chitinig, vorn spitz zulaufend, mit einer
2. Heft
De
49 Dr. Fr. Lenz:
der Länge nach sich über den Scheitel hinziehenden leisten-
förmigen Erhöhung. Die Augen stehen seitlich etwa in der
Mitte der Kopflänge und sind halbkugelig und glashell. Die An-
tennen sind kurz; sie bestehen aus dem größeren zylinderförmigen
Basalglied und zwei auf seinem distalen Ende nebeneinander- |
sitzenden ganz kurzen Endgliedern. Auffallend sind noch die
lange vorn spitz zulaufende, oral nach unten gebogene Oberlippe |
und die breiten außen mit vielen Haaren besetzten Oberkieurz =
Die Stigmenverhältnisse sind anders als Heeger (S. 348) sie dar-
stellt. Die Vorderstigmen — an den Ecken des 1. Segmentes —
sind nicht kreisrund, sondern immer oval und später birnen- oderge
flaschenförmig. Sie stellen nur in frühen Larvenstadien eine
„trommelartig gespannte Fläche‘ dar, indem sie im Verlauf de
larvalen Entwicklung eine blasen- oder schlauchartige Ausstülpung
bilden. Erst bei der reifen Larve, also mit Beginn des Puppen-
stadiums, erreicht die Ausbildung dieses thorakalen Atemorganes
ihre Vollendung. Wir dürfen also wohl annehmen, daß dies bei
der Larve zunächst als ovales Mal auftretende Atemorgan seine
volle Funktionsfähigkeit erst bei der Puppe besitzt. Die ver-
schiedene Form (kleine Birne oder längerer Schlauch) dieses
nicht eigentlich larvalen Organes bei den von mir untersuchten
Arten teilt mit anderen Merkmalen zusammen die Oxycera-Larven 4
in2 Gruppen ein (Abb. 10 u. 14). In unserem Fall glaube ich dieses
Puppencharakteristikum auch in der Larvenbeschreibung bringen
und zu Unterscheidungszwecken verwenden zu dürfen; denn diese
Formen, deren Puppen sich in der nur wenig veränderten letzten |
Larvenhaut bilden, zeigen naturgemäß keine scharfen äußerlichen |
Unterschiede zwischen den beiden Stadien. Wenn besondere äußerlic
sichtbare Organe — wie bei unsern Oxycera-Larven — als Eigen
tümlichkeiten der Puppe auftreten, dann bilden sie sich eben all-
mählich im Verlaufe der larvalen Reifung heran und können
somit. zu diagnostischen Zwecken wohl verwendet werden. Ess
leuchtet demnach ein, daß für solche Dipteren eine eigentliche”
Puppenbeschreibung bei der systematischen Bearbeitung der |
Jugendstadien sich erübrigt. In erster Linie handelt es sich bei
den in Frage kommenden organologischen Umbildungen bei der
Verpuppung um eine Umwandlung der Atemverhältnisse, d. b|
der sie regulierenden äußeren Organe. Sie sind es ja, die bei der |
ruhenden Puppe, die weder durch die Nahrungsaufnahme noch |
durch Bewegungsart mit ihrer Umgebung in Verbindung steht,
einzig und allein den Kontakt mit der Außenwelt, mit dem Lebens
milieu vermitteln. Sie müssen daher in besonderer Weise der} |
Lebensart angepaßt sein. ‚Und so haben wir, wie bei so vielen |
Dipteren, auch bei der Oxycera-Puppe thorakale „Atemschläuche“.
Das eigentliche Atemorgan der Larve ist das Hinterstigma. Di
Unterschiede in der Funktionsfähigkeit der beiden Atemapparate |
sind in der verschiedenen Lebensweise von Larve und Puppe |
begründet. DieBlasen oder Schläuche der Puppe arbeiten gewisser- |
RORER
‚bald größer bald kleiner, bald tiefer bald
‚symetrische Ausschnitte zu beiden Seiten
Stratiomyidenlarven aus Quellen 44
"maßen automatisch ohne einer Mitwirkung von seiten des Tieres
zu bedürfen; sie brauchen nur mit der atmosphärischen Luft
in Verbindung zu stehen. Um diese Verbindung nicht zu .ge-
fährden, begibt sich das Tier ja auch vor Eintritt des Ruhestadiums
an Land bezw. wechselt von feuchten nach minder feuchten oder
ganz trockenen Stellen hin. Anders die Larve!- Sie lebt im Wasser,
aber entweder an der Oberfläche oder im nassen Schlamm oder
überrieselten Moder eines Ouellsumpfes, mit anderen Worten da,
wo sie die atmosphärische Luft leicht zum Atmen erreichen kann.
Sie besitzt eine Vorrichtung ganz ähnlich. der beider Stratiomyia-Larve
bekannten: einen QOuerspalt am Ende des letzten Segmentes,
der von einem Borstenkranz umsäumt ist (Abb. 4, 8, 11 u. 16).
Letzterer dient augenscheinlich wie bei jener zum Fixieren des
Atemspaltes an der Wasseroberfläche, sei es durch kapillares
Festhalten am Oberflächenhäutchen, sei es durch Vermittlung
von sensiblen Reizen zur Orientierung über die ‚richtige‘ Lage
zur Wasseroberfläche. Zum Unterschied von den Stratiomyra-
Larven sind die Borsten bei unserer Gattung gefiedert und er-
reichen an Länge meistens nahezu das letzte Segment, das gegen-
über den übrigen Ringen, ebenfalls im Gegensatz zu Stratiomyra,
kaum nennenswert verlängert ist. Die unmittelbare Begrenzung
des Spaltes bildet dorsal und ventral je ein tiefbraunes Chitin-
blättchen. Die Form dieser Blättchen, .u. zw. in erster Linie des
ventralen, d. h. der Verlauf ihrer äußeren Randlinie, ist, je nach
der Art verschieden. Heeger gibt bei seinen beiden Artenden äußeren
_ Rand in einem Fall als ‚‚halbbogenförmig gerade‘ (Taf. IV, Fig.11),
im andern als ‚„wellenförmig begrenzt‘ (Taf. III, Fig. 11) an.
Letztere Beobachtung läßt sich mit der von mir gemachten ver-
einbaren. Das ventrale Blättchen besitzt median einen bogen-
förmigen Ausschnitt, der je nach der Art
flacher ist (vergl. Abb. 5, 9, 12 u. 17). Das
dorsale Blättchen ist fast geradlinig be-
grenzt, zeigt nur median eine minimale
Erhöhung, die durch ganz geringe flache
gebildet wird. Seitenstigmen an den Seg-
menten habe ich nicht festgestellt. Was „, 9 stück aus der
Heeger (S. 348) für solche hält und chitinhaut einer Oxycera-
(Taf. III, Fig. 10) abbildet, sind wohl die larve.
dunklen Punkte, die bei fast allen Arten
zu beiden Seiten auf der Dorsal- und stellenweise auch auf der
Ventralfläche der Segmente festzustellen sind. Es sind Zellen der
Skulpturierten Chitinhaut, die besonders groß und besonders stark
mit dunklen Chitinplatten belegt sind (Abb. 2). Ich. konnte an ihnen,
abgesehen von geringfügigen durch den Chitinbelag bedingten
Zeichnungen, nichts finden, das dem exzentrischen hellen Punkt,
den Heeger erwähnt und (Taf. III, Fig. 10) abbildet, entspricht.
2. Heft
44 Dr. Fr. Lenz:
Die ganze harte chitinige Larvenhaut ist, wie schon angedeutet
netzartig skulpturiert. Diese Struktur ist in folgender Weise ge-
bildet: Das Gerüst bilden helle in einreihiger Anordnung an-
einandergereihte viereckige Zellen. Die als Zwischenräume
zwischen den Gerüstbalken gebildeten sechseckigen Zellen sind
mehr oder weniger stark mit kleinen Chitinplättchen bedeckt, deren
Ränder meist die hellen Gerüstzellen verdecken, so daß die Struktur
einfach hexagonal erscheint (Abb. 2). Bei Aufhellung tritt dann
das Gerüst hevor. Die Chitinverdickungen machten mir zuweilen
den Eindruck, als ob sie dachziegelartig abgeschrägt, d. h. an einer
Seite dicker seien. Die hexagonalen Zellen variieren in ihrer Fär- |
bung, die wohl z. T. wenigstens durch die Dicke der Chitinisierung
bedingt ist, von Hellgelb bis zum dunkelsten Braun. Einzelne
Zellen zeichnen sich durch besondere Größe und z. T. sehr dunkle
Farbe aus und erscheinen makroskopisch als dunkle Punkte an
der Larve. Der Verschiedenheit der Färbung einzelner Zellgruppen
verdanken die schon erwähnten dorsalen Zeichnungen ihr Dasein.
Diese Zeichnungen erscheinen bei einigen Arten als hell auf dunklem
Grunde bei einer anderen Art umgekehrt. Bei den Vertretern ein
und derselben Art ist die Ausbildung dieser Rückenzeichnung
außerordentlich verschieden; sie unterliegt überhaupt einer großen
Variabilität und schwankt vor allem in dem Grade ihrer Deutlich-
keit und der Intensität der Farben. Dies führt naturgemäß zu
recht verschiedenartigem Aussehen der Individuen einer Art, so
daß oft die Artzusammengehörigkeit bei oberflächlichem Anschauen
kaum glaublich erscheint. Wir finden alle Ausbildungen der
Rückenzeichnung von vollendeter Klarheit bis zu fast völligem
Verschwinden bei ganz dunklen Tieren. Sie ist also alles andere
als ein sicheres Bestimmungscharakteristikum; trotzdem aber habe
ich sie unter die Unterscheidungsmerkmale mit aufgenommen,
einmal der Vollständigkeit halber, dann aber auch deshalb, weil
sie da, wo sie klar vorhanden ist, ganz typische Form für die ein-
zelnen Gruppen zeigt. In großen Zügen besteht die dorsale Zeich-
nung (Abb. 1) bei allen von mir untersuchten Arten aus folgenden °
Teilen: über die Segmente 2—4 sich erstreckend die helle Zeich- |
nung einer Leier auf dunkelbraunem Grunde; bei typischer Aus-
bildung zeigt die Figur gewisse, allerdings ziemlich unscheinbare )
Besonderheiten je nach der Art (Abb. 3, 6 u. 13). Das 5. bis |
10. Segment zeigen zwei die Seiten eines Trapezes bildende helle”
Streifen, die eine dunkle Mittelpartie: begrenzen; letztere aller- |
dings kann, besonders bei den letzten Segmenten, selbst wieder |
helle Stellen enthalten. Zu beiden Seiten laufen längs der hellen
Streifen dunkle. Partien, die ihrerseits die jederseits von ihnen |
gelegenen größeren hellen Flecke begrenzen. Letztere sind ent- |
weder kreisrund oder unregelmäßig gestaltet und enthalten meh-
rere dunkle Flecke und Punkte. Abweichungen von dieser 1
Rückenzeichnung zeigen die drei bei Heeger und Haliday be-
schriebenen Arten.
HET
Segmente 1
Stratiomyidenlarven aus Quellen 45
Die Beborstung des Larvenkörpers soll noch kurz charakteri-
siert werden, da sie für die Gattung, d. h. wieder nur für die von
mir untersuchten Formen, ziemlich typisch ist und bei den einzelnen
Arten mehr graduelle Unterschiede zeigt. Überall finden wir auf
der Dorsalfläche der Segmente 2--10 je 4 nach der Art verschieden
starke, gebogene, in einer Reihe stehende Borsten. Das 1. Segment
besitzt außerdem noch eine zweite Reihe von ebenfalls 4 Borsten,
eine Anordnung, die unserer eingangs ausgesprochenen Vermutung
von der Verschmelzung zweier Segmente in diesem einen zweifellos
einige Berechtigung verleiht. Das letzte Segment weist dorsal
nur 2 Borsten auf. Bei allen Arten gleich ist auch die Zahl der
Seitenborsten; sie beträgt jederseits 2 an den Szitenrändern der
1); das letzte Segment hat nur je eine. Meist ist
von den 2 seitlichen Borsten, von denen die eine dorsalwärts, die
andere ventralwärts steht, die eine dünner und schwächer. Gleich-
gestaltete Borsten wie diese dorsalen und lateralen finden sich auch
ventral und zwar in der analen Hälfte jedes Segmentes.
Es sind hier 6 in einer Reihe stehende und jederseits noch eine
mehr seitlich und oralwärts orientierte, also im ganzen 4 Paar.
Die äußersten zwei der 6 in einer Reihe stehenden sind die stärk-
sten, das nach innen folgende Paar ist dünner und steht, vor allem
bei den vorderen Segmenten, ziemlich dicht am äußeren Paar.
Das mittlere Paar ist meist am kürzesten; seine beiden Borsten
stehen oft ganz dicht zusammen. Das letzte Segment hat ventral
nur 3 Paar größere Borsten und ein paar ganz kleine. Ventral be-
Sitzen die Segmente 4—10 im oralen Teile noch 6—8 (Segment 9
und 10 meist weniger) in einer Reihe stehende dornartige kurze
Börstchen, die meist stark verkalkt sind (vgl. auch Haliday S. 193
sowie Heeger S. 345). Sie fehlen bei einer Art; eine andere Art
hat diese Beborstung auch am letzten Segment. Besonders stark
verkalkte Börstchen stellen die von Haliday (S. 193) erwähnten
und (Pl. XI, Fig. 3) abgebildeten bläschenartigen bzw. zylinder-
förmigen Borsten dar: sie finden sich hauptsächlich dorsal als
kleine weiße längliche Körperchen und zwar nicht gerade in ganz
regelmäßiger Anordnung. Zu bemerken ist allerdings, daß sie sich
hauptsächlich längs der Segmentgrenzen und der beiden Trapez-
‚seiten etwa in Reihen von 3--6 Stück finden. Zum Schluß soll
noch das Merkmal hervorgehoben sein, das durch sein Vorhanden-
sein oder Fehlen die vorhandenen Arten in 2 Gruppen teilt: die
Chitinklauen am analen Rande des vorletzten Segmentes, die auch
Haliday für seine Art erwähnt (Abb. 4, 8, 11 u. 16).
Von den 4vonmirneubeschriebenen Arten fehlennur beieiner —
0. formosa — diese ‘eigenartigen Klammerorgane. Da nicht an-
zunehmen ist, daßHeeger diese recht kräftigen und auffälligen
Gebilde bei seinen Formen übersehen hat, dürften die beiden von ihm
beschriebenen Arten O. formosa zuzuordnen sein. Zwar sind den
Heegerschen Beschreibungen die anderen, O. formosa gegen die
‚übrigen Formen abgrenzenden Merkmale nicht zu entnehmen, indes
2, Heit
BO
en
2:
46 . Dr. Fr. Lenz:
genügt ja auch das erwähnte Er erenn als das markanteste
zur Abtrennung innerhalb der Gattungssystematik. Die an-
gedeuteten übrigen Besonderheiten von formosa seien kurz mit-
geteilt unter Gegenüberstellung der gleichwertigen Merkmale der
anderen Formen. Während letztere dorsal jederseits der Mittel-
partie auf den meisten Segmenten einen hellen Fleck von genau
oder annähernd kreisförmiger Gestalt aufweisen, ist bei formosa
diese helle Zeichnung unregelmäßig. Weiterhin fehlen, wie schon
erwähnt, die für die anderen Arten angegebenen kurzen Dörnchen
auf der Ventralseite der Segmente bei formosa. Die thorakalen
Atemorgane bekommen bei dieser Art im reifen Larvenstadium
nicht Schlauchgestalt, sondern die Form einer kleinen Blase von
birnenartigem Aussehen. Entsprechend dieser Charakterisierung
könnte man, bis weiteres Material Klarheit gibt, eine Formosa-
Gruppe und eine Calceata-Gruppe unterscheiden. |
NR De N
2. Bestimmungstabelle der Oxyceralarven.
1. Mit 2 Chitinklauen ventral am analen Rande des vorletzten
Segmentes Er
— Ohne Chitinklauen ventral am analen Rande des vorletzten
Segmentes . 3
Segmente 2—4 dorsal ohne besondere Zeichnung ©. Morrisi
— Segmente 2—-4 dorsal mit heller Zeichnung a
Seitenborsten an den Segmenten klein und unscheinbar. Fieder 1
borsten des Hinterstigmas kräftig, mit braunem Schaft, etwa
so lang wie das letzte Segment; Zahl etwa 36—38 (22 unten,
14—16 oben). Ventrales Chitinblättchen des Hinterstigmas mit
tiefem, bogenförmigem Ausschnitt. Analecken des letzten
Segmentes in spitze Zipfel ausgezogen O. ca
— Seitenborsten an den Segmenten relativ kräftig, etwa 13 der
Segmentlänge messend. Fiederborsten des Hinterstigmas nicht
kräftig, mit hellem Schaft, weit kürzer als das letzte Segment;
Zahl meist nur etwa 28 (16 unten, 12 oben). Ventrales Chitin-
blättchen des Hinterstigmas mit nur kurzem und flachem
Ausschnitt. Analecken des letzten Segmentes nicht in deutliche
Zipfel ausgezogen }
Zahl der kurzen ventralen Borsten 6 O. pulchella
Zahl der kurzen ventralen Borsten 8 O. Falleni
Besondere helle Zeichnung dorsal auf den Segmenten 28 Ä
(meist in Form einer Leier). Seitenborsten an den Segmenten
sehr klein und dünn. Chitinblättchen des Hinterstigmas mit |
großem aber flacher Ausschnitt. [Fiederborsten des Hinter-
stigmas mit braunem Schaft, nicht so lang wie das letzte Seg-
ment, Zahl etwa 24. Die kurzen Borsten ventral an den Se *
menten fehlen. Vorderstigmen bei reifen Larven nur zu kleiner
Blase, nicht Schlauch, ausgestülpt] O. a
— Dorsale Zeichnung anders, d. h. keine besondere Zeichnung auf
Segment 2—4. Seitenborsten an den Segmenten kräftig, nach
=
ae
0]
el
- Stratiomyidenlarven aus Quellen 47
der Zeichnung Heegers gut halb so lang wie das Segment.
_— Chitinblättchen des Hinterstigmas mit nur kleinem medianen
Ausschnitt oder ohne Ausbuchtung 6
(6. Helle Mittellinie dorsal sich über das erste bis vorletzte Segment
hinziehend;; beiderseits davon auf jedem Segment eine drei-
eckige dunkle Makel. Seitenborsten am 3. bis vorletzten Seg-
‚ment sehr lang und an allen Segmenten gleich. Form der
Larven gleichmäßig oval OÖ. Meigeni
—_ Heller runder Fleck dorsal auf Segment 4 und 5, von dunklem
Kranz umschlossen. Auf dem 6. bis vorletzten Segment am
Vorderrand 4 dunkle längliche Makel mıt den Spitzen nach
hinten. Seitenborsten an den Segmenten 6—8 groß und stumpf,
an den Segmenten 9—11 Büschel dünner Borsten. Form der
Larven oval, aber vorne breiter O. trılineata
3. Artbeschreibungen.
Oxycera Morrisi.
Beschreibung der Larve: Haliday 1857, p. 193 und Pl. XI,
Fig. 1-4. Der Autor gibt den Artnamen für die von ihm ge-
"fundenen Larven nur mit einiger Wahrscheinlichkeit an; an der-
selben Stelle waren wiederholt Imagines von O. Morrisi gesammelt
worden. Aus Beschreibung und Abbildung sei nur das Wesentliche
hervorgehoben. Auf dem 2. und 4. Segment (nach H. dem 3. und 5.,
da er den Kopf als 1. Segment bezeichnet) wird je eine schmale Ouer-
' Imie und eine beide verbindende Längslinie erwähnt und ab-
gebildet. Es ist dies kein Charakteristikum der Zeichnung. dieser
Art, sondern einfach der Riß, in dem die Larvenhaut beim Aus-
schlüpfen der Imago aufplatzt und der bereits eine Zeitlang vor-
her sich als präformierte dunkle I-Linie darstellt. Die Länge der
- Larve beträgt nach Halidays Abbildung 8—9 mm. Die Zeichnung
des Rückens weist die Merkmale der Larven der Calceata-Gruppe
auf: runder, heller Fleck beiderseits der Mittelpartie. Die Seiten-
borsten scheinen kräftig zu sein; desgleichen die Fiederborsten des
Hinterstigmas, die an Länge das letzte Segment erreichen. — Fund-
ort: Damm am Ausfluß eines Mühlwehres (nach Haliday‘.
Oxycera cacleata.
Länge der Larven 6—7 mm. Dies gilt für den durch die Kon-
‚servierung hervorgerufenen Zustand der Kontraktion. Die zur
Puppe gereifte Larve mißt bis zu 10 mm; sie ist schmäler und mehr
gestreckt als eine Larve in jüngerem Stadium. Farbe ziemlich
dunkel, bei vielen Exemplaren fast schwarz. Die meisten der
kleinen Rückenbörstchen sind hell verkalkt. Ovale Form im vor-
deren Drittel wenig verbreitert. Erstes Segment ventral etwas
ausgeschnitten am vorderen Rande. Seitenborsten an den 3 vor-
deren Segmenten kräftiger als an den übrigen. Die kurzen ventralen
Borsten bilden auf dem 4.—8. Segment eine Reihe von je 6, aut
‚dem 9. 4 und auf dem 10. nur 2 meist stark verkalkten Dörnchen,
2. Heft
48: Dr. Fr. Lenz:
deren Basis von einem hellen Fleck umgeben ist. Rückenzeichnung
nur bei wenigen Exemplaren so wie Abb. 3 es darstellt; bei vielen
kaum zu sehen, meist nur heller Mittelstreifen zu erkennen. Auch
die Zeichnung der übrigen Segmente verschwindet bei den dunklen
Tieren meistens. Die letzten Segmente und die Chitinblättchen
des Hinterstig-
Zr es mas wie Abb. 47
EI E ' und 5; dieschuh- |
De förmigen, hell-
| (J: braunen End-
N I stücke beider-
f ) seits des Aus-
Fig. 3. Die 4 vor-
deren Segmente der Fig. 5. Chitin-
Larve von O. calceata Fig. 4. Die 2 letzten Seg- blättchen des Hin-
mit dorsaler Zeich- mente der Larve von O. cal- terstigmas der
nung (Borsten, nicht ceata (Ventralansicht). Larve von O0. cal-
-gez.). 22x vergr. 32 X vergr. ceata. 100 x vergr.
schnittes des ventralen Blättchens tragen die ventral gerichteten
Borsten. Das dorsale Blättchen zeigt 2 bogenförmige Ausschnitte,
die median zu spitzer Erhebung zusammenstoßen. — Fundorte:
Ouellem am Rartze berger Sec.
Oxycera pulchella.
Länge bis 13 mm, Breite 2>—4 mm. Rücken stark mit Kal
bedeckt. Rückenzeichnung lebhaft, ziemlich hell. Leierzeichnung
auf 2.—4. Segment komplizierter als
bei O. calceata, siehe Abb. 6. Trapez-
Mittelfleck; desgleichen auf dem 6.,
Fig, 6. Die 4 vorderen Seg- Fig. 7. Das 6. Segment der Larve von
mente der Larve von O. pul- O. pulchella (Ventralansicht).
chella mit dorsaler Zeiehnung. 32 mal vergr.
20 x vergr.
dort aber nur kleiner Fleck. Helle runde Seitenpartien des 2.—10.
Segmentes mit meist 4 dunklen Flecken, die sich aus je 2—7 |
förmige Mittelpartie auf Segment5—9
hell, auf dem 5. Segment mit dunklem
"=: Stratiomyidenlarven aus Quellen 49
schwarzbraunen Punkten zusammensetzen. Solche Punkte finden
"sich mehrfach auf den Segmenten, auch auf dem 1. und letzten
Segment, und zwar dort hauptsächlich in Längsreihen. Die ven-
tralen kurzen Borsten fehlen auf Segment 1 und 2; auf 3 sind sie
sehr klein und wie in kräftiger Ausbildung auf allen Segmenten
‘bis zum 9. einschließlich (Abb. 7) in der Sechszahl vorhanden;
das 10. Segment hat nur 4 davon. Das letzte Segment ist relativ
lang im Verhältnis zu den übrigen, etwa doppelt so lang (Abb. 8).
Der ovale Umriß des Larvenkörpers zeigt vorne eine deutliche
"Verbreiterung. Chitinblättchen des Hinterstigmas siehe Abb. 9.
TIlR N
Fig. 9. Chitinblätt-
E chen des Hinter-
ig.8. Die 2 letzten Segmente stigmas der Larve Fig. 10. Thorakales Atem-
der Larve von O. pulchella von O. pulchella. organ der Larve von
(Ventralansicht). 32 x vergr. 100 x vergr. O. pulchella. 60 x vergr.
f
Thorakales Atemorgan der Puppe siehe Abb. 10. — Fundorte:
Überspülte Felsen im Odenwald und Sauerland (nach Thiene-
mann 1909, p. 1—16)).
Oxycera Falleni.
Von dieser Art ist nur eine Larven- bzw. Puppenhaut vor-
handen. Die hieraus gezüchtete Imago war leider nicht ganz aus-
gefärbt, so daß Prof. Sack seine Bestimmung mit einem ? versehen
mußte. Länge der Haut 12 mm, Breite 4 mm. Farbe dunkel;
' ventral grau. Zeichnung nicht mehr deutlich zu erkennen. Nur
verschwommen lassen sich die typischen Zeichnungen dieser Gruppe
feststellen. An den Segmenten 4—9 je 8 kurze ventrale Börstchen,
an Segment 10 nur 6 und bei dieser Art auch am letzten Segment
noch 4 dieser in einer Reihe stehenden Borsten oder Dörnchen
(Abb. 11). Die Chitinklauen waren abgebrochen; von der einen
-
a) Thienemann, AN Orphnephila testacea Macqg. Ein Beitrag zur
Kenntnis der Fauna hygropetrica. — Ann. de Biol. lac. IV, 1909.
Archiv De pureschichte 4 2, Heft
50 : Dr. Fr. Lenz:
war noch ein Rest vorhanden und entschied so die Zugehörigkeit |
zur Calceata-Gruppe. Chitinblättchen des Hinterstigmas siehe
Abb. 12. — Fundort: Quelle am Plöner See.
Oxycera formosa.
Diese Art ist die kleinste von
den mir vorliegenden; sie wird
nur 6—7 mm lang und 1—1 1%, mm
breit. Farbe meist braun. Form
regelmäßig oval. Einzelheiten der
Zeichnung siehe Abb. 1 und 13,
Hervorzuheben gegenüber den
Formen der Cal- %
ceata-Gruppe
die hellen seit-
lichen Flecken
aufdenSegmen- Ei
: ten, die nicht Fig. 12. Chi
aus U, Die 2 taten SOEmEnle alsjeeinerunde blstkchen des im
ansicht). (Haken des vorletzten dunkle Punkte ee
Segmentes ergänzt.) 32x vergr. einschließende 100 x verer.
Fläche, sondern Ä
als mehrere helle Flecken erscheinen. Die Borsten sind sehr klein und
unscheinbar, am deutlichsten ventral; 2 Paar von den 4 ventralen
Paaren sind aber auch sehr dünn. Auf den 3 vorderen Segmenten
sind die dorsalen Borsten etwas stärker, desgleichen die größere
Seitenborste. Die 2. Seitenborste ist auf allen Segmenten sehr |
Fig. 13. Die 4 vorderen, =
Segmente der Larve von Fig. 14. Vorderstes Segment der
O. formosa mit dorsaler Larve von O. formosa mit Atem-
Zeichnung (Borsten nicht organen (Aufsicht und Seiten--
gez.). 22x vergr.. ansicht). 60x vergr.
dünn und klein. Wie in der Bestimmungstabelle erwähnt, fehlen
die oral stehenden kurzen, ventralen, dornartigen Börstchen der |
anderen Arten hier ganz. Die kleinen, stark verkalkten, als helle
längliche Bläschen (vgl. Heeger S. 349) erscheinenden Härchen
fehlen auch bei dieser Art nicht; sie stehen auch hier in kleinen |”
Gruppen oder Reihen hauptsächlich längs der hellen Trapezseiten.
Stratiomyidenlarven aus Quellen 51
Vorderstigmen auch bei reifer Larve und Puppe nur als kleine
gestielte Blase erscheinend (Abb. 14 u. 15). Fiederborsten mit
braunem kräftigen Schaft, nicht sehr lang; Zahl unten 16, oben
12 (Abb. 16). Form der Chitinblättchen des Hinterstigmas siche
Q2
Fig. 15. Innerer Fig. 16. Die 2 letzten Fig. 17. Chitinblätt-
Bau desthorakalen Segmente der Larve chen des Hinterstig-
Atemorgans der von O. formosa (Ventral- mas der Larve von
Larve von O. for- ansicht). 32x vergr. O. formosa.
mosa. 400 x vergr. 100 x vergr.
Abb. 17. Wesentlichstes Merkmal gegenüber den vorbeschriebenen
Arten ist das Fehlen der Chitinklauen am vorletzten Segment. —
Fundorte: Quellen an holsteinischen Seen, am Ratzeburger See
und auf Rügen.
Oxycera Meigeni Staeg.
Beschreibung der Larve bei Heeger 1856, S. 345—349 und
Taf. III. Wie schon in der Allgemeinbeschreibung erwähnt, zeichnet
dieser Autor (Fig. 2 und 12 auf Taf. III) 12 Segmente; seine Be-
schreibung läßt über die Zahl der Segmente ganz im Unklaren,
da die Numerierung nicht konsequent ist. Daß die Darstellung der
12-Zahl auf einem Beobachtungsfehler beruht, dürfte ziemlich
klar sein und eine weitere Erörterung des Gegenstandes nicht er-
‚fordern. Aus der Beschreibung Heegers sei nur das Unterscheidende
hervorgehoben soweit eine Vervollständigung der Angaben der
Bestimmungstabelle wünschenswert erscheint. Länge 6—7 mm;
Breite 1-14, mm. Die dorsale mittlere rötliche Längsstrieme, die
nach Heeger vom 1. bis zum letzten Segment reicht, endigt nach
. der Figur mit dem vorletzten Segment, während das letzte Segment
3 dunkle Längsstriemen aufweist. Die dunklen dreieckigen Makeln
Stehen auf den 5 ersten Segmenten am Hinterrande und mit der
Spitze nach vorne, auf den 6 übrigen am Vorderrande und mit der
Spitze nach hinten; die des 5. und 6. stoßen so zusammen und
bilden ein „Andreaskreuz‘. Auf dem dritten bis letzten Segment
beiderseits dunkle borstentragende (?) Punkte. 7.—10. Segment
in der Mitte mit 2 Punkten. Drittes bis vorletztes Segment an den
Seiten mit je einer starken gebogenen Borste. Daß die Angabe von
Seitenstigmen wohl kaum zutreffend ist, wurde schon betont.
4* 2, Heft
52 - . Dr. Fr, Lenz:
Ebenso. wurde die wellenförmige ‚Begrenzung‘ der ventralen
Chitinblättchen des Hinterstigmas bereits in Einklang gebracht e
mit den Befunden bei den anderen Arten: wir haben hier einen
kurzen und flachen medianen Ausschnitt. — Fundort: Rand
von kleinen, rasch fließenden Bächen (nach Heeger). 7
RER
a
ir
Oxycera trilineata Fab.
Beschreibung der Larve bei Heeger 1856, 5. 349 und Tafel IV. &
außerdem bei Lundbeck 1907, I, S. 31—32 und Fig. 14. Au
für diese Art zeichnet Heeger a IV 12 Segmente außer dem
Kopf; es gilt das für O. Meigeni Gesagte auch hier. Lundbeck.
dagegen gibt die Zahl der Segmente einschließlich Kopf mit 12 an,
Beide Autoren erwähnen Seitenstigmen, beide zweifellos zu unrecht,
wie die Befunde bei den anderen Arten erweisen. Nach Heege id
ist die Länge der Larven von irilineata 5 mm, ihre Breite 1 mm. 4
Gestalt länglich eiförmig, vorne am breitesten. Zeichnung besteht
in dunklem, hellen Fleck einschließenden Ring auf Segment 4 und Ds
sowie je 4 länglichen mit der Spitze nach hinten gerichteten dunklen
Makeln auf den Segmenten 6 bis 11, die auf den beiden letzten
Segmenten als Längsstriemen sich über das Segment hinziehen. ng
Auf den übrigen Segmenten sind die beiden inneren Makel kürzer
als die äußeren. Die Beborstung beschreiben beide Autoren ve
schieden. Heeger gibt für das 6.—8. Segment jederseits eine
stumpfen, walzenförmigen Dorn an und zeichnet am. 9. ses Seg
ment jederseits ein Büschel mehrerer feiner Borsten. Lundbeck
dagegen zählt eine ganze Anzahl verschiedenartiger Borsten für
die Dorsal- und die Ventralseite auf. Die für formosa beschriebenen |
Borsten sind zweifellos auch hier vorhanden; ob aber die darüber
hinaus genannten wirklich vorhanden sind bei der Art oder vom
Autor als vorhanden angenommen wurden für die durch dunkle”
Punkte markierten Stellen, muß eine offene Frage bleiben. Das
ventrale Blättchen des Hinterstigmas hat nach Heeger keine. Aus- |
buchtung; nach der Abbildung möchte ich allerdings annehmen,
daß auch hier ein kleiner flacher Ausschnitt vorhanden ist, der aber
nicht sichtbar ist infolge ungünstiger Lage des Objektes. — Fund
ort: Rand von kleinen, rasch fließenden Bächen (nach HT
BIER
SE DIE GATTUNG NEMOTELUS.
1. Allgemeinbeschreibung der Larven.
Die Nemotelus-Larven sind etwa 6—8 oder auch 10 mm lang
und 1—2 mm. breit. Ihr Gesamthabitus ist ungefähr derselbe wie
der bei den Oxycera-Larven festgestellte, also länglich elliptisch |
und von oben nach unten abgeplattet. Auch die Farbe variert
etwa in denselben Grenzen wie dort zwischen braun und hell- bis
dunkel-graubraun; ventral ist sie gleichmäßig hell ohne Zeichnung,
während die Dorsalflächen durch eine ähnliche Zeichnung wie die
der andern Gattung charakterisiert ist. Die- Segmentzahl läßt 4
F
$ Stratiomyidenlarven aus Quellen 53
hier anders deuten als dort, wir können äußerlich sichtbar 12 Seg-
mente feststellen. Das bei den Oxycera-Larven als ein Segment
„erscheinende lange anale Endstück zeigt bei den Nemotelus-Larven
auch äußerlich, besonders dorsal, seine Zusammensetzung aus2 Seg-
-menten. Haliday (1857, p. 194) bezeichnet dies Stück als das
letzte (12.) Segment; er bezeichnet den Kopf als das erste und
zählt so bei beiden Gattungen in gleicher Weise 12 Segmente. In
"Konsequenz des oben (S. 41) Gesagten, ‘daß nämlich bei einer
rein systematischen Arbeit die augenfällige Gliederung für die
"Numerierung der Segmente maßgebend sein möge, muß ich für
die Nemotelus-Larven 12 Segmente angeben. Auch hier wird die
‚durch doppelreihige Beborstung des ersten Segmentes angedeutete
"Verschmelzung zweier Segmente nicht berücksichtigt, während die
beiden letzten Segmente als deutlich voneinander abgesetzt ge-
zählt werden. 0 : i
Der Kopf unterscheidet sich seinem Habitus nach in nichts
vom Oxycera-Kopt. Haliday gibt an, er sei.schmäler als jener;
das trifft indes nur für einzelne Exemplare zu, bei den meisten
‚ist es nicht festzustellen. Im einzelnen wird für die Beschreibung
des Kopfes auf Haliday p. 194/95 sowie Pl. XI, Fig. 5—22 ver-
‚wiesen. Die Stigmenverhältnisse werden bei diesem Autor unrichtig
angegeben, insofern als auch hier keine Seitenstigmen vorhanden
‚sind. Bei oberflächlicher Betrachtung erscheint indes der Irrtum
"Halidays, der die Stigmen für das 3. bis 10. Segment angibt und
Fig. 13 auch abbildet, einigermaßen verständlich: in den Inter-
sesmentalfalten sitzen seitlich — jederseits einer — kurze, distal
‚gebräunte Hautzipfel. Je älter die Larve ist, um so schärfer sind
Sie ausgeprägt und um so stärker ist ihre Chitinisierung. Im übrigen
‚weisen sie dieselbe (Netz-) Struktur auf wie die gesamte Körper-
obertläche. Deshalb dürfte die Vermutung nicht ganz unberechtigt
‚sein, daß es sich hierbei lediglich um eine Schutzbildung für die
'weicheren und verletzlichen Intersegmentalpartien ‚handelt, die
‚beim Kriechen — Strecken und Zusammenziehen des Körpers —
der Larve stark exponiert werden. Auch Lundbeck (1857, p. 24)
hält die fraglichen Gebilde für Seitenstigmen bei der von ihm be-
schriebenen Art. Die Vorderstigmen an den Ecken des ersten Seg-
mentes sind von Haliday (Fig. 12) richtig abgebildet als kurze
Schläuche oder abgestumpfte Hörner. Sie bilden sich im. Verlauf
der larvalen Reifung erst zu dieser Form aus; das für die Vorder-
‚stüigmen der Oxycera-Larven. Gesagte dürfte auch hier gelten.
Die Hinterstismen zeigen ebenso im Prinzip dieselbe Ausbildung
wie die der andern Gattung. Ihre Stellung ist gegen jene etwas
‚verschoben, da vorletztes und letztes Segment hier getrennt sind
und der Stigmenspalt am analen: Rande des vorletzten bzw. auf
der Grenze zwischen beiden ‚Segmenten liegt und zwar auf der
Dorsalseite, Die Chitinblättchen sind schmal und gebogen (Hali-
day, Fig. 10). Die Fiederborsten sind kürzer als bei den Oxycera-
Larven, nicht über die Segmentränder hervorragend, weder lateral
2. Heft
JAN Dr. Fr. Lenz:
noch oral, dünn und dem Körper ziemlich dicht aufliegend. Da
dies Hinterstigma, wie schon erwähnt, das Haupt- und wohl auch
einzige Atemorgan dieser Larven darstellt, so dürfte die verschiedene
Ausbildung, besonders der Randbeborstung, bei den einzelnen
Gattungen doch wohl mit der Lebensweise der Tiere in Verbindung
zu bringen sein. Hierzu wären natürlich umfassendere Beobach-
tungen erforderlich als sie hier vorliegen.
Über die Struktur der Larvenhaut kann ich mir bei der Be-
schreibung der Nemotelus-Larven jede Auseinandersetzung sparen,
da sie sich nicht von der Oxycera-Larvenhaut unterscheidet. Die
Zeichnung ist natürlich eine andere als dort. In die Augen fallend
ist vor allem dorsal der weißliche Streifen, der sich über die Mitte.
des 2. bis 4. Segmentes hinzieht; verschwommen setzt er sich auch
auf den übrigen Segmenten bis zum 10. fort, dort fast nur in der
analen Segmenthälfte hervortretend, während die orale Hälfte
nur eine schmale helle Querpartie aufweist bzw. zwei symmetrisch
liegende helle Punkte. Beide Segmenthälften trennt — cf. auch
Haliday, p. 194 — [d. h. nur beim 4.—10. Segment] eine Quer-
rinne, die auch dunkler pigmentiert erscheint. Der anale helle
Mittelfleck enthält auf fast allen Segmenten, besonders den mitt-
leren und letzten, einen bräunlichen Fleck. Die lateralen Segment-
partien, vom hellen Mittelstreifen durch bräunliche Pigmentierung
. getrennt, sind wieder heller und enthalten 2—4 dunkle kreisrunde
Punkte. Eine Doppelreihe sehr feiner schwarzer Punkte läuft fast
überall längs der Intersegmentalfalten. Das-1. Segment ist ziem-
lich dunkelbraun und ohne besondere Zeichnung; das 11. weist
eine braune mittlere Längspartie mit schmalem, hellem Streifen,
sowie jederseits davon eine Längsreihe von braunen Punkten auf.
Ventral finden sich auf allen Segmenten seitlich je 2 Gruppen von
2—4— beim letzten mehr — dunklen Punkten und auf den meisten
Segmenten — vor allem den mittleren — 4—6 in einer leicht ge-
bogenen Reihe liegende kleine dunkle Punkte.
Die Beborstung der Nemotelus-Larven scheint, soweit dies aus
den Angaben Halidays (p. 194) und Lundbecks (p. 24) im Ver-
gleich zu den Ergebnissen meiner Untersuchung zu ersehen ist,
nicht so einheitlich und charakteristisch zu sein wie bei der andern
Gattung. Zwar glaube ich da, wo die an sich bezüglich der Be-
borstung sehr knappen Angaben Halidays und Lundbecks
keinen oder nur geringen Aufschluß geben, die bei der von mir
untersuchten Art gefundenen Werte als Gattungsmerkmale ein-,
setzen zu dürfen, aber immerhin enthalten die Beschreibungen der
beiden Autoren gewisse Abweichungen von meinen Ergebnissen,
die dann eben zur Unterscheidung der Art dienen müssen. Wenn
Lundbeck erwähnt, daß die dorsalen Borsten gegen das Ende
zuam dicksten seien, so bedeutet das wohl nichts anderes, als daB
sie verkalkt waren, eine Feststellung, die ich bei allen untersuchten
Larven machte. H. und L. sagen sonst nichts Näheres über die
dorsalen Borsten. Ich fand auf dem 4. bis 10. Segment je 4 ziemlich
Stratiomyidenlarven aus Quellen 55
kräftige gebogene Borsten in einer Reihe stehend und oral davon
9 kleinere. Auf dem 2. und 3. Segment stehen diese 6 Borsten un-
gefähr in einer Reihe; das 1. Segment weist 2 Reihen von je 4
kurzen Borsten und dazwischen noch 2 kleine Borsten auf. Wir
sehen auch hier wieder, wenn auch ein Borstenpaar verschwunden
ist, daß das 1. Segment doch wohl 2 verschmolzene Leibesabschnitte
repräsentiert. Das vorletzte Segment trägt dorsal nur -1 Paar
Borsten. Seitlich besitzen alle Segmente, mit Ausnahme des
letzten, je eine größere gebogene und eine kleinere Borste. Das vor-
letzte hat nur die starke Borste, dafür aber steht an jeder der
zipfelartig verlängerten Analecken eine sehr lange. Gleich lange
Borsten, und zwar je eine, tragen die 2 analen Zipfel, die das letzte
Sesment bildet. Neben jeder dieser beiden Borsten steht eine kurze,
gerade, kräftige, und auf der Ventralseite der Zipfel befinden sich
noch mehrere kürzere Borsten (Abb. 18). Auf der Ventralseite der
Sesmente 4—-12 habe ich 4 in einer Reihe stehende längere gebogene
Borsten festgestellt, die — wie auch Haliday erwähnt — jederseits
' mehr von der Mitte abgerückt stehen als die dorsalen. Für die
- beiden letzten Segmente trifft dies allerdings nicht zu; das 12. hat
' außerdem noch 1 Borstenpaar mehr (Abb. 19). Auf dem 1. bis
3. Segment befinden sich nur 2 Borsten, die aber meistens je eine
‚ deine Borste abspalten. Von den 2 Paar Borsten auf den übrigen
. Segmenten ist das innere länger. Auf allen Segmenten befinden
‚ sich zahlreiche feine haarartige Börstchen, die dorsal hauptsächlich
' um die Ansatzstellen der großen Borsten stehen und ventral eine
. mehrreihige Ouerpartie über das ganze Segment bilden; auch
' lateral sind sie vertreten.
2. Bestimmungstabelle der Nemoteluslarven.
1. Segmente dorsal und ventral mit 2 Streifen von je 8 Borsten
(nach Haliday) N. uliginosus
— Segmente dorsal und ventral mit einer geringeren Anzahl von
Borsten
2. Segmente dorsal mit einigen kurzen kräftigen Borsten, ventral
mit einem Paar langer Borsten und seitlich davon jederseits
einer Gruppe von einigen gleichgestalteten Borsten auf einer
Erhöhung (nach Lundbeck,) N. pantherinus
— Segmente dorsal mit 4 kräftigen in einer Reihe stehenden
Borsten und 2 kleineren oral davon stehenden, ventral mit 4
ebenfalls in einer Reihe stehenden starken Borsten N. notatus
3. Artbeschreibungen.
Nemotelus uliginosus L.
Larvenbeschreibung bei Haliday 1857 p. 194—195 und
, BI.XT, Fig. 5—22. Länge der Larve ca. 6 mm. Die Angaben H.s
über die Beborstung stimmen bezüglich des ersten Segmentes mit
dem Befunde bei der von mir untersuchten Art überein, lauten
, aber ganz abweichend für die übrigen Segmente. Wenn die Fest-
2. Heft
56 Dr. Fr. Lenz:
stellung „the other segments have mostly two whorls of eight in
each above‘ richtig ist, dann besteht allerdings ein durchgreifender
Unterschied zwischen dieser Art und den beiden andern. Statt
einiger starker Borsten mit dazwischen liegenden zahlreichen
feinen Härchen wäre hier eine erheblich größere Anzahl von wohl
gleichmäßig gestalteten und schwächeren Borsten vorhanden. —
Fundorte: Sumpfige Stellen am Ufer eines Gewässers mit zer-
fallenden Pflanzenteilen (nach Haliday 1857, p. 195). Vom salzigen
Abwasser einer westfälischen Zeche leicht Kbeneschker Schlamm
(nach Schmidt 1913, p. 32).°) R4
Nemotelus pantherinus L.
Larvenbeschreibung bei Lundbeck 1907, I, S. 23—24 und
Fig. 7. Die Zahl der Borsten auf der Dorsalfläche der Segmente
ist nicht genannt, es heißt nur ‚some curious, short but strong
bristles“. Für die Ventralseite enthält die Lundbecksche Be
schreibung eine Abweichung gegenüber den mir vorliegenden i
Larven: außerhalb des einen mittleren kräftigen Borstenpaares
. befindet sich nicht jederseits eine einzelne Borste (oder 2) sond
eine Gruppe von mehreren, die auf einer kleinen Erhöhung stehen.
Das Polster von feinen Härchen wird nur für die Mittelpartie en
wähnt. Die Länge der Larve gibt L. mit 10 mm an. — Fundorte:
Flutauswurf am Rande von Sümpfen und Seen und 2
feuchten Orten (nach Lundbeck 1907, p. 24). |
Nemotelus notatus Zett.
Da die Allgemeinbeschreibung die genauen Merkmale diese
Art enthält und ihre Unterschiede gegenüber den beiden vo!
5
:
Er
RN
VER TE
ED
Fig. 18. Hinterende der Larve Fig. 19. Hinterende der
von Nemotelus notatus Larve von N. notatus =
(Dorsalansicht). 32 x vergr. (Ventralansicht). 32 x vergr. E
‚genannten Arten bereits hervorgehoben wurden, dürfte sich eine ı
‚besondere Artbeschreibung erübrigen. Die Länge der Larven be-
trägt etwa 8 mm, ihre Breite 12 mm. Hinterende der Larven
®) Schmidt, R.,. Die Salzwasserfauna Westfalens. Inaug.-Diss.
Münster 1913. — Westf. Prov.-Ver. f. W. u. K. Be
Stratiomyidenlarven aus Quellen 57
‘siehe Abb. 18 und 19. — Fundorte: Quelle am Kellersee in Holstein.
Salzwasserführende Gräben, Tümpel und Abwässer in Westfalen
“(mach Schmidt 1913, p. 31).
a Il. DIE GATTUNG BERIS.
R 1. Allgemeinbeschreibung der Larven.
Die Beris-Larven weisen denselben Gesamthabitus auf wie
‚die beiden vorbeschriebenen Gattungen: länglich elliptisch, von
oben nach unten abgeplattet. Auch die Größe stimmt mit der
‚jener Larven überein. Länge bis 8 mm in gestrecktem Zustand,
Breite bis 2 mm in zusammengezogener Haltung. Die Farbe ist
dorsal bräunlich — in verschiedener Schattierung — und ventral
heller, gelblich. Eine besondere Zeichnung der Dorsalfläche be-
‚sitzen die Beris-Larven nicht. Die Zahl der deutlich getrennten
Segmente ist — wie bei Oxycera — 11. Zwar zeigt sich hier in ge-
‚wissem Sinne auch äußerlich die Verschmelzung zweier Leibestinge
im letzten Segment (Abb. 20—£2), aber so deutlich wie bei Nemotelus
ist die Trennung doch nicht. Auch das erste Segment trägt hier
ebenso wie bei den andern Gattungen eine Beborstung, die nur
‚durch die Annahme der Verschmelzung zweier Abschnitte zu er-
klären ist. Der Kopf der Beris-Larven hat dasselbe Aussehen. wie
der einer Oxycera-Larve; um ein Geringes schmäler erscheint er
allerdings. Die Vorderstigmen sind oval und sehen an der jungen
Larve genau aus wie bei den andern Gattungen. Sie erreichen aber
an der reifenden Larve nicht die Größe wie bei jenen, sie sind
auch an der Puppe nur als ovale Wölbungen vorhanden. Seiten-
stigmen sind auch bei dieser Gattung nicht vorhanden. Die von
andern Autoren bei Nemotelus als Stigmen angesehenen Haut-
zipfel seitlich an den Intersegmentalfalten sind auch hier vorhanden.
Die Hinterstigmen stellen sich als kurzer gebogener Quer-
spalt dorsal am analen Ende des letzten Segmentes dar. Zwei
Schmale gebogene Chitinleisten begrenzen ihn; eine Randbeborstung
j scheint nicht vorhanden (Abb. 20).
Die Struktur der Larvenhaut ist die eingangs für Oxycera be-
Schriebene. Wenn auch eine besondere Rückenzeichnung fehlt, so
sind doch die — auch für die andern Gattungen charakteristischen
— schwarzen Punkte vorhanden: jederseits auf den Segmenten
steht eine Gruppe von 8—12 dunklen Punkten, die dorsal ungefähr
kreisförmig angeordnet sind. Außerdem sind auf jedem Segment
, noch 3—4 Punktpaare zu erkennen, die z. T. in einer Reihe stehen.
' In jeder Intersegmentalfalte verläuft ringsherum eine Doppelreihe
feiner schwarzer Punkte. Das letzte Segment weist mehrere Reihen
und Gruppen von Punkten auf (Abb. 20 u. 21.) Wie auch bei
den andern Gattungen, so sind auch hier Zahl und Anordnung
dieser Punkte nicht konstant, sondern sehr variabel. Als haupt-
Sächlichste Gattungscharakteristika sind zum. Schluß hervorzu-
"heben die Beborstung und die Form des letzten Segmentes. Vor
allem das letztgenannte Merkinal ist das augenfälligste zur Unter-
2. Heit
58° Dr. Fr. Lenz:
scheidung der Beris-Larven von den Oxycera- und den Nemotelus-
Larven. Das letzte Segment — analog dem letzten Segment von
Oxycera und den beiden letzten Segmenten von Nemotelus — ist
kaum schmäler und länger als die übrigen Segmente und anal |
bogenförmig abgerundet. Median schiebt sich von der Ventralseite
aus eine leicht abgeflachte kurze Vorwölbung analwärts über die
Bogenlinie hinaus. Dieser ventral-anale Wulst stellt wohl das
eigentliche letzte Segment dar, während die große dorsale, halb- '
kreisförmig begrenzte Fläche dem vorletzten Segment angehört.
Der ventrale Wulst weist als Längseinschnitt den After auf. Auf
der Dorsalseite — und zwar am oralen Rande — des analen E
Wulstes befindet sich der quergestellte Stigmenspalt (Abb. 20).
Die Beborstung der Beris-Larven trägt einen ganz andern
Charakter als bei den Larven der beiden‘ vorbeschriebenen
Gattungen: sie besteht in erster Linie aus den feinen, haar-
ähnlichen Borsten, die schon bei Nemotelus erwähnt wurden.
Diese Borsten sind dorsal um ein Geringes stärker als ventral und
stehen dort zu schmaler Querpartie angeordnet, nahezu in einer
Reihe. Bei näherer Untersuchung zeigt sich, daß sie sich zusammen-
drängen zu 4 (und außen 2 kleinen) in einer Reihe liegenden Grup-
pen, also entsprechend der Stellung der 4 Borsten bei den andern
Gattungen. Bei jungen Larven ist inmitten jeder Gruppe eine
etwas größere und stärkere Borste zu erkennen, die auch meist |
braun ist, während die übrigen hell weiß erscheinen. Bei den |
älteren Larven verwischt dieser Unterschied, aber doch ragen an
allen Stellen, wo bei den andern Gattungen eine einzelne größere
Borste steht, hier bei den Beris-Larven 1—3 besonders große
Borsten über ihre Nachbarn heraus, und zwar hauptsächlich dorsal
und lateral. Ventral ist die Querpartie feiner Borsten größer und
breiter; jederseits tritt meist eine einzige kräftigere, gerade, leicht
gebräunte Borste aus den übrigen hervor. Sämtliche anale Borsten
jeder Segmentpartie sind die stärksten. Lateral besitzen alle Seg-
mente eine Anzahl der genannten dünnen Borsten. Das erste Seg-
ment hat, wie schon erwähnt, dorsal 2 Querpartien von Borsten;
das letzte Segment zeigt dorsal nur wenige, entsprechend der Ver-
minderung der Borstenpaare auf eines bei den andern Gattungen.
Der Rand des abgeflachten letzten Segmentes ist, mit Ausnahme
des analen Wulstes, dicht bestanden mit Borsten. Dieser Borsten-
saum des letzten Segmentes liefert besonders deutlich das Unter-
scheidungsmerkmal für die beiden mir zur Untersuchung vor- |
liegenden Arten, da er die relative Größe der Borsten schön er
kennen läßt (Abb. 202 212u: 22): |
2. Bestimmunsstabelle der Berislarven. . 1
1. Randborsten des letzten Segmentes verhalten sich zur: Segment- |
breite etwa — 1:15 oder höchstens — 1:10 B. clavipes
-— Randborsten des letzten Segmentes länger, Verhältnis zur
Sesmientbreite ewen is: e.-
m —
‚ vorigen Art. Ventral ist das ganze
‚ Fundorte: Quelle am Ufer bei Lohme
ı auf Rügen und zwar unter der Rinde
eines im Quellsumpf liegenden fau-
u
=
a
Stratiomyidenlarven aus Quellen 59
9. Ventrales Haarpolster ziemlich gleichmäßig stark, wenn auch
die stärkeren analen Borstenbüschel hervortreten B. fuscipes
— Ventrales Haarpolster ungleichmäßiger und in der oralen
Segment hälfte dünner als bei der vorigen Art; anale Borsten-
büschel treten daher noch deutlicher hervor; (schlecht zu unter-
scheiden von der vorigen Art!) B. vallata
3. Artbeschreibungen.
Beris clavipes.
Der in der Bestimmungstabelle enthaltenen Angabe über die
Länge der Randborsten des letzten Segmentes ist hinzuzufügen,
daß auch die übrige Beborstung nicht so stark ist, daß die einzelnen
el”,
oe, u ) N M ei
Fig. 20. Die 2 letzten Seg- Fig. 21. Die 2 letzten Seg-
mente der Larve Beris clavipes mente der Larve von B. cla-
(Dorsalansicht). 32 x verer. vipes (Ventralansicht).
32 x vergt.
. Büschel klar hervortreten. Nur dorsal ist dies der Fall; ventral und
‚ lateral sind die Börstchen relativ gleichmäßig. Letztes Segment
‚siehe Abb. 20 und 21. — Fundorte: Quellen an holsteinischen
‚ Seen, am Ratzeburger See, auf Rügen und in Schweden.
Beris fuseipes.
Bei dieser Art, die im Ganzen auch etwas größer erscheint
‚ als die vorige, sind besonders die zu Büscheln vereinigten Borsten
dorsal und lateral stärker als bei der
Haarpolster ziemlich gleichmäßig, die
analen Borsten allerdings größer und
unter ihnen Gruppen zu erkennen.
Letztes Segment siehe Abb. 29. —
lenden Baumstammes.
Fig. 22. Die 2 letzten. Segmente
Beris vallata. der Larve von B. fuscipes (Umriß
: ; 3 it Randborsten). 32 x vergr.
Beschreibung des Pupariums bei ER
De Meijere 1916, p. 208 und Taf. 6, Fig. 61. Da mir Herr Prof.
‚ De Meijere liebenswürdigerweise das seiner Untersuchung zugrunde
2. Heft
60 Dr. Fr. Len z:
liegende Puparium zum Vergleich überließ, Konnte ich feststellen,
daß die Stärke der Beborstung bei dieser Art etwa der bei fuscipes
gefundenen gleichkommt. Das Hervortreten der einzelnen Büschi)
schien mir noch schärfer zu sein. Vor allem ventral tritt dies gegen
über der relativ gleichmäßigen Verteilung der Börstchen bei di
vorigen Art in Erscheinung. Eine Bestimmung sowohl dieser wie
auch der andern Art ohne Vergleich erscheint mir vorerst 2
möglich. — Fundort: Zwischen faulen Blättern in Hilversum (nach
De Meijere 1916, p. 208). 1
Einiges über Vorkommen und Lebensweise
der Quell-Stratiomyidenlarven.
Die vorbehandelten Stratiomyidenlarven‘ sind nicht samt
und sonderstypische Quellenbewohner,d.h. an gleichmäßi
niedere Temperatur gebundene (kaltstenotherme) Tiere. Prüfen
wir die Angaben der übrigen Autoren über das Vorkommen €
Larven dieser Gattungen, so finden wir hauptsächlich feuchte
oder überspülte Orte angegeben (Sümpfe, Ufer von Bächen und
Seen [,,Flutauswurf‘“], nassen oder feuchten Schlamm) ; De Meije: ve
fand seine Beris-Larve zwischen faulenden Blättern von Hil-
versum. Auch die Fundnotizen Prof. Thienemanns deuten darauf
hin, daß die beschriebenen Arten hinsichtlich ihres Vorkommens
nicht über einen Kamm zu scheren sind. Die Beris- und ebenso |
die Nemotelus-Larven?) dürften, in Übereinstimmung mit der An-
gabe De Meijeres, nicht als sehr feuchtigkeitsliebend an u
sprechen sein; sie wurden an wenig feuchten Stellen am Rande der
Quellsümpfe gefunden. Damit fällt für diese Arten aber auch ohne
weiteres die Annahme einer Vorliebe für niedere Temperatur w
ihr Vorkommen an Quellen ist zufällig, sie sind krenoxen. Anders‘
die Oxycera-Arten: nicht nur die Feststellungen, die beim Sam-|
meln unseres Materials gemacht. wurden, sondern auch die ee
der übrigen Autoren deuten darauf hin, daß die Larven dieser!
Gattung stärker hygrophil sind als die übrigen. Heeger fand sie
in kleinen, rasch fließenden Bächen und zwar am Rande =
Schlamm ; auch Haliday (p. 193) gibt einen ähnlichen Fundort f
den Damm an einem Mühlenwehr, wo die Tiere von einem zw
Das ist wohl nichts anderes, als wenn Prof. Th. in seinen Fun
notizen bezüglich der Art pulchella erwähnt, daß sie ‚‚hygropetris
vorkommen. Ähnlich hinsichtlich ihres Feuchtigkeitsbedarfes v
halten sich wohl die Arten formosa und calceata; sie wurden im
an ziemlich feuchten Stellen der Ouellsümpfe gefunden. Und d
beiden Arten, von denen jformosa sozusagen ständiger Bund
bewohner ist, können vielleicht, da man noch keinen andern Fuß
°) Für die Nemoteluslarven ist von verschiedenen Autoren Vorliebe)
für Salzwasser festgestellt (Schmidt 1913, p. 31, 32; Lundbeck 1907, p- Eu
Stratiomyidenlarven aus Quellen 61
für sie kennt, als echte Quellbewohner!‘) (kaltstenotherme
obionten) bezeichnet werden. Freilich bedarf es noch weiterer
bachtungen zur Lösung der Frage nach dem Lebensraum und
; genaueren Lebensbedingungen dieser Dipteren-Larven. Ge-
se Aufschlüsse liefert uns vielleicht auch hier, wie in so vielen
n, der Bau der Larven. Wir sehen auch bei diesen Larven-
n, daß gerade das in engster Beziehung zum Milieu stehende
an, der äußere Atemapparat, das Stigma, eine sehr charakte-
ische Ausbildung je nach den Lebensgewohnheiten und dem bevor-
sten Lebensort zeigt. Die stärker hygrophilen Oxycera-Arten
esitzen in weniger extremer Ausbildung die gleiche Vorrichtung
m Hinterstigma, den Haarkranz, die der aquatilen Stratio-
avialarve die Möglichkeit gibt, sich zur Beschaffung der Atemluft
an der Wasseroberfläche zu halten. Den mehr im Trockenen
" Tebenden Beris- und Nemotelus-Larven fehlt dieser Haarkranz bzw.
nur in ‚minimaler, lediglich als Schutzvorrichtung dienender
bildung vorhanden. Eine ganz besondere Anpassung, wenn ich
Wort anwenden soll, scheinen mir auch die Formen, die im
- fließenden Wasser leben, zu besitzen in Gestalt der Klammerhaken
m vorletzten Segment. Das trifft natürlich in erster Linie zu für
ie Halidaysche Morrisi und die Thienemannsche pulchella.
Jaß die Haken bei formosa fehlen, spricht nicht dagegen, daß die
\rt ein echter Ouellbewohner ist, sondern eher dafür ; diese Quellen
len sich ja als Sümpfe dar, mit Strömung nur im Ausfluß nach
n See. Die mit Haken bewaffnete calceata dürfte daher unter
em Gesichtspunkt betrachtet vielleicht auch, wie die beiden
erwähnten Arten, im fließenden Wasser zu finden sein. Nach
ser Auffassung wäre dann jormosa der einzige echte Kreno-
[ bıont, vor allem da sie sich auch in einer andern sie als solchen
‚ charakterisierenden Eigenschaft von den Gattungsgenossen unter-
scheidet: ihrer Kleinheit. Aber wie schon erwähnt, vor Abgabe
_ eines endgültigen Urteils müssen noch weitere Beobachtungen über.
" das Vorkommen der einzelnen Arten abgewartet werden.
j E: Die Lebensweise unserer Stratiomyidenlarven "läßt sich,
wenigstens nach dem bis jetzt Bekannten, mit wenig Worten abtun.
| Die Tiere sind sehr wenig beweglich; meist liegen sie fast regungslos
zwischen den zerfallenden Blättern der Buchen und Erlen, die den
Baumbestand der Quellsimpfe darstellen. Von diesen faulenden
‚ Blättern und sonstigem Detritus ernähren sich die Larven auch.
, Dieselbe Angabe finden wir auch bei den übrigen Autoren. Nach
\ Heeger nahmen die Tiere in den Zuchtschalen „animalische und
\ vegetabilische Nahrung zu sich‘. Derselbe Autor beobachtete
E we Häutungen in Abständen von 14—20 Tagen. Die Larven
berwintern und verpuppen sich im Frühjahr—Sommer, wozu sie
| etwas trocknere Stellen aufsuchen. Während. des Puppenstadiums
dürfte die Aufnahme der Atemluft hauptsächlich, wie oben schon
‚ 10) Oxycera-Larven sind schon verschiedentlich unter den Quell-
dipteren erwähnt worden.
(D
\
2, Heft
62 : Endre Dudich:
ausgeführt, vermittels der thorakalen Aternschläuche geschehen.
Beim Ausschlüpfen wird das Puparium (die letzte Larvenhaut) in
einer schon auf S. 47 erwähnten I-förmigen Naht, die sich über
das 2.—4. Segment erstreckt, gesprengt. Zum Schluß sei der Voll-
ständigkeit halber noch kurz die Angabe Heegers über die Eier
der Oxycera referiert: sie sind lichtbraun, pergamentartig, glatt,
an den Enden verschmälert und zusammengedrückt und messen
3, mm in der Länge und 4, mm in der Dicke.
Sy
Über die Variation des Cyelommatus &
tarandus Thunberg i
„eoleobt, Lucanidae). ®
Von
Dr. Endre Dudich.
(Vorgelegt in der Sitzung der math.-naturw. Klasse der Ungarischen Akademie
der Wissenschaften am 29. Mai 1922.)
(Mit 1 Tafel, 10 Textfiguren und 6 Tabellen.)
Das Studium der Variation ist bei den Lucaniden sehr wichtig,
weil besonders das Männchen bei der Mehrzahl der Arten mor- |
phologisch und dimensionell so verschieden sein kann, daß man
die verschiedenen Formen einer Art einigemal als selbständige '
Arten beschrieben hat. Solche Untersuchungen können natürlich
nur dann ausgeführt werden, wenn wir ein größeres Material be
sitzen, das die Übergänge klar hervortreten läßt und das Vergleich
ermöglicht. Die erwähnten fehlerhaften Beschreibungen stammten
eben daher, daß nur ein oder einige, isolierte, eventuell ganz ex
treme. Exemplare dem Forscher vorlagen. =
Die Ergebnisse solcher Untersuchungen sind nicht nur für
die Systematik wichtig, sondern auch für die Variationslehre |
lehrreich. Die Wichtigkeit des Studiums der Lucanidenmännchen
hat Kolbe (10) besonders betont. |
Aus diesem Gesichtspunkte ausgehend unternahm ich die
Untersuchung des Cyclommatus tarandus Thunbg., welche Art
in der Sammlung des Ungarischen National- Museums zu Budapest
mit 178 d& und 176 22 vertreten ist. Das ganze Material wurde
von dem ungarischen Forscher J. Xantus in Sarawak (Borneo)
gesammelt.
Das Material untersuchte ich nicht nur aus morphologischem
Gesichtspunkte, sondern bearbeitete ich dasselbe auch biometrisch.
Über die Lucaniden sind bisher erst zwei statistische Arbeiten er-
schienen. Brindley (1) hat für den Lucanus cervus L. ein Fre-
quenzpolygon konstruiert, ohne Bestimmungswerte. Meck (13)
Über die Variation des Cyclommatus tarandus Thunberg 63
bearbeitete den Zucanus placidus Say, seine Abhandlung war
mir aber unzugänglich.
Die Messungen habe ich mit Zirkel ausgeführt. Die Daten
sind die arithmetischen Mittel je fünf Messungen. Die Länge des
Körpers wurde von der Spitze des Epistoms bis zu der Spitze
der Flügeldecken, die der Mandibel von der inneren basalen Ecke
geradlinig (nicht entlang der Krümmung) bis zu der Spitze ge-
messen. Die Messungsdaten sind in zwei Stammtabellen (Tab. 1
und 3) angegeben.
In der biometrischen Rechnerei, da ich kein geschulter Mathe-
matiker bin, benutzte ich das Werk von Lang (11), und die Ar-
beiten von Duncker (3, 4). Das Rechnen geschah immer mit
Hilfe der fünfstelligen Logarithmentafeln, und sämtliche Berech-
nungen wurden dreimal wiederholt. Ich führe hier erst die Er-
gebnisse auf.
Dem Herrn A. Griffini, der mir Separata aus seinen
Abhandlungen zuschickte, und meinem Freunde Herrn L. Veghely,
der mir die Habitusbilder zeichnete, spreche ich meinen herzlichsten
Dank aus.
1. Die Variation der Körperlänge des Weibchens.
(late Biest.)
! Das untersuchte Material besteht aus 176 Exemplaren, deren
empirische Daten in der Tabelle Nr. 1 zusammengefaßt sind.
- Die Variationsbreite ist 16—25 mm, sie ist also größer, als die von
Gestro (6, p. 309) gefundene (18—25 mm), obwohl das Material
von Gestro ebenso aus Sarawak stammte.
Die Tabelle Nr. 2 zeigt die Variationsreihe, mit den Klassen-
spielräumen von 1 mm. Die Klassen sind mit ihrem Z bezeichnet.
Die Johannsensche Aufzählungsreihe enthält auch die Viertel-
grenzen (q,, Med, q,) eingezeichnet. Unten sind die Klassen-
frequenzen (p), die Mittelwerte der Klassen (V) und dieö = V— Z
Fehler angegeben.
Die Verteilung der Varianten ist ungefähr binomial, so daß
die Bestimmungswerte gerechnet werden können. Diese sind die
folgenden:
Er: n —= 176
M + m = 20,42615 + 0,13887 mm
gı = 19,1087 mm
Med = 20,3333 mm
g; = 21,7692 mm
O= +1,33025 mm
M-Ouartilkoeff. — 6,51242
Med-Ouartilkoeff. = 6,54228
om or 1,83454 + 0,09778 mm
v-& Mm, — 8,9814 + 0,47871
Mo = 20,14769 mm
2. Heft
64 jg Endre Dudich:
Die M und o habe ich mit der Berechnungsformel berechnet, |
aber bei o die Sheppardsche Korrektur genommen. Das pünktlichere.
Wert vom M, indem ich die Längen der 176 Exemplare addierte '
und mit 176 div idierte, beträgt 20,56 mm, das mit dem berechneten
M gut ‚übereinstimmt. Das arithmetische Zentrale der Reihe
Mc = 20,5 mm. |
Das Weibchen variiert also monotypisch, aber. asymmetrisch, a
Der zentrale a Ss nn — 2,6605 mm ist En a
ERuSERENEREEBEREN:
„lalall.e 2 az
EEE EEE
NEEFE
: Be ee
|) E20
18-5
6 Eos
| EEEFFEEEEH
ee
ee
5
i
ir
ee)
un EHENnEIMEINENE|
10 8 io 120 30; ko 150 160 130. 180 R
im IS \ mzit6 EN
ERLERNT
Fig. 1. Ogivenkurve für die Körperlängen der Weibchen.
so daß das Klassenwert der Med als ziemlich typisch für die Po
pulation gelten kann. o ist ziemlich klein.
Die Galtonsche Ogivenkurve mit den eingezeichneten Viertel "
grenzen stellt die Figur Nr. 1:.dar, die Figur Nr. 2 zeigt dagegen ı
die Treppen- und kurvenförmige Frequenzpolygone der Varia
tionsreihe. M und Mo sind eingetragen. =
ea
2. Die Variation des Männchens. %
Über die Variation der Männchen fand ich in der Literatur
folgende Daten:
Nach J. Thomson (14, p. 421) variiert die Länge 35—58 mm,
die Breite °—-13 mm. Wie die Länge gemessen, ob die Mandibel |
eingerechnet sind oder nicht, gibt er nicht an.
Die Beschreibung von Burmeister (2, p. 374), paßt vol
kommen auf die forma wmesamphiodonta (siehe unten!); das |
Tier ist nach ihm ‚‚über einen Zoll lang, ohne die ebenfalls zollangen le
Oberkiefer“. Früher schreibt er: ‚Long. c. mand. 2.‘ Ä
a ——
=
; Über die Variation des Cyelommatus tarandus Thunberg 65
| Nach Deyrolle (5. p. 81) das Männchen ‚varie de (5 & 21
millimetres de long, avec des differences considerables dans la
forme du thorax, de la tete et des mandibules.“ i
Gestro (6. p. 309) fand bei seinem Material aus Sarawak
eine Variationsbreite von 20—60 mm!).
Griffini (7) hat sich mit der Variation des Männchens ein-
gehender beschäftigt, aber dieses Werk war für mich unzugänglich,
so daß ich auf die Anmerkungen angewiesen bin, die er in seinen
späteren Schriften macht. In seinem ‚Studi sui Lucanidi V“
(8. p. 83) sagt er, daß das $ zwischen 18—67 mm variiert. Ebenda,
p. 114, placiert er den Cyclommatus tarandus in seiner Einteilung:
„9° Gruppo (g—h). Le mandibole accrescendosi acquistano nuovi
diversi caratteri di for-
ma e d’appendici, par-
tendo dalla forma prio-
donte o prima ancora
dalla forma lissognata,
passando poi anche fasi
di complicazione (quale
ad es. quella amfio-
donte) e giungono ad
avere costituzione (ma-
erodonte o telodonte)
tutt affato differente da
quella originaria: g.) Se
Aumento con combia- re
ee BE BE RN ED
mnd. la f a
en el
matus tarandus).“
77 [E\ 18 19 2o 2 41
In einer anderen Se
‚Schrift DD. 32) bildet Fig. 2. Frequenzpölygon für die Körper-
er (Fig. 4) die forma längen der Weibchen.
major ab und sagt: „In
alcuni generi, come nei diurni Cyclommatus, le mandibole nei
maschi di forma maggiore possono farsi relativamente lunghissime,
senza con cio rendersi deboli o esili. Si noti questo fatto princi-
palmente nel C. tarandus di Borneo.“ Ebenda p. 33. ‚„Nei Cyclom-
matus...., nei quali la forma maschile minore & tipicamente la
' Priodonte, si vede a questa susseguire la amfiodonte ..... L’
ülteriore allungamento delle mandibole disgiunge sempre piü quelli
. „.) Heyne-Taschenberg (16, p. 54) schreibt folgendes: ‚‚Variiert sehr
in der Größe; das $ kommt noch größer als das 7.,, abgebildete vor. Man-
dibeln dreiteilig; erstes Drittel unregelmäßig gezähnelt, mit starkem End-
zahn, Mitte glatt, letzteres Drittel spitz auslaufend, sägeartig dieht gezähnt,
der mit der Spitze korrespondierende erste Zahn am kräftigsten und meist
stumpf.“ Taf. VII, £. 19 stellt ein prionodontes, Fig. 20 ein 28,5 mm langes
mesamphiodontes Exemplar dar. Das letztere hat eine Mandibel von
22,5 mm, Länge.
Archiv für geschichte
1923. A. 2. Heft
u
ji
66° } Endre Dudich: 3 =
del tratto apicale da quelli del tratto basale, perö gli apicali sono“
quelli che tendono ad accrescersi mentre in vari casi i basali
possono ridursi di numero o persino obliterarsi del tutto.‘“
Die Ergebnisse meiner Untersuchungen stimmen mit denen
von Griffini ziemlich gut überein. e
Ich untersuchte 178 Exemplare aus Sarawak, deren empi- 2
ische Daten sich in der Tafel Nr. 3. befinden. Die Exemplare
sind nach den Mandibeltypen gruppiert und fortlaufend numeriert.
Ich konnte fünf Mandibeltypen feststellen, unter denen die Exem-
plare folgendermaßen verteilt sind:
forma prionodonta : 23 St. (Nr. 1—23.)
forma amphiodonta : 31 St. (Nr. 24—54.)
forma telodonta . 2.8 St. (Nr. 55—62.)
forma mesodonta : 97 St. (Nr. 63-89.)
forma mesamphiodonta : 8° St. (Nr. 90.—178.)
Die Tabelle enthält 1. die Länge des Körpers; s die B
der Mandibel; 3. den Längenindex der Mandibel, d.i. die relative
Länge derselben, in Prozenten der Körperlänge ausgedrückt.
Die letzteren habe ich deshalb eingeführt, damit ich einen verläß-
lichen Grund für die Definition der üblichen dimensionellen Formen
(forma minor, media, major) gewinne. Das ist aber nicht ge
lungen, wie wir unten sehen werden, wegen der transgredierendk n
Variation der Typen. ‚x
Innerhalb der Typen sind die Exemplare nach zunehmender 7
Körperlänge nacheinander gestellt.
3. Die Beschreibung der Mandibeltypen.
a) Forma prionodonta.
kleine Tabelle:
Dimension: | max. I: min. | ampl. ce:
Körperlänge: mm | 23,50 | 16,00 7,50 12
Mandibellänge: mm | 10,00 3.75 6,25 6,78
Mandibelindex: % 42,55 23.43 19,12 32,912
Mit der zunehmenden Körperlänge nehmen auch die Mandi |
längen und der Mandibelindex im allgemeinen zu. Die Maxima
und Minima der Mandibellänge und des Mandibelindex fallen mit
dem Maximum, bezw. dem Minimum der Körperlänge zusammen.
Es kommen aber Ausnahmen vor, z. B. bei Nr. 20 ist die Mandibel
kürzer, als bei Nr. 19. Diese Ausnahmen stammen daher, 1
keine strenge positive Korrelation zwischen Körper- und Mandibel-
länge vorhanden ist. #
Den Habitus des Basme zeigt die Figur 2 der Taf. 1. #
Der innere Rand der Mandibel ist, entsprechend der priono-
donten Natur, in seiner ganzen Länge mit Zähnen bedeckt. Sämt-
liche Zähne sitzen mit ihrem Grund auf dem Rande, man. könnte
&
4
“s
Über die Variation des Cyclommatus tarandus Thunberg 67
sagen, sie sind. ‚„akrodont‘‘. Die Zähne sind untereinander nicht
alle gleich, sondern zweierlei, die voneinander gut zu unterscheiden
‚sind. Auf dem praebasalen Teile der Mandibel sind die Zähne ge-
drungen, breit, stumpf, von einander durch kleine Lücken getrennt.
Sie stehen senkrecht auf dem Rand, ihre Oberfläche ist fein ge-
körnelt. Die Zahl dieser präbasalen Zähne beträgt 4—11, auf
"beiden Mandibeln am meisten nicht gleich. Bei kleineren Exem-
plaren ist der %, bei größeren der ®/, Teil der Mandibellänge mit
solchen Zähnen bedeckt. Der proximalste Zahn bildet einen scharfen
angulus praebasalis.
In dem subapicalen Teile der Mandibel dagegen sind die
"Zähne dorsiventral abgeplattet, scharf, spitzig. Nur ihre Spitzen-
partien sind voneinander getrennt, sonst sind sie miteinander
verschmolzen, aber durch Furchen abgegrenzt. Ihre Achse ist
schräg nach vorne gerichtet. Die Oberfläche ist glatt, glänzend.
Ihre Zahl schwankt zwischen 4—13; die beiden Mandibel sind
am meisten symmetrisch, d. i. sie haben gleichviele Zähne. (Diese
Symmetrieverhältnisse werden unten ausführlicher besprochen.
Symmetrisch sind die Mandibel, wenn die Zahl der beiderseitigen
Zähne (s und d) gleich ist, d. i. s— d; asymmetrisch, wenn sZ.d,
und zwar. ist die Asymmetrie eine positive, wenn s>d, d. ıi.
8 d=+D, dagegen eine negative, wenns<d,s— d=—D).
So die subapicalen, wie die präbasalen Zähne können un-
vollkommen geteilt oder verdoppelt sein.
Die acht kleinsten Exemplare (Nr. 1—8) zeigen den priono-
donten Typus sehr unvollkommen. Die präbasalen Zähne sind
. „schlecht ausgebildet, höckerartig und auch die subapicalen Zähne
sind nicht scharf. Diese Exemplare könnte man eventuell zu der
forma brachygnatha (Griffini: Redia, 14, 1920, p. 55.) rechnen.
Die forma brachygnatha ist aber morphologisch nur die unvoll-
kommene Vorstufe der forma prionotonda, so daß ich es für über-
flüssig hielt, diese als eine selbständige Form hervorzuheben.
b) Forma amphiodonta.
Dimensionen: ;
Dimension: | max. | min. | ampl. | med.
Körperlänge: mm | 26,00 20,00 6,00 | 22,76
. Mandibellänge: mm | 13,00 7,40 5,60 10,04
" Mandibelindex: %, 55,830 37,00 1809, 49,41
Sämtliche Werte nehmen zu. Die Minima und das Mittelwert
der Körperlänge bleiben unterhalb der entsprechenden Maxima
der forma prionodonta, die übrigen Werte übersteigen dieselben.
Die Minima der drei Dimensionen finden wir bei demselben
Exemplar (Nr. 24), dagegen fällt die längste Mandibel (Nr. 49) nicht
mit dem größten Körper (Nr. 54) zusammen und bildet er nicht
das Maximum des Mandibelindex (Nr. 29). Der Mandibelindex
5* 2. Heft
68 © Endre Dudich:
übersteigt die Hälfte der Körperlänge und von da an bleibt er
konstant größer. |
Die Bezahnung der Mandibel besteht aus einem subapicalen
und einem präbasalon Teile, die morphologisch denen der priono-
donten Form entsprechen und voneinander durch ein zahnloses I.
Intervall getrennt sind (Taf. 1, Fig. 3). #
‚Die subapicalen Zähne gleichen vollkommen denen der prio- E
nodonten Form, nur der proximalste ist größer, stärker und krümmt
sich bogenartig nach vorne. Ihre Zahl beträgt 8—15, in einem
Falle (Nr. 33) aber 19. Da diese hohe Zahl sich nur auf der linken
Mandibel findet und sie paarlos in dem ganzen Material steht,
ist es wahrscheinlich, daß wir es mit einer vollkommenen Zwei-
teilung der Zähne zu tun haben. Die Asymmetrie ist viel ausge-
sprochener, als bei der prionodonten Form, es gibt nämlich erst
7 symmetrische Exemplare, ‘und sie ist am meisten positiv. Nr. 33 °
stellt den höchsten Grad der positiven Asymmetrie dar: D = +10.
Die präbasalen Zähne sind so gebildet, wie bei der priono-
donten Form. Unvollkommene Zweiteilung ist manchmal zu be-
obachten. Die Zahl beträgt 1—5, höchstens mit D= +3 Asym-
metrie. Die Abnahme der Zahl geschieht immer in en
Richtung, so daß, wenn nur ein präbasaler Zahn vorhanden, er
immer der unterste ist und den angulus praebasalis bildet.
Morphologisch ist die amphiodonte Form aus der priodonten
abzuleiten, wie das Leuthner (12) und Kolbe (10) getan haben.
Dafür spricht die Identität der beiden Teile der Bezahnung und
die zunehmende Größe des zahnlosen Intervalles. Es gibt Exem-
plare in meinem Material, bei denen dieses Intervall kaum größer |
ist!“ als die, die präbasalen Zähne voneinander trennenden
Lücken und von dieser Form an nimmt die Länge des Intervalls
gleichmäßig zu. Diese Zunahme des Intervalles ist aber nicht |
allein die Folge des sukzessiven Längerwerdens der Mandibel, son
dern spielt auch die Reduktion der präbasalen Zähne eine Rolle.
Welche innere oder äußere Faktoren oder Faktorenkomplexe
die morphologische Spaltung auslösen, diese Frage können wir
vorläufig nicht beantworten. Wir können höchstens konstatieren,
ob die sukzessive Ausbildung der Form, die sich in der verschieden
vollkommenen Ausprägung des Formtypus äußert, mit der Än-
derung irgend einer oder mehrerer anderen morphologischen
Eigenschaften parallel geschieht. Die Frage ist aber viel ver
wickelter, als man das dächte.
c) Forma telodonta.
Dimensionen:
Dimension: | max. Be ampl. | med.
Körperlänge: mm | 25,00 | 9,00: | = 73:00 | 23,73
Mandibellänge: mm ı 15,00 11,00 | 4,00 12,99
Mandibelindex: % 61,22 | 50,00 11,22 | 54,62
®
x
J
Über die Variation des Cyclommatus tarandus Thunberg 69
Die Körperlänge bleibt unterhalb des Maximunis der f. am-
Dhiodonta, die maximale Mandibellänge ist dagegen größer. Eine
ansehnliche Zunahme zeigt der Mandibelindex, indem er immer
größer ist als 50%.
Das kleinste Exemplar (Nr. 55) hat die kürzeste Mandibel
und den minimalen Index, aber dem größten Exemplare (Nr. 62)
gehört nicht die längste Mandibel (Nr. 60).
Die Bezahnung besteht nur aussubapicalen Zähnen (Taf. 1, Fig. 4),
deren Form und Ausbildung denjenigen der amphiodonten Form ent-
spricht. Die Dimensionszunahme des untersten Zahnes setzt sich
auch bei dieser Form fort. Die Zahl der Zähne beträgt 9—5; mit
der Ausnahme eines Exemplares (Nr..55) sind sie alle positiv
" asymmetrisch, bis zuD= +4.
Auf der präbasalen Parthie der Mandibel ist der innere Rand
ganz glatt oder mit unbedeutenden Unebenheiten. Bei Nr. 58 finden
wir auf der linken Mandibel einen ganz kleinen Zahn. Dieses
- Exemplar beweist ganz klar, daß die f. telodonta durch Reduktion
der präbasalen Zähne aus der f. amphiodonta entstanden ist.
d) Forma mesodonta.
Dimensionen:
Dimension: max. min. | ampl. med.
Körperlänge: mm 27,50 23.20 4,30 24,93
Mandibellänge: mm 18,50 12,50 6,00 15,23
Mandibelindex: % 69,23 52,24 16,99 60,93
Die Maxima sind größer als diejenigen der f. felodonta. Die
kürzeste und längste Mandibel fällt mit der entsprechenden Körper-
größe zusammen, dagegen verknüpft sich der kleinste Mandibel-
index weder mit dem Minimum der Körpergröße, noch mit der
Bien Mandibel. Analog verhält sich der maximale Mandibel-
index.
* Die subapicalen Zähne bleiben unverändert, der unterste
ist der stärkste. Ihre Zahl beträgt 8—15, mit ausgeprägter posi-
tiver Asymmetrie, bis zuD= +5.
Präbasale Zähne sind nicht vorhanden, dagegen tritt ein
submedianer Zahn auf. Dieser Zahn erscheint als ein kleines
Tuberculum auf der ventralen Fläche der Mandibel und ihre fort-
schreitende Entwickelung aus dieser Anlage bis zu dem vollkom-
menen Zahn ist Schritt für Schritt zu verfolgen. In diesem Ent-
wicklungsprozeß unterscheide ich zwei Phasen:
1. Auf der ventralen Fläche der Mandibel, vor der Mitte, in
dem inneren Drittel ihrer Breite tritt ein kleiner Höcker auf, der
manchmal kaum zu sehen ist, so daß solche Exemplare ein ganz
telodont-ähnliches Gepräge haben. Dieser Höcker ist die Anlage
"des submedianen Zahnes. Er wird dann spitzig, seine Größe nimmt
zu, die Spitze richtet sich gegen die Medianebene. Die Spitze des
2. Heft
. x
0 Endre Dudich:
zunehmenden Zahnes erreicht endlich die Höhe der unteren Kante
des Mandibelinnenrandes, aber sie ist von oben noch nicht zu
sehen. Diese telodont-ähnliche Stufe nenne ich forma Promeso-
donta; sie stellt keine neue, selbständige Form dar, sondern sie
ist nichts anderes, als die primitive Vorstufe der f. mesodonta.
Zu dieser Form gehören die Exemplare Nr. 63—-74.
2. Unter ständiger Zunahme der Dimensionen schiebt sich
der submediane Zahn unter der Unterkante des Innenrandes her-
vor, so daß er auch schon von oben sichtbar ist. Er wird immer
stärker, länger, seine Basis reißt die Unterkante mit, so daß hier
an der Stelle der früheren Konvexität eine Koncavität entsteht.
Die Basis des Zahnes hat sich in diesem Falle schon teilweise auf
die Fläche des Innenrandes aufgeschoben, aber die obere Kante
zieht sich ununterbrochen über dem Zahne fort. (Man könnte
sagen: „pleurodont“). Am Ende dieses Prozesses steht der voll-
entwickelte submediane Zahn vor uns. Diese vollkommene Stufe
der f. mesodonta nenne ich f. eumesodonta. Zu dieser gehören die
Exemplare Nr. 75—89.
Die promesodonten Exemplare sind ducchebmih kleiner
als die eumesodonten. Die Mittelwerte der beiden Formen sind
die folgenden:
u ERP2 %
f. Dromesodonta f. eumesodonta
Körperlänge: mm 24,16 25,61
Mandibellänge: mm 13,94 2210:206
Mandibelindex: % 57,75 63,45
Gegenüber den oben aufgeführten allgemeinen Mittelwerten
verhalten sie sich also als Minus- bezw. als Plusvarianten.
Der submediane Zahn ist also nicht homolog mit dem distalsten
präbasalen Zahn der f. amphiodonta, sondern er stellt ein ganz ER
neues Gebilde dar. Folgenderweise ist die f. mesodonta nicht aus
der f. amphiodonta, sondern aus der f. Zelofonta abzuleiten. Siege
stammt aus der f. Zelotonta durch die Entwickelung eines „hypo-
mesodanten“ Zahnes (nach der Analogie des Houlbert'schen &
Terminus: epimesodant, siehe: Insecta, II. 1912 p. 196). Ein guter
Beweis dieser hypomesodonten Entwickelung der f. mesodonta
ist die Kontinuität der oberen Kante über dem submedianen Zahne.
er aa AERREEDEINEIR N RRRNGONN BERNIE >
e) Forma mesamphiodonta.
Dimensionen: a
Dimension: max. min. ampl. med. ®
Körperlänge: mm 39,50 25,00 14,50 28,70
Mandibellänge: mm 34,50 15,90..20129.419.00 21,91 Ze
Mandibelindex: % 88,57. 59,61 28,61 75,61
Sämtliche Mittelwerte und Maxima sind größer als die ent
sprechenden Maxima der f. mesodonta. Das längste Exemplar
(Nr. 178) besitzt die größte Mandibel, dagegen gehört die kürzeste
|
(!
EEE EEE EEE
j
Über die Variation des Cyclommatus tarandus Thunberg al
"Mandibel (Nr. 96) nicht dem kleinsten Exemplare (Nr. 90). Der
"kleinste Mandibelindex befindet sich bei der kürzesten Mandibel
(Nr. 96), aber der größte Index (Nr. 173, 174) gehört nicht dem
Exemplar Nr. 178. Einen gewaltigen Sprung macht der Mandibel-
index, indem er in seinem Maximum fast den?/,o- Teil der Körperlänge
erreicht.
Taf. 1, Fig. 6 zeigt den Habitus der Form. Diese Form ist
‚diejenige, welche Burmeister beschrieben, Griffini beschrieben
und abgebildet hat und die die Charaktere der mesodonten und
amphiodonten Form gleichzeitig zeigt. Deshalb paßt der Name
„telodont‘“ auf sie nicht, ebenso ist der Terminus ‚‚macrodont“
nicht entsprechend. Ich wähle den Namen ‚f. mesamphiodonta“.
Die Bezahnung besteht aus drei Teilen: subapicale Zähne,
submedianer Zahn und präbasale Zähne.
‚Die subapicalen Zähne sind im allgemeinen unverändert,
der unterste erreicht seine größte Entwicklung.‘ Die Zahl der
Zähne beträgt 9—-18, mit stark ausgeprägter positiver Asymmetrie
bis zuD= +6. Acht Exemplare sind symmetrisch, zwei negativ
asymmetrisch.
Der submediane Zahn entwickelt sich weiter und erreicht
eine Länge von 4,5 mm. Er richtet sich schräg nach vorne und
etwas abwärts. Bei den größten Stücken ist die Kontinuität der
oberen Kante über ihn etwas unterbrochen.
Unter den präbasalen Zähnen kann man zwei Gruppen
unterscheiden.
_ Die erste Gruppe entwickelt sich analog dem submedianen
Zahne auf der Unterfläche der Mandibel, unmittelbar neben der
unteren Kante des Mandibelinnenrandes, und zieht sich als eine
Zahnreihe von dem submedianen Zahne gegen die Basis der Man-
dibel. Sie sind ganz klein, 1—5 in Anzahl, ihre Größe nimmt in
basipetaler Richtung ab. Die beiden Mandibel haben fast immer
gleichviel solche Zähne, am meisten 2—2. Sie fehlen bei vier
Stücken ganz, in drei Fällen auf der linken, in fünf Fällen auf
der rechten Mandibel, aber in diesen letztgenannten Fällen hat
die andere Mandibel nur ein Zähnchen.
"Die andere Gruppe sitzt auf dem Innenrande der Mandibel,
wie die präbasalen Zähne der f. amphiodonta und zieht sich von
der Basis gegen den submedianen Zahn. Sie sind größer, ihre
Größe nimmt in acropetaler Richtung ab. Am meisten sind sie
ziemlich schlecht ausgebildet, sie schauen wie Vorsprünge unter
Ausbuchtungen aus. Auf den untersten folgt der angulus prae-
basalis. Ihre Zahl beträgt 1-4, auch sie können fehlen, aber
seltener. Auf beiden Mandibeln fehlen sie nur bei einem Stücke,
auf der linken in einem, auf der rechten in zwei Fällen.
Diese zwei Zahnreihen kombinieren sich sehr verschieden.
Alle beide können gleichzeitig natürlich nicht fehlen. Wenn beide
2. Heft
12 Endre Dudich:
numerisch stark entwickelt sind, so bildet sich aa eine
schmale Rinne.
Die f. mesamphiodontaist augenscheinlich ausder f. mesodonta ab-
zuleiten, indem präbasale neue Zähne bei der letzteren auftraten.
Ganz typisch mesamphiodont sind die Exemplare, bei denen die
zweierlei Zahngruppen auf beiden Mandibeln mindestens mit
einem Zahn vertreten ist, also zahnformelartig ausgedrückt:
+1 |1+-73. Zu dieser typischen Ausbildung führen von der
f. mesodonta (+0 | 0-+0) Übergänge, und zwar in zwei
Richtungen. 5
041 1.0 20 048
ee TtL)0rE
0-41 |1-+1ı 0
Diese Übergänge sind i in dem Material tatsächlich vor
‘ Auf diesen Prototypus der Form folgen dann bei zunehmender
Zahl der Zähnchen verschiedene Kombinationen. Die beiden ı
Gruppen sind also bei dem Auftreten voneinander unabhängig,
beide können an und für sich vorhanden sein, nur in dem Laufe
der Entwicklung kombinieren sie sich. 3
v
4. Die Variation der Körpergröße der Formen.
Interessante Resultate erzielen wir, wenn wir die Variation |
der Körpergröße des Materials im ganzen und bei den Formen
vergleichend studieren. Ich wollte auch das Männchenmaterial
biometrisch bearbeiten wie das Weibchen, deshalb ordnete ich
sie nach zunehmender Körpergröße und stellte ich die Variations-
reihe auf, indem ich die Exemplare in Klassen von 1 mm Spiel-'
raum einteilte. Ich habe die folgende Variationsreihe bekommen: |
Klassen: mm |1s 17 18 |19|20|21 22 23]24 25 |26|27|28 |29|30|31|32|33 |32]35 SEE
TE TEE EEE TEEIEEIT BEaE TEREEEEH TEmEEET BREI ERHEBT EISIOEE TEEN HERREN REIGEIEN REEHERT HERE RORRREET REIT TORRENT EIERN TIRSEEEE TRIER TommEHEET HEEmEEENT Tamm mE To
£. prionodonta | ı 1) 2| 3| 6| 4| 3/3 | |
i. amphiodonla Bullen) az ze le
f. telodonta 2/1 2 1 x
f. mesodonta 2) 9|8| 6 2 | =
f. mesamphiod. 5/13 125111114) 4 3/ 2| 3 2] a 1) 1) 7
——————————
Gesamtfrequenz: | 1 1| 2 3| 9| 9 1211 19|18|20]azlı1lıa] a] 3] 2 s| 2 4 1] 1| ji
Die Variationsbreite beträgt 39,5 — 16,0 = 23,5 mm. Die:
Frequenzverteilung weicht von der binomialen wesentlich ab, das
Frequenzpolygon (Fig. 3) weist mehrere mehr oder minder gut
entwickelte Spitzen auf, es ist mehrgipfelig. Da ich weder bei
der Verengerung oder Erweiterung des Klassenspielraumes noch
bei anders gewählten Klassenzentren keine besseren Resultate
2) Das Zeichen T bedeutet die Zahl der Zähne der ersten a
die auf der Unterfläche der Mandibel stehen.
: ten der fünf
128298 mm. Ei-
nen kaum ab-
' Wert erhalten
. Wir, wenn wir
' die Körper-
' länge der 178
der Reihe ist
BT
2 vr
Über die Variation des Cyclommatus tarandus Thunberg
nn)
(9
erzielte, so schließe ich, daß die abinomiale Verteilung der Varianten
in der Natur des Materials liegt und deshalb eine biometrische
Bearbeitung nicht möglich ist. Ich halte doch für möglich, daß
ein unimaximales, schiefes Frequenzpolygon bei einem viel grö-
ßeren Mate-
rial ie :
Die arithme- S
Eezentrale Berzklrı/
Bar:
0 Se
za ]/
I ee
{HH
Mc=27,75mm.
Der Mittel-
wert der Kör-
perlänge aus
denMittelwer-
Formen _be-
rechnet: M =
weichenden
Exemplare
addieren und
mit 178 divi-
=
a
SEEEEFFFE
dieren: M= ES %
S@REEETBENBEEnEn
telwerteliegen Bi en
SS SBEEESEEEZBEEEN
oo eREzz77azE—BuzEBE:
und mesodonta Der Ä Be.
undsiesindwe- re Feen
sentlich klei- s
2 a a EEE EEE HE BE u
„Gegenüber Bee HH BR:
ihne i
konz, EEE nal
amphiodonta
und Zelodonta s
Minusvarian- &
=
DA EEE LOG mn ST
zu ı © 3
Fig. 3. Frequenzpolygon für die Körperlängen der Männchen.
ten, die {. mesodonta und mesamphiodonta dagegen Plusvari-
anten.
Die Längendaten der Formen können wir in der folgenden
Tabelle zusammenfassen: (mm)
2. Heit
74 Endre Dudich:
Forma: max. min. ampl. med. se |
prionodonta . . . 23,50 16,00 7,50 2122|
amphiodonta . . . 26,00 20,00 6,00 22,06
telodonta 2 25,00 22,00 3,00 23,70
mesodonia . . . . 27,90 23,20 4,30 24,93
mesamphiodonta . 39,50 25,00 14,50. 228%
Es ist ersichtlich, daß die Formen ihren Mittelwerten und Mio
nima nach in die obige Reihenfolge zu stellen sind. Unter den
Bee ee Maxima ist diese Reihenfolge durch
die £. telodonta gestört. Die Ampli-
tuden nehmen von der f. zelodonta
an aufwärts und abwärts zu. Eine =
Zunahme der Körperlänge von 4
f. prionodonta gegen der f. mesam-
phiodonta ist nicht zu leugnen.
Wenn wir die Amplituden als
gerade Linien darstellen (Fig. 4),
sehen wir, daß die Linien teilweise
übereinander parallel laufen, in-
dem die extremen Plusvarianten
der Formen in das Bereich der
extremen Minusvarianten über-
greifen. Die Variation der Körper-
länge ist also unter den Formen
transgressiv! Das ist übrigens“ if
aus der aufgestellten Variations-
reihe, wo ich die Verteilung der
Varianten auch nach den Formen
detaillierte, zu sehen. |
Diese Figur zeigt übrigens das
Verhältnis der Formen zu dem
Mittelwerte und der arithmetischen
Zentralesehranschaulich. DieInter-
pretation ergibt sich von selbst, so
daß ich dar auf verzichte. In der
transgressiven Variation der For-
men sehe ich die Ursache der abi-
nomialen Variantenverteilung des
Gesamtınaterials. Innerhalb der
Formen ist die Verteilung ziemlich
binomial, aber in dem Gesamtbilde
ist sie infolge der Trangression ver-
wirrt. Das Material stellt eine Popu-
lation dar, aber es ist nicht einheit--
lich, sondern enthält verschieden
variierende Biotypen. Diese Biotypen sind die fünf Formen, die
Ursache der abinomialen Verteilung ist also die Poecilandrie.
"SLA
"UOYDUUR
"op 199 uogugjodıoyy I9p uoryeLLw\ USAISSSELISUBL} Jop Sumyormneypsusis‘ Anz eımaypg 'F
62
———
"pruoporydumsaw ‘f[ 'g “nmuoposow '[ "7 wuopo7% 'f "gs nguoponydum 'f 'z “nquopouonsd ‘f "I
Über die Variation des Cyclommatus tarandus Thunberg 75
% In dem Zustandekommen der asymmetrischen, mehrgipfe-
ligsen Komplexkurve (weil im obigen Sinne die Frequenzkurve so
aufzufassen ist) spielt gewiß auch noch die ungleiche Zahl der
Vertreter der Formen eine wichtige Rolle.
* Die transgressive Variation macht es hier unmöglich, bei dem &
des Cyclommatus tarandus die in der Lucanidenliteratur überall
üblichen, aber systematisch nichts sagenden dimensionellen Formen,
wie f. minima, minor, media, major, maxima aufzustellen.
Diese Formen hätten nur dann einen Wert, wenn man sie auch
morphologisch gut charakterisieren und voneinander trennen
könnte. Das ist aber nur dann der Fall, wenn wir es erst mit einigen
' wenigen Exemplaren zu tun hätten. Bei einem einigermaßen
\
größeren Material, vorausgesetzt, daß das Männchen poeciland-
risch ist, ist die morphologische Charakterisierung der dimen-
sionellen Formen infolge der transgressiven Variation unmöglich.
Bei nicht poecilandrischen Männchen, wie z. B. Hexarthrius Da-
wisomi ist eine dimensionelle Formeneinteilung möglich, aber sie
hat keinen taxonomischen Wert. Hier hat das kleinste Männchen
dieselbe Mandibelbezahnung wie das größte, nur ganz primitiv
ausgeprägt. .
Diese Ausführungen beweist Cyclommatus tarandus sehr lehr-
reich. Wenn wir die Amplitudo der Körperlänge (23,5 mm) in
fünf gleiche Teile einteilen, so fällt in jede einzelne Form 4,7 mm.
In der Mitte steht Mc = 27,75 mm, an deren zwei Seiten die Plus-
bezw. Minusvarianten sich befinden. Die fünf dimensionellen
Formen wären:
f. minima : 16—20,7 mm
f. minor : 20,7—25,4 mm
f. media : 25,4—-Mc—30,1 mm
f. major : 30,1—34,8 mm
f. maxima : 34,8—39,5 mm
Wenn wir jetzt in jede Form die entsprechenden Exemplare
einsetzen, so haben die Formen folgenden morphologischen Inhalt:
#. minima: prionodonte + amphiodonte Individuen,
-f. minor: Individuen aus allen fünf Formen,
- f. media: amphiodonte+mesodonte +mesamphiodonteIndividuen
-f. major: ER
f. maxima:
Von den fünf dimensionellen Formen sind drei morphologisch
' nur mesamphiodonte Individuen.
‚heterogen!
_ Wir erzielen keine besseren Ergebnisse, wenn wir nur drei
Formen unterscheiden wollen oder wenn wir das M als Ausgangs-
Punkt wählen, oder wenn wir nur mit den Mittelwerten der Formen
operieren.
Eine dimensionelle Einteilung, wenn wir gleichgroße Inter-
Valle annehmen und die morphologische Reinheit fordern, ist
also unmöglich. Wenn wir von diesen zwei Forderungen äbsehen,
so empfiehlt sich eine Dreiteilung der Amplitudo. Aus der Fig. 4
2. Heft
76 Endre Dandich.
ist es ersichtlich daß die Amplitudo in drei verschiedene Strecken
zerfällt. 1. Zwischen 16—20 mm finden wir nur prionodonte Exem-.
plare. 2. Die Strecke von 20 mm bis 27,5 mm ist das Transgres-
sionsgebiet. 3. Von 27,5 mm an sind die Exemplare rein mesam- |
phiodont. Das numerische Verhältnis der drei Teile wäre in meinem
Material 7 :125 : 46. |
Hätte aber eine solche anal einen Zweck ?
5. Die Variation der Mandibellänge der Formen.
Die bei den einzelnen Formen erzielten Ergebnisse az
die folgende Tabelle: (mm)
Forma: | max. | min. “.ampl. ı meds 4
prionodonta . . . 10,00 rl 6,25 6,70
amphiodonta . . . 13,00 7,40 5,60 10,04
telodonta . . .-. 15,00 11,00 4,00 12 99.
mesodonta . . . . 18,50 12,50 6,00 ls Da
mesamphiodonta . 34,50 | 15,50 19,00 21,917
Die Verhältnisse sind ganz analog mit deyen der Kor
größe. Die Reihenfolge der Formen, dem zunehmenden Werte!
nach, ist dieselbe; die Amplituden nehmen von der f. ielodonta '
auf- und abwärts zu. Die Zunahme der Mandibellänge von der e.
prionodonta gegen f. MEDION ist sehr gut zu sehen.
13 IH 18 14 18 19 oa 92 23 Au 202 [| Din Sn
ne 5. a, für die Mandibellängen der Männchen.
Die Variationsreihe des Materials ist
Klassen: mm | #| 5] 6] 7| 8] 9]io 29130
£. prinodonta \2 3 64 6 11
f. amphiodonta 1|4|4 9
f. telotonda
f. mesodonta
f. mesiamphiod.
5 9| 8 7 61213 1al11| 6 7 6 2| 2) 1/3) 3
Gesamtfrequenz: | 2| 3] ö 5lıol 6 10. 6|10
LI}
w
m
bh
N
we
,
\
, Die Variationsbreite beträgt
"3450 —- 3,75 = 30,75 mm. Die
Frequenzverteilung ist nicht ein-
' mal annähernd binomial, multi-
‚ maximal, das Frequenzpolygon
‚ (Eig. 5), ist vielgipfelig. Ver-
‚ besserungsversuche waren erfolg-
\i los, die abinomiale Verteilung der
' Varianten liegt also in der Natur
des Materials. Eine biometrische
Bearbeitung wäre zwecklosgewesen.
Die arithmetische Zentrale der
"Reihe ist Mc = 19,125 mm. Der
, Mittelwert, aus der Summation
' der 178 Mandibellänge gerechnet:
"M= 16,47 mm. Also M<Mc, wie
bei der Körperlänge, aber es steht
nicht zwischen den Mittelwerten
der f. Zelodonta und mesodonta, wie
bei der Körperlänge, sondern
" zwischen der f. mesodonta und me-
‚samphiodonta. Nur diese letzte
Form ist Plusvariant, die übrigen
‚sind alle Minusvarianten.
Ze "ne
was
transgressiv, wie wir aus der for-
menweise detailierten Variations-
‚reihe und aus der Fig. 6 sehen.
‚Die Transgression ist aber hier
‚nicht so hochgradig, wie bei der
Körperlänge. Dort können vier
- Formen ineinander transgredieren,
‚hier dagegen höchstens drei. Das
- Verhältnis der Amplituden zu M
| 1 Me ist hier abweichend.
} Gemeinsame Eigenschaften:
1. Das Mc ist nur durch die f£.
ımesamphiodonta überragt. 2. Von
‚den übrigen Formen kommt die
I. mesodonta dem Mc am nächsten.
Abweichende Eigenschaften:
‚1. Die Variationsbreite ist hier viel
größer. 2. Drei Amplituden bleiben
‚Minimum der f. mesamphiodonta
liegt unterhalb desM, beider Körper-
Jänge dagegen oberhalb desselben.
Die Variation ist auch hier _
‚ganz unterhalb des M, bei der Kör- .
'perlänge dagegen nur eine. 3. Das .
he
M
Über die Variation des Cyclommatus tarandus Thunberg
3 h [7
hi)
4
3
2
1
Bau LT ee ee 7 Ge 1. tz} 30 3 32033 34H ISmm
ı
16 18 [C) oo a
ıS
4
+ 8 o% ı0 u 12 13
U)
»
6. Schema zur Veranschaulichung der transgressiven Variation der Mandibellängen bei den Männchen.
{at
1. f. prionodonta, 2. f. amphiodonta, 3. f. telodonta, 4. f. mesodonta, 5. f. mesamphiodonta.
Fig.
Heft
78 Endre Dudich:
Die transgressive Variation macht die Aufstellung dia e
sioneller Formen auch hier unmöglich. Die Formen wären
nicht nur morphologisch heterogen, sondern sie deckten sich mit
denen der Körperlänge nicht. a
Die Ursache der abinomialen Verteilung ist offenbar auch
hier die mit transgredierender Variation verbundene Poecilandrie.
6. Die Variation des Mandibelindex der Formen.
Der Mandibelindex stellt die relative Länge der Mandibel dar,
d. i. die Länge der Mandibel in Prozenten der Körperlänge
gedrückt. Im Anfange meiner Untersuchungen dachte ich,
(der Mandibelindex ein verläßliches Mittel bei der Definition d
dimensionellen Formen sein wird. In der Tat gibt der Mandi
index das beste Bild über die Länge der Mandibel, aber für
Abgrenzung der Formen hat er sich als ebenso unbrauchbar
wiesen wie die Körper- bezw. die absolute Mandibellänge. An
seits gibt er ein gutes Bild über die Zunahme der Hypermorp
Bei den fünf Formen gewonnene Werte sind wie folgt:
Forma max. min. ampl.
brionodont... : . 42,55 23,43 19,12
amphiodonta. ... | 55,3 37:00 | 1838
telodonta = ur 61,22 50,00 11,22
mesodonia.. . :. 1 09383 | 94 16,99
mesamphiodonta . 88,57 59,61 28,96
Die Verhältnisse sind dieselben wie bei der Körper- und di
absoluten Mandibellänge. Die Reihenfolge der Formen, das
nehmen der Amplituden stimmt überein. Die Zunahme des Man-
dibelindex von der f. Prionodonta gegen f. mesodonta ist ins A
springend.
Die Variationsbreite beträgt 88,57 --- 23,43 = 65,14 %.
Verteilung der Varianten ist durchaus unregelmäßig. Die
persion ist so groß, daß die maximale Frequenz nur neun betr
Die Klassen 26, 28, 34, 35, 42, 49, 66, 82 blieben leer, ohne d
daß die so getrennten Klassengruppen etwaige Regelmäßig
aufwiesen. Die Variationsreihe wäre bei 1%, Klassenspielraum
umfangreich, daß ich auf ihre Publikation verzichte. Eine
metrische Bearbeitung ist unmöglich gewesen.
Die arithmefische Zentrale der Reihe Mc — 56%, der Mit
wert M = 61,66%, gegenüber dem die sämtlichen Formen
der Ausnahme der f. mesamphiodonta Minusvarianten sind.
Die Variation ist übrigens auch hier transgredierend, so
die Abgrenzung der dimensionellen Formen unmöglich ist.
Formen wären heterogen.
J
Über die Variation des Cyclommatus tarandus Thunberg 19
7. Die korrelative Variation der Körper- und Mandibellänge.
Wenn man das Material der Männchen überblickt, ist der
"Gedanke selbstverständlich, daß die Längen der Mandibel und
des Körpers in innerem Zusammenhang stehen, d. i. die Zunahme
der Körpergröße mit
z Zunahme der
Mandibellänge paral-
lel geschieht.
Auf Grund der
Messungsresultate ge-
_ winnen wir ein ge-
naueres Bild über die
vermutete korrelative
_ Variation der beiden
Merkmale.
Schon der Ver-
gleich der Tabellen
der beiden Dimen-
sionen zeigt, daß ein
. gewisser
Parallelis-
‚ mus zwischen ihnen
' vorhanden ist. Fig. 7
N
|
|
d
|
. perlänge
zeigt graphisch die
Verhältnisse.
_ Aber schon bei
der Besprechung der
Formen habe ich dar-
auf hingewiesen, daß
der Zusammenhang
nicht so eng ist, daß
wir sagen könnten,
laß z. B. ein Exem-
plar mit 23 mm Kör-
| unbedingt
eine längere Mandibel
hat, als ein mit 22 mm
Länge. Die Tabelle
Nr. 3 bietet zahlreiche
Beispiele dafür.
- Es existiert un-
bedingt eine Korre-
| lation, und zwar eine
‚ Positive, aber sie ist
‚ unvollkommen. In
I Ermangelung der biometrischen Bestimmungswerte war es nicht
‚ möglich, den Korrelationskoeffizient (r) der beiden Merkmale
' auszurechnen, aber ich konstruierte aus den beiden Variationsreihen
‚ die Korrelationstabelle (Tabelle Nr. 4), die beweist, daß eine posi-
Senne
NS
SERIE
Meere
Hr EEE Re re Mar oe Pe ER
Fig. 7. Kurvenlinien der Körper- und Mandibel-
längen der fünf Formen.
A. = Körperlänge; B. — Mandibellänge; a. =Mi-
nimum; b. = Mittel; e. = Maximum; 1. =f. prio-
nodonta; 2.—=f. amphiodonta; 3.=f telodonta;
4.—f. mesodonta; 5. =f. mesamphiodonta.
2. Helt
so NEED DER Endre Dudich:
tive, aber ziemlich gestörte, unvollkommene Korrelation vor-
handen ist. (Für A, und A, wählte ich die Klassen der bed |
Mittelwerte).
Die Längenzunahme der Mandibel geschieht also Hand in
Hand mit deren des Körpers. Hier taucht die Frage auf, ob nicht
diese Zunahme der Mandibellänge den Typus der Mandibel
verändert? Die Antwort kann nicht bejahend sein, weil die Va-
riation in diesem Falle nicht transgredierend sein dürfte. Die
E ängenzunahme spielt wahrscheinlich eine gewisse stimulierende
2
Rolle in der Entwickelung des m aber Tu |
gebend ist sie gewiß nicht.
8. Die Variation, Symmetrieverhältnisse und Korrelation 3
der subapiealen Zähne. .
-
Bei der Besprechung der Formen habe ich auf die numerische
Variation der subapicalen Zähne hingewiesen. In diesem Kapitel
behandle ich die Frage etwas eingehender. Die Tabelle Nr. 5 ent-
hält die empirischen Daten, die Zahl der subapicalen Zähne der
linken (s) und rechten (d) Mandibel, und ihre Differenz (D).
Bei zehn Exemplaren ist die Bezahnung mehr oder minder be-
schädigt, diese habe ich nicht berücksichtigt, so daß in den folgenden
n — 168 ist.
‘Die Variationsreihe der beiderseitigen Bezahnung ist de
_ folgende: ri
Y. [#131 6) | 8 ] 9 J1o]11 ]122]32] 12] 25]16 Jr ae I
Bee ıl2lı\s6| alıe|ıslıs|s5|a6|25| 8 | | El
en: 1\3|1 715 28|41,32|27| 6| 5| | Be
Es ıst ersichtlich, daß ı die Variation auf der linken Seite 1
größer ist; 2. die beiden Frequenzmaxima fallen nicht in die-'
selbe Klasse; 3. auf der linken Seite sind die größeren, auf der |
rechten die kleineren Variantenklassen häufiger; 4. die Ver
der Varianten ist in beiden Reihen ungefähr binomal.
Die Bestimmungswerte sind die folgenden: 3
s d
M-+m 12, 52382 + 0,19325 7.*) 11,04166 9 0, 148782. i
4: »...9,96427 a
Med 2a SET RT %
ar > 30770 , 12,37500 5
fe + 1,65385 „» + 1,20536 I |
M-Quartilkoeffizient 13,20630 10,91670 EM
Med-Quartilkoeffizient _12,80200 10,80240 ”
"Oo olm, - + 2,50466 + 0,13665 ‚, + 1,92831 + 0,105205
vtm, 19,99950 + 1,13386 17,46440 + 0,92496 —
Mo 13,70891 11,397 E:
Die.Maße der Variation, Q und o sind bei der linken Seite
bedeutend größer als bei den rechten. Die Bestimmungswerte
#), 2, Zahn. |
| Über die Variation des Cyclommatus tarandus Thunberg Si
bestätigen, was schon aus der Variationsreihe zu schen w ar, daß
die Variation der linken Seite stärker ist.
ı9 40 so (10) 70 140 150 160
08
vinib8
ivenkurven für die Zahl der beiderseitigen subapicalen Zähne.
d==rechte Seite:..........
s = linke Seite:
Fig. 8 zeigt die zwei Galtonschen Ogivenkurven, Fig. 9 die
| zwei Frequenzpolygone.
won ıd mi le I 1 LO Kal
9 00
Fig. 9. Frequenzpolygone der subapicalen Zähne.
d== rechte Seite: -.........
s = linke Seite:
- Wie gesagt, die Bezahnung ist symmetrisch, wenn D =
asymmetrisch, wenn D=0. Und zwar ist die Asymmetrie ale,
Archiv für Naturgeschichte
1933, A: 2,
6 2. Heft
E
82 is in. ‚Bindre Dud ıeh: 1 3
wenn D > 0, negativ, wenn D<0. Die Aa führt
zu der folgenden Tabelle:
Klassen: D=- | -1|0|ı|2|
f. primodonta ..| 3.10: 2 2
f. amphiodonta .| 5 | 1 | 1
f. telodonia .. . di.
5. mesodonta. ...| 1.| &| 6 10
f. mesamphiod. .| 2 | 8 24 | 28
Gesamtfrequenz: | 11 | 35 | 43 | 44 | 23
Symmetrisch: 35, asymmetrisch: 133, ‚also 91%, 2 790%
Asymmetrie, und zwar eine positive (192 : 11), ist herrschend,
Die Differenzreihe besitzt den Cha-
Variationsreihe. Fig. 10 zeigt de
Frequenzpolygon. Der extrem aber-
= gaute. D —- 10- Variant steht ganz,
isoliert. |
_ „ Die:.nach den Formen detailier e
ee lehrt, daß die Asymmetrie
nach hier nicht um eine zufällige,
dividuelle Eigenschaft handelt,
dern das Asymmetrisch-werden ist
der fortschreitenden Formenentwi
lung innig, korrelativ verbunden.
Die Differenzreihe eines bilaterz
homologen Merkmalpaares beschreib
die Schwankungen ‘der individuell e
Differenzen der Einzelmerkmale
Ihre Variation ist: (nach Duncker)
durch diejenige ihrer Einzelmerkmale und die zwischen letz
teren bestehende Korrelation bedingt.
Die Kollektivasymmetrie der ganzen Population ist da
von den genannten Faktoren unabhängig und Duncker drü
sie mit dem sog. Asymmetrieindex (a) aus. Der Asymmetriein
wird aus der folgenden Formel gerechnet: |
_ Z(#).2(D)—&(8,).2(D))
n[2(D)+2(D,)]
In dem Falle einer Symmetrie ist «= 0, bei vollkommene
positiven bezw. negativen Asymmetrie a —= +1. Zwischen dieser
Grenzen schwariken: die Bruchwerte der avolkon i Asym
metrie. oz, an y
- Da1o1 23450489 0u
Fig. 10. Frequenzpolygon
der Differenzreihe.
Pr
BZ
AR
I
&
‘A
Di
=
N “
"Über die Variation des Cyclommatus tarandus Thunberg 83
In unserem Falle, nach dem V an von Duncker (4)
rechnet, ist :
a 0,69393,
‚besteht eine ziemlich hochgradige, unvollkommene, po-
» Asymmetrie.
'b eine Korrelation zwischen den beiden Mandibeln betreffs
bapicalen Bezahnung vorhanden ist? Die Korrelations-
e (Tabelle Nr. 6) spricht für eine positive Korrelation. Der
te Korrelationskoeffizient
r + m = + 0,80642 + 0,072135,
Korrelation ist Zen groß, positiv, unvollkommen, mit
e u EEE EEE TE
u EEE
2 i 2
F .
% prionodonta
ie amphiodonta
f. mesodonta
R; telodonta
rer
2. prionodonta
f. amphiodonta
f. telodnta
ir mesodonta
T- mesamphiodonta.
e Wiederholung des ganzen Prozesses wäre überflüssig,
e erst hier, daß der Zusammenhang der Formen, das
her ineinander morphologisch vollkommen ist, aber nur
:T Reihenfolge (ich betrachte, wie Kolbe und Leuthner,
_Prionodonta als die primitivste). Die Richtigkeit des Nach-
Ss beweisen die anderen Eigenschaften, die Körper- und
ellänge, der Mandibelindex und die Asymmetrie, die alle
en Richtung sukzessive zunehmen.
; Abweichen von der Leuthner-Kolbeschen Auf-
eweist, daß diese zwar für die Unterfamilie Odontola-
htig sein kann, aber nicht verallgemeinert sein dart.
€ Reihe ist aber erst eine Stufenreihe. Um diese zu einer
6* 2. Heft
54 Endre Dudich:
Formen im klaren sein. Diese ist aber noch ganz unaufgeklärt,
Ob die Formen die Wiederholungen phylogenetischer Vorstufen
sind, wie Kolbe vermutet, oder die Poecilandrie erst in dem re-
zenten Leben der Art auftritt, wissen wir nicht. Die Annahme von
Kolbe ist palaeontologisch vorläufig nicht beweisbar. Ebenso
ist es noch in Dunkelheit gehüllt, ob die Poecilandrie eine Varia-
tionserscheinung (die Formen sind Genovarianten, blastogen, durch
die genotypische Konstitution der Zygoten bestimmt, erblich) oder
eine Modifikation (durch exogene Faktoren bedingt) ist. In beiden
Fällen sind die Formen verschiedenartig aufzufassen. |
Diese Fragen lassen sich erst durch ausgedehnte, iahrei |
Erblichkeitsversuche beantworten, deren emisss so analysiert
werden müssen, wie dafür Woltereck (15) klassisches Beispiel
gegeben hat,
10. Zusammenfassung.
1. Das Material besteht aus 176 ?2 und 178 dG, Be.
in Sarawak (Borneo) von dem ungarischen Forscher J. Xantus.
Eigentum des Ungarischen National-Museums zu Budapest.
2. Das Weibchen variiert zwischen 16—25 mm; (Taf.1, Fig1.)
Empirische Daten: Tabelle Nr. 1; Variationsreihe mit der
Johannsenschen Aufzählungsreihe: Tabelle Nr. 2. Die Ver-’
teilung der Varianten ist monotypisch, die Bestimmungswerte
siehe in dem Texte. Ogivenkurve: Fig. 1; Frequenzpolygon:!
3. Die Männchen sind poecilandrisch, in dem Material sind 2
5 Formen zu konstatieren, deren empirische Daten die Tab. Nr. 3
enthält (Körperlänge, absolute Mandibellänge, Mandibelindex = re-f
lative Mandibellänge). Die Formen sind die folgenden: f. priono-\
donta (inkl. f. brachygnatha, Taf. 1, Fig. 2); f. amphiodonta (Taf. 1,
Fig. 3); f. telodonta (Taf. 1, Fig. 4); f. mesodonta (Taf. 1, Fig. 5) mit
zwei Unterformen = Entwickelungsstufen (f. promesodonta undı
f. eumesodonta); f. mesamphiodonta (Taf. 1, Fig. 6). Die Größen-
verhältnisse sind in dem Texte tabellarisch zusammengefaßt,
die Bezahnung ebenda beschrieben.
- 4. Die allgemeine Variationsbreite der Körperlänge des
Männchens beträgt 39,5 — 16,0 — 23,5 mm. Variationsreihe im!
Texte. Die Variantenverteilung ist nicht binomial, das Frequenz-
polygon (Fig. 3) mehrgipfelig.. Biometrische Bearbeitung nicht
möglich. M = 24,7 mm. Nach ihrer zunehmenden Größe sind!
die Formen in die Reihenfolge, wie aufgeführt, zu stellen. Die
Amplituden nehmen von der f. Zelodonta an aufwärts und abwärts
zu. Die Variation ist unter den Formen transgressiv (Fig. 4), was
ich als die Ursache der abinomialen Verteilung betrachte.)
Das Material stellt eine Population dar, die aus 5 ver
schiedenen Biotypen (= Formen) zusammengesetzt ist. Diel7
Transgression macht die Aufstellung der dimensionellen Horn &
unmöglich.
BE BE PETE NE
Über die Variation des Cyclommatus tarandus Thunberg 85
5. Die Länge der Mandibel schwankt zwischen 3,75 bis
34,50 mm. Variationsreihe im Texte. Variantenverteilung ist
nicht binomial (Fig. 5). M = 16,47 mm. Die Reihenfolge der
Formen, das Benehmen der Amplituden, Transgression (Fig. 6), wie
bei der Körperlänge. Die Aufstellung der dimensionellen Formen
ist nicht möglich.
6. Der Mandibelindex variiert zwischen 23,43—88,57%.
M = 61,66%. Die Reihenfolge der Formen, das Benehmen der
Amplituden, Transgression wie bei 4 und 5. Auch der
Mandibelindex bietet keinen guten Grund für die Anuf-
stellung der dimensionellen Formen. Variantenverteilung ganz
regellos.
7. Zwischen der Körper- und Mandibellänge existiert eine
positive, aber unvollkommene Korrelation, wie das die Korre-
meonstabele (Tab. Nr. 4) und Fig. 7 zeigen. Der Typus
' der Mandibel wird nicht durch die Zunahme der Mandibel-
länge bedingt, weil keine Transgression in diesem Falle exi-
‚ stieren dürfte.
8. Die subapicale Bezahnung variiert stark. Empirische
' Daten (s, d, D) sind in der Tab. Nr. 5 angegeben. Beide Variations-
reihen sind im.Texte. Die Variantenverteilung annähernd binomial, -
die Bestimmungswerte siehe im Texte. Ogivenkurven: Fig. 8,
Erequenzpolygone: Fig. 9. Die Variation der linken Mandibel
| ist stärker.
Die subapicale Bezahnung kann symmetrisch (=d, D=0),
positiv und negativ asymmetrisch (>d, D>0, bezw. s<d,
D<0) sein. Aus dem Material sind symmetrisch 35, positiv
| asymmetrisch 122, negativ asymmetrisch 11 Exemplare. Die posi-
‚ five Asymmetrie ist herrschend und sie prägt sich in der
' Reihenfolge der Formen immer mehr aus. Frequenzpolygon:
' Eig. 10. Die Asymmetrie ist unvollkommen, der Asymmetrieindex
a=0,69393.
Zwischen der beiderseitigen subapicalen Bezahnung besteht
eine große, positive, unvollkommene Korrelation (Korrelations-
tabelle: Tab. Nr. 6). Korrelationskoeffizient r — 0,80642, die
Regression R” = 0,62086 Zahneinheit.
9. Die 5 Mandibelformen sind in der angegebenen Reihen-
folge voneinander abzuleiten. Die Ableitung steht auf dem Grunde
der bei der Beschreibung der Formen ausführlich besprochenen
morphologischen Tatsachen und sie ist mit der Zunahme der Körper-
und Mandibellänge, des Mandibelindex und mit der sukzessiven
Ausprägung der Asymmetrie in dem vollkommensten Einklange.
€ Reihe ist nur eine Stufenreihe, sie als genetische Reihe aul-
zulassen haben wir vorläufig keinen Grund, da die Natur der
Formen 'noch nicht bekannt ist.
2. Heit
86 . Endre Dudich:
Literatur.
. Brindley, On some case of variation in second. sex. he eneens ei
cally examined (Proc. Zool. Soc. London 1892, p. 585— 594).
. Burmeister, Handbuch der Entomologie. V. 1847. ‘ en
. Duneker, Die Methode der Variationsstatistik (Archiv für Entwicklung:
mechanik, VIII, 1899, p. 112—183). ä
— Symmetrie viadl Asymmetrie bei bilateralen Thieren (1. c. XVII, 1904 -
. 5935 — 682 1
Ä als Be Nouvelles Entomologiques, II, 1870, No. 22.
. Gestro, Enumerazione dei Lucanidi raccolti nell’Arcipelage Malese
nella Papuasia dai signori G. Doria, ©. Beccari e L. M. D’Albers (4
‘Mus. Civ. Genova XVI, 1880—81, p. 303— 347). A
7. Griffini, Sui Lucanidi e sulla grande variabilita dei loro zn (Boll.
del Nat. Siena, XXV, 1905). £
8. — Studi sui Lucanidi, V (Natura, Milano, IX, 1918, p. 80-123),
9. — Sui concetti di nanismo e di gigantismo proposti come applicabili
alla variaz. individ. nei maschi dei Lucanidi (Natura, Milano, I BE ;
p- 13— 46). j
10. Kolbe, Über den einseitigen Polymorphismus im männlichen Geschih
- der Lucaniden (Insektenbörse, XX, 1903, p. 43— 4).
11. Lang, Die experimentelle Vererbungslehre in der Zoologie seit oe
(Jena 1914). II. Hauptteil (p. 201-464): Anfangsgründe der Be
der Variation und Korrelation.
12. Leuthner, A Monograph of the Odontolabini (Trans. Zool. Soc. Londo; D |
XI, 1885, p. 385— 491). 2
13. Meek, Some variations in Lucanus placidus, statistically examined
(Science, N. 8. 1913, p..375).
14. Thomson, J., Catalogue des Lucanides de la coll. de M. J. Thom
(Ann. Soc. Ent. France, Ser. 4, II, 1862, p. 389— 436).
15. Woltereck, Variation und Artbildung, I, Bern 1919.
16. Heyne-Taschenberg, Die exotischen Käfer in Wort und Bild. 19
an pP wm
Resume. 2
1. Le materiel se compose des 176 PQet des 178 $G, ae a Saravak
(Borneo) par lenaturaliste hongrois J. Xäntus. Propriete du Musee National
Hongrois & Budapest. aE |
2. La longueur de la femelle (Tab. 1, fig. 1) varie entre 16 & 25 mm.
Sur les donnees empiriques voir le tableau no. l, sur la serie de variation \
avec la serie &enmerative d’apres Johannsen: tableau no. 2. La dispersio
des variantes est binöme monotypique, les constantes ss trouvent d
s texte. La courbe de Galton: fig. no. 1, polygone de frequen
ig. no. 2.
3. Le mäle est poecilandrique. Il y a dans le mats£riel 5 formes
constater, dont les donnees empiriques se trouvent dans le tableau no
longueur du corps, longueur absolue de la mandibule, index de la mandibule- |
longueur relative de la mandibule). Les formes sont les suivantes: 3 |
forma prionodonta (y compris f. brachygnatha, tab. 1, fig. no. 2);
» amphiodonta (tab. 1, fig. no. 3), S
» telodonta (tab. 1, fig. no. 4),
» mesodonta (tab. 1, fig. no. 5), avec deux etappes de d6veloppemnt:
f. promesodonta et f. eumesodonta, a
forma mesamphiodonta (tab. 1, fie. no. 6). #
Les rapports des grandeurs, reunis en tableaux, se trouvent oz
texte, ainsi que les descriptions des dentelures.
4. L’etendue generale de variation de la longueur du corps du ale
est 39,5—16,0 — 23,5 mn. La serie de variation voir dans le texte. La
dispersion des variantes n’est pas binöme, le polygone de frequence (fig. no. 8) |
est & plusieurs pointes. Un traitement biometrique est impossible. M=
24,47 mm. Les formes veryanı etre rangees, comme nous l’avons essaye [#
Über die Variation des Cyclommatus tarandus Thunberg 87
‚le texte, d’apres ’augmentation de leurs grandeurs. Des la f. telodonta
mplitudes s’agrandissent et en haut et en bas. La variation est trans-
ive entre les formes (fig. no. 4) et je crois que c’est la cause de la dis-
on abinöme. Les materiaux representent une population qui se com-
de 5 biotypes differents (= les formes). La transgression rend l’ötablisse-
t des formes dimensionelles impossible.
5. La longueur de la mandibule varie entre 3,75— 34,50 mm. Serie
ariation voir dans le texte. La dispersion. des variantes n’est pas binöme,
lygone de fr&öquence (fig. no. 5) est a plusieurs pointes. M = 16,47 mm.
ia serie des formes, le caractere des amplitudes, la transgression (fig. no. 6),
it les mömes, comme chez la longueur du corps. L’etablissement des
es dimensionelles est impossible.
6. L’index de la mandibule varie entre 23,43 a 88,57%. La dispersion
; variantes est tout & fait irreguliere. M = 61,66%. La serie des formes,
ractere des amplitudes, la transgression sont les m&mes, comme sous
5. L’etablissement des formes dimensionelles est impossible.
7. Il existe entre la longueuer du corps et celle de la mandibule une
relation positive, mais imparfaite, comme nous la montrent le tableau
orrelation (tableau no. 4) et la fig. no. 7. Le type de la mandibule ne
nd pas de l’agrandissement de la longeur de la mandibule, car dans ce
‚il ne pourrait pas y avoir une transgression.
8. La dentelure subapicale est excessivement variee. Les donnees
iriques (s, d, D) se trouvent dans le tableau no. 5. Toutes les deux series
variation sont dans le texte. La dispersion des variantes est approxima-
ement binöme, les constantes voir dans le texte. Les courbes de Galton
r fig. no. 8, les polygones de fr&quence: fig. no. 9. La variation de la
dibule gauche est plus riche.
La dentelure subapieale peut etre symme£trique (=d, D=0O), ou
positivement (s > d, D > OÖ) ou nögativement(s<d, D < O)asymmeötri-
. La serie des differences voir dans le texte, le polygone de frequence:
.n0. 10. Ilya dans les matsriaux 3,5 exemplaires symmötriques, 122 posi-
nent, 11 nesativement asymmötriques. L’asymmetrie positive est la
fröquente et elle se manifeste toujours davantage & la suite de la serie
er L’asymmeötrie est imparfaite, index de l,asymmötrie colleetive
0,69393.
Entre les deux branches des la dentelure subapicale il y a une forte
relation positive et imparfaite, voir le tableau de correlation (tableau
6). Coöffieient de correlation r = 0,80642, la regressian RZ — 0,62086.
ite etant la dent.
suite fixee. La derivation s’appuye sur des faitsmorphologiques, discutes
ne maniere detaillee & propos de la d.escription des formes et elle s’accorde
irfaitement avec l’agrandissement de la longueur du corps, de la man-
ule, et de l’index de la mandibule, aussi bien. qu’avec la manifestation
:6ssive de l’asymme6trie. La serie des 5 formes n’est qu’un serie de degres
Pour le present il n’ya aucune raison. pour la prendre pour une serie geneti-
ge la nature des formes n’etant pas encore connue.
E ’
>
? kr
2
ga
Tafelerklärung.
1. Das Weibchen vom Cyclommatus tarandus.
6. Das Männchen vom Cyelommatus tarandus.
. 2. Forma prionodonta.
& » amphiodonta.
a, telodonta.
5. ed mesodonta.
» Mesamphiodonta.
rößerung 1 x 2 Originale von L Veghely.
2. Heit
E;
«*
a
e8 Endre Dudich:
Tab. Nr. 1. Die Stammtabelle der Weibchen.
Nr. Körperlänge | x, Körperlänge |... | Körperlänge Nr. | Körperlän
mm mm mm | mm
1 16 45 19,2 89 20,5 133 22 rä
2 16 46 19,2 90 20,5 134 22 >
3 16,8 47 19,3 91 20,5 135 22 y
4 17 48 19,3 92 20,5 136 22
5 17 49 19,3 93 20,5 137 22
6 17 50) 195 94 20,5 138 >=
7 172 51 19,5 95 20,5 139 22
8 17,5 52 19,5 96 20,75 140 22
9 EUTEH. 53 19,5 97 20,75, 141 22
10 17,7. 54 19,7 98 20,755\ |142 95
11 17:79 55 19,75 99 20,75 143 22
12 17,8 56 19,8 100 20,8 144 22,5
13 18 57 19,8 101 21 145 22,5
14 18 58 20 102 21 146 22,5
15 18 59 20 103 21 147 22,5
16 18,2 60 20 104 an 148 22,5
17 18,2 61 20.® los 2 1449| 235
18 18,2 62 20 106 21 150 22,5
19 18,2 63 20 107 21 151 22,
20 18,2 64 20 108 21 152 22,738
21 18,3 65 20 109 21 153 22,708
22 18,3 66 20 110 21 154 23
23 18,3 67 20 111 21,2 155 23.
24 18,5 68 20 112 2 156 23
25 18,5 69 20 113 21,2 157 23
26 18,5 70 20 114 21 158 23
27. als 71 20 115 21,3 159 23
28 18,5 72 20 116 31.3 160 23
29 18,5 73 20 117 21,5 161 23
30 18,5 74 20 118 21,5 162 23 Tu
31 18,8 75 20 119 21,5 163 23
32 19 76 20 120 21,5 164 23
33 19 77 20 121 21,5 165 23,2
34 19 78 20,2 122 21,5 166 23,38
35 19 79 20,2 12321 5 91:5 167 23,5
36 19 s0 20,2 124 21,5 168 23,00%
37 19 sı 20,2 125 21,5 169 23,750
38 19 82 20,5 126 21,75 170 24
39 19 83 20,5 127 21,75 171 24 m
40 19 84 20,5 128 21,8 172 24,2
41 19 85 20,5 129 21,8 173 24,5 |
42 19 36 20,5 130 2 174 24,75
43 19 87 20,5 131 22: 175 SS
44 19 88 20,5 132 22 176 25
ge
2 N e
Über die Variation des Cyclommatus tarandus Thunberg 89
Tab. Nr. 2. Die Variationsreihe der Körperlänge
der Weibchen.
v
F
! 15,5-16,5-17,5—18,5—19,5—20,5—21,5—22,5—23,5—24,5—25,5 mm
Bes m | 20.2 | 2223 | |. mm
[
54
55
56
57
58
59
60 | 96
61 | 97
62 | 98 126
9.31 | es | 99 127
10 | 32 | 64 | 100 |128
| 33.\ 65 !|101 |129
'm|3 66 |Jıo |ıso | 132
5 2 | 3567103 Kisıl | 158
p 1a | 36 | es | 104 |192 | 154
E 15 | 37 | ea | 105 [133°] iss
E I 5 70 106) 1188 | 156
n Zee 30 7 107 1155157
S| ao 2 108 |1s6 | 158 | 169
5 | Ar | 73 | 109 \ı137 | 159 | 170° 174
Bee >50 Aa | 7 |110 a8 | 160 | 171 | 175
e a A375 11 139°) 1eL | 172 | 176
= sa 4|r6 |112 140 |1e | 173
a 3 53 77 113 14 | 163
E 24 | 46 | 78 | 114 |142 | 164
E 25 | 47 | 79 | 115 |1a3 | 165
= 26 | 48 | so | 116 |144 | 166
S 272.49, 815 0117°| 145 | 167
ä 23150, 82 |ııs |146 | 168
29 | 51 | 83 119 >|147
30 | 52 | s& | 120 148
53 | 85 | 121 149
s6 | 122 |150
87 123 |151 |
885 124 |
89= 125 |
90
91 |
92 |
93 |
94
95
l
\
! =
+0,05 | +0,09| -0,09]=20= +0,51
2. Heft
90.
Nr.
SO [I PWwD-
Körper-
länge
mm
Endre Dudich:
Man.dibel- | Mandibel-
index
länge
mm
%
Prionodonte Individuen:
3,75
ICES
aa
Io
a
w
NSAASSHMPURP
nam
oo
[OXey
OS AOm RW wm SI
m
23,43
23,52
26,68
28,84
25,26
30,26
30,76
30,00
31,00
33,00
32,17
31,70
36,58
33,33
38,09
37,20
39,53
38,16
36,36
31
37,28
40,21
42,55
Amphiodonte Individuen:
20
20,2
20,5
21
21,3
21,3
21,5
21,5
21,6
22
22,2
22,2
22,25
22,25
22,5
22,75
22,8
>53
23
23
24
24
24
24
37,00
40,59
42,68
39,27
46,94
55,39
-37,20
40,69
38,42
50,00
40,54
47,29
44,94
46,06
46,66
52,74
43,86
40,21
43,47
43,47
43,75
44,79
45,83
50,00
Nr.
Körper-
länge
mm
205
2
\
\
Telodonte Individuen:
12,5
Tab. Nr. 3. Die Stamm-
Mandibel-|Mandibel- .,
index 4
länge
mm
12,5
13
11,5
12
12
11,8
11
11,2
12
13
14
15
13,75
14
%
LE
Ent
Über die Variation des Cyclommatus tarandus 'Thunberg 91
Der- Mandibel- Mandibel- Körper- Mandibel- Mandibel”
länge index |'Nr. | länge länge index
mm on mm . mm ur
Mesamphiodonte Individuen:
17,75 71,004 711359 © 27,8 275 78,23
18 72,00 |136| 28 18 64,28
27 64,46 1137 28 22) 71,42
17.75. 1..,70,43. [138 28,2 19. -67,37
16,25 63,72 1139| - 28,2 230 70,92
19,5 ‚75,87 |140 28,3 22,3 78.79
15,5 59,61 |141 28,5 21 73,68
16,5 | 63,46 |142 28,5 21,3 74,73
217.75 68,26 |143 28,5 23 80,70
18,5 71,15 1144 28,75 29,3 77.56
19,5 75,00 |145 29 21,3 73,44
B9.17,5 66,79 [146 29 21,5 74.13
17,75 67,74 1147 29 22,4 77,24
2 27.82 00.6768 [148 |. 29 22,5 77,58
e 18.75 71.29 1149| 99° 22,75 78,44
| 18,8 71,48 |150 29 23 79,31
20 76,04 |151 29 23 79,31
1219,83 7245°.1152,90 24 82,75
18,5 68,51 [153 29,5 22,3 75,59
18,6. 68,88 |154 29,5 29) 76,27
19 70,37. [1155 29,5 23 77,96
19 70,37 [156 29,5 24 81,35
19,2 7117 1157 29,5 25 84,74
BE 19,7 72,96 |158 29,75 25,75 86,55
2: 19,7 72,96 |159 30 24 80,00
2 5519,8 73,33 | 160 30 36 86,66
20 74,07 |161 30,25 24 79,33
20 74,07 |162 30,8 23,3 75,64
20,1 74,44 |163 30,8 23,5 76,29
20,2 74,81 |164| -30,8- 24,5 79,54
2] TIRTT 1 105 32 25,25 78,90
91875 68,93 |166) 32 28,2 88,12
1825 | 66,97 |167 33 28 84,84
18,6 68,13 1168 33 29 87.37
19; 63,09 [169 33,5 28 83,58
19,75 ST 3 170 34 29,2 85,88
20 ea A 34,5 27,5 79,71
20,2 73,45 |172 a 29,5 84,28
20,8. 75,63 1173 35 3l 88,57
21 76,36 [174 35 al 88,57
21 76,36 |175 35,5 30,5 85,91
21,3 77,45 |176 36 30,25 84,02
BD 21,3 77,45 1177 37 32 86,48
a8: 20,75 773 201.78 Sur = 834.3 87,34
20 71,94
2, Heit
92
Endre Dudich:
Tab. Nr. 4. Korrelationstabelle
= E Zen ern ere
Ta
—12 Ierseylc+8s |
= 5
(+66) (+55)
=) 2
(+50)1(+40)
2 3 a
(+36)|(+2:) 8
115
= 39429416) c& 5)
121 1 1
= (+28) +21)|(+ 14) n
= a ea ae
(+18) +12)| (+6
(+10) 5
=, 1
= (+12) as
= (+3)
—2 Oberer Plusquadrani
EI 2] ee ls) Se
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+4
+5
+6
Unterer Minusquadrant
Ax
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Oberer
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(—2)
cn +9) 3)
62) en sole (+8)
60 8) ei
a ale, 30]
ae 620 |
241 |
+ '
&
————
=
Über die Variation des Cyclommatus tarandus Thunberg
der Körper- und Mandibellänge.
Minusquadrant
©
u
2
435) (+49)
3 2 1
.. (+48) (+56)
1 -
(+8) 2 (+72)
(-+60)
1
(+110)
(+36)| (4108)
1 1 1
(+117)k-+130) ee
(+154)| (+ 168)
2
(4165)
1
| | (+208)
Plusquadrant
1
IR FERELERLEE me] u
EIEIEVEIENENENENEBEIEN
des Körpers,
"rn |)
M- =. DD
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6
2
2
1
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3
y-Reihe:
die Länge der Mandibkel.
94
Endre Dudich:
Tab. Nr. 5. Die Tabelle der subapiealen Zähne.
s|d|D|k|s
5l5
4| 4
565
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6| 6
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8
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10 | 10
10 | 10
13 1:13
14 | 14
11 | 10
10
99
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110.10
10 | 10
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104
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113
114
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117
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124
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ED VEN 2 Sszeree een: nenn
— msn r
Archiv für Naturgeschichte Jahrgang 1923. Abt. A,
zu a “
Din A A ee net rein ni when Linea ge cn
=
.
Dudich, Über die Variation des
C’yeclommatus tarandus Thunb.”
4
Ad nat. del. L. Veghely.
en ee Ks ee
Acarologische Beobachtungen.
a 7. Reihe).
Von
Graf Hermann Vitzthum, München.
(Mit 77 Textfiguren.)
Kommensalen der Ipiden.
H. Wichmann von der österreichischen Forstakademie in
_ Waidhofen an der Thaya, jener bekannte Forscher auf dem Gebiet
der Systematik und der Biologie der Borkenkäfer, hat schon vor
langen Jahren die innige Gemeinschaft bemerkt, in der wohl alle
Borkenkäfer mit Milben leben. Von ihm auf diese Erscheinung
aufmerksam gemacht und in meinen Beobachtungen in nach-
drücklichster Weise unterstützt — ich fand kein besseres Zeichen
‚der Dankbarkeit für sein ständiges Zurückgreifen auf meine be-
scheidenen Erfahrungen, als indem ich im Laufe der Jahre drei
Acariden-Arten nach ihm benannte —,, stieß ich auf die Tatsache,
daß zwischen Borkenkäfern und gewissen Milben ähnliche Verhält-
‚nisse vorzuliegen scheinen, wie sie vor allem E. Wasmann im
Bereich der Ameisen und Termiten aufgedeckt hat. Zunächst
glaubte ich, diesen Gegenstand mit kurzen Worten und der Be-
schreibung einiger weniger neuer Arten abtun zu können. Es zeigte
sich aber bald, daß die Zahl der in Frage kommenden Milbenarten
eine erstaunlich große ist. Alle landbewohnenden Gruppen stellen
ihr Kontingent, bisher nur mit Ausnahme der Oribatidae und,
selbstverständlich, der /xodidae. Was ich bisher über die mit den
Brenthidae gemeinsam lebenden Milben zu sagen wußte, findet der
Leser in der 4. und 5. Reihe dieser ‚Beobachtungen‘. Im weiteren
Sinne muß man doch wohl auch die Brenthiden als Borkenkäfer
erachten. Im folgenden habe ich mich, um nicht ins Uferlose zu
geraten, auf die Ipidae beschränkt und lege hier alle Erfahrungen
nieder, die ich bisher an mitteleuropäischen und einigen verein-
zelten exotischen Arten gesammelt habe. Der Gegenstand ist
_ damit aber noch nicht annähernd erschöpft, denn es harren noch
mehrere, vorwiegend auch von Wichmann zusammengestellte
Sammlungen europäischer und vor allem tropischer Ipidae der
Bearbeitung, aus denen eine Flut noch nicht bekannter Formen
hervorquillt, die über dem Kopf des mikroskopierenden Acarologen
1) Die erste dieser Reihen erschien in den ‚‚Zoologischen Jahrbüchern‘‘,
Bd. 44 (1922), Abt. f. Systematik, S. 517—564, alle folgenden im ‚Archiv
für Naturgeschichte‘“ vom 84. Jahrg. 1918 an.
Archiv aan nresschiehte 7 2. Heft
98 Graf Hermann Vitzthum: #
zusammenzuschlagen droht. Ich fasse im folgenden alles zusammen,
was ich im Laufe der letzten Jahre zu bearbeiten vermochte und
was mir sonst bekannt geworden ist. Ausgeschaltet habe ich nur ı
zwei Arten. Die eine ist die, die ich 1914 im ‚„Zoologischen An-
zeigen, Bd 14,5 320—322, als Deutonympha von Uroplitella.
leonardiana Berlese 1904 bezeichnete. Es wurde mir bald nach e
Veröffentlichung klar, daß jene Determination unbedingt falsch
war. Was sollte auch die Deutonympha einer myrmekophilen Art
bei einem Polygraphus zu suchen haben ? Ich kann jene Deut
pha aber auch nicht einer. erneuten Untersuchung hreren Tal
da ich, trotz sorgfältigst geführter Kartothek, aus mehreren Ta
send das betreffende Präparat nicht wieder herausfinde. Die andere |
ist ein Tarsonemus, den Wichmann am 11. ‚Juli 1921 im Gang-
system von Polygraphus polygraphus Linne auf einer von Agarieus
melleus getöteten Fichte fand. Hier ist die Präparation des ein-
zigen Exemplars so unglückl.ch geraten, daß sich mit Sicherh:
gerade noch die Gattung feststellen ließ, weiter aber auch nichts.
Und nun möge der Leser staunen, welch reiche Acarofauna die auf
dem abgeschälten Borkenstück durch ihre charakteristische Zeich-
nung auch dem Laien auffallenden Bohrgänge der Ipidae bieten. =
&
- 1. Mierereunetes cortiealis n. sp.
: Berlese stellte 1883 in den „Acari, Myriopoda et Scorpiones
Heft 5, Nr. 1, innerhalb der Familie der Eupodidae das Genus
Ereynetes auf. 1919 jedoch veränderte er den Gattungsnamen, weil:
der Name Ereynetes präokkupiert sei, in der „Redia‘, Bd. 14 (die:
Seitenzahl ist aus dem allein vorliegenden Sonderdruck nicht er-
sichtlich), in Micrereunetes. Typus der Gattung, ist Acarus Me
Schrank 1776 (‚Beiträge zur Naturgeschichte‘“, S. 13; aber auch’
1781 ‚Enumeratio insectorum Austriae indigenorum“, 5 52
Nr. 1076), der unter dem gleichen Namen schon 1710 von Reau-ı
mur und 1758 von Linn& erwähnt, aber eigentlich erst 1889 von
Megnin in seinem Aufsatz „Le parasite de-la Limace des caves”
einigermaßen eingehend bearbeitet wird. Sonderbarer Weise nen
Megnin die Typenart dort ständig Ereynetes „limaceum“. Ber-
lese beschreibt und zeichnet a. a. ©. Heft 5, Nr. 2, nebst Tat. 9,
einen Ereynetes limacum und sagt dazu, die weiße Nymphe lebte
auf Limax variegatus, die von ihm orangefarben wiedergegeb
Adulti dagegen auf Insekten wie Sarcophaga carnaria. Meg ar
folgert daraus, daß Berlese nur die Abbildungen von T'ydeus IR
velox und T ydeus croceus in Kochs ‚‚Crustaceen, Myriapoden und
Arachniden Deutschlands“, Heft 4, Fig. 11 und 12, nicht aber den
echten Acarus limacum vor Augen gehabt habe, da dies eine weiße
Art sei, die ihre sämtlichen Entwicklungsstadien ausschließlich auf
Limax variegatus durchlaufe, während die orangegelben Formen!
auf koprophilen Insekten von ihm als Ereynetes velox davon unter- |
schieden werden, worunter er offenbar Kochs Tydeus velox ver
steht. Ich vermag zu der Frage nicht Stellung zu nehmen, o: miı
ce
Äcarologische Beobachtungen 99
jer niemals ein mit Acarinen behafteter Limax begegnct ist.
aber kann ich den orangegelben Micrereunetes zum Vergleich
ziehen, der auf Sarcophaga carnaria und auch auf Musca
stica so häufig vorkommt, daß er dem Acarologen sozusagen
derzeit zur Hand ist. Diese letztere Form ist es meiner Ansicht
ich, die Berlese a. a. ©. mit genügender Deutlichkeit abbildet.
- Ich halte die von der neuen Art vorliegenden Stücke für adulte
chen, weil sie deutlich eine langgestreckte Vulva erkennen
. Es sind aber die vier Haftnäpfe, die die Vulva flankieren
ssen, nicht zu sehen.
Länge des Idiosoma 370 u. Größte Breite hinter den S:hul-
170 u. Länge der Beine, gemessen von der proximalen Spitze
oxa bis zur Tarsusspitze unter Ausschluß der Krallen. I 350,
84, III 245, III 304 u. — Gestalt wie bei der Berleseschen
also bedeutend schlanker im hinteren Teil, als Megnin die
nart zeichnet, und auch schlanker als bei: M. sittardiensis
Oudemans) ; vergl. OQudemans im „Archiv für Naturgeschichte‘“,
“jahre. 1913, Abt. A, 9. Heft, S. 120 ff. nebst Taf. 11, Fig. 12—13.
weit die Gestalt von etwaiger Gravidität beeinflußt wird,
t unbekannt. — Farbe schwach orangegelb. —
Rückenseite (Fig. 1). — Eine Rumpffurche zwischen Pro-
)- und Hysterosoma ist nicht vorhanden, sondern wird nur
al durch seitliche Einkerbungen hinter den
ıultern angedeutet. Die Umrisse der Notoce-
e konnten nicht erkannt werden. Die Zeich-
ag auf dem Schildchen weicht gänzlich ab von
£, die Berlesea. a. ©. Heft 5, Nr. 2, Taf. 22,
4 wiedergibt, und auch von der von Oude-
ınsa.a. O. Fig. 23. Sie besteht in der Haupt-
-he aus zwei seitlichen, nach innen konvexen
genlinien, die hinten durch ein Querstück ver-
ıden sind. Von der Mitte der seitlichen Linien
tet sich eine andere Bogenlinie ab, die sich
starker Krümmung um die Ansatzstellen der
‚dostigmatischen Haareherumschwingt.
ese Haare, die verhältnismäßig etwas kürzer
ad als bei M. sittardiensis, sind so überaus „,. et =
in, daß ihre Wahrnehmung Mühe macht, und u a
rscheinlich nicht ganz glatt. Vor den Pseu-
nata steht jederseits ein kurzes Haar in Form eines behaarten
ens. Andere Haare oder Ansatzstellen von solchen konnten im
eich der Notocephale sonst nicht gefunden werden. — Über d'e
truktur der Notocephale kann nichts gesagt werden. Die weich-
äutige Rückenfläche ist kaum wahrnehmbar fein gerunzelt. — Ein
pseudostigmatischen Haaren in jeder Beziehing durchaus
hendes Haarpaar findetsich unweit des Rumpfendes. Alle anderen
rehaben die Gestalt von Stäbchen, die von hinten bis vorn gleich-
g dick und ringsum fein behaart sind. Solcher Haare findet sıch
7* 2. Heft
100 Graf Hermann Vitzthum:
ein Paar auf den Schultern, ein Paar, weit nach außen gerückt, |
hinter den seitlichen Einkerbungen, die die Rumpffurche andeuten,
ein Paar auf den abgerundeten Hinterecken des Rumpfes, ein Paar
seitlich der Stellen, wo man die Hinterecken der Notocephale zu
suchen hat, ein Paar in der Mitte der Rückenfläche, ein Paar, der
Mittellinie 'genähert, vor dem Haarpaar, das nahe dem Rumpfende- ‘
(den pseudostigmatischen Haaren gleicht, und ein Paar endlich
zwischen jenen langen Haaren. Die Anordnung der Haare ist also
die gleiche wie bei M . sittardiensis. Nur sind die stäbchenförmigen
Haare dort alle so ziemlich in der Länge gleich, während hier die
submedian stehenden erheblich kürzer sind als die weiter nach
außen gerückten. — |
Bauchseite (Fig. 2). — Die Anordnung der Coxae I und IT |
ist genau wie b«i M. sittardiensis. Auch die Coxae III und IV sind
in gleicher Weise aneinander gefügt. Soweit die
schwer wahrnehmbaren Umrisse es erkennen
lassen, scheint es indessen, als ob die Coxae II
hier näher an die Coxae II heranreichten als dort.
Die lange schlitzförmige V ulva liegt wie bei den
Vergieichsarten. Auch sie wäre schwer zu sehen,
wenn nicht die Runzelung ihrer Umgebung auf
ihr Vorhandensein aufmerksam machte. Die ganze
Bauchfläche nämlich, so weit sie nicht von den
Coxae bedeckt ist, ist fein gerunzelt. — AlleHaare 3
der Bauchfläche sind behaarte Stäbchen wie auf |
dem Rücken, nur kürzer. Auf Coxa I stehen I
2 Haare, auf Coxa II ein Haar, auf Coxa II, wie
es scheint, zwei Haare, indem nämlich das Haar, F
welches bei M. sittardiensis außen neben dem
Zwischenraum zwischen Coxa II und III steht, j
hier in das Bereich der Coxa III einbezogen zu \
seinscheint, und auf Coxa IV zwei Haare. Zwei Haarpaare flankieren
das Vorderende der Vulva, und sechs kleine Haarpaare folgen dem ı
Verlauf derselben. Und endlich stehen zwei Haarpaare fast auf dem
Hinterrande des Rumpfes, seitlich der sehr kleinen Analöffnung.
Die Anordnung.der Haare ist somit die gleiche wie bei M. sittardiensis”
mit Ausnahme der Coxae III, wie oben dargelegt, und der Coxae I
IV, die bei der Vergleichsart keine Haare trägt. — |
Am nur flüchtig studierten Gnathosoma wurden keine Be- :
sonderheiten bemerkt. — E
Die Beine haben die der Gattung eigentümliche Form, besonders
in bezug auf die Tarsi und deren Ausstattung. Die Beine IV über-
ragen das Rumpfende mit dem ganzen Tarsus, sind also länger
als bei M. sittardiensis, aber kürzer als bei der Berleseschen Art.
Ihre Behaarung besteht ebenfalls in behaarten Stäbchen, die sich
den betreffenden Beingliedern ziemlich dicht anschmiegen. Dies |
gilt besonders für die Tarsi, die infolgedessen einen abgestutzten
Eindruck machen. Dieser Eindruck wird noch dadurch erhöht,
Fig.2.Mrierereunetes
corticalis n. SP.
Acarologische Beobachtungen 101
‚daß die Tarsi terminal eine Höhlung besitzen, in die die Krallen mit-
-samtihrem Pulvillum rückwärts zurückgeschlagen werden können. —
Augen besitzt die Art selbstverständlich nicht. Die Augen-
losigkeit war schon von jeher ein Bestandteil der Berleseschen
Gattungsdiagnose. Um so verwunderlicher ist, daß R. Canestrini
in seines Bruders ‚Acarofauna‘ S. 229 von den Augen der dort
Ereynetes polymitus genannten Art spricht. —
Gefunden von H. Wichmann, Waidhofen an der Thaya. —
Tempus: 25. Juni 1920 und 23. Mai 1921. — Patria: Waidhofen
an der Thaya, Nieder-Österreich. — Habitat: im Muttergang von
Hylesinus fraxinı Panz. und von Myelophilus minor Hartig. —
Type in meiner Sammlung. —
Bemerkungen. — Die Art ist sehr schnell beweglich. —
Nur das hier als adultes Weibchen aufgefaßte Entwicklungs-
stadium ist bekannt. Außer dem Ei werden die anderen Entwick-
lungsstadien sicherlich bestehen in der Larva, der Deutonympha
und dem Prosopon in beiden Geschlechtern. M&gnin hat ja auch
vier Formen bei M. limacum beobachtet. Die anderen Nymphen-
stadien werden wohl überhaupt ausfallen oder höchstens durch
"Apodermata ersetzt sein. —
2. Ologamasus hemisphaerieus n. sp:
Femina. — Länge des Idiosoma 750 u. Größte Breite 550 v.
Gestalt sehr breit eiförmig, mit ganz schwacher Andeutung von
Schultern; der mittlere Teil der Bauchfläche ist abgeplattet, alles
‚andere aber mehr als halbkugelförmig emporgewölbt. — Farbe
ockergelb. —
Rückenseite (Fig. 3). — Der einheitliche Rückenschild
deckt nicht nur die gesamte Rückenfläche, s
Sondern greift ringsum noch weit auf die
Bauchseite über, woer mit dem hinteren Teil
des Ventrale ohne Überrest einer Andeutung
"von Abgrenzung völlig verschmolzen’ ist.
‚Struktur schuppig. Die Schuppen sind
schmal, im mittleren Teil der Rückenfläche
quer gestellt, gehen aber auf den Seiten-
flächen des Rumpfes in die Längsrichtung
über. Sie sind äußerst fein granuliert. — Alle .
Rumpfhaare sind glatt. Auf dem Rücken-
schild, auch auf dem ventral übergreifenden
Teil, sind zahlreiche kurze, der starken
Wölbung entsprechend gebogene Borsten
verteilt, deren Zahl und Stellung in der
: . aa : ; Fig. 3. Ologamasus
Zeichnung mit möglichster Genauigkeit nice. PO.
wiedergegeben ist. Das Paar der Vertikal-
"haare zeichnetsich vor den anderen Haaren in nichts aus. Je ein Paar
Poren wurde im vordersten und im hintersten Teil der Rumpfober-
fläche festgestellt; vermutlich sind deren noch mehr vorhanden. —
2. Heft
1027 | Graf Hermann Vitzthum:;:
Bauchseite (Fig. 4). — Mit Ausnahme der des u
thosoma ist, wie gesagt, das Rückenschild ringsum deutlich u
bar. Es umschließt, ohne daß Andeutungen eines Anale vorhanden
wären, die fast terminal gelegene kleine Analöffnung und ver-
schmilzt völlig mit der Hinterkante des Ventrale, die spurlos ver-
schwunden ist. Ein vom Vorderende der Peritremata bis in die
Analgegend reichender, deutlich sichtbarer Spalt trennt die ven-
trale Kante des Rückenschildes von den Chitinisationen der Coxal-
gegend und von den Seitenkanten des Ventrale. Der Zwischenraum
dieses Spaltes ist jedoch auch chitinisiert, so daß weichhäutige
Flächen auch auf der ganzen Bauchseite überhaupt nicht vorhanden |
sind. Das Tritosternum hat ein schlankes, von hinten nach
vorn verjüngtes Basalstück, dreimal so lang wie hinten breit,
dem ein Paar schwach behaarter Laciniae aufsitzt. Seitlich davon,
an die Coxae I angeschmiegt, ein Paar sehr kleiner
Jugularia. Zwischen Tritosternum und Sternale
fügtsich einschmales Praesternaleein. Dienach
vorn schwach konkave Vorderkante des Sternale
verläuft zwischen den Vorderkanten der Coxaell.
Coxaell an, versuchen in den geringen Zwische
raum zwischen den eng aneinander gepreßt
Coxae II und Illeinzudringen, folgen der Rundung
der CoxaeIlI undbrechen hinter deren Mitte deut-
is a Das Genitale ist hinten durch einescharfe gera
hemisphaericus L-inie deutlich vom Ventrale abgegrenzt, währe
n..sp. 2. seine Seitenkanten in flachem Bogen denCoxaeIV
zustreben. Die kleinen Stigmata liegen in der
Linie der Hinterkanten der Coxae III. Von da verlaufen die Peri-
tremata nahezu geradlinig der Unterkante des Rückenschildes.
folgend nach vorn. Die Peritrematalia sind von den Chitini-
sationen der Coxalgegend durch den erwähnten Spalt deutlich
abgegrenzt, dagegen mit der Unterkante des Rückenschildes $
gut wie verschmolzen. Man kann sie als die sehr langgestrec en
unterste Schuppe dieses Schildes auffassen, die sich vom übrig
Teil des Schildes durch ihre etwas dunklere. Färbung ziemlich
deutlich abhebt. Die Struktur auch aller anderen Schilder der
Bauchseite ist schuppig. Je näher der Bauchmitte, desto größer
die Schuppen, am größten auf dem Genitale. — Um den Be 4
leseschen Sprachgebrauch aus: ders ‚Redia” Ba. 19,3 145 ff,
zu übernehmen: je ein Paar schlitzförmige Pori a
finden sich in den Vorderecken des Sternale und in seinen zwischen
die Coxae II und III eindringenden Spitzen. Ein Paar gleicher
Poren ist, ziemlich weit nach außen gerückt, da zu sehen, wo
BE:
®
PS
Y
E Acarologische Beobachtungen 103
das Ventrale mit dem Rückenschild verschmilzt. — Die sechs
Haare des Sternale stehen sämtlich nahe den Kanten: das vorderste
"Paar innerhalb neben den vorderen Pori repugnatorii, das mittlere
"Paar schräg vor dem hinteren Paar dieser Poren, und das hinterste
Paar zwischen den seitlichen und den hinteren Ecken des Sternale.
Diese Haare sind unverhältnismäßig lang, insofern ihre Spitzen
sich, wenn die Haare einwärts gerichtet liegen, auf dem Sternale
überkreuzen. Ein Paar kurzer Borsten ist auf dem Epigynium
Sichtbar. Alle übrigen Haare gleichen denen des Rückenschildes.
| Ein Paar steht auf dem Genitale,' und sechs Paare, wie aus der
Zeichnung ersichtlich, auf dem Ventrale vor dessen Verschmel-
zung mit dem Rückenschild. Drei Borsten umgeben den Anus,
wie üblich. —
Gnathosoma. — Das Epistom konnte nicht erkannt werden.
Wegen der Mandibulae wird auf Fig. 5 verwiesen. Der Pilus
dentarius ragt zwischen das stumpfere und das spitzere Paar der
Zähne des Digitus fixus hinein. Das tibiale Sinnesorgan ist gut
‚enwickelt. Das kleine Pulvillum besteht aus ungefähr 16 hyalinen
<- Borsten. Am Hypostom sind alle Borsten glatt.
Das Paar der Stipitalborsten ist
etwas länger als die eigentlichen
Hypostomborsten. Von diesen ist
das vorderste Paar am längsten.
Die beiden hinteren Paare stehen
fast in einer Reihe, und zwar ist _
das äußere Paar bedeutend kürzer
als das innere. Die Hörner sind
von gewöhnlicher Form und eben-
- so durchgefärbt wie alle Teileihrer
Umgebung. Die Malae internae
divergieren nach vorn einwenig
und sind mit je einer vorn. fein
gefransten Lacinia ausgestattet
(Fig. 6). Die Palpi erscheinen
schlank, hauptsächlich wegen einer
F.5.Ologamasus Medianen Verjüngung des Troch-
hemisphaericus anters und einer proximalen Ver- Fig. 6. Ologamasus
n.sp.9. Mandi- jüngung des Femur. Der Tarsus hemisphaerieusn. sp. ®.
bularschere, st im Vergleich zur Tibia unver- yps vom:
hältnismäßig klein und kurz. Von den Haaren der Palpi verdienen
Erwähnung eine ventrale, interne, bürstenähnlich behaarte Borste
am Trochanter, ein kammartig gezähntes Haar distal am Femur
und zwei glatte, spatelförmige Haare am Genu. Die Gabel am
Tarsus ist dreizinkig. —
Die Beine sind schlank. Die Länge der Beine I kommt der
Länge des ganzen Idiosoma gleich. Dieses Beinpaar ist ebenso
dick wie die Beine III und IV. Alle seine Glieder sind schlank, auch
‚die Coxae. Der Eindruck wird noch verstärkt durch eine starke
2. Heft
B
ER,
eb 2,
= vw
104: Graf Hermann Vitzthum:
proximale Verjüngung des Femur und auch des Genu. Am TarsusI
ist ein kurzer Basitarsus abgegrenzt. Die Beine II sind merklich
stärker als. die übrigen. Auch hier ist der Femur proximal stark
eingeschnürt. Tarsus II ist durch Abgrenzung eines Basi- und eines
Telotarsus in drei Teile gegliedert. An den Tarsi III und IV ist
nur ein Basitarsus, kein Telotarsus, vorhanden. Trochanter IV
(Fig. 7) zeichnet sich durch einen starken externen Dorn aus,
ein unverkennbares Merkmal der Art. Coxa I trägt zwei, Coxall
ein, Coxa III und IV kein Haar. Die Anordnung der Haare an
den Beinen zeigt keine Besonderheiten. Sie sind im allgemeinen
glatt, mit Ausnahme eines seitlich beborsteten Haares am Tro-
chanter II und mehrerer ebensolcher Haare an den Tarsi II, I |
und IV. Tarsus I ist reichlich mit glatten Tasthaaren ausgestattet.
Die Prätarsi und ihre feinen Krallen bieten nichts Außer wi
liches. — Gefunden von H. Wichmann, Wales
hofen an der Thaya. — Tempus: 25. Juni 1920. —
reich. — Habitat: im Muttergang von H ylesinus
fraxini Panz. — Type in meiner Sammlung.
Bemerkungen. — Nur das adulte Weibchen
masus1892 in den „Acari, Myriopodaet Scorpiones“,
Ordo Mesostigmata, S. 62, mit Gamasus calcara-
tus C. L. Koch (,Crustaceen, Myriapoden und
Arachniden Deutschlands“, Heft 6, Nr. 6) ab
Fig. 7. Ologamasus genus innerhalb des Genus Gamasus Latreille 1806,
hemisphaerieus at ihm aber in der Folge, spätestens 1916, den
n. Sp
Tr ee ıv, Rang einer selbstständigen Gattung er
links, ventral. Außer der a. a. ©. Heft 39, Nr. 5 nebst Taf. 99,
und demnächst ausführlicher in der ‚‚Redia‘ Bd.3,
5.245 ff. behandelten Typenart und ihren Varietäten gehörte von vorm
herein der in den „Acari austro-americani‘ S.24 beschriebene Q. aber-
rans Berlese mit in das Genus bez. Subgenus. In der ‚„Redia‘ Bd.3
a.a.O.tratendann 1905 die ArtenO. pollicidatus nebstihren Varietäten
und O. inornatus Berlese hinzu, wobei die ursprüngliche Schreibweise
Hologamasus in die heutige verbessert wurde. Das noch lange Jahre
unbekannte Männchen der letztgenannten Art wurde von Berlese
1916 in der „Redia“ Bd. 12, S.156, beschrieben. Die Gattung besteht
m. W. somit nunmehr aus fünf Arten. — Die vorstehend beschriebene
neue Art wurde benannt in Anlehnung an den von Berlese 1914 in
der „Redia“ Bd. 10, S. 142, beschriebenen Gamasiphis (Periphis)
haemisphaericus (Koch), den Berlese damit zum Typus seines
Subgenus Periphis nimmt. Er hält die Art für identisch mit Kochs
in „Crustaceen, Myriapoden und Arachniden Deutschlands“, Heft26,
Nr. 16, dargestellten Eumaeus hemisphaericus. Mir scheint aber,
diese Identität könnte genau so gut für die hier in Rede stebg
neue Art in Anspruch genommen werden.
Patria: Waidhofen an der Thaya, Nieder- Öse
ist bekannt. — Berlese hat das Genus Ologa- i
Typus begründet, und zwar zunächst nur als Sub-
ein weiteres, rückwärts ge-
‚ vier Vertikalhaaren zu spre-
chen. Die Haare auf dem über-
wiegenden Teil der Rücken-
. Hächemessen 60—70u. Kürzer „__ N
m die Vertikalhaare, die
' Haare in der Schultergegend f [ [
' und die auf dem Schildrand
eingepflanzten Haare. Das a
kürzeste Haarpaar steht sub- AZ,
median dicht vor dem Rumpf- A " l
Acarologische Beobachtungeu 105
3. Lasioseius (Lasioseius) hystrix n. sp.
_ Femina. — Länge des Idiosoma 475—484 u. Größte Breite
970 u. Es liegt aber auch ein Exemplar von 440 u. Länge bei 248 u
Breite vor. — Gestalt schlank, oval, doch vorn abgestutzt. —
Farbe der meisten Individuen grauweiß; besser ausgefärbte Stücke
sind hell ockergelb.
Rückenseite (Fig. 8). — Ein einheitliches Rückenschild
deckt die gesamte Rückenfläche völlig. Seine Struktur ist schuppig,
doch tritt dies nicht sehr in die Erscheinung. Der ganze Rücken
ist reichlich ausgestattet mit glatten, steifen, wenig gekrümmten,
nadelförmigen Haaren. Die nach vorn gewandten beiden Vertikal-
haare stehen anüblicher Stelle.
Dicht neben ihnen steht aber 7
wandtes Haarpaar, das Ver- N
anlassung geben könnte, von
\e\
ende. Jederseits 10 Haare A N
sitzen unmittelbar auf dem 7
äußersten Schildrande, so, daß Y
' durch ihre Ansatzstellen der .
ist das Humeralhaar und
Schildrand gekerbt erscheint.
Das vorderste dieser Haare er ES
Lasioserus (Lasioserus)
hystrix n. sp. 9.
steht senkrecht vom Rumpf 3 Be
ab, während alle anderen Haare rückwärts gerichtet und dem Schild-
_ rand nahezu angeschmiegt sind. Hinter den zwei bez. vier Vertikal-
haaren folgen submedian 10 Haarpaare, deren hinterstes die er-
wähnten kürzesten Haare sind. Jederseits neun Haare bilden eine
_ Reihe parallel zum Schildrande. Drei Haarpaare sind in der Schul-
tergegend eingestreut. Jederseits fünf Haare bilden auf der hin-
teren Rumpfhälfte eine zweite, zum Schildrand parallele Reihe.
Ihr hinterstes Paar ist das auffälligste des ganzes Tieres. Das kommt
aber nur daher, daß diese Haare mit dem größten Teil ihrer Länge
über das Rumpfende hinausragen und daß zwischen ihnen das
kürzeste Haarpaar steht. Länger oder stärker als die übrigen
Be der mittleren Rückenfläche sind diese Haare in Wirklichkeit
nicht. —
2. Heft
106 Graf Hermann Vitzthum: ı
Bauchseite (Fig. 9). — Am Tritosternum ist das Bas EB
stück beiderseits mit einem fleischigen, weichen Haar von ansehn-
licher Länge versehen, wie denn auch die beiden Laciniae mit
längeren Haaren ausgestattet sind, als man sie an dieser Stelle
zu sehen gewohnt ist. Ein Paar schmaler, fast strichförm
Jugularia ist vorhanden; die Plättchen sind jedoch so schwach
chitinisiert, daß sie leicht übersehen werden können. Die schwache
Chitinisierung überhaupt aller Schildflächen der Bauchseite er-
schwert bei den meisten Individuen das Erkennen ihrer Umr
ganz ungemein. Der Fig. 9 liegt indessen ein Exemplar zugru:
bei dem diese Umrisse ausnahmsweise ganz scharf und deut
zu sehen waren. Das Sternale
schuppiger Struktur. Es greift
den Ausläufern seiner Vorderka
weit um die Coxae I herum. Sı
Seitenkanten folgen der Rundung
‚der Coxae II, dringen weit in
Zwischenraum zwischen den Co
II und III hinein und folgen d
der Rundung.der CoxaeIII bis etwas
vor deren Mitte. Seine Hinterkante te
wäre ziemlich geradlinig abgestutzt,
wenn sie nicht seitlich Einbu
tungen aussparte, in die sich
Paar kleiner Metasternalia
fügte. Das Genitiventrale, eb
falls von schuppiger Struktur,
die Form eines Biskuits, de
vorderer Teilzur Hälfte abgebrochen
ist. Es reicht mit seinem breitge-'
rundetenhhinterenTeilerheblichübe ber
Fig. 9.
Ensiosein ee ) die Coxae IV hinaus. Hinter der‘
hystrix n. sp. 9. Mitte der Coxae III zieht sich eiı et
feine Linie quer über das Schild, ı
von wo aus eine radiäre Streifung nach dem Sternale und den‘
Metasternalia hin strahlt. Die Vorderkante des Schildes ist n
zu erkennen. Das, wie es scheint, glatte Anale ist glockenförmig.|
Es läßt einen weichhäutigen Streifen fein gerunzelter Textur’
zwischen sich und dem Ventrale und ebenso zwischen seiner Hin er-
kante und dem Rumpfende. Es ist ungefähr um ein Drittel länger)
als breit. Vor seiner :Mitte liegt die große, von zwei Klappen ver-
schlossene Analöffnung, gleichfalls von glockenähnlicher =
Ein Paar kleiner bohnenförmiger Inguinalia liegt an übli
Stelle auf der Linie des Hinterendes des Genitiventrale. Die
Peritrematalia sind schmal und reichen über das Stigma hinaus
bis zur Mitte der Coxae IV. Eine von ihnen deutlich abgegrenzte
Fortsetzung legt sich sichelförmig um die Coxae IV herum. A
Haare der Bauchseite sind glatt und nadelförmig. Das Sternale
Ya E 2 fi
ed ee
ee
Acarologische Beobachtungen 107
drei Haarpaare: eins hart an der Vorderkante, hinter den
ularia, eins nahe dem Seitenrande hinter der Stelle der geringsten
ite des Schildes, und eins nahe der Hinterkante, dicht vor den
sternalia. Ein ebensolches Haarpaar tragen die Metaster-
ı. Auf dem Genitiventrale steht ein Haarpaar nahe dem Außen-
auf dem breiten Teil hinter den Coxae IV. Auf dem Anale
der Analapparat von einem Paar kurzer Borsten flankiert;
n längeres unpaares Haar steht dicht am Hinterrande. . Ein Paar
örmige Pori repugnatorii ist auf dem Sternale dicht
dem vordersten Haarpaar deutlich sichtbar. Wahrscheinlich
sich ein gleiches Porenpaar in den Ecken, die das Schild. in
Zwischenraum zwischen den Coxae II und III vorschiebt.
schen dem Genitiventrale und, dem Anale stehen in einer Bogen-
sechs Haare. Ungefähr 10 Haare sind außerdem auf der weich-
gen Fläche seitlich des Anale verteilt. — Die Stigmen liegen
"Linie der Vorderkanten der Coxae IV. Von hier aus erstrecken
e Peritremata mit nur ganz schwacher Schlängelung nach
Sie steigen über den Coxae II empor und füllen die Rundung
:hultern“ aus. Zum Schluß nähern sie sich über der Innen-
er Coxae I sehr stark der Medianlinie. —
Das Gnathosoma bietet keine wirklichen Besonderheiten.
Epistom ist dreispitzig und weicht damit also von Lasioseius
sioseius) muricatus (C. L. Koch) erheblich ab. Von der Mandi-
rschere kann nur gesagt werden, daß der Digitus fixus nicht
e melung besitzt ‚wie bei jener u Die Gabel
die en. ec. een vom ee Teil der a
zum Ansatz der Prätarsi: I 407, II 341; III 346, IV 435 u. Die
h: arung der Beine ist durchweg glatt und besteht aus nadel-
migen steifen Haaren, die höchstens an der Spitze von Tarsus I
s weicher zu sein scheinen. Dornen oder irgendwelche Haare,
ich durch Form, Länge oder Stärke auszeichneten, sind nicht
anden. Die Prätarsi sind lang und schlank und mit nur sehr
2 Krallen ausgestattet. Erwähnung verdient schließlich allen-
och, daß alle Femora mit einem Basifemur und alle Tarsı
nem Basitarsus versehen sind, welch letzterer sich jedoch
rsus I nur ventral abzeichnet. —
efunden von H. Wichmann, ee an der Thaya. —
us: mindestens Mai bis Juli, wahrscheinlich alle Sommer-
1 e. — Patria: Waidhofen an der Thaya und Puch, Nieder-
| Österreich. — Habitat: in den Gängen von Dendroctonus micans
ig. und Hylasies ater Payk. — Type: in meiner Sammlung.
emerkungen. — Nur das adulte Pist bekannt. — Wegen
Gattung Lasioseius wird bemerkt, daß Berlese diese 1916 ın
‚Redia“ Bd. 12, 5.33, als eine Gattung der Familie derLaelap-
. Heft
108 Graf Hermann Vitzthum:
. tidae innerhalb des Tribus der Podocinini begründet hat mit Seins
muricatus Koch als Typus; vergl. C. L. Koch, ‚Crustaceen, Myria-
poden und Arachniden Deutschlands“, Heft 24, Nr. 11. Ebenda hat
Berlese alsdann die neue Gattung zerlegt in die Untergattungen
Lasioseius s. str., Cheiroseius, Zygoseius, Platyserus, Zercoserius und
Leioseius, von denen Lasioseius die bei weitem artenreichste ist.
Typus der Untergattung Lasioseius ist natürlich wiederum Seins
mmvicatus Koch. — .
4. Lasioseius (Lasioseius) eceoptogasteris n. Sp.
Femina. — Länge des Idiosoma 422—455 u.‘ Größte Breite
211—227 u. Gestalt: deutlich, aber nicht übermäßig, entwickelte
Schultern, fast genau parallele Seitenlinien, hinten halbkreisförmig
gelb. —
Rückenseite (Fig. 10).—Ein
Rückenfläche gänzlich und läßt nur
schwindend schmalen Streifen der
weichhäutigen Seitenflächen des
Rumpfes sichtbar. Seine kaum er-
kennbare Struktur ist schuppig.
Das Rückenschild trägt 74 kurze,
glatte, nadelförmige Haare.: Dazu
gehören die beiden nach vorn ge-
richteten Vertikalhaare. Wenn man
will, kann man das benachbarte
Fig. 10 Haarpaar, welches seitwärts ge-
Token, (demsetnscine) wandt steht, als ein zweites Paar
eccoptogasteris n. Sp. 9. Vertikalhaare auffassen. Auf den
Seitenrändern des Schildes, diesem
unmittelbar aufgepflanzt, stehen jederseits 9 Haare. Ihre Ansatz-
stellen lassen den Schildrand leicht eingekerbt erscheinen. Die
übrigen Haare sind auf der Rückenfläche symmetrisch angeordnet,
genau wie bei L. (L.) hystrix. Die Länge aller Haare ist ziemlich
gleich und beträgt ungefähr 15 u. Eine Ausnahme bilden nur die
beiden hintersten, nahezu terminal eingepflanzten Haare, welche
90 u. messen und darum besonders auffallen. Sämtliche Haare
s'nd rückwärts gerichtet; auch die Humeralhaare stehen nicht
auffällig vom Rumpf ab. —
Bauchseite (Fig. 11). — Das Tritosternum ist sehr lang
und schlank. Seine proximale Hälfte ist bis zum Ansatz von jeder-
seits einem feinen Härchen kegelförmig, die distale hat parallele
Seitenlinien. Die beiden Laciniae sind fein und mäßig behaart.
Jugularia sind nur durch jederseits zwei Bogenlinien angedeutet.
Die Struktur der Sternale scheint glatt zu sein. Seine Form ist
fast wie bei L. (L.) hystrix. Nur greifen seine Vorderecken nicht
einheitliches Rückenschild deckt die
hinter den Beinen II einen ver-
abgerundet. — Farbe hell ocker-
-
Acarologische Beobachtungen 109
so weit um die Coxae I herum, und seine Hinterkante ist mehr ge-
radlinig. Die kleinen Metasternalia liegen hinter seinen Hinter-
ecken. Das Genitiventrale, dessen Struktur ebenfalls glatt
zu sein scheint, hat auch so ziemlich dieselbe Form und Größe
wie bei der vorigen Art. Sein vorderster Teil verliert sich in vorwärts
gerichteten Strahlen zwischen den Metasternalia. Die Vorderkante
ist somit nicht zu erkennen. Das Anale ist kürzer und breiter als
bei der vorigen Art, nur wenig länger als breit. Infolgedessen ist
der Abstand zwischen ihm und dem Genitiventrale größer. Seine
Gestalt ist wiederum einigermaßen glockenförmig, desgleichen die
der in seiner Mitte gelegenen, durch zwei Klappen verschlossenen
Analöffnung. Ein Paar kleiner bohnenförmiger Inguinalia liegt
an üblicher Stelle auf der Linie des Hinterendes des Genitiven-
trale. Die Stigmen liegen in der Linie
der Vorderkanten der Coxae IV. Die
Peritrematalia sind schmal und
reichen über die Stigmen hinaus bis zur
Mitte der CoxaeIV. Eine vonihnen deut-
lich abgegrenzte Fortsetzung legt sich
sichelförmig um die Coxae IV herum.
Die weichhäutigen Flächen sind kaum
wahrnehmbar fein wellig gerunzelt. Alle
Haare der Bauchseite sind ebenfalls
glatt und nadelförmig. Das Sternale
trägt drei Haarpaare: eins hart an der
Vorderkante, hinter der Stelle, wo die
Jugularianur angedeutetsind, eins nahe
tem Seitenrande des Schildes hinter der
Be seiner geringsten Breite, und eis RT
in den‘ hintersten Ecken, vor den N
Metasternalia. Die Metasternalia selbst ee
tragen je ein Haar. Auf dem Geniti-
ventrale steht ein Haarpaar zwischen den Coxae IV. Auf dem
Anale wird die Analöffnung von zwei kleinen Borsten flankiert.
- Ein bedeutend längeres unpaares Haar findet sich vor dem Hinter-
rand des Schildes. Pori repugnatorii wurden auf dem Sternale
nicht erkannt, sind aber sicherlich vorhanden. Die auf weich-
häutiger Fläche stehenden Haare sind größtenteils etwas kürzer
‘als die auf den Platten. Ein Paar steht zwischen den abge-
'rundeten Hinterecken des Genitiventrale und den Inguinalia.
Vier Haare folgen der Rundung der Hinterkante des Genitiven-
trale. Vier weitere Haare stehen in dem Zwischenraum zwischen
dem Genitiventrale und dem Anale. Die Seiten des Anale werden
von jederseits drei Haaren umsäumt, deren hinterstes Paar sich
durch größere Länge auszeichnet. Außerdem sind noch einige
Haare auf den mehr seitlich liegenden Teilen des Rumpfendes
vorhanden. — Der Verlauf der Peritremata ist wie bei
vorigen Art. —
110 Graf Hermann Vitzthum:
., Das Gnathosoma bietet keine Besonderheiten. Das nur
schwer erkennbare Epistom scheint mir keine Spitzen zu tragen,
sondern glatt abgerundet zu sein. Die Mandibularscheren
konnten nicht in seitlicher Lage betrachtet werden. Sie scheinen
nur einige wenige, kräftige Zähne zu tragen. Sie sind der am dun-
kelsten gufärbte Teil des ganzen Tieres. Die Gabel am Palptarsus
ist natürlich zweizinkig.
Die Beine sind schlank und normal gegliedert, auch das
Längenverhältnis der Glieder untereinander, insbesondere von
Tibia und Tarsus I, ist normal. Das muß im Hinblick auf einige
von Berlese beschriebene Arten gesagt werden, Die Beine II
sind etwas stärker als die anderen. Längen, gemessen vom proxi-
malsten Teil der Coxae bis zum Ansatz der Prätarsi: I 320, II 250,
III 250, IV 325 u. An allen Femora ist ein Basifemur, an allen
Tarsi ein Basitarsus abgegrenzt, welch letzterer jedoch am Tarsus I
nur ventral angedeutet ist. Die Behaarung der Beine und die
Prätarsi sind wie bei der vorigen Art. —
Gefunden von H. Wichmann, Waidhofen. — Tempus:
18. Juni 1920. — Patria: Waidhofen an der Thaya, Nieder-Öster-
reich. — Habitat: auf Eccoptlogaster laevis Chap. — Type in
meiner Sammlung. —
Bemerkungen. — Nur das $ ist bekannt. Das { und die
Jugendstadien sind nicht auf dem genannten Käfer, sondern in
dessen Bohrgängen zu suchen. —
5. Lasioseius (Zereoseius) ometes (Oudemans 1903).
1903. Aypoaspis ometes. Dudemans, ‚„Entomologische Berichten,
uitgegeven door de Nederlandsche Entomologische Vereeni-
ging‘, Bd. 1, S. 100; Diagnose des 9. |
1904. Hypoaspis ometess. Oudemans, ‚Tijdschrift der Neder-
landschen Dierkundigen Vereeniging“, 2. Serie, Bd. 8,
S. 203, nebst Taf. 8, Fig. 1—6; Beschreibung und Abbildung
des os
Die vorliegenden Tiere zeigen eine so weitgehende Überein-
stimmung mit der Beschreibung und den Abbildungen der Oude-
mansschen Art, daß an der Identität der Art kein Zweifel bleibt.
Immerhin bedarf Oudemans’ Fig. 1 und 4 einiger Ergänzungen,
so daß es angezeigt erscheint, hier mit einer genaueren Zeichnung
eine ausführlichere Beschreibung zu geben.
Femina. — Länge des Idiosoma 566-622 u. Größte Breite
340—353 u. Das Oudemanssche Typenexemplar ist nur 560 u.
lang. — Gestalt: hinten halbkreisförmig abgerundet; die Seiten
so gut wie parallel; vorn mit ungewöhnlich stark ausgeprägten
„Schultern“. Farbe dunkel ockerbraun, auch die weichhäutigen
Teile sind ziemlich kräftig gefärbt. Oudemans hat wohl noch
nicht ganz ausgefärbte Stücke vor sich gehabt. —
Rückenseite (Fig. 12). — Ein einheitliches Rückenschild
deckt die Rückenfläche so gut wie ganz und läßt nur von den
Acarologische Beobachtu ngen 111
„Schultern“ an ringsum einen schmalen weichhäutigen Streifen
insofern frei, als auch bei dorsaler Betrachtung eine Kleinigkeit
von der Wölbung der Seitenflächen des Rumpfes sichtbar ist.
Die Textur der weichhäutigen Flächen ist ganz fein gerunzelt.
Die Struktur des Rückenschildes ist in dessen hinterer Hälfte und
seitlich nach vorn bis in die Schultergegend. grob schuppig. Vor
der Mitte des Rückens und auf dem ganzen vorderen Teil des
Schildes geht die Struktur in ein Muster von Falten und Runzeln
über. Diese Zeichnung liegt aber der Schildfläche nicht so plastisch
auf, wie man aus ihrer deut-
lichen Erkennbarkeit wohl
folgern könnte. Alle Haare
der Rückenseite sind, messer-
klingenartig flach, mehr oder
minder gebogen und wenig-
stens auf der konvexen Seite
Fig. 13. Lasiosevus
(Zercosevus,) ometes
(Oudms.) 2.
Fig. 12. Lasioseius (Zercoseius) Pygidialhaar (l.),
ometes (Oudms.) 2. Humeralhaar (r.).
eingekerbt. Je weiter nach hinten desto länger werden die Haare
und desto deutlicher tritt diese Besonderheit der Form in die
Erscheinung. Fig.13 zeigt die beiden Extreme: links ein Pygidial-
haar und rechts ein Humeralhaar. Das Pygidialhaar hat auf
der konvexen Scite fünf Zähne, auf der konkaven Seite nur
ganz distal einen. Mindestens diese distalen Zacken kehren beı
jedem Haar wieder, wenn es auch sonst, wie das Humeralhaar,
glattrandig ist. Bei den Haaren jedoch, die nicht über die Rand-
linie des Rumpfes hinausragen, sind die Zacken meist schwer
wahrnehmbar, so daß diese Haare vielfach wie gewöhnliche Dornen
erscheinen. Oudemans hat die eigenartige Gestalt der Haare
richtig erkannt. Alle Haare stehen auf Höckern, die auf dem vor-
deren Teil des Rückens weniger gut erkennbar sind als weitre
2, Heft
119 Graf Hermann Vitzthum:
hinten. Auch die Haare auf den weichhäutigen seitlichen Teilen
des Rumpfes stehen auf Sockeln, die als dunkler und stärker
chitinisierte Höcker der im übrigen fein gerunzelten weichen Haut
aufgesetzt sind. Das Paar der Vertikalhaare steht an üblicher
Stelle nach vorn gerichtet. Rechts und links davon steht je ein
nach den Schultern hin gewandtes Haar, die man als ein zweites
Paar Vertikalhaare auffassen könnte. Im ganzen zählt das Rücken-
schild 66 Haare. Davon entfallen jederseits 10 auf die äußerste
Kante des Schildes. Von vorn gezählt das zweite ist das Humeral-
haar, ausgezeichnet dadurch, daß es nicht gebogen ist und senk-
recht vom Rumpf absteht. Von da
an nehmen diese Schildrandhaare
nach hinten stetig an Länge zu, bis
sie in den beiden Pygidialhaaren die
größte Länge erreichen. Hinter den
Vertikalhaarenstehen 10 Haarpaare
submedian. Sie nehmen von vorn
nach hinten nur wenig an Länge zu.
Ihr hinterstes Paar, grade zwischen
den Pygidialhaaren, ist aber das
kürzeste des ganzen Rückenschildes
und darum besonders auffällig. Bei
diesen kürzesten Haaren sind die
seitlichen Zacken am wenigsten
ausgeprägt. Die übrigen 22 Haare
sind auf den seitlichen Gegenden
des Rückenschildes symmetrisch
eingefügt und erreichen besonders
hinten eine ansehnliche Länge. Auf
den Seitenflächen des Rumpfes
stehen jederseits 9—10 Haare in
einer Reihe, so, daß die ersten am
besten bei dorsaler Betrachtung
Fig. 14. Lasioseius (Zercosevus) sichtbar sind, während die letzten
ometes (Oudms.) 9. 4 oder 5 durchaus der Bauchfläche
angehören. Auch diese Haare neh-
men von vorn nach hinten an Länge zu. |
Rückenseite (Fig. 14). — OQOudemans bezeichnet das
Tritosternum als klein. Das kann ich nicht unterschreiben.
Bei den hier vorliegenden Stücken ist sein basaler Teil vielmehr
auffallend lang und schlank, kaum kürzer als die ebenfalls sehr
feinen, nur ganz kurz behaarten Laciniae. Ob jederseits zwei
Falten zwischen der Vorderkante des Sternale und dem Trito-
sternum als vier -Jugularia aufzufassen sind, mag dahingestellt
bleiben. Das Sternale hat vorn und an den Seiten die übliche
Form. Seine hintersten Spitzen liegen vor der Mitte der Coxae
III. Ganz absonderlich aber ist, daß das Schild statt einer nor-
malen Hinterkante eine torbogenähnliche tiefe Einbuchtung auf-
Acarologische Beobachtungen 113
weist, die nach vorn bis zur Mitte der Platte reicht. Die dadurch
frei gelassene Fläche scheint jedoch nicht weichhäutig zu sein. Die
Struktur des Sternale ist fein porös, aber nicht in der Art fein
porös oder fein gekörnelt, wie man es sonst oft zu sehen bekommt,
sondern die im allgemeinen üblichen kreisrunden Pünktchen sind
hier durch winzige Striche in der Längsrichtung ersetzt. Auf dem
Sternum stehen nahe der Vorderkante, zwischen den Coxae II
und in den hintersten Ecken je ein Paar glatter Haare, die immer
nach vorn gerichtet zu sein scheinen. Hinter dem vordersten und
vor dem hintersten Haarpaar je ein Porus repugnatorius. Meta-
sternalia konnte ich nicht erkennen. Entweder fehlen sie über-
haupt ganz, oder sie sind bis auf die Ansatzstellen der ihnen zu-
kommenden, glatten, nach vorn gerichteten Haare rückgebildet.
Das Genitale reicht nur wenig hinter die Coxae IV zurück und ist
hier geradlinig abgestutzt. Es läßt sich von hinten nach vorn
zwischen den Coxae IV hindurch bis zwischen die Metasternal-
haare verfolgen. Bei einigen Stücken scheint es hier durch eine
Bogenlinie nach vorn abgegrenzt zu sein, bei anderen sieht man
in dieser Gegend Spuren einer radiären Strahlung, bei den meisten
aber ist vom vorderen Teil des Genitale überhaupt nichts zu er-
kennen. Seine Struktur ist wie beim Sternale. Vor seinen Hinter-
ecken trägt es ein Haarpaar. Zwischen der Hinterkante des Ge-
nitale und der Vorderkante des Ventrianale sind in einer genau
geraden Linie vier strichförmige Plättchen eingeschoben.
Oudemans erwähnt diese Plättchen nicht. Die Reihe dieser
Plättchen wird außen durch ein Paar kurzer glatter Borsten auf
weichhäutiger Fläche flankiert. Das Ventrale ist mit dem Anale
zu einem Ventrianale verschmolzen. Dieses Schild ist breit
birnförmig, mit dem verjüngten Teil nach hinten. In der Linie
der seitlichen Einbuchtungen liegt die Analöffnung. Die Seiten
derselben werden von zwei glatten Borsten flankiert. Eine eben-
solche Borste steht unpaar hinter der Analöffnung fast auf der
Hinterkante des Ventrianale. Im übrigen trägt das Schild acht
Haare: zwei nahe der Vorderkante hinter den Außenenden des
mittleren Paars der vier strichförmigen Plättchen, vier in einer
Querreihe in der Linie der größten Schildbreite und zwei dicht
dahinter, der Außenkante genähert. Die Struktur des Schildes
ist fein porös oder fein granuliert im üblichen Sinne, also abweichend
vom Sternale und Genitale. Außerdem ist das Schild grob schuppig.
Ein Cribrum habe ich nicht gefunden. Ich glaube, daß Oudemans
sich ein solches dadurch hat vortäuschen lassen, daß die Granu-
lierung am Hinterrand des Schildes deutlicher sichtbar wird, weil
sich das Schild hier schon ein wenig dorsalwärts biegt. Auf der
weichhäutigen, fein gerunzelten Fläche neben dem Ventrianale
stehen nächst dem Schildrand jederseits zwei kurze, gebogene und,
wie es scheint, glatte Borsten und weiter außen mehrere der schon
erwähnten gezackten Haare, die auf Höckern eingepflanzt sind.
Inguinalia sind als fast kreisförmige Platten vorhanden und liegen,
Archiv für es aulenle g 9, Heit
ad.
114 Graf Hermann Vitzthum:
ganz auf die Seite gerückt, in der Linie der Vorderkante des Ventri-
anale. Die Stigmen liegen an üblicher Stelle in der Linie der
Vorderkanten der Coxae IV. Von ihnen aus verlaufen die Peri-
“tremata wenig geschlängelt nach vorn, steigen über den Trochan-
teren II zu den S:hultern empor und füllen dann deren Wölbung.
aus, bis sie sich vorn beinahe den Vertikalhaaren nähern. Sie bilden
die Innenkante der Peritrematalia, deren Außenkante dicht
bei den Humeralhaaren fast das Rückenschild berührt. Hinter
den Stigmen erstrecken sich die Peritrematalia noch ein gutes
Stück rückwärts und sind dort ziemlich deutlich abgegrenzt gegen
“ein sichelförmiges Stück, das sich hinten um die Coxae IV herumlegt.
| Vom Gnathosoma ist wenig Besonderes
zu sagen. Das Epistom ist sehr schwer zu
erkennen. Oudemans scheint es richtig ge-
zeichnet zu haben. Demnach ist es vorn ab-
gestutzt und mit vielen kleinen Zähnchen ver-
sehen. Die Gabel am Palptarsus ist zweizinkig.
Die Mandibularscheren gleichen weitgehend
denen von Lasioseius (Lasioseius) muricatus
(Koch) 9, besonders in Bezug auf zahlreiche
kleine Zähnchen am Digitus fixus (Fig. 15).
- Beine. — Längen, gemessen vom proxi-
malsten Ende der Coxae bis zum Ansatz der
Prätarsi: 1500, II 410, III 391, IV560u. Beinel
sind schlanker als die anderen, II etwas stärker
als III und IV. Die Gliederung ist normal.
Alle Femora mit Basifemur, alle Tarsi mit
| Basitarsus, der jedoch am Tarsus I nur ventral
angedeutet ist. Alle Haare sind glatt. An den
Fig. 15. Lasioseius Beinen Ill und IV könnte man einzelne Haare
( a) ometes fastals Dornen bezeichnen. Bei II sind sie etwas
wen ee „.. feiner, bei I noch feiner und, besonders auf
oe Tibiaund Tarsusl, erheblich länger. Die Prätarsi
sind mäßig schlank und mit verhältnismäßig zarten Krallen ausge-
stattet. Auch aufden Beinen stehen die meisten Haare auf Höckern. —
Gefunden: das Typenexemplar von Prof. Oudemans, Arn-
hem; die hier bearbeiteten Stücke von H. Wichmann, Waid-
hofen. — Tempus: bei den Wichmannschen Stücken 6. und
18. Juni 1920. — Patria: beim Typenexemplar Utrecht in Holland;
bei den hier bearbeiteten Stücken Waidhofen an der Thaya in
Nieder-Österreich. — Habitat: das Typenexemplar im Kehricht
eines Hauses; die hier vorliegenden Stücke auf Eccoptogaster laevis
Chap. und in den Bohrgängen von Hylesinus fraxini Panz. — Type:
in der Sammlung Oudemans; die hier bearbeiteten Stücke in
meiner Sammlung. —
Bemerkungen. — Nur das 2 ist bekannt. — Wegen der
Begründung des Genus Lasioseius Berlese 1916 und dessen Sub-
genus Zercoseius Berlese 1916 (letzteres mit Seius spathuliger
‚Acarologische Beobachtungen 115
Leonardi als Typus; vergl. Leonardi in Canestrinis ‚Acaro-
faunaitaliana‘, S.923) siehe Berlesein der ‚Redia‘, Bd.12, S.33.—
Zahl, Anordnung und Form der Rückenhaare und die Be-
zahnung der Mandibularscheere lassen mich vermuten, daß der
von Banks im ‚‚Treatise on the Acarina, or Mites“, Proceedings
of the United National Museum, Bd. 28, S. 58, 1904 abgebildete
Laelaps mexicanus, über den mir sonst nichts bekannt ist, der hier
erörterten Oudemansschen Art mindestens sehr nahe steht. —
6. Gamasellus (Digamasellus) quadrisetus Berlese 1920.
1920. Gamasellus (Digamasellus) quadrisetus. Berlese, ‚Centuria
quinta di Acari nuovi“ in der „Redia“, Bd. 14, S. 459, Nr. 436.
Kurze Beschreibung der Deutonympha, ohne Abbildung.
Deutonympha. — Länge des Idiosoma 430 u,
größte Breite 210 u; beides genau, wie von
Berlese angegeben. — Gestalt: stark ent-
wickelte ‚Schultern‘, die Seitenlinien nach rück-
wärts etwas konvergierend, hinten mit nur geringer
Rundung ziemlich gerade abgestutzt. — Farbe
hell ockerbraun. —
Rückenseite (Fig. 16). — Die Rücken-
bedeckung ist in Notocephale und Notogaster zer-
legt, derenerstere mitleicht nach hinten gerundeter
Hinterkante über die geradlinige Vorderkante des
letzteren etwas übergreift. Das Längenverhältnis
beider Platten ist das bei den Gamasellus-Deuto-
nymphen übliche. Sie lassen nirgends einen weich-
häutigen Streifen frei. Beide Platten sind schup-
piger Struktur. Auf dem Notogaster bieten die
Schuppen, soweit sie überhaupt wahrnehmbar
sind, das gewohnte Bild. Auf der Notocephale
dagegen sind die Schuppen nicht quer, sondern Fig. 16. Gamasellus
in der Längsrichtung gestellt, was besonders in . ee
der Mitte deutlich zu erkennen ist. Daraus ent- Se
steht aus perspektivischen Gründen nach den
Seiten hin das Bild einer feinen Längsstreifung, das auch Berlese
"aufgefallen ist. Die Ränder beider Schildplatten sind soweit abwärts
gebogen, daß sie weder bci dorsaler noch bei ventraler Betrachtung
sichtbar sind. Infolgedessen erscheint die Randlinie des Rumpfes
nirgends gekerbt, sondern ringsum glatt. — Alle Haare des
Tieres sind glatt. Die Haare der Rückenfläche sind nadelförmig
und wenig gebogen. Auf dem hinteren Rückenteil, wo die Schuppen
der Wölbung des Rumpfes entsprechend leicht stufenförmig ab-
fallen, sind sie den einzelnen Schuppen so aufgesetzt, daß sie
auf flachen Höckern zu stehen scheinen. Es sind, ebenso wie
bei Gamasellus viator Vitzthum (vergl. „Acar. Beobacht.“ 5. Reihe
. im „Archiv für Naturgeschichte‘“, 87. Jahrg. 1921, Abt. A, 4. Heft,
S.7—10), sechs Vertikalhaare vorhanden, deren jederseits mittleres
g+ 2. Kell
116 &raf Hermann Vitzthum:
etwas kürzer zu sein scheint als die anderen. Im übrigen trägt
die Notocephale 32, das Notogaster 22 Haare, deren Anordnung
fast genau mit der bei der Vergleichsart übereinstimmt. In der
vorletzten Querreihe auf dem Notogaster ist ein Haarpaar etwas
länger als die übrigen, was jedoch nicht gerade auffällt. — Poren
sind nicht vorhanden. —
Bauchseite (Fig. 17). — Das Tritosternum ist unschein-
bar und konnte nicht eingehend studiert werden. Sollten Jugu-
laria vorhanden sein, so werden sie gleichzeitig mit der proxi-
malen Hälfte des Basalstücks des Tritosternums vom Vorderrand
des Sterni-metasterni-genitale verdeckt. Ich kann nicht unter-
schreiben, wenn Berlese sagt, der Vorderteil dieser Centralplatte
- verlöre sich ohne Grenze in der granulierten Haut-
fläche der Umgebung. Die Form der Platte wird
von Berlese sehr richtig mit einer antiken Am-
phora verglichen. Sie ähnelt sehr der der Ver-
gleichsart, ist aber breiter, so daß die Seitenkanten
über Teile der Coxae II, IIIund IV hinwegstreichen.
Endopodialia sind nicht vorhanden, auch nicht
zwischen den Coxae II und III. Dagegen sind
schmale Peritrematalia vorhanden, nur wenig
breiter als die Peritremata selbst und rückwärts
kaum über die Stigmen reichend. Die Stigmen
liegen hinter der Mittellinie derCoxaeIV. Ich weiß
nicht, warum Berlese sich hierüber wundert,
denn dies ist bei den Gamasellus-Deutonymphen
der übliche Platz. Inguinalia konnte ich nicht
wahrnehmen. Nach Berlese sind sie vorhanden
und tropfenförmig. Das die Analöffnung um-
schließende Anale erscheint mir sehr breit birn-
Fig. 17. Gamasellus förmig, also nicht so ausgesprochen glockenförmig
(Digamasellus) wie bei der Vergleichsart. — Die Peritremata
en schmiegen sich in ihrem Verlauf ohne wesentliche
a Schlängelung der Wölbung des Rumpfes an und’
enden über den Coxae I. — Das Sterni-metasterni-genitale
trägt auf seinen Außenkanten vier Paar nadelförmiger Haare. Ein
weiteres Paar gleicher Haare flankiert seine Hinterspitze. Auf der
freien Fläche dahinter folgen submedian zwei Haarpaare in einer
Querreihe. Drei Haarpaare umgeben die vordere Hälfte des Anale.
Jederseits zwei Haare stehen seitlich der Hinterkante des Anale
in den abgerundeten Rumpfecken. Zwischen dieser Stelle und dem
Stigma stehen drei Haare ganzlateral. Zwei winzige Borsten drängen
sich an den Hinterrand des Anale. Dieses selbst trägt die üblichen
drei Borsten. Das auffälligste Kennzeichen des Tieres aber sind
vier lange Endhaare, die nahezu terminal aufgesetzt sind,
aber immerhin der Bauchfläche zugezählt werden müssen. Das
äußere Paar hiervon mißt an Länge mehr als die größte Rumpf-
breite und mehr als die halbe Rumpflänge. Das innere Paar ist
Acarologische Beobachtungen aut
um eine Kleinigkeit kürzer. Diese Haare sind auch glatt, stark
und einigermaßen biegsam:
Das Epistom ist dreispitzig. Wenigstens gibt Berlese dies
an, und ich glaube es ebenso erkannt zu haben. Im übrigen ist
über das Gnathosoma nichts Besonderes zu sagen.
Die Beine gleichen in jeder Beziehung völlig denen der
Deutonympha von Gam. viator, besonders in Bezug auf die un-
gewöhnlich starke Entwicklung der Coxae II und die Gestalt der
diesen aufsitzenden Beine. Die Coxa II zeichnet sich auch durch
ein besonders langes Haar aus. Nur drängen sich die Coxae II
und III hier mehr zusammen als bei der Vergleichsart, so daß die
freie Fläche zwischen ihnen und dem Zentralschild hier wegfällt. —
Gefunden 1. von Prof. Berlese, Florenz. — 2. von mir auf
von H. Wichmann vorgelegtem Käfermaterial. — Tempus:
1. unbekannt. — 2. 10. Mai 1921. — Patria: 1. Florenz. — 2. Waid-
hofen an der Thaya, Nieder-Österreich. — Habitat: 1. an Stücken
von Coniferenrinde, die am Boden. vermoderten. — 2. auf Ips
laricis F. — Daraus dürfte sich mit Sicherheit ergeben, daß die Art
ein Coniferenbewohner ist. Die Adulti müssen in den Bohrgängen
von Ips laricis zu finden sein. — Type:in der Sammlung Berlese;
das hier abgebildete Exemplar in meiner Sammlung. —
Bemerkungen. — Nur die Deutonympha ist bekannt. —
Wegen der Entstehung der Gattung Gamasellus Berlese 1892 und
deren Untergattung Digamasellus Berlese 1905 vergl. ‚Acarol.
Beobacht.‘“ 2. Reihe im Archiv für Naturgeschichte, 84. Jahrg.
1918, Abt. A, 6. Heft, S. 11-12. Als Kennzeichen der Unter-
gattung Digamasellus gibt Berlese in der „Redia‘, Bd. 2, 5. 234,
an, daß hier beim das Sternale nicht mit dem Anale verschmolzen
sei. Wenn er die vorliegende Art, deren Adulti auch er nicht kennt,
in diese Untergattung stellt, so wird-er dafür seine guten Gründe
haben. Dann gehört aber Gamasellus viator mit Sicherheit auch in
diese Untergattung. —
7. Gamasellus (Digamasellus) viator Vitzthum 1921.
1921. Gamasellus viator. Vitzthum, ‚Acarologische Beobach-
tungen“, 5. Reihe, ‚Archiv für Naturgeschichte“, 87. Jahrg.
1921, Abt. A, 4. Heft, S. 7—10. Ausführliche Beschreibung
und genaue Abbildung des 2.
Gefunden von H. Wichmann, Waidhofen. — Tempus:
20. Juni 1920. — Patria: Waidhofen an der Thaya, Nieder-Oster-
reich. — Habitat: im Muttergang von Hylesinus fraxım Panzer. —
Bemerkungen. — Wurde auch von mir im Juli 1914 ın
Holstein auf Bombus gefunden. —
8. Uropoda (Uropoda) obseura (©. L. Koch 1836).
1836. Notaspis obscurus C. L. Koch, ‚Crustaceen, Myriapoden
und Arachniden Deutschlands‘, Bd. 2, Nr. 5. BEN
1905. Uropoda KempersiOudemans, „Entomologische Berichten |
Bd24 5,8.
2. Heft
118 “ Graf Hermann Vitzthum:
1913. Uropoda obscurus Oudemans, ebenda Bd. 4, S. 33.
1915. Uropoda obscurus Oudemans, „Archiv für Naturgeschichte“,
81. Jahrg. Abt. A, Heft 5, S. 1922.
‚Aber nicht
1881. Notaspis obscurus Berlese, „Atti del Reale Istituto Veneto
di Scienze, Lettere ed Arti“, Ser. 5, Bd. 8 (S. 28 des Sonder-
drucks ‚Indagini sulle metamorfosi di alcuni Acari in-
setticoli‘‘).
1882. Uropoda obscura Berlese, ebenda (5. 4 des Sonderdrucks
„Note acarologiche‘). \
1885. Uropoda obscura Canestrini, „Acarofauna italiana‘ S. 103
nebst Taf. 4.
1888. Uropoda obscura Berlese, ‚Acari, Myriopoda et Scorpiones
hucusque in Italia reperta“, Heft 40, Nr. 8, Taf. 156.
Mindestens, was Canestrini und Berlese 1885 und 1888 be-
schreiben und abbilden, ist Notaspis marginatus C. L. Koch 1839;
vergl. Koch a. a. O., Heft 27, Nr. 22, auch Oudemans in den
„Entomologischen Berichten“, Bd. 4, S. 35>—86. Und sicherlich
ist es dieselbe Art, die Berlese bis dahin mit dem gleichen Namen
belegt hatte.
Der genau gleiche Typus der Deutonymphen beweist, daß
die hier in Rede stehende Art in dieselbe Gattung gehört wie Acarus
vegetans de Geer 1768; vergl. de Geer in Kong. Vet. Acad. Handl.
Stockholm, Bd. 29, S. 176—183, nebst Taf. 4, Fig. 15—19, und
„Memoires pour servir a l’histoire des insectes“, Bd. 7, S. 123—128,
nebst Taf. 7, Fig. 15—19. Wären von Acarus vegelans de Geer
auch die Adulti bekannt, so würde die Übereinstimmung sich ganz
gewiß noch viel offenkundiger zeigen. Acarus vegeians de Geer
ist aber der Typus des Genus Uropoda Latreille 1806. Damit recht-
fertigt sich der Gattungsname der hier behandelten Art. Darum
muß aber auch Uropoda vegetans (de Geer) bei einer Zerlegung des
Genus Uvopoda in Untergattungen Typus der Untergattung
Uropoda s. str. bleiben, und nicht Notaspis marginatus Koch 1839,
den Berlese für synonym mit Notaspis obscurus Koch 1836 hält
und daher irrtümlich in der ‚Redia‘“, Bd. 13, S. 12, als Typus der
Untergattung Uropoda s. str. nennt. Die hier in Rede stehende
Art ist somit auch in der richtigen Untergattung untergebracht.
Ob der Speciesname richtig ist oder falsch, das hängt davon ab,
ob Oudemans seine nur auf der Deutonympha begründete Uro-
poda Kempersi zu Recht mit Notaspis obscurus Koch identifiziert
‚hat oder nicht. Meiner Ansicht nach: ja Die jetzt hier vorliegende
Deutonympha ist ohne jeden Zweifel identisch mit der, die Oude-
mans 1305 unter dem Namen Uropoda Kempersi und dann 1913
und 1915 unter dem Namen Uropoda obscurus beschrieben hat.
Diese Deutonympha gehört aber mit ebenso absoluter Sicherheit
in die Reihe der unten beschriebenen und abgebildeten Entwick-
lungsformen. Sollte also jemand jemals den Nachweis führen,
daß die Oudemanssche Identifizierung von U. Kempersi und
Acarologische Beobachtungen 119
U. obscurus zu Unrecht erfolgt sei, so müßte die hier beschriebene
Art den Namen Uropoda Kempersi Oudemans 1905 führen. —
Larva. — Länge des Idiosoma 265—350 u. Größte Breite
186—241 u. — Gestalt birnförmig, mit der Spitze nach vorn. —
Farbe blaß olivgrau. — Textur in den weichhäutigen Teilen
wellig fein gerunzelt, dabei aber sehr uneben, was besonders in
der Randlinie in die Erscheinung tritt. Infolgedessen ist auf der
Rückenfläche nur schwer zu erkennen, welche Flächen schild-
bedeckt sind und welche nicht. —
Rückenseite (Fig. 18). — Den größten Teil der Rücken-
fläche deckt eine Notocephale. Sie beginnt mit einer stumpfen
Spitze etwas hinter dem Vorderende des Idiosoma, folgt mit ihren
Seitenrändern der Randlinie des Rumpfes, läßt aber jederseits
einen erheblichen Streifen un-
bedeckt, und bildet abgerun-
dete Hinterecken in der Gegend
der Beine III. Die Hinterkante
springt mit einem stumpfen
Winkel nach dem Rumpfende
hin vor. Bei dieser Form bleibt
‚einungefähr halbmondförmiges
Stück des hinteren Rumpfteiles
‘von der Notocephale unbe-
deckt. Das mittlere Drittel
dieser Fläche füllt das Noto-
.gaster aus, welches auch an-
nähernd halbmondförmig ist.
Es erreicht das Rumpfende
nicht, sondern läßt hinten noch
einen weichhäutigen Streifen _ Fig. 18. Uropoda (Uropoda)
frei. Aus der Form dieser beiden obscura (Koch), Larva.
Hauptschilder ergibt sich, daß | |
siedurcheinen weichhäutigen Streifen getrennt sindund daßzwischen
‚den Hinterecken der Notocephale und den seitlichen Teilen des
Notogasters größere weichhäutige Flächen liegen. In diesen sind
aber, den Vorderecken des Notogasters vorgelagert, zwei selbst-
ständige Plattenteile inselartig eingebettet und außerdem zwei
Plättchen nahe der Hinterspitze der Notocephale und zwei gleiche
Plättchen außen schräg vor den besagten „Inseln“. Die beiden
Hauptplatten sind durch Leisten und Furchen mannigfaltig
skulpturiert und überdies, wie in der Zeichnung möglichst natur-
getreu wiedergegeben, in viele einzelne Plattenteile zerlegt, die
ein ziemlich symmetrisches Muster ergeben. Die kleinen Platten-
. teile sind fein granuliert. — Alle Haare — wie überhaupt alle Haze
des ganzen Tieres — sind glatt. Im Bereich der Notocephale
haben die Haare die Form mäßig gekrümmter Nadeln, im Bereich
des Notogasters sind die Haare kürzer und sichelförmig gekrümmt.
Da die Haare vollständig farblos und glasartig durchsichtig sind,
9. Heft
120 Graf Hermann Vitzthum:
sind sie trotz ihrer Größe nur mit Mühe wahrzunehmen. Dies wird
noch dadurch erschwert, daß sie sich den Unebenheiten der Rumpf-
fläche eng anschmiegen. Vertikalhaare konnte ich am Vorderende
des Rumpfes nicht erkennen. Darum muß man wahrscheinlich
das Haarpaar als solche bezeichnen, das die Vorderspitze der
Notocephale flankiert. Drei weitere Haarpaare gleicher Art stehen
auf weichhäutiger Fläche längs des Randes der Notocephale,
diesem dicht angedrückt. Auf der Notocephale selbst stehen
submedian fünf Haarpaare, von denen das vorderste und das mit-
telste stets nach vorn, die übrigen stets nach hinten gerichtet zu
sein scheinen; wenigstens ist dies bei allen vorliegenden 10 Exem-
plaren der Fall. Auf dem eigentlichen Notogaster stehen keine
Haare, auch nicht auf den ‚‚Inseln‘, wohl aber auf den vier einzeln
verteilten kleinen Plättchen. Diese Haare sind nach hinten ge-
krümmt. Auf je einem Höcker nächst den Hinterecken der Noto-
cephale steht dagegen ein ebensolches nach vorn gekrümmtes
Haar. Jederseits mindestens fünf auf Höckern eingepflanzte
krumme Haare umsäumen den Hinterrand des Rumpfes, sind die-
sem aber so eng angeschmiegt, daß sie leicht übersehen werden
könnten.
Die Bauchfläche und das Gnathosoma wurden nicht stu-
diert, weil das Erkennen ihrer Einzelheiten allzu viel Mühe machte.
Die stämmigen Beine sind normal gegliedert. Jedoch sind
die Tarsı II und III in einen Basi- und einen Telotarsus zerlegt
von denen ein jeder so lang ist wie die vorhergehenden Glieder,
und da der außerordentlich scharf abgesetzte Telotarsus bedeutend
schlanker ist als der Basitarsus, gewinnt man beim ersten Anblick
den Eindruck, als ob diese Beine ein Glied zu viel zählten. Die
Behaarung der Beine I besteht in der Hauptsache aus Borsten,
die am Tarsus I in weiche Haare übergehen. Die Behaarung der
Beine II und III besteht überwiegend aus kurzen, kräftigen Dornen.
Die Prätarsi und Krallen der Beine I sind kürzer und zarter als
bei II und III. —
Protonympha. — Länge des Idiosoma bei dem einzigen vor-
handenen Exemplar 381 u. Größte Breite 255 u. — Gestalt wie
bei der Larva, desgleichen die olivgraue Farbe und die Textur. —
Rückenseite (Fig. 19). — Die Notocephale hat so ziemlich
dieselbe Form wie bei der Larva, reicht aber bei weitem nicht so
weit nach hinten. Dafür ist das Notogaster bedeutend mehr
entwickelt. Man könnte seine Gestalt ungefähr halbmondförmig
nennen, wenn es nicht in drei Teile zerlegt wäre: einen bohnen-
förmigen hinteren Teil und zwei dreieckige seitlich-vordere Teile.
Man erkennt, daß die inselartigen kleinen Platten der Larva sich
zu diesen großen Dreiecken ausgewachsen haben. Diese vier Haupt-
teile der Rückenbedeckung haben dieselbe Skulptur wie bei der
Larva. Ferner kehren die schon bei der Larva vorhandenen vier
kleinen Einzelplatten im Bereich des Notogasters wieder. Ein Paar
von ihnen liegt vor dem konkaven Vorderrand des hinteren Teiles
Acarologische Beobachtungen 121
des Notogasters, und ein Paar hinter den Hinterecken der drei-
eckigen Teile des Notogasters. Außerdem sind die ganzen Seiten-
flächen des Tieres, von der Vorderspitze des Rumpfes an bis fast
zum Rumpfende, mit länglichen Platten gepflastert; wenigstens
glaube ich nicht, diese vielen höckerigen Stellen als weichhäutige
Gebilde ansprechen zu dürfen. — Alle Haare der Rückenfläche
— wie überhaupt auch hier wieder des ganzen Tieres — sind glatt.
Sie sind von ziemlich gleicher Länge und haben die Form mäßig
gebogener Nadeln. Sie zu finden, ist ebenso schwer wie bei der
Larva. Die Vertikalhaare stehen ganz terminal. Auf der Noto-
cephale sind wieder fünf submediane Haarpaare vorhanden. Über
ihre Richtung läßt sich nichts Bestimmtes sagen. Die Haupt-
teile des Notogasters sind
haarlos. Je ein Haar steht auf
den erwähnten vier Einzel-
plättchen. Ferner finden sich
vier Haare auf höckerigen
Wülsten zwischen dem Hinter-
ende der Notocephale und den
inneren Ecken der dreieckigen
- Teile des Notogasters. Außer-
dem trägt jedes der platten-
ähnlichen, höckerigen Gebilde,
die den Seitenflächen aufge-
legt sind, hinten ein rückwärts
gerichtetes Haar, und diese
Haaresetzensich auf den über-
aus höckerigen Wülsten des
Rumpfendes bis ganz nach
hinten hin fort. —
Die Bauchseiteund das
Gnathosoma wurden auch Fig. 19. Uropoda (Uropoda) obscur«
hier nicht studiert. — (Koch), Protonympha.
Die Beine sind ähnlich i
gegliedert wie bei der Larva. Tarsi Il, III und IV sind in Bası-
und Telotarsus zerlegt, doch sind diese Teile jetzt nicht mehr so
scharf gegeneinander abgesetzt, und der Basitarsus ist bedeutend
kürzer als der Telotarsus. Femur I zeichnet sich durch eine ventrale
daumenförmige, farblose Apophyse aus. Abgesehen von ver-
einzelten seitlichen Dornen besteht die Behaarung der Beine nunmehr
in der Hauptsache aus Borsten. Nur der Tarsus1strägt einen Schopf
weicher Haare. Prätarsus I mit seinen Krallen ist bedeutend kleiner
und zarter als die übrigen. — i
Deutonympha. — Es könnte hier nur Wort für Wort wieder-
- holt werden, was Oudemans über diese Entwicklungsform ım
- „Archiv für‘ Naturgeschichte‘“ Abt. A, 81. Jahrg. 1915, Heft 5,
sagt, und an seinen Textfiguren 28—36 ist nichts zu erinnern.
Das einzige hier präparierte Exemplar weicht von den Oudemans-
2. Heit
102 Graf Hermann Vitzthum:
schen Angaben nur insofern ab, als seine Länge nicht 51?, sondern
620, und seine größte Breite nicht 370, sondern 420 u mißt, und als
auf den Seiten des Sterni-metasterni-genitale nicht 9, sondern
erheblich mehr Grübchen zu erkennen sind. Daß wir es hier mit
dem gleichen Tier zu tun haben, das damals Oudemans vorlag,
ergibt sich mit Sicherheit aus der völligen Übereinstimmung im
Übrigen, z. B. in bezug auf die sonderbare Zeichnung auf dem Ven-
trale, auf die Zahl der Haare am Rande des Rückenschildes, auf
dieZahlder Lateralplättchen, auf den Verlauf der Peritremata usw.—
Femina. — Länge 590—630 u. Größte Breite 480—500 u.
Diese Zahlen zeigen, daß Oudemans eine Deutonympha nor-
maler Größe gemessen hat, während die von mir präparierte unge-
wöhnlich groß gewesen sein muß. —
Gestalt breit oval. Infolge einer
leichten Andeutungvon,, Schultern“
könnte man allenfalls von einer
vorderen ‚Spitze‘ reden. Eigentlich
kann man sagen, daß die Gestalt der
von Uropoda tarsale (Robineau-
Desvoidy) 2 gleicht. Die Rücken-
fläche ist hoch gewölbt. — Farbe
kräftig ockerbraun, bei unausge-
färbten Stücken kann sie sehr blaß
sein. —
Rückenseite (Fig.20).— Um
ein die Rückenfläche in der Haupt-
sache deckendes Scutum medium
läuft ringsum ein schmales Margi-
nale, das in der Schultergegend in
das Medium übergeht. Eine, wie es _
Fig. 20. Uropoda (Uropoda) Scheint, etwas eingedrückte Fläche
obscura (Koch) 9. im hintersten Teil des Medium
möchte ich nicht als ein besonderes
Scutum posterius auffassen. Der Schultergegend ist ein durch-
sichtiges, lamellenartiges Scutum anterius als schmales Band vor-
gelagert, wie es von Uropoda spatulifera Moniez 9 her bekannt ist.
Das Marginale ist unbedingt glatt. Das Medium erscheint insofern
auch glatt, als ihm ‚‚Grübchen“ fehlen. Doch beweisen kleine Ein-
und Ausbuchtungen in seiner Randlinie, daß seine Fläche nicht ganz
Ohne Unebenheiten ist, die jedoch bei dorsaler Betrachtung nicht er-
kennbar sind. — Die Vertikalhaare stehen ganz terminal. Nur unter
günstigen Umständen sieht man, daß sie an ihrer Spitze etwas be-
borstet sind. Die Hauptmasse der Haare auf dem Medium ist
kurz, ganz schwach gelblich, hat den bei Uropodiden so häufig
wiederkehrenden scharfen Knick unmittelbar über der Ansatz-
stelle und hat die — bei ihrer Kleinheit allerdings kaum wahr-
nehmbare — Form des Eukalyptusblattes, ist also somit unbehaart.
Diese Haare sind über die ganze Rückenfläche in großer Zahl dicht
Acarologische Beobachtungen 193
verteilt. In der Zeichnung sind die Haare wahrscheinlich noch zu
‘wenig zahlreich und noch zu weit auseinander gerückt angedeutet.
Der höchste Punkt der Rückenwölbung, der hinterste Teil des
Medium und die eingedrückte Fläche daselbst sind jedoch haarlos.
Ebensolche Haare stehen in einer Linie auf dem Marginale, jeder-
seits ungefähr 22. Außerdem stehen je vier sehr auffällige spatel-
förmige und leicht beborstete Haare auf dem hintersten, sonst
haarlosen Teil des Medium, dicht vor der eingedrückten Stelle,
und am Rumpfende auf dem Marginale. Ähnliche Haare in gleicher
Anordnung sind von Uropoda spatulifera her bekannt, und die
spatelförmigen Haare auf dem Marginale erinnern an gleiche
Haare bei Urodinychus (Oodinychus) Janeti Berlese 2 und d und
bei Urodinychus Karawaiewi Berlese 9. Die Vertikalhaare sind
wohl dem sonst haarlosen Scutum
anterius zuzuzählen. Mindestens
7 Paar Poren sind über den mitt-
leren Teil der Rückenfläche ver-
teilt. —
Bauchseite (Fig.21). — Das
Tritosternum scheint dem von
Uropoda spatulifera zu gleichen;
doch soll dies nicht mit Bestimmt-
heit behauptet werden. Die ge-
samtenChitinisationender Bauch-
flächesindin hohem Grade zu einer
Einheit verschmolzen, um die sich
ringsum ein an das dorsale Mar-
ginale anschließendes Laterale,
mit 20—22 glatten Härchen jeder-
Ser besetzt, henumlest.. Die.
Grenzen des eigentlichen Sterni- Fig. 21. Uropoda (Uropoda)
metasterni-genitale lassen sich in- obscura (Koch) 2.
dessen zwischen den Coxae, in
deren Zwischenräume di: ser Schildteil vorspringende Spitzen ent-
sendet, ziemlich deutlicherkennen. Ferner deutet jederseits eine zarte
Linie an, daß die äußeren Chitinisationen der Beingegend nicht ganz
ohne Grenzein das Ventro-anale übergehen. Das Ventro-anale scheint
im selben Sinne, wie das dorsale Medium, nicht ganz ohne Uneben-
heiten zu sein; doch ist dies unsicher. Die Genitalöffnung wird von
einemgroßen Operculum verschlossen, dessen Form dem von U. tarsale
und sdatulifera und ähnlichen Arten gleicht. Seine Spitze dringt
bis zwischen die Coxae I vor. Diese Platte ist völlig glatt, zeigt aber
bei unausgefärbten Individuen mitunter eine feine, von hinten
nach vorn strahlende Äderung. Ihre Seitenränder sind. in der Regel
kräftig kastanienbraun gefärbt. Die gleiche Färbung zeigt der
hintere Teil der Klappen der an üblicher Stelle befindlichen Anal-
öffnung, übrigens oft auch der Innenrand der Coxae. — Alle Haare
der Bauchfläche sind glatt. Fünf Haarpaare begleiten die Seiten-
2. Ocft
124 Graf Hermann Vitzthum:
ränder des Operculum, sind aber nicht so ganz leicht zu erkennen.
Ungefähr 15 Haarpaare stehen auf dem Ventrale verstreut, grund-
sätzlich zwar in symmetrischer Anordnung, doch läßt diese Sym-
metrie meist zu wünschen übrig. Diese Härchen stehen mit vier
Paar Poren in Verbindung. 7 Haare zeichnen sich durch ansehn-
lichere Länge aus, sämtlich nahe dem Rumpfende: vier in einer
Bogenlinie vor der Analöffnung, drei in bekannter Anordnung neben
und hinter deren Hinterende. — Die kleinen Stigmata liegen an
üblicher Stelle in der Tiefe des vorderen Teils der Fossula€ pedales
III. Die Peritremata zeigen dasselbe vom Stigma aus rückwärts
gerichtete Stück, wie schon die Deutonympha. Im übrigen gleicht
ihr Verlauf dem der Peritremata beim Prosopon\ von Uropoda
tavsale und spatulifera, nur daß die vorderste Schlinge die Rand-
linie des Rumpfes weder ganz erreicht noch gar überschreitet. —
Das Gnathosoma wurde nicht stu-
diert. —
Die Beine zeigen keine eigentlichen
Besonderheiten, auch nicht die Beine I, an
deren Femur bei der Protonympha eine
daumenförmige Apophyse auffiel. Praetarsi
sind an den Tarsi Il, III und IV abgegrenzt,
am Tarsus I nicht. Alle Femora sind mit
je zwei schön entwickelten, messerscharfen,
durchsichtigen, fein radiär gestreiften
Kielen versehen, zwischen denen eine
Borste hervorsprießt. Auch sonst besteht
die Behaarung der Beine in Borsten, abge-
Fio. 29. sehen von einigen Dornen anden Tarsi II, III
Uropoda (Uropoda) und IV und den üblichen weicheren Haaren
obscura (Koch) 4. an der Spitze des Tarsus I. Prätarsi I nebst
Krallenkürzer und zarter als die übrigen. —
Mas. — Länge 555—610 u. Größte Breite 425 —480 u.
Gestalt und Farbe wie beim 9.
Das Tier gleicht auf der Rücken- und auf der Bauchseite so
völlig dem 9, daß nur noch sein Sterni-metasterni-genitale einer
Erörterung bedarf. Die Seitenränder dieser nach hinten nicht
abgegrenzten Platte sind noch deutlicher markiert als beim 9. Sie
ist völlig glatt. Die Genitalöffnung hat genau die gleiche Form
wie bei Uropoda tarsale und liegt zwischen den Coxae III. Von den
fünf Genitalborstenpaaren steht das vorderste Paar in den Vorder-
ecken des Sternale. Das dritte Paar flankiert auf besonders hervor-
stechenden Ansatzpfannen den Vorderrand der Genitalöffnung,
das vierte Paar deren Hinterende. Das hinterste Paar steht, stark
der Medianlinie genähert, zwischen den Coxae IV. Das zweite Paar
steht in der Linie des Hinterrandes der Coxae II, und zwar inmitten
einer Zeichnung in der Gestalt einer Weintraube: ein auffälliges
und unverkennbares besonderes Merkmal der Art. Erwähnung ver-
dient noch ein winziges Borstenpaar, das den Vorderrand der Anal-
Acarologische Beobachtungen 195
ötfnung flankiert. Dieses Borstenpaar ist auch beim 2 vorhanden,
doch wurde seine Erwähnung oben an entsprechender Stelle ver-
absäumt. Vergl. zu Vorstehendem Fig. 22. —
Gefunden von H. Wichmann, Waidhofen. — Tempus:
25560101920 und723. Mai 1921. — Patria: Waidhofen an der
Thaya, Nieder-Österreich. — Habitat: im Muttergang von
Hylesinus fraxini Panz., Myelophilus minor Hartig und Hylastes
palliatus Gyllenhal, die Deutonymphae außerdem auf diesen
Bohrkäfern. — Die Typen der bisher unbekannten Entwicklungs-
stadien und die sonst hier bearbeiteten Stücke befinden sich in
meiner Sammlung. —
Bemerkungen. — Kochs Beschreibung des Prosopons ist
zwar ziemlich nichtssagend. Sie enthält aber nichts, was nicht auf
die hier beschriebenen Adulti genau Anwendung finden könnte.
Darum besteht für mich kein Zweifel, daß wir es hier tatsächlich
mit der echten Uropoda obscura (Koch) zu tun gehabt haben, und
daß Oudemans mit seiner Identifizierung von Uropoda Kempersı
mit jener Art Recht gehabt hat. —
9. Uropoda (Uropoda) sociata n. sp.
Larva. — Es liegt nur ein Exemplar vor. Länge des Idiosoma
242 u. Größte Breite 165 u. — Gestalt birnförmig, mit der Spitze
nach vorn. — Farbe blaßgrau. — Textur dicht übersät mit
'Höckern und sonstigen Unebenheiten,
was besonders in der Randlinie in die
Erscheinung tritt. Infolgedessen ist auf
der Rückenflächenurschwerzu erkennen,
welche Teile schildbedeckt sind und
‚welche nicht. — Be
Rückenseite (Fig. 23). — Den
größten Teil der Rückenfläche deckt eine
Notocephale, deren Vorderspitze un-
‚mittelbar hinter dem Vorderende des
Rumpfes liegt. Ihre Seitenränder lassen
jederseitseinen Streifender Rückenfläche
_ unbedeckt. Der Verlauf der Hinterkante
‚ist nicht zu erkennen. Sicher ist nur, daß
die Notocephale das hinterste Drittel der Fig. 23. Uropoda (Uropoda)
Rückenfläche nicht mit bedeckt. Das sociata n. sp., Larva.
Schild ist in eine großeAnzahl von Einzel-
plättchen aufgelöst, von denensich besonders deutlich die den Seiten-
rand und die Mittelreihe bildenden erkennen lassen; nach hinten hin
werden die Plättchen immer undeutlicher. Von einem Notogaster
ist nichts. wahrzunehmen. — Ein Paar dicker und gefiederter
Verticalhaare steht, seitwärts gekrümmt, vor der Vor derspitze der
Notocephale. Auf der Notocephale selbst stehen längs der Mittel-
linie fünf Paare kurze, glatte Borsten, rückwärts gewandt mit Aus-
nahme des vordersten Paares. Im übrigen’ besteht die Behaarung
2. Beit
126 Graf Hermann Vitzthum:
der Rückenfläche aus großen, glatten, gebogenen Dornen. Von
solchen steht ein nach vorn gewandtes Paar da, wo man die seit- -
lichen Hinterecken der Notocephale suchen muß, ein nach rück-
wärts gewandtes Paar dicht dahinter, ein Paar hinter der medianen
Hinterspitze der Notocephale, und mindestens vier Paare schmiegen
sich den abgerundeten Hinterecken des Rumpfes an und sind in-
mitten der Unebenheiten ihrer Umgebung nicht leicht zu entdecken.
Alle diese letzteren Dornen stehen auf wulstigen Höckern. —
Die Bauchseite und das Gnathosoma wurden nicht stu-
diert. —
Die Beine, deren hinterstes Paar in der Abbildung unter die
Bauchfläche gekrümmt zu denken ist, sind normal gegliedert.
Doch bietet die richtige Bewertung der einzelnen Glieder einige
Schwierigkeiten, da die Ouerreihen der dorsalen Haare an jedem
Glied eine Zweiteilung vortäuschen. Dies gilt besonders für die
Tarsi II und III, die’doppelt so lang sind wie die vorhergehende
Tibia. Die Behaarung besteht in kurzen glatten Borsten, nicht
eigentlich in Dornen. Die Prätarsi I sind nur wenig schlanker und
kürzer als II und III, ihre Krallen aber schwächer als die übrigen. —
Protonympha. — Es liegen nur zwei Exemplare vor, die in
den Größenverhältnissen genau übereinstimmen. Länge des Idio-
soma. 379 u. Größte Breite 258 u. — Gestalt breit oval, ab-
gesehen von dem flaschenhals-
ähnlich etwas vorgezogenen aller-
vordersten Rumpfteil. — Farbe
blaß grau. — Textur glatt, doch
sind den seitlichen Flächen als
Sockel der dornartigen Haare
zahlreiche Höcker aufgesetzt.
Nur durch sie wird der sonst
glatte Verlauf der Randlinie
mannigfach unterbrochen. —
Rückenseite (Fig. 24). —
* DieNotocephalehatdiegleiche
Gestalt wie bei U. (U.) obscura
(Koch), ist aber kleiner. Infolge-
dessen reicht sie weniger weit
nach hinten und. läßt seitlich
einen etwas breiteren Streifen
an E frei. Die Lagerung des wiederum
3 in drei Teile zerlegten Noto-
Fig. 24. Uropoda (Uropoda) sociata gasters entspricht ebenfalls der
n. sp. Protonympha. . bei der Protonympha jener Ver-
gleichsart. Doch sind auch diese
Einzelteile hier kleiner als dort, so daß zwischen ihnen breitere Strei-
fen {rei bleiben. Alle vier Schilder sindsymmetrisch in Einzelplättchen .
zerlegt. Diesesindjedochnurbei den drei Teilen des Notogasters deut-
lich erkennbar, auf der Notocephale nur in der Randgegend, während
Acarologische Beobachtungen 127
die ganze übrige Fläche einheitlich, glatt erscheint. Die Noto-
cephale trägt submedian fünf Paare glatter, ziemlich kurzer, nadel-
förmiger Haare, deren vorderstes nach vorn gerichtet ist. Die
drei Teile des Notogasters sind haarlos. In dem Raume zwischen
der Hinterspitze der Notocephale und den inneren Ecken der beiden
seitlichen Teile des Notogasters stehen zwei Haarpaare in schlecht
symmetrischer Anordnung, wie aus der Abbildung ersichtlich. Vier
Haare stehen in leicht gebogener Ouerlinie vor der Vorderkante des
hinteren Teiles des Notogasters. Diese acht Haare sind etwas stärker
als die auf der Notocephale, aber auch glatt, gerade und nadel-
förmig. Sie stehen ein jedes auf einem höckerigen Chitinplättchen.
Samtliche übrigen Haare der Rückenfläche und. der seitlichen
Rumpfgegenden sind zwar auch glatt, aber etwas länger, gebogen
und mehr dornartig. Sie stehen alle auf je einem breiten Höcker,
dessen ganze Wölbung kuppenartig von einem Chitinplättchen be-
deckt ist. Dies gilt auch für die beiden Vertikalhaare am vordersten
Rumpfende. Sie zu finden, ist jedoch n'cht so ganz leicht, da sie sich
alledicht der Wölbungihres Sockels und des Rumpfes anschmiegen. —
Die Bauchseite ist in ihren Einzelheiten wegen deren schwa-
cher Chitinisation und gleichmäßigen geringen Färbung zu schwer
zu erkennen, als daß eine zuverlässige Zeichnung hätte angefertigt
werden können. An Platten sind auf der Bauchseite nur vorhanden
ein Sternale, das den Raum zwischen den Coxae II und III füllt
und hinten in der Linie des Zwischenraumes zwischen den Coxae III
und IV spitz endet, und ein großes Anale.. Wenigstens halte ich
die Platte auf dem hintcrsten Teil der Bauchfläche, in deren hin-
terer Hälfte die große längsovale Analöffnung eingelassen ist, nur
für eine Anale und nicht für ein Ventrale, weil ich nur ein die Anal-
öffnung flankierendes Haarpaar auf ihr finden kann. Sie ist hinten
halbkreisförmig, vorn etwas flacher abgerundet. Beide Platten
sind glatt. Der größte Teil der Bauchfläche ist weichhäutig und sehr
fein granuliert oder porös, und zwar verlaufen diese Pünktchen in
Linien, wie man sie anderswo auf fein gerunzelten Flächen zu sehen
gewohnt ist. Die sehr kleinen Stigmen liegen in der Linie der
-Hinterkanten der Coxae II. Von da erstrecken sich die Peri-
-tremata ganz gerade nach hinten bis zur Linie der Mitte der
Coxae III, und ein nur wenig längeres Stück, das etwas nach außen
gebogen ist, nach vorn. Sie sind also noch sehr kurz. Die Coxae I
divergieren schon an ihrer Basis genügend, um das kurze, stämmige
Tritosternum unverdeckt zu lassen. Es scheint eine ungespaltene
Lacinia zu tragen, die beiderseits behaart ist. —
Die Form der Beine entfernt sich schon merklich von der bei
der Larva und nähert sich der bei der Deutonympha. Am Femur I
ist keine Apophyse vorhanden. Außer einigen kleinen seitlichen
Dornen an den Tarsi II, III und IV und einigen weicheren Haaren
an der Spitze des Tarsus I besteht die Beinbehaarung in kurzen,
glatten Borsten. Prätarsus I mit seinen Krallen ist etwas kürzer
und. zarter als die übrigen. —
2. Heft
128 Graf Hermann Vitzthum:
Deutonympha. — Länge des Idiosoma 437—465 u. Größte
Breite 300-320 u. Doch ist das längste Exemplar durchaus nicht
unbedingt auch das breiteste. — Gestalt breit oval mit einer ganz
leichten Zuspitzung vorn. — Farbe kräftig walnußbraun. —
Rückenseite (Fig. 25). — Ein einheitliches Rückenschild
deckt die Rückenfläche durchaus. Eine Abgrenzung eines Margi-
nale vom Medium ist nicht vorhanden, doch ist der dem Marginale
entsprechende Teil gegenüber der Wölbung des mittleren Teils
etwas flacher ausgebreitet. Die Struktur des Rückenschildes ist
glatt und ohne Grübchen; doch läßt sehr starke Vergrößerung eine
feine Granulierung erkennen. Alle Haare der Rückenfläche sind
a
®
N
nn
Fig. 25. Uropoda (Uropoda) sociata Fig. 26. Uropoda (Uropoda) sociata
n. sp., Deutonympha. n. sp., Deutonympha.
kurz, glatt und sehr fein. Die Vertikalhaare gehören der Rücken-
seite an. Eine Reihe von jederseits 28 Haaren verläuft ganz rand-
ständig. Im übrigen sind nur verhältnismäßig wenige Haare in
stark gestörter Symmetrie weitläufig über die Rückenfläche ver-
teilt. Sie sind ihrer Feinheit und Farblosigkeit wegen nicht leicht
zu erkennen und darum in der Abbildung vielleicht nicht voll-
ständig wiedergegeben. Poren wurden nicht wahrgenommen. —
Bauchseite (Fig. 26). — Das Tritosternum wird von den
basalen Teilen der Coxae I kaum verdeckt. Es scheint eine un-
gespaltene, beiderseits behaarte Lacinia zu tragen. Von der Schulter-
gegend an verläuft ein auch hinten nicht unterbrochener Kranz von
insgesamt 50 Lateralplättchen um den ganzen Rumpf... Die
Beleibtheit des Tieres hat zur Folge, daß dieser Kranz in der hin-
teren Rumpfhälfte sich der ventralen Betrachtung entzieht; aller-
Acarologische Beobachtungen 199
dings erlaubt die Durchsichtigkeit des Tieres den weiteren Verlauf
des Kranzes auch in dieser Gegend zu verfolgen. Jedes Plättchen
trägt ein feines radiär gerichtetes Haar. Verschmelzungen mehrerer
Plättchen zu einem scheinen nicht vorzukommen. Das Sterni-
metasterni-genitale ist gegen die Endopodialia deutlich ab-
gegrenzt und erstreckt sich von den Coxae I bis zur Linie der Hinter-
kanten der Beingruben IV, wo seine Hinterkante auf die Vorder-
kante des Ventrale nahezu aufstößt. Seine Breite bleibt sich
überall nahezu gleich, abgesehen von den üblichen leichten Aus-
buchtungen in den Zwischenräumen der Coxae II und III sowie
‚IH und IV. Die Struktur ist glatt, wenn auch äußerst fein granu-
liertt. Die Schildplatte trägt unweit der Randlinie fünf glatte
Borstenpaare: je einsin der Linie der Vorderkanten und der Hinter-
kanten der Coxae II, der Mitte der Coxae III, des Zwischenraums
zwischen den Coxae III und IV und hinter den Coxae IV. ‘Das
hinten kreisrund abgerundete Ventrale hat die übliche Form und
die gleiche Struktur wie das Zentralschild. Aus seinem hintersten
Teil wölbt sich der Analapparat mit der großen querovalen Anal-
öffnung hervor. Seine Behaarung besteht in glatten Borsten.
Davon stehen sechs in einer der Vorderkante parallelen Querreihe.
Zwei Haarpaare verteilen sich auf den Bogen der Hinterkante,
davon das innere den Analapparat flankierend, und ein Haarpaar
steht vor dem Analapparat. Dieser selbst trägt fünf kurze Borsten.
— Zwischen den Chitinisationen der Bauchfläche und dem Kranz
der Lateralplättchen bleibt ein weichhäutiger Streifen frei, welcher
fein gerunzelt ist. Weichhäutige Teile drängen sich auch zwischen
die Beingruben IV und das Ventrale und in den Spalt zwischen
den Beingruben III und IV ein. Alle Beingruben sind mit einem
schuppenähnlichen Muster austapeziertt. — Die kreisrunden
Stigmen liegen in der Tiefe des vorderen Teils der Beingruben III.
Eine rückwärtige Verlängerung der Peritremata war nicht zu
erkennen. Sollte sie doch vorhanden sein, so kann sie nur ver-
schwindend, kurz sein. Der nach vorn gerichtete Teil der Peri-
tremata verläuft, wie aus der Abbildung ersichtlich, mit nur ge-
ringer Schlängelung und endet vorn über den Beingruben II blind,
‚ohne den Körperrand ganz zu erreichen. —
Das Epistom endet in eine schlanke, beiderseits gezähnelte
Spitze. Im übrigen wurde das Gnathosoma nicht studiert. —
Die Beine bieten in keiner Beziehung Besonderheiten. Ihre
Gliederung und Behaarung ist die bei allen normalen Uropoda-
Deutonymphen übliche. Höchstens erscheint das zu den normal
entwickelten Höckern und Kielen auf der Ventralseite der Femora
gehörende Haar vielleicht etwas länger als sonst. —
Daß aus der Analöffnung ein Befestigungsstiel ausgeschie-
den werden kann, bedarf wohl kaum der Erwähnung. —
Femina. — Länge des Idiosoma 495—550 u. Größte Breite
350—405 u. — Gestalt etwas schlanker als bei U. (U.) obseura
(Koch). Farbe satt walnußbraun. —
Archiv für Naturgeschichte
1923. A,2,
130 Graf Hermann Vitzthum:
Rückenseite (Fig. £7). — Um ein die Rückenfläche in der
Hauptsache deckendes Medium läuft ringsum ein schmales
Marginale, das in der Schultergegend in das Medium übergeht.
Im hinteren Teil des Medium befindet sich keine abgeplattete
Stelle, und ein lamellenartiges Band in der Schultergegend fehlt.
Die gesamte Rückenfläche ist völlig glatt und ohne Grübchen.
Alle Haare der Rückenfläche sind kurz, fein und glatt und zeigen
den bewußten scharfen Knick dicht über der Ansatzstelle. 19 Haare
stehen jederseits auf dem Marginale. Die Vertikalhaare stehen ganz
terminal. Im übrigen sind die Haare, wie aus der Abbildung er-
sichtlich, spärlich und weitläufig ın ziemlich symmetrischer An-
ordnung über das Medium verteilt. Haare, die sich\durch Gestalt
Fig. 27. Uropoda (Uropoda) Fig. 28. Uropoda (Uropoda)
sociata n. sp. Q. sociata n. Sp. 9.
oder Länge auszeichnen, sind nicht vorhanden, auch nicht in der
Gegend des Rumpfendes. Auf dem Medium wurden submedian
mindestens fünf Paar Poren festgestellt, deren Symmetrie _meist
‘zu wünschen übrig läßt.
Bauchseite (Fig. 28). — Das Tritosternum ist zwischen
den Basalteilen der Coxae I deutlich sichtbar. Es trägt eine un-
gespaltene, beiderseits kräftig behaarte Lacinia. Die gesamten
Chitinisationen der Bauchfläche sind in hohem Grade zu einer
Einheit verschmolzen, um die sich ringsum ein an das dorsale
Marginale anschließendes Laterale, mit ungefähr 22 glatten Här-
chen jederseits besetzt, herumlegt. Die Grenzen des eigentlichen
Sterni-metasterni-genitale lassen sich indessen zwischen den
Coxae, in deren Zwischenräume dieser Schildteil vorspringende
Spitzen entsendet, ziemlich deutlich erkennen. Ferner deutet jeder-
seits eine feine Linea metapodica an, daß die äußeren Chitini-
sationen der Beingegend nicht ganz ohne Grenze in das Ventro-
anale übergehen. Das Ventro-anale ist glatt. Die Genitalöffnung
wird von einem großen Operculum verschlossen, dessen Form
in Übereinstimmung mit U. obscura 2 dem von U. tarsale und
/
Acarologische Beobachtungen 491
U. spatulijera gleicht. Seine Spitze diingt bis zwischen die Coxae I
vor. Diese Platte ist völlig glatt, zeigt aber in tieferer Schicht zwei
von hinten nach vorn convergierende Streifen. — Alle Haare der
Bauchfläche sind glatt. Mindestens vier schwer erkennbare Haar
paare begleiten die Seitenränder des Operculum; es ist aber anzu-
nehmen, daß ich ganz vorn ein fünftes Haarpaar nicht gefunden
habe. Ungefähr 13 Paare kurzer Haare stehen in mangelhafter
Symmetrie auf dem Ventro-anale zerstreut, ein weiteres Paar von
erheblich größerer Länge flankiert die Analöffnung. Die kleinen
Stigmen liegen an üblicher Stelle im vorderen Teil der Bein-
'gruben III. Ob sich von da aus die Peritremata nach hinten hin
ein Stück fortsetzen, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden; fast
‚als bei U. obscura &. Von den fünf Genitalborsten-
möchte ich es bezweifeln. Jedenfalls ist dann das rückwärtige
Stück nur ganz kurz. Der Verlauf des nach vorn gerichteten
Stückes der Peritremata gleicht stark dem von U. obscura 9.
Das Epistom besteht in einer langen, schlanken Spitze.
Diese ist beiderseits mit langen Zacken versehen, die fast den Ein-
druck von Haaren machen. Die Mandibularscheren bieten
nichts Auffälliges. Im übrigen wurde das Gnathosoma nicht
weiter studiert.
Die Beine gleichen denen von U. obscura. —
Mas. — Länge des Idiosoma 515—550 u. Größte Breite
365—8380 u. — Gestalt und Farbe wie beim 9. >
Ein genaues Studium des Gnathosoma würde einige Ver-
schiedenheiten vom Q ergeben. So trägt der Trochanter Palpi ein
reich gefiedertes Haar, das beim ® nicht in dieser Weise auffällt.
Im übrigen aber gleicht das Tier so völlig dem 9,
dashöchstens sein Sterni-metasterni-genitale einer
Erörterung bedarf (Fig. 29). Die Seitenränder
dieser nach hinten nicht abgegrenzten Platte sind
noch deutlicher markiert als beim 2. Sie ist völlig
glatt. Die fast kreisrunde Genitalöffnung liegt
zwischen den Coxae III, vielleicht um eine kaum
merkliche Kleinigkeit weiter nach hinten gerückt
paaren steht das vorderste Paar submedian nahe
dem Vorderrand des Sternale. Das zweite Paar
steht im vorderen Teil je eines unregelmäßig ge- Fig. 29.
formten hellen Fleckes, der aber nicht, wie bei Uropoda (Uropoda)
U. obscura &, das Bild einer Weintraube bietet, sociata n. sp. J-
in der Linie der Hinterkanten der Coxae II. Das
_ dritte Paar flankiert den vorderen Teil der Genitalöffnung, dicht
an diese angedrückt. Das vierte Paar flankiert deren Mitte, doch
mehr dem Schildrand genähert. Das fünfte Paar steht hinter der
Genitalöffnung. Alle diese Borsten sind äußerst klein. Vor dem
vierten Borstenpaar liegt je eine kleine kreisrunde Pore. —
Gefunden von H. Wichmann, Waidhofen. — Tempus:
8. Juli 1920. — Patria: Waidhofen an der Thaya, Niederösterreich.
9%* 2. Heit
152 Graf Hermann Vitzthum:
— Habitat: im Muttergang von Dendroctonus micans Kug. —
Typen in meiner Sammlung. —
Bemerkungen. — Die Art wurde ‚„sociata‘‘ genannt, weil sie
erfreulicherweise gleich im ganzen „Familienverbande‘“ gefunden
wurde. Trotz der gleichen Form des weiblichen Operculum und
trotz weitgehender Ähnlichkeit in den Jugendstadien wage ich vor-
läufig noch nicht zu behaupten, daß sie in den gleichen Formenkreis
gehört wie U. vegetans, tarsale, obscura und spatulifera, denn das
Fehlen jeglicher Besonderheiten in der Skulptur oder Behaarung_
des hintersten Teiles der Rückenbedeckung bei den adulten Formen
erregt mir Bedenken. — Eine sehr ähnliche Zeichnung auf dem
weiblichen Operculum findet sich bei Uropoda campomolendina
Berlese 2; vgl. Berlese, ‚Acari, Myriopoda et Scorpiones‘‘, Heft 45,
Nr. 2, Taf. 160. Eine Synonymität kommt aber wohl nicht in
Frage, da jene Art mit einer Länge von 450 u bei den adulten
Formen erheblich kleiner ist. —
10. Uropoda (Triehouropoda) longiseta Berlese 1888.
1888. Uropoda longiseta. Berlese, ‚„Acari austro-americani“ im
‚„‚Bullettino della Societa Entomologica Italiana‘, 20. Jahrg.
1888, S. 39—40, Taf. 12, Fig. 4 u. 4a. Adulti.
1916. Uropoda longıseta. Berlese, ‚„Centuria seconda di acari
« nuovi“ in der „Redia“, Bd. 12, S. 142. Begründung der
Untergattung Trichouropoda mit U. longiseta als Typus.
1920. Uropoda bipilis. Vitzthum im „Archiv für Naturgeschichte‘‘,
86. Jahrg. 1920, Abt. A, 10. Heft, S. 31—833. Deutonympha.
Larva. — Länge des Idiosoma 264—362 u. Größte Breite
1860—255 u. Gestalt ziemlich gleichmäßig elliptisch, doch vorn
leicht zugespitzt und mit entsprechender, ganz schwacher An-
deutung von „Schultern“. Farbe grau mit einer kleinen Bei-
mischung von olivbraun. Schon an der sich als glatt darstellenden
Randlinie läßt sich erkennen, daß die Textur bei weitem nicht so
uneben ist wie bei Uropoda (Uropoda) obscura (Koch). —
Rückenseite (Fig. 30). — Die Notocephale beginnt mit
einer stumpfen Spitze ein Stück hinter dem Vorderende des Idio-
soma, weicht mit ihren Seitenkanten nach hinten immer mehr von
der Randlinie des Rumpfes zurück, so daß ein von vorn nach hinten
breiter werdender Streifen weichhäutiger Fläche sie umgibt, und
endet mit dem stumpf vorspringenden Mittelteil ihrer Hinterkante
etwas hinter der Rumpfmitte. Sie läßt also fast die ganze hintere
Hälfte der Rückenfläche unbedeckt. Auf dieser hinteren Rücken-
fläche läßt sich nur dicht vor dem Rumpfende eine Andeutung
eines Notogasters erkennen, über dessen Umrisse man im Un-
klaren bleibt. Die Notocephale und jenes Rudiment eines Noto-
gasters sind in viele zusammenhängende Plättchen von ziemlich
symmetrischer Anordnung zerlegt.. Diese Plättchen sind nicht granu-
liert, sondern glatt. Die Vertikalhaare stehen auf zwei dicht
aneinander gedrängten Höckern, die der Vorderspitze der Noto-
Acarologische Beobachtungen 133
cephale aufgesetzt sind. Sie sind dick, distal zugespitzt, ringsum
behaart und etwas nach außen gekrümmt. Wären sie dies nicht,
so würde ihre Länge eben hinreichen, das Vorderende des Rumpfes
zu erreichen. Auf dem Seitenrande der Notocephale stehen jeder-
seits drei sehr auffällige Haare, dick, säbelförmig gekrümmt und
zugespitzt, ringsum behaart und radiär gerichtet. Ihre Länge nimmt
von vorn nach hinten zu, ist aber bei den einzelnen Individuen ver-
schieden. Das hinterste Paar von ihnen erreicht an Länge mitunter
die Hälfte der Rumpfbreite. Auf der Notocephale stehen sub-
median fünf Paare stabförmiger, kurzer, ringsum behaarter Haare.
Im Gegensatz zu den andern scheint das vorderste und das mittelste
Paar dieser Haare immer nach vorn gerichtet zu sein. Alle Haare
des hinteren Teils der Rückenfläche sind glatt, stehen auf kleinen
Höckern, schmiegen sich jedoch gleichwohl
der Rückenfläche dicht an und haben die
Gestalt von kurzen, gekrümmten Dornen.
Die vier auffälligsten dieser Dornen stehen
in einer Bogenlinie auf der Fläche zwischen
Notocephale und Notogaster. Das sub-
mediane Paar ist rückwärts, das äußere Paar
nach vorn gerichtet. Mindestens sechs Paare
gleicher Dornen schmiegen sich der Wölbung —
des Rumpfendes an.
Ein Paar glatte Endhaare von unge-
fähr der Länge des ganzen Idiosoma gehören
der Bauchseite an, die im übrigen nicht \
näher studiert wurde. Ihre nur ganz schwach y N
chitinisierten Einzelheiten zu erkennen, er- „
scheint sehr schwierig. A \
Die Beine zeigen die normale Glie- Fie. 30.
derung. Die Tarsihaben dieLänge der beiden Uropoda (Trichouropoda )
vorhergehenden Glieder zusammengenom- longüseta Berl., Larva.
men. Die Abgrenzung eines Basitarsus ist
nur leicht angedeutet. Die Behaarung besteht in kurzen Borsten,
ohne auffällige Dornen. Prätarsi I mit ihren Krallen bedeutend
kürzer und feiner als II und III.
Das Gnathosoma wurde nicht studiert. —
Protonympha. — Länge des Idiosoma 355—506 u. Größte
Breite 239384 u. Es kommen also Protonymphen vor, die
kleiner sind als manche Larven. Gestalt und Farbe wie bei der
Larva. —
Rückenseite (Fig. 31). — Die gesamte Rückenfläche ist
gleichmäßig dicht mit zahllosen winzigen Dornen übersät, die sich
wegen ihrer Kleinheit und Unmenge zeichnerisch nicht wiedergeben
lassen. Wo man sie senkrecht von oben zu sehen bekommt, er-
scheinen sie als helle kreisrunde Pünktchen, nach den Seiten des
Rumpfes hin aber lassen sie sich deutlich in ihrer wahren Form er-
kennen. Die auf der Rückenseite vorhandenen vier Schildplatten
2. Heit
134 Graf Hermann Vitzthum:
scheinen unter dieser mit Dornen bestandenen Schicht zu liegen.
Alle Schilder sind unverhältnismäßig klein, so daß sie nur einen
geringen Teil der Rückenfläche decken. Die Vorderspitze der
Notocephale liegt weit hinter dem Vorderende des Rumpfes,
ihr Hinterende reicht nicht viel über die Rumpfmitte hinaus. Ihre
größte Breite liegt ziemlich in der Mitte und ist um ein Fünftel
geringer als die Länge. Das Notogaster ist in drei sehr weit
auseinander gerückte Teile aufgelöst. Das Mittelteil ist breit dem
Rumpfende vorgelagert, läßt aber hinter sich noch einen breiten
Streifen frei. Die beiden. Seitenteile sind einigermaßen dreieckig
und so gelagert, wie es aus der Zeichnung besser zu ersehen ist als
aus einer Beschreibung. Alle diese
Platten sind durchaus einheitlich
undglatt und zeigennicht dieleiseste
Andeutung einer Zerlegung in Ein-
zelplättchen. — Alle Haare der
Rückenseite sind dick, leicht säbel-
förmig gekrümmt und zugespitzt
und ringsum mäßig dicht behaart.
Die beiden Vertikalhaare stehen auf
zwei Höckern fast terminal am
Vorderende des Rumpfes, leicht
gegeneinander gekrümmt. Etwas
kürzer sind fünf Haarpaare, die
submedian auf der Notocephale
angeordnet sind. Die drei Teile des
Notogasters sind haarlos. Alle son-
stigen Haare stehen auf Höckern,
die sich auf den überaus fein ge-
runzelten, weichhäutigen Teilen der
Rückenflächeerheben. 13 auffallend
Fig. 31. Uropoda ( Trichouropoda ) lange Haare begleiten jederseits die
longiseta Bel., Protonympha. Nandlinie und ragen radiär ge-
richtet weitüber diesehinaus. Jeder-
seits vier ebensolche Haare bilden in der vorderen Rumpfhälfte
eine zweite Reihe. Ein Paar gleiche, lange Haare steht, rückwärts
gerichtet, hinter dem Hinterende der Notocephale zwischen den
seitlichen Teilstücken des Notegasters. Vier kurze Haare bilden
eine Querreihe vor und vier ebensolche Haare eine Querreihe hinter
dem Mittelstück des Notogasters. Ein Paar etwas längere Haare
endlich steht ganz auf dem Rumpfende. —
. „Bauchseite (Fig. 32). — Das Tritosternum ist durch eine
einfache, beiderseits fein und verhältnismäßig lang behaarte Lacinia
geschmückt. Die Coxae I lassen genug Zwischenraum, um das
Tritosternum gut erkennen zu lassen. Die Coxae I, II und IV
sind weit auseinander gerückt. Die zwischen ihnen liegenden
‚Chitinisationen sind jedoch so schwach entwickelt, daß über ihre
Umrisse nichts gesagt werden kann. Die winzigen Dornen der
Acarologische Beobachtungen 135
Rückenfläche fehlen der Bauchseite.. Die von zwei Klappen ver-
schlossene Analöffnung liegt fast terminal. Hinter ihr steht eine
kurze, glatte, unpaare Borste. Vor der Analöffnung zieht sich eine
Querreihe von vier glatten Haaren ansehnlicher Länge über die
Bauchfläche. Zwei Höcker flankieren die Analöffnung und tragen
je ein glattes Endhaar, dessen Länge etwas hinter der Länge des
. Idiosoma zurücksteht. Seitlich von ihnen findet sich noch je ein
kurzes Haar, das behaart ist wie die Haare der Rückenfläche. Die
Mitte der Peritremata liegt in der Linie der Hinterkanten der
Coxae II. Sie gliedern sich dort in zwei Teile: einen geraden rück-
wärts gerichteten und einen mit einer Biegung nach innen vorwärts
gerichteten Teil. Die Lage der Stig-
men konnte nicht klar erkannt
werden; vielleicht liegen sie in
jenem Mittelpunkt der Peritremata.
Das Gnathosoma wurde
nicht studiert. Es konnte nur zu-
fällig festgestellt werden, daß die
Mandibularschere mit der der
Larva genau übereinstimmt.
Die Beine sind normal geglie-
dert. Die Former einzelnen Glieder
nähertsichschonsehr der der Deuto-
nympha. Mindestens Femur IVzeigt
schon eine Andeutung des zukünf-
tigen Kieles. An allen Tarsen ist
ein Basitarsus abgegrenzt, am Tar-
susI allerdings nur ventral. Die Be-
haarung besteht in spärlichen glat-
ten Borsten, abgesehen von einigen
weicheren. Haaren am Tarsus 1.
Die Prätarsi sind lang und schlank Fig. 32. Uropoda ( Trichouropoda)
und ihre Krallen zart, Prätarsi I Iongiseta Berl., Protonympha.
schwächlicher als die anderen. — rt
Deutonympha. — In Unkenntnis der Zusammengehörigkeit
- der einzelnen Entwicklungsstadien habe ich die Deutonympha ım
„Archiv für Naturgeschichte‘“, 86. Jahrg. 1920, Abt. A, Heft 19,
als Uropoda bipilis n. sp. beschrieben und abgebildet. Es ist dem
nichts hinzuzufügen. Ich sagte damals: „Es ist wohl anzunehmen,
daß die Absonderlichkeit der langen Endhaare auch bei den adulten
Formen irgendwie zum Ausdruck kommt, und daß diese hinter
Baumrinden zu suchen sind.“ Dies hat sich denn auch als richtig
erwiesen. Daß freilich jene Deutonympha eines Tages ‚als zu
Uropoda longiseta Berlese mit ihren vier Endhaaren gehörig er-
kannt werden würde, das war doch eine Überraschung. , —
Mas. — Es liegt nur ein Exemplar vor. Länge 700 u. ae
Breite 565 u. Berlese gibt für beide Geschlechter eine „ans“
von ungefähr 600 und eine Breite von ungefähr 500 „ an. ©
2. Heft
=
136 Graf Hermann Vitzthum:
stalt breit oval, jedoch das Vorderende etwas in eine stumpfe
Spitze vorgezogen, wodurch auch eine Andeutung von „Schultern“
entsteht. Farbe dunkel ockerbraun, fast kastanienbraun.
Rückenseite. — Der weitaus größte Teil der Rückenfläche
wird von dem großen Scutum dorsale medium bedeckt. Doch
läuft ringsum ein schmales Marginale, welches über den Trochan-
teren I ohne Grenze in das Medium übergeht. ‚‚Grübchen‘“ fehlen.
Das Marginale ist völlig glatt, das Medium dagegen zeigt eine über-
Fig. 33. Uropoda ( Trichouropoda,) Fig. 34. Uropoda-( Trichouropoda)
longiseta Berl. & longiseta Berl. &.
aus feine Runzelung, die freilich nur bei besonderer Aufmerksamkeit
und mit stärksten Vergrößerungen wahrgenommen werden kann.
Alle Haare des Rumpfes sind glatte, feine Borsten, die auf der
Rückentläche den bekannten Knick dicht über der Ansatzstelle
aufweisen. Sie sind zu fein, als daß sich eine eukalyptusblattförmige
Verbreiterung erkennen ließe. Etwas über 50 Haare stehen ringsum
auf dem Marginale, so gerichtet, daß sie nicht über den Körperrand
hinausragen. Die Haare auf dem Medium sind etwas länger als
jene und stehen nach der Mittellinie hin spärlicher als auf den mehr
seitlichen Flächen. Fig. 33 gibt, ohne absolut genau sein zu können,
Acarologische Beobachtungen 137
ein Bild von ihrer Zahl und Anordnung. Die beiden Vertikalhaare
sind sehr kurz und stehen ganz terminal. Einige Paare von Poren
sind bestimmt vorhanden, wurden aber in die Zeichnung nicht ein-
getragen, weil sie sich nicht von den Ansatzstellen abgebrochener
Haare unterscheiden lassen.
Bauchseite (Fig. 34). — Dem Tritosternum sitzt eine
kräftige, nicht geteilte Lacinia auf, die an den Seiten mit starken
und, besonders proximal, ungewöhnlich langen Haaren ausgestattet
ist. Alle Schildflächen der Bauchseite sind durchaus glatt. Nur
in der Gegend der Peritremata und dahinter lassen sie die An-
deutung einer Struktur von in der Richtung des Rumpfrandes lang-
gestreckten Schuppen erkennen. Die gesamte Bauchfläche wird
von einem schmalen Marginale umsäumt. Von der Stelle, wo die
vorderste Schlinge der Peritremata sich dem Marginale am meisten
nähert, bis seitlich der Analöffnung, also nicht mehr hinter dieser,
stehen auf dem Marginale jederseits ungefähr 25 Härchen. Sie sind
etwas mehr radıiär gerichtet als die entsprechenden Härchen auf
dem dorsalen Marginale, überragen aber dennoch den Rumpfrand
nur in Einzelfällen. Seitlich des vom Ventrale auf das Marginale
herüberragenden Hinterendes der Analöffnung stehen auf dem
Marginale zwei glatte Endhaare von nicht ganz der Länge des
Rumpfes. Etwas mehr als ihr Abstand voneinander beträgt, seit-
lich davon steht, ebenfalls auf dem Marginale, ein zweites Paar
ebensolcher Endhaare. Berlese sagt von seinen Exemplaren, die
Abstände dieser Haare untereinander seien gleichmäßig, und ihre
Länge übertreffe die Rumpflänge. — Das Sterni-metasterni-
genitale ist im Bereich der Coxae scharf abgegrenzt. Die deutliche
Abgrenzung reicht bis hinter die Coxae IV, geht dann aber mit der
„Linea metapodica‘ verloren, so daß man sagen kann, daß sämt-
liche Schildflächen der Bauchseite, ausgenommen das Marginale,
miteinander verschmolzen sind. — Die Genitalöffnung ist genau
.kreisrund und liegt zwischen den Coxae III. Auf der Schildfläche
dieser Gegend besitzt das vorliegende Exemplar nur zwei Haar-
paare, und zwar eins auf dem Vorderrand. des Sternale und. eins
dicht neben der Genitalöffnung. Im übrigen habe ich nur sechs
kreisrunde, helle Pünktchen feststellen können, die so angeordnet
sind, wie es die Zeichnung zeigt. Ich halte sie für Ansatzstellen
abgebrochener Haare. „Ein Paar ovaler porenähnlicher Gebilde
liegt in der Linie der Hinterkanten der Coxae II. — Die in üblicher
' Weise von zwei Klappen verschlossene Analöffnung wird an ihrem
Vorderende von zwei Vertiefungen flankiert. Der dem Ventrale
entsprechende Teil der Bauchfläche ist reich mit feinen Haaren
von nicht durchweg gleicher Länge ausgestattet. Vier besonders
lange Haare stehen in einer Querreihe in einer Linie mit dem Vorder-
‘ende der Analöffnung und den erwähnten beiden Vertiefungen.
Die nicht genau kreisförmigen Stigmata liegen in der Tiefe des
vorderen Teils der Foveolae pedales III. Von ihnen aus erstı ecken
sich die Peritremata nur nach vorn. Ihre sehr einfache Schlange-
2, Heit
1395 Graf Hermann Vitzthum;
lung ergibt sich aus der Abbildung. Vorn enden sie blind und er-
reichen den Rand des Rumpfes bei weitem nicht. —
Das Gnathosoma eingehend zu schildern, würde sehr viel
Raum beanspruchen. Nur das sei gesagt, daß das hinterste Haar-
paar auf den Maxillicoxae und das Haar auf dem Trochanter palpi
sich durch reiche und schöne Befiederung und Verästelung aus-
zeichnen. Die Mandibularscheren sind ebenso einfach gestaltet
wie bei den Jugendstadien. Keiner der Digiti trägt irgend einen
Ansatz. —
Die schlanken Beine sind ebenso normal gegliedert wie bei
der Deutonympha. Alle Femora tragen einen einheitlichen, scharfen
mehrfach gezackten Kamm. Ein Tuberculus femoralis fehlt, oder
richtiger: er ist in jenen Kämmen aufgegangen. Die Behaarung ist
spärlich und besteht, außer einigen weicheren Haaren an Tarsus I.
aus feinen Borsten. Dornen sind auch
an den Tarsen nicht vorhanden. Die
Prätarsi sind wie bei der Deuto-
nympha. —
Femina. — Esliegennurzwei Exem-
plare vor. Länge 715 und 750 u. Größte.
Breite570 und 615». Farbe und Ge-
stalt wie beim. Daß, wie Berlese sagt,
die „‚Schultern‘“ beim 3 stärker ausge-
prägt seien als beim 9, läßt sich an den
vorliegenden Individuen nicht wahr-
nehmen.
Wenn man das Gnathosoma un-
berücksichtigt läßt, wo sich allerdings
Fig. 35. Uropoda (Trichou- einige geringfügige Abweichungen fin-
ropoda) longiseta Berl. ?. den, so kann man sagen, daß das 9
in allen Einzelheiten dem & gleicht,
selbstverständlich abgesehen von der Genitalgegend. Abbildung und
Beschreibung der Rückenseite erübrigen sich daher. Es braucht
nur auf den Raum zwischen den Coxae eingegangen zu werden
(Fig. 35). Das durchaus glatte Operculum, welches die Genital-
öffnung verschließt, hat die Form und Ausdehnung wie bei Uropoda
obscura (Koch) 2 und deren Verwandten. Seine Seitenkanten -
werden von jederseits fünf hellen, kreisrunden Pünktchen begleitet,
denen sich noch ein Pünktchenpaar hinter seinen Hinterecken an-
schließt. Ich halte diese Pünktchen sämtlich für Ansatzstellen ab-
gebrochener Haare. |
Der Vollständigkeit halber mag noch hinzugefügt werden, daß
eins der vorliegenden Stücke das Epistom erkennen läßt. Dieses
hat die Gestalt eines gleichseitigen Dreiecks, nur daß die Spitze
etwas mehr ausgezogen ist. Seine Seitenkanten sind vielfach, un-
regelmäßig und kräftig gezähnt. —
Gefunden, soweit es sich um die hier bearbeiteten Exemplare
handelt, teils von mir in von H. Wichmann, Waidhofen an der
Acarologische Beobachtungen 139
Thaya, vorgelegtem Material, teils von H. Wichmann selbst. Die
- Typenexemplare der Adulti wurden von A. Balzan gesammelt. —
Tempus: bei den europäischen Stücken die Sommerzeit.
Patria: für die Typenexemplare der Adulti Rio-Apa in Paraguay;
im übrigen Klosterneuburg und Waidhofen an der Thaya in Nieder-
österreich. — Habitat: in Paraguay unter Baumrinde; in Europa
in den Gangsystemen von Eccoptogaster pygmaeus F. und Hylesinus
fraxini Panz., die Deutonymphen auch auf diesen Borkenkäfern. —
Typen der Adulti vermutlich in Berleses Sammlung, die der
Jugendstadien in der meinigen. —
11. Uropoda ipidis n. sp.
Deutonympha. — Länge 340-368 u. Größte Breite 255 —
260 u. — Gestalt ziemlich gleichmäßig breit oval, keine nennens-
werte Zuspitzung vorn oder hinten. — Farbe kräftig ockerbraun. —
Rückenseite (Fig. 36). — Ein ein-
heitliches Rückenschild deckt die ganze
Rückenfläche. Eine Abgrenzung eines Mar-
ginale von einem Medium ist nicht wahr-
zunehmen. Struktur glatt, abgesehen von
einer äußerst feinen Granulierung, die nur
bei stärkster Vergrößerung und auch dann
nur mit Mühe zu erkennen ist. Alle Haare
sind winzig und überdies außerordentlich
dünn. Wirklich zu sehen sind eigentlich nur
die der Randlinie genäherten. Von den in
der Mitte des Rückens stehenden sieht
man, da die Haare selbst senkrecht hoch
stehen, nur die Ansatzstellen. Diese heben Sa
sich als helle Pünktchen ab und scheinen Fig. 36. Uropoda ipidis
. auf einer winzigen höckerartigen Erhöhung n. sp., Deutonympha,
zu liegen. Sie sind aber von den zweifellos
inerheblicher Anzahlvorhandenen Poren nicht zu unterscheiden. Die
beiden Vertikalhaare gehören ‘der Rückenseite an. 15 Haare jeder-
seits folgen der Randlinie, hinten sich etwas mehr von ihr entfernend
als auf den Seiten. Diese Härchen sind radiär gerichtet. Die mehr
auf der Rückenmitte stehenden Haare scheinen größtenteils auch
radiär gestellt zu sein. Ihre Zahl und Anordnung ließ sich nicht
‚mit Sicherheit ermitteln; die Abbildung ist in dieser Hinsicht nicht
unbedingt zuverlässig. —
Bauchseite (Fig. 37). — Das tonnenförmige Tritosternum
sitzt eingeklemmt zwischen den Coxae I. Die Lacinia konnte nicht
‚erkannt werden. Die ganze Bauchfläche wird umsäumt von einem
Laterale, auf dem jederseits 14—15 radiär gerichtete, sehr dünne
Härchen stehen. Eine Zerlegung dieses Streifens in Ei nzelplä ttchen
ist nicht zu erkennen. Nur schattenhaft ist angedeutet, daß dıe
Ansatzstelle eines jeden Härchens von einem etwas stärker ehıtini-
sierten Hof umgeben ist. Ein großes Zentralschild deckt die ganze
2. Liefı
140 Graf Hermann Vitzthum:
mittlere Bauchfläche. Seine Seitenränder reichen deutlich bis über
die inneren Teile der Coxae II, III und IV. Darunter gewahrt man
in tieferer Schicht die gewohnten Umrisse des mit den Endopodialia
völlig verschmolzenen Sterni-metasterni-genitale. Ich halte diese
hyaline Zentralplatte für durchaus glatt. Eine bei einzelnen Stücken
wahrnehmbare feinste Granulierung scheint mir der tieferen Schicht
anzugehören. Ich glaube, daß eine solche Zentralplatte allen
Uropoda-Deutonymphen zukommt, nur daß man sie im allgemeinen
nicht bemerkt, weil ihre Grenzen so ziemlich mit denen des Sterni-
metasterni-genitale zusammenfallen. Die häufige Schwierigkeit in
der Erkennung der Grenzen des mittleren Bauchschildes, das oft
breiter ist als der Zwischenraum zwischen den beiderseitigen Coxen
zuläßt, so daß sich bei den Messungen unvereinbare Widersprüche
ergeben, erkläre ich jetzt durch die Verschiedenheiten in den Ab-
grenzungen zweier übereinander liegender
Platten. Das Zentralschild trägt 18 winzige
Borsten in der aus der Abbildung ersicht-
lichen Anordnung. Man sieht deutlich, daß
zwischen den Coxae III ein Borstenpaar
außerhalb des eigentlichen Sterni-meta-
sterni-genitale steht. Die Anordnung und
Winzigkeit dieser Börstchen erinnert an
die 16 Börstchen, die wir bei der Deuto-
nympha von Uropoda mira Vitzth. an
gleicher Stelle fanden; vgl. 5. Reihe dieser
„Acar. Beobacht.‘‘ im ‚Archiv für Natur-
geschichte‘,87. Jahrg. 1921, Abt.A, 4. Heft,
S.32ff. Zwei Reihen vonje vier ebensolchen
Fig. 37. Uropoda ipidis Härchenstehenaufdemglatten und normal
n. sp., Deutonympha. geformten Ventrale. Doch gehören dieser
Platte außerdem noch zwei erheblich län-
gere Haare an, die den sich in ihrem hinteren Teil hervorwölbenden
Analapparat flankieren. Die Außenränder der Chitinisationen der
Beingegend sind schwer erkennbar und glatt. Ein Spalt zwischen
.den Beingruben III und IV fehlt. Die verhältnismäßig großen
Stigmen liegen an üblicher Stelle in der Höhlung des vorderen
Teiles der Beingruben III. Die Peritremata fallen durch ihre
ungewöhnliche Breite auf und verengern sich in dem Bogen, mit
dem sie sich über den Coxae II emporwölben, wohl nur scheinbar.
Ihr Verlauf ist fast gar nicht geschlängelt. In der Linie der Vorder-
kanten der Coxae I enden sie stumpf, weitab von der Randlinie
des Rumpfes. —
Die unglückliche Lage der Maxillarpalpi und meist auch der
Tarsi I machte ein Studium des Gnathosoma unmöglich. Es ist
höchst bedauerlich, daß dieser Fall so oft eintritt. Denn ein sorg-
fältiges vergleichendes Studium des Gnathosoma würde wahr- -
scheinlich Anhaltspunkte ergeben, um den zahlreichen Uropodiden-
Formen, von denen nur die Deutonympha bekannt ist, und die man
Acarologische Beobachtungen 141
jetzt nur schlechthin als Uropoda bezeichnen kann, einen enger
umschriebenen Platz im System der Uropodiden zuzuweisen. Nur
soviel kann gesagt werden, daß der Digitus fixus der
Mandibularschere bedeutend länger ist als der Digitus Ki
mobilis. Fig. 38 gibt eine solche Schere mit möglichster | \
Genauigkeit wieder. —
Über die Beine ist nichts Besonderes zu sagen. 1
Ihre Behaarung besteht in feinen Borsten, von denen N
einige an den Tarsi II, III und IV mehr dornartigen |
Charakter annehmen, während sie an den Tarsi I länger
und weicher werden. Der Tuberculus femoralis und
der eng daran anschließende Kiel ist gut, aber nicht
irgendwie auffällig entwickelt. — Fig. 38.
Daß das Tier aus dem Anus einen Befestigungsstiel BE poda
ausscheiden kann, braucht wohl kaum besonders gesagt ipidis n. sp.,
zu werden. — Deuto-
Gefunden von mir und vonH. Wichmann, Waid- ee
hofen. — Tempus: Februar (so lautet wenigstens meine schere.
vielleicht irrtümliche Notiz) 1914 und 10. Mai 1921. —
Patria: Tirol und Waidhofen an der Thaya, Niederösterreich. —
Habitat: auf Ids laricis F. — Type in meiner Sammlung. —
Bemerkungen. — Nur die Deutonympha ist bekannt.
12. Uropoda dryocoetis n. Sp.
Deutonympha. — Esliegen nur zwei Exemplare vor. Von diesen
mißt das eine 449 „in der Länge und 314 u. in der Breite, das andere
440 u in der Länge und 323 u in der es
Breite. Was für ein erheblicher Unter- RS
schied in der Gestalt sich daraus ergibt,
möge der Leser aus einem Vergleich der
Abbildung des ersteren Exemplars in
Fig. 39 und dem in Fig. 40 wieder-
gegebenen Körperumriß des zweiten
Exemplarsersehen. Farbe kräftig ocker-
braun. —
Rückenseite (Fig. 39). — Ein
einheitliches Rückenschild deckt die
Rückenfläche durchaus. Ein Margi-
nale ist auch nicht andeutungsweise
vorhanden. Struktur glatt, wenn auch
äußerst fein granuliert. Alle Haare der i >
Rückenfläche sind ziemlich kurz und 4
sehr dünn, so dünn, daß ihre Wahr- | 27
nehmung Schwierigkeiten macht. Sie Fig. 39. Uropoda dryocoetis
scheinen auch ganz weich zu sein. Ab->- n. sp., Deutonympha.
gesehen von den beiden der Rückenseite
angehörenden Vertikalhaaren stehen jederseits 13 Haare nah
Randlinie. Soweit die übrigen Rückenhaare aufgefunden wuı ai n,
2. Heft
142 ‚Graf Hermann Vitzthum:
ist ihre Anordnung in Fig. 39 genau wiedergegeben. Es sind ihrer
sicherlich aber noch einige mehr vorhanden. Poren werden wohl
nicht fehlen, wurden aber nicht gesehen.
Bauchseite (Fig. 41). — Das Tritosternum ist großenteils
hinter den eng zusammengeschlossenen Coxae I verborgen. Es
besteht in einem abgestumpft kegelförmigen Basalstück, dem ein
cylindrisches Stückchen aufgesetzt ist. welches sich sehr bald in
drei Teile spaltet; man muß wohl von drei Lacinien sprechen. Die
mittlere ist reichlich doppelt so lang als die beiden äußeren. Ob
diese haarförmigen Gebilde gefiedert sind, war nicht zu ermitteln;
es ist aber wohl anzunehmen, daß eine schwache Fiederung vor-
handen ist. — Ein Kranz von Lateralplättchen fehlt. An seiner
Stelle sieht man einen Streifen weicher Haut, der jedoch völlig _
a
Fig. 40. Uropoda dryocoetis Fig. 41. Uropoda dryocoetis
n. Sp., Deutonympha. n. sp., Deutonympha.
glatt ist, also jeder Runzelung entbehrt. Aus der glatten Textur
könnte man vielleicht auch schließen, daß hier ein schwaches
Chitinband den Rumpf umschließt. Auf diesem Streifen stehen
jederseits 14—15 radiär gerichtete und leicht nach oben gekrümmte
feine Haare. Die Ansatzstelle eines jeden bildet den Mittelpunkt
eines kleinen unregelmäßig geformten Plättchens, die in ihrer
Gesamtheit aber, wie die Abbildung zeigt, ein gänzlich anderes
Bild bieten als der sonst übliche Kranz von eng aneinander ge-
drängten Lateralplättchen. — Das Sterni-metasterni-genitale bildet
ein sehr breites Zentralschild. Es füllt den ganzen Raum zwischen
den beiderseitigen Coxen, überragt deren Basalteile aber nicht.
Auf diesem Schild stehen 18 winzige Härchen. Man erkennt von
ihnen eigentlich nichts weiter als die Ansatzstelle, die sich als ein
kleiner, kreisrunder, heller Fleck abzeichnet mit einem schwarzen
Pünktchen in der Mitte. Die Struktur des Zentralschildes ist glatt,
Acarologische Beobachtungen 143
wenn auch fein granuliert. Das Ventrale hat die bekannte Form.
Es ist ringsum, also nicht nur seitlich, sondern auch vor seinem
"Vorderrande und hinter der Analgegend, von weichhäutigen, fein
gerunzelten Hautpartien urmahmt. Auf diesem weichhäutigen
‚Streifen steht nahe den Seitenecken des Ventrale jederseits ein
feines Haar. Das Ventrale selbst trägt drei Haarpaare. Sonder-
barerweise war ein Haarpaar, das eigentlich den hinteren Teil des
Analapparates flankieren müßte, nicht zu finden; vielleicht fehlt
es tatsächlich. Am Analapparat sind zwei kurze Borstenpaare
mit Sicherheit zu erkennen. Von einem fünften unpaaren Haar
‚glaube ich die Ansatzstelle richtig eingezeichnet zu haben. — Die
kleinen Stigmen liegen, wie immer, in der Höhlung des vorderen
Teils der Beingruben III, jedoch so weit nach vorn gerückt, daß sie
auf die Mittellinie der Coxae II zu liegen kommen. Die Peri-
tremata erstrecken sich nur nach vorn, nicht nach rückwärts.
Ihr Verlauf ist so gerade, wie es die Wölbung des Rumpfes nur zu-
läßt, abgesehen von einer einfachen nach außen gewandten Schlinge,
bevor sie in das Bereich der Beingruben II eintreten. Sie enden
vorne stumpf in der Linie der Vorderkanten der Coxae I, lange ehe
sie die Randlinie des Rumpfes erreicht hätten. —
Das Gnathosoma, wie ja auch das Tritosternum, scheint mir
ganz genau dem der Deutonympha von Uropoda Dampfi Oudemans
zu gleichen, vielleicht abgesehen von den Mandibularscheren, die
nicht eingehend, genug studiert werden konnten; vgl. OQudemans
im „Archiv für Naturgeschichte‘“, 79. Jahrg. 1913, Abt. A, 9. Heft,
S. 95—-98, besonders aber Textfigur 330 auf S. 94).
Über die Beine ist nichts Besonderes zu sagen. —
Gefunden von H. Wichmann, Waidhofen an der Thaya. —
Tempus: 23. Mai 1921. — Patria: Waidhofen an der Thaya,
Niederösterreich. — Habitat: auf Dryocoetes autographus Ratz.
und Hylastes cunicularius Er. — Type in meiner Sammlung. —
Bemerkungen. — Nur die Deutonympha ist bekannt. —
\ 13. Uropoda Wichmanni n. Sp.
Deutonympha. — Länge des Idiosoma 450—460 u. Größte
Breite 320-350 u. Die Ausmaße des Tieres schwanken in der
“Breite also mehr als in der Länge, so daß die gesamte Gestalt
nicht durchaus gleichmäßig ist. Im allgemeinen kann man sagen:
breit oval, mit einer sehr schwachen Andeutung von „Schultern“
und einer vorderen Spitze. — Farbe kräftig ockerbraun, mitunter
mehr kastanienbraun. — R
Rückenseite (Fig. 42). — Ein einheitliches Rückenschild.
‚deckt die ganze Rückenfläche, ohne Andeutung eines Marginale.
Struktur völlig glatt, ohne Grübchen. Die Behaarung besteht in
feinen, glatten Haaren, wie überhaupt alle Haare des ganzen Tieres
glatt sind. Die Vertikalhaare stehen ziemlich terminal und gehören
der Rückenseite an. Im übrigen ergibt sich die Anordnung der
Haare aus der Zeichnung. Ungefähr 40 Haare begleiten ringsum
9. Hett
1
144
Graf Hermann Vitzthum:
ESS BER,
NE
en
Fig. 42. Uropoda Wichmanni n. sp.,
Deutonympha.
Fig. 43. Uropoda Wichmanni n. sp.,
Deutonympha.
in von vorn nach hinten _
abnehmenden Abständen
und radiär gerichtet die
Randlinie. Weitere ‚un-
gefähr 40 Haare sind über
die übrige Rückenfläche
in symmetrischer Anord-
nung verteilt. Auch sie
sind mehr oder minder
radiär gestellt. Poren
wurden nicht erkannt. —
Bauchseite (Fig.43).
— Das Tritosternum
wurde nicht erkannt, da
es von den Coxae I völlig -
verdeckt ist. Das Sterni-
metasterni-genitale ist
vorn und hinten gleich
breit und erreicht seine
größte Breite da, wo es
mit spitzen Seitenecken
in den Zwischenraum
zwischen den Coxae II
und. III undinrundlicher
Vorwölbung in den Zwi-
schenraum zwischen den
Coxae III und IV vor-
dringt. Esreicht biserheb-
lich hinter die Coxae IV,
läßt aber zwischen seiner
Hinterkante und dem
Ventrale einen weichhäu-
tigen Streifen frei. Das
Ventrale hat eine ziem-
lich halbkreisförmige Hin-
terkante. Seine Vorder-
kante verläuft nur wenig
geschwungen. Diese bei-
den Schilder sind glatt
und ohne Grübchen. Auf
dem Sterni-metasterni-
genitale stehen nicht 5,
sondern6 Paar verhältnis-
mäßig langer, glatter
Haare. Fünf Paare stehen
an üblicher Stelle, das
sechste etwas mehr sub-
median genau zwischen
Acarologische Beobachtungen 145
den Coxae III. In der Linie der Vorderkante der Coxae IV ist ein
Paar porenähnlicher kleiner Ovale sichtbar. Auf dem Ventrale stehen
10 Haare: vier längs der Vorderkante und zwei in der Mitte des
Schildes vor dem Analapparat. Diese haben die gleiche Länge wie die
aufdem Zentralschild. Zweilängere Haareflankieren die Analöffnung,
und zwei nochmals doppelt so lange Haare stehen nahe der Hinter-
kante, mehr den Seitenecken des Schildesgenähert. Auf weichhäutiger
‚Fläche findet sich vor den Seitenecken des Ventrale jederseits ein
wiederum kürzeres Haar. Das Laterale ist nicht in einzelne Plätt-
chen zerlegt, sondern besteht in einem schmalen, zusammen-
hängenden Band, das sich in unregelmäßigen Abständen zehnmal
halbkreisförmig nach der Bauchfläche hin verbreitert. Tede dieser
jederseits zehn halbkreisförmigen Verbreiterungen trägt ein starkes,
radıar gerichtetes, sehr auffälliges Haar von ganz ungewöhnlicher
Länge, das Hauptkennzeichen des Tieres. Den hintersten halbkreis-
förmigen Verbreiterungen des Laterale benachbart finden sich
jederseits drei kleine ovale Poren. — Die kleinen Stigmata
liegen an üblicher Stelle im vorderen Teil der Foveolae pedales III.
Ein von ihnen aus rückwärts verlaufender Teil der Peritremata
wurde nicht erkannt und ist wahrscheinlich nicht vorhanden. Der
nach vorn gerichtete Teil der Peritremata ist, wie in der Zeichnung
angegeben, nur wenig geschlängelt und vermeidet scharfe Biegungen.
Vorn erreichen die Peritremata die Randlinie des Rumpfes nicht. —
Das bei allen vorliegenden Stücken von den Beinen I verdeckte
Gnathosoma konnte nicht studiert werden. —
Die Beine sind normal gegliedert und zeigen keine Besonder-
heiten. Die Tuberculi und Cristae femorales sind an allen Femora
vorhanden, aber nur schwach entwickelt. Die Behaarung der
Beine besteht in normaler Weise aus kurzen Borsten und an den
Tarsi II, III und IV einigen seitlichen Dornen. Bloß an den plump
abgestutzten Tarsı I erreicht die Behaarung, und zwar nicht nur
distal, eine ungewöhnliche Länge. Alle Prätarsi sind lang, am
Tarsus I schlanker als im übrigen. —
Gefunden von H. Wichmann, Waidhofen an der Thaya. —
Tempus: 7. September 1912. — Patria: Bawar Range, Janusar
Makrota, im Himalaya. — Habitat: auf Polygraphus minor
Stebbing. — Type in meiner Sammlung. —
Bemerkungen. — Nur die Deutonympha ist bekannt. —
Wenn man berücksichtigt, daß das Ventrale der Deutonympha
seitlich der Analöffnung mit zwei auffällig langen Haaren aus-
gestattet ist, wie sie in noch viel bedeutenderer Verlängerung von
der Deutonympha' von Uropoda longiseta Berlese (ich benannte ım
„Archiv für Naturgeschichte‘, 86. Jahrg. 1920, Abt. A, Heft 10,
in Unkenntnis der Adulti jene Deutonympha ursprünglich Uropo: ia
bipilis) her bekannt sind, so liegt die Vermutung nahe, daß die
Bekanntschaft mit den Adulti der Art dereinst dazu führen wird,
die Art in der Untergattung Trichouropoda Berlese unterzubringen.
Die Adulti müssen in den Bohrgängen von Polygraphus minor zu
Archiv u nessehiebte 10 9, Hett
146 Graf Hermann Vitzthum:
finden sein. — Daß ein flüchtiger Beobachter die hier beschriebene
Deutonympha nicht etwa mit der viel größeren Deutonympha von
Uropoda marginata (Koch) verwechseln darf, wo ähnliche radiär
gerichtete starke und lange Haare, die aber nicht dem Laterale,
sondern dem Rande des Rückenschildes angehören, ein ähnliches
Gesamtbild erzeugen, braucht ‘wohl nicht besonders gesagt zu
werden. — Die Art sei nach dem unermüdlichen Ipiden-Forscher
H. Wichmann benannt, dessen zu allen Jahreszeiten gleich rast-
lose Aufmerksamkeit es zum erstenmal ermöglichte, einen Einblick
in die so reichhaltige Acarofauna der Borkenkäfergänge zu tun.
14. Uropoda polygraphi n. sp.
Deutonympha. — Es liegen nur zwei Exemplare vor. Länge
370 und 380 u. Größte Breite 305 und 300 u. Das längere Tier
Fig. 44. Uropoda polygraphi Fig. 45. Uropoda polygraphi
n. sp., Deutonympha. n. sp., Deutonympha.
hat also die größere Breite. Der Unterschied ist aber zu gering,
um augenfällig zu sein. Gestalt vollkommen gleichmäßig breit
oval. Farbe kräftig ockerbraun. —
Rückenseite (Fig. 44). — Ein einheitliches Rückenschild
völlig glatter Struktur deckt die gesamte Rückenfläche durchaus.
Von der Abgrenzung eines Marginale ist keine Spur vorhanden.
Alle Haare der Rückenfläche sind äußerst fein und darum, trotz
ansehnlicher Länge, nicht leicht zu erkennen. Die beiden Vertikal-
haare gehören der Rückenseite an. Jederseits 15 rückwärts ge-
richtete Haare umsäumen den Schildrand. Die Anordnung der
anderen in der Zeichnung eingetragenen Rückenhaare ist ganz
genau wiedergegeben. Doch ist nicht ausgeschlossen, daß ein oder
das andere Haarpaar außerdem noch vorhanden sein könnte.
Ebenso sind bestimmt mehr als die vier Poren vorhanden, die die
Zeichnung zeigt. Auch sie sind aber nur sehr schwer zu erkennen.
Bauchseite (Fig. 45). — Das Tritosternum ist so hinter
den eng aneinander gedrängten Coxae I verborgen, daß es über-
Acarolo gische Beobachtungen 147
haupt nicht gesehen wurde. Für weichhäutige Streifen bieten die
Chitinisationen der Bauchfläche keinen Raum. Ein Kranz von
jederseits 19—21 Lateralplättchen schließt sich unmittelbar an
die Kante des Rückenschildes an. Es kommt vor, daß zwei dieser
Plättchen zu einer Einheit verschmolzen sind. Jedes Plättchen
trägt ein radıar gerichtetes und etwas aufwärts gebogenes Haar
von ungewöhnlicher Länge, verschmolzene Plättchen tragen deren
zwei. Diese Haare sind ebenfalls sehr fein und darum trotz ihrer
Länge nicht auffällig. Infolgedessen erinnert das Tier im Gesamt-
eindruck doch nicht an die Deutonympha von Uropoda Wichmanni
(vgl. oben), wo diese Haare verhältnismäßig noch länger, außerdem
aber bedeutend stärker sind. Hinter der Analgegend läßt der Kranz
der Lateralplättchen eine Lücke, die von einen schmalen, einheit-
lichen Chitinband "überbrückt wird. Haare stehen nicht darauf.
Es scheint, daß es in mehrere Stücke zerlegt auftreten könnte. Das
Sterni-metasterni-genitale ist auffallend breit. Das kommt
daher, daß die 'beiderseitigen Coxae sehr weit auseinander gerückt
sind, und daß es den ganzen Zwischenraum ausfüllt. Es sind auch
die beiderseitigen Coxae I und II sowie III und IV weit auseinander
gerückt. Daher sind auch die Endopodialia zwischen den beiden
letzteren Coxenpaaren ungewöhnlich breit. Das Zentralschild trägt
die normalen fünf Haarpaare in der in diesem Fall üblichen An-
ordnung. Die Haare .sind ansehnlich lang, aber auch sehr dünn.
Das normal geformte Ventrale trägt fünf ebensolche Haarpaare.
Der Analapparat läßt vier kurze Borsten erkennen. Die Struktur
aller Bauchplatten ist, abgesehen von einer feinen Granulierung,
glatt. Zwischen den Chitinisationen der Beingruben III und IV
liegt kein Spalt, sondern im Gegenteil eine starke, breite Leiste. Die
kleinen Stigmen liegen an üblicher Stelle in der Höhlung des vor-
deren Teils der Beingruben III. Sie erscheinen gleichwohl un-
gewöhnlich weit nach vorn gerückt, doch kommt dies daher, daß
die Coxae II weiter hinten stehen als im allgemeinen. Die Peri-
tremata haben keine Fortsetzung nach rückwärts. Ihr Verlauf
nach vorn ist wie bei U. Wichmannı.
Ein Studium des hinter den Coxae I völlig verborgenen
Gnathosoma mußte unterbleiben, da sonst die beiden einzig
vorhandenen Exemplare hätten zerstört werden müssen. Nur
das kann gesagt werden, daß die normale Größe der Mandibular-
scheren in einem Mißverhältnis steht zur Stärke der Mandibulae
selbst.
Die Beine II, III und IV zeichnen sich durch ungewöhnliche
Kleinheit der Coxae aus. Sonst ist nichts Besonderes von ihnen zu
erwähnen. —
Gefunden von H. Wichmann, Waidhofen an der Thaya, ın
seiner Ipiden-Sammlung. — Tempus: 7. September 1912. —
Patria: Bawar Range, Taunsarchafe rota, im Himalaya. —
Habitat: auf Polygraphus minor Stebbing. — Type !n meiner
Sammlung. —
10* 2, Helt
148 Graf Hermann Vitzthum:
15. Uropoda multipilis n. sp.
Deutonympha. — Es liegt nur ein Exemplar vor. Länge 372 u.
Größte Breite 269 u. Gestalt gleichmäßig oval, vorn nur kaum
merkbar zugespitzt. Farbe nußbraun. — g
Rückenseite (Fig. 46). — Ein einheitliches Rückenschild
deckt die gesamte Rückenfläche durchaus und läßt keinerlei An-
deutung der Abgrenzung eines Medium von einem Marginale er-
kennen. Struktur glatt und ohne „Grübchen‘‘. Die beiden
Vertikalhaare stehen auf dem etwas ventral umgebogenen vorder-
sten Teil des Schildrandes. Alle Haare der Rückenfläche sind glatt
und nadelförmig. Sie sind durchweg von gleicher, geringer Länge.
Die Reihe der Marginalhaare zählt jederseits 37—88., Die übrigen
Haare, die noch eine zweite und allenfalls eine dritte Reihe er-
Fig. 46. Uropoda multipilis Fig. 47. Uropoda multipilis
2..!sp., Deutonympha. 'n. sp., Deutonympha.
kennen lassen, sind in stark gestörter Symmetrie über die Rücken-
fläche verteilt, wie es die Abbildung wiederzugeben sich bemüht.
Submedian sind mindestens drei Porenpaare vorhanden, wahr-
scheinlich aber mehr.
Bauchseite (Fig. 47). — Das hinter den Coxae I völlig ver-
borgene Tritosternum, das Tectum und das ganze Gnatho-
soma wurden nicht studiert. Von letzterem kann höchstens gesagt
werden, daß die Mandibularscheren jeder irgendwie auffälligen Aus-
stattung entbehren. Es ist ein ringsum verlaufender, auch hinten
nicht unterbrochener Kranz von Lateralschildchen vorhanden.
Die einzelnen Schildchen sind aber nur schattenhaft angedeutet,
so daß sie in der Abbildung nicht berücksichtigt wurden. Vielleicht
sind sie an anderen Exemplaren deutlicher zu erkennen. Die auf
ihnen stehenden radiär gerichteten Härchen ergeben, daß jederseits
36 Schildchen vorhanden sein müssen. Der die Chitinisationen der
Beingruben III und IV trennende Spalt zeichnet sich nur als eine
Acarologische Beobachtungen 149
feine Linie ab. Die Außenränder dieser Chitinisationen verlaufen, so-
weit sie überhaupt erkennbar sind, glatt. Das Sterni-metasterni-
genitale ist so breit, wie es die Abstände zwischen den beider-
seitigen Coxae zulassen, steht aber nicht über deren basale Teile
über. Es ist mit den Endopodialia nahezu verschmolzen. Seine
Struktur ist glatt, doch zeigt es in der Linie des Zwischenraums
zwischen den Coxae II und III ein Paar porenähnlicher Gebilde.
Auf dem Schild stehen nicht fünf, sondern sieben Paar Haare, die
erheblich länger sind als die der Rückenfläche, doch auch glatt und
nadelförmig wie jene: je ein Paar nahe den Vorderecken, vor der
Linie der Hinterkanten der Coxae II nahe dem Schildrand, in der
Linie der Hinterkanten der Coxae III, vor der Linie der Vorder-
kanten der Coxae IV, hinter den Coxae IV nahe den Hinterecken,
und außerdem zwei Paare in einer nach vorn flach konvexen Ouer-
reihe vor der Linie der Mitte der Coxae III. Zahl und Anordnung
dieser Haare weicht also ab von der bei den Deutonymphen von
Uropoda mira und U. Wıichmanni Vitzthum. Die Form des Ven-
trale ist die gewöhnliche, seine Hinterkante glatt. Es trägt
14 Haare, die etwas kürzer sind als die des Mittelschildes und ist
ebenfalls von glatter Struktur. Sechs dieser Haare stehen nahezu
in einer Reihe nahe der Vorderkante, drei in jeder Seitenecke, und.
zwei flankieren den aus dem Ventrale sich hinten hervorwölbenden
Analapparat. Dieser ist in normaler Weise mit kurzen Borsten
ausgestattet und scheidet einen Befestigungsstiel aus.
Die Stigmen liegen an üblicher Stelle. Die Peritremata
scheinen einen kurzen Fortsatz nach hinten zu haben, doch ist dies
nicht sicher. Nach vorn verlaufen sie mit nur geringer Schlänge-
lung. Im mittleren, dem Rand parallel laufenden Teil zeigen sie
fünf eigenartige kleine, der Bauchfläche zugekehrte Zacken, sofern
diese nicht etwa ein nur zufälliges Produkt der Präparation des
einen vorliegenden Stückes sein sollten.
Die Beine und ihre Behaarung, die Prätarsi, die Krallen usw.
zeigen keine Besonderheiten. Höchstens könnte man erwähnen,
daß die Coxae I sehr breit sind. Sie schließen an ihrer Basis eng
aneinander. —
Gefunden von H. Wichmann, Waidhofen an der Thaya,
Niederösterreich. — Tempus: 7. September 1912. — Patria:
Bawar-Range, Taunsarchafe rota, im Himalaya. Habitat: auf
Polygraphus minor Stebbing. — Type in meiner Sammlung. —
Bemerkungen. Nur die Deutonympha ist bekannt. —
16. Uropoda polytrieha n. Sp. |
Deutonympha. — Länge 410-434 u. Größte Breite 314 bis
331 u. Tiere von weniger als 420 u Länge und 321 p. Breite kommen
jedoch nur ausnahmsweise vor. Gestalt gleichmäßig breit oval!
und hoch gewölbt. Farbe kräftig ockerbraun. ER
Das Tier ähnelt so stark der Deutonympha der asiatischen
Iar
rie1
Uropoda multipilis (vgl. oben), daß man nach Bekanntwerden deı
2. Heft
150 Graf Hermann Vitzthum:
adulten Formen vielleicht nur Unterarten wird unterscheiden
können. Die hier zu erörternde Form ist aber größer und breiter.
Rückenseite (Fig. 48). — Ein einheitliches Rückenschild
deckt die gesamte Rückenfläche durchaus und ist am Rumpfende
sogar etwas ventral umgebogen. Ein Mar-
ginale fehlt. Struktur, abgesehen von einer
feinsten Granulierung, völlig glatt undohne
„Grübchen“. Alle Haare der Rücken-
fläche sind glatt und nadelförmig. An-
nähernd 40 Haare jederseits stehen nächst
dem Schildrand, nicht gerade radiär, aber
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| "232%9)3°%) daßsie den Schildrand überragen und auch
| ae BER, 5 5
I A, ) bei ventraler Betrachtung sichtbar sind.
BR ee y Diese Haare sind feiner und kürzer als die
Se "7 übrigen. Eine zweite dem Rande parallel
N Se 17 laufende Haarreihe zählt jederseits 25
S
Haare. Wie die Haare sich sonst über die
Rückenfläche verteilen, wolle der Leser
aus der Abbildung ersehen, die freilich bei
der großen Zahl der Haare bezüglich deren
Anordnung keinen Anspruch auf unbedingte Genauigkeit machen
kann. Dagegen sind die vorhandenen sechs Paar Poren in der
Zeichnung genau eingetragen. Die Haare liegen beim lebenden Tier
der Rückenfläche nicht so an, wie sie im mikroskopischen Präparat
durch das Deckglas niedergedrückt
werden, sondern stehen mit einer
Neigung nach rückwärts empor.
Bauchseite (Fig. 49). — Das
hinter den Coxae I verborgene tonnen-
förmige Tritosternum trägt eine ein-
fache, beiderseits behaarte Lacinia.
Ringsum verläuft ein Kranz von 64 je
ein radiär gestelltes Härchen tragenden,
dicht aneinander gedrängten Lateral-
7 schildchen. Auch die Plättchen hinter
der Analgegend sind voll entwickelt.
Es besteht hier also weder eine Lücke
noch ein Zwischenstück aus rückge-
bildeten Plättchen. Das Sterni-meta-
An sterni-genitale ist so breit wie die
Fig. 49. Uropoda polytricha Abstände zwischen den beiderseitigen
n. sp., Deutonympha. Coxae es zulassen, steht aber nicht über
SU
Fig. 48. Uropoda polytricha
n. sp., Deutonympha.
deren basale Teile über. Es ist feinst -
granuliert und außerdem mit zahllosen längsovalen Grübchen
übersät. In der Linie der Vorderkanten der Coxae III zeigt es
ein Paar kreisrunde, porenähnliche Gebilde. Sechs Borstenpaare
von ansehnlicher Länge stehen auf dieser Platte, also eins weniger
Se ER a A int Et de
Acarologische Beobachtungen 151
als bei der Deutonympha von U. multipilis. Das Ventrale trägt
14 Haare, wie die Vergleichsart. Seine Struktur ist glatt, Die Lage
der Stigmen ist die übliche, der Verlauf der Peritremata genau
wie bei der Vergleichsart. Eine Fortsetzung der Peritremata nach
rückwärtsistnicht vorhanden. Der Analapparat ist mit vier Haaren
ausgestattet, deren Länge auffällt, besonders beim hintersten Paar.
" Das Gnathosoma konnte nicht studiert werden. Sicher ist
nur, daß die Maxillicoxae durch ein schön gefiedertes Haar geziert
sind, und, daß die Mandibularscheren nichts Auffälliges zeigen.
Über die Beine ist nichts Besonderes zu sagen. Die Tuberculi
und die Kiele sind kräftig entwickelt. —
Gefunden von mir auf von H. Wichmann, Waidhofen an
der Thaya, vorgelegtem Käfermaterial. — Tempus: Mai 1914 und
Mai 1921. — Patria: im Passeier, Tirol und Hollenstein, Nieder-
österreich. — Habitat: auf Ips typographus L. und Pityogenes
chalcograbhus. — Type in meiner Sammlung. — Bemerkungen.
Nur die Deutonympha ist bekannt. Die anderen Jugendstadien
und die Adulti werden in den Bohrgängen der genannten Ipiden
zu suchen sein. —
17. Schwiebea talpa Oudemans 1916.
1916. Schwiebea talbpa Oudemans, „Entomologische Berichten
uitgegeven door de Nederlandsche Entomologische Ver-
eeniging“‘, Bd. 4, S. 250 und 264—265. Gattungsdiagnose
und sehr kurze Diagnose des 9.
Femina. — Länge des Idiosoma 590—630 u. Oudemans
mißt die Länge des einzigen seinerzeit gefundenen Exemplars mit
339 u; es muß ihm also ein ganz unge-
- wöhnlich kleines Tier vorgelegen haben. —
Breite zwischen den ‚Schultern‘ 235 bis
260u. — Gestaltim Stadium mittlerer
Gravidität ähnlich wie bei Tyroglyphus. 7
Fig. 50 stellt ein © dar, das zwei noch *
nicht ganz entwickelte Eier trägt. Bei
weiter vorgeschrittener Gravidität dehnt
sich der hinter den Beinen gelegene
Rumpfteil in die Länge und in die
Breite, wodurch der Rumpf eine mehr
birnförmige Gestalt annimmt. —
Farbe in den weichhäutigen Teilen N NZ
/
weißlich farblos, in den Extremitäten nt
und in den stärker chitinisierten Teilen
bräunlich De: Textur glatt. if Fig. 50. Schwiebea talpa
Rückenseite (Fig.50). — Eine tie Oudms. 9.
eingeschnürte Furche trennt Protero- BEE
soma und Hysterosoma; sie schneidet auch in die Seitenflächen
tief ein und verläuft sich erst nahe der Mitte der Bauchtläche.
Das Proterosoma wird zu einem großen Teil von einer Noto-
2. Heit
152 Graf Hermann Vitzthum:
cephale bedeckt. Das Schild ist äußerst fein granuliert; es ist
aber so zart, daß es leicht übersehen werden könnte. — Alle
Haare — wie überhaupt alle Haare des ganzen Tieres — glatt.
Die Vertikalhaare berühren sich beinahe mit ihren Ansatzstellen.
Die Hinterkante der Notocephale wird von einem Paar Prosoma-
haare flankiert. Diese kräftigen Haare messen an Länge zwei
Drittel der Rumpfbreite. Je ein nur halb so langes Haarpaar steht,
ganz auf die Seitenflächen gerückt, in den Vorderecken des Hystero-
soma, da wo der Rumpf sich nach hinten abzurunden beginnt, und
ganz am Rumpfende. Ein etwas längeres Haarpaar steht etwas
vor diesen Endhaaren. Außerdem verläuft über die Mitte des
Hysterosoma eine Querreihe von vier kurzen und feinen Borsten.
In der Nähe der den Seitenflächen angehörenden Haare befindet
sich je eine Pore, deren hinterstes Paar
wohl als die Mündungen der im übrigen
nicht wahrnehmbaren Oldrüsen aufzu-
fassen ist. Eine kleine Wölbung am
Rumpfende, die dieses jedoch nicht
merklich überragt, stellt sicherlich die
Bursa copulatrix dar. —
Bauchseite(Fig.51).— Sämtliche
Coxalflächen sind merklich stärker
chitinisiert als ihre Umgebung, so daß
man nahezu von einer Schildbedeckung
sprechen könnte. Die Epimera I ver-
einigen sich Y-förmig zueinem Sternum.
Alle anderen Epimeren streben in
flachem Bogen der Mitte des vorderen
Drittels der Bauchfläche zu. Die Epi-
Fig. 51. Schwiebea talpa meriten II sind gut entwickelt, stehen
Oudms,. 2. aber nicht mit den Epimera II in
Verbindung. Die Vulva, unter deren
Klappen jederseits zwei farblose Genitalhaftnäpfe sichtbar sind, liegt
etwas vor der Mitte der Bauchfläche. Dielange Analspalte erreicht
nahezu das Rumpfende. Auf den Coxae I steht die übliche Borste;
sicherlich auch auf den Coxae III; erkannt habe ich sie dort nicht.
Ein Borstenpaar flankiert das Vorderende der Vulva, zwei Borsten-
paare ihre Seiten. Der hintere Teil der Analspalte wird von zwei
Haaren flankiert, die an Länge denen auf den Seitenflächen gleich-
kommen. Weitere Haare gibt es nicht. —
. Das Gnathosoma, von dem bei dorsaler Betrachtung nur _
nn Spitzen der Mandibulae sichtbar sind, zeigt keine Besonder-
eiten. —
. „Die Beine sind höchst charakteristisch. Die Beine I und II
sind, wie immer, seitlich eingelenkt, die Beine III und IV dagegen
gänzlich unter der Bauchfläche. Letztere sind bei dorsaler Betrach-
tung niemals zu sehen. Alle Beine sind kurz und stämmig gebaut,
doch sind die Beine III und IV viel schwächlicher als I und I.
Acarologische Beobachtungen 159
Alle Glieder der Beine sind kurz und gedrungen, auch die Tarsi.
Über ihre Behaarung ist vor allem zu sagen, daß alle Tib’en und
Tarsen reichlich mit stumpfen Dornen ausgestattet sind. Auch
ist die Zahl und Anordnung dieser Dornen an allen Tibien und Tarsen
ım wesentlichen gleich. Daß sie an den Beinen Ill und IV kürzer und
dünner sind als bei I und II, ergibt sich aus der schwächlicheren Ent-
wicklung d'eser Beine. Fig. 54 zeigt Tıbia und Tarsus II der linken
Se‘te von innen gesehen. Der Riechkolben auf den Tarsi I und Il ist
kräftiggebogen und terminal verdickt. Die einfachen Krallen an den
Tarsen sind bei I und II sehr kräftig, be! III und IVnormal. Se
\ sind ungestielt, sofern man n'cht d'’e farblose Muskelmasse, der
: \ sieentspringen, alseinenganz kurzen Prätarsus auffassen will. —
7 ; \
|
Fig. 54. Schwiebea talpa Oudms. 9. Fig. 52. Schwiebea talpa
Tarsus II links, Innenseite. Oudms. d.
Es hat hier eine Handzeichnung von Prof. Oudemans vor-
gelegen, die sein Typenexemplar wiedergibt. Sie stimmt mit den
hier gebotenen Abbildungen in allen Einzelheiten überein. Nur
‚zeichnet OQudemans die Notocephale als bis hinter die Prosoma-
haare zurückreichend, und er zeichnet alle längeren Haare des
Hysterosoma als zwar gebogen, aber steif. Die Haare sind zu dick,
um schlapp zu sein. Aber ich habe doch d«n Eindruck, daß ihnen
eine gewisse Biegsamkeit zukommt. — |
Mas. — Nur heteromorphe Männchen wurden gefunden.
Länge des Idiosoma 383—600 u. Breite zwischen den „Schultern“
200—257 u. Die Größenverhältnisse sind also ganz außerordentlich
wechselnd. — Gestalt wie bei Rhizoglyphus echinopus Fumouze
et Robin 1868. — Farbe und Textur wie beim 9. —
Rückenseite (Fig. 52). — Die Rumpffurche ist ebenso
kräftig ausgeprägt wie beim 9. Notocephale und Prosomahaar:
wie beim 9. Es ist aber auch ein Notogaster vorhanden, das
sich der hintersten Wölbung des Rumpfes wie eine Kappe au!
2. Heft
154 Graf Hermann Vitzthum:
legt; auch dies ist so zart chitinisiert, daß es leicht übersehen
werden könnte. Sämtliche Haare des Tieres sind glatt. Sie
erscheinen mir steifer als beim 9. Haare von halber Länge der
Prosomahaare stehen seitlich im vordersten Teil des Hysterosoma
und seitlich der Vorderkante des Notogasters, ein kürzeres Haar-
paar auf dem Notogaster. Eine Querreihe kurzer Borsten auf dem
Hysterosoma wie beim 9. Die beim $ vorhandenen beiden hin-
teren Porenpaare kehren auch hier wieder. An Stelle des vor-
dersten Paares glaube ich ein Paar Borsten zu erkennen. —
Bauchseite (Fig. 53). — Anordnung der Epimera wie beim 9,
soweit sich nicht aus der abweichenden Form der Beine III eine
kleine Abweichung ergibt. Die Chitinisierung der Goxalflächen ist
nicht so ausgeprägt wie beim 9. Je ein Borstenpaar auf den
Coxae I und III. Ein verhältnismäßig langes Haarpaar und davor
ein kürzeres am Rumpfende. Der Genital-
apparat liegt zwischen den Trochan-
teren IV. Er bietet keine Besonderheiten.
Die beiden farblosen Genitalhaftnäpfejeder-
seitssind gut sichtbar. Die lange Analspalte
wird hinten von zwei großen Haftnäpfen
flankiert, neben und hinter denen sich zwei
winzige Borstenpaare befinden. Vor den
großen Analhaftnäpfen und seitlich der Anal-
spalte machen sich aber noch jederseits drei
kleine Kreise bemerkbar, die allerdings leicht
übersehen werden können. Ich deute auch sie
als rudimentäre Haftnäpfe. Ist diese Vermu-
tungrichtig, dannerinnert das Bildsehr andie
Haftnapfplatte einer Tyroglyphiden-Wan-
ee dernymphe, nurdaßdasgrößte Haftnapfpaar
ee en hier die hintere Dies ur
nung habe ich sonst nirgends beobachtet. —
Das Gnathosoma zeigt keine Besonderheiten. Es gleicht
demedes oO
Die Beine sind auch hier stämmig und ihre Glieder ziemlich
kurz und gedrungen. Die Beine I und II sind gleichmäßig ent-
wickelt, die ganz ventral eingelenkten Beine IV etwas schwächer,
doch nicht so sehr wie beim 9. Dagegen haben die Beine III eine
ganz absonderliche Form. Alle ihre Glieder sind unförmig verdickt,
besonders die Trochanteren, die gewissermaßen noch in die Seiten-
flächen des Rumpfes eingelassen und wahrscheinlich unbeweglich
sind. Femur III ist das entwickeltste Glied dieser Beine. Die
übrigen Glieder sind dicker als lang. Diese plumpen Beine können
zwar nach hinten gestreckt werden. Für gewöhnlich aber werden
sie vom Femur an seitwärts gehalten. Die spärliche Behaarung
der Beine zeigt keine Besonderheiten. Sie gleicht in der Haupt-
sache an den Beinen I, II und IV der beim 9, auch in bezug auf die
Ausstattung der Tarsi mit dicken Dornen. Die ungestielten ein-
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Acarologische Beobachtungen 155
- fachen Krallen sind an den Tarsi I, II:-und IV gleich, bei IV also
stärker als beim 9. Am Tarsus III dagegen ist die Kralle un-
beweglich aufgesetzt und sehr groß. Fig. 55 gibt Tibia und Tarsus ITI
der rechten Seite wieder, wie sie sich bei dorsaler Betrachtung dar-
stellen, wenn das Tier das Bein III seitwärts streckt. —
Gefunden wurde das weibliche Typenexemplar von Prof.
Oudemans, die hier bearbeiteten Exemplare von H. Wichmann.
— Tempus: beim weiblichen Typenexemplar Juli 1901, im übrigen
10. Juni 1920. — Patria: für das weibliche Typenexemplar bei
Bonn am Rhein, im übrigen Waidhofen an der Thaya, Nieder-
österreich. — Habitat: das weibliche Typenexemplar in modern-
dem Laub, alle übrigen Stücke im Muttergang von /ps laricis F. —
Type: in der Oudemansschen Sammlung, < in der meinigen. —
Bemerkungen. - Alle Ju-
gendstadien und das etwa vor-
handene homöomorphe & sind un-
bekannt. — Ich habe beim 9
sowohl wie beim & betont, daß die
von OQudemans und von mir bei.
beiden Geschlechtern einwands-
frei festgestellte Notöcephale,
beim & außerdem das Notoga-
ster, nur schwach chitinisiert und
gefärbtsind und daher leicht über-
sehen werden können. Ich hätte
sie nicht entdeckt, wenn ich nicht
durch die Vorarbeiten von Oude-
mans auf sie vorbereitet ge-
wesen wäre. Darum besteht
durchaus die Möglichkeit, daß die Fig. 55._Schwiebea talpa Oudms.
# &
Art schon früher gefunden und Tarsus III rechts, seitwärts
nur das Vorhandensein dieser gestreckt, von oben.
Schildplatten den älteren Beob-
achtern entgangen sein könnte. Läßt man die Schildplatten auber
Betracht, so bleibt kein durchgreifendes Unterscheidungsmerkmal
von Rhizoglyphus echinopus (Fumouze et Robin 1868) mehr übrig.
Man vergleiche die hier eingefügten Abbildungen. von Schwiebea
talba mit den in der Literatur niedergelegten von Rhizoglyphus
echinopus. Bevor Berlese jener Art in den „Acari, Myriopoda et
Scorpiones‘‘, Ordo Cryptostigmata (Sarcoptidae), S. 190, die Be-
. zeichnung Rhyzoglyphus echinopus (diese eigenartige, die griechische
Herkunft des Wortes verkennende Schreibweise hat Berlese seither
beibehalten) beilegte, hat er sie ebenda Heft 14, Nr. 7, Taf. 241,
unter dem Namen T'yroglyphus Megnimii Haller abgebildet. Seine
Fig. 1 könnte sehr wohl auf Schwiebea talpa bezogen werden. Dal
- sie kleinste Einzelheiten, wie die vier dorsalen Borsten und die
sechs Poren nicht zeigt, wäre kein Wunder, und. die kräftige Fär-
bung der Öldrüsen, die weder von Oudemans noch von mir ge
2. Heit
156 Graf Hermann Vitzthum:
sehen wurden, ließe sich leicht durch einen anderen Ernährungs-
zustand des Tieres erklären. Der in Fig. 6 dargestellte Tarsus
ähnelt sehr meiner Fig. 55. Vor allem ist deutlich der hinter der
Kralle eingepflanzte und über diese hinragende starke Dorn an-
gegeben. Noch auffälliger ist die Übereinstimmung mit Cane-
strinis Fig. 1e, der in seiner „Acarofauna“, S. 413—418 nebst
Taf. 33, teilweise auch auf Taf. 25, die Art unter der Benennung
Rhizoglyphus spinitarsus (Hermann) beschreibt und abbildet. Auch
Michaels Abbildungen in seinen „British Tyroglyphidae‘, Bd. 2,
Taf. 30 und 31, können zum Vergleich herangezogen werden.
Überall wird man auf eine weitgehende Übereinstimmung stoßen.
Ich kann mich daher des Gedankens nicht erwehren, daß Schwiebea
talpa Oudemans synonym sein könnte mit Rhizoglyphus echinopus
(Fumouze et Robin). Zutreffendenfalls würde dann das Genus
Schwiebea Oudemans zu streichen und durch das Genus Rhizo-
elyphus Claparede 1869 zu ersetzen sein, dessen Typus T'yro-
glyphus echinopus Fumouze et Robin 1868 ist. Sichere Klarheit
könnte in die Frage nur dadurch gebracht werden, daß ältere,
einwandfrei als Rhyzoglyphus echinopus determinierte Tiere daıauf-
hin nachgeprüft werden, ob sie eine Notocephale besitzen oder nicht.
18. Suidasia (?) hamadryas n. sp.
Femina. — Länge des Idiosoma 300—349 u. Größte Breite
86—170 u. Die Größenverhältnisse schwanken also ziemlich stark.
— Farbe an Rumpf und Gliedmaßen ockergelblich getönt. Ich
kann mich nicht entsinnen, daß, wie bei vielen Tyroglyphiden, der
Rumpf ursprünglich mehr weißlich und die Gliedmaßen mehr rosa
gewesen wären. — Gestalt plump; die Dicke ist kaum geringer
als die Breite. Das Proterosoma wird vom Hysterosoma durch
eine tief eingeschnürte Rumpffurche getrennt, die quer über den
ganzen Rücken verläuft und sich auf der Bauchfläche erst nahe der
Mittellinie verliert. — Textur durchweg glatt. —
Rückenseite (Fig. 56). — Im vorderen Teil des Proterosoma
glaube ich mit Sicherheit eine Notocephale erkannt zu haben, wie
sie in der Zeichnung angegeben ist. Sie ist aber nur sehr schwach
chitinisiert und von der gleichen Farbe wie die übrige Rückenfläche.
Vielleicht sind spätere Beobachter über ihr Vorhandensein anderer
Ansicht. Am Rumpfende, doch ganz dorsal, scheint mir eine Bursa
copulatrix vorhanden zu sein, die jedoch niemals über das Rumpf-
ende hinausragt. Die Öldrüsen sind deutlich sichtbar. Das Paar
der Vertikalhaare steht an üblicher Stelle; seine Ansatzstellen sind
nur um ihren Durchmesser voneinander getrennt. «Diese Haare,
wie auch alle übrigen Haare des ganzen Tieres, sind glatt. Außer-
dem stehen auf dem Proterosoma zwei Paar Haare, ziemlich bieg-
sam, wie alle Rumpfhaare, und beide von der Länge der Rumpf-
breite. Das hintere Paar steht submedian hinter der Notocephale.
Seine Ansatzstellen sind durch eine zarte Leiste verbunden. Das
andere Paar steht etwas weiter nach vorn und mehr nach außen
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Acarologische Beobachtungen 157
über den Trochanteren II. Dem Hysterosoma gehören: vor allem
jederseits zwei Lateralhaare an. Sie sind so durchaus seitlich an-
gesetzt, daß man eigentlich keines dieser beiden Paare der Rücken-
oder der Bauchfläche zuzählen kann. Die Ansatzstellen des oberen
Paares sind besser beı dorsaler, die des unteren besser bei ventraler
Betrachtung sichtbar. Die Länge dieser Haare kommt annähernd.
der halben Rumpfbreite gleich und stimmt so ziemlich mit der
aller anderen Haare des Hysterösoma überein, abgesehen von
einigen kurzen Härchen der Bauchfläche. Weitere Haarpaare
finden sich, ziemlich weit nach außen gerückt, hinter der Rumpf-
Fig. 56. Swidasia (?) hamadıyas Fig. 57. Suwidasia (2?) hamadıyas
n. Sp. 9. D-sp2 2.
furche; submedian im vorderen Drittel des Hysterosoma; stark auf
die Seite gerückt über den Beinen IV; schräg einwärts vor den Öl-
drüsen; hinter den Oldrüsen; und endlich die Bursa copulatrix
fast ganz endständig flankierend.
Bauchseite (Fig. 57). — Die Epimera I vereinigen sich in
Form eines Y, bei dem Stamm und Gabelung gleichlang sind. Die
Epimera Il enden hinten frei, etwas vor der Gegend, wo die Rumpf-
furche sich verliert. Epimera III sind nur kurz. Dagegen sind die
Vorderenden der EpimeraIV nahe der Mittellinie der Bauchtläche
einander stark genähert. Hinter allen Epimeren liegt eine platten-
artig chitinisierte Fläche, deren Hinterkante nicht klar erkennbar
ist, weil sie ohne Grenze in die übrige weichhäutige Fläche über-
2, Heft
158 Graf Hermann Vitzthum:
geht. Auf den Coxae I und III steht je ein Paar kurze Borsten.
Ein Borstenpaar flankiert zwischen den Vorderenden der Epi-
mera IV die Vorderspitze des Genitalapparates, dessen seitliche
Teile zwischen den Trochanteren IV von zwei weiteren Borsten-
paaren flankiert werden. Ein Borstenpaar flankiert das Vorder-
ende der Analspalte und ein letztes Paar deren Seiten. Zwei Paar
lange Haare, die denen der Oberseite gleichen, Stehen nahe dem
Rumpfende, das hinterste nahezu endständig. — Der Genital-
apparatliegtzwischen den Epimera und Trochanteren IV. Seine vier
farblosen Haftnäpfesind deutlich sichtbar. —Die Anal-
spalteliegt in einem besonderen Wulst eingebettet,
so daß sie sehr oft über das Rumpfende hinausragt. —
Vom Gnathosoma kann nur gesagt werden,
daß die Mandibularschere
| groß und sehr stark ist. —
Die Beine sindin nor-
maler Weise gegliedert. Die
Beine I und II sind erheb-
lich stärker entwickelt als III
und IV; sie sind dick und
stämmig. Vielleicht noch
stänmiger erscheinen die be-
deutend kürzeren Beine III
und IV. Bei ihnen sind Fe-
mur, Genu und Tibia dicker
alslang. Aus der starken Be-
leibtheit des Tieres ergibt
sich, daß diese letzteren
Beinpaare ziemlich ventral |
angesetzt sind. Sie werden
vielfach unter die Bauch- Fig. 59.
fläche gekrümmt und sind wdasia (?)
Fig. 58. Suidasia (?) , hamadıryas
hamadryas n. sp. Q. dann bei dorsaler Betrach- 5. sp. 9.
Tarsus II links, tung verborgen. Bei solchen TarsusI
seitlich von außen. Gehwerkzeugen ist es kein links, ventral.
Wunder,daßdie Bewegungen
‚des Tieres unbeholfen sind, ähnlich wie bei Rhizoglyphus oder
Histiogaster. Die glatte Behaarung der Beine ist spärlich, wie aus den
Zeichnungen ersichtlich. Die Supraunguinalhaareauf den Spitzen der
Tarsı sind lang, besonders bei III und IV. Haare von besonderer
Stärke und Steifheit fallen dorsal und ziemlich terminal auf den
Tibiae I und II auf, auch auf Genul. Das pseudostigmatische |
Haar auf den Trochanteren I ist deutlich sichtbar. Es scheint in
der Form nahezu dem zu gleichen, das Oudemans im ‚‚Archiv für
Naturgeschichte‘“, 79. Jahrg. 1913, Abt. A, auf Taf. 18 in Fig. 10
für Tyroglyphus farris Oudemans abbildet.
Besonders charakteristisch für das Tier ist die Gestalt der
Tarsi. Fig. 58 zeigt Tibia und Tarsus II seitlich von außen, Fig. 59
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>
Acarologische Beobachtungen 159
Tibia und Tarsus I von unten. Tarsi III und IV sind im wesent-
lichen ebenso gestaltet, nur kleiner. Alle Tarsi sind sehr plump
und nur wenig zugespitzt. Ein fleischiger Prätarsus ist ihnen ter-
minal angesetzt und trägt vorn die normal entwickelte Kralle.
Der Ansatz des Prätarsus wird aber von zwei mächtigen, stumpfen
Klauen flankiert. Eine nur wenig schwächere Klaue findet sich
ventral etwas dahinter. Der Sinneskolben schmiegt sich der
Rückenfläche der Tarsi I und II dicht an und ist daher schwer zu
erkennen. Zwischen den beiden großen Klauen stehen dorsal zwei
feine Borsten vor dem Supraunguinalhaar, drei etwas längere
Borsten neben und hinter der Ansatzstelle der ventralen Klaue. —
Gefunden von H. Wichmann, Waidhofen. — Tempus:
3. Juli 1921. — Patria: Waidhofen an der Thaya, Niederöster-
reich. — Habitat: im Gangsystem von Eccoptogaster rugulosus
Ratz., unter den Spänchen, mit denen dessen ‚Eier befestigt sind,
auf Prunus insititia. — Type: in meiner Sammlung. —
Bemerkungen. — Nur das 2 ist bekannt. Bei einigen dazu-
gehörigen Jugendstadien wenigstens gelang die Präparation nicht
gut genug, um darauf Beschreibungen und Abbildungen begründen
zu können. Ein 3 wurde noch nicht gefunden. —
- Die neue Art wird keinesfalls im Genus Swidasia Oudemans
1905 belassen werden können, und das Fragezeichen in ihrer Be-
nennung kann gar nicht dick genug gemalt werden. Nicht zu be-
streiten ist immerhin, daß die Art unter den Acaridae, und zwar bei
den Tyroglyphinae einzureihen ist.
Ich nehme an, daß ich das Vorhandensein einer Notocephale
richtig festgestellt habe. Nach den bisherigen Kenntnissen kommt
eine solche aber nur vor bei.den Gattungen Hericia Canestrini 1888
(vgl. Canestrini, ‚I Tiroglifidi, studio critico“, S. 6 und ‚„Acaro-
fauna italiana‘, S. 355), Suidasia Oudemans 1905 (vgl. Oudemans,
Entomologische Berichten, Bd. 1, $S. 209 und ‚Tijdschrift voor
Entomologie‘‘, Bd. 49, S. 244—245) und Schwiebea Oudemans 1916
(vgl. Oudemans, Entomologische Berichten, Bd. 4, 5. 264—265).
Die Gattung Hericia kommt für die neue Art wegen der vorhandenen
Rumpffurche nicht in Frage, Schwiebea aber auch nicht, da dort
nur. zwei, hier aber vier lange Haare auf der Rückenfläche des
Proterosoma stehen. Auch sind bei Schwiebea die Tarsı anders ge-
staltet. Ein weiches Verbindungsstück zwischen der Spitze des
Tarsus und der Kralle ist ja auch bei Schwiebea vorhanden, um
der Kralle die nötige Beweglichkeit zu gestatten; aber man kann
dieses Stück nicht als einen Prätarsus bezeichnen. Hier dagegen
ist der Prätarsus in deutlich erkennbarer Weise voll und ganz ent-
wickelt. Die Bedornung der Tarsi bei Schwiebea talpa gleicht nı cht
der bei der neuen Art. Sie ist bedeutend reichlicher, und doch sind.
darunter nicht klauenförmig gestaltete Dornen vorhanden, wie Sie
bei der neuen Art in so charakteristischer Weise den Ansatz des
Prätarsus flankieren. Es bleibt also nur noch die Gattung Suidasia
übrig. Bei Suidasia pontifica Oudemans, der Typenart und bisher
2 Leit
160 Graf Hermann Vitzthum:
einzigen Vertreterin der Gattung (vgl. „Tijdschrift voor Ento-
mologie‘‘, Bd. 49, S. 245— 249), dagegen wird der Ansatz des kurzen
Prätarsus durch zwei klauenähnliche Fortsätze des Tarsus flankiert.
Das pseudostigmatische Haar erinnert an das der neuen Art. Und
es sind auch vier Haare auf der Rückenfläche des Proterosoma vor-
handen. Aber gerade diese letzteren Haare erwecken auch schon
wieder Bedenken, denn sie sind denen der neuen Art nicht gleich-
wertig. Sie sind angeordnet wie bei so vielen vögelbewohnenden
Acaridae und demgemäß ist ihr inneres Paar auch nur winzig kurz.
Darum erscheint es mehr als zweifelhaft, ob man die neue Art
in die Gattung Suidasia stellen darf. Es wäre ja auch höchst
sonderbar, wenn jene Gattung gleichzeitig in den Federspulen tro-
pischer Papageien und in den Gangsystemen mitteleuropäischer
Borkenkäfer vertreten wäre.
Sollte indessen eines Tages nachgewiesen werden, daß ich mich
hinsichtlich des Vorhandens£ins einer Notocephale getäuscht hätte,
so wäre ich gleichwohl in Verlegenheit, welche systematische
Stellung der neuen Art einzuräumen wäre. Das Vorhandensein der
Rumpffurche schränkt die Zahl der alsdann in Frage kommenden
Tyroglyphinen-Gattungen von vornherein stark ein. Das Genus
Tyroglyphus Latreille 1795 (vgl. Latreille, ‚Precis des caracteres
generiques des Insectes“, S. 185)!) kommt für die neue Art nicht
in Frage. Wohl trägt auch hier das Proterosoma vier Haare in der
gleichen Anordnung wie bei ihr. Aber der Bau der Tarsi ist ein
gänzlich anderer. Bei T'yroglyphus ist der Tarsus immer verhältnis-
mäßig schlank und auch bei den Arten, wo er gedrungener gebaut
ist, doch immer noch erheblich länger als die Tibia, und von einem
Prätarsus im Sinne wie bei der neuen Art kann nicht im entferntesten
die Rede sein. Auch spricht die Gestalt des Rumpfes und die Ver-
schiedenheit in der Entwicklung der beiden vorderen und der beiden
hinteren Beinpaare gegen die Unterbringung bei den Tyroglyphen.
Die Rumpfgestalt und die Eigenart der hinteren Beinpaare deutet
mehr auf Rhizoglyphus Claparede 1869 (vgl. Claparede, „Studien
an Acariden‘, Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, Bd. 18
[ Jahrg. 1868], S. 506) oder Histiogaster Berlese 1883 (vgl. Berlese,
„Sopra due nuovi generi di Acari italiani‘“, Rivista periodica dei
lavori della R. Accademia di Padova, Bd. 33, S. 45) hin. Aber
diese beiden Gattungen besitzen auf dem Proterosoma nur zwei
Haare und nicht vier. Auch läßt sich die Form der Tarsi und deren
Ausstattung, wenn sie auch nicht so sehr abweicht wie gegenüber
. *) Man lasse sich dadurch nicht irremachen, daß Latreille als Typus
seiner Gattung Acarus siro Linne 1758 genommen hat. Linnes Acarus siro
ist das, was die Acarologen bis vor wenigen Jahren gemeinhin Sarcoptes
scabiei oder hominis genannt haben, wie es die Mediziner wohl durchweg
noch heute tun. Latreille meinte aber die Art, die heute Tyroglyphus
/arinae genannt werden muß. In diese höchst verwickelte Synonymik hat
erst OQudemans im ‚‚Archiv für Naturgeschichte‘“‘, 79. Jahrg. 1913, Abt. A,
Heft 10, 5. 51—62, Klarheit gebracht. Näher auf diesen Rattenkönig jetzt
beseitigter Mißverständnisse einzugehen, ist hier nicht der Platz.
Acarologische Beobachtungen 161
der bei Tyroglyphus, doch mit keiner von beiden Gattungen so
recht in Einklang bringen..
Vielleicht entschließt sich ein späterer Beobachter, für die neue
Art ein besonderes Genus aufzustellen. Das & zu finden, wird für
einen geschickten Sammler nicht allzu schwierig sein, sofern er
einigermaßen vom Glück begünstigt ist.
19. Anoetus sapromyzarum (Dufour 1839).
1839. Hypopus sapromyzarum. Dufour, „Annales des Sciences
| Kakunelles;, Ser. 2 Bd.11, 5. 278.
1914. Anoetus sapromyzarım. OQudemans, ‚Tijdschrift voor Ento-
mologie‘‘, Bd. 57, S. 107—110, nebst Taf. 3, Fig. 1 u. 4 und
Taf. 4, Fig. 9—10. Ausführliche Beschreibung und sorg-
fältigste Abbildung der Wandernymphe.
Patria: Waidhofen an der Thaya, Niederösterreich, —
Habitat: auf Dryocetes autographus Ratz. — Bemerkungen. —
Nach Oudemans wurde die Wandernymphe auch sonst in Holland,
Italien und Frankreich unter Baumrinde gefunden.
20. Anoetus erassipes Oudemans 1912.
1912. Anoetus crassipes. Oudemansin den „Entomologische Be-
Richten Bd. 3,5. 234235.
1914. Lidstorpia crassipes. Oudemans ebenda, Bd. 4, S. 73.
1917. Anoetus crassidbes. Oudemans ebenda, Bd. 4, S. 39.
Deutonympha (Wandernymphe). —
Oudemans hat die allein bekannte
Deutonympha an erstgenannter Stelle
zwar kurz, aber völlig ausreichend be- .
schrieben. Sie ist unverkennbar wegen
der enormen Entwicklung der Dornen
an den Beinen I und II, besonders an
der Tibia I und wegen der ungewöhnlich
weitgehenden Verschmelzung von Femur
und Genu I und II, die an sich schon
sehr gedrungen gebaut sind. Eine Tren-
nungslinie zwischen diesen beiden Glie-
dern ist kaum noch angedeutet, und
sie sind zusammengenommen nur so
lang wie ein normal entwickeltes Glied,
so daß man zunächst den Eindruck ge-
winnt, als seien die Beine I und II um
ein Glied zu kurz. Gegenüber diesen
Haupteigentümlichkeiten bedürfen die übrigen Merkmale kaum noch
der Erwähnung: die glatten Rückenschilder mit nur schwer wahr-
nehmbarer Behaarungaufdem Notogaster, das frei endende Stern um,
die frei endenden Epimera II, die großen Haftnäpfe auf den ( oxal-
- flächen I und III usw. Da eine Abbildung des Tieres m. W. noch ni ht
veröffentlicht ist, gebeichin Fig. 60 und 61 die Rücken-unddie Bauch-
Archiv ner lichte 11 9, Heft
.u
Fig. 60. Anoetus erassipes
Oudms., Wandernymphe.
162 Graf Hermann Vitzthum:
seite wieder. Dazuist zubemeıken, daß ich die Behaarung der Rücken-
seite, die ich selbst nicht mit Sicherheit zu erkennen vermochte,
nach einer Oudemansschen Handzeichnung eingetragen habe. —
Gefunden von mir auf von
H. Wichmann, Waidhofen an der
Thaya, vorgelegtem Käfermaterial. —
Tempus: unbekannt. —Patria: Kutu
im Himalaya. — Habitat: auf IPs
Stebbingi Strohmeyer. — Type im
Naturhistorischen Museum zu Ham-
burg. Denhier gebotenen Abbildungen
liegen Tiere aus meiner Sammlung zu-
grunde. —
Bemerkungen. — Die Wander-
- nymphe wurde im Juli1911 im Urwald
auf dem Mkulumusi-Berg bei Amani
auf Platypus dispar Schauff II und
Hololepta afrıcana Lew. gefunden. Das
Fig. 61. Anoetus crassipes lier wurde von OQudemans vorüber-
Oudms., Wandernymphe. gehend in dem von ihm 1911 a. a. O.,
Bd. 3, S. 189, aufgestellten Genus
Lipstorpia untergebracht, konnte dort aber, trotz seiner kurzen
Beine Iund II, nicht bleiben, weil seine Tarsi I und II unverkennbar
typisch Anoetus-artig gebaut sind. —
21. Anoetus himalayae n. sp.
Deutonympha (Wandernymphe). — Länge 123—151 u.
Größte Breite 87—120 u, wobei zu bedenken ist, daß die Breite
5 bis zueinem gewissen Grade von der jeweiligen
Einrollung des Notogasters nach unten ab-
hängig ist. Gestalt breit eiförmig, mit dem
spitzen Ende nach hinten. Farbe schwach
gelblich. —
Rückenseite (Fig. 62). — Die Notoce-
phale deckt ungefähr ein Sechstel, das Noto-
gaster ungefähr fünf Sechstel der Rückenfläche.
Der die Vorderkante der Notocephale bildende
Bogen deutet in der Mitteleicht eine Spitze an.
Ein-oder Ausbuchtungen hat diese Vorderkante
sonst nicht. Struktur beider Rückenschilder
spiegelglatt; einzelne Poren oder Gruppen von
solchen fehlen. Auf der Notocephale stehen
zwei radiär nach vorn gerichtete Haarpaare
von gleicher Länge. Auf dem Notogaster stehen
Fig. 62. Anoerus uf deutlich sichtbaren Ansatzpfannen fünf
himalayae n. sp., Paare von langen, fadenartig weichen
Wandernymphe. Haaren, die im allgemeinen nach vorn ge-
in Östafrikain1000m Meereshöhe auch
El 10.0 oma ng
Acarologische Beobachtungen 169
richtet sind. Ihre Anordnung ist aus der Abbildung ersichtlich.
Obgleich diese Haare wegen ihrer Feinheit bei flüchtiger Betrach-
tung übersehen werden können, glaube ich nicht, daß mir weitere
Haare entgangen sind.
Bauchseite (Fig. 63). — Die Epimera I vereinigen sich weit
vorn Y-förmig zu einem Sternum, das vor der Mitte der Bauchfläche
frei endet. Die Epimera II verlaufen fast geradlinig und enden
hinten, etwas weiter zurück als das Sternumende, ebenfalls frei.
Die Epimera III sind miteinander zu einer einheitlichen, mehrfach
geschwungenen Querleiste verbunden. Von der Mitte dieser Ouer-
leiste erstreckt sich ein Ventrum nach hinten, das sich dicht vor
der Genitalöffnung etwas gabelt. Etwas vor seiner Mitte stehen
die Epimera IV mit dem Ventrum in Verbindung. Ein Querstrich
verbindet die Außenenden der Epimera IV. ?
Auf den Coxae I und III ist ein deutlich sicht-
barer Haftnapf von ansehnlicher Größe vor-
handen. Die Genitalspalte, die in ihrem Innern
die beiden Paare der Genitalsaugnäpfe zeigt,
wird von zwei noch etwas größeren Haftnäpfen
flankiert. Zwischen diesen Haftnäpfen und der
Genitalspalte findet sich jederseits ein winziges
Börstchen. Die nahezu kreisförmige Haftnapf-
platte erreicht bei dem abgebildeten Exemplar
das Rumpfende nicht. Doch kommen Indivi-
duen vor, wo ihr Hinterrand mit dem Rumpf-
ende zusammenfällt, ja sogar dieses um eine
Kleinigkeit überragt. Die Platteträgt acht Haft-
näpfe in üblicher Anordnung, von denen das
hinterste Paar das größte zu sein scheint. Doch Dir 69 Anden
ist es schwer, die Größe der Haftnäpfe richtig jimalayae n. sp.,
zu erkennen. Die winzige Analöffnung liegt an Wandernymphe.
üblicher Stelle. An Haaren ist auf der Bauch-
fläche nur ein Paar feine, steife Haare am Rumpfende vorhanden.
Das Hypostom ist ungefähr doppelt so lang wie breit und
vorn in zwei Zapfen gegabelt, die als Sockel für je ein langes End-
_ haar dienen. Bei dorsaler Betrachtung ist nur ein großes Stück der
Endhaare sichtbar, nicht das Hypostom selbst.
Die Beine sind typisch Anoetus-artig gebaut und werden ent-
sprechend getragen. Femur und Genu I und II sind deutlich gegen-
einander abgesetzt, aber nicht unter sich beweglich. Genu, Tibia
und Tarsus — am Tibiotarsus-III und IV die Stelle, wo die Grenze
zwischen Tibia und Tarsus zu suchen ist — sind mit Dornen mäßiger
Länge ausgestattet, die nur an Tarsus I mehr borstenartigem Cha-
rakters sind. Je zwei weiche Haare wurden noch, am Basalteil des
Tibiotarsus IV bemerkt. Alle Tarsen tragen neben den zarten
einfachen Krallen ein feines Haar, das am Tarsus I und II distal
löffelartig verbreitert erscheint. Tibia I und II tragen dorsal und
distal ein Sinneshaar, das bei Tibia II nur kurz, bei Tibia I dagegen
11* 2, Heft
i
164 Graf Hermann Vitzthum:
so lang wie der ganze Tarsus list. Ebenso ist auf Tibia I der Riech-
kolben sehr lang, wohl halb so lang wie Tarsus I. Ob Tibia II auch
einen Riechkolben besitzt, ist nicht sicher, Sollte er vorhanden
sein, dann ist er höchstens so kurz wie die Zeichnung andeutet. —
Gefunden von H. Wichmann, Waidhofen, in seiner Ipiden-
Sammlung. — Tempus: 7. September 1912. — Patria: Bawar-
Range, Jaunsar Makrata, im Himalaya. — Habitat: auf Poly-
graphus minor Stebbing. — Type in meiner Sammlung. —
Bemerkungen. — Nur die Wandernymphe ist bekannt. Sie
erinnert durch den fadenartigen Charakter der Haare auf dem
Notogaster etwas an die Wandernymphe des ostafrikanischen
Anoetus trichophorus, die OQudemans 1912 in den ‚‚Entomologische
Berichten‘, Bd. 3, S. 235—236, beschreibt. Aber der Unterschiede
sind doch sehr viele, wie sich aus einer nicht veröffentlichten
Oudemansschen Handzeichnung jener Wandernymphe ergibt.
Sie ist mit 175—228 u. Länge erheblich größer als die hier beschrie-
bene. Die Gestalt ist dort mehr elliptisch. Die Haftnapfplatte
ist viel größer, die Epimera II stehen mit den Epimera III in Ver-
bindung, der Sinneskolben und das Sinneshaar auf Tibia I sind viel
kürzer, das Hypostom ist bei dorsaler Betrachtung zur Hälfte
sichtbar, nicht nur ein Teil der Tibia I. und Il, sondern auch noch
das ganze Genu I und das halbe Genu II überragen die Notocephale,
die vier Haare auf der Notocephale sind auch fadenartig und nicht,
wie hier, steif, und vor allem: die Haare auf dem Notogaster sind
dort erheblich kürzer und überdies zahlreicher. Eine Verwechslung
ıst daher ausgeschlossen und ebenso eine Verwechslung mit einer
der anderen auf dem Notogaster lang behaarten Anoetus-Wander-
nymphen, deren ich gelegentlich der Beschreibung der Wander-
nymphe von Anoetus polynesiacus Vitzthum 1920 im „Archiv für
Naturgeschichte‘‘, 86. Jahrg., Abt. A, 10. Heft, S. 66, Erwähnung
getan habe.
22. Anoetus gordius n. sp.
Deutonympha (Wandernymphe). — Länge 149—166 v.
Größte Breite, die jedoch in gewissen Grenzen von der ventralen
Einrollung des Notogasters nach unten abhängig ist, 108—124 u.
Gestalt breit eiförmig, mit dem spitzen Ende nach hinten. Farbe
blaß gelblich. —
Das Tier ähnelt in hohem Grade der oben beschriebenen
Wandernymphe von Anoetus himalayae, so daß von einer zeichne-
a Wiedergabe der Bauchseite- überhaupt abgesehen werden
ann.
Rückenseite (Fig. 64). — Der Verlauf der Randlinien der
Notocephale und, des Notogasters und das Längenverhältnis dieser
beiden Platten ist genau wie bei A. himalayae. Auch die Behaarung
der Notocephale ist die gleiche. Das Notogaster ist aber nicht glatt.
sondern übersät mit Unebenheiten, die sich im mikroskopischen
Bild als eine konzentrisch angeordnete Strichelung markieren. Diese
Acarologische Beobachtungen 165
Strichel dürften sicher als Vertiefungen zu verstehen sein, die man
auf den abwärts gewölbten Seitenteilen der Rückenfläche in per-
spektivischer Verkürzung zu sehen bekommt. Auf dem N otogaster
sind in auffallend großen Ansatzpfannen sechs Haarpaare ein-
gepflanzt, deren Anordnung sich aus der Abbildung ergibt. Alle
diese Haare sind außerordentlich lang, bandartig verbreitert und
schlapp. Sie liegen der Rückenfläche in kaum entwirrbaren Ver-
schlingungen auf, so daß die Artbezeichnung ‚„gordisch‘ angebracht
erschien. Soweit ihre Biegsamkeit dies zuläßt, zeigen sie alle eine
unverkennbare Neigung, nach vorn gerichtet zu sein. Das vorletzte
Haarpaar ist schwer zu finden, da es nahezu randständig ist, der
Seitenfläche des Notogasters ebenfalls dicht anliegt und infolge-
dessen bei dorsaler wie bei ventraler Betrach-
tung nicht mit seiner Bandfläche, sondern nur
mit der „Schneide“ zu sehen ist.
Im übrigen gleicht das Tier, wie gesagt,
weitestgehend der Wandernymphe von 4.
himalayae. Vielleicht ist hier das hinterste
Saugnapfpaar auf der Haftnapfplatte etwas
kleiner als dort, so daß hier das mittelste Paar
das größte ist. Wiederum ragen nur Genu I
und Tibia II zur Hälfte unter dem Vorderrand
der Notocephale hervor. Die Tibien I und II
sind aber hier etwas weniger schlank als
dort. Der Sinneskolben auf Tibia I mißt
ungefähr zwei Drittel der Länge von Tarsus I,
ist also von besonders auffallender Länge.
Das Hypostom bleibt auch hier völlig unter
der Notocephale verborgen. —
Gefunden von H. Wichmann, Waid- er |
hofen an der Thaya, teils lebend, teils in "rodinen on
seiner Ipiden-Sammlung. — Tempus: 4. Fe- Wandernymphe.
bruar und 4. Mai 1914 und 10. Mai 1921. —
Patria: Tirol, Waidhofen an der Thaya in Niederösterreich und
Mokre poljana in Bosnien. — Habitat: auf Is proximus Eich-
horn und Is laricis Fabricius. — Type in meiner Sammlung. —
Bemerkungen. — Nur die Wandernymphe ist bekannt.
Ein Exemplar davon wurde 1914 von Prof. Oudemans, Arnhem,
als Anoetus dhyllotrichus (Berlese) determiniert. Darum benannte
ich die Art mit diesem Namen, als ich 1920 im ‚Archiv für Natur-
geschichte“, 86. Jahrg., Abt. A, 10. Heft, S. 77, gelegentlich der
Beschreibung der Wandernymphe von Anoetus polynesiacus ihr
Vorkommen auf jenen beiden /ps-Arten erwähnte. Nach einer
Oudemansschen Handzeichnung trägt aber die Wandernymphe
von A. phyllotrichus (Berlese) acht Paare langer Haare auf dem
Notogaster, abgesehen von vier kurzen Borsten am Rumpfende.
Diese langen Haare sind wohl auch merklich verbreitert, aber sie
sind radiär gerichtet und überdies steif. Das geht aus jener Zeich-
2. Heft
166 Graf Hermann Vitzthum:
nung hervor und wird außerdem von Oudemans in den „Ento-
mologische Berichten“, Bd. 3, S. 235, bei einer Vergleichung mit
der Wandernymphe von Anoetus trichophorus Oudemans an-
gedeutet. Aber, soweit die Kenntnis der Wandernymphe Schlüsse
zu ziehen gestattet, eine nahe Verwandtschaft der hier vorliegenden
und der Berleseschen Art wird wohl bestehen. Nicht zu verkennen
ist auch die Ähnlichkeit mit der in den ‚Entomologische Berichten“,
Bd. 4, S. 72, beschriebenen Wandernymphe von A. lanceocrinus _
Oudemans. Auch dort stehen auf einem mit Grübchen übersäten
Notogaster bandförmig verbreiterte Haare. Aber sie sind kürzer als
hier und der bandartige Charakter findet sich nur bei drei Paaren
von ihnen. Außerdem zeigt jene Wandernympbe isehr erhebliche
Abweichungen im Bau der großen Haftnapfplatte, in der weit nach
vorn vorgeschobenen Lage des Hypostoms und in den Beinen I und
II hinsichtlich ihres Hervorragens unter der Notocephale. Bei allen
anderen bisher bekannten lang behaarten Anoetus-Wandernymphen
erscheint eine Verwechslung mit der neuen Art ausgeschlossen. —
23. Anoetus trichophorus Oudemans 1912.
1912. Anoetus trichophorus. Oudemans in den holländischen
„Entomologische Berichten“, Bd. 3, S. 235—236.
Deutonympha (Wander-
nymphe). — Die allein be-
kannte Wandernymphe ist
vonOudemansa.a.O. kurz,
aber ausreichend beschrie-
ben, leider ohne Beifügung
einer Abbildung. Die hier be-
‘ arbeiteten vier Exemplare
wurden determiniert auf
Grund einer m. W.nicht ver-
öffentlichten Oudemans-
schen Handzeichnung. Sie
messen 331—360 u in der
Länge bei 221—261 u Breite,
während Oudemans eine
normale Länge von nur 175.
angibt. Doch hat er auch
Individuen von 228,u Länge
vor Augen gehabt. Für diese
sn n % größeren Individuen gibt er
| Bra in Übereinstimmung mit
Fig. 65 Anoetus trichophorus. meinen Erfahrungen eine
Oudms., Wandernymphe. nahezurehbraune Farbe an.
4 Ich gebe hier eine Ab-
bildung der Rückenseite (Fig. 65). Auf dem Notogaster zähle
ich fünf Paare fadenförmiger Haare, schr ähnlich wie bei der
Deutonympha von Anoetus himalayae, zeichne sie aber länger als
Acarologische Beobachtungen 167
Oudemans. Im hinteren Teil der Rückenfläche hat Oudemans
noch ein weiteres Paar weiche Haare gesehen, die ich nicht finden
kann. Damit soll aber ihr Vorhandensein nicht bestritten werden.
Bei meinen Exemplaren schneidet das Basalstück des Hypostoms
mit dem Vorderrand der Notocephale ab, bei Oudemans ragt
das Hypostom erheblich weiter hervor. Sonst aber finde ich keinen
Unterschied. Die Beine I und II sind länger als bei der Wander-
nymphe von A. himalayae, so daß Femur I zum Teil und Genu II
fast zur Hälfte bei dorsaler Betrachtung sichtbar ist. Ein auffälliges
Merkmal bildet das distal sehr stark löffelförmig verbreiterte
Supraunguinalhaar am Tarsus I und das etwas kürzere stark lanzett-
förmig verbreiterte Supraunguinalhaar am Tarsus II.
Die Bauchseite stimmt so sehr mit der der Wandernymphe
von A. himalayae überein, daß eine Abbildung sich erübrigt. Es
würden sich höchstens geringfügige Unterschiede in der Ausdehnung
der Haftnapfplatte und der Größe ihrer Saugnäpfe nachweisen
lassen, nicht aber in der Linienführung der Epimeren oder in son-
stigen Einzelheiten. —
Gefunden von H. Wichmann, Waidhofen. — Tempus:
8. Juli 1920. — Patria: Waidhofen an der Thaya, Niederöster-
reich. — Habitat: im Muttergang von Dendroctonus micans Kug.
—- Type: im Naturhistorischen Museum zu Hamburg. Die hier
bearbeiteten Exemplare befinden sich in meiner Sammlung. —
Bemerkungen. — Die OQudemansschen Exemplare wurden
ım Juli 1911 im Urwald in 1000 m Meereshöhe auf dem Mkulumusi-
Berg dicht bei der damaligen deutschen Biologischen Landwirt-
schaftlichen Anstalt zu Amani in Ostafrika auf mehreren Stücken
von Platypus dispar Schauff II gefunden. Ich fand die Wander-
nymphe außerdem auf Hormocerus rveticulatus aus Sumbava in
Niederländisch-Indien. Ich besitze auch sonst so gut wie nicht unter-
schiedene Exemplare mit deutlich grübchenübersätem Notogaster,
die Dr. A. Krausse am 6. April 1921 bei Eberswalde in der Mark
auf einem Histeriden unter der Rinde eines morschen Buchen-
stammes erbeutete. Und endlich fand ich am 11. August 1911 in
Blankenese, Holstein, Anoetus-Wandernymphen, die ich mit den
' hier behandelten für identisch halte, auf leider damals nicht de-
terminierten, großen, glänzend schwarzen Oribatiden unter mo-
dernder Baumrinde. Sollte es sich etwa bei allen solchen Wander-
nymphen mit langen fadenförmigen Haaren auf dem Notogaster
um eine und dieselbe Baumrinden bewohnende, aber ziemlich
variable Art handeln? Ich würde dann auch Anoetus polynestacus
hierher rechnen, obwohl dort die Rückenhaare nicht diesen aus-
gesprochen fadenförmigen Charakter tragen.
24. Calvolia striata (Vitzthum 1914).
1914. Vidia striata. Vitzthum, ‚Zoologischer Anzeiger“, Bd. 44,
S. 324326. Beschreibung und Abbildung der Wander-
nymphe.
2. Heft
168 Graf Hermann Vitzthum:
1922. Calvolia striata. Vitzthum, ‚Acarologische Beobachtungen‘,
1. Reihe, „‚Zoologische Jahrbücher‘, Abt. Systen atik, Bd. 44,
S, 539549. Bessere Beschreibung und Abbildung der
Wandernymphe.
Patria: Timbrok6, Elfenbeinküste. — Habitat: auf Pityo-
genes lepidus Wichmann. —
Bemerkungen. — Die Wandernymphe wurde von H. Wich-
mann auch auf Taphrorychus sp. aus Cagnano am Monte Gargano,
Italien, gefunden.
25. Calvolia Kneissli Krausse 1919.
1919. Calvolia Kneissli. Krausse, ‚Eine neue Borkenkäfermilbe,
Calvolia Kneissli m. von Orthotomicus laricis Fabr.‘“‘, ‚Archiv
für Naturgeschichte‘‘, 83. Jahrg. 1917, Abt. A, 10. Heft,
S. 123—124. Beschreibung und Abbildung der Wander-
nymphe.
Gefunden von Dr. Anton Krausse. — Patria: bei Ebers-
walde in der Mark. — Habitat: auf I#s lariciıs Fabricius. —
26. Calvolia eireumspeetans Vitzthum 1920.
1920. Calvolia circumspectans. Vitzthum, ‚Acarologische Be-
obachtungen“, 4. Reihe, „Archiv für Naturgeschichte‘,
86. Jahrg. 1920, Abt. A, 10. Heft, S. 56—59. Ausführliche
Beschreibung und ausreichende Abbildung der Deutonympha.
Patria: Nilam-Dshong am tibetanischen Nordwestabhang des
Gaurisankar im Himalaya. — Habitat: auf IPs Stebbingi Stroh-
meyer. — |
27. Pedieulopsis Wiehmanni n. sp.
Femina. — Rumpflänge einschließlich des Gnathosoma
1357—164 u. Breite an den Schultern 51—61 u. Gestalt Tarso-
nemus-artig langgestreckt. Farbe weißlich farblos.
Rückenseite (Fig. 66). — Gnathosoma, Proterosoma
und Hysterosoma (alle diese Bezeichnungen der Körperregionen
werden hier streng im Sinne von Reuter gebraucht; vgl. E. Reuter,
„Morphologie und Ontogenie der Acariden mit besonderer Berück-
sichtigung von Pediculopsis gramıinum‘“ in den ‚Acta societatis
scientiarum Fennicae‘‘, Bd. 36, Helsingfors 1909) sind scharf be-
grenzt. Die vier die Rückenfläche bedeckenden Platten und die
das Rumpfende einschließende Kapsel ergeben die in Fig. 66 an-
gegebenen Querlinien, so daß der Rücken in die bekannten fünf
„segmente‘“ zerlegt ist. Wegen der Bedeutung dieser Querlinien
kann nur wiederholt werden, was Oudemans im ‚Archiv für
Naturgeschichte‘‘, 79. Jahrgang 1913, Abt. A, Heft 9, S. 111, bei
der Beschreibung von Pediculoides pilosus Oudms. über diesen
Gegenstand sagt. Struktur spiegelglatt. Alle Haare sind glatt.
Ihre Anordnung gleicht der bei Pediculopsis graminum Reuter,
nur scheint mir das dort der Rückenseite zugezählte hinterste
Acarologische Beobachtungen 169
Haarpaar hier der Bauchseite anzugehören. Die Länge aller Haare
ist mäßig. ‚Auch die Haare auf dem Proterosoma, die seitlichen
Haare an den Schultern und die Außenhaare nahe dem Rumpfende
sind nicht erheblich länger als die übrigen.
Bauchseite (Fig. 67). — Proterosoma und Hysterosoma sind
durch eine Ouerlinie deutlich getrennt. Die ganz kurzen Epimeral .
stoßen dicht hinter dem Gnathosoma fast rechtwinklig aufeinander.
Von diesem Punkt verläuft ein Sternum bis in das Hysterosoma
hinein. Dicht hinter der Mitte stoßen die geradlinigen Epimera II
auf diese Leiste. Die Epimeriten II sind als eine einheitliche, kurz
vor dem Sternumende hinstreichende Bogenlinie angedeutet. Der
Fig. 66. © "Fig. 67.
Pedieulopsis Wichmanni n. sp. 9. Pediculopsis Wichmannin. sp. 9.
Verlauf der Überschneidungen aller dieser Linien in der Gegend
der Grenze zwischen Protero- und Hysterosoma ist von der je-
„weiligen Körperhaltung des Tieres abhängig. Wenn das Tier ‚sich
bückt‘“, rückt das Sternumende und die Bogenlinie der Epimeri-
‚ten II weiter nach hinten, bei ganz gestreckter Haltung kommen
sie auf oder vor die Grenze der beiden Rumpfabschnitte zu liegen.
Die Epimera III sind schwach als feine Bogenlinien, deren vordere
Enden sich. bei weitem nicht erreichen, angedeutet. In der Gegend.
- der Beine III und IV verläuft auf der Medianlinie ein feiner Strich,
den man wohl als ein Ventrum ansprechen kann. An seinem Vorder-
. und Hinterende treffen sich die zarten, geraden Linien der Epimera
IV und der Epimeriten IV. Letztere sind an ihren Hinterenden
durch eine gerade Querlinie verbunden. Alle diese Striche und
2, Heft
) Graf Hermann Vitzthum:
‘Linien sind nicht so ganz leicht wahrnehmbar. Das Gleiche gilt
für die Haare der Bauchseite. Sie sind alle glatt und ziemlich kurz.
Ich glaube sie richtig so erkannt zu haben, wie aus der Zeichnung
hervorgeht: ein Borstenpaar auf Coxae I, zwei Paare auf Coxae II,
ein Paar vor Coxae III und ein Paar auf oder vor Coxae IV. Das
. hinterste Endhaarpaar ist, wie gesagt, auf die Bauchseite gerückt
und flankiert die winzige, fast terminale Analöffnung (oder ist das
die Genitalöffnung ?).
Das Gnathosoma ist außerordentlich schwer zu studieren.
In der Ruhelage, wie sie am toten Tier stets und beim lebenden Tier
in der Regel zu sehen ist, ist es ventralwärts umgeschlagen. Am
lebenden. Tier wurde aber wiederholt, leider immer nur für kurze‘
Zeit, beobachtet, daß das Gnathosoma emporgeklappt und erst
dann die eigentlichen Mundgliedmaßen hervorgestreckt wurden;
es machte den Eindruck, als würden sie aus dem Innern hervor-
gestülpt. In solchen Augenblicken schienen die Mundgliedmaßen
völlig denen von Pediculopsis graminum Reuter zu gleichen.
Die pseudostigmatischen Organe finden sich an üblicher -
Stelle. Sie sind flach becherförmig und dienen dem bekannten
keulenförmigen Gebilde als Ansatzstelle. Dieses ist so lang, daß
sein Kopf auch bei dorsaler Betrachtung teilweise sichtbar ist. —
Die vier Beinpaare nehmen von vorn nach hinten an Stärke
ab. Die Beine I sind plump. Schon Trochanter, Femur und Genu
sind kurz und dick. Noch unförmiger ist der Tibiotarsus, dessen
Bestandteile zu einer Einheit verschmolzen sind, ohne daß eine
Abgrenzung erkennbar geblieben wäre. Die Beine II sind merklich
schwächer, aber immer noch kräftig. Die Beine III und IV sind
an Stärke annähernd gleich, doch IV etwas schwächer als III. Die
Gliederung dieser Beine ist normal, doch scheinen die Trochanteren
nur in beschränktem Maße frei beweglich zu sein. Die Behaarung
aller Beine ist glatt. Auffallend lange Haare finden sich am Tibio-
tarsus I dorsal, eins ziemlich distal und eins, auf einem Sockel ein-
gepflanzt, proximal. ° Dieses letztere Haar kehrt auf Tarsus II
wieder. Tibia II hat sowohl dorsal wie ventral ein bemerkenswert
langes Haar. Sehr lang ist ferner ein dorsales Haar auf Tarsus III.
Das längste Haar steht dorsal auf Tarsus IV und wird peitschen-
artig nach vorn zurückgewandt getragen. Tarsi II bis IV sind in
ihrer distalen Hälfte stark verjüngt, so daß man meint, einen be-
sonderen Prätarsus vor sich zu haben. Besonders stark tritt dies
bei dem schon an sich schlankeren Tarsus IV in die Erscheinung,
wo nach Abzweigung von zwei ansehnlich langen und proximal
recht kräftigen Haaren der Tarsus die Gestalt eines langen Stieles
für die Krallen annimmt. Tarsus I ist mit einer einfachen, stark
gewundenen und kräftigen Kralle, die ventral eingelenkt ist, aus-
gestattet. Die Kralle ist stärker als bei den häufig vorkommenden
Pediculoides-Arten, wie P. mesembrinae Canestrini, der jedem
Acarologen auf Musca domestica und ähnlichen Fliegen eine all-
tägliche Erscheinung ist, oder P. pilosus Oudemans, P. formicarum
Acarologische Beobachtungen rl
Berlese usw., doch nicht so ungeheuerlich wie bei P. spinosus
(Kramer). Die Ansatzstelle dieser Kralle ist von mehreren Zapfen
- und Dornen umgeben, die wohl als Sinneskolben zu deuten sind
_ und deren Studium recht mühsam ist. Die anderen Tarsi besitzen
die übliche Doppelkralle mit einem dazwischen eingefügten rudi-
mentären Haftläppchen. Am Tarsus IV sind die Krallen schwächer
entwickelt als bei II und III.
‚Zur Fortbewegung dienen nur die Beine II und III. Die
Beine I werden wagerecht vorgestreckt getragen und. dienn wäh-
rend des Gehens offenbar nur als Tastorgane. Die Bine IV
schleppen in der Regel bewegungslos nach und machen nur in
Ausnahmefällen schwächliche Bewegungen. —
Ganz anders gestaltet sich der Anblick des 9, sobald die Gravi-
dität eintritt. Alsdann schwillt das gesamte Hysterosoma in einer
Weise an, daß das ursprüngliche Tier kaum noch wiederzuerkennen
ist. Es muß unterstrichen werden, daß die Schwellung das ganze
Hysterosoma umfaßt und nicht nur wie bei P. ventricosus das
Opisthosoma, so daß dieses Verhalten auf eine Verwandtschait mit
P. mesembrinae und P. graminum hinweist. Sie beginnt mit einer
Wölbung der Rückenfläche in der Gegend zwischen den Beinen 11
und III. Gleichzeitig verliert das Tier seine bisherige Bewegungs-
freudigkeit und demnächst auch die Bewegungsmöglichkeit. In
einer Weise, die nicht mit Sicherheit ermittelt werden konnte, setzt
sich das Tier an einer feuchten Holzstelle fest und verläßt diesen
Platz für den Rest seines Lebens nicht wieder. Das Hysterosoma
nimmt in der weiteren Entwicklung die Gestalt einer weißlich farb-
losen Kugel an, an deren einem Pol die Beine I und II und das
Gnathosoma emporragen, während die Beine III und IV in un-
verändertem Abstand hiervon kraftlos auf der Ventralseite hängen.
Die Schilder der Rückenfläche mit ihrer Behaarung werden weit
auseinandergezogen. Doch sind sie zu zart, als daß ihre Umrisse
sich noch länger erkennen ließen. Nur die Kapsel des Rumpfendes
mit dem letzten längeren Endhaarpaar bleibt an dem dem Gnatho-
soma entgegengesetzten Pol der Kugel noch einige Zeit unterscheid-
bar.. Im Anfang der Gravidität ist die Kugel lediglich eine Blasc
voll farbloser Flüssigkeit, sehr bald aber entwickeln sich in ihr zahl-
reiche Embryonen, die auf Hundert und mehr geschätzt werden
müssen. In diesem Zustand ist es nicht mehr möglich, das Tier
unverletzt von seiner Unterlage abzuheben: die leiseste Berührung
zerreißt die dünne Haut, die die Blase umspannt. Der Durchmesser
der Blase beträgt schließlich über 1500 u. Bei solcher Ausdehnung
wirkt dann aber das Gesetz der Schwere und verzerrt die ursprüng-
liche Kugelgestalt so wie die Unebenheiten der Umgebung es mit
sich bringen. Die Entwicklung aller Jugendstadien erfolgt intra-
uterin, so daß in Übereinstimmung mit P. ventricosus, aber ab-
weichend von P. graminum nicht nur keine freilebenden Larven,
sondern auch keine freilebenden Nymphen vorkommen. Beide Ge-
schlechter verlassen den Embryonensack als Prosopon, wobei die
2. Heit
172 Graf Hermann Vitzthum:
Männchen gegenüber den Weibchen erheblich in der Minderzahl
sind. Die Kopulation wurde nicht beobachtet. Es ist aber mit
Sicherheit anzunehmen, daß sie wie bei P. ventricosus vor sich geht
und sehr bald nach der Entwicklung zum freilebenden Prosopon
erfolgt. —
Mas. — länge des Idiosoma 100—112 nu. Größte Breite
76—82u. Gestalt wie bei P. mesembrinae 3. Farbe weißlich farbles.
Rückenseite (Fig. 68). — Das Gnathosoma ist bei dorsaler
Betrachtung nicht sichtbar. Protero- und Hysterosoma sind deut-
lich getrennt. Ich weiß nicht, ob man eine bogenförmige Linie
zwischen den Beinen III und eine im wesentlichen gerade ver-
laufende Linie hinter den Beinen III als Hautfalten oder als Schild-
ränder auffassen soll. Alle Haare sind glatt undıkurz. Ein Paar
Fig. 68. Pediculopsis Fig. 69. Pediculopsts
Wiehmanni n. SP. .' Wichmanni n. sp. Ö.
steht auf dem Proterosoma. Ein Paar gleiche Haare folgt hinter
der Grenzlinie zwischen Protero- und Hysterosoma. Ein weiteres
Paar gleiche Haare steht über den Trochanteren III hinter der er-
wähnten Bogenlinie. Und nahe dem Rumpfende endlich folgt ein
Haarpaar, welches, wie die Rumpfgestalt es mit sich bringt, nahe
zusammengerückt und dolchförmiger Gestalt ist. In der ganz terminal
gelegenen Genitalgegend findet sich noch ein ganz kurzes Borsten-
paar. Die Genitalorgane selbst konnten nicht studiert werden.
Bauchseite (Fig. 69). — Protero- und Hysterosoma sind auch
hier deutlich getrennt. Das Gnathosoma besteht nur in einem
ganz ventral gelegenen winzigen Knöpfchen. Darum wurde die
Art in die Gattung Pediculopsis Reuter gestellt. Eine Gliederung
dieser Körperregion konnte nicht erkannt werden, dürfte aber doch
wohl vorhanden sein. Vom Gnathosoma verläuft ein hinten frei
endendes Sternum bis zur Grenze zwischen Protero- und Hystero-
soma. Die Epimera und Epimeriten I sind nicht zu erkennen. Die
Acarologische Beobachtungen 173
Epimera II nähern sich als feine Linien dem Hinterende des Ster-
_ nums, vereinigen sich mit diesem jedoch nicht. Überraschend stark
entwickelt sind die Epimeriten II. Sie verlaufen in ganzer Aus-
dehnung im Bereich des Hysterosoma. Sie streben bogenförmig der
Rumpfmitte zu, erreichen diese aber nicht. In der Rumpfmitte
beginnt ein feines Ventrum, das sich bis zwischen die Trochan-
teren IV hinzieht. Sein Vorderende steht durch gerade Linien mit
dem Hinterende der Trochanteren III in Verbindung. Man muß
diese Linien wohl als Epimera IV (oder Epimeriten III?) deuten.
Hinter den Beinen IV stuft sich das Rumpfende in zwei Wülsten
oder Hautfalten nach der Genitalgegend zu ab. Je ein winziges
und schwer erkennbares Borstenpaar steht auf den Coxae I, II,
III und IV. Ein gleiches Borstenpaar steht außerdem hinter der
Grenze zwischen Protero- und. Hysterosoma und. vor den Epi-
meriten II. Ein Paar eng aneinander gedrängter, dolchförmiger
Borsten steht auf der hintersten Hautfalte dicht vor dem Rumpfende.
Die Gliederung der Beine ist normal, wenn man auch den
Trochanteren freie Beweglichkeit durchweg nur in beschränktem
Maße zusprechen kann. Die Beine IV sind unförmig dick und ihre
einzelnen Glieder sehr kurz, besonders Femur und Genu. Sie
werden meist, wie in der Zeichnung dargestellt, einwärts gekrümmt
getragen, können aber auch gestreckt werden. Die Beine I sind
auch sehr stämmig, aber nicht plump. Die Beine II sind etwas
schlanker, und die Beine III sind die dünnsten. Die vorn ab-
gerundeten Tarsi I tragen eine kräftige, mäßig gekrümmte Einzel-
kralle, deren Ansatzstelle in einem besonderen terminalen Wulst
eingebettet liegt. Abgesehen von mehreren kleineren Haaren wird
sie von zwei ansehnlich langen Haaren flankiert, deren äußeres
proximal merklich verstärkt ist. Dorsal steht neben der Kralle
außen ein großer plumper Sinneskolben, ventral innen eine dolch-
förmige Borste. Mehrere Zäpfchen auf der Ventralseite des Tarsus I
sind wohl auch als Tastorgane aufzufassen. Im übrigen verdient
noch ein langes Sinneshaar auf Tibia I Erwähnung. Dasselbe Haar
kehrt auf Tibia II und III in etwas geringerer Länge wieder. Tibia II
trägt außerdem ein gleiches Haar ventral. Tibia III ist neben
‚diesem Haar dorsal mit einer mäßig großen und einer ganz kleinen
dolchförmigen Borste ausgestattet. Die Tarsi II und III sind distal
. stark verjüngt, so daß der Ansatz eines Prätarsus vorgetäuscht
wird, der die an beiden Tarsen gleich entwickelte Doppelkralle
und dazwischen den kaum wahrnehmbaren rudimentären Haft-
lappen trägt. Am Tarsus II ist diese Stelle noch besonders durch
einen winzigen Dorn markiert. Tarsus IV ist distal beinahe kantig
abgestutzt. Er trägt ventral an der inneren Ecke eine stark ge-
krümmte aber feine Kralle, die dem Tarsus so dicht angeschmiegt
ist, daß es Mühe macht, sie zu erkennen. Ihre Spitze überragt das
Tarsusende in der Regel nicht. Augenfällig ist dagegen eine dem
Tarsus IV ebenfalls ventral aufgesetzte dolchförmige Borste der
Kralle gegenüber. Dorsal trägt Tarsus IV ein feines Haar von be-
2, Heft
174 Graf Hermann Vitzthum:
trächtlicher. Länge, das von einer winzigen Borste begleitet ist.
Tibia IV zeichnet sich an der Außenkante durch eine gekrümmte
dolchförmige Borste aus.
Der Gebrauch der Beine beim Gehen ist derselbe wie beim 9.
Brucker hat festgestellt, daß die Männchen von P. ventricosus
beim graviden Weibchen parasitieren. Diese Beobachtung habe ich
bei der vorliegenden Art nicht gemacht. Jedoch fieles auf, daß die
Männchen nirgends anders zu finden waren als in nächster Nähe
von Weibchen im letzten Stadium der Gravidität und auch auf
denselben. Der rudimentäre Zustand der Mundwerkzeuge läßt
mich bezweifeln, ob die Männchen überhaupt der Nahrungsauf-
nahme bedürfen, und ob sie imstande wären,‘ den Inhalt des
Embryonensackes anzugreifen. Eher neige ich der Ansicht zu,
daß die Männchen sich deshalb so nahe bei den graviden Weib-
chen aufhalten, um sofort zur Kopula schreiten zu können, sobald
das weibliche Prosopon dem Embryonensack entschlüpft. —
Gefunden von H. Wichmann, Waidhofen an der Thaya,
Niederösterreich. — Tempus: 11. Juli 1921. — Patria: bei
Waidhofen. — Habitat: im Gangsystem von Polygraphus boly-
graphus L. in der Rinde einer von Agaricus melleus getöteten Fichte.
Die frei lebenden Weibchen fanden sich im ganzen Gangsystem
zerstreut, die sessilen graviden dagegen nur da, wo reichliche Pilz-
faden die Zufuhr der nötigen Feuchtigkeit unbedingt gewähr-
leisteten. — Typen in meiner Sammlung. —
Bemerkungen. — Die Art sei in Dankbarkeit nach ihrem
Entdecker benannt, der in seiner Mühewaltung soweit ging, daß er
einen ganzen Baum zunächst schonte und demnächst fällen ließ,
lediglich um mir die so leicht nicht wiederkehrende Gelegenheit zu
bieten, die Art lebend zu studieren. —
28. Pedieuloides dryas n. sp.
Femina. — Länge des Idiosoma 180—220 u, also sehr unter-
schiedlich. Größte Breite 78—96 u. Die Breite ist vielleicht etwas
zu hoch angegeben, da sie durch den leisesten Deckglasdruck sehr
stark beeinflußt wird. — Gestalt spindelförmig. — Farbe weiß-
lich farblos. — Dies alles gilt nur für das nicht gravide 9. Gravide
Tiere mit aufgetriebenem Rumpf wurden nicht beobachtet. —
Rückenseite (Fig. 70). — Dorsal ist Proterosoma und Hyste-
rosoma nicht scharf geschieden. Vier Rückenplatten und die das
Rumpfende umschließende Kapsel greifen mit ihren Kanten über-
einander über und erzeugen dadurch die aus der Abbildung ersicht-
lichen zarten Querlinien. Am lebenden Tier wie im mikroskopischen
Präparat ist eine feine Längsstreifung der ganzen Rückenfläche,
außer dem allervordersten Teil, deutlich sichtbar. Die Streifung
erleidet sonderbarerweise beim Übergang von einem Rückenschild
zum andern gar keine Unterbrechung, sondern läuft glatt durch.
Es ıst daher anzunehmen, daß die Rückenschilder selbst glatt sind,
und daß diese Streifung in einer etwas tieferen Schicht liegt. — Alle
Acarologische Beobachtungen 175
Haare des ganzen Tieres sind glatt. Auf den Rückenschildern ist
ihre Zahl und Anordnung genau wie bei Ped. Wichmanni 2.
Bauchseite (Fig. 71). — Proterosoma und Hysterosoma sind
‚durch eine Ouerlinie deutlich getrennt. Alle Epimera sind gerad-
linig. Die Epimera I vereinigen sich hinter dem Gnathosoma
Y-förmig zu einem Sternum, das bis zur Hinterkante des Pro-
terosoma durchläuft. Die Epimera II scheinen mit dem Sternum
in keiner festen Verbindung zu stehen. Die Epimeriten II bilden
eine zusammenhängende feine Bogenlinie. Von der Beweglichkeit
|| | | | ||
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Fig. 70. Fig. 71.
Pediculoides dryas n. SP. $: Pediculoides dryas n. Sp. 9.
dieses Grenzgebietes zwischen Protero- und Hysterosoma gilt das-
selbe, was bei Ped. Wichmanni gesagt wurde. Die Epimera III
und. IV sind gerade, schräg nach vorn der Bauchmitte zustrebende
Striche. Eine nach vorn flach konvexe Linie verläuft zwischen den
distalen Enden der Trochanteren IV. Ein Ventrum und sonstige
Zeichnungen auf der Bauchfläche fehlen. Die Haare der Bauch-
seite sind borstenartig und. von verschiedener Länge. Ihre Zahl
- scheint geringer zu sein als bei Ped. Wichmanni 9. Es wurde nur
gefunden: ein kurzes Borstenpaar auf den Coxae II; ein kurzes
Borstenpaar submedian dicht hinter der Grenze zwischen den beiden
Rumpfabschnitten; ein etwas längeres Paar vor den inneren Enden
der Epimera III; ein ebensolches Paar zwischen den äußeren Enden
2. Heft
176 Graf Hermann Vitzthum:
der Epimera III; ein kurzes Borstenpaar submedian dicht hinter
der Linie, die sich zwischen den Trochanteren IV hinzieht; ein
Paar längere Haare in einigem Abstand vom Rumpfende .und ein
Borstenpaar ganz terminal, die winzige Analöffnung flankierend. —
Die kraterförmigen pseudostigmatischen Organe sind zur Hälfte
unter den Trochanteren I verborgen. Aus ihnen steigt das be-
kannte keulenförmige Gebilde empor, dessen distaler Teil auf der
nach innen gekehrten Seite eine eigenartige Abplattung oder gar
Einbeulung aufweist. Ich glaube, daß diese Abplattung auch am
lebenden Tier vorhanden ist und nicht nur auf einer durch die
Präparation verursachten ‚Schrumpfung beruht.
Das Gnathosoma scheint dem von Ped. Wichmanni 2 durch- -
aus zu gleichen.
Von den vier Beinpaaren dienen auch hier nur die Beine II
und III der Fortbewegung. Ihre Gliederung ist normal; nirgends
ist ein Glied mit einem anderen verschmolzen, auch nicht Tibia
und Tarsus I. Die Beine I sind plump und breit. Die Tibia I ist
etwas tonnenförmig aufgetrieben, der Tarsus I ebenso lang wie
breit. Die leicht schraubenförmig gewundene Kralle am Tarsus I
ist zwar groß, aber im Verhältnis zur Entwicklung des vordersten
Beinpaares doch ziemlich schwach. Die Beine II, III und IV sind
untereinander von gleicher Stärke. Die Trochanteren III und IV
sind unbeweglich. Die Femora sind die längsten Glieder der drei
hinteren Beinpaare. Alle ihre Tarsi, auch bei IV, sind plump und
vorn rundlich abgestumpft. Sie tragen sämtlich gleichmäßig die
langgestielte Doppelkralle und einen kleinen Haftlappen. An der
Tibia I fällt distal auf der Außenseite ein zuckerhutförmig zu-
gespitzter, quergestreifter Sinneskolben auf. Der plumpe Tarsus IV
trägt distal keine längeren Haare außer einem sehr feinen, meist
peitschenartig nach vorn gewandten Schlepphaar. Im übrigen
bietet die Behaarung der Beine keine Besonderheiten. —
Gefunden von H. Wichmann, Waidhofen an der Thaya,
Niederösterreich. — Tempus: Mitte Juni 1991. — Patria: im
Tannermoor östlich von Liebenau, Oberösterreich. — Habitat:
im Gangsystem von Pityogenes bistridentatus Eichhorn auf Pinus
pumilio. — Type in. meiner Sammlung. — Bemerkungen. —
Nur das nicht gravide @ ist bekannt. —
29. Pseudotarsonemoides innumerabilis n. sp.
Larva feminina. — Das einzige vorliegende Exemplar wurde
als weiblich erkannt an der weitgehenden Ähnlichkeit mit der weib-
lichen Larve von Tarsonemus spirilex Marchal, die Oudemans
in der ‚„Tijdschrift over Plantenziekten“, 21. Jahrg. 1915, S. 127 bis
129, nebst Taf. 6, Fig. 1—2 und Taf. 7, Fig. 6—7, mit Sicher-
heit von der männlichen unterscheiden konnte. — Länge des
Idiosoma 160 u. Breite 68 u. Gestalt spindelförmig, soweit
dieser Ausdruck in Anbetracht des abgerundeten Vorder- und
Hinterendes angebracht ist. Farbe: weißlich farblos. —
Acarologische Beobachtungen a
Rückenseite (Fig. 72). — Der bei weitem größte Teil der
Rückenfläche ist von Schildern bedeckt und glatt. Die weich-
häutigen Flächen sind grob gerunzelt. In der Hauptsache verlaufen
diese Runzeln quer. Das vorderste Schild deckt genau das Pro-
podosoma ünd überragt das Vorderende des Rumpfes nicht. Das
zweite Schild schließt sich an das erste unmittelbar an, wenn nicht
gar seine Vorderkante sich etwas unter die Hinterkante von jen-m
schieben sollte. Es reicht über die ganze Breite des Rückens und
deckt nahezu die vordere Hälfte des Metapodosoma. Zwischen dem
zweiten und dem dritten Schild liegt ein weichhäutiger Streifen.
Das dritte Schild ist schmäler als die Rückenfläche, so daß rechts
. und links weichhäutige Teile unbedeckt bleiben. Unmittelbar von
seiner Hinterkante an ist das Rumpfende
dorsal und ventral wie
von einer alles um-
hüllenden Kapsel ein-'
geschlossen. Wahr-
scheinlich besteht diese
Kapsel dorsal aus zwei
Platten; ich kann aber
nur eine einheitliche
Platte erkennen. —
Alle Haare der Rük-
kenseite, wie über-
haupt des ganzen 4
Tieres, sind glatt. Ein
Paar Vertikalhaare
stehtweit auseinander-
gerückt ganz vorn am
Vorderende des Rump-
Fig. 72. Pseudotarsone- fes. Ein ee Haar- Fig. 73. Pseudotarsone-
moides innumerabilisn.sp. PaaT von fast der hal- „oides innumerabilis
Larva feminina. ben Länge der Rumpf- n. sp. Larva feminina.
breite steht fast rand-
ständig über den Trochanteren I. Ein drittes Paar von fast der
ganzen Länge der;Rumpfbreite steht, etwas mehr der Mitte der
vordersten Rückenplatte genähert, über den Beinen II. Diese
letzteren sind die Skapularhaare. Das zweite und dritte Rücken-
schild tragen je ein Paar Haare von der Länge der halben Rumpf-
breite, der hinterste Teil der Rückenfläche zwei ebenso lange Paare
und das Rumpfende ein Paar von der Länge der Skapularhaare.
Bauchseite (Fig. 73). — Eine Rumpffurche scheidet
Propodo- und Metapodosoma. Plattenbedeckt ist die Gegend der
Coxae I und II und das hinterste Rumpfende, dessen Chitinbelag
eine Einheit mit der Bedeckung der hintersten Rückenfläche zu
bilden scheint. Alles andere ist weichhäutig und grob gerunzelt.
Die Runzeln verlaufen in der Hauptsache quer, nur im Bereich der
Beine III in der Längsrichtung. Die Epimera I stoßen mit ihren
Archiv ne 7
12 2. Heft
178 ; Graf Hermann Vitzthum:
Hinterenden nicht zusammen und bilden also kein Sternum. Auch
die Epimera II verlaufen frei. Die Coxae I und II sind zu einer
zusammenhängenden Platte rückgebildet, deren Teile sich nur
durch die Linien der Epimera unterscheiden lassen. Jede dieser
Coxalflächen trägt eine’kurze Borste. Sonst findet sich auf der
Bauchseite nur noch ganz terminal ein Haarpaar von nicht"ganz
der Länge der dorsalen Endhaare. Zwischen diesen Haaren liegt
die winzige Analöffnung.
Alle Beine sind stämmig, die Beine I etwas stärker ie II, und
III nur sehr wenig schwächer als II. Mit Ausnahme der bereits
erwähnten Coxae I und II schei-
nen alle Einzelglieder der Beine .
frei beweglich, soweit ihre ge-
drungene Gestalt dies zuläßt,
auch die CoxaeIlI. Die Coxaelll
sind breit aber auch lang. Die
Trochanteren und Femora sind
durchweg breiter als lang, die
Genua und Tibiae sind etwas
länger, und die Tarsi sitzen stum-
melhaft und kuppelförmig den
Tibien auf. Die Behaarung der
Beine ist sehr spärlich. Dorsale
lange Tasthaare fallen distal auf
den Tibia® I;und II und proxi-
mal auf dem Tarsus III. Alle
Tarsen besitzen ein gleiches Am-
bulakrum, bestehend in einem
kleinen® Haftlappen und zwei
feinen Krallen.
Das” Gnathosoma ist im
Ruhezustand knopfförmig, ist
ventral angesetzt und ragt unter
Fig. 74. Pseudotarsonemoides dem vorderen Rumpfende frei
innumerabilis n. Sp. 2. hervor. —
Femina. — Länge des Idio-
soma in der Regel 250 u, doch kommen Exemplare bis zu 280 u
vor. Die Breite wird durch den leisesten Deckglasdruck sehr stark
beeinflußt. Mit 100—112 u wird sie wohl! ziemlich richtig gemessen
sein. Gestalt und Farbe wie bei der Larve. —
Rückenseite (Fig. 74). — Die Rückenfläche wird von fünf
Schildern bedeckt, deren Kanten die aus der Zeichnung ersicht-
lichen Ouerlinien ergeben, ohne daß sich mit Sicherheit entscheiden
läßt, wie die Vorder- und Hinterkanten verlaufen, da die Schilder
in verschiedener Weise übereinander greifen. Das zweite Schild
ist etwas ventral eingerollt. Das lebende Tier zeigt auf jedem ein-
zelnen Rückenschild, vielleicht mit Ausnahme des hintersten, eine
deutliche Kannelierung nach Art einer dorischen Säule, wie sie
Acarologische Beobachtungen 179
von Tarsonemus spirifex Marchal her bekannt ist. In der Ein-
bettungsmasse des mikroskopischen Präparates aber wird diese
Kannelierung unsichtbar. Da bei Anfertigung der Zeichnung keine
lebenden Tiere mehr zur Verfügung standen, sondern nur Präparate,
mußte die Kannelierung aus dem Gedächtnis gezeichner werden.
Die Abbildung gibt daher die Zahl der Längsleisten nicht unbedingt
richtig wieder. — Alle Haare des Tieres sind glatt. Auf dem vor-
dersten Schild, nahe dem Vorderrand, zwei weit auseinanderge-
rückte Vertikalhaare. Auf demselben Schild über den Beinen II
die beiden Skapularhaare. Auf dem zweiten Schild in einer Ouer-
reihe vier Haare. Auf dem dritten
Schild zwei Haare. Auf dem vier-
ten Schild ebenfalls vier Haare
in einer Querreihe, von denen die
inneren um die Hälfte kürzer sind
als die äußeren. Von einem das
Rumpfende überragenden Haar-
paar läßt sich nicht entscheiden,
ob es, wiein der Zeichnung dar-
gestellt, auf dem Hinterrande
des vierten Schildes oder schon
auf dem hintersten Schild steht.
Bauchseite (Fig. 75). —
Das Bereich der Coxae I und II
wird nach hinten durch eine .
. Bogenlinie abgegrenzt, die wohl
aus den zusammenstoßenden
Epimeriten II gebildet wird. Die
Epimeralsind nicht zu erkennen.
Ein langes stabförmiges Sternum
beginnt zwischen den Ansätzen
der Beine I und reicht bis in die
Linie der größten Rumpfbreite.
Die Epimera II sind geradlinig Fig. 75. Pseudotarsonemoides
und stoßen in spitzem Winkel auf innumerabilis n. sp. 2.
das Sternum. Von den Coxae Ill
sind die Epimera nur als eine zarte Linie angedeutet. Ähnlich ist es
mit den Coxae IV, wo die Linie der Epimera in der Bauchmitte
zusammenstößt. Das trichterförmige Pseudostigma wird von den
Trochanteren I und II verdeckt. Ihm entspringt ein pseudo-
stigmatisches Organ von üblicher Keulenform. — Ein kleiner
Spalt nahe dem Rumpfende dürfte gleichzeitig Vulva und Anal-
öffnung enthalten. — An Haaren wurden nur ermittelt ein Paar
in der Mitte der Bauchfläche zwischen den inneren Enden der die
Epimera III andeutenden Linien; ein Paar zwischen den Ansätzen
der Trochanteren III; ein Paar zwischen den distalen Enden der
Trochanteren III; ein Paar zwischen den Femora IV und ein Paar
Endhaare ganz am Rumpfende. —
19* 2. Heft
180 Graf Hermann Vitzthum:
Die Beine sind genau so geformt und gegliedert wie bei
Pseudotarsonemoides eccoptogasteris Vitzthum 9; vgl. „Archiv für
Naturgeschichte , 87. Jahrg; 1921, Abe. Age Sy (3 Benz
sind die Beine I kürzer, so daß bei dorsaler Betrachtung kaum die
Spitze der Tarsi I sichtbar ist. Die Gleichheit erstreckt sich auch
auf die Ambulakra, insbesondere auf die große Kralle am Tibio-
tarsusI. Verschieden ist nur die Form des TarsusII, die hier erheblich
plumper ist als bei der Vergleichsart. Auch die Behaarung stimmt im
wesentlichen überein. Charakteristisch für die neue Art sind jedoch
kräftige Dornen am Tibiotarsus I und an Genu, Tibia und Tarsus Il.
Das Gnathosomableibt gänzlich verborgen unter dem sich dar-
über wölbendenVorderende desRumpfes,wieesderGattungzukommt.
Seine schwer erkennbaren Einzelheiten wurden nicht studiert. —
Gefunden von H. Wichmann, Waidhofen. — Tempus:
18. und 25. Juni 1920 und Mitte Juni 1921. — Patria: Waidhofen
an der Ihaya, Niederösterreich und Liebenau, Oberösterreich. —
Habitat: auf Eccoptogasier laevis Chap. und in ungeheurer
Menge in den Bohrgängen von Aylesinus [raxinı Panzer und Pıtyo-
genes bistridentatus Eichhorn, in letzterem Falle auf Pinus pumilio.
— Typenin meiner Sammlung. — Bemerkungen. — Die Larva
masculina und das & sind unbekannt. —
30. Mierodispodides Wichmanni Vitzthum 1914.
1914. Microdispodides Wichmanni. Vitzthum, „Beschreibung
einiger neuer Milben‘ im „Zoologischen Anzeiger“, Bd. 44,
5.326—328. Beschreibung und ungenügende Ahlzlauız des
Big. 76 und vibieten
eine genauere und klarere
Abbildung desallein bekann-
ten Q als die bisherige. Auf
der Rückenseite ist ergänzt
die Behaarung des vorder-
sten und des zweiten Schil-
des, auf der Bauchseite die
Behaarung der Coxalflächen
I und II sowie zwischen den
Beinen III. Auch der Verlauf
des Sternums ist berichtigt.
In der Beschreibung ist
hauptsächlich zu verbessern,
daß die Mundwerkzeuge
zwar schwer zu erkennen,
aber durchaus normal ent- eh
Wichmanni Vitzt.9. wickelt sind und in nach Wichmanni Vitzt. 9.
unten umgeklappter Lage
stark denen eines weiblichen Scutacarus ähneln (der Name Scutacarus
ist richtiger als der gebräuchlichere Name Disparipes. Denn Dispa-
ripes bombi Michael1884istsynonym mitScutacarus femoris Gros1845;
Acarologische Beobachtungen 181
vgl. Michael, ‚The Hypopus Question, or the Life-History of
certain Acarina“ in „Linnean Society’s Journal; Zoology“, Bd. 17,
S. 371—394, und Gros im ‚Bulletin de la Societe Imperiale des
Naturalistes‘ [Moskau], Bd. 18, S. 413—414). Und ferner ist zu
verbessern, daß die Beine IV wohl länger sind als II und III, aber
nicht schlanker. —
Patria: Kamerun. — Habitat: unter den Flügeldecken von
Polygraphus congonus Wichmann. —
N BB
Be enenenmetess,corticalhssas spa. sr. ren en 98
DE Oloaamasus hemisphaericus: n..Ssp. . v2... 2. ann a t01
Bug SIosenas (MWasioseius)ı hysiria, n. Spree. re sine. 2108
Akastosenus (Lasiosevus) eccoptogasteris n. SP: » :» =: 2. 2. ........108
5. Lasioseius (Zercoseius) ometes (Oudemans 1903) . . ».......110
6. Gamasellus (Digamasellus) Berlese 120... ......2 0... 115
7. Gamasellus (Digamasellus) viator Vitzthum 1921. ........ 117
Se Umopoda:(Uropoda) obscura (C. L. Koch 1836) . ....... 17
9. Uropoda (Uropoda) sociata n. SP. - N ER 2)
10. Uropoda (Trichouropoda) a Berlese san a 88
11. Uropoda wpidis n. SP... . . NS ERS EEE N ai
EBEN HotoneLyocDetis ns 1 ee see
Eee lionsdar Wichmann m. Sp... N. 20 0 een een 148
EIelonoda: Dolygraphi n.-sp. ns en... een 146
Deropoda multwpilis m. Sp2 „on mn re. ae ne 148
16. Uropoda polytricha n. Sp. . - ee a RL EEE ER or)
17. Schwiebea role: Oudemans 1916 EN TE N ei]
18, Swidasia (?) hamadryas n. SP. . ST Pe er ze 100
19. Anoetus sapromyzarum (Dufour 1839) N ee a a Rh re
20 Amoetus. erassipes, Oudemans 19127 2. 2.2. 2. nenn 161
eeinoetusı kimalayaein. Sp. . „ac. es ee 162
22. Anoetus gordius n. SP. Eee LA
23. Anoetus trichophorus Oudemans 112... .. een 22100
ealvoliorsmmater (Nıtzthum 1914)... „m. ante. 167
292 Galvalia, Kneissia Krausse 191 IE 7, 2.2212 MEET ER ara. 168
26. Calvolia eircumspectans Vitzthum 1920 . . 2... 2.2..2.2.2..168
ER en cWlopsis,; Wichmannd mn 5psna 2.37 1 een nenn 0er. 0.168
28, Pediculoides dryas n. Sp. . EN a a N
29. Pseudotarsonemoides innumerabilis n. sp. RR E76
30. Microdispodides Wichmanni Vitzthum 191& . . . 2.2 2.2.2... .180
182 Jul. Weise:
-_H. Sauter’s Formosa-Ausbeute:
Coeeinellidae.
Von
Jul. Weise.
1. Epilachna Wissmanni Muls. und deren ab. frocessa Ws.
2. Epilachna 28-punctata F. Die vollkommen gezeichnete
Form sparsamer wie die Grundform mit je 6 schwarzen Punkten
auf den Flügeldecken.
3. Epilachna incauta Mls.
4. Eprlachna subfasciata: Breviter ovalis, convexa, obscure
rufo-testacea, dense brevissimeque griseo-pubescens, elytris sat
dense punctatis et creberrime punctulatis, singulo maculis sex
(2, 2, 1, 1) nigris, tertia transversa fasciam formante. — Long.
5—6 mm. Kankau, Anping.
Von den ähnlich gezeichneten asiatischen Arten durch die Form
der dritten schwarzen Makel jeder Flügeldecke verschieden. Die-
selbe bildet eine gleichbreite Ouerbinde, welche nahe der Naht
(nur wenig weiter von dieser entfernt als Makel 1 und 5) beginnt
und über die Mitte nach außen reicht. Auch Makel 4 ist quer, aber
bedeutend kleiner wie 3; die übrigen sind gerundet. Die Bauch-
linien laufen kaum über %, der Länge des ersten Segmentes hinweg
und sind winkelig, innen mäßig gebogen, außen gradlinig. Der
Penis ist dick, bogenförmig, unsymmetrisch, am Ende in 2 aus-
einanderstrebende Spitzen ausgezogen, von denen die eine durch
die andere läuft; der Duktus endet in eine lange und schmale ge-
schwungene Spitze.
Selten fließen Makel3 und 4 zu einer nahe der Mitte etwas ein-
geschnürten Querbinde zusammen.
5. Solanophila alternans nebst der ab. Grayı Mls. Erstere hat
ein einfarbig helles Halsschild und kleine punktförmige schwarze
Flecke auf den Flügeldecken: 1!/, 2, !/,, 1 geordnet; letztere
auffällig große Flecke der Flügeldecken und das Halsschild eine
schwarze Mittelmakel, welche zuweilen nur noch einen feinen
Vorder- und Hinterrandsaum, sowie einen breiteren Seitensaum
freiläßt. Die Art ist daran kenntlich, daß Makel 3 (die innere der
beiden Mittelflecke) von der Naht weit, ziemlich so weit wie vom
Seitenrande entfernt bleibt und die zweite gemeinschaftliche Makel
erheblich hinter ihr liegt.
6. Solanophila Sauteri: Oblongo-ovalis, flavo-ferruginea, fulvo-
pubescens, metasterno utrinque infuscato, prothorace crebre punc-
tulato punctis duobus mediis nigris notato, elytris pone humeros
sensim leniter-, apice fortius angustatis, dense punctulatis et parum
dense haud profunde punctatis, singulo maculis quatuor (1, 2,1)
nigris et nigro-pubescentibus. — Long. 9mm. Kankau.
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: Coccinellidae 83
3
Größer und noch etwas schlanker gebaut wie die vorige, hell
rostrot und dicht rötlichgelb behaart, wenig glänzend, 2 gerundete
Flecke in der Mitte des Halsschildes dicht nebeneinander und 4
ziemlich große Makeln jeder Flügeldecke schwarz und schwarz
behaart. Die erste liegt wenig hinter der Basis und bleibt ebenso
weit von der Naht entfernt, ist quer, innen breit, abgerundet, nach
außen verschmälert und erreicht hier mit der Spitze nicht ganz den
höchsten Teil der Schulterbeule. Makel 2 und 3, in der Mitte, sind.
durch einen schmalen Zwischenraum getrennt, 2 ist quer, innen
schräg abgerundet, nach außen etwas verengt, 3, unmittelbar über
dem schmal abgesetzten Seitenrande, ist etwas kleiner, gerundet,
wenig breiter als lang, 4, vor der Spitze, ist von ähnlicher Größe
als 2, aber gerundet, und bleibt von der Naht ungefähr so weit ent-
fernt wie die erste und zweite. Die Bauchlinien bilden einen voll-
ständigen, außen stumpfwinkeligen Bogen, ‘der über die Mitte
des ersten Segmentes hinweg reicht. Klauen weit gespreizt, an
der Spitze gespalten, der innere Zahn wenig größer wie der äußere.
7. Solanophila decemguttata: Ovalis, rufo-testacea, metasterno
utrinque, macula media parva prothoracis, guttisque quinque ely-
trorum (2, 2,1) nigris, elytris sat dense fortiter punctatis, interstitiis
creberrime punctulatis. — Long. 6,5—7 mm. Taihorin.
Von dieser Art liegen nur zwei Exemplare vor; sie ist von der
gleichgroßen und im Körperbau ähnlichen flavicollis sofort durch
die auffällig grobe Punktierung der Flügeldecken zu trennen. Die
Bauchlinien sind außen abgekürzt. Der innere Zahn der Klauen
ist viel schwächer wie der von Dumerili und vom entsprechenden
Zahne der andern Klaue weit abstehend.
8. Solanophila formosana: Ovalis, convexa, Tlavo-testacea,
prothorace dense punctulato, marcula media vel maculis tribus
transversim positis nigris notato, elytris dense punctulatis et minus
dense fortiter punctatis, singulo maculis quinque nigris (2, 2, 1),
macula tertia et quinta transversis. — Long. 4—4,5 mm. Taihorin,
Suisharyo.
Eine kleine, oben dunkel bräunlichrote, unten heller rötlich-
gelbbraun gefärbte Art, die mit der doppelt so großen vorigen am
nächsten verwandt ist. Von dieser unterscheidet sie sich besonders
durch die Form der dritten und fünften schwarzen Makel der
Flügeldecken. Erstere ist mehr als doppelt so breit wie lang, letztere
nicht ganz so breit, aber dicker, in der Regel nach außen verschmä-
lert. Makel 1 und 2 sind rund, 4 ist etwas breiter als lang, gerundet-
viereckig. Das Halsschild hat einen kleinen, schwarzen Mittelfleck
oder eine Ouerreihe von drei Flecken. Die Bauchlinien sind ganz
und reichen etwas über die Mitte des ersten Segmentes hinweg.
9. Solanophila fallax Ws. Die in ziemlicher Anzahl gesammel-
ten Stücke sind kleiner wie die von Borneo beschriebenen, 3,5 bis
5 mm lang.
10. Coccinella 7-bunctata L. und deren ab. Bruckı Mls.
11. Coceinella rebanda Thunb.
2. Heft
184 Jul, Weise:
12. Harmonia avcuata F.
13. Propylea japonica Thunb. 3a, dionea Mis.
14. Thea cincta F.
15. Oenopia Pracuae Ws.
16. Leis 15-maculata Hope
17. Synonycha grandis Thunb.
18. Coelophora Mouhoti Crotch |
19. Coelophora biplagiata Swartz. Anping, Taihorin. Dies ist
die dunkelste Form der Art, bei welcher die Flügeldecken schwarz
sind mit einer großen roten Quermakel in der Mitte, außen fast
geradlinig, innen, etwas von der Naht entfernt, gerundet begrenzt
und vorn in eine kleine Spitze bis auf den Schulterhöcker aus-
gezogen.. In der Folge wird die Spitze der Flügeldecken rot, vorn
im Bogen begrenzt: ab. minor Gorh., später auch die Basis, und
die schwarze Zeichnung ist dann auf der rechten Flügeldecke
einem C ähnlich, welches mit dem der linken Decke im mittleren
Teile zu einem gemeinsamen Nahtsaume verbunden ist: ab. mela-
nota Mls. Die vorliegenden Stücke dieser Form weichen von der
Beschreibung durch einen schwarzen Seitensaum der Flügeldecken
ab, der den abgesetzten Seitenrand einnimmt und höchst selten
in der Mitte unterbrochen ist. Zuletzt trennt sich auch noch der
äußere Teil des vorderen Schenkels der C-förmigen Zeichnung als
Schulterpunkt ab.
20. Coelophora mandarına Mls.
21. Coelophora Swinhoei Crotch
22. Coelophora vidua Mls.
23. Coelophora chinensis Ws.
24. Coelophora insularıs: Ovalis, sat convexa, testaceo-flava,
nitida, an dense subtilissime punctatis, singulo maculis parvis
sex (3, 2 saepe confluentibus, 1) nigris. — Long. 5—5,5 mm. Tai-
horinsho.
An der Lage der schwarzen Flecke auf den Flügeldecken zu
erkennen. Die drei ersten liegen in einer Querreihe hinter der Basis,
der äußere (dritte) etwas mehr nach hinten gerückt und oft kleiner
wie die beiden inneren; 4 und 5 nebeneinander unmittelbar hinter
der Mitte und genau hinter 2 und 3, sind oft miteinander ver-
bunden. Der letzte Fleck dicht neben der Naht in etwa ?/, der
Länge, ist sehr klein und fehlt zuweilen.
25. Verania discolor F.
26. Synia Rougeli Mls. Taihorin. Unterseite und Beine rötlich-
gelb, Hinterbrust, Kopf und Thorax gesättigter rot, Schildchen
und Flügeldecken schwarz, letztere etwas weitläufiger und stärker
wie der Vorderkörper punktuliert. Hinterecken des Halsschildes
breit, Vorderecken schmäler abgerundet, hinter diesen keine Aus-
buchtung. Seitenleisten des Prosternum parallel.
Obwohl Crotch nach Ansicht eines typischen Exemplares diese
Art als Farbenabänderung von melanaria erklärt hat, halte ich
beide für verschieden; denn bei melanaria wird der Vorderrand des
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: Coccinellidae 185
Prosternum durch einen schmalen, spitzwinkligen Ausschnitt von
den Episternen getrennt, in Rougeti nicht.
37. Chrlomenes 6-maculata F.
28. Chilomenes 4 plagiata Swartz
39. Platynaspis Lewisi Crotch
30. Sticholotis formosana: Subhemisphaerica, obscure rufa,
nitida, supra dense punctulata, elytris nigris, area communi ante
medium sublaevi extus seriebus duabus punctorum fortiorum
eincta, singulo elytro maculis duabus rufis parum discretis signato,
prima transversa ante, secunda rotunda pone medium. — Long.
2,5 mm. Kankau. 1 Exemplar.
Der Si. 4-signata von Hue ähnlich, etwas größer, länglich-
halbkugelig, düster bräunlichrot, unterseits etwas heller und mehr
rostrot, die Flügeldecken schwarz, jede mit 2 roten, wenig hervor-
tretenden Makeln: die erste, in etwa 1% der Länge, quer, binden-
förmig, doppelt so breit wie lang, beginnt hinter der Schulterbeule
und von derselben weiter entfernt als diese von der Basis, und zieht
wenig schräg nach innen und hinten bis in die Nähe der Naht. Die
zweite, deren größerer Teil hinter ?/; der Länge liegt, ist kleiner,
gerundet, der Naht viel näher als dem Seitenrande. Die Oberseite
ist dicht punktuliert; auf den Flügeldecken nimmt die Stärke der
Pünktchen nach innen etwas ab, und es entsteht an der höchsten
Stelle ein ovaler, fast glatter Raum, der außen von 2 gebogenen,
stärkeren Punktreihen begrenzt wird. Die Scheibe wird durch
einen schwachen Eindruck vom ziemlich breiten, sparsamer punk-
tulierten abgesetzten Seitenrande geschieden.
31. Cryptogonus A-guttatus Ws.
32. Cryptogonus orbiceulus Gyll. und ab. nigripennis Ws.
33. Amida tricolor Har. var. formosana. Diese bei Kankau
(Koshun) im Juli 1913 in größerer Anzahl gesammelte Form unter-
scheidet sich von der japanischen in folgenden Punkten: das Hals-
schild ist hell rostrot, an den Seiten gelblich, einfarbig oder mit
einem schwarzen Punkte vor dem Schildchen, der sich zuweilen
zu einer vorn weiter als hinten abgekürzten Mittellinie vergrößern
kann, während der Thorax des Zricolor mit einer dickeren, schwarzen
Mittellinie und jederseits davon, nahe dem Rande, mit einem
schwarzen Tropfen versehen ist. Die 3 schwarzen Flecke über dem
. Seitenrande der Flügeldecken haben in beiden Formen dieselbe
Lage, der erste und dritte auch ziemlich dieselbe Gestalt, aber der
mittlere, welcher bei Zricolor wie ein an der Spitze gerundetes langes
V aussieht, ist in /ormosana einer Ouerbinde ähnlich, welche das
innere Drittel oder Viertel jeder Decke frei läßt, in der äußeren
Hälfte geradlinig nach innen läuft, in der inneren schräg nach vorn
zieht.
Die Bauchlinien der Gattung Amida ähneln denen von Nephus;
sie bilden einen sehr flachen Bogen, der den Seitenrand des ersten
Segmentes in oder vor der Mitte erreichen würde, wenn er außen
nicht abgekürzt wäre. Die Klauen der Hinterbeine sind an der
2, Heit
186 Jul. Weise:
Basis gezähnt, die der 4 Vorderbeine nahe der Spitze gespalten (der
innere Zahn etwas kürzer als der äußere). Für den Hauptunter-
schied von Nephus halte ich die Bildung der Augen, welche durch
eine lange und sehr schmal spitzwinklige Reibefläche für das erste
Fühlerglied tief ausgeschnitten sind.
34. Stethorus rotundatus Motsch.
35. Pullus brunnescens Motsch.
36. Pullus guadrillum Motsch.
37. Pullus nubilus Mls.
38. Pullus vilis: Ovalis, niger, dense griseo-pubescens, sub-
opacus, ore, limbo antico clypei () et postico-elytrorum, pedibus
limboque ventrali ferrugineis, vel capite fulvo\(d); prothorace
elytrisque crebre punctulatis, his ante medium biseriatim punc-
tatis.. — Long. 2—2,2 mm. Kankau, Tainan, Kosempo.
Von den zahlreichen ähnlichen ostasiatischen Arten durch das
schwarze Halsschild verschieden, welches selbst beim d in den
Vorderecken kaum eine deutliche rötliche Färbung besitzt. Schwarz,
der Vorderrand des Clypeus und der Mund (9), ein Saum an der
Spitze der Flügeldecken, höchstens das letzte Sechstel der Länge
einnehmend, Beine und Seiten des Bauches rostrot; beim & der
Kopf hell rötlichgelb. Die Flügeldecken sind ziemlich dicht punk-
tuliert, jede mit 2 stärkeren, leicht gebogenen Punktreihen vor der
Mitte neben der Naht. Bauchlinien ganz; sie bilden einen flachen
Bogen, der bis dicht an den Hinterrand des ersten Segmentes reicht.
39. Pullus sodalis: Ovalis, niger, sat dense griseo-pubescens,
nitidulus, capite, prothorace (macula basali nigra excepto), limbo
apicali elytrorum, propectore, pedibus segmentisque tribus vel
quatuor ultimis ventralibus rufo-flavis; elytris crebre punctulatis,
ante medium biseriatim punctatis. — Long. 1,5—2 mm. Kankau,
Kosempo.
Den kleinen Stücken des haemorrhoidalis ähnlich gebaut und
in beiden. Geschlechtern wie das & von diesem gefärbt; oval, schwarz,
dicht greis behaart, mäßig glänzend, Kopf, Halsschild (mit Aus-
nahme eines Basalfleckes), ein Spitzensaum der Flügeldecken,
Vorderbrust, Beine und die letzten 3 oder 4 Bauchsegmente rötlich-
gelb. Der schwarze Fleck des Thorax nimmt kaum das mittlere
Drittel der Basis ein, verschmälert sich nach vorn und endet ab-
gerundet in oder wenig vor der Mitte; der helle Spitzensaum bedeckt
höchstens das letzte Viertel und ist vorn geradlinig begrenzt. Hals-
schild dicht und äußerst fein, die Flügeldecken stärker punktuliert,
auf einem Streifen neben der Naht vor der Mitte fast glatt. Dieser
Streifen wird außen von 2 kräftigen Punktreihen begrenzt, die sich
nach hinten allmählich etwas von der Naht entfernen. Die Bauch-
linien bilden einen ziemlich flachen Bogen, welcher das letzte Viertel
des ersten Segmentes erreicht.
40. Pullus contemtus: Ovalis, niger, sat dense griseo-pubescens,
nitidulus, capite prothoraceque rufo-flavis, limbo apicali elytrorum,
propectore, ventre pedibusque flavis; elytris crebre punctulatis,
H, Sauter’s Formosa-Ausbeute: Coccinellidae 157
ante medium prope suturam biseriatim punctatis. — Long. 1,6 bis
3 mm. Kankau, Anping.
Vom vorigen durch das einfarbig rötlichgelbe Halsschild und
den hellen Bauch verschieden. |
41. Nephus patagiatus Lewis. 1 Exemplar. Kosempo.
42. Nephus Sauteri: Ovalis, convexus, niger, dense griseo-
pubescens, minus nitidus, capite, limbo angusto apicali et lateribus
prothoracis fulvis, ventre pedibusque obscure ferrugineis, elytris
in apice anguste fulvescentibus dorso dupliciter punctulatis, ante
medium prope suturam biseriatim punctatis. — Long. 3 mm.
Kankau. 2 Exemplare.
Eine ziemlich große Art, die an der doppelten Punktierung
der Flügeldecken wohl sicher wieder zu erkennen ist. Oval, nahe
der Schulter am breitesten, dann nach hinten sanft verschmälert
und am Ende breit abgerundet, gewölbt, schwarz, dicht mit sehr
kurzen und feinen weißlichen Härchen reifartig überzogen, daher
wenig glänzend, Kopf, Thorax und ein feiner, unbestimmter und
_ leicht zu übersehender Spitzensaum der Flügeldecken rötlichgelb,
eine Makel des Halsschildes, welche kaum das mittlere Drittel ein-
nimmt und vorn abgekürzt ist, schwarz, Bauch und Beine dunkel
rostrot. Die Oberseite ist äußerst dicht und fein punktuliert, auf
den Flügeldecken zugleich noch weitläufiger und etwas kräftiger
punktiert und vor der Mitte mit 2 kurzen, etwas nach außen ge-
bogenen stärkeren Punktreihen versehen, welche einen gemein-
schaftlichen, ovalen, einfach punktulierten und glänzenderen Raum
an der Naht einschließen. Die Bauchlinien sind innen schwach ge-
bogen, laufen dann in etwa %, der Länge mit dem Hinterrande des
ersten Segmentes parallel und erlöschen ehe sie hinter der Mitte
den Seitenrand erreichen. Prosternum kurz, die Seitenleisten hinten
parallel, vorn divergierend.
Diese Art scheint dem #ilicrepus Lewis ähnlich zu sein, ist aber
auf dem Thorax durchaus gleichmäßig punktuliert (nicht vor dem
Schildchen stärker) und auf dem Bauche heller, auf den Flügel-
decken dunkler gefärbt, da deren Spulzen m ganz schmal und
verloschen ist.
43. Nephus parenthesis: Subovalis, convexus, dense griseo-
pubescens, subopacus, fulvus, pectore vittaque laterali curvata in
_ elytro sinistro quasi litteram C formante nigris. — Long. 2,5 mm.
Kankau.
Länglich oval, in den Schultern am breitesten und von hier
nach hinten allmählich sanft verengt, am Ende breit gemeinschaft-
lich abgerundet, mit verrundeter Nahtecke, gewölbt, dicht und sehr
fein weißlich behaart, fast matt, rötlichgelb, Mittel- und Hinter-
brust sowie eine einer Parenthese ähnliche Zeichnung der Flügel-
decken schwarz. Letztere bildet einen Saum an der Basis, welcher
sich nach außen etwas verbreitert, dann am Seitenrande entlang bis
hinter die Mitte zieht, hierauf nach innen biegt und makelförmig
erweitert etwas von der Naht entfernt endet. Auch die Naht ist
2. Heft
188 Jul. Weise: H. Sauter’s Formosa-Ausbeute: Coceinellidae
im vorderen Drittel angedunkelt, so daß von der rotgelben Grund-
farbe auf jeder Decke ein großer gerundeter Fleck vor der Mitte
übrig bleibt, der sich an der Naht mit einem ähnlich gefärbten
Spitzensaume verbindet. Dieser nimmt ungefähr das letzte Viertel
ein. Die Oberseite ist sehr dicht und zart punktuliert, auf den
Flügeldecken etwas stärker wie auf dem Vorderkörper. Die Bauch-
linien laufen vor dem Hinterrande des ersten Segmentes und mit
diesem ziemlich parallel zum Seitenrande.
44. Nephus 5-punctatus: Ovalis, convexus, sat dense griseo-
pubescens, nitidulus, fulvus, elytris crebre punctulatis, punetis 5
nigris, 1, %, 1 collocatis. — Long. 2 mm. Kankau.
An der Zeichnung der Flügeldecken zu erkennen, die aus 5
schwarzen, punktförmigen Flecken besteht. Der erste, hinter der
Basis auf der Schulterbeule, ist kleiner wie die übrigen, der zweite,
in etwa 13 der Länge, ist gemeinschaftlich und nebst dem dritten,
in ungefähr 34 der Länge, vom Seitenrande und der Naht gleich-
weit entfernt, gerundet, eine Spur breiter als lang. Die Bauch-
linien verlaufen ähnlich wie bei der vorigen Art.
45. Rhizobius formosanus: Oblongo-ovalis, convexiusculus, sub- 3
rufescente-flavus, nitidulus, pectore infuscato, elytris subtilissime
punctatis nigris, macula communi apicali antice communiter angu-
latim emarginata flava. — Long. 2—2,5 mm. Akau.
Der Körper ist verschossen gelb mit etwas. rötlicher Bei-
mischung, zart greis behaart, die Mittel- und Hinterbrust, öfter
auch noch die Mitte der ersten Bauchsegmente angedunkelt, die
Flügeldecken schwarz, eine dem Seitenrande parallele Schrägbinde
in der Spitze gelb. Diese Binde ist gemeinschaftlich und nimmt
etwa das letzte Drittel ein, mit Ausnahme eines gemeinsamen,
winkligen Ausschnittes im Vorderrande. Das Halsschild ist dichter
und feiner wie die Flügeldecken punktiert.
Be :
‚ Aves.
x IV. Pisces.
1 Rhynehota. :
IL Myriopoda. ;
NL Arachnida. =>
VIEL Prototracheata..
ER Tunicata, >>
Brachiopoda.
_ Vermes.
- Coelenterata.
Bpongiae, |
_ Protozoa. Sa
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_ Echinodermata. =
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. Insecta. Allgemeines. EN
— BD Coleoptera. | ®
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. d. Lepidoptera. | es |
; eo Diptera und Siphonaptera. Se = BEN
er Orthoptera— Apterygogenea.
x we IX, ‚Crustacea: Malacostraca, Entomostraca, Gigantostraca,
BE ae I
ER &. Mollusca. Anhang: Solenngasires, Polyplacophora.
Nieolaisehe Werlags-Buchhandlang R. Sirieker, ;.:.|
Berlin W 57, Potsdamer Str. 90. _
Archiv für Naturgeschichte 1
Original-Arbeilen ul Inhalts
SO
| Entomologischer Jahresbericht _ .
Jahrgang:
1838 — 1915
Entomologische Zeitschrift
5 Jahrgang:
1838-1916
“Der Jahresbericht sowohl wie die Zeitschrift enthalten Arbeiten von. |
Erichson, Schaum, Gerstaecker, F Brauer, Bertkau, von Martens, Fowler, |
Hilgendorf. Kolbe, Stadelmann, Verhoeff, Wandolleck, R. Lucas, von Seidlitz,
Kuhlgatz, Schouteden, Rühe, Strand, Ramme, La Baume, Hennings,
Stobbe, & Stendell, Nägler, Dlig.
Krolls Ruchdruckerei, Berlin Sı4,
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