BA
wire [MN Italy " \ 4
DARIN ER ROHR HÄI INDIA MDRCHIARKI GEH
velinac, eh Are ER Fl
hash A “ alla [277 yı tel: “aln,
BELLE)
PItHitE:
oh DEITIE
DIL IE ICH DIET)
LInLItN
NUHTIE
hab,
PMAERKATELLTET ET urn an LIr 2 it DICH
EL EEE De Te LEINE TEEN
’ EN Aar ) deckel PH
B 'r RIuER VE
tt In,
Kahn kan)
EERTREEL LIT Hi vn “lluape,
DO a rer aa
Mrd sun. naeh dh “
. je PAR . z Fisı nur BEITEIE ET TT
A . a Dee ! A N
I PSERTITE ET
RATEN »
Hauck
une * un
DEU EI RTERERTESSELHE DE FETT IR
Kan LIT MEREr Er LIT Orten HA
LLITTEEE) DEFULBCEER Free EB IHRN
I ENT helahh
N
2
Eu AN Kin
H Hals
Kam
u HERTIREN NN
wen
N tirthnen.
vrlielhinen
I M r ia .
ERHITeN
LERETITT
DERERTE TEILEN
ei
re
FERNSEHER SR
Hi
Ban
mans hy
Pan
de aa haha Aatalıe
tndde adlnugrotade
LER Ya DER
RENTE ELF ae
ES EEE t
ya
et eye
II BRS NH IE RL LRREETTEBE ARE
HERE
nie
“A
ee
ie
[Do euren
rer hlagrı {a
IE nie voran
vaddsutung
ELLE IE KDPLERAE EN ih
una ABEBENLR DRRLERLIET IE TUR ATI LEIPIERE Burn
m) tert ad Ndalyntisfn schen
LBEET ID % Vernmgr inet dsgaden wer
mer arparıa KuIET pe mp7
LIFE GE RENG as gen [BREI FERN )
unwerugled,
Vater prigndene ae jpes,
eh we IR
wurd Kim‘ Aion
IE FR] mt
EN Ne ner uf
I Ip are) ed URLS I2E)
Voraus aaa
EIER
ELIFIRTEE
GERA HEN | wong,
REÄREHT N Brady
OPEL Keane
fl
# # men
A I a
PRIOR n FAHH Falun)
BE) van, nee kenn
U BE BE BEER EN ar IE 1 DE WEEZE) ;R Io A U EHE rar EL
nn ‘ KR
Be wa Mi
LHFEL)
A ae,
ln
h 1A Par
AIR NER EREURH PETE
ra KO IE RR ULTRA EN 1
' Intern su
.e)
7 !|:e
FOa ber PIERRE ‘ eprgnandler Hanse teile
EBEN, re, rer 5 url. PL nen Y ll
um . ran er mit: " ae La ERROR: FELL '
en IR PR u II AN Ar et I
tale gen wis raue
HERR ETTERARRE UT MET RER TERN 491
ie KUBRT EL BU HERLILLER SEE UEOUFELE FREE [ET ERErTE
rät A A| ‘
pi D
‘.
a Ei UPARTREEH EN
an f
KB
aeg!
wa EREL Bra
RR Burn KUH einst
ul ı nr m HALLEN f th un Aa
! Wr OH BREN He
rn
1,4 ' A
Hl " Ba
MEET
wit gwelhirni
2 PL EERT) } 4
ı ÜBRELSLERBTEE N LEI HIER STERN 00 Yır Y EDER ni
een hi hgnlerisu udlensıe a KH HHRFEN vn...
v ! ARNO HETEHDGN TaREr LEE EEE DE Per LENZ FR
III Hi ERRIE WEL IDERTERTE EN
Van ALTER NE, BIrz ru va
‚nie all HER ELDEILEER DER AM
'
rd
ade
Hi vie
v HH ‘ u IHRUHREAN PRHAHBEN!
Mi N ‘ Eee Er re
H nalen Arsen, Men ame
IMHICH BELILUESEETELIEFER TE ER LITT) LILpe} Di La ZEN LET IP Te I}
r lag de (R " art ELURE) wen
Fe IHHLEEH TEL EEE FE Sr EEE raus
R EDVCATION
FOR SCIENCE
a8
THE AMERICAN MUSEUM
OF
NATURAL HISTORY
23)
_
A
oO
28)
A
23)
„L
H
2
oO
Fu
tea
un Erz
rer
RB REN BEN
j RAD EN
IE
Re
DEN DL
Re
Ar
SBRHERORN
RU
-.
ARCHIV 5.06 (H3) A
NATURGESCHICHTE.
GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN,
FORTGESETZT VON
W.F. ERICHSON, F.H. TROSCHEL,
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF,
W. WELTNER unD E. STRAND.
ACHTUNDSIEBZIGSTER JAHRGANG.
1912.
Abteilung A.
5. Heft.
HERAUSGEGEBEN
VoN
EMBRIK STRAND
KÖNIGL. ZOOLOG. MUSEUM ZU BERLIN.
DD
NICOLAISCHE
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R. STRICKER
BERLIN.
Inhaltsverzeichnis.
\6-210282- an 24
Veith. Beiträge zum Studium der Maxillarbezahnung
der Hippiden. (Hierzu Taf. I—II.).
Hellmayr und Graf v. Seilern. Beiträge zur Ornithologie
on Venezuela ...... oRsne 1) u WS
Werner. Beiträge zur Kenntnis der Reptilien und Am-
phibien Griechenlands . . re x
Friese. Neue und wenig bekannte cn Süd-Afrikas
(Hym.) (Mit 9 Abbildungen.) . SS
Polimanti. Contributi alla fisiologia del movimento e del
sistema nervoso degli animali inferiori. es 25 Ab-
Bildunsen.) ....." .... 2% SE ae re
Seite
190
Beiträge zum Studium
der Maxillarbezahnung der Hippiden.
Von
Dr. A. Veith.
Mit 2 Tafeln,
Nachdem die embryologischen Befunde Clevers und Taekers
gezeigt haben, daß die Maxillarzähne des recenten Pferdes ein
bunodontes Initialstadium passieren, bestätigt sich die Ansicht
Cope-Osborns, daß die Molaren des Hyracotherium den Grund-
typus für den Molar der Equiden darstellen. Die Höcker im
Mahlzahne des Hyracotherium entsprechen demnach in Zahl und
Anordnung denjenigen im Pferdemolaren, und der Unterschied
in der Kauflächenzeiehnung beruht lediglich auf der Kompli-
zierung der Einzelelemente resp. in ihrer gegenseitigen Verbindung.
Bedenken gegen diese Auffassung haben besonders zwei
Forscher geäußert:
Kovalewsky erklärte in seiner Monographie des Anthra-
cotherium mit großer Entschiedenheit, daß der vordere Innen-
hügel des Hipparion eine Neuerwerbung dieses Genus sei und
Forsyth Major sagt in seinen Beiträgen zur Geschichte der fossilen
Pferde: „Ich fasse die inneren Pfeiler von Zgquus und Hipparion
auf als ein Plus-zu dem Zahne des Anchitherium; oder vielmehr
bei Anchitherium ist der antero-interne Pfeiler nur erst als Basal-
warze an einzelnen Zähnen angedeutet.“ — „Die von Leidy
als mediane bezeichneten Loben von Equidae sind demnach
homolog den inneren von Anchitheridae.‘ |
Die Ansicht dieser Forscher hat sich indessen als irrig erwiesen.
Eine Steitfrage aber ist bis zur Gegenwart noch nicht gelöst.
Sie betrifft die Stellung des Protoconus in den hochkomplizierten
oberen Molaren der Equiden. Hier stehen die Befunde hervor-
ragender Palaeontologen den Untersuchungsresultaten fast sämt-
licher Embryologen gegenüber.
Nach der Cope-Osbornschen Theorie (Trituberculatheorie)
geht im Molarteile des Oberkiefers aus dem triconodonten Zahne
der trigonodonte durch eine Verlagerung des Protoconus d. i.
des Hauptkegels lingualwärts hervor.
Nach dieser Theorie hätte man den vorderen Innenhügel im
oberen Molaren der Equiden als Protoconus zu betrachten.
Öntogenetische Forschungen haben aber gezeigt, daß bei
allen untersuchten Säugern mit quadri-quinquetubercularen Molaren
(Beuteltiere, Insectivoren, Ungulata und Mensch) der Paraconus sich
zuerst entwickelt und der Protoconus erst später angelegt wird.
Archiv RE oo # 5. Heft
2 A. Veith:
Deshalb sprechen die meisten Embryologen z. B. Röse,
Woodward u. a. der Cope-Ösbornschen Trituberculartheorie
in dieser Beziehung wenigstens ihre Berechtigung ab.
Gegner der Trituberculartheorie sind auch Schlosser und
Winge. Schlosser macht geltend, daß bei primitiven Kiefern
die oberen Zähne nicht zwischen, sondern nach außen über die
unteren greifen und daß deshalb der Protoconus in einem der
äußeren Höcker gesucht werden müsse, wie dies der Fall sei bei
den Praemolaren.
Ebenso ist wohl auch der Einwand Winges zu verstehen,
wenn er schreibt ‚‚Underkjaebens Tandrader staa, som hos andre
Hvirveldyr, lidt naermere ved hinanden end Overkjaebens, et Minde
om den Tid, da Underkjaeben virkede mod Ganen, og Overkjaeben
dannedes som en Ramme udenom; naar Munden lukkes, skures
Underkjaebens Kindtaender op langs Indersiden afOverkjaebens.‘‘*)
Die Ansicht dieser Autoren wird aber widerlegt durch Leche
der gefunden hat, daß schon innerhalb der Säugetierord-
nung Insectivora tritubereulare Durchgangsformen auftreten,
(Centetidae), bei denen der Protoconus (Osborns) wirklich nach
innen rückt, während allerdings in anderen (Leptictidae) der
Hauptkegel (Protoconus) an der Aussenseite bleibt.
Hier ist vielleicht Gelegenheit, einmal die Frage zu dis-
kutieren, ob sich mit Hilfe ontogenetischer Untersuchungen die
Stellung des Protoconus im heutigen komplizierten Molaren der
Säugetiere in jedem Falle mit Sicherheit eruieren läßt. Ich wage
es zu bezweifeln und berufe mich zunächst auf das Resultat der
Taekerschen Studien über die ÖOdontogenese bei Ungulaten.
In seinem Resume kommt dieser Autor u.a. zu dem Schlusse:
„So entsteht für die Anlagen von D! und D? durch Ausbildung
eines anfänglich kegelförmigen Metaconus (der Paraconus ist als
erster bereits aufgetreten**) zunächst ein Zweihöckerzahn. Als
dann entwickelt sich für die Anlage von D! der Protoconus und
schließlich der Hypoconus. Für D? tritt als dritter Conus der
Hypoconus auf und so wird eine 3gipflige Zahnkrone erlangt,
die als solche bekanntlich bei Schweinen, Traguliden und zahl-
reichen tertiären Paarhufern persistiert, während sie, wie aus
meinen Befunden hervorgeht, bei allen denjenigen Wiederkäuern
ein Durchgangsstadium darstellt, bei welchen D? schließlich durch
Ausbildung des zuletzt auftretenden Protoconus gleichfalls wie
D! vollen Molarinhalt gewinnt. Somit sind der Hypoconus für
D! und der Protoconus für D? die zuletzt angelegten Bestandteile’
der beiden Milchzähne . an
*) Anmerkung: Die Zahnreihen des Unterkiefers stehen, wie bei
anderen Wirbeltieren, etwas näher bei einander als die des Oberkiefers,
eine Erinnerung an die Zeit, da der Unterkiefer gegen den Gaumen wirkte
und der Oberkiefer wie ein Rahmen aussen herum gebildet wurde. Beim
Schliessen des Mundes scheuern die Backenzähne des Unterkiefers die
Innenflächen (der Zähne) des Oberkiefers.
en) V.
Beiträge zum Studium der Maxillarbezahnung der Hippiden. 3
Ich habe diese Ausführungen Taekers eitiert, um zu zeigen,
daß bei einem und demselben Individuum die homologen Höcker
in zwei derselben Zahngeneration angehörigen Zähnen nicht in
derselben Reihenfolge auftreten müssen.
Auf TafellFig.1,1a u.1b ist dasMilchgebiß samt dem P* eines
Hipparion abgebildet. Ausder Zeichnungläßtsichzweifelloserkennen,
daß sich dieser Zahn, wie jedenfalls die Praemolaren überhaupt,
auf die gleiche Weise komplizierte, wie die Milchmolaren, d.h.:
der vordere Außenhöcker erscheint zuerst, der’ hintere Außen-
hügel tritt als zweiter in der Reihe auf und die Innenhöcker folgen
erst später. Bei den Hyracotherien dagegen wurde die Krone
noch in anderer Weise angelegt; hier entstand der vordere Innen-
hügel früher als der hintere Außenhügel. Vom Hyracotherium
bis zum Hipparion hat also die Weiterentwicklung desselben
Zahnes eine Änderung in der Aufeinanderfolge seiner Elemente
bedingt, und zwar betrifft sie einen sehr wichtigen Bestandteil der
primitiven Krone, den vorderen Innenhügel, der im Fortgange
des Umbildungsprozesses hinter dem hinteren Außenhügel zu-
rückgeblieben ist.
Ich kann in dieser Änderung nur den Ausdruck einer erhöhten
Arbeitsleistung des äußeren Kronenteiles erblicken.
Ich gebe gern zu, daß es sich im obigen Beispiele um sogenannte
accessorische Höcker handelt, aber ich glaube, sie zeigen uns mit
aller wünschenswerten Deutlichkeit, daß es solch strikte Normen
für die Höckeranlage nicht gibt, wie sie die Embryologen annehmen,
sondern daß vielmehr Variationen möglich sind und durchgeführt
werden.
Wenn aber solche — offenbar speziellen Anforderungen ent-
sprechende — Modifikationen zugestanden werden müssen, dann
ist mir nicht ersichtlich, warum nicht auch ein funktionell be-
sonders wichtiger — und deshalb vielleicht kräftiger ausge-
bildeter — sogen. Nebenhöcker früher angelegt werden könnte,
als der ursprüngliche Haupthöcker, wenn diesem letzteren im
neuen komplizierten Zahngebilde eine vielleicht weniger große
Bedeutung zukommt.
Auch wenn man in der Öntogenie eine kurze Rekapitalution
der Stammesgeschichte erkennt, sollte man m. E. nicht erwarten,
daß die ontogenetische Untersuchung in solchen Details über
ursprüngliche Zustände Aufschluß gibt.
Jedenfalls ist immer zu berücksichtigen, daß der Kegelzahn
nicht nur ein Bestandteil des Molaren ist, sondern diesen ganz
entwickelt hat. Wenn der Zahn heute den Paraconus zuerst
anlegt, so ließe sich daraus vielleicht der Schluß ziehen, daß er
seiner Hauptachse nach Maßgabe einer Mehrbelastung dieser
Kronenregion in der Zeit vom Eocän bis jetzt eine neue Richtung
gegeben hat.
Im Praemolaren des Hyracotherium erschien der erste Innen-
höcker früher als der hintere Außenhöcker. Ich habe oben nach-
1* 5. Heft
4 A. Veith:
gewiesen, daß schon beim Hipparion das Gegenteil eingetreten
ist, daß also ein Innenhöcker seinen Vorsprung vor einem Außen-
höcker verloren hat. Wäre es nicht auf die gleiche Weise erklärlich,
wenn im Molaren des recenten Pferdes der Protoconus seine
Priorität an den Paraconus abgetreten hätte ?
Die Veränderungen, welche die Molaren sowohl der euro-
päischen wie der amerikanischen Hippiden im Laufe ihrer Ent-
wicklung erlitten haben, sollen an dieser Stelle nicht behandelt
werden. Diese Zähne der Equiden wenigstens bieten in den
einzelnen Stadien ihrer Umbildung so charakteristische Er-
scheinungen, daß gerade dieser Teil der Maxillarzahnreihe den
Forschern beim Verfolg der Stammesgeschichte des Pferdes
besonders wichtige Anhaltpunkte geboten hat. Aus diesem
Grunde hat man sich denn auch schon frühzeitig sehr eingehend
mit dem Studium der Molaren beschäftigt, und ihre Beschreibung
ist bereits Gegenstand vieler wissenschaftlicher Abhandlungen.
| Die Milchmolaren.
Über das Verhältnis der Milchmolaren zu ihren Nachcfolgern,
den Praemolaren, haben die einzelnen Autoren sehr verschiedene
Ansichten geäußert.
Während Hensel schon 1875 ausdrücklich betonte: ‚Es
besteht auch kein anderer Zusammenhang zwischen dem Milch-
zahne und dem ihn ersetzenden Zahne der 2. Reihe, als ein rein
lokaler,“ schreibt Winge: ‚Daß der Milchzahn und sein Nach-
folger, ursprünglich gleich, nur einander wiederholen, hat man
merkwürdigerweise nicht allgemein erkannt.‘‘*)
Baume hat durch embryologische Untersuchungen fest-
gestellt, daß die Praemolaren unabhängig von den Milchmolaren
entstehen, d.h. keine Abkömmlinge dieser letzteren sind, wie
vorher noch vielfach angenommen worden war.
Wie Baume erkennt auch Leche in den Praemolaren eine
vollkommen selbständige Zahngeneration und betont sogar im
Gegensatz zu Baume, daß die Praemolaren und die Decidui als
im Prinzip gleichwertige Abzweigungen aus der gemeinsamen
Schmelzleiste hervorgehen. Wenn trotzdem die Praemolaren
mit ihren Vorgängern aus der ersten Dentition meist der Form
nach übereinstimmen, so ist dies nach Leche darauf zurückzu-
führen, „daß die einander enstprechenden Zähne der verschiedenen
Dentitionen unter gleichartigen mechanischen Einflüssen entstehen
und sich entwickeln.“
Dies wäre nach Hensel aber auch der einzige Connex zwischen
den Milchmolaren und ihren Nachfolgern.
Eine andere Meinungsverschiedenheit der Autoren betrifft
die Praevalenz konservativer oder progressiver Eigenschaften der
Milchzähne, verglichen mit den Molaren und Praemolaren.
.. ..*) At Maelketanden og dens Efterfölger oprindelig kun gjentage
hinanden, har man maerkelig nok ikke almindelig erkjendt.
Beiträge zum Studium der Maxillarbezahnung der Hippiden. 5
Leche zieht aus seinen ontogenetischen Untersuchungen
über die Erinaceiden den Schluß, daß die etwaigen Unterschiede,
welche dasMilchgebiß dem Ersatzgebiß gegenüber auszeichnen, vom
stammesgeschichtlichen Standpunkt aus um so mehr Bedeutung
hätten, als sie schwerlich durch Anpassung von ihren heutigen In-
habern erworben seien und sagt weiter: ‚Schon früherhabe ich nach-
zuweisen versucht, daß das Milchgebiß der Säugetiere einer histo-
risch älteren Zahngeneration angehört, somit eine historisch frühere
Phase in der Entwicklung des Gebisses als das Ersatzgebiß offenbart.‘
Wiegmann bekundet eine ähnliche Auffassung, wenn er mit
Beziehung auf das Milchgebiß der Säugetiere sagt, daß der Unter-
schied, das Besondere, auf welchem die Gattungsverschieden-
heiten beruhen, erst im bleibenden Gebiß heraustritt.
Rütimeyer schreibt hierüber: ‚Das Milchgebiß erscheint
so als Erbtum der Voreltern, als Familieneigentum im vollen
Sinne des Wortes, das definitive Gebiß als Erwerb und Ergebnis
der speziellen Ernährungsbedingungen und somit als Besitztum
kleinerer Kreise, wie etwa des Genus oder der Spezies. Und
weiter: „Anchitherium Bairdi Leidy, vererbt die Basalwarzen
seiner Ersatzzähne des Unterkiefers an das Milchgebiß von
Hipparion und selbst noch an Equus fossilis, in dessen Ersatz-
gebiß sie dann dauernd fehlen. Allein die Erinnerungen an diese
beiden letztgenannten Formen scheinen noch weiter hinaufzu-
reichen als an Anchitherium, finden doch die accessorischen
Pfeiler, welche sich am hinteren Ende unterer Milchzähne beim
Pferde sowohl als bei Hipparion einstellen, wohl ihre frühesten
Anfänge schon in den durchaus ähnlichen Bildungen an Palae-
otherium anmectens.“
Forsyth Major bringt seine Ansicht in folgendem Satze zum
Ausdruck: ‚Wir haben somit gezeigt, daß die Milchzähne, Prae-
molaren und Molaren in verschiedenem Grade, aber die ersteren
vorwiegend und vorwiegend in ihren zuerst gebildeten Teilen
Anklänge an ältere Formen zeigen, Erscheinungen, die demnach
in die Kategorie der Embryonalcharaktere gehören. *)
*) Es könnte leicht den Anschein gewinnen, dass dieser Befund Forsyth
Majors meine Bedenken gegen die ontogenetische Forschung, wie ich sie
oben geäussert habe, widerlegten. Deshalb soll hier ausdrücklich hervor-
gehoben werden, dass es sich in dem oben eitierten Ausspruch um Ver-
änderungen handelt, die in den Zähnen zeitlich sich nahestehender Equi-
den beobachtet worden sind. In dieser engen Begrenzung erkenne ich die
Richtigkeit der Majorschen Behauptungen unbedingt an. Man wird sogar
anerkennen müssen, dass an bestimmten Merkmalen durch viele Gene-
rationen hindurch ohne ersichtlichen Grund festgehalten wird. So z. B.
möchte ichauf Tafel I, Fig.2 zeigen, dass der Milchmolar des recenten Pferdes
an seiner Oberfläche vor dem Gebrauche einen isolierten Protoconus hat
und dadurch jedenfalls an jene Entwicklungsepoche erinnert, in welcher
das Protoloph soweit entwickelt war, dass der Protoconus in dieser Ver-
bindung entbehrlich wurde und zur Verbreiterung der Kaufläche weiter nach
innen, d. h. lingualwärts rücken konnte, ein Vorgang, der beim Hipparion
zu der re Loslösung dieses Höckers vom übrigen Schmelz-
gerüste führte.
5. Heft
6 A. Veith:
Die Beobachtungen Marie Pavlows scheinen dem bisher
Vorgebrachten zu widersprechen. Die Autorin schreibt etwa
folgendes: Wir sehen also, daß die Milchzähne des Anchitherium
in ihrer Entwicklung einen Schritt vorwärts machen: die beiden
Zwischenhügel zeigen seitliche Verlängerung mit der Tendenz,
sich zu vereinigen und die vordere Insel zu bilden. Die Isolierung
der hinteren Insel (Marke v. Kovalewsky) kommt zustande durch
ähnliche Verlängerungen des hinteren accessorischen und des
hinteren Zwischenhöckers. Diese Inseln sind in den Milchzähnen
des Anchitherium halbwegs isoliert, mehr isoliert in den Molaren
des Merychippus und vollständig isoliert in den Molaren des
Protohippus und der eigentlichen Pferde; aber sie treten in der
Pferdereihe in keiner Form früher auf, als bei Anchitherium.
Wenn wir die Milchzähne der eigentlichen Pferde prüfen, werden
wir finden, daß die Milchmolaren des Merychippus Leidy mehr
Schmelzfalten besitzen, als seine Praemolaren, und daß der vordere
Innenhügel besser ausgeprägt ist; die Inseln sind mehr isoliert.
Diese Charaktere treten mit der fortschreitenden Entwicklung
der Pferde immer deutlicher hervor. Auch ein Vergleich zwischen
Eguus stenonis und Equus caballus kann zeigen, daß die Milch-
zähne in der Komplizierung weiter fortgeschritten sind als die
Praemolaren, wenn vielleicht auch hier die Unterschiede geringer
sind infolge ihrer nahen Verwandtschaft.
Soweit Zeichnungen eine Orientierung ermöglichen, kann
man sich von der Richtigkeit der Pavlowschen Beobachtungen
überzeugen. Wenn aber M. Pavlow resumiert: ‚Apres cette revue
des dents de lait superieures il parüt evident qu’elles ne r&petent
pas les premolaires de la forme precedente mais au contraire, elles
predisent pour ainsi dire une forme nouvelle d’animal qui va
suceeder; c’est pour ainsi dire un essai du developpement d’une
organisation superieure & celle qui avait jusqu’a lors existe“,
so zieht sie aus ihren Vergleichen, die sie selbst auf breiterer Basis
angelegt hatte, einen etwas einseitigen Schluß. Zunächst läßt
sie dabei die Molaren ganz außer acht, obwohl sie diese Zähne
doch auch in den Kreis ihrer Betrachtungen gezogen hatte; dann
aber scheinen ihr alle jene Tatsachen entgangen zu sein, auf die
Rütimeyer z. B. seine scheinbar gegenteilige Ansicht gründet.
Auf zukünftige Formen hinweisende Merkmale erkennt auch
Weithofer in den Milchzähnen. Er findet, daß an den Milchzähnen
des Merychippus bei wenig vorgeschrittener Usur die vorderen
Innenpfeiler in ‚ziemlich loser Verbindung mit ihren Halb-
monden‘“ stehen.
(Wenn dieser Befund Weithofers zutrifft, dann war in den
Milchmolaren dieses Equiden eine Umbildung angebahnt, die in
der Folge nur bei dem einen Zweige seiner Nachkommenschaft,
dem Hipparion, bis zum Exceß durchgeführt wurde, während
die Hippidien und ihre Descendenz diese Verbindung zwischen
Beiträge zum Studium der Maxillarbezahnung der Hippiden. 7
Protoconus und Protoloph beibehielten, wenn vielleicht auch
in geringerer Stärke.)
Hier entsteht nun die Frage, ob die eine den Milchzähnen
zugesprochene Tendenz die andere so völlig ausschließt, daß sie
nicht etwa nebeneinander im selben Zahne bestehen können.
In den Milchmolaren, den Molaren und Praemolaren, hat
man ihrer Entstehungsweise nach drei von einander unabhängige
und in vielen Fällen mit besonderen Funktionen betraute Gruppen
zu erblicken.
Die Milchmolaren treten als eine in jeder Beziehung selbständige
Zahngeneration in der Backzahnreihe zuerst auf und haben eine
Zeit lang dieselben Funktionen zu erfüllen, in die sich später die
Molaren und Praemolaren teilen. Bei dieser Überlegung müssen
wir zunächst erwarten, daß die Milchmolaren Anklänge an jede
von den beiden erstgenannten Zahnarten erkennen lassen. Anderer-
seits wird es aber auch begreiflich, daß diese Zahngeneration
infolge ihrer ganz besonderen Arbeitsleistung gelegentlich eine
Verbesserung früher treffen muß, als die Molaren und Praemolaren.
Es ist aber nicht zu bestreiten, daß die Milchzähne, wo es möglich
ist, zäher an alten Formen festhalten als ihre Nachfolger und
die Molaren.
Auf diese Weise allein können nach meinem Dafürhalten die
Beobachtungen der oben zitierten Forscher erklärt werden.
Speziell für die Equiden möchte ich meine Ansicht dahin
präzisieren: In einem Gebisse, das durch Konvergenz homoeodont
wird, kann die Milchmolarreihe recht wohl einerseits auf neue
Formen hinweisen, andererseits an alten festhalten, während
die Praemolaren und Molaren diese Formen noch nicht resp.
nicht mehr erkennen lassen.
Spezielle Studien über diese Frage hat der Amerikaner
Ameghino*) gemacht, und deren Resultat in den Recherches
de Morphologie Phylogenetique sur les Molaires superieures des
Ongules mitgeteilt. Nach diesem Autor hätten wir in den Milch-
molaren gewissermaßen ein kurzes Programm für die Morphogenese
der Backenzähne. |
Ameghino erkennt in den Deciduen je nach dem Grade ihrer
Abkauung drei Charaktere: 1. un charactere prophetique, 2.) un
charactere precurseur und 3. un charactere ancestral und äußert
sich darüber wie folgt: ad 1. „caracteres prophetiques sont ceux
qui apparaissent sur les molaires caduques un peu usees et qu’on
*) Auf Seite 105 seiner Beiträge zur Geschichte der fossilen Pferde
schreibt F. Major: ‚Die alle Unterschiede nivellierende Usur der Back-
zähne zeigt als Resultat wohl Gleichheit aber keine Übergänge, weil die
Anklänge an ältere Formen bei den Nachkommen zumeist in den obersten,
also zuerst gebildeten Schichten des Zahnes zu suchen sind und meist
übersehen werden, weil sie ganz flüchtig auftreten.‘
Vielleicht hat diese Beobachtung F. Majors Veranlassung gegeben
zu Ameghinos umfangreicheren Studien.
5. Heft
8 z A. Veith:
ne retrouve pas sur les remplacantes de la meme espece, mais
qu’on revoit sur les remplagantes des especes descendantes . . .“
ad 2. „Les caracteres precurseurs sont ceux qui montrent les
remplagants (gemeint ist wohl de la m&me espece) d’une maniere
transitoire, quand elles sont encore neuves, et disparaissent &
l’äge adulte, mais qu’on retrouve beaucoup plus prononces comme
caracteres specifiques permanents ehez les especes qui en
descendent.‘‘ ad 3. ‚Les caracteres ancestraux sont ceux qui
etant propres des antecesseurs ou des ancetres, n’apparaissent
chez les successeurs que d’une maniere fugace ou transitoire
pendant la jeunesse, soit sur la surface masticatrice de la couronne,
soit sur la base ou le col, aussi bien dans lec caduques que dans les
persistantes ou remplagantes.“
Wenn auch nicht geleugnet werden soll, daß Ameghino für
seine neue Lehre teilweise recht gute Unterlagen zu haben scheint,
so. kann sie trotzdem in dieser Verallgemeinerung wohl nicht
angenommen werden. Insbesondere ist zu berücksichtigen, daß
Ameghino, unbekümmert um die Überzeugungen der meisten
modernen Forscher, eigene Wege geht. So z. B. erkennt er nicht
an, daß der vordere Innenhügel im Pferdezahne dem Protoconus
entspricht, sondern betrachtet ihn immer noch als eine Neuer-
werbung, vielleich: des Protobippus. Deshalb kann er im Hipparion
auch noch ein Durchgangsstadium für das heutige Pferd
erblicken.
Aus eben diesem Grunde hat z. B.ein Beweis Ameghinos
für den prophetischen Charakter der Deciduen nach den zur-
zeit herrschenden Anschauungen keine Geltung. Der Autor
bildet einen Teil der Zahnreihe des Stereohippus tarijensis (C.
Amegh.) ab und machte besonders aufmerksam auf eine Brücke
die im D? dieses Gebisses den Protoconus mit dem Protoloph
verbindet, während sie in den Praemolaren und Molaren fehlt.
Aus diesem Befunde schließt er, daß hier im Milchmolare eine
Neuerung angedeutet sei, die später, d.h. bei mehr recenten
Arten in allen Maxillarzähnen regelmäßig wiederkehrt. Mit
Marie Pavlow, die meines Wissens als erste im Hrpparion eine
seitliche Abzweigung vom eigentlichen Stamme der Equiden
erkannte, hält man aber heute ziemlich allgemein die Isolierung
des vorderen Innenhügels für eine spezielle Differenzierung, die
vorher weder dem Merychippus, noch später irgend einem Equiden
in solchem Maße eigentümlich war.
Darnach wird man — im Gegensatz zu Ameghino — in der
Bildung jenes Milchmolaren eher eine Erinnerung an ältere Formen
zu sehen geneigt sein.
Die oberen Praemolaren.
Nach der älteren Cope-Osbornschen Theorie*) haben die
*) Osborn bezieht sich in ‚Evolution of Mammalian Molar Teeth‘
nur auf diese,
Beiträge zum Studium der Maxillarbezahnung der Hippiden. 9
Praemolaren einen von dem der Molaren sehr verschiedenen
Entwicklungsgang eingeschlagen.
Als typischer Repräsentant für den Nachweis des allmählichen
Umbildungsprozesses dient den genannten Autoren der obere
P!, denn in diesem Zahne ist die Aufeinanderfolge der Höcker
besonders konstant, während sie in den vorderen Praemolaren
"weniger regelmäßig hervortritt. Der älteste P! des Oberkiefers,
der die Tendenz nach Molarisierung zeigt, stammt aus dem unteren
Eocän und ist kompliziert durch die Angliederung eines zweiten
Höckers an der Lingualseite des Protoconus. Dieses Kompli-
kationsstadium ist in den Bicuspidaten der Primaten erhalten
und bildet die Grundlage für die Erkenntnis, daß in den Prae-
molaren der Protoconus an der Wangen — d.i. Außenseite der
Krone verbleibt, während wie oben erwähnt, dieser Protoconus
sich in den oberen Molaren an der Bildung der inneren Zahnhälfte
beteiligt. Den nächsten Schritt zur Ausbildung der Praemolar-
krone erkennen wir im Auftreten eines zweiten Außenhöckers
hinter dem Protoconus. Dieser neu hinzugekommene Kronen-
teil ist: bezüglich seiner Stellung und Funktion analog dem Meta-
conus der oberen Molaren. In diesem Stadium gleicht der Prae-
molar einem tritubereularen oder trigonodonten Molaren. Zum
Belege führt Osborn Euprotogonia und Phenacodus an, denn bei
diesen Condylarthren läßt sich veranschaulichen, wie der zweite
Außenhöcker am P? nur spurhaft angedeutet, im P? wächst,
um im P! fast die Größe des Protoconus zu erreichen. Auf diesem
Entwicklungsstadium stehen die Ungulaten im mittleren Eoeän.
Schließlich tritt ein vierter Höcker an der inneren Kronenseite
hinzu. Seine Stellung unter den übrigen Höckern ist nicht immer
die gleiche. Speziell bei den Hyracotheriden — um dies hier
schon hervorzuheben — tritt der Ortswechsel des vierten Höckers
hervor und gewinnt, wie es scheint, für den Fortgang des Molari-
sierungsprozesses der Praemolaren besondere Bedeutung: Bei
den altweltlichen Hyracotheriden erscheint der vierte Höcker
(Tetartoconus) *) als eine Abspaltung des ersten Innenhöckers
(Deuteroconus) hinter diesem an der hinteren Innenecke der
Krone; wogegen er bei den neuweltlichen Hyracotheriden räum-
lich vor dem ersten Innenhöcker (Deuteroconus) d.h. an der
vorderen Innenecke des Zahnes als selbständiges Gebilde auftritt.
Hieraus resultieren für die beiden Arten eigene Verhältnisse; denn
während bei den europäischen Formen der Deuteroconus auch
den vierten Höcker erzeugt und also in seinen beiden Teilen zur
Bildung des Protolophes und des Metalophes beiträgt, geht er
bei den amerikanischen Formen vollständig an das Metaloph
*) Scott hat für die einzelnen Höcker der Praemolaren entsprechend
der meist beobachteten Reihenfolge ihres Auftretens eine besondere Nomen-
celatur eingeführt. Er nennt den zuerst erscheinenden Innenhöcker Deutero-
conus, den hinteren Außenhöcker Tritoconus und den zuletzt erscheinenden
Innenhöcker Tetartoconus.
5. Heft
10 A. Veith:
über und das Protoloph entwickelt sich aus einem neuen, hier
selbständigen vierten Höcker.
Wenn man die Maxillarzahnreihe der Nachkommen des
Hwyracotherium in der alten wie in der neuen Welt einer ver-
gleichenden Betrachtung unterzieht, so fällt besonders der Wechsel
auf, dem die Praemolaren sowohl hinsichtlich ihrer Form als auch °
ihrer Größe unterworfen waren. Genaue Angaben über die ganzen
Maxillarzahnreihen der europäischen Descendenz des Hyraco-
therium liegen vor und besonders Stehlin hat dieses Material in
sehr sorgfältiger Weise zusammengestellt und bearbeitet. Die
Angaben über die Praemolarreihen der amerikanischen Equiden
sind dagegen immer noch mangelhaft und finden sich nur frag-
mentarisch in der Literatur verstreut.
Ich habe versucht, auch die Daten aus der amerikanischen
Literatur zusammenzutragen, um sie zu einer vergleichenden
Übersicht über die Praemolarreihen der Palaeohippiden und
Equiden zu benutzen.
Schon das Lutetien zeigt eine sehr reiche Verzweigung des
Palaeohippidenstammes in Europa. Aber nur zwei Glieder dieses
Stammes (Palaeothervum und Plagiolophus) haben das Unter-
oligocän erreicht.
In Tabelle I sind nach den Angaben Stehlins die Maß-
verhältnisse im Gebiß einiger Palaeohippiden berechnet worden.
Um Ungenauigkeiten möglichst auszuschließen, habe ich nur
die in toto erhaltenen Maxillarzahnreihen berücksichtigt, glaube
aber, daß diese schon hinreichend die Gleichgewichtsverschie-
bungen erkennen lassen, durch welche die verschiedenen euro-
päischen Stämme ihr Gebiß den Existenzbedingungen anzupassen
suchten. (Siehe Tabelle I.)
Über vollständige Zahnserien von Pachynolophus und Anchi-
lophus habe ich keine Angaben gefunden und konnte sie deshalb
in der Tabelle nicht berücksichtigen. Immerhin liegen so viele
Einzelfunde vor, daß sich auch die Metamorphosen bei —
Seitenstämmen verfolgen lassen.
Eine kurze Zusammenstellung (ich halte mich dabei an die
Darstellungen Stehlins) soll einen Überblick bieten über die Form-
und Größenveränderungen, welche die einzelnen europäischen
Palaeohippidenstämme im Lauf der Zeit an ihrem Praemolar-
gebiß erfahren haben.
1. Propalaeotherium reduciert seine Praemolaren nicht, zeigt
aber auch keine Neigung, sie zu molarisieren. Den P* behält es
bei; das Diastem bleibt kurz.
2. Lophiotherium. Bei ihm geht die Molarisierung der Prae-
molaren nur um weniges weiter, als beim Propalaeotherium.
3. Anchilophus vergrößert sein Diastem, die Praemolaren
beginnen zwar die Molarisierung, führen sie aber nur sehr un-
vollkommen durch.
Beiträge zum Studium der Maxillarbezahnung der Hippiden. 11
4. Plagiolophus gibt seinen P? ganz auf, verlängert sein
Diastem. Auch bei ihm geht die Molarform nur in geringem
Grade auf die Praemolaren über, wenn auch der P! ein Mesostyl
und ein Nachjoch ausbildet.
5. Palaeotherium zeigt entschiedene Tendenz nach Homoe-
ondontie, die P?, P? und P! nähern sich in Größe und Form sehr
den Molaren, erreichen sie aber nicht. Der P? persistiert und
wird sogar bis zu einem gewissen Grade kompliziert.
6. Pachynolophus verkürzt im Gegensatz zu Palaeotherium
seine Praemolarreihe bedeutend.
Die europäischen Palaeohippiden haben also, wie sich aus
der obigen Zusammenstellung ergibt, die Molarisierung ihrer
Praemolaren nirgends durchgeführt, die Pachynolophusarten
haben im Gegenteil ihre Praemolarreihe bedeutend verkürzt.
Man könnte nun versucht sein, in der Entwicklungsweise
des Praemolarteiles bei den europäischen Formen einen un-
bedingten Mangel zu erblicken. Einer solchen Auffassung könnte
ichmichnichtohne Bedenkenanschließen. Betrachtet man die ganze
Maxillarzahnreihe der Palaeotheriden, so erkennt man in ihr viele
Anklänge an das Gebiß der Omnivoren. Vielleicht haben diese
Tiere weniger reiche Grasnahrung gefunden und ihre Praemolaren
mußten dazu dienen, gröbere Stauden zu brechen und für die
Mahltätigkeit der echten Molaren vorzubereiten.
Merkwürdig und lehrreich ist jedenfalls der vielgestaltige
Formenwechsel im Gebiß dieser verschiedenen Palaeohippiden,
denn er zeigt, wie hier die Natur gleichsam in vielen Anläufen die
Erhaltung der Art durchzusetzen versucht hat.
Wäbrend die Umbildungsbestrebungen in den Praemolar-
reihen europäischer Palaeohippiden wie ein Suchen nach zweck-
dienlichen Formen anmuten, setzt bei der amerikanischen
Descendenz des Hwyracotherium schon frühzeitig jener Molari-
sierungsprozeß ein, der im rezenten Pferde seinen vorläufigen
Abschluß findet.
Die nachfolgende Zusammenstellung soll in großen Zügen
zeigen, wie die Molarisierung der Praemolaren, beim P! beginnend,
immer weiter vorwärts schreitet, bis schließlich der P? Molarform
angenommen hat.
(Eventuelle Umformungen des P? sollen diesmal außer acht
gelassen werden, weil dieser Zahn bei allen Hippiden, sowohl den
europäischen, wie den amerikanischen, eine Ausnahmestellung
einnimmt und deshalb in einem besonderen Kapitel behandelt
werden wird.)
1. Hyracotherium Owen.
P? hat 2 Außenhöcker; einen Innenhöcker, der einem ver-
breiterten Cingulum gleicht;
P? hat 2 Außenhöcker, einen Innenhöcker und 2 Zwischen-
höcker;
5. Heft
12 A. Veith:
P! wie P?, aber Außen- und Innenhöcker bilden zwei Quer-
kämme.
II. Hyracotherium tapirinum.
P? hat zwei deutliche Außenhöcker und einen Innenhöcker.
P! hat zwei deutliche Außenhöcker und einen Innenhöcker.
Seine Zwischenhöcker sind gut entwickelt.
(Nach Wortman: Obere P? P! haben zwei Außenhöcker und
einen breiten halbmondförmigen Innenhöcker, der sich in zwei
Höcker zu teilen beginnt. Querschnitt der Krone ist mehr oder
weniger viereckig. Zwischenhöcker sind vorhanden.)
III. Eohippus.
P? hat drei wohlentwickelte Höcker (zwei Außen- und einen
Innenhöcker), einen schwach entwickelten zweiten Innenhöcker
und die Zwischenhöcker.
IV. Protorohippus.
P? hat vier wohl entwickelte Haupthöcker und die Zwischen-
höcker.
V. Orohippus.
h
pi sind molariform.
VI. Epihippus.
1
n sind molariform.
P® ist fast molariform.
VII. Mesohippus Bavrdıi.
P® hat ein schwaches Parastyl. Die Zwischenhöcker liegen
nahe bei den Innenhöckern.
Mesohippus intermedivus.
P® hat sein Parastyl verbreitert; Zwischenhöcker wie bei
M. Bairdi.
Mesohippus Copei.
P3 hat sein Parastyl mehr verbreitert, die Zwischenhöcker
sind von den Innenhöckern weiter getrennt.
VIII. Anchitherium Bairdı.
Die Praemolaren und Molaren sind ungefähr gleich in Form
und Größe. Sie besitzen ein schmales Mesostyl (a narrow buttress
externally*) ein stärkeres Parastyl (and a stronger buttressbounds
the fore part of the anterior of the two lobes). Das Metastyl
ist angedeutet (a tendence to the development of a bouttress is
seen also at, the back part of the posterior of these lobes.) Para-
Meso- und Metastyl vereinigen sich zur Bildung eines Außen-
cingulum. (The buttresses expand and are conjoined at the
bottom of the crown, forming together a pair of arches bounding
the external surfaces of the outer lobes.)
®) Nach Leidy.
Beiträge zum Studium der Maxillarbezahnung der Hippiden. 13
Anchitherium aurelianense, zeigt ungefähr dieselben Merk-
male.
IX. Miohippus Marsh.
Außenwand der oberen P.hat W-Form durch Verbindung
der beiden Außenhöcker. Die Innenhöcker sind stark entwickelt,
treten mit den schmalen, halbmondförmigen Zwischenhöckern
und der Außenwand zur Bildung des Proto- und Metalophs zu-
sammen. Das T’al zwischen diesen beiden Jochen ist noch offen
nach innen.
X. a) Merychippus Leidy.
‚Außenwand und Innenhöcker ähnlich wie bei Miohippus,
die Zwischenhöcker haben sich bedeutend vergrößert und schließen
durch ihre gegenseitige Verbindung die Quertäler nach innen ab,
indem sie die Kovalewskyschen Marken bilden.
X. b) Merychippus insignis.
Bei geringer Abrasion ist der vordere Innenhügel noch isoliert,
wird aber bei der Abkauung bald mit dem Protoloph verbunden.
Das hintere Quertal verschwindet an stärker abgenutzten Zähnen.
Beim P? kommunisiert die vordere Marke lange mit dem vorderen
Quertal,
XI. Protohippus placidus:
Wie beim Merychippus verschwindet das hintere Queratal
bei der Abkauung des Zahnes verhältnismäßig früh.
XII. Hippidion und Hipparion
haben völlig homoeodonte Maxillarzahnreihen gleich den folgenden
Equiden.
Gleichzeitig wit der Umbildung in die Molarform erfahren
die letzten drei Praemolaren aber auch eine absolute und relative
Größenzunahme, wie die hier angeschlossene Tabelle veran-
schaulichen dürfte. (S. Tabelle II und Ila.)
In die Tabelle ist auch das Hipparion aufgenommen
worden. Obwohl es einer seitlichen Abzweigung der Equiden
angehört, ist es der geraden Linie doch so nahe verwandt, daß
seine Ausmaße m. E. sehr wohl mit in die Betrachtung gezogen
werden dürfen. Ich glaube hierzu auch deshalb berechtigt zu
sein, weil das Hipparion ein Genus repräsentiert, das auch in
Europa gefunden wird und über das wir besonders gut unter-
richtet sind.
Wie sich aus TabelleIl ergibt, prägt sich also bereits beim
Eohippus beginnend der Mahlzahncharakter in den folgenden
Generationen mit fast planmäßiger Konsequenz immer mehr
den vorderen Praemolaren auf. Epihippus hat bereits einen
molarähnlichen P® und im P? des Merychippus ist in den Grund-
zügen schon der molariforme Zahn des recenten, hochentwickelten
Pferdes gegeben.
5. Heft
14 A. Veith:
Ebenso bedeutungsvoll wie die Stukturveränderung war für die
Equiden sicher auch das Größenwachstum der Praemolarreihe.
Während sich beim Hyracotherium tapirinum z. B. nach Wortmans
Angaben das Größenverhältnis zwischen Praemolar- und Molar-
serie wie 100: 168 berechnen läßt, hat beim Mesohippus die erstere
der beiden Serien teilweise schon die Größe der letzteren erreicht,
um sie dann später sogar weit zu überholen.
Auch in einer anderen Hinsicht scheint mir die Tabelle einen
wichtigen Aufschluß zu geben. Aus gelegentlichen Bemerkungen
in der Literatur zu schließen, wird vielfach angenommen, daß
das Übergewicht der Praemolaren über die Molaren bereits im
Hipparion seinen Höhepunkt erreicht habe. Aus den Maßen
des Equus conversidens wäre aber eher zu folgern, daß die Equiden
der geraden Linie den Größenunterschied der beiden Zahnarten
in postmiocänen Geschlechtern noch erhöht haben. Anderer-
seits zeigt die Tabelle Ila auch, daß sich bei unserem heutigen
Nutzpferde bis zu einem gewissen Grade wieder ein Ausgleich
in den Größenverhältnissen der beiden Zahnserien vollzogen hat,
während — bezeichnenderweise — die arabischen Pferde und
das wildlebende Zebra in dieser Beziehung an den älteren Zu-
ständen mehr festgehalten haben.
Hier mögen noch zwei weitere Betrachtungen Platz finden:
I. Beim Merychippus nimmt das Cement bereits einigen An-
teil an der Kronenbildung der Backzähne. Beim Hipparion ist
die Beteiligung von Schmelz und Cement am Aufbau der Maxillar-
zahnkrone bereits nahezu dieselbe wie bei den pliocänen Pferden,
d.h. der Schmelz bildet das solide Gerüst, während das Cement die
Lückenräume ausfüllt und den ganzen Zahn umgibt, oder mit
anderen Worten: der Schmelz liefert die resistente Grundsubstanz
und gibt dem Zahn die eigentliche Form, das Cement dagegen
dient als accessorischer Bestandteil nur der Vergrößerung und
Ausgleichung der Oberfläche, speziell der Kaufläche.
Erst bei dieser Umlagerung des Schmelzes durch das Cement
konnte sich gegebenen Falles ein Zahnhöcker aus dem Zusammen-
hange mit dem übrigen Schmelzgerüste ablösen ohne den
funktionellen Wert der ganzen Krone zu beeinträchtigen, und
dieser Fall ist offenbar beim Aipparion eingetreten. Wie sich
nun leicht erkennen läßt, haben die Backzähne der Equiden nicht
nur die Tendenz, in die Länge zu wachsen, sondern sie streben
auch eine seitliche Verbreiterung an. Hiernach betrachte ich die
Abspaltung des vorderen Innenhügels in den Backzähnen des
Hipparion als den Ausdruck einer neu einsetzenden Kronenver-
breiterung, die durch eine gleichsam forcierte Spreizung des
Schmelzgerüstes und mit Hilfe der gesteigerten Cementablagerung
Beiträge zum Studium der Maxillarbezahnung der Hippiden. 15
versucht wurde. Daß die Lostrennung des vorderen Innenhügels
beim Hippidion nicht perfekt wurde, führe ich nur darauf zurück,
daß bei ihm diese Dehnung weniger gewaltsam vor sich ging.
II. Verfolgt? man den Entwicklungsgang der Praemolar-
reihe der Equiden zurück bis zum Eocän und vergleicht deren
Größenwachstum mit dem der Molaren, so drängen sich von
selbst zwei Fragen auf.
1. Lag für die Equiden ein besonderer Vorteil in der Wachs-
tumsbeschleunigung der Praemolaren und
2. Warum haben sich, wenn eine Vergrößerung der Kaufläche
nötig wurde, die Molaren in geringerem Maße beteiligt als die
Praemolaren ?
ad 1. Beim Pferde haben langestreckte Kiefer die Mahlbe-
wegungen zu besorgen und zwar in der Weise, daß der Unter-
kiefer seitliche Bewegungen ausführt. Tafel I Fig. 3. Der
Drehpunkt für den Unterkiefer liegt etwa in der Mitte einer Ver-
bindungslinie zwischen den beiden aufsteigenden Ästen. Bei
dieser Überlegung zeigt es sich, daß die seitlichen Exkursionen
bei der Mahlbewegung in der Nähe des Kieferwinkels am kleinsten
sind, nach dem Vorderende des Kiefers zu jedoch immer be-
deutender werden. Aus eben diesem Grunde aber konnten die
Praemolaren infolge ihrer Anordnung in der vorderen Kiefer-
hälfte mehr Arbeit leisten als etwa gleichgroße Molaren es ver-
mocht hätten. Einen überzeugenden Beweis für die Richtigkeit
dieser Anschauung scheint mir die von Leidy beschriebene und
in Fig.5 seiner Tafel XVII abgebildete (hier auf Tafel I Fig.4 wieder-
gegebene) Maxillarzahnserie eines Merychippus insignis zu geben,
Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man versucht sein, die
drei ersten Backzähne ihrer im Vergleich zu M? mehr: fortge-
schrittenen Abkauung wegen für Milchmolaren zu halten. Die
Angaben Leidys und das Bild des M® aber lassen keinen Zweifel
darüber, daß es sich um echte Praemolaren handelt. Leidy selbst
sagt u.a. wörtlich: „In all except the back two teeth, the postero-
internal column has lost its distinet character by an obliteration
of the posterio inflection or valley of the erown. T’'he bottom of
the valley remains in the first molar as a small circular islet,
and in the third first molar as a minute ring. It is totally
obliterated in the second and fourth molars. In the fourth
molar, the antero-internal column in some degree has lost its
distinetness by closure of the outlet of the valley between it and
the column behind. The bottom of the valley is left on the
triturating surface as an oblique ellipsoidal islet. The other
molars present an appearance indicating that they would have
assumed the same condition as that just described, at a later stage
of abrasion.‘“ —
Im vorliegenden Falle ist also sogar der P! weiter abgekaut
als der M?. Beim recenten Pferde, bei welchem in mehr oder
minder hohem Grade ein Ausgleich zwischen Leistungsfähigkeit
5. Heit
16 A, Veith:
und Inanspruchnahme der Maxillarreihen stattgefunden hat,
wird der M? entsprechend seiner Durchbruchszeit früher oder
wenigstens gleichzeitig und gleich stark wie der P! abgenutzt.
Zur Erklärung dieser Tatsachen bieten sich, wie mir scheint,
nur zwei Möglichkeiten: entweder 1. beim Merychippus insignis
erschien der P! früher als der M?, oder aber 2. der P! wurde, obwohl
höchstens gleichalterig, mit dem M? mehr in Anspruch genommen
als dieser, und deshalb stärker usuriert. Gegen die erste Annahme
sprechen anderweitige Funde, und es ist demnach kaum zweifel-
haft, daß beim Merychippus insignis wie bei den miocänen Pferden
überhaupt die Praemolarenreihe besonders stark und jedenfalls
in bedeutenderem Grade als die Molaren benutzt und demzufolge
abgenutzt wurde. Genau die gleichen Zustände läßt nach einer
Zeichnung Osborns schon das Maxillargebiß eines Mesohippus
eulophus erkennen (vgl. Tafel I, Fig. V).
ad 2. Abgesehen davon, daß die Molaren zufolge ihrer Position
(näher am Kieferwinkel) nicht in gleichem Maße wie die Prae-
molaren das Mahlgeschäft besorgen konnten, scheint es mir auch,
daß sie zu einer Volumvergrößerung selbst weniger fähig waren
als die Praemolaren. Zur Begründung dieser Ansicht erinnere
ich wieder an das Hipparion. Die Abtrennung der vorderen Innen-
hügel hat dort in den Molaren ebenso gut stattgehabt, als in den
Praemolaren. Daraus darf aber wohl gefolgert werden, daß
beide Zahnserien die Kronenverbreiterung beabsichtigt und über-
haupt an den Wachstumsbestrebungen gleicherweise teilgenommen
haben. Sie sind aber schließlich den Praemolaren in weit höherem
Maße und früher geglückt als den Molaren. Erst in einigen recenten
Pferdeformen nähern sich auch die Molaren langsam in ihren
Maßen den Praemolaren.
Der P®.
Eine Streitfrage war es lange Zeit, ob man in diesem redu-
zierten Zahne ein Gebilde der ersten oder zweiten Dentition zu
erblicken hätte. Veranlassung gab zunächst der P? des recenten
Pferdes.
Forsyth Major äußert sich dazu wie folgt: ‚Es scheint mir
passender, diesen Stiftzahn sowie den entsprechenden im Ober-
kiefer als Milchzähne zu betrachten, deren Ersatzzähne nicht
zur Entwicklung gelangen; sie treten immer zugleich mit den
übrigen Milchzähnen auf.‘
Carus und Frank schließen sich diesen Ausführungen an.
Max Weber läßt die Frage unentschieden, wenn er schreibt:
‚Was für die Monodelphia im allgemeinen gilt, daß P! (nach
Schlossers Zählweise P**) zweifelhaft ist, gilt ganz besonders für
die Ungulata: die Frage nämlich, ob er zum Milchgebiß oder
zum bleibenden Gebiß zu rechnen ist.‘
"id,
Beiträge zum Studium der Maxillarbezahnung der Hippiden. 17
Sich teilweise widersprechendeAngaben finde ich in Strd.v.Zittels
Handbuch der Palaeontologie. Dort heißt es pag. 235 unter
Equiden: ‚Von den oberen Praemolaren ist der vorderste stets
klein, einfach, entweder einspitzig oder mit scharfer Außenwand
und einer inneren erhöhten Basalfalte versehen.“ Auf pag. 236
dagegen finde ich folgenden Passus: ‚Die Praemolaren des
definitiven Gebisses ersetzen oben und unten je drei Milchzähne;
dem vordersten Milchzahne folgt in der Regel kein Praemolar.‘
Winge entscheidet dagegen für einen echten Praemolaren,
wenn er in dem Kapitel über Perissodactyla sagt: ‚‚Dp! mangler
maaske undertiden, i det mindste som veludviklet, selv om p!
findes; p! kan da bryde usaedvanlig tidlig frem. (f. Ex. Equus).‘‘*)
Auch Hensel nennt in den Abhandlungen der Königl. Akademie
der Wissenschaften 1860 in seiner Beschreibung des Hipparion
mediterraneum diesen Zahn P%.
Eingehender behandelt Nehring diese Frage: ‚‚Die Reihen-
folge, in welcher die einzelnen Kategorien der Zähne im Gebiß
auftreten, ist die von vorn nach hinten; so erscheint J? nach J};
J®nach J?; M? nach M!; M® nach M?; ebenso ist es bei den Milch-
backenzähnen und bei den sie ersetzenden Praemolaren. Es
wäre sehr auffallend, wenn der vorderste Milchbackenzahn nach
dem hintersten erschiene. Ferner wäre es dem Charakter eines
Milchbackenzahnes widersprecherd, wenn er bis ins hohe Alter
im definitiven Gebisse sich erhielte, was bekanntlich beim Wolfs-
zahn der Equiden nicht selten vorkommt.‘
Diese Belege für seine Beurteilung des P* hat Nehring im
Jahre 1882 angeführt. Jedenfalls darf man aus den oben zitierten
Worten Nehrings herauslesen, daß er damals noch die erste Dentition
mit dem Durchbruch des dritten Milchmolaren für beendet hielt.
Da nun der P* tatsächlich häufig erst kurz vor dem Erscheinen
des ersten Molaren durchbricht, so ist der Schluß, den Nehring
zog, wohl verständlich, wenn wir auch heute wissen, daß er keine
Beweiskraft besitzt.
Andererseits dürfte der Hinweis auf die verspätete Duvrch-
bruchszeit auch nicht befriedigen, denn die Möglichkeit, daß
ein verkümmerter Pd eben infolge seiner mangelhaften Ausbildung
auch im Erscheinen zurückbliebe, wäre physiologisch erklärlich
und ist sogar als Beleg für die Zugehörigkeit dieses Zahnes zum
Milchgebiß herangezogen worden. Freilich hatte Baume in den
Kontroversen, die um die mehr allgemeine Frage bezüglich des
Durchbruches redueierter Zähne entstanden war, auf Grund seiner
Studien die Behauptung aufgestellt, daß gerade diejenigen Zähne
früher angelegt würden und durchbrächen, welche eine geringere
Entwicklungsstufe erreichten; d.h. die Anlage und Ausbildung
erfolge um so früher, je rudimentärer der Zahn sei. Leche hat
*) Anm. „DpI fehlt vielleicht bisweilen, wenigstens! in wohlent-
wickeltem Zustande, selbst wenn P, auftritt; P, kann in diesem Falle
außergewöhnlich früh durchbrechen. (z. B. Equus).“
Archiv En D) 5. Heft
18 A. Veith:
jedoch nachgewiesen, daß die Behauptung Baumes in dieser ver-
allgemeinerten Form unhaltbar ist, und daß die Durchbruchszeit
überhaupt kein sicheres Kriterium liefert für die Entscheidung
der Frage ob ein Zahn der ersten oder zweiten Dentition angehört.
Schließlich erscheint aber auch das letzte Beweismittel, das
Nehring heranzieht, nicht unbedingt stichhaltig, denn es kommen
häufig Fälle vor, in denen Milchzähne bis in ein verhältnismäßig
hohes Alter persistieren, wenn ihre Nachfolger z. B. retiniert sind
und dann funktionieren diese Zähne neben dem Dauergebiß recht
lang, obwohl sie freilich der Norm nach zu dieser Leistung nicht
bestimmt waren.
Die Lösung dieser Frage ist ohne Zweifel am ehesten oder
sogar nur von der ontogenetischen Forschung zu erwarten.
Freilich wird auch sie nicht in jedem Einzelfalle, sondern erst
nach umfangreichen Untersuchungen eine sichere Entscheidung
fällen können. Seitdem man weiß, daß eine prälakteale Dentition
auftreten kann, ist in einem Einzelfalle unter zwei Zahnanlagen
die labialwärts gelegene nicht mit Sicherheit als ein Gebilde der
Milchdentition anzusprechen. Ferner berechtigt aber auch —
wie Leche in seinen klassischen Untersuchungen über Zahnent-
wicklung betont — das Vorkommen einer Knospe, ja sogar die
Weiterentwicklung dieser Knospe zu einem wirklichen Schmelz-
keime nicht zu dem Schlusse, daß der mit einer solchen Zahn-
anlage ausgestattete ältere Schmelzkeim unbedingt der ersten
Dentition angehört, da auch lingualwärts von typischen und
unbestrittenen Repräsentanten der zweiten Dentition solche
knospenförmige Schmelzkeime vorkommen und sich in einzelnen
Fällen zu vollständigen Zähnen ausbilden können.
Wertvolle Anhaltspunkte für die uns hier interessierende
Frage bietet m. E. jedoch die Betrachtung der Verhältnisse im
Gebiß jener Tiere, welche eine Reduktion bereits eingeleitet haben,
aber noch nicht zur gänzlichen Unterdrückung einer der beiden
Dentitionen gelangt sind.
Nun hat Leche beim Erinaceus an besonders günstigen
Objekten nachgewiesen, daß hier schon ein Teile der Milchzahn-
reihe völlig unterdrückt wurde, während bei dem restierenden
Teil die Reduktion noch im Gange ist. Die Rückbildung betrifft
also in diesem Falle die Milchdentition und die Auffassung Busch’s,
daß Mangel eines Milchzahnes mit großer Wahrscheinlichkeit
Mangel des entsprechenden Ersatzzahnes nach sich ziehe, kann
als widerlegt gelten. *)
*) Eine ähnliche Auffassung wie Busch bekundet auch Hoffmann,
wenn er in seiner Abhandlung ‚Über die Entwicklung des Kronencementes
an den Backenzähnen der Wiederkäuer mit Berücksichtigung der Zahn-
entwicklung im allgemeinen“ sagt: „Wenn die endgültige Rückbildung
eines Zahnes im Gange oder schon vollendet ist, erhalten sich etwaige
Rudimente stets nur in der ersten Zahnreihe, während sie in der zweiten
gänzlich verschwunden sind.‘
Beiträge zum Studium der Maxillarbezahnung der Hippiden. 19
Noch wichtiger aber scheint mir die Beobachtung, die Leche
bei Phoca und Canis gemacht hat. Für diese beiden Tiere hat
Leche nachgewiesen, daß der P* allein noch zur Entwicklung
kommt, während sein Vorgänger aus dem Milchgebiß verschwunden
ist. Im Anschluß an diese Tatsache bemerkt Leche dann selbst:
„Es dürfte wohl auch als wahrscheinlich angenommen werden,
daß bei den übrigen Säugetieren, bei denen der vorderste Backen-
zahn nicht gewechselt wird, dieser ebenfalls den Praemolaren
zuzuzählen ist... .. Mi
Auf die Pferde scheint mir auch die Erklärung, die Leche
für die Rückbildung des Dp? und P? bei Canis und Phoca gibt,
anwendbar zu sein: ‚Infolge der für die fraglichen Tiere eigen-
tümlichen Entwicklungsrichtung sind eine oder einige Regionen
des Gebisses in physiologischer Beziehung entwertet worden,
und dieser Umstand hat eine Reduktion zur Folge gehabt u
und weiter: ‚Diese Reduktion äußert sich in der zweiten Dentition
nur in einer geringeren Ausbildung der betr. Zähne, während
dieselbe in der ersten Dentition völlige Unterdrückung derselben
bewirkt hat. An sich ist es auch vollkommen begreiflich, daß,
wenn einTeil desGebissesüberhaupt überflüssig wird, dieschwächere
weniger wertvolle erste Dentition früher als die stärkere, be-
sonders angepaßte zweite schwindet.‘
Eine andere Frage ist meines Wissens bis jetzt noch offen:
Hat der P* im Gebiß der Hippiden einen Zweck erfüllt ?
Zu ihrer Lösung kann ich vielleicht dadurch beitragen,
daß ich zunächst die Umformungen, welche dieser P? in den
einzelnen alt- und neuweltlichen Hippidenstämmen erfahren hat,
einer möglichst zusammenfassenden Betrachtung unterziehe.
A) Propalaeotherium.
1. Mittleres Lutetien: P. parvulum: P* hat eine Außenwand-
länge von 0,0045 m, ist ein kleines Zähnchen mit einer Außen-
spitze und kleiner seichter Talongrube.
2. Oberes Lutetien: P. isselanum (v. (Egerkingen: P?; Außen-
wandlänge 0,007m, ein sehr kleinesZähnchen mit einer Außenspitze,
einem wulstigen Inneneingulum, einer Talongrube mit Falte.
3. Oberes Lutetien: P. parvulum (v. Egerkingen): P*; Außen-
wandlänge 0,0045 m, zeigt eine Außenspitze und ein Cingulum,
das die Talongrube umschließt.
B. Palaeotherium castrense et mangnum.
1. Oberes Lutetien: P. cfr. castrense (v. Egerkingen): P%;
Außenwandlänge 0,013 m, hat eine Außenspitze und einen
Innenhügel.
2. Oberes Lutetien: P. magnum girondicum (v. Moutier): P%;
Außenwandlänge 0,015 m. Der Zahn zeichnet sich aus durch seine
große Außenspitze und einen gut entwickelten Talonhügel. Das
starke Inneneingulum bildet bei seiner Vereinigung mit der Außen-
2* 5. Heit
20 A. Veith:
spitze ein Parastyl und schließt nach innen eine Mulde ab, in
der ein neuer Hügel, dem vorderen Innenhöcker entsprechend,
emporragt. An der Distalseite der Krone verdickt sich das Cin-
gulum nochmals.
C. Palaeotherium (mittlere Größe).
1. Oberes Lutetien: P. Rütimeyeri: P*, Außenwandlänge 0,010m,
hat einen Außenhügel und ein continuierliches Innencingulum;
zwischen beiden verläuft ein Vorjoch.
2. Oberes Ludien: P.Mühlbergi; P* Außenwandlänge 0,013 m,
zeigt einen Außenhügel und einen großen Talonhügel.
D. Plagiolophus.
1. Oberes Lutetien: Pl. Cartieri (v. Egerkingen): P?, Außen-
wandlänge 0,0075 m, hat eine Außenspitze. Sein Innencingulum
umgibt die Talongrube, durch die ein kleines Vorjoch zieht.
2. Oberes Ludien: Pl. minor (v. Mormont): P?, Außenwand-
länge 0,080 m, besitzt eine Außenspitze und ein rudimentäres
Vorjoch.
E. Lophiotherium.
1. Oberes Lutetien: L. pygmaeum (v. Egerkingen): P*, Außen-
wandlänge 0,0036 m, ist ein Zähnchen mit einer Außenspitze und
einem Innen-cingulum.
2. Unteres Ludien: L. cervulum (v. Mormont): P?, Außen-
wandlänge 0,004m. Am Hinterrande der Außenspitze des Zahnes
ist ganz schwach eine zweite Außenspitze angedeutet. Das Innen-
eingulum schließt eine Talongrube ein, in welcher ein Nachjoch
angedeutet ist.
F. Anchilophus.
1. Oberes Lutetien: A. Depereti (v. Egerkingen): P*, Außen-
wandlänge 0,0055 m. Das Zähnchen zeigt einen Haupthügel und
schwachen Talon.
2. Unteres Ludien: A. Dumasi: P*, Außenwandlänge 0,0065 m,
besitzt eine Außenspitze und einen Talonwulst mit einer Brücke
zur Außenwand.
Aus obiger Zusammenstellung ergibt sich, daß beim erst-
maligen Auftreten der europäischen Palaeotheriden (also im
mittleren resp. oberen Lutetien) die Krone des P* meist nur aus
einem Außenhöcker und einem mehr oder weniger ausgebildeten
Innencingulum bestand, daß sie aber im Laufe der Zeit (ent-
sprechend der Komplizierung des übrigen Gebisses) selbst einige
accessorische Bestandteile erworben und sich vergrößert hat
(Palaeother. magnum und Lophiotherium cervulum). Wichtig
scheint mir auch die Feststellung, daß dieser Zahn mit großer
Regelmäßigkeit aufgetreten zu sein scheint. Eine Ausnahme
macht nur Plagiolophus, dessen P* schließlich (d.h. nach dem
oberen Ludien) vollkommen unterdrückt wird.
Eine sehr bemerkenswerte Beobachtung hat Stehlin bei seinen
zahlreichen Untersuchungen gemacht. Er fand nämlich, daß in
Beiträge zum Studium der Maxillarbezahnung der Hippiden. 21
einem Gebiß des Palaeotherium eocaenum der P* ‚eine starke
Usur trägt, während der P? sich im Keimzustande befindet.‘
Daraus ist aber zu folgern, daß dieser P* gleichzeitig mit dem
Milchgebiß funktionierte und ferner, daß er keinen oder höchstens
einen sehr vergänglichen Vorläufer gehabt haben konnte.
Diese Entdeckung, zusammen mit der Tatsache, daß sich
unter den zahlreichen gesammelten Funden kein einziger als
sicherer D* ausweist, läßt das Vorkommen eines D* bei den euro-
päischen Palaeohippiden überhaupt sehr zweifelhaft erscheinen,
und eher ist zu vermuten, daß der P* auch hier schon neben dem
Milchgebiß regelmäßig tätig war.
In einer tabellarischen Übersicht sollen nun auch die Ver-
änderungen des vierten Praemolaren bei den amerikanischen
Hippiden, soweit ich Angaben hierüber fand, zum Ausdruck
gebracht werden.
Eocän Hryracotherium Oweni (nach Angabe Copes): Oberer P*
ohne inneren Lobus
(nach Angaben Zittels): .... . einspitzig und zwei-
wurzelig.
Oligoeän: Mesohippus:
a) nach Scott: P* ist ein schmales, zusammengedrücktes
Zähnchen von konischer Form, mit besonders stark ent-
wickeltem Cingulum an der Innenseite der Krone.
b) Mesohippus Bairdi: (nach Osborn und Wortman) P®, das
internale Cingulum ist nur wenig entwickelt und schließt
keine deutliche Grube ein.
c) Mesohippus intermedius: P* hat sein Cingulum verstärkt,
so daß er ein ausgesprochenes ‚Basin‘“ abschließt.
Mioän: Anchitherium.
a) nach M. Pavlow: P*, „la Tieme plus petite conserve la
forme carnivore.“ P% ist dreieckig mit verlängerter Außen-
spitze und einem kleinen Innenhöcker.
b) Anchitherium Bairdi (nach Leidy). P*hat eine einfache
conische Krone (conicalerown) mit zwei Wurzeln. Sein
Längsdurchmesser, (d.i. von der Mesial- zur Distalseite)
beträgt 7”mm, sein Querdurchmesser ca. 5,43 mm. (Of
the upper molar of Anchither. Bairdi, the first of the
series, as usual, in comparison with the other is small,
but is proportionally large in comparison with that of
the horses.)
5. Heft
ID
ID
A. Veith:
Hippidion principale (Burmeister). P*, Außenwand länge
2*)? oder 1,10 cm. Ein zweiwurzliger Zahn, an dem die
beiden Außenhöcker, aber keine Innenhöcker entwickelt
sind. Er steht lingualwärts und teilweise vor dem D®.
Hipparion: P*, Längsdurchmesser der Krone 1,5 cm. Die
stark abgenutzte Kaufläche läßt die beiden Außenhöcker
und zwei Innenhöcker erkennen. (8. Tafel II, Fig. 7.)
Hipparion gracile (Samos): P* hat eine Außenwandlänge
von 7,5 mm (D® mißt 27,5 mm). Die Anordnung der
Zahnhöcker ist ganz besonders deutlich: Der Paraconus
ist am stärksten entwickelt, ihm folgt der Metaconus
als zweitstärkster Höcker, während die beiden Innenhügel
sich in Form und Größe ungefähr gleichen. (S.Taf.I, Fig. 1a.)
Eguus curvidens (nach Burmeister): ‚P* klein, kaum 3 mm
dick, ein cylindrischer Stift, neben der scharfen Spitze des
größten dreikantigen Zahnes, daher er zur Länge der
Zahnreihe nicht beiträgt; er hat eine konvexe, zylindrische
Gestalt, geht nach hinten in eine scharfe senkrechte
Kante über, er ist ebenso hoch wie der folgende große
Zahn (D®) und ebenso abgekaut, also auch etwas nutzbar.“
Aus obiger Zusammenstellung läßt sich zweifellos erkennen,
daß der P* auch am Anfang der amerikanischen Hippidenreihe
als einspitziges, unkompliziertes Gebilde auftritt, das nur ganz
allmählich — und langsamer als z. B. der P* des Palaeotherium
magnum gir. — neue Bestandteile gewann. Noch beim Meso-
hippus finden wir neben der ursprünglichen Außenspitze nur ein
mehr oder weniger gut entwickeltes Innencingulum. Gleichwohl
nimmt diese einfache Krone an dem Größenwachstum der Maxillar-
zähne teil; denn wie bei Anchitherium Bairdi gezeigt wurde, beträgt
dort der Längsdurchmesser der Krone zwei Drittel desjenigen
eines der übrigen Praemolaren. Über den P? des Desmatippus,
Merychippus und Protohippus konnte ich leider Angaben nicht
finden. Einen merklichen Fortschritt in der Höckerentwicklung
dieses Zahnes zeigt aber das Hippidion, dessen P? zum Paraconus
einen Metaconus erworben hat. Den höchsten Grad seiner Aus-
bildung scheint dieser Zahn im Hipparion gefunden zu haben.
*) Die Angaben, sowie die Figur auf Tafel II, Fig.6 sind dem Nachtrage
zu Burmeisters Arbeit: ‚‚Die fossilen Pferde der Pampasformation‘ ent-
nommen. Der Autor schreibt dort pag.5 über den P*: „Dieser Zahn
ist bei Hippidion von beträchtlicher Größe und deutlich mit zwei Wurzeln
versehen, seine Krone hat einen dreieckigen Umriß; sie besteht aus zwei
sehr ungleichen Hälften oder Loben, von denen die vordere mehr als die
doppelte Größe der hinteren besitzt. Beide sind nur an der Innenseite
abgekaut, der vordere große zweiseitig mit unversehrter scharfer Spitze
des Dreiecks zwischen beiden Kauflächen; der hintere einseitig, mit kleinerer
hinterer Kaufläche. Beide zusammen messen genau 2cm, vom Vorder-
rande des Zahnes bis zum hinteren.‘ Mit seiner Zeichnung stimmen diese
Angaben Burmeisters über den P* nicht überein, denn die Länge der ab-
genutzten Kaufläche wäre nach der Zeichnung 4, ca. 1,10 cm.
Beiträge zum Studium der Maxillarbezahnung der Hippiden. 23
Bei ihm finde ich unter den fossilen Equiden zum ersten Male einen
P* mit vier wohlentwickelten Haupthöckern. Ein Fundstück, das
dem hiesigen Museum gehört, istin Taf.I Fig. 1, 1a u. ib abgebildet.
TafelII, Fig.7 ferner zeigtdas Gebiß eines anderen Hipparion, dessen
p# verhältnismäßig große Dimensionen erreicht hat, sehr abgekaut
ist und wenigstens drei gut gebildete Höcker besitzt. Indessen
erreicht der Zahn nicht immer diesen hohen Entwicklungsgrad,
wie sich schon aus folgenden Worten Hensels ergibt: ‚Wenn
nun Gervais ... von den Lückenzähnen der Hipparien Ara-
goniens sagt: la molaire, dite caduque de la machoire sup£rieure
est plus fort, que dans les chevaux monodactyles,‘“ so kann man
eine solche Angabe nur mit Bedenken als richtig gelten lassen,
zumal weder der bei A. Wagner abgebildete Zahn von Pikermi,
noch das mir von ebendaher vorliegende Material dafür spricht.‘
Ob von einem Vertreter der direkten Pferdereihe jene hohe
Ausbildung des Pt wie beim Hipparion erlangt wurde, ist sehr
zweifelhaft, wahrscheinlicher hat der P* bei keinem den Entwick-
lungsgrad, den dieser Zahn beim Hippidion zeigt, überschritten.
Daß der fragliche Zahn im Gebiß des Hipparion, des Hippidion
und der vorhergehenden alten Formen regelmäßig erschien, läßt
sich mit gutem Grund vermuten, wenn es auch kaum mehr sicher
festzustellen sein wird. Ich selbst habe eine größere Anzahl von
Hipparionkiefern untersucht und die Überzeugung gewonnen,
daß der P* in gut erhaltenen Funden recht häufig auftritt.
Dem Hippidion und Hipparion gegenüber läßt sich beim
recenten Pferde eine Reduktion dieses Zahngebildes feststellen.
Zwar habe ich die Anlage des Pt, über die ich mich an fünf ganz
jugendlichen Individuen orientierte, jedesmal in beiden Ober-
kiefern gefunden; aber im Gebiß des erwachsenen Tieres bildet
dieser Zahn heute gleichwohl eine seltene Erscheinung. Von
110 Pferdeschädeln verschiedenen Alters, die Hensel untersuchte,
zeigten 24 den vierten Praemolaren in beiden Kiefern, 4 nur auf
einer Seite. Dabei stellte sich auch heraus, daß kaum 2 Exemplare
von übereinstimmender Form waren. Gleichwohl ließen sich drei
Haupttypen unterscheiden, die der Autor folgendermaßen be-
schreibt: „Bei vollkommenster Ausbildung ist die einfache Wurzel
rund, die Krone etwas stärker, knopfförmig und nach oben ein
wenig verjüngt. Die Außenseite ist gewölbt, glatt, die Innenseite
mit einem Eindruck. Bei der zweiten Form ist die Krone gegen
die Wurzel nicht deutlich abgesetzt. Sie ist ziemlich hoch, nach
oben zugespitzt und seitlich stark komprimiert, so daß auf der
Vorder- wie auf der Hinterseite vom Gipfel der Krone eine schnei-
dende Kante nach ihrer Basis herabläuft. Mit dieser Gestalt
des Zahnes ist häufig eine Eigentümlichkeit in seiner Stellung
verbunden. Der Zahn kommt nämlich öfters nicht senkrecht
aus dem Kiefer, sondern ist‘ mit seiner Spitze stark nach vorne
geneigt, ja er steht zuweilen völlig horizontal, so daß er nicht mit
der Spitze, sondern mit der Hinterseite der Krone am Gaumen
5. Heit
24 A. Veith:
sichtbar wird. In einem Falle, während der Zahn der rechten
Seite die oben beschriebene Stellung hatte, war der der linken
Seite in horizontaler Stellung im Oberkiefer ganz verborgen ge-
blieben und verriet sich nur durch eine Anschwellung desselben,
die... .“ — ‚Endlich erscheint P* nicht selten so reduziert, daß
der Unterschied zwischen Krone und Wurzel inbezug auf die
Form verschwindet und der rudimentäre Zahn nur als ein größerer
oder kleinerer Stift auftritt.‘
Zweifellos tragen wenigstens die beiden letzten der von Hensel
beschriebenen Formen unverkennbare Merkmale der Rückbildung
an sich.
Es wäre mit dem Prinzip der Zweckmäßigkeit, das wir in
allen Organformen zu sehen gewohnt sind, nicht vereinbar, wenn
ein solches Gebilde, wie der P®, sich ohne Bestimmung in langen
geologischen Zeiträumen weiterentwickelte, um dann schließlich
doch noch zu verschwinden.
Und so hatte auch der vierte Praemolar der Hippiden seinen
Zweck, der allerdings vorzüglich darin bestand — beim Zebra
vielleicht heute noch darin besteht — das Milchgebiß zu ergänzen.
Ich will versuchen, diese Behauptung durch zwei Beispiele —
einer recenten und einer fossilen Form — zu stützen.
1. Beim Zebra tritt dieser Zahn (möglicherweise an Dimension
schon reduziert) noch mit großer Regelmäßigkeit auf. Auch ein
mir vorliegendes älteres Exemplar besitzt ihn noch neben den
Praemolaren und Molaren im rechten Oberkiefer, während seine
Alveolen im linken leer sind. Der Zahn ist stark usuriert, obwohl
er seinen Antagonisten im Unterkiefer nicht berührt. In sehr
charakteristischer Weise ist deshalb auch der untere P®? abgekaut:
während nämlich seine Reibfläche, soweit sie vom oberen P?
getroffen wird, stark abgenutzt ist, blieb ihr vorderes Ende (das
dem oberen P? gegenübersteht) völlig intakt und macht den Ein-
druck, als ob ihr an dieser Stelle eine Spitze aufsäße. Dieser P*?
kann also nur im Milchgebiß funktioniert haben und abgekaut
worden sein. |
2. Als zweites Beispiel soll mir die auf Tafel II Fig. 7 abgebil-
dete Maxillarzahnreihe eines Hipparion dienen. Bei diesem Tiere
müssen schon ganz ähnliche Verhältnisse bestanden haben, wie
beim Zebra. Denn sein P? ist viel kürzer als der danebenstehende
P?, so daß er auch hier im definitiven Gebiß keine Funktion mehr
erfüllen konnte und seine Abnutzung schon während des Milch-
zahnbestandes erfolgt sein muß.
Ob die Verhältnisse bei noch früheren Hippiden einmal andere
gewesen sind, läßt sich aus den zur Zeit beschriebenen Funden
nicht mit Sicherheit feststellen. Die Tatsache jedenfalls, daß der
P* beim Palaeotherium eocaenum bereits neben dem Milchgebiß
auftrat und gleichzeitig mit den Milchmolaren abgekaut wurde,
legt die Vermutung nahe, daß dieser Praemolar schon am Anfange
Beiträge zum Studium der Maxillarbezahnung der Hippiden. 25
der Hippidenreihe an Stelle des bereits unterdrückten Dp? das
Milchgebiß vervollständigte. Als dann im Oligocän und Miocän
‚besonders hohe Ansprüche an die Leistungsfähigkeit der vorderen
Milchmolaren und Praemolaren gestellt wurden, erfuhr der Pt
nicht nur keine weitere Reduktion, sondern gewann sogar, ent-
sprechend seiner neuen Aufgabe, die Fähigkeit zur Weiterent-
wicklung zurück.
Danach wäre also hier der eigentümliche Fall zu konstatieren,
daß ein Gebilde der zweiten Dentition, nachdem es für diese selbst
wertlos geworden war, während langer Zeitläufe im Dienste der
Milchzahnreihe stand, um in der Gegenwart ganz zu verschwinden,
nachdem es auch hier entbehrlich geworden zu sein scheint.
5. Heft
Anhang.
Palaeotherium magnum, Cuv (La Debruge).
Auf Tafel II Fig. 8 ist die Maxillarzahnreihe eines Palaeotherium
magnum Cuv..abgebildet.. Das Fundstück befindet sich in der
palaeontologischen Sammlung des naturhistorischen Museums
in Bern und soll hier kurz beschrieben werden.
Das Gebiß ist bis auf die letzten Molaren, die beiderseits
fehlen, vollständig. Das vordere Drittel des Kiefers ist nur wenig
deformiert und zeigt die sechs Schneidezähne und die beiden Eck-
zähne nahezu in der natürlichen Stellung. Die Maxillarzahn-
reihen dagegen haben — auf der linken Seite noch mehr als auf
der rechten — Quetschungen erlitten und sind teilweise nach
Innen übergekippt und verlagert. Die einzelnen Zahnindividuen
dagegen sind verhältnismäßig gut erhalten.
Ich verzichte auf die Beschreibung der Schneide- und Eck-
zähne und beschränke mich auf die Angabe charakteristischer
Merkmale der Backenzähne.
FM? Sein Außenrand hat die typische W-Form. Das Meso-
styl sowohl wie das Parastyl sind gut ausgeprägt, auch ein Hypostyl
ist vorhanden. Die vier Haupthöcker sind stark entwickelt,
wenn auch der hintere Innenhöcker die Größe der anderen drei nicht
erreicht. Das Innencingulum wird am vorderen und hinteren
Innenhöcker gänzlich unterbrochen. Das Proto- und das Metaloph
zieht quer von vorn nach hinten über die Kaufläche. In etwa
der Mitte ihrer Länge erscheinen beide Lophen wie eingeschnitten,
infolge schwächerer Ausbildung der Zwischenhöcker.
M'! gleicht in den Details seiner Struktur sehr dem M?, nur
scheint bei ihm das Innencingulum am vorderen Innenhügel
(Protoconus) in geringerer Stärke allerdings vorbeizuziehen, um
erst am hinteren Innenhügel, wie im M?, unterbrochen zu werden.
Parastyl und Mesostyl sind vorhanden, dagegen fehlt hier gleicher-
weise wie an den Praemolaren das Metastyl.
P! gibt mit kleineren Maßen die Verhältnisse der Molaren
wieder. Das hintere Tal, das schon im M! an Größe verloren hatte,
A.Veith: Beiträge zum Studium der Maxillarbezahnung der Hippiden. 27
wird in diesem Zahn noch kleiner und ist in den folgenden Prae-
molaren nur noch schwach markiert. Das Innencingulum bleibt
am vorderen Innenhügel ziemlich kräftig, erleidet am hinteren
Innenhügel nochmals eine Unterbrechung.
P®?. An diesem Zahne setzt sich das Innencingulum ohne
Unterbrechung über die ganze Lingualseite des Zahnes fort. Der
vordere Innenhöcker ist mit dem hinteren Innenhöcker in Ver-
bindung getreten und schließt das vordere Quertal ab. Das
Mesostyl ist nur noch angedeutet.
P®. An diesem Zahne hat sich das Größenverhältnis zwischen
vorderem und hinterem Innenhöcker geändert, denn der letztere
ist bedeutend breiter als der erstere. Auch das Innencingulum
ist am hinteren Innenhöcker noch stärker ausgebildet als am
vorderen. Das Parastyl ist erhalten.
P* hat eine nahezu dreieckige Krone, der vordere Außen-
höcker zeigt ungefähr die Größe wie im P®, der hintere Außen-
höcker fehlt dagegen. An der Lingualseite ist nur der hintere
Höcker vorhanden, der vordere fehlt. Die beiden Höcker des P*?
sind durch eine Querleiste mit einander verbunden. Das Cingulum
umschließt vor dem Innenhügel eine Grube und endet vor dem
Außenhöcker als Parastyl. An der Distalseite der Krone steigt
das Cingulum zu einem hohen, scharfen Kamm an.
5. Heft
A. Veith
je.0)
5“ “ SEHE 00TE |
““ gedoguf] TET * 00T
wopn] EPL : 001
uorgegnT sOIqdO 39T : 001
» 3 09T * 00T
uorpn] serqO ELT : 001
20T * 00L
TET * 00T
Go * 001
08 |< 09,2. 084 gg
o‘sı | g‘Er | 0ET | 0'817 G‘oL
0°G Iepasdga yaeu) ***" wımg
-NAIII wunnioygorydor (9
0'8 er RSIOTANN)
wıngand wnLPUIo9RTeT (G
(ug 'SnW
“yanyeN 'p 3unjuuwegs 'p su)
08 jwunudewumnoygoseget (F
ee eeere tt umuRf
0°, |-ossı wnnygossjedorg (£
(uyoIS yoRu)
031 [MorAousyg wnnoy4o98jeg (8
— |[sus9ouue snydojorseid (I
€ Ki T I Kg & v
| nIu|iwjalaa | da|'a
uoyıly J9UYI9IHFYULFYOTU Jouy99zasyyuu
’'a(q 'a (® SUYEZUOYIBT UEULOZUIO AO
A9p USUYOSOLIFT (00T = oyronepowerid) URZUSSIBET [9zuI9 dop
OUTOLIBIOM "N -IBIOWORILA (fe}sıp-[ersoun) I9ssS0WwyOAmpSZug
UOYISIMZ SIUNeUdeAodURT]
"7 aITOgeL
29
iden.
ippi
Beiträge zum Studium der Maxillarbezahnung der H
-G98T LOS Z "ITA TA "ergdjopeitgr Jo soouerag ‘Ten Jo Awapeoy oyy jo Teumop “ÄDIOT ar
wnLIoypyouy 91odunl yası3ojoad sep AL
"1681
7061 XX TA "SIH
"A ToA Adojoydıom Jo TeUMoLr 4095 yrxx
‘Jen jo Sum 'wvy 09% 70 "ng “WIOISO 4
'T 009 789 M 944 JO SUOLEUNIOT "OL 09} Jo ByargayroA OL ‘OdOoT y
"IIA T0OA IH 'YeN Jo sum 'wy jo [ng “uuewmıoM „ :Sumydouny
"uogey uoIeyogIeg Igam UEITEFTOA UHURI09 A9IIT OSSTUNKUIOAGEN Ip ıparzq]
Sunuyapsneodur] Aoayı UT Oyloy-g 9Ip OSB oRU AOL] Uauassowed 77008
ulog'T umesnyy‘IogsıymgeN 'p'®
york APIOT YOBU
ser POTT YOBU
gg LIOISO YpRu
rt} 09S YOBU
wwg'wo’g
wug ‘eo’
gr ULOISO y9Bu
[Z 3 “‘ “
*%*
«. Zuyprez sedoj "u
„UUBUNIOoM y9su
u9oeıogny
zz — zz —____ää_______““«“«e;—;—;e;e;—;—e
uoA wop pun snıpow.soyur suddıgosom IOg (1
62°0:007= 0°02:0°68 | “ | oF2 | o‘ez | o‘ez | 0‘98 | 028 | 098 |" III “
c6L0:00T=079:S°o8 | “ | 0Tz | 0*1a | 0*%s8 | s*aa | 0% Jose |" lc &
eg‘0:001=008:0%6 | wur | 0°9z | 022 | 022 | 022 |oX0e |oze | I vonteddig
a8°0:007= re TI PET EST 091 ++ srußısur snddryo4ıom
seun| os |02 |c%
gOTEOOT=FE:TER] = Au Br pet moyNypuy
soun] 091 ‘oT
868°0:00T=0'38:0,5 | “ 0° 02 ee rÄorprg snddryorm
16°0:007=g'8e:0°08 | “ |s’ar | steril sergierloeılger| “
936°0:00T=00H:0°T# | “ 00 0‘Ir * (‚Snrpourzogun =
90T:007=0'8E:0°9E | “ 0‘8€ 0°9€ " snp4gsAyowrq e=
ETT:00T = 0‘9E:0°E | “ 0‘9€ 0°E + snydopne snddryosopy
[77 0°18 L oruiener. re ndAryom
ITT:00T =0*83:0°6T | “ 0'83 061 " wnjnoryusA er
SIT:00T = 0'2E:0°6T | mu 0°2€ 061 - umnurade? umLIOYIO9BIÄH,
oupu-m : omera | 5, | Imlmlralcalea
[2% S oyutay-usIe[opL |Pymy-usrefoweeıd
Top 2.0 ı19p dop
STUNBIOAOSURT] Sg e our] o3uer]
"ez "IN OIIOqEL
m osuagd snplysäyoeıg pun snydoms snddıgosom puarggm “oyzoqy SYPIOg Oyroy-M 91p
>}
‘or
‘6
5. Heft
iden.
ippi
Beiträge zum Studium der Maxillarbezahnung der H
30 A.Veith
001
+ 00T : 6°E1
001: ‘91
001:0°91
00T: 191
00T : C'GT
L001:g‘91
4001: F‘cI
4001:4‘SI
00T: T’ST
00T : 2’8T
00T: 2'8T
00T :6°27
00T : G‘8T
001: 88T
001:6°L1
001: ‘08
001: 8°61
001: g‘6L
odugjigjseg | o3uejıejseg
Jop 'n eyulmy-Wjaop 'n ogloy-d
Iop oduer] I9p auge]
d9p uagasımz | dep uayosimz
sTuNPqIoA stug®qdoA
oSugI-tefiseg]
| nenn u
00T : 66
001: 178
001: 178
00T: 2'EE
00T: C°H&
001 :€°78
00T: F'EE
001: 2°98
001: 9°FE
007 :<€&
STUTLLEIISCH
aap pun
OyTag-Uyezıel |,
-IIXeNL 'TeI0} P
uogosImz sıu
-MBUYIOAOSUR’T |
00T = Oyray-d
9°T6 :00T
2/28 :007
G‘18:0017
6.98 00T
798:007
7°C8 007
»F78 001
»x9°E8 :00F
+9'%8 : 00T
728 :001
++7°08 : 007
»7°68 007
»F°68 :00F
0'718 007
664 °00F
862 °00T
»0°84 007
»G‘L2 007
+*9°G2 : 007
grad
-UOIBION amz
-oduer]
groy-Towgad
I9p sTuUNeyaoA
NO9IEN ‘“;s ‘“‘s 4
WMO ““ “‘ “*
*
yzynuoq AofeM YYÄsIoT UoA uaqeZuy
:I94 UEPINM 9SSTUNRUIOAOZURT] IHP Zunuward ınz
08 8 85 cs bet g&
ge | cog
12 %6 & 124 74 GE
La 129
g‘9g 93 95 85
72 |c2 | CZ cz 9% FE
az | ge 73 13 12 FE
63 13 La | $‘62 TE LE
coog |eiez |cHZ | g’8z | S’6s or
el me SWR ed
SIOPTNITIIO SOP
eyroyy-W Jep oduerz : oyroyy-A Jop odug]
:3un 219wuY
p1oJg "F1OquoN.mM
U01991I9A
NBUTOPLAUOg 'q TeueyfeIz "® PIoJd
ps] sOyastydAsgaogO
pıoJ1 I9S10qle.1]
AOTLIHANY
A « “
T “ “
AI Stuouags snnbq
eıgoz sunby
I ea snoejods sunby
(isnıyg) prossenb snnbq
III Stuousjs snnbq
[9suJ-SsI9J91 'p 'A PAOJI
HTNYISTAUZIBIAL], Ip sne Iageıy
mg aoqeıy
(ejfae, I) proSsenb snnby
JI stuouags snnbq
(u9AO) SUEPpISs.I9Au09 sunb
—————————————————— res eNRCCCTRERReRTE:
a ne nern Sms ErerCOrEEBESCSESRERBBESTOEBaBESEREARGEREIEEESFSRBERBCRSIEGR SEES ABENDS
"ag OIIOgeL
» @® Bm
Literatur- Verzeichnis.
. Adloff, P., Zur Entwicklungsgeschichte des Nagetiergebisses‘‘, Zeit-
schrift f. Naturwissenschaft. XXXII. N. J. XXV. 1898.
—. „Zur Frage nach der Entstehung der heutigen Säugetierzahnformen“,
Zeitschrift f. Morphologie u. Anthorpologie. Bd. V. H. 2. — 1902.
. —. „Zur Kenntnis des Zahnsystems von Hyrax“, Zeitschrift f. Mor-
phologie u. Anthropologie Bd. V. H. 2. — 1902.
. Ameghino, Jl. ,‚Recherchesde Morphologie phylogenetique surlesmolaires
superieures des Ongul6s‘“.
d. —. „On the Primitive Type of the Plexodont Molars of Mammals‘‘,
Proced. Zool. Soc. London, 1899.
Baume. ‚Odontologische Forschungen. Versuch einer Entwicklungs-
geschichte des Gebisses.‘‘ 1882.
. Burmeister, Hermann. ‚Die foss. Pferde der Pampasformation“. Buenos
Aires 1875, und Supplem. 1889.
. Bronns. ‚Klassen und Ordnungen des Tierreichs“. Säugetiere v. Giebel
und Leche. Bd.VI. Abt.5. 1874—1892.
. Cope, ‚The Vertebrata of the Tert. Formations of the West. Book I.‘
.—, E.D. ‚On the Mechanical Genesis of Tooth Forms“, Proc. Acad.
'Nat. Sei. Philad. 1878.
. —. „Synopsis of the Verte brate Fauna of the Puerco Series“. Transact.
Amer. Philos. Soc. Bd. XVI. 1888.
E.D. „A review of the North American Species of Hippo-
herium‘*, Proc. of the Americ. Philos. Society, Philadelph. 1889.
Vol. XXVI.
. Cuvier: Rech. s. 1. Ossem. foss. Nouv. ed. 5 vols, Paris 1821—24.
. Cope,“E.D. ‚The Perissodactyla.‘‘ Amer. Naturalist Vol. XXI pag.
985— 1007.
. Dewoletsky, R. ‚Neuere Forschungen über das Gebiß der Säuger,,.
Sep. aus d. Jahresberichte des k. k. Staats-Obergymnasium in
Czernowitz, 1894—95.
. Deperet, Ch. „Revision des Formes Europeennes de la Famille des
Hyracotherides‘. Bull. dela Soc. G&ol. de France (4) 1901.
. Fleischmann. ‚Die Grundform der Backzähne b. Säugetieren und die
Homologie der einzelnen Höcker.‘“ Sitzungsbericht d. Königl.
Preuß. Akad. d. Wissensch. Berlin 1891.
. Geudig, A. ‚„„Enchainements du Monde Animal dans les Temps g6eolo-
giques; Mammiferes Tertiaires“. Paris 1878.
. —. „Animaux fossiles de l’Attique‘. Paris 1862—69.
. Gregory, „The Orders of Mammals‘“, Bull. of the Americ. Mus. of
Natural History. Vol. XXVII. New York 1910.
. Hensel, ‚Über Hipparion mediterraneum‘‘, Abhandlungen der Kgl.
Akad. d. Wissenschaften zu Berlin a.d. Jahre 1860, Berlin 1861.
5. Heft
32
22.
A. Veith:
Hoffmann. ‚Über die Entwicklung des Kronencementes an den Backen-
zähnen der Wiederkäuer, mit Berücksichtigung der Zahnentwicklung
im Allgemeinen‘. Zeitschrift f. wiss. Zoologie, Bd. LVII 1894.
. Klever, E. „Zur Kenntnis der Morphogenese des Equidengebisses‘‘,
Morphol. Jahrb. Bd. XV. Leipzig 1889.
. Kückenthal, W. „Einige Bemerkungen über die Säugetierbezahnung‘“.
Anatom. "Anzeiger Bd..VI,-Ne..13::1891,
.—. „Zur Dentitionsfrage“. Anat. Anz. Bd.X. No. 20.
. —. „Ursprung und Entwicklung der Säugetierzähne‘‘. Jenaische
Zeitschr. f. Naturwissenschaft. XXVI. N. F. XIX. 1892.
. Kovalewsky. ‚Sur l’Anchitherium aurelianense et l’histoire palae-
ontologique des chevaux‘‘. Mem. d.l’Academ. Imp. de St. Peters-
bourg, VII. Ser., T. XX, No. 5. St. Petersbg. 1873.
. Kaup, J.J. „Die zwei urweltlichen pferdeartigen Tiere‘. Nova acta
Acad. Leop. Carol. 1835. — XVI.
. Leche, W. „Entwicklung des Zahnsystems bei d. Säugetieren‘. Morphol.
Jahrb. Bd. XIX. 1892.
. „Studien über die Entwicklung des Zahnsystems bei den Säuge-
tieren.“ “Morphol. Jahrb. Bd. XX.
. —. „Über Schlossers Bemerkung zu meiner Entwicklungsgeschichte
des Zahnsystems der Säugetiere‘‘. Anatom. Anzeiger Bd. XIV.No.8.
897
. —. „Zur Entwicklungsgeschichte des Zahnsystems der Säugetiere‘
I. und II. Teil. — Zoologica 1892.
. Leidy, Jos. „The Extinet Mammalion Fauna of Dakota and Nebraska‘.
Philadelphia 1869.
Journ. of the Academy of Natur. Sciences of Philadelphia
Vol. VII. 2. Serie.
. Leidy, Jos. „On remains of Horses‘“. Proced. Philad. Ac. nat. Sc. —
18833. — Aue
. Lydekker, R. „Siwalik and Narbudda Equidae“. Palaeontol. Indica
1886.
. Major, Forsyth. ‚‚Beiträge zur Geschichte der fossilen Pferde.‘ Ab-
handlungen des Schwetzerisch. palaeontol. Gesellschaft. Vol. IV.
I. Teil, Dezember 1877. Vol. VII. 2. Teil, Zürich 1880,
. Marsh, O0.C. „New Tertiary Mammals‘‘. Americ. Journ. Sc. 1872, IV.
. —. „Notice of new Equine Mammals from the Tertiary formations“.
Amer. Journ. Se. 1874, VII.
Ä an „Fossil Horses in America“. Americ. Naturalist 1874, VIII.
. —. „Polydactyle Horses, recent and extinet‘‘. Americ. Journal Sc. 1879,
. Meyer von, H. ‚Beiträge zur Petrefactenkunde.‘“ Nov. Acta Acad.
Leop. Carol. 1883, Vol. XVI. 2. —
. Nehring, A. „Über den Wolfszahn des Pferdes“. Sitzungsbericht d.
Gesellschaft naturforsch. Freunde zu Berlin. 1882,
.—. „Fossile Pferde aus d. deutschen Diluvialablagerungen‘“. Land-
wirtschaftl. Jahrbücher. 1884.
. Osborn, H.F. ‚Evolution of Mammalian Molar Teeth“. New York
1907.
.—. „The Structure and Classification of the Mesozoic Mammalia““.
Journ. Acad. Nat. Sci. Philad. IX., No. 2. — 1888.
.—. „Ihe Nomenclature of the Mammalian Molar Cusps“. Ach
Natural. XXVI. 1888. —
io, „The Evolution of Mammalian Molars to and from the Tritubercular
Type‘. Americ. Natur. XXII. 1888.
.— u. Wortmann, J. L. „Perissodactyls of the Lower Miocene White“.
Bull. Amer. Mus. Nat. Hist., vol. VII.
. —. „The Huerfano Lake Basdin, Southern Colorado and Wind-River
and Bridger Fauna‘. Bull. Amer. Mus. nat. Hist. Vol. 9. — 1897.
. Owen, Rich. „Odontography.‘“ London 1840—45.
Archiv für Naturgeschichte. 78. Jahrgang. 1912. A.5.
Fig. 1.
Fig. 2.
‚Fig. 4.
Veith, Beiträge zum Studium de
Tafel I.
|
|
|
!
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
== u nenn - In 2...
...
.u
"5
axillarbezahnung der Hippiden.
ß
Man 2 8
x
a ISO ERERGH RE
r
.- i,
r n 1
; {
5 % B
si - !
} Ey
Archiv für Naturgeschichte. 78. Jahrgang. 1912. A.5.
=
em
1, 4
Ss
Veith, Beiträge zum Studi
Tafel TI.
51.
52.
53.
Archiv für Naturgeschichte
Beiträge zum 'Studium der Maxillarbezahnung der Hippiden. 33
Owen, Rich. „On fossil remains of Equines from Central and South
America“. Philos. Soc. 1869.
Pavlow, Marie. „Etudes sur l’histoire palaeontologique des Ongules‘“.
(II. Developpement des Equidae). Bull. de la Soc. Imperiale des
Naturalistes de Moscou. 1888. — Nouvelle Serie. Moscou 1889.
—. „Etudes sur l’histoire pal. des Ongules‘“.
IV. Hipparion de la Russie.
V. Chevaux pleistocenes de la Russie.
Bull. de la Soc. Imper. d. Natural. de Moscou. 1889 No. 4, Moscou
1890.
. Röse, C. „Das Zahnsystem der Wirbeltiere“. Ergebn.d. Anat. u.
Entwicklungsgesch. v. Merkel und Bonnet IV. 1894.
.—, „Zur Phylogenie des Säugetiergebisses“. Biolog. Centralblatt,
Bd. VII. No. 20 und 21. 1892.
. —, „Über die erste Anlage der Zahnleiste beim Menschen‘. Anat.
Anzeiger. Bd. VII. 1893.
. Rütimeyer, W. „Beiträge zur Kenntnis der fossilen Pferde und zur
vergleichenden Odontographie der Huftiere überhaupt“. Verhdlg.
d. naturforsch. Gesellschaft. in Basel. 3. Teil (Absch. Palaeontologie).
Basel 1863.
. Schlosser, M. Bee zur Kenntnis der Stammesgeschichte der
Huftiere und Versuch einer Systematik der Paar- und Unpaarhufer‘.
Morphol. Jahrb. XII. 1887.
—. „Die Differenzierung des Säugetiergebisses“. Biol. Centralblatt
Bd. X. 1890.
. Schwalbe, G. „Über Theorien der Dentition“. Verhdig. d. Anat. Gesell.
Straßburg, Mai 18394.
. Scott, W.B. „On the Osteology of Mesohippus and Leptomerys“.
Journ. of Morphology 1891. Vol. 3.
.—. „The origin and Developement of South American Mammals‘.,
N. Y. Acad. Sei. Vol. 15. — 1903.
. Seott, W.B. ‚The Evolution of the Premolar Teeth in the Mammals‘“.
Proc. Acad. Nat. Sci. Philad. 1892.
. Stehlin, N.G. „Eocäne Säugetiere‘. Abhandlungen der schweizer.
palaeontolog. Gesellsch. Bd. XVIa. Bd. XXXII b und Bd. XXXVI.
1899— 1900.
. Studer, Th. „Die Tierreste aus den pleistocenen Ablagerungen des
Schweizerbildes bei Schaffhausen“. Mitteilungen d. Schweiz.
naturforsch. Gesellschaft. Bd. XXXV.
. Taeker, J. ‚Zur Kenntnis der Odontogenese bei Ungulaten‘“. Inaugural-
Dissertation. Dorpat, 1892.
. Weber, Max. ‚Die Säugetiere‘‘, Jena 1904.
. Winge, H. „Om Pattedyrenes Tandskifte isaer med Hensyn til Taen-
dernes Former“. Vidensk. Meddel. Nat. Forem. Kjöbenhavn.
. Woodward, M.F. ‚On the succession and Genesis of the Mammalian
Teeth‘“. Sci. Progress. 1894. ,Contributions to the Study of
Mammalian Dentition“. Proced. Zool. Soc. London 1893.
. Wortman, J.L. „Species of Hyracotherium and allied Perissodactyls
from the Wasatch and Wind-River Beds of North America“,
Bull. Am. Mus. Nat. Hist. Vol. VIII. 1896.
. Weithofer. „Beiträge zur Kenntnis der Fauna von Pikermi bei Athen“,
Beiträge zur Palaeontologie Österreich-Ungarns. Bd. VI. Wien 1883.
. Zittel v., C. „Handbuch der Palaeontologie‘‘. Palaeozoologie. IV. Bd.
Mammalia. München 1893.
©)
1912. A. 5. 5. Hei
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela.
Von
C. E. Hellmayr und J. Graf von Seilern.
I. Die Vögel der Cumbre de Valeneia.
Die Cumbre de Valencia ist jener Gebirgszug, der sich zwischen
dem Hafenort Puerto Cabello und der Stadt Valencia im Staate
Carabobo nahezu parallel zur Küste hinzieht, und eine Höhe von
circa 1500 bis 1600 m. erreicht. Am Nordabhang, etwa sechs eng-
lische Meilen südlich von Puerto Cabello, kaum 150 m über dem
Meeresspiegel, liegt die Niederlassung San Esteban, inmitten
ausgedehnter Cacaoplantagen und in unmittelbarer Nähe eines
feuchten, tropischen Waldkomplexes. Der Urwald zieht sich bis
auf den Kamm des Gebirges hinauf und beherbergt ein indi-
viduen- und artenreiches Vogelleben. Die Südabhänge der Cumbre
dagegen zeigen ein ganz anderes Gepräge und sind größtenteils
mit niedrigem Buschwerk bewachsen.
Simon !) hat bereits darauf hingewiesen, daß ein großer Teil
der mit der Fundortsangabe Puerto Cabello in den Handel ge-
brachten Vogelbälge tatsächlich aus der Umgebung von San
Esteban oder von der Bergkette stammt. Die Herkunft aller
älteren Belegstücke in Museen und Sammlungen, welche diese
Bezeichnung tragen, bleibt somit beträchtlichen Zweifeln ausge-
setzt, umsomehr, als auch Objekte aus der Ebene von Valencia
und den Llanos des Orinoko-Tales ihren Weg über Puerto Cabello
nach Europa gefunden zu haben scheinen ?).
Wie nicht anders zu erwarten, besitzt der höher gelegene Teil
der Cumbre de Valencia eine ganze Reihe charakteristischer Be-
wohner, die den tieferen Lagen vollständig fehlen. So z. B. Turdus
serranus atrosericeus, Turdus olivater, Myädestes ralloides, Thryo-
thorus mystacalis ruficaudatus, Henicorhina leucophrys venezuelensis,
Tangara nigroviridis cyanescens, Tangara rufigenis, Pogonotriccus
venezuelanus, Myiobius v. vieillotioides, Euchlornis formosa, E. a.
aureopectus, Pseudocolaptes boissonneautii striaticeps, Automolus
klagesi, Philydor rufus columbianus, P. montanus venezuelanus,
Xenicopsis guttulatus, Premnoplex brunnescens rostratus, Picolaptes
lacrymiger lafresnayi, Dysithamnus plumbeus tucuyensis, Chamaeza
1) Memoires de la Societe Zoologique de France II, 1889, p. 217.
2) Um nur ein Beispiel zu zitieren, sei Sicalis columbiana Cab. er-
wähnt. Diese Art wurde ursprünglich aus ‚Porto Cabello‘‘ beschrieben.
Heute wissen wir, daß sie dort gar nicht vorkommt, sondern ausschließlich
die Ufer des Orinoko und seiner Zuflüsse bewohnt.
Hellmayr und Seilern: Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 35
ruficauda chionogaster, Grallaricula loricata, Helianthea c. coeligena,
Adelomyia melanogenys aeneosticta, Cyanolesbia kingii margarethae,
Pharomachrus festatus, Geotrygon linearis venezuelensis, Odonto-
phorus columbianus und Penelope argyrotis.
Andererseits finden sich auf den grasigen, offenen Südabhängen
der Cumbre mehrere Arten, die bisher auf der Nordseite nicht
angetroffen wurden, nämlich Brachyspiza capensis capensis,
Phoethornis augusti und Saucerottia tobaci feliciae.
Die unserer Arbeit zugrunde liegende Ausbeute wurde von
dem bekannten, amerikanischen Reisenden S. M. Klages in den
Jahren 1909 und 1910 zusammengebracht und umfaßt circa
1200 ausgezeichnet präparierte Vogelbälge. Das Material gelangte
zu ungefähr gleichen Teilen in das Zoologische Museum München
und das Museum Seilern (Leina bei Groß-Lukov, Mähren), die
Typen der neu beschriebenen Formen befinden sich jedoch alle in
dem erstgenannten Institute. Bei einzelnen Exemplaren ist stets
vermerkt, in welcher der beiden Sammlungen sie aufbewahrt
werden.
Zoogeographische Betrachtungen behalten wir uns für einen
späteren Zeitpunkt vor, da Mr. Klages in unserem Auftrage die
Küstengebiete des nördlichen Venezuela systematisch durch-
forscht und demnächst ein noch wenig bekanntes Nachbargebiet
aufzusuchen gedenkt. Hier sei nur bemerkt, daß die Avifauna der
Cumbre de Valencia (und der sich im Osten anschließenden Silla
de Caraccas) viele gemeinsame Züge mit der des Gebirgsstockes
‘von Cumanä, daneben aber eine erkleckliche Anzahl eigentümlicher
Formen aufweist. Auf der anderen Seite erreicht das Verbreitungs-
gebiet einiger Merida-formen in den Bergzügen von Carabobo
seine Ostgrenze.
Was die bisherige Erforschung unseres Gebietes anbetrifft,
so ist zunächst der Reisen des verstorbenen Professors Anton
Goering zu gedenken, über dessen Sammlungen die Herren Sclater
und Salvin !) berichtet haben. Die ormnithologische Ausbeute war
nicht sehr bedeutend, und eine genaue Vergleichung der einzelnen
Objekte scheint nicht stattgefunden zuhaben. M. Eugene Simon?)
verdanken wir eine treffliche Arbeit über die Kolibri der Cumbre de
Valencia. Augusto Starke sammelte zahlreiche Vögel in der Um-
gebung von San Esteban, die durch den (verstorbenen) Naturalien-
händler Moeschler in Kronfoerstchen bei Bautzen (Sachsen) ver-
trieben wurden. Graf Berlepsch erwarb einen Teil des Materials,
hat aber, abgesehen von der Beschreibung einiger neuer Formen,
nichts darüber publiziert. Desgleichen erhielt der Graf durch Ernst
Peters eine Anzahl Vogelbälge aus der Gegend von San Esteban.
1) „On Venezuelan Birds collectted by Mr. A. Goering.“ Part II;
Proc. Zool. Soc. Lond. Dec. 1868, p. 626—632; Part III; 1. c. April 1869,
p. 250—254.
2) Trochilidös observes & San Esteban; M&moires Soc. Zool. France II,
1889, p. 217—225.
3* 5. Heft
36 Hellmayr und Seilern:
Obwohl keineswegs erschöpfend, ist die Ausbeute des Herrn
Klages doch sehr stattlich und erweitert unsere Kenntnis des
Vogellebens des nordwestlichen Venezuela ganz erheblich.
Die in dieser Arbeit erwähnten Fundorte sind folgender-
massen zu verstehen; San Esteban und Campanero, circa 150 m;
Las Quiguas, Abhänge zwischen 500 und 800 m; Cumbre Chiquita,
im Tale von San Esteban; Cumbre de Valeneia, 1200—1500 m.
Für die Überlassung von Vergleichsmaterial sind wir unseren
Freunden Graf von Berlepsch und E. Hartert zu großem Danke
verpflichtet.
1. Turdus serranus atro-sericeus (Lafr.)
[Turdus serranus Tschudi in: Arch. Naturg. 10, I, p. 280 (1844. —
Peru)].
Merula atro-sericea Lafresnaye, Rev. Zool. XI, p. 3 (1848. — „Ca-
racas, in Venezuela“; deser. & Q.ad.).
1. 2 ad. Cumbre de Valencia: 17.1. 11.— Al. 114; c. 98 mm.
2. dJjuv. Cumbre de Valencia: 16. X. 10.
Das Weibchen ist in frisch vermausertem Gefieder mit dunkel-
hornbraunem Schnabel. Die Oberseite ist olivenbraun, mehr
röstlich auf dem Scheitel, und auch Brust und Seiten zeigen einen
ausgesprochen hellröstlichbraunen Anflug.
T.s. atrosericeus verbreitet sich über die venezuelanischen Gebirgs-
züge von Cumanä bis Merida im Westen.
2. Turdus olivater (Lafr.)
Merula olivatra Lafresnaye, Rev. Zool. XI. p. 2 (1848. — „Ca-
racas in Venezuela‘, descr. $).
1—4. & d ad. Cumbre de Valencia: 14, 20. II., 4. III., 11. I. —
Al. 116—119; ce. 91—98; r. 22—23 mm.
5. d imm. Cumbre de Valencia: 30. III. 10. — Al. 114; c. 87;
r. 22mm.
6. 7. 2 ad., 2 vix ad. Cumbre: 19. I. 11. — Al. 112, 110; e. 91, 89;
r. 23,21mm. ‚Iris seal, feet yellowish grey, bill ochraceous
yellow ( $), brownish black ( 2). Eyelid orange yellow ( 3)“.
Die Färbung der Unterseite bei den { { variiert zwischen
fahl Rahmbräunlich (Code des Couleurs (Valette) tab. 46, fig. 167)
und hell Olivröstlich (l. c. 46, fig. 162). Die jüngeren $ 3 haben
olivbräunliche Säume an einzelnen der schwarzen Kehlfedern,
und der bei den alten $ & einfarbig hochgelbe Schnabel zeigt
schwärzlichbraune Flecken und Streifen.
Den 22 fehlt die schwarze Kopffärbung vollständig; der
Oberkopf ist bräunlich oliv wie der Rücken, vielleicht etwas dunkler,
wogegen die Kehle auf hellolivbräunlichem Grunde verloschen
dunkel längsgestrichelt ist. Brust und Bauch sind bei beiden
lebhaft olivröstlich wie bei einigen $ $. Der Schnabel ist einfarbig
dunkelhornbraun.
T. olivater hat augenscheinlich eine sehr beschränkte Ver-
breitung. Bisher war die Art nur von der Silla de Caräcas be-
Beiträge zur Ornithologie von Venezueia, 37
kannt, wo sie von Salle (!) und Spence (?) erbeutet worden war.
Neuerdings wurde sie allerdings auch für die Sierra Nevada de Santa
Marta (°), N. Colombia, aufgeführt, doch scheinen sich die dortigen
Vögel durch beträchtlichere Größe zu unterscheiden und bedürfen
noch weiteren Studiums.
3. Turdus phaeopygus phaeopygus Cab.
Turdus phaeopygus Cabanis in: Schomburgk, Reisen Brit. GuianalllI,
p. 666 (1848. — Britisch Guiana).
No. 1—5.& & ad. Cumbre: 17. X., 24, 30. XII.; San Esteban:
27. L— Al. 107—110; caud. 83—90; r. 17—18 mm.
No.6. & imm. Cumbre: 15. I. — Al. 102; c. 78; r. 18mm.
No. 7—10. 2 2 ad. &imm. Cumbre: 28. II.; Upper San Esteban:
13., XII, 25, 26. I. — Al. 100-102; e. 78—83; r. 16—18 mm.
Diese Serie muß zweifellos zum typischen phaeopygus gestellt
werden, trotz der bedeutenden Variation im Tone der Rücken-
färbung. Verglichen mit einer großen Anzahl von Exemplaren
aus Britisch Guiana, Ost Venezuela (Caura), Par& und Colombia
(Bogotä) im Münchener Museum stimmt die Mehrzahl der Cumbre-
Vögel mit dem Durchschnitt der typischen Form überein. Die
extremsten Stücke (ein $ imm. 15. I. 910, en 2 13. XII. 910)
sind völlig so lebhaft rötlichbraun auf dem Rücken wie Bogota-
bälge (saturatus Berl.), während die hellsten Exemplare (3 ?
S. Esteban, 26, 27. I.) sich von T. p. phaeopygoides (*) (aus Tobago
und N. ©. Venezuela: Cumanä) nur durch etwas lebhaftere, mehr
bräunliche Oberseite unterscheiden. Obwohl diese beiden Vögel
sich der östlichen Form entschieden nähern, so ist doch das Gros
für die Zugehörigkeit der Form von N. W. Venezuela zu T. p.
phaeopygus massgebend.
T. p. minusculus (Bangs) (5), vom Santa Marta-Distrikt,
steht unserer Form wohl sehr nahe, scheint aber merklich kleiner
zu sein (&: al. 102—103; c. 81—82 mm).
T. p. phaeopygus verbreitet sich von Par& und den Guianas
bis an die Ostabhänge der Anden in Peru, Ecuador, und Colombia.
Aus N.W. Venezuela ist sie hiermit zum ersten Male nachge-
wiesen.
4. Turdus gymnophthalmus gymnophthalmus Cab.
Turdus gymnophthalmus Cabanis in: Schomburgk, Reisen Brit.
Guiana III, p. 665 (1848. — Guaira, Caraccas und Cayenne).
ı) P.Z.S. Lond. XXVII, 1859, p. 333.
2) P.Z.S. Lond. 1873, p. 511.
3) Merula olivatra Bangs, Proc. Biol. Soc. Wash. XIII, 1899, p. 107
(La Concepcion); Allen, Bull. Amer. Mus. N. H. XIII, 1900, p. 181 (Val-
paraiso, Las Nubes). i
4) Turdus phaeopygoides Seebohm, Cat. B. Brit. Mus.V, p. 404 (1881. —
Tobago).
5) Merula phaeopyga minuscula Bangs, Proc. Biol. Soc. Wash. XII,
p. 181 (1898. — Pueblo Viejo, Santa Marta, Nord Colombia).
5. Heft
38 Hellmayr und Seilern:
T. nudigenis Lafresnaye, Rev. Zool. X1, p. 4 (1848. — Caraccas).
No. 1—4. $d ad. San Esteban (Las Quiguas): 15, 16, 17. XII,
25. I. — Al. 113—120; ec. 93—99; rostr. 18—19 mm.
No.5. Q ad. San Esteban: 19. XII. 910. — Al. 109; c. 94; r. 19 mm.
„Iris brown, eyelid light yellow, feet dull horn grey, bill
olivegreen at base, shading into dull ochraceous yellow
at tip“.
Die Serie repräsentiert den typischen 7. g. gymnophthalmus,
der in erster Linie auf Vögel aus La Guaira und Caracas begründet
wurde (siehe Cabanis’ Beschreibung: „Oberseite olivengrün,
Flügel und Schwanz schwarzbraun, olivengrünlich gerandet‘‘). Die
fünf Vögel aus San Esteban unterscheiden sich von unserer Serie
aus dem Orinoco-Gebiet, Cumanä,Tobago und Grenada durch düster
olivgraue Oberseite mit grünlichem Tone, der sich auch auf den
Oberflügeldecken und der Außenseite der Schwingen bemerkbar
macht, wogegen die Bälge von den oben genannten Fundorten
ausgesprochen bräunliche Färbung zeigen. Auch auf der Unter-
seite sind die aus San Esteban weniger bräunlich und mehr oliv
überlaufen, was namentlich an den Weichen auffällt. In den
Größenverhältnissen besteht kein Unterschied.
5. Turdus fumigatus Licht.
Turdus fumigatus Lichtenstein, Verz. Dubl. Berliner Mus., p. 38
(1823. — ‚„Brasilia“); Sclater & Salvin, P. Z. S. 1868, p. 626
(San Esteban).
No.1. ( 2) ad. Cumbre: 12. I. 1911. — Al. 111; c. 71; r. 21mm
[Mus. München].
Unterseits gleicht dieser Vogel einem Q ad. vom Caura, Vene-
zuela, während er auf der Oberseite intensiver und lebhafter rot-
braun gefärbt ist als irgend ein anderer der zahlreichen uns vor-
liegenden Bälge. Die individuelle Variation dieser Drossel ist
so bedeutend, daß wir vorläufig keine geographischen Rassen zu
unterscheiden imstande sind.
6. Hyloecichla alieiae alieiae (Baird).
Turdus aliciae Baird, Report Pacific Railw. Surv. IX, p. 217
(1858. — West Northfield, Illinois).
No.1. 2 ad. Cumbre Chiquita: 17. XI. 09. — Al. 104; ce. 69;
r. 13mm (Mus. Seilern].
„Iris dusky brown, feet pale brown, inclining to greyish,
bill black, lower mandible horn yellow, tipped with black“.
Dieser Vogel, der sich in der Sammlung Seilern befindet,
stimmt vollständig mit Stücken aus Venezuela (Caura) und Bogotä
im Münchener Museum überein. Es ist ein normales Stück der
typischen Form. H.a. aliciae war als Wintervogel in Venezuela
bereits von Berlepsch und Hartert!) vom Orinoco-Gebiet nach-
gewiesen worden.
1) Nov. Zool. IX, p. 3.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 39
7. Myadestes ralloides (D’Orb.)
Muscipeta ralloides D’Orbigny, Voyage, Oiseaux, p. 322 (1838—47.
— ‚„environs de Chulumani, province de Yungas, & l’est des
Cordilleres orientales de la Bolivie‘).
Myiadestes venezuelensis Baird, Review Amer. Birds I., p. 427
(‚Puerto Cabello‘“).
No. 1-5. & d ad. Cumbre: 4, 11. X, 20. 1., 1. III. — Al. 85—88;
c. 76-81; r. 11 mm.
No. 6—8. 9 2 ad. Cumbre: 4, 7, 16, 17. X. — Al. 84; c. 75—18;
r. 11mm.
No. 9. & juv. Cumbre: 4. X. — Al. 81; ce. 69; r. 11 mm.
Die Suite stimmt in jeder Hinsicht mit Stücken aus Colombia
überein. Topotypische Exemplare aus Bolivia liegen uns leider
nicht vor, und wir können daher nicht entscheiden, ob M. vene-
zuelensis Sel.!) eine valide Form ist.
M. ralloides (im weiten Sinne) verbreitet sich über das ganze
Andengebiet von Caraccas (Venezuela) bis Nord-Bolivia.
8. Heleodytes nuchalis nuchalis (Cab.)
Campylorhynchus nuchalis Cabanis in: Arch. Naturg. 13, I, p. 206
(1847. — Venezuela); Sclater & Salvin, P. Z. 8. 1868, p. 626
(San Esteban).
No. 1—5. & d. San Esteban (400 ft.): 19, 21, 29. XII, 2.1. — Al.
71—73; e. 70—75; r. 18—184, mm.
No. 6—8. 2 9. Cumbre: 21.1. 10; San Esteban: 22. XII, 7. II. —
Al. 70, 71, 74 (J?); e. 72—74; r. 17—18 mm.
„Iris sulphur yellow; feet light grey; maxilla walnut, edges
whitish; mandible pinkish white“.
Diese Vögel haben in der Hauptsache rein aschgrauen Ober-
kopf mit scharf markierter, schwarzer Fleckung, nur der Hinter-
kopf ist sehr schwach bräunlich überlaufen; der Schnabel ist lang
und deutlich gebogen. Eine Serie von Ciudad Bolivar (Orinoco)
und aus dem Caura Tal unterscheidet sich durch wesentlich kür-
zeren, schwächeren Schnabel, mehr bräunlichgrauen Scheitel mit
undeutlicher, dunkler Fleckung, entschieden röstlich überlaufenen
Nacken, rahmbräunlichen Anflug auf Oberrücken und Flügeln,
sowie durch viel sparsamere, kleinere, schwärzliche Flecken auf
der Unterseite. Obwohl wir an der Verschiedenheit dieser beiden
Formen nicht zweifeln, wäre es voreilig, eine Trennung vor-
zunehmen, ehe festgestellt ist, auf welche derselben sich die
Namen (©. nuchalis und C.brevipennis ?) beziehen. Diese Frage
kann nur durch Untersuchung der Typen gelöst werden. Nach
Klages findet sich dieser Zaunkönig nicht über 500 Fuß Höhe, und
kommt in der eigentlichen Cumbre von Valencia nicht mehr vor.
1) Myiadestes venezuelensis Sclater, Ann. Mag. Nat. Hist. (2) XVII,
p. 468 (1856. — ‚in vie. urbis Caraccas, in Venezuela‘).
2) Campylorhynchus brevipennis Lawrence, Ann. Lyc. Nat. Hist.
VIII, p. 344 (Juni 1866. — Venezuela).
5. Heft
40 Hellmayr und Seilern:
9. Thryophilus albipeetus venezuelanus (Cab.)
[Thryothorus albipectus Cabanis in: Schomburgk, Reisen Brit.
Guiana III, p. 673 (1848. — Cayenne)].
Thryothorus venezuelanus Cabanis, Mus. Hein. I., p. 78 (1850. —
Venezuela).
T. leucotis (nec Lafresnaye) Sclater & Salvin, P.Z. S. 1868, p. 626
(San Esteban).
Note Zrad. Laß Quiguas; 24. II. — Al. 65; c. 48; r. 17mm.
No.2,3. 22 ad. Las Quiguas: 25, 29. I. — Al. 65 (SP), 60;
e. AI OA NELFT. 19150:
Wie bereits einer von uns !) auseinandergesetzt hat, steht
T.a. venezuelanus der columbischen Form T. a. bogotensis Hellm.
sehr nahe, unterscheidet sich aber durch die deutlich aschgrau
überlaufenen Halsseiten und die blasser ockerrostgelbe Unter-
seite, namentlich hellere Vorderbrust. Die Färbung der Ober-
seite ist hingegen variabel: zwei unserer Vögel weichen hierin
nicht von 7. a. albipectus (Cab.), aus Guiana und Venezuela (Caura)
ab, während der dritte völlig so dunkel rostbraun gefärbt ist wie
T. a. bogotensis.
T. a. venezuelanus ist bisher nur von den Nordabhängen der
Cumbre de Valencia, Gegend von San Esteban bekannt.
10. Thryophilus rufalbus eumanensis Chapm.
[Thriothorus rufalbus Lafresnaye, Rev. Zool. VIII, p. 337 (1845.
— „Mexico“; efr. Ridgway, Proc. Boston Soc. N. H. XXIII,
p. 386).]
Thryophilus rufalbus cumanensis Chapman, Auk XIV, p. 367
(1897. — Cumanacoa, N. O. Venezuela).
No. 1—7. $&& ad. Las Quiguas: 16,20.1l; San Esteban: 21, 24.
XII; Cumbre Chiquita: 17, 21, 22. XL — Al. 67—71;
c. 48—53; r. 17—18, (einmal) 19 mm.
No. 8, 9. @2 ad. Las Quiguas: 15. XII; Cumbre Chiquita: 2.
XII. — Al. 64-65; c. 48, 49; rostr. 16!/,, 17 mm.
„Iris brown, feet light grey, maxilla chocolate, mandible
horny white at base, slightly greyish at tip“.
Unsere Serie stimmt in jeder Hinsicht mit Exemplaren aus
der Gegend von Cumanä überein. Alle die zahlreichen, uns vor-
liegenden Bälge von der Nordküste Venezuelas unterscheiden sich
sehr auffallend von 7. r. castanonotus Ridgw.?), aus Chiriqui
ete. durch viel kürzeren Schnabel, matter zimmtrotbraune Ober-
teile, mehr bräunlichen Scheitel, viel undeutlichere, dunkle Striche-
lung der Ohrgegend, und besonders durch mattgraubräunliche
(statt lebhaft rötlichbraune) Körperseiten. Bogotä-bälge sind
denen aus Uentralamerika sehr ähnlich und ebenso langschnäbelig,
1) Cir. Nov. Zool. XIV, 1907, p. 3.
*2) Proc. Boston Soc. Nat. Hier, WOXTIE, p. 386, in text (1838, —
Nicaragua to Colombia; typus aus Angostura, Costa Rica, efr. Ridgway,
Bull. U. S. Mus., No. 50, II, p. 634).
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 41
haben aber viel dunkler rostrotbraunen Rücken, von dem sich der
dunkelbraune (Code des Couleurs No. 109) Oberkopf als deutliche
Kappe absetzt, und entschieden dunkler röstlichbraune Körper-
seiten.
DieNomenclatur unserer Form ist ziemlich verwickelt. Lichten-
stein’s Troglodytes cumanensis !) ist ein reines nomen nudum.
Auch scheint uns, daß Cabanis ?) diesen Namen nicht in Anwen-
dung zu bringen beabsichtigte, sondern lediglich als Manuskript-
bezeichnung zitierte. Erst Chapman (l. ce.) hob die geringe Schnabel-
länge der Vögel von N. O. Venezuela hervor, übersah jedoch die
anderen, viel auffallenderen Unterschiede. Unverständlich ist uns,
daß der Vogel aus Carthagena im Berliner Museum (7. cumanensis
Licht. Ms.) nach Cabanis’ Bemerkungen der Form des
venezuelanischen Küstengebiets zu gleichen scheint, während
Vögel aus Santa Marta nach Ridgway ®) zum zentralamerikanischen
castanonotus gehören sollen. Vielleicht stammt das Stück im Ber-
liner Museum gar nicht aus Carthagena, sondern vielmehr aus
Cumanä, worauf Lichtensteins Ms.name schon hinweist.
Die hellrückige Form, T. r. cumanensis, ist uns bisher nur vom
nordvenezuelanischen Küstengebiet (Cumana bis S. Esteban)
bekannt geworden.
11. Thryothorus mystacalis ruficaudatus Berl.
[Thryothorus mystacalis Sclater, Proc. Zool. Soc. Lond. 1860,
p. 64 (1860. — Pallatanga, W. Ecuador)].
Thryothorus ruficaudatus Berlepsch, Ibis (5) I, p. 491 (1883. —
„Pto. Cabello‘“, Venezuela).
No. 1. & ad. Cumbre: 8. X. 910. — Al. 71; e. 73; r. 18 mm.
No. 2—5. 2 2 ad. & imm.; Cumbre: 26. IX, 16, 21, 25. 1. — Al.
65—68; ce. 63—68; r. 16—17 mm.
No.6. 2 (?) juv. Cumbre: 28, IX. 910. — Al. 65; c. 67; r. 17 mm.
„Iris brown, with a trace of red; feet dull grey, slaty on skins;
maxilla black, edges whitish, mandible rich slate blue at base, paler
and more slate grey toward the tip“.
Von dieser seltenen Art war bisher, soviel wir wissen, ein ein-
ziges Exemplar, der Typus im Museum Berlepsch bekannt. Sie
ist sehr nahe verwandt mit T. m. mystacalis und zweifellos dessen
nordöstlicher Vertreter. Unsere Weibchen entsprechen den von
Berlepsch angegebenen Dimensionen, wogegen das d erheblich
längere Flügel und Schwanz besitzt.
Die Serie unterscheidet sich sehr auffallend von Bälgen
des T. m. mystacalis, aus West Ecuador, durch ungebänderte,
rostgelbbraune Unterschwanzdecken, einfarbig zimtroten Schwanz,
der nur schwache Spuren wasserzeichenartiger, dunkler Quer-
wellen aufweist, dunkler rostrote Außensäume der Schwingen,
1) Nomencl. Av. Mus. Berol. 1854, p. 34.
2) Journ. f. Ornith. VIII, 1860, p. 408.
®) Bull. U.S. Mus., No. 50, III, p. 833—4.
5. Heft
42 Hellmayr und Seilern:
lebhaft rahmgelb überlaufene Kehle, Gurgel, Maxillar- und Super-
ciliarstreifen (statt reinweiß) und rahmbräunliche (nicht trübasch-
grauliche) Brust. Schon der junge Vogel, dem noch der schwarze
Bartstreif und die schwarz-weiße Fleckung der Ohrgegend fehlt,
weicht durch die Färbung der Steuerfedern und Unterschwanz-
decken von dem entsprechenden Stadium des 7. m. mystacalis ab.
Gleichwohl können wir in T'. m. ruficaudatus nur eine gut aus-
geprägte Subspecies erblicken, denn der in den Anden von Merida,
W. Venezuela, heimische 7’. mystacalis consobrinus Mad.')
vermittelt in mancher Hinsicht den Übergang zur typischen Form.
Die Unterseite ist wie bei 7’. m. ruficaudatus gefärbt, nur daß der
rahmgelbliche Anflug der Kehle etwas weniger lebhaft erscheint;
aber die Unterschwanzdecken zeigen deutliche, wenn auch schmale,
dunkle Querbinden, die Steuerfedern sind breit und regelmäßig
schwarz gebändert, und Maxillar- sowie Superciliarstreifen sind
nahezu rein weiß: alles wie bei 7’. m. mystacalis, der indessen an der
schmutzigaschgraulichen Brust und dem viel dunkleren, ruß-
schwärzlichen Oberkopf kenntlich ist. Wir unterscheiden demnach:
a) T. mystacalis mystacalis Scl. West Ecuador (Pallatanga,
Rio Peripa, Chimbo, Cayandeled ete.).
b) T. mystacalis saltuensis (Bangs)?). West Colombia (San
Luis, Bitaco Tal; Santa Elena und Medellin, Antioguia;
Bogotä-coll.).
c) T. mystacalis consobrinus Mad. W. Venezuela: Anden von
Merida.
d) T. mystacalis ruficaudatus Berl. N. Venezuela: Cumbre
de Valencia.
NB. T. macrurus Allen?), der vielleicht auch in diese Gruppe
gehört, ist uns nicht bekannt.
12. Thryothorus rutilus rutilus Vieill.
Thryothorus rutilus Vieillot, Nouv. Diet. XXXIV, p. 55 (1819. —
„l’Amerique septentrionale‘, — errore! Trinidad sub-
stituiert als terra typica, auct. Hellm.); Sclater & Salvin,
P. Z. S. 1868, p. 626 (San Esteban).
No. 1—5. & dad. Las Quiguas; 26. I, 21, 25. II; Cumbre Chiquita:
2, 21. XII. — Al. 60—61; caud. 52—53; r. 16—17 mm.
No. 6. 2 ad. Cumbre Chiquita: 27. XI. — Al. 57, e. 51;
r. 16!/, mm.
1) Thryothorus consobrinus Madaräsz, Ann. Mus. Nat. Hung. I, p.
115 (1904. — Meride).
?) Pheugopedius mystacalis saltuensis Bangs, Proc. Biol. Soc. Wash.
XXIII, p. 74 (1910. — San Luis, Bitaco Tal, Cauca, W. Colombia). Zwei
uns vorliegende Vögel unterscheiden sich von typischen Ecuadorianern nur
unbedeutend durch kürzeren Schnabel und etwas reineres Grau auf
Oberkopf und Brust. Die Validität dieser Form bedarf noch weiterer
Bestätigung.
®) Thryothorus macrurus Allen, Bull. Amer. Mus. N. H. II, p. 137
(1889. — Bogotä).
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 43
Die Exemplare gleichen in jeder Hinsicht unserer Serie aus
Tobago und Cumanä, und haben ausnahmslos die Mitte von Brust
und Bauch weiß gefärbt. Bei einem Vogel aus Cumanä fehlt die
weiße Bauchmitte, diese Partie ist nur etwas heller rahmröstlich
als die Seiten; der Balg vermittelt also den Übergang zu T. r.
hyperythrus Salv. & Godm. aus Centralamerika. Die typische
Form verbreitet sich über die Nordküste Venezuelas von Ejido
(bei Merida) bis nach Cumanä, und die beiden Inseln Trinidad und
Tobago !).
13. Henicorhina leucophrys venezuelensis Hellm.
[Troglodytes leucophrys Tschudi, Arch. Naturg. 10, I, p. 282
(1844. — N.O. Peru, vgl. Faun. Peruan., Aves, p. 185)].
Henicorhina leucophrys venezuelensis Hellmayr, Journ. f. Orn.
LI, p. 530 (1903. — Bucarito bei Tocuyo, W. Venezuela).
Henicorhina leucosticta (errore) Sclater & Salvin, P. Z. S. 1868,
p. 166 (Caraccas).
No. 1—8. 4 d ad. & imm. Cumbr> de Valencia: 10, 18. XI, 4, 5,
13, 14, 24. I, 3. III. — Al. 55—58; ce. 25—29; r. 15 mm.
No. 9—12. 2 Q ad. Cumbre de Valencia: 6. XI, 13. I; Las Quiguas:
15. XII, 25. I. — Al. 53—55; c. 23—26; r. 13—15 mm.
„Iris brown, feet plumbeous, bill dark smoke grey“.
No. 13. 2 juv. Cumbre de Valencia: 26. IX. 10. — Al. 52; c. 26;
r. 13!/, mm.
Diese schöne Suite bestätigt die in der Originalbeschreibung
angegebenen Charaktere der Subspecies. Verglichen mit 7. 1.
guttata (Hartl.) aus Colombia (Bogotä) und der Gegend von M£rida,
weichen unsere Vögel ausnahmslos durch viel weniger ausgedehnten
und matter braunen Anflug der Körperseiten, und entschieden
hellere, mehr weißliche Färbung der Brust- und Bauchmitte ab.
Ferner ist die schwarze Sprenkelung der Kehle kaum durch einige
verloschene Striche angedeutet oder fehlt überhaupt ganz. Nur ein
Exemplar (No. 5116) nähert sich durch die mehr grauliche Brust
der westlichen Form, hat aber noch immer viel weniger röstliche
und mehr beschränkte Weichenfärbung.
Die Färbung des Oberkopfes ist individuell außerordentlich
variabel, bald ausgesprochen röstlichbraun (fast so lebhaft wie der
Rücken), bald rußschwarz, mit nur schwachem, olivenfarbigen
Anflug längs der Scheitelmitte. Da die ganze Serie aus einer und
derselben Jahreszeit stammt, kann über die individuelle Natur
dieser Verschiedenheit wohl kein Zweifel herrschen.
Der junge Vogel ist auf der Oberseite intensiv rostbraun, viel
dunkler als die alten, und die Zeichnungen auf Kopf- und Hals-
seiten sind verloschen und undeutlich.
H. 1. venezuelensis ist über das venezuelanische Küstengebirge
von Bucarito (Tocuyo) östlich bis Bermudez (Caripe bei Cumana)
3 1) Die Angabe „Demerara‘‘ (Cat. B. Brit. Mus. VI, p. 239) ist ohne
Zweifel irrtümlich,
5. Heft
44 Hellmayr und Seilern:
verbreitet. Das Pariser Museum besitzt einen Balg aus Caraccas
(Levraud coll.).
14. Mierocereulus squamulatus squamulatus Scl. & Salv.
Microcerculus squamulatus Sclater & Salvin, Proc. Zool. Soc. Lond.
1875, p. 37 (1875. — S. Cristobal, W. Venezuela); iidem,
l. c., p. 237 (San Cristobal).
Microcerculus pectoralis Robinson & Richmond, Proc. U. S. Mus.
XXIV, p. 178 (1901. — La Guaira, bei Caraccas, N. Vene-
zuela). :
No. 1—7. & d ad. Paso Hondo, S. Esteban (1700 F.): 9. XI; Las
Quiguas: 16, 18, 25. I, 20. II, 15, 17. XII. — Al. 63—66;
c. 22:/,—25; rostr. 18—19 mm.
No. 8—12. 2 2. Las Quiguas: 16. XI1.10, 29, 31. 1,5. I. — Al.
60—62; c. 20—23; r. 18—19 mm.
No. 13, 14. $& juv. Las Quiguas: 19. I; Cumbr> de Valencia:
30.1IX. — Al. 63; c. 23, 24; r. 18mm.
„Iris brown, feet dusky grey or dark smoky brown, bill
blackish, paler grey at base of mandible‘‘.
Diese große Serie setzt uns in den Stand nachzuweisen, daß
M. pectoralis mit M. squamulatus zusammenfällt. Die Färbung der
Oberseite variiert zwischen einem matten Olivenbraun, das nur auf
dem Bürzel etwas ins Röstliche zieht, und einem lebhaften Rost-
braun; und zwar finden sich beide Extreme sowohl im männlichen,
als im weiblichen Geschlechte. Im allgemeinen scheint es, daß
dieVögel im frischenKleide lebhafter und röstlicher, im abgetragenen
Gefieder matter und mehr oliv gefärbt sind. Auch die Unterseite
ist beträchtlicher Variation unterworfen. Die Kehle ist bald rein,
bald graulichweiß; die Federn der vorderen Partie sind manch-
mal einfarbig weiß, bisweilen aber tragen sie schmutziggrauliche
Randsäume, so daß die Vorderkehle verloschen geschuppt er-
scheint. Ferner ist die Entwicklung und Ausdehnung der schwärz-
lichen, zackigen Binden auf der Unterseite außerordentlich ver-
schieden. Bei einzelnen Exemplaren reicht die sehr regelmäßige
und dunkle Bänderung bis auf die Unterkehle hinauf, wogegen bei
anderen nur die Brust- und Vorderbauchmitte spärliche, schmale,
dunkelbraune Querbinden trägt; die Grundfarbe der Brustmitte
ist bald graulichweiß, bald schmutziggrau mit nur verein-
zelten, weißen Zickzackbinden. Die Weichen sind entweder
einfarbig röstlich olivbraun oder schmal schwärzlich querge-
wellt. Die großen Flügeldecken sind bald einfarbig braun,
bald zeigen sie winzige, weißliche, dunkel umrandete Spitzen-
fleckchen. Die Weibchen unterscheiden sich nur durch ge-
ringere Größe.
Junge Vögel charakterisieren sich durch dunkle Federsäume
der Oberseite und schmutzigbraune, zerrissene und undeutliche
Zackenbinden auf Brust und Bauch.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 45
M. s. squamulatus ist bisher nur als Bewohner der Bergketten
des westlichen Venezuela (von La Guaira bis San Cristobal in
Tachira) bekannt!).
M.s.taeniatus Salv.?), aus Südwest Ecuador, ist eine schwach
differenzierte Subspecies und unterscheidet sich nur durch etwas
kürzere Flügel; entschieden dunkler rostbraune Oberseite, was
namentlich auf Rücken und Bürzel auffällt; durch reinweiße
(nicht grauliche) Grundfarbe von Gurgel und Brust; breitere (und
infolge des reineren Grundes schärfer abgehobene) schwärzlich-
braune Binden auf der Unterseite; endlich durch dunkler rostbraune
Weichen und Unterschwanzdecken. Wir untersuchten zwei Exem-
plare dieser Form: den Typus aus Balzar im Brit. Museum und ein
d ad. aus Chimbo, in Graf Berlepsch’s Sammlung. Sie messen:
al. 59; caud. 21, 22; rostr. 20 mm.
15. Rhodinoeichla rosea rosea (Less.)
Furnarius roseus Lesson, Illustr. Zool. tab. 5 (1831 ( ?). — „du Bre-
sil, et du district peu connu de San-Jose‘‘ — errore! Wir
substituieren N. Venezuela als terra typica).
Rhodinocichla rosea Sclater & Salvin, P. Z. S. 1868, p. 626 (San
Esteban).
No.1,2. $ dad. San Esteban: 14. XII. — Al. 81, 83; c. 82, 85;
r. 19mm [Museum München].
„lris seal-brown, feet dirty grey, toes reddish, maxilla black,
with ivory cutting-edges, mandible light blue grey.“
In der Färbung gleich Bogota-Bälgen, nur kleiner und mit
kürzerem Schnabel. R.r. rosea bewohnt die nordwestlichen Teile
von Venezuela ‚(Caraccas, S. Esteban) und findet sich auch häufig
in Bogotä-Sammlungen. Im südlichen Central-Amerika wird sie
durch die dunklere R. rosea eximia Ridgw. vertreten.
16. Helminthophila peregrina (Wilson).
No.1. 2 ad. Las Quiguas: 22. II. 1910. [Mus. Seilern].
Dieser nordamerikanische Brutvogel überwintert zahlreich
in Venezuela und Colombia. Das Münchener Museum besitzt Exem-
plare aus Merida, Cumanä, Bogotä etc.
17. Mniotilta varia (Linn.)
No. 1. Jad. San Esteban, 12. XI. 09. [Mus. Seilern].
Auch diese nordamerikanische Art besucht regelmäßig im
Winter die nördlichen Landstriche von Südamerika.
1) Möglicherweise gehört auch hierher der auf ein einziges Weibchen
begründete M. corrasus Bangs (Proc. N. E. Zoöl. Cl. III, 1902, p. 87. —
Chirua, Santa Marta, Colombia). Indessen gibt Mr.Bangs erheblich geringere
Maße an: al. 55; c. 19), mm
2) Microcereulus taemiatus Salvin, Ibis (4) V, p. 130, tab. III, fig. 2
(1881. — Balzar, S. W. Ecuador); Berlepsch & Taczanowski, P. Z. S. 1883,
p- 539 (Chimbo, S. W. Ecuador).
5. Heft
46 Hellmayr und Seilern:
18. Compsothlypis pitiayumi pitiayumi (Vieill.)
Sylvia pitiayumi Vieillot, Nouv. Diet. XI, p. 276 (1817. — ex
Azara: Paraguay).
Parula pitiayumi Sclater & Salvin, P. Z. S. 1868, p. 627 (San
Esteban).
No. 1—3. $ d ad. Las Quiguas: 5, 22, 24. II. 10. — Al. 51—53;
c. 33—41; r. 9—10 mm.
No. 4—7. 22. Las Quiguas: 22 (bis), 26. II.; Cumbre Chiquita:
31. XII. 09. — Al. 46—50; c. 35—39; r. 9—10 mm.
Diese Exemplare sowie eine Serie aus anderen Teilen von Vene-
zuela (Merida, Cumanä) unterscheiden sich in der Färbung durch-
aus nicht von Stücken aus Paraguay und Südbrasilien, sind aber
wohl durchschnittlich etwas kleiner. Die zwei weißen Flügelbinden
sind stets gut ausgebildet.
Berlepsch und Hartert!)| haben bereits die unzutreffenden
Bemerkungen Sharpe’s richtig gestellt.
19. Dendroica striata (Forster).
No. 1. & (im Winterkleid) San Esteban: 12.X.09. [Mus. Seilern].
Dieser nordamerikanische Zugvogel erscheint im Winter
häufig in Venezuela, Colombia und den Nachbarstaaten.
Der von Klages eingesandte Vogel ist ein $ im Winterkleid.
20. Dendroica caerulea (Wilson).
No.1. dad. Las Quiguas: 22. II. 10. — Al. 68; c. 46; r. 11 mm.
„Iris seal brown, feet light slate grey, maxilla black with
whitish edges, mandible dull pearl grey, with whitish tip“.
Nicht selten als Wintervogel im nördlichen Südamerika.
21. Oporornis agilis (Wilson).
Sylvia agilis Wilson, Amer. Ornith. V, p. 64, tab. 39, fig. 4 (1812. —
Connecticut; Pennsylvania, near Philadelphia).
„Iris brown, feet pale brown, soles of toes whitish, bill deep
brown, lower mandible whitish‘“.
Ein schönes; altes & im Winterkleid: die schiefergraue Grund-
farbe des Oberkopfes ist durch olivbräunliche Federspitzen ver-
deckt, ebenso tragen einzelne Federn der Bartgegend und der
Unterkehle schmale, blaßbräunliche Säume. Das Augenlid ist
reinweiß und bildet einen deutlichen, hellen Ring ums Auge,
die Brust--und Bauchseiten sind stark olivgrünlich überlaufen.
Von ©. philadelphia unterscheidet sich der Vogel durch viel längere
Flügel, die Proportionen der äußeren Handschwingen ?), den
weißen Augenring etc. etc.
1) Nov. Zool. IX, 1902, p. 10.
2) Bei O. agilis sind bekanntlich die zwei äußersten Handschwingen
nahezu gleich lang und überragen die vierte Schwinge um gut 5—6 mm,
wogegen bei O. philadelphia die 2. und 3. die Spitze bilden, und die gleich-
langen 1. und 4. Schwinge nur um etwa 1!/);,mm kürzer sind. Durch ein
Versehen sind diese Unterschiede zwischen den beiden Arten in Ridgway‘s
großem Werke (Bull. U. S. Mus., No. 50, pt. II, 1902, p. 622), im Schlüssel
verwechselt worden.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 47
Soviel uns bekannt, ist dies der vierte Nachweis der seltenen
Art für Südamerika. Der erste Vogel ‚ein altes 9, wurde von G.
Garlepp bei Tonantins, am Nordufer des Rio Solimoens, N. Brazil,
am 9. April 1884 erlegt (!). W. W. Smith erbeutete ein Exemplar
am 22. Oktober 1899 bei Bonda, Santa Marta Distriet, Colombia
(2), und einer von uns berichtete über ein am 16. November 1907
bei Allianca am Rio Madeira, Brazil, gesammeltes jüngeres & (°).
Das von S.M. Klages erbeutete Belegstück befindet sich in
der Sammlung des Münchener Museums (Cat. No. 11. 1245).
22. Basileuterus flaveolus (Baird).
Myiothlypis flaveolus Baird, Rev. Americ. Birds I, p. 252, Fußnote
(1865. — Paraguay, Capt. Page coll.).
Basileuterus flaveolus Hellmayr. Nov. Zool. XV, p. 19 (Mt. Buca-
rito, Tocuyo, N. W. Venezuela).
No.1. & ad. Las Quiguas, 28. XII. 10. — Al. 70; c. 64; rostr.
11mm [Museum München].
Das einzige von Klages erbeutete Exemplar ist ein schönes
altes $, das sich in keiner Hinsicht von Stücken aus Mattogrosso
unterscheidet. Die Oberseite ist vielleicht eine Nuance reiner grün,
und der olivgrüne Anflug an den Brustseiten ein wenig dunkler.
Wie bei brasilianischen Stücken zieht vom Nasenloch bis hinter das
Auge ein breiter, hochgelber Supercilarstreif. Der Unterschnabel
ist blaßbraun, nur an der Spitze etwas dunkler.
B. luteoviridis (Bonap.), aus Bogotä etc. unterscheidet sich
leicht durch viel düsterer olivgrünen Rücken, kürzeren Schnabel
mit schwärzlichbraunem Unterkiefer etc.
B. flaveolus ist im Inneren von Brasilien durchaus nicht selten.
Für Venezuela wurde er zuerst von Robinson (*) nachgewiesen,
der ein Exemplar bei La Guaira erlegte.
23. Basileuterus tristriatus meridanus Sharpe.
[Myiodioctes tristriatus Tschudi in: Arch. Naturg. 10, I. p. 283
(1844. — Peru).]
Basileuterus meridanus Sharpe, Cat. B. Brit. Mus. X, p. 387 (1885.
— Merida, Venezuela).
No. 1—7. & d. Cumbre de Valencia: 19, 21. I, 24. XII, 1,2. X.,
3. III; San Esteban: 14. XII. — Al. 58—63; ce. 53—57; r.
10—11 mm.
No. 8—9. 2 9. Cumbre: 26, 29. IX, 12. I. — Al. 56—58; ce. 52
—55; r. 10—11 mm.
Die Vögel sind absolut identisch mit topotypischen Stücken
aus Merida. Diese Form unterscheidet sich von B. t. tristriatus,
aus Colombia, Ecuador ete. durch den Mangel des schwärzlichen
1) Berlepsch, Journ. f. Orn. 1889, p. 98: Oporornis agılıs.
2) Allen, Bull. Amer. Mus. XIII, 1900, p. 177: Geothlypis agelis.
?) Hellmayr, Nov. Zool. XVII, p. 264.
4) Proc. "UNS. Mus! XAIV, 1301, Pp.’ 177.
5. Heft
48 Hellmayr und Seilern:
Anteocularstreifens und des schwarzen Öhrflecks, der höchstens
durch einen schmalen dunklen Streifen am Oberrande der Ohr-
gegend angedeutet ist.
Ohne Rücksicht auf das Geschlecht ist die Färbung des me-
dianen Scheitelstreifens beträchtlicher, individueller Variation
unterworfen. Bei der Mehrzahl der Bälge ist er ockergelblich,
tiefer und lebhafter in der vorderen Partie, mehr oder weniger
verdeckt durch die olivenfarbigen Federspitzen auf dem Hinterkopf,
doch variirt das Ockergelb an Intensität bei den einzelnen In-
dividuen; ein Vogel hat viel blasseren, einfarbig blaßgelbgraulichen
Streifen. Die schwarzen Kopfseiten sind im allgemeinen matter und
schmaler als bei B. t. tristriatus, einzelne Bälge sind jedoch hierin
nicht zu unterscheiden.
B. t. meridanus verbreitet sich über die Gebirgsketten des
nördlichen Venezuela von Merida bis Cumana im Osten. Das Tring
Museum erhielt ein Pärchen aus Caripe, Provinz Cumanä, durch
Mocquerys.
"24. Setophaga rutieilla (Linn.)
No.1, 2. $ Q ad. Las Quiguas: 16, 25. II. 910. Coll. No. 2001,
2026 [Museum Seilern].
„Iris dusky brown, feet wood brown, bill walnut brown, man-
dible horny grey, tipped with brown“.
Häufig im Winter im nördlichen Südamerika.
25. Setophaga verticalis pallidiventris Chapm.
[Setophaga verticalis Lafresnaye & D’Orbigny, Syn. Av. I. in: Mag.
Zool. cl. II, 1837, p. 50 (1837. — Ayupaya, rep. Boliviana)].
Setophaga verticalis pallidiventris Chapman, Bull. Amer. Mus.
N. Y. XII, p. 153 (1899. — Quebrada Secca, Cumana, N.O.
Venezuela).
S. verticalis (nec Lafr. & D’Orb.) Sclater & Salvin, P. Z. S. 1868,
p. 166 (Caripe, Caraccas).
No. 1—4. && ad. Cumbre de Valencia: 5.1, 1, 3, 4. III. — Al.
62—64; c. 61—63; r. 10—11 mm.
No.5. & juv. Cumbre: 3. III. — Al. 60; c. 57; r. 10!/, mm.
No. 6-9. 2 Q ad. Cumbre: 25. XI, 17. XII (bis), 28. 1I. — Al.
57—6b1; ce. 57—60; r. 10 mm.
Nach Vergleich der großen Serie im Münchener Museum,
welche nahezu dreißig Exemplare aus verschiedenen Ländern
des westlichen Südamerika umfaßt, scheint es schwierig, die Tren-
nung zwischen $. v. verticalis und S. v. pallidiventris aufrecht zu
erhalten. Im Allgemeinen läßt sich nicht leugnen, daß die Vögel
aus Cumand und von der Cumbre kleinere Dimensionen und heller
gelbe Unterseite haben als die Bewohner der Anden von Merida,
Colombia, Ecuador und Peru. Indessen zeigt unsere Suite von
zwölf Stück aus Merida außerordentliche Verschiedenheit im Tone
der Unterseite; bei fünf alten d & ist sie tief (orange) gelb [etwa
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 49
No. 161 des Code des couleurs] und ganz erheblich dunkler als bei
den Bälgen von der venezuelanischen Nordküste; dann folgen meh-
rere Exemplare, die auf der Vorderbrust noch einen orangegelblichen
Anflug zeigen, und das Ende der Reihe bilden zwei Vögel, die
ebenso blaßgelb gefärbt sind wie typ. pallidiventris aus Cumanä.
Wenn die beiden Formen dennoch zu trennen sind, müssen die
Cumbre-Vögel zu S. v. pallidiventris gerechnet werden. Die Unter-
scheidung wird jedoch durch den Umstand kompliziert, daß sich
kleine, blaßbäuchige Individuen gelegentlich auch in Südperu
und Ecuador finden, obwohl die Majorität der dortigen
Brutvögel entschieden größere Dimensionen (al. 63—67 mm)
aufweist und auf dem Unterkörper viel dunkler gelb gefärbt ist.
Bälge vom Roraima, Britisch Guiana, konnten wir nicht unter-
suche. Die Frage der geographischen Rassen der verticalis-
Gruppe wird sich nur an der Hand eines sehr umfangreichen
Vergleichsmaterials aus dem ganzen Verbreitungsgebiet lösen
lassen.
26. Pachysylvia aurantiifrons saturata Hellm.
[Hylophilus aurantiifrons Lawrence, Ann. Lyc. Nat. Hist. VII,
p. 324 (Juni 1861. — Lion Hill, Panama).]
Pachysylvia aurantiifrons saturata Hellmayr, Nov. Zool. XIII
p. 12 (1906. — San Antonio, Cumana, N. O. Venezuela).
Hylophilus hypoxanthus (nec Pelzeln) Sclater & Salvin, P. Z. S.
1868, p. 627, 629 (San Esteban); Phelps, Auk XIV, 1897,
p. 364 (Cumanäa, S. Antonio, Guanaguana, N. O. Venezuela).
No. 1. ad. Las Quiguas: 13. XII. — Al. 57; c. 47; r. 13'/, mm.
No. 2—4. 9 2. Las Quiguas: 16. XII, 22. II; Cumbre Chiquita:
21. XII. — Al. 55—57; c. 43—46; rostr. 121/),—13 mm.
„Iris brown, feet slate, maxilla dark smoke grey, mandible
horny white“.
Diese Vögel stimmen mit unserer Serie aus N. O. Venezuela
(Cumana, Yacua) und Trinidad überein. Alle zeigen einen mehr
oder minder ausgesprochenen, rahmgelben oder röstlichen Anflug
auf dem Vorderhals.
P..a. saturata verbreitet sich von Trinidad über die Nordküste
von Venezuela bis in die Gegend von Puerto Cabello.
Die typische Form, P. a. aurantirfrons (Lawr.), aus Panama
und Santa Marta, weicht durch den Mangel des röstlichen An-
fluges auf dem Vorderhals, kaum angedeuteten gelblichen Stirn-
rand und durch blasseren, gelblichweißen Unterkörper ab. Wir
untersuchten ein von Boucard gesammeltes Stück aus Panama
im Pariser Museum, und ein dem Ungarischen National-Museum
in Budapest gehöriges $ ad. aus Santa Marta.
27. Vireo josephae josephae Scl.
Vireo josephae Scelater, Proc. Zool. Soc. Lond. XXVII, p. 137,
tab. 154 (1859. — Pallatanga, W. Ecuador).
Archiv für Naturgeschichte
1912. A. 5. 4 5. Heft
50 Hellmayr und Seilern:
No. 1. 2 ad. Cumbre de Valencia: 2. III. — Al. 66; c. 47;r. 11mm
[Museum München).
Unterscheidet sich in keiner Weise von Stücken aus Colombia,
Süd-Peru etc.
28. Cyelarhis gujanensis flavipeetus Scl.
[Tanagra gujanensis Gmelin, Syst. Nat. 1, II, p. 893 (1789. —
ex Buffon: ‚„Guyane‘‘).]
Ciyclorhis flavipectus Scelater, Proc. Zool. Soc. XX VI, 1858, p. 448
1859. — ‚‚in ins. Trinit., Venezuela; et rep. Nov. Grenad.‘“ —
Als terra typica fixieren wir Trinidad‘“!); Selater u. Salvin,
P. Z. S. 1868, p. 627 (San Esteban).
No. 1—4. 4 J ad. Las Quiguas: 19, 21, 22, 23. II. — Al. 69—73;
c. 55—59; r. 16—18 mm.
No. 5—7. 2 2 ad. Las Quiguas: 19, 24. II, 20. XII. — Al. 68— 72;
c. 52—59; r. 16—18 mm.
No.8. J jr. Las Quiguas: 21. II. 10. — Al. 71; e. 51; r. 16 mm.
In der mattgelben Nuance der Brust stimmen die Vögel mit
unserer Serie :aus Trinidad, Cumana und dem Orinoko-Gebiet
überein, wogegen Stücke aus Santa Marta und Bogotä entschieden
tiefer und reiner gelb gefärbt sind. Auf der Oberseite sind die Cum-
bre-Exemplare durchschnittlich matter grün, allein mehrere
Exemplare haben ebenso lebhaft grünen Rücken wie Bälge von
mehr östlichen Lokalitäten.
C. g. flavipectus verbreitet sich von Trinidad über ganz Vene-
zuela nördlich vom Orinoko, westwärts bis nach Tocuyo, woher
das Tring-Museum zwei Exemplare durch Mocquerys erhielt. In
Colombia wird sie durch C. g. canticus Bangs ?) vertreten.
29. Dacnis cayana cayana (Linn.).
Motacilla cayana Linnaeus, Syst. Nat. 12, I, p. 336 (1766. —
„Mexico“, errore; Cayenne (ex Brisson) fixiert als terra
typica).
No. 1—8. $& ad. Las Quiguas: 4. II; Cumbre Chiquita: 17, 21,
27,29. XI, 13, 21. XII. — Al. 62—65; ce. 44—48; r. 12—13 mm.
No. 9—11. 2 2 ad. San Esteban: 12. XI, Las Quiguas: 3. II,
13. XII. — Al. 59—62; c. 42—45; r. 12!/, mm.
„lris cherry red, feet light brown, maxilla blackish, mandible
smoky grey, paler at base and below“.
Diese Vögel stimmen in Größe und Färbung vollständig mit
Stücken aus Cayenne, Caura, Parä etc. überein.
1) Obwohl Dr. Sclater in der Originalbeschreibung C. g. flavipectus
und ©. g. canticus Bangs zusammenfaßte, ist die Bezeichnung flavipectus
auf die östliche Form, die Trinidad und Venezuela bewohnt, zu beschränken,
weil die lebhafter gefärbten Bewohner von Colombia später von Bangs mit
_ einem besonderen Namen belegt wurden.
2) C'yclarhis flavipectus canticus Bangs, Proc. Biol. Soc. Wash. XI,
p. 142 (1898. — Santa Marta).
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 51
30. Dacnis leucogenys Lafr.
Dacnis leucogenys Lafresnaye, Rev. Mag. Zool. (2) IV, p. 470
(1852. — ‚in Colombia‘‘); Cassin, Proc. Acad. N. Sci. Philad.
1864, p. 270 (,Venezuela‘“).
No. 1—2. & d ad. Cumbre Chiquita: 28. XII; Las Quiguas: 25.1.
— Al. 52; caud. 35—36; r. 9—9'/, mm.
No.3, 4. @ 2 ad. Las Quiguas: 21. II, 15. XII. — Al. 48, 50;
c. 31, 32; r. 9 mm.
„Iris brown, feet dark slate grey; maxilla black, pale grey
at gape; mandible greyish white, tipped with black“.
Die Männchen gleichen in Größe und Färbung mehreren
Bogotä-Bälgen im Münchener Museum. Beide Weibchen zeigen
einen deutlichen, hellzimtröstlichen Anflug auf den Unterschwanz-
decken, der unserem Bogotä-stück fehlt.
Soviel uns bekannt, dürfte dies der erste sichere Nachweis
der Art für Venezuela sein. Cassin führte zwar ein $ aus ‚Vene-
zuela‘“ auf, allein in dieser allgemeinen Fassung, ohne genaueren
Fundort, hat die Angabe nicht viel Wert.
D. leucogenys war bisher nur aus Bogota-Sammlungen be-
kannt.
31. Chlorophanes spiza spiza (Linn.)
Motacilla spiza Linnaeus, Syst. Nat. X, p. 188 (1758. — ex Edwards:
Surinam; excl. var. ß).
No. 1—14. $& ad. San Esteban Tal: 13. XI. 09; Cumbre
Chiguita: 22. XI (bis) 13. XII; Las Quiguas: 3, 6, 9, 10, 15. Il.
— Al. 70—74; e. 48—52; r. 14—15 mm.
No. 15, 16. && jr. Cumbre de Chiquita: 24, 27. XI.
No. 17—22. 229. San Esteban Tal: 12. XI; Cumbre Chiguita:
15, 22, 24. XI. — Al. 66—68; c. 46—49; r. 14%—151,mm.
In Größe und Färbung völlig gleich Stücken aus Cayenne
und dem östlichen Venezuela. C. spiza caerulescens Cass. !) aus
Oberamazonia (Colombia, Ost-Ecuador, Peru etc.) hat längeren
Schnabel und ist ober- und unterseits viel mehr bläulich überlaufen.
C. s. spiza verbreitet sich von dem Mündungsgebiet des Amazonas
(Parä-Distrikt) und Cayenne westwärts bis ins nordwestliche
Brasilien (Rio Negro) und westliche Venezuela (Cumbre von Va-
lencia, oberer Orinoko).
32. Cyanerpes ceyanea eximia (Cab.)
[Certhia cyanea Linnaeus, Syst. Nat. 12, I, p. 188 (1766. — ex
Edwards, Brisson ete. — Surinam (ex Edwards) angenommen
als terra typica).]
Arbelorhina eximia Cabanis, Mus. Hein. I., p. 96 (1850. — Porto
Cabello).
Coereba cyanea Sclater & Salvin, P. Z.S. 1868, p. 627 (San Esteban).
1) Proc. Acad. N. Sci. Philad. 1864, Nov., p. 268 (Yuracarös, Bolivia).
4* 5. Heft
52 Hellmayr und Seilern:
No. 1. Jad. Cumbre Chiquita: 22. XI. — Al. 65%; ; c. 40;r. 20 mm.
No. 2. & juv. Cumbre Chiquita: 21. XI. 09. —
„Iris dusky, feet bright poppy red, bill black“.
Diese Vögel gehören zu der langschnäbeligen Form, welche
die ganze Nordküste Venezuelas (von Cumanä bis Ejido, Merida)
bewohnt. Kennzeichen und Verbreitung hat einer von uns (Hell-
mayr) in Nov. Zool. XIII, p. 9—10 erörtert, wo auch die Gründe
für die Wahl des Subspecies-Namens eximia angegeben sind.
33. Cyanerpes caerulea caerulea (Linn.)
Certhia caerulea Linnaeus, Syst. Nat. X, p. 118 (1758. — ex Ed-
wards: Surinam).
No. 1—9. $ & ad. Las Quiguas: 4, 6, 7, 8, 10. II, 2. III; Cumbre
Chiquita: 20, 23. XI. — Al. 56—59; e. 28—31; r. 19—20 mm.
No. 10. & juv. Cumbre Chiquita: 28. XI. Coll. No. 809.
No. 11—15. 2 Q ad. Cumbre Chiquita: 23. XI; San Esteban Tal:
12. XI; Las Quiguas: 4, 10, 21. II. — Al. 55—57; c. 27—29;
r. 171%—19 mm.
„Iris dusky, feet sulphur yellow ( $), apple-green ( 9), bill
black“.
Die Vögel der Cumbre haben durchschnittlich etwas längere
Schnäbel als Bälge aus Cayenne, Cumana, Orinoco-Delta (Guanoco)
ete., allein die Differenz ist sehr unbedeutend und zu wenig konstant,
um daraufhin eine besondere Form zu gründen. Gegebenenfalls
käme die Bezeichnung longirostris Cab. !) in Betracht. Die
Fundortsangabe ,‚‚Caraccas“, deren Richtigkeit Hellmayr ?)
seinerzeit bezweifelte, dürfte vielleicht doch zuverlässig s in.
Die gleichfalls von ‚Porto Cabello‘‘ beschriebene, kurzschnäbelige
4A. brevirostris Cab. 3) wissen wir nicht zu deuten. Die Unter-
suchung des Typus allein kann Klarheit schaffen.
C. c. caerulea verbreitet sich vom Mündungsgebiet des Ama-
zonas (Parä), Cayenne, und Guiana längs der Nordküste Venezuelas
bis zur Cumbre von Valencia. Weiter im Westen, z. B. in der Um-
gebung von Merida, wird sie von der nahe verwandten ©. c. micror-
hyncha (Berl.) vertreten. Vgl. die Übersicht in Nov. Zool. XIII,
p. 89:
34. Coereba luteola luteola (Cab.)
Certhiola luteola Cabanis, Mus. Hein. I, p. 96 (1850. — ‚Porto
Cabello ?‘).
No.1. 2 ad. Las Quiguas: 17. XII. — Al. 50; c. 29; r. 10% mm.
[Mus. Seilern.]
Dieser Vogel stimmt in jeder Hinsicht mit unserer großen
Suite aus Cumanä, Cariaco und Trinidad überein. Der Oberrücken
1) Arbelorhina longvrostristris (err. typogr.) Cabanis, Mus. Hein. I,
p. 96 (1850. — Caraccas).
2) Nov. Zool. XIII, p. 8.
®) Mus. Hein. I, p. %.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 53
ist ebenso schwärzlich rußgrau, nur wenig matter als der Schei-
tel. Zwischen Stücken von Trinidad und dem venezuelanischen
Festland besteht nicht der geringste Unterschied. Die Ausführungen
Lowe’s !) sind gänzlich verworren und irreführend, da er & ä von
Trinidad mit 2 2 vom Festland (Cariaco) vergleicht, woraus sich
die behauptete Größendifferenz ohne weiteres erklärt. Die an-
geblichen Färbungsunterschiede werden durch unsere große Serie
keineswegs bestätigt, und dürften auf das abgeriebene Kleid der
verglichenen Margarita-Vögel zurückzuführen sein. Coereba trinita-
tis Lowe wird somit ein Synonym von ©. !. luteola.
C©.1. luteola ist über das nördliche Venezuela (Küstendistrikt
von Puerto Cabello bis Cumanä, Orinoko-Gebiet), Trinidad und
Tobago verbreitet.
[Exemplare von verschiedenen Fundorten zeigen folgende
Dimensionen:
Zwei $ d ad.aus Guiria, Venezuela. Al. 56; c. 35, 36 mm.
Ein $ ad. aus Cumanä. Al. 59; ec. 36 mm.
Zwei @ Q ad. aus Cumanäa. Al. 52—54; c. 32—34 mm.
Ein $ ad. aus Guiria. Al. 53; ec. 32 mm.
Vier & ad. aus Trinidad (Icacos, Port of Spain). Al.
57—61; 34—37 mm.
Zwei 2? 2 ad. aus Trinidad (Santa Cruz). Al. 52, 53; ce.
30, 32 mm.]
35. Euphonia xanthogaster exsul Berl.
[Zuphone zanthogaster Sundevall, Vetanskaps. Akad. Handl. 1833,
p. 310, tab. 10, fig. 1, deser. orig. & ad. (1834. — ‚Bra-
silien‘“).]
Euphonia ruficeps exsul Berlepsch, Verhandl. V. Ornith. Kongr.
Berlin, p. 1017 (März 1912. — 8. Esteban).
E. zanthogastra (errore) Sclater & Salvin, P. Z. S. 1868, p. 627
(Venezuela).
E. ruficeps ((nec Lafr. & D’Orb.) Sclater, Cat. B. Brit. Mus.
XI, p. 68 (San Esteban).
No. 1—4. $ dad. San Esteban: 18. X; Las Quiguas: 13. XII,
1. II. — Al. 64-68; c. 37—39; r. 8—9 mm.
No. 5—9. 22 ad. Las Quiguas: 13, 15, 21. XII; Cumbre de
Valeneia; 1. X. — Al. 61—62; ec. 33—35; r. 8—9 mm.
„Iris brown, feet dark grey, maxilla black, mandible dull
slate, tipped with black“.
Dank der Liebenswürdigkeit unseres Freundes Graf Ber-
lepsch konnten wir eine Serie von zehn Exemplaren der typischen
E. x. ruficeps Lafr. & Orb. ?) aus Bolivia und zwei weitere alte
d & aus San Esteban (Starke coll.) untersuchen. Beim Vergleich
) Ibis, 1907, p. 566.
2) Euphonia ruficeps Lafresnaye et D’Orbigny, Syn. Av.I in: Mag.
Zool., el. II, p. 30 (1837. — Yuracares, Bolivia).
5. Heft
54 Hellmayr und Seilern:
der Suiten ergibt sich, daß die $ $ aus Venezuela durch entschieden
helleres Zimtrotbraun des Vorderkopfes abweichen. Im Allge-
meinen treten ferner die blauschwarzen Flecken im hinteren Teile
der Kopfplatte weniger deutlich hervor. Zwischen den Weibchen
aus Venezuela und Bolivia sind dagegen keinerlei Unterschiede
festzustellen. Obwohl die genannten Abweichungen ziemlich ge-
ringfügig sind, ist nicht zu leugnen, daß sie ausgesprochen lokaler
Natur sind, die Abtrennung der Form exsul erscheint uns daher
durchaus gerechtfertigt.
Dennochsehen wir unsgenötigt,vonder Nomenklatur Berlepsch’s
abzuweichen, da beide ruficeps-Formen ohne Zweifel geographische
Vertreter der E. zanthogaster-Gruppe darstellen. Unsere Auf-
fassung findet eine weitere Stütze in der Tatsache, daß die in den
Bergen von Marcapata, S. O. Peru, vorkommende E. x. brunnei-
/rons Chapm. !) sowohl in der Nuance der Kopfplatte als in der
stark orangebräunlich überlaufenen Unterseite den Übergang zur
bolivianischen E. x. ruficeps vermittelt.
E. x. exsul verbreitet sich über die Nordküste Venezuelas
von Cumanä (ein ä ad. aus Caripe im Tring Museum) bis Tocuyo
(mehrere Exemplare vom Berg Bucarito durch Mocquerys in Tring).
36. Chlorophonia frontalis frontalis (Scl.)
Euphonia frontalis Sclater, Contrib. to Ornith. 1851, pt. 3, p. 89
(Juli 1851. —_ ‚Eeuador“, errore ! — Wirsubstituieren Caraocaa.
N. Venezuela, als terra typica).
No. 1—5. dd ad. Cumbre de Valencia: 16. XII, 7, 14, 31. I;
Las Quiguas: 12. X. — Al. 63—65; c. 36—38; r. 8—9 mm.
No. 6—9. 22. Las Quiguas: 9, 22. II; Cumbre de Valencia:
30. XII. — Al. 60—63; c. 33%,—35; r. 8mm.
Diese Exemplare gleichen in Größe und Färbung unserer
großen Serie aus den Anden von Cumanä ?) mit der einzigen
Ausnahme, daß bei einigen $d die gelbe Stirnbinde etwas
breiter ist. Das Grün des Mantels ist nur unbedeutend dunkler,
als der Scheitel. Wie bei den verwandten Arten fehlt dem 2 der
blaue Bürzel, die blaue Nackenbinde ist schmaler und weniger
lebhaft, die Unterseite matt olivgelb mit grünlichem Anflug,
besonders auf den Seiten, und die gelbe Stirnbinde ist nur schwach
angedeutet.
C. f. frontalis verbreitet sich über die gebirgige Nordküste
Venezuelas von Cumanä bis Puerto Cabello. In der Sierra Nevada
de Santa Marta, N. Colombia, wird sie durch die uns unbekannte
C. f. psittacina Bangs 3) vertreten.
1) Bull. Amer. Mus. N.H. XIV, p. 226 (1901. — Inca Mine, Marcapata,
S.0. Peru.).
2) Vier d ad. aus Cumanä messen: al. 62—64, c. 36—37 mm; vier
2 Pad.: al. 59—62; c. 33—35 mm.
®) Proc. New Engl. Zoöl. Cl. III, p. 88 (1902. — La Concepeion, Santa
Marta, Colombie).
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 55
37. Tangara guttata guttata (Cab.)
Callispiza guttata Cabanis, Mus. Hein. I p. 26 (1850. — Roraima,
Brit. Guiana).
Calliste guttata Sclater & Salvin, P. Z. S. 1868, p. 627 (Caraccas);
iidem, 1. c. p .237 (San Cristobal, Tachira); Sclater, Cat. B.
Brit. Mus. XI, p. 105 (Puerto Cabello, Caraccas, San Cristobal).
No. 1—12. & d ad. et imm. Cumbre de Valencia: 11, 13, 15, 20. I;
Las Quiguas: 26, 31. I; Cumbre Chiquita: 13, 15.0 XE)r13
(bis), 21. XII. — Al. 68—72; ce. 48—53; r. 10—11%, mm.
No. 13—20. 2 Q ad. Cumbre de Valencia: 20. I; Las Quiguas:
20. XII, 25. 26. I, 5. II; Cumbre Chiquita: 19. XI, 13. XII. —
Al. 65—68; c. 47—50; r. 10—11 mm.
Die geographische Variation dieser Art war bisher ganz un-
genügend verstanden, und selbst Mr. Ridgway !) konnte infolge
Mangels an Material nicht zu definitiven Schlüssen gelangen.
Uns liegen insgesamt fünfzig Exemplare von den verschiedensten
Lokalitäten, zum größten Teil aus dem Münchener Museum, zum
Studium vor und wir finden, daß sich drei wohl charakterisierte
Subspecies unterscheiden lassen. Ehe wir auf die Kennzeichen
der einzelnen Formen näher eingehen, haben wir einige Worte
über den Geschlechtsunterschied zu sagen, der bei allen
drei Rassen in derselben Weise auftritt. Die $ $ sind etwas größer,
was besonders am Flügel auffällt, die schwarzen Flecken auf der
Oberseite sind schärfer markiert und tiefer im Tone, die der Unter-
seite gröber, zahlreicher und erstrecken sich weiter über die Brust
hinab, ferner ist die gelbe Färbung auf Stirn und Augengegend
lebhafter, sowie weiter ausgedehnt. Die 2 2 haben kürzere Flügel,
schwächere und mattere dunkle Fleckung auf der Oberseite, weniger
und blasseres Gelb an der Stirn und um das Auge, endlich sind
die schwarzen Schaftflecken unterseits kleiner, sparsamer und mehr
auf die Vorderbrust beschränkt, und die Kehle ist meist ungefleckt
bläulich weiß.
a) Tangara guttata guttata (Cab.)
Callispiza guttata Cabanis, Mus. Hein. I, p. 26 (1850. — Roraima,
Brit. Guiana).
Calliste chrysophrys Sclater, Contrib. to Ornith. 1851, part 1,
p. 24, tab. LXIX, fig. 2 (Jan. 1851. — part.: Venezuela und
Trinidad, type from Venezuela (Dyson) [= Caraccas], efr.
Sclater, Cat. Amer. Birds 1862, p. 64).
Calliste guttulata Bonaparte, Compt. Rend. Ac. Sci. Paris XXXII,
No. 3, p. 76 (1851. — hab. ign., coll. Boureier, type in Mus.
Parıs’?)..
1) Birds of North and Middle America II, p. 40—42.
2) Nach Selater (Contrib. to Ornith. 1851, part II, p.54) soll der Typus
aus Mindo, W. Ecuador, stammen.
5. Heft
56 Hellmayr und Seilern:
d ad. Oberkopf gelblich grün (entschieden gelblicher als der
Rücken), auf der Stirn und Superciliargegend in ein prächtiges
Kanariengelb übergehend; Augenlid gleichfalls lebhaft kanarien-
gelb; Backen-, Ohrgegend und Halsseiten mit ausgesprochen gel-
bem Anflug. Unterseite bläulichweiß, nur die inneren Körperseiten
grasgrün, die Unterschwanzdecken düster oliv oder grünlich, mit
breiten, hellgelben Säumen; Vorderhals, Brust und Vorderbauch
bedeckt mit großen, runden, schwarzen Flecken, die ganze Kehle
einfarbig, höchstens mit schmalen, schwärzlichen Schaftstrichen.
Q ad. Abgesehen von den oben angegebenen Abweichungen
(matter schwärzliche Fleckung der Oberseite, kleinere und haupt-
sächlich auf die Vorderbrust beschränkte Abzeichen auf der Unter-
seite) folgendermaßen unterschieden: Oberkopf rein grasgrün
wie der Rücken, die kanariengelbe Stirn- und Superciliarbinde
schmaler und heller gelb, der gelbliche Anflug auf den Kopfseiten
kaum angedeutet.
Hab. Britisch-Guiana (Roraima); Venezuela: Nordküste von
Cumanä bis zur Cumbre de Valencia und Tachira (San Cristobal) ;
Trinidad !).
Obs. Außer den zwanzig Exemplaren von der Cumbre liegen
uns zwei alte 2 2 vom Roraima-Gebirge (topotypisch), ein 2
aus Caraccas, sowie eine schöne Serie aus den Bergen von Cumana
vor. Die 2 2 aus Guiana gleichen in der geringen Größe und Aus-
dehnung der schwarzen Brustflecken normalen $ 2 aus Venezuela,
haben nur etwas längeren Schwanz und die Kopfseiten wohl ebenso
intensiv goldgelb überlaufen wie die $ Z aus Caraccas, Cumanäa und
der Cumbre; jedoch ist die kanariengelbe Färbung der Stirn und
Brauengegend ebenso schmal und licht wie bei den 2 $ aus Vene-
zuela.. Für den Augenblick können wir diesen geringfügigen Ab-
weichungen keine besondere Bedeutung beimessen, zumal ein-
zelne 2 9 von Venezuela sich in der Färbung der Kopfseiten
kaum unterscheiden.
Dank dem Entgegenkommen von Mons. A. Menegaux erhielten
wir den Typus von ©. guitulata Bonap. aus dem Pariser Museum
zur Ansicht. Es ist ein durchaus typisches altes Männchen der vor-
liegenden Form und stimmt in Größe und Färbung vollständig
mit Stücken aus Venezuela überein. Bonaparte’s Angabe ‚‚croupion
jaune‘‘ ist durchaus irreführend, denn der Vogel zeigt ebenso
reingrünen Bürzel wie alleübrigen Exemplare dieser Form. Beträcht-
liche Unsicherheit herrscht über den Fundort des Originals von
C. guttulata. Nach Sclater soll es aus Mindo, in West-Ecuador,
stammen, wo die Art seither nicht mehr gefunden worden ist.
Bis auf weiteres müssen wir annehmen, daß eine irrtümliche
Lokalitätsangabe vorliegt, und können die Art in die Fauna Ecua-
dors nicht einschließen.
1) Die Trinidad-Vögel wurden neuerdings von Mr. W.E.C. Todd als
Tangara gutiata trinitatis abgetrennt (Ann. Carnegie Mus. VIII, No. 2,
Mai 1912, p. 203).
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 57
Vögel von verschiedenen Lokalitäten messen wie folgt:
Zwölf & $ aus der Cumbre de Valencia. Al. 68—72; c.
48—53 mm.
Vierd d aus Cumanäa, N.O. Venezuela. Al. 67—70!/,;
c. 51—53 mm.
Zwei © 2 aus Britisch Guiana (Roraima). Al. 67, 68;
e, 52. 3 mm.
Acht 2 2 aus der Cumbre de Valencia. Al. 65—68; c.
47—50 mm.
Ein 2 ad. aus Caraccas. Al. 65!/,; e. 49 mm.
Ein 2 ad. aus Cumana. Al. 64; c. 50'/, mm.
Type von Calliste guttulata Bonap. „Ecuador“. Al. 71;
c. 53 mm.
b) Tangara guttata bogotensis n. subsp.
d ad. Oberkopf rein grasgrün (ohne jeden gelblichen Ton)
wie der Rücken; die schwarzen Flecken auf der Oberseite kleiner
und weniger scharf abgesetzt; keine deutliche kanariengelbe Stirn-
binde, der Stirnrand und die Superciliargegend heben sich von dem
Oberkopf kaum durch etwas mehr gelblichgrünen Ton ab; Backen-,
Wangen- und Öhrgegend grasgrün mit schwachem Stich ins Gelb-
liche. Unterseite genau wie bei der vorigen Form.
Q ad. Kleiner; Fleckung auf der Unterseite sparsamer und im
wesentlichen auf die Vorderbrust beschränkt, Kehle ungefleckt
bläulichweiß; der gelbliche Ton auf Stirnrand und Superciliar-
gegend noch schwächer.
Type im Zoologischen Museum, München No. 09. 2478. (3) ad.
Colombia: Bogota-coll.
Hab. Colombia: Bucaramanga (Lorent), Ocana (Wyatt),
Bogotä-coll. R
Obs. Die & & dieser Form haben eine gewisse Ähnlichkeit
mit dem 2 von (. g. guttata, können indessen leicht durch den
Mangel der kanariengelben Stirnbinde, die viel gröbere Fleckung
auf der Unterseite, längere Flügel ete. unterschieden werden.
Fünf $ & ad. aus Bogota. Al. 68—72; c. 49—53 mm.
Ein $ ad. aus Bucaramanga. Al. 70; ec. 51 mm.
Zwei 2 2 ad. aus Bogotä. Al. 65, 66; c. 48,50 mm.
c) Tangara guttata eusticta Todd.
Ann. Carnegie Mus. VIII, No. 2, p. 202 (1912.— Boruca, Costa Rica).
& ad. Sofort zu unterscheiden von T. g. guttata und T. g.
bogotensis dadurch, daß die ganze Kehle bis an die Schnabel-
wurzel mit großen, schwarzen, bläulichweiß gesäumten Flecken
bedeckt ist. Die schwarzen Flecken auf Vorderhals und Brust
sind viel größer und die Unterschwanzdecken tragen breite,
sehwarze Schaftstreifen, welche übrigens wie bei der ver-
wandten Form hellgelb gesäumt sind. Oberkopf grasgrün wie der
Rücken, gleich T. g. bogotensis, aber die schwarzen Diskusflecken
5. Heft
58 Hellmayr und Seilern:
treten viel mehr hervor und erinnern dadurch an T. punctata
(Linn.) Eine schmale Stirnbinde, ein deutlicher Superciliar-
streifen und Augenlid schön kanariengelb, der Ton ähnlich"wie bei
T. g. gutiata, nur weniger ausgedehnt; Oberschwanzdecken mit
deutlichen, schwärzlichen Schaftstreifen; Säume der Schwanz-
federn bläulich statt grün. @ ad. Nur kleiner, in der Färbung
nicht verschieden.
Hab. Chiriqui und Costa Rica.
Zwei ${ & ad. aus Chiriqui. Al. 68; c. 48, 49; r. 12mm.
Ein @ ad. aus Chiriqui. Al. 66; c. 45; r. 12 mm.
38. Tangara!) arthus (Less.)
Tanagra Arthus Lesson, Illustr. Zool. tab. IX (1831. — ‚Nova
Hispania‘‘).
No. 1—6. dd ad. Cumbre: 31.1, 28. IL, 3. III, 2, 3, 13. X. —
Al. 74—79;.c. 52—56; r. 9—10 mm.
No. 7—11. && imm. Cumbre: 2. III; Cumbre Chiquita: 15, 19.
XI; Paso Hondo, San Esteban Tal: 16. IX; Las Quiguas:
1. X. — Al. 75—78; c. 51-56; r. 10 mm.
No. 12—17. 2 2. Cumbre: 1, 3. X; Las Quiguas: 15, 16. XII;
Chiquita: 13. XI. — Al. 71—75; c. 48—52; r. 9—10 mm.
Ganz ausgefärbte, alte $ $ haben die Körperseiten und die
Gurgelbinde prächtig kastanienrotbraun, die Kehle und den ganzen
Oberkopf bis zum Nacken leuchtend goldgelb, die Säume der
Mantelfedern und den Hinterrücken nur wenig matter. Bei jüngeren
d Sg und den 9 9 ist das Kastanienbraun der Unterseite matter und
weniger lebhaft, die Säume der Mantelfedern und der Hinterrücken
sind matter, mehr olivgelb, und der letztere ist überdies durch
fahlroströstliche Flecken und Querbinden getrübt. Ferner sind
Hinterkopf und Nacken entschieden viel weniger lebhaft gold-
gelb und mit kleinen, aber deutlichen, schwärzlichen Diskus-
flecken bedeckt.
T. arthus ist mit Sicherheit nur aus der Cumbre de Valencia
bekannt. Allerdings behauptet Sclater?), daß sie von Dyson
auf dem Gute Curiana bei Cariaco, Staat Cumanä, N. O. Venezuela,
gesammelt worden sei, doch liegt hier vielleicht eine irrtümliche
Fundortsangabe vor, da die Art in neuerer Zeit in den Bergen von
Cumanä nicht wieder angetroffen wurde.
39. Tangara desmaresti (Gray).
Calliste desmaresti G. R. Gray, Genera Birds II, Genus Calliste,
No. 6 (1844. — ex Tanagra gyrola Swainson, Zool. Illustr.
(new ser.) I, 1829, tab. 28).
C. desmaresti Sclater & Salvin, P.Z. S. 1868, p. 627 (San Esteban).
!) Tangara ersetzt Calospiza. Siehe Allen, Bull. Amer. Mus. XX VIII,
1910, p. 334.
?) Contrib. to Ornith. 1851, p. 53.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 59
No. 1—9. &d ad. San Esteban: 27. IX, 1, 2. X; Las Quiguas:
31. XII, 25, 26. II; Cumbre Chiquita: 13. XI; Cumbre de
Valencia: 19, 23. I. — Al. 73—78; ec. 49—51; r. 10—11 mm.
No. 10—13. 9 9. S. Esteban: 2. X; Las Quiguas: 29. I, 7, 20. II. —
Al. 71—73; c. 44-48; r. 10—11 mm.
Die 2 Q weichen durch viel heller grüne Unterseite, bedeutend
lichter zimtrotbraunen Kopf, matter grünen Rücken und Fehlen
des gelben Nackenringes ab. Die Vögel stimmen in jeder Hinsicht
mit unserer Serie von Trinidad, Cumanä und Santa Marta überein.
C. desmaresti ist ein Charaktervogel des Caraibischen Küsten-
gebietes und verbreitet sich von Trinidad über das nördliche Vene-
zuela bis an die Nordabhänge der Sierra Nevada de Santa Marta,
Colombia.
40. Tangara nigroviridis eyanescens (Scl.)
[Tanagra nigroviridis Lafresnaye, Rev. Zool. VI, p. 69 (1843. —
Bogotä).]
Calliste cyanescens Sclater, P. Z. S. XXIV, 1856, p. 260 (1857. —
Venezuela: Caraccas (Levraud coll.), Colonia di Tovar, 8000 F.
(Dyson); Sclater u. Salvin, P. Z. S. 1868, p. 627 (Caraccas).
C.nigriviridis Sclater u. Salvin, P. Z. S. 1870, p. 237 (San Cristoval,
Tachira).
No. 1—5. dd ad. et imm. Cumbre de Valencia: 16. XII, 5, 7. I,
1. II. — Al. 73—77; caud. 53—55; r. 8—9 mm.
No. 6—10. 2 2. Cumbre: 5, 11, 16, 19. I. — Al. 70—74; ec. 49—53;
r. 8—-9 mm.
„Iris dusky.‘“
Verglichen mit einer Serie aus Bogotä unterscheiden sich die
Vögel aus der Cumbre sowie einige Bälge aus den Anden von Me-
rida durch größere Dimensionen, etwas breiteren Schnabel, aus-
gesprochen bläuliche (statt malachitgrüne) Färbung der Brust
und Bauchseiten, viel tiefer azurblaue Kehle und gleichfalls bläu-
lichen (statt grünlichen) Ton auf Oberkopf, Unterrücken und an
den Säumen der großen Oberflügeldecken. Die Abtrennung der
T. n. cyanescens scheint deshalb durchaus gerechtfertigt, wenn
auch gelegentlich Exemplare vorkommen, die sich in dem einen
oder anderen Merkmal der typischen Form nähern. Ferner ist zu
bemerken, daß die 2 2 beider Rassen stets weniger bläuliche, mehr
ins Grüne ziehende Färbung aufweisen als die alten $d. Die
Differenzen zwischen 7. n. nigroviridis und T. n. cyanescens lassen
sich daher nur beim Vergleich von Exemplaren desselben Ge-
schlechtes richtig beurteilen.
Bezüglich der Bewohner von Ecuador sind wir etwaszweifelhaft.
. Sie zeigen noch intensiver bläuliche Färbung als T.n. cyanescens,
sind aber etwas kleiner ( &: a.73,c.48; 2:2.69; c.47 mm). Weiteres
Material aus Ecuador wird vielleicht zur Sonderung dieser Form
führen.
5. Heft
60 Hellmayr und Seilern:
T. n. cyanescens bewohnt die Gebirge des nordwestlichen
Venezuela, von der Silla de Caraccas westwärts bis zu den Anden
von Tachira.
41. Tangara rufigenis (Scl.)
Calliste rufigenis Sclater, P. Z. S. XXIV, 1856, p. 311 (1857. —
Venezuela).
No. 1—7. & & ad. Cumbre de Valencia: 2, 5, 16, 17, X; 7. I, 28. II.
— Al. 69—73; c. 51—53; r. 10—11 mm.
No. 8—11. 2 2. Cumbre de Valencia: 9, 13 (bis), 16. X, 5. I. —
Al. 65—68; ce. 46—50; c. 10—11 mm.
Die schöne Serie beweist, daß die Geschlechter in der
Färbung nahezu vollkommen übereinstimmen. Die einzige
(nicht ganz konstante) Abweichung der Weibchen, die wir fest-
stellen können, ist der etwas hellere und weniger bläuliche Ton
des Hinterkopfes. Dagegen ist der Größenunterschied durchgehend.
Vögel aus Caraccas (Rojas coll.) im Münchener Museum weichen
in keiner Hinsicht ab.
T.rufigensis scheint uns mit 7. labradorides (Lafr.) am nächsten
verwandt zu sein, ist aber natürlich spezifisch verschieden. Sie ist
ein Bewohner der Küstengebirge Venezuelas (Silla de Caraccas
und Cumbre de Valencia) und findet sich ausschließlich in be-
deutenden Höhen.
42. Compsocoma somptuosa somptuosa (Less.)
Tachyphonus somptuosus Lesson, Traite d’Orn. p. 463 (1831. —
tab. ign., wir ergänzen als terra typica Peru?).
Compsocoma sumptuosa Sclater u. Salvin, P. Z. S. 1868, p. 167
(Caraccas).
No. 1—22. &&. 8. Esteban: 21. IX; Cumbre de Valencia: 1, 3
(bis), 7,.11,,12, 175.22, 24,25, 28.(bB),,29. (bis) DL, 421
21. IX, 26. XI, 16, 24, 29, 30. XII. — Al. 87—92; ce. 67—72;
r. 16—17 mm.
No. 23—29. 2 9. Cumbre de Valencia: 5, 9, 15, 19, 23, 27.1, 24.
XII. — Al. 88—91; ce. 69—73; r. 16—17 mm.
„lris rose-purple, feet black, maxilla black, mandible light
slate blue, tipped with black“.
Außerdem haben wir dreißig weitere Exemplare in den Du-
bletten der Ausbeute untersucht. In der Färbung der Säume an
den Schwingen und Steuerfedern verhält sich diese große Serie
außerordentlich konstant. Der Ton ist stets ein helles Nilblau
(Code des Couleurs tab. 66, fig. 416), sehr wesentlich verschieden
von dem intensiven Violettblau des Schulterflecks. Vögel aus
Ost-Ecuador und Peru, woher uns leider keine Belegstücke vor-
liegen, sollen den Venezuelanern gleichen.
1) Cfr. Pucheran, Arch. Mus. Paris VII, p. 379, tab. 23.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 61
Die Form von West-Ecuador, C. somptuosa cyanoptera Can. '),
unterscheidet sich auf den ersten Blick dadurch, daß die Säume
auf Flügel und Schwanz ebenso dunkel violettblau gefärbt sind
wie die Schulter. Ein $ ad. aus Riolima (West-Cordillere von Co-
lombia) hat zwar etwas hellere Säume, steht aber der ebenge-
nannten Form sehr viel näher als der typischen ©. s. somptuosa.
43. Ramphocelus carbo venezuelensis Lafr.
[,Zanius (Carbo)‘‘ Pallas in: Vroeg’s Catal, Adumbrat. p. 2
| (1764. — Surinam).]
Ramphocelus Venezuelensis Lafresnaye, Rev. Mag. Zool. (2) V,
p. 243 (1853. — Venezuela?).
Ramphocoelus venezuelensis Sclater cc Salvin, P. Z. S. 1868, p.
167 (loc. ign., sc. Caraccas).
R. magnirostris (errore) Sclater, Cat. B. Brit. Mus., XI, p. 175
(Caraccas).
No.1. dad. San Esteban: 22. XII. 10. — Al. 77; c. 73; r. 15 mm.
[Mus. München.]
No.2, 3. 2 2. Las Quiguas: 20. I, 4. II. 11. — Al. 75, 78; ce. 76;
r. 16 mm.
Im Münchener Museum befinden sich ein zweites $ ad. aus
San Esteban, Mocquerys coll., und zwei weitere aus San Cristobal,
Tachira, West-Venezuela.. Außerdem haben wir eine Serie von
beiden Fundorten im Tring-Museum untersucht.
Seit Hellmayr?) seine Übersicht der Formen von R. jacapa
veröffentlichte, hat das Münchener Museum reichhaltiges Material
aus verschiedenen Gegenden Südamerikas erhalten, und die sorg-
fältige Untersuchung dieser Serien, zusammen mit einem großen
Teile der im Tring-Museum und in der Sammlung des Grafen
Berlepsch aufbewahrten Exemplare, lehrt uns, daß die dort ge-
gebene Zusammenstellung in mehreren Punkten zu korrigieren ist.
Wir folgen der in jener Arbeit angewandten Reihenfolge.
a) R. carbo carbo (Pall.) verbreitet sich von Cayenne über
Holländisch und Britisch Guiana bis an den oberen Orinoko
(Maipures, Perico) und weiter durch das Gebiet des Rio Negro
an die Ostabhänge der Anden in Ecuador und das Nordufer des
peruanischen Amazonas (Maration).. Nach Osten dehnt sich das
Verbreitungsgebiet der typischen Form bis Para, im Süden bis
an den Madeira und die Wasserscheide in Goyaz (Leopoldina am
Araguaya) aus. Die individuelle Variation von R. c. carbo ist außer-
ordentlich groß. In denselben Gegenden finden sich typische
1) Compsocoma cyanoptera Cabanis, Journ. f. Orn. XIV, p. 235 (1866.
— Equador).
?) Unsere Vögel aus N. W. Venezuela entsprechen der Beschreibung
Lafresnaye’s sehr gut. Die Oberteile sind wirklich „uniforme grenat fonce‘“,
Kehle, Vorderhals und Brust zeigen ‚le rouge grenat d’une nuance plus
vive‘ als bei R.c. carbo. Lafresnaye’s Typus kam wahrscheinlich aus Ca-
raccas.
®2) Nov. Zool. XIII, 1906, p. 15—16.
5. Heft
62 Hellmayr und Seilern:
dunkelpurpurrote sowie auch Exemplare mit hauptsächlich schwärz-
lichem Rücken und Bauch, die von dem südlichen R. c. connectens
nur durch das Vorhandensein purpurroter Säume auf den kleinen
Oberflügeldecken zu unterscheiden sind. Die Vögel vom oberen
Orinoko vermitteln den Übergang zu R. c. venezuelensis. Zwei
Bälge aus Perico und Maipures sind von Stücken aus San Esteban
etc. nicht zu unterscheiden, wogegen vier andere Individuen von
denselben Fundorten in jeder Hinsicht dem typischen R. c. carbo
gleichen.
b) R.carbo magnirostris Lafr. ist auf die Insel Trinidad be-
schränkt. Die Bewohner des nordöstlichen Venezuela bilden, wie
weiter unten ausgeführt wird, eine gut gekennzeichnete Rasse.
c) R. carbo venezuelensis Lafr. und d) R. carbo unicolor Sel-
aus Colombia (Bogotä-coll.) lassen sich nicht trennen. Konstante
Unterschiede zwischen Serien aus Venezuela und Bogotä vermögen
wir trotz wiederholten Vergleichens nicht festzustellen. Eine Reihe
von sechzehn Bogota-Bälgen stimmt mit denen aus Venezuela
in der leuchtend roten Färbung von Kehle und Brust überein und
bewegt sich hinsichtlich der Intensität des Rückens und Unter-
körpers in denselben Variationsgrenzen. Wir können aus der Serie
Exemplare herausgreifen, die den verschiedenen Stücken aus San
Esteban, Valencia und San Cristobal durchaus gleichen.
Die Verbreitung von R. c. venezuelensis erstreckt sich somit
von Caraccas westlich bis in die Gebirge des östlichen Colombia.
Dagegen ist
e) R. carbo capitalis Allen '), aus dem nordöstlichen Vene-
zuela, von Hellmayr (l. c.) irrtümlich mit R. c. magnirostris
vereinigt, eine wohl charakterisierte Form. Sie weicht von der
typischen Rasse und deren Vertreterin auf Trinidad sofort durch
den nahezu reinschwarzen Rücken und Bauch und das viel hellere,
mehr brennende Bordeauxrot auf Kehle und Vorderhals ab.
Sie ist in der Tat nichts anderes als eine kleinere Ausgabe des
südlichen R. c. connectens mit lebhafterer Kehle und stärkerem,
roten Anflug auf den Brustseiten. Uns liegen vier alte & { aus den
Anden von Cumanäa und zwei aus Guanoco (nördlicher Teil des
Orinoko Delta) vor. Letztere haben etwas längeren Schwanz
und stärkeren Unterschnabel, sind aber ganz typisch gefärbt.
Der Wohnbezirk dieser Form beschränkt sich auf das östliche
Bermude: (Cumana) und die angrenzenden Teile des Orinoko-
delta.
f) R. carbo connectens Berl. & Stolzm. veranlaßt uns zu keiner
Bemerkung. Kennzeichen und Verbreitung hat Hellmayr (l. c.)
erörtert.
1) Ramphocoelus atrosericeus capitalis Allen, Bull. Amer. Mus. N.H.
IV, p. 51 (1892. — EI Pilär, near Carupäno, Bermudez, N. O. Venezuela).
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 63
44. Piranga rubra rubra (Linn.)
Fringilla rubra Linnaeus, Syst. Nat. X, p. 181 (1758. — ex
Catesby, Nat. Hist. Carolina etc. I, p.56: Carolina, Virginia).
No. 1. g ad. Cumbre Chiquita: 22. XI. — Al. 97, ce. 75; r. 17 mm.
No. 2, 3.& d imm. Las Quiguas: 2. III; Cumbre Chiquita:
BE RT. 00.
No.4. Q ad. Cumbre Chiquita: 17. XI. — Al. 97; c. 75; r. 17” mm.
No.5. (8) juv. Cumbre Chiquita: 17. XI. 09.
„Iris seal, feet light bluish grey, bill coffee-brown“.
Ein gewöhnlicher Wintervogel im nördlichen Südamerika.
45. Piranga leucoptera ardens (Tsch.)
[Pyranga leucoptera Trudeau, Journ. Ac. Nat. Sci. Philad. VILI,
p. 160 (1839. — Mexico).]
Phoenisoma ardens Tschudi, Arch. f. Naturg. 10, I, p. 287 (1844. —
Peru).
No. 1—3. d d ad. Cumbre de Valencia: 1. III, 14. X, 10. XI. —
Al. 71—73; c. 60—62; r. 12%,—13% mm.
No.4. & juv. Cumbre: 17. X. — Al. 70; c. 60; r. 13mm.
No.5. Q ad. Cumbre: 5. I. — Al. 69; c. 59; r. 131, mm.
„Iris seal, feet smoke grey, maxilla black, slate grey along
edges of gape, mandible light slate, tip black“.
Diese Stücke stimmen in Größe und Färbung vollständig
mit einer Serie aus Bogotä und den Bergen von Cumanä überein.
Topotypische Vögel aus Peru liegen uns leider nicht vor.
Die Form des südlichen Centralamerika (Costa Rica, Chiriqui)
weicht im männlichen Geschlecht dadurch ab, daß nicht nur
die Nasen- und Zügelfedern, sondern auch eine breite Partie ums
Auge und ein schmaler Rand am Kinnwinkel tiefschwarz gefärbt
sind. Sie hat den Namen P. leucoptera latifasciata Ridgw. zu
führen.
P. 1. ardens verbreitet sich von den Gebirgen des nordöstlichen
Venezuela westlich bis Colombia und südlich bis nach Peru. Sie
soll auch auf dem Roraima-Gebirge in British Guiana vorkommen.
46. Tachyphonus rufus (Bodd.)
Tanagra rufa Boddaert, Tabl. Pl. enl. p. 44 (1783. — Cayenne:
ex Buffon; 2).
No.1,2. & &ad. San Esteban: 22. XII; Las Quiguas: 23. XII. —
Al. 86, 88;'el 80, 81; r. 17, 18 mm.
No.3,4. 92. 8. Esteban: 23. XII; Las Quiguas: 14. XII. —
Al. 87, 84; ce. 88, 79; r. 19, 20 mm.
„Iris brown, feet grey, bill deep smoke grey, mandible slightly
paler“.
Nicht verschieden von Exemplaren aus Cayenne, Parä, Cu-
manä, Trinidad ete. Die von Bonaparte für seinen T. beauper-
5. Heft
64 Hellmayr und Seilern:
thuyi!) in Anspruch genommenen Charaktere — schmälerer Schnabel
und geringere Ausdehnung des weißen Schulterflecks — erweisen
sich an unserer großen Serie aus Nord-Venezuela durchaus nicht
als stichhaltig.
T. rufus ist über den größten Teil des tropischen Südamerika
verbreitet.
47. Eucometis eristata affinis Berl.
[Pipilopsis eristata Dubus, Bull. Acad. Roy. Sci., Lettr. et Beaux-
Arts Belgique XX, 1?), p. 153 (1855. — ‚Colombie‘“).]
Eucometis cristata affinis Berlepsch, Auk V, pp. 451, 453 (1888. —
„Pto. Cabello“, Venezuela).
E. cristata (errore) Sclater & Salvin, P. Z. S. 1868, p. 627 (San
Esteban).
No. 1—7. & & ad. Cumbre Chiquita: 13, 15. XII; Las Quiguas:
21, 26. I, 12, 20, 26. II. — Al. 89—93; e. 77—84; r. 15 mm.
No. 8—13. 2 2. Chiquita: 15. XII; Las Quiguas: 4, 16, 19, 24,
25. II. — Al. 84—89; c. 76—81; r. 14 mm.
Verglichen ‚mit einer Reihe von Bogota-Bälgen, die wohl als
typische E. c. cristata anzusehen sind, weicht die Serie haupt-
sächlich durch die entschieden heller und reiner aschgraue Kehle
mit weißlicher (statt schmutzig rahmfarbiger) Mischung ab. Im
Allgemeinen ist ferner der Schopf etwas kürzer und das Gelb an
der Vorderbrust und den Seiten etwas heller, d. h., weniger ins
Ockergelbe ziehend. Die geringere Größe und, hellere Färbung
der Zügel, auf welche Berlepsch hinweist, finden wir jedoch nicht
bestätigt.
E. cristata affinis ist augenscheinlich auf die Cumbre de Va-
lencia beschränkt, während die typische Form die Berge von Co-
lombia bewohnt.
48. Hemithraupis guira guira (Linn.)
Motacilla Gwira Linnaeus, Syst. Nat. 12, I, p. 335 (1766. — ex
Marcgrave: ‚„Brasilia“, sc. N. O. Brazil).
Nemosia guira Sclater, Cat. B. Brit. Mus. XI, p. 224 (San Esteban).
No. 1—8. dd ad. Cumbre Chiquita: 18, 20, 21, 27, 29, XT;
Las Quiguas: 16, 25 (bis) II. — Al. 64—-67, (einmal) 71; ce.
52—55, (einmal) 58; r. 101,—12 mm.
No. 9. & juv. Chiquita: 2. XII. — Al. 64; c. 48; r. 11 mm.
No. 10, 11. 22 ad. Cumbre Chiquita: 22. XI; Las Quiguas:
4.1I. — Al. 61, 62; ce. 47, 50; r. 11—12 mm.
„Iris seal brown, feet slate blue, maxilla deep chocolate
brown with edges ochre yellow, mandible clear yellow“ (&).
1) Compt. Rend. Acad. Sci. Paris XXXII, No.3, p. 82 (1851. —
„T&pport6 par ce voyageur au Museum“, sc. Cumana, N.O. Venezuela.
2) Nicht XXXII, wie im Cat. B. Brit. Mus. XI, p. 218 irrtümlich
zitiert ist.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 65
Die alten $ & stimmen in den Dimensionen, in der Nuance
des Rückens und der rostfarbigen Brust vollständig mit typischen
Stücken aus Brasilien (Bahia, Minas, Mattogrosso, Manäos)
überein. Der Superciliarstreif ist in der Regel goldgelb wie die
Halsseiten, nur bisweilen zeigt sich in der Partie oberhalb des
schwarzbraunen Zügels ein feiner, zimtröstlicher Saum, der sich
dem Tone des Brustflecks nähert. Dieselbe Variation bemerken
wir auch in unserer Serie aus Brasilien. Ein Exemplar ( $ ad. 20.
XT. 09) hat völlig so lange Flügel und Schwanz wie H. guira
fosteri (Sharpe) !), und ebenso starken Schnabel, weicht jedoch
durch schmaleren Brauenstreifen und viel weniger Gelb auf den
Halsseiten ab. Die gelbe Stirn, worauf Sharpe großes Gewicht legte,
ist kein konstantes Merkmal der Paraguay-Form. In der Regel
ist die Stirnbinde allerdings breiter als bei den anderen Formen
der H. guira, und erstreckt sich manchmal über den ganzen Vorder-
scheitel, allein einzelne Exemplare sind hierin keineswegs von
H.g.guira zu unterscheiden. Die Bälge aus den Bogotä-Sammlungen
haben entschieden dunkler olivgrünen Oberkopf und Mantel
als alle vorstehend besprochenen Formen. Hinsichtlich der Färbung
des Superciliums und der Vorderbrust zerfallen sie in zwei Typen:
eine mit goldgelbem Augenbrauenstreifen und hellzimtröstlicher
Brust gleich H. g. guira aus Brazil— Venezuela; und eine andere
mit schmalerem, einfarbig zimtröstlichem Brauenstreif und tiefer
zimtrotem Brustfleck. Es bleibt festzustellen, ob diese beiden
Variationen gesonderte Gebiete bewohnen, und auf welche der
Name guirina ?) zu beziehen ist. i
49. Chlorospingus albitempora albitempora (Lafr.)
Tachyphonus albitempora Lafresnaye, Rev. Zool. XI, p. 12 (1848. —
Colombia).
Chlorospingus albitemporalis Sclater u. Salvin, P. Z. S. 1868, p. 627
(Cumbre de Valeneia).
No. 1—7. &d. Cumbre de Valencia: 5, 17, 20 (bis) I, 3. III
(ter). — Al. 65—67; c. 56—59; r. 11—12 mm.
No. 8—17. 22. Cumbre: 5 (bis), 7, 12, 17, 20.1; 2, 3, III; 24,
30. XII. — Al. 60—63; c. 52—56; r. 11—111, mm.
Diese große Serie verhält sich sehr konstant, sowohl in der
Färbung als in der Größe. Die 2 2 unterscheiden sich lediglich
durch geringere Größe. Die Nuance des Braun auf Oberkopf und
Kopfseiten ist zwar etwas variabel und beiden $ Jim Durchschnitt
wohl etwas dunkler umberbraun, auch der Rücken erscheint bald
mehr bräunlich grün, bald reiner olivengrün, ohne daß sich darauf-
hin sichere Geschlechtscharaktere begründen ließen.
1) Nemosia fosteri Sharpe, Bull. B. O. ©. XV, p. 96 (1905. — Sapucay,
Paraguay).
2) Nemosia guirina Sclater, P. Z. S. XXIV, p. 110 (1856. — „New
Granada, Bogotä; East Peru‘).
Archiv für Naturgeschichte
1912. A. 5. 5 5. Heft
66 Hellmayr und Seilern:
In der Färbung, d. h. umbrabrauner Oberkopf und Kopfseiten.
fahlrostfarbige Kehle mit spärlicher, dunkler Fleckung, graulich-
weißes Abdomen, und in der Entwicklung des weißen Postocular-
streifens stimmt die Serie der Cumbre vollkommen mit einem
uns von Graf Berlepsch zur Untersuchung gesandten Exemplar
aus Colombia (Bucaramanga) überein. Dies ist umso auffallender,
als in den Anden von Merida eine gut unterscheidbare, durch viel
dunklere, schwarzbraune Kopffärbung (und in der Regel dichtere
Kehlfleckung sowie schmalere ockergelbe Brustbinde) ausgezeichnete
Form, ©. albitempora venezuelanus Berl. !) heimisch ist. Das
Münchener Museum besitzt davon eine Serie durch 8. Briceno.
C. a. albitempora verbreitet sich somit von Colombia ostwärts bis in
das Küstengebirge von N. Venezuela, während (©. a. venezuelanus
vielleicht als sein Vertreter im Hochgebirge zu betrachten ist.
30. Buarremon brunneinucha (Lafr.)
Embernagra brunneinucha Lafresnaye, Rev. Zool. II, p. 97 (1839. —
„Mexico‘“‘).
No. 1—13. &.d ad. et imm. Cumbre de Valencia: 17 (bis), 19, 21,
24, 25,26. 1; 1. II;:29. V; 26. XT; 24, 29,30. ZIEL — 41.80
—86; c. 83—92; r. 16%—18 mm.
No. 14-19. 2 2. Cumbre: 3, 19, 22, 25, 26, 29. I. — Al. 76-80;
ce. 79-—84; r.: 16-17 mm.
Nach Vergleichung einer Serie von nahezu vierzig alten
Vögeln aus Chiriqui, Colombia, Ecuador, Peru und Venezuela
müssen wir zunächst von einer Unterscheidung geographischer
Formen des B. brunneinucha absehen. Es ist indessen nicht zu
verkennen, daß die Bälge aus Venezuela (Cumbre de Valencia,
M£rida) durch helleren und weniger ausgedehnten grauen Anflug
auf den Brustseiten von der Mehrzahl der Exemplare aus den an-
deren Gegenden abweichen. Einzelne Stücke aus Colombia sind
allerdings nicht zu unterscheiden. Sollte reicheres Material dennoch
zu einer Abtrennung der Venezuela-Form führen, so müßte für sie
der Name zanthogenys ?) in Anwendung kommen. Allerdings ist
. die von Cabanis herangezogene, partiell gelbe Färbung des Unter-
schnabels nicht stichhaltig, sondern lediglich ein Rest des Jugend-
kleides. Solche Exemplare liegen uns auch aus Colombia (Bogotä)
vor, wogegen alle alten Vögel aus der Cumbre einfarbig schwarzen
Schnabel besitzen.
51. Buarremon semirufus denisei Hellm.
[Tanagra (Arremon) semirufus Boissonneau, Rev. Zool. III, p. 69
(1840. — Santa-Fe-de Bogota).]
Buarremon semirufus denisei Hellmayr, Rev. Franc. d’Ornith.,
No. 22, p. 24 (1911. — Andes de Cumanä, Venezuela).
1) Ornith. Monatsber. I, p. 11 (1893. — Merida, Venezuela).
2) Buarremon xanthogenys Cabanis, Mus. Hein. I, p. 141 (Mai 1851. —-
Caraccas).
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 67
No. 1—3. & & ad. Cumbre de Valencia: 16. XII, 18. I. — Al. 76;
ec. 76; r. 14%,—15 mm.
No. 3. & imm. Cumbre: 15. X. — Al. 74; ce. 75; r. 14mm.
No. 4—6. 2 2 ad. Cumbre: 7, 10, 28. I. — Al. 72—75; c. 71—74;
r. 14—15 mm.
Die Serie stimmt in der Färbung vollständig mit Stücken aus
den Bergen von Cumanaä (einschl. des Typus) überein: Oberkopf
und Nacken sind ebenso intensiv zimtrot, Kehle und Vorderbrust
ganz gleichmäßig hell zimtrot, ohne die für B. s. semirufus charak-
teristische gelbliche Mischung in der Kehlmitte, der Rücken ebenso
lebhaft olivgrün usw.
B. semirufus denisei verbreitet sich über die venezuelanischen
Küstengebirge von Cumanäa bis zur Cumbre de Valencia.
52. Saltator maximus (P. L. S. Müll.).
Tanagra maxima P. L. S. Müller, Naturyst. Suppl., p. 159 (1776.
— ex Daubenton, Pl. enl. 205: Cayenne).
No. 1,2, $ & ad. Cumbre de Valencia: 21. I. — Al. 98; ce. 92, 86;
r. 19, 20 mm.
No. 3, 4. 2 2. Cumbre: 17, 26. I, 25. II. — Al. 92, 93; ce. 84, 90;
r. 1814 mm.
„Shot at edge of forests, adjoining high savannahs“. (S. M.
Klages).
Durchaus übereinstimmend mit Exemplaren aus Cayenne,
Para ete. Diese Art ist in Südamerika sehr weit verbreitet.
53. Saltator striatipietus Lafr.!).
Saltator striatipietus Lafresnaye, Rev. Zool. X, p. 73 (1847. —
Caly, W. Colombia).
S. maculipectus Sclater u. Salvin, P. Z. S. 1868, p. 167 (Caraccas).
No.1. 2. Las Quiguas: 30. I. 11. — Al. 86; c. 82; r. 18 mm.
[Mus. Seilern.]
Der Vogel gleicht in jeder Hinsicht Exemplaren aus Colombia,
Ecuador und Venezuela (Cumanä). Wie bei einzelnen Bälgen aus
Bogota und Cumanä ist die Spitze beider Mandibeln blaßgelb
gefärbt, scharf abgesetzt gegen den schwärzlichen Basisteil.
8. striatipietus verbreitet sich von Trinidad längs der ganzen
Nordküste von Venezuela bis in die Anden von Merida, Colombia
und Ecuador.
54. Cyanocompsa conereta sanetae-martae, Bangs (?)
[Oyanoloxia concreta Dubus, Bull. Acad. Sci., Lettr. et Beaux-
Arts Belgique, XXII, 1, p. 150 (1855. — ‚Playa Vicente,
au Mexique‘).]
Oyanocompsa concreta sanctae-martae Bangs, Proc. Biol. Soc.
Wash. XII, p. 139 (1898. — Santa Marta, Colombia).
1) Cf. Hellmayr, Nov. Zool. XIII, 1906, p. 315—316.
5* 5. Heft
68 i Hellmayr und Seilern:
No.1. g.ad. Las Quiguas: 25. II. 11. — Al. 77; c. 63; r. 17 mm.
[Mus. München.]
„Iris yellowish brown, feet dark grey, maxilla black, mandible
dull slate, tip black“.
Außerdem untersuchten wir zwei dd aus San Esteban in
der Sammlung von Graf Berlepsch und ein $, drei 2? 2 vom Bu-
carito-Gebirge, Tocuyo, Mocquerys coll., im Tring-Museum. Die
Vögel bilden eine Zwischenform von C.c. cyanoides (Lafr.) '!),
aus dem südlichen Centralamerika, und C. rothschildii (Bartl.) 2).
aus Guiana und Amazonien.
Die $ $ unterscheiden sich von Bälgen aus Chiriqui und
Panama durch wesentlich kleineren, kürzeren Schnabel, weniger
intensives, mehr grauliches Indigoblau des Gefieders und ent-
schieden hellbläulichen Stirnrand, wogegen C. rothschildii bedeu-
tend schlankeren Schnabel, viel lebhafter blauen (,‚purplish
blue‘) Rücken sowie scharf abgesetzten, hellblauen Schulter- und
Wangenfleck und ebensolchen Stirn- und Brauenstreifen besitzt.
Die 2 2 aus Venezuela sind denen von (. rothschildii äußerst ähn-
lich, haben jedoch entschieden massigeren Schnabel und lebhafter
rostbraune Körperfärbung.
Santa-Marta-Vögel liegen uns leider nicht vor. In der Fär-
bung scheinen sie, nach Bangs’ Beschreibung, mit den Venezue-
lanern identisch zu sein, jedoch größere Schnäbel (Höhe an der
Basis 15,5—16,5 mm gegen 13,5 mm bei unseren Bälgen)zu besitzen.
C. c. sanctae-martae bewohnt die Küstengebirge des nörd-
lichen Colombia (Santa Marta) und nordwestlichen Venezuela (To-
cuyo, Cumbre de Valencia).
[Bei San Esteban findet sich auch eine andere, spezifische
verschiedene Form, C’yanocompsa cyanea minor Cab.?), die an der
ganzen Nordküste Venezuelas von Cumanä bis S. Esteban vor-
kommt. Graf Berlepsch besitzt ein $ ad. aus San Esteban (Peters
coll.) und im Münchener Museum sind Exemplare aus Cumana.]
55. Brachyspiza eapensis eapensis (P. L. S. Müll.)
Fringilla Capensis P. L. S. Müller, Natursyst. Suppl., p. 165 (1776.
— ex Daubenton, Pl. enl. tab. 386, fig. 2: „Cap de bonne
esperance‘‘, errore! Cayenne substituiert als terra typica®)
No. 1—3. 9 Q ad. et imm. Cumbre de Valencia: 16, 25. 1., 3. ILL.
— Al. 60—61; e. 54-57; r. 12mm.
„Shot in open country on grassy slopes, southern side of the
ridge“. [S. M. Klages].
1) Coccoborus cyanoides Lafresnaye, Rev. Zool. X, p.74 (1847. — Pa-
nama; descer. 2); cfr. Hellmayr, Nov. Zool. XII, 1905, p. 277.
?) Guiraca rothschildii Bartlett, Ann. Mag. Nat. Hist. (6) VI, p. 168
(1890. — River Carimang, Brit. Guiana).
3) Cyanocompsa minor Cabanis, Journ. f. Ornith. IX, p. 4 (1861. —
Caraccas).
4) Cfr. Berlepsch und Hartert, Nov. Zool. IX, p. 28.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 69
Verglichen mit Stücken aus Südbrasilien (Minas) und Para-
guay sind diese Vögel erheblich kleiner, haben breitere schwarze
Kopfstreifen, intensiver zimtrote Halsbinde und dunkleren, mehr
rötlichbraunen Oberrücken. Es bleibt der Untersuchung einer
größeren Serie vorbehalten, ob diese Abweichungen konstant sind,
namentlich ist Material aus Cayenne zu vergleichen.
B. c. capensis ist im östlichen Südamerika (von Venezuela
und Guiana südwärts bis Paraguay) weit verbreitet.
56. Arremonops conirostris venezuelensis Ridgw.
[Arremon conirostris Bonaparte, Consp. Av. I, p. 448 (1850. —
„Brazil“, errore! Wir substituieren Colombia (Bogotä) als
terra typica).]
Arremonops venezuelensis Ridgway, Auk, XV, p. 228 (1898. —
Puerto Cabello).
No. 1—3. & & ad. Cumbre Chigquita; 18. XI; Las Quiguas: 31. I,
| 5. II. — Al. 70—74; c. 61—65; r. 14-15 mm.
No. 4. & juv. Las Quiguas: 1. III. — Al. 69; c. 61; r. 15 mm.
No. 5—8. 2 2 ad. et imm. Las Quiguas: 5, 24, 25. II, 26. I. —
Al. 65— 70; c. 59—61; r. 14—15 mm.
Diese Form unterscheidet sich von A. c. conirostris aus Bogotä
lediglich durch viel kürzere Flügel und Schwanz!) sowie durch
schlankeren, kleineren Schnabel. Die Färbungsunterschiede sind
nicht ganz konstant, obwohl die Venezuela-Vögel im Allgemeinen
etwas mehr verdüsterten, bräunlicheren Rücken besitzen.
Jüngere Vögel haben die seitlichen Scheitelstreifen viel schma-
ler und mattschwärzlichbraun (statt tiefschwarz), das Aschgrau
längs der Mitte des Oberkopfes ist deutlich oliv überlaufen,
Kehle und Bauchmitte zeigen einen schwachen rahmgelblichen
Anflug, und der Rücken erscheint intensiver bräunlichgrün ge-
färbt. Bei ausgefärbten alten Stücken beider Geschlechter ist der
breite, mediane Kopfstreifen rein aschgrau wie bei A. c. conırostris.
A. c. venezuelensis, ein Camposbewohner, verbreitet sich über
das ganze nördliche Venezuela (von Cumanä bis zur Cumbre de
Valencia, im Süden bis zum Orinoko: Altagracia, Caicara ?) und den
Santa Marta Distrikt, Colombia?).
57. Emberizoides herbicola sphenurus (Vieill.)
[Sylvia herbicola Vieillot, Nouv. Diet. XI, p. 192 (1817. — Pa-
raguay).]
Passerina sphenura Vieillot, Nouv. Diet. XXV, p. 25 (1817. —
Cayenne).
1) Bogotä-Stücke zeigen folgende Maße: dd al. 81, c. 77—78; 2 2
al. 76, ec. 69-73 mm.
2) Berlepsch und Hartert, Nov. Zool. IX, p. 29.
3) Ob die Vögel von Tachira, W. Venezuela, zu A. c. conirostris oder
A. c. venezuelensis gehören, muß durch Untersuchung der Stücke im Brit.
Museum festgestellt werden.
db. Heft
70 Hellmayr und Seilern:
Emberizoides macrurus Sclater u. Salvin, P. Z. S. 1875, p. 237 (San
Cristobal).
No. 1. & ad. Cumbre de Valencia: 10. X. 10. — Al. 71; c. 100;
r. 13mm [Mus. München].
Dieses Exemplar stimmt in Größe und Färbung vollständig
mit Bälgen aus Britisch Guiana (Roraima) und Merida überein.
Die Unterschwanzdecken tragen schmale, aber deutliche, schwärz-
liche Längsstreifen, auch der Rücken hat dieselbe Nuance wie bei
jenen, nur sind die schwarzen Flecken etwas breiter.
E. h. sphenurus bewohnt Guiana, Venezuela und das nördliche
Colombia. In Südostbrasilien (von Bahia südwärts) und Paraguay
wird sie von E. h. herbicola (Vieill.), in Chiriqui von E. herbicola
hypochondriaca Hellm. vertreten. Über den Speciesnamen vergleiche
man Nov. Zool. XV, p. 36, note.
‚58. Sturnella magna paralios Bangs.
[Alauda magna Linnaeus, Syst. Nat. 12, I, p. 289 (1766. — ex
Catesby: Carolina).]
Sturnella magna paralios Bangs, Proc. New Engl. Zoöl. Cl. LI,
p. 56 (1901. — San Sebastian, Sierra de Santa Marta, Co-
lombia).
No. 1. d ad. Cumbre de Valencia: 15. I. — Al. 108; c. 75; r. 32 mm
[Mus. München].
Dieser Vogel gehört wohl sicher zu der ursprünglich von Santa
Marta beschriebenen Form paralios, deren Verschiedenheit von
S. m. meridionalis Scl.‘) indessen noch etwas zweifelhaft zu sein
scheint. Wir haben leider keine Bogota-Bälge zum Vergleich.
Mehrere alte Vögel aus Merida, S. W. Venezuela, die gewiß $. m.
meridionalis repräsentieren, unterscheiden sich zwar recht auf-
fallend durch schlankeren und längeren Schnabel (35>—37 mm),
weichen jedoch in der Färbung in keiner Weise ab.
Große Serien aus verschiedenen Lokalitäten sind erforderlich,
um festzustellen, ob eine oder mehrere Formen von S. magna
im nördlichen Südamerika vorkommen.
59. Xanthoura yneas eaeruleocephala (Dubois).
[Corvus yncas Boddaert, Tabl. Pl. enl., p. 38 (1783. — ex Dau-
benton, Pl. enl. tab. 625: ‚‚Perou‘“).]
[Oyanocorax yncas] var. x caeruleocephala Dubois, Bull. Acad.
Roy. Belgique (2) XXXVIII, p. 493 (1874. — Caraccas, Vene-
zuela).
C'yanocorax incas (errore) Sclater u. Salvin, P. Z. S. 1868, p. 627
(San Esteban).
No. 1—6. &d ad. et imm. Cumbre Chiquita: 18, 21. XI; Las
Quiguas! 2428.71, 21, IA XT. >= /A1. I 20, € 135
—148; r. 23—25 mm.
1) Sturnella meridionalis Sclater, Ibis III, p. 179 (1861. — „New
Granada and Venezuela“, — Bogota fixiert als terra typica).
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 1
No. 7-9. 92 ad. Las Quiguas: 28. I, 12. II, 14. XII. — Al.
113—115; ce. 134—143; r. 22%—24 mm.
„Iris yellow, feet light grey, bill black‘.
Die Serie stimmt in Größe und Färbung durchaus mit sechs
Bälgen aus den Bergen von Cumana, N. O. Venezuela, überein.
X. y. coeruleocephala: ist gekennzeichnet durch die gleichmäßig
cyanblaue Färbung des Hinterkopfes und Nackens, indem nur die
äußerste Basis der Federn graulichgelb ist, sowie durch den voll-
ständigen Mangel des hellbläulichen Anfluges auf dem Vorder-
mantel an der Nackengrenze. Dubois’ Angabe, daß die blaßgelbe
Binde zwischen Stirnschopf und Kappe fehlt, trifft keineswegs
zu und ist zweifellos auf mangelhafte Präparation der Originale
im Brüsseler Museum zurückzuführen. Bei allen uns vorliegenden
Stücken aus Cumanä und der Cumbre von Valencia ist diese
blaßgelbe Binde sehr wohl ausgebildet.
Das Studium der gesamten im Münchener Museum befind-
findlichen Serien führte uns zu Ergebnissen, die in mehreren
Punkten von Ridgway’s Auffassung!) abweichen, und auf die wir
deshalb näher eingehen müssen. Wir können die folgenden geo-
graphischen Formen unterscheiden ;
a) X. yncas yncas (Bodd.)
Adult. Blaue Stirnfedern relativ kurz, nicht über 12 mm lang.
Scheitel, Hinterkopf und Nacken rein gelblichweiß, von dem
reingrünen Rücken durch eine schmale, blaßbläuliche Zone
am Rande des Vordermantels getrennt. Al. 118—122; c. 144—148;
r. 23—241, mm.
Hab. Die typische Form verbreitet sich vom nördlichen Bo-
livia durch Peru bis Ecuador.
Obs. Der Oberkopf ist stets rein gelblichweiß, nur einzelne
Federn haben bisweilen an der äußersten Spitze einen kaum
wahrnehmbaren, bläulichen Schein. Nur bei jüngeren Vögeln
sind die seitlichen Scheitelpartien und der Hinterkopf grünlichblau
überlaufen, doch ist die blaßgelbe Grundfarbe immer noch weit
vorherrschend. Vögel aus Ecuador scheinen kleiner zu sein als die
wenigen peruanischen Bälge, die wir untersuchen konnten.
b) X. yncas cyanodorsalis (Dubois).
CO yanocorax yncas var. « cyanodorsalis Dubois, Bull. Acad. Roy.
Belgique (2) XXXVIII, p. 492 (1874. — ‚„‚Nouvelle Grenade“,
sc. Bogota).
Xanthoura yncas galeata Ridgway, Auk, XVII, p. 27 (1900. —
Western Colombia).
Adult. Unterscheidet sich von a) durch bedeutend längere
Flügel und Schwanz, stärkeren Schnabel, viel längere, aufgerichtete
blaue Stirnfedern (20—23 mm lang), viel breitere und intensiver
hellblaue Zone auf dem Vordermantel, und matteres, meist bläulich
1) Auk, XVII, 1900, p. 27.
5. Heft
72 Hellmayr und Seilern:
überlaufenes Grün von Mantel und Flügel. Scheitel und Hinter-
kopf sind gelblichweiß gefärbt wie bei X. y. yncas, doch scheint
der bläuliche Anflug der Federspitzen im Durchschnitt etwas
lebhafter zu sein. Al. 130—132; ce. 158—165; r. 23—24 mm.
Hab. Die Gebirge von Colombia. Häufig in Bogota-Kol-
lektionen. ei
Obs. Ridgway beschrieb diese Form unter dem neuen Namen
X. y. galeata und identifizierte die nächstfolgende mit cyanodor-
salis. Ein genaues Studium der Originalbeschreibung von Dubois
brachte uns jedoch zur Überzeugung, daß X. y. cyanodorsalis
sich auf die weißköpfige Bogotäform bezieht, wie ja klar aus den
Worten hervorgeht: ‚dessus de la tete blanc, nuque d’un bleu
violace passant au bleu de cielsur le dos‘, wogegen bei der von uns
als neu beschriebenen Rasse aus Merida der Oberkopf mit Aus-
nahme der weißen Postfrontalbinde intensiv violettblau gefärbt ist.
Außerdem weist Dubois ausdrücklich auf den stark bläulichen Ton
des grünen Rückens hin, der gerade für die weißköpfige Bogotä-
Form charakteristisch ist, während die aus Merida rein grüne Ober-
seite besitzt wie X. y. caeruleocephala. Dr. Sclater!) hatte cyano-
dorsalis bereits richtig gedeutet, was jedoch Mr. Ridgway ent-
gangen zu sein scheint. Wir betrachten daher X. y. galeata als Sy-
nonym von X. y. cyanodorsalis und benennen die von Ridgway
irrtümlich mit letzterem Namen belegte Form als
c) X. yncas andicola n. subsp.
X. yncas cyanodorsalis (nec Dubois) Ridgway, Auk, XVII, p. 27
(Merida).
Adult. Größe wie bei X. y. yncas, aber Schnabel kürzer und
dicker. Stirnschopf ebenso oder fast so lang wie bei X. y. cyano-
dorsalis (18—20 mm), aber Scheitel, Hinterkopf und Nacken ein-
farbig violettblau (statt gelbweiß), indem die gelblichweiße Basis
durch die blauen Spitzenteile der Federn vollständig verdeckt
wird. Auf dem Oberkopf ist nur eine deutliche Postfrontalbinde
gelblichweiß, welche das Blau des Stirnschopfes von dem des
Scheitels trennt. Rücken rein grün, ohne jede Spur der für cyano-
dorsalis charakteristischen hellbläulichen Zone an der Nacken-
grenze. Al. 121—124; c. 143—148; r. 22—23 mm.
Type im Zoologischen Museum, München: No. 09.3422. 3 ad.
EI Walle, Merida, W. Venezuela, 11. Nov. 1897. S. Briceüo coll.
Hab. Anden von Merida, W. Venezuela, alt. 2000 m. Angeblich
auch in Bogotä-coll.
Obs. Diese Form, von der uns mehrere Bälge aus Merida,
vorliegen, vermittelt den Übergang zwischen X. y. cyanodorsalis
und X. y. caeruleocephala. Sie verbindet den langen Stirnschopf
der ersteren mit der Färbung der Oberseite der letzteren. Von
X. y. caeruleocophala kann sie indessen unschwer durch mehr ins
Violette ziehenden Ton des Oberkopfes, viel mehr verlängerte
1) Ibis, 1879, p. 89.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 73
Scheitelfedern und die viel weiter ausgedehnte, gelblichweiße
Basis an den Federn des Hinterkopfes und Nackens unterschieden
werden.
d) X. yncas coeruleocephala (Dubois).
Adult. Ähnlich der vorigen Form; aber Stirnschopf kürzer
(wie bei X. y. yncas); Scheitel, Hinterkopf und Nacken rein cyan-
blau (ohne violetten Ton) und nur die äußerste Basis der Oberkopf-
federn blaßgelb. Größe etwas geringer: al. 111—120; c. 134—148;
r. 23—25 mm.
Hab. Die Bergketten des nördlichen Venezuela, von Cumana
bis zur Cumbre de Valencia.
60. Mecocereulus leucophrys setophagoides (Bonap.)
[Muscicapa leucophrys Lafresnaye et D’Orbigny, Syn. Av. I in:
Mag. Zool. Cl. II, p. 53 (1837. — Bolivia).]
Tyrannula setophagoides Bonaparte, Atti Sesta Riun. Sci. Ital.
1844, p. 405 (1845. — Santa Fe-de Bogotä!).
Mecocerculus nigriceps Chapman, Bull. Amer. Mus. N. H. XII,
p. 154 (1899. — Los Palmales, Bermudez, N. O. Venezuela)-
No. 1, Jad. Cumbre de Valencia: 14. I. — Al. 63; c. 64; r. 101,mm
No. 2, 3. 22. Cumbre: 28. IX, 13. X. — Al. 58, 59; c. 58, 60;
2.910 mm.
No. 4. Z imm. Cumbre: 11. I. — Al. 58; c. 58; r. 10 mm.
Nach sorgfältigem Vergleich einer großen Serie aus Bogotä
mit Stücken aus der Cumbre, Merida und Cumanä (Los Palmales)
sehen wir uns außerstande, die Venezuelaform auch nur subspeci-
fisch abzutrennen. Die Färbung des Oberkopfes bei Bogotä-
Bälgen ist außerordentlich variabel, bald ist sie merklich dunkler
(mehr schwärzlich) als der Rücken, bald jedoch von genau derselben
Nuance wie der letztere. Chapman gibt für seinen M. nigriceps
als Unterscheidungsmerkmale schwärzlichere Kappe und oliv-
grünen Rücken an, allein ein $ ad. von der typischen Lokalität
(Los Palmales) im Tring-Museum hat durchaus nicht dunkleren
Scheitel als Bogotäa-Vögel, ebensowenig ist der Ton der Oberseite ver-
schieden. Merida-Vögel ?) sind absolut identisch mit denen aus
Colombia. Alles, was sich sagen läßt, ist, daß bei den Stücken aus
der Cumbre und Cumanäa der Rücken im Durchschnitt einen
Schatten heller, mehr olivbraun erscheint, die Abweichung ist aber
zu minimal und zu wenig konstant, um als Kennzeichen einer
besonderen Form zu dienen.
M. |. setophagoides verbreitet sich also von Colombia (Bogota,
Santa Marta) über die Gebirge des westlichen und nördlichen Ve-
1) Fide Bonaparte, Consp. Av. I, 1850, p. 188 [s. n. „Myiarchus
setophagoides“]. Die oben zitierte Originalbeschreibung war uns nicht zu-
gänglich.
2) Elainea gularis Madaräsz, Ann. Mus. Nat. Hung. I, p. 462 (1903. —
Escorial, Merida).
5. Heft
74 Hellmayr und Seilern:
nezuela bis Cumana. Auf den Anden Ecuadors wird sie durch
M. leucophrys rufimarginatus (Lawr.) !) vertreten, die viel län-
geren Schwanz besitzt und sich überdies durch lebhaft zimtrote
Flügelbinden, dunkler braunen Rücken, blasser gelben Bauch und:
bräunlich überlaufene Vorderbrust kennzeichnet.
61. Platytrieeus mystaceus insularis (Allen).
[ Platyrhynchos mystaceus Vieillot, Nouv. Diet. XXVII, p. 14
(1818. — ex Azara: Paraguay).]
Platyrhynchus insularis Allen, Bull. Amer. Mus. N. H., II, p. 143
(1889. — Tobogo).
P. albogularıs (errore) Sclater u. Salvin, P. Z. S. 1869, p. 252 (See
von Valencia); Sclater, Cat. B. Brit. Mus. XIV, p. 67 (part.:
d, e, San Esteban, Venezuela).
No. 1—4. & d ad. Cumbre de Valencia: 31, 13. I, 1. II, 27. IX. —
Al. 58—58%; ce. 32—34; rostr. 11—12 mm.
No.5,6. $ d imm. Las Quiguas: 20, 25. II. — Al. 53, 54; c. 26,
29; r.' 11-12 mm.
N0.7,8. 2 2 ad. Las Quiguas: 26. (bis) II. — Al. 53, 50; ce. 26,
275 Tı 11mm.
„Iris brown, feet yellowish white, maxilla black, mandible
bony-white‘“.
In der Färbung sind diese Vögel sowie mehrere andere aus
Cumana und Tocuyo (Bucarito), die wir im Tring Museum unter-
suchten, mit Bälgen aus Tobago (topotypisch) und Trinidad durch-
aus identisch. Die Serie unterscheidet sich von P. m. mystaceus
(Vieill.),aus Südbrasilien, durch grünlichbraune (stattröstlich braune)
Oberseite und wesentlich blasseren gelben Unterkörper, der nur ander
Vorderbrust und den Weichen ockerbräunlich überlaufen ist.
Auch die Größenverhältnisse bieten keinen genügenden Anhalts-
punkt zur Abtrennung der Festlandsform, wie aus nachstehender
Zusammenstellung ersichtlich ist.
Zwei & 3 ad. aus Tobago: al. 58, 59; ce. 35, 36 mm.
Ein $ ad. aus Trinidad: al. 584,; c. 32 mm.
Ein $ ad. aus Cumanä (8. Felix): al. 56; ec. 34 mm.
Ein & ad. aus Tocuyo (Bucarito): al. 53; ec. 28mm.
Vier $ & ad. aus Cumbre de Valencia: al. 58—5814; c. 32
— 34 mm.
Ein $ ad. aus Tobago: al. 53; c. 30% mm.
Ein @ ad. aus Trinidad: al. 51; c. 27” mm.
Ein $ ad. aus Bucarito (Tocuyo): al. 50; c. 27 mm.
Zwei 2 Q ad. aus Cumbre de Valencia: al. 50, 53; c.
26, 27 mm.
P. m. insularis verbreitet sich somit über das ganze Karai-
bische Küstengebiet Venezuelas (von der Cumbre de Valencia
1) Ochthoöca rufimarginatus Lawrence, Ann. Lye. N. H. IX, p. 266
(1869. — Quito valley, Ecuador).
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 75
ostwärts) einschließlich der Inseln Trinidad und Tobago. Eine dunk-
lere, noch unbenannte Form, die jedoch dem typischen P. m.
mystaceus äußerst nahesteht, bewohnt den oberen Orinoko und Bri-
tisch Guiana. Vgl. Hellmayr, Nov. Zool. XIII, 1906, p. 22.
62. Todirostrum cinereum einereum (Linn.)
Todus cinereus Linnaeus, Syst. Nat. 12, I, p. 178 (1766. — ex
Edwards: Surinam).
Todirostrum cinereum Selater, Cat. B. Brit. Mus. XIV, p. 69 (San
Esteban).
No. 1—3. &&. Las Quiguas: 20 (bis), 28. II. — Al. 43—44; r.
30—31; r. 131% mm.
No.4. Q ad. Las Quiguas: 23. II. — Al. 43; r. 30; r. 131, mm.
Identisch mit Stücken aus Cayenne, Bogotä, Carüpano ete.
Diese Art ist weit verbreitet im nördlichen Südamerika.
63. Colopteryx pilaris venezuelensis (Ridgw.)
[Colopterus pilaris Cabanis, Arch. f. Naturg. 13, I, p. 253
(1847. — Carthagena, Neu-Granada).]
Atalotriccus pilaris venezuelensis Ridgway, Proc. Biol. Soc. Wash.
XIX, p. 115 (1906. — San Antonio, Bermudez, N. O. Vene-
zuela).
Colopterus pilaris (errore) Sclater u. Salvin, P. Z. S. 1869, p. 252
(Nordufer des Sees von Valencia).
No.1. 2 ad. San Esteban: 19. XII. — Al. 41; c. 33; r. 11mm
[Mus. München].
„Iris and feet pale yellow, bill smoke grey, base of mandible
bony-white‘“.
Der Vogel gleicht in jeder Hinsicht mehreren Bälgen aus dem
Hinterland von Cumanä (S. Antonio, Santa Ana ete.). ©. p. vene-
zuelensis unterscheidet sich von CO. p. pilaris, aus Bogotä und Panama,
lediglich durch wesentlich helleres und reineres Grün der Ober-
seite)!. Der Oberkopf ist olivengrün wie der Rücken, nur tragen
die Federn dunkle Diskusflecken, auch die Kopfseiten zeigen die-
selbe Färbung, wie bei ©. p. pilaris. Mr. Ridgway’s Angabe, daß
sich die Form durch dunklere Oberseite unterscheidet, beruht wohl
auf einem Versehen. Die Verbreitung von ©. p. venezuelensis ist
auf das Küstengebiet des nördlichen Venezuela (von Cumanäa
bis Valencia) beschränkt. Im Orinoko- und Caura-Distrikt wird sie
durch ©. pilaris griseiceps Hellm. vertreten. Cfr. Rev. Frang. d’Orn.
III, No. 22, 1911, p. 24—25.
1) In der Größe besteht zwischen den beiden Formen kein Unterschied,
wie aus den folgenden Zahlen erhellt:
Sechs alte Männchen aus Bogotä: al. 42—44!/,; ce. 38—44 mm.
Sechs alte Männchen aus Cumanaä: al. 421/,—45; 39—43 mm.
Drei alte Weibehen aus Bogotä: al. 40—41; e. 33—37 mm.
Ein altes Weibchen aus Cumanä: |. 43; ce. 36 mm.
Ein altes Weibchen aus San Esteban: al. 41; c. 33 mm.
5. Heft
76 Hellmayr und Seilern:
64. Pogonotriceus venezuelanus Berl.
Pogonotriccus venezuelanus Berlepsch, Ornis, XIV, p. 357 (Feb.
1907. — ‚Puerto Cabello‘‘).
No. 1, 2. & & ad. Cumbre de Valencia: 12, 17. X. — Al. 54, 5314;
ce. 51, 49; r.:9% mm.
No. 3,4. Q ad., ? imm. Cumbre: 2, 17. X. — Al. 481, 48; 0.45%,
44; r. 9%,—10 mm.
„Iris brown, feet bluish flesh colour, bill black, whitish below“.
Außerdem untersuchten wir ein dem Carnegie Museum ge-
höriges 9, das von M. A. Carriker am 24. September 1910 auf der
Cumbre gesammelt worden ist. Diese fünf Vögel entsprechen in
Größe und Färbung der von Berlepsch gegebenen Kennzeichnung.
Der Graf hat sie überdies mit dem Typus verglichen und ihre
Identität festgestellt. Die 2 @ weichen nur durch kürzere Flügel
und Schwanz, und schmalere, mehr zugespitzte Steuerfedern ab.
Bei den alten Vögeln ist der Oberkopf rein aschgrau, wogegen
das © imm. an den Federn des Hinterkopfes einen schwachen,
grünlichen Anflug aufweist. Ferner ist bei ihm der gelbliche Saum
an der Innenfahne der Steuerfedern breiter und lebhafter.
Verglichen mit P. ophthalmicus Tacz. unterscheidet sich
P. venezuelanus durch viel geringere Größe, etwas schmäleren Schna-
bel, viel schwächere, zartere und gelbliche (statt schwärzlichgraue)
Beine, sowie durch folgende Färbungsmerkmale: die Unterseite
ist viel heller gelb und entbehrt völlig der weißen Mischung auf dem
Kinn sowie des olivgrünlichen Anfluges auf der Vorderbrust;
die Zügelgegend und die helle Mischung in der Brauen- und Sub-
oculargegend sind trüber, mehr gelblichweiß, und weniger scharf
abgesetzt; die Schwanzfedern sind viel schmäler, am Ende etwas
zugespitzt und längs der Innenfahne deutlich, wenn auch schmal,
blaßgelb gesäumt; die mittleren und großen Oberflügeldecken
tragen scharf umschriebene, runde, blaßgelbe Spitzenflecken,
wodurch zwei scharfe Querbinden auf dem Flügel entstehen, da
sich längs der Außenfahne der großen Deckfedern kaum ein feiner
grünlicher Rand hinzieht. Bei P. ophthälmicus dagegen zeigen
die Oberflügeldecken intensiv olivgelbe Säume an der Außen-
fahne und Spitze, die sich auf letzterer nur unmerklich verbreitern.
Die systematische Stellung dieser Art ist nicht ganz leicht zu
entscheiden. Sie ist sicher congenerisch mit Leptopogon poecilotis
Scl.t) und Capsiempis orbitalis Cab.?). Namentlich die letztgenannte
Art, deren Typus einer von uns durch Vermittlung des Grafen
Berlepsch unlängst zu untersuchen Gelegenheit hatte, gleicht ihr
in Struktur und Färbungscharakter, weicht aber sehr auffallend
durch den Mangel des schwärzlichen Flecks auf der hinteren
ı) P. Z. S. Lond. 1862, p. 111 (1862. — Bogota-coll.).
2) Journ. f. Ornith. XXI, p. 68 (1873. — Monterico, Chanchamayo,
C. Peru; type im Mus. Warschau).
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 77
Ohrgegend, dunkler grauen Oberkopf, grünlichgelbe (statt licht-
schwefelgelbe) Unterseite usw. ab. Die Zeichnung der Flügeldecken
ist bei beiden Arten ganz übereinstimmend.
Wir möchten diese Arten doch eher zu Pogonotriccus als zu
Leptopogon stellen, wenigstens vorläufig, bis eine vollständige
Revision aller verwandten Tyranniden-Gattungen vorgenommen
werden kann.
P. venezuelanus ist bislang nur von der Cumbre de Valencia
bekannt.
65. Pogonotriceus ophthalmieus Tacz.
Pogonotriccus ophthalmicus Taczanowski, Proc. Zool. Soc. Lond.
1874, p. 135 (1874. — Amable Maria, C. Peru).
No. 1. $ ad. Cumbre de Valencia: 2. X. — Al. 60; c. 57;r. 9% mm
[Mus. München].
No. 2. ( 2) ad. Cumbre: 12. X. — Al. 54; c. 49; r. 9mm [Mus.
Seilern].
„Iris reddish brown, feet dark slaty, bill black, pale horn
colour below“.
Ferner untersuchten wir ein von Carriker am 13. Okt. 1910
gesammeltes S ad., das dem Carnegie Museum in Pittsburgh gehört.
Die drei Exemplare weichen von zwei Bälgen des P. ophthalmicus
aus Nord-Peru (Huambo) und Ost Ecuador (Mapoto) im Mus.
Berlepsch durch heller aschgrauen (statt schieferschwärzlichen)
Oberkopf, heller und mehr geblichgrünen Rücken, lebhaft olivgelbe
(statt weißliche) vordere Ohrgegend, weniger weiße Mischung auf
der Vorderkehle und tiefer gelbe Unterseite mit schwächerem
grünlichen Anflug auf der Vorderbrust ab. Es muß dem Studium
einer größeren Serie von verschiedenen Fundorten anheimgestellt
bleiben, ob diese kleinen Abweichungen geographisch konstant
sind.)
P.ophthalmicus ist hiermit zum erstenmale für Venezuela nach-
gewiesen. Bisher war die Art nur als Bewohner von Peru, Ecuador
und Colombia?) bekannt.
66. Mionectes olivaceus venezuelensis Ridgw.
[Mionectes olivaceus Lawrence, Ann. Lyc. N.H. IX, p. 111 (1868. —
Barranca and Dota, Costa Rica).]
Mionectes olivaceus venezuelensis Ridgway, Proc. Biol. Soc. Wash.
XIX, p. 116 (1906. — Guacharo, Cumana, N. O. Venezuela).
M. striaticollis (nec Lafresnaye et D’Orbigny) Sclater u. Salvin,
P. Z.S. 1868, p. 628 (S. Esteban).
1) Weiteres Material aus Ecuador, das seit Abschluß des Manuskriptes
in unsere Hände kam, beweist, daß die oben erwähnten Differenzen lediglich
individueller Natur und durchaus nicht an gesonderte Gebiete gebunden sind.
2) Pogonotriccus alleni Oberholser, Proc. U. S. Mus. Wash. XXV,
p. 65 (1903. — Rio Cauca, W. Colombia). — Hellmayr untersuchte das im
American Museum zu New York aufbewahrte Original und stellte seine
Identität mit P. ophthalmicus fest.
5. Hefü
78 Hellmayr und Seilern:
M. olivaceus (nee Lawrence) Sclater, Cat. B. Brit. Mus. XIV, p. 112
(part.: t, u, San Esteban).
No. 1—4. dG& ad. Cumbre de Valencia: 5, 11 (bis) I, 30. XII. —
Al. 69—73; c. 54—56; r. 13 mm.
No. 5—8. 29. Cumbre: 12, 13. I, 2. III; Chiquita: 18. XI. —
Al. 61—64; ce. 49—50; r. 12—13 mm.
„Iris dusky brown, feet smoke grey, maxilla brownish black,
mandible dull pinkish, tipped with brown‘.
Die Serie stimmt mit Stücken aus den Bergen von Cumanä
überein. Die Verschiedenheit dieser Form von M. olivaceus gal-
binus Bangs!), aus Colombia, scheint uns nicht ganz sicher be-
gründet zu sein. Unsere Vögel aus Venezuela unterscheiden sich
von Bogotä-Bälgen nur durch etwas lebhafter grünen Rücken,
mehr grünliche Kehle und ein wenig heller gelben Unter-
körper. Exemplare aus den Anden von Merida sind schwierig
zu plazieren, scheinen aber im Allgemeinen dem M. o. venezuelensis
näher zu stehen.
Mr. Ridgway’s Maße (al. 67.8, tail 52.5 mm) beziehen sich
zweifellos auf ein falsch seziertes $. Denn wie aus obiger Tabelle
zu ersehen, haben die 2 ? viel kürzere Flügel und Schwanz.
M. o. venezuelensis bewohnt die Gebirge des nördlichen Vene-
zuela von Cumanä bis Valencia, und südwestlich bis nach Merida.
67. Leptopogon supereiliaris poliocephalus Cab. & Heine.
[Leptopogon superciliaris Tschudi, Arch. f. Natg. 10, I, p. 275 (1844.
— Peru).]
Leptopogon poliocephalus Cabanis & Heine, Mus. Hein. II, p. 55
(1859. — Neu Granada, sc. Bogotä).
No.1. & ad. Cumbre de Valencia: .17. I. 10. — Al. 65; c. 61;
r. 121, mm [Mus. München].
Identisch mit Stücken aus Bogotä und West-Colombia. Auch
Graf Berlepsch besitzt einen alten Vogel aus der Cumbre durch
Starke.
L. s. poliocephalus bewohnt die Berge von Ecuador, Colombia
und des nördlichen Venezuela. Über die geographischen Formen
der Art vergleiche man Hellmayr, P. Z. S. 1911, p. 1132.
68. Phyllomyias griseiceps (Scl. & Salv.)
Tyranniscus griseiceps Selater u. Salvin, P. Z. S. Lond. 1870, p.
843 (1871. — W. Ecuador: Babahoyo (type), Pallatanga;
See von Valencia, Venezuela).
No.1. g ad. Las Quiguas: 22. II. 11. — Al. 53; c. 48; r. Smm
[Mus. München].
„Iris dusky brown, feet black, maxilla black, mandible dark
walnut-brown‘“.
1) Proc. New Engl. Zoöl. Cl. III, p. 85 (1902. — La Concepecion, Santa
Marta).
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 79
Der Vogel unterscheidet sich von Bogotä-Bälgen durch sehr
viel kleineren Schnabel, bedeutend helleren, mehr graulichgrünen
Rücken und etwas kürzere, nicht so schwärzliche Haube. Zwei 9 2
aus Britisch Guiana (Roraima) im Brit. Museum sind ebenso
kleinschnäbelig, haben aber noch kürzere Flügel und Schwanz
(Al. 46, 49;c.42,44mm). Es ist durch Untersuchung einer größeren
Serie festzustellen, ob diese kleinen Unterschiede lokaler Natur
sind.
69. Tyranniseus petersi Berl.
Tyranniscus petersi Berlepsch, Ornis XIV, p. 359 (1907. — Anti-
mano, bei Caraccas).
No.1—5. dd. Las Quiguas: 15 (bis), 16, 17. XII., 22.1. — Al.
58—61; ce. 51—54; r. 9 mm.
No. 6—9. 29. 8. Esteban: 20. XII; Las Quiguas: 16, 17. XII,
23.1. — Al. 54—56; c. 43—47; r. 8%—9 mm.
„Iris brown, feet dark grey, bill black, base of mandible
grey“.
Von dieser gut charakterisierten Form waren bisher nur der
Typus im Mus. H. v. Berlepsch und ein alter Vogel aus Caraccas,
‘ Levraud coll., im Pariser Museum, bekannt. Die vorliegende Serie
beweist, daß die von Graf Berlepsch angegebenen Merkmale durch-
aus konstant sind. Von dem geographisch benachbarten 7. ım-
probus Scl. & Salv., aus Merida und N. Colombia, unterscheidet
sich T. petersi durch schwarzen statt olivgrünen oder bräunlich-
grünen Ohrfleck, größeren und tiefer schwarzen Zügelstreifen, reiner
grünen Rücken, schiefergrauen, mit grünen Federsäumen ver-
mischten (statt einfarbig olivenbraungrünen) Oberkopf, endlich
durch viel blassere Unterseite. Die Kehle ist weißlich, ohne gelben
Ton, die Brust aschgrau mit sehr blassen, gelblichweißen (statt
lebhaft olivgelben) Flammen, und der Unterkörper viel blasser
gelblich. Ferner ist der Superciliarstreifen reiner weiß, und die
helle Stirnbinde in der Regel kaum angedeutet.
Die Weibchen sind erheblich kleiner, weichen jedoch in der
Färbung durchaus nicht ab.
Wahrscheinlich bilden 7. vilissimus (Sel. & Salv.), T. parvus
Lawr., T. petersi Berl. und T. improbus Scl. & Salv. einen einzigen
Formenkreis und dürften richtiger ternär zu bezeichnen sein.
T. petersi ist bisher nur als Bewohner der Silla von Caraccas
und Cumbre de Valencia festgestellt.
70. Elaenia gaimardii gaimardii (D’Orb.)
Muscicapara Gaimardii D’Orbigny, Voyage, Oiseaux, p. 326 (zw.
18385—47. — Yuracares, N. O. Bolivia).
Blainea elegans Sclater & Salvin, P. Z. S. 1868, p. 628, 631 (8.
Esteban).
No. 1,2. Jad., Aimm. Las Quiguas: 16. XII, 7. II. — Al. 60, 61;
e... 01.0993. 7. U mm.
5. Heft
80 Hellmayr und Seilern:
No. 3,4. 229. Las Quiguas: 14. XL, 7. II. — Al. 57, 59; e. 54;
r. 10 mm.
„Iris light brown, feet dark grey, bill brownish black, base of
mandible pale grey“.
Diese Vögel und zwei weitere aus dem Orinoko-Distrikt
(Caura) gleichen der typischen E. g. gaimardii, aus Amazonien,
in der deutlich blaßgelb überlaufenen Scheitelmitte und der hell-
grünen Nuance des Rückens, weichen aber durch entschieden
dunklere, mehr schwärzlichgraue Einfassung der Krone ab. In letz-
terem Punkte sind sie mit der östlichen Form, E. g. gwianensis
Berl., identisch, welche indessen viel dunklere, schmutzig oliven-
farbige Oberseite (der Unterschied fällt besonders auf dem Unter-
rücken in die Augen), und meist reinweißen Scheitelfleck besitzt.
E. g. gaimardii verbreitet sich vom centralen Brasilien (Matto
grosso, Goyaz) und östlichen Bolivia durch den westlichen Teil
des Amazonasgebietes und den Orinoko-Distrikt bis in die Küsten-
gebirge von Venezuela!).
71. Myiozetetes similis columbianus Cab. & Heine.
[Muscicapa similis Spix, Av. Bras. II, p. 18, tab. XXV (1825. —
„ad flumen Amazonum‘‘).]
M yiozetetes columbianus Cabanis u. Heine, Mus. Hein. II, p. 62
(1859. — Puerto Cabello, Venezuela; Carthagena).
M. texensis (errore) Sclater, Cat. B. Brit. Mus. XIV, p. 162 (San
Esteban).
No. 1. Qad. Las Quiguas: 13. XII. 10. — Al. 85; c. 70;r. 14%, mm
[Mus. Seilern].
„Iris light brown, feet black, maxilla black, mandible smoke
grey, blackish towards the tip“.
Dieser Vogel stimmt in jeder Hinsicht mit anderen aus Bo-
gotä, Merida, Guiria und vom Orinoko (Altagracia) überein, hat
nur merklich stärkeren Schnabel. Der Rücken ist ebenso rein oliv-
grün, die Scheiteleinfassung hell aschgrau, und die Innensäume
der Schwingen zeigen genau dieselbe gelbröstliche Nuance. Die
typische Form, M. s. similis, aus Brasilien, hat entschieden mehr
rußgrauen Oberkopf, viel dunkler bräunlichen Rücken, ausge-
sprochen rostfarbige Innensäume und heller gelbe Unterseite.
M. s. columbianus verbreitet sich über das ganze nördliche
Colombia und Venezuela, südwärts bis zum Orinoko-Tal.
72. Rhynehoeyelus sulphurescens assimilis Pelz.
[’Platyrhynchus sulphurescens Spix, Av. Bras. II, p. 10, tab. XII,
fig. 1 (, &“) (1825. — Rio de Janeiro, ete.).]
1) Graf Berlepsch (Ornis, XIV, p. 420) zieht die Bewohner des nordöst-
lichen Venezuela (Cuman& und Trinidad zu E.g. gaimardii. Eine Serie von
letztgenannter Insel möchten wir jedoch ohne Zögern zu E. g. guianensis
stellen, während wir Vögel aus Cumana bisher nicht untersuchen konnten.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 81
Rhynchocyclus assimilis Pelzeln, Zur Orn. Bras. II, pp. 110, 181
(1868. — Engenho do Gama, R. Guapore; Borba, R. Madeira;
Rio Negro, Barra).
R. sulphurescens (errore) Selater, Cat. B. Brit. Mus. XIV, p. 168
(Puerto Cabello).
No, 1—4. 2 Qad. & imm. Las Quiguas: 16. XII (bis), 17. XII;
Cumbre de Valencia: 27. IX. — Al. 63—65; c. 53—57;
..r. 13—131% mm.
„Iris drab, feet dark slate, bill black, mandible horny white“.
Die Exemplare stimmen in der Größe und Allgemeinfärbung
mit topotypischen Vögeln vom Rio Madeira überein, haben nur
entschieden lebhafter grünen Rücken und wohl etwas mehr grüne
Mischung auf dem Oberkopf, wodurch sie sich dem echten R. s. sul-
phurescens (Spix), aus Ostbrasilien, nähern. Die südliche Form ist
bedeutend größer, namentlich mit längerem Schwanz, hat noch
reiner grünen Rücken und fast einfarbig grünen Oberkopf, der nur
an der Stirn schmale, hellgraue Säume trägt. Bei allen Stücken
aus Venezuela sind die Scheitelfedern dagegen nur an der Basis
grün, während die Spitzenteile ausgedehnt lebhaft schiefergrau
gefärbt sind. Eine gute Serie alter $ & von der Cumbre de Valencia
ist erforderlich, um die dort heimische Form sicher zu deter-
minieren.
73. Pitangus sulphuratus rufipennis (Lafr.)
[Lanius sulphuratus Linnaeus, Syst. Nat. 12, I, p. 137 (1766. —
ex Brisson: Cayenne).]
Saurophagus rufipennis Lafresnaye, Rev. Mag. Zool. (2) III
p. 471 (1851. — Caraccas); Cabanis u. Heine, Mus. Hein. II,
1859, p. 63 (‚Porto Cabello‘‘).
No.1. Jad. Las Quiguas: 25. I. 11. — Al. 114; c. 82; r. 26 mm
[Mus. Seilern].
Völlig übereinstimmend mit mehreren Bogotä-Bälgen. Diese
Form ist charakterisiert durch die außerordentlich breiten, rost-
roten Säume auf ÖOberflügeldecken, Schwingen und Steuerfedern.
Ihr Wohngebiet erstreckt sich von Cumanä westwärts bis ins nörd-
liche Colombia. Cfr. Nov. Zool. XIII, p. 24.
74. Myiodynastes maculatus maeulatus (P. L. S. Müll.)
Muscicapa maculata P. L. S. Müller, Natursyst., Suppl., p. 169
(1776. — ex Daubenton, Pl. enl. 453, Fig. 2: Cayenne).
No.1—3. dd ad., Simm. Cumbre: 20.1; Las Quiguas: 19. IE;
Chiqguita: 27. XI. — Al. 114, 107, —; ce. 89, 87; —;r. 24 mm.
No.4. Q ad. San Esteban: 26. IX. — Al. 98; c. 84; r. 25% mm.
Übereinstimmend mit Exemplaren aus Cumana, Maranhäo
etc. Diese Form verbreitet sich von Venezuela südwärts bis nach
Amazonien und N.O. Brasilien (Maranhäo). In Colombia, W.
Ecuador und Centralamerika wird sie durch M. maculatus nobilis
Scl. vertreten.
Archiv an 3 N 6 5, Heft
82 Hellmayr und Seilern:
75. Myiodynastes chrysocephalus venezuelanus n. subsp. -
[Seaphorhynchus chrysocephalus Tschudi, Arch. f. Naturg. 10, I,
p. 272 (1844. — Peru).]
Myiodynastes chrysocephalus (errore) Sclater u. Salvin, P. Z. S.
1875, p. 237 (8. Cristobal).
No. 1,2. & & ad. Cumbre de Valencia: 11. X, 6. XI. — Al. 102;
c. 84, 85; r. 22 mm.
No.3—5. @ 2 ad. Cumbre: 3, 7. X, 24. II. — Al. 100—101;
c. 82, 84, 88; r. 21—22 mm.
No. 6, 7. & juv., 2 juv. Cumbre: 9. X, 6. XI. — Al. 102, 101;
c.. 85; T. 22 mm.
Adult. Unterscheidet sich von M. c. chrysocephalus. (Tsch.),
aus Peru und Ecuador, durch viel kürzere Flügel und Schwanz,
kleineren Schnabel, sowie durch mehrere Färbungsmerkmale.
Der Rücken ist viel dunkler und zeigt einen entschieden bräunlich-
olivenfarbigen Ton, wogegen er bei peruanischen Stücken bedeu-
tend heller, rein graulichgrün erscheint; die Säume auf den Ober-
flügel- und Schwanzdecken und Schwingen sind viel breiter und
intensiv zimtrot statt hellgelbröstlich; die zimtroten Außenränder
der Steuerfedern sind gleichfalls breiter, sowie lebhafter gefärbt,
ferner zeigt auch die Innenfahne ° einen breiten, rostfarbigen
Saum, der etwa ein Drittel oder gar die Hälfte der Fahnenbreite
einnimmt, während bei M. c. chrysocephalus kaum ein schmaler,
gelbröstlicher Rand vorhanden ist; die dunklen Flecken auf den
Kopfseiten sind schärfer abgegrenzt und mehr schwärzlich; die
Unterseite lebhafter gefärbt, namentlich der röstlichgelbe Anflug
auf der Vorderbrust stärker entwickelt; endlich sind die Innen-
säume der Schwingen merklich breiter und ausgesprochen rost-
rötlich statt hellröstlichgelb.
Type im Zoologischen Museum, München: No. 11.1275 & ad.
Cumbre de Valencia, 11. Oktober 1910. S. M. Klages coll. No. 8363.
Außer der obigen Serie liegen uns zwei dad. aus El Valle,
Anden von Merida, 8. Briceno coll., vor, die mit jenen vollständig
übereinstimmten. Die 2 Q unterscheiden sich von den $J nur durch
etwas hellere Färbung des Oberkopfes und kleineren gelben Scheitel-
fleck. Die Kennzeichen dieser Form sind beim Vergleich von Serien
sehr auffallend, und es ist zu verwundern, daß sie bisher über-
sehen wordensind. Vermutlich erstreckt sich das Verbreitungsgebiet
des M. c. venezuelanus auch in das benachbarte Colombia, leider
fehlen uns aus diesem Lande Belegexemplare. Dagegen dürfte sich
M. chrysocephalus minor Tacz. & Berl.!), aus Ost-Eceuador, vom
typischen Peruvogel kaum trennen lassen. Die von Taczanowski
erwähnten Schwankungen in der Flügellänge finden sich schon
in unserer Serie aus Südostperu?).
1) P.Z.S. Lond. 1885, p. 91 (1885.— Machay und Mapoto, Ost-Ecuador).
2) & d: al. 108—116; ce. 91—94; rostr. 23 mm.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela, 83
76. Megarhynchus pitangua pitangua (Linn.)
Lanius Pitangua Linnaeus, Syst. Nat. 12, 1, p. 136 (1766 .— ex
Brisson: Brasilia).
No.1. Pad. Las Quiguas: 30. I. 11. — Al. 113; c. 83; r. 28 mm.
Ein normales Weibchen, mit zimtrotem Scheitelfleck, in keiner
Weise verschieden von Stücken aus Bahia, Paraguay etc.
M. p. pitangua verbreitet sich über den größten Teil des
tropischen Südamerika.
77. Myiobius vieillotioides vieillotioides (Lafr.)
Muscicapa (Tyrannula) vieillotioides Lafresnaye, Rev. Zool. XI,
p. 174 (1848. — Caracas in Venezuela).
Pyrrhomyias Heinei Cabanis & Heine, Mus. Hein. II, p. 66 (1859.
— (Caraccas).
No. 1—3. & d ad. Cumbre de Valencia: 17, 30. XII, 17.1. — Al.
69—70; c. 60—61; r. 11—12 mm.
No.4. 2 ad. Cumbre: 3. III. — Al. 66; ce. 54; r. 11 mm.
Das Weibchen weicht nur durch geringere Größe und etwas
matter dunkelbraune Färbung der Steuerfedern ab. Die Serie
repräsentiert den typischen wierllotioides: Oberkopf und Nacken
sind — abgesehen von dem goldgelben Scheitelfleck — dunkel-
braun und bilden eine gegen den düster rostroten Vorderrücken
deutlich abgegrenzte Kappe; auf dem Mittelrücken geht die letztere
Färbung wieder in einen düster rostbraunen Ton über, die Ober-
schwanzdecken sind dunkelbraun und tragen nur an der Spitze
einen schmalen, rostroten Saum; die Steuerfedern sind schwarz-
braun, nur ein breiter Innensaum, ein schmaler Spitzenrand und
die Außenfahne des äußersten Paares zimtrot gefärbt.
M. v. vieillotioides bewohnt die Gebirge des nördlichen Vene-
zuela von der Cumbre de Valencia bis Cumana (Bermudez).
In der Sierra Nevada de Santa Marta, N. Colombia, wird er
durch den nahe verwandten M. v. assimilis Allen!) vertreten.
Diese Form unterscheidet sich durch zimtrote Oberseite, der der
braune Anflug auf Oberkopf und Mantel fast völlig fehlt, einfarbig
hell zimrote Oberschwanzdecken, ebensolche Schwanzfedern,
die nur einen beschränkten, dunkelbraunen Subapicalfleck tragen,
etc.
78. Myiobius flavicans Scl.
M yiobius flavicans Sclater, P. Z. S. Lond. XX VIII, p. 464 (1860. —
type ex Pallatanga, W. Ecuador).
No. 1. Jad. Cumbre de Valencia: 13. X. — Al. 65; c. 54; r. 10 mm.
No. 2—4. @ 2 imm. Cumbre: 11, 21, I, 16. X. — Al. 60—63;
c. 46—50; r. 11mm.
No.5. 2 juv. Cumbre: 12. X. — Al. 64; c. 52; r. 11mm.
1) Myiobius assimilis Allen, Bull. Amer. Mus. N. H. XIII, p. 144
)
(1900. — Valparaiso).
( Dee 6* 5. Heft
84 3 Hellmayr und Seilern: :
Das alte $ besitzt goldgelben Scheitelfleck wie eine Anzahl
von Bogotä-Bälgen im Münchener Museum. Verglichen mit einer
Serie, aus West-Ecuador und Bogotä unterscheiden sich die Vene-
zuelaner weder in der Färbung noch in der Größe. Der junge Vogel
(No. 5) zeigt in dem Grün der Oberseite, namentlich auf Bürzel und
Oberschwanzdecken, einen entschieden röstlichen Ton.
Soviel uns bekannt, ist diesder erste sichere Nachweis der Art für
Venezuela. Bisher war sis nur als Bewohner der Gebirge von Ecua-
dor und Colombia festgestellt.
79. Terenotrieeus erythrurus fulvigularis (Salv. & Godm.)
[Myiobius erythrurus Cabanis, Arch. f. Naturg. 13, I, p. 249, tab.
5, fig. 1 (1847.. — Guiana, Cayenne).]
Myiobius fulvigularis Salvin und Godman, Biol. Centr.-Americ.,
Aves, II,.p. 58 (1889. — Santa F& de Veragua, Panama).
No.1. gJ ad. Las Quiguas: 21. I. 11. — Al. 52; c. 44; r. 9 mm
[Mus. Seilern].“
„Feet pale yellow, maxilla black, mandible horny-white,
greyish towards tip.
Identisch mit Vögeln aus West-Colombia, Chiriqui ete. Die
Kehle ist röstlichgelb, deutlich heller als der Unterkörper, der
Oberkopf ausgesprochen oliv und die Stirn stark röstlich über-
laufen.
Die Verbreitung der drei Rassen dieser Art hat Hellmayr in
einer anderen Arbeit erörtert.
80. Myiochanes einereus andinus (Tacz.)
[Platyrhynchus cinereus Spix, Av. Bras. II, p. 11, tab. XIII, fig. 2
(1825. — ‚in sylvis fl. Amazonum‘‘ — errore !).]
Empidonax andinus Taczanowski, Proc. Zool. Soc. Lond. 1874,
p. 539 (1875. — ‚environs du lac Junin“, C. Peru).
Contopus brachytarsus (nec Sclater) Sclater & Salvin, P. Z. S. 1868,
p-. 168 (Pilar, Cumanä; Caraccas), p. 628 (San Esteban).
No. 1. Qad. Las Quiguas: 15. XII. 10. — Al. 70; c. 62; r. 12 mm
[Mus. Seilern].
Dieser Vogel stimmt mit unserer Serie aus Trinidad, Cumana
und Marajo überein. Graf Berlepsch?) hat die systematische Stel-
lung von E. andinus so eingehend erörtert, daß wir kaum etwas
hinzuzufügen haben. Nur betrachten wir M. brachytarsus gleich-
falls als geographischen Vertreter der cinereus-Gruppe, woraus
sich die angewandte Benennung erklärt.
M. c. andinus ist über einen großen Teil des nördlichen Süd-
amerika, von Trinidad, Cayenne und den Mündungsinseln des
Amazonas bis an die Ostabhänge der peruanischen Anden ver-
breitet.
1) Cfr. Abhandl. II. Kl. Bayr. Akad. Wissensch. XXIIL, 3, p. 645.
2) Nov. Zool. XV, p. 128.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 85
81. Empidonax lawrencei Allen.
Empidonax lawrencei Allen, Bull. Amer. Mus. N. Hist. II, p. 150
(1889. — ex Ochthoeca flaviventris Lawrence, Ann. N. Y.
Acad. Sci. IV, 1887, p. 67: loc. ign.).
No. 1. Qimm. Las Quiguas: 4. II. 11. — Al. 61; ce. 58; r. 11 mm
[Mus. München].
Identisch mit Exemplaren aus Cumanä, Trinidad und Brazil
(Mexiana). Es ist ein jüngerer Vogel mit gelbröstlich gefärbten
Flügelbinden und rostfarbigen Rändern an den Steuerfedern.
82. Myiarchus tuberculifer tubereulifer (Lafr. & D’Orb.).
Tyrannus tuberculifer Lafresnaye et D’Orbigny, Syn. Av. I in:
Mag. Zool., Cl. II, p. 43 (1837. — Guarayos, O. Bolivia).
No.1. & ad. Cumbre de Valencia: 11. X. — Al. 80; ce. 76; r.
16 !/, mm.
No. 2—4. Jimm., 229. Las Quiguas: 15. 16 (bis) XII. — Al.
73—7%6; c. 70—72; r. 16—17 mm.
Die Serie gleicht in jeder Hinsicht unseren Exemplaren aus
Bogotä, Merida ete. Kennzeichen und Verbreitung dieser Art
hat Hellmayr in Nov. Zool. XIII, p. 323—324 eingehend aus-
einandergesetzt.
M. t. tuberculifer verbreitet sich vom östlichen Bolivia nord-
wärts bis Venezuela und Guiana. In West-Ecuador und W. Co-
lombia wird er durch den nahe verwandten M. tuberculifer nigri-
ceps Scl. vertreten, der sich lediglich durch den tiefschwarzen
(statt schwärzlichbraunen oder rußbraunen) Oberkopf unter-
scheidet.
83. Cirrhipipra filieauda (Spix).
Pipra filicauda Spix, Av. Bras. II, p. 6, tab. VIII, fig. 1,2 (1825. —
„ad pagum St. Pauli in sylvis fl. Solimoens“).
Cirrhopipra filicauda Sclater, Cat. B. Brit. Mus. XIV, p. 289
(S. Esteban).
No. 1-5. $ dad. Campanero: 13. X; Cumbre Chiguita: 21. XI;
Las Quiguas: 2, 30. I. — Al. 65—68; ce. 75—82; r. 10—11 mm.
No. 6—9. & J juv. Campanero: 13. X; Las Quiguas: 6. II; Cumbre
Chigquita: 19, 21. XI. — Al. 66—67; ec. 67—77; r. 10—11 mm.
No. 10, 11. 22 ad. Cumbre Chiquita: 12. XII; Las Quiguas:
14. XII. — Al. 63, 64; c. 50, 52; r. 11 mm.
„Iris yellowish white, feet purplish grey, maxilla chocolate,
mandible flesh colour“.
Eines der alten $ d weicht von den anderen durch intensi-
veres, ins Orange ziehendes Gelb der Stirnbinde, und dunkleres
Gelb auf Kehle und Vorderbrust ab. Die jungen $ & tragen noch
ein dem © ähnliches Kleid, sind jedoch auf der Unterseite, be-
sonders Kehle und Brustmitte, reiner gelb, und die fadenförmigen
Fortsätze der Steuerfedern sind fast so lang wie beim dd ad.,
während sie beim @ nur in kurze, wenig hinausragende Spitzen
auslaufen.
5. Heft
86 Hellmayr und Seilern:
C. filicauda ist eine amazonische Form, deren Vorkommen
im Nordwesten von Venezuela recht auffallend ist. Das Tring
Museum erhielt durch A. Mocquerys eine kleine Serie vom Bucarito-
Gebirge, Tocuyo-Distrikt, Provinz Lara. Sonst kennen wir die Art
nur aus dem oberamazonischen Gebiet (Orinoko, Bogotä-coll.,
Ost-Ecuador, R. Solimoens, Nordperu). Irgendwelche Unter-
schiede vermögen wir zwischen amazonischen und Venezuela-
Stücken nicht festzustellen.
84. Pipra erythrocephala erythrocephala (Linn.)
Parus erythrocephalus Linnaeus, Syst. Nat. X, p. 191 (1758. — ex
Klein und Edwards. — Wir betrachten Surinam (ex Edwards)
als terra typica).
Pipra auricapilla Sclater & Salvin, P.Z. S. 1868, p. 628 (S. Esteban).
No. 1-5. & dad. S. Esteban: 20, 23. IX, 2. X; Cumbre-Chiqguita:
13. XI; Las Quiguas: 28. XII. — Al. 59—61; c. 21—22;
r. 8%—9 mm.
Verglichen mit Exemplaren aus Französisch Guiana, welche
man wohl als typisch ansehen darf, unterscheiden sich die Be-
wohner der Cumbre durch noch intensiveres Orangegelb des Ober-
kopfes, längere Flügel und bedeutend längeren sowie stärkeren
Schnabel. Bälge aus Britisch Guiana und Trinidad haben ebenso
lebhaft gefärbten Scheitel wie die aus N. W. Venezuela, aber
kurze Flügel wie jene aus Cayenne, während sie in der Schnabel-
größe in der Mitte stehen. Aus Bogotä liegen uns einige Stücke
vor, die in Größe sowohl als in Färbung denen aus der Cumbre voll-
ständig gleichen. Das Gros der Bogotä-Bälge gehört aber zur hell-
köpfigen, oberamazonischen P. erythrocephala berlepschi Ridgw.!).
Die Flügellänge der Exemplare von verschiedenen Fundorten
“ist wie folgt:
Vier $ d ad. aus Cayenne, al. 54—55 mm.
Zwei dd ad. aus Brit. Guiana, al. 52—57 mm.
Zehn $ & ad. aus Trinidad, al. 56—58 mm.
Ein & ad. aus Bogotä, al. 59 mm.
Fünf & & ad. aus 8. Esteban, al. 59—61 mm.
P. e. erythrocephala verbreitet sich vom Nordufer des Ama-
zonas (Obidos, Manäos) und den Guianas westwärts durch das
nördliche Venezuela einschließlich Trinidad bis West-Colombia
und Panama.
85. Chiroxiphia lanceolata (Wagler)
Pipra lanceolata Wagler, Isis, 1830, p. 931 (1830. — „‚Guiana sive
Cajenna‘‘ — errore!).
Chiroxiphia lanceolata Sclater, Cat. B. Brit. Mus. XIV, p. 309
(S. Esteban).
1) Proe. Biol. Soc. Wash. XIX, p. 117 (1906. — Nauta ‚N. ©. Peru).
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 87
No. 1—6. & dad. Campanero: 26. II.; San Esteban: 17, 18, IX.
29. XIL, 2. I, 22. II. — Al. 71—74; c. 47—51; r. 10 mm.
No. 7. & juv. San Esteban: 1. II. 11. — Al. 71; ec. 51; r. 101, mm.
No. 8,9. 2 2 ad. Campanero: 23. II; S. Esteban: 23. XII. — Al.
70; ec. 48, 49; r. 91, 10 mm.
Die Serie der alten $ $ ist sehr einförmig. Die Unterseite
erscheint matt rußschwarz mit olivenfarbigem Schimmer. Das
d juv. trägt noch ein dem Weibchen ähnliches Kleid, doch tritt
an einzelnen Stellen, namentlich auf dem Kopfe, die schwärzliche
Färbung hervor, und der hochrote Scheitelschopf ist bereits voll-
ständig ausgebildet.
©. lanceolata, die wahrscheinlich eine geographische Form
der pareola-Gruppe darstellt, verbreitet sich von Panama durch die
nördlichen Teile Colombias längs der Nordküste von Venezuela
bis in die Berge von Cumanä. Wie bereits Mr. De Witt Miller‘)
ausgeführt hat, ist diese Art für Trinidad noch nicht sicher fest-
gestellt.
86. Scotothorus turdinus stenorhynehus (Scl. & Salv.)
[Museicapa turdina Wied, Beitr. Naturg. Bras. 3, II, p. 817 (1831.
— Ost-Brasilien).]
Heteropelma stenorhynchum Sclater & Salvin, P. Z. 8. Lond., Dec.
1868, pp. 628, 632 (Anf. 1869. — 8. Esteban).
No. 1. & ad. Cumbre de Valencia: 17. X. — Al. 90; e. 66; r. 13 mm
[Mus. München].
Diese Form ist in der Färbung intermediär zwischen 8. t.
amazonum (Sel.) und S. t. verae-pacis (Sel. & Salv.), unterscheidet
sich aber von beiden durch sehr viel kleineren und bedeutend
schmaleren Schnabel, der auch wesentlich heller, hornbraun, statt
schwärzlich erscheint. Die Kehle und Vorderbrust sind ebenso
stark röstlichbraun überlaufen wie bei 8. t. amazonum, aus Peru,
aber der übrige Unterkörper ist entschieden matter, mehr graulich-
grün; derOberkopf ist zimtröstlichbraun, wohl noch etwas lebhafter
als bei der oberamazonischen Form, da aber auch der Rücken
hell röstlichbraun überlaufen ist, sticht die rostfarbige Kappe
viel weniger von der übrigen Oberseite ab. $. t. verae-pacıs, aus
Chiriqui und Guatemala, weicht durch nahezu gleichmäßig röstlich-
olivbraune Oberseite, rostbraunen statt olivbraunen Schwanz,
viel lebhafter olivgrünlichen Unterkörper, und bedeutend breiteren,
dunkleren Schnabel ab. Auch die zwei im British Museum befind-
lichen Stücke aus San Esteban (Typen) unterscheiden sich in der-
selben Weise, sind aber wesentlich größer: al. 95, 97; c. 72, 73 mm.
Wie das von Mr. Klages eingesandte Exemplar beweist, ist die be-
deutendere Größe kein konstantes Merkmal der Venezuela-Form,
denn es hat durchaus nicht längere Flügel als großwüchsige Stücke
des 8. i. verae-pacis.
1) Bull. Amer. Mus. N. Hist. XXIV, 1908, p. 335.
5. Heft
88 Hellmayr und Seilern:
S.t.stenorhynchus bewohnt dieCumbre de Valencia, N. W. Vene-
zuela und die Sierra de Santa Marta im nördlichen Colombia.
Zwei Stücke aus Panama, die Hellmayr untersuchte, stimmen wohl
in der Färbung überein, haben aber so breiten starken Schnabel
wie 8. ti. verae-pacis. Die Untersuchung weiterer Exemplare ist
erforderlich, um die Identität der Panama-Form endgültig fest-
zustellen.
87. Pachyrhamphus castaneus intermedius Ber!p.
[Tityra castanea Jardine and Selby, Illustr. Ornith., tab. X, fig. 2
(Febr. 1827. — ‚America meridionalis‘‘).]
Pachyrhamphus intermedius Berlepsch, Ornith. Centralbl. IV,
p. 63 (1879. — Venezuela: S. Esteban, Puerto Cabello).
Pachyrhamphus sp. Sclater u. Salvin, P. Z. S. 1868, p. 628 ( 2:
S. Esteban).
P. rufus (nec Boddaert) Sclater, Cat. B. Brit. Mus. XIV, p. 343
(part: 1., m., ex San Esteban, Venezuela).
No.1,2. 2 2 ad. Las Quiguas: 14. XII, 5. II. — Al. 71, 73; c. 60;
r. 12 mm.
„Iris dark brown; feet dark grey; maxilla black, edged and
tipped with horny grey ; mandible dull slate, edges and tip whitish“.
Außerdem liegen uns aus dem Münchener Museum acht alte
Vögel (438 &, 42 2) von Bermudez, E. Andre coll., vor. Diese
Serie beweist die Verschiedenheit der nordvenezuelanischen Form,
welche von Dr. Sclater!) infolge ungenügenden Materials mit
P. c. castaneus (= rufus auct. nec Boddaert) vereinigt worden war.
Beim Vergleich mit einer Reihe von Bälgen aus Südbrasilien
(Minas und Säo Paulo) unterscheiden sich die Venezuelaner durch
kürzeren Schwanz und viel heller zimtröstliche Unterseite, welche
auf Kehle und Mitte des Unterkörpers in einen rahmfarbigen Ton
übergeht, wogegen bei P. c. castaneus die ganze Unterseite vom
Kinn bis zu den Schwanzdecken nahezu einfarbig intensiv zimt-
rostrot gefärbt ist. Die Angabe von Graf Berlepsch?), daß das
graue Nackenband fehle, bestätigt sich dagegen nicht. Alle unsere
Exemplare aus Venezuela zeigen die aschgraue Postocular- und
Nackenbinde ebenso gut entwickelt wie die aus Brasilien, wodurch
sie sich sofort von P. cinnamomeus Lawr. trennen lassen.
Die nachfolgenden Maße mögen die Größenunterschiede
erläutern:
P. c. castaneus (Jard. & Selby.). Paraguay und S. O. Brazil
(S. Paulo, Rio, Minas, Bahia).
Fünf alte & d, al. 78—80; ce. 66—72 mm.
Drei alte @ 9, al. 75—77; c. 66—68 mm.
P. ce. intermedius Berl.
Vier alte & d, al. 77—79; ec. 57—62 mm.
1) Cat. B. Brit. Mus. XIV, p. 343.
2) Journ. f. Orn. 1879, p. 208.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela, 89
Sechs alte 2 9, al. 71—77; ce. 57—60 mm.
P. castaneus intermedius bewohnt die Küstengebirge des nörd-
lichen Venezuela, von Cumanä bis zur Cumbre von Valenciat).
88. Pachyrhamphus polychropterus einereiventris Scl.
[Platyrhynchos polychropterus Vieillot, Nouv. Diet. XX VII, p. 10
(1818. — ‚Nouvelle-Hollande‘‘, errore ?).]
Pachyrhamphus cinevreiventris Sclater, Cat. Coll. Amer. B., p. 242
(1862. — ,„S. Martha“).
No. 1—9. & d ad. Cumbre Chiquita: 30. XI (bis); Las Quiguas:
14 (bis) 15, 17. XII; 27. 1; 1, 20. II. — Al. 70—77; 0.54—64(!);
r. 12—13 mm.
No. 10. & imm. Las Quiguas: 22. II. — Al. 73; ce. 56; r. 12 mm.
No. 11. Pad. Las Quiguas: 16. XII. — Al. 69; c. 51; r. 121, mm.
„Iris brown, feet smoke grey, bill slate grey“.
Außer dieser Serie liegen uns sechzehn weitere S d aus
Trinidad, Tobago, Cumanä und dem Caura Tale (S. Pedro) vor,
doch sind wir nicht imstande, irgendwelche lokale Unterschiede
zu konstatieren. Schon die Suite aus der Cumbre weist eine
ganz erstaunliche Variabilität in der Färbung der Unterseite und
des Bürzels auf. Das dunkelste Stück (No. 2623 Mus. Seilern)
ist auf Kehle und Vorderhals kohlschwarz, mit etwas weißlicher
Sprenkelung in der Mitte, während Brust und Bauch heller,
schiefergrau gefärbt und mehr oder weniger deutlich weiß und
schwärzlich gefleckt oder quergewellt sind. Das hellste Männchen
(No. 10.2228 Mus. München) hat die ganze Unterseite einfarbig
hell schiefergrau wie centralamerikanische Vögel, nur sind die
Analgegend und die Unterschwanzdecken etwas mehr weißlich
gemischt. Die übrigen Exemplare vermitteln in der Färbung
der Unterseite einen vollständigen Übergang zwischen den beiden
Extremen, alle aber haben wenigstens die Unterschwanzdecken
weißlich gemischt oder gewellt. Dieselbe Variation bemerken wir
in den uns vorliegenden Serien von Cumanä, Caura und Trinidad.
Alte Männchen aus Trinidad sind bald nahezu einfarbig schiefer-
grau, bald vorwiegend rußschwarz auf der Unterseite. Ridgway’s
Bemerkungen?) über die angeblichen Unterschiede der letzteren
vermögen wir also nicht zu bestätigen.
Was nun den Typus von P. cinereiventris, der angeblich aus
Santa Marta stammen soll, anbetrifft, so wollen wir nochmals
hervorheben, daß er in jeder Hinsicht mit mehreren Stücken aus
Caicara (Orinoko) und Cumanä übereinstimmt, indem die Mittel-
linie des Bauches deutlich weiß gesprenkelt und die Unterschwanz-
1) Ob die von Chubb (Ibis, 1910, p. 604) erwähnten Exemplare aus
Sarayacu, O. Ecuador (Fundort richtig? — Buckley!) auch dazu gehören,
lassen wir dahingestellt.
2) Der Typus im Pariser Museum ist nachzuprüfen, möglicherweise
gehört er zu einer der im nördlichen Südamerika heimischen Formen.
3) Bull. U. S. Mus., No.50, pt. IV, p. 827, note a.
5. Heft
9% Hellmayr und Seilern:
decken weiß und grau quergestreift sind. Vielleicht kam der
Vogel (von Verreaux gekauft) gar nicht von Santa Marta, sondern
aus Venezuela oder Trinidad. Jedenfalls müssen wir ihn zu der-
selben Form zählen wie die Bewohner der ebengenannten Gegen-
den. Die Färbung des Unterrückens ist in der Serie des Herrn
Klages gleichfalls sehr variabel, entweder schiefergrau, oder stark
schwärzlich gewölkt, niemals aber einfarbig glänzend schwarz
wie bei P. p. niger (Spix), aus Amazonia.
89. Pachyrhamphus albogriseus albogriseus Scl.
Pachyrhamphus albo-griseus Scelater, Proc. Zool. Soc. Lond. XXV,
p. 78 (1857. — Bogotä; part. des’r. S)!).
No. 1. & ad. Cumbre de Valencia: 16. X. — Al. 75; e. 60; r. 13 mm
(Mus. Seilern].
No. 2. & jr. ibidem: 21. I. 10. — Al. 74; c. 58; r. 12 mm [Mus.
Tring].
No. 3—9. 2 Q ad. ibidem: 1,5, 6, 7, 9, 17, 27. I. — Al. 71—74;
c. 56—60; r. 13—13%, mm.
Ferner liegen uns ein Pärchen aus Los Palmales, Anden von
Cumanä, und ein $ ad. vom Rio Albarregas, Merida, aus dem Tring
Museum vor, welche mit unserer Serie vollständig überein-
stimmen.
Wohl bei keiner anderen Art dieser Gattung herrschten eine
solehe Unsicherheit und Verworrenheit wie bei P. albogriseus,
besonders hinsichtlich der Färbung des Weibchens. Sclater!)
beschrieb zunächst irrtümlich ein Exemplar von P. cinnamomeus
als weibliches Kleid des ?. albogriseus, und die später von dem eben-
genannten Autor?) sowie von Salvin & Godman?) dafür gehaltenen
Stücke „with thehead dusky olive‘, gehören ebensowenig zu unserer
Art. Noch vermehrt wurde die Konfusion durch Salvin, der bei
Gelegenheit der Neubeschreibung der peruanischen Form®) die
rostbraune Kopfplatte des Weibchens als eines ihrer Hauptmerk-
male hervorhob, eine Angabe, aus der man wohl auf das Fehlen
dieses Charakters bei der typischen Form, P. albogriseus zu schließen
berechtigt war, obwohl dies, wie wir in den nächsten Zeilen aus-
führen werden, keineswegs der Fall ist. Im Jahre 1892 beschrieb
Cherrie?) ein einzelnes Weibchen aus Barranca, Costa Rica, unter
dem Namen P. ornatus als neue Species. Ridgway*) und Carriker‘)
sprachen jedoch die Vermutung aus, daß es sich dabei um das
Weibchen von P. albogriseus handle, eine Annahme, die wir nach
1) Das angeblich dazu gehörige 2 („saturate castanea, subtus valde
dilutior, cinnamomescenti-ochracea“) bezieht sich natürlich auf P. cinna-
momeus Lawr.!
*) Cat. B. Brit. Mus. XIV, p. 347.
®) Biol. Centrali-Amerie., Aves. II, 1889, p. 128.
*) Nov. Zool. II, Febr. 1895, p. 13.
5) Proc. U. S. Mus. XIV, 1891, p. 338.
6) Bull. U. S. Mus., No. 50, pt. IV, p. 842.
’) Ann. Carnegie Mus. VI, p. 666.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 91
Untersuchung zahlreicher Exemplare in vollem Umfang bestätigen
können. Wir haben augenblicklich acht sichere Weibchen aus
Venezuela, drei aus Nord-Peru (?. similis Salvin) und eines aus
West-Ecuador vor uns. Alle ohne Ausnahme haben den lebhaft
rostbraunen Oberkopf seitlich wie am Hinterrande von einem
deutlichen schwarzen Bande umrahmt, entsprechen also der von
Cherrie für P. ornatus gegebenen Beschreibung. Exemplare von
verschiedenen Fundorten differieren jedoch in einigen Punkten
von einander, so daß sich mindestens drei geographische Rassen
von P. albogriseus unterscheiden lassen, wie bereits von Hartert!)
angedeutet worden ist. Die Unterschiede treten bei den $ g deut-
lich hervor, während sie im weiblichen Geschlecht zum Teile ver-
wischt sind.
a) P. albogriseus albogriseus Sel.
Hab. Östliche Andenkette von Colombia (Bogotä) und Berg-
züge des nördlichen Venezuela (von Merida bis Cumanä); wahr-
scheinlich auch in der Sierra de Santa Marta.?)
d ad. Weiße Spitzenflecken auf den mittleren Oberflügel-
decken außerordentlich breit (4—6 mm), so daß eine auffallende,
helle Querbinde auf dem Flügel entsteht. Mittlere Steuerfedern
schwarz wie die übrigen, nur an der äußersten Basis der Außen-
fahne schmal mit aschgrau gesäumt [natürlich tragen alle Federn
die üblichen weißen Spitzenflecken]. Schnabel breit und stark.
ad. Die ockergelben Spitzenflecken auf den mittleren
Flügeldecken außerordentlich breit (4—6 mm lang) und intensiv
ockergelb; Säume der großen Flügeldecken und Schwingen leb-
haft ockergelb. Mittlere Schwanzfedern hell olivbraun oder röstlich-
braun, vor der ockergelben Spitze in einen deutlichen (&<—12 mm
langen), schwarzen Subapicalfleck übergehend; Schwanzspitzen
intensiv ockergelb.
Obs. Drei alte $ aus Merida, Cumana, und der Cumbre
stimmen untereinander gut überein, nur hat das von dem zuletzt
genannten Fundort etwas stärkeren Schnabel und ein wenig breitere
Flügelbinde. Die 2 2 variieren nicht unerheblich in der Färbung
des Oberkopfes, der Kopfseiten und des Unterschnabels. Der Schei-
tel ist meist intensiv rostrotbraun oder zimtrotbraun, bei einzelnen
Exemplaren jedoch ebenso matt röstlichbraun wie bei P. a. salvint;
Backen- und Öhrgegend sind in der Regel hell grünlicholiv, bei
einem aus Cumanä und zweien aus der Cumbre dagegen blaß
aschgrau; der olivgelbe Ton der Brust erstreckt sich gewöhnlich
bis an die Schnabelbasis, zuweilen ist das Kinn oder selbst die
ganze vordere Kehle weiß. Der Unterschnabel ist bald einfarbig
schwärzlichgrau, bald horngelb.
1) Nov. Zool. IX, 1902, p. 609.
2) Siehe Ridgway (Bull. U. S. Mus., No. 50, IV, p. 843), derdie Unter-
schiede der 2? Q von P.a. albogriseus und P. a. ornatus sehr gut auseinander-
setzt.
5. Heft
92 Hellmayr und Seilern:
Topotypische Bogotä-Bälge sind uns leider nicht zugänglich,
nach Sclater’s Beschreibung (‚‚cauda nigra‘‘) und ausgeographischen
Gründen dürften sie aber mit denen aus Venezuela identisch sein.
b) P. albogriseus ornatus Cherrie.
Hab. Nicaragua, Costa Rica, Chiriqui, Panama.
dad. Unterscheidet sich von der vorigen Form sofort dadurch,
daß die mittleren Steuerfedern aschgrau sind und erst am End-
drittel in eine mattschwarze Zone übergehen. Sonst augenscheinlich
ganz gleich, vielleicht auf der Unterseite nicht so reinweiß, sondern
mehr aschgraulich überlaufen.
Q@ ad. Weicht von dem der typischen Form nur durch viel
hellere, röstlichgelbe Schwanzspitzen, lichter ockerröstliche Ab-
zeichen auf den Flügeln, sowie durch nahezu einförmig bräunlich-
olivenfarbige mittlere Schwanzfedern ab, auf denen die schwärz-
liche subapicale Zone kaum durch einen kleinen, düsteren Fleck
angedeutet ist.
Obs. Diese Form ist uns nur nach einem Pärchen aus Boquete,
Chiriqui, H. Watson coll., bekannt. Das Weibchen hat den Ober-
kopf mattröstlichbraun gefärbt, wie das von P. a. salvini, aus Nord-
Peru, das Männchen ist leicht an dem stark aschgrau überlaufenen
Basisteil der mittleren Steuernfedern zu erkennen.
c) P. albogriseus salvini Richm.
Pachyrhamphus similis (nec Cherrie 1891) Salvin, Nov. Zool. II,
p. 13 (Febr. 1895. — part.: Nordperu, O. T. Baron coll.).
P. salvini Richmond, Auk, XVI, p. 186 (1899. — nom. nov.)
Hab. Nord-Peru: Vina, Chusgon (Huamachuco), Malea
(Cajabamba).
d ad. Gleich P. a. ornatus mit starkem, aschgrauen Anflug
am Basisteil der mittleren Steuerfedern, aber weiße Spitzen-
flecken auf den mittleren Oberflügeldecken viel kleiner, so daß
nur eine schmale Querbinde zustande kommt, und Schnabel be-
deutend kürzer und schmaler.
Q ad. Von P. a. ornatus unterschieden durch viel kürzeren,
schmaleren Schnabel, viel kleinere, ockerröstlichgelbe Flecken
auf den mittleren Flügeldecken, und matteren, mehr graulichgrünen
Rücken. Abzeichen auf Flügel und Schwanz und mittleres Steuer-
federnpaar genau wie bei der centralamerikanischen Subspecies
gefärbt. Der Oberkopf ist gleichfalls matt röstlichbraun.
Obs. Salvin vermengte in der Originalbeschreibung Exemplare
von b) und c) unter einem Namen, da ihm das (gleichfalls mit einer
rostrotbraunen Kopfplatte ausgestattete) Weibchen P. a. albo-
griseus nicht bekannt war. Das zu P. similis gestellte Stück aus
M£rida, Venezuela, ist selbstverständlich P. a. albogriseus, während
die von ihm und Sclater irrtümlich für Weibchen der letzteren Art
angesprochenen Exemplare mit grünlicholivenfarbigem Scheitel
tatsächlich zur P. niger-Gruppe gehötlen.
Zu welcher der drei Formen die Bewohner von Ecuador zu
stellen sind, vermögen wir nicht zu sagen, da wir nur über ein dad.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 93
aus Chimbo (S. W. Ecuador) und ein Q ad. aus S. Javier (N. W.
Ecuador), beide im Tring Museum, verfügen!). Sie sind bedeutend
kleiner als irgend ein anderes, von uns untersuchtes Exemplar,
und das & weicht überdies durch den Mangel des schwarzen
Zügelflecks und durch viel kürzere, weiße Schwanzspitzen ab.
Das mittlere Steuerfedernpaar ist fast ganz aschgrau wie bei
salvini, der Schnabel nach Größe und Stärke intermediär zwischen
P..a. albogriseus und P. a. salvini. Weiteres Material ist zu unter-
suchen. 1
Zum Schluß möge eine Übersicht der Dimensionen der ver-
schiedenen Formen folgen.
P. a. albogriseus. al. c. rostr.
3d& dad. aus Venezuela 75; 59—60; 12%—13 mm
89 Q aus Venezuela 71—74; 57—60; 121/,—131, mm
P. a. ornatus.
1& ad. aus Chiriqui 75; 58; 13 mm
1 2 ad. aus Chiriqui 12; 55; 13 mm
P. a. salvini.
4&& aus Nord-Peru
(Huamachuco) 74-75; 58—63; 11—12 mm
3 © Q aus Nord-Peru
(Huamachuco) 69—72; 55—60; 10%—12 mm
1 Jg ad. aus S. W. Ecuador
(Chimbo) 68; 51; 13 mm
1 Qad.ausN. W. Ecuador
(S. Javier) 65; 54; 13 mm
90. Euchlornis formosa (Hartl.)
Ampelis formosa Hartlaub, Rev. Mag. Zool. (2) I, p. 275, tab. 14
(1849. — Venezuela).
Pipreola formosa Sclater & Salvin, P. Z. S. 1869, p. 252, (Coast
Range of Puerto Cabello).
No. 1—14. & d ad. Cumbre de Valencia: 2, 4, 5, 12, 19, 21, 22, 23
(ter), 28, 29. I; 1, 28. II. — Al. 87—91; ce. 60—65; r. 11/,
—12 mm.
No. 15—26. 9.2 ibidem: :2, 3, 4, 11, 14, 15, 19, 22, 23, 28, 31.1,
3. III. — Al. 86—90; c. 59—64; r. 11—12 mm.
„Iris orange yellow, feet dull olive brown, billreddish orange“
(9).
Die Variation der & & ist ganz unbedeutend und beschränkt
sich auf die Ausdehnung und Intensität der roten Area auf der Brust.
1) Zwei weitere, von Goodfellow gesammelte 2 $, angeblich aus
Archidona, O. Ecuador, wollen wir angesichts der Unzuverlässigkeit dieses
Fundortes lieber unberücksichtigt lassen. Wir werden darauf später zurück-
kommen. Bisher ist aus Ost-Ecuador keine P. albogriseus-Form mit Sicher-
heit nachgewiesen.
5. Heft
94 Hellmayr und Seilern:
Bald bildet sie nur einen mässig grossen Fleck auf der Gurgel,
scharf abgesetzt gegen das Kanariengelb der Brust, bald wieder
setzt sie sich in einer orangegelben Zone über die ganze Brust
fort, um allmählich in das helle Gelb der Bauchmitte über-
zugehen. Das Abdomen ist gleichfalls etwas variabel, bis-
weilen lebhaft kanariengelb, bei anderen blaß zitronengelb; auch
der olivgrüne Anflug der Weichen ist bald mehr, bald weniger
stark entwickelt.
Bei den Weibchen schwankt die Färbung des Gurgelflecks
nicht unbeträchtlich. Die meisten haben einen wohl umschrie-
benen, hellgelben Fleck, in dem eine Anzahl hochroter oder orange-
rötlicher Federn sich abheben, wogegen er bei einigen anderen ein-
farbig zitrongelb erscheint. Die Vorderbrust ist in der Regel grün
und gelb gebändert wie die Körperseiten, nur bei einem Weibchen
(No. 2640 Mus. Seilern) einfarbig grasgrün.
E. formosa bewohnt die Gebirge des nördlichen Venezuela
von Cumanä bis zur Cumbre de Valencia.
91. Euchlornis aureopeetus aureopectus (Lafr.)
Ampelis aureo-pectus Lafresnaye, Rev. Zool. VI, p. 68 (1843. —
Santa Fe de Bogotä).
No. 1—6. &d ad. et imm. Cumbre de.Valencia: 1, 5 (bis), 7, 9,
11.X. — Al. 95—99; ce. 69—72; r. 12—13 mm.
No. 7—12. ® Q ad. et imm. ibidem: 29. IX, 1, 4, 9, 10, 12. X. —
Al. 93—95; ce. 68—74; r. 121/,—13 mm.
„Lris dull reddish yellow, feet olive green, bill poppy red ( &)“.
Die Serie unterscheidet sich von Bogotä-Bälgen lediglich
durch etwas bedeutendere Größe. In der Färbung besteht nicht
der geringste Unterschied !).
Die Halsseiten sind meist einfarbig grün wie die Oberseite,
an zwei oder drei Exemplaren bemerkt man aber einige winzige
hellgelbe Spitzenfleckchen, und ein & ad. (No. 2) zeigt einen
deutlichen, hellgelben Streifen, der indessen schmäler ist
als bei E. a. decora. Jüngere Vögel kennzeichnen sich durch
den Besitz blaßgelber Streifen auf den mittleren und ebensolcher
Punktflecken auf der Spitze der Handdecken und großen Ober-
flügeldecken. Die $ d imm. haben überdies hellere, weniger ins
Orangegelb ziehende Färbung von Kehle und Vorderbrust. Das
Weibchen unterscheidet sich von dem der vorhergehenden Art
durch bedeutendere Größe, den Mangel des gelben oder orangeroten
Gurgelflecks sowie durch die breit gelb und grün längsgestreifte
Unterseite.
1) Während der Drucklegung dieser Arbeit trennte Mr. C. E. W. Todd
(Ann. Carnegie Mus. VIII, No. 2, Mai 1912, p. 211) die Cumbre-Vögel als
E. aureipectus festiva, doch finden wir den von ihm angegebenen Färbungs-
unterschied nicht stichhaltig. Die Berechtigung der Sonderung scheint uns
demnach noch zweifelhaft. Zwei 4 & ad. aus Bogotä messen: al. 93;
c. 68 mm.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 9%
E. a. aureopectus verbreitet sich von den Anden des östlichen
Colombia (Bogotä) ostwärts bis zur Silla von Caraccas. In den
Gebirgsketten inland von Cumana kommt sie unseres Wissens
nicht mehr vor. Dagegen bewohnt eine nahe verwandte Form,
E.aureopectus decora (Bangs)') die Sierra de Santa Marta, inN. Co-
lombia, die sich durch geringere Größe (& ad.: al. 83—88;
c. 64; Qad.: al. 84; c. 64) und den Besitz eines deutlichen,
gelben Bandes auf den Halsseiten genügend unterscheidet.
92. Pyroderus scutatus orenocensis (Lafr.)
[Coracias scutata Shaw, Mus. Lever. I, 1792, p. 197).
Coracina Orenocensis Lafresnaye, Rev. Zool. IX, p. 277 (1846. —
„embouchure de l’Orenogue‘‘).
Pyroderus orenocensis Sclater & Salvin, P. Z. S. 1869, p. 252 (Puerto
Cabello).
No. 1. & ad. Paso Hondo, S. Esteban Thal, 2. IV. 10. — Al. 243;
c. 165; r. 34mm [Mus. München).
Dies ist ein typisches Exemplar von P. s. orenocensis mit
großen, zimtrotbraunen Flecken auf Brust und Vorderbauch.
Obwohl ursprünglich aus dem Orinokodelta beschrieben, ist diese
Form in neuerer Zeit nur im Küstengebirge des nördlichen Vene-
zuela »gefunden worden. Sie scheint ein ziemlich beschränktes
Verbreitungsgebiet zu haben, denn wie schon Graf Berlepsch?)
hervorhob, gehören bereits die Vögel der Provinz Tachira zu der
bei Bucaramanga und in Bogotä-Collectionen vorkommenden
Form P. s. granadensis (Lafr.)
93. Symallaxis albeseens albigularis Scl.
[Synallaxis albescens Temminck, Rec. Pl. col., livr. 38, tab. 227,
fig. 2 (1823. — 8. Brazil).]
S. albigularis Sclater, P. Z. S. Lond. XXVI, p. 63 (1858. — Rio
Napo, Ost-Ecuador).
No. 1. Adult. Puerto Cabello, Starke coll. — Al. 58; c. 79; r. 12 mm
[Mus. München].
Verglichen mit Bälgen aus Ost-Ecuador, Merida und Bogotä
zeigt der Vogel stärker bräunlich überlaufenen Rücken und leb-
hafter braune Weichen, was aber wohl auf den frischen Zustand
des Gefieders zurückzuführen ist. In der Nuance des Scheitel-
flecks und der Unterflügeldecken gleicht er vollständig einigen
unserer Bogotä-Stücke.
S. a. albigularis verbreitet sich über das ganze nördliche Süd-
amerika, östlich der Andenkette, und geht südwärts bis an den
Amazonas.
1) Pipreola aureipectus decora Bangs, Proc. Biol. Soc. Wash. XIII,
p. 98, (1899. — Chirus, Santa Marta, Colombia).
2) Journ. f. Orn. 1884, p. 306.
5. Heft
96 Hellmayr und Seilern:
94. Synallaxis terrestris striatipeetus Chapm.-
[Synallazis terrestris Jardine, Ann. Mag. Nat. Hist. XIX, p. 80
(1847. — Tobago).]
S. striatipectus Chapman, Bull. Amer. Mus. N. H. XII, p. 156
(1899. — Quebrada Secca, Bermudez, N. O. Venezuela);
Robinson and Richmond, Proc. U. S. Mus. XXIV, p. 174
(S. Julian, La Guaira).
S. terrestris (errore) Sclater & Salvin, P. Z. S. 1868, p. 167 (Caripe
bei Cumana).
No. 1,2. $ dad. Cumbre de Valencia: 28. IX, 13. X. — Al. 57, 58;
c. 66,. 69;,7.:.12, 12%/, mm.
No.3,4. 22 ad..ibidem: 28.1IX, 15. X. — Al. 55, 56; c. 66;
r.. 12, Dom.
No.5. & juv. ibidem: 12. XII. — Al. 53; ce. 59; r. 13 mm.
Außerdem liegt uns eine Serie von Bälgen aus den Bergen
südöstlich von Cumanäa in N.O. Venezuela!) vor, woher auch
Chapman’s Originalexemplar stammte. Zwischen den Exemplaren
aus der Cumbre und jenen aus Bermudez vermögen wir keinerlei
konstante Unterschiede festzustellen. Dagegen zeigen die alten
Vögel eine beträchtliche, individuelle Variabilität, namentlich
auf der Unterseite. Am hellsten ist ein d ad. aus der Cumbre
(No. 1), bei dem nur der Vorderhals rahmröstlich überlaufen, die
ganze Brust- und Bauchmitte dagegen in großer Ausdehnung
rahmweiß erscheint. Das dunkle Extrem wird durch zwei © Q aus
Bermudez repräsentiert, die auf der ganzen Unterseite (abwärts
von der schwarz-weiß gefleckten Kehle) lebhaft ockerröstlichgelb
gefärbt sind, welcher Ton auf der Bauchmitte in ein nur etwas
helleres Rahmröstlichgelb übergeht. Zwischen diesen Extremen
finden sich alle möglichen Übergänge. Ebenso ist die Entwicklung
der dunklen Abzeichen sehr verschieden. Bei der Mehrzahl der
Exemplare aus Bermudez sind die schwärzlichen Randsäume
auf der ganzen Unterseite (von der Gurgel bis zur Analgegend)
breit, regelmäßig und scharf abgesetzt; bei zwei Q 2 aus Los
Palmales und Caripe sowie bei den vier alten Vögeln aus der Cumbre
dagegen werden sie auf Hinterbrust und Bauch allmählich undeut-
lich und verloschen. Auch die Form der Abzeichen ist variabel:
bald sind es kontinuierliche Längsstreifen, die die helle Mittelpartie
einfassen, bald unregelmäßige, zackige Randflecken. Auf Gurgel
und Vorderbrust erscheinen sie schwarz, auf dem Unterkörper meist
dunkel- oder erdbraun.
S. t. striatipectus unterscheidet sich im Alterskleid von &. t.
terrestris Jard., aus Tobago, durch dunklere Färbung der ganzen
Oberseite (der Rücken gesättigt rostbraun, die Oberflügeldecken
und Schwingensäume tief rostrot, der Schwanz schwärzlich ka-
stanienbraun statt rostrotbraun); durch den Besitz eines scharf
1) Nämlich 3 & d ad., 2 2 2 ad. aus Los Palmales; 2 2 Qad.,1 Jjuv.
Quebrada Secca; 1 2 ad. La Tigrera; ein adult aus Caripe.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 97
abgesetzten, rostgelben Superciliarstreifens, lebhaft rostgelbe oder
ockerröstliche, von schwärzlichbraunen Säumen durchsetzte (statt
einfarbig röstlicholivbraune) Halsseiten, Bart- und Backengegend,
ockerröstliche (statt bräunliche) Gurgel und Brust, endlich durch
das Vorhandensein deutlicher, schwärzlicher Längsstreifen auf
Brust und Bauch.
S. terrestris laemosticta Scl.!), aus Bogotäa, O. Colombia, steht
der Venezuela-Form am nächsten, weicht jedoch durch rostrot-
braunen (statt röstlichbraunen) Oberkopf und Rücken, tief rostrote
Färbung des Superciliarstreifens und der Halsseiten, rostrote
(statt fahlröstlichbraune) Ohrdecken und viel dunkleren Unter-
körper ab. Die Vorderbrust ist zimtrot überlaufen, die Körper-
seiten sind zimtrötlich braun (statt hell olivenbraun) usw.
Der junge Vogel von $. terrestris striatipectus ist gleichfalls
viel dunkler als das entsprechende Kleid der 8. £. terrestris, aus
Tobago, hat insbesondere mehr schwärzlich kastanienroten Schwanz,
und die Federn der Brust tragen deutliche, rußschwärzliche
Säume und Randzacken. Ein junges Stück der Bogotä-Form
weicht von den Venezuelanern lediglich durch viel intensiver
rostbraune Körperseiten ab.
8. t. striatipectus verbreitet sich über das Küstengebirge
Venezuelas von der Cumbre de Valencia bis Cumana. Auf der
Insel Trinidad wird sie durch $. terrestris carrı Chapm.?) ersetzt.
95. Pseudocolaptes boissonneautii striatieeps n. subsp. w
[Anabates Boissonneautii Lafresnaye, Rev. Zool. ILI, p. 104 (1840. —
Santa-Fe de Bogotä).]
Otipne Boissoneaui (errore) Cabanis & Heine, Mus. Hein. II, p. 30
(Caraccas).
No.1,2. $ d ad. Cumbre de Valencia: 15, 16. X. — Al. 105, 108;
c. 91, 94; rostr. 21, 22 mm.
No. 3—5. 2 Pad. et imm. ibidem: 2 (bis), 17. X. — Al. 96—102;
c. 88—93; r. 25—25!/, mm.
Adult. Unterscheidet sich sehr auffallend von einer großen
Serie des ?. b. boissonneautii?) dadurch, daß der ganze Oberkopf
(von der Stimm bis zum Nacken) mit scharfen, lebhaft rostbraunen
Schaftstreifen bedeckt ist, die sich auf dem Nacken zu großen
Flecken verbreitern und die schwärzlichen Seitenränder fast ganz
verdrängen, infolgedessen erscheint der Oberkopf nur wenig dunkler
als der Rücken. Der Mantel ist lebhafter, zimtröstlichbraun ;
die hellen Längsflecken sind schmaler, weniger scharf abgegrenzt
und entbehren vollständig der schwarzen Umrandung; Bürzel und
1) Synallaxis laemosticta Sclater, P. Z. S. Lond. XX VII, p. 192 (1859.
— nom. nov. für S. cinnamomeus (nec Gmelin) Lafresnaye, Rev. Zool. VI,
1843, p. 291. — Colombie“).
2) S. carri Chapman, Bull. Amer. Mus. N. H. VII, p. 323 (1895. —
Caparo, Trinidad).
3) Acht Vögel aus Bogotä, vier aus Ecuador im Münchener Museum.
Archiv für Naturgeschichte
1912. A. 5. 7 5. Heft
98 Hellmayr und Seilern:
Oberschwanzdecken sind merklich intensiver zimtrot; der Supra-
loralstreif und das Supercilium viel breiter und lebhaft ocker-
röstlich (statt weißlich oder rahmgelb) gefärbt; Bartgegend,
Kehle und Gurgel nicht reinweiß, sondern blaß schwefelgelblich
überlaufen; endlich sind die Achselfedern, Unterflügeldecken und
der Innensaum der Schwingen dunkler orangerostgelb.
Type im Zoologischen Museum, München No. 12.472 & ad.
Cumbre de Valencia, 15. Oktober 1910. S. M. Klages coll. No. 8991.
Hab. Die Küstengebirge des nördlichen Venezuela: Cumbre
de Valencia, Silla de Caraccas.
Obs. Bereits Cabanis und Heine haben auf die ausgesprochene
Scheitelstreifung zweier Bälge aus Caraccas hingewiesen. Die von
Mr. S .M. Klages gesammelte Suite bestätigte nicht nur die Kon-
stanz dieses Charakters, sondern förderte auch eine Reihe anderer,
bedeutender Unterschiede zu Tage, so daß die Abtrennung der
venezuelanischen Küstenform geboten erscheint. Während, wie
schon oben erwähnt, die Vögel der Cumbre sehr deutliche, lebhaft
rostbraune Schaftstreifen besitzen, ist der Oberkopf bei der ty-
pischen Form .aus Colombia und Ecuador entweder einfarbig
braunschwarz oder zeigt bloß feine, rahmfarbige (also viel hellere)
Striche, die zwar auf den Nackenfedern mitunter eine mehr fleckige
Form annehmen, jedoch stets von breiten, schwärzlichen Rändern
umgeben sind. Daher entsteht bei P. b. boissonnautii eine dunkle
Kappe, die sich scharf gegen den olivbraunen oder röstlichbraunen
Rücken absetzt; außerdem sind die rahmgelben Längsflecken auf
der vorderen Partie des Mantels viel breiter und von einem deut-
lichen, schwarzen Saum eingefaßt, der bei ?. b. striaticeps höch-
stens durch einige dunkelbraune Randflecken angedeutet ist.
Der helle Supraloralfleck ist bei der typischen Form viel kleiner
und fast weißlich, das Supercilium in eine Reihe getrennter, rahm-
gelber Flecken aufgelöst, und die Kehle nebst Gurgel und Bart-
gegend seidenartig reinweiß.
Vögel aus den Anden von Merida!) ähneln in der Färbung
und Zeichnung der Oberseite dem gewöhnlichen P.b. boissonneautit,
haben jedoch die Kehle und Gurgel blaßgelblich überlaufen wie
P.b. striaticeps. Einer der uns vorliegenden Vögel (No. 09.3024)
vermittelt auch in der Nuance des Brauenstreifens den Übergang
zwischen den beiden Formen. Trotz der (ziemlich geringfügigen)
Abweichung in der Kehlfärbung halten wir eine Sonderung der
Merida-Stücke, — wenigstens vorläufig — für unmöglich und stellen
sie zu P. b. boissonneautii. Auch bei P. b. striaticeps hat das Weib-
chen viel längeren und schlankeren Schnabel als das Männchen,
eine Eigentümlichkeit der Gattung Pseudocolaptes, auf die neuer-
dings Berlepsch und Stolzmann?) hingewiesen haben.
1) Zwei d d, ein Q aus Valle und Escorial, Briceüo coll., im Münchener
Museum.
®2) P.Z.S. Lond. 1896, p. 374.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 99
Nach unserer gegenwärtigen Kenntnis sind somit folgende
Formen zu unterscheiden:
a) P. boissonneautii (Lafr.). Anden von Colombia (Antioquia,
Bogotä ete.), Ecuador und deswestlichenVenezuela(Merida).
b) P. boissonneautii striaticeps Hellm. & Seil. Küstengebirge
des nördlichen Venezuela.
c) P. boissonneautii auritus (Tsch.)'). Gebirge von Peru und
Nord-Bolivia.
d) P. boissonneautii lawrencii Ridgw. Chiriqui und Costa
Rica. — Diese Form unterscheidet sich von den übrigen
durch lebhaft rahmgelbe ‚Ohrbüschel‘‘ und schwärzliche
(statt rostbraune) Schwingen.
96. Automolus klagesi Hellm. & Seil.
Automolus klagesi Hellmayr und Seilern, Verhandl. Orn. Ges. Bayern
XI, 1, p. 157 (1912. — Cumbre de Valencia).
No. 1,2. $& 8 ad. Cumbre de Valencia: 4, 6. X. 10. — Al. 90, 92;
2:90, 100; r. 24 mm.
No.3,4. 2 Q ad. ibidem: 6, 8. X. 10. — Al. 91, 92; c. 98, 100;
r. 24, 241, mm.
Diese neu entdeckte Art, welche wir a. a. O. ausführlich be-
schrieben haben, schließt sich am nächsten dem centralameri-
kanischen A. rufobrunneus (Lawr.) an, weicht indessen durch be-
deutend längeren Schwanz, scharfe, helle Schaftstriche auf dem
Oberkopf, viel heller röstlichbraunen Rücken, völligen Mangel der
ockerröstlichen Farbe auf Hals- und Kopfseiten, viel blasser rost-
gelbe Kehle und Gurgel mit sehr deutlichen, schwärzlichen Feder-
säumen, sowie durch das gänzliche Fehlen der ockerröstlichen
Bruststreifen ab. Ferner ist der Schnabel schlanker und seitlich
mehr zusammengedrückt, jedoch kaum länger als bei A. rufo-
brunneus. Der gleichfalls nahe verwandte A. melanorhynchus
(Tsch.), aus Peru und Ost-Ecuador, hat ähnlich geformten, aber
viel kleineren sowie kürzeren Schnabel, und unterscheidet sich
außerdem durch tiefschwarze Grundfarbe des Oberkopfes, dunkel
sepiabraunen Mantel mit breiten, lebhaft rostgelben Schaft-
streifen, viel mattere, mehr bräunliche Unterseite usw. Angesichts
der verschiedenen Schnabelform dieser drei eine natürliche Gruppe
bildenden Arten scheint uns die Trennung der Gattung Rhopoc-
tites Ridgw.?) nicht durchführbar.
Die vier vorliegenden Exemplare von A. klagesi differieren
untereinander nur in der Färbung der oberen Flügeldecken und
Schwingensäume, welche bald ein helles Röstlicholivbraun, bald
ein intensives Zimtröstlichbraun ist.
1) Anabates auritus Tschudi, Arch. f. Naturg. 10, I, p. 294 (1844. —
Peru). — Pseudocolaptes boissonneaui flavescens Berlepsch & Stolzmann,
P. Z. S. 1896, p. 374 (1896. — „in Peruvia centrali (Maraynioc) et septen-
trionali (Cutervo) et in Bolivia“).
2) Proc. Biol. Soc. Wash. XXII, 1909, p. 72 (Type: Philydor rufo-
brunneus Lawr.).
[is 5. Heft
100 Hellmayr und Seilern:
A. klagesi ist bisher nur als Bewohner der Cumbre de Valencia
bekannt. Der Typus befindet sich im Zoologischen Museum,
München: No. 11.1298. 2 ad. Cumbre de Valencia, 8. Oktober
1910. S. M. Klages coll. No. 8501.
97. Philydor rufus columbianus Cab. & Heine.
[Dendrocopus rufus Vieillot, Nouv. Diet. XX VI, p. 119 (1818. —
„Bresil‘“.).]
Philydor columbianus Cabanis & Heine, Mus. Hein. II, p. 29 (1859.
— „Porto Cabello‘‘); Sclater & Salvin, P. Z. S. 1868, p. 167,
170 (Caraccas) ; iidem, 1. c. 1869, p. 252 (Coast Range of Puerto-
Cabello).
No. 1—4. &d ad. et imm. Cumbre de Valencia: 14. I (bis), 26,
30. IX. — Al. 90, 90, 95, 96; c. 86, 87, 88, 92; rostr. 19 —21 mm.
No. 5—9. 2 2. ibidem: 12. I, 24. II, 26. IX (bis), 16. X. — Al.
89 (ter), 92 (bis); c. 85, 86, 89 (bis), 90; rostr. 18—19 mm.
„Iris brown, feet oil-green, maxilla dark grey, mandible light
horny grey, with a dusky streak on either side‘.
Die Kennzeichen dieser seltenen Art waren bisher nirgends
richtig angegeben worden, da sie den verschiedenen Autoren stets
nur in einzelnen Exemplaren vorgelegen hatte. Die von Mr. Klages
gesammelte schöne Serie setzt uns in den Stand, diese Lücke
in unserer Kenntnis auszufüllen und die verwandtschaftlichen Be-
ziehungen der Venezuela-Form zu klären.
Verglichen mit sechzehn Exemplaren des P. rufus rufus aus
S. O. Brasilien, weichen die Venezuelaner vor Allem durch längeren,
stärkeren Schnabel, dann aber auch durch folgende Färbungs-
details ab. Die helle Stirnbinde ist schmaler, schmutziger
ockergelb und nach hinten nicht scharf abgegrenzt; Scheitel und
Nacken sind nicht rein aschgrau, sondern düster oliv; der Rücken
düsterer und mehr olivbräunlich; die Unterseite viel blasser.
Während bei P. r. rufus die ganze Unterseite (vom Kinn bis zur
Vorderbauchmitte) gleichmäßig intensiv ockergelb erscheint, geht
die ockergelbe Färbung der Gurgel bei P. r. columbianus auf der
Brust in ein lichtes Rahmrostgelb über, das sich allmählich zu dem
bräunlich rahmfarbigen Ton des Bauches abstuft. In den Größen-
verhältnissen besteht zwischen P.r. rufus und P. r. columbianus
nicht der geringste Unterschied.
Wenn auch die obigen Merkmale beim Vergleich von Serien
deutlich in die Augen fallen, so leiten doch einzelne Exemplare
aus Venezuela in dem einen oder anderen Charakter zu dem süd-
brasilianischen ?. r. rufus hinüber. Dies ist z. B. bei zwei Q 2 der
Fall, welche kaum schmalere (obwohl noch immer dunkler ocker-
gelbe) Stirnbinde besitzen als Stücke aus Minas und S. Paulo.
Zwei andere Vögel ( $, Sept. 26, 1910; 2, Febr. 24, 1911) haben den
Scheitel und Nacken entschieden olivengrau gefärbt, nur eine
Nuance dunkler als bei ?. r. rufus. Anderseits ist selbst das dun-
kelste Stück aus Venezuela auf der Unterseite noch erheblich blasser
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 101
als alle uns vorliegenden, südbrasilianischen Bälge. Die Färbung
der Kopfseiten, Superciliargegend und Kehle ist ziemlich variabel:
bei einzelnen Exemplaren aus der Cumbre sind diese Teile ge-
sättigt ockergelb, andere unterscheiden sich hierin jedoch keines-
wegs von P. r. rufus. Der dunkle Postocularstreif ist meist nur
schwach angedeutet, in mehreren Fällen (z. B. & ad. Jan. 14;
Q ad. Okt. 16, 1910) aber ebenso wohl entwickelt wie beim ty-
pischen rufus. Angesichts der individuellen Variabilität der
meisten Merkmale kann P. columbianus füglich nur subspezifisch
getrennt werden, mithin sind auch seine geographischen Vertreter
in Central-Amerika, West-Ecuador etc. der P. rufus-Gruppe an-
zugliedern. Eine kurze Übersicht der bekannten Formen und ihrer
Verbreitung dürfte nicht unwillkommen sein.
a) Philydor rufus rufus (Vieill... Bewohnt das centrale und
östliche Brasilien von Bahia, Goyaz, und Mattogrosso (Chapada)
südwärts bis S. Paulo und Paranä, ferner Paraguay (Sapucay)
und die argentinische Provinz Misiones!). Untersucht wurden:
1 Bahia, 2 Goyaz, 2 Chapada, 10 Minas Geraes, 5 S. Paulo, 3 Rio
de Janeiro, 1 Paranä, 3 Misiones.
b) Philydor rufus columbianus Cab. & Heine. Bewohnt die
Küstengebirge Venezuelas von der Cumbre de Valencia (Carabobo)
bis Cumanä (Bermudez)?). Außer der von Klages erbeuteten Suite
untersuchte Hellmayr einen alten Vogel aus Caraccas (Mus. Ber-
lepsch) und ein $ ad. aus Caripe, unweit Cumana (Tring Museum).
c) Philydor rufus panerythrus Sel.?).
Vertritt die vorige Form im südlichen Central Amerika
(Costa Rica, Chiriqui, Veragua) und im nördlichen Colombia
(Bogotä), und unterscheidet sich lediglich durch dunkler ocker-
gelbe Unterseite, etwas wärmer braunen Rücken und ein wenig
längere Flügel (99—104 mm). Untersucht wurden: 23 dad. aus
Boquete (Chiriqui), 1 ad. aus La Estrella (Costa Rica), ein ad.
aus Veragua und ein ad. aus Bogotä (type). Der letztere hat nur
etwas heller zimtrote Flügel als die Exemplare aus Central-Amerika.
d) Philydor rufus bolivianus Berl.?).
Diese zuletzt bekannt gemachte Rasse ist dem P. r. pane-
rythrus äußerst ähnlich, hat aber etwas heller ockergelbe Kopf-
seiten und Unterteile, und lichter zimtrote Flügel. Von P.r.
columbianus ist sie unschwer an der einfarbig lebhaft ockergelben
1) Die Fundortsangabe „Pelotas, Rio grande do Sul“ (Cat. B. Brit.
Mus. XV, p. 97) ist ohne Zweifel falsch.
?) Im Cat. B. Brit. Mus. XV, p. 98 führt Sclater ein angeblich aus
„Merida (Goering)‘ stammendes Q auf, obwohl die Art inden von Selater und
Salvin veröffentlichten Listen der in jenem Distrikt zusammengebrachten
Sammlungen Goerings (P. Z. S. 1870, p. 779—788; 1. ce. 1875, p. 234— 238)
nicht erwähnt wird. Da sie auch von Briceno dort nicht angetroffen wurde,
erscheint eine irrtümliche Angabe nicht ausgeschlossen.
3) Philydor panerythrus Selater, P. Z. S. Lond. 1862, p. 110 (1862. —
Bogota-coll.).
#) P. columbianus bolivianus Berlepsch, Ornis XIV, p. 366 (1907. —
Santa Cruz de la Sierra, Ost-Bolivia).
5. Heft
102 Hellmayr und Seilern:
Unterseite und der intensiveren Färbung der Backen- und Super-
ciliargegend zu unterscheiden. Sie bewohnt das nördliche Bolivia
(Santa Cruz, Songo). Untersucht wurden vier Exemplare, einschl.
des Typus, im Mus. H. v. Berlepsch.
e) Philydor rufus rivei Meneg. & Hellm.!).
Steht der Venezuela-Form, P. r. columbianus, am nächsten,
weicht aber auf den ersten Blick durch viel dunkleren, olivsepia-
braunen Rücken, schwärzlichgrauen Scheitel sowie dadurch ab,
daß Brust und Bauch in scharfem Gegensatz zu der ockerrost-
gelben Kehle stark olivbräunlich überwaschen sind. Die Stirn ist
nur schmutzig olivröstlich überlaufen. Bisher nur aus West-Ecuador
(Gualea, Pichincha) bekannt. Untersucht: ( $) ad. Gualea (type),
adult aus ‚Quito‘, beide im Pariser Museum, und { ad., Pichincha
(Goodfellow coll.) in Tring.
98. Philydor montanus venezuelanus Hellm.
[Anabates montanus Tschudi, Arch. f. Naturg. 10, I, p. 295 (1844. —
Peru)?).]
Philydor venezuelanus Hellmayr, Rev. Frang. d’Orn. II, No. 24,
p. 49 (April 1911. — Cumbre de Valencia).
No. 1—7. dd ad. et imm. Cumbre de Valencia: 14, 17. I, 26. 27,
29. IX, 2, 7. X. — Al. 84—9%; c. 73—79; r. 15—16 mm.
No. 8—14. @ Q ad. et imm. ibidem: 11, 18, 26. I, 1. III, 27. IX,
4,6. X. — Al. 77—79; e. 69—74; r. 14—15 mm.
Seit Bekanntmachung dieses neuen Dendrocolaptiden sind uns
acht weitere Exemplare zugegangen, welche die Konstanz der
angegebenen Charaktere durchaus bestätigen. P. m. venezuelanus
steht dem ?. m. striaticollis (Scl.) am nächsten, unterscheidet sich
aber leicht durch die gleich den Steuernfedern lebhaft zimtrot
gefärbten Oberschwanzdecken, welche bei der columbischen Form
röstlich gelbbraun (fulvous brown) wie der Bürzel sind, weißliche
statt olivgelbliche Kehle und viel hellere, blaßrahmbräunliche
oder olivröstliche Färbung von Brust und Bauch. Die Außenfahne
der Schwingen ist viel intensiver rostbraun, die Oberflügeldecken
meist lebhafter röstlichbraun, der Oberkopf matter, mehr grau-
lich oliv. Die Mehrzahl der Exemplare hat den Rücken sehr
viel matter und heller gefärbt: blaß olivenbraun mit sehr
wenig oder ohne jede röstliche Beimischung. Zwei Bälge ( 2 Q ad.
No. 10.2286 und 10.2290 Zool. Museum, München) zeigen jedoch
fast ebenso lebhaft röstlichbraune Oberseite wie P. m. striaticollis.
Obwohl die oben erörterten Merkmale, namentlich die zimt-
roten Oberschwanzdecken, sehr auffallend sind, ziehen wir P. m.
venezuelanus doch als Subspecies zur Gruppe des P. montanus,
1) P. columbianus riveti Menegaux et Hellmayr, Möm. Soc. d’Hist.
Nat. Autun XIX, p. 89 (1906. — Gualea, W. Ecuador); Menegaux in:
Miss. Equateur IX, 1911, p. B. 42, tab. IV; — P. columbianus (errore!)
Goodfellow, Ibis, 1902, p. 61 (Pichincha, Ecuador).
?) Cfr. Berlepsch & Hellmayr, Journ. f. Orn. 1905, p- 13.
TE ER
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 103
die er im venezuelanischen Küstengebirge augenscheinlich ver-
tritt.
P. montanus venezuelanus ist bisher nur in der Cumbre de
Valencia gefunden worden, wo er nicht gerade selten zu sein
scheint.
Außerdem kennen wir folgende Formen des P. montanus:
a) Philydor montanus montanus (Tsch.). Central und Südost-
Peru: Mara nioc, Amable Maria, Ropaybamba, Caradoc
(Marcapata) etc.
b) Philydor montanus striaticollis (Sel.) Colombia (Bogotä-
coll.) und Ost-Ecuador (Mapoto, Machay).
c) Philydor montanus anzius (Bangs). N. Colombia: Sierra
Nevada de Santa Marta.
99. Xenicopsis guttulatus (Scl.)
Anabazenops guttulatus Sclater, P. Z. S. Lond. XXV, 1857, p. 272,
tab. COXXX (1858. — ‚in Venezuela, prope urbem Caraccas
(Levraud)‘; deser. juv., type in Museum Paris).
No. 1-4. & d ad. Cumbre de Valencia: 11, 12. I, 30. IX, 4. X. —
‚Al. 88—92; c. 79—83; rostr. 19—19'/, mm.
No.5, 6. 2 2 ad. ibidem: 20. I, 24. II. — Al. 85, 87; c. 78, 80;
r. 18, 19 mm.
No. 7—9. 2 2 juv. ibidem: 15. I, 1, 17. X. — Al. 85—87; c. 80
—82; r. 18%—19 mm.
„Iris brown, feet oil green; maxilla black, with lower edge
dirty yellow; mandible horny yellow, grey at sides and base“.
Diese charakteristische Art ist nach ihrer Beschreibung
lange Jahre in der Literatur nicht mehr verzeichnet worden, und
Selater kannte bei der Abfassung des Bandes XV des Cat. Birds
Brit. Museum nur den im Pariser Museum aufbewahrten Typus
aus Caraccas. Erst Menegaux und Hellmayr!) berichteten über
einige im Tring Museum befindliche Exemplare, die der Reisende
E. Andre aus Los Palmales, Hinterland von Cumanä, eingesandt
hatte, und wiesen gleichzeitig darauf hin, daß der Typus, ein junger
Vogel, von ihnen durch den Besitz eines breiten, ockerrostroten
Supercilarstreifens abweiche. Die Vermutung, daß es sich hierbei
lediglich um einen Jugendcharakter handle, wird durch die von
Mr. Klages erbeutete Serie durchaus bestätigt. Denn die alten
ausgefärbten Vögel aus der Cumbre de Valencia besitzen ebenso
schmalen, rahmgelben, nur in der vorderen Partie ockerröstlich
überlaufenen Superciliarstreifen wie ein uns vorliegendes 3 aus
Los Palmales, mit dem sie auch sonst vollständig übereinstimmen.
Die Serie verhält eich sehr gleichförmig und die einzelnen
Exemplare differieren nur in wenigen, untergeordneten Färbungs-
details. Die rahmgelben Schaftstreifen auf dem Vorderrücken
variieren etwas in der Breite, die schwärzlichen Seitenränder
1) Mem. Soc. d’Hist. Nat. Autun XIX, 1906, p. 94.
5. Heft
104 Hellmayr und Seilern:
derselben treten bald mehr, bald weniger stark hervor, und die
Grundfarbe der Unterseite ist gleichfalls einer gewissen Abänderung
unterworfen. Kinn und Kehlmitte sind bei den alten Vögeln stets
einfarbig rahmgelb oder [bei ? ad. No. 11. 1314, Mus. München]
lebhaft olivengelb; Oberkopf und Nacken entschieden mehr
röstlichbraun als der Rücken, ohne helle Schaftstriche, nur an der
Stirn heben sich die Schäfte einzelner Federn als undeutliche
Haarlinien ab. Der Augenbrauenstreif ist, wie schon oben erwähnt,
rahmgelb gefärbt, nur in der Partie oberhalb des Zügels und der
Augengegend mehr oder weniger ockergelb überlaufen. Die bis
zur Analgegend reichenden, breiten, rahmgelblichen oder weiß-
lichen Streifen der Unterseite sind von dunklen, seitlichen Säumen
begleitet, deren Färbung zwischen einem graulichen Olivbraun
und Olivschwärzlich schwankt.
Die jungen Vögel, welche sich als solche schon durch die flau-
mige, zerschlissene Struktur des Gefieders kennzeichnen, weichen
durch etwa doppelt so breiten, lebhaft ockerrostroten Brauen-
streifen, düsterer (weniger röstlich) braunen Oberkopf und breitere,
meist ockerröstlich überlaufene Rückenstreifen mit viel „stärkerer,
schwärzlicher Einfassung ab. Ferner tragen die Kehlfedern
dunkel olivenfarbige Säume oder Spitzenflecken, die hellen Ab-
zeichen auf Brust und Bauch sind viel größer, an der Spitze breiter.
aber weniger scharf umgrenzt, hie und da ockerröstlich verwaschen,
und die längeren Unterschwanzdeckfedern sind fast ganz zimtrot.
X. guttulatus steht dem X. s. subalaris (Scl.), aus West Ecuador
etc., sehr nahe, unterscheidet sieh jedoch leicht durch den Mangel
haller Schaftstriche auf dem Oberkopf, viel breitere und seitlich
schwarz gesäumtz Streifen auf dem Vorderrücken, durch den Besitz
eines scharf ausgeprägten Superciliums, die olivschwärzliche,
schuppenförmige Umsäumung der Gurgelfedern, sosie durch
die Zeichnung der Unterseite, welche bis auf die Analgegend
hinab mit breiten, dunkel umrandeten Flecken bedeckt ist, wo-
gegen bei X. s. subalaris nur Brust und Vorderbauch schmale
(nicht scharf begrenzte) Schaftstriche tragen. Ferner zeigen bei
X. guttulatus die Unterschwanzdecken breite, rahmgelbliche oder
ockerröstliche Streifen, die bei der westlichen Art kaum durch
ein paar feine Haarstriche angedeutet sind.
X. guttulatus bewohnt ausschließlich die venezuelanischen
Küstengebirge von Cumana bis zur Cumbre de Valencia.
100. Xenops genibarbis Ill. [subsp. ?]
Xenops genibarbis Llliger, Prodr. Syst. Mamm. Av., p. 212 (1811. —
Cametä, Brazil); Sclater & Salvin, P. Z. S. 1868, p. 627
(S. Esteban).
No. 1,2. $& ?imm. Las Quiguas: 16. XII. — Al. 64, 60; c. 53, 50;
r. 13, 12!/,mm.
„Iris brown, feet purplish grey, bill horngrey, shading to
whitish at base of mandible‘“.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 105
Diese Exemplare weichen von allen uns vorliegenden Vögeln
aus Cayenne, Amazonien und Orinoko durch sehr helle, grünlich-
braune (statt erdbraune) Unterseite und viel lichter, weniger rost-
braunen Oberkopf und Rücken ab. Weiteres Material aus der
Cumbre ist erforderlich, um festzustellen, ob diesen Differenzen
irgendwelche Bedeutung zukommt.
101. Xenops rutilus heterurus Cab. & Heine.
[Xenops rutilus Lichtenstein, Verz. Dubl. Berliner Mus., p. 17
(1823. — Bahia).]
Xenops heterurus Cabanis & Heine, Mus. Hein. II, p. 33 (1859. —
Colombia).
No. 1. dä ad. Cumbre de Valencia: 16. X. 10. — Al. 69; c. 51!/,;
r. 13mm [Mus. München].
Dieser Vogel stimmt bis auf etwas lebhafter, bräunliche
Unterseite mit Bälgen aus Bogota, Merida und Peru (Chancha-
mayo) in der Münchener Sammlung überein. In der Schwanz-
zeichnung ist es ein typischer heterurus, d. h. nur das dritte und
vierte Steuerfedernpaar (von außen) sind auf der Innenfahne
schwarz.
Bezüglich der Verbreitung dieser Form vergleiche man Novit.
Zool. XV, 1908, p. 62. Im Venezuela kommt sie augenscheinlich
nur im gebirgigen Norden vor. Wir untersuchten außer dem oben
verzeichneten 'auch Stücke aus Quebrada Secca und Campos
Alegre (Cumanä), Caraccas und Merida.
102. Selerurus albigularis albigularis Scl. & Salv.
Sclerurus albigularis Sclater & Salvin, P. Z. S. Lond. 1863, p. 627,
630 (1869. — Venezuela).
No. 1—4. dd ad., d imm. Cumbre de Valencia: 9. I, 28. IX,
1,14. X. — Al. 87—-89; c. 60—65; rostr. 21—221, mm.
No. 5, 6. 2 vixad., 2 imm. ibidem: 4, 14. X. — Al. 87, 88; c. 56,
62;..T..22 mm.
Außerdem untersuchten wir je einen alten Vogel (ohne Ge-
schlechtsangabe) aus Lagunillas und Bucarito (Tocuyo), West-
Venezuela, ein Pärchen aus der Bergkette südlich von Cumanä,
und vier Exemplare von den Inseln Trinidad und Tobago, alle
im Tring Museum. Die Inselvögel weichen lediglich durch etwas
kleinere Dimensionen ab, leider sind es ohne Ausnahme jüngere
Tiere.
In den wesentlichen Färbungscharakteren stimmen diese
vierzehn Exemplare untereinander gut überein. Die Vorderkehle
ist ebenso wie das Kinn weiß und geht auf der unteren
Partie (nach der Gurgel hin) in ein helles Aschgrau über, wo die
Federn überdies verloschene, dunkle Spitzenränder tragen. Die
Vorderbrust ist matt oliv zimtröstlich, Brust und Bauch düster
schieferfarbig, die Spitzenteile der Federn oliv, röstlicholiv oder
olivbraun überlaufen oder gesäumt, namentlich auf den Weichen.
5. Heft
106 Hellmayr und Seilern:
Oberseits sticht die lebhaft rostrote Färbung des Bürzels und der
Oberschwanzdecken scharf von dem röstlicholivbraunen Rücken ab.
Jüngere Vögel kennzeichnen sich durch weniger röstlich
überlaufenen Vorderhals und mehr rostbräunliche Säumung der
Flügeldecken.
S. a. albigularis ist auf die Küstengebirge des nördlichen Vene-
zuela und die Inseln Trinidad und Tobago beschränkt. In der Sierra
Nevada de Santa Marta, Nord Colombia wird die Form durch den
nahe verwandten S. albigularis propingquus Bangs!) vertreten.
Ein in unserer Sammlung befindlicher Vogel aus Valparaiso
unterscheidet sich sehr auffallend durch hellaschgraue Färbung
von Kinn und Kehle (ersteres kaum weißlich gemischt), viel inten-
siver rostrote Vorderbrust, ausgesprochen röstlichbraune Säume
der Federn des Unterkörpers, lebhaft rostrotbraunen Oberkopf
und Rücken, von dem sich Bürzel und Schwanzdecken kaum
abheben, sowie durch lebhaft rostrotbraune (statt olivröstlich-
braune) 'Oberflügeldecken.
105. Sittasomus griseus vireseens n. subsp.
[Sittasomus griseus Jardine, Ann. Mag. Nat. Hist. XIX, p. 82
(1847. — Tobago).]
S. olivaceus (nec Wied) Sclater & Salvin, P. Z. S. 1868, p. 627
(S. Esteban).
S. phelpsi (nec Chapman) Richmond & Robinson, Proc. U. S. Mus.
XXIV,p. 174 (S. Julian, La Guaira); Menegaux et Hellmayr,
Mem. Soc. d’Hist. Nat. Autun XIX, p. 97 (part.: Caraccas,
Bucarito (Tocuyo), Merida).
No.1—3. & ad., dd imm. Las Quiguas: 26. II; Cumbre de
Valencia: 16, 17. X. — Al. 75—78; c. 78, (731); r. 131,
—14°/, mm.
No. 4-6. P ad., 2 ? imm. Cumbre: 1. III, 16, 17. X. — Al. 69
R —71; c. 68%—72; r. 134, mm.
Ferner untersuchten wir ein d, zwei 2 @ vom Bucarito Gebirge
(Tocuyo) im Tring Museum, sowie ein g ad. aus Caraccas und ein 2
aus Merida im Pariser Museum. Diese elf Vögel unterscheiden sich
von zehn Exemplaren des S. griseus phelpsi?) aus den Anden von
Cumanä, konstant durch viel lebhafter olivgrüne Gesamtfärbung,
so daß ihre formelle Abtrennung geboten erscheint.
Oberkopf, Nacken und Mantel sind bei der Form des nord-
westlichen Venezuela lebhaft olivgrün (statt matt granlichdeun);
die Unterseite ist ein helles Olivengrün (statt „buffy greenish‘“®);
ferner sind die Achselfedern, Unterflügeldecken und die basale
Flügelbinde entschieden rahmgelb (statt weißlich). Wie bei 8. g.
) Proc. Biol. Soc. Wash. XIII, p. 99 (1899. — Chirusa, Santa Marte).
2) Sittasomus phelpsi Chapman, Ya XIV, p. 369 (1897. — Caripe,
Bermudez, NO.-Venezuelea).
®) Ein zutreffender deutscher Ausdruck ließ sich leider nicht finden.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 107
phelpsi sind die Tertiären und die Spitze der Außenfahne der
innersten (letzten) Armschwingen lebhaft zimtrot gefärbt.
Type im Zoologischen Museum, München: No. 11.1296. &-
Cumbre de Valeneia, 17. Oktober 1910. S.M. Klages coll. No. 9102.
Obs. Die Variation ist ganz geringfügig und beschränkt sich
auf kleine Nuancen im Färbungston. Wie bei den anderen Arten
der Gattung sind die & d erheblich größer als die ? 2. Konstante
Größenunterschiede scheinen zwischen 8. g. virescens und $. g.
phelpsi nicht zu bestehen, wie aus folgenden Maßen ersichtlich ist:
4ä& ad. aus Cumana (S. g. phelpsi), al. 79—86; c. 80
—88 mm.
1 g ad. aus Tocuyo ($. g. virescens), al. 83; c. 85 mm.
1 g ad. aus Caraccas, al. 81; c. 84 mm.
6 2 Q aus Cumana ($. g. phelpsi), al. 72—76; c. 70—80 mm.
1 9 aus Merida (S. g. virescens), al. 71; c. 70 mm.
S. griseus virescens bewohnt demnach die Gebirge des nord-
westlichen Venezuela (von Caraccas bis M£rida), wogegen 5.
griseus phelpsi auf die Berge von Cumanä (Bermudez) beschränkt ist.
104. Premnoplex brunnescens rostratus n. subsp.
[Margarornis brunnescens Sclater, Proc. Zool. Soc. Lond. XXV,
p. 27, tab. CXVI (1856. — Bogotä).]
No. 1—5. 3 ad. et imm. Cumbre de Valencia: 26. IX, 7, 10
(bis), 18. XI. — Al. 61—64; c. 58—62; r. 16%—18 mm.
No.6—10. ? Q ad. et imm. ibidem: 26. IX (bis), 1, 8, 10. X. —
Al. 59—62; ce. 56—60; s. 16—171%, mm.
Adult. Diese neue Form teilt mit ?. b. brunnescens den dunkel
olivenfarbigen Oberkopf und Nacken, den intensiv rostrotbraunen
Rücken und Bürzel, die schwärzlichen, nur an der Basis der Außen-
fahne schmal kastanienrotbraun gesäumten Steuerfedern, sowie
die scharfe, schwarze Umrandung der hellen Flecken auf der Unter-
seite. Sie unterscheidet sich aber auf den ersten Blick durch sehr
viel längeren, an der Wurzel merklich schmäleren Schnabel, das
Fehlen der rahmgelben Stirnstreifen, etwas intensiver ockergelbe
Kehle und Gurgel, die überdies nahezu einfarbig erscheinen,
da nur einzelne Federn ganz feine, dunkle Ränder an der Spitze
oder an den Seiten tragen, sowie durch düster olivenbraune (weniger
röstlichbraune) Grundfarbe des Unterkörpers. Ferner sind Ober-
kopf und Nacken etwas matter oliv, die übrigen Oberteile inkl.
Schwingensäume weniger intensiv rostrotbraun, und die hellen
Schaftstreifen auf den Unterschwanzdecken breiter (stets streifen-
förmig) und tiefer ockerröstlich gefärbt. Von der zentralameri-
kanischen Form, P. b. brunneicauda unterscheidet sie sich gleich-
falls durch sehr viel längeren Schnabel, tief ockerrostgelbe (statt
rahmröstliche) Kehle, fast schwarzen Schwanz, viel dunkler rost-
rotbraunen Rücken und viel düsterer olivenbraune Unterseite
mit tiefschwarzen Säumen auf Brust und Bauch.
5. Heft
108 Hellmayr und Seilern:
Type im Zoologischen Museum, München: No. 11.1291. ad.
Cumbre de Valencia, 10. Oktober 1910. S. M. Klages coll. No. 9012.
Hab. Die Bergkette ‚Cumbre de Valencia‘ im Staate Carabobo,
N. W. Venezuela.
Obs. Die von Mr. Klages eingesandte Serie verhält sich auf-
fallend konstant, die 2 Q haben nur durchschnittlich kürzere Flügel,
wogegen ein ausgesprochen unreifes Weibchen (mit verloschenen
dunklen Querlinien auf dem Bürzel) sich durch deutlich kürzeren
Schnabel auszeichnet. Die Färbung des Oberkopfes schwankt im
Tone zwischen matt Graulicholiv (No.7) und schwärzlich Oliv
(No. 9, 10); der Rücken ist sehr gleichmäßig rostbraun (merklich
düsterer als bei P. b. brunnescens) und zeigt auf der mittleren Partie
zuweilen ausgeprägte, schwärzliche Spitzensäume, die aber häufig
fehlen; die Steuerfedern sind mattschwarz, nur am Basisteil der
Außenfahne findet sich ein düster kastanienrotbrauner Saum. Die
mittleren Oberflügeldecken tragen winzige, röstlichgelbe Sub-
apicalfleckchen, die jedoch bei einem Vogel (No. 3) kaum ange-
deutet sind. Die Stirn ist nahezu einfarbig düster oliv, nur in der
Supraloralgegend stehen vereinzelte, rahmgelbe Striche. Kehle
und Gurgel sind stets so intensiv ockerrostgelb wie bei dem dun-
kelsten der vorliegenden Exemplare von P. b. brunnescens, die bei
der typischen Form so stark ausgeprägten, dunklen Säume sind
auf ein Minimum feiner Ränder auf Bartgegend und Gurgel re-
duziert. Die'Grundfarbe der Unterseite ist ein düsteres Olivenbraun,
wesentlich dunkler als bei ?. b. brunneicauda, aber ohne den röst-
lichen Ton von P. b. brunnescens, nur die Körperseiten sind röstlich-
braun überwaschen. Die rahmgelben Tropfenflecken auf Brust und
Bauch sind wie bei ?. b. brunnescens von einem breiten, schwarzen
Rande umgeben. Der Oberschnabel ist schwarz, die untere Man-
dibel hornweiß, nur an den Schneidenrändern hornbraun.
Mr. Bangs !) gab zwar unlängst eine kurze Übersicht der
Formen von P. brunnescens, doch möchten einige ergänzende Worte
vielleicht nicht unwillkommen sein, zumal ihm der hier beschriebene
P. b. rostratus noch unbekannt war. Wir unterscheiden:
a) Premnoplex brunnescens brunnescens (Scl... Colombia
(Bogotä; Westl. Cordillera) und Ecuador (östlich und westlich der
Anden), Nord-Peru ?
Stirn nnd Supraloralgegend mit deutlichen rostgelben Schaft-
strichen; Rücken und Schwingensäume intensiv rostrotbraun;
Steuerfedern mattschwarz, nur schmal rostbraun gesäumt; Kehle
ockergelb, die einzelnen Federn mit deutlichen, dunklen Säumen;
Grundfarbe der Unterseite gesättigt rostbraun, die hellen Tropfen-
flecken von einem scharfen, tiefschwarzen Saum umgeben. Schnabel
kürzer.
Sechs $ d (2 aus Bogotä, 4 aus Ecuador), al. 60—62; ce.
55—60; rostr. 15 mm.
1) Proc. Biol. Soc. Wash. XXI, 1908, p. 158—159.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 109
Vier 2 2 (Ecuador), al. 59—61; e. 55—59; r. 13%/,—15 mm.
NB. Zwei Vögel aus Bogotä (Topotypen) zeigen auf den
Steuerfedern einen schwachen rostbräunlichen Anflug, der bei der
Serie aus Ecuador fehlt.
b) Premnoplex brunnescens rostratus Hellm. & Seil. N. W.
Venezuela: Cumbre de Valencia. Siehe oben.
c) Premnoplex brunnescens brunneicauda (Lawr.)!). Hochländer
von Costa Rica, Chiriqui und Veragua.
Oberkopf und Nacken lichter, mehr olivenbraun, helle Stirn-
striche deutlicher ausgeprägt als bei a); Rücken und Schwingen-
säume licht röstlichbraun ; Steuerfedern düster röstlichbraun; Kehle
röstlichgelb oder rahmröstlich; Grundfarbe der Unterseite oliv-
bräunlich (ohne röstlichen Ton), die hellen Flecken von einem
undeutlichen, dunkelolivenfarbigen Saume eingefaßt. Schnabel
kurz wie bei a).
Zehn 3 & (Chiriqui und Costa Rica), al. 64—68; c. 64—70;
r. 14-151, mm.
Acht 2 2 (Chirigqui und Costa Rica), al. 62—67; ce. 60—65;
r. 14—15 mm.
d) Premnoplex brunnescens coloratus Bangs?). Santa Marta
Distrikt, N. Colombia.
Oberseite wie bei c), auch die Schwanzfedern stark röstlich-
braun übertüncht, nur die Stirn weniger röstlichgelb gestrichelt;
dagegen Postocularstreif, Kehle und Gurgel lebhaft ockergelb wie
bei P. b. brunnescens, und die hellen Flecken der Unterseite von
einem ebenso scharfen, tiefschwarzen Saume eingefaßt. Grund-
farbe von Brust und Bauch weniger röstlich als bei a), obwohl
deutlich dunkler olivbraun als bei P.b. brunneicauda. Schnabel
kurz wie bei a) und c).
Ein & ad. (Tagua, Santa Marta), al. 61; ec. 59; r. 15mm
[Mus. Nat. Hung. Budapest].
105. Xiphorhynchus triangularis triangularis (Lafr.)
Dendrocolaptes triangularis Lafresnaye, Rev. Zool. V, p. 134
(1842. — ‚„Bolivia‘‘, errore. Wir substituierten Santa-Fe-de-
Bogotaä?).
No. 1—4. & dad. et imm. Cumbre de Valencia: 10. I, 1,5. X,
23. XII. — Al. 117—118, ( Jimm.) 110; c. 95—102; r. 28
—30 mm.
No. 5—8. @ Q ad. etimm. ibidem: 27.1, 27. IX, 12. X, 23. XII. —
Al. 105—107; e. 90—92; r. 27—29 mm.
„Iris brown, feet light slate grey, maxilla deep grey at base,
paler at tip, lower edge pale horn grey, mandible yellowish grey‘“.
1) Margarornis brunneicauda Lawrence, Ann. Lyc. N. H. VIII, p. 130,
im Text (1865. — Costa Rica).
?) P. coloratus Bangs, Proc. N. Engl. Zoöl. Cl. III, p. 84 (1902. — S.
Miguel, Sierra Nevada de Santa Marta).
?) Siehe P.Z.S. 1911, p. 1153, Fußnote.
5. Heft
110 Hellmayr und Seilern:
Die Vögel stimmen in allen wesentlichen Charakteren mit
Bogotä-Bälgen überein, scheinen aber durchschnittlich etwas
helleren und mehr grünlichbraunen Rücken zu besitzen. Mehrere
Exemplare aus den Anden ven Merida gleichen aber auch in der
Nuance des Rückens denen aus Bogotä. Alle zeigen die für X. t.
triangularis charakteristische Färbung des Oberschnabels, nämlich
einen deutlichen, hornweißlichen Streifen am Schneidenrand.
X. t. triangularis verbreitet sich von den Gebirgszügen des
nordwestlichen Venezuela (Cumbre de Valencia, Merida) durch
Colombia und Ost-Ecuador bis nach Nord-Peru (Chachapoyas).
Man vergleiche über diese und die verwandten Formen die Aus-
führungen Hellmayr’s in Proc. Zool. Soc. Lond. 1911, p.
1154—1155.
106. Xiphorhynchus guttatus nanus (Lawr.)
[Dendrocolaptes guttatus Lichtenstein, Abhandl. Akad. Wiss.
Berlin 1818—19, p. 201 (1820. — ‚in Brasiliae provincia
Bahia“, 1. c. 1820—21, p. 264).]
Dendrornis nana Lawrence, Ibis, V, p. 181 (1863. — Lion Hill,
Panama).
Dendrornis susurrans (errore) Sclater & Salvin, P. Z. 8. 1868,
p. 627 (S. Esteban); iidem, 1. c. p. 252 (Guacara, See von
Valencia).
No. 1—5. && ad. et imm. S. Esteban: 15. X; Las Quiguas:
23. XII, 30. I; Cumbre de Valencia: 17.1 (bis). — Al. 102—110;
c. 92 (bis), 94, 98, 102; r. 35—37 mm.
No. 6—9. 2 Q ad. etimm. Las Quiguas: 14. XII, 28. I; Cumbre:
13, 19. I. — Al. 96—100; ce. 89—91; r. 33—35 mm.
„lris brown, feet greenish grey, maxilla black, mandible pale
horngrey‘“.
Die hier angewandte Benennung ist als provisorisch zu be-
trachten. Weitere Studien möchten vielleicht zur Abtrennung der
Bewohner des nordwestlichen Venezuela führen, die in gewisser
Hinsicht den Übergang von X. guttatus sororius (Berl. & Hart.)!)
zu X. guttatus nanus (Lawr.) vermitteln. Außer der von Klages
gesammelten Serie untersuchte einer von uns (Hellmayr) die von
Goering’s Reise stammenden Exemplare aus Guacara (See von
Valencia) und San Esteban im British Museum, sowie eine Reihe
von Bälgen aus Valencia, Tocuyo (Bucarito), Duaca und der Gegend
von Merida (Ejido, Lagunillas), die durch Mocquerys ans Tring
Museum gelangten. Während einzelne Individuen dieser Reihe,
z. B.No. 10.2082 Mus. München ( $ ad. Cumbre de Valencia) in jeder
Hinsicht mit Stücken aus Bogotä und Panama (X. g. nanus)
übereinstimmen, zeigt die Mehrzahl entschieden mehr röstlich-
gelbe Grundfarbe der Unterseite, wodurch sie sich der im Orinoko-
1) Dendrornis rostripallens sororia Berlepsch und Hartert, Nov. Zool.
IX, p. 63 (1902. — Maipures, Orinoco R., Venezuela).
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 111
Thale heimischen Form sororius nähern. Die sechzehn Vögel aus
den Bergen des westlichen Venezuela unterscheiden sich aber
konstant durch bedeutend geringere Größet), schwächeren Schnabel,
weniger markante und nicht so schwärzliche Säume auf den Federn
der Gurgel und Vorderbrust und viel undeutlichere, helle Streifung
des übrigen Unterkörpers.
Die individuelle Variation in der vorliegenden Suite ist ziem-
lich geringfügig und auf den Grundton der Unterseite sowie auf
die stärkere oder schwächere Entwicklung der hellen Abzeichen
und ihrer dunklen Umrandung beschränkt. Bei den alten (und
fast ausgefärbten) Vögeln zeigen nur die Federn der Gurgel und
Vorderbrust dunkelbraune Säume (welche wie bei X. g. nanus
ex Panama etc. an der Spitze kaum zusammenfließen), wogegen
der Bauch entweder ganz einfarbig erscheint oder nur vereinzelte,
verloschene Streifen aufweist. Junge Vögel (z. B. No.7 und 8
obiger Liste) sind unterseits viel stärker röstlichgelb überwaschen,
die Seitenränder der Gurgel- und Brustfedern sind dunkler, mehr
schwärzlich und treten noch auf dem Vorderbauch deutlich hervor,
während die Flecken auf dem Nacken und Mantel dunkler ocker-
röstlichgelb getönt und unscharf erscheinen.
Bei allen nordvenezuelanischen Stücken ist der Unterschnabel
bis auf einen kurzen, dunklen Spitzenfleck gleichmäßig trübhorn-
gelblich gefärbt.
X. g. nanus erreicht in den Küstengebirgen des nordwest-
lichen Venezuela seine östliche Verbreitungsgrenze. Vögel aus
Caraccas dürften wohl auch dazu gehören.
X. susurrans susurrans (Jard.), aus Trinidad und Tobago,
und X. susurrans jardinei (Dalm.), aus den Bergen von Bermudez,
N. O. Venezuela, unterscheiden sich durch viel stärkeren und ganz
schwärzlichen Schnabel, weißliche (statt lebhaft rostgelbe) Kehle,
die ausgesprochen schuppenförmige Zeichnung auf Gurgel und
Vorderhals sowie durch tropfenförmige (statt streifige) Abzeichen
der Brust auf den ersten Blick.
107. Xiphocolaptes promeropirhynchus procerus Cab. & Heine.
[Dendrocolaptes promeropirhynchus Lesson, Rev. Zool. III, p. 270
(18420. — loc. haud indic., wir ergänzen Bogotä, Colombia)?).]
Xiphocolaptes procerus Cabanis & Heine, Mus. Hein. II, p. 36
(1859. — Caraccas).
ı) Für X. guitatus sororius finden wir folgende Dimensionen:
14 3 8 vom ÖOrinoko und Caura, al. 114-120; ec. 105—110; r. 37
—42 mm.
43 & aus Cayenne, al. 120; c. 110—113; r. 38—40 mm.
42 2 vom Orinoko, al. 105—109; ce. 100—105; r. 35—38 mm.
1 2 aus Cayenne, al. 106; c. 99; r. 37 mm.
®2) Obwohl Lesson keinen Fundort angibt, bezieht sich die Beschrei-
bung sicher auf die Bogotä-Form. Dies geht schon aus der Angabe ‚‚bee
tres-comprim6, arqu6, noir“ hervor, eine Eigentümlichkeit, die nur den in den
Anden von Colombia und Merida heimischen Vögeln zukommt.
3. Heft
112 Hellmayr und Seilern:
X. promeropirhynchus (errore) Sclater & Salvin, P. Z. S. 1868,
p- 167 (Caripe, Bermudez).
No. 1, 2. $& & ad. Cumbre de Valencia: 17. I, 19. XI. — Al. 133;
c. 105, 110; r. 50, 53%, mm.
No. 3—5. @ Q ad. Cumbre de Valencia: 30. XII, 16. I; Las Qui-
guas: 22. II. — Al. 130—134; ce. 108—111; r. 47—48 mm.
No.6, 7. 2 2 imm. et juv. Cumbre de Valencia: 28. IX; Las
Quiguas: 25. I. — Al. 123, 125; c. 103, 105; r. 47, 49 mm.
„Iris sanguineous red, feet light olivegreen, bill horngrey,
basal portion of mandible paler‘“.
Verglichen mit zehn Bälgen des typischen X. p. promero-
pirhynchus, aus Bogotä und den Anden von Merida (Valle, Culata),
im Münchener Museum, haben die Vögel der Cumbre sehr viel
längeren ‚schlankeren sowie blasseren (horngrauen statt schwärz-
lichen) Schnabel. In der Färbung der Ober- und Unterseite herrscht
zwar erhebliche Variation, doch weichen die Cumbre-Vögel —
mit einer einzigen Ausnahme — von der typischen Form durch
viel schmalere, helle Schaftstreifen (ohne dunkle Seitenränder)
auf der Unterseite ab, welche überdies hauptsächlich auf
Vorderhals und Brust beschränkt sind und auf dem vorderen
Abdomen nur als vereinzelte Striche auftreten, Die schwärz-
lichen Querflecken und Binden der Bauchmitte fehlen in den
meisten Fällen gänzlich oder sind nur schwach angedeutet,
bei einzelnen Exemplaren sind sie aber ebenso zahlreich und regel-
mäßig wie bei X. p. promeropirhynchus. Die Grundfarbe der Unter-
seite ist wohl meist mehr olivbraun, bisweilen aber ebenso röstlich-
braun wie bei Bogotä-Bälgen. An manchen Exemplaren zeigen die
Federn der Brust- und Bauchmitte zimtröstliche Säume, wie es
auch bei X. p. promeropirhynchus vorkommt. Die hellen Schaft-
striche des Oberkopfes und Nackens sind bei X. p. procerus durch-
schnittlich wohl schmaler, der Mantel ist einfarbig oder weist nur
im vordersten Teile einige, helle Haarlinien auf. Die Kehle ist meist
heller und gleichmäßiger röstlichweiß. Ein Sg ad. (No.2, Mus.
Seilern) gleicht in der breiten Zeichnung der Unterseite dem X. p.
promeropirhynchus, ist nur mehr olivbraun und hat wesentlich
längeren, helleren Schnabel.
X. p. procerus bewohnt das venezuelanische Küstengebirge
von Puerto Cabello bis Bermudez!) und die Berge von Santa Marta
im nördlichen Colombia?).
108. Picolaptes laerymiger lafresnayi (Cab. & Heine).
[Dendrocolaptes lacrymiger Des Murs, Iconogr. ornith., livr. 12,
tab. 71 (1849. — ‚Mexique‘, errore. Der Typus ist aus
Bogotä, Colombia)?).
1) Stücke aus den Bergen von Cumanä im Münchener Museum sind
mit jenen aus der Cumbre völlig identisch.
?2) Vögel aus Santa Marta konnten wir nicht untersuchen.
3) Siehe Mendgaux et Hellmayr, Mem. Soc. d’Hist. Nat. Autun XIX,
1906, p. 113.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 113
Thripobrotus Lafresnayi Cabanis & Heine, Mus. Hein. II, p. 38
(1859. — Caraccas).
Picolaptes lafresnayi Sclater & Salvin, P. Z. S. 1868, p. 627 (Ca-
raccas).
No. 1, 2. $ d ad. Cumbre de Valencia: 1, 6. X. 10. — Al. 104;
c. 90, 91; r. 25, 26 mm.
No. 3. & imm. ibidem: 1. X. 10. — Al. 94; c. 83; r. 25 mm.
No. 4. 2 ad. ibidem: 11. X. 10. — Al. 96; c. 79; r. 25%, mm.
Obwohl die Vögel etwas in der Mauser sind, dürften die
Flügelmaße doch zuverlässig sein, da die längsten Handschwingen
bereits vollständig entwickelt und ausgewachsen sind. Cabanis und
Heine haben schon auf die Abweichungen eines Exemplars aus
Caraccas aufmerksam gemacht, und die meisten der vor ihnen
namhaft gemachten Kennzeichen erweisen sich als zutreffend,
so daß die Trennung der Form P. lacrymiger lafresnayi durchaus
gerechtfertigt erscheint.
Verglichen mit einer Serie von Bogotä-bälgen unterscheiden
sich die Vögel der Cumbre durch viel kürzere Flügel und Schwanz!),
wesentlich schlankeren (auch etwas kürzeren) Schnabel, viel
helleren, röstlich olivbraunen oder grünlich braunen (statt lebhaft
rostbraunen) Rücken sowie durch ausgesprochen grünlich oliv-
braune (statt fahlröstlichbraune) Grundfarbe der Unterseite. Drei
alte Vögel aus den Anden von Merida stimmen in Größe und
Färbung vollständig mit denen aus Bogotä überein und gehören
ohne Zweifel zum typischen P. !. lacrymiger. Die gelblichweißen
Thränenflecken der Unterseite zeigen bei beiden Subspecies ganz
dieselbe Form und sind an den Seiten sowohl als an der Spitze
von einem scharfen, schwarzen Saume umgeben.
Die Variation der vier vorliegenden Exemplare ist sehr
geringfügig. No.3 hat etwas reiner grünlichbraunen Rücken als
die anderen, dagegen ist No. 4 auf der Unterseite merklich düsterer
oliv gefärbt. Alle Stücke zeigen einen deutlichen, wenn auch
schwachen, gelblichen Anflug auf der Kehle.
Das jüngere & weicht durch heller zimtroten Bürzel mit
zerschlissener Struktur der Federn ab. Ferner zeigen sich auf dem
vordersten Mantel vereinzelte, kleine, helle Fleckchen, und die
Federn am Flügelrand sowie die äußeren Unterflügeldecken sind
schwärzlich gesäumt.
P. lacrymiger lafrasnayi scheint auf die Küstengebirge des
nordwestlichen Venezuela (Cumbre de Valencia und Silla de
Caraccas) beschränkt zu sein. In den Bergen von Bermudez (Cu-
manä) ist bisher kein Vertreter dieser Gruppe gefunden worden.
t ’) Für P. lacrymiger lacrymiger eruieren wir nachstehende Dimen-
sionen:
Sechs alte Vögel aus Bogotä (ohne Geschlechtsangabe). Al. 105—115;
c. 93—100; r. 26—28 mm.
Ein 3 ad. aus Culata, Merida. Al. 110; c. 98; r. 281/, mm.
Ein 9 ad. aus Valle, Merida. Al. 101; c. 90; r. 27 mm.
Archiv für Naturgeschichte 8
1912. A. 5. 5. Heft
114 Hellmayr und Seilern:
109. Campylorhamphus trochilirostris venezuelensis (Chapm.)
[Dendrocolaptes trochilirostris Lichtenstein, Abhand. Akad. Wiss.
Berlin 1818—19, p 207, tab III (1820 — ‚in Brasiliae
provincia Bahia‘).]
Xiphorhynchus venezuelensis, Chapman, Bull. Amer. Mus. N. H. II,
p. 156 (1889. — ‚Venezuela‘, typus in Mus. Boston Soc.
Nat. Hist.).
X. trochilirostris (errore) Sclater, Cat. B. Brit. Mus. XIV, p. 159
(part.: p— s, S. Esteban, Caraccas, Venezuela).
No.1. g ad. Cumbre de Valencia: 1. X. 10. — Al. 98; e. 97; r.
63 mm [Mus. München).
No.2—4. Qad.,. 2 2 jr. ibidem: 1, 2, 17. X. — Al. 91-93, c.
88—92;, r. 59—63 mm.
In Dimensionen und Schnabellänge stimmen diese Vögel mit
anderen aus Colombia (Remedios (Antioquia), Bogotä) überein,
wogegen vier Exemplare vom mittleren Orinoko (Caicara, Alta-
gracia) entschieden längeren Schnabel besitzen !).
Die vier Bälge differieren untereinander etwas in der Färbung.
No. 3, Mus. Seilern No. 8281, hat rein olivbraunen, die übrigen
ausgesprochen röstlichbraunen Mantel, der jedoch stets erheblich
dunkler und weniger zimtfarbig als bei ©. t. trochilirostris, aus Bahia
erscheint. Die Federn des Oberkopfes sind breit schwärzlich ge-
säumt, so daß eine gegen den Rücken deutlich abgesetzte, dunkle
Kappe entsteht Die Grundfarbe der Unterseite ist bald heller,
bald dunkler röstlichbraun Bei alten Vögeln sind die Kehlfedern
fast bis an den Kinnwinkel breit und regelmäßig schwarzbraun
gesäumt, die hellen Schaftstreifen des Vorderrückens sind kaum
einen halben Millimeter breit und zeigen keine Spur einer dunklen
Einfassung. Jüngere Exemplare dagegen haben breitere Rücken-
streifen, welche ebenso wie die hellen Abzeichen der Brust eine
schwache Andeutung dunkler Ränder [allerdings viel weniger
ausgeprägt als bei Ü. trochilirostris thoracicus (Scl.), aus W. Ecua-
dor] aufweisen; ferner sind die schwärzlichen Säume der Federn
auf Hinterkopf und Nacken noch von einer olivenbraunen Zone
umgeben, die den ausgefärbten Stücken fast oder gänzlich fehlt.
C. t. venezuelensis unterscheidet sich von (. £. trochilirostris
durch viel dunklere Färbung der Ober- und Unterseite, schwärz-
lichen Oberkopf, tief rostrote (statt hell zimtrote) Flügel und
Schwanz sowie durch die viel stärkere Kehlstreifung Er ver-
breitet sich über das ganze nördliche Venezuela, ostwärts bis
1) Wir eruieren folgende Maße:
Zwei d & vom Orinoko, al. 102, 99; ce. 90, 92; r. 67, 76 mm.
Ein $ jr. vom Orinoko, al. 99; c. 98; r. 72 mm.
Ein @ vom Orinoko, al. 92; e. 90; r. 68 mm.
Ein $ ad. von Remedios (Antioquie), al. 99; ec. 94; r. —.
Vier adult aus Bogotä (ohne Geschlecht), al. 90—96; c. 87—91;
r. 63—73 mm.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 115
Bermudez!) südwärts bis an den Orinoko, und durch die nördlichen
Teile Colombias bis an den Isthmus von Panama. Cfr. auch Hell-
mayr, Nov. Zool. XVII, 1910, p. 331—333.
110. Dendroeincla meruloides meruloides (Lafr.)
Dendrocops meruloides Lafresnaye, Rev. Mag. Zool. (2) III, p. 467
(1851. — ‚‚Cöte ferme‘“, id est Cumana, N. O. Venezuela) 2);
Dendrocincla meruloides Berlepsch & Hartert, Nov. Zool. IX,
1902, p. 67, in text (S. Esteban).
No. 1—6. J d ad. et imm. „Hills back of S. Esteban“: 5. XT;.
Cumbre de Valencia (,‚lower slopes‘‘); 4, 7 (ter), 18. X. — Al.
102—105; c. 84—89; r. 25—26 mm.
No. 7—10. @ Q ad. et imm. Las Quiguas: 1. II; Cumbre de Va-
lencia (,‚lower slopes‘“): 7, 18 (bis) X. — A’. 95—98; c. 76—83;
r. 23—2314, mm.
Diese Exemplare haben entschieden heller und lebhafter
zimtröstlichbraune Oberseite, und mehr ins Gelblichbraune zie-
hende Unterseite als eine ebenso große Serie aus Trinidad. Die
lichtere Färbung fällt besonders auf dem Bauch in die Augen,
aber auch Oberkopf, Rücken und Oberflügeldecken zeigen einen
merklich lebhafteren Ton. Der Unterschnabel ist, mit Ausnahme
der horngrauen Kieferäste, bei den meisten Exemplaren einfarbig
blaßgelb, nur bei No. 2 und 3 ist das ganze Basisdrittel dunkel ge-
färbt. Von zehn Bälgen aus Trinidad stimmen nur zwei in der Fär-
bung der Mandibel mit ersteren überein, wogegen bei den übrigen
die beiden basalen Drittel mehr oder minder dunkelgrau er-
scheinen.
I“ Zwei Vögel aus Cumanä, woher auch Lafresnaye’s Typus
stammte, scheinen denen von Trinidad zu gleichen. Da sie aber
augenscheinlich nicht ganz ausgefärbt sind, ist die Untersuchung
einer größeren Serie wünschenswert, wodurch allein ihre subspe-
zifische Identität festgestellt werden kann.
D. m. meruloides ist ein Charaktervogel der caribischen
Küstengebirge Venezuelas (von der Cumbre de Valencia
bis Bermudez). Außerdem findet sich die Art noch auf Trinidad
und Tobago. Im Orinokogebiet wird sie durch die matter gefärbte
D. meruloides phaeochroa Berl. & Hart. vertreten. Man vergleiche
darüber die Ausführungen Hellmayr’s in Proc. Zool. Soc. Lond.
1911, p. 1155—1157.
111. Dendroeolaptes validus multistrigatus Eyton.
[Dendrocolaptes validus Tschudi, Arch. f. Naturg. 10, I, p. 296
(1844. — „Waldregion von Peru zwischen 10° und 12° südl.
Breite“, cfr. Faun. Peru., Aves, p. 242, tab. 21, fig. 2)]
1) X. venezuelensis Phelps, Auk, XIV, 1897, p. 365.
2) Cfr. Mönegaux et Hellmayr, M&m. Soc. d’Hist. Nat. Autun XIX,
1906, p. 121.
8* 5. Heft
116 Hellmayr und Seilern:
Dendrocolaptes multistrigatus Eyton in: Jardine’s Contrib. to Ornith.
1851, part II, p. 75 (April 1851. — loc. ign., typus in Derby
Museum).
No.1—4. dd ad. Las Quiguas: 1. II; Cumbre de Valencia:
10, 14, 15. I. — Al. 1383—136; c. 117—125; rostr. 36
—37 mm. |
No. 5, 6. $ d imm, Las Quiguas: 26. II; Cumbre: 26. IX. — Al.
129:ve. 118, 121; r.: 35,, 354 mm!
No.7. Q ad. Cumbre: 18. I. — Al. 130; c. 120; r..35 mm.
No. 8. 2 juv. Cumbre: 26. IX. — Al. 133; c. 127; r. 33 mm.
„lris brown, feet olive green; maxilla deep woodbrown at
base, pale grey at tip; mandible bluish white, with tip horny
white‘“.
Die Kenntnis der geographischen Variation des D. validus
liegt noch sehr im Argen, weshalb die nachfolgenden Ausführungen,
wenn sie auch nicht in allen Punkten eine definitive Klärung
bringen, einiges Interesse beanspruchen dürften. Erschwert. wird
die nomenklatorische Lösung der Frage durch die Unsicherheit,
welche mit der Deutung des Namens D. multistrigatus verknüpft
ist. Eines geht jedoch mit absoluter Sicherheit aus dem Studium
der uns vorliegenden Reihe hervor, nämlich: die Verschiedenheit
der in Colombia und Venezuela vorkommenden Form vom echten
D. validus aus Peru, obwohl die beiden bisher von allen Autoren
zusammengezogen worden waren. Nur Ridgway!) gab der Ver-
mutung Ausdruck, daß die von ihm untersuchten Vögel aus Santa
Marta wahrscheinlich nicht der typischen Rasse angehören.
1) Tschudi’s Originalexemplar stammte aus der Wald-
region des mittleren Peru zwischen dem 10. und 12. Grad südlicher
Breite, vermutlich aus dem Junin-Distrikt. Zwei dem Münchener
Museum gehörige alte $ dJ aus Chanchamayo, C. Schunke coll.,
dürften somit als topotypisch zu betrachten sein. Sie unterscheiden
sich nun von einer beträchtlichen Serie aus Colombia (Bogota
und Antioquia) und Venezuela (Merida und Cumbre de Valencia)
durch merklich schlankeren, längeren Schnabel (40—421, mm),
und einige auffallende Färbungscharaktere.. Ober- und Mittel-
rücken zeigen mehr oder minder deutliche, obwohl kurze, schwärz-
liche Querwellen, die den nördlichen Exemplaren gänzlich fehlen;
die hellen Längsstreifen auf dem Mantel sind entschieden breiter
und schärfer abgesetzt; die Randsäume der Kehlfedern breiter und
dunkler braun; die schwärzlichen Binden der Unterseite viel breiter,
regelmäßiger und in unverminderter Ausbildung über die ganze
Vorderbrust ausgedehnt, so daß nur die Federn der Gurgel die üb-
lichen, von schwärzlichen Rändern begleiteten, hellen Längs-
streifen aufweisen. Die Zeichnung der Unterseite sowohl als die
feine Undulierung des Mantels teilt der echte D. validus mit dem
in Guiana und Nordbrasilien heimischen D. plagosus Salv. & Godm?),
1) Bull. U. S. Mus. No. 50, part V, p. 229.
?®) Ibis, 1883, p. 210 (Camacusa, Brit. Guiana).
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 117
der sich jedoch durch schwarzen (statt dunkelhornbraunen)
Schnabel sowie durch den Besitz mehrerer getrennter, schwärz-
licher Randflecken (an Stelle eines zusammenhängenden Saumes)
an den Kehlfedern unterscheidet. Ferner tragen bei D. plagosus
die kleineren Oberflügeldecken einen deutlichen, rostgelblichen
Subapicalfleck und drei bis vier kleine schwärzliche Fleckchen
am Schafte, während sie bei D. validus ganz einfarbig olivenbraun
sind.
2) Der Typus von D. plagosus tardus Ihering & Ihering!),
den Hellmayr vor einigen Jahren — als ihm der echte D. validus
aus Peru noch unbekannt war — sorgfältig untersuchte, zeigt
gegenüber D. plagosus genau dieselben Abweichungen wie unsere
Chanchamayo-Vögel, und es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß
die Juruä-Form mit dem typischen validus zusammenfällt.
3) Fünf Bogotä-Bälge, ein 2 ad. aus Santa Elena (Antio-
quia) und vier alte Vögel aus der Cordillere von Merida (Culata,
Valle) haben kürzeren, breiteren Schnabel; der Mantel ist einfarbig
braun und zeigt nur am Vorderrande einige wenige, schmale Schaft-
striche; Kinn und Vorderkehle sind ungefleckt rahmgelb, erst
die unteren Kehlfedern von einem schmalen, braunen Saume
eingefaßt; die Vorderbrust trägt wie die Gurgel breite rahmgelbe,
jederseits von einem dunklen Rande begleitete Schaftstreifen,
während nur die Bauch- und Hinterbrustmitte (sowie die Unter-
schwanzdecken) viel schmalere, dunkle Querbinden besitzen.
Die Stücke aus Merida, welche von Madaräs:?) als Dendrexetastes
berlepschi abgetrennt wurden, unterscheiden sich in keiner Hinsicht
von jenen aus Colombia.
4) Die von S. M. Klages gesammelten Exemplare aus der
Cumbre de Valencia sind wiederum etwas abweichend gefärbt,
stehen aber den eben besprochenen aus Merida und Bogotä sehr
nahe. Die Kehle ist stärker braun gefleckt und gesprenkelt, die
hellen Längsstreifen auf Gurgel und Vorderbrust sind bedeutend
schmaler (kaum halb so breit), mehr lanzettförmig und dehnen sich
weiter gegen die Hinterbrust aus, auf Kosten der schwärzlichen
Querlinien, die in der Hauptsache auf die Bauchmitte zurück-
gedrängt werden, wogegen auf der hinteren Brustmitte nur ver-
einzelte Binden auftreten. Infolge der Reduktion der rostgelblichen
Zeichnungen erscheint die Brust überwiegend röstlichbraun.
Die Grundfarbe des Mantels ist im allgemeinen dunkler, einzelne
Exemplare (z. B. No. 2), weichen darin aber durchaus nicht ab.
Der Scheitel ist genau so gezeichnet wie bei den Stücken aus
Bogotä etc.
Obwohl wir von der Verschiedenheit der Cumbre-Form über-
zeugt sind, halten wir eine Namengebung ohne Untersuchung des
im Liverpooler Museum befindlichen Typus von D. multistrigatus
1) Cat. Fauna Brazil. I, p. 255 (1907. — Rio Juruä).
?) Ann. Mus. Nat. Hung. I, p. 463 (1903. — Culata, Merida; Typus
untersucht).
5. Heft
118 Hellmayr und Seilern:
nicht für angezeigt, da er ebensogut zu der unter 3) wie unter 4)
besprochenen Form gehören könnte. Daß er sich auf eine der
beiden bezieht, scheint uns jedoch aus der Beschreibung
mit genügender Sicherheit hervorzugehen. Material aus Ecuador
und Santa Marta (N. Colombia) liegt uns nicht vor, wir vermögen
daher über die dort heimischen Vögel kein Urteil abzugeben.
Die D. validus-Gruppe umfaßt nach unserer heutigen Kenntnis
folgende Formen:
a) D. validus plagosus Salv. & Godm. Franz. und Brit. Guiana
und Nordost-Brazil (Forte do Rio Branco, Manäos)!).
b) D. validus validus Tsch. Central- und Ost Peru, ostwärts
bis an den Rio Juruä, im westlichen Brasilien; Ost
Ecuador (?).
c) D. validus multistrigatus Eyt. (?). Anden von Colombia
(Bogotä, Antioquia) und West Venezuela (San Cristobal,
Merida); Santa Marta (?).
d) D. validus [subsp. nov.]. N. W. Venezuela: Cumbre de
Valencia.
e) D. validus costaricensis Ridgw. Costa Rica und Chi-
riqui.
Wahrscheinlich gehört D. pallescens Pelz. aus West Matto-
grosso, Ost Bolivia und N. W. Argentinien gleichfalls in diesen
Formenkreis.
112. Taraba major granadensis (Cab.)
[Thamnophilus major Vieillot, Nouv. Dict. III, p. 313 (1816. — ex
Azara: Paraguay).]
Diallactes granadensis Cabanis, Journ. f. Ornith. XX, p. 234 (1872.
— Bogotaä-coll.).
Thamnophilus transandeanus granadensis Menegaux et Hellmayr,
Bull. Soc. Philom. Paris (9) VIII, 1906, p. 25 (crit.).
No. 1—3. dd ad. Las Quiguas, S. Esteban: 27. XII, 3. LI (bis).
— Al. 88—89; c. 72; rostr. 24%,—26 mm.
„Iris carmine, feet light slate, bill black, slate grey at base of
gape and at apex of mandible‘“.
Außerdem untersuchten wir vier alte und ein jüngeres Männ-
chen aus derselben Region (Tocuyo, Ejido, S. Esteban) im Tring
Museum, ein $ ad. aus Merida und mehrere Bogotä-Bälge in den
Museen zu Paris und München. Trotz Mr. Ridgway’s Zweifel ist
T. m. granadensis eine wohl unterschiedene Form, die ein selb-
ständiges Verbreitungsgebiet besitzt und mit 7’. major transandeana
(Sel.) durchaus nicht verwechselt werden kann. Verglichen mit
dreißig alten gg aus W. Ecuador, dem Küstengebiet von
1) Zwei d d, zwei 2 $ aus Barra do Rio Negro (= Manäos), ein 2
ad. aus Forto do Rio Branco, Natterer coll., im Wiener Museum, drei alte
Vögel aus Brit. Guiana im Mus. Berlepsch, ein 3 imm. und zwei juv. aus
Cayenne im Tring Museum untersucht.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 119
W. Colombia und dem südlichen Central-Amerika (Costa Rica und
Chiriqui) lassen sich unsere zwölf Bälge unschwer an dem viel
kürzeren, dickeren Schnabel erkennen. Ferner tragen die äußersten
Steuerfedern an der Spitze einen scharfen, weißen Saum und
die Unterschwanzdecken zeigen auf aschgrauem Grunde eine oder
zwei schmale, schwärzliche Querbinden und einen breiten, weißen
Endsaum. Bei T. m. transandeana sind die unteren Schwanz-
decken einfarbig schwarz und nur an der Spitze weiß geräumt.
Ein & ad. aus Antioquia im Pariser Museum zeigt die für 7’. m.
granadensis charakteristische Färbung des Crissums, gleicht jedoch
in dem schmalen, langen Schnabel und einfarbig schwarzen Schwanz
der pacifischen Küstenform. Der Vogel vermittelt mithin den
ergang zwischen 7. m. granadensis und T. m. transandeana.
T. m. granadensis bewohnt die heißen Thäler des westlichen
Venezuela (Cumbre de Valencia, Tocuyo, Merida) und verbreitet
sich nach Westen bis in das nördliche und östliche Colombia.
113. Thamnophilus eanadensis canadensis (Linn.)
Lanius canadensis Linnaeus, Syst. Nat. 12, I, p. 134 (1766. — ex
Brisson: ‚Canada‘ — errore. Wir substituieren Cayenne als
terra typica).
Thamnophilus cirrhatus Sclater, Cat. Birds Brit. Mus. XV, p. 203
(S. Esteban).
No.1. gad. San Esteban: 23. XII. 10. — Al. 69; c. 58; r. 18%, mm
[Mus. München].
Außerdem untersuchte Hellmayr zwei weitere $ ä ad. aus
S. Esteban, Starke coll.,im British Museum. Die drei Vögel weichen
von einer Serie aus Britisch Guiana (Rio Rupununi, Quonja,
Nord Brazil (Rio Branco), Trinidad (Seelet) und dem Orinoko-
Tale (Caura und S. Fernando d’Apure) durch entschieden längeren,
weißen Randstreifen auf der Außenfahne des seitlichen Steuer-
federnpaares ab, der jedoch — genau wie beim typischen T. c.
canadensis — von dem weißen Spitzenfleck durch einen deut-
lichen, schwärzlichen Zwischenraum getrennt ist. Der Rücken
der S. Esteban-Vögel ist zwar fahler und weniger rötlichbraun
als bei der Mehrzahl der uns vorliegenden Vögel, einzelne vom
Orincko sind hierin aber nicht verschieden. Die Weichen sind
rein aschgrau wie bei den Stücken aus mehr östlichen Gegenden.
Während somit die Bewohner des nordwestlichen Venezuela in
der Schwanzzeichnung den Übergang zu T. canadensis pulchellus
(Cab. & Heine)!) vermitteln, so stimmt andererseits ein $ ad.
aus Pilar (Nueva Andalucia, unweit Cumanä), sowohl im Tone
des Rückens als in der geringen Ausdehnung des weißen
Randflecks auf der äußersten Steuerfeder, durchaus mit dem
typischen T. c. canadensis, aus Guiana, überein. 7. c. pulchellus,
1) Hypolophus pulchellus Cabanis & Heine, Mus. Heinean. II, p. 16.
(1859. — Carthagena, Nord Colombia).
5. Heft
120 Hellmayr und Seilern:
der das Küstengebiet des nördlichen Colombia (Santa Marta,
Carthagena, Baranquilla, R. Atrato) bewohnt, unterscheidet sich
von allen Venezuelanern durch viel lebhafter zimtröstlichen Rücken,
stark rostgelb überlaufene Brust- und Bauchseiten sowie durch ganz
weiße Endhälfte der Außenfahne der äußersten Schwanzfeder,
indem der Spitzenfleck mit dem Randstreifen vollständig zusammen-
fließt. Auch das Weibchen ist an dem zuerst und zuletzt genannten
Charakter zu erkennen.
114. Thamnophilus melanonotus Sel.
Thamnophilus melanonotus Sclater, Proc. Zool. Soc. Lond. XXIII,
p. 19, tab. 90 (1855. — Santa Martha, N. Colombia); idem,
Cat. B. Brit. Mus. XV, p. 205 (S. Esteban; 2); Robinson &
Richmond, Proc. U. S. Mus. XXIV, p. 174 (La Guaira).
No.1. & fere ad. San Esteban: 23. XII. 10. — Al. 76; e. 64; r.
181, mm [Mus. München].
„Iris brown, feet light slate grey, bill black“.
Der Vogel, der als Reste der Jugend noch rahmgelb überlaufene
Schwingensäume und fahlbräunlich gefärbtes Uropygium zeigt,
stimmt mit Exemplaren aus Bonda (Santa Marta) in Größe und
Färbung überein.
T. melanonotus hat ein ziemlich beschränktes Verbreitungs-
gebiet und ist bisher nur an der Nordküste von Venezuela (La
Guaira, S. Esteban) und Colombia (Bonda, Santa Marta) angetroffen
worden. Gleichwie die vorige Art ist es ein ausschließlicher Be-
wohner der heißen, tiefgelegenen Thäler.
115. Thamnophilus doliatus fratereulus Berl. & Hart.
[Zanius doliatus Linnaeus, Mus. Adolph. Frid. II, Prodr., p. 12
(1764. — loc. ign., Surinam als terra typica festgesetzt, auct.
Berlepsch & Hartert).]
Thamnophilus doliatus fraterculus Berlepsch & Hartert, Nov. Zool.
IX, p. 70 (1902. — Altagracia, R. Orinoko (type); Puerto
Cabello etc.)
No.1. & ad. San Esteban: 21. XII. 10. — Al. 72; ce. 614; r.
18 mm [Mus. Seilern].
„Iris yellowish white, feet light slate grey; maxilla black,
with edges whitish, mandible grey at base, rest slate grey“.
Übereinstimmend mit Exemplaren vom Orinoko (Ciudad
Bolivar), Tachira (S. Cristobal) und Tobago. Die schwarzen.
Kehlstreifen sind ebenso schmal; auf Brust und Bauch über-
wiegen die weißen Binden den schwarzen gegenüber erheblich
an Breite und Ausdehnung. Ein Vogel aus Bogotä im Münchener
Museum gehört gleichfalls zu derselben Form.
T. doliatus fraterculus vertritt die typische Form im nörd-
lichen und westlichen Venezuela sowie auf den Inseln Trinidad
und Tobago. |
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 121
116. Dysithamnus: mentalis olivaceus (Tsch.)
[Myothera mentalis Temminck, Rec. Pl. col., livr. 30, tab. 179,
fig. 3 (1823. — ‚„Bresil‘‘, sc. Curytiba, Paranä, type in Mus.
Vindob.)]
Thamnophilus olivaceus Tschudi, Arch. f. Naturg. 10, I, p. 275
(1844. — Peru; descr. $ juv.).
Dysithamnus semicinereus Sclater & Salvin, P. Z. S. 1868, p. 628
(San Esteban).
No. 1—4. &d ad. Las Quiguas: 15. XII, 23, 26. II; Chiquita:
31. XII. — Al. 58—63; c. 40—41; rostr. 13%—15 mm.
No.5,6. 2 Q ad. Las Quiguas: 29. I; Cumbre de Valencia: 19.1.
— Al. 60%, 62; c. 39, 41; r. 14, 15 mm.
„Iris light brown, feet light slate; maxilla greyish black,
mandible whitish, shading to black at tip“.
Die vier & $ aus der Cumbre ebenso wie zwei weitere aus
den Bergen von Bermudez (Quebrada Secca, Caripe) unterscheiden
sich sehr auffallend von südbrasilianischen Vögeln (D. m. mentalis)
durch entschieden längeren, stärkeren Schnabel, etwas intensiver
schieferblaugrauen Oberkopf, merklich matter und düsterer
grünen Rücken, sowie durch mehrere Details auf der Unterseite.
Das Weiß der Kehle erstreckt sich noch über die ganze Gurgel
hinab, Brust und Bauch sind blasser (schwefelgelb statt lebhaft
maisgelb) gefärbt und an den Seiten stark olivgrünlich überlaufen ;
ferner ist die Basis der Brustfedern ausgedehnt weiss, was bei
D. m. mentalis nicht der Fall ist. Auch die 2 © aus der Cumbre
sowie mehrere aus dem Hinterlande von Cumanä haben mehr
weißliche Gurgel und blasser gelben Unterkörper als zwei Bälge
aus Rio de Janeiro.
Viel schwieriger ist die Unterscheidung der venezuelanischen
Küstenform von den Bewohnern der peruanischen und columbischen
Anden. Die Mehrzahl der von uns untersuchten Stücke aus Bo-
gotä, Ecuador, Nord- und 8. O.-Peru weicht im männlichen Ge-
schlechte durch düster olivgrünlichgrauen Rücken und vorwiegend
aschgraue Färbung von Kehle und Brust ab, indem nur Anal-
gegend und Weichen olivgelblich oder grünlich überlaufen sind.
Daneben finden sich jedoch an denselben Fundorten auch Exem-
plare, die in keiner Weise von den Venezuelanern zu unterscheiden
sind. Zur Feststellung der geographischen Formen der D. mentalis-
Gruppe ist ein viel größeres Material erforderlich, als uns gegen-
wärtig zu Gebote steht. Ridgway!) nennt die Form des nord-
westlichen Südamerika D. mentalis semicinereus. Berlepsch und
Hellmayr?) haben jedoch nachgewiesen, daß die auf ein g juv.
begründete Bezeichnung olivaceus Tschudi um mehr als zehn Jahre
die Priorität besitzt, mithin an dessen Stelle zu treten hat.
1) Bull. U. S. Mus. 50, pt. V, p. 54.
2) Journ. f. Orn. 1905, p. 14—15.
5. Heft
122 Hellmayr und Seilern:
117. Dysithamnus plumbeus tucuyensis Hart.
[Myiothera plumbea Wied, Beitr. Naturg. Brasil. 3, II, p. 1080
(1831. — 8. O. Brazil).]
Dysithamnus tucuyensis Hartert, Nov. Zool. I, p. 674, tab. XV,
fig. 1 (1894. — Bucarito, Tocuyo, N. W. Venezuela; $ imm.
descr.).
D. plumbeus (errore) Sclater, Cat. Birds Brit. Mus. XV, p. 226
(part.: g ad. ex ,„S. Esteban‘‘).
No. 1—8. dd ad. et vix ad. Cumbre de Valencia: 10. I, 28. II,
1, 5, 17. X, 17, 23, 30. XII. — Al. 69—72; c. 49—52; r. 15
(einmal), 16—17 mm.
No. 9. g imm. Cumbre: 18.1. 10. — Al. 70; ec. 50%, ; r. 15°/, mm.
No. 10—18. 2 Q ad. et imm. Cumbre de Valencia: 7 (bis), 17, 25
(bis) I, 19. X, 16, 30 (bis) XII. — Al. 67—71; c. 46 (einmal),
48—51; r. 16—17 mm.
„This bird seems to occur only at considerable elevations and
not lower than 3000 feet“ (S. M. Klages).
Ferner untersuchten wir den Typus von D. tucuyensis und ein
d ad. aus „El Guacharo, Venezuela‘), beide im Tring Museum,
sowie das im British Museum befindliche, von Goering erbeutete
Stück ( $ vix ad.) aus „San Esteban‘“.
Die Serie setzt uns in den Stand, die verwandtschaftlichen
Beziehungen dieser wenig bekannten Form aufzuklären. Wie
schon Hartert in der Originalbeschreibung hervorhob, handelt es
sich beim Typus um ein unausgefärbtes $ im Übergangskleid,
das zur Beurteilung der spezifischen Charaktere recht wenig
brauchbar war. Das nunmehr vorliegende reiche Material an
alten Vögeln beider Geschlechter beweist, daß D. tucuyensis dem
seltenen D. leucostictus Scl.?), aus Ost-Ecuador, äußerst nahe steht.
Die $& der beiden Formen differieren nur in wenigen unter-
geordneten Punkten, während die 2? @ die enge Verwandtschaft
durch eine weitgehende Übereinstimmung im Färbungscharakter
dokumentieren. Ganz alte $ $ haben vorwiegend rußschwarzen
Oberkopf mit nur schmalen, schiefergrauen Federsäumen, und auf
der Gurgel steht ein großer (obwohl unscharf begrenzter), kohl-
schwarzer Fleck, der sich in Gestalt verloschener Sprenkel gegen
die Kehlmitte hin fortsetzt. Der Rücken sowie Brust und Bauch
sind einfarbig dunkelschiefergrau, nur auf dem Bürzel und den
innersten Weichen bemerkt man einen schwachen, olivenfarbigen
Anflug. Bei weniger ausgefärbten Exemplaren sind die Scheitel-
federn breit schiefergrau gesäumt, der dunkle Gurgelfleck ist kleiner,
teilweise durch die grauen Spitzenteile der Federn verdeckt,
und das Schiefergrau der Ober- und Unterseite erscheint heller und
1) Die Lage dieses Ortes vermochten wir nicht festzustellen. Der Vogel
ist im Januar 1894 von A. Mocquerys gesammelt worden.
2) Proc. Zool. Soc. Lond. XXVI, p. 66, 223, tab. 140 (1858. — Rio
Napo, O. Ecuador; deser. 9).
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 123
etwas olivenfarbig getönt. Noch jüngere Männchen sind auf
Bürzel und Bauchseiten entschieden oliv überlaufen, die Unterseite
ist noch heller, aschgrau, einzelne Brustfedern zeigen feine, weißliche
Haarstriche, und auf der Gurgelmitte bemerkt man kaum verein-
zelte, halb verdeckte, dunkle Fleckchen nahe der Federbasis.
Während die alten $ d nahezu einfarbig schwärzlichbraunen
Schnabel besitzen, ist bei ihnen die Basis der unteren Mandibel
blaßbraun gefärbt.
Der Typus aus Bucarito und unser $ imm. (No. 9 obiger
Liste) gleichen im allgemeinen den zuletzt besprochenen Vögeln,
allein sie tragen als Reste des Jugendkleides rostbräunliche
Federn auf Bürzel und Oberflügeldecken, einzelne Schwungfedern
sind noch bräunlich gesäumt, die Unterschwanzdecken röstlich-
braun überlaufen; endlich ist die Unterseite (bis zum Bauch hinab)
ebenso wie die Backengegend mit schmalen, aber deutlichen,
weißen Längsstreifen gezeichnet.
Die Suite der © 9 ist viel konstanter. Die Variation be-
schränkt sich auf die Nuance des Rückens und der Flügel,
die bald mehr ins Olivbraune, bald mehr ins Röstliche
spielen, und auf die Entwicklung des olivenbräunlichen
Anflugs der Weichen, der meist deutlich ausgeprägt und nur bei
zwei Bälgen kaum angedeutet ist. Der Unterschnabel ist an den
Schneidenrändern und an der Spitze dunkelbraun, an der Basis
bräunlich-weiß. Zwei Exemplare haben ganz horngelben Unter-
schnabel. In der Färbung des Oberkopfes sowie in der Zeichnung
der Kopfseiten und Unterseite, welch letztere bis auf die Bauch-
mitte hinab mit großen, ovalen, weißen Flecken bedeckt ist, stimmt
das @ des D. p.tucuyensis vollständig mit demvon D. p. leucostictus
überein, unterscheidet sich indessen durch heller zimtroten Scheitel
und Nacken, entschieden lichter olivbraunen oder röstlichbraunen
Rücken und ebensolche Flügelsäume, asch- oder schiefergraue
(statt schwärzliche) Säume der Kehle- und Gurgelfedern sowie durch
hellröstlich- oder olivbraun gesäumte (statt aschgraue) Unter-
schwanzdecken!).
D. p. leucostictus kann im männlichen Geschlechte?) von der
Venezuela-Form durch schmaleren, kürzeren Schnabel, wesentlich
dunkler schiefergraue Färbung und den Besitz auffallender, weißer
Schaftlinien auf der Brust unterschieden werden. Ferner ist der
schwarze Gurgelfleck matter und wohl nicht so weit ausgedehnt
wie bei den alten $ 3 aus Nord-Venezuela. Wir besitzen zwei g g
ad. aus El Topo, Rio Pastaza, O.-Ecuador, M. G. Palmer coll.
von denen sich eines im Münchener Museum, das andere in der
Coll. Seilern befindet.
1) Von D. p. leucostictus konnten wir zwei @ Q untersuchen, eines aus
Baeza (Goodfellow coll.) im Tring Museum, und eines aus Machay in der
Sammlung des Grafen Berlepsch.
2) Dieses wurde von Taczanowski und Berlepsch (Proc. Zool. Soc.
Lond. 1885, p. 99) beschrieben.
5. Heft
124 Hellmayr und Seilern:
Der typische D. plumbeus plumbeus (Wied), aus Südost-
Brasilien'), steht dem D. p. tucuyensis gleichfalls sehr nahe. Das
d ad. ist ganz ähnlich gefärbt, aber größer (al. 73—77 mm), der
Schnabel stärker und länger, ferner fehlen ihm die weißen Spitzen-
säume auf den äußeren Steuerfedern. Das 2 ist dagegen total
verschieden. Es hat graulich olivenfarkigen Oberkopf und Rücken,
weißliche (statt zimtröstlichbraune) Säume auf den Oberflügel-
decken, weißliche Kehle, bräunlichgraue Brust usw.
Wir kennen somit drei Formen:
a) D. plumbeus plumbeus (Wied). S.O. Brazil, von Bahia,
bis Rio de Janeito.
b) D. plumbeus tucuyensis Hart. Bergland des nordwestlichen
Venezuela (Cumbre de Valencia; Bucarito, Tocuyo).
c) D. plumbeus leucostictus Sel. Ost-Ecuador: Napo,
Pastaza etc.
118. Myrmotherula schisticolor sanetae-martae Allen.
[Formicivora schisticolor Lawrence, Ann. Lyc. Nat. Hist. VIII,
p. 173 (1865. — Turrialba, Costa Rica; deser $ juv.).]
M yrmotherula sanctae-martae Allen, Bull. Amer. Mus. N. H. XIII,
p. 160 (1900. — typ. ex Valparaiso, Santa Marta, N. Colombia;
Los Palmales, Venezuela).
M. menetriesi (errore! nec D’Orbigny) Sclater & Salvin, P.Z.S.
1869, p. 252 (San Esteban); Sclater, Cat. B. Brit. Mus. XV.
p. 240 (part.: b’, ce’ ex „Puerto Cabello‘“ und $. Esteban).
Myrmotherula sp. ind. 9, Selaterv & Salvin, P. Z. S. 1868, p. 168
(Caripe, N. O. Venezuela).
No. 1,2. & d ad. Cumbre de Valencia: 17, 23. XII. — Al. 57, 59;
e136, 37. 1.742,.13 mm.
No.3—6. 2 2 ad. Cumbre: 14, 28. I; Las Quiguas: 17. XI.
26. II. — Al. 55; c. 36—38; r. 12—13 mm.
„Iris dark brown, feet black, bill black, cutting edges of maxilla
whitish.‘“
Diese Vögel stimmen in jeder Hinsicht mit einer Serie aus
den Bergen südöstlich von Cumanä, Bermudez (Los Palmales,
Quebrada Secca) überein.
Drei von den Weibchen sind auf der Unterseite zwar etwas
lebhafter rostfarbig, allein No.5 (Las Quiguas, 17. XII.; Mus. Sei-
lern) ist ebenso matt und schmutzig röstlich wie die aus Ber-
mudez. R
M. s. sanctae-martae hat, trotz oberflächlicher Ähnlichkeit im
männlichen Kleide, mit M. longipennis Pelz. aus Amazonien keiner-
lei Verwandtschaft, sondern steht vielmehr der weit: verbreiteten
‘) Es lagen uns ein Pärchen aus Bahia (Senckenbergisches Museum,
Frankfurt), ein 2 ad. aus Espiritu Santo (Museu Paulista) und dreig <&
aus Rio-de-Janeiro (Mus. Brit. und Wien) zum Vergleich vor.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 125
M. schisticolor (Lawr.)!) so nahe, daß sie als deren östlicher Ver-
treter aufzufassen und künftighin ternär zu benennen ist,wie einer
von uns bereits an anderem Orte ausführte?). Die & der M. s.
sanctae-martae unterscheiden sich vor Allem dadurch, daß das
Schwarz der Unterseite auf Kehle und Gurgelmitte beschränkt ist
und nach unten rund abschneidet, während es sich bei M. s. schistt-
color?) in einer sehr breiten Zone über die ganze Brust bis auf die
Bauchmitte hinabzieht. Ferner ist bei den Venezuela-Vögeln
das Grau der Kehlseiten und des Unterkörpers merklich heller,
die Achselfedern sind aschgrau (statt schwarzgrau), und die großen
Oberflügeldecken an der Außenfahne mehr oder weniger aschgrau
überlaufen (statt tiefschwarz). Bei beiden Formen tragen die äußeren
Steuerfedern einen feinen, weißen Spitzensaum. Die Q 2 der
M. s. sanctae-martae unterscheiden sich in der Regel durch oliv-
grauen (statt matt bräunlichen) Rücken und viel weniger röstliche,
mehr olivbraune Schwingensäume, doch sind diese Abweichungen
in einzelnen Fällen nicht sehr scharf ausgeprägt.
M. schisticolor sanctae-martae vertritt die typische Form
in den Küstengebirgen des nördlichen Colombia (Santa Marta),
und Venezuela (ostwärts bis Bermudez).
119. Herpsilochmus rufimarginatus frater Scl. & Salv.
[Myothera rufimarginata Temminck, Rec. Pl. col., livr. 22, tab. 132
fig. 1, 2 (1822. — „Bresil‘‘).]
Herpsilochmus frater Sclater & Salvin, Proc. Zool. Soc. Lond. 1880,
p. 159 (1880. — Sarayacu, Ost-Ecuador).
H. rufimarginatus (errore) Selater & Salvin, P. Z. S. 1868, p. 628
(San Esteban).
No. 1. Jad. Hügel südlich von San Esteban: 13. XII. — Al. 51;
c. 42; r. 141, mm [Mus. München].
„Iris brown, feet slate blue, maxilla black, mandible pale
bluish grey“.
Wie die Untersuchung von zehn Exemplaren aus S. O. Brasilien
(H. r. rufimarginatus) und einer großen Serie aus Venezuela
(Caura und Küstengebiet), Ost-Ecuador (Rio Napo) und Bogotä
lehrt, sind die Charaktere der nördlichen Form sehr wenig aus-
1) Ridgway (Bull. U. $S. Mus., No. 50, pt. V, p. 70—72) betrachtet
M. schisticolor und M. menetriesii (D’Orb.) immer noch als nahe Verwandte
trotz allem, was Hellmayr darüber publiziert hat. Demgegenüber sei noch-
mals darauf hingewiesen, daß die beiden Arten durchaus verschieden sind.
M. menetriesii ist nichts anderes als der westlicheVertreter von M. cinerei-
ventris Scl. & Salv. und unterscheidet sich im männlichen Geschlecht lediglich
durch die schwarze Kehlmitte. Sie lebt ausschließlich imheißen Ama-
zonastiefland des östlichen Peru und der angrenzenden Teile von
Brasilien und Bolivia, während M. schisticolor die Gebirgsgegenden
von Peru, Ecuador und Colombia bewohnt.
2) Hellmayr, P.Z.S. 1911, p. 1163.
3) Eine Serie aus Costa Rica, Chiriqui, W. Colombia und N. W. Ecuador
(Rio Verde, Lita) im Münchener Museum.
5. Heft
126 Hellmayr und Seilern:
geglichen. Konstant unterscheidet sich Z.r. frater durch breiteren,
stärkeren Schnabel und durchschnittlich kürzeren Schwanz.
Was die Färbungsdifferenzen anbetrifft, so hat ein Pärchen vom
Rio Napo (topotypisch) allerdings sehr dunkel kastanienrotbraune
Schwingensäume, allein bei der Mehrzahl der übrigen Bälge aus
Venezuela und Colombia sind sie viel heller und oftmals
nicht verschieden von jenen aus Bahia, Rio und S. Paulo. Da-
gegen scheint die schwarze Mischung des Interscapuliums bei
H.r. frater eine größere Ausdehnung zu gewinnen, während selbst
ganz alte & $ der südlichen Form nur wenige, mattschwärzliche
Flecken im Mittelrücken aufweisen. Die % 9 des H. r. frater
weichen viel auffallender durch bedeutend dunkler rostroten
Oberkopf und reinweiße Kehle ab, welch letztere bei den 2 2 des
H.r. rufimarginatus blaßgelb (kaum heller als der übrige Unter-
körper) erscheint.
H. rufimarginatus frater verbreitet sich von der caribischen
Küste Venezuelas südwärts durch das östliche Colombia und Eeua-
dor bis nach Peru und ins westliche Mattogrosso.
120. Microrhopias grisea intermedia (Cab.)
[Turdus grieseus (sic) Boddaert, Tabl. Pl. enl., p. 39 (1783. — ex
Daubenton, Pl. enl. 643, fig. 1. — Cayenne).]
Formicivora intermedia Cabanis, Arch. f. Naturg. 13, I, p. 225
(1847. — Carthagena; Aragua, Venezuela); Sclater & Salvin,
P.S.Z. 1868, p. 623 (San Esteban).
Formicivora cano-fumosus Cherrie, Mus. Brooklyn Inst. Arts &
Sciences, Science Bull. I, No. 16, p. 387 (1909.— Las Barrancas,
Orinoko R.).
No.1. 2 ad. San Esteban: 23. XII. — Al. 51; c. 49; r. 14 mm
[Mus. Seilern].
„Lris brown, feet plumbeous; maxilla smoke grey, edges a
mandible light grey, paler at base“.
Außerdem lagen uns aus dem Tring Museum ein Pärchen
von 8. Esteban, sowie 2 3 3 und ein $ aus Ejido, gesammelt von
A. Mocquerys vor. Diese Vögel stimmen in allen Punkten, na-
mentlich auch in der Färbung der Weibchen, mit der großen Serie
aus Bermudez (Los Palmales, Cariaco, Carüpano), San Fernando
d’Apure, und Santa Marta im Münchener Museum überein. Hell-
mayr hat ferner die im Zoologischen Museum zu Berlin aufbe-
wahrten Typen von F. intermedia untersucht und ihre Gleichartig-
keit mit der venezuelanischen Küstenform festgestellt. F. cano-
fumosus ist mithin ein bloßes Synonym von F. intermedia, deren
Weibchen sich durch die blaß rahmgebliche Unterseite mit ver-
loschener, schwärzlicher Fleckung auf der Vorderbrust, und ein-
farbig weiße Kehle kennzeichnet. Cherrie scheint die am Südufer
des mittleren Orinoko (Altagracia, Ciudad Bolivar) angetroffenen
Vögel irrtümlich mit Cabanis’ Species identifiziert zu haben,
während sie tatsächlich der sehr abweichend gefärbten F. oreno-
A
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 127
censis Hellm.!) angehören. M. grisea orenocensis unterscheidet sich
auf den ersten Blick durch die lebhaft rostbraune Oberseite, und das
Weibchen ist unterseits reinweiß, mit sehr großen, dichten, schwar-
zen Flecken auf Kehle und Brust.
M. grisea intermedia verbreitet sich über das ganze nördliche
Venezuela, südwärts bis in die Gegend von Ejido (unweit Merida),
an den Apure (S. Fernando) und das Nordufer des unteren Orinoko
(Los Barrancas), und bewohnt ferner den Santa Marta-Distrikt
in N. Colombia.
121. Drymophila caudata klagesi n. subsp.
[Formicivora caudata Sclater, Proc. Zool. Soc. Lond. XXII, 1854,
p. 254, tab. 74 (Jan. 1855. — Bogotä-coll.)]
No.1, 2. 2 2. Cumbre de Valencia: 13. I, 11. X. — Al. 52; ce.
741,, 75; r. 131, mm.
„Iris dusky, feet very pale blue grey, maxilla grey, edged
with white, mandible dull whitish, streaked with grey.“
Außerdem liegen uns aus dem Gebirge von Bermudez (süd-
östlich von Cumanä), gesammelt von Eugene Andre, vor:
No. 3—11. $ d ad. Los Palmales und Quebrada Secca, II. 1898. —
Al. 53%,—57; ce. 73—78; r. 131%—14 mm.
No.12,13. & & imm. Los Palmales: II. 98. — Al. 53; ce. 731, 74;
r. 13 mm.
No. 14—19. 2 9 ad. Los Palmales und La Tigrera, II. 98. — Al.
53—55; c. 75—80; r. 13 mm.
Diese schöne Serie konnten wir mit zwei d $ ad. aus Bogotä
und einem { ad. aus Santa Elena, Antioquia?), sowie mit43J &
49 @ aus Ecuador (Bafos, Intag, Mindo, Milligalli) vergleichen,
wobei sich so zahlreiche konstante Verschiedenheiten ergaben, daß
die venezuelanische Küstenform als neue Subspecies abgetrennt
werden muß.
d ad. Unterscheidet sich von D. c. caudata, aus Colombia und
Ecuador, durch reinweiße Kehle und Gurgelmitte, die statt scharfer,
regelmäßiger Streifen kaum hie und da verloschene, feine, schwärz-
liche Haarstriche aufweisen; spärlichere und hauptsächlich auf die
Brustseiten beschränkte, schwarze Fleckung; in großer Aus-
dehnung reinweiße (ungefleckte) Hinterbrust- und Bauchmitte
(welche bei D.c. caudata kaum durch einen schmalen, röstlichgelben
Bauchstreifen angedeutet ist); ferner durch reinweiße (nicht
rahmgelbe) Randflecken auf dem Rücken [also völliges Fehlen
der gelben Beimischung], endlich dadurch, daß die etwas ver-
längerten Federn der Scheitelmitte ganz schwarz sind, so daß
ein einfarbiger Fleck entsteht, während bei D. c. caudata der
1) Bull. Brit. Orn. Cl. XIV, p. 54 (1904. — Altagracia, R. Orinoco).
2) Die drei Exemplare wurden uns von Dr. A. Menegaux aus dem Pa-
riser Museum zur Untersuchung übersandt, wofür wir an dieser Stelle un-
seren verbindlichsten Dank aussprechen möchten.
5. Heft
128 Hellmayr und Seilern:
ganze Oberkopf und Nacken ununterbrochen weiß längsgestreift _
erscheinen.
Q ad. Von D. c. caudata aus Ecuador unterschieden durch we-
niger rahmgelbe, mehr gelblichgraue Randflecken auf Vorder- und
Mittelrücken, heller zimtroten Hinterrücken, namentlich aber
durch viel blassere Unterseite. Kehle und Gurgel sind reinweiß,
völlig ungestreift [nur an einzelnen Federn bemerkt man feine,
dunkle Haarstriche]; quer über die Vorderbrust zieht nur ein
Kranz schmaler, schwarzer Schaftstriche; Hinterbrust und Bauch-
mitte sind rahmweiß (statt lebhaft rahmgelb), Weichen und
Unterschwanzdecken in geringerer Ausdehnung und blasser ocker-
rostgelb. Bei den 2? 2 von D. c. caudata dagegen ist die Grund-
farbe der Unterseite lebhaft rahmgelb, die auf Weichen und
Crissum in ein lebhaftes Ockerröstlichgelb übergeht; Kehle, Vor-
derhals und Brust sind bedeckt mit scharfen (etwa %, mm breiten),
schwarzen Längsstreifen, und nur die Bauchmitte ist ungestreift
rahmgelb.
Type im Zoologischen Museum, München: No. 10.856. & ad.
Los Palmales, Anden von Cumanä, Bermudez, N. O. Venezuela.
E. Andre coll.
Hab. Die Bergketten des nördlichen Venezuela in den Staaten
Carabobo (Cumbre de Valencia) und Bermudez (Los Palmales,
Quebrada Secca, La Tigrera).
Die oben aufgeführte Suite verhält sich in der Färbung sehr
konstant. Wie bei der typischen Form besitzen die $ g ad. einen
ausgedehnten, verdeckten, weißen Dorsalfleck, glänzend schwarzen
Oberkopf und tief ockerrostrote Weichen. Die 2 2 ad. haben,
gleich denen aus Ecuador, ockerrostgelben Hinterkopf und keine
Spur eines weißen Interscapularflecks; die Mantelfedern sind
sandbräunlich und schwarz gefleckt, und die Weichen sind viel
blasser ockergelb. Die zwei 2 2 von der Cumbre zeigen etwas
blassere Körperseiten als die aus Cumanä, andere Unterschiede
bestehen nicht.
Wir benennen die neue Form zu Ehren des erfolgreichen Rei-
senden $. M. Klages, dem die ornithologische Wissenschaft bereits
so viele interessante Entdeckungen verdankt.
122. Ramphocaenus melanurus trinitatis Less.
[Ramphocaenus melanurus Vieilloet, Nouv. Dict. XXIX, p. 6
(1819. — ‚„Bresil“, coll. Delalande, sc. Rio de Janeiro).]
Ramphocaenus Trinitatis Lesson, Rev. Zool. II, p. 42 (1839. —
„in insula trinitatis‘“).
Rhamphocaenus melanurus (errore) Sclater & Salvin, P. Z. S. 1868,
p. 628 (San Esteban).
Rhamphocaenus albiventris (errore) Sclater, Cat. B. Brit. Mus. XV,
p. 261 (part.: San Esteban, das Exemplar irrtümlich als
Typus bezeichnet)!).
1) Cfr. Hellmayr, Nov. Zool. XIV, pp. 67, 374.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 129
No.1. Q ad. Hügel südlich von San Esteban: 13. XII. — Al. 47;
ec. 44; r. 21, mm [Mus. München].
' ‚Iris pale brown, feet plumbeous, maxilla wood brown, man-
dible greyish white, edged with pale brown‘.
Außerdem untersuchte einer von uns das von Sclater er-
wähnte 2 ad., und einen alten Vogel im Mus. H. v. Berlepsch,
aus San Esteban. Die Kennzeichen von R. m. trinitatis hat Hell-
mayr!) ausführlich erörtert. Im allgemeinen sind die Vögel von
der venezuelanischen Nordküste (S. Esteban, Caripe, Cumanä)
unterseits heller gefärbt und zeigen nur einen schwachen rahm-
gelben Anflug auf den Körperseiten, wodurch Sclater verleitet
wurde, das von Goering erbeutete Exemplar zu dem in Guiana
heimischen R. melanurus albiventris Scl. zu stellen. Stücke aus
Trinidad, dem Orinoko-Distrikt (Munduapo, Nericagua und Caura)
und Ost-Ecuador (Rio Napo) haben dagegen vorwiegend ockerröst-
liche Unterseite und scheinen auf den ersten Blick sehr verschieden.
Allein einzelne Individuen, z. B. ein 2 von La Pricion (Caura),
sind ebenso blaß wie die von der Nordküste, während anderseits
eind ad. aus Cumanä im Münchener Museum kaum weniger
ockerröstlichen Anflug auf Brust und Seiten aufweist als einige
unserer Trinidad-Bälge. Eine Trennung erscheint demnach nicht
durchführbar.
123. Formicarius analis saturatus Ridgw.
[Myothera analis Lafresnaye et D’Orbigny, Syn. Av. I in: Mag.
Zool. 1837, cl. II, p. 14 (1837. — Yuracares, Chiquitos, Ost-
Bolivia).]
Formicarius saturatus Ridgway, Proc. U. S. Mus. XVI, p. 677
(Nov. 1893. — Princestown, Trinidad (type); San Esteban,
Venezuela; Remedios, N. ©. Colombia).
Myrmornis analis (errore) Cabanie & Heine, Mus. Hein. II, p. 7
(Puerto Cabello).
Formicarvus erissalis (nec Cabanis) Sclater & Salvin, P. Z. S. 1869,
p. 252 (S. Esteban).
No. 1—10. & & ad. etfere ad. Cumbre de Valencia: 14, 15. I; San
Esteban Tal (2000 Fuß), 11. X; Las Quiguas: 26, 29 (bis), 30. I,
23. II, 15, 16. XII. — Al. 90—95; e. 51—55; rostr. 20—22 mm.
No. 11—19. 2 2 ad. Cumbre de Valencia: 5. X; Las Quiguas:
30 (bis), 31. I, 4, 6, 10, 20, 23. II. — Al. 88—91, 93 (einmal);
c. 49—54, 55 (einmal); r. 20—211, mm.
No. 20, 21. & & juv. Cumbre de Valencia: 28. IX., 3. X. — Al. 90;
6: '49,,5915 8. 20%. 2: mm,
„Iris seal brown, feet pale brownish, bill black.“
Beim Vergleich mit einer Reihe von Bälgen aus Caparo,
Trinidad, vermögen wir nicht den geringsten Unterschied fest-
zustellen. Dieselbe Form besitzt das Münchener Museum aus
!) Nov. Zool. XIV, p. 373—374.
“rchiv für Naturg&schichte
TChIv sl usa ıichte 9 5. Heft
130 Hellmayr und Seilern:
Yacua iGolf von Paria) und Tachira (W. Venezuela). Die Va-
ristion in der uns vorliegenden Serie ist überhaupt sehr gering und _
beschränkt sich im wesentlichen auf die Nuance der Oberseite
und die Entwicklung des weißen Zügelflecks. Dieser ist bei der
Mehrzahl wohl ebenso gut ausgebildet wie bei F. a. analis, aus
Amazonia, in wenigen Fällen jedoch nur schwach angedeutet.
Das Schiefergrau der Unterseite und der Ton der Unterschwanz-
decken variieren gleichfalls innerhalb enger Grenzen. Schläfen-
gegend und Halsseiten sind stets lebhaft zimtartig weinrötlich
überlaufen. Bei den jungen Vögeln ist die Kehle ncoh vorwiegend
röstlichweiß gefärbt, dazwischen sprossen aber zahlreiche, schwarze
Federn bereits hervor.
F. a. saturatus steht dem F'. a. analis so nahe, daß er unmöglich
spezifisch getrennt werden kann, wie es von Ridgway!) durchge-
führt wurde, und unterscheidet sich hauptsächlich durch dunklere
Färbung der Ober- und Unterseite, Ausdehnung des schwarzen
xXehlflecks über die Gurgel und zimtrötlich weinfarbige (statt
fahlgrauröstliche) Halsseiten. Es unterliegt für uns keinem Zweifel,
daß die bisher spezifisch gesonderten Gruppen des F. analis und
F. moniliger lediglich geographische Vertreter eines einzigen
Formenkreises darstellen.
F. a. saturatus bewohnt Trinidad, das venezuelanische Küsten-
gebiet und verbreitet sich westwärts bis in die Gebirge von Tachira
und ins nördliche Colombia (Cauca Tal).
124. Chamaeza brevicauda venezuelana Meneg. & Hellm.
[Turdus brevicaudus Vieillot, Nouv. Dict. XX, p. 239 (1818. —
„Bresil‘/.).]
Chamaeza brevicauda venezuelana Menegaux et Hellmayr, Bull.
Soc. Philom. Paris (9) VIII, p. 54 (1906. — Caraccas, Ve-
nezuela).
C. olivacea (nec Tschudi) Sclater & Salvin, P. Z. S. 1868, p. 168
(Caraccas); iidem 1. c. 1875, p. 237 (S. Cristobal, Tachira);
Sclater, Cat. B. Brit. Mus. XV, p. 307 (part.: b, c, d, Caraccas,
S. Cristobal, Venezuela).
No.1,2. & Sg ad. Cumbre de Valencia: 26. IX; Las Quiguas (lower
slopes, 3000 Fuß): 19. I. — Al. 96; c. 61; r. 201, mm.
No.3,4. Q@ Q ad. Cumbre de Valencia (lower slopes): 25.1, 26. IX.
— Al. 93, 94; ce. 58, 59; r. 19, 20 mm.
Alle vier sind ausgefärbte, alte Vögel und stimmen mit-
einander in den wesentlichen Punkten überein. Alle Steuerfedern
tragen eine scharf ausgeprägte, schwarze Subterminalbinde (10—12
mm breit), die auf dem mittleren Paare ebenso gut entwickelt wie
auf den übrigen, bloß etwas schmaler (6—8 mm breit) ist, und
einen weißen oder rahmgelblichen Spitzensaum, der stets deutlich
abgesetzt ist. Der Rest des Schwanzes erscheint hellolivenbraun
(keineswegs lebhaft rostbraun wie bei (©. brevicauda bogotensis
1) Bull. U. S. Mus., No. 50, pt. V, p. 118.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela, 131
Berl. & Stolzm.!) und zieht entschieden mehr ins Braune, weniger
ins Olivengrünliche als der Rücken. Die Federn der Vorderbrust
und Seiten zeigen die charakteristische Zeichnung wie bei ©. b.
brevicauda, aus Südost-Brasilien. Die Vorderbrust ist hellrahmgelb
überlaufen, am lebhaftesten bei No. 2, dagegen entbehren die Kör-
perseiten jeglichen Anflugs. Im Gegensatz zu den Typen aus Caraccas
im Pariser Museum zeigen die Unterschwanzdecken einen deut-
lichen rahmgelben Ton, sind aber noch sehr viel blasser als bei
C.b.brevicauda. Bei No. 2 ist der Zügel, besonders in seinem oberen
Teile, entschieden lebhafter ockerröstlichgelb gefärbt als bei den
übrigen, ohne jedoch einen scharfen Suproloralstreifen zu bilden
wie bei C. brevicauda nobilis Gould, aus Oberamazonia. Auf der
Stirnmitte zeigt sich ein zwar kleiner, aber deutlicher ‚schwärzlicher
Fleck. Brust- und Bauchmitte sind in großer Ausdehnung unge-
fleckt, ebenso wie Kehle und Vorderhals, nur an den Halsseiten
bemerkt man vereinzelte, dunkle Sprenkeln. Der Oberschnabel
ist hornschwärzlich, die untere Mandibel bis auf die dunklen
Schneidenränder gelblichweiß. Beine gelb. Ins
Hellmayr untersuchte im British Museum die zwei vo
Goering bei Caraccas und San Cristobal gesammelten Exemplare
und fand sie mit den unseren durchaus identisch. Bei beiden ist
die Vorderbrust kaum gelblich überlaufen. Sie messen: al. 98;
c. 60, 62; r. 20%, 21 mm.
C. b. venezuelana, deren Wohngebiet auf die Gebirge des
westlichen Venezuela (von Caraccas bis San Cristobal) beschränkt
ist, steht der columbischen Form, (©. b. bogotensis, am nächsten
und teilt mit ihr die [im Vergleich zu ©. 5b. brevicauda] geringe
Größe, unterscheidet sich aber leicht durch grünlichbraunen (statt
röstlichbraunen) Rücken, mattröstlicholivbraunen (statt intensiv
rostbraunen) Scheitel und Schwanz, sowie durch die scharf aus-
gebildeten schwarz-weißen Abzeichen auf dem mittleren Steuer-
federnpaar.
Wir kennen die folgenden Rassen von (©. brevicauda:
a) Ü©. bdrevicauda brevicauda (Vieill.). Südost-Braslien (von
Rio bis Rio grande do Sul) und Paraguay.
b) ©. brevicauda venezuelana Meneg. & Hellm. N. W. Venezuela
(Caraccas, Cumbre de Valencia, S. Cristobal).
c) ©. brevicauda boliviana n. subsp.?) Ost-Bolivia (Tilotilo,
Quebrada Onda, Omeja).
1) Chamaeza bogotensis Berlepsch & Stolzmann, Proc. Zool. Soc. Lond.
1896, p. 385 (1896. — Colombia: Bogotä-coll.).
2) ©. brevicauda boliviana n. subsp.
C. olivacea (errore) Sclater & Salvin, P. Z. S. 1879, p. 625 (Tilotilo);
Sclater, Cat. Birds Brit. Mus. XV, p. 307 (part.: a, Tilotilo).
Adult. Ganz wie C.b.brevicauda, also oberseits grünlich olivbraun, aber
dadurch unterschieden, daß auf dem mittleren Steuerfedernpaar die schwarze
Subterminalbinde fehlt oder nur durch einen kleinen, knapp vor der Spitze
stehenden, runden Schaftfleck angedeutet ist. Oberschnabal dunkler,
ii 5. Heft
132 Hellmayr und Seilern:
d) ©. brevicauda fulvescens Salv. & Godm. Gebirge von
Britisch Guiana.
e) ©. brevicauda bogotensis Berl. & Stolzm. Colombia (Bogotä-
coll.).
f) ©. brevicauda olivacea Tsch. Central-Peru (Chanchamayo,
La Gloria, Vitoe).
g) ©. brevicauda nobilis Gould. Ost-Peru (Chamicuros, Santa
Maria) und Ost-Ecuador (Rio Napo).
125. Chamaeza ruficauda chionogaster Hellm.
[Chamaezosa ruficauda Cabanis & Heine, Mus. Hein. II, p. 6
(1859. — loc. ign., wir ergänzen Süd-Brazil; efr. Menegaux et
Hellmayr, Bull. Soc. Philom. Paris (9) VIII, p. 55).]
Chamaeza turdina chionogaster Hellmayr, Bull. B. 0.C. XVI, p.9]
(1906. — El Guacharo, near Caripe, N. Venezuela).
No. 1—8. ZZ ad. et imm. Cumbre de Valencia: 11, 14, 15, 17.1,
24. II (bis), 29, 30. IX. — Al. 87—92; ce. 64—69; r. 17%
—18%, mm.
No. 9—14. @ Q ad. et imm. ibidem: 14 (bis), 26. (bis) I, 14, 16. X.
— Al. 85—89; e. 64—70; r. 17--18 mm.
No. 15, 16. $& juv. ibidem: 6, 18. X. — Al. 87, 89; c. 70, 65;
r. 18 mm.
„‚Ihis species ranges from 4000 feet upwards and keeps to the
crests of the mountains‘“ [S. M. Klages].
Diese Art wurde auf ein einziges, im Tring Museum befind-
liches $ ad. aus El Guacharo, N. Venezuela begründet, ihre unter-
scheidenden Merkmale konnten daher nicht mit der wünschens-
werten Präzision angegeben werden. Die von Mr. Klages eingesandte
Serie zeigt beträchtliche Variation in der Färbung der Unterseite.
Die meisten Exemplare haben, gleich dem typischen Exemplar,
reinweiße Grundfarbe der unteren Teile (exkl. Weichen und Cris-
sum) oder nur einen ganz schwachen, rahmgelblichen Anflug auf der
Vorderbrust. Bei einzelnen Stücken (z. B. No. 7 und 14) sind aber
Brust- und Bauchmitte noch entschiedener rahmgelb überwaschen
als bei der Bogotä-Form, C. ruficauda turdina (Cab. & Heine)!).
Die reinweiße Unterseite ist somit kein durchaus konstanter Cha-
rakter der Ü. r. chionogaster.
Die drei äußeren Steuerfedernpaare (zuweilen auch noch das
vierte) tragen einen schmalen, aber deutlichen, weißen (bei jün-
geren Vögeln blaßröstlichen) Spitzensaum, der basalwärts meist
hornschwarz, Flügel und Schwanz kürzer. Al. 94—97; c. 63—66; r. 20
—22 mm.
Type im Zoologischen Museum, München: No. 12.262. Adult. Que-
brada Onda, Yungas, Ost-Bolivia, 6. Juli 1892, G. Garlepp coll., No. 1931.
Untersucht wurden sechs Exemplare aus Quebrada Onda, eines aus
Tilotilo, eines aus Omeja.
1) Chamaezosa turdina Cabanis & Heine, Mus. Hein. II, p. 6 (1859. —
Columbien).
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 133
von einer verloschenen, schwärzlichen Linie begleitet wird. Zu-
weilen bemerkt man statt der letxteren eine breitere, dunkle Zone,
ohne daß jedoch eine scharf ausgeprägte, schwarze Querbinde
zustande käme. Nur ein Vogel (No. 1) nähert sich in der geringen
Entwicklung des weißlichen Spitzensaumes am Schwanzende
der ©. r. turdina, wo sich auf den zwei seitlichen Paaren kaum ein
feiner, röstlicher Rand findet.
Oberseite und Schwanz sind, trotz beträchtlicher Variation
im Färbungston, stets viel matter und weniger intensiv rostbraun
als bei ©. r. turdina. Die Federn der Erust- und Bauchseiten
zeigen dagegen genau dieselbe Zeichnung wie bei den Verwandten,
nämlich einen breiten, dunklen Randsaum und einen großen,
schwärzlichen Pfeilfleck in der Mitte; die Weichenfedern sind außer-
dem an der Spitze olivenbraun gesäumt, ähnlich wie bei turdina.
Niemals sieht man die geringste Spur eines schwärzlichen Stirn-
flecks. Oberschnabel und Schneidenränder der unteren Mandibel
hornschwarz, Rest der letzteren gelbweiß.
Die jungen Vögel sind oberseits dunkler rostbräunlich gefärbt,
und die schwarzen Abzeichen der Unterseite erscheinen ver-
loschen und unregelmäßig.
Verglichen mit drei Bogotä-Bälgen der C'. r. turdina unter-
scheidet sich die Serie aus der Cumbre konstant durch kürzere
Flügel und Schwanz!), stärkeren, längeren Schnabel, heller röst-
lichbraune (statt lebhaft rostbraune) Oberseite und den Besitz
deutlicher, weißlicher Spitzensäume auf den äußeren Steuer-
federn.
Von der gleichfalls auf der Cumbre vorkommenden €. brevi-
cauda venezuelana mag sie an folgenden Merkmalen unterschieden
werden: Schnabel viel kleiner; Flügel viel kürzer; Schwanz da-
gegen länger und mehr keilförmig, da die mittleren Steuerfedern
die seitlichen an Länge beträchtlich überragen; schmalere, weiße
Spitzensäume und Fehlen der breiten, schwarzen Subterminalbinde
der Schwanzfedern; zahlreiche, schwarze Spitzenflecken auf Kehle
und Vorderhals; über und über mit schwarzen Abzeichen bedeckte
Unterseite (die ungefleckte Area auf der Mitte des Unterkörpers
fehlt also gänzlich), und ganz anderes Zeichnungsmuster, da die
dunklen Säume rings um die ganze Feder ziehen (statt zwei ge-
trennter Seitenränder) und die Federn der Körperseiten überdies
noch einen breiten, pfeilförmigen Streif längs der Mitte führen
(der bei ©. b. venezuelana fehlt); endlich hornbraune statt gelbe
Beine.
C. r. chionogaster ist bisher nur als Bewohner der Gebirgszüge
im nördlichen Venezuela bekannt.
Die in Südbrasilien (namentlich im Orgelgebirge bei Rio de
Janeiro) heimische ©. r. ruficauda unterscheidet sich hauptsächlich
1) Maße von (©. r. turdina: Al. 94—95; c. 68—72; r. 16—17 mm.
5. Heft
134 Hellmayr und Seilern:
durch den viel längeren (72—78 mm), einfarbig hellrotbraunen
Schwanz ohne helle Endsäume.
126. Grallaria haplonota Scl.
Grallaria haplonota Sclater, Ibis (4) I, p. 442 (1877. — Venezuela
(Spence coll.) und ‚Puerto Cabello‘“ (Goering); Berlepsch &
Leverkühn, Ornis VI, 1890, p. 27, tab. II, fig. 2 (Caraccas).
No. 1—7. dd ad. & imm. Paso Hondo: 13. X; Las Canales:
10, 14. I; Las Quiguas: 30. I; Cumbre de Valencia: 29. IX,
15. X, 30. XII. — Al. 100 (einmal), 104—107; c. 41 (einmal),
4344; r. 22—24 mm.
No. 8s—13. % Q ad. & imm. Los Canales: 12. I; Las Quiguas:
31. I, 21. II; Cumbre de Valencia: 26.1, 28. IX, 8. X. — Al.
99 (einmal), 104—106; c. 40—43; r. 221,—24 mm.
No. 14. 2 juv. Cumbre de Valencia: 8. X. — Al. 99; e. 33; r.
18:mm. af
„Iris seal brown, feet pale bluish grey; maxilla brownish black,
edged with greyish white, mandible horny-white, with tip dark
brown“ (adult).
„Iris brown, feet light plumbeous; maxilla black, tangerine
red along margin at gape; mandible tangerine red, shading to
flesh colour along gape and to clouded grey on terminal half“.
(Juv. — No. 14.)
„This bird does notoccurbelow 3000 feet altitude. It is generally
found between 3500 and 4000‘, i. e. not on the higher crests, nor
on the lower slopes‘“ — S. M. Klages.
Diese Art war bisher nur in wenigen Exemplaren bekannt,
obwohl sie auf der Cumbre de Valencia durchaus nicht selten sein
sol. Die von Mr. Klages eingesandte Serie veranlaßt uns zu
folgenden Bemerkungen. Die Färbung der alten Vögel ist ziemlich
konstant und variiert bloß in einigen, unbedeutenden Punkten.
Der Oberkopf ist ein düsteres Oliv, von dem sich die schmalen,
dunklen Spitzensäume nur unscharf abheben, dagegen erscheint
der Rücken entschieden wärmer, mehr olivbraun, meist ohne alle
Abzeichen, bisweilen aber mit Spuren dunkler Ränder auf der
vorderen oder mittleren Partie. Die Oberschwanzdecken sind
beller oder dunkler zimtrotbraun, zuweilen mit Andeutung bräun-
licher Querbinden. Meist sind Gurgel, Brust und Bauch ziemlich
gleichmäßig ockerrostgelb, wobei die Weichen und Unterschwanz-
decken in einen tieferen, gesättigten Ton ziehen, und an den Brust- _
seiten wird die Grundfarbe von einem olivenfarbigen Anflug über-
deckt. Zwei d 3 unterscheiden sich von den übrigen durch stark
oliv überlaufene Brust und blasser ockerrostgelben Unterkörper.
Bei alten, ausgefärbten Stücken ist die Kehle fast oder ganz rein-
weiß, bei jüngeren dagegen stark rostgelb überwaschen. Stets ist
die helle Kehlmitte an den Seiten von einem deutlichen, olivenfar-
bigen Bartstreifen und am Unterrande von einer Reihe olivschwärz-
licher Randflecken oder Säume begrenzt.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 135
Der Nestvogel (No. 14) ist auf dem Oberkopf und Nacken
mit flaumigen, rußschwärzlichen Federn bedeckt, die einen
schmalen, röstlichgelben Schaftstrich tragen; auf dem Rücken
herrscht gleichfalls diese Bekleidung vor, dazwischen zeigen sich
bereits einzelne, olivbraune Federn des Alterskleides; Kehle, Gurgel
und Brust sind auf schwärzlichem Grunde röstlichgelb längsgefleckt,
und dasmatt ockerrostgelbe Abdomen zeigthie und da noch schwärz-
liche Säume und Binden. Der Schnabel ist viel kürzer als bei den
alten Vögeln, und die untere Mandibel lebhaft saftrot (statt blaß-
bräunlich) gefärbt.
G. haplonota steht der schon in den Anden von Merida vor-
kommenden @. regulus Scl. wohl am nächsten, doch fehlt ihr der
rötlichschokoladebraune Fleck in der Kehlmitte, und der Grundton
des Unterkörpers ist blasser, nicht so rötlich. Ferner sind bei
@G. regulus Oberkopf und Nacken schiefergrau, und die ganze Ober-
seite von der Stirn bis zum Bürzel trägt breite, schwarze Spitzen-
säume.
@G. haplonota bewohnt ausschließlich die Gebirgszüge des nord-
westlichen Venezuela (Silla de Caraccas, Cumbre de Valencia).
127. Grallarieula lorieata (Sel.)
Grallaria loricata Sclater, Proc. Zool. Soc. Lond. XXV, p. 129
(Okt. 1857. — ‚‚in Venezuela, in vicin. urbis Caraccas (Lev-
raud)‘.)
Grallaricula loricata Sclater & Salvin, P. Z. S. 1868, p. 628, 630
(Cumbre de Valencia).
No. 1—3. & & ad. Cumbre de Valencia: 10,14. I, 2. X. — Al. 69
— 71; e. 29—30; r. 13—14!/, mm.
No. 4—6. $ S vixad. ibidem: 12, 13. I, 30. IX. — Al. 67—69;
c. 27—29; r. 13%,—14 mm.
No.7, 8. & 8 juv. ikidem: 26. IX, 11. X.— Al. 68, 69; c. 27, 30
r. 19, 14 mm.
No. 9—12. 2 2 ad. ibidem: 14. 1,1, 8, 13. X. — Al. 67-—70; e.
27—30; r. 14 mm.
No. 13, 14. 2 P juv. ibidem: 27. IX, 7. X. — Al. 68, 70; c. 26, 28;
r. 13, 131%, mm.
Außer dieser Serie untersuchte einer von uns den Typus aus
Caraccas in Paris, und mehrere von A. Mocquery’s Reise stammende
Vögel aus Caripe (vermutlich auf der Cumbre de Valencia) im Tring
Museum. Bei ganz alten Vögeln (No. 1—3, 9—12) sind die Ober-
flügeldecken mit der Rückenfarbe (oliven- oder grünlichbraun),
bei jüngeren mattröstlichbraun gesäumt. Die von Mr. Klages
erbeutete Suite zeigt erhebliche Variation in der Färbung der ver-
schiedenen Körperteile, welche indessen rein individuell zu sein
scheint unddurchaus nicht mit dem Geschlecht der Vögel zusammen-
hängt. Der Grundton des Rückens ist bald mehr grünlich-, bald
mehr bräunlicholiv, das letztere Extrem stellen No. 3 und 12 dar.
Die Stirn ist bei einzelnen Exemplaren (z. B. No. 9, 11, 12) oliven-
5. Heft
136 Hellmayr und Seilern:
farbig verdüstert und schwärzlich gestrichelt, bei anderen (No. 4,
6) dagegen einfarbig trübrahmgelb, die übrigen stehen in der Mitte.
Die meisten Bälge besitzen auf jeder Kehlseite zwei dunkle
Streifen, einen in der Bart-, den anderen in der Maxillargegend.
Bald sind diese Streifen breit, zusammenhängend und schwärzlich,
bald schmal, vielfach unterbrochen und blaß olivengrau, bei einem
Vogel (No. 3) endlich fehlen sie gänzlich. Die Zeichnung der
Ohrdecken ist gleichfalls ohne Rücksicht auf das Geschlecht
erheblicher Verschiedenheit unterworfen. Die Extreme werden
repräsentiert einerseits durch No. 3, wo sie einfarbig dunkel-
ockerröstlich sind, anderseits durch No. 1 und 5, bei denen die Ohr-
gegend in der Hauptsache dunkel olivgrünlich, nur im vorderen
Teile schmal rahmgelb gestrichelt ist. Dazwischen existieren
alle möglichen Übergänge, d.h. die Federn sind heller oder dunkler
ocker-röstlich, mit mehr oder minder zahlreichen, olivenfarbigen
Strichen und Säumen. |
Die Kehle variiert auch in der Intensität. Zuweilen (No. 11) ist
sie fast weiß, nur an den Seiten blaß rahmgelb überlaufen, meist
aber deutlich rahmgelk, bei No. 3 sogar lebhaft röstlich.
Die schwarzen Säume der Brustfedern sind mitunter (sowohl
bei ausgefärbten als jüngeren Stücken) von einem schmalen,
graulich olivenfarbigen Rande begleitet.
Junge Vögel (No.7, 8, 14) tragen auf der Mitte des Unter-
körpers und an den Bürzelseiten noch vereinzelte, flaumige, zimt-
röstliche Federn des Nestkleides, und ähnliche, aber dunklere
Federn stehen auch auf dem Hinterkopf. Der Oberschnabel ist
bei dieser Art hornschwarz, zuweilen mit brauner Spitze, die untere
Mandibel blaßgelb, meist mit dunklen Schneidenrändern und
Spitzenfleck.
G. loricata ist den westlichen Küstengebirgen von Nord-
Venezuela (Silla de Caraccas, Cumbre de Valencia) eigentümlich.
128. Glaueis hirsuta hirsuta (Gm.)
Trochilus hirsutus Gmelin, Syst. Nat. 1, I, p. 490 (1788. — ex
Marcgrave: Ost-Brazil),
Glaucis hirsuta Simon, Mem. Soc. Zool. France II, 1889, p. 212.
(San Esteban).
No.1. & ad. Las Quiguas, San Estekan Tal, 1. II. — Al. 65;
c. 40; r. 31°?/,mm [Mus. München].
No.2. 2 imm. ibidem: 28. IX. — Al. 56; c. 36; r. 32 mm.
[Mus. München].
Die alten $ J aus der Cumbre!) und eine Anzahl aus Bogotä
stimmen in Größe und Färbung vollständig miteinander überein,
weichen aber auch von Bälgen aus Para und Cayenne nur ganz
unbedeutend durch dunkler rostfarbige Unterseite ab. Stücke vom
!) Außer den unserigen untersuchten wir drei weitere im Tring-
Museum.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 137
oberen Madeira (Marmellos, S. Isabel), W. Brazil, unterscheiden
sich dagegen durch hauptsächlich hellgrauen Unterkörper, mit nur
schwachem, hellröstlichen Seitenanflug, und durch matter rot-
bräunliche Kehle.
Ridgway!) hat bereits einen Versuch zur Unterscheidung meh-
rerer Lokalformen der @. hirsuta unternommen, indessen vermögen
wir die angegebenen Größendifferenzen nicht zu bestätigen. Wir
eruieren die folgenden Dimensionen:
258 aus Para, N.O. Brazil, al. 63; c. 40 mm.
3<& d vom Rio Madeira, W. Brazil, al. 60—63; ce. 36—42 mm.
5&& aus Bogotä, al. 62—64; c. 41—43 mm.
1 & aus der Cumbre, Venezuela, al. 65; c. 40 mm.
Dagegen scheint eine Serie aus Trinidad und Tobogo wesent-
lich verschieden: Flügel, Schwanz und Schnabel sind erheblich
länger, und die Unterseite ist viel lebhafter, mehr zimtrotbraun
gefärbt.
Die Frage der geographischen Variation dieser Art kann nur
an der Hand eines sehr umfangreichen Materials mit sicheren
Geschlechtsbezeichnungen gelöst werden.
129. Phoethornis anthophilus (Boure.)
Trochilus anthophilus Bourcier, Rev. Zool.VI, p. 71 (März 1843. —
„Colombie; la vallee superieure de la Madeleine, region
temperee‘‘).
Phaöthornis anthophilus Simon, Mem. Soc. Zool. France II, p.
218 (San Esteban).
No.1, 2. $d ad. Las Quiguas: 4, 21. II. — Al. 62; 58; rectr.
med. 64, 60, rectr. ext. 27, 29; rostr. 36, 371, mm.
No. 3—4. Q ad., Qimm. Las Quiguas: 10, 19. II. — Al. 57, 55;
rectr. med. 62, 59; rectr. ext. 26, 24; r. 34, 31 mm.
Diese Vögel weichen von einer Serie aus Bogotä kaum durch
mehr weißliche (weniger rahmgelbe) Färbung des Superciliar-
streifens, der Zügel- und Bartgegend, und etwas hellere Unter-
schwanzdecken ab. Diese unbedeutenden Differenzen dürften in
einer größeren Reihe ganz verschwinden.
Nach Simon ist die Art im Tale von San Esteban nicht selten,
kommt aber auf den höheren Abhängen der Cumbre nicht mehr vor.
P. anthophilus bewohnt das nördliche Colombia (Santa Marta,
Magdalena, Bogotä) und die westlichen Teile von Venezuela. Auf
der Silla von Caraccas ist dieser Kolibri, soviel wir wissen, bisher
noch nicht gesammelt worden, doch beobachtete ihn E. Simon
an den Nordabhängen dieser Bergkette.
130. Phoethornis augusti (Bourc.)
Trochilus Augusti Bourcier, Ann. Sci. phys. et nat., d’Agric. et
d’Industr. Lyon X, p. 623 (1847. — Caraccas, Venezuela;
coll. Salle).
1) Bull. U. S. Mus., No. 50, pt. V, p. 329—335.
5. Heft
138 Hellmayr und Seilern:
No. 1, 2. $& ad. Cumbre de Valencia: 5, 6. X. — Al. 61, 62;
rectr. med. 82, 83, rect. ext. 25; rostr. 34 mm.
Nicht verschieden von Bälgen aus Merida und Bogotä. Nach
Klages (in litt.) kommt diese Art nur auf den offenen, mit Gras und
Büschen bewachsenen Südhängen der Cumbre von Valencia vor.
M. Simon traf sie im Tale von S. Esteban nicht an.
P.augusti bewohnt vorzugsweise das nördliche Venezuela
(von Cumanä westlich bisMerida), findet sich aber auch am Orinoko
und in den angrenzenden Teilen von Colombia (Bogotä-coll.). Stücke
aus Britisch Guiana konnten wir nicht untersuchen, sie sollen
nach Hartert etwas verschieden sein.
151. Campylopterus faleatus (Swains.)
Trochilus falcatus Swainson, Zool. Illustr. II tab. 83 (1821—22. —
„Spanish Main“, i. e. Nord Venezuela).
Campylopterus lazulus auct. (*).
No. 1. ? ad. Cumbre de Valencia: 11. 1.—Al. 65 !/,; ce. 44; r. 27 mm.
No. 2. 2 juv. ibidem: 4. III. — Al. 65; c. 42; r. 29 mm.
Das alte Weibchen gleicht in der Färbung einer Serie aus
Bogotä, hat nur etwas längeren, stärkeren Schnabel.
C. falcatus verbreitet sich über die Küstengebirge Venezuelas
ostwärts bis in die Silla von Caraccas, südlich bis Merida, und
kommt außerdem in Colombia und den angrenzenden Distrikten
Ecuadors vor.
132. Florisuga mellivora mellivora (Linn).
Trochilus mellivorus Linnaeus, Syst. Nat. X. p. 121 (1758. — ex
Edwards: ‚‚in Indiis‘, sc. Surinam [ex Edwards)]).
Florisuga mellivora Simon, Mem. Soc. Zool. France II, p. 220
(San Esteban).
No. 1—7. 8 & ad. et. imm. S. Esteban: 4. IX; Las Quiguas:
3. 1,3, 8 (bis), 9, 20. II.— Al. 68%,— 71, 74 (einmal); ce. 37—41;
r. 19 —21 mm.
No. 8. @ ad. Las Quiguas: 4. II. — Al. 67; c. 35; r. 21 mm.
Vollständig übereinstimmend mit Exemplaren aus West-
Colombia (Cauca). Die westlichen Vögel weichen, wie schon Simon
hervorhebt, durch mehr grünliches Blau des Oberkopfes und der
Kehle von jenen aus Guiana, Trinidadund Parä ab. Nur ein Stück
nähert sich den letzteren in der Nuance dieser Körperteile. Unsere
1) Trochilus Lazulus Vieillot[Tabl. enc. meth. II, 1822, p.'557: „„L’Ame-
rique meridionale‘‘] kann schwerlich auf obige Art bezogen werden [eir.
„le bas-ventre et les couvertures infe&erieures de la queue
blancs“ und „les pennes alaires et caudales violettes‘,
während bei ©. lazulus auct. die Unterschwanzdecken und seitlichen Steuer-
federn zimtrotbraun gefärbt sind]. Außerdem ist der Name wahrscheinlich
erst später publiziert worden als die nicht mißzuverkennende Tafel Swain-
sons, weshalb sich die Annahme der Bezeichnung T. falcatus sus
doppeltem Grunde empfiehlt.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 139
Serie aus anderen (östlichen) Gegenden Südamerikas ist leider
zu unvollständig, um ein endgültiges Urteil über die Bedeutung
der Unterschiede zuzulassen. Sechs alte && aus Tobago im
Münchener Museum sind bedeutend größer (al. 73—78 mm) und
besitzen merklich stärkeren, längeren Schnabel, so daß uns die
von Ridgway (!) abgetrennte Form, F. mellivora tobagensis durch-
aus berechtigt erscheint.
133. Saucerottia tobaei feliciae (Less.) »
[Trochilus Tobaci Gmelin, Syst. Nat. 1, I p. 498 (1783. — ex
„Tobago Humming Bird‘, Latham, Gen. Syn. 1, II, p. 781:
Tobago (?)].
Ornismya Feliciae Lesson, Rev. Zool. III, p. 72 (1840. — „je
Bresil, le district de San-Jose‘‘, (?) errore! Wir substituieren
Nordküste von Venezuela als terra typica).
Amazilia feliciae Simon, M&m. Soc. Zool. France II, p. 225 (San
Esteban).
No. 1. & ad. Cumbre de Valencia: 21. XII. — Al. 52; c. 30; r.
17%, mm. [Mus. München].
Unterscheidet sich leicht von S8.t.tobaci (aus Tobago) und
S.t. erythronotos (aus Trinidad) durch viel heller stahlblauen (statt
blauschwarzen) Schwanz, den Mangel des kupferrötlichen Anflugs
auf dem Hinterrücken, viel weniger bronzerötlich überlaufene
Ober- und Unterschwanzdecken. Ferner sind die Steuerfedern
schmäler und der Schnabel entschieden schwächer. Man vergl.
übrigens Dalmas, Mem. Soc. Zool. France XIII, 1900, p. 143
S. tobaci feliciae scheint auf der Cumbre selbst recht selten zu
sein. Auch Simon konnte bloß ein einziges Stück unweit San
Esteban erlegen.
Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich über das ganze nördliche
Venezuela, ostwärts bis zur Halbinsel von Pariä.
134. Chrysuronia oenone oenone (Less.)
Ornismya oenone Lesson. Hist. Nat. Colibris, Suppl. Ois.-Mouches
p. 157 tab. 30 (1831—32. — ‚la Trinite‘“ ?).
1) Proc. Biol Soe. Wash. XXIII. p. 55 (1910. — Tobago)
2) Latham’s Beschreibung scheint uns vorzüglich auf die einzige in
Tobago vorkommende Art der Gattung zu passen. Der Passus „across the
lower part of the belly a white bar‘‘ kann ohne Schwierigkeit als eine über-
triebene Ausdrucksweise für das weiße Federbüschel in der Analgegend
gedeutet werden.
3) Dieselbe irrtümliche Fundortsangabe findet sich bei Lesson für
Rhodinocichla rosea (Siehe Nr.15). Beide Arten kamen gewiß vom nördlichen
Venezuela, wahrscheinlich aus der Gegend von Caraccas.
4) Dieser Kolibri ist von keinem Reisenden in Trinidad angetroffen
worden, und da ihn auch Leotaud nicht anführt, ist sein Vorkommen auf
der Insel erst nachzuweisen. Lesson’s Typus stammte vermutlich aus dem
nördlichen Venezuela.
5. Heit
140 Hellmayr und Seilern:
Chrysuronia oenone Simon, Mem. Soc. Zool. Fr. II p. 223 (San
Esteban); Salvin, Cat. B. Brit. Mus. XVI p. 248 (8. Esteban).
No. 1—5. &d ad. Las Quiguas: 6, 8 (ter), 9. II. — Al. 54-55;
c. 332—34; rostr. 20 mm.
Die Serie stimmt gut mit Exemplaren aus N. O. Venezuela
(Hinterland von Cumanä) überein, ebensowenig scheinen Vögel
aus dem östlichen Ecuador abzuweichen.
Ö.o. oenone bevorzugt, nach Simon, die tief gelegenen Wälder
und Cacaoplantagen und kommt in den höheren Partien der
Cumbre nicht mehr vor.
135. Chlorestes notatus (Reich).
Trochilus notatus G.C. Reich, Magazin des Tierreichs (Erlangen)
1, III, p. 129 (1795. — ex Richard et Bernard: Cayenne !).
Chlorestes caeruleus Simon, Mem. Soc. Zool. Fr. IIp. 225 (S. Esteban
und Puerto Cabello).
No. 1,2. $& ad. Las Quiguas: 8. II (bis). — Al. 49; c. 28, 30;
r. 17 mm. [Mus. Seilern.]
Ähnlich unseren Stücken aus Cayenne, nur mit kleinerem,
blauem Kinnfleck und goldiggrüner (nicht wasserbläulichgrüner\
Kehle. Mehrere alte $ d vom Rio Madeira (Marmellos, S. Isabel}
stimmen in der Färbung der Unterseite vollständig überein.
Dieser weit verbreitete Kolibri ist, nach Simon, bei San
Esteban sehr häufig, und sein Wohngebiet erstreckt sich bis in
das Küstengebiet von Puerto Cabello.
136. Chalybura buffonii aeneicauda (Lawr.)
[Trochilus Buffonii Lesson, Hist. Nat. Trochil. p. 31 tab. V (1832. —
„Bresil‘, errore! — Beschreibung und Abbildung stellen
unzweifelhaft die in Bogota (Colombia) vorkommende Form
mit ganz blauschwarzem Schwanz dar.)]
Chalybura aeneicauda Lawrence, Proc. Ac. N. Sei. Philad. XVII,
p- 38 (1865. — Venezuela.)
C. buffoni var. aeneicauda Simon, Mem. Soc. Zool. Fr. II p. 219
(San Esteban).
Hypuroptila aeneicauda Boucard, Gen. Humming Birds p. 323
(Puerto Cabello).
No. 1. & ad. Cumbre Chiquita: 20. I. — Al. 70; 45; r.26 mm
ı Mus. München].
Hellmayr untersuchte ferner eine schöne Serie aus San Esteban
und Caraccas in der Sammlung von M. Eugene Simon in Paris,
und zwei $d ad. aus Santa Marta im Tring Museum. Die
Exemplare aus dem Littorale unterscheiden sich, wie schon E.
Simon hervorhob, von denen aus Bogotäa durch nahezu einfarbig
bronzegrüne oder rötlich bronzefarbige mittlere und breite
Außensäume von derselben Farbe an den übrigen Steuerfedern.
!) Siehe Berlepsch, Nov. Zool. XV, p. 266.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuele. 141
Wenn auch einzelne Stücke in der Schwanzfärbung den Übergang
zu ©. b.buffonii, aus Bogotä und Panama, vermitteln, so ist die
Mehrzahl der Vögel aus dem columbischen und venezuelanischen
Küstengebiet doch leicht kenntlich, und die Trennung der auch
geographisch begründeten (©. buffonii aeneicauda scheint uns
durchaus gerechtfertigt. Die Verbreitung dieser Form erstreckt
sich, wie oben erwähnt, über das nördliche Venezuela (Silla von
Caraccas, Cumbre de Valencia) und den Santa Marta Distrikt,
N. Colombia.
137. Colibri deiphinae (Less.)
Ornismya Delphinae Lesson, Rev. Zool. Il p. 44 (1839. — loc. ign.).
No. 1. & ad. Cumbre de Valencia: 22.V. — Al. 73%; e. 42; r.
17 mm.
No. 2,3. 2 2 ad. Las Quiguas: 28. V (bis). — Al. 67,66; c. 39;
r. 16, 16% mm.
Die Vögel der Cumbre sind oberseits etwas dunkler rußbraun
als eine Serie aus Bogotä und Ecuador, unterscheiden sich jedoch
in keiner Weise von zwei Bälgen aus den Aripo-Bergen, Trinidad.
Die 2 2 sind kleiner, die Unterseite blasser rußfarbig mit
schmutzig weißlichen Federrändern auf den Halsseiten und der
Brust, Zügel und Bartgegend röstlichgelb statt weißlich.
C. delphinae ist ein ausschließlicher Bergbewohner. In
Venezuela kommt er auf allen Bergketten des nördlichen Küsten-
gebietes vor, wurde auch im gebirgigen Teile der Insel Trinidad
gefunden.
138. Colibri eyanotus eyanotus (Bourc. & Muls.)
Trochilus C'yanotus Bourcier & Mulsant, Ann. Sci. phys. et. nat.,
d’Agric. ete. Lyon VI p. 41 (1843. — Caraccas, Venezuela).
No. 1, 2.8 & ad. Cumbre de Valencia: 24. V., 20.X. — Al. 70;
G.43. r.22. 2! mm.
No. 3, 4. 2 2 ad., ibidem: 12.1., 24. V. — AI. 64, 66; c. 40, 37;
r. 20 mm.
No. 5. & imm. ibidem: 16. X. — Al. 61; c. 38; r. 19% mm.
Diese Exemplare dürften wohl als typisch zu betrachten
sein. Die Unterschwanzdecken sind vorwiegend licht metallisch
grün und tragen nur schmale, helle Säume, deren Nuance allerdings
zwischen Weißlich (No. 3) und Rahmröstlich (No. 1) schwankt.
Bei Vögeln vom Culata (Merida) und aus S.O.Peru (Marcapata,
Carabaya) sind die grünen Partien viel mehr beschränkt, allein
die breiteren Säume sind im Färbungstone ebenso variabel wie bei
den Nordvenezuelanern. Angesichts der bedeutenden individuellen
Verschiedenheit dieses Merkmals lassen sich darauf wohl kaum
geographische Rassen begründen. Unsere $3 ad. aus der Cumbre
sind noch merklich größer als die von Ridgway !) untersuchten
aus Ost-Ecuador.
1) Bull. U. $. Mus., No. 50, pt. V, p. 484.
5. Heft
142 Hellmayr und Seilern:
Dagegen möchten wir den centralamerikanischen Cokbri
cyanotus cabanidis (Heine (1) entschieden als besondere Form
aufrecht erhalten. Erst neuerdings hat wieder J. von Madaräsz ?)
auf die Beständigkeit ihrer Merkmale aufmerksam gemacht.
139. Colibri iolotus (Gould).
Petasophora volota Gould, Proc. Zool. Soc. Lond. XV p. 9 (1847. —
Bolivia).
No. 1, 2. 2 2 ad. Cumbre de Valencia: 16. X. (bis). — Al. 69, 70;
0.45, 43. 7.23 23mm,
Diese Stücke stimmen in Größe und Färbung mit einer Serie
aus Merida (Culata) und Bogotä überein. Exemplare aus West-
Colombia (Riolima, Cauca), West Ecuador, Peru und N. W.-
Argentinien (Tucuman) sind durchschnittlich größer und haben
breitere (weißliche oderblaßrostfarbige) Säume an denUnterschwanz-
decken. Soviel uns bekannt, ist dies der erste Nachweis der Art
für die Cumbre de Valencia. Der verstorbene E. Dyson hatte
allerdings einige junge Exemplare aus Aragua eingesandt, die sich
gegenwärtig im British. Museum befinden. Auf dem Gebirgsstock
von Bermudez (Cumanä) ist sie unseres Wissens noch nicht ge-
funden worden.
140. Anthracothorax nigrieollis nigricollis (Vieill.)
Trochilus nigricollis Vieillet, Nouv. Diet. VII p. 349 (1817. —
„Bresil‘“).
Lampornis nigricollis Simon, Mem. Soc. Zool. Fr. II p. 219 (San
Esteban).
No. 1. 3 ad. Las Quiguas: 8. II. — Al. 66; c. 36; r. 22mm. [Mus.
München.]
Dieser Vogel stimmt in Schnabellänge und Färbung mit
Bälgen aus Colombia (Bogota und Cauca) überein, nur ist bei
letzteren die Bauchmitte matter schwarz und die Flügel scheinen
etwas länger zu sein. Exemplare aus Parä, Bahia und Paraguay
gleichen dem aus Venezuela in der Größe, haben aber entschieden
schwächeren, kürzeren Schnabel. Weiteres Material ist erforderlich,
um zu entscheiden, ob außer A. nigricollis iridescens (Gould) (3), aus
SW. Ecuador, sich noch andere geographische Formen trennen
lassen.
141. Sternoelyta eyanopeetus (Gould).
Trochilus (Lampornis) cyanopectus Gould, Proc. Zool. Soc. Lond.
XIV p.88 (Nov. 1846. — Venezuela).
Sternoclyta cyaneipectus Sclater & Salvin, P.Z. S. 1875, p. 237
(San Cristobal); Simon, Mem. Soc. Zool. Fr. II p. 220 (San
Esteban).
1) Petasophora Cabanidis Heine, Journ. f. Orn. XI, p. 182 (1863. —
Costa Rica).
2) Ann. Mus. Nat. Hung) 79.319111, P. 357.
3) Lampornis iridescens Gould, Introd. Trochil., p. 65 (1861. — Guaya-
quil, S. W. Ecuador).
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 143
No. 1—7. & d ad. &imm. Las Quiguas: 1, 5, 28. 1I.; Cumbre der
Valencia: 28, 29. V, 1. VI (bis). — Al. 67—72; c. 40—41, je
einmal 43, 44; 31—32 mm.
No. 8. 2 ad. Las Quiguas: 9. II. — Al. 66; c. 38; r. 33 mm. [Mus.
München.]
Das Zoologische Museum München besitzt ferner zwei von
E. Simon im Mai 1888 bei San Esteban gesammelte Männchen.
Bei den ganz ausgefärbten, alten && ist die Bauchmitte
mattgrau, die Unterschwanzdecken sind bronzegrün mit schmalen,
weißen Säumen, und die zwei seitlichen Steuerfedernpaare tragen
nur an der Spitze der Innenfahne einen kleinen, weißen Fleck.
Jüngere Vögel haben die Bauchmitte hellrostfarbig überlaufen, die
Säume der unteren Schwanzdecken sind breiter und gleich den
viel längeren Spitzenflecken auf den äußeren Schwanzfedern
rahmfarbig oder hellröstlich statt weiß. Mit zunehmendem Alter
wird die helle Schwanzspitze augenscheinlich immer kürzer, behält
aber den röstlichen Ton noch bei, wenn der Vogel im übrigen schon
das vollständige Alterskleid angelegt hat.
.. Das Weibchen von $. cyanopectus hat eine oberflächliche
Ähnlichkeit mit dem der folgenden Art, Heliodoxa leadbeateri
leadbeateri (Bourc. & Muls.), unterscheidet sich jedoch — abgesehen
von dem viel stärkeren, längeren Schnabel — durch den zimt-
rötlichen Unterkörper (statt weiß mit grünen Flecken) und gröbere,
mehr goldiggrüne, aber viel weniger glitzernde Fleckung auf Kehle
und Vorderbrust. Ferner ist die Basis der inneren Armschwingen
zimtrot (nicht schwarz) und das mittlere Steuerfedernpaar matt
bronzegrünlich (statt lebhaft metallisch grün).
S. cyanopectus ist ein Charaktervogel der heißen, tief ge-
legenen Täler des westlichen Venezuela. David Dyson entdeckte
ihn in einer Schlucht unweit La Guaira, E. Simon traf ihn in der
Umgebung von San Estebaa häufig an (!), und Goering erbeutete
ein einzelnes Exemplar bei San Cristobal, im Staate Tachira,
nicht fern von der colombischen Grenze. Andere Fundorte sind
uns nicht bekannt.
'142. Heliodoxa leadbeateri leadbeateri (Bourc. & Muls.)
Trochilus Leadbeateri Bourcier & Mulsant, Ann. Sci. phys. et. nat.,
d’Agric. etc. Lyon VI, p.43 (1843. — ‚Caraccas, dans la
Colombie“.).
Heliodoxa leadbeateri Salvin, Cat. B. Brit.Mus. XVI,p. 317 (,,Puerto
Cabello‘?); Simon, Mem. Soc.Zool. Fr. II p. 220 (San Esteban).
No. 1—16. Jg ad. & vix ad. Las Quiguas: 30. I, 4, 5 (quater),
6, 8, 10, 11, 12. II, 1, 2. III; Cumbre de Valencia: 26. XI. —
1) Bei Puerto Cabello selbst kommt die Art wohl nicht vor, obwohl sich
der Name dieses Ortes auf Sammlungsetiketten zuweilen findet.
2) Fundort jedenfalls falsch. Man vergleiche Simon, Mem. Soc. Zool.
Fr. II, p. 217—218.
5. Heft
144 Hellmayr und Seilern:
Al. 70 (einmal), 71—75; c. 47—51, 53 (einmal); rostr. 20% —
23 mm.
No. 17, 18. & & juv. Las Quiguas: 6, 8. II. — Al. 71, 65; c. 48,
40; 7.23, 22:mm.
No. 19—23. 2 Q ad. Las Quiguas: 1, 4, 6 (bis), 9. II. — Al. 63—66;
ce. 33—40; r. 233%,—25 mm.
Die Serie repräsentiert die typische H. leadbeateri, welche
ursprünglich aus Caraccas beschrieben wurde Vögel aus der
Gegend von Merida im westlichen Venezuela stimmen mit
ihnen überein, wogegen Bogotä-bälge, H. leadbeateri parvula Berl.'),
entschieden kürzere Schnäbel besitzen. Die Unterschiede der
südlichen Form H leadbeateri otero (Tschudi) ?), welche Ost-
Ecuador, Peru und Nord-Bolivia bewohnt, hat Simon (l. c.) trefflich
auseinandergesetzt
H. 1. leadbeateri ist augenscheinlich auf die heißen Berg-
täler des westlichen Venezuela (von Caraccas bis Merida) beschränkt.
143. Helianthea coeligena coeligena (Less.)
Ornismya coeligena Lesson, Hist. Nat. Trochil. p. 141, tab. 53
(1832. — ‚‚Mexique‘“,errore! alsterra typ.substituirt Venezuela,
auct. Elliot, Ibis 1876, p 55—56).
Bourcieria coeligena Simon, Mem. Soc. Zoel. Fr. II, p. 221 (Cumbre
de Valencia)
No. 1—4. & 8 ad. Cumbre de Valencia; 11. X, 22. XII, 21, 26. I. —
Al. 78—80; e. 51—54; r. 31—33 mm.
No. 5, 6. & & imm. ibidem: 17, 31.1. — Al. 70, 72; c. 44, 46; r.
30, 311, mm.
No. 7—12. 2 2 ad. et. imm. ikidem: 6, 13, 15 ‚21 (bis), 23. I. —
Al. 71—74; ce. 44—-46; r. 32—33 mm.
Die Serie verhält sich sehr einheitlich. Jüngere Vögel zeigen
an den Oberschwanz- und großen Flügeldecken schmale, matt-
röstliche Säume und stärkeren rostbräunlichen Anflug des Unter-
körpers, der bei den ausgefärbten Stücken vorwiegend rauch-
grau gefärbt ist.
Verglichen mit Z. coeligena columbiana (Elliot) ?) aus Bogotä,
unterscheiden sie sich durch kupferig purpurroten (statt brönze-
braunen) Oberkopf, Mantel und Oberschwanzdecken, mehr rötlich
bronzefarbigen Schwanz, schwärzliche (statt dunkelbraune)
Fleckung der Kehle, fast völligen Mangel des zimtrötlichen Anflugs
auf Brust und Bauch usw.
Nach Klages hält sich diese Art ausschließlich auf dem Kamme
der Cumbre auf und fehlt an den tiefer gelegenen Abhängen.
1) Journ. f. Orn. XXXV, p.”320 (1887. — Bogotä).
n 2) Trochilus Otero Tschudi, Arch. f. Naturg. 10, I, p. 298 (1844. —
eru).
3) Lampropygia columbiana Elliot, Ibis (3) VI, p. 57 (1876. — Bo-
gotä).
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 145
H.c. coeligena bewohnt die Gebirge des westlichen Venezuela
(Silla de Caraccas, Cumbre de Valencia und die Andenketten bei
Tocuyo) !).
144. Spathura underwoodi diseifer (Heine).
[Ornismya wunderwoodi Lesson, Hist. Nat. Troch. p. 105, tab. 37
(1832. — loc. ign.)].
Steganurus discifer Heine, Journ. f. Orn. XI p. 210 (1863. — ex
S. underwoodi Cabanis & Heine, Mus. Hein. III, 1860, p. 66,
spec. ex Merida, Venezuela).
Spathura underwoodi bricenoi Hartert. Nov. Zool. VI p. 72 (1899. —
Merida).
Steganurus underwoodi (nec Lesson) Simon, Mem. Soc. Zool. Fr.
II p. 221 (Cumbre de Valencia, Südabhang).
Spathura underwoodi Salvin, Cat. B. Brit. Mus. XVI p. 375 (part.,
spec. ex Caraccas, Venezuela).
No. 1, 2.3 & ad. Las Quiguas, S. Esteban Tal: 9. II; Cumbre de
Valencia: 20. V. — Al. 424%, 43; caud. rectr. ext. 81, 82;
r. 13 mm.
Diese beiden Exemplare haben völlig so langen Schnabel
wie mehrere Männchen aus Merida, während Bogotä-bälge in der
Regel kürzere Schnäbel besitzen. Wenn auch aus der Cumbre 2 2
nicht vorliegen, unterliegt ihre Zugehörigkeit zu der von Hartert
als $. w. bricenoi beschriebenen Form wohl keinem Zweifel. Die
Q 2 lassen sich ja im Allgemeinen durch weniger stark gefleckte
Unterseite von den in Bogotä-Collectionen gefundenen unschwer
trennen, einzelne Exemplare sind aber mitunter kaum zu unter-
scheiden. Obwohl die von Cabanis und Heine herangezogenen
Größendifferenzen sich nicht als constant erweisen, muß der von
Heine darauf gegründete Name doch in Anwendung kommen, weil er
sich ausdrücklich auf Merida-vögel bezieht.
$. underwoodi discifer bewohnt die Gebirge des westlichen
Venezuela (von der Silla de Caraccas bis Merida).
! 145. Adelomyia melanogenys aeneostieta E. Sim.
[Trochilus melanogenys Fraser, Proc. Zool. Soc. Lond. VIII p. 18
(1840. — Santa-FEe-de-Bogotä).]
Adelomyia aeneosticta Simon, Mem. Soc. Zool. Fr. II p. 223 (1889.—
San Esteban).
A melanogenys (errore) Sclater & Salvin, P. Z. S. 1875. p. 235
(Sierra Nevada de Merida).
No. 1,2. & vix ad., J imm. Cumbre de Valencia: 8. X, 21. XII. —
Al. 52,: 933 ie 34987 2.1€:.13: mm:
1) Hartert (Tierreich, Lief. 9, p. 132) läßt sie auch im Gebirgsstock
von Bermudez (Cumanä) vorkommen. Unseres Wissens ist sie aber bisher
in N. O. Venezuela noch nicht mit Sicherheit festgestellt worden.
Archiv für Nat schicht
Te 10 5. Heft
146 Hellmayr und Seilern:
No. 3—5. 2 2 ad., © imm. ibidem: 1.III, 25.V, 1.X. — Al.
48, 48, 521); ec. 31, 32, 341); r. 13—13% mm.
Wie E. Simon (l.c.) ausgeführt hat, unterscheidet sich die
Form der venezuelanischen Gebirge von A. m. melanogenys aus
Bogotä leicht durch merklich kürzeren Schnabel mit meist ganz
schwarzer Mandibel, dunkelhornbraune ?) statt hellgelbe Beine,
weißliche (statt rahmbräunliche) Grundfarbe von Kehle, Gurgel
und Brustmitte, lebhafter grün glänzende Fleckung der Kehle
und breitere Steuerfedern mit viel lebhafter rahmröstlichen
Spitzenflecken.
Unsere Serie beweist aber anderseits, daß es sich bei 4.
aeneosticta um einen geographischen Vertreter der melanogenys-
$ruppe handelt, dessen verwandtschaftliche Beziehungen richtiger
in einer ternären Benennung Ausdruck finden. Denn einzelne
Exemplare führen in dem einen oder anderen Merkmal deutlich
zur typischen A. m. melanogenys hinüber. So zeigen No. 1 und 4
die Basis der unteren Mandibel blassbraun, wenn auch nicht so
lebhaft und scharf abgesetzt wie bei Bogotä-bälgen, während No 3
in der Breite der Steuerfedern und der hell rahmröstlichen Nuance
der Schwanzspitze kaum von letzteren abweicht. Die Form der
grünen Kehlflecken ist einigermaßen variabel, bisweilen länglicher,
mitunter aber nicht verschieden von melanogenys. Alte Vögel
haben entschieden hellere. mehr weißliche Grundfarbe der Kehle
und Brustmitte, bei jüngeren Exemplaren sind diese Teile jedoch
fast ebenso stark rahmbräunlich überlaufen wiebei Bogotä-stücken.
A. melanogenys aeneosticta bewohnt die Bergwälder des west-
lichen Venezuela (von Caraccas bis zur Andenkette von Merida).
146. Cyanolesbia kingii margarethae (Heine).
[Ornismya Kingii Lesson, Hist. Nat. Troch. p. 107, tab. 35 (1332. —
„Jamaique‘, errore! Als terra typica kann Bogota betrachtet
werden °).]
Lesbia Margarethae Heine, Journ. f. Orn. XI p.213 (1863. —
Caraccas, Venezuela).
Uyanolesbia cyanurus var. Margarethae Simon, Mem. Soc. Zool.
Fr. II p. 222 (Cumbre de Valencia).
C. margareihae Salvin, Cat. B. Brit. Mus. XVI p. 139 (Caraccas,
Aragua).
No. 1—-10. & d ad. Cumbre de Valencia: 10, 17. I, 29 IX, 2, 5, 9,
10 (bis),13, 15. X.—Al. 65—68; caud. rectr. ext. 118, 119, 120,
123 (zweimal), 125, 128, 135; r. 14—15 mm.
No. 11—15. & & imm. ibidem: 24. V (bis), 20. V, 27. IX., 1.X. —
Al. 63—64; ce. rectr. ext. 85—100; r. 131,—15 mm.
No. 16—24. 2 2 ad.ibidem: 4, 16 (bis), 27.1., 24.V., 29. IX,
2, 6, 17. X. — Al. 54—57; e. 40-47; r. 14—15 mm.
!) No.5 ist vielleicht ein falsch seziertes { jr.
®2) Nur die Sohlen (der Zehen) sind blaßgelb gefärbt.
®) Cfr. Hartert, Nov. Zool. IV, 1897, p. 529.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 147
Die $ $ unterscheiden sich von denen der Ü. k. kingii, aus
Bogotä, durch sehr viel hellere, glänzend goldig- oder bronzegrüne
(statt dunkel stahlgrüne) Färbung des Rückens, entschieden
lichtere und gleichfalls mehr bronzegrüne Unterseite und meist
durch reiner grüne, weniger bläulich überlaufene mittlere Steuer-
federn. Alle vorliegenden Männchen besitzen einen wohlaus-
geprägten, glitzernd violettblauen Kehlfleck. Die 29 aus
N. W. Venezuela sind ebenfalls an dem merklich heller bronze-
grünen Rücken und den reingrünen, mittleren Schwanzfedern
zu erkennen, sobald man sie mit solchen aus Bogotä vergleicht,
scheinen aber von denen der Merida-form, C.kingii caudata Berl.!)
nicht constant verschieden zu sein. Übrigens variiert die Färbung
der Unterseite ein wenig, indem bei den meisten Exemplaren
die Zimtfarbe des Unterkörpers unmittelbar bis an die auf weißem
Grunde grün gefleckte Kehle hinaufreicht, bei anderen dagegen
auf der Vorderbrust in einen helleren, rahmfarbigen Ton übergeht.
©. k. margarethae bewohnt ausschließlich den Kamm und
die hochgelegenen Abhänge der Cumbre de Valencia und der
Silla von Caraccas ?). Bereits auf den Bergketten um Merida tritt
die nahe verwandte (©. kingii caudata Berl. auf, die sich im männ-
lichen Geschlechte leicht durch bedeutend längeren Schwanz
und vollständigen Mangel des blauen Kehlflecks unterscheidet.
In der Körperfärbung vermittelt sie den Übergang zwischen
©. k. kingii und C. k. margarethae.
147. Anthoscenus longirostris longirostris (Aud. & Vieill.)
Trochilus longirostris Audebert et Vieillot, Ois. Dor. I, livr. 10,
p. 107 tab. 59 (1801. — ‚„Indes occidentales‘, sc. Trinidad).
Floricola longirostris Simon, Mem. Soe. Zool. Fr. II p. 221 (San
Esteban).
No. 1. & juv. Las Quiguas: 9. II. 10. — Al. 59; c. 31; r. 32%, mm
[Mus. München).
Simon führte bereits aus, daß Vögel aus Venezuela, welche
von Cabanis und Heine (?) als Heliomaster sclateri abgetrennt
. worden sind, sich nicht vom typischen A. I. longirostris unter-
scheiden lassen.
A.Il.longirostris scheint bei San Esteban recht selten zu sein,
da auch Simon bloß ein einziges dad. erbeutete, ist dagegen
im östlichen Südamerika weit verbreitet.
148. Chaetocereus rosae (Bourc. & Muls.).
Trochilus Rosae Bourcier & Mulsant, Ann. Sci. phys. et nat.,
d’Agrie. etc. Lyon, IX p. 316 (1846. — Caraccas, Venezuela).
1) Oyanol®sbia caudata Berlepsch, Journ. f. Oru.XL, p. 454 (1893. —
Merida).
2) Hellmayr sah ein Exemplar aus der Silla im Museum E. Simon zu
Paris.
3) Mus. Heinean. III, p. 54 (1860. — Venezuela).
10* 5. Heft
148 Hellmayr und Seilern:
No. 1. ad. Cumbre de Valencia: 24.X. — Al.33; c. 22%; r
12 mm [Mus. München).
Ein prächtig ausgefärbtes, altes $, das durchaus mit Bälgen
aus Merida übereinstimmt. Im weiblichen Geschlecht ähnelt
diese Art oberflächlich dem C. heliodor (Bourc.) und teilt mit ihm —
im Vergleich zu ©. mulsanti (Boure.) — die geringe Größe und
den kurzen Schnabel, unterscheidet sich aber leicht durch einfarbig
bronzegrünen (statt zimroten) Bürzel und Oberschwanzdecken ;
ferner sind die beiden mittleren Steuerfedernpaare bronzegrün
(statt zimtrot mit breitem, dunklen Subterminalband), und nur
die drei äußeren Paare tragen zimtrote Spitzenflecken. Da-
gegen sind die 2 2 von Ü.rosae und CO. jourdanii (Bourc.) nicht
mit Sicherheit zu unterscheiden. Diese beiden ‚Arten‘ bilden
wohl eine natürliche Gruppe und scheinen sich auch geographisch
auszuschließen.
C. jourdanii !) bewohnt die Berge des nördlichen Trinidad und
nordöstlichen Venezuela (Bermudez).
C rosae dagegen ist über die Gebirgsketten des westlichen
Venezuela (von der Silla de Caraccas bis Merida) verbreitet,
scheint aber auch in Teilen von Colombia vorzukommen, da
E. Simon ein g ad. und ein S juv. besitzt, die nach Art der Bogotä-
bälge präparirt sind.
149. Lophornis stietolophus Salv. & El.
Lophornis stictolophus Salvin & Elliot, Ibis (3) III p. 280 (1873. —
Columbia) ; Salvin, Cat. B. Brit. Mus. XVIp.424 (San Esteban).
L. stictilophus Simon, Mem. Soc. Zool. Fr. II p. 221 (S. Esteban).
No. 1, 2.8 & ad. Las Quiguas, San Esteban Tal: 12. II. — Al.
41, 39; c. 27, 26; r.9, 10 mm [Mus. München].
Die Vögel stimmen in jeder Hinsicht mit mehreren Bogotä-
bälgen überein. Nach Simon ist dieser reizende Kolibri in den
heißen Tälern bei San Esteban durchaus nicht selten. Die Cumbre
de Valencia dürfte an der östlichen Grenze seines Verbreitungs-
gebietes liegen. Unseres Wissens ist die Art sonst nur aus Colombia
(Bogotä-coll.) und dem östlichen Ecuador bekannt.
150. Klais guimeti (Bourc. & Muls.)
Trochilus Guimeti Bourcier et Mulsant, Ann. Sci. phys. et nat.,
d’Agrie., Lyon VI, livr. 1, p. 38 tab. II (1843. — loc. haud
indic., die Typen stammten aus Caraccas, Venezuela; cfr.
Boureier, Rev. Zool. VI, 1843. p. 72).
Olais gwimeti Simon, Mem. Soc. Zool. Fr. II p. 224 (Cumbre de
Valencia).
No. 1—24.$& ad. &imm.Cumbre de Valencia; 25.1.; Las
Quiguas: 1, 3, 4, 5, 6, 8, 11, 12, IL.; 1.1II. — Al. 47—51;
c. 27—29; r. 12—13 mm.
1) Ornismya Jourdanii Bourecier, Rev. Zool. II, p. 295 (1839. — „la
Trinite‘‘).
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 149
No. 25, 26. 2 Q ad. Las Quiguas: 3, 9. II. — Al. 45; c. 25; r. 12 mm.
Diese Serie stimmt vollkommen mit Bogotä-bälgen überein.
Die Cumbre-Vögel dürften wohl als typisch anzusehen sein,
da Bourcier’s Originale gleichfalls aus dem venezuelanischen
Küstengebirge (Caraccas) stammten.
Dieser Kolibri lebt nach Klages und Simon ausschließlich
in den höheren Lagen der Cumbre und kommt in den heißen,
tiefgelegenen Tälern gar nicht vor. Er ist ein ausgesprochener .
Bergbewohner, und die in Sammlungen vorhandenen Stücke,
die als Fundortsangabe ‚‚Puerto Cabello‘“ tragen, sind zweiffellos
ungenau etikettirt und tatsächlich auf der Cumbre erlegt worden!).
151. Nyetidromus albieollis albicollis (Gm.)
Caprimulgus albicollis Gmelin, Syst. Nat. 1. II. p. 1030( 1789. —
ex Latham: Cayenne).
No. 1. 2 ad. San Esteban: 7. II. — Al. 132; c. 122; r. 10 mm
[Mus. Seilem].
Ein durchaus normales Weibchen dieser weit verbreiteten
Art (in der rötlichen Phase) gleicht unseren Stücken aus Cayenne
und Venezuela (Orinoko Distrikt).
152. Chloronerpes rubiginosus rubiginosus (Swains.)
Picus rubiginosus Swainson, Zool. Illustr. I tab. 14 (1820. —
„Spanish Main“, sc. Nordküste von Venezuela).
Chloronerpes rubiginosus Sclater & Salvin, P.Z.S. 1868. p. 169
(Caraccas).
No. 1—3. & d ad. Cumbre de Valencia: 17.1, 2, 9.X. — Al.
112, 113, 119; c.63, 74(!); rostr. 233% (einmal), 25 mm.
No. 4. 2? imm. Cumbre de Valencia: 3.X. — Al. 111; c. 69; r.
221/, mm.
[Mus. Tring. ($) ad. Mt. Bucarito, Tocuyo, Oct. 1893. —
Al. 114; ce. 73; r. 24 mm.]
Diese fünf Exemplare stimmen bis auf geringe Variation in
der Größe untereinander recht gut überein. Bei No.3 und 4 ist
die ganze Unterseite (von der Gurgel abwärts) regelmäßig düster
olivengrün und gelblichweiß gebändert, wogegen No.1, 2 und 5
Bauch und Unterschwanzdecken entschiedener olivengelb über-
laufen zeigen. Ein bräunlicher Anflug auf dem Vorderhals ist
nur bei No. 3 ganz schwach angedeutet.
Zwei Vögel aus Los Palmales, Bermudez (NO. Venezuela)
sind etwas kleiner (al. 108; c. 67, 68; r. 22mm); der Rücken ist
intensiver goldigbraun (mehr ‚tawny‘), die Vorderbrust deutlich
bräunlich überlaufen, und die dunklen Binden auf dem Unter-
!) Ebenso ist die Angabe ‚Tal des oberen Amazonas‘, die sich bei
Salvin und Hartert findet, dahin zu verstehen, daß die betreffenden Exem-
plare im Berglande von Peru und Ecuador erlegt worden sind. In der
Amazonasebene selbst kommt die Art wohl nirgends vor.
5. Heft
150 Hellmayr und Seilern:
körper sind sowohl schmaler als weniger dicht, so daß die blaß-
gelbe Grundfarbe mehr zum Vorschein kommt. Sie vermitteln
augenscheinlich den Übergang zu CO. rubiginosus trinitatis Ridgw. !),
aus Trinidad, der sich indessen durch durchschnittlich kürzere
Flügel ?), ausgesprochen bräunliche Vorderbrust mit viel breiteren,
schwärzeren Binden etc. genügend unterscheidet.
C.r.rubiginosus scheint auf die venezuelanischen Küsten-
gebirge (von Cumanä bis Tocuyo) beschränkt zu sein. Möglicher-
weise gehören aber auch die uns unbekannten Bewohner der Berge
von Britisch Guiana zu derselben Form. Weiter westwärts,
in den Anden um Merida, tritt wieder eine andere Form, (©.
rubiginosus meridensis Ridgw.°) auf. Diese ist noch größer als
C.r. rubiginosus, namentlich mit längeren Flügeln (*), der Grund-
ton der Unterseite ist viel lebhafter gelblich, die dunkle Binden-
zeichnung des Bauches unregelmäßig und verloschen, etc.
153. Melanerpes terricolor terricolor (Berl.)
Centurus terricolor Berlepsch, Ibis (4) IV p. 113 (1880. — ‚Orinoco
Distriet or Trinidad‘).
Melanerpes subelegans (nec Bonaparte) Richmond, Proc. U. S.
Mus. XVIII, 1896, p. 666 (crit., Margarita Isl.); Phelps,
Auk, XIV, 1897, p. 366 (Bermudez, NO. Venezuela).
Ne: 1Miiads Cumbre Chiquita, 8. Esteban Tal: 23. XI. —
Al. 101; c. 54; r. 20% mm [Mus. München).
In Färbung und Größe stimmt dieses Weibehen mit Vögeln
aus Ciudad Bolivar, und Guiria, Pari& Halbinsel, überein. Im
Gegensatz zur Angabe in der Originalbeschreibung sind die Ober-
schwanzdecken bei allen Venezuelanern ungefleckt reinweiß, doch
dürfte an ihrer Identität mit M.terricolor kaum ein Zweifel be-
stehen, da die Bewohner des Orinokogebietes ven Berlepsch
selbst 5) als zu dieser Form gehörig determinirt wurden.
M.t.terricolor bewohnt das nördliche Venezuela (von San
Esteban ostwärts bis zur Pariä Halbinsel, südwärts bis an den
Orinoko und seinen Zufluß, den Caura) sowie die Inseln Margarita
und Tobago. Merkwürdigerweise ist der Specht auf Trinidad
bisher nicht gefunden worden.
Im Santa Marta Distrikt, N. Colombia, vertritt die typische
Form der größere, langschnäbelige M.terricolor sanciae-martae
Bangs ®), der sich außerdem durch ausgedehnteres Weiß auf den
mittleren Steuerfedern und lebhafteres Rot des Oberkopfes unter-
1) Proc. Biol. Soc. Wash. XXIV,p. 32 (1911. — Princestown, Trinidad).
?) Sechs alte Vögel aus Caparo (in Mus. München und Seilern) schwan-
ken in der Flügellänge zwischen 100 und 108 mm.
®) Proc. Biol. Soc. Wash. XXIV, p. 33 (1911. — „from near Merida‘“).
*) Fünf alte Vögel aus M&rida im Münchener Museum messen zwischen
120 und 127 mm.
5) Novit. Zool. IX, 1902, p. 92.
6) M. wagleri sanctae-martae Bangs, Proc. Biol. Soc. Wash. XII, p.
134 (1898. — Santa Marta).
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 151
scheidet. In Bogotä-Collectionen finden wir dagegen M. terricolor
neglectus Richm ') , der noch kürzeren Schnabel, mehr orangerote
Bauchmitte und viel weniger regelmäßig gebänderte (mehr ge-
fleckte) Unterschwanzdecken besitzt als M. t. terricolor.
[N. B. Der Beweisführung von Dr. Richmond, der den sicheren
Namen terricolor durch den ganz zweifelhaften subelegans Bonap. ?)
ersetzen will, vermögen wir nicht beizupflichten. Es ist voll-
kommen irrelevant, ob die spätere Diagnose Bonaparte’s ?) mit
der Fundortsangabe ‚Venezuela sich auf M.terricolor Berl.
beziehen könnte. Zur Entscheidung der nomenklatorischen Frage
kommt lediglich die Originalbeschreibung in Betracht, und diese
kann angesichts der Worte ‚fronte et cervice subauratis‘ un-
möglich auf die Venezuelaform gedeutet werden. Überdies ist
die Annahme Dr. Richmonds, daß der ursprüngliche Fundort
„Mexico“ falsch sei, gewiß unzutreffend. Bonaparte (l.c.p. 108)
sagt ausdrücklich, daß ihm eine kleine Vogelsammlung aus Mexiko
von den Herren Paris zur Untersuchung überlassen worden sei,
und da die anderen in der Arbeit genannten Arten wie Icterus
parisorum, Pipra linearis, Columba flavirostris etc. wirklich in
Mexiko zuhause sind, so besteht durchaus keine Veranlassung, die
Richtigkeit der Lokalität in diesem einen Falle zu bezweifeln.
C. subelegans Bonap. 1838 bezieht sich also jedenfalls auf eine
der im östlichen Mexiko heimischen Formen aus der M. elegans-
gruppe. Später mag Bonaparte dann einen Venezuela-vogel er-
halten haben, den er irrtümlich mit. subelegans Bonap. 1838identifi-
zirte und nach welchem er die Diagnose im ‚‚Conspectus Avium“ ent-
warf. Übrigens fällt die Fundortsangabe ‚Venezuela‘ 1850
wenig ins Gewicht, denn vier Jahre später *) versichert Bonaparte,
daß ‚„‚Centurus subelegans, Bp. 1837, du Nicaragua‘ sei!]
154. Veniliornis fumigatus fumigatus (D’Orb.)
Picus fumigatus D’Orbigny, Voyage dans ’ Amer. merid., Ois., p.
380 tab. 65 fig. 1. (1847. — Santa C uz de la Sierra und
Chiquito, O. Bolivia).
Phaeonerpes Reichenbachi Cabanis & Heine, Mus. Hein. IV, 2.
p. 141 (Sept. 1863. — Caraccas).
Picus rubidus Sundevall, Consp. Av. Picin. p. 35 (1866. — nom.
| nov. für Phaeonerpes reichenbachi Cab. & Heine).
No. 1, 2.8 & ad. Cumbre de Valencia: 6, 8. X. — Al. 94, 96; c.
58, 55; r. 20, 21%, mm.
Diese Exemplare sind von besonderem Interesse, da sie endlich
die Klärung des P. reichenbachi ermöglichen, über dessen Stellung
1) M. subelegans neglectus Richmond, Proc. U. S. Mus. XVIII, p. 667,
668 (1896. — Bogotäa).
2) Centurus subelegans Bonaparte, Proc. Zool. Soc. Lond. V, 1837,
p. 109 (1838. — Mexico).
®) Consp. Av. I, 1850, p. 119.
*) Not. Coll. Orn. Delattre, 1854, p. 85.
5. Heft
152 Hellmayr und Seilern:
beträchtliche Ungewißheit herrschte. Hargitt!) hat die von
Cabanis und Heine beschriebene Art aus Caraccas trotz der weiten
räumlichen Trennung mit dem in Honduras heimischen V.
sanguinolentus (Scl.) 2) identifizirt, ohne ein venezuelanisches
Exemplar untersucht zu haben, gab aber in einer Fußnote der
Vermutung Ausdruck, daß es sich möglicherweise nur um stark
rot überlaufene Stücke des V. fumigatus handeln könnte. Der
sorgfältige Vergleich der von Mr. Klages eingesandten Exemplare
und eines im Münchener Museum befindlichen d ad. aus dem
Gebirgsstock südöstlich von Cumana mit einer Serie von Bogotä-
bälgen bewies denn auch die Richtigkeit dieser Annahme. Die
zwei d d aus der Cumbre besitzen allerdings fast einfarbig
gelblich olivbraunen Rücken, allein der Vogel aus Bermudez zeigt
auf der vorderen Partie einen deutlichen, mattroten Anflug,
wie es Cabanis und Heine in der Originalbeschreibung erwähnen.
Da sich indessen dieser Charakter in noch stärkerer Ausprägung
auch bei einem unserer Bogotä-Vögel findet, vermögen wie darin
kein Charakteristikum für die Form der venezuelanischen Küsten-
gebirge zu erblicken. Andere Färbungsunterschiede bestehen
zwischen den Exemplaren aus Colombia und Venezuela gleichfalls
nicht, doch scheinen die letzteren etwas kleiner zu sein ?). Sollte
sich diese Abweichung als constant erweisen, dann wären die
venezuelanischen Vögel als V. fumigatus reichenbachi (Cab. &
Heine) zu trennen. Die endgültige Entscheidung bleibt ferneren
Untersuchungen anheimgestellt, insonderheit ist eine gute Serie aus
Bolivia zu vergleichen.
155. Pieumnus squamulatus obsoletus Allen.
[Picumnus squamulatus Lafresnaye, Rev. Mag. Zool. (2) VI
p- 208 (1854. — Colombia)]
Picumnus obsoletus Allen, Bull. Amer. Mus. N. H. IV, p. 55 (1892.
El Pilar bei Carüpano, NO. Venezuela).
P. squamulatus (errore) Sclater & Salvin, P. Z. S. 1868 p. 629
(San Esteban).
No. 1.$ ad. Las Quiguas (S. Esteban): 14. XII. — AI.54; c.
27;r. 11mm.
No. 2, 3.2 2 ad. Las Quiguas: 10. II., 22. XII. — Al. 54; c. 27;
r. 10—11 mm.
„Iris brown, feet grenisch grey; maxilla black, slate along
cutting edge, mandible bluish white, tip black.‘
Die Exemplare gleichen in jeder Hinsicht einer Serie aus
Caraccas und den Bergen von Bermudez (Caripe). Hellmayr
untersuchte außerdem im Tring Museum zwei &d& ad. und ein
1) Cat. B. Brit. Mus. XVIII, p. 346.
2) Chloronerpes sanguinolentus Sclater, P. Z. S. Lond. XXVII, p. 60,
tab. CLI (1859 — Omoa, Honduras).
s) Bogotä-Stücke zeigen folgende Dimensionen: al. 97”—103; c. 60—62;
r.. 20—21!/, mm.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 153
9 ad., die von Albert Mocquerys bei Ejido unweit Merida. ge-
sammelt worden waren.
P.s.obsoletus ist zweifellos der venezuelanische Vertreter
des in Bogotä-Collectionen vorkommenden P. s. sgquamulatus, von
dem er sich hauptsächlich durch die viel hellere, mehr gelblich-
braune (statt fahl röstlichbraune) Färbung“des Rückens mit
schmälerer, schwärzlicher Säumung unterscheidet. Die dunkle
Squamulirung der Unterseite ist beträchtlicher Variation unter-
worfen. Bei den meisten Exemplaren ist sie allerdings wesentlich
schwächer — das Extrem bildet ein $ ad. aus Caraccas (Salle
coll., Mus. München), welches nur auf Vorderhals und Seiten
Spuren feiner Spitzenränder aufweist —, allein das g ad. von
der Cumbre de Valencia hat kaum schmalere Säume auf Brust
und Bauch als unsere Bogotä-bälge. Die Spitzenteile der Federn
des Vorderkopfes sind scharlachrot wie bei P. s. squamulatus.
P.s. obsoletus verbreitet sich über die venezuelanischen Küsten-
gebiete von Cumanä bis zur Cumbre, und weiterhin süd-
westlich bis Ejido, unweit Merida.
156. Pharomachrus festatus Bangs.
Pharomachrus festatus Bangs, Proc. Biol. Soc. Wash. XIII p. 92
(1899. — Chirua, Sierra Nevada de Santa Marta, N. Colombia).
Pharomacrus fulgidus (errore) Sclater & Salvin, P.Z.S. 1868,
p- 628 (Caraccas).
P. antisiensis Grant, Cat. B. Brit. Mus. XVII p. 433 (part.,
spec.: s [Chinchicua, Santa Marta], u, v, w. [Aragua,
Caraccas, Venezuela)).
No. 1, 2. d ad. Cumbre de Valencia: 10. X., 20. XII. — Al. 180,
183; c. 163, 1681); r. 19, 20 mm.
No. 3. & juv. Cumbre de Valencia: 23. XII. — Al. 183; c. 173;
r. 181, mm.
Diese ausgezeichnete Form, die bisher nur von der Sierra
Nevada de Santa Marta im nördlichen Colombia bekannt war,
steht dem P.auriceps (Gould) 2), aus den westlichen Anden,
sehr nahe und dürfte als dessen geographischer Vertreter in den
caribischen Küstengebirgen zu betrachten sein. Die beiden
Arten stimmen in der Form des Schnabels und in den übrigen
structurellen Merkmalen vollständig überein, namentlich auch
in der Bildung der seitlichen Stirnfedern, die nur unbedeutend
verlängert sind und durchaus keinen aufrechten Schopf bilden,
der für den kleinschnäbeligen P. antisiensis (D’Orb.) charakte-
ristisch ist.
P. festatus unterscheidet sich jedoch auf den ersten Blick von
einer großen Serie des P.auriceps aus Ecuador, Colombia und
1) Die verlängerten Oberschwanzdecken nicht mitgemessen.
2) Trogon (Calurus) auriceps Gould, Ann. Mag. N. Hist. IX, p. 238
(1842. — Quito, Ecuador).
5. Heft
154 Hellmayr und Seilern:
Merida im Münchener Museum durch wesentlich kürzere Flügel,
viel kleineren und schwächeren Schnabel, sowie durch den Besitz
eines weißen Spitzenflecks (30—50 mm lang) auf den drei äußeren
Steuerfedernpaaren, wogegen der Schwanz seines westlichen
Verwandten einfarbig schwarz ist. Auch das Weibchen weicht
von P. auriceps durch die weißen Schwanzspitzen ab, die allerdings
viel weniger ausgedehnt als beim & und überdies von mehreren
rußschwärzlichen Binden durchquert sind. Es hat eine
oberflächliche Ähnlichkeit mit dem des P. antisiensis, ist aber
unschwer an dem größeren Schnabel, dem bronzegrünen (statt
dunkelbraunen) Oberkopf und dem Mangel der seitlichen Stirn-
schöpfe zu erkennen.
Außer den von Klages gesammelten Exemplaren besitzt
das Münchener Museum zwei 2 2 aus dem Gebirgsstock südöstlich
von Cumanä. ‘Im British Museum befinden sich nebst einem
& aus Santa Marta ein Pärchen aus Aragua und ein & ad. aus
Caraccas, welche Mr. Grant erstaunlicherweise zu P. antisiensis
gerechnet hat, obwohl P. festatus von dieser Art specifisch total
verschieden ist!). PP. festatus bewohnt somit die caribischen
Küstengebirge des nördlichen Colombia (Sierra Nevada de Santa
Marta) und Venezuela, ostwärts bis Bermudez. In den Gebirgen
um Merida kommt bereits der gewöhnliche P.auriceps vor, wir
besitzen von dort eine schöne Serie durch S. Bricefo.
157. Trogon collaris eollaris Vieill. ?)
Trogon collaris Vieillot, Nouv. Diet. VIII p. 320 (1817. — Cayenne).
Trogon exoptatus Cabanis& Heine, Mus. Hein. IV, 1, p. 179
(1863. — ‚‚Porto Cabello‘“).
No. 1. 2 ad. Cumbre Chiquita (San Esteban): 13. XII. 09. —
Al. 124; c.144; r. 16mm [Mus. Seilem].
Verglichen mit einer Serie aus Cayenne und dem östlichen
Venezuela hat dieses Weibchen etwas mehr olivbraune, weniger
röstliche Oberseite. Eine Serie ist erforderlich, um festzustellen,
ob die von Cabanis und Heine abgetrennte Küstenform Venezuelas,
T.exoptatus aufrecht zu erhalten ist. Unsere Kenntnis der geo-
graphischen Variation der Trogoniden liegt überhaupt noch sehr
im Argen, und eine Neubearbeitung der Familie nach modernen
Gesichtspunkten wäre ein recht verdienstliches Unternehmen.
1) Es ist nicht unmöglich, daß Trogon fulgidus Gould ein älterer Name
für P. festatus sei. Leider ist uns Gould’s ‚„„Monograph of the Trogonidae““
nicht zugänglich, weshalb wir die Frage offen lassen müssen.
2) Bezüglich des von Hellmayr früher für diese Art angewandten
Namens T. curucui Linn. vergleiche man die Ausführungen Berlepsch’s
(Nov. Zool. XV, 1908, p. 277, note und Ridgway’s (Bull. U. S. Mus.,
No. 50, V, 1911, p. 764, note a.).
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 155
158. Momotus momota venezuelae Sharpe.
[‚Ramphastos Momota Linnaeus, Syst. Nat. 12, I., p. 152 (1766.—
ex Edwards et Brisson, (excl. syn. Maregrave) — als terra
typica Cayenne (ex Brisson) angenommen)].
Momotus venezuelae Sharpe, Cat. B. Brit. Mus. XVII p. 321, im
Text (1892. — San Esteban und Puerto Cabello, Venezuela).
M.bahamensis venezuelae Hellmayr, Nov. Zool. XIII p.41, im
Text (El Guacharo, S. Carlos und S. Esteban; crit.).
M.swainsoni (errore) Sclater & Salvin, P. Z. S. 1868 p. 628 (8.
Esteban).
No. 1.$ ad. Las Quiguas (S. Esteban): 5.I. — Al. 130; c. 245;
r. 36 mm [Mus. München].
„Iris light red, feet brownish grey, bill black.“
Im Tring Museum untersuchte einer von uns einige weitere
Exemplare aus S. Esteban und EI Guacharo (unweit Caripe),
Bermudez. Diese Form ist dem M. momota subrufescens Sel. ('),
aus Santa Marta und Panama, äußerst ähnlich und unterscheidet
sich nur durch weniger grünlich überlaufene Kehle sowie durch
die fast einfarbig ultramarinblaue, hintere Einfassung des schwarzen
Scheitels. Die Abweichungen sind indessen ziemlich geringfügig.
Die geographischen Formen des M. momota sind in allen
neueren Schriften hoffnungslos durcheinander geworfen Wir
gedenken auf dieses Thema in Bälde ausführlich zurückzukommen
und beschränken uns heute auf den Hinweis, daß die sub 1—5
und 8 im Cat. of Birds behandelten ‚Arten‘ geographische
a eines einzigen Formenkreises und daher tenär zu benennen
sind.
M. m. venezuelae bewohnt nur die Nordküste Venezuelas von
Cumanäa bis San Esteban.
159. Bucco hyperrhynchus dysoni Scl.
[Bucco hyperrhynchus Sclater, Proc. Zool. Soc. Lond. XXIII,
1855, p. 193, tab. CV. (Jan. 1856. — ‚Upper Amazons‘“).]
Bucco dysoni Sclater, 1. c. p. 193 (1856. — Honduras).
No. 1. ad. Las Quiguas (San Esteban): 21.XII. — Al. 108;
c. 8615; r. 41mm [Mus. München).
„Iris dark rosy-red, feet and bill black.“
In Schnabellänge und Ausdehnung der weißen Stirnbinde
stimmt dieser Vogel am besten mit Stücken aus Bogotä überein.
Typische Vögel aus Honduras konnten wir nicht untersuchen, sie
dürften aber kaum verschieden sein, da Bälge aus Guatemala und
Panama (Tocoume und Chiriqui) weder in der Färbung noch in
der Größe von denen des nördlichen Südamerika abweichen.
Auf die individuell außerordentlich variable Breite der weißen
Stirn lassen sich Lokalrassen nicht begründen, ebenso wenig
1) Momotus subrufescens Selster, Rev. Mag. Zool. (2) V, p. 489 (1853.
— Santa Marta).
5. Heft
156 Hellmayr und Seilern:
bietet die Schnabellänge einen brauchbaren Charakter, wie aus
nachstehender Zusammenstellung hervorgeht.
Ein adult aus Guatemala, al. 118; c. 93; r. 391, mm.
Zwei d ad.aus Panama, al.115, 120; c.90; r. 39%,
46 mm.
Ein & ad.aus S. W. Ecuador (Guayaquil), al. 118; c. 92;
r. 431, mm.
Ein 2 ad. aus $. W. Ecuador (Guayaquil), al. 111; c. 90;
r. 37 mm.
Drei © 2 ad. aus N.W. Ecuador (Rio Bogotä), al. 113—114;
c. 87—88; r. 39—43 mm.
Acht alte Vögel aus Bogotä, al. 110—120; c. 84—9; r.
41—44 mm.
Weiteres Material ist erforderlich, um über die geographische
Variation dieser Art Klarheit zu schaffen.
160. Bucco bieinetus (Gould).
Tamatia bicincta Gould, Proc. Zool. Soc. Lond. IV, 1836, p. 80
(Jan. 1837. — ‚Cayenne ?“, errore! wir substituiren Venezuela
als terra typica).
Bucco bicinctus Sclater & Salvin, P. Z. S. 1868, p. 628 (S. Esteban).
Hypnelus bicinctus Cabanis & Heine, Mus. Hein. IV, 1, 1863,
p. 143 (,‚Porto Cabello‘“). -
No. 1, 2.22. 8. Esteban: 19, 21. XII. — Al. 86, 87; c. 81, 83;
r.3l mm.
Diese Bälge stimmen in jeder Hinsicht mit der großen Serie
aus Bermudez und dem Orinokogebiet (S. Pedro am Caura, Ciudad
Bolivar) im Münchener Museum überein.
B.bicinctus ist ein Charaktervogel des nördlichen Venezuela.
Er kommt an der ganzen Nordküste (von Cumanä bis San Esteban),
sowie auf der Insel Margarita vor und verbreitet sich nach
Süden bis an den Orinoko und seinen Nebenfluß, den Caura.
161. Malacoptila aspersa Sel.
Malacoptila aspersa Sclater, Proc. Zool. Soc. Lond. XXI, 1853,
p. 123 (Nov. 1854. — Venezuela, i. e. Caraccas).
M. mystacalis (nee Lafresnaye) Sclater & Salvin, P.Z. S. 1875,
p. 237 (8. Cristobal).
No. 1.2 ad. Las Quiguas (S. Esteban): 22.11.11. — AI. 94;
c.88; r. 26% mm [Mus. München].
„Iris vinaceous red, feet dirty pale greenish grey, maxilla
black, mandible light apple green, with black margins.“
Dr. Sclater, der die unterscheidenden Charaktere dieser Form
zunächst vorzüglich angegeben hatte, erklärte sie später !) für
identisch mit Malacoptila ‚‚panamensis“ und gab der Ver-
mutung Ausdruck, daß der Typus gar nicht aus Venezuela,
1) Monograph of Jacamars and Puff Birds, Part V, 1881, p. 121.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 157
sondern aus Nicaragua gekommen sein möchte. Unser Vogel
stimmt indessen so gut mit Sclater’s Originalbeschreibung überein
und weicht so auffallend von den centralamerikanischen Formen
der M.panamensis ab, daß aie Richtigkeit des ursprünglichen
Fundortes wohl nicht länger bezweifelt werden kann.
M.aspersa hat nach unserer Überzeugung zu M. panamensis
überhaupt keine nahen Beziehungen, sondern gehört in die Ver-
wandtschaft von M.mystacalis (Lafr.)!), aus dem Gebirge von
Colombia, und möchte vielleicht als dessen östlichen Vertreter
zu betrachten sein. Verglichen mit einer Serie aus West-Colombia
(Quellgebiet des San Juan) und Bogotä, ist der von Klages ge-
sammelte Vogel etwas kleiner, mit viel schwächerem Schnabel,
hat schmälere, weiße Stirnbinde, und weicht besonders dadurch
ab, daß die ganze Brust sowie die Bauchseiten in großer Aus-
dehnung mit breiten, regelmäßigen dunkelbraunen Längsstreifen
bedeckt sind. Wie bei M. mystacalis erstreckt sich die zimtrote
Färbung der Kehle über die ganze Brust hinab, und die Wangen-
und Öhrgegend sind einfarbig düster röstlichbraun, ohne die
für M. panamensis und Subspecies charakteristischen hellen Schaft-
striche. Auch die Oberteile des Körpers zeigen dieselbe Nuance
wie bei der columbischen Andenform. Wir halten demnach M.
aspersa für eine gut gekennzeichnete Form, welche M. mystacalis
in den Gebirgszügen des westlichen Venezuela (von Caraccas bis
San Cristobal) vertritt. Von einer ternären Benennung sehen
wir zunächst ab, da die Beziehungen zwischen M. panamensis und
M. mystacalis auch noch der definitiven Klärung bedürfen.
162. Aulacorhamphus suleatus suleatus (Swains.)
Pteroglossus sulcatus Swainson, Quart. Journ. Sci. Litt. and Arts,
IX, p. 267 (1820. — ‚New Spain‘); idem, Zoolog. Illustr.,
I, tab. 44 (Spanish Main). h
Aulacorhamphus sulcatus Cassin, Proc. Acad. N. Sci. Philad. 1867,
p. 118 (Caraccas); Sclater & Salvin, P.Z.S.1868, p. 629
(S. Esteban).
A.erythrognathus (nec Gould) Robinson & Richmond, Proc. U. S.
Mus. XXIV, 1901, p. 170 (S. Julian, Silla de Caraccas).
No. 1, 2. 2 2 ad. Cumbre Chiquita (S. Esteban):: 24. XI.,
2. XII. —Al. 123; e. 117, 120; rostr. 68, 69 mm [Mus. München].
Diese Exemplare repräsentiren den richtigen A. s. sulcatus
und entsprechen in der Schnabelfärbung der Swainson’schen
Abbildung. Sein östlicher Vertreter [im Gebirgsstock von
Bermudez (Cumanä)] ist A. sulcatus erythrognathus Gould ?).
1) Über die Merkmale der Art vergleiche man Hellmayr, Proc. Zool.
Soc. Lond. 1911, Part 4, p. 1197.
2) A.erythrognathus Gould, Ann. Mag. Nat. Hist. (4) XIV, p. 184 (1874.
— Caripe, N. O. Venezuela); Sclater, Cat. B. Brit. Mus. XIX, p. 154,
tab. VII; Sclater & Salvin, P. Z. S. 1875, p. 236 (Caripe).
A. sulcatus (errore) Sclater & Salvin, P. Z. S. 1868, p. 169 (Caripe).
5. Heft
158 Hellmayr und Seilern:
Die Unterschiede der beiden Formen sind im Cat. B. Brit. Museum
(vol. XIX p. 154) unrichtig wiedergegeben und durch einen sinn-
störenden Druckfehler im Schlüssel !) entstellt. In der Gefieder-
färbung sind A. s. suleatus und A. s. erythrognathus ganz identisch,
nur scheint bei ersterem die Unterseite heller, mehr gelblichgrün
zu sein. Dagegen ist die Färbung des Schnabels wesentlich ver-
schieden, wie aus folgender Gegenüberstellung erhellt.
A.s. sulcatus. Oberschnabel lebbaft rotbraun, nur die unter-
halb des Nasenloches liegende Partie der Seitenfläche an den
beiden basalen Dritteln schwarz. Unterschnabel: Kinnwinkel und
äußerste Basis der Seitenfläche (15—20 mm lang) scharf abgesetzt
hellrotbraun, Rest schwarz.
4A. s.erythrognathus. Oberschnabel hornschwärzlich, an der
Seitenfläche nahe dem Culmen in einen dunkelrotbraunen Ton
ziehend, die unterhalb des Nasenlochs liegende, basale Partie der
Seitenfläche hellzimtrot. Unterschnabel: Kinnwinkel und ganze
basale Hälfte hellzimtrot, Endhälfte schwarz.
Die Spitze des Unterschnabels zieht bei beiden Formen meist
in einen hornrötlichen oder braunen Ton.
A.s. sulcatus bewohnt die Küstengebirge des nordwestlichen
Venezuela (Cumbre de Valencia, Silla de Caraccas), während A.s.
erythrognathus nur in den Anden südöstlich von Cumana (Staat
Bermudez) vorkommt.
163. Leucopternis albicollis (Lath.)
Falco albicollis Latham, Ind. Ornith. I p. 36 (1790. — Cayenne).
No. 1. $ ad. Las Quiguas: 27. XII. — AI. 340; c. 198; r.
30 mm [Mus. Seilern].
„Iris brown, feet light orange yellow, bill blue grey at base,
black at tip.“
Nicht verschieden von einem Vogel aus Peru. Dieser Raub-
vogel ist im tropischen Südamerika weit verbreitet.
164. Otus choliba cerueigera (Spix).
[Strix choliba Vieillot, Nouv. Diet. VII p. 39 (1817. — ex Azara
No. 48: Paraguay).]
Strix cerucigera Spix, Av. Bras. I p. 22 tab. IX (1824. — „juxta
flumen Amazonum‘‘).
No. 1. & ad. Las Quiguas: 26. I. — Al. 165; c. 85; r. 22 mm.
No. 2. 2 juv. Las Quiguas: 26.I. — AI.165; c.87; r. 23mm.
„Iris sulphur yellow ( J ad.), brown ( 2 juv.), feet yellowish
white, bill very pale greenish yellow, tip horny whitish.“
Das d ad. (graue Phase) stimmt mit Vögeln aus Merida über-
ein, die wir von Spix’s Typus im Münchener Museum nicht zu
unterscheiden vermögen. Auch in Trinidad kommt diese Form
vor. (fr. Nov. Zool. XIII p. 45.
ı) Dort soll es statt „lower“ stets „upper mandible“ heißen.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 159
165. Columba albilinea albilinea Bonap.
Columba albilinea (ex Gray Ms.) Bonaparte, Consp. Av. II p.51
(Nov. 1854. — „Nova Granada“).
No. 1. & ad. Cumbre de Valencia: 11. I. — Al. 200; c. 140;
r. 21mm [Mus. Seilern].
No. 2. 2. ibidem: 12. I. — Al. 200; c.132; r. 21 mm [Mus. Seilern].
„Lris light vinaceous, inner ring straw yellow, feet straw
yellow, bill dull ochraceous yellow.‘
Das $ ad. unterscheidet sich von unserer Serie aus Colombia
und West-Ecuador durch längeren Schnabel, viel intensiver wein-
rote Färbung auf Oberkopf und Unterseite, sowie durch viel
hellere, trübgraulichweiße (statt schiefergraue) Unterschwanz-
decken. In letzterem Charakter nähert es sich der (©. albilinca
crissalis Salvad., aus Chiriqui und Costa Rica, doch hat diese
Form noch lichteres, rahmweißes Crissum, viel heller weinroten
Oberkopf und erheblich blassere Unterseite.
C. albilinea läßt sich sicher in mehrere geographische Rassen
zerlegen, zu deren Definirung indessen große Serien aus dem ganzen
Verbreitungsgebiete erforderlich sind.
Salvadori und Taczanowski beschreiben das Weibchen als
dem & gleichend, nur matter gefärbt. Das von Mr. Klages er-
beutete Stück hat zwar eine ebenso breite, weiße Nackenbinde
und ebenso starken Bronzeschiller auf dem Vordermantel wie
No. 1, aber die Unterseite ist schmutzig blaßgrau, mit stark bräun-
lich überlaufener Vorderbrust. Vielleicht ist No. 2 ein jüngerer
Vogel.
Obwohl Salvadori!) Venezuela in das Verbreitungsgebiet
der Art nicht einschloß, war sie bereits für dieses Land nachge-
wiesen, denn Goering hatte ein Exemplar in den Anden von M£rida?)
erlegt.
166. Columba subvinacea subvinacea (Lawr.)
Chloroenas subvinacea Lawrence, Ann. Lyc. N. H. IX p. 135
(1868. — Dota, Costa Rica).
Columba subvinacea Salvadori, Cat. B. Brit. Mus. XXI p. 326
(Caraccas).
No.1.& ad. Las Quiguas (S. Esteban): 27. XII. — Al. 167;
c. 137; r. 14mm [Mus. München].
Beim Vergleich mit einem alten Vogel aus Chiriqui vermögen
wir keinerlei nennenswerten Unterschiede festzustellen. Der Ton
des Oberkopfes und der Unterseite ist ganz gleich, auch zeigen
beide Bälge die ganze Innenfahne der Schwingen mit Ausnahme
der äußersten Spitze lebhaft zimtröstlichbraun gefärbt, was eines
der charakteristischen Merkmale der Species Ü'. subvinacea aus-
macht, und der Schwanz ist dunkel schokoladebraun. Der Vene-
zuela-vogel scheint nur etwas lebhafter zimtbraunen Rücken zu
1) Cat. B. Brit. Mus. XXI, p. 295.
2) C. albilineata Selater & Salvin, P. Z. S. 1875, p- 235.
5. Heft
160 Hellmayr und Seilern:
besitzen, was aber in einer Serie wohl verschwinden dürfte.
Drei Vögel aus N. W. Ecuador stimmen in der Färbung zwar
vollständig überein, sind aber so viel kleiner (al. $ 150, 2 146;
c. & 127, 2 115 mm), daß die Abtrennung der Form (. subvinacea
berlepschi Hart.!) durchaus gerechtfertigt ist.
C. purpureotincta Ridgw. (2) ist, trotz oberflächlicher Ähnlich-
keit, mit CO. subvinacea nicht zu verwechseln. Sie hat kürzeren,
dicken Schnabel, sepiabraune (nicht zimtbraune) Oberteile, ein-
farbig dunkelbraune Innenfahne der Schwingen, ohne Zimt-
farbe etc.
Salvadori führte schon ein Exemplar der Ü. subvinacea aus
Caraccas (Dyson) auf. Diese Taube scheint sich somit von Costa
Rica durch das nördliche Colombia bis auf die Gebirge des west-
lichen Venezuela zu verbreiten. Im Santa Marta-Distrikt ist sie
bisher allerdings noch nicht gefunden worden.
167. Leptotila verreauxi Bonap.
Leptoptila verreauxi Bonaparte, Consp. Av. II p.73 (1854. —
„Nova Granata‘); Salvadori, Cat. B. Brit. Mus. XXI p. 548
(Puerto Cabello).
No. 1. & ad. Cumbre Chiquita (San Esteban): 20. XI. — Al. 138;
c. 108; r. 16!/;, mm [Mus. München].
In Größe und Färbung identisch mit Exemplaren von Marga-
rita und Caicara (Orinokce R.). Obwohl die von Richmond für
L. insularis (?) angegebenen Merkmale sich nicht als zutreffend
erwiesen, könnte der Name doch für die venezuelanische Form
in Anwendung kommen, wenn constante Unterschiede gegenüber
der typischen L. verreauxi, aus Bogotä, festgestellt würden. Cfr.
Berlepsch & Hartert, Nov. Zool. IX p.118, und Hellmayr, 1.c.
XIII p. 47.
168. Geotrygon linearis venezuelensis Salvad.
[Columbigallina linearis F. Prevostin: Knip, Les Pigeons II p. 104,
tab. 55) (1838—1843. — Santa Fe de Bogotä.)]
Geotrygon venezuelensis Salvadori, Cat. B. Brit. Mus. XXI p. 581
(1893. — Merida, W. Venezuela).
@. linearis (errore) Heine & Reichenow, Nomencel. Mus. Hein. p. 285
(,, Porto Cabello‘ )?).
No. 1—5.& d& ad. &imm. Cumbre de Valencia: 11.1.,8,13.X.,
10. XI., 30. XII. — Al. 150—160; c. 103—112; r. 15%—17 mm.
‚Iris straw yellow, eyelid carmine, feet lake red, bill black.‘
!) Nov. Zool. V, p. 504 (1898. — Paramba, N. W. Ecuador).
2) Proc. U. S. Mus. X, 1887, p. 594 (1888. — Dun, Brit. Guiana).
®?) Proc. U. S. Mus. XVIII, 1895, p. 659 (1896. — Margarita Isl.).
4) Auf der Tafel: ‚Columba linearis‘“.
°) Dieser Fundort ist zweifellos ungenau. @. !. venezuelensis ist ein
Bergbewohner und kommt in der heißen Küstenregion von Porto Cabello
sicher niemals vor.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 161
Die Serie stimmt vollständig mit zwei topotypischen Vögeln
aus Mörida (Bricefio coll.) im Münchener Zoologischen Museum
überein. Bei allen ist die Grundfarbe des Rückens dunkel röstlich-
braun oder rötlich sepiabraun, die der Oberflügeldecken heller,
mehr zimtbraun.
Was die Färbung des Hinterkopfes anbetrifft, so sind bei
drei Exemplaren aus der Cumbre nur die Seiten aschgrau, wäh-
rend die Mitte mehr oder minder weinrötlich überlaufen er-
scheint. Zwei Stücke jedoch zeigen ganz aschgrauen Hinter-
kopf, mit bronzegrünlichem Anflug in der mittleren Partie. Die-
selbe Variabilität hat Mr. Bangs!) bei der Santa Marta-Form,
G. linearis infusca Bangs festgestellt.
Leider liegen uns Exemplare aus Colombia nicht vor, so daß
wir über die Validität der Venezuela-form kein selbständiges Urteil
zu fällen vermögen.
169. Odontophorus eolumbianus Gould.
Odontophorus columbianus Gould, Proc. Zool. Soc. Lond. XVII,
1850, p. 94 (März 1851. — Caraccas, typ. in Mus. Leyden).
No. 1. 2 ad Cumbre de Valencia: 24. XII. 09. — Al. 140; c. 60
r. 23mm [Mus. München].
Ein ausgefärbtes Exemplar dieser seltenen Art, die sich von
O. strophium Gould, aus Colombia, hauptsächlich durch die weiße
(statt schwarze) Kehle unterscheidet. Nur das Kinn, die Bart-
gegend und die Kehlseiten tragen eine Reihe schwarzer Flecke
oder Binden. Möglicherweise sind die beiden Arten nur sub-
specifisch zu trennen. O. columbianus ist bisher nur als Bewohner
der Gebirge des nordwestlichen Venezuela (Silla de Caraccas,
Cumbre de Valencia) bekannt.
170. Penelope argyrotis (Bonap.)
Pipile argyrotis Bonaparte, Compt. Rend. Acad. Sci. Paris XLII,
p- 875 (1856. — Caraccas (?)).
No. 1. 2 ad. Cumbre de Valencia: 11.1. 11. — Al. 275; ce. 270;
r. 27mm [Mus. München].
‚Iris brown, feet lake red, bill black; bare skin on throat light
red, on sides of head black.“
Kinn, Kehle und eine breite Partie ums Auge sind nackt
und tragen nur vereinzelte, haar- oder borstenartige Gebilde.
Das auffallendste Kennzeichen dieser Art, wodurch sie sich von
allen übrigen Gattungsmitgliedern unterscheidet, ist die blaß-
rostfarbige, terminale Binde der Schwanzfedern. Die schopf-
förmig verlängerten Scheitel- sowie die Nackenfedern sind ein-
farbig bronzebraun, dagegen zeigen die Federn der Stirn, des
Mantels und die Oberflügeldecken deutliche, weiße Seitenränder.
1) Proc. New Engl. Zoöl. Cl. I, p. 108 (1900. — Chirus, Santa Marta).
2) Siehe Sclater & Salvin, P.Z.S. 1870, p. 528.
hiv für Nat hicht
Archiv yon ichte 11 5. Heft
162 Hellmayr und Seilern:
Das Supereilium und der breite Federstreif, der die dunkelgefärbte
nackte Augengegend von der Kehlhaut trennt, sind auffallend
silberweiß.
P. argyrotis scheint ausschließlich die venezuelanischen
Küstengebirge (Silla de Caraccas und Cumbre de Valencia) zu
bewohnen!),. In Sammlungen ist sie noch außerordentlich
selten.
171. Nothocereus bonapartei bonapartei (G. R. Gray.)
Tinamus bonapartei G.R. Gray, List Spec. Birds. Brit. Mus.,
V, Gallinae p. 97 (1867. — Aragua, N. W. Venezuela).
No. 1. 2 ad. Cumbre de Valencia: 11. I. 11. — Al. 210; r. 29 mm
[Mus. München].
„Iris brown, feet light lead grey; maxilla black, mandible
horny white at base, deepening to dark yellow on subterminal
portion, tip dark grey.“
Dieser Vogel, der als topotypisch anzusehen ist, unterscheidet
sich von N. bonapartei intercedens Nalvad.?), aus der Küsten-
cordillere von Colombia, durch lebhaft zimtröstliche (statt röstlich-
weiße) Kehle, lebhafter rostrotbraunen (statt düster kastanien-
braunen) Vorderhals, und wesentlich hellere, olivenbraune (statt
dunkel kastanienrotbraune) Grundfarbe der Oberseite. Der ganze
Rücken (bis an die Nackengrenze hinauf) ist bedeckt mit zahl-
reichen, kleinen weißen Fleckchen, wogegen bei unserem Exemplar
des N.b.intercedens, aus Pueblo Rico ?), nur Hinterrücken und
Oberschwanzdecken solche Abzeichen aufweisen. [Die Ober-
flügeldecken sind natürlich bei beiden Arten dicht rostgelblich
gebändert und gefleckt.] In der Färbung der großen Unterflügel-
decken und der Unterseite der Schwingen finden wir keinen
nennenswerten Unterschied. Bei beiden sind sie auf blaßrost-
farbigem Grunde graubraun gebändert, doch scheinen bei N.b.
intercedens die rostfarbigen Binden etwas lebhafter und breiter
zu sein. Die Abweichungen der Bogotä-bälge, welche Salvadori
erwähnte, dürften daher kaum von Bedeutung sein.
N.bonapartei, N.intercedens und N. frantzii (Lawr.) bilden
eine natürliche Gruppe, vertreten einander geographisch, und
sind daher richtiger ternär zu benennen.
N. b. bonapartei verbreitet sich von den Gebirgen des westlichen
Venezuela (Aragua, Carabobo) bis in die östliche Andenkette
von Colombia (Bogotä).
1) Grant (Cat. B. Brit. Mus. XXII, p. 502) stellt zu dieser Art auch
zwei Vögel aus West-Ecuador (San Lucas), die nach seinen Bemerkungen
sehr verschieden zu sein scheinen und wohl sicher einer anderen Form an-
gehören. In Nord Colombia (Santa Marta) wird sie durch P. colombiana
Todd (Ann. Carnegie Mus. VIII, No. 2, 1912, p. 213) vertreten.
2) N. intercedens Salvadori, Cat. B. Brit. Mus. XX VII, p. 513 (1895. —
Frontino, W. Colombia).
®) Siehe Hellmayr, P.Z.S. 1911, p. 1208.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela. 163
172. Crypturus soui soui (Herm.)
Tinamus Soui Hermann, Tab. Affin. Anim. p. 165 (1783. — ex
D’Aubenton, Pl. enl. 829: Cayenne).
No. 1, 2.8 ad., d juv. Las Quiguas: 31.1., 29. XII. — Al. 125;
r. 17, 18mm.
No. 3, 4. 9 2 ad. Las Quiguas: 26.1., 20.II. — Al.133, 135;
r..20, 21 mm.
„Iris dull yellowish white, feet light olive; maxilla dark
grey, slightly shaded with green, mandible dull horny white, tip
clouded with grey.“
Diese Art zeigt einen auffallenden Geschlechtsunterschied
in der Färbung, der bisher übersehen worden zu sein scheint.
Bei den Weibchen sind Rücken, Oberschwanz- und -flügeldecken
intensiv rotbraun, die Kehle mit Ausnahme des Kinn stark rost-
farbig überlaufen, und die übrige Unterseite lebhaft zimtrot-
braun, am, dunkelsten auf der Vorderbrust. Bei den $ 3 dagegen
sind die Oberteile düster olivenbraun, die Kehle reinweiß, und
der Unterkörper matt rahmröstlichbraun. Der junge Vogel besitzt
auf den Flügeldecken zahlreiche, rahmgelbliche Spitzenflecken,
die meist von einem subterminalen, schwärzlichen Fleck gefolgt
sind.
Typische Vögel aus Cayenne liegen uns leider nicht vor.
Alte & & von Rio Madeira (S. Isabel) sind, verglichen mit denen
aus Venezuela, oberseits viel mehr rotbraun (obwohl lange nicht
so intensiv wie venezuelanische © 9) und auf der Unterseite viel
reiner und lebhafter ockerröstlichgelb. Die unterscheidbaren
geographischen Formen des C. soui lassen sich nur an der Hand
eines viel größeren Materials feststellen, als uns zur Verfügung
steht !).
Im Anschluß an die Bearbeitung der Ausbeute des Mr. S.M.
Klages halten wir eine Zusammenstellung jener Arten für zweck-
mäßig, die von anderen Sammlern im Bezirke der Cumbre de
Valencia erbeutet wurden, sich jedoch den Nachforschungen unseres
Reisenden entzogen haben. Da wir nur wenig Zeit auf die Com-
pilation der Liste verwenden konnten, mag uns immerhin die eine
oder andere in der Literatur für unser Gebiet verzeichnete Art
entgangen sein, doch glauben wir nicht, daß diese Auslassungen
sehr zahlreich sein dürften. Berücksichtigt wurden nur solche
Arten, deren Vorkommen durch vorhandene Belegstücke ein-
wandsfrei sicher gestellt ist. Auf die Unzuverlässigkeit der Fund-
ortsangabe ‚‚Puerto Cabello‘‘ an älteren Sammlungsobjekten
haben wir bereits in der Einleitung hingewiesen. Hinter dem
Fundort findet sich in Klammern () der Name des Sammlers mit
dem abgekürzten Hinweis auf die Literaturstelle.
1) Über die zentralamerikanischen Rassen vergleiche man die Aus-
führungen Carriker’s in „Annals of the Carnegie Museum‘ VI, p. 378—380.
11* 5. Heft
164 Hellmayr und Seilern:
„Goering 1868“ und ‚1869‘ bezieht sich auf die Arbeiten
der Herren Sclater & Salvin in den Proc. Zool. Soc. Lond. für 1868,
p. 626--632, und 1869, p. 250—254. Für die von A. Starke und
E. Peters gesammelten Arten befinden sich Belegexemplare im
Museum H.v. Berlepsch (citirt als „Mus. H. v. B.“).
173. Donacobius atricapillus (Linn.) S.Esteban (Starke;
ein juv.in Mus. H.v. B.).
174. Euphonia laniirostris crassirostris (Scl.) S. Esteban
(Goering)!).
175. Thraupis palmarum melanoptera (Scl) S. Esteban
(Goering) [1868, p. 627] ?).
176. O'yanocompsa cyanea minor Cab. S.Esteban (Peters;
ein d ad.in Mus. H. v. B.).
177. Oryzoborus crassirostris (Gm.) 8. Esteban (Goering) °).
178. Sporophila minuta minuta (Linn.) S. Esteban (Goering,
1868 p. 627); ibidem (4 $ d ad. ex Peters und Starke
in Mus. H. v. B.).
179. Molothrus bonariensis venezuelensis Stone. Puerto Cabello
(Peters & Starke; 45 & ad., 12 in Mus. H.v.B.).
180. Sayornis cineracea cineracea (Lafr.) S. Esteban (Goering,
1868, p. 628).
181. Lophotriccus sgquamaecrista squamaecrista (Lafr.) Cumbre
de Valencia (Goering, 1868, p. 628; ein adult im
Brit. Mus.).
182. Orchilus ecaudatus (Lafr. & D’Orb.) S. Esteban (Goering,
1868, p. 628).
183. Capsiempis flaveola flaveola (Licht.) S. Esteban (Starke;
ein ad.in Mus. H. v. B.).
184. Microiriccus brunneicapillus (Lawr.) S. Esteban (Starke;
9 ad.in Mus. H.v. B.).
185. Zlaenia flavogaster flavogaster (Thunb.) S. Esteban
(Goering, 1868, p. 628); Puerto Cabello (Starke; ein
ad.in Mus. H. v. B.).
186. Elaenia viridicata delicata Berl. *). S. Esteban (Goering °)
ein d ad. im Brit. Mus.); ibidem (Starke; ein av. imm.
in Mus. H. v. B.).
1) E. violacea (errore) Sclater & Salvin, P. Z. S. 1868, p. 627. — E.
laniirostris (errore) Sclater, Cat. B. Brit. Mus. XZ, p. 76 (spec. f’: djr..
S. Esteban).
2) Rhamphocoelus dimidiatus ist in P. Z. S. 1868, p. 627 für S. Esteban
aufgeführt, jedoch im Cat. B. Brit. Mus. XI, p. 172 von diesem Fundort
nicht verzeichnet. Vielleicht war die erstmalige Bestimmung irrtümlich;
denn unseres Wissens ist die Art seither nicht mehr in den venezuelanischen
Küstengebirgen angetroffen worden.
3) = O. melas Sclater & Salvin, P. Z. S. 1869, p. 252, 253 (ein Z ad.
im Brit. Mus.).
4) Ornis XIV, 430 (Feb. 1907. — Bahia).
5) = Elainea a Sclater & Salvin, P. Z. S. 1868, p. 628, 631.
187.
1883.
189.
190.
191.
192.
193.
194.
195.
1%.
197.
198.
199.
200.
201.
202.
203.
204.
Beiträge zur Ornithologie von Venezuela, 165
Myiozetetes cayanensis rufipennis Lawr. S. Esteban
(Goering!); Umgebung von Puerto Cabello (Starke;
adult in Mus. H. v. B.).
Empidochanes fuscatus cabanisi (Leot.) S. Esteban
(Goering?), 1 8 ad. in Brit. Mus.); ibidem (Starke;
1 Q ad.in Mus. H.v. B.).
Myiarchus tyrannulus tyrannulus (P. L. S. Müll.) S.
Esteban (Starke; Mus. H. v.B.).
M yiarchus ferox venezuelensis Lawr. S. Esteban (Goering,
1868, p. 628).
Procnias variegata (Gm). S. Esteban (Goering 1868,
p. 628, 1869, p. 251: „common in April and May
about San Esteban‘‘).
Dendroplex picirostris (Lafr.) S. Esteban (Goering, 1868,
p- 627).
Phoethornis striigularis striigularis Gould. S. Esteban
(Simon ?).
Agyriria Jimbriata terpna Heine. S. Esteban (Ein ad.
in Mus. Simon ®).
Chloronerpes zanthochlorus Scl. & Salv. S. Esteban
(Peters; 15 ad., 4. April 1890, in Mus. H.v.B.).
Veniliornis kirkii continentalis Hellm.5). S. Esteban
(Goering, 1868, p. 629; 2 in Mas. Brit.).
Campephilus melanoleucos (Gm.) S. Esteban (Goering;
d ad.in Mus. Brit.) ®)
Ceryle americana americana (Gm.). 8. Esteban (Goering,
1868, p. 628).
Ramphastos ambiguus abbreviatus Cab. Guataparo
(Goering) °)..
Pteroglossus torquatus nuchalis Cab. ‚Puerto Cabello“
(Goering; 1 & ad.in Brit. Mus.).
Dromococcyx phasianellus (Spix). S. Esteban (Starke;
ljuv.in Mus. H.v. B.).
Conurus aeruginosus aeruginosus (Linn.) S. Esteban
(Goering, 1868, p. 629).
Micrastur guerilla zonothorax (Cab.) Cumbre de Valencia
(Goering, 1869, p. 252).
Spizaetus ornatus (Daud.) 8. Esteban (Goering, 1868,
p. 629).
1) = Myivozetetes cayennensis üdem, 1. c. p. 628.
?) = Empidonaz olivus (errore) iidem, 1. c. p. 628. — Empidochanes
arenaceus Selater, Cat. B. Brit. Mus. XIV, p. 217 (specimen e: & ad. ex
S. Esteban.)
83) M&m. Soc. Zool. France II, p. 219.
-1.. cyP-,.294,
°) Nov. Zool. XIII, p. 39 (1906. — Caripe, N.O. Venezuela).
6) (?) =C. malherbü Selater & Salvin, P. Z. S. 1868, p. 629.
?) = Ramphastus ambiguus iidem, 1. c. 1869, p. 252.
5. Heft
166 Hellmayr und Seilern: Beiträge zur Ornithologie von Venezuela.
205.
206.
207.
208.
209.
210.
211.
Herpetotheres cachinnans (Linn.) S. Esteban (Goering,
l. ec. p. 629).
Leptodon palliatus (Temm.) !). S$. Esteban (Goering,
l. c. p. 629).
‚Falco rufigularis Daud. S. Esteban (Goering, 1869,
p. 252).
Falco deiroleucus Temm. S. Esteban (Goering, 1868,
p- 629).
Glaucidium brasilianum phalaenoides (Daud.) S. Esteban
(Goering, 1. c. p. 629).
Columbina rufipennis (G. R. Gray). S. Esteban (Goering,
l. c. p. 629).
Tinamus tao Temm. S. Esteban (Goering; 1 & ad. im
Brit. Mus.) ?).
1) Siehe P. Z.S. 1911, p. 1204—5.
2) Cfr. Nov. Zool. XVII, 1910, p. 418—419.
Beiträge zur Kenntnis der Reptilien und
Amphibien Griechenlands.
Von
F. Werner.
Wenngleich elf Jahre verflossen sind, seit ich meine Reise
nach Griechenland ausführte, über die ich im ‚„Zoologischen
Garten‘ (XLIII, 1902) einen kleinen Bericht veröffentlichte, und
auch manches, was damals noch als neu oder wenig bekannt gelten
durfte, durch gute Beschreibungen und Abbildungen von seiten
anderer Forscher meist besser bekannt gemacht wurde, als ich
dies zu tun imstande gewesen wäre, so halte ich es dennoch nicht
für überflüssig, diese kleine Mitteilung im wesentlichen so, wie
ich sie im Jahre 1902 niederschrieb, zu veröffentlichen, da
nicht nur viele Fundortsangaben von Interesse sein dürften,
namentlich solche, die sich auf spezifisch griechische Arten
(Lacerta graeca, peloponnesiaca, Ophiomorus) oder Unterarten (L.
jonica, livadhiaca) beziehen, sondern auch die Beschreibung dieser
selbst nach gut erhaltenen Exemplaren sich jedenfalls als nützlich
erweisen wird. Man darf ja nicht glauben, daß die herpetologische
Fauna Griechenlands schon ausreichend erforscht ist, und was
Mittel- und Nordgriechenland anbelangt, sowie die Lacertiden der
muralis-Gruppe auf den Cycladen, sind wir noch weit von einer
befriedigenden Kenntnis entfernt. Seit Bedriagas wichtiger
Arbeit über die Reptilien und Amphibien Griechenlands (Bull.
Soc. Imp. Nat. Moscou, LVI, 1881) sind nachstehende kleinere
und größere Arbeiten über diesen Gegenstand erschienen:
Boettger, Verzeichnis der von Herrn E. v. Oertzen aus
Griechenland, und aus Kleinasien mitgebrachten Batrachier
und Reptilien. (Sitz.-Ber. Kgl. Preuss. Akad. d. Wiss.
Berlin 1888.)
— Herpetologische Miscellen (Ber. Senckenberg Ges. 1889).
Reptilien von Euboea (Zoolog. Anzeiger XIV 1891).
Werner, Beiträge zur Kenntnis der Reptilien- und Ba-
trachierfauna der Balkanhalbinsel (Wissenschaftliche Mit-
teilungen aus Bosnien und der Hercegowina, Bd. VI
1899) = Mitt.
— Die Reptilien und Batrachier der jonischen Inseln. (Ver-
handlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft
in Wien, 1894, Bd. 44) = Verh.
5. Heft
168 F. Werner:
Lorenz Müller, Eine herpetologische Exkursion in den
Taygetos. (Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde,
XIX, 1908).
Martin Holtz, Das Reptilienleben Griechenlands. (Natur
und Haus, XV, 1902-3.)
Nebst mehreren Arbeiten über einzelne hier in Betracht kommende
Arten von Boulenger, Lehrs, Mehely, Müller,
Werner, ua
I. Testudinata.
Clemmys caspica Gmel.
Bedriaga, Amphib. Reptil. Griechenlands, p. 186.—
Werner, Rept. Batr. jon. Ins. (Verh. Zool.-bot. Ges.
Wien, 1894, p. 226).
Nur bei Sparta (22. IV.) in einem kleinen Tümpel gefunden.
Plastron schwarzbraun, seitlich ins Gelbbraune spielend, Brücke
schwarz mit einer gelblichen Längslinie, die über die Margi-
nalia zieht.
In Griechenland auf dem Festlande, den jonischen (Corfu,
Sta. Maura, Kephallonia, Zante) und ägäischen Inseln (Milo,
Mykonos, Syra, Tinos, Siphnos, Seriphos; Andros, Naxos, Amorgos;
Euboea) verbreitet und häufig.
Testudo graeca L.
Siebenrock, Zoolog. Anz., XXX, 1906, p. 847 und
Zool. Jahrb., Suppl. X, 1909, p.542. — Werner,
Verh. p. 226.
Olympia (13. IV.); Kerasia, Lakonien (21. IV.) Sparta (22.
IV.); außerdem von Korfu, Nision (Messenien), Kekropia (Akar-
nanien).. Die älteren Angaben vor Bedriaga sind un-
zuverlässig.
Testudo marginata Schpff.
Siebenrock, Zool. Anz., XXX, 1906, p. 847 und Zool.
Jahrb., Suppl. X, 1909, p. 539. — Bedriaga, p.183.
Hymettos (17. IV.), Tripolitsa, Arkadien (20. IV.); Taygetos,
zwischen Ladhä und Tripy (24. IV.); sehr häufig auf Akrokorinth
(19. IV.). Bedriaga erwähnt sie von Pentelikon und von
Nauplia, Müller von Anastasowa im Taygetos.
Ich glaube nicht, daß 7. marginata weit nördlich über den
Peloponnes hinausgeht. Attika dürfte wohl die Nerdgrenze der
. Art bereits nahe liegen. Die Fundorte ‚„Prevesa‘“ und ‚Kephal-
lonia““ sind vorläufig mit Reserve aufzunehmen; freilebend hat
wohl noch niemand marginata im Gebiete des Jonischen Meeres
angetroffen.
II. Lacertilia.
1. Geekonidae.
1. Tarentola mauritanica UL.
Werner, Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, 1894, p. 227.
Beiträge zur Kenntnis der Reptilien u. Amphibien Griechenlands. 169
Ich fand diese von mir im Jahre 1894 auf Ithaka, Kephallonia
und Zante angetroffene Art auf dem Telegraphenhügel bei Argos-
toli auf Kephallonia (11. IV.) und beobachtete sie auch auf den
Felsen der Lagune Koutavos ebenda. Auf dem Festlande Griechen-
lands fehlt die Art vollständig. Sie ist jedenfalls auf den jonischen
Inseln ebenso durch den Schiffsverkehr aus Nordafrika ein-
geschleppt, wie auf Lesima, in Italien, Südfrankreich, Spanien
und Sardinien, wohl auch auf Kreta.
2. Hemidactylus turcicus L.
Werner, Wiss. Mitt. Bosn. Herceg., VI, 1899, p. 832.
Von mir in Griechenland nicht gefunden. Holtz fand
die Art bei Kambos im Taygetos, Reiser auf Cerigo.
3. G@ymnodactylus Kotschyi Steindachner.
Diese Art habe ich diesmal auch nicht angetroffen.
Holtz fand bei Kambos nur ein Exemplar. Sonst, d.h. außer
dem Taygetos, ist sie noch aus Griechenland von Kephallonia (leg.
Werner 1894; l.c. p. 228), von Akarnanien (leg. Krüper),
Tatoi und Petali-Inseln (leg. Münter), Milos, Mykonos, Tinos,
Syra (leg. Bedriaga), Andros und Naxos (leg. Oertzen)
Delos (leg. Ebner) bekannt; neuerdings von Herrn Dr.
OÖ. Storch in mehreren Exemplaren aus Cerigo mitgebracht.
2. Anguidae.
1. Anguis fragilis L.
Werner, Verh. Zool.-bot. Ges., 1894, p. 232; Wiss. Mitt.
Bosn. Here., VI., 1899, p. 832.
Von Holtz bei Kambos nicht selten gefunden, von mir bei
Agios Georgios auf Kephallonia (9. IV.)
3. Lacertidae.
1. Lacerta viridis Laur.
Von Holtz bei Kambos in zwei 2 Exemplaren gefunden.
Der Umstand, daß an so vielen Orten der Balkanhalbinsel und
Kleinasiens L. viridis und major unvermischt nebeneinander leben,
die Verschiedenheit der Färbung ihrer Jungen zusammen mit den
konstanten Unterschieden in der Färbung der erwachsenen Tiere
läßt es als nicht länger ratsam erscheinen, letztere Form als bloße
Varietät der Smaragdeidechse zu belassen. Wer die L. major
kennt, wird sie niemals mit viridis verwechseln. Freilich ist es
nicbt leicht, außer den Färbungsunterschieden noch irgendeinen
anzugeben, der für sich allein absolut sicher beide Formen trennt;
auch unter den von Boulenger angegebenen Merkmalen be-
findet sich kein einziges. Wenn wir aber nur zwei der wichtigsten
Unterschiede, d.i. die Zahl der Schläfenschilder und die Zahl der
Ventralen-Längsreihen des Rumpfes, kombinieren, so ist kein
Zweifel mehr möglich; soweit mein Material reichte, habe ich
nie ein Exemplar mit major-Färbung mit beiden Schuppen-
charakteren der viridis gefunden. DieZahl der Schuppenlängsreihen
5. Heft
170 F. Werner:
(inkl. Ventralen) beträgt bei viridis 50—58 (Ventralen 6, selten 8),
bei major 50—62 (Ventralen 8, selten 6 oder 10); die Zahl der
Schläfenschilder (exkl. der großen Temporalia am Außenrande
des Parietale und des Tympanicum, aber mit Einschluß auch der
kleinen Schläfenschuppen) bei viridis 8—24 (selten bis 32), bei major
30—46 (selten 23—28). RBechnet man noch dazu, daß die Körner-
schuppen zwischen Supraocularen und Supraciliaren bei major, immer
eine zusammenhängende Reihe bilden, so wird man ohne Schwierig-
keit bei Berücksichtigung der in erster Linie wichtigen Färbung die
Unterscheidung treffen können. Wo immer beide Arten zusammen
vorkommen, sind die erwachsenen d d von viridis durch die
blaue oder wenigstens bläuliche, die 2 2 durch bläuliche oder
weiße Kehle, die sich deutlich von der gelben Bauchfärbung ab-
hebt, sofort von der major mit einfarbig gelber, an der Kehle
höchstens gelbgrüner Unterseite zu unterscheiden. Große Flecken
auf der Oberseite kommen bei major niemals vor, ebensawenig
helle Flecken auf der Oberseite des Kopfes, die beim & der viridis
so regelmäßig auftreten; ebensowenig ist jemals das Q auf der
Oberseite des Kopfes einfarbig braun; auch der Schwanz ist bei
der erwachsenen major, auch beim 9, niemals braun. Die major
ist außerordentlich wenig variabel; von Zara, dem nördlichsten
Punkt ihrer Verbreitung, bis zum Taygetos und bis ins Innere
von Kleinasien und bis Syrien bleibt sich ihre Tracht immer
gleich. Die Färbung der Oberseite ist ein Spangrün oder ein
ausgesprochenes Gelb; auf dieser Grünfärbung sieht man den
Kopf durch zahllose schwarze Schnörkel, die ein Netzwerk oder
eine dendritische Zeichnung bilden können, geschmückt, während
Rücken, Beine und Schwanz dicht mit dunklen (braunen bis
schwarzen) Punkten übersäet sind, die mit der gelben Grund-
farbe den Eindruck von Grün hervorbringen, manchmal aber
den Eindruck von Gelb nicht verwischen können. Gewöhnlich
hat fast jede Schuppe einen schwarzen Punkt, an der Basis, an
der Spitze oder auf einer Seite des Mittelkiels; ganz dunkle
Schuppen sind weit seltener als ganz helle. Auf dem Schwanz
sind die Flecken größer, aber weniger dicht, entsprechend der
größeren Oberfläche der Caudalschuppen. Das 2 ist entweder
ganz so gezeichnet wie das $ oder mit vier bis fünf weißlichen,
undeutlich dunkler geränderten Linien geziert. Diese Linien
treten in der Regel viel weniger hervor als bei viridis; die mediane,
vom Oceipitale ausgehende, kommt bei der viridis niemals vor,
dagegen bei strigata, die mit major, namentlich in den Jugend-
zuständen, oft verwechselt und deshalb für Dalmatien und West-
Kleinasien angeführt wird, was ganz falsch ist. Die beiden dorso-
lateralen Längslinien, von der Außenecke des Parietale aus-
gehend, entsprechen denen der weiblichen viridis, die beiden
lateromarginalen, vom Augen-Unterrand (Suboculare) ausgehend,
ebenfalls den an gleicher Stelle gelegenen der viridis; sie können
aber bei den major- 2 sich zu einer Fleckenreihe auflösen, deren
ee ee rn
Beiträge zur Kenntnis der Reptilien u. Amphibien Griechenlands. 171
vorderste Flecken sich vergrößern und grünliche oder bläulich-
weiße Ocellen bilden können. Während die Jungen der L. viridis
niemals Jängsgestreift sind, sondern in der Regel höchstens zwei
Längsreihen weißer Flecken tragen, kommen bei L. major längs-
streifige Junge sehr häufig vor, und’ zwar mit drei dorsalen, bläu-
lich- oder gelblichweißen, scharf begrenzten Längslinien und je
einer Längsreihe weißer Flecken jederseits, auf ziemlich dunkel-
olivengrünem Grunde. Es finden sich aber auch einfarbige oder
wenig weißgefleckte, grüne Junge, von denen ich vermute, daß
esjunge d d sind.
Das Vorkommen der typischen Lacerta viridis im Peloponnes
hat eine Parallele in dem der typischen Lacerta muralis daselbst.
Die beiden Lacerten bilden anscheinend den Rest einer einstmals
über dieganze Balkanhalbinsel verbreiteten, aber jetzt fast nur mehr
mitteleuropäischen, auf der Balkanhalbinsel auf die Gebirgsgegenden
beschränkten Reptilienfauna, zu der noch die Blindschleiche
zu rechnen ist und dem aus der Batrachierfauna noch Feuer-
salamander und Erdkröte zu vergleichen wäre.
2. Lacerta major Blngr. (vergl. auch die Bemerkungen zu ZL.
viridis).
Werner, S8S.-B. Ak. Wiss. Wien, CXI, 1902, p. 1071.
Ich fing ein 2 auf Korfu, Junge auf Kephallonia, bei Patras,
Sparta und Ladhä im Taygetos, hier auch ein großes $; Herr
Holtz brachte sie von Kambos mit. — Auf Cerigo ist diese Art
anscheinend die einzige Lacerta und wurde von Dr. Storchin
zahlreichen Exemplaren von dort mitgebracht. Die nördliche
Verbreitungsgrenze dieser Art, soweit sie bis jetzt be-
kanntist, zieht von Zara westlich von den Dinarischen Alpen
bis zum Narentatal, biegt hier bei Mostar in die Hercegowina
hinein, dann weiter über Stola®, Ljubinje, Trebinje, Niksie£,
Cetinje bis Budua und bis Skutari, wo A. Klaptocz sie nach-
wies. Von da ab ist über das Vorkommen der Art absolut nichts
bekannt bis nach Prevesa im Epirus, woher Boettger sie
erwähnt. Jedenfalls kommt sie von hier ab durch ganz Griechen-
land vor, denn ich kenne sie von Kryoneri in Akarnanien, von
Patras, Ladhä und Kambos im Taygetos, von Sparta und Athen,
Cerigo und Kreta. Von hier ab ist wieder eine große Lücke
in unseren Kenntnissen, die bis Konstantinopel reicht. Den
Balkan überschreitet sie sicher nicht, Konstantinopel ist aber
der nördlichste bekannte Fundort im Osten der Balkanhalbinsel.
In Kleinasien bewohnt sie den Westen und die zentrale Steppe,
meidet aber das pontische Gebirge und Küstengebiet und ist
jedenfalls auch im cilieischen Taurus nicht häufig. Die aus Syrien
angegebene strigata gehört, wie das Material meiner Sammlung
beweist, ebenfalls zur major. Außerdem bewohnt sie von Brazza
an nach Süden und Osten fast alle größeren Inseln des adriatischen
(nicht Lissa, Lagosta, Meleda), jonischen, mittelländischen und
ägäischen Meeres.
> Het
172 F. Werner:
Lacerta major erreicht die Länge der algerischen L. pater
(50cm und darüber), übertrifft also L. viridis ganz erheblich an
Größe. Das & besitzt einen größeren und dickeren Kopf als
das 2, und der Kopf ist im Umriß, von oben gesehen,
deutlich birnförmig, da die Schnauzenkante deutlich konkav,
die Backengegend stark konvex ist, während die Ansicht des
viridis-Kopfes von oben mehr einem gleichschenkligen Dreieck
gleichkommt.
Wie es nach den vorangegangenen Bemerkungen leicht sein
dürfte, Z. major von viridis zu unterscheiden, so ist es auch leicht,
sie von der kaukasisch-transkaspisch-persischen L. strigata Eichw.
abzugrenzen. Auch hier sind die '‘Schläfentafeln, die bei strigata
viel größer als bei major sind, gut zur Unterscheidung zu ge-
brauchen. In der Form des Kopfes, im Körperbau und in Färbung
und Zeichnung erinnert diese Form ebensowohl an die viridis
typica als an die agılis exigua. Es scheint mir höchst wahrschein-
lich, daß die Urheimat der agilis-viridis-Gruppe in Westasien ist.
Hier würden sich von einer Form, die zwischen strigata und exigua
steht (solehe Formen dürfte es sogar jetzt noch geben), einmal
diese beiden Formen differenziert haben; von der exigua nach
Westen dieagilis, vielleicht auch parva, beides echte Steppentiere *);
von strigata einerseits viridis, andererseits major; von viridis die
schreiberi, die auch in der Jugend keine Längsstreifung mehr zum
Ausdruck bringt; ob sich von ihr die ocellata und die pater ab-
leiten läßt oder von der ihnen auch biologisch näher stehenden
major, ist mir noch zweifelhaft. Inselformen und gleichzeitig die
westlichsten Ausläufer dieser durch ganz Europa verbreiteten
Gruppe sind die kanarischen Arten L. gallotw und simonyr.
Diese im Jahre 1901 niedergeschriebenen Bemerkungen sind
durch die ausgezeichnete kleine Arbeit von Lehrs ‚Studien über
Abstammung und Ausbreitung in den Formenkreisen der Gattung
Lacerta und ihre Verwandten‘ (Zool. Jahrb., Syst, XXVII,
1909) vielfach bestätigt und ergänzt worden, so daß ich mich
darauf beziehen kann.
3. Lacerta muralis Laur.
Die gemeine mitteleuropäische Mauereidechse kenne ich vom
Festlande Griechenlands nur von drei Punkten: von Öta (leg.
Leonis) und vom Taygetos (2000 m, leg. Holtz*) schliesslich
vom Korax-Gebirge, 1800 m., leg. Oertzen. Sie scheint
sich also vor ihren stärkeren Verwandten ins Hochgebirge zurück-
gezogen zu haben, während sie ja bei uns bekanntlich durchaus
keine Gebirgsbewohnerin ist und nicht weit über 1200 m hoch
steigt (Südtirol, Bosnien. Auf den jonischen Inseln fehlt sie.
*) Die grüne Färbung der Rumpfseiten des agilis - Sim Frühling, die mehr
fahlbraune im Sommer scheint mir im Zusammenhang mit der Farbenver-
änderung des Steppengrases zu stehen
a, Holtz gibt (Natur und Haus 1902/3, p. 241ff.) an, daß muralis auf
dem Taygetos zwischen 1200 und 2100 m vorkommt.
Beiträge zur Kenntnis der Reptilien u. Amphibien Griechenlands. 173
Ich kann die festländischen Mauereidechsen, die ich bisher
lebend beobachten konnte, nur in vier Gruppen bringen:
Bauch des erwachsenen $ rot Exemplare von Mitteleuropa.
2 Be 3 d gelb Exemplare von Mailand.
„ + u & weiß, mehr weniger stark schwarz
gefleckt (var. nigriventris Bp.).
Oberseite grau oder graubraun; Unterseite meist weniger
schwarz als weiß. (var. maculiventris Wern. Südost-
europa [Istrien, Bosnien, Hercegowina, Montenegro)).
Oberseite schön grün; Unterseite oft mehr schwarz als
weiß (Bologna, Rapallo, Spezzia, Florenz, Rom;
(von Bedriaga als var. brueggemanni unter-
schieden und als Übergangsform zwischen muralis
und tiliguerta (serpa) betrachtet, aber eine so typische
muralis, als man sich nur denken kann; mit tili-
guerta hat sie nicht mehr Ähnlichkeit, als irgend
eine andere grüne Lacerta, wie dies Lehrs bereits
auseinandergesetzt hat).
Oberseite gelb; Unterseite wie vorige (var. flaviundata
Bedr. von Rom).
4. Lacerta jonica Lehrs
Werner, Verh. Zool. bot. Ges. Wien, 1901, p. 228 (pelo-
ponnesiaca). — Lehrs, Zool. Anz., XXV, 1902, p. 232.
— Boulenger, Proc. Zool. Soc. London, 1907, p. 557,
Taf. XXX. (L. taurica var.)
Diese auf Griechenland beschränkte Art wurde, wie die
nächstfolgende, öfters mit L. peloponnesiaca verwechselt. Von
dieser unterscheidet sie sich aber sofort durch die lebhaft grüne
Färbung, die Rückbildung oder das Fehlen der (bei L. pelopon-
nesiaca oft sehr großen) blauen Ocellen über der Achsel und das
fast ausnahmslose Fehlen der roten Bauch- und Kehlfärbung
sowie des Goldschimmers in beiden Geschlechtern. Bisher glaubte
ich, daß sie ausschließlich auf die fünf jonischen Inseln beschränkt
sei. Herr Holtz sammelte aber ein schönes Material bei
Nision in der Bucht von Kalamata, welche er mir freundlichst
zur Untersuchung überließ und welche zweifellos zu dieser
Form zu rechnen sind, wenngleich manche Exemplare in einem
Punkte (in der Berührung der Rostrale mit dem Nasenloch)
mit L. taurica übereinstimmen. Diese Eidechse ist aber in
Größe, Körperbau, Färbung und Zeichnung so charakteristisch
verschieden, daß eine Verwechslung nicht gut möglich ist. Da
die jonischen Exemplare bereits Gegenstand einer gründlichen
Behandlung durch den Autor der Art gewesen sind und auch
Boulenger vor nicht langer Zeit ausführlich dieselbe Art be-
schrieben und farbig abgebildet hat, so kann ich einfach auf
beide Arbeiten verweisen. Boulenger rechnet die jonica
als Varietät der taurischen Eidechse zu; stimmt man dieser An-
sicht bei, so muß man folgerichtigerweise auch die L. fiumana
5. Heft
174 F. Werner:
Wern. mit der taurica vereinigen, und möglicherweise fällt dann
auch durch die Einbeziehung der var. sicula von Lacerta serpa
auch die Scheidewand zwischen Zaurica und dieser letzteren Art.
Ich glaube aber, daß man alle diese Formen als geographische
Rassen der serpa immerhin aufrecht erhalten darf, da sie entweder
allein in einem Gebiete vorkommen (taurica in Ungarn, Rumänien,
Bulgarien, Rußland; jonica auf den jonischen Inseln und in
Messenien, anscheinend auch in Epirus, nach der Beschreibung
Boettgers zu schließen; fiumana in der Hercegowina) oder un-
vermischt neben einer anderen derselben Gruppe, wenn auch nie-
mals durcheinander (taurica bei Konstantinopel neben serpa [hiero-
glyphica Berth.];- fiumana neben serpa in Istrien und Dalmatien.
5. Lacerta livadhiaca Wern.
Werner, Wiss. Mitt.Bosn. Herc.,1899, p.832 (muralis fusca).
In Mittelgriechenland, d.h. soweit mir bekannt, in Akar-
nanien, Attica, Korinth und Argolis (sowie auf Kreta), wird die
rein moreotische Lacerta peloponnesiaca durch die wieder im
größten Teile des Peloponnes fehlende, kleinere, aber bei flüchtiger
Betrachtung sehr ähnliche L. livadhiaca vertreten. Daß auch
von Forschern die beiden grundverschiedenen Lacerten durch-
einander geworfen wurden und so ein heilloser Wirrwarr ent-
stand, sollte man nicht glauben; dennoch wurde L. peloponnesiaca
von Bedriaga für Nauplia, von Boulenger für Kreta
angegeben, wo nur die andere Art vorkommt. Welche der von
Boettger und anderen Autoren zu muralis gestellten griechischen
Eidechsen hierher gehören, läßt sich schwer feststellen.
Unterscheiden lassen sich beide Formen sofort durch folgende
Merkmale: L. livadhiaca hat kleine, runde, gewölbte, L. »pelo-
ponnesiaca große, polygonale, flache Schläfenschuppen; bei ersterer
berührt das Rostrale niemals, bei letzterer stets das Nasenloch;
erstere hat durchwegs stark gekielte Rückenschuppen, letztere nur
in der Sacralgegend, während sie im Mittel- und Vorderrücken
vollkommen glatt sind; Lacerta peloponnesiaca besitzt wenigstens
im & Geschlecht große blaue Ocellen über dem Vorderbeinansatz,
im Q und wenigstens spurweise bei den meisten $ eine dunkle
Medianlinie; in beiden Geschlechtern Goldglanz der Oberseite,
schwärzliche Punktierung der Unterseite; L. livadiaca niemals
blaue Ocellen, niemals eine dunkle Mittellinie des Rückens, nie-
mals Goldglanz der Ober- oder schwarze Zeichnung der Unterseite;
schließlich bleibt L. livadiaca viel kleiner und entbehrt im { auf
der roten Bauchseite einer Beimischung von Gelb, die das Feuer-
oder Ziegelrot der peloponnesiaca hervorruft. Ich habe die L.
livadıaca an folgenden Stellen selbst angetroffen: in der un-
mittelbaren Nähe von Athen, ferner auf dem ganzen Wege von
Athen auf den Hymettos und schließlich bei Korinth. Ihre Lebens-
weise ließ sich mit keiner der mir bekannten Lacerten recht ver-
gleichen; sie tritt bald als Mauer-, bald als Buschbewohnerin auf
und macht bei ihrer großen Behendigkeit dem Verfolger jeden-
Beiträge zur Kenntnis der Reptilien a. Amphibien Griechenlands. 175
falls viel zu schaffen. Auf den kleinbuschigen Heideflächen,
welche zwischen dem Abhang des Hymettos gegen Athen und der
Stadt selbst liegen, ist sie Buschbewohnerin und muß von Busch
zu Busch gejagt und auf freiem Felde, am besten, wenn sie unter
vereinzelten Steinen Schutz sucht, gefangen werden; in den
Felswänden des Ilissos-Bettes, an Mauern bei Athen und Korinth
zeigt sie sich als gewandte Mauerläuferin, hält aber in keiner Weise
den Vergleich mit L. peloponnesiaca aus.
L. livadhiaca erinnert an drei Eidechsenformen: Kopf und
Unterseite an L. muralis Laur., die Oberseite des 2 an die tyr-
rhenische L. quadrilineata Gray und schließlich das $ an L. füu-
mana Wern. var. lissana Wern. Da sie mit keiner anderen der
griechisch-festländischen Lacerten verwechselt werden kann und
jedenfalls eine besondere Form der großen muralis-Gruppe (s. lat.)
vorstellt, so habe ich sie hier als Art aufgefaßt, es dahingestellt
sein lassend, welcher von den bekannten Arten oder Unterarten
der muralis-Gruppe man sie zurechnen soll. Mir scheint sie der
fiumana am nächsten zu stehen und auch zur quadrilineata Be-
ziehungen aufzuweisen.
6. Lacerta peloponnesiaca DB.
Diese prächtige Eidechse, wohl eine der schönsten Arten
Europas, trägt ihren Namen mit Recht, denn sie bewohnt aus-
schließlich den Peloponnes, soweit bisher bekannt ist. Es ist mir
gelungen, die Hauptzüge ihrer Verbreitung, oder besser gesagt,
ihre ungefähre Nordgrenze, festzustellen, und bleibt es genaueren
Forschungen vorbehalten, ihr Vorkommen nördlich von dieser
Grenze nachzuweisen. Diese Grenzlinie zieht von der Küste des
jonischen Meeres von Olympia über den Olonos nach Kalavryta
und von hier über die Nordgrenze von Lakonien nach Osten zum
ägäischen Meer. Ich kenne sie aus den Landschaften Achaia und
Elis (Olympia, Olonos, Kalavryta), Messenien (Kalamata), La-
konien (Sparta bis zur lakonisch- arkadischen Grenze einerseits,
durch die Langhada bis Kalamata andererseits). Wo sie vor-
kommt, ist sie überaus häufig, nur im Gebirge, welches sie aber
weniger scheut, als irgend eine andere Lacerta-Art (L. muralis
ausgenommen), wird sie seltener. Ich habe sie aber in der Um-
gebung von Anavryti im Taygetos, in etwa 1200 m Meereshöhe
noch angetroffen. Vorzügliche Beschreibungen und Abbildungen
dieser Art haben Boulenger (Proc. Zool. Soc. London, 1911,
p- 37, Taf. L.) und L. Müller (Bl. f. Ag. u. Terr. Kunde, XIX,
1908, p. 123, 149) gegeben.
7. Lacerta graeca Bedr.
sBedriaga, Abh. Senckenberg. Ges., XIV, 1886, p. 290.
41 — Werner, Zool. Anz., XXVII, 1904, p.256. —
©3| L. Müller, Bl. £. Ag. u. Terr. Kunde, XIX, 1908,.
».:) pP. 165, 188. — M. Holtz, Natur u. Haus, XV, 1902/3,
“ss! p.241. — Mehely, Ann. Mus. Nat. Hungar., VII,
1909, p. 463.
5. Heft
176 F. Werner:
Von mir bei Ladhä im Taygetos, sowie in einer Höhle (eigent-
lich Grotte) zwischen Ladhä und Kalamata angetroffen, von
Holtz bei Kambos und Kardamyli in Lakonien, beim Dorfe
Hechovi und in der Schlucht Wassiliki, von L. Müller bei
Megali Anastasowa, Ladhä und Alagonia.
Ich fand sie nirgends zahlreich, sondern eher vereinzelt, das
erste Exemplar, ein d, auf einer bemoosten Brunnenröhre nächst
Ladhä. Damit war erst der genaue Fundort der Art festgestellt,
da die bisherige Angabe ‚‚Taygetos‘ bei der enormen Ausdehnung
dieses Gebirgszuges denn doch etwas zu vag erschien. Im nörd-
lichen Peloponnes fehlt sie völlig und scheint überhaupt auf den
Taygetos beschränkt, also ein relativ kleines Verbreitungsgebiet
besitzend, wie überhaupt die meisten Archaeolacerten.
Die Unterschiede von L. danfordi Gthr. habe ich bereits früher
auseinandergesetzt; wer beide Arten in frischen Stücken zu ver-
gleichen Gelegenheit hatte, wird sie sicherlich nicht miteinander
verwechseln oder zusammenwerfen.
8. Algiroides moreotieus Bibr. Bory.
Werner, Verh. Zool.-bot. Ges., 1894, p. 231; Zool. Anz.,
1894, p. 256.
Ich sammelte wieder bei Argostoli auf Kephallonia einige
Exemplare. Auf dem griechischen Festlande sah ich sie aber
nirgends, ebensowenig wie L. Müller, während Holtz ein
Exemplar bei Kambos im Taygetos erbeutete. Sie scheint jeden-
falls im Peloponnes sehr selten zu sein und nördlich davon gänz-
lich zu fehlen.
9. Chhalcides ocellatus Forsk. typ.
Werner, Mitt. Bosn. Herc., VI, 1899, p. 832.
Häufig auf dem Lycabettos, also noch in Athen selbst, auf
wüsten, zur Ablagerung von allerlei Abfällen des menschlichen
Haushaltes dienenden Stellen, zwischen Brennesseln, Glas- und
Porzellanscherben. Äußerst flink. Das Vorkommen dieser Art
in Attika und auf Kreta stimmt genau mit dem meiner Lacerta
livadiaca überein.
10. Ablepharus pannonicus Fitz.
Werner, Verh., p. 232; Mitt., p. 334.
Häufig bei Patras auf den Hügeln der Umgebung im Grase.
Auch bei Kambos im Taygetos (leg. Holtz). Anscheinend über
ganz Griechenland mit Einschluß der Jonischen Inseln und der
Oycladen verbreitet, auch auf Cerigo (leg. Storch).
11. Ophiomorus punctatissimus Bibr. Bory.
Diese reizende Schleiche habe ich gar nicht selten im Pelo-
ponnes gefunden, so daß die von Bedriaga geteilte Meinung,
Ophiomorus punctatissimus bewohne beschränkte Lokalitäten oder
sei überhaupt in Griechenland selten, wohl nur auf mangelhaftem
Nachsuchen und aus dem Umstande, daß er im Peloponnes, dem
Hauptgebiete dieser Eidechse, anscheinend überhaupt nur Nauplia
besuchte, zu erklären ist. Ich fand sie namentlich zahlreich bei
Beiträge zur Kenntnis der Reptilien u. Amphibien Griechenlands. 177
Korinth, aber auch bei Vralia in Lakonien und bei Kalamata,
und Herr Holtz erbeutete mehrere bei Kambos im Taygetos.
Man findet sie vereinzelt unter größeren Steinen. Daß die Art
im Athener Museum nicht vertreten ist, wie Bedriaga an-
gibt, ist nicht richtig, denn es sind mehrere Exemplare da, die
sicher schon seit mehr als 40 Jahren im Museum sich befinden,
da sie vonKrüperim Taygetos 1859 oder 1860 gefangen wurden.
Freilich sind die Tiere nicht determiniert gewesen.
III. Ophidia.
Typhlops vermicularis Merr.
Ein Exemplar wurde von mir auf dem Hymettos (17. IV),
ein zweites auf Akrokorinth (19. IV.) gefunden, beide unter
Steinen. Herr Holtz fand sie auch bei Kambos im Taygetos.
Sonst noch von Korfu, Naxos, Euboea, Salamis, vom Festland von
Ätolien, Doris, von Athen, Mavrusi und Tatoi in Attika sowie von
der Halbinsel Troizen bekannt, also weit verbreitet. Herr Dr.
Storch brachte die Wurmschlange von Cerigo mit.
Zamenis gemonensis Laur.
Obwohl ich diese Natter in Griechenland nicht selbst gefunden
habe, so möchte ich sie dennoch nicht unerwähnt lassen. Zwei
große Exemplare der Stammform (var. laurenti de Bedr.) wurden
von Holtz bei Kambos gefangen. Herr Kustos Reiser brachte
sie aus Öerigo mit, ebenso Herr Dr. Storch. Mit dieser und der
Kambos-Form stimmt auch die von Kreta (leg. Holtz) überein.
Wie die einzelnen Formen in Griechenland geographisch verteilt
sind, lässt sich nach den spärlichen Fundortsangaben nicht ein-
mal annähernd feststellen.
Im Taygetos kommt aber auch eine prächtige Varietät vor, die ich
nie zuvor gesehen habe, von der aber das Athener Museum ein wohl-
erhaltenes Exemplar besitzt. Es ist hellgrau mit breiten, schwarzen,
dorsalen Querbinden, die mit schmäleren, lateralen alternieren.
Zamenis dahlii Fitz.
Ich fing ein Exemplar auf dem Hymettos (17. IV.), Müller
erwähnt die Art aus dem Taygetos. Der neugriechische Name
„salttouri“, der nach Boettger der Leopardennatter bei Pre-
vesa in Epirus zukommen soll, ist in Wirklichkeit ein Attribut
dieser Natter; Coluber leopardinus ist eine der wenigst flinken
Nattern und verhältnismäßig leicht zu fangen.
(Zamenis hippocrepis: steht im Athener Museum als Etiquette
eines jungen Coluber quatuorlineatus. Derartige Angaben er-
klären es, wie es kommt, daß Zamenis hippocrepis auch von
den jonischen Inseln erwähnt werden konnte.)
Tropidonotus natrix L.
Werner, >WVerh. pn 239.
In der var. bilineatus Jan häufig bei Kambos. Die var.
moreoticus Bedr. ist im Athener Museum in einem Exemplar vom
Taygetos und in einem von Damala, gegenüber Poros (auf dem
Archiv für Naturgeschichte 12 5. Heft
1912. A. 5.
e
178 F. Werner:
Festland), vertreten. Das erstere Exemplar steckt mit dem vor-
erwähnten Exemplar von Zamenis gemonensis in einem Glase.
Die var. moreoticus ist übrigens keineswegs auf Griechenland be-
schränkt, sondern findet sich auch in der Hercegowina und in
Kärnthen (Belegexemplare in meiner Sammlung).
Tropidonotus tessellatus Laur.
Diese Art liegt mir in zwei Athener Exemplaren vor, die sich
sehr wesentlich voneinander unterscheiden. Das eine gleicht in
dem schlankeren Körperbau und in der Zeichnung sehr meiner
var. flavescens, ist aber viel dunkler, kaffeebraun, das andere ist
oben einfarbig braun, unten weiß, mit einer schwarzen, von vorn
nach hinten immer breiter werdenden Mittellinie, die gegen den
Schwanz zu schon bedeutend breiter ist, als die hellen Seiten-
ränder der Ventralen; die Schwanzunterseite ist größtenteils
schwarz. Diese Varietät besitze ich auch aus Palästina.
Coluber leopardinus Bp.
Wiernerev Verkönpr7239
In der typischen gefleckten Form von Holtz bei Kambos ge-
funden; die gestreifte Form besitze ich von Attika, Korfu und Ke-
phallonia. Die erstgenannte scheint auf Kreta allein vorzukommen.
Coluber longissimus Laur.
Diese von Bedriaga noch nicht erwähnte Schlange be-
iindet sich in einem Exemplar von Agoriani (Parnass) im Athener
Museum. Boettger erwähnt sie auch von Vrachori in Ätolien
und von Prevesa im Epirus. Den Peloponnes erreicht sie
aber wohl doch nicht.
Coelepeltis monspessulana Herm. var. Neumayeri Fitz.
Werner, Verh., p. 233; Mitt., p. 832.
Ein junges Exemplar fing ich am 10. IV. in der alten Festung
auf dem Agios Georgios auf Kephallonia.
Tarbophis [allax Fleischm.
Werner, Mitt., p. 834, 835 (viva).
Von Holtz im Taygetos gesammelt; auch auf Cerigo (leg.
Storch); von Reiser von Milos und der großen Stro-
phaden-Insel mitgebracht.
Vipera ammodytes L.
Werner, Verh., p.234, Mitt. p. 832,854, 835;
Ich sah ein sehr großes Exemplar am 10. IV. auf den Felsen
am Koutavos bei Argostoli (Kephallonia) und besitze ein kleineres
aus der Umgebung von Athen. Holtz brachte die Art aus
dem Taygetos mit, Ebner fand sie häufig auf Delos.
Amphipbia.
Triton vulgaris L. subsp. graeca Wolt. var. corcyrensis Wolt.
Nerner‘ Veh, m o9
Gemein auf Korfu (7. IV.), in einem einzigen 2 Exemplare
in Landtracht auch auf Kephallonia {9. IV.) unter einem Steine
(zwischen Argostoli und Agios Georgios) gefunden.
“ Beiträge zur Kenntnis der Reptilien u. Amphibien Griechenlands. 179
Salamandra maculosa Laur.
Boulenger(E. G.), Proc. Zool. Soc. London, 1911, p. 323.
Im Taygetos, im Walde zwischen Ladhä und Tripy, unter
Moos (24. IV.) anscheinend von diesem Gebirgszuge noch nicht
bekannt, wohl aber vom Erymanthos (Boettger).
Rana ridibunda Pall.
Boulenger, Tailless Batr. Europe, II, p. 270, Taf. XVI.
Findet sich im Peloponnes überall, wo Wasser in genügender
Menge angetroffen wird.
+ Rana dalmatina Fitz. (agilis Thomas).
Boulenger, Tailless Batr. Europe, II, p. 332, Fig. 121
—124, Taf. XXIV.
Korfu (Canone), 7. IV.; neu für die jonischen Inseln; auf
dem Festlande nirgends gesehen.
Rana graeca Blngr.
Boulenger, Ann. Mag. N. H., (6), VIII, 1891, p. 346,
Fig. 1; Tailless Batr. Europe, II, p. 315, Fig. 114 u. 115,
Taf. XXII. — Werner, Zool. Anz., 1897, p. 66;
Mitt. Bosn. Herc., VI, 1899, p. 834 und X, 1907, p. 662.
Peracca, Boll. Mus. Torino, XII, 1897, No. 286. —
Ebner, Mitt. Naturw. Ver. Univers. Wien, IX, 1911.
Diese in Gebirgsgegenden des westlichen Teils der Balkan-
halbinsel anscheinend weit verbreitete Art, die nunmehr von
Bulgarica in Süddalmatien (leg. Ebner), Jajee und Travnik in
Bosnien (leg. Brandis), vom Rama-Tal in Bosnien (leg.
Reimoser), von Jablanica und Avtovac-Gacko in der Hercego-
wina (leg. Werner), von Rieka in Montenegro (leg. Werner),
vom ÖOlonos (leg. Leonis), Tsepheremini in Messenien (leg.
Reiser), Ladhä& im Taygetos (leg. Werner, Müller)
sowie von Kambos im Taygetos (leg. Holtz) und vom Korax-
Gebirge (leg. OQertzen) bekannt ist, wurde von mir in einem
großen d Exemplare im Bache bei Ladhä gefangen, wo es sich
bei meinem Herannahen in dem abgefallenen Laube versteckt
hatte, das den Grund des Baches auf einige Meter bedeckte.
Bufo viridis Laur.
Werner, Mitt., p. 835; Verh., p. 234. — Boulenger,
Tailless Batr. Europe, II, p. 227, Taf. XI—XIl.
Korfu (Canone), 7. IV; Kephallonia, 8.IV.; Kalamata, 24. IV.
wird von L. Müller neben B. vulgaris von Ladhä im Taygetos
genannt.
Hyla arborea L.
Werner, Mitt. p. 832, Verh., p. 234 — Boulenger,
l. ce. p. 247, Taf. XIV—XV.
Kalamata (24. IV).
Die Verschiedenheit der Fauna der fünf jonischen Inseln
von Cerigo in bezug auf Reptilien geht, so unvollständig auch unsere
Kenntnisse von der cerigotischen Reptilienfauna sind, doch recht
deutlich aus folgender Zusammenstellung hervor:
j2* 5. Heft
180 F. Werner: Beitr. z. Kenntnis d. Reptil. u. Amphibien Griechenlands.
ae ee
er =. = & = = ..
a a Ze 3° „
; 2 a
= = = ©
. Do De
| v “o 0. | Testado graeca
— | > >» = BU SER Clemmys
| = — = Emys
— | N | Tarentola
a | | | x Hemidactylus
| — | | — l Gymnodactylus
| | | > EN — > = Anguis
== >; > — = es — Lacerta viridis
| | > — = u = Lacerta jonica
| t RL Algiroides
Te nigropunctatus
Alegiroides
e h y moreoticus
| — = = = en | Ablepharus
| — | | | | = Typhlops
| | | | | | =R Eryx
| | Fe | | | & Tropidonotus
NE ) natrix
ER | | | | ER, Tropidonotus
N ö tessellatus
«a 8 | | | | Zamenis
Fi gemonensis
| | | | | Zamenis w
t “ dahli j
| | | | Er | or Coluber
N RR 2 quatuorlineatus
a | | | ER | AU Coluber
leopardinus
| — | = | — Coelopeltis
FR | | | Tarbophis
| = — | | Vipera
Neue und wenig bekannte Bienen Süd-Afrikas.”)
(Hym.)
Von
Dr. H. Friese, Schwerin i. M.
(Mit 9 Abbildungen).
Im folgenden gebe ich eine Anzahl von Bienenarten (Stran-
diella) aus Südafrika bekannt, die durch ihre systematische Stellung
ein weitergehendes Interesse beanspruchen können; zeigen sie uns
doch ein Bindeglied zwischen den Urbienen (Prosopis) und den
Sandbienen (Andrena). Der Körper zeigt noch vielfach die Un-
behaartheit der Prosopis (Sphecodes), im Sammelapparat des
Weibchens ist aber eine auffallende Ähnlichkeit mit den Andrena-
arten zu konstatieren, während die Bildung der Mundteile noch
wie bei Prosopis geblieben ist. Die Arten von Strandiella, welche
ein rotgefärbtes Abdomen haben (Str. rufiventris, sphecodoides,
rufescens) erinnern besonders lebhaft an Sphecodes.
Auch die Genera Capicola und Rhinochaetula weisen durch
ihre Mundborsten auf einen besonderen Nestbau hin, dessen Klar-
stellung hoffentlich bald gelingt.
Strandiella n. gen.
Wie Sphecodes gebildet, aber stärker behaart, mit zweilappiger
Zunge wie bei Colletes.
Körper lang gestreckt, besonders das Abdomen schmal, fast
parallel begrenzt. Flügel erreichen das Abdomenende, Radial-
zelle mit sehr kleinem Anhang, das Ende also vom Flügelrande
entfernt liegend, mit zwei Kubitalzellen, von denen die erste be-
deutend größer als die zweite ist, Kubitalquerader 2 nach außen
S-förmig geschwungen; beide Discoidalqueradern münden in die
zweite Kubitalzelle, und zwar gleich weit von der ersten wie
zweiten Kubitalquerader entfernt.
Mundteile kurz, einfach gestaltet, Zunge zweilappig wie bei
Colletes-Prosopis, Labialpalpen (?) viergliederig, mit fast gleich-
langen Gliedern; Maxille stumpf gerundet, Maxillarpalpen (®)
*) Wenn nicht besonders erwähnt, so befinden sich die Original-
exemplare (-Typen) in meiner Sammlung (-coll. Friese).
?) soweit bei den getrockneten Exemplaren sichtbar !
5. Heft
182 H. Friese:
sechsgliederig, das letzte Glied am längsten; Antenne wie bei
Andrena gebildet.
Q — Scopa wie bei Andrena, nur viel schwächer entwickelt, der
Floceulus kaum auffallend, aber Femur deutlich gebürstet, Meta-
tarsus viel schmaler als die Tibie und wie bei Sphecodes gebildet.
Stachel kräftig, lang und dick. — L. 8$—11 mm.
Südafrika.
6 Arten.
Im System zwischen Prosopis und Colletes einzuschalten.
Strandiella longula n. sp. & 2.
an
Durch die gelbbraune Behaarung und durch das punktierte
Abdomen auffallend.
Q. Ganz schwarz, glänzend, sparsam gelbbraun behaart,
Kopf und Thorax sparsam grob punktiert, Kopf viel breiter als
lang, Gesicht lang und weißlich behaart, Clypeus vorragend,
gelblich gefranst, Wangen linear, Mandibel rotbraun; Antenne
kurz, gekniet, Schaft lang (='/, der ganzen Antennenlänge er-
Fig. 1u. : Strandiella longula n. sp. d u. Q (1! d. nat. Größe).
reichend), zweites Geißelglied länger als drittes, 3. gleich viertes-,
gleich fünftes. Mesonotum und Scutellum fast kahl, einzeln grob
und tief punktiert, sehr glänzend, Area grobhöckerig gerunzelt,
matt. Abdomen schmal, ohne Binden, Segment 1—2 mit einzelnen
Punkten, sonst glatt, wie poliert, 3—5 etwas dichter punktiert,
weniger glänzend, seitlich und am Endrand gelblich behaart,
6 rot, lang, gelbbraun behaart, mit roter, kahler Analplatte.
Ventralsegmente fein quergerunzelt, glänzend, vor dem Endrand
abgeplattet, grob höckerig punktiert und gelbbraun gefranst.
Beine schwarzbraun, alle Tarsen und Tibie I vorne rotgelb, Brust
und Basis der Beine lang, weißlich behaart, im übrigen gelblich
behaart, Scopa gelbbraun, oben schwarzbraun, Calcar rotgelb.
Flügel hyalin, Adern und Tegulae braun. L. 10 mm, Br. 2!/, mm.
d wie 9, aber Abdomen fein und dicht quergerunzelt und
ganz matt, Endrand der Segmente 1—3 braun, glatt und glän-
zend, Segment 6—7 gelblich behaart; Ventralsegment 7 als spaten-
förmiges Anhängsel von oben sichtbar. L. 9 mm, Br. 2 mm.
ö 2 bei Kapstadt, im September. $ im Kap Museum.
Südafrika.
Neue und wenig bekannte Bienen Süd-Afrikas. 183
Strandiella glaberrima n. sp. S 29.
Wie Str. longula, aber Abdomen auf Segment 1—5 glatt.
glänzend.
9. Ganz schwarz, kaum weißlich behaart, glänzend, Kopf
und Thorax grob und einzeln punktiert, Kopf breiter als lang,
innere Orbitae nach vorn konvergierend, Clypeusmitte mit Längs-
eindruck, Antenne schwarz, unten dem Ende zu braun; Scutellum
jederseits mit langen gelbbraunen Haaren, Area mit groben, er-
habenen Längsrunzeln.. Abdomen glatt, stark glänzend, nur
Segment 5—6 mit einzelnen schwarzbraunen Haarborsten; Ven-
tralsegmente einzeln und fein punktiert, dabei fein quergerunzelt,
Segment 2—3 auf der Scheibe gelblich behaart, 4—5 fein gelblich
gefranst. Beine schwarz, sparsam weißlich behaart, Scopa gelb-
braun, oben schwarzbraun, Metatarsus viel schmaler als die
Tibie, Calcar rotgelb. Flügel getrübt, Adern und Tegulae braun.
L. 8 mm, Br. 1%, mm.
g wie 9, aber Gesicht lang und dicht weiß behaart, Antenne
länger, erreicht das Scutellum; Abdomen matt, fast unbehaart,
sparsam und grob punktiert, nur Segment 1 mit glatter, glänzen-
der Scheibe; Ventralsegmente wie beim 9, aber kaum behaart.
L. 8mm, Br. 1%, mm.
g 2 von Kapstadt und Port Nolloth im August, L. Perin-
guey leg. — Kap. Mus.
Südafrika.
Strandiella fuseipennis n. sp. 9.
Q. Wie Str. glaberrima, aber größer, Ventralsegmente fein
quergerunzelt und nach dem Ende zu mit groben Punkten. Beine
schwarz, gelbbraun behaart, Scopa gelbbraun, oben schwarz-
braun. Flügel gebräunt, Adern und Tegulae schwarzbraun.
L. 10 mm, Br. 2!/, mm.
1 2 von Kapland.
Südafrika.
Strandiella sphecodoides n. sp. 2.
Fig. 3.
Durch die rote Färbung von Segment 1—2 auffallend.
Q. Schwarz, sehr sparsam, weißlich behaart, Kopf und Thorax
glänzend, grob und einzeln punktiert, Kopf breiter als lang, obere
Gesichtshälfte dichter punktiert, fastmatt;
Clypeus vorne gerundet, wenig vorragend,
mitten eingedrückt, Wangen linear, Antenne
schwarz, am Ende unten braun, Mandibel
mit verbreitertem, rotem Ende. Mesonotum
am sparsamsten und tiefsten punktiert,
Area mit dichten, erhabenen Längsrunzeln,
Fig. 3 die nur an der Spitze querlaufen.
Strandiella spliecodoides Abdomen kaum noch punktiert, fast
n.sp. 7 (1'/.d.nat.Größ.). glatt, glänzend, Segment 1—2 rot, 3—4
5. Heft
184 H. Friese:
schwarz, seitlich schwach behaart, 5—6 schwarz behaart.
Ventralsegmente ebenso gefärbt, aber mit körnerartig erhabenen
Punkten. Beine schwarz, schwarzbraun behaart, Scopa unten
weißlich, Calcar bleich. Flügel getrübt, Adern und Tegula
schwarzbraun. L. 9mm, Br. 1%, mm.
Mehrere ® von Kapstadt, L. Peringuey leg. — Kap. Mus.
Südafrika.
Strandiella rufiventris n. sp. 9.
Fig. 4.
Wie Str. sphecodoides, aber größer, Segment 1—4 rot gefärbt,
Area matt, äußerst fein quergerunzelt.
Q. Schwarz, sparsam gelbbraun behaart,
Kopf und Thorax ziemlich grob punktiert,
Clypeus punktiert, Zwischenräume der
Punkte fein gerunzelt, fast matt, vorge-
zogen, Endrand braun; Wangen erkennbar,
glatt; Antenne rotgelb, Schaft und Geißel-
glied 1—3 schwarzbraun.
Mesonotum miteinzelnen groben Punkten,
sonst glatt, glänzend, Scutellum dichter
Fig. 4 punktiert, Area ganz matt, äußerst fein
Strandiella rufiventris n. qtergerunzelt. Abdomen punktiert, Segment
sp. $ (1% d. nat. Größe). j-——4 rot, mit breiten, glatten, gelbbraunen
Endrändern, unbehaart, 56 schwarz, schwarzbraun behaart;
Ventralsegmente ebenso, nur mit dünn gelbbraun behaarten
Endrändern. Beine schwarz, schwarzbraun behaart, Kniee I und
Il rotgelb, Calear rotgelb, Scopa schwarzbraun, unten wie die Unter-
seite des Metarsus gelblich. Flügel kaum getrübt, Adern braun,
Tegulae gelbbraun. L. 11% mm, Br. 21, mm.
1 2 von Kapstadt, im November 1904.
Südafrika.
Strandiella rufescens n. sp. Ö.
Wie Str. rufiventris, aber Segment 2—4 mit breiter, schwarzer
Querbinde.
d. Mattschwarz, sparsam gelblich behaart; Kopf und Thorax
fast runzlig punktiert, ganz matt, Kopf so lang wie breit, Clypeus
vorgezogen, gewölbt und, abgestutzt, Antenne lang, erreicht das
Scutellum, schwarzbraun, unten hellbraun, zweites Geißelglied =3.
Mesonotum deutlich punktiert, Area nicht auffallend. Abdomen
punktiert, auf den Segmenträndern fast runzlig punktiert, ganz
matt, Segment 1 am Endrand rot, 2—4 am Endrand und an der
Basis rot, 5 schwarzbraun, 6— 7 schwarz, schwarz behaart. Ven-
tralsegmente sparsam punktiert, mit glatter Basis, 1—5 rot,
5 mit brauner Scheibe, 6 rot, auf der Scheibe mit schwarer Quer-
wulst, jederseits mit langem, gelbbraunem Zahn, 7 als langer
Griffel sichtbar. Beine schwarz, wie die Brust weißlick behaart.
Neue und wenig bekannte Bienen Süd-Afrikas. 185
Calcar rotgelb. Flügel getrübt, Adern und Tegulae braun. L. 11 mm
Br. 21, mm.
1 & von Kapstadt, im September.
Südafrika.
Polyglossa eapensis Friese 9.
1909. P. c. Friese, $-Schultze, Forschungsreise Südafrika,
vol. 2, p. 124; fig. und Taf. X, Fig. 2.
Q wie d\, aber gelblichbraun behaart, Antenne unten braun;
Mesonotum und Scutellum fast rotgelb behaart. Abdomen deut-
lich punktiert, Behaarung undeutlich, ohne Bindenbildung, Seg-
ment 5—6 schwarzbraun beborstet. Ventralsegmente sparsamer
punktiert, mit braunen Rändern, fein gefranst. Beine schwarz,
gelblich behaart, Tibienscopa außen braun, Metatarsus sehr schmal
und dadurch von Andrena abweichend. L. 9mm, Br. 2!/, mm.
Dieses 9 gleicht sehr der Andrena symphyti Perez, aber die
zwei Kubitalzellen und die Mundteile weisen sie hierher.
1 2 vom Kapland (kl. Namaland).
Südafrika.
Capicola Friese.
1911. Capicola Friese $ 2 — in: Zoolog. Jahrb. Syst. v. 30, p. 672.
Der Gattungsdiagnose ist noch hinzuzufügen: Glossa kaum
von Kopflänge, am Vorderrande des Clypeus befinden sich zwei
pinselartige Borstenbüschel. Abdomen eiförmig, gewölbt mit
breiter, kahler Analplatte, 2 mit kräftiger Beinscopa auf Tibie III
und Metatarsus, Metatarsus fast von Tibienbreite, auch die Außen-
seite der Tibie II und des Tarsengliedes 1 der Beine II stark-
borstig behaart, dieses ebenfalls von Tibienbreite, Calcar der
Beine II mit 7—8 großen spitzen Zähnen. L. 9—10 mm.
Capicola flavitarsis n. sp. Ö.
Genau wie O©. braunsiana Fr., aber Gesicht samt Clypeus
lang weiß behaart und alle Tarsen gelb.
d. Schwarz, weiß behaart, auch das Gesicht, innere Orbitae
nach vorne konvergierend; Mesonotum und Scutellum einzeln und
fein punktiert, glänzend, Area fast glatt, glänzend. Abdomen
weniger dicht als bei ©. braunsiana punktiert, daher glänzend,
Segment 6—7 goldgelb behaart, 7. gelbbraun gefärbt; Ventral-
segment 5. gekielt, 6 mit Mittelfurche, jederseits mit stumpfem
Zahn bewehrt, 7 goldgelb beborstet. Alle Tarsen gelb, gelblich
behaart, Metatarsus fast von Tibienbreite, bei Ü. braunsiana nur
halb so breit wie die Tibie. Flügel schwach getrübt, Adern und
Tegulae gelblich. L. 6/, mm, Br. 2 mm.
1& von Willowmore, Brauns leg.
Südafrika.
Rhinochaetula n. subg.
Der Gattung Capicola (Subfam. Panurginae), sehr nahe-
stehend und vielleicht nur Subgenus davon. OR
5. Heft
186 H. Friese:
Bisher nur 2 bekannt, Körper stark deprimiert, besonders
das Abdomen ganz wie bei Andrena. Kopf viel breiter als lang
(11%, :1), Clypeus auch mit zwei pinselartigen Borstenbüscheln,
die offenbar einen Zweck beim Zellenbau zu erfüllen haben (Aus-
streichen der Zellen mit Schleim ?), Segment 5 breit viereckig;
Calcar der Beine II einfach, ohne Zähne. Flügel wie bei Capicola,
nur die zweite Discoidalquerader stößt auf die zweite Kubital-
querader. L. 8-11 mm.
Nur 2 bekannt geworden.
Rhinochaetula einetiventris n. sp. 9.
Bien.
Der Rh. rufiventris täuschend ähnlich, aber Abdomen schwarz
und Analfranse gelbbraun.
Q. Schwarz, sparsam weißlich behaart, Kopi und Thorax
sparsam punktiert, Clypeus kurz, gewölbt, fast kahl, glänzend,
“ mit rotem Vorderrand und hier mitten mit
4 ‘ zwei isoliert stehenden pinselartigen Borsten-
büscheln; Wangen linear, Mandibelbasis rot,
Antenne kurz, fadenförmig gekniet, Schaft
gebogen (ca. !/, der ganzen Antenne aus-
machend), Antenne braun, unten heller.
Mesonotum und Scutellum zerstreut punk-
tiert, stark glänzend, Area klein, nicht auf-
Fig. 5 fallend. Abdomen'‘fein und dicht punktiert,
Rhinochaeula einet- olänzend, Segment 1—5 mit blaßgelben
ventris n. SP. (1% d.
Rändern, nur auf 2—4 weißlich gefranst, 5
sehr breit, gelbbraun behaart, 6 klein, gelb-
lich behaart, Analplatte rot, mit breiter, dreieckiger Kielplatte;
Ventralsegmente gelbbraun, blaßgelb gerandet, Scheibe von 2—4
dunkelbraun, dicht punktiert, matt, 5—6 gelbbraun beborstet.
Beine schwarz, alle Tarsen und Tibien III rotgelb, ebenso behaart,
Scopa rotgelb, Tarsenglied 1 der Beine II sehr breit, lang behaart
und wie der Metatarsus von Tibienbreite, Calcar rotgelb. Flügel
hyalin, mit getrübtem Endrand, Adern und Tegulae braun. L.
8% mm, Br. 24, mm.
1 2 von Ookiep, im Oktober, Kl. Namaland.
Südairika.
nat. Grösse).
Rhinochaetula rufiventris n. sp. 9.
Fig. 6.
Durch die rotgefärbten Segmente 1—3 auffallend.
©. Schwarz, gelblich weiß behaart, Gesicht fast weiß behaart;
Kopf und Thorax sparsam punktiert, Clypeus kurz, gewölbt,
fast kahl, glatt, wie poliert glänzend, mitten am Vorderrand
mit zwei isoliert stehenden, pinselartigen Borstenbüscheln, die
in einem Grübchen stehen, Wangen linear; Antenne sehr kurz,
fadenförmig, gekniet, Schaft gebogen, sehr lang, (ca. '/, der ganzen
Neue und wenig bekannte Bienen Süd-Afrikas. 187
Antenne ausmachend), Geißelglied 1=2=3, Unter-
seite gelbbraun; Mesonotum fein und deutlich
punktiert, glänzend, Scutellum flach, Area klein,
nicht auffallend. Abdomen sehr fein und dicht
punktiert, fast matt, Segment 1—3 rot, 1 seitlich
weißlich gefranst, 2—4 mit blassen Endrändern und
hier weißlich gefranst, also bandiert, 5 sehr breit,
dachartig ausgerandet, schwarz beborstet, 6 klein,
Fig. 6 schwarz behaart, Analplatte rot, konvex und kahl.
Rhinochaetula Ventralsegmente ebenso, auch 4—6 rotbraun, 5—6
FERIERENE n. schwarz behaart. Beine schwarz, Tarsen rotgelb,
AM Be rötlichgelb behaart, Scopa lang, gelbbraun (?),
Tarsenglied 1 der Beine II sehr breit, lang behaart,
und wie der Metatarsus von Tibienbreite, Calcar rotgelb. Flügel
hyalin, mit getrübtem Endrand, Adern und Tegulae blaßbraun.
L. 9—91, mm, Br. 21, mm.
1 2 von Ookiep im Oktober, Kl. Namaland.
Südafrika.
Rhinochaetula plumipes n. sp. 9.
8.7,
Durch den breiten Kopf und durch die Befilzung der Segment-
basis von 1—2 auffallend.
Q. Schwarz, sparsam weißlich behaart, Kopf und Thorax
grob punktiert, fast zweimal so breit wie lang, Gesicht flach,
lang gelblich behaart, Clypeusgrenzen kaum zu erkennen, der
Clypeus grob punktiert, mit einem breiten
rothaarigen Borstenpinsel am Endrand;
Antenne schwarz, Geißelglied. 1 rundlich,
2 sehr lang gleich 3+4-+-5, das dritte so
lang wie das vierte, das vierte viel kleiner
als das fünfte. Mesonotum und Scu-
tellum fein und undeutlich punktiert, fast
glänzend kahl; Mesopleuren grob und
EL - sparsam punktiert, Area glatt, die Um-
Fig. 7 gebung punktiertt. Abdomen schwarz,
Rhinochaetula plumipes n. glänzend, kaum punktiert, Segment 1—4
sp. (1% d. nat. Größe. mit ganz glatten, braunen Endrändern,
2—3 mit weißbefilzter Basis, 5 lang weißlich behaart, mitten
aber wie das 6. braun behaart (=Analfranse), Analplatte klein;
Ventralsegmente schwarzbraun, 2—5 sehr lang weiß bewimpert,
6 rot gelblich behaart. Beine schwarz, lang behaart, Tibie I
und II außen braunflzig behaart, Tarsenglied 1 der Beine I und
II breit und sehr lang behaart, Scopa weißlich, sehr lang, an
der Basis und am Ende braun, Metatarsus innen gelbbraun
behaart, dorsal in einen kleinen roten Lappen verlängert,
Calcar gelblich. Flügel fast ‘gebräunt, Adern braun, Tegulae
gelblich. L. 11mm, Br. 3% mm.
5. Heft
188 H. Friese:
1 2 von Ookiep im Oktober, Kl. Namaland.
Südafrika.
Meliturgula minima n. sp. S.
Fig. 8.
Wie Meliturga clavicornis gebaut, aber durch ihre Kleinheit
und einfarpig schwarzen Körper auffallend.
d. Schwarz, lang weißlich behaart, Kopf und Thorax punk-
tiert, etwas glänzend, Kopf viel breiter als der Thorax, Augen sehr
groß, ?/, des Gesichtes ausmachend, innere Or-
bitae nach hinten und nach vorne auseinander-
gehend, wie )(. Clypeus gelb, vorne doppelt so
breit wie lang; Labrum schwarzbraun, körnig
Fk punktiert, lang behaart; Antenne gelbbraun,
keulenförmig, Geißel unten gelb, zweites Geißel-
glied lang, gleich 3.+4. Mesonotum zerstreut
Fig. 8 punktiert, mit fast glatter, glänzender Scheibe;
Meliturgula min Area fein gerunzelt, ganz matt, nimmt die
DE ee ganze hintere Thoraxwand ein. Abdomen matt,
dh i zerstreut punktiert und überall sehr fein quer-
gerunzelt, mit etwas Erzschimmer, Segment 1—4 mit breitem,
braunem, noch feiner skulpturiertem Endrand, 6—7 lang weiß-
lich behaart, 7. jederseits mit kleinem Dorn am Ende. Ventral-
segmente glänzend, gelbbraun gefranst, punktiert, 6 vor dem
Endrand eingedrückt, 7 glatt, mit rot gerandeter erhabener End-
platte. Beine schwarzbraun, weislich behaart, alle Tarsen und
Calcaria gelb. Flügel milchig getrübt, Adern blaßgelb, Tegulae
gelbbraun. L. ”mm, Br. 2 mm.
1 & von Grotfontein, Volkmann leg.
Deutsch-Südwestafrika.
Ich erhielt dies $ zusammen mit Mermiglossa rufa (2) zur
selben Zeit von demselben Fundort und hielt sie zuerst für J
einer Art. Die Flügelbildung zwang mich jedoch zu einer Trennung
beider.
Mermiglossa n. gen.
Mermiglossa ist eine kleine Meliturga mit zwei Kubitalzellen
im Vorderflügel und feinen fadenförmigen Mundteilen.
Körper breit, Kopf groß, flach, breiter als der Thorax. Flügel
erreichen das Abdomenende, Radialzelle groß, mit dem Ende weit
vom Flügelrande entfernt liegend, mit großer Anhangszelle,
2 Kubitalzellen, die fast gleich groß sind, die zweite Kubitalzelle
nimmt beide Discoidalqueradern auf, und zwar gleich weit von der
ersten und zweiten Kubitalquerader.
Mundteile lang, offenbar hochentwickelt und differenziert,
Zunge und Maxillen lang, fadenförmig, erreichen zurückgelegt
das Thoraxende, die Taster sind leider bei dem getrockneten
Exemplar nicht erkennbar.
Neue und wenig bekannte Bienen Süd-Afrikas. 189
9. Mit dünner, aber sehr langer Scopa, die nur auf Tibie und
Metatarsus beschränkt ist, Metatarsus nur ?', der Tibienbreite
erreichend und außen in eine schräge Spitze auslaufend. L. 8 mm.
Nur eine Art bisher.
Südafrika.
Im System hinter Meliturgula einzuschalten.
Mermiglossa rufa n. sp. 9.
Fig.9.
Wie Meliturga clavicornis gebaut, aber viel kleiner, Abdomen
rot.
9, Schwarz, kurz weißlich behaart, Kopf breiter als der
Thorax und breiter als lang, Kopf und Thorax fein punktiert,
glänzend, innere Orbitae parallel verlaufend, Cly-
peus stark vorgewölbt, tief ausgerandet, hufeisen-
förmig, in der Ausrandung sitzt das braune, poliert
glänzende Labrum, das gewölbt ist, länger als
breit und am Ende gerundet erscheint; Antenne
braun, keulenförmig, zweites Geißelglied wenig länger
als drittes; Mesonotum und Scutellum gleichmäßig
Fig. 9 deutlich punktiert, Area scheint glatt (?) und glänzend
Mermiglossa zu sein (hier durch lange, mit Pollen besetzte Be-
vn "" , baarung verdeckt). Abdomen rot, deutlich punk-
Größe). tiert, schwach behaart, Segmentränder von 1-4
gelbhäutig und fein quergerunzelt, 5—6 lang rot-
gelb beborstet, 6 mit dreieckiger, kahler, rotbrauner Analplatte.
Ventralsegmente rotbraun, mit einzelnen groben Punkten dem
Endrande zu, Ränder häutig und gelbbraun, 6 konkav, mit
glatter Scheibe und Endrand. Beine schwarzbraun, weißlich
behaart, Tarsenglied 3—5 gelbbraun, Calcar rotgelb, Scopa
dünn, aber lang, nur auf Tibie und Metatarsus beschränkt (und
auf die hintere Thoraxwand), Metatarsıs außen in schräge Spitze
ausgezogen, sonst aber viel (?‘,) schmaler als die Tibie. Flügel
schwach getrübt, Adern bleich, Tegulae rotbraun. L. S mm,
Br:'.2%, mm.
1 2 von Grotfontein, Volkmann leg.
Deutsch-Südwestafrika.
CGontributi alla Fisiologia del movimento e del
sistema nervoso degli animali inferiori. (V.)
OPISTOBRANCHIA: Aplysia depilans L., Aplysia limaeina L.,
Aplysia punetata Cuv.
A Per Osv. Polimanti
(dalla Sezione fisiologica della Stazione ZooJogica di Napoli).
Molto a ragione Vulpian nel 1866 poteva affermare che (p.759)
„la Physiologie-du systeme nerveux des Mollusques se reduit
encore presque exclusivement a des inductions fondees sur l’Ana-
tomie.‘“
Non aveva perö torto l’A., perche non si trovava infatti, in
quell’epoca, suiMolluschi lavoro alcuno, se si toglie quello di Bonnet
dell’anno 1781, di ordine prettamente anatomico. —
Vulpian dice che i Molluschi hanno degli istinti come per es.
quello dell’alimentazione, del procrearsi, alcuni hanno anche degli
istinti speciali, come per esempio le Foladi che fanno dei buchi
nelle roccie per starvi innicchiate dentro. Per analogia ritiene
che questi istinti hanno la loro sede nel ganglio dorsale, ma perö
non lo puö affermare sicuramente.
Vulpian ha molto spesso provato sia nel Limax come nella
Helix pomatia di levare il ganglio dorsale; l’operazione gli riusci,
perö non era mai cosi netta da poter giungere ad una conclusione
in queste ricerche. Egli pot&e vedere solo una differenza molto
netta levando o il ganglio sopraesofageo o il ganglio sottoesofageo:
nel primo caso l’animale vive 4—5 settimane, nel secondo caso
solo un giorno. La causa della differenza, secondo il mio parere,
sta nel fatto anatomico che nel ganglio sottoesofageo fanno capo
nervi per la vita vegetativa e nell’altro ganglio invece no. —
Lo stimolo elettrico del ganglio sopraesofageo da solamente
degli effetti molto deboli, mentre lo stimolo dell’altro ganglio ha
come conseguenza una attivita muscolare molto forte e molto
estesa. — i
Vulpian non pote giungere a delle conclusioni molto nette
sui rapporti che corrono fra sistema nervoso e movimenti cardiaci
e respiratori nei molluschi.
Cheron fece qualche ricerea sui gangli centrali dei Molluschi,
ma non giunse a conclusioni nette e precise. —
Osv. Polim.:Contrib. alla Fisiol. del movim.e del sist.nerv.degli anim.inf. 191
Petit fa una lesione del ganglio sottoesofageo in una luma»a
e vede, appena dopo 3—4 settimane, che la ferita € rimarginata,
che l’animale compie molto piü lentamente del normale i suoi
movimenti striscianti di progressione e contemporaneasmente compie
anche dei movimenti di maneggio dal lato sano verso il lato leso.
Dopo il taglio delle vie di unione fra il ganglio cefalico e pedale
come anche dopo il taglio della commissura fra i gangli cefalici,
gli animali compiono ugualmente dei movimenti di maneggio. —
Steiner, (III p. 30) perö ritiene che queste ultime ricerche
non siano del tutte giuste ed esenti completamente da errori.
‚ Yung non si & fatto un concetto esatto sopra la parte che
prende aimovimenti, nellaHelix pomatia, il ganglio sopraesofageo;
sembra quasi che, con tutti i tentativi da lui fatti, abbia trovato
delle difficolta tecniche sperimentali molto grandi.
Steiner, per meglio studiare la funzione del ganglio dorsale
nei Molluschi marini, si rivolse a quelli che rassomigliano alle
lumache terrestri (Arion, Limax), ossia alla Aplysia depilans ed
alla Pieurobranchea Meckelii. Quantunque l’Aplysia si contragga
molto, pure riusci a farvi cperazioni. Raccomanda perö ‚(III
S. 93) statt des Ganglions auch hier die abgehende Commissur
(Dorsoventralcommissur) zu durchschneidea.“
Ebbene, messa l’Aplysia nell’acqua, il risultato fu negativo,
la lumaca non andava a fare movimenti di maneggio. ‚(III
8.93). Die Schnecke ging nicht im Kreise herum, bevorzugte
auch nicht irgend eine Richtung, sondern hatte ihre normale
Gangart beibehalten.‘
Secondo lo Steiner l’Aplysia depilans e la Pleurobranchea
Meckelii si comportano, riguardo alla funzionalita degli gangli,
come le forme Pterotrachea e Cymbulia. E lo stesso si avvererebbe,
secondo lui, negli altri molluschi. che hanno la stessa costituzione
anatomica.
Egli cosi riassume le sue ricerche:
(III. S. 131). ‚‚Es ist übrigens möglich, daß in dem Dorsal-
ganglion der anderen Mollusken neben dem Opticuscentrum
auch schon ein Großhirn vorhanden ist, aber wir sind aus nahe-
liegenden Gründen nicht imstande, diese beiden Bildungen
dort funktionell von einander zu sondern.‘‘ —
Loeb, nei vermi segmentati e non seginentati, „Großhirn-
funktionen zuspricht und diese Qualitäten in das dorsale Schlund-
ganglion verlegt. Kurz, wir haben es als ein allgemeines Gesetz
anzusehen, daß überall da, wo isolierte höhere Sinneszentren vor-
handen sind, die Basis zur Entwicklung einesGroßhirns gegeben ist.“
In ordine eronologico vengono ora appunto le osservazioni di
J. Loeb, il quale critico aspramente le idee emesse dallo Steiner
sopra la funzionalita del ganglio pedale dei Molluschi. Egli si
esprime con queste testuali parole:
„Steiner schließt: Also das Pedalganglion allein hat Herr-
schaft über die gesamte Lokomotion des Tieres. Ein derartiger
5. Heft
192 Osv. Polimanti: Contributi alla Fisiologia del movimento.
anthropomorpher Schluß geht allerdings viel zu weit. Wir haben
nun das Recht, aus dieser Beobachtung zu schließen, daß die
protoplasmatischen Verbindungsfasern zwischen Haut und Fuß-
muskel des Tieres durch das Ganglion ziehen.“
Nella monografia di Mazzarelli delle Aplysiidae non si trova
alcun accenno fisiologico al sistema nervoso della Aplysia. —
Possiamo dire senza tema di errare, che le ricerche anatomiche
fatte dai vari autori sopra i gangli ed i connettivi del sistema
nervoso della Aplysia non spiegano nulla sopra la loro funzione
possibile e probabile.
Graber, adoperando varie sostanze odorose, osservö che la
Aplysia rimane assolutamente indifferente in contatto di queste.
Graber dice che ‚‚gegen alle Erwartungen unempfindlich sich ...
Aplysia leporina L. erwies ... .. . letztere blieb völlig indifferent
allen angewandten Reizstoffen gegenüber‘“.
Queste osservazioni di Graber, messe in confronto con le
altre fatte da vari autori con vari stimoli chimici e fisici sulla
Aplysia, ci fanno fermamente ritenere, che in questi animali e
assolutamente impossibile determinare con questi il minimo
movimento. Quasi costantemente, in seguito a tutti gli stimoli,
l’Aplysia si contrae ed aumenta il suo tono.
Schönlein scopri che la Pelletierina ha la proprieta di abbassare
enormemente il tono dell’Aplysia limacina. Questo fatto, come
vedremo poi appresso, fu confermato anche da altri sperimen-
tatori. —
Jolyet e Sellier fecero ricerche sopra i muscoli di vari inverte-
brati marini e fra gli altri si occuparone anche dell’Aplysia. Questi
sono i caratteri riassuntivi:
P.72): Certains de ces musceles m&me, comme les bandesmuscu-
laires de l’holothurie, les muscles de l’Aplysie et de l’asterie, ont
tous les caracteres des muscles lisses des vertebres: longuer de
secousse et de ses diverses phases, nombre restreint des excitations
necessaires & les tetaniser‘.
Per altri muscoli di mclluschi hanno trovato, come vedremo
appresso, dei fatti molto differenti.
Bottazzi ed Enriques si occuparono di studiare specialmente il
sistema nervoso viscerale delle Aplysie, e per le loro ricerche si
servirono di Aplysia depilans e limacina, che venivano studiate
allo stato normale, oppure trattate con alcaloidi e glicosidi.
Naturalmente io, della memoria di Bottazzi ed Enriques,
non mi occuperö che di quella parte, che ho fatto argomento del
mio studio, tralasciando tutto quanto riguarda la fisiologia del
sistema nervoso viscerale.
Notarono che la stimolazione dei gangli periesofagei produce
movimenti vivaci del mantello e del piede. Ritengono che esista
una relazicne molto stretta fra il campo di innervazione del sistema
nervoso viscerale e quello che presiede alla innervazione della
muscolatura del corpo.
o
e del sistema nervoso degli animali inferiori. 193
Contemporaneamente perö vengono a sostenere che esista una
grande indipendenza fra i vari centri nervosi delle Aplysie, special-
mente tra i centri della vita di relaziene ed i centri viscerali.
La nuova nomenclatura dei gangli e dei connettivi dell’-
Aplysia proposta da Bottazzi ed Enriques non € stata accettata
da nessuno dei ricercatori, che si occuparono di studiare non solo
questo animale, ma i molluschi in genere.
Altrograve errore, commesso da Bottazzi ed Enriques, € quello
di ammettere l’incerociamento delle fibre nervose nei gangli. Nessuno
degli autori,che sisono occupati di studiare la fisiologia e l’anatomia
del sistema nervoso dei molluschi, ammise un tale incrociamento.
Lo Steiner che si occupö di ricerche sui molluschi (Cymbulia,
Pterotrachea) vide che la lesione del ganglio pedale, per lui centro
motorio, ha sempre un effetto omolaterale. Jordan poi pote
confermare nella Aplysia queste ricerche di Steiner, che cio& le
vie nervose non sono crociate. Questi autori, sia col metodo del
taglio come colla ignipuntura e colla eccitazione elettrica,studiarono
la funzione dei vari gangli e dei vari connettivi. —
Tutti i movimenti (piedi ed ali) dipenderebbero, secondo
questi autori, dai gangli ventrali (pedali) mentre i dorsali (cervicali)
servon9 all’innervazione della regione cefalica ed i laterali (viscerali)
sono gangli, che presiedono ai visceri. Le commissure ventrali
servirebbero a coordinare da ambedue i lati i movimenti di tutto
il corpo. Nei gangli dorsali (cervicali) prevalgono le funzioni recettive
alle motrici, perche sono in rapporto con i tentacoli, colle appendici
boccali: l’animale avanza sempre colla parte anteriore del corpo.
Mettono infine in dubbio che i gangli dorsali (cervicali) siano vera-
mente motori, perche potrebbero contenere solo fibre di passaggio
che partono dai gangli ventrali (pedali). I nervi destinati alla
muscolatura delle pareti del corpo nascono dai gangli e da questi
si dipartono come raggi senza anastomizzarsi, senza suddividersi
e senza attraversare gangli.
Bottazzi ed Enriques ritengono che le due Aplysie da loro
studiate siano dotate di un grado differente di tonieita; €
bassissimo il tono nell’Aplysia limacina e molto accentuato nell’-
Aplysia depilans. Partendo da quanto aveva trovato Bottazzi
nell’esofago di rospo, che cioe in generale gli alcaloidi sono espansori
ed i glicosidi costrittori dei muscoli lisei, iniettaronc gli alcaloidi
(tebaina, morfina, nicotina, cocaina, coniina, pelletierina, iosciamina)
nell’Aplysia depilans (moltotoniea)edi glicosidi (digitalina,sparteina,
strofantina) nell’Aplysia limaeina (atonica). Ebbene gli alcaloidi
(i piü attivi sono la nicotina e la pelletierina) esagerano ancora
piü lo stato di atonieita dell’Aplysia limacina, ed i glicosidi il
tono dell’Aplysia depilans.. E viceversa gli alcaloidi aboliscono
il tono elevato della Aplysia depilans, e i glicosidi elevano considere-
volmente il tono depresso dell’Aplysia limacina.
Bottazzi ed Enriques perö non hanno notato che c’e una
grande differenza, come nota bene Jordan (I. S.197), fra i muscoli
Archiv für Naturgeschichte 13
1912. A. 5 5. Heft
194 __Osv. Polimanti: Contributi alla Fisiologia del movimento
liseci degli animali superiori e quelli dell’Aplysia, quindi una
comparazione perfetta non puö essere assolutamente istituita.
Difatti nei primii muscoli lisci fanno dei fasci con fibre intimamente
unite fra di loro, mentre nell’Aplysia abbiamo dei piccoli fasci
che si vanno incrociando fra di loro e tormano delle cavitä, nelle quali
eircola il liquido sanguigno.
E assolutamente errato, secondo lo Jordan, quanto sostiene il
Bottazzi, che cio& ‚‚(S.495). Der Gebrauch des Cocains ist bei Aplysia
limacina ganz überflüssig, denn ihre Muskulatur ist von Natur
schlaff, besonders während des Sommers‘‘.
Non si puö6 assolutamente comparare l’azione della cocaina
e quella della temperatura. Non farö nemmeno cenno alla risposta
polemica fatta dal Bottazzi allo Jordan, a proposito delle critiche
che mosse questo al suo lavoro, perch& ci6 € assolutamente inutile.
Jordan si occupö, in un lungo studio, del movimento, del
sistema nervoso e del tono della Aplysia limacina. Egli, partendo
da una osservazione di Schönlein, fatta nelle lumache, ‚daß die
noch mit. Haut bedeckten Organe viel leichter und vollkommener
erschlaffen, als ein ausgesc' nittener Muskelstreifen“ studio il
tono nel mantello e nel piede dell’Aplysia.
Queste sono le conclusioni alle quali giunge dalle sue ricerche:
„Aus diesen Versuchen also geht hervor, daß die Ausdehnung
der erschlafften, tonuslosen Muskulatur von der in den Blasen
enthaltenen Blutflüssigkeit abhängt, welche aus den gespannten
Behältern in die intramuskulären Lacunen gepresst wird und
dabei die einzelnen Muskelbündel ausdehnt, indem diese, erschlafft,
einen ‚locus minoris resistentise‘“ bilden. — Sie ihrerseits treiben
durch Kontraktion das Wasser in die Blasen.“
Dipenderebbe dalla elasticitä degli elementi dei tessuti, che
circondano queste vesciche e le comprimono. Si convinse in ciö
facendo dei preparati, secondo ilmetodo di Gieson, del piede ritirato
e completamente esteso: ,‚.(S.203) in allen Blasen so gut wie keine
Muskelfasern vorhanden sind“. Sembra allo Jordan che, piuttosto
che parlare dell’uscita di acqua dall’organo (ala, piede) nello stato
di rilasciamento, si debba ciö far dipendere da una diminuzione
di elasticita delle singole vesciche.
Jordan saggiö i gangli ed i connettivi per mezzo della corrente
elettrica, narcotizzando contemporaneamente anche l’animale.
Scartö la pelletierina dello Schönlein, perche non € dosabile e non
si mantiene in soluzione. Scartö anche l’alcool al 10%, il bromuro
di etile, il pulegone e adoperö solo una soluzione di cocaina al 2%
(la dose misliore la trovö in c.c. 0,3 di una soluzione 2% per
100 gr di animale)
Per non fare uscire il sangue, teneva le Aplysie in posizione
verticale, faceva tutte le operazioni dal lato del piede e richiudeva
con pochi punti a sutura continua e metteva poi gli animali in
un bacino. Estirpando i vari gangli e le varie commissure pote
tenere in vita gli animali anche per mesi. —
e del sistema nervoso degli animali inferiori. 19
L’estirpazione dei gangli cerebrali, come anche il taglio delle
commissure cerebro-pedali, fatti omolateralmente, hanno per effetto
una lesione omolaterale della muscolatura. —
Con queste parole descrive Jordan i movimenti, che compie
l’Aplysia dopo la estirpazione omolaterale del sanglio cerebrale:
(S. 192.) „Nach einseitiger Exstirpation des gleichen Gang-
lions zeigen sich Kreisbewegungen der Art, daß die vom Ganglion
isolierte Seite sich schneller bewegt als die normale.“
Conferma dunque lo Jordan, quanto era stato gia visto da
Steiner, che cio@ nella Aplysia i nervi non decorrono crociati.
E ciö contrariamente a quanto avevano visto Bottazzi ed Enriques,
che cio& queste fibre decorressero crociate.
Jordan osservö inoltre che una parte di muscolo (ciö si vede
meglio nell’ala che nel piede), separata dal ganglio cerebrale, ha un
tono superiore alla parte normale. —
Partendopoi dal fatto,che pezzidimuscolo,chestannoinrapporto
col ganglio cerebrale, sono meno eceitabili di quelli che sono isolati,
giunge alla conclusione, che questo ganglio ha un potere inibitore
sui riflessi e talvolta anche uno dinamogeno. Anche avvelenando
con la cocaina il ganglio cerebrale, proporzionatamente diminuisce
la eccitabilitä; anche meglio ciö avviene senza veleno alcuno.
Asportando il ganglio cerebrale ‚(S. 211). So Fühler wie
Tentakel ständig eingezogen getragen werden.‘
F. B. Hoffmann ritiene come cosa stabilita:
(II S. 72.) „Daß die vom Pedalganglion zum Mantellappen
hinziehenden Nervenbündel ebenfalls die Ausläufer der letzten
(terminalen) motorischen Neurone darstellen, und können mit
noch größerer Bestimmtheit sagen, daß die koordinierte Muskel-
aktion beim Schwimmen dieser Tiere gleichfalls auf einer zentralen
Organisation beruht. — Aus der isolierten zentralen Jnnervation
dieser Muskulatur folgt ferner, daß durch lokale elektrische Reizung
derselben, bei welcher ja- außer den Muskelfasern auch die in ihr
enthaltenen Nervengeflechte mitgereizt werden, eine bloß lokale
Erregung gesetzt wird, die sich nicht allseitig ausbreitet.“
Gli stessi fatti sono stati visti da Biedermann nel muscolo
retrattore dell’occhio e del capo della lumaca, che sono senza
ganglii, (almeno sinora nessuno ve li ha trovati: ciö non esclude
perö, che un giorno con nuovi metodi vi possano essere riscontrati).
cosa nota da tempo che nei muscoli lisci dei molluschi
(Hoffmann II S.72.) ‚Daß in ihnen eine diffuse Erregungsleitung
nicht nachgewiesen werden konnte.“ Gli stessi fatti di locale
contrazione, dietro uno stimolo locale, si vedono anche sia nei
muscoli di animali vertebrati che invertebrati (nel lavoro di Hoff-
mann si trova tutta la letteratura dell’argomento). —
F. B. Hoffmann esegui un bel: lavoro sopra la muscolatura
dei molluschi ed anche della Aplysia e giunse a dei risultati, che si
allontanano un po’ da quelli di Bethe. Anche lui distingue due-
specie di movimenti nelle ali: l’uno € dovuto ad un vero e proprio
13* 5. Heft
196 Osv. Polimanti: Contributi alla Fisiologia del movimento
riflesso, assolutamente indipendente dal sistema nervoso centrale
(anche dopo l’estirpazione del ganglio pedale) ‚(II 8.59) auf
lokale (mechanische) Reizung hin eine Einziehung der gereizten
Stelle des Flügels erfolgt. Dieser Reflexmechanismus ist nicht
bloß an den Flügeln, sondern auch an den übrigen Stellen des
Mantels ausgebildet.‘
L’altro movimento & il vero e proprio moto regolare con le
ali, che va compiendo l’Aplysia. —
Stimolando con una corrente piuttosto forte un nervo, che
vada alle ali, ha visto Bethe che lo stimolo si trasmette sia avanti
come dietro e, secondo questo autore, lungo la rete nervosa
periferica, traverso la quale passano sia le vie lunghe che vengono
dal sistema nervoso centrale, come anche le vie brevi delle fibre
nervose della pelle. Perö Hoffmann ritiene che vi sia un’altra
possibilitä: quando l’ala si muove e si rialza per lo stimolo, entra
in funzione il meccanismo riflesso periferico, ossia con lo stimolo
si rialza passivamente la parte dell’ala, vicina a quella che viene
stimolata direttamente dal nervo. E la parte dunque vicina a
quella stimolata, che si contrae per il meccanismo nervoso riflesso.
E sostiene, che questa sia l’unica vera spiegazione, per spiegare
questo meccanismo del movimento delle ali. —
Hoffmann, stimolando i singoli nervi dell’ala dell’Aplysia,
ottenne (come per i cromatofori nei cefalopodi) una contrazione
molto piü limitata di questa, eliminando il riflesso periferico.
Contemporaneamente si ha una grande diminuzione di velocita
nella trasmissione dello stimolo, lasciando stare il preparato per
molto tempo, oppure avvelenando l’animale con pelletierina.
In questi ultimi tempi il F. W. Fröhlich si occupö di studi
sul sistema nervoso dell’Aplysia, che hanno una certa relazione
coll’argomento da me trattato. Fröhlich nei suoi studi si servi
di animali non narcotizzati ed ottenne dei buonissimi risultati
andando a stimolare i vari nervi, gangli e commissure. —
(S.125.) ‚Die Flügel kontrahieren sich bei Reizung der
Flügelnerven, der Kommissuren zwischen Cerebral- und Pedal-
ganglion, der Kommissur zwischen den Pedalganglien und der
Intervisceralkommissur. Da das Pedalganglion Sitz von Flügel-
reflexen ist, kann auch der zentrale Stumpf eines Flügelnerven
mit Erfolg zu Reizversuchen verwendet werden.“
Non pote confermare, quanto aveva visto lo Jordan, che
cio& P’ala, dopo la separazione dei nervi dal ganglio pedale, entra
in uno stato di contrazione tonica.
Cosi anche osservö, che: (S. 130.) „Das Cerebralganglion hat
auf die Tonusentwicklung keinen Einfluß. Die Verkürzung
tritt erst auf, wenn die Cerebropedal- oder Interpedalnerven-
reizung zeigt, daß die Leitung der Erregung durch das Pedal-
ganglion gelitten hat. Es verhält sich das Präparat so, als ob
erst jetzt das Ganglion entfernt worden wäre.“
-
e del sistema nervoso degli animali inferiori. 197
Un fatto molto importante, che risulta dalle ricerche di
Fröhlich, si € la lentezza con la quale si trasmette la eccitazione
nervosa nell’Aplysia: 400 mm al secondo. Questa lentezza nella
trasmissione della eccitazione nervosa starebbe in rapporto con
la lentezza dei processi ossidativi nell’Aplysia e con la indipendenza
relativa dall’ossigeno.
Biedermann fece uno studio fondamentale sopra la fisiologia
del movimento peristaltico. Egli intende per peristaltici:
(8. 476.) „‚Nur solche Bewegungen darunter verstehen, welche
durch das wellenförmige Fortschreiten eines Kontraktionsvorganges
in einem muskulösen, aus zahlreichen glatten oder gestreiften
Elementen bestehenden hohlen oder flächenhaft ausgebreiteten
Organe charakterisiert sind“.
Due sarebbero le origini della peristalsi, secondo Biedermann:
la contrazione si trasmetterebbe da cellula a cellula, ossia si avrebbe
' una peristalsi dinatura miogena (Engelmann),oppure interverebbero
anche inervi esiavrebbe una peristalsi di origineneurogena. Bieder-
mann fece il suo lavoro sui Lumbrieides, che hanno una peristalsi
destrorsa (l’onda di contrazione dall’avanti all’indietro) e raramente
presentano anche un movimento inverso (controperistalsi-"onda
di contrazione va dall’indietro in avanti).
Friedländer distinse nel lombrico il moto peristaltico, suo
proprio, dalla contrazione fortissima che si ha anche (fatto con-
fermato pci anche da Biedermann) con uno stimolo minimo por-
tato sull’animale. Ed il primo autore ritiene che questa contra-
zione velocissima si trasmetta per i nervi. —
Rollett aveva visto nei muscoli degli insetti, che si muovono
o molto piano o molto velocemente: ebbene questo stesso fatto
si avverte anche nei muscoli dei Lomtrieidi. Friedländer difatti
osservö ‚daß jede passive Verdünnang von hinlänglicher Stärke
eine aktive Verdickung auslöst: zieht man an dem Vorderende
des Wurmes, so tritt regelmäßig eine aktive Kontraktion ein‘.
Biedermann confermö questo fatto, perche, stimolando un
Lombrico limitatamente con uno spillo, ivi si aveva un ingrossa-
mento e retrazione del segmento stimolato (dunque una reazione
molto limitata dei muscoli longitudinali). La temperatura aumenta
la peristalsi sino a 30° e contemporaneamente aumenta quiudi la
velocitä di trasmissione. A 35° la peristalsi cessa e il lombrico
rimane assolutamente in uno stato atorico.
Friedländer aveva visto che, tagliando la catena gangliare,
il lombrico fa benissimo il suo movimento peristaltico. Questo
fatto fu confermato da Biedermann, che interrompeva con un
ferro rovente la catena dei gangli. Ciö dipende dal fatto, notato
bene da questo autore, che in un lombrico qualungque minimo
stiramento di un anello produce subito una contrazione e da qui
un moto peristaltico. Difatti Friedländer, spezzando in due un
lombrico e unendo le due metä per un filo, il pezzo posteriore
entrava in peristalsi, appena il filo stirava il suo estremo anteriore.
5. Heft
198 _Osv. Polimanti: Contributi alla Fisiologia del movimento
Krukenberg anche aveva provato a fare tali esperimenti nella
Hirudo ledendo il cordone ventrale con cloroformio, etere, ecc.
ma crede che prima vengano ad essere lesii muscoli. ,‚(S. 88.)
Die Muskeln nur sind starr und unerregbar und bleiben es immer
oder wenigstens einige Zeit.‘ —
Biedermann perö giustamente soggiunge che, se invece di
cloroformio ed etere avesse adoperato alcool, come lui fece, allora
avrebbe visto prima l’azione sul sistema nervoso e p>i sui muscoli.
Adoperando una soluzione di alcool al 5—7%, dopo 5—6 ore il
lombrico & narcotizzato, e stimclando si ha sempre una contrazione
nel punto stimolato. Dalle sue esperienze conclude (S. 494), „daß
eine physiologische Leitung (Erregungsleitung) noch möglich ist,
wenn der Hautmuskelschlauch des Wurmes partiell kontraktions-
unfähig gemacht wurde, und daß der Bauchstrang diese Leitung
vermittelt‘.
I muscoli, pur rimanrendo eceitabili, nella peristalsi non vi
prendono parte aleuna,quando non sian> in rapporto con il cordone
nervoso ventrale e conclude che, nella peristalsi normale, non si
puö parlare di trasmissione muscolare diretta nel senso di Engel-
mann. Biedermann fece un preparato di lombrico, nel quale erano
stati levati tutti i muscoli attorno ed era rimasto solo il cordone
nervoso centrale. Da queste esperienze egli concluse che: (S. 498
bis 499) ‚die Koordination zweier Abschnitte des Hautmuskel-
schlauchs lediglich durch die Ganglienkette vermittelt werden
kann, ohne daß Reflexe durch Verschiebung der Segmente auf
der Unterlage als auslösendes Moment in ‚Betracht kommen, was
ja unter Verhältnissen stets der Fall ist.‘
v. Uexküll e Magnus (questi sperimentando colla cocaina)
avevano gia visto con bellissime ricerche nel Sipunculus che la
trasmissione e la coordinazione in questo sono assolutamente di
origine neurogena. lo dimostrai ciö in Bombyx mori.
Straub vide inoltre che un pezzo di lombrico, quando venga
stirato, da una contrazione che ha luogo solo nei muscoli longi-
tudinali (confermato da me in Bombyx mori).
Biedermann preparando il verme nel solito modo vide che:
(8. 502) „die mechanische Dehnung des Wurmsegmentes, welche
normalerweise für die Auslösung und Fortleitung der peristaltischen
Wellenbewegung in den beiden Muskelschichten von wesentlicher
Bedeutung ist, ihren primären Angriffspunkt nicht sowohl in
den Muskelfasern (-zellen) selbst findet, als vielmehr in (sensiblen)
Nervenendigungen der Haut, von denen aus erst sekundär (reflek-
torisch) die Muskeln in Erregung versetzt werden. —“
Bethe ritiene che il solfato di pelletierina risponda molto
meglio Jella cocaina sull’Aplysia, in modo che vi si possano fare
molto bene tutte le operazioni.
Stimolata una Aplysia narcotizzata in un punto, assume
in questo la forma ad imbuto. Levati tutti i gangli, aumentano
fortemente i movimenti peristaltici, poi vanno diminuendo mano
TEE ri u Kr a Se)
ver ı
e del sistema nervoso degli animali inferiori. 199
mano: non esiste piü alcuna coordinazione nel movimento delle
ali. Appena si tolgano i gangli viscerali, gli animali muoiono,
perche non respirano. Stimolando un’Aplysia senza i gangli
periescfagei, si ritira piü o meno completamente a seconda dello
stimolo maggiore 0 minore che vi si porta sopra: in questi
animali cosi operati i tentacoli e le labbra sono completamente
estesi, perö stimolati li ritirano subito.
Tutti i movimenti che eseguisce l’Aplysia, in seguito a stimoli
piccoli, durano piü a lungo e sono di maggiore effetto in animali
operati che in normali. Tutti gli stimoli, secondo Bethe, si diri-
gerebbero all’indietro, ed in ciö queste sue idee concordano con
quelle di v. Uexküll. Stimolando i nervi periferici lo stimolo
puö trasmettersi da un punto limitato di muscolo sino a tutta la
muscolatura del corpo. Ingegnosi sono stati gl esperimenti di
Bethe a questo proposito. Stabilita la corrente minima per eccitare
i nervi, si muove solo una parte dell’ala, con una corrente piü
forte simuove una parte maggiore diala, aumentando ancora l’inten-
sita della corrente si hanno dei movimenti ritmici dell’ala intera,
con una corrente fortissima tutto ilcorpo entra in movimentiritmici.
„Es hängt also jeder Nerv durch das Nervennetz indirekt
mit der gesammten Muskulatur zusammen; die Nerven sind nur
lange Bahnen, welche zwischen einzelnen Teilen des DEE
netzes kürzere Verbindungen herstellen.‘
Bisogna notare perö che il reticolo nervoso di Bethe € Sitte
di cellule gangliari che si anastomizzano fra di loro e non & affatto
identico con il reticolo nervoso terminale di Hoffmann, perche
questo € assolutamente privo di cellule gangliari.
Bethe studiö anche, servendosi di uno speciale manometro,
il tono nell’Aplysia e vide, che questo diminuisce in via riflessa
agitando gli animali fra le mani nell’acqua, oppure avvelenandoli
con pelletierinas, cocaina, morfina.. Normalmente la pressione
nell’Aplysia limacina sarebbe di cm 2,5—4,0, mentre nell’Aplysia
depilans sarebbe maggiore. Il digiuno anche diminuirebbe di
molto il tono nell’Aplysia. In genere tutti gli alcaloidi diminuiscono
il tono, mentre i glicosidi l’aumentano di molto; cosi anche aumenta
levando il sistema nervoso centrale (sino a 11—13 cm di acqua
del manometro). Stimolando la superficie esterna, aumenta il tono
nell’Aplysia, ma molto piü quando venga stimolata in animalı
senza gangli. Rassomiglia l’azione dei nervi nell’ala della Aplysia
alla fibre nervose del vago, le quali non influenzano direttamente
la muscolatura cardiaca: nell’Aplysia anche i nervi non hanno
influenza diretta sopra i muscoli delle ali, ma solo per mezzo delle
fibrille nervose. Facendo nell’Aplysia l’ablazione di tutto il sistema
nervoso centrale si hanno contrazioni ritmiche nelle ali, mentre
normalmente, con i gangli nervosi, la muscolatura rimane contratta
dando delle piccole variazioni. Da ciö conclude, che i movimenti
ritmici delle ali della Aplysia sono una conseguenza dello stimolo
continuo, che parte dal sistema nervoso centrale.
5. Heft
200 Osv. Polimanti: Contributi alla Fisiologia del movimento
Kunkel trovö delle differenze. molto grandi nel contenuto
in acqua delle lumache e Jordan studiö nella Helix il tono con un
apparecchio speciale e sopra parti di muscolo in rapporto o no col
sistema nervoso centrale.
Jordan trova due spiegazioni per lo ‚‚Sperrtonus‘‘, ossia puö
essere di origine centrifuga o centripeta, la prima ipotesi (unipolare)
si riattacca alle idee di Biedermann e von Uexküll, e la seconda
(bipolare) alle idee di von Uexküll.
Questi sono i fatti fondamentali trovati da Jordan come
conclusione del suo lavoro:
(S. 222.) ‚Tatsache I. Ein seiner Ganglien beraubtes Tier
befindet sich im dauernden Zustand des gesteigerten Tonus.“
(Questo era un fatto visto anteriormente anche da Bethe.)
(S. 226.) ‚Tatsache II. Während das System I. Ordn. unter
dem Einfluß hoher Belastung langsam und gleichmäßig an Tonus
verliert, sinkt im normalen Muskel der Tonus erst schneller, später
aber langsamer als im System I. Ordn., um sich zuletzt höher ein-
zustellen als dieses —“ (Si spiega secondo la ipotesi I—II).
„Tatsachelll. DieGanglien bedingen, daß dieTonussteigerung,
die auf Entlastung folgt, nach geringer voraufgegangener Dehnung
vermindert, nach starker Dehnung aber vermehrt wird.“
(S.227.) ‚„TatsacheIV. Belaste ich die eineTierhälfte ‚‚hoch‘, so
sinkt in der anderen, die mit der ersten nur durch ein Stück Nerven-
netz oder aber durch das Zentralnervensystem mit Bahnen
kommuniziert, der Tonus, und steigt wieder nach Entlastung.‘ —
Eceitando i nervi che partono dal ganglio pedale, non si hanno
che contrazioni, mentre, eceitando questo ganglio, spesso si hanno
movimenti ondulati degli organi locomotori. Sembra, secondo lo
Jordan, che ogni movimento spontaneo sia funzione del ganglio
cerebrale, mentre il ganglio pedale ha funzione prevalentemente
automatica, funzione questa che in parte compie anche il ganglio
cerebrale. Jordan non si occupö di vedere la funzione delle
statocisti nell’Aplysia. —
Kunkel dimoströ che Limax decapitate erano ancora capaci
di dare delle onde locomotorie molto vivacı. Queste ricerche
furono confermate anche dallo Jordan. Bethe poi aggiunge che,
anche in Aplysie e in lumache decapitate, si possono avere tali
movimenti, anche se il tono non viene piü ad essere regolato dal
ganglio pedale. Anzi sembra, secondo le ricerche dei due ultimi
autori, che tali molluschi decapitati compiano anche dei mo-
vimenti molto piü energici che non allo stato normale. Jordan
si occupö molto anche del tono: egli ritiene che: ‚‚S. 194. Die
Dauerverkürzung als Folge eines dauernden Stoffwechselprozesses
zu betrachten sei.“ —
Biedermann e Bethe notano che, durante illetargo della Helix,
la muscolatura subiscee un raccorciamento relativo. Jordan,
partendo dal concetto di questi autori e sopratutto di Bethe, che
(S. 371) ritiene il tono sia „eine andere Form wirklicher Ruhe“,
FE
e del sistema nervoso degli animali inferiori. 201
divide il Tono in due forme assolutamente differenti fra di loro:
(S.194) Sperrtonus (che corrisponde al Substanztonus di
P. Schulz) eZentraltonus. Il primo sarebbe in dipendenza
assoluta delle terminazioni nervose muscolari e del muscolo
stesso, che rimane quindi in uno stato di contrazione permanente.
Il secondo invece € in dipendenza di una eccitazione continua,
che parte dal centro nervoso e che agisce sul muscolo, che non & in
stato tonico.
Estirpando uno od ambedue i gangli pedali, osservö che parti
di muscolo, che non sono in relazione con questo ganglio corris-
pondente, stanno sempre in continua e forte contrazione sino
alla morte. Stimolando poi uno di questi pezzi di muscolo, non
piü in rapporto col ganglio pedale, rimangono in tono maggiore,
mentre normalmente si ha sempre rilasciamento.
Studiö anche l’influenza dei vari gangli e dei vari connettivi
sul movimento. Isolando il ganglio cerebrale dai suoi organi
di senso, l’Aplysia si comporta come un animale normale, da ciö
conclude (8. 214): „Daß Augen und Fühler zur Orientierung
wenigstens nicht notwendig sind.‘
Isolando un ganglio cerebrale e osservando poi il piede, la
meta di questo, omolaterale alla estirpazione, si ripiega verso
Valto e si muove molto di piü della meta normale, che talvolta
rimane anche ferma: non credo perö, come ritiene Jordan ‚,(S. 215),
weil ihn der Wasserspiegel augenscheinlich reizt‘‘ mentre la ntetä
normale ‚(S.215) ganz richtig den Boden fassen will‘‘. — La metä
non normale si trascina l’altra: ‚(S. 215). Es entspinnt sich ein
förmlicher Wettkampf zwischen beiden Hälften, in dem meist
der unnormale Teil Sieger bleibt, so daß der ganze Fuß nunmehr
den Wasserspiegel absucht.“
Ponendo l’Aplysia senza un ganglio cerebrale sul lato non
normale, o il margine del piede non tocca il fondo, ed allora ambedue
le metä del piede lavorano ugualmente per l’orientamento, oppure
tocca il fondo, ed in questo caso il piede si ritira e diventa concavo.
Un’Aplysia, senza anche un ganglio cerebrale, non puö asso-
lutamente piü mangiare. Negli animali operati omolateralmente di
questo ganglio ,‚(S. 218): zeigten diese Tiere eine kreisende
Bewegung um die normale Seite.“
Estirpando il ganglio pedale da ambedue i lati, si ha paralisi
come conseguenza e quindi l’impossibilita di ogni movimento;
nella estirpazione omolaterale la meta normale si comporta normal-
mente, mentre l’altra metä & rivolta in alto ed ostacola l’altra nel
movimento.
Stimolando elettricamente uno dei gangli pedali, ambedus
le ali cominciano a muoversi, maggiormente poi quella del lato
stimolato; tagliando la commissura intrapedale, l’altra ala cessa
subito di muoversi.
Tagliando la commissura intrapedale, manca assolutamente
la coordinazione nel movimento delle ali. Le onde di contrazione
5. Heft
202 Osv. Polimanti: Contributi alla Fisiologia del movimento
delle ali non coincidono nella stessa fase e quindi l’animale non
si muove in linea retta, ma bensi a zig-zag, oppure fa movimenti
di retropulsione; questa commissura avrebbe poi una funzione
vicaria della commissura cerebropedale, quando questa venga
ad essere tagliata.
Tagliando la commissura cerebropedale, omolateralmente o
bilateralmente, non pote notare il minimo disturbo nel nuoto
dell’Aplysia.
L’asportazione di tutto l’anello nervoso esofageo (gangli pedali
e cerebrale) ha come conseguenza un aumento di tono di tutto
l’animale.
Lo Jordan giunge a queste conclusioni generali sulla funzione
motoria dei vari gangli dell’Aplysia:
(S. 219.) ‚il. Ist das Zentralganglion vorhanden, so kann
jede Bewegung ausgeführt werden;
2. ist nur das Pedalganglion vorhanden, dann nur die
automatische, nicht zu inhibierende Normalbewegung;
3. ist keines von beiden Ganglien vorhanden, so kann keinerlei
Bewegung ausgeführt werden.‘
stato merito grande di Jordan l’avere nettamente stabilito
irapporti che corrono fra lo stato tonico dei muscoli ed i vari gangli,
e pote giungere a fissare due fatti fondamentali molto bene distinti:
„I. Muskelpartien, die nicht mehr mit dem Pedalganglion in
Verbindung stehen, sind stets tonisch kontrahiert, und
Il. Muskelpartien, die nicht mehr mit dem, Zentralganglion,
wohl aber mit dem Pedalganglion in Verbindung stehen, befinden
sich im dauernden Zustand einer Bewegung, die nicht inhibiert
werden kann.“
Goltz aveva visto nella rana, che l’ablazione del sistema nervoso
centrale,oil taglio deivaghi facevano aumentare di moltoimovimenti
dell’esofago e dello stomaco; in questo stato stimoli piecolissimi
hanno sempre un effetto massimo. Goltz ritiene, che ciö dipenda
dall’aumento di eccitabilitä dei muscoli.
Perö le ricerche di Jordan sull’Aplysia parlano in contrario
(S. 235). ‚‚Brachten wir den Tonus im Ganglion zum Sinken, so
sank er auch in den Muskeln, erst wenn das Ganglion abstarb,
stieg der Tonus im Mantelsystem ganz plötzlich.‘
Secondo lo Jordan, il gangliv pedale ha due funzioni principali:
(8.235): „erstens den Tonus der Muskulatur zu regulieren und in
Schranken zu halten, zweitens die Muskulatur in jene ständige
Wellenbewegung zu versetzen, daß nur das Cerebralganglion ein-
halten kann, und beide Funktionen muß es stets — ist es von
seinem übergeordneten Ganglion befreit — zugleich ausführen:
stets Tonus einsaugen und rhythmischen Tonus abgeben. Es unter-
liegt wohl keinem 'Zweifel, daß wir diese beiden Funktionen an
getrennte Orte des Ganglions verlegen und so von einem regu-
latorischen und einem locomotorischen Zentrum desselben sprechen
müssen.) —
e del sistema nervoso degli animali inferiori. 203
Movimento dell’Aplysia.
Le Aplysie hanno due specie di apparecchi locomotori: il
piede ed i parapodi (questo nome € stato dato da Vayssiere a questi
organi di locomozione), detti anche comunemente ali. Questi
due apparecchi danno luogo a due tipi di movimento, del tutto
differenti fra di loro.. Per mezzo del piede l’Aplysia compie un
movimento di strisciamento, come si avvera nelle comuni lumache
terrestri; per mezzo delle ali un vero e proprio movimento di
natazione. —
Fischer divide le lumache in Glisseurs (striscianti sul suolo) e
Arpenteurs(rampanti),movimento che si vede ad es. nei ciclostomi,
in aleuni vermi, ecc. e che consiste nel fissamento della testa al
suolo e nel ritiramento verso la parte anteriore di tutto il resto
del corpo (studiato da me e analizzato in Bombyx mori).
L’Aplysia punctata, che € molto piccola, si muove costante-
mente col piede, per strisciamento, almeno come ho potuto osservare
costantemente, quando si trovano nel bacino. Nel libero mare
invece le ho vedute anche nuotare.
L’Aplysia depilans, limacina, quando vanno strisciando col
piede, si aiutano talvolta leggermente anche colle ali, ma i
movimenti di queste sono sempre molto leggeri, talvolta quasi
impercettibili.
Esiste perö indubbiamente, in questo caso, una vera e propria
coordinazione fra il movimento del piede e delle ali. —
Quests maniera tutta speciale di locomozione nella Aplysia
potrebbe chiamarsi movimento di strisciamento-natazione. In
questo caso il movimento delle ali serve indubbiamente ad aiutare
quello di strisciamentc del piede. —
Parlando del movimento delle Aplysie, bisogna ben distinguere
e trattare separatamente quello dei vari animali fra di loro, e ciö
€e in dipendenza della differente loro costituzione anatomica. —
Nella Aplysia depilans ambedue i parapodi sono fissati
posteriormente del tutto fra di loro, in modo che si forma una
vera e propria tasca: questa poca distensione delle ali fa si che
non si vedano mai nuotare nel bacino (forse perö lo faranno in
mare in condizioni opportune). Lo stesso si dica anche dell’Aplysia
punctata, che si muove piü col piede che colle ali, mentre il nuoto
€ bellissimo nella Aplysia limacina, che ha le ali completamente
libere e divise anche posteriormente. Riguardo al fissamento
del piede alle pareti del bacino, ho visto che l’Aplysia piü € piccola
e piü si attacca col piede, piü € grande e maggiormente ne rimane
distaccata. —
Ad esempio la A. punctata rimane piü attaccata delle altre
due Aplysie (depilans e limacina), perche molto piü piecola.. E
di queste due ultime, gli esemplari piccoli sono quelli che rimangono
maggiormente attaccati rispetto ai piü grandi.
Il colore della Aplysia punctata € piü intensamente nero,
quando l’animale & completamente retratto.. Mentre invece
5. Heft
204 Osv. Polimanti: Contributi alla Fisiologia del movimento
quando & rilasciata, tende al colore grigiastro, perche sono i punti
neri che si vanno man mano diradando e si ha cosi, col resto della
superficie del corpo, un colorito quasi unitorme grigio intenso.
Movimento del piede.
Quando l’Aplysia € in posizione di riposo puö stare col piede
completamente espanso, pero rimane quasi sempre attaccata
per una parte limitata del piede, come dimostra bene l’unita figura
di una Aplysia punctata. (Fig. 1).
In questo caso, quando rimane attaccata al bacino per
P’estremita posteriore del piede, piü 0 meno ampiamente, va
muovendosi colla parte anteriore del corpo in tutti i sensi, come
per „tastare‘‘, per saggiare l’ambiente, forse in cerca di nutrimento.
In questa posizione, specialmente se la parte posteriore € attaccata
ad una parete del bacino, con un ampia parte di questa regione
del piede, puö procedere anche verso l’avanti.
Io ritengo che, quando l’Aplysia va strisciando, il tono
diminuisca di molto piü, rispetto a quando sta completamente ferma
attaccata al bacino. —
Quando striscia col piede lungo il bacino, € molto allungata
e mi pare diminuita di volume, rispetto a quando sta completamente
ferma o addossata col piede al bacino, oppure sta compiendo
l’accoppiamento.
Il tono anche dovra sicuramente diminuire, quando sta
attaccata al bacino sclamente colla parte posteriore del piede
e va vagando col corpo anteriormente, muovendolo continuamente
nel bacino come per ‚„tastare l’ambiente‘“.
Si potrebbero vedere queste variazioni di tono con un
manometro, ma, infiggendo un ago nell’animale e mettendolo
in comunicazione con questo, si porterebbe uno stimolo forte
sull’Aplysia, che potrebbe far variare da se la pressione nell’interno
dell’animale, indipendentemente dallo stato tonico nel quale si
potrebbe trovare, o quando va strisciando, o in istato di
riposo. —
Molti autori si sono occupati del movimento del piede dei
molluschi in genere e di quello delle lumache specialmente.
Fleischmann studiö i movimenti del piede dei Lamellibranchi,
e ritiene che l’ingrossamento di questo avvenga, perche dell’acqua,
da una speciale riserva del mantello, passa nel piede che cosi
viene ad essere rigonfiato. —
Jordan poi ha dimostrato che al piede della Aplysia non si
poteva applicare questo meccanismo, escogitato da Fleischmann
per il piede dei Lamellibranchi.
Simroth fece un lavoro, per i suoi tempi molto importante,
sul movimento del piede delle lumache senza guscio. Simroth
trovö che piü la lumaca e piccola e maggiormente ha onde
locomotorie nel piede. Ritiene inoltre che la Helix abbia due
ordini di muscolature: ‚‚(S. 217). Die extensile Muskulatur besorgt
u Are
e del sistema nervoso degli animali inferiori. 205
die Locomotion, die kontraktile, dieLageveränderung der einzelnen
Körperteile gegen einander.‘
Egli ammette due centri ben differenti, dei quali uno agirebbe
sulla contrazione muscolare e l’altro sulla locomozione ed ambedue
avrebbero la loro sede nei gangli pedali. Nella lumaca infine
si ha una doppia funzione: ‚‚(S. 220). Die Wasseraufnahme und
Quellung wird von der locomotorischen Muskulatur mitbesorgt,
dazu zweitens die Entleerung der Fußdrüse.“
Ammette poi il Simroth, che i movimenti singoli ad onda
del piede siano assolutamente indipendenti, non solo dall’anello
esofageo, ma anche dal ganglio pedale.
Ammette inoltre Simroth che ci sia sangue nel piede, perö eglı
ascrive al sangue una proprietä trofica solamente e semplicemente
ed invece nessuna locomotoria.
Egli deserive anche un sistema nerveo-muscolare nel mantello
dei suoi animali e chiama la parte nervosa di questo ‚ein Mittelding
zwischen einem eigentlichen Sympathikus und den Hirnnerven.“
mi;
Jordan pote vedere nel piede diLimax quelle vesciche completa-
mente in tensione, come aveva visto Simroth. Il quale non parla
poi mai di nervi inibitori, ma solamente di ‚negative
Erregung“.
Per quanto riguarda il movimento del piede questo puö essere
contratto in maniera molto differente:
A. L’onda di contrazione comincia nella regione anteriore
del piede che s’ingrossa di molto; la parte immediatamente vicina
contemporaneamente si restringe, mentre la regione posteriore
rimane allo stato di lunghezza e di grandezza normale. Siavrebbero
insomma dei nodi e dei ventri, osservando il piede in movimento.
La direzione dell’onda contrattile nel pied2 va sempre in questo
caso dall’avanti all’indietro, il comando al movimento parte
sempre dalla regione anteriore pedale.. Molto spesso l’Aplysia
puö attaccare alla parete del bacino solo la meta anteriore del
piede e anche dimeno etrascinarsi, cosi strisciando, l’altra parte
del corpo, senza che questa sia affatto attaccata alla parete.
5. Heft
206 Osv. Polimanti: Contributi alla Fisiologia del movimento
La figura che riporto (Fig. 1) dimostra molto chiaramente
questo movimento: sembra che la regione del piede, che tiene
immediatamente dietro alla parte anteriore ingrossata e che ha
iniziato il movimento, non solo sia rimpiccolita, ma che anche
si sia distaccata un po’ dalla parete, alla quale era attaccato
l’animale.
Re,
B. Questo fatto si vede molto piü chiaramente in questa
figura, dove la parte, che tiene immediatamente dietro alla regione
anteriore ingrossata e che inizia il movimento, si & completamente
Fig. 3.
distaceata dalla parete e l’Aplysia rimane attaccata solo colla
parte anteriore del piede che ha iniziato il movimento e colla parte
posteriore che & in stato di assoluto riposo. (Fig. 2.) —
C. Simroth aveva osservato in alcune lumache che molto
spesso il movimento del piede ha il suo punto di partenza dalla
regione posteriore verso l’anteriore.. Ebbene, anche nell’Aplysia
io ho potuto dimostrare chiaramente questo fatto. (Fig. 3.) —
BE
e del sistema nervoso degli animali inferiori. 207
L’Aplysia, anche stando completamente ferma, muove
continuamente il piede (ciö si vede manifestamente quando giace
di lato nel fondo del bacino e non tiene il piede aderente a corpo
aleuno) facendo quei caratteristici nodi e ventri, che ho descritto
e che compaiono e scompaiono continuamente.
Fig. 4. Fig. 5. utelr Fig. 7.
Il piede della Aplysia, col muco che va segregando e dal quale
rimane completamente protetto e ricoperto, puö andarsi a posare,
come ho visto qualche volta, specialmente in esemplari di Aplysia
punctata, sopra i tentacoli completamente espansi di una Attinia
(Adamsia Rondeletii).
Fig. 8. je: 9.
Nella Aplysia non ho mai notato movimenti di retropulsione:
sia col piede che colle ali i movimenti si avverano sempre verso
l’avanti.
Movimento dei parapodi (ali) = Servono alla Aplysia per
il nuoto, e ad aiutare anche, come abbiamo sopra visto, lo strfiscia-
mento col piede. Il nuoto si avvera, appena l’Aplysia si stacca
col piede dalla superficie, dove si trova e rimane completamente
libera da ogni sostegno. E abbastanza semplice a spiegarsi il
meccanismo, col quale simuovono le ali. Ho provato di prendere
la cinematografia di una Aplysia mentre va nuotando, ma, per
quanto numerosi e ripetuti siano stati i tentativi fatti, non mi €
mai riuscito di ottenere una prova esatta, e ciö dipende dall’essere
V’animale quasi completamente nero. Anche mettendo un fondo
bianco sul quale l’Aplysia puö risaltare anche meglio, tuttavia il
5. Heft
208 Osv. Polimanti: Contributi alla Fisiologia dei movimento
movimento delle ali non si puö vedere e studiare nettamente.
Ad ogni modo, anche senza l’aiuto della cinematografia, si fa
abbastanza bene e perfettamente l’analisi del nuoto della Aplysia.
Jordan rassomiglia il movimento delle ali di una Aplysia
limacina a quello che va facendo una danzatrice di danza serpentina.
Nel nuoto cominciano a muoversi e contrarsi le parti anteriori
e superiori delle ali, ed € da qui appunto che parte l’inizio del
movimento; la contrazione poi si va a portare verso l’indietro
e avviene sempre costantemente che le parti anteriori-superiori
delle ali cominciano a muoversi, quando le posteriori non si sono
ancora completamente toccate e chiuse fra’diloro. (Fig. 4,5, 6,7, 8)
Fig. 11. Fig. 12.
Nel movimento di natazione le due ali vanno l’una sotto
V’altra vicendevolmente in modo ritmico. Poi ogni 3—4—5 battute
cambiano di lato.
Talvolta le due ali si incontrano fra di loro coi loro bordi
liberi e non si mettono l’una sotto lV’altra: (Fig. 9) rimangono
cosi per brevissimo tempo, e poi seguitano a muoversi nel modo
ora descritto.
IRIe- el:
In fondo il movimento delle ali della Aplysia puö benissimo
rassomigliarsi, come dice bene lo Jordan, a quello di Loligo, Sepia,
Raja ecc. Colla differenza pero, aggiungo io, che mentre in questi
animali il movimento delle ali ha luogo in senso antero-posteriore,
nella Aplysia il movimento si determina dalla regione antero-
superiore alla regione postero-inferiore. Questo per quanto
riguarda il momviento di ogni singola ala; perö, mentre in questi
animali ora ricordati, ogni ala & situata in modo che si muove
indipendentemente, qui invece le due ali si incontrano sempre
nel mezzo.
Non ho mai notato, riguardo al numero dei movimenti di
ogni singola ala, che fossero differenti tra di loro, ossia che l!’una
e del sistema nerv.oso degli animali inferiori. 209
facesse, ad esempio, maggiori o minori movimenti dell’altra, e
quindi non ho potuto mai notare dei movimenti di maneggio
che susseguono sempre alla differenza del numero dei movimenti
che si avverano nelle due metä del corpo dell’animale. —
Nel nuoto il piede sta ermeticamente chiuso, le due metä com-
baciano completamente fra diloro. Coll’ estremo anteriore, mentre
va nuotando, fa deı movimenti antero-posteriori: si piega anterior-
mente, quando comincia ad aprire le ali, si piega quindi posterior-
mente, quando l’apertura delle ali € arrivata a metä. —
Fig. 14.
Questi movimenti dell’ estremo anteriore, contemporanei &
quelli delle ali, possono ritenersi come veri e propri movimenti
compensatori, e accompagnano costantemente quelli delle ali (Fig.
10—11—12.) Guardando una Aplysia che va nuotando, il profilo
si vede bene che segue sempre una lines ad S molto marcata.
(Fig. 13.)
I tentacoli anteriori e posteriori possono stare contemporanea-
mente ritirati, o piü o meno completamente estesi. Talvolta
muovono leggermente le ali, come sopra ho accennato, anche
quando vanno strisciando col piede lungo le pareti dell’acquario
(movimento di strisciamento-natazione).
Ricordi anatomiei.
Il sistema nervoso centrale della Aplysia &€ composto di gangli
e di commissure (connettivi), che uniscono questi gangli fra di loro.
(Fig. 14.) —
Archiv für Naturgeschichte
1912. A. 5. 14 5. Heft
210
Osv. Polimanti: Contributi alla Fisiologia del movimento
I. Gangli (sono sempre in numero di due: uno per ogni lato).
A. Boccali (stomatogastrici-stomatoesofagei), molto piccoli,
4 Ebat
sono situati alla base del bulbo faringeo. (GB
. Cervicali: (cerebroidi-dorsali). (GC).
Pedali: (ventrali) che sono molto grandi. (G V P).
. Pleurali: (Spengel) (laterali, palleali, protoviscerali). (GLP).
. Viscerali: deutoviscerali (Mazzarelli), genitobranchiale
(v. Ihering), centro asimmetrico (Lacaze—Duthiers). (GV).
. Ottiei: costituiti da poche e piccole cellule nervose:
ognuno di questi € unito al ganglio cerebrale corrispondente
con un corto peduncolo.
I. Commissure (connettivi).
A.
B.
C.
D.
Boccale (1) unisce i due gangli boccali fra di loro. (CB).
Boccale-cervicale. (sono in numero di 2, una per ogni
lato): sono due connettivi molto lunghi. (Cdse).
Cerebrale (dorsale) (1), € una commissura assai larga ma
cortissima, tanto che in alcune Aplysie si crede che i
gangli cerebrali costituiscano una massa unica. (Cde).
Cerebro-pedali (dorso-ventrali) (sono in numero di 2
una per ogni lato) uniscono fra di loro i gangli pedali
coi cervicali. (Cd v).
E. Pedale (ventrale) (1). E una larga commissura, ma molto
corta, che unisce tra loro i due gangli pedali. (Cv).
F. Parapedale (paraventrale) (1). E una commissura lunga
G2
K.
e sottile che unisce fra di loro i due gangli pedali ed &
situata al disotto della pedale (ventrale). (Cpv).
. Pleuro-pedale (latero-ventrale) (2) uniscono i gangli pedali
con i pleurali. (Cpp).
. Pleuro-cervicale (latero-dorsale) (2) uniscono i gangli
pleurali con i cervicali. (Cpe).
Pleuro-viscerali (latero-viscerale) (2) uniscono i gangli
pleurali con i viscerali. Sono due lunghissimi connettivi.
(Clv).
Viscerale (1) E brevissima e talvolta nulla, e unisce i due
gangli viscerali fra di loro. (Cv).
I nervi, che si dipartono dai vari gangli e che interessano
da vicino le nostre ricerche, sono:
iy
3.
Gangli boccali. Si dipartono nervi che si diramano nei
muscoli del faringe, che vanno alla glandola salivare,
a tutto il tubo digerente, alle mascelle e ai muscoli della
rotella sopra la quale & impiantata la radula. (NL).
. Gangli cerebrali. Partono rami nervosi che vanno alla
bocca e al suo orificio, al tentacolo anteriore, al tentacolo
posteriore, al bulbo oculare e alla statociste.
Gangli pedali. Distribuisce rami alla suola pedale, ai
parapodi (ali), al muscolo retrattore del capo.
Biologia della Aplysia. — Tutte le Aplysie rimangono per un
tempo lunghissimo sempre ferme nello stesso punto, vi sia 0 no
e del sistema nervoso degli animali inferiori. 211
della Ulva lactuca, della quale si cibano. Appena venga fatto
uno stimolo qualunque sopra l’animale, questo, invece di muoversi
(strisciare col piede o nuotare con le ali), rimane fermo assoluta-
mente, aumenta il suo stato tonico ed emette quasi sempre il
liquido colorato in violetto e il lattiginoso (mezzo di difesa).
Ho provato nella Aplysia punctata, nella Aplysia depilans
e nella Aplysie limacina, tutti gli stimoli meccanici, dai piü deboli
(vellicamento) sino ai piü forti. Ebbene, sempre costantemente
Y’Aplysia, sotto l’azione di questi stimoli meccanici come degli
elettrici, si & constantemente piü o meno contratta. Mai mi &
riuscito, per quanto numerosi siano stati i miei tentativi, &
determinare nella Aplysia stimolata, sia pure un solo movimento
col piede o colle ali. Anzi mi sembra che, quando le Aplysie vengano
ad essere stimolate, si attacchino molto piü fortemente col piede
alla parete, sopra la quale riposano. —
Da ciö io concludo, che tutti gli stimoli meccanici concorrono
a fare aumentare il tono in questi animali. —
Stimolando meccanicamente, sia con uno stimolo debole
o forte, una parte qualunque della Aplysia, si ha sempre un
infossamento nel punto stimolato; pero questo € maggiore
o minore a seconda dell’intensitä dello stimolo, cosi anche si
produce piü o meno presto (iltempo varia da un animale all’altro)
a seconda della maggiore o minore eccitabilitä, della temperatura
ambiente, ecc. . . .. —
Quando poi si faccia sulla superficie della Aplysia un vellica-
mento, ad es. con una bacchetta di vetro, od anche con un dito,
allora non si ha un infossamento, bensi i tessuti tendono
a ailatarsi e quindi ad aumentare di superficie. —
I primi stimoli avrebbero dunque un effetto inibitorio, ed
i secondi un effetto dinamogeno. —
Mi sembra che l’Aplysia limacina sia meno eccitabile della
Aplysia depilans. —
Quanto & stato visto da me € una cosa costante, gia osservata
da Jordan: nella Aplysia non esiste un riflesso di fuga (Flucht-
reflex); dietro qualungue stimolo portato su questa, si ha difatti
an questo autore una contrazione piü o meno valida e null’-
altro. —
Quando una Aplysia € attaccata solo con una parte piü o
meno grande del piede ad una delle pareti del bacino ed € situata
vieino allo specchio d’acqua, colla regione libera del piede va
aggirandosi e tenendolo sempre in alto affiorando la superficie
(stimolo dell’aria). Il piede contemporaneamente € quasi sempre
aperto completamente nel senso trasversale ed anche omogene-
amente allungato, e va compiendo dei movimenti sin lateralmente
(di chiusura ed apertura), come dall’avanti all’indietro. Appena
in questo stato, con un mezzo qualunque (un dito, una bacchetta
ecc.) si vada a toccare il piede, il corpo stimolante viene subito
14# 5. Heft
212 Osv. Polimanti: Contributi alla Fisiologia del movimento
ad essere piü o meno abbracciato: si tratta, come giustamente
ritiene Jordan, di un vero e proprio riflesso. —
Appena dalla posizione normale pedale, come si trova sempre
normalmente, venga posta di lato o sulle ali, in brevissimo tempo
ritorn& in stato normale. Esiste insomma quello che viene chmiaato
dagli autori tedeschi ‚‚Umdrehreflex‘. —
Appena in un bacino, dove sono esemplari di Aplysia, si metta
dell’Ulva, le Aplysie si pongono subito in movimento e strisciando
col piede, oppure (piü raramente) nuotando, si portano quasi
tutte attorno alle alghe e cominciano a mangiare. Naturalmente:
questi movimenti sono molto piü rapidi e maggior numero di
Aplysie va attorno all’Ulva, se queste sono state allo stato di
digiuno per un tempo piü o meno lungo. —
Quando l’Aplysia & in cattive condizioni e sta per morire
si va raggrinzando di molto e diminuisce di tanto sino a raggiun-
gere la metä del volume primitivo ed anche di meno. —
Quando le Aplysie siano state messe in un ambiente nuovo
od anche, come abbiamo giä visto, quando vengano ad essere
stimolate in una maniera qualunque, emettono sempre quella.
caratteristicasecrezionelattiginosa e violettadalla regione posteriore..
Quando ha luogo questa secrezione, contemporaneamente restrin-
gono molto anche le ali, le quali aiutano quasi alla espressione di
questa secrezione. Non sempre perö le ali si muovono, quando:
si va facendo questa secrezione. Si restringe allora solamente:
quella parte, che & unita alla conchiglia.
Metodi di esperimento.
Vari sono stati i metodi da me adoperati per lo studio del
sistema nervoso centrale nell’Aplysia. —
1. Metodo: della eccitazione colla corrente elettrica. Per
mezzo di una corrente interrotta si eccitavano i vari gangli e le
varie commessure e si notavano gli effetti motori, che questa.
eccitazione aveva sulle varie parti del corpo. —
L’eccitabilit& (come avviene anche in tutti gli altri animali,
dagli inferiori ai superiori) va diminuendo, man mano che si va.
esperimentando, sino a divenire nulla dopo un tempo piü o meno
lungo che si eccita colla corrente elettrica. In genere i risultati
piü netti, sia studiando i gangli come le commessure e cosi anche
i nervi, si ottengono sempre costantemente colle correnti medie. —
2. Metodo della asportazione e del taglio. Aperta l’Aplysia.
dal lato delle ali, si faceva rapidamente l’asportazione di un ganglio,
oppure si tagliava una commissura. Si richiudeva poi immediata-
mente l’animale con punti continui di sutura. —
Con questi metodi di esperimento ho adoperato esemplari
di Aplysias depilans, limacina e punctat& non narcotizzati. Gli
animali con un taglio longitudinale fatto nella regione delle ali,
rimaneveno piü o mano completamente vuotati del liquido-
sanguigno, e con degli spilli venivano poi fissati sopra recipienti.
e del sistema nervoso degli animali inferiori. 213
da preparazione con fondo di cera. Nel caso l’Aplysia doveva
rimanere ancora in esperimento, per fare uscire poco liquido dalla
cavitä, si metteva, dopo fissata, in posizione quasi verticale. Solo
qualche rara volta si narcotizzavano le Aplysie o con la pelletierina
o con la cocaina, e ciö per evitare le contrazioni energiche dell’-
animale. In genere perö questi narcotici non venivano affatto
adoperati, quando si adoperava la corrente elettrica come mezzo
di studio per conoscere la funzione dei vari gangli e delle varie
commissure, perche abbassavano di molto, come ben facilmente
si comprende, la eccitabilita dell’Aplysia. —
I. Eceitazione colla corrente elettrica.
Gangli boceali. Presiedono ai movimenti dell’intero
orificio boccale e del bulbo faringeo. Quando vengano stimolati,
entrano in movimento tutto l’orificio boccale colle sue pliche,
la massa muscolare del bulbo faringeo, le mascelle e la radula,
tanto che si ha cosi riprodotto il movimento complesso della
masticazione. —
Naturalmente ciö & maggiormente manifesto, quando si
stimolano ambedue i gangli boccali, perche, stimolandone uno
solo, l’azione che si esplica da questo & anche bilaterale, perö con
prevalenza om>lateralmente (l’eceitazione si trasmette all’altro
ganglio boccale non stimolato traverso i connettivi boccali). —
Contemporaneamente si notano sempre costantemente anche
movimenti dell’esofago. —
Gangli cervicali. Hanno azione sul movimento della bocca,
delle due paia di tentacoli, del piede e dei parapodi. —
Stimolando i nervi pedali tutti insieme omolateralmente
e contemporaneamente il ganglio cervicale dallo stesso lato si ha
costantemente un arresto nel movimento dell’ala. Mentre, dall’-
altro lato opposto allo stimolo, l’ala si muove ritmicamente e molto
fortemente dall’avanti all’indietro. —
Mi sembra che il cervicale abbia influenza inibitoria non
solo sul ganglio pedale, ma anche su tutti gli altri gangli dell’-
animale.
Gangli pedali. Hanno azione sulle ali, sul piede e sugli annessi
della conchiglia. Stimolando il ganglio pedale di un lato, non
solo si ha il movimento dalle parti suddette omolateralmente,
ma anche quasi sempre, naturalmente in modo molto piü leggiero
e sicuramente per trasmissione dello stimolo, di queste stesse parti
dal lato opposto. Stimolando ambedue i pedali insieme, natural-
mente il movimento & bilaterale ed € un vero e proprio movimento
coordinato. —
Connettivi cerebro-boccali. (dorso-stomato-esofagei).
Stimolando queste commissure che uniscono fra loro omolateral-
mente il ganglio cervicale con il boccale si ha un movimento della
5. Heft
214 _Osv. Polimanti: Contributi alla Fisiologia del movimento
bocca (membrane labiali, bulbo faringeo, mascelle e radula) dell’-
esofago e della regione anteriore dell’animale, dove si impiantano
le due paia di tentacoli (specialmente si ha movimento del paio
anteriore, perö contemporaneamente anche del paio posteriore). —
Qualche volta si ha anche un movimento della regione
anteriore-superiore delle ali. Questi ultimi movimenti, che si
ottengono, sono sempre omolaterali, quando la corrente & forte
si puö trasmettere anche all’altro connettivo ed aversi un movi-
mento bilaterale. —
Connettivi cerebro-pedali (dorso-ventrali).
Si ha costantemente un movimento del paio posteriore dei
tentacoli. —
Si ottiene anche un movimento di ambedue le alı, della
conchiglia ed una secrezione del liquido violetto e del liquido
lattiginoso. —
Commessura Ventrale e Commessura Paraventrale.
Si ha movimento consono e coordinato di ambedue le ali,
che si muovono contemporaneamente e nello stesso tempo un
movimento anche della conchiglia. —
Gangli viscerali o Massa gangliare viscerale.
Stimolando la massa gangliare viscerale si ha una abbondante
secrezione di colore violetto e di liquido lattiginoso: qui starebbe
dungque il vero centro per la secrezione del colore e della sostanza
lattiginosa. Non ho mai visto collastimolazione della massa gangliare
viscerale il minimo movimento degli intestini.
I connettivi latero-visceerali presiedono alla secrezione del
colore e del liquido lattiginoso e al movimento delle ali posterior-
mente.
Talvolts, stimolando una delle commissure che mettono in
rapporto il ganglio pedale col viscerale, si ha un movimento leggiero
anche dell’ala opposta. In questo caso puö essere si tratti di una
eccitazione trasmessa.
Nervi alari (parapodiali).
Stimolando un nervo che si distribuisce all’ala, questa si
muove sempre costantemente dall’avanti all’indietro sotto forma
ondulata. —
Ho osservato che andando a stimolare i nervi che si distri-
buiscono alle ali, quelli che si distaccono piü anteriormente dai
gangli cervicale e pedale hanno un raggio di azione sulle ali, molto
piü grande di quelli che sono situati piü posteriormente Ad
esempio il nervo I alare ha una azione non solo sulla parte anteriore
delle ali, ma anche sulle parti lontane posteriori e spesso su tutta .
ala. Mentre invece, andando a stimolare l’ultimo nervo che
si distribuisce alle ali,si ha una reazione motoria limitata al massimo
e del sistema nervoso degli animali inferiori. 215
alla regione alare posteriore e non a quella parte delle ali, che &
situata piü vicina alla regione anteriore dell’animale. —
Secondo me, ogni nervo che si distribuisce alle ali, ha uno
speciale e ben determinato campo di irradiazione. I vari nervi
poi comunicano fra di loro per anastomosi: naturalmente le
anastomosi del I nervo sono molto piü larghe e prendono un campo
molto piü vasto che non quelle degli altri nervi, che sono situati
piü posteriormente.
I nervi piü distali, che partono dal pedale, provvedono all’-
innervazione di minore superficie di ali, ma pensano alla inner-
vazione del piede, difatti stimolandoli si ha sempre una eccitazione
fortissima del piede, omolaterale o bilaterale. —
I nervi pedali presiedono anche alla secrezione del liquido
lattiginoso e di quello violetto. —
Inoltre nella Aplysia mi sembra poi che ogni nervo alare
abbia il suo campo di azione di tanto piü grande, per quanto piü
questo nervo sitrova vicino ai gangli cervicali e pedali. Nerisulta da
ciö che noi, man mano che stimolando un nervo alare ci allontaniamo
SEE Sy a
Fig. 15. Fig. 16.
dal centro gangliare e andiamo verso la periferia, il campo di
azione di questo nervo diviene sempre molto piü piccolo. Io
credo che i nervi piü sono vicini ai gangli e maggiormente hanno
una rete nervosa molto piü lunga e molto piü larga: un’irradiazione,
un campo di azione tanto grande, che possono irradiarsi a tutta
l’ala quasi o almeno a buona parte di questa. Quei rami di nervi
invece, che sono piü lontani dai gangli, hanno un campo di azione
molto piü piccolo di diramazioni nervose e cosi si spiegano i vari
risultati ottenuti. —
Si puö ritenere, senza tema di errare, che ogni nervo alare
abbia una vera e propria distribuzione a zampa d’oca.
Stimolando un nervo di un lato, specialmente molto vicino
al ganglio, talvolta lo stimolo si trasmette anche al nervo omonimo
dell’altro lato e si ha allora il movimento della parte omonima
dell’ala del lato opposto a quello stimolato. Perö in questo caso
la reazione motoria € sempre maggiore nel lato, dove si stimola il
nervo che non nel lato opposto, dove la eccitazione si trasmette
per semplice conduzione: insomma in regola generale il movimento
€ molto piü forte nel lato, dove si stimola ilnervo. —
Talvolta lo stimolo si trasmette anche all’ala opposta al
nervo stimolato, in questo caso perö il movimento dell’ala opposta
€ molto limitato, spesso solo ad un punto. Non si avrebbe insomma
il movimento di tutta l’ala, come stimolando i nervi dello stesso
lato, ma ad un solo punto limitato, che & appunto quello, al quale
si distribuisce il nervo, che viene ad essere eccitato dal lato opposto.
5. Heft
216 Osv. Polimanti: Contributi alla Fisiologia del movimento
I movimenti delle ali (omolateralmente) sono molto piü forti,
quando vengono tagliati tutti i nervi, che partono dal ganglio
pedale dell’altro lato e che si distribuiscono all’ala. Cosi ad
esempio, tagliando i nervi alari a destra e stimolando quelli di
sinistra, i movimenti dell’ala di questo lato sono molto piü forti,
di quando si stimolano essendo al loro posto in situ tutto il
ganglio pedale controlaterale con i relativi nervi. —
I gangli che presiedono ai nervi delle ali non solo fanno da
coordinatori di tutti i movimenti successivi, che si hanno per il
movimento di ognisingola ala, ma anche per il movimento complesso
e consono delle due ali, in modo che si abbia un movimento
coordinato che serva al nuoto perfetto. —
II. Metodo della ablazione e del taglio.
Ganglio cervicale.
1. Ablazione omolaterale.
Osservata l’Aplysia dal lato pedale si vede, come la metä
del piede, omolaterale all’ablazione, si riduce sempre di molto
(/;—%) rispetto all’altra meta, che € normalmente innervata
al
Fig. 17. Fig. 18. Fig. 19. Fig. 20. Fig. 21. Fig. 22
dall’altro ganglio cervicale. Qualche volta perö, invece della
riduzione del volume della metä del piede, corrispondente alla
ablazione, si ha invece un aumento (!/,—1,) rispetto al normale.
(Fig. 15.) —
2. Ablazione bilaterale.
Le due metä del piede sono quasi completamente addossate
fra di loro, tanto che questo assume un aspetto lineare, oppure al
massimo sono tanto divaricate da formare fra di loro unangoloacuto.
Sono del tutto uguali tra di loro le due metä, perö i bordi assumono
contemporaneamente un aspetto ondulato.. — (Fig. 16., Fig. 17 e
Fig. 18.)
Le ali anche sono uguali perfettamente fra di loro in stato 0
di retrazione quasi completa, o di semi-estensione, o anche di
estensione completa. —
L’Aplysia € tutta completamente raggrinzata, ridotta alla
meta quasi del volume normale e rimane sempre assolutamente
immobile.. Puö qualche volta perö rimanere completamente
atonica, rilasciata e quindi piuttosto aumentata di volume.
e del sistema nervoso degli animali inferiori. 217
Ganglio pedale.
1. Ablazione omolaterale.
Appena tolto un ganglio pedale, la parte corrispondente rimane
completamente atonica, rilasciata (raggiunge quasi %,—!/, meno
del volume normale). —
La metä dell’Aplysia che contiene ancora il ganglio pedale
entra in fortissima contrazione, si raggrinza e presenta uno spiccato
stato pleurototonico, in modo che la metä senza il ganglio pedale
viene quasi attirata verso il lato sano. — (Fig. 19.)
Striscia sul fondo facendo dei movimenti di maneggio verso
il lato che ha ancora il ganglio pedale intatto. —
Le ali sono normalmente allungate da ambedue i lati, perö
€ piü espansa sempre l’ala, che corrisponde allato, dove € stato tolto
no, peale. 2. Ablazione bilaterale.
Il piede rimane permanentemente del tutto chiuso all’inizio,
poi puö rimanere in tale stato, oppure quasi sempre si apre di
nuovo e rimane solcato in senso trasverso, in modo che rimane
suddiviso in tanti piccoli lobi. —
Quando le due metä sono completamente addossate fra di
loro termina a forma di coda. (Fig. 20.) Oppure spesso accade
che, o la metä anteriore (Fig. 21) o la posteriore (Fig. 22) rimangono
espanse, solcate trasversalmente e, nella parte opposta a questa
espansione, le due metä del piede si riuniscono completamente
fra di loro e cosi combaciano. —
Le ali sono molto allungate e divaricate anche dalla linea
mediana. —
3. Ablazione del ganglio cervicale e pedale omolateralmente.
Tutta la meta dell’Aplysia, omolaterale alla ablazione del
ganglio cervicale e pedale, riguardo a dimensioni € ridotta da
%,—!/, della meta normale, molto raramente la metä corrispondente
ai gangli levati & piü grande (di poco perö: !/,—!/, della metä
normale). —
Assume una forma pleurototonica nella metä normale, tanto
che questa attira a se anche l’altra meta, molto spesso perö si ha
anche l’inverso. —
Il piede dal lato operato & talvolta molto piü voluminoso
di quello del lato sano, quasi sempre perö € molto piü piccolo. —
Molto spesso il piede presenta degli strozzamenti nel suo
decorso, tante suddivisioni dovute a solchi trasversi piü 0 meno
profondi, che occupano le due meta del piede e spesso questo
assume una forma ad 8. —
Le due meta del piede tendono ad addossarsi piü 0 meno
completamente tra di loro, facendo un angolo acuto piü o meno
forte. —
Le ali sono completamente divaricate fra diloro, molto di
piü quella del lato operato, talvolta si ha perö il fenomeno inverso. —
Si ha costantemente pleurototono verso il lato non operato. —
5, Heft
218 Osv. Polimanti: Gontributi alla Fisiologia del movimento
4. Ablazione eontrolaterale del ganglio cervicale e pedale.
La parte del piede, corrispondente alla ablazione del ganglio
pedale, & uniformemente ridotta di volume di circa la metä e
raggrinzata, con solchi profondi trasversali e longitudinali.
Anche Valtra metä del piede, corrispondente alla ablazione
del ganglio cervicale, & ridotta di volume ma in modo molto minore
e con solchi meno profondi sia i trasversali che i longitudinali. —
Le ali sono estese da ambedue i lati, ma sono raggrinzate
in tutto il loro spessore, molto di piü ciö si avvera nel lato, dove
x
& stato levato il ganglio pedale.. — (Fig. 23.)
5. Ablazione dei gangli cerebrali e pedali bilateralmente.
Le due metä del piede sono completamente addossate fra
di loro, in modo che questo assume un aspetto lineare, anziche
piano, ed & solcato nei suoi bordi da linee trasverse equidistanti
(in numero di 4—6—8).
L’Aplysia & completamente ed omogeneamente raggrinzata
ed € di molto diminuita, in volume (quasi della meta). —
Non compie il minimo movimento, sta sampre ferma riposata
sullato, dove € stata messa al principio della esperienza. (Fig. 24.) —
Taglio della commissura cerebrale.
Le due metä dell’animale rımangono perfettamente normali
fra di loro. —
L’Aplysia si muove, ma molto poco, il movimento col piede
per strisciamento avviene abbastanza normalmente, perö le due
metä si muovono non coordinatasmente fra di loro. — .
Strisciando lungo il fondo, muove sempre contemporaneamente
anche le ali. E caratteristico questo movimento delle ali e forse
dipende dal fatto, che essendo divenuti poco validi i movimenti
del piede per la operazione fatta, il movimento di traslazione
viene ad essere agevolato dal moto contemporaneo delle ali. E un
vero e proprio movimento compensatorio. — Come abbiamo giä
visto, questo € un movimento,che siavvera anche allo stato normale,
non perö in modo cosi spiccato come dopo questa operazione. —
Le ali, anche quando l’Aplysia sta ferma, sono uniformemente
aperte.
Molto spesso, invece di strisciare lungo il fondo, rimane in
stato emprostotonico (ciö avviene specialmente in primo tempo,
appena eseguita l’operazione) col piede piü o meno completamente
retratto, raggrinzato. Il piede perö puö rimanere in tale stato,
anche se l’Aplysia non & in stato emprostotonico. Anche in questo
stato perö, in qualche punto il piede (specialmente o nell’estremo
anteriore o nel posteriore) € normalmente esteso. Puö cosi
strisciare oppure rimanere anche attaccata per mezzo di queste
parti del piede estese normalmente. Anche quando va strisciando,
f& ciö non con la intera superficie del piede, bensi solamente con
una parte limitata di questo, che rimane normalmente estesa. —
e del sistema nervoso degli animali inferiori. 219
Talvolta non va strisciando, ma rimane poggiata di lato e le
due metä formano fra di loro un angolo acuto. Perö non durano
molto in questo stato, perche incominciano subito i movimenti di
progressione col piede. —
Taglio omolaterale della commissura dorsoventrale
(cervico-pedale).
La metä del piede omolaterale al taglio € ridotta di molto
(quasi sempre della meta, di un terzo) rispetto alla corrispondente
controlaterale, che si conserva in stato assolutamente normale.
Il piede, o & situato in linearetta, oppure & ripiegato e incurvato nel
lato sano. Ledue metä, o sono perfettamente piane, oppure formano
fra di loro un angolo che ha tutte le gradazioni dall’acuto all’-
ottuso. Le ali sono omogeneamente allungate ed allargate: sono
divaricate ugualmente da ambedue i lati dalla linea mediana. —
Fig. 24. Fig. 25.
Rimane spesso in stato pleurototonico nel lato controlaterale,
a quello dove & stato fatto il taglio della commissura; perö ciö
non si avvera costantemente e permanentemente, perche, anche
se esiste questo stato pleurototonico, € di brevissima durata. —
Taglio delle commissure ventrale e paraventrale.
Il piede & completamente retratto, chiuso e ondulato in tutta
la sua superficie con le due metä addossate fra di loro, oppure nella
metä anteriore e posteriore puö essere contemporaneamente anche
completamente piano. —
Quando ha tutto il piede o una buona parte di questo
completamente esteso, striscia lungo il bacino, perö le due metä
non si muovono coordinatamente fra di loro.. Quando le due
meta del piede sono retratte in tutto oin parte, fanno quasi sempre
un angolo acuto fra di loro, oppure sono del tutto addossate e
combaciono perfettamente. —
5. Heft
220 Osv. Polimanti: Contributi alla Fisiologia del movimento
Spesso il piede puö essere tutto pianeggiante, perö in uno 0
piü punti subisce un restringimento laterale, tanto che perde in
larghezza da !/, ad !/, e !/, del normale. Quasi sempre perö si
ha un solo restringimento nella parte mediana fra la metä anteriore
e la posteriore, oppure fra il terzo anteriore e medio, oppure fra
il terzo medio e il terzo posteriore. —
Le ali sono ugualmente estese da ambedue i lati in modo del
tutto normale e rimangono quasi sempre abbastanza divaricate
fra di loro.
L’Aplysia puö stare anche poggiata di lato ed in questo stato
puö elevare dal fondo la sua meta anteriore e tenerla piü o meno
in moto in tutti i sensi. Anzi, piuttosto che andare strisciando,
sta quasi sempre ferma in questa posizione. —
Azione degli alealoidi sul tono delle Aplysiidae.
Ho voluto vedere quale influenza avessero sopra il tono delle
Aplysie la pelletierina, la cocaina, la morfina, la chinina ed il
curaro. —
Di queste sostanze ne feci delle soluzioni al 2% in acqua di
mare e ne iniettai poi una certa quantitä (1/,—!/,—!/s—\/, dic. ce.)
nella cavita di varie Aplysie. —
Bisogna avere l’avvertenza di iniettare tutti i narcotiei colla
siringa di Pravaz non lateralmente, ma nel mezzo dell’animale.
Altrimenti, facendo l’iniezione con alcuni veleni lateralmente (in un
ala,oppure omolateralmente nel piede), le parti dove cade l’iniezione
rimangono enormemente distese, atoniche, rispetto all’ altre, che
sono relativamente piü retratte, piü o meno in forte contrazione.
Anzi ho notato, che la parte opposta, a quella dove & stata
fatta l’iniezione, rimane in ipercontrazione e si puö dire, che tiri
dal suo lato la metä iniettata, completamente rilasciata e atonica. —
Contemporaneamente non mi sono limitato a studiare lo
stato di tonicit& dopo tali iniezioni, colla sola osservazione, ma
sono ricorso all’uso di un apparecchio manometrico, che serviva
appunto a notarmi la pressione interna delle Aplysie. —
E questo era assolutamente indispensabile per rendersi conto
in cifre dello stato di tonieita dei vari animali iniettati. —
Appareechio per prendere la pressione interna delle Aplysie.
Per prendere la pressione nell’interno delle Aplysie ho costruito
un piccolo apparecchio, (Fig. 25) che ha risposto molto bene al mio
scopo.. — Un tubo di vetro ad U, del calibro interno di mm. 2,
dietro il quale sitrova una scala graduata in millimetri, comunica
con un tubo di gomma molto robusto e che porta al suo estremo
un ago di una siringa di Pravaz. — L’apparecchio, dal punto
OÖ sino all’ago, viene completamente riempito di acqua di mare
prima di cominciare l’esperienza. — Quando si voleva prendere
la pressione nell’interno di una Aplysia, si configgeva l’ago nella
regione posteriore e superiore, nel punto di riunione delle due
ali, e si notavano poi le variazioni che subiva il punto O del
e del sistema nervoso degi animali inferiori. 221
manometro. Contemporaneamente si teneva anche conto della
temperatura dell’aria ambiente e dell’acqua del bacino, dove era
contenuta l’Aplysia. In questo modo ho potuto prendere la
pressione di varie Aplysie (limacina, depilans, punctata) allo stato
normale e anche sotto l’azione di vari veleni e di vari agenti
fisici (temperatura). —
Naturalmente l’Aplysia, sulla quale si doveva sperimentare,
rimaneva allo stesso livello del punto O del manometro e solo
in questa maniera si potevano ben vedere le differenze. —
Riassumo molto brevemente i risultati delle mie esperienze,
limitandomi naturalmente a riportare solo quelle piü caratte-
ristiche.
I. Pelletierina.
17.3.08 — Aplysia limacina 2. T.dell’aria e dell’ acqua 17 °C.
Ore 10,2 si prende la pressione dell’Aplysia che corrisponde &
cm 1,5 al disopra dello O.
Ore 10,4 si fa una iniezione di %, di e.c. di una soluzione 2% di
solfato di pelletierina: appena praticata questa,
V’animale comincia subito a rilasciare le ali. —
Ore 10,8 il manometro segna una pressione positiva di em.1.
Ore 10,9 il manometro segna una pressione positiva di cm. 0,5.
Ore 10,12 il manometro & allo 0. —
Durante questo frattempo l’Aplysia €e stata in continua
vibrazione e contrazione col piede e piüı specialmente colle ali. —
Ore 10,20 il manometro & sempre allo 0, sicche si sospende
l’esperienza e con un colpo di forbice si apre l’Aplysia
per fare esperimenti sulla eccitabilita dei gangli. —
Quando veniva stimolata meccanicamente in un punto
qualunque, ivi si ritirava subito. —
21. 3.08 — Aplysia limacina 3. T. 17.2°C.
Ore 9,56 si fa una iniezione di 1, e.c.di una soluzione 2%, di
solfato di pelletierina. —
Conficcato l’ago, prima della iniezione, il manometro segna
una pressione positiva di cm. 2. —
Ore 9,59 il manometro segna una pressione positiva di em. 1.4. —
Va contraendosi continuamente con tutto il corpo.
Ore 10 il manometro segna una pressione positiva di em. 1.0. —
Status idem: quando venga stimolata, le contrazioni
diventano molto piü forti.
Ore 10,4 il manometro segna una pressione positiva di em. 0.5. —
Le contrazioni spontanee, che va facendo con tutto il
eorpo, non sono piü molto forti. Toccata con una
bacchettina di vetro in una parte qualunque del corpo,
si ritira immedistamente in quel punto, ma poi si
rilascia subito.
Ore 10,7 il manometro segna una pressione di em. 0. —
Ore 10,11 il manometro segna una pressione negativa di em. 0,2. —
Normalmente non si contrae piü molto, ed anche
5. Heft
222 Osv. Polimanti: Contributi alla Fisiologia del movimento
stimolata meccanicamente, la contraszione non € molto
forte. —
Ore 10,20 la pressione nell’interno dell’animale € sempre rimasta
costante a cm 0,2 al disotto dello zero, sicche si apre
l’Aplysia e viene adoperata per ricerche sulla eccita-
zione dei gangli colla corrente elettrica. —
Aplysia limacina 24. 4.08. — T. 17.2°C.
Ore 13,47 si fa l’iniezione di % c. c. di una soluzione 2% di solfato
di pelletierina. —
Ore 13,47 il manometro segna una pressione positiva di cm.1.
Ore 13,52 il manometro segna una pressione positiva di
cm. 0,8.
Ore 13,531, il manometro segna una pressione positiva di cm. 0,4.
Ore 13,541, il manometro segna una pressione di cm. 0.
Ore 13,58 il manometro segna una pressione negativa di
cm. 0,2. |
Ore 14,10 la pressione & rimasta costante a questo punto, sicch&
si sospende l’esperienza.
24.3.0838 — Aplysia limacina 4. T. 17.2°C.
Ore 2,20 si fa Viniezione di 34 di c. c.di una soluzione 2% di
solfato di pelletierina. —
Ore 2,26 il manometro segna una pressione positiva di em. 4.
Ore 2.27 si contrae specialmente l’ala sinistra.. Ambedue le ali
vengono mosse sincronamente.
Ore 2,39 sinora € stata sempre in continua contrazione fibrillare:
comincias a venire la risoluzione completa dell’Aplysia.
Ore 2,40 il manometro segna una pressione positiva di cm. 3,4
Ore 2,43 il manometro segna una pressione positiva di em. 2,4
La superficie dell’Aplysia assume una forma mammellonata.
Ore 2,44 il manometro segna una pressione positiva di em, 1,9.
Ore 2,47 il manometro segna una pressione positiva di cm. 1,4.
Ore 2,50 il manometro segna una pressione positiva di cm. 0,8.
Ore 2,52 il manometro segna una pressione positiva di em. 0,3.
Stimolando meccanicamente una parte qualunque del corpo
si forma in quel punto un innalzamento, che poi scompare e tutti
i tessuti tornano allo stesso livello. —
Ore 2,56 il manometro segna una pressione (0.
Ore 2,58 il manometro segna una pressione negativa di cm. 0,2.
Ore 3 il manometro segna una pressione negativa di cm. 0,5.
Ore 3,1 il manometro segna una pressione negativa di cm.1
Ore 3,2 il manometro segna una pressione negativa di cm.2.
Ore 3,3 il manometro segna una pressione negativa di cm.3.
Ore 3,5 il manometro segna una pressione negativa di cm. 3,5.
Ore 3,20 essendo rimasta costante la pressione, si passa ad un altro
esperimento.
12. 3. 08 — Aplysia depilans 2. T. 16.5° C.
Ore 9,57 si fa l’iniezione di 1, c.c. di una soluzione 2%, di solfato
di pelletierina. —
e del sistema nervoso degli animali inferiori. 223
Ore 9,59 la pressione € andata scendendo a mm. 4 sotto lo 0.
— Emette il liquido latteo e violetto e fa continui
movimenti peristaltici col piede.
Ore 10,2 il manometro € a mm. 4 sotto lo zero.
Ore 10,3 il manometro segna una pressione negativa di cm. 1,2:
l’Aplysia fa vari movimenti peristaltici.
Ore 10,4 il manometro segna una pressione negativa di cm.2.
Ore 10,5 il manometro segna una pressione negativa di cm. 2,5.
Ore 10,6 il manometro segna una pressione negativa di cm.3.
Ore 10,9 ilmanometro segna una pressione negativa di cm. 3,5.
Stimolandola meccanicamente si restringe e la colonna
del manometro s’innalza sempre di mm.2 ad ogni
contrazione. — |
Ore 10,15 Idem: la colonna del manometro ad ogni contrazione
si innalza di mm.4: nel punto dove si stimola
meccanicamente, non si affonda che per tutto il tempo
che si fa lo stimolo e poi ritorna allo stato normale.
Ore 10,15 si apre l’Aplysia e si smette quindi di prendere la
pressione.
16. 3.08 — Aplysia depilans 3. T. 17,1°C.
Ore 9,25 conficcato l’ago del manometro nell’interno dell’animale
segna una pressione di cm. 1,8 sopra lo 0.
Ore 9,25 sifa l’iniezione di 3, di ce. c. di una soluzione 2% di solfato
di pelletierina. Muove subito molto fortemente le ali.
Ore 9,27 stimolandola meccanicamente reagisce molto fortemente,
allontanandosi di molto dallo stimolo; non mi sembra
perö che sia nemmeno un tentativo di fuga:
Ore 9,30 il manometro segna una pressione positiva di em. 1,1. —
stimolata meccanicamente reagisce pochissimo.
Ore 9,31 il manometro segna una pressione positiva di cm. 0,6 —
stimolata, ritira le ali.
Ore 9,33 il manometro segna una pressione positiva di cm. 0,1 —
stimolata, ritira leggermente l’ala dove fu toccata.
Ore 9,34 il manometro segna una pressione negativa di cm. 0,35 —
stimolata nell’ala, la ritira subito.
Ore 9,37 il manometro segna una pressione negativa di cm. 1,0 —
compie continui movimenti peristaltici.
Ore 9,39 il manometro segna una pressione negativa diem. 1,4 —
di quando in quando, nelle ali, toccate o no, presenta
delle contrazioni ritmiche ed anche di tutto l’apparec-
chio di sostegno della conchiglia e delle glandole.
Ore 9,42 il manometro segna una pressione negativa di cm. 1,9 —
Toccando o no le ali, queste presentano sempre delle
contrazioni ritmiche.
Ore 9,47 il manometro segna una pressione negativa di cm. 2,5 —
tutto il corpo € in continua contrazione vermiforme.
Questo € stato un fenomeno costante, che sie avverato
sino dal principio della esperienza.
5. Heft
224 Osv. Polimanti: Contributi alla Fisiologia del movimento
Ore 9,51 il manometro segna una pressione negativa di cm. 2,7 —
toccata, reagisce sempre molto fortemente: ha insomma
una eccitabilitä quasi normale. E in continua contra-
zione fibrillare.
Ore 9,57 il manometro segna una pressione negativa di cm. 3,0 —
status idem.
Ore 10,2 il manometro segna una pressione negativa di cm. 3,1 —
status idem.
Ore 10,4 si apre l’Aplysia con un colpo di forbice e si adopera per
fare delle ricerche eccitando i vari gangli e connettivi
colla corrente elettrica.
Ho eseguito poi un grande numero di esperienze con 1a
Pelletierina sopra esemplari di Aplysia punctata e che riporto
qui sotto forma schematica.
Tabella (v.p. 225).
Da queste esperienze si conclude che la pelletierina ha indubbia-
mente una influenza spiecatissima sullo stato tonico della Aplysia,
perche lo abbassa immediatamente ed in tale stato di abbassa-
mento lo mantiene sino alla morte dell’animale.
E con queste esperienze io sono venuto a confermare, quanto
era stato giä visto dagli altri autori, che mi hanno preceduto e dei
quali ho gi& tenuto parola. Naturalmente ho potuto nettamente
stabilire, molto meglio di questi, l’intimo meccanismo della
influenza che la pelletierina esercita sul tono della Aplysia. —
Un fatto costante, che ho osservato in tutte le Aplysie avvele-
nate con pelletierina, si € che, sino che rimangono vive, sono sempre
in continus contrazione, si raggrinzano continuamente e vibrano
sempre sino alla morte, in tutte le parti del corpo.
I. Cocaina.
4.3.08 — Aplysia punctata. T. 16,2°C.
Ore 9,56 si fa l’iniezione di Y, di c.c.di una soluzione 2%, di
idroclorato di cocaina.
Ore 10,5 emette una grande quantitä di liquido latteo. E poggiata
sul lato destro, € molto atonica, piü dal lato destro,
dove € caduta liniezione che dal lato sinistro: non fa
movimento alcuno.: Il pide & completamente
raggrinzato, specialmente nella metä posteriore, le ali
sono completamente divaricate. Il manometro segna
mm. 2 sotto lo 0.
Ore 10,10 & tutta completamente atonica, immobile, non risponde
affatto a qualunque stimolo meccanico venga portato
sopra. Il manometro segna mm. 2,5 sotto lo 0. —
Ore 10,12 E morta. —
4.3.08 — Aplysia punctata. T. 16,2°C.
Ore 13,52 si fa l’iniezione di Y, di c.c. di una soluzione 2% di
idroclorato di cocaina.
Ore 13,53 il manometro si abbassa a mm. 1 sotto lo 0.
225
li inieriori.
i anima
e del sistema nervoso degl
g g sI|s# ie | ige g q ce+ or | G’o9T fi | so’e’9 |'9
sr ıss [sr |e9 F r ı@8 g < 7+ SEOL | 2:8E £ fr |. we w=]|g
ss |er |er |g7 F r|ice|ee 5 + 08°07 | 2097 | "?ı | soer | +
sıor \cor |gF F F e ic |e& ;7-+ SIT 1 809 I! L WEREL8
ser |icH Ice |ge e |g2z 3 + 08:07 71 C09E } "ı E80 E81
q q ech Io | ge € g 5 + 0F01 I CI | rl ee Tr ht
art | 2 | 0 | Me. la bel aha >
OTEULION EreIe) e = =,
aurm edop Q OIIEPp 0940Sıp Te "wur ur oN9wouzW [Ep 8ZZaYy OWOISSOIT e. 2 3 ea :
5. Heft
15
5
Archiv für Naturgeschichte
1912. A.
226
Ore
Ore
3.8.
Ore
Ore
Ore
Ore
Ore
Ore
Ore
Öre
Ore
Ore
Ore
4.3.
Ore
Öre
Öre
4.3.
Ore
Ore
Ore
Ore
4.3.
Ore
Ore
Ore
Ore
Osv. Polimanti: Contributi alla Fisiologia del movimento
13,56 il manometro si abbassa a mm. 2 sotto lo 0.
14,,5 € morta ed il manometro ha segnato sempre mm. 2 sotto
1o0.— La cocaina dunque, al pari della pelletierina,
ha una influenza spiccatissima sopra lo stato tonico
della Aplysia: in brevissimo tempo lo abbassa molto
al disotto del normale.
II. Morfina.
08 — Aplysia punctata. T.16,2°C.
10,50 si fa l’iniezione di !/, di c.c.di una soluzione 2% di
solfato di morfina.
10,52 sta in continus contrazione, specialmente col piede.
11,5 la contrazione del piede & diventata anche piü forte.
11,12 & in stato di fortissima contrazione e va muovendo
sempre il piede, il quale & estremamente rigonfio.
11,20 il piede € sempre molto rigonfio.
11,21 sta coi quattro tentacoli completamente elevati ed in
continuo movimento.
11,32 ha assunto una forma di palla ed € tutta bitorzoluta.
11,35 toccata, € molto lenta nel retrarsi.
13 & sempre molto grande, risponde molto tardamente agli
stimoli meccanici.
13,15 stimolando molto forte con stimoli meccanici € capace
ancora di retrarsi, perö molto limitatamente.
17 e morta. L’eccitabilita agli stimoli meccanici & andata
man mano spegnendosi.
08 — Aplysia punctata. T.16,2°C.
12 si fa l’iniezione di Y, di c.c.di una soluzione di solfato
di morfina al 2%.
12,2 il manometro sale a cm 1.
12,50 il manometro € di nuovo a (.
08 — Aplysia punctata. T. 16,2°C.
12,25 si fa l’iniezione di Y, di c.c.di una soluzione 2% di
solfato di morfina.
12,27 il manometro sala dı l1cm.
12,30 il manometro € a cm 122.
12,35 il manometro & a 0.
08 — Aplysia punctata. T. 16,2° C
9,45 si fa l’iniezione di Y, di c.c.di una soluzione 2% di solfato
di morfina.
10 sta a forma di palla, stimolata risponde pochissimo, presen-
ta molta secrezione di liquido latteo, di quando in
quando emette la parte anteriore coi tentacoli.
10,10 € sempre a forma di palla e di quando emette i tentacoli
e li ritrae ritmicamente.
11,35 ha comineiato ad allungarsi un po’coll’estremo anteriore.
La metä anteriore del piede & quasi il doppio del normale,
mentre la meta poteriore caudale & ristrettissima
e del sistema nervoso degli animali inferiori. 227
e colle due metä addossate fra di loro.. Di quando
in quando fa delle contrazioni, ma solamente colla
metä anteriore del corpo.
Ore 14,50 € morta ed ha conservato il volume normale.
La morfina dungque, come risulta bene da queste esperienze,
nel periodo iniziale € capace di aumentare la pressione interna
dell’animale e in un secondo tempo di abbassarla definitivamente.
Anche in questo mollusco dunque si verifica l’azione della morfina,
come si ha negli altri animali vertebrati e invertebrati, e come
io ho avuto occasione di verificare e di controllare piü volte: in
un primo tempo si ha un’azione eccitante, ed in un secondo tempo
un’azione deprimente.
IV. Chinina.
3.3.08 — Aplysia punctata. T. 16,2°C.
Ore 11,32 si fa l’iniezione di 4, di c.c.di una soluzione 2% di
idroclorato di chinina.
Ore 11,34 le ali sono completamente retratte, si vede molto manife-
stamente la contrazione del piede, che & perö molto
retratto e con le due meta addossate quasi completa-
mente fra di loro.
Ore 11,38 ha una consistenza durissima ed & tutta bitorzoluta,
ridotta di !/, del volume primitivo.
Ore 13 & sempre molto piccola, raggrinzata, il piede € sempre un
po’tozzo, ma non molto. Il volume & ridotto di circa
la metä del volume primitivo.
Ore 13,35 € sempre molto rimpiccolita, stimolata meccanicamente
non risponde.
Ore 17&morta. Eridotta dimeno che la metä del volume primitivo.
4.3.08 — Aplysia punctata. T. 16,2°C.
Ore 9,52 si fa l’iniezione di Y, di c.c. di una soluzione 2% di
idroclorato di chinina.
Ore 10,2 ha assunto una forma sferica e, stimolata meccanica-
mente, non risponde affatto.
Ore 10,10 & sempre sotto una forma sferica durissima e non risponde
affatto a qualunque stimolo meccanico venga portato
sopra.
Ore 11,35 & sempre molto resistente alla pressione. Comincia
a suddividersi in tre lobi e non risponde affatto agli
stimoli meccanici.
Ore 11, 5 e morta ed ha RR la caratteristica forma ora
descritta.
4.3.08 — Aplysia punctata. T. 16,2°C.
Ore 11,43 si fa l’iniezione di Y, di c.c. di una soluzione 2% di
idroclorato di chinina. — Il manometro sale di mm. 2.
Ore 11,44 il manometro sale a mm. 3.
Ore 11,45 il manometro si abbassa a mm. 2.
Ore 11,50 il manometro & a mm.5.
15% 5. Heft
228 Osv. Polimanti: Contributi alla Fisiologies del movimento
Ore 12 il manometro & allo 0.
4.3.08 — Aplysia punctata. P..20,8° 0,
Ore 11,45 si fa l’iniezione di 44 di e.c.di una soluzione 2% di
idroclorato di chinina.
Ore 11,54 il manometro € a mm. 2.
Ore 12 il manometro & & 0.
4.3.08 — Aplysia punctata. T. 16,2°C.
Ore 11,55 si fa l’iniezione di Y, e.c. di una soluzione 2% di
idroclorato di chinina.
Ore 11,58 il manometro & a mm. 3.
Ore 12 e il manometro & a (0.
Da queste esperienze si conclude, come , la chinina abbie la
proprietä di fare innalzare il tono della Aplysia e che quindi abbia
una vera e propria azione eceitante.
| V. Curaro.
3.3.08 — Aplysia punctata. T.16, 5°0.
Ore 11,18 si fa l’iniezione di 4, di e.c. di una soluzione di curaro
al 2%. Rilascia quasi subito le ali, ed il piede si chiude
quasi completamente, facendo combaciare fra di loro
le due metä. Tiene in continuo movimento l’estremo
anteriore ed il piede, il resto del corpo € quasi immobile.
Ore 11,32 & tutta bitorzoluta, & durissima al tatto e toccata si
ritrae subito.
Ore 13 & sempre molto grande, sotto forma di pallottola, ha una
pressione piuttosto forte (6mm) e risponde molto
prontamente ad ogni stimolo meccanico.
Ore 15,15 stimolata muove continuamente le ali edil piede.
4.3.08 — Ore 9,40 sta poggiata sul lato sinistro, muovendo
ritmicamente e sincronamente le ali.
Öre 10,10 sta ad ali completamente dilatate, immobile e si vede
nettamente la parte superiore del corpo.
Ore 14,55 status idem.
4.3.08 — Aplysia punctata. T.16,2°C.
Ore 9,54 si fa l’iniezione di Yıdi cc. c. di una soluzione 2% di curaro.
Ore 10,5 & solcata da 5 profondi solchi trasversali da ambedue
i lati e va muovendosi lungo il bacino, stando poggiata
sul lato destro.
Ore 10,10 & sempre tutta bitorzoluta, & molto contrattae, giacendo
sul lato destro, muove di quando in quando special-
mente la regione anteriore coi tentacoli.
Ore 11,35 & divenuta completamente liscia, ed & diminuita molto
di volume; quando venga stimolata, va continuamente
contraendosi.
Öre 14,50 & sempre nello stesso stato e si sospende l’osservazione.
4.3.08 — Aplysia punctata. T.16,2°C.
Ore 14,28 si fa l’iniezione di Y, di c.c. di una soluzione al 2% di
curaro. Il manometro & a 0.
6 del sistema nervoso degli animali inferiori. 229
Ore 14,30 il manometro & stazionario & 0.
Ore 14,32 il manometro sale di 2 mm.
Ore 14,35 il manometro sale a 4 mm.
Ore 14,36 il manometro sale a 6 mm.
Ore 14,37 il manometro discende a 1,2 mm.
Ore 14,38 il manometro sta a mm. 1,4. Ha assunto un aspetto
bitorzoluto.
Ore 14,50 il manometro € a 0. L’Aplysia ha assunto di nuovo
l’aspetto normale.
Dunque anche nell’Aplysia il curaro ha senza dubbio una
spiccata azione eccitante, che si esplica appena dopo pochi minuti
fatta l’iniezione. La stessa azione esplica il curaro, come € stato
da me visto, in altri animali invertebrati e vertebrati.
Bibliografia.
S. Baglioni. Physiologie des Nervensytems: in Handbuch der ver-
gleichenden Physiologie Bd. IV. Jena 1910—1911. (Lo schema dato
da questo A. del sistema nervoso di Aplysis & sbagliato, perch6
non vi 6 indicats la commissura boccale). —
A. Bethe. Allgemeine Anatomie und Physiologie des Nervensystems.
G. Thieme, Leipzig. 1903. —
W, Biedermann. Studien zur vergleichenden Physiologie der peristaltischen
Bewegungen. I. Die peristaltischen Bewegungen der Würmer und
der Tonus glatter Muskulatur. Pflügers Archiv Bd. 102. — 1904.
S. 475. — II. Die lokomotorischen Wellen der Schneckensohle
Ibidem Bd. 107. 1905 S. 1. — Ill. Die Innervation der Schnecken-
sohle, Ibidem Bd. 111. 1906. S. 251.
Ch. Bonnet. Exp6riences sur la rög&neration de la töte du Limagon terrestre
in: Traite d’Insectologie. 2 Vols. Paris 1740—1781 p. 246— 283.
F. Bottazzi (in collaborazione con P. Enriques). Ricerche fisiologiche
sul sistema nervoso viscerale delle Aplisie e di aleuni cefalopodi. —
Rivista di scienze biologiche I. 1899 pp. 837— 924. —
Phil. Bottazzi. Zur Physiclogie der periösophagealen Ganglien von Aplysia
limacina. Zeitschrift f. Biologie Bd. 41. 1901. 8. 493. —
I. Cheron. Der nerfs correlatif dit antagonistes et du noeud vital dans
un groupe d’invertebres. Comptes rendus Acad. de Sciences T. LXVI.
p- 1163— 1167. 1868. —
Fischer. Journal de Conchyologie. Paris 1857. —
A. Fleischmann. Die Bewegung des Fußes der Lamellibranchiaten.
Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 42. 1885 H.3. S. 367. —
Friedländer. Beiträge zur Physiologie des Zentralnervensystems und des
nn der Regenwürmer. Pflügers Archiv Bd. 58.
. 168. 1894. —
F. W. Fröhlich. Experimentelle Studien am Nervensystem der Mollusken.
9. Das Sauerstoffbedürfnis des Nervensystems von Aplysis limacina.
Zeitschrift für allgemeine Physiologie, XI. Bd. 1910. 8. 121—140.
10. Die Fortpfanzungsgeschwindigkeit der Erregung in den Flügel-
nerven von Aplysia limacina. Ibidem XI. Bd. 1910. S. 141— 144.
V. Graber. Über die Empfindlichkeit einiger Meertiere gegen Riechstoffe.
Biolog. Centralbl. Bd. 8.
Heymans. Expose de l’etat actuel de nos connaissances et observations
personelles sur la terminaison des nerfs dans les muscles lisses de
la sangsue, ete.. Mem. d’Anatomie generale. Bruxelles 1889. —
5. Heft
230 Osv. Polimanii: Cortributi alla Fisiologiea del movimento
F. B. Hoffmann. Histologische Untersuchungen über die Innervation der
glatten und der ihr verwandten Muskulatur der Wirbeltiere und
Mollusken. Arch. f. mikr. Anatomie, Bd. 70. S. 361. —
F. B. Hoffmann. Gibt es in der Muskulatur der Mollusken periphere
kontinuierlich leitende Nervennetze bei Abwesenheit von Ganglien-
zellen ? I. Mitteilung. Untersuchungen an Chephalopoden. Pflügers
Archiv £. Physiologie, Bd. 118. 8. 375.
F. B. Hoffmann. Über einen peripheren Tonus der Cephalopoden—Chroma-
tophoren und über ihre Beeinflussung durch Gifte. Pflügers Archiv
f. Physiologie, Bd. 118, S. 413.
F. B. Hoffmann. Gibt es in der Muskulatur der Mollusken periphere,
kontinuierlich leitende Nervennetze bei Abwesenheit von Ganglien-
zellen? II. Mitteilung. Weitere Untersuchungen an den Chroma-
tophoren der Kephalopoden. Innervation der Mantellappen von
Aplysia. Pflügers Archiv f. Physiologie, Bd. 132, 8. 43— 81, 1910. —
E. Jendrassik. Allgemeine Betrachtungen über das Wesen und die Funk-
tionen des vegetativen Nervensystems. Virchow‘s Archiv, Band
CXLV, 1896, 8. 427. —
F. Jolyet et J. Sellier. Contributions &1l’&tude de la Physiclogie comparee
de la contraction musculaire chez les animaux invertebres. Travaux
d’Arcachon 1899, p. 49. —
H. Jordan. Die Leistungen des Centralnervensystems bei den Schnecken.
Biologisches. Centralblatt, Bd. 26, 8.124. —
H. Jordan. Die Physiologie der Locomotion bei Aplysia limacina. Zeit-
schrift f. Biologie, Bd. 41, S. 196— 238, 1901.
H. Jordan. Untersuchungen zur Physiologie des Nervensystems bei Pul-
monaten. I. Einleitung. Der Tonus. Hypotetische Basis dieser
Untersuchungen. Pflügers Archiv, Bd. 106, 8. 189— 228. 1904—05.
II. Tonus und Erregbarkeit. Die regulierende Funktion der Cerebral-
ganglien. Ibidsm, Bd. 110, 8. 533—597.
Jourdain. Bruit partieulier produit par les Gasteropodes pulmones C.R.
Soc. Biol., 20 avril 1901. Vol. 53, 1901 p. 406.
Jousseaume. Locomotion des mollusques pulmones. Bulletin Soc.
Zoologique de France. Seance, 25. Maj 1909, p. 108.
Keferstein. Weichtiere in: Bronns Klassen und Ordnungen des Tierreiches.
Bd. 3, 2. Abt., 1862—66.
Krukenberg. Adriatica p. 88.
K. Künkel. Zur Lokomotion unserer Nacktschnecken. Zool. Anzeiger,
Bd. 26. 8. 560—566. 1903.
K. Künkel. Zur Biologie des Limax variegatus. Zool. Anzeiger, Bd. 27.
Ss. 571—578. 1904.
H. de Lacaze-Duthiers. Les ganglions dit pall&aux et les stomato-gastriques
de quelques gasteropodes. Arch. de zool. exper. (3e) VI, 331.
1898— 99.
J. Loeb. Einleitung in die vergleichende Gehirnphysiologie und vergleichende
Psychulogie, mit besonderer Berücksichtigung der wirbellosen Tiere.
Leipzig. J. A. Barth 1899.
G. Mazzarelli. Monografia delle Aplysiidae del golfo di Napoli. Memorie
della societä italiana delle Scienze dei XL. Tomo IX. Ser. 3a, No. 4.
1893.
6. Mazzarelli. Notasulla morfologiadei Gasteropodi tectibranchi. Biologisches
Centralblatt, Bd. XIX, p. 497, u. 615.
De Nabias. Recherches sur le Systöme nerveux des Gasteropodes pulmones
aquatiques. Travaux d’Arcachon 3. 1898, p. 43.
P. Pelseneer. Introduction & l’&tude des mollusques. Ann. de la Soc. Roy.
malacologique de Belgique. Tome XXVII. 1892.
P. Pelseneer. Recherches sur divers Opistobranches. M&m. cour. de
l’Acad. Roy. de Belgique. Vol. 53, 1—157. 1893— 94.
e del sistema nervoso degli animali inferiori. 231
L. Petit. Sur les mouvementes de rotation provoques par la lesion des
ganglions sous-oesophagiens chez l’escargot. Compt. rend. Ac.
Sciences T. CVI. p. 1809— 1888.
0. Polimanti. Contributi alla fisiologia del baco da seta. Scansano 1906. —
Contributions & la physiologie de la larve du ver & soie (Bombyx
mori). Archives italiennes de Biologie. T. XLVII—1907 p. 341—372.
0. Polimanti. Beitrag zur Physiologie der Varolsbrücke (Pons Varolii)
und der Vierhügel (Corpora bigemina). Archiv f. (Anatomie und)
Physiologie 1908. S. 271—312.
0. Polimanti. Contributi alla fisiologia del movimento e del sistema
nervoso degli animali inferiori. (III) Heteropoda-Pteropoda. Zeit-
schrift f. allg. Physiologie XII. Band, $S. 379—406.
0. Polimanti. Beiträge zur Physiologie des Nervensystems und der Be-
wegung bei den niederen Tieren. II. Ciona intestinalis L. Archiv f.
(Anatomie und) Physiologie. Suppl. Band 1910, S. 39—152.
0. Polimanti. Contributi alla fisiologia del Sistema nervoso centrale e del
movimento dei pesci. I. Selacoidei II. Batoidei III. Teleostei.
Zoologische Jahrbücher. Abt. f. allg. Zoologie u. Physiologie d.Tiere,
Bd. XXX—XXXILI.
K. Schönlein. Über das Herz von Aplysia Jimacina. Zeitschrift für Biologie.
Band XXX, S. 187—220. 1894. N
K. Schönlein. Uber Säureaktion bei Schnecken. II. Über die Ein-
wirkung der Wärme auf den Tonus der Muskeln von Schnecken
und Holothurien. Zeitschr. f. Biol., Bd. 36, 8. 523—548.
H. Simroth. Die Tätigkeit der willkürlichen Muskulatur unserer Land-
schnecken. Zeitschrift f. wiss. Zoologie, Bd. XXX, Supplement
Band 1878, S. 166.
H. Simroth. Die Bewegung unserer Landnacktschnecken, hauptsächlich
erörtert an der Sohle des Limax cinereoniger Wolf. Zeitschrift f.
wiss. Zoologie, Bd. 32. 1879. H.4. S. 284.
I. Steiner. Die Funktionen des Centralnervensystems und ihre Phylogenese.
III. Abteilung. Die Wirbellosen. Braunschweig 1898.
J.von Uexküll. Die Physiologie des Seeigelstachels. Zeitschr. f. Biol., Bd. 39.
1900. S. 73—112.
J. von Uexküll. Leitfaden in das Studium der experimentellen Biologie
der Wassertiere.. Wiesbaden. J. F. Bergmann. 1905.
E. Yung. Cotributions & l’histoire physiologique de l’escargot. (Helix
pomatia.) Bruxelles 1837—1888. Mem. cour. de l’acad. Roy.
de Belgique, XLIX, 1—116.
A. Vayssiere. Atlas del’Anatomie comparee des Invertebres. Paris 1890.
A. Vulpian. Lecons sur Ja Physiologie generale et comparde du systeme
nerveux. Paris 1866.
Pac x En » ’ Fri
n} , 4
See Ark
IL Ylmanod
ARCHIV
NATURGESCHICHTE.
GEGRÜNDET VON A. F.A. WIEGMANN,
FORTGESETZT VON
W. F.ERICHSON, F.H. TROSCHEL,
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF,
W. WELTNER und E. STRAND.
ACHTUNDSIEBZIGSTER JAHRGANG.
1912.
Abteilung A.
6. Heft.
HERAUSGEGEBEN
VON
EMBRIK STRAND
KÖNIGL. Z00LOG. MUSEUM ZU BERLIN.
NICOLAISCHE
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R. STRICKER
BERLIN.
Inhaltsverzeichnis.
Bittner. Über die Schläfenregion am Schädel der Vögel und dessen
Beziehungen zu dem der Reptilien. (Hierzu Taf. I).....
Strand. Über exotische Schlupfwespen. [Evaniidae, Iphiaulax,
Soppmdal/ Aa TELLER FOREN, 2 ARNAL NT REN DE ae
Breddin. Hemiptera indo-malaya nova vel minus cognita . .. . .
— Nabidae und Saldidae aus Ceylon, gesammelt von Dr. W. Horn
— Zwei neue Arten der Pyrrhocoriden-Gattung Indra Kirk... . .
— Eine inguel Dalbascotis-Att. 1 „FANG DI. IA EEE Er.
— Beschreibung einer Art der Pentatomidengattung Edessa Fabr.
— Zwei neue neotropische Pentatomidengattungen . . ......
Enderlein. Neue Gattungen und Arten von Braconiden . .....
Enslin. Über Tenthredo (Allantus) albiventris Mocs. und trivittata
Ed. Andr& sowie über einige Namensänderungen bei Ten-
thredo und Tienthredella2@ Ri. 2... 02T. 10a 0 ee
Rehn. On some African Mantidae and Phasmidae in the Collection
of the Deutschen Entomologischen Museum. (Hierzu 6 Text-
R Mpnkerny ® ER ER ARE EEE NR RR ER A NER NEIN DER, Ne Aa a
Raffray. Quelques Pselaphides nouveaux de Java. ........
Sieard. Descriptions d’&speces et varietes nouvelles de Coccinellides
de la Colleetion du Deutsches Entomologisches Museum de
Berlin-Dahlem ‘2 Ra ee ee
Strand. Zoologische Ergebnisse der Expedition des Herrn G. Tess-
mann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. Lepidoptera. I.
(Saturniidae, Brahmaeidae, Striphnopterygidae, Sphingidae,
Notodontidae, Syntomididae, Hypsidae und Agaristinae).
(lierzu Bat. D) Vai aHTH: Nele Se
Friese. Neue und wenig bekannte Bienenarten der neotropischen
Berion. (Hierzu 16 Textirguren) ; . 2... 2.
101
106
127
129
139
Über die Schläfenregion am Schädel der Vögel
und dessen Beziehungen zu dem der Reptilien.
Von
F. Bittner.
Hierzu Tafel I.*)
Einleitung.
Vorliegende Arbeit hat den Zweck, die Homologie der Schläfen-
region der Vögelund Reptilien klarzustellen. Als ein Hauptunter-
schied, welcher den Vogelschädel gegenüber dem der diapsiden
Reptile, speziell dem der Dinosaurier kennzeichnet, wird das Fehlen
eines oberen Schläfenbogens und einer oberen Schläfengrube an-
genommen. Es soll nun untersucht werden, ob sich nicht Spuren
dieser letzteren auch beim Vogel nachweisen lassen. Der obere
Schläfenbogen bei den Reptilien, spez. Dinosauriern, wird bekannt-
lich vom Postfrontale und seiner Verbindung mit dem Squamosum
gebildet, wobei noch ein Postorbitale als Schaltstück hinzukommen
kann. Beim Vogel ist ein dem Hautknochen des Postfrontale des
Reptils entsprechender Knochen bis jetzt noch nicht nachgewiesen
worden. Nur Parker (26) glaubte, den Postfrontalfortsatz des
Vogels als selbständige Bildung nachweisen zu können. Er ließ
denselben aber aus knorpeliger Grundlage hervorgehen und stellte
ihn dem Sphenoticum der Fische homolog, für das wir bei den
Reptilien kein Homologon haben. Es muß nun zunächst die Auf-
gabe sein, bei verschiedenen Vögeln einen ursprünglich selbständi-
gen Knochen in dem Postfrontalfortsatz zu finden sowie dessen
Herkunft aus Knorpelgrundlage oder aus der Haut festzustellen.
Was die Selbständigkeit und Zugehörigkeit des postfrontalen Fort-
satzes zum Frontale, Alisphenoid, oder Squamosum angeht, so
teilten sich bisher die Untersuchungsergebnisse und Meinungen
der einzelnen Forscher.
Das Os frontale des Vogels (Fig. I, II, III) ist im Verhältnis
zu den beiden anderen Knochen entschieden am größten
und beteiligt sich zu fast gleichen Teilen sowohl an der Bildung
des Schädeldaches als auch an der der Orbita, indem sich die
beiden Teile vorn oben in dem äußerst starken Wulste des supra-
orbitalen Randes, in welchem auch der Verknöcherungsprozeß
*) Die Pig: ara sind Originale. Fig. 10 ist dem Werke von Huene ent-
nommen. Die Bezeichnungen ergeben sich von selbst.
Archiv für Naturgeschichte
1912. A. 6. 1 6. Heft
2, F. Bittner: Über die Schläfenregion am Schädel der Vögel
seinen Anfang nimmt, vereinigen. Am lateralen Ende dieses Wulstes
nimmt der Postfrontalfortsatz seinen Anfang. Obwohl nun das
Frontale im großen und ganzen seine gleiche Form bewahrt, so
finden sich doch hinsichtlich seiner Länge und Breite zahlreiche
Variationen. Bei den Tagraubvögeln und Papageien bedingt das
kurze breite Stirnbein einen in seiner Längsachse verkürzten,
gedrungenen Schädel, während das Frontale der Lamellirostres
dem Schädel eine lange schlanke Gestalt gibt. In der Median-
linie sieht man bei vielen Arten als Zeichen der ehemaligen Tren-
nung beider Knochen eine mehr oder weniger tiefe Furche ver-
laufen, so bei den Ardeiden, Eulen, im Gegensatz zum Specht und
den Passeres, wo eine Trennungslinie nicht mehr wahrnehmbar
ist. Anders bei den Diapsiden: hier stellt das Frontale, das nicht
immer paarig sein muß, wie Lacerta, Varanus und Krokodil
zeigen, einen einfachen plattenförmigen Knochen dar, der zur
Größe des Schädels als klein bezeichnet werden muß. Ebenso
leistet es zur Bildung der Orbita nur einen minimalen Beitrag,
während es gleich dem des Vogels mit dem äußeren Rande an das
Postfrontale grenzt. Größer erscheint es schon bei den theropoden
Dinosauriern, wo es an Größe die andern Deckknochen übertrifft.
Die Pars horizontalis ossis frontalis wird bei einigen Arten, z.B.
Phasianus, Corvus, Eule, von den Großhirnhemisphären in starkem,
konvexem Bogen nach außen vorgewölbt, während die Konvexität
bei den Lamellirostres, Ciconiae, Ardeiden und Alcediniden nur
unbeträchtlich ist. Zwischen diesen beiden Extremen gibt es natür-
lich Abstufungen. Die konvexe Seite ist gegenüber der cerebralen
mit Iuga cerebralia und impressiones digitatae versehenen meisten-
teils glatt, so bei den Anatidae, Gallus, Faleoniden, kann aber
auch Rauhigkeiten aufweisen wie beim Perlhuhn und vielen
Bucerotiden, oder gar von einem in der Medianlinie stark promi-
nierenden, unpaaren Höcker gekrönt sein. In dieser Weise sind
der Kopf von Casuarius und Numida (Fig. 3) ausgezeichnet; bei
den Hollenhühnern deutet der mit einem Federbusch gezierte
Höcker auf eine merkwürdige sexuelle Verschiedenheit hin, indem
er sich nur auf dem männlichen Schädel vorfindet. Bei Buceros
erreicht die Auftreibung nahezu die Größe des Schädels; bei
Hydrocorax ist sie ungefähr doppelt so groß wie dieser; in diesen
Fällen hilft das Nasenbein mit tragen. Das entgegengesetzte Extrem
hierzu fand ich bei Albatros. Statt der Höcker befindet sich in
der Schädeldecke jederseits eine tiefe Mulde, die nahezu die Fossa
temporalis berührt und nach vorn die Orbitaldecke in einem
kreisförmigen Loche durchbricht, das nach außen offen ist und einen
Längsdurchmesser von 1,4cm hat. Die Supraorbitalgrube, be-
stimmt für die Aufnahme der Nasendrüse, findet sich bei allen
Tubinares, Chionidae, Laridae, Spheniscidae, Colymbidae, wenn
auch weniger entwickelt. Vermittels der Margines coronalis
sagitalis, supraorbitalis, verbindet sich die Pars horizontalis mit
den hinlänglich bekannten Knochen; der vierte Rand dagegen
und dessen Beziehungen zu dem der Reptilien 3
verbreitert sich lateral zum Planum temporale zwecks Anlegung
an die Schuppe. Den konkaven vertikalen Teil des Os frontale,
der zur Zahl der Bestandteile der hinteren Wand der Orbita ge-
hört, drängen die stets mächtig entwickelten Bulbi mehr oder
weniger weit zurück. Die Pars nasalis verbindet sich erst in späte-
ren Entwickelungsstadien mit dem Nasale und Intermaxillare;
sie bildet die Decke der Orbita und hat die Tendenz, bald einen
dünnen Knochenstab, wie bei Struthio, Anas, bald einen breiteren
Processus zu bilden, wie bei Rhea, Gallus, Columba, Faleo. Außer
den genannten Knochen, mit denen sich das Stirnbein verbindet,
sind noch anzuführen: das Sphenoidale, Ethmoidale und Lacri-
male.
Die Fortsetzung des orbitalen Teiles des Frontale geschieht
am Margo sphenoidalis durch das Alisphenoideum, welches Gadow
(10) als Aliheloid bezeichnet, das denn auch als breiter plattenför-
miger Knochen den allergrößten Teil der hinteren Augenhöhlenwand
bildet. Vielfach nimmt es an der Gestaltung der Fossa temporalis
Anteil, mitunter hilft es sogar — nach Gadow (10) — die Fossa
glenoidalis für das Quadrat aufbauen. An seiner Wurzel befinden
sich die Austrittsöffnungen der Zweige des Trigeminus. Die Ver-
bindung der Ala major mit dem Parietale ist jedoch nur einzelnen
Arten eigen, da die Squama des Schläfenbeins in den meisten Fällen
eine Vereinigung vereitelt. Über das Alisphenoid des Krokodil-
schädels herrschen nach einer Zusammenstellung Hoffmanns (1)
die verschiedensten Ansichten, aus denen hervorgeht, daß die
meisten Autoren, die am vorderen Umfang des Schädels gelege-
nen Knochenstücke als Alisphenoidea und auch als Orbito-
sphenoidea ansprechen. Dem widerspricht Hoffmann, indem er
ausführt, daß die in Frage kommenden Knochenstücke einerseits
bis zum Schädeldach reichen — beim Vogel sind sie durch die
Pars orbitalis von diesem geschieden — und andererseits nur Ver-
knöcherungen der häutigen vorderen Begrenzungswand der Schä-
delkapsel darstellen. Die rückwärts gewandte konvexe Fläche
des Vogel- Alisphenoids ist in ziemlicher Ausdehnung vom Os
petrosum bedeckt, während die konkave teilweise glatt ist,
so bei Corvus, Eule, teilweise aber zwecks Insertion des M. orbito-
maxillaris Rauhigkeiten aufweist, die sich bei Loxia in Form
von schlanken, spitzen Fortsätzen zeigen, bei Porphyrio in großer
Zahl und beträchtlicher Länge auftreten.
Lateral schließt sich an das Alisphenoid das Os squamosum
an, und zwar dergestalt, daß in den meisten Fällen beide Knochen
gemeinsam den äußeren Rand der Orbita bilden, von wo aus sich
ja das Postfrontale erstreckt. Letztere Funktion kann aber das
Squamosum auch allein übernehmen, wie es denn auch im all-
gemeinen ohne Mitwirkung des Alisphenoids die Fossa glenoidalis
für den Quadratkopf herstellt. Über das Squamosum der Reptile,
spez. des Krokodils, berichtet Hoffmann (1) wie folgt: „An den
Seiten der Oceipitalia lateralia liegen die unteren Flächen der nach
1* 6. Heft
4 F. Bittner: Über die Schläfenregion am Schädel der Vögel
hinten und außen ausgezogenen Enden des Squamosum. Der
innere Rand verbindet sich oben mit dem der anderen Seite,
unten ist er ausgeschnitten und umgibt die eine Seite des Foramen _
occipitale.. Die innere angrenzende Fläche ist konkav und bildet
mit dem Basilare den hinteren Teil des Bodens der Hirnhöhle. Die
vordere Fläche sieht gegen das Prooticum, während die untere
Fläche auf dem Quadratum ruht.“ Konstant am Squamosum
ist die Fossa glenoidalis; für uns wichtig ist der nach vorn gerich-
tete Fortsatz, der als Analogon des Processus zygomaticus des
Vogels aufzufassen ist, und der die obere Schläfengrube von außen
teilweise umschließt. Hinsichtlich der Nomenklatur wäre zu be-
merken, daß Cuvier (3) das Squamosum des Vogels als ‚„tem-
poral‘‘ und Owen (26) als ‚‚mastoid‘“ bezeichnete, was nicht an-
gebracht erscheint. Obwohl die innere Seite des länglichen, schalen-
förmigen Squamosum als Formbestandteil der lateralen Schädel-
kapsel konkav- ist, so finden sich doch Fälle, wie bei Struthio
und Albatros deutlich zu sehen ist, wo auch die äußere Fläche
konkav ist, was zumeist mit dadurch bedingt wird, daß vor der
Schuppe, und zwar vor dem Quadratum ein mehr oder weniger ent-
wickelter Fortsatz mit verhältnismäßig breiter Ansatzstelle ent-
springt. Zur weiteren Lokalisation der Squama sei nur noch
bemerkt, daß sie über der Paukenhöhle liegt, sich dorsal mit dem
Parietale, rückwärts mit dem Occipitale verbindet und bereits in
den ersten Tagen mit diesem verschmilzt.
Ein unterer Jochbogen ist bei den Vögeln immer vorhanden;
er ist stets geschlossen, begrenzt die Schläfengrube von unten
und stellt eine aus Quadrato-jugale und Jugale zusammengesetzte
knöcherne Spange von wechselnder Dicke und Länge dar.
Beim Reptil wie bei den Säugern finden wir, daß die einzel-
nen Knochen durch die verschiedenen Arten von Suturen, die
selbst bis ins hohe Alter hinein deutlich erkennbar bleiben, von
einander differenziert erscheinen. Anders beim Vogel. Hier ver-
schmelzen die Knochen frühzeitig miteinander und bereits nach
dem ersten Lebensjahre ist kaum mehr eine Spur irgendwelcher
Naht nachzuweisen. Diese innige Vereinigung der Schädelteile
fällt gewöhnlich mit der Zeit zusammen, in welcher der Vogel
seine ersten Flugversuche zu unternehmen beginnt. Bis dahin
gleicht das junge Knochengewebe beinahe dem der Reptile und
Säuger, d. h. es ist ziemlich fest und solide. Mit Beginn der Flug-
proben tritt nun eine weitere Erscheinung zutage. Innerhalb der
Knochen, an der Schädelbasis beginnend, bilden sich Hohlräume,
und es ist interessant zu sehen, daß sie bei den Ratiten viel später
auftreten als bei den Carinaten. Denn durch die bereits erwähnten
unverhältnismäßig großen Auftreibungen des Schädels würden
die betreffenden Individuen wie Buceros, Hydrocorax kolossal
belästigt werden, — wie denn überhaupt durch dicke kompakte
Schädelknochen das Flugvermögen große Beeinträchtigungen er-
fahren würde — wenn sie nicht durch eine Unmenge größerer,
und dessen Beziehungen zu dem der Reptilien. 5
miteinander kommunizierender Hohlräume erfüllt wären. Die
externe wie interne Lamelle der Schädelknochen, als auch der
Fortsätze, repräsentiert nur eine ganz dünne Schale, während das
Innere mit einer großmaschigen Knochensubstanz erfüllt ist,
im Gegensatz zu dem dicken, dichten Balkennetz der Reptile.
Diese ausgedehnte Pneumaeität ist von großem Nutzen für die
Vögel; erstens bewirkt sie eine große Erleichterung des Skelets,
und zweitens eine Aufspeicherung von Luft, da die Zellen mit den
Luftsäcken in Verbindung stehen. Von dieser Regel finden sich
jedoch insofern Ausnahmen, als sich bei Fulica und Podiceps z.B.
die Lamellen der sekundären Knochen des Schädeldaches ohne
jedes zwischen sie schiebende Knochengewebe direkt miteinander
vereinigen, und nur in dem stärkeren Supraorbitalwulste findet
sich spongiöse Substanz in minimaler Menge vor.
Ganz anders wie bisher beschrieben, liegen die Verhältnisse
beim Primordialeranium, es sei nur das angeführt, was für diese
Arbeit von Interesse ist. Die Entwickelungsgeschichte zeigt,
daß in gewissen Stadien der Schädel aus Knorpel besteht und eine
oben offene Gehirnkapsel darstellt, welche sich unmittelbar nach
vorn in den interorbitalen und nasalen Teil fortsetzt. Die sekun-
dären Frontalia, Parietalia und Squamosa stellen anfangs ein-
fache Knochenspangen dar. Die Schädeldecke wird fast ausschließ-
lich von einer Bindegewebsmembran geliefert, die in der weiteren
Entwickelung zur sagitalen-coronalen Fontanelle wird, und die
schließlich durch Wucherung der Frontalia nebst Parietalia ganz
verschwindet. Das Schädeldach wird also bei den Vögeln aus-
schließlich von Deckknochen geliefert. In gewissen Stadien ist
die knorpelig vorgebildete Alisphenoidplatte von einer großen
Fontanelle durchbrochen. Der Kulminationspunkt in der Ent-
wicklung des Knorpelschädels ist nach Suschkin (36) zur Zeit des
Ausschlüpfens aus dem Ei, nach Tonkoff (39) zehn Tage später
gegeben, wobei allerdings die verschiedene Bebrütungszeit berück-
sichtigt werden muß. Obwohl der Schädel in diesem Stadium
seine endgültigen Dimensionen bei weitem noch nicht erreicht hat,
so ist doch, ausgenommen einige Details, die charakteristische
Form herstellt. Das weitere Wachstum geschieht nun dergestalt,
daß der Knorpel, sei es durch enchondrale oder perichondrale
Ossifikation, ganz allmählich durch Knochen ersetzt wird, während
in den Bindegewebsmembranen Ablagerung von Knochensub-
stanz stattfindet. An dieser Stelle sei angeführt, daß nach Hoff-
mann (1) in dem Alisphenoid des Krokodils kein Homologon er-
blickt werden darf, da die fragliche Knorpelplatte des Vogels
bei Krokodilembryonen durch häutige Wände ersetzt wird, in
denen Verknöcherungen auftreten; es handelt sich also um sekun-
däre Gebilde. Uber die spezielle Morphologie des Postfrontale
finden sich in der Literatur nur wenige Hinweise bei W. K. Parker
(27) und P. P. Suschkin (36), während von demselben Knochen
des Reptils feststeht, daß er häutigen Ursprungs ist. Seit der
6, Heft
6 F. Bittner: Über die Schläfenregion am Schädel der Vögel
bedeutenden Arbeit des letzteren über den Schädel von Tinnun-
culus sind keine Veröffentlichungen mehr erschienen, die sich mit
dem genannten Fortsatze beschäftigt hätten.
Dank der Liebenswürdigkeit des Herrn Prof. Dr. Studer
war es mir möglich, das reichhaltige Material des Berner Natur-
historischen Museums und zoologischen Universitätsinstitutes
untersuchen zu dürfen, in Hinsicht auf das Postfrontale, den
Processus zygomaticus und die Fossa temporalis. Die Ergebnisse
stellte ich in Tabelle A zusammen; Tabelle B stellt eine Ergänzung
von A dar, und sind in jener alle diejenigen Fälle enthalten, die
ich in der mir zugänglichen Literatur beschrieben fand. Bei den.
einzelnen Autoren ist die Nomenklatur des Postfrontale und des
Processus zygomaticus durchaus keine einheitliche; es finden sich
da die verschiedensten Bezeichnungen. So wird das erstere von
Milne Edwards (23) ‚„Apophyse postorbitaire principale‘‘ genannt,
während sich bei Suschkin (36) auch die Bezeichnung ‚Spheno-
ticum‘‘ findet. Bei Magnus (19) und Selenka (10) in Bronns
Klassen und Ordnungen wird der Ausdruck ‚„Processus orbitalis.
posterior‘‘ angewandt. Garus legt beiden Fortsätzen den Namen
„Processus zygomaticus‘ bei und Zittel (46) sagt schließlich bei
der anatomischen Beschreibung der rezenten Vögel: „Postfron-
talia fehlen‘. Der letztere Fortsatz heißt bei Milne Edwards (23)
„Apophyse postorbitaire accessoire‘‘, bei Magnus (19) ‚‚Processus
temporalis‘‘. Parker dagegen spricht einfach von einem ‚„Splint-
plate of the squamosal“.
Was die Zugehörigkeit des Postfrontalfortsatzes, dessen
Selbständigkeit bis dahin noch nicht bewiesen war, zum Fron-
tale, Alisphenoid oder Squamosum betrifft, so gehen auch in diesem
Falle die Meinungen und Untersuchungsergebnisse der einzelnen
Forscher auseinander. Nach Selenka (10) in Bronns Klassen ist
das Postfrontale als eine Bildung des Alisphenoid und Squamosum
anzusehen; seltener soll es die Schuppe allein bilden. An einer
anderen Stelle desselben zitierten Autors heißt es wiederum: ‚Zum
Stirnbein gehört noch ein anderer Knochen jederseits, der Pro-
cessus orbitalis posterior“. Hier wird durch die letzten Worte
dem Postfrontale ohne eingehendere Untersuchung eine gewisse
Selbständigkeit zugesprochen, im Gegensatz zu Suschkin (36):
„Die Verknöcherung der Alisphenoidplatte ist breiter geworden
und dringt in die Wurzel des Postorbitalfortsatzes ein; ein selb-
ständiges Postfrontale (Sphenoticum) fehlt“. Nicht ganz korrekt
drückt sich Magnus (19) aus, indem er folgendes sagt: ‚Der Pro-
cessus orbitalis posterior wird von den großen Keilbeinflügeln
im Verein mit der Schläfenschuppe gebildet, so bei Anas, Buce-
ros.“ Dann: ‚Der an diesem äußeren Rande — gemeint ist die
Ala major — sich findende Processus gehört nicht ausschließlich
dem Stirnbein an; bei den Eulen, Hühnern und Krähen wird er
größtenteils von den großen Flügeln allein gebildet.“ Wie aus der
Arbeit von Garus hervorgeht, ist das Postfrontale ausschließlich
und dessen Beziehungen zu dem der Reptilien. 7
ein Produkt der großen Keilbeinflügel. Weiterhin schildert Stan-
nius (38) die Zusammensetzung des in Frage kommenden Pro-
cessus aus der Schläfenschuppe und dem Alisphenoid. Wiederholt
und eingehender indessen hat sich nur Parker mit dem Postfron-
tale beschäftigt. So führt er in den Philos. Transact. über die
Entwicklung des Hühnerschädels etwa folgendes aus: Der post-
frontale Auswuchs der Alisphenoidplatte ist unabhängig von dieser
und stellt gegen das Ende der Bebrütungszeit eine große Knorpel-
masse dar. Die postfrontale Verknöcherung sei aber nicht vor-
handen bei gewissen höheren Typen. Die Össifikation innerhalb
des Knorpels beginne erst dann, wenn die der Alisphenoide be-
reits abgeschlossen sei. Der zitierte Autor nimmt an, daß diese
knöchernen ‚‚Patches‘‘ — er beobachtete sie bei einem 3 Wochen
alten Küken — ausgeprägter waren infolge des zurückgebliebenen
Wachstums des betreffenden Individuums und behauptet, es habe
den Anschein, als ob das Huhn in bezug auf die getrennte Bildung
dieser Knochen mit den Knochenfischen und manchen Familien
ihrer eigenen Klasse übereinstimme. Also seien in dieser und man-
cher anderen Hinsicht nicht bei den Eidechsen, sondern bei den
Teleostiern die eigentlichen Vorgänger der rezenten Vögel zu suchen,
da das Postfrontale der Eidechse nur ein postorbitaler, subkutaner
Knochensplitter sei. Von den weiteren zahlreichen Studien Par-
kers — soweit in ihnen vorliegendes Thema behandelt wird — ist
besonders „On the Structure and Developement of the Skull
in the Ostrich Tribe‘ hervorzuheben. Um einer Entstellung des
Sinnes vorzubeugen, dürfte es wohl angebracht erscheinen, die
betreffenden Stellen im Wortlaut anzuführen. Es heißt da pag. 129:
„The alisphenoids are at this stage composed only of one piece;
the anterior margin is also soft, and so is part of the superoexternal
angle. Only part however; for here is developed the true
(iehtyie) „postfrontal‘“; ist is somewhat like the blade of
a hatchet, and is a line and a half across.‘ Diese Stelle
hat Bezug auf Rhea, während folgende sich bei Beschreibung
von Dinornis robustus in denselben zitierten Nachrichten
p. 167 findet: „But this overgrowth of the postfrontal in
the Notornis is, as may be seen by the large oblique
passages above it, merely a shooting of bone into the
dense fibrous tissue of the superciliary region, and extends
nearly an inch from the carthilaginous knob on the alisphenoid,
which is the true postfrontal.‘“‘“ Nach meiner Auffassung findet
sich in diesen Zitaten insofern ein Widerspruch, als Parker zwei
ganz verschiedene Gebilde als wahre Postfrontalia hinstellt.
Bezüglich der bereits erwähnten Fossa glenoidalis sagt
auch Suschkin (36), daß das von Parker Erwähnte einer
sorgfältigen Nachprüfung bedürfe.. Bemerken möchte ich
noch, daß ich in den angeführten Schriften dieses Autors
keine Stelle fand, — auch keine Abbildung — die darauf
hinweist, daß von ihm mikroskopische Schnitte angefertigt
6. Heft
8 F. Bittner: Über die Schläfenregion am Schädel der Vögel
worden seien, auf Grund deren er seine makroskopischen
Beobachtungen und Ergebnisse gesichert und gefestigt hätte.
Bevor ich zur speziellen Beschreibung der uns interessierenden
Fortsätze übergehe, möchte ich noch kurz die diesbezüglichen
Verhältnisse der Reptilreihe erörtern. Das Postfrontale des Kro-
kodils besteht aus einer dicken Platte, von deren unteren Fläche
ein Stiel entspringt zur Vereinigung mit dem Jugale und Squa-
mosum. Der mediale Teil der Platte legt sich an das Frontale
und Parietale an, der vordere beteiligt sich, ebenso wie der vor-
dere Rand des Stieles, an der Begrenzung der hinteren Augenhöhlen-
wand. Zwischen der Anlagerung an das Parietale und Squamosum
schlägt sich der innere Rand um und bildet einen Teil der äußeren
Wand des rundlichen Loches, das vom Dach des Kranium zur
Fossa temporalis führt. Bei Varanus zieht der hintere Processus
des Postfrontale dem Squamosalfortsatz zur Umschließung der
Schläfengrube entgegen.
Bei den verschiedenen Familien und Einzelindividuen der Vögel
existieren so unendlich viele Variationen bei dem Aufbau des
Postfrontale und des Processus zygomaticus, daß ich es der Mühe
für wert hielt, näher darauf einzugehen und ihr Verhältnis zu
einander und zu dem der Fossa temporalis festzulegen. Zunächst
gibt es eine ganze Reihe von Vögeln, bei denen das Postirontale
(Fig. 1 pf.) — groß — Picus, Anas, Cygnus olor, Brachvogel —
ja sogar mächtig — Buceros rhinoceros, Aquila fulva, Albatros
-— entwickelt ist; bald ist es breit und dick wie bei Struthio,
Anorhinus galeritus, bald lang und stachelförmig wie bei Apteno-
dytes pennanti oder Numenius arquatus, bald verläuft es senk-
recht nach unten, oder ist bogenförmig nach vorn oder hinten
gewandt. Beim Emu bleibt es das ganze Leben hindurch von den
Schädelknochen getrennt und ist bei Coracias garrulus lang und
breit herabgewachsen, um sich mit dem Quadratojugale gerade
vor dessen Verbindung mit dem Quadrat zu vereinigen. Dadurch
entsteht mit Hilfe des letzteren eine längliche Fossa temporalis,
deren Längsachse sich nahezu senkrecht zur Medianlinie verhält.
Ähnliches sah ich bei Galbula viridis, Buceros rhinoceros, wo der
Fortsatz fast bis an das Quadratum reicht; bei letzterem teilt
er sich gabelförmig. Besonders erwähnenswert ist noch der frag-
liche Processus der Eule; er stellt ein äußerst dünnes, blattförmiges
Gebilde dar, das mit seiner breiten Seite ohrmuschelartig nach
außen gerichtet ist und bei Strix flammea das Quadratojugale
erreicht. Sehr bemerkenswert sind auch die Fälle, in denen das
nach vorn gewandte Postfrontale an der Bildung der knöchernen
Peripherie der Orbita Anteil nimmt, indem es mehr oder weniger
weit dem Tränenbeinfortsatz entgegenstrebt. Bei Anser, Cygnus
olor, kommt eine knöcherne Verbindung mit diesem im allge-
meinen nicht zustande, sondern zwischen den Spitzen beider
Fortsätze dehnt sich eine ligamentöse Brücke aus. Bei den Psittaei
und einigen Anatidae ist der Ring fast stets vollkommen aus
und dessen Beziehungen zu dem der Reptilien. 9
knöcherner Substanz hergestellt. Nicht zu verwechseln ist dieser
Ring mit dem Sceleroticalring, der bei Spechten, Papageien,
Adlern, oft durch Aufnahme von Kalksalzen fest wird. In vielen
Fällen ist das Postfrontale verschwindend klein, so bei Loxia,
Caprimulgus, Gallinula oder von knopfförmiger Gestalt, wie
Colymbus, Pilerodius zeigen; damit ist jedoch noch lange nicht
gesagt, daß die Fossa temporalis ebenso wenig entwickelt ist; im
Gegenteil, sie erhält dann ihre ausgerundete Form durch die mehr
oder weniger ausgesprochene Konkavität des Squamosum. Durch
die Größe des Postfrontale — das ich bei keinem Schädel vermißte
— wird auch in keinerlei Weise die des Processus zygomaticus be-
rührt (Fig. I, III), dessen Länge, Breite, Dicke ebenfalls die ver-
schiedensten Modifikationen erleidet. So sind bei Cypselus melba,
Philomachus pugnax, Pyrrhocorax beide Processus höchst unschein-
bar oder der Processus zygomaticus kann ganz fehlen, wie beim
Perlhuhn (Fig. II), Galbula viridis, Circus rufus, der jungen. Eule.
Betreff der letzteren ist auffallend, daß er bei der ausgewachsenen
Eule vorhanden ist. Das Verhältnis kann auch umgekehrt sein;
dergestalt, daß der postfrontale Fortsatz nur minimal ist, der
Processus zygomaticus dagegen große Dimensionen annimmt,
wie namentlich bei Dinornis robustus, wo er nach Parker (32)
die ansehnliche Länge von 21, cm erlangt. Überhaupt ist er bei
den Struthionidae — Rhea Darwini, Struthio camelus — mäch-
tig, weniger groß bei Numenius phaeopus und Motacilla. Bei
Strigops habroptilus ist er 1,6 cm lang, so daß er bei geschlossener
Mandibel diese berührt. Obiger Autor berichtet auch über eine
eigenartige Erscheinung bei Notornis mantelli; der 1!/, cm lange
Fortsatz liegt hier so dicht über dem Quadrat, daß ein gleitend
verbundenes Gelenk an dieser Stelle entstanden ist. Häufig kommt
auch eine gleich gute Entwicklung beider Processus zustande,
ohne daß sich dieselben mit ihren Spitzen berühren, wie es bei
Phasianus, Storch (Fig: 3) Hydrocorax in die Erscheinung tritt.
Die Fossa temporalis hat alsdann eine rundliche bis ovale, nach
außen offene Begrenzung zur gegenteiligen Lage bei Tetrao uro-
gallus, Psittacus amazonicus, bei welchen die Fossa temporalis
ein kreisrundes Loch darstellt (Fig. 1). Bald offen, bald geschlossen
traf ich sie bei Picus viridis, Storch, Alauda avernensis. Beim
Kormoran wird sie ganz ähnlich wie bei der Eule durch den 1,2 cm
breiten Processus zygomaticus zu einem ebenso langen Halbkanal
umgeformt. Mit am stärksten ausgeprägt ist die Fossa tempora-
lis bei Albatros und den Struthionidae, so daß die Schädelkapsel,
von oben gesehen, förmlich eingeschnürt erscheint. Wirklich
verengert wird sie in ihrer hinteren Partie durch die Fossa tem-
poralis bei Ardea und Haleyon. Sie zieht bei diesen Vögeln als gleich
breite und tiefe Furche über das Parietale bis zur Medianlinie,
wo sie durch eine Krista von der der andern Seite getrennt wird.
Eine noch viel schärfer hervorstehende Krista erhebt sich am
hinteren Rande gegen das Oceipitale. Zwischen diesen beschrie-
6. Heft
10 F. Bittner: Über die Schläfenregion am Schädel der Vögel
benen Fällen der Ausdehnung der Fossa temporalis und dem
entgegengesetzten Extrem, einer kaum wahrnehmbaren Aus-
buchtung, wie bei Vanellus cristatus, Colymbus, Larus canus,
oder gar einer Konvexität, so beim Pelikan, finden sich unzählige
Nuancen und Übergänge.
Zu erwähnen wäre jetzt noch mit einigen Worten die Funktion
des Processus postfrontalis. Er dient hauptsächlich der Muskulatur
zum Ansatz. Nach Gadow (10) werden die Muskeln der Temporalis-
gruppe in 5 Portionen geteilt; für uns ist nur die erste und zweite,
resp. der M. masseter und temporalis von Wichtigkeit. Die ur-
sprüngliche Zusammengehörigkeit wird durch die gemeinsame
Inervierung vermittels des dritten Astes des Trigeminus angedeutet.
Die erste Portion entspringt von der Fossa temporalis sowie der
Unterfläche des Postfrontale und vom Processus zygomaticus,
geht median vom Jochbogen schräg nach unten, um an derAußen-
fläche des Os dentale und Os articulare zu inserieren. Dieser Teil
füllt die Schläfengrube vollständig aus, ist sehr konstant und nur
wenigen Verschiedenheiten unterworfen, die hauptsächlich die Aus-
dehnung des Ursprungsfeldes betreffen, dessen Größe vom post-
frontalen Fortsatz wesentlich abhängig ist. Die zweite Portion nimmt
ihren Anfang inder Hauptsache vonder Vorderhälfte des Postfrontale
und zieht auf demselben Wege wie der vorhergehende zum Arti-
culare. Bei den Reptilien ist diese Gruppe noch durch einen
einheitlichen Muskel vertreten; speziell ein Masseter ist unbekannt.
Histologischer Teil.
An Untersuchungsmaterial standen mir außer Struthio
massaicus und Excalfactoria noch vier Embryonen von Numida
meleagris — im Alter von 13, 21, 23 und 25 Tagen — zur Ver-
fügung. Nachdem die in Alkohol fixierten und gehärteten Primor-
dialschädel vom Integument und der Muskulatur, ferner vom
Visceralskelet und den Gesichtsknochen befreit worden waren,
wurden sie in ein Gemisch von einem Volumenteil reiner kon-
zentrierter Salpetersäure und fünf Volumenteilen absoluten Al-
kohol gelegt, was den Zweck hatte, die bereits verknöcherten
Stellen zu entkalken und schneidbar zu machen. In dieser Lösung,
die alle 2—3 Tage erneuert wurde, blieben die Objekte so lange
liegen, bis sie weich geworden waren, was zirka 14 Tage in An-
spruch nahm. Hierauf wurden sie in 95 °/, Alkohol, der einen Über-
schuß von präzipitiertem Kaleiumkarbonat enthielt, mehrere Tage
lang gewaschen, bis blaues Lackmuspapier im Alkohol absolut
nicht mehr reagierte. Die weitere Behandlung deckte sich mit
der sonst üblichen bis zur Mikrotomierung. Ich orientierte den
Paraffinblock so, daß ich transversal zur Längsachse des Schädels
schnitt und verfertigte von der Gegend zwischen dem hinteren
Orbitalrande und der Fossa glenoidalis durchschnittlich von
jedem Kranium 130 Schnitte, vom Strauß gegen 200 von 10 u
und dessen Beziehungen zu dem der Reptilien. 11
Dicke. Vor dem Schneiden hatte ich bereits die von Suschkin
sehr empfohlene Färbmethode in toto mit Radix rubiae tinc-
toriae versucht, jedoch ohne das gewünschte Resultat zu erzielen.
Für meine Zwecke erwies sich als vorteilhafter die doppelte Schnitt-
färbung vermittels Hämalaun nach P. Mayer (18) und Säure-
fuchsin. Auf diese Weise wurden sowohl Knochen, Knorpel, als
auch die Kerne sehr distinguiert gefärbt. Infolge des ungleichen
Gefüges des Objektes bröckelten mir anfangs die Schnitte, welchen
Übelstand ich dadurch beseitigte, daß ich vor jeder Messerführung
den Block mit einer Lösung von Kollodium plus Ather sulfur be-
strich, ohne dadurch der Durchsichtigkeit irgendwelchen Abbruch
zu tun. Durch die aufsteigende Reihe der Perlhühner war es mir
möglich, den morphologischen Werdegang des Postfrontale ge-
nau verfolgen zu können. Der Übersichtlichkeit halber bezeichne
ich den
13 tägigen Embryo als Stadium A
21 „ „» ” > B
23 „ „ „ L) C
25 ” „ „ „ D .
Stadium A. Fig. IV.
In diesem Stadium sind die Großhirnhemisphären mit einer
einfachen Bindegewebsmembran bedeckt. An der Stelle jedoch,
wo die Pars horizontalis und Pars verticalis ossis frontalis zu-
sammentreffen, also am supraorbitalen Wulste, treten bereits in
3—4facher Lagerung Maschen auf, die nach außen zunächst
noch offen, kranialwärts dagegen abgeschlossen sind. Das lateral
liegende Bindegewebe ist äußerst zart, beginnt sich aber schon
zu differenzieren. Längs der offenen Maschen verdichtet es sich,
und dies ist der erste Anfang zur Bildung der externen Membran,
die das ganze Maschenwerk umschließt und sich medianwärts
direkt auf die Interna auflegt. Zugleich wird dadurch das faserige
Bindegewebe, das abwärts zum Quadratknorpel zieht, abgegrenzt
und erhält selbständigen Charakter. Auf dieser Grundlage baut
sich das Postfrontale auf. Von Verknöcherungsanlagen ist einst-
weilen noch keine Spur wahrzunehmen. Um dieses Stadium im
allgemeinen noch zu kennzeichnen, möchte ich bemerken, daß
das Quadrat, dessen aufsteigender Teil von einer dichten Binde-
gewebsscheide umgeben ist, eine gleichmäßige, rundliche Knorpel-
masse darstellt, während z. B. im Basisphenoidknorpel die Ossi-
fikation bereits eingesetzt hat. Wenn man diesen Entwicklungs-
grad, speziell den der Verknöcherungen dem des Rüttelfalken
gegenüberstellt, so entspricht der 13tägige Perlhuhnembryo dem
dritten bis vierten Stadium Suschkins (36) und nicht ganz dem
dritten von Parker (26), denn beim Huhn finden sich schon Qua-
dratossifikationen; es hat also in der Mitte der zweiten Bebrütungs-
woche — gleich dem 10. bis 11. Tage — den Zustand der Aus-
bildung des Perlhuhns bereits überschritten.
6. Heft
12 F. Bittner: Über die Schläfenregion am Schädel der Vögel
Stadium B, Fig. V.
Innerhalb 8 Tagen sind im Primordialschädel ganz wesentliche
Veränderungen vor sich gegangen. Das Bindegewebe ist im ganzen
dichter und fester geworden; die externe Membran ist gleich gut
entwickelt wie die interne; sie liegen jedoch dorsal nicht fest
aufeinander, sondern zwischen beiden tritt eine hellere Zone auf,
die sich aus lockerem Bindegewebe zusammensetzt. Das das
Postfrontale darstellende Bindegewebsbündel hat sich mehr ge-
formt, läuft spitz aus, und das Wichtigste ist, daß in seinem Faser-
werke einzelne Knochenzellen in die Erscheinung getreten sind.
Im Quadrat ist median außer einer Zellvergrößerung noch nichts
von Verknöcherungen zu sehen, die an der Basis des Schädels große
Fortschritte gemacht haben. Vom !Basisphenoidknorpel sind nur
noch Reste vorhanden. Der Schädel von Tinnunculus erreicht
obige Entwicklung im vierten bis fünften Stadium, was einem
Alter von zirka 19—20 Tagen entsprechen dürfte, da Suschkin
den Zeitraum vom 5.—28. Tage in 7 Stadien teilt. Demnach
könnte man bis jetzt das Perlhuhn und Tinnunculus fast auf
eine Stufe stellen.
Stadium C.
Dieses Stadium zeigt große Ähnlichkeit mit dem vorhergehen-
den, und bringe ich deshalb auch nur eine Abbildung. Die Binde-
gewebsbündel, die das Netzwerk des supraorbitalen Wulstes zu-
sammensetzen, haben sich stark vermehrt, so daß die Maschen,
innerhalb deren Knochenablagerungen stattgefunden haben, in
ihrer Ausdehnung stark beschränkt worden sind. Zwischen den
beiden Membranen haben sich innerhalb der hellen Zone umschrie-
bene Stellen gebildet. Im Postfrontalgewebe ist eine Zunahme
der Knochenzellen zu konstatieren; auch laufen in diesem Stadium
die Bindegewebsfasern viel regelmäßiger nebeneinander her. Medial
davon trifft man auf große Fettablagerungen. Das Quadrat nähert
sich seiner typischen Gestalt, die Vergrößerung der Knorpelzellen
ist weiter fortgeschritten, und im medialen Horn erscheint das erste
Ossifikationszentrum; ebenso im Alisphenoid. Im analogen
fünften Stadium Suschkins (36) ist das Quadrat schlanker ge-
worden, die Deckverknöcherung hat ebenfalls eingesetzt. Das
embryonale Hühnchen hat am Ende der zweiten und Anfang
der dritten Woche dieses Stadium längst überschritten. Denn die
Schädelhöhlung ist teilweise durch dünne hohle Knochenschalen
verschlossen, das Squamosum reicht schon bis zum Postfrontal-
fortsatz.
Stadium D. Fig. VI.
Der supraorbitale Wulst hat in den zwei Tagen an Ausdehnung
enorm zugenommen, sein Inneres ist nur noch an den Rändern
mit dieken, dichten Bindegewebsbündeln erfüllt, die sich orbital-
wärts mehrfach kreuzen. Namentlich im Zentrum des Wulstes,
jedoch auch in dem erwähnten hellen Streifen der Pars horizon-
und dessen Beziehungen zu dem der Reptilien. 13
talis macht sich der interessante Vorgang der Resorption des
Bindegewebes bemerkbar, wodurch große Maschenräume ent-
stehen, in denen bereits reichliche Knochenablagerungen statt-
gefunden haben. Hiermit wäre auch der Anfang zur Pneu-
macität gegeben. An den Orbitalteil legt sich das Alisphenoid
an. Es stellt immer noch eine Knorpelplatte dar, die von zwei Zen-
tren aus verknöchert wird. Eine andere Erscheinung tritt hier
noch deutlich zutage; es schiebt sich nämlich das Alisphenoid
vorn über den Orbitalteil des Frontale und übernimmt sozusagen
die Funktion eines Deckknochens im Gegensatz zu den Verhält-
nissen beim Huhn, wo ich am jungen macerierten Schädel das
Alisphenoid zerebral gelagert fand. Diese Wucherung des Ali-
sphenoid scheint auch Suschkin (36) bemerkt zu haben, denn
er sagt: „Beobachtung verdient der Umstand, daß ein beträcht-
licher Teil der Alisphenoidplatte, welcher nach oben vom Niveau
des Postfrontalfortsatzes liegt, während der Entwicklung wieder
verkümmert.“ Die Struktur des Postfrontale ist dichter gewor-
den. Die Fasern laufen nicht mehr parallel, sondern kreuzen sich
vielfach. Außerdem ist eine Vergrößerung der Knochenzellen fest-
zustellen.
Excalfactoria lepida. Fig. VII u. VII.
Das Kranium ist sehr klein und im Verhältnis zum Alter
des Vogels nahm die sagitale-coronale Fontanelle noch eine weite
Fläche in Anspruch. Nach dem Präparat zu urteilen, muß der
Processus postfrontalis bei ausgewachsenen Exemplaren nur ein
rudimentäres Gebilde sein. Am supraorbitalen Rande des Fron-
tale sind sowohl externe wie interne Lamelle durch Balken dichten
Bindegewebes vertreten, die, mit den vorhergehenden Stadien ver-
glichen, relativ wenig Netzwerk umschließen, in dem aber reich-
liche Knochenmassen enthalten sind. Lateral angrenzend finden
wir wiederum die Anlage des Postfrontale in Form von faserigem
Bindegewebe, das gegenüber dem Fortsatz des Perlhuhns zusam-
mengedrückt erscheint, aber ebenfalls höchst deutlich unterschieden
ist von seiner Nachbarschaft. Zahlreich sind die typischen Osteo-
blasten im Gewebe vertreten. Die Verbindung mit dem Quadrat
wird vermittelst eines dünnen Bündels Fasern hergestellt. Die
Knorpelzellen des Quadrates haben sich an dessen unteren Seite
stark vergrößert, während an der Schädelbasis der Verknöcherungs-
prozeß im vollen Gange ist. Das Squamosum legt sich vorn über
das Frontale und seine vorderste Spitze dringt in die Wurzel
des Postfrontale ein, resp. wird von diesem umfaßt. An dieser
Stelle ist der Schädel deshalb von beträchtlicher Dicke, weil
sich auf das Frontale das Postfrontale, dann das Squamosum,
und schließlich nochmals das Postfrontale lagert. Bei der weiteren
Verfolgung der Schnittserien nähert sich das Quadrat immer
mehr dem größer werdenden Squamosum, bis schließlich die ge-
lenkige Vereinigung beider stattfindet. Das Postfrontale schwindet
6, Heft
14 F. Bittner: Über die Schläfenregion am Schädel der Vögel
natürlich bei dieser Betrachtung. Denselben Vorgang konnte ich
auch bei Numida meleagris konstatieren, während sich nach den
Angaben Suschkins (36) das Squamosum einfach auf den Post-
frontalfortsatz auflegt.
Struthio massaieus, Fig. IX.
Dieses Präparat entsprach den gehegten Erwartungen in-
sofern nicht, als ich hier ein Postfrontale überhaupt nicht vorfand,
weder selbständig noch in Verbindung mit einem Nachbarknochen.
Lateral von der Vereinigungstelle vom Frontale, Alisphenoid und
Squamosum liegt Muskulatur, darüber eine dünne Schicht Binde-
gewebe. Allem Anschein nach ist in diesem Entwicklungsstadium
beim Strauß, dessen genaues Alter mir leider nicht bekannt war,
das Postfrontale noch nicht angelegt. Aber eine andere Tatsache
verdient festgehalten zu werden. Es schiebt sich nämlich das
Squamosum im Gegensatz zu dem der andern untersuchten
Exemplare zwischen das Frontale und Alisphenoid. Alle drei
Knochen sind in ihrer Struktur sehr pneumatisch, in letzterem
sind auch noch Knorpelreste vorhanden. Nach Parker (32) ist
ein Postfrontale vorhanden und wäre diese Tatsache noch genauer
zu prüfen.
Mit dem Vorhergehenden wäre der evidente Beweis erbracht
worden, daß bei den Vögeln — wenigstens bei den Karinaten —
ein Postfrontale im Sinne des Postfrontale der Diapsiden wirklich
existiert. In diesem Falle wäre die Knochenverbindung zwischen
dem Postorbitalfortsatz und dem Squamosum als oberer Schläfen-
bogen analog dem Schläfenbogen der Diapsiden zu betrachten,
und wir hätten dann eine obere Schläfengrube wie bei diesen.
Nur liegt dank der Knickung des Vogelschädels diese Grube nicht
in der Ebene des Orbitalrandes, sondern ist in einem rechten Winkel
abgebogen.
Das Verhältnis des Vogelschädels zu dem der Dinosaurier.
Die Oberfläche des Reptilschädels (Fig. X) stellt in weitaus
den meisten Fällen von der Praemaxille bis nach hinten eine
fast gerade Linie resp. Ebene dar, was hauptsächlich durch die
platte Form der Frontalia und der Parietalia bedingt wird. Das
Foramen magnum sieht fast regelmäßig nach hinten; es liegt
also in der Längsachse des Schädels, und zwar dergestalt, daß die
Oberfläche des Hinterhauptloches ungefähr in einem rechten
Winkel zur Basis steht. Durch diese Schädelbildung war nicht
nur den Fossae temporales großer Spielraum zu ihrer Entfaltung
gegeben, sondern die sie umgebenden Knochen konnten sich auch
stärker entwickeln. Beim höher organisierten Vogel erfuhr die hin-
tere Partie des Schädels eine nicht unbeträchtliche Abknickung.
Bei den Eulen, Psittaci, Aquila fulva, Albatros und anderen ist
sie so bedeutend, daß das Foramen magnum an die Schädelbasis
zu liegen kommt. Denkt man sich bei diesen Arten durch die
und dessen Beziehungen zu dem der Reptilien. 15
Schnabelspitze und den unteren Rand des Hinterhauptloches
eine Linie, (Fig. II), so bildet die Fläche des letzteren mit dieser
einen Winkel (x) von ca. 8—10 Grad. Bei Ardea, Storch nähert
er sich allerdings einem rechten. Die Schuld an der mehr oder
weniger starken Abknickung muß den von den großen Hirn-
hemisphären mitunter sehr stark vorgewölbten Stirn- und Scheitel-
beinen zugeschoben werden, die auch nicht wie beim Krokodil
eben in die Nasalia übergehen. Die Neigung des Os frontale zur
Schnabelwurzel ist bei den Eulen und Spechten fast rechtwinkelig
zu nennen, während sie beim Storch und den Ardeiden nur gering
ist. Dazwischen, sowie in bezug auf die Größe des obenerwähnten
Winkels («) finden sich natürlich die mannigfaltigsten Abstufun-
gen. Durch die Abknickung wie auch Auftreibung wird eine
Verkürzung der Längsachse des Schädels bedingt, was wiederum
zur Folge hat, daß durch die Vorwölbung des Schädeldaches zu-
gunsten der Kapazität die Schläfengegend in ihrer Längsausdeh-
nung reduziert und mehr ventralwärts an die Seitengegend ver-
drängt wird im Gegensatz zu der des Reptils. Leider sind die
Dokumente, welche uns die fossilen Überreste der Vögel bieten,
noch außerordentlich spärlich. Bei dem ältesten bekannten
Vogeltypus, Archaeopterix, ist die für uns wichtige Schläfen-
region nicht erhalten geblieben; und wenn wir die Vögel aus der
Kreideperiode in Betracht ziehen, so erscheint hier der Schädel
schon vollkommen nach dem Typus der rezenten Vögel ausgebildet.
Allerdings ist bei Hesperornis die Knickung des Schädels noch
wenig vorgeschritten, so daß die Hinterhauptsregion noch ge-
streckt erscheint. Die obere Schläfengrube, die von der unteren
durch keinen Bogen abgegrenzt wird, verhält sich noch sehr repti-
lienähnlich, während bei Ichthyornis aus der oberen Kreide das
Hinterhaupt schon stark gegen die Stirnregion abgeknickt ist.
Was den Schädel von Pharorhachus aus der St. Cruzformation
von Patagonien anbetrifft, so zeigt auch er noch eine deutliche
obere Schläfengrube, die aber nicht durch einen vollkommenen
Bogen von der unteren getrennt ist. Aber auch hier ist die Lage der
oberen Schläfengrube noch reptilienähnlich und liegt direkt hinter
dem vorspringenden Rand des Frontale. Über die aus dem euro-
päischen Tertiär und Quartär bekannten fossilen Vögel hat A. Milne
Edwards (23) in seinem klassischen Werke ‚Les oiseaux fossiles‘“
eine ausführliche Beschreibung gegeben. Wir finden aber hier
größtenteils Ordnungen und Familien, die sich den heutigen
Formen unterordnen und daher den Vogeltypus in bereits aus-
gezeichneter Weise repräsentieren.
Unter den fossilen Gallinaceen gibt es viele Repräsentanten,
obwohl sie, wie z. B. die Tetraoiden in Verhältnissen lebten, die
für die Konservierung ihrer Knochen wenig günstig waren. Die
ältesten bekannten Arten datieren aus dem Tertiär. So fand
Milne Edwards die Fragmente eines Schädels von Tetras des
Saules aus dem Quartär, dem einzigen, bei dem die Schläfengrube
6. Heft
16 F. Bittner: Über die Schläfenregion am Schädel der Vögel
gut erhalten ist, gibt jedoch keine detaillierte Beschreibung davon.
Die Ähnlichkeit resp. Gleichheit mit dem rezenten Tetrao albus
Lin. ist frappant. Beide Processus sind gleich lang, vereinigen
sich am Ende und umschließen die runde Fossa temporalis. Der
einzige Unterschied dürfte vielleicht darin bestehen, daß bei dem
rezenten Tetrao albus der dünne breit auslaufende Processus
zygomaticus etwas länger ist, ähnlich wie bei Tetrao urogallus
(Fig. I). Der unbedeutende Teil ist allerdings nicht erhalten ge-
blieben. |
Von den Natatores wurden ziemlich viele fossile Reste gefun-
den, da diese Vögel infolge ihrer Lebensweise an die Nähe von
Gewässern gebunden waren, in deren Schlamm sich ihre Knochen-
reste leicht konservieren ließen. Besonders bemerkenswert ist
Anas Blanchardii, die von Milne Edwards etwa folgendermaßen
beschrieben wird: ‚‚Bei dieser ausgestorbenen Art muß der Schädel
im Verhältnis zum übrigen Körper sehr dick gewesen sein. Die fast
nach unten gerichteteApophyse verjüngt sich an ihrem unterenEnde,
infolgedessen gleicht sie in keiner Weise derjenigen der Dendro-
cygnes — und richtet sich nach Art einer Messerklinge gegen den
Fortsatz des Lakrimale. Die Fossae temporales sind groß, tief
und beschränkt durch hervorstehende Ränder. Milne Edwards
hebt selbst hervor, daß bei den meisten rezenten Enten die
Fossae temporales enger und oberflächlicher seien und vergleicht
dasFossil mit der Reiherente, nur sei der Kopf etwas länger gewesen.
Aus dem mittleren Tertiär wurden von den ganz nahestehenden
Ciconiden bei Langy Reste gefunden, aus denen Milne Edwards
Ibis pagana nov. sp. rekonstruierte. Er beschreibt die Schläfen-
gegend folgenderweise: ‚Les fosses temporales ont exactement
la möme forme, seulement elles sont moins nattement deelinitees
en haut. On retrouve la petite cr&te oblique qui, chez les Ibis de
l’epoque actuelle descend vers l’apophyse zygomatique, un peu
en arriere de l’angle orbitaire externe, qui est un peu moins long
que d’ordinaire.‘“
Größere Unterschiede zwischen den rezenten und den ange-
führten fossilen Vögeln lassen sich nach diesen Beschreibungen
nicht nachweisen. Nur Anas Blanchardii verdient wegen der größe-
ren Längsachse des Schädels und der geräumigen Fossa tempo-
ralis etwas mehr Beachtung.
Bei weitem zahlreicher als die Überreste der Vögel sind die
infolge der platten kompakten Knochen besser konservierten
Fossilien der Dinosaurier. Von diesen eignen sich zu unseren
Vergleichungszwecken am besten die Anchisauriden, insbesondere
der Schädel von Anchisaurus colurus Marsch aus der Trias (Fig. X).
gefunden 1884 nahe Manchester, nach einer neuen Rekonstruktion
von Huene (14). Marsh (21) gibt etwa folgende Beschreibung:
„Die Nasenöffnung ist a Die Orbita ist vorn vom Prae-
frontale, oben vom selben Knochen, sowie — in geringer Aus-
dehnung — vom Frontale und hinten vom Postfrontale um-
und dessen Beziehungen zu dem der Reptilien. 17
schlossen. Das Postorbitale vollendet die Orbita hinten, und das
Jugale schließt sie unten ab. Die Fossa temporalis sup. ist groß
und von etwas dreieckiger Gestalt. Die Fossa temp. inf. ist sehr
groß und wird unten von dem schlanken Quadrato-jugale um-
schlossen. Das Quadrat ist etwas nach vorn gebogen.“ In der
Tat ist der allgemeine vogelähnliche Charakter dieses Schädels
ungemein groß, ebenso der spezielle in bezug auf die Fossa tem-
poralis und die sie bildenden Knochen.
Schlussfolgerung.
Nachdem nun einmal festgestellt ist, daß dem Vogel eine
obere Schläfengrube, die häufig durch einen oberen vom Post-
frontale und Squamosum gebildeten Bogen begrenzt wird, zu-
kommt, wird die Vergleichung mit demjenigen von Theropoden
und Dinosauriern speziell solchen aus der Trias, wie Anchisaurus,
weniger Schwierigkeiten bieten. Bei beiden haben wir hinter der
großen Augenhöhle eine Supra- und Infratemporalfossa.. Auch
bei vielenVögeln finden wir noch eine nach hinten und unten umran-
dete Augenhöhle, wie z. B. bei Papageien, Cygnus, Anser, — wo
es sich vielleicht um Spuren eines Postorbitale handelt. Bei beiden
ist eine Fossa praelacrimalis vorhanden, nur ist beim Vogel der
Zwischenkiefer mehr entwickelt, und finden wir durch die ge-
waltige Auftreibung der Stirnpartie, bedingt durch die Entwicklung
des Telencephalon, die Hinterhauptsregion verkürzt und in ver-
schiedenem Maße nach hinten und unten abgeknickt. Dadurch
kam die obere Schläfengrube mehr rückwärts von dem hinteren
Augenrand zu liegen, und ihre Längsachse nahm eine mehr verti-
kale Stellung ein. Am wenigsten ist das noch der Fall bei Hesper-
ornis und Pharorhachus. Was die Beweglichkeit des Kiefer-
apparates gegenüber dem Hirnschädel anbelangt, so hat bereits
Versluys gezeigt, daß bei den theropoden Dinosauriern das Quadrat
schon eine gewisse Beweglichkeit zeigte, und daß auch hier der
Gesichtsschädel mit den Nasenbeinen gegenüber den Stirnbeinen
verschoben werden konnte.
Ferner kann man auf Grund der vorliegenden makroskopi-
schen sowie mikroskopischen Untersuchungsergebnisse folgende
Sätze mit Bestimmtheit aufstellen:
1. Bei allen untersuchten Vogelschädeln ohne Ausnahme
war es mir möglich, das Postfrontale nachzuweisen, wie aus den
Tabellen ersichtlich. Es ließen sich jedoch bei den einzelnen
Familien keinerlei bestimmte Normen in bezug auf seine Gestalt
und das Verhältnis zu seiner Nachbarschaft festlegen. So fand
ich es z. B. bei Numenius phaeopus rudimentär, bei Numenius
arquatus nadelförmig, auch bei den Lerchen ist es nicht immer
gleich gut entwickelt, während bei den hühnerartigen Vögeln im
allgemeinen die ganze Schläfenpartie vorzüglich ausgeprägt ist.
2. Durch die Schnittserien von Excalfactoria und Numida
ist der evidente morphologische Beweis erbracht worden, daß das
Archiv zur En a 2
6- 6. Heft
18 F. Bittner: Über die Schläfenregion am Schädel der Vögel
Postfrontale ein Hautknochen ist; es geht aus Bindegewebe her-
vor, in dem in späteren Stadien Ossifikationen auftreten. Die
Größe des Knochens spielt durchaus keine Rolle, da ja auch das
rudimentäre Gebilde bei Excalfactoria völlig selbständigen Cha-
rakter zeigt.
3. Nachdem nun die Morphologie des Postfrontale des Vogels
klargestellt ist, darf in demselben Knochen des Krokodils logischer-
weise ein Analogon erblickt werden, das sich bei den Dinosauriern,
und zwar bei Anchisaurus colurus wiederfindet. Es wäre also nicht
ausgeschlossen, daß die rezenten Vögel durch Vermittlung eines
event. mehrerer Zwischenglieder aus den Anchisauriden hervor-
gegangen sind, wobei nur eine geringe Reduktion der Schläfen-
region eingetreten ist.
Tabelle A.
Das Post-
frontale
use ii Ich a Processus Fossa
Vogels resp. Postfrontale Bildung der | zygomaticus temporalis
der Gattung en
eripherie
der Orbita
Numenius arqua-/0,6 cm lang na- — ganz klein gut entwickelt
tus delförmig an
Chionis minor spitz — angedeutet oval
Gallinula klein, 0,2 cm lang — klein halbkreisförmig
Picus viridis 0,4 cm lang — breiter wie Post-|kreisförmig, mit-
frontale, eben-| unter offen
so lang
Rhamphastus 0,5 cm lang, spitz == wie Postfrontale'rund, ohne daß
(Tukan) sich die Pr. be-
rühren
Psittacus amazo-|stark entwickelt —_ stark entwickelt/kreisrundes Loch
nicus
Psittacus erytha- lang m. Tränen-|0,6 cm lang halbkreisförmig
cus beinfort-
satz ver-
bunden
Pteroglossus spitz, 0,6 cm lang — rudimentär rund, nicht ge-
nach unten in- schlossen
nen zeigend
Galbula viridis |sehr lang — — oval, mit senkr.
Längsachse
Halcyon coro- |0,4cm lang Enz 0,4 cm lang oval
mandus
Coracias garrulusjmächtig lang und 2 schwach do.
breit
Buceros rhinoce-|1,7 cm lang, — kurz oval
Tos senkr. nach abw.
Hydrocorax 1,3 cm lang 0,7cm lang, ke- do.
gelförmig
Alauda arvensis klein — länger wie Post- rund
frontale
und dessen Beziehungen zu dem der Reptilien.
19
Das Post-
frontale
Name des Bern Processus Fossa
Vogels resp. Postfrontale Bildung der| zygomaticus temporalis
der Gattung een
eripherie
der Orbita
Alauda arborea ganz klein —_ blattförmig wenig entwickelt
Corviden kurz, dick _ dünner, aber län-'nie gut entwick.
ger als Post-
frontale
Cypselus melba |jrudimentär _ rudimentär E=
Fringilla dome-kleiner wie Pr. - groß mit einerlänglich
stica zygomat. Krista
Turdus
Fregilus graculus
Cinclus aquaticus
Loxia
Motacilla alba
Philomachus
pugnax
Eule
Aquila fulva
Falco nisus
Accipiter nisus
Rhea americana
Struthio camelus
Rhea Darwini
"Tinamus brasil
Haselhuhn
Lagopus alp. et
alb.
'Tetrao urogallus
Phasianus
Haushuhn
Meleagris
pavo
Perdix cinerea
gallo-
wenig entwickelt
kurz
rudimentär
kurzundschwach
sehr klein
knopfförmig
1,7 cm lang
0,7 cm breit
0,8 cm breit
1,4 cm lang
spitz
0,4 cm lang
halb so lang wie
Proc. zygom.
kurz und breit
lcm lang, nach
unten hinten
zeigend
kurz
0,3 cm lang
stark entwickelt
0,9 cm lang
0,3 cm breit
0,6 cm lang
0,6 cm lang
lcm lang
stark entwickelt
wenig entwickelt
kaum bemerkbar
0,3 cm lang, läng.
wie Postfr.
doppelt so groß
wie Postfr.
breiter wie lang
durch eine
Sehne m.d.
Mandibel
verbunden
0,3 cm lang
angedeutet
ganz klein
spitz, nach unten
zeigend
mächtig entwick.
1?2/; em lang
1,7 cm lang, liegt
dem Quadrat
auf
kurz
länger als Post-
frontale, blatt-
förmig
— blattförmig
verm. einz.1,6 cm lang
durch Sehn.|0,6 cm breit
miteinand.
verbunden.
Knochen
0,8 cm lang
knopfförmig
stachelförmig,
1,3 cm lang
blattförmig
konkav
unausgeprägt
oval, offen
länglich, offen
kanalförmig
oval
halbkreisförmig
sehr stark entw.
do.
oval, Schädelein-
geschnürt
deutlich durch
buchtung
kreisrundes Loch
do.
do.
elipsenförmig,
ohne daß sich
die beid. Proc.
berühren
konkav
oval
rundes Loch
2*+ 6. Heft
20 F. Bittner: Über die Schläfenregion am Schädel der Vögel
Das Post-
Narag.idl beteiligt
BEARIZEB erg Processus Fossa
Vogels resp. Postfrontale er ti r
knöchernen | ?y8g0m& 1Cus temporalıs
der Gattung Peripherie
der Orbita
Opisthocomus |klein _ klein länglich, nach
eristatus außen offen
Columba sehr wenig entw. —_ sehr wenig entw. sehr wenig entw.
Larus canus kurz, dick = klein schwach entw.
Colymbus knopfförmig — schwach entw. nicht entwick.
Phalacrocorax |rudimentär — 0,3 cm lang sehr stark konk.
carbo 1,2 cm breit
Anas moschata
Pelikan
Cygnus olor
Aptenodytes
pennanti
Anseriformes
Podiceps minor
Albatros
Endiptes
Storch
Ardea cineres
Vanellus crista-
tus
Numenius
phaeopus
Syrnium aluco
sehr stark entw.|nähert sich kaum bemerkbar
d. Tränenb.
bis auf 1cm
von dreieckiger _ kurz und breit
Gestalt |
lang und breit ju. erreicht _
fast d. Trä-
nenbein-
fortsatz
kurz und breit
spitz und nach
rückw. gewandt
1,8cm lang verbindet |fehlt
sich nicht
mit d. Trä-
nenbein
ganz klein, spitz — klein, spitz
lem breit — klein
1,6 cm lang
von dreieckiger —_ knopfförmig
Gestalt
breit, blattförmig - 1,5 cm lang
1,2 cm lang
0,9 cm breit
kurz und stumpf — breit, kurz
schwach entwick. _ fehlt
knopfartig _ doppelt so lang
wie Postfront.
schwach konkav
konkav
klein
kreisförmig
unbedeutend
kreisrund, ohne
Berührung
kreisförmig
elipsenförmig
Schädel einge-
geschnürt
schwach entwick..
unbedeutend
wie bei der Eule, nur in schwächerer Form
Falco palumba-(0,7 cm lang — klein
rius
Circus rufus kurz, spitz _ _
Strigops habro-|0,9 cm lang — 1,6 cm lang
ptilus 0,5 cm breit
Pyrrhocorax 0,15 cm lang E= klein
Cranor hinus 0,9 cm lang, spitz — spitz
Anorhinus gale-|kurz, breit — rudimentär
ritus
Astrelata blattförm., nach — —
vorn gerichtet
Pygoscelis dreieckige Gest. — rudimentär
Ceratogymna breit und lang — länger wie Postfr.
atrata
Pilerodius pilatusjrudimentär
rudimentär
halbkreisförmig
rund
konkav
unbedeutend
schlitzförmig
ringförmig
kreisförmig
oval
halbkreisförmig:
und dessen Beziehungen zu dem der Reptilien. 21
Tabelle B.
2 ERBE. Are
Das Post-
Name des | beteiligt
275 j Processus Fossa
Vogels resp. | Postfrontale | Sich an der mporalis
der Gattung en zygomaticus temp
Peripherie
der Orbita
Emu vorhanden, ge- — == —
trennt
Dendrozygna sehr lang mit dem — —_
arenata Tränen-
beinforts. —_ _
verwachsen
Lerchen — —_ e= schlitzförmig
Caprimulgus verschwind. klein —_ _ En
Sitta unbedeutend — - —
Lanius do. — schlanker Stach. _
Sylvien do. — knopfförmig _-
Turdusarten do. — 5 —
Hirundinidae -- = » _
Edolius — _ schlanker Stach. —
Paridae —_ blattähnlich —
Nisus vulg. beilförmig — —_ —_
Great Notornis — _- 1!1/, cm lang ==
Porphyrio sehr kurz — groß —_
Dinornis robu- [diek, rückwärts u 21% cm lang unbestimmt
stus gewandt
co [eo EN Korg]! "wm mi
Hm
m ©
Hr
wm
m
>
Literaturverzeichnis.
. Bronn, H. 6. Klassen und Ordnungen des Tierreichs von C. K.
Hoffmann, Abt. Reptilien.
. Beddard. Structure and Classification of Birds. London 1898.
. Cuvier. Vorlesungen über vergleichende Anatomie. Leipzig 1899. Bd. 2,
. Dollo, M. L. Notes sur les Dinossuriens de Bernissart. Bull. d. Musee
roy. d’hist. nat. de Belgique. I. II. Bruxelles 1882.
. — Sur les Epiphyses des Lacertiliens. Zool. Anzeig. Jahrg. 7, 1884.
. D’Alton, Ed. Die Scelette der straußertigen Vögel. Bonn 1827.
. Evans, A. H. Birds. 1899.
. Fuchs, H. Über das Vorkommen selbständiger knöcherner Epiphysen
bei Sauropsiden. Anat. Anz., Bd. 32, p. 352—360, 1908.
. Forster u. Balfour. Grundzüge der Entwickelungsgeschichte der Tiere.
Deutsche Ausg. Leipzig 1876.
. Fürbringer, M. Untersuchungen zur Morphologie und Systematik
der Vögel. Amsterdam-Jena 1888.
. Gadow u. Selenka. Bronn’s Klassen und Ordnungen des Tierreichs.
Abt. Vögel.
. Gurlt, E. F. Anatomie der Hausvögel. Berlin 1849.
. Gadow, H. Anat. Beschreibung der Hocceohühner. Journ. f. Ornithol.
XXV. Leipzig 1877.
. Gegenbauer. Über primäre und sekundäre Knochenbildung mit be-
sonderer Beziehung auf das Primordialeranium. Jenaisch. Zeitschr.
1867, Bd. III.
22
15.
16.
17,
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
32.
33.
34.
35.
36.
37.
38.
39.
40.
41.
24.
F. Bittner: Über die Schläfenregion am Schädel der Vögel
von Huene, Fr. Die Dinosaurier der Europäischen Triasformation.
Jena 19083.
Howes und Swimerton. On the Development of the Sceleton of the
Tuatara, Sphenodon punctatus. Trans. of the zool. Soc. of London,
Vel. XVI, P,T, 1904.
Huxley. On the Classification of Birds in Proceed. Zool. Soc. of London
1867.
Hertvig, R. Lehrbuch der Zoologie. Jena 1907.
Lee, A. B. und Mayer, Paul. Grundzüge der microskopischen Technik
für Zoologen und Anatomen. Berlin 1907.
Magnus, H. Bemerkungen über den Bau des knöchernen Vogelkopfes.
Zeitschr. für wissensch. Zoologie, 1871, Bd. XXI.
Murie, J. On the Sceleton of Todus and on the eranial appendages
of the Horned Tragopan. Proc. Zool. Soc., London 1872.
Marsh, ©. €. On the Odontornithes, or Birds with Teeth. Amer. Journ.
of Science. and Arts X. New Haven 1875.
Marsh, O0. €. The Dinosaurs of North America. Sixteenth annual
report of. th. U. S. Geological Survey. Washington 1896.
Milne Edwards. NRecherches anatomiques et pal&ontologiques pour
servir & l’histoire des oiseaux fossiles de la France. Vol. I. II. Paris
1867— 72.
Nitzsch. Osteographische Beiträge zur Naturgeschichte der Vögel.
Leipzig 1811, p. 74.
Owen, R. Article ‚„Aves“ in Todd’s Cyclopaedia of Anatomy and
Physiology. Vol.I. London 1836, p. 265—358.
Parker, W. K. On the Morphologie of Birds. Proc. Roy. Soc. of Lon-
don. Vol. 42. 1887.
— On the Structure and Development of the Skull of the Common
fowl. Phil. Trans. of the Roy. Soc. of London 1869, Vol. 159.
— und Bettany, 6. F. Morphologie of the Skull. Deutsche autor.
Ausg. v. B. Vetter. Stuttgart 1879.
— On the Structure and Development of the Birds Skull. Trans.
Sinn. Soc. II. series, Zoology 1876.
— On the Structure and Development of the Skull in the Crocodilia.
Trans. Zool. Soc., Vol. XI, 1883.
— On the Morphologie of the Gallinaceae. Trans. Sinn. Soc. II. ser.
Zoology, Vol. V, 1891.
— On the Morphologie of the Duck and the Auk Tribes. Roy. Irish.
Acad. Cunningham Memoirs. N. VI. Dublin 1890.
Parker, W. K. On the Structure and Development of the Scull in
the Ostrich Tribe. Phil. Trans. of the Roy. Soc. of London, 1866,
Vol. 156.
— Remarks on the Sceleton of the Archaeopterix and on the relations
of the bird to the reptile.. Geol. Mag., I, p.55f. London 1864
— On the cranial Osteology, Classification and Philogenie of the
Dinornithidae. Trans. Zool. Soc. of London. Vol. XIII, p. XI
1893.
Rathke. Bemerkungen über die Entwickelung des Schädels der Wir-
beltiere. Königsberg 1839.
Suschkin, P. P. Zur Morphologie des Vogelscelets I. Schädel von
Tinnunculus. Nouveaux Me&moires de la Soc. Imp. des Naturalistes
de Moscou. T.XVI. Moscou 1899.
— Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte des Schädels der
Raubvögel. Anat. Anzeig. 1896. Nr. 25.
Stannius. Lehrbuch der vergleichenden Anatomie der Wirbeltiere.
Berlin 1846. p. 289.
Tonkoff, W. Zur Entwickelungsgeschichte des Hühnerschädels. Anat.
Anz., XVIII. Bd., 1900, p. 296—304.
Tiedemann, F. Anatomie und Naturgeschichte der Vögel. Heidelberg
1810—14.
Jalel
Dent
Lichtdruck von Albert Frisch, Berlin W.
Lichtdruck von Albert Frisch, Berlin W.
43.
44,
45.
46.
47.
48.
und dessen Beziehungen zu dem der Reptilien. 23
Vetter. Über die Verwandtschaftsbeziehungen der Dinosaurier und
VER. Festschrift d. nat. Gesellsch. Isis in Dresden. Mai 1885,
p- 109£.
— Dinosaurier-Vögel. Kosmos 1884, II. Bd., S. 351 (1885, I. Bd.
Mai—Juni).
Wiedersheim, R. Über die Vorfahren der heutigen Vögel. Humboldt IV.
6. Separatabdr. 1885.
— Lehrbuch der vergl. Anat. d. Wirbeltiere, Bd.I, p. 67 (betr. Dino-
saurier-Vögel).
Weber. Die Skelette der Haussäugetiere und Hausvögel. Bonn 1850.
Zittel, K. A. Handbuch der Palaeontologie. 3.Bd. München und
Leipzig 1890.
6, Heft
Über exotische Schlupfwespen.
Von
Embrik Strand.
(Berlin, Kgl. Zoolog. Museum).
Inhalt:
I. Beschreibungen neuer oder wenig bekannter Evaniiden nebst
Bemerkungen zu der Bearbeitung dieser Familie in „Das
Tierreich“.
II. Beschreibungen asiatischer Iphiaulax-Arten..
III. Bemerkungen über Joppinen.
I. Beschreibungen neuer oder wenig bekannter Evaniiden
nebst Bemerkungen zu der Bearbeitung dieser Familie
in „Das Tierreich“.
Evania postfurcalis Strand n. sp.
Ein $ von Formosa (Sauter).
Ahnelt E. alboannulata Szepl., unterscheidet sich aber u. a.
durch das glatte, glänzende, unpunktierte Mesonotum. Durch
die Bestimmungstabelle der orientalischen Arten in ‚Das Tier-
reich, Evaniidae‘‘ kommt man auf E. brachystylus, borneana,
appendigaster oder chinensis, die aber alle verschieden sind. Von
brachystylus abweichend durch schwarzen Petiolus, glattes und
glänzendes Mesonotum und glänzendes, wenn auch punktiertes
Scutellum, von den übrigen schon durch das unpunktierte Meso-
notum abweichend, von borneana außerdem durch die vorhandene
Andeutung einer 2. Cubitalzelle, von appendigaster durch den
2,5 mm langen Petiolus, von chinensis durch das einfarbig schwarze
Gesicht. — Letzteres ist stark reklinat, mit einem deutlichen
Mittellängskiel bis zur Mitte des Clypeus, punktiert, aber glänzend;
Clypeus am Seitenrande niedergedrückt. Wangen und Schläfen
glatt, stark glänzend, sehr fein punktiert. Unter der Antennenwurzel
eine scharfe Querleiste. Wange mehr als !/, so lang wie das Auge.
Stirn sehr stark glänzend, glatt, ohne Rippen. Die hinteren
Ozellen sind unter sich weiter als von den Augen entfernt, von
dem oberen Rand der Hinterseite des Kopfes aber nur um ihren
Radius entfernt und dieser Rand berührt die Augen; von oben
gesehen erscheint daher der Kopf dünn und mehr als zweimal
so breit wie lang. Fühlerschaft etwa so lang wie das 4., deutlich
kürzer als das 3. Glied. Petiolus ist reichlich doppelt so lang wie
seine Entfernung vom Metanotum. — Färbung schwarz, die
ie ee ee ee
Über exotische Schlupiwespen. 25
hinteren Tarsen schmutzig gelblich mit dunklerem Endring an
allen Gliedern, Metatarsus III unten graulich, die Tibien, Meta-
tarsen und Tarsen, am I. Paar teilweise auch die Femoren bräun-
lich oder graugelblich angeflogen. Antennen, Stigma und Adern
schwarz; Nervulus stark postfurcal. — Körperlänge 9—10 mm.
Evania oculatula Strand n. sp.
Ein $£ von: W.-Sumatra, Liman Manis b. Padang, 8. I. 1909
(Schoede).
Durch die Bestimmungstabelle in ‚Das Tierreich‘ kommt
man auf E. borneana, appendigaster oder chinensis, die alle aus-
geschlossen sind.
Schwarz, Augen lebhaft grünglänzend, an den Vorderbeinon
sind die Spitze der Femoren innen und die Tibien innen hell-
bräunlich. Untergesicht dicht mit silberweißer Pubeszenz be-
kleidet, Thorax mit ähnlicher, aber spärlicherer und daher nur
in gewisser Richtung gesehen erkennbarer Pubeszenz. Kopf
glänzend und glatt, Untergesicht sehr fein punktiert; zwischen
Antennen und Mitte des Clypeus läßt sich eine niedrige Längs-
erhöhung, die aber nicht als Kiel bezeichnet werden kann, er-
kennen; vor den Antennen eine scharf abgesetzte wallartige Leiste,
die stark recurva, mitten fast winklig gebrochen und daselbst
leicht niedergedrückt ist. Stirn mit Andeutung einer feinen
Medianleiste. Die hinteren Ozellen unter sich um reichlich ihren
Durchmesser, von den Augen um noch ein wenig weiter entfernt.
Scapus ist so lang wie das vierte, kürzer als das dritte Glied. Pro-
notum ganz matt glänzend, fein punktiert und oben mit einer
seichten, undeutlich krenulierten Quereinsenkung; die Ecken ab-
gerundet. Mesonotum matt glänzend, spärlich, mit ziemlich großen,
aber seichten Punktgrübchen, die unter sich um größtenteils mehr
als ihren Durchmesser entfernt sind. Parapsidenfurchen scharf,
nach hinten ganz schwach konvergierend, vorn schwach lateral
umgebogen und daselbst nicht in die höchst undeutlichen, dicht
am Lateralrande verlaufenden Furchen übergehend; zwischen
letzteren und den Parapsidenfurchen läßt sich je ein feiner, an
beiden Enden verkürzter Längskiel erkennen. Scutellum mäßig
gewölbt, insbesondere vorn mitten etwas glänzend, spärlich, aber
grob punktiert, die Seitenpartien und das Hinterrandfeld kräftig
längsgerippt. Mediansegment mit kräftiger, großmaschiger Netz-
struktur, oben matt, hinten und an den Seiten etwas glänzend.
Mesopleure oben glänzend glatt, hinten kräftig schräg quer-
gefurcht, vorn grob punktiert und etwas runzlig. Zinken des
Metasternalfortsatzes mäßig lang, die Mitte der Coxen nicht er-
reichend, stark divergierend (fast unter einem rechten Winkel),
aber nur ganz schwach gebogen. Flügel bräunlich angehaucht,
stark schimmernd, mit schwarzem Stigma und Rippen. Radialis
bildet mit dem Vorderrande einen fast rechten Winkel. Hinter-
beine fast doppelt so lang wie der Körper (bzw. ca. 18 und 10 mm).
6. Heft
26 Embrik Strand:
Hintertibia nicht bedornt, der längste Sporn ist etwa '!/, so lang
wie der Metatarsus, der so lang wie die vier folgenden Glieder ist.
Petiolus ziemlich schlank, etwa doppelt so lang wie seine Ent-
fernung vom Metanotum, weder oben noch an den Seiten skulptu-
riertt. Abdomen glatt und glänzend.
Evania boliviana Strand n. sp.
Aus: ‚„Ost-Bolivien, 150 m, VIII. 1906—III. 1907 (Stein-
bach)‘ liegen 2 und aus „Ost-Bolivien (Steinbach)“ 3 99
einer Art vor, die mit der nur im männlichen Geschlecht be-
kannten und aus „Bolivia“ beschriebenen Evania ditoma Kieff.
1911 jedenfalls große Ähnlichkeit hat. Sie weicht von der in
„Das Tierreich, Evaniidae‘ p. 140 gegebenen Beschreibung durch
folgendes ab:
Das Gesicht ist glatt und glänzend nur in der unteren Hälfte
des Clypeus, sonst dicht punktiert, unter den Antennen fein
längsgestreift, zwischen Ozellen und Antennen lassen sich 3 feine
Längsrippen erkennen, unter den Antennen ist eine übrigens
wenig deutliche wallartige Quererhöhung erkennbar. Die Wange
ist fast halb so lang wie das Auge, unten glatt und glänzend,
oben grob punktiert und matt. Scheitel dicht punktiert und ganz
matt, Schläfen viel spärlicher punktiert und etwas glänzend.
Die hinteren Ozellen scheinen mir ein wenig weiter von den Augen
als unter sich entfernt zu sein. Antennen schwarz, jedoch die
3 ersten Geißelglieder mehr oder weniger gerötet, insbesondere
unten; die Geißel ist mitten deutlich verdickt; Scapus ist fast so
lang wie die drei folgenden Glieder zusammen, das 2. Glied ist so
breit wie lang, das 3. ein wenig länger als das 4., das kaum 2'/,mal
so lang wie breit und fast unmerklich länger als das 5. Glied ist.
Thorax nicht viel länger als hoch (bzw. 5 und 3,9 mm). Schulter
abgerundet. Die Zinken des Sternalfortsatzes zwischen den
hinteren Coxen sind kurz und wenig divergierend. Flügel ganz
fein, fast unmerklich angeraucht. Nervulus deutlich postfurkal,
Radialis trifft den Vorderrand fast senkrecht. Coxa III an der
Spitze ebenso wie die ganzen folgenden Glieder schwarz. Am
II. Beinpaar ist Femur schwarz. Bein III. ist viel länger als der
Körper (bzw. ca. 18 und 10,5 mm): Petiolus schwarz, unten und
z. T. am hinteren Ende auch oben leicht gerötet. Abdomen sub-
triangulär, wenig länger als breit (hoch). — Sonst stimmt, wie
gesagt, die Beschreibung von E. ditoma mit unserer Art; die
vorhandenen Unterschiede würden sich z. T. auf den Geschlechts-
unterschied zurückführen lassen, z. T. auch nicht, weshalb ich
annehmen muß, daß es sich um zwei verschiedene Arten handelt.
Evania genalis Schlett. 1886.
Diese Australien bewohnende Art zerfällt in folgende vier
Formen:
Über exotische Schlupfwespen. 27
a) f. princ.: einfarbig schwarz.
b) f. brunneicornis Strd. n.f.: Fühler braun; Thorax, die
4 Vorderbeine und Petiolus rostfarbig; Hinterbeine braun.
ce) f. rufopetiolus Strd. n.f.: Petiolus und Abdomen rot.
d) f. segmentalis Strd. n.f.: Mediansegment rot.
Bei allen 4 Formen ist der Körper, soweit das Gegenteil hier
nicht angegeben ist, schwarz.
Evania impressa Schlett. 1889.
Ein 9 von Deutsch-Neu-Guinea, Samoa-Hafen, I—II. 1910
(Neuhauss).
Einfarbig schwarz gefärbt, nur die Tarsen am Ende leicht
gebräunt. Feine silbergraue Pubescenz, insbesondere im Gesicht,
auf der hinteren Abdachung des Thorax, am Hinterrande des
Scutellum und auf den Mesopleuren. Tibia III mit zahlreichen,
aber feinen Dörnchen bewehrt; Andeutung ebensolcher an der
Tibia II. Die Femoren sind nicht abstehend behaart. Gesicht
dicht und kräftig punktiert; ein Längskiel ist zwischen den An-
tennen bis zur Mitte des Clypeus ganz deutlich und läßt sich noch
bis gegen die Ozellen erkennen. Dieser Längskiel ist aber auch
bei der Type Schletterers (von Manila) unter den Antennen vor-
handen, wenn auch weniger deutlich als bei den Neu-Guinea-
Exemplaren; das Vorhandensein dieses Kieles wird in der eigent-
lichen Originalbeschreibung selbst (in: Ann. Hofmus. Wien, 4,
p. 153—155 2 8) zwar nicht erwähnt, am Ende der Beschreibung
heißt es aber: ‚Die der impressa näher stehende EZ. Helleri läßt
sich von jener am besten dadurch unterscheiden: ZHelleri hat
eine viel seichtere Gesichtsskulptur, mit einem deutlicher aus-
geprägten mittleren Längskiel‘‘ etc.; aus letzterem geht also
hervor, daß ein Längskiel auch bei @mpressa vorhanden sein muß.
In der Bearbeitung der Evaniidae in ‚Das Tierreich‘ heißt es
aber (p. 79) falsch: ‚Gesicht ohne Längskiel‘“.
Gasteruption Bakeri Kieff.,
aus Pennsylvanien beschrieben, tritt in Canada und Wisconsin
in einer größeren Form auf, die sieh dadurch auszeichnet, daß die
distale Hälfte der Antennen des $ an der Ventralseite rotbraun
ist, die zwei distalen Drittel des Femur III des 9 sind rot, Meta-
tarsus III länger als die 3 folgenden Glieder zusammen und. die
vordere Discoidalzelle ist um ihre doppelte Länge von der 2. Cubital-
zelle entfernt. Länge 11 mm. — Ich nenne diese Form var. ab-
errans m.
Gasteruption Strandi Kieff.
Die Typen dieser Art finden sich im Berliner Museum, und
zwar ein Pärchen von San Bernardino in Paraguay (Fiebrig),
wovon das d am 12.1IX. 1905 erbeutet ist und ein 2 von San
Benito in Kolumbien (Micholitz). Originalbeschreibung in:
6. Heft
28 Embrik Strand:
Ann. Soc. ent. France, 79 (1910), p. 74—75; cf. auch: ‚Das Tier-
reich, Evaniidae‘‘, p. 311.
o Färbung schwarz; rot sind die Seiten und die Unterseite des
Thorax, die Coxen, am III. Paar außerdem die ersten, am I. und
II. Paar beide Trochanteren; gerötet sind die Unterseite der
Coxen III an der Basis, die der Femoren III und die des Halses;
braungelblich sind die Mundteile, Vorderrand des Clypeus und
die Bauchseite des Abdomen, aber nicht des Petiolus; hellgelblich
ist die Vorderseite der Tibien I, alle Metatarsen, die Tarsen I und
die Spitze des Bohrers, während die Tarsen III schwarz und die-
jenigen II leicht angebräunt sind; dunkelbräunlich sind die Augen
und Femoren sowie (wenigstens am Ende) die Fühler. Die stark
irisierenden Flügel sind hyalin mit schwarzem Geäder.
Von vorn gesehen, erscheint die geringste Entfernung der
Augen unter sich reichlich so lang wie der Querdurchmesser der
Augen. Das Gesicht ist bis oberhalb der Fühlereinlenkung silbrig
tomentiert. Stirn leicht gewölbt und matt glänzend; sie trägt
mitten vorn (jedoch von der Fühlereinlenkung deutlich entfernt)
eine ganz kleine Grube und erscheint unter dem Mikroskop äußerst
fein chagriniert;. silbriges Toment nur am Augenrande. Hinter
den Augen nimmt der Kopf an Breite rasch ab, so daß die ge-
ringste Breite des Scheitels nur die Hälfte der größten Breite
desselben beträgt; hinten ist der Scheitel ziemlich tief ausgerandet
und mit scharfer Randleiste versehen. Augen nicht behaart *).
Die hinteren Ozellen von den Augen weiter als von der vorderen
Ozelle entfernt. Antennen scheinen ein klein wenig unter dem
Niveau der Augen zu entspringen; das erste Glied ein wenig kürzer
als das dritte und dieses ist weniger als zweimal so lang wie das
zweite. Hals ein wenig kürzer als die Entfernung der Flügelwurzel
von dem Vorderrand des Mesonotum. Letzteres ist vorn fast
senkrecht, matt oder mitten ganz leicht glänzend, lederartig, mit
großen, aber seichten Punktgruben, die hinter der Kerblinie, wo
die Fläche gerunzelt erscheint, am. stärksten hervortreten. —
Körperlänge 12, der Bohrer halb so lang, Flügel 6,5 mm lang.
Das & ist ebenfalls 12 mm lang, von denen 9mm auf den
Hinterleib entfallen; Flügel 5,5 mm lang. Färbung wie beim 9,
jedoch sind die roten Partien etwas heller und die Beine I—II
sind einfarbig rötlichbraungelb, III sind heller und dunkler braun,
auf der Bauchseite des Abdomen sind die Segmente bloß am
Hinterrande rötlich.
Die hier beschriebenen Exemplare sind die von Paraguay.
* *
%*
In der soeben erschienenen Bearbeitung von J. J. Kieffer
der Evaniidae in ‚Das Tierreich‘ wird angegeben, die Literatur
*) Bei Gasteruption Andrei Kieff. (Zeits. f. syst. Hym. u. Dipt.
III. p. 384) sollen die Augen „dicht behaart‘ sein, ein unter Gaste-
ruption einzig dastehendes Merkmal.
Über exotische Schlupfwespen. 29
sei bis Januar 1912 berücksichtigt. In der Tat ist aber dabei vom
Verfasser manches übersehen worden, darunter folgende Arbeiten:
Strand, Embrik. (1) Über von Herrn Prof. Dr. Seitz in der
algerischen Provinz Constantine gesammelte Hymenoptera. In:
Entomol. Zeitschrift, XXIV, 1910, p. 214 sg.
Beschreibt Gasteruption opaciceps Strand n. sp. d.
— —. (2) Zur Kenntnis papuanischer und australischer
Hymenopteren, insbesondere Schlupfwespen. In: Intern. entom.
Zeitschr. (Guben), 5, p. 86 sq.
Beschrieben: Gasteruption moszkowskii Strd. n.sp. 9 Neu-
Guinea, @. novae-hollandiae Schlett. $ 9, @. tomentiferum Strd.
n. sp. 2 N.S.Wales, @. annulitibiale Strd. n. sp. 2 N.S.Wales,
@. biroi Schlett. 9». — Von Kieffer überhaupt nicht erwähnt,
ebensowenig wie @. opaciceps.
Roman, A. Notizen zur Schlupfwespensammlung des schwe-
dischen Reichsmuseums. In: Entom. Tidskr. 31 (1910), p. 109
—196, 15 Figg. — Evaniidae p. 142—143.
Hier wird Gasteruption leucopus Kieff. 1904 nec Schlett.
1889 in @. albipes umgetauft, und Roman bemerkt ganz richtig
dazu: ‚Die Literatur scheint nicht benutzt worden zu sein, als
Kieffer diesen schon vergebenen Namen nochmals aufnahm.‘ Da
die hier in diesem Fall von K. nicht benutzte Arbeit keine ge-
ringere ist als Schletterers Monographie, die, wie keine andere
Arbeit, grundlegend für die Kenntnis dieser Familie gewesen ist,
so muß man wohl befürchten, daß es mit der Berücksichtigung
der Literatur seitens K. überhaupt sehr schlecht steht. — Später
hat aber K. entdeckt, daß sein Gasteruption leucopus 1904 einen
neuen Namen haben muß, und er taufte die Art daher um (in:
Bull. Soc. ent. Ital., 41, p. 121), und zwar in @. leucotarsus. Das
betreffende Heft des Bull. Soc. ent. Ital. wurde am 23. Februar
1911 ausgegeben, dasjenige von Entom. Tidskr., worin Romans
Name publiziert wurde, am 24. September 1910. Romans Name
hat also ohne irgend welchen Zweifel die Priorität (so z. B. ist
dies Heft der Entom. Tidskr. im Berliner Museum im Januar 1911
eingegangen), aber dennoch führt Kieffer 1912 in: „Das Tierreich‘
die Art als leucotarsus auf! — In derselben Arbeit gibt Roman
flg. Synonymie an: Aulacus erythrogaster Kieff. 1904 = rufi-
tarsis Cress. 1864, Gasteruption Freyi Tourn. 1877 = @. erythro-
stomum Dahlb. 1831, @. trifossulatum Kieff. 1904 = @. pedemon-
tanum Tourn. 1877. Was alles Kieffer 1912 noch unbekannt ist!
— Zu der letztangegebenen Synonymie bemerkt Roman noch:
„Die Kieffersche Art wurde gleichzeitig mit dem Bestimmen des
ganzen Evaniiden-Materiales des [Stockholmer] Museums, in
welchem sich auch ein & des pedemontanum befand, beschrieben.
Man sollte daher erwarten, daß er die Unterschiede von dieser
Art angegeben hätte, aber so ist nicht der Fall.‘‘ — Übrigens gibt
die Bearbeitung in ‚Das Tierreich‘‘ genug Beispiele davon, daß
Kieffer nicht einmal seine eigne Arbeiten immer berücksichtigt,
6. Heft
30 Embrik Strand:
indem er von ihm selbst gegebene Artennamen nochmals für
andere neue Arten verwendet!!
Cameron, P. A contribution to the knowledge of the parasitic
Hymenoptera of Argentine. In: Trans. Amer. Entom. Soc., 35,
p. 419—450 (1909).
Es werden hier 2 neue Zvania-Arten beschrieben, die unter
Kieffers neotropischen Evania weder als Synonyma noch gültige
Arten zu finden sind, wohl aber sind sie im ‚Nachtrag‘ aufgeführt
worden.
II. Beschreibungen asiatischer Iphiaulax-Arten
unter Benutzung eines Manuskriptes von P. Cameron.
Herr P. Cameron hatte s. Z. eine größere Sammlung asiatischer
‘und afrikanischer Ichneumoniden und Braconiden des Berliner
Museums zur Bearbeitung übernommen. Noch ehe er etwas
vom Material zurückgesandt hatte, schickte er ein umfangreiches
Manuskript über dasselbe mit der Bitte um Aufnahme in die
„Mitteilungen aus dem K. Zoologischen Museum zu Berlin‘ ein.
Da der Raum dieser Zeitschrift damals anderweitig disponiert
war, so wurde es abgemacht, daß ich das Cameronsche M. 8.,
das für die meisten Fachzeitschriften zu umfangreich war, teilen
und dann in anderen Zeitschriften unterbringen sollte. Diese Teile
der Arbeit Camerons, die unter sich weiter nichts Gemeinsames
hatten, als daß sie von Cameron beschriebene exotische Schlupf-
wespen des Berliner Museums behandelten, wurden dann im
Jahre 1910 in folgenden Zeitschriften veröffentlicht: Zeitschrift
für Naturwissenschaften (Halle), Entomologische Rundschau,
Societas Entomologica, Internationale Entomol. Zeitschrift, Tijd-
schrift voor Entomologie, Wiener Entomolog. Zeitung, Berliner
Entomol. Zeitschrift und Archiv for mathematik og naturviden-
skab (Kristiania). Ein Teil war auch für Archiv für Natur-
geschichte vorgesehen, umständehalber wurde aber die Ver-
öffentlichung dieses aufgeschoben. Dies war eigentlich ein Glück,
denn als endlich ein Teil des betreffenden Materiales von Cameron
zurückkam, so daß seine Beschreibungen an der Hand der Typen
kontrolliert werden konnten, stellte es sich heraus, daß seine
Arbeit sehr revisionsbedürftig war, weshalb ich mich entschloß,
den noch übrigen, für diese Zeitschrift bestimmten Rest seines
Manuskriptes erst in Druck zu geben, wenn ich die Beschreibungen
mit den Typen verglichen hätte. Leider gelang es aber nicht, alle
Typen zum Vergleich zu bekommen, indem Herr C. einen Teil des
ihm geliehenen Materiales überhaupt nicht zurückgegeben hat!
In allen Teilen, wo die Typen mir jetzt vorliegen, habe ich
die ursprünglich von Cameron veıfaßten Beschreibungen revidiert,
ergänzt, umgearbeitet und ins Deutsche übertragen; die Ver-
antwortlichkeit für diese Beschreibungen habe daher fast aus-
schließlich ich zu tragen. ° Auf eine Nachprüfung mit der ein-
schlägigen älteren Literatur habe ich mich aber nicht eingelassen,
Über exotische Schlupfwespen. 31
sondern die von Cameron als ‚sp. nov.‘‘ bezeichneten Arten auch
als solche angenommen. Für die in dieser Weise hier beschriebenen
Arten trage ich natürlich als Autorbezeichnung ‚Cam. et Strand‘
ein. — Von einigen weiteren hier beschriebenen Arten hat Cameron
Exemplare, mit neuen Artnamen etikettiert, zurückgesandt, aber
keine Beschreibung gegeben. Diese Arten habe ich beschrieben
unter Beibehaltung der Cameronschen Namen; als Autorbezeich-
nung wird dann hier natürlich ‚‚(Cam. i. ].) Strand‘ gegeben. —
Endlich werden hier einige Arten behandelt, deren Typen unter
den bei Cameron gebliebenen Exemplaren sich befinden müssen
und mir also nicht vorliegen; diese Beschreibungen habe ich mit-
genommen, in der Originalsprache und sonst unverändert, so wie
sie in Camerons Manuskript enthalten waren, kann aber für die-
selben also keine Verantwortlichkeit übernebmen.
Die Typen der hier deutsch beschriebenen Arten finden sich
also im Berliner Museum.
* *
*
Zur leichteren Unterscheidung folgender unten beschriebenen
Arten, die schwarz, aber mit rotem Kopf und Prothorax und ganz
oder fast ganz schwarzem Abdomen, mehr oder weniger rotem
Mesonotum und rotem Beinpaar I oder I und II, sowie mit ein-
farbig dunkel violettlichen Flügeln versehen sind, möge diese
Übersicht beitragen:
A. Das 5. und die flg. Segmente des Abdomen rot: rubricaudis
B. Das 5. und die flg. Segmente des Abdomen schwarz.
a) Die 4 vorderen Abdominalsegmente gestrichelt.
1. Das 1. Abdominalsegment glatt, am Ende aber mit
“ wenig deutlichem Mittellängskiel (Metathorax rot, Ovi-
positor doppelt so lang wie der Körper): trichiotheeus.
2. Das 1. Abdominalsegment nicht ganz glatt, mit deut-
lichem Kiel in der Mitte.
o) Nur die Apicalhälfte des 1. Abdominalsegments
gestrichelt . . butonensis, kinabaluensis, an-
cyloneurus, martini, distincticarina-
tus, malaccaensis.
00) Genanntes Segment überall gestrichelt . . water-
stradti,reticulatus, curvicanalicu latus.
b) Das 4. Abdominalsegment ganz oder teilweise und die
flg. Segmente ganz glatt.
o. Ovipositor doppelt so lang wie der Körper.
asopt Hell gelb . nn „I. ON een:
DREH MOB... nein.» marginifoveatus, abjectus.
00) Ovipositor so lang, kürzer oder nicht viel länger als
der Körper.
«) Das 3. Abdominalsegment am Ende glatt: micho-
litzi, militaris, patunuangensis, lu-
zonensis.
6. Heft
32 Embrik Strand:
B) Das 3. Segment überall gestrichelt.
1. Das 2. und 3. Segment rot.. . . rubritinctus
2. Das 2. und 3. Segment schwarz.
y) Metanotum schwarz. . . faberi, peinan-
ensis, sibalangitensis, maculinerwis.
tr) Metanotum rot . . ..... de haani.
* *
*
Iphiaulax rubrieaudis Cam. et Strand n. sp.
2 Schwarz; Antennenschaft, Kopf, Pro- und Mesothorax,
die drei hinteren Abdominalsegmente und die vier Vorderbeine
rot; Flügel dunkelviolettlich, Stigma und Nerven schwarz. —
Die rücklaufend : Ader mündet in die Spitze der ersten Cubital-
zelle, von der Cubitalquerader deutlich entfernt. Die 3. Abscisse
des Radius ist so lang wie die beiden basalen zusammen. — Die
Seiten des Gesichts spärlich punktiert und schwarz behaart, die
Mitte glänzend, wenn auch nicht unpunktiert. Die basale Hälfte
der Mandibeln hellrot, die apicale schwarz. Palpen rötlich. —
Mesonotum trilobat mit deutlichen Furchen. Metanotum schwarz
behaart. Schläfen rundlich verschmälert, kürzer als die Augen.
— Die erhöhte Mittelpartie des ersten Abdominalsegments ist
kräftig und unregelmäßig quergestrichelt mit einer glatten,
schmalen Furche längs der Mitte. Die mittlere Partie des 2. Seg-
ments ist niedergedrückt vor der erhöhten Spitze und unregel-
mäßig retikuliert; die Basalplatte des Längskieles ist glatt, drei-
eckig, länger als breit, der Kiel selbst schmal und die Basis der
erhöhten Spitze des Segments erreichend; an der Basis ist jeder-
seits ein kleines, glattes, dreieckiges Feld; die Seitenpartien sind
schräg gestrichelt. Das dritte Segment ist bis nahe der Spitze
längsgestrichelt; an der Basis ist jederseits ein glattes, halbkreis-
förmiges Feld, hinter dem eine gekrümmte und gestrichelte Furche
sich findet. Das 4. Segment ist dichter gestrichelt bis kurz außer-
halb der Mitte und hat ebenfalls eine glatte, halbkreisförmige
Area jederseits an der Basis. Bauch weiß mit 2—3 schwarzen,
sublateralen Längsflecken. Hypopygium ist braungelblich. Die
Spitze der Klappen des Ovipositor sind weiß [nach Cameron; bei
der mir vorliegenden Type ist die einzige erhaltene Klappe am
Ende schwarz, vielleicht ist aber die eigentliche Spitze abge-
brochen und ist weiß gewesen (Strand)].
Körperlänge 10 mm. Terebra 15 mm.
Nord-Celebes, Tolo Toli, Novbr.—Dezbr. (Fruhstorfer).
Iphiaulax triehiothecus Cam.
(in: Journ. St. Br. Roy. Asiat. Soc., XLII (1904) p. 44).
Es liegen mir folgende Exemplare vor: Lundu, Sarawak,
1.—4. IX, 1903 (Micholitz) 1 &; SO.-Borneo (Wahnes) 1 3; Siluas,
Sambas, W.-Borneo, 28. VII. 1903 (Micholitz) 1 2.
Über exotische Schlupfwespen. 33
Bisher war nur das 2 dieser Art bekannt. Beim £ sind die
5 vorderen Abdominalsegmente stark und dicht gestrichelt sowie
gerunzelt und die ganze Dorsalfläche ist dicht mit kurzer, schwarzer
Pubescenz bekleidet; die Querfurchen zwischen dem 2. und 3. und
dem 3. und 4. Segment sind in der Mitte breit rot. Die vier vorderen
Ventralsegmente sind größtenteils weiß. Die Strichelung der
Mitte der beiden vorderen Rückensegmente geht in eine grobe
netzförmige Struktur über. Die Seitenhöcker sind länger als breit
und apicalwärts verschmälert, der 1. fein gestrichelt, der 2. aciculat,
der 3. glatt. — 3 Körperlänge 14mm, Flügellänge 15 mm, Tibia
III 5 mm.
Iphiaulax butonensis Cam. et Strand n. sp.
9. Schwarz; Fühlerschaft, Kopf, Pro- und Mesothorax, die
beiden Scutellen, die untere Hälfte der Mesopleuren, die 4 Vorder-
beine und hinteren Tibien (mit Ausnahme beider Enden) rot, die
Spitze des 2., 3. und 4. Segments in der Mitte und die Mitte der
basalen Hälfte des 3. dunkler rot. Flügel dunkel violettlich, Stigma
und Adern braun. — Die 3. Abscisse des Radius fast so lang wie
die beiden anderen zusammen. Die 1. Cubitalquerader ist schräg,
aber gerade, die 2. schräg und rundlich gekrümmt. Die Median-
querader und Basalader fast interstitial. — Über Clypeus eine
halbkreisförmige Einsenkung. Gesicht matt glänzend, dicht und
fein punktiert und dicht mit kurzer dunkler Behaarung bedeckt.
Frontalfurchen tief. Beine fast kahl. Die Spitze des Metanotum
mit einer Fovea, die oben scharf zugespitzt, unten stumpf ver-
schmälert ist. — Die 2 vorderen Segmente des Abdomen sind
gerunzelt, schräg- oder quergestrichelt, das 3. und 4. Segment
längsgestrichelt, das 2., 3. und 4. an der Spitze glatt; die basale
Hälfte des 5. Segments ist sehr fein und dicht gestrichelt, das
ganze Segment glänzend. Das 1. und 2. Segment mit deutlichem
mittlerem Längskiel, das 3. und 4. mit Andeutung eines Längs-
kieles; die Basalarea des 2. Segments !/,mal länger als breit und
glatt. Das 1. Segment ist an der Basis fast glatt, die Endhälfte
kräftig der Quere nach retikuliert; das 2. ist an der Basis, nahe
der Area, kräftig quergestrichelt, und zwar sind die Striche an
der Außenseite gekrümmt, sonst aber ist das Segment dichter und
schräg gestrichelt; die erhöhte mittlere Partie ist begrenzt von
einem flachen Kiel, während die Seitenpartien an der Basis kräftige,
gekrümmte, schräge, deutlich getrennte Striae aufweisen, die
Spitze dagegen zahlreichere und mehr querverlaufende Striae.
Gelenksutur breit und krenuliert, ohne Seitenäste. Die Seiten
des 3. Segments mit einer gekrümmten Querfurche in oder außer-
halb der Mitte und eine weniger deutliche ebensolche findet sich
vor der Mitte des 4. Segments. Die Seitenklappen des Ovipositor
mit steifen Haaren, die am Ende heller sind.
Körper und Terebra je 16 mm.,
Kalitupa, Buton, Asiatischer Archipel (Kühn).
Arehiv für Naturgeschichte 3
1912. A. 6. 6. Heft
34 Embrik Strand:
Iphiaulax kinabaluensis Cam. et Strand n. sp.
9. Schwarz; Fühlerschaft mit Ausnahme einer schwarzen
Längslinie an der oberen Außenseite und der dunkleren Spitze,
Kopf, Pro- und Mesothorax, Tegulae, Vorderbeine und die Basis
der Mittelbeine schmal, ihre Spitze aber breiter rot. — Flügel
dunkel violettschwarz, Stigma und Nerven schwarz. — Die
3. Abseisse des Radius so lang wie die beiden anderen zusammen;
die rücklaufende Ader fast interstitial, die zweite Cubitalquerader
schräg und rundlich gekrümmt, die Medianquerader nicht ganz
interstitial. — Schläfen so lang oder ein wenig länger als die
Augen, schräg, gerade oder ganz schwach gerundet. Stirn schwach
eingedrückt und in der Mitte gefurcht. Mesonotum trilobat, der
mittlere Labus stark erhöht und scharf abgesetzt, oben vorn der
Quere nach abgeflacht, mit subverticalen oder leicht über-
hängenden Seiten. Die Mitte der hinteren Abdachung des Meta-
notum wird von schrägen Furchen begrenzt. — Die 4 vorderen
Abdominalsegmente sind diebt gestrichelt, und zwar werden die
Striae vom ersten bis zum vierten allmählich dichter und feiner.
Das i. Abdominalsegment mit deutlichem Kiel in der Mitte, der an
der Basis kräftig, gegen die Spitze aber schwächer ist; das Segment
ist glatt, mit Ausnahme des apicalen Drittels, wo es unregelmäßig
und etwa netzförmig quergestrichelt ist. Die Mitte des 2. Segments
ist kräftig quergestrichelt, die Striae sind am äußeren Rande
kräftiger und mehr oder weniger gekrümmt; diese gestrichelte
Partie nimmt die ganze Basis des Segments ein, wird aber gegen
die Spitze schmäler, so daß sie hier kaum !/, der Breite des Seg-
ments einnimmt; seitwärts ist diese zentrale Partie scharf be-
grenzt; die äußere Partie ist der Länge nach schräg gestrichelt
an der Basis und der Außenseite, die Striae an der Basis rundlich
gekrümmt, die apicale innere Seite dicht quergestrichelt; der
Längskiel erreicht die Spitze und seine dreieckige Basalplatte ist
breiter als lang. Das 3. Segment mit schmaler, glatter Quer-
furche an der Spitze, es ist kräftig längsgestrichelt an der Basis,
schwächer und dichter gegen die Spitze; das 4. Segment ist feiner,
mehr gleichmäßig und dichter gestrichelt und an der Spitze glatt.
Gelenksutur breit, kräftig krenuliert und ohne Seitenast; die
Furche an der Basis des Segments ist kaum angedeutet, indem
es daselbst nur niedergedrückt ist, an der Spitze des 3. Segments ist
eine schmale krenulierte Furche. Die Spitze des 5. Segments mit
erhöhtem glattem Rand. Die Spitze des Ovipositor weißbehaart
in einer Länge von 5 mm.
Körperlänge 18, Terebra 20—25 mm lang, Flügel 16 mm,
Tibia III so lang wie alle Tarsenglieder III zusammen = 5,5 mm.
Kinabalugebirge in Nord-Borneo (John Waterstradt). Die
von dieser Lokalität stammenden Exemplare waren von Cameron
zu zwei neuen ‚Arten‘, kinabulaensis (sic!) und rotundinervis ge-
stellt und als solche beschrieben; ich vermag aber darin nur eine
Art zu erkennen. Außerdem liegt ein Exemplar von: Nord-
Über exotische Schlupfwespen. 35
Borneo, Alverett, vor, das von Cameron ebenfalls als ‚I/phiaulax
rotundinervis Cam. Type‘ etikettiert worden war, aber in seinem
M. S. überhaupt nicht erwähnt ist und also keinesfalls als ‚Type‘
angesehen werden kann.
Iphiaulax aneyloneurus Cam. et Strand n. sp.
Von: N.-Borneo, Alverett (ex coll. Fruhstorfer) liegt eine 2-
Form vor, die zwar von Cameron als n.sp. bezeichnet war, die
aber der vorigen Art so nahe steht, daß ich sie nur unter Zweifel
als besondere Art aufführe. Nach den Typen, insbesondere dem
als ‚‚rotundinervis‘“ bezeichneten Exemplar, kann ich von kina-
baluensis nur folgende Unterschiede erkennen, wobei noch zu be-
rücksichtigen ist, daß die Lokalität in beiden Fällen dieselbe ist:
Bei ancyloneurus sind die glatten Partien des Abdomen ein wenig
matter, die subtrianguläre Medianpartie des 2. Rückensegments
erscheint dicht und matt retikuliert-punktiert, während bei
„rotundinervis‘‘ kräftige parallele Rippen, zwischen denen der
Grund glatt und etwas glänzend ist, vorhanden sind, die basale
dreieckige Erweiterung des Längskieles des 2. Segments ist fein
gestrichelt, das 3. Segment, die basale Quereinsenkung des 3. Seg-
ments, die basale Einsenkung des 4. Segments ein wenig deutlicher
gestrichelt, Mesonotum zeigt eine feine dunkle Mittellängslinie, in
Draufsicht scheint die Länge der Seiten des Kopfes hinter den
Augen ein wenig größer als bei ‚‚rotundinervis‘“ zu .sein bzw. diese
Länge erscheint fast gleich dem längsten Durchmesser des Auges,
während sie bei ‚‚rotundinervis‘““ deutlich kürzer als derselbe ist und
genannte Seiten nach hinten deutlich konvergieren. Körperlänge
20 mm, Terebra 22 mm lang.
Aus den von Cameron gegebenen descriptiven Notizen ist
kein einziger brauchbarer Unterschied zwischen beiden Formen
herauszufinden, und daß letztere nicht spezifisch verschieden sind,
dürfte, wie gesagt, nicht ausgeschlossen sein.
Iphiaulax waterstradti Cam. et Strand n. sp.
Q. Wäre nach Cameron von ancyloneurus dadurch zu unter-
scheiden, daß bei waterstradti das 1. Abdominalsegment ‚‚entirely
striated‘‘, bei ancyloneurus dagegen nur die ‚„apical half‘‘ dieses
Segments ‚‚striated‘ sein soll. Die Typen lassen zwar einen solchen
Unterschied erkennen, ob dies aber ein konstantes Merkmal ist,
läßt sich bezweifeln. Ein besseres Unterscheidungsmerkmal ist,
daß das zweite Abdominalsegment bei waterstradti reichlich so
breit wie lang, bei ancyloneurus umgekehrt ist. Auch das 3. und
4. Segment erscheinen bei waterstradti breiter als bei ancyl.; bei
dieser ist somit das ganze Abdomen etwas schlanker. Sowohl die
Längsrippen als die sublateralen Längsfurchen des 1. Segments
sind bei waterstradti kräftiger und ebenso ist die Strichelung auch
der hinteren Hälfte dieses Segments bei waterstradti kräftiger.
Die glatte Hinterrandbinde des 4. Segments ist bei waterstradti
3+ 6. Heft
36 Embrik Strand:
breiter und das ganze 5. Segment glatter und stärker glänzend;
bei ancyloneurus ist genannte Hinterrandbinde linienschmal, de-
gegen ist umgekehrt auf dem 3. Segment der Hinterrand bei
ancyloneurus stärker glänzend als bei waterstradti.
Im Anschluß hierzu möge die von Cameron gegebene, von
mir verifizierte Beschreibung hier eingefügt werden:
9. Black, the head, pro- and mesothorax and fore legs red;
the apex and base of middle femora and the middle tibiae of a
darker red; the basal joints of maxillary and labial palpi red, the
apical 2 black; tips of mandibles narrowly black. Wings fuscous
violaceous, the base of stigma dark rufous; the recurrent nervure
subinterstitial, the transverse median received shortly beyond
the transverse basal, not interstitial. Basal 2 segments of ab-
domen distinetly keeled down the middle; the plate on base of
2nd small, smooth, triangular, bordered by curved, oblique,
clearly separated striae; the central keel is bordered by more
transverse, finer and shorter striae; the outer part is irregularly
reticulated; the part outside the keel is closely obliquely striated,
except on the outer apical part, wbichit is finely rugose. Saturi-
form articulation narrow, crenulated; beyond it, on the sides in
the centre, is an oblique crenulated furrow. 9.
Length 17 m. m., terebra 20 m. m.
Kinabalugebirge, North Borneo (John Waterstradt).
Centre of face smooth, furrowed in the middle above; the
sides sparcely punctured. Clypeus smooth, bordered laterally
and above by a smooth furrow. Frontal furrow in the middle
hardly depressed. Temples wide, rounded broadly behind. Middle
lobe of mesonotum raised, distinctly separated, the lateral furrow-
ed widely at the apex in the centre. Legs almost bare.
Iphiaulax martini Cam. et Strand n. sp.
9. Schwarz; Kopf, Pro- und Mesothorax, die Basis der Meta-
pleuren und Mitte des Metanotum, die Palpen und Basis der Man-
dibeln rot; die mittleren Coxen und Femoren dunkler rot; Flügel
dunkelviolett mit den gewöhnlichen kleinen hyalinen Wischen.
Die 5 vorderen Bauchsegmente weiß, die Seitenpartien der Bauch-
fläche mit 2—3 länglichen schwarzen Flecken. — Die 3. Abseisse
des Radius ist so lang wie die 2. — Enddrittel des 1. Segments,
die ganzen Segmente 2 und 3 und die basalen zwei Drittel des
4. Segments sind dicht gestrichelt. Die basalen zwei Drittel des
1. Segments glatt und die Seitenfelder der Dorsalfläche des Seg-
ments 1 sind bis zum Hinterrande glatt und glänzend. Die
Strichelung auf dem 2. Segment ist kräftiger als auf den anderen,
in der Mitte geht sie in ein Netzwerk über und diese Mittelpartie
ist erhöht und gegen die Spitze schräg verschmälert. Der Mittel-
kiel des 2. Segments erstreckt sich bis zur Spitze; seine Basal-
platte ist klein, gestrichelt, länglich dreieckig und ganz allmählich
in die feine Spitze des Kiels übergehend. Die zwei vorderen Quer-
Über exotische Schlupfwespen. 37
furchen sind krenuliert in der Mitte, an den Seiten fast glatt;
die lateralen Furchen krenuliert und gekrümmt. — Beine dicht
schwarz behaart. — Schläfen breit, gerade, schräg. Gesicht spär-
lich schwarz behaart: jedes Haar von einer Punktgrubs ent-
springend. Frons in der Mitte niedergedrückt. Die Seitenklappen
des Ovipositor am Ende in einer Länge von 4mm weiß.
Körperlänge 13mm. Ovipositor 17, die Klappen ca. 15 mm
lang. Tibia III ca. 4,5 mm lang. Flügellänge 12 mm.
Lokalität: Deli, Sumatra (L. Martin).
Iphiaulax distinetiearinatus Cam. et Strand n.sp.
0. Schwarz; Spitze des Abdomen, Schaft der Antennen,
Kopf, Pro- und Mesothorax und Basis des Metathorax, Vorder-
beine und die mittleren Trochanteren und Femoren rot. Flügel
dunkel-violettlich. — Die 2. Abscisse des Radius so lang oder fast
so lang wie die 3. Die 2. Cubitalquerader undeutlich gebogen,
fast gerade. — Gesicht dicht und lang schwarz behaart, in der
Mitte glatt, an den Seiten kräftig punktiertt. Metanotum dicht
schwarz behaart und ebenso die Beine. — Das 1. Abdominal-
segment glatt, jedoch die Endhälfte der Seitenpartien der Dorsal-
fläche gestrichelt, während die Mittelpartie nur an der Spitze und
zwar fein gestrichelt ist, die Endpartie niedergedrückt, mit einem
unregelmäßigen doppelten Kiel in der Mitte, an den Seiten zwei
Schrägfurchen. Das 2. Segment dicht und kräftig gestrichelt,
die Mittelpartie, die dem Kiel der verwandten Arten entspricht,
gestrichelt, allmählich zugespitzt und sich bis zur Spitze er-
streckend; die dieselbe begrenzenden Striae sind an der Basis
gekrümmt. Das 3. Segment ist dicht und regelmäßig gestrichelt
bis nahe der Spitze, hat aber in der vorderen Hälfte jederseits ein
glattes Längsfeld. Das 4. Segment ist in der basalen Partie dicht,
aber wenig kräftig gestrichelt und zeigt jederseits der Mitte eine
kleine Vertiefung. Gelenksutur krenuliert ohne einen apicalen
Seitenzweig, aber mit einer glatten birnenförmigen Partie da-
hinter.
Körperlänge 15 mm. Terebra 30 mm, Vorderflügel 14 mm,
Tibia III 5 mm, alle Tarsen III ebenfalls 5 mm lang.
Lokalität: Java (de Haan).
Iphiaulax retieulatus Cam.
Cam. in: Journ. Str. Br. Roy. As. Soc., 1902, p. 105 und
1905, p. 39.
Von Murdse, Borneo, Juni (Grabowsky).
Diese Art ist mit I. kinabaluensis nob. nahe verwandt,
unterscheidet sich aber dadurch, daß Metanotum eine spindel-
förmige Mittelfurche hat, daß die Endhälfte des 1. Abdominal-
segments dicht quergestrichelt ist, in der Mitte und an der Basis
aber aciculat, die Strichelung auf den anderen Segmenten ist
feiner und dichter, das Basalfeld des 2. Segments ist größer und
die Schläfen sind mehr abgerundet und weniger schräg.
6. Heft
38 Embrik Strand:
Iphiaulax eurvieanalieulatus Cam. et Strand n. sp.
9. Schwarz; die Vorder- und Oberseite des Antennenschaftes,
Kopf, Mandibeln ausgenommen der Endpartie, Palpen, Pro- und
Mesothorax, beide Scutellen, Vorderbeine, die Basis und Spitze
sowie ein unregelmäßiger Strich oberhalb der Mitte der beiden
Seiten der Mittelfemoren rot; die Tibien II und Tarsen TI—III
angebräunt. Flügel dunkel violettlich mit schwarzen Adern und
‘ Stigma. — Die basale Abscisse des Radius ist gerade und stark
schräggestellt, die 2. Abscisse nicht viel kürzer als die 3. Die
mittlere Querader nicht ganz interstitial, indem sie kurz hinter
der Cubitalquerader einmündet. Die recurrente Ader ist inter-
stitial. — Kopf groß, kubisch, die Schläfen länger als die Spitze
der Augen und hinten breit gerundet. Gesicht spärlich und schwach
punktiert. Clypeus niedergedrückt, die Depression ein quer-
ovales Feld bildend; der Vorderrand ist deutlicher als der Ober-
rand. Frons oberhalb der Antennen tief eingedrückt und daselbst
mit Mittellängsfurche. Die Spitze des Fühlerschaftes endet unten
in einen kleinen, kurzen, scharfen Zahn. Beine behaart und zwar
die hinteren am dichtesten. Metanotum und Metapleurae dicht
mit dunkler Pubescenz bedeckt. Mesonotum deutlich trilobat,
und zwar erstrecken die Furchen sich bis zum Scutellum. Die
Klappen des Ovipositor breit, dicht behaart und die Behaarung
am Ende hell. — Die vorderen 4 Abdominalsegmente länglich ge-
strichelt, und zwar werden die Striae nach hinten allmählich feiner
und sind auf dem 4. Segment sehr fein und dicht. Das 1. Segment
hat einen deutlichen Mittellängskiel, der an der Basis ein wenig
höher und breiter ist und am Ende eine glatte, glänzende Quer-
platte bildet; die Strichelung des Segments ist unregelmäßig, ins-
besondere in der Basalhälfte, wo sie viel spärlicher als in der
Apicalhälfte, deren Striae quer- und schräggestellt sind. Der
Kiel des 2. Segments ist schmäler und seine Basalplatte ist glatt,
dreieckig und nicht eben klein; eine ebensolche glatte, aber kleinere
Platte am Hinterende des Kiels; die Mittelpartie des Segments
ist kräftig umrandet und apicalwärts stark verschmälert; eine
glatte Lateralplatte an der Basis ist nicht vorhanden. Gelenk-
sutur mäßig breit, krenuliert und ohne Seitenäste an den Enden.
Nahe der Spitze des 3. und 4. Segments ist je eine schmale Furche,
und zwar ist die des 3. Segments krenuliert, die des 4. glatt.
Körperlänge 15,5 mm, Terebra 17 mm.
Lokalität: Borneo.
Die Art ist mit I. reticulatus Cam. verwandt, welche sich aber
u. a. dadurch unterscheidet, daß Ovipositor viel länger als
der Körper ist und Clypeus nicht quer eingedrückt; nach Camerons
Manuskript käme noch hinzu, daß die 2. Cubitalquerader bei
reticulatus gekrümmt, statt gerade sei, ich kann aber zwischen
obiger Type und dem von Cameron als reticulatus bestimmten
Exemplar in dieser Beziehung gar keinen Unterschied entdecken.
Über exotische Schlupfwespen. 39
Iphiaulax marginifoveatus Cam. et Strand n. sp.
9.. Da der Kopf der Type, wie sie mir jetzt vorliegt, fehlt, so
kann ich diesbezügliche Angaben nur nach Camerons M.S.
machen. — Schwarz; Kopf, Antennenschaft, Pro- und Mesothorax
sowie die 4 Vorderbeine rot, Flügel dunkel violettlich, Stigma
und Adern schwarz. — Die 3. Abscisse des Radius länger als die
2., die basale fast unmerklich gekrümmt. Die mittlere Querader
mündet kurz hinter der Basalquerader ein, die recurrente Ader
an der Spitze der 1. Cubitalzelle, und ist also nicht interstitial. —
Schläfen abgerundet, schräg verschmälert; Oceiput quer. Gesicht
deutlich, aber nicht grob punktiert, spärlicber in der Mitte als
an den Seiten. Clypeus ist oben ringsum durch eine schmale
Furche und über dieser durch eine Einsenkng umrandet. Frontal-
furche scharf markiert, schmal und in einer Einsenkung, die oben
breiter als unten ist, angebracht. Die Behaarung der Beine kurz
und wenig auffallend und ebenso die der Seitenklappen. In der
Mitte des Metanotum ist eine längliche Grube, die oben scharf
zugespitzt ist, die apicale Hälfte ist am Ende stumpf abgerundet
und viel tiefer als die basale, sowie deutlich umrandet. — Das
1. Abdominalsegment mit kräftigem Mittellängskiel, die erhöhte
Medianpartie glatt, an den Seiten gerandet, an der Basis ver-
schmälert. Der Kiel des 2. Segments erstreckt sich bis zur Spitze,
die Basalplatte ist glatt und matt glänzend, gegen die Spitze
allmählich zugespitzt, doppelt so lang, wie an der Basis breit;
die Mittelpartie des Segments ist deutlich abgesetzt, gerandet,
apicalwärts verschmälert, unregelmäßig schräg retikuliert und
in den Seitenpartien schräg gestrichelt. Gelenksutur breit, kre-
nuliert, ohne Seitenzweig. Das 3. Segment ist in den basalen drei
Vierteln fein und dicht längsgestrichelt; das 4. ist in der Basal-
partie schwächer gestrichelt, und zwar erstrecken sich die mittleren
Striae des Segments bis hinter die Mitte desselben, die seitlichen
dagegen weniger weit.
Körperlänge 17 mm [ohne Kopf 15 mm], Flügel 14, Terebra
29 mm lang. Tibia III 5 mm lang.
Lokalität: Dorey in Neu-Guinea.
Mit 7. jaculatus Sm. von Bachian anscheinend verwandt (in:
Journ. Linn. Soc., IV, Suppl., p. 141).
Iphiaulax abjeetus Cam. et Strand n. sp.
9. Schwarz; Kopf, Antennenschaft mit Ausnahme eines
schwarzen Streifens hinten, Thorax mit Ausnahme der Seiten
und die Spitze des Metanotum, die 4 Vorderbeine mit Ausnahme
der Seiten und die untere Seite der Spitze der mittleren Coxen
und ihre Trochanteren rot. Flügel dunkelviolett mit schwarzen
Adern und Stigma. — Die 3. Abseisse des Radius so lang wie die
beiden basalen zusammen. — Schläfen schräg gerundet, kürzer
als die Augen. Gesicht und Palpen heller gefärbt als der Rest des
Kopfes. Die Spitze der Mandibeln schwarz. Parapsidenfurchen
6. Heft
40 Embrik Strand:
seicht. Metanotum mit einer schmalen Furche längs der Mitte
der Endhälfte. — Das 1. Abdominalsegment unregelmäßig, aber
nicht kräftig gestrichelt und mit mittlerem Längskiel. Der Kiel
des 2. Segments erstreckt sich von der Basis bis zur Spitze und hat
eine kleine, glatte, aber matte, breiter als lange Basalplatte; das
Mittelfeld ist begrenzt von feineren Kielen, die sich bis nahe an
die Spitze erstrecken, und ist im basalen Drittel wenig gestrichelt,
abgesehen von einem ziemlich kräftigen und leicht gekrümmten
Mittellängskiel, der die Basis nicht ganz erreicht, und kurzen
Kielen am inneren und äußeren Rande der beiden Hälften des
Mittelfeldes, in dessen Hinterhälfte sich 4 feine, an der Basis leicht
gekrümmte Kiele finden; die Seitenpartien des Segmentes sind
am inneren Rande fein und ziemlich kräftig gestrichelt. Die
basalen °/, des 3. Segments sind mehr regelmäßig gestrichelt,
die Mitte des Segmentes mit 1—3 kräftigeren Mittellängsrippen;
die subapicale Depression ist tiefer als die basale.. Gelenksutur
breit, seicht, am äußeren Rande glatt und, obne Seitenzweig. Das
4. und flg. Segmente sind glatt, matt und glänzend. Ovipositor
und Beine dicht mit steilen schwarzen Haaren bekleidet
Körperlänge 14mm. Flügel 13,5, Tibia III 4,5, Terebra
30 mm lang.
Lokalität: Lundu, Sarawak, Borneo, 21.—23. August.
(Micholitz).
Iphiaulax micholitzi Cam. et Strand n. sp.
°. Schwarz; Antennenschaft, Kopf, Mandibeln mit Aus-
nahme der Spitze, Vorderbeine mit Ausnahme der Tarsen, und
Thorax rot; Metanotum braunrot, in der Mitte schwarz. Augen
rot, vorn mitten schwarz. Flügel dunkel violett, mit schwarzen
Adern und Stigma. — Die 1. und 2. Abscisse des Radius sind
zusammen nur unbedeutend länger als die 3. Die Medianquerader
mündet kurz hinter der Basalader ein. Beine und Seitenklappen
des Ovipositor sind dicht mit steifer schwarzer Pubescenz be-
kleidet. — Schläfen so lang wie die Spitze der Augen, schräg,
ziemlich plötzlich verschmälert; Occiput quer. Parapsidenfurchen
seicht, nur im vorderen Drittel des Rückens angedeutet. — Das
1. Abdominalsegment glatt, mit kräftigem Mittellängskiel, im
apicalen Viertel fein und unregelmäßig gestrichelt. Das 2. Segment
kräftig, dieht und regelmäßig gestrichelt bis fast zur Spitze; die
zentralen Striae an der Basis am kräftigsten. Die Gelenksutur
tief, stark krenuliert und fließt mit der ebenfalls tiefen, schrägen,
leicht gekrümmten, die Vorderecken abschneidenden Längsfurche
zusammen. Die Basalhälfte des 3. Segments ist dicht und fein
gestrichelt, und vor dem Hinterrande findet sich eine ganz seichte,
glatte Quereinsenkung. Es findet sich eine schmale, schwach
krenulierte Furche an der Basis des 4. Segments, bzw. zwischen
den Segmenten 3 und 4; letzteres hat mitten jederseits eine ge-
krümmte Einsenkung. Der Rest des Abdomen ist glatt.
Über exotische Schlupfwespen. 41
Körperlänge 14mm. Terebra 10, Flügel 14, Tibia III
5 mm lang.
Lokalität: Siluas Sambas, West-Borneo, Ende Juli (Micholitz).
Iphiaulax militaris Cam. et Strand n. sp.
d. Schwarz; Kopf, Mandibeln mit Ausnahme der Spitze,
Thorax mit Ausnahme der Mitte des Metanotum, Vorderbeine
und der größere Teil der mittleren Femoren und Tibien unten
rot. Flügel dunkel violettlich mit schwarzen Adern und Stigma.
Bauch hellgraulich mit zwei schwarzen, hinten zusammenhängen-
den, nach vorn langsam divergierenden Längsbinden. — Die
3. Abseisse des Radius ist so lang wie die 2. Die 2. Cubitalquerader
schräg und ganz schwach S-förmig gebogen. Die rekurrente Ader
interstitial. — Schläfen breit, so lang wie die Spitze der Augen,
abgerundet, nicht sehr schräg verschmälert; Occiput quer. Para-
psidenfurchen seicht. Beine mit grauer und schwarzer Behaarung.
— Das 1. Abdominalsegment glatt, abgesehen von einer fein und
dicht gestrichelten Binde vor der Spitze, längs der Mitte ein
kräftiger Kiel, durch tiefe, mitten fast unterbrochene Sutur vom
2. Segment getrennt. Letzteres ist dicht gestrichelt bis nahe der
Spitze, die inneren basalen Striae sind kräftiger und mehr ge-
krümmt als die anderen; die Basalplatte ist länglich dreieckig,
hoch, scharf abgesetzt, die Mitte des Segments nicht ganz er-
reichend, dicht und fein der Länge nach gestrichelt; der Kiel
erreicht nicht ganz die Spitze; die Vorderecken des Segments
durch tiefe Furchen abgegrenzt. Das 3. Segment ist inden basalen
drei Vierteln seiner Länge dicht und fein gestrichelt. Gelenksutur
breit, krenuliert, der Seitenast ebenso breit, aber seichter und mitten
fast glatt; quer über die Mitte zeigt das Segment eine seichte
Einsenkung. An der Basis des 4. Segments ist eine glatte, ge-
krümmte Furche. Abdomen ist verhältnismäßig kurz und breit,
lanzettförmig, das 2. Segment ist am Ende fast doppelt so breit
wie lang (bzw. 3 und 1,8 mm), das 3. Segment ist fast dreimal so
breit wie lang (bzw. 3,2 und 1,3 mm). Seitenklappen des Ovi-
positor sind breit, dicht mit steifen, schwarzen Haaren be-
kleidet.
Körper 14, Flügel 13,5, Terebra 13 mm lang.
Lokalität: Nord-Borneo.
Iphiaulax luzonensis Cam. et Strand n.sp.
8. Rötlich; die Geißel der Antennen, Abdomen und die zwei
Hinterbeine schwarz, mehr oder weniger rötlich angeflogen. Augen
braun. Flügel dunkel mit violettlichem Schimmer, im Saumfelde
am hellsten; Adern und Stigma schwarz. — Die 3 Abscisse des
Radius so lang wie die 2. Die 2. Cubitalquerader wenig schräg,
schwach S-förmig gebogen. Die rücklaufende Ader fast interstitial.
Die niedrige mittlere Partie der Stirn ist von einem breiten,
leicht gekrümmten, niedrigen, undeutlichen Kiel begrenzt. Schläfen
6. Heft
42 Embrik Strand:
breit gerundet, fast so lang wie die Augen oben. Öceiput breit
abgerundet. Parapsidenfurchen in der basalen Hälfte deutlich.
Zwischen Ocellen und Antennen eine seichte, breite, schüssel-
förmige Vertiefung, die beiderseits von einem Kiel begrenzt wird.
Das Feld der Ocellen ringsum von einer seichten Furche begrenzt.
— Das 3. und die Basalhälfte des 4. Segments dicht gestrichelt,
das 3. jedoch am Hinterrande glatt. Das 2. ist unregelmäßig und
ziemlich kräftig, aber nicht dicht und mehr oder weniger schräg
gestrichelt jederseits des Kiels, die apicale äußere Hälfte ist
kräftiger und regelmäßig der Länge nach gestrichelt; die Basal-
platte ist länger als breit an der Basis, in der vorderen Hälfte glatt
und stark glänzend, in der hinteren längsgestreift, wird gegen die
Spitze allmählich schmäler und läuft in einen Kiel aus, der scharf
abgesetzt, in der basalen Hälfte gerandet, in der apicalen einfach
ist und bis dicht an die Spitze des Segments reicht; die das mediane
Rückenfeld begrenzenden, nach hinten divergierenden Längs-
rippen sind kräftig, am Ende jedoch verschwindend und den End-
rand nicht ganz erreichend. Gelenksutur breit, kräftig krenuliert
und ohne deutliche Seitenäste. An der Basis des 4. Segments ist
eine schmale krenulierte Furche und in der Mitte des Seitenfeldes
des 4. Segments ist eine recht deutliche Einsenkung. Ein kleiner
rötlicher Fleck findet sich an der Spitze des 1. Abdominalsegments
und ein ebensolcher jederseits an der Basis des 2. Segments; in der
Mitte der Basis des 3. Segments sind 2 wenig deutliche rote Flecke
vorhanden.
Körper 13,5, Flügel 12,5, Terebra 18, Tibia III 4,5 mm lang.
Lokalität: Luzon, Philippinen (Jagor).
Iphiaulax patunuangensis Cam. et Strand n. sp.
0. [Der Kopf der Type, wie sie mir jetzt vorliegt, fehlt; dies-
bezügliche Angaben also fide Cameron.]
Schwarz; Kopf, Fühlerschaft, Pro- und Mesothorax, eine
gegen die Spitze verschmälerte Linie durch die Mitte des Meta-
notum, die Vorderbeine und die mittleren Femoren rot; die Seiten
des 1. Abdominalsegments und die vier vorderen Ventralsegmente
mit Ausnahme einer breiten schwarzen Binde jederseits der Mitte
weiß. Flügel dunkel violettlich, Stigma und Adern schwarz. —
Die rücklaufende Ader mündet in die Spitze der 1. Cubitalzelle
ein und ist also nicht interstitial. Die erste Abscisse des Cubitus
ist leicht gekrümmt. — Schläfen breit, gerade, schräg. Das Ge-
sicht seitlich und oben punktiert, unten jederseits mit einer breiten
Furche. — Das 1. Abdominalsegment mit einem feinen, schmalen,
undeutlichen Kiel längs der Mitte; das stark erhöhte, mitten jedoch
abgeflachte Mittelfeld ist der Länge nach aciculat, die tiefen Seiten-
furchen glatt. Das Mittelfeld des 2. Abdominalsegments ist
kräftig und regelmäßig gestrichelt, abgesehen von einer glatten,
länger als breiten Einsenkung jederseits des Mittelkieles; dieser
ist kräftig, erreicht die Spitze des Segments und hat eine kleine
Über exotische Schlupfwespen. 43
gestrichelte Basalplatte, die so breit wie lang und an der Spitze
rundlich verschmälert ist; an der Basis ist eine breite, glatte,
außen rundlich erweiterte Einsenkung. Die beiden Lateralkiele
der Dorsalseite des 2. Segments sind an der Basis zu scharf ab-
gesetzten, glatten, etwas glänzenden Höckern erhöht; zwischen
diesen und der Basalplatte des Mediankieles ist ein letztere nicht
erreichendes glattes Feld. Das 3. Segment bat ein halbkreis-
förmiges, fein gestricheltes Feld mit einem Mittellängskiel in der
basalen Hälfte. Gelenksutur schwach krenuliert und mit einem
deutlichen, krenulierten, halbkreisförmigen Seitenast. An der
Basis des 4. Segments ist eine deutliche krenulierte Furche. Die
Seiten der Segmente sind mit langen schwarzen Haaren gefranst.
Alle Beine dicht und lang behaart. Die Seitenklappen des Ovi-
positor breit und behaart.
Körper 17 mm lang [die mir vorliegende kopflose Type ist
14mm lang]. Terebra 11 mm lang.
Lokalität: Süd-Celebes, Patunuang, Januar (H. Fruhstorfer).
Iphiaulax rubritinetus Cam. et Strand n. sp.
9. Schwarz; Fühlerschaft, Kopf, Thorax, Vorderbeine, die
mittleren Femora und die Tegulae rot. Die Seiten des Metanotum
breit schwärzlich. Das 1. Abdominalsegment schwach, das 2. und
3. deutlicher rötlich gefärbt, die beiden letzten Segmente bräun-
lich angeflogen. Spitze der Mandibeln schwarz. Palpen rot.
Flügel einfarbig dunkel, braunschwärzlich mit violettlichem An-
flug und mit kleinen hyalinen Wischen unter dem Stigma, dessen
hintere Hälfte dunkel ist.— Die 3. Abscisse des Radius ist so lang wie
die beiden anderen zusammen. Die Medianquerader mündet kurz
hinter der Basalader ein. Die 2. Cubitalquerrippe ist gerade. —
Schläfen breit, schräg verschmälert; Occiput quer. Gesicht
punktiert und: spärlich lang schwarz behaart. Stirn etwas nieder-
gedrückt, mit schmaler Mittelfurche. Mesonotum ohne deutliche
Parapsidenfurchen und vorn mitten nur ganz wenig erhöht. —
Die 3 vorderen Abdominalsegmente sind der Länge nach ge-
strichelt, und zwar das 2. am kräftigsten, das 3. deutlicher als
das 1. Der Kiel des 2. Segments ist hoch und erreicht die Spitze,
die Basalplatte ist klein, breiter als lang und gestrichelt; jederseits
derselben an der Basis ist ein größeres, erhöhtes, glattes, drei-
eckiges, breiter als langes Feld; die Seiten des Segments tief ein-
gedrückt. Die Basalecken des 2. Segments erscheinen als drei-
eckige, oben abgeflachte, glatte und glänzende Hügel; hinter und
unter denselben zeigen die Seiten je einen Höcker. Die erste Quer-
furche ist breit, krenuliert, leicht gebogen; der schräge Seitenast
ist schmäler, tief, scharf abgesetzt; der Raum zwischen den beiden
Seitenfurchen ist fein gestrichelt und also ziemlich glatt, wenn
auch matt erscheinend, in der Mitte niedergedrückt. An der Basis
des 4. Segments ist eine ziemlich scharf markierte krenulierte
Furche. Beine dicht, lang, schwarz behaart.
6. Heft
44 Embrik Strand:
Körper 12, Terebra 11,5 mm lang.
Lokalität: Java (de Haan).
Das Flügelgeäder ist nicht ganz typisch Iphiaulax, insofern
als die mediane Querader mehr postfurcal ist.
Iphiaulax faberi Cam. et Strand n. sp.
9. Schwarz; Kopf, Pro- und Mesothorax, die Scutellen, Basis
der Metapleuren, Palpen, Vorderbeine und Mandibeln mit Aus-
nahme der Spitze rot. Flügel dunkelbräunlich mit violettlichem
Schimmer, Stigma und Adern schwarz. — Schläfen schräg nach
hinten verschmälert. Gesicht überall kräftig punktiert. Meso-
notum ist vorn undeutlich trilobat. Die ganze Dorsalseite des
Thorax glatt und stark glänzend. — Die zweite Cubitalquerader
ist gerade. Die rücklaufende Ader ist interstitial und ebenso die
Medianquerader. Die 3. Abscisse des Radius ist so lang wie die
beiden folgenden zusammen. — Die drei vorderen Abdominal-
segmente sind gestrichelt und zwar das 2. am kräftigsten; die
Striae in der Mitte des Basalfeldes des 2. Segments sind gekrümmt.
Der Längskiel des 2. Segments ist wenig deutlich, erreicht aber die
Basis, seine Basalplatte ist klein, erhöht und länglich dreieckig.
An der Basis des 2. Segments ist jederseits ein glattes, breiter als
langes Feld, das an der inneren Seite verschmälert ist, und zwar
so, daß es daselbst halb so breit wie an der äußeren Seite ist.
Gelenksutur breit, krenuliert, der Seitenast deutlich und krenuliert,
ein großes, trianguläres, glattes Feld einschließend. Das 3. Segment
ist mit Ausnahme des schmalen, glatten, glänzenden Hinterrandes
gänzlich gestrichelt.
Körper 15, Terebra 15, Flügel 14, Tibia II 3,2, Tibia III
5 mm lang.
Lokalität: Peinan, Sumatra (v. Faber).
J. faberi ist eine größere und mehr robuste Art als I. sıba-
langitensis, die sich unter anderem dadurch unterscheidet, daß
die Mitte des 2. Segments viel kräftiger und unregelmäßig ge-
strichelt und mehr oder weniger retikuliert ist, während das glatte
Feld an seiner Basis zu einer feinen, nicht zu einer stumpfen Spitze
verjüngt ist.
Iphiaulax peinanensis sp. n. [Type fehlt].
Black, the head, thorax and front legs red, ventral 4 basal
segments white, tbe segments laterally marked with black spots;
wings fuscous violaceous, the stigma and nervures black, the
stigma fuscous behind, the 2nd abscissa of radius as long as the
3rd; the transverse median nervure not quite interstitial, being
received shortly beyond the transverse basal. First abdominal
segment with a straight stout keel commeneing at the top of the
basal depression, and there is a more curved, longer one on either
side of it. 'The 2nd segment is stoutly, irregularly, striated, the
striae running more or less into reticulations; there is a large,
Über exotische Schlupfwespen. 45
smooth, triangular space on the outher sides at the base. The basal
area on base of 2nd segment twice longer than it is wide at the
base; it becomes gradually narrowed to a point, is about one
third of the length of the segment and bears deep longitudinal
furrows; it has no apical keel; the 3rd segment is stoutly striated,
except for a transverse triangular smooth space at the base on
the sides; the central part is clearly defined and is as wide there
as the base outside the area. Sheath of ovipositor thick, densely
covered with thick longisb pubesencee, which is shorter and
white on the apex. 9.
Length 12 m. m., terebra 15 m. m.
Peinan, Sumatra (v. Faber).
Mesonotum distinctly trilobate, the furrows clearly defined.
Metanotum sparsely covered with longish black hairs. Frontal
depression broadly margined. Tibiae and tarsi densely covered
with short black pubescence; the apices of the tarsal joints spinose.
Iphiaulax sibalangitensis Cam. et Strand n. sp.
9. Schwarz; Kopf, Mandibeln mit Ausnahme der Spitze,
Palpen, Pro- und Mesothorax, Scutellen, Basis der Metapleuren,
Vorderbeine, die Knie des Mittelpaares und der Schaft der Fühler
rot. Flügel bräunlich schwarz, violettschimmernd, mit den ge-
wöhnlichen hyalinen Wischen; Stigma und Adern schwarz. —
Die 3. Abscisse des Radius ist so lang wie die 1. und 2. zusammen.
— Metanotum ist spärlich mit langen schwarzen Haaren be-
wachsen, Mesonotum ist fast kahl und der Rest des Thorax und
der Kopf ganz spärlich behaart. Beine schwarz behaart und zwar
die hinteren ganz dicht. Seitenklappen des Ovipositor dicht mit
steifen schwarzen Haaren bewachsen. — Schläfen schräg nach
hinten verschmälert. Gesicht stark punktiert, Untergesicht jedoch
erhöht und glatt. Mesonotum undeutlich trilobat. — Die drei
vorderen Segmente des Abdomen gestrichelt und zwar das 2. am
kräftigsten und das 3. feiner als das Basalsegment; die Striae
des 2. Segments gehen in der Mitte in ein Netzwerk über. Das
1. Segment mit einem feinen Mittellängskiel, das 2. mit eben-
solchem, aber kräftigerem Kiel, dessen Basalplatte kräftig ge-
strichelt ist. Der Hinterrand des 1. Segments ist in der Mitte
stark erhöht. Gelenksutur breit, tief, krenuliert, mit einem ge-
krümmten Seitenast, der ein großes, glattes, querdreieckiges,
konkaves Feld einschließt; ein ähnliches, subtrianguläres, er-
höhtes Feld findet sich jederseits am basalen Außenrande des
2. Segments, und weiter hinten zeigt dies Segment je einen kleinen
Längshöcker.
Körper 12, Terebra 12, Flügel 13, Tibia III 5 mm.
Im November in Sibalangit auf Nord-Sumatra gesammelt
(Fruhstorfer).
6. Heft
46 Embrik Strand:
Iphiaulax rotundicanalieulatus sp. n. [Type fehlt].
Black, the head, thorax, except the metathorax, fore legs,
middle trochanters, base of middle femora narrowly and tbe bind
knees, red; apex of mandibles broadly black; palpi pale red; wings
fuscous, basal abscissa of radius sharply obliquely sloped, the
transverse median nervure not quite interstitial. First abdominal
segment keeled down the middle, irregularly transversely striated
on either side of the keel, the striae more or less curved, and stronger
on the apical than on the basal half. The keel on the 2nd segment
small, narrow, the basal plate small, wider than leng, triangular,
almost smooth, the raised central part becomes narrowed towards
the apex, where it istwice the width of the base of the basal plate;
on either side of the keel it is irregularly reticulated, the outer
part being longitudinally striated; Ihe outer edge is obliqueyl
striated at the base, the rest more finely, almost longitudinallv
striated; the 3rd segment is more finely, closely and regularly
striated, the 4th still more finely striated to near the apex. The
first furrow is wide, strongly striated and curved; it has not the
usual oblique lateral branch. There is a narrow crenulated furrow
on the apex of theärd segment, but none on the base of it. Sheaths
of terebra broad, densely covered with stiff black pubescence. 9.
Length 16 m. m., terebra 18 m. m.
Deli, Sumatra (Dr. L. Martin).
Head large, cubital, the temples clearly longer than the top
of the eyes, not obliquely narrowed, rounded laterally behind, the
oceiput transverse. Antennal tubercles large, broad; below them
is a distinet longitudinal keel. Clypeus clearly separated behind
by a curved furrow. Mesonotum distinctly trilobate, the middle
lobe raised, transverse in front, narrowed towards the apex. Meta-
thorax and coxae densely covered with pale pubescence. The
furrow at the base of the scutellum is narrow, erenulate. Meta-
notum sparsely, but distinetly punctured; in the centre of the
apex is a distinct pyriform fovea; the apical half of the meta-
notum is bounded by a distinct furrow.
Iphiaulax pallidiceps Cam. et Strand n. sp.
9. Schwarz; Kopf hblaßgelb und ebenso die Mandibeln mit
Ausnahme der Spitze und die Palpen; Pro- und Mesothorax, die
Scutellen, Vorderbeine sowie die mittleren Femora und Tibiae
rot. Flügel schwarzbräunlich mit violettlichem Schimmer, Stigma
und Nerven schwarz. — Die 3. Abscisse des Radius so lang wie
die beiden anderen zusammen. Die mediane Querader inter-
stitial, die rekurrente Ader mündet in die Spitze der ersten Cubital-
zelle ein. — Gesicht in der Mitte glatt und glänzend, an den Seiten
und unten durch eine Furche begrenzt. Stirneinsenkung breit,
tief und scharf abgesetzt. — Beine kurz und spärlich behaart. —
Das erste Abdominalsegment basalwärts glatt, in der Mitte da-
selbst mit einer an beiden Enden zugespitzten Grube, die Spitze
Über exotische Schlupfwespen. 47
des Segments in der Mitte mit feinen Striae, die äußere Ein-
senkung jederseits mit krenuliertem Rand. — Das Basalfeld des
2. Segments doppelt so lang wie breit, an der Basis glatt und
glänzend, am Ende fein und dicht gestrichelt, die erhöhte Mittel-
partie unregelmäßig der Länge nach gestrichelt, lie Striae mehr
oder weniger gekrümmt, die Seitenpartien dicht und regelmäßig
schräg gestrichelt außerhalt der glatten, basalen, dreieckigen
Lateralplatte, am Ende unregelmäßig grob gestrichelt. — Gelenk-
sutur breit und krenuliert, ausgenommen nahe dem Außenrande,
wo es eine glatte Stelle gibt; hinter dieser findet sich eine tiefe,
quere, leicht schräggestellte, gestrichelte Einsenkung. Das 3. Seg-
ment ist dieht und fein gestrichelt bis zur Mitte der Seitenpartien
und bis jenseits der Mitte der Zentralpartie; an den Seiten der
basalen Hälfte ist eine schräge, eiförmige, gestrichelte Einsenkung.
Das basale Drittel des 4. Segments ist dicht und fein gestrichelt
und jederseits der Basis ist eine gekrümmte Grube. Die Seiten-
klappen des Ovipositor sollen breit weiß sein [fehlen jetzt der
Type!].
Körper 12, Terebra 22 mm lang.
Lokalität: Timor (v. Martens).
Die Art ist charakteristisch durch den hellgelben Kopf.
Iphiaulax dissolutus sp. n. [Type fehlt!].
Black, the greater part of the antennal scape, the head and
thorax red; the 2 anterior legs of a paler red, the middle «oxae,
trochanters, femora and base of hind tibiae red, suffused with
black. 4:Wings fuscous black, the nervures and stigma black, the
ärd abscissa of the radius fully as long as the basal 2 united;
the recurrent nervure received distinetly in front of the transverse
eubital, the transverse median shortly beyond the transverse
basal. Basal 2 segments of abdomen strongly striated, the striae
clearly separated and more or less twisted; the 3rd, 4th und
5th less strongly, but more regularly and closely striated; there
is no proper area on the base of the 2nd segment, only 2 short
keels which unite at the apex. Suturiform articulation wide,
deep, strongly erenulated and without a distinct lateral branch;
there are distinct, but narrower crenulated furrows on the base
of the 4th and 5th segments, with more or less clearly defined
lateral branches; there are narrow crenulated furrows on the
apices of the örd, 4th and 5th segments; the abdominal pubescence
is short, dense and black, it is sparser and longer on the head
and thorax. Legs densely covered with black hair. Hind spurs
black, the 4 anterior red. &
Length 13 m. m.
S. ©. Borneo, (Wahnes, Wolf v. Schönberg).
Temples shorter than the eyes, roundly obliquely narrowed;
the oceiput not transverse, slightly rounded inwardly. Centre of
face slightly raised, clearly separated, smooth, the sides punctured.
6. Heft
48 Embrik Strand:
Front slightly depressed in the middle, not furrowed. Parapsidal
furrows not deep, distinet on basal slope only.
Iphiaulax de Haani Cam. et Strand n. sp.
9. Schwarz; Antennenschaft, Kopf, Mandibeln mit: Aus-
nabme der Spitze, die vier Vorderbeine und Thorax rot; Flügel
bräunlichschwarz mit violettlichem Schimmer, Nerven und Stigma
schwarz. — Die rekurrente Ader mündet in die erste Cubital-
zelle, von der Cubitalquerader deutlich entfernt, ein. — Vom
Habitus ziemlich schlank. — Gesicht matt, dicht und gerunzelt
retikuliert. Schläfen zwei Drittel so lang wie die Augen; Occiput
gerade und quer. Stirn in der Mitte ganz leicht eingedrückt und
mit einer schmalen Furche. Seitenklappen des Ovipositor dicht
mit steifen schwarzen Haaren bekleidet, nur am Ende weiß. —
Die Abdominalsegmente II—IV nehmen nach hinten an Länge
alımählich ab, die drei vorderen sind dicht und fein gestrichelt;
das 1. mit doppeltem Längskiel in der Mitte der Endhälfte, basal-
wärts mit einer glatten Linie. Das 2. Segment hat ein großes,
fein gestricheltes Feld nahe der Basis, das am vorderen und
hinteren Ende’ schräg zugespitzt ist und hinter dem ein feiner,
die Spitze erreichender Kiel sich findet; die Basalpartie des Seg-
ments ist durch einen Kiel begrenzt und das Ganze durch eine
breite, seichteFurche,die dicht und fein schräg gestrichelt ist, welche
Striae mehr oder weniger gekrümmt sind, begrenzt. Das 3.Segment
mit deutlichem, wenn auch schmalem Mittellängskiel. Gelenk-
sutur tief, nicht sehr breit, dicht krenuliert, der Seitenast der-
selben seicht; am Ende des Segments ist eine schmale krenulierte
Furche, und eine breitere ebensolche findet sich an der Basis des
4. Segments.
Körper 13,5, Terebra 23 mm lang.
Lokalität: Java (de Haan).
Iphiaulax basiplagiatus Cam. et Strand n. sp.
Schwarz; Kopf, Thorax und die vier Vorderbeine rot, die
basalen ?/, des 1. Abdominalsegments in der Mitte bräunlich rot.
Flügel hell rötlichgelb, subhyalin; Costa rot, apicalwärts schwarz;
Mal heller, die Adern dunkler rötlich gelb, und zwar das Mal heller
hinten als vorn; beide Flügel am Ende dunkel violettlich. —
Die 2. Cubitalquerader gerade. Die 3. Abscisse des Radius länger
als die 2. Die rekurrente Ader mündet in die Spitze der ersten
Cubitalzelle ein. — Parapsidenfurchen recht deutlich. Mesonotum
trilobat, der mittlere Lobus stark gewölbt. Gesicht glatt, spärlich
und lang dunkel behaart. Schläfen schräg verschmälert, Occiput
abgerundet mit recurva gebogenem Hinterrande. Fühlerschaft
verhältnismäßig schlank, etwa 4 mal länger als breit, an der
Spitze nicht gezähnt. Beine dicht, aber mäßig lang behaart. — Die
drei vorderen Abdominalsegmente kräftig gestrichelt, das 4.
feiner und dichter bis kurz hinter die Mitte. Die Basalplatte des
Über exotische Schlupfwespen. 49
2. Segments ist länglich dreieckig, länger als an der Basis breit,
ziemlich kräftig gestrichelt und verlängert sich in einen bis zur
Spitze des Segments sich erstreckenden Kiel. Die Segmente 3
und 4 mit gekrümmten, krenulierten Furchen. Die Klappen des
ÖOvipositor sind breit und dicht behaart, die Behaarung am
Ende hell.
Körper 12, Ovipositor 16 mm lang.
Lokalität: Java (Coulon).
* *
*
Da die meisten der in folgender Übersicht behandelten
Arten mir nicht vorliegen, ist eine Kontrolle der hier enthaltenen
Angaben mir nicht möglich und ich muß mich deshalb darauf be-
schränken, dieselbe, ebenso wie die Beschreibungen, deren Typen
mir nicht vorliegen, so wiederzugeben, wie sie in Camerons Manu-
skript enthalten sind:
Species with the entire body, or with the greater part of
the body yellow or rufous, the wings yellowish, wholly or in part.
1 (12) Wings fulvous hyaline, if the apex is clouded, the cloud
commences at the 2nd transverse cubital nervure.
2 (7) Abdomen luteous, the hind legs not black.
3 (4) Fore wings without a cloud at the stigma, the area on
2nd abdominal segment wider than long. intactus.
4 (3) Fore wings with a small, but distinet cloud at the stigma,
the cloud oblique.
5 (6) Abdomen long and narrow, the basal 5 segments striated,
the alar cloud not reaching to the recurrent nervure.
melanospilus.
6 (5) Abdomen short and broad, only the basal 2 segments
striated, the alar cloud reaching to the recurrent ner-
vure. ornatiscapus.
7 (2) Abdomen and hind legs black, as is also the middle of
metanotum.
8 (9) The 3rd to 5th abdominal segments lined with white,
a continuous mark on metanotum. sambalunensis.
9 (8) Abdominal segments immaculate, the metanotum with
2 black lines.
10 (11) The area on base of 2nd abdominal segment minute;
front and vertex immaculate, the antennal scape red.
sapitensis.
i1 (10) The area on base of 2nd abdominal segment large,
striated, the front and vertex maculate with black, the
antennal scape black. corruscator.
12 (42) Wings yellowish hyaline to the base of stigma, fuscous
black beyond it.
13 (23) Abdomen black, wholly or in part.
14 (15) Metathorax, the mesopleurae in part, the basal segment
of the abdomen and the hind femora black. deliensis.
Archiv Kun are sehleute,
1 4 6. Heft
50
15 (14)
16 (17)
17 (16)
18 (19)
19 (20)
20 (
21 (
22 (
23 (
19)
22)
23
13)
24 (25)
25 (24)
26 (31)
27 (28)
28 (27)
29 (30)
30 (29)
au
32 (
26)
33)
Embrik Strand:
Metathorax, mesopleurae, basal segment of abdomen and
the hind femora not black. [et. „21°! (Strd.)]
The 2nd and following segments of abdomen black, the
mesonotum with 3 black marks, the hind tibiae black.
bazilanensis.
Only the apical segments of the abdomen black.
Mesonotum entirely black, the hind tibiae luteous.
javanicola.
Mesonotum only maculate with black, the hind tibiae for
the greater part black. kuehnii.
Mesonotum immaculate.
Abdomen entirely and the hind legs black [ef. „15“
(Strd.)], the head not maculate with black. cnemophilus.
The 4th and following abdominal segments black, only
the hind tarsi black, the head above largely black.
zaraces.
Abdomen not maculate with black.
Mesonotum with 3 large black marks, the area on base
of 2nd .abdominal segment large, clearly defined. clavi-
maculatus.
Mesonotum immaculate, the area on base of 2nd ab-
dominal segment small.
Head luteous.
Ocelli in a black spot, the ovipositor as long as the body.
schönbergii.
Ocelli not in a black spot, the ovipositor not longer than
the abdomen.
Base of stigma broadly luteous, 1st cubital cellule for
the great:r part hyaline, the keel on 2nd abdominal
segment widened at base, the segment distinctly
reticulated. colsmanmi.
Base of stigma not luteous, 1st cubital cellule not
hyaline, the keel on 2nd abdominal segment not widened
at the base, the segment longitudinally striated. gra-
bowskyi.
Head black.
Abdomen smooth and shining. levissimus.
Abdomen closely striated, opaque.
Eyes very large, the face narrowed, malar space very
small. megalophthalmus.
Eyes and malar space normal, the face wide.
Occiput and temples luteous. obiensis.
Occiput and temples black.
Hind tarsi black.
The extreme base of hind tarsi luteous, the 3rd ab-
dominal segment striated to near the apex, which has
no transverse furrow. trichionotus.
DU ET u ee u u ern
Über exotische Schlupfwespen. 51
40 (39) The hind tarsi entirely black, the 3rd abdominal segment
closely punctured, the apex with a transverse furrow.
sadonensis.
41 (38) Hind tarsi with only the apical joint black, the pu-
bescence very dense (the mesenotum maculate with
fuscous). margininervis.
42 (12) Wings hyaline throughout.
43 (46) Abdomen more or less black, the segments edged wiht
white.
44 (45) The 2nd and 3rd abdominal segments black, the meta.
thorax and middle legs black. lunduensis-
45 (44) The 2nd and 3rd abdominal segments, the metathorax
and middle legs not black. electus.
46 (43) Abdomen not marked with black.
47 (58) Hind femora and hind coxae black, the middle of hind
tarsi not black atriornatus.
48 (47) Hind coxae and femora not black, the hind tarsi entirely
black. distinctisulcatus.
* x
*
Iphiaulax enemophilus Cam. et Strand n. sp.
2. Schwarz; Kopf, Unterseite des Fühlerschaftes, Thorax und
die vier vorderen Beine, die Basis der Unterseite und eine Längs-
binde an der Innenseite der Coxen III sowie die Unterseite der
2. Trochanteren III rot; die Tarsen II angebräunt. Bauchseite
des Abdomen weiß mit schwarzen Längsflecken seitwärts; die
Seiten des 1. Segments teilweise weiß. Flügel rötlich gelb, hyalin
bis zum Parastigma, dunkel-violettlich jenseits dieses, abgesehen
von der Basis der Radialzelle, der 1. Cubitalzelle teilweise und
einem dreieckigen Wisch nahe der Basis der 2. Cubitalzelle.
Flügelmal schwarz an der Spitze, sonst rötlichgelb. — Die dritte
Abseisse des Radius ist deutlich kürzer als die zweite, die re-
currente Ader ist fast interstitial, die mediane Querader ganz
kurz postfurcal. — Kopf kubisch. Schläfen länger als die Augen,
hinten abgerundet. Die obere Hälfte des Gesichts mit einer tiefen
Furche in der Mitte. Wangen fast so lang wie die Augen, seicht
gefurcht. Seitenklappen des Ovipositor mäßig breit, dicht und
kurz schwarz behaart. Parapsidenfurchen mäßig tief und Meso-
notum ist vorn mitten nicht stark gewölbt. — Die drei vorderen
Abdominalsegmente gestrichelt, aber nicht tief; das 1. mit kräf-
tigem Mittellängskiel; das 2. mit einem schmäleren ebensolchen
und mit kleiner, glatter, dreieckiger, reichlich so breiter wie langer
Basalplatte, die in der Mitte eine charakteristische Wölbung
zeigt, die Seitenpartien sind retikuliert und am Ende findet sich
eine breite, seichte, undeutliche Furche. Gelenksutur tief, krenu-
liert, mit einer am Ende krenulierten, deutlichen, bis zur Mitte
‚des Segments sich erstreckenden Schrägfurche. Basis des 4. Seg-
Am NN An Hor
52 Embrik Strand:
ments mit einer deutlichen Querfurche. Abdomen ist breit, das
2. und flg. Segmente breiter als lang.
Körper 16, Terebra reichlich 20 mm lang.
Lokalität: Kinabalu, N.-Borneo (John Waterstradt).
Iphiaulax melanospilus sp.n. [Type fehlt!]
Ferruginous, the antennae, a mark in the centre of the face,
the greater part of the 3rd abdominal segment and of the 4th
and 5th laterally at the base, and the base of the segments
narrowly, black; wings reddish fulvous, the nervures and stiema
reddish fulvous, a bell-shaped cloud at ihe base of the parastigma,
bounded by the transverse basal nervure, extending beyond the
middle of the transverse basal nervure and of the ist abscissa
of radius; there is a fuscous border on the lower apical half of
the fore wings and a wider one along the entire margin of the
posterior wings; the transverse basal nervure is not quite, the
recurrent nervure quite interstitial. Basal 5 segments of abdomen
closely strongly striated, the basal more strongly than the apical;
the striae on the 2nd are stronger in the centre and converge
towards the centre of the segment. d.
Length 17 m. m.
South East Borneo. (Wahnes, Wolf v. Schönberg).
Temples straight, distinetly obliquely narrowed; the oceiput
transverse. Metathorax covered with pale pubescence. Abdomen
twice the length of the thorax. There are crenulated furrows at
the base of the 3rd, 4th and 5th segments, and wider oblique
lateral ones; there are transverse crenulated ones on the apices
of the 3rd to 5th segments.
* *
*
Bei den beiden folgenden Arten sind die Flügel gelb (.n-
tactus) oder gelb mit einem kleinen Schrägwisch an der Basis des
Flügelmals (ornatiscapus):
Iphiaulax ornatiscapus sp. n. [Type fehlt!]
Luteous, the head paler, more yellowish in tint, the antennae,
including the top of the scape, black; wings yellowish-hyaline,
the apex with a pale fuscous cloud, a darker oblique cloud at
the parastigma, extending to the recurrent nervure, it being as
wide as it; the transverse median and recurrent nervures are not
quite interstitial; the 2nd abscissa of radius distinetly longer than
the 3rd; the 2nd cubital cellule fully 4 times longer than wide;
the 2nd transverse cubital nervure oblique, roundly curved. —
Abdomen longish oval, as long as the head and thorax united,
and wider than the latter; the ist segment has a keel down the
middle, which does not reach to the base and apex, the latter
being quite smooth; the central keel is bordered by a few striae;
the 2nd segment is stoutly, longitudinally striated in the middle,
along the central keel, which does not extend to the apex, and
has a triangular area, as wide as long, and finely aciculated and
= ee
Über exotische Schlupfwespen. 53
not very shining. Suturiform articulation distinet, closely crenu-
lated and with an oblique apical branch. — There is a distinct,
smooth transverse furrow on the base of the 4th segment, and
a weak one on the apex of the 4th and th.
Length 8 m. m.; terebra 5 m. m.
Borneo, (Wahnes, Schönberg).
Antennal scape slender. Temples not quite so long as the
eyes, rounded behind, the occiput transverse. Middle lobe of
mesonotum not very clearly separated.
Iphiaulax intaetus sp.n. [Type fehlt !]
Rufous, the head paler, more yellowish, except on the middle
of the front and vertex; wings fulvous, paler towards the apex,
the nervures rufo-fulvous, the stigma paler coloured than the
nervures, its base narrowly black; the ist abscissa of cubitus
distinctly angled at the base, the 3rd abseissa of radius distinetly
longer than the basal 2 united: the transverse median nervure
- not quite interstitial, being received on the outerside of the trans-
verse basal; the recurrent is not interstitial. Abdomen longish
ovate, the basal 3 segments rather strongly striated. Basal area
on base of 2nd segment almost twice wider than long, widest in
the middle, the sides obliquely narrowed; it is smooth and shining,
and is bordered laterally by a wide, raised, smooth and shining
area, which is roundly narrowed in front. Suturiform articulation
wide, stoutly crenulated, with a less distinct, apical lateral branch;
there is a crenulated furrow on the base of the 4th and a smooth
one on the base of the 5th; there is a crenulated furrow on the
apex of the 3rd, and a smooth one on the apex of the 4th au
5th segments. 9.
Length 13 m. m.; terebra 13 m. m.
Sumba. (Fruhstorfer).
Head cubital, not narrowed, behind the eyes, the sides broadly
rounded, the occiput not quite transverse. Face smooth, the
middle covered densely with pale fuscous hair. Clypeus at the
sides bounded by 2 foveae, of which the upper is the larger. Malar
space as long as the eyes, furrowed. Palpi pale testaceous.
Iphiaulax sambalunensis Cam. et Strand n. sp.
Q. Schwarz; Kopf, Thorax mit Ausnahme der Mitte des
Metanotum, die vier Vorderbeine (Tarsen II sind gebräunt), die
Basis der hinteren Coxen und die distalen Trochanteren rot; die
Spitze des 3., 4. und 5. Abdominalsegments schmal, aber deutlich
gelblich weiß gerandet. Flügel rötlichgelb hyalin, am Ende dunkel,
Adern und Stigma stärker gerötet. — Die 2 vorderen Abscissen
des Radius zusammen kaum so lang wie die 3. — Gesicht heller,
mehr gelblich gefärbt als der Rest des Körpers, sowie unregel-
mäßig retikuliert. Schläfen breit gerundet. Fühlerschaft viermal
länger als breit, die Spitze unten leicht vorstehend. Gesicht
6. Heft
54 Embrik Strand:
niedergedrückt, und diese Depression ist deutlich gerandet. Meso-
notum trilobat mit tiefen Parapsidenfurchen. — Das 1. Ab-
dominalsegment ist kräftig, dicht und regelmäßig gestrichelt. Die
Basalplatte des 2. Segments ist groß, dreieckig, scharf markiert,
deutlich und dicht gestrichelt und erreicht die Mitte des Segments,
ist kräftig, unregelmäßig der Länge nach retikuliert und, außen
kräftig gerandet; die Seitenpartie ist dicht und schräg gestrichelt.
An der Basis des 3. Segments ist eine breite und krenulierte, an
der des 4. Segments eine schmälere, mehr undeutliche Furche.
Körperlänge 15, Terebra 23 mm. lang.
Lokalität: Lombok, Sambalun 4000 m, im April; Lombok,
Sapit, 2000 m, auch im April.
Iphiaulax sapitensis Cam. et Strand n. sp.
0. Schwarz; Fühlerschaft, Kopf, Thorax mit Ausnahme von
3 schwarzen Linien in der Mitte des Metanotum, die vier Vorder-
beine und die Mitte der hinteren Hüften unten rot. Flügel röt-
lichgelb, hyalin, am Saume bräunlich umrandet; Rippen und
Stigma mehr rotgefärbt, Parastigma schwarz, und ein kleiner
schwärzlicher Wisch findet sich an der Basis der 1. Cubitalzelle. —
Die apicalen 2 Abscissen des Radius sind gleich lang. — Fühler-
schaft fast dreimal länger als breit, an der Basis verschmälert.
Schläfen schräg, abgerundet verschmälert. Occiput quer. Gesicht
deutlich punktiert, die Punkte unter sich deutlich getrennt.
Parapsidenfurchen nur leicht angedeutet. Beine mit dichter,
kurzer, heller Pubeszens. Die Endglieder der hinteren Tarsen
bräunlichgelb. Die Seitenklappen des Ovipositor sind weißlich be-
haart von kurz außerhalb der Mitte an. — Die drei vorderen
Abdominalsegmente ziemlich kräftig gestrichelt; die laterale
Seitenfläche des 2. und die Spitze des 3. Gliedes fast glatt. Das
1. Glied mit einem feinen, aber deutlichen Kiel längs der Mitte.
Die mittlere Basalplatte des 2. Segments ist klein, länglich drei-
eckig, glatt, am Ende aciculat; die Striae des Segments sind
'kräftig und bilden in der Mitte ein Netzwerk; das laterale Basal-
feld ist ein wenig größer als das mittlere und länglich dreieckig.
Die erste Querfurche ist ziemlich kräftig krenuliert; eine schmälere,
viel schwächer krenulierte Furche findet sich an der Spitze des
basalen Drittels des 4. Segments. Das 2. Segment ist deutlich
jänger als breit, das 3. breiter als lang.
Körper und Flügel je 17” mm, Terebra 37 mm lang.
Lokalität: Sapit, Lombok, 2000 m, im April (Fruhstorfer).
Iphiaulax eorruscator (Hoffmannsegg i. 1.) Cam. et Strand n. sp.
Q. Schwarz; Kopf, Thorax und die 4 Vorderbeine rötlich,
der Kopf heller und zwar mehr gelblich gefärbt als der Thorax;
Stirn und Scheitel in der Mitte breit schwarz, und zwar ist dieser
Fleck hinten breit gerundet; längs der Mitte des Metanotum
Über exotische Schlupfwespen. 55
2 breite schwarze Linien. Flügel rötlichgelb-hyalin, am Ende
sind beide dunkler, und zwar fängt die Binde im Vorderflügel an
der zweiten Cubitalquerader an. — Fühlerschaft nicht doppelt so
lang wie breit, nicht gezähnt. Gesicht dicht punktiert und etwas
gerunzelt. Clypeus ist oben durch eine scharf markierte Furche
begrenzt. Schläfen so lang wie die Augen, schräg verschmälert.
Parapsidenfurchen nur an der vorderen Abdachung scharf ab-
gesetzt. Behaarung der Beine dicht, kurz und fein. — Die Art
ist schlank, jedoch sind das 2. und flg. Segmente breiter als lang.
Die 4 vorderen Abdominalsegmente dicht und ziemlich kräftig
gestrichelt. Das Basalsegment des 2. Segments ist groß, von der
Basis bis zur Spitze abgerundet, allmählich verschmälert, erhöht,
scharf abgesetzt, feiner, diehter und mehr regelmäßig gestrichelt
als der Rest des Segments. An der Basis und Spitze des 3., 4.
und 5. Segments finden sich tiefe krenulierte Furchen; die
schrägen Lateralfurchen sind ebenso deutlich und krenuliert.
Ventralfläche weiß mit schwarzen Lateralstrichen.
Kopf + Thorax 7,5, Abdomen 11 mm lang. Terebra
20 mm lang.
Lokalität: Java (ex coll. des Grafen Hoffmannsegg).
Iphiaulax javanicola sp. nov. [Type fehlt !]
Luteous, the antennae, front, vertex, occiput, outer orbits,
mesosternum, apical 2 abdominal segments above and the hind
tarsi, black, on the back of the 5th are 2 large oval dark fuscous
spots; wings fuscous, pale yellowish hyaline to the front half of
the transverse basal nervure, there being a triangular cloud in
the posterior basal half of the anterior discoidal cellule, the
posterior having almost the basal halfyello wish hyaline; the
ist cubital cellule is almost entirely hyaline; the stigma is pale
yellow from the base to the beginning of the radius; the 3rd ab-
scissa of radius fully one fourth longer than the basal 2 united,
the 2nd cubital cellule being shorter than usual; the transverse
median and the recurrent nervures, are almost interstitial. Basal
3 abdominal segments striated; there are broad striated furrows
on the base of the 3rd, 4th and 5th segments and narrow, almost
smooth, ones on their apex; the lateral raised basal parts are
smooth. d and 2.
Length 9 m. m. Ovipositor 3 m. m.
Java (de Haan)
Temples wide, slightly rounded, distinetly obliquely narrowed,
the occiput transverse. Eyes large, oval; the malar space small.
Parapsidal furrows narrow, but distinet. Sternum and metanotum
thickly covered with white pubescence. Palpi and mandibles,
except at apex, pale luteous. The area on the base of 2nd ab-
dominal segment is longer than wide, narrowed towards the apex,
and is placed between the lateral elevations.
6. Heft
56 Embrik Strand:
P.S. Diese Art, deren Type mir nicht vorliegt, war als
dehaani n.sp. von Cameron bezeichnet, trotzdem er in demselben
M. S. schon eine de Haani n. sp. derselben Gattung beschrieben
hatte [Strd.]
Iphiaulax kuehnii sp. nov. [Type fehlt!]
Luteous, 3 longish marks on mesonotum, the antennae, a
conical mark in the middle of the face, the front except for a line
at the eyes, vertex, the occiput, the upper half of the outer orbits,
the apical two-thirds of the hind tibiae, the hind tarsi and the
apical 2 abdominal segments, black; the tubercles on the sides of
the 3rd segment and the 4th and 5th segments fuscous. Wings
yellowish-hyaline to the transverse basal and transverse median
nervures, except for a small cloud at the base of the innerside of
the former, and a smaller one at its apex; base of stigma pale
yellow; the 3rd abscissa of radius as long as the basal 2 united;
the recurrent nervure received in the apex of the Ist cubital cellule.
The central part of the 2nd abdominal segment forms a large
triangle, which extends from the base to the apex; it is as long as
it is wide at the apex; the sides of the segment are depressed.
There are curved furrows on the base of the 3rd, 4th and 5th seg-
ments; they are crenulated, and have fuscous tubercles on the
outer side at the base. The basal 3 segments are striated; the
4th weakly so in the centre. d.
Length 10 m. m.
Tonien, [?] Baton (Kühn).
Covered with white pubescence, especially on the face and
metanotum. Temples straight, obliquely narrowed, not longer
than the eyes, the occiput transverse. Eyes large, prominent,
oval. The lateral spots on the mesonotum are smaller and not
so deep in tint as the central, which is twice longer than wide.
There is a conical black mark on either side of the elypeus.
Iphiaulax zaraces Cam. [Ex. fehlt!]
Journ. St. Br. Roy. As. Soc., XLII, p. 29.
S. OÖ. Borneo, (Wahnes, Wolf v. Schönberg).
In this example the 2nd abdominal segment is not, or hardly
marked with black, and the 3rd is only slightly so.
Iphiaulax deliensis n. sp. [Type fehlt'!]
Head pallid yellow, the vertex tinged with testaceous, the
antennae, stemmaticum, and tips of mandibles black, the thorax
testaceous, a broad line on the basal half of the mesonotum in
the centre, and a longer, narrower one along the sides, the scu-
tellum, except at the apex, metanotum, apical third of mesopleura,
mesosternum, basal half of metapleura, the 2nd and following
dorsal segments of abdomen and transverse marks on the ventral
segments, black. The 4 front legs are of a paler testaceous colour
Über exotische Schlupfwespen. 57
than the thorax, the hinder black, the apex of their coxae, apical
joint of trochanters, apex of femora narrowly and the base of the
tibiae more broadly, rufo-testaceous.. Wings pale yellowish-
hyaline to the parastigma, the anterior discoidal cellule in front
and more broadly at the apex, leaving a squarish yellow cloud at
the posterior basal part, the 2nd at the base and more narrowly
in front. The fuscous posterior cloud projecting obliquely for-
wards at the base, the anterior three fourths of the 1st cubital
cellule, a pyriform cloud at the base of the 2nd cubital cellule,
touching the 1st transverse cubital nervure, the broad end being
in front, and an irregular cloud along the recurrent nervure, with
a small clear hyaline one in front, pale yellow; basal half of stigma
luteous, the apical black; the 3rd abscissa of radius as long as the
basal 2 united. The 2nd abdominal segment is closely, rather
strongly longitudinally striated, except on the large lateral de-
pression; the basal area is smooth, triangular, rather small, rufo-
testaceous, as long asit is wide at the base; the keel from it runs
to the apex of the segment. — Suturiform articulation deep,
narrow, crenulated, the lateral branch much wider and almost
smooth. There is a crenulated furrow on the apex of the 3rd seg-
ment, a narrower smooth one on the apex of the 4th and a de-
pression on the apex of the 5th. 2.
Length 12 m. m., terebra 10 m. m.
Deli, Sumatra (L. Martin).
Head cubital, the temples as long as the eyes; oceiput trans-
verse. — Front depressed, the centre keeled, the keel furrowed in
the centre. — Legs densely pilose.
Nun folgende Arten lassen sich so gruppieren:
1. Thorax gefleckt: clavimaculatus, lunduensis.
2. Thorax nicht gefleckt.
“ a) Kopf schwarz: levissimus, obiensis, margininervis,
megalopthalmus, trichionotus, sadonensis.
b) Kopf nicht schwarz: grabowskyi, atriornatus, elec-
tus, distinctisulcatus.
Iphiaulax elavimaeculatus sp. nov. [Type fehlt!]
Rufo-luteous, the head and mesonotum tinged with pale
yellow; the antennae, tips of mandibles, a triangular mark, shortly,
bluntly trilobate in front, behind narrowed to a sharp point and
extending on to the top of the oceiput on vertex, 3 large spots
on mesonotum, the base of all rounded, the central wider at the
base than the others and all narrowed towards the apex, a large
ine, narrowed at the base, widened and curved outwardly at
the apex, on either side of the middle of mesosternum, the claws
of the 4 front tarsi and the hinder tarsi entirely, black. Wings
yellowish hyaline to near the transverse basal nervure, fuscous
black beyond; the 2nd cubital cellule wide, the 1st abscissa of
6. Heft
583 Embrik Strand:
radius one third shorter than the 2nd; the 1st transverse cubital
nervure and the recurrent nervure oblique, slightly roundly
curved. Basal 5 abdominal segments closely, distinetly longi-
tudinally, striated the striae becoming gradually finer; the 6th has
the basal half more finely and irregularly striated. The 1st ab-
dominal segment wider than long, the top apical part triangular.
Area on 2nd segment large, triangular, but bluntly pointed at
the apex, longer than it is wide at the base; the suturiform arti-
culation narrow, distinet, smooth, not divided at the apex. It is
the only transverse furrow, and there are no oblique ones. 9.
Length 16 m. m., ovipositor 4 m. m.
Flores. (Fruhstorfer.)
The hypopygium is short, its apex not extending much
beyond the apex of the penultimate segment. The abdomen is
longish bluntly oval. — Antennal seape about two and a half
times longer than wide. Metanotum densely covered with longish
fuscous pubescence; the pleurae and sternum are more sparsely
and shortly haired.
Iphiaulax grabowskyi n.sp. [Type fehlt ]
Luteous, the antennae black, the wings yellowish-hyaline to
the transverse basal and the transverse median nervure, fuscous
beyond them, the stigma black in frout, fuscous behind; basal
4 segments of abdomen closely rugosely striated, the striae inter-
twining and becoming gradually weaker, the striae on the 2nd
forming reticulations; on its base in the centre is a raised narrow
striated area, slightly narrowed towards the apex and reaching
to the apex of the basal third of the segment. Temples straight,
obliquely, distinctly narrowed, the oceiput transverse. 9.
Length 6 m. m.; terebra 2 m. m.
Borneo. (Grabowsky.)
Mesonotum slightly raised in front, the rest flat, the scutellum
being on the same level as the mesonotum. There is an oblique
furrow or depression on either side of the top of the elypeus.
Suturiform articulation wide, crenulated; there is a narrow
furrow on the apex of the 3rd and 4th segments. Antennal scape
short, not much more than twice longer than wide.
In the form of the upper part of the thorax this species shows
an approach to Platybracon.
Iphiaulax levissimus sp. nov. [Type fehlt!]
Bright luteous, the head, tips of mandibles, antennae, apex
of basal joint and the whole of the following joints of hind tarsi,
black; wings yellowish hyaline to shortly beyond the apex of the
transverse basal nervure and the whole of the transverse median,
the stigma luteous to near the apex; the whole of the 1st cubital
cellule in front, the hyaline part forming a longish triangle, a
small triangle at the base of the r-lial cellule, the 2nd eubital
cellule to near the middle and a larger cloud, narrowed posteriorily,
Über exotische Schlupfwespen. 59
beyond it in the discoidal cellule, byaline, the recurrent and the
transverse median nervures are not quite interstitial. The apical
and basal furrows on the abdomen are smooth; the 2nd segment
is raised in the middle at the base, but is without a distinct
area. 9.
Length 9 m. m.; terebra 2 m. m.
Tenimbez, Larat, Indian Archipelago (Kühn).
Temples distinetly roundly obliquely narrowed, the occiput
transverse. Antennal scape about twice longer than wide, not
much thickened.
Iphiaulax obiensis sp. n. [Type fehlt!]
Rufo-luteous, the antennae, tips of mandibles, front except
laterally, vertex and apical joint of hind tarsi, black. Wings
yellowish hyaline to the parastigma, fuscous beyond; the 3rd ab-
scissa of radius as long as the 2nd; the transverse median nervure
is not quite interstitial, being received shortly beyond the trans-
verse basal. The face, thorax, abdomen and legs densely covered
with dark fulvous pubescence. There is no area or keel on the
base of 2nd abdominal segment; the basal 2 segments are stoutly,
closely, longitudinally striated, the striae more or lessintertwining.
Suturiform articulation deep, closely cerenulated; the apices of
the 3rd and 4th segments are depressed, margined; there is a
deep, crenulated furrow on the base of the 3rd segment. 9.
Length 12 m. m., terebra 3 m. m.
Obi (Doherty).
Abdomen longish, oval, wider than the thorax, as long as
the head and thorax united. Temples longer than the eyes, obli-
quely narrowed.
Allied to I. sadonensis; Cam. (Journ. St. Br. Roy. As. Soc.,
1908) but with the body much more densely haired, the
outer orbits and occiput not black, and, otherwise, is readily
known from it by the basal half of the stigma not being yellow,
by the longer 2nd cubital cellule, and shorter 3rd abscissa ot
radius as compared with the basal 2, it being in sadonensis as long
as the basal 2 united, and broadly roundly curved.
Iphiaulax trichionotus sp. n. [Type fehlt!]
Luteous, the antennae, tips of mandibles, front, vertex, upper
half of occiput and hind tarsi, except the base of 1st joint to near
the middle, black; wings fuscous, the base to near the front half
of the transverse basal nervure and to it on the posterior yellowish
hyaline, the stigma to the radius yellow, the 1st and 2nd and the
basal half of the 3rd abdominal segment more finely striated;
there is no area on the base of the 2nd segment, but the centre
is there more strongly striated; the basal lateral depression is
smooth; the suturiform articulation is erenulated, except on the
outer edge, the apical lateral branch being also smooth; there is
6. Heft
60 Embrik Strand:
a narrow smooth furrow on the base of the 4th, it having also a
smooth apical branch; there are smooth, shallow, indistinct
furrows on the apices of the 3rd and 4th segments. Head, meta-
notum and legs densely, the mesonotum sparsely pilose. 29.
Length 12 m. m.; terebra 3 m. m.
Ind. or? — Java?
Antennal scape about twice longer than wide, covered below
with black pubescence. Temples wide, straight, sharply oblique,
the oceiput roundly, broadly incised.. Mesonotum not very
strongly trilobate; abdomen wider than the tborax, as long as the
head and thorax united.
Iphiaulax sadonensis Cam. [Ex. fehlt!]
Cam., Journ. St. Br. Roy. Asiatic Soc., 1908. One example
from Beinan, Sumatra (v. Faber).
This species is very similar to I. fulvopilosellus described in
this paper; it may be separated from it by the body not being
densely covered with fulvous pubescence, by the outer orbits being
black to near the'bottom of the eyes, by the pterostigma having
the basal third yellow, i. e. to the commencement of the radius,
by the yellow cloud at the transverse cubital nervure being wider,
the front part being obliquely widened to shortly below the middle,
the apical being straight, while in I. fulvopilosellus, it becomes
gradually widened from the front to the posterior part; and the
hind tarsi are black.
Iphiaulax margininervis n. sp. [Type fehlt!]
Rufo-luteous, the antennae, front, upper half of occiput, the
black not extending to the middle of the eyes, a broad line, twice
longer than wide, on the base of mesonotum in the centre, and
the apical joint of hind tarsi, black, the sides of mesonotum on
basal half fuscous; wings yellowish hyaline to the base of para-
stigma, fuscous black beyond; the 3rd abscissa of radius as long
as the basal 2 united; the 2nd transverse cubital nervure margined
with a clear hyaline cloud; the transverse median nervure is not
interstitial, being received shortly, but distinctly beyond the
transverse basal. — Face, thorax, abdomen and legs densely
covered with long fulvous pubescence. Basal 2 abdominal seg-
ments closely, somewhat strongly striated; there is no area
or keel on the 2nd segment; suturiform articulation wide, crenu-
lated, there is a narrower crenulated furrow on the base of the
4th and a weaker one on the 5th, there are apical furrows on the
ärd, 4th and 5th. 2.
Length 10 m. m.; terebra 3 m. m.
Buton, Kalutupa (Kühn).
Temples obliquely narrowed, straight; the occiput transverse.
Abdomen oval, wider than the thorax, as long as the head and
thorax united.
Über exotische Schlupfwespen. 61
Allied to I. sadonensis Cam.,, which may be known from it
by the unspotted mesonotum, by the black outer orbits and by
the yellow base of stigma.
The transverse median nervure not being interstitial, makes
the alar neuration as in Phanomeris; otherwise it is typical
Iphiaulax.
Iphiaulax lunduensis sp. n. [Type fehlt!]
Black, the head, prothorax, mesonotum and scutellum, the
base, top, centre and lower part of mesopleurae, mesosternum and
the fore legs, rufo-testaceous; the apex of the middle femora, the
base and apex of middle tibiae and the apices of the joints of the
middle tarsi, testaceous; the basal segment of the abdomen, the
apex of the 3rd and 4th segments narrowly, that of the 4th still
more narrowly, the whole of the apical 2 and the ventral surface,
whitish; wings almost hyaline, the stigma and nervures black,
the 3rd abscissa of radius roundly curved, as long as the basal 2
united; the 2nd cubital cellule about two- and a half times longer
than the 2nd transverse cubital nervure. The central part of the
basal abdominal segment is irregularly longitudinally striated and
bordered by a smooth furrow; the outer furrow is wide and smooth.
The 2nd and following segments are finely longitudinally striated,
the striae becoming gradually finer and closer; the area on the
base of the 2nd is fine, smooth and testaceous; its keel extends to
the middle; the furrows bordering the central part of the segment
are rufous. Suturiform articulation wide, closely crenulated, the
apical lateral branch is shallow; there is a transverse erenulated
furrow on the base of the 4th and a less clearly defined one
on the 5th.
Length 7 m. m.; terebra 2 m. m.
Lundu, Sarawak, Borneo; April (Micholitz).
Allied to I. zorastres Cam.; which may be known from it by
being smaller, by the black occiput, by the 3 black marks
on mesonotum and by the different structure of the 2nd ab-
dominal segment.
Iphiaulax megalophthalmus sp. n. [Type fehlt!]
Luteous, the antennae, tips of mandibıes, front, vertex,
oceiput and hind tarsi, black; wings yellowish hyaline to near the
base of parastigma, fuscous beyond, the base of stigma to the
radius yellow; apical abscissa of radius curved, distinctiy longer
than the basal 2 united; the lower half of the 1st discoidal cellule
at the base and the whole of the base of the lower yellow. Basal
5 abdominal segments closely strongly striated;; there is no distinct
area on the base of the 2nd segment; the furrows on the base of
the ärd, 4tb and 5th segments are wide, crenulated and have
distinet apical branches. ({.
Length 9 m. m.
6. Heft
62 Embrik Strand:
Ins. Bay, Min.; January (Fruhstorfer).
Eyes: large, distinetly converging above. Malar space very
small, almost obsolete.e Face pale yellow. Temples obliquely
narrowed, the occiput not quite transverse. Mesonotum rather
flat. Body and legs pilose.
This species sbows an approach to Platybracon; and the eyes
are larger than is usual with Iphiaulax.
* *
*
Es folgen nun drei kleine Arten, die einfarbig gelb sind mit
Ausnahme der Extremitäten, die zum Teil schwarz sind und
(bei electus) teilweise die Abdominalsegmente schwarz; Flügel
hyalin. DBasalfeld des zweiten Segments ist klein, glatt, drei-
eckig. Abdomen länglich eiförmig (distinctisulcatus, electus, atri-
ornatus).
Iphiaulax atriornatus sp.n. [Type fehlt!]
Luteous, the antennae, hind coxae, femora, tibiae except at
the base, and the apical joint of the tarsi, black; the 4 front legs
of a paler luteous colour than the body; wings hyaline, the costa
testaceous, the parastigma, stigma, except at the base, which is
pale testaceous, and the nervures black; basal 5 segments of
abdomen finely, closely, longitudinally rugose, the basal 2 more
strongly than the others, the middle of the 2nd with the basal
central half reticulated. the basal area triangular, one half longer
than it is wide at the base, the apical keel short, not extending
much beyond the middle of the segment; the part on either side
of the area is raised and is bordered on the outerside by a keel.
The suturiform articulation is narrow, shallow, finely crenulated;
the lateral apical furrow is wide, shallow; there is no distinct
furrow on the base of the 3rd segment, but a distinct lateral
oblique one. 9.
Length 6 m. m.: terebra 3 m. m.
Borneo (Grabowsky).
Abdomen ovate, wider than the thorax, as long as the head
and thorax united. Parapsidal furrows distinet an basal half.
Temples slightly shorter than the eyes, roundly narrowed, the
oceiput not quite transverse. Hind legs much stouter than usual,
the metatarsus thicker than the following joints. Face finely
rugose, sparsely haired.
Iphiaulax eleetus sp. n. [Type fehlt !]
Luteous, the head and thorax paler, more yellowish than the
abdomen, the 4th abdominal segment fuscous black, the 5th and
6th black, the apices of the 4th and following segments pale
yellow, the flagellum of antennae, tips of mandibles and the hind
femora, tibiae and tarsi, the tips of the 4 front tarsi and the hind
calcaria, black; wings hyaline, the base of stigma pale testaceous,
Über exotische Schlupfwespen. 63
the rest of the stigma and the nervures blackish; the 3rd abseissa
of radius fully one fourth longer than the basal 2 united; the
2nd abscissa hardly twice the length of the 2nd transverse cubital
nervure. Basal 2 segments of abdomen striated, the basal half of
the 3rd more finely striated; the area on 2nd segment smooth,
longish triangular, reaching almost to the middle of the segment,
the keel narrow, but distinct, extending to the apex of the seg-
ment; the lateral raised, basal areae smootk shining, triangular;
the central plate is bordered by 3 stout, curved keels. The suturi-
form articulation is moderately wide, crenulated; there are narrow
smooth furrows on the apices of the ärd and 4th segments. £.
Length 5 m. m.
Lundu, Sarawak, Borneo (Micholitz).
Head and thorax very smooth, shining and almost bare; the
apical half of the mesonotum in the centre and the scutellums are
clear pale yellow. Temples wide, not much narrowed; the occiput
transverse. The frontal furrow is wide and deep.
Iphiaulax distinetisuleatus sp. n. [Type fehlt !]
Luteous, the abdomen darker coloured, the flagellum of
antennae, apical two-thirds of hind tibiae and the hind tarsi,
black; wings almost hyaline, only very slightly tinged with
fuscous, the stigma and nervures black; the 3rd abscissa of radius
double the length of the 2nd, the 2nd cubital cellule 3 times
longer than wide. ist abdominal segment with 2 stout irregular
striae down the middle; the 2nd somewhat strongly, irregularly
longitudinally striated, the 3rd to 5th elosely punctured. Area
on base of 2nd segment small, smooth, triangular, as long as it is
wide at tbe base; it is followed by a smooth, narrow, margined
channel which extends to shortly beyond the middle. — Saturiform
articulation wide, closely erenulated, without a lateral branch.
There are narrow, obscurely erenulated furrows on the apices of
the 3rd to 5öth segments. Temples straight, sharply oblique, the
oceiput transverse. The parapsidal furrows are distinet and
clearly defined on basal half of mesonotum. 9.
Length 7 m. m., terebra 3 m. m.
Siluas, Sambas, Western Borneo; April (Micholitz).
Is related to I. electus Cam., which is not half its size, has
the base of stigma and nervures pale and tbe 4th and 5th abdominal
segments black.
* *
*
Nun folgen zwei kurze, breite, eiförmige Arten, deren Flügel
an der Basis schwarz, am Ende milchweiß sind (lacteifasciatus,
allopterus).
Iphiaulax laeteifaseiatus sp. nov. [T'ype fehlt!]
Black, the palpi testaceous, the wings dark fuscous to the
lst transverse cubital nervure and to shortly beyond the recurrent
6. Heft
64 Embrik Strand:
nervure, lacteous white beyond, the stigma black to the base of
radius, rufous-testaceous beyond, the black part obliquely widened
in front; apical abscissa of radius as long as the basal 2 united,
the 2nd cubital cellule 3 times longer than wide. Abdomen longish
ovate, the basal 4 segments finely, closely striated, the area on base
of 2nd segment small, longish triangular, smooth and shining and
followed by an indistinet keel which extends to the apex; the
suturiform articulation not very deep, crenulated, the lateral
furrows wide, shallow. 9.
Length 6 m. m.; terebra 3 m. m.
Middle Sumatra (Daldorf).
Hind legs stout, closely pilose, the pile on the underside of
the tarsi denser and white. Mesonotum distinctly trilobate, the
middle lobe raised. Temples as long as the eyes, straight, distinetly
obliquely narrowed, the occiput transverse.
Allied to the Bornean /. Iynceus Cam., and I. pheres Cam.
The 3 may be separated thus:
a) Ovipositor distinctly longer than the abdomen: Iynceus Cam.
b) Ovipositor shorter than the abdomen.
1. 1st eubital cellule smoky at the base in front only; area
on 2nd abdominal segment as wide as long. pheres.
2. 1st cubital cellule entirely smoky, the area on 2nd ab-
dominal segment longer than wide. lacterfasciatus.
Iphiaulax allopterus sp.n. [Type fehlt!]
Black, the antennal scape, head, pro- and mesothorax and
fore legs, except the tibiae and tarsi red; wings fuscous black to
the middle of the stigma, lacteous white beyond; the apical half
of the stigma fulvous yellow, the apical nervures white, the 3rd ab-
scissa of the radius clearly longer than the basal 2 united; the
2nd cubital cellule in front not twice the length of the 2nd trans-
verse cubital nervure. Metathorax and hind legs densely covered
with long black hair. Temples not one third of the length of the
top of the eyes, which are obliquely roundly narrowed. Face
closely rugosely punctured and sparsely covered with black hair.
Tips of mandibles black. Probably 2.
Length to end of thorax 4 mm.
Borneo (Grabowsky).
The abdomen is unfortunately amissing from the only ex-
ample in the collection. The head is wider than the thorax, which
is rather flat, but not so flat as in Platybracon. — The hind
legs are distinetly thickerthan the middle pair, and are more densely
haired, and with the hair longer than usual.
* *
*
Nun folgen drei mäßig große schwarze Arten mit hyalinen
oder semihyalinen Flügeln und kurzem, eiförmigem Abdomen,
das breiter als Thorax ist:
Über exotische Schlupfwespen. 65
1 (2) 2. Abdominalsegment mit scharf markiertem Basalfeld, das
breiter als lang und glatt ist. Augenränder weiß. pallidi-
orbitalis.
2 (1) 2. Abdominalsegment ohne scharf markiertes Basalfeld.
Augenränder schwarz.
3 (4) Ovipositor länger als Abdomen. sarikensis.
4 (3) Ovipositor kürzer als Abdomen. javanicus.
Iphiaulax pallidiorbitalis (Cam. i.1.) Strand n. sp.
‚ Ein 2 von: Philippinen, Luzon (Jagor).
Schwarz; eine oben erweiterte Binde am inneren Augenrande,
der untere Teil der äußeren Orbita, die Palpen und Mundteile mit
Ausnahme der Spitze der Mandibeln, eine schmale Linie an der
Spitze des 3. Abdominalsegments und ein jedenfalls vorn ge-
spaltener Fleck auf der Mitte des Mesonotum gelb; Bauch gelblich,
das hintere Ende jedoch schwarz, und von dieser schwarzen Partie
erstrecken sich zwei schwarze Längsbinden nach vorn, die in
2—3 Flecken aufgelöst sind und nicht den Vorderrand erreichen.
Vorderbeine bräunlich. Flügel rauchfarbig angeflogen und iridi-
sierend, halb durchscheinend mit schwarzem Geäder und Mal. —
Parapsidenfurchen seicht, die Mitte des Mesonotum wenig ge-
wölbt, der ganze Thoraxrücken glatt und glänzend, insbesondere
das wenig gewölbte Metanotum. Brust und Metathorax weiß
pubesciert. Die Schläfen ?/, so lang wie die Augen. — Abdomen
matt, fein gerunzelt; das erste Segment mit hohen Randleisten
und breiten, diese innen begrenzenden Seitenfurchen, während
ein Mittellängskiel nur als eine glatte Linie hinten angedeutet ist;
das zweite Segment mit rhombischer, sehr glatter und glänzender
Basalplatte, von welcher eine feine, den Hinterrand nicht er-
reichende Mittellängsrippe sowie einige feine, undeutliche Seiten-
rippen entspringen; das hintere Viertel des zweiten Segments zwar
fein skulpturiert, aber doch matt, und so sind die ganzen zwei
folgenden Segmente. Auch das 2. Segment breiter als lang. Die
Sutur zwischen dem 2. und 3. Segment ist tief und scharf markiert,
krenuliert, ihre Seitenäste sind aber seicht. Auch die Sutur
zwischen dem 3. und 4. Segment ist tief. — Sowohl die mediane
Querader als die rekurrente Ader sind interstitial. Die dritte
Abscisse des Radius länger als die beiden anderen zusammen.
Die 2. Cubitalzelle ist längs des Cubitus 4mal so lang wie die
2. Cubitalquerader; die basale Abseisse des Cubitus ist rundlich
gekrümmt.
Körper- und Flügellänge je 7” mm. Bohrer 2,5 mm.
Iphiaulax sarikensis Cam. et Strand n. sp.
Q. Schwarz, die Mitte der Ventralfläche schmutzig grau-
weißlich. Die Flügel fast hyalin, iridisierend, Stigma und Adern
schwarz. — Die 3. Abscisse des Radius ist deutlich länger als die
beiden basalen zusammen. Die 2. Cubitalzelle ist längs Cubitus
Archiv ee urene
5 6. Heit
66 Embrik Strand:
reichlich dreimal so lang wie die erste Cubitalquerader. Schläfen
gerundet und schräg, Occiput quer. Palpen und Basis der Man-
dibeln braun. — Die Basalplatte des 2. Segments ist reichlich
doppelt so lang wie an der Basis breit, glatt, scharf abgesetzt,
ihr Kiel erreicht fast die Spitze des Segments; die den Kiel be-
grenzende Mittelpartie des Segments ist erhöht, von den dorso-
lateralen Feldern desselben deutlich getrennt und grob retikuliert.
Die Gelenksutur ist breit, seicht, gestrichelt, an der Spitze des
3. Segments ist eine deutliche Querfurche. — Die Art sieht von
typischen Iphiaulax recht verschieden aus. Abdomen erscheint
von oben und hinten gesehen breit eiförmig, nur wenig länger
als breit, am Ende kurz und breit zugespitzt. Metanotum ziemlich
glatt und glänzend, hinten mitten mit seichter Längseinsenkung.
Körperlänge 5, Flügellänge 6 mm; Terebra 3 mm lang und
zwar länger als Abdomen. Die Fühler so lang wie die Flügel.
Lokalität: Central-Sumatra, Sarik, Alahan Padjang, 2000“,
26. VII. 1904 (Micholitz).
Iphiaulax javanieus (Cam. i.].) Strand n. sp.
Ein @ von Java (Coulon).
Einfarbig schwarz, die Basis der Mandibeln und Palpen
bräunlich , die Augen graubräunlich, je eine kurze rötlich-
braune Linie unter der Mitte der äußeren Orbitae, und der Bauch
schmutzig graugelblich mit zwei in Flecken aufgelösten schwarzen
Längsbinden. Flügel leicht angeschwärzt, jedoch etwas durch-
schimmernd und glasartig schimmernd, aber nicht irisierend.
Geäder und Flügelmal schwarz.
Die mediane Querader ist subinterstitial, die rücklaufende
Ader mündet in die Spitze der ersten Cubitalzelle. Die dritte
Abseisse des Radius ist reichlich so lang wie die beiden vorher-
gehenden zuammen oder fast doppelt so lang wie die zweite.
Die Schläfen so lang wie die Augen, gerade, schräg verschmälert.
Parapsidenfurchen deutlich.
Das erste Abdominalsegment bildet mit dem folgenden einen
rechten Winkel und ist ganz senkrecht gerichtet, oben, teilweise
wenigstens, glatt und glänzend. Von oben und etwas von hinten
erscheint Abdomen fast kreisrund (das 1. Segment kommt ja
dabei nicht zum Vorschein), jedoch in eine zwar kurze, aber ziem-
lich scharfe Spitze endend. Das 2. Segment zeigt drei feine parallele
Längsrippen, die nicht den Hinterrand, ja kaum die Mitte er-
reichen und von denen die mittlere eine scharf abgesetzte, doppelt
so lange wie breite Basalplatte zeigt, und ist sonst matt, gekörnelt
und gerunzelt; der Hinterrand erscheint an den Enden procurva,
in der Mitte fast unmerklich recurva gebogen. Die Segmente
3—5 sind wie 2 matt gekörnelt und gerunzelt, ohne Längskiele
und mit nur ganz schmalen, wenig hervortretenden und nicht
stark krenulierten Gelenksuturen versehen. Die folgenden Seg-
; Über exotische Schlupfwespen. 67
mente sind glatt und glänzend. — Beine kräftig mit schwarzer,
steifer Behaarung.
Körperlänge 6,5 mm. Abdomen (ohne 1. Segment) 3 mm
lang, 2,5 mm breit. Bohrer 2,5 mm lang. Flügellänge 7 mm.
Tibia III 2 mm lang.
Iphiaulax maculinervis (Cam. i.1.) Strand n. sp.
Ein 2 von: Malacca, Tengah-Geb. (P. Zobrys vend.).
Mit der von der gleichen Lokalität stammenden Iph. malacca-
ensis m. nahe verwandt, aber abweichend u. a. durch schwarzen
Metanotum, regelmäßigere und feinere Strichelung des Abdominal-
rückens, kürzeren Bohrer etc.
Kopf und Thorax rot, Metanotum jedoch schwarz, aber mit
einem schmalen rötlichen Mittellängsstreifen, Augen schwarz mit
kleinen graulichen Fleckchen, Mandibeln mit schwarzer Spitze.
Von den Beinen I sind nur die roten Coxen erhalten, die Beine
II—III sind einfarbig schwarz. Abdomen schwarz mit eben-
solchen Bohrerklappen, die an der Spitze nicht oder nur ganz
wenig weißlich behaart sind. Die vorderen ?/, des Bauches hell-
graulich, hinten mit zwei schwarzen Längsbinden, die mit dem
apicalen schwarzen Feld verbunden sind. Flügel schwarz, ins-
besondere im Saumfelde etwas bräunlich, überall etwas violettlich
schimmernd. Quer durch die 1. Cubitalzelle zieht ein schmaler,
weißer, den Vorderrand, nicht ganz erreichender Schrägstrich, der
leicht erweitert stumpf endet unter der unteren hinteren Ecke der
genannten Cubitalzelle (also in der 2. Discoidalzelle). In der
oberen hinteren Ecke der Brachialzelle ein weißer Punktfleck.
Die distale Cubitalquerader mit 2 weißen Punktflecken. Fühler
schwarz, der Schaft rot mit schwarzer Längsbinde.
Parapsidenfurchen sehr seicht und der mittlere Teil des
Vorderrückens nur unbedeutend gewölbt. Metanotum noch glatter
und glänzender als Mesonotum. Das 1. Abdominalsegment matt,
längsgestreift, mit scharf erhöhtem Seitenrande und feiner Mittel-
längsrippe. Auch die folgenden 2 Segmente matt, das zweite sehr
fein längsgestrichelt, das dritte zeigt nur in der Basalfurche deutliche
Strichelung. Die Sutur zwischen dem 2. und 3. Segment tief und
scharf abgesetzt, sowie zweimal nach hinten leicht konvex ge-
bogen; die Seitenäste so tief wie die Sutur selbst. Das 2. und
flg. Segment breiter als lang. — Die mediane Querader interstitial,
die rekurrente Ader aber nicht. Die dritte Abscisse des Radius
so lang wie die beiden anderen zusammen.
Körperlänge und Flügellänge je 11,5 mm. Bohrer 11 mm.
Iphiaulax syraensis (Cam. in litt.) Strand n. sp.
Ein 2 etikettiert: Syria? (Ehrenberg).
Körper und Extremitäten rot; schwarz sind die Bohrer-
klappen, die Spitze der Mandibeln, das Ozellenfeld und die ganzen
Antennen (auch der Schaft). Flügel braun, violettlich schimmernd;
5* 6. Heit
68 Embrik Strand:
quer durch die erste Cubitalzelle eine schmutzig weißliche, hinter
dieser Zelle rein weiß endende und auch noch die Basalhälfte des
Stigma einnehmende, vorn verbreiterte Binde. Endhälfte des
Stigma und das Parastigma schwarz. Flügeladern nicht oder
wenig dunkler als die Flügelfläche.
Die 3. Abseisse des Radius so lang wie die beiden anderen
zusammen, die 1. ist reichlich halb so lang wie die 2. Die Median-
querader ist postfurcal, die rekurrente Ader mündet in das Ende
der 1. Cubitalzelle ein, von der Cubitalquerader deutlich entfernt.
Die 2. Cubitalquerader ist gerade.
Parapsidenfurchen ganz schwach und die Mitte des Meso-
notum auch vorn wenig gewölbt. Die ganze Rückenfläche des
Thorax glatt und stark glänzend.
Abdomen kurz und breit, die größte Breite in der Mitte, und
zwar ist diese Breite etwa gleich der halben Länge. Das 1. Seg-
ment mitten glatt, stark glänzend, mit einer fast unmerklichen
Längseinsenkung, ohne Kiel. Das trapezförmige 2. Segment ist
matt, fein und wenig deutlich längsgestrichelt mit ziemlich hoher
Basalplatte, die ziemlich glatt und glänzend ist, die Lateralrand-
furche ist tief, breit, glatt und glänzend. Die folgenden Segmente
(3—5) mit auffallend tiefen und scharf umrandeten krenulierten
Suturen, und zwar zeigt das 3. Segment außer der Gelenksutur
zwischen dem Segment 2 und 3 noch eine mediane, durchlaufende,
mitten mit der Gelenksutur verschmolzene und eine Apicalsutur,
während am 4. Segment zwar letztere ebenso scharf markiert vor-
handen ist, eine mediane Furche aber nur jederseits als ein Seiten-
zweig zu der Gelenksutur auftritt, wie es typischerweise bei
Iphiaulax der Fall ist. Am 5. Segment tritt eine tiefe, breite,
hinten jederseits mit Seitenast versehene Gelenksutur auf und eine
erheblich kleinere, aber dennoch scharf markierte Apicalsutur. Die
drei Segmente erscheinen wegen dieser tiefen und unter sich wenig
entfernten Suturen wie dicht und tief quergefaltet; die Zwischen-
räume der Suturen sind glatt und stark glänzend.
Die Schläfen erscheinen nach hinten gerundet, konvergierend
und kürzer als die Augen. Zwischen Ozellen und Antennen eine
breite, ziemlich tiefe, glatte, glänzende, die Augen erreichende,
——-förmige Quergrube. Gesicht gleichmäßig und schwach ge-
wölbt, ziemlich dicht behaart.
Körperlänge 12, Flügellänge 12,5 mm. Tibia III 3,5 mm lang.
Iphiaulax fortisuleatus (Cam. i. 1.) Strand n. sp.
Ein & von: Syria? (Ehrenberg).
Körper und Extremitäten rot, Antennen schwärzlich, Augen
graubräunlich. Flügel dunkelbraun, schwach irisierend und stark
schimmernd, in dem 4,3 mm langen Wurzelfeld jedoch heller und
dieses durch eine hellgelbliche Querbinde begrenzt; eine weißliche,
etwa 1 mm breite, gerade, scharf markierte Querbinde zieht durch
das Stigma und die erste Cubitalzelle quer über den Flügel, das
Üker exotische Schlupfwespen. 69
Stigma erscheint daselbst jedoch gelblich, während seine beiden
Enden schwarz bleiben; die Basalader ist schwarz, die übrigen
kaum dunkler als die Umgebung. Die Hinterflügel heller braun
als die Vorderflügel und zwar im Wurzel- und Saumfeld gleich;
in der Costalhälfte sind zwei weißliche, unbestimmt begrenzte
Querwische vorhanden, von denen der eine unmittelbar vor, der
andere kurz hinter der Mitte gelegen ist; ferner ist der Flügel
längs dem Vorderrande in der basalen Hälfte etwas heller
als sonst.
Der Kopf ist hinter den Augen stark verschmälert und kurz,
bzw. die Schläfen kürzer als die Augen und nach hinten stark
divergierend erscheinend. Gesicht stark gerunzelt, punktiert und
matt. Schaft der Antennen, im Profil gesehen, apicalwärts er-
heblich erweitert und am Ende unten mit kleinem Zahnhöcker.
Parapsidenfurchen seicht und Mesonotum vorn mitten nur ganz
wenig gewölbt. Metanotum schwach gewölbt, glatt, glänzend. —
Die Skulptur des Abdomen sehr ähnlich derjenigen der vorigen
Art (I. syraönsis), jedoch sind die Querfurchen nicht so vief und
nicht so nahe beisammen, indem die Basal- und Apicalsutur der
Segmente 3—5 in der Mitte um etwa ihre doppelte Breite unter
sich entfernt sind; die submediane Furche des 3. Segments besteht
hier wie gewöhnlich bei den /phiaulax aus zwei unter sich weit ge-
trennten, die vorderen Ecken des Segments als großen, dreieckigen,
stark gewölbten, glatten und glänzenden Partien abtrennenden
Aesten. Die Sutur zwischen dem 1. und 2. Segment ist schmal
und seicht, die durch die Seitenäste derselben abgetrennten Vorder-
eckenpartien des Segmentes erscheinen als je zwei kleine, nahe
beisammen gelegene Querwülste, die glatt und etwas glänzend
sind. Das zweite Segment ist dicht und fein regelmäßig längs-
gestrichelt, von einem besonderen Mittellängskiel ist nichts vor-
handen, und die gwöhnliche Basalplatte ist nur durch eine schwache,
unbestimmt begrenzte Erhöhung angedeutet. Der durch die hintere
Sutur abgetrennte Endrand der Segmente 3—5 erscheint als eine
mit dieser gleich breite, gewölbte, glatte und glänzende Falte,
die durch ihren Glanz von der übrigen, matten und längs-
gestrichelten Partie der Segmente abweichen. Das erste Segment
ist gleichmäßig dicht längsgestrichelt, längs der Mitte seicht ein-
gesenkt, ohne Andeutung eines Mittellängskiels. Die wie der
Rücken gefärbte Bauchseite ist gleichmäßig tief ausgehöhlt, glatt,
glänzend, nur in ihrer vorderen Hälfte mit Mittellängskiel.
Körperlänge 14, Flügellänge 11 mm. Tibia III 3,5 mm lang.
Vielleicht das $ zu einer der anderen hier behandelten roten
Iphiaulax aus Syrien.
Iphiaulax malaccaensis (Cam. in litt.) Strand n. sp.
Ein 2 von: Malacca, Tengah-Gebirge (P. Zobrys vend.)
Kopf, Thorax, Beine I, wenigstens teilweise der Fühlerschaft
und Coxen II, die Trochanteren II und III und Ende der Femoren II
6. Heft
70 Embrik Strand:
rot, der Rest der Beine schwarz, Augen bräunlich"mit dunkleren
Flecken. Abdomen tiefschwarz, unten weißlich, in den hinteren
2/, mit zwei Reihen schwarzer Längsflecke. Bohrerklappen schwarz,
im Enddrittel werden sie wohl ganz oder teilweise weiß behaart sein.
Fühlergeißel scheint einfarbig schwarz zu sein. Flügel braun-
schwarz, violettlich schimmernd; Stigma schwarz, die Adern
schwarz, im Saumfelde bräunlich.
Die mediane Querader ganz schwach postfurcal, die rekurrente
Ader mündet in die Spitze der 1. Cubitalzelle ein und ist also
nicht interstitial. Die 3. Abscisse des Radius so lang wie die
beiden anderen zusammen. — Parapsidenfurchen tief und der
mittlere Teil des Mesonotum stark gewölbt und sehr glänzend.
Metanotum scheint matt und retikuliert zu sein. — Das 1. Ab-
dominalsegment mit feinem, hinten am deutlichsten hervor-
tretendem Mittellängskiel; die beiden Längsleisten jederseits dieses
treten scharf hervor. Mittellängskiel des 2. Segmentes wenig
scharf markiert und kaum ganz den Hinterrand erreichend; seine
subtrianguläre Basalplatte ist reichlich so lang wie breit, schwach
glänzend, fein gestrichelt und geht ziemlich allmählich in den nach
hinten dünner werdenden, abgeflachten, matten und gestrichelten
Längskiel über; der Rest des Segmentes ist gerunzelt retikuliert,
ohne oder nur teilweise mit regelmäßiger Längsstrichelung und
mit wenig deutlichen Längsrippen; das Segment ist so lang wie
hinten breit, während die folgenden entschieden breiter als lang
sind. Das 3. Segment zeigt nur eine glatte Mittellängslinie als An-
deutung eines Mittellängskieles, das Segment erscheint matt,
nicht regelmäßig gestrichelt, seine Vordereckenfelder sind glatt
und stark glänzend, hinten durch eine breite Quereinsenkung,
innen aber nicht scharf begrenzt, während dieselben Felder des
4. Segmentes ringsum scharf abgesetzt sind und ebenfalls stark
glänzend.
Körperlänge 10, Flügellänge 10,5 mm. Terebra etwa 20 mm.
Iphiaulax Ehrenbergi (Cam. i. 1.) Strand n. sp.
Ein 2 von Syrien (Ehrenberg). Ob die Patria-Angabe ganz
sicher ist, dürfte fraglich sein.
Mit Iph. syraensis und forticulcatus ebenso wie mit Ip.
flagrator Gerst. nahe verwandt. Unter den von Cameron in Händen
gehabten Exemplaren sind zwei von ihm als flagrator und zwar
wahrscheinlich richtig bestimmt, die ebenfalls die Lokalitäts-
Bezeichnung ‚Syrien ? (Ehrenberg)“ tragen; abgebildet ist diese
Art in: Peters, Reise nach Mozambique, Insekten t. 32, £. 11.
Von flagrator weicht vorliegende Form ab durch schwarzes,
mitten braungelbliches Stigma, schwarzes Flügelgeäder, die ganzen
Flügel sind etwas dunkler, der Vorderrand der Vorderflügel ist
schwärzlich und ebenso die Tegulae, Abdomen bräunlich rot,
Thorax dunkelrötlich braun, Coxen, Trochanteren und Femoren
schwarz, letztere mit hellerer Spitze, die übrigen Glieder dunkel-
ee
Über exotische Schlupfwespen. 71
braun [Kopf fehlt!]. — Die dritte Abseisse des Radius ist reichlich
so lang wie die beiden anderen zusammen. Die mediane Querader
interstitial. Die rücklaufende Ader mündet in das Ende der
ersten Cubitalzelle ein, von der Cubitalquerader deutlich entfernt.
Die zweite Cubitalquerader ist fast unmerklich wurzelwärts konvex
gebogen. — Parapsidenfurchen ziemlich undeutlich, und der
mittlere vordere Teil des Mesonotum ist nicht stark gewölbt.
Scutellum stark gewölbt, sehr glatt und glänzend. — Das erste
Abdominalsegment eine starke, scharf abgesetzte, gestrichelte und
matte Wölbung bildend. — Das vierte und fünfte Segment je einen
Querwulst bildend, der noch höher und stärker gewölbt als bei
flagrator ist, mitten aber eine seichte Längseinsenkung zeigt.
Körper ohne Kopf 10 mm, Flügel 12mm lang. Abdomen
3,8 mm breit. Tibia III 3,5 mm lang.
"= IH. Bemerkungen über Joppinen.
Gen. Uryptopyge Krehb.
Uryptopyge tricolor Szepl.
Ein $ von Bolivia (Garlepp).
Ist mit der nachWeibchen beschriebenen Art Oryptopyge tricolor
Szepl. aus Peru jedenfalls nahe verwandt; die Beschreibung dieser
stimmt bis auf folgendes: Hinterschienen schwarz, nur an der
Basis unten weißlich angeflogen, das schwarze Stigma mit bloß
ganz schwachem rötlichem Anflug. Körperlänge 14 mm. Flügel-
spannung 32 mm. — Wahrscheinlich das bis jetzt unbekannte
zu Ü. tricolor.
Uryptopyge unicolor Sz£epl.
Je ein 2 von der typischen Lokalität Marcapata in Peru und
von Bolivia (Garlepp).
Gen. Macrojoppa Krehb.
Macrojoppa boliviana Strand n. sp. .
Ein Pärchen von Ost-Bolivia (Steinbach).
Weicht von der Beschreibung von Macrojoppa haematogaster
Szepl. durch folgendes ab:: Mesonotum schwarz mit von der
Mitte bis zum Vorderrande zwei schmalen, sich vorn dreieckig
erweiternden, gelblichen, in der hinteren Hälfte schwach geröteten
Längsstreifen und einer gelben Linie jederseits am Seitenrande,
dagegen ist nicht Mesonotum ‚‚vorn gelb, an der Mitte rot“. Der
Kopf ist hinten z. T. gerötet, die Pleuren sind z. T. dunkel ge-
fleckt. — Mesonotum ist schwarz mit zwei subparallelen gelben
Längslinien von kurz hinter der Mitte bis zum Vorderrande, vorn
sich dreieckig erweiternd. Ferner eine gelbe Randlinie innerhalb
der Tegulae. Mesonotum ist fast matt, dicht punktiert. — &
Körper 20, Flügel 18 mm lang. Tibia III 7,5, Metat. + Tars. III
8,3 mm lang.
6. Heft
72 Embrik Strand:
Macrojoppa rufa Szepl.
1 2 von Depart. Cuzco in Peru (Garlepp).
Hat eine täuschende Ähnlichkeit mitÜryptopyge unicolor Szepl.
Macrojoppa bogotensis Krechb.
Je ein 3 von Muzo (Rohde) und Panamg, Ecuador (R. Haensch)
Macrojoppa bifasciata Szepl.
Zwei @ ? aus Peru: Depart. Cuzco (Garlepp).
Macrojoppa amazonıca Krehb.
1 2 Peru, Pachitea-Fluß.
Gen. Joppa F.
Joppa melanaspis Krchb.
1 8. Muzo (Rohde).
Joppa nigrofasciata Krchb.
1 2 Brasil, Tabatinga X. 1904 (Ducke), 1 $ Parä VI. 1904 (do.).
Joppa thoracica Br. v. maculigera Krchb.
1 2 Jundiahy in Brasilien.
Joppa geminata Krehb. v. catharinae Strand n. v.
1 von: Brasilien, Santa Catharina, Theresopolis (Michaelis).
Mit M.geminata Krehb. nahe verwandt, weicht aber durch folgen-
des ab: Abdominalsegment I mit Andeutung eines schwarzen Basal-
flecks, Il mitgroßem, fast die ganze Breite des Segments einnehmen-
dem, etwa sechseckigem Querfieck an der Basis, III—VII oben
schwarz, aber Ill jederseits mit rotem, dreieckigem Fleck; an den Bei-
nen III ist die Spitze der Femoren und Basis der Tibien nicht schwarz.
— Flügelspannung 25 mm, Flügellänge 11,5, Körperlänge 14 mm.
Joppa ornata Br.
18 von: Amazonas, Obidos, I. 1906 (Ducke).
Joppa mesoxantha Krehb.
1 2 Brasilien, Petropolis, 25. X. 1898 (Ohaus).
Joppa antennator F. cum vaır. nigripectus et parana Strd. nn. varr.
Von Surinam (Michaelis leg.) ein Exemplar ohne Antennen,
aber sicher ein 9, das sich durch seine Größe auszeichnet: Körper-
länge 18,5, Flügelspannung 32 mm, Flügellänge 15 mm. Sonst
2 2 2 von: Brasilien, Amazonas, Rio Branco, VII. 1903 (P. Kibler)
und Ost-Bolivien (Steinbach), 2 & & von: Venezuela (F. Kumme-
row) und Peru, Pachitea-Fluß (Staudinger vendit). — Von Muzo
(Rohde leg.) 2 & & mit schwarzer Brust und Coxen II—III, die
Coxen I sowie die Thoraxseiten sind aber hellgelb; auch beim $
von Venezuela sind die Brust und die Coxen II—III geschwärzt.
Unter den älteren im Museum vorhandenen, von Kriechbaumer
bestimmten Exemplaren finden sich auch ® 9 mit schwarzer Brust.
Diese Form ist sicher nur eine Varietät der antennator, und zwar
möge sie unter dem Namen nigripeetus m. bezeichnet werden.
Kriechbaumer gibt an, daß aniennaior und nicht aniennata
der älteste Name ist, führt die Art aber dennoch unter letzterem
Namen auf. Szepligeti diagnostiziert sie (1900) als Microjoppa
attenuata Fabr. [sie!]
Über exotische Schlupfwespen. 73
Von: Brasilien, Parä, Oyapot, VI. 1904 (Ducke) liegt ein 3
vor, das von antennator dadurch abweicht, daß die Femoren und
Trochanteren III teilweise hellgelb gefärbt sind, Segment II des
Abdomen ist schwach gerötet, die Größe bedeutender und Meso-
notum ist ein wenig stärker punktiert und weniger glänzend; die
Antennen erscheinen sowohl etwas länger als dicker: bei einer
Kopf- + Thoraxlänge von 7,5 mm messen die Antennen 12 mm,
während ein nach meinem Dafürhalten typisches 5 von antennator
bei einer Kopf- + Thoraxlänge von 6,5 mm Antennen von kaum
10mm Länge hat. Scutellum ist kräftig längsgerippt, während
es bei antennator nur ganz schwach, in der hinteren Hälfte sogar
entweder gar nicht oder nur andeutungsweise gerippt ist. Areola
ist unverkennbar fünfeckig, bei antennator schief trapezoidisch
oder subrhombisch. Vorläufig möge diese Form unter dem Namen
parana m. als Varietät von antennator gelten, ist aber wahrschein-
lich gute Art.
Joppa zanthomelaena Krchb.
1 8 Muzo (Rohde) weicht von Kriechbaumers Type nur da-
durch ab, daß Scutellum beiderseits gelb gefärbt ist.
Joppa melanosticta Krehb. var. blumenauensis Strd. n. var.
1 8 Blumenau, Brasilien (W. Müller).
Weicht von der Type von Kriechbaumers melanosticta durch
folgendes ab: Petiolus nicht dunkel gefleckt, die Flügel ganz
schwach getrübt, Femoren 3 gelb, nur am Ende dunkler, die
schwarzen Ringe an beiden Enden der Tibien sind viel breiter, der
Anhang der 1. rekurrenten Ader kleiner, undeutlich, die schwarzen
Flecke des Metanotum zusammenfließend.
Joppa boliviensis Szepl.
1 g Bolivia (Garlepp).
Weicht von der Originalbeschreibung nur dadurch ab, daß
das 3. Segment keinen hellen Mittelfleck, wohl aber hellen Seiten-
rand hat.
Joppa fenestrata Krchb.
1 g& von Muzo (Rohde).
Gen. Ischnopus Krchb.
Ischnopus taeniopterus Krchb.
Exemplare von Bahia; Ost-Bolivia (Steinbach); do. 750 mm
VIII. 1906—III. 1907 (do.).
Ischnopus Olfersi Krehb.
Unicum von Bahia (Fruhstorfer).
Ischnopus subbifasciatus Szepl.
2 Ex. von: Marcapata in Peru (die typische Lokalität) und
Bolivia (Garlepp).
Ischnopus scutellaris Szepl.
2 Ex. aus Honduras.
Fühlergeissel unten kaum heller, Prothorax und Mesonotum
schwarz, nur am Rande z. T. schwach gerötet, das ganze Segment 4
6. Heft
74 Embrik Strand:
schwarz; beim einen Exemplar trägt Segment 3 eine mittlere
Längsbinde und 2 ist hinten mitten schwach geschwärzt; an den
Hinterbeinen ist auch die Basis der Femoren rot. Körperlänge
19—20 mm.
3 Gen. Dinotomus Först.
Dinotomus vulpinus Grav. cum var. nigrithorax Strand n. var.
Exemplare von: Nord-Amerika, aus Papilio troilus und
Papilio asterias Cram. (Müller leg.); New York (Fulda: Sammler ?]).
Das eine Exemplar aus Pap. asterias hat schwarze Thoraxseiten,
ein zweites ist außerdem auf dem Thoraxrücken geschwärzt, aber
zwei hellere Streifen freilassend, auch die Seiten des Scutellum
geschwärzt. Diese mit mehr oder weniger Schwarz auf dem Thorax
versehene Varietät bezeichne ich als var. nigrithorax m. und nehme
das sowohl oben, unten als an den Seiten geschwärzte Exemplar
als die Type — Ferner 3 Ex. von Nord-Amerika ohne nähere
Angaben als Name des Verkäufers.
Dinotomus violaceus Mocs.
Exemplare .aus Sardinien, aus der Puppe von Papilio hospiton
gezogen; Ungarn, durch Schmiedeknecht erhalten; Corsica;
Spanien.
Dinotomus pictus Krehb.
Unicum mit zugehörigem Kokon von Apatura iris.
Dinotomus caeruleator F.
Zahlreiche Exemplare von Berlin aus Papilio machaon-Puppen
gezogen (die meisten von Herrn O. Woltemade). Vereinzelte
Exemplare von: Meran, 12. VIII (Gerstäcker), Kreuth, 6. VIII.
(do.); „Bautzen, 4. II. 83. Stubenzucht, excel. Pap. Machaon‘“ *);
Ratibor (Streckfuß). Unter den Vorräten von Woltemade (nach
der Schrift an den Etiketten zu urteilen; ausdrückliche Sammler-
angabe ist in diesen Fällen nicht vorhanden) sind 3 Exemplare,
die aus bzw. „Ocellata‘‘, ‚„Euphorbiae‘ und ‚Elpenor‘‘ gezogen
seien. Diese Angaben werden wohl ohne Zweifel irrtümlich sein.
Außer Papilio machaon ist in der Litteratur sonst nur Argynnis
pandora als Wirtstier angegeben. — Exemplare von Jungfern-
heide, 4. VI. 1909, aus Pap. machaon (Ude leg.).
Pinotomus obsidianator Brulle (?).
Ein Ex. von Dallas, Texas, gehört vielleicht dieser Art an.
Die inneren Augenränder sind gelblich, die hinteren rötlich, auch
Stirn und Basalhälfte des Clypeus rötlich angeflogen. Mandibeln
in der Endhälfte rot. Die bei D. vulpinus stark ausgeprägte
„Joppinenform‘‘ des Abdomen ist hier wenig hervortretend,
indem die Querfurchen zwischen den Segmenten weniger markiert
*) Dies Exemplar trägt ausserdem eine Etikette in Gerstäckers
Handschrift, wodurch auf das Vorhandensein von weissen Punktflecken
auf den rekurrenten Adern und der 2. Cubitalquerader aufmerksam gemacht
wird. Solche Punkte finden sich aber bei fast allen mir vorliegenden
Exemplaren ebenso deutlich wie bei diesem.
Über exotische Schlupfwespen. 75
und letztere oben der Quere nach gewölbt und ohne deutliche
Seitenlängswülste sind. Ferner ist Areola gestielt und viereckig,
was mit der Gattungsdiagnose nicht übereinstimmt, und die
Basis des Metathorax ist weniger erhöht.
Gen. Pedinopelte Krehb.
Pedinopelte Gravenhorsti Guer. cum var. demaculatana Strd. n. var.
Je ein Exemplar von: Brasilien, Sta. Catharina, Hochland
(F. Ule) und: Brasilien (Schönemann). Ferner sind im Museum
5 Exemplare, die s. Z. von Kriechbaumer bestimmt wurden und
von denen die typischen Stücke von: Surinam, Caracas und Rio
stammen, während zwei weitere Exemplare Varietäten bilden:
das eine (aus Surinam) hat den hellen Flügelfleck stark ver-
mindert (statt, wie gewöhnlich, 2 mm ist der Durchmesser nur
1 mm), und beim zweiten Exemplar ist von einem hellen Fleck
kaum noch eine Andeutung vorhanden; auch das Stigma zeigt
nur noch am Vorderende eine schwache Aufhellung. Diese Form
mit kaum noch erkennbarem hellen Fleck bezeichne ich als var.
demaculatana n. Vv.
Gen. Tetragonochora Krehb.
Tetragonochora flavonigra Krehb.
5 Exemplare aus Surinam, der typischen Lokalität der Art,
eins von Cayenne. Das von Kriechbaumer nicht beschriebene 2
unterscheidet sich in nichts Wesentlichem vom d, abgesehen von
der Fühlerbildung und einem helleren Fleck an der Mitte der
Fühler. — Hat oberflächliche Ähnlichkeit mit Microioppa maculi-
coxis Krehb. — Die Spitze der hinteren Femoren nicht oder nur
ganz undeutlich und schmal schwarz. Bei einer Körperlänge von
13—14 mm sind die Fühler des 2 ca. 12 mm, die des $ sind von
voller Körperlänge.
6. Heft
Hemiptera indo-malaya nova vel minus cognita
descripsit G. Breddin (f).
Vorbemerkung.
Das Deutsche Entomologische Museum, das den literarischen
Nachlaß G. Breddins nebst seiner Sammlung erworben hat,
hat mir den Auftrag gegeben, aus seinen hinterlassenen Manu-
skripten geeignete Teile für Publikation zu ordnen. Da die Hemi-
pterologie in Breddin einen sehr scharfsichtigen Forscher
verlor, dessen Schriften einen bleibenden Wert haben, habe ich
diesem Wunsche gern willfahren wollen, obwohl der Auftrag ein
ziemlich zeitraubender und nicht ganz leichter gewesen ist, und
übergebe hiermit die 6 ersten seiner nachgelassenen Aufsätze zur
Publikation in dieser Zeitschrift. Andere noch nicht geordnete
Arbeiten werden später folgen.
E. Bergroth.
Fam. Scutelleridae.
Cosmocoris eingulatus Bredd., Soc. Ent., XIX, 187 (1905) 2.
Capite modice longo, quam latitudine frontali cum singulo
oculo haud longiore; lateribus mox ante oculos utrimque fortiter
sinuatis, tum breviter parallelis; apice subsemicirculariter rotun-
dato. Pronoto ante medium latera versus fortiter transversaliter
impresso; marginibus in utroque sexu distinctissime et apertan-
gulariter sinuatis; carina marginali superne visa distinete et sat
fortiter filiformiter elevata, ab humero usque ad angulum collarem
distineta et haud nisi prope hunc angulum ipsum obsoletiore, a
disco pronoti, etiam in eius parte anteriore, impressione sulei-
formi separata; humeris obsolete angularibus. Disco pronoti in
femina distinete, in mare obsoletius punctulato; impressione
typica triangulari maris in hac specie forti. Scutello dense et
praesertim latera versus sat fortiter punctato; elevatione basali
distinetissima, glaberrima. Ostiolis in sulcum mediocrem, apice
plus minusve distinete antrorsum curvatulum exeunte. Rostro
basin artieuli ventralis tertii (veri) attingente. Antennis longius-
culis, articulo tertio apicem versus haud vel vix depresso-dilatato,
nec supra nec subtus sulcato.
1) Von dieser Art publizierte Breddin nur eine kurze vorläufige
Diagnose. — E.B.
Hemiptera indo-malaya nova vel minus cognita. IR
Pulchre sanguineus. Capite toto, pronoti area de-
pressa collari, eiusdem fascia basali lata, medio in formam vittae
latissimae et sensim angustatae antrorsum continuata et plus
minusve cum macula marginis antiei confluente (saepe prope
marginem anticum maculam miniacesm obtriangularem incelu-
dente), fascis scutelli latissima subcurvata, antrorsum concav&
partemque totam basalem scutelli paulo minus quam dimidiam
sanguinesm relinguente, pectore toto (macula utrimque magna
marginali propleurorum excepta), fascia basali ventris utrimque
vittam marginalem latam brevemque usque ad medium segmenti
ventralis quarti (veri) emittente, macula plus minus magna
segmenti ventralis septimi, segmento genitali maris, valvulisque
vaginalibus feminae cum antennis, rostro, pedibus et hemelytris
nigris,saepe plus minusve coerulescentibus.
Fascia angusta violaceo-micans in fascia lata nigra scutelli inclusa
et prope eius marginem anticum positas saepe apparet; limbus
scutelli externus inter hane fasciam basinque scutelli item non-
nunguam anguste violaceus est. Coxis, trochanteribus basique
femorum (saltem supra) luteo-albis.
d. Segmento genitali rotundato, apice ipso leviter truncato,
subsinuatulo.
Long. (sine memb.) 15—16!/, mm; lat. hum. S—9 mm.
Ins. Banguey (prope Borneo, NO) leg. Kedenburg et alii. —
Mus. Hamb. et coll. mea.
C. sellato White valde affinis et eius varietati b (Stäl) similis,
differt margine antero-laterali pronoti usque ad vel fere ad angulum
collarem reflexo, nec (ut in illa specie) mox ante sinum omnino
evanescente, scutello fascia nigra plerumque percurrente, sub-
curvata, callo basali semper longe distante
ornato limboque ventris latiusculo usque ad medium segmenti
quarti nigro.
Fam. Pentatomidae.
Prionocompastes ineisiceps n. spec.
Caput latitudini frontis cum oculis subaequilongum longi-
tudineque mediana pronoti vix longius, ante oculos leviter sinuatum,
deinde sat graciliter rotundato-angustatum; iugis tylo paullo
longioribus, supra tyli apicem leviter depressum distinete con-
vergentibus et antice subcontiguis; capitis igitur margine antico
inter apices iugorum singulatim subacuminato-corrotundatorum
distinete nec tamen profunde inciso. Pronoto antehumerali cum
capite modice declivo, medio longitrorsum praesertim inter
cicatrices leviuscule depressas elevatulo.. Hwumeris in processum
sat longum distinete antrorsum atque extrorsum vergentem sub-
triangularem apice distinecte acuminatum productis. Huius pro-
cessus margo extero-posterior (inter spinam apicalem coriique
6. Heft
78 G. Breddin:
basin situs) subrotundatus, dentibus paueis obtusissimis vel ob-
soletis armatus. Marginibus antero-lateralibus pronoti profunde
sinuatis dentibus quattuor vel quinque plerisque longis gracilibus-
que munitis, praesertim dente collari valde forti longoque; dente
ultimo spinae apicali processus appropingquato minore. Scutelli
parte postfrenali angusta, graciliter sat longe producta, apice imo
distincte incrassato-reflexo, hac callositate supra medio anguste
emarginata; impressione nigra parva atque obsoleta angulorum
basalium a disco scutelli rugula angusta obliqua separata. Ab-
domine a basi usque sat forte dilatato, circa basin vel apicem
segmenti tertii latissimo ibique etiam latitudine humerali paullo
latiore, angulis apicalibus segmentorum prominentibus obtusatis.
Hemelytra clausa abdomine modice angustiora; venis membranae
plerisgque simplicibus. Sulco evaporativo metastethii diametro
longitudinali ostiolorum parum longiore. Antennarum articulo
secundo tertio distinetissime breviore (3:5), articulo tertio
quarto parum longiore (articulo apicali mutilato). Rostro basin
segmenti quarti ventralis attingente, articulis apicalibus aequi-
longis, his simul sumptis articulo secundo parum longioribus.
Femoribus posterioribus a latere visis subtus sub apicem sinuatis.
Capite supra modice subtiliter ac dense, macula utrimque
regionis ocellariae confertissime fusco-punctatis. Pronoto, scutello,
clavo corioque rude punctatis, pronoto scutelloque praeterea
callis rugisque densis modice elevatis fere ubique salebrosis;
hemelytrorum parte coriacea minus distinete callosovariolosa.
Pronoti cornubus supra confertissime punctato-rugulosis, his
subtus cum prostethii regione antecoxali et capite inferiore rude
denseque, pectore reliquo tamen remotius et subtiliter punctato.
Ventre densissime et subtilissime acieulato, latera versus passim
et obsoletissime punctulato.
Supra ferrugineo-brunneus!), pronoti cornubus
supra subtusque paullo obscurioribus. Scutelli apice imo reflexo,
connexivo (vittula singulorum segmentorum postmediana lutescente
excepta), capite inferiore (marginibus dilatatis exceptis), pectore,
spiraculis, vitta mediana ventris ex maculis rotundatis composita,
articulis duobus apicalibus rostri femoribusque fuscescentü-
bus, his ferrugineo-marmoratis. Tarsis tibiisque sordide ferru-
ginescentibus, his apice (praesertim postieis) tarsisque posticis
plus minus infuscatis. Ventre sordide lutescente, dense
brunneo-adsperso. Scutelli macula mediana basali, apieibus
spinarum in margine antero-laterali pronoti positarum, antennis,
coxis, marginibus acetabulorum maculisque nonnullis dispersis
pectoris (in his: singulis utrimque in prostethii et in mesostethii
areis scapularibus positis longitudinalibus aliaque marginali anguli
posterioris metastethii, sat magnis) plus minus laete ferrugi-
!) Coloribus speciminis descripti sat sordidis, forte minus bene
conservatis.
Hemiptera indo-malaya nova vel minus cognita. 19
nescenti-Juteis. Antennarum articulo primo apice imo
quartique fere dimidio apicali fuscescentibus. Membrana sordide,
alis levius infuscatis; his valde decurtatis. Abdominis dorso rubro-
croceo, apicem versus infuscato.
d. Segmentum genitale ab infero visum profunde sinuatum.
Cavea genitali retrorsum aperta.
d. Long. corp. 14mm; lat. hum. 8?/, lat. maxima abd.
9:/, mm.
d. E Java (Surabaja) fertur esse (Mus. Dresdense ).
A Prionocompaste salebroso, cui affinis est, differt iugis supra
tyli apicem distincte convergentibus tyloque, ut videtur, sub-
incluso, spinis collaribus maioribus, processu humerali breviore,
extus haud (vel si vis quam obsoletissime) truncato eiusdemque
margine extero-laterali dente lato anguliformi, retrorsum atque
extrorsum vergente destituto scutelligue apice graciliore.
Tessaratoma planicarinata n. sp.
Forma staturaque 7. iavanicae Thunb. simillima. Capite
supra leviter concavo, longiusculo, ante oculos profunde apert-
angulariter sinuato, marginibus lateralibus ante sinus paullatim
convergentibus apice sat late corrotundatis, apice medio distincte
inciso. Jugis fere usque ad apicem extus et intus rotundatum
sat latis. Pronoto antice extus late rotundato-ampliato, marginibus
lateralibus partis antehumeralis longe subparallelis; angulis antieis
in dentem distinetum prominulis. Scutelli parte apicali supra
leviter concava, haud vel vix suleiformi, sat lata, marginibus
rotundatis, apice subobtuso. Carina sternali gracili, inter coxas
anticas extensa, infra omnino plana, antice haud altiore. Antennis
breviusculis, robustis, articulo secundo sat depresso, tertio secundo
distinetissime breviore, quarto secundo nonnihil longiore (5 : 4),
parum gracili, versus apicem subobtusum paullatim attenuato.
Supra sat dense ac profunde punctata, pronoto et scutelli
maiore parte inter puncta illa rugulis, plerumque transversalibus
ac saepe vermicularibus quam densissime variolosis, sericeo-sub-
opacis, illius lines mediana glabriore, subobsoleta, postice eva-
nescente.
Corpore supra brunnescenti-flavo, punctis minutissimis atque
obsoletis fuscescentibus, in hemelytris distinctioribus, sat dense
consperso; antennis pedibusque rufescenti-brunneis; ventre laete
castaneo, pectore cum carina, maculis vel lineis quibusdam circa
ostiola positis nigris exceptis, dilute flavo, scutelli apice imo nigro,
membrana unicolore, dilute flava.. Dorsum abdominis pulchre
fuscescenti-cermesinum aut fuscum, medio in cermesinum transiens
velutinum. Alis nitentibus, plus minusve obscure violaceo-
fuscescentibus, basi albescente, regione interiore circa venas
principales laete ochracea, opaca.
Q. .Segmentis genitalibus fere ut in 7. iavanica formatis,
segmenti sexti abdominis angulo apicali minus acute prominulo.
6. Heft
80 G. Breddin:
Species T. iavanicae similis, latitudine vix minore. Capite
lateribus ante oculos distinctissime sinuatis, nec subtriangulari,
pronoto distinetissime ruguloso eiusque angulis antieis in dentem
productis, colore dorsi abdominis, necne carina sternali antrorsum
haud altiore haud diffieile distinguitur. A T. conspersa Stäl,
specie rarissima celebensi, item fusco-punctata, differt iisdem fere
illis notis: forma capitis, structura carinae sternalis, pronoto
ubique rugulis asperulo, et praeterea punctis fuscis multo sub-
tilioribus, nudo oculo vix percipiendis.
Metasternum prope marginem anticum sulco illo latissimo
destitutum, qui plus minusve distincetus invenitur in omnibus,
quae viderim, speciminibus 7. savanicae.
Long. 3215, lat. humer. 16%, lat. alis passis 67 mm.
Insula Flores.
Duo specimina feminina vidi, alterum in collectione mea
asserVatur.
Tessaratoma indiea n. spec.
Species cum T. iavanica 'Thunb. aptissime comparanda et
ab auctoribus nonnullis, ut videtur, cum hac confusa; differt
notis his:
Statura multo minore; antennis pedibusque ferrugineis vel
subpicescenti-ferrugineis, nunguam nigris, scutelli apice omnino
concolori, spinis infernis subapicalibus femorum praesertim posti-
corum minoribus, apicem femorum haud attingentibus, area
evaporativa nigra vel nigro-picea, rhomboidea, minu-
tissima, quam apice sulci evaporativi vix longiore et quam
hae longitudine sua nonnihil angustiore, ramum anguste
suleiformem vel fere lineiformem, aequilatum, marginem anticum
metapleurorum sequentem longe extrorsum emittente. Capite ut
in T. iavanica formato: ab oculis usque antrorsum valde angustato,
lateribus haud vel vix sinuatis, clypeo aequilateraliter triangulari.
Antennis brevibus et crassiusculis, articulo quarto quam secundo
circiter quarta vel quinta parte sua longiore. Pronoti marginibus
lateralibus in omnibus, quae vidi, speciminibus modice dilatatis,
non nihil ante humeros angulum valde apertum, tamen omnino
derotundatum efficiente; margine inter hunce angulum obtusissi-
mum et angulum collarem rectis; hac parte dilatata quam reliquo
pronoto densius punctata et transversaliter rugosa. Angulis
apicalibus segmentorum connexivalium acute prominentibus;
margine exteriore segmenti septimi fere recto. Colore corporis vel,
ut in T. iavanica, laete testaceo-luteo, vel magis ferruginescenti;
colore ventris nonnunguam in cruento-brunneum vergente; mar-
ginibus interdum nigricantibus.
3. Segmenti genitalis angulis apicalibus lateralibus omnino
derotundatis; margine apicali levissime latissimeque sinuatulo vel
fere truncato.
2. Rudimentis segmenti ventralis octavi apice, ut in 7.
iavanica, leniter sinuatis, nec angulato-excisis.
Hemiptera indo-malaya nova vel minus cognita. 81
Long. corp. 241,—26 mm; lat. hum. 13?/,—14?/, mm.
Ceylon merid. (Mai 1889), leg. Fruhstorfer), Madras.. —
Coll. mea.
Tessaratoma lauta n. spec.
[= T. iavanica Thunb. var. nigripes Voll., Essai Faune Ent. III,
p. 26 (nec. T. nigripes Dall.)].
Species nitidula atque elegantula cum T. vavanıca aptissime
comparanda, differt his notis:
Statura multo minore!); capite ante oculos distincte sinuato;
antennis magis tenuibus, neque tamen longioribus; apice scutelli
distinete canaliculato, semper nigro;corio haud papilloso-
rugoso; apice processus sternalis apicem versus magis elevato;
area evaporativa picea (nec nigra), rugosa, mediocri, ramum
longum late suleiformem aequilatum secundum marginem anticum
metapleurorum extrorsum emittente. Pedibus antennisque vel
piceo-nigris vel nigris; harum articulo quarto quam secundo non
multo (quarta fere parte sua) longiore.. Ventre connexivoque
saturate cruentis; dorso abdominis sordide cruento. Angulis
segmentorum connexivalium omnium acutissime prominentibus;
margine externo segmenti septimi fere recto. Pronoto scutelloque
punctulis raris nigris, raro deficientibus, interdum etiam maculis
paucis conspersis. Marginibus antero-lateralibus pronoti in omni-
bus, quae vidi, speciminibus fortiter laminato-dilatatis, circa
medium angulum apice derotundatum vel apertum vel subrectum
efficientibus.
d. Segmento genitali ut in 7. iavanica formato: angulis
apicalibus lateralibus late derotundatis; margine postico truncato,
latera versus utrimque apiculo obsoleto armato.
Long. corp. 25—271, mm; lat. pron. 13%/,—141, mm.
Borneo merid.-orient. (Tandjong, leg. F. Suck et alii) et
sept.-orient. (Kina Balu). — Mus. Hamb., coll. mea.
Species borneensis in collectionibus haud rara, at, ut videtur,
cum T. nigripedi Dall. confusa, quae tamen statura multo maiore
(151% lin. = 33 mm, sec. Dall.) ventreque nigro-vittato a nostra
specie certissime differt; specimen coll. meae in insula Borneo
captum, quod T. nigripedi attribuo propter magnitudinem specta-
bilem (32 mm) ventremque utrimque nigro-imbatum, medio late
nigro-vittatum et circa spiracula nigro-maculatum, praeterea
facile distinguitur a 7. lauta articulo quarto antennarum lon-
gissimo, quam articulis secundo tertioque simul sumptis non multo
breviore.
Fam. Coreidae.
Homoeocerus ornaticollis n. sp.
Corpore elongato atque angustato, pone humeros retrorsum
sensim angustato. Pronoto longo latitudineque sua humerali vix
ı) Bene Vollenhoven ]. c.: ‚Taille au dessous de la moyenne.‘
Archiv für Naturgeschichte 6 6. Heft
1912. A. 6.
82 G. Breddin:
breviore, antrorsum valde gracilitergque angustato, antice quam
inter humeros fere ter angustiore, humeris distinete rectangu-
laribus ventris basin haud vel levissime superantibus, marginibus
anterolateralibus subrectis vel latissime et obsolete sinuatis.
Corii angulo apicali longissime producto, segmenti connexivalis
sexti medium subsuperante. Antennae fere corporis longitudine,
articulo primo subtriquetro, pronoto aequilongo, articulo secundo
primo vix longiore, articulo tertio quam primo multo breviore,
articulo quarto subeurvato quam tertio nonnihil longiore. Rostro
mesosterni basin haud attingente, articuliis duobus basalibus
aequilongis, tertio omnium distincte brevissimo, quarto secundo
nonnihil longiore. Prosterno foveam proiundam triangularem
exhibente, mesosterno obsolete sulcato antrorsum in apicem ob-
tusatum (nec acutissimum, ut e. g. in H. angulato Westw.) pro-
minulo.
Dilute viridis; capitis superioris parte antica, meso-et meta-
sterno ventrisque disco latissimo in omnibus quae examinavi
speciminibus lutescentibus (an decoloratis?). Pronoto, scutello,
hemelytris pectorisque lateribus distinete denseque punctatis,
punctis concoloribus, scutelli basi transversaliter ruguloso-striatulo,
ventre haud nisi quam obsoletissime stellulato-punctulatis, lines
mediana pronoti glabra nunc distineta nunc deficiente. Limbo
latiusculo antero-laterali pronoti dilute roseo vel eburneo. Anten-
narum articulis 1—3, articuli quarti basi venisque corli versus
angulum apicalem (costa ipsa tamen excepta), nonnunguam etiam
maculis superioribus tuberculorum antennalium et tibiis cum
tarsorum parte sanguineis. Linea inferiore articuli primi et saepe
etiam secundi antennarum, pronoti lines marginali laterali,
granulis minutissimis coniertisque in angulis humeralibus pronoti
positis, margine ipso scutellari et commissurali clavi areaque im-
pressa lineiformi inter costam sectoremque primum corii inter-
posita rostrique imo apice nigris. Antennarum articulo quarto
sanguinescenti-fusco, ante medium et nonnumquam iterum apice
virescenti-albido.. Membrana subsordide diaphana, angulo basali
interiore obsolete infuscata, vena tantum angustissima peripherica
secundum marginem interiorem currente infuscata. Dorso ab-
dominis sanguinescente, in segmenti sexti lateribus utrimque
maculam diffusam fuscescentem exhibente.
d. Margine apicali segmenti genitalis integro, subangulato-
rotundato, utrimque et obsolete sinuato.
Q. Segmento ventrali sexto postice late angulariter execiso,
plica minuscula, medium segmenti haud vel vix superante, angulari,
apice obtusatula.
Long. corp. 21—23% mm; lat. hum. 5?/,—6 mm.
Sikkim (coll. mea ex copiis dom. Staudinger et Bang-Haas).
Species spectabilis subgeneris Anacanthi Uhler inter congenericos
corio immaculato lines nigra subcostali notato, coloribus pronoti
et antennarum segmentoque genitali masculino integro insignis.
Hemiptera indo-malaya nova vel minus cognita. 83
Fam. Myodochidae.
Oncopeltus nesiotes n. sp.
Corpore per magnam partem subaequilato, hemelytris clausis
circa medium humeris paululo tantum latioribus. Capite thorace-
que sat longe pilosis, pronoti lateribus inter humeros et angulum
collarem rectis, margine postico angulis posticis levissime pro-
ductis, rotundatis, vix sinuato, fere truncato, scutello apicem
versus levissime tumescente. Rostro inter coxas posticas extenso.
Niger, pronoti parte pone impressiones transversales sita,
area postica humerali propleurorum, vitta postica meso-et meta-
pleurorum maculaque magna utrimque ventris a basi usque ad
segmenti quarti apicem extensa, saepe etiam macula maiuscula
in angulo apicali corii posita, capitis inferioris lineolis duabus
deeurtatis buccularumque marginibus marginique antico pro-
stethii maculisque parvis acetabulorum aurantiaco-rubris, suleis
evaporativis fusco-rubris. Pronoti margine postico medio vittaque
mediana lobi postici plerumque nigris. Membranae angulo in-
teriore maculaque ante medium disci cretaceis.
Var. «. Prothorace toto aurantiaco-rubro, supra parte de-
pressa circa suleulos eircumflexos carinaque mediana per maximam
partem, infra area scapulari (acetabulis totis exceptis), lines
secundum marginem anticum sternoque nigris; capite inter oculos
rufescente.
Var.(?) ß. Coriü fere dimidio apicali rubro.
Var.(?) x. Pronoto nigro, limbo antero-laterali fere toto
aequilato hemelytrorumque parte coriaces aurantiaco-rubris, hac
fascia lata mediana nigra notata.
Long. corp. 10—121, mm.
O. quadriguttato Fabr. — quam speciem nisi ex Australia ipsa
nusquam invenio citatam — affinis; differre videtur ab individuis
australicis hujus speciei quae examinavi pronoti marginibus
antero-lateralibus rectis (nec subrotundatis), corpore cum heme-
lytris clausis angustiore, pronoti margine postico subtruncato.
Colores pronoti alio etiam modo variare videntur (depressione
circa sulculos circumflexos semper nigra!).
Habitat forma typica cum var. « in ins. Key, var.(?) ß in
Nova Guinea, var.(?) y in ins. Damma.
Fam. Reduviidae.
Eulyes amoena Guer.
Specimina e Malacca et Sumatra reportata transitionem
faciunt inter E. amoenam Guer. typicum et pretiosam Dohrn.
Congruunt cum hac specie geniculis sordide eburneis (nec rubris)
coloreque corporis magis subsordide aurantiaco quam laete cinna-
barino, congruunt cum E. amoena segmentis connexivalibus
quinto et sexto maculis nigris marginalibus destitutis. Colore
cyaneo- vel virescenti-metallico postpronoti antice strieturam vel
6* 6. Heft
84 - G. Breddin:
attingente vel subattingente; sceutello plus minusve fuscescenti
rubro: var. mixta n. var.
Specimina ex insula Palawan (meridionali) reportata ab E.
amoena typica differunt femorum dimidio apieali tibiisque totis
nigris, connexivo maculis mediocribus 5 notato, maculis prima,
secunda, tertia, quarta marginem tangentibus, quinta a margine
ventris remota. Colore nigro, cyaneo-metällescenti, postpronoti
antice usque ad strieturam ipsam pertinente; scutello nigro, imo
apice sanguinescenti. Angulo apicali corii sat breviter fuscescenti,
limbo costali ipso rubro. Colore ventris in individuis, quae exami-
navi, in sordide piceum perdito, verisimiliter unicolori.
Varietas egregia localis transitionem faciens inter E. amoenam
vel pretiosam et E. illustrem Stäl insulas Philippinas habitantem.
Tria specimina omnino congruentia examinavi.
var. nigrigenu n. var.
Specimina, quae vidi, ex insula Mindanao reportata ab E.
amoena typica differunt tibiis femoribusque totis (horum basi im&
excepta), pronoto toto cum limbo adiacenti laterali prostethii
scutelloque (huius apice imo excepto) nigris. Connexivi segmento
secundo macula minuscula atque obsoletiuscula, segmentis 3—6
maculis magnis rotundatis notato, maculis segmentorum tantum
tertii quartique marginem lateralem tangentibus.
Varietas propter femora fere tota nigra certe E. illustri Stäl
attribuenda distinguitur facile pronoto toto nigro!). Abdomine
tamen trium speciminum, quae examinare potui, quam abdomine
E. amoenae haud latiore?).
var. nigridorsum n. var.
(= E. illustris var. Stäl Öfv. Vet. Ak. Förh. 1070, p. 681.)
Differentias inter has formas structurales aut aliquantum
validiores invenio nullas; aliae, quae dieuntur esse specificae (color
ventris, latitudo fasciae apicalis corii) omnino variant. Itaque
omnes has formas in unam speciem coniungo. Egregium exemplum
varietatum localium, cum unaquaeque forma coloribus valde
constans videatur esse. Formas hoc modo dispono:
E. amoena Gu£rin (1838).
var. localis iypica m., Java.
mixta m., Sumatra, Malacca.
ir » pretiosa Dohrn, Borneo.
.$ » nigrigenu m., Palawan.
illustris Stäl, Philippinae.
nigridorsum m., Mindanao.
1) Specimina E. illustris typice colorata haud vidi.
2) Corpore et pedibus in hac nova varietate quam in ceteris forte
paulo densius pilosis, quod pro certo affirmare neque speciminibus meis
minus accurate conservatis.
Hemiptera indo-malaya nova vel minus cognita, 85
Nabididae und Saldidae aus Ceylon, gesammelt
von Dr. W. Horn. (Hem.)
Von
G. Breddin (f).
Fam. Nabididae.
Phortieus eingalensis Dist.
Zur Stälschen Abteilung a der Gattung gehörig, aber durch
die bewehrten Vorderschienen abweichend.
Halsschild mit ganz schwacher Einschnürung weit hinter der
Mitte (vom Vorderrand etwa doppelt so weit entfernt wie vom
Hinterrand) und mit feiner Medianfurche. Der verdickte Vorder-
schenkel unterseits mit einem Zahn bewehrt, der vom Schenkel-
ende weiter entfernt ist als von der Spitze des Trochanters. Vorder-
schiene gerade, etwas zusammengedrückt; Unterseite mit
1 Reihe plumper, schwarzer Stifte. Die Oberseite der Vorder-
schiene trägt etwa doppelt so weit von der Basis als vom Ende
entfernt eine stumpfwinklige Zahnspitze; zwischen dieser Spitze
und dem oberseitigen Endrand der Schiene ein einreihiger, sehr
regelmäßiger Kämmapparat, am Endrand der Schiene ein zweiter,
kürzerer Apparat derselben Art.
Schildchen (bei den mir bekannten Arten) wulstig erhaben;
die — bei normaler Haltung vom Processus pronoti bedeckte —
Basalhälfte natürlich niedergedrückt!).
Gorpis eribratieollis Stäl.
Nalanda.
Arbela umbonata (Dist.).
[Lorichvus umbonatus Dist.]
2. Schnabelglied sehr deutlich länger als Glied 3, letzteres
reichlich doppelt so lang als das 4. Glied; Fühlerglied 1 kaum
länger als das Pronotum und ein wenig kürzer als das 2. Glied.
Processus des Pronotums deutlich und ziemlich dicht punktiert,
zwischen den Schultern etwas mehr als doppelt so breit wie der
Kragenring des Halsschildes.. Vorderschenkel unterseits mit
2 Reihen in schwärzliche Warzen eingesenkter steif aufrechter
Borsten (außenseits 5, innenseits 2—3); Schienen unterseits mit
ähnlichen Borsten und 1 Reihe mikroskopischer schwärzlicher
Dornenspitzchen.
Kopf, Pronotum und Schildchen bei den vorliegenden Stücken
graugelb, die niedergedrückten Seiten des Schildchens und oft
auch die Stirnmitte geschwärzt, das 1. Schnabelglied stets pech-
schwarz; zuweilen Kopf und Pronotum leicht gebräunt, dann ein
1) Das Schildchen also nieht „medio transversim impressum !‘*
6. Heft
86 G. Breddin:
Medianstreif und die Schulterbeulen des letzteren heller. Selten
das Ende der Hinterschenkel leicht geschwärzt!).
Kanthaley, Nalanda, Kandy, Bentotta.
Von javanischen Stücken, die ich zu A. nitidulus Stäl ziehe
(Jahrb. Hamb. Wiss. Anst., XXII (1905), Beih. 2, S. 145), unter-
schieden durch das etwas längere und weniger stark glänzende
Halsschild. Processus pronoti deutlich doppelt so lang als das
Pronotum proprium ohne Halsring (bei der javanischen Art nicht
ganz doppelt so lang); Kragenring deutlicher punktiert.
Nabis capsiformis Germ.
Natala, Paradna.
Form. Saldidae.
- Salda Dixon: Dist.
Subgen. Chartoscirta. Oberseite kahl oder nur ganz kurz be-
haart, von oben gesehen. Die großen, verkehrt eiförmigen Augen
sind dem Kopfe schief angeheftet und tragen oberseits unweit des
Innenrandes einen flachen, aber deutlichen Eindruck. Die Stirn
mit 2 schräg nach vorn aufsteigenden, nahezu parallelen, steifen
Borsten. Fühler mäßig stark, gegen Ende nicht verdickt, kurz
behaart. Pronotum mit nicht sehr starkem Glanz; hinter der
stark erhabenen, wulstigen Erhöhung des Pronotum proprium ein
sehr deutlicher und scharfer Quereindruck; der Processus hinten
auffallend tief ausgeschnitten, in der Mitte kaum halb so lang als
das Pronotum proprium mit dem Kragenring; Außenrand des
Halsschildes ganz gerade, leicht aufgeschlagen; das transversale
Grübchen des Pronotum proprium sehr deutlich.
Obwohl die Beschreibung Distants und auch die Ab-
bildung bei Blanford, l.c., S. 405, wesentlich abweichende
Angaben über den Bau des Pronotum bei 8. Dixoni machen, so
zweifle ich kaum, daß die vorliegende Form zu S. Dixoni gehört
und daß diese Abweichungen auf Rechnung der bekannten Distant-
schen Oberflächlichkeit zu setzen sind.
Var. luteifusula n. Fühlerglied 4 wie das 1. Glied hellgelb.
Lederiger Teil der Deckflügel mattschwarz, die ganze Außenhälfte
hellgelb, nur die eingedruckten Adern dieses Teiles und ein aus
dem Innenwinkel entspringender, das Costalfeld nicht erreichender
Querband schwarz; letzterer Querband vorn und hinten mit
einem weißlichen, dem Randfeld benachbarten Fleckchen. Ein
schmaler Längsstreif in der Endhälfte des Clavus, ein kleineres
Fleckchen unweit der Basis des Clavus und einige kurze Linien-
zeichnungen im Innenwinkel des Coriums ockergelblich.
Hatton.
1) Von dem bei Blaniord 1. e. II S. 403 abgebildeten Tier weichen
die ceylanischen Stücke in der Länge des 1. und 2. Fühlergliedes und in
dem Längenverhältnis des 2. und 3. Schnabelgliedes erheblich ab.
Hemiptera indo-malaya nova vel minus cognita. 87
Valleriola @Greeni Dist.
Anuradhapura, Bandarawella.
Zwei neue Arten der Pyrrhocoriden-Gattung
Indra Kirk. (Hem.)
Beschrieben von
G. Breddin (T).
Indra timarchula n. sp.
3 9. Ähnlich der I. glebula, aber größer und besonders breiter,
tiefschwarz, die Punktierung auf dem Processus und auf den
Deckflügeln merklich dichter und feiner, das vor dem Cicatrical-
wulst gelegene Feld mit deutlichen, ungeordneten Punkten. Seiten-
rand des Pronotum nicht oder nur undeutlich eingekerbt. Die
beiden ockergelblichen Fleckchen der Deckflügelspitzen klein.
Länge 4?/, ($) bis 5%%(9) mm; Breite 3'/;—3°/, mm.
Indien (Pondichery).
Indra orthocephaloides n. sp.
2 9. Etwas kleiner als /. timarchula, mit schwach glänzender
Oberseite, Halsschild verhältnismäßig ein wenig länger, von den
Schultern an nach vorn stärker verschmälert mit nahezu geradem
Außenrand, vor der schwachen, kaum merklichen Einbuchtung
in der Mitte nur ganz flachbogig (nicht wie sonst deutlich gerundet).
Cieatricalschwiele nur vorn und hinten durch eine Punktreihe
begrenzt; diese Punkte nicht oder nur unbedeutend gröber als
die Punktierung des Processus. Die Punkte des vor der Cicatrical-
schwiele gelegenen Pronotumfeldes in eine fast bis in die Hals-
winkel reichende transversale Reihe angeordnet. Deckflügel ent-
wickelt, die Lage der Clavusnaht durch eine doppelte Punktreihe
angedeutet. Membranscheide gerade, hintere Coriumecke spitz-
winklig, fast rechtwinklig. Membran mit Basalzelle und wenigen
ablaufenden Adern, schwärzlich, zart und leicht zerreißend, die
Hinterleibspitze anscheinend nicht ganz erreichend. Schienen
pechbraun, Tarsen rostgelblich. (Fühlerglied 3 und 4 fehlen).
Länge 5 mm; größte Körperbreite 3!/, mm.
Borneo (Kina Balu).
Eine neue Calamocoris-Art (Hem.)
Von
G. Breddin (f).
Calamocoris inermis n. spec.
g d. Pronotum mit unbewehrten Schultern, länger und nach
vorn etwas stärker verengt als bei C. nigrolimbatus. Die (nach
außen hin durch eine gekrümmte Furchenlinie begrenzten) Scapular-
6. Heft
88 | G. Breddin:
felder der Propleuren hier nicht oder nur ganz unbedeutend beulen-
artig aufgetrieben und von oben kaum zu bemerken. Auf der
Oberseite hinter den Cicatrices ein kleines, aber deutliches trans-
versales Grübchen, das die glatte Mittellinie des Processus vorn
begrenzt (daselbst querüber nicht niedergedrückt!,. Auch der
Kopf ein wenig gestreckter als bei C. nıgrolimbatus; Juga den
nach vorn wenig verschmälerten Clypeus stark einengend, ihre
Außenecken als gerundete Zahnecken frei vorragend und leicht
aufgebogen, die stark herabgebogene Clypeusspitze (von oben ge-
sehen) aber nicht ganz erreichend. Fühlerglieder 1—-3 mit auf-
rechter, feiner und ziemlich kurzer Behaarung; Glied 1 etwa
11smal so lang als der Kopf (ohne den Halsteil); Glied 2 wenig
länger als 3; Glied 4 fast 11, mal so lang als 2, unweit der Basis
am dicksten, von da an nach der Spitze zu ganz allmählich ver-
jüngt. Schnabel die Hinterhüften kaum überragend, die ersten
beiden Glieder fast gleich lang; Glied 3 halb so lang wie Glied 4;
beide zusammen kaum °/, der Länge von Glied 2 betragend.
Punktierung des Schildchens und der Deckflügel wie bei der
typischen Art.
Sauber hell ockergelblich; Hinterleib schön rostgelb, ober-
seits orangerot. Tiefschwarz sind die Endhälfte des 4. Schnabel-
gliedes, das 2. Schnabelglied unterseits, die Basis der Oberlippe
mit der Clypeusspitze, der freie Rand der Juga, ein breiter Seiten-
streif des Kopfes und des Pronotumrandes von den Wangen bis
hinter die Schulterecken, ein sehr breiter Außensaum des lederigen
Teiles der Deckflügel (die Costa selbst freilassend), eine gerade
Längsbinde der Pleuren (die sich am Vorderrand der Propleuren
mit dem Randstreif vereinigt), ein Mittelstreif der Kehle und der
Brust (auf dem Mesostern gespalten und einen weißlichen Mittel-
fleck einschließend). Kopfunterseite und Pleuren mit einer geraden,
fast kreideweißen Längsbinde, die sich häufig (verwaschener und
mehr gelblich werdend) auch auf den Bauchseiten fortsetzt.
Membran rauchgrau; eine schräge Längsbinde zwischen Innen-
winkel und der Spitze trübhyalin. Fühler pechbräunlich, Glied
1—3 mit dichter, häufig verfließender schwarzer Sprenkelung}).
Beine ockergelblich, die Schienen dunkler; letztere mit dichten,
großen, pechschwarzen Sprenkeln; die Schenkel spitzenwärts mit
feinen, verwaschenen Sprenkelatomen.
d. Genitalplatte (schräg von hinten und unten gesehen) mit
breitem Ausschnitt in Form eines stumpfen Winkels mit ab-
gerundetem Scheitel; diese Ausbuchtung wird durch einen hell-
farbigen, schlanken, äußerst zierlichen Vorsprung in Form eines
gekrümmten Stachels in zwei Hälften geteilt. Die die Bucht seit-
lich begrenzenden Außenecken der Platte sind bei dieser Art nicht
1) Hellere Stücke von C. nigrolimbaius zeigen die gleiche Fühler-
zeichnung.
Hemiptera indo-malaya nova vel minus cognita. 39
vorgezogen, stumpfwinklig (fast rechtwinklig) und an ihrem Ende
leicht gerundet-abgestutzt!).
Länge 13—14 mm.
Colombia, Rio Vitaco, Kamm der West-Cordillere (2500 m)
„in fast unzugänglichem Terrain‘.
C. inermis ist durch die unbewehrten Schultern von den
beiden beschriebenen Arten leicht zu unterscheiden und sich
habituell der Gattung Leptocorisa Latr. sehr nähernd.
Beschreibung einer Art der Pentatomiden-Gattung
Edessa Fahr. (Hem.)
Von G. Breddin (f).
Edessa Io Bredd., Soc. Ent., XX, 26 (1905).?)
9. In der Gestalt und besonders in der Bildung der Schulter-
hörner an E. obscuricornis Stäl erinnernd; diese letzteren sind
hier nur wenig dieker und kürzer, ihr sehr flach gebuchteter freier
Hinterrand aber noch etwas länger als der hintere Seitenrand
des Pronotums; das Halsschild zwischen den Schultern ist ziem-
lich weitläufig, nach vorn zu aber merklich dichter punktiert und
hier leicht gerunzelt. Das longitudinal leicht konvexe Cicatrical-
feld ist (bis auf zwei Gruppen feinster Pünktchen) glatt, hinten
durch eine deutliche eingedrückte Linie, vorn durch den typischen
linienförmigen, seitlich abgekürzten Furcheneindruck begrenzt, der
hier in der Mitte schmal kielartig unterbrochen ist. Vorderrand
leicht wulstig erhaben, hinter den Augen eben, mit verstreuten
Pünktchen; Zähnchen der Halsecken kaum vorragend. Kopf mit
starkem, winkelig gebogenem Längseindruck auf der Basis der
Jochstücke; diese nur ganz undeutlich punktiert; der Kopf im
übrigen glatt. Schildehen ziemlich dicht punktiert; die Zügel
fast die Mitte der Schildseiten erreichend; Spitzenteil die Corium-
ecke nicht ganz erreichend, mit geradlinig-konvergenten und erst
kurz vor der Spitze leicht gerundeten Seiten die nur mäßig schlanke
Spitze einschließend, die einen flachen Längseindruck zeigt.
Corium dicht punktiert, mit schmalem (fast gleichbreitem) Costal-
feld. Der unbedeckte Teil des Konnexivs punktiert, mit einer
glatten, hellfarbigen Erhabenheit and der Außenrandmitte jedes
Segments. Brustkiel nach vorn gleichmäßig und stark ansteigend,
mit kurzen, kräftigen, stark divergierenden Gabelästen. Hinter-
feld der Pro- und Metapleuren sehr fein und weitläufig punktiert,
1) Bei C. nigrolimbatus ist der stachelförmige Anhang des Endrandes
weit dicker und plumper. Die Außenecken sind deutlich nach hinten
spitzwinklich vorgezogen, mit ziemlich schmal abgerundeter Spitze.
Bei CO. erubescens ist der stachelförmige Anhang sehr schlank und
zierlich, die Außenecken durch breite Abrundung vollkommen getilgt.
2) Von dieser Art publizierte Breddin nur eine kurze vorläufige
Diagnose. .
6. Heft
90 G. Breddin:
Bauch unpunktiert. Fühler dünn; Glied 2 wenig kürzer als Glied 3,
Glied 4 länger als Glied 2 und 3 zusammen (Glied 5 nicht erhalten).
Glänzend, trübe ockerbraun mit leichter olivengrüner Farben-
tönung nach der Schildspitze zu und mit schwärzlicher Punk-
tierung. Die Schulterhörner schwarz; Corium bräunlich-schwarz ;
die Adern, zwei verloschene Punktfleckchen des Cicatricalfeldes,
zwei ähnliche an der (inneren) Basis der Jochstücke, die Spitze
des Clypeus, der Kopfrand vor den Augen, ein sauberer Saum-
streif der flachgebuchteten Pronotumseiten (hinter der Mitte ver-
schwindend) und die schön gezeichnete Unterseite honiggelb bis
elfenbeinweiß. Membran schwarz; Konnexiv pechschwarz mit
grünlich-weißen Flecken; Hinterleibsrücken schwarz. Auf der
Unterseite sind pechschwarz: die Seiten des Kopfes, die Gegend
um die Vorderhüftpfannen, die Schulterhörner, der Außensaum
der Mittelbrust, ein großer Fleck der Evaporativgegend und einige
feine Querlinien der Pleuren, die Seiten der dottergelben Sternal-
platte, eine durchlaufende Medianbinde des Bauches und auf den
Bauchseiten je eine komplizierte Zickzackbinde, die auf den
Inzisuren Seitenäste zur Mittelbinde entsendet, sowie ein vier-
eckiger Randfleck (auf der Hinterecke jedes Abdominalsternits)
mit den Randzähnen und der größte Teil des weiblichen Ano-
genitalapparats. Beine schmutzig rostbraun oder sehr verwaschen
pechbraun; die Fühler trübe rostbraun.
Q. 8. Basite leicht und gleichmäßig gewölbt, deutlich trans-
versal, innen nadelrissig uneben; Innen ränder in ihrer ganzen
Länge einander berührend, erst an der Spitze durch eine spitz-
winklige Einkerbung von einander getrennt, in den flach und
breit gerundeten Endrand mit breiter Rundung fast unmerklich
übergehend; Außenrand gerade, mit dem Endrand eine nicht
sehr deutliche stumpfwinklige Ecke bildend. Vaginalplatte und
8. Sternit verdeckt. 9. Sternit dachartig erhaben, mit sehr deut-
licher scharfer Mittelkante. Hinterecken der 8. Parasternite fast
rechtwinklig, mit ihrer aufgesetzten Spitze die schlankspitzigen
9. Parasternite und die Hinterecken des 7. Segments wenig über-
ragend.
Länge 14, Schulterbreite 11 mm.
Surinam (m. Samml.).
Zwei neue neotropische Pentatomiden- Gattungen.
(Hem.)
Von G. Breddin (f).
Melambyrsus n. gen.
Den Gattungen Ochlerus Spin. und Melanodermus Stäl nahe
verwandt. Kopf verhältnismäßig groß, vor den Augen mäßig
stark gebuchtet, dann etwa gleichbreit mit ziemlich
breitem, zugerundetem Ende (nicht von der Ein-
Hemiptera indo-malay nova vel minus cognita. 91
buchtung an nach vorn stark verschmälert!). Juga den gleich-
breit durchlaufenden Clypeus nicht überragend. Punktaugen
dicht hinter einer gedachten, die beiden Hinterwinkel der Augen
verbindenden Linie stehend. 1. Fühlerglied das Kopfende deut-
lich überragend.. Wangenplatten mäßig hoch, nach vorn
gerundet abfallend, ohne Zahnbewehrung.
Halsschild-Vorderrand in der Mitte gerundet-trapezoidal aus-
geschnitten; hinter den Augen schief gestutzt; die Halsecke als
spitzwinkliger Zahn schräg nach vorn und außen vorgezogen; die
Pronotumseitenräönder sehr deutlich gebuchtet. Schildehen sehr
lang und breit, das Coriumende sehr weit überragend, seine
Seiten weitvorderMitteeingebuchtet. Mittel
und Hinterbrust mit scharfem, durchlaufendem Mittelkiel. Schnabel
die Bauchbasis weit überragend. Fühler... ? Basitplatten des
8. (2) Abdominalsegments groß, einen langen, sichelähnlichen
Fortsatz nach der Afteröffnung zu entsendend, der die Inzisur
zwischen dem 8. Parasternit und dem 9. Parasternit bedeckt,
und der das 9. Parasternit vorn, außen und teilweis auch hinten
umfaßt. Parasternite des 8. Segments kurz, stark transversal.
Melambyrsus hoplita n. spec.
Q. Körper breit eiförmig, oben sehr wenig, unten ziemlich
stark gewölbt. Der eingesenkte Kopf ist fast so lang wie das Pro-
notum, oben stark quergerunzelt, der vordere Teil der Juga und
der Clypeus fein gerunzelt; zwischen den Ozellen 2 glatte Längs-
linien, die ein wndeutlich-punktiertes, kleingerunzeltes Mittel-
feldchen einschließen. Der Zahnvorsprung der Halsecke vorn
nicht ganz die Augenmitte erreichend; der deutlich und schief
gebuchtete Seitenrand des Pronotums mit schmalem aufge-
schlagenem Rand. Schildchen die Mitte des 7. Hinterleibstergits
fast erreichend, die Zügel kaum das Basaldrittel überragend;
Spitzenteil sehr breit, nicht ganz die Hälfte der Rückenbreite
bedeckend. Corium verhältnismäßig kurz, das Costalfeld im
Basalsechstel gleichbreit, dann außen erweitert, mit mäßig stark
gebogenem Costalrand. Der freie (äußere) Teil der Membran
dicht längsaderig mit einigen Anastomosen. Hinterecken der
Konnexivstücke wenig vorragend und leicht abgestumpft. Schnabel
die Basis des 5. Abdominalsternits überragend.
Schwarz, matt, oben weitläufig punktiert und lederartig
flachrunzelig. Halbdecken weitläufig und fein punktiert, fast
ohne Runzeln. Ein medianes Längsfleckchen der Schildbasis gelb,
Schnabel, Trochanteren, Schenkelbasis, Tarsen (und z. T. auch
das Schienenende), sowie eine Marmorierung der Hüftpfannen und
des Hinterfeldes der Metapleuren schmutzig rostgelb. (Fühler-
glied 2—5? Hinterbeine ?)
Q. Basite des 8. Abdominalsegments sichelförmig (der un-
gefähr kreisförmige Hauptteil läuft seitlich und nach hinten in
einen an Breite abnehmenden Fortsatz aus, dessen nach innen
6. Heft
92 G. Breddin:
gekrümmte schmale Spitze die Inzisur zwischen dem 8. Parasternit
und dem 9. Parasternit fast ganz verdeckt). Die Parasternite des
9. Segments (durch den Innenrand des Fortsatzes vom 8. Sternit
teilweis verdeckt) sind annähernd kreisrund (wenig länger als
breit).
Länge 14!/, mm.
Peru (m. Samml.).
Phaeidium n. gen.
Körper breitoval, oben mäßig, unten etwas stärker gewölbt,
Kopf ziemlich stark nach vorn abfallend, mit mäßig gewölbter
Oberseite, die kielförmig gerandeten Seiten sind vor den Augen
leicht gebuchtet-verschmälert, das Ende breit zugerundet, der
Clypeus ist durchlaufend, die Ozellen sehr weit von einander ent-
fernt, 1. Fühlerglied das Kopfende nicht ganz erreichend, Buceula
mäßig erhaben und fast gleichhoch bis zum Ende des 1. Schnabel-
gliedes verlaufend, 1. Schnabelglied die Kopfbasis nicht ganz
erreichend, das 2. Glied bei weitem das längste, Pronotum quer-
über wenig, nur am Seitenrand selbe stärker gewölbt, der Seiten-
randkiel schwach, aber erkennbar (besonders gegen die Schultern
hin), der vordere Saum in keiner Weise abgesetzt oder aufgeworfen,
bis an den vorderen Rand sehr dicht punktiert; die Schultern ein
wenig beulenartig verdickt, abgerundet, den Hinterleibsrand nicht
(oder kaum merklick) seitlich überragend; der Hinterrand vor
der Schildbasis gestutzt, die Hinterecken völlig abgerundet und
undeutlich. Schildehen etwa gleichseitig-dreieckig, die Frena weit
über die Mitte der Seiten hinausreichend. Corium die Schildspitze
nach hinten sehr deutlich überragend, der schmale Basalteil des
Costalfeldes fast vertikal gestellt; Konnexiv sehr schmal. Eva-
porativfurche der Thorakaldrüsen nach außen in eine lange Runzel
auslaufend. Bauchgrund und Hinterleibsrand unbewehrt; die
Hinterecken des 7. Segments in beiden Geschlechtern stumpf-
winklig, nach hinten nicht vorragend. Schienen stielrund. rk)
Wegen des Baues des Evaporativapparates in die Nachbar-
schaft der T’hyanta Stäl zu stellen, aber durch die stumpfen (nicht
geschärften) und mit nur undeutlichem Randkiel versehenen Pro-
notumränder und vor allem durch die ungefurchten
Schienen hinreichend unterschieden ; im Habitus etwas an Chroantha
Stäl erinnernd.
Phaeidium euehlorum n. spec.
gg. Seitenrand des Kopfes sehr schmal linienförmig nach
oben aufgeschlagen; der Clypeus gleichbreit durchlaufend; der
Abstand der Ozellen vom inneren Winkel des Facettenauges etwa
gleich dem Durchmesser des Ocellums. Fühlerglied 3 etwa ?/, so
lang als Glied 2; letzteres etwa so lang als Glied 4; das 5. Glied
ein wenig kürzer. Pronotum, wie die ganze Oberseite des Körpers,
fein und sehr dicht punktiert, nur die Linienzeichnungen der
Hemiptera indo-malaya nova vel minus cognita. 95
Cicatricalgegend und zuweilen eine schmale Mittellinie des Pro-
cessus Pronoti unpunktiert lassend. Spitzenteil des Schildehens
mit leicht gerundeten Seiten stark nach hinten verengt, eine
schmalgerundete Spitze bildend. Der Coriumendrand sehr flach
bogig (fast gestutzt), die Hinterecke leicht abgerundet, auch auf
der Costalseite von der Membran umsäumt; die Membran von
6—7 deutlichen, unverzweigten Adern durchzogen. Schnabel die
Mitte der Hinterhüften kaum erreichend; Glied 2 etwas kürzer
als die beiden Endglieder zusammen. Bauch ohne erkennbare
Punktierung.
Hell bläulich-grün, glanzlos; die Cicatricallinien und (wenn vor-
handen) die glatte Mittellinie des Halsschildes, sowie der Kopf,
die Brust, die Basis der Beine und die Fühler mehr gelbgrün. Der
Bauch sowie Fühlerglied 4 und 5 verwaschen honiggelb, die Spitze
des letzten Fühlergliedes grünlich; die beiden letzten Schnabel-
glieder schwarzbraun bis schwarz; die Membran klar hyalin.
Länge (mit den Decken) 5#/,—6t/,, Schulterbreite 3°/;,—4 mm.
Costa Rica (San Jose, Mus. Straßburg).
6. Heft
Neue Gattungen und Arten von Braconiden.
Von
Dr. G. Enderlein, Stettin.
Rhogadinae.
Rhogas cerassipalpus nov. spec.
d. Kopf glatt mit feiner, zerstreuter Punktierung. Fühler
dünn, Geißelglieder größtenteils 21% mal so lang wie breit. 2. und
3. Glied des Maxillarpalpus sehr lang und dick, aber nicht an-
geschwollen oder verbreitert.
Thorax glatt. Mittelsegment unregelmäßig grob genetzt. Das
ziemlich breite Abdomen hat 5 große Tergite, das 2. mit kräftiger
Querfurche dieht unter der Mitte; mit ziemlich dichter, scharfer,
gerader Längsrunzelung, die auf dem 5. Tergit undeutlich ist.
Hinterschienensporne lang (fast !/,des Metatarsus) und gekrümmt.
Kopf ockergelb, Augen schwarz, Fühler rostbraun. Thorax
ockergelb. Abdomen hell bräunlichgelb; schwarz ist die Basal-
hälfte des 1. Tergites ohne die Seitenränder sowie der hintere
Abschnitt des 2. Tergites und das 3. und 4. Tergit, alle mit Aus-
nahme der schrägabgeschnittenen seitlichen Vorderecken. Vorder-
beine ockergelb. Mittelbeine blaß bräunlichgelb. Hintercoxen
braunschwarz. Hinterbeine braun, mit Ausnahme der Schenkel-
basis und der Trochanter, die blaß gelblich sind. Schienenspornen
rostgelblich, gekrümmt.
Flügel hyalin, Adern und Stigma blaß gelbbraun. 2. Radial-
abschnitt fast doppelt so lang wie der erste. 2. Cubitalzelle vorn
ca. 1?/,, hinten ca. 2'/, mal so lang wie breit. Die 2. Cubitalquer-
ader etwas schräg.
Körperlänge 51% mm. Vorderflügellänge #/, mm. Größte
Abdominalbreite 1mm. Größte Abdominallänge 3!/, mm.
Ceylon. 18 gesammelt von Dr. W. Horn.
Type im Deutschen Entomolog. Museum.
Rhogas ceylonieus nov. spec.
d. Kopf glatt. 2. und 3. Glied des Maxillarpalpus lang, das
zweite etwas verdickt.
Thorax glatt. Parapsidenfurchen sehr scharf. Antedorsum
des Mesonotum etwas stärker gewölbt. Mittelsegment etwas un-
Pr
Neue Gattungen und Arten von Braconiden. 9
regelmäßig gerunzelt, mit undeutlichem Mediankiel. Abdomen
mäßig schlank, 5 große Tergite, das 6. sehr klein; Querfurche des
2. Tergites etwas hinter der Mitte und scharf. Die 3 ersten Tergite
und die Basis des 4. mit mäßig scharfer und mäßig dichter Längs-
runzelung; 2. und 3. Tergit am Hinterrandssum glatt. Hinter-
schienensporen kurz und nicht gekrümmt.
Hell rostgelb, Augen schwarz. Mittelsegment an der Basis
seitlich der Mittellinie je ein brauner Fleck. Basalhälfte des
1. Tergites braun, ebenso ein sehr schmaler Basalsaum des
2. Tergites.
Flügel hyalin, Adern und Stigma blaß braungelb. 2. Radial-
abschnitt 21, des ersten. 2. Cubitalzelle vorn fast 2, hinten zirka
21, mal so lang wie breit. Die 2. Cubitalquerader senkrecht. Die
rücklaufende Ader fast interstitial.
Körperlänge 5,6 mm. Vorderflügellänge 4,3 mm. Abdominal-
länge 3!/, mm. Größte Abdominalbreite 1 mm.
Ceylon. 1 & gesammelt von Dr. W.Horn.
Type im Deutschen Entomologischen Museum.
Rhogas breviventris nov. spec.
2. Kopf matt. Untergesicht oben mit einem kurzen Median-
kiel. Fühler länger als der Körper, ca. 42gliedrig, Geißelglieder
größtenteils ca. doppelt so lang wie breit. 2. und 3. Glied des
Maxillarpalpus lang aber dünn.
Thorax matt. Antedorsum des Mesonotum nicht vorgewölbt.
Parapsidenfurchen nicht sehr scharf. Propleure leicht gerunzelt.
Mittelsegment mit unregelmäßigen Querrunzeln und mit ziemlich
scharfem Mediankiel, der hinten undeutlich wird, und mit ziem-
lich langer, senkrecht abstehender Behaarung. Abdomen relativ
kurz, nur 4 Tergite von oben sichtbar. 1. Tergit 1'/, so lang wie
hinten breit, sehr fein längsgerunzelt mit feinem Netzwerk, und mit
feinem Mediankiel. Querfurche des 2. Tergites scharf und wenig
vor dem Ende des 2. Drittels; Längsrunzelung äußerst fein,
hinten verschwindend. Vorderer Abschnitt des 2. Tergites fast
so lang wie breit. 3. und 4. Tergit ohne Skulptur. Legerohr so
lang wie der hintere Abschnitt des 2. Tergites. Hinterschienen-
spornen kurz (ca. !/; des Metatarsus) und nicht gekrümmt.
Hell rostgelb. Augen und Stammaticum schwarz. Fühler
rostfarben, Enden der Geißelglieder fein schwarz gesäumt. Thorax
rostgelb, Mittelsegment schwarz. Abdomen schwarz, Unterseite
hell rostgelb, Mitte des Hinterrandes des 1. Tergites und das mediane
Drittel der Länge nach des 2. Tergites hell rostgelb. Beine hell
rostgelb, Hinterschienen und Hintertarsen leicht gebräunt.
Flügel hyalin, Adern und Stigma blaß braungelb. 2. Radial-
abschnitt das Doppelte des ersten.
Körperlänge 4,4 mm. Vorderflügellänge #/, mm. Abdominal-
länge 2,2 mm. Größte Abdominalbreite ca. 1 mm. Flügellänge
5,9 mm.
6. Heft
96 G. Enderlein:
Ceylon. Nurelia. 1 2 gesammelt von Dr. W.Horn.
Type im Deutschen Entomologischen Museum.
Rhogas trieolor nov. spec.
Q. Gesicht punktiert, an den Seiten mit feinen Querrunzeln;
in der Mitte etwas erhoben. Geißelglieder ca. doppelt so lang wie
breit. 2. und 3. Glied des Maxillarpalpus lang aber dünn. Scheitel
mit feinen Querritzen.
Thorax glatt mit zerstreuten Punkten. Propleure mit kräftigen
Querrunzeln. Mesopleure glatt mit zerstreuten Punkten, vorn,
oben und unten gerunzelt. Metapleure gerunzelt punktiert. Mittel-
segment punktiert bis genetzt punktiert; von der Mitte des Vorder-
randes gehen von einem Punkte 2 divergierende Längsleisten aus,
die etwa in der Mitte sich verlieren, zwischen ihnen Querleistchen.
1. Tergit ca. 1!/, so lang wie hinten breit, fein genetzt. 2. Tergit
mit sehr scharfer Querfurche ziemlich weit hinter der Mitte;
vorderer Abschnitt ca. 1!/, so breit wie lang, mit Mediankiel.
2. und 3. Tergit fein und dicht genetzt längsrunzlig. 4. Tergit nur
sehr fein skulpturiert, 5. Tergit glatt, 6. Tergit nur ganz kurz und
schmal. Legerohr kurz. Hinterschienenspornen lang (etwas länger
als !/, des Metatarsus) und stark gekrümmt.
Kopf rostgelb, oben dunkler, Mundteile blaßgelb, Kiefer-
spitze braun. Fühler schwarz, Palpen blaßgelb. Thorax braun.
Mesonotum und Scutellun rostrot. Abdomen hellgelb, 2. und
3. Tergit schwarz; hellgelb gesäumt ist der vordere Abschnitt des
2. Tergites vorn und an der Seite. Hinteres Drittel des 5. Tergites
schwarz mit Ausnahme der Mitte. Beine hellgelblich, Hinter-
coxen schwarz, vom Hinterbein Schenkel, Schienen und Tarsen
braun. Schienensporne rostfarben. Hinterschienenbasis gelblich.
Flügel hyalin, leicht gebräunt. Adern braunschwarz, Stigma
braun. 2. Radialabschnitt das Doppelte des ersten. 2. Cubital-
selle vorn 2, hinten 3!/, mal so lang wie breit. 2. Cubitalquerader
zchräg.
Körperlänge 6!/), mm. Vorderflügelänge 6 mm. Ab-
dominalläinge 5 mm. Größte Abdominalbreite 1!/, mm.
Ceyleon. Nalanda. 1 9 gesammelt von Dr. W. Horn.
Type im Deutschen Entomologischen Museum.
Leluthinus nov. gen.
Typus: L. kividus nov. spec., Sumatra.
Diese Gattung unterscheidet sich von Heterogamus Wesm.
1838 dadurch, daß vom Abdomen nur die 2 ersten Tergite (das
zweite mit der Segmentgrenzen-ähnlichen Querfurche) von oben
sichtbar sind und die übrigen stark reduziert unter dem 2. Tergit
verborgen sind.
Erster Radialabschnitt länger als der zweite; hierdurch unter-
scheidet sich Leluthinus von C'helonorho gas.
Neue Gattungen und Arten von Braconiden. 97
Leluthinus lividus nov. spec.
9. Gesicht diehtkörnig rauh punktiert. Stirn, Scheitel, die
mäßig breiten Schläfen und die breiten Wangen dicht unregel-
mäßig gerunzelt. Hinterhaupt poliert glatt und relativ klein.
Thorax wie das Gesicht punktiert. Die Teile zwischen
Scutellum und Flügel poliert glatt. Mittelsegment fein rauh netz-
punktiert und mit scharfem Mediankiel. 1. Tergit wenig länger
als hinten breit, fein und dicht längsrunzlig genetzt, mit Median-
kiel. Querfurche des 2. Tergites scharf, vorderer Teil 115mal so
breit wie lang, hinterer Teil fast doppelt so breit wie lang; mit
Mediankiel, der im hinteren Teil wenig scharf, und skulpturiert
wie das 1. Tergit; Hinterrand breit und gerade abgestutzt. Die
folgenden Tergite glatt und unter das 2. Tergit geschoben. Hell
rostgelb; schwarz sind: Augen und Stemmaticum, gebräunt
ist: die Basis der Hinterschiene, die Legerohrscheiden, das erste
Hintertarsenglied und die Oberkieferspitzen.
Flügel hyalin. Adern und Stigma hell rostgelb. Abstand des
Nervulus das Doppelte seiner Länge. Parallelader ganz unten
inseriert. 1. Radialaderabschnitt ca. 11% des zweiten. 2. Cubital-
ader ca. !/, länger als hoch. 1. Cubitalquerader ziemlich steil.
Körperlänge 5,3 mm. Vorderflügellänge 41% mm. Abdominal-
länge 2,6 mm. Abdominalbreite ca. 1,1lmm. Länge des Lege-
rohres ca. 1 mm.
Sumatra. Soekaranda. 19. Dr H. Dohrn.
Type im Stettiner Zoologischen Museum.
Cheloninae.
Chelonus salebrosus nov. spec.
Kopf dicht und rauh punktiert und mit grauer Pubescenz,
die besonders auf dem Gesicht dicht ist. 1. Geißelglied kürzer als
breit, 2. ca. 1!/, des dritten.
Thorax überall mit dichten, großen Punkten fast netzartig
bedeckt. Scutellum dreieckig und mit ähnlicher, aber ein wenig
schwächerer Punktierung. Mittelsegment ziemlich feinmaschig
netzpunktiert, Seitenecken hinten scharf ausgezogen; hinten
senkrecht mit sehr scharfer Kante abfallend und oben in der
Mitte hinten 3 mehr oder weniger scharfe kurze Längskielchen.
Abdomen vorn scharf, nach hinten zu immer mehr verflachend,
ziemlich fein netzgerunzelt. Thorakalpubeszenz grau.
Schwarz; am Ende des ersten Viertels der Hinterleibslänge
jederseits ein mehr oder weniger großer gelblicher Fleck, die Unter-
seite an dieser Stelle ganz gelb. Palpen blaßgelb. Beine gelblich;
schwarz sind die Coxen, die Trochanter, das Basalviertel der
Vorderschenkel, die Mittelschenkel ohne das Enddrittel, die
Hinterschenkel und das Enddrittel der Hinterschienen. Braun
ist das 5. Tarsenglied der Mittel- und Hinterbeine.
Flügel hyalin. Stigma schwarzbraun, Adern gelbbraun.
Archiv Ar a aa 7 6. Heft
98 G. Enderlein:
Körperlänge 5'/,—6 mm. Vorderflügellänge 3°/,—4%, mm.
Abdominallänge 215—2,6 mm.
Sumatra. Liangagas. 1 Exemplar. Dr. H. Dohrn.
Ceylon. Kandy. 1899. 2 Exemplare. Dr. W.Horn.
MM. ata 1a. TS 1 BMA *
Typen im Stettiner Zoologischen Museum und im Deutschen
Entomologischen Museum in Berlin.
Psilommiseus nov. gen.
Typus: P. sumatramus nov. spec., Sumatra.
Diese Gattung unterscheidet sich von Cordiochiles Nees 1818
durch die unbehaarten Augen und durch die hinten etwas ge-
brochene 1. Cubitalquerader, von Tozxoneuron Say 1836 durch
das Fehlen der Querader in der hinteren Schulterzelle.
Metanotum grob gefeldert. Mesopleure mit Furche.
Die Exemplare der folgenden Art hatte ich 1906 (Stett. Ent.
Zeit., p. 248) fälschlich als Cordiochiles albopilosus Szepl. 1902
aufgefaßt.
Psilommiseus sumatranus nov. spec.
& 2. Kopf glatt und fein punktiert. Gesicht mit einem feinen,
aber sehr scharfen und deutlichen medianen Längskiel bis an die
Basis des kaum abgesetzten Clypeus. Vor dem vorderen Ocellus
ein deutlicher Mediankiel.
Thorax glatt mit sehr feiner Punktierung. Parapsidenfurchen
scharf und mit kräftiger Punktierung. Postscutellen mit 2 Grüb-
chen, Mesopleure mit scharf und dicht ‚geleisteter Längsfurche;
untere Hälfte des oberen Teiles poliert glatt, sonst dicht punktiert.
Mittelsegment sehr grob gefeldert. Längerer Mittelschienensporn
so lang wie der Metatarsus, längerer Hinterschienensporn ®/, des
Metatarsus. Legescheiden breit, am Ende schräg abgestutzt.
Kopf, Thorax, Hinterleib und Legescheiden ziemlich dicht
mit langer, silberweißer Behaarung. 1. Abdominaltergit nur ganz
spärlich behaart und poliert glatt.
Der ganze Körper mit Fühler, Palpen, Legerohr und Beinen
schwarz; hell ockergelb sind: Spitzendrittel der Vorderschenkel,
die Schienen und Tarsen, ebenso beim Mittelbein, nur ist die
Schienenspitze und das 2.—5. Tarsenglied graubräunlich. Vom
Hinterbein ist nur das Basaldrittel der Hinterschienen hell ocker-
gelb. Die Basis des ersten Abdominaltergits hellgelb. Schienen-
spornen gelb, die der Hinterbeine schwarz. Flügel hyalin, Adern
mit Stigma schwarzbraun, Spitzendrittel dunkelbraun.
Körperlänge d 6°/,—7 mm. 9 6°/,—7!/, mm. — Vorderflügel-
länge d Tmm. 9 7U/,-8 mm. — Abdominallänge 3 3,3 mm,
0 3!/, mm. — Länge der Scheiden des Legerohres 1,3 mm.
Sumatra. Soekaranda. 39,4%. Dr. H. Dohrn.
Typen im Stettiner Zoologischen Museum.
Neue Gattungen und Arten von Braconiden. 99
Macrocentrinae.
Maerocentrus Curt. 1833.
Maerocentrus ceylonieus nov. spec.
3 2. Kopf quer, glatt mit zerstreuter, sehr feiner Punktierung.
Augen halbkugelig. Schläfen schmal. Hinterhaupt oben ein-
gedrückt. Oberkiefer kräftig. Palpen mit langer, abstehender
Behaarung.
Thorax glatt, mit zerstreuter, sehr feiner Punktierung. Ante-
dorsum des Mesonotum stark gewölbt, Parapsidenfurchen scharf.
Metapleure und Mittelsegment geschieden, beide fein rauh punk-
tiert. Abdomen schlank, glatt. Coxen poliert glatt mit spärlichen,
sehr feinen Punkten. Beine sehr schlank. Legerohr länger als
der Körper.
Körper hell rostgelb, Augen, Oberkieferspitzen, Fühler ohne
die beiden Basalglieder und Stemmaticum schwarz. Scheiden des
Legerohres braun.
Flügel hyalin, Adern braun. Costa ockergelb. Stigma dunkel-
braun, etwas mehr als das proximale Drittel ockergelb. Erster
Radialabschnitt fast so lang wie der zweite. Zweite Cubitalzelle
vorn ca. 115, hinten ca. 2!/, mal so lang wie hoch. Parallelader
fast ganz unten inseriert. Nervulus interstitial oder nur wenig
nach außen gerückt, ganz unten etwas gebrochen. Radialader im
Hinterflügel etwa in der Mitte stark nach vorn gezogen.
Körperlänge & 5'/,—6!/, mm; 2 6—6% mm. Vorderflügel-
länge 3 ca. #/,mm; Q ca. 5 mm. Fühlerlänge ca. 61%, mm. Länge
des Legerohres 7—81, mm.
Ceylon. Kandy. 59,1%.
2 Matala. 38.
4 Puttalam. 19. Gesammelt vonDr.W.Horn.
Typen im Deutschen Entonologischen Museum in Berlin
und im Stettiner Zoologischen Museum.
Alysiinae.
Alysia Latr. 1802.
Alysia camerunensis nov. spec.
Q. Kopf glatt, unpunktiert, kräftig und breit. Fühler mäßig
kräftig, 3. Glied ca. 3 mal so lang wie dick, 4. Glied doppelt so
lang wie das 3., die übrigen schnell kürzer werdend, vom 15. Glied
etwa ab ca. doppelt so lang wie dick und noch kürzer.
Thorax glatt. Parapsidenfurchen scharf und glatt. Propleure
mit Längsrunzeln.. Mesopleure unten mit verkürzter, breiter
Längsfurche, die mit ;Querleistehen dicht angefüllt ist. Mittel-
segment grob gefeldert. Abdomen poliert glatt, 1. Tergit etwas
länger als hinten breit und dicht mit glatten Längsrunzeln an-
gefüllt. Coxen poliert glatt. Legerohr lang, Insertion ventral
etwas nach vorn gerückt, Scheiden mit zerstreuten, langen, ab-
stehenden Haaren besetzt.
7x 6. Heft
100 @. Enderlein: Neue Gattungen und Arten von Braconiden.
Kopf schwarz, Wangen und Palpen bell rostgelb. Fühler
schwarz, von 19. Glied ab weißlich gelb. Thorax, Abdomen und
Beine rostgelb. Hinterschienen dunkelbraun. Legescheiden
schwarz.
Flügel hyalin, Adern und Stigma dunkelbraun. 2. Radial-
abschnitt etwas kürzer als die 1. Cubitalquerader. 1. Radial-
abschnitt kaum !/, des ersten.
Körperlänge 6 mm. Vorderflügellänge 515 mm. Abdominal-
länge 3mm. Länge des Legerohres 5°/, mm.
Kamerun. Oktober. 1 2 gesammelt von L. Conradt.
Type im Deutschen Entomologischen Museum.
Über Tenthredo (Allantus) albiventris Mocs. und
trivittata Ed. Andre, sowie über einige Namens-
änderungen bei Tenthredo und Tenthredella.
Von
Dr. E. Enslin in Fürth i. B.
Im Jahre 1880 beschrieb Moscäry einen Allantus albv-
ventris nach einem & Stück, das er vonLeder aus dem Kaukasus
erhalten hatte. Wie ich schon in meiner Bearbeitung der Gattung
Allantus (Revue Russe d’Entomologie X, 1910) nachgewiesen
habe, ist die gleiche Art von Konow 1888 noch einmal als A.
kussariensis und dann das Q dazu ebenfalls von Konow zwei
Jahre später wieder unter einem neuen Namen und als vermeint-
liche neue Art als A. Lederi beschrieben worden. Ich habe in letzter
Zeit von diesem Tier zahlreiche Stücke in beiden Geschlechtern
gesehen und dabei erkannt, daß es in bezug auf die Färbung
ziemlich variabel ist.
Bei der Konow’’ schen Type, welche im Deutschen Entomo-
logischen Museum aufbewahrt ist, sind das Pronotum und alle
Hinterleibssegmente mit Ausnahme des Hinterrandes des 1., 4.
und 5. Segmentes ganz schwarz. Dagegen habe ich Stücke ge-
sehen und besitze solche, bei denen der Hinterrand des Pronotums
gelb, außerdem aber auch der Hinterrand des vorletzten und das
ganze letzte Rückensegment von dieser Farbe sind. Diese Tiere
stimmen dann ganz mit dem von Andre 1881 beschriebenen,
ebenfalls vom Kaukasus stammenden A. trivittatus überein. Aller-
dings nennt Andre die helle Färbung an den beiden letzten
Rückensegmenten ‚ferrugineux“, doch ist ja bekannt, daß eine
gelbe Farbe durch schlechtes Cyankali, durch Aufbewahren der
Tiere in Flüssigkeit oder durch ölig werden leicht verdunkeln
kann, und um ein solches Stück handelt es sich offenbar bei
Andre. Es ist also auch noch der A. trivittatus Ed. Andre als
synonym zu albiventris Mocs. zu ziehen, doch kann die Andre-
sche Art wenigstens als Varietät betrachtet und benannt
werden. Es kann sich die gelbe Färbung übrigens noch weiter
ausdehnen, als bei Andre beschrieben; ich besitze Stücke, bei
denen auch das 6. Rückensegment eine breit unterbrochene gelbe
Hinterrandsbinde trägt und das 3. Rückensegment seitlich gelbe
Flecken aufweist, und jedenfalls können sich diese rudimentären
6. Heft
102 E. Enslin: Über Tenthredo (Allantus) albiventris Mocs. und trivittata
Binden zu vollständigen ausbreiten und auch die übrigen schwarzen
Segmente noch gelbe Zeichnungen bekommen.
Auch bei den habe ich abweichende Färbungen kon-
statieren können. Während die Q stets ganz schwarze Meso-
peuren zu haben scheinen, hatten die bisher bekannten & einen
abgekürzten weißlichen Mesopleuralstreif. Unter mehreren & in
meiner Sammlung befindet sich jedoch eines, dessen Mesopleuren
wie die des $, ganz schwarz sind. Zu gleicher Zeit greift aber
die bleiche Farbe, die sonst auf die Bauchseite beschränkt ist,
nach der Rückenseite über, indem das 4. Rückensegment eine
unterbrochene bleiche Hinterrandsbinde trägt. Ich benenne
diese Farbenabänderung als subsp. hostia nov.
Durch strikte Anwendung der internationalen Nomenklatur-
regeln ist es in den bisherigen Gattungen Emphytus, Allantus
und Tenthredo zu weitgehenden Änderungen gekommen. Panzer
hat nämlich 1801 das bisher unter dem Namen Emphytus togatus
Panz. allgemein bekannte Tier beschrieben und abgebildet, und
zwar unter dem Namen ‚‚Tenthredo togata‘‘. Nach der Beschreibung
fügt Panzer noch die zwei Worte hinzu: Allantus Jurine.
Jurine veröffentlichte zwar den Gattungsnamen Allantus erst
1807, doch hatte er seine neuen Gattungsnamen Panzer schon
mitgeteilt, so daß sie dieser früher bringen konnte. Es ist ja nun
zwar sicher, daß Panzer sowohl wie Jurine unter der
Gattung Allantus sich etwas ganz anderes gedacht haben als etwa
die nachmalige Gattung Emphytus; allein auf solche Meditationen
nehmen die internationalen Regeln keine Rücksicht. Tatsache
ist, daß hier der Gattungsname Allantus zum ersten Male unter
Charakterisierung einer bestimmten Spezies als Gattungsvertreter
erscheint, und Herr Chr. W. Stiles, der Mitglied der inter-
nationalen Nomenklaturkommission ist, erklärt, daß hiermit die
Gattung Allantus aufgestellt sei und somit das Genus, das wir
bisher als Emphytus zu bezeichnen gewohnt waren, den Namen
Allantus führen müsse. Ich füge mich dieser Autorität, obwohl
ich persönlich diese Umnennung und die damit verbundenen ein-
greifenden Änderungen in unserer N omenklatur tief bedauere,
und obwohl mir auch die Stiles’sche Logik nicht zwingend
erscheint. Denn Panzer setzt das Wort ‚„Allantus Jurine‘‘ an
eine Stelle, an der er sonst die Synonymie zu bringen pflegt,
und nennt die Art nicht Allantus sondern T'enthredo.. Zum minde-
sten liegt die Frage zweifelhaft, und es hätte unter diesen Um-
ständen wohl die alte Auffassung beibehalten werden können;
jedoch: Roma locuta, causa finita.
Die Einführung des Namens Allantus für den bisherigen
Emphytus hat zur nächsten Folge, daß nun für den bisherigen
Namen Allantus die Bezeichnung Tenthredo und daß für Tenthredo
der von Rohwer vorgeschlagene Name Tenthredella eintreten
muß, da Latreille 1810 die Art scrophulariae als Type für
Tenthredo aufgestellt hat. Die Schlußfolgerungen, welche ich in
Ed.Andre, sow. üb. ein. Namensänderung. b. Tenthredo u. Tenthredella. 103
der Bearbeitung des Genus Allantus in dieser Beziehung gezogen
habe (Revue Russe d’Entomologie X, 1910, p. 4-5) gelten nun
nicht mehr, da sie auf der Voraussetzung aufgebaut sind, daß
Jurines Allantus in dem Jurineschen Sinne aufzufassen
sei und nicht in dem dem Autor völlig fremden, welchen ihm die
internationalen Regeln unterlegen.
Das Qui pro quo, das nun durch die Logik der internationalen
Regeln unter den Gattungen Emphytus, Allantus und Tenthredo
entstanden ist, verursacht weiterhin, daß eine Menge Artnamen
umgeändert werden müssen. Ich unternehme es im folgenden,
diese Umbenennungen und noch einige andere durchzuführen,
eine Aufgabe, die mir wenig sympathisch ist und der ich mich
nur unterziehe, um für weitere geplante Arbeiten einigermaßen
eine Basis herzustellen.
Gen. Tenthredo L. (Allantus aut. nec Panz. Jur.)
1. abjeeta nom. nov. = T. (Allantus) analis Ed. Andre 1881 nec
Lep. 1823.
T. adaequata nom. nov. = T. (Allantus) Andrei Knw. 1898 nee
Mocs. 1883.
T. admeta nom. nov. = T. (Allantus) annularis Nort. 1867 nec
Schrk. 1776.
T. adulatrix nom. nov. = T. (Allantus) pallipes Freym. 1870
nec Fall. 1808 = T. (Allantus) annuligera Knw. 1899 nec
Evers. 1847.
T. Gribodoi Knw. = T. (Allantus) balteata Kriechb. 1869 nec Kl.
1814.
Sollte die „Macrophya‘“ Lucasi W.F. Kirby mit dieser
Art identisch sein, so müßte der Kirbysche Name an-
statt des Konow schen eintreten.
T. aegra nom. nov. — T. (Allantus) brevicornis Knw. 18356 nec
Kl. 1814.
T. aeruginea nom. nov. —= T. (Allantus) brunnea Cam. 1899 nec
Kl. 1814.
T. aglaja nom. nov. — T. (Allantus) picta Ed. Andre 1881 nec
Kl. 1814.
T. aliena nom. nov. = T. (Allantus) dorsata Mocs. 1883 nee F. 1781.
T. arethusa nom. nov. = T. (Allantus) elegantula Cress. 1880 nec
Fall. 1808.
T. flaveola Gmel. = T. flavipes Geoffr. 1705 nec Retz. 1783.
T. asella nom.nov. = T. (Allantus) interrupta Nort. 1867 nee
F. 1804.
T. Kriechbaumeri D.T. = T. (Allantus) maculata Kriechb. 1869
nec Geoffr. 1785.
T. associata nom. nov. — T. (Allantus) limbata Cress. 1880 nec
Kl. 1814.
T, Reitteri Knw. = T. (Allantus) liturata Mocs. 1886 nee Gmeli
1790.
6. Heft
104 E. Enslin: Über Tenthredo (Allantus) albiventris Mocs. und trivittata
T. atalanta nom. nov. = T. (Allantus) multicolor Smith 1878 nee
Geoffr. 1785.
T, auliea nom. nov. = T. (Allantus) nigritarsis Knw. 1886 nec
Puls. 1870.
T. aversata nom. nov. = T. (Allantus) obscurata Knw. 1895 nee
Jakovl. 1888.
T. baja nom. nov. = T. (Allantus) ornata Ed. Andre 1881 nec
Lep. 1823 = T. (Allantus) discolor Knw. 1890 nec Kl. 1814.
T. barbalis nom. nov. = T. (Allantus) parvula Kriechb. 1869 nec
Lep. 1823.
T. ecorynetes W. F. Kirby = T. (Allantus) pectoralis Kriechb. 1869
nec Nort. 1864.
T. ealearata Ed. Andr& = T. (Allantus) similis Mocs. 1880 nee
Spin. 1808.
T. algeriensis Magr. = T. (Allantus) tricolor Kriechb. 1869 nec
Nort. 1860.
T. braetea nom. nov. — T. (Allantus) trifasciata Knw. 1894 nec
Geoffr. 1785.
T. persa var. caja nom. nov. — T. (Allantus) persa var. mandibu-
laris Enslin 1910 nec F. 1804.
T. eamilla nom. nov. = T. (Allantus) Mocsaryi Enslin 1910 nec
Ed. Andre 1882 = T. (Allantus) caucasica Mocs. 1880 nec
Evers 1847.
T. bifaseiata var. eatax nom. nov. = T. (Allantus) bifasciata var.
atra Enslin 1910 nec L. 1758.
T. eaucasiea var. einetaria nom. nov. — T. (Allantus) caucasica
var. unifasciata Mocs. 1877 nec Geoffr. 1785.
T. Merceti Knw. — T. (Allantus) montana Stef. 1883 nec Scop.
1763.
T. carna nom. nov. — T. (Allantus) rufipes Mocs. 1909 nec L. 1785.
T. eonopea nom. nov. = T. (Allantus) sanguwinolenta Mocs. 1909
nec Gmel. 1790.
T. elathrata nom. nov. = T. (Allantus) scutellata Enslin 1910 nec
Mocs. 1909.
T. candida nom. nov. — T. (Allantus) fulvicornis Mocs. 1909 nec
F. 1504.
T. ealvaria nom. nov. — T. (Allantus) lateralis Mocs. 1909 nec
Pr ATN.
T. cereola nom. nov. = T. (Allantus) testacea Mocs. 1909 nec
Lep. 1823.
T. carpinata nom. nov. = T. (Allantus) japonica Mocs. 1909 nec
Kr18]8:
Gen. Tenthredella Rohw. (Tenthredo aut. nec L., Latr.)
T. celsia nom. nov. = T. (Tenthredo) caucasica Mocs. 1883 nec
Evers 1847.
T. eoenobita nom. nov. = T. (Tenthredo) parvula Cress. 1380 nec
Lep. 1823.
Ed.Andre, sow. üb. ein. Namensänderung. b. Tenthredo u. Tenthredella. 105
T. nigropieta Smith = T. (Tenthredo) pieta Motsch. 1366 nec
Kl. 1814 = Rhogogaster nipponica Rohw. 1910.
Es sei hier bemerkt, daß die Tenthredo picta Motsch.
deren Type sich in St. Petersburg befindet, nicht wie
Rohwer (Proc. U. S. Nat. Museum, vol. 39, 1910, p. 113)
annimmt, eine Rhogogaster sondern eine Tenthredella ist.
Ich besitze diese Art ebenfalls aus mehreren Gegenden
Japans, ebenso ist sie im Deutschen Entomologischen
Museum in der Konowschen Sammlung in mehreren
Exemplaren vorhanden.
T. ehaonica nom. nov. = T. (Tenthredo) terminalis Prov. 1885
nec Smith 1878.
T. econsoma nom. nov. = T. (Tenthredo) vittata W. F. Kirby 1882
nec Kriechb. 1869.
T. rubrieoxis nom.nov. = T. (Tenthredo) rufipes Kl. 1814 nec
L. 1758.
T. conopea nom. nov. = T. (Tenthredo) consobrina Mocs. 1909
nec Kl. 1814.
T. deaurata nom. nov. — T. (Tenthredo) dealbata Mocs. 1909 nec
Gmel. 1790.
T. contusa nom.nov. = T. (Tenthredo) lateralis Mocs. 1909 nec
Pr 1779. |
T. erenata nom. nov. = T. (Tenthredo) fulvicornis Mocs. 1909 nec
F. 1804.
T. dentina nom.nov. = T. (Tenthredo) minuta Mocs. 1909 nec
Christ 1791.
T. eueullata nom. nov. = T. (Tenthredo) unifasciata Mocs. 1909
nec Geoffr. 1785.
T. eynthia nom. nov. — T. (Tenthredo) basilaris Prov. 1873 nec
Say 1824.
T. denotata nom. nov. = T. (Tenthredo) basilaris Mac Gill. 1897
nec Say 1824.
T. flavicaria nom. nov. — T. (Tenthredina) flavida Marl. 1898
nec Christ. 1791.
Schließlich möchte ich noch bemerken, daß in meiner Arbeit:
Das Tenthrediniden-Genus Allantus Jur., Revue Russe d’Entomo-
logie 1910, in der leider viele Druckfehler ohne mein Verschulden
stehen geblieben sind, durch ein Versehen des Druckers auch eine
Bemerkung über die Tenihredo (Allantus) clypealıss Knw. weg-
geblieben ist. Die Type dieses Tieres befindet sich im Deutschen
Entomologischen Museum. Es handelt sich um nichts weiter
als um ein gewöhnliches arcuata Forst.$. Die Merkmale die
Konow als charakteristisch für die Art hält, kommen bei
arcuata ganz gewöhnlich vor. Die Art clypealis Knw. ist also
synonym zu arcuata Forst. zu setzen.
6. Heft
On some African Mantidae and Phasmidae in the
Collection of the Deutschen Entomologischen Museum
By
James A. G. Rehn,
(Academy of Natural Sciences of Philadelphia).
(Figs. 1—6.)
The following notes and descriptions were made from material
forming a portion of a series of African Orthoptera loaned to me
for study by the Deutschen Entomologischen Museum, through
Dr. S. Schenkling. The remaining groups are in large part studied
and will be reported upon in the near future.
The author wishes to thank Dr. Schenkling and the autho-
rities of the Museum for their kindness in permitting him to study
the collection.
Mantidae.
Amorphoscelinae.
Amorphoseelis Stäl.
Amorphoscelis laxeretis var. eameronensis Werner.
1908. Amorphoscelis laxeretis var. cameronensis Werner, Be-
richt. Senckenb. Naturf. Gesell., 1908, p. 32. [Mukonje Farm,
Cameroon.]
Cameroon. (Conradt.) One male.
This specimen is defective, lacking the apex of the abdomen,
but in all probability it is a male. We have followed Werner in
allowing this form but varietal rank, although it will probably
be found to merit specific separation from the Togo lazweretis.
Amorphoscelis grisea Bolivar.
1908. Amorphoscelis grisea Bolivar. Deutsch. Entom. Zeit-
schrift, 1908, p. 515. [Cameroon.]
Cameroon. (Conradt.) One male.
This specimen is slightly smaller than Bolivar’s measure-
ments of the type, but otherwise it is in accord with his description.
Orthoderinae.
Humbertiella Saussure.
Humbertiella afrieana n. sp.
Type: 2; Cameroon, West Africa. (Conradt.) [Deutsches
Entom. Mus.]
This species is a true Humbertiella, a genus previously known
only from the Indian and Malayan regions. It is in fact very elose
to A. indica Saussure, the type of the genus, differing only in its
James A. G. Rehn: On some African Mantidae and Phasmidae ete. 107
slightly larger size and in having six pairs of gibbosities along
the median line instead of five as in indica. The distribution of
the genus Humbertiella is now seen to be very similar to that of
the closely allied T’heopompa.
Size medium; form robust. Head broad, the greatest width
about equal to the pronotal length; oceipital line subtruncate
with lose rounded juxta-ocular nodes separated from the median
portion of the oceiput by distinct sulei; front subinflated, with
four subparallel sulei; ocelli small, placed in a broad low triangle;
facial shield strongly transverse, dorsal margin subarcuate, very
slightly arcuate ventrad; antennae (incomplete in type) longer
than head and pronotum together; eyes prominent, inflated,
subglobose, directed somewhat cephalad. Pronotum with the
greatest width contained one and one-third times in the length,
in form similar to that of the some sex of other species of the genus,
cephalice margin moderately arcuate, caudal margin arcuate
laterad, emarginato-truncate mesad, lateral margins straight, sub-
parallel cephalad of coxal insertion, arcuate convergent caudad,
latero-cephalie angles decided but obtuse; greatest caudal width
contained twice in the length; dorsum with a more (cephalad)
or less (caudad) distinet medio-longitudinal sulcus, gibbosities
arranged in six pairs of which the cephalic is the most extensive,
the next pair chiefly laterad of the general series, the following
three pairs subequal in size and the caudal the smallest but most
decidedly conical of the series, supra-coxal region bearing a lateral
pair of tubereles in addition to the median series. Tegmina coria-
ceous, about twice as long as the head and pronotum together,
moderately broad; costal field rather narrow subequal in the
proximal three-fifths; apex rotundate oblique sub-truncate;
stigma narrow, linear. Wings not extending beyond tegmina.
Apex of abdomen surpassing tegmina and wings; supra-anal plate
transverse, margin arcuate, a median carina present, the surface
of the plate undulate and mesad elevated in a A. Cephalic coxae
but little shorter than the pronotal length, robust, cephalie margin
with extremely low serrulations; cephalic femora nearly half
again as long as the coxae, robust, inflated transversely, dorsal
line nearly straight, distal extremity comparatively small, dis-
coidal spines four in number, proximal in position, external margin
with five spines of which the distal is small and genicular in
position, internal margin with sixteen spines which reading from
the distal end of series give the following formulae ı I ıılll
IIIIIIII, the distal spine being genicular and the first three
separated from one another by considerable interspaces, accessory
row of prediscoidal tubereles on ventral face decided, external
face decidedly sunben within its margins, a medio-longitudinal
row of tubercles present, cephalie tibiae (exclusive of apical claw)
twothirds the length of femora, armed on the external margin
with nine spines, internal with ten; cephalic metatarsi equal to
6. Heft
108 James A. G. Rehn: On some African Mantidae and Phasmidae
two-thirds the tibial length. Median and caudal limbs very similar,
femora robust, subdepressed.
General color wood brown, strongly washed, blotched and
punctate with seal brown. Head finely punctulate, the eyes
with the general true russet, a narrow transverse bar of seal brown
crossing the facial shield and meso-cephalic portion of the eyes;
antennae russet, dashened proximad. Pronotum strongly macu-
late and punctate with seal brown. Tegmina with the general
color weale seal brown, brokenly and irregularly lineate-maculate
with russet along the veries, stigma same the apical margin weably
russet. Wings infumate with seal brown, the cross-ains clear
hyaline in the radiate field, less clear and suffused on the remainder.
Ventral surface almost uniform wood brown inclined toward
russet. Cephalic coxae paucipunctulate laterad, unicolorous on
tke internal face; cephalic femora strongly punctato-vermiculate
with seal brown: on the external face, internal face with a decided
blotch of seal brown in the unguinal groove and a fainter, broken
medio-longitudinal line of the same on the distal half spines with
their distal halves seal brown; cephalie tibiae and greater portion
of cephalie tarsi punctate with seal brown, the spines as on the
femora. Median and caudal linels punctate strongly (dorsad) or
weakly (ventrad) with seal brown, the puncta of the dorsal sur-
face resolving themselves into very pocrly defined annuli.
Measurements.
Length‘ ofibady rm. 0 ODE Bon
Length of pronotum . .. AlıoE Bub, BB “f
Greatest width of pronotum RED 7 PNOG a)
Length tee EANLIERA
Greatest width 'of'tegmen .). . . „m. NET,
Length of cephahetemur 2 KH RNIT TI,
Length of median femur . ..:....9 ,
Length of'esudal’femur "I"; Bar Rn &
The type is unique.
Theopompa Stäl.
Theopompa aurivillii Sjöstedt.
1900. Theopompa aurivillii Sjöstedt, Bihang till K. Svenska
Akad. Hand, XXV, 4:6, p. 3, figg. 3—5. [Mapanga, Came-
roon.] Cameroon. (Conradt.) One male.
Tarachodes Burmeister.
Tarachodes saneta (Saussure).
1871. Chfiropus] sancta Saussure, Melanges Orthoptero-
logiques, III. Suppl., p. 393. [\Natal.]
Umtali, Rhodesia. (Bodong.) One male.
This specimen agrees fully with Saussures description of the
species, having the cephalic femora below with „a little black at
in the Collection of the Deutschen Entomologischen Museum. 109
the base” as he particularly states. In this respect it differs some-
what from Werner’s figure of the cephalice limb ofsthe species*).
The measurements of the specimen are as follows:
Bene of’ bodyim.meı 21.00. OR A an!
Donsth’of pronotumie N... rt Be,
Greatest width of pronotum. . .... 5 R
Leneth of tegmen"..".) 4 SORT RBB,
Tarachodes fratereula n. sp.
Type: $; German East Africa. [German E.intomological
Museum.]
Closely allied to sancta Saussure, but differing in the con-
siderably smaller size and in the shape of the dorsal margin of
the facial shield which is transverse truncate mesad and obliquely
truncate laterad. It suggests in many charakters T. obtusiceps
Stäl, but differs from that species in the same points as does
T. sancta.
Size rather small (for the genus); form depressed. Head
nearly half again as broad as deep; vertex transverse truncate,
laterad with low angulate protuberances next to the eyes, separated
from the line of vertex by distinetly impressed suleci; facial shield
slightly more than one and one-half times as broad as deep,
cephalic margin truncate mesad and oblique truncate laterad;
ocelli large, subcontiguous, placed in a triangle; eyes moderately
prominent, rounded, somewhat directed cephalad. Pronotum
subrectangulate, greatest width contained about twice in the
length; cephalic margin strongly arcuate, caudal margin sub-
truncate mesad and oblique truncate laterad; lateral margins
subparallel, very slightly expanded in the supracoxal region,
shaft of pronotum slightly narrowed, cephalo-lateral angle slightly
protuberant, blunt; median carina hardly indicated, replaced on
cephalic half by a rather pronounced sulcus. Tegmina hyaline,
distinetly exceeding apex of abdomen, apex sub-obtuseangulate;
marginal field narrow. Cephalic coxae distincetly shorter than
pronotum, margins unarmed; cephalic femora quite robust,
greatest width contained about two and one-half times in length,
dorsal margin slightly arcuate proximad, external margin armed
with four sbort thick spines, internal margin with twelve short
faintly liseriate spines, discoidal spines four in number; cephalie
tibiae armed externally with fourteen depressed subserrate spines,
internally with thirteen spines. Median and caudal limbs quite
short, rather robust.
General color ochraceous-buff, overlaid with an almost uni-
form mottling and sprinkling of vandyke brown, venter wood
brown. Vertex cephalad with a broad transverse dull blue-black
*) Sitzungsb. K. Akad. Wissensch., Wien, Math.-naturw. Kl. COXVI, Abt. I,
pe» II, fig. 7.
6. Heft.
110 James A. G. Rehn: On some African Mantidae and Phasmidae
bar, facial shield with three narrow poorly defined transverse
markings of the same color, one mesad, one dorsad and one ventrad,
the median one rather broken into a median and a pair of lateral
spots, of which the median one is indistinetly connected with
the dorsal and ventral bars; ocelli orange-red; eyes raw umber
sprinkled with vandyke brown. Tegmina washed with pale isabella
color; veins wood brown, lined at frequent intervals with vandyke
brown. Prosternum with a narrow transverse V-shaped bar of
black between coxal bases caudal section blackish becoming
paler cephalad; mesosternum with a pair of small black dots
cephalad and a median black spot between the median coxae;
ventral surface of abdomen with a pair of black spots on each
segment, these becoming smaller caudad; cerci of general color
becoming darker distad.
Cephalic coxae unmarked ventrad, of general ventral color;
cephalic femora with a median longitudinal brownish black line
on internal face, this heaviest proximad, becoming slender distad;
femoral and tibial spines black tipped.
Median tibiae indistinetly annulate. Caudal limbs missing.
Measurements.
Length iatıbodya ri 21. .Wr niet Sa, ZU 32
Greatest width of head . Bu Rs)
Lensth of"'pronetum ! I. PR PATE 18
Greatest width of pronotum® HOHER
Length of tegmen . . ........2.. 26,5
Length of cephalic femur . 6,5
The type is the only specimen of the species seen by us.
Tarachodes sjöstedti Werner.
1907. Tarachodes Sjöstedti Werner, Sitzungsb. K. Akad.
Wissensch. Wien, Math.-nat. Kl., CXVI, Abt. I, p. 215, pl. III,
Fig. 4. f[Chinchoxo, West-Africa.]
Benguella, Angola. (Wellman.) One male.
This specimen agrees very well with the original description
of the species.
Pyrgomantis Gerstaecker.
Pyrgomantis wellmani n. sp.
Type: d; Benguella, Angola. (F.C. Wellman.) fGerman
Entomological Museum.]
Related to P. septentrionalis Werner *) from Gondokoro but
differing in the smaller size, shorter and blunter cephalic
protuberance and proportionately broader pronotum. The only
other species at all closely related is P.jonesi Kirby **) from Nigeria,
this differing, however, is the much greater size, agreeing in this
*) Sitzungsb. K. Akad. Wissensch., Wien. Math.-natur. Kl., CXVJ, Abt. I.
p. 228, pl. 1, Fig. 4.
er) Ann. Mag. Nat. Hist (7), XIII, p. 83.
in the Collection of the Deutschen Entomologischen Museum. 111
respect with P. septentrionalis. The description of jonesi is so
brief that one can glean almost nothing from it to aid in com-
parison.
Size small; form moderately elongate. Head half as broad
as deep, vertex produced into an acute-angulate cone slightly
shorter than the width of head, in transverse section the cone is
arcuate dorsad and sub-obtuseangulate ventrad, apex narrowly
rounded; facial shield subquadrate, narrow or dorsalthan ventrad;
dorsal margin acute-angulate produced between antennal bases;
eyes elongate-elliptical in base outline, not at all prominent when
viewed from the dorsum. Pronotum subrectangulate, greatest
width contained slightly more than two and one-half times in
length; cephalic margin strongly arcuate, caudal
margin, subtruncate mesad, oblique truncate la-
terad, lateral margins very slightly arcuate one
coxal insertion; no distinet medio-longitudinal sulcus
or carina present. Tegmina hyaline, apparently
falling more or less short of apex of abdomen; apex
narrowly rounded; marginal field very narrow. Ab-
domen mutilated. Cephalic coxae equal to about
two-thirds of pronotum length, margins not armed;
cephalic femora armed externally with four short
spines, internally with thirteen spines, the latter
biseriate proximad, discoidal spines four in num-
ber; cephalic tibiae armed on the external margin
with ten spines, on the internal margin with eleven
spines.
General color buff, more or less deeply and
Pyrgomantis Ä £ .
wellmeni n.sp. unifinaly over laid dorsad and laterad with punctu-
Ohesa and pro. lations of raw uniber, ventral color gamboge
notum. (x 5) yellow. Dorsum of head and pronotum with a
pronounced medio-longitudinal umber line, reaching caudad from
apex of frontal cone. Face of ventral color; eyes broccoli brown.
Tegmina washed with wood brown; wings clouded in good part
with listre.
Measurements.
Length of body . . EA er,
Greatest depth of head 5,6
Greatest width of head. Be
Lenght of pronotum . . . Rn ra
Greatest width of pronotum . AREA
Lensthiioftteemenem ae... 2,1%
Length of cephalic femur . 5
The type of this more interesting species is unique. We take
great pleasure in dedicating this new form to our learned fellow-
country man, Dr. F. Creighton Wellman, who collected the type
during his residence in Portuguese West Africa.
6. Heft
112 James A. &. Rehn: On some African Mantidae and Phasmidae
Mantinae.
Hapalomantis Stäl.
Hapalomantis rhombochir (Werner). |
1908. Eutella rhombochir Werner, Bericht Senckenb. Naturf.
Gesell., 1908, p. 48, taf. III, fig. 6. [No locality.]
Cameroon. (Conradt.) One male, one female.
This species, which was wrongly associated, very poorly figured
and insufficiently described without measurements or locality,
is closely related to #4. meridionalis Saussure, differing in the
distinetly smaller ocelli, more robust pronotum, proportionately
shorter tegmina, much more robust cephalic femora, more arcuate
dorsal lamellate expansion of same and in the different tibial
spine formulae. The peculiar development of the lateral proximal
tibial spines, which this species shares with meridionalıs, are not
shown in the figure given by Werner, although mentioned in tbe
description. The lateral femoral spines number five in both
specimens, the internal thirteen in both, the lateral tibial spines
seven to eight, the internal tibial spines six to seven.
Dystaeta Saussure.
Dystacta alticeps (Schaum).
1853. Mantis alticeps Schaum, Ber. Verh. K. Preuß. Akad.
Wissensch. Berlin, 1853, p. 777. [Mozambique.]
Benguella, Angola. One female.
This specimen has the pronotum with a pair of blackish
half-moons bordering the margins of the pronotum caudad of the
greatest width.
The range of this species extends from the Cape region north
to Mozambique and the locality here given, the latter being the
most northerly record of the species in western Africa. Other
records show its occeurrence in Zambesia, Damaraland, Nyassa-
land, Transvaal, Orange River Colony and at Delagoa Bay.
Stenopyga Karsch.
Stenopyga extera Karsch.
1892. Stenopyga extera Karsch, Entom. Nachrichten, XVIII,
p. 146. [Barombi Station on Elephant Lake, Cameroon.]
Cameroon. (Conradt.) One male.
Paratenodera Rehn.
Paratenodera eapitata (Saussure).
1869. Tfenodera] capitata Saussure, Mitth. Schw. Ent. Gesell.,
III, p. 69. [Locality ?]
British Uganda. (Grauer.) One female.
This specimen agrees very well with the original description
and also Sjöstedt’s excellent description of this species*). The
*) Bihang till K, Svenska Vet.-Akad. Handl. XXV, afd. IV, No. 6, p. 11—12-
in the Collection of the Deutschen Entomologischen Museum. 113
dark triangular spots in the marginal field of the tegmina are not
black in the specimen before us, instead being bluish gray but
clearly defined and of the peculiar form found in this species.
The only previous records of the species accompanied by
localities were from the Congo, but one of these with exact data
and that from Madimba, and one from Ruwenzori*). Our record
is another link in the chain of evidence extending Congo forest-
land types into the Uganda region.
Polyspilota Burmeister.
Polyspilota validissima Gerstaecker.
1883. Polyspfilota] validissima Gerstaecker, Mitth. Naturwiss.
Ver. Neu-Vorpomm., XIV, p. 89. [Aburi, Gold Coast.]
Cameroon. (Conradt.) Two males.
North Cameroon. One male.
The range of tbis fine species is now known to extend from
Liberia (Rehn) to Gaboon (Westwood), and it seems probable
that there is a reduction in number and an increase in width of
the dark transverse bars of the wings southward. Our material
is not sufficient to establish this as a certainty, but the figures
given by Westwood**) of Gaboon specimens, which represent the
most extreme southern locality from which the form is known,
shore the transverse bars to be fewer in number and individually
broader than in Liberian specimens of both sexes. The Cameroon
specimens are essentially the same as the Gaboon specimens in
this respect. The measurements of the present material are as
follows:
Cameroon Cameroon North
Cameroon
mm. mm. mm.
Eonpth of body. .: .;.. .. 0.0. 92,5 85 nn
Length of pronotum. ... . 35 33,5 36
Greatest width of pronotum . 6,2 6,8 7
Length of tegmen. ..... 64 65 70
Length of cephalic femur . . 19,5 19,5 21
Length of caudal femur . .. . 26 26 27,5
Polyspilota variegata (Olivier).
1792. Mantis variegata Olivier, Encycl. Meth., Ins., VII,
p- 638. [Angola.]
Cameroon. (Conradt.) Four males, one female.
North Cameroon. Two females.
British Uganda. (Grauer.) One female.
Of these specimens all of the Cameroon series except one
pustulata type male belong to the striata type, both North Came-
*) Kirby, Proc. Zool. Soc. London, 1902, pt. 1, p. 93.
**) Rev. Mant., pl. X, Fig. 4 u.5.
Archiv für Naturgeschichte RR
1911. A. 6. 6. Heft
114 James A. G. Rehn: On some African Mantidae and Phasiridas
roon specimens belong to the striata form, while the Uganda
individual is between the pustulata and viridis forms.
The measurements of this series are as follows:
Cameroon Cameroon Cameroon Cameroon
mm. mm. mm. mm.
Tenpth ’of. body; m. 0 65,5 —*) —*+) 7 578
Wıdth of head'.vı we au 7,2 Ten ir
Length of pronotum . . . . 20,2 19 19 19,4
Greatest width of pronotum . 6 5,2 5,5 DT
Length ofvtegmen'! 1.72%. 7 350 49 47 47
Length of cephalie femlur Sees Ve 13,8 12.9 13.9
North North British
Cameroon 9. Cameron 9. Cameroon 9. Uganda 9.
mm. mm. mm. mm.
64 67 62 Ta
8,6 8,5 8,6 7,5
22.8 22 22,6 17
6,8 7 7,5 De
a! HL, 50 47,5
16,2 17 17.5 13
Prohierodula Bolivar.
Prohierodula flavipennis (Karsch).
1892. Polyspilota flavipennis Karsch, Entom. Nachr., XVIII,
p- 147. [Barombi Station on Elephant Lake, Cameroon.]
Cameroon. (Conradt.) Three males.
Cilnia Stäl.
Cilnia humeralis (Saussure).**)
1871. Cardioptera humeralis Saussure, Melanges Orthopt., I.,
p- 342. [Natal.]
Umtali, Rhodesia. (Bodong.) One female.
This specimen is larger than Natal females examined by us,
measuring as follows:
Bensth 08 body... Sonne 55 mm.
Greatest width of head BR rk & 2
Pensch ra pronoturg Ve Eee 1 6 Me
Greatest width of pronotum ..... [IN oe
Leneiunu tepmen .. . ..... zul anne % DANS
Length of cephalie femur ....... 18 24
This species has been recorded from Natal north to Delagoa
Bay and Nyassaland, west to Ovambo, northern Damaraland.
*) Abdomen distorted in drying.
**) Leomantis ignoia Rehn, Proc. Acad. Nat. Sci. Phila., 1903, p. 706,
equals this species.
in the Collection of the Deutschen Entomologischen Museum. 115
Sphodromantis Stäl.
Sphodromantis ugandanus n. sp.
Type: 9; British Uganda. (Grauer.) [German Entomological
Museum.]
Close to S. occidentalis Werner*), but differing as few as can
be determined from opposite sexes, in the absence of infuscation
on the median and caudal femora, the distribution of yellow and
black on the internal face of the cephalic femora and in the tinted
wings. The original description of Werner’s species contains little
information on structural characters which might be used for
comparison. It seems quite probable that this species and possibly
occidentalis may belong in Bolivar’s recently erected Prohiero-
dula.**)
Size small (for the genus); form moderately robust. Head
subtrigonal in shape, oceiput decidedly arcuate transversely;
ocelli moderately large, placed in a triangle, the dorsal ones more
separated from each other than they are from the ventral one;
facial shield transverse, the greatest depth contained one and
and two-thirds times in the greatest width, dorsal margin arcuate;
eyes moderately prominent, rounded. Pronotum moderately
robust, the greatest width contained two and one-third times in
the greatest length; supra-coxal expansion decided, well arcuate,
the collar regularly converging from the expansion to the well
rounded cephalic margin; shaft regularly narrowing from the ex-
pansion to near the middle of shaft, from which point the shaft
is slightly and gradually broadened caudad; caudal margin sub-
truncate mesad and, strongly arcuate laterad, lateral margins
serrato-dentate, the teeth on the shaft less prominent than those
on the inflation; medio-longitudinal carina on shaft decided,
represented on collar by a deeply impressed sulcus. Tegmina
slightly exceeding the apex of the abdomen, sub-lanceolate, the
greatest width contained about three and a third times in the
length of the same; costal margin moderately arcuate proximad
and distad, the portion between, and by far the greater section,
straight; costal field broad, slightly less than half the width of the
remainder of the tegmen;.apex rather narrowly rounded; stigma
elliptical. Wings very slightly surpassing the apex of the tegmina.
Cephalic limbs moderately robust; coxae equal to slightly more
than two-thirds the pronotal length, cephalic margin with five
to six dentiform tubercles, caudal surface irregularly serrato-
spinose; cephalic femora but slightly shorter than the pronotum,
rather slender, dorsal margin nearly straight, ventral margin
moderately arcuate, discoidal spines four in number, external
margin with four spines, internal margin with fourteen to fifteen
*) Jahresb. Ver. Vaterl. Naturk. Württemb., LXII, p. 366, 1906 [German
South West Africa].
**) Mem. Real Soc. Espaä. Hist. Nat., I, no. 26, p. 461.
8* 6. Heft
116 James A. G. Rehn: On some African Mantidae and Phasmidae
regularly* biseriate spines; cephalie tibiae (without the claw)
about half the length of the femora, armed externally with seven
to eight spines and having a considerable unarmed proximal
space, internal margin with thirteen spines regularly increasing
in size distad; cephalic metatarsi elongate, equal to three-fourths
the tibial (exc. 4 claw) length. Median
and caudal limbs with the femora
appreciably inflated in the proximal
two-thirds.
General color apple green, be-
coming nearly oil green on the tegmina ee RE
and, probably by discoloration, wax erg LT
yellow on the prothorax and median coxae. Head washed with
russet;; eyes seal brown. Tegmina with the disto-sutural section very
faintly washed with vinaceous-pink; stigma dull cream color, flan-
ked distad and proximad by small spots of seal brown. Wings dull
naples yellow, apexsulcoriaceous, apple green, proximal half ofcostal
section with three short transverse moderately distinct macula-
tions of carmine, distal half of coxtal section subcoriaceous,
gamboge yellow. Cephalic limbs of the general color; coxal spines
lemon yellow; femora with a large ovate shining blachish macula-
tion proximad of the middle and, on the ventral half in whing
the unguinal grosse, distad of this maculation the ventral portion
is lemon yellow with three to four oblique. seal brown lines
proximad, these lines involving major spines, the distal major
spines of the same color, minor and all other spines tipped with
seal brown. Abdomen clore brown (probably due to discoloration).
Measurements.
Length af bedyan. Lusiierkieanb alba > 51 mm.
Length iof pronetum! li. vn. %. ul „lien LEN
Greatest width of pronotum .....6 Re
Length iofittegmen: iula nei kielang
Width of costal field of tegmen.. ... 3,2
Length of cephalice femur ....... 132 „
Length of median femur ........ 125 „
Length of caudal femur . ...... 1558
The type is unique.
Sphodromantis lineola (Burmeister).
1838. Mfantis (Stagmatoptera)] lineola Burmeister, Handb.
d. Entom., II, Abt. II, pt. 1, p. 537. [Sierra Leone.]
East Africa. One female.
Sphodromantis centralis Rehn.
In press in Ergebnisse der Deutschen Cent. Afr. Expedition.
1907-8, Zoologie.
*) There is, but one exception to the regularity of the alternation of large
and small spines on this margin in the type, this being the presence of an extra
small spine on the right femur.
in the Colleetion of the Deutschen Entomologischen Museum. 117
British Uganda. (Grauer.) Two females.
These specimens have been compared with the typical material
and exhibit the distinctive characters of the species to a marked
degree. One individual is in the full green phase, while the other
is generally green with the tegmina in good part very pale lavender.
Hoplocorypha Stäl.
Hoplocorypha macra (Stäl).
1856. [Mantis] macra Stäl, Öfv. K. Vet.-Akad. Förh., XIII,
p. 169. fPort Natal.] .
Benguella, Angola. (Dr. F. C. Wellman.) One female.
This is the most northerly locality in West Africa from which
we have seen true macra, although Griffini*) has recorded the
allied galeata from Farim, Portuguese Guinea. It is possible,
however, that the latter record is not galeata, which is new con-
sidered separable from macra and probably only East African in
its distribution.
Calidomantis Rehn.
Calidomantis fenestrata (Fabricius).
1781. f[Mantis] fenestrata Fabricius, Spec. Ins., I, p. 349.
fAequinoctial Africa.]
British Uganda. (Grauer.) One male.
This specimen has one distinet black spot on the internal
face of one cephalic femur and two on the same surface of the
other femur.
Calidomantis coxalis (Saussure).
1898. Ml[iomantis] coxalis Saussure, Revue Suisse de Zoologie,
V, p. 189. [Southern Africa.]
Benguella, Angola. (Dr. F. C. Wellman.) One male.
This specimen is slightly larger than the original measure-
ments of the species, but otherwise it fully agrees with the original
description. The third black femoral spot, which Saussure says
is frequently obsolete or absent in the male of this species, is
present and as clearly marked as the others.
Daetylopteryx Karsch.
Daectylopteryx flexuosa Karsch.
1892. Dactylopteryx flexuosa Karsch, Entom. Nachrichten,
XVIII, p. 10. [Gaboon.]
Cameroon. (Conradt.) One male.
This genus is extremely close to Liturgonsa and it is very
questionable whetber it should be recognized. When compared
- with females of Liturgonsa, belonging to the genotype L. cayen-
nensis, no differences worthy of generic consideration exist except
the form of the tegmina, which may or may not be a sexual
character.
*) Ann. Mus. Civ. Stor. Nat. Genova, XLIII, p. 408.
6. Heft
118 James A. G. Rehn: On some African Mantidae and Phasmidae
As suggested by Werner*) there appears to be no doubt that
Sjöstedt’s T’heopompa angusticollis equals this species.
Arcobotrinae.
Sibylla Stäl.
Sibylla pannulata Karsch.
1894. Sibylla pannulata Karsch, Berlin. Ent. Zeitschr.,
XXXIX, p. 277. [Vietoria and Buea Mountains, Cameroon.]
Cameroon. (Conradt.) One male.
This specimen is slightly larger than the original measurements
of the type.
Sibylla graeiosa n. sp.
Type: &; Cameroon. (Conradt.) [German Entom. Museum.]
This speeimen has been compared with the above male of
pannulata and a Natal male of pretiosa Stäl, as well as the de-
scriptions of the other species of the genus. It is closer to pretiosa
than to pannulata, but from this it differs in the narrower lobes
on the median and caudal femora, the more produced and apically
bifurcate cephalie process, the longer cephalic limbs and more
elongate tegmina, which latter has also fewer rami to the veins.
In the character of the femoral lobes this species shows affinity
to 8. elegans Bolivar**), but thenew form can be readily distin-
guished from the latter species by the proximal lobe on the dorsal
margin of the cephalic femora, the more decidedly elongate pro-
notum of which the shaft is strongly compressed, the shorter
genicular spines and non-spiniform lateral angles of the abdominal
segments. Other characters of dissimilarity between graciosa and
elegans exist, but we have only given such as the two sexes of
pretiosa would lead us to believe were found in both sexes, Bolivar’s
species having been founded on the female.
Size medium; form slender. Head with the greatest width
very considerably exceeding the depth of head proper; occipital
margin with low subconical juxta-ocular lobes
separated from the arcuate median section of the
margin by shallow emarginations, the latter continued
ventrad one portion of the face as deeply channeled
impressions; ocelli fairly large, placed in a low inverted
triangle, dorsad of the ocelli involving the base of
the frontal process is placed an inverted and V-shaped S'"yla zrariose
carina extending from the internal margin of one eye cephalic pro-
to the same of the other; facial shield transverse, °® 2%, '?®
arcuate dorsad, subtruncate ventrad; clypeus produced
dorsad into a prominent triangular decurved dentiform process;
frontal process about two-thirds as long as the head is deep, the
*) Bericht Senckenb. Naturf. Gesell., 1908, p. 41.
**) Mem. R. Soc. Espaü. Hist. Nat., I, mem. 26, p 464, pl. XII, Fig. 1.
[Cameroon.]
in the Collection of the Deutschen Entomologischen Museum. 119
apex divided by a decided V-shaped emargination into a pair of
subacute lobes, very slightly proximad of the middle are placed
paired low lateral slightly acute lobes, the shaft proximad
distinetly broader than distad; eyes subglobose, prominent;
antennae slightly longer than the pronotum, moniliform. Pro-
notum with the greatest width contained four and one-half times
in the length; collar rounded cephalad and very slightly con-
strieted immediately cephalad of the supra-coxal expansion, latter
distinctly spicate laterad, gibbose and acute bituberculate dorso-
caudad of the greatest width as found asin other species of the genus,
dorsum of collar with a shallow broad transverse depression;
shaft very slender, subcompressed, non-carinate, caudal extremity
hardly elevated. Tegmina very nearly twice the length of the
pronstum; costal field moderately inflated proximad. Wings
hardly exceeding the femoral tips when in repose. Abdomen
with the ventro-lateral angles of the dorsal segments rectangulate,
non-spiniform. Cerei slightly surpassing the subgenital plate;
styles very short, free. Cephalic coxae about one-half the length
of the pronotum; margins serrulate, the cephalic margin with the
serrulations fewer and larger than on the other margins; cephalic
femora nearly two-thirds the length of the pronotum, greatest
depth contained four and one-half times in the length, subcom-
pressed, arcuate ventrad; dorsal margin concave on the distal
two-thirds, with a long low arcuato-angulate lobe on the proximal
third; external margin with five spines, one of which is genicular
and very small, internal margin with fifteen spines arranged as
follows (reading proximad) —lınmlılılılılr, the distal one very
small and placed on the genicular lobe; discoidal spines four:
cephalic tibiae (exclusive of apical claw) slightly more than half
the length of the femora; armed on the external margin with six
spines, increasing in size distad, on the internal margin with
twelve to thirteen spines, increasing in size distad and strongly
adpressed proximad: cephalic tibiae three-fifths of the femoral
length, the metatarsus occupying distinectly more than half of
the tarsal length. Median and caudal femora very slender, modera-
tely inflated at the proximal extremity: proximal lobe rotundato-
trigonal, not quite as deep as the thickness of that portion of the
femora; distal lobe narrow, deeper than the proximal lobe, distal
margin of lobe strongly acute-angulate emarginate mesad, apex
rotundato-acute, proximal margin obliquely truncate; genicular
spine decided: median and caudal femora very slender.
General color clay color (specimen has probably at some
time been immersed in alcohol), clouded and mottled in the head,
pronotum and limbs with prout’s brown and vandyke brown. Head
with the face largely sealbrown. Tegmina infumato-maculate
with prout’s brown, heariest near the costal margin. Lobes of
median and caudal femora with broken proximal marginal macula-
tions of buffy.
6. Heft
120 James A. G. Rehn: On some African Mantidae and Phasmidae
Measurements.
Taigth of 'badıy. SHE Karmann. en nee 46 mm.
Length "Of. prönotume „2. ee De
Greatest width of pronotum . .... 4 ,„
Length 'of tegnien . ulm u „ar “
Length :ö£ "cephalientemur . .. .. . "ru a Der 05
Length of median femur ....... 14 ei
Length' oF candat kermurr, 0 „Can LS ee
The type is unique.
Ampheecostephanus* n. gen.
Apparently a member of the division Pachymantides of the
Creobotrinae, but not closely related to any of the previously
known genera. The peculiar form of the occiput is quite distinet
from that of any other genus of the family.
Head strongly depressed; occiput elevated into a lamellate
subfoliaceous structure, acute-angulate mesad flanked laterad by
rectangulate proximal marginal lobes. Pronotum short subsellate,
margins ciliate. Tegmina and wings very ample, greatly sur-
passing apex of abdomen, margins of tegmina and costal margin
of wings ciliate. Cephalic coxae unarmed; cephalic femora com-
pressed, subtrigonal, sublamellate dorsad, discoidal spines four.
Median limbs non-lobate. Cerci hardly surpassing the subgenital
plate, moniliform, the distal segment broad, depressed, with its
distal margin arcuato-emarginate.
Type. — A. rex n. sp.
Amphecostephanus rex n. sp.
Type: 3; Benguella, Angola. (Dr. F. C. Wellman.) [German
Entom. Museum.]
Size medium; form moderately elongate. Head with the
greatest width contained one and one fifth
times in the greatest depth; face subdepla-
nate; occipital appendage considerably de-
planate, slightly curved cephalad toward the
apex, the height of the appendage dorsad
of the dorsal margin of the eyes two-
thirds of its proximal width, median section .
of the appendage reverssed subcordiform, apex
acute, proximal lateral shoulders sinuato-
rectangulate, separated from the eyes by „mphecostephanus rex
very small low obtuse lobes, ventral face » en a
of appendage venoso-carinate, the median Ve
carina forked; ocelli large, placed in an inverted triangle; facial
shield transverse, the greatest depth contained nearly three
times in the greatest width, dorsal margin arcuato-elevate mesad,
*) ’ Augpnxs double-edged, « teyavos crown.
in the Collection of the Deutschen Entomologischen Museum. 121
arcuato-emarginate laterad, lateral margins truncate, ventral
margin arcuato-emarginate; antennae moniliform ; eyes moderately
prominent, ovoid when seen from the side. Pronotum with the
greatest (supra-coxal) width contained about one and one-third
times in the length; lateral margins cephalad of the greatest width
arcuato-truncate convergent, cephalic extremity narrowly
rounded, lateral angles obtuse, thence caudad slightly oblique
subtruncate, followed by a marked arcuate constrietion of the
margins and finally slightly arcuate expanded to the broadly
rounded caudal margin; transverse sulcus placed slightly cephalad
of the middle, more impressed laterad than mesad, the arms of
the suleus converging cephalad, paralleling the margins; median
carina very slightly marked caudad, not indicated elsewhere.
Tegmina very broad; costal margin well arcuate in the proximal
half, the marginal field emarginate mesad, the margin on the
distal fourth strongly arcuate to the rotundato-rectangulate
apex; posterior radial vein furcate. Wings surpassing the tips
of the tegmina by about the length of the pronotum; costal margin
subrect, distad strongly arcuate to the rectangulate slightly
uncinate apex, caudad of which the margin of the discoidal field
is moderately arcuate. Supraanal plate slightly transverse,
strongly arcuate, carinate mesad; cerci with the distal segment
broad, depressed, reversed scutiform, the disto-lateral angles
acute; subgenital plate broad, scaphiform, distal margin strongly
arcuate, styles aborted. Cephalic coxae distinctly longer than
the pronotum: cephalic femora subequal to the coxae in length,
the greatest depth contained about twice in the length; dorsal
margin gently arcuate; external margin with five spines; internal
margin with twelve spines, the formula reading proximad being
I—Inlılılıll; ventral margins proximad of the discoidal spines
carinate, paucispinulose: cephalic tibise (exclusive of the apical
claw) slightly more than half the length of the femors; armed on
the external margin with eleven spines, slightly increasing in size
distad; in the internal margin with ten spines: cephalic tarsi very
slightly surpassing the femora in length, the metatarsus com-
prising about half the length of the tarsus. Median limbs slender,
the femora but little longer than the cephalic femora, tibiae
slightly shorter than the femora. Caudal limbs missing.
General colors mars brown, clouded, lined and blotched with
seal brown. Head with the occipital process outlined with the
darker color; antennae naples yellow; eyes vermiculate with seal
brown. Pronotum and cephalic limbs chiefly seal brown, the
cephalic coxae with the margins beaded with the two colors, the
cephalice femora broadly triannulate with the mingled brown
shades on a base of cinnamon, cephalic tibiae similar to the femora
in coloration. Tegmina and wings pale infumate, finely nebulose
with mars brown, the clouding becoming coarser and seal brown
toward the more coriaceous costal margins; principal longitudinal
6. Heft
122 James A. G. Rehn: On some African Mantidae and Phasmidae
veins lined with seal brown; apex of wings coriaceous, solidly
blotched with seal brown. Median limbs cinnamon, clouded and
lined with the darker shades.
Measurements.
Timgth !0f "bady Zar UN an, een:
Length of pronotum . .... . BiRIE. DEBIBHL.
Greatest width of pronotum ..... 25 „
Leiigth 'of tegmen" 7. YIRER Va, | s
Length of cephalie femur . .... „2 4,50,
Length of median Tem I DIRT NT PER
The type of this most remarkable genus and species is unique.
Pseudocreobotra Saussure.
Pseudocreobotra ocellata (Beauvois).
1805. Empusa ocellata Beauvois, Ins. Rec. Afr. Amer., p. 110,
Orth. pl. XIII, fig. 2. [,,Les deserts du royaume d’Ouare”.]
Cameroon. (Conradt.) One female.
British Uganda. (Grauer.) One male, one female.
The Uganda specimens show a tendency to approach wahl-
bergii in the slightly more ample lateral expansions of the pro-
notum.
The dimensions of the specimens are as follows:
Length of Length of Createst 7 notn or Length of
Heap Ei Be ee er
mm. mm. mm. mm. mm.
Cameroon. d 26 5,5 a) 28,5 8,5
British Uganda. & 26,2 4,8 5,6 28,5 7,6
„ % ” 36 6,3 Mk 28,5 10,5
The Uganda female has the eye-spot washed with pale brick-
red and the distal extremity and lobes of the median and caudal
femora and clouding in the cephalic femora purplish-pink.
Empusinae.
Empusa Illiger.
Empusa frontieornis (Stoll).
1813. Mantis fronticornis Stoll, Natuurf. Afbeeld. Besch.
Spooken etc., pp. 63, 78, pl. XXI, fig. 79. [No locality.]
German South-west Africa. One female.
This species is undoubtedly an Empusa and Stoll’s figure has
been correctly associated by Burmeister and Saussure.
Krauss has recorded this species from Okahandya, German
Southwest Africa.
in the Collection of the Deutschen Entomologischen Museum. 123
Hemiempusa Saussure and Zehntner.
Hemiempusa capensis (Burmeister).*)
1838. E[mpusa] capensis Burmeister, Handb. d. Entom., II,
pt. 1, p. 547. [Cape of Good Hope.]
British Uganda. (Grauer.) One male.
In recent years quite a number of records of this species
from East and Northeast Africa have been published, the species
now being known to range as far north as Abyssinia, inland as
far as Uganda and Ruanda.
Phasmidae.
Baeillinae.
Bothycharax Kirby.
Bothycharax granulatus Kirby.
1896. Bothycharax granulatus Kirby, Ann. Mag. Nat. Hist.,
6th ser., XVIII, p. 259, pl. XII, fig. 9. [Ogove Kiru, Gaboon.]
Cameroon. (Conradt.) Seven males, six females, one immature
male, two immature females.
The immature male is quite interesting as it has granulations
and rugae present as in the female sex, these being almost entirely
lost in the adult male. The paired circular „bosses” found on
the head of the adult male are indicated in the immature specimen,
but their form is not as decided as in the adult.
Clitumninae.
Gratidia Stäl.
Gratidia angolensis n. sp.
Type: $; Benguella, Angola. (Dr. F. C. Wellman.)
[German Entom. Museum.]
Closely allied to G. gramınis, sicca, and evanescens Sjöstedt
and leprosus Gerstaecker from East Africa, differing from the
first in the shorter antennae, the less carinate body, more sub-
tuberculate body and in having the anal segment emarginato-
fissate to receive the supra-anal plate; from sicca in the operculum
reaching about to the apex of the anal segment; from leprosus in
the shorter cerci and less extended seventh ventral segment and
from evanescens in the operculum being longer and slenderer and
in the more tapering cerci.
Size moderately large; from fairly elongate; surface irregularly
and very finely subtubereulate, most pronounced on the prothorax,
least pronounced on distal section of abdomen. Head slightly
less than twice the prothoracic length, moderately tapering caudad,
*) The record of Idolomorpha deniifrons from the Daro Mountains,
Gallaland, made by the author (Proc. Acad. Nat. Sci. Phila., 1901, p. 288)
should refer to this species.
6. Heft
124 James A. G. Rehn: On some African Mantidae and Phasmidae
interocular region with practically no inflation, occipital margin
with a pair of median low subconical tubercles separated by &
distinet impression; eyes strongly flattened laterally, not at all
prominent; antennae nearly half again as long as the head, seven-
teen-jointed. Prothorax with the dorso-lateral carinae slightly
and regularly convergent cephalad, cephalic margin markedly
arcuato-emarginate, caudal margin subtruncate. Mesothorax three
times as long
as the head,
dorsum with
the faintest
possibletrace of
a median ca-
rinulation. Me-
tathorax about
five-sixths the
length of the
mesothorax,
similarly ca-
rinulate; me-
dian segment
very slightly Gratidia angolensis n. sp. Lateral and ventral view of apex of
longi £u dinal, abdomen of type. (x9.)
cephalice margin regularly arcuate cephalad. Abdomen with
the segments longitudinal, no distinct longitudinal carinae
present except the median and lateral ones 1911 which are
well marked except distad where the median is faint, anal
segment moderately elongate, tapering, subdepressed dorsad with
a delicate median carina, caudal margin subarcuate with a median
V emargination exposing the erect ‚tapering subdigitiform supra-
anal plate; cerci about three-fourths the length of the anal segment,
slender, tapering, compressed distad, dorsal margin subarcuate, ven-
tralmargin straight, apex acute; operculum falling very slightly short
of the caudal margin of the anal segment, lanceolate, non-carinate
mesad but with decided subparallel lateral carinae; seventh ventral
abdominal: segment with but the faintest indications of paired me-
dian carinae, but with decided subparallel lateral ones, distal
margin produced into a sharp rectangulate lobe. Cephalic limbs
missing. Median femora about equal in length to the pro- and
mesothorax; median.ltibiae subequal to the mesothorax in length.
Caudal femora very sightly shorter than the median femora;
tibiae slightly shorter than the femora.
General color ochraceous on the dorsum of the thoracice
segments, becoming clay-color on the head, considerable portion
of the abdomen and venter; a narrow medio-longitudinal line
of seal brown indicated faintly on the head and distinetly though
frequently very finely, on the remainder of the dorsum; antennae
and limbs more or less washed or clouded with drab.
in the Collection of the Deutschen Entomologischen Museum. 125
Measurements.
Denetiv ofibodyp_ WU 7. TE ame
Bength of’prothorax . 2.009. D2,T ,,
Length of mesothorax . . . par BR 05 > DER
Length of metathorax (incl. med. segm.) 12,5 „
Length of cephalice femur . .... . DIREN 1;
Length of median femur ....... Ba ,,
Length of caudal femur ...... Mat. Bis
The type is unique.‘
Leptynia Pautel.
Leptynia cerviformis n. sp.
Type: &; Benguella, Angola. (Dr. F. C. Wellman.) [German
Ent. Museum.]
Related to L. rufolineatus (Schulthess) from Natal and Delagoa
Bay, but differing in the median and caudal femora being unarmed
ventro-distad, in the more elongate, cerviform, medio-dentate
cerci and in the greater longitudinal extent of the dark lateral
lines and in the broader ventral line. From aspericollis, which is
known only from the female sex, cerviformis differs in its greater
size, but owing
to the damaged
condition of the
only female spe-
cimen of cervi-
formis further
comparison
cannot be made.
The dark brown
antennae
somewhat re-
semble those of
nigro-antennata
Brunner, but the
Leptynia cerviformis n.sp. Dorsal and lateral view of apex o NEW form is
abdomen of type. (x 6.) separated from
that species by numerous characters.
Size moderately large; form very elongate; surface smooth,
non-carinate. Head but slightly longer than the prothorax, very
slightly narrowing caudad, interocular region with an appreciable
inflation which is distinctly excavate meso-cephalad; & medio-
dorsal fine suleus present and slightly severing the oceipital
margin; eyes subelliptical in basal outline, hardly prominent;
antennae (in complete) nearly as long as the mesothorax. Pro-
thorax subtruncate cephalad and caudad. Mesothorax about
two and one-third times as long as the head and prothorax
together. Metathorax but little short of the head, pro- and meso-
thorax together; median segment moderately transverse, cephalic
margin subtruncate. Abdomen with the segments strongly longi-
6. Heft
126 James A. G. Rehn: On some African Mantidae and Phasmidae ete.
tudinal; anal segment slightly shorter than the preceding ab-
dominal segment, regularly expanding caudad, caudal margin
with a prominent broad n shaped emargination exposing the
short transverse arcuate supra-anal plate; cerci inserted disto-
laterad in the anal segment, distinctly exceeding that segment
in length, viewed from the side they are seen to be sigmoid in
contour, dropping ventrad of the line of the anal segment, from
the dorsum they are seen to be nearly straight and moderately
divergent in the proximal half, strongly arcuate convergent
distad, internal face with a sharp proximal tooth, the proximal
portion of the dorso-internal margin with a rounded ridge which
just before the middle of the cercus terminates in a free but sub-
parallel rounded lobe; subgenital plate moderately inflated, sub-
carinate mesad, distal extremity with a very slight median pro-
jection. Cephalic limbs missing. Median femora subequal to the
pro- and mesothorax; unarmed ventrad tibiae exceeding the
femora by about half the prothoracie length. Caudal femora ex-
ceeding the metathorax by nearly the prothoracie length; un-
armed ventrad tibiae damaged.
General color pale ochraceous, dorsal lines seal brown; median
line extending from between the antennae to the base of the
anal segment, very delicate throughout and faint from the middle
of the metathorax caudad; lateral lines quite similar to the median
line but losing their identity a short distance cephalad of the
disappearance of the same; ventral line varying from sealbrown to
burnt umber, broad and.distinet onthe ventralsurface oftheheadand
thoracic segments but practically ceasing on the second ventral ab-
dominal segment. Limbs apple green; antennae vandyke brown.
Measurements.
Type 4 2
Dengthtoftbody -. . . 2 sa ae en
Bensthuofprethoraz "nel A 4 ”
Length of mesothorax . .. ae, 14,50%
Length of metathorax (incl. mei, "segm.) . 18 “ 21,546
Length of cephalie femur . . ...2... = 3m .
Length of median femur . .:...... 14 2. 14 Er
Length of caudal femur .. 20 » Hr
The paratypic female of which measurements are given
above is minus the apex of the abdomen and caudal limbs and
has the single remaining cephalie limbs badly contorted. It agrees
with the general characters of the male, but the following notes
may be of interest. Form moderately robust (for the genus);
lateral portions of meso- and metanotum with biseriate marginal
rows of low tubereles. Head with the impression in the inter-
ocular inflation divided by a marked medio-longitudinal ridge,
the inflation less than in the male.
Coloration as in male, but with head and prothorax linding
toward greenish and the lines less pronounced and less extensive.
Quelques Pselaphides nouveaux de Java.
Per
A. Raffiray, Rome.
Batrisocenus parvidens n. sp.
Oblongus, convexus, rubrocastaneus, antennis pedibusque
rufis, breviter pubescens. Caput latitudine sua vix longius; angulis
anticis elevatis, rotundatis, rugosis; fronte medio depressa et
postice transversim sulcata; lateribus arcuatis; inter oculos foveis
duabus magnis, liberis; vertice medio convexo; occipite breviter
carinato. Oculi magni. Antennae breves, articulis 3—8 obconicis,
latitudine sua paululum longioribus, 5 et 7 caeteris paulo longiori-
bus, 8 leviter minore, 9—10 majoribus et crassioribus, 11 ovato,
acuminato. Prothorax latitudine sus paulo longior, antice plus
et postice minus attenuatus, paulo ante medium valde rotundatus;
suleis tribus longitudinalibus quorum mediano antrorsum atte-
nuato, sulco transverso medio angulato, foveis lateralibus duabus
et basi ipsa bifoveata. Elytra magna, latitudine sus multo longiors;
humeris obliquis, muticis; stris dorsali subrecta, ad quartam
partem posteriorem attenuata. Abdomen elytris brevius, postice
leviter attenuatum; segmento 1 dorsali maximo, basi utrinque
foveato et medio transversim impresso, apice truncato et ciliato,
2 declivi, insuper vix perspicuo sed dente minuto porrecto armato.
Metasternum sulcatum. Pedes validi; femoribus inflatis; tibiis ad
apicem leviter incrassatis, anticis et intermediis rectis, posticis
perparum arcuatis, trochanteribus intermediis dentatis. d.
Long. 1,90 mm.
Cette espece est extrömement voisine de monoceros Raffr. de
Sumatra, mais elle est notablement plus grande; chez parvidens
l’armature du deuxi&me segment dorsal consiste en une simple
dent redressee en dessus, tandis que chez monoceros c’est une corne
beaucoup plus forte, large, comprimee et trifide au sommet.
Java Ouest: Rediri.
Batrisocenus exaratus n. sp.
Oblongus, parum convexus, rubrocastaneus, antennis pedi-
busque rufo-castaneis, parce pubescens. Caput transversum,
angulis anticis elevatis, nodosis; fronte medio late depressa,
postice transversim sulcata; lateribus arcuatis; inter oculos foveis
duabus liberis magnis et inter eas vertice convexo. Antennae
parum crassae; articulis 3, 4, 5, 6, 8, latitudine sua tantummodo
paululum longioribus, 7 obconico, latitudine sua fere duplo longiore,
9 obconico, multo majore, 10 obconico, crassiore, 11 ovato, acumi-
nato. Prothorax subhexagonus, convexus, antice posticeque sub-
aequaliter attenuatus, medio lateribus rotundatim angulatus;
suleis tribus longitudinalis quorum mediano antrorsum valde ab-
6. Heit
128 A. Raffray: Quelques Pselaphides nouveaux de Java.
breviato, sulco transverso valde angulato; foveis duabus lateralibus;
basi ipsa bifoveata. Elytra latitudine sua paulo longiora; humeris
obliquis et notatis; stria dorsali recta, ante apicem abbreviata. Ab-
domen elytris angustius et vix brevius, ad apicem attenuatus;
segmento 1° dorsali magno, utrinque foveato et lateribus flexo
et impresso, medio sulco longitudinali obsoleto, apice triangulatim,
fortiter, profunde excavato et in fundo tuberculo setoso praedito,
2° declivi, transversim deplanato. Metasternum profunde sul-
catum. Pedes validi; femoribus inflatis; tibiis medio incrassatis,
anticis et intermediis rectis, posticis perparum arcuatis. &.
Long. 1,60 mm.
Cette espece doit venir dans le voisinage d’erectus Raffr. de
Sumatra et de Borneo, mais elle est beasucoup plus Elancee, moins
trapue et moins convexe; le 1° segment dorsal est entaille et
excav& a peu pres de la m&me facon, mais au lieu de la forte lamelle
comprimee d’erectus, il n’a qu’un tubercule cilie.
Java Quest: Bediri.
Batrisocenus javanieus n. sp.
Oblongus, parum convexus, totus rufus, parum pubescens.
Caput quadratum; fronte fere recte truncata et medio parum de-
pressa, postice transversim sulcata; angulis anticis fere deplanatis,
rotundatis; lateribus vix arcuatis; inter oculos foveis duabus latis;
occipite tenuiter carinato. Oculi magni. Antennae sat graciles,
parum elongatae; articulis obconicis, 2 latitudine sua plus quam
duplo, 3, 4, 5, 7, duplo, 6, 8 dimidio longioribus, 9—10 majoribus,
subovatis, 11 majore, ovato, valde acuminato. Prothorax breviter
ovatus, lateribus valde rotundatus, longitudinaliter trisulcatus,
sulco mediano antice abbreviato, sulco transverso leviter angulato;
basi bifoveata. Elytra latitudine sua longiora; humeris obliquis;
stria dorsali subrecta, quartam partem posticam paulo superante.
Abdomen elytris brevius, postice rotundatum; segmento 1° dorsali
magno, postice medio quadratim inciso, fasciculato et ante apicem
late transversim excavato, istae cavae margine postica medio
minute tuberculata. Metasternum deplanatum. Pedes validi;
femoribus inflatis; tibiis ad apicem leviter incrassatis, subrectis,
intermediis intus apice minute calcaratis. d.
Long. 1,50—1,60 mm.
Cette espece est tres voisine de vestigifer Reitt. de Born£o,
mais les antennes sont plus courtes, les angles anterieurs de la
tete besucoup moins releves, les femurs plus renfles, enfin l’arma-
ture du 1° segment dorsal est differente: chez vestigifer l’ex-
cavation est triangulaire, le tubercule de son bord posterieur est
gros et obtus; dans javanicus, au contraire, l’excavation est tres
transversale, etroite et reliee, en dessus, & une petite entaille carree
et fasciculee, au bord posterieur il n’y a qu’un petit tubercule
pointu.
Bandoeng: Sembang, Salatiga.
Descriptions d’especes et vari6etes nouvelles de
Coceineliides de la collection du Deutsches Ento-
mologisches Museum de Berlin-Dahlem.
Par le Docteur Sicard.
Medeein major.
Solanophila Weisei n. sp.
Subcordata, nigra, pube griseo-lutea parce vestita; anten-
narum articulis intermediis brunneis; elytris nigris guttis duabus
flavis ornatis; pedibus nigris.
Long: Om 0065—0m 007.
Du groupe de lorata et bien distincte de toutes les autres especes
par sa couleur. Tete noire, & labre noir, avec les articles inter-
mediaires des antennes et le dernier article des palpes maxillaires
d’un brun jaunätre. Corselet transversal, un peu releve sur les
cotes, en ogive large et sinude a la base. Elytres plus larges que
le corselet a la base, avec un rebord explane& partant de l’epaule,
ayant vers le cinguieme, anterieur sa plus grande largeur et pro-
longe en se retrecissant graduellement jusqu’a l’extemite; &
ponctuation double avec les gros points tres nombreux, plus
profondement marques sur le rebord externe aplani; d’un noir
assez brillant avec une petite tache jaune, juxtasuturale, situee
aux trois quarts de la longueur. Pubescence d’un gris jaunätre
peu dense.
Dessous et pieds noirs.
Bolivie.
Solanophila pantherina n. sp.
Subcordata, griseo pubescens, quasi pruinosa. Capite rufo-
brunneo, macula frontali utrinque nigra notato; thorace nigro
angulis anticis ( 2?) limboque anteriori ( $?) tenue luteis. Elytris
brunnescentibus, limbo laterali nigro maculisque novem plerumque
nigro ocellatis, (2. 3. 1. 2. 1 positis) ornatis. Subtus nigra, pro-
sterno flavo, epipleuris rufis externe nigro limbatis. Pedibus
nigris; tibiarum apice tarsisque brunneis.
Long: Om 0075—0m 008.
En ovale court avec les elytres cordiformes, rappelant tout
a fait comme aspect general la S. guttifera Weise. Tete d’un
brun roussätre avec une tache foncee sur le front ä la partie interne
de chaque oeil; palpes roux; antennes rousses avec les derniers
articles lögerement enfumes. Corsele. transversal avec les angles
posterieurs arrondis, la base sinuee, les cötes faiblement incurves;
d’un brun noir avec un leger liser& jaune aux angles anterieurs
hiv für Nat ich
Archiv a a ürgpaaie te 9 6. Heft
130 Sicard: Descriptions d‘especes et varietes nouvelles de Coceinellides de
( 2?) et au bord anterieur (3?) a ponctuation tres fine, a pubescence
grisätre assez fournie qui lui donne un aspect mat. Ecusson fonce.
Elytres cordiformes, plus larges a la base que le corselet, arrondis
aux epaules, en courbe reguliere jusqu’a l’extremite avec un
rebord etroit, & peu pres parallele, etendu de l’angle humeral &
l’apex; ponctuation tres fine, dense, simple, avec de gros points,
seulement sur le rebord; pubescence courte, grisätre, assez dense,
donnant & la partie superieure des elytres un aspect pruineux;
couleur d’un brunatre assez clair, un peu plus fonce le long de
la suture, passant graduellement au noir le long du bord lateral;
marques de neuf taches flaves de me&me grosseur, parfois con-
fluentes, et dont la plupart sont ocellees d’un point noir. Les
taches disposees de la facon suivante: deux pres de la base,
l’interne pres de l’ecusson, l’externe juste en dehors du calus; trois
en ligne legerement concave en avant au tiers anterieur, l’interne
juxtasuturale, l’externe n’atteignant pas le rebord lateral incline;
une rapprochee de la suture, au milieu de la longueur; deux en
ligne oblique en avant et en dehors, l’interne plus posterieure que
l’externe, situee vers les deux tiers de la longucur, rapprochee de
la suture; la tache externe & Egale distance de la tache interne et
du bord lateral; la derniere ante-apicale, egalement eloignee de
l’extr&mite et du bord lateral, un peu plus rapprochee de la suture.
Dessous noir avec le prosternum flave; epipleures des elytres
rousses, bordees de noir en dehors.
Pieds noirs, avec l’extr&mite des tibias et les tarses brunätres.
Plaques abdominales en demi-cercle, atteignant un peu au-
dela des deux tiers de l’arceau, & partie interne plus inclinee que
V’externe.
Cette espece se place a cöte de S. guttifera dont elle differe
par son corselet noir et les points ocelles de ses elytres. Elle se
distingue de kaffaensis par l’absence de la dixieme tache des
elytres. Les taches sont parfois confluentes.
Ouganda britannique.
Solanophila Schenklingi n. sp.
Subelliptica, postice attenuata, pube grisea tenue vestita;
fulva, elytris maculis octo nigrescentibus (3, 3, 2 positis) notatis;
pedibus fuscis.
Long: 0m 0075.
En ellipse large, plus attenuee en arriere qu’en avant avec
les elytres ayant vers le cinquieme anterieur leur plus grande
largeur. Tete rousse avec les palpes et les antennes plus päles;
extremite des mandibules noirätre. Corselet & cötes legerement
arrondis, angles anterieurs arrondis, les posterieurs obtus; legere-
ment avance a la base au devant de l’&cusson; d’un roux fauve.
Elytres plus larges que le corselet & la base, arrondis aux &paules
en courbe reguliere jusqu’a l’extr&mite, tres convexes, & ponetuation
tres fine, entremelee de tres nombreux gros points superficiels, sans
la colleetion du Deutsches Entomologisches Museum de Berlin-Dahlem. 131
tranche explanee, & calus humeral petit et peu saillant; d’un
jaune plus päle que le corselet, &troitement brunätres sur le bord
externe et marques de 8 taches d’un noir brunätre disposees sur
3 rangs: 3. 3. 2. Tache 1 en forme de triangle arrondi, situee
pres de la base et de la suture et egalement &Eloignee des deux,
d’une largeur egale environ a la moitie de son diametre; 2 et 3
presque contigues, 2 situ&e en arriere du calus humeral, a peu
pres arrondie, 3 en dehors du calus sur la me&me ligne que 2, en
ovale un peu oblique en dehors et en arriere; ces trois premeres
taches formant avec celles de l’autre elytre une bande transversale,
et couvrant & peu pres du dixieme au cinquieme de la longueur;
4, 5, 6 formant une bande anguleuse en avant: 4, juxtasuturale,
au milieu de la longueur, un peu plus rapprochee de la suture que
la tache 1 et & peu pres de möme taille qu’elle, mais de forme
semicirculaire; 5 en oblique irregulier sur le disque, plus pres de
la suture que du bord lateral, plus de 2 fois plus grosse que 4 et
situd&e un peu plus en avant, egalement eloignee de la tache 4 et
de la tache 6; cette derniere arrondie, aussi grosse que la tache 5,
& egale distance de cette derniere et du bord lateral, et sur la meme
ligne transversale que la tache 4; 7 et 8 en ligne transversale aux
trois quarts de la longueur, 7, en arriere de 4 et 8 en arriere de 6,
formant avec celles de l’autre elytre une ligne legerement courbe
en avant.
Dessous roux, avec les pieds de m&me couleur; ongles bifides.
Plaques abdominales en arc de cercle atteignant presqu’en
arriere le bord posterieur du segment, & partie interne oblique,
l’externe remontant presque verticalement en avant.
Je n’ai pu reconnaitre cette espece dans aucune description
des Solanophila d’Afrique faites par Mr. Weise, et dont beaucoup
me sont inconnues en nature. Elle rappelle par sa forme la 8.
Bennigseni, mais son dessin est bien different.
Nyam Nyam.
Solanophila feeunda v.n. faseiata.
Les taches des elytres sont reunies transversalement; les
‚elytres sont fauves avec deux bandes transversales, une & la base
et une sur le disque et un point ante-apical noirs. C’est la variete
indiquee par Mr. Weise sous lenom de v. a.
La var. b. qui m’est inconnue et differe par le corselet noir
semble egalement meriter d’etre nomme&ee (v. Weisei).
Selanophila nilghiriea v. n. maeulieollis.
Je ne puis distinguer specifigquement de la S. nilghirica Weise
quatre exemplaires de Formose qui different du type par une
forme un peu plus allongee et une pubescence un peu plus fournie.
Le corselet est marque en outre sur le disque d’une tache noire.
Je considere cette forme comme une variete de S. nilghirica que
J’appelle: v. maculicollis.
g* 6. Heft
132 Sicard: Deseriptions d‘esp&ces et varietes nouvelles de Coceinellides de
Solanophila centralis n. sp.
Breviter ovalis, cinereo-pubescens, rufa, elytris rufis macula,
magna communi, notatis; metasterno et parte mediana primi-
segmenti abdominis nigris.
Long: Om 004.
En ovale court, de petite taille, a pubescence d’un gris un peu
jaunätre; rousse, tachee de noir au milieu, en dessus et en dessous.
Tete rousse avec les palpes et les antennes plus clairs. Corselet
deux fois aussi large que long, & cötes presque droits, en angle
tres obtus & la base qui n’est pas sinuee. Elytres plus larges que
le corselet & la base; en ligne droite jusqu’au-dela du calus, a.
cötes legerement courbes, largement arrondis & l’extr&mite, calus
humeral bien margue; rebord tres etroit, ponctuation double, a
gros points tres nombreux; d’un TOUX fauve avec une tache noire,
commune, en forme de triangle & cötes incurves & base poste-
rieure; cette tache partant du sixitme de la longueur sur la suture,
en arriere de l’ecusson, s’elargissant en ligne courbe jusqu’aux
deux cinquiemes de la largeur et au-dela du milieu, tronquee a.
sa partie posterieure.
Dessous roux, d’un noir profond sur le metasternum (avec
les e&pimeres et les &pisternes rousses) et sur le milieu du premier
arceau ventral; le 2e arceau brunätre au milieu de la base.
Plaques abdominales en ogive arrondie, depassant un peu
le milieu de l’arceau, petites.
Pieds roux, ongles bifides a dent externe beaucoup plus longue
et ecartee de l’interne.
Ouganda britannique.
Epilachna tripartita n. sp.
Oblonga tenue griseopubescens, rufa. Elytris antice posticeque-
nigro fasciatis; prosterno segmentisque primis abdominis in medio.
nigris. Pedibus rufis.
Long: Om 0045.
Regulierement ovale, de petite taille, rousse, a pubescence
d’un gris jaunätre, courte et peu dense. T&te rousse avec les palpes
et les antennes de m&me couleur et l’extr&mite des mandibules.
noirätre. Corselet roux, & cötes presque droits, avec les angles,
anterieurs aigus et avances, les posterieurs obtus et bien marques,
la base non sinuee, en arc de cercle tres large. Ecusson petit
roux. Elytres plus larges que le corselet a la base, arrondis aux
epaules, en ovale regulier jusqu’a l’extremite, avec un rebord
tres etroit, parallele de la base a l’extr&mite et un calus humeral
petit et peu saillant; d’un roux fauve comme le corselet, avec une
grosse tache noire couvrant la base sur les trois-quarts au moins.
de la largeur, Elargie en ligne courbe en dehors et arrondie en
arriere, formant ainsi un ovale transversal, tronque par la base
a sa partie anterieure et couvrant le quart basal de la longueur;
une seconde tache noire couvrant le quart apical et concave a la
la collection du Deutsches Entomologisches Museum de Berlin-Dahlem. 133
partie anterieure, remontant sur les cötes jusqu’au tiers posterieur,
si bien que les elytres sont noirs avec une large bande fauve, oblique
couvrant le milieu et remontant etroitement jusqu’a la base le
long du bord externe.
Dessous roux, avec le milieu du metasternum, et les quatre
premiers arceaux de l’abdomen d’un noir profond.
Pieds roux, ongles bifides et dentes a la base.
Plaques abdominales en ogive arrondie atteignant presque le
bord posterieur de l’arceau.
Ouganda britannique.
Epilachna inversa n. sp.
Breviter ovalis, cinereo-pubescens, rufa; elytris nigris apice
et antice rufo notatis; subtus flava, metasterno segmentique
primi abdominis medio nigris. Pedibus rufis.
Long: 0m 0035—0m 004.
Semblable a E. tripartita, mais un peu plus courte, a pubes-
cence plus fournie et avec les couleurs disposees dans un ordre
inverse; tete antennes, et palpes roux; mandibules brunätres.
Corselet tres faiblement arrondi sur les cötes sauf & la partie
anterieure, a angles aigus, avances; les posterieurs obtus, legere-
ment arrondis, la base a peine sinude; un peu retreci en avant;
d’un roux fauve. Ecusson roux. Elytres plus larges que le corselet
a la base, arrondis aux epaules, en ovale regulier jusqu’a l’ex-
tremite; munis d’un tres etroit rebord etendu de l’epaule aux trois
quarts de la longueur, a calus humeral bien marque, a pubescence
grisätre, longue et dense, donnant aux parties noires un aspect
ardoise; noirs avec la base et l’extr&mite rousses; & la base, une
tache fauve partant des cötes de l’ecusson, en ligne courbe
posterieurement et prolongee jusqu’au cinquieme anterleur du-
bord lateral ou un peu plus, couvrant ainsi toute l’epaule; & l’ex.
tremite, une tache couvrant le quart posterieur du bord lateral
et le cingquieme de la suture, convexe en avant sur chaque elytre.
Les elytres sont ainsi fauvs avec une large bande noire couvrant
un peu plus du milieu, d’un bord lateral a l’autre, et prolongee
sur la suture jusqu’a l’ecusson en avant, jusqu’au quart posterieur
en arriere.
Dessous fauve avec le metasternum (sauf les Episternes et
les epimeres) et le milieu du premier segment abdominal d’un
noir profond.
Epipleures rousses, finement bordees de noir en dehors.
Pieds roux; ongles bifides, dentes & la base.
Cette espece est tres voisine de E. dolosa Weise. Elle en
differe par sa forme plus ovale, ses elytres plus allonges, son aspect
moins luisant et sa pubescence plus longue.
Ouganda britannique.
6. Heft
134 Sicard: Deseriptions d‘especes et varietes nouvelles de Coccinellides de
Harmonia rugulosa n. sp.
Late ovalis, depressa, glabra rufobrunnea; thorace late flavo
limbato; elytris rufobrunneis, lateribus tenue, apice late dilutioribus,
duplopunctatis, punetis majoribus numerosis impressis; margine
externo ruguloso; pedibus brunneis.
Long: Om 0065.
En ovale large et aplati. Tete roussätre avec les palpes et
les antennes plus clairs, celles-ci a massue un peu rembrunie.
Corselet brunätre avec les cötes plus clairs sur le quart externe,
la couleur claire se confondant progressirement avec celle du
disque; a cötes etroitement releves, peu arrondis, les angles
posterieurs et anterieurs emousses, plus etroit d’un quart & son
sommet, qui est mediocrement echancre, qu’a sa base qui est
legerement sinu&e de chaque cöte; ponctuation simple, dense et
assez profonde avec les points petits. Ecusson triangulaire, ponctue.
Elytres un peu plus larges que le corselet a la base, ovales, arrondis
aux epaules, a rebord explane assez large et transparent sur les
bords; a calus humeral peu saillant; a ponctuation double avec
de nombreux gros points serres, enfonces, confluents sur les bords
qui sont comme ruguleux; d’un jaune, brunätre, &troitement plus
clair sur les cötes, cette couleur claire formant au niveau de la
courbure posterieure une tache jaunätre, ovale, mal limitee et
qui n’atteint pas la suture. Dessous brun, de la couleur du dessus,
mesosternum &chancre; plaques abdominales en angle arrondi &
l’extr&mite ot leur contour se bifurque en deux lignes, l’une suivant
le bord posterieur du segment, l’autre remontant en avant.
Ponctuation fine et tr&s dense.
Epipleures larges, concaves, ponctuees.
Pieds bruns.
Mexigue.
Cette espece est voisine de H. ampla Muls, dont la distinguent
son dessin et sa ponctuation.
Mr. Casey a cre& pour cette derniere espece et H. venustula
le genre Neoharmonia qui differe par la forme generale deprimee
et le rebord Elytral plus elargi, caracteres generiques insuffisants.
Tout au plus pourrait-on en faire un sous-genre comprenant les
especes americaines.
Coelophora insularis sp.n.
Breviter ovalis, modice convexa, lutea. Elytris maculis 5
(3. 2. positis) ornatis; metasterno abdominisque medio nigris.
Pedibus fulvis.
Long: 0m 005.
ab. a. maculis 4 + 5 connexis.
Brievement ovale et moderement convexe, glabre luisante.
Tete jaune avec le labre brunätre; mandibules concolores; palpes
et antennes d’un jaune un peu plus clair. Corselet retreci en avant,
a cötes faiblement arrondis, a angles .anterieurs avances, avec
la collection du Deutsches Entomologisches Museum de Berlin-Dahlem, 135
un fin repli lateral releve, & base non sinuee, en arc de cercle large
avec les angles posterieurs presque droits et arrondis; ponctuation
tres fine, tres superficielle et tres peu dense. Ecusson petit,
triangulaire, plus large que long, brunätre. Elytres un peu plus
larges que le corselet & la base, arrondis aux-Epaules, avec une
tranche &troite parallele jusqu’aupres de l’extr&mite ou elle, dis-
parait avant d’atteindre l’angle sutural, & ponctuation plus grosse
que celle du corselet, peu dense, simple, sauf sur le bord lateral
qui est marqu& de gros points enfonces; d’un jaune d’ocre avec
5 taches noires: trois en rangee transversale au tiers, deux con-
tiguös aux deux tiers; tache 1 en ovale irregulier, juxtasuturale
couvrant & peu pres le sixieme ou un peu moins de la longueur,
situde au tiers anterieur, &loignee de la suture d’une distance &gale
au tiers de son propre diametre; tache 2 irregulierement ovale,
legerement plus anterieure que 1, un peu moins rapprochee de la
tache 1 que celle-ci ne l’est de la suture, et plus pres de la tache 3.
Cette derniere petite, transversale, sur la möme ligne que 2 dont
elle est plus rapprochee que du bord lateral; tache 4 presque carree,
sur le disque, aux deux tiers de la longueur, pr&sentant les m&mes
dimensions que la tache 2, plus rapprochee de la suture que du
bord lateral; 5 de m&me forme, plus petite, contigu& a la tache 4.
Dessous jaune, avec le metasternum et le milieu des arceaux
ventraux d’un noir luisant.
Pieds jaunes.
Plaques abdominales atteignant le bord de l’arceau, en arc
de cercle en dedans, en ligne oblique droite en dehors, anguleuses
a l’extremite.
var. a.
Taches 4 et 5 r&unies, formant une grosse tache transversale,
entaillee a sa partie anterieure.
Formose: Taihorinsho.
Helesius Caseyi n. sp.
Breviter ovalis, convexus, niger, luteo notatus. Capite, antennis
palpisque flavis. Thorace flavo, limbo basali irregulari, ad latera
rotundato, in medio biangulato, notato; scutello nigro; elytris
nigris maculis sex magnis (2. 1. 2. 1 positis) ornatis; subtus nigra;
epimeris pedibusque rufis.
Long: 0m 0045.
En ovale court, convexe, noir ä taches jaunes. Te&te palpes
et antennes d’un jaune flave, plus päle sur la tete, plus roussätre
sur les appendices. Corselet jaune avec une bande basale noire,
couvrant d’un angle posterieur & l’autre le cinquieme de
la hauteur dans sa partie la plus etroite, renfle a ses deux
extremites en forme de tache arrondie et envoyant de chaque
cöt& du milieu deux prolongements &largis & partir du milieu de leur
hauteur & leur partie externe, et avances presque jusqu’au bord
anterieur. Elytres noirs & six taches jaunes; les deux premieres
6. Heft
136 Sicard: Deseriptions d‘espöces et varietes nouvelles de Coccinellides de
basales: la tache 1 &tendue sur le tiers de la longueur, couvrant
la moiti& interne de la base, un peu renflee a sa partie externe,
coupee obliquement d’avant en arriere et de dehors en dedans ä
sa partie interne; la tache 2 coupee obligquement en sens inverse
a partir de la base dont elle couvre le tiers externe, occupant
l’angle hume£ral, sa partie interne atteignant le sommet du calus,
prolongee jusqu’au quart anterieur du bord lateral, coupee carre-
ment & sa partie posterieure; tache 3 sur le disque, en parallelo-
gramme irregulier, deux fois plus longue que large, & peu pres
egalement &loignee de la suture et du bord lateral, sa partie an-
terieure commengant au niveau de la partie posterieure des taches
1 et 2, oblique en avant et en dehors, ses cötes en ligne droite, et
&etendue environ sur un peu moins du cinquieme de la largeur,
du tiers aux trois cinguiemes de la longueur; 4, en forme de tri-
angle dont la base est contigu& & la suture et le sommet atteint
le tiers de la largeur; juxtasuturale, du tiers aux trois cinquiemes
de la longueur; 5, semi-circulaire, au bord lateral, des deux aux
trois cinguiemes de la longueur; 6 en parallelogramme trans-
versal, couvraut toute la partie apicale en laissant un Etroit rebord
noir plus large sur la suture qu’a l’extr&mite, etendue jusqu’& la
courbure posterieure des Elytres, plus large & sa partie externe qui
est coupee droit, l’interne etant plus etroite et arrondie.
Dessous noir avec les epipleures et les epimeres flaves; pieds
roux. Tibias anterieurs elargis en une lame courbe et denticulee
sur leur tranche externe. Mr. Casey a cr&& pour les Hyperaspis
presentant ce caractere le genre Helesius.
Cauca (Colombie).
Cleothera biguttata n. sp.
Subrotundata nigra; Prothorace limbo angulato laterali
limboque angusto apicali flavis notato; elytris guttis duabus
minutis, prima discali, secunda laterali, ornatis.
Pedibus flavis.
Long: 0m 0023.
Subarrondie, petite, convexe, noire & taches jaunes. Tete
jaune ( d). Corselet noir avec un &troit liser& jaune au bord an-
terieur (d) et une bordure laterale jaune &tendue jusqu’a la
sinuosite postoculaire, elargie jusqu’& la base dont elle couvre le
quart externe et & peu pres le tiers de la hauteur, terminee brusque-
ment & son cöt& interne; elytres noirs & deux taches d’un jaune
flave, la premiere arrondie, etendue du quart aux deux cinquiemes
de la longueur, couvrant environ le cinguieme de la largeur, deux
fois plus rapprochee de la suture que du bord externe, la seconde
en ovale transversal, au niveau de la courbure posterieure des
elytres, etendue sur les trois cinquiemes externes de la largeur en
laissant le rebord externe &troitement noir. Dessous noir avec les
cötes du ventre plus clairs. Pieds jaunes.
la collection du Deutsches Entomologisches Museum de Berlin-Dahlem. 137
L’intecte decrit est un d, la 2 a probablement la t£te et le
bord anterieur du corselet noirs.
Voisine de Deyrollei Cr. dont la distinguent la petitesse et la
position de sa premiere tache, sa taille plus petite, sa forme plus
arrondie. Distincte de albopunctata Cr. par la forme de sa
2e tache qui n’est pas apicale ni reunie a sa pareille sur la suture.
La bordure de son prothorax fortement entaillee en dedans au
lieu d’ötre anguleuse et convexe permet aussi de la distinguer de
ces deux espe&ces.
Santos.
Exopleetra Gorhami n. sp.
Subhaemisphaerica, convexa, pube grisea sat longe vestita;
prothorace aeneo, late rubrolimbato; elytris aeneis; subtus nigra,
segmentis quatuor ultimis abdominis pedibusque rubris.
Long: 0m 006.
Subhemispherique, convexe, d’un bronze brillant en dessus et
couvert d’une pubescence grise assez longue et peu dense. Tete
noire avec un leger lisere & l’&Epistome et le labre rouges. Prothorax
d’un bronze brillant avec une large bordure laterale d’un jaune
rouge; cette bordure etendue en avant jusqu’a la sinuosite post-
oculaire, legerement entailldee au tiers anterieur par la couleur
fonciere du milieu, puis revenant de nouveau & sa largeur primitive
et parallele jusqu’a la base dont elle couvre le quart externe.
Ponctuation du corselet tres fine et tr&es superficielle. Ecusson,
bronze. Elytres bronzes, & ponctuation tres dense et beaucoup
plus grosse que celle du corselet.
Dessous noir; d’un jaune rouge vif sur les quatre derniers
arceaux ventraux. Pieds d’un jaune rouge.
Mexique.
Cette espece est bien distincte par sa grande taille et la couleur
des cötes du corselet. Les Exoplectra aenea et stevensi n’ont sur
les cötes du prothorax qu’une bordure etroite, retrecie d’avant
en arriere; l’Exoplectra Fryi n’a le corselet tache de rouge qu’aux
angles anterieurs et habite l’Amerique du Sud.
Chez ces trois especes, la ponctuation des elytres est d’ailleurs
beaucoup plus fine et plus superficielle.
Mexique.
Aulis guttata.n. sp.
Breviter ovalis, convexa, pube grisea sparsa tenue vestita.
Capite brunnec, palpis antennisque fulvis; prothorace nigro,
lateribus late fulvis; elytris nigris, margine apicali guttisque
tribus (2. 1 positis) rufis, ornatis; subtus nigra, prothoracis lateribus
_ apiceque abdominis fulvescentibus; pedibus rufis.
Long: 0m 0033.
En ovale court, convexe, a pubescence courte et rare sur
l’exemplaire (d’ailleurs frotte par places) qui m’a ete communigque£.
Tete brunätre avec les palpes et les antennes roux. Corselet &
cötes presque droits & la base, incurves en avant, avec les angles
6. Heft
138 Sicard: Descriptions d‘esp&ces et varietes nouvelles de Coceinellides etc.
anterieurs arrondis et les posterieurs droits; a ponctuation ex-
tr&mement fine et &cartee, obsolete; noir avec les cötes largement
bordes de roux, cette bordure etendue en avant jusqu’a la sinuo-
site postoculaire et parallele jusqu’a la base. Elytres plus larges
que le corselet & la base, arrondis sur les cötes avec un rebord
extr&mement etroit; ponctuation simple, dense et assez forte;
calus humeral tres saillant, oblong; d’un noir profond avec une
etroite bordure apicale etendue de la courbure posterieure de
l’elytre en s’elargissant un peu jusqu’a l’angle apical oü elle couvre
ä& peu pres le dixieme posterieur de la suture et trois taches
arrondies, petites, d’un jaune roux. La premiere tache situee
aux deux cinquiemes de la longueur, pres du bord lateral qu’elle
n’atteint pas, couvrant a peu pres le septiöme de la longueur et
le cinquieme de la largeur; la seconde un peu plus anterieure, de
m&me taille et de möme forme, aussi rapprochee de la suture que
la premiere du bord lateral; la troisieme aux trois-quarts de la
longueur des elytres, en arriere de la tache 2 et situee a la m&me
distance de la suture. Dessous noir aver les cötes du prosternum
largement roux et munis d’une grosse fossette ovale; prosternum
noir, fortement ponctu&e avec deux fines carenes longitudinales.
Ventre noir avec les cötes et P’extrömite d’un fauve roussätre.
Pieds roux; ongles dentes.
Cette espece, voisine de A. lineatosignata appartient au sous-
genre Sidonis.
Bresil (Schaum).
Zoologische Ergebnisse der Expedition des
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und
Spanisch-Guinea.
Lepidoptera
I.
(Saturniidae, Brahmaeidae, Striphnopterygidae, Sphingidae, Noto-
dontidae, Syntomididae, Hypsidae und Agaristinae. )
(Hierzu Taf. II.)
Von
Embrik Strand.
Auf seinen Forschungsreisen in West-Afrika hat Herr Günther
Teßmann aus Lübeck unter anderem auch eine sehr reichhaltige
und wertvolle Lepidopterensammlung zusammengebracht, die er
dem Kgl. Zoologischen Museum in Berlin teilweise geschenkt hat
und worüber im Folgenden berichtet wird. Da dieselbe zum großen
Teil aus Gegenden stammt, die bisher lepidopterologisch wenig
oder gar nicht untersucht wurden, so ist das Material schon des-
wegen von großem wissenschaftlichen Wert, was bereits durch
die bedeutende Anzahl neuer Formen sofort einleuchtet. Ganz
besonderen Wert hat dies Material außerdem dadurch, daß alles
sehr genau etikettiert ist und in vielen Fällen mit interessanten
biologischen Daten versehen; die im Folgenden gegebenen Be-
schreibungen von den ersten Ständen einer Anzahl Arten sind
den sorgfältig geführten lepidopterologischen Tagebüchern von
Herrn Teßmann direkt entnommen, und die zugehörigen Zeich-
nungen hat ebenfalls er an Ort und Stelle angefertigt. Da Herr
Teßmann seine lepidopterologischen Studien schon in der Heimat
angefangen hatte (verdanken wir ihm doch je eine Arbeit über
die Schmetterlinge von Stavenhagen und Lübeck [in: Arch. d.
Ver. d. Fr. d. Naturg. Mecklenburg, 56 (1903), p. 127—131 und
132—187]), so hatte er schon von Anfang an gute Voraussetzungen
für seine Forschertätigkeit auf diesem Gebiet auch in Afrika,
und seine Beobachtungen haben natürlich schon deswegen mehr
Wert als diejenigen von Tropensammlern, die keine lepidoptero-
logische Vorbildung besitzen.
Die Bearbeitung der Teßmannschen Lepidopterenausbeute,
die wohl eine der sowohl an Arten- wie Individuenzahl umfang-
reichsten Sammlungen, die das Museum je aus einem begrenzten
Gebiet erhalten hat, ist, wird noch viel Zeit erfordern; allein die
Tagfalter umfassen etwa 454 Arten, und die Heterocera, worunter
6. Heft
140 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
eben die kleinen und schwierigen Formen reich vertreten sind,
werden noch zahlreicher sein. Die Bearbeitung und Veröffent-
lichung dieses Materiales können daher erst allmählich erfolgen,
und zwar fange ich mit den oben erwähnten Familien an; einige
neue Formen sind jedoch schon anderweitig publiziert worden *).
Aus verschiedenen Gründen werden die Familien nicht immer
in der systematischen Reihenfolge behandelt werden. — Sämt-
liche Typen gehören dem Berliner Museum, einige Cotypen sowie
ein Teil der übrigen Sammlung dem Naturhistorischen Museum
in Lübeck. — Einige wenige verwandte Arten von anderen Ge-
bieten und Sammlern habe ich mit behandelt; auf die schon
anderswo publizierten Beschreibungen Teßmannscher Novitäten
werde ich hier bloß verweisen. — Als Vorarbeiten für diese Publika-
tion sind die Übersicht der afrikanischen Taragama-Arten, die
ich in dieser Zeitschrift 1. c., und die Übersicht der afrikanischen
Notodontidengattungen, die ich in „Fauna Exotica“ 1912,
publiziert habe, entstanden. — Weitere Arbeiten unter dem
obigen Haupttitel über Teßmanns zoologische Ausbeute sind
schon in den „Mitteilungen aus dem Zoolog. Museum in Berlin“
erschienen, darunter zwei von mir (über Apidae und Trigonalidae).
Berlin, Juni 1912.
Fam. Saturniidae.
Gen. Epiphora Wallgr.
1. Epiphora (Drepanoptera) albida Druce.
18 Alen 1.—15. VII., 1 2 Uelleburg 16.—31.1.
‘Gen. Bunaea Hk.
2. Bunaea (Aurivillius) arata Westw.
Unikum von: Makomo, Ntumgebiet 1.V.
Gen. Nudaurelia Rothsch.
3. Nudaurelia dione F.
. 18 Mokundange 15. VI. aus der Raupe; je 1 2 von Makomo
(Ntumgebiet) 2. V., Nkolentangan, Alen 16.—31. X.
r#| Die Raupe (Taf. II Fig.1) von Nudaurelia dione beschreibt Herr
Teßmann wie folgt: ‚Raupe ganz schwarz mit gelben Dornen und
weißen Luftlöchern. Dornen auf jedem Ringe 6, vom 2. Ring an,
jeder Dorn mit 8—9 weißlichen, nicht sehr langen Härchen un-
regelmäßig besetzt. An der Seite des Bauches, bei den Bauch-
*) Grünberg: Neue westafrikanische Lepidopteren. In: Sitz. - Ber. Ges.
naturf. Freunde Berlin 1910. p. 469. sg.
Strand: Drei neue afrikanische Notodontiden der Gattung Graphi-
dura Strand. In: Jahrb. nass. Ver. Naturk. 64 (1911) p.
121 sg.
R Die im Berliner Museum vorhandenen Ludia- und Holocera-
Arten. In: Ts 1911. p. 2110 sa.
5 Ueber Lepidoptera aus Mkatta etc. In: Archiv f. Nat. 1912.
A. 1. p. 67 sg.
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 141
füßen, dicht über denselben, noch je eine Reihe kürzerer gelber
Dornen. Kopf und alle Füße schwarz. 8cm lang. — Häufig in
den Pflanzungen an T'heobroma cacao, lebt in Gesellschaften auf
den Bäumen, die oft ziemlich kahl gefressen werden, im Busch
ferner an einer Leguminose. Verpuppung frei in der Erde nach
längerem Liegen der Raupe. — Saturniidenraupen werden von
manchen Volksstämmen Kameruns, so Jaundes, Bules, Ntum und
den Fan trotz der Dornen in geröstetem Zustande gegessen.“ —
Die Raupe ist übrigens schon von Aurivillius in Arkiv för Zoologi,
Bd.2, No.4, p.10, £.17, beschrieben und abgebildet worden.
Mit dieser Abbildung stimmt unsere, von Teßmann hergestellte,
Figur (Taf. II Fig. 1) gut überein.
Gen. Lobobunaea Pack.
4. Lobobunaea Laurae Strand n. sp.
1<& Alen 2. XI. aus der Raupe.
Flügelschnitt etwa wie bei „Bunaea‘‘ Melouwi Riel 3 (cf.
Oberthür’s Et. de Lepidopt. comparee, IVbis, p. 22, Fig. H'),
jedoch die Vorderflügel noch langgestreckter, der Vorderrand in
den proximalen zwei Dritteln gerade, die Spitze noch schärfer,
die Einbuchtung hinter derselben ein wenig tiefer, der Saum ganz
schwach wellenförmig.
Vorderflügel dunkel rindenbraun und fast ganz ein-
farbig, wenn man von dem schwarzen Postmedianstrich, der vom
Vorderrande (in etwa 6 mm Entfernung von der Spitze) bis zum
Hinterrande (von der Flügelbasis um 27 mm entfernt) verläuft,
absieht; dieser Strich ist längs der Rippe 4 um 15 mm vom Saume
entfernt und ist zwischen dieser und dem Saume ganz leicht
wurzelwärts konvex gebogen. Vor dem Glasfleck ist ein grau-
licher, auf dem Vorderrande apicalwärts verbreiteter Hauch, und
etwa 7” mm weiter wurzelwärts findet sich im Costalfelde ein
weiteres, kleineres, graulich angehauchtes Feld. Der Glasfleck
ist im Querdurchmesser 2,3, im Längsdurchmesser 1,3 mm, innen
quergeschnitten, außen gerundet; hinter demselben, bis zum
Hinterrande, läßt sich in gewisser Richtung ein graulicher Hauch
erkennen.
Hinterflügel wie die Vorderflügel, um das Auge
jedoch ein unbestimmt begrenzter, dunklerer, rötlich angeflogener
Hof, dessen das Auge begrenzender Innenrand schmal rot ist.
Letzteres hat außen einen etwa lmm breiten, weißen, schwach
rötlich angeflogenen Ring, dann kommt ein reichlich doppelt so
breiter roter Ring, dann ein tiefschwarzer, querovaler Fleck, der
6,5 x 4,5 mm groß ist und im Inneren einen etwa 2 mm langen,
schmalen, weißen Querstrich einschließt. — Die Unter-
seite ist graulich braun im Vorderflügel, während im
Hinterflügel die graue Bestäubung vorherrscht; im Vorderflügel
ist der schwarze Querstrich wie an der Oberseite, er reicht aber
nach hinten nur bis zur Rippe 2, der Glasfleck liegt in einem
6. Heft
142 _Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
schwärzlichen Fleck, und längs dem Saume verläuft ein graulich
angehauchtes, innen gezacktes Band, das vorn etwa 4, hinten
8—10 mm breit ist; im Hinterflügel erstreckt sich ein gerader
schwarzer Strich von der Spitze bis zur Mitte des Hinterrandes,
und ein dunkler, gerader Schatten, der an beiden Rändern um
16 mm von der Wurzel entfernt ist, begrenzt das Wurzelfeld
außen. Im letzteren, von dem Schatten um ca. 2 mm entfernt,
findet sich ein dunkles, außen schmal hell umrandetes, im Durch-
messer 3,5 mm großes Auge. Die dunkle Diskalzeichnung der
Hinterflügel ist matt braunschwarz, ähnelt derjenigen von tyrrhena
Westw., besteht aber nur aus 4 Flecken (je 1 beiderseits der Disco-
zellulare und in den Feldern 3 und 5). — Körper wie die
Flügel im Grunde gefärbt, Halskragen hellgrau mit schmaler
weißer Hinterrandquerbinde. Kopf und wenigstens die Vorder-
seite der Coxen I und der Tibien und Tarsen I schwärzlich (die
Beine sonst fehlend!); Unterseite des Körpers graulich.
Flügelspannung 147, Flügellänge 78, Körperlänge 37 mm.
Der Mutter des Herrn Teßmann zu Ehren benannt.
Gen. Gonimbrasia Butl.
5. Gonimbrasia epimethea Dr.
Je 1 & von Nkolentangan und Uelleburg, 2 2 von Uelleburg
VIL—VIII. — Var. obscura Butl.: 1 Q von Mokundange 8. VI., an
einem Fenster sitzend.
Gen. Pseudantheraea Weym.
6. Pseudantheraea discrepans Butl. (arnobia Westw.).
1 & Nkolentangan 6. XII, 1 2 Alen 1.—15. XI.
Gen. Orthogonioptilum Karsch
7. Orthogonioptilum adiegatum Karsch
1 Nkolentangan.
Gen. Pselaphelia Auriv.
8. Pselaphelia gemmifera Butl.
Unikum von Makomo (Ntumgebiet) 7. IV., am Wege fliegend
in Urwald.
*
* *
[Wenn auch nicht in Teßmanns Sammlung, möge
Cyrtogone bilineata Rothsch.
hier kurz besprochen werden.
Von der Type der Gattung Cyrtogone (C. herilla Westw.)
weicht diese Art durch folgendes ab: Rippe 3 der Hinterflügel
ist von 2 und 4 etwa gleich weit entfernt, während sie bei herilla
doppelt so weit von 2 wie von 4 entfernt ist; die Discozellulare
derselben Flügel ist weniger schräg gestellt; im -Vorderflügel ist
die Rippe 3 ein wenig weiter von 4 als von 2 entfernt, 5 und 6
sind an der Basis nahe beisammen (5 aus der Spitze, 6 aus dem
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 143
Vorderrande der Zelle nahe der Spitze), während diese Rippen
bei herilla lang gestielt sind. Der Saum beider Flügel nicht ge-
zähnt oder gar wellenförmig, die Vorderflügel breiter und ver-
hältnismäßig kürzer, Hinterflügel dagegen mindestens so lang
wie bei herilla und mit etwas vorstehender Spitze. Die Beine
erscheinen ein wenig robuster, weil stärker behaart. Die Fühler
ein wenig länger und bis näher der Spitze gekämmt; die Kamm-
zähne vielleicht ein wenig kürzer. — Mit Cyriogone ansorgev
Rothsch. und camerunensis Strand verwandt.]
*
* *
Falcatulula brunneata Strand n.g. n.sp.
1 ,„Spanisch-Guinea“. _
Das Tier hat offenbar viel Ähnlichkeit mit der als ‚Drepanu-
lide‘‘ beschriebenen Megadrepana cinerea Holl. (in: Entomol.
News, 1893, p. 178, t. IX, f.4), die vielleicht in der Tat auch
eine Saturniide ist; daß die beiden Formen nicht identisch sind,
dafür spricht u. a., daß weder Hollands Beschreibung noch Ab-
bildung das Vorhandensein von einem Augenfleck im Vorder-
flügel oder von hellen Sublimbalpunkten in beiden Flügeln an-
deutet, die Beschreibung von der Discozellulare der Vorderflügel,
nach welcher diese ‚an acute angle‘ bilden soll, stimmt nicht mit
vorliegender Form; etc.
Gen. Falcatulula Strd. n.g.
Zur Subfamilie Zudiinae. Rippe 10 der Vorderflügel ent-
springt aus dem Vorderrand der Zelle wie bei Goodia, die UDC
ist aber nicht oder höchst unbedeutend länger als MDC. Außerdem
von der Originaldiagnose von Goodia wie von der Type letzterer
Gattung (Goodia nodulifera var. nubilata Holl.) durch folgendes ab-
weichend: Palpen noch kleiner, glatter beschuppt, spitz, seitlich zu-
sammengedrückt, nach vorn höchstens bis ins Niveau des Vorder-
randes der Augen reichend; die Kammzähne der Antennen sind
länger, stehen dichter, sind nicht paarweise angeordnet und ihre Be-
haarung ist feinerund kürzer, insbesondere gegen die ziemlich scharfe
Spitze der Zähne, die daher nackt erscheint, aber mit je zwei
langen, geraden, divergierenden Stachelborsten versehen ist, die
bei Goodia fehlen (bei letzterer ist dagegen die Spitze, die außerdem
stumpfer als bei der neuen Form ist, so dicht und lang behaart
wie die übrigen Teile des Zahnes). Körper schmächtiger und
weniger behaart, Abdomen glatt und anliegend beschuppt, am
Ende mit einem Haarbüschel. Beine länger, dünner, weniger
behaart; Tibien III mit 4 Spornen, von denen die beiden proxi-
malen die längsten sind (der längste ist um seine Länge von der
Spitze des Gliedes entfernt). Die Krümmung des Vorderrandes
der Vorderflügel ein wenig schwächer (als bei @. nubilata), der
Analwinkel derselben weniger abgerundet, aber nicht ganz recht-
winklig. — Der Saum der Hinterflügel mehr konvex, der Anal-
winkel weniger abgerundet. Die Flügel sind glatt und anliegend
6. Heft
144 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
beschuppt, ohne Glasflecke. — Geäder. Vorderflügel mit
11 Rippen, 2 fast aus der Mitte des Hinterrandes der Zelle, 3 ist
fast dreimal so weit von 2 wie von 4 entfernt, die Discozellulare
nur eine ganz schwache, wurzelwärts konvexe Krümmung bildend,
die UDC und MDC fast ganz gleich lang, die ODC nicht ganz
halb so lang wie MDC, 7 +8-+ 9 gestielt, und zwar ist die Basis
von 7 der Zelle ein wenig näher als der von 8 + 9, 7 ist von der
Flügelspitze so weit wie von 6 entfernt, 8 mündet in die Spitze,
9 kurz vor derselben. Im Hinterflügel ist die Rippe 5 eine Hohl-
rippe, die an der Oberseite als eine feine, aber leicht erkennbare
Furche sich durch die Zelle gegen die Basis des Flügels fortsetzt,
unten als eine rippenartige Erhöhung, die bis zur Basis erkennbar
ist, an der einen Seite aber den Saum nicht ganz erreicht; sie
unterscheidet sich leicht von den echten Rippen. Rippe 3 ist
von 2 dreimal so weit wie von 4 entfernt, die Discozellulare fast
gerade, die UDC unverkennbar länger als MDC, die nicht ganz
doppelt so lang wie ODC ist, 8 mündet in die Flügelspitze und
berührt nahe der Basis fast die Zelle.
Type und’ einzige Art:
9. Falcatulula brunneata Strd. n. sp.
d& Vorderflügel braun, auf dem Vorderrande mit grau-
weißlichen Punkten in der Basalhälfte, die zu etwa drei oder vier
höchst unregelmäßigen Flecken sich zusammenhäufen können;
im Saumfelde eine sublimbale, vom Saume um 2—3,5 mm ent-
fernte, in die Spitze und fast in den Analwinkel auslaufende Reihe
von etwa 8 weißlichen, teilweise dunkel umrandeten Punkten.
Zwischen den Rippen 4, 6 und der Discozellulare ist ein ver-
loschener, runder, im Durchmesser etwa 3 mm messender, schwärz-
licher, abgesehen vom Rande grünlich beschuppter Fleck, ein
ähnlicher, aber länglicher Fleck findet sich am Innenrande in
4 mm Entfernung von der Basis, und endlich läßt ein ganz kleiner,
runder ebensolcher sich im Felde 1b erkennen, und die Spitze des
Flügels ist schwärzlich mit einigen graugrünlichen Schuppen;
diese dunklen Partien sind alle undeutlich und wenig auffallend. —
Hinterflügelim Grunde wie Vorderflügel, jedoch, mit Aus-
nahme des Saumfeldes, mit einem graulichen Hauch; letzteres
mit weißlichen Punkten wie im Vorderflügel; das Wurzelfeld wird
von einer geraden, undeutlichen, dunkelbraunen, schmalen Binde,
die von der Wurzel um 5 mm entfernt ist, begrenzt, und eine ähn-
liche, aber leicht gebogene, hinten ganz verwischte Binde geht
durch den runden, schwarzen, grünlich bestaubten Discozellular-
fleck; im Felde 1b ist ein ıundlicher, grauer Fleck. Fransen aller
Flügel dunkelbraun. — Unterseite beider Flügel grau-
bläulich angehaucht, so daß von der braunen Grundfärbung nur
noch eine breitere postmediane und eine ganz schmale und zwar
gerade antemediane Querbinde übrig bleibt. — Körper mit
Extremitäten braun, Halskragen, Stirn, Scheitel und Fühler-
geißel grauweißlich, Fühlerkämme schwärzlich.
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 145
Flügelspannung 58, Flügellänge 30, Körperlänge 21 mm.
Gen. Goodia Holl.
10. Goodia (,Tagoropsis“‘) nodulifera Karsch 2 1892 (= falcata
Auriv. & 1893).
15 Nkolentangan; 42: Alen 1.—15.XI., Nkolentangan,
„Spanisch-Guinea“.
‘11. Goodia nodulifera Karsch var. nubilata Holl.
11&: Alen 1.—31.X., Uelleburg VI.—VII, ‚„Spanisch-
Guinea“. — 5 2: Mokundange 16.—30. VI., Alen 16.—31.X.,
„Spanisch-Guinea“.
Die vorliegenden Exemplare, $ $ wie 9 9, zeigen mit aller
Deutlichkeit, daß nubilata Holl. nur eine Varietät von nodulifera
ist und zwar so unbedeutend, daß sie sich kaum in vielen Fällen
von der Hauptform unterscheiden läßt. Daß falcata Auriv. 1893
ebenfalls zu nodulifera gehört, ist auch nicht zu bezweifeln. — Die
Raupe (4) ist nach Teßmann ganz schneeweiß dicht behaart,
auf dem 2. und 3. Ring seitlich längere Büschel, Kopf braunrot,
Füße dunkel.
12. Goodia lunata Holl. cum ab. obscuripennis Strd. n. ab.
Ein Pärchen von Uelleburg VI.—VIII, eins von Alen
16.—30. IX.
Das 2 weicht in Färbung und Zeichnung von dem & nicht
wesentlich ab; die Größe kann auch dieselbe sein, aber der Schnitt
der Vorderflügel ist allerdings stark abweichend, indem der Saum
bis zur Spitze gerade ist und wenig schräg; die Hinterflügel er-
scheinen noch mehr dreieckig als beim $ und zwar sind sowohl
Spitze als Analwinkel schärfer.
Das 2 von Alen ist größer (Flügelspannung 96, Flügellänge
50 mm) und dunkler gefärbt und zwar in der Endhälfte der Vorder-
flügel (mit Ausnahme der schrägen helleren Apicalpartie) und über
dem größten Teil der Hinterflügel schwärzlich angeflogen. Die
zickzackförmige Antemedianquerlinie der Vorderflügel ist tief
schwarz und scharf markiert. Die dunklen Partien der Unterseite
sind schwarz. Ich nenne diese Form ab. obscuripennis m.
Gen. Ludia Wallgr.
13. Ludia orinoptena Karsch
1 & Alen 16.—30. XI., je ein @ von Uelleburg VI.—VIII. und
Nkolentangan.
14. Ludia tessmanni Strand 1911 (m: Iris, p. 110—111).
5&: Uelleburg 15.—31.1., 15.—28. II., Alen 16.—31. XI.,
„Spanisch-Guinea“. — 5 2: Uelleburg 15.—28. II. u. 15.—31. 1,
Alen 16.—31. XI.
Gen. Holocera Feld.
15. Holocera angulata Auriv. v. guineensis Strd. n. var.
28 und 3 2: Nkolentangan und Alen 15. XII. aus Raupe.
Archiv A = EN 10 6. Heft
146 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
9. Mit Holocera smilax Feld. nahe verwandt, weicht aber
durch folgendes ab: Im Glasfleck der Vorderflügel liegt
ein dunkler, isolierter Fleck kurz hinter der Mitte und dem
Vorderrande des Glasflecks gewöhnlich ein wenig näher, (beinı
einen Exemplar ist er jedoch im ein en Flügel durch eine schmale,
dunkle Linie mit dem Außenrande verbunden, was darauf deutet,
daß dies Merkmal nicht sehr zuverlässig ist), der Rand des Glas-
flecks ist nicht oder kaum dunkler als seine Umgebung, die
schmale, helle Submedianquerbinde ist in der Dorsalhälfte stumpf-
winklig gebrochen (wurzelwärts offen!), das helle Costalfeld ist
auch in der Wurzelhälfte hinten scharf begrenzt, die dunkle
Medianbinde ist am Innenrande nur unbedeutend breiter als in
der Mitte. — Im Hinterflügel ist die äußere helle Quer-
binde kurz vor der Mitte stumpf saumwärts geeckt (die Ecke
ist schärfer als bei smilax, jedoch deutlich abgerundet), während
eine weitere, costalwärts gelegene kleinere Ecke oder stärkere
Krümmung nicht gebildet wird; die innere helle Querbinde be-
rührt fast den Glasfleck; letzterer ist größer als bei smilax, und
erscheint als ein etwa 4 mm breiter und 2—3 mm langer, subovaler
Querfleck, dessen vordeıe innere Ecke als eine 2,5 mm lange, feine,
gerade Spitze bis zur Rippe 6 sich verlängert; in der Mitte des Glas-
flecks findet sich ein kleiner, runder, dunkler Fleck, ganz ähnlich dem-
jenigen im Glasfleck der Vorderflügel, und zwar kann jener Fleck
isoliert oder durch eine feine, dunkle Linie mit dem Außenrande
des Glasflecks verbunden sein, in beiden Fällen aber weicht
letzterer durch diesen Fleck stark von dem Glasfleck der Hinter-
flügel von smilax ab, schon auch dadurch, daß er um weniger
als seinen kürzesten Radius von der äußeren der hellen Quer-
binden entfernt ist; eine schwarze Randlinie des Glasflecks ist
nur angedeutet. Ferner scheint mir die Spitze der Hinterflügel
ein wenig schärfer zu sein. — Die dunklere Partie des Saumfeldes
aller Flügel ist, insbesondere an der Unterseite, noch dunkler und
schärfer markiert als gewöhnlich kei smilax. Die vordere und
innere Umgebung des Glasflecks der Unterseite der Vorderflügel
ist violettschwarz. — (Type von Alen.) Flügelspannung der Type
62, Flügellänge 33 mm.
Das & weicht von smilax stärker ab, indem es auch kleiner
und durchgehends erheblich dunkler, mit mehr violettlichem Ton,
ist, während die 2 ? in dieser Beziehung übereinstimmen; Flügel-
spannung 43, Flügellänge 22mm, Körperlänge 17mm. Im
Vorderflügel tangiert das helle Saumfeld den Glasfleck,
und dieser erscheint mehr in die Quere gezogen und trägt den
dunklen Fleck noch ein wenig näher der hinteren (proximalen)
Ecke als das@. Im Hinterflügel ist die das Saumfeld
innen begrenzende helle Querbinde nur in der hinteren Hälfte
deutlich, und eine Ecke oder starke Krümmung bildet sie über-
haupt nicht; das Saumfeld ist wenig heller, wenn auch von anderem
Farbenton als der Flügel sonst. Der Glasfleck ist etwa wie bei
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 147
smilax; beim einen Exemplar winzig klein und obendrein im
einen Flügel in 3 Flecke aufgelöst, beim anderen Exemplar ist
er größer (der längste Durchmesser ist 2 mm). Sowohl Anal-
winkel als Spitze der Hinterflügel ist ein En : als bei
smilax. — (Type von Alen).
Von Nkolentangan liegt ein $ vor, das von der Hauptform der
angulata (Type liegt mir vor!) kaum zu unterscheiden ist und das
von dem beschriebenen so sehr abweicht, daß die spezifische Identität
fast fraglich sein könnte. Es ist größer: Flügelspannung 57, Flügel-
länge 28, Körperlänge 25 mm. Der Glasfleck der Vorderflügel ist
ohne einen dunklen, isolierten Fleck, wohl aber hinten
außen durch einen zungenförmigen Fortsatz der Umgebung fast
abgeschnürt (wie bei smilax), und apicalwärts ist dieser Fleck
dreieckig eingeschnitten mit spitz ausgezogenen Ecken (wie bei
smilax). Überhaupt steht diese Form etwa in der Mitte zwischen
smilax und guineensis. Mit letzterer stimmt der Verlauf der das
dunkle Mittelfeld innen begrenzenden hellen Linie, die hinter der
Mitte winklig gebrochen ist; die vordere und hintere Hälfte des
Basalfeldes sind voneinander scharf begrenzt, und zwar ist die
hintere ebenso dunkel wie die Mittelbinde (während bei smilax
"das ganze Wurzelfeld erheblich heller als die Mittelbinde ist), im
Hinterflügel ist die Färbung der Mittelbinde und des Wurzelfeldes
gleich dunkel und dieselben sind nur hinten und zwar auch da-
selbst nur undeutlich durch eine ganz feine Linie getrennt; die
schmale, helle, postmediane Querbinde der Hinterflügel ist in
ihrer hinteren Hälfte nicht, wie bei smilax, wurzelwärts konvex
gebogen, während die Krümmung der entsprechenden Binde der
Vorderflügel im Saum- bzw. Apicalfelde noch schärfer ist als bei
smilax. An den Fühlern sind sowohl die Kämme als die Geißel
gelb, während erstere bei smilax dunkler als die Geißel sind. An
der Unterseite der Hinterflügel würde eine die BORN ge-
legene Querbinde vor und hinter (aber nicht in!) der Mitte be-
rührende Gerade den Glasfleck schneiden, während sie bei smilax
deutlich außerhalb desselben verlaufen würde: der Glasfleck ist
bei smilax stärker gekrümmt.
Oben beschriebene weibliche Form weicht von der aus Kamerun
stammenden, mir vorliegenden Type der Art 7. angulata hauptsäch-
lich dadurch ab, daß der dunkle Fleck im Glasfleck der Vorderflügel
isoliert ist, der Glasfleck der Hinterflügel ist größer und schließt ent-
weder einen isolierten oder nur durch eine schmale, dunkle Linie mit
der Umgebung zusammenhängenden dunklen Fleck ein. Das d
. der Form guineensis weicht erheblich mehr ab und könnte für
eine besondere Art gehalten werden (ef. oben!). — Cf. übrigens
meine Arbeit über Ludia und Holocera in der „Iris“ 1911. — Eine
ausführliche Besprechung der vorliegenden Exemplare war nötig,
weil die Originalbeschreibung der Art (in: Entom. Tidskrift, 1893,
p. 201) sehr dürftig ist.
10* 6. Heft
148 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
Fam. Brahmaeidae.
Gen. Brahmaea Wk.
1. Brahmaea lucina Drury
2<& Nkolentangan; 5 2 von Alen 1.—14.1I. und 1.—15.X.,
Nkolentangan 13.1., Uelleburg VI.—VIIl.
Fam. Striphnopterygidae.
Gen. Phiala Wallgr.
1. Phiala (Stibolepis) uelleburgensis Strand n. sp.
1 2 Uelleburg VI.—VII.
Alle Flügel weiß; die vorderen mit schwarzem Vorderrands-
feld, das in den proximalen zwei Dritteln seiner Länge 3, im
apicalen Drittel 1,5 mm breit ist, und mit schwarzen Fransen, ferner
sind die Rippen der Endhälfte des Flügels schwarz, und zwar
erweitert am Ende der Rippen diese schwarze Färbung sich zu
mehr oder weniger zusammenfließenden Flecken; im Hinterflügel
sind nur die Fransen sowie das Ende der Rippen (in einer Länge
von 5 bis 7,5 mm) schwarz. Die Unterseite ist wie die Oberseite.
— Körper ockergelb, die hintere Hälfte des Thoraxrückens weiß-
lich mit einem tiefschwarzen Fleck in der Mitte; Antennen sowie
Tibien und Tarsen sind schwarz. — Flügelspannung 68 mm,
Flügellänge 37, Körperlänge 27,5 mm.
Anm. Über die Gattungen Phiala und Stibolepis cf. Strand
in: Ann. Soc. entom. de Belgique, 55, 1911, p. 152.
Gen. Jana H.-Sch.
2. Jana gracilis Wlk.
Unikum von Alen 20. VI., abends an der Lampe fliegend.
Gen. Acrojana Auriv.
3. Acrojana ochracea Strand
Beschrieben in: Entom. Rundschau, 26, (1909), No. 233—24.
Q Unikum von Nkolentangan.
Dies Exemplar ist kleiner als meine Type: Flügelspannung
100 mm, Flügellänge 53 mm, Körperlänge 37 mm. die Färbung
der Vorderflügel ist heller, die distale Querlinie beider Flügel ist
in der hinteren Hälfte außen von einem messinggelblich be-
schuppten Feld begrenzt, das bei der Type im Hinterflügel grau
und auch im Vorderflügel nicht so ausgeprägt gelb gefärbt wie
hier ist; grauweißlicher Hauch ist an beiden Flügeln kaum zu
erkennen.
Gen. Camerunia Auriv.
4. Camerunia orphne Schaus (insignis Auriv.).
Unikum von Bibundi 16.—30. X.
Gen. Epijana Holl.
5. Epijana maculifera Strand n. sp.
Ein Pärchen von Nkolentangan.
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 149
Mit EZ. cinerea Holl. 1893 nahe verwandt, aber durch das
Vorhandensein einer Reihe weißlicher Flecke auf beiden Flügeln,
oben wie unten, leicht zu unterscheiden.
9. Braungrau. Vorderflügel mit schmaler (ca. 1,5 mm
breiter), schwarzer, nur am Vorderrande leicht und zwar saum-
wärts konvex gebogener schwarzer Schrägquerbinde, die am
Vorderrande um 28, am Hinterrande um 16 mm von der Wurzel
entfernt ist; nahe an und parallel zu dieser Binde verläuft eine
weitere dunkle, aber sehr undeutliche Binde nach außen zu, und
dann folgt eine sehr charakteristische, etwa ziekzackförmig ge-
brochene Querreihe grauweißlicher, innen durch je einen tief-
schwarzen Querstrich begrenzter Querflecke, von denen die-
jenigen im Dorsalfelde die kleinsten sind und innen (wurzelwärts)
von keilförmigen schwarzen Flecken begrenzt werden; zwischen
dem Vorderrande und der Rippe 6 ist diese Querreihe fast gerade,
dann zwischen 6 und 2 wurzelwärts konvex gebogen oder, wenn
man will, gebrochen, so daß an den Rippen 2 und 6 scharfe, saum-
wärts gerichtete Ecken gebildet werden, während die Reihe im
Dorsalfelde, wo die Flecke unter sich deutlicher entfernt sind,
weniger stark gebrochen ist. Nach außen zu wird diese Reihe in
der vorderen Hälfte von einem Querfeld begrenzt, das undeutlich
heller als die Grundfarbe ist. Die Fransen beider Flügel sind an
der Spitze dunkler als an der Basis und als die Flügelfläche, bloß
im Analwinkel der Vorderflügel sind sie einfarbig hell. — Die
Hinterflügel sind in der Basalhälfte ein klein wenig
dunkler, und zwar wird diese durch eine schmale (ca. 1,5 mm),
saumwärts konvex gekrümmte, schwarze Queıbinde begrenzt, und
etwa in der Mitte zwischen dieser Binde und dem Saume ist eine
ähnliche Fleckenreihe wie im Vorderflügel, die aber gleichmäßig
saumwärts konvex gebogen sowie vorn verwischt (ob immer ®)
ist. — Unterseite beider Flügel ist noch stärker braun
bestäubt als die Oberseite; die schwarzweißliche Fleckenreihe ist
vorhanden und zwar im Hinterflügel schärfer markiert als an der
Oberseite; vom Vorderrande der Vorderflügel bis zum Hinter-
rande der Hinterflügel verläuft eine schwarze, 1,5 mm breite
Binde, die im Gegensatz zu der Oberseite beim Übergang auf den
Hinterflügel nicht gebrochen wird und auch im Vorderflügel,
wenn auch schwächer als im Hinterflügel, saumwärts konvex ge-
bogen erscheint. — Körper braungrau, Gesicht und Tarsen dunkler,
Fühlerschaft basalwärts heller. — Flügelspannung 84, Flügel-
länge 46, Körperlänge 30 mm.
d ist heller, mehr graulich gefärbt auch im Vorderflügel,
während im Hinterflügel bräunliche Bestäubung, und zwar ganz
schwach, nur in der Hinterhälfte des Saumfeldes vorhanden ist;
die Hinterflügel erscheinen daher, im Gegensatz zum 9, deutlich
heller als die Vorderflügel und graulich-strohgelblich mit Seiden-
glanz. Zeichnungen wie beim 9, jedoch ist die Querbinde der
Hinterflügel schmäler als die der Vorderflügel, und die schwarz-
4. Heit
150 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
weiße Fleckenreihe der Hinterflügel ist nur im Dorsalfelde vor-
handen. Unten ist die Fleckenreihe in der Mitte der Vorderflügel
unterbrochen, und die mediane Querbinde ist, insbesondere im
Vorderflügel, sehr undeutlich. — Flügelspannung 55 mm. Flügel-
länge 31, Körperlänge 22 mm.
Gen. Phasicnecus Butl.
6. Phasicnecus sulphureotinctus Strand n. sp.
Ein & von Nkolentangan.
Alle Flügel im Grunde hellgelb, etwa schwefelgelblich mit
dunklen, schwach violettlich schimmernden Flecken, und zwar
auf dem Vorderflügel ein etwa 2mm langer und breiter Fleck
am Innenrande, kurz außerhalb der Mitte, vor diesem in Quer-
reihe zwei Punktflecke, und wahrscheinlich sind bisweilen weitere
solche weiter vorn vorhanden, eine sublimbale Reihe ebensolcher
Flecke in den Feldern 1—5; am Innenrande, um 4mm wurzel-
wärts von dem großen Innenrandfleck entfernt, ist ein kleiner,
aber scharf markierter Fleck, von welchem eine etwa zweimal
gebrochene dunkle Linie sich gegen den Vorderrand fortsetzt, aber
nur vorn einigermaßen deutlich ist; außerdem zeigen die Vorder-
flügel vereinzelte braune Schuppen. Im Hinterflügel finden sich
fünf Querreihen dunkler Punktflecke, und zwar ist eine Reihe
antemedial, drei dicht beisammenliegende sub- und postmedial
und eine sublimbal; die Flecke wenigstens der beiden distalen
Reihen sind keil- oder halbmondförmig. Die Mitte der Hinter-
hälfte beider Flügel zeigt einen blaugrünlich-perlmutterähnlichen
Schimmer (ob auch bei ganz frischen Exemplaren ?). Unterseite
einfarbig, ungefleckt. — Körper einfarbig gelb, Kämme der
Antennen schwarz, Gesicht und Vorderbeine geschwärzt. Flügel-
spannung 37, Flügellänge 19, Körperlänge 15 mm.
Fam. Sphingidae.
Gen. Herse Oken
1. Herse convolvuli L.
3 &: Nkolentangan 6. XII. aus Raupe, Bibundi 16. u. 21. XI.
aus Raupe, Mokundange 16.—30. VI., 1.—30. XI. — 42: Alen
16.—31. X. und Bibundi 12. XI. aus Raupe,
Gen. Acherontia Lasp.
2. Acherontia atropos L.
3 &: Alen, Benitogebiet 29. XII. und 1.—15. VII. aus Raupe,
„Spanisch-Guinea“. — 6 2: Nkolentangan 18. XII., Uelleburg
15. II. aus Raupe, Alen 16.—30. XI und 18. X. aus Raupe, Bibundi
1.—15. XII. (letzteres fraglich, ob 2, weil beschädigt).
Über die ersten Stadien dieser afrikanischen Acherontia
atropos hat Teßmann folgendes notiert: ‚‚Geschlüpft 7. Juli 1906.
Raupe 13cm lang, gelb, jeder Ring vom 3. bis zum 9. Ring
mit seitlichen bräunlichen Querstreifen, der sich auf dem Rücken
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 151
des nächsten Ringes schwächer fortsetzt und mit dem Streifen
der anderen Seite eine V-Spitze bildet, sonst oben etwas bräunlich
punktiert. Horn S-förmig gebogen, gelb gekörnt mit schwärzlicher
Spitze. Brustfüße und Kopfseiten tiefschwarz, ebenso Luft-
löcher. Die Raupe frißt klettentragendes Unkraut, ferner einen
breitblättrigen Strauch. Puppe braun, wie die unseres atropos
in einem, Erdkokon.“ Teßmann hat die Raupe auch abgebildet.
(Taf. II Fig. 2.)
Gen. Coelonia Rothsch.-Jord.
3. Coelonia fulvinotata Btl.
4 &: „Spanisch-Guinea‘“, Nkolentangan 19. XII. und 30. XII.
aus Raupe, Bibundi 1.—15. XII. — 2%: Spanisch-Guinea,
Nkolentangan 1.1.
Gen. Polyptychus Hb.
4. Polyptychus inconspicuus Strand n. sp.
Ein 2 von Nkolentangan 28. XI.
9. Flügelschnitt etwa wie bei Pol. paupercula $ (cf. Roth-
schild-Jordans Monographie, t. 5, f. 2), jedoch ist die Ausbuchtung
in der Mitte des Saumes der Vorderflügel größer und zwischen
derselben und der Spitze sind zwei weitere Ausbuchtungen an-
gedeutet, von denen die hintere mit der medianen zusammen-
hängt; auch die hintere Hälfte des Saumes erscheint wellig. Der
Analwinkel der Hinterflügel tritt stärker hervor als bei paupercula.
— Der lange Sporn der Hintertibien jedenfalls nicht länger als
die Hälfte des basalen Tarsengliedes. D? der Hinterflügel dreimal
so lang wie D°, sehr schräg und wurzelwärts leicht konvex gebogen.
Vorderflügel rindenbraun mit graulichem Anflug, so
daß nur längs dem Saume und als ein dreieckiger Fleck, der 5 mm
lang und 3 mm breit ist, im Costalfelde nahe der Spitze die braune
Färbung rein hervortritt; außerdem folgende braune, undeutliche
Zeichnungen: zwei antemediane, saumwärts konvex gebogene,
wellige Querlinien, von denen die distale an beiden Rändern um
10 mm von der Wurzel entfernt ist, drei unter sich um 3 mm ent-
fernte, parallele, zickzack-wellige, saumwärts konvex gebogene,
postmediane Querlinien, von denen die proximale am Vorder-
rande um 19, am Hinterrande um 16,5 mm von der Wurzel ent-
fernt ist. Im Analwinkel ein hellgraulicher Wisch; im Wurzelfelde
ein rötlicher, runder, im Durchmesser 2,3 mm und ebenso weit
von der Wurzel entfernter Fleck; der Discozellularfleck ist punkt-
förmig, weißlich, schmal dunkel umrandet. Fransen undeut-
lich heller gefleckt. — Hinterflügel von der braunen
Färbung der Vorderflügel, und zwar einfarbig, jedoch am Innen-
rande ein wenig heller; die Fransen gelblich mit braunen Flecken.
— Unterseite beider Flügel graubräunlich mit drei braunen,
zickzack-wellenförmigen Querlinien in der apicalen Hälfte, von
denen die distale aus schwärzlichen, außen hellgraulich angelegten,
unter sich nicht oder kaum verbundenen Rippenpunkten besteht;
6. Heft
152 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
in der vorderen Hälfte des Saumfeldes der Vorderflügel ist ein
rein braunes Querfeld vorhanden. — Körper. Kopf und Thorax
dunkelgraulich braun, Abdomen ein wenig heller, die Bauch-
hälfte des letzteren rosenrötlich angeflogen. Unterseite des Thorax
sowie die Extremitäten wie die Oberseite des Abdomen gefärbt.
Flügelspannung 72mm. Flügellänge 35 mm. Körperlänge
33 mm.
5. Polyptychus digitatus Karsch
2 9Q Nkolentangan 12. XII. aus Raupe und 3.1.
6. Polyptychus carterı Btl.
1 2 von Bibundi 9. I. aus Raupe.
7. Polyptychus rhadamistus F.
1 & Mokundange (Kam.) 14 VI. aus Puppe, 2 @ Bibundi 23. XII.
aus der Puppe.
8. Polyptychus rosea Druce
1 & Nkolentangan.
9. Polyptychus nigriplaga Rothsch.-Jord.
1 & Bibundi 6. XII. aus Raupe; schlecht erhalten, die Be-
stimmung aber dennoch kaum fraglich.
10. Polyptychus, bei P. nigriplaga R. J.
1& Mokundange 28. VI, abends an die Lampe fliegend.
Schlecht erhalten.
11. Polyptychus objectus Strand n. sp.
1 Nkolentangan 2.1. 1908 (Type ). — Aus der älteren
Museumssammlung liegt ein d vor von: N.-Kamerun, Bangwe
1000 m, Mitte VI.—VII. 1899 (G. Conrau).
Durch Rothschild-Jordans Bestimmungstabelle kommt man
auf P. subjectus Wlk., die Art weicht aber davon ab (cf. t.2,
f.15 in Rothsch.-Jord.) durch hellere Färbung, das Fehlen einer
geraden und scharf markierten Postmedianlinie ete. — Habitus
stimmt besser mit P. paupercula und hollandi überein, und die
Zeichnung ähnelt diesen recht erheblich.
Vorderflügel im Grunde blaß gelblich oder grauweiß-
lich, aber mit bräunlicher und grauer Bestäubung, so daß die
Grundfarbe mehr oder weniger verdrängt wird. In 1%, mm Ent-
fernung von der Basis finden sich zwei kleine schwaıze, in Quer-
reihe nebeneinander. gelegene und bisweilen zusammengeflossene
Punktflecke; um 14, mm weiter saumwärts ist Andeutung einer
den Hinterrand kaum ganz erreichenden, dunklen, unregelmäßigen
Querlinie, und um nochmals dieselbe Entfernung saumwärts ist
noch eine und zwar etwas deutlichere ebensolche vorhanden,
während eine dritte Querlinie von der letzteren nur um 1mm
entfernt verläuft. Der höchst undeutliche, als ein feiner dunkler
Ring erscheinende Diskozellularfleck ist von der äußeren der drei
beschriebenen Linien um imm entfernt. Eine postmediane
dunkle Ziekzackquerlinie ist am Vorderrande um 12, am, Hinter-
rande um 11mm von der Basis entfernt und in ihren vorderen
®/, der Länge saumwärts konvex gekrümmt, im hinteren Drittel
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 153
dagegen senkrecht auf den Hinterrand gerichtet. Subparallel
zu dieser Linie verläuft eine weitere, die am Vorderrande um
4,5, am Hinterrande um 3,5 mm weiter saumwärts gelegen ist;
die saumwärts gerichteten Zacken dieser sind scharf und durch
je einen schwarzen Punkt bezeichnet. Zwischen dieser Linie und
dem Saume ist eine aus 8 schwarzen Rippenpunkten gebildete,
nur vorn und zwar ganz schwach saumwärts konvex gebogene
Querreihe, die vorn um 2, hinten um 1 mm von der vorhergehenden
Zickzacklinie entfernt ist; der vordere dieser 8 Punkte ist bei
weitem der größte. Fransen braun, auffallend dunkler als das
Saumfeld, jedoch im Analwinkel heller. — Hinterflügel
blaßgelblich, die längere Behaarung im Hinterrandfelde ein wenig
dunkler; zwei dunkle Ziekzackquerlinien, von denen die sub-
mediane bei der Type höchst undeutlich ist; die postmediane ist
vom Saume vorn um 3,5, hinten um 2,5 mm entfernt; beide ver-
laufen subparallel zum Saume. In der Mitte zwischen dem Saume
und der distalen dieser Linien ist eine ähnliche Querreihe schwarzer
Punkte wie im Vorderflügel. Die Fransen wie die Flügelfläche
gefärbt. — Unterseite insofern heller als die Oberseite, als
auch im Vorderflügel bräunliche Bestäubung fast gänzlich fehlt,
wohl aber ist graue Bestäubung im Saumfelde vorhanden. Im
Wurzelfelde sind gar keine Zeichnungen, der Diskozellularfleck
fehlt ebenfalls und die Submedianlinie ist bei der Type nur noch
angedeutet; dagegen treten in beiden Flügeln die sublimbale
Punktreihe und die dieser vorangehende Zickzacklinie ebenso
scharf oder sogar schärfer als an der Oberseite auf. — Körper
und Extremitäten wie die Flügel, Unterseite des Kopfes und die
Palpen dunkler. Augen braunschwarz mit tiefschwarzen Punkten.
Flügelspannung 52, Flügellänge 24, Körperlänge 21 mm.
Flügelschnitt etwa wie bei hollandi, jedoch der Saum der Vorder-
flügel ein wenig schräger und die Spitze daher ein wenig schärfer
erscheinend, der Analwinkel weniger vortretend als bei hollandı.
Abdomen weniger spitz endend als bei letzterer (cf. t. 5, f. 3 bei
Rothsch.-Jord.). — Der lange Sporn der Tibia III mehr als halb
so lang wie das erste Glied der Tarsen. Im Hinterflügel ist D?
nicht halb so lang wie D*, D? ist gerade, sehr schräg und nicht
doppelt so lang als D? und somit kürzer als D*.
Das Exemplar von Kamerun ist, zumal an den Hinterflügeln,
ein wenig dunkler als die Type, die Submedianquerlinie beider
Flügel ist deutlicher und die schwarzen Subbasalpunkte der
Vorderflügel sind zusammengeflossen.
Gen. Acanthosphinx Auriv.
12. Acanthosphinx güssfeldti Dew.
1 2 von Nkolentangan.
Gen. Deilephila Lasp.
13. Deilephila nerii B.
6. Heft
154 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
2 & „Spanisch-Guinea“, 1 & Bibundi 1.—15.1I, 1 2 Nkolen-
tangan 25.1. 07 aus Raupe.
Gen. Nephele Hb.
14. Nephele funebris F. f. funebris Jord.-Rothsch.
1 d Nkolentangan 6. XII. 07 aus Raupe, 1 2 von „Spanisch-
Guinea“.
15. Nephele peneus Cr. f. peneus Cr.
1 & Alen Benitogebiet 1.—15. VII. 06.
Über die ersten Stände von Nephele peneus peneus Cr. teilt
Herr Tessmann folgendes mit: ‚Geschlüpit 8. Juli 1906. Raupe
mit Horn, 6,5 em, bräunlichgelbgrün, dunkler gemustert, besonders
feiner bräunlicher Längsstreif auf dem Rücken der Vorderringe,
an der Seite vom 6. Ring an dunkelolivenbraun, in Schrägstreifen
über die Luftlöcher dunkler gemustert, hintere Ringe heller,
ebenso Horn unten. Seitlich 4. und 5. Ring eckig verdickt, die
die Raupe hervorheben kann. Horn oben olivenfarbig. Ring 6
seitlich mit weißem, etwas gesprenkeltem Flatschen. Die Raupe
lebt an einer Schlingpflanze des Urwaldes, worauf abgebildet
(Taf. II Fig. 3). Puppe hellbraun, dunkler gemustert mit langer,
breiter Rüsselscheide, (Fig. 33) in der Erde.‘
16. Nephele accentifera Pal. Beauv.
1<& ‚„Spanisch-Guinea“.
17. Nephele rosae Butl. cum ab. destigmata Strand n. ab.
8&: Alen 17. u. 20. XI. aus Raupe, und 1.—15. Nkolen-
tangan XI. 07—V.08 und 18.—24. XII. aus Raupe. 82: Alen
und Nkolentangan sowie eins von „Spanisch-Guinea“.
322 von Alen: 1.—15. XI. und 16.—31. XL. gehören einer
aberrativren Form an, die sich dadurch auszeichnet, daß das
Stigma (der weiße kommaförmige Diskalstrich) der Vorderflügel
gänzlich fehlt. (ab. destigmata m.). — In Rothschild-Jordans Mono-
graphie wird angegeben, daß im Museum Tring ein einziges und
zwar ostafrikanisches Exemplar dieser Form vorhanden ist,
während die Hauptform durch 24 Exemplare vertreten ist; in
Teßmanns Ausbeute ist also die neue Form verhältnismäßig etwas
besser vertreten. — Das größte der 3 Exemplare (Type ) hat 95,
die anderen 82 bzw. 85mm Flügelspannung. — Übergangs-
exemplare finden sich unter den 16 der f. pr.
18. Nephele aequivalens WIk.
Je ein 2 von Nkolentangan 24. XII, Alen 28. XII aus Raupe,
Bibundi 1.—15. XL.
Gen. Temnora WIk.
19. Temnora livida Holl.
8&: Nkolentangan 12. XII. aus Raupe, Alen 29. XII. aus
Raupe und ‚Spanisch-Guinea“. — 82: Nkolentangan 14., 20.
—23. XII. und ‚„Spanisch-Guinea“.
20. Temnora fumosa WIk.
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 155
4&: Alen 22. XI. aus Raupe und Ntumgebiet in Makomo
18. IV. 06.
21. Temnora cinereofusca Strand n. sp.
Je ein 2 von Nkolentangan 24. XII. aus Raupe und von
„Spanisch-Guinea“.
Dürfte mit Temnora reutlingeri Holl. 1889 nahe verwandt sein.
Vorderflügel graubraun, die graue Beschuppung mit
schwachem bläulichen Schimmer; eine submediane, der Basis ein
wenig näher gerückte, am Innenrande um 5.5, am Vorderrande
um 7 mm von der Basis entfernte, saumwärts konvex gekrümmte
Querbinde zeigt die graue Färbung ein wenig reiner als die Um-
gebung; von der Spitze der Dorsalrippe, also von kurz vor dem
Analwinkel, bis kurz innerhalb der Mitte des Vorderrandes (da-
selbst von der Flügelwurzel um 10 mm entfernt) verläuft eine
gerade, hellgrauliche Querlinie, die höchst undeutlich heller als
die Grundfärbung des Wurzelfeldes, außen aber dunkelbraun an-
gelegt ist, und zwar bildet diese dunkelbraune Färbung eine sich
außen allmählich verlierende Binde, die,am Vorderrande etwa 6,
am Innenrande 2 mm breit ist und in der Costalhälfte einen un-
deutlichen graulichen Querstrich einschließt. Unmittelbar vor
der Spitze, zwischen der Rippe 6 und dem Vorderrande, ist ein
dunkelbrauner, länglich-dreieckiger Wisch, und von der Spitze
des Flügels bis zur Spitze der Rippe 3 verläuft eine höchst un-
deutliche, hellgraue, leicht wellig sowie wurzelwärts konvex ge-
bogene Querlinie, die saumwärts einen dunklen Querschatten
einschließt, während quer über das Saumfeld, in 3 (hinten)
bis 4,5 mm (vorn) Entfernung von dem Saume eine aus 5 auf
den Rippen gelegenen, innen weiß angelegten Punktflecken ge-
bildete Querreihe. — Unten sind die Vorderflügel in der Basal-
hälfte dunkelbraun mit undeutlich hellerem Diskozellularfleck ;
die Basalhälfte des Saumfeldes ist heller braun mit 2—3 undeut-
lich dunkleren Zickzackquerlinien, während die distale. Hälfte
graulich ist, aber, wie oben, mit einem dunklen Saumwisch hinter
der Spitze. — Hinterflügel oben dunkel (schwarz) braun,
unten hellbraun, mit 3 dunklen postmedianen Querlinien, wie im
Vorderflügel, und mit mehr graulich gefärbter distaler Hälfte
des Saumfeldes.. Die ganzen Fransen der Hinterflügel und die
hintere Hälfte der sonst dunkelbraunen Fransen der Vorderflügel
sind oben und unten gelblichweiß, schmal, dunkler durchschnitten.
— Körper oben dunkelbraun, Abdomen an den Seiten rötlich-
. grau, Bauch und Brust hellgraulich, die vorderen Femoren grau-
weißlich, Tibien und alle Tarsen bräunlich. Palpen grauschwarz.
Augen schwarzbraun.
Flügelspannung 55, Flügellänge 25, Körperlänge 26 mm.
22. Temnora scitula Holl.
1 2 von Nkolentangan 6. XII. aus Raupe.
6, Heft
156 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
Gen. Pseudenyo Holl.
23. Pseudenyo benitensis Holl.
1 von Nkolentangan 6. XII. aus Raupe, 1 2 von ebenda .
ohne Datum und eins vom Bassagebiet 5. IX.
Gen. Antinephele Holl.
24. Antinephele anomala Butl.
1g von ‚„Spanisch-Guinea“.
Gen. Hypaedalia Butl.
25. Hypaedalia insignis Butl.
1 2 von „Spanisch-Guinea“.
26. Hypaedalia butleri Rothsch.
4 Ex. von Nkolentangan 31. XII. 07 aus Raupe us XI. 07
—V. 08, von denen jedenfalls 3 Männchen sind.
Gen. Atemnora Rothsch.-Jord.
27. Atemnora westermanni Boisd.
9 &: Nkolentangan 1.1.08 aus Raupe, 17.1. 08, 29. XI. 07
aus Raupe; ‚Spanisch-Guinea“, Alen 1.XI.06 aus Raupe,
Makomo (Campogebiet) 16.—31. IV. oder V.06 (u.a. „morgens
an Elephantenfleisch fliegend‘‘ gefangen). — 8 2: ‚„Spanisch-
Guinea‘; Nkolentangan 16. XII. 07, XI. 07—V. 08.
Gen. Macroglossum Scop.
28. Macroglossum trochilus Hbn. trochiloides Btl.
3& von Alen 1.—15. XI. 06 und 1.—15. VII. 06; 12 von
Bibundi 1.—15. I. 06.
Gen. Euchloron Bsd.
29. Euchloron megaera L. f. pr.
5& von: Uelleburg VI.—VIII. 08, ‚„Spanisch-Guinea‘, Nko-
lentangan 16. XII. 07 aus Raupe, Alen 20. XII. 06. — 3 9 von
Bibundi 1.—15. XII. 04, und ‚‚Spanisch-Guinea“.
Gen. Bastothia WIK.
30. Basiothia medea F.
12 Bibundi 2. XI.04 ‚in der Pflanzung beim Reinigen
gefangen“.
Gen. Hippotion Hb.
31. Hippotion osiris Dalm.
1&: „Spanisch-Guinea“, je 12 von Mokundange 1. VI. 05
aus Raupe und Alen 16. 31. XII.
Die Raupe und Puppe von Hippotion osiris Dalm. beschreibt
Teßmann wie folgt: „Raupe (Taf. II Fig. 4) erdgrau mit helleren
Ringeneinschnitten und unbestimmter Strichelung, die sich hinter
den Ringen, besonders zu beiden Seiten der Mitte, zu schwärz-
licherer Zeichnung verdichtet. Ein kleiner weißlicher Punkt
jederseits auf dem hinteren Teile der Ringe. An den Seiten wird
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 157
die Zeichnung heller, über den Füßen fast weißlich; der Bauch
ist dunkel. 1.—3. Ring einziehbar wie bei Deilephila porcellus,
an der Seite des 4. Ringes jederseits ein ziemlich großes Auge,
dessen bläuliches Innere 6—7 weiße Punktflecken zeigt. 1.—3. Ring
weißlich mit schwarzer, fleckenartiger Seiten- und Rückenzeich-
nung; Mittellinie schmal, auf allen Ringen erkennbar, besonders
vorn. Kopf und Vorderfüße braunrot. Horn 1 mm lang, ganz
klein, ohne erhabene Grundfläche. Die Raupe ist 7,5 cm lang. —
Puppe dunkel erdfarbig, auf dem Rücken bräunlich mit
schwacher Mittellinie, die Unterseite sowie der vordere Teil der
Flügel grau, etwas silbrig. Breite Rüsselscheide 1,2cm. Puppe
7cm. Die Raupe lebt an niederen Pflanzen.‘
32. Hippotion eson Cr.
5&: Bibundi 16.—30.X.04 und 14.11.05 aus Raupe,
Nkolentangan XI 07—V. 08 (15. I. aus Raupe), Alen 16.—30. XI.
06, „Spanisch-Guinea“. — 8 2: Uelleburg VI—VIII., Nkolen-
tangan XI. 07—V.08, Alen 20.XI. aus Raupe, Bibundi 16.
—26. II. 05.
Gen. Theretra Hb.
33. T’heretra jugurtha Boisd.
1: „Spanisch-Guinea“; 5 @: ebenda, Nkolentangan 6. u
18. XII. 07 aus Raupe und 8.1.08, Alen 16.—31. X. 06.
Gen. Centroctena Rothsch.-Jord.
34. Centroctena rutherfordi Druce
4 &: Alen 13. VI. aus Raupe, Nkolentangan 6. XII. aus
Raupe, „Spanisch Guinea“. —5 2: UellelungVI.—VIII.,Alen1.15.X.
und 16.—30. XI., Nkolentangan 27. XII., „Spanisch Guinea“.
| Fam. Notodontidae *).
Gen. Scalmicauda Holl.
1. Scalmicauda benga Holl.
3 & von Alen 17. IX. aus Raupe, 1 2 von Nkolentanga 25. XII.
aus Raupe. Das eine Exemplar der $ & ist rechts ohne, links
mit Areola versehen. — Das 2 habe ich in: Jahrb. nass. Verf. f
Naturk., 64, (1911), p. 123 kurz beschrieben.
Gen. Graphidura Strand 1911.
2. Graphidura tessmanni Strand
Ein $ von Alen 4. XI. 1906 aus Raupe.
Beschrieben in: Jahrb. nassauisch. Ver. f. Naturk., 64, (1911)
p. 122.
Gen. Antheua Wik.
3. Antheua cinerea Wlk.? (olivaceomicans Strand).
29 von Bibundi 16.—30.X. und 9. XI. aus Raupe, sowie
ein etikettiert Spanisch-Guinea.
*) Ueber die afrikanischen Notodontidengattungen ef. Strand in:
Fauna Exotica 1912.
6. Heft
158 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
Die Bestimmung ist mir etwas fraglich, da ich die Art nur
nach der Originalbeschreibung kenne. Um zu zeigen, was ich vor
mir habe, gebe ich daher einige deskriptive Bemerkungen. —
Vorderflügel mit olivengrünlichem, mattem Glanz, so daß die
Grundfarbe eigentlich nicht mehr als grau zu erkennen ist, mit
einer gelblichweißen, 1,5 mm breiten, die Spitze nicht erreichenden
Vorderrandbinde, einer ebensolchen, aber noch schmäleren, den
Saum erreichenden Binde im Dorsalfelde sowie im Saumfelde
mit grauweißlichen Rippen und dazwischen zerstreuter grauweiß-
licher Beschuppung. Fransen sowie die ganzen Hinterflügel
dunkelgrau. Die ganze Unterseite noch dunkler grau, die des
Körpers schwarz. Antennen braunschwarz. Palpen schwarz,
unten gelblich angeflogen. Augen und Beine tiefschwarz. Kopf,
Prothorax und Mesonotum goldig-orangegelblich, Halskragen mit
weißlichem Hinterrand, und so ist auch Mesonotum hinten und
seitlich umrandet. Metanotum hellgraulich. Rücken des Ab-
domen mit schwärzlicher, mit grauweiß gemischter Behaarung
und 4 orangerötlichen, mitten stark verschmälerten, an der Basis
der Segmente sich befindlichen Querbinden; die Seiten mit je
einer Längsreihe tiefschwarzer Flecke. Die Antennen sind nicht
ganz so lang und dicht gekämmt wie bei A. sericea Feld. Das
größte Exemplar mißt: Flügelspannung 56, Flügellänge 26,
Körperlänge 29mm. Das kleinste Exemplar hat nur 42mm
Flügelspannung.
Sollte die Art nicht cinerea sein, möge sie den Namen olivaceo-
micans m. bekommen.
Die von Aurivillius in: Arkiv f. Zool., 2, No. 4, (1904) für
„Diastema‘“‘ cinerea Wlk. angegebenen Merkmale: ‚‚Radialfeld
sehr lang, 7 aus seiner Spitze, 10 frei aus dem Radialfeld, nicht
mit 8 verbunden“ treffen auf diese Exemplare zu.
Gen. Anticyra WIk.
4. Anticyra atrata Grünb. cum Anticyra angolana Strd. n. sp.
7&: 4 von Nkolentangan 29. XII. aus Raupe, 28.—30. XI.
aus Raupe, 2 von Alen 16.—31. XII. und 1 von „Spanisch-Guinea“.
— 909: 8 von Nkolentangan 4.—10. XII. aus Raupe, 30. XT.,
1 von Alen 1.—15. XI.
Zwischen diesen { dJ und 9 ® ist in Färbung und Zeichnung
oben kaum ein Unterschied vorhanden, abgesehen davon, daß
die Hinterflügel ein wenig heller sind und daß der Hinterleib beim
o eine breitere subapicale Querbinde, beim 5 3—4 ganz schmale
und undeutliche Querbinden zeigen. Auf der Unterseite der
Flügel ist der Färbungsunterschied deutlicher, und zwar auch
hier ist das S heller; die schwarzen limbalen Halbmondszeichnungen
der Unterseite beider Flügel treten bei den 2 2 kräftiger auf und
zwar auch als bei ostafrikanischen Exemplaren; ob letzteres Merk-
mal als Lokalvarietätscharakter betrachtet werden kann, gestattet
das vorliegende Material nicht zu entscheiden.
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 159
Zu der Originalbeschreibung des Q wäre folgendes zu be-
merken. — Der Hauptunterschied von der orientalischen Anticyra
combusta WIk. liegt nicht in der Färbung, sondern in der ver-
schiedenen Zeichnung; bei combusta ist im Vorderflügel das Costal-
feld heller als das Mittellängsfeld und von diesem scharf markiert
und geradlinig begrenzt, bei atrata ist dagegen vielmehr das
Costalfeld die dunkelste Partie des Flügels, und zwar fast ein-
farbig schwarz. Der Scheitel ist bei der echten atrata nie schwarz,
kaum noch mit einigen braunen Schuppen. Halskragen gelblich-
grau, und diese Färbung erstreckt sich in der Mitte des Rückens
mehr oder weniger deutlich nach hinten, die Mitte der Rücken-
scheibe ist jedoch häufig braun. Auf der Unterseite sind die
halbmondförmigen Saumfiguren auf beiden Flügeln vorhanden.
In Staudingers Sammlung ist ein Exemplar von ‚Congo inf.“
vorhanden.
Die Lokalität: Angola, Quisoll, in der Originalbeschreibung
ist, vorläufig jedenfalls, zu streichen; das von dort stammende
Exemplar (4) ist nämlich keine atraia, sondern eine neue Art,
die sich in erster Linie durch den schwarz gefärbten Kopf, Hals-
kragen und Mesonotum auszeichnet; die Tegulae und Metanotum |
sind blaugraulich, etwa wie bei atrata. Auch die Brust und Ex-
tremitäten sind schwarz; am II. Paar sind jedoch die Tarsen, am
III. außerdem die Tibien graugelblich. Abdomen zeigt jederseits
eine ziemlich scharf markierte Längsreihe schwarzer Flecke; die
schwarzen subapicalen Rückenquerbinden desselben sind 3, von
denen die mittlere die breiteste ist, während die hinterste mitten
breit unterbrochen ist und aus zwei etwa dreieckigen Querflecken
besteht. Hinterflügel einfarbig weißlich (bei atrata im Saumfelde
mehr oder weniger angebräunt). Die Vorderflügel mit schwarzem
Costal- und Saumfelde, die Spitze jedoch graulich, der Saum mit
brauner Limballinie und kleinen schwarzen Sublimbalflecken, die
keine so deutliche winklig-halbmondförmige Gestalt wie bei
atrata zu haben scheinen; Dorsalfeld an der Basis schwach an-
gebräunt, sonst ist die helle Partie des Vorderflügels im Grunde
schmutzig gelblichweiß, jedoch anscheinend mehr oder weniger
mit bräunlichen Schuppen spärlich überstreut; das helle Feld
reicht in die Zelle nur als eine ganz schmale, die Basis nicht er-
reichende Hinterrandbinde hinein, welche die Hinterspitze des
schwarzen, heller umrandeten, als ein saumwärts konvex ge-
bogener Halbmond erscheinenden Diskozellularflecks berührt.
Innerhalb des letzteren (also in der Zelle) zeigt das dunkle Costal-
feld 2—3 hellere, undeutliche Längslinien. Die Unterseite beider
"Flügel ist schmutzig weißlich mit brauner Saumlinie; der Vorder-
rand der Vorderflügel ist geschwärzt. Antennen hellbraun mit
weißlichen Kammzähnen. — Flügelspannung 48, Flügellänge 22,
Körperlänge 23 mm.
Ich nenne diese Art Anticyra angolana m.
6. Heft
160 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
P-
Someropsis viriditincta Strd. n.g. n.s
1. X. 1908 aus Raupe.
39 @ von: Alen, Makomo, Benitogebiet
Gen. Someropsis Strand n. g.
Die Art erinnert sehr an die Type der Gattung Somera, 8.
viridifusca WIk., aber die Palpen sind vorgestreckt und ihr End-
glied ist in der Behaarung des zweiten Gliedes versteckt; diese
ist ziemlich lang, abstehend und unten schneidig; die Spitze
ragt nach vorn so weit wie die Behaarung der Stirn, die einen
Längskiel bildet. Das Basalglied der Antennen trägt unten einen
langen, abstehenden Haarschopf. Reichlich ein Drittel der Länge der
Antennen ist ungekämmt, einfach und auch nicht ziliiert. Die Beine
sind noch länger behaart als bei Somera viridifusca, und zwar
tragen auch die Tibien aller Paare abstehende Behaarung. Flügel-
schnitt, Beschuppung und die so charakteristische lange Be-
haarung an der Unterseite der Vorderflügel wie bei Somera. Geäder
wie bei genannter Somera-Art, jedoch sind die Rippen 3 und 4
der Hinterflügel gestielt und zwar so lang wie 6 +7; 8 läuft
nicht dicht neben 7, ist am Ende von dieser divergierend und
durch Querader mit derselben verbunden wie bei Somera. Die
Spitze der Hinterflügel spitzer als bei Somera. — Type ist ilg.
neue Art:
5. Someropsis viriditincta Strand n. sp.
©. Vorderflügel lebhaft grasgrün mit schwarzen oder
braunschwarzen Zeichnungen, und zwar: einer braunen Subbasal-
binde, die am Hinterrande um 5, am Vorderrande um 4mm von
der Wurzel entfernt ist, zwischen dieser Binde und der Wurzel
sind 2 dunkelbraune Zickzackquerlinien, von denen die äußere
außen weißlich angelegt ist. An beiden Flügelrändern um 10 mm
von der .Wurzel entfernt ist eine submediane, dunkelbraune,
zickzack-wellenförmige Querlinie, und dann folst eine braune
Querbinde, die 2,5 mm breit ist, weder den Vorder- noch Hinter-
rand ganz erreicht und deren beide Ränder leicht wellig ge-
krümmt sind. Im Saumfelde ist eine sublimbale, innen weißliche,
außen dunkelbraune, auf denRippen unterbrochene und verschobene
Querlinie; eine feine schwärzliche, unterbrochene Saumlinie ist
vorhanden, und der Costalrand ist schwarz gefleckt. Die Fransen
gemischt weißlich und dunkler gefärbt. Die Hinterflügel
sowie die Unterseite beider Flügel grauschwärzlich braun,
die Hinterflügel unten allerdings mit gelblichem Schimmer, die
Vorderflügel mit hellgraugelblichem Innenrandsfeld. Vorderrand
der Hinterflügel mit langer, abstehender, grünlicher Behaarung.
Vorderrand der Vorderflügel grünlich mit dunklen Flecken in der
Endhälfte. Körper dreifarbig: Thoraxrücken, Stirn, Scheitel,
Bürste des Basalgliedes der Antennen, Oberseite der Beine I und II
und die Spitze des Abdominalrückens in einer Länge von 6—7 mm
grün, der Rest des Abdominalrückens, Antennen, Augen, Palpen
mit eingemischten grünlichen Schuppen) und Innenseite der
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 161
Femoren I graubraun, Unterseite des Körpers und der Extremi-
täten graugelblich oder hell schmutzig ockergelblich.
Flügelspannung 63, Flügellänge 30, Körperlänge 29 mm.
Die Raupe und Puppe von Someropsis viriditincta Strd. wird
von Teßmann wie folgt beschrieben: „Raupe (Taf. II. Fig. 5)
4,5 cm lang, grasgrün. Kopf groß, 1, 2, und 3 hellbläulich grün,
ebenso Unterseite, 3. und 4. Ring erhöht, am Anfang des 5. Ringes
schwarze Flecke wie auch seitlich, 11. und 12. Ring etwas er-
höht, ringsum mit dunkelblauem, in der Mitte hellbläulichem
Ring umfaßt, Ring 7 mit ebensolchem kleinerem Ring. Lebt an
niederem Strauch; mehrere beieinander gefunden. — Puppe
in der Erde in einem lockeren Erdgespinst.‘“
Gen. Scranciana Strand n.g.
Mit Scrancia Holl. und Gargetta WIk. verwandt, weicht aber
von Scrancia ab durch die (&) nicht gekämmten Fühler, den
bauchigen Saum beider Flügel, das Vorhandensein von Duft-
organ im Hinterflügel ( $), die Rippen 7 und 8 der Hinterflügel
laufen in ihrer größten Länge dicht nebeneinander, sind aber
nicht verbunden. — Von Gargetta abweichend durch die Fühler,
das Verhalten der Rippe 8 der Hinterflügel, das Duftorgan der-
selben Flügel, die nur ganz schwach entwickelte Haarbürste am
Hinterrande der Vorderflügel, längeren Hinterleib (4) (der um
2/, seiner Länge den Analwinkel überragt) etc. — Erinnert auch
an Niganda Moore sowie an Lamoriodes Hamps. 1910. Wie bei
letzterer Gattung ist ein Stirnfortsatz vorhanden, aber die Palpen
sind nieht ‚slenderly scaled‘“, die Fühler sind lamellat und
kaum zilüirt ‚Thoraxrücken hat vorn einen quergestellten Schuppen-
kamm, die Spitze der Vorderflügel ist nicht gerundet, sondern
vielmehr rechtwinklig, die Sporen der Hintertibien sind wenig
lang, die Rippen 3 und 4 der Vorderflügel sind unverkennbar ge-
trennt, 6 entspringt aus der Hinterseite der Areola, wenn auch
nahe der Zelle, 11 und 10 sind unter sich deutlich entfernt. —
Die Palpen sind dieht und unten abstehend schneidig beschuppt,
so daß das 2., stark seitlich zusammengedrückte Glied im Profil
reichlich so breit wie die Länge des Durchmessers des Auges er-
scheint; das Basalglied ist unten etwas büschelig abstehend be-
schuppt, während das kleine, am Ende schräg zugespitzte End-
glied nur halb so lang wie die größte Breite des 2. Gliedes er-
scheint und ins Niveau der oberen Peripherie des Auges (3) oder
noch ein wenig höher (2) emporragt. — Charakteristisch ist (Z)
der sehr lange, nach hinten allmählich verjüngte, in einen dünnen,
aber dichten Haarpinsel endende Hinterleib. Beim 2 überragt
der Hinterleib den Analwinkel nur um die Hälfte seiner Länge, er
erscheint von oben zylindrisch und endet stumpf. Innenrand
der Hinterflügel bauchig, dicht und ziemlich lang behaart, an der
Basis mit einem aus reichlich 5 mm langen, kräftigen Haaren ge-
Archiv für Naturgeschicht
chiv ee ichte 11 6. Heft
162 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
bildeten Pinsel, dessen Spitze dem Hinterleibsrücken anliegt und
wohl als ‚‚Duftorgan‘‘ zu deuten ist. — Type:
6. Scranciana caudatissima Strd. n. sp.
2 von: Alen, Benitogebiet 2. XI. 06 aus Raupe, ein 2
ebenda 29. X. 06 aus Raupe.
d. Vorderflügel heilgraubräunlih mit schwachem
violettlichem Ton, einem tiefschwarzen Punkt in der Zelle und
zwei Querreihen schwarzer Punkte, von denen die eine sublimbal
verläuft und scharf markiert ist, die andere, die höchst undeutlich
ist, in etwa 4mm Entfernung vom Saume verläuft; Andeutung
weiterer Querreihen oder Querstriche läßt sich erkennen. Bis-
weilen ist wahrscheinlich, wie beim 9, das Costalfeld heller als
die übrige Flügelfläche. Fransen dunkel. Hinterflügel
matt schwarz. Unterseite aller Flügel graulichbraun, im
Costalfelde mit gelblichem Schimmer und mit dunkleren Fransen.
Thoraxrücken wie die Vorderflügel, der Schuppenquerkamm
dunkler, der breite, flache Scheitel heller. Palpen außen braun,
mit hellerer Spitze. Antennen braun, oben an der Basis weiß. Ab-
domen, die ganze Unterseite und die Extremitäten graubräunlich.
Flügelspannung 36, Flügellänge 19, Körperlänge (mit dem Anal-
pinsel) 23 mm.
9. Vorderflügel mit einem mitten 2 mm breiten, nach
beiden Enden allmählich verschmälerten, Spitze und Basis er-
reichenden Costalfeld, das ein wenig heller als die Grundfarbe der
Vorderflügel des & sowie scharf begrenzt ist, dahinter sind die
Flügel gesättigt braun, um längs des Hinterıandes wiederum
heller zu werden. Abdominalrücken, Meso- und Metanotum
schwarz wie die Hinterflügel, Halskragen orangebraun,
Scheitel wie das Costalfeld der Vorderflügel. Unterseite des
Körpers graugelblich, Außenseite der Palpen wie der Halskragen.
Flügelspannung 37, Flügellänge 19, Körperlänge 19 mm. — Beide
Flügel mit schärferer Spitze als beim 3.
Die Zusammengehörigkeit der Geschlechter scheint mir nicht
ganz unfraglich zu sein. Eventuell möge die durch das 2 ver-
tretene Art den Namen cosialis m. bekommen.
Gen. Scrancia Holl. 1893.
Subgen. Gargetioscrancia Strd. n. subg.
Steht etwa zwischen Gargetta und Scrancia und weicht von
letzterer dadurch ab, daß die Rippen 3 und 4 der Hinterflügel
aus einem Punkt entspringen, statt gestielt zu sein; dies Merkmal
ist jedoch nicht ganz konstant, indem beim einen vorliegenden
Exemplar ein allerdings ganz kurzer Stiel sich erkennen läßt.
Ferner von Scrancia abweichend und Gargetita sich nähernd durch
das Vorhandensein von allerdings wenig auffallenden Dufthaaren
nahe der Basis des Hinterrandes der Vorderflügel. — Die Kamm-
zähne der wie bei Scrancia gestalteten Fühler sind lang und zwar
bei. beiden Geschlechtern gleich; das Endglied der Palpen ist ein
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 163
wenig länger und das Mittelglied schmäler als bei der typischen
Scrancia.
'* Die Stielung der Rippen 3 und 4 der Hinterflügel scheint
übrigens auch bei der typischen Scrancia, Sc. modesta Holl., bald
deutlich vorhanden zu sein, bald entspringen diese Rippen aus
einem Punkt; leider fehlt es mir an Material, um dies Verhalten
näher zu studieren.
7. Scerancia (Gargettoscrancia) albolineata Strand n.sp.
Je2 @ Q@ und SZ von: Nkolentangan 28. XI. 1907 aus Raupe.
Charakteristisch durch eine schmale, weiße, fast
gerade Binde quer über die Mitte der Vorderflügel. Sie ist am
Vorderrande um 6—7, am Hinterrande um 7—8mm von der
Basis entfernt, bis zu !/, mm breit und ganz schwach, z. T. fast
unmerklich saumwärts konvex gebogen. — 9. Grundfarbe der
Vorderflügelschwärzlich, das Wurzelfeld unbestimmt grau-
lich und ebenso das Saumfeld mit Ausnahme eines länglich-
ellipsenförmigen, 4 helle Costalrandpunkte einschließenden, die
Flügelspitze erreichenden Costalfeldes. Im Analwinkel ist ein
kleiner schwarzer Fleck, und von dessen Innenseite bis zum
Vorderrande, daselbst um 6 mm von der Flügelspitze entfernt,
erstreckt sich eine feine schwarze, saumwärts leicht konvex ge-
bogene Zickzacklinie. Zwischen dieser und der weißen Quer-
binde ist eine schmale, braunschwarze, 3,5 mm lange Quer-
binde, welche mit ihrem Hinterende die weiße Binde fast be-
rührt. Saumlinie schwarz punktiert, Fransen hellbraun in der
Basal-, graubräunlich in der Endhälfte. — Hinterflügel
einfarbig grauschwarz, und so ist auch die Unterseite aller Flügel,
allerdings tragen die Hinterflügel unten eine undeutliche helle
Medianquerbinde, die Vorderflügel in der Endhälfte einige solche
Costalflecke.. — Körper oben schwärzlich, auf dem Thorax-
rücken angebräunt, Stirn, Scheitel und Halskragen olivenfarbig,
Palpen, Beine und Bauchseite hellgraulich. Augen schwarz, heller
retikuliert, Fühler schwärzlich, der Schaft oben in der Basal-
hälfte heller. Flügelspannung 34, Flügellänge 16, Körperlänge
15 mm.
Die $ & sind etwas heller gefärbt; die größere Basalhälfte der
Vorderflügel ist mit olivengrünlichen Schuppen überstreut, das
Saumfeld ist hellgraulich (der schwarze Costalwisch ist jedoch
wie bei der f. pr.), die Hinterflügel sind dunkelgrau. Unterseite
- der 4 Flügel grau, die Basalhälfte der Vorderflügel am dunkelsten;
die Hinterflügel zeigen einen schwarzen Diskalquerstrich sowie
vor, hinter und außen von diesem je einen ganz kleinen schwarzen
Strich oder Fleck; auf dem Vorderrande des Vorderflügels, außer-
halb der Mitte, findet sich ein brauner Wisch. Die weiße Quer-
binde ist breiter und schärfer markiert, alle Fransen graugelblich.
Die Größe unbedeutend geringer.
Il®) g Her
164 _Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
Gen. Scrancia Holl. 1893.
8. Scrancia modesta Holl.
In Teßmanns Sammlung findet sich ein 2? von Uelleburg
VI.— VIII. 1908, und aus der Staudingerschen Sammlung liegt
mir ein & (von: Kamerun [Teusz]) vor, die ich zu dieser Art stellen
möchte. Beide Exemplare zeichnen sich durch das Vorhandensein
eines kräftigen, jedenfalls beim 2 am Ende kahlen Stirnfortsatzes
aus, der in der Beschreibung Hollands jedenfalls nicht erwähnt
wird und auch an seiner Figur nicht deutlich erkennbar ist. Bei
der am nächsten stehenden Gattung Gargetia ist ein solcher Stirn-
fortsatz bei einigen Arten vorhanden, bei anderen nicht.
Gen. Anotodonta Strand n. g.
Für die nun zu beschreibende eigentümliche Notodontide,
die schon durch ihre geringe Größe und ihre Zeichnung etwas
fremdartig unter den Notodontiden erscheint, wird es ebenfalls
nötig sein, eine neue Gattung aufzustellen. Durch meine Be-
stimmungstabellen der afrikanischen Notodontidengattungen
kommt man auf Dinotodonta Holl., die aber doch verschieden ist.
Areolat. Hintertibien quadricalcarat. Augen nackt. Pro-
boseis ziemlich kräftig. Ein kurzer, schräg nach unten und vorn
gerichteter Stirnfortsatz ist vorhanden. Palpen vorgestreckt,
kräftig, die Augen um ?/, des Durchmessers der letzteren über-
ragend, unten abstehend beschuppt und zwar das Basalglied am
längsten, im Profil am Ende schräggeschnitten erscheinend, das
Endglied sehr klein. Fühler ($) einfach, jedoch unten dicht
und fein ziliiert; diese Zilien sind nur so lang wie die Breite des
Fühlers. Vorderflügel saumwärts an Breite rasch zunehmend,
die größte Breite ist gleich °/, der Länge; Saum ganz leicht kon-
vex und wenig schräg, die Spitze ganz leicht abgerundet, der
Flügel etwa subtriangulär erscheinend. Die Teilungsrippe (oder
-falte) beider Flügel am Ende nicht gegabelt. Im Vorderflügel
sind 3 und 4 getrennt, 5 entspringt vor der Mitte der Disko-
zellulare, 6 und 7 aus der Ecke der Zelle, 8 +9 +10 sind ge-
stielt, 10 und 11 anastomosieren bis außerhalb der Zelle, dann
verbindet 10 sich, ehe der Stiel von 8 + 9 sich von 10 abzweigt,
durch eine Querrippe mit 7, wodurch die Areola gebildet wird;
die beiden beteiligten Rippen, 7 und 10, erleiden durch die Quer-
rippe eine plötzliche, gegen einander konvexe Krümmung oder,
wenn man will: Bruch. Im, Hinterflügel entspringen 3 und 4 aus
einem Punkt, 5 vor der Mitte der sehr schwach gebogenen Disko-
zellulare, 6 + 7 sind gestielt, 8 ist mit 7 eine längere Strecke ver-
schmolzen, dann fast plötzlich kostalwärts gebogen. — Körper-
form ziemlich gracil. Thoraxrücken, wenigstens in der vorderen
Hälfte, mit zu einem hohen Längskamm angeordneter Schuppen-
behaarung. Type:
9. Anotodonta bivittata Strand n. sp.
1 von: Spanisch-Guinea, Makomo, Benitogebiet 2. X. 1906.
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 165
Vorderflügel braun mit olivengrünlichem Anflug, An-
deutung dunklerer Queilinien und zwei grünlichgrauen Quer-
binden, wodurch die Flügelfläche, ähnlich wie z.B. bei vielen
Larentia-Arten, in drei Felder geteilt wird; die erste dieser Binden
ist am Vorderrande des Flügels 1,5, am Hinterrande 1 mm breit,
leicht saumwärts konvex gebogen, außen mit 2—3 undeutlichen
Zähnen, innen zweimal leicht ausgerandet, und ist von der Flügel-
basis um etwa 2 mm weit entfernt; die zweite (postdiscale) Quer-
binde ist nur halb so breit wie die erste, um 6 mm von der Flügel-
wurzel entfernt, saumwärts leicht konvex gebogen und an 4 bis
5 Stellen andeutungsweise winklig gebrochen (am deutlichsten
sind diese Winkel auf der Rippe 2 und im Felde 3). Beide Binden
sind wenig scharf begrenzt und zeigen, insbesondere in der vorderen
Hälfte, Andeutung einer dunkleren mittleren Teilungsbinde. Der
Saum ist mit abwechselnd schwarzen und grauen Querpunkt-
flecken bezeichnet, und ein schwärzlicher, quergestellter Disko-
zellularfleck ist vorhanden. Quer durch das Medianfeld zieht ein
undeutlich hellerer, den Diskozellularfleck einschließender und
von einer feinen schwärzlichen Linie begrenzter Medianwisch.
Fransen einfarbig hellbraun, schwach gelblich schimmernd. —
Hinterflügeleinfarbig grauschwarz mit ebensolchen Fransen
wie die Vorderflügel. — Unterseite aller Flügel graubräun-
lich, schwach gelblich schimmernd. — Körperoberseite von der
braunen Färbung der Vorderflügel, und so sind auch die Antennen,
während Palpen, Stirn, Scheitel und Halskragen ein wenig heller,
mehr gelblich sind. Augen dunkelbraun. — Flügelspannung 20,
Flügellänge 9,5, Körperlänge 10—11 mm.
Gen. Alenophalera Strand n.g.
Die hierzu gehörige Art ist von Aurivillius als fragliche Phalera
beschrieben (in: Arkiv för zoologi, Bd. 2, No. 4, p. 4[1904]) worden,
weicht aber von Phalera ab durch die Zeichnung, die bei beiden
Geschlechtern kurz sagezähnigen und undeutlich ziliierten Fühler,
durch das Vorhandensein eines in der Originalbeschreibung der
Art nicht angegebenen, senkrecht gerichteten Schuppenpinsels auf
dem Mesonotum; die Palpen sind größer als bei Phalera (bucephala)
und z. T. (d. h. bei einigen Exemplaren) leicht nach oben gerichtet,
der Hinterleib überragt den Analwinkel weniger als bei z.B.
Phalera bucephala; der Kopf, auch die Augen, kommt in Drauf-
sicht deutlich zum Vorschein und ebenso die Spitze der nicht
unbedeutend längeren Palpen; die Flügel weniger dicht be-
schuppt. —- Meine Bestimmungstabellen der afrikanischen Noto-
- dontidengattungen führen auf Leptonadata Auriv. 1904, von
dieser aber schon durch den Flügelschnitt abweichend: die breiteren,
nicht mit gezähntem Saum versehenen Vorderflügel, fernerim Flügel-
geäder Unterschiede ete. — Im Hinterflügelsind die Rippen
3 und 4 ganz kurz getrennt, 2 entspringt von der Ecke weit ent-
fernt, 5 vor der Mitte der Diskozellulare, 6 + 7 gestielt; Disko-
6. Heft
166 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
zellulare schwach wurzelwärts konvex gebogen, Teilungsrippe
(-falte) der Zelle am Ende gegabelt, 8 läuft dicht bei 7, erst am
Ende der Zelle divergierend; die Zelle nicht halb so lang wie der
Flüge. Im Vorderflügelsind 3 und 4 breit getrennt, 2 ist
von der Ecke weit entfernt, 4 und 5 sind gekrümmt und 5 ent-
springt vor der Mitte der stark wurzelwärts konvex gebogenen
Diskozellulare, die Teilungsrippe der Zelle ist am Ende gegabelt,
6 ist mit 7 ganz kurz gestielt, der freie Teil von 7 zweigt sich aber
weit von der Zelle ab, die kurze Rippe 10 in der Mitte zwischen
7 und 9, 11 entspringt aus dem Vorderrande der Zelle weit ent-
fernt; letztere ist etwa halb so lang wie der Flügel. Sporen der
Hintertibien lang. — Type: Alenophalera variegata (Auriv.).
10. Alenophalera variegata Auriv.
5&d, 1? von Alen 16. VIII. im Urwald fliegend gefangen,
17. u. 22. VIII. 06 aus Raupe, sowie 3 $ $ von ‚„Spanisch-Guinea“.
Herr Teßmann hat die ersten Stände der Alenophalera
variegata wie folgt beschrieben: „Raupe (Taf. II Fig. 6) 4,8 cm,
ledergelb, jeder Ring am Anfang mit einer schwarzen, glänzenden
Binde, in deren Anfang und Ende ein dünner, weißer Querstrich
verläuft. 1. Ring ganz schwarz, Kopf, alle Füße und Afterklappe
kastanienbraun, in der Mitte der Unterseite ein zitronengelber
Längsstreifen. Die Raupe lebt gesellschaftlich an Strauch.
Puppe (Taf. II Fig. 6a) in einem Erdgespinnst; sie ist durch ein
am After untenstehenden Afterhorn ausgezeichnet, während die
Parties oben zurückweicht.“
Gen. Alatanadata Strand n.g.
Durch meine Bestimmungstabellen kommt man auf Rachia
oder Leptonadata, von Rachia weicht die Gattung aber ab durch
gezähnten Saum der Vorderflügel, im Hinterflügel sind 7 und 8
verbunden, und 5 entspringt vor der Mitte der Diskozellulare;
im Vorderflügel entspringt 6, von 7 aber deutlich entfernt, aus
der Zelle, während 7 sich vom gemeinsamen Stamm in der Nähe
der Zelle, die sehr kurze Rippe 10 dagegen in der Nähe der Flügel-
spitze sich abzweigt. — Mit Macronadata ist zwar bedeutende
äußere Ähnlichkeit vorhanden, aber sonst sind beide Gattungen
u.a. durch die beim neuen Genus fehlende Areola und die ver-
bundenen Rippen 7 und 8 der Hinterflügel leicht zu unterscheiden.
— Am nächsten mit Leptonadata Auriv. verwandt, aber durch
folgendes zu unterscheiden: Die Fühler sind einfach ( 2), in der
Basalhälfte jedoch fein und undeutlich lamellat und daselbst kurz
und undeutlich ziliiert; wie bei Leptonadata ist das Basalglied
fasciculat. Palpen dünn, ohne längere, abstehende Behaarung
und länger, als sie bei Leptonadata zu sein scheinen; ob sie vor-
gestreckt oder aufsteigend sind, läßt sich an diesem Exemplar
nicht erkennen, indem hier, offenbar ‚künstlicherweise‘‘, der eine
Palpus nach unten und der andere nach oben gerichtet ist. Augen
groß, unten unter sich um weniger als ihren Radius entfernt.
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 167
Proboscis vorhanden, aber klein. Mesonotum kurz und anliegend
behaart, jedoch ist ein Mittellängskiel angedeutet. Von den vier
Sporen der Hintertibien ist der innere der apicalen doppelt so
lang wie die übrigen, die kurz und wenig auffallend sind. Vorder-
flügel viel breiter als bei Leptonadata, von Form etwa wie bei
Macronadata, saumwärts an Breite so stark zunehmend, daß die
größte Breite 2—3 mal so groß wie die des Basalfeldes ist, der Vorder-
rand in seiner ganzen Länge konvex gebogen; der Saum ist hinter
der Rippe 7 ausgerandet und die Spitze, die übrigens zwischen
den Rippen 7 und 8 ebenfalls ausgerandet ist, daher vortretend
und leicht sichelförmig; zwischen den Rippen 2 und 4 ist der
Saum wiederum konvex und übrigens überall schwach wellen-
förmig gekrümmt. Hinterrand ganz gerade. Hinterflügel mit
in den basalen ?/;, konvexem Vorderrand; auf der Rippe 7 ist
eine stumpfe Ecke vorhanden, der leicht wellige Saum geht in
gleichmäßiger Krümmung in den Hinterrand über; die größte
Breite geringer als die der Vorderflügel; der Analwinkel wird
von dem zylindrischen, glatt anliegend beschuppten bzw. an der
Basis ebenso behaarten Hinterleib um fast die Hälfte seiner Länge
überragt. Im Geäder der Vorderflügel weicht folgendes von Lepto-
nadata ab: Zelle weniger als halb so lang wie der Flügel, Disko-
zellulare stark wurzelwärts konvex gebogen, Rippe 2 der Ecke
der Zelle ein wenig näher, 4 schwach gekrümmt, 6 entspringt aus
der Zelle, 7 zweigt sich in der Nähe der Zelle, die kurze 10 fast
im apicalen Viertel des Flügels ab, und 7 ist also vielfach weiter
von 10 als von der Zelle entfernt. Im Hinterflügel ist 2 wie im
Vorderflügel von der Zellecke wenig entfernt, die Diskozellulare
stark wurzelwärts konvex gebogen, 5 entspringt vor der Mitte
der Discozellulare, € + 7 gestielt, 8 von 7 deutlich getrennt, aber
durch Querrippen damit verbunden. — Type:
11. Alatanadata latipennis Strand n. sp.
1 2 von: Kamerun, Bibundi 26. II. 05, abends an der Lampe
fliegend.
Alle Flügel oben im Grunde ockergelblich, die vorderen
aber so dicht mit bräunlichen und graulichen Schüppchen be-
streut, daß die Grundfarbe weniger rein hervortritt als in den
Hinterflügeln. Letztere zeigen eine etwa 5mm breite, braune
Saumbinde und 4—5 mm weiter basalwärts eine verloschene, an
beiden Enden verkürzte, kaum 2 mm breite Querbinde. Die
Vorderflügel haben im Costalfelde einen braunschwarzen, 3 mm
von der Wurzel entfernten Querfleck, etwa 7 mm weiter saum-
wärts einen ähnlichen, aber weniger scharf markierten Costal-
querfleck, hinter dem noch in der Flügelmitte bzw. nahe dem
Hinterrande je ein ganz kleiner dunkler Fleck sich findet; dann
folgt, —5 mm weiter saumwärts, eine zusammenhängende, aber
verwischte, braune, die beiden Ränder erreichende Binde, die
zwischen den Rippen 6 und 7 scharf, wurzelwärts offen, winklig
gebrochen ist, daselbst sich nach vorn und außen unbestimmt
6. Heft
168 _Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
erweitert und auch auf dem Hinterrande erweitert ist. Subparallel
zum Saume, von diesem um 3—4 mm entfernt, verläuft eine weiß-
liche, stark wellig gekrümmte, beide Ränder erreichende Quer-
linie, die innen breit braun angelegt ist, und zwar erscheint diese
braune . Binde zwischen dem Hinterrande und Rippe 7 innen
geradlinig begrenzt und mit einer Reihe dunkler Punkte, während
sie sich im Costalfeld stark erweitert. Die Fransen der Vflg. sind
wenigstens teilweise braun. — Die Färbung der Unterseite ist
wie die der Oberseite, die Vorderflügel zeigen aber in der Basal-
hälfte keine andere Zeichnung als einen dunklen Diskozellular-
fleck, während die Hinterflügel einen scharf markierten Disko-
zellularfleck, braune Medianbinde, postmediane Querreihe dunkler
Punktflecke und graulich bestäubtes Saumfeld zeigen. Körper
ockergelblich, die Vorderhälfte des Thorax, sowie der Bauch und
Spitze des Abdomens bräunlich bestäubt. — Körperlänge 30,
Flügelspannung 73, Flügellänge 35 mm.
Gen. Desmeocraerula Strand n.g.
Für folgende, an Desmeocraera congoana Auriv. erinnernde Art
wird es ebenfalls nötig sein, eine neue Gattung aufzustellen. —
Durch meine Bestimmungstabellen kommt man auf Desmeocraera
Wallgr. oder Pseudofentonia Strand. Von Desmeocraera weicht
aber die Gattung dadurch ab, daß die Rippe 10 der Vorderflügel
erheblich näher der Zelle, als es mit 7 der Fall ist, entspringt, und
zwar etwa in der Mitte zwischen 6 und 7; die Palpen sind zwar
vorgestreckt, aber kurz, nur die Zelle der Vorderflügel hat am
Ende gegabelte Teilungsrippe oder -falte, die übrigens wurzel-
wärts verschwindet. Im Hinterflügel ist, wie bei Desmeocraera,
Rippe 5 ein wenig vor der Mitte der Diskozellulare, 8 divergiert
nur vom Ende des Vorderrandes der Zelle und ist mit diesem
nicht verbunden, dagegen sind im Vorderflügel 6 + 7 ziemlich
lang gestielt, und 5 entspringt weit vor der Mitte der Disko-
zellulare. — Am nächsten ist die neue Gattung mit Pseudofentonia
Strand (Type: ‚„Heterocampa‘‘ argentifera Moore 1865) verwandt,
aber durch die vorgerichteten Palpen, die im Hinterflügel vor der
Mitte der Diskozellulare entspringende Rippe 5, die ebenda nicht
eben ‚kurz‘ gestielten Rippen 6 + 7 und die nicht verbundenen
Rippen 7 und 8 abweichend. Da man die Rippen 3 und 4 der
Hinterflügel fast nach Belieben als aus einem Punkt oder getrennt
entspringend betrachten kann, so könnte man durch meine Tabelle
auch auf Rachia oder Turnaca-Leptonodata kommen, die aber
alle nicht passen.
Außer durch die schon angegebenen Merkmale weicht die
neue Gattung von Pseudofentonia Strd. durch folgendes ab: Das
Dorsalfeld der Hinterflügel ohne die auffallende dichte und lange
Behaarung, die bei Pseud. argentifera Mr. vorhanden ist, die Spitze
der Hinterflügel breiter abgerundet, die ungekämmte Spitze der
Fühler ist länger, indem sie ein Drittel der Länge des Fühlers ein-
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 169
nimmt; sie trägt überhaupt nur eine äußerst feine und spärliche
Ziliierung und ist von dem gekämmten Teil des Fühlers scharf
abgesetzt. Außer durch die oben erwähnten Merkmale zeichnet
das Geäder der Hinterflügel sich durch gerade, aber stark schräg
gastellte Diskozellulare aus, während die der Vorderflügel stark
wurzelwärts konvex gekrümmt ist. Die Rippe 11 der Vorder-
flügel entspringt aus dem Vorderrande der Zelle, von der Ecke
weiter entfernt als bei Pseud. argentifera und auch weiter als
Rippe 6 von der Ecke entfernt ist. — Type:
12. Desmeocraerula inconspicuana Strand n. sp.
1 & von: Spanisch-Guinea, ohne nähere Angabe.
Vorderflügel schmutzig weißlich mit brauner Be-
stäubung im Costalfelde, die sich unweit der Wurzel und Spitze
des Flügels zu je einem dunkleren, unbestimmt begrenzten Schräg-
wisch verdichtet; der distale dieser Wische schließt drei weißliche
Punktflecke auf dem Vorderrand ein. In der Mitte der Zelle ein
kleiner, schwärzlicher Punktfleck, auf dem Saume eine Reihe
brauner, verloschener Punktflecke und, wenigstens in der vorderen
Hälfte derselben, eine Reihe etwas größerer sublimbaler Flecke.
Die grauweißlichen Fransen mit vereinzelten braunen Schuppen.
Die Hinterflügel schmutzig weißlich mit bräunlich an-
geflogener Endhälfte und braungefleckten Fransen. Unterseite
schmutzig weißlich, im Vorderflügel mit angebräuntem Costal-
und Saumfeld, im Hinterflügel mit teilweise braunen Rippen.
Die Behaarung und Beschuppung des Körpers heller und dunkler
schmutzig graubräunlich. Fühler dunkelbraun. Augen schwarz,
heller retikuliert. Die Tarsen I und Innenseite der Tibien I dunkel-
braun. Flügelspannung 35, Flügelläinge 17mm. Körperlänge
17 mm.
Stauropussa viridipennis Strand n.g. n.sp.
Je 1 8 von Bibundi 30. XII. und 6. III., beide abends an der
Lampe fliegend.
Stauropussa Strd. n.g.
Mit Stauropus verwandt, aber: im Hinterflügel sind die
Rippen 7 und 8 unweit der Basis nicht ganz in Kontakt, wohl aber
durch eine nicht immer erkennbare Querader verbunden; im
Vorderflügel ist das Geäder wie bei St. alternus WIk. (cf. Hampsons
Moths of India, I, p. 150, Fig. 91), aber die Rippen 3 und 4 sind
unter sich deutlicher entfernt, 6 entspringt aus der Zelle von 7
entfernt, die Diskozellulare ist subrecta. Die Palpen erscheinen
sehr dick, weil unten dicht, aber ziemlich glatt mit langen, ab-
stehenden Schuppen bekleidet; sie sind nach vorn divergierend
und nach oben gerichtet, das Niveau der Fühlerbasis nicht ganz
erreichend, am Ende stumpf gerundet. — Stirn mit kurzem, ge-
rundetem Schuppenbüschel. Thorax glatt, hinter der Mitte jeder-
seits jedoch mit einem nach hinten gerichteten kleinen Haar-
büschel. — Von Stauropus z.B. fagi, ferner abweichend durch
stumpfere Flügel und kürzeren nnd weniger schrägen Saum; die
6. Heft
170 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
Hinterflügel erscheinen am Ende breiter abgestumpft, und zwar
ist der Saum zwischen den Rippen 3 und 6 fast ganz gerade —.
Im Hflg. ist der Stiel von 6 + 7 halb so lang wie der freie Teil
von 6. — Von Stauropus ferner dadurch abweichend, daß die
Fühler des 2 gekämmt sind, und zwar fast so lang gekämmt, wie
die des d. — Augen unbehaart. — Hinterschienen mit 2 Sporen.
Behaarung der Beine ziemlich lang. — Von Fentonia durch u. a.
die nicht gestielten Rippen 6 und 7 der Vflg. abweichend. Von
Desmeocraera durch u. a. das Vorhandensein von nur 2 Sporen
an den Hintertibien abweichend. — Durch meine Bestimmungs-
tabelle (cf. Fauna Exotica, II, [1912]) kommt man auf
Hoplitis Hb., davon weicht aber unsere neue Gattung dadurch
ab, daß die Rippen 7 und 8 der Hinterflügel verbunden und am
Ende divergierend sind, 6 und 7 der Vorderflügel nicht gestielt,
die Flügel sind kürzer und breiter, der Saum der Vorderflügel nur
ganz wenig schräg, derjenige der Hinterflügel fast halbkreisförmig
gekrümmt und die Spitze derselben nnd ebenso ihr Analwinkel
weniger vortretend als bei Hoplkitis, Zeichnungstypus ganz
anders etc.
Das Tier erinnert in mehreren Punkten an die Gattung
Somera, und es hat offenbar mit ‚‚Somera‘“ chloe Holl. (in:
Psyche, VI, p. 487 [1903]) viel Ähnlichkeit; die dunklen Quer-
linien verhalten sich doch nicht ganz äbnlich, ein dunkler, grüner
Diskozellularfleck ist hier nicht vorhanden, die Fransen der Vorder-
flügel sind dunkel gefleckt, die Hinterflügel sind nicht ‚‚ruddy“ etc.
Daß das Tier mit der indischen Gattung Somera nichts zu tun
hat, beweist u.a. das Fehlen einer Areola. — Auch unter den
vielen von Hampson unter dem Namen Stauropus beschriebenen
Arten sind offenbar nahestehende Formen; es scheint aber, daß
seine afrikanischen ‚‚Stauropus‘‘ unter sich recht verschieden sind,
was schon daraus hervorgeht, daß er es in mehreren Fällen für
nötig hält, der spezifischen Beschreibung einige generische Merk-
male voranzuschicken.
13. Stauropussa viridipennis Strd. n. sp.
d. Vorderflügel grasgrün, mit höchst undeutlichen,
blasseren, kleinen Fleckchen, die neben scharf markierten, braun-
schwarzen Punktflecken gelegen sind, die als mehr oder weniger
unterbrochene Querreihen auftreten und zwar: eine Sublimbal-
reihe von 8 Querfleckchen, von denen die 3 hinteren die schmälsten
sind und der hinterste (im Felde 1b) schräggestellt ist, während
die vorderen mehr oder weniger halbmondförmig sind; eine um
nur lmm weiteı wurzelwärts gelegene Querreihe zeigt nur in
der Costalhälfte des Flügels 2—4 verloschene dunkle Flecke; eine
Medianquerreihe, die in ihrer vorderen Hälfte doppelt ist und
auf beiden Rändern um 7mm von der Wurzel entfernt, tritt
allerdings weniger scharf als die Sublimbalreihe hervor, aber doch
ziemlich deut!ich und z. T. als eine zusammenhängende Zickzack-
binde, und ist im Felde 6 rechtwinklig, wurzelwärts offen ge-
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea.. 171
brochen; beiderseits des vorderen, doppelten Teiles dieser Binde
ist, wenigstens am Vorderrande, Andeutung einer weiteren dunklen
Fleckenreihe, die aber wohl bisweilen fehlen können; in der Mitte
der Zelle ist ein höchst verloschener, dunkler Querfleck angedeutet,
und innerhalb dieses läßt sich eine Querreihe dunkler Querstriche
zur Not erkennen, während eine weitere, weiter wurzelwärts ge-
legene ebensolche wenigstens durch einen Punktfleck auf dem
Vorderrande angedeutet ist. Fransen weißlich, mit wenigstens
hinten scharf markierten, schwarzen Flecken. Hinterflügel
blaßgraulich mit bräunlichem Anflug, der hauptsächlich auf und
an den Rippen deutlich ist und daher mehr oder weniger als Löngs-
striche auftritt, häufig sich aber über die ganze Flügelfläche aus-
breitet; am Vorderrande eine bis etwa 2mm breite Längsbinde
von der grünen Färbung der Vorderflügel, die 3—4 dunklere,
unter sich gleich weit entfernte Querstriche aufweist. Saumlinie
braun, die Fransen, wenigstens an ihrem Ende, weißlich. —
Unteırseite aller Flügel im Grunde wie die Hinterflügel
oben, auf den Vorderflügeln jedoch, mit Ausnahme des Saum-
feldes und des Innenrandes, dunkelbraun angeflogen, aber mit
einem kleinen, hellen Punktfleck am Ende der Zelle. Im Hinter-
flügel ist wenigstens die Wurzelhälfte bräunlich angeflogen, und
eine dunklere Mittelquerbinde kann angedeutet sein. Saumlinie
und Fransen wie oben.
Der ganze Vorderkörper oben (inkl. Scheitel) grasgrün wie
die Vorderflügel, der Körper sonst graugelblich, mehr oder weniger
bräunlich angeflogen, die Rückensegmente des Abdomens mit
undeutlich hellerem Hinterrand, das Hinterende des Abdomens
mit abstehenden grünen und weißen Haaren besetzt. Die Ober-
seite der Tibien und Tarsen I und die Außenseite der Tibien II
grün behaart. Palpen dunkelbraun, unten und innen gelblich
weiß. Augen braun, unten und hinten braun behaart. Stein
gelblich mit dunklerem Rand. Antennen braun, die Geißel größten-
teils weißlich. — Flügelspannung 34,5, Flügellänge 17, Körper-
länge 19 mm.
Außer den beiden Exemplaren aus der Koll. Teßmann liegt
mir ein d vor von: Kamerun, Kribi 6. III. 1904 (Hösemann).
Das einzige vorliegende ? (von: Bismarckburg, Togo 9. IX.
1893 [Conradt]) ist größer: Flügelspannung 45, Flügellänge 23,
Körperlänge 23mm. Färbung und Zeichnung wie beim g, die
zweite Querreihe von der Basis an auf dem Vorderrande einen
ziemlich großen, schwarzen Querfleck bildend, die Mittelquerreihe
tritt fast in ihrer ganzen Länge doppelt auf. Die Unterseite der
Vorderflügel und die grauliche Partie der Hinterflügeloberseite
fast einfarbig angebıäunt. Die ganze Rückenseite des Abdomens
grünlich angefärbt.
Gen. Stenostauridia Strand n.g-
Mit Stenostaura Hamps. 1909 nahe verwandt, aber im Vorder-
flügel entspringt die Rippe 10 zwischen 6 und 7 und zwar der
6. Heft
172 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
Rippe 7 viel näher als 6, während bei Stenostaura 10 zwischen der
Zelle und 6 entspringt, ferner sind die Palpen größer und die Augen
kleiner als bei Stenostaura, die Kammzähne der Antennen hören
weit hinter der Spitze auf, ein Stirnfortsatz ist vorhanden, was
bei Stenostaura der Fall nicht zu seinscheint etc. Ob die Be-
wehrung der Hintertibien übereinstimmt, läßt sich leider nicht
feststellen, da die Hinterbeine des einzigen mir vorliegenden
Exemplars fehlen. — Proboseis fehlt. Augen nackt. Palpen
kurz, aufgerichtet, das Niveau der Mitte der Augen kaum über-
ragend, die beiden ersten Glieder dick, unten abstehend beschuppt,
und zwar das Basalglied am längsten; das Endglied sehr klein.
Ein kleiner, abgerundeter, stumpfer Schuppenstirnfortsatz ist vor-
handen. Fühler kurz, die Mitte des Vorderrandes nicht erreichend,
bipectinat ( $), aber nur in den proximalen drei Vierteln ihrer
Länge, während sie am Ende fein serrat sind. Die Schuppen-
behaarung des Thoraxrückens ist lang und anliegend, auch Unter-
seite des Thorax, sowie Basis des Bauches lang und dicht behaart,
an der Basis des Abdominalrückens ein aufgerichteter, kurzer
Schopf, der vielleicht in drei zerfällt. Analbüschel ist nicht vor-
handen. Abdomen überragt den Analwinkel nur wenig. Die
Vorderflügel sind langgestreckt und schmal, schmäler als
die Hinterflügel, saumwärts nur ganz wenig erweitert, der
Saum schräg, die Spitze abgerundet, der Vorderrand fast
gerade; Areola fehlt, 2 entspringt kurz vor der Ecke, 3 und 4
sind breit getrennt, 5 ein klein wenig hinter der Mitte der
Diskozellulare, 6—10 gestielt, 6 + 7 sind kurz gestielt, 7 zweigt
sich ein wenig außerhalb der Mitte zwischen Zelle und Flügel-
spitze ab und mündet in den Saum; die Gabel von 8+9 ist
sehr kurz, 7 und 10 sind auch kurz, und zwar entspringt 7
etwas näher der Flügelspitze und ist von dem Ursprung von 6
um ihre eigene Länge entfernt, 10 entspringt zwischen 6 und 7,
und zwar 7 viel näher, 11 entspringt nicht weit von der Zellspitze.
Die Teilungsfalte der Zelle beider Flügel scheint am Ende ge-
gabelt zu sein. Hinterrand der Vosderflügel nicht gezähnt, in
der Basalhälfte ganz schwach konvex. — Spitze der Hinter-
flügel fast rechtwinklig, Saum und Hinterrand in gleichmäßiger
Krümmung in einander übergehend; die Rippe 2 entspringt fast.
aus der Mitte der Zelle, 3 + 4 sind gestielt, 5 aus der Mitte der
fast geraden Diskozellulare, 6 + 7 gestielt, 8 bis etwa zur Mitte
der Zelle mit 7 verschmolzen. — Körper ziemlich robust. Tarsen
fasciculat. — Type: Stenostauridia comma Strd.
14. Stenostauridia comma Strand n.sp.
1g von: Bibundi in Kameıun, 9.1.05, abends an der Lampe
fliegend.
Vorderflügel und Körper oben dunkelbraun mit schwachem,
violettlichem Anflug, mit einigen höchst undeutlichen schwarzen
Punktfleckchen, aber mit scharf markiertem, tiefschwarzem,
kommaförmigem, vorn zugespitztem Diskozellularquerfleck und
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea.. 173
einem schwarzen Längsfleck im Dorsalfelde innerhalb der Mitte,
sowie mit einem kleinen, hellen Querwisch im Saumfelde zwischen
den Rippen 4 und 6 in 1,5 mm Entfernung vom Saume:; im Saum-
felde scheinen noch einige undeutliche, helle Punktflecke vor-
handen zu sein; die schlecht erhaltenen Fransen scheinen dunkel
wie die Flügelfläche zu sein. Hinterflügel einfarbig dunkelbraun,
ohne den violettlichen Anflug der Vorderflügel, im Costalfelde
basalwärts heller, gelblich schimmernd. Unterseite aller Flügel
graubräunlich, gelblich schimmernd, die Hinterflügel in der Dorsal-
hälfte heller. — Unterseite des Körpers braun, ein wenig heller
als die Oberseite, insbesondere die Endhälfte des Bauches. An-
tennen braun mit schwärzlichen Kammzähnen. Augen tiefschwarz.
— Flügelspannung 30, Flügellänge 14, Körperlänge 14 mm.
Das einzige Auffallende in der Zeichnung ist der komma-
förmige Diskozellularfleck der Vilg.
Gen. Catarctia Holl.
15. Catarctia (Zatrephes) biseriata Plötz
4 Ex. von: ‚„Spanisch-Guinea‘“, Uelleburg VI.—VIII., Alen
4. XII. aus Raupe.
Gen. Anaphe Wk.
16. Anaphe venata Btl. ( 2 = sericea Karsch).
69, 8&: Uelleburg VI.—VIN.
17. Anaphe infracta Walshm.
4 dä: Nkolentangan 25. XII. aus Raupe, ‚„Spanisch-Guinea“,
Bibundi 5. III. aus Puppe. — 1 2: „1.—15. X.“ oder ‚‚11. Septbr.
abends auf der Veranda fliegend‘“.
Gen. Epanaphe Auriv.
18. Epanaphe carteriı Walshm. (parva Auriv.).
23: Mokundange 16.—31. VII., Uelleburg VI. —VIIl —
39: Alen 4.—24. XI. aus Raupe.
Fam. Syntomididae.
Gen. Ceryx Wallgr.
1. Ceryx albimacula WIk.
Unikum von Bibundi 25. X. 1904 an einem Stamm in der
Pflanzung sitzend; ferner ein Ex. von Alen 13. VIII., Weg nach
Bianemayong.
Letzteres ist für albimacula etwas klein (Flügellänge 12,5 mm)
und der hyaline Fleck zwischen 2 und 5 im Hinterflügel ist größer
als beim Exemplar von Bibundi, stimmt aber gut mit der Ab-
bildung von (©. constricta Butl. (in: Ill. Het. B. M., 1, t. 7, £. 6),
welche Form nach Hampson von albimacula nicht spezifisch ver-
schieden sein soll. Der Subapicalfleck der Vorderflügel ist, wie
an der Abbildung von (C. terminalis (l.c. t. 7, f. 1), zweigeteilt,
aber am Ende quergeschnitten (an genannter Figur schräg-
geschnitten!).
2. Ceryx alenina Strand n. sp.
15 von Alen 17. VIII. 1906, fliegend am Weg nach Zalam.
6. Heft
174 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
Mit ©. seminigra Holl. nahe verwandt, weicht aber von Hamp-
sons Beschreibung und Abbildung durch folgendes ab. — Färbung
schwarzbraun mit violettlichem Anflug, bloß auf dem Abdomen
unten und an der Seite ist grünlicher Schimmer vorhanden; die
Spitze des Abdomens nach unten zu rot. Der hyaline Fleck in
der Zelle der Vorderflügel ist am Ende breiter quergeschnitten
und daselbst mitten seicht ausgerandet; die beiden hinteren
Sublimbalflecke sind sowohl von dem Zellfleck als von dem Saume
unbedeutend weniger weit entfernt, als an Hampsons Fig. 20,
Taf. T, des Syntomidenkataloge angedeutet, und der vordere dieser
2 Flecke ist am Ende etwas spitzer und erscheint daher mehr drei-
eckig, wurzelwärts reicht dieser Fleck deutlich weiter, als an der
genannten Figur angedeutet. Die Fransen ‚sind ganz einfarbig
schwarzbraun, auch an der Spitze. Im Hinterflügel ist die hyaline
Partie etwa wie bei C. semihyalina (cf. Hampson |]. c. t.1,
f. 23) und unterscheidet sich somit erheblich von derjenigen von
C. seminigra; der vordere, kleinere Fleck erscheint jedoch
wenig deutlicher von dem großen abgesetzt, als es bei semihyalina
der Fall zu sein scheint, und der große Fleck ist am Ende brei-
ter abgeschnitten als bei letzterer Art und daselbst mitten leicht
ausgerandet. — Flügelspannung 23, Flügellänge 12, Körperlänge
8 mm. Fühlerlänge etwa 7 mm.
3. Ceryx semihyalina Kby.
Vier Exemplare von: Alen 14. XI., Weg über Makonanam
nach Mabungo, und 29. XII., fliegend am Weg in dem Sumpf bei
Alen; ferner 29. XI, 14. VIII, Weg nach Makonam.
Von der Kennzeichnung der ©. semihyalina Kby. in Hampsons
Syntomididenkatalog weichen die vorliegenden Exemplare ins-
besondere durch das Vorhandensein eines weißen Querflecks an
der Basis des Abdominalrückens ab; dieser Fleck ist aber bei zwei
der Exemplare fast kaum zu erkennen, und da die Beschreibung
Hampsons nach einem Unikum verfaßt zu sein scheint, so dürfte
die spezifische Zusammengehörigkeit beider Formen doch
nicht ausgeschlossen sein, zumal die Abbildung Hampsons einen
solchen Querfleck anzudeuten scheint. Übrigens wird es in der
Originalbeschreibung (in: Ann. Mag. Nat. Hist., (6) 18) ausdrück-
lich hervorgehoben, daß die Typen ‚‚in poor condition‘ waren, so
daß es ganz wahrscheinlich ist, daß der weiße Fleck abgerieben
war. Ein ‚‚metallic green streak below base of costa‘ ist nicht
vorhanden, auch nicht angedeutet. Die Flügelspannung ist 25 bis
29 mm, die Flügellänge 13,5 bis 15 mm.
Sollten die vorliegenden Exemplare doch eine besondere
Form bilden, was unter diesen Umständen sich nicht mit Sicher-
heit erkennen läßt, so würde ich für diese den Namen var. macula
m. vorschlagen.
Ceryx semihyalina Kby.(?).
1 Ex. von Makomo, Campogebiet, im Urwald, Weg von
Belan nach Makomo, 27.1. 06; stark abgeflogen.
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 175
Gen. Myopsyche Hamps.
4. Myopsyche nervalis Strand n.sp.
1 2 von Alen 30. VIII. 06, am Weg in die große Farm bei Alen.
Mit M. victorina Plötz aus Kamerun nahe verwandt; nach
Hampson sollen aber bei dieser im Vorderflügel die Rippen 2 und
3 aus einem Punkt entspringen, während sie hier deutlich gestielt
sind. — Ferner ist bei unserer Art die Stirn weiß, die Antennen
sind oben im ganzen apicalen Viertel weiß, sämtliche Coxen
scheinen weißgefleckt, aber nicht einfarbig weiß zu sein; Tegulae
mit großem weißen Fleck, auch die Seiten des Thorax sind wahr-
scheinlich teilweise weiß beschuppt gewesen; Abdomen hat an der
Basis jederseits zwei weiße Flecke, die folgenden Segmente (viel-
leicht mit Ausnahme der beiden hinteren) zeigen an den Seiten
und unten Reste von weißer Beschuppung, die Querbinden zu
bilden scheint; vielleicht sind bei ganz frischen Exemplaren auch
Rückenbinden angedeutet. An den Flügeln weicht ab, daß das
Dorsalfeld der Vorderflügel am Ende weniger schräg begrenzt ist,
und zwar bildet die Grenzlinie eine schwach S-förmige Krümmung,
der dreieckige, schwarze Fleck am Ende dieses Feldes ist nur
durch einen schmalen, linienförmigen Strich mit der Zelle ver-
bunden, und die vordere Spitze des Dreiecks erscheint somit von
der Zelle entfernt, während sie bei vwietorina diese berührt. Ferner
ist der schwarze Apicalfleck der Vorderflügel ein wenig kleiner,
bzw. die beiden denselben wurzelwärts begrenzenden hyalinen
Flecke erscheinen ein wenig länger als bei victorina (cf. Fig. 22 in
Hampsons Syntomididenkatalog). Abdomen erscheint in der Basal-
hälfte ein wenig zusammengeschnürt, jedoch ist mit Sicherheit
nicht zu erkennen, ob dies vielleicht nicht ‚künstlich‘ ist. —
Flügelspannung 26, Flügellänge 14, Körperlänge 11—12 mm.
5. Myopsyche(?) makomensis Strand n. sp.
1g von Makomo, Ntumgebiet 4. V. 1906, Urwald, Weg
nach Majo.
Im Vorderflügel sind die Rippen 2 und 3 ganz kurz gestielt,
und das sind auch 4 und 5; letztere ziemlich stark gekrümmt.
Auch das übrige Geäder der Vorderflügel scheint von dem der
Myopsyche nicht abzuweichen. Leider sind die Hinterflügel an-
scheinend etwas verkrüppelt (?; auch die helle Färbung derselben
ist vielleicht darauf zurückzuführen) und lassen das Geäder nicht
genau erkennen, und da auch die Antennen fehlen, bleibt die
Gattungshingehörigkeit fraglich. Von Myopsyche abweichend ist
die breit dreieckige Form der Hinterflügel; diese sind nämlich
wie bei Syntomis egenaria (cf. Hampsons Catalogue, t. 3, £. 9),
ob dies aber die ganz natürliche Form ist, läßt sich aus dem an-
gedeuteten Grunde nicht sicher erkennen.
Die Vorderflügel sind tiefschwarz mit hyalinen
Flecken, welche die größte Ähnlichkeit mit denjenigen von Epitoxis
myopsychoides ab. albifrons haben; in Übereinstimmung mit der
kürzeren und breiteren Gestalt der Vorderflügel unserer Myo-
6. Heft
176 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
psyche( ?) sind die distalen Glasflecke von der Flügelspitze weniger
(um 2,8 mm) entfernt, der schwarze Fleck am Ende der Zelle ist
mehr quergestellt, ist mit der schwarzen Vorderrandbinde breiter,
als mit dem Analwinkelfleck verbunden, der hyaline Fleck im
Felde 4 reicht wurzelwärts nur unbedeutend weiter, als derjenige
im Felde 5, derjenige im Felde 6 ist am proximalen Ende breit
quergeschnitten, der hyaline Fleck in der Zelle ist am Ende breit
quergeschnitten und etwas ausgerandet, der hyaline Fleck hinter
der Zelle erscheint als eine schmale Längsbinde, indem die schwarze
Analwinkelpartie sich als eine basalwärts allmählich schmäler
werdende Längsbinde bis zur Flügelwurzel fortsetzt. — Hinter-
flügel erscheinen hell graugelblich (ob die natürliche Färbung ?)
mit schmaler, schwarzer Vorderrandbinde, die sich an der Unter-
seite bis zur dreifachen Breite erweitert, so daß daselbst nur die
hintere Hälfte des Flügels gelblich ist.
Körper. Kopf schwarz, hinter den Antennen je ein hellerer
Wisch, Halskragen, Brust und Beine ockergelb, die Tibien und
Tarsen teilweise angedunkelt, Palpen gelb mit schwarzer Spitze.
Thoraxrücken und Abdomen schwarz, letzteres oben jederseits mit
einem schmalen, gelben Längsstrich.
Flügelspannung 17, Flügellänge 11, Körperlänge 8&—9 mm.
Syntomerea typica Strand n.g. n.sp.
1 & vom Benitogebiet, Alen 30. VIII. 1906, Weg in die große
Farm bei Alen.
Gen. Syntomerea Strand n.g.
Im Hinterflügel erinnert das Geäder etwas an die
Gattung Herea WIk. Die Zelle ist sehr schmal, die Rippe 2 ist
an der Basis um nur !/, der Länge des Flügels von der Flügel-
wurzel entfernt, oder von letzterer und der Hinterecke der Zelle
gleich weit entfernt, während sie den Saum in gleicher Entfernung
von Flügelwurzel und Flügelspitze erreicht. Zwischen der Rippe 2
und der einzigen vorhandenen Dorsalrippe verläuft eine Falte,
die von 2 ein wenig weiter entfernt ist. Die Rippen 3 und 5 aus
einem Punkt (oder kurz gestielt ?), ziemlich stark divergierend,
an der Spitze ist 5 etwa doppelt so weit von 3 wie vom Vorder-
rande entfernt, 6 und 7 bis zur Spitze zusammenfallend. Die
Diskozellulare ist sehr undeutlich und an dem einzigen vor-
handenen Exemplar nicht mit Sicherheit zu erkennen, scheint
aber von hinten nach vorn stark schräg wurzelwärts gerichtet zu
sein (in dem Fall sind die Rippen 3 und 5 gestielt). Die Hinter-
flügel sind im Verhältnis zu den Vorderflügeln sehr klein (wenig
mehr als !/, so lang wie diese), eiförmig, die Spitze ziemlich stumpf,
Saum und Innenrand eine gleichmäßige Krümmung bildend. —
Im Vorderflügelsind die Rippen 2 und 3 aus einem Punkt
entspringend oder, wenn man will, ganz kurz gestielt, und 2 ist
in ihrer proximalen Hälfte stark nach hinten und basalwärts kon-
vex gebogen, in der Endhälfte verläuft sie parallel mit der Rippe 3;
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 177
Rippe 4 ist an der Basis 5 ein wenig näher als 3, und zwar ver-
halten sich diese Rippen wie bei Myopsyche vietorina Pl. (cf.
Hampsons Syntomididenkatalog, p. 51, f. 22), die Diskozellulare
ist leicht wurzelwärts konvex gebogen und schräg, und von ihr
erstreckt sich eine Falte durch die Zelle, 6 ist an der Basis reichlich
so weit von dem Vorderrand der Zelle, wie von der Basis der
Rippe 4 entfernt; die übrigen Rippen etwa wie bei genannter Art,
jedocH erreicht die Dorsalrippe deutlich den Saum und verläuft
am Ende subparallel der Rippe 2. Form der Vorderflügel ist
langgestreckt, ähnelt der von Syntomis celebesa (cf. 1. c. t. 3, f. 8),
die Innenwinkelpartie ist aber noch deutlicher nach hinten konvex
gekrümmt, während sowohl der Innenrand als der Saum schwach
konkav erscheint, von der Rippe 2 an erscheint der Flügel apical-
wärts mehr allmählich zugespitzt, bzw. die Krümmung des Vorder-
randes schwächer, als an genannter Figur angedeutet.
Proboscis kräftig entwickelt. Palpen vorgestreckt, bis in
Niveau mit der Frons reichend. Sporen der Hintertibien jeden-
falls nicht länger als der Durchmesser des Gliedes. Fühler (bloß
des B.?) kurz gekämmt. — Type und einzige Art:
6. Syntomerea Iypica Strand n. sp.
g&. Mattschwarze Flügel; die vorderen mit 3 hyalinen Flecken:
im Felde 3 ein die Basalhälfte desselben einnehmender, länglich-
trapezförmiger Fleck (vor diesem, an der Basis des Feldes 4, ist
Andeutung eines weiteren Flecks vorhanden), im Wurzelfelde,
zwischen der Dorsal- und Medianrippe, ist ein größerer, entfernt
dreieckiger, an der hinteren äußeren Ecke ausgezogener Fleck,
und vor diesem in der Basis der Zelle ist ein ganz kleines Fleckchen.
Die Hinterflügel mit einem fast die Hälfte derselben einnehmenden,
länglichrunden, durch die Rippe 2 in zwei gleiche Hälften ge-
teilten hyalinen Fleck. — Körper schwarz mit grünlichem Schimmer,
der auf dem Abdomen, dem Kopf und den Hinterschienen am
stärksten entwickelt zu sein scheint.. Weiß sind die Antennen am
Ende oben, die Vorderhüften vorn, die Metatarsen (ganz oder
teilweise) und die Basis des Bauches. Ferner je ein kleiner weißer
Fleck hinter der Basis der Antennen. — Flügelspannung 26,
Flügellänge 14,5, Körperlänge 12 mm.
Die Zeichnung der Flügel erinnert sehr an die der Syntomis
goodii Holl.
Gen. Trichaeta Swinh.
7. Trichaeta bivittata WIk.
?7g&: Alen 27.IX., 16.—31.X., Makomo (Campogebiet)
20.—22.V., Makomo (Ntumgebiet) 27.IV, Duala in Kameıun
1.I. an Gras. — 1 2: Uelleburg 15.—31.1.
Das 2 von Uelleburg hat 21,5 mm Flügelspannung. Das Ab-
domen ist schwarz, mit einer gelben Querbinde in der hinteren
Hälfte; von den Enden dieser zieht jederseits des Abdomenr eine
schmale gelbe Längsbinde nach vorn, außerdem ist die Spitze des
Ahbdomens gelb, und gelbe Beschuppung scheint auf dem Bauch
Archiv für Naturgeschichte
1912. A. 6 12 6, Heft
178 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
vorhanden gewesen. Kopf und Thorax sind jedenfalls größtenteils
gelb. Die hyalinen Flecke der Flügel sind größer und mehr lang-
gestreckt als beim $, insbesondere die proximalen der Vorder-
flügel, die vielfach länger als breit sind.
Gen. Syntomis Ochs.
8. Syntomis tomasina Butl.
17 Ex.: .Makomo (Ntumgebiet) 14. V., in lichtem "Wald
fliegend, 5. V., Makomo (Campogebiet) 17.—22. V., am 23. V. im
Hause gefangen, Alen 2. VIII. in Copula in lichter Gegend, 4. VIIL.,
6.X., 15. VIIL, 22. IX., Uelleburg VI.—VIII., 14.1. im großen
Busch, Bassagebiet 24. IX. auf lichten Plätzen am Wege fliegend,
Myong bis Jaundestation 29. IX. in Copula an Gras sitzend.
9. Syntomis divalis Schaus.-Clem. ab. makoma Strd. n. ab.
2d von: Alen 1.I. in Copula, Makomo (Campogebiet) 17. V.,
Weicht von der Originalabbildung dadurch ab, daß auch
zwischen den Rippen 5 und 6 der Vorderflügel ein hyaliner Fleck
vorhanden ist, der aber erheblich kleiner als die übrigen ist; vor
der Rippe 6 ist ein noch kleinerer, punkt- oder strichförmiger
hyaliner Fleck. Die übrigen Flecke sind ein wenig größer, als an
der Originalabbildung angedeutet. Ich nenne diese Form ab.
makoma m. — Ob divalis vielleicht das $ zu leucerythra Holl. ist ?
10. Syntomis marina But.
Zwei Exemplare von Mokundange 16. VII. ‚in Copula auf
meinem Hause fl.“, und zwei vom Benitogebiet: Uelleburg 17.1.
im Hause, und Alen 7. VIII., am Weg aus der Manjadda.
Nach Hampsons Catalogue I, p. 114 hätte das d ‚no post-
medial spot‘ an den Hinterflügeln, in der Beschreibung von Synt.
ogovensis Holl., die nach Hampsons eigenen Angaben synonym
zu marina ist, wird aber das Vorhandensein des postmedianen
Flecks ausdrücklich angegeben.
11. Syntomis infranigra Strand n. sp.
1 von Uelleburg 24.1.1907, Weg nach Uelle.
Die Antennen erscheinen unter dem Mikroskope dicht, aber
fein und kurz ziliiert, sowie ganz schwach und wenig deutlich
sägezähnig; unter der Lupe läßt sich nur die Ziliierung erkennen.
Körper orangerot, Bauch, Unterseite des Thorax und
Extremitäten, mit Ausnahme der Vorderseite der Coxen I, tief-
schwarz; Augen und Antennen ebenfalls schwarz, letztere mit
weißem Ende. Flügel schwarz mit bräunlichem Anflug.
Vorderflügel zum großen Teil von hyalinen Flecken ein-
genommen, so daß von der Grundfärbung nur folgende Partien
übrig bleiben: eine Vorderrandbinde, die nur etwa % mm breit
ist, eine Saumbinde, die zwischen der Vorderrandbinde und der
Rippe 4 wurzelwärts gerade begrenzt ist und vorn 3,3, hinten
1,2 mm breit ist, sich von der Rippe 4 weiter nach hinten und
innen erstreckt, und zwar zwischen den Rippen 3 und 4 in 1,2 mm
Breite, erweitert sich dann plötzlich längs der Rippe 3 und bildet
Herrn G. Tossmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea.. 179
daselbst einen breit dreieckigen, bis zur Basis genannter Rippe
reichenden, wurzelwärts konvex begrenzten, den Analwinkel ein-
nehmenden Zahn, dann endlich eine damit zusammenhängende
Hinterrandbinde, die doppelt so breit ist wie die Vorderrandbinde.
Die von dieser zusammenhängenden schwarzen Randzeichnung
eingeschlossene hyaline Partie wird durch die schwarzen Rippen
in 8 Flecke geteilt, außerdem findet sich auf und um die Disko-
zellulare ein schwarzer, innen abgerundeter, außen gegen die
Rippe 5 zugespitzter und längs dieser sich mit der Saumbinde
schmal verbindender Fleck. Die Basis der Vorderflügel (aus-
genommen am Vorderrande) und das Wurzelfeld der Hinter-
flügel ocker-orangegelblich; letztere sonst einfarbig schwarz,
an der Basis der Rippe 2 mit einer dünner beschuppten Stelle
(ob zufällig ?).
Im Vorderflügel ist die Rippe 3 von 2 und 4 gleich weit ent-
fernt, 4 und 5 entspringen von einem Punkt. Im Hinterflügel
sind 3 und 5 kurz gestielt.
Flügelspannung 22mm. Flügellänge 12 mm. Körperlänge
8,5 mm.
12. Syntomis benitonis Strand n.sp.
22: Alen, Benitogebiet 26. VIII., Weg nach Malen, und:
Makomo, Ntumgebiet 9. V., an Blättern, Weg nach Majo, Urwald.
Ähnelt den indischen S. pectoralis Wlk. und thoracica Moore.
— Flügel schwarz, mit bräunlichem Ton und hyalinen Flecken,
die sich wie bei 8. thoracica verhalten (cf. Fig. 32 [p. 63] in Hamp-
sons Syntomididenmonographie) mit folgenden Ausnahmen: im
Vorderflügel ist der Fleck im Felde 7 fast quadratisch, größer
als derjenige im Felde 6 und reicht auch ein wenig weiter saum-
wärts (dieser reicht aber weiter wurzelwärts), alle vier Flecke der
postmedianen Querreihe sind verhältnismäßig breiter und kürzer
als bei thoracica; die drei proximalen Flecke bilden mit ihren
Außenrändern nicht eine gerade Linie, indem der kleine Mittel-
fleck ein wenig weiter saumwärts gerückt ist, die beiden anderen
erscheinen breiter und am proximalen Ende stumpfer als bei
thoracica. Das hyaline Mittelfeld der Hinterflügel erscheint durch
die feinen Rippen nur ganz undeutlich in Flecken aufgelöst, und
zwar in 4, indem das hyaline Feld auch ein Teil der Zelle ein-
nimmt. — Körper schwarz, Stirn und Spitze der Antennen weiß,
weiß sind ferner: ein Querring auf dem ersten Abdominalsegment
und an den Seiten je ein viereckiger Fleck.an den 3 oder 4 folgenden
Segmenten, welche Flecke fast wie eine zusammenhängende Bind
erscheinen.
Flügelspannung 25, Flügellänge 12,5, Körperlänge 10 mm.
13. Syniomis alenicola Strand n. sp.
Vier Exem plare von Alen 2. I., ‚Weg zur großen Farm Alen“
und 25. X. 3 ‚Weg i. d. Sumpf bei Alen“ (Type !), eins von Uelle-
burg 24. I., Weg am Uelle.
12* 6. Heft
180 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
Die Zeichnung der Flügel ist sehr ähnlich derjenigen von
Syntomis shoa Hamps. Ahnelt eigentlich noch mehr 8. marina
und Hampsons Bestimmungstabelle führt auch auf diese Art, sie.
weicht aber davon ab u. a. durch das Fehlen des distalen hyalinen
Flecks im Hinterflügel. Ähnlich scheint ferner die westafrikanische
S. nigrobasalis Rothsch. 1911 zu sein, diese soll aber weiße Stirn
und einen hyalinen Fleck zwischen den Rippen 7 und 3 haben.
Flügel schwarz mit grünem Schimmer, insbesondere am
Vorderrand der Vorderflügel. Letztere mit 5 hyalinen Flecken:
ein kleiner, runder im Dorsalfelde, die Rippe 1 mit seinem Hinter-
rande berührend und um 5mm von der Flügelbasis entfernt,
diesem Fleck gegenüber liegt in der Zelle ein weiterer abgerundeter
Fleck, der ein wenig größer ist, in den Feldern 3 und 4 ist je ein
bohnenförmiger Längsfleck, welche Flecke unter sich nur durch
die Rippe 4 getrennt sind und zusammen fast einen kreisförmigen
Fleck bilden, endlich ist im Felde 6, ein wenig weiter saumwärts,
ein Fleck, der rund oder länglich rund sein kann. Im Hinterflügel
ist am Innenrande nahe der Flügelwurzel ein birnenförmiger,
hyaliner Fleck, der durch die Dorsalrippe in zwei gleiche Hälften
geteilt wird. Körper grün oder schwarzgrün, glänzend. Antennen
am, Ende und die Oberseite der Metatarsen weiß. — Flügelspannung
26, Flügellänge 13, Körperlänge 9 mm.
14. Syntomis Ploetzi Strand n. sp.
1 2 von Makomo, Ntumgebiet, 14. V. 06, am Weg nach Majo
im Urwald.
Färbung und Zeichnung der Flügel etwa wie bei $. tomasina
Butl., aber durch den nicht rotgezeichneten Hinterleib leicht zu
unterscheiden. Von der ebenfalls ähnlichen $. dilateralis Hmps.
weicht sie außerdem durch die unter sich weiter entfernten Mittel-
flecke der Vorderflügel ab, im Hinterflügel ist der proximale
Fleck größer als der distale (bei dilateralis umgekehrt) ete. Von
S. Kuhlweini Lefbr. abweichend durch das Fehlen roter Körper-
zeichnungen, der hintere Fleck der Mittelreihe der Vorderflügel
ist groß und viereckig ete. — Eine weitere verwandte Art dürfte
S. Kenredi Rothsch. 1910 sein.
Flügel im Grunde schwarz mit violettlichem Anflug, die
vorderen am Vorderrande grünbläulich überzogen; Fransen
schwarz. Vorderflügel mit 6 Glasflecken, und zwar:
zwischen der Zelle und der Rippe 1, von beiden schmal entfernt,
ist ein unbedeutend abgerundeter, subquadratischer Fleck, der
von der Wurzel um 2 mm entfernt ist, um 2 mm weiter saum-
wärts ist in demselben Felde ein doppelt so großer, subtrapez-
förmiger Querfleck, der auf der Rippe 1 ruht, am Ende der Zelle
ist ein Fleck, der in Größe und Form gleich dem subbasalen Fleck
ist und soviel weiter saumwärts als der distale der beiden Dorsal-
flecke gerückt ist, daß eine den letzteren außen tangierende Gerade
den Zellfleck innen tangieren würde; endlich findet sich eine post-
mediane, schwach saumwärts konvex gekrümmte Querreihe von
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun urd Spanisch-Guinea. 181
3 Flecken, von denen der größte im Felde 3 gelegen und 2,5 mm
lang, 1,85 mm breit ist, derjenige im Felde 4 ist deutlich kleiner
als derjenige im Felde 3, aber mindestens so groß wie der dritte,
im Felde 6 gelegene Fleck; alle 3 sind abgerundet, länglich, der
hintere außen schräg abgeschnitten. Im Hinterflügel ist
im Dorsalfelde ein die Basis und den Innenrand ganz oder fast
ganz erreichender hyaliner Fleck, der länger als breit, und zwar
2,5 mm lang ist, während um 1,8mm weiter saumwärts, im
Felde 2, ein weiterer, abgerundeter, quergestellter, kleinerer Fleck
vorhanden ist. — Abdomen ist grün, am hinteren Ende unten
blau, unten vorn mit ca. 3 weißen Fleckchen, Kopf und Thorax
schwarz, insbesondere oben mit blauem Glanz. Das erste (proxi-
male) Tarsenglied mit weißem Ring oder Fleck. Antennen am
Ende weiß.
Flügelspannung 33, Flügellänge 18, Körperlänge 12 mm.
Plötz beschreibt in der Stettiner Entomolog. Zeitung, 1880,
p. 78, eine Syntomis negretina n. sp. mit flg. Worten: ‚Vielleicht
nur eine Varietät der vorigen Art [Syntomis tomasina Butl.], hat
aber einen ganz schwarzen Hinterleib, sonst ist sie derselben
gleich. Vflg. 7”mm. Mungo: 9. Mai 74. 1 9.“ Diese Form, die
von Hampson als Synonym zu S. marina Btl. gestellt wird, was,
wenn die kurzen Angaben von Plötz zutreffend sind, nicht richtig
sein kann, hätte man für identisch mit obiger Art halten müssen,
wenn die Größenangabe ‚„Vflg. ”mm‘ nicht so abweichend ge-
wesen wäre.
15. Syntomis uelleburgensis Strand n. sp.
1 Ex. von Uelleburg VI.—VIII. 08.
ÄAhnelt der vorhergehenden Art, aber u.a. durch das Fehlen
eines Glasfleckes in der Zelle leicht zu unterscheiden. — Die
Diskozellulare ist mitten winkelförmig, gegen den Saum offen,
gebrochen. — Fühler einfach. — Durch Hampsons Bestimmungs-
tabellen kommt man auf 8. marina, davon unterscheidet die Art
sich aber u.a. durch das Fehlen des Flecks in der Zelle.
Flügel schwarz mit grünem Schimmer und mit hyalinen
Flecken, und zwar im Vorderflügel 5: zwischen Zelle und Rippe 1,
von beiden gleich weit entfernt, ist ein von der Wurzel um 2,5 mm
entfernter, ganz kleiner, runder Fleck, und um 2,2 mm weiter
saumwärts ist ein größerer (2,5 x 1,2 mm), spitz ellipsenförmiger,
schräger Querfleck, der auf der Rippe 1 ruht, aber von der Zelle
deutlich entfernt ist; ferner eine postmediane, aus 3 Flecken ge-
bildete, schwach saumwärts konvex gebogene Querreihe, deren
Flecke von hinten nach vorn an Größe abnehmen, und zwar liegen
- sie in den Feldern 3,.4 und 6 und sind außen leicht geeckt, innen
gerundet; der vordere ist von der Flügelspitze um 6 mm entfernt.
Im Hinterflügel finden sich zwei Glasflecke: ein größerer, sub-
basaler, schräger Querfleck, der von der Zelle bis fast zum Innen-
rande reicht und etwa doppelt so breit wie lang ist, ferner ein
kleinerer, eiförmiger, im, Felde 2 gelegener, weder Rippe 2 noch 3
6. Heft
182 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
erreichender Querfleck. — Hinterleib grünglänzend, Vorderleib
schwarzviolettlich, allerdings oben mit grünlichem Schimmer. Das
proximale Tarsenglied und das Ende der Tarsen weiß. — Flügel-
form wie bei S. marina.
Flügelspannung 35, Flügellänge 19, Körperlänge 12 mm.
16. Syntomis leucerythra Holl.
Unikum von Alen 2.1. 07.
Gen. Epitoxis Wallgr.
17. Epitoxis myopsychoides Strand n. sp.
1 2 von Alen 30. VIII. 06, ‚in Copula, am Wege in die große
Farm bei Alen.‘“
Flügel tiefschwarz mit hyalinen Flecken, insbesondere unten
mit bläulichem Schimmer; die Zeichnung erinnert sehr an die
von M yopayoh evictorina Plötz (cf. Hampsons Syntomididenkatalog,
p. 51, £. 22), weicht aber durch folgendes ab: Im Vorderflügel
ist die schwarze Apicalpartie größer (5 mm lang), und der innere
Rand derselben ist mehr genau senkrecht auf den Vorderrand
gerichtet, die schwarze Binde zwischen den Rippen 5 und 6 ver-
längert sich schattenförmig noch in die Zelle hinein; von den
beiden vor dieser Binde gelegenen hyalinen Flecken ist der vordere
ganz rudimentär, während der hintere subtriangulär und kürzer,
aber breiter als bei wietorina erscheint; endlich ist der schwarze
Analwinkelfleck größer und deutlicher viereckig als bei victorina,
und zwar am Saume 4, am Zellenrande 2 mm lang, die Breite ist
3,5 mm. Im Hinterflügel bildet die schwarze Färbung, ebenso
wie bei victorina, nur eine schmale Randbinde um den sonst
hyalinen Flügel, diese Binde bildet jedoch an den Rippen 1 und 2
je eine kleine, zahnförmige Erweiterung. — Körper matt schwarz,
wenigstens die Oberseite des Thorax und des Kopfes sowie des
Abdomens mit blaugrünlichem Schimmer. Die Beine schwarz,
die Vorderhüften vorn blaugrün schimmernd, die Coxen III am
Ende vorn mit weißem Fleck, das erste Tarsenglied aller Beine
weiß. Antennen am Ende weiß.
Flügelspannung 29, Flügellänge 15, Körperlänge 11mm.
18. Epitoxis myopsychoides Strd. ab. albifrons Strand n. ab.
Unikum von Alen 4. VIII. 1906, Weg nach Bianemagong.
Leider nicht gut erhalten, indem der eine Hinterflügel ganz
fehlt und der andere verkrüppelt ist. Dem Geäder der Vorder-
flügel nach muß es aber eine Epitoxis sein, und die große Ähnlich-
keit mit der vorigen Art in Färbung und Zeichnung spricht auch
für die nahe Verwandtschaft. Von myopsychoides abweichend ist
folgendes: Stirn weiß, die schwarze Binde im Felde 5 ist hier am
proximalen Ende noch stärker verlängert und auch erweitert zu
einem schrägen Querfleck, der mit dem schwarzen, vorderen Ende
des Analwinkelflecks breit zusammenfließt, der hyaline Zell-
fleck ist infolge der beschriebenen schwarzen Zeichnung zu einer
ganz schmalen Vorderrandbinde zusammengeschrumpft, die hinten
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 183
mitten allerdings zahnförmig erweitert ist, die schwarze Apical-
partie ist nur 4mm lang, und infolgedessen erscheinen die beiden
hyalinen Flecke in den Feldern 6 und 7 mehr wie bei Myopsyche
victorina, indem auch derjenige im Felde 7 recht deutlich und der-
jenige im, Felde 6 erheblich länger als breit und nicht subtriangulär
ist. — Ferner ist die Grünfärbung des Abdomens stärker als bei
der vorhergehenden Zpitoxis-Form. Weißer Ring an dem ersten
Tarsenglied scheint nur am ersten Paar vorhanden zu sein.
Vorläufig möchte ich diese Form als eine Aberration der
vorhergehenden betrachten und nenne sie ab. albifrons m.
Gen. Meganaclia Auriv.
19. Meganaclia sippia Plötz.
95: Mokundange 1.—30. VI., 2. VII. „am Pflanzungsrand
fliegend, Busch“, 1€. VII. auf dem Weg nach Boniamasanga
fliegend, 28. VII. aus Raupe, Nkolentangan, Alen 1.—15. IX.,
1.—15.X., Makomo (Ntumgebiet), 16.IV. aus Raupe. — 492:
Mokundange 14. VI. sich auf Blättern setzend, und 16.—31. VII.,
Alen 5. X. aus Raupe, 14. X., Weg von Makonanam nach Mabungo,
Makomo (Campogebiet) 16.—31. V.
Die am 16. IV. in Makomo gefundene Raupe ‚läuft rasch,
springend‘“, lebt an verschiedenen Pflanzen, verpuppte sich gegen
Ende Juni und ist am 30. VI. ausgekrochen.
Raupe von Meganaclia sippia Plötz gefangen am 11. Juli in
Mokundange auf einem Weg kriechend am Pflanzungsrand, als
Nahrungspflanze vermutet Herr Teßmann die Früchte eines
Baumes; verpuppt am 14. VII. und ausgekrochen am 18. und
28. VII. 05.
20. Meganaclia (Nacliodes n. subg.) microsippia Strand n.sp.
2& von: Alen 11.IX., Weg in die große Farm Alen, und
18.1IX., Weg über Makonam nach Mabungo.
Weichen von der von Haınpson gegebenen Gattungsdiagnose
dadurch ab, daß die Rippen 4 und 5 der Vorderflügel nicht ge-
stielt sind, wohl aber aus einem Punkt entspringen und sich
sonst wie bei Meganaclia (sippia) verhalten. Wenn man auf
Grund dieser Abweichung eine besondere Untergattung unter-
scheiden will, möge diese den Namen Nacliodes m. bekommen.
Habitus und Grundfärbung wie bei Meg. sippia Plötz, die
Färbung allerdings wie bei den am hellsten gefärbten Exemplaren
von sippia. Sofort aber zu unterscheiden durch die geringere
Größe: Flügelspannung 36, Flügellänge 19, Körperlänge 13 mm.
Ferner durch die höchst undeutlichen oder gar fehlenden hellen
Zeichnungen abweichend, die bei dem einen der vorliegenden
Exemplare aus einer höchst verwischten, weißlichen, am Vorder-
rand von der Wurzel um 11, am Hinterrand nur um 6 mm ent-
fernten, leicht saumwärts konvex gekrümmten, auf der Rippe 2
aber wurzelwärts gezähnten Querbinde im Vorderflügel besteht,
welche Binde bei dem anderen Exemplar kaum angedeutet ist;
6. Heft
184 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
die durchschimmernden Hinterflügel sind bei beiden Exemplaren
einfarbig, bloß die Fransen ein wenig gelblicher erscheinend.
Auch die Körperfärbung von derjenigen von Meg. sippia wenig ver-
schieden, jedoch der Hinterleib im Grunde mehr graulich, und
schwarze Flecke auf Thorax und Tegulae scheinen zu fehlen; die
Extremitäten nicht oder nur am Ende höchst unbedeutend ge-
schwärzt. Die schwarze Fleckung des Abdomens wie bei sippia.
Type ist das Exemplar mit erkennkarer Querbinde.
Gen. Apisa WIk.
21. Apisa monotica Holl. f. deannulata Strand n. f.
2d, 22: Alen 24. VIII. „abends auf dem Puppenkasten
fl.“, 2.X. Weg nach Malen.
Alle Exemplare weichen von Hollands Beschreibung (in:
Psyche VI, p. 395) durch das Fehlen eines hellen Ringes nahe der
Basis des Abdomens ab. Der gelbe Vorderflügelfleck erscheint
bei allen Exemplaren als eine schmälere Querbinde, als es an der
Figur (pl. V, f. 15) in Hampsons Katalog der Fall ist. Die Hinter-
flügel sind unten nicht ganz einfarbig hell, sondern an der Spitze
ein wenig dunkler, die helle Basalarea derselben ist bisweilen
wurzelwärts ein wenig dunkler. Die Flügelspanuung der 2 2 ist
16—31 mm; sonst sehen sie den $d gleich. Bei beiden
Geschlechtern ist der Bauch scharf markiert heller, als die Rücken-
seite des Abdomens.
Daß das Fehlen des hellen Abdominalringes ein der Spanisch-
Guinea bewohnenden Form dieser Art charakterisierendes Merkmal
ist, scheint bei der in dieser Beziehung völligen Übereinstimmung
der 4 vorliegenden Exemplare nicht fraglich zu sein, und ich möchte
diese Form daher mit einem eigenen Namen belegen (f. deannulata
m.). Die weibliche Type ist das größte Exemplar.
22. Apisa chrysopyga Plötz var. ruficilla Strand n. var.
Je 1& von: Bibundi 23. IV. auf dem Wege nach Bomana
und Makomo (Benitogebiet) 1.X., 12 von Nkolentangan 9.1.
aus Raupe.
Das $ steht jedenfalls der A. chrysopyga Plötz sehr nahe,
das © ebenfalls der A. tristigma Mab. Die Färbung beider $ & ist
aber mehr rot als braun, beim einen Exemplar schön hellrot,
beim anderen mehr bräunlich, mit dunkleren Fransen. Die hellen
Flecke sind schmutzig weiß und nicht hyalin und sämtlich, oder
wenigstens die drei hinteren der Vorderflügel und der Fleck der
Hinterflügel größer als an der Figur Hampsons von A. chrysopyga
(Taf. 5, f. 11); der Durchmesser des Flecks der Hinterflügel ist
etwa 1,5 mm, und dieser bildet mit den beiden proximalen Flecken
der Vorderflügel eine gerade Reihe, während diese drei an der
erwähnten Abbildung eine wurzelwärts konvex gekrümmte Reihe
bilden. Der größte der hellen Flecke ist der hintere der beiden
distalen der Vorderflügel, und zwar ist sein längster Durchmesser
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 185
etwa 2,3mm. Die Unterseite der Vorderflügel beider Exemplare
ist graubräunlich mit Flecken wie oben, die Hinterflügel unten
grauweißlich mit schwärzlichen Fransen. Bauch hellgraugelblich,
oben und an den Seiten ist, vorn jederseits mit einem größeren
weißlichen Fleck, und hinter diesem je eine Reihe ganz kleiner,
undeutlicher, weißer Flecke. Die Spitze des Abdomens gelblich.
Flügelspannung 22, Flügellänge 10,5 mm.
Das 2 weicht von dem $ dadurch ab, daß die Grundfarbe
braun ist, allerdings oben mit rötlichem Schimmer; unten sind
die Hinterflügel ebenso dunkel wie die Vorderflügel und ebenso
der Bauch. Flügelspannung 25 mm, Flügellänge 12,5 mm. Von
der Abbildung von Mabilles A. tristigma (in: Novit. Lepid., t. 21,
f.2) abweichend durch ein wenig hellere Grundfärbung der Flügel,
den distalen Subcostalfleck, der ebenso deutlich wie die anderen
Flecke ist, während er bei tristigma nur durch einen ganz un-
deutlichen hellen Wisch angedeutet ist; alle Flecke sind scharf
markiert weißlich, ohne rötliche Umrandung. Ferner wird die
Fleckenzeichnung des Abdomens beider Formen nicht ganz
gleich sein.
Die spezifische Zusammengehörigkeit der drei Exemplare
scheint mir nicht fraglich zu sein, dieselben weichen unter sich
etwas ab, und die Art chrysopyga scheint auch nach den Dar-
stellungen früherer Autoren (Plötz, Aurivillius, Hampson) vari-
ierend zu sein. Auch möchte ich damit die genannte Art Mabilles
vereinigen. Ob die bier angegebenen Unterschiede mehr als
individuell sind oder gar auf ungenaue Darstellung der anderen
Autoren zurückzuführen sind, muß erst durch reichlicheres Material
festgestellt werden; vorläufig möge die vorliegende Form als
var. ruficilla m. unterschieden werden. Die männliche Type ist
das am stärksten rot gefärbte Exemplar.
23. Apisa sjöstedti Auriv. v. homopunctata Strand n. var.
12 von Bibundi 22.1. 05, auf dem Wege nach Bomana.
Jedenfalls mit A. sjöstedti Auriv. nahe verwandt, weicht aber
von der Abbildung (in: Arkiv f. zoologi, Bd.2, No.4 (1904),
p. 28—29) dadurch ab, daß der hintere der beiden proximalen
hellen Flecke der Vorderflügel ebeuso weiß und scharf markiert
wie die übrigen Flecke sind, und daß eine Querbindenzeichnung
auf dem Abdomen nur angedeutet ist, während sie bei der Type
recht deutlich zu sein scheint. Von der Beschreibung (l. c.) durch
folgendes abweichend: auf Scheitel und Mesonotum sind keine
goldrötliche Zeichnungen vorhanden, die Beine sind größtenteils
braun, bloß die Metatarsen und Tarsen gelb, die Antennen am
Ende geschwärzt, die Zähne der ganzen Antennen dunkel, auf
dem Metanotum sind 2 kleine, gelbliche Flecke, der Bauch ist in
seiner ganzen Länge braungrau und am Ende nicht schwarz,
sämtliche Flecke der Flügel sind, wie gesagt, weißlich oben wie
unten. Das Vorhandensein eines orangegelben Flecks im Vorder-
6. Heft
186 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
flügel wird vom Verfasser aber als ein Charakteristikum der Apisa
Sjöstedti hervorgehoben. — Von der vorigen Art (A. chrysopyga
v. ruficilla m.) u.&. durch mehr langgestreckte Vorderflügel ab-
weichend.
Wenn auch, was wahrscheinlich ist, diese Form von 4.
Sjöstedti nicht spezifisch verschieden ist, so verdient sie jedenfalls
einen besonderen Namen. Ich nenne sie Apisa sjöstedti var.
homopunctata m.
24. Apisa vitrina Obthr.
1& von Makomo, Benitogebiet, 8. X. 06, „Weg nach dem
alten Haus.“
Wurde von Oberthür (in: Et. Lepid. comp., III, p. 95, t. X,
f.5 [1909]) als Pseudapiconoma beschrieben daß das Tier aber
keine Pseudapiconoma sein kann, zeigen schon die langen Taster
auf den ersten Blick. Von Oberthürs Figur weicht das Exemplar
durch schöne blaue Beschuppung des Abdominalrückens ab, diese
wird aber teilweise von weißen Haaren verdeckt, und wenn diese
Behaarung gut erhalten ist, kommt die blaue Beschuppung viel-
leicht wenig zum Vorschein. — Flügelspannung 23, Flügellänge 14,
Körperlänge 15 mm.
25. Apisa melaleuca Holl. var. aurantiaca Rothsch. 1910.
1 2 von Bibundi 9. III. 05 aus Raupe, die 19. II. gefunden
wurde, aus morschem Holz oder Flechten lebt, Anfang März
zwischen Holzabfällen versponnen war und am 9. März den Falter
ergab; ein wohl zugehöriges $ ebenda 22.1., auf dem Wege nach
Bomana.
Mit Apisa melaleuca Holl. jedenfalls nahe verwandt, das &
weicht aber durch folgendes ab: Die ganzen Antennen sind
schwarz, der Körper orangefarbig mit geschwärztem Ende und
schwärzlicher Mittellängslinie, die Beine orangefarbig, aber mit
vorn geschwärzten Tibien I, die helle Partie der Flügel ist eben-
falls orangefarbig und so lang wie die größte Länge der dunklen
Partie (bei melaleucn länger), der Innenrand der dunklen Partie
ist auf den Hinterrand des Flügels, vom Analwinkel deutlich ent-
fernt, gerichtet. Auch die Hinterflügel haben schwarze Saum-
binde, die bis zu 2mm breit ist. — Flügelspannung 22, Flügel-
länge 12 mm.
Beim 2 sind die Zeichnungen wie beim d, aber die hellen
Partien sind schmutzig weißlich mit Ausnahme von Kopf und
Thoraxrücken, die orangefarbig sind. Die helle Partie der Vorder-
flügel ist kürzer als die dunkle. Der Fühlerschaft ist hell, die
Kämme aber schwarz. — Flügelspannung 26—27 mm. Flügel-
länge 13 mm.
Ob nicht aurantiaca gute Art ist, muß noch zuerst fest-
gestellt werden; als solche wurde sie, aber nur im männlichen Ge-
schlecht, beschrieben. Obiges ist die erste Beschreibung des 9.
Die Vorderflügellänge gibt Rothschild als 16 mm an.
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 187
Gen. Metarctia WIk.
26. Metarctia rubicundula Strand n.sp. cum ab. quadrisignatula
Strd. n. ab.
1 & von Makomo (Ntumgebiet) 14. V. 06, auf Blättern, Urwald.
Ähnelt Metarctia parachoria Holl. (cf. Hampsons Monographie,
t.5, £.28); die Grundfarbe der Vorderflügel ist dieselbe, die
Hinterflügel sind aber in der Basalhälfte nicht heller, sondern
überall gleichmäßig rötlichgrau, bloß ihre Fransen ein wenig
stärker gerötet als die Fläche. Vorderflügel weiß gefleckt, wie
genannte Art, die Anzahl der Flecke ist aber größer: die distale
Reihe besteht aus 4 Flecken, von denen Nr. 3, von vorn gerechnet
(im Felde 4), der kleinste und saumwärts ein wenig verschoben
ist, was auch mit dem Fleck im Felde 3, der in der Größe zwischen
dem vorhergehenden und den beiden vorderen, gleich grossen
Flecken steht, der Fall, aber noch weniger, ist; die beiden vorderen
sind breiter als lang, die beiden hinteren rundlich oder länger als
breit, alle unter sich schmal und etwa gleich weit entfernt; der
vordere Fleck ist von der Spitze um 4, der hintere von dem Saume
um 2mm entfernt. Die proximale Reihe besteht ebenfalls aus
4 Flecken, und zwar einem größeren, dem größten aller Flecke,
in der Zelle, während hinter der Zelle drei ein fast gleichseitiges
Dreieck bildende Flecke, von denen die beiden vorderen der
Länge nach angeordnet und die kleinsten sind, sich finden; diese
Reihe ist von der Wurzel um 4,5 mm entfernt. — Unten wie oben,
jedoch ist ein Unterschied in der Färbung beider Flügel hier noch un-
deutlicher als oben. — Der Körper von der roten Färbung der
Vorderflügel oben, Abdomen mit 6 schmalen, sich auf den Bauch
nicht erstreckenden schwarzen Querbinden. Fühlergeißel schwarz,
an der Spitze weiß, die Kammzähne braunschwarz. — Flügel-
spannung 25, Flügelläuge 13, Körperlänge 12 mm.
Mit M. perpusilla Wlk. nahe verwandt, aber u.a. durch die
länger gekämmten Fühler unserer Art zu unterscheiden; ferner
ist der Körper schlanker, die hellen Flügelflecke kleiner, die Hinter-
flügel dunkler etc.
Für eine Aberration dieser Art möchte ich eine durch ein &
von: Kamerun, Mokundange 16.—30. VI., vertretene Form
halten: Die Grundfarbe ist mehr bräunlich, was aber vielleicht
damit zusammenhängt, daß dies Exemplar etwas abgerieben ist.
In der distalen Fleckenreihe fehlen die beiden hinteren Flecke und
in der proximalen die beiden mittleren, also gerade die kleinsten
Flecke beider Reihen der Hauptform. Die Vorderflügel erscheinen
ein wenig spitzer, was aber vielleicht zum Teil darauf zurückzu-
führen ist, daß die Fransen des Kamerunexemplars teilweise ab-
gerieben sind. Nenne diese Form ab. quadrisignatula m.
27. Metarctia invaria Wlk. cum ab. pusillima n. ab.
Je 1 von Bibundi 11. XII. Weg nach Bomana, 12. XII. aus
Raupe, 1 9 von Mokundange 20.—24. VI. aus Raupe. Ferner
6. Heft
188 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
138 von Spanisch-Guinea, Makomo (Ntumgebiet) 11. V. auf
Blättern. — Ferner liegen aus Bibundi (16.—30.X., 15. XI. aus
Raupe, 1.—15. XII.) drei kleinere 2 2 vor, die der Form syntomia
Plötz nahe stehen, sowie ein ähnliches, aber dunkleres Q-Exemplar
von Mokundange. Von Bibundi 26. X., abends an die Lampe
fliegend, ein auffallend kleines 2: Flügelspannung 21,5 mm,
Flügellänge 11 mm, Körperlänge 11 mm (ab. pusillima m.).
Über die ersten Stadien des aus Mokundange stammenden
Exemplars von Metarctia invaria Wlk. teilt Herr Teßmann folgendes
mit: „Die Raupe wurde 5.—8. Juni 1905, auf der Erde kriechend,
beim Reinigen der Pflanzung gefunden, Mitte Juni verpuppte sie
sich, und am 20. bzw. 24. kroch der Falter aus. Sie Raupe lebt
auf niederen Pflanzen. Sie ist „mäßig lang behaart, schwarz, mit
schwarzen Haaren auf jedem Ring. Vom 4. Ringe an kürzere,
rostbraune Haare auf der Mitte der Ringe, so daß der mit gold-
schimmernden Flecken versehene Körper, besonders zwischen
den Ringen, stark durchscheint. Im allgemeinen ist der Eindruck
der Färbung: auf dem 1.—3. Ringe schwarz, auf den übrigen
rostrot behaart, Kopf schwarz. 3—5 cm lang. — Sehr lebendig.
In der Pflanzung während der Regenzeit sehr häufig. Puppe
in einem rundlichen, mäßig dichten Gespinst aus rotbraunen
Haaren; an der Erde zwischen Blättern etc.“
28. Metarctia benitensis Holl.
Je 1 @ von Bibundi 8. XII. aus Raupe, Mokundange 21. VI.
aus Raupe und: ‚„Spanisch-Guiana‘“. Die Raupe wird in Teßmanns
Notizen als ‚warzentragende Bärenraupe‘“ bezeichnet, wurde
5.—7. Juni auf dem Boden kriechend gefunden, lebt auf Winden,
Unkraut und alten Blättern, hat sich Mitte Juni in einem leichten
Gespinst an der Erde eingesponnen, und der Falter ist am 21. Juni
ausgekrochen. 1. von letzterer Lokalität und 2 von Bibundi
2. XI, aus Raupe und 30. X. abends an die Lampe fliegend.
Die & d sind ein wenig kleiner, als von Holland und Hampson
angegeben: Flügelspannung höchstens 283mm, bei einer Flügel-
länge von 13,5 mm und 16—17 mm Körperlänge. Das Exemplar
von Bibundi XI. erscheint ein wenig mehr spitzflüglig als die
anderen, was aber in dem Erhaltungszustand der Fransen be-
gründet sein wird.
29. Metarctia inconspicua Holl.
© @ von Mokundange 25. u. 27. VI. aus Raupe, die nach
Teßmanns Notizen sich wie die von benitensis verhalten soll.
Die Exemplare weichen von der Beschreibung ab durch
dunklere Unterseite beider Flügel; beim einen Exemplar sind sie
daselbst schwärzlich, die Cilien der Hinterflügel, insbesondere am
Hinterrande, sind jedoch viel heller und zwar hellgraugelblich,
beim anderen Exemplar breitet sich aber die helle Färbung über
das ganze Dorsalfeld der Hinterflügel, und im Wurzelfeld der
Vorderflügel findet sich ein hellgrauer Längswisch in der Mitte.
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 189
Beine schwarz, aber an den Coxen ist rötliche Behaarung vor-
handen und ebenso an der Unterseite der Flügelbasis. Flügel-
spannung 32, Flügellänge 16 mm.
30. Metarctia cinereoguttata Strand n. sp.
1& von Nkolentangan.
Aus der Met. rubripuncta-Gruppe. — Vorderflügel
borkenbraun mit undeutlichen, grauweißlichen Flecken, und zwar:
ein Querwisch, der vielleicht bisweilen in zwei Flecke aufgelöst
ist, zwischen der Zelle und der Rippe 1 in 5mm Entfernung von
der Wurzel, zwei in Querreihen angeordnete runde Flecke in der
Zelle, ein wurzelwärts konvex gekrümmter Querfleck am Ende der
Zelle, je ein rundlicher kleiner Fleck vor und hinter diesem Quer-
fleck. Fransen einfarbig braun wie die Flügel. Unterseite un-
gefleckt, mit schwachem, graulichem Ton, im Dorsalfelde rötlich.
— Hinterflügel unten wie die Vorderflügel, oben orangerot
mit braunen Fransen und leicht graulich gefärbten Rippen. —
Körper oben und unten von der braunen Färbung der Vorder-
flügel, die Beine schwach gerötet, der Afterbusch des Abdomens
ein wenig dunkler als der Bauch. Palpen wie die Beine, Fühler-
schaft mit rötlichen Haaren. Antennen schwarz, am Ende in
1 mm Länge weiß. Flügelspannung 45, Flügellänge 21,5, Körper-
länge 22 mm.
Gen. Thyretarctia Strand n.g.
31. Thyretarctia (Strd. n.g.) haematica Holl.
2 Q@ von: Mokundange 27. VI. u. 1., 6. u. 15. VII. aus Raupen,
die 5.—7. Juni, auf dem Boden kriechend, gefunden wurden und
sich Mitte Juni verpuppten; Nahrungspflanze: Winden, alte
Blätter, 2 & ebenda 1.—15. VII.
Diese Art hat zwar Habitus und Färbung der Metarctien, ist
aber im Flügelgeäder mit Thyretes nahe verwandt, denn die
Rippen 4 und 5 der Hinterflügel sind unter sich deutlich entfernt,
ebenso, wenn auch weniger weit, dieselben Rippen der Vorder-
flügel, und vor allen Dingen: die Rippe 11 der Vorderflügel ent-
springt weit von der Zelle und ist somit mit 7 + 8 +9 + 10 ge-
stielt. Daß letzteres Merkmal von früheren Autoren übersehen
worden ist, erklärt sich leicht dadurch, daß die Rippe 11 hier nur
an abgeschuppten Exemplaren deutlich zu erkennen ist. — Das
Abtrennen dieser Gattung oder, wenn man will, Untergattung von
den typischen Metarctia wird denn, insbesondere wegen des Ver-
haltens der Rippe 11, unvermeidlich sein.
Gen. Pseudapiconoma Auriv.
32. Pseudapiconoma preussi Auriv. ab. longimaculata Strand n. ab.
Unikum (ä) von Nkolentangan.
Weicht von der Type (cf. Ark. f. Zool., 2, No. 4, p. 31, f. 26)
durch größere Glasflecke ab; derjenige im Felde 3 ist 4 mm lang,
im Felde 4: 3,2 mm lang, im Felde 5: 2,7 mm lang; ferner ist im
6. Heft
190 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
Felde 2, wo die Type nur einen roten Punktfleck zeigt, ein Glas-
fleck vorhanden, der 2,5 mm lang und fast 2 mm breit ist. Auch
der Zellfleck und der Fleck im Felde 6 ist, wenn auch wenig,
größer als bei der Type, der Zellfleck ist größer als der Fleck im
Felde 1b. Fühlergeißel oben graulich. Flügelspannung 37, Flügel-
länge 19 mm, Körperlänge 22 mm.
Am nächsten ist diese Form mit ab. brunnea Grünb. (in:
Deutsche Entom. Zeitschrift, 1907, p. 434, t.4, f.4) verwandt,
aber die Grundfarbe von Körper und Vorderflügel ist heller, und
zwar wie bei der Hauptform, die vier hinteren Glasflecke der
Vorderflügel sind größer (siehe oben!) und der Zellfleck größer
als der in 1b. — Eine weitere nahe verwandte Form scheint Ps.
laureola Druce zu sein.
33. Pseudapiconoma pulchra Auriv. (glagoessa Holl.).
2&: Makomo (Ntumgebiet) 19. IV., abends an die Lampe
fliegend, Alen 11. IX., am Wege in die große Farm gefangen. —
3 2: Alen 25. X. aus Raupe. —
34. Pseudapiconoma daphdena Hamps. Unikum von: Ma-
komo, Ntumgebiet 10. IV., abends an die Lampe fliegend.
35. Pseudapiconoma flavimacula Wk.
Je 12 von Bibundi 1.X. aus Raupe und Nkolentangan
stimmen recht gut mit Hampsons Figur (t.6, f.12, in seiner
Syntomididenmonographie), die Flügel erscheinen ach ein
wenig dunkler, und am Ende der Zelle sind zwei rote Flecke. Die
dunklen Querbinden des Abdomens, Jie dem 2 eigen sind, treten
ganz scharf hervor. Diese Exemplare dürfen der var. tesiacea
Auriv. angehören. Die Spitze des Abdomens dieser Weibchen
ähnelt derjenigen der Männchen nach Aurivillius’ Figur in: Arkiv
för Zoologi, Bd. 2, Nr. 4, p. 32, zu urteilen.
Ferner liegen 2 2 und 1 $ von Alen 3.X. aus Raupe und
26. VIII. in Copula vor, die ich für die var. kaemalea Holl. halte.
Das 3 hat nur 36 mm Flügelspannung, und die Hinterflügel sind
nur im Dorsalfelde rot, sonst orangegelblich, bei den ? 2 sind
aber die Hflg. einfarbig rot. Der rote Subcostallängstreif der Vor-
derflügel ist bis zur Spitze erkennbar. Das größte 29 hat 50 mm
Flügelspannung bei 24mm Flügellänge.
25 & von Nkolentangan stelle ich zur var. decora Obthr. (in:
Ann. Soc. ent. France, 79 (1910), p. 470, t. 17, £. 10; die daselbst
ohne zugehörige Erklärung gegebene Fig. 8 stellt die Hauptform
dar). Von der Figur weichen beide durch robusteren Körper ab
(die Figur ist in dieser Beziehung wahrscheinlich nicht genau),
und in den Feldern 2, 3, und 4, also zwischen den gelben Flecken
in 1b und 5, findet sich je ein kleiner, roter, nicht gelb gekernter
Fleck; die Flecke in und hinter der Zelle hängen nicht zusammen.
Der Körper ist, insbesondere an der Basis des Abdomens, etwas
gerötet.
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 191
36. Pseudapiconoma flavimacula Wlk. ab. elegantissima Strd. n. ab.
18 von Nkolentangan.
Mit Ps. Batesi Druce (in: Ann. Mag. Nat. Hist., (8) 5, p. 393,
[1910]) jedenfalls nahe verwandt, weicht aber von der Beschreibung
des © durch folgendes ab: Kopf und Collare sind orangegelblich,
Tegulae wie Mesonotum dunkler, mehr bräunlich, Metanotum
rötlich, Abdomen orangegelblich, oben mit einem verwischten,
rötlichen Längsstreifen, der an beiden Enden am deutlichsten ist,
schwarze Querbinden würden offenbar nur bei unnatürlich aus-
gedehntem Abdomen zum Vorschein kommen, Analsegment nicht
stärker gerötet als der rötliche dorsale Längswisch; auf dem
Vorderflügel ist die Subcosta, aber nicht die Costa, wie von Druce
beschrieben, gerötet, jenseits der Zelle sind 3 gelbe, rot umrandete
Flecke vorhanden, und zwar ein ganz kleiner im Felde 4, ein viel
größerer im Felde 5 und ein zwischen den beiden in Größe stehender
Fleck in 6, ferner ist ein ganz kleiner, gelber Längsstrich im Felde 7
erkennbar, der viereckige Zellfleck ist ein wenig größer als der
Fleck im Felde 5, dann finden sich noch 3 gelbe, rot umrandete
Flecke: einer im Felde 1b, der 3,5 mm breit und 2,5 mm lang ist,
einer im 2., der etwa so groß wie der im 5.ist, endlic': ein ganz
kleiner im 3. Im Wurzelfelde ein roter Medianfleck, hinter der
Dorsalrippe im Wurzelfelde ist ein roter Längsstrich. Im Saum-
felde sind keine Rippen rot. Unterseite wie von Druce beschrieben,
aber „a round yellow spot nearest the apex‘‘ der Vorderflügel ist
nicht vorhanden, wohl aber sind die drei distalen Flecke der
Oberseite auch unten erkennbar (diese werden es vielleicht sein,
die Druce meint). Flügelspannung 34, Flügellänge 18, Körper-
länge 16 mm.
Ob diese Abweichungen von der Beschreibung der P. Batesi
durch die Geschlechtsverschiedenheit bedingt sind, läßt sich mit
Sicherheit nicht erkennen. Jedenfalls möchte ich aber vorliegende
Form als eine Varietät oder Aberration von flavimacula Wk.
auffassen, denn die oben als decora Obthr. gedeutete Form bildet
den Übergang. Da nun Batesi sowohl nach Druce als nach Roth-
schild (in: Novit. zoolog., 17, [1910], p. 443) gute Art sein soll und
daher wahrscheinlich in der Tat noch mehr von vorliegender
Form abweicht als nach der Beschreibung zu urteilen der Fall
zu sein scheint, so muß ich meine Form vorläufig wenigstens, mit
einem neuen Namen bezeichnen (ab. elegantissima m.). Von der
Hauptform u.a. durch die größere Anzahl gelber Flecke ab-
weichend, indem diese bloß drei solche haben soll.
37. Pseudapiconoma flavimacula Wlk. var. monotonia Strd. n. var.
Von Alen 13.X., aus Raupe, liegt ein 9, von: Makomo,
Ntumgebiet, 14. IV., ‚abends an die Lampe fliegend‘“, ein ö' vor,
die wahrscheinlich auch nur eine Form von flavimacula bilden,
von dieser aber auffallend durch das gänzliche Fehlen von gelben
Flecken und nur Andeutung eines einzigen roten (in der Zelle)
6. Heft
192 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
abweichen. Die Vorderflügel sind braun mit graulichem, aber
kaum rötlichem Anflug, die Hinterflügel einfarbig gelb. An der
Basis der Vorderflügel sind zwei kleine, rote Längsflecke er-
kennbar. Thorax unten sowie die Extremitäten rot, ersterer oben
wie die Vorderflügel. Gesicht rot mit dunklem Mittellängsstreif.
Antennen schwarz, an der Basis rot. Abdomen orange, an der
Basis am stärksten gerötet, oben, wenigstens beim 9, mit wenig
deutlichen, dunklen Querbinden. 2: Flügelspannung 45, Flügel-
länge 23, Körperlänge 13mm. &: Flügelspannung 29, Flügel-
länge 16,5, Körperlänge 16mm. — Im Außeren ähnelt diese
Form sehr der Metarctia rubripuncta Holl.
Gen. Melisa Wlk.
38. Melisa diptera Wk.
322 von: Alen 8. VII. im Hause, und 16.—31. VII., eins
von Makomo 9. Il. abends im Hause fliegend.
39. Melisa atavistis Hamps.
18 von Alen 28. XI. aus Raupe.
Ahnelt M. diptera Wlk., aber ohne Zweifel artverschieden. —
Tiefschwarz, Vorderflügel nur am Ende deutlich blauschimmernd.
Nur die äußerste Spitze des Abdomens und das letzte Bauch-
segment rot, die beiden vorhergehenden Bauchsegmente blaß
graugelblich, sonst ist der Bauch sowie die Beine mennigrot, die
Coxen, Trochanteren und Basis der Tibien der beiden vorderen
Paare sind jedoch schwarz. Antennen an der Basis jedenfalls
schwarz [das übrige ist abgebrochen!.. Das oben leicht grünlich
schimmernde Abdomen zeigt jederseits von hinten an eine Reihe
von etwa 6kleinen, weißen Punktflecken, außerdem scheinen weiter
unten, und zwar vorn jederseits, ein oder zwei ebensolche Flecke
vorhanden zu sein. Die Vorderflügel unten im Felde 5 mit einem
fast das ganze Feld ausfüllenden, 6 mm langen, hell bräunlich-
grauen, schrägen Längsstreif, der sehr charakteristisch ist. [Die
Form der Hinterflügel ist leider nicht genau zu erkennen, weil
sie am einzigen vorliegenden Exemplar etwas verkrüppelt sind;
sie scheinen aber einfarbig schwarz zu sein.] — Flügelspannung
30, Flügellänge 18, Körperlänge 19 mm.
Trotz einiger wenig wesentlichen Abweichungen von der in:
Ann. Mag. Nat. Hist., (8) 8, (Oktbr. 1911), p. 395, enthaltenen
Originalbeschreibung von Melisa atavistis Hamps., möchte ich
vorliegende Art damit identifizieren.
Melisoides lobata Strand n.g. n.sp.
Ein 2 von Alen 22. X. aus Raupe.
Gen. Melisoides Strd. n.g.
Im Hinterflügel ist die Diskozellulare mitten winklig,
gegen den Saum offen gebrochen, die Rippen 2 und 3 aus dem
Hinterrand der Zelle und von der Ecke entfernt, und zwar 3 ein
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 193
wenig weiter von der Ecke als von 2 entfernt, 4 +5 kurz gestielt
aus der Ecke, 6 x 7 ein wenig länger gestielt aus der vorderen
Ecke der Zelle und die Flügelspitze umfassend; die Zelle halb so
lang wie der Flügel. — Im Vorderflügel verhalten sich die
Rippen 2—5 sowie die Diskozellulare wie im Hinterflügel; die
übrigen Rippen wie bei Melisa (diptera) (jedoch 6 + 7 gestielt),
und überhaupt stimmt das Geäder der Vorderflügel mit dieser
Gattung überein mit dem, Unterschied, daß die (ziemlich lange)
Dorsalader in den Analwinkel mündet und die Rippen 2—3 in
den Saum; abweichend ist ferner, daß 4 +5 und 6 +77 beider
Flügel gestielt sind. — Die Form der Flügel weicht von Melisa
dadurch ab, daß die Vorderflügel im Analwinkel lappenförmig er-
weitert sind (bzw. zwischen den Rippen 2 und 3 eingebuchtet)
und die Hinterflügel länglich ellipsenförmig (10,5 mm lang, mitten
4 mm breit, beide Seiten gleich gekrümmt) sind und fast halb so
lang wie die Vorderflügel (dennoch nur zur Not den Analwinkel
erreichend). — Sonst von Melisa durch folgendes abweichend:
Palpen schräg nach unten und vorn gerichtet, nach vorn das
Niveau der Stirn nicht ganz erreichend; Fühler (des 2) einfach
und an der Basis ein wenig dünner als jenseits der Mitte; Abdomen
des @ am Ende nicht erweitert und auch nicht besonders behaart.
— Type und einzige Art:
40. Melisoides lobata Strand n. sp.
9. Flügel schwarz mit starkem, blauviolettlichen Glanz.
Fransen schwarz ohne Glanz, und so ist auch die Basis der Flügel.
Unterseite schwarz, glanzlos, aber mit schwachem, violettlichem
Ton. Körper schwarz, mit mehr oder weniger bläulichem Glanz,
der an der Rückenhälfte des Abdomens am deutlichsten ist.
Scheitel, Halskragen vorn, ein breiteres Rückenquerband an der
Basis und 5—6 linienschmale Querbinden im mittleren Drittel
des Abdomens, die Spitze des letzteren, alle Tarsen, Spitze der
Tibien, eine Längsbinde an der Vorderseite der Femoren orange-
farben. Vor den schmalen, gelben Rückenquerbinden des Ab-
domens findet sich eine breitere hellgrauliche Querbinde, und so
ist auch der mit Andeutung gelber Querbinden versehene Bauch
gefärbt.
Flügelspannung 44, Flügellänge 21,5, Körperlänge 16 mm.
Gen. Euchromia Hb.
41. Euchromia lethe F.
11 &: Nkolentangan 23. XI. aus Raupe, Bibundi 11. XII. am
Pflanzungsrande fliegend, 1.—15. I., 1.15. XI., am 19.X. auf
Blüten eines Baumes, 1.—15. V., Alen 29. VI. aus Raupe, Makomo
(Ntumgebiet) 10. IV., Mokundange 1.—15. VII., „Spanisch-Guinea‘‘
— 89: Mokundange 28. VII. aus Raupe, 16.—30. VI., Bibundi
4. u. 7. I. aus Raupe, 19. X., 1.—15. I., Makomo 17. V, aus Raupe.
hiv für Nat hichte
Archiv ee ic 13 6. Heft
194 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
Über die ersten Stände von Zuchromia lethe F. berichtet
Teßmann folgendes: „Raupe (Taf. II Fig.7) 2 cm lang, dick pelzig
behaart vom 3. Ringe an, 2. und 3. mit zwei langen, schwarzen
Haarbüscheln. Pelzige Behaarung rotbraun, aufden Seitenschwarze,
mehr federartige Haarbüschel, ebenso etwas schwarz untermischt
auf den vorderen und hinteren Ringen, letzter Ring mit etwas
längerem, schwarzem, federartigem Haarbüschel, sonst Grund-
farbe der Raupe gelb, wie auch Kopf, Ring 1—3 schwach schwarz
behaart. Die Raupe lebt an sehr vielen verschiedenen, niederen
Pflanzen und Gesträuch, hauptsächlich an Winden, aber auch
z.B. an Kakao u.a. Pfl. gefunden. Puppengespinst (Taf. II Fig. 7a)
weich, aus Haaren gebildet, frei an Stengeln usw.; Grundfarbe
gelb, etwas schwarz untermischt. Raupe sehr gemein in der
Pflauzung und auf lichten Plätzen, im Urwald aber nicht.
Schmetterling überall häufig, massenhaft an Blüten des Strauches
atiion [wohl Pfanzenname in der Sprache der Eingeborenen] sowie
an Waldrebe.‘
Die am 28. Juli ausgekrochene weibliche Euchromia lethe von
Mokundange stammt aus einer am 25. Juli an einem Stengel
sitzend gefundenen Raupe.
42. Euchromia sperchia Cr.
8&: .Bibundi 1.—15.1., 16.—30.X., Alen 16.—31.X.,
1.—15. VIII, 29. XI. Makomo (Ntumgebiet) 8. V., grasreiche
Stelle, Weg nach Majo; Myong-Jaundestation 28. IX. ‚in Copula
am Gras sitzend“. — 8 @: Myong-Jaundestat. 28. IX. „in Copula
am Gras“, Alen 16.—31.X., 16.—30. XI., 16.—30. IX., 1.—31.
VIII., Nkolentangan 23. XI. aus Raupe, Makomo 25. IV.
Fam. Hypsidae.
Gen. Caryatis Hb.
1. Caryatis phieta Dru.
1&: Mokundange 27. VI. im Zimmer fliegend, 3 2 ebenda
1.—15. VII. und 24. VII., abends im Zimmer fliegend.
Gen. Eligma Hb.
2. Eligma duplicata Auriv.
1 @: Bibundi 16.—31. XII.
Gen. Carpostalagma Karsch
3. Carpostalagma viridıs Plötz
6%: 1 ,„Spanisch-Guinea“, 5 von Bibundi 18. XI. auf
Blättern sitzend oder fliegend, Weg nach Bomana, 1.—15. V.,
16.—30. X. — 5 2: ] „Spanisch-Guinea‘“, 1 Bibundi 5. II., auf
dem Wege nach Bomana im Hochwald fliegend, Alen 1.—15. XIl.,
1. VIII, 16.—30. XI.
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 195
Gen. Hypsa Hb.
4. Hypsa undulifera WIk.
Zwei Exemplare von Mokundange: 9. Juli aus Raupe, die
am 7. Juli an Liangopo-Büschen gefunden wurde; 19. Febr. im
Natterflußbett fliegend. .
5. Hypsa aphidas Hopff. (baumanniana Karsch).
2Q@: Mokundange 23. VII. aus Raupe und 28. VI., abends
an die Lampe fliegend. |
Gen. Sarothroceras Mab.
6. Sarothroceras pallida Druce (allaudi Mab.).
2&: Alen 18. VIII., fliegend, Weg nach Malen; Bibundi
24. X., abends an der Lampe gefangen. — 1 2: Buea 15. XI., Weg
auf dem Kamerunberg, Wald, 1300 m.
Gen. Phaegorista Bed.
7. Phaegorista similis WIk.
1&: Makomo 17.H. — 12: Alen 12.X.
Fam. Noctuidae.
Unterfam. Agaristinae. *)
Gen. Xanthospilopteryz Wallgr.
1. Xanthospilopteryx poggei Dew.
1 2: Nkolentangan.
2. Xanthospilopteryx pallida Wlk. ab. mabillei Bart.
Alen: 1& 29. XII. aus Raupe, 1 2 25. VIII., fliegend, Weg
nach Makonanam.
3. Xanthospilopteryx karschi Holl.
1&: Nkolentangan.
4. Xanthospilopteryx tessmanni Strand n.sp. .
1 2: Kamerun, Makoma 9. II. 1906, abends im Hause fliegend.
Aus der Verwandtschaft von X. melanosoma Druce und nigri-
dorsa Mab.
9. Körper schwarz, weiß gefleckt sind Thoraxrücken,
Tegulae, Halskragen, Scheitel und Palpen, am inneren und äußeren
Rande der Augen ist ein weißer Strich, und solche finden sich
auch an den Coxen, an der Basis der Femoren ein weißer Fleck.
Abdomen an der Spitze mit einigen orangegelben Haaren. —
Vorderflügel schwarz mit folgenden chromgelben Zeich-
nungen: die gewöhnliche postmediane Querbinde, die etwa wie
bei signata Bart. sich verhält, 5,5 mm breit, außen fast quer-
geschnitten, innen bloß in dem Felde 3 seicht ausgerandet, hinten
breit abgerundet und vom Saume um 2 mm entfernt; die sub-
mediane Binde verläuft parallel zu der postmedianen, ist durch die
Mittelrippe nicht deutlich in 2 Flecke geteilt, die vordere Hälfte
*) cf. Strand (1): Was sind „Agaristidae“? In: Fauna Exotica 1912.
» (2): Agaristinae. In: Aurivillius et Wagner, Lepidop-
terorum Catalogus. Berlin (W. Junk) 1912.
lar 6. Heft
196 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
derselben ist in der Mitte 4,5, an beiden Enden 5,5 mm breit,
während die hintere Hälfte (‚Fleck‘), die bis zur Dorsalrippe
reicht, hinten breiter als vorn und etwa birnenförmig erscheint;
am Analwinkel ist ein abgerundeter, im Durchmesser 3 mm
messender Fleck, ferner finden sich im Wurzelfelde 3 kleine, gelbe
Flecke am Vorderrande, ein etwas größerer in der Zelle, 3 im
Felde 1b und einer in der Mitte des Hinterrandes. Ein kläulicher
Fleck findet sich am Vorderrande in dem Basalfelde und bläu-
liche Schuppen hier und da in der Wurzelhälfte und zwischen den
beiden gelben Binden. — Hinterflügel chromgelb mit
schwarzer Saumbinde, die an der Spitze etwa 5 mm, an der Rippe 4
etwa 2,5, an 2, wo eine kleine, zahnförmige Erweiterung nach
innen vorhanden ist, etwa 4 mm breit; außerdem ist die Wurzel
des Flügels in einer Länge von 7 mm schwarz, und schwärzliche
Beschuppung findet sich am Innenrande. Die Fransen beider
Flügel schwarz, an der Flügelspitze weiß. — Unterseite
wie oben, jedoch erscheint das Basalfeld der Vorderflügel weniger
gefleckt, bloß ein Fleck in der Zelle und ein kleinerer auf dem
Retinaculum sind gelb, ferner ist gelbliche Färbung am Hinter-
rande des Wurzelfeldes vorhanden, und blauweißliche Schuppen
finden sich im Costalfelde. — Flügelspannung 67, Flügellänge 37,
Körperlänge 26 mm.
Anm. Xanthospilopteryz discosticta Hamps. (in: Proc. Zoolog.
Soc., 1919, II. [August 1910]) ist Synonym zu X. limbomaculata
Strand (in: Societ. Entomol., 24, p. 108 [15. Oktober 1909)).
3. Xanthospilopteryx batesi Druce.
18 von Nkolentangan.
Das Exemplar weicht von der Originalbeschreibung (in:
Ann. Mag. Nat. Hist., (8) '5, 1910, p: 395) durch folgendes ab: Im
Vorderflügel finden sich blaue Flecke im ganzen Wurzelfelde, und
diejenigen im Costalfelde liegen deutlich hinter dem eigentlichen
Rande, ein ganz kleiner, gelber Fleck findet sich in der Zelle, die
Fransen im Vorderflügel zeigen im Analwinkel einige weiße Haare,
an der Unterseite der Hinterflügel erstreckt sich der gelbe Streifen
beiderseits des Vorderrandes der Zelle, biegt sich dann außerhalb
der Diskozellulare nach hinten um und erstreckt sich als ein ganz
schmaler Streifen längs des Hinterrandes der Zelle gegen die Basis.
Flügelspannung 75, Flügellänge 38 mm.
Gen. Metagarista WIk.
6. Metagarista maenas H. Sch.
1 8: Nkolentangan. Je ein 2 von ebenda 3. XII. und 10. XII.
aus Raupe, 1 2: Alen, Makomo 1.—15.X. -
7. Metagarista triphaenoides WIk.
1 2: Nkolentangan.
a a a ERIUMTD: Ba a 245 ‚2°
ehe 78. Jahrgang. 1912. Aeans‘ ®
TESSMANN gez.
Lichtdruck von Albert Frisch, Berlin W.
5
[ss]
E
[ee]
©
Fr
(=
© p.
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 197
Gen. Tuerta WIk.
8. Tuerta chrysochlora Wlk.
1 2: Makomo, Ntumgebiet, 12. V. 06, am Wege nach Majo
fliegend.
Gen. Omphaloceps Hamps.
9. Omphaloceps triangularis Mab.
18: Bibundi 25. XIL., auf dem Wege nach Bomana fliegend.
Gen. Misa Karsch
10. Misa cosmetica Karsch
1&: Spanisch-Guinea. — 19: Alen 13.1. aus Raupe.
2 sieht dem Z sehr ähnlich, ist aber größer (Flügelspannung
50, Flügellänge 26 mm, Körperlänge 19mm), die Querbinden
sind weiß, die der Vorderflügel ist vorn nur 2, hinter der Zelle
dagegen 5, am Innenrande kaum 4mm breit. Die Binde der
Hinterflügel ist in der hinteren Hälfte 6,5 mm breit, in der Mitte
vom Saume um 7,5 mm’ entfernt. Körperfärbung wie beim {,
Thoraxrücken hat an der einen Seite einen roten Fleck, der an der
anderen auch nicht angedeutet ist.
Gen. Massagidia Hamps.
11. Massagidia hesparia Cr. (demena Druce).
Alen, je 12 15.X. und 16.—31. VIll.
Tafelerklärung.
Tafel LI.
Fig. 1. Raupe von Nudaurelia dione F.
Br 5 ‚„ Acherontia atropos L.
HD, 1; „„ Nephele peneus Cr.
38.’ Puppe 7 ,, r A
„ 4. Raupe ‚„ Hippotion osiris Dalm.
De ze) „ Someropsis viriditincta Strand
1 6 % ‚„„ Alenophalera variegata Auriv.
DNBBEN Puppe ’,; r F ‘
» 7. Raupe ‚„ Zuchromia lethe F.
Na Puppe ;; Bea NER
6. Heft
Neue und wenig bekannte Bienenarten der
neotropischen Region.
Von
Dr. H. Friese, Schwerin i. M.
(Mit 16 Figuren.)
Im folgenden gebe ich eine Anzahl extremer Bienenarten aus
Süd-Amerika bekannt, die durch ihre Größe wie Schönheit der
Farben auffallen. Zugleich liefere ich die Einzelbeschreibungen
zu den Diagnosen jener Schmarotzerbienen, die ich vor Jahren
in den ‚‚Entom. Nachr.‘‘ publizierte. Die damals geplante Mono-
graphie der Melectinae kam nach langer Verzögerung durch be-
sondere Umstände nicht zum ‘Abschluß und ist nunmehr durch
die erneuerten" Arbeiten fürs „Tierreich“ ganz zurückgestellt
worden.
Schwerin, den 10. Juli 1912.
In meinen ‚Bienen Eyropa’s“, vol.1 von 1895, p.9 und
p. 11 habe ich die Subfamilie der Nomadinae in größerem Um-
fange aufgefaßt, als wohl bei genauerer Untersuchung und unseren
heutigen Kenntnissen des Gegenstandes noch angängig ist. Mit
dem tieferen Eindringen in die exotischen Bienengattungen traten
uns auch weitere mit Nomada enger verwandte Genera entgegen
(Osiris, Rathymus, Brachynomada, Doeringiella), so daß wir die
Genera Melecta, Crocisa, Epeolus und Epeolordes der europäischen
Fauna als eigene Subfamilie der Melectinae abtrennen können,
denen sich dann die 4 folgenden neotropischen Bienengattungen,
als: Acanthopus Klug 1807, Mesocherra Lapeletier 1825, Hopli-
phora Lapeletier 1841 und Melissa Smith 1854 anschließen würden.
Unter diesen sind wohl nur Acanthopus (mit Hopliphora und
Melissa) und Mesocheira von wirklich generischem Werte; ich
lasse aber die 4 obengenannten bis auf weiteres bestehen, ein-
gehendere Untersuchungen und das Herbeischaffen weiteren
Materiales abwartend.
A. Ducke in Para gibt nach verschiedenen Versuchen im
Jahre 1900 (Zeitschr. f. syst. Hym. Dipt., vol. 8, p. 44) eine Über-
sicht der mit Melissa verwandten Bienengattungen und gelangt
zu 6 Genera, wovon ich also Thalestria Sm. und Otenioschelus
Rom. zu Acanthopus (resp. Melissa) ziehen möchte.
Sehr wertvoll sind auch Ducke’s Ausführungen über die
Arten von Hopliphora (l.c. p. 47) als velutina, funerea, diabolica
und superba. Ich kann seine Auffassung und Begründung dieser
4 Arten vollauf bestätigen. A. velutina und funerea sind gut ($)
Neue und wenig bekannte Bienenarten der neotropischen Region. 199
geschiedene Arten, wenn auch äußerlich täuschend ähnliche
Formen; die beiden andern diabolica und superba ‚wurden bereits
allseitig als gute Species anerkannt. Ich.gebe im folgenden kurz
gefaßte Beschreibungen mit Hervorhebung der besonderen im 3
auffallenden sekundären Geschlechtsmerkmale (Ventralsegmente
4 und 5).
Oxaea nigerrima n. sp. 9.
Der O. rufa im Habitus am ähnlichsten, aber Abdomen
schwarz, Thorax lang schwarz behaart, Flügel schwarzbraun.
Q. Schwarz, schwarz behaart, Kopf und Thorax dicht runzlig
punktiert, matt, Clypeus verworren gerunzelt, mit erhabenen
glatten Stellen, glänzend, Labrum längsriefig, vor dem Ende
gekielt, glänzend, Nebengesicht äußerst fein gerunzelt, mit ein-
zelnen großen und flachen Punkten, Augen grün, Antenne schwarz
Antennenbasis, Schaftende und Geißelglied 1 am Ende und Basis
von 2 rot; Gesicht spärlich weißlich behaart. Thorax dicht und
kurz samtartig schwarzbraun behaart. Abdomen punktiert, die
niedergedrückten Endränder äußerst fein skulpturiert, ganz matt,
Segment 5 weiß behaart, mitten am Endrande und das 6. seitlich
dicht schwarzborstig, Analplatte groß, viereckig, matt und fast
kahl. Ventralsegmente äußerst dicht und höckerig gerunzelt,
kurz schwarzborstig, die Ränder kurz schwarzbraun befranst,
1—2 (und auch 3) mitten mit mächtigem gelbweißem Haarbüschel,
der dicht mit Pollen gefüllt ist (= Vergrößerung des Beinsammel-
apparat!). Abdomen an den Seiten mit langen, weißen Haaren
gefranst. Beine schwarz, schwarzbraun behaart, Scopa schwarz,
auf der Unterseite des Femur aber sehr lang und weißlich, Calcar
rot. Flügel schwarzbraun, mit bläulichem PR: Adern und
Tegulae schwarzbraun. L. 185mm, Br. 61, m
1 2 von Vera Cruz in Mexiko; durch Prof. F Baker erhalten,
Centris (Hemisia) bakeri n. sp. S.
Der C. vidua nahestehend, aber Thorax ganz schwarz behaart
und Beine III gelblich behaart.
d. Schwarz, schwarz behaart, Clypeus und Labrum gelb,
sowie. der Vorderrand des Stirnschildchen, Clypeus und Labrum
einzeln und grob punktiert, Mandibelende rotgelb gefleckt, An-
tenne schwarz. Schaft etwas verdickt. Thorax überall dicht
schwarz behaart. Abdomen schwarz, dicht fast runzlig punktiert,
Segment 4 (3)—7 mehr weniger rotbraun gefärbt, Segment 1—4
sparsam kurz schwarz behaart, 5—7 rotgelb behaart, Analplatte
4-eckig, abgestutzt. Ventralsegmente, ebenso Beine, schwarzbraun,
Tarsen rotbraun, schwarz behaart, Beine III auch schwarz be-
haart, Tibie III und Tarsen lang gelblich behaart. Flügel schwarz-
braun, Adern und Tegulae schwarz. L. 16—18 mm, Br. ”— 71, mm.
2<& von Morelos und Guadalajara in Mexiko. Durch Prof.
F. Baker erhalten.
6, Heft
200 H. Friese:
Centris (Hemisia) metathoraeiea n. sp. S 9.
Der ©. vidua Mocs sehr nahestehend, aber Scutellum und
hintere Thoraxwand auch weißlich gelb behaart. |
9. Schwarz, dicht schwarz behaart, wie ©. vidua Mocs. $,
Kopf lokal einzeln punktiert und gelblich behaart, Clypeus vor-
gezogen und ausgerandet; gelb sind: Clypeus bis auf 2 große
eirunde, schwarze Basalflecke, Nebengesicht, Clypeus, Mandibel-
basalhälfte und Antennenschaft vorne. Thorax ebenfalls weißgelb
behaart, aber eine breite schwarzhaarige Binde umgürtet die
Thoraxmitte und trifft unten auf die Beine II und III. Abdomen
schwarz, fein punktiert, glänzend, Segment I—3 ganz schwarz
und fast kahl, nur am Rande von 2—3 mit feinen, hellen Haaren,
4 dicht abstehend gelblich behaart, 5—6 rotgelb, fast kahl, nur
am Endrande rostrot beborstet. Ventralsegmente dicht punktiert,
braun, Segment 1 und 5—6 rotgelb, alle Segmente lang, gelblich
gefranst, besonders das 5. Beine schwarzbraun, schwarz behaart,
I gelblich behaart, Tarsen rostrot, Tarsenglieder 1—4 in eigen-
artig gekämmte Lamellen verlängert. Flügel braun, Adern und
Tegulae schwarzbraun. L. 16—17 mm, Br. 6—7 mm.
d genau wie 9, nur Segment 5—7 rotgelb gefärbt und hell
behaart, Gesicht genau wie beim 9. L. 15—16 mm, Br. 7 mm.
10 ?und 1 S von Guayaquil (im Gebirge), Ecuador; v.Buch-
wald leg.
Bestimmungstabelle
für die Genera der neotropischen Melectinae.
| Scutellum flach, in der Mitte des Hinterrandes in 2 dachartig
vorspringende Lappen ausgezogen, Kopf, Thorax und
| Abdomenbasis meist braun, Körper klein (Crocisa)
ES 1. Mesocheira Lep.
|
Scutellum einfach, nicht nach hinten vorragend, 2—4-höckerig,
Körper oft lebhaft metallfarben oder lang schwarz be-
haart — 2
Körper groß und dick, hummelartig schwarz behaart, Abdomen
9 ohne weiße Filzflecke — 3. Hopliphora Lep. 1841
“ ) Körper sparsam und meist blaugrün, metallisch befilzt, Ab-
domen oft mit weißen Filzflecken — 3
| Beine III auffallend verlängert und einseitig strahlenartig lang
behaart, Körper sehr groß, L. 20—22 mm.
3 2. Acanthopus Klg. 1807
| Beine III einfach, kaum behaart — L. 10—15 mm.
4. Melissa Sm. 1854.
Übersicht
der Arten obiger 4 Genera.
1. Mesocheira Lep.. 1825.
1. M. bicolor Lep. & %. 2. M. pulchella Holmbg. 2.
Neue und wenig bekannte Bienenarten der neotropischen Region. 201
2. Acanthopus Klug 1807.
1. A. splendidus Klg. $ 9; var. modestior Ducke; var. excellens
Schrottky. 2. A. iheringi Grib. S 2.
3. Hopliphora Lep. 1841,
1. HZ. velutina Lep. $ 9. 2. H. funerea Sm. $ 2. 3. H. dia-
bolica Friese {< Q. 4. H. superba Ducke & 2.
4. Melissa Sm. 1854.
1. M. azurea Lep. $ 2. 2. M. regalis Sm. S 2. 3. M. decorata
Sm. d 2. 4. M. imperialis Friese 9. 5. M. guedesii Ducke 9.
6. M. friesei Ducke J Q. 7. M. violacea Friese 9. 8. M. viridis
Friese 2. 9. M. chalyhaea Friese S 9. 10. M. jenseni Friese $ 9.
11. M. tucumana Friese 9. 12. M. asteria Sm. dJ 2. 13. M. macu-
lata Friese Z 9. 14. M. alboguttata Ducke Z. 15. M. pretiosa
Friese d. 16. M. pilicrus Friese $ 9. 17. M: duckei Friese & 2.
18. M. goryi Rom. $ 2 (= sericea $). ?19. M. gayi Spin. $S
(Epiclopus). ?20. M. lendliana Friese d 2 (Epiclopus). ?21. M.
smaragdina Sm. d 2 (Thalestria). 122. M. caerulea Friese 9
(Thalestria).
Anhang.
23. M. ornata Spin. $. 24. M. insignis Sm. dQ. 25. M.
“ charruana Holmbg. 3. ?26. M. caerulescens Lep. 2 (Mesonychium
= ? M. viridis Friese). ?27. M. senex Taschbg. 5 2 (Melectoides).
Bestimmungstabelle
der Hopliphora-Arten (n. Ducke u. erweitert).
Körper schwarz, dunkel behaart, Kubitalzelle 2 nicht breiter
1 als die 1. — 2
| Thorax und Segment 1 leuchtend gelb behaart; Kubitalzelle 2
sehr breit, viel breiter als die erste — H. superba Ducke
[Abdomen grünlich oder bläulich befilzt, Kubitalzelle 3 nach
vorne kaum enger werdend — 3
9 Abdomen wie der Thorax tiefschwarz behaart, Kubitalzelle 3
nach vorne stark verengt, oft fast gestielt und viel kleiner
als eine jede der untereinander fast gleich großen Kubital-
zelle 1 und 2 — H. diabolica Friese.
[ Calcar der Beine II tief gegabelt, mit sehr breiten Gabelzinken;
Kubitalzelle 2 die kleinste von allen; $ Ventralsegment 4
und 5’einfach und schwarz gefranst. L. 13 mm, Br. 71, mm.
H. velutina Lep.
Calcar der Beine II nur seicht gegabelt mit feinen Gabelzinken;
3 Kubitalzelle 3 die kleinste, auffallend schmal, mit ge-
bogenen, aber ziemlich parallelen Seitenadern. & Ventral-
segment 4 tief halbkreisförmig ausgebuchtet und mit
langen, schwarzbraunen Wimperborsten überall dicht be-
setzt, die Borsten weit abstehend, L. 16 mm, Br. 7” mm.
H. funerea. Sm.
6. Heft
202 H. Friese:
Die Bestimmungstabelle der Melissa-Arten zeigt noch zu
große Lücken in betr. der Männchen, und ohne diese Tiere ist es
schwierig, die Arten genügend sicher auseinander zu halten.
Hopliphora velutina Lep.
1825. Mesocheira v. Lepeletier, 2? — Encyel. meth. Ins., vol. 10,
pP. 108.
1841. Hopliphora v. Lepeletier, £? — Hist. nat. Insect. Hym.,
vol. 2, p. 458.
1902. Oxynedes beroni Schrottky, J 2 in: Revist. Mus. Paulista,
vol. 5, p. 492.
1908. Hopliphora velutina Ducke, in: Z. Hym. Dipt., vol. 8, p. 47.
1841. ,„Q. Caput nigrum, mandi-
bularum apicelatapiceo,antennae 1 ee
nigrae; thorax niger, nigro to-
mentosus; abdomen nigrum, pilis
brevibus nigris tomentosum, seg-
mentis 2—5 violaceo micantibus,
anus (6.) supra nudus; pedes
nigri, nigro villosi; alae violaceo
fusciores. L. 8 lignes (= 18 mm).
Campos Geraes (Brazil).‘
Q. Schwarz, samtartig schwarz R Ke ;
behaart, auch auf Segment il Hopliphora velutina Lep. & (/, nat. Gr.)
Segment 2 kurz filzig behaart, 3—5 schwach blaugrün befilzt,
6 dreieckig kahl mit aufgebogenen Rändern (= Analplatte);
Ventralsegmente schwarzfilzig, 6 schmal, dreieckig, kahl, dicht
runzlig punktiert und scharf gekielt. Beine schwarz, Calcar der
Beine II tief gegabelt, äußere Zinke groß und scharf dreizähnig.
Flügel schwarzblau, 2. Kubitalzelle etwas kleiner als 3. L. 17 mm,
Br. 8 mm.
gä wie 9, aber Mandibelende gelb, Clypeus mit einzelnen ein-
gestreuten weißen Haaren; Segment 4—6 blaugrün befilzt;
7. schmal, tief ausgerandet, die beiden gerundeten Lappen mit
gelblichem Ende. Ventralsegmente schwarz befilzt, 4-5 ganz-
randig, aber ziemlich dicht und lang schwarz bewimpert, Tibie III
und Metatarsus gekrümmt. L. 17mm, Br. Smm.
5 2 mehrfach von Campinas (Saö Paulo), wo sie Ende Januar
1903 an Crotallaria paulinia flogen (C. Hempel leg.; nach
C. Sehrottky bei Jundiaby am 20. Januar 1900, nach
M. Beron Parasit von Bombus carbonarius Handl.; nach Ad.
Ducke bei Almeirim am Nordufer des Amazonas.
Hopliphora funerea Sm.
1854. Eurytis funereus Smith, ? — Cat. Hym. Brit. Mus., vol. 2,
D- 20%
1908. Hopliphora funerea Ducke, in: Z. Hym. Dipt., vol. 8, p. 47.
Neue und wenig bekannte Bienenarten der neotropischen Region. 203
1854. ,„9Q. Black, entirely clothed with short velvety
pubescence; wings of a purple black; calcar of tibiae II elongate,
bidentate at its apex; the calcar is rounded exteriorly and flattened
beneath, the edges finely serrated; the
calcaria of tibiae III are also flattened
beneath and the edges serrated. Ab-
domen acute at its apex, the pubescence
having a gloss similar to velvet, of a
somewhat bluish tinge, the apical seg-
ment (6) beneath having a central longi-
tudinal carnia. L. 7 lines (= 15 mm).
Santarem (Brazil).‘“
Q. Schwarz, schwarz samtartig
behaart, der M. velutina täuschend
Fig, 2. a8 Ä £ ;
Hopliphora funerea Sm. d ähnlich, aber kleiner und Kubital-
Er nal (GE) zelle 3 am kleinsten, Calcar der Beine II
nur seicht gegabelt, äußere Zinke mit nur 2 Zähnchen. L. 15 mm,
Br. 7.mm.
g wie 9, auch der Clypeus im Gegensatz zu M. velutina $
schwarz behaart, Segment 4—6 blaugrün befilzt, 7 schmal, nur
- mit ausgebuchtetem Endrand, Ventralsegmente schwarz befilzt,
4 und 5 breit ausgerandet und mit sehr langen,
dichten, schwarzen Wimpern versehen, 5 spärlich wie bei M.
velutina bewimpert. Tibia III gerade, Metatarsus kaum gebogen.
L. 15 mm, Br. 7 mm.
g von Villa Rica (Paraguay) und Drainha am Amazonas.
Q von Asuncion (Paraguay), von Almeirim und bei Para im
April—Mai (Ducke leg.); 2? auch von Santarem, Obidos und
Prainha (Ducke).
Hopliphora diaboliea Friese.
1900. Melissa d. Friese, ? in: Ent. Nachr., vol. 26, p. 65.
Fig. 3
Hopliphora diabolica
Friese
d (°/, nat. Gr.)
1902. Oyphomelissa pernigra Schrottky, d 2
in: Revista Mus. Paulista, vol. 5,
p- 494.
1908. Hopliphora diabolica Ducke, in: Z.Hym.
Dipt., vol. 8, p. 47.
9. Nigra, corpulenta, nigro - velutina,
capite thoracis que parte anteriore fuligi-
noso-(atro-)hirsutis, antennis fuscis; segmenti
medii area opaca, pedibus nigris, calcari inter-
medio valde dilatato, apice bilobato, lobo
interiore spiniformi, exteriore fere cochleari-
formi, margine denticulato; alis fuliginosis,
cellula cubitali 3. fere semicirculari.
Q. Schwarz, sehr korpulent und gedrungen, samtartig schwarz
behaart; Kopf und Vorderteil des Thorax dicht schwarz behaart;
Clypeus einzeln und grob punktiert, dazwischen sehr fein und
6. Heft
204 H, Friese:
dicht; Labrum grob gerunzelt; Fühler schwarzbraun, 2. Geißel-
glied fast so lang wie das 3. Thoraxskulptur durch die dichte Be-
haarung verdeckt, Scutellum auch stark 2-höckerig: Area des
Mittelsegments matt. Abdomen fein und dicht runzlig punktiert,
schwarz samtartig behaart; Ventralsegmente schwarzbraun, fein
punktiert und schwarz befilzt. Beine schwarz- bis rotbraun,
Sporn der Beine sehr stark verbreitert, zweiteilig, innerer Stiel
dornartig, äußerer Lappen löffelartig mit gezahntem Rande.
Flügel ganz einfarbig braun, Adern und die fein punktierten
Tegulae rotbraun; Kubitalzelle 3 halbkreisförmig und °/, so groß
wie die 2., die 2, so groß wie die 1. — 20—21 mm Ig., 9 mm breit.
1 2 von Saö Leopoldina (Espirito Santo); S8.-Brasil.
d wie 9, aber überall schwarz .behaart, Segment 7 schmal,
tief ausgerandet, daher 2-dornig; Ventralsegment 4—5 breit aus-
gerandet und dicht mit langen, schwarzen, abwärts gebogenen
Wimperhaaren besetzt, 6. grob punktiert, schwarz gefranst.
L. 19mm, Br. 81, mm.
Inzwischen erhielt ich mehrere @ und $ von Campinas (Saö
Paulo) durch C. Hempel, der die Art am 25. Februar 1903
häufig an Crotallaria paulinia fing; diese ? waren alle’ gleich-
mäßig und samtartig schwarz behaart, so daß mein erstes ® (mit
braunem Collare) wohl als nicht ausgefärbtes Exemplar zu
gelten hat.
Hopliphora superba Ducke.
1902. Melissa s. Ducke, & in: Bol. Mus. Para., vol. 3, p. 57%.
1908. Hopliphora s. Ducke, — in: Z. Hym. Dipt., vol. 8, p. 47.
„cd. KRobusta, fere bombifor-
mis, nigra, nigropilosa et nigroto-
mentosa; occipite cum thoracis
dorso densissime flavo velutinis,
scutello 4—gibboso, tubereulis duo-
bus centralibus externis multum
majoribus, metanoto utrinque la-
teribus subdentato, segmento ab-
dominis dorsali 1 fascia discali
transversali nonnihil medio inter-
rupta flavo hirta ornato, segmento Fig. 4
anali bispinoso, segmento ventrali Huplanon in Ducke 5
quarto margine apicali densissime SEN
ac longissime nigrofimbriato, pedibus intermediis: calcare tibiarum
bifido, coxis et trochanteribus apice, femoribus subtus, tiblis
antice scopulis nigris instructis, alis nigro fuscis, cellula cubitali II
ceteris multum majore, nervum recurrentem 1 sat longe ante
apicem recipiente, cellula cubitali III omnium minima, superne
fortissime restrieta. Long. 20 mm.
Colore singulari ab omnibus congeneribus facillime distin-
guenda.“
Neue und wenig bekannte Bienenarten der neotropischen Region. 205
Q — wie d, aber etwas größer, Segment stark zugespitzt,
kahl, mit scharf erhaben gerandeter Analplatte, die grob ver-
schwommen punktiert ist, Bauch schwarzbraun, kaum behaart.
L. 22 mm, Br. Smm.
D’esta bella especie colleccionei 2 exemplares, ambos $, nos
arredores de Obidos nas flores de Dioclea lasiocar pa Mart., 6 e
8 de agosto de 1902.
2 8 bei Obidos auf Dioclea lasiocarpa am 6. und 8. August
1902; $ 2 mehrfach bei Obidos 1904, leg. P. Lecointe.
Melissa decorata Sm.
1854. M. d. Smith, 2? — Cat. Hym. Brit. Mus., vol. 2, p. 280.
1902. M. itaitubina Ducke, £ in: Bol. Mus. Para., vol. 3, p. 578,
1908. M. decorata Ducke, $ $ in: Z. Hym. Dipt., vol. 8, p. 100.
Q. Praecedenti (M. friesei) characteribus morpbologicis: simi-
lis, sed differt: calcare tibiarum inter-
mediarum longiore, profundius bifido; alis
anticis apice distinetius maculatis, nervo
recurrente 1. basi extremae cellulae cubi-
talis 3 inserto; antennis nigris, facie et
mesonoto cum scutello distincte viridi-
cyaneo-tomentosis, abdomine superne sat
nitido, splendide azureo tomentoso basi seg-
mentorum nigro-micante, segmento 1 basi
utrinque lateribus macula pilorum alborum,
Fig. 5 E : F 2 &
Melissa deeorata Sm. d 2.-—D. lateribus maculis parvis tomenti albi
Di ARCHE) ornatis, pedibus, praesertim postieis, splen-
dide azureo-tomentosis, tibiis posticis magis curvatis. Long. 9
141, mm, Br. 6mm. 3 151%, mm, Br. 64, mm.
Beim $ ist der Kopf weiß bis weißgelb behaart, beim $
Kopf und Thorax teilweise gelb behaart; Calcar der Beine II tief
gegabelt, die innere Zinke mit 3 Zähnen. Valvula analis undeut-
lich abgesetzt, befilzt, sonst fein punktiert.
1 2 von Chiriqui ( Panama) und verschiedene Z ® von Itaituba
am Tapajoz, von Obidos und Alemquer am Amazonas, im August.
Ich verdanke A. Ducke einige typische Exemplare.
Melissa imperialis n. sp. 9.
M. imperialis ist die größte der grünblau schillernden Arten,
der M. regalis Sm. aus Brasilien nahestehend, aber ohne weiße
Behaarung, und Segment 6 schwarzbraun behaart.
Q. Metallisch grün schillernd, Clypeus zurücktretend, Kein
dicht schwarz behaart, Antenne schwarz, Geißelglied 2 kürzer
als 3, 3=4. Ander Antennenbasis mit en weißen Haaren;
Mesonotum, soweit es nicht von den blaugrün schillernden Schuppen
bedeckt, schwarz, fein und dicht gerunzelt, matt, mit 3 einge-
drückten Längslinien und einzelnen großen Punkten; Scutellum
blau, 2-höckerig. Abdomen dicht blaugrün anliegend behaart,
- 6. Heft
206 H, Friese:
Segment 6 schwarzbraun. Ventralsegmente mit einzelnen groben
Punkten, die durch die blauviolette, anliegende Befilzung durch-
scheinen, 5—6 schwarzfilzig, 6 mit roter Spitze und scharfem
Längskiel. Beine schwarz, Tarsen rotbraun, schwarz behaart,
Außenseite blaugrün befilzt, Tibie II und III in Dorn endend,
auch Tarsenglied 1 der Beine II, Calcar II breit, gegabelt, vordere
Zinke innen mit 4 Kammzähnen, Calcaria III schwarz, breit, der
hintere Calcar doppelt so lang als der vordere, Ende stumpf.
Flügel gebräunt, Adern, Tegulae schwarz, Tegulae mit blau-
grünen Filzhaaren. L. 17—18 mm, Br. 615 mm.
Morelos (Mexiko) ein 2 von Prof. F. Baker erhalten.
Melissa guedesii Ducke.
1902. ..M. g.. Dücke, Q.in:; Bol. Mus: Para,, vol; 3,'p. 5%.
» 2. Robusta, nigra, fere ubique veridicyaneo-tomentosa,
capite thoraceque nigro., albo-et flavo-pilosis,
mesonoto nitidulo, sat dense subtiliter punc-
tulato et punctis profundioribus sed parum
crassioribus consperso, scutello 4. tuberculato,
abdomine supra modice nitidulo, sine maculis
tomenti albi, solum segmento 1. lateribus
utrinque pallide flavescenti piloso, segmento
anali area pygidiali laevissima, ventre fusco,
vix cyanescenti-tomentoso, sed segmentorum
angulis posticolateralibus maculis tomenti
albi sat magnis sed obsoletis ornatis, 5. medio Fig. 6
obsolete, 6. distinete carinato, pedibus viridi- Melissa guedesii Ducke 2
cyaneo-tomentosis, intermediis tibiarum cal- le
care profunde bifido, metatarso apice in dentem triangularem
modice longum producto, alis fere hyalinis, apice vix infuscatis,
cellulis cubitalibus omnibus inter se fere aequalibus, nervo re-
currente 1. extremae basi cellae cubitalis 3. inserto, nervo re-
currente 2. sat longe ante apicem cellulae cubitalis 3. inserto.
Long. 17 —181, mm, Br. 64, mm.
M. sericeae Guer. sat affinis, sed pilositate capitis thoracisque
tricolore et metatarsis intermediis apice dentatis statim cog-
noscenda.
Der M. decorata Sm. ähnlich, aber Valvula analis scharf be-
grenzt, glatt und glänzend; Kopf und Thoraxseiten gelb behaart.
Bei Para auf Dioclea lasiocarpa am 30. August 1899, auch
bei Alemquer am Amazonas. Ich verdanke dem Autor einige 2
Exemplare von Para.
Melissa friesei Ducke.
1902. M. fr. Ducke, Q in Bol. Mus. Para. vol. 3, p. 578,
» 9. Modice robusta, nigra, antennis subtus ferrugineis,
capite albido- thorace albido- et nigro-piloso, mesonoto dense
subtiliter et sparsim sat crasse punctato, parum virescenti-tomen-
Neue und wenig bekannte Bienenarten der neotropischen Region. 207
toso, scutello 4—gibboso, abdomine supra nigrocaeruleo-tomen-
toso, parum nitido, segmento dorsali 1. basi utrinque macula
pilorum grisescentium, 1.—5. utrinque angulo posticolaterali
macula parva tomenti albi ornatis, segmento ventrali 5. obsolete,
6. distinete longitudinali-carinato, pedibus obsolete cyanescenti-
tomentosis, intermediis calcare tibiarum bifido et metatarso apice
longe dentato, alis fere hyalinis, apice parum submaculiformi-
infumatis, cellula eubitali 1. et 2. subaequalibus, 3. ceteris minore,
supern emodice restricta, nervo recurrente 1. apici
extremo cellulae cubitalis 2. inserto, nervo re-
currente 2. sat longe ante apicem cellulae cubi-
talis 3. inserto, tegulis ex parte ferrugineis. Longi-
tudo corporis 121,—14 mm, Br. 5 mm.
d. Ut 2, sed facie maxima ex parte, meso-
noto antice fascia transversali, mesopleuris antice
fascia verticali densissime laete flavohirtis, seg-
mento dorsali ultimo bispinoso, ventrali 4. apice
Fig. 7 profunde emarginato, sed breviter ciliato. Long.
Melissa frieseiDucke d 12—14 mm, Br. mm.“
Agenda Q mit langer, schmaler Valvula analis, sonst
der M. decorata und regalis sehr ähnlich und nur im d\, das
sehr auffallend gelb behaart ist, leicht zu unterscheiden.
Bei Obidos im Juli und August 1902; auch von Alemquer
(Para) im Juli; 1 $ von Villa Rica (Paraguay).
Melissa violacea Friese.
1900. M. v. Friese, 2? in: Ent. Nachr., vol. 26, p. 66.
Q. Nigra, violaceo-tomentosa, M. viridi similis, scutello
bigibboso; abdomine violaceo-tomentoso; pedium intermediorum
calcari apice bidentato; alis fumatis, margine fuligonoso, cellula
eubitali 3. triangulari.
Q, Schwarz, fast überall violett behaart, der viridis sehr
nahestehend; Kopf violett befilzt, nur am Hinterrand schwarz
behaart, Labrum nur schwach konkav, mit einzelnen großen
Punkten; Thorax schwarz behaart, aber oben und an den Seiten
violett. Mesonotum undeutlich und fein punktiert, glänzend,
Scutellum 2-höckerig; Area des Mittelsegmentes nur an der Basis
matt, sonst glänzend. Abdomen fein und dicht punktiert, überall
dicht violett befilzt, an dem abfallenden Teil des 1. Segmentes
und nach dem Ende des Abdomens zu mit langen, abstehenden,
schwarzen Borsten, Ventralsegmente schwarzbraun, fast violett
befilzt, Sporen der Mittelbeine 2-spitzig, Sporen der Hinterbeine
dolchartig. Flügel getrübt; mit braunem Rande, Adern und
Tegulae fast rotbraun, Kubitalzelle 2 so groß als die 1., die 3.
dreieckig und ?/, so groß als die 2., dreieckig mit der Spitze an
der Radialzelle liegend. — 12 mm Ig.
Ein 2 von Saö Paulo (Brasil, Ihering).
6. Heft
208 H. Friese:
Melissa viridis Friese.
1900. M. v. Friese, 2? in: Ent. Nachr., vol. 26, p. 66.
2. Nigra, nigro-hirsuta, scutello bigibboso, segmenti medii
area opaca; abdomine viridi-tomentoso, pilis singularibus albis,
pedium intermediorum calcari haud bifido; alis fumatis, margine
fuliginoso, cellula cubitali 3. triangulari, petiolata.
Q. Schwarz, lang schwarz behaart, die schwarze Kopfbehaarung
stellenweise, besonders an der Fühlerwurzel, mit weißen Haaren
und auf dem Clypeus mit mehr bläulichen Haaren gemischt, sonst
fein und ziemlich dieht punktiert, glänzend; Labrum konkav,
grob punktiert, mit glatter Mittelfurche; Antenne schwarzbraun,
2. Geißelglied rötlich und °/;, so lang als das 3. Thorax dicht und
rauh, fast gerunzelt, aber glänzend, überall dicht schwarz be-
haart; Scutellum 2-höckerig, Area des Mittelsegmentes ganz
matt. Abdomen dicht und fein punktiert, blaugrün befilzt oder
beschuppt, nur abfallender Teil von Segment 1 schwarz behaart,
2.—5. mit einzelnen, zerstreuten Borstenhaaren besetzt, auch der
umgeschlagene Rand vom 3. und, 4. dicht weiß beschuppt; Anal-
platte auf dem 6..länglich mit rundem Ende. Ventralsegmente
schwarzbraun, schwarz befilzt, mit einzelnen längeren Borsten-
haaren, die Endränder mitten und das 5. fast ganz braun befilzt.
Beine schwarz, fast schwarzblau befilzt, mit einzelnen, längeren,
weißen oder schwarzen Haaren besetzt, Sporen der Mittelbeine
einspitzig, vor der gebogenen Spitze aber abgesetzt und sonst
fein gekämmt, Sporen der Hinterbeine dolchartig, Schienen und
Metatarsus der Mittelbeine am Ende und hinten gezahnt. Flügel
getrübt, mit braunem Endrand, Adern braunschwarz, Tegulae
fein und dicht punktiert, schwarz, Kubitalzelle 2 so groß als die 1.,
3. dreieckig, nur 1, so groß als die 2. und an der Radialseite ge-
stielt. — 13%, mm Ig., Thoraxbreite 5 mm, Abdomenbreite 51, mm.
12 von Jundiahy (Schrottky) (Saö Paulo, Brasil);
1 2 von Barbacena (Ducke).
Ducke sagt: ‚„M. viridis Friese, vom Autor von Jundiahy
im Staate Saö Paulo beschrieben, von mir in 3 % bei Barbacena
im Staate Minas Geraes gesammelt, steht unter allen Arten dieser
Gattung am nächsten bei Hopliphora, durch die dichte Behaarung
des Thorax. Sie ist mit M. maculata Friese nahe verwandt, mit
der sie die Gestalt der Schiensporen und die rudimentären Kiefer-
taster gemein hat. — Es ist sehr wohl möglich, daß Mesonychium
caerulescens Lep. hierherzuziehen ist.‘
Melissa ehalybaea 1 n. sp. S 2.
Der M. viridis ähnlich, aber Abdomen fast unbehaart und
dicht stahlblau beschuppt, Calcar der Beine II mit gegabeltem
Ende, $ mit bewehrten Beinen III und verkümmerten Calcaria.
2. Metallisch dunkelblau schillernd, Kopf und Thorax schwarz-
braun behaart, im Gesicht und am Collare mit einzelnen weiß-
lichen Haarbüscheln, Clypeus kurz, gewölbt, mit blau beschuppter
Neue und wenig bekannte Bienenarten der neotropischen Region. 209
Scheibe und Stirn, Labrum lang braun behaart; Antenne schwarz-
braun, 3. Geißelglied rotbraun. Mesonotum fein punktiert, mit
einzelnen blauen Schuppen; Scutellum 2-höckerig, Area fein
punktiert, etwas glänzend. Abdomen sehr fein und undeutlich
punktiert, nur an den Seiten mit einzelnen schwarzen Haaren,
sonst dicht mit blauen, anliegenden und glänzenden Schüppchen
bedeckt, Segment 6 zugespitzt, blau, seitlich schwarzborstig:
Ventralsegmente braun, anliegend braunfilzig, vor dem End-
rande mit Punktreihe, 2—4 seitlich mit kleinem, dreieckigem,
weißfilzigem Fleck, 3—4 breit ausgerandet, 6 parallel begrenzt,
rotbraun und stark gekielt. Beine schwarz, schwarz behaart,
' Tibien außen bläulich, keulig verdickt und dreikantig, Calcar II
gegabelt, äußere Zinke innen 3-zähnig, Calcar III ungleich, der
innere doppelt so lang wie der äußere. Flügel getrübt mit braunem
Spitzenfleck, Adern und Tegulae schwarzbraun. L. 141, mm,
Br. 5 mm.
d wie 9, aber Augen größer, Clypeus und Labrum lang gelb-
weiß behaart, Segment 7 schwarz, klein und viereckig, am Ende
ausgerandet, Ventralsegment 4 tief halbkreisförmig ausgerandet
und lang schwarzbraun beborstet, 5—6 rot gefärbt. Beine III
bewehrt, Femur verdickt, dreikantig, an der Basis nach hinten
mit stumpfem Dorn, Tibie stark keulig, gekrümmt, dreikantig,
mit verkümmerten Calcaria, Metatarsus S-förmig gebogen mit
scharfen Kanten. L. 141%, mm, Br. 5%, mm.
d ® von Brasilien, ohne Angabe eines genaueren Fundortes.
Melissa jenseni Friese.
1906. M. j. Friese, $< 2 in: Flor. Faun. Silkeborg, p. 101.
9. Schwarz, überall blaufilzig behaart,
mit einzelnen langen, abstehenden, schwar-
zen Haaren, die am Kopf und Thorax stellen-
weise dichter stehen, Kopf viel breiter als
lang, aber viereckig, Labrum einzeln punk-
tiert, glänzend; Antennenglied 2 fast kürzer
als das 3. Mesonotum fein und dicht punk-
Fig. 8 tiert, mit einzelnen großen Punkten, Scu-
ee d tellum stumpf 2-höckerig, Area etwas kon-
Da, kav, sehr fein skulpturiert, fast ganz matt.
Abdomen einfarbig blaufilzig, Ventralsegment 5—6 schwach ge-
kielt. Beine schwarz, blaubefilzt, Calcar der Beine II breit,
mit gegabelter Spitze, wovon die vordere Zinke wieder 2—3mal
gezahnt ist. Beine III innen ziemlich schwarz behaart. Flügel
getrübt, Rand breit: gebräunt, Adern schwarz, Tegulae schwarz,
punktiert, vorne blaubefilzt. L. 111, mm, Br. 41% mm.
d wie 9, aber Gesicht und Pronotum lang, weiß, seiden-
glänzend, behaart, Augen größer, Antenne schwarzbraun, Seg-
ment 7 klein, ausgeschnitten, daher 2-zähnig. Ventralsegmente
Archiv RiE ehe 14
6. Heft
210 H. Friese:
schwach bogig ausgerandet, letztes matt, viereckig, etwas konkav.
L. 111, mm, Br. 5 mm.
. . d®R von Santa Rosa, Mendoza (Jensen-Haarup).
Das 2 ist nach der Beschreibung dem Mesonychum caeru-
lescens, Lep., (1315 mm) ähnlich, aber kleiner und nicht schwarz
behaart.
P. Joergensen fand die Art sehr häufig bei Pedregal,
Mendoza, Chacras de Coria, Potrerillos und La Paz von Anfang
November bis 6. März.
Schmarotzer von Ancyloscelis nigerrima; die 2 fliegen längs
den Mauern und über die Erde hin, um die Nester des Wirts zu
suchen.
& 2 besuchen an Blumen: Hoffmannsesgia falcaria, Caesal-
pinia praecox, Lycium gracile, Cucurbitella, Luzerne und viele
andere; vgl. Joergensen 1909 in: Berlin. ent. Z., p. 220.
Melissa tucumana Friese.
1906. M. t. Friese, 2 in: Flor. Faun. Silkeborg, p. 102.
Q. Schwarz,‘ wie jenseni, aber blaugrün
seidenglänzend befilzt, Kopf breiter als lang,
aber mehr dreieckig, Gesicht beiderseits
oberhalb des Clypeus weiß befilzt, Mandibel
sehr lang, sichelartig und weit übereinander-
schlagend, Stirn konkav, unterhalb der
Ocellen gekielt, glänzend und einzeln punk-
tiert, Antenne schwarz, 2. Geißelglied sehr
lang, = 3+4+5-+6; Hinterkopf lang greiß
behaart. Mesonotum fast fein grünfilzig, yyeyisun aid Friese
jederseits bei den Tegulae und auf den eat en ü
Calli humerales greis befilzt, Scutellum
stumpf 2-höckerig.. Abdomen fein und dicht punktiert, durch
feinen blaugrünen Filz dicht bedeckt, 5. am Endrand mit qua-
dratischem, schwarzsamtnen Fleck, 6. fünfeckig, Seitenecken
scharf vorspringend, Spitze fein ausgerandet, dicht schwarz samt-
artig behaart; Bauch matt. Beine schwarz, blaugrün befilzt, alle
Calcarien lang und spitz, besonders bei den Beinen II auffallend.
Flügel getrübt, Rand gebräunt, Adern schwarzbraun, Tegulae
blaugrün befilzt. L. 13—14 mm, Br. 5 mm.
Q von Tucuman (Steinbach). Argentina.
Melissa asteria Sm.
1854. Mesocheira a. Smith, ? — Cat. Hym. Brit. Mus., vol. 2,
p. 282.
Q. Head and thorax black, the face covered with silvery-
white pubescence, a line of similar pubescence passes along the
margin of the vertex and down the outer margin of the eyes;
flagellum rufo-piceous beneath; base of the scape ferruginous
in front. Thorax, tubercles and tegulae in front rufo-
Neue und wenig bekannte Bienenarten der neotropischen Region. 211
piceous; scutellum bituberculate; a line on the collar con-
tinued round the tubercles and the margins of the scutellum
bordered with white pubescence; at the sides of the metathorax
a tuft of white pubescence. Wings hyaline at their base and having
a fuscous cloud at their apical margins, nervures black; spurs
(calear) of tibia II elongate, filiform, slightly bent and notched
at the apex, one side of the notch produced into a sharp spine,
the other side bidenticulate; calcaria of tibia III finely serrated
within. Abdomen conical, of abeautifulbright green,
having a silken texture; the sides adorned with silvery-white
markings; beneath testaceous, having spots a purple colouring,
the sides of the 3 and 4 segments having patches of silvery pu-
bescence. L. 5 lines (= 101, mm), Br. 4 mm.
Mein Exemplar zeigt braune Ventralsegmente, die braun be-
filzt sind. —
d wie 9, auch Mesonotum und Scutellumgegend weißlich be-
haart. Abdomen hellgrün schimmernd befilzt, Segment 1 nur
seitlich mit rundlichem, weißem Haarfleck, 2—3 jederseits mit
ebensolchem Doppelfleck, 4—6 mit ziemlich breiter, schräg nach
‘hinten verlaufender, silberweißer Haarbinde, 7 zweidornig mit
weißlich behaarter Scheibe; Ventralsegment 2 mit weißhaarigem
Scheibenfleck, 4 breit halbkreisförmig ausgerandet und lang
schwarzbraun bewimpert, 6 mit hellbraunfilzigem Mittelfeld.
Tibien außen weiß befilzt. L. 111, mm, Br. 4 mm.
&? von Macapa (bei Para), am. 13.—15. November 1911,
Ducke Jeg.
Melissa maculata Friese.
1900. M. m. Friese, ? in: Ent. Nachr., vol. 26, p. 66.
Q©. Nigra, albido birta, antennis
fuseis, subtus fere rufis, scutello bigib-
boso, lobis lateralibus gibbis; abdomine
caeruleoviridi tomentoso, segmentis 2.—4.
utringue albomaculatis; pedibus nigris,
calcari pedium intermediorum _multi-
RE spinoso; is fere hyalinis, cellula cubitali
3. triangulari.
elta nee Q. Schwarz, weißlich behaart; Kopf
(*/, nat. Gr.) ziemlich lang, das Gesicht dicht anliegend
gelbweiß behaart; Clypeus vorn schwach
ausgerandet, sonst fein skulpturiert; Labrum konkav, mit ein-
zelnen groben Punkten; Mandibel rotbraun; Antenne schwarz-
braun, unten fast rotbraun, 2. Geißelglied = °/, so lang als das 3.
Thorax dicht runzlig punktiert, stellenweise kurz gelbweiß be-
haart, auf dem Mesonotum und Mesopleuren lokal schwarzbraun
beborstet; Mittellinie eingedrückt, Scutellum stark 2-höckerig,
die Seiten fast ebenso stark erhaben; Area des Mittelsegmentes
sehr fein skulpturiert, fast matt. Abdomen fein und sehr dicht
punktiert, blaugrün befilzt oder beschuppt, mit einzelnen zer-
1 6.,.Beft
212 26 ‚» H. Friese:
streuten, groben Punkten besetzt, Segment 2—4 jederseits mit
kleinem, weißschuppigem Fleck, auch 1.5. am äußersten Seiten-
rande ebenso beschuppt; Ventralsegmente braun, sparsam schwarz-
blau befilzt, mit einzelnen langen, schwarzen Borsten. Beine
schwarz, Mittelsporn breit und mehrspitzig, Hintersporen ein-
fach, Tarsen braun, dunkelbehaart, Vorderbeine teilweise weiß-
lich behaart. Flügel wasserhell, mit kaum gebräunten Rändern,
Adern und Tegulae schwarzbraun. — 13 mm Ig., 5mm brt.
g wie 9, aber Thorax nur vorne (!/,) lang gelblichweiß be-
haart, sonst schwarz behaart, Segment 1 an der Basis jederseits
mit weißhaarigem Fleck, 6 ohne weißen Fleck, 7 spitz zweidornig,
Calcar der Beine II einfach, nur vor dem Ende abgesetzt; Ventral-
segment 3—4 flach ausgebuchtet, nicht besonders gefranst. L.
131, mm, Br. 5 mm.
1 2 von Saö Paulo (Brasil); 1 von Jundiahy, M. Beron leg.
Einzeln in ‘Argentina bei Pedregal, Mendoza, Chacras de
Coria vom 5. Dezember bis 15. März auf Hoffmannseggia, Proustia
ilieifolia und Luzerne (Joergensen).
Melissa alboguttata Ducke.
1905. M. a. Ducke, Jin: Z. Hym. Dipt., vol. 5, p. 229.
&. — Melissae maculatae Friese similis; sed mesonoto antice
distinete nigrofasciato, thoracis dorso toto leviter cyanescenti-
tomentoso, scutelli tuberculis obsoletioribus, tegulis et pedibus ex
parte rufescentipus, tibiarum mediarum calcare latiore, apice
distinete bifurcato, metatarsis mediis apice in dentem sat distinc-
tum produetis, segmento ventrali 30 integro, 40 apice medio
fortiter emarginato. — Longitudo corporis 13 mm.
Steht zwischen M. azurea Lep. und maculata Friese, erinnert
durch ihre braunroten Schenkel und Schienen sowie durch den
breiten und deutlich gegabelten Sporn der Mitteltibien an erstere,
sonst aber viel mehr an letztere, besonders durch das eigentüm
liche ins Graue fallende Blau des Abdomens und die doppelten
weißen Tomentflecke der mittleren Dorsalsegmente. Bei albo-
guttata sind aber die inneren Tomentflecke auf Segment 2—5
klein und rund, während sie bei maculata quer sind. — Die helle
Behaarung des Gesichtes und Vorderteiles des Mesonotum geht
stellenweise ins goldgelbe; inmitten dieser hellen Behaarung
trägt das Mesonotum eine deutliche Querbinde schwarzer Haare.
Der dunkle Apicalfleck der Vorderflügel ist wie bei maculata
schwach, jedoch die 3. Kubitalzelle an der Radialader ziemlich
breit; der 1. rücklaufende Nerv mündet interstitial in die 2. Kubital-
querader.
Obidos, am Nordufer des unteren Amazonas.
Melissa pretiosa n. sp. &.
Der M. maculata verwandt, aber Thorax nicht matt, sondern
glänzend, auch die 2 dornartigen Höcker des Scutellum.
Neue und wenig bekannte Bienenarten der neotropischen Region. 213
d. Schwarz, Kopf dicht weiß behaart, Mandibelende gelb
gefleckt, Antenne rotbraun, Geißel aber schwarz, 2. Geißelglied
— % vom 3., 3. =4. Pronotum schwarzbraun behaart; Meso-
notum am Vorderrande weißlich behaart, fein punktiert, da-
zwischen einzelne große Punkte, glänzend, stellenweise auf der
Scheibe mit feinen, blauen Schuppenhaaren. Scutellum nach
hinten vorragend, 2-höckerig, Höcker spitzdornig. Thoraxseiten
und hintere Wand lang weißlich behaart, matt
skulpturiert. Abdomen fein netzartig punktiert,
oben mit blauen Schuppen dachziegelartig be-
kleidet, Segment 1 jederseits am Rande mit
kleinem, weißem Haarfleck, 2>—4 an dem Seiten-
rande mit größerem, schneeweißem Haarfleck,
die sich untereinander berühren, davor ein
Fig. 11 2. Fleck, der auf Segment 4 mit dem Seiten-
Melissa pretiosa n. sp. Tandfleck zusammenfließt, 5 mit einem größeren
d @Anat. Gr.) ebensolchen Fleck, 6 mit kleinem Fleck, 7 rot-
braun, 2spitzig. Ventralsegmente rotbraun und
samt der Brust schwarzbraun filzig behaart, Segment 4 breit
‚ausgerandet, vor der Ausrandung dicht schwarzbraun gefranst,
Endrand braunhäutig, 5 mit großem Ausschnitt, 6 rot befilzt.
Beine rotbraun, schwarzbraun befilzt, nur Tibie I außen weiß-
filzig, Calcar II gegabelt, äußere Zinke innen mit 2 Dornen, Cal-
caria III groß und breit, ungleich lang, der hintere Calcar fast
doppelt so lang wie der vordere. Flügel fast hyalin, mit gebräuntem
Ende, Adern schwarzbraun, Tegulae rotbraun. L. 13mm, Br.
4 mm.
1 & von Sierra Parime in Venezuela.
Melissa duckei Friese $ 2.
1906. Mesocheira d. Friese, $ in: Z. Hym. Dipt., vol. 6, p. 119.
Nigra, griseo-plumosa; capite thoraceque
maxima parte metallico squamosis; oculis maxi-
mis; scutello 4-gibboso, abdomine aeneo, dense
a» punctato, segmento 7. bispinoso; pedibus ruifs,
calcare intermedio dilatato, bifido; alis hyalinis,
apice fusco-maculato. — Long. 9 mm, lat. 4 mm.
Melissa duckei fällt durch das erzgrüne, un-
Fig. 12 gefleckte Abdomen auf, wodurch sie leicht von
Melissa duckei Friese $ bicolor und asteria zu unterscheiden ist.
we d. Schwarz, greis behaart; Kopf und Thorax
größtenteils mit rot- und grüngoldenen Schuppen besetzt, da-
zwischen mit schwarzen und grauen, sehr fiederreichen Haaren:
Augen sehr groß, drohnenartig, Labrum rot, schwarz bebürstet,
Gesicht lang gelbweiß, seide nartigbehaart; Antenne schwarz-.
braun, mit roter Basis, 2. Geißelglied gleich °/, so lang als
das 3.; Mesonotum mit Mittellinie, Scutellum 4-höckerig, die
beiden mittleren Höcker am größten und aufrechtstehend.
6. Heit
214 H. Friese:
Abdomen dicht punktiert, goldgrün mit schwarzer Segmentbasis,
Segment 1 mit scharfem Vorderrand und steil abfallendem Vorder-
teil, Segment 7 zweispitzig; Ventralsegmente schwarzbraun, End-
hälfte vom 3. und das 4.—)5. tief azurblau, 4. und 5. ausgerandet
und lang greis bewimpert. Beine rot, Tibien I und III wie der
Metatarsus blau, Tibien II mit einspitzigem Ende, III mit zwei-
spitzigem; Mittelsporn verbreitert, tief gespalten, äußere Gabel
3—4-dornig. Flügel hyalin, mit braunem Spitzenfleck, Adern
braun; Tegulae sehr groß, braun und mit einzelnen metallischen
Schuppen, ebenso auch die äußerste Flügelbasis beschuppt. —
9 mm Ig., 4mm br.
Einige 3 von Parä, durch Ducke beobachtet am 26. September
1900 und ihm zu Ehren benannt.
Q wie S, auch die großen Augen vorhanden und der zurück-
gezogene, ausgerandete Clypeus; Abdomen mehr violettblau mit
hellgrünen Segmenträndern, 6 mit schmaler, scharf gerandeter
Analplatte: Ventralsegmente mit einzelnen größeren Punkten,
6 mit Mittelfurche und darin gekielt. Vorderflügel ebenfalls mit
dem charakteristischen braunen Endfleck. — L. 10 mm, Br. 4 mm.
1 2 von Guatemala, Zentral-Amerika.
Ad. Ducke in Para sendet mir folgende Beschreibung für das
von ihm gefangene ®:
„ @ dem & sehr ähnlich, aber Labrum wie der Clypeus hell-
braun behaart. Abdomen bei dem einzigen mir vorliegenden
Exemplare fast ohne jeden Kupferschimmer, Dorsalsegment 6
mit langer, schmaler, kahler, glänzender, an der Basis mit einigen
groben Punkten besetzter, scharf gerandeter Area pygidialis,
letztes Ventralsegment lang, sehr scharf gekielt, weit über das
obere Analsegment nach hinten hinausragend‘‘.
Melissa (Epielopus) gayi Spin.
1851. Epiclopus g. Spinola, d —Gay: Hist. fis. Chile, vol. 6,
p. 184, 2.1
1854. E. g. Smith, 2? — Cat. Hym. Brit. Mus., vol. 2, p. 250.
1867. E. g. Sichel, ö& — Reise Novara, vol. 2, p. 148 var. (Hym.)
1851. ,„ 8. Agilis, antennis, corpore, pedilius nigris; capitis
antico caeruleo, albido-variegato; thoracis dorso, seg-
mentis 1—2 pilisque albidis villosis, aliis ut in capite
caerulis. L. 6 lin. (= 134%, mm), lat. 2%, lin(= 51%, mm).“
Die spanische Beschreibung lautet in Übersetzung:
» Q: - Melecta-ähnlich. Schwarz, Kopf bläulich behaart,
Thorax und Segment 1—2 dicht und lang weiß behaart, 3—6
bläulich behaart, samtartige und nach. hinten gerichtete Be-
haarung, Antenne schwarz, Schaft bis zur Höhe der Stirn reichend,
2. Glied sehr kurz, verkehrt konisch, 3.—11. fast quadratisch,
nicht eingeschnürt an den Gelenken und unter sich ziemlich
gleich, Endglied an der Spitze rund. Labrum mit Clypeus rechten
Winkel bildend, mitten ausgerandet, behaart, Rand mit langen
Neue und wenig bekannte Bienenarten der neotropischen Region. 215
schwarzen Haaren gefranst. Tegulae glatt und glänzend; Anal-
segment zugespitzt. Unterseite schwarz behaart. Beine mit
blauem Flaum bedeckt, an dem Femur unten und Tibien wie
Tarsen außen mit längeren Haaren vermischt; Metatarsus so
lang wie die 4 anderen zusammen, aber nicht verbreitert. Flügel
hyalin, mit dunklem Rande, Adern schwarz.
d wie 9, aber mit 13 Antennengliedern und 7 Segmenten,
Segment 7 klein und rundlich; Kopf reichlicher weiß behaart, da-
gegen fehlen die aufrechten Haare an den Beinen, besonders am
Femur.
Fliegt sehr behende von Blume zu Blume. —“
1867. „var. d — pilis thoracis baseosque abdominis cineres-
centi rufis, pilis faciei albidis in uno, in altero nigris, elypeo flavido-
iloso.“
ö g 2 zahlreich von Herrn P. Herbst von Concepeion und
Valparaiso erhalten, wo die Art vom Dezember bis Februar fliegt.
Auch von Santiago (Philippi). Dürfte Schmarotzer von
Centris nigerrima Spin. sein. — Die kleineren Exemplare auch von
Centris smithii (nach Herbst).
Melissa (Epieoplus) lendliana Friese.
1910. M. I. Friese, $ 2 in: Zoolog. Jahrb., vol. 29, p. 657.
Der M. gayi nahestehend, aber neben Thorax nur Segment 1
gelblich weiß behaart, 2—6 (7.) tief dunkelblau gefärbt, schwarz
befilzt.
9. Schwarz, auf dem Scheitel ein Büschel, Thorax oben
und Segment 1 lang und dicht gelbweiß behaart, Kopf und Thorax
dicht runzlig punktiert, Mesonotum mit glatten Stellen und ein-
zelnen groben Punkten; Antenne lang, erreicht das Scutellum,
2. Geißelglied = 3. Abdomen undeutlich und sehr fein punktiert,
glänzend, Segment 6 braun, konkav; Unterseite des Körpers und
die Beine tief schwarz behaart, Tarsenglied 3—5 braun gefärbt,
Calcar der Beine II braun, fast so lang wie das Tarsenglied 1,
unten konkav, mit stumpfem, dreizähnigem Ende, innerer Zahn
fingerartig verlängert, Tarsenglied 1 der Beine II noch in langen
Dorn verlängert, Calcar der Beine III groß, kräftig, 15 so lang
wie der Metatarsus, zugespitzt mit fein gezähneltem Innenrand,
Metatarsus mit straffen, schwarzen Borsten besetzt. Flügel
hyalin, Rand schwach getrübt, Adernverlauf wie bei M. gayı,
Adern braun. L. 10—11 mm, Br. 5%—6 mm.
& wie 9, Antenne länger, erreichen das Thoraxende, Glied 13
— 12, Segment 7 dreieckig mit stumpfer Spitze, Ventralsegmente
sparsam schwarz gefranst, 4 mit langen, dicht anliegenden, fast
verklebten Fransenhaaren, 5 halbrund ausgeschnitten und hier
schwach braun gefranst. Beine wie beim $. L. 11—12 mm,
Br. 6 mm.
48 42 von Neuquen, 1907, Dr. A. Lendl leg.
6. Heft
216 H. Friese:
Süd-Argentina. Kürzlich erhielt ich auch aus Chile durch
Herrn P. Herbst {3% von Ramaditas bei Valparaiso, wo die
Tierchen an den Blüten von Calceolaria sp. ? am 1. November 1910
flogen.
; Die chilenischen Tiere zeichnen sich durch rein weiße Be-
haarung, statt der gelbweißen bei Neuquen, aus.
Die Art dürfte als Schmarotzer von Centris chilensis Spin.
Friese (cineraria Sm.) anzusehen sein.
Melissa eaerulea Friese.
1900. M. c. Friese, $ in: Ent. Nachr., vol. 26, p. 66.
@. — Nigra, capite thoraceque albido-hirtis, ut smaragdına,
sed mesonoto, scutello abdomineque caeruleo-tomentosis, meso-
pleuris nigro-hirtis; pedibus rufis.
Q@. — Schwarz, Kopf und Thorax weißlich behaart, der
Thalestria smaragdina sehr ähnlich, aber Mesonotum, Scutellum
und Abdomen rein blau befilzt und die Beine rot bis rotbraun
gefärbt, auch trägt der Thorax mehr weiße Behaarung, die Meso-
pleuren sind schwarz nicht blau- oder grünbefilzt; Kubitalzelle 2
ist ca. ?/; so groß als die 3., bei smaragdina nur 1, so groß als
die 3. — 14—15 mm Ile.
2 @ von Pernambuco und Bahia.
Vielleicht die nördliche Varietät oder Form von Th. smaragdina.
Bestimmungstabelle
für die 4 Arten von Exaereta (Uhrysantheda).
Scutellum mitten ohne kielartige Erhebung —
Scutellum mitten mit einem Kiel —
| E. smaragdina Guer.
Trochanter III unbewehrt — 3
Trochanter III mächtig entwickelt, mehr als doppelt so groß
wie bei E. frontalis, nach hinten in mächtigen nach außen
gekrümmten, stumpfen Dorn ausgezogen
E. trochanterica Friese
Scutellum jederseits an der Basis mit dornartigem Höcker,
hintere Hälfte mehr flach, mit gerundeten Ecken, Stirn
| mit stumpfem Höcker, $ bis 30 mm Ile.
| E. frontalis Guer.
! Scutellum jederseits mit beuliger Erhabenheit, hintere Hälfte
| konkav, mit scharf vorspringenden Ecken, Stirn kaum
|
D)
3
merklich gehöckert, 2 3 = 19—20 mm Ig.
E, dentata L.
Von den weiter beschriebenen Arten gehört:
E. lucida Er. (1848) zu dentata L.
Chr. nitida Perty (1833) zu dentata L.
E. aurata Er. (1848) zu smaragdina Guer.
Neue und wenig bekannte Bienenarten der neotropischen Region. 217
Chr. subcornuta Romand (1849) zu ? dentata L. — es fehlt
eine brauchbare Beschreibung, der erwähnte Stirnanbang dürfte ein
Pollinarium einer Orchidee sein!
Exaerete trochanteriea Friese.
1900. Chrysantheda tr. Friese, $ in: Ent. Nachr., vol. 26, p. 66.
Q. Viridi caerulea, nitida, sparsim griseo aut nigro-hirta,
capite grosso, clypeo labroque longitudine latiore, fronte convexo,
haud gibboso, sed medio sulcato; scutello utrinque gibboso, medio
plano; femoribus posticis incrassatis, postice dentieulatis, trochan-
teribus evidenter constructis, postice dente curvato armatis;
tibiis triquetris, intus ante apicem profunde emarginatis. — Long.
27 mm.
Chrysantheda trochanterica ähnelt durch seine Größe der
frontalis, hat keinen Stirnhöcker, ist aber mit kolossalen Trochan-
teren III ausgerüstet, die nach hinten in mächtigen Dorn ver-
längert sind.
Q. Blaugrün, metallisch glänzend, kurz und sparsam greis
oder schwarz behaart; Kopf mehr kubisch, die inneren Augen
ränder nach dem Munde zu stark divergierend, überhaupt am
_ Mundende breiter als am Stirnende; Stirn zwischen Ocellen und
Antenne wohl erhaben, aber mehr flach, ohne Höcker, mit ein
gedrückter, furchenartiger Scheibe, Clypeus fast breiter als lang,
Labrum viel breiter als lang, eigenartig erbaben und vor dem Ende
befilzt. Mesonotum unregelmäßig und ungleich punktiert, Scu-
tellum jederseits nur schwach gehöckert, ohne Spur von Mittel-
linie. Abdomen dicht punktiert, stellenweise zu Querpunkten
oder Querrunzeln zusammenfließend, Analsegment dreieckig;
Ventralsegmente einzeln und grob punktiert. Beine blaugrün,
punktiert, Trochanteren III mächtig entwickelt, mehr als doppelt
so groß wie bei frontalis, dabei eckig und kantig und nach hinten
in mächtigen, nach unten und außen gekrümmten, aber stumpfen
Dorn ausgezogen; Schenkel III stark angeschwollen, hintere
Fläche mit zahnartigen Höckern, Tibien III dreikantig, platt-
gedrückt, unten vor der Spitze stark ausgerandet, so daß das
untere (innere) Ende der Tibie weit und spitzig vorragt; die größte
Breite der Tibie liegt zwischen Mitte und Ende. Flügel stark
braun, schwach schillernd, Adern schwarzbraun; Tegulae blau-
grün und punktiert. L. 27 mm, Br. 8 mm.
12 von Para (Schulze), 12 vom Amazonos. N.-Brasil.
Systematische Übersicht
der Rathymus-Arten.
1. R. armatus Friese 9%. AR. apicalis Ducke {2. 3. R.
vespiformis Ducke $. 4. R. foveatus Ducke 9. 5. R. michaelis
Friese d. 6. R. bicolor Lep. $ Q. 7. R. versicolor Friese $ 9.
8. R. cristatus Ducke 2. 9. R. friesei Ducke d. 10. R. fulvus
Friese ©. 11. R. acutiventris Friese 2.
6. Heft
218 H. Friese:
Anhang.
12. R. quadriplagiata Sm. 13. R. ater Sm. 14. R. uni-
color Sm. |
Bestimmungstabelle
der Rathymus-Arten.
er
Scutellum 2-höckerig, aber auch die Seitenlappen in einen
langen, spitzen und gebogenen Zahn verlängert
- (Odyneropsis Schrottky, Ducke) — 2
Seutellum 2-höckerig, Seitenlappen unbewehrt —5
o S Flügel mehr weniger braun bisschwarzbraun, L. 15—16mm — 3
* \ Flügel einfarbig und gelblich — 4
ae ganz schwarz, matt — R. apicalis Ducke
3 3 Beine rotbraun, Labrum 2-spitzig, Abdomen schwarzbraun,
| anliegend greis seidenfilzig — R. armatus Friese
| Körper braun, matt, L. 181, m R. foveatus Ducke
4 4 Körper gelblich, Abdomenende en L. 16 mm
N R. vespiformis Ducke
en wie der Thorax schwarz — 6
Abdomen rot bis rotbraun — 8
ae mit gelben (oder hellen) Randbinden — zn
| Abdomen ohne helle Behaarung — 7
6 , Segment 1—2 jederseits mit gelbhaarigem Fleck —
| R. quadriplagiata Sm.
[ Geißelglied 2 der Antenne rot, Thorax kurz samtartig be-
haart, Abdomen bläulich schimmernd, L. 17 mm
R. ater Sm.
7 Antenne ganz schwarz, Clypeusbasis und Wangen rostrot,
| Segment 7 zweispitzig, Ventralsegment 4 lang bewimpert,
5. halbkreisförmig ausgerandet, die seitlichen Spitzen
lang schwarz bebüschelt und von oben sichtbar, 6. qua-
dratisch, L. 23 mm R. michaelis Friese
Kopf und Thorax schwarz, Abdomen rot, schwach greis
8 behaart, L. 27 mm — 9
| Körper ganz rostrot, Antennengeißel schwarz, goldig behaart,
Li7 mm R. unicolor Sm.
9 f Beine rot — R. bicolor Lep.
\ Beine und Analsegment schwarz — var. nigripes Friese
| Seutellum zweihöckerig — 14
10 4 Scutellum mit Querkiel, Antenne rotgelb, L. 18—21 mm
| R. versicolor Friese
Antenne rot, L. 16—21 mm — 12
11 | Antenne schwarz, L. 14 mm, Br. 3%, mm —
| R. friesei Ducke
Neue und wenig bekannte Bienenarten der neotropischen Region. 219
Ne rot, vorne seitlich und hinten lang goldgelb behaart,
12 L. 21 mm, . Br.7” mm — R. fulvus Friese
7 en rot mit 4 gelben Längsstreifen, Beine gelb, L. 15
—16 mm, Br. 4 mm — R. acutiventris Friese
Rathymus armatus Friese.
1900. R. a. Friese, $ in: Ent. Nachr., vol. 26, p. 65. (sec. spec.
typ. d Mus. Halle).
1902. Odyneropsis holosericeus Schrottky $ 9, in: Revista Mus.
1908. O. armata Ducke, Rev. d’Ent. [1908], p. 4, 2 8.
Paulista, vol. 5, p. 433 — (sec. spec. cotyp. 2 Mus.
Paulista).
d. Fuscus, brevissime flavido-velutinus, clypeo fere plano,
labro apice bidentato, scutello bigibboso, lobis lateralibus dente
prolongato; abdomine fulvo-velutino, segmento anali (7.) pa-
rallelo; pedibus rufis.
An den zahnartig verlängerten Seiten-
lappen des Scutellum sofort von allen
Arten zu erkennen. — Long. 15 mm.
d. Schwarzbraun, dicht anliegend,
seidenartig und gelb behaart; Kopf sehr
dicht und fein runzlig punktiert, Cly-
peus fast so lang als breit, nur schwach
gewölbt, aber im Verhältnis zu den be-
a Be 1, 7. kannten Arten ganz flach, Labrum
ee, doppelt so breit als lang, viereckig mit
2 kleinen Zähnchen „mitten am Vorder-
rande; Fühlerglied 1.—3. rotbraun, das 3. ist 1, so lang als das 4..
die Stirn zwischen den Fühlern, wie wohl bei allen Arten gehöckert.
Thorax dicht punktiert und fast überall, wenn auch ungleich, dicht
seidenartig gelb behaart; Scutellum stark konvex und. zweihöckerig,
Seitenlappen in einen langen, spitzen und gekrümmten Dorn
verlängert; Mittelsegment erhaben. grob runzlig punktiert, mit
stark vertiefter Mittellinie. Abdomen fein und dicht punktiert,
matt, die kurze, anliegende, gelbbraune Behaarung besonders
an der Segmentbasis auffallend, Analsegment (7.) parallel, mit
gerundeter Spitze; Ventralsegmente mehr bräunlich, ohne auf-
fallende Bildung. Beine rostrot, sparsam gelb behaart, Sporen
gelb. Flügel braun, nach hinten und dem Rande zu wasserhell
werdend, Adern braun, Tegulae dicht punktiert, schwarzbraun.
— 15 mm ]g.
Saö6ö Paulo, Bresil meridional, Musees de Sa6 Paulo et de
Parä, et Collection Friese. — Cette espece rappelle, par ses couleurs,
surtout la Montezumia. brunnea Sauss. (1908 nach Ducke).
Rathymus armatus liegt mir in 1 $ von Tucuman (Argentinia)
durch das Mus. Halle vor; ein 2 erhielt ich als Cotype (von
holosericeus) vom Mus. Paulista durch Dr. H. v. Ihering,
von Ypiranga, 25. Mai 1902. Infolge der Zweifel, welche von
6. Heft
220 H, Friese:
einigen Autoren (Schrottky,Ducke) gegen die Zusammen-
gehörigkeit von armatus und holosericeus erhoben wurden, habe
ich am 30. Mai 1912 im Mus. Halle eine genaue Vergleichung
von armatus $ (typ) und holosericeus ? (cotyp.) vorgenommen
und neben vollkommener morphologischer Übereinstimmung nur
die Rotfärbung des Thorax als Unterschied konstatieren können.
Rathymus apiealis Ducke.
1909. Odyneropsis a. Ducke, $ Fin: Bull. Soc. ent. France, p. 307.
Q &. „Corps entierement noir, mat, le duvet du vertex et du
dos du thorax & reflets grisätres. Tubercules du scutellum plus
forts que dans holosericea, dents plus courtes. Abdomen plus
court que dans les deux especes amazoniennes, plus large & sa
base et plus convexe que dans holosericea; 1” segment abdominal
largement sessile comme dans les Monobia; 6° segment dorsal de
la 2 relativement court. Ailes noires, le dernier tiers des ailes
anterieures blanc; 3e cellule cubitale un petit peu moins haute
que dans holosericea. — Longueur totale: 15—16 mm.
Cordova et Orizaba (Mexique), 1 Q et 38 au Museum de
Paris; d’autres exemplaires provenant des m&mes localites se
trouvent dans les Musees de Para, Geneve, Vienne et Berlin.
Le $ qui existe dans ce dernier Musee : a l’extr&mite de l’aile seule-
ment un peu decoloree.
Cette espece imite parfaitement la guepe sociale Parachar-
tergus apicalis F., la gu&pe solitaire Monobia apicalipennis Sauss.
et d’autres Hymenopteres neotropicaux encore.“
Rathymus vespiformis. Ducke.
1907. !R. v:: Ducke d, m: Z. Hym.-Dipt.,’vol. 7. pr 133
1909. Odyneropsis v. Ducke, $ in: Bull. Soc. ent. France, p. 307.
d. „Speciei R. armatus Friese characteribus morphologieis
affinis, sed scutelli tuberculis centralibus magis distinctis; cellula
eubitali tertia altitudine sua distincte latiore. Flavo-testaceus,
abdominis dimidio apicali excepto aureo-sericeus; segmentis abdo-
minalibus inde a tertio nigrescentibus et nitidis; alis flavescentibus.
— Long. corporis 1615 mm. — Belem do Para.
Von dieser leicht kenntlichen Art, auf die sich jedenfalls die
Angabe Schulz’s auf Seite 116 seiner ‚„Hymenopteren-Studien‘
bezieht, liegt mir ein $ vor, das ich am 20. Juni 1902 an blühender
Hemidiodia ocimifolia an einem Waldrande unweit hiesiger Stadt
fing. In einer früheren Arbeit (Beobachtungen über Blütenbesuch
usw., II. Teil, Allgem. Zeitschr. f. Entomologie VII, .p. 421)
habe ich dieses Tier irrig als Rh. armatus zitiert, das aber wohl
nur in Südbrasilien und Argentinien vorkommt, und von dem
ich ein Stück meinem geschätzten Kollegen R. von Ihering in Säo
Paulo verdanke.
Ducke erwähnt noch: „Belem de Parä (Mus. de. Para);
Cayenne (Mus. de Berlin).. Imite le Polistes analis F. et plusieurs
autres Vespides.‘
Neue und wenig bekannte Bienenarten der neotropischen Region. 221
4. Rathymus foveatus Ducke 9.
1907. R. f. Ducke, $ in: Z. Hym. Dipt., vol. 7, p. 138.
1909. Odyneropsis f. Ducke, $ in: Bull. Soc. ent. France, p. 308.
Q. Fuscus, superne maxima ex parte fere niger, subtus ex
parte rufescens, totus opacus, brunneo- et griseo-tomentosus;
segmento mediano et segmenti abdominalis primi lateribus albido-
tomentosis; alis flavis, cellula cubitali tertia altitudine sua distincte
latiorre. Scutellum ut in specie Rh. vespiformis. Segmentum
abdominale 1Um impressione basali sat angusta ornatum; quintum
longissimum, disci fovea valde distineta carina circumdata, mar-
ginibus lateralibus sinuatis, margine apicali emarginatura centrali
magna ac profunda triangulari ornato; 6m fere totum a quinto
obtectum. Segmentum ventrale 5Wm Jongissimum. —- Long.
corporis 1815 mm. — Teffe.
Dies ist die 3. bisher bekannte Rathymus Art mit gezähntem
Sceutellum; sie ist durch das höchst eigentümlich gestaltete 5. Dor-
salsegment merkwürdig, das sehr lang ist und das 6. nur in dem Aus-
schnitte seines Endrandes etwas sichtbar werden läßt, überdies
noch durch seine gebuchteten Seiten und die rundlich ovale Grube
auf der Scheibe ausgezeichnet ist. Ich entdeckte die Art bei
Teffe auf der Südseite des oberen Amazonas. — Ähnelt der Falten-
wespe Polistes melanosomus, ist aber von plumperer Gestalt.
Rathymus michaelis Friese.
1900. R. m. Friese, $ in: Ent. Nachr., vol. 26, p. 65.
g. Niger, fusco-hirtus, clypeo
brevissimo, emarginato, labri
basi genisque rufis, fronte den-
tato, scutello bigibboso; ab-
domine fere nudo, segmento
anali (7.) apice bidentato, seg-
mento ventrali 4. longe nigro-
ciliato, 5. profunde semicir-
culariter emarginato, lateribus
productis et fusco-fasciculatis;
E Fig. 14 alis lutescentibus. —- Long.
athymus michaelis Friese
(°/ı nat. Gr. 3 25 mm.
Die Bildung der Ventral-
segmente dürfte diese Art bei der Größe leicht erkennen lassen.
d. Schwarz, dunkel behaart; Kopf dicht runzlig punktiert;
Clypeus sehr kurz, nur Y, so lang als breit, tief ausgerandet;
Labrum mit rostgelber Basis, schwach gerunzelt, Wangen und
Mandibelbasis rostrot; Fühler schwarzbraun, mit schräg abge-
stutztem Endglied, 2. Geißelglied nur 1, so lang als das 3., Stirn
gehöckert. 'Thorax grob, tief und zerstreut punktiert, dunkelbraun
behaart, glänzend; Mesonotum mit gekielter Mittellinie, Scutellum
mit 2 breiten, glatten Höckern; Area des Mittelsegmentes fast
matt, zwischen den großen Punkten fein gerunzelt. Abdomen
6. Heft
2922 H. Friese:
undeutlich und fein punktiert, glänzend, nur nach dem Ende
zu behaart, Analsegment breit, seitlich gewinkelt, an der Spitze
2-zähnig. Ventralsegmente mit braunem Endrande, 4. schwarz-
braun bewimpert, die Wimperhaare mit gekrümmter Spitze,
5. tief halbkreisförmig ausgerandet, schwarzbraun bewimpert, mit
vorgezogenen und hier mit braunen Haaren bebüschelten Hinter-
ecken, 6. breit, fast quadratisch, hinten gerade abgeschnitten, ge-
wölbt und fast matt durch Runzelung. Beine schwarz, schwarz-
braun behaart. Flügel gelblich, mit fast brauner Radialzelle,
Adern gelbbraun, Tegulae schwarz, glänzend, sparsam fein punk-
tiert, Discoidalquerader 1. mündet !/, vor der 2. Kubitalquerader. —
25 mm Ig.
Rathymus michaelis liegt mir in 1& von Säo Leopoldina
(Esp. Santo, Brasil, Michaölis) vor.
Rathymus bicolor Lep.
1825. R. b. Lepeletier, 2 — Eneyel. method. Insect., vol. 10, p. 448.
1841. R. b. Lepeletier, 2? — Hist. nat. Ins. Hym., vol. 2, p. 540.
1869. R. b. Gerstaecker, d Pin: Stettin. ent. Ztg., vol. 30, p. 163.
1841. ‚, 2. Caput nigrum, antennae nigrae, subtus subpiceae;
thorax niger, dorso nigro subhirto, pleuris et metathorace albido-
hirsutis; abdomen ferrugineum; pedes ferruginei, antiei subfusci;
alae nigrae, violaceo micantes aeneoque subnitentes, nervuris
punctoque marginali nigris. L. 12 ligues (= 27 mm).“
d wie 9, aber Segment 7 dreieckig mit 2-dorniger Spitze,
Ventralsegment 4 gelbfilzig, lang rotbraun bewimpert, 5 tief
halbkreisförmig ausgerandet, gelbbraun bewimpert, mit vorge-
zogenen und braun bebüschelten Hinterecken, die von oben
gesehen als 2 Haarpinsel vorragen, 6 breit, körnig punktiert,
mitten mit eingedrückter Platte vor dem Endrand, die schwach-
gekielt ist. — L. 23—24 mm, Br. 5 mm.
Q var. — wie bicolor, aber Segment 6 schwarz gefärbt, Ventral-
segmente mit schwarzen Endrändern, alle Beine schwarz und
schwarz behaart, nur Klauenglied und das vorletzte Tarsenglied
braun, bräunlich behaart. L. 23 mm, Br. 6 mm.
var. nigripes n. var.
Q von Cayenne (Lepeletier), {2 von Campinas (Säo
Paulo), am 26. Februar von C. Hempel gesammelt; 2 von
Uberaba (N.-Brasil.), von Tarata (Bolivia), von Columbien und
von Villa Rica (Paraguay) Burgdorf leg. Var. nigripes von
Campinas ebenfalls am 26. Februar.von C. Hempel gesammelt
und eingesandt.
Rathymus versicolor Friese $ 2.
1906. R. v. Friese, $ Q in: Z. Hym. Dipt., vol. 6, p. 120.
Q. Fulvus, aureo-velutinis, mandibulis apice nigris; fronte
carinato; antennis luteis; mesonoto nigro, fuscohirto, utrinque
aureo-velutino; scutello convexo, transversim carinato; abdomine
fuliginoso, segmento 1.—4. apice aureo-fasciatis; alis luteis.
Neue und wenig bekannte Bienenarten der neotropischen Region. 223
& ut 9, sed antennis supra fuscis; mesonoto luteo-striato;
scutello bigibboso; segmentis ventralibus apice setosis.
9. Gelbbraun bis braun, goldgelb behaart; Mandibelende
schwarz; Clypeus kurz, zwischen den Antennen stark gekielt;
Ocellengegend fast schwarz; Antennerotgelb, zweit. Geißelglied 4, so
lang wie 3. Mesonotum schwarz, mit erhabener Mittellinie, schwarz -
braun behaart, jederseits der Mittellinie mit goldgelber Behaarung;
Scutellum querkielig; Area des Mittelsegmentes schwarz, jeder-
seits lang goldgelb behaart. Abdomen mehr
braun, Segment 1 jederseits mit großem,
schwarzem Fleck, 1—4 mit goldgelb behaarter
Randbinde, 6 mit spitzdreieckiger Analplatte;
Bauch fast gelb. Beine rotgelb, ebenso be-
borstet; Tibien III etwas gebogen, Metatarsus
fadendünn, aber von Tibienlänge. Flügel
rotgelb, Adern und Tegulae ebenso. — L.
21mm, Br. 34, mm.
dä wie © aber Antenne oben schwarz-
Fig. 15 braun; Mesonotum mit 4 rotgelben Längs-
Rathymus versicoler Streifen; Scutellum stark 2-höckerig; Abdomen
h Ber | gelbbraun, Segment 7 kurz dreieckig, ziemlich
Syn stumpf. Bauch anliegend behaart, Segment-
ränder mit langen, aufrechtstehenden, gekrümmten Borsten, 6 auf
der Endhälfte schwach gekielt, davor mit 2 angedeuteten Höckern.
— L. 18—19 mm, Br. 4/,—5 mm.
& 2 von Ecuador (Guyaquil) durch G. v. Buchwald ein-
gesandt; $ im Mus. Budapest von Marcapata (Peru).
Rathymus eristatus Ducke.
1907. R. cr. Ducke, Jin: Z. Hym. Dipt., vol. 7, p. 457.
1908. R. cr. Ducke, 2 in: Rev. ent. Caen., vol. 27, p. 42.
d. „lTestaceus, griseo flavescenti-pilosus; mandibulis apice
nigris, mesonoto et segmentis dorsalibus 4—7 magna ex parte
fuscis; alis luteis. Frons fortissime carinata; mesonotum medio
erista longitudinali ornatum; scutellum elevatum, postice ab-
ruptum; mesopleurae tuberculatae. Segmenta ventralia 4. et 5.
apice fuscescenti-fimbriata, quintum profunde emarginatum. —
Long. corporis 20 mm.
Körper bräunlich-lehmgelb, inklusive Fühler und Beine.
Kopf lang gelblichgreis behaart, dieht punktiert, nur die Schläfen
glatt. Mandibelende schwarz. Stirn mit besonders im unteren
Teile sehr hohem Längskiele. Fühlergeißelglied 2 mehr als halb
so lang wie 3. Thorax besonders an den Seiten dicht gelblichgreis
(ins goldige fallend) behaart; Mesonotum stark glänzend, grob,
aber nicht dicht punktiert, dunkelbraun mit lehmgelben Rändern
und 2 schmalen, lehmgelben Längslinien, auf der Mitte mit un-
regelmäßigem hahnenkammartigem, hocherhabenem Längskiele.‘“
Scutellum erhaben, scharf geschieden in einen glatten, fast kahlen
6. Heft
2924 H. Friese:
Vorderteil und einen matten, dicht behaarten, abschüssigen
Hinterteil, an der Scheidungslinie beider Teile mitten leicht ein-
gesenkt. Mesopleuren mit starkem Tuberkel. Herzförmige Area
des Mittelsegmentes dicht behaart, matt, lehmgelb gefärbt wie
die Seitenteile. Abdomen oben auf der Scheibe der Segmente 1
bis 3 hellbraun, fein braun tomentiert, matt, die Basis dieser
Segmente heller; Endränder von Segment 1—6 hell lehmgelb,
glänzend, 1—4 seitlich mit gelblichgreiser, bindenartiger, aber
sehr dünner Behaarung, mitten kahl, 4-6 am Basalteil und 7
ganz dunkelbraun, das letzte am Ende deutlich ausgeschnitten.
Ventralsegment 1—3 mit nur ganz zerstreuten, nicht in Reihen
stehenden Borsten, 4 mit dichter, bräunlicher Franse am End-
rande, 5 tief ausgerandet mit längerer Franse, die an den Seiten
vorsteht und von oben als seitlicher Haarbüschel sichtbar ist,
6 an der Basis mit ganz schwachem Längskiele. Metatarsus der
Hinterbeine so lang wie die Tibie, viel dünner als diese, jedoch
dicker als die übrigen Tarsenglieder. Flügel lehmgelb, 1. Kubital-
zelle viel länger als die 2., rücklaufender Nerv 1 interstitial zwischen
der 2. und 3. Kubitalzelle mündend. Körper plump, 20 mm lang,
51%, mm breit.
Dieses Tier steht in vielen Stücken (Tuberkel der Mesopleuren,
Gestalt des Scutellums, Größe der 1. Kubitalzelle ete.) dem Rh.
bicolor Lep. nahe, von dem er sich außer der total verschiedenen
Färbung besonders durch den hohen Längskamm des Mesonotum,
der bei letzterer Art nur angedeutet ist, leicht unterscheidet. Der
Rh. versicolor Friese 2? muß vorliegender Art sehr ähnlich sein
und gehören beide vielleicht sogar als 2 und Z zusammen, was
Friese nach meiner obigen Beschreibung vielleicht wird entscheiden
können. Ich glaube nämlich nicht, daß das von Friese als $ zu
seinem versicolor gestellte Tier wirklich dazu gehört; nach der
Beschreibung scheint es vielmehr meinem friesei nahe zu stehen.
Bei keiner der bisher bekannten Rathymus-Arten finden wir
auffälligen sexuellen Dimorphismus, bei keiner mir bekannten
Biene überhaupt aber kommt der Fall vor, daß das Scutellum je
nach dem Geschlechte von total verschiedener Bildung wäre.
Das mir vorliegende Stück von R. cristatus fand ich in einer
alten Sammlung, deren Material teils aus der Umgegend von
Belem do Parä, teils von Tapajoz stammt; es ist also unbedingt
aus dem Staate Para stammend. Friese beschrieb seinen versi-
color 2 von Guayaquil.‘“
„J’ai decrit cette espece sur un mäle; maintenant je viens
de connaitre aussi la femelle. Celle-ci ressemble beaucoup au
mäle; l’abdomen est testace sur les 1®, 2° et la base du 3°
segment, la partie restante est noirätre avec des poils noirs, les
bords posterieurs des segments 1, 2 et 3 sont päles et portent
(surtout les 2° et 3°), une faible bande de poils couches gris-
jaunätre; la partie moyenne des bords apicaux de tous les
segments est luisante, celle du 5° segment est aplatie; le 6°
Neue und wenig bekannte Bienenarten der neotropischen Region. 225
segment a une area pygidiale triangulaire lisse et luisante.
Segments ventraux 1 & 3 avec longs poils tres clairsemes, qui
deviennent plus nombreux sur les segments 4 et 5. — Long.
du corps, 21 mill.; Irrg., 5 mill. %%.
Belem do Parä (coll. Baker).“
Par ses couleurs, cette espece ressemble au Rathymus vespi-
formis Ducke et aux suivantes especes de Vespides: Polistes analis
Fabr., Polybia flavicans Fabr., Megacanthopus goeldii Ducke,
Montezumia analis Sauss. et Pachymenes orellanae W.-A. Schulz.
Rathymus friesei. Ducke.
1907. R. fr. Ducke, Jin: Z. Hym. Dipt. vol. 7, p. 458.
d. Luteus, flavido-grisescenti-pilosus et to-
mon mentosus;mandibularum apice et antennis maxima
| ex parte nigris; thorace nigropieto; abdomine
| fusco, luteo-fasciato; alis lutescentibus, apice magis
fuscescentibus. Frons absolete carinata; meso-
| notum etmesopleurae inermia; scutellum fortiter
| bigibbosum Segmenta ventralia 3—5 apice ciliis
4
3 longis erectis curvatis ornata. — Long. corporis
16 mm.
en. Grundfarbe des Körpers hell bräunlichgelb.
en = Kopf lang gelblichgreis behaart, überall punk-
nat, Gr) tiert, auf den Schläfen am schwächsten. Man-
dibelende schwarz. Fühlerschaft hinten und
Geißel mit Ausnahme des rotbraunen Endes schwarz; 2. Geißel-
glied etwa halb so lang als das 3. Stirn nur im oberen Teil einen
schwachen Längskiel tragend. Thorax besonders an den Seiten
dicht gelblichgreis behaart; Mesonotum kurz bräunlich behaart,
matt, sehr dicht grob punktiert, mitten mit ganz leichter und
jederseits mit deutlicherer Längslinie, schwarz mit 4 gelben
Längsstreifen, von denen die beiden äußeren die Seitenränder
einnehmen. Scutellum stark zweihöckerig, zwischen den Höckern
und an den Seiten schwarz. Mesopleuren ohne Tuberkel. Herz-
förmiger Raum des Mittelsegmentes matt, dicht behaart, sein
Vorderrand und ein breiter mittlerer Längsstreif schwarz. Abdomen
schwarzbraun, sehr fein greis tomentiert; Dorsalsegment 1 bis 6
am Endrande bräunlichgelb bandiert, 7 nicht kürzer als 6, dreieckig,
am Ende schwach ausgeschnitten. Ventralsegment 2 bis 4 am
Endrande mit zerstreuten, langen, gekrümmten, aufrechtstehenden
Haaren besetzt, 6 am Ende schwach gekielt, auf der Mitte mit
einer in 2 schwache Höcker geteilten Querschwiele. Flügel schwach
gelblich, am stärksten in der Radialzelle, am Ende mehr bräunlich;
Kubitalzelle 1 nur wenig größer als 2; der 1. rücklaufende Nerv
weit vor dem Ende der 2. Kubitalzelle mündend. Hüften, Trochan-
tern und Tibienwurzel der beiden hinteren Beinpaare schwarz
gefleckt; Metatarsus der Hinterbeine etwas kürzer als die Tibie.
Körper schlank, 16 mm lang, 3!/, mm breit.
Archiv für Naturgeschicht
Te Na ae ichte 15 ARE
226 H. Friese: Neue und wenig bekannte Bienenarten der neotrop. Region
Dieses Tier muß der von Friese als versicolor $ beschriebenen
Art sehr nahe stehen, wenn beide nicht etwa identisch sind. Hof-
fentlich gelingt es dem genannten Autor, dem die vorliegende Art
gewidmet ist, die Synonymie dieses nur infolge der großen Seltenheit
der meisten Arten schwierigen Genus ins reine zu bringen. — Ich
fing das einzige Exemplar im Dezember 1905 an einem mit Gebüsch
besetzten Feldrande bei Barbacena über dem Boden fliegend,
erinnere mich aber auch, mehrere Exemplare im Museu Paulista
(als R. unicolor Sm. bezeichnet, welche Art jedoch infolge total
ungenügender Beschreibung nicht identifizierbar ist) gesehen zu
haben, so daß die Art im südlichen Brasilien vielleicht nicht zu
selten ist. Schon aus diesem Grunde muß man sehr vorsichtig
sein, ehe man die von Guayaquil und Maracapatä (Ostperu) be-
schriebene Art versicolor Friese & endgiltig hierherzieht.‘“
Mir liest 1 5 vom Rio Parana, Süd-Brasil vor.
Rathymus fulvus Friese.
1906. RR. ‚f.: Briese,, . 2m: 2. Hym. Dipt. y0l6,. p: 121.
Q. Castaneus, aureo-velutinus; antennis supra fuscis; seg-
mentorum marginibus fulvis; alis fuscis, violaceo-micantibus. —
L. 21 mm.
Wie R. versicolor, aber einfarbig rotbraun; Flügel schwarz-
braun mit violettem Schimmer. Kopf rot,-meist goldgelb behaart;
Antenne rot, oben vom 4.5. Gliede an schwarzbraun; Thorax rot,
vorne seitlich und hinten lang goldgelb behaart, Scutellum glatt,
zweihöckerig. Abdomen rotbraun, mit breiten, helleren Segment-
rändern, die sehr kurz und anliegend gelbbraun behaart sind.
Beine rotbraun, gelbbraun behaart; Tegulae rotgelb. — L. 21 mm,
r. (Abd.) 7 mm.
1 2 von Brasilien aus der Coll. Schmiedeknecht. Von
R. quadriplagiatus Sm. (Mexico) durch die einheitlich rotbraune
Färbung und die anders gefärbten Antennen abweichend.
Rathymus aecutiventris, Ba
1906. R.a. Friese, Pin: Z. Hym. Dipt. vol. 120.
Q. — Fulvus, ut R. versicolor, sed Be ee breviore,
emarginato; mesonoto flavo-striato; scutello flavo, bigibboso;
abdomine fulvo, segmentis 1.—D. flavofasciatis, 6. longo acutoque,
apice fusco, pedibus flavis; alis fuseis, tegulis fulvis.
Wie R. versicolor, aber viel kleiner; Clypeus kürzer vorragend,
vorne ausgerandet, in der Ausrandung das kleine mit 2 braunen
Basalflecken versehene Labrum sitzend; 2. Geißelglied sehr kurz,
nur Y,—VY, des 3. erreichend; Mesonotum mit 4 gelben Längs-
streifen; Scutellum gelb, 2-höckerig; Area gelb mit schwarzer
Mitte. Abdomen gelbbraun, auf Segment 1—5 mit gelben Rändern,
6 lang und scharf zugespitzt, Ende schwarzbraun. Bauch schwefel-
gelb, schwach behaart. Beine gelb. Flügel gebräunt, Adern braun,
Tegulae gelbbraun. — L. 15—16 mm, Br. 4 mm.
Q von Chiriqui (America centr.) im Mus. Budapest.
AR CHIV
NATURGESCHICHTE.
GEGRÜNDET VON A. F.A. WIEGMANN,
FORTGESETZT VON
WIPFFERICHSON;E. H!'TROSCHEELR,
E. VON MARTENS, F. HILGENDORFE,
W. WELTNER unD E. STRAND.
_—>—en
ACHTUNDSIEBZIGSTER JAHRGANG...
1912.
Abteilung A.
Heft 7.
HERAUSGEGEBEN
VON
EMBRIK STRAND
KÖNIGL. ZOOLOG. MUSEUM ZU BERLIN.
ee er
NICOLAISCHE
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R. STRICKER.
BERLIN. |
Inhaltsverzeichnis.
Zilluff. Vergleichende Studien über die Muskulatur des Skolex
der Cestoden. (Mit 33 Textfiguren) II:
Schwarz. Beiträge zur Kenntnis der Zebras. (Hierzu Taf. I—VI)
Nachtrag . aa ER SEE en a
. Polimanti. Studi di fisiologia arotsgich III. Sulla filogenesi e
sul signifieato biologico del’ sonno e di alcuni stati affini
Strand. Zoologische Ergebnisse der Expedition des Herrn G. Teß-
mann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. Lepi-
doptera II (Fam. Lasiocampidae). (Mit 3 Textfiguren)
Friese. Die Seidenbienen ie von Zentral-Europa. (Mit
1 Textfigur) h
Krausse. Über ee Wiss EN a Er FE. NE EN
— Über eine sardische Spitzmaus (Pachyura Etrusca Savi).
— Einige neue sardische Lepidopteren-Varietäten .
Friese. Neue afrikanische Trigona-Arten .
Strand. Zur Kenntnis äthiopischer Lithosiinae.
Schmidt. Neue Scarabaeiden aus den Subfamilien Anna
Orphninae und Hybosorinae . i £
Kerremans. H. Sauter’s Formosa- Auchente‘ Bupresinie, ö
Gadow. On the Origin of Feathers. (Mit 7 Textfiguren)
Vergleichende Studien über die Muskulatur
des Skolex der Cestoden.
[| Von}
IHeinrich Zilluff.
(Mit 33 Textfiguren.)
LA
Einleitung.
Verhältnismäßig wenige Autoren haben es bis jetzt versucht,
der Proglottidenmuskulatur der Cestoden durch den Hals bis in
den Kopf hinein nachzugehen und die Umbildung, welche dieselbe
infolge der Ausbildung von Haftorganen erfährt, zu verfolgen.
Die geschichtliche Entwicklung unserer diesbezüglichen Kennt-
nisse findet sich in überaus vollständiger Weise zusammeng-faßt
in dem monumentalen Werke M. Brauns (3) ‚„Vermes“
(erschienen in Bronns Klassen und Ordnungen des Tierreichs),
ferner in der gewissenhaften Arbeit von M. Lühe (11), welcher
ganz speziell einige Anoplocephaliden auf die feinere Struktur des
Skolex untersucht hat. Es wäre einfach eine Wiederholung, wollten
wir näher auf die Geschichte unserer Kenntnisse des Aufbaues
der Skolexmuskulatur eingehen. Wir beschränken uns deshalb
nur auf einige kurze Andeutungen, indem wir für nähere Details
auf obige Arbeiten verweisen.
Leuckart (8) weiß in der im Jahre 1863 erschienenen ersten
Auflage seines Parasitenwerkes von Bewegungsmuskeln der Haft-
organe noch nichts zu berichten. Erst bei Nitsche (13) und
Steudner (18) finden wir gelegentlich bei ihren trefflichen Dar-
stellungen der Struktur des Rostellums und der Saugnäpfe der
Tänien die ersten Angaben über die aus den Längsmuskeln des
Halses sich abzweigenden Bündel, die sich an Saugnäpfe und
Rostellum inserieren, während Schneider (16, 17), und
namentlich später Leuckart (9) die ersten waren, welche ver-
suchten, die Skolexmuskulatur auf die der Strobila zurückzu-
führen. Dies geschah, soweit die damals unvollständigen Kennt-
nisse der Muskulaturverhältnisse der Cestoden es erlaubten. Ihre
Ideen wurden von Zograf (22) weiter verfolgt und näher
ausgeführt. Mehrere Autoren wie Kahane, Riehm und
Zschokke (21) befaßten sich eingehend mit der Struktur und
der phylogenetischen Bedeutung des axialen Muskelzapfens, der
in unserer Arbeit sozusagen nicht in Betracht kommt.
Archiv für Naturgeschichte
1912. A. 7. ı 7. Heft
DD
Heinrich Zilluff: Vergleichende Studien
Von besonderer Wichtigkeit für uns isst Lühes Studie,
betitelt ‚‚Zur Morphologie des Taenienskolex‘‘ (11), welche sich
speziell mit der Skolexmuskulatur der rostellumlosen Anoplo-
cephaliden der Säugetiere befaßt. Auf dieser Arbeit baut sich die
unsrige auf, welche sich die Aufgabe gestellt hat, eine größere Zahl
möglichst heterogen gestalteter Cestodenskolices zu untersuchen,
um zu prüfen, ob auch bei diesen die von Lühe aufgestellten
allgemeinen Gesichtspunkte Geltung haben. Das Material zu
meiner Untersuchung entstammt der großen helminthologischen
Sammlung von Professor Dr. Fuhrmann, welchem es mir
an dieser Stelle gestattet sei, für die Überlassung des Materials,
sowie für die Ratschläge und das andauernde Interesse, welches
er meiner Arbeit entgegenbrachte, meinen wärmsten Dank aus-
zusprechen.
Ich untersuchte folgende, in Vögeln parasitierende Tänien-
arten: Dioicocestusacotylus Fuhr., Tetrabothrius umbrella Fuhr.,
Tetrabothrius diomedea Fuhr., Tetrabothrius macrocephalus Bud.,
Hymenolepis megalops (Creplin), Davainea struthionis (Houttoyn),
Chapmania tauricollis (Chap.), Choanotaenia porosa (Rud.). Üü
Diese Reihenfolge der Behandlung habe ich aus dem Grunde
gewählt, um von den durch das Verschwinden der Saugnäpfe und
das Rudimentärwerden des Rostellums so einfach gewordenen
Muskelverhältnissen von Dioicocestus acotylus zu denen der rostel-
lumlosen Tetrabothrien und der mit rudimentärem Rostellum
bewaffneten Hymenolepis megalops überzugehen, worauf dann
die durch das Erscheinen eines richtigen Rostellums modifizierten
Muskelverhältnisse von Davaineen und Choanotaenien zu stu-
dieren sind.
#1:
Beschreibender Teil.
Dioieocestus acotylus Fuhr.
(Fig. 1—4.)
Dieser merkwürdige, in Podiceps dominicus hausende Cestode
ist nach Fuhrmann (7) getrenntgeschlechtlich und gehört
zu der von ihm aufgestellten Familie der Acoleinae. Der Autor
sagt über die äußere Morphologie der erwähnten Tänie: ‚Er zeigt
einen vollkommenen Mangel der äußeren Sauggruben, und auch
das Rostellum scheint rudimentär zu sein, und man erhält so
eine äußere Form des Skolex, wie sie etwa bei den Bothriocepha-
liden Schistocephalus und Ligula vorhanden ist. Der Skolex ist
nicht deutlich vom Halsteil abgesetzt, sondern es endigt die
Strobila am Vorderende, wie z. B. bei Zigula, indem sie sich rasch
verschmälert und zungenförmig mehr oder weniger breit abge-
rundet endigt. Auf der Höhe des Zentralnervensystems ist der
Skolex 0,4—0,5 mm breit. In der Strobila finden wir 2 Längs-
und 3 Transversalmuskelsysteme, welche miteinander alternieren.‘‘
über die Muskulatur des Skolex der Cestoden. 3
Bei den von mir untersuchten Exemplaren konnte ich die
von Fuhrmann gemachten Beobachtungen bestätigen. In
der Halsgegend findet man von den 3 Transversalmuskelschichten
nur noch die innerste in ziemlicher Ausdehnung, während von
der mittleren und äußeren Schicht, die sich an die Kutikula an-
legt, nur noch geringe Spuren vorhanden sind.
Sehr gut konnte ich auf Quer- und Sagittalschnitten beobachten,
wie die äußere Längsmuskulatur im Halse allmählich zur sub-
Fig. 3. Fig. 4.
kutikularen wird. So haben wir, wie Fuhrmann ganz richtig
bemerkt, bereits direkt hinter dem sehr kleinen Skolex die für alle
Tänien geltende Muskeldisposition, welche besteht aus inneren
Transversal-, äußeren Längsmuskelfasern und Dorsoventrelfasern.
Verfolgen wir nun eine Querschnittserie, so bemerken wir,
daß die bei dem Eintritt in den Skolex noch auf den hintersten
Schnitten vorhandenen Transversalfasern auf ein Minimum redu-
ziert werden. Ebenso ist die Längsmuskulatur zwar bedeutend
stärker entwickelt als die Transversalmuskulatur, aber nur in
kleinen Bündeln von 2—3 Fasern erhalten, während die Sub-
I* u Beate
4 Heinrich Zilluff: Vergleichende Studien
kutikularmuskulatur verhältnismäßig stark entwickelt ist, was
auf das Entstehen derselben aus der äußeren Längsmuskulatur
zurückzuführen ist.
Wenn sich die Schnitte dem Scheitel nähern, erscheint ein
großer Teil der Längsfasern bald schräg durchschnitten. Die
Ursache dieser Erscheinung haben wir im Fehlen der Saugnäpfe
sowie auch in der Existenz eines als rudimentäres Rostellums
bezeichneten Gebildes zu suchen, welches wir jetzt noch näher
betrachten wollen.
Auf den sich dem Scheitel nähernden Querschnitten erscheint
nämlich bald im Zentrum eine dunkel gefärbte homogene Masse,
die auf dem folgenden Schnitte in der Mitte ein Lumen zeigt.
Auf weiteren Schnitten sieht man deutlich, daß aus der kreisförmig
angeordneten Masse zwei konzentrisch liegende Ringe geworden
sind, von denen der äußere wellig erscheint. Um diese 2 Ringe
können wir nun auf unserer Figur einen dritten Ring beobachten,
der deutlich eine Faserstruktur erkennen läßt (Fig. 1). Diesen
dritten äußeren Ring halte ich für aus Paremehymmuskulatur
entstanden, und zwar aus Transversalfasern. Wir beobachten
nämlich, daß, sobald das besprochene, als Rostellum bezeichnete
Gebilde erscheint, Transversalfasern auftreten, die in einiger
Entfernung vom Rostellum bogenförmig um dasselbe verlaufen.
Allmählich gehen nun diese Fasern einzeln an das Rostellum
heran, legen sich demselben an und bilden so den von mir oben
erwähnten dritten Ring. Dieser Ring wäre somit aus der Trans-
versalmuskulatur entstanden und als Begleitmuskulatur des
Rostellums aufzufassen. Ich möchte hier noch hinzufügen, daß
das im Gegensatz zum hinteren Teil des Kopfes sich stärkere Ent-
wickeln der Transversalmuskulatur auf der Höhe des Rostellums
so zu erklären ist, daß diese vordere Transversalmuskulatur als
ein Überbleibsel der früher durch die Tätigkeit des Rostellums
und der Saugnäpfe gut entwickelten Muskulatur aufzufassen ist.
Während nun der äußere Ring Fasernstruktur erkennen
läßt, konnte ich bei den beiden inneren nicht das geringste einer
Struktur feststellen. Ich halte sie beide als quer durchschnittene
Muskelsäcke, deren Muskelfasern degeneriert sind, wofür die
besonders starke Färbbarkeit spricht.
Auf den weiter nach vorn gelegenen Schnitten tritt um das
Rostellum herum ein mächtig entwickeltes Nerven- und Wasser-
gefäßsystem auf, so daß für die Längsmuskulatur wenig Raum
übrig bleibt und dieselbe gezwungen wird, wie auf Fig. 2 zu beob-
achten ist, nach innen umzubiegen und durch das Wasser- und
Nervensystem hierdurch ihren Weg nach dem Scheitel zu nehmen,
welche Verhältnisse wir bei a Sagittalschnitten sehr gut beob-
achten können.
Die Schnitte direkt unter dem Scheitel zeigen die Verhält-
nisse, wiesie Lühe (11) in seiner Arbeit (Fig. 5 und 6) geschildert
hat (Fig. 3). Außerdem finden wir daselbst vier kleine Bläschen
\ über die Muskulatur des Skolex der Cestoden. 5
von 0,03 mm Durchmesser an der Stelle, wo die Saugnäpfe sein
sollten.
Während nun dieselben keine Spur von Funktionsfähigkeit
erkennen lassen, konnte ich doch noch im Innern der kreisrunden
Bläschen einzelne radiär angeordnete Fasern feststellen (Fig. 3).
Am Totalpräparat ist nichts von Saugnäpfen zu beobachten.
Die große Einfachheit der Muskulatur von Dioicocestus
acotylus läßt sich besonders auf Flächenschnitten erkennen und
ist sie offenbar die Folge des Fehlens der Saugnäpfe.
Ein Flächenschnitt, der beinahe median liegt, so daß er die
beiden Rostellarsäcke noch schneidet, zeigt uns diese Verhältnisse
sehr deutlich. Wir sehen auf einem solchen in Fig. 4 dargestellten
Schnitt, das in einer Kutikulareinstülpung des Scheitels gelegene,
bei der Betrachtung der Querschnitte als quer durchschnitten
und als Ringe erscheinende Gebilde, die ich dort als degenerierte
Muskelsäcke bezeichnete, hier längs durchschnitten und spindel-
förmig erscheinen. Bezüglich der Konstitution derselben habe ich
dem bei den Querschnitten Gesagten nichts weiter beizufügen;
bezüglich des äußeren Rostellarsackes aber möchte ich noch er-
wähnen, daß die bei Querschnitten gefundene wellige Form des
zweiten Ringes eine konstante zu sein scheint, da ich diese auch
bei einem zweiten Exemplar sah und auch hier auf den Flächen-
schnitten wiederfinde. Wir sehen nämlich auf den Flächenschnitten
einzelne langgestreckte Lamellen auf dem äußeren Muskelsack ver-
laufen, die nichts weiter sind, als die angeschnittenen, vorspringenden,
welligen Teile des Gebildes. Was die Längsmuskulatur anbelangt, so
dringt dieselbe normal in den Skolex ein, indem sie auf der Höhe
des rudimentären Rostellums sich in der Hauptsache in drei Partien
auflöst. Der äußere Teil läuft peripher der Kutikula entlang,
während die beiden inneren Partien sich der Mitte des Skolex
zuwenden, und zwar so, daß sich die mittleren Längsfasern dem
Rostellum nur nähern, während sich die innersten dem Rostellum
anzulegen und später wieder etwas von diesem zu divergieren
scheinen. Diese interessante Disposition der Längsmuskulatur
ist durch das mächtig entwickelte Gefäßsystem bedingt, das aus
drei um das Rostellum angeordneten Gefäßringen besteht, durch
welche die Muskelfasern durchgehen müssen.
Außerdem ist nicht zu vergessen, daß wir um das Rostellum
herum, das weiter oben schon erwähnte, außerordentlich ent-
wickelte Nervensystem haben, welches ebenfalls an dem Aus-
einanderdrängen der Längsmuskulatur beteiligt ist. Weitere Be-
trachtungen mehr allgemeiner Natur über diesen sekundär so ein-
fach gebauten Skolex werden wir im allgemeinen Teil anstellen.
Tetrabothrius umbrella Fuhr.
(Fig. 5—15.)
Fuhrmann gibt über Tetrabothrius umbrella aus Dio-
medea spec. stammend, folgende uns speziell interessierende An-
7. Heft
6 Heinrich Zilluff: Vergleichende Studien
gaben: ‚Die Länge von Tetrabrothrius umbrella beträgt 100 mm,
die maximale Breite 2,5 mm. Der Skolex ist 0,37 mm lang und
0,4 mm breit. Die Saugnäpfe sind länglichoval, hinten etwas breiter
als vorn und sehr tief. Die Anhänge der Saugnäpfe sind stark
entwickelt, so daß sie dachartig über den Saugnapf vorspringen
und seitlich große ohrförmige Lappen bilden. (Fig. 5). Die inneren
Mb zäll 10
On. N}
ER
IN
: Dez N un) /
an) T = 2
Im. |
I Sl A DS.
we
SEN
Br
o
NW
NV AE
N
RS;
Längsmuskelbündel bestehen aus 30—50 Fasern, die äußeren aus
?—9 Fasern. Die Transversal- sowie Dorsoventralmuskulatur ist
gut entwickelt.“
Betrachten wir nun zunächst eine Querschnittserie von
Tetrabothrius umbrella, so finden wir bei einem durch den Hals-
teil senkrecht zur Längsachse gelegten Schnitt noch die typische
Anordnung der Proglottidenmuskulatur, nämlich eine innere und
über die Muskulatur des Skolex der Cestoden. .
äußere Längsmuskulatur, wie solche oben nach Fuhrmann
beschrieben ist, ebenso eine mächtige dorsale und ventrale Trans-
versalfaserplatte, sowie Dorsoventralfasern in regelmäßiger An-
ordnung. In der Mitte des Markparenchyms sieht man deutlich
die Myoblastenzone der Dorsoventralfasern. Nähert sich der
J
ig ,
D
SCHEN
Fig. 11.
Fig. 14. Fig. 15.
Querschnitt den Saugnäpfen, so geht die regelmäßige Anordnung
der Muskulatur mehr und mehr verloren. Am besten macht uns
dies ein Schnitt klar, der direkt hinter den Saugnäpfen nicht ganz
senkrecht zur Längsachse liegt, so daß er auf der einen Seite das
Hinterende eines Saugnapfes streicht. Wir sehen, daß an der Stelle
7. Heft
8, Heinrich Zilluff: Vergleichende Studien
unseres Schnittes, wo späterhin die Saugnäpfe erscheinen, deut-
lich eine Änderung in der Längsmuskulatur eintritt. Man bemerkt
nämlich, daß die seitlichen Muskelbündel allmählich ihre bisherige
Verlaufsrichtung verlassen, so daß sie schon auf unserm Schnitte,
wenn auch nur andeutungsweise, schräg durchschnitten erscheinen.
Da, wo der Schnitt das Hinterende des Saugnapfes streicht, sieht
man deutlich, wie die eben besprochenen Längsmuskelbündel
fast in der Ebene unseres Schnittes verlaufen und an das Hinter-
ende des Saugnapfes herantreten.
Außerdem beginnen hier noch andere Fasern aus der Paren-
chymschicht nach dem Hinterende des Saugnapfes auszustrahlen,
und sie scheinen sich auf diesem Schnitte mit den oben geschilderten
Längsmuskelbündeln zu vermischen. Diese Fasern sind als diagonal
gedrehte Transversalmuskelfasern zu betrachten.
Der folgende Schnitt, der das Hinterende der vier Saugnäpfe
berührt, zeigt uns die Verhältnisse schon deutlicher (Fig. 6). Man
sieht, daß die, wie ich oben gesagt, aus Transversalfasern hervor-
gegangenen Diagonalfasern sich zu Muskelbündel zusammengelegt
und ein diagonales Faserkreuz gebildet haben, das die Hinterenden
der diagonal einander gegenüber liegenden Saugnäpfe gegenseitig
miteinander verbindet. Während sonst die diagonalen Muskelkreuze
im Cestodenskolex aus Muskelfasern bestehen, welche sich seit-
lich an die diagonal sich gegenüberliegenden Saugnäpfe ansetzen
und infolgedessen aus paarigen, parallel sich kreuzenden Muskel-
bündeln bestehen, finden wir hier ein einfaches Muskelkreuz,
das aus zwei bandförmigen Muskelbündeln gebildet erscheint, welche
sich median an die Saugnäpfe ansetzen. Außerdem ist zu bemerken,
daß dieses Muskelkreuz ganz am Hinterende des Skolex, und nicht,
wie sonst bei andern Cestoden wahrgenommen, im vorderen Teil
des Kopfes liegt.
Wie schon vorher gesagt, kann man in Figur 6 die Längs-
muskulatur deutlich sich umbiegen und jetzt an sämtliche vier
Saugnäpfe herangehen sehen. Die mediane, dorsale und ventrale
Längsmuskulatur zwischen den Saugnäpfen ist immer noch in
normaler Lage.
Die Mitte des Schnittes zeigt neben der dorsalen und ventralen
Transversalfaserplatte, dem diagonalen Faserkreuz und der Dorso-
ventralmuskulatur noch eine Menge feiner Fasern, die isoliert
mehr oder weniger schief das Markparenchym durchqueren. Von
den dorsoventral verlaufenden Fasern treten einige seitlich zwi-
schen den Saugnäpfen besonders deutlich hervor, und der nächste
Schnitt, welcher schon das Lumen der Saugnäpfe trifft, zeigt,
daß diese Fasern zu zwei verhältnismäßig starken Muskelbändern
zwischen den entsprechenden Saugnäpfen geworden sind.
Ich möchte hier gleich zur besseren Orientierung einschalten,
daß auf unseren bis jetzt betrachteten Schnitten die Wasser-
gefäße immer seitlich zwischen den Saugnäpfen mehr oder weniger
quer durchschnitten erscheinen. Auf dem in Figur 7 abgebildeten
über die Muskulatur des Skolex der Cestoden. 9
Schnitt sehen wir dieselben sich nach innen wenden, so daß wir
schon auf diesem Querschnitt neben den lateral durchschnittenen
Wassergefäßpaaren im Zentrum vier Luminas quer durchschnittener
Wassergefäße haben. Diese vier im Zentrum befindlichen und
die ganz lateral gelegenen Wassergefäßquerschnitte können wir
von jetzt ab durch unsere ganze Schnittserie bis nach vorn ver-
folgen.
ä Betrachten wir Figur 7 jetzt etwas genauer. Seitlich zwischen
den Saugnäpfen haben wir die beiden bereits oben erwähnten
dorsoventralen Muskelbänder. Im Zentrum des Schnittes, zwi-
schen und seitlich von den Wassergefäßen treten einzelne dorso-
ventrale Fasern deutlich hervor. Dorsal und ventral von den
vier Luminas befindet sich je eine transversale Faserlamelle, die
leicht gekrümmt, die konvexe Seite dem Zentrum unseres Schnittes
zukehrend, zwischen den Saugnäpfen verläuft. Das diagonale
Faserkreuz ist schwächer geworden.
Was nun die Längsmuskulatur betrifft, so sehen wir die
äußersten Längsmuskelbündel sich der Kutikula nähern und zur
Subkutikularmuskulatur des Skolex werden. Die inneren Längs-
muskelbündel sind jetzt schief durchschnitten, zeigen also eine
beginnende Richtungsänderung.
Auf den folgenden Schnitten (Fig. 8) ist das diagonale Faser-
kreuz schon vollständig verschwunden, und deutlich können wir
jetzt hier die weiter oben erwähnten transversalen Faserlamellen
an die entsprechenden Saugnäpfe herantreten sehen. Ich konnte
beobachten, daß bei Tetrabothrius umbrella diese Fasern sich an
verschiedenen Stellen des konvexen Saugnapfrandes inserieren.
Dabei konnte ich einzelne Fasern bis auf die äußere laterale Seite
des Saugnapfes verfolgen. Im übrigen sind die Verhältnisse die-
selben wie in Figur 7. Nur zeigt sich deutlich die Art der
Richtungsveränderung der inneren Längsmuskulatur. Dieselbe
strahlt nämlich seitlich nach den Saugnäpfen aus, was aber
nicht sehr regelmäßig geschieht.
Betrachten wir jetzt einen Schnitt, der Ah mehr der Mitte
des Skolex sich nähert (Fig. 9), so finden wir, daß die beiden
dorsoventralen Muskelbündel zwischen den beiderseitigen Saug-
näpfen dadurch, daß die Saugnäpfe sich erheblich näher getreten
sind, kürzer geworden sind. Außerdem bemerkt man, daß die
transversalen Faserlamellen, bedingt durch die veränderte Lage
der Saugnäpfe, jetzt nicht mehr nach innen gekrümmt, sondern
gerade transversal von Saugnapf zu Saugnapf verlaufen und sich
an der Insertionsstelle pinselartig auflösen.
Was die Längsmuskulatur anbelangt, möchte ich hier bemer-
ken, daß dieselbe, wie wir auf den bis jetzt betrachteten Schnitten
sehen konnten, durch das fortschreitende Zusammenrücken der
Saugnäpfe allmählich mehr und mehr ihre anfängliche parallel
der Körperwand verlaufende Anordnung aufgegeben undsich haupt-
sächlich in zusammengedrängten Muskelbündelhaufen gruppiert
7. Heft
10 Heinrich Zilluff: Vergleichende Studien
haben, welche sich so einerseits seitlich von den Saugnäpfen,
andrerseits in dem engen Raum zwischen den Saugnäpien kon-
zentrieren. Bei den von mir eben erwähnten Muskelbündelhaufen
macht sich im speziellen noch die Tendenz bemerkbar, sich dem
Verlauf der konvexen Saugnapfwand anzuschließen. Teilweise
findet auch Kreuzung der einzelnen quer durchschnittenen Muskel-
bündel statt. Wichtig ist noch für die Bewegung der Saugnäpfe,
daß die im Zentrum unseres Schnittes befindlichen, bei Figur 7
schon besprochenen, deutlich hervortretenden Dorsoventralfaser-
bündelchen, welche in Figur 8 in Dreizahl vorhanden sind, näm-
lich ein stärkeres zwischen und zwei schwächere seitlich von den
im Zentrum befindlichen Wassergefäßen, in Figur 9 zu kleinen
Faserbündeln geworden sind. Während die beiden seitlichen
Bündel sich dem medianwärts gelegenen Rand der Saugnäpfe an-
heften, geht das in der Mitte gelegene Bündel dorsal und ventral
an die Kutikula, in dem es sich pinselartig auflöst.
Gleich auf dem nächsten Schnitt (Fig. 10) sind die beiden
seitlichen, soeben besprochenen Bündel schon wieder verschwun-
den. Dagegen finden wir, daß das zwischen den Wassergefäßen
befindliche Bündel sich in der Hauptsache in zwei starke Muskel-
bündel geteilt hat, die leicht gebogen, mit der konvexen Seite dem
Zentrum zugekehrt, zwischen den Saugnäpfen verlaufen und sich
ungefähr an der gleichen Stelle inserieren, wo früher die seitlichen
Muskelbündel sich anhefteten und so diese gewissermaßen ver-
treten. Dagegen sehen wir jetzt keine Fasern mehr nach der Ku-
tikula verlaufen. Von den neu entstandenen Muskelbündeln treten
gegenseitig Fasern zwischen den Luminas der Wassergefäße in-
einander über, so daß zwischen den Wassergefäßen eine deutliche
Kreuzung vorhanden ist. Bei ihrer Insertion an den Saugnäpfen
teilen sich die Muskelbündel ebenfalls pinselartig. Die Trans-
versalmuskulatur ist nur noch sehr schwach entwickelt und ver-
schwindet in den nächsten Schnitten vollständig (Fig. 11). Das
Bild bleibt ungefähr dasselbe, mit dem Unterschied, daß die
beiden dorsoventralen zwischen den beiderseitigen Saugnäpfen
sich befindlichen Muskelbänder noch kürzer geworden sind infolge
der starken Annäherung der gegenüberliegenden Saugnäpfe,
während sie dann bei Annäherung an den Scheitel wieder länger
werden. Außerdem ist noch zu erwähnen, daß sich die beiden
medianen dorsoventralen Bündel nähern und dadurch sich die
einzelnen Fasern mehr peripherwärts an die konvexen Median-
flächen der Saugnäpfe inserieren.
Verfolgen wir die Schnittserie bis zum Scheitel, so finden wir,
daß die soeben erwähnten dorsoventralen Bündel bis fast zu den
letzten Schnitten unter dem Scheitel zu sehen sind. Man beob-
achtet, daß die anfänglichen zwei Muskelbündel schwächer wer-
den, und wie vorhin gesagt, sich gegenseitig näher treten, so daß
auf den letzten Schnitten nur noch ein Bündel zu existieren scheint.
Trotzdem bemerken wir Kreuzungen und Anastomosen bis direkt
über die Muskulatur des Skolex der Cestoden. 11
unter dem Scheitel. Sobald die lateralen accessorischen Anhänge
der Saugnäpfe, die am Anfang der Arbeit nach Fuhrmann
geschildert sind, in größerer Ausdehnung erscheinen, können wir
beobachten, daß die seitlichen Längsmuskelbündel besonders
stark zwischen den accessorischen Anhängen teils quer, teils schief
durchschnitten auftreten, sich kreuzen und in einzelne Fasern
sich auflösen, weiche sich hauptsächlich peripher an den Anhängen
inserieren. °
Der Schnitt direkt unter dem Scheitel zeigt absolut die Ver-
hältnisse, wie se Lühe in seiner sorgfältigen Arbeit, (Figur 5
und 6) schildert (Fig. 12).
Gehen wir nun zur Betrachtung einer Sagittalschnittserie
über, die besonders deutlich die Differenzierung der Längsmus-
kulatur zeigt. Der erste, die laterale Wand des dorsalen und ven-
tralen Saugnapfes schneidende Sagittalschnitt zeigt uns deutlich
die an das distale Ende der Saugnäpfe herantretende Längsmus-
kulatur. Die Muskelbündel wenden sich auf unserem Schnitte
peripherwärts. Auf den folgenden Schnitten der Serie teilt sich
die Längsmuskulatur allmählich in der Hauptsache in zwei Bündel,
von denen das eine stärkere lateral zur konvexen Saugnapfwand
geht, während das andere schwächere median zwischen den dor-
salen und ventralen Saugnäpfen hinaufsteigt, wobei sich der
größere Teil der Muskelfasern mit denen der dorsalen und ventralen
Seite kreuzen. Ich konnte im mittleren Teil der Figur 13 drei ver-
schiedene Gruppen von Längsmuskelfasern feststellen. Zunächst
den größten Teil bilden die soeben geschilderten, sich kreuzenden
Fasern. Sie verlaufen in der Hauptsache von der Hinterwand des
dorsalen zum Vorderrand des ventralen Saugnapfes oder umge-
kehrt. Sodann konnte ich sich nicht kreuzende Fasern beobachten,
von denen die einen wellenförmig der konvexen Saugnapfwand
entlang laufen, während die anderen, medianwärts gekrümmt,
sich an das Muskelkreuz anlegen, Die beiden letzten Arten in-
serieren sich hauptsächlich an der Vorderhälfte der Saugnäpfe.
Einzelne Fasern treten, wie dies auch bei den sich kreuzenden
Fasern der Fall ist, an die Kutikula.
Die auf den lateralen Sagittalschnitten median erscheinenden
Längsmuskelbündel, welche wir soeben geschildert haben, ent-
sprechen den in der Beschreibung der Querschnitte erwähnten
seitlich aufsteigenden Längsmuskelbündeln. Hier bei den Sagittal-
schnitten kann ihr Verlauf genau bestimmt werden, wie wir ge-
sehen haben, während dies bei den Querschnitten, wo sie immer
quer oder schief angeschnitten waren, nicht geschehen konnte.
Auf den nächsten Schnitten der Serie (Fig. 14) verschwinden
rasch die eben besprochenen, median verlaufenden Längsfasern
und die auf den Querschnitten so gut sichtbaren Dorsoventral-
muskelbündel treten hier auf, und sehen wir distal von den Saug-
näpfen weniger gut proximal deutlich entwickelte dorsoventrale
Muskelbündel, welche dorsale und ventrale Saugnäpfe mitein-
12 Heinrich Zilluff: Vergleichende Studien
ander verbinden. Das distale Band greift dorsal und ventral
bis an den Rand des Saugnapfes. Zwischen diesen beiden Muskel-
bündeln sehen wir wenig dicht angeordnet, dorsoventrale Muskel-
fasern, wo solche auch auf den Querschnitten zu beobachten
waren. Sämtliche Dorsoventralmuskeln verschwinden bald, und
finden wir nur am Scheitel einige Fasern erhalten.
Kommen wir nun gegen die Mitte des Skolex, so treffen wir
daselbst auf die in der Beschreibung der Querschnitte genauer
betrachteten Dorsoventralfasern, welche die daselbst beschriebene
eigentümliche Disposition annehmen, die aber nun als normale
Dorsoventralfasern erscheinen, welche teils außerhalb, teils zwischen
den vier gerade aufsteigenden Wassergefäßen liegen (Fig. 15).
Tetrabothrius Diomedea Fuhr.
Dieser in Diomedea exulans schmarotzende Tetrabothrius
wurde von Fuhrmann kurz in einer Arbeit von E. Shi-
pley beschrieben. Ich habe zum Vergleich diese Art unter-
sucht und gefunden, daß die Verhältnisse im Prinzip vollständig
denen bei T'etrabothrius umbrella entsprechen, mit Ausnahme von
kleinen Abweichungen, die auf die Verschiedenheit des Kontrak-
tionszustandes zurückzuführen sind. Hervorzuheben ist, daß die
transversalen Faserlamellen sehr deutlich zu sehen sind und unter
den Wassergefäßschlingen, wie sie in Figur 12 bei Tetrabothrius
umbrella abgebildet wurden, sich seitlich kreuzend zur Kutikula
verlaufen, während wir vor den Wassergefäßschlingen das von
Lühe beschriebene, in Fig. 12 ebenfalls dargestellte Bild haben.
Tetrabothrius maerocephala Rud.
Tetrabothrius macrocephala aus Colymbusarten ist der häufigste
aller Tetrabothriusarten. Die zahlreichen, von mir untersuchten
Exemplare zeigen dieselben Verhältnisse wie die beiden vorher
besprochenen. Zu bemerken ist, daß die Muskulatur sehr kräftig
entwickelt ist.
Anhangsweise seien hier noch einige Angaben über den mor-
phologischen Bau der so eigentümlichen Saugnäpfe von Tetra-
bothrius gegeben. Dies soll nur in wenigen Worten geschehen
und sei deshalb hauptsächlich auf die Figuren verwiesen, aus
welchen die sonderbaren Verhältnisse klarer ersichtlich sind als
in einer ausführlichen Beschreibung.
Die Saugnäpfe sind nach vorn verflacht, und es zeigen sich
ohrenförmige Anhänge (Fig. 11). Um nun die Saugorgane zu
muskelkräftigen zu gestalten, setzt sich auf die Verbreiterung ein
Anhang von Saugnapfstruktur auf, welcher das Gebilde zu einem
wirklichen Saugnapf gestaltet. So ist der eben besprochene Teil,
welcher sich durch histologische Untersuchung als sekundär er-
weist, als eigentlichen Anhang aufzufassen und nicht die vorn auf-
tretende, ohrenförmige Verflachung der Saugnäpfe, wie solche im
Totalpräparat erscheint (Fig. 11). Von dieser ohrenförmigen Ver-
über die Muskulatur der Skolex des Cestoden. 13
flachung und bis jetzt immer fälschlich als akzessorischen Anhang
der Saugnäpfe bezeichneten Gebilde sagt Shipley in seiner
weiter oben erwähnten Arbeit, daß die dorsalen und ventralen
Anhänge der entsprechenden Saugnäpfe miteinander verschmelzen,
welche Angabe nicht der Richtigkeit entspricht, da bei der Unter-
suchung desselben Materials sowie auch anderer Arten eine voll-
ständige räumliche Trennung der Gebilde vorhanden ist.
‘ Hymenolepis megalops (Creplin).
(Fig. 16—21.)
Diese Tänie ist von Creplin in Anas boschas und Dafıla
acuta gefunden worden. Nach ihm fanden sie noch Nitsche,
Dujardin und Diesing zum Teil in denselben, zum Teil
Fig. 13. Fig. 19.
in anderen Entenvögeln. In jüngster Zeit ist die Anatomie dieser
Tänie von Ransom genauer beschrieben worden, ohne daß er
aber auf die Skolexmuskulatur spezieller eingeht, dagegen aber
das Nerven- und Wassergefäßsystem näher beschreibt, worauf wir
später noch zurückkommen werden. Aus den Angaben der Autoren
entnehmen wir folgendes: „Die Länge des Wurmes beträgt 35 mm,
die Breite 0,5 mm hinter dem Kopf, und 0,7 mm weiter hinten.
Der Kopf ist sehr groß, Imm im Durchmesser messend, vom
Scheitel gesehen viereckig mit abgerundeten Ecken (Fig. 16 u. 17).
Die Saugnäpfe sind sphärisch, 0,4 mm im Durchmesser messend,
in der Nähe der vier Ecken gelegen und nach vorn und außen sich
7. Heft
14 Heinrich Zilluff: Vergleichende Studien
öffnend. Im Zentrum des Scheitels ist eine kleine Öffnung, an
deren Grund das Rostellum liegt. Die Gliederung beginnt direkt
hinter dem Skolex. Was die Längsmuskulatur anbetrifft, so be-
steht dieselbe aus zwei Muskelzonen, einer äußeren aus einer großen
Anzahl kleiner Bündel bestehenden, welche die innere Längsmuskel-
zone ganz umschließt und deutlich von ihr getrennt ist. Es sind
in der Strobila keine Diagonalfasern vorhanden. Die Dorso-
ventralfasern sind meist zahlreich, namentlich im hinteren Ende
der Proglottiden, wo auch einige Transversalfasern zu finden
sind.“
Bei Betrachtung einer Querschnittserie durch den ungemein
großen Skolex beobachten wir, vom Halse beginnend, die nach-
folgend beschriebenen Verhältnisse. Zunächst bemerken wir,
daß die äußere Längsmuskulatur im Hals sich der Kutikula nähert
und zur subkutikularen wird, während die innere Längsmuskulatur
FD
me,
Fig. 20. Fig. 21.
in den Gliedern direkt hinter dem Skolex sehr stark wird und den
größten Teil des Parenchyms einnimmt, so daß im Zentrum nur
ein kleiner, freier Raum übrig bleibt. Bei ihrem Übertritt in den
Skolex löst die innere Längsmuskulatur sich in einzelne ‘Bündel
auf, wozu ihr durch die außergewöhnliche Größe des Skolex die
Möglichkeit gegeben wird. Sehr schön zeigt uns diese Verhältnisse
ein Schnitt, der etwas schief verläuft, so daß er auf der einen Seite
den Skolex anschneidet, während er auf der anderen noch den
Hals durchquert (Fig. 18).
Wir sehen, daß die radiär gestellten, langgestreckten Muskel-
bündellamellen an der Stelle, wo die Strobila in den Skolex über-
geht, sich in einzelne, fast kreisrunde Muskelbündel auflösen. Zwi-
schen diesen Muskelbündeln beobachten wir neben einzelnen
Transversalfasern hauptsächlich Dorsoventralfasern, die von der
normalen Richtung etwas abgelenkt verlaufen. Man bemerkt auf
diesem sowie auf den folgenden Schnitten, daß, sobald die Längs-
muskelbündel abgesondert auftreten, sich die Dorsoventral- und
Transversalfasern zu Faserlamellen zusammenlegen und sich
ZZ
u
——
über die Muskulatur des Skolex der Cestoden. 15
einerseits den Längsmuskelbündeln anschmiegen, andererseits
hauptsächlich zwischen den Bündeln verlaufen und sich peripher
fächerartig ausbreiten, indem sie sich gegenseitig größtenteils
kreuzen. Die Figur 18 zeigt die Verhältnisse klarer als eine lange
Beschreibung.
Das Bild für die eben besprochenen Muskelfasern bleibt fast
überall auf der ganzen Schnittserie dasselbe. Nur wird es weiter
nach vorn von dem Auftreten der Saugnäpfe beeinflußt, um dann
in den letzten Schnitten ganz in den Hintergrund zu treten.
Sobald die Saugnäpfe angeschnitten werden, sehen wir,
dal aus der dichten, lamellös angeordneten Längsmuskulatur
sich 8 Längsmuskelbündel differenziert haben, die sich in einem
Kreise zwischen den Saugnäpfen gruppieren, so daß immer zwei
Bündel zwischen zwei Saugnäpfen stehen, und zwar in der Weise,
daß je eines der Bündel sich median der inneren Wand des Saug-
napfes anlegt, und allmählich schräg durchschnitten erscheint,
um später deutlich in der Ebene des Querschnittes verlaufend,
an dem Saugnapf sich zu inserieren.
Außer dieser zentral gelegenen Längsmuskulatur bemerken
wir außerhalb der Saugnäpfe ebenfalls zahlreiche kleinere Muskel-
bündel, die bald schräg durchschnitten sich zeigen und sich später
an den Saugnäpfen peripher inserieren, welche Verhältnisse uns
die Flächenschnitte noch klarer zeigen werden, namentlich was
den Ursprung der äußeren Bündel betrifft.
In Figur 19 sehen wir ferner deutlich zwischen den Saug-
näpfen transversal und dorsoventral je ein starkes Muskelband
auftreten, über deren Ursprung uns die vorliegenden Schnitte
keinen Aufschluß geben. Auf unserer Figur sehen wir allerdings
lateral zwei Bänder, welche Tatsache ich dadurch erkläre, daß
diese Teilung sekundär entstanden ist, indem das Längsmuskel-
bündel zwischen das ursprüngliche einfache Band getreten ist
und die Fasern auseinander gedrängt hat. Je mehr sich die Schnitte
dem Scheitel nähern, tritt im Zentrum immer deutlicher ein
Haufen von Zellen auf, welcher als rudimentäres Rostellum an-
gesehen wurde. Um dieses Gebilde ordnen sich in einiger Ent-
fernung fast kreisförmige Muskelfasern an, deren Ursprung auf
die transversalen und dorsoventralen, die Saugnäpfe verbinden-
den Muskelbänder zurückzuführen sind.
Bezüglich des oben erwähnten, bis jetzt als Rostellum bezeich-
neten Gebildes, will ich hier noch ganz besonders hervorheben,
daß die einzelnen Teile desselben auf den Schnitten direkt unter
dem Scheitel allmählich eine radiäre Anordnung erfahren (Fig. 20).
Wir bemerken auf einem solchen Schnitt zahlreiche, dicht neben-
einander stehende Zellen, welche um eine als Lumen erscheinende
Vertiefung des Scheitels disponiert sind. Diese Zellen zeigen
Ausführungsgänge, welche in die Scheitelvertiefung münden. Ich
spreche diese Gebilde wegen ihrer stärkeren Färbbarkeit mit
Hämatoxylin als Drüsenzellen an. So wäre das ganze Gebilde
7. Heft
16 Heinrich Zilluff: Vergleichende Studien
nichts anderes, als eine um eine von der Körperkutikula ausge-
kleidete Vertiefung des Scheitels gruppierte Drüse und dürfte
also nicht, wie solches bis jetzt geschehen, und merkwürdigerweise
auch von Ransom trotz seiner eingehenden Untersuchung
dieser Art, als ein rudimentäres Rostellum angesehen werden.
Bei einem Durchmesser des Skolex von 1,3 mm fand ich den Durch-
messer des ganzen Gebildes 0,21 mm. Der Durchmesser der
Scheitelvertiefung ist 0,08 mm groß. Es sei hier ergänzend hinzu-
gefügt, daß auch Hautdrüsen bei Cestoden von verschiedenen
Forschern gefunden wurden, so einzellige Drüsen bei Triaeno-
phorus nodulosus von Pintner, undim Kopfstiele verschiedener
von Lang untersuchter Tetrarhynchen. In Hautvertiefungen
mündende Drüsenkomplexe kennen wir nach Stiles bei
Moniezia am Hinterende der Proglottiden. Ganz besonders
möchte ich aber hier auf die von Braun bei Polypocephalus
radiatus gefundenen Drüsen hinweisen. Sie münden ebenfalls
wie bei Aymenolepis megalops in eine scheitelständige Vertiefung
aus, scheinen also vollständig dem von mir untersuchten Gebilde
zu entsprechen, und dürfte das Resultat meiner Untersuchung
für die Existenzberechtigung des von Braun als scheitel-
ständige Drüse angenommenen Gebildes sprechen, das von
Moniez angezweifelt wurde.
Die Flächenschnittserie mußte leider durch ein Exemplar
angelegt werden, welches etwas mazeriert war, wobei wir folgende
Verhältnisse trafen. Sobald die ersten Flächenschnitte die Saug-
näpfe anschneiden, sehen wir einzelne kleine Muskelbündel auf-
treten, die teils schräg durchschnitten, teils schon in der Ebene
des Schnittes verlaufend, an die Saugnäpfe herangehen. Ein
Schnitt, der schon weiter nach innen liegt, so daß er die Saugnäpfe
an der Stelle schneidet, wo auf Querschnitten das transversale
Muskelband zwischen den Saugnäpfen auftritt, macht uns diese
Muskelverhältnisse besser klar (Fig. 21). Wir sehen nahe dem Hin-
terende der Saugnäpte zwischen denselben ein starkes Muskelband,
das zum Teil schief durchschnitten erscheint und dem bei den
Querschnitten gefundenen, in Fig. 19 dargestellten, zwischen den
beiden dorsalen Saugnäpfen befindlichen Muskelbande entspricht.
Was die Längsmuskulatur betrifft, so teilt sie sich beim Über-
tritt in den Kopf, wie wir sehr schön auf den in Fig. 21 abgebildeten
und auf den folgenden Schnitten sehen können, in der Hauptsache
in zwei Teile, wovon der eine zentral an die Saugnäpfe aufsteigt,
wodurch die in Figur 19 bei den Querschnitten dargestellten
acht zentral gelegenen Längsmuskelbündel entstehen, während
der andere Teil peripher an die Saugnäpfe geht und die auf Quer-
schnitten gesehenen äußeren zahlreichen Längsmuskelbündel
darstellt, so daß wir zwei Muskelsysteme haben, die konzentrisch
In den medianen Flächenschnitten stoßen wir auf das
schon bei den Querschnitten beschriebene, rudimentäre Gebilde.
über die Muskulatur des Skolex der Cestoden. 17
Da das Material ziemlich mazeriert war, treffen wir an Stelle
des bei Querschnitten erwähnten Drüsengewebes nur noch ein
wabiges Bindegewebsbläschen an (Fig. 21).
Außerdem konnte ich lateral je ein schwaches, von der Stro-
bila aufsteigendes Längsmuskelbündel herantreten sehen. Das-
selbe ist offenbar eine scheitelwärts strebende Abzweigung der
an die Saugnäpfe sich ansetzenden Längsmuskulatur.
Bemerkt sei noch, daß man auf unsern Flächenschnitten
von ausstrahlenden Transversal- und Dorsoventralfasern nichts
sehen konnte.
Davainea struthionis (Houttoyn)
(Fig. 22—26.)
Linstow schildert diese in Struthio camelus parasitierende
Tänie folgendermaßen: ‚Der Skolex ist 1,18 mm lang, nach
Parona 2mm breit. Die vier Saugnäpfe messen 0,47 mm;
in ihnen befindet sich schwarzes Pigment. Ein eigentliches Rostel-
Fig. 22. Fig. 23.
lum ist nicht vorhanden, die Scheitelgegend ist flach vorgewölbt,
und hier findet man einen 0,54 nach Parona 0,6 mm großen
Hakenkranz, welcher von zweimal 82 Haken gebildet wird. Am
Innenrande des Hakenkranzes, dessen große Haken innen, kleine
außen stehen, kann man schwarzes Pigment beobachten.“
Ich will hier gleich bemerken, daß ich die Verhältnisse
wesentlich anders fand, als wie von Linstow geschildert, was
aus der folgenden Beschreibung ersichtlich. Zunächst fand ich
weder in den Saugnäpfen, noch am Innenrande des Hakenkranzes
Pigment. Ferner zeigten die von mir untersuchten, gut erhaltenen
7 Exemplare ein deutliches Rostellum entwickelt, und konnte
ich infolgedessen die Verhältnisse des Rostellums genau studieren,
und muß daher annehmen, daß Linstow seine Untersuchun-
en an Totalpräparaten oder schlecht erhaltenem Material ange-
stellt hat. Bei dem von mir in Fig. 22 dargestellten Skolex ist
Archiv für Naturgeschichte
1912. A. 7. 2 1. Heft
18 Heinrich Zilluff: Vergleichende Studien
das Rostellum vorgewölbt und hat einen Teil des Skolex mit sich
ausgestülpt, und zwar so, daß der ausgestülpte und vorn zylindrisch
vorstehende Teil des Skolex das Rostellum kragenartig umgibt.
Den Durchmesser des Skolex fand ich 1,33 mm, den des Rostel-
lums 0,7 mm, den Durchmesser der Saugnäpfe 0,38—0,47 mm.
Was nun die Muskelverhältnisse betrifft, konnte ich auf den
mir zur Verfügung stehenden Halsquerschnitten außer den in regel-
mäßiger Anordnung vorhandenen, mächtigen Transversalfaser-
platten und Dorsoventralfasern nur eine dicht gedrängte, mehr
Fig. 26.
oder weniger undeutlich in Bündel geordnete Längsmuskelschicht
beobachten. Die Subkutikularschicht war von so außerordent-
licher Stärke, daß daraus zu schließen ist, daß sie die peripher
gewanderte, äußere Längsmuskelzone Linstow’s darstellt. Nach
Linstow sollen nämlich in den Proglottiden eine äußere schwache
und eine innere, stärkere Längsmuskelzone, und die Subkutikular-
muskulatur in gewöhnlicher Anordnung vorhanden sein.
In der Parenchymschicht und in der muskelfreien Rinden-
schicht der Halsquerschnitte sah ich eine Menge dunkel gefärbter
Kalkkörperchen.
über die Muskulatur des Skolex der Cestoden. 19
Um nun die Anordnung der Muskulatur genauer verfolgen zu
können, habe ich einen, wie schon früher gewöhnlich getan, etwas
schiefen Querschnitt angelegt, der auf der einen Seite das Lumen
der Saugnäpfe trifft, während er auf der anderen Seite das hin-
terste Ende derselben streicht (Fig. 23). Auf etwas weiter nach
hinten gelegenen Schnitten konnte ich zunächst beobachten,
daß hinter den Saugnäpfen die Längsmuskulatur sich schärfer
in einzelne Bündel differenziert, die sich kreisförmig anordnen.
Diese Bündel teilen sich nun wieder direkt hinter den Saugnäpfen
in zwei Partien, von denen die eine geradeaus nach dem Rostellum
weitergeht, wobei sie ein Teil der Fasern nach der zentralen Seite
des Saugnapfes abgibt, während die andere in geringerer Zahl
peripher um die Saugnäpfe herumgreifend, sich an denselben in-
seriert. Diese Verhältnisse sehen wir auf dem Sagittalschnitt
Fig. 26 sehr schön.
Ferner konnte ich in Fig. 23 wahrnehmen, daß, sobald eine
Lageveränderung der Längsmuskulatur eintritt, auch eine solche
der Transversalmuskulatur sich einstellt. Es löst sich nämlich
noch direkt hinter den Saugnäpfen ein Teil der Transversalfasern
von den Transversalfaserplatten los, geht peripherwärts durch
die Längsmuskelbündel durch und kreuzt sich gegenseitig. Auf
weiteren Schnitten, sobald die Saugnäpfe am hintersten Ende ge-
troffen werden, kann man beobachten, daß die Transversalfasern
und nebenbei bemerkt, auch Dorsoventralfasern im Zentrum
der Schnitte ein mannigfach durchkreuzendes Fasergewirr dar-
stellen, dessen Fasern, wie schon oben gesagt, peripherwärts
durch die Längsmuskelbündel durchstrahlen, sich gegenseitig
kreuzen und namentlich an vier median zwischen den Hinterenden
der Saugnäpfe gelegenen Stellen scharf ausgeprägte Kreuzungen
erkennen lassen.
=" Zwischen den Saugnäpfen treten nun die Kreuzungen mehr
und mehr zurück, die einzelnen sich kreuzenden Teile legen sich
direkt der Saugnapfwand an, und das Innere des Schnittes hat
mehr den Anschein eines radiär ausstrahlenden Fasergewirrs.
Dieses Fasergewirr konnte ich noch bis direkt unter das Rostellum
beobachten. Außerdem nimmt man, sobald die Saugnäpfe zu
verschwinden anfangen, deutlich peripher zwischen den Saugnäpfen
liegende Kreuzungen wahr, die den zwischen den hintersten
Enden der Saugnäpfe befindlichen Kreuzungen der Transversal-
und Dorsoventralfasern entsprechen (Fig. 25). Einzelne Trans-
versalfasern kreuzen sich nicht, sondern legen sich als be-
gleitende Ringfasern dem Rostellum an.
Im Zentrum unseres Schnittes erscheint nun, sobald die Saug-
näpfe mehr und mehr verschwinden, das schon oben mehrfach
erwähnte Rostellum.
In Fig. 24 sehen wir einen Schnitt, dessen ventrale Hälfte
noch das Lumen der Saugnäpfe trifft, während dorsal der Schnitt
schon vor der Saugnapfhöhlung liegt. In der ventralen Hälfte
2* 7. Hett
20 Heinrich Zilluff: Vergleichende Studien
erkennt man noch die kreisförmig angeordnete, hier schon in
ihrer Gesamtheit schief durchschnittene Längsmuskulatur, während
in der dorsalen Hälfte schon die Längsmuskulatur von zirkulär
verlaufenden Fasern bedeckt ist. An der Übergangsstelle zwischen
beiden Hälften sieht man deutlich einzelne Längsfasern in der
Ebene unseres Schnittes verlaufen. In der dorsalen Zone erkennt
man an einer von Zirkulärfasern freien Stelle eine Menge quer
durchschnittener Fasern. Dieser Schnitt zeigt uns, daß wir es in
dem neuen Gebilde mit Ringfasern, und in demselben selbst sich
befindlichen Längsfasern zu tun haben, die wohl zu unterscheiden
sind von der außen sich inserierenden Parenchymlängsmuskulatur.
Ein weiterer, nach vorn gelegener Schnitt, der schon mitten durch
das Rostellum geht, läßt uns die Zirkulärfasern auf dem Quer-
schnitt als Ring erkennen. Innerhalb dieses Ringes liegt nun die
sogenannte Hakenzone. In dem in Figur 25 dargestellten Schnitt
sind die Haken größtenteils ausgefallen, und wir können nur die
Eindrücke der Haken erkennen. Links sind einige Haken dar-
gestellt. Nach innen von der soeben besprochenen Zone, kommt
eine Menge querdurchschnittener Fasern, die mit den bei Figur 24
besprochenen im Rostellum befindlichen Längsfasern identisch
sind. Außerhalb dieser Längsfasern nehmen wir in Figur 25 einen
ringförmigen, von Muskulatur freien Raum wahr, welchen
Verhältnissen wir jetzt bei den Sagittalschnitten näher treten
wollen, da sie die Anordnung der einzelnen Teile des Rostellums
bedeutend besser übersehen lassen.
Auf den äußersten Sagittal- und Flächenschnitten konnte ich
sehr deutlich die schon weiter oben bei den Querschnitten erwähn-
ten, zwischen den Saugnäpfen gelegenen Kreuzungen der Trans-
versalfasern beobachten. Ein schon ziemlich median gelegener
Sagittalschnitt zeigt uns die Verhältnisse der Längsmuskulatur,
wie wir sie oben bei Querschnitten z. T. geschildert haben (Fig. 26).
Hinzuzufügen haben wir hier nur, was wir bei Querschnitten nicht
beobachten konnten, daß lateral zwischen Saugnapf und Rostellum
interessante Muskeln auftreten, die sich zu einem komplizierten
System von Retraktoren des Rostellums differenziert haben.
Dieselben disponieren sich folgendermaßen: Die längeren kommen
von den Saugnäpfen her, und scheinen die einen von der median
zu den Saugnäpfen oder zum Kostellum aufsteigenden Muskulatur,
die andern von der peripher die Saugnäpfe umgreifenden Musku-
latur abzustammen.
Die kürzeren Retraktoren setzen sich an die Kutikula an,
und zwar die einen auf der Höhe der Saugnäpfe, die andern an
der Grenze zwischen dem Skolex und dem zylindrisch halsartig
vorspringenden Teil desselben. Alle diese Muskulatur inseriert
sich an der Stelle, wo die Körperkutikula an das Rostellum heran-
tritt.
Was nun das Rostellum selber anbetrifft, so besitzt dasselbe
äußere Ringfasern, die das ganze Rostellum zu umgeben scheinen,
über die Muskulatur des Skolex der Cestoden. 21
und sich innen anlegende, zum Scheitel aufsteigende feine Längs-
fasern. Das Innere selbst ist angefüllt mit Parenchym und durch-
setzt von einer großen Anzahl radiär angeordneter Längsfasern.
Innerhalb des Hakenkranzes des Rostellums bemerkt man
zahlreiche in der Nähe desselben sich ansetzende Muskelfasern,
die sich offenbar von der zentral gelegenen Radiärmuskulatur
abgesondert haben und Bewegungsmuskeln der Chitinhaken sind.
Ganz proximal sehen wir in unserer Figur im Rostellum einen leeren
Raum, der offenbar sekundärer Natur zu sein scheint, und wahr-
- scheinlich durch die Kontraktion der im Rostellum vorhandenen
radiären Längsmuskeln entstanden ist, indem hierdurch die peri-
phere Muskulatur des Rostellums sich von der Kutikula losgelöst
hat.
Wichtig ist, daß wir im Gegensatz zuBreazzano (2),
welcher speziell das Rostellum von Davaineen untersucht hat,
keine das Rostellum nach innen abgrenzende Membran zu unter-
scheiden vermochten, die den Davaineen überhaupt wohl fehlen
werden.
Chapmania taurieollis (Chap.)
(Fig. 27 u. 28.)
Diese in ARhea americana hausende Tänie wurde von
Zschokke genauer anatomisch untersucht. Auf die Ver-
hältnisse des Skolex geht er aber nur vorübergehend ein. Ich selbst
fand den Durchmesser des Skolex 0,43 mm, den des Rostellums
0,31 mm und den der Saugnäpfe 0,23 mm. Bei einem zweiten
Totalpräparat waren die Maße folgende: Durchmesser des Skolex
0,5 mm, Durchmesser der Saugnäpfe 0,21 mm, Durchmesser des
Rostellums 0,29 mm, Höhe des Rostellums 0,05 mm.
Nach Zschokke besteht in den Proglottiden das System
der Längsmuskeln aus vier bis sechs konzentrischen Schichten,
wovon die äußeren meist nur aus isolierten Fasern zusammen-
gesetzt sind, während nach innen eine immer stärkere Tendenz
zur Bündelbildung sich geltend macht. Er bezeichnet die Trans-
versalmuskulatur als sehr kräftig und nach innen geschoben, die
Dorsoventralmuskulatur aus starken Strängen bestehend und sich
zwischen die einzelnen Organe einschiebend.
Ich selbst fand von der Längsmuskulatur in den mir zur Ver-
fügung stehenden Halsquerschnitten außer den äußeren, isoliert
auftretenden Längsfasern, drei Längsmuskelzonen entwickelt, es
zeigt sich also eine offenbare Reduktion der Strobilamuskulatur.
Die deutlichste Bündelbildung zeigte die innerste dieser drei
Zonen. Sie tritt, sobald sich die Schnitte dem Skolex nähern, in
scharf markierten Bündeln auf. Dieselben sind sehr schön zu
beobachten und lateral gewöhnlich in der Fünfzahl (Fig. 27).
Die Transversalfaserplatten fand ich im Halse sehr stark entwickelt
und sah die einzelnen Fasern lateral zwischen den Längsmuskel-
bündeln durchstrahlen. Die ebenfalls sehr stark entwickelten
Dorsoventralfasern treten gewöhnlich zu 6—8 Bündeln zusammen,
7. Heft
22 Heinrich Zilluff: Vergleichende Studien
von denen die beiden zwischen Wassergefäß und Nerv gelegenen
die stärksten sind (Fig. 27).
Während nun im Skolex die sämtlichen äußeren Längsmuskel-
zonen die Saugnäpfe mit Muskulatur versorgen, scheint die innerste
Längsmuskelschicht zum größten Teil unverändert an das
Rostellum heranzugehen.
Auffallend ist das Verhalten der so kräftigen Transversal- und
Dorsoventralmuskulatur. Während wir bei den andern, bis jetzt
betrachteten Tänien beobachteten, daß, sobald die Saugnäpfe
erscheinen, diese Muskulatur eine komplizierte Lageveränderung
erfährt, behält hier die Transversal- und Dorsoventralmuskulatur
ihre ursprüngliche, schon in der Strobila vorhandene Disposition
beinahe bis unter das Rostellum bei. Hier unter dem Rostellum
scheint die eben besprochene Muskulatur sich etwas anders zu
FCHAR ER TE Fe
ELF) S£ Iesra
I
=——— — ——
Fig. 28.
disponieren. So konnte ich im Zentrum der Schnitte ein beson-
ders starkes Bündel von Dorsoventralfasern beobachten, welches
sich peripher pinselartig auflöst und sich zwischen den Längs-
bündeln durchschiebt. Zwischen den Saugnäpfen links und rechts
sah ich einzelne, sich kreuzende Dorsoventralfasern.
Ferner fallen sich kreuzende Muskelfasern seitlich, dorsal
und ventral zwischen den Saugnäpfen auf. Da mir aber leider nur
eine einzige Querschnittserie zur Verfügung stand, bin ich nicht
in der Lage, näheres über den Ursprung dieser Fasern aussagen
zu können.
Was nun das Rostellum anbetrifft, so zeigt dasselbe an seinem
mit Haken besetzten Rand eine kreuzförmige Faltung, wobei der
rechte und linke Flügel wiederum eine tiefe Einbuchtung besitzt
(Fig. 28). Die Struktur des Rostellums zeigt, soweit aus den Quer-
schnitten ersichtlich, folgende Anordnung:
Wir sehen zunächst eine äußere deutliche Längsmuskelfaser-
zone, die zum Scheitel des Rostellums hinaufsteigt. Nach innen
über die Muskulatur des Skolex der Cestoden. 23
liegt eine feine Ringmuskulatur, worauf das Lumen des Rostellums
folgt. In diesem Raum finden wir radiär disponierte Muskelfasern.
Diese Radiärmuskulatur differenziert sich in zwei Teile. Der
periphere Teil besteht aus einer großen Anzahl feiner Fasern und
verläuft in der Region der zahlreichen Rostellarhaken radiär
und stellt wohl die Bewegungsmuskulatur dieser Kutikulargebilde
dar. Die innere Radiärmuskulatur scheint auf unserem Material
wenig entwickelt. Sie besteht aus stärkeren, weniger zahlreichen
Fasern, welche in ihrer Disposition den eigentümlich kreuzförmigen
vorderen Teil des Rostellums imitieren.
Um das Rostellum sieht man die Längsmuskulatur der Stro-
bila, welche unter dem Rostellum, der Gestalt des Rostellums
entsprechend, ebenfalls eine kreuzförmige Disposition annimmt
und dann näher dem Scheitel dem Rostellum sich anlegt, wobei
sie sich an dem einspringenden Winkel des Rostellarkreuzes be-
sonders anhäuft.
Choanotaenia porosa Rud.
(Fig. 29— 33.)
Cohn, welcher die Anatomie dieser in Larusarten schma-
rotzenden Tänie bearbeitet hat, schildert sie folgendermaßen:
„Die Tänie ist 80—100 mm lang und 2mm breit. Am Skolex
fand ich 14 Haken von 0,1lmm Länge in einem Hakenkranze.
Der Skolex ist der Hakengröße entsprechend sehr groß und fast
quadratisch; er mißt 0,55 —0,5 mm. Das Rostellum ist 0,3 mm
lang und 0,1 mm breit.
Die Saugnäpfe sind nicht rund, sondern annähernd gleich-
seitig dreieckig, wobei jeder Schenkel 0,2 mm lang ist. Ein Collum
fehlt, doch setzt sich der Kopf scharf von den ersten Proglottiden
ab. Die Muskulatur ist nur relativ schwach entwickelt. Die Längs-
muskulatur ist in zwei Schichten angeordnet, von denen die innere
die kräftigeren Bündel enthält. Die Transversalmuskulatur hat
nur an den Proglottidenenden nennenswerte Stärke. Ganz schwach
ist die Dorsoventralmuskulatur.‘
Zu dieser Beschreibung Cohns möchte ich bemerken, daß
ich verschiedenes wesentlich anders fand, als wie von ihm ge-
schildert. So sah ich vor allem die Form der Saugnäpfe nicht all-
gemein gleichseitig dreieckig, sondern je nach dem Kontraktions-
zustand fast kreisrund, oval, viereckig oder auch dreieckig und
sonst noch vielgestaltig erscheinen, so daß also die Form der Saug--
näpfe von dem jeweiligen Kontraktionszustand abhängt, und ich
mich wundern muß, daß Cohn einen bestimmten Kontraktions-
zustand als typisch angibt. Bei einem Durchmesser des Skolex
von 0,37 mm fand ich den der Saugnäpfe 0,18 mm messend. Fer-
ner konnte ich an den von mir untersuchten Exemplaren einen deut-
lichen Hals beobachten, der gewöhnlich 2—3 mal so lang wie
der Skolex und breiter als der ihm folgende segmentierte Teil
7. Heft
24 Heinrich Zilluff: Vergleichende Studien
der Strobila war. Bei besonders starker Kontraktion scheint der
ungegliederte Hals breiter als der Skolex zu sein (Fig. 29).
In den mir zur Verfügung stehenden, gut erhaltenen Schnitt-
serien konnte ich das, was Cohn über die Längsmuskulatur
sagt, bestätigen, von der Transversal- und Dorsoventralmuskulatur
fand ich in der Strobila und besonders im Halse nur Spuren.
Was nun den Verlauf der Strobilamuskulatur in dem Skolex
betrifft, kommt hierbei sozusagen nur die Längsmuskulatur in
Betracht. Diese tritt in kleinen Bündeln in den Skolex ein und
N7/ N i N \
Rt
az = SS
%
% u. 4
x AEE,
OBEN ”
= es
.».,
SS
>
Fig. 32.
nimmt dort den äußerst einfachen Verlauf, wie er sich bei den
von mir untersuchten Davaineen zeigt, der sich aber eigentlich
noch einfacher gestaltet durch das sozusagen absolute Fehlen
von Transversal- und Dorsoventralmuskulatur. Es geht nämlich
ein Teil der Fasergruppen peripher um die Saugnäpfe greifend
an diese heran, ein zweiter inseriert sich zentral an den Saug-
näpfen, und ein dritter Teil am Rostellum, wobei die einzelnen
Fasern sich zumeist zerstreut über der ganzen hinteren Hälfte
des Rostellums ausbreiten. Besonders deutlich kann man ein-
über die Muskulatur des Skolex der Cestoden. 25
zelne stärkere Fasergruppen auf der linken und rechten Seite
des Rostellums sich inserieren sehen (Fig. 30).
Von Dorsoventralfasern konnte ich im Skolex nichts beob-
achten, dagegen waren einzelne, zum Teil schräg durchschnittene,
von Kutikula zum Rostellum verlaufende Fasern zu beobachten,
die den Anschein von Transversalfasern hatten (Fig. 30).
Außerdem fielen mir noch eigentümliche kleine Bänder auf,
die vom Saugnapf zum Rostellum gehen und als Retraktoren
desselben zu wirken scheinen (Fig. 32).
Was nun das Rostellum selber betrifft, so konnte ich auf
Sagittalschnitten feststellen, daß dasselbe pfriemenartig in den
Skolex eingeschoben ist und aus zwei ineinander gesteckten Muskel-
säcken besteht, deren distales Ende ein beträchtliches Stück
hinter den Saugnäpfen liegt. (Fig. 30). Die Länge des äußeren
Rostellarsackes fand ich 0,32 mm, die des in ihm liegenden Muskel-
zapfens 0,54mm. Die Länge des das eigentliche Rostellum re-
präsentierenden ausgestülpten Teiles beträgt 0,48 mm, bei einem
Durchmesser von 0,08 mm.
Bezüglich des histologischen Baues stellte ich fest, daß die
Wandung beider Muskelsäcke aus äußeren, sehr regelmäßig an-
geordneten Längs- und inneren Ringfasern besteht, wobei die
Längs- und Ringfasern des inneren Sackes bedeutend mächtiger
sind, als die äußeren, welche Verhältnisse wir auf Querschnitten
sehr deutlich beobachten können.
Zwischen den beiden Muskelsäcken fand ich sowohl auf Quer-
wie Sagittalschnitten eine sich dunkel färbende Zellenmasse, im
inneren Muskelsack dagegen einzelne, kleine Zellgruppen, mit
sich gut färbenden Kernen und sich kaum färbendem Protoplasma.
Zwischen diesen Zellen zeigen sich einzelne, das Lumen des
inneren Muskelsackes durchquerende Fasern (Fig. 31).
Weiterhin beobachtete ich auf der Höhe der Ansatzstelle
der Haken querdurchschnittene Längsfasern im inneren Muskel-
sack, von denen ein Teil schräg durchschnitten erschien und sich
an den Haken inserierte, somit die Bewegungsmuskulatur dieser
Gebilde darstellt (Fig. 33).
Hierzu möchte ich noch bemerken, daß auf einem Flächen-
schnitt offenbar durch Kontraktion dieser Muskulatur sich die
Wand des inneren Sackes von der kutikularen Bekleidung des
Rostellums abgelöst hat, so daß am Scheitel eine becherförmige
Höhlung sich befindet (Fig. 30), wie wir ähnliches auf einem
Rostellum von Davainea struthionis sahen.
Außer diesen soeben besprochenen Bewegungsmuskeln der
Haken stellte ich noch wahrscheinlich als Retraktoren des inneren
Muskelzapfens dienende Faserbündel fest, die auf der Höhe der
Saugnäpfe von der inneren Wand des äußeren Muskelsackes nach
der äußeren Wand des inneren Muskelsackes ziehen und sich auf
der Höhe des Scheitels des Skolex inserieren (Fig. 30).
7. Heft
26 Heinrich Zilluff: Vergleichende Studien
I.
Zusammenfassung.
Wie schon in der Einleitung erwähnt, habe ich Diovcocestus
acotylus wegen der Einfachheit der Muskelverhältnisse an erster
Stelle untersucht. Schlägt er unsdoch eine Brücke von den so elemen-
taren Verhältnissen des Skolex der Botbriocephaliden Ligula und
Schistocephalus zu demjenigen der höher entwickelten Bothrioce-
phaliden und Taeniiden. Allerdings sei gesagt, daß diese ein-
fachen Verhältnisse sekundärer und nicht primärer Natur sind.
Wie wir nämlich im beschreibenden Teil gesehen haben, finden
wir bei Dioicocestus acotylus ganz rudimentäre Saugnäpfe und
ein zwar noch verhältnismäßig sehr großes, aber trotzdem eben-
falls rudimentäres und funktionsloses Rostellum.
Die Längsmuskulatur steigt nun bei Dioscocestus acotylus ge-
rade scheitelwärts, ohne sich nur im geringsten von den noch vor-
handenen rudimentären Saugnäpfen stören zu lassen, was eigent-
lich etwas wunderbar erscheint. Man sollte nämlich erwarten,
daß trotz der Kleinheit und Funktionslosigkeit dieser Saugnapf-
reste doch einige Reste der früher sich an die Saugnäpfe ansetzen-
den Parenchymmuskulatur übrig geblieben seien. Dies ist aber nicht
der Fall, was um so auffallender, als die Reduktion nicht so alten
Datums sein kann, da wir in demselben von Fuhrmann be-
schriebenen Genus Arten mit wohl entwickelten Haftorganen haben.
Was nun den näheren Verlauf der Längsmuskulatur anbelangt,
so haben wir bei unserer Untersuchung gesehen, daß die äußere
Längsmuskulatur beim Übertritt in den Skolex sich der Kutikula
anlegt, also zur subkutikularen wird, welchem Umstand die Sub-
kutikularmuskulatur ihre starke Entwicklung im Skolex zu ver-
danken hat. Die innere Längsmuskulatur steigt normal scheitel-
wärts, indem sie sich auf der Höhe des rudimentären Rostellums
in der Hauptsache in drei Partien teilt. Der äußere Teil läuft peri-
pher der Kutikula entlang und zieht innerhalb der subkutikularen
Längsmuskulatur ebenso wie diese über den Scheitel hinweg. Von
den beiden andern Muskelgruppen geht die eine etwas nach innen
diagonal abgelenkt aufwärts, während die letzte Partie der Längs-
muskulatur sich dem Rostellum anlegt, ohne sich zu inserieren,
sondern im Gegenteil bald wieder etwas peripher abgelenkt, dem
Scheitel zustrebt.
Wir sehen also, daß, wie schon vorher bemerkt, durch die rudi-
mentären, funktionslosen Saugbläschen die Längsmuskulatur nicht
im geringsten in ihrem Verlauf gestört wird, ebensowenig das
verhältnismäßig große rudimentäre Rostellum fast kaum einen
Einfluß auf das Aufsteigen der Muskulatur auszuüben vermag,
was seinen hauptsächlichsten Grund darin hat, daß dasselbe zen-
tral und scheitelständig ist, sich also quasi zwischen die Längs-
muskulatur eingeschoben hat.
über die Muskulatur des Skolex der Cestoden. 27
Bemerken möchte ich hier noch, daß wir bei unserer Unter-
suchung von Dioicocestus acotylus ein mächtig entwickeltes Wasser-
gefäß- und Nervensystem gefunden haben, welchem sich die Mus-
kulatur anpassen muß. Die Auflösung der scheitelwärts streben-
den, stellenweise divergierenden Längsmuskelbündel ist ihnen
hauptsächlich zuzuschreiben.
Von der von Fuhrmann in der Strobila festgestellten
und von mir noch im Halse gefundenen Transversalmuskulatur
treffen wir im Skolex nur noch geringe Spuren und ist dieselbe in
der einfachsten Weise angeordnet, indem sie vorn halbkreisförmig
das Rostellum umschließt.
Nachdem wir nun dieinteressanten einfachenMuskelverhältnisse,
welche große Ähnlichkeit mit denjenigen der eigentlicher Haftorgane
entbehrenden Ligula zeigen, uns vor Augen geführt haben, wollen
wir zu den mit wohlausgebildeten Haftorganen versehenen Arten
übergehen und sehen, wie sich der Muskelverlauf durch das Auf-
treten der Haftorgane verändert hat, um zu prüfen, wie schon in
der Einleitung gesagt, ob die von Lühe aufgestellten Gesichts-
punkte auch hier Geltung haben. Zu diesem Zwecke müssen
wir jetzt hier etwas abschweifen und die von Lühe aufgestellten
allgemeinen Gesichtspunkte kurz zusammenfassen.
Zunächst hat Lühe in dem Skolex von Anoplocephaliden
einen in der Längsrichtung gestreckten, axialen Muskelzapfen
gefunden, dessen Fasern sich in einer, mit der Achse zusammen-
fallenden Linie auf Querschnitten, das Bild eines Sternes er-
zeugend, schneiden. Peripher inserieren sich diese Fasern zum
Teil an den Saugnäpfen, und zwar in der Nähe des Randes, zum
Teil verlaufen sie in dem Gewebe zwischen denselben. Hiermit
erklärt sich die physiologische Bedeutung des Organs, indem die
in Rede stehenden Muskelfasern die Saugnäpfe abflachen und als
Antagonisten der sich am Grunde der Saugnäpfe inserierenden
Längsmuskeln des Tänienkörpers, welche Retraktoren der Saug-
näpfe darstellen, erscheinen. Der soeben geschilderte Muskel-
zapfen war nun schon früher von Kahane, Riehm,
Lang, Zschokke und anderen bei verschiedenen Tänien
gefunden und als umgewandeltes Darmrudiment in Anspruch ge-
nommen worden. Lühe hingegen zeigt ausführlich, daß derselbe
nicht, wie vielfach angenommen, ein Darmrudiment darstelle,
sondern aus der Transversal- und Dorsoventralmuskulatur des
Tänienkörpers hervorgegangen sei, indem diese im Skolex neuen
Aufgaben dienstbar gemacht wurde, entsprechend der physio-
logischen Bedeutung des Bandwurmkopfes als eines Fixations-
apparates. Er weist nach, daß im Skolex weder die Transversal-,
noch die Dorsoventralmuskulatur ihre ursprüngliche Richtung
beibehalten, sondern, daß eine Drehung der Verlaufsrichtung in
beiden Fasersystemen erfolgt in der Art, daß der größere Teil der
Fasern mehr oder weniger schräg bis ganz diagonal verläuft, und
diese nun so angeordnete Muskulatur allmählich nach vorn in
7. Heft
28 Heinrich Zilluff: Vergleichende Studien
den Muskelzapfen übergeht und außerdem noch die diagonalen
Muskelkommissuren bildet.
Was nun die übrige Muskulatur betrifft, so iegennach Lühe
am einfachsten die Verhältnisse bei der Längsmuskulatur, und
zwar besonders bei denjenigen Arten, welche eine deutliche sub-
kutikulare Längsmuskelschicht besitzen. Seinen Ausführungen
zufolge kann diese letztere Schicht nur in der Form von vier ge-
trennten Muskelbändern in den Skolex eintreten und leitet sich
dieselbe von der äußersten Schicht der Parenchymlängsmuskulatur
ab, welche im Skolex sich der Kutikula mehr genähert und zur
subkutikularen geworden ist. Sie ist es, welche den Scheitel von
allen Seiten umfaßt, so die von Lühe dargestellten, scheitel-
ständigen Muskelkreuze bildend.
Bezüglich der subkutikularen Muskulatur für Anoplocephala
perfoliata sagt Lühe folgendes: ‚Dieselbe ist von außerordent-
licher Mächtigkeit und verändert ihren Verlauf, indem die Fasern
in den Mittellinien der Seitenflächen des Skolex ihre subkutikulare
Lage verlassen und unter einem stumpfen Winkel in das Innere
einbiegen und sich gleichzeitig mit denen von der andern Seite
herkommenden kreuzen. Sie gehen alsdann zu den Saugnäpfen,
um sich an diesen zu inserieren. Diese fundamentale Anderung des
Faserverlaufs ist höchst eigentümlich und auffallend, zumal bei
den andern von mir untersuchten Arten nichts ähnliches zu finden
ist. Nun finden sich aber bei allen diesen Arten andere Muskeln,
welche von der Kutikula aus an die Saugnäpfe gehen, mit der
subkutikularen Ringmuskelschicht jedoch absolut nichts zu
schaffen haben.“
Diese letzten Muskeln erklärt nun Lühe identisch mit
den sich kreuzenden sogenannten Ringfasern von Anoplocephala
verfoliata, und diese selbst sekundär so modifiziert, daß die bei
andern Arten vorhandenen Kutikulo-Azetabularmuskeln durch
Wanderung des Muskelursprungs sich hier kreuzen und dadurch
die Wirkung der zur Bewegung dienenden Muskeln wesentlich
erhöht wird. Die Kutikulo-Azetabularfasern sind nun nach seiner
Ansicht Diagonalmuskeln, welche durch die Saugnäpfe in der
Mitte unterbrochen sind oder aber vielleicht auch abgesprengte
Teile des Muskelzapfens.
h Nachdem wir Lühes Resultate kurz resumiert haben, wollen
wir unsere Resultate an der Hand der seinigen besprechen. Es sei
zunächst im voraus bemerkt, daß die Subkutikularmuskulatur im
Skolex der von uns untersuchten Arten von keiner besonderen
Bedeutung ist.
Was weiter den axialen Muskelzapfen betrifft, der bei den
Anoplocephaliden eine so große Rolle spielt, so können wir bei allen
von uns untersuchten so verschiedenartigen Gruppen der Cestoden
angehörigen Formen einen solchen nicht entdecken. Nur bei
Davainea struthionis finden wir, wie schon früher bemerkt, schwache
Andeutungen eines solchen. Die Funktion der bei den Anoplo-
über die Muskulatur des Skolex der Cestoden. 29
cephaliden von diesem Muskelzapfen nach den Saugnäpfen und
der Peripherie ausstrahlenden Muskelfasern wird bei den von uns
untersuchten Arten von Muskeln erfüllt, welche sich deutlich
teilsvon Dorsoventral-, teils von Transversalfasern ableiten lassen und
welche trotz oft bedeutender Richtungsveränderung größtenteils
auf obengenannte Systeme zurückgeführt werden können. Wir
sehen also, daß im Gegensatz zu den Anoplocephaliden die Trans-
versal- und Dorsoventralfasern sich nicht zuerst zu einem Muskel-
zapfen konzentriert haben, von welchem dann die verschiedenen
Fasern nach den verschiedenen Punkten des Skolex ausstrahlen,
sondern es geschieht hier die Richtungsveränderung direkt von
der Transversal- und Dorsoventralmuskulatur aus (Fig. 6, 7, 10, 11,
18,19, 23). Aus den eben zitierten und früher bei den einzelnen
Arten angeführten Figuren ergibt sich am klarsten das Verhalten
der Transversal- und Dorsoventralmuskulatur, weshalb wir uns
einer langen, nochmaligen Beschreibung der Verhältnisse enthalten
können. Die von uns untersuchten Vogelcestoden können also
in dieser Beziehung als primitiver gelten, als die Säugetieranoploce-
phaliden, welche Braun in seinem System an den Anfang
der Cyclophylliden gestellt hat.
Was die Längsmuskulatur betrifft, so ist dieselbe von Lühe
nur kurz behandelt worden, und zeigt er, daß bei den Anoploce-
phaliden die Verhältnisse sich ganz einfach gestalten. Bei den
von mir untersuchten Tänien finden wir zunächst bei den Fete
bothrien den Faserverlauf folgendermaßen:
Ein Teil der Längsmuskelfasern setzt sich an das distale Ende
der Saugnäpfe an und greift peripher bis zur Öffnung des Saug-
napfes herum, ein anderer steigt zentral hinauf und inseriert sich
im mittleren Teil des Saugnapfs, während sich nur eine geringere
Zahl von Fasern dem Scheitel zuwendet und sich dort inseriert.
Besonders interessant sind die sich kreuzenden Fasern, welche
bereits frühere Autoren bei andern Cestoden gefunden haben, so
Zschokke bei Anthobothrium perfectum, Monticelli bei
Calliobothrien und Scolex polymorphus, Lühe bei Mesocestoides
litterata, Cohn bei Taenia polymorpha. Bei den Tetrabothrien-
arten ist diese in der Sagittalebene vor sich gehende Kreuzung
der Längsmuskelfasern deshalb bemerkenswert, weil wir ihren Ur-
sprung aus der Längsmuskulatur besonders klar sehen können,
während dies z. B. bei Mesocestoides litterata nicht der Fall ist,
da Fig. 12B (Lühe) eine vollständige Loslösung des Muskel-
kreuzes von der Längsmuskulatur zeigt. Nebenbei erwähnt sei,
daß von der Längsmuskulatur auch Fasern zwischen den Saug-
näpfen und am Scheitel nach der Kutikula ausstrahlen.
Bei Hymenolepis megalops liegen die Verhältnisse ähnlich
wie bei den Tetrabothrien, nur daß sich außerdem noch an das
scheitelständige, noch näber zu besprechende, drüsenartige Ge-
bilde zahlreiche Längsfasern ansetzen.
7. Heft
30 Heinrich Zilluff: Vergleichende Studien
Bei den Davaineen und speziell bei Davainea struthionis tritt
die Längsmuskulatur in ähnlicher Weise wie bei den meisten andern
Tänien an die Saugnäpfe heran, ein großer Teil heftet sich an
den scheitelständigen Muskelbulbus, diesen umfassend.
Nach unserer Auffassung sind ebenfalls von der Längsmusku-
latur abzuleiten die verschiedenen Retraktoren des Rostellums.
Diese Retraktoren gehen vom Rostellarrand einerseits nach zwei
Punkten der Kutikula (Fig. 26), anderseits zu den Saugnäpfen
und sind aufzufassen als abgelöste Längsmuskelfasern. Bei der
zuletzt untersuchten Art ist die gesamte Muskulatur im Hals
und so auch die gesamte Längsmuskulatur schwach entwickelt,
und sehen wir dieselbe wie bei den meisten Tänien verlaufen.
Zum Schluß noch einige Bemerkungen über das Rostellum.
Wie schon in der Einleitung gesagt, war der Hauptzweck unserer
Untersuchung eine vergleichende Betrachtung der Skolexmus-
kulatur, wobei also weniger das Rostellum in Betracht kam. Aber
nichtsdestoweniger kann ich es nicht unterlassen, einige von mir
gemachte Beobachtungen hier zu resumiren. Was zunächst das
von den Autoren'als rudimentäres Rostellum bezeichnete scheitel-
ständige Gebilde von Hymenolepis megalops betrifft, so haben wir die
interessante Tatsache konstatiert, daß um eine scheitelständige
Kutikularvertiefung einzellige Drüsen in großer Zahl radiär
angeordnet sind, und bei nicht tadellos konserviertem Material
ein rudimentäres Rostellum vortäuschen können, indem schon
durch leichte Maceration die Drüsenzellen leicht verschwinden,
und dann ein maschiger, scheitelständiger Parenchymbulbus
übrig bleibt. Wie schon früher bemerkt, ist nur durch Braun (3)
ein ähnliches Organ bei dem eigentümlichen Genus Polypoce-
phalus radiatus bekannt geworden. Wir hätten also so auch bei
den Vertretern der Cyclophylliden eine Form gefunden, die ein
scheitelständiges wohlentwickeltes Drüsenorgan besitzt, über dessen
Funktion wir aber nichts aussagen können.
Bei den von uns untersuchten Davaineen und Choanotaenien
haben wir ein wohlentwickeltes Rostellum konstatiert. Doch er-
weist sich keins von beiden den von Lühe untersuchten Rostel-
lumformen ähnlich. Auch konnten wir keine neuen Tatsachen
beibringen zu der von Lühe aufgestellten Ansicht, daß das
Rostellum ein dem axialen Muskelzapfen ähnliches Gebilde sei,
und wie dieses hervorgegangen aus Transversal- und Dorsoven-
tralmuskulatur.
Bei der Untersuchung des Rostellums von Davainea struthionis,
woselbst dieses Gebilde hauptsächlich auffällt durch seine Größe
und bedeutende Verkürzung des Längsdurchmessers hat sich er-
geben, daß im Gegensatz zu Breazzano (2) von einer zarten,
strukturlosen,Membran, welche das Rostellum gegen das Paren-
chym abschließt, nichts zu finden war. Da wir auch bei der von
Breazzano untersuchten Chapmania tauricollis keine Mem-
bran gefunden haben,: glauben. wir annehmen zu können, daß
über die Muskulatur des Skolex der Cestoden. 31
eine scharfe Begrenzung des Rostellums durch eine Membran
bei Davaineen nicht vorhanden und eine solche Breazzano
nur vorgetäuscht wurde.
Wir fanden das Rostellum zusammengesetzt aus peripherer
Längs- und Ringsmuskulatur, während der mit Parenchym er-
füllte Bulbus von radiär disponierten Längsfasern durchzogen
war. Diese letzteren zeigten eine Differenzierung in zentrale
Längsfasern und zahlreiche periphere Haken bewegende Fasern.
Das Rostellum von Choanotaenia ist sehr ähnlich gebaut
der von Benham (1) untersuchten Drepanotaenia minuta,
welche, wie mir Professor Dr. Fuhrmann mitteilte, eine
Anomotaenia ist. Wie dort haben wir hier zwei Muskelsäcke,
von welchen mit Benham der äußere Receptaculum Rostelli
genannt werden mag. Derselbe ist zusammengesetzt aus einer
äußeren, nicht besonders starken Längs- und einer inneren Ring-
faserschicht. Dieser Sack ist erfüllt von einem sich sehr stark
färbenden zelligen Gewebe. Von einer dasselbe erfüllenden granu-
lösen, kernhaltigen Flüssigkeit, wie solche Benham gefunden
haben will, haben wir nichts bemerkt. Ebenso konnten wir keines-
wegs die vier diese Flüssigkeit enthaltenden, länglichen Säcke
konstatieren. Von einem auf dem Querschnitt Xförmigen Sep-
tum war ebenfalls nichts zu sehen. Die Wand des inneren Rostel-
larsackes ist gleich wie die des äußeren gebaut, aber bedeutend
stärker. Auch wird dieser Muskelsack nicht wie Benham glaubt
von einer Flüssigkeit, sondern von einem Zellgewebe erfüllt, von
dem sich nur die Kerne deutlich färben, die wohlumgrenzte Zell-
struktur aber deutlich sichtbar ist. Das Lumen wird durchquert
von einzelnen feinen Muskelfasern, durch deren Kontraktion das
offenbar sehr bewegliche Gewebe nach vorn oder hinten geschoben
wird. An der Stelle der Hakeninsertion finden wir zahlreiche
starke Fasern, von welchen einzelne sich an die Haken anzusetzen
scheinen, und offenbar zur Bewegung derselben dienen. Ähnlich
wie bei Taenia undulata, welche von Nitsche so trefflich un-
tersucht wurde, finden wir bei C'hoanotaenia von der Wand des
äußeren Muskelsackes schief nach vorn zu der des inneren Muskel-
sackes ziehende Muskelbündelchen. Wie bei Nitsche sehen
wir an derselben Stelle des äußeren Muskelsackes sich die Retrak-
toren an das Rostellum anheften, und ist vielleicht anzunehmen,
daß das im äußeren Muskelsack befindliche, als Retraktor des
inneren Muskelsacks funktionierende Muskelbündel als Fort-
setzung der äußeren Retraktoren zu gelten hat.
Bei der Vergleichung unserer heutigen Kenntnisse über den
Bau des Rostellums ergibt sich, daß dasselbe ein sehr vielgestaltiges
Organ ist, zu dessen vollständiger anatomischer und phyloge-
netischer Erkenntnis es noch weiterer Untersuchungen bedarf.
Dasselbe kann, wenn auch im geringeren Maße, von der Skolex-
muskulatur behauptet werden.
7, Heit
32 Heinrich Zilluff: Vergleichende Studien
Figurenerklärung.
Dioicocestus acotylus.
Fig. 1. Querschnitt in der Gegend des hinteren Teils des Rostellums.
Fig. 2. Querschnitt in der Gegend des mittleren Teils des Rostellums.
Fig. 3. Scheitelquerschnitt.
Fig. 4. Medianer Sagittalschnitt.
Tetrabothrius umbrella.
Fig.5. Totalpräparat des Skolex.
Fig.6. Querschnitt durch den hinteren Teil des Skolex, die Saugnäpfe
streifend.
Fig. 7 u. 8. Querschnitte durch das Hinterende der Saugnäpfe. 8 vor 7
gelegen.
Fig. 9 u. 10. Querschnitt durch die Mitte der Saugnäpfe. 10 vor 9 ge-
legen.
Fig. 11. a in der Gegend der akzessorischen Anhänge.
Fig. 12. Scheitelquerschnitt.
Fig. 13. Seitlicher Sagittalschnitt.
Fig. 14. Zwischen 13 und 15 gelegener Sagittalschnitt.
Fig. 15. Fast median gelegener Sagittalschnitt.
Hymenolepis megalops.
Fig. 16. Skolex, Scheitelansicht. (gepreßt).
Fig. 17. Skolex, Flächenansicht.
Fig. 18. Querschnitt durch den Hals, auf der einen Seite schon den Skolex
berührend.
Fig. 19. Schiefer Querschnitt durch den hinteren Teil der Saugnäpfe.
Fig. 20. Querschnitt durch den Skolex in der Gegend der Scheiteldrüse.
Fig. 21. Sagittalschnitt.
Davainea struthionis.
Fig. 22. Skolex, Flächenansicht.
Fig. 23. Querschnitt durch den hinteren Teil des Skolex.
Fig. 24. Querschnitt durch den Skolex in der Gegend des hinteren Endes
des Rostellums.
Fig. 25. Querschnitt durch das Rostellum in der Gegend der Hakenin-
sertion.
Fig. 26. Sagittalschnitt.
Chapmania tauricollis.
Fig. 27. Halsquerschnitt.
Fig. 28. Scheitelquerschnitt.
Choanotaenia porosa.
Fig. 29. Skolex, Flächenansicht.
Fig. 30. Flächenschnitt.
Fig. 31. Querschnitt durch den hinteren Teil des Rostellumsackes.
Fig. 32. Querschnitt durch den vorderen Teil des Skolex.
Fig. 33. Querschnitt durch das Rostellum in der Gegend der Haken-
inserition.
Verzeichnis der zitierten und benutzten Literatur.
‚1. Benham, W. B. The Structure of the Rostellum in two New Species
of Tapeworm from Apteryx. The Quarterly Journal of Misero-
scopical Science. Vol. 43, 1900.
2. Breazzano. Sul Rostello delle Davaineae, contributo alla Morfologia
del Rostello.. Atti della R. Accademia delle sc. fis. e mat. di Napoli.
Vol. XI, 1901.
21.
22.
Archiv für Naturgeschichte 3
1912. A. 7.
über die Muskulatur des Skolex der Cestoden. 33
. Braun, M. Vermes. Abt.I. Cestoden. H. G. Bronns, Klassen und
Ordnungen des Tierreichs, wissenschaftlich dargestellt in Wort und
Bild. Vierter Band. 1894—1900.
. Cohn, L. Zur Anatomie und Systematik der Vogelcestoden. Nova
Acta. Abh. der Kais. Leop. Carol. deutschen Akademie der Natur-
forscher. Band LXXIX, Nr. 3, 1901.
. — Zur Anatomie der Vogelcestoden I. Zeitschrift für wissenschaft-
liche Zoologie. 1900, Bd. 64.
. Fuhrmann, 0. Das Genus Prostecocotyle. Zentralblatt für Bakte-
riologie, Parasitenkunde und Infektionskrankheiten. I. Abt.
Bd. XXV, 1899.
. — Ein getrenntgeschlechtiger Cestode. Zoologische Jahrbücher.
Abteilung für Systematik, Geographie und Biologie der Tiere.
20. Bd., Heft 2, 1904.
. Leuckart, R. Die menschlichen Parasiten und die von ihnen herrühren-
den Krankheiten. I. Bd. Leipzig u. Heidelberg 1863.
„-—— Die Parasiten des Menschen und die von ihnen herrührenden Krank-
heiten. I. Bd., I. Abt., 2. Aufl. Leipzig u. Heidelberg 1879—1886.
. Lühe, M. Beiträge zur Kenntnis des Rostellums und der Skolex-
muskulatur der Tänien. (Vorläufige Mitteilung.) (Separatabdruck
aus dem Zoolog. Anzeiger Nr. 453, 1894.)
. — Zur Morphologie des Tänienskolex. Inauguraldissertation. Uni-
versität Königsberg. 1894.
. Monticelli, Fr. Ricerche sullo Scollex polymorphus Rud. Mitteilungen
aus der zoologischen Station zu Neapel. VIII. Bd., 1. Heft, 1888.
. Nitsche, H. Untersuchungen über den Bau der Tänien. Zeitschrift
f. wiss. Zool. Bd. XXIII, 1873.
. Ransom, B. H. On Hymenolopis carioca (Magalhaes) and H. mega-
lops (Nitsche). With Remarks on the Classification of the Group.
Studies from the zoological Laboratory of the University Nebraska
Nr. 47, 1902.
. Shipley, M. A. Deseription of the Entozoa, collected by Dr. Willey
During his sejourn in the Western Pacific. From A. Willey Zoolo-
gical Results Part. V.
. Schneider, A. Untersuchungen über Plathelminthen. O. H. Ges. für
Natur- und Heilkunde. Bd. XIV. Gießen 1873.
. — Neue Beiträge zur Kenntnis der Plathelminthen. Zoolog. Bei-
träge. Bd.I, 2. Heft, 1884.
. Steudner, F._ Untersuchungen über den feinern Bau der Cestoden.
Abh. d. ntf. Ges. zu Halle. Bd. XIII. Halle 1877.
. Zschokke, F. Ein Beitrag zur Kenntnis der Vogeltänien. Zentralblatt
für Bakteriologie und Parasitenkunde. Bd.III. 1888.
. — Davainea contorta aus Manis pentadactyla L. Zentralblatt für Bak-
teriologie und Parasitenkunde. I. Abt, XVII. Bd. 1895,
Nr. 18/19.
— Recherche sur la structure anatomique et histologique des Cestodes.
Geneve 1885, 1886.
Zograf, V. Helminthologische Untersuchungen. Nachr. der k. Gesell-
schaft d. Frde der Natur, Anthrop. u. Ethnographie. Tom XXIII.
2. Moskau 1877.
7. Heft
Beiträge zur Kenntnis der Zebras.
Von
Ernst Schwarz.
(Mit Taf. 1—3).
I. Über die Entwiekelung der Zeiehnung der Tigerpferde und
den Schädel von Equus grevyi, E. zebra und E. quagga.
II. Über 'südafrikanische Tigerpferde, besonders aus den Samm-
lungen I. K. H. der Prinzen Leopold, Georg und Konrad
von Bayern.
Die vorliegende Arbeit entstand vorwiegend mit dem Material
der Zoologischen Sammlung des Bayerischen Staates zu München,
das mir durch die Freundlichkeit von Prof. Doflein und Dr. Leise-
witz zur Benutzung offen stand. Weitere Schädel von Z. quagga
und EZ. grevyi erhielt ich aus dem Senckenbergischen Museum,
Frankfurt a. M., und dem Naturhistorischen Museum in Mainz,
durch die gütige Vermittlung von Prof. zur Strassen und Prof.
v. Reichenau. Allen diesen Herren schulde ich Dank, vor allem
aber Prof. Matschie in Berlin, der mich während meiner Unter-
suchungen ständig in liebenswürdigster Weise unterstützte.
I. Über die Entwicklung der Zeichnung der Tigerpferde und den
Schädel von E. grevyi, E. zebra und E. quagga.
Seit Matschie!) (1892) die Frage der Zebraarten aufrollte,
ist eine beträchtliche Anzahl von Arbeiten über diese Tiergruppe
erschienen, die in erster Linie eine große Reihe neuer Formen
bekannt machte, die Systematik, anfangs wenigstens, in große
Verwirrung brachte und schließlich mit der jetzt mehr oder
weniger allgemein anerkannten Einordnung der Tigerpferde in
drei Arten: E. grevyi, E. zebra und E. quagga ihren vorläufigen
Abschluß fand (Pocock [1902])?). Als vierte Art kommt hierzu
vielleicht E. foai (Trouessart et Prazak 1899)?)*).
!) Über einige Säugetiere von Deutsch-Ost-Afrika (Equus böhmi
sp.n.) Sitz-Ber. nat. Fr. Berlin, p. 130—33 (1893).
?) A new Arrangement of the existing species of Equidae ete. Ann.
Mag. Nat. Hist., vol. 10 (1902), p. 304—08.
?) Description d’une espece nouvelle de Zebre (Equus Foai), et re-
marques sur les caracteres des esp&öces du sous-genre Hippotigris (Bull.
Mus. Paris, vol. 5, p. 350—54, Textfig., p. 351, 353 (1899).
Eauus foai.
4) Schon Sir H. H. Johnston (British Central Africa, p. 292 [1897])
scheint von der Existenz dieses Zebras gewußt zu haben; denn er schreibt:
„It is eurious that the natives of Mlanje assert that there is a small
mountain zebra dwelling on Micheri Mountain, which is an outlying spur
of the Mlanje range. Up to the present we have been unable to secure
Ernst Schwarz: Beiträge zur Kenntnis der Zebras. 35
Entwicklung der Zeichnung.
Auf der so gewonnenen Basis sind dann theoretische Arbeiten
entstanden über den Charakter der Streifen bei den Tigerpferden,
an denen sich Ridgeway (1909)!), Ewart (1898)?) 3) und schließ-
lich zusammenfassend wieder Pocock (1909)*) beteiligt haben.
Auf Pococks und Johnstons (l. c.) weitergehende interessante
Ansicht über die Ableitung der Streifen von hellen Flecken auf
dunklem Grunde brauche ich hier nicht einzugehen. Anders ist
es mit Ewart?). Ich stimme völlig mit ihm darin überein, daß
wir in der Zeichnung der Eguus quagga-Gruppe die am meisten
spezialisierte Tigerpferdzeichnung erblicken müssen und daß ihre
Vorfahren eine E. zebra- resp. E. grevyi-artige Zeichnung be-
saßen; aber über die Art der Entstehung der heutigen Quagga-
zeichnung bin ich anderer Ansicht.
Ich glaube, daß ursprünglich
1. Die Tigerpferde nur vertikale Körperstreifen hatten.
2. Daß dann die horizontalen Streifen der Beine begannen,
sich nach oben auszudehnen und die vertikalen Streifen nach
vorn und hinten auseinanderzudrängen (Equus grevyi-Stadium).
3. Am vorderen Ende (Schulter) kam diese Entwicklung
bald zum Stillstand. Am hinteren Ende aber ging sie weiter. Die
nach hinten gedrängten Vertikalstreifen fanden nicht genug Platz
zum Ausweichen und wurden hinausgedrängt. Die nach vorn ge-
drängten aber verbanden sich am unteren Ende mit dem weiter
nach vorn, am oberen Ende mit dem nach hinten folgenden
Vertikalstreifen, so daß durch Verschmelzung von Bruchstücken
von je 2, 3 oder mehr Vertikalstreifen je 1 Diagonalstreif entstand.
Hatte sich nämlich ein Teil eines Vertikalstreifens mit einem
andern verbunden, so löste sich die Verbindung mit dem übrigen
Stück, das mit Bruchstücken von weiteren Streifen zu einem
weiteren Diagonalstreifen verschmolz. Diese Entwicklung ist bei
Equus grevyi angebahnt, bei E. zebra ist sie in der Entwicklung
begriffen und bei EZ. quagga böhmi abgeschlossen. Bei einem
Exemplar von E. zebra im Naturhistorischen Museum zu Mainz
ist über dem schmalen obersten Schenkelstreifen deutlich zu
a specimen.‘‘ Auch Trouessart entging die Verschiedenheit dieser Form
nieht, und ebenso ist auch Pocock darauf aufmerksam geworden, wie aus
einer gelegentlichen Bemerkung im Gespräch zu schließen war, ohne daß
er diese Ansicht je publiziert hätte. Ob nun aber E. foai eine Lokalform
der Bergzebras ist oder eine selbständige Art, wage ich nicht zu ent-
scheiden. Vermutlich wird die Schädeluntersuchung Klarheit bringen,
die Prof. Trouessart soeben vornimmt und deren ‚Resultate wohl dem-
nächst erscheinen werden, wie er mir freundlichst mitteilte.
1) Contributions to the study of the Equidae. P..Z. S. 1909,
p. 547 if. )
2) On Zebra-Horse Hybrids (Zoologist ser. 4, vol. II (1898).
3) The Penycuik Experiments I (Veterinarian, ser. 4, vol. 70, p. 599 ff.)
4) On the colours of Horses, Zebras, and Tapirs (Ann. Mag. Nat.
Hist., ser. 8, vol. 4, p. 404, 1909).
3* 7. Beit
36 Ernst Schwarz:
sehen, wie sich eine Anzahl von Vertikalstreifen zur Bildung eines
weiteren Diagonalstreifens (für E. zebra überzählig) zusammen-
geschlossen haben oder im Begriff stehen, es zu tun. Auch für
E. quagga böhmi ist diese Erscheinung schon nachgewiesen worden.
Bisweilen findet man Exemplare mit deutlicher Rostzeichnung!),
meist aber sind diese ‚‚kleinen‘‘ Streifen zu kleinen Diagonal-
streifen mehr oder weniger verschmolzen. Bei den südlichen E.
quagga-Formen ist die Verschmelzung meist durchgeführt.
4. Bei alten Exemplaren von E. quagga böhmi treten in
den weißen Feldern auf den Schenkeln Schattenstreifen auf. Bei
weiter südlich lebenden Formen, z. B. E. q. chapmani, sind
sie die Regel. Eine weitere Erscheinung tritt bei den südöst- und
südafrikanischen Quaggas hinzu, die Reduktion der Beinzeichnung.
Beide Entwicklungen zusammen führen eine Verwaschung der
Zeichnung herbei, wie sie ihren Höhepunkt in Z. q. quagga erreicht,
wo die Rumpfstreifen nahezu unsichtbar geworden sind. Die
schwarzen Hauptstreifen werden nämlich (von Norden nach Süden)
immer schmäler, die Schattenstreifen immer breiter und dunkler,
sie dehnen sich auch auf die vordere Rumpfhälfte und den Hals
aus; es entstehen dann sekundäre Systeme von Schattenstreifen.
Schließlich füllen die Schattenstreifen einen großen Teil des
Zwischenraumes zwischen den dunklen Hauptstreifen aus und
verschmelzen teilweise mit ihnen, so daß eine gleichmäßige dunkle
Grundfarbe entsteht. Bei EZ. q. quagga ist dieser Prozeß noch
nicht völlig zum Abschluß gekommen. Noch finden sich schmale
helle Zwischenräume am Hals und oft eine verwaschene Rumpf-
oder gar Schenkelzeichnung. Aber im Prinzip wird durch diesen
Vergleich der geographischen Formen von E. quagga, den schon
Pocock?) betonte, von dessen Auffassung aber, wie aus Obigem
hervorgeht, ich etwas abweiche, ein Verständnis der Entwicklung
der Equidenzeichnung ermöglicht.
Schädel der Zebras.
Während so Equus grevyi in bezug auf die Zeichnung die
primitivste Zebraart ist, ergibt die Untersuchung der Schädel
völlig abweichende Resultate. Die einzige Arbeit, die bisher den
Zebraschädel berücksichtigte, ist die von Noack (1902).?)*) Aber
diese muß ibrer ganzen Anlage nach, vor allem auch in bezug
auf die Unterscheidung der Lokalformen, als durchaus minder-
ı) Lydekker: The Game Animals of Africa, phot. p. XVIII (1908).
Vel. auch Ridgeway: Contributions to the study of the Equidae. P.Z.S.,
1909, II, p. 556, fig. 149—150.
2) S. Note S. 35.
?) Das Zebra vom Kilimandscharo (Zool. Anz., vol. XXV, p. 627,
1902).
4) Ferner: Hilzheimer: Die in Deutschland aufbewahrten Reste des
Quaggas. Abh. Senckb. Ges. Bd. 31 pp. 85—105 Taf, 4—9 (vgl. Nach-
trag am Ende dieser Arbeit.).
Beiträge zur Kenntnis der Zebras. 37
wertig angesehen werden, so daß sie als ernstliche Grundlage für
weitere Studien nicht in Betracht kommen kann. Die vorliegende
Arbeit ist somit der erste Versuch einer vergleichenden Schädel-
untersuchung der Tigerpferde, ein zweifellos unvollkommener
Versuch, der erst dann an Bedeutung gewinnen kann, wenn auch
andere Equiden in dieser Beziehung untersucht sein werden, und
der vielleicht die Mittel zu der schon so oft versuchten Klassifika-
tion der Pferde bringen kann; bisher haben ja die äußeren Merk-
male für die rezenten, die Gebißmerkmale für die fossilen, in dieser
Richtung versagt; denn soviel geht aus der Untersuchung der
Zebraschädel hervor, daß eine primitive Zeichnung für die all-
gemeine Primitivität nichts besagt, und daß auch die Klassifika-
tion, wie sie Pocock versucht hat, sich nicht halten läßt.
Die Schädel der drei untersuchten Zebraarten sind nämlich
untereinander mindestens ebenso verschieden wie von Pferd oder
Esel und Kiang. Dagegen sind die von Kiang und Esel einander
verhältnismäßig ähnlich, während der von Equus zebra, das Pocock
mit den afrikanischen Eseln zusammenstellte, gänzlich abweicht.
Es ergibt sich daher, daß, wie schon Pocock betont hat, die Streifen-
zeichnung nicht dazu berechtigt, die Zebras als eigene Gattung
(Hippotigris) den anderen Equiden gegenüberzustellen; und
ferner, daß es vorläufig weder möglich noch ratsam ist, die Gattung
Equus aufzuspalten; daß es möglich und auch bei der tatsächlichen
Verschiedenheit der einzelnen Arten notwendig ist, ist sicher.
Zu einer reinlichen Scheidung aber bedarf es noch gründlicher
Schädel- und Skelettuntersuchung der rezenten und vor allem
eines Vergleichs mit den fossilen Formen, wie es bei den Nas-
hörnern und Elefanten ja mit Erfolg durchgeführt ist.
Als brauchbare Merkmale für die Unterscheidung der Equiden-
schädel können gelten (abgesehen von der Größe): die Form der
Schädelkapsel, des Rostrums und der Nasalia, die Breite des
Jochbogens, die Stärke des Orbitalringes, die Umrißform sowie
die absolute Größe und Höhe der Zähne und ihre relative Größe
untereinander. Wenig oder nur selten brauchbar ist die feinere
Struktur der Zähne, da sie teils recht variiert, teils wegen der
verschieden starken Abnutzung der Zähne bei dem zu unter-
suchenden Material nicht recht vergleichbar ist. Dazu kommt
als sehr charakteristisch die Form des Unterkiefers.
Von den drei untersuchten Zebraarten macht der Schädel
von Equus quagga (also der Art mit der am höchsten entwickelten
Zeichnung) den primitivsten Eindruck. Der Orbitalring ist schwach,
und die Zähne sind sehr einfach und niedrig. Bei E. grevyi da-
gegen (der Form mit der primitivsten Zeichnung) ist der Orbital-
ring stärker, die Zähne viel höher und viel stärker gefältelt; E.
zebra nimmt in bezug auf die Zahnfältelung und Höhe eine Mittel-
stellung ein; der Orbitalring ist auch hier sehr stark.
Eine genaue Beschreibung der Schädel möge auch die Detail-
punkte bringen. |
7. Heft
38 Ernst Schwarz:
Anmerkung: Die Infraorbitalgrube am Schädel der
Equidae.
Lydekker (1904)!) hat auf die Bedeutung der Infra-
orbitalgrube hingewiesen. Er fand sie bei einem indischen
Hauspferd, bei einem 3 Schädel von E. quagga quagga und bei
einem jungen Esel. Pocock hat Spuren davon bei anderen Formen
der E. quagga-Gruppe nachgewiesen. Spuren davon finde ich
auch bei E. zebra und bei Z.grevyi. Ein Hauspferd im Münchener
Museum hat sie jedoch in gleicher Ausbildung, wie der von Lydekker
abgebildete Schädel.
Es entsteht die Frage nach der Bedeutung dieser Grube.
Lydekker hält sie für eine Höhlung zur Aufnahme einer Gesichts-
(Tränen-)Drüse, obwohl er weiß, daß sie beim Pferde zum Ansatz
eines Muskels dient, der nach der Nase verläuft. Wie Lydekker
hervorhebt, ist eine tiefe Grube bei den fossilen primitiven Equiden
(Hipparion, Onohippidium ete.) vorhanden.
Ich glaube jedoch nicht, daß die Infraorbitalgrube zur Auf-
nahme einer Drüse gedient hat. Einmal ist ein solcher Funktions-
wechsel sehr unwahrscheinlich, um so mehr als für den erwähnten
Muskel heute eine wesentliche Bedeutung nicht besteht. Anders
ist es bei den Hipparionen. Wie aus der Struktur ihrer Nasalia
hervorgeht, haben sie einen kurzen Rüssel besessen, zu dessen
Befestigung und Bewegung jener Muskel dienen mochte, den wir
vom Pferde kennen. Die ganze Struktur der Infraorbitalgrube,
ihre massive Wandung, ihre scharfe Kante am Hinterende und
ihre Rauhigkeit sind Merkmale, wie sie für Strukturen charakte-
ristisch sind, die zum Ansatz von Muskeln dienen. Bei Drüsen-
höhlen dagegen pflegen die Wandungen abgerundet, dünn oder
sogar porös zu sein. Auch die Lage der Infraorbitalgrube bei den
Equiden ist eine andere, als die der Tränendrüse bei den Artio-
dactylen. Sie steht mehr mit der Maxilla, weniger mit dem Lacry-
male in Verbindung, d.h. ist weiter nach vorn gelegen. Eine
analoge Bildung findet sich übrigens am Schädel des Tapirs
und dient hier, wie man ja sicher weiß, zum Ansatz des Rüssel-
muskels.
Die Infraorbitalgrube der Pferde ist daher wohl als Ursprungs-
stelle eines (reduzierten) Muskels aufzufassen.
Equus quagga Gm.
Der Schädelvon E. quagga ist der kleinste der drei Zebra-
arten. Er ist ausgezeichnet durch den weiten Jochbogen, den
schwachen Augenring und die hinten herzförmig eingebuchteten
Nasalia.
Die Gehirnkapsel ist am hintersten Abschnitt etwas ein-
geschnürt. Die Crista occipitalis ist sehr gering entwickelt und
1) Note on the skull and markings of the Quagga (P. Z. S., p. 426
—31, Textfig. 84—86, 1904).
Beiträge zur Kenntnis der Zebras. 89
daher das Planum nuchale sehr klein. Im parietalen, weniger
im squamosen Teil, ist die Gehirnkapsel etwas aufgeblasen, bei
den nördlichen Formen sogar sehr stark. Die Crista sagittalis
ist über dem parietalen Schädelabschnitt etwas entwickelt und
verursacht so ein etwas unregelmäßiges Profil der Schädelkapsel.
Die Interorbitalregion ist stark konvex und würde ein S-
förmiges Gesichtsprofil verursachen, wenn nicht auch im hinteren
Drittel der Nasalia eine Konvexität dasselbe ganz unregelmäßig
gestaltete. Die Postorbitalweite ist meist geringer als die des
weiten Zygomas, da der obere Orbitalrand schwach und nur wenig
nach außen gebogen ist. Die Augenhöhle ist klein. Das Jugale
ist in seinem hinteren Abschnitt sehr erweitert (daher unterhalb
der Orbita konkav), in seinem vorderen Abschnitt bei den süd-
afrikanischen eben, bei den ost- und nordostafrikanischen stark
konvex. Die Infraorbitalmulde ist beim & stärker entwickelt als
beim 9, bei den südafrikanischen Formen meist stärker als bei
den nördlichen (besonders gut bei E. quagga quagga); sie ist aber
in ihrer Form selbst bei der gleichen Rasse nicht konstant. Sie
liegt mit ihrem hinteren Abschnitt im Lacrimale, mit ihrem
vorderen in der Maxilla. Die Gesichtsleiste ist breit; daher und
wegen des auch im vordenre Abschnitt breiten Jugale auch der
Jochbogen sehr weit.
Die Nasalia sind am hinteren Ende sehr verbreitert und tief
herzförmig an der Mittelnaht eingebuchtet. Sie nehmen hinten
weniger als bei E. grevyi, stärker als bei E. zebra an der seitlichen
Komprimierung des Gesichtsschädels teil. Wie oben schon ge-
sagt, sind sie im hinteren Drittel etwas konvex im Profil, vorn
dagegen ist dieses fast geradlinig; nur das kurze freie Ende ist
stark abwärts gebogen.
Der Gaumen ist im intermolaren Abschnitt meist ziemlich
breit und nur wenig konkav. Dagegen ist er vor den Backzähnen
stark eingeschhürt und überhaupt ziemlich schmal und tief schüssel-
förmig ausgehöhlt. Die Sutura incisiva reicht nicht bis zum P..
Die Schneidezähne sind ziemlich senkrecht und dicht zu-
sammen eingesetzt, allerdings weniger als bei #. grevyi. Sie sind
alle stark gerieft. Die Backzähne sind verhältnismäßig klein,
sehr wenig gefältelt. Der P, bleibt sehr lange erhalten.
Die Backzähne sind mehr oder weniger trapezförmig; be-
sonders sind sie auf der vorderen inneren Ecke abgerundet. Die
Joche haben regelmäßige Bogenform und stehen etwa 45° zur
Längsachse des Schädels geneigt. Der Protoconus ist verhältnis-
mäßig schmal und kurzgestielt. Der P, ist sehr lang und be-
sitzt einen sehr gut entwickelten Protostyl. Der M, nur etwa ?/,
der Größe des M,; seine Struktur ist aber im Vergleich zu #.
grevyi weniger reduziert; nach hinten ist er etwas verjüngt.
Der Unterkiefer ist am unteren Rand des kurzen
Diastemas stark konkav. Der Angularrand ist ziemlich regel-
mäßig, der Angulus nur sehr schwach ausgebildet. Der Umkreis
7. Heft
40 Ernst Schwarz:
des Angularquadranten (Mittelpunkt hinterer Alveolarpunkt des
M,) berührt den Angularrand etwa in seinem Schnittpunkt mit
der Winkelhalbierenden des Quadranten (45%). Der Condylus
besteht aus einem größeren äußeren und einem, von ihm durch
eine tiefe Einschnürung getrennten, inneren Abschnitt, der im
Profil stark nach hinten hervorragt.
Die Unterkieferzähne sind klein, schmal und fast rechteckig.
Der P, ist sehr lang mit starkem, spitzen Parastylid. Der M,
dagegen ist kaum größer als der M, und hat nur ein kurzes
Entostylid.
Equus zebra L.
Der Sehädel von Zguus zebra charakterisiert sich durch
die starke Entwicklung der Jochbögen und Interorbitalregion,
durch die geringe Entwicklung der Gesichtsleiste und die Form
der Nasalia. In der Größe steht er in der Mitte zwischen Z. grevyi
und Z. quagga.
Die Gehirnkapsel ist im hintersten Teil stärker eingeschnürt
als bei den beiden anderen Arten. Dagegen ist die Crista occipi-
talis sehr stark "entwickelt und bildet so ein breiteres Planum
nuchale als bei #. quagga, allerdings ein kleineres als bei #. grevyr.
Im parietalen Teil ist die Gehirnkapsel etwas aufgeblasen, dagegen
sind die Squamae flach und der Schädel an dieser Stelle seitlich
komprimiert. Die Profillinie der Gehirnkapsel ist ganz gleich-
mäßig, sehr leicht konvex, da eine Crista sagittalis so gut wie nicht
entwickelt ist.
Die Interorbitalregion ist sehr breit; sie ist fast ganz eben,
und ihr seitlicher Rand reicht beträchtlich über die Augenhöhle
hervor, so daß die Postorbitalweite der des Zygomas fast gleich-
kommt oder sie sogar übertrifft. Die Augenhöhle ist sehr groß,
der Orbitalring sehr stark. Das Jugale ist in seinem hinteren Teil
nur wenig erweitert (daher kaum an der Fläche konkav) und vorn
ganz eben. Die Intraorbitalmulde liegt sehr weit vorn, ganz in
der Maxilla, ist aber deutlich ausgebildet. Die Gesichtsleiste ist
zwar ziemlich kräftig, aber schmal.
Die Nasalia sind am hinteren Ende fast nicht eingebuchtet.
Es ist das das auffallendste Merkmal des Schädels von E. zebra.
Sie nehmen auch nur wenig an der seitlichen Komprimierung
des Schädels teil. Das Profil der Nasalia ist sehr regelmäßig und
ganz leicht konkav. Das vordere freie Ende ist lang.
Die Pars horizontalis palatini ist sehr klein. Der Gaumen
ziemlich lang, schmal, wenig vor den Backzähnen eingeschnürt
und dort, besonders unmittelbar vor den vordersten Prämolaren,
stark schüsselförmig vertieft. Das Gaumendach ist sonst stark
konkav. Das Diastema ist lang.
Die Schneidezähne sind ziemlich schräg eingesetzt, und ihre
Wurzeln sind etwas von einander entfernt. Die Backzähne sind
groß, aber weniger gefältelt als bei Z. grevyi. Der P, wird schon
sehr früh abgestoßen.
Beiträge zur Kenntnis der Zebras. 41
Für die Backzähne ist die quadratische Form und die Gestalt
der Joche charakteristisch. Besonders Protoloph und Metaloph
sind nicht einfach bogenförmig, sondern zeigen einen deutlichen
Knick in der Mitte, so daß ein Teil ihres Randes fast transversal,
der andere fast longitudinal verläuft. Der M, ist nur wenig kleiner
als der M,, dagegen nach hinten etwas verjüngt.
Der Unterkiefer von E. zebra ist am unteren Rand
des Diastemas fast geradlinig. Der Ramus ist fast parallelseitig.
Besonders aber zeichnet ihn die charakteristische Ausbildung des
Angulus mandibulae aus, der stark nach unten hervorspringt.
Der Umkreis um den hinteren Quadranten, dessen Mittelpunkt
der hintere Alveolarpunkt des M, ist, berührt deshalb auch den
Unterkiefer in diesem Punkt, der senkrecht unter seinem Mittel-
punkt liegt. Die mediale Hälfte des Condylus ragt, im Profil ge-
sehen, etwas nach hinten hervor.
Die Unterkieferzähne sind groß und spitzwinklig-rhombisch.
P, und M, sind viel größer als die andern. Am M, ist das Entostylid
besonders gut ausgebildet.
Equus grevyi Oustalet.
‘ Der Sehädel von Eguus grevyi weicht sehr wesentlich
von dem von Eqguus zebra wie von dem von E. quagga ab. Er ist
besonders ausgezeichnet durch seine Größe, durch die er beide
übertrifft.
Die Gehirnkapsel ist von den 3 Zebraarten am kleinsten und
niedrigsten. Sie ist im hinteren Abschnitt weniger eingeschnürt,
womit auch die große und chbarakteristische Breite des Planum
nuchale zusammenhängt; sie ist ferner im parietalen Teil flacher
und weniger aufgeblasen. Auch ist der hintere Abschnitt etwas
niedriger als der vordere, so daß im Profil ein leichter Knick ent-
steht, der viel ausgeprägter ist als bei E. zebra und E. quagga.
Da sich der ganze Schädel durch seine Langstreckung aus-
zeichnet, so ist die Interorbitalbreite verhältnismäßig gering. Da-
gegen ist der obere Rand der Augenhöhle stark nach außen und
oben gebogen, noch stärker als bei E. zebra. Das Jugale ist unter
der Augenhöhle stark konkav, dagegen in seinem vordersten Ab-
schnitt sehr stark konvex. Die Gesichtsleiste (Proc. zygo.
maxillae) ist sehr breit und verbreitert so den Jochbogen. Die
Postorbitalbreite ist wesentlich größer als die Zygomaweite.
Die Nasalia sind hinten etwas eingebuchtet, aber viel weniger
als bei Z. quagga, dem E. zebra-Typ viel ähnlicher. Sie nehmen
nicht nur in dem vorderen verschmälerten, sondern, abweichend
von E. zebra und E. quagga, auch in dem verbreiterten hinteren
Abschnitt”an der allgemeinen lateralen Zusammenpressung des
Schädels teil, die hier schon viel weiter hinten beginnt. Die Nasalia
selbst sind ziemlich schmal und, im Profil gesehen, fast gerade.
Nur an der Basis der Nasalia findet sich eine ganz leichte mediane
(im Profil nicht sichtbare) Mulde.
7. Heft
42 Ernst Schwarz:
Der Meatus auditorius externus ist kurz und weit. An seiner
Unterseite befindet sich eine sehr deutlich ausgeprägte, regel-
mäßig zylindrische Gelenkgrube für das Zungenbein, die bei den
anderen Arten in dieser Ausbildung fehlt.
Die Pars horizontalis palatini ist verhältnismäßig groß. Der
Gaumen selbst ist lang und schmal, vor den Backzähnen leicht
eingeschnürt, weniger als bei #. quagga, aber etwas mehr als bei
E. zebra. Die Sutura incisiva reicht sehr weit nach hinten, fast
oder ganz bis zum P,. Die Konkavität des Gaumens ist ver-
hältnismäßig schwach, die schüsselförmige Austiefung im vorderen
Teil ebenfalls recht gering.
Besonders charakteristisch für Z. grevyi ist aber die Aus-
bildung des Gebisses. Die Schneidezähne sind sehr breit, mit
ihren Wurzeln einander sehr nahe und viel senkrechter eingesetzt
als bei EZ. zebra und E. quagga. Die Backzähne sind groß und
komplex. Der kleine P, ist auch bei alten Stücken regelmäßig
erhalten, der M, ist, abweichend von den anderen Zebras, viel
kleiner als die anderen Molaren. Die volle Ausbildung der Zähne
erfolgt bei dieser Artsehr spät. Bei Schädeln mit schon geschlossener
Sutura basilaris beginnen die Eckzähne eben durchzubrechen. Bei
einem andern mit schon stark abgenutzten Backzähnen sind die
Eckzähne noch nicht voll ausgebildet.
Die Backzähne zeichnen sich durch starkes Hervortreten der
Selenodontie und vor allem durch sehr komplizierte Fältelung
des Schmelzes aus. Diese ist am weitesten an der medianen Seite
der beiden Inseln (,,Fossetten‘‘) vorgeschritten. Während bei E.
zebra und in geringerem Maße bei E. quagga sich je eine größere
und wenige schlecht ausgebildete, kleinere Schmelzfalten finden,
hat 2. grevyi zwei größere und ein wohl ausgebildetes System
von kleineren. Der Protoconus zeigt eine sehr charakteristische
Form. Der Stiel, mit dem es am Hauptteil des Zahnes festsitzt,
ist ziemlich lang und besitzt an der Basis seines Hinterrandes eine
wohl ausgebildete Schmelzfalte, die den anderen Zebraarten in
viel geringerem Maße eigen ist. Der Protoconus selbst sitzt an
dem Stiel etwa so an, daß !/, vor und °/, hinter der Ansatzstelle
liegen; er ist sehr lang und nähert sich in seiner Form etwas der
von E. kiang, nur ist er breiter und weniger komprimiert.
Der Unterkiefer von E. grevyi ist charakterisiert da-
durch, daß der untere Rand am Diastema konkav ist wie bei E.
quagga, daß der Angulus in seiner Form ebenfalls dem von E#.
quagga gleicht, vor allem aber durch den sehr breiten Ramus.
Die Stelle, wo der Umkreis, dessen Mittelpunkt der hintere Alveolar-
punkt des M, ist, den Angularquadranten berührt, liegt nur wenig
unterhalb der Horizontalen, die durch diesen Alveolarpunkt geht
(wenn der Unterkiefer in der [mathematischen] Reihenfolge sich
befindet). Nach oben verjüngt sich der Ramus sehr stark, sein
Hinterrand läuft fast vertikal wie bei EZ. zebra, sein Vorderrand
bildet mit dem Alveolarrand einen stumpfen Winkel, der wenig
Beiträge zur Kenntnis der Zebras. 43
kleiner ist als bei E. zebra, dagegen bedeutend größer als bei E.
quagga. Von der Seite gesehen, ragt der Condylus nicht nach
hinten hervor.
Die Unterkieferzähne sind verhältnismäßig viel schmäler und
länger als bei den beiden anderen Arten. Wie im Oberkiefer ist
die Fältelung des Schmelzes stärker, besonders an der Innenseite
des Protoconids und Hypoconids; ebenso ist der M, klein und
besitzt ein langes, schmales Entostylid.
II. Über südafrikanische Tigerpferde.
Besonders aus den Sammlungen J.K.H. der Prinzen Leopold,
Georg und Konrad von Bayern.
Equus zebra hartmannae Matschie.
1898 Equus hartmannae, Matschie; Sitzungsber. Ges. Nat. Freunde,
p. 174.
1900 Equus zebra, W.L. Sclater; Fauna of South Afrika, p. 286.
1900 Equus penricei, Thomas; Ann. Mag. Nat. Hist., ser. 7, vol. 6,
p- 465.
1902 Hippotigris Hartmannae et Penricei, Camerano; Atti R. Acc.
Torino, vol. 37, p. 613.
1902 Equus (Asinus) zebra Hartmannae et Penricei, Pocock; Ann.
Mag. Nat. Hist., ser. 7, vol. 10, p. 305.
1905 Eguus zebra hartmannae, Trouessart; Cat. Mamm., Suppl.,
p- 646.
1908 Equus zebra hartmannae et penricei, Lydekker, Game An.
Atr., D..bE.
Typischer Fundort:
E. hartmannae Mtsch. Kakao-Feld, zwischenHoanib
und Unilab (Deutsch-SW.-Afrika).
(E. penricei Thos. Providentia, Moninho-Fluß, 7Okm NO. von
Mossamedes, Höhe 300 m).
Vorliegende Exemplare:
L.3 Fell Geinunghos, Ostrand der Namib, D.-SW.-Afrika
L. 4 >) > ee; . be > Li] >
L. 5 , >} LE) „> „ », > .”
L. 15 d alt 29 > 2» 2 > be) „ >
L. 14 6% be) Skel. 2. 15 „ ” >} ”. >) > LE)
G. 8 Q , Fell > ») > >, >, > >
G. 7 Q >) Schäd. 2. 8 >) be} 2» > » , be}
Name und Verbreitung.
Diese Exemplare gehören sicher zu E. z. hartmannae, denn
sie stimmen völlig mit Matschies Originalbeschreibung überein,
und ein Vergleich einer Photographie mit dem Typus, den Prof.
7. Heft
44 Ernst Schwarz:
Matschie freundlichst ausführte, ergab das gleiche Resultat.
Ebenso aber stimmt auf sie Thomas’ Beschreibung von Z. penricei
aus S.-Angola, bei dessen Beschreibung Thomas offenbar Matschies
Arbeit übersehen hatte, denn er erwähnt sie mit keinem Worte.
Mit meinem neuen Fundort (Geinunghos) wird aber das Ver-
breitungsgebiet von E. z. hartmannae weiter südlich ausgedehnt,
als Matschie auf seiner Karte nMeyer’s Kolonialreich
annahm. Diese scheinbar große nordsüdliche Verbreitung erklärt
sich durch die Schmalheit des Küstenstreifens, auf den Z. z. hart-
mannae beschränkt ist.
W.L. Selater (1900) vereinigte, obwohl er diese Form nie
gesehen hatte, E. hartmannae kurzerhand mit E. zebra; Lydekker
(1908) zweifelt E. z. hartmannae und E. z. penricei an. Wie aus
Matschies und Thomas’ und der unten folgenden Beschreibung
hervorgehen dürfte, kann E. z. hartmannae nicht mit E. 2.
zebra vereinigt werden.
Andererseits bezeichnen Matschie wie Thomas diese Form
binär; jener als Anhänger der binären Nomenklatur überhaupt,
dieser weil keine: Übergänge zu E. zebra vorhanden sind. Dieser
Thomasschen Auffassung ist entgegenzuhalten, daß E. zebra hart-
mannae ein, wenn auch jetzt isolierter, so doch zweifelloser Ver-
treter des Bergzebras an der Südwestseite Afrikas ist; ich halte
es für unbedingt zweckmäßig, in solchen Fällen die Zusammen-
gehörigkeit durch ternäre Namen auszudrücken, auch wenn
direkte Übergänge nicht nachzuweisen sind. Tut man das nicht,
so müßten ‚E. zebra‘‘ und ‚„E. hartmannae‘‘ in einer besonderen
Gattung den anderen ebenfalls zwei Gattungen zuzuweisenden
Tigerpferden gegenübergestellt werden.
Beschreibung der. Felle,
Trotz der ausführlichen Beschreibungen von Matschie und
Thomas dürfte eine neue Differentialdiagnose gegenüber EZ. z.
zebra am Platze sein.
Der hervorstechendste Charakter dieser Form ist das Zurück-
treten des Schwarz in der Zeichnung. Während bei E. z. zebra die
schwarzen Transversalstreifen auf dem Rumpf 2—3mal so breit
sind wie die hellen, sind bei Z. z. hartmannae die schwarzen durch-
schnittlich 3 cm, die hellen 2,5 cm. Auf der Brust erreichen bei
einem Exemplar diese Streifen, wenn auch viel matter in der
Farbe (etwa mattbraun), den schwarzen ventralen Mittellängs-
streifen; bei zwei anderen Exemplaren ist diese Brustzeichnung
nur eben angedeutet. Auch am Hals sind die schwarzen Streifen
verhältnismäßig schmäler als bei EZ. z. zebra. Während bei E. 2.
zebra die schwarzen und weißen Wangenbänder etwa von gleicher
Breite sind, sind bei Z. z. hartmannae dieselben 2—4 mal breiter
als die dunklen. Die Zahl der Stirnstreifen beträgt 13—16; sie
sind im vorderen Teil des Gesichts ebenso wie der obere Teil der
vorderen Wangenstreifen und der über der Nase gelegene Fleck
Beiträge zur Kenntnis der Zebras. 45
rostrot, aber etwas heller als bei E. z. zebra. Bei dem kleinen
„Rost‘streifen auf dem Hinterrücken sind die dunklen etwa halb
so breit wie die hellen. Sie sind nicht schwarz wie bei E. z. zebra,
sondern matt schwarzbraun. Die 4 ersten dieser Roststreifen
allerdings sind etwa so breit wie die hellen. Die Roststreifen
hängen bei einem Exemplar, bis auf einen, nicht mit dem obersten
dunklen Schenkelstreifen zusammen, sondern sind durch ein helles
Feld davon getrennt. Bei den anderen sind sie teilweise frei,
teilweise hängen sie mit dem obersten dunklen Schenkelstreif
durch einen etwas matter braun gefärbten Abschnitt zusammen.
Sehr abweichend von E. z. zebra ist vor allem die Zeichnung der
Schenkel. Während bei E. z. zebra die schwarzen Bänder etwa
die doppelte Breite haben wie die unmittelbar über ihnen liegenden
hellen, sind bei E. z. hartmannae die hellen Streifen immer etwas
breiter als die dunklen; besonders gilt das für den 3. hellen Streifen
(von oben gerechnet, und wenn der unter dem obersten dunklen
Streifen folgende helle als der erste gilt). Die Breite des obersten
schwarzen Bandes variiert etwas; immer ist sie wenig geringer
als die des folgenden hellen; aber bei 2 Fellen ist sie etwa nur %%,
bei den 3 anderen Fällen etwa °/, der Breite des zweiten dunklen.
Auch sonst sind Variationen zu beobachten. Die Zeichnung
ist auch nicht völlig symmetrisch. Bei einem Fell ist die Zeichnung
auf der einen Seite normal; auf der andern Seite spaltet sich der
zweite dunkle Schenkelstreif am vorderen, der hintere am hinteren
Ende in zwei. Bei einem anderen verbindet sich der vorderste
Roststreifen der einen Seite mit dem obersten dunklen Schenkel-
band, der der andern Seite mit dem letzten Transversalstreifen
des Rumpfes.
Die dunkle Zeichnung auf dem Schwanz bestebt aus medialen
schwarzen Flecken mit einem mattbraunen Hof. Die hellen
Zwischenräume zwischen ihnen sind größer als bei E. z. zebra.
Die Schwanzquaste ist schwarz. Die schwarzen Binden an den
Beinen sind schließlich auch schmäler als bei E. z. zebra; doch
sind sie immer noch etwas breiter als die hellen.
Die Grundfarbe des Körpers (helle Streifen) entspricht etwa
dem Orang& 128 (Code des Couleurs); die dunklen Streifen sind
glänzend schwarz mit einem ganz schwachen Stich ins Bräun-
liche. Der „Stirndiamant‘ ist Orange 132. Die Farbe der Unter-
seite ist rein weiß, ebenso die hellen Partien der Wangen.
Die Behaarung ist wesentlich kürzer und anliegender als bei
E. zebra.
Schädel.
Der 2!) Schädel von Eguus zebra hartmannae ist viel größer
und schwerer, aber verhältnismäßig schmäler als der ent-
sprechende von EZ. z. zebra. Die Backzahnreihe ist bedeutend
1) Ein & Schädel von E. z. zebra stand mir nicht zur Verfügung;
daher wurde das $ zum Vergleich benutzt.
7. Heft
46 Ernst Schwarz:
länger, da die einzelnen Zähne viel größer sind, nicht nur
wegen der bedeutenderen Größe des Schädels. Aus dem gleichen
Grunde ist auch der Gaumen schmäler und das Diastema
kürzer. Der Gaumen ist viel stärker konkav; er ist vor
dem P, weniger stark eingeschnürt als bei E. 2. zebra, so daß
seine rostrale Partie bedeutend kürzer (s. Diastema) und breiter
erscheint, im starken Gegensatz zu dem hinteren (interdentalen)
Abschnitt, der eine weitere Verschmälerung dadurch erfährt, daß
die Backzahnreihe nach vorn sehr stark konvergiert. (Länge-
verhältnis: Entfernung Palation—Verbindungslinie des Vorder-
randes der beiden P,: Henselion—Verbindungslinie der beiden
P, = (hartmannae 133 :110 = 1,21; zebra 112 : 107 = 1,05; hart-
mannae : zebra 1,21 : 1,05 = 115 : 100).
Während bei E. z. zebra die Nasalia hinten stark erweitert,
nach vorn aber stark verschmälert sind, ist dies bei EZ. z. hart-
mannae beides in weit geringerem Maße der Fall. Das steht in
Zusammenhang damit, daß der vordere obere Teil des ganzen
Gesichtsschädels bei E. z. zebra sehr stark zusammengeschnürt
ist, nicht aber bei E. z. hartmannae. Der Jochbogen ist bei #. z.
hartmannae in seinem ganzen Verlaufe, beginnend mit dem festen
Proc. zygomaticus maxillae, viel weniger weit; auch die Inter-
orbitalregion ist viel schmäler.
Die Backzähne sind bei E. z. hartmannae viel länger und
breiter als bei E. zebra. Besonders trifft das für den P, zu. Die
Schmelzfalten sind ebenfalls viel gröber.
Der & Schädel von E. z. harimannae unterscheidet sich von
dem 9, abgesehen von der bedeutenderen Größe und den starken
Eckzähnen, nur wenig. Der vordere Teil des Gesichts ist etwas
schmäler und länger im Verhältnis. Die Backzahnreihen kon-
vergieren schwächer nach vorn und bilden fast eine gerade Reihe,
während sie beim Weibchen in leicht zusammengekrümmter Linie
stehen. Die Hinterhauptskrista ist natürlich etwas stärker.
Equus quagga antiquorum (Ham. Smith).
1841 Hippotigris antiguorum, Ham. Smith; Jardine’s Nat. Libr.,
vol. XII (Mammalia), p. 327, pl. XXL.
1894 Eguus antiquorum, Matschie, Zool. Gart., XXXV, p. 68.
1897 Equus burchelli antiquorum, Pocock; Ann. Mag. Nat. Hist.,
ser. 6, vol. 20, p. 42.
1898 Hippotigris burchelli antigquorum, Trouessart; Cat. Mamm.,
p- 798.
1898 Equus antiquorum, Matschie; Sb. Ges. Nat. Freunde,
p. 173—174.
1900 Zquus burchelli antiquorum, W.L. Selater; Fauna of South
Afr., p. 289.
1902 Equus burchelli antiguorum, Camerano; Atti R. Acc. Torino,
vol. 37, p. 613 u. 614.
Beiträge zur Kenntnis der Zebras. 47
1902 Eguus (Hippotigris) quagga antigquorum, Pocock; Ann. Mag.
Nat. Hist., ser. 7, vol. 10, p. 306.
1905 Equus chapmani antiquorum, Trouessart; Cat. Mamm.,
Suppl,, p. 645.
1908 Equus burchelli antiquorum, Lydekker; Game An. Afr., p. 59.
Typischer Fundort: s. unten.
Vorliegende Exemplare.
jG.24 3 alt Schädel 17. 6. 1909,
\G.25 dalt Fell (ausgestopft) 1.6.1909, | Rietfontein-West,
(zu G. 24).
(6.71 dad. Felle Etoscha Pfanne,
IG 9 (dad. Deutsch-SW.-
G.49| Sad. Schädel 25. 6. 1909 Afrika.
IG. 50[ dad. Schädel 25. 6. 1909
49-50 Schädel zu 7+9.
L. 22 2 juv. Skelett 16. 6. 1909, Südrand des Etoscha
Pfanne, Dtsch.-SW.-Afr.
L. 23 9Pjuv. Fell zu 22.
Schädel.
Der Schädel von E. q. antiquorum nähert sich mehr dem
Typ von E. q. quagga als dem der ostafrikanischen Formen.
Der vorderste Gesichts- und Gaumenabschnitt ist ziemlich kurz
und schmal, wenn auch nicht so sehr wie bei E. q.quagga,
jedenfalls aber viel länger als bei Z. q. böhmi Mtsch. Die Breite
der Jochbogen und die Gesichtsleiste (Proc. zyg. maxillae) ist (von
unten gesehen) größer als bei E. q. böhmi, aber geringer als bei E.
q. quagga. Das Jugale ist auf der Oberfläche unregelmäßig, viel-
fach etwas konkav, nicht konvex, wie es sich bei E. g. böhms findet
und wiees Rothschild für Z. annectens (P. Z. S. 1906 p. 691) (= Equus
q. crawshayi De Winton) angibt und daraus eine irrtümliche Ver-
wandtschaft zu EZ. zebra konstruiert. Überhaupt scheint diese
Konvexität des Jugale für die ostafrikanischen Quaggas charakte-
ristisch zu sein. — Die Zahnreihe von E. q. antiquorum ist sehr
lang, länger als bei einer der andern vorliegenden Formen (auch
bei E. q. quagga) und die Zahnkronen breit. Die Zahnreihe ist
etwas gebogen und konvergiert leicht nach vorn. Erwähnenswert
ist das Vorhandensein eines kleinen, aber funktionierenden P, im
Oberkiefer, der nur bei einem der 4 vorliegenden Schädel ( & G. 50)
fehlt und sogar noch bei dem alten $ (G. 25) vorhanden ist. Bei
2 Schädeln von E. g. böhmi ist der P, nicbt mehr vorhanden,
jedoch ist die Stelle, an der er saß, deutlich an der noch nicht ver-
narbten Alveole zu erkennen.
Von oben gesehen, verjüngt sich der Schädel von E. q. anti-
quorum in der Gegend der Gesichtsleiste etwas nach vorn. Bei
allen Schädeln dieser Form ist der präorbitale Muskeleindruck
7. Heft
48 Ernst Schwarz:
deutlich zu sehen, bei dem Schädel G. 50 sogar deutlicher als bei
dem von Lydekker abgebildeten Exemplar von E. q. quagga.
Es ist natürlich schwer, auch eine Differentialdiagnose des
Schädels von E. q. antiquorum gegenüber den näher verwandten
südafrikanischen Formen, so insbesondere E. q. chapmanni zu
geben. Dazu reicht mein Material nicht. Vielleicht jedoch erweist
sich eine einfache Beschreibung als nützlich für weitere Unter-
suchungen an Zebraschädeln, die allein da zur Klärung beitragen
können, wo die Streifenmerkmale versagen. Ich darf hinzufügen,
daß dies in erster Linie für die Formen des nördlichen Ostafrika
gilt. Als Unterstützung werden vielleicht dann auch die bei-
folgenden Photogramme von Nutzen sein.
Beschreibung der Felle.
Die Grundfarbe des Rumpfes ist eine Art helles Lederbraun,
ähnlich dem Orange 128c (Code des Couleurs v. P. Klincksieck
und T. Valette); am Hals heller, an Wangen, Stirn und Bein
mehr weißlich. Unterseite des Körpers weiß.
Von Streifen sind zu unterscheiden: 1. Hauptstreifen; 2. pri-
märe Schattenstreifen; 3. sekundäre Schattenstreifen.
Nach der Anordnung der dunklen Streifen des Rumpfes (nur
die Hauptstreifen sind gezählt) lassen sich trennen (von hinten
nach vorn): a) Diagonalstreifen: auf den Schenkeln und der
hinteren Rumpfhälfte; b) Bruststreifen: rein vertikal an-
geordnet, der vorderste mit der konvexen Seite nach vorn;
c) Schulterstreifen, konvexe Seite nach hinten; d) Hals- und
Schläfenstreifen, konvexe Seite nach vorn; e) Wangenstreifen
konvexe Seite nach hinten; f) Stirn ‚„diamant‘“, sagittal an-
geordnet. Nicht mitgerechnet sind hier einmal der Y-förmige
Doppelstreif am Oberarmansatz!), dessen Mittelstück nicht immer
den Spinalstreifen erreicht, und ein Streifen am Halse, der meist
transversal oder etwas unregelmäßig läuft und die ‚Schulter“-
streifen von den ‚„Hals‘‘streifen trennt.
Die Farbe der dunklen Hauptstreifen ist ein glänzendes
Schwarz mit einem leichten Stich ins Bräunliche; die der primären
Schattenstreifen entspricht etwa dem Orange 115 (der Code des
Coul.); die sekundären Schattenstreifen sind etwas heller, weil sie
mehr mit hellen Haaren durchsetzt sind, im allgemeinen Ton den
primären aber ähnlich. Die ventralen Teile der Hauptbruststreifen
die sich mit der Ventrallinie verbinden, sind etwa Orange 110
(Code d. Coul.).
Von den 4 vorliegenden Exemplaren stimmen 3 fast völlig
überein; das vierte aber unterscheidet sich ziemlich erheblich
‚davon. Dieses letzte (G. 25) paßt ziemlich genau auf H. Smith’s
Abbildung; es unterscheidet sich davon durch die erheblich deut-
lichere Zeichnung auf den Schenkeln. Die Hinterbeine zeigen
!) „Shoulderstripe‘‘ Eweart’s (Veterinarian 1897).
Beiträge zur Kenntnis der Zebras. 49
(von unten an gerechnet) zunächst vier kleine Streifen an der
Außenseite, deren unterster etwas unter der Ferse sich befindet.
Dann folgt ein heller Zwischenraum, der nur ein ganz kleines
Stück eines kurzen schwarzen Streifs, aber keine Schattenstreifen
trägt; der folgende Streif ist erst halb ausgebildet; es folgt ein
ganz matter Schattenstreif und dann die reguläre Zeichnung wie
bei den anderen Stücken; an den Oberarmen befinden sich zahl-
reiche schmale, mattschwarze Binden, alle oberhalb der Hand-
wurzel. An den Fesseln, weder der Vorder- noch der Hinterbeine,
befinden sich irgendwelche Streifen. Die Schattenstreifen sind
bei diesem Exemplar ziemlich matt; der vorderste befindet sich
zwischen dem zweiten und dritten Bruststreifen (von vorn ge-
rechnet); Querbinden auf dem Schwanz sind fast nicht vorhanden.
Das Gegenstück zu diesem alten Männchen bildet ein etwas
jüngeres Männchen (G. 7). Hier finden sich Streifen an den Beinen
bis weit unter die Fersen resp. Handwurzeln hinab; durch einen
hellen Zwischenraum getrennt finden sich dann an den Fesseln
der Hinterbeine 3, denen der Vorderbeine 3—5 matte, dunkle
Streifen an der Außenseite. Die dunkle Spinallinie erstreckt sich
wie die kleinen transversalen Streifen bis zu etwa ein Viertel der
Gesamtlänge des Schwanzes.
Über den allgemeinen Färbungscharakter bei allen 4 Stücken
ist sonst noch folgendes zu sagen:
Die Muffel ist weißlich behaart; es folgt dann ein schwarzer
Schnauzenfleck. Der ‚„Stirndiamant‘‘ besteht aus 9—11 Streifen,
die nicht immer symmetrisch angeordnet sind. Die Wangen-
streifen variieren etwas: bei G.9 und G. 25 sind die schwarzen
etwa ?/, so breit wie die weißen; bei G. 7 sind sie etwa ebenso
breit, bei L. 23 etwa nur halb so breit. Die schwarzen Hals- und
der vorderste Schulterstreif sind etwa doppelt so breit als die
hellen. Die schwarzen Rumpfstreifen (etwa 5 cm) sind etwas
breiter als die hellen (etwa 4cm). Dagegen kehrt sich das Ver-
hältnis bei den Diagonalstreifen um; zunächst sind die hellen
Binden nur wenig breiter als die dunklen (die Schattenstreifen
nicht gerechnet), nach hinten aber werden die dunklen immer
schmäler und die hellen immer breiter, bis sie etwa 3—4mal so
breit werden wie die dunklen, während sich auf den hellen Feldern
die Schattenstreifen besonders stark ausprägen und sogar noch
ein zweites System hellerer Schattenstreifen erscheint, das am
meisten am oberen Teil der Schenkel ausgebildet ist. Der mittlere
Teil des Schwanzes ist lang weiß behaart, während die Schwanz-
quaste bei jüngeren Tieren braun und schwarz gemischt, bei
alten Tieren rein schwarz ist.
Die Hinterseite der Ohren trägt bei einem Exemplar eine,
bei zwei anderen zwei und bei dem vierten Exemplar drei
dunkle Querbinden. Das von H. Smith abgebildete Tier be-
sitzt zwei.
Archiv für Naturgeschichte
1912. A. 7. 4 7. Heit
50 Ernst Schwarz:
Fundort und Name.
Es entsteht nun die Frage, ob die vorliegenden Exemplare
wirklich mit Hippotigris antiquorum H. Sm. identisch sind. Nur
das zuerst erwähnte alte Männchen (G. 25) stimmt nahezu mit
H. Smith’s Abbildung überein; es unterscheidet sich dadurch
von der Tafel, daß die Schenkelstreifung ganz regelmäßig ist,
während die Schenkelstreifen des abgebildeten Exemplars ganz
wellig sind. Darauf scheint aber weniger Wert zu legen zu
sein, da die Streifung des ganzen Tieres sehr unregelmäßig abge-
bildet ist, besonders an der Mähne, angesichts auch der Tat-
sache, daß H. Smith es sehr scharf vom Burchell-Zebra unter-
schied, und auf Grund der geographischen Tatsachen.
Über die Herkunftgibt Smith widersprechende Ansichten.
Über der Originalbeschreibung findet sich als Überschrift ‚The
Congo Dauw; unter der Tafel aber im Index steht ‚Angola Dauw““;
im Text schließlich findet sich die Angabe ... the Congo Dauw
extends from the Gareep (= Oranje-Fluß) along the west side of
Africa to the Zezeere in Nigritia“ ...; ferner „the Congo species
abound particularly in the province of Bamba“. Alle diese Lokali-
täten haben aber das eine gemeinsam, daß sie an der Westküste
von Afrika liegen. Das einzige von dort bisher bekannte Quagga
nördlich des Oranje (Garib) ist aber die vorliegende Form, die
wohl als EZ. q. antiguorum zu bezeichnen ist; weiter südlich findet
sich E. q. burchelli (Gray).
Beziehungen.
Der nächste Verwandte von EZ. q. antiquorum (H. Sm.) dürfte
aber nicht E. q.burchelli, sondern E.q. chapmani (Layard) (ty-
pischer Fundort: Soa Pfanne, zwischen Botletle Creek und Sam-
besi)') sein. Mit diesem stimmt es darin überein, daß die Schenkel-
streifen und die Schattenstreifen nicht in Wellenzeichnung auf-
gelöst sind, wie bei den E.g. burchelli nahestehenden Formen,
sondern scharf definiert sind. Es weicht von E. q. chapmanni
durch die Reduktion der Streifen an den Beinen ab.
Verwandte Formen.
Anders verhält es sich mit E. q. burchelli (Gray), E.q. trans-
vaalensis Ewart und E. g. wahlbergi Pocock. Hier ist auf den
Schenkeln eine mehr oder weniger wellenartige Zeichnung, am
wenigsten bei Z. q. wahlbergi, am meisten bei Z. q. burchelli, die
sich an die Art der Zeichnung anschließt, wie sie bei mehreren
Exemplaren von E. q. quagga auch am Rumpf zu finden ist. Diese
Art der Zeichnung ist wahrscheinlich dadurch entstanden, daß
die dunklen Streifen matter wurden, in den hellen Zwischen-
räumen aber Systeme von Schattenstreifen entstanden, die die
1) Layard P. Z. S., 1865, p. 417; als der Typus von E. chapmani
muß das junge 2 betrachtet werden, aas Chapman nach London schickte;
das Exemplar ist, wie Herr Thomas mir freundlichst mitteilte, nicht mehr
im British Museum vorhander.
Beiträge zur Kenntnis der Zebras. 51
Farbe der Zwischenräume allmählich der der dunklen Streifen an-
glichen (vgl. Pocock')). Das allmähliche Entstehen von mehreren
Systemen von Schattenstreifen ist bei den vorliegenden Stücken
deutlich zu sehen und wurde oben schon angedeutet.
Equus quagga burchelli (Gray).
In den Proc. Zool. Soc., 1909, p. 415 hat Pocock ein Exemplar
von E. q. burchelli abgebildet, das für diese Form das Extrem an
Streifenreduktion darstellt; die Beine sind fast gänzlich un-
gestreift, nur bei genauer Betrachtung zeigen sich unmittelbar
über der Ferse Andeutungen von Streifen. Den Gegensatz dazu
bildet ein Photogramm, das Ridgeway (P.Z.S., 1909, p. 564)
veröffentlicht hat und das die Unterschrift: E. burchelli (Paris),
north of Cape Colony (about 1820) trägt; dieses Exemplar hat
zahlreiche kleine Bänder oberhalb der Ferse, unterscheidet sich
aber sofort von E. q. antigquorum durch die undeutliche Schenkel-
eichnung; der Unterschied zwischen diesen beiden Stücken ist
aber auch nicht größer als zwischen den beiden Extremen meiner
Exemplare von Rietfontein (E. q. antiquorum) und zeigt, daß
auch hier kleine Variationen nicht selten sind?).
Equus quagga transvaalensis Ewart.
Einen Schritt weiter geht E. q. transvaalensıs Ewart, das
Ewart auf ein angeblich aus dem Transvaal lebend importiertes
junges Weibchen begründet hat, das er im Veterinarian 1897 ab-
gebildet hat; die Schenkelzeichnung ist hier nicht ganz so auf-
gelöst wie bei E. g. burchelli, aber die Streifen am Schenkel zeigen
Neigung aufzubrechen. Die Beine tragen unregelmäßige, schmale
Bänder nur an der Außenseite, welche sich aber bis zu den Fesseln
erstrecken.
Equus quagga wahlbergi Pocock.
Von diesem Exemplar weicht ein Exemplar von EZ. q. wahl-
bergi, das Pocock (P. Z. S., 1909, p. 416) abbildet und das aus
„ZAululand‘ stammt, durch die etwas gröbere Zeichnung ab.
Die Streifen auf den Schenkeln sind zwar wellig, haben aber
weniger die Tendenz aufzubrechen, als bei E. q. transvaalensis;
die dunklen Streifen an den Hinterbeinen sind wesentlich breiter,
reichen weiter herab und tragen nicht in solchem Maße die Neigung
zur eventuellen Reduktion wie bei E. g. antiquorum oder trans-
vaalensis. Auch finden sich auf den Hinterbeinen auf den hellen
Feldern Schattenstreifen.
3 5 The colours of Horses, Zebras and Tapirs, 1. e.; vgl. auch oben
eil I.
2) Das von Lyon (Proc. U. S. Nat. Mus., vol. 32, p. 1—3; pl. 1—3,
1907) beschriebene und abgebildete Tigerpferd ist sicher nicht E. q. burchelli,
sondern ein in Gefangenschaft (es stammt aus der Menagerie von Barnum
und Bailey) gezüchteter Hybride von 2 verschiedenen Formen von E. quagga
(sens lat.); die ganz unregelmäßige Anordnung der Streifen ist dafür sehr
charakteristisch.
4* 7. Heft
52 Ernst Schwarz:
Equus quagga quagga Gmelin.!)
1788 Equus quagga, Gmelin; Syst. Nat., I, p. 213.
1902 Equus quagga, Lorenz; P.Z.S., 1902, I, p. 332—38; fig. 7.
1902 Eqguus quagga Lorenzi, Lydekker: Knowledge, XXV, p. 221.
1904 Eguus quagga Lorenzi, Pocock; Ann. Mag. Nat. Hist., ser. 7,
vol. 14, p. 322.
1904 Equus quagga Danielli, Pocock; 1.c. p. 319, pl. X.
1902 Eguus quagga Greyi, Lydekker; l.c. p. 221 (fig.).
Lydekker?) (1904) hat versucht, auf Grund von Zeichnungs-
merkmalen und vor allem wegen des Vorhandenseins einer Infra-
orbitalgrube E. quagga spezifisch von E. burchelli zu trennen.
Schon Pocock (1904) (l.c.) ist dieser Ansicht entgegengetreten,
indem er nachwies, daß auch bei nördlichen ‚„Bonte Quaggas“
die & eine deutliche, wenn auch flache, Infraorbitalgrube be-
sitzen. Das gleiche gilt für den Schädel von Z. quagga antiquorum;;
allerdings ist diese Grube nicht auf das & beschränkt, wie Pocock
meinte, sondern auch beim 2 nachweisbar. Bei einem alten 2
von E. q. böhmi im Münchener Museum, von C. G. Schillings ge-
sammelt, ist sie deutlich ausgeprägt. Dagegen ist sie sehr schwach
ausgebildet bei dem Schädel eines ? von E. q. quagga im Münchener
und eines $ derselben Form im Senckenbergischen Museum,
Frankfurt a. M., während sie ein $ im Naturhistorischen Museum
zu Mainz sehr deutlich ausgeprägt hat. Sonst zeigen alle drei
Schädel von EZ. g. quagga, die ich untersuchte, sämtliche für Z.
quagga (inkl. der nördlichen Formen) charakteristischen Merk-
male, wie Form der Nasalia, des Unterkiefers, der Zähne usw.
Dagegen ist der Schädel von E. q. quagga subspezifisch sehr
wohl charakterisiert durch die große Interorbitalbreite, die breite
Gesichtsleiste, den stark seitlich komprimierten Gesichtsteil und
das lange, schmale Diastema.
Im Gegensatz zu Lydekker hat Pocock E.q. quagga mit den von
Lydekker ‚,Bonte Quagga‘“ (E. burchelli) genannten Formen spezifisch
vereinigt; aber er stellt ferner 4 Formen von ‚echten‘, d. h. aus-
gestorbenen Quaggas auf. Alle diese 4 Formen entstammen der Kap-
kolonie, genauer den Ebenen zwischen dem südafrikanischen Rand-
gebirge und dem Oranje und Vaal. Heute sind Abbildungen von allen
in Museen befindlichen ‚echten‘‘ Quaggas veröffentlicht, mit Aus-
nahme des Exemplars nFrankfurta.M., der 3 Exemplare
in Mainz, eines Exemplars in Königsberg, von denen
Dr. Hilzheimer demnächst solche publizieren wird?) und schließlich
eines Quaggas in Bamberg. Die verhältnismäßig große Zahl
von Exemplaren erklärt sich sehr einfach. Fast alle sind zwischen
1830 und 1840 in die Museen gelangt und von Kapstadt oder, was
dasselbe ist, Leyden, bezogen. Damals suchte jedes Museum in
1) Vgl. Nachtrag am Ende dieser Arbeit. (E.g. trovessarti Camerano 1908).
2) S. Note 8. 38.
®) Bereits erschienen; vgl. Nachtrag.
Beiträge zur Kenntnis der Zebras. 53
den Besitz eines ‚Zebras‘‘ zu kommen, und die häufigste Art
war damals Z. guagga. Anfangs der 50er Jahre scheint Z. burchelli
die häufigste Art gewesen zu sein, um schon Ende der 50er Jahre
durch nördlichere Formen ersetzt zu werden, die ebenfalls, be-
sonders in den Zoologischen Gärten, als E. burchelli bezeichnet
wurden.
Equus quagga danielli Pocock, ist auf zwei Abbildungen be-
gründet. Besonders charakteristisch dafür sollen deschmalen
schwarzen Binden am Hals sein. Pocock schließt aus der
Tatsache ‚that it is almost incredible that these artists (i. e.
Harris und Daniell) erred independently in the same direction‘.
Ich glaube, daß die Art des Irrtums leicht einzusehen ist. Der
Künstler malte dunkle Streifen auf hellem Grund und kümmerte
sich nicht darum, daß sie am Körper wohl schmaler, am Hals
aber (fast bei allen Formen von E. quagga) breiter waren als die
hellen. Dieser Fehler findet sich auf fast allen älteren Quagga-
und Zebraabbildungen; besonders deutlich ist es bei Hamilton
Smith (1841) zu sehen, wo bei EZ. burchelli und. bei E. antiquorum
die hellen Bänder breiter sind als die dunklen, obwohl es in Wirk-
lichkeit umgekehrt ist; und das bei sonst sehr guten und im wesent-
lichen genauen Zeichnungen. Außerdem stimmt Harris’ Zeichnung
nicht so völlig mit der von Daniell überein denn die schwarzen
Binden sind nur ganz wenig schmäler als die hellen, und bei der
Kleinheit des Maßstabes wird er die Schattenstreifen wohl weg-
gelassen haben. Überdies stimmt seine zweite Abbildung (die
Prof. Ridgeway auch reproduziert hat: P. Z. S., 1909, II, p. 583,
fig. 175) fast völlig mit dem Typus von „EZ. q. greyı““ überein.
Ich kenne übrigens nur ein Quagga, das völlig mit dem Londoner
übereinstimmt: das nBamberg.
Das Charakteristische an dieser ‚Form‘ (E. quagga greyi)
sind die, oft mehr oder weniger mit den Hauptstreifen verbundenen,
Schattenstreifen am Hals.
Bei „E. quagga quagga‘““ und ‚E. quagga lorenzi‘‘ sind diese
Schattenstreifen mit den Hauptstreifen völlig zusammengeflossen,
daher die extrem schmalen hellen Bänder. Unterscheiden sollen
sich die beiden letzten Formen nur durch die Ausdehnung der
Streifen auf Rumpf und Schenkeln. Wenn man die Exemplare
von Quaggas in den Museen ansieht, und ich kenne eine ganze
Reihe aus eigener Anschauung, sämtliche übrigen aus Abbildungen,
so drängt sich unbedingt die Tatsache auf, daß alle der gleichen
Form zuzurechen sind; denn die Ausdehnung der Schatten-
streifen auf den Hals resp. ihre Verschmelzung mit den Haupt-
streifen, wie die Variation der Rumpfstreifen sind Merkmale, die
auch bei Stücken von dem gleichen Fundorte in dieser
Ausdehnung (und sie ist relativ nicht sehr groß) variieren. Sehr
deutlich ist das auch in der Ausdehnung der Beinstreifen und der
Schattenstreifen am Halse bei den Photogrammen von E. gq.
antiquorum (vgl. oben; auch im Teil I) zu sehen.
7. Het
54 Ernst Schwarz:
Ich sehe mich daher gezwungen, alle vier von Lydekker und
Pocock aufgestellten Formen von Kapquaggasalssyn-
onym mit Zquus quagga quagga Gmelin zu betrachten. Was
E. quagga danielli angeht, so glaube ich nicht, daß es je existiert
hat, denn ich kenne. kein südafrikanisches Quagga (im
weitesten Sinne), bei dem die hellen Binden am Halse breiter
wären als die dunklen.
Und es ist ja schließlich auch sehr unwahrscheinlich, daß
auf dem kleinen Gebiet zwischen dem Küstengebirge des Kap-
landes und dem Oranje und Vaal vier Lokalformen von E. quagga
gelebt baben sollten. Diese ‚Formen‘ haben sicher keine geo-
graphische Berechtigung; sie sind ja auch rein nach äußeren Merk-
malen, ohne Berücksichtigung des Fundortes, aufgestellt worden.
Maße von Zebra-Schädeln.
A sah eek
8 & u
8 so|s0 | % &0 >
FAR EIEFIEHI I
Maßein mm aus n5|°3| 88 ©
| HEHE
la, |e
Geschlecht und Alter
Obere Länge . . . REINER REINER RL] 115: "537 592) 508| — | 618
Oceipito- nasal-Länge N EN ABS BED] aan er
Basilarlänge. . 7, Der 10428457 BLOOD
Condylobasilar- -Länge a BI SH SE e rlun. >.
Basal-Länge . . . 2.0.2 02.202020 .] 4461 470) 522| 454| — | 553
Palatilar-Lango . .. 2.02 2 0 en ech 2LAl 258 2B1 See
Diasterma (I, —-P,) N ERBE IZ LDON "OR
Mastoid-Weite. . .. ..... 1a 2902 1.0.0.Pela2l a Pers
Squamal-Weite ... ...°2....02....0. 2b 111| 110) 118| 110) 111) 116
ZSEOIBH- Weite, ie in neiltlten radeln nen AB KIA DLR OT OR ELE
Postorbital-Weite . . . . .| 202] 204] 220) 186] 199] 226
Breite des Gaumens mit den M, (alv.) . .] 119) 129] 129| 115) 114] 131
Breite des Gaumens mit den P, (alv.) . .| 109| 106) 112) 102] 102| 118
Breite des Gaumens ohne die M, (alv.) . .| 67) 66| 70) 65] 66 70
Breite des Gaumens ohne die P, (alv.) . .| 531 48 54| 50] 51] 55
Breite des Rostrums am Cingulum des J, 65 68 72] 64 63 —
Nasalia, größte hintere Breite (Lacrymale).| 122] 1151 — | — | 116] 124
Nasalia, Breite am. Hinterende des freien
Rande .. | 401 46| 46) 45) 40) 47
Nesalia, Breite am Hinterrande des For. ante.
orb. Ws. 56| €0) 59) 59| 52] 61
Nasalia, Länge, längs der Sut. internasalis| 227| 237] 257| 216) 224] 282
Länge der oberen. Backzahnreihe (alv.) . .| 155| 167 174] 156| 151] 184
Länge des Pyilalv.ın. 21a Il el ln at
Größte Breite des P, (alv.) . .| 231 28128.5| 24 .24| 26
Länge der unteren Backzahnreihe (alv. IR .| 154| 168 171) 154| 152) 191
Länge. des Pay. NR, AUT, Ya Na SS SI BONN
Größte Breite dest PpayE DEE ME m abe Lände ET EEE ARE
Archiv für Naturgeschichte. 78. Jahrgang. 1912. Abteilung A. Heft 7. Tafel I.
4 5 6
Schwarz, Beiträge zur Kenntnis der Zebras.
Archiv für Naturgeschichte. 78. Jahrgang. 1912. Abteilung A. Heit 7. Tafel Il.
4 h)
Schwarz, Beiträge zur Kenntnis der Zebras.
Archiv für Naturgeschichte. 78. Jahrgang. 1912. Abteilung A. Heft 7. Tafel III.
Schwarz, Beiträge zur Kenntnis der Zebras.
Archiv für Naturgeschichte. 78. Jahrgang. 1912. Abteilung A. Heit 7. Tafel IV.
Schwarz, Beiträge zur Kenntnis der Zebras.
BR
=
vet
En
En
Ya
ar
Archiv für Naturgeschichte. 78. Jahrgang. 1912. Abteilung A. Heft 7. Tafel V.
Schwarz, Beiträge zur Kenntnis der Zebras.
Archiv für Naturgeschichte. 78. Jahrgang. 1912. Abteilung A. Heft 7. Tafel VI.
Schwarz, Beiträge zur Kenntnis der Zebras.
Beiträge zur Kenntnis der Zebras. 55
Liste der gemessenen Schädel.
. Equus zebra zebra 2 ad; Mus. München, Cradock (Fröhlich, 1896).
E.z. hartmannae 2 ad; Mus. München G. 7, Geinunghos
E. z. hartmannae $ alt; Mus. München L. 14; Geinunghos.
E. quagga antiquorum $ alt; Mus. München G. 24; Rietfontein-West.
E.gq. quagga 2 alt; Mus. München; „Capland‘“ (Ecklon 1835).
. E. grevyi $ ad; Mus. Senckb. Frankfurt; Arussi Land (Erlanger Nr. 200).
Sprewpn
Erklärung der Tafeln.
Tafel I—H
Fig. 1. Equus zebra hartmannae & alt; Mus. München L. 14; Geinunghos-
Fig. 2. Equus zebra hartmannae 2 ad; Mus. München G. 7; Geinunghos-
Fig. 3. E.z.zebra Q ad; Mus. München; Cradock (Fröhlich 1896).
Fig. 4. E.grevyi $ ad; Mus. Senckb. Frankfurt; Arussi Land (Erlanger
Nr. 200).
Fig. 5. E.quagga antiquorum 3 alt; Mus. München G. 49; Rietfontein-West.
Fig. 6. E. quagga quagga 2 alt; Mus. München; „Capland‘ (Ecklon 1835).
Tafel III
Fig. 1—6. Wie auf Tafel I—II.
Fig. 7. Equus zebra hartmannae $ (wie Tafel I, Fig. 1).
Fig. 8. Equus grevyi $ (wie Tafel I, Fig. 4).
Fig. 9. Equus quagga antiquorum 3 (wie Tafel I, Fig. 5).
Tafel IV
Fig. 1—6. Wie auf Tafel I.
Tafel V
Fig. 1—2. Equus quagga antiquorum; 3 alt; Mus. München G. 25; Riet-
fontein-West.
Tafel VI
Fig. 1. Equus quagga antiquorum 2 immat; Mus. München; L. G. 23; Süd-
rand d. Etoscha-Pfanne.
Fig. 2. Equus zebra hartmannae; $ alt; Mus. München L. 15; Geinunghos.
Nachtrag.
Während diese Arbeit sich im Druck befand, sind 3 Arbeiten
erschienen, die eine Ergänzung notwendig machen.
1. Hilzheimer: Die in Deutschland aufbewahrten Reste das
Quaggas (Abh. Senckb. Ges. Bd. XXXI, p. 85—105, "af. 4—9)
(1912). Ks
2. Lotiehius: Das Quagga (43. Bericht Senckb. Ges., pp. 104—
107, Textfig. p. 106, Taf. II) (1912).
3. Griffini: Le Zebre; Studio Zoologico Popolare, Milano
1913 (erschienen August 1912) (Ulrico Hoepli, Verlag) (pp. 1—280;
Taf. 1—41).
Durch Hilzheimers Arbeit wurde ich auf eine von mir über-
sehene Arbeit aufmerksam:
4. Camerano: Il Quagga del Museo Zoologico di Torino.
Atti R. Acc. Torino vol 37, pp. 562—65. Taf. p. 564 (1908).
7. Heft
56 Ernst Schwarz:
Griffinis Buch ist eine reine Komplikation. Es bringt eine
Zusammenstellung einer großen Reihe schon publizierter Zebra-
abbildungen. Von neuen Abbildungen ist bemerkenswert eine
solche von Equus annectens Rothschild (Fig. 18), die deutlich die
Identität desselben mit Z. quagga crawshaii De Winton, zeigt,
dessen typischer Fundort auch fast der gleiche wie der von
annectens ist.
Die Arbeit von Lotichius hat einen besonderen Wert
dadurch, daß sie eine Abbildung des Frankfurter Quaggas vor
der Umstopfung bringt.
Camerano bringt eine Beschreibung mit Abbildungen des
Turiner Quaggas, das er E. q. trouessarti nennt. Dieses Exem-
plar steht dem Typus, den das Wiener Stück vertritt (‚lorenzi“
sehr nahe, nur besitzt es außer den hellen Hauptstreifen noch
gelegentlich schmalere hellere Zwischenstreifen, etwas weniger
als das Londoner (,,greyi“). Hier sind eben die Schattenstreifen
am Hals sehr ausgedehnt und fast ganz mit den dunklen Haupt-
streifen verschmolzen. Die Abweichung von dem Wiener
Stück ist ganz minimal und sicher rein individuell. Auch
für Z. q. trouessarti gilt daher das gleiche, was ich über die anderen
„Formen‘‘ des Kapquaggas gesagt habe. Es gehört als Synonym
zu E. quagga quagga, Gmelin. Hilzheimer ist in diesem
Punkte zum gleichen Resultat gelangt wie ich.
Allerdings ist das auch der einzige Punkt, in dem ich mit
Hilzheimer übereinstimmen kann. Seine Ergebnisse, die
ich kurz kommentieren will, sind folgende:
1. Alle Kapquaggas gehören zu E. q. quagga Gmelin. Eine
Unterscheidung von Subspezies läßt sich weder rein systematisch
noch geographisch begründen.
2. Equus grevyi wird zum Typ einer neuen Untergattung
Megacephalon gemacht.
Wie ich über die Aufspaltung der Gattung Eqguus denke,
habe ich oben dargelegt. Megacephalon ist präokkupiert.
Megacephalon Gray (1846) (Megapodidae) .... . Typus M. maleo
Temminck (Celebes).
3. Equus quagga und Equus burchelli werden als Arten
betrachtet und mit Equus zebra als dritter Art aus osteologischen
Gründen zu der Untergattung Hippotigris vereinigt. E. quagga
steht nach Hilzheimer in der Mitte zwischen E. burchelli und
E. zebra.
E. quagga soll sich nämlich besonders durch zwei Merkmale
am Schädel von E. burchelli entfernen und E. zebra nähern: die
Breite der Stirn und die größere Entfernung der Parietalleisten,
d. h. die geringere Entwicklung der Crista sagittalis.. Das erste
ist wohl kaum mehr als ein subspezifischer Unterschied, der Hilz-
heimer besonders deshalb auffiel, weil er nur nördliche Formen zum
Beiträge zur Kenntnis der Zebras. 57
Vergleich hatte. Die verhältnismäßig weit voneinander entfernten
Parietalleisten dagegen lassen sich als Alters-, Geschlechts-,
höchstens als individuelle Abweichungen erklären. Einen Wert
als spezifisches Merkmal haben sie nicht, sogar nicht
als subspezifisches.
Dagegen soll noch einmal auf die gemeinsamen Cha-
raktere hingewiesen werden, die E. quagga quagga und E. quagga
burchelli (such crawshaii, böhmi etc.) besitzen, ebenso auch auf
die Unterschiede, die Z. quagga (sens. lat.) von E. zebra trennen.
Gemeinsame Merkmale von E. quagga quagga
und E. q. burchelli:
I. Der Charakter der Zeichnung.
II. Die Ohrlänge, die Form der Mähne und der Hufe.
III. Die Form der Nasalia, des Gebisses und Unterkiefers.
IV. Der im Profil konvexe Unterrand des Jugale (vgl.
Hilzheimer Taf. 7, Figg. 3a, 4a; Taf. 8, Figg. 1a—4a).
Trennende Merkmale von E. quagga (sens. lat.) und
E. zebra:
I. Der Charakter der Zeichnung.
II. Die Ohrlänge, die Form der Mähne.
III. Die Form der Nasalia, des Gebisses und Unterkiefers.
IV. Der im Profil gerade Unterrand des Jugale (Zebra).
5. Eine neue Subspezies: Equus burchelli paueistriatus Hilz-
heimer, wird aufgestellt (p. 87) und begründet auf zwei Exem-
plare des Naturhistorischen Museums zu Mainz.
Wenn es noch eines Beweises für die Unrichtigkeit der Hilz-
heimerschen Ansicht über die artliche Verschiedenheit von
E. quagga und E. burchelli bedarf, so ist es die Aufstellung dieser
Subspezies. Denn diese ist auf zwei Tiere begründet, von denen
das eine zu E.g. quagga (Fig. 4) und das andere (der Typus) zu
E. quagga burchelli gehört (Fig. 3).
Das Burchell-Zebra (Hilzheimers Typus) ist extrem wenig ge-
streift. Die aufgelöste, wellige Schenkelzeichnung, die ich oben
als für Z. g. burchelli charakteristisch bezeichnete, fehlt hier
vollständig; doch ist nur ein Schritt zu dem von Pocock ab-
gebildeten Tier.
Das andere Exemplar dagegen ist zweifellos ein echtes E.
g. quagga; denn hier ist auch schon die Rumpfzeichnung in Auf-
lösung begriffen; auch ist die Grundfarbe dunkler. Dieses Exem-
plar steht dem Wiesbadener Exemplar (Abb. bei Ridge-
way) sehr nahe, ist aber noch etwas mehr gestreift.
Entgegen Hilzheimer’s Ansicht, glaube ich nach persönlicher
Untersuchung der Mainzer Tiere, daß sich dort 3 E. q. quagga
(Hilzheimer Taf. 6, Figg. 1a, 1b, 4) und 1 E. q. burchelli (Fig. 4)
befinden. E. burchelli paucistriatus, Hilzheimer, ist synonym zu
E. quagga burchelli (Gray).
7. Heft
Studi di fisiologia etologica.
III. Sulla filogenesi e sul significato biologico del sonno
e di aleuni stati affini.
Per Osv. Polimanti
(dalla Sezione di Fisiologia della Stazione Zoologica di Napoli).
L’entita ed il meccanismo intimo di molte funzioni fonda-
mentali e comuni a varie classi di animali rimangono spesso &
noi completamente ignorati, 0 per lo meno vengono spiegati in
maniera poco attendibile, perche uno dei piü gravi errori si & quello
appunto di andare a spiegare questi fenomeni, rivolgendo uni-
camente l’attenzione su quei gruppi di animali, che sono pit
sviluppati ed evoluti. Insomma, non contenti che abbiano una
calotta cranica e una colonna vertebrale, si vanno spesso a scegliere
quelli che abbiano un asse cerebro-spinale di ordine assolutamente
superiore. Io ritengo che un biologo deve assolutamente rifuggire
da questo modo di pensare, che & fonte di cosi gravi lacune, special-
mente nella fisiologia, e per spiegarsi questi determinati fenomeni
deve lasciare un po’ le anguste mura di un laboratorio, non fondarsi
sopra un esperimento di vivisezione, e su altri fatti simili, se non
come un complemento, ed affacciarsi un po’ piü liberamente alla
contemplazione dei fenomeni naturali. Egli deve sforzarsi di
cercare delle spiegazioni, che possano applicarsi a tutti gli animali,
che presentano quel determinato fenomeno, che & oggetto di
studio, siano questi situati in alto o in basso nella scala zoologica.
Si puö dire perö che in genere si rifugga dalla trattazione di tali
questioni generali (ciö fanno specialmente i fisiologi), tanto che
non assurgono all’onore di essere trattate, 0 se ciö viene fatto,
solo molto fugacemente, perfino nei cosi detti libri di testo. Uno
dei fenomeni appunto, quasi del tutto trascurato, € il sonno e gli
stati affini a questo, quantunque da vari autori (fra gli altri Naville
1878 p. 66 — Wilbrand e Sänger 1900 I p. 520 — Claparede 1905
p- 247) sia stato protestato contro una tale monca concezione
delle funzioni vitali.*)
*) Completo a questo proposito la statistica bibliografica iniziata da
Naville (1878 p. 66) e Claparede (1905 p.247), riguardante appunto il numero delle
pagine dedicate al fenomeno ‚‚Sonno“, comparato con quello complessivo dei
singoli trattati di fisiologia: von Bunge (pag. 19 su 2 Volumi di circa 1000 pagine,
Lehrbuch der Physiologie des Menschen, Leipzig 1905), von Tschermack (pag. &
su 4 Volumi ed uno di supplemento del Nagel’s Handbuch der Physiologie),
Tigerstedt in 2 Volumi di circa 1000 pagine tace sul ‚„‚Sonno‘“‘, (Lehrbuch der
Physiologie des Menschen, III. Aufl., Leipzig 1905).
Luciani anche, infine, non l’ha creduto addirittura degno di figurare nell’-
inventario, infatti, nel suo trattato di Fisiologia dell’uomo (Volumi 4,
Pagine 2000 circa, Milano 1901—1911), non si accenna nemmeno lontanamente
aquestafunzione, che occupa precisamenteilterzodella durata
della vita umana,
O. Polimanti: Sonno e stati affini. 59
Il sonno (spiegherö poi il significato biologico che deve
ascriversi a questa parola) € appunto una di quelle funzioni pro-
prie di molti animali non molto evoluti e sprovvisti anche di
un sistema nervoso centrale molto sviluppato e non so comprendere
quindi, come i variautori, che sisono occupati di questo argomento,
per cercare di darne una spiegazione, siano ricorsi a delle spie-
gazioni prettamente antropomorfiche e non abbiano cercato di
darne una che potesse applicarsi ai vari animali considerati nel
loro insieme. Scopo di questo lavoro & di cercare una spiegazione
biologica del ‚„sonno‘“ (e di alcuni stati affini a questo) e che possa
essere applicata a tutti gli animali che presentano questo fenomeno,
dai piü in basso situati nella scala zoologica, a quelli piü evoluti.
Un tentativo simile, di cercare cio& una spiegazione biologica, io lo
feci gia per la ‚„fame‘“ (Polimanti 1911).
‚, I vari autorisisono occupati sopra tutto di vedere e studiare
i vari fenomeni che si hanno nel sonno, specialmente nell’uomo,
e su queste osservazioni fondarono le loro varie spiegazioni e le
loro varie teorie sulla genesi del sonno. Le quali naturalmente,
come vedremo ora, essendo di ordine prettamente antropomorfico,
possono essere applicate (ciö non sempre perö) solamente all’uomo
e a qualche animale superiore.
Per conoscere bene e intimamente i fenomeni periodici con
successo, € necessario conoscere non solamente i loro punti finali,
ma anche i dati di loro apparizione.
Bisogna ora rendersi ragione di quale ordine, di quale specie
€ questo fenomeno ritmico, che € il sonno.
Ciö facendo questi autori rimangono assolutamente estranei
all’intimo meccanismo biologico di tale fenomeno. E assoluta-
mente inutile quindi, che io stia qui a riportare le varie teorie e le
varie spiegazioni di tale genere che oggi sono piü in voga per
spiegare il ‚„Sonno‘‘, perche a nulla servirebbero per la soluzione
del problema*).
Difatti, come ho sopra accennato, per la ricerca di una tale
spiegazione, trattandosi che il ‚sonno‘ € una funzione della materia
vivente, non dobbiamo solamente soffermaci sugli animali piü
evoluti,matrovareuna spiegazione che sipossaapplicare a tutti, ossia
una spiegazione biologica. Nessuna delle teorie, oggi piü in voga,
sono al caso, come & stato giä del resto accennato da un gran
numero di ricercatori, di spiegarci l’origine e il significato biologico
del sonno, appunto perche tutte sono piü o meno di ordine antro-
pomorfico.
Riguardo al fenomeno del sonno, si puö dire che sia stato
studiato nei suoi piü minuti particolari, nelle sue manifestazioni,
specialmente nell’uomo; perö una spiegazione che possa completa-
"RCht voglia prenderne visione, poträ consultare: Bertin (1881), Sergueyeff
(1890), Manaceine (1896), Pupin (1896), Foster (1896), Claparede (1905), von
Tschermak (1905), Bethe (1906).
1. Heft
60 O. Polimanti: Sonno e stati affini.
mente soddisfarci e spiegarci l’intimo meccanismo del ‚sonno“
a tutt’oggi non € stata certamente trovata.
Perö bisogna qui convenire, che qualche tentativo per una
spiegazione analoga, a quella che io misono proposta di dare, c’&stato.
H. Foster (1900) dimoströ chiaramente che il problema del
sonno deve essere aggredito dal lato genetico ed esaminato dal
punto di vista della evoluzione. Perö, quantungque le premesse
del Foster facessero molto sperare per la soluzione di questo
problema, pure non arrivö in seguito assolutamente a liberarsi
dalle teorie chimiche e non dette al sonno il suo vero significato
biologico.
E stato indubbiamente merito di Brunelli (1903) l’avere
intraveduto nettamente la questione dirigendosi la domanda:
„Puö il biologo appagarsi del sonno studiato entro l’angustia
della cassa cranica ?“
ll Brunelli, con una critica molto acuta (1902), dopo avere
analizzato minutamente tutte le ipotesi fisiologiche, emesse per
spiegare la funzione del sonno e del letargo, ed avere ritenuto che
nessuna da una 'spiegazione soddisfacente, soggiunge che bisogna
studiare queste due funzioni dal lato piü largo, che & appunto il
geneticc. Questo autore ha constatato che il letargo invernale
& strettamente legato ad abitudini ereditarie, le quali consistono
specialmente nel passare l’inverno in un nido, dove sono ammassate
delle provvigioni. La tendenza letargica si sarebbe sviluppata
dalla riunione di due condizioni che accompagnano il sonno ordina-
rio, ossia l’immobilita che & alla sua origine un mezzo di difesa
durante la notte e proviene anche dalla impossibilita o inopportu-
nitä di ricercare il nutrimento, e dall’altro lato anche la monotonia
delle sensazioni, che proviene dalla limitazione dei fattori ambienti
e che perciö & legata alla immobilitä stessa.
Nelle ceircostanze attuali l’animale sarebbe capace di cadere
in sonno immediatamente senza passare per questi stadii, senza
che l’immobilita e l’oscurita abbiano attualmente una influenza
sull’addormentamento. Il sonno, secondo Brunelli, (1903) dal
punto di vista della evoluzione, € un fenomeno di adattamento
che si € sviluppato nella lotta per l’esistenza.
Claparede (1905) ha avuto anche il merito di tentare una
spiegazione biologica del sonno che in fondo ritiene una atti-
vita istintiva (conferma completamente le vedute di Brunelli).
Egli dice:
(p. 347). „Le sommeil est une fonction de defense, un instinct
qui a pour but, en frappant l’animal d’inertie, de l’empecher de
parvenir au stade d’epuisement. Ce n’est pas parce que nous
sommes intoxiques, ou epuises, que nous dormons, mais nous
dormons pour ne pas l’ötre.“
Il sonno sarebbe sottoposto alla legge dell’interesse momenta-
neo ed il suo meccanismo consisterebbe in una reazione di di-
sinteresse e di distrazione totale per la situazione presente.
O. Polimanti: Sonno e stati affini. 61
L’azione riparatrice del sonno proviene dal riposo (l’organismo
profitta dell’arresto momentaneo della attivita muscolare per
eliminare quelle sostanze ponogene che sono la conseguenza di
questo e il cui accumolo diverrebbe nocevole) e da un accresci-
mento dei processi trofici o assimilatori (il rilasciamento della
tensione mentale sarebbe probabilmente compensato da un aumen-
to della tensione vegetativa).
Soggiunge poi: (p. 348) „Le sommeil est un phenomene con-
tingent et nullement implique dans l’idee de vie.‘
Serutandone poi l’origine filogenetica, lo fa derivare dalla
funzione inibitrice di difesas, che ha una grande importanza nella
lotta per l’esistenza, sia negli animali come anche nell’uomo.
Infine poi ritiene che alcune manifestazioni isteriche, al pari del
sonno, hanno lo stesso significato primitivo e derivano dalla fun-
zione inibitrice di difesa.
Questa teoria € stata poi accettata completamente da Nicard,
(1905) il quale non ha fatto che esporre, quanto era stato giäa detto
antecedentemente da Claparede (1905 p. 296 Nota).
Gemelli (1906) anche ritiene il sonno una funzione di ordine
istintivo.
Ora che abbiamo passato in rassegna le varie teorie biologiche
piü attendibili, avanzate per spiegare il sonno e gli stati affini
a questo, sforziamoci di completarle (come in parte gia ho accennato,
e come meglio vedremo poi, sono tutte piü o meno monche) per
farci un concetto il piü possibile esatto sia del ‚‚sonno‘‘ prendendo
questa parola in sensu strictiori, come anche che noi
abbiamo a che fare con una minore attivita, che presentano
gli animali in esame e che deve essere quindi ritenuta come un
vero e proprio riposo.
Naturalmente, parlando di questi vari stati, io sarö condotto
a parlare di quello che si chiama comunemente vita latente,
comprendendo in questa non solo quella degli animali inferiori,
ma anche lo stato dd immobilitä temporanea degli
insetti, dei crostacei, ecc, di letargo degli animali omeotermi
e poichilotermi ed anche di stati affini al letargo, come ad RR
il fakirismo.
L’analisi minuta di questi fenomeni (sulla cui genesi mi
intratterö poi lungamente) ci aiutera indubbiamente alla soluzione
del nostro problema biologico.
Date queste premesse, occorre adesso appunto vedere, come
si comportino gli organismi viventi, sia quando si trovino in un
ambiente omogeneo e al quale sono perfettamente adattati, sia
anche quando in questo ambiente intervengono delle variazioni
violente, alle quali non potrebbero resistere, se non adattandovisi,
sospendendo per un tempo piü o meno lungo le loro attivitä vitali,
oppure abbandonando l’ambiente nel quale queste variaszioni si
avverano, non avendo i mezzi per potervisi adattare..
7. Heft.
62 O. Polimanti: Sonno e stati affini.
Mi basta qui richiamare l’attenzione, su quanto pensano,
a proposito dei processi vitali sia animali che vegetali, geniali
fisilogi come E. Hering, Cl. Bernard, E.F. W. Pflüger, L.
Hermann, J. Bernstein, Gaskell, A. v. Tschermak.
Secondo questi autori il processo vitale € soggetto ad una
doppia variazione, la quale appunto decorre in via ascendente
ed in via discendente (fenomeni di assimilazione e di disassimilazione:
Hering): & influenzata questa variazione in doppio senso da
fattori esterni, perö non sono questi che la determinano e la mettono
in movimento.
I fenomeni di depressione od eccitamento, inibizione e dina-
mogenia (Brown Sequard), anabolismo e catabolismo (Gaskell)
sarebbero dello stesso ordine di questi, dei quali ora ci siamo
occupati: solo il nome & variato e null’altro.
Questi stessi concetti furono ripresi piü recentemente
da Verworn (1898 p. 87) il quale da il nome di Biotonus al
rapporto A:D, cio& dell’assimilazione e della disassimilazione
nella unita di tempo e per una determinata cellula.
Secondo il concetto di Verworn, l’inibizione (Hemmung oder
Lähmung) & l’arresto di una eccitazione esistente per mezzo di una
eccitazione di valore antagonistico del Biotonus (riferisce special-
mente ciö alle cellule nervose), ossia ad una predominanza della
assimilazione sulla disassimilazione.
Indubbiamente sono questi fenomeni che regolano e man-
tengono allo stato normale sia la vita animale come la vegetale
ed il quoziente sopra accennato potrebbe anche essere chiamato
„‚Quoziente Vitale“, perche € appunto da questo rapporto che
sono mantenuti integri i fenomeni vitali.
Si tratta in fondo di ascrivere ai processi vitali una vita
completamente autottona. Non mi trattengo poi a parlare della
influenza che spiega su questi fenomeni il regolatore supremo che
€ il sistema nervoso, ma tengo solo a rilevare, che questo concetto
della vita concorda perfettamente con quest’altro: essere cioe
un postulato di tutti i fenomeni vitali i processi di attivitä ei
processi di riposo, che si alternano, come quelli suddetti, a vicenda
fra di loro, anzi si concatenano completamente.
Naturalmente, nella ricerea di una spiegazione, noi dobbiamo
tenere conto di vari fatti che si riferiscono appunto ai vari animali,
da quelli piü in basso situati sino a quelli piü elevati nella scala
zoologica. Per comprendere bene ciö, bisogna che noi partiamo
daun principio generale, pensando che tutti i fenomeni naturali sono
eicliei e quindi anche il sonno e stati affini, essendo una manife-
stazione naturale, debbono anche essere fenomeni ciclici.
In natura non si ha esempio di ‚‚moto perpetuo‘ ed anche la
materia vivente sottosta a questa legge fondamentale e regolatrice.
Cominciando dalla funzione dell’epitelio vibratile, che ricopre
i minimi organismi (Amebe), oppure fa parte di cellule epiteliali
speciali (in queste il periodo di riposo si ha, quando il ciglio
O. Polimanti: Sonno e stati affini. 63
vibratile € perfettamente perpendicolare e il periodo di attivitä
quando il ciglio € piü o meno abbassato lateralmente) si hanno,
(Verworn ha fatto dei bellissimi schemi) dei nodi (riposo) e dei
ventri (attivit&) molto manifesti, che si succedono appunto ritmi-
camente: ogni manifestazione naturale € ciclica. Ogni organo,
ogni parte di un animale (ed aggiungo io anche di una pianta)
funziona sempre ciclicamente.
E dungue, se le singole parti di un organismo funzionano
ciclicamente, a fortiori l’intero organismo, sia questo piü
o meno evoluto, preso nel suo complesso, nelle sue manifestazioni,
deve essere ciclico, ritmico.
Ed anche il sonno e gli stati affini che sono appunto una
manifestazione di un organismo animale (da quello meno sviluppato
a quello piü sviluppato) devono essere ciclici, ritmici. Wundt
(1903 p. 649) anche ritiene, che l’unica cosa, che si possa dire con
certezza, € di classificare il sonno fra i fenomeni periodici.
Vedremo poi che tutti gli animali, perch& questo ritmo venga
esplicato nel miglior modo possibile, si procurano tutti i mezzi che
sono in loro potere e si adattano anche perciö, piü 0 meno completa-
mente, all’ambiente che li circonda.
In questo lavoro io richiamo specialmente l’attenzione sopra
i fatti e possibili influenze che io ho potuto osservare e controllare
direttamente da me: altrettanti se ne trovano nei libri di Zoologia,
Fisiologia ed Anatomia comparata, i quali vengono a sostegno
delle idee, da me qui espresse.
Analizzato minutamente questo fenomeno nella sua entitä
naturale, cercheremo infine di scrutare l’origine filogenetica del
sonno.
Naturalmente, per arrivare ad una spiegazione convincente,
io terrö conto di quelli animali, dove si ha un riposo, un sonno
completo e di quelli infine, dove questo riposo € relativo e si riduce
solamente ad una minore attivitä.
Naturalmente, per fare ciö, io dovrö passare in rassegna i
varı fattori che determinano e fanno variare il fenomeno, del quale
ora ci interessiamo.
Questi fattori sono intrinseci all’animale, oppure estrinseci
(dell’ambiente esterno). Fra gli intrinseci annovero: 1° Conserva-
zione della vita (difesa) 2° Fame, ricerca del nutrimento ed alimenta-
zione 3’ Riproduzione e protezione delle prole 4’ Societä (solo
per alcune classi). Fattori estrinseci sono tutte le variazioni
chimiche e fisiche che avvengono nell’ambiente esterno: umiditä,
temperatura, luce e tenebre, pressione barometrica, contenuto
in sali, ecc.
Per quanto riguarda i fattori intrinseci agli animali, rimangono
costanti in tutte le epoche la difesa e la ricerca del nutrimento,
mentre: il fattore societa non & costante in tutte le classi e la
riproduzione anche, nella maggior parte, si avvera solo ciclica-
mente, in epoche determinate.
7. Heft
64 O. Polimanti: Sonno e stati affini.
Riguardo poi ai fattori estrinseci, ad esempio la luce, ha il
suo ritmo nichtemerale (giorno e notte).
La temperatura subisce delle grandi variazioni, specialmente
quella dell’arias, nelle varie epoche dell’anno, mentre quella del
mare non ha delle variazioni cosi brusche, anzi alcune regioni
marine hanno, si puö dire, sempre lo stesso grado di temperatura.
Come risulta da studi fatti da molti osservatori, la tempera-
tura dell’acqua alla superficie del Mediterraneo varia entro l’anno
fra 13°— 26°C, mentre che quella dell’acqua, al di sopra di400 metri,
€ sempre costantemente sui 13° C (nell’Aquarium di Napoli la
temperaturs dei bacini varia fra 8°—23°C) (Lo Bianco 1909).
Dunque si puö ritenere senza dubbio che, per quanto riguarda
la temperatura, l’ambiente marino si conserva pressoch& costante
e non subisce delle grandi variazioni: anzi alcune regioni marine
non le subiscono affatto.
La pressione barometrica subisce anche, sia nell’atmosfera,
quanto nel mare, dellenotevoli variazioni, man mano chescendiamo
dalla superficie nelle profondita, o saliamo in alto.
Cosi anche, ad esempio nel mare, puö variare repentinamente
la costituzione chimica (gas, contenuto in sali) dell’acqua.
E cosi via ‚come vedremo poi partitamente, l’ambiente
esterno & molto mutevole: si tratta di vedere, come l’organismo
animale risponda a queste variazioni piü 0 meno frequenti e piü
o meno forti.
Dobbiamo infine parlare qui di un fattore molto interessante,
che € appunto la influenza che esercita la ‚variazione del mezzo
ambiente‘ sopra i periodi di attivita e di riposo degli animali.
Come ha visto molto bene il Bohn ‚La nature a horreur de
la varistion“ quindi tuttiglianimali, a qualunque classe appartengo —
no, tendono sempre ad adattarsi all’ambiente esterno, perche si
compiano nel miglior modo possibile le loro funzioni vitali.
In seguito si vedra molto bene, come avvengano questi adatta-
menti all’ambiente esterno.
Il mezzo, nel quale vivono, non € sempre favorevole, perche
possano esercitare nel miglior modo possibile la loro attivita abi-
tuale, per realizzare le condizioni necessarie alla loro vita e alla
propagazione della specie.
Al contrario, la vita di un gran numero di animali € piena
di danni e di ostacoli, non hanno sempre il nutrimento necessario,
corrono frequentemente il rischio di essere attaccati e spesso,
per sottrarsi a questi attacchi, i mezzi abituali mancano loro.
Cosi anche, per riprodursi, gli animali incontrano spesso ostacoli
e danni infiniti.
Naturalmente, in queste determinate circostanze, l’attivitä
dell’animale & diretta e si concentra precisamente nel modo piü
intenso verso il lato della vita, la cui realizzazione € ostacolata,
mentre tutte le altre funzioni vitali sono per il momento comple-
tamente dimenticate. E inutile che io stia qui a ripetere, od &
O. Polimanti: Sonno e stati affini. 65
portare altri esempi, perche l’ho gia fatto antecedentemente. E si
comprende quindi chiaramente, come, in tutti questi casi, il ritmo
normale dell’attivit& e del riposo viene ad essere completamente
interrotto, sino a che vigono queste cause, che lo hanno fatto variare
bruscamente.
E si comprende anche facilmente, come in queste date condi-
zioni straordinarie che sono intrinseche all’animale stesso, oppure
estrinseche (nel mezzo ambiente), l’animale porta tutta la sua
attivita a compiere questo determinato atto necessario, oppure
anche a schivarlo. Naturalmente ciö si compie & detrimento di
tutte le altre funzioni e talvolta gli animali, con questo sforzo
che compiono, cadono spesso in stato di malattia.
perö anche un fatto oramai messo fuori dubbio, che l’ani-
male si abitua allo stato' eccezionale. L’eccezione, proseguendosi,
diventa un fatto abituale e, al contrario, la condotta che era ordi-
naria cessa di esserlo ed in questo caso diventa straordinaria in
vista delle variazioni avvenute, o nell’ambiente esterno, o nell’-
animale stesso.
Molto spesso perö accade che l’organismo animale, per vari
fattori intrinseci od estrinseci, non puö adattarsi a questi ambienti,
ed allora, per fuggire alla morte, si possono produrre vari fenomeni
a seconda la sua costituzione anatomica e la sua evoluzione.
Si puö avere l’emigrazione, oppure la vita latente e sue forme
affini (immobilita temporanea degli insetti e dei crostacei), oppure
anche, nelle forme piü evolute di invertebrati e vertebrati, si ha
il letargo.
Variando sempre quasi continuamente, almeno in alcuni
ambienti, tutti o alcuni solamente, i fattori fisici e chimici, ogni
anımale (ben s’intende non in tutte le classi) tende a crearsi at-
torno un ambiente perfettamente omogeneo, dove non p0ss&
subire alcuna variazione, o almeno il minore numero possibile,
perche tutte le sue funzioni possano essere compiute bene.
Per fare ciö, come vedremo, i vari animali adoperano vari
mezzi. La prima difesa, che sorge, € il „nido‘“.
Intendo dare a questa parola il piü ampio significato, perche
per me, biologicamente, sono assolutamente uguali la fessura
occasionale del terreno, dove si rifugia l’animale, un foro praticato
artificialmente, il nido degli insetti, quello degli uccelli, la spelonca
dei felini e l’abitazione umana. E forse possono ritenersi omogenei
anche quei nidi ambulanti che puö crearsi un crostaceo, caricandosi
i piü svariati residui minerali, vegetali ed animali, come anche
quello che si puö creare un pesce di profonditä, sotterrandosi nella
sabbia, oppure mettendosi fra le roccie.
Solo i pesci pelagici non trovano un luogo per nascondersi,
ma in questo caso € la maggiore attivitä che permette loro di
passare da un punto ad un altro per sfuggire alle influenze dell’-
ambiente esterno ed abbiamo in questo caso la migrazione,
fenomeno questo comune anche ad altri animali, che fanno un
Archiv für Naturgeschichte 5
1912..A: 7 7. Heft
66 O. Polimanti: Sonno e stati affini.
nido. In questi ultimi c’& una emigrazione appunto, perche il
nido non li protegge convenientemente e perciö fuggono alle
variazioni esterne, in cerca di un ambiente molto piü omogeneo.
Per soffermareci quindi solamente, a quanto interessa a noi da
vicino in questo lavoro, ossia alla attivita, al riposo e al sonno,
si puö dire che nel ‚‚nido‘“ gli animali possono esplicare nel miglior
modo possibile quei periodi della loro esistenza, che passano in
uno stato di riposo o di sonno.
In linea generale si puö ritenere, che tutti gli animali, che
fanno un nido, cadono in periodi determinati in uno stato o di riposo
o di sonno vero e proprio.
Molti di questi animali si costruiscono il nido per trascor-
rervi poi il periodo lungo di letargo (invernale od estivo).
E difatti nel nido che l’animale trova le condizioni piü adatte
alla sua esistenza. Ivi trova la difesa dagli agenti cosmici e dagli
altri animali, li-si possono compiere nel miglior modo possibile
tutte le varie funzioni dell’animale (alimentazione, approv-
vigionamento, riposo, riproduzione, protezione della prole).
In questo „nido‘“ gli animali possono compiere non sola-
mente bene le loro funzioni, ma anche difendersi dalle variazioni
che avvengono nell’ambiente esterno. Nel ‚‚nido‘‘ possono trovare
rifugio quando, non potendosi sottrarre alla variazione dell’-
ambiente esterno, avendo la costituzione anatomica adatta,
cadono in uno stato di vita latente, in letargo.
E difatti la galleria sotterranea che, ad esempio, protegge il
Lombricus dal freddo e dal disseccamento. Difatti passa l’inverno
raggomitolato ad anello, a due o tre metri sotto il suolo ed esce
solo in primavera.
Molto spesso il periodo di riposo o di sonno viene trascorso
da vari animali non in un nido vero e proprio, in un luogo nascosto,
ma liberamente o sulla terra o sopra un albero, in questo caso perö
l’animale per mezzo del fattore ‚mimetismo‘ si adatta perfetta-
mente all’ambiente esterno (ciö specialmente negli insetti e negli
uccelli).
Perfino aleuni pesci, come € stato determinato da ricerche
recenti molto attendibili, si costruiscono un vero e proprio nido.
A partire da alcuni (salmone) che ricoprono colla sabbia le loro
uova, dopo che sono state fecondate dai prodotti maschili, sino ad
alcuni pesci che si costruiscono un vero nido, si P0ssono avere
in questi animali tutte le possibili gradazioni.
Di solito gli animali (ciö fanno specialmente gli uccelli ed
i mammiferi) non abbandonano quasi mai il nido (solo per breve
tempo per la ricerca di nutrimento, specialmente il maschio).
Rimangono I immobili, sia nel caso debbano covare le uova,
o abbiano la prole per difenderla, sia dagli agenti cosmici (tem-
peratura, umidit& ecc.), come anche da tutti gli animali predatori.
Tutti gli uccelli poi (meno alcuni, come lo struzzo, che depone
le uova sotto la sabbia del deserto e le abbandona poi a loro
O. Polimanti: Sonno e stati affini. 67
stesse, o il cuculo ched epone le sue uova in un nido di altri animali)
si costruiscono un ‚‚nido“. La costruzione & eseguita sia dal maschio
come anche dalla femmina. E qui mi sia permesso di intrattenermi
sopra il grande valore biologico del ‚nido‘“, anche dal punto di
vista che ci riguarda in questo lavoro.
Si noti bene la grande importanza biologica del ‚„nido‘ sia
per gli animali marini come per i terrestri: in questo elemento gli
animali trovano in media la temperatura di 15° , che € la tempera-
tura della terra.
A questa temperatura poi io ho trovato l’optimum di ecci-
tabilita per gli animali marini. —. — .. —
Per bene comprendere la filogenesi di una funzione, occorre
cominciare a rivolgere la nostra attenzione agli animali inferiori.
Per accingersi ad un simile lavoro, inutilmente si ricercano nella
letteratura biologica delle osservazioni molto nette ed esatte sulla
attivitä e il riposo degli animali e sul sonno di questi. In genere
i pochi lavori, che sono stati composti sopra questo argomento,
non sono basati sopra una base nettamente critica e sperimentale,
spesso si tratta di articoli fondati su fatti non bene accertati e dove
poco o nulla si trova, per quanto puö interessare noi in un simile
lavoro.
Cornish (1897) ei da in proposito delle notizie molto monche
specialmente negli animali inferiori, Mac Cook per quanto riguarda
le formiche, Beer (1895) i pesci e Simpson (1854) i molluschi.
Qualche notizia per le varie classi di animali (specialmente
superiori) si trova anche in Brehm. Sembra dunque, che la maniera
di comportarsi dei vari animali nei loro vari periodi di attivitä
e di riposo non abbia soverchiamente interessato e richiamato
l’attenzione dei vari osservatori; & successo lo stesso che per l’uomo,
come sopra ho notato. Appunto percio io ritengo, che la questione
della filogenesi e del significato biologico del sonno non abbia
trovato mai una soluzione soddisfacente.
Difatti, inutilmente si troverebbe un accenno nella letteratura
biologica sopra i fenomeni di attivitä e di riposo, di ‚„sonno‘ dei
microbi. I libri di batteriologia ed i cultori di questas branca
biologica sono in proposito assolutamente muti: sembra che i
batteriologi non abbiano rivolto in modo alcuno la loro attenzione
sopra questi fatti di capitale importanza e che forse avrebbero
potuto condurli a delle scoperte molto interessanti ed anche &
risultati pratici importanti.
Quei periodi di maggiore o minore virulenza non potrebbero
coincidere con altrettanti di attivita e di riposo? Io non faccio
che accennare qui ad uno dei tanti problemi, che potrebbero essere
risolti da questo lato, allorch& contemporaneamente si faccia
variare opportunatamente l’ambiente nel quale vivono (terreno
di cultura, temperatura, umiditä, secchezza, ecc.).
Ripeto che non € qui il compito mio di occuparmi a fondo
di questa questione e di stabilire dei nuovi campi di studio, mi
5* 7. Heft
68 O. Polimanti: Sonno e stati affini.
basta solamente avere richiamato l’attenzione degli osservatori
sopra un argomento biologico che da parte mia ritengo della
massima importanza, ma che & completamente negletto.
Hodge e Aikins (1895) seguirono per lo spazio di 21 ore l’at-
tivita di un infusorio, una Vorticella, (Vorticella gracilis) e videro
che si muoveva senza interruzione. ÖOsservazioni ripetute a vari
intervalli di tempo li portarono ad ammettere che questi animali
non presentano periodo di riposo, n& ‚„sonno“ e che le loro ciglia
non hanno cessato il loro movimento perpetuo.
Ma questi autori sono cadutiin un gravissimo errore, ammetten-
do ciö, perche, come ho sopra accennato, anche le ciglia vibratili
hanno un periodo di riposo, ed & appunto quando rimangono
perfettamente erette: sia pure questo per un tempuscolo, € sempre
perö un riposo vero e proprio, come sopra ho detto.
E del resto, volendo ammettere quanto dicono questi due
autori, si verrebbe ad ammettere un assurdo, quanto cioe in natura
non esiste, ossia il ‚moto perpetuo“. Escluso dunque ciö, bisogna
sino da ora ritenere che il „sonno“, come tuttii
fenomeni naturali, sia di ordine periodico:
a periodi di attivita piü 0 meno intensa seguono periodi di riposo
completo, oppure di attivitä minore.
Partendo da un criterio assolutamente antropomorfico alcuni
autori giunsero & dire, che il sonno non € un postulato della vita.
Ciö non puö essere assolutamente ammesso. Io sostengo
che, se il sonno non € un postulato della vita, il riposo (preso in
senso lato, ossia che va da una attivita minore sino al sonno in
sensu strictiori) € un postulato della vita. Im genere
perö bisogna convenire, che anche oggi poco o nulla sappiamo
dell’alternarsi della attivita e del riposo negli animali.
Studiando per un lungo periodo di tempo l’attivitä e il riposo
negli animali marini sono potuto giungere a dei risultati abbastan-
za interessanti (Polimanti 1911) e che riassumo qui molto breve-
mente, perche& serviranno appunto a risolvere il quesito che qui
ci interessa.
Ho.visto dunque che Celenterati, Vermi, Echinodermi, Artro-
podi, Molluschi e Vertebrati marini hanno come caratteristica
una grande attivita, seguita sempre da brevi periodi di riposo, 0
di una attivita molto piü lieve. Ho messo inoltre in rilievo che,
allorquando (specialmente fra i vertebrati) si trovano in uno stato
di immobilitä, non rimangono li per riposarsi, bensi per difendersi
ed attaccare anche contemporaneamente, sono sempre all’erta
e pronti a gettarsi sulla preda e a difendersi il piü prontamente
possibile dai loro nemici. Questa dunque € una immobilitä, che
invece di essere considerata come un periodo di riposo propria-
mente detto, ha il valore di una vera e grande attivita. In gene-
rale, per quanto riguarda questi animali marini, noi possiamo
parlare sempre di attivita maggiore 0 minore, ma giammai di un
riposo intero e completo. In questi animali, nei quali esiste la
O. Polimanti: Sonno e stati affini. 69
proprieta di muoversi continuamente, una attivita minore
rappresenta gia un riposo. Dunque & nel mare che noi troviamo
la vita vissuta nel senso piü alto e piü completo della parola, €
Yattivita che caratterizza la fauna del mare, dal piü umile degli
invertebrati al piü evoluto dei vertebrati. Puö essere che questa
continua attivita porti con se la causa della brevitä della vita
negli invertebrati e nella maggior parte dei vertebrati marini.
Una vita breve comprende quindi una attivita estrema,
spinta al piü alto grado che noi possiamo immaginare.
Si pensi che persino i mammiferi marini stanno, piü o meno,
sempre in continuo movimento. Ho interpellato in proposito
vari pescatori del golfo di Napoli, i quali mi hanno assicurato
. di non avere mai visto „fermo‘ un delfino (Delphinus sp. div.),
ma bensi sempre natante continuamente a gruppi piü o meno
numerosi. Anche il nuoto di questi animali ha nettamente periodi
di maggiore o minore attivita: l’attivita diventa massima, quando
vengono inseguiti, o rimane qualcuno preso o leso dalla fiocina.
Lo stesso si puö dire anche dei Pinnipedi, ad esempio della Foca,
eppure questi sono animali piü in alto situati dei cetacei. Quindi,
dalle osservazioni da me fatte nelle varie specie degli animali
marini, risults chiaramente che la temperatura e la luce sono
i piü grandi e i principali regolatori del movimento e del riposo
in questi. Questo fattore ‚temperatura‘“ secondo me, non
subendo dei bruschi cambiamenti (nelle varie stagioni si innalza
o si abbassa entro i limiti sopra dettiagrado a grado), € la causa
principale della continua attivita negli animali marini. Rispetto
ad un animale terrestre, un animale marino, visti i bisogni della
sua vita vegetativa, ha una minore disperzione delle sue energie
e puö quindi dispensare una piü grande forza motrice. Una prova
indiretta poi, della continua attivita dei pesci pelagici, io la ho
nei gabbiani dell’oceano, i quali passano la maggior parte della
loro esistenza continuamente volando alla superficie di questo
e solo ad epoche determinate (specialmente nel periodo della
riproduzione) vanno & terra.
Sono questi animali dei grandi divoratori di pesci, e, se non
ne trovassero continuamente alla superficie per nutrirsi, e cosi
sopportare la fatica del continuo volo, dovrebbero prendere terra
molto spesso.
Dico qui per incidente che anche i fenomeni dell’affatica-
mento, della ‚fatica‘ nei vari animali, e che si compenetrano
appunto con quelli di attivita e riposo, dei quali ci occupiamo, ci
restano pressoche ignorati e sono stati studiati dai fisiologi,
esclusivamente o quasi, dal punto di vista antropomorfico. Mi
auguro che non vi sia alcuno il quale voglia credere, che abbiamo
penetrato il fenomeno della ‚fatiea‘‘, sia eccitando colla corrente
feradica un muscolo di un animale superiore, sia analizzando i
prodotti di escrezione e di secrezione degli animali affaticati,
oppure consultando quei pochi studi fatti in proposito sull’uomo
7. Heft
70 O. Polimanti: Sonno e stati affini.
(specialmente dal Mosso e dalla sua scuola), perche gli si Dokueahi
dire, che ciö dal lato biologico & nulla o quasi.
Questi tali risultati, queste leggi non ci spiegano, come avveng&
il ristoro repentino e completo in animali, che stanno si puö dire
in movimento piü o meno forte in tutta la loro vita. E non si
tratta solo di animali inferiori, ma anche di superiori, come pesci,
teleostei ed uccelli.
Con queste leggi ad esempio io non mi so spiegare affatto
„il viaggio di nozze del salmone‘“ (all’epoca della riproduzione
risalgono dal mare nei fiumi nuotando sempre e non prendendo
mai nutrimento), il perche& un uccello acquatico (p.s. un Phoeni-
copterus) sia capace di rimanere delle ore intere in stato di riposo
solamente sopra una gamba. Gliesempi si potrebbero moltiplicare
e non sto qui & portarne altri, perche la deficienza delle nostre
cognizioni nel campo della fatica & assolutamente manifesta.
Senza dubbio perö possiamo concludere che la scintilla della
vita, che & venuta appunto dal mare, rimane in questo elemento
sempre continuamente accesa, subendo solamente in via affatto
transitoria dei brevi abbassamenti nella sus forza luminosa (atti-
vita rallentata).
Come ho sopra accennato, anche il fattore ‚‚luce‘“ ha la sua
grande influenza nei periodi di attivita e riposo degli animali
marini.
Cosi molti anellidi (Loeb e Bohn) tubicoli presentano un
netto fototropismo, i cefalopodi, i pesci cartalaginei e quelli ossei
sono maggiormente attivi nelle ore notturne.
In questi ultimi tempi poi (Brunelli, Hempelmann) per l’at-
tivita e riposo degli anellidi € stato affacciato anche il fattore
„Ritmo delle maree‘‘, coi quali coinciderebbero perfettamente.
Altri fatti interessanti perö ci presentano gli animali marini
e che appunto stanno a dimostrare, come il ritmo della attivitä
e riposo possa continuamente variare, sia per il variare di fattori
interni, propri dell’animale, oppure dei fattori dell’ambiente esterno,
nel quale vive [naturalmente io qui mi intrattengo solamente
sui fatti visti da me e controllati nell’Aquarium di Napoli e secondo
quanto si puö vedere in Lo Bianco (1909)].
Il ‚fattore temperatura‘“ in molti pesci ha una influenza
molto spiccata. Tutti questi pesci durante il periodo invernale
spariscono piü o meno dal mare e, stando nell’Aquarium, muoiono
quando la temperatura si abbassa al disotto di 14°—8° C.: Apogon
rex mullorum Cuv., Balistes Capriscus L., Cerna gigas Bp., Dacty-
lopterus volitans L., Iulis tureica Risso., Lichia glauca L., Orcinus
Thynnus Ltkn., Torpedo sp. div., Trygon violacea Bp.,
Nel mare molto probabilmente questi pesci scendono al
fondo, dove trovano una temperatura omogenea (sui 13° sino &
400 m) e la sicuramente rimangono tutto l’inverno, perche, durante
questo frattempo, solo qualche raro esemplare viene ad essere
pescato.
O. Polimanti: Sonno e akt altinn Mi
In Torpedo avviene sicuramente, che rimanga sotterrata
nella sabbia per tutta la durata del periodo, nel qualelatemperatura
& abbastanza bassa, perch& io ciö ho potuto vedere in esemplari
tenuti nelle vasche dell’Aquarium.
Questi pesci entravano nella sabbia nell’Ottobre e uscivano
verso il Marzo, cosi rimanevano nascosti per tutto il tempo
che la temperatura dell’acqua oscilla in media fra 11°—8°C.
In aleuni pesci poi (i Coris) € molto spiccata l’influenza che
esercita sia il fattore temperatura, come anche il fattore luce,
quando il primo rimane costante e favorevole alla esplicazione
delle loro funzioni vital. Ebbene, non appena la temperatur&
della vasca nella quale si trovano, segna i 14° circa, si immettono
nella sabbia e non fuoriescono, se non quando € avvenuto un
leggero aumento della temperatura, in tal modo possono molto
bene resistere alle basse temperature (sino a 8° C.), che si verificano
spesso nell’inverno nelle vasche dell’Aquarium.
Fuori dubbio & quindi che il sotterramento, negli animali
marini,& un mezzo di difesa e tutti quei pesci che non possono
fare ciö e contemporaneamente non resistono alle temperature
basse, (ho dato sopra gli esempi di alcuni) sono destinati a perire.
Tutti questi pesci, che rimangono sotterrati per tutto il periodo
del freddo, non fuoriescono mai e rimangono assolutamente privi
di nutrimento e, se appena elevata la temperatura del mezzo
ambiente, fuoriuscendo dalla sabbia in stato di estrema magrezza,
non trovano il nutrimento necessario, muoiono entro breve tempo.
Come perö parlerö poi su ciö, non si deve credere che esista uno
stato di letargo nei pesci.
Inoltre, questi stessi Coris, rispetto al fattore ‚luce‘, si
comportano come gli uccelli diurni: ossia entrano nella sabbia
sull’imbrunire e fuoriescono, appena incomincia a diventare giorno:
basta talvolta una nuvola, che passa sopra l’Aquarium, dove sono
contenuti, perche rientrino subito dentro la sabbia e la stiano
fermi, sino a che le condizioni di luminositä dell’ambiente esterno
non siano ritornate normali.
L’influenza funesta dalla temperatura & intesa molto forte-
mente da un rettile marino: la Thalassochelys caretta Fitz., che
non si vede mai nel mare durante i mesi invernali e nell’Aquarium
va al fondo e la muore, quando la temperatura si aggira sui 10° —
82; C.
Molto spesso, come ad esempio in Torpedo marmorata (Lo
Bianco 1909 p.685), per il freddo intenso non puö avvenire nemmeno
la fecondazione: l’ovario entra in degenerazione, i sacchi uterini
sono ripieni solo di liquido, oppure ripieni di masse vitelline in
disfacimento.
Concludendo dunque, negli animali marini abbiamo periodi
di maggiore o minore attivit&ä; si ha qualche esempio di sedenta-
rietä, che perö € vigile e non € un riposo, sorge un fattore molto
importante che & il ‚„‚nido“, non c’e il „sonno‘“.
7. Heft
2 O. Polimanti: Sonno e stati affini.
Il nido € molto difuso fra gli animali marini specialmente
fra i pesci (Lichtenfelt 1906 p. 90—91 Nestbau und Brutpflege).
C’& dunque un nido anche nel mare, perö, tutti gli animali
che vivono in questo elemento (dai meno evoluti ai piü evoluti),
non sono ancora talmente sviluppati da ricevere, da rimanere
risvegliati da uno stimolo qualunque, che possa partire da questo
nido, perche possa sorgere il sonno. Il nido in tutti gli animali
marini risveglia solo una sensazione per la difesa e forse per
l’approvvigionamento.
Vediamo ora di esaminare, come sicomportano questi fenomeni
negli animali terrestri.
Naturalmente, nella terra, non si ha quell’ambiente relativa-
mente omogeneo che si ha nel mare, le variazioni sono molto piü
forti e quindi anche piü bruschi e piü vari saranno i Pers di
attivita e riposo degli animalı.
Un esempio classico, che spiega il fattore umiditä sull’attivita
e riposo di un animale, l’abbiamo nel Lombricus. Gli scambi
gassosi si avverano in questo animale solo in presenza di un certo
grado di umiditä. Perciö la sua pelle € sempre ricoperta di abbon-
dante muco, il quale fa da vero e proprio regolatore dell’umidita
e cosi possono avvenire gli scambi respiratori.
Di giorno il Lombricus & nascosto sotto terra, dove costruisce
delle gallerie (nido) e non si mostra mai al sole, appunto per impe-
dire la rapida evaporazione dell’acqua dal suo corpo e quindi la
morte. Esce da questi fori solamente fra il cadere e il levare del
sole e di giorno, anche dopo una pioggia (in questo caso la umiditä
esterna protegge l’umidita propria dell’animale e la mantiene
invariata).
La rana anche evita il disseccamento e rimane sempre in un
ambiente umido (in questo caso puö esporsi piü o meno al sole).
In genere nella giornata stanno completamente immobili, quando
non si trovino in condizioni favorevoli di umiditä e la loro attivita
non comincia che dopo la caduta del sole per prolungarsi sino
al mattino. Dunque e& il fattore ‚„umiditä“ in questo caso che deter-
mina il ciclo di attivita e di riposo.
La Luce anche ha una grande influenza sopra il fenomeno
che ci interessa nelle classi piü svariate degli animali terrestri.
Mi fermerö ai chirotteri e agli uccelli dove, almeno sopra alcuni
di questi, la luce determina indubbiamente il loro ritmo di attivitä
e riposo giornaliero. Io ritengo che questo € determinato da una
fissa e determinata intensita luminosa. Difatti i pipistrelli e gli
uccelli notturni entrano in attivita contemporaneamente, appena
sullimbrunire, e gli uccelli diurni appena comincia l’alba.
Spiccata € l’influenza della luce sugli uccelli. Su questa
sono fondati alcuni metodi di caccia sis diurna che not-
turna.
Appena si abbia oscuramento di cielo, per addensamento
dinubi, ovvero un’eclisse di sole, !’attivitä (specialmente canora
O. Polimanti: Sonno e stati affini. 713
e motoria) di questi animali viene ad essere, o molto limitata, o
quasi nulla.
Basta pensare alla perdita di questo ritmo che va quasi
completamente a spegnersi, appena vengano ad essere accecati
questi animali.
Difatti uccelli in tale stato cantano quasi continuamente
e si mantengono quasi sempre in una attivit& mai interrotta.
E del resto tutti gli uccelli diurni, appena va cadendo il giorno,
si ritirano nei loro nidi, dove cessano in modo quasi completo
ogni attivita motoria e canora.
Gli uccelli notturni, al contrario, di giorno stanno continua-
mente nascosti cogli occhi chiusi, in uno stato di vero e proprio
sonno (sia le civette, ma specialmente i barbagianni, si prendono
con grande facilit& di giorno, perche si trovano in una specie di
torpore). Appena poi incomincia a mancare la luce, allora entrano
in completa attivit& motoria e canora.
Bisogna qui infine tenere conto anche della influenza che
spiega negli animali terrestri il fattore ‚„temperatura‘“.
cosa ormai ben nota che le temperature alte specialmente
influiscono determinando uno stato di riposo e di sonnolenza
piü facilmente del freddo. I serpenti escono ad esempio dai loro
nidi per riscaldarsi al sole e contemporaneamente cadono in una
immobilitä veramente passiva. In questi casi l’alta temperatura
ha una azione nettamente, „paralizzante“, „narcotica“ su questi
animali, se cosi puö essere designato questo modo tutto speciale
di agire.
Vi sono invece animali, come le lucertole, le quali sono viva-
cissime e in continuo movimento col grande sole (quindi a tempera-
tura molto elevata) e rimangono assolutamente immobili, chiuse
nelle loro tane nelle ore notturne ed escono solamente, quando
la temperatura esterna € di gia molto elevata.
Infine & la temperatura, quella che stabilisce la emigrazione
degli animali (uccelli).
Per fermarci poi solamente all’uomo, dalla pratica vita or-
dinaria sappiamo, come nei nostri paesi temperati si senta maggiore
bisogno di riposo nella stagione calda che nella stagione fredda.
Questa influenza narcotizzante del caldo nell’uomo, nei nostri climi
temperati, si esplica specialmente negli individui obesi.
Volgendo uno sguardo anche molto superficiale alle manife-
stazioni di attivitä e riposo, presentate dagli animali terrestri,
troviamo in questi quel fattore biologico importante, al quale
accennavo all’inizio di questo mio lavoro e che si trova anche,
come ho giä detto, negli animali marini, il ‚„nido“.
Alcuni animali, invece di fabbricarsi un nido, si adattano ad
„una vita sotterranea‘‘ (lombrico, talpa, ecc.).
Questa al pari del nido protegge l’animale non solamente
dalle variazioni dell’ambiente esterno [temperatura (calda, fredda)
umiditä, secchezza, luce ece.] ma anche dagli altri animali che
7. Heft
74 O. Polimanti: Sonno e stati affini.
potrebbero aggredirlo e concede a questo quell’ambiente monotono,
omogeneo e tranquillo che € cosi favorevole al riposo ed al sonno.
Prendendo la cosa in sensu strictiori si potrebbe andare a
sostenere, che dove c’& un ‚‚nido‘, ivi c’& sonno e riposo, ma ciö
assolutamente non &.
Ho accennato gia anteriormente, che duplice & la funzione
del nido.
L’una serve appunto alla protezione dell’animale dagli agenti
del mondo esterno (temperatura, umidita ecc.) come anche di
altri animali che ne farebbero preda, alla nutrizione (approvvigio-
namento), alla riproduzione e protezione della prole e alla vita
in societa. Tutti indistintamente gli animali, dai meno evoluti
ai piü evoluti,sigiovano di questa protezione, che offre loro ilrifugio.
Perö il nido suscita contemporaneamente altre sensazioni
negli animali: & sempre piü 0 meno oscuro, silenzioso, monotono.
Per avere perö tale sensazione gli animali debbono avere
gia un grado molto avanzato di evoluzione: specialmente gli organi
di senso ed il sistema nervoso, che deve ricevere queste eccitazio-
ni e percepirle, debbono trovarsi gia in un alto gradino nella scala
della evoluzione.
Io debbo qui richiamare per giungere alla soluzione di questo
fatto, quanto ho detto gia (Polimanti 1911—1912) a proposito della
evoluzione della funzione cerebrale nelle varie classi di animali.
Nei pesci il telencefalo ha una influenza molto limitata: anche
dopo la sua ablazione, l’animale presenta sempre la coordinazione
e la regolazione della locomozione. Nei selaci sono le recezioni
chimiche (gusto-olfatto) le piü importanti dal lato della vita di
relazione, cosi, dopo l’ablazione del telencefalo, questi animali
si trovano in uno stato di pseudoparalisi appunto per difetto delle
eccitazioni di ordine chimico (gusto-olfatto).
Gli stessi fatti si hanno nei telostei dopo l’ablazione del
mesencefalo e in questa maniera noi sopprimiamo le eccitazioni
di origine ottica e di qui una pseudoparalisi per difetto delle ecci-
tazioni visive.
L’ablazione totale del diencefalo, del mesencefalo e del me-
tencefalo produce dei disturbi piü o meno gravi nella locomozione.
Negli anfibi il telencefalo non esercita alcuna influenza sulla
coordinazione dei movimenti. I riflessi (specialmente quello della
ricerca degli alimenti) sono integri anche senza il telencefalo.
L’ablazione del diencefalo e del mesencefalo distruggono
le azioni di ordine riflesso: la coordinazione resta integra.
Nei rettili, dopo l’ablazione del telencefalo, si ha una demenza
parziale (non riconoscono gli alimenti, non hanno paura di una
minaccia). Questa condizione nuova indica l’apparizione di
facolt& assolutamente nuove nella serie animale. Il telencefalo
diventas il luogo, dove si conservano le impressioni della vita
individuale.. Perö questa localizzazione delle funzioni psichiche
si fä piü nei gangli basilari che nella corteccia, poco evoluta.
O. Polimanti: Sonno e stati affini, 75
Malgrado perö l’importanza acquistata dal telencefalo, i
centri riflessi superiori del diencefalo e del mesencefalo restano
i direttori veri dei movimenti generali.
Cosi l’animale senza telencefalo si muove, evita ogni ostacolo
ecc. Anzi, secondo Steiner, l’ablazione del tetto del cervello medio
(Tectum opticum) porta alla stessa cecita psichica, che si ha
asportando completamente il telencefalo.
Dungue i primi albori di una evoluzione un po’ superiore,
si cominciano a trovare nei rettili e vediamo un pö, se qui si ritrova
traccia di sonno.
Sembra che in questi la monotonia dell’ambiente non risvegli
ancora alcuna sensazione che li porti al riposo, al sonno: il telen-
cefalo non & ancora tanto evoluto da avere delle sensazioni cosi
elevate.
Difatti basta pensare al fatto che i serpenti e le lucertole,
i coccodrilli vanno adi mmobilizzarsi, sempre dove sono piü co-
centi i raggi solari, anche per lunghe oree mai in un luogo recondito,
che sia piü 0 meno nascosto.
Ho osservato per lunghi periodi di tempo esemplari di Testudo
graeca e di Lacerta viridis tenute in cattivita: ebbene questa
era, 0 in movimento, oppure ferma con i suoi occhi aperti e la
Testudo mai ritirava la testa (lo fa solo in letargo, ma il letargo
non & il sonno, come vedremo).
Dunqgue nei Rettili non c’& sonno, perö in quel restare al
sole della Lacerta e dei serpenti, in quello stato di inerzia, di
sendentarietäa passiva sotto l’azione dei raggi solari, io ci vedo giä
un accenno & quella funzione, che sara poi il sonno. Quella dei
rettili & la prima classe di animali che ci presenta appunto questo ,
stato di sedentarieta tutta speciale.
Il loro cervello gia incomincia a dare degli accenni, che ci
mostrano in modo non dubbio avere gia un substrato, se non
completamente adatto, certo con un accenno a ciö che sara poi
il sonno in altre classi di animali piü evolute dei rettili.
Perö l’evoluzione del telencefalo cominciata nei rettili pro-
segue ed aumenta negli uccelli e la funzione del telencefalo si in-
grandisce di molto. La demenza consecutiva alla sua ablazione
sta appunto a dimostrare chela vita psichica va svolgendosi sempre
piü in questa classe di animali. Inoltre nel telencefalo degli uccelli
appariscono dei centri motori speciali che permettono la realiz-
zazione di movimenti aventi uno scopo determinato e delle immagini
per l’animale.
I centri recettori anche si sviluppano dal canto loro dive-
nendo la base di reazioni complesse costituenti una individualitä
psichica, capace di apprendere ed utilizzare la esperienza indi-
viduale.. Perö questa comparsa di funzioni assolutamente nuove
nel telencefalo non si fa a spese delle funzioni dei centri inferiori.
Ebbene, rivolgendo ora uno sguardo a questa classe di ani-
mali, vediamo che & negli uccelli che comincia |la
7. Heft
76 O. Polimanti: Sonno e stati affini.
funzione del sonno. Bisogna ammettere perö che tutti
gli uccelli hanno un riposo molto limitato. Quantungue abbiano
un ricambio molto intenso, pure hanno bisogno di poche ore di
sonno a tipo diurno o notturno, secondo le vari classi di animalıi.
Anche questa limitazione del fenomeno diurno a tipo molto breve
e un’altra prova molto manifesta che in questa classe ha inco-
minciato indubbiamente'quella funzione primitiva, che & appunto
ilsonno. Questa nelle altre classi si andr& man mano evolvendo
ed il tempo anche nel quale l’animale rimarra in sonno diventerä&
sempre piü lungo.
®. E inutile che stia a portare esempi, perch& & noto ciö a tutti.
Dunque € negli uccelli, che il nido ha risvegliato per la prima volta
nel loro telencefalo la sensazione di monotonia, la quale unita all’-
immobilita, al silenzio, alla oscurita, ha portato indubbiamente
al sonno.
Vanno sfatäte completamente quelle notizie erronee che
vengono a sostenere non esservi in alcuni uccelli il sonno, almeno
se non in epoche determinate. Si portano come esempio i gabbiani
dell’oceano, che stanno continuamente in moto. Ma chiungue
ha fatto viaggi in mare sa che questi uccelli si cominciano ad
incontrare solamente, quando la terra ferma & vicina. Avviene
quindi che si provvedono di alimento e stanno in continuo moto
(anche per molte ore), poi a un determinato istante, quando il
fattore alimentazione € soddisfatto, vanno alla terra ferma nel
loro nido.
A queste mie idee si potrebbero opporre gli esperimenti
classici fatti da Schrader (1889) sui colombi, nei quali faceva
/’ablazione completa del telencefalo.
Ebbene questi animali cosi operati, che durante il giorno
girano nella stanza, dormono poi nella notte.
| lo perö soggiungo che la perdita degli emisferi cerebrali nei
colombi, porta con se la perdita della memoria associativa, ossia
tutto ciö che & stato acquistato per mezzo dell’attivita durante
la vita dell’individuo & perduto per sempre.
Rimangono invece le reazioni ereditarie
ed ilsonno appunto appartiene senza dubbio
alla classe di queste reazioni.
Iniziata questa funzione negli uccelli, nel corso della evolu-
zione ha trovato il cervello dei mammiferi ancora piü evoluto
ed ha in questi seguitato, fatta eccezione per i mammiferi marini
dei quali gia ho tenuto parola, per la quale eccezione ho invocato
il fattore ‚‚bassa temperatura“.
Se noi guardiamo, come perö viene esplicato il sonno nei
vari uccelli, noi vi notiamo una grande differenza nei vari ordini
che compongono questa classe.
Il tipo del sonno in questi animali, come ben si sa, € per la
minor parte a tipo diurno (animali rapaci, spec. Strigidae che sono
in moto nella notte) ma per la maggior parte € a tipo notturno.
O. Polimanti: Sonno e stati affini. 717
Tutti indistintamente gli animali di ogni classe, hanno un
sonno molto breve e leggerissimo.
Ho dimandato questo a vari custodi del giardino zoologico di
Roma e tutti mi hanno pienamente confermato ciö.
E questa una conferma di quello che aveva visto Desanctis
(1899 p. 53—54), solo perö per aleuni ordini di uccelli.
Se poi rivolgiamo uno sguardo alla maniera, come i vari uccelli
esplicano la funzione del sonno, noi troviamo delle grandi differenze
a seconda dei vari ordini; riporto solamente alcuni esempi. I
Grallidae si riposano tenendo il collo e la testa completamente
sotto un’ala e poggiandosi solamente sopra una zampa e dormono,
la maggior parte, piü di giorno che di notte (siccome moltissimi
sono acquatici, dipende ciö dal fattore nutrimento, perche& il pesce
viene alla superficie, specialmente nei laghi di acqua dolce, e li
rimane sopratutto durante la notte). Invece i rapaci diurni,
i gallinacei, le colombe, i pappagalli, i picarii, i passeracei, tutti
uccelli che vivono o in un nido vero e proprio, oppure sopra un
ramo (anche in questo caso perö ci sono tutti i fattori del nido)
si aggomitolano quasi tutti a formare una sfera (rilasciamento
dei muscoli delle penne) e giacciono sui due piedi. Alcuni
nascondono il becco sotto le ali, mentre altri invece ritirano sola-
mente la testa: tutti perö si € concordi nel sostenere che hanno
un sonno breve e molto superficiale, molto piü poi quelli che
vivono all’aperto e non in un vero e proprio nido e ciö dipende
appunto, dachedebbono staresempre pronti contro una aggressione.
Il sonno degli uccelli puö considerarsi in fondo un sonno vigile.
Perö sino da questa classe, cioe degli uccelli, si vede manifesta-
mente, come tutti quelli, che vivono allo stato domestico, abbiano
un sonno molto piü lungo degli altri che vivono inveceallo stato
libero. Ma ciö € molto chiaro e manifesto, perche& lo stato di dome-
sticita (di ciö parleremo meglio poi) fa si che oltre la difesa completa
anche le altre funzioni (alimentazione, riproduzione e protezione
della prole) siano completamente salvaguardate.
L’animale nulla ha da temere, non deve andare alla ricerca
del nutrimento, la deposizione delle uova, la prole, ecc. tutto &
completamente protetto, perciö dorme molto piü lungamente di
un altro della stessa specie che deve vivere allo stato libero ed &
obbligato completamente da se a salvaguardare tutte queste
funzioni fondamentali per la sua esistenza.
Questa influenza dell’addomesticamento risulta molto mani-
festa anche nei mammiferi, come poi accenneremo.
Darö una rapida rassegna sulla maniera di esplicarsi del
sonno nei mammiferi sia in base ad una esperienza personale,
come anche da quanto ho potuto apprendere direttamente dai
custodi del giardino zoologico di Roma e di altre citta, come
anche da quel pochissimo che € notato in proposito dal Desanctis
(1899 specialmente pag. 50—53 —55 —60 —64—66 —68).
7. Heft
78 O. Polimanti: Sonno e stati affini.
Ho parlato gia antecedentemente dei periodi di attivitä e riposo
nei mammiferi acquatici (Sirenii e Pinnipedi) e piü propriamente
su quelli che io ho avuto agio di esaminare direttamente (Delphinus,
Phoca) ed ho detto, come tutti siano in grande attivita. Questa
€ continua in Delphinus, dove si alternano periodi di maggiore
e minore attivita, mentre la Phoca si allontana qualche volta
dall’acqua, dove & sempre in continuo moto (si alternano anche
qui periodi di maggiore o minore velocita) per andare a terra, dove
rimane in uno stato di sedentarieta vigile e mai in un vero
stato di sonno.
Nel passare in rassegna il sonno che presentano i vari mam-
miferi terrestri procederö per ordine, trattando dai meno evoluti
a quelli piü evoluti.
I Monotremi (Ornithorhynchus, Echidna) ed i marsupiali
(Macropus, Giganteus) presentano brevissimi periodi di sonno, sia
nelle ore diurne che nelle ore notturne.
Fra gli sdentati ho avuto occasione di osservare Bradypus
e Dasypus: anche questi mammiferi, come i primi dei quali abbiamo
tenuto parola, presentano tutti costantemente dei brevissimi
periodi di sonno a tipo diurno e notturno. Noto qui che il Dasypus,
quando va in sonno, si raggomitola completamente a forma di
palla, in modo che rimane difeso completamente dalloscudo cutaneo.
Vediamo ora, come si comportano gli Artiodattili riguardo
al sonno.
I Suidae hanno un sonno specialmente a tipo notturno, ma
dormono perö anche di giorno: noto qui di passaggio che le specie
domestiche hanno periodi di sonno molto piü lunghi di quelli
che vivono abitualmente allo stato selvaggio (Cinghiale), i quali
ultimi hanno un sonno a tipo intermittente, di carattere pero
specialmente notturno.
L’ippopotamo trascorre la sua vita nell’acqua, anche allo
stato di schiavitü (allo stato libero vive costantemente nei corsi
di fiumi africani e non sta quasi mai in riposo). Sta costante-
mente sotto l’acqua, ma sia di giorno che di notte fuoriesce col
muso per poter respirare. Si noti anche in questo caso la grande
influenza che spiega nella brevita del sonno di questo animale
quell’ambiente acquatico omogeneo, nel quale si viene costante-
mente a trovare.
Ciö € una conferma, di quanto io dicevo a proposito del-
V’influenza dell’elemento acqua non solamente nei pesci, ma anche
nei mammiferi marini, i cetacei ed i sirenil.
Tutti i Ruminantia hanno un sonno leggerissimo, come del
resto lo hanno tutti gli altri mammiferi di questo stesso tipo. 1
Camello, il Dromedario, la Giraffa dormono sempre la notte e solo
per breve tempo, spesso anche di meno di quel tempo compreso fra
il calare e il sorgere del sole. Il Cervus elephas, il Cervus ca-
preolus, il Dama vulgaris, Alces palmatus, Rangifer tarandus hanno
O. Polimanti: Sonno e stati affini. 79
sonno notturno perö di breve durata e solo molto raramente
dormono durante il giorno.
Ho istituito anche delle osservazioni molto lunghe sui
Cavicornia, fra molti dei quali vi sono di quelli che vivono allo
stato domestico: ebbene in questi il sonno (sempre a tipo notturno)
& di piü lunga durata che non in quelli che vivono allo stato sel-
vaggio, anche se questi si trovino momentaneamente allo stato di
schiavitü. Gli Antilopidae (Antilope dorcas, Hippotragus oryx,
Rupicapra rupicapra) hanno dei brevissimi sonni notturni.
Mentre fra gli Ovidae, quelle specie che vivono da un infinito
numero di anni allo stato domestico, come ÖOvis aries, Capra
hircus, hanno ugualmente un sonno a tipo notturno (per breve
tempo, talvolta anche di giorno) perö di molta piü lunga durata
di quelle specie, che stanno allo stato selvaggio, come Ovis musimon
e Capra ibex.
Lo stesso si dica per i Bovidae (sonno a tipo notturno) il
Bison americanus (sta allo stato completamente selvaggio) e il
Bubalus buffalus (sta allo stato semi-selvaggio) dormono molto
di meno di Bos taurus, che ormai & allo stato completamente
domestico. Per il Bubalus buffalus faccio inoltre notare che un
coefficiente della brevita del sonno dipende forse (almeno per
quanto ho potuto vedere nella campagna romana) dal rimanere
una buona parte dell’intera giornata nell’acqua, nel pantano.
Tutti i Perissodattili dormono anche poco, quasi esclusiva-
mente nelle ore notturne: Rhinoceros e Tapirus poi, forme selvaggie,
hanno un sonno molto piü breve di Equus caballus, che & allo
stato completamente domestico.
Fra i Proboscidei, sia Elephas indicus come Elephas_ afri-
canus dormono per brevissimo tempo nelle ore notturne: nel
giorno si trovano sempre in continua attivita.
Il sonno di tutti i rosicanti & a tipo notturno, molto breve e
molto leggero. Anche fra questi la durata & molto minore in
animali domestici (Lepus cuniculus) che in animali selvaggi
(Lepus timidus). Fra i Sublungata, Cavia cobaja ha sonno
brevissimo notturno e a tipo intermittente, mentre fra gli
Hystricidae, Hystrix cristata, animale nettamente notturno,
dorme durante il giorno (allo stato di cattivitä perö & capace di
invertire il ritmo del suo sonno da diurno in notturno).
I Muridae (Mus musculus, M. decumanus, Arvicola arvalis)
i Myoxidae (Myoxus glis) gli Seyuridae (Seyurus vulgaris, Arctomys
marmota) sono animali con un sonno a tipo diurno, perche nella
notte vanno a caccia di nutrimento, meno la marmotta che ha un
sonno a tipo notturno.
Il sonno di tutti questi animali, come ho potuto constatare
su alcuni che ho tenuti in stato di cattivitä& per lungo tempo, &
sempre leggerissimo: al minimo rumore si risvegliano. Si noti
qui inoltre, che la maggior parte di questi Rosicanti sono tutti
7, Heft
80 O. Polimanti: Sonno e stati affini.
letargiei, ed € questa una prova, che fra profonditä del sonno e
letargo non esiste nesso alcuno.
Fra gli insettivori ho specialmente esaminato Erinaceus
Europaeus e Talpa europaea. Debbo notare perö che quest’ultima
allo stato di cattivita muore entro 1—2 giorni al massimo e, per
quante siano state le mie cure per mantenerla in vita, non vi sono
assolutamente riuscito.
Se debbo perö arguire dalle osservazioni continue, che ho
fatto in campagna, si susseguono periodi di attivita e riposo, sia
nelle ore diurne che nelle ore notturne ed arguisco cio dalla quantitä
diterra, chesiraduna a mucchi al di sopra dei nidi di questi animali.
In stato di cattivita si puö dire che rimanga piü 0 meno sempre
in movimento, si concede solo dei brevi periodi di riposo. Per
quanto poi riguarda il riccio (animale letargico e allo stato libero
notturno, ossia con sonno a tipo diurno), tenuto allos tato domestico,
si raggomitola piü o meno completamente durante la notte (sieche
cambia il ritmo del sonno da diurno a notturno) perö solamente
per poche ore. Anche per il riccio valgono le osservazioni che
faceva per i rosicanti letargici, ossia del nessun legame che corre
fra sonno e letargo.
Fra i carnivori anche ho potuto fare delle osservazioni molto
interessanti sui periodi di sonno, sia in quelli allo stato domestico,
come in quelli che sono allo stato selvaggio (ma in cattivitä).
Non mi dilungo sul sonno dei cani, perche & stato scritto su
di questo sia da biologi, come anche delle osservazioni interessanti
sono state anche fatte da amatori. Tuttii cani hanno una tendenza
a dormire molto, sia nelle ore notturne (& il periodo piü lungo)
come anche nelle ore diurne ed hanno perö un sonno molto leggero:
al minimo rumore si risvegliano. Invece i Canis vulpes e Canis
lupus, che sono ancora allo stato selvaggio, hanno un sonno molto
piü intermittente (specialmente durante il giorno) di quello che
non abbia il cane e contemporaneamente € anche di molto piü
breve durata.
Gli Ursidae (Ursus arctos, Ursus maritimus) dormono sia
nelle ore notturne come anche nelle ore diurne, perö a intervalli
brevissimi: ciö si avvera specialmente nell’orso polare (si noti
anche qui la stretta coincidenza che ha ciö con la vita molto
frequentemente acquatica dell’animale).
Fra i Mustelidae, Meles taxus, Mustela faina, Putorius
furo, il sonno & a tipo completamente notturno (almeno allo stato
di cattivita) e di una durata molto breve.
Fra i Hyaenidae la Hyaena striata, anche in cattivitä, conserva
il tipo del suo sonno diurno (del resto molto breve) e durante la
notte € sempre in continuo movimento.
I Felidae (Felis leo, F. tigris, F. pardus, Lynx) hanno un
sonno prevalentemente notturno (non molto lungo), perö anche
durante il giorno si concedono dei brevi periodi di sonno. 1
Felis domestica, addomesticato giä da secoli, ha un sonno & tipo
O. Polimanti: Sonno e stati affini. 8
notturno, perö anche durante il giorno dorme di quando in
quando.
I Chirotteri da me osservati (Plecotus auritus, Vespertilio
murinus, Vesperugo noctula) sono tutti animali che vivono nelle
grotte, nelle caverne e la passano tutta la giornata, appesi quasi
sempre per le estremita posteriori.
Hanno un sonno leggerissimo, perche basta il minimo rumore,
una luce un po’ forte, perch& aprano subito gli occhi e quindi si
risveglino per allontanarsi dal luogo, dove sono stati stimolati.
Hanno quindi un sonno leggerissimo a tipo diurno e sono
letargieci: durante la notte rimangono in continuo movimento
(il ritmo di attivit& comincia sull’imbrunire e finisce al sorgere
del giorno e coincide perfettamente, sia l’inizio come la fine della
attivitä, con una determinata intensitä luminosa, che varia natural-
mente a seconda delle stagioni).. Ho avuto occasione di studiare
per lunghi periodi di tempo dei Primati, che io ho tenuto per eseguire
anche delle osservazioni, dopo determinate lesioni sul sistema
nervoso centrale. Erano esemplari di Cynocephalidae, Cerco-
pithecidae, Semnopithecidae. Ebbene, le scimmie da me osservate,
si addomertano di quando in quando durante la giornata, ma di
un sonno leggerissimo. Lo stesso sonno avveniva durante la notte,
ma aveva uns durata molto piü lunga. Alminimo rumore si
ridestavano immediatamente.
Fra le Antropomorphae un esemplare di Satyrus orang, sia
per osservazioni mie personali come per osservazioni di custodi, si
comportava perfettamente nel suo ciclo ipnico come le altre scimmie,
delle quali ora ho tenuto parola. —. — .—
Voglio infine accennare ad alcune osservazioni costanti, le
quali sono state fatte da me, cheriguardano appunto il sonno
degli animali e che si riscontrano in tutti gli ordini.
Di regola generale tutti gli animali giovani dormono molto
meno di quelli che sono piü adulti ed in genere hanno un sonno
tranquillo, piü ritmico (non si interrompe molto facilmente come
succede negli adulti, sia in questi il sonno a tipo notturno o diurno).
In parte, e solo per qualche animale (cane, bue), era stato ciö
rilevato anche dal De Sanctis.
Ho tentato anche io di classificare gli animali (il tentativo
era stato fatto da Cornish, ma secondo me £& fallito completamente)
& seconda della profonditä maggiore o minore del loro sonno.
Ho potuto rilevare questi fatti prineipali: il sonno di tutti gli
animali € molto superficiale, dinon lunga durata, piü profondo &
il sonno di quelli animali che lo hanno a tipo notturno.
La superficialita del sonno si spiega col fatto che tutti gli
animali, essendo esposti ad ogni istante ad essere aggrediti,
ereditariamente si trasmettono di rimanere vigili non soltanto
allo stato di veglia, ma anche quando stanno dormendo. Questo
tipo di sonno & superficialissimo, in modo che al minimo stimolo
possono passare subito allo stato di veglia completa e di difesa.
Archiv für ee 6
1912 7. Heft
82 O. Polimanti: Sonno e stati affini.
Contro le mie idee, che occorre cio& uno sviluppo moltoavanzato
del telencefalo, perche possa risvegliarsi il sonno, mi si potrebbe
opporre anche per i mammiferi il.celebre esperimento di Goltz.
Questo riusci completamente nell’ardito esperimento di togliere
completamente i due emisferi cerebrali ad un cane ed a conservare
in vita P’animale per qualche anno. I risultati di questo classico
esperimento sono in poche parole i seguenti: nel cane cosi operato
mancano per sempre tutte le reazioni in cui entra in giuoco la
memoria associativa, mentre le reazioni semplici, dovute unica-
mente a condizioni ereditarie, rimangono completamente inalterate
(conferma di quanto abbiamo giä visto per i colombi senza emisferi).
Perciö il cane privo di emisferi si moveva senza posa nella
sua gabbia, e ciö forse ci spiega la tendenza a dimagrare degli
animali cosi operati: l’unico fatto anormale che presentava era
questa eccessiva irrequietezza. Perö il cane dormiva tutta la
notte, anche per un periodo piü lungo che non lo facciano i cani
normal.
Con una sorprendente regolaritä si'addormentava e si sveglia-
va, muovendosi spontaneamente senza alcun visibile stimolo
esterno. Non & perciö sorprendente, che l’animale privo di emisferi
cerebrali presenti regolarmente lo stato di veglia e di sonno. 1
sonno non ha nulla a che fare colla coscienza e con la memoria,
esso (prendendo la cosa in senso lato) si verifica anche nelle piante.
Occorre adesso vedere come gli animali (non solo quelli che
cadono in „sonno‘“ ma anche quelli dotati solamente di maggiore
o minore attivita) modificano questi vari periodi in virtü di loro
fattori intrinseci: 1 Alimentazione — 2 Riproduzione e difesa
della prole — 3 Vita sociale.
Fattori intrinseci agli stessi animali
1. Fattore „Fame, alimentazione‘“.
Il fattore „nutrimento‘“ ha la sua grande influenza, difatti
pur limitando le nostre osservazioni agli animali (dalle attinie sino
al pesci) marini che stanno allo stato di cattivita in un aquarium,
basta notare la maggiore attivit& che dimostrano tutti questi
animali, appena un po’ di nutrimento venga messo nelle loro
vasche.
Per i mammiferi e per gli uccelli si puö dire che regolino la
loro giornata passandone una parte (giorno o notte, a seconda
se sono animali diurni o notturni) in movimento (specialmente
alla ricerca del nutrimento) e quanto al resto del tempo l’impiegano
a riposarsi. Non si possono traceiare dei limiti netti e stabilire
la durata di questi due periodi di attivit& e di riposo, perche altrı
fattori (specialmente luce) intervengono a farli variare.
In genere si puö ritenere perö, che metä della giornata la
passino in riposo e l’altra metä in movimento.
I felini che sono certamente, fra gli animali, quelli dotati
di movimenti i piü rapidi, cadono in riposo, in sonno, special-
mente dopo mangiato.
O. Polimanti: Sonno e stati affini. 83
In molti uccelli & nettissima l’influenza che spiega il fattore
„ricerca dell’alimento‘‘ sopra i periodi di attivita e riposo.
Riporto qualche esempio che ho potuto controllare molte volte
da me stesso. La cicogna lascia il nido due volte al giorno, al mattino
e dopo mezzodi va nei prati e nei stagni alla ricerca del nutrimento
e ritorna a mezzogiorno e prima del calare del sole. Il falcone va
alla caccia, specialmente al mattino e alla sera: nel pomeriggio
questi animali stanno completamente immobili in un luogo elevato
e tranquillo: il gozzo € pieno di nutrimento e le ali sono rilasciate,
Vanimale si trova in uno stato di sonnolenza, che dura per tutto
il periodo della digestione.
I Corvi si svegliano all’alba, si riuniscono (in societä) e vanno
volando per i prati e per i campi per cercare il nutrimento. Nel
pomeriggio stanno sugli alberi a riparo del sole in uno stato di
sonnolenza, solo piü tardi vanno in cerca di altro nutrimento.
La sera si trovano in un punto determinato per passare la nötte,
quasi sempre in un bosco stando solamente sugli alberi senza fare
mai il minimo movimento.
Vi sono poi fra gli animali, di quelli che hanno bisogno di una
quantitä enorme di nutrimento, che talora non & cosa facile il
procurarsi e perciö stanno continuamente in moto, in caccia.
I Gabbiani sono obbligati a volare senza tregua al disopra dell’-
Oceano per procurarsi il vitto, si puö dire che passino volando
quasi tutta la loro vita. La Talpa anche € un forte divoratore
(insettivoro) e sta sempre chiusa nelle sue gallerie in maggiore
attivita ogni 10—12 ore (si rileva dai cumuli di terra che spesso
va elevando e che sono lo spurgo delle sue gallerie) inerociando
la terra in tutti i sensi in cerca di insetti e di vermi. Le sue ore
di riposo e di lavoro si succedono sempre molto regolarmente.
Non & letargica, perche oltre non avere la costituzione
anatomica adatta, sia nell’estate che nell’inverno trova sempre
nutrimento. Anzi € forse in maggiore attivita nell’inverno, perche
stando i vermi e gli insetti allo stato di letargo nella terra, la presa
del nutrimento & molto piü facile: difatti da quanto ho potuto
osservare, quei caratteristici movimenti di terra si avverano piü
in questa stagione che nell’estate. Secondo me, & nell’inverno
che la talpa ha il suo massimo di attivita.
In linea generale insomma si puö dire, che un animale piü
€ divoratore e minore & il riposo che si concede. Difatti tutti irosi-
canti che sono fortissimi divoratori, stanno in continuo movimento
(sono quasi tutti animali notturni), sis per mangiare subito quanto
trovano, come anche per fare collezionismo (alcuni per far ciö
hanno delle tasche laterali alla bocca).
ı 2 fattore fame e quindi la ricerca del nutrimento € capace
anche di far variare il ritmo della attivita e del riposo di molti ani-
mali, perch& € uno di quelli che viene influenzato sovranamente
dalla legge dell’interesse momentaneo. Molti che rifuggono dall’-
uomo, come la pernice, la lepre, il lupo, ad esempio, si avvicinano
6* 7. Heft
84 O. Polimanti: Sonno e stati affini.
alle abitazioni. Alcuni (come il lupo), mancando il nutrimento,
da animali notturni diventano diurni e diventano anche coraggiosi:
sis isolatamente, come anche unendosi in societa, danno degli
assalti veri e propri agli animali e all’uomo.
Questo fattore ‚‚ricerca di nutrimento“ regna talmente so-
vrano, ad esempio in alcune locuste, che camminano di continuo
e non conoscono ostacolo alcuno, tanto che spesso rimangono
annegate in corsi d’acqua (fiumi o torrenti).
Difatti un animale affamato ed in liberta non riposa, ma
si muove continuamente in cerca di nutrimento.
Oppurerimangono anche fermi, completamente vigili, nell’attesa
della preda che passi al varco (in questo caso perö non si tratta
di riposo, ma di una vera e propria attivitä che si esplica special-
mente coll’attenzione).
In aleune ricerche eseguite sopra l’attivita e il riposo degli
animali marini ho sostenuto che tutti i pesci di fondo, siano fermi
sulle roccie, oppure ricoperti piü o meno dalla sabbia, non si tro-
vano in uno stato di ‚sonno‘, mainvece si trovano sempre allo stato
molto vigile. Questa immobolitä € dovuta specialmente alla ricerca
del nutrimento, che in questa maniera puö essere molto facilitata,
perche& gli altri animali possono essere tratti in inganno e riman-
gono in questa maniera piü facile preda.
Quanto io ho detto degli animali marini, si puö sostenere
anche per molti animali terrestri, ad esempio tutti i felini, sia
selvaggi come allo stato domestico: il camaleonte, il coccodrillo,
i ragni, i serpenti ecc. rimangono periodi di tempo sempre conti-
nuamente fermi in attesa appunto della preda. Eppure non si
puö dire che in questa immobilitä si trovino allo stato di riposo,
anzi € appunto allora che debbono mostrare maggiore attenzione.
Ed in genere si puö dire che sia negli animali marini, come
nei terrestri, un animale, di quanto piü conserva l’immobilita,
tanto piü velocemente aggredisce la preda.
Caratteristico & il modo, come molti di questi animali aggre-
discono la preda: compiono delle vere e proprie ‚esperienze fisio-
logiche‘. Ad esempio la vipera morde coi suoi denti velenosi
V’animale, che gli si offre in pasto e poi attende ‚vigile‘ l’azione
del veleno. Solo quando questo animale cosi avvelenato non
compie piü movimento alcuno, allora si avvicina piano piano e
sinceratasi che € morto comincia ad ingoiarlo. Mentre invece altri
serpenti (Boa) uccidono la preda attorcigliandola completamente
e in questa maniera ne fanno il soffocamento in un tempo piü
o meno breve.
Tutti avranno osservato in un giardino zoologico, come i
felini prima di dilaniare ed ingoiare la carne che hanno ricevuta
in pasto la vanno continuasmente leccando: ebbene in questa
maniera determinano una abbondante secrezione di succo gastrico
(Esperienza alla Pawlow), cosi, appena la carne andra nello sto-
maco, sara molto facilmente digerita. La Torpedo invece fulmina
u
O. Polimanti: Sonno e stati affini. 85
colla sua scarica elettrica, anche stando nascosta nella sabbia,
il pesce che le si avvicina ed immediatamente corre ad ingoiarlo,
perche,non facendo cosi,potrebbe quasisicuramente ritarnare in vita.
Altri animali invece, come ad esempio il Trachinus, la Scorpaena
avvelenano la preda, ma poi non la divorano (sicche in questo caso
l’avvelenamento serve solo come mezzo di difesa e non per procac-
ciarsi nutrimento). Lo stesso fa il Trygon col suo aculeo caudale
(aggredisce a morte gli altri pesci e poi non li divora). Almeno
questo & quanto ho potuto vedere nei grandi bacini dell’ Aquarium
di Napoli: forse gli stessi fatti perö avvengono nel libero mare.
Ho notato inoltre che vertebrati superiori, tenuti in prigionia
allo stato di digiuno, solo nei primi tempi sono quasi in continuo
movimento visto che & impossibile procacciarsi nutrimento
alcuno, molto presto evitano di muoversi e ciö fanno appunto per
avere il minimo dispendio possibile di forze ed avere cosi un ricam-
biomoltorallentato. Stanno quasisempre in unostatodiimmobilita.
Perö bisogna notare, che per questo fattore ‚fame‘“ sorge
la legge dell’interesse momentaneo, che puö far variare enor-
memente i periodi di attivita e di riposo, perö in un altro senso,
diverso da quello sopra il quale ci siamo ora intrattenuti.
Difatti, appena gli animali si trovano in un pericolo qua-
lunque sia per se o per la prole, abbandonano subito il nutrimento
che avevano giä afferrato ed in questo caso fuggono, oppure si
mettono in posizione di difesa. Ciö si vede specialmente negli
uccelli e negli animali di rapina, i quali anzi per incutere timore
aumentano la propria superficie, alzando le penne od i peli, dai
quali sono ricoperti.
Fatti analoghi si vedono anche in altri animali terrestri (ad
es. Tarantola) e marini (Trigla, Dactylopterus).
Io ritengo che il fenomeno ‚riposo‘“ „sonno‘, specialmente
negli animali superiori, sia di ordine molto superiore al fattore
„tame e ricerca dell’alimento‘“ e piü indispensabile alla vita. E baso
questo mia idea sul fatto, che gli ammaestratori di animali costrin-
gono l’animale che vogliono educare, a quanto si sono prefissi
di fargli eseguire, per mezzo del fattore ‚fame e alimento‘ e giam-
mai riccorono a fargli mancare il necessario riposo. E poi € ormai
una cosa nota,che un animale superiore muore prima per man-
canza di sonno (Manaceine) che per mancanza di nutrimento.
2. Fattore „Riproduzione e Protezione della Prole“.
Sappiamo che gli animali sono obbligati a riprodursi, altri-
menti si spegnerebbero. Ebbene sia nella riproduzione sessuale,
come anche nella riproduzione asessuale avvengono tali variazioni
‚nell’organismo animale da far variare piü o meno completamente
i periodi di attivita e di riposo che si hanno allo stato normale.
Poco o nulla si sa in proposito, di quanto avvenga negli organismi
inferiori, sia che si riproducano per scissione dell’organismo ripro-
duttore 0 per gemme; io ritengo perö fermamente, che in questo
7. Meft
36 O. Polimanti: Sonno e stati affini,
periodo delle profonde modificazioni avvengono nella attivitä
propria. dell’organismo.
Piü estese sono invece le nostre cognizioni in tutti quegli
animali, nei quali la riproduzione & a sesso differente. Questi
animali non vengono al mondo completamente atti alla ripro-
duzione; i loro organi genitali all’epoca della nascita non si trovano
che in uno stato assolutamente rudimentale.. Solo quando gli
animali hanno raggiunto una certa eta e che tutte le condizioni
intrinseche ed estrinseche sono favorevoli per il loro sviluppo,
i loro organi genitali si sviluppano normalmente. E allora sola-
mente gli organi divengono atti ad elaborare i prodotti la cui
azione reciproca serve alla perpetuazione della specie. E da questo
momento che questo fattore esercita una influenza grandissima
sopra la attivita dei vari animali. Naturalmente queste condizioni
generali della riproduzione variano con ogni specie. L’elaborazione
del prodotto degli organi genitali non ha luogo costantemente
e non dura che un tempo molto limitato.
A questo periodo, che € d’ordinario piü lungo nei maschi che
nelle femmine, ed & in generale di una durata molto variabile per
ogni specie, succede dopo un certo tempo un periodo diriposo,
prima relativo e poi assoluto, degli organi genitali: allora questo
fattore non esplica piü influenza alcuna, o almeno molto limitata
sulla vita dell’animale. La maggior parte degli insetti segregano
i prodotti genitali solamente una volta durante la loro vita, mentre
che moltissimi animali rinnovano frequentemente questo atto.
Generalmente negli insetti le femmine depongono le uova
fecondate, che subiscono poi tutte le note metamorfosi.
L’attivita di tali animali in questo caso consiste nel trovare
a queste uova oltre le condizioni necessarie alla vita, come il
calore, ’umiditä ecc. anche di deporle in un mezzo ambiente tale,
che, appena la larva esce dall’uovo, sia provvista di nutrimento.
Ora l’osservazione ci ammaestra che la femmina sa scegliere
giustamente questo mezzo, e allora solamente depone le uova.
Del resto a questo solamente si limita la sua attivita in rapporto
al fattore ‚„‚sviluppo‘‘, perche le uova vengono poi completamente
abbandonate a se stesse.
Per ogni specie l’epoca dell’apparizione dei prodotti sessuali
che coincide coll’inizio della riproduzione, € chiusa entro certi
limiti. La fecondazione si opera in differenti maniere, a seconda
della specie alla quale appartiene l’animale. Bisogna distinguere
fra la fecondazione, che ha luogof uori del corpo della femmina,
come € nel caso della maggior parte dei pescie dei batraci, da quella
che si affettua nel corpo della femmina. Ci sono degli esempi
fra i pesci di enorme attivita durante l’epoca della fregola. Durante
questo tempo i pesci del genere Salmone lasciano il mare e rimon-
tano i fiumi, lottando talvolta contro difficoltä& insormontabili e
rischiando spesso la vita, stando contemporaneamente del tutto
digiuni (Miescher) e nuotando sempre continuamente: gruppi di
O. Polimanti: Sonno e stati affini. 87
maschi seguono una femmina. Deposte le uova, ritornano poi al
mare, pero il viaggio di ritorno & molto differente, vanno nuotando
molto piü piano e contemporaneamente anche si nutrono.
Anche altri pesci (Aringhe, Merluzzi ecc.) durante questo
tempo si riuniscono in grandi masse, sempre uniti insieme animali
di sesso differente. Fra i pesci di acqua dolce fanno questi viaggi,
durante quest’epoca della fregola, le trote (Salmo) e i Barbi (Bar-
bus).
Quasi tutti i pesci contemporaneamente assumono i colori
caratteristici delle nozze, diventando in genere di un colorito
molto piü oscuro, con chiazze molto piü marcate in determinate
regioni del corpo. In Hippocampus ad esempio questo fatto €
molto manifesto, come ho potuto vedere io tante volte.
Possiamo portare, sempre prendendoli dai pesci, degli esempi
dove si vede appunto, quanto importante sia il fattore gravi-
danza: difatti: Trygon pastinaca L. Torpedo sp. div. Mylio-
batis bovina Geoffr. sono pesci che si avvicinano alla costa solo
in un periodo molto avanzato della gravidanza e allo scopo
esclusivamente di sgravarsi, poi si allontanano di nuovo.
Caratteristico molto € quanto si vede in Smaris Alcedo Risso
(Lo Bianco 1909 p. 751— 752) all’epoca della riproduzione. Special-
mente nei mesi di Aprile e Maggio le femmine di questa specie si
radunano a masse fittissime in numero enorme sui fondi sabbiosi
o a coralline minute, ad una profonditä che varia fra 30—70 metri,
disponendosi ad una certa distanza dal fondo e cosi cominciano
a deporre le uova. I maschi si riuniscono contemporaneamente
a masse numerose al disotto delle femmine, fecondano le uova che
cadono e in parte anche le mangiano. Ed in questa semiimmobilitä
rimangono anche per un tempo lungo.
Da quanto si & potuto vedere, sembra che in un grande numero
di animali l’espulsione periodica dei prodotti degli organi genitali
sia una condizione necessaria alla vita. E ciö presenta un legame
diretto ed intimo fra la riproduzione e la conservazione dell’indi-
viduo.
Ciö avviene sicuramente nelle rane, dove la copulazione sem-
bra un vero bisogno come quello del nutrimento. Il maschio stringe
con gli arti anteriori con una violenza tale la femmina, che spesso
penetrano nell’interno del suo corpo producendo delle lesioni
piü o meno gravi. Ed in questo stato di accoppiamento, il maschio
puö essere malmenato e lesionato in ogni maniera (asportando
anche un arto) senza che abbandoni la posizione di copula, ed
anche giungendo a fare la separazione.
Perö basta (Tarchanoff) comprimere le vescichette seminali
e fare scolare lo sperma, che vi sitrova accumulato, perche ilmaschio
abbandoni completamente la femmina. Ognuno dunque vede,
come almeno per la rana, il fattore riproduzione porti delle modi-
ficazioni molto profonde nei periodi di attivitä e riposo di questi
animali. Un altro Batracio, il maschio di Halytes obstetricans,
7. Heft
883 O. Polimanti: Sonno e stati affini.
si trascina continuamente appresso per molti giorni, trattenute
dalle zampe posteriori, le uova che sono riunite in gruppo e rimane
cosi completamente fermo sino a che non si avvicina all’acqua,
dove poi va a deporre questo gruppo di uova.
Molte specie di serpenti, durante l’epoca della fregola, si uni-
scono a frotte immediatamente dopo l’epoca della muta. Debbo
qui di passaggio notare che anche il cambio del tegumento esterno,
in tutti gli animali che lo presentano (Crostacei, Serpenti ecc.),
& causa di un arresto della attivita non solamente durante tutto
il tempo che avviene questo rinnovamento del tegumento, ma
anche molto tempo prima e dopo che venga abbandonato il
vecchio. |
Prima rimangono immobili a causa dell’accrescimento del
nuovo tegumento, che porta certamente uno squilibrio in tutto
l’animale e dopo infine, a causa anche della protezione molto
limitata che puö fornire il nuovo tegumento.
Questi animali quindi, che presentano questo cambiamento
periodico del tegumento esterno, rimangono immobili e nascosti
per un periodo di.tempo piü o meno lungo.
In molte specie di serpenti si avvera il fatto che durante la
fregola il maschio e la femmina rimangono completamente at-
toreigliati fra loro esposti al sole per un tempo anche molto lungo.
Non sembra che i serpenti abbiano in genere delle cure pa-
rentali, perche si limitano a deporre le uova in luoghi convenienti
(temperatura omogenea, leggero grado di umiditä, ecc.) perche
l’embrione possa svilupparsi bene. Ho potuto sapere perö, che
il Python (almeno ciö avviene nei giardini zoologiei) rimane &
protezione delle sue uova per tutto il tempo dell’incubazione e
non le abbandona sino a che non sono dischiuse: durante questo
tempo rimane perciö completamente fermo.
Sia in Testudo come in Emys, come in Thalassochelys i maschi
possono seguire per lunghissimo tempo la femmina e non darsi
mai assolutamente riposo. Se ne allontanano poi, appena un
maschio ha compiuto la copula.
La femmina poi depone le uova in un luogo conveniente
(specialmente nelle ore notturne) bene ricoperte e non si occupa
piü assolutamente in seguito di queste.
Fra gli animali marini invertebrati richiamo l’attenzione
sulla Seppia: i maschi specialmente all’epoca della fregola sono
in continua attivitä, molto combattono fra di loro e seguono
sempre una femmina. Sostengono delle vere e proprie battaglie
ed anche sono capaei di autotomizzare nel frattempo i propri
arti.
Negli uccelli invece, l’attivitä che spiegano per assicurare la
loro riproduzione, & intimamente legata alle condizioni necessarie
allo sviluppo e alla protezione della prole.
Ma vi sono perö animali, nei quali avviene la copulazione
tra i due sessi, perö non vivendo in famiglia, in societä, sono
\
O. Polimanti: Sonno e stati affini. . 89
obbligati a ricercarsi, ad avvicinarsi ed a passare insieme un tempo
piü o meno lungo. Per arrivare a ciö si servono dei mezzi che sono
forniti dalla loro organizzazione e di qualche facolta speciale che
non apparisce che a quest’epoca.
Sappiamo gia che, in moltissimi di questi animali, cambia
V’abito esterno, appena si avvicina l’epoca della fregola e si forma
il cosi detto ‚„vestito di nozze“, in molti altri appariscono delle
produzioni particolari della pelle. La voce cambia molto spesso
e gli animali possono emettere dei suoni straordinari. Allorche
si cercano, gli animali sono spesso attirati dalla funzione di certe
glandole che sono in attivita (ruminanti: Moscus, Camello) special-
mente appunto all’epoca della fregola. Gli animali si uniscono
in gruppi piü o meno considerevoli ed i rapporti che esistono
in questo caso fra il numero dei maschi e quello delle femmine,
e cosi anche altre circostanze, determinano alcune manifestazioni
dell’attivita degli animali, che tendono appunto al compiersi della
copulazione. Molto spesso poi avvengono delle vere e proprie lotte
fra maschi per il possesso della femmina. E quello che € piü degno
di menzione, si & che l’epoca della fregola viene secondo i elimi
ed in maniera tale, che i piccoli che nascono dalla copula vengano
al mondo in condizioni climatiche tali (ritmo dipendente da quello
delle stagioni) che & loro possibile disvilupparsi e di diventare adulti.
Lo sviluppo nel corpo della madre dell’uovo fecondato, l’uscita
dei prodotti del concepimento, tutti questi fenomeni sono sotto-
posti per ogni specie animale a certe condizioni di attivitä e di
riposo, ed anche di nutrizione, di temperatura, di protezione, ecc.
Bastera solo qualche esempio per convincersi della grande im-
portanza che spiega sull’organismo di questi animali questo fattore
della ‚‚riproduzione“ sopra la loro attivita ed il loro riposo.
Tutti gli uccelli, nell’epoca antecedente all’accoppiamento,
emettono delle grida caratteristiche e compiono anche dei voli
molto caratteristici e particolari solamente propri di questa epoca.
Aleuni (Picchio) per fare constatare la loro presenza battono
anche con il becco contro gli alberi.
Cambiano contemporaneamente in modo completo i loro
periodi di attivitä e riposo. Bastano solo alcuni esempi caratteristiei
per convincersi di ciö.
I gabbiani, i quali, come ho accennato, stanno sempre in con-
tinuo movimento nell’Oceano, volando senza tregua, solo all’epoca
della riproduzione vanno nella terra ferma (sedentariet& momen-
tanea da riproduzione e protezione della prole). Anche la Cicogna
subisce dei profondi mutamenti nella sua vita abituale all’epoca
della riproduzione. E in questa epoca, che specialmente il maschio
entra in maggiore attivitä, sia per completare la costruzione del
nido, come anche per arrecare il nutrimento necessario alla fem-
mina (che deve star ferma per la protezione della prole dalle in-
fluenze cosmiche e dagli altri animali, specialmente rapaci) ed
alla prole.
7. Heft
90 O. Polimanti: Sonno e stati affini.
Anche nei mammiferi avvengono delle profonde variazioni a
causa del fattore ‚„riproduzione‘“.
Naturalmente perö, fra i mammiferi, la parte del maschio
nella riproduzione si limit quasi esclusivamente alla copula ed
€ alla femmina che incombono tutti i pesi della maternitä (allat-
tamento, difesa e nutrizione della prole, educazione ecc.) quindi
sia per il maschio come per la femmina i periodi di attivitä e riposo
sono molto differenti. In certe specie il maschio rimane vigile per
difendere la femmina e la prole.
Anche fra i mammiferi (specialmente tra i ruminanti: cervi,
camosci, ecc.) avvengono delle lotte terribili fra maschi per il
possesso della femmina.
In genere poi tutte le femmine dei mammiferi, quando si
avvicina il parto, cercano sempre il „nido“ e difatti si preparono
un nascondiglio comodo e tranquillo.
Avvenuto il parto, la femmina non si discosta che per breve
tempo (ricerca del nutrimento, emissione di urina e di feci) dalla
sua prole, che ha bisogno di essere allattata.
Questi sono. fatti comuni assolutamente a tutti i mammiferi.
La Talpa cambia completamente il suo ritmo di attivita e di riposo
nell’epoca della riproduzione.
Il fatto rimarchevole in questi ultimi animali si e poi, che
hanno gravidanze sia in primavera che in autunno. Ciö si spiega
data l’esistenza sotterranea che menano, lontani dalle variazioni
brusche atmosferiche e poi perche, come ho accennato in altro
punto, trovano, in questo frattempo, costante il nutrimento.
Questo fattore della propagazione della specie ha dunque,
come abbiamo visto, una importanza capitale, perche determina
dei cambiamenti profondi negli animali. Si puö dire che tutti i
loro atti abbiano per scopo finale la realizzazione delle condizioni
necessarie alla vita e alla riproduzione.
Sia il maschio come la femmina (ciö naturalmente e piü
evidente nei vertebrati superiori) nell’epoca della riproduzione
sono sempre allo stato ‚„vigile‘‘ e mai quasi in riposo, sia per il
fatto dell’accoppiamento in se stesso, come anche poi per la difesa
della prole.
Durante tutto il periodo riproduttivo soffrono spesso la fame
e dimagriscono enormemente. In questo caso anche & la legge
dell’interesse momentaneo, il fattore ‚‚riproduzione‘ che li distoglie
completamente dalla alimentazione e che fa completamente variare
il ritmo della attivita e del riposo. In tutti gli ordini dei mammi-
feri, dei quali sopra ho tenuto parola, riguardo ai periodi di attivitä
e di sonno, per tutto l’intero periodo del fatto riproduttivo ed
anche quando hanno la prole, i periodi di sonno sono molto brevi.
Il periodo di sonno non & continuo, ma € a tipo intermittente,
sia questo a forma notturna o diurna. Ciö ho potuto stabilire
nettamente in modo speciale in tutti quei mammiferi che vivono
allo stato domestico, sia per il maschio come anche per la femmina,
O. Polimanti: Sonno e stati affini. 91
non mi dilungo quindi in particolaritä, perche non farei che ripetere
per ogni ordine di animale, quanto qui molto suceintamente ho
riferito.
3. Fattore ‚Vita sociale“.
La conservazione e la riproduzione di qualche specie non si sono
realizzate che a condizione che gli individui che la compongono
vivano riuniti, sia costantemente, oppure in certi periodi di tempo.
Negli animali che vivono costantemente insieme si versand delle
differenze piü o meno grandi nel grado di sviluppo non solo, m&
qualche volta anche nella struttura stessa del loro corpo. A queste
differenze di struttura corrispondono naturalmente delle diffe-
renze di funzioni. Si puö avverare, che il difetto di attivita per la
conservazione della riproduzione di una parte della societä, €
compensato dall’attivitä dell’altra; ed allora la vita in societ&
e una delle condizioni necessarie ed indispensabili per l’esistenza
di questi animali. Si puö dire che questo fattore ‚vita sociale‘
sia retto dal principio della‘ divisione del lavoro“. Possiamo
prendere degli esempi molto manifesti in tutti gli ordini di animali,
sia fra i vertebrati come fra gl’invertebrati.
Ad esempio nelle formiche le operaie, i maschi e le femmine,
compiono delle funzioni differenti: sono le operaie che pensano
alla nutrizione delle larve, delle ninfe e delle giovani formiche.
A questi vari stati dell’animale corrispondono naturalmente dei
differenti periodi di attivita e riposo. Nell’ inverno sopraggiunge
poi in tutte le formiche il letargo, per cui rimangono chiuse nei
formicai sino alla primavera. Anche nelle Api abbiamo gli operai,
i maschi e le regine. In questi esempi si hanno dunque delle vere
e proprie societa animali i cui individui appartengono & categorie
differenti. Gli individui di ogni categoria si distinguono dalla
struttura del corpo e dalle funzioni che compiono, di piü non
possono da loro solamente arrivare a conservarsi e a riprodursi.
Cosi fra le formiche e le api, gli operai, data la struttura del loro
cOTpo, non sono atti alla riproduzione, bensi a fornire il nutrimento
non solo alle femmine fecondate ed ai maschi destinati alla pro-
pagazione della specie, ma anche a curare le uova, in modo che
possano bene svilupparsi ed a portare quindi nutrimento, quando
questo va subendo le varie modificazioni durante lo sviluppo.
In queste condizioni, ossia con differenti stati di attivita e di
riposo dei vari individui, la vita sociale diviene una condizione
essenziale per la durata e la sopravvivenza della specie. Fra gli uc-
celli e i mammiferi naturalmente non esistono delle differenze
cosi nette nella vita sociale, come in questi esempi che abbiamo
portato, perö anche in questi vige il principio della divisione del
lavoro, in base al quale, individui differenti, ma della stessa specie,
possono presentare un differente ritmo di attivita e di rIposo.
Si ritrovano in questi animali le differenze ordinarie fra maschio,
femmina e piccoli; ebbene queste differenze bastano per unire
7. Heft
92 O. Polimanti: Sonno e stati affini.
gli animali almeno per un certo tempo. Succede spesso che quando
la giovane generazione si € sviluppata al punto da rassomigliare
completamente ai parenti, certi uccelli e certi mammiferi non si
riuniscono piü in societa per un tempo piü o meno lungo per
poter compiere le condizioni necessarie alla vita e alla propagazione
della specie.
Si hanno quindi delle societaä temporanee, ovvero anche delle
societa permamenti. Tutti gli uccelli, i quali emigrano ad epoche
determinate (rondini, colombi, cicogne ecc.), si riuniscono in sO-
ciet& numerose: la guida al volo viene fatta da uccelli piü anziani
i quali naturalmente debbono avere maggiore attenzione ed
essere piü attivi degli altri che li seguono. Queste guide poi si
cambiano appunto, perche si concedano vicendevolmente, se non
un riposo assoluto, almeno relativo. Di piü, tutti gli uccelli che
vivono in societa, pongono delle sentinelle (pappagalli, corvi, oche,
gru ecc.), specialmente perche la ricerca del nutrimento venga fatta
nel miglior modo possibile.
Talvolta poi vivono in societa animali di specie differenti
(per es. anatre, beccaccie, piccioni selvatici), in questo caso individui
dell’una o dell’altra specie si fanno avvertitori di un danno comune.
Cosi anche molti mammiferi, obbligati a portarsi piü o meno
lontano per la ricerca del nutrimento, vivono in societa qualche
tempo o in permanenza. Questo fanno specialmente molti rosi-
canti letargici e molti ruminanti anche (marmotte, Lemming,
cervi, ecc.)
Cosi anche molti animali della razza canina (sciacalli, lupi)
vanno sempre a truppe alla caccia della preda. La necessitä
di vivere in societä s’impone specialmente agli animali, nei quali la
riproduzione & lenta e non & possibile che alla condizione che i
piccoli, il cui sviluppo esige molti anni, siano guardati con molte
cure.
Un esempio di ciö si ha in moltefemmine, che vivono in societ&
piü 0 meno numerose. Ebbene, € sempre un individuo della specie,
di solito il maschio piü vigoroso, che fa da guardia, da guida, e
da patriarca della legione.
La guida € costantemente occupata a vigilare, per essere ac-
corta sempre a che un danno non si avviecini.
E l’attenzione, il lavoro continuo compiuto da questa guida,
la quale va sempre avanti per esplorare i dintorni, che fanno
si, che il lavoro degli altri individui, che compongono la societä,
sia molto minore e che nello stesso tempo rendono possibile la
vita e la propagazione della specie. Con una guida di questo maschio
piü vecchio tutti si pongono al sicuro, cominciando dai piccoli,
che altrimenti sarebbero esposti ai piü grandi pericoli di essere
distrutti.
In questa maniera i periodi di attivitä e riposo in una data
specie si susseguono con una certa regolarita ed anche con una
certa facilita. La societa, sia quando vada alla ricerca del nutri-
O. Polimanti: Sonno e stati affini. 93
mento, sia che si conceda riposo dopo la caccia, che & stata ese-
guita, come anche per il fattore propagazione della specie, € munita
constantemente di guardie le quali sono sempre vigili attorno e
che rendono avvertita di un pericolo imminente. — Se volessimo
ora tentare una classifica delle varie gradazioni, che assume nel
regno animale il fenomeno riposo e sonno, si potrebbe compilare
questa tabella, avvertendo che porto come esempio solo qualche
specie di animali per ogni categoria da me osservati.
1° Attivita motoria maggiore alternata con attivitä motoria
minore (Teleostei).
2° Attivita motoria e sedentarietä vigile (Torpedo, Scorpaena).
3° Attivita motoria e sedentarietä-riposo in un nido (Insetti).
4° Attivit& motoria e sedentarieta-riposo determinato da un
agente esterno (sole) (Rettili).
5° Attivita motoria e sonno a tipo leggiero, breve, inter-
mittente (uccelli e mammiferi allo stato selvaggio).
6° Attivita motoria e sonno a tipo profondo, quasi continuo
(solo con brevi intermittenze) (uccelli e mammiferi allo stato
domestico. Uomo).
Naturalmente con questa classifica io ho ereduto di abbrac-
ciare nel suo complesso il fenomeno del riposo e del sonno, la-
sciando di lato le possibili variet& che possono presentare i vari
animali. Credo perö in questo modo di avere bene abbracciato
nel suo complesso la filogenesi del sonno. — Veduta ora la filo-
genesi del sonno ci rimane di ascrivere il significato biologico a
questa funzione dell’organismo animale, studiandone attentamente
i vari caratteri che presenta e potremo cosi bene individualizzarlo.
Il sonno, essendo una funzione della materia vivente, deve
essere naturalmente un fenomeno periodico. E su questo punto
sono tutti d’accordo: sono i processi di assimilazione e di disassi-
milazione che si avverano costantemente in tutti i fenomeni vitali
e che si succedono appunto ‘periodicamente. Non sar& male di
rivolgere uno sguardo un po’ da vicino a questi fenomeni perio-
diei: forse qualche osservazione, che io farö a proposito del sonno,
poträ essere applicata ad altri fenomeni periodiei animali.
1° La funzione del sonno & compresa e determinata entro
certi limiti, i quali sono differenti per ogni ordine animale. Difatti
abbiamo visto che sia la durata (maggiore 0 minore) come la pro-
fonditä (maggiore o minore) il tipo (diurno 0 notturno) varia per
ogni ordine di animal.
2° La funzione del sonno & accelerata a condizione che l’am-
biente esterno (fattore fisico e fattore chimico, come anche il
fattore nido) sia favorevole, cosi anche che siano normali i fattori
intrinseci all’animale (alimentazione, riproduzione, ecc.): & una
fusione di tutte queste condizioni dell’ambiente esterno e di quello
interno che determina l’optimum, perche si abbia il sonno.
Debbo poi qui infine notare che l’addomesticamento degli
animali ha accentuato molto di piü in questi ed allungato molto
7. Heft
94 Ph O. Polimanti: Sonno e stati affini.
di piü i periodi di riposo e disonno. Difatti nell’addomesticamento,
nella prigionia degli animali tutto hanno salvaguardato questi:
il vitto, la riproduzione, la prole. Ci sono poi tutti i fattori per
il riposo: un ambiente tranquillo, un nido. Non debbono sostenere
alcuna lotta e non debbono andare a cercare nulla.
Da ciö si conclude che l’addomesticamento ha forse alterato
il ritmo ancestrale primitivo allungando i periodi di riposo e
quindi di sonno.
Si tratta in fondo di una vera e propria funzione eccitatrice
al sonno che viene a produrre nell’organismo la fusione di tutti
questi fattori estrinseci ed intrinseci all’animale, quando si conser-
vano entro i limiti normali e non presentano delle variazioni piü
o meno brusche e alle quali l’organismo animale non & adattato.
E che si tratti di una vera e propria funzione eccitatrice al sonno
che compiono tutti questi fattori omogeneamente riuniti insieme,
io mene convinco guardando le curve (Michelsen), che ci stanno
ad indicare la profonditä del sonno nell’uomo, ottenute appunto
facendo degli stimoli di vario genere e di intensit& sempre uguale
sopra l’individuo che dorme. Ebbene, queste curve salgono re-
pentinamente e rassomigliano ad una curva di contrazione di
un muscolo striato, eccitato con una corrente elettrica, nel suo
periodo di ascesa. Raggiunto il massimo della intensitä ipnica,
entro breve tempo queste curve vanno poi rapidamente discendendo.
‚Ci6 sta appunto a significare che, avvenuta l’eceitazione, l’orga-
nismo animale, gia ereditariamente predisposto a riceverla, e
gia completamente e ritmicamente a questo adattato, va esple-
tando questa funzione. La profondit& del sonno non si mantiene
sempre molto elevata, perche l’organismo addormentato non €
piü al caso di ricevere la eccitazione primitiva, che l’ha determi-
nata in questo. stato e ritmicamente poi (finita linfluenza della
eccitazione primitiva) si va risvegliando.
Questa maniera di comportarsi riguardo alla profondit& del
sonno (almeno per l’uomo), cio& intensa all’inizio e che poi va
rapidamente scemando, & per me una caratteristica di tutti questi
fenomeni globali, propri dell’organismo animale. Basta pensare
al modo di esplicarsi dello stimolo della ‚fame‘ per convincersi
di ciö. Io credo, che se anche di questa funzione noi potessimo
costruire un equivalente grafico del modo di esplicarsi, questo
sarebbe perfettamente uguale a quello del sonno. Difatti anche
la fame, come ebbi giä a notare in un mio lavoro (Polimanti 1911),
insorge repentina ed € uno stimolo che raggiunge subito il suo
massimo, perö questo stimolo € di natura molto labile, perche
basta introdurre nello stomaco qualcosa (anche che non sia cibo:
basta talora un po’d’acqua), perche lo stimolo repentinamente
si vada abbassando e sparisca completamente quella sensazione
molto molesta. Ciö sta anche a dimostrarei la grande labilitä di
questi fenomeni globali propri dell’organismo animale.
O. Polimanti: Sonno e stati affini. 95
Queste curve hanno una grande analogia con quelle date da
un muscolo eccitato con una corrente tetanizzante, come sopra
ho accennato: la curva di contrazione in questo caso rapidamente
raggiunge il suo massimo, e rapidamente va poi discendendo,
perö prima di ridiscendere rimane per un tempo piü o meno
lungo al massimo della sua contrazione (questa € l’unica diffe-
renza). Ad ogni modo queste curve che stanno a rappresentarci
Vesplicarsi di questi atti globali (sonno, fame) hanno una grande
analogia con quelle date dalle contrazioni volontarie, le quali,
come ben si sa, sono tutte a tipo tetanico.
Sembra dunque che nell’organismo animale sia i fenomeni
volontari come gli involontari debbano tutti compiersi in modo
repentino e tetanico.
Appare dunque, che tutti i fattori intrinseci ed estrinseci
ad un dato fenomeno, che si va esplicando in un organismo ani-
male, appena hanno raggiunto l’optimum, influiscono in modo
su questo da farlo produrre repentinamente e fargli raggiungere
nel piü breve tempo possibile il maximum.
Variando questi fattori, io ritengo sicuro che questi vari fe-
nomeni non si esplichino piü cosi regolarmente, come sopra io ho
detto, ma subiscano delle variazioni piü o meno profonde a seconda
che i fattori intrinseci ed estrinseci all’organismo animale e che
servono alla esplicazione di quel determinato atto globale si avvi-
cinano o si allontanano piü o meno dall’optimum.
L’assenza di eccitazioni periferiche favorisce il sonno ed in
ciö guardiamo tutti gli animali, i quali, sin che debbono rimanere
allo stato sedentario solamente, oppure che debbono dormire, si
rifugiano costantemente in un nido. Ho parlato piü volte del
significato biologico, che deve darsi al nido e non mi dilungo
sopra tale argomento.
Basterebbe quindi questo solo iatto degli animali del ricorrere
al nido per dormire per convincerci della influenza grande ecci-
tatrice che spiega l’ambiente monotono e tranquillo sul fenomeno
del sonno. Non ritengo giusta l’osservazione che fa Richet (p. 951)
che cioe „on s’endort a l’Opera, malgr& la lumiere et le bruit‘“.
Basterebbe pensare al fatto, che in molte regioni i bambini vengono
addormentati, mentre si va loro cantando una cantilena e contem-
poraneamente anche agitando la cuna. Nel teatro appunto c’E
la musica che facilita il sonno, meno naturalmente quando vi
sono quei ‚„maestoso‘“ che sono quasi sempre origine di un ri-
sveglio in chi& addormentato. E delresto, rimanendo sempre nell’-
uomo, talvolta per ricevere alcune sensazioni estetiche vi sono
individui, adatti a riceverle e a percepirle, mentre altri sono com-
pletamente inadatti a ci. E questo avviene non solo per la musica
che in aleuni puö produrre sonno ed in altri tenerli svegli, ma
anche si vede ciö ad esempio, quando vi sono ascoltatori a sentire
un oratore: la maggior parte sono svegli, mentre altri invece
dormono.
7. Heft
96 O. Polimanti: Sonno e stati affini.
E poi in questi fattori entra sempre il fattore ritmicit& del
sonno, che nell’uomo si esplica specialmente nelle ore notturne
e ad onta magari del rumore che vi & attorno: l’uomo ritmicamente
deve addormentarsi.
3° Quanto al valore della influenza modificatrice che eser-
citano le variazioni dei fattori estrinseci ed intrinseci all’organismo
che deve cadere in sonno, si puö dire quanto segue. Il fenomeno
sonno non puö sempre cominciare difatti a prodursi, se non c’&
un equilibrio completo e se non si conservano perfettamente
entro i limiti assegnati quei fattori, ai quali sopra ho accennato.
Puö essere ad esempio che mentre i fattori estrinseci si
mantengono entro i limiti normali per la produzione del fenomeno,
gli intrinseci non vi si trovino, oppure vViceversa, e allora non si
ha il sonno, oppure si puö avere, ma in una forma completamente
atipica. Riguardo alle variazioni che avvengono nell’ambiente
esterno e che minacciano i fattori intrinseci all’animale: 1 Con-
servazione 2 alimentazione 3 riproduzione 4 societä, l’organismo
animale rompe completamente il proprio ritmo di attivit& e riposo
e non cade in.sonno o in riposo. Quegli autori che parlano di
„istinto‘ ritengono, che ciö avvenga in base alla legge dell’interesse
momentaneo, ma ciö poco ci viene a dire. Io dico invece con lin-
guaggio piü biologico che l’animale si oppone alla „variazione“,
che vuole essergli apportata e perciö rimane vigile.
Perche il ritmo del sonno avvenga, occorre appunto che l’am-
piezza delle variazioni, sia dei fatti estrinseci od intrinseci, si
conservi entro certi limiti, senza che questi siano passati. Di
piü devono equilibrarsi fra di loro, in modo tale che il fenomeno
deve raggiungere il suo completo sviluppo in un tempo brevissimo.
Piü funzioni della vita animale indipendenti l’una dall’altra
possono compiersi nello stesso tempo. Se le condizioni necessarie
allo sviluppo di queste funzioni sono identiche, si possono svolgere
ugualmente nello stesso tempo; perö, se aleune di queste condi-
zioni sono differenti in quantit& e in qualitä, puö accadere, che
il modo di svilupparsi di queste varie funzioni differisca in parte
o completamente fra di loro.. Io non voglio qui intraprendere una
discussione sopra i cambiamenti che avvengono nella successione
dei fenomeni sotto l’influenza di una variazione sia dei fattori
estrinseci od intrinseci all’organismo animale; mi piace solo di
aver messo in luce che questi agenti hanno una enorme impor-
tanza.
Io non voglio stare qui a parlare infine della influenza che
la volont& puö spiegare, sia favorendo come anche ritardando
l’assopimento, e cosi anche di altri fattori di ordine perfettamente
antropomorfico, perch& poco o nulla servirebbero alla soluzione
della questione biologica, che qui ei interessa. Si comprende quindi
facilmente, come il sonno sia una funzione positiva e riparatrice,
trofica, perche, se cosi non fosse, sarebbe una funzione patologica,
ciö che in realtä non &: questi sono postulati del fenomeno ‚‚sonno“.
O. Polimanti: Sonno e stati affini. 97
Alcuni infine non sanno spiegarsi come nell’uomo il ‚„riposo“
senza dormire, di maggiore o minore durata, non gli dia tanta
forza e benessere come gli da il ‚‚sonno‘ ed io mi spiego ciö dieendo
che il riposo € un postulato degli animali inferiori, mentre il „‚sonno‘“
€ proprio degli animali superiori e dell’uomo. Ogni animale ha le
sue funzioni a seconda specialmente del suo grado di evoluzione e
ciö per quanto riguarda l’attivita, il riposo, il sonno & stato da me
completamente messo in luce nel decorso di questo mio lavoro.
Col fattore evoluzione noi ci spieghiamo completamente
tutte le modalitä (durata, ritmo, tipo, ecc.) che presentano l’atti-
vita, il riposo, il sonno nei vari ordini di animali e ciö anche &
stato da me spiegato antecedentemente, credo in modo completo.
Biologicamente la fase di riposo di un ciglio vibratile, la
minore attivita di un teleosteo, la sedentarieta di un selacio o
di un rettile, il sonno di un uccello, di un mammifero o di un uomo
hanno lo stesso identico valore. Naturalmente & il fattore evo-
luzione, che fa variare questo atto biologico.
Perö l’alternarsi di periodi di riposo con periodi di attivitä
€ un postulato indispensabile della vita (anche non dando alla
parola sonno un senso antropomorfico).
E si puö giungere quindi ad un’altra conclusione, che cioe
tutti gli animali, chenon presentano sonno, sono tutti molto inferiori
rispetto a quelli che lo presentano. —
Guardiamo infine di dare una definizione del sonno a pro-
posito, della quale Myers molto a ragione diceva: (1903, I p. 122
„Ihe definition of sleep is an acknowledged erux in physio-
logy“‘)
Naturalmente, partendo dal nostro punto di vista, dovremo
dare una definizione biologica del sonno, che possa applicarsi ai
vari ordini animali. Servira questa come una ricapitolazione,
di quanto sinora noi abbiamo qui trattato.
Ammesso che & una proprieta della materia vivente quella
di riposarsi, si deve ritenere il sonno come un fenomeno atavico,
dovuto ad un grado di evoluzione molto elevato. Come tutte le
funzioni vitali € di ordine ritmico, il quale ritmo puö cambiare
per variazioni,cheavvengonosia nell’animale stesso, come anchenell’-
ambiente che lo circonda. Viene ad essere di molto facilitato in un
nido, dove l’animale si ritira e cosi viene ad essere completamente
difeso e trova in questo ambiente quella oscuritä, monotonia,
silenzio e talora anche l’approvvigionamento, che unitamente
all’immobilitä nella quale deve stare, fa si che cada in sonno. —
Rimane ora di parlare di un altro gruppo di fenomeni che
presentano gli animali e che hanno una grande analogia col sonno:
intendo parlare della ‚Vita Latente“. Questi fenomeni di vita
latente si hanno in quegli animali, quando sottoposti ad una varia-
zione brusca e forte nell’ambiente (sia di ordine fisico come di
ordine chimico) dove vivono, non potendo emigrare, ovvero non
potendo adattarsi a questa, per non morire, subiscono delle modi-
Archiv a BEN 7 7. Heft
98 O. Polimanti: Sonno e stati affini.
ficazioni piü o meno profonde, a seconda del loro grado di sviluppo,
di costituzione e di evoluzione. Come vedremo trattando questo
argomento, i fenomeni di vita latente, in qualunque ordine di
animali si avverino, cominciando dai meno evoluti a quelli piü
evoluti, mostrano dei caratteri che sono comuni a tutti. Voglio
qui innanzi tutto tenere parola sulla termobiosi, negli animali
acquatici, questione questa di adattamento di grande importanza
biologica e che & stata studiata molto bene da Issel (1906) e che
qui riassumo molto brevemente, perche vi sono molti fatti che
serviranno a chiarirci alcuni fenomeni della ‚Vita Latente‘“.
Da questi studi risulta dunque che la resistenza massima
dei protozoi si eleva almeno a 55°, i metazoi sopportano non di
rado 45°—50°.
Mentre invece per la flora termale si hanno dei limiti vitali
costantemente prossimi a 90° e forse anche superiori a 90%. E oggi
opinione sostenuta da tutti per spiegarsi questi adattamenti a
cosi alte temperature, che i primi batteri e le prime cianoficee
hanno cominciato ad esistere, allorquando una temperatura ele-
vata dominava sulla terra. E successivamente ammesso, che
abbiano conservato in speciali ambienti una struttura speciale
del protoplasma, la quale, in un’epoca geologica piü o meno re-
mota, era condizione generale ed indispensabile di esistenza.
Ed Issel suppone, che gli infusori ciliati (forme piü evolute) siano
comparsi allorquando il protoplasma non richiedeva una resi-
stenza cosi grande alla coagulazione e manifestino quindi, anche
tuttora, una tolleranza termica assai limitata. Contemporane-
amente, in queste forme adattate alla vita termale, € venuto,
unitamente alla temperatura, anche un adattamento alla con-
centrazione salina delle acque termali, ambedue probabilmente
resi facili da eircostanze precedenti: habitat lagunare (pro-
tozoi di acqua stagnante), dimora in stagni poco profondi (specie
alofile fra i metazoi), vita in seno a sostanze organiche in via di
decomposizione (nematodi viventi in detriti organici). Un fatto
interessante, che richiameremo poi parlando di quella forma della
vita latente che & il letargo, sie che (Issel pag. 51) gli animali che
sono meglio adattati alla vita nelle terme, sono specie erbivore.
Difatti nelle terme euganee la Frontonia acuminata € avi-
dissima divoratrice di oscillatorie, la Paludestrina ed il Dory-
limus sono pure erbivori. Di piü alla vita termale sono giäa adat-
tati molti molluschi, artropodi, pesci e anfibi. Questo ci dimostra
naturalmente sino a qual punto si spinge la resistenza di questi
organismi animalıi.
Gli organismi inferiori ci presentano dei fenomeni molto
interessanti e che richiamarono l’attenzione anche degli antichi
biologi.
Trovandosi a contatto dell’ambiente esterno, naturalmente
subirono tutte le influenze e tutte le variazioni che aVvengono
in questo. Si hanno in questi i cosi detti fenomeni di vita la-
O. Polimanti: Sonno e stati affini. 99
tente, ai quali ho sopra accennato. Contentiamoci per ora di
vedere questi fatti davvero molto interessantı ed esprimiamo
contemporaneamente quella soluzione, che ci sembra piü probabile
per spiegarceli.
Avviene una variazione nell’ambiente, sia di ordine chimico
come anche di ordine fisico, dove si trovano i vari animalie, non
potendo sfuggire a questa, o muoiono, 0 si adattano, o entrano in
vita latente, la quale naturalmente assume varie forme a seconda
dello stato di evoluzione dell’animale.
Cosi avremo 1. vita latente in alcuni protozoi, metazoi, vermi
ecc. — 2. stato di immobilitä temporanea negli artropodi — 3. le-
targo nei vertebrati poichilotermi ed omeotermi.
La vita latente puö prodursi negli animali, quando avvengano
quelle date variazioni di ordine fisico e di ordine chimico, le quali
possono essere occasionali, oppure anche periodiche, cosi abbiamo
fenomeni di vita latente senza alcun ritmo fisso di tempo e feno-
meni di vita latente a tipo periodico (piü propriamente a seconda
delle stagioni).
Io spiego i fenomeni di vita latente come una variazione
chimica-fisica, che avviene nell’organismo animale, sottoposto
a quelle determinate variazioni, delle quali poi porterö gran
numero di esempi.
E giacche mi si presenta qui l’occasione, specifico meglio
ed amplio, quello che io a questo proposito accennai (Polimanti
1912) trattando l’entita del fenomeno della ‚immobilit& tem-
poranea“. Per me tutti gli animali o parti di questi che presen-
tano fenomeni di vita latente rassomigliano ad una soluzione
qualunque che si trova vicino al punto critico di congelazione,
oppure ad una soluzione satura di un sale qualunque, che sia
vicina alla cristallizzazione.
In ambedue i casi basta una minima variazione, uno stimolo
(scuotimento, aggiunta di un cristallo di ghiaccio, di un cristallo
di un sale, ecc.), perche avvenga la congelazione e la cristalliz-
zazione.
Aumentando la pressione di un gas al disotto di una certa
temperatura, il gas, a un dato punto critico, diventa liquido.
Ebbene i colloidi, i liquidi del nostro protoplasma posseggono dei
punti eritiei: cambiano molto facilmente di stato per le cause
le piü svariate come temperatura, pressione, ioni, enzimi, sottra-
zione di acqua ecc.
Un tale materiale si presta molto bene ad una serie la piü sva-
riata e continua di cambiamenti e di differenti orientazioni mole-
colari. Con questa idea perö io non voglio escludere il ‚„nesso
vitale‘“ che lega questi vari fenomeni fra di loro.. Rammentiamo
quanto un grande fisiologo (Pflüger) disse ad un grande chimico
(Fischer), che cio& ad onta dei suoi tenaci e geniali sforzi mai
sarebbe riuscito afare la sintesi di una albumina viva
Se uno volesse riguardare questi fenomeni di vita latente pret-
7*. 9. Heib
100 O. Polimanti: Sonno e stati affini.
tamente dal lato fisico-chimico rassomiglierebbe a quel ricer-
catore il quale, avendo una grande serie di risultati e di osserva-
zioni di chimica-fisica sopra i piü svariati liquidi ed organi di
animali di vari ordini, non sa comprendere il nesso vitale che
tutti li lega e concatena fra di loro.
I protozi che si incistano e cosi possono sopportare l’essi-
camento o la congelazione, i vermi, i rotiferi, i tardigradi che pos-
sono tollerare l’essicamento per poi risuscitare, gli stessi girini
di rana, che possono essere congelati e poi riaversi, ci presentano
fenomeni di sospensione della vita o di vita piü o meno latente.
I fenomeni di reviviscenza attirarono molto l’attenzione dei
vecchi ricercatori. Leeuwenhoek (1719 p. 380—394) descrive
la riviviscenza di alcuni infusorii coll’aggiunta dell’acqua, mentre
quelli all’asciutto erano in stato di vita latente. Sembra perö
che il primo a descrivere fenomeni di reviviscenza sia stato Henry
Power (1664 p. 38) nella Anguillula aceti, che vide morire per
l’azione del calore, ma resistere molto all’azione del freddo.
Successivamente Needham (1747 p.100) e Baker (1754
p. 327—340) .osservarono la reviviscenza di altri nematodi (An-
guillula tritici) colla sola aggiunta di acqua.
L’italiano F. Ginanni (1759 p. 104—-109—127) descrive
minutamente, nella sua opera, la malattia del „ghiottone‘, dalla
quale & preso il grano, determinata appunto dall’anguillula tritici.
Egli riporta (p. 113) in proposito una lettera del grande Redi
(morto alla fine del secolo XVII) a Giovanni Neri, dove in un
punto si dice: ‚‚del resto i vermi piani sono arrivati tutti morti;
ma io li ho messi nell’acqua a rinvenire’” parlando appunto di
questi nematodi. Alla fine Ginanni, non potendo spiegarsi come
questo animale possa vivere mezz’anno senza nutrimento, sotto-
posto contemporaneamente al freddo e al caldo, soggiunge che
questo & un fatto che assolutamente non si riscontra nell’uomo.
Non voglio qui poi tacere alcuni fatti di vita latente osservati
nel golfo di Napoli da Lo Bianco (1909) sopra alcuni organismi
inferiori (animali nelle condizioni le piü svariate di temperatura,
concentrazione salina, azione meccanica delle onde ecc.)
Lo Bianco poi ebbe anche occasione di studiare da vicino
un fattore assolutamente straordinario sopra la vita latente di
alcuni animali, ossia la caduta di cenere dell’eruzione vesuviana
dell’aprile 1906. Alcuni dei fatti enunciati da Lo Bianco ho avuto
anche occasione di controllarli io nel mio soggiorno nell’Aquarium
di Napoli.
Questo fatto della vita latente € molto comune fra i celen-
terati e serve a proteggerli da vari fattori sfavorevoli alla loro
vita.
Alcuni Idroidi fanno ciö sia nell’inverno (in questa stagione
c’® specialmente la condizione sfavorevole dei forti marosi, che
strapperebbero gli idranti molto fragili), come anche nell’estate,
o per altro cause occasionali (come la cenere caduta dal Vesuvio in
O. Polimanti: Sonno e stati affini. 101
Aprile 1906 o la modificazione fisica-chimica del mezzo ambiente
piü o meno repentino). Cosiin Corydendrium parasiticum Cuv.i
Polipi muoiono verso l’ottobre, perch& nei mesi invernali si tro-
verebbero in condizioni sfavorevolissime, quali sarebbero i forti
marosi che distruggerebbero completamente i fragili idranti.
Solo verso il giugno, e raramente in maggio, le colonie, rima-
nendo nel frattempo piü o meno avVvizzite, sono ricoperte da alghe
e da piccoli animali (Idroidi, Briozoi) cominciano a ringiovanirsi
con processi di gemmazione, incominciando a formarsi nuovi
polipi sulla vecchia colonia.
Anche Pennaria Cavolinii Goldf. vive solamente dal maggio
al novembre e nell’altro tempo dell’anno i polipi muoiono rima-
nendo solo le ramificazioni principali ricoperte di alghe o di animali.
Nel maggio comincia la formazione di nuove colonie ed in questa
maniera si ha il completo ringiovanimento.
Mentre invece, al contrario di questi idroidi dei quali sinora
abbiamo parlato, Hydractinia echinata Johnst. (idroide di colore
rosa) non si rinviene durante .l’estate e con molta probabilitä,
come suppone bene Lo Bianco (1909 p. 543), cade in stato di vita
latente nel periodo piü caldo dell’anno.
Eudendrium racemosum Allm. e Tubularia mesenbryanthe-
mum Allm., caduta la cenere del Vesuvio nell’Aprile 1906, per-
dettero completamente tutti gli idranti e si ridussero a soli pe-
duncoli entrando in stato di vita latente. Il primo produsse nuove
colonie nel giugno successivo ed il secondo nel maggio.
Da ciö si conclude che questi idroidi periodicamente (ritmo
delle stagioni), oppure per una causa occasionale qualunque,
hanno la proprieta di cadere in stato di vita latente, perdendo
completamente tutti gli idranti. E ciö € di grande valore biolo-
gico per la conservazione della specie, perche questi idroidi si
trovano spesso (ad esempio nei porti) o in condizioni di ambiente
dannosissime, perche si hanno delle variazioni anche repentine
sia dal lato fisico come dal lato chimico (temperatura eccessiva,
sostanze nocive, putrefazione, ecc.). Ebbene allora l’idroide perde
completamente i propri sifoni che riforma poi dopo un tempo
piü o meno lungo, a seconda delle condizioni dell’ambiente e della
stagione.
Fra gli Anthozoa, Lo Bianco (1909 p. 550—552) ha osservato
che hanno la proprietä di cadere in vita latente Alcyonium acaule
Mar. e Astroides calycularis Edn., ciö sia nelle vasche dell’Aquarium
come anche in mare. Sparisce in questi ogni traccia di polipi e
la superficie esterna si rende completamente lucida e levigata
nell’Aleyonium, rimanendo cosi in tale stato per un tempo piü
o meno lungo. Anche io ho osservato un Aleyonium palmatum
Pall., sul quale portava continue eceitazioni di varia natura (spe-
cialmente meccaniche) per altro genere di studi, dopo circa dieeci
giorni sospendere quel caratteristico stato di contrazione, ritirare
i polipi ed assumere un aspetto completamente liscio. Sospesa
7. Heft
102 ©. Polimanti: Sonno e stati affini.
ogni eccitazione, dopo circa due settimane ritornö completamente
allo stato normale, cominciando prima ad espandere solo i polipi
di qualche regione e poi man mano completamente tutti.
Sembra dunque che questi antozoi possano cadere in stato
di vita latente per le cause le piü svariate.
Andando ad animali di classi superiori, fra gli Echinodermi,
precisamente fra le Oloturie, si incontrano degli esempi di vita
latente. La Cucumaria Plancii Mrzl. (Lo Bianco 1909 p. 565)
dopo il periodo della riproduzione che ha luogo specialmente nel
Febbraio-Aprile si fissa tenacemente ai corpi sottomarini (comune-
mente vive sul fondo detritico) si schiaccia, si contrae molto for-
temente, riducendosi cosi a minime proporzioni, e resta cosi in
questo stato di vita latente per tutto l’estate e solo nel settembre
comincia a muoversi di nuovo e si prepara quindi alla riproduzione.
Anche fra i Tunicati troviamo degli esempi molto manifesti
di vita latente. Clavellina Rissoana M. Edw. (Lo Bianco 1909
p: 658) arresta completamente 'ogni sua funzione durente l’estate,
ricoprendosi di uno strato liscio e continuo e cade cosi in condi-
zioni di vita latente.
Cosi anche la Distaplia magnilarva Della Valle presenta
fatti analoghi di vita latente (Lo Bianco 1909 p. 659) comuni a
molte ascidie composte (Fragarium, Distoma, Amaroucium) ed
anche ad ascidie sociali (Diazona).
In questo stato speciale, tutta la colonia € avviluppata da
una pellicola liscia, rigida e resistente e cosi sempre rimane sino
all’epoca della riproduzione. Solo allora gli individui di nuova
formazione rompono l’involucro e la colonia assume un appa-
renza spugnosa (orifici boccali) e molto piü trasparente. Dopo
un certo tempo la parte del corpo dove sono gli orifizii boccali
dei nuovi individui avvizzisce, macera, si forma contemporanea-
mente un nuovo involucro, dentro il quale la colonia rimane sino
alla prossima stagione riproduttiva.. Non bisogna qui appunto
dimenticare, che i Tunicati sono molto sensibili alle variazioni
dell’ambiente esterno e cosi ci spieghiamo il loro adattamento
alla vita latente. Cosi ad esempio Phallusia mamillata Cuv.
specialmente nell’estate non vive lungo tempo nelle vasche della
Aquarium. —.—
Occupiamoci adesso di altre forme di vita latente che si pre-
sentano in altri animali piü o meno evoluti.
In una lunghe serie di ricerche (eseguite sui brachiuri) io ho
richiamato l’attenzione degli osservatori sopra il fenomeno della
immobilitä& temporanea (morte apparente - Toten-
stellung).
Ebbene io giunsi alla conclusione che questo fenomeno comune
a molti ordini di animali non solo (insetti, crostacei, vermi tubi-
coli ecc.) a frammenti di molti organismi (pezzi distaccati di
rizopodi, blastomeri di un uovo in via di segmentazione, certe
uova, globuli bianchi del sangue ecc.) poteva essere spiegata in
O. Polimanti: Sonno e stati affini. 103
vari modi. Innanzi tutto il fattore ehimico-fisico (sottrazione
specialmente di acqua) puö determinare questa immobilitä per
un tempo piü o meno lungo: quando questo fattore poi agisce uni-
tamente a determinate temperature puö dar luogo al fenomeno
della Letargia: da temperature basse, da temperature alte, da
disseccamento. In tutti poi ha una grande influenza l’atavismo
e il fattore della sensibilit& differenziale (J. Loeb-Bohn). Per
quanto riguarda poi piü particolarmente i brachiuri, questa immo-
bilitä temporanea & specialmente determinata dal cambiamento
periodico del carapace (debbono quindi star fermi, nascosti e &
digiuno), assumono facilmente diverse posizioni speciali di immo-
bilita (Czermack, Danilewsky,' Verworn, Bethe). Tutti questi
fattori sono quindi i piü adatti per mantenere questi organismi
in uno stato piü o meno lungo di immobilita.
Difatti anche in questi animali o parti di questi, basta che
nell’ambiente che li circonda avvenga una variazione qualunque (di
natura fisica o di natura chimica) perche s’immobilizzino immediata-
mente ed in tale stato rimangano per un tempo piü 0 meno lungo.
Sono queste variazioni che avvengono appunto nel mezzo ambiente
e che portano a squilibri fisiei, chimiei, fisico-chimici nella materia
vivente (sostanze colloidali),che portano uno squilibrio nelle mole-
cole e da qui una variazione in quel determinato animale (o parte
di questo) che li risente.
In fondo dunque anche il fenomeno ‚„immobilita tempo-
ranea“ & un fenomene di ‚vita latente‘‘ del quale gia abbiamo
sopra parlato. Se vogliamo si puö ammettere che sia piü evoluto,
perche piü evoluti sono anche alcuni animali che lo presentano.
Io ritengo anche che molti casi di autotomia negli
animali piü evoluti, si debbano ad un vero e proprio passaggio
dell’animale alla vita latente.
Non faceio che portare solo qualche esempio, perche chi
dovesse approfondirsi in questo argomento poträ leggere il lavoro
di Pieron (1908), dove sono raccolti quasi tutti i fatti di autotomia,
che si osservano nel regno animale.
Questi fatti di autotomia, che io ora esporrö, avvengono nei
crostacei e sono dovuti a variazioni di ordine interno od esterno
all’animale stesso. Ad esempio in Maja Squinado Bose. (Lo Bianco
1909 p. 610) le femmine all’epoca della riproduzione, arrivano &
perdere qualcuno, oppure completamente tutti i piedi toracici e,
non potendo piü camminare, dopo poco tempo muoiono. Ma
ciö avviene in una vasca di un Aquarium, che € un ambiente molto
differente dal libero mare.
Allo stato libero possono rimanere immobili in una fessura
in un „nido“ e li aspettare in stato di immobilitä la riproduzione
dei vari piedi toracici.
Mettendo ad esempio dei Brachiuri in un recipiente che
contenga una sostanza assolutamente eterogenea all’ambiente nel
quale questi comunemente vivono (ad es, un acido, un alcali,
7. Heft
104 O. Polimanti: Sonno e stati affini.
ece.), questi Brachiuri in un tempo piü o meno breve (a seconda se
la sostanza eterogenea si trova in grande quantitä), perdono
qualcuno oppure tutti gli arti toracici. Inquest’ultimo caso muoiono
in breve tempo nel bacino, perö, qualora questa variazione brusca li
avesse colti nel mare libero, sarebbero caduti nello stato di immo-
bilitä e li avrebberro atteso la riproduzione degli arti. Gli esempi
si potrebberro moltiplicare e ciö sta appunto a spiegarei che i feno-
meni di autotomia economica avvengono molto spesso in animali
che non potendo adattarsi alla variazione o sfuggirla, passano
allo stato di vita latente, amputando parti del proprio corpo.
Mi preme qui di rilevare che la Maja Squinado femmina che
si autotomizza nello stato riproduttivo, somiglia completamente
allo stato di vita latente, nel quale cade una Oloturia, la Cucumaria
Plancii, dopo il periodo della riproduzione e del qual fatto ho giä
tenuto parola. Ciö anche viene a confermare completamente,
quanto io sopra dicevo. E sono anche fenomeni analoghi alla
vita latente degli Antozoi e dei Polipi, dei quali gia abbiamo
tenuto sopra parola. |
Rimane qui infine di parlare di un altro fenomeno che io
ritengo del tipo della vita latente, intendo parlare del Letargo
sia degli animali poichilotermi, come anche degli animali omeo-
termi. Non mi dilungo qui a trattare le varie teorie che sono
state emesse per spiegare questo fenomeno, come anche sul modo
col quale si esplicano le varie funzioni durante questo stato, perche
ne ho giä esaurientemente tenuto conto nella mia monografia
sul Letargo (Polimanti 1912).
Se il letargo & un fenomeno analogo a quelli di vita latente,
dei quali sinora abbiamo parlato, le stesse variazioni che producono
questi debbono produrre quello, e cosi € infatti. Il Letargo, come
ben si sa, € proprio di tutti i poichilotermi terrestri e di qualche
mammifero, piü specialmente dell’ordine dei rosicanti e degli in-
settivori. Invano io ho ricercato, per quanto scrupolose e di lunga
durata siano state le mie ricerche, fatte all’Aquarium di Napoli,
il letargo nei pesci. Rusconi (1819) aveva creduto di ritrovarlo
nel cavalluccio di mare (Syngnathus hyppocampus L.) e supponeva
che in genere vi fosse in tutti i Lofobranchi. Ho tenuto dietro
durante qualche inverno a questi Lofobranchi, che erano con-
servati nelle grandi vasche dell’Aquarium, cosi anche nelle piccole
vasche che sono nel Laboratorio. Piü precisamante ho fatto osser-
vazioni sopra: Hippocampus (brevisostris An., Guttulatus Cuv.)
Syngnathus (abaster Canestr., acus Mich.; phlegon Risso).
Ebbene mai in nessuno di questi pesci ho potuto riscontrare
il minimo accenno ad uno stato di letargo e cosi anche in pesci
di altre specie come Coris (Giofredi Risso, Julis L.) i quali, come
si sa, durante tutto l’inverno si sotterrano nella sabbia (almeno
nell’ Aquarium).
Össervazioni su questi Coris naturalmente io le feci tenen-
doli in bacini col fondo di pietre (perch& potessero nascondersi)
O. Polimanti: Sonno e stati affini. 105
e non di sabbia, perche altrimenti in quest’ultimo caso andan-
dosi a nascondere, non avrei potuto compiere osservazione al-
cuna.
Ebbene tutti questi pesci, durante tutto l’inverno, quando
la temperatura dell’Acquario & molto bassa (11°-15°) si muovono
molto poco, perche rimangono quasi sempre attaccati o alle an-
frattuosit& che sono nel bacino, oppure si abbassano sul fondo
(lo stesso fanno i pesei di acqua dolce (Ciprinus) quando nell’inverno
siano tenuti in vasche all’aperto).
Questa immobilitäa nulla perö ha a che fare col letargo, e poi
i pesci non avrebbero la costituzione anatomica adatta per soppor-
tare uno stato di letargo. E poi c’& anche un altro fatto: alcuni
di questi Lofobranchi (Hippocampus Lo Bianco 1909 p. 719—720)
fra il Dicembre e Gennaio, ossia nel periodo che precede la fecon-
dazione, assumono un abito nuziale. Ora, ben si sa, questi fenomeni
di letargo mai assolutamente si avverano in un animale letargico.
Ho richiamato l’attenzione sopra alcuni pesci, che possono vivere
nella melma (Polimanti 1911) e li rimanere per un tempo piü
o meno lungo, ma ciö nulla ha a che fare col letargo. E del resto
anche aprioristicamente si poteva ritenere che nei pesci non esi-
stesse. letargo, perche hanno il mezzo di fuggire alla variazione e
di allontanarsi dall’ambiente, dove questa avviene, insomma
possono emigrare, o allontanandosi in superficie, ovvero anche in
profondita.
Fenomeni di letargo negli animali marini si ritrovano spe-
cialmente nei crostacei brachiuri litoranei.
Allontanati per una causa qualunque dall’acqua, appena
all’aria si rannicchiano in una roccia e rimangono in uno stato
di vita latente, determinato o dalla stagione fredda (letargo in-
vernale) o dalla stagione calda (letargo estivo): quest’ultimo
specialmente determinato da disseccamento per mancanza del
necessario vapore acqueo. Rimangono li immobili e appena
ritornano a contatto coll’acqua, finisce subito quello stato di
immobilita e di letargo. Fatti simili come ho giä rilevato esau-
rientemente (Polimanti 1911), si avverano anche in crostacei
di acqua dolce dei paesi tropicali: per una causa qualunque e
per un tempo piü o meno lungo rimangono all’asciuto e allora
restano in stato di assoluta immobilitä, di letargo, sino a che
persiste la causa che l’ha determinato. Appena ritornano a con-
tatto dell’acqua, finisce questo stato tutto speciale e particolare.
In tutti 1 casi, questo dei crostacei € un vero e proprio fenomeno
di vita latente: in qualche crostaceo si avvera a tipo periodico,
perche le cause esterne che lo determinano (caldo, freddo, man-
canza di umidita) si succedono periodicamente.
In linea generale si puö infine ritenere, che sia il fattore
„temperatura‘‘ quello che determina il letargo (estivo od invernale)
e che nello stesso tempo in quelli animali (uccelli) che, data la
loro organizzazione (scambi intensi: hanno la temperatura piü
7. Heft
106 O. Polimanti: Sonno e stati affini.
62
elevata di tutti gli animali), mancanza di organi protettori
speciali (organo del letargo), ecc., non possono cadere in letargo,
ne stabilisca la migrazione periodica (primaverile e autunnale).
Da questo punto di vista biologico la stagione secca dei paesi
caldi, tropicali, corrisponde all’inverno dei paesi freddi e tem-
perati.
Le lumache, nei nostri climi temperati, non solo sono sen-
sibilissime al freddo (tanto che cadono in letargo nella stagione
invernale chiudendosi nella loro chiocciola) ma anche alla man-
canza di quel certo grado di umidita nella stagione primaverile-
estiva.
Difatti, appena venga a mancare questo fattore, se ne stanno
nascoste sia nella loro chiocciola o in luoghi umidi, e solo al cader
della pioggia fuoriescono (io ritengo che siano dei veri istrumenti
igrometrici ed abbiano un vero sensoper l’umiditä e perlasecchezza).
E la mancanza dell’umiditä che le fa cadere in letargo nei
paesi tropicali e che fa uscire solo di notte oppure al mattino,
nei climi IE ONeraND. le lumache completamente nude, oppure col
guscio.
Questo esempio delle lumache, che io qui ho portato, serva
a dimostrarci come, in genere tutti questi animali letargiei o
che cadono facilmente in uno stato di vita latente siano sensibili
alle minime variazioni del mezzo ambiente. Il Lombricus si com-
porta a questo proposito come le lumache.
Insieme al fattore umiditäa, sia le temperature basse, come
anche le temperature elevate, come ho potuto dimostrare, sono
al caso di determinare il ‚„‚Letargo‘“ negli animali. Cosi i serpenti,
i cocodrilli cadono in letargo rispettivamente nei paesi freddi
e caldi nell’inverno e nell’estate e sempre in nascondigli profondi
per difendersi dal freddo e dal caldo.
Le rane nei paesi freddi vanno nel limo, nello stagno nell’-
autunno, e nei paesi caldi tropicali siaffondano invece nella stagione
secca, e ritornano attive, appena ritornano a cadere le pioggie. Ed
il Tanrec cade in letargo nei paesi caldi appunto nella stagione
estiva, che € la piü secca e quindi riuscirebbe dannosa all’animale.
Ho accennato ora alla presenza di un ‚‚nido‘ (preso nel senso
da me sopra espresso) negli animali letargieci. Siecome questo
fattore si ritrova anche nel sonno, cosi alcuni ricercatori vollero
trovare degli strettissimi rapporti fra sonno e letargo, ciö che
in realta non €, come ora dimostrero.
Il nido nel letargico & necessario solamente come mezzo di
difesa e non per risvegliare il sonno, che poi lo farebbe passare in
letargo. Abbiamo visto che il sonno si comincia a stabilire negli
uccelli, ma noi sappiamo che tutti i poichilotermi terrestri hanno
un nido, non hanno sonno e cadono in letargo. Il letargico entra
nel nido per compiere il suo ciclo di minore attivitä, di sedentarietä
o di sonno; se l’ambiente esterno si mantiene perö sempre in con-
dizioni tali da dovergli far subire delle variazioni profonde alle
O. Polimanti: Sonno e stati affini. 107
quali non potrebbe adattarsi, allora se puö emigrare emigra,
oppure, non potendo, avendo la costituzione anatomica adatta,
cade in letargo in quel determinato nido.
Sieche la protezione del nido si avvera solamente entro certi
limiti relativamente ristretti.
Un fatto che sorge manifesto dunque & questo, che cioe
negli animali poichilotermi si passa dallo
stato di vita latente, allo stato di immobi-
litä temporanea e quindi di letargo. Il fattore
atavico ‚vita latente‘ si € trasmesso traverso gli animali inferiori,
dove ha prodotto il letargo, e questo € passato agli animali superiori
che presentano appunto, alcuni almeno, lo stesso fatto del letargo
(si avvera specialmente nell’inverno e nell’estate). Perö si deve
qui ritenere che gli animali superiori letargici (rosicanti) prima
del letargo ebbero il ‚„sonno‘“ e diventarono letargici, come io
vado sostenendo da molto tempo, per una forma di passaggio,
di adattamento che si € andata sviluppando in un interminabile
periodo di tempo.
In altre parole, il periodo cosi detto glaciale dell’Europa nord
e media nel corso di molte migliaia di anni, ha prodotto dei pro-
fondi mutamenti nell’organizzazione di molti animali, che nel
periodo anteriore pliocenico, estremamente caldo, si trovavano in
continua attivit& e furono costretti a divenire animali periodiei
letargici.
In tutti gli animali letargiei, quando vanno cadendo in questo
stato, nei primi giorni si allungano di molto i periodi di sonno,
fino a che cadono in questo vero e proprio stato di vita latente,
che € appunto il letargo.
Perö debbo far notare che, anche nei mammiferi letargici,
il fenomeno sonno € assolutamente indipendente dal fenomeno
letargo. Pensiamo, come ho fatto ben notare io, che appunto quei
rosicanti e quegli insettivori che passano appunto in letargo buona
parte della loro vita, hanno periodi di sonno brevissimo e questo
& assolutamente superficiale. Quale relazione intima dovrebbe
passare fra sonno e letargo? Il mammifero letargico si puö rasso-
migliare ad una pianta che ha il eiclo diurno e contemporaneamente
ha anche un altro cielo (annuale) determinato dalle stagioni. Am-
bedue sussistono nella pianta, ma l’uno € assolutamente indipendente
dall’altro.
E qui non bisogna dimenticare che tutti gli animali che
cadono in letargo nei nostri elimi (specialmente mammiferi) sono
estremamente grassi, appunto perche in tutto quel periodo che
si sono mantenuti ‚„vigili” hanno enormemente divorato ed hanno
poco dormito per procurarsi una riserva di grasso per l’epoca del
letargo.
Debbo qui tener parola di una forma tutta speciale di immo-
bitä nell’uomo che si avvera nei paesi orientali e che € forse analoga
7. Heft
108 O. Polimanti: Sonno e stati affini.
a quella che si vede nei paesi nordiei fra gli eschimesi: intendo
parlare del fakirismo e dei fakiri.
Disgraziatamente poco o nulla sappiamo sopra questo feno-
meno: viaggiatori che furono nelle Indie, da me interpellati, poco
o nulla di preciso mi hanno saputo dire in proposito. E sarebbe
interessante che dei naturalisti, presentandosi l’occasione favo-
revole, volessero rendersi edotti un po’ piü profondamente sopra
il fakirismo.
Secondo quanto ho potuto sapere sia da viaggiatori, come
anche da quel poco che & stato scritto in proposito, si tratta di
maghi o sacerdoti che dopo aver compiuto degli esoreismi, si la-
sciano chiudere in casse ed anche sotterrare e li sotterra riman-
gono in uno stato di „letargo‘“ per un tempo piü 0 meno lungo,
privi assolutamente di cibo e relativamente anche di aria da poter
respirare.
Se noi volessimo tentare una spiegazione del fakirismo,
dovremmo pensare alle pratiche religiose che impongono le reli-
gioni orientali, quali ad esempio la immobilita contemplativa
per un tempo piü o meno lungo. Come si, sa l’immobilita € uno
dei fattori indispensabili, perch&e un mammifero possa cadere in
letargo. DBisogna poi notare,che questi incantatori di serpenti
sono abituati a rimanere fissi collo sguardo su questi animali
per un tempo lunghissimo e del quale noi non possiamo farci idea,
perche provando a far ciö, limitandoci a fissare anche per breve
tempo un soggetto, siamo presi da stanchezza improvvisamente
o almeno abbastanza presto e dobbiamo smettere.
Notiamo inoltre che nelle Indie dove si trovano appunto
questi fakiri, si hanno degli anni di ‚„fame‘“, nei quali questi poveri
indiani rimangono spesso sino alla morte completamente immo-
bili aspettando che li colga.
Come si vede dungque il fakirismo si ha in razze umane che
gia sono abituate alla immobilita e al digiuno.
Non bisogna perö qui contemporaneamente dimenticare quelle
razze umane (eschimesi), che vivono nelle vicinanze del polo.
Ebbene, almeno da quanto raccontano i vari vViaggiatori, questi
popoli vivono nelle loro capanne, nelle loro case, nella fredda
stagione, in uno stato di quasi immobilita (determinata in parte
anche dalla cosi detta ‚‚notte polare‘‘).
Anche questo € un fatto analogo al fakirismo determinato
specialmente dalle tenebre e dalla bassa temperatura.. Sembra
anche (Volkov 1900) che molti contadini russi nella fredda sta-
gione cadano in una specie di letargo. Ma questo fatto non & stato
confermato da una inchiesta compiuta da Claparede (1905 p. 305).
Il collega C. Csciscovski (Pietroburgo), da me interpellato, mi
ha confermato, quanto dice Volkov. — —
Dopo quanto ho detto quindi, la filogenesi del letargo rimane
completamente tracciatas: Vita latente (idroidi, antozoi, ecc.),
Immobilita temporanea (crostacei ecc.), Letargo estivo, invernale,
O. Polimanti: Sonno e stati affini. 109
da disseccamento (crostacei, ecc.), Letargo degli animali poichi-
lotermi, Letargo dei mammiferi, Fakirismo e vita invernale degli
eschimesi.
Sono questi i fenomeni che si ricollegano intimamente fra di
loro e non altri.
Vediamo ora di renderei ragione del significato biologico
della vita latente e del letargo: da quanto abbiamo sopra asposto
eiönon sarä difficile. La vita latente presa nel piü ampio significato
e grado, secondo le sue manifestazioni, dall’idroide fino al mammi-
fero, € una funzione conservatrice dell’individuo e della specie.
Con questo mezzo l’organismo animale limita ad un grado
minimo, per un tempo piü o meno lungo le sue funzioni e le riprende
appena si presentano di nuovo le condizioni favorevol.
Studiate queste manifestazioni vitali, nelle quali ci siamo
sinora intrattenuti, dal punto di vista della fisiologia comparata
e della biologia generale, si puö giungere dopo aver analizzato
i vari fatti, ad una spiegazione molto piü convincente e completa
di quello che non si possa ottenere osservandoli solamente dal
punto di vista antropomorfico. Analisi e sintesi biologica occor-
rono nella soluzione di questi problemi.
Bibliografia.
1912 Polimanti, O., Il Letargo. Roma (in corso di stampa). In questa
monografia si trova la completa bibliografia sul Letargo e
stati affini.
1912 Polimanti, 0., Studi di Fisiologia etologiea. II. Lo stato di immo-
bilit& temporanea (‚‚morte apparente‘‘ — „Totenstellung‘‘) nei
Crostacei Brachiuri. Zeitschrift f. allg. Physiologie, XIII. Band,
S. 201—226.
1912 Polimanti, 0., Contributi alla fisiologia del sistema nervoso cen-
trale et del movimento dei pesci. Zoologische Jahrbücher.
Abt. f. allg. Zoologie u. Physologie d. Tiere. I. Selacoidei
XXX. Bd. p. 473-716 T. 6. II. Batoide, XXXII. Bd.
p. 311—366 T. 2. III. Teleostei, XXXII Bd. p. 367—584 T. 2.
1911 Polimanti, 0., Über die Asphyxie der Fische an der Luft und ihre
postmortale Herz- und Muskelerregbarkeit. I. Abhandlung.
Archiv für Anatomie und Physiologie (Physiologische Abteilung),
S. 287—338.
1911 Polimanti, O., Über die Ursache und die biologische Bedeutung
des Hungers. Naturwissenschaftliche Wochenschrift, N.F.,
X. Bd., N. 38.
1909 Lo Bianco, $., Notizie biologiche riguardanti specialmente il periodo
di maturit& sessuale degli animali del Golfo diNapoli. Mit-
teilungen a.d. Zoologischen Studien zu Neapel, XIX. Band
4. Heft, p. 513—762.
1908 Pieron, H., Le problöme de l’Autotomie. Bull. seientifique de la
France et de la Belgique, T. XLII, p. 185—246.
1907 Gemelli, A., Fatti ed ipotesi nello studio del sonno. Biologica Vol. I,
No. 16, Est. p. 1—29.
1906 Lichtenfelt, H., Literatur zur Fischkunde. Bonn, 8. I—-VIII: S. 140.
7. Heft
110 O. Polimanti: Sonno e stati affini.
1906 Issel, R., Sulla termobiosi negli animali aequatici. Ricerche fauni-
stiche e biologiehe. Atti della Societa Ligustica di Scienze
Naturali e Geografiche, Vol. XVII., p. 1—72. 1. Tav.
1906 Bethe, A., Die Theorie der Zentrenfunktion. Ergebnisse d. Physio-
logie, V. Jahrgang, S. 250—288.
1905 v. Tschermak, A., Die Physiologie des Gehirns in Nagel’s Hand-
buch der Physiologie, Bd. IV. Artikel „Schlaf“, S. 52—55.
1905 Nicard, M., Le sommeil normale au point de vue physiologique,
biologique et medico-l&gale (these de med. de Lyon), Lyon.
1905 Claparede, E., Esquisse d’une Theorie biologigque du Sommeil. Archives
de Psychologie, Tome IV, 1905, p. 245—349.
1903 Wundt, W., Grundzüge der physiologischen Psychologie, III, p. 649.
1903 Verworn, M., Allgemeine Physiologie. Jena, IV. Aufl,
1903 Myers, F. W., Human personality. London.
1903 Brunelli, G., Il letargo dei mammiferi e il sonno dei Fakiri. Rivista
ital. di Scienze naturali. Vol. XXIII.
1902—1903—1905 v. Tschermak, A., Drei optische Monographien. Er-
gebnisse der Physiologie. Jahrg. 1, Bd.IIl, S. 695—809.
Jahrg. 2, Bd. II, S. 726—798. Jahrg. 4, S. 517—564.
1902 Brunelli,@., Fisiogenia del letargo nei mammiferi. Rivista ital.
di scienze natural. Vol. XXI.
1901 v. Bunge, Lehrbuch der Physiologie. Leipzig, I Bd.
1900 Wilbrand und Sänger, Die Neurologie des Auges, I. Bd.
1900 Volkov, Le sommeil hivernal chez les pysans russes. Bull. et
mem. de la Soc. d’anthropologie de Paris. Fevrier.
1900 Foster, A new standpoint in sleep theories.. American Journal
of Psychology, XII.
1899 Hering, E., Zur Theorie der Nerventätigkeit. -Veit & Co., Leipzig.
1899 De Sanetis, $., I sogni. Torino.
1898 Verworn, M., Beiträge zur Physiologie des Centralnervensystems.
I. Band. Jena.
1897 Wundt, W., Vorlesungen über die Menschen- und Tiersesle. III. Aufl.
Hamburg u. Leipzig.
1897 Cornish, €. F.,, Animals at work and play; their activities and
emotions, Second edition. London.
1896 Verrill, A. E., Nocturnal and diurnal changes in the colours of certain
fishes and of the Squid (Loligo) with nothes on their Sleeping
habits. Proceedings of American Morphology Soeiety 30 Die.
1896 Sajo, K., Der Schlaf der Insekten. Prometheus, VII. Band, p. 817.
1896 Manaceine, M. de, Le sommeil. Paris.
1896 Pupin, Le Neurone. These de Paris.
1895 Richet, Ch., Article: automatisme in Diet. de Physiologie, p. 951.
1895 Hodge a. Aikins, Daily life of a Protozoan. American Journal of
Psychology, V.
1895 Beer, Der Schlaf der Fische. Neues Wiener Tageblatt, No. 196.
1594 Simpson, €. J., The Sleep of mollusks. Popular seience monthly,
p- 99—104.
1892 Goltz, F., Der Hund ohne Großhirn. Pflügers Archiv f. Physio-
logie, LI. Bd.
1892 Brehm’s Tierleben. IV. Auflage, Leipzig.
1891 Schrader, M.E. 6., Die Stellung des Großhirns im Reflexmechanismus.
Archiv f.exper. Pathologie und Pharmakologie, XXIX. Bd.
1890 Sergueyeff, Physiologie de la veille et du sommeil. Paris, 2 Tomes.
1888 Schrader, M.E. 6., Zur Physiologie des Vogelgehirns. Pflügers
Archiv für Physiologie, XLI. Bd.
1888 Hering, E., Zur Theorie der Vorgänge in der lebendigen Substanz.
Lotos. Bd. IX.
1881 Bertin, article: Sommeil du Dietionnaire eneycel. des sc. med.
1880 Hering, E., Über die spezifischen Energien des Nervensystems.
Lotos N. F. Bd. I.
1878
O. Polimanti: Sonno e stati affini. 111
Naville, E., La question du Sommeil. Revue scientifique T. XV,
1878—1885 Bernard, Cl., Lecons sur les phenomenes de la vie communs
aux animaux et aux vegetaux. T.I., Paris I Ed., II Ed.
1872—1874 Hering, E., Zur Lehre vom Lichtsinn. S.B.d. Wiener
1819
1759
1754
1747
1719
1664
Akad. Bd. 66, 68, 69, 70, Abt. 3.
Rusconi, M., Lettera al Dott. G. B. Brocchi. Giornale di fisica,
chimica, storia naturale, ecc. Pavia, Tomo II della 2a decade.
Ginanni, Francesco, Delle malattie del grano in erba, trattato
storico-fisico. Pesaro.
Baker, Heinrich, Beyträge zu nützlichem und vergnügendem Gebrauch
und Verbesserung des Microscopii, in zwey Theilen. Aus dem
Englischen ins Deutsche übersetzt. Augsburg.
Needham, T., Nouvelles d&couvertes faites avec le Microscope par
T. Needham, traduites par A. Trembley. Leide.
Leeuwenhoek, Epistolae ad societatem regiam anglicam et alios
illustres viros seu continuatio mirandorum Arcanorum Naturae
detectorum. Lugd. Batavorum.
Power, Henry, Experimental philosophy in three books, eontaining
new experiments microscopical, mercurial and magnetical.
London.
7. Heft
Zoologische Ergebnisse
der Expedition des Herrn 6. Tessmann nach
Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea.
Lepidoptera
II.
(Fam. Lasiocampidae.)
Mit 3 Figuren.
Von
Embrik Strand.
Als Fortsetzung meiner in dieser Zeitschrift 1912, A 6p. 139 sq
angefangenen “Bearbeitung der Lepidoptera der Expedition
Tessmann folgen hiermit die Lasiocampiden. Die Schwierigkeiten,
welche mit der Bestimmung afrikanischer Heterocera verbunden
sind, auch wenn man die vorzüglichen Hilfsmittel des Berliner
Museums zur Benutzung hat, machen sich bei dieser Familie noch
ganz besonders geltend, weil es gar keine zusammenfassenden
Vorarbeiten über die afrikanischen Formen giebt, wie denn diese
Familie überhaupt zu den schwierigeren gehört, u. a., weil Frenulum
fehlt. — Die Reihenfolge der Genera im Folgenden ist, syste-
matisch-verwandtschaftlich gesehen, ganz provisorisch.
Gen. Chrysopsyche Butl.
1. Chrysopsyche mirifica Btl. 2 (radei Dew. 3).
3 &: Makomo 8. V, an grasreicher Stelle fliegend, am Weg
nach Majo; Alen 28. IX (2 Ex.).. — 82 2: Alen 17. IX aus Raupe;
Nkolentangan 10. XII aus Raupe und 20. I ebenfalls aus Raupe;
Alen 29. VI. aus Raupe, 5. IX do., 6. XIIdo., 18. XII do., 3. X. do.
Die ersten Stände dieser Art beschreibt Tessmann wie
folgt: „Raupe (Fig. ic) 5—6cm lang, kurz sammetartig
behaart, olivengrün, am Ende jedes Ringes ein silberweißer, ins
Gelbliche spielender Flecken vom 3. Ringe an, 2. Ring am Anfang
eine ebensolche Binde, 1 Ring sammetbraun. An den Seiten ist
die Raupe ganz silberweiß, am 1. Ring 2 schwarze, nach vorn
stehende Haarbüschel, die an der Spitze weiß sind, am letzten
Ringe [ein] weißer, nach hinten stehender Haarbüschel, Kopf
und Vorderfüße lehmgelb. Gestört läuft die Raupe sehr schnell,
gleitend und lebt an abui [Name der Eingeborenen einer
„pappelartigen Pflanze (Malvacee?)‘“). — Puppen gespinnst
(Fig. 1a) ockergelb, lehmfarben, meist frei an Bäumen usw. Die
Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition usw. 113
Puppe (Fig. 1b) selbst ist gelbbraun, am Ende des Thorax jeder-
seits eingedrückt.‘“
2. Chrysopsyche antennifera Strand n. sp.
Ein & von Nkolentangan.
Mit ‚Lasiocampa“ viridescens Holl. (in: Psyche VI. p. 532)
jedenfalls sehr nahe verwandt; die Größe ist aber ein wenig be-
deutender: Flügelspannung 50, Flügellänge 25, Körperlänge 25mm;
Geissel der Antennen am Ende leicht gebräunt, die Kammzähne
tiefschwarz, die Haare der Spitze des Abdomen sind orangefarbig;
die Vorderflügel mit so ausgedehnten schwarzen und braunen
Zeichnungen, daß die grüne Grundfarbe nur als ein in der Mitte
von außen stark eingeschnittenes, am Hinterrande sich jedoch
wurzelwärts erweiterndes Medianquerfeld erhalten ist; dieses wird
innen von einer schmalen schwarzen, saumwärts konvex gebogenen
Medianquerbinde, die am Hinterrande um 4,5, am Vorderrande
um5,5 mm von der Wurzel entferntist, geteilt, welche Binde vielleicht
mit der von Holland erwähnten ‚subbasal..... brown line“
identisch ist, während auch längs des Außenrandes des grünen
Feldes eine schmale schwarze Querbinde sich undeutlich erkennen
Archiv für Naturgeschichte
1912. A. 7. 8 7. Heft
NS
114 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
läßt, undeutlich, weil sie größtenteils in dem schwarzen Endfeld
des Flügels eingeschlossen ist; in der Tat erscheint fast die ganze
Saumhälfte schwarz oder braun, jedoch mit einer schmalen, ver-
loschenen, grünlichgelblichen, unregelmäßigen Sublimbalbinde, die
den Hinterwinkel, aber nicht ganz den Vorderrand erreicht.
Fransen dunkel. — Hinterflügel oliengraubräunlich, nicht dunkler
an der Basis, mit 1 oder 2 höchst undeutlichen helleren Quer-
wischen, die vielleicht auch nur ‚künstlich‘ sind, das Costalfeld
grün mit einem unterbrochenen dunklen Querstreifen über die
Mitte. Fransen weiß, vorn jedoch dunkel. — Unterseite der
Vorderflügel bräunlich, die Basalhälfte des Feldes 5 hellgrün,
das Dorsalfeld hellgraugelblich. Hinterflügel unten in der Dorsal-
hälfte matt graugelblich, in der Costalhälfte hellgrünlich, aber
daselbst mit einem dunklen Medianquerstreifen und dunklerem
Saumwisch. Untergesicht hellolivenbräunlich. Augen grau-
bräunlich. y
Gen. Bombycopsis Feld.
3. Bombycopsis indecora W]lk.
Mit dieser in Walkers List XXXIH. p. 561 (1865) als Lasio-
campa notdürftig beschriebenen Art identificiere ich je ein g von:
Uelleburg VI—VIII. 08 und Mokundange in Kamerun 13. VII.
05 aus Raupe, die am 20. VI. auf der Erde gefunden wurde, sowie
1 2 von Alen 15. XI. 06 aus Raupe. Sie stimmen genau mit einenı
Pärchen aus Staudingers Sammlung ( $ von Sierra Leone, & von
Natal) überein, die wahrscheinlich von Aurivillius bestimmt sind.
Die submarginalen Striche der Vorderflügel, wovon in Walkers
Beschreibung die Rede ist, gehören mit zu einer vom Vorder-
rande bis zum Innenrande sich erstreckenden hellen, aussen dunkler
angelegten Zickzacklinie, deren Abscisse zwischen den Rippen
3 und 5 von Walker als ‚‚the hind [streak]‘‘ bezeichnet worden ist,
während diejenige zwischen 5 und 6 sein „middle one‘ und die-
jenige zwischen 6 und dem Vorderrande sein ‚‚fore [streak]' sind.
Diese Ziekzacklinie endet auf dem Innenrande in dem auch von
Walker erwähnten tiefschwarzen Punktfleck. Ein reinweißer,
scharf markierter Discocellularpunkt ist bei beiden Geschlechtern
vorhanden, und zwar tritt er beim & besonders scharf hervor,
weil er hier in einem schwarzen Längsstreifen gelegen. Die Flügel
des Männchens sind erheblich dunkler als die des 9; unten sind
beide Flügel des $ dunkelbraun, des Q heller braun, in beiden Fällen
mit helleren Rippen, die beim $ als solche scharf hervortreten,
sowie mit heller Saum- und Fransenlinie. Größe: 3 Flügel-
spannung 39, Flügellänge 19, Körperlänge (mit Afterbüschel)
26mm; 92 bezw. 51, 25 und 30 mm.
Gen. Philotherma Möschl.
4. Philotherma spargata Holl.? (spargatana Strand n. ad int.)
Ein & von: Kamerun, Bibundi, Bomana, 8. I. 1905, abends
an die Lampe fliegend. — Mit Philotherma (,,Metanastria ?“) spargata
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 115
Holl. 1893 jedenfalls nahe verwandt, weicht aber von der Be-
schreibung (in: Psyche VI. 1893, p. 513, t. 18. 7. 10) durch Folgendes
ab: Collare ist nicht dunkler als Frons und nicht dunkler umrandet,
beide hell rötlich, Tegulae ein klein wenig dunkler als Collare,
Abdomen, insbesondere an den Seiten, gelblich seidenschimmernd.
Die Oberseite aller Flügel hell kastanienbraun, im Saumfelde mit
spärlicher graulicher Beschuppung und daher daselbst am hellsten,
mit zwei schwarzen Zickzackquerlinien, von denen die erste gleich-
mäßig saumwärts gekrümmt und an beiden Rändern von der
Flügelbasis um 5 mm entfernt ist, während die andere am Innen-
rande um 12, am Vorderrande um 16 mm von der Flügelbasis entfernt
ist und vom Innenrande bis kurz hinter dem Vorderrande
fast gerade verläuft, dann plötzlich wurzelwärts gekrümmt ist.
Von der Flügelspitze bis zum Analwinkel, oder wenn man will:
Innenrande, verläuft eine etwas unregelmäßige Reihe schwarzer,
hell umrandeter Punktflecke, die in der Mitte um 5-6 mm vom
Saume entfernt sind. Soweit nach der wenig instruktiven Abbildung
Hollands zu urteilen ist, verhalten sich die Zeichnungen der Vflg.
bei der Type seiner spargata wie bei vorliegender Form, seine
Beschreibung läßt sich aber schlecht damit in Übereinstimmung
bringen. Die distale der beiden schwarzen Querlinien der Vorder-
flügel setzt sich auf den Hinterflügeln fast als eine gerade Linie
fort, erreicht aber nicht den Hinterrand. Auch die Fleckenreihe
im Saumfelde der Vorderflügel ist im Hinterflügel angedeutet,
jedoch sind die Flecke hell ohne schwarze Pupille. Längs dem
Hinterrande sind die Hinterflügel heller. Die Hinterflügel sind
unten etwa so dunkel wie oben mit scharf markierter gebogener
und ziekzackförmig gebrochener Querlinie und hellgraulichem
Dorsalfeld; die Vorderflügel sind unten ein wenig heller als die
Hinterflügel, jedoch im Saum- und Costalfelde entschieden braun
beschuppt und mit deutlicher distaler Querlinie. Flügelspannung
57, Flügellänge 30, Körperlänge (mit dem Analbüschel) 35 mm. —
An der Basis des Hinterrandes der Vorderflügel ist ein kleiner
Büschel heller gefärbter aufgerichteter Haare. Die Spitze des
Abdomen überragt den Analwinkel ein wenig weiter als an der
Abbildung Hollands dargestellt.
Sollte die Art nicht diejenige Hollands sein, möge sie den
Namen spargatana m. bekommen.
5. Philotherma nigritarsis Strand n. sp. |
Ein von Nkolentangan (Die Art kommt auch in Kamerun vor).
— Vorderflügel oben rotbraun mit ganzschwachem violettlichem
Anflug und rostgelblichen Querbinden und zwar: eine die Basis
der Vorderflügel in einer Länge (Breite) von 6 mm bedeckende,
außen tief wellig begrenzte Binde oder Feld, das mitten einen
dunkleren Wisch hat; eine postmediane, innen sanft wurzelwärts
konkav gekrümmte und gezähnt-ziekzackförmig begrenzte Binde,
die am Vorderrande mehr als doppelt so breit wie am Hinterrande
5* 7. Heft
116 _Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
ist, längs ihrem proximalen Rande am hellsten ist (insbesondere
vorn) und außen von einer Reihe von 8 schwarzen, innen schmal
hell angelegten Flecken begrenzt wird, welche Reihe von der
Flügelspitze bis zum Innenrande verläuft und hinter der Mitte
einen kräftigen, saumwärts gerichteten Zahn bildet. Am Ende
der Zelle, in dem von der dunklen Grundfarbe gebildeten Median-
feld und zwar dessen Innenrand am nächsten findet sich ein
kleiner, runder, weißlicher Fleck. Fransen an der Basis gelblich,
am Ende dunkel. Das Saumfeld mit eingemischten gelblichen
Schuppen und daher ‚ein wenig heller als das Medianfeld. — Die
Hinterflügel sind im Dorsalfelde, insbesondere gegen die
Basis zu, ein wenig heller, etwa rehfarbig, und zeigen eine etwa3mm
breite gelbliche Medianquerbinde, welche die direkte Fortsetzung
von der helleren Partie der distalen Binde der Vorderflügel bildet,
gleichbreit ist und innen, wie auf den Vorderflügeln, ziekzack-
wellenförmig begrenzt wird. Eine dunkle Fleckenreihe im Saum-
“ felde ist angedeutet, aber innen nicht oder höchst undeutlich heller
angelegt. Die Flügelwurzel an der Basis unbestimmt heller. —
Unterseite aller Flügel blaß ockergelblich, die Vorderflügel mit
bräunlichem Vorderrand und die schwarze Fleckenreihe der Ober-
seite schimmert durch, sonst ungezeichnet, die Hinterflügel mit
breiterem braunen Vorderrand, einer dunkelbraunen ziekzack-
förmigen Medianquerlinie und gebräuntem Saumfeld, worin die
schwarze Fleckenreihe und zwar noch deutlicher als oben erkennbar
ist; diese Flecke sind hier von grauweißlicher Beschuppung um-
geben. — Körper: Kopf und Thorax rostfarbig braungelb,
letzterer mit einer schmalen dunklen Mittellängsbinde. Abdomen
oben von der Färbung des Dorsalfeldes der Hinterflügel oder etwas
dunkler, unten gelblich. Die Brust gelblich, längs der Mitte sowie
vorn leicht gebräunt. Metatarsen und Tarsen schwärzlich. Kamm-
zähne hellbräunlich. — Flügelspannung 59, Flügellänge 28,
Körperlänge 35 mm.
* *
Im Anschluß hierzu mögen weitere im Berliner Museum, aber
nicht in Tessmanns Kollektion vorhandene Phelotherma-Arten
beschrieben werden.
6. Philotherma testaceicornis Strand n. sp.
Ein 3 von: Süd-Kamerun, Ngoko-Station 19. X. 1902
(Hösemann). — Von Ph. jacchus Möschl. abweichend durch
helleres Mittelfeld der Vorderflügel und Körper und kleine Unter-
schiede in den Zeichnungen: die proximale Querlinie der Vorder-
flügel ist etwa senkrecht auf den Hinterrand gerichtet, den sie aber
bei weitem nicht erreicht, dabei aber leicht wellenförmig gekrümmt
und am Vorderende wurzelwärts leicht gebogen, in der Mitte und
am Vorderrande um 8mm von der Flügelwurzel entfernt ist; der
kleine, wenig deutliche Zellfleck ist um 2 mm von der genannten
Querlinie entfernt; die distale Querlinie ist auch hinten von der
proximalen Querlinie weiter als diese von der Flügelwurzel ent-
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 117
fernt (bei jacchus umgekehrt), reichlich 1 mm breit, im Costal-
felde jedoch schmäler und verwischt, sowie wurzelwärts ge-
krümmt; die Fleckenreihe im Saumfelde ist verwischt und in der
hinteren Hälfte anscheinend nicht so deutlich saumwärts konvex
gekrümmt wie bei jacchus. Im Hinterflügel ist von der Flecken-
reihe im Saumfelde nur in der vorderen Hälfte des Flügels An-
deutung vorhanden; ebenfalls in der vorderen Hälfte ist eine
dunkle, breite Querlinie, die als Fortsetzung der distalen Quer-
linie der Vorderflügel aufgefaßt werden kann und am Vorderrande
leicht wurzelwärts gekrümmt ist. — Der Saum der Hinterflügel
erscheint mehr gleichmäßig gekrümmt als an der Abbildung von
jacchus (in: Abhandl. d. Senckenberg. Ges., Bd. XV), weicht
jedoch in diesem Punkt von den drei mir vorliegenden Exemplaren
dieser Art weniger deutlich ab. — Die Palpen sind auch an der
Spitze dunkel, die Fühler, nebst Kämmen, bräunlichgelb. —
Tarsen, Metatarsen und Spitze der Tibien dunkelbraun.
Flügelspannung 73, Flügellänge 37, Körperlänge 36 mm.
7. Philotherma squamata Strand n. sp.
Ein $ aus Ost-Afrika, Ipiana bei Langenburg (Stolz).
Die sehr diek und glatt, wenn auch matt beschuppten V or -
derflügel sind hell rehfarbig (nach Jul. Müllers Terminologie
etwa: braun 61b) mit noch hellerer Basis, und von dieser helleren
Färbung sind auch die Hinterflügel sowie der Körper. Von den an-
deren mir vorliegenden Philotherma-Arten übrigens schon dadurch
abweichend, daß von einer Fleckenreihe im Saumfelde auch nicht
die geringste Andeutung vorhanden ist. Die Zeichnung der Vorder-
flügel besteht aus den beiden schwarzen Querlinien und einem
schwarzen Punkte in der Zelle. Die erste Querlinie ist fast senk-
recht auf den Vorderrand gerichtet, fein, ganz schwach und un-
regelmäßig wellig gebogen, aber in ihrem Gesamtverlauf gerade,
bis zum Hinterrande erkennbar, am Vorderrande um 6.5, am
Hinterrande um 7.5 mm von der Wuzel entfernt. Die distale
Querlinie ist etwa 1 mm breit, schwarz, gerade oder fast unmerklich
saumwärts konvex gebogen, 2 mm hinter dem Vorderrande jedoch
basalwärts gebrochen, so daß dieser Teil der Linie mit der nach
hinten gerichteten Fortsetzung derselben einen rechten Winkel
bildet. Fransen und Saumfeld ganz einfarbig. — Die Hinter-
flügel einfarbig, abgesehen davon, daß die Querlinie
der Vorderflügel sich auf den Hinterflügeln fortsetzt, allerdings
nur im Costalfelde und sich allmählich verlierend. Unterseite beider
Flügel schmutzig hellgraulich mit schwachem ockerfarbigem
Anflug und ohne andere Zeichnungen als eine dunkle Mittelquer-
linie, die im Vorderflügel nur im Costalfelde schwach angedeutet
ist, im Hinterflügel dagegen nicht in das Dorsalfeld eindringt,
sonst aber ziemlich gut markiert, am Vorderrande von der Wurzei
um 12.5 mm entfernt und ganz schwach wellig gebogen erscheint.
Im Costalfelde der Unterseite der Hinterflügel sind ein oder zwei
7. Heft
118 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
dunkle Flecke angedeutet. Die Fransen der Unterseite der Vorder-
flügel sind ein wenig dunkler als die Flügelfläche. — Antennen
mit hellbraunen Kammzähnen, die Geissel heller. Palpen braun-
gelblich. — Flügelspannung 62, Flügellänge 30, Körperlänge 33.
Antennen 12—13, die Kammzähne 2 mm lang.
8. Philotherma ochracescens Strand n. sp.
1 2 von: D.O. Afrika, Uhehe, Iringa I—Ill. 1899 (Goetze).
Die Zugehörigkeit zu dem eben beschriebenen Männchen dürfte
nicht ganz ausgeschlossen sein.
Die dünn beschuppten Flügel sind schmutzig ockerfarbig-
graulich; die Vorderflügel mit einem schwarzen, anscheinend mit
eingestreuten weißlichen Schuppen versehenen Fleck in und zwar
am Ende der Zelle und mit einer dicken schwarzen postmedianen
Querlinie, die am Hinterrande um 15, am Vorderrande um 27 mm
von der Wurzel entfernt ist, subparallel zum Saume verläuft,
am Vorderrande jedoch plötzlich stark wurzelwärts gebogen ist,
zwischen dem Hinterrande und Rippe 4 gerade, von da bis Rippe 3
ganz schwach saumwärts konvex gebogen ist, während im Saum-
felde nur in den Feldern 3 und 7 schwarze Schuppen vorhanden
sind. Die Unterseite beider Flügel ein klein wenig heller als die
Oberseite, zeichnungslos, jedoch scheint auf beiden Flügeln An-
deutung zweier Subapicalpunktflecke vorhanden zu sein. Körper
ockerfarbig, Abdomen am hellsten, Metatarsen und Tarsen dunkel.
Im Vergleich mit dem 2 von Ph. sordida Auriv. ist bei unserer
neuen Art der Vorderrand der Vorderflügel weniger gekrümmt,
der Saum ist ein wenig schräger und geht in ziemlich gleichmäßiger
Krümmung in den Hinterrand über. Der Vorderrand der Hinter-
flügel zeigt außerhalb der Mitte eine schwache Erweiterung.
— Flügelspannung 80, Flügellänge 41, Körperlänge 32 (After-
wolle nicht vorhanden), Fühlerlänge 12—13 mm.
9. Philotherma sordida Auriv. cum ab. posticata Strand n. ab.
Zwei & d von Togo: eins von Misahöhe 2. IV. 1894 (E.Bau-
mann), das andere vom Hinterland von Togo 14. V. 1888
(Kling).
Beide sind mit Ph. sordida Auriv. jedenfalls so nahe verwandt,
daß ich keine zuverlässige spezifische Unterscheidungsmerkmale
finden kann, trotzdem sie sowohl von der Originalabbilung
der Art (in: Trans. Ent. Soc. London 1905. t. 16. f. 2) wie von
Exemplaren aus Staudingers Sammlung, die sicher dieselben sind,
die Aurivillus in der Originalbeschreibung aus Staudingers Samm-
lung angibt und die daher als „typisch“ (wenn auch nicht eben
als Typen) betrachtet werden können, etwas abweichen, vor allen
Dingen durch hellere Grundfärbung, indem bräunliche Färbung
auch in der Basalhälfte der Vorderflügel höchstens nur angedeutet
ist, die Färbung des Saumfeldes beider Flügel vielmehr als grau-
weißlich zu bezeichnen ist. Die distale Querlinie der Vorderflügel
beider Exemplare ist scharf markiert und dick, hört aber so weit
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinee. 119
hinter dem Vorderrande auf, daß sie daselbst keine Krümmung
erleidet; sie macht übrigens den Eindruck, als ob sie wenigerschräg
verläuft als bei sordida. Beim Exemplar von Togo sind auch die
schwarzen sublimbalen Flecke der Vorderflügel höchst undeutlich,
das andere Exemplar dagegen zeigt nicht bloß diese ziemlich
scharf markiert, sondern auch eine ähnliche, aus noch größeren
Flecken bestehende Reihe auf den Hinterflügeln, wodurch dies
Exemplar, das ein unzeifelhaftes ist, als eine dem 2 ähnliche
männliche Aberration betrachtet werden kann (ab. posticata m.).
10. Philotherma montibia Strand. n. sp.
Ein $ vom: Kilimandscharo, Dschala-See, Steppe ca. 800 m
3. IX. 1894 (Kretschmer); ein ® von: Ukami Berge (1200 m)
Ost-Afrika. 3—6. 1898 (Moritz) (Coll. Stgr.). — Die Zusammen-
gehörigkeit der beiden Geschlechter ist nicht absolut sicher, jedoch
wahrscheinlich.
Das 2 ist, auch für eine Philotherma, ein großes Tier: Flügel-
spannung 115, Flügellänge 58, Körperlänge 40 mm, Länge der
Fühler 15—16mm. Beide Flügel dünnbeschuppt, graubräunlich,
eine Mittelquerbinde auf den Vorderflügeln und die Dorsalhälfte
der Hinterflügel hellgraulich, nicht oder nur sehr spärlich braun
bestäubt. Die Zeichnungen sind sehr ähnlich denjenigen von
Phil. sordida Auriv. 9, jedoch verläuft die proximale Querlinie
der Vorderflügel mehr senkrecht auf den Hinterrand gerichtet,
sie ist am letzteren um 12, am Vorderrand um 17—18mm von
der Flügelwurzel entfernt (im Costalfelde ist die Linie nicht deutlich
zu erkennen — ob abgerieben ? —, weshalb die Entfernung von der
Wurzel vielleicht nicht genau so wie hier angegeben ist). Der
Discocellularfleck wie bei sordida und ebenso die distale Querbinde,
jedoch erscheint diese in ihrer ganzen Länge etwa 1.5 mm breit
und sie erreicht den Vorderrand, wo sie wurzelwärts gekrümmt und
42 mm von der Wurzel entfernt ist, während sie am Hinterrande
nur 18mm von derselben entfernt ist; außen wird sie durch eine
mit ihr gleichbreite, innen durch eine etwa 7mm breitehellgrauliche
oder grauweißliche Binde begrenzt. Die Hinterflügel wie bei
sordida mit einer dunklen Querbinde in der Mitte der Costalhälfte
und diese Hälfte hat auch Andeutung einer ähnlichen Fleckenreihe,
wie sieim ganzen Saumfeld von sordida vorkommt, wo außer-
dem diese Flecke viel schärfer markiert sind. Alle Fransen grau,
seidenartig schimmernd. Die Unterseite der Vorderflügel
heller erscheinend als die Oberseite, weil die bräunliche Bestäubung
weniger hervortritt und eigentlich nur im Costalfelde vorhanden
ist; die distale Querlinie und die Fleckenreihe der Oberseite schim-
mern durch. Auf der Unterseite der Hinterflügel ist die dunkle
Bestäubung im Costalfelde mehr schwärzlich als auf der Oberseite
und dasselbe ist daher auch erheblich dunkler als das Costalfeld
der Unterseite der Vorderflügel, die Querbinde der Oberseite tritt
breit und tiefschwarz hervor und der schwarzen Fleckenreihe der
7. Heft
120 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
Oberseite entspricht unten eine erheblich deutlichere und fast
zusammenhängende schwarze Fleckenreihe. Körper graubräunlich,
Abdomen am hellsten, Afterbüschel dunkel mäusegrau. Fühler
roströtlich, oben ein wenig heller. — Von Phil. sordida weicht das
Tier außerdem dadurch ab, daß der Vorderrand der Vorderflügel
weniger gekrümmt ist.
d. Weicht von verwandten Arten ab u. a. durch die breite,
aussen hell angelegte und vorn sehr wenig gebogene äußere Quer-
linie der Vorderflügel. Von Ph. jacchus, womit sonst viel Aehn-
lichkeit vorhanden ist, abweichend durch u. a. die weniger schräg
verlaufende äußere Querlinie.
Beide Flügel rehfarbig, gleichmäßig so dunkel wie die dunkel-
sten Partien von Philotherma jacchus an der Originalfigur dargestellt
sind, das Wurzelfeld der Vflg. jedoch ein wenig heller als das
Medianfeld. Die proximale Querlinie der Vorderflügel gerade, fast
senkrecht auf den Vorderrand gerichtet, an beiden Flügelrändern
um 9mm von der Flügelwurzel entfernt. Die distale Querlinie ist
am Hinterrande um 16, am Vorderrande um 22mm von der Wurzel
entfernt, ist auf"den Hinterrand fast rechtwinklig gerichtet und
gerade bis kurz hinter dem Vorderrand, wo sie ganz leicht wurzel-
wärts gekrümmt ist. Diese Linie setzt sich, leicht saumwärts
verschoben, auf dem Hinterflügel fort, nach hinten allmählich
verschwindend und den Hinterrand nicht erreichend. Im Saum-
felde der Vorderflügel lassen sich einige schwarze Schuppen er-
kennen, wodurch an die Fleckenreihe verwandter Arten erinnert
wird. Im Vorderflügel ein weißer, scharf markierter, nicht oder
undeutlich schwarz umringter Fleck in der Zelle, der fast dreimal
so weit von der distalen wie von der proximalen Querlinie entfernt
ist. Fransen wie die Flügelfläche, und so sind auch die Antennen
und die Oberseite des Körpers. Unterseite der Flügel etwas heller
als die Oberseite, ohne andere Zeichnungen als eine dunkelbraune,
fast 2 mm breite mittlere Querbinde, die im Vorderflügel an beiden
Rändern verloschen ist und am Vorderrande um 20mm von der
Wurzel entfernt ist; sie setzt sich, ohne verschoben zu werden, auf
dem Hinterflügel fort und erreicht fast den Hinterrand. — Flügel-
spannung 72, Flügellänge 36, Körperlänge (mit den Analhaaren)
35mm.
Die Zusammengehörigkeit der Geschlechter ist, wie gesagt,
nicht ganz sicher. Eventuell möge die durch das d vertretene
Art den Namen rectilinea m. bekommen.
Gen. Odonestis Germ.
11. Odonestis gerstäckerı Dew.
Ein 2 von ‚Spanisch Guinea‘.
Gen. Lasiocampa Schrk.
12. Lasiocampa koellikeri Dew.
2 &: Alen 8. X. 06 aus Raupe, Nkolentangan 9. I. 08 d2 —2.
2: Alen 31. X 06 aus Raupe, 8. VIII. 06 d®.
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 121
Gen. Trabala WIk.
13. Trabala burckhardti Dew.
2 &: „Spanisch Guinea“. — 3 2: Nkolentangan 18. XII. 07
aus Raupe; Uelleburg VI—VIII. 08; Spanisch Guinea.
Gen. Leehriolepis Butl.
14. Lechriolepis coniuncta Grünberg.
42 ®2 von Alen, 24. u. 25. XI. 06 aus Raupe; 7. IX.
Von derselben Lokalität und fast demselben Datum (30. XI.
06) liegt ein $ vor, das ich mit diesem 2 vereinigt hätte, wenn
nicht schon ein anderes $ als dasjenige dieser Art beschrieben
worden wäre. Leider bin ich durchaus nicht ganz überzeugt,
daß die von Grünberg vereinigten Geschlechter wirklich zu-
sammengehören, ich kann aber das Gegenteil nicht beweisen
und ziehe es daher vor, das & aus Tessmanns Sammlung als neu
zu beschreiben, die ursprünglich unter dem Namen coniuncta
vereinigten beiden Geschlechter aber als die einer Art zusammen
zu lassen. Die durch das Tessmannsche Exemplar vertretene
Art möge den Namen
15. Lechriolepis Tessmannı Strand n.sp.
bekommen. —- Von L. coniuncta in erster Linie abweichend durch
die viel spitzeren Vorderflügel, deren Saum fast in seiner ganzen
Länge gerade und stark schräg ist; der Vorderrand ist in der
Nähe der Spitze etwa gerade, in ca. 6mm Entfernung von der
Spitze dagegen deutlich konvex, während bei coniuncta die
stumpfe Spitze mit dem Vorderrande eine ganz allmähliche,
gleichmäßige, ununterbrochene Krümmung bildet. Der Hinter-
winkel viel weniger hervortretend als bei coniuncta. Der Schnitt
der Hinterflügel ist charakteristisch durch das Vorhandensein
einer deutlichen winkligen Ecke an der Rippe 7, während der Saum
zwischen dieser und Rippe 4 ganz gerade ist; an den Rippen 3—4
tritt der Saum weniger stark bauchig hervor als bei convuncta.
Die Vorderflügel sind länger als der Körper, was bei coniuncta
nicht der Fall ist. Die Grundfarbe der Vorderflügel ist oliven-
ockerfarbig (bei coniuncta ist die Grundfarbe des Körpers und
der Flügel nicht, wie in der Originalbeschreibung angegeben,
braungelb, sondern hell ockergelb); der weiße Subbasaltleck ist
klein (1 mm im Durchmesser) und dreimal so weit von der Wurzel
entfernt; die Querbinden sind schwarz und ein wenig breiter als
bei coniuncta, die proximale ist fast gerade und am Vorderrande
um 7, am Hinterrande um 6 mm von der Wurzel des Flügels ent-
fernt, während die distale am Vorderrande um 12,5, am Hinter-
rande um 8,5 mm von der Wurzel entfernt ist, zwischen den
Rippen 6 und 7 fast rechtwinklig gebrochen, nach vorn fast senk-
recht auf den Rand gerichtet, ohne diesen zu erreichen, zwischen
dem Hinterrande und der Knickung eine fast unmerklich saum-
wärts konvex gebogene Krümmung bildet und sich auf den Hinter-
7. Heft
122 Embrik Strand: Zcologische Ergebnisse der Expedition des
flügel fortsetzt, daselbst jedoch nach hinten allmählich undeut-
licher werdend und den Hinterrand nicht erreichend. Die hell
bleigraue, ziemlich unregelmäßige Zackenbinde zwischen der
Rippe 8 und dem Hinterrande bildet zwischen den Rippen 4
und 6 am deutlichsten eine wurzelwärts konvexe Krümmung,
während vor derselben, zwischen den Rippen 8 und 9, ein tief-
schwarzer Längswisch gelegen ist; längs der Rippe 5 ist sie um
6 mm vom Saume entfernt. Die Rippen nicht oder undeutlich
dunkler als die Umgebung. Fransen dunkelbleigrau. —Hinter-
flügel im Grunde wie die Vorderflügel, das Saumfeld in einer
Breite von 7mm geschwärzt. Die bleigraue Binde der Vorder-
flügel setzt sich auf den Hinterflügel fort, ist aber hinter der
Rippe 6 nicht oder kaum erkennbar. — Unterseite der Vorder-
flügel mit einer schwarzen, sublimbalen Fleckenquerreihe, die
aber nur in den Feldern 2—3 und 6—7 deutlich hervortritt und
die der bleigrauen Binde der Oberseite entspricht; auf dem Hinter-
flügel setzt sie sich fort, ist aber nur in den beiden vorderen Feldern
scharf hervortretend und erreicht den Hinterrand bzw. den Anal-
winkel nicht. Um 3,5 mm von dieser Binde wurzelwärts entfernt
trägt der Hinterflügel eine teilweise undeutlich ziekzackförmig
gebogene schmale Querbinde, die auch auf dem Vorderflügel vor-
handen ist, jedoch nur im Costalfelde breit und deutlich. Der
Vorderrand der Hinterflügel schwarz mit scharf markiertem,
subtriangulärem, 2,3 mm langem und 2 mm breitem, weißem Sub-
basalfleck, der bei coniuncta noch größer, aber weniger scharf
markiert ist. — Körper und Extremitäten wie die Grundfarbe
der Flügel.
Flügelspannung 51, Flügellänge 24,5, Körperlänge 23,5 mm.
Weitere 3 liegen vor von: Alen, 4. XII. aus Raupe und 17. V.
aus Puppe.
16. Lechriolepis nigrivenis Strand n. sp.
? von Aler:, 11. XI. aus Puppe, d von Uelleburg VI— VIII. 08.
Das P ähnelt bedeutend Z. coniuncta, aber das Saumfeld beider
Flügel hat breit schwarz bestäubte Rippen, wodurch die Art sich
von den bekannten Lechriolepis sofort unterscheidet. Ferner ist
die Größe bedeutender (Flügelspannung 85, Flügellänge 42,
Körperlänge 33 mm), die Grundfarbe ist heller, im Saumfelde
reiner gelb, die rötlich braunen Zeichnungen der Vorderflügel sind
ausgedehnter und weichen auch sonst etwas ab, vor allen Dingen
ist die Knickung auf Rippe 7 der schmalen postmedianen Quer-
binde viel schärfer, einen spitzen Winkel bildend, weshalb der
vor dieser Knickung gelegene Teil der Binde stark schräg auf den
Vorderrand gerichtet ist, mit diesem saumwärts einen spitzen
Winkel bildend. Der Zwischenraum zwischen dieser Binde und
der sublimbalen braunen Binde ist bis auf eine schmale, helle
äußere Begrenzung der erwähnten postmedianen Querbinde
hinter der Rippe 7 mit Braun ausgefüllt, während im Costalfelde
DT
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 123
die Sublimbalbinde schmal und weniger deutlich als bei con-
vuncta ist. Der quergestellte Discozellularfleck ist halbkreisförmig
wurzelwärts konvex gebogen und liegt in einem fast weißen
Längsfeld zwischen den Rippen 5 und 6, sonst ist das Mittelfeld
mehr oder weniger angebräunt. Das Wurzelfeld ist im Grunde
hellgelblich, wird aber größtenteils von einem rotbraunen Fleck
aufgenommen, der nur am Außenrand die Grundfarbe als eine
schmale Binde zum Vorschein kommen lößt, die sich am hinteren
Ende allerdings erweitert. Fransen beider Flügel gelb, wie die
Grundfarbe des Saumfeldes. Kopf und Thoraxrücken ist stärker
rot gefärbt als bei coniuncta. — Unterseite beider Flügel etwa
wie bei coniuncta, jedoch im Grunde gelber und mit schwarzen
Rippen im Saumfelde. Abdominalrücken hellockergelblich, an
der Basis mehr rötlich. Antennen ockerbraungelblich.
Das 3, dessen Zugehörigkeit zu dem eben beschriebenen 2
durchaus nicht sicher ist, ähnelt L. Tessmanni, die Vorderflügel
sind aber weniger stark zugespitzt, der Saum der Hinterflügel ist
in seiner ganzen Länge gleichmäßig gerundet, ohne irgendwelche
deutliche Ecke zu bilden, die Größe ist bedeutender (Flügel-
spannung 54, Flügellänge 28, Körperlänge 23 mm), die beiden
submedianen Binden der Vorderflügel sind noch schmäler sowie
bräunlich statt schwarz, die äußere ist auf der Rippe 7 stärker,
und zwar rechtwinklig gebrochen und auf den Vorderrand stark
schräg gerichtet, während sie in ihrer hinteren Hälfte wurzel-
wärts (bei Tessmanni saumwärts) leicht konvex gebogen ist.
Während diese Binden bei Tessmanni am Hinterrande um nur
halb so weit unter sich entfernt wie am Vorderrande, ist der
Unterschied hier ganz gering. Ein wichtiger Unterschied. ist
sodann, daß keine der beiden Binden der Vorderflügel sich direkt
auf den Hinterflügel fortsetzen, sondern die entsprechende Binde
der Hinterflügel, die übrigens nur im Costalfelde vorhanden ist,
befindet sich eben in der Mitte zwischen den beiden Binden der
Vorderflügel und ist beiderseits schmal hell begrenzt. Der genaue
Verlauf der bleigrauen Sublimbalbinde der Vordertlügel läßt sich
nicht erkennen, weil diese daselbst etwas abgerieben sind, im
Costalfelde der Hinterflügel schließt dieselbe Binde einen schwarzen
Querstreif ein, wovon bei L. Tessmanni nichts zu erkennen ist. —
Auf der Unterseite beider Flügel tritt die dunkle Postmedian-
bzw. Sublimbalbinde, insbesondere im Hinterflügel, breit und
deutlich, wenn auch stellenweise unterbrochen auf, im Costalfelde
der Hinterflügel ist sie etwa doppelt so breit wie bei T’essmanni,
aber überall bräunlich, statt tiefschwarz. Eine mehr proximal
gelegene dunkle Querbinde ist nur im Hinterflügel angedeutet.
Der weiße Costalfleck ist groß, aber nicht scharf markiert. Die
Unterseite beider Flügel ist ziemlich blaßgraulich gefärbt, im
Saumfelde allerdings olivenfarbig und gelblich angeflogen. Kamm-
zähne der Fühler rein schwarz, bei Tessmanni etwas graulich. —
Die Rippen sind weder oben noch unten schwarz, höchstens braun.
7. Heft.
124 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
Sollte dies d einer anderen, unbeschriebenen Art angehören,
möge es den Namen rotunda m. bekommen.
Im Anschluß an die Tessmannschen Lechriolepis mögen hier
einige weitere mir vorliegenden, nicht aus Tessmanns Sammlung
stammende Formen dieser Gattung behandelt werden.
17. Lechriolepis ochraceola Strand n. sp.
Ein $ von: „Amani 2. III. 04 e larva. — Oct.-Jan. Raupen-
stad.‘“ (Vosseler) (Type,); eins von: Ost-Afrika, Bumbuli 17. XII.
(Meinhof).
Zeichnet sich durch die lebhaft hell-ockergelbliche Färbung
und undeutlichen oder fehlenden Zeichnungen aus. Die Vorder-
flügel sind oben im Dorsalfelde ein wenig trüber gefärbt (was
vielleicht ‚künstlich‘ sein kann), tragen einen weißen,'im Durch-
messer etwa 2 mm messenden, runden, nıcht scharf markierten
Subbasalfleck, der von der Basis um etwa 3 mm entfernt ist, und
die drei gewöhnlichen Querbinden, die hier aber ganz verloschen
sind: die beiden submedianen sind linienschmal und orange-
bräunlich, die proximale erreicht nicht ganz weder den Hinter-
noch den Vorderrand, ist vorn um 7,5, hinten um 6,5 mm von
der Basis entfernt und fast gerade, im Costalfelde jedoch leicht
wurzelwärts gekrümmt; die distale Submedianbinde ist hinten
nur halb so weit wie vorn von der proximalen entfernt, die Knickung
bildet einen stumpfen Winkel und liegt zwischen den Rippen 6
und 7, der vordere Teil der Binde ist etwa senkrecht auf den
Vorderrand gerichtet, beide Teile fast gerade. Die sublimbale
Schattenbinde ist ‘weißlich, zwischen der Rippe 10 und dem
Hinterrand ununterbrochen, bildet auf der Rippe 3 und im Felde 7
eine saumwärts gerichtete Ecke und auf den Rippen 2 und 5 je
eine ebensolche, die wurzelwärts gerichtet ist; die Binde ist in
der hinteren Hälfte etwa 2,5 mm breit, in der Mitte schmäler,
vorn bis 5 mm breit, überall höchst verloschen. Im Saumfelde
sind eigentümliche mattweiße, feine, undeutliche Längsstriche er-
kennbar; die Fransen sind grauweißlich, schwach gelblich schim-
mernd. Unterseite zeichnungslos, jedoch über die Mitte und vor
allen Dingen im Dorsalfelde grauweißlich angeflogen. — Auf der Ober-
seite der Hinterflügel setzt sich die Schattenbinde der Vorder-
flügel im Costalfelde fort, erweitert sich aber dann zu einem die
Mitte und das Dorsalfeld einnehmenden, höchst undeutlichen
Wisch, der am Hinterrande die ganze Flügellänge einnimmt; die
rein ockergelbe Färbung bleibt also nur im Saum- und Costalfelde
erhalten, was auch für die Unterseite zutrifft; diese hat jedoch
im Costalfelde keine andere deutlichen Zeichnungen als den ge-
wöhnlichen Subbasalfleck, der verloschen weißlich, 3,3 mm lang
und 2,5 mm breit ist. — Körper ebenfalls ockergelblich, der
Thoraxrücken etwas dunkler als die Flügel und der Kopf rötlich
angeflogen; Abdomen etwas graulich. Kammzähne der Fühler
dunkelgrau.
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 125
Flügelspannung 56 mm. Flügellänge 23mm. Körperlänge
29 mm.
Das Stück von Bumbuli ist schlecht erhalten, scheint aber
derselben Art anzugehören.
18. Lechriolepis basirufa Strand n. sp.
Ein J und 3 2 2 von den Buea-Gebirgen in Kamerun (Preuß).
Das $ ist sehr ähnlich dem Männchen, das ich zu nigrivenis
gestellt habe, unterscheidet sich aber durch folgendes: Die beiden
submedianen Querbinden der Vorderflügel sind schwarz, die
proximale feiner und im Vergleich mit der distalen undeutlich,
der Vorderteil der distalen Binde ist fast senkrecht auf den Vorder-
rand gerichtet, bzw. bildet mit dem hinteren Teil einen stumpfen
Winkel, infolgedessen sind die beiden submedianen Binden am
Vorderrande unter sich verhältnismäßig weiter als bei nigrivenis
oder doppelt so weit wie am Hinterrande entfernt; in der Dorsal-
hälfte ist die distale Binde nicht wurzelwärts, sondern eher saum-
wärts schwach konvex gebogen. Ferner ist ein dunkler Disko-
zellularquerstrich deutlich erkennbar, fast der ganze Vorderflügel
ist (abgesehen von der Mitte des Dorsalfeldes und fast dem ganzen
Hinterrande) dunkelolivenfarbig angeflogen; die sublimbale
Schattenbinde ist in den hinteren ?/, ihrer Länge schmäler und
wenig deutlich; vorn schließt sie einen oder zwei undeutliche,
schwarze Wische ein. Der weiße Subbasalfleck der Vorderflügel
ist scharf markiert, 2,2 mm lang, 1,85 mm breit. Auch unten ist
der Vorderflügel grünlich angeflogen, in der Basalhälfte des Costal-
feldes leicht angeschwärzt, in der Costalhälfte mit einer wurzel-
wärts konvex gebogenen Reihe schwarzer Flecke, welche Reihe
nicht, wie bei nigrivenis, am Hinterrande, sondern erst in dem
Felde 3 anfängt. — Hinterflügel oben mit olivenfarbigem
Saumfeld, welche Färbung sich aber nicht hinter die Rippe 3
erstreckt; Fortsetzung von der Schattenbinde der Vorderflügel
ist nur im Costalfelde vorhanden; die Basalhälfte des Flügels und
das ganze Dorsalfeld ist lebhaft ockergelb und ebenso die Fransen
sowie die ganze Rückenseite des Körpers. Unten ist das Saum-
feld der Hinterflügel nur ganz leicht grün angeflogen und trägt,
wie die Vorderflügel, eine schwarze Fleckenreihe zwischen dem
Vorderrande und der Rippe 3; von diesen Flecken sind die 2
vorderen die größten. Der weiße Subbasalfleck ist scharf markiert,
5,5 mm lang und. etwa 3,3 mm breit. Die Kammzähne der Fühler
sind dunkel, aber nicht rein schwarz.
Endlich tritt der Analwinkel der Hinterflügel ein wenig deut-
licher hervor als bei nigrivenis, und kurz hinter der Rippe 7 findet
sich eine kleine, aber unverkennbare Ecke.
Flügelspannung 60, Flügellänge 31, Körperlänge 31 mm.
Abdomen den Analwinkel überragend.
Das 9, dessen Zugehörigkeit zum vorstehenden & nicht sicher
ist und das jedenfalls den Namen basirufa führen möge, während
7. Heft
126 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
eventuell die durch das $ vertretene Form neu zu benennen wäre,
zeigt lebhaft ockergelbliche Grundfarbe der Flügel, die Vorder-
flügel sind an der Basis und in der Basalhälfte des Hinterrand-
feldes sowie auf dem Thoraxrücken rot behaart, und rötlich sind
auch die beiden submedianen Querbinden, von denen die pro-
ximale auf dem Vorderrande der Zelle eine deutliche Knickung
aufweist und im Dorsalfelde saumwärts konvex gebogen erscheint;
die distale bildet auf der Rippe 7 einen spitzen (fast geraden!)
Winkel, ihr Vorderteil, der randwärts erweitert ist, steht stark
sehrög auf den Vorderrand, zwischen den Rippen 7 und 4 ist die
Binde leicht wurzelwärts konvex gebogen, dann von 4 bis 2 ganz
schwach saumwärts konvex gebogen oder fast gerade, um weiter
hinten wieder wurzelwärts gebogen zu erscheinen. Der Disko-
zellularquerfleck ist so deutlich wie die Binden. In der Mitte
zwischen der distalen dieser Binden und dem Saume verläuft eine
aus 8 schwarzen, abgerundeten Flecken bestehende Querreihe,
von welchen Flecken diejenigen in den Feldern 3, 6 und 7 die
größten sind, während der Fleck im Felde 8 keilförmig,. basal-
wärts spitz ausgezogen ist. Die Rippen sind in der Saumhälfte
fein angeschwärzt, aber durchaus nicht so deutlich wie bei L.
nigrivenis, was auch teilweise im Hinterflügel der Fall ist. Die
schwarze Fleckenreihe der Vorderflügel setzt sich auf dem Hinter-
flügel in den Feldern 7—-3 fort, und zwar ist der Fleck in 6 so
groß wie die größten im Vorderflügel, während diejenigen in 3
und 4 verwischt und klein sind. Unterseite beider Flügel zeigt
ebenfalls am Ende leicht verdunkelte Rippen und die schwarze
Fleckenreihe der Oberseite, diese allerdings weniger deutlich als
oben. — Der ganze Vorderleib nebst Extremitäten rötlich, der
Hinterleib schmutzig ockergelblich.
Flügelspannung 91, Flügellänge 46,5, Körperlänge 34 mm.
Ein Pärchen dieser Art hat Aurivillius s. Z. als ‚‚Lechriolepis
sp.‘ etikettiert.
19. Lechriolepis heres Schaus cum ab. disparilis (Stgr. i. 1.), dimi-
diata und obscurata Strand nn. abb.
38, 2 2 von Sierra Leone aus Staudingers Sammlung.
Die Flügel des einen Männchens sind tief rauchschwarz
mit schwachem, grünlichem Anflug und bräunlichen Rippen; im
Vorderflügel ist die gewöhnliche Schattenbinde als eine nur
in gewisser Richtung erkennbare, schwach violettlich schimmernde
Binde vorhanden, in der Mitte des Dorsalfeldes und am Hinter-
rande des Basalfeldes ist olivenfarbig graugelbliche Färbung vor-
handen. Die beiden gewöhnlichen submedianen Querbinden sind
schwarz, treten aber wegen der vorn so dunklen Grundfarbe nur
hinten scharf hervor. Die proximale erscheint in ihrer ganzen
Länge leicht saumwärts konvex gebogen und an beiden Rändern
um 6 mm von der Flügelwurzel entfernt; die distale ist am Vorder-
rande doppelt so weit von der proximalen wie am Hinterrande ent-
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea.. 127
fernt, zwischen letzterem und der Rippe 4 wurzelwärts leicht konvex
gebogen, von 4 bis 7 gerade, aber stark schräg, auf 7 eine etwa
rechtwinklige Knickung bildend und schräg auf den Vorderrand
auslaufend. Die Breite beider Binden erreicht nicht oder kaum
1 mm. Der Vorderrand ist mehr oder weniger heller gezeichnet. —
Hinterflügel mit schmalem, braungelbem Hinterrandfeld und
Basis sowie mit grünlichgelblicher Partie in der Mitte des Costal-
feldes, worin eine schmale, schwarze Querbinde sich findet. —
Unten tritt die grünliche Färbung im Saumfelde ein klein wenig
deutlicher hervor, und die hellere Färbung der Rippen ist er-
heblich deutlicher als oben; Dorsalfeld der Vorderflügel ist oliven-
gelblich, Basis und Dorsalfeld der Hinterflügel bräunlichgelb.
Thoraxrücken dunkel olivengraulich, Abdomen und Brust braun-
gelb, seidenschimmernd. Kammzähne der Antennen schwarz,
die Geißel graugelblich. — Der Saum der Vorderflügel ist zwischen
den Rippen 3 und 7 ganz schwach konkav, im Hinterflügel ebenso
oder etwa gerade zwischen 4 und 7. Flügelspannung 49, Flügellänge
24, Körperlänge 25 mm. — Nenne diese Form ab. disparilis m.
Das zweite $ weicht von dem beschriebenen dadurch ab,
daß in beiden Flügeln von der Basis aus braungelbe, seiden-
schimmernde Färbung sich über die Flügel ausbreitet, so daß im
Hinterflügel kaum noch das Saumdrittel schwarz bleibt, währerd
im Vorderflügel die braungelbe Färbung sich im Dorsalfelde bis
zum Analwinkel, im Costalfelde aber kaum bis zur Mitte erstreckt.
Die Querbinden sind nicht schwarz, sondern braun. Unten ist
die bläuliche Partie beider Flügel trüber, etwas graulich. Ich
nenne diese Form ab. dimidiata m.
Das 2 (wohl die Hauptform) hat die düstere Färbung von
L. coniuncta, steht aber durch seine im Saumfelde beider Flügel
schwärzlichen Rippen meiner nigrivenis nahe, womit es auch
durch die ausgedehnten rotbräunlichen Zeichnungen Ähnlichkeit
hat. Die bräunliche Färbung nimmt aber im Vorderflügel (ab-
gesehen von dem 4—6,5 mm breiten Saumfeld) die Flügelfläche
so weit ein, daß von der gelben Grundfarbe nur noch eine schmale
Antemedial- und ebensolche, aber am Vorderrande erweiterte
Postmedialbinde übrig bleiben; der dunkelbraune, dreieckige,
3mm breite und lange Discozellularfleck ist nur undeutlich
heller (als die braunen Felder) begrenzt. Von beiden genannten
Arten weicht die vorliegende durch dunkle Fransen, und zwar in
beiden Flügeln, ab. Im Hinterflügel erscheint der Discozellular-
fleck als ein schwärzlicher Querstrich. Unten ist die braune
Färbung weniger ausgedehnt, aber die Zeichnungen sind der
Hauptsache nach die gleichen. — Vorderleib bräunlichrot, Hinter-
leib hell rehfarbig mit noch hellerem Afterbüschel. Fühlerkamm-
zähne schwarz.
Flügelspannung 73, Flügellänge 35 mm, Körperlänge 30 mm.
Von heres liegt mir sonst nur ein & aus derselben Lokalität
und Sammlung vor, die, offenbar von Aurivillius, als heres be-
7. Heft
128 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
stimmt ist. Der typischen Form von heres, wie diese durch die
Abbildung in Schaus-Ölements’ Arbeit dargestellt ist, gehört dies
Exemplar aber nicht an, denn die Oberseite der Flügel ist, ab-
gesehen von der Basis der Hinterflügel, rauchschwarz, erheblich
dunkler als genannte Abbildung, die Rippen, insbesondere der
Vorderflügel, sind heller, die Fransen beider Flügel sind, ins-
besondere nach hinten zu, bräunlichgelb, die submedianen Quer-
binden der Vorderflügel sind hinten unter sich ein klein wenig
weiter entfernt, und Abdomen hat keine dunkle Querringe. Unten
sind die Rippen bis zur Basis auffallend gefärbt, und die Hinter-
flügel zeigen zwei schwarze Querbinden. Ich nenne diese Form
ab. obscurata m.
%* *
*
Die früher beschriebenen, mir sämtlich, bis auf heres $ f. pr.,
vorliegenden und die oben als neu beschriebenen Lechriolepis-
Formen lassen sich folgenderweise unterscheiden.
(NB. Lechr. heres & nicht aufgenommen, weil mir in natura
unbekannt.)
A. Beide Flügel stark geschwärzt. (cf. heres Schaus).
a) Etwa die Basalhälfte beider Flügel braungelb:: dimidiata Strd.
b) Jedenfalls nicht die ganze Basalhälfte hell.
x) Fransen dunkel, einfarbig . . . . disparilis Strd.
xx) Fransen teilweise hell. . . . . . obscurata Strd.
B. Flügel nicht geschwärzt.
a) Oberseite mehr oder weniger graulich, höchstens in der Mitte
und Basalhälfte der Vorderflügel leicht gelblich angeflogen.
Größe gering RR au 45 mm). Vflg. ziemlich breit
und stumpf . . .. .. . pulchra Auriv.
b) Oberseite ockeigelblich, zT. 'oliventarbig angefiogen.
x) Hinterflügel in oder kurz hinter der Mitte des Saumes
stark bauchig vortretend. Flg. lebhaft ockergelb mit
ziemlich scharf markierten dunklen Submedianbinden
und weißer Sublimbalbind . . . . eitrina Schaus
xx) Hinterflügel nicht mitten stark vortretend, sondern
breit und gleichmäßig gerundet.
0) Größe gering (Flügelspannung 42 mm). Vorder-
flügel stumpf und breit, dunkel olivenfarbig ist nur
das Saumfeld der Hinterflügel: coniuncta Grünb.
00) Größe bedeutender, Vorderflügel spitzer; wenn
Olivenfarbe überhaupt vorhanden, so findet sie
sich auf beiden Flügeln.
*. Beide Flügel hell ockerfarbig, nicht oliven-
farbig angeflogen; die submedianen Quer-
binden (-linien) der Vorderflügel fein und un-
deutlich . . . . ....... ochraceola Strd.
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 129
**. Beide Flügel dunkler ockerfarbig, wenigstens
in der Saumhälfte olivenfarbig angeflogen; ge-
nannte Binden dunkler und scharf markiert.
y) Hinterflügel auf der Rippe 7 geeckt:
tessmanni Strd,
yy) Hinterflügel nicht deutlich geeckt.
1. Die submedianen Querbinden schwarz,
am Vorderrande unter sich doppelt so
weit wie am Hinterrande entfernt, die
proximale feiner, die Knickung der
distalen bildet einen stumpfen Winkel:
basirufa Strd.
2. Genannte Binden sind bräunlich und
gleich kräftig, vorn nicht doppelt so
weit wie hinten unter sich entfernt,
die Knickung der distalen ist recht-
winkuegntdie 3% nigrivenis Strd.
A. Rippen beider Flügel im Saumfelde ziemlich breit schwarz:
nigrivenis Strd.
B. Genannte Rippen nicht schwarz, oder wenn schmal und un-
deutlich schwarz, dann die Fransen dunkel.
a) Fransen dunkel, Rippen geschwärzt . . . heres Schaus
b) Fransen und Rippen wenigstens größtenteils hell.
1. Wurzel- und Mittelfeld der Vorderflügel größtenteils rot-
BrvonBoh ya ale ra Dr, pulchra Auriv.
2. Wurzel- und Mittelfeld der Vorderflügel zeigen wenig-
stens größtenteils die helle Grundfarbe.
0) Größe bedeutender (Flügelspannung etwa 70-80 mm)
x) Flügel hell ockergelb mit scharf hervortretendem
braunem Discozellularfleck und einigen eben-
solchen Sublimbalflecken, die aber keine ge-
schlossene Reihe bilden; Submedianbinden ganz
Verlasenem u le un { varıa WIk.
xx) Flügel hell ockergelb mit einer sublimbalen Reihe
großer, schwarzer, z.T. zusammenhängender
Sublimbalflecke;, Submedianbinden wenigstens
deutlich erkennbar. .... . basirufa Strd.
xxx) Flügel trübe graugelblich, im Vorderflügel sind
alle 3 Binden und der Discozellularfleck dunkel-
braun und scharf markiert: coniuncta Grünb.
00) Größe geringer (Flügelspannung ca. 55 mm):: ano-
mala But!.
Gen. Crinoeraspeda Möschl.
20. Urinocraspeda aethiopica Strand n. sp.
Ein 2 von Uelleburg, VI--VIII. 08.
Archiv für Naturgeschichte
1912 A. 7. 9 7. Heft
130 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
Generische Merkmale. Mit Malacosoma nahe ver-
wandt, aber die Rippen 2 und 3 der Hinterflügel sind von
der Hinterecke der Zelle deutlich entfernt, und zwar 3 so
weit von der Ecke wie von 2 entfernt, die Rippen 6 und 7
ebenso wie 7 und 8 sind nur am Ende der sehr kleinen Wurzelzelle
verbunden, von der letzteren geht nur eine Nebenrippe aus, und
zwar von ihrer Basis, der Vorderrand der Hinterflügel ist in der
Mitte ganz leicht konkav. Im Vorderflügel entspringt Rippe 3
aus der Mitte der Hinterseite der Zelle und 2 unweit der Basis,
4 und 5 entspringen aus einem Punkt, der Ecke der Zelle, die
Discozellulare ist quergestellt, wohl aber mitten wurzelwärts
schwach konvex gebogen, die Zelle ist ziemlich schmal, der Stiel
von 9 und 10 ist länger als diese Rippen und entspringt fast aus
der Mitte des Vorderrandes der Zelle, 10 mündet in die Spitze des
Flügels, 11 entspringt in der Mitte zwischen der Hügelbasis und
dem Stiel von 9 + 10. Die Vorderflügel sind subtriangulär mit
geradem und nur wenig schrägem Saum, nur am Ende gekrümmtem
Vorderrand und geradem, in der Basalhälfte jedoch erweitertem
und behaartem Hinterrand. Die Spitze der Hinterflügel ist breit
und schräg abgerundet, dagegen der Saum der Hinterflügel stark
konvex und ganz schwach wellenförmig, der Innenrand lang,
gerade oder ganz schwach konkav. Augen, praktisch gesprochen,
nackt (unter dem Mikroskop lassen sich einige ganz feine Härchen
erkennen). Palpen sehr klein, zottig behaart, hängend. Die Tarsen
anliegend beschuppt, jedoch an der Außenseite des ersten Gliedes
der Beine I haarig. Fühler mäßig lang gekämmt.
Von Oraspia Auriv. durch den langen Stiel der Rippe 9 und 10
der Vorderflügel, etwas abweichenden Flügelschnitt, größere Flügel,
deren Färbung und Zeichnung mit Trichopisthia (monteirow Druce)
recht gut übereinstimmt, kürzere Kammzähne und stark ent-
wickelte Afterwolle abweichend. — Von Crinocraspeda Hamps.,
deren Type (torrida Moore) mir vorliegt, abweichend durch nicht
oder nur ganz schwach wellenrandigen Saum; nach Hampsons Be-
schreibung und Abbildung von Crinocraspeda in „Fauna of
British India‘ wäre unsere afrikanische Form außerdem durch
das Vorhandensein einer Nebenrippe nahe der Basis des Vorder-
randes der Wurzelzelle abweichend, ein Unterschied, der aber in
der Tat nicht vorhanden ist, denn die Type von Crinocraspeda
torrida Mr. hat ebenso deutliche Nebenrippe wie das vorliegende
afrikanische Exemplar. Da außerdem die Geschlechtsverschieden-
heit der beiden verglichenen Exemplare in Betracht zu ziehen ist,
so finde ich nicht genügend Grund von der Vereinigung mit Crino-
craspeda abzusehen; der vermeintliche Unterschied in der Richtung
der Palpen kann zufällig sein.
Spezifische Merkmale. Beide Flügel gelblichgrün, Dor-
salfeld der Hinterflügel heller, mit olivenfarbigen Zeichnungen, und
zwar im Vflg.: eine antemediane, stark saumwärtskonvex gebogene,
feine Linie, die an beiden Flügelrändern um 5 mm von der Wurzel
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 131
entfernt ist, ein als ein kurzer Querstrich erscheinender Disco-
zellularfleck, eine postmediane, fast gerade, ganz schwach saum-
wärts konvex gebogene Querlinie, die am Vorderrande um 19,
am Hinterrande um 10 mm von der Wurzel entfernt ist, endlich
eine aus etwa 8 kurzen Querstrichen bestehende, in der hinteren
Hälfte etwas unregelmäßige Fleckenreihe im Saumfelde, die gegen
die Flügelspitze und das Ende des Hinterrandes gerichtet ist.
Ferner ist der Vorderrand und die Spitze der Fransen oliven-
farbig. Im Hinterflügel ist ein ebensolcher Punkt in der Zelle, da
wo die Discozellulare hätte sein sollen, ferner eine mediane, wenig
gebogene Querlinie und eine Reihe Querstriche im Saumfelde,
ähnlich wie im Vorderflügel; auch hier sind die Fransen oliven-
bräunlich an der Spitze. — Unterseite wie Oberseite, jedoch die
Saumhälfte und das Dorsalfeld beider Flügel heller; eine mediane
Querlinie und die Fleckenreihe des Saumfeldes verlaufen etwa
wie oben. — Thorax scheint wie die Flügel, Abdomen mehr weiß-
lich gefärbt zu sein. Kammzähne bräunlichgelb. — Flügelspannung
54, Flügellänge 29, Körperlänge (mit der großen Afterwolle) 27 mm.
Gen. Catalebeda Auriv.
21. Catalebeda discocellularis Strand n. sp.
Ein 2 von Makomo, Ntumgebiet, 4. V. 1906 aus der Puppe.
Hat den Zeichnungstypus von ©. producta Wlk. (nach einem
mir vorliegenden $ aus Staudingers Sammlung, das als dieser Art
angehörig bezeichnet ist, zu urteilen), ist aber viel heller gefärbt.
Vorderflügel in der Costalhälfte im Grunde ockergelblich, in
der Dorsalhälfte mit schwachem, violettlichem Anflug, in beiden
Hälften so dieht mit dunklen Punkten bestreut, daß die Grund-
farbe fast verdrängt wird; im Saumfelde, wie bei producta, eine
tiefschwarze, tief zickzackförmig gebrochene und wiederholt unter-
brochene Querlinie, die subparallel zum Saume verläuft, und zwar
in einer Entfernung von 2—3 mm. In etwa 9 mm Entfernung vom
Saume, subparallel damit, verläuft eine verloschene, dunkle,
1'/,mal S-förmig gebogene, unregelmäßige Querlinie, und in etwa
6 mm Entfernung von der Flügelwurzel läßt eine weitere eben-
solche, die nur leicht saumwärts konvex gebogen zu sein scheint,
sich erkennen. Im Costalfelde findet sich je in der Mitte und un-
weit der Basis ein ebensolcher dunkler Querstrich, der vielleicht
bisweilen den Anfang einer Querlinie bildet. Am meisten auf-
fallend ist der Discozellularfleck, der sich als ein rein weißer,
scharf markierter, 2mm langer Querstrich präsentiert. Eine
Reihe schattenartiger, dunkler Saumflecke läßt sich undeutlich
erkennen. — Hinterflügel blaß graugelblich, am Saume und auf
den Fransen schwach gerötet, unten sind die Fransen nur hinter.
der Mitte dunkel, und zwar fast schwärzlich; Vorderrand unten
schmal schmarz. Vorderflügel unten ein klein wenig dunkler als
die Hinterflügel, mit dunklen Fransen, Saumwischen und einer
schmalen, ebenfalls ganz verloschenen, postmedianen Querbinde.
9 7. Heft
132 _Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
— Abdomen oben und an den Seiten wie die Hinterflügel, unten
ebenso wie die Brust etwas dunkler. Oberseite des Kopfes, inkl.
Palpen, und Thoraxrücken grauweißlich, mit feinen, dunklen
Punkten eingemischt.. Unterseite der Palpen braun. — Flügel-
spannung 58, Flügellänge 28, Körperlänge 30 mm.
Gen. Leipoxais Holl.
22. Leipoxais peraffinis Holl.
4 2 2: Kamerun, Mokundange, 1. VII. 05 aus Raupe; Nkolen-
tangan, 10. XII. 07 aus Raupe; ‚„Spanisch-Guinea‘“. Ein ? vor
Uelleburg, VI.—VIIl. 08. Ferner 42 2 von: Nkolentangan,
29. XI. 07, Bibundi, 31. XII. 04 und ‚Spanisch-Guinea‘“, die
wohl derselben Art angehören werden, jedoch mehr graulich ge-
färbt (f. cinerascens m. n.f.) und kleiner sind; die Größe der Art
würde demnach zwischen 50 und 61 mm variieren.
Über die 'ersten Stände von Leipoxais peraffinis Holl. hat
Tessmann wertvolle Beobachtungen gemacht. Eine am 12. Juni
1905 auf Kakaoblättern sitzend gefundene Raupe verpuppte sich
Ende Juni und ist am 1. VII. ausgekrochen. „Die Raupe
ist von dem Typus der Bombyx neustria, braun, weißlich und
rötlich und grau gestrichelt, Stammfarbe, auf dem Rücken mehr
aschgraulich, auf den Seiten des 4., 5. und des vorletzten Ringes
tiefer bräunlich, darunter stärker weißlich. Behaarung gleich-
mäßig schwach, auf dem Rücken etwas stärkere Härchen jederseits,
besonders auf dem vorletzten Ringe oben; am Kopfe zwei längere
Haarbüschel jederseits, die schwärzlich, an der Spitze weißlich
sind. Die Raupe ist häufig in der Pflanzung an Kakao und anderen
Büschen, im Urwald auf verschiedenem Gesträuch (Pfeffer usw.) ;
frißt vielerlei. Puppe in einem weichen, weißlichen Gespinst.‘“
23. Leipoxais rufobrunnea Strand n. sp.
Ein Pärchen von Nkolentangan, 6. XII. 07 u. 11.X. 08,
beide aus der Raupe, ein 2 von ‚„Spanisch-Guinea““.
d. Rotbraun. Vorderflügel mit matt weißen, innen
schwarz umrandeten Punktflecken, die folgende Zeichnungen
bilden: eine antemediane Querreihe, die am Vorderrande um
2,5, am Hinterrande 3,5 mm von der Wurzel entfernt ist, eine
mediane, zweimal saumwärts stark konvex gebogene, an beiden
Enden aber gerade Querreihe, in der Mitte zwischen diesen beiden
Reihen findet sich ein einzelner ebensolcher Fleck; endlich eine
aus 6—7 Flecken bestehende, unregelmäßige Sublimbalquerreihe,
deren hinterster Fleck bei weitem der größte ist, während die
beiden vorderen zusammenhängend und vom Vorderrand wie
von der Flügelspitze gleich weit entfernt sind, mit dem Saum
aber unvollständigerweise durch einen weißlichen Wisch ver-
bunden sind. Die mediane Querreihe der Vorderflügel setzt sich
andeutungsweise auf den Hinterflügeln fort, sonst sind
letztere zeichnungslos. Fransen braun, mit je einem weißlichen
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 133
Basalpunkt am Ende der Rippen. — Unterseite der Vorder-
flügel mit schwacher Andeutung einer medianen Querbinde oder
-reihe und spärlicher, graulicher Bestäubung im Saumfelde, das
außerdem vorn einen etwa viereckigen, hellen Querfleck und hinten
einen hellen Punktfleck zeigt; alle Flügel zeigen einen weißlichen,
runden Basalfleck. Die Unterseite der Hinterflügel ist übrigens
stärker gezeichnet als die der Vorderflügel; über die Mitte eine
innen breit schwarz begrenzte Binde, im Costalfelde zwischen dem
zickzackförmig gebrochene, fast zusammenhängende, weißliche,
Lobus und der Flügelspitze findet sich ein großer, runder, hell-
graulicher Fleck und hinter diesem drei, etwa in Dreieck ange-
ordnete, kleine, helle Flecke. Die hellen Fransenpunkte sind
deutlicher als an der Oberseite. — Die Segmente des Abdomens
zeigen unten und an den Seiten Andeutung hellerer Hinterränder,
die Brust und Beine haben z. T. weißliche Behaarung. Metanotum
mit grauweißlicher Behaarung, der Rücken sonst spärlich mit
ebensolchen Haaren eingemischt. Flügelspannung 35, Flügel-
länge 16, Körperlänge (Palpenspitze — Spitze der Afterhaare)
22 mm.
Das 2 ist ein wenig dunkler und daher mehr rein braun mit
nur ganz undeutlichen Zeichnungen, und zwar: eine mehr oder
weniger unterbrochene, grauliche, ziekzackförmige, von kurz
innerhalb des Analwinkels bis kurz innerhalb der Flügelspitze ver-
laufende, den Vorderrand nicht erreichende Sublimbalbinde (oder
Fleckenreihe), die in der Mitte um 4mm vom Saume entfernt ist.
Quer über die Mitte und vor der Mitte des Vorderflügels verläuft je
eine schwarze, höchst undeutliche Querlinie, und zwischen diesen
ist ein weißer Punktfleck. Unten ist nur die helle Sublimbalbinde
erkennbar, während die oben einfarbigen Hinterflügel unten je eine
dunkelbraune Sublimbal- und Submedialbinde zeigen, dazwischen
braungrauliche Bestäubung, während der Saum selbst einen gelb-
lichen Ton zeigt; die beiden braunen Binden sind innen durch je
eine höchst undeutliche, grauliche und schwarze Linie oder schmale
Binde begrenzt. Flügelspannung 44, Flügellänge 21, Körperlänge
(bis Spitze der Palpen) 24 mm.
Diese Weibchen stehen denjenigen, die ich zu peraffinis Holl.
stelle, so nahe, daß ich an eine Form dieser Art gedacht hätte,
wenn nicht der Lobus des Vorderrandes der Hinterflügel hier
eckig, bei peraffinis dagegen leicht abgerundet gewesen wäre; der
Vorderrand zwischen diesem und der Flügelbasis ist deutlich
konkav.
24. Leipoxais regularis Strd. n. sp.
Ein $ von Nkolentangan, 9. oder 10. XII. 07 aus Raupe.
Hat mit der unter dem Namen cinerascens aufgeführten Form
von L. peraffinis Ähnlichkeit, unterscheidet sich aber leicht dureh
die gerade verlaufende mittlere Querlinie der Vorderflügel;
auch die beiden anderen Querlinien dieser sind mehr regelmäßig
7. Heft
134 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
und weniger gekrümmt als bei peraffinis. Die Grundfarbe aller
Flügel ist hell rötlichbraun, die Vorderflügel sind jedoch so dicht
mit hellgraulichen Schuppen überstreut, daß die Grundfarbe fast
nicht mehr erkennbar ist, abgesehen von einer schmalen (etwa
1,5 mm breiten), geraden, die mittlere schwarze Querlinie außen
fast berührenden, unbestimmten Querbinde. Die Fransen sind
braun mit weißer Spitze. Die proximale schwärzliche Querlinie
ist in den vorderen ?/, ihrer Länge saumwärts konvex gebogen
und am Vorderrande um 6, am Hinterrande um 3 mm von der
Wurzel entfernt. Die mittlere Linie zeigt in der Mitte eine ganz
leichte, wurzelwärts konvexe Krümmung, ist aber sonst gerade,
am Vorderrande um 12, am Innenrande um 7,5 mm von der
Wurzel entfernt. Auch die distale der drei Querlinien ist fast
gerade, nur hinter der Mitte leicht saumwärts konvex gebogen,
am Vorderrande um 19, am Hinterrande um 11mm von der
Wurzel entfernt. Zwischen den beiden proximalen Linien findet
sich ein weißer, dunkel umrandeter Punkt. Hinterflügel
rötlich braun, die Fransen ein wenig heller. — Die Unterseite
der Vorderflügel ist rötlichbraun mit hellgraulichem, 6 mm breitem
Saumfeld, worin eine aus 7 schwarzen Flecken gebildete, wurzel-
wärts leicht konvex gebogene, weder Vorder- noch Hinterrand
ganz erreichende Querreihe in 3—4mm Entfernung vom Saume
sich findet. Die Hinterflügel sind unten hellgraulich bestäubt,
mit einer 1,5 mm breiten, braunen, innen schmal schwarz um-
randeten, wellenförmig gebogenen Querbinde, die etwa 6 mm von
der Flügelwurzel entfernt ist, und mit einer um 3,5 mm vom Saume
entfernten und mit diesem parallelen Reihe von (bei diesem Exem-
plar allein?) nur 3 schwarzen Flecken. Die Beschuppung des
Körpers ist rötlichbraun und graulich, die Rückenseite des Ab-
domens scheint ein wenig heller als die Bauchseite zu sein und
Thoraxrücken zeigt Andeutung einer dunkleren Mittellängsbinde.
Flügelspannung 47, Flügellänge 23, Körperlänge 25 mm. — Die
Spitze der Hinterflügel ist auffallend lang gerade schräg-
‚geschnitten, der Saum gleichmäßig und nicht stark konvex, der
Hinterrand gerade (die Art erinnert in der Form der Hinterflügel
an L. siccifolia Aur.).
25. Leipoxais makomona Strand n. sp.
Ein 2 von: Makomo, Ntumgebiet, 14. V.06 aus Raupe.
Vorderflügel rötlichbraun, verloschen schwarz ge-
fleckt, und zwar bilden diese Flecke oder Punktflecke folgende
Figuren: im Wurzelfelde drei im Dreieck angeordnete Punkt-
flecke, eine aus halbmondförmigen Querstrichen gebildete, fast
wie eine scharf ziekzackförmige Linie erscheinende Querreihe, die
am Hinterrande um 5,5, am Vorderrande um 10 mm von der Wurzel
entfernt ist; der Punktfleck auf dem Vorderrande ist etwas wurzel-
wärts verschoben. Längs der Außenseite dieser Linie verläuft ein
schwärzlicher Schatten, der im Costalfelde am deutlichsten ist.
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 135
Endlich findet sich im Saumfelde eine aus 5—6 schattenförmigen
Querflecken gebildete, unregelmäßige Querreihe, die in ihrer
vorderen Hälfte fast genau auf die Flügelspitze gerichtet ist,
hinter ihrer Mitte aber gebrochen und saumwärts verschoben ist.
Der Saum mit schmaler, schwarzer, unterbrochener Linie; die
Fransen mit dunkler Endhälfte. — Die Hinterflügel sind ein
wenig heller als die Vorderflügel, nur im Costalfelde schwärzlich
mit helleren Querwischen und mit ebensolcher Saumlinie wie im
Vorderflügel. Unten sind die Vorderflügel nur im Saumfelde so
dunkel wie oben und daselbst mit Andeutung eines hellen, innen
dunkler angelegten Querstreifens. Die Hinterflügel unten im
Grunde wie oben, mit dunkler, höchst unregelmäßig angeordneter,
unbestimmte Schattenfiguren bildender Bestäubung und mit
einem unterbrochenen, dunklen Querstrich am Ende des Wurzel-
feldes; der Vorderrand geschwärzt, das Hinterrandfeld etwas
heller. — Der Körper von der braunen Färbung der Flügel,
mit schwarzen, nur innen helleren Palpen, schwarzen Kammzähnen
der Fühler und schwarzen Augen. Der Hinterleib leicht gelblich
seidenglänzend. Flügelspannung 35, Flügellänge 19, Körperlänge
(mit Palpen und Afterbüschel) 26 mm. — Der Hinterleib über-
ragt um etwa die Hälfte seiner Länge den Analwinkel. Der Vorder-
rand der Hinterflügel ist gleichmäßig gerundet, keinen Winkel
bildend, die Flügelspitze nicht scharf markiert gerade abge-
schnitten, sondern sie geht ziemlich gleichmäßig in Vorderrand
und Saum über; letzterer ist wellig gekrümmt.
26. Leipoxais marginepunctata Holl.
Ein 3. von Alen, 17. X. 1906.
27. Leipoxais marginepunctata Holl.( ?) (puncticosta Strand .n. ad int.)
Von Alen, 13. X. 06, liegt ein @ vor, das ich zu dieser Art
stellen möchte, wenn auch mit Reservation. Es weicht ab (vom &
liegen mir zwei Exemplare vor ) durch bedeutendere Größe
(Flügelspannung 58, Flügellänge 31, Körperlänge 26 mm), durch-
gehends ein wenig hellere Färbung, der Silberfleck in der Zelle
der Vorderflügel, statt dessen findet sich ebenda ein runder,
wenig deutlicher, bräunlicher Fleck, dem innen ein gerader, grau-
weißlicher, den Vorderrand nicht ganz erreichender Querstrich
anliegt, der viel deutlicher ist als die, wie beim d, das Wurzelfeld
außen begrenzende Querlinie. Die submediane Querbinde ist
ebenfalls grauweißlich, außen dunkler angelegt und im Costal-
felde wurzelwärts leicht gebogen. Die dunkle Fleckenreihe des
Saumfeldes besteht aus 6—7 subquadratischen, fast 2 mm langen
und breiten, verloschenen Flecken, sie ist auf den Innenrand und
die Flügelspitze gerichtet und innen von einer ebenso breiten,
grauweißlichen Binde begrenzt; die Rippen sind heller als die
Umgebung. Letztere grauweißliche Binde ist in der Mitte vom
Saume um 6—7 mm entfernt. Im Hinterflügel setzt sich die helle
7. Heft
136 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
Medianbinde der Vorderflügel undeutlich fort; die dunkle Flecken-
reihe ist außen schmal grauweißlich begrenzt. Die Zeichnung der
Unterseite der Flügel verhält sich ähnlich wie beim 3, entspricht
also derjenigen der Oberseite, ist aber undeutlicher. Der dem &
so charakteristische weiße Vorderrandfleck der Unterseite der
Hinterflügel läßt sich erkennen, ist aber weniger deutlich als
beim d. Die Fransen ein wenig heller als beim 4. Der Flügel-
schnitt der Hinterflügel von dem des 3 nur insofern abweichend,
als der Saum weniger deutlich gewellt ist und der Lobus des
Vorderrandes weniger scharf hervortritt. Vorderflügel zugespitzt,
mit schrägem, aber sonst geradem, leicht wellig gebogenem Saum,
der Hinterrand ganz gerade und so lang wie der Saum, der Vorder-
rand stark gekrümmt.
Sollte diese Art nicht marginepunctata Holl. sein, so möge sie
den Namen Puneticosta m. bekommen.
28. Leipoxais proboscidea Guer.(?) (proboscifera Strand n. ad int.).
Ein 3 von Nkolentangan, 7.I. 1908 aus Raupe, ist mit an-
gegebener Art jedenfalls nahe verwandt und scheint konspezifisch
zu sein mit einem von Aurivillius fraglich als proboscidea be-
stimmten, leider nicht ausgezeichnet erhaltenen Exemplar. Von
der Originalkennzeichnung wäre in erster Linie abweichend, daß
der Silberfleck der Vorderflügel hier etwa gleich weit von Median-
und Subbasallinie verläuft, während er nach der Originalfigur zu
urteilen (cf. Guerin, Icon. Regne Animal, Insectes, p. 508, t. 86,
f. 6) bei proboscidea die subbasale Linie tangiert, indessen sind
die beiden Hälften der genannten Figur nicht genau gleich,
weshalb auf diese Abweichung nicht allzuviel Gewicht zu legen
ist. Die distale Querlinie der Vorderflügel ist in ihrer hinteren
Hälfte mit einem starken, saumwärts gerichteten Doppelzahn ver-
sehen, der an der Figur wenigstens nicht so stark hervortritt. Das
zwischen der distalen und medianen, oder wenn man will, sub-
medianen Querlinie gelegene hellere Feld ist hier schmäler als das
Saumfeld und als das antemediane Feld, während die genannte
Figur es als z. T. breiter darstellt. Ferner erscheinen die Vorder-
flügel breiter und ihr Saum noch weniger schräg als an der Figur,
und der Hinterleib überragt unverkennbar den Analwinkel. An
der Unterseite der Hinterflügel tritt der Lobus des Vorderrandes
ziemlich scharf hervor und der Flügelrand erscheint beiderseits
desselben konkav; von der Vorderseite des Lobus gegen die Mitte
des Innenrandes, denselben nicht ganz erreichend, erstreckt sich
eine recht deutliche, schwarze Zickzacklinie, und parallel dazu
verläuft eine ähnliche, aber weniger deutliche Ziekzacklinie von
der Außenseite des Lobus; der Vorderrand zeigt keine hellen Flecke.
Flügelspannung 33, Flügellänge 17, Körperlänge (mit Palpen
und Analbusch\) 22 mm. — Von siecifolia Auriv. durch u. a. die
breiteren und am Ende weniger abgeschnittenen Hinterflügel
abweichend.
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea.. 137
Sollte die Art nicht proboscidea sein, möge sie den Namen
proboseifera m. bekommen.
29. Leipoxais siceifolia Auriv.
Ein & von Alen, 16.—31. XI. 06. — Flügelspannung nur
30 mm.
Gen. Odontocheilopteryx Wllgr.
30. Odontocheilopteryx maculata Auriv.
Ein £ von Nkolentangan.
Gen. Lebeda WIk.
31. Lebeda cuneilinea WIk.
Unicum von „Spanisch-Guinea“.
Gen. Taragama Moore
32. Taragama splendens Druce
Ein 2 von Uelleburg, VI..—VIH.
33. Taragama guwineanum Strand
Ein $ von Alen, 29. X.06 aus Raupe, ein 2 von Nkolen-
tangan. — Die Beschreibung findet sich im Arch. f. Naturg. 1912,
A.1, p.85, 88 u. 91.
34. Taragama tessmanni Strand
Ein $ von Makomo, 12. III. 1906, an Blättern im Urwald
am Weg nach Mojo. — Beschreibung |. c. p. 87 u. 90.
35. Taragama ligniclusum W]Ik. v. occidentale Strand
Ein 2 von Makomo, 2. V.06 aus Raupe. — Beschreibung
Ivean. 91.
36. Taragama makomanum Strand n.sp.
Ein & von Makomo, Ntumgebiet, 12. V. 1906 abends an die
Lampe fliegend, ein 2 von Alen, 13. IX. aus Raupe.
Leider wurden diese Exemplare erst nachträglich der Unter-
suchung zugänglich und konnten daher nicht in meiner Taragama-
Arbeit (in dieser Zeitschrift 1912, A.1, p. 83 sq.) mit behandelt
werden.
Die Art, die sonst ein typisches T’aragama ist, zeichnet sich
dadurch aus, daß die Diskozellulare der Hinterflügel vorn un-
deutlich ist, jedoch wenigstens beim $ nicht unterbrochen, da-
gegen scheint beim 2 im einen Flügel die Diskozellulare die
vordere Mittelrippe nicht zu erreichen, im anderen scheint
die Verbindung vollständig zu sein.
Q. Vorderflügel graubräunlih mit olivenfarbigem
Ton, scharf markiertem, tiefschwarzem, rundem Diskozellular-
punktfleck und hellgrauem Dorsalfeld, das den ganzen Hinter-
rand bedeckt, eine Breite von 3 mm erreicht und vorn, kurz inner-
7. Heft
138 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
halb der Mitte eine wurzelwärts gerichtete, rechtwinklige Ecke
bildet. Die beiden Submedianbinden sind linienschmal, weißlich
und die proximale charakteristischerweise gebogen: vom Vorder-
rande bis zur Rippe 4 gerade, dann von 4 bis 3 wurzelwärts und
nach hinten gerichtet, von 3 an aber subparallel zum Hinterrande
wurzelwärts bzw. auf die Spitze der Ecke des hellen Dorsalfeldes
gerichtet, ohne diese ganz zu erreichen; am Vorderrande ist diese
Binde um 13 mm von der Flügelwurzel entfernt. Die distale Binde
ist vom Vorderrande bis zur Rippe 5 gerade, dann ganz schwach
saumwärts konvex gebogen, schräg auf den Hinterrand gerichtet,
im ganzen subparallel zum Saume verlaufend, längs der Rippe 3
um 2 mm von der proximalen Binde entfernt. Etwa in der Mitte
zwischen dieser Binde und dem Saume ist die bei verwandten
Formen nicht selten vorkommende treppenähnliche Zeichnung
vorhanden, die aus 5—6 ‚Stufen‘ besteht, die unbedeutend
dunkler als die Grundfarbe sind, innen aber heller angelegt; die
dritte „Stufe‘‘ von hinten an ist breiter als die übrigen und weniger
scharf begrenzt. — Hinterflügel einfarbig, ein wenig
heller, mehr graüulich als die Vorderflügel. — Die ganze Unterseite
einfarbig graubraun, und zwar auch Körper und Extremitäten.
Kopf oben und vorn sowie der Thoraxrücken hellgrau wie das
Dorsalfeld, Antennen in der Basalhälfte ein wenig heller als in
der Endhälfte. Fransen beider Flügel mit fast unmerklicher
Basal- und Apicallinie. — Flügelspannung 49, Flügellänge 25,
Körperlänge 28 mm.
Beim $ sind die Vorderflügel in den basalen ?/, rot-
braun gefärbt mit tiefschwarzem, quergestelltem Discozellular-
fleck und schwarzen Submedianquerbinden, die sich sonst wie
beim 9 verhalten. Das hell rehfarbige Dorsalfeld ist wie beim 2
geformt, seine erweiterte Partie ist aber vorn durch eine glänzend
weiße Linie begrenzt. Das nicht gut erhaltene Saumfeld ist jeden-
falls etwas heller, schwach violettlich angeflogen gewesen und
scheint eine ähnliche Treppenzeichnung wie das 2 zu haben.
Hinterflügel heller rötlichbraun, am Vorder- und Hinter-
rande etwas gelblich schimmernd. Unterseite beider Flügel wie
die dunkelste Partie der Oberseite der Hinterflügel. Scheitel,
Gesicht und Thoraxrücken wie das Dorsalfeld der Vorderflügel
gefärbt, Schulterdecken rotbraun.
Flügelspannung 45, Flügellänge 23, Körperlänge 33, der
Analbüschel allein etwa 7 mm lang.
Gen. Mimopacha Auriv.
37. Mimopacha knoblaucht Dew.
1d&: Alen, 17.X. im Hause sitzend. — 3 2: Mokundange,
17. VI. an Fruchtresten fliegend ‚vor meinem Hause‘; Alen,
25. VIII. aus Raupe; Uelleburg, VI.—VIII. 08. — Die Raupe
ist nach Tessmann ‚8—10 cm lang, mit rötlicher, seitlich an den
Ringen etwas silbern schimmernder Behaarung, äußerst lang,
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 139
seidig, fuchsrot behaart. Kopf dunkel fuchsrot. Am Kopfe 2
kürzere Büschel. Raupe an ‚abu:“‘ und anderen Pflanzen. Puppe
fest an Stämmen und Ästen; Gespinnst zäh.‘
Gen. Pachypasa WIk.
38. Pachypasa (Pachyna) trapezina Weym.
Ein $& von: Uelleburg VI—VII. 08.
39. Pachypasa rohdei Auriv.
Ein 2 mit 104 mm Flügelspannung von Uelleburg, VI—VIII.
08; ein Ex. von Alen 11.1IX. (aus Raupe) hat 80, eins ebenda
19. IX. (aus Raupe) 89 mm Expansion.
40. Pachypasa cornuta Strand n. sp.
Ein 2 von Uelleburg, VI—VIII. 08.
Vorderflügel olivengraubraun mit einer schwarzen, geraden
oder ganz leicht wurzelwärts konvex gebogenen distalen Schräglinie,
die von außerhalb der Mitte des Innenrandes (von der Wurzel um
14,5 mm entfernt) entspringt, bis zum Vorderrande verläuft und
daselbst von der Flügelspitze um 5 mm entfernt ist; außen wird die
Linie von einer graulichen, unregelmäßigen, unbestimmt begrenzten,
5>-8 mm breiten, etwa die Hälfte des Saumfeldes einnehmenden
Querbinde begrenzt, während der Rest des Saumfeldes rotbraun
ist. Eine proximale, weniger scharf markierte Querbinde ist
am Hinterrande um 9,5, am Vorderrande um 21mm von der
Wurzel entfernt und zwischen der Rippe 2 und dem Vorderrande
gleichmäßig leicht saumwärts konvex gebogen; innen wird sie
durch eine grauliche Binde begrenzt. Das von diesen beiden
Querlinien eingeschlossene Medianquerfeld des Flügels ist in seiner
hinteren Hälfte etwa gleich breit (4—5 mm), dann nach vorn
stark, bis etwa zur vierfachen Breite erweitert. Ein undeutlich
dunklerer Discozellularquerstrich läßt sich erkennen. Unten sind
die Vorderflügel rötlichbraun, im Wurzelfeld etwas gelblich, im
Costalfeld mit punktförmiger, graulicher Bestäubung. Hinter-
flügel im Saumfelde hell rötlichbraun, in der Wurzelhälfte
schmutzig-ockergelblich, und zwar gehen diese beiden Färbungen
ohne Grenze in einander über; die Unterseite ist stärker ge-
bräunt mit feiner, hellerer Punktierung, an der Basis etwas ocker-
gelblich, die Vorderhälfte des Vorderrandes grauschwärzlich be-
stäubt. — Körper: Thoraxrücken und Scheitel bleigrau wie
die grauen Partien der Vorderflügel; die ganze Unterseite des
Körpers dunkel rötlichbraun; Abdomen oben und an den Seiten
ockergelb. Fühler und Palpen dunkel ockergelblich.
Stirn mit einem kleinen spitzen Schuppenfortsatz.
Flügelspannung 87, Flügellänge 44, Körperlänge 40 mm.
41. Pachypasa tessmanni Strand n. sp.
Ein 2 von Alen, 21. X. 1906 aus Raupe.
Wie die vorige Art zeigt auch diese ein kleines, aus Schuppen
gebildetes Frontalhorn. — Saum beider Flügel leicht wellenförmig.
7. Heft
140 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
Von dem gewöhnlichen Typus der Färbung und Zeichnung
der Pachypasa-Arten. Vorderflügel braunrot; die distale
Querlinie ist schwarz, scharf markiert, außen fein und undeutlich
heller angelegt, gerade, nur an beiden Enden ganz schwach ge-
bogen, am Hinterrande von der Flügelwurzel um 13,5, am Vorder-
rande um 28 mm entfernt. Außen liegt diesem Strich oder Linie
ein undeutlich hellgraulicher Querwisch an, der weder Vorder-
noch Hinterrand ganz erreicht, etwa die Hälfte des Saumfeldes
einnimmt und außen von einer dunkelbraunen Zickzacklinie be-
grenzt wird, die subparallel zum Saume verläuft und von diesem
um unbedeutend weniger als von der beschriebenen distalen Quer-
linie entfernt ist. Die proximale Querlinie ist stark S-förmig ge-
krümmt, und zwar zwischen dem Vorderrande und der Rippe 2
saumwärts konvex, im Dorsalfelde wurzelwärts konvex gebogen.
und zwar ist sie hier z. T. durch eine kurze, weißliche Linie er-
setzt. Der Raum zwischen den beiden Querlinien wird im Dorsal-
felde durch einen Längswisch, der ein wenig heller als die Grund-
farbe ist, eingenommen. Die beiden Querlinien sind längs der
Rippe 4 nur um'2 mm unter sich entfernt, divergieren aber von
da an nach beiden Seiten hin. Ein undeutlich dunklerer Quer-
strich deutet an, wo die Discozellulare gelegen ist. Die leicht
wellenförmigen Fransen sind braun wie die Flügelfläche, mit
feinen, helleren Punkten. — Alle Flügel unten und die Hinter-
flügel oben einfarbig rötlich-rehfarbig, an der Basis ein klein
wenig heller; die Fransen dunkelbraun mit weißlicher Basallinie
und Spitze. Abdomen wie die Hinterflügel, Thoraxrücken und
die ganze Bauchseite wie die Vorderflügel gefärbt. — Flügel-
spannung 74, Flügellänge 36, Körperlänge 32 mm.
42. Pachypasa honrathi Dew.
5dgd: Nkolentangan, 2.1.1908 aus Raupe, Alen, Benito-
gebiet, 10. XI. 1906 aus Raupe, 8. X. 1906 aus Raupe, 19. VIII.
06 aus Raupe.
Mit P. honrathi Dew. jedenfalls nahe verwandt; die von
Holland in Psyche, VI, p. 517—518 gegebene Beschreibung des 3
paßt der Hauptsache nach, die Behaarung des Metathorax ist
jedoch in allen Fällen so hell wie die des Mesonotum [,,the upper
side of thorax‘“ wird jedoch von Holland zuerst als ‚„hoary-gray“,
dann eine Zeile weiter unten als „grayish-brown‘ beschrieben],
die Bauchseite des Abdomen ist meistens deutlich dunkler als
die Rückenseite; die Medianquerbinde der Vorderflügel ist nicht
dunkler als das Wurzelfeld der Flügel und wird beiderseits von
einer feinen, schwarzen, wellen-zickzackförmigen Doppellinie be-
grenzt, während von ‚subhastate markings“, wodurch diese
Binde ‚‚interrupted‘‘ sein sollte, nichts vorhanden ist, wohl aber
sind die gegeneinander gerichteten Spitzen der beiden inneren
dieser Linien in einem Falle pfeilspitzähnlich ausgezogen, so daß
die Binde dadurch fast unterbrochen wird, so daß es mir nicht
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 141
unwahrscheinlich ist, daß Exemplare vorkommen, auf die Hollands
Beschreibung auch in diesem Punkt ganz paßt. Die Zeichnungen
sind im wesentlichen wie beim 9, die hellen Binden treten aber
weniger hervor, und durch das Fehlen einer dunklen Mittellängs-
binde auf dem Thoraxrücken weicht das & auffallend vom 9 ab.
Die Richtigkeit der Bestimmung möchte ich aber dennoch nicht
bezweifeln.
43. Alenella concava Strand n.g. n. sp.
Ein 2 von Alen, 28. XII. 06 aus Raupe.
Gen. Alenella Strd. n. g.
Durch die Aurivilliussche Bestimmungstabelle paläarktischer
Lasiocampidengattungen kommt man auf Anadiasa, die es aber
nicht sein kann u. a. wegen des verschiedenen Flügelschnitts und
weil Rippe 9 der Vorderflügel in oder ganz kurz vor der Spitze,
10 aber deutlich in den Vorderrand ausläuft. Die Bestimmungs-
tabelle der indischen Gattungen in Hampsons Fauna of British
India führt auf Odonestis oder Stenophylloides, die aber beide
ganz verschieden sind. Von den bekannten spezifisch afrikanischen
Lasiocampidengattungen ebenfalls ohne Zweifel verschieden. Die
Flügelform erinnert etwas an die von Leipoxais siceifolia Auriv. d,
aber von Leipoxais u.a. durch die Palpen sehr verschieden.
Augen spärlich und fein behaart. Palpen kurz, dünn, vor-
gestreckt, die flache Stirn nicht überragend, das winzige End-
glied spitz. Antennen bis zur Spitze doppelt kammzähnig, nicht
!/, so lang wie die Flügel, nur wenig gebogen; die Zähne mäßig
lang, gegen die Spitze an Länge allmählich abnehmend. Vorderflügel
langgestreckt, spitz, Vorderrand nur im apicalen Drittel leicht ge-
krümmt, Saum und Hinterrand eine ganz gleichmäßige zusammen-
hängende Krümmung bildend, so daß von Hinterwinkel eigentlich
keine Rede sein kann. Die Hinterflügel erscheinen subparallel zum
Abdomen gerichtet, weil vorn außen, subparallel zu ihrem Hinter-
rande, breit und seicht konkav abgeschnitten: der übrig bleibende,
normal gerichtete Teil des Vorderrandes ist kaum 5 mm lang, die
ausgerandete Partie, die bis zur Mitte des Feldes 6 sich erstreckt,
ist 8,5 mm lang, der Saum bildet eine gleichmäßige Konvexität,
der Innenrand ist auch leicht gebogen und ein scharf markierter
Analwinkel daher nicht vorhanden. Letzterer wird vom Abdomen
nur ganz wenig überragt. Mittelzelle beider Flügel geschlossen.
Hinterflügel mit Wurzelzelle, die reichlich so lang und breit wie
die Mittelzelle ist und, abgesehen von der basalen Präcostalrippe,
keine Nebenrippen entsendet. Rippe 8 ist mit 7 durch einen
ziemlich langen Schrägast, mit der vorderen Mittelrippe aber
nicht verbunden und mündet in die Ausrandung, von der Flügel-
spitze ziemlich weit entfernt, während 7 unmittelbar vor dieser
Spitze bzw. der Spitze der Ausrandung ausläuft. Discozellulare
schräg, vor der Mitte etwa rechtwinklig gebrochen. Rippen 4+5
7. Heft
142 _Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
gestielt, 3 fast aus demselben Punkt entspringend. Im Vorder-
flügel ist die Discozellulare quergestellt und wurzelwärts leicht
konvex gebogen, 2 entspringt unweit der Wurzel, 3 fast aus der
Mitte der Zelle, 4 und 5 sind deutlich getrennt, der Stiel von
6 +7 ist fast so lang wie die Rippe selbst, und aus diesem Stiel
entspringt auch 8, 9-+ 10 entspringen von der Ecke der Zelle
deutlich entfernt und ihr Stiel ist etwa so lang wie die Rippen
selbst.
Zeigt in manchen Punkten die größte Ähnlichkeit mit Boro-
cera, aber Flügelform, längere Kammzähne der weiblichen Palpen
etc. abweichend.
Type:
Alenella concava Strand n. sp.
Vorderflügel nebst Fransen braun mit rötlichem Anflug oben
und unten. Hinterflügel ein wenig heller und dünner beschuppt,
vor der Rippe 7 jedoch dunkler, und zwar violettlich angeflogen;
Unterseite ein klein wenig dunkler als die Oberseite und ohne
violettlichen Anflug vor der Rippe 7; der ausgerandete Rand
erscheint oben wie unten heller als die Fransen. Körper wie die
Vorderflügel. Antennen schwarz mit hellgelblichen Kämmen.
Flügelspannung 31, Flügellänge 19, Körperlänge 16 mm.
Gen. Gonobombyx Auriv.
44. Gonobombyx angulata Auriv.
2&: Alen, 11.IX. aus Raupe und 24. VIII. do. — 48:
Nkolentangan; Mokundange, 14. VI. aus Raupe [oder Puppe ?],
die an der Unterseite eines Baumastes an einem Pflanzungsrand
hängend gefunden wurde; ‚Spanisch-Guinea‘“.
Gen. Gonometa WIk.
45. Gonometa nysa Druce
Ein Pärchen von Nkolentangan.
Gen. Pachymeta Auriv.
46. Pachymeta( ?) custodita Strand n. sp. cum ab. melanotica n. ab.
Ein ® von Alen, 18. VI. 06 aus Raupe, eins von Nkolentangan,
12. X. 07 ebenfalls aus Raupe.
Die Art ist jedenfalls aus der Verwandtschaft von Gonometa
und mit Pachymeta am nächsten verwandt, über die hierzu ge-
hörigen Gattungen herrscht aber offenbar noch recht viel Un-
klarheit. — Mit Pseudometa und Borocera, gegen Gonometa, ent-
springt Rippe 8 der Vorderflügel aus 6 + 7, allerdings ist der Stiel
ganz kurz; 9 mündet in oder ein klein wenig vor der Spitze. Das
Endglied der Palpen ist aber nicht, wie bei Pseudometa, verlängert
und zylindrisch, sondern äußerst kurz und in der Beschuppung
des vorhergehenden Gliedes versteckt, die Stirn kaum über-
ragend. Die Form der Hinterflügel ist von derjenigen der Gono-
meta (postica) nur dadurch verschieden, daß der Vorderrand vor
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 143
der Spitze ein wenig deutlicher konvex ist. Von G@onometa (postica)
weicht die Art außer durch die oben angegebenen Merkmale da-
durch ab, daß die Spitze der Vorderflügel schärfer und ganz
leicht sichelförmig ist, der Hinterleib überragt den Analwinkel
weniger, die Stirn ist einfach und die Kammzähne sind kürzer.
Auch ist die Spitze der Hinterflügel ein wenig spitzer als bei
Gonometa postica. Von Pachymeta Auriv. 1905 ist die Art nach
der zu kurzen Diagnose dieser Gattung (in: Arkiv för zoologi,
Bd. 3, No. 1, p. 8) nicht mit Sicherheit zu unterscheiden; die in
Aussicht gestellte ausführlichere Beschreibung ist leider noch
nicht erschienen. Die ebenda Bd. 5, No. 5, p. 25 gegebenen Be-
merkungen über Pachymeta argenteoguttata passen mit unserer
Art insofern, als die Augen nackt sind, die Rippe 9 der Vorder-
flügel mündet zwar nicht ganz genau in die Flügelspitze, jedoch
sehr wenig von dieser entfernt, die Anhangszelle der Hinter-
flügel entsendet vom Vorderrande nur eine einzige, sehr kurze
und schwache Anhangsrippe, die Rippen 4 und 5 der Vorder-
flügel sind an der Basis frei, die der Hinterflügel dagegen gestielt,
dagegen entspringt, wie oben angegeben, 3 der Vorderflügel aus
dem Stiel von 6 + 7, und die Rippen 9 und 10 sind etwa doppelt
so lang wie ihr Stiel. Die Schienen sind abstehend, aber nicht
besonders lang behaart, die ganzen Tarsen II—III dicht und an-
liegend beschuppt. — Von Pachymeta coniraria abweichend u.a.
durch die gleichmäßig in einander übergehenden Saum und Hinter-
rand der Vilg., den nicht wellenförmigen Saum beider Flügel,
die dicht anliegende Behaarung des Hinterleibes, die bis zur
Basis gekämmten Fühler, die abstehend behaarten Tarsen I ete.
Indem ich die Art, die jedenfalls unbeschrieben zu sein scheint,
vorläufig unter dem Namen Pachymeta mit Fragezeichen auf-
führe, schlage ich auf den Fall, daß hier eine neue Gattung nötig
werden sollte, den Namen Pachymetana m. vor. Vielleicht zeigt
das 8 noch bessere Unterscheidungsmerkmale.
Q (Type; von Nkolentangan). Vorderflügel braun,
in der Endhälfite mit schwachem, violettlichem Anflug, vor der
Mitte eine schmale, undeutliche, schwarze, zickzackwellenförmig
gebogene Doppelquerbinde, die an beiden Flügelrändern um
11—12 mm von der Flügelwurzel entfernt ist, dann folgt 3mm
weiter saumwärts ein weißer, außen schwarz umrandeter Disco-
zellularpunktfleck und dann eine weitere ähnliche Doppelquer-
binde, die in der Mitte saumwärts stark konvex gebogen, am
Vorderrande um 22-23, am Hinterrande um 17mm von der
Wurzel entfernt ist. Außen wird diese Doppelbinde von einer un-
bedeutend helleren, 4,5 mm breiten, verloschenen Querbinde be-
grenzt, und dann folgt eine feine, schwarze, breit zickzackförmig
gebrochene, außen an den auf den Analwinkel gerichteten Ab-
scissen schmal graulich begrenzte Querlinie, die vom Saume um
5— 7 mm weit entfernt ist und auf den Rand je am Ende der Rippe 2
und kurz vor der Flügelspitze ausmündet. Unterseite der Vorder-
7. Heft
144 _Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
flügel wie die dunkelsten Partien oben, im Saumfelde graulich an-
geflogen. — Hinterflügelschmutzig gelblichweiß mit breiter,
schwärzlicher Randbinde (längs der Rippe 2:5,5 mm, längs 4:
8mm, längs 6:15 mm breit); unten wie oben, jedoch die Binde
braungraulich. Der Körper wie die dunkelsten Partien der Ober-
seite der Vorderflügel, Halskragen und Tegulae noch ein wenig
dunkler. Fühler schwärzlich mit gelblichen Kammzähnen.
Das Exemplar von Alen ist größer und dunkler (Flügelspannung
105, Flügellänge 51, Körperlänge 41 mm). Vorderflügel schwarz
mit bräunlichem Anflug; nur die Zickzacklinie des Saumfeldes
deutlich erkennbar. Auch der Discozellularfleck kaum zu er-
kennen. Auch die Unterseite der Vorderflügel sowie die Binde
(oben und unten) der Hinterflügel schwarz. Alle Fransen schwarz;
bei der Hauptform sind dagegen die Fransen der Hinterflügel
rosenrötlich, die der Vorderflügel wie die Flügelfläche. Auch
Körper schwarz. Vorderrand der Hinterflügel weiß. Nenne diese
Form ab. melanotiea m.
47. Pachymeta stigmatica Strand n. sp.
Ein 2 von Nkolentangan.
Generische Merkmale. Durch Aurivillius’ Bestimmungs-
tabelle der paläarktischen Lasiocampiden kommt man auf Selene-
phera. Diese Form steht Selenephera Ramb. zwar sehr nahe, unter-
scheidet sich aber dadurch, daß die Rippen 4 und 5 der Hinterflügel
kurz gestielt sind, die Spitze der Hinterflügel ist rechtwinklig eckig,
ihre Rippe 8istlänger und mündet nicht weit vonder Flügelspitze, in
der Nähe von 7, in den Vorderrand, die ebenfalls in den Vorderrand
mündende Rippe 7 entspringt aus der Querader der Wurzelzelle
hinter der Mitte, der Hinterrand der Hinterflügel ist länger und
etwa gerade, und da außerdem der Saum wenig konvex ist, so
sind die Hinterflügel etwa trapezförmig; der Stiel der Rippen
6 + 7 der Vorderflügel ist ganz kurz, die Vorderflügel sind mehr
langgestreckt und spitzer mit stärker gebogenem Vorderrand und
allmählich in einander übergehenden Saum und Hinterrand,
welche beide Ränder eine ganz gleichmäßige Krümmung bilden.
Augen nicht haarig. Flügelsaum und Fransen nur ganz schwach
wellenrandig, im Hinterflügel fast unmerklich. Zeichnungstypus
abweichend. Abdomen den Analwinkel weit überragend. Habitus
Pachypasa ähnlich. — Von Mallocampa Auriv., womit jedenfalls
noch näher verwandt, abweichend durch die kürzer gezähnten
und im Wurzeldrittel sogar nur sägezahnigen Fühler, unbehaarten
Augen, anliegend beschuppten, aber nicht behaarten Tarsen, die
Form der Hinterflügel (siehe oben!), Abdomen mit, allerdings
wenig entwickelter, Afterwolle. — Von Pachymeta (contraria WIk.)
abweichend durch das Fehlen von deutlichen Nebenrippen von
der Vorderseite der Wurzelzelle (die eine Nebenrippe aus der
Basis der Zelle ist jedoch deutlich vorhanden), der Vorderrand
der Hinterflügel ist gerade, der Hinterrand und Saum der Vorder-
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 145
flügel, wie oben angegeben, keinen Winkel zwischen sich bildend,
der Hinterleib den Analwinkel weiter überragend; die Thorax-
mitte scheint mit einem niedrigen Schuppenlängskiel versehen
zu sein. Die Art ist somit keine typische Pachymeta und dürfte
vielleicht zur Aufstellung einer besonderen Untergattung be-
rechtigen (Pachymetoides m.).
Spezifische Merkmale 9. Vorderflügel rehbraun
mit dunkleren, quergestellten, schattenartigen Wischen, einem auf-
fallenden, weißen, scharf markierten, 2 mm breiten und halb so langen
Discozellularfleck und einer stark ziekzack-wellenförmig oder aus
wurzelwärts konvex gebogenen, halbmondförmigen Querfiguren
gebildeten Schrägbinde zwischen Flügelspitze und Analwinkel:
saumwärts wird diese durch eine unbestimmt hellere, innen im
Saumfelde breit, hinten schmal oder gar nicht schwärzlich an-
gelegte Linie begrenzt, deren Spitzen vom Saume um 3—6,5 mm
entfernt sind und die im Analwinkel sich zu einem weißlichen
Wisch erweitert. Die ganze Flügelfläche zeigt spärliche, äußerst
feine, helle Punktierung, die Rippen scheinen ein wenig heller
zu sein und die Fransen sind nicht besonders gefärbt oder ge-
zeichnet. — Die Hintierflügel sind etwas heller mit mehr
graulichkem Ton und zeigen keine anderen Zeichnungen, als eine
postmediane, schwärzliche, gerade Schattenquerbinde, die vom
Saume um 6mm entfernt ist. — Die ganze Unterseite
etwa wie die Hinterflügel oben, jedoch mit einem braungelblichen
Anflug, unbedeutend dunkleren Rippen und schwarzem Vorder-
rand. — Kopf und Thorax wie die Vorderflügel, Antennen cha-
rakteristischerweise blauschwarz, Tarsen und wenigstens teilweise
Tibien tiefschwarz. — Abdomen oben und an den Seiten schwarz
mit 5 schmalen, schmutzig weißlichen Hinterrandhaarbinden,
ockergelblich weißlichem Analbüschel und graulicher Bauchseite.
Flügelspannung 90, Flügellänge 45, Körperlänge 43 mm.
Die Ähnlichkeit mit Pachymeta contraria WIk. ist groß.
Gen. Malloeampa Auriv.
48. Mallocampa punctilimbata Strand n. sp.
Ein 2 von Nkolentangan.
Generische Merkmale. Die Bestimmungstabelle der
paläarktischen Lasiocampidengattungen führt auf Selenephera,
davon weicht aber die Gattung ab durch die Stielung der
Rippen 4 und 5 der Hinterflügel. Die Wurzelzelle letzterer
ist reichlich so breit und nicht .kürzer als die Mittelzelle;
die Spitze beider Flügel schärfer als bei Selenephera. Augen
fein und spärlich behaart. Tarsen zwar anliegend beschuppt.
aber außerdem mit abstehender Behaarung wenigstens an den
Vorderbeinen. Flügelsaum und Fransen ganz schwach wellen-
randig. Saum der Vorderflügel hinter der Spitze ganz schwach
ausgerandet, sonst mäßig schräg und ganz leicht konvex,
der Hinterwinkel breit gerundet, der Hinterrand innerhalb der
Archiv für Naturgeschichte
1912. A. 7. 10 7. Heft
146 _Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition des
Mitte leicht konvex und abstehend behaart. Vorderrand der
Vorderflügel der ganzen Länge nach schwach konvex, die Spitze
fast rechtwinklig. Die Kammzähne der Antennen sind länger
als beim $ und kürzer als beim 3 von Selenephera lunigera Esp.
Vorderrand der Vorderflügel stärker gebogen als bei letzterer Art.
Zeichnungstypus nicht ganz derselbe. — Von Mallocampa audea
Dr. abweichend durch weniger breit abgerundeten Hinterwinkel
der Vorderflügel, schärfere Spitze beider Flügel, die Kammzähne
der Fühler ein klein wenig kürzer.
Spezifische Merkmale. Vorderflügel dunkel
ockergelbgrau mit unbestimmten hellbräunlichen Zeichnungen,
und zwar mit einer solchen Schrägbinde, die vom Vorderrande,
daselbst von der Flügelspitze um etwa 8 mm entfernt, gegen
den: Hinterrand innerhalb seiner Mitte gerichtet ist, aber ohne
denselben zu erreichen, und etwa 1,5 mm breit, während eine
zweite ebensolche durch das Saumfeld, von der Flügelspitze
bis kurz innerhalb des Hinterwinkels verläuft, auf den Rippen
2, 3 und 4 je 2 tiefschwarze Punkte einschließend, die z. T.
neben der Binde zu liegen scheinen; vielleicht kommen bei
einigen Exemplaren weitere solche Punkte hinzu, so daß eine
durch das ganze Saumfeld sich erstreckende Doppelreihe solcher
Punkte gebildet wird. Ein kleiner, heller Discozellularfleck er-
kennbar. Zwischen den beiden angegebenen braunen Binden
läßt sich eine schmale, wellige, grauliche Binde undeutlich er-
kennen. Das Dorsalfeld der Vorderflügel abstehend beschuppt
oder behaart und graulich. — Hinterflügel ein wenig
dunkler, mehr bräunlich. Unterseite beider Flügel einfarbig
ocker-graubräunlich, der Vorderrand ein wenig dunkler. Der
Körper oben und unten wie die Flügel, unten ein wenig dunkler
und ebenso die Extremitäten.
Flügelspannung 59, Flügellänge 27, Körperlänge 25 mm.
49. Mallocampa audea Druce
Ein 2 von Alen, 3. I. 07 aus Raupe.
50: Mallocampa alenica Strand n. sp.
Ein $ von Alen, 26. X. 06 aus Raupe.
Augen ausgerissen oder ausgefressen, so daß eventuelle Be-
haarung sich nicht mehr feststellen läßt.
Vorderflügel rotbraun, quer über den Flügel außer-
halb der Mitte ein unbedeutend hellerer, ganz schwach violettlich
schimmernder Wisch, vor der Mitte, um 7—8 mm von der Wurzel
entfernt, verläuft eine schwarze, leicht wellenförmig gekrümmte,
etwa 2,5 mm breite Doppelquerbinde, deren beide Hälften unter
sich um reichlich ihre Breite entfernt sind, und eine ebensolche
Doppelquerbinde verläuft von der Mitte des Vorderrandes bis
zum Innenrande etwas außerhalb der Mitte. Vom Analwinkel
bis zum Vorderrande, daselbst um 7 mm von der Spitze entfernt,
Herrn G. Tessmann nach Süd-Kamerun und Spanisch-Guinea. 147
erstreckt sich eine undeutlich hellere Ziekzacklinie, die im Costal-
felde innen schwarz angelegt ist. Fransen einfarbig rotbraun,
die Behaarung des Hinterrandes schwarz. Discozellularfleck als
ein kleiner, schwarzer Querstrich erscheinend.. — Hinter-
flügel lebhaft ockergelb oben und unten, oben im Costalfelde
breit, unten schmäler braun. Abdomen oben und an den Seiten
ockergelb, sonst ist der Körper rotbraun, alle Tarsen und wenig-
stens die eine Seite der Tibien I—II tiefschwarz. Antennen
schwarz mit hellgrauen Kammzähnen. — Flügelspannung 70,
Flügellänge 32, Körperlänge 24 mm.
51. Gastroplakaena punctipennis Strand n.g. n. sp.
Ein £ von Alen, 28. X. 1906 aus Raupe.
Gen. Gastroplakaena Strd. n. g.
Durch die Bestimmungstabelle der paläarktischen Lasio-
campidengattungen von Aurivillius (in: Isis, VII, p. 131) kommt
man auf Cosmotriche. Von Cosmotriche (potatoria L.) weicht aber
das Tier ab durch schmälere Vorderflügel, deren Saum und Hinter-
rand in ganz gleichmäßiger Krümmung in einander übergehen
und deren Spitze weniger scharf ist; der Lobus des Vorderrandes
in der Basalhälfte der Hinterflügel tritt noch stärker hervor, und
zwischen ihm und der Flügelspitze erscheint der Rand gerade
oder ganz schwach konkav; der Hinterrand der Vorderflügel
zeigt mitten eine schwache, lappenförmige Erweiterung. Im
Vorderflügel ist der Stiel von 6 + 7 länger als bei potatoria, jedoch
viel kürzer als die Rippen selbst, der Stiel von 9 + 10 ist etwa
so lang wie diese Rippen, und 9 mündet in den Vorderrand, aller-
dings unmittelbar vor der Spitze. Im Hinterflügel entspringen,
außer der basalen Präcostalrippe, keine Nebenrippen von der
Wurzelzelle, und die Rippen 4 und 5 sind gestielt. Die Palpen
sind vorgestreckt und so lang wie bei Cosmotriche, aber nicht
behaart, nur anliegend beschuppt. Augen spärlich behaart.
Ferner ist der Körper weniger rauh behaart, der Hinter-
leib überragt den Analwinkel stärker und Afterwolle ist
vorhanden. Die Fühler sind ein wenig kürzer gezähnt als bei
Cosmotriche potatoria und gekrümmt (ob immer ?). — Mit
Pehria Strand 1910 (Parameta Auriv. praeocc.) nahe verwandt,
aber die Form der Hinterflügel, zumal des Vorderrandes, ab-
weichend, die Wurzelzelle ist bei Pehria kleiner, die Rippen 4
und 5 der Hinterflügel sind bei letzterer länger gestielt und ent-
springen aus demselben Punkt wie 3; daß die Fühler bei Pehria
länger gekämmt und gerade sind, könnte ein Geschlechtscharakter
sein (von Aurivillius [in: Ark. f. zool., 5, No. 5, p. 26—27] wird
das Geschlecht der Type von Pehria umbrina nicht'fangegeben). —
Von Anadiasa (die Arten undata Kl. und obsoleta K!. als typisch
betrachtet) abweichend durch die viel diehtere Beschuppung der
Flügel (diese sind bei den 2 $ der genannten 2 Arten auffallend
10*
148 Embrik Strand: Zoologische Ergebnisse der Expedition usw.
dünn beschuppt, halb durchscheinend), die Kammzähne sind
länger und die Fühler gekrümmt, die Flügel gestreckter mit
schrägerem Saum und fehlendem Afterwinkel, Abdomen über-
ragt den Analwinkel weiter, Rippe 9 der Vorderflügel in den
Vorderrand ausmündend, die Form der Hinterflügel ist anders. —
Von Pachymeta, Gonometa, Pseudometa durch u. a. die behaarten
Augen abweichend; von Pseudometa, womit wohl am nächsten
verwandt, außerdem dadurch abweichend, daß der Stiel der
Rippen 9 + 10 der Vorderflügel kürzer ist und die Rippe 8 der-
selben zwar aus demselben Punkt wie 6 + 7 entspringt, aber mit
diesen nicht gestielt ist ete. — Gastroplakaeis in Geäder, Flügel-
form und Antennen nahestehend, aber die Palpen weichen ab,
die Tarsen sind behaart, Afterwolle ziemlich stark entwickelt,
Abdomen überragt den Analwinkel weiter ete. — Type:
Gastroplakaena punctipennis Strand n. sp.
Vorderflügel borkbraun mit hellgrauem Discozellular-
punktquerfleck, der wurzelwärts leicht konvex gebogen und 9 mm
von der Wurzel entfernt ist, sowie mit einer insbesondere vorn
scharf markierten, parallel zum Saume verlaufenden Reihe
schwarzer, eckiger Sublimbalpunktflecken, die vom Saume um
2 mm entfernt sind; in der Mitte zwischen Discozellularfleck und
Wurzel läßt sich zur Not eine dunkle Querlinie erkennen, und
eine dunkle, hinten außen heller angelegte, wellige Querlinie ist
in der Mitte zwischen Diskozellularfleck und Sublimbalflecken
undeutlich erkennbar. Unterseite wie oben, ohne andere Zeich-
nungen, als daß die Sublimbalflecke undeutlich durchschimmern
und das Saumfeld zwischen diesen und dem Rande ein klein wenig
heller ist. — Hinterflügel oben schwarzbraun mit helleren
Fransen, unten wie die Vorderflügel, ohne andere Zeichnungen
als hellere Färbung längs dem Rande. Körper wie die Flügel ge-
färbt, Afterwolle hellgelblich, seidenartig schimmernd. Vorder-
beine oben dunkelbraun, unten ein wenig heller. Antennen schwärz-
lich mit gelblichen Kammzähnen. Flügelspannung 42, Flügel-
länge 21mm. Körperlänge 20 mm.
Die Seidenbienen (Colletes)
von Zentral-Europa.'
Von
Dr. H. Friese, Schwerin i. Mecklenburg.
Mit 1 Abbildung.
Die Seidenbienen führen ihren Namen von der besonderen
Bauart ihrer Nester: Im Gegensatz zu den meisten Bienen (Apidae)
kleiden hier die Mutterbienen ihre Brutröhre mit einem seiden-
artig glänzenden, sehr dünnhäutigen Gespinste aus, während die
Masse der Bienen das Spinnen des Puppencocon den Larven
überläßt. Die Herrichtung dieses Seidencocon teilen sie nur
noch mit Prosopis, der Maskenbiene. Die Zahl der bis jetzt be-
kannten Arten ist im Verhältnis zu den benachbarten Gattungen,
wie Prosopis und Andrena-Halictus, eine sehr bescheidene, nur
13 Arten sollen im folgenden als sicher zu unterscheiden näher
behandelt werden. Während ein Teil der Arten sich leicht unter-
scheiden läßt, wie nasutus, cunicularius, punctatus, bietet die
größere Hälfte nicht unbedeutende Schwierigkeiten in dieser
Beziehung.
Die Arten unterscheidet man am besten nach der Länge der
Wangen (genae), d. h. des Raumes am Kopfe, der zwischen dem
unteren Augenrand und der Mandibelbasis liegt. Ferner zeigen
Skulptur und Behaarung des Abdomen bemerkenswerte Unter-
schiede. Auf keinen Fall darf in einer Neubeschreibung einer
Colletes-Art (gilt für alle Formen der Erde) die Angabe der‘ W angen-
länge fehlen.
Im allgemeinen Habitus wie Größe erinnern die Colletes-
Arten an das Genus Andrena und Melitta, so daß Verwechselungen
mit den Arten dieser beiden Gattungen oft vorkommen und sich
"in den meisten Sammlungen auch vorfinden. Durch das zu-
gespitzte Abdomen und die 2-lappige Zunge, sowie durch die
besondere Antennenbildung läßt sich Colletes aber leicht unter-
scheiden. Die Größe ist diejenige der Melitta-Arten und der
mittleren Andrenen, nur Oolletes cunicularius erreicht eine Länge
von 15—16 mm.
Die Colletes-Bienen sind Sommerformen, mit Ende Juni ent-
wickeln sie ihr Leben und Treiben, um im Juli ihren Höhepunkt
1) Die Arten des palaearktischen Gebietes wurden von F. D. Morice
in: Tr. Ent. Soc. London 1904, p. 25 u. ff. (mit 4 Tafeln) einer
genauen Untersuchung auf Grund der Bildung der $- Endsegmente unter-
worfen und letztere abgebildet. —
7. Heft.
150 N k/E E. Friese:
zu erreichen und im August wieder zu verschwinden, jedoch findet
man mitunter noch einzelne Tiere spät in den September hinein
sammelnd und bauend (= (©. succinctus). Eine Art (C. cunicu-
larius) macht eine besondere Ausnahme, indem sie bereits zur
Weidenblüte im ersten Frühling auftritt, wie sie überhaupt eine
isolierte Stellung in der Gattung einnimmt und mit Andrena und
besonders mit Apis mellifica täuschende Ähnlichkeit zu
weisen hat.
Wie alle Bienen, so sind auch die Colletes-Arten große Blammen.
freunde, in Deutschland werden besonders Tanacetum vulgare
(Reinfarn) und Achillea millefolium (Schafgarbe) besucht, ©. mon-
tanus fliegt auf Pastinaca; in Ungarn fliegt Colletes nasutus an
Anchusa officinalis, in der Mark Brandenburg an Echium vulgare;
Colletes punctatus nur auf Nigella arvensis; ©. hylaeiformis auf
Thymus serpyllum und an Anchusa offieinalis, ©. succinctus traf
ich allenthalben auf Calluna vulgaris. Der Blumenbesuch ist
also schon differenziert, ähnlich wie bei Andrena, indem eine ganze
Anzahl Arten ihre besonderen Lieblingsblumen gewählt und sich
dementsprechend auch mit ihrer Flugzeit der Blütezeit angepaßt
haben.
Die Gattung Colletes ist nicht nur über Europa, sondern
über, den ganzen Erdball verbreitet, von Süd-Chile-Argentinien
bis Canada, bewohnt ganz Afrika und Asien bis Japan und scheint
nur Teile von Indien und den Sunda-Archipel bis Neu-Guinea zu
meiden. Australien beherbest an 50 Arten, die aber meist Parallel-
gattungen zugeteilt wurden. Bingham erwähnt von Vorderindien
eine Art — Ü. dudgeonii aus dem Rangit Valley, 1300 m Höhe
und Sikkim.
Lokal kommen einzelne Arten recht häufig vor, so Ü'. nasutus
und cunicularius in Ungarn, C. fodiens an der Ostseeküste und
©. daviesanus fast überall in Deutschland.
Über den interessanten Nestbau ist zu erwähnen, daß die
Tiere zum Teil leichten Sandboden für die Anlage des Nestes
vorziehen, wie Ü. cunicularius, nasutus, punctatus, succinctus,
andere aber auch schweren Lehmboden, wie (©. fodiens. Ich
habe bisher nur die Nester von cunicularius in einer Sandgrube
und von daviesanus in den senkrechten Sandsteinfelsen bei Weißen-
fels und in den Lehmwänden bei Straßburg genauer untersuchen
können.
Der kreisrunde Gang läuft schräg nach oben in die Sand-
schicht und krümmt sich gegen das Ende etwas nach abwärts
oder auch seitwärts, er erreicht fast eine Länge von 10 cm in die
Wand hinein. Die innere Wand dieses runden und gebogenen
Ganges wird nach Schenek mit einer erbrochenen und erhärtenden
Flüssigkeit ausgestrichen; nach meinen Untersuchungen ist es
ein sehr feines Gespinst, womit die Innenwand der Neströhre
überzogen ist, das dann mit Schleim ausgestrichen wird. In dieser
Auskleidung legt die Biene nun den eingesammelten Pollen ab und
Die Seidenbienen (Colletes) von Zentral-Europa. al
trennt die einzelnen Zellen mit einem ebensolch häutigen Deckel
ab, der aber nach der nächsten Zelle zu eingebogen ist und so den
gewölbten Boden der folgenden Zelle in sich aufnimmt; auf diese
Weise bilden die einzelnen Zellen eine zusammenhängende Röhre,
da die einzelnen Glieder fast dütenartig in einander stecken.
Vor dem Abschluß der betreffenden Zelle wird der die Zelle zur
Hälfte anfüllende Pollenklumpen mit einem Ei beschenkt. Man
findet dann bis zu 10 solcher Zellen zu einer Brutröhre vereinigt,
meist weniger, nach anderen Autoren aber auch bis zu 20 Stück.
M. Müller-Spandau gab mir für C. cunicularius nur 1—2 Zellen
Nest von Colletes cunzicularius L. — Frühlings - Seidenbiene — in einer Sandgrube bei
Jena mit steil abfallender Wandfläche. Die verschiedenen Schichten des Sandes
deutlich erkennbar.
an, dafür gingen aber mehrere Röhren strahlenartig vom Flugloch
in den losen Sand hinein. Vielleicht war eben der lose Flugsand
hier maßgebend für solch kurze Röhren, weil eine längere Röhre,
die natürlich von der Mutterbiene vorher eingescharrt werden
müßte, infolge des haltlosen Sandes zu leicht wieder zusammen-
fallen würde.
In den im Juli und August angelegten Nestern von Ü. daviesanus
(Oberhausbergen bei Straßburg i. E.) findet man im Frühling des
nächsten Jahres (23. März 1888) noch halbwüchsige Larven vor, und
zwar sitzen sie mitten in dem eingesammelten Pollenhaufen, den-
selben gewissermaßen als Schutzmittel gegen die Winterkälte ver-
wendend. Mit den wärmeren Tagen beginnen die Larven dann
7. Heft
152 H. Friese:
von innen nach außen die Pollenreste zu verzehren und haben
mit Mitte Mai (22. 5. 88) ihre ganze Größe erreicht. Anstatt
des nun aufgezehrten Pollen ist die Innenseite der sie umhüllenden,
seidenartigen Zellen mit den ausgeworfenen Exkrementen über-
zogen, wodurch die seidenen Hüllen erst eine gewisse Dauerhaftig-
keit erlangen und sich trocken aufbewahren lassen. Mitte Juni
(11. 6. 88) beobachtete ich die ersten Puppenstadien, bei denen
nur die Augen pigmentiert waren, sonst rein weiß von Farbe, das
Gros der Zellen enthielt noch Larven. Erst Anfang Juli waren
die Puppen soweit auspigmentiert und erhärtet, daß ich gegen
Mitte Juli die freifliegenden Imagines erwarten konnte; aber
erst am 27. Juli fand ich diese Colletes-Art in Menge fliegend vor.
Das Ausschlüpfen geschieht auf eine besondere Art. Der
entwickelte Colletes bricht nämlich seine Zelle an der Seite auf
und hat dann noch, um ins Freie zu gelangen, eine mehr oder
weniger starke Sand- oder Lehmschicht zu durchbohren. Der
eingetragene Pollen duftete sehr stark, zeigte auch erst nach der
Eiablage. eine größere Feuchtigkeit.
Bei der Frühjahrsform €. cunicularius, welche von Herm.
Müller auf den Sandäckern der ‚Weinberge‘ bei Lippstadt in
großer Menge gefunden wurde, scheint der Winter jedoch im voll-
kommenen Zustand als Imago überdauert zu werden, da die Tiere
bereits im April an blühenden Weiden gefangen werden.
Alle Colletes-Arten sind einjährig, haben also nur eine Ge-
neration im Jahre.
Hervorzuheben ist auch noch die Proterandrie bei fast allen
Arten. Nicht nur, daß die Männchen S—10 Tage früher als die
Weibchen erscheinen, sondern die Männchen sind an Zahl den
Weibchen bedeutend überlegen. So waren die Nistplätze des
CO. punctatus, einer ausgeprägten Sommerform, bei Budapest an
einem Wegerande angelegt und während einer fünfwöchentlichen
Beobachtungszeit fand ich nur 3 Weibchen auf ca. 60 Männchen
und das erste Männchen 14 Tage früher als das erste Weibchen.
Als Schmarotzer dieser Gattung kennt man die Epeolus-
Arten; es scheinen jedoct nur einige Arten von den Schmarotzern
heimgesucht zu werden. Aus den Nestern, die ich in Thüringen
eintrug, krochen 2 Fliegenarten aus. Nach D. Alfken-Bremen
beherbergt:
Colletes fodiens den Epeolus notatus Chr. (= productus Thoms.)
Colletes daviesanus den Epeolus eruciger Pz. (= rufipes Thoms.)
Colletes impunctatus den Epeolus variegatus L.
Colletes nasutus den großen Epeolus schummeli Schilling;
ich kann noch hinzufügen, daß
Colletes punctatus den Epeolus fasciatus Fr.,
Colletes hylaeiformis den Epeolus tristis Sm (nur für Ungarn),
Colletes succinetus den Epeolus fallax Mor. (nach Mayet),
Colletes frigidus den Epeolus praeustus Perez (für Spanien)
beherbergen.
voll
Die Seidenbienen (Colletes) von Zentral-Europa. 153
Uebersicht der Arten :
1. Colletes nasutus Sm. 8. ©. balteatus Nyl.
2. C. cunicularius L. 9. C. pieistigma Thoms.
3. C. suceinctus L. 10. C. daviesanus Sm.
4. C. montanus Mor. 11. C. hylaeiformis Ev.
5. C. impunctatus Nyl. 12. C. fodiens Fourer.
6. ©. punctatus Mocs. 13. C. marginatus Sm.
7. C. graeffei Alfk.
Anhang.
14. ©. constrietus Perez.
Bestimmungstabelle
für die Arten von Colletes.
Wangen sehr lang, 2 mal so lang wie an der Mandibelbasis
breit, L. 13 mm C. nasubus
Wangen ca. 1%, so lang wie an der Mandibelbasis breit 2
Wangen nur ca. !/, so lang wie an der Mandelbasis breit 5
. Abdominalsegmente mit deutlichen breiten Filzbinden 3
Segmente ohne Haarbinden (2) oder doch nur mit undeut-
lichen, verschwommenen ( $), Wangen 1, so lang wie breit,
L. 15 mm C. ceunicularius
. Ventralsegment 6 beim © flach, grob punktiert 4
Ventralsegment 6 (9) mitten mit ovalem Längseindruck,
& Segment 1 viel grober und dichter als 2 punktiert, 2. Geißel-
elied =.3 C. suceinctus
. Analsegment Q schwarz behaart, Thorax $ oben und unten
gleichmäßig gelblich behaart, L. 10 mm Br. 34, mm
C. montanus
Analsegment 9 weiß behaart, Thorax $ unten wie die Beine
weiß behaart, L. ”—8 mm, Br. 24, mm C. impunctatus
. Thorax und Segment 1 außerordentlich grob und tief, fast
runzelig punktiert, Mesonotum kahl oder filzig rotgelb be-
6
"haart
r-
Thorax und Segment 1 stark punktiert ‘
. Scutellum g 2 jederzeit in hakig gekrümmten Dorn verlängert,
2 Segment 1 mit deutlicher weißer Binde C. graeffei
Scutellum unbewehrt, 2 Segment 1 fast bindenlos C. punctatus
. Area des Mittelsegment netzartig und grob erhaben gerunzelt 8
Area des Mittelsegment fast glatt und glänzend, nur seitlich
oben mit einzelnen Längsrunzeln; weiß behaart, nur auf dem
Mesonotum grau, L. 10 mm, Br. 31, mm C. balteatus
. Segment 1 am Endrand mit breiter Filzbinde 3
Segment 1 am Endrand ohne Binde, aber die Basis von 2 hell
befilzt und bindenartig; beim g ist auf Segment 1 die Binde
kaum angedeutet C. pieistigma
. Begment 1—2 dicht punktiert und daher matt 10
Segment 1—2 sparsam punktiert, glänzend, die Basis von
Segment 2 fast ohne Filzbinde C. daviesanus
7. Heft
154 H. Friese:
10. Binden auf Segment 1—2 aus Haaren bestehend, die s—10mal
so lang wie dick sind Mi 11
— Binden auf Segment 1—2 aus Schuppen bestehend, die 3mal
so lang wie breit sind, Mesonotum dicht rotgelb befilzt, sonst
weißlich behaart ©. hylaeiformis
11. Ventralsegmente zerstreut und undeutlich punktiert, L. 10 mm,
Br. 3%, mm C. fodiens
Ventralsegmente dicht und deutlich punktiert, ”—8 mm,
Br. 2%, mm C. marginatus
1. Colletes nasutus Sm.
1853. C. n. Smith, $ 2 — Cat. Hym. Brit. Mus. v. 1, p. 3.
Große Art wie Ü©. cunicularius, aber Kopf verlängert, Ab-
domen mit breiten, weißen Filzbinden, Wangen doppelt so lang
wie breit.
Q. Schwarz, weißlich behaart, ziemlich grob skulpturiert,
matt, Gesicht samt Wangen längsrissig, Mesonotum sehr: grob
punktiert, seitlich grob gerunzelt; Area mit sehr groben Längs-
runzeln, der Spitze zu aber quergerunzelt. Segment 1 grob runzlig
punktiert, 2 grob punktiert, 1—5 mit breiten weißlichen Filz-
binden am Ende, 6 rötlich behaart; Ventralsegmente fast bindenlos;
Beine schwarz bis schwarzbraun, Calcar rotgelb; Flügel getrübt,
Adern und Tegulae braun. L. 13 mm, Br. 4 mm.
5 wie © Thorax aber oben lang und dicht weißgelb behaart,
Scutellum mit rotgelbem Haarbüschel, Segment 6—7 braun
behaart, 7. mitten ausgerandet, Ventralsegmente lang und dicht
weißlich gefranst. L. 12 mm, Br. 3\/, mm.
Häufig in der Mark Brandenburg bei Falkenberg und Freien-
walde (Mus. Berlin, Gerstaecker); einzeln bei Spandau (alte Wälle)
durch M. Müller nachgewiesen, $ Ende Juni, 2 Anfang Juli
an Echium vulgare, 23 von Nakel a.d. Netze; D. Aliken sammelte
einige Pärchen bei Althausen an Anchusa officinalis und $
bei Kaldus auf Echium vulgare (Prov. Preußen). F. Konow
fand die Art bei Fürstenberg in Mecklbg.-Strelitz an Trifolium
repens. Einzeln im Marschfeld bei Wien (Türkenschanze und
Neusiedler See, Giraud im Juli. Dittrieh erwähnt 1 3 von Carlo-
witz bei Breslau, D. Alfken erwähnt noch Böhmen. In Ungarn
bei Budapest und bei S. a. Ughely von mir häufig im Juni und
Juli an Anchusa officinalis beobachtet.
Schmarotzer: Epeolus schummeli Schill. für Böhmen, Ungarn.
2. Colletes eunieularius L.
1758. C. ec. Linne, — Syst. nat. ed. Xa v. 1, p. 577.
Größte Colletes-Art, durch das bindenlose Abdomen (2)
auffallend, im $ sind hellere Fransen auf Segment 2—5 ange-
deutet.
Q. Schwarz, gelbbraun behaart, besonders dicht auf Thorax
und Segment 1; Wangen mehr als 1, so lang wie an der Mandibel-
Die Seidenbienen (Colletes) von Zentral-Europa. 155
basis breit, längsrissig. Abdomen lang braun behaart, fein zer-
streut und undeutlich punktiert, Ventralsegmente lang braun
gefranst; Beine schwarz, Scopa braun, unten oft rotbraun, Calcar
rotgelb. Flügel getrübt, Adern braun, Tegulae schwarz. L. 14
—-15b mm, Br. 5 mm.
dä wie 9, aber heller behaart, Segment 1—2 wie der Thorax
hellgrau behaart, 2—5 mit schwachen, hellen Fransenbinden;
Ventralsegmente punktiert, weißlich gefranst, seitlich lang und
büschelig. L. 13—14 mm, Br. 4 mm.
In Sandgegenden oft in großen Kolonien nistend, im April
an blühenden Weiden (Salix) lokal häufig, so bei Weißenfels, Jena,
Straßburg, Schwerin i. M., Bremen, Bozen.
Schmarotzer: Nicht bekannt.
3. Colletes suceinetus L.
1758. C. s. Linne, 9%—- Syst. nat. ed. Xa, v. 1, p. 576.
Eine spät im Jahre fliegende Art, mit scharf begrenzten,
gelblichen Filzbinden auf Segment 1—5, beim 2 ist der End-
rand von Segment 1 meist breit rotgelb gefärbt.
©. Schwarz, gelblich behaart, auf dem Mesonotum-Scu-
tellum lang und dicht gelbbraun, Wangen Y, so lang wie an der
Mandibelbasis breit, Antenne schwarz, 2. Geißelglied — 3. Abdo-
men fein und undeutlich punktiert, Segment 1 tief und deutlich,
1—5 mit scharf begrenzten, gelblichen Filzbinden am Endrande,
die Basis von 2 ebenso bandiert, 1 meist mit breit rotgelb gefärbtem
Endrand, 6 schwarzbraun behaart; Ventralsegment 6 flach, mitten
mit ovalem Längseindruck, Flügel getrübt, Adern und Tegulae
braun. L. 10—11 mm, Br. 31% mm.
& wie 9, Segment 1 aber ganz schwarz und lang weißlich be-
haart, Ventralsegmente weiß gefranst, 6. einfach. L. 9—10 mm,
Br. 3:mm.
Im August-September nicht selten an Heidekraut fliegend
(Calluna vulgaris), Schwerin i. M., Rostock, Weißenfels, Jena,
Gumperda, Innsbruck und Fiume.
Schmarotzer: Epeolus fallax Mor. (nach Mayet) für (?) Süd-
Europa.
4. Colletes montanus Mor.
1876. C. m. Morawitz, & 2 — Fedtschenko: Tüurkestan Mellif.,
v. 2, p. 262.
Dem €. pieistigma ähnlich, aber Binden weiß und schmal,
Wangen länger, 1, so lang wie breit.
2. Schwarz, gelblich behaart, Mesonotum und Scutellum
oben dicht rotgelb behaart; Wangen ca. 4, so lang wie an der
Mandibelbasis breit, Mesonotum grob und tief punktiert, mit fast
glatter, sehr glänzender Scheibe, Scutellum und Metanotum matt,
aber Area mit einzelnen groben Längsrunzeln, sehr glänzend,
dadurch stark von den umgebenden Teilen des Mittelsegments
abstechend. Abdomen fein punktiert, glänzend, Segment 1 etwas
7. Heft
156 H. Friese:
grober und tiefer punktiert, 1—5 mit schmalen, weißlichen Filz-
binden, 6. schwarzbraun behaart; Ventralsegmente punktiert,
dünn weißlich behaart, Beine schwarz, gelblich behaart. Flügel _
fast hyalin, Adern braun, Tegulae glänzend schwarz. L. 10 mm,
Br. 31, mm.
g wie 9, aber Thorax gleichmäßig gelblich behaart, Ventral-
segmente punktiert, die Basis durch sehr feine Querrunzelung aber
matt. L. 9 mm, Br. 3 mm.
C. montanus wurde erst im letzten Jahrzehnt von Warne-
münde bekannt, wo die Art im Juli nicht selten auf Pastinaca
fliegt; Morawitz beschrieb die Art von Turkestan.
Schmarotzer: Epeolus variegatus L. für Warnemünde.
5. Colletes impunetatus Nyl,
1852. C. i. Nylander, $ 2 in: Notis. Saellsk. faun. flor. Fenn.
“ Förh. v. 2, p. 249 (Notis.).
1872. C..alpinus Morawitz, & 2 in: Verh. G. Wien, v. 22,
Pote:
Dem C. montanus sehr ähnlich, aber viel kleiner und durch-
weg heller behaart, Segment 1 feiner und zerstreuter als die übrigen
Segmente punktiert.
Q. Schwarz, weiß behaart, Mesonotum und Scutellum gelb-
braun behaart, Wangen ca. 15 so lang wie an der Mandibelbasis
breit; Mesonotum einfach und tief punktiert, mit glatter, glän-
zender Scheibe. Abdomen fein punktiert, fein weißlich behaart,
Segment 1 aber viel sparsamer und undeutlicher punktiert als
die Segmente 2—5,daher sehr glänzend ‚fast glatt erscheinend. Beine
schwarz, weißlich ee auch die ganze Unterseite. L. ”—8 mm,
Br. 21, mm.
g wie 9, Ventralsegmente mitten bogig ausgerandet und
weiß gefranst. L. 7” mm, Br. 2 mm.
Eine seltene Art, die ich einzeln von Warnemünde (Juni-
Juli), von Juist (Juni) und von Bremen erhielt und in den Alpen
bei Goeschenen-Andermatt auf Dolden im Juli fing. Morawitz
beschrieb den ©. alpinus von der Franzenshöhe (Tirol).
Alfken schreibt: Diese interessante Art, welche zweifellos
als ein UÜberbleibsel aus der Eiszeit anzusehen ist, wurde von
W. Baer bei Rossitten auf der Kurischen Nehrung gefangen.
Schmarotzer: Epeolus variegatus L.
6. Colletes punetatus Mocs.
1877. C. p. ‚Moesary,: & in: Termesz. Füz.: v:L,'p. SE
Durch das grob runzlig-punktierte Mesonotum auffallende
Art, Segment 2—5 weiß bandiert.
Q. Schwarz, sparsam gelblich behaart, Wangen sehr kurz,
fast linear, Thorax grob runzlig-punktiert, matt; Pronotum
schmal sichtbar, jederseits in spitzen Dorn ausgezogen, Mesonotum
und Scutellum fast kahl, Area sehr grob quergerunzelt, glänzend.
Die Seidenbienen (Colletes) von Zentral-Europa. 15%
Abdomen sehr grob und tief punktiert, fast matt, Segment 1
fast ohne Binde am Endrande, 2—5 mit breiter, weißer Filzbinde,
6 gelbbraun behaart; Ventralsegmente punktiert mit braunen
Endrändern, 6 auf der Scheibe abgeplattet und hier grober punk-
tiert und gelblich behaart. Beine schwarz, gelblich behaart, Calcar
rotgelb. Flügel etwas gelblich getrübt, Adern braun, Tegulae
schwarz. L. 9 mm, Br. 31, mm.
d wie 9, aber Kopf und Thorax dicht und gelbbraun behaart,
letztes Ventralsegment gerundet mit verbreitertem Rande. L.9 mm,
Br. 3%, mm.
Aniang Juli bei Pest in der Rakos auf Nigella arvensis nicht
selten, Weibchen sehr einzeln; sonst in Griechenland. und Klein-
asien heimisch.
Schmarotzer: Epeolus fasciatus Friese für Ungarn.
7. Colletes graeffei Alfk.
1900. C. gr. Alfken, $ 2 in: Ent. Nachr. v. 26, p. 74.
Wie C. punctatus, aber Scutellum jederseits bedornt, Segment 1
weiß bandiert.
9. Schwarz, gelblich behaart, Wangen sehr kurz, Meso-
notum gelbbraun befilzt, Segment 1 mit schmaler weißer Filz-
binde am Ende, 2—4 mit breiter Filzbinde, 5 ohne weiße Binde,
aber mit breitem braunem Endrand. Flügel gebräunt, Adern
und Tegulae braun. L. 9-10 mm, Br: 34, mm.
d wie 9, aber Segment 1—5 mit weißer Filzbinde, Ventral-
segment 2—5 mit weißfilziger Endhälfte, 5. jederseits am Rande
mit vorstehendem Haarpinsel. L. 10 mm, Br. 31, mm.
Diese auffallend gezeichnete Art wurde nur in wenigen Exem-
plaren durch Dr. E. Graeffe von Triest bekannt, wo sie bei Römer-
bad und Tolmein (Isonzotal) auf Allium pulchellum gesammelt
wurde, 1 2 auch aus der Steiermark (Alfken).
Schmarotzer: Nicht bekannt.
8. Colletes balteatus Nyl.
(=? C. sierrensis Fr.-Gessn.)
1852 C. b. Nylander, — in: Notis. Saellsk. faun.-flor. Fenn.
Förh. v. 2, p. 248 (Revis.).
Durch die auffallend glatte und glänzende Area des Mittel-
segmentes auffallende Art, Behaarung weiß.
Q. Schwarz, weiß behaart, Kopf und Thorax matt, Wangen
kurz, aber deutlich sichtbar, längsrissig; Mesonotum tief punktiert,
die weiße Behaarung hier mit einzelnen schwarzen Haaren ge-
mengt, Area glatt, glänzend, nur seitwärts mit einigen Längs-
runzeln. Abdomen punktiert, Segment 1 an der Basis lang weiß
behaart und grober punktiert, 1—5 mit breiten, schneeweißen
Binden am Ende, Ventralsegmente punktiert, weiß gefranst.
Beine schwarz, weiß behaart. Flügel hyalin, Adern und Tegulae
braun. L. 10 mm, Br. 31, mm.
7. Heft
158 H. Friese:
d wie 9, nur Segment 1—6 mit weißer Filzbinde am Ende.
L. 10 mm, Br. 3 mm.
Nicht selten bei Siders (Wallis) im Juli, auch bei Bozen, .
Fiume, Pola und Syracus vorkommend, meist an Reseda fliegend.
(? ob =. sierrensis Fr.-Geßn.).
Schmarotzer: Nicht bekannt.
9. Colletes pieistigma Thoms.
1872. C. p. Thomson, $ 2 Hym. Scandin, v. 2, p. 165.
Wie C©. montanus, aber Segment 1 ohne weiße Filzbinde,
dıfür aber die Basis von Segment 2 mit breiter, weißer Filzbinde.
Q. Schwarz, weiß behaart, Thorax oben dicht rotgelb be-
haart, Wangen kurz, fast linear; Mesonotum punktiert, mit glatter
glänzender Scheibe, Area meist glatt, glänzend, aber mit er-
habenen Runzeln. Abdomen fein und dicht punktiert, Segment 1
viel grober punktiert, fast matt, 2—5 mit breiter, gelblicher
Filzbinde am Ende, 2 an der Basis mit solcher, Segment 1 höchstens
jederseits mit Filzfleck am Rande, 6 schwarzbraun behaart;
Ventralsegmente undeutlich punktiert, ausgerandet und mit
blassen Rändern. Beine schwarz, Scopa gelblich. Flügel hyalin,
Adern und Tegulae braun. L. 9 mm, Br. 3 mm.
d wie 9, aber die Basalbinde auf Segment 2 fehlt, Ventral-
segment 2 mitten etwas verlängert und hier wie die übrigen Seg-
mente weißfilzig. L. 8 mm, Br. 21, mm.
Einzeln bei Warnemünde, Rostock im Juli, Harz, Böhmen,
bei Bozen, Siders und Fiume schon im Juni fliegend.
Schmarotzer: Nicht bekannt. |
10. Colletes daviesanus Sm.
1846. C. d. Smith, $ 2 in: Zoologist v. 4, p. 1278.
Kleinere Art mit punktiertem und glänzendem Abdomen mit
breiten Segmentbinden.
Q. Schwarz, dicht gelbbraun behaart, besonders am Thorax,
Wangen kurz, aber erkennbar und matt, Kopf viel breiter als
lang; Mesonotum sparsam punktiert, stark glänzend, Scheibe meist
glatt, Segment 1 ziemlich lang und dicht gelbbraun behaart.
Abdomen punktiert, stark glänzend, Segment 1 ziemlich lang
und dicht gelbbraun behaart. Abdomen punktiert, stark glänzend,
Segment 1 ebenso skulpturiert, 1—5 mit breiter gelblicher Filz-
binde am Ende, die Basis von 2 kaum gelbfilzig, 6 schwarzbraun
behaart; Ventralsegmente schwarz, glänzend, kaum behaart.
Beine schwarz, Scopa gelblich. Flügel hyalin, Adern und Tegulae
braun. L. 8 mm, Br. 2!/, mm.
Häufigste Art überall im Juli-August auf Tanacetum vulgare
und Achillea millefolium; Deutschland, Ungarn und bei Bozen
und Fiume. |
Schmarotzer: Epeolus cruciger Pz. (= rufipes Thoms) nach
Alfken.
Die Seidenbienen (Colletes) von Zentral-Europa. 159
11. Colletes hylaeiformis Ev.
1852. C.h. Eversmann, — in: Bull. soc. natural. Moscou, v. 25, p. 45.
Die Binden auf Segment 1—2 aus Schuppen ( 2) resp. kurze
Borsten( $) bestehend.
9. Schwarz, weißlich befilzt, nur Thorax oben dicht rot-
gelb behaart, Wangen kurz, aber deutlich längsrissig; Mesonotum
und Scutellum grob punktiert, aber glänzend, dicht rotgelb be-
borstet, Area grob gerunzelt. Abdomen dicht punktiert, matt,
auf Segment 1—2 grober, Segment 1—5 breit gelbbraun bandiert,
mit Bindsn aus Schuppen, Basis von Segment 1—2 ebenfalls hell
beschuppt; Ventralsegmente schwarz, punktiert. Beine schwarz,
gelblich behaart, Scopa gelblich, Calcar rotgelb. Flügel hyalin,
Adern und Tegulae braun. L. 9 mm, Br. 3 mm.
ö wie 9, aber Segment 1—6 mit Filzbinden (die Schuppen
sind undeutlich), Basis von 1—2 nicht beschuppt, aber behaart.
L: 9 mm, Br. 24%, mm.
Eine besonders im Osten und Süden von Europa heimische
Art, bei Siders {Wallis) auf Achillea millefolium im Juli-August;
ö 2 bei Budapest an Anchusa und im Banat auf Thymus ser-
pyllum, ferner bei Triest (Graeffe) und Fiume (Korlevie).
Schmarotzer: Epeolus tristis Sm. für Ungarn.
12. Colletes fodiens Fourcr.
1785. C. f. Fourcroy, — Ent. Paris, v.2, p. y.
1502. C. pallicineta Kirby, $ Monogr. apum Angl. v. 2, p. 295.
In Deutschland häufige Art, an den kurzen Wangen und an
den breiten, gelben Binden auf Segment 1—5 zu erkennen.
Q@. Schwarz, dicht gelbbraun behaart, Mesonotum tief
und grob punktiert, auf der Scheibe nur wenig sparsamer. Ab-
domen dicht punktiert, auf Segment 1 grober, Segment 1—5 mit
breiten, gelbbraunen Binden am Endrande, 1 mit lang behaarter
Basalhälfte, 2. mit gelbbefilzter Basis, 6 schwarzbraun behaart.
Ventralsegmente undeutlich punktiert, glänzend, äußerst fein
quergerunzelt, Fransen dünn und schmal. Beine schwarz, gelb
behaart, Scopa gelb. Flügel fast hyalin, etwas milchig, Adern
und Tegulae braun. L. 10 mm, Br. 31, mm.
g wie 9, aber kleiner und Segment 1—6 mit breiten Filz-
binden; Ventralsegmente concav, 4. mitten fast eingedrückt.
L.% mm, Br.'3 mm.
An der Ostseeküste zahlreich auf Tanıcetum vulgare, lokal
auch im übrigen Deutschland nicht selten, bei Jena auf Achillea
millefolium, bei Bozen Ende Juni auf Doryenium herbaceum.
Schmarotzer: Epeolus notatus Chr. (= productus Thoms.)
nach Alfken.
13. Colletes marginatus Sm.
1846. C. m. Smith, d 2 in: Zoologist v. 4, p. 1277.
Wie C. fodiens, aber viel kleiner, sparsam behaart, Vera)
. segmente punktiert.
7. Heft
160 H. Friese:
Q. Schwarz, gelblich behaart, Wangen kurz, fast linear,
Mesonotum sparsam gelbbraun behaart; Abdomen dicht punktiert,
matt, Segment 1—5 mit gelblichen Filzbinden am Endrande,
2 auch an der Basis befilzt; Ventralsegmente deutlich punktiert.
Beine weißlich behaart, Scopa weiß. Flügel hyalin, Adern braun,
Tegulae schwarzbraun. L. ”—8 mm, Br. 21, mm.
g wie 9, aber Segment 1—6 weiß bandiert, 1 auch lang weiß
behaart; Ventralsegmente lang gefranst, convex, 6 mit glattem,
glänzendem, Mittelfeld. L. ” mm, Br. 2 mm.
In Mecklenburg einzeln bei Grabow im Juli auf Tanacetum
vulgare, bei Warnemünde auf Partinaca, auch bei Bremen, Weißen-
fels und Jena (auf Anthemis tinctoria); bei Bozen und Triest auf
Eryngium, bei Budapest auf Achillea millefolium.
Schmarotzer: Nicht bekannt.
Anhang.
14. Colletes eonstrietus Perez.
1903.. C. ce. Petez, $ in: Act. soc. Linn. Bordeaux v. 58, p. 225
1912. C.c. Alfken, Qin: Ber. Westpreuß. bot.-zool. Ver., v. 34,
p- 24.
Alfken sagt l.c. — ,‚Auf diese, bisher nur aus der Mon-
golei bekannte Art, welche J. Perez in den Actes de la societe
Linneenne de Bordeaux (Proces verbaux des seances), Vol. LVIII,
1903, p. 225 beschrieb, glaube ich ein Pärchen beziehen zu können,
welches Herr Professor G. Vogel in Königsberg erbeutete und
mir gütigst verehrte. Das Weibchen wurde im Juli 1897 bei
Kahlberg auf der Frischen Nehrung, das Männchen am 19. Juli
1906 bei Schwarzort auf der Kurischen Nehrung gefangen. Mir
war die Art unbekannt, und ich hielt sie anfangs für noch nicht
beschrieben. Perez gibt nur die Beschreibung des Männchens,
welche vollkommen auf das mir vorliegende Exemplar paßt. Ich
gebe im folgenden eine solche des Weibchens und erweitere die
des Männchens:
„@. 11—12%, mm lang. Schwarz. Kopf kurz, nach unten
ein wenig verschmälert. Oberlippe glatt, glänzend, in der Mitte
mit einem tiefen Grübchen, seitlich schwach eingedrückt. Ober-
kieferspitze rot, zweizähnig. Clypeus tief gefurcht, dazwischen
ziemlich stark eingestochen punktiert, vorn schwach erhaben
gerandet. Gesicht gelblich, unten grauweiß behaart. Wangen-
anhänge (genae), wie beim Männchen, sehr scmal, fein gerieft.
Netzaugen oben schwach eingebuchtet, der innere Augenrand nach
unten konvergierend. Das 2. Geißelglied der Fühler wie beim
Männchen etwas länger als das dritte. Mesonotum dicht gelb-
braun behaart, grob und dicht, in der Mitte etwas sparsamer und
gröber punktiert, die Punktierung unter der dichten Behaarung
schwer und nur bei abgeriebenen Exemplaren erkennbar. Unter-
seite des Thorax heller behaart. — 1. bis 5. Hinterleibsring am
Die Seidenbienen. (Colletes) von Zentral-Europa. 161
Ende mit breiten, weißen, filzigen Haarbinden versehen; 1. und
2. Ring außerdem am Grunde gelblich behaart. 1. Hinterleibs-
ring in der Mitte ungleich stark und zerstreut, am Hinterrande viel
feiner und dichter punktiert. Die übrigen Ringe gleichmäßig
dicht und sehr fein punktiert. Sämtliche Endränder der Hinter-
leibsringe durchscheinend gelbrot gefärbt, schwächer als bei
Ö©. succinctus L. und nur bei abgeriebenen Exemplaren deutlich
erkennbar.
Vorliegende Art ist in Größe und Gestalt dem (©. succinctus sehr
nahe verwandt, von diesem aber sofort durch die Punktierung
des 1. Hinterleibsringes, welche bei C. succinctus überall gleich-
mäßig dicht ist, durch die Behaarung am Grunde des 1. Hinterleibs-
ringes, welche bei Ü©. constrictus aus einem breiten Rande, bei
C. succinctus aus 2 Haarbüscheln besteht und durch die breiteren
Binden an den Hinterrändern der Hinterleibsringe zu unter-
scheiden.
d. 10,5 mm lang. Das verborgene 8. Abdominalsegment
stimmt fast ganz mit der Abbildung überein, welche Morice von
dem des Colletes ligatus Er. gibt. (Trans. Ent. Soc. London. 1904
Pl. VI, F. 6a.) Die einzige Abweichung von dieser besteht darin,
daß der rundliche Lappen an der Spitze tiefer eingeschnitten ist.
Die Genitalien gleichen einigermaßen denen von Ü. succinctus,
jed.och ist die Lacinia, welche fast so hoch ist wie die Stipes, stärker
entwickelt und länger behaart.
Ich konnte nur ein abgeflogenes Exemplar untersuchen. Es
gleicht genau der Beschreibung Perez’, besonders ist auch die
niedergedrückte Basis des 2. Hinterleibsringes deutlich. Beim
Weibchen tritt dieses Kennzeichen nicht hervor. Der 1. Hinter-
leibsring ist zerstreut und grob, der 2. zerstreuter als beim Weib-
chen punktiert.
Außer demobengenannten Pärchen erhielt ich noch 5 Weibchen,
völlig verflogene, welche von Herrn Möschler bei Rossitten (3. Aug.)
und bei Perwelk (10. Aug. 1909) auf der Kurischen Nehrung ge-
fangen wurden.“
Mir ist diese Art unbekannt geblieben. Ich kann daher
nichts über ihre verwandtschaftliche Stellung und Lebensweise
sagen.
Archiv für Naturgeschichte
1912. A. 7. 11 7. Heft
Ueber sardische Ameisen.
Von
Dr. A. H. Krausse, Heldrungen.
Bisher sind mir von Sardinien einundvierzig verschiedene
Ameisenarten resp. -Varietäten bekannt geworden. Die von mir ge-
sammelten Formen wurden zum größten Teil von den Herren
Emery, Forel, Santschi, Wasmann bestimmt; allen genannten
Herren erlaube ich mir auch an dieser Stelle meinen Dank zu
sagen.
x Ohne Zweifel ist meine folgende Liste noch recht unvoll-
ständig; es wird auch in myrmekologischer Hinsicht noch manches
Neue und Interessante zu finden sein auf der wenig besuchten
Insel.
Einige gelegentlich gemachte oekologische und sonstige Be-
obachtungen habe ich mir gestattet anzufügen.
Besonders interessant sind die eingeschleppten Formica-
formen. 1911 konnte ich die durch Prof. Emery bekannte große
Formicaansiedlung im Südwesten der Insel aufsuchen, in diesem
Jahre entdeckte ich eine zweite große Formicaniederlassung hier
in den Bergen (Sorgono).
1. Ponera coaretata var. testacea Emery.
Asuni; Sorgono. Unter tief eingebetteten Steinen bewohnt
diese Art dieselben Lokalitäten wie die blinden Coleopteren Scoto-
dipnus strietus Bandi und Alaocyba carinulata Perris; sie ist
ziemlich selten; ich fand nur immer sehr kleine Kolonien.
2. Leptothorax tuberum Fab.
Begegnete mir nur einmal bei Asuni.
3. Leptothorax angustulus var. Kraussei Emery i.l.
Diese neue Varietät fand ich bei Asuni; wie mir Herr Prof.
Emery mitteilte (i. 1. April 1912), besitzt er sie auch von Cagliari
und von Oroi (Golfo di Cagliari).
4. Leptothorax Rottenbergi var. sardoa Santschi.
Wurde von Prof. Emery bei Sassari entdeckt (F. Santschi,
„Leptothorax Rottenbergi et espöces voisines“, Revue Suisse de
Zoologie, 1909), ich fand ihn auch bei Asuni und bei Sorgono.
5. Pheidole pallidula Nyl.
Asuni, Sorgono. — Bei Asuni sah ich Kolonien mit recht
kleinen und dunklen Soldaten (A. H. Krausse, ‚Thorictus grandi-
Über sardische Ameisen. 163
collis“, Naturwiss. Wochenschrift, Jena, 1911). — Bei Asuni,
im Mai, zählte ich oft bis 20 Stück der zierlichen Krater von 2 cm
bis 6 em Durchmesser auf etwa einem Quadratmeter. — Ich
konnte einmal schön beobachten, wie auch die ‚Soldaten‘ eifrig
beim Retten der Larven halfen (im Gegensatz zu den Weibchen). —
Bei den Arbeitern und Soldaten konnte ich relativ laute Stridu-
lationstöne wahrnehmen (einige Notizen über die Ameisenzirplaute
habe ich im ‚„Zoolog. Anzeiger‘ 1910, in der ‚Zeitschr. für wiss.
Insectenbiologie“ 1910 und 1911, sowie in der ‚„Entomolog. Rund-
schau‘ 1911 publiziert). — Bei Asuni wälzte ich einmal einen großen
Stein um, unter dem sich eine Termitenkolonie (Leucotermes luci-
fugus Fal.) und ein Nest von Pheidole pallidula befanden; es
entspann sich sofort trotz der Störung (durch das Licht) ein
heftiger Kampf, sowohl die Arbeiter als auch die Soldaten der
Ameisen stürzten sich auf die weichen Termiten und bissen diese
in die Beine, die Antennen, die Mandibeln, ins Abdomen und
schleppten sie davon.
6. Aphaenogaster sardoa Mayr.
Über diese interessante Art habe ich näher berichtet im
„Archiv für Naturgeschichte“ 1911. Die Männchen hat Herr
Dr. Santschi inzwischen in Tunesien aufgefunden (F. Santschi,
„Formicides de diverses provenances“, Annales de la Societe
Entomologique de Belgique, 1911). Die Zirplaute der Arbeiterinnen
sind ziemlich laut.
7. Aphaenogaster subterranea Latr.
Asuni, Sorgono. Ich sah meist nur ziemlich kleine Kolonien.
8. Aphaenogaster testaceopilosa var. spinosa Emery.
Asuni, Sorgono, Oristano. Überall gemein. Ein scheues,
flinkes Tier. So beobachtete ich einmal (Asuni, Mai) sieben
Arbeiter am Eingangsloche eines Erdnestes (gewöhnlich wohnen
sie unter Steinen), bei Annäherung des Fingers liefen sie eiligst
davon und duckten sich nieder, sich ganz still verhaltend, ein merk-
würdiges Benehmen (der verwandte Messor barbarus meridionalis
var. Wasmanni A. H. Krausse verhielt sich ganz anders, er stellte
sich auf die beiden hinteren Beinpaare und erhob den Kopf mit
drohend aufgesperrten Mandibeln). — Am 27. Mai 1911, bei
Asuni, öffnete ich zwei Nester, worin ich auch Geflügelte fand:
in beiden Nestern fand ich nur Männchen zu dieser Zeit.
9. Aphaenogaster testaceopilosa var. senelis Mayr.
Diese Varietät fand ich einige Male bei Asuni.
10. Aphaenogaster testaceopilosa var. nitida Emery.
Ebenfalls bei Asuni.
11* 7.Hett
164 A. H. Krausse:
11. Messor barbarus niger Andre.
Häufig bei Oristano, Asuni.
12. Messor barbarus minor Andre.
Sehr häufig bei Oristano, Asuni, Sorgono.
13. Messor barbarus struetor tyrrhenus Emery.
Asuni, Sorgono. Eine interessante Beobachtung über die
beiden zuletzt genannten Formen machte ich bei Sorgono, s. „In-
ternat. Entomolog. Zeitschr.“, Guben, 1911 (A. H. Krausse,
„Zwei sich kreuzende Ameisenstraßen‘‘).
14. Messor barbarus meridionalis Wasmanni A. H. Krausse.
Von Asuni. — (Über die Ernteameisen hat jüngst Prof.
Emery — ‚Der Wanderzug der Steppen- und Wüstenameisen
von Zentralasien nach Südeuropa und Nordafrika“ — in den
„Z00l. Jahrbüchern‘, 1912, interessante zoogeographische Aus-
führungen gemacht.)
15. Myrmiea scabrinodis Nyl.
(Eingeschleppt; Emery i. 1.)
16. Myrmica seabrinodis var. Sabuleti Mein.
Bei Sorgono (in der Richtung nach Atzara zu) sowohl unten
im Tale in den Ufern des kleinen Baches, als auch am Bergeshang
unter Steinen sehr häufig; oft finden sich sehr große Kolonien.
Eingeschleppt (s. die eben genannte Arbeit des Herrn Prof. Emery).
17. Cremastogaster seutellaris Ol.
Oristano, Asuni, Sorgono. — Diese Art bewohnt gern die
‚verschiedensten Bäume, sehr gern die Korkeichen, und richtet
viel Schaden an, so fand ich bei Sorgono (in der Richtung nach
Atzara) kaum eine Korkeiche ohne diese Ameise. Bei Asuni auf
baumlosen, felsigen Terrain fand ich sie unter großen Steinen in
Kartonnestern (A. H. Krausse, ‚Über Kartonnester von Cremasto-
gaster scutellaris Ol.‘“, Intern. Entomol. Zeitschr. Guben, 1911).
18. Cremastogaster seutellaris var. nigra Emery i.].
Diese neue schwarzköpfige Varietät entdeckte ich bei Asuni.
19. Solenopsis orbula Em. |
Golfo Aranei [Emery i. 1.]; auch bei Sorgono (det. Santschi).
20. Tetramorium caespitum L.
Asuni.
21. Tetramorium caespitum semilaeve Andre.
Asuni.
Über sardische Ameisen. 165
22. Tetramorium caespitum debile Emery.
Asuni.
23. Tetramorium caespitum meridionale Emery.
Asuni.
24. Tetramorium caespitum ferox var. diomedea Emery.
Sorgono.
25. Tapinoma erraticum L.
Oristano, Asuni, Sorgono. — Bei Asuni beobachtete ich,
wie ganz junge, hellgraue, unausgefärbte Arbeiter eifrigst beim
Retten der Puppe halfen, als das Kuppelnest teilweise zerstört
wurde. Diese jungen Tiere besitzen auch noch nicht den intensiven
Geruch. — Die Erdkuppelbauten waren nicht so primitiv, wie
K. Escherich (Die Ameise, 1906, p. 88) erwähnt, so fand ich ein
Nest mit etwa sieben Kammern übereinander, um einen kleinen
Schlehenbusch angelegt, etwa fußhoch (Asuni, Mai). — Die Ar-
beiter sind große Liebhaber der Opuntienfrüchte.
26. Tapinoma erratieum var. nigerrima Nyl.
Asuni. — Kuppelnester von 5 cm bis 12 cm Höhe sind häufig
bei Asuni (Mai); mehrere Kammern finden sich bei den allermeisten
Nestern übereinander.
27. Tapinoma erraticum var. Simrothi A. H. Krausse.
Bei Asuni am Riu Araxixi.
28. Plagiolepis pygmaea L.
Asuni.
29. Lasius niger L.
(Eingeschleppt; Emery i. 1.)
30. Lasius niger emarginatus Ol.
(Eingeschleppt; Emery i. 1.)
31. Lasius niger alienus Foerst.
Fand ich bei Sorgono. (Eingeschleppt).
32. Formieca fusca L.
Eingeschleppt, im Südwesten der Insel eine große Nieder-
lassung. Ich fand sie bei Gonnesa und Fluminimaggiore.
33. Formica fusca rufibarbis Fabr.
Es gilt für diese Varietät dasselbe, wie für die Formica fusca L.
Ich sah sie ebenfalls an den eben genannten beiden Orten. Über
diese beiden Formen habe ich eine Notiz publiziert in der ‚Wiener
Entomolog. Zeitung‘, 1911 (‚Formicaarten auf Sardinien‘).
34. Formica fusca glebaria Nyl.
Von dieser ebenso der Fauna der Tyrrhenis fremden Form
habe ich eine große Niederlassung im Gennargentugebirge ent-
7. Heft
166 A. H. Krausse:
deckt. Sie ist jetzt bei Sorgono eine der gemeinsten Ameisen;
ich fand sie auch bei Atzara und Aritzo.
Andere Formicaansiedlungen sind bisher auf der Insel nicht
bekannt.
Interessant ist, daß die Lasius- und Myrmica-Formen sich durch
ihre großen Hochzeitsschwärme leicht verbreiten können, während
das bei den Formicaarten schwieriger von statten gehen wird.
35. Camponotus maeulatus aethiops Latr.
Gemein; Asuni, Sorgono, Atzara, Aritzo.
36. Camponotus lateralis Ol.
Asuni, Aritzo, Atzara, Sorgono.
37. Camponotus herculeanus vagus Scop.
Emery i.l..
38. Camponotus Gestroi.
Sorgono.
39. Leptanilla Revelierei Emery.
Campela; Emery i.l.
40. Monomorium Salomonis subopaecum Sm.
Cagliari; eingeschleppt.
41. Solenopsis latro var. Msilana For.
Det. Emery. Neu für Sardinien. Asuni. (Wurde zuerst in
Algerien gefunden). —
(Cremastogaster sordidula Nyl., in Italien, Sicilien, Elba,
Algerien usw. vorkommend, habe ich bisher auf Sardinien nicht
gefunden.)
Sorgono, Sardinien, Mai 1912.
Ueber eine sardische Spitzmaus
(Pachyura Etrusea Savi).
Von
Dr. A. H. Krausse, Heldrungen.
Hin und wieder begegnete mir auf Sardinien eine winzige,
niedliche Spitzmaus, deren Namen ich Herrn N. Charles Roth-
schild verdanke, es handelt sich um Pachyura Etrusca Savi 1822.
Diese Art ist hier auf Sardinien recht selten, während eines Aufent-
haltes von sechs Jahren auf dieser Insel habe ich etwa ein Dutzend
Exemplare gefunden, so zwei bei Oristano, acht bei Asuni, zwei
bei Sorgono. Meist fand ich sie unter großen Steinen beim Suchen
Über eine sardische Spitzmaus. 167
nach jenen blinden Laufkäfern (Scotodipnus) und Rüsselkäfern
(Alaocyba). Es handelte sich meist um felsige Gegenden, wo
indes auch im Sommer einige Feuchtigkeit sich hielt. Einmal
fand ich bei Sorgono ein Pärchen unter der morschen Rinde einer
uralten Eiche, wo sich auch die großen Larven von Oryctes grypus
Ill. fanden.
Die Tiere liefen jedes Mal nur wenige Meter weg und waren
jedes Mal leicht zu erwischen. Sie sind äußerst zart; und faßt
man nicht ganz behutsam zu, so kann man sie mit den Fingern
leicht tödlich verletzen.
Öfters habe ich es in Asuni versucht, sie in der Gefangenschaft
zu halten. Es ist mir aber nie geglückt; trotzdem ich möglichst
natürliche Bedingungen in dem Behälter herzustellen suchte und
hinsichtlich der Nahrung eine große Auswahl bot, starben sie
immer nach einem oder zwei Tagen.
Einmal fand ich bei Asuni im Frühjahr unter einem großen
Steine in der Nähe eines nur im Winter Wasser führenden, winzigen
Baches ein Nest. Es bestand aus trockenem Grase und maß
etwa 15 cm im Durchmesser. Es lag unter dem Steine in einer
künstlich hergestellten Vertiefung in der Erde. Nur eine runde
Öffnung war vorhanden. Im Neste fand ich drei Junge mit
ihrer Mutter. Die Jungen waren sehr rundlich und fett, rosig,
mit ganz eigenartiger breiter Schnauze, dem ausgewachsenen Tiere
sehr unähnlich.
Auf dem Muttertiere entdeckte ich einen Floh, wie es scheint
eine neue Ctenophthalmusart; (in coll. Rothschild).
Nachträglich finde ich eine interessante Notiz über Spitz-
mäuse in der Gefangenschaft in einem Berichte der ‚Münchener
Neuesten Nachrichten“, 1912, über Forschungen und Beobach-
tungen über die Lebensdauer der in den zoologischen Gärten
gefangen gehaltenen Tiere von Dr. Mitchell (London), nach diesem
Beobachter gehören die Spitzmäuse zu den am schwersten zu er-
haltenden Säugern, sie überleben in der Gefangenschaft durch-
schnittlich kaum einen Monat.
Sorgono, Sardinien, März 1912.
Einige neue sardische Lepidopteren-Varietäten.
Von
Dr. A. H. Krausse, Heldrungen.
1. Herminia gigantea v. n. neglecta m.
Unter einer größeren Anzahl von Individuen dieser Art, die
ich im Mai bei Sorgono, Sardinien, fing (teils in der Nähe des
Ortes am Acetylenlichte, teils in einem Eichenwalde südlich von
Sorgono, wo man die großen, auffallenden Tiere am Tage leicht
7. Heft
168 A. H. Krausse: Einige neue sardische Lepidopteren-Varietäten.
aufscheucht), befinden sich mehrere Exemplare, die sehr hell ge-
färbt sind und außer der hellen, dunkel eingefaßten Querbinde der
Vorderflügel und dem ganz schwach angedeuteten halbmondförmigen
Fleck keine Zeichnung besitzen; da es derartige Männchen wie
Weibchen gibt, möchte ich diese Varietät als Herminia gigantea
var. neglecta m. bezeichnen.
2. Aspilates ochrearia v. n. alba m.
Fast ganz weiße Exemplare, Männchen und Weibchen, mit
scharfer Zeichnung, kamen Anfang und Mitte Mai bei Sorgono zum
Acetylenlichte; bei Atzara, am 27. Mai, scheuchte ich vier Falter,
die sehr geschickt in der Sonne fliegen, aus dem Grase auf, auch
darunter fand sich ein fast ganz weißes Exemplar: Aspilates
ochrearia var. alba m. — (Die Art war auch häufig bei Asuni auf
den Trachytfelsen).
3. Anaitis plagiata v. n. conjuneta m. ER
Mitte Mai fing ich am Acetylenlichte bei Sorgono eine Reihe
von Individuen der hier im Gennargentugebirge — so a. e. bei
Aritzo — nicht seltenen Anaitis plagiata L. Darunter befanden
sich zwei Tiere, bei denen die beiden Querbinden auf den Vorder-
flügeln nur schwach angedeutet sind; bes diesen recht hell erschei-
nenden Individuen sind diese beiden Binden in der Mitte zusammen-
geflossen, gleichsam durch eine Brücke mit einander verbunden;
diese beiden Exemplare haben so ein ganz anderes, auffallendes
Aussehen. Das Zusammenfließen der Binden ist bei beiden Tieren
auf beiden Vorderflügeln zu konstatieren; will man solche Varietäten
bezeichnen, könnte mansie Anaitis plagiata var.conjuncta m. nennen.
4. Agrotis pronuba v. n. nigra m.
Zwischen Sorgono und Atzara fing ich Exemplare, die folgender-
maßen gefärbt sind: Vorderrand des Thorax mit schmaler heller
Binde, sonst Thorax und Vorderflügel ganz schwarz, nur die beiden
Flecken der Vorderflügel sind durch hellere Färbung angedeutet;
Hinterleib oben dunkelbraun: Agrotis pronuba v. nigra m. — Die
Art scheuchte ich — nicht häufig — im April und Mai im lichten
Eichenwalde auf; am Acetylenlichte fing ich sie bisher nicht.
Sorgono, Sardinien, Juni 1912.
'- Neue afrikanische Trigona- Arten.”)
Von
Dr. H. Friese, Schwerin i. M.
Lestrimelitta (Trigona) eubiceps n.sp. ?7d.
Der L. limao Sm. (L. 6mm, Br. 2 mm) täuschend ähnlich,
aber viel kleiner, Labrum und Mandibeln rotgelb, Flügel hyalin.
O0. Schwarz, wie L. limao fast ganz glatt und stark glänzend,
Kopf relativ noch größer und mehr kubisch, Labrum und Mandibel
rotgelb, Wangen 14 so lang wie breit, Gesicht fein und zerstreut
punktiert, Antenne braun, 2. Geißelglied konisch und am Ende
breiter als 3, daher vorspringend, 3.—11. Glied kürzer als breit
und dicht mit großen Sinnesgruben bedeckt, die mit einfacher
(10fach) Vergrößerung sichtbar sind. Mesonotum und Scutellum
sehr fein und zerstreut punktiert, mit einzelnen schwarzen Här-
chen am Vorderrande, Scutellum mit einzelnen langen und braunen
Haaren; Area horizontal, stark nach hinten verlängert, konkav
und spiegelglatt mit wulstigem Endrand, dadurch morphologisch
weit von L. limao abrückend. Abdomen glatt, glänzend, Segment-
ränder schwach braun; Abdomenende mit einzelnen braunen
Härchen, Ventralsegmente deutlich skulpturiert, schwach gelb-
braun gefranst. Beine schwarzbraun, gelbbraun behaart, Tarsen
gelbbraun, Calcar I und II gelblich, Tibien III rund, keulenförmig;;
Körbchen also gewölbt, mit spärlichen Randborsten. Flügel fast
hyalin, Adern und Tegulae gelbbraun. L. 4—413 mm, Br. 1—1'/,mm.
d. Unausgefärbt gelbbraun, Antenne länger, die Glieder
quadratisch, also so lang wie breit. L. 4mm, Br. 1 mm.
Zahlreiche © von Amani (D.-O.-Afrika) im Mus. Hamburg;
gdT0 von Madibira (Er tl1.)**).
Lestrimelitta cubiceps ist offenbar eine Raubbiene, die nach
Art der L. limao Sm. von Süd-Amerika als Schwarm die sammeln-
den Trigona-Arten überfällt, verjagt und Besitz nimmt von den
Honigvorräten. Kopf- und Beinbildung sprechen dafür.
Trigona elypeata Fr. var. zebra n. var. 2 P£.
0. Wie Tr. clypeata Fr., aber Segment 1—3 mit rotgelber
bis brauner Binde auf der Scheibe, Segment 3—6 auch noch mit
rotgelbem Endrand; am Clypeus ist meist außer am Vorderrand
auch ein Streifen in der Mitte mehr oder weniger verschwommen
weißlich gefärbt und oft auch noch die untere Ecke des Neben-
gesichtes weißlich. Wangen und Beine III genau wie bei clypeata
gebildet. L. 5mm, Br. 11, mm.
*) Das von Amani stammende Material dieser Arten wurde ge-
sammelt von Dr. Morstatt in dem dortigen Biolog. Landw.-Institut und
durch das Hamburgische Kolonial-Institut dem Naturhistorischen Museum
zu Hamburg überwiesen.
**) Alle Exemplare, deren Aufbewahrungsort nicht besonders ver-
merkt wird, befinden sich in der coll. Friese.
7. Heft
170 H. Friese: Neue afrikanische Trigona-Arten.
d wie®, aber größer, Antenne länger, erreichen das Thorax-
ende, Tibien gelb gezeichnet, Tarsen ganz gelblich. L. 54, mm,
Br. 1°/, mm.
9. Groß, aufgetrieben, Gesicht gelbweiß, und zwar: Clypeus,
Nebengesicht, Stirnschildchen, Labrum und Wangen, letztere
sehr lang, fast quadratisch, also abweichend vom ; ferner sind
gelbgefärbt: Seitenrand des Mesonotum und Hinterrand des Scu-
tellum und das ganze Mittelsegment. Abdomen gelbbraun, Segment
3—6 dicht gelbfilzig behaart; Beine ganz elfenbeinweiß. Flügel
gelblich, zerfetzt, Tegulae elfenbeinweiß. L. 8mm und Br. 2 mm.
0 & von Ikutha (Brit.-O.-Afrika), 2 im Museum Ham-
burg und zahlreiche Nestexemplare in allen Farbenabstufungen
von Amani (D.-O.-Afrika).
Mit Hilfe dieser zahlreichen Exemplare aus verschiedenen
Nestern konnte ich unschwer die extremen Färbungen von Ikutha
(für Tr. zebra) und D.-SW.-Afrika (für Tr. clypeata) durch Über-
gänge vereinen.
Trigona junodi Friese (= togoönsis Stadelm. var.).
Nach dem umfangreichen Material des Mus. Hamburg, das
zahlreiche Exemplare (Nest ?, Twazi No. 11), von Mbosyo (No. 7,
Lipare) besitzt, ist Tr. junodi die schwarze Form von Tr. togoensts
Stadelm. In obigem Material finden sich alle Farbenübergänge
von Tieren mit rotem bis zu schwarzem Abdomen, und zwar
sind die Exemplare von Kondoe Irangi (Twazi) durchweg am
Abdomen rot gefärbt, die von Mariwe (Mbosyo und Liparis) aber
meist von dunkler Farbe.
Trigona togoönsis Stadelm. &.
d wie Tr. langhofferi S, aber Kopf und Thorax ganz schwarz,
Abdomen auf den Segmenten mit rotgelben Binden, die mehr oder
weniger verschwommen sind, oder auch mit ebensolchen Flecken.
Beine schwarzbraun, Tarsen hellbraun. L. 61, mm, Br. 2 mm.
18 von Madibira (D.-O.-Afrika); 2 von Nockilui, Kiswere
(391° ö. L., 914° südl. Br.) und von Kondoe Irangi (361%° ö.L.,
5° südl. Br.).
Trigona becearii Grib. &.
d wie 9, aber größer, Augen groß, Clypeus und Nebengesicht
nur am Rande gelblich, Antenne lang, erreicht das Scutellum,
Schaft (Scapus) S-förmig geschwungen, Geißelglied 3—13 ei-
förmig, viel länger als breit (11, : 1), Endglied plattgedrückt und
gebogen; Tibien gelbbraun gefleckt, Tarsen gelbbraun. L. 8 mm,
Br. 21, mm.
d von Amani, D.-O.-Afrika; @ von Kondoe Irangi.
O var. wie Tr. beccarii, aber Gesicht samt Antenne ganz
schwarz, schwarzbraun behaart. Beine schwarz, schwarz be-
haart. L. 7mm, Br. 2!/, mm.
var. nigrifacies n. var.
5? von Tanga, D.-O.-Afrika.
Zur Kenntnis äthiopischer Lithosiinae.
Von
Embrik Strand
(Berlin, Kgl. Zoolog. Museum).
Bei der Bearbeitung der Lithosiinen der Expedition Tess-
mann, die in dieser Zeitschrift erscheinen wird, habe ich weiteres
im Museum vorhandenes afrikanisches Material dieser Gruppe mit
bearbeiten müssen; was dadurch an Novitäten oder sonst er-
wähnenswertes herausgekommen ist, führe ich im folgenden an.
— Die Typen gehören alle dem Berliner Museum.
Gen. Poliosia Hamps.
Poliosia nigrifrons Hamps.
Ein 2 von: N. Kamerun, Joh.-Albrechts-Höhe 1. X. 96
(L. Conradt).
Das Exemplar weicht von dem allein beschriebenen 3 da
durch ab, daß die Hinterflügel und Abdomen dunkelgrau sind
und so ist auch die Unterseite der Flügel, mit Ausnahme des
helleren Vorderrandes; diese hellere Färbung erweitert sich kurz
vor der Flügelspitze fleckförmig. Die Fühler sind in der Basal-
hälfte weißlich, in der Endhälfte dunkler.
Gen. Pusiola Wallgr. und Phryganopsis Feld.
Pusiola celidana Strand und Phryganopsis wunipunctana
Strd. n. sp.
Von: Kamerun, Johann-Albrechts-Höhe (L. Conradt) liegen
vier Exemplare Lithosisiinae vor, die ich für conspezifisch ge-
halten hätte, wenn sie congenerisch gewesen wären, was aber
nicht der Fall ist: drei dieser Exemplare sind Phryganopsis, das
vierte ist Pusiola! Daß letzteres mit meiner Pusiola celidana
identisch ist, finde ich keinen hinreichenden Grund zu bezweifeln ;
es ist am 8. IX. gesammelt, während die Phryganopsis die Datum-
angaben 1. IV., 1. V. bzw. 1. VI. tragen. Die Möglichkeit, daß
es sich um verschiedene Generationen handelt, dürfte unter diesen
Umständen nicht ganz ausgeschlossen sein. Proboscis ist bei
allen 4 Exemplaren schwach entwickelt, aber doch wenigstens
deutlich vorhanden. — Ob der auf das Geäder gegründete Unter-
schied zwischen Pusiola und Phryganopsis wirklich stichhaltig
ist, dürfte unter diesen Umständen fraglich sein, da ich aber das
Gegenteil nicht beweisen kann, so nehme ich mit Hampson an,
daß dies der Fall ist und werde dann genötigt, die obige Phry-
ganopsis, die sich mit keiner bekannten Phryganopsis-Art vereini-
7. Heft
172 Embrik Strand:
gen läßt (auch nicht mit der offenbar sehr ähnlichen Phr. uni-
puncta Hamps. aus Algier), als neu zu beschreiben:
Phryganopsis unipunctana Strand n.sp. $.Vorderflügel hell-
gelbgrau mit bräunlichem Anflug und mit rundem, tiefschwarzem,
scharf markiertem Diskalfleck, der von der Basis um 3,5, von der
Flügelspitze um etwa 4,5 mm entfernt ist; Endhälfte der Fransen
grauweißlich. Unterseite grauschwärzlich mit gelblichem Vorder-
und Hinterrand und ebensolchen Fransen. Hinterflügel oben
wie unten heller als die Vorderflügel oben und ganz einfarbig.
Oberseite des Körpers wie die entsprechenden Flügel gefärbt,
die Unterseite dunkler und ebenso teilweise die Beine. Antennen
gelblich. Untergesicht angedunkelt. Flügelspannung 17, Flügel-
länge 8mm. Körperlänge 6 mm.
Q wie das d, aber größer: Flügelspannung 22, Flügellänge
10,5, Körperlänge 7,5 mm, und die Vorderflügel erscheinen unten
nur unbedeutend verdunkelt; ob dies bei ganz frischen Exem-
plaren anders sein würde, kann ich nicht beurteilen.
Phryganopsis hemisphaea Hamps. 1909.
Ein ?2 von Bismarckburg, Togo (R. Büttner).
Die Art ist nach einem { von Uganda beschrieben. Von der
Beschreibung weicht dies Exemplar nur dadurch ab, daß die
Fühlergeißel oben gelblich, unten aber bräunlich ist, die Tibien
und Tarsen sind zwar auf den Paaren I und II dunkel, während
am dritten Paar nur die Tarsen sowie die Spitze der Tibien dunkel
sind, bräunliche Färbung des Abdomens ist nicht vorhanden,
Costa der Vorderflügel ist in ihrer ganzen Länge von der gelben
Färbung des Costalfeldes.. Am Hinterflügel sind die ganzen Fran-
sen dunkel, und die dunkle Binde am Ende desselben ist etwa
2,5 mm breit. — Flügelspannung 29 mm.
Phryganopsis loloana Strand n. sp.
Ein ? von: 8. Kamerun, Lolodorf 20. V. 1895 (L. Conradt).
Die Grundfarbe der Vorderflügel ist schmutzig graubräunlich,
die der Hinterflügel nur in der Basalhälfte und im Dorsalfelde
ein wenig heller. Vorderflügel mit zwei schwarzen Flecken wie
bei Eilema eningae, aber der hintere der beiden Flecken ist im
Gegensatz zu eningae weiter saumwärts gerückt als der vordere;
letzterer ist wie bei eningae subeostal und von Wurzel wie Spitze
des Flügels gleich weit entfernt. Von eningae ferner dadurch ab-
weichend, daß die Rippe 6 mit 7 ganz kurz gestielt ist, während
sie bei eningae aus der Zelle entspringt. Körper und Extremi-
täten ockergelblich, Abdomen oben basalwärts ein wenig heller.
Flügelspannung 33, Flügellänge 16, Körperlänge 10,5 mm.
Diese Art ähnelt sehr Phryganopsis costimacula Mab., unter-
scheidet sich aber durch die graue, an beiden Flügeln fast gleiche
Färbung, die beiden schwarzen Flecken sind gleich groß und gleich
geformt, abgerundet, während bei costimacula der vordere größer,
Zur Kenntnis äthiopischer Lithosiinae. 173
meistens dreieckig ist und dem Vorderrand breit anliegt; bei loloan«
2 (Type) ist. der vordere vielmehr vom Vorderrand entfernt; etc.
— Erlema distigmata Hamps. ist eine etwas ähnliche Art.
Ein nachträglich aufgefundenes $ von Adamaua (v.Carnap)
unterscheidet sich in Färbung und Zeichnung fast nicht von dem
9, ist aber kleiner (Flügelspannung 30, Flügellänge 14, Körper-
länge 10 mm), und die Fühler sind beborstet und ziliiert.
Phryganopsis asperatella WIk. (?) (subasperatella Strd. n. ad int.).
Exemplare aus Natal aus Staudingers Sammlung, unter diesem
Namen schon bestimmt, ob aber richtig, scheint mir fraglich zu
sein. — Die Größe ist verdächtig gering, indem die Flügelspannung
zwischen kaum 20. und 25 mm schwankt; allerdings gibt Hampson
die Größe der Phryganopsis asperatella mit 24—36 mm an. Der
schwarze Costalfleck ist nicht wenig größer als derjenige im Dorsal-
felde, der übrigens als ein schmaler Schrägstrich statt Flecks er-
scheint, da aber die Exemplare nicht ausgezeichnet erhalten sind,
so dürfte es nicht ausgeschlossen sein, daß der dorsale ‚Fleck‘
deswegen kleiner erscheint als er sonst würde. Nach Hampsons
Bestimmungstabelle in seiner Monographie würde man auf Phryg.
costimacula kommen müssen; von dieser Art, wie sie durchHampsons
Figur dargestellt wird, ist vorliegende Form jedoch sicher verschie-
den. Andererseits scheint eine Identifizierung mit Phryg. sordida
Feld., die nach Hampson = asperatella sein soll, fast ebenso gewagt
zu sein. Eine geschlossene Querreihe schwarzer Flecke, wie sie
bei dieser dargestellt ist, zeigt keines der vier vorliegenden Exem-
plare, die Dorsalzeichnung scheint als ein ziemlich scharf mar-
kierter, gerader, ununterbrochener Schrägstrich aufzutreten, wäh-
rend bei sordida daselbst einzelne Flecke vorhanden zu sein scheinen.
Die ganze Vorderflügelfläche scheint mit dunklen Punkten ziemlich
gleichmäßig überstreut zu sein, allerdings sind solche nicht bei
allen Exemplaren deutlich. Die Vorderflügelspitze ist mehr ab-
gerundet als sie bei asperatella sein kann, nach der Textfigur
(£. 62, p. 120) in Hampsons Monographie zu urteilen (in Walkers
Beschreibung wird aber ausdrücklich angegeben, daß die Flügel-
spitze abgerundet sein soll).
Da leider mein Material nicht ausreicht, um ein sicheres Urteil
über diese Formen abzugewinnen, so kann ich die Zugehörigkeit
obiger Form zu asperatella nicht in Abrede stellen, möchte jedoch
auf alle Fälle den neuen Namen subasperatella m. vorschlagen.
Phryganopsis nigrapex Strand n. sp.
Von: N. Kamerun, Johann-Albrechts-Höhe 28. IX. 1896
liegt ein 9, leider ohne Hinterleib vor, das der asperatella zwar
ähnelt, aber die Vorderflügel sind im Grunde dunkelbraun,
allerdings mit feinen, höchst undeutlichen helleren Pünktchen be-
streut; auf dem Vorderrande ein rundlicher schwarzer Fleck,
der von der Flügelbasis um 5, von der Flügelspitze um 6 mm
7. Heft:
174 Embrik Strand:
entfernt ist, während demgegenüber im Dorsalfelde ein schwarzer
Querfleck von 1,9 mm im größten Durchmesser sich befindet, der
von der Flügelwurzel um 6mm entfernt ist und senkrecht auf
den Innenrand steht. Die Basalhälfte der Fransen der Vorder-
hälfte des Saumes ist tiefschwarz, nach hinten geht sie allmählich
in die braune Grundfarbe der Flügel über, und so ist die ganze
Endohälfte der Fransen gefärbt. In der Dorsalhälfte des Basal-
feldes scheint ein unbestimmter dunkler Wisch vorhanden zu
sein. Die teilweise schwarzen Fransen bilden ein ganz gutes
Unterscheidungsmerkmal, das an der Unterseite noch stärker
hervortritt, indem daselbst das Schwarze sich auch auf die Flügel-
fläche zu einem recht deutlichen Apicalfleck ausbreitet, während
die ganze Unterseite der Flügel der oben als asperatella behandelten
Form einfarbig blaß ockergelblich bis hell bräunlichgelb erscheint.
Von den Flecken der Oberseite läßt nur der Vorderrandfleck und
zwar ganz undeutlich sich unten erkennen. — Hinterflügel hell-
graulich mit schwachem bräunlichen Anflug, und zwar ist dieser
am deutlichsten unten und saumwärts; die Fransen unten an
der Spitze schwärzlich. — Thoraxrücken schwärzlich, Halskragen
graubräunlich, Scheitel ebenso, aber mit schwärzlichem Quer-
streifen. Gesicht schwärzlich, mitten kahl, glatt, abgerieben
(was wohl zufällig ist). — Beine schwärzlich, Fühler bräunlich.
[Abdomen fehlt!]. Flügelspannung 23, Flügellänge 12 mm.
Phryganopsis costimacula Mab. cum v. decipiens Holl.
Exemplare, die dieser Art angehören dürften, liegen mir vor
von: N. Kamerun, Johann - Albrechts - Höhe 30. V. 96 (L. Con-
radt), Vietoria (Teuß ex coll. Stgr.), N. W. Kamerun 27. VI.
1900 (H. Rudatis), Kamerun inter. (Preuß); N.-Nyassa See,
Massewe-Kivirafluß 25. XI 1899 (Goetze).
Eine aus Kamerun vorliegende Form, die wohl nicht spezifisch
verschieden sein wird, zeichnet sich aus durch durchgehends
ein wenig geringere Größe, die Vorderflügel sind bräunlich an-
geflogen, und der schwarze Costalfleck ist noch ein wenig größer
als bei der Hauptform sowie dreieckig geformt, während er bei
letzterer mehr abgerundet ist. — Auf diese Form möchte ich den
Namen Sozuza decipiens Holl. beziehen und sie als Varietät der
costimacula betrachten. — Die Exemplare stammen von Lolo-
dorf, Johann-Albrechts-Höhe, Bipindi und Ngoko.
Phryganopsis jaundeana Strand n. sp.
Ein ? von: Kamerun, Jaunde-Station 1. VI. 1897 (v. Carnap),
ist mit Phryg. costimacula nahe verwandt, weicht aber ab u. a.
durch bedeutendere Größe (Flügelspannung 40, Flügellänge 19,
Körperlänge 12,5 mm), das Gesicht, fast die ganze Unterseite
des Körpers und die Beine schwärzlich; auch längs der Mitte des
Thoraxrückens verläuft ein schwärzlicher Längswisch.
Die Färbung der Vorderflügel ist etwas bräunlich wie bei
costimacula v. decipiens, der rundliche schwarze Costalfleck ist
Zur Kenntnis äthiopischer Lithosiinae. 175
unbedeutend weiter von der Basis (9,5 mm), als von der Spitze
des Flügels (9 mm) entfernt, der Fleck in der Falte hat etwa die-
selbe Größe, ist aber ziemlich verwischt und verlängert sich nach
hinten als ein schmaler, den Hinterrrand kaum erreichender
Streifen. Unterseite beider Flügel ockergraugelblich, am Vorder-
rande leicht rotbräunlich angeflogen. Hinterflügel oben ein wenig
heller gelblich als unten. Abdomen auch oben schwärzlich oder
dunkelgrau, Scheitel und Thorax von der Grundfarbe der Vorder-
flügel, letzterer jedoch mit dunklem Mittellängsstreifen. An-
tennen braungelblich.
Phryganopsis nyassana Strd. n. sp.
Ein 2 von: N. Nyassa, Langenburg 1.—10. XII. 99 (Fülle-
born).
Die von Hampson 1901 beschriebenen Ph. straminea und
ochreata werden wohl mit vorliegender Art viel Ähnlichkeit haben,
sind aber ohne Zweifel (nach den Beschreibungen zu urteilen)
verschieden. — Mit Ph. cinerella Wallgr. nahe verwandt, aber
größer (Flügelspannung 25, Flügellänge 12, Körperlänge 8$—9 mm),
die Färbung ist noch gesättigter ockergelb, und so ist auch Ab-
domen gefärbt, die Beine sind aber teilweise angebräunt. End-
glied der Palpen tiefschwarz. Augen schwarz, heller retikuliert.
Die Rippen 6 und 7 der Vorderflügel entspringen aus einem Punkt,
während sie bei cinerella gestielt sind.
Phryganopsis monotonia Strd. n. sp.
Ein $ von: 8. Kamerun, Lolodorf 11. VII. 1895 (L. Conradt).
Vorderflügel einfarbig borkbraun, Hinterflügel ein wenig
heller, gegen den Innenrand graulich. Unterseite ein klein wenig
heller als die Oberseite. Körper und Extremitäten braun, jedoch
die Stirn hell ockergelblich und ebenso die Basis der Antennen.
Palpen schwärzlich. Abdominalspitze graugelblich. — Antennen
doppelkammzähnig, die Zähne kurz, in je eine kräftige, gekrümmte
Borste endend; die Zähne nach beiden Enden der Fühler an
Länge abnehmend. Stirn dicht beschuppt. — Flügelspannung
18,5 mm, Flügellänge 9,5, Körperlänge 8 mm.
Phryganopsis ilemimorpha Strand.
4 Exemplare von: N. Kamerun, Johann-Albrechts-Höhe
1. VI. und 1. X. 1896 (L. Conradt). — Beschreibung in meiner
Bearbeitung der Lepidoptera der Expedition Tessmann.
Gen. Stenilema Hamps.
Stenilema aurantiaca Hamps.
Ein $ von: Nyassa-See, Langenburg, Pyramide und Umgegend
23. IL.—3. III. 99 (Fülleborn).
Generisch stimmt das Exemplar sonst mit Pusiola Wllgr. über-
ein, aber Rippe 7 der Vorderflügel entspringt, wenn auch nur kurz,
7. Heft
176 Embrik Strand:
innerhalb der Rippe 9, und im Hinterflügel fehlt Rippe 4; die Palpen
sind etwas hängend und überragen die Stirn jedenfalls nicht.
— Durch Hampsons Tabelle (1900) kommt man auf Poliosia,
aber die Vorderflügel sind schmäler, langgestreckter und etwa
parallelseitig, Rippe 2 der Vorderflügel entspringt weniger weit
von der Ecke der Zelle und ist nicht gekrümmt, 6 ist mit 7 kurz
gestielt. Die Fühler des 2 mit kurzen Borsten und feiner Behaarung.
— Von Lepista abweichend =. die gestielten Rippen 3 und 4
der Vorderflügel.
Die von Hampson in: Ann. Mag. Nat. Hist. (8) 4, p. 352—853
gegebene Diagnose seiner neuen Gattung Stenilema paßt mit der
Ausnahme, daß die Rippen 3 und 4 der Vorderflügel nicht ganz
coincident sind, indem sie an der Spitze divergieren; diese Äste
sind aber nur etwa I mm lang und können daher übersehen worden
sein, und in ähnlicher Weise läßt sich die Angabe ‚6 from upper
angle‘“ erklären, indem der Stiel von 6 + 7 ganz kurz und leicht
zu übersehen ist. Rippe 8 der Hinterflügel entspringt in der Tat
von ganz kurz innerhalb der Mitte des Vorderrandes der Zelle.
Fast noch fraglicher ist es, ob die spezifische Bestimmung
richtig ist, weil Hampsons obendrein zu kurze Diagnose nur das &
behandelt. Die Grundfarbe des Thoraxrückens und der Vorder-
flügel ist matt grün glänzend, während sie von Hampson als
„leaden grey‘ beschrieben wird. Orangegelb sind Kopf, Hals-
kragen, Basis der Tegulae, die Vorderrandbinde der Vorderflügel,
die an der Basis etwa %, mm breit ist, sich aber apicalwärts bis etwa
2 mm Breite erweitert und die Innenrandbinde der Vorderflügel,
die in der Basalhälfte 1,5 mm breit ist, in der Endhälfte aber kaum
!/; so breit ist; ferner ist der Saum schmal orangegelb (Fransen
abgerieben). Auf der Hinterhälfte des Thoraxrückens scheint ein
orangegelber Fleck vorhanden zu sein. Hinterflügel sowie Abdo-
minalrücken sind nicht, wie es in Hampsons Beschreibung heißt,
„deep orange‘, sondern vielmehr blasser als die übrigen orange-
gelben Partien. Antennen orangegelb, apicalwärts schwach
gebräunt. Die Tibien und Tarsen des ersten Beinpaares und die
Tarsen des zweiten sind schwarz. Flügelspannung 39 mm. Flügel-
länge 18,5 mm. Körperlänge 12 mm.
Die vorhandenen generischen Unterschiede lassen sich, wie
oben angegeben, ziemlich leicht erklären, und die Abweichungen
von der Artbeschreibung, die vorhanden sind, dürften auf den
sexuellen Unterschied zurückzuführen sein. Sollte das doch nicht
der Fall sein, so würde ich für die Art den Namen subaurantiaca m.
vorschlagen.
Gen. Maerosia Hamps.
Macrosia fumeola Wlk.
Je ein 2 von Bethel in Kapland und von ‚Prom. bon. sp.“
außer früher bestimmten Exemplaren. Möschlers Type seiner
Lithosia natalica liegt mir vor und gehört ohne Zweifel zu Macrosia
Zur Kenntnis äthiopischer Lithosiinae. 177
Bank WIk., nicht, wie Hampson angibt, zu Sozusa scutellata
gr.
Gen. Eilema Hb. (Ilema aut.).
Eilema distigmata Hamps.
Ein & von Usambara, ein 2 von Verulam in Natal und zwei
von Togo, und zwar das eine von Misahöhe 6. VII., das andere
von Bismarckburg.
Eilema marwitziana Strd. n. sp.
Zwei d d von: D.O. Afrika, Mkalama 10. V. und 24. IV. 1905
(v. d. Marwitz).
Die Art steht jedenfalls der von Hampson 1910 in: Proc.
Zoolog. Soc. London p. 392, t. 36, f.6, beschriebenen Jlema hetero-
gyna aus Rhodesia sehr nahe, ist aber kleiner (Flügelspannung 27,
Flügellänge 13, Körperlänge etwa 9 mm), die auf Hampsons Figur
angebrachten, aber in seiner Beschreibung nicht erwähnten und
daher vielleicht in der Tat nicht existierenden tief schwarzen Längs-
striche der Flügel, sind auch nicht angedeutet, die Fransen beider
Flügel sind nicht gelb, sondern im Vorderflügel so dunkel wie
die Flügelfläche, im Hinterflügel graulich. Die Hinterflügel oben
mit einem ziemlich scharf markierten orangegelben mittleren
Längswisch von der Basis bis außerhalb der Mitte mit und orange-
gelblichen Costallängswisch. Die Vorderflügel sind unten wie oben,
die Hinterflügel unten gelb mit undeutlichem graulichem Sub-
costallängswisch.
Auch der Eilema flavibasis Hamps. (Cat. Lep. Phal. II, p. 162,
t. 22) nahestehend, aber die Färbung von Thorax und Abdomen
ist verschieden, als dunkel gestrichelt kann man die vorderen
und mittleren Extremitäten nicht bezeichnen, am Innenrande
der Vorderflügel ist keine gelbe Binde vorhanden, das gelbe Längs-
feld der Hinterflügel ist länger, von beiden Rändern deutlich ent-
fernt, der Costalrand derselben Flügel scheint bei Er. flavibasis
dunkel zu sein usw.
Ausgeschlossen scheint es mir nicht, daß schließlich alle drei
Formen conspezifisch sind, vorläufig muß man sie aber als ver-
schiedene Arten betrachten.
Eilema vicarıa WIk.
Ein @ von N. Kamerun, Joh.-Albrechts-Höhe (L. Conradt)
halte ich für diese, mir sonst in natura nicht vorliegende Art.
Von gracilipennis Wllgr. weicht sie ab u. a. durch die dunklere
Grundfärbung der Vorderflügel und die abgerundete Spitze der-
selben. Gegen die Vereinigung mit vicaria würde sprechen, daß
die Rippe 6 der Vorderflügel frei aus der Zelle, also von 7 entfernt
entspringt. Daß aber das Geäder variiert, wird auch von Hampson
hervorgehoben, und das zeigt auch dies Exemplar, indem im einen
Vorderflügel eine kleine Areola vorhanden ist, im anderen nicht.
Alle Femoren sind ockergelb, am dritten Paar außerdem die
Archiv für Naturgeschichte 12 7. Heit
1912. A. 7.
178 Embrik Strand:
Tibien (mit Ausnahme der Basis) und die Tarsen. Die ganze
Rückenseite des Abdomen ist gelblich, basalwärts jedoch graulich.
Eilema caffrana Strand n. sp.
Ein 2 von: Caffraria (Krebs).
Durch Hampsons Bestimmungstabelle kann man auf Eilema
morosina kommen, die es aber doch nicht ist. — Vorderflügel mit
Fransen bleigrau, glatt, leicht schimmernd, am Innenrande an
der Basis scheint ein wenig hellere Färbung zu sein (vielleicht
„künstlich‘‘), der Vorderrand bis fast zur Spitze ist linienschmal,
aber intensiv orangegelb, und so gefärbt ist auch der ganze Kopf
(abgesehen von den schwarzen Augen) sowie die Palpen; der
Rüssel ist mehr bräunlich. Schmal orangegelblich ist die Basis
der Tegulae. Der ganze Thoraxrücken ein wenig dunkler grau
als die Vorderflügel. Hinterflügel oben und unten hell ockergelblich
mit ebensolchen Fransen, die unten lebhafter gefärbt als oben sind.
— Unten sind die Vorderflügel in der Basalhälfte dunkel, in der
Endhälfte gelb ohne scharf markierte Grenze zwischen diesen
beiden Partien;.der Vorderrand breiter orangegelb als oben. Die
Fransen unten wie oben. — Antennen schwarz, an der Spitze leicht
gebräunt, der Schaft unten gelblich. — Unterseite des Körpers
sowie die Beine orangegelb, die Knie und Tarsen jedoch leicht
angedunkelt, auf den Paaren I—II sind jedoch die Tibien, Meta-
tarsen und Tarsen größtenteils schwarz, nur die Tibien unten gelb.
Abdomen oben ockergelblich, in der Basalhälfte am dunkelsten.
Flügelspannung 31,5 mm. Flügellänge 15, Körperlänge 9 mm.
Eilema subgriseola m. ist caffrana ähnlich, aber kleiner, die
Vorderflügel haben einen mehr bräunlichen Ton und ihr Vorder-
rand ist apicalwärts stärker gewölbt usw.
Eilema pusilana Strand n. sp.
Ein @ aus: D.O. Afrika, Mkalama 16.1. 1905 (v. d. Marwitz).
Erinnert an Eilema vicaria, weicht aber u.a. durch die grauen
Hinterflügel ab, und dadurch, daß die Rippe 6 der Vorderflügel
nicht aus der Ecke der Zelle, sondern von 7 getrennt, entspringt.
— Durch Hampsons Tabelle kann man auf Ei. sericea Gregs.
kommen, die aber größer ist etc.
Gehört zu den kleineren Eilema-Arten: Flügelspannung 23,
Flügellänge 11,5, Körperlänge 6,5 mm. Vorderflügel hell blei-
graulich mit schwachem gelblichem Schimmer, der ganze Vorder-
rand schmal goldgelb gefärbt, dahinter eine weißlichgelbe, bis zur
Spitze reichende, etwa 1 mm breite Binde, die, flüchtig angesehen,
als die eigentliche Costalbinde erscheint, weil die gelbe Vorder-
randbinde fast linienschmal ist. Die Fransen der Vorderflügel und
eine schmale, höchst verloschene Saumbinde hellgelblich. Die
Hinterflügel sind oben dunkler grau als die Vorderflügel, mit
Fransen und Saum, wie an den Vorderflügeln, aber intensiver
gelb und die Binde ein klein wenig breiter. Unten sind die Vorder-
Zur Kenntnis äthiopischer Lithosiinae. 179
flügel dunkelgrau mit goldgelblicher Vorderrand- und Saumbinde,
welcheletztere ca.1,7mm breit oder breiter alsoben und als dieVorder-
randbinde, aber ebenso wie oben innen undeutlich begrenzt. Die
Grundfarbe auch der Hinterflügel unten ist dunkelgrau, aber die
gelbliche Färbung dehnt sich vom Saume aus so aus, daß die Grund-
farbe nur noch etwa in der Basalhälfte erhalten bleibt; Vorder-
randbinde wie die der Unterseite der Vorderflügel. — Körper
gelb, Thoraxrücken, mit Ausnahme des Halskragens und Ab-
dominalrückens, mit Ausnahme der Spitze, bräunlich; die Beine
teilweise angedunkelt. Fühler braun mit gelblichem Schaft.
Eilema simulans Mab.
Ein & von Guinea (Westermann).
Nur unter Zweifel identifiziere ich das vorliegende Exemplar
mit Eilema simulans, die Abbildung in Hampsons Catalogue
weicht insofern ab, als die Flügel meines Exemplares mehr lang-
gestreckt und am Ende breiter gerundet, der dunkle Saumfleck
ist vorn und hinten gleich breit und also nicht vorn wurzelwärts
zahnförmig erweitert, die Franzen sowie der Vorderrand im Saum-
felde lebhaft gelb, Kopf und Thorax von der Farbe der Vorder-
flügel, Tegulae nicht besonders gefärbt. Die ganzen Hinterflügel
einfarbig ockergelb (auch nach Hampsons Abbildung wären die
Hinterflügel einfarbig). — Die sehr kurze Beschreibung von Lithosia
agonchae Plötz, die nach Hampson ein Synonym von simulans
sein soll, paßt; die Länge des Vorderflügels ist jedoch 13,5 mm,
die Flügelspannung 30 mm. — Sollte obige Form von E. simulans
doch verschieden sein, so möge sie den Namen guineacola m. be-
kommen.
Eilema cuneata Strand n. sp.
Ein $ von Bismarckburg in Togo (R. Büttner).
Vorderflügel nebst Fransen oben lebhaft ocker-goldiggelb,
der Vorderrand, der in seiner Endhälfte leicht aufgekrümmt ist
(künstlich ?), orangegelblich, an der Basis linienschmal schwarz.
Hinterflügel wie die Vorderflügel, mit einem schwärzlichen Längs-
feld, das die Spitze einnimmt und daselbst etwa 2,5 mm breit ist,
sich dann aber basalwärts allmählich verschmälert, ohne die Basis
zu erreichen ; denVorderrand erreicht dies Feld nur an der äußersten
Spitze. Hinterflügel unten wie oben; Vorderflügel unten geschwärzt,
so daß nur Vorder- und Hinterrand und, undeutlicher, der Saum
gelb bleiben. — Körper ockergelb, die Tibien und Tarsen der
beiden Vorderbeine geschwärzt. Fühler dunkelbraun mit gelbem
Schaft. — Flügelspannung 22,5 mm. Flügellänge 11 mm. Körper-
länge 9 mm.
Das Tier gehört zu Hampsons Sektion I, indem die Fühler
bipectinat sind; die Kammzähne sind kurz und tragen je am Ende
eine Stachelborste von der gleichen Länge sowie überall abstehende
kräftige Haare.
12* 7. Hett
180 Embrik Strand:
Der Artname beziehtsich auf die keilförmigeschwarze Zeichnung
der Hinterflügel.
Eilema arculifera Feld.
Eine nennenswerte Form dieser Art beschreibt Hampson in
seinem Catalogue p. 163 unter der Bezeichnung ‚Subsp. 1“;
Lokalität: Karkloof in Natal. Ich schlage den Namen nataliea
m. vor.
Eilema phaeocraspis Hamps.
Ein $ von: Brit. O. Afrika, Kikuyu (F. Thomas), zwei 2 9
von: N.-Nyassa, Langenburg 23—28. X. 1899 (Fülleborn).
Ich möchte die Bestimmung für richtig halten, wenn auch
einige Ausdrücke in der Beschreibung (Ann. Mag. Nat. Hist.
(7) 8, 1901, p. 182) mir nicht ganz treffend zu sein scheinen. Leider
ist keines meiner 3 Exemplare ausgezeichnet erhalten, es scheint
aber, daß Abdomen oben basalwärts graulich ist, während auf die
Unterseite wenigstens die Bezeichnung ‚pale reddish brown“
passen kann. Den Vorderrand der Vorderflügel möchte ich als
dunkel orangegelb bezeichnen. Die Hinterflügel sind graugelblich
mit chamoisfarbenem Anflug, nur am Saume und Vorderrande
ist bräunliche Färbung angedeutet, und zwar auch nur beim einen
Exemplar. — Die Rippe 6 der Vorderflügel ist von 7 ziemlich weit
entfernt.
Eilema malanga B.-B.
Ein $ von Kamerun (Braune) aus Staudingers Sammlung.
Ist s.Z. bei Hampson gewesen und von ihm als ‚‚Jlema sp.‘ bezeich-
net worden.
Leider ist die aus 4—5 Zeilen bestehende Originalbeschreibung
(in: Ann. Mag. Nat. Hist. (8) 7, 1911, p. 535) ziemlich ungenügend
und stimmt auch nicht ganz, insofern, als wenigstens die Vorder-
hälfte des Thoraxrückens ebenso gelb wie der Kopf ist; die beim
vorliegenden Exemplar etwas abgeriebene Hinterhälfte dürfte
mehr graulich sein. Abdomen scheint, wenigstens in der hinteren
Hälfte mehr gelb als grau zu sein. Der schwarze Fleck der Vorder-
flügel liegt hinter der Rippe 2, in der Falte des Dorsalfeldes, etwa
gegenüber dem Ende des basalen Drittels der Rippe 2. Unten
sind beide Flügel im Costalfelde bräunlich; ein dunkleres Mittel-
feld, wie es im Vorderflügel oben vorhanden ist, fehlt hier. — Flügel-
spannung wie bei B.-B.’ Exemplar etwa 28 mm, Flügellänge 13,5,
Körperlänge I1 mm. — Typische Lokalität der Art: „Malange,
W. Africa.‘
Eilema sanguicosta Hamps. var. nyassana Strand n. var.
392 1 & von: Nyassa-See, Langenburg, Pyramide und Um-
gegend 23. II.—3. III. 1899, das 3 ist von 23.—24. Il. 9.
Steht Ilema sanguicosta Hamps. (in: Ann. Mag. Nat. Hist.
(7) 8, p. 181—182 [1901]) jedenfalls sehr nahe. — 9. Kopf orange-
Zur Kenntnis äthiopischer Lithosiinae,. 181
gelb, Palpen gelb, nur die äußerste Spitze ist dunkel, die Antennen
an der Basis ebenso, apicalwärts aber leicht gebräunt. Halskragen
scharlachrot und so ist auch die damit verbundene, ca. lmm
breite Vorderrandbinde der Vorderflügel gefärbt bis um 3—4 mm
vor der Spitze, wo sie in orangegelb übergeht; letztere Färbung
erstreckt sich noch als ein schmaler Streifen zwischen der roten
Binde und der dunkel bleigrauen Grundfärbung der Vorderflügel
ein wenig weiter wurzelwärts. Thoraxrücken ein wenig dunkler
als die Vorderflügel, hinten rot gefleckt. Fransen letzterer ocker-
gelb. Unterseite wie oben, oder dunkler, jedoch ist die Spitze der
Vorderflügel in einer Breite (Länge) von etwa 3mm gelblich ge-
färbt. Hinterflügel blaß ockergelblich, basalwärts halb durch-
scheinend; die Fransen ein wenig lebhafter gefärbt. Unterseite
des Körpers und die ganze Spitze des Abdomen orangegelblich,
der Rest des Abdominalrückens graulich ockerfarbig. Beine orange-
gelblich, alle Knie schwarz, am ersten Paar außerdem ein End-
ring der Tibien und Metatarsen sowie die ganzen Tarsen, am
zweiten Paar außer den Knien ein Endring der Tibien sowie die
ganzen Tarsen, am dritten Paar ebenso, jedoch ist der Ring der
Tibien schmäler, und die Metatarsen tragen nur je einen Endring.
Ca. 37 mm Flügelspannung, Flügellänge ca. 17 mm, Körper-
länge ca. 11 mm. — Rippe 6 hinter der Ecke der Zelle, also von 7
deutlich entfernt entspringend; letztere entspringt fast aus der
Spitze der Areola, bildet also mit 8 einen ganz kurzen Stiel, 9 ent-
springt aus 8 etwa in der Mitte zwischen der Flügelspitze und der
Rippe 7. Bei der Type ist die Areola einerseits dreieckig, anderer-
seits viereckig, und Rippe 10 entspringt dementsprechend aus
der Zelle bzw. aus dem Vorderrande der Areola. Nach den an-
deren Exemplaren zu urteilen, dürfte die viereckige Form der
Areola und die daraus mitten vorn entspringende Rippe 10 das
Normale sein. Auch Rippe 6 kann aus der Areola entspringen.
— Übrigens variiert auch die Färbung des Abdominalrückens, indem
dieser beim einen Exemplar graubraun mit nur gelber Spitze ist.
Das einzige mir vorliegende, nicht ausgezeichnet erhaltene
ist im Gegensatz zu Hampsons Angaben nicht größer als das 9,
indem die Flügelspannung nur 34 mm beträgt, Flügellänge 16 mm.
Der Scheitel ist rötlich gefärbt und die ganzen Antennen gelblich,
sonst sind weitere Unterschiede vom @ nicht vorhanden und
die Hinterflügel weichen (gegen Hampson) nicht von den Vorder-
flügeln ab.
Da die Art etwas variierend ist und nur im einen Geschlecht
(2) nach einem Unikum beschrieben, so dürfte es wahrschein-
lich sein, daß die angegebenen Unterschiede nicht spezifisch sind,
und ich führe daher die Form vorläufig als eine Varietät auf.
Eilema trinitas Strand n. sp.
Ein 2 von Bismarckburg in Togo 21. IX 92 (L. Conradt),
ein d von „Kamerun inter., Pr.,‘‘ (ex coll. Strgr.) (siehe unten!)
7. Heft
182 Embrik Strand:
@. Vorderflügel hell graubräunlich mit schwachem violettem
Anflug und ockergelber Basis, der Vorderrand im basalen Drittel
leicht geschwärzt; kurz hinter der Mitte trägt der Flügel eine saum-
wärts leicht konvex gekrümmte Querreihe von 3 tiefschwarzen
Flecken, von denen der vordere dem Vorderrand breit anliegt,
hinten etwas zugespitzt ist und von der Flügelwurzel um 8,5 mm
entfernt ist, während der hintere, in der Dorsalfalte gelegene
Fleck abgerundet ist, kaum so groß wie der vordere und um 1 mm
weniger weit von der Flügelwurzel entfernt ist. Zwischen diesen
Flecken, von beiden etwa gleich weit entfernt, ist ein dritter kleinerer
Fleck, der dreieckig innen zugespitzt und in der Zelle gelegen
ist. Unten schimmern diese Flecke nur ganz undeutlich durch,
sonst die Unterseite der Vorderflügel zeichnungslos, dunkler,
mehr braungefärbt. Hinterflügel ockergelblich, am Saume ein
klein wenig dunkler. Unterseite bräunlich, jedoch heller als die
der Vorderflügel, längs dem Vorderrande leicht rötlich ange-
flogen. — Körper schmutzig ockergelblich. Antennen bräunlich,
an der Basis gelblich. Femoren und Tibien am Ende schwarz,
am I.—II. sind jedoch die ganzen Tibien geschwärzt, was auch mit
sämtlichen Tarsen der Fall ist. — Flügelspannung 33, Flügellänge
15,5, Körperlänge 10 mm.
Das & ist kleiner (bzw. 28,5, 13,5 und 10—-11 mm) und die
schwarzen Flecke weichen dadurch ab, daß der Vorderrandsfleck
abgerundet ist und die beiden übrigen gleich groß und viel kleiner
als der Vorderrandsfleck sind; der Körper ist dunkler, die Anal-
spitze jedoch ockergelblich. — (Dies Exemplar war von Aurivillius
als Phryganopsis costimacula Mab. bestimmt gewesen.)
Ein nachträglich aufgefundenes { von Bismarckburg in Togo
13. IX. 93 hat die schwarzen Flecke schärfer markiert und ein
wenig größer als bei der Type des 8, aber Form und Größenverhält-
nisse wie bei der Type.
Eilema angulistrigata Strd. n. sp.
Von Johann-Albrechts-Höhe in N. Kamerun (L. Conradt)
liegen eine Anzahl Exemplare einer Art vor, die an E. oblitterans
sehr erinnert, von dieser aber u. a. dadurch abweicht, daß die
Rippe 6 der Vorderflügel nicht aus der Zelle entspringt, sondern
mit 7 gestielt ist, ebenso wie 8-+9; 10 entpringt aus dem Vorder-
rande der Zelle, nahe der Spitze derselben, während 11 vom Vorder-
rande mehr gerade abstehend ist als bei oblitterans nach Hampsons
Abbildung in seiner Monographie zu urteilen. — Leider ist von
den vorliegenden 11 Exemplaren kein einziges ausgezeichnet er-
halten; wahrscheinlich würde die dunkle Querbinde der Vflg.
bei frischen Exemplaren erheblich deutlicher hervortreten.
Vorderflügel braungelb bis hellbraun, mit einer dunklen,
in der Mitte wurzelwärts offen winklig gebrochenen Querbinde,
die etwa 1mm breit ist und bei einigen Exemplaren im Dorsal-
felde erweitert zu sein scheint; die Mitte der Binde befindet sich
Zur Kenntnis äthiopischer Lithosiinae. 183
wegen der Winkelform erheblich weiter von der Wurzel als von
dem Saume des Flügels (bzw. 7,5 und 4,5 mm); der Winkel ist
fast rechtwinklig. Die Fransen scheinen wie der Grund der Flügel,
und zwar einfarbig zu sein. Unterseite braungelb, ein wenig heller
als die Oberseite, am Rande ganz schwach gebräunt; keine Quer-
binde. — Hinterflügel beiderseits wie die Unterseite der Vorder-
flügel.
Körper braun, Unterseite mehr oder weniger heller, etwas
gelblich. Beine braun, die Tibien, Metatarsen und Tarsen I—II
angeschwärzt, die hinteren Tarsen braungelblich. Stirn gelb und
ebenso die Basis der sonst etwas bräunlich angeflogenen Antennen.
Flügelspannung ca. 23 mm.
Erlema (?) (Phryganopsis?) verulama Strd. n. sp.
Ein 3 von: Verulam, Natal (Spiller).
Hat die allergrößte Ähnlichkeit mit der paläarktischen Eilema
sororcula Hfn. (aureola Hb.), weicht aber ab durch gelben Hinterleib
und Antennen, der Vorderrand der Vorderflügel ist nur unmittel-
bar an der Basis schwärzlich angeflogen, Brust und Seiten des
Abdomen sind nur wenig angedunkelt und auch die Extremitäten
weniger dunkel als bei sororcula. Die dunkle Färbung der Unter-
seite der Vorderflügel erstreckt sich bis zum Saume, so daß nur
die schmale Saumlinie und die Fransen gelb bleiben, dann zeigt
aber der Vorderrand eine die Basis nicht ganz erreichende gelbe
Binde von der Breite der Fransenbinde, eine heller gelbe, von der
Basis ausgehende und sich allmählich verlierende Subcostalbinde
ist erkennbar und der Hinterrand ist schmal hellgelb. Von soror-
cula abweichend ist ferner, daß die Hinterflügel unten eine etwa
2mm breite dunkle Vorderrandbinde zeigen. Endlich ist abweichend,
daß die Rippe 2 der Vorderflügel näher der Spitze der Zelle ent-
springt und nur fast unmerklich gebogen ist; in der Tat war das
Exemplar schon als Phryganopsis sp. etikettiertt und würde,
wenn man genannte Rippe als einzig ausschlaggebend betrachtet,
auch zu dieser Gattung gestellt werden müssen; die sonstige
Übereinstimmung mit Eilema ist aber so vollkommen, daß es
unnatürlich wäre, die Art aus dieser Gattung zu entfernen. Wir
haben hier ein neues Beispiel von den ungenügenden Unterschieden
der Gattungen Eilema und Phryganopsis. Am besten könnte man
vielleicht letztere als Untergattung betrachten.
Eilema angustipennis Strand n. sp.
Je ein d von: N. Kamerun, Johann-Albrechts-Höhe. Type!
(L. Conradt) und von: S. Kamerun, Lolodorf 22. VII. 95 (do.).
Vorderflügel lang und schmal, Orambus-ähnlich, graubräun-
lich, die Costalhälfte in °/, ihrer Länge von der Basis an gelblich
angeflogen; Discozellularfleck als ein kleiner brauner, basalwärts
konvex gebogener, in gelber Umgebung gelegener Querstrich er-
scheinend. Hinterflügel heller als die Vorderflügel, graugelblich.
7. Heft
184 Embrik Strand:
Unten sind die Vorderflügel graubräunlich mit hellerem Dorsal-
feld. Körper wie die Vorderflügel, die Spitze sowie der Bauch
gelblich, mit dunklerem Scheitel. Palpen dunkel. Fühler bräunlich
mit gelblicher Basis.
Flügelspannung 24, Flügellänge 11,5 mm lang und 4 mm breit.
Körperlänge 10,5 mm.
Eilema peperita Hamps. ?
Ein wenig gut erhaltenes Exemplar von: Britisch Ostafrika,
Kikuzu 4. V. 1902 (F. Thomas), möchte ich für diese Art halten.
Eilema montana Auriv.?
Von derselben Lokalität und Sammler wie vorige Art liegen
3 ebenfalls nicht ausgezeichnet erhaltene Exemplare einer Zilema
( 2 8) vor,,die der vorigen Art sehr nahesteht, sich aber unter-
scheidet durch anscheinend dunklere Färbung, die Flügel sind
ein wenig schmäler und spitzer, und die Rippe 6 der Vorderflügel
entspringt aus demselben Punkt wie 7, während sie bei peperita
frei aus der Zelle, von 7 entfernt, entspringt. Ich möchte diese
Art für Eilema montana Auriv. halten, allerdings scheint die Quer-
binde der vorliegenden Exemplare ein wenig spitzer gebrochen
als an Aurivillius’ Figur angedeutet ist, und die Flügelspannung
beträgt nur 22—23 mm.
Von meiner Eilema makomensis Strd. weichen sowohl peperita
als montana durch u. a. schmälere Flügel ab.
Chrysaegliodes noliformis Strd. n. g. n. sp.
Ein ? von Gabun, Ogowe (Heinz).
Gen. Chrysaegliodes Strd. n. g.
Durch die Bestimmungstabellen von Hampson kommt man
auf die indische Gattung C'hrysaeglia; von dieser weicht das Tier
aber ab durch die nolidenähnliche Färbung und Zeichnung, und
die Palpen dürften erheblich länger sein, indem die Spitze schon
des vorletzten Gliedes ins Niveau des Scheitels reicht, das End-
glied, das übrigens beim vorliegenden Exemplar schräg nach oben
und vorn gerichtet ist (ob zufällig ?), würde also, wenn aufgerichtet,
den Scheitel weit überragen; diese zwei Glieder sind gleich lang,
und zwar etwa je so lang wie der Kopf hoch oder etwa je 1mm lang;
das zweite Glied ist unten am Ende etwas beschuppt, so daß er
daselbst im Profil verdickt erscheint, während das zylindrische
Endglied nur ?/; so breit wie die Spitze des zweiten Gliedes ist.
Antennen (des 2) mit nur unter dem Mikroskop deutlich erkenn-
baren feinen Cilien und Börstehen. Abdomen ist glatt, anliegend
beschuppt. Vorderflügel weniger langgestreckt als bei O'hrysaeglia
und ihr Saum weniger schräg bzw. deutlicher gewölbt (die Länge
des Flügels beträgt 10 mm beieiner größten Breite von fast 5 mm).
Geäder wie bei Chrysaeglia. — Type: C'hr. noliformis Strd. n. sp.
Zur Kenntnis äthiopischer Lithosiinae. 185
Chrysaegliodes noliformis Strand n. sp.
9. Vorderflügel im Grunde matt silbergrau mit
schwärzlicher und dunkelgrauer Bestäubung, die eine undeutliche
Zeichnung bildet; im Wurzelfelde eine schwarze, saumwärts
konvex gebogene, den Hinterrand nicht erreichende Querlinie,
eine antemediane Querlinie, die in der vorderen Hälfte gerade,
aber schräg ist, in der hinteren Hälfte dagegen ziemlich stark
saumwärts konvex gebogen ist, eine submediane, schwarze, schräge
Querlinie ist nur in der vorderen Hälfte der Flügelfläche vor-
handen, während eine postmediane Querlinie, die, wenn man
will, als Doppelquerlinie bezeichnet werden kann, in der Mitte
saumwärts konvex gebogen erscheint. Endlich findet sich zwischen
Rippe 2 und dem Vorderrande eine ziekzackförmige Querlinie,
die zwei Winkel bildet, die basalwärts offen sind, während saum-
wärts nur ein offener Winkel gebildet wird. Zwischen dieser
Linie und dem fein schwarz gefleckten Saum sind 3—4 verloschene
schwarze Schuppenflecke, die vielleicht bisweilen eine fast zusam-
menhängende Binde bilden. Im Vorderrandsfelde ist zwischen
der submedianen Querlinie und der Doppelquerlinie ein schwärz-
licher Wisch vorhanden. Fransen einfarbig grau, dunkler als die
Flügelfläche. Unterseite einfarbig hell bräunlichgrau, nur auf
dem Vorderrande sind Zeichnungen angedeutet. — Hinter-
flügel hellgraulich mit schwachem gelblichen Schimmer und
etwas dunklerem Saumfeld; Unterseite etwa wie Oberseite oder
vielleicht noch mehr einfarbig. — Abdomen hell gelblichgrau,
oben schwach gelblich schimmernd. Brust und Extremitäten
hell graulich; das zweite Palpenglied trägt oben nahe der Spitze
einen dunklen Fleck. Antennen schwach braungelblich. Färbung
des Thoraxrückens leider nicht mehr erkennbar.
Flügelspannung 22, Flügellänge 10, Körperlänge 9 mm.
Gen. Pliniola Strd. n.g.
Pliniola (n.g.) nigristriata Holl.
Von der Art, die Holland in: Entomol. News 1893, p. 341,
t. 15, £. 10, als Tegulata (?) nigristriata beschrieben hat, liegt mir
ein d von Bipindi (Zenker) vor. Von der Beschreibung weicht
eigentlich nur ab, daß die beiden hinteren Abdominalsegmente
nicht mit zwei zusammenhängenden schwarzen Binden versehen
sind, sondern die vordere ist in 2 Flecken aufgelöst, und die hintere
erscheint nur noch als ein kleiner Querfleck. Die Hinterflügel
sind im Saumfelde dunkel angeflogen mit helleren Rippen, aber
alle Rippen sind weißlich. — Flügelspannung 31 mm.
Die Gattungszugehörigkeit ist weniger leicht festzustellen,
'mit Tegulata (= Eilema) hat aber das Tier nichts zu tun.
— Nach der Bestimmungstabelle in Hampsons Katalog kommt
man bis etwa Hyperthagylla, denn: Die Rippen 5 beider Flügel
vorhanden, Vorderflügel mit Areola, Palpen aufgerichtet; mit dieser
7. Heft
186 Embrik Strand:
oder den flg. Gattungen ist aber eine Vereinigung ganz ausge-
schlossen. — Proboscis kräftig. Palpen aufgerichtet, die Basis
der Antennen nicht erreichend, dünn, anliegend beschuppt, sub-
zylindrisch oder seitlich nur ganz schwach zusammengedrückt,
Endglied kurz zugespitzt. Fühler fein ziliiert. Die längsten Sporen
der Hintertibien sind doppelt so lang wie der Durchmesser des
Gliedes. Vorderflügel vorn submedian erweitert, bzw. der Vorder-
randin und kurz außerhalb der Mitte eine starke, nach vorn gerichtete
Wölbung bildend; die Spitze breit abgerundet, der Saum konvex
und allmählich in den Hinterrand übergehend. Hinterflügel leicht
zugespitzt, werden vom Hinterleib ziemlich weit überragt. Im
Vorderflügel entspringt 2 aus der Mitte der Zelle und ist nahe
der Basis stark gekrümmt, 3 ist ebenfalls gekrümmt und deutlich
vor der Ecke entspringend, 4+5 entspringen aus der Ecke, 6
aus der Ecke, 7, die sehr lang gestielten 8+9, 10 und 11’ent-
springen alle aus der sehr großen und breiten Areola, und zwar
11 aus der Mitte des Vorderrandes. Im Hinterflügel entspringt
2 aus dem Enddrittel der Zelle, 3+4 gestielt aus der Ecke,
5 fast aus der Ecke, 6+7 sind länger gestielt als 3+4, 8 aus
der Mitte der Zelle. — Type: ‚„Tegulata ?‘“ nigristriata Holl.
Gen. Agylloides Strd. n.g.
Agylloides asurella Strand n.g. n. sp.
Von Bismarckburg in Togo (L. Conradt) liegen zwei 2 Q
einer in Habitus, Zeichnungscharakter etc. an Asura stark erin-
nernden Form vor, deren Gattungshingehörigkeit jedoch nicht
so leicht festzustellen ist. Im Hinter- wie Vorderflügel ist Rippe 5
vorhanden, im Vorderflügel eine Areola; Palpen aufgerichtet, dicht
und ziemlich kurz, auch unten kaum abstehend beschuppt, das
kleine Endglied nur halb so lang wie das vorhergehende Glied
und viel dünner als dieses. Im Vorderflügel entspringen die
gestielten 7-+8+9 aus der Spitze der Areola, und zwar 7 dieser
näher als 9. 10 entspringt aus dem Vorderrande der Areola nahe
ihrer Spitze und ist von der langgestielten Rippe 9 ziemlich weit
entfernt. Von Agylla abweichend u. a. dadurch, daß 6 aus der
Zelle, von der Areola deutlich entfernt entspringt, 7 entspringt
derAreola näher, und diese ist noch länger und schmäler (als bei
Agylla albifinis Wlk.), 3 und 5 sind von 5 deutlich, und zwar
gleich weit entfernt. Im Hinterflügel sind 3 und 4 ganz kurz ge-
stielt, 5 von 4 ziemlich weit entfernt, aber dennoch etwa nur halb
so weit wie von 6, 6 und 7 entspringen aus einem Punkt; 8 ent-
springt wie bei Agylla nahe der Basis des Vorderrandes der Zelle.
— Recht ähnlich ist ja auch das Flügelgeäder von Syntomimorpha,
die aber u. a. durch die Form der Flügel leicht zu unterscheiden
ist. — Proboseis kräftig. Fühler (des 2!) einfach, äußerst fein
ziliiert. Die längsten Sporen der Tibien III doppelt so lang wie
die kürzesten, oder wie der größte Durchmesser des betreffenden
Gliedes. Beine grazil, fein und anliegend beschuppt. Abdomen
Zur Kenntnis äthiopischer Lithosiinae. 187
den Analwinkel sehr wenig überragend; Analbürste nur angedeutet.
Type: A. asurella m.
Agylloides asurella Strd. n. sp. eum ab. obscurella Strd. n. ab.
Vorderflügel im Grunde goldig-ockergelblich, mit grau-
bräunlichen, schwach violettlich angeflogenen, etwas verworrenen
Zeichnungen, und zwar: eine subbasale, saumwärts konvex ge-
bogene, mitten verdiekte Binde, die in der Mitte mit einer ähnlichen,
fast geraden Binde über die Mitte des Flügels verbunden ist. Mit
dieser Medianbinde ist am Hinterrande verbunden eine breitere,
an beiden Enden aber gespaltene und vielleicht bisweilen deut-
lich als eine Doppelbinde auftretende, mit dem Saume parallele
Binde im Saumfelde; der Aussenrand dieser Binde ist dreimal
wellenförmig ausgebuchtet. Unterseite der Vorderflügel zeigt
ähnliche gelbe Färbung wie die Oberseite, mit den dunklen Figuren
letzterer ganz schwach durchschimmernd. — Hinterflügel hell
graulich-ockergelblich, einfarbig oder am Saume ein wenig deut-
licher gelb. Vorderleib und Extremitäten gelb wie die Vorder-
flügel, Abdomen ist vielleicht ein wenig bräunlich angeflogen.
Tibien I am Ende mit schwarzem Ring. — Flügelspannung 21,
Flügellänge 10,5, Körperlänge 9 mm.
Die Type ist am 9. IX. 1893 gesammelt. — Das zweite vor-
liegende Exemplar bildet eine benennenswerte Aberration; bei
diesem ist nämlich die dunkle Färbung der Oberseite der Vorder-
flügel so ausgedehnt, daß die gelbe Färbung nur noch an der
Basis sowie als eine schmale Saumbinde und je ein submedianer
Vorder- und Hinterrandsfleck erhalten ist. Ich nenne diese Form
ab. obscurella m.
Agylloides (?) problematica Strand n. sp.
Ein & von: Kamerun, Ngoko-Station (Hösemann).
Ich halte das Exemplar für eine Agylloides, leider ist infolge
etwas Faltung und Beschädigung der Hinterflügel das Vorhanden-
sein der Rippe 5 im Hinterflügel nicht ganz unfraglich. Der Hinter-
leib überragt den Analwinkel um !/, seiner Länge. Die Vorder-
flügel erscheinen ein klein wenig schmäler.
Vorderflügel blaß ockergelblich mit graubräunlichen, violettlich
angeflogenen Zeichnungen, und zwar im Saumdrittel zwei schmale,
parallele, 2—3mal saumwärts konvex gebogene Querbinden, die
sich gegen die Discozellulare stark zahnartig verlängern; letztere
ist mit zwei runden dunklen Flecken, einem in jeder Ecke, markiert.
Submedian verläuft eine Querbinde, die mitten erweitert ist
und daselbst eine ringförmige Figur bildet. Im Wurzeldrittel
führt der Vorderrand zwei Flecke; auf dem Hinterrande kurz
innerhalb der Mitte ist ein ebensolcher. Der Saum mitten und
hinten mit je 2 Flecken sowie vielleicht einem an der Spitze. Unter-
seite ockergelblich, nur auf dem Vorderrande sind zwei dunkle
Flecke angedeutet. Hinterflügel oben und unten blaß ockergelb-
lich, einfarbig, oben ein wenig heller als die Grundfarbe der Vorder-
7. Heft
188 Embrik Strand:
flügel. Körper und Extremitäten ockergelb, Tegulae an der Basis
mit kleinem dunklen Fleck, Fühler leicht gebräunt. Augen braun-
schwarz. — Flügelspannung 18,5, Flügellänge 8,5, Körperlänge
9,5 mm. 1
Gen. Paraona Mr.
Paraona interjecta Strand n. sp.
Ein 2 von Verulam in Natal (Spiller).
Vorderflügel silberweiß, Vorderrand schmal gelb, keine Binde
bildend, auf der Discozellulare ein tiefschwarzer Punkt; im Dorsal-
felde von nahe der Basis bis zum Saum, zwischen der Zelle und der
Rippe 1b, eine grauschwarze, wenig scharf begrenzte Binde.
Hinterflügel oben ockergelb mit schmalem, schwarzem Discozellular-
querstrich; unten ist die Färbung, insbesondere im Saumfelde,
lebhafter ockergelb als oben, wenn auch am Ende der Vorderflügel
schwach angebräunt. Alle Flügel unten gleich gefärbt, mit großem,
tiefschwarzem Discozellularpunktfleck, der im Hinterflügel stärker
als im Vorderflügel hervortritt. — Thoraxrücken und Scheitel
weiß wie die Flügel, ersterer jedoch mitten graulich mit 4 schwarzen
Punktflecken, die ein Rectangulum bilden. Gesicht ockergelb.
Die ganze Unterseite des Körpers und Abdomen oben wie unten
dunkel ockerfarbig, Tarsen I geschwärzt und ebenso die Ober-
seite der Tibien I. Antennen gebräunt, mit weißlicher Basis. —
Flügelspannung 40, Flügellänge 19, Körperlänge 12 mm.
Gen. Chionaema H.-Sch.
Chionaema rejecta WIk.
Ein schlecht erhaltenes, ziemlich sicher hierher gehöriges 9
liegt vor von: N. Nyassa-See, Langenburg 12, V. 1899 (Fülleborn).
Chionaema rubritermina B.-B.? [rubriterminalis Strd. n. ad int.].
Ein 2 von: „Kamerun int. (Pr.)‘“ (ex coll. Stgr.).
Ist mit der nur nach & beschriebenen Ch. rubritermina B.-B.
(in: Ann. Mag. Nat. Hist. (8) 7, p. 534 [1911]) von Lagos jeden-
falls sehr nahe verwandt. Die Größe ist dieselbe (Flügelspannung
20—21 mm), die Färbung ebenso; die Zeichnungen dem Typus
nach gleich, weichen aber in Einzelheiten ab. Die submediane
rote Linie ist nur zwischen Zelle und Hinterrand vorhanden und
schwach S-förmig gebogen. Die postmediane Linie verhält sich
wie von B.-B. angegeben, jedoch liegt die Spitze der zahnförmigen
Ausbuchtung nicht zwischen den Rippen 3 und 4, sondern auf der
Rippe 4; auch diese Linie erreicht bei weitem nicht den Costal-
rand. Die dritte Linie ist nur an der Spitze des Flügels schwach
angedeutet. Die schwarzen Flecke wie von B.-B. beschrieben;
die costalen Flecke, deren Färbung B.-B. nicht angibt, sind
hier gelb und 4 an der Zahl, nämlich einer nahe der Basis und je
einer auf der Costa vor den roten Linien; der apicale liegt jedoch
ein wenig hinter dem Vorderrande. Ein Fleck hinter dem subbasalen
Costalfleck ist nicht vorhanden. — Körper weiß, Beine ebenfalls
weiß, an den Tarsen jedoch und vielleicht auch an den vorderen
Zur Kenntnis äthiopischer Lithosiinae. 189
Tibien gelb geringelt oder gefleckt. Flügellänge 10,5 mm. Körper-
länge 7,5 mm.
Sollte diese Art nicht diejenige von Bethune-Baker sein, so
möge sie den Namen rubriterminalis m. bekommen.
Chionaema ugandana Strand n. sp.
Ein Pärchen von Uganda (Grauer).
0. Bei Ch. rubristriga Holl. — Weiß. Vorderflügel mit
einem roten subbasalen Costalfleck und dahinter einem kleinen
schwarzen Fleck, sowie mit zwei roten Querlinien und dazwischen
zwei in Längsreihe angeordneten schwarzen Punktflecken. Die
antemediane Querlinie ist wenig schräg auf den Vorderrand ge-
richtet, bildet in der Zelle eine leichte, saumwärts konvexe Krüm-
mung und ist dahinter schwach S-förmig gekrümmt, die zweite
Linie bildet in der Mitte eine leichte, saumwärts konvexe Krüm-
mung, ist aber an beiden Enden etwa gerade; beide Binden sind
am Vorderrande am dicksten und schärfsten markiert, die Proxi-
male ist am Vorderrande um 3 mm von der Basis, um fast 5 mm
von der zweiten Querlinie entfernt. Der distale der schwarzen
Querflecke ist quergestellt und liegt auf der Discozellulare, die
distale Querlinie fast berührend, der Proximale ist um seinen
Durchmesser von der proximalen Linie entfernt. An der Flügel-
spitze drei kleine braune Randflecke. Mit Ausnahme dieser Apical-
flecke, schimmern die übrigen Zeichnungen an der Unterseite durch.
Vorderflügelrand im basalen Drittel orangegelblich. — Hinter-
flügel einfarbig und reiner weiß als die Vorderflügel. — Körper
schmutzig weißlich, der Hinterleib anscheinend am reinsten weiß;
Thoraxrücken mitten mit einem ockergelblichen Wisch, die Brust
vorn orangegelb. Vorderbeine einfarbig orangegelb, Hinterbeine
teilweise orangegelblich. — Flügelspannung 22,5, Flügellänge 11 mm.
Körperlänge 8 mm.
Beim & sind die roten Linien breiter, tiefer rot und ihre Krüm-
mung schwächer; am Ende finden sich nur zwei kleine Punkt-
flecke. Die orangegelbe Färbung des Vorderflügelvorderrandes
ist unten verbreitet und intensiver als beim 9. Sonst wie das 9,
die Flügelspannung jedoch bloß 20 mm, die Flügellänge 10 mm.
CO'hionaema togoana Strand n. sp.
Ein & von: Togo, Bismarekburg 7. XI. 1893 (L. Conradt).
Der Lobus der Vorderflügel klein und einfach; nur ein kleiner
Schuppenhaufen zwischen der Zelle und dem Vorderrande. Die
Rippen 3 und 4 der Hinterflügel sind lang gestielt, die der Vorder-
flügel getrennt aus der Zelle.
Grundfarbe weiß, an den Hinterflügeln am reinsten. Vorder-
flügel mit vier scharlachroten Querbinden von %—1 mm Breite,
von denen die erste nahe an der Basis gelegen ist und vielleicht
den Hinterrand nicht erreicht; die zweite ist von der Basis am
Vorderrande um 4,2, am Hinterrande um 5,5 mm entfernt,
7. Heft
190 Embrik Strand:
antemedian, fast ganz gerade und etwa senkrecht auf den
Vorderrand gerichtet; die dritte ist postmedian, subparallel
zur zweiten und von dieser um ca. 2 mm entfernt; an
beiden Enden ist sie schwach gebogen, und zwar am Hinter-
rande bisweilen am stärksten, und daher der zweiten Binde
daselbst am deutlichsten genähert. Die vierte, apicale Binde
erstreckt sich nach hinten bloß bis zur Rippe 4 und ist wahr-
scheinlich bisweilen in 3 Flecke aufgelöst. Auf der Discozellulare
ein tiefschwarzer, in der dritten Querbinde eingeschlossener
Querfleck, und in der Zelle, die zweite Querbinde außen ganz
oder fast ganz berührend, ist ein tiefschwarzer, runder Fleck.
Die beiden medianen Querbinden und Flecke schimmern unten
schwach durch, der Lobus ist braun. — Antennen braungelb,
Untergesicht ockergelb, auf dem Hinterrücken ein orangegelber
Fleck. Tibien und Tarsen orangegelb mit weißen Flecken oder
Ringen. Bauch braungelblich. — Flügelspannung 28, Flügellänge
13, Körperlänge 10 mm.
Chionaema trigutta Wk.
Es liegen 4 Exemplare aus Kamerun vor, welche alle in der
weißen Grundfarbe und dem Vorhandensein von den drei schwarzen
Flecken im Vorderflügel übereinstimmen, aber die Flügelspannung
schwankt zwischen 22 und 18mm, am Ende der Vorderflügel sind
nur drei der Exemplare gefleckt, und zwar ist nur ein ganz kleiner
bräunlicher Fleck vorhanden.
Das größte Exemplar stammt von: Kamerun, Barombi-
station b. Elefanten-See (Zeuner), die anderen sind Kamerun
(Braune) etikettiert.
Ohionaema loloana Strand n. sp.
Ein 3 von: Kamerun, Lolodorf (L. Conradt).
Hat die größte Ähnlichkeit mit den kleinsten vorliegenden
Exemplaren von Chionaema trigutta WIk., aber die Vorderflügel
tragen zwei wenig deutliche, orangerote, etwas ziekzackförmige,
auf dem Vorderrande verdickte und gelb gefärbte Querlinien,
von denen die distale mitten einen kurzen, stumpfen, an der Spitze
seicht eingeschnittenen, saumwärts gerichteten Zahn bildet. Die
proximale Linie ist am Vorderrande weiter von der Flügelbasis
als von der distalen Linie entfernt. Die Linien werden außen ganz
oder fast ganz von dem submedianen bzw. sublimbalen schwarzen
Fleck berührt; der distale dieser Flecke liegt nicht wie bei trigutta
auf der Discozellulare oder in der Zelle, sondern außerhalb und
etwas vor der Zelle, von dem Vorderrande nur halb so weit ent-
fernt wie der mittlere Fleck, der bei trigutta den gleichen Abstand
vonjdem Vorderrande wie der distale Fleck hat; schon dadurch
lassen sich die beiden Arten unterscheiden. — Der Lobus des
Vorderflügels ist klein und einfach. — Die Spitze dieses Flügels
zeigt Andeutung eines gelben Querflecks.
Flügelspannung 18, Flügellänge 8, Körperlänge 6-—-7 mm.
Zur Kenntnis äthiopischer Lithosiinae. 191
Ohionaema delicata Wk.
Es liegen mir 7 Chionaema vor: aus Chinchoxo, Togo und
Ngomba b. Shabruna, Ost-Afrika, einer Art angehörig, aus der deli-
cata-Gruppe, aber nach Hampsons Catalogue nicht zu bestimmen.
In seiner Tabelle werden C'h. pretoriae und delicata nach der Fär-
bung der Palpen unterschieden: bei delicata ‚„blackish‘, bei
pretoriae „scarlet‘‘, während sie hier orangegelb sind. Daß Ab-
domen keine schwarzen Querbinden zeigt, würde mit delicata
nach Hampsons Tabelle übereinstimmen, aber nicht mit seiner
Figur (tab. XXVII, f. 28). Letztere stimmt aber auch nicht
mit Hampsons eigener Beschreibung überein, denn nach der
Figur wären die Flügel nicht ‚white‘, der Körper ist zum großen
Teil braun gezeichnet, während von den in der Beschreibung er-
wähnten Flecken nichts zu erkennen ist, die Basis der Vorderflügel
ist bräunlich gefärbt, während sie nach der Beschreibung eine rote
Binde führen soll; die im Text als nicht vorhanden bezeichneten
dunklen Binden des Abdomen zeigt die Figur recht deutlich ete.
Im genannten Werk ist also mit dieser Art jedenfalls Konfusion
gemacht und die Art ist nach Walkers originaler Beschreibung besser
zu erkennen, als nach Hampsons Darstellung sowohl in Wort
als Bild. Dagegen stimmt Hampsons Figur von Ch. pretoriae
gut mit den vorliegenden Exemplaren, jedoch berührt der distale
schwarze Zellfleck in keinem Fall die benachbarte rote Querbinde,
und schwarze Querbinden des Abdomen fehlen. — Angesichts der
weiten Verbreitung der Art nach den vorliegenden Exemplaren
zu urteilen, ist es nicht ausgeschlossen, daß pretoriae in der Tat
konspezifisch mit delicata ist. — Letztere fasse ich also so auf,
wie sie in Walker beschrieben ist, ohne mich auf die Frage, was
Hampson eigentlich abgebildet hat, näher einzulassen.
Gen. Oedaleosia Hamps.
Oedaleosia concolor Strand n. sp.,
Ein @ von Djur [wohl in Sudan} 5. 6. 1871 (Schweinfurth
ex coll. Stgr.).
Vorderflügel schmutzig weiß mit gelblichem Anflug und seiden-
artigem Schimmer; der Vorderrand unweit der Spitze mit zwei
ganz kleinen bräunlichen Längspunktflecken. Fransen wie die
Flügel. — Hinterflügel weißlich, nur Saum, Spitze und Fransen
gelblich. Vorderflügel unten hell braungraulich, mit einer gelben
Saumbinde, die im Analwinkel scharf zugespitzt endet, an der
Flügelspitze fast 2 mm breit ist und auch noch das apicale Drittel
des Costalfeldes bedeckt. Hinterflügel unten weißlich, mit schmaler,
dunkler Vorderrandbinde, die am Ende gelb ist, Saumlinie und
Fransen ebenfalls gelblich. — Körper scheint ockergelb, mit weiß-
lichem Thoraxrücken zu sein; Abdomen mit vier dunklen Quer-
binden, der Bauch vorn dunkel. Die Beine würden, wenn. nicht
abgerieben, wahrscheinlich ockergelblich sein. Antennen schwärz-
7. Heft
192 Embrik Strand:
lich. Gesicht hell ockergelblich, der Fortsatz ein wenig dunkler,
seine Endplatte schwarz. — Flügelspannung 23, Flügellänge 11mm.
Das Exemplar trägt eine Etikette folgenden Inhalts: ‚Genus
et spec. unknown to me. Hampson“.
Gen. Siecia WIk.
Siccia caffra Wlk.
Ein paar schlechte Exemplare von Bethel in West-Kapland
(Beste). — Ferner von White River in Ost-Transvaal und von
Natal. | |
Gen. Thumatha WIk.
„Thumatha‘“ inconstans Butl. varr. limbatula u. delimbatula Strd.
nn. varr. |
Von: N. Nyassa-See, Langenburg 7. V. 1200 m (Fülleborn)
liegen zwei Exemplare vor, die ich für „Thumatha‘‘ inconstans
Butl. halten muß, trotzdem die unter Asura ihumathaeformis m.
angeführten Abweichungen z. T. auch hier gelten. Für die Zu-
gehörigkeit zur genannten Art spricht u. a. die fast identische
Lokalität, die übereinstimmende Größe, die schwarzen Fransen
aller Flügel, die gestielten Rippen 3 und 4 der Hinterflügel. Von
der Originalkennzeichnung weicht aber auch hier ab, daß die
Hinterflügel mit ziemlich breiter schwarzer Saumbinde versehen
ist, dagegen keinen schwarzen Mittelfleck haben. Ferner ist der
Hinterrand der Vorderflügel nicht schwarz, und der Körper ist
gelb wie die Grundfarbe der Flügel, allerdings mit einem schwarzen
Bauchfeld. — Unter diesen Umständen ist die Vereinigung mit
Butlers Art jedenfalls etwas fraglich und auf alle Fälle muß die
vorliegende Form als eine besondere Varietät betrachtet werden.
(var. limbatula Strd. n. var.)
Die von Hampson folgenderweise charakterisierte Form:
„Ab. 1. Fore wing with the basal half only of costa and inner
margin black; no terminal black band‘ möge den Namen delim-
batula m. bekommen.
Gen. Asura WIk.
Asura thumathaeformis Strand n. sp.
Aus der ehemaligen Staudingerschen Sammlung liegen drei
Exemplare einer Art aus Natal vor, von denen das eine bei Hampson
s. Z. gewesen und von ihm als Thumatha bestimmt worden ist,
während die beiden anderen von Aurivillius als „Asura n.sp.“
etikettiert worden sind. Soweit man sich auf die Originalkennzeich-
nung in Wort und Bild (in: Proc. Zool. Soc. London 1896, p. 846,
t. 42, f.5) und die von Hampson in seinem Catalogue p. 421 ge-
gebene Beschreibung verlassen kann, kann diese Form nicht
Thumatha inconstans sein, denn die Größe ist geringer (14 mm
Flügelspannung); die Hinterflügel haben eine schwarze Saum-
binde, die wenig schmäler als die der Vorderflügel ist, dagegen
zeigen sie auch unten keinen schwarzen Discoidalpunktfleck, die
Zur Kenntnis äthiopischer Lithosiinae. 193
Fransen aller Flügel sind orangegelb wie die Flügelfläche, der
Hinterrand der Vorderflügel ist nicht schwarz, nur die Basis
des Vorderrandes der Vorderflügel ist schwarz.
Was die Gattungszugehörigkeit betrifft, so erscheint auch
die mir ziemlich fraglich. Aus den Diagnosen von Asura und
Thumatha, wie sie von Hampson gegeben werden, ist eigentlich
kein durchgreifendes Unterscheidungsmerkmal zwischen diesen
Gattungen zu finden. Zwar soll bei Thumatha Proboscis ‚‚aborted,
minute“, bei Asura ‚fully developed‘ sein, welches letztere hier
zutreffend sein muß, dann sollen bei T’humatha die Rippen 3 und 4
der Hinterflügel gestielt sein, aber der Unterschied zwischen
„gestielt‘“ und ‚aus einem Punkt“, wie es bei Asura sein kann,
ist ja nicht immer groß; bei vorliegender Art entspringen sie aus
einem Punkt, und auch deswegen wäre sie also am besten in Asura
unterzubringen. Aber der Zeichnungscharakter stimmt allerdings
mit Th. inconstans überein, was aber für die Frage nach der
Gattungshingehörigkeit wenig in Betracht kommen kann, da
inconstans nicht die Type ist. — Unter diesen Umständen ziehe
ich vor, die Art unter Asura zu lassen, zumal Thumatha und
Asura vielleicht am besten zu vereinigen wären, in welchem Falle
der Name Asura zu gelten hätte; die Art möge den obigen Namen
führen.
Asura sagenaria Wallgr.
Zwei Exemplare aus D. O. Afrika. — In der Museumssamm-
lung sonst aus Kapland, Natal und Lindi.
Asura obliterata (Wlk.) Hamps.
Es liegen Exemplare vor von: N. Kamerun, Johann-Albrechts-
Höhe 30. V., 26. VI., 10. IX. 1896 (L. Conradt); N. Kam., Bangwe
1000 m, Mitte VI—-VII 1899 (G. Conrau); S. Kamerun, Lolodorf
24. VI. 95 (L. Conradt); ebenda Bipindi (G. Zenken); N.W. Kame-
run, Ikassa 27. VI. 1900 (H. Rudatis); Victoria; ‚„Cameroons“;
Bismarckburg in Togo (L. Conradt) (1 Ex.).
Asura numida Holl.
Von Johann-Albrechts-Höhe in Nord-Kamerun (L. Conradt)
ist eine lange Reihe Exemplare vorhanden.
Asura craigi Holl.
Eine Reihe Exemplare von Johann-Albrechts-Höhe in N. Kame-
run (L. Conradt), im Mai, Juni, ‚‚4. 3. 96° und ‚4. 2. 96° gesammelt.
Je ein Ex. von Ngoko-Station in Kamerun (Hösemann) und Misa-
höhe in Togo (Baumann).
Gen. Philenora Rosenst.
Philenora nyassa Strd. n. sp. und malagassa Strd. n. sp.
Vier Exemplare von: Nyassa-See, Langenburg V—VII. 99
(Fülleborn).
Archiv ri 13 1. Heft
194 Embrik Strand:
Es liegen mir von der Gattung Philenora drei afrikanische
Formen vor, die nach Hampsons Catalogue wahrscheinlich alle
als Formen von unicolor Hopff. anzusehen wären, die ich aber
für drei gute Arten halte. Es sind erstens die Type von unicolor,
zweitens obige Exemplare, drittens fünf S-Exemplare von Mada-
gaskar und Nossibe, die von Aurivillius in seiner Bearbeitung der
Lepidoptera der Coll. Voeltzkow unter dem Namen Philenora
unicolor Hopff. erwähnt werden.
Obige Nyassa-Form fällt wohl einigermaßen mit der Ab. 4
Hamps. zusammen. Am Ende der Vorderflügel ist eine am Vorder-
rande reichlich 2 mm breite, nach hinten sich verschmälernde und
in einem Punkt im Analwinkel endende schwarze Binde, die innen
unregelmäßig gezackt ist; auch die Fransen sind schwarz. Der
schwarze Discozellularfleck ist ziemlich groß, der Fleck in der
Zelle erscheint als ein undeutlicher Punkt. Vorderrand an der
Basis linienschmal schwarz. Hinterflügel mit fast linienschmaler
schwarzer Saumlinie und schwarzen Fransen. Hinterflügel mit
schwarzem, nur unten deutlichem Discozellularpunkt. Körper
gelb wie die Flügel. Flügelspannung 19, Flügellänge 9,5 mm,
Körperlänge 7 mm.
Nenne diese Form Ph. nyassa m.
Die erwähnte madagassische Form ist kleiner (Flügelspannung
16, Flügellänge 8 mm), die Färbung der Flügel hat einen mehr
rötlichen Ton, und sie sind reichlich schwarz gezeichnet. Außer
den beiden scharf markierten Flecken in der Zelle, die gleich
groß und größer als bei der Hauptform sind, findet sich ein Punkt-
fleck nahe der Basis, ein Fleck am Ende des basalen Drittels
des Dorsalfeldes und zwei postmediane Fleckenreihen, von denen
die proximale auf dem Vorderrande vor der Spitze der Zelle als
eine kurze, sich auf dem Vorderrande beiderseits erweiternde
Querbinde oder -fleck anfängt und sich dann nach hinten und
innen als eine Reihe aus drei, in den Feldern 2, 3 und nahe dem
Innenrande gelegene Flecken besteht, welche Reihe subparallel zum
Saume verläuft, und zwar um 2 mm von diesem entiernt. Die
distale Fleckenreihe zeigt ebenfalls eine verkürzte schwarze Quer-
binde im Costalfelde, die sich auf dem Vorderrande beiderseits
erweitert und so die Flügelspitze mit der vorhergehenden Binde
verbindet, dann folgt ein viereckiger, sich mit dem Saume ver-
bindender Fleck im Felde 4, ein kleinerer Fleck im Felde 3 und
ein ganz kleiner im Analwinkel. Saum schmal schwarz, die nicht
gut erhaltenen Fransen werden einfarbig schwarz sein. Der Vorder-
rand im basalen Drittel linienschmal schwarz. Hinterflügel mit
großem schwarzem Discozellularquerfleck und mit schwarzer,
vorn erweiterter, innen unregelmäßiger und mehr oder weniger
in Flecken aufgelöster Saumbinde. — Ich nenne diese Form
Ph. malagassa m. — Die Type ist von: S. W. Madagaskar, Andrano-
hinaly. Die beiden vorhandenen Exemplare von Nossibe scheinen
Zur Kenntnis äthiopischer Lithosiinae. 139
weniger gezeichnet zu sein, sind aber so abgerieben, daß es sich
nicht mit Sicherheit erkennen läßt.
Philenora asuraeformis Strand n. sp.
2 & von: Lindi Hinterland, Ost-Afrika (v.d. Marwitz). Fär-
bung und Zeichnung erinnern sehr an aie Gattung Asura. — Hinter-
flügel einfarbig hellstrohgelb, Vorderflügel etwas stärker und
dunkler gelbgefärbt mit undeutlichen, violettbräunlichen Quer-
binden, und zwar eine subbasiläre, die weder Vorder- noch Hinter-
rand zu erreichen scheint und wohl häufig in Flecken aufgelöst ist.
Dann folgt ganz kurz hinter der Mitte (z. T: fast in der Mitte)
eine am Hinterrande einfach anfangende, nach vorn sich aber
gabelnde Binde, deren beide Flügelränder erreichende innere
Hälfte E-förmig gekrümmt ist, während die äußere, den Hinter-
rand nicht erreichende Hälfte saumwärts stark konvex gebogen
ist. Von der Mitte des inneren Astes dieser Binde erstreckt sich
ein ebenso gefärbter Längsstreifen bis zum Saume. Fransen wie
die Flügelfläche gefärbt. Unterseite hellstrohgelb, nur im Costal-
felde leicht angebräunt und ebenso an der Discozellulare. Körper
und Extremitäten ockergelblich; Fühlerkämme nicht dunkel. —
Flügelspannung 16,5 mm. Flügellänge 8 mm. Körperlänge etwa
6 mm.
13* 7. Heft
Neue Scarabaeiden aus den Subfamilien
Aphodiinae, Orphninae und Hybosorinae.
Ven
Adolf Schmidt, Berlin.
1.. Aphodius ceylonensis n. sp.
Mehr oder weniger dunkel kastanienbraun, Vorderkopf,
Seiten des Halsschildes, Schildehen, Schulterbeule, Flügeldecken
seitlich und vor der Spitze gelblichrot, der Spitzenfleck ist quer,
er hängt gewöhnlich mit dem hellen Seitenrande zusammen und
erweitert sich auf dem 4. Zwischenraume mehr nach vorn, wo er
stets eine sehr deutliche Längsmakel bildet. Kopf wenig gewölbt,
kaum in der Mitte etwas erhaben, gleichmäßig fein punktiert,
mit eingedrückter Querlinie, Clypeus wenig ausgerandet, seitlich
davon stumpf gerundet; Wangen klein, die Augen sehr wenig
überragend. Halsschild quer, mit parallelen Seiten, diese, sowie
Vorderwinkel und Basis fein gerandet, die Oberfläche fein, nicht
sehr dicht punktiert, seitlich ist die Punktierung gedrängter, weil
hier etwas größere Punkte eingestreut sind. Schildchen schmal-
dreieckig, in der Basalhälfte einzeln punktiert. Schulterwinkel
scharf, ohne eigentlich gedornt zu sein, Flügeldeckenstreifen sehr
flach punktiert, Zwischenräume eben, einzeln fein punktiert, vor
der Spitze wenig größer und dichter. Unterseite und Füße heller, '
zerstreut und nicht stark punktiert, ebenso Schenkel und Ab-
domen. Hintertibien mit sehr schwachen Querleisten, am Ende
ungleich beborstet. 1. Tarsenglied länger als oberer Enddorn, so
lang als die 3 folgenden Glieder.
2?/), mm. Ceylon. Aus dem Londoner Museum.
In Größe und Gestalt A. parvulus Har. ähnlich. Letzterer ist
aber gleichmäßig gefärbt, am Clypeus tiefer ausgerandet, seitlich
davon weniger stumpf verrundet und Thorax viel deutlicher
punktiert.
2. A. longus n. sp.
Von länglicher, paralleler Gestalt, gelbbraun, Flügeldecken
dunkler, mit undeutlicher heller Längsmakel an der Spitze im
4. Zwischenraum, zuweilen auch Schulterbeule und 2. und 3.
Zwischenraum an der Basis heller, Thorax seitlich und Flügel-
decken niederliegend behaart. Kopf sehr flach, ohne Tuberkel,
mit sehr feiner Stirnlinie, äußerst fein und zerstreut punktiert,
Clypeus vorn abgestutzt, gerandet, Wangen als kleine Spitze die
großen Augen überragend. Thorax quer, vorn verschmälert,
Seiten und stumpfe Hinterwinkel fein gerandet, Basis ohne Rand,
Oberfläche in der Mitte sehr fein und vereinzelt, an Seiten etwas
Adolf Schmidt: Neue Scarabaeiden a. d. Subfamilien Aphodiinae usw. 197
stärker und dichter, aber nicht gedrängt punktiert. Schildchen
schmal-dreieckig, spitz. Flügeldecken mit gerundeten Schultern
und feinen, kaum punktierten Streifen, Zwischenräume etwas
erhaben, deutlich, fast gereiht punktiert, vor der Spitze erlöschend
wie die Streifen. Unterseite und Schenkel einzeln punktiert. Hinter-
tibien am Endrande ungleich beborstet, Metatarsus länger als
oberer Enddorn, so lang als die 3 folgenden Glieder.
4 mm. Deutsch-Ostafrika (Ussango-Distr.) Aus dem Lon-
doner Museum.
In der länglichen schmalen Form ähnelt diese Art der Gattung
Didactylia d’Orb., aber die Hintertibien sind nicht stark verbreitert
und nicht ohne Querleisten.
3. A. negleetus n. sp.
Von länglicher, nach hinten schwach verbreiterter Gestalt,
wenig glänzend, unbehaart, Kopf und Thorax schwarz, Clypeus,
Seiten des Halsschildes heller, Flügeldecken rotbraun. Kopf wenig
gewölbt, zerstreut und fein punktiert, am Hinterkopf unbedeutend
stärker und dichter, Clypeus schwach ausgerandet und seitlich ab-
gerundet, Wangen rundlich, über die Augen vorsehend, aber nicht
vom Seitenrande abgesetzt. Halsschild etwas quer, vorn kaum
breiter als Kopf mit den Augen, seitlich schwach gerundet, Ober-
seite mit mittelgroßen und sehr feinen Punkten wenig dicht besetzt,
die Seiten bleiben mehr glatt, letztere und die abgerundeten
Hinterwinkel sehr deutlich gerandet, der Basalrand ist äußerst
fein. Schildchen dreieckig und glatt. Schultern abgerundet, Flügel-
decken deutlich punktiert-gestreift, die Streifenpunkte kerben die
Ränder der Zwischenräume, diese konvex, besonders vor der
Spitze, hier ist der 4., 6. und 8. verkürzt, der 6. Zwischenraum
ist vorn verschmälert und dem 7. mehr genähert als dem 5. Unter-
seite dunkel rotbraun, ebenso wie die Oberfläche fein chagriniert
und deshalb wenig glänzend, Metasternum seitlich einzeln punk-
tiert, in der Mitte längsgrubig vertieft. Füße heller, Hintertibien
am Endrande ungleich beborstet, oberer Enddorn wenig kürzer
als das 1. Glied, dieses nicht so lang als die 3 folgenden Glieder,
Vordertibien mit 3 spitzen Außenzähnen, von denen der obere sehr
klein ist.
d Clypeus etwas breiter, wenig ausgerandet, Halsschild zer-
streuter punktiert, besonders in der Mitte, Vordertibien innen
hinter dem Enddorn winklig erweitert, letzterer spitz und nach
innen gebogen.
3 mm. Albany (West-Australien). In meiner Sammlung.
Die obige Art hat in der Körperform größte Ähnlichkeit mit
Plagiogonus arenarius Ol., doch ist bei letzterer die Stirnlinie sehr
deutlich, der Kopf in der Mitte mehr beulig, Thorax stärker
punktiert, Zwischenräume vorn wenig konvex und der 7. u. 9. vor
der Spitze wulstartig verbunden.
7. Heft
198 Adolf Schmidt: Neue Scarabaeiden
4. Ataenius coriarius n. sp.
Oberseite wenig glänzend, mit kürzen Borsten besetzt, dunkel
gefärbt. Kopf gewölbt, längs-zusammenfließend punktiert und
beborstet, die Punktierung erlischt nach vorn, Clypeus schmal
gebuchtet, jederseits stumpfeckig. Thorax von der Breite der
Flügeldecken, überall sehr dicht, aber nicht grob punktiert, nach
vorn etwas feiner, mit kurzen Borsten besetzt, Hinterwinkel stark
verrundet, Seiten und Basis undeutlich gerandet. Schildchen
schmal-dreieckig. Flügeldecken mit starkem Schulterdorn, nach
hinten kaum verbreitert, mit feinen Punktstreifen, Zwischenräume
chagriniert, mit einer Reihe kleiner, glänzender Tuberkel, hinter
jedem derselben eine schuppenartige Borste. Unterseite bis auf
das matte Mesosternum glänzend punktiert, Metasternum mit
tiefer Grube, Abdomen in der Mitte, mit Ausnahme des letzten
Segments, vereinzelt punktiert, am Vorder- und Hinterrande
mit dichter Punktreihe. Mittel- und Hinterschenkel rötlich,
letztere mit ganzer Randlinie, oberer Enddorn an den Hinter-
schienen nicht ganz so lang als 1. Glied, dieses etwas länger als
3 folgende. s
4 mm. Mission Schari-Tsad (Fort Archambault), Dr. J. Decorse.
Aus dem Museum zu Paris.
In Größe, Gestalt, der Punktierung des Kopfes und Hals-
schildes, sowie in den fast ebenen Zwischenräumen gleicht diese
Art dem A. setosus m. vom Senegal; aber der Clypeus ist ungezahnt,
die Zwischenräume zeigen eine Reihe Tuberkel, und die Borsten
der Flügeldecken sind viel dicker.
5. A. granocostatus n. sp.
Kurz beborstet oberseits und dunkel gefärbt. Kopf schwach
gewölbt, sehr dicht punktiert, Clypeusecken stumpfzähnig. Thorax
etwas breiter als Flügeldecken, sehr dicht punktiert, so daß zwischen
den Punkten nur sehr schmale Ränder bleiben, Seiten und Basis
gerandet, Hinterwinkel rundlich, vor der Basis schwach aus-
gebuchtet. Flügeldecken mit starkem Schulterzahn und undeutlich
punktierten Streifen, Zwischenräume schwach gekielt, der Kiel in
eine Tuberkelreihe aufgelöst, hinter denen je ein feines Borstenhaar
steht. Unterseite glänzender, ebenfalls kurz beborstet, auch die
Schenkel, Metasternum in der Mitte ziemlich dicht und kräftig
punktiert, mit tiefer Längsgrube. Mittel- und Hinterschenkel
mit ganzer Randlinie, Enddorne der Hintertibien sehr ungleich,
der obere ?/, so lang als das 1. Tarsenglied, dieses gleich den vier
folgenden.
4 mm. Schari-Fluß (Fort Archambault), Dr. J. Decorse. Im
Museum zu Paris.
6. A. granocostatus var. costatipennis n. var.
Diese Abänderung stammt aus derselben Lokalität, sie unter-
scheidet sich von der Stammart durch etwas weniger dichte Punk-
aus den Subfamilien Aphodiinae, Orphninae und Hybosorinae. 199
tierung des Halsschildes und durch die glatten Kiele auf den
Flügeldecken.
7. A. modestus n. sp.
Länglich, parallel, glänzend, unbehaart, auch an den Außen-
rändern des Halsschildes, schwarz, Vorderrand des Kopfes und
Vorderwinkel des Halsschildes rötlich. Kopf gewölbt, ohne
Stirnlinie, am Hinterrande mit vereinzelten feinen Pünktchen,
der übrige Teil quer gerieft, hinter dem Vorderrande, in der Ein-
biegung, etwas deutlicher. Thorax breiter als Flügeldecken, nach
hinten verschmälert, stark herabgewölbt, Seiten und Basis gerandet,
Hinterwinkel verrundet, hinter den Vorderwinkeln eingedrückt,
dadurch erscheint die Mitte der Seiten aufgetrieben, darüber mit
kleinem Grübchen, vor dem Schildehen mit kürzerer oder längerer
Längsfurche, Oberfläche ziemlich dicht und deutlich, nach den
Seiten gedrängter, nach vorn feiner punktiert. Flügeldecken mit
kleinem Schulterzahn, die Streifenpunkte kerben sehr deutlich
die innere Seite der Zwischenräume, diese vereinzelt fein punktiert,
fast flach, seitlich und vor Spitze gewölbt. Metasternalplatte mit
deutlicher Längsfurche, vorn mit einzelnen Punkten. Abdomen
punktiert, die Segmente am Vorderrande gerieft. Beine rötlich,
Hinterschenkel ohne Randlinie, Metatarsus wenig länger als
oberer Enddorn, so lang als die 3 folgenden Glieder.
3 mm. Chile. In meiner Sammlung.
In Größe und Gestalt, sowie in Skulptur der Flügeldecken
gleicht diese Art A. abditus Haldem., doch der ungezahnte, wenig
punktierte Kopf und der zerstreut punktierte Thorax unterscheiden
die neue Art.
8. A. ceylonensis n. Sp.
Schwarz, glänzend, unbehaart. Kopf stark gewölbt, punktiert,
hinten größer, Clypeus schwach ausgebuchtet, seitlich verrundet,
Ciypeusrand, von vorn gesehen, in der Mitte winklig verbreitert.
Halsschild seitlich wenig gerundet, an Basis und Seiten gerandet,
etwas ungleich verteilt punktiert, seitlich nicht gedrängter, wohl
aber in den Vorderwinkeln, nach hinten zu etwas größer, Vorder-
und Hinterwinkel gerundet. Schildehen vorn mit Längskiel.
Die Schultern sind scharf, Zwischenräume konvex, vor der Spitze
deutlich punktiert, die Streifenpunkte greifen die Ränder gleich-
mäßig an. Das Abdomen ist in der Mitte fein, an den Seiten
dichter und gröber punktiert. An Mittel- und Hinterschenkeln
fehlt eine untere Randlinie, am oberen Rande sind sie punktiert.
1. Tarsenglied der Hintertarsen ist länger als oberer Enddorn, so
lang als der übrige Fuß.
5%, mm. Kandy (Ceylon). In der Sammlung des Herrn
W. Horn.
Die Art ist schmaler als A. capitosus Har., auf Thorax größer
punktiert und mit Basalrand an demselben, die Schenkel sind ohne
he a und die Zwischenräume auf den Flügeldecken mehr
onvex.
7. Heft
200 Adolf Schmidt: Neue Scearabaeiden
9. Orphnus bifidus n. sp.
Breit, länglich, nach hinten kaum verbreitert, rotbraun, Kopf,
Thorax und Schildchen schwarz, sehr glänzend. Kopf vorn flach
gerundet, mit schwach gekerbtem Rande, Oberfläche vollständig
glatt, in der Mitte mit aufrechtstehendem Horn, dasselbe ver-
breitert sich — bei Vorderansicht — über der Mitte und verschmälert
sich stark nach oben — bei Seitenansicht —, seine Vorderfläche
ist fein punktiert und fast in der ganzen Ausdehnung längsgefurcht,
die obere Kante ist winklig ausgeschnitten und bildet 2 Zähne.
Thorax in der Mitte am breitesten, nach vorn und hinten gerundet
verschmälert, der Seitenrand ist kurz beborstet, Basalrand glatt,
die Oberfläche ist vorn ausgehöhlt, die Aushöhlung reicht kaum
bis zur Mitte und verschmälert sich gerundet nach hinten, sie ist
vollständig glatt, ihre Seitenbegrenzung erhebt sich winklig nach
oben, vorn ist sie schwach gebogt, am Hinterrande geradlinig,
an den Seiten ist der Thorax deutlich punktiert, auch verhältnis-
mäßig dicht, dazwischen feinere Pünktchen, nach der Mitte
verschwinden plötzlich die größeren Punkte, die Mitte selbst,
die abgeflacht ist, zeigt wieder einige große Punkte, diese sind
von den größeren Seitenpunkten nur durch die feineren Punkte
getrennt. Schildchen hat längs der Seiten wenige feine Punkte,
am Vorderrand einige größere. Die Schultern haben kleinen Zahn,
Schulterbeule ist deutlich, Oberfläche so groß wie Halsschild an
Seiten punktiert, diese Punkte stehen an der Basis dicht, werden
aber nach hinten zerstreuter und viel feiner, neben der Naht ist
ein breiter, unregelmäßig punktierter Zwischenraum, dann folgen
ungefähr 4 vertiefte Streifen bis zur Schulter, die nach hinten
bis zur Mitte reichen, der Nahtstreif ist von der Mitte bis Spitze deut-
lich eingedrückt, unpunktiert, vor der Spitze eine glatte Schwiele.
9 unbekannt.
13 mm. Dar-es-Saläm. In Felsches Sammlung.
An dem glatten Kopfe, der unpunktierten Aushöhlung und
dem zweispitzigen Kopfhorn kenntlich. \
10. Orphnus Felschei n. sp.
Glänzend, rotbraun, Thorax heller, von der Gestalt des
vorigen. Kopf mit deutlicher Quernaht und vereinzelten, sehr
feinen Pünktchen, der Rand ist schwach gekerbt und bewimpert.
Thorax in der Mitte am breitesten, sehr fein einzeln punktiert,
an den Seiten, über den Hinterwinkeln mit wenigen größeren
Punkten, Seitenrand fein bewimpert, Basalrand glatt. Flügel-
decken mit scharfen Schultern, glatter Schulterbeule und 5 Punkt-
streifen, die hinter der Mitte verschwinden, Seiten mehr unregel-
mäßig punktiert, Zwischenräume auf dem Rücken etwas «rhöht,
glatt, Spitzenschwiele deutlich, Nahtstreif reicht nicht ganz zur
Spitze. Unterseite, besonders die Beine, etwas heller gefärbt.
& Über der Quernaht des Kopfes, die dadurch in der Mitte
unterbrochen wird, erhebt sich ein flach gedrücktes, fast gleich-
aus den Subfamilien Aphodiinae, Orphninae und Hybosorinae. 201
breites Horn, dessen Oberkante tief gegabelt ist, die Aushöhlung
am Thorax nimmt ungefähr die halbe Länge desselben ein und
verschmälert sich nach hinten, die Seitenbegrenzung der Aus-
höhlung zeigt vorn einen flachen, ganz verrundeten Tuberkel, vor dem
Schildchen ist ein Längseindruck, der sich nach vorn verbreitert.
QKopf mit ganzer, deutlich erhöhter Querleiste, Thorax vorn mit
unbedeutender Abflachung und ganzer, schwach vertiefter Längslinie.
10—11 mm. Congo. 1 Pärchen in Felsches Sammlung.
O. Felschei unterscheidet sich von bifidus durch geringere
Größe, kürzeres, tiefer gespaltenes Horn, das an der Vorderseite
ungefurcht ist, und durch die breitere Furche des Halsschildes,
welche von der Aushöhlung bis zur Basis reicht.
11. ©. declivis n. sp.
Schwarz- oder rotbraun, Kopf und Thorax schwarz, Unter-
seite heller rotbraun. Kopf größtenteils unpunktiert. Thorax
in der Mitte am breitesten, nach vorn und hinten verschmälert,
seitlich punktiert, an der Seitenbeule ist nur die sehr feineZwischen-
punktierung sichtbar, Seitenrand fein gekerbt und bewimpert,
Basalrand glatt. Flügeldecken am Vorderrande etwas breiter als
Halsschild an Basis, mit scharfen Schultern und glatter Schulter-
beule, mehr oder weniger deutlich gestreift und punktiert, Naht-
streif bis Spitze deutlich.
& Kopf hinten mit Querfurche, hinter dieser dicht punktiert,
neben den Augen mit kurzer Querfalte, Horn flach, nach oben
wenig erweitert und schwach rückwärts gebogen, obere Kante
geradlinig, nicht eingeschnitten. Thorax in der Vorderhälfte
schräg abschüssig, verflacht, diese Verflachung zeigt 2 seitliche
und darüber eine mittlere flache Vertiefung, die beiden seitlichen
werden nach oben von einem kleinen, rundlichen Tuberkel begrenzt,
die Begrenzung des oberen Eindrucks ist geradlinig und nach oben
konvergierend, ‚die obere Grenze ist ausgerandet und bildet zwei
stumpfe Höcker, von diesen fällt Thorax ziemlich steil zur Basis
ab, die schräg nach oben gehende Vertlachung in der Vorderhälite,
die sich bis ?/, der Länge erstreckt, ist fein punktiert, nur längs
des Vorderrandes sieht man einige größere Punkte in einer Reihe.
2 Kopf hinter dem Vorderrande mit 2 kleinen, queren Tu-
berkeln, neben den Augen je eine Punktgruppe, Hinterkopf
punktiert. Thorax vorn mit kleiner Verflachung, die 2 unbe-
deutende, nebeneinanderliegende Vertiefungen zeigt, vor dem
Schildchen ein schwacher Eindruck.
10—11 mm. Congo. Herr Felsche besitzt ein Pärchen.
Diese Art unterscheidet sich von beiden vorhergehenden durch
ungespaltenes Horn und ganz andere Bildung des Halsschildes.
12. Araeotanypus striatus n. sp.
Schwarz, nicht voll glänzend, von länglicher, nach hinten
verbreiterter, nicht stark gewölbter Gestalt. Kopf flach, stark
querrunzlig, punktiert, am Vorderrande gebogen, von den kleinen
* 7. Heft
202 Adolf Schmidt: Neue Scarabaeiden a. d. Subfamilien Aphodiinae usw.
Wangen abgesetzt, Augen von oben wenig sichtbar, schwach ge-
wölbt, sehr fein fazettiert, von den Wangen wenig eingeschnitten.
Halsschild breiter als der Kopf, quer, nach hinten im flachen
Bogen verbreitert, ringsum gerandet, Vorderwinkel etwas spitz,
hintere gerade, Oberfläche deutlich punktiert, seitlich zusammen-
fließend, vor dem Schildchen mit glatter Längslinie. Schildchen
dreieckig, einzeln punktiert. Flügeldecken mit 13—14 deutlichen
Punktstreifen, die seitlichen mehr verworren, Zwischenräume sehr
schmal, chagriniert, hier und da durch Punkte zerstochen, die
Streifen verschwinden zum Teil vor der Spitze. Unterseite glänzend,
wenig behaart und punktiert, Hüften stehen zusammen, Abdomen
dicht punktiert. Vordertibien mit 3 Außenzähnen, der unterste
ist sehr lang. Hinterschenkel stärker als Mittelschenkel, Mittel-
und Hintertibien mit undeutlichen Querleisten und beborstetem
Endrande, der obere Enddorn der Mitteltibien so lang als das
1. Glied, der der Hintertibien nur !/, so lang. Die Tibien sind
fünigliederig, sehr stark verlängert, reichlich 11, mal so lang als
die Schiene. Klauen ebenfalls sehr lang.
8 mm. Lindi. In Felsches Sammlung.
Von A. boops Waterh. durch viel längeres 1. Glied der Vorder-
tibien, von A. consors PEering. durch andere Färbung, von beiden
durch die deutlich punktiert-gestreiften Flügeldecken in ihrer
ganzen Breite verschieden.
13. Phaeochroops eurtulus n. sp.
Glänzend, flach gewölbt, aufstehend, aber nicht dicht behaart,
von kurz eiförmiger Gestalt. Kopf sehr dicht punktiert, Clypeus
nach vorn verschmälert, hier abgerundet und gerandet. Hals-
schild quer, wenig gewölbt, vorn schmal, in flachem Bogen nach
hinten stark verbreitert, überall dicht und so stark wie Kopf
punktiert, Seiten mit, Basis ohne Rand, letztere höchstens schmal
glatt, in der Mitte winklig vorgezogen, Vorderwinkel spitz und
gerandet, hintere stumpf abgerundet. Schildchen schmal-drei-
eckig, in der Mitte gefurcht. Flügeldecken nach hinten stark
verbreitert, einzeln abgerundet, mit deutlichem Nahtwinkel,
Schulterbeule deutlich, ebenso die Schwiele vor der Spitze, weil
der Raum zwischen ihr und Naht furchenartig vertieft ist, von
der Schwiele fallen die Flügeldecken fast senkrecht zum Rande
herab, die Oberfläche zeigt eine stumpfe Rippe und länglich-runde,
nicht dicht gestellte Nabelpunkte, welche nach der Spitze größer
und dichter werden. Vordertibien mit 3 Außenzähnen, zwischen
ihnen und darüber ist der Außenrand deutlich, aber klein ge-
zähnelt. Mittel- und Hintertibien sind lang und dicht behaart.
7” mm. Khasis. In Felsches Sammlung.
Diese Art nähert sich in der Größe Ph. nisianus, batuensis
und mentaweiensis Arrow, unterscheidet sich aber in der Skulptur
der Flügeldecken, und zwar hauptsächlich dadurch, daß nur eine
stumpfe Rippe bemerkbar ist.
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute.
Buprestiden.
Von
Ch. Kerremans -Bruxelles.
La faune entomologique de l’ile Formose est encore peu
connue. D’un acces difficile a cause de l’hostilite d’une population
farouche et surtout xenophobe, cette grande et belle ile n’avait
fourni jusqu’ici qu’un tres faible contingent pour l’&tude de ses
insectes. M. H. Sauter a su recueillir un ensemble important qu’il
destine au Deutsches Entomologisches Museum de
Berlin. M. le Doct. Walter Horn a bien voulu me communiquer
les Buprestides de cette re&colte qui fournit un precieux appoint
pour l’etude de la repartition geographique de cette famille. Je
l’en remerecie et je felicite M. H. Sauter du resultat de ses recherches.
Buprestidae.
Acmaeodera luzonica Nonfr. Berl. Ent. Zeit. 1895, p. 302;
Kerrem. Monogr. II, Juin 1907, 1911, p. 433. — Cette espece a
ete decrite par Nonfried d’apres un specimen verdätre provenant
des Philippines. Waterhouse signale que tous les exemplaires
qu’il en connait de Lucon sont noirs; un exempl. de Siam est
violet pourpre. Les specimens recueillis par M. H. Sauter appar-
tiennent a la race noire. — Taihorin, Anping, Kosempo (Juillet
1911). 1912... Au.
Chrysochroa fulgidissima Schönh. Syn. Ins., III, 1817, p. 229;
Kerrem. Monogr. III, 1908, p. 60. — L’espece est repandue en
Chine et au Japon. — Hoozan {Octobre 1910 et Septembre 1911.)
Lampra cupreosplendens nov. sp. — Long. 12—15; larg. 4,5
jusque 5 millim. — Voisine de L. cupraria Fairm., du Tonkin, mais
le dessin &lytral different, le front plus etroit, les cötes du pro-
notum moins dilates, la coloration moins elaire en dessus, semblable
en dessous. T&te vert dor& en avant et passant au pourpre obscur
en arriere; antennes vert bleuätre; pronotum obliquement im-
pressionne de part et d’autre au dessus de la base et plus loin du
bord exterieur que du milieu, d’un pourpre sombre avec la marge
anterieure etroitement teintee de vert clair et le disque marque
de deux taches obscures et violacees, couvrant les impressions
obliques et se prolongeant en avant sans atteindre le sommet;
ecusson noir et mat; Elytres stries, faiblement tridentes au sommet,
les stries lin&aires et profondes sur la region suturale, ponctuees,
7. Heft
204 Ch. Kerremans:
rugueuses et coniuses sur la region marginale, les interstries uni-
serialement ponctues, finement sur la partie discale, rugueusement
sur la laterale, la surface pourpre sombre, un peu plus cuivreuse
et plus claire la long de la suture, qui est etroitement bordee de
vert avec quatre grandes taches d’un noir violace de chague cöt£,
dont les deux anterieures souvent reunies. Dessous cuivreux
pourpre clair sauf le sternum et les bords des segments abdominaux,
qui sont verts; pattes vertes; extremite du dernier segment ab-
dominal & tridentee. — Kosempo (Juillet 1911).
Ohrysobothris Sauteri nov. sp. — Long. 7; larg. 2,5 millim. —
Facies malais avec le systeme de coloration de certaines especes
sud et central-americaines, c’est-A-dire avec les elytres vert clair
ornes de taches violacees. Front, antennes et pattes cuivreux
obsceur, vertex et pronotum verts, le second avec une large tache
cuivreux obscur couvrant l’angle anterieur et la moitie des cötes;
pronotum rectangulaire, plus large que haut, les cötes paralleles
et droits avec les angles arrondis, la surface couverte de rides
sinueuses et transversales; elytres vert clair tournant au bleu le
long de la suture, sans autres impressions qu’une fossette dans le
lobe basilaire, avec de part et d’autre trois grandes taches bleu
d’acier. Dessous vert. La femelle se distingue du mäle par l’ab-
sence de tache cuivreuse dans les angles anterieurs du pronotum.
— Kosempo (Octobre 1910, Juillet 1911).
Ohrysobothris infranitens nov. sp. — Long. 11; larg. 4'/, mill.
— Du groupe des especes indo-malaises ayant le dessus bronze
avec trois fossettes metalliques sur chaque elytre. L’espece dont
il se rapproche le plus est le C’hr. chrysonotata H. Deyr., de la
Nouvelle-Guinee. Front bronze, & rides eireulaires concentriques,
carene frontale verte, vertex cuivreux obseur, plutöt rouge sombre.
Pronotum transversal, couvert de rides sinueuses et transversales,
a cötes paralleles avec les angles anterieurs et les posterieurs
obliquement trongues, d’un bronze obscur avec les cötes largement
teintes de cuivreux; dlytres assez rugueusement ponctues, &
cötes vagues, les fossettes usuelles vertes & reflets cuivreux. Dessous
vert clair, largement teinte, sur les cötes, de cuivreux pourpre
eclatant; le milieu du dernier segment abdominal carene au
milieu et tronque au sommet. — Kosempo (Octobre 1909).
Belionota fallaciosa H. Beyr. Ann. Belg., VIII, 1864, p. 84.
— Cette espece habite l’Hindoustan, la Chine, la Malaisie et le
Japon. — Kosempo (Mai 1911).
Belionota prasina Thunb. Nov. Sp. Ins., V, 1789, p. 90. —
L’espece est tres repandue; on la troue dans l’Afrique orientale,
& Madagascar, aux Seichelles, aux iles Andaman, dans l’Inde et
dans toute l’Insulinde; je n’en connais pas d’exemplaires du
Japon, mais on pourrait l’y trouver. — Kosempo (Juillet 1911).
Coraebus bajulus H. Deyr. Ann. Belg., VIII, 1864, p. 122.
— Le type provient de Ceram; j’ai vu des specimens de cette
espece provenant de l’Indo-Chine. — Taihorin (Juin 1911).
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute. 205
Coraebus Sauteri ear. gras — Long. 10—11; larg. 3,5 millim.
— Ressemble beaucoup au Ü. Sidae Kerrem. de l’Hindoustan,
mais avec le dessin elytral moinslarge, bien que dem&me allure. T&te
et pronotum bronzes, elytres noirs & dessin ondul& pubescent de
gris; dessous plombe; sommet des @lytres finement dentele sur les
cötes avec l’extremite armee de part et d’autre de deux dents
aigues. — Anping, Taihorin (Juin 1911).
Coraebus insulicola noV. sp. comme cidessous. — Long. 6,5, larg.
1,6 millim. — Voisin de €. quadriundulatus Motsch., du Japon
mais besucoup plus £&troit et relativement plus allong&; tete verte,
profondement sillonnee; pronotum convexe, noir verdätre brillant,
deprim& le long de la base, couvert de fines rugosites simulant des
ecailles; elytres noirs, beaucoup plus rugueux que le pronotum,
ornes de part et d’autre de quatre vagues mouchetures de poils
gris, situees & egale distance l’une de l’autre, le sommet faiblement
teinte de rouge cuivreux, separement arrondi et & peine dentele.
Dessous noir, les cötes des segments abdominaux avec une fossette
garnie d’une pulverulence blanche. — Kosempo (Juin 1911).
Agrilus insulicola nov. sp. — Long. 9; larg. 1,5 millim. —
Allonge, ceuivreux pourpre obscur, les Elytres ayant de part et
d’autre trois mouchetures pubescentes et blanchätres, l’une dans
la depression de la base, la seconde au tiers anterieur la troisieme
au tiers posterieur; dessous bronze cuivreux sur les cötes et noir
au milieu, couvert d’une pulverulence blanche plus dense sur le
sternum et dans les depressions abdominales. Front aplani,
vertex convexe tres finement sillonne; pronotum & peine plus
haut que large, les cötes faiblement arqu6s et un peu convergents
en arriere, couvert de rides sinueuses et transversales, avec deux
vagues depressions medianes; carene laterale posterieure courte et
arquee; ecusson petit, transversalement carene; elytres deprimes &
la base, & peine evides le long de la suture, acumines de part et
d’autre au sommet avec une dent mediane plus longue que les
laterales.. — Taihorin (juin 1911).
Agrilus formosanus nov. sp. — Long. 9,5; larg. 2 millim. —
Allonge, acumine en arriere, tete cuivreux pourpre clair en avant
et plus sombre en arriere; pronotum violace sombre, presque
noir, avec les depressions laterales couvertes d’une pulverulence
ocre-jaune; elytres noirs, mats, tres legerement violaces, plus
mats que le pronotum, ornes de part et d’autre de trois points
jaunes: le premier, tres petit, dans une depression de la base,
le deuxieme avant le milieu et le troisieme au quart posterieur;
dessous bronze verdätre brillant avec les cötes du sternum et la
portion visible en dessus des segments abdominaux couverts
d’une pulverulence ocre-jaune. Front legerement gondole; vertex
bombe, sillonn& en arriere et creuse en avant; pronotum presque
carre, aussi large en avant qu’en arriere, les cötes faiblement
arques, couvert de tres fines rides sinueuses et transversales,
faiblement impressionne & la base, plus profondement sur les
7. Heft
206 Ch. Kerremans:
cötes, & carene latero-posterieure forte et arquee; Ecusson trans-
versalement caren&; elytres deprimes a la base, tres finement gra-
nuleux, plans sur le disque, acumines de part et d’autre au sommet
avec une dent mediane plus longue que les laterales. — Taihorin
(juim 1911).
Agrilus nigricinctus mov. Sp. — Long. 9; larg. 2 millim. —
Allonge, attenue en arriere, tete cuivreuse, obscure en arriere,
antennes noires; pronotum vert dore, avec une large tache obscure
au milieu du disque; elytres vert &meraude largement bordes de
noir le long de la suture, plus &troitement le long de la marge
laterale, avec un point blanc de part et d’autre, situ& au quart
posterieur, contre la suture; dessous noir, legerement plombe
couvert d’une pulverulence blanche. T&te plane, vertez bombe
et finement sillonne; pronotum presque carre, aussi large en
avant qu’en arriere, les cötes faiblement arqu6s, couvert de rides
sinueuses et tränsversales, le disque et les cötes impressionnes,
a carene postero-laterale a peine sensible; &ecusson carene, noir;
elytres tres finement granuleux, separ&ment et largement arrondis
au sommet. — 'Taihorin (Juillet 1911).
Agrilus Sauteri nov. sp. — Long. 10,5; larg. 2 millim. —
Allonge, acumine en arriere, tete et pronotum bleus, brillants,
elytres vert obscur couverts sur leur moitie interne, dans la de-
pression suturale, d’une tres courte pubescence grise peu apparente;
dessous bleu brillant, le sternum et la portion visible en dessus
des segments abdominaux couverts d’une pulverulence blanche.
Front subinegal, rugueux; vertex bombe, etroitement sillonne;
pronotum un peu plus long. que large, a peine plus large en avant
qu’en arriere, le milieu du disque deprime en avant et en arriere,
la surface tres finement et tres egalement ponctuee, la marge
anterieure legerement saillante, la carene lat&ro-posterieure tres
courte et presque droite; &cusson caren& transversalement; Elytres
evides le long de la suture, couverts de tres fines rugosites simulant
de petites ecailles, le sommet separ&ment subacumine et tres
finement dentele.e Dessous brillant. — Kosempo (Juin 1911).
Agrilus hornianus nov. sp. — Long. 7,7; larg. 1,6 millim.
— Voisin du precedent quant au facies et a la coloration du dessus,
celle-ci plus claire, moins robuste, le sommet des Elytres separ&ment
arrondi, non acumine. Tete bleu verdätre; pronotum bleu avec labase
et les cotes verdätres; Eelytres bronze verdätre clair, couverts d’une
pubescence grise a peine visible, plus sensible sur la moitie interne.
Front aplani, faiblement sillonne, le sillon du front prolonge en
arriere sur le vertex; celui-ci bombe; pronotum un peu plus large
en avant qu’en arriere, presentant la m&me sculpture et les m&mes
impressions que celles du Sauteri qui precede; elytres faiblement
impressionnes & la base et mediocrement &@vides le long de la
suture, separ&ment arrondis et finement dentel&s au sommet.
Dessous noir plombe, couvert d’une pubescence gris blanchätre.
Taihorin (Juillet 1911).
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute. 207
Agrilus Ajax nov. sp. — Long. 11—12; larg. 2—2!/, millim.
— Appartient au groupe des Agrilus indo-malais ayant trois
ou quatre points blances sur les Elytres dont le sommet est sepa-
rement arrondi subacumine et finement dentele. Assez robuste,
bronze obscur en dessus, tres legerement pourpre, parfois bleuätre,
avec sur chaque elytre, quatre points pubescents de blanc, le
premier dans une impression triangulaire de la base, le deuxieme
vers le milieu, le troisieme au tiers anterieur et le quatrieme,
sublin&aire, vers le sommet; dessous bleu verdätre clair et brillant,
couvert, sur les cötes et surtout dans les depressions abdominales;
d’une abondante pulverulence blanche. Font aplani, vert clair,
antennes bronze& verdätre; vertex etroitement sillonne. Pronotum
carre, obliquement tronque aux angles anterieurs et posterieurs,
couvert de fines rides sinueuses et paralleles, avec deux vagues
impressions superposees au milieu du disque; la carene posterieure
vague et tres reduite. Elytres couverts de rugosites simulant
de petites eEcailles, largement et peu profondement impressionnes
le iong de la suture, laissant a decouvert, sur les cötes, une etroite
portion de la region dorsale de l’abdomen dont chaque segment
est orn& d’une moucheture blanche. Dessous plus lisse que le
dessus; mentonniere grande, lilobee avec une &troite echancrure
mediane. — Kosempo (Septembre 1909, Aoüt 1911), Alikang
(Octobre 1909).
Agrilus Mentor nov. sp. — Long. 6,7; larg. 1,5 millim. —
Ecourte, legerement elargi au tiers posterieur, bronze brun clair,
entierement couvert d’une courte pubescence grise, sauf sur un
espace rectangulaire, commun aux deux &lytres et situe juste
apres le milieu, cet espace limite, en avant et en arriere, par deux
points blancs & pubescence plus &paisse que la fonciere. Front
vaguement sillonne longitudinalement et transversalement; an-
tennes courtes; pronotum couvert de rides sinueuses et trans-
versales, impressionne sur les cötes, & la base et au milieu du
disque, & carene posterieure assez forte et tres arquee; elytres
aplanis sur le disque, faillement deprimes de chaque cöte a la
base, separ&ment arrondis et & peine dentele au sommet. —
Taihorinsho (Septembre 1909).
Agrilus Priamus nov. sp. — Long. 11—13; larg. 2—2,5 millim.
— Allonge, attenu&e en avant et acumine en arriere, d’un beau
vert emeraude clair en dessus avec une large bande bleu d’acier,
suturale, commune aux deux elytres et prolongee sur le milieu
du pronotum; dessous vert metallique, un peu dore, plus clair
et plus brillant que le dessus. Front aplani, vertex bombe et
silonne, antennes courtes et obscures; pronotum un peu plus
etroit en avant qu’en arriere, sans impressions ni sillons medians,
sauf une vague d£pression scutellaire, & carene posterieure & peine
accusee, la surface couverte de tres fines rides transversales;
elytres tres finement granuleux, triangulairement impressionnes
a la base, separ&ment acumines et dentel&s au sommet. Dessous
7. Heft
208 Ch. Kerremans:
couvert d’une courte pubescence grisätre, peu distinete. — Kosempo
et Alikang (Septembre et Octobre 1909; Aoüt 1911).
Agrilus auropietus nov. sp. — Long. 9; larg. 1,6 millim. —
Allonge, peu convexe, plan en dessus, acumine en arriere; tete
bronze dore, vertex bleu obscur, antennes bronze dore verdätre
obscur; pronotum bleu fonce, les angles posterieurs et les cötes
etroitement bordes de bronze clair; elytres d’un noir verdätre
mat, ornes de part et d’autre de trois fossettes dorees et garnies
d’une pubescence blanc jaunätre; dessous verdätre, les cötes du
sternum, ceux des segments abdominaux et la portion laterale,
visible en dessus, de ceux-ci couverts d’une pubescence blanc
jaunätre. Front aplani et finement granuleux; vertex faiblement
sillonn&; tete large, yeux Epais et saillants; pronotum subrectangu-
laire, plus large en avant qu’en arriere, bisinue en avant et en
arriere, arqu& en avant sur les cötes, ceux ci convergents en
arriere; la surface couverte de fines rides onduleuses et trans-
versales, le milieu du disque avec deux vagues impressions super-
posees, les cötes impressiones, la car&ne posterieure peu saillante
et peu arquee, allongee et rapprochee du bord; &cusson tres court,
plus large que haut; Elytres tres finement et tres egalement granu-
leux, deprimes & la base, vaguement impressionnes le long de la
suture, acumines au sommet et armes de part et d’autre d’une
assez longue &pine. Dessous finement granuleux, plus brillant
que les elytres; mentonniere du prosternum faiblement, &chancree
au milieu. — Taihorin (Septembre 1911).
Agrilus minor H. Deyr., Ann. Soc. Ent. Belge, XIII
(1864), p. 171. — J’attribue a cette espece, dont le type est ori-
ginaire de Born&o, a un exemplaire de Taihorinsho, capture en
septembre 1911.
Agrilus obnotatus nov. sp. — Long. 6,5; larg. 1,2 millim. —
Ressemble beaucoup au Mentor, mais d’un facies moins
robuste, moins renfl& sur les cötes au tiers posterieur, la coloration
et le dessin elytral differents. Front vert S, bronze dore 9, dessus
bronze dore clair, couvert, sur les elytres, d’une courte vestiture
gris cendre, sauf une bande denudee, obscure, transversale, a bords
onduleux et situee apres le tiers posterieur; dessous bronze brun,
moins clair mais plus brillant que le dessus. Front aplani, finement
granuleux, vertex etroitement sillonn&, tete assez forte; pronotum
un peu plus large en avant qu’en arriere, deprime sur les cötes
ainsi qu’& la base et le long de la marge anterieure, couvert de
fines rides sinueuses et paralleles, la carene posterieure assez forte
et arquede; ecusson caren&e transversalement; elytres finement
granuleux, deprimes a la base, separement arrondis et tres finement
denteles au sommet. Dessous tres finement granuleux; menton-
niere du prosternum assez grande et arqu&ee. — Kosempo (Aoüt
1909); Taihorinsho (Juillet 1909).
Agrilus Myrmido nov. sp. — Long. 5,5; larg. 1 millim. —
Ecourte, robuste, arqu& en dessus (vu de profil) t&te pourpree,
H. Sauter’s Formosa-Ausbeute. 209
pronotum cuivreux, lytresnoirs couverts d’une fine pubescence grise,
reguliere et dense; dessous bronze obscur avec les femurs cuivreux
pourpre. Front convexe et sillonne, le sillon plus pronone& sur le
vertex, couverte, comme le pronotum, de fines rides sinueuses
et paralleles; pronotum convexe, impressionne & la base, & carene
posterieure courte, arquee et n’atteignant pas le bord; ecusson
carene transversalement; Elytres deprimes de part et d’autre &
la base, s&par&ment arrondis et & peine denteles ausommet. Dessous
moins pubescent que les Elytres. — Taihorinsho (Juillet 1909).
Endelus Sauteri nov. sp. — Long. 3,3; larg. 1 millim. —
Ecourte, bronze brillant obscur en dessus, un peu plus celair sur
la tete et le pronotum que sur les Elytres; dessous noir. Tete
largement creusee, lisse et brillante; pronotum beaucoup plus
large que long, avec un large bourrelet transversal, n’atteigment
pas les bords; elytres assez rugneux, leurs bords comprimes sous le
calus humeral, avec quelques tres vagues rides transversales sur les
cötes. Dessous plus lisse que les elytres. — Taihorinsho(Juillet 1909).
Trachys Sauteri nov. sp. — Long. 4; larg. 2,3 millim. —
Assez robuste, tres convexe en dessus, les elytres saillants au
sommet, tete et pronotum noirs, couverts d’une pubescence doree
assez dense et faisant paraitre la nuance fonciere bronze dor6;
elytres noirs, couverts de lignes de pubescence grise, dont deux
paralleles et tres sinueuses vers le sommet, celles du disque moins
nettes. tete creusee, mais sans carenes preoculaires, finement
pointillee et presque lisse; pronotum beaucoup plus large que
long, avec de vagues impressions formant une serie de taches
dont quatre le long de la base, une pres du bord anterieur, au
milieu et une de chaque cöte. Ce sont, a proprement parler, plutöt
des d&mutations que des impressions; &cusson tres petit; Eelytres
tres rugueux, sans carene premarginale distincte, & calus humeral
tres saillant. Dessous convexe, finement pointille, & tres courte
et tres rare pubescence grise. — Taihorin (Juillet 1909; Aoüt 1911).
Trachys salieis Thery. — Le type de M. Thery provient du
Japon. J’y rapporte 2 exempl. de Taihorinso (Septembre 1909),
un peu plus robustes, mais identiques quant aux caracteres, au
dessin Elytral et & la coloration.
Trachys formosana nov. sp. — Long. 3; larg. 1,5 millim. —
D’un noir intense et brillant, les elytres ornes le trois bandes
sinueuses grises. Tete creusee, finement pointillee; pronotum
en trapeze, echancre en are en avant, bisinue en arriere, tres
obliquement et a peine arque sur les cötes, couvert de points
tres fins et inegalement espaces. Elytres sans carene pre-laterale et
sans relöEvement au sommet, regulierement declives en ligne droite,
vus de profil, depuis la base jusqu’ au sommet, le calus humeral
petit, mais tres saillant, la surface finement pointillee avec les
parties formant le fond des bandes grises plus grossierement et
inegalement ponctuees. — Taihorinsho (Aoüt 1909).
Archiv für Naturgeschichte Ü
1912. A. 7. 4 7. Heft
On the Origin of Feathers.
By Hans Gadow, F. R. S., Cambridge.
In the ‚„Dietionary of Birds‘‘,!) article ‚‚Feathers‘“ I stated
that: The Teleoptiles [the feathers of adult birds] whether
contour feathers, or downs, are each originally preceded by &
Neossoptile [first, or nestling plumes], the base of which is
in direct continuity with the tips of the rami of its succeeding
final feather; but owing to a shortened process of development or
caenogenetic conditions many, or even all Neossoptiles may
occasionally be suppressed, to that the tips of the first feathers
which appear, are actually those of the second generation.‘
When, in the autumn of 1908 I had the pleasure of delivering
& course of lectures ‚on the coloration of Birds‘ at the Lowell
Institute, Boston, Mass., I was not aware of Dr. Lynd Jones?)
paper on the development of nestling feathers, nor of Oscar
Riddle’s’) papers, because I had just returned from a six months
tour through Mexico. At Boston I elaborated the above condensed
statement and explained that the now well known structural
continuity of the neossoptile with the teleoptile was all-important
for our understanding of the moult or succession of feathers, and
of their phylogeny itself. Often, most completely in Ducks and
their allies, the Neossoptile of first down forms a complete, typical
spool which in time is lifted out of the skin, whilst it may still be
enclored by remnants of its sheath; then the base of the spool splits
and its constituent shreds reveal themselves as the direct con-
tinutions of the tips of the rami or barbs of the next following
feather or first teleoptile. In such a case therefore the first and
second generation are still continuous in structure and in time,
although the transition is sharply marked by the formation of
a spool. This process finds a fair analogy in the „year-rings‘“ of
the horns of cattle.
The moult of feathers is therefore the periodical interruption
of an originally ever-growing feather. The interruption in structure
and in time between any two successive teleoptiles has become
!) A. Dietionary of Birds. Alfred Newton assisted by Hans Gadow.
London 1843—18 6.
*) Laboratory Bulletin No. 13, Oberlin College; Oberlin, Ohio 1907.
®) The cause of the production of Down and other Downlike struc-
tures in the plumages of birds. Biologieal Bulletin, vol. XIV, Februar 1908.
. . The Genesis of fault-bars in feathers and the cause of alternation of
light and dark fundamental bars. Biol. Bulletin, May 1908.
Hans Gadow: On the Origin of Feathers. 21t
complete, and therefore these feathers represent typical, individual
generations.
The connexion with the Neossoptile is therefore a truly palin-
genetic feature. In many birds this first feather degenerates,
sometimes with a mere vestige of a shaft, or the whole is reduced
to a few filaments attached to the rami of the first teleoptile, or
it may be suppressed altogether.
Unfortunately Dr. Jones, after quoting my passage cited
above, did not rise to the broader view. He says ‚Though a
continuity between the nestling down ‚‚neossoptile‘‘ and the
definitive feather ‚teleoptile‘‘ has been recognised, the former
has been regarded as a relatively complete and distinct feather.
I shall attempt to show that the neossoptile is only a more or less
differentiated part of the first teleoptile.‘‘“ In the summary of
his paper, which is full of interesting detail and is amply illustrated,
he states the following conclusions.
3. „The first down has no shaft. The barbvanes [rami] which
compose the first down, are continuous and separate through
the entire length of the down.‘ So they are in many birds, but
in many others the nestling downs have a shaft, for instance
Rhea, Dromaeus, Casuarius, Anseriformes: cf. Gadow, Bronn’s
Thier-Reich, p. 534
4. „The first down has no quill.“ In order to be able to
make such a statement he describes the quill or spool, where such
occurs, a8 „a more or less homogeneous horny cylinder which can
be split along the lines eöntinuous with the barb-vanes by pressing
or rubbing the so-called ‚‚quill‘‘ between two hard surfaces“! We
may wonder what would be his definition of a quill or feather-
spool. Distally it passes imperceptibly into the shaft with its vanes,
and proximally it comes to on apparenty sudden termination only
in the teleoptiles. The interesting fact is that in some neossoptiles
this spool is still in an incipient, archaic, condition.
5. „No shaft is formed at the extreme distal end of the first
definitive feather. The rudiments of a shaft begin to appear
several millimeters proximal to the distal end of the feather by
the coalescing of two or more barb-vane ridges.‘“ One fails to
see the importance of this statement. Did he expect the shaft
alone to pass upwards into the spool of the neossoptile? How
could this happen if, as he asserts, the first down has neither
shaft nor quill® Moreover there are many teleoptile downs which
have no shaft. If any thing, his remark could be taken to mean
that there is a difference between the neossoptile and the first
teleoptile, a conclusion which he rejects.
7. „Ihe first down and its succeeding definitive feather are
produced by one continuous growth, and therefore cannot be
regarded as two distinct feathers. The first down is the plumu-
laceous tip of the first definitive feather.‘“
14* 7.Heft
122 Hans Gadow:
My detailed explanation of the phyletie and morphological
meaning of the succession of feathers has hitherto been oral only.
Quite recently it has recieved an unexpectedly complete support,
amounting to proof, through the discovery by Frieda Bornstein!)
of the ‚Federleiste‘‘, the ectodermal germinal ridge or strand
which forms the feathers, and through which the germs of all
the generations of any particular feather are continuous, from the
neossoptile to the first, and from this to the last member of an
apparertly inexhaustible series of teleoptiles!
The ‚‚Federleiste‘‘ behaves much like the dental ridge of Mam-
mals, but in stead of producing germbuds which are packed side
by side and then lose connexion which each other, the feather-
germ ridge behaves rather like the growth of a perennial bulbous
plant, for instance a Scilla, which, as is well known, thereby sinks
from year to year deeper into the ground. Further, instead of
several, only one germ for a future feather is laid down at the
time. The papilla of the first teleoptile is already forming whilst
the neossoptile is still growing!
This continuity between two successive generations of feathers
is absolute until the present feather has finished its growth. The
pulp is reduced, or shrunk down to the base and there closes the
socalled lower navel of the quill. During the following prolonged
period of rest there is probably no live connexion, authough if
a perfectly adult, old feather be pulled out, its navel will always
be found to be soft and torn, whilst if this quill is moulted, it
leaves the pocket with a hardened and finished navel base.
This long-protracted continuity may throw light upon a still
very obscure point. It makes it reasonable to assume that a
modification of the growing feather, induced by external, environ-
mental, conditions, may also similarly affect the next generation,
although to a lesser extent. Lesion of the pulp, within the blood-
quill, sometimes causes abnormal growth or coloration in the
successor. Itis not excluded that some enthusiasts may take
such a case as one of an inherited acquired character.
Frl. Bornstein’s observations are not quite perfect in so far
as she does not mention the continuity of the barbs of the nestling
down with those of the following feather. The conditions repre-
sented jn her Fig. 12 would indeed seem to make such a con-
tinuity impossible, but this difficulty is apparent only, not real.
We must remember that it is always the basal portion of the
papiila which produces the featherbuilding cells, whilst the apical
portion is inactive. This must be so, since the top of the pulpa
proper, covered only by the basal membrane, projects out through
the upper navel. This circumstance may further help to explain
1!) Über Regeneration der Federn und Beziehungen zwischen Federn.
und Schuppen. Archiv f. Naturgeschichte. 77. Bd. 1. 4 Supplement. 1911.
On the Origin of Feathers. 223
ihe real meaning of Jones’ point 5 of his summary. The necessary
continuity of the nestling barbs with those of the first teleoptile
have to be looked for in that dark strand of cells which border
the rieht side of the central white gap in Bornstein’s Fig. 12.
Until her discovery it was thought that portion of the whole
eircumference of the papilla was reserved for, and remained
dormant until, the growth of the next feather.
The behaviour of the ‚Federleiste‘‘ and the growing into it
of a new pulpa, enables us further to corract the perverse notion
hitherto entertained about the homologies of feathers with
reptilian scales.
„Regelmäßig angeordnete Erhebungen der Lederhaut, von
der Epidermis überkleidet, bilden die erste embryonale Anlage,
welche von den bei Reptilien bestehenden Einrichtungen nicht
wesentlich sich unterscheidet. Diese Papillen gewinnen aber eine
bedeutende Länge... Von den Schuppen sind sie durch be-
deutendere Länge verschieden.“ (Gegenbaur. Vergl. Anat. d.
Wirkeltiere, I, p. 134.)
The usual statem :nt that feathers are modified reptilian scales
requi es several restrictions. The difference between reptilian
scales and feathers is that the bulk of the reptilian organ is com-
posed of connective tissue, mesoderm, with a thin horny coat,
the share of the epiderm. The feather is an entirely ectodermal
product and its pulp is an extremly vascular apparatus which
is with drawn and vanishes without contributing any cell-material
to the feather. The feather is therefore homologous only with the
ectodermal portion of a scale or ‚‚Schuppe“.
It has been customary to homologise the pulpa of the feather
with the whole of the ‚„Schuppenkoerper‘‘ or mesodermal portion
of the scale. Bornstein, by further elaborating Ghigi’s view, has
shown that the feather represents only a small portion of the
epidermal scale. Sagaciously she has examined those structures
which alcne can be expected still to represent more or less inter-
mediate ancestral conditions, to wit the feather-producing scutes
of the feet.
The history of tbe origin of feathers may now be told as
follows.
The initiation is taken by proliferation of a much restricted
portion of the epiderm at the apex, or at the imbricating edge
of a scale. It is immaterial whether the resulting cornified
thickening is single or multiple. It need not at once have formed
a prominant cone, on the contrary it is advantageous to liken it
to a wart with its characteristic inward growing tendency.
Feathers, hairs, nails, scales, in short most growths due to ecto-
dermal proliferation show the tendency of sinking- in with their
base and this often leads to a more or less pocket like arrangement,
which with the additional necessity of a pulpa terminates in the
7. Heft
214 Hans Gadow:
well-known in- and evaginated follice. It was E. B. Poulton
who first pointed out that the feather follicle itself is merely a
mechanism whereby a better ‚nutrition and support‘ of the
feather is attained.t) -
Fig. 3.
Cone.
Sheath
Feather
Fig. 5.
Schemes illustrating the origin of Feathers.
1. A scale with epidermal thickening at the apex.
2. Thickening with incipient pulpa.
3. Papilla ‚„rising‘‘ above the surface level of the original scales
area, the scale having last its ‚body‘ excepting so far as
this is represented by the pulpa.
1) This sentence is quoted from O. Riddle, „Genesis of Fault-bars
... “who refers to Professor Poulton’s Structure of the bill and hair of
Ornithorhynchus, @. J.M. S. June 189.
On the Origin of Feathers. 215
This is the stage which is the first to appear in the ontogeny
of Neossoptiles on the typical scale-less skin of the bird’s body.
4. Papilla ‚„sinking in‘, with the formation of a follicular pocket.
Epitrichium still complete. The solid horny cone is further
down supplanted by the hollow sheath and the Neossoptile
rami.
5. Neossoptile and Teleoptile or first final feather. Epitrichium
severed by the growth of the Teleoptile.
6. Three branches of a Neossoptile combining as a spool*, which
in turn splits again and is continued as two branches of the
final feather.
. A Hair for comparison. Epitrichium apparently no longer
repeated; Sheath severed or pierced by the growth of the hair.
1
It can not be emphasised enough that the whole pulp is not
the homologue of the core or body of a scale, except in so far as
it represents some of the latters blood-vessels. It is nothing but
vascular, a much developed artery and vein with much Iymphatic
meshwork, developed as a consequence of the activity of the
cluster of epidermal cells. The outer, environmen tal effect upon
there cells, their reaction upon pressure, insults, ‚need of pro-
tection‘, is the primary cause; the pulp or swelling of the meso-
dermal parts is a result; and the suppression, not conversion, of
the respective portion of the original core is a further result.
I this proliferation takes place periodically, with inter-
vening stages of lesser activity there will result feathers much
resembling those which are represented in Fig. 18, Pl. II of Born-
stein’s paper; and if the pulp grows much in length, the archaie
solid epidermal cone (cf. Fig. 18) will, in one of the next gene-
rations be replaced ly a longer, partly hollow, cone. Such a thing,
& cylinder, closed at the top, is the horny transparent sheath,
which encases every growing feather, from Neosso- to Teleoptile.
Itrepresentsthesecondstageofthefifeather’s
senesis. The wart-like excrescence, the solid cone, and the
Neossoptile are still covered the by epitrichium. This archaic, out-
most product of the ep’derm is, for obvious reasons no longer
regenerated from the first Teleoptile onwards.
The next stage is characterised by the formation of a eylinder
within the first, by a repetition of the process of proliferation
from deeper strata of the Malpighian cells which meanwhile have
increased their number of layers. But this second cylinder, owing
to irregular apical growth, is frayed out like a brush; this lowest
of Neossoptiles however still recapitulates its ancestral con-
d’tion by repeating with its basal portion a solid mantle, the
incipient or first spool.
It stands to reason that the fraying-out process began at
the tip of the whole projecting structure and worked downwards,
T. Heft
216 Hans Gadow:
and further that repeated splitting of the primary branches of
rami has produced the radii and ultimately the cilia and hooklets.
We had satisfied ourselves in the first part of this paper that
there is, or was, absolute continuity between the successive gene-
rations of feathers. The formation of a spool may therefore be
looked upon as originally the result of a periodic arrest of splitting
proliferation. |
Further stages concern only the perfecting of this still primitive
brush-like neossoptile into a typical feather; the arranging of at
first equivalent rami onto a shaft and the consolidation of the
spool with its incidental advantages.
The first solid cornified cone, the first hollow cone and the
sheath of each succeeding feather are continuous, products of the
same outer layer (itself composed of severallayers, or thicknesses
of cells) of the proliferating papilla, and as such they are homo-
logous with the periodically cast off skin of the Snakes, or the con-
growing ‚Tortoiseshell‘‘ of Chelonians. But whilst in Reptiles the
basal membrane is soon abolished through the establishment of
an intermediate layer, due to immigration of ectodermal elements
into the corium, in the birds’ feather-follicle the basal membran
remains intact; and in correlation with the elaborate follicular
pocket with papilla, it has become possible for an inner, deeper
mass or layer of cells to produce a second cornified cone within
the first, and at the same time. As explained before, periodie
growth of this second, inner layer, produces the Neossoptile and
its continuation the Teleoptile. Lastiy, with an innermost layer
we arrive at the basal membrane, which transforms itself into the
feather-soul, and this may well be looked upon as the represen-
tatıve of stillanother structure, a kind of future feather, at least
potentially if there were any need of troubling about super-feathers.
When considered from an unbiassed point of view it is not
difficult to homologise the feather-sheath with the ‚inner root
sheath‘ (innere Wurzelscheide, composed of Henle’s and Huxley’s
layer) of the Mammalian hair, just as much as the hair is homo-
logous with the feather. There is however this d’fference that the
sheath of the hair now appears reduced in comparison with the
sheath of the feather and that its cells do not form a solid cornified
mantle. In some respects the hair is precocious, it pierces its sheath
at an early stage; in others it appears simpler (more primitive ?)
than a feather, as it is never branched and remains at the solid
cone stage with only a very short pulp. Even this difference dis-
appears when the hair assumes the d’mensions of a spine with
the starshaped constrietions, or expansions of its elongated pulp.
It may as well be mentioned that the ‚„Oberhäutchen‘‘ of the
hair is not the same as the epitrichium.
The notorious attempt to derive the Mammalian hairs from
some hind of pre-reptilian sensory apparatus, analogous to the
On the Origin of Feathers. 217
perl-organs of fishes, could be paralleled by the assumption that
the peculiar sensory pits in the scales of crocodiles and snakes
are the forerunners of feathers, especially since the latter are
now known to be not the whole scale but a small highly modified _
part only.
Küster has introduced the idea of the ‚„Tastfeder‘“. The
occurrence of sensory elements near the base of a feather does
not necessarily turn this into an organ of touch, although it is
quite conceivable that the brisles of a Nightjar or of a Flycatcher
do not merely add to the gape for catching purposes. Probably
they are also used as organs of touch, just like the whishers of a
Cat, but this is no reason for assuming that such feathers or hairs
owe their origin to this function. These sensory elements are
there primarily for the benefit of the respection epidermal organs
and not vice versa; and incidentally it may have proved ad-
vantageous for the nerves to become more intimately correlated
with them. Tortoises have organs of touch beneath their large
horny shields; are the later therefore ‚Tastschilder‘“ ?
The hypothesis of the origin of hairs, mentioned above, seems
to be still alive, and I regret having disappointed its adherents
by failing to observe nerve-endings in the mysterious filaments of
Trichobatrachus. Superior method applied by Professor Küken-
thal has revealed their presence.
7. Heft
Me
TE U
ar Wi
1 y
\
IR HM
} IK
18
TE 0
RAIN! AIR
ESEL ENDEN AU AA EIN.
BIER LET ARKILEL. NEAR) DUN AR
a
ee |
nr: Ur a
I$ Ka er e "T
BR ROH [#3
ale No
MH rare ee
USRz RO 3 KEIL EN
ee
L RETRO)
IN
j Kin Y)
N Hr:
N u
ARCHIV
NATURGESCHICHTE,
GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN,
FORTGESETZT VON
W.F. ERICHSON, F.H. TROSCHEL,
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF,
W. WELTNER UND E. STRAND.
er
ACHTUNDSIEBZIGSTER JAHRGANG.
1912.
Abteilung A.
Ss. Heft.
HERAUSGEGEBEN
VON
EMBRIK STRAND
KÖNIGL. ZOOLOG. MUSEUM ZU BERLIN.
BO S-
NICOLAISCHE
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R.STRICKER
Berlin.
Inhaltsverzeichnis.
Poche. Die Bestimmung des Typus von Gattungen ohne ur-
sprünglichen solchen, die vermeintliche Existenz der
zoologischen Nomenklatur vor ihrem ni und einige
andere nomenklatorische Fragen; etc. :
Jacobsohn. Die Nesselzellen. (Hierzu Taf, I— 1 und
3 Textfigg.). KICK SKUNIE der Abbildungen am Schluß
des Heftes.) .
Strand. Über einige REM aus a in Indien. .
Boettger. Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz.
Strand. Sechs afrikanische Novitäten der Lepidopteren-
Familien Lasiocampidae und Lymantriidae .
Strand. Rezensionen
Seite
149
3ll
314
Die Bestimmung des Typus von Gattungen ohne ursprünglichen
solchen, die vermeintliche Existenz der zoologischen Nomenklatur
vor ihrem Anfange und einige andere nomenklatorische Fragen;
zugleich eine Erwiderung auf die von Herrn Stiles an alle Zoologen
der Welt gerichtete Herausforderung und eine Begründung
dreier von zahlreichen Zoologen gestellter Anträge
zwecks Einschränkung der Zahl der Namens-
änderungen und Abschaffung des liberum veto
in der Nomenklaturkommission.
Von
Franz Poche, Wien.
Inhaltsübersicht. Seite
EB) a en ae RI ALDI RE 2
Über die Begriffe der Wissenschaftlichkeit, der Zulässigkeit, der
Verfügbarkeit und der Giltigkeit von Namen . . ..... 4
Die Typen der Nematodengattungen Acuaria, Spiroptera und
Dispharagus auf Grund des Eliminationsverfahrens . . . . 11
Die Methodik des Eliminationsverfahrens . .... 2.2... 16
Die verschiedenen für die Festlegung des Typus von Gattungen
ohne ursprünglichen solchen in Betracht kommenden Methoden 25
Allgemeine Bemerkungen . . „2.2.2222. 25
Historischer Überblick über die seit 1900 in Gang be-
findliche Diskussion über die first species rule, das Elı-
minationsverfahren und die willkürliche Typusbestimmung 27
Die Vorzüge und Nachteile der first species rule, des
Eliminationsverfahrens und der willkürlichen Typus-
bestiiinung vo Aller saglMai ran ad 37
Begründet die bloße Anführung eines anderweitig für eine
Einhe;t gebrauchten oder beabsichtigten Namens die Zu-
laser gie u Messelbet rm nd Mer Dep Tarp 67
Ist die zoologische Nomenklatur als vor ihrem Anfange existierend
auıbetrachben At 1 au au! Ir N ORT: 72
Über den Begriff der binären Nomenklatur und dienomenklator:sche
Bedeutung’ ihrer Anwenden il un lan e. Dyson. 75
Was versteht man unter binärer Nomenklatur? .. 75
Die nomenklatorische Bedeutung der Anwendung der
binärenNomenklataruu Wat. Den Bar. 83
Kritische Bemerkungen zum ‚Gutachten 6°“ der Nomenklatur-
kainaussionl an TE DH) EHRT EINER DORT 91
Die Einführung des liberum veto in der Nomenklaturkommission . 96
Kuba mmenfassung gta RD RT 101
Diterstniiserzeichnisiun 007.21, la 9, WA en 105
Archiv für Naturgeschichte
1912. A8
2 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
Einleitung.
Im Folgenden möchte ich mehrere principielle Fragen der zoo-
logischen Nomenklatur, diezum TelgegenwärtigimVorder-
grunde der Diskussion stehen, einer näheren Be-
sprechung unterziehen.
Gleichzeitig stellen die entsprechenden Abschnitte der nach-
folgenden Darlegungen die ausführliche Begründung
der weiterhin (p.64f., 91 u. 100£.) noch näher zu er-
wähnenden Anträge dar, die, von möglichst
zahlreichen Zoologen aller Nationen unter-
zeichnet, dem 1913 in Monaco ttagenden IX. Inter-
nationalen Zoologenkongress vorgelegt wer-
den sollen.
Diese Anträge sind. absichtlich so gehalten, daß ihnen füglich jeder-
mann beistimmen kann, der gemäß dem Worte R. Blanchards,
des hochverdienten Schöpfers der Internationalen Nomenklatur-
regeln: „Die Nomenklatur ist die Grammatik der Naturwissenschaften“,
diesenichtals Selbstzweek,sondernnuralsein
Mittel zur allgemeinen Verständigung be-
trachtet. Denn sie bezwecken lediglich, zu
verhindern, daß durch eine ganz zweifellos
irrttümliche Auslegung der „Internationale
Regeln der zoologischen Nomenklatur“, 1905,
oderdurch neuerliche, wederaustheoretischen
noch aus praktischen Gründen zu billigende
Änderungen dieser zahlreiche höchst störende
und gänzlich überflüssige Anderungen, bezw.
ÜbertragungenallgemeineingebürgerterNamen
vorgenommen oderveranlaßt werden. Es wird also
wohl auch der radikalste Anhänger der modernen Nomenklatur-
bewegung jenen Anträgen gerne beistimmen — finden sich doch unter
den bereits unterzeichneten Zoologen mehr als einer der in dieser Hin-
sicht am meisten hervorgetretenen Autoren —, da ja auch er Namens-
änderungen gewiß nur als en notwendiges Übel betrachtet
und sicher nich t wünscht, daß unserer Wissenschaft neue Mengen von
solchen auch in Fällen, wokeinerleiprinzipielleGründe
noch irgend welche praktische Momente dies er-
fordern, aufgebürdet werden, während die zahlreichen Vertreter der
Anschauung, daß einmal eingebürgerte Namen sovielals mög-
lichindembisherigen Sinnebeibehalten werden
sollen, in ihnen von vornherein eine Unter-
stützung ihrer Bestrebungen finden. Es wird sich
also im Plenum des Kongresses zweifelloseine Majorität
fürjene Anträge ergeben (und wahrscheinlich sogar auch
in der Nomenklaturkommission selbst).
Ein von einem einzelnen oder einigen wenigen Forschern aus-
gehender Antrag wäre aber trotzdem von vornherein gänzlich aus-
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 3
sichtslos, weilernievordasPlenumdes Kongresses
gelangen würde, auch wenn fast alle Mitglieder
der Kommission sich für ihn aussprechen. Denn
ein Mitglied dieser hat bei ihrem Zusammentritt anläßlich des Grazer
Kongresses in ihr den Antrag durchgesetzt (ohne daß etwa der
Kongreß dem zugestimmt hätte oder auch nur darüber befragt worden
wäre — s. unten p. 96f.), dem Kongreß überhaupt nur über solche
Vorschläge zuberichten,die vonallen anwesenden Mitgliedern
der Kom mission angenommen worden sind; und ein Mitglied dieser
wird gewiß gegen die in Rede stehenden Anträge Stellung nehmen.
Es ist daher notwendig, ihnen durch die Unterstützung möglichst
zahlreicher Zoologen einen derartigen Rückhalt zu verleihen, daß
eine solche Unterdrückung derselben unpraktikabel wird. — [For-
mulare derselben in deutscher, englischer,
französischerunditalienischer Sprachestehen
jedem Int eressenten gern zur Verfügung.]
Betreffs dies Verhältnisses dieser Anträge zu einigen anderen,
die die Deu. sche Zoologische Gesellschaft zu stellen
beabsichtigt, se erwähnt, daß sie mit letztereninkeinemPunkte
inWiderspruch stehen, wie schon daraus erhellt, daß bereits
eine Anzahl der an letzteren beteiligten Zoologen auch jene unterzeichnet
haben. Sie gehen in einer Hinsicht weiter, in anderen aus dem
oben angedeuteten Grunde weniger weit als die der Deutschen
Zoologischen Gesellschaft, und betreffen zum Teil Punkte, die in diesen
überhaupt nicht berührt sind. In ihrem Endzwecke stimmen sie
vollkommen mit diesen überein; nur suchen sie ihn im Gegen-
satz zu diesen nicht durch einzelne Ausnahmsbestimmungen, sondern
aufordentlichem Wege auf Grund anerkannter
nomenklatorischer Grundsätze zu erreichen —
was gewißalseinbedeutenderprinzipieller Vorteil
derselben anerkannt werden muß. Außerdem wurden die An-
träge der Deutschen Zoologischen Gesellschaft erst im Juli 1912 an
die Nomenklaturkommission gesandt und können somit, da sie nicht
wenigstens ein Jahr vor dem Zusammentritt des Kongresses in den
Händen dieser waren, ordnungsmäßig erst am übernächsten Kongreß
(1916) in Verhandlung gezogen werden und daher frühestens von da
an ihre Wirksamkeit entfalten. Die hier in Rede stehenden dagegen
wurden bereits im Februar und in der ersten Hälfte März d. J. an
die Nomenklaturkommission, und zwar sogar an mehrere der
Mitglieder dieser, gesandt, also mehr als ein Jahr vor dem Zu-
sammentritt des nächsten Kongresses (25. März 1913), sodaß sie also
s.hon auf diesem zur Verhandlung kommen müssen und daher
bereits von da ab ihre Wirkung geltend machen können.
Der zweite Abschnitt der Arbeit hingegen b.ldet die Antwort
auf eine von Herrn Stiles am VIII. Internationalen Zoologenkongreß
zuGraz analleZoologen derWelt gerichtete undvon
mir gleich damals an Ort und Stelle angenommene Heraus-
forderung.
1* 8. Hoft
4 Eranz Poche: Die Bestimmung des Typus
Hinsichtlich eines Punktes in den nachfolgenden Darlegungen
muß ich noch eine Bemerkung vorausschicken. Ich sehe mich darin
nämlich leider vielfach genötigt, Ausführungen und Behauptungen
des Herrn Stiles, des nunmehr einzigen Sekretärs der Internationalen
Nomenklaturkommission, entschieden entgegenzutreten und sie als
unzutreffend, wnrichtig usw. zu bezeichnen, und zwar zum Teil auch
solche, denen sich wenigstens implicite eine größere oder geringere
Zahl der Mitglieder der Kommission angeschlossen haben. Und da
liegt es nahe, die Frage aufzuwerfen, ob es sich hiebei nicht etwa
einfach um verschiedene mehroder minder gleich.
berechtigte Ansichten handelt, ob es also überhaupt be-
rechtigt ist, eine abweichende Anschauung als unrichtig zu be-
zeichnen. Dem gegenüber muß ich aber darauf hinweisen, daß jenes
bei den weiterhin zu erörternden Fragen keineswegs der Fall
ist, sondern daß ich überall dort, wo ich die
DarlegungenundAnsichten des Herrn Stilesals
unrichtig bezeichne, dies auch eingehend be-
weise und die von ihm zu ihrer Begründung gebrauchten Argumente
widerlege, bezw. als unzutreffend nachweise.
Über die Begriffe der Wissenschaftlichkeit, der Zulässig-
keit, der Verfügbarkeit und der Giltigkeit von Namen.
Die scharfe Auseinanderhaltung der eben angeführten Begriffe,
bezw. der entsprechenden Kategorien von Namen ist bei der Er-
örterung und richtigen Entscheidung zahlreicher nomenklatorischer
Fragen und so auch zum vollen Verständnis eines Teiles der nach-
folgenden Ausführungen unerläßlich. Die bezügliche Terminologie
liegt jedoch leider sehr im argen, indem für einen dieser Begriffe ein
anerkannter Terminus bisher ganz fehlt, während die Bezeichnungen
- für zwei andere von ihnen vielfach ganz ununterschiedlich gebraucht
werden. Ich möchte mir daher erlauben, hier die einschlägigen Ver-
hältnisse klar darzulegen und eine präzise und, wie ich hoffe, sowohl
der besten bisherigen Übung — soweit eine solche überhaupt vorhanden
ist — entsprechende als auch sachlich begründete Terminologie vor-
zuschlagen. Da ferner in neuerer Zeit zahlreiche für das Studium
nomenklatorischer Fragen, in denen zum Teil gerade die uns hier
interessierenden Begriffe eine große Rolle spielen, sehr wichtige Publi-
kationen in englischer und französischer Sprache er-
schienen sind und andererseits eine präzise und einheitliche Terminologie
auf dem uns hier beschäftigenden Gebiete in diesen beiden anderen
Hauptkultursprachen vom wissenschaftlichen Standpunkte aus ebenso
wünschenswert ist wie im Deutschen, so werde ich mir gleichzeitig
gestatten, die in den gedachten beiden Sprachen für die einzelnen zu
behandelnden Begriffe üblichen Ausdrücke mit den jeweiligen deutschen
in Parallele zu setzen, bezw., wo entsprechende Termini in ihnen fehlen,
solche — natürlich mit allem Vorbehalt — vorzuschlagen. — Dasselbe
für die vierte Hauptkultursprache, das Italienische, zu ver-
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 5
suchen, verbietet mir zu meinem grossen Bedauern von vornherein
meine leider sehr geringe Kenntnis dieser.
In erster Linie sind die uns hier beschäftigenden Begriffe natürlich
beiden Art- und Gattungs- (und den ihnen bekanntlich nomenklatorisch
koordinierten Unterart- und Untergattungs-) Namen von Wichtigkeit,
weil diese in ungleich strengerer Weise durch Regeln bestimmt sind
als die Namen der supergenerischen Gruppen.
DiezoologischeNomenklatur befaßt sich keineswegs
mit allen Namen, mit denen Einheiten des zoologischen Systems be-
zeichnet worden sind oder noch werden, sondern nur mit solchen,
die wissenschaftliche Namen darstellen. Darunter
versteht man solche Namen von Einheiten
des zoologischen Systems, die im inter-
nationalen Gebrauch keinerlei Veränderung zu
unterliegenhaben. Dies ist das wesentliche Moment, worauf
es dabei ankommt, und daher dasjenige Merkmal, das als die differentia
specifica in die Definition dieses Begriffes aufzunehmen ist. Darin
besteht ja auch in erster Linie, wie ohne weiteres ersichtlich, die in
Art. 3 der Internationalen Nomenklaturregeln. vorgeschriebene An-
sehung und Behandlung von Wörtern nicht-klassischer Herkunft, die
wissenschaftliche Namen von Tieren sind, als lateinische oder latinisierte
Wörter, und ebenso das Gemeinsame der beiden Gruppen von
Namen, die mein hochgeschätzter, unserer Wissenschaft und uns leider
so früh entrissener Freund Maehrenthal in seiner trefflichen Arbeit
(1904, p. 99) als wissenschaftliche betrachtet. Andererseits sind auch
lateinische Wörter, die als Namen von Einheiten des zoologischen
Systems gebraucht werden, keineswegs in allen Fällen wissen-
schaftliche Namen, nämlich dann nicht, wenn sie nicht
als Namen, die im internationalen Gebrauch keinerlei Veränderung zu
unterliegen haben, sondern nur als Wörter der lateinischen Sprache
gebraucht werden, wie es ja bei lateinisch schreibenden Autoren sowohl
des Altertums wie des Mittelalters und der Neuzeit naturgemäß sehr
oft vorkommt. Bei solchen Veröffentlichungen muß auf Grund ander-
weitiger Kriterien (Angaben des Autors oder Herausgebers, Ver-
gleichung verschiedener Stellen, Druckanordnung, typographische
Unterscheidung, Charakter der Publikation usw.), erforderlichenfalls
bei jedem einzelnen Namen, entschieden werden, ob es sich um einen
wissenschaftlichen Namen handelt oder nicht. (Dabei sei insbesondere
bemerkt, daß speziell die typographische Unterscheidung zwar gewiß
ein sehr wichtiges, ja in manchen Fällen vielleicht sogar das einzige
Hilfsmittel zur Entscheidung dieser Frage ist, daß sie aber selbst-
verständlich immer nur ein äußeres Erkennungsmittel, nie das Wesen
eines wissenschaitlichen Namens bildet und uns daher niemals veran-
lassen darf, nötigenfalls nicht auch alle anderen verfügbaren Hilfs-
mittel zur Entscheidung dieser Frage gebührend zu berücksichtigen —
ganz abgesehen davon, daß die typographische Unterscheidung nicht
immer vom Willen des Autors allein abhängt.) Dies bietet in der Praxis
bei entsprechender Berücksichtigung aller einschlägigen Momente
8. Heft
6 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
erfreulicherweise kaum je ernstliche Schwierigkeiten — wenigstens
bei Veröffentlichungen, die nach dem Jahre 1757 erschienen sind;
und nur solche kommen, wie wir sofort sehen werden, nomenklatorisch
in Betracht. |
Den Gegensatz zu den wissenschaftlichen bilden die nicht-
wissenschaftlichenNamen.— Zu diesen gehören sowohl die
Vulgärnamen wie solche aus dem Lateinischen oder Griechischen
stammende Namen, die (in mehr oder weniger veränderter oder in
unveränderter Form) als Lehnwörter einer nicht-klassischen Sprache‘
angewandt werden, einerlei, ob sie außerdem auch als wissen-
schaftliche Namen eingeführt sind oder nicht. Insbesondere
ist sorgfältig darauf zu achten, daß nicht solche Namen dieser zweiten
Kategorie, die in ihrer Form wenig oder gar nicht verändert worden sind
und die nicht ohnedies schon anderweitig für die betreffende Einheit
eingeführt wurden, irrtümlicherweise als wissenschaftliche Namen
angesehen und behandelt werden, oder umgekehrt. Auch bei diesen
Entscheidungen sind nötigenfalls alle einschlägigen Kriterien (Angaben
des Autors oder Herausgebers, Form des Namens im Hinblick auf die
Sprache, in der die betreffende Veröffentlichung verfaßt ist [Accente!],
Vergleichung verschiedener Stellen, Druckanordnung, typographische
Unterscheidung usw.) sorgfältig zu berücksichtigen, und werden jene
dann kaum je einem Zweifel Raum lassen. — Beispiele von Namen,
die in diese zweite Kategorie fallen, sind: Epineuri Emery (1904, p. 73)
[aus dem Vergleich mit den anderen in der Arbeit angewandten Namen
geht aufs klarste hervor, daß dieser nur einen italienischen
Namen darstellt]; Smerinthe, Sphinx, Macroglosse, Sesie, Syntomide
Latreille, 1825, p. 471; ‚Les PLESIOPS“, „LES CHROMIS“
Cuvier, 1817, p. 266 [bei den wissenschaftlichen Namen macht Cuvier
t.c. niemals einen Accent; Stiles ıst also im Irrtum, wenn er
(1910 a, p. 45 £.) sagt, daß ‚‚Plesiops, trotz des französischen Accentes,
als als ein lateinischer Genusname veröffentlicht interpretiert werden
könnte‘). — Leider ist die gedachte Unterscheidung in der Vergangen-
heit nicht immer genügend streng durchgeführt worden, und wurden
sogar auf Grund solcher nicht-wissenschaftlicher Namen schon gänzlich
ungerechtfertigte Änderungen allgemein gebräuchlicher giltiger Namen
vorgenommen (s. z. B. Poche, 1909 a, 1909 b).
Dieenglischenundfranzösisshen Termini für wissen-
schaftliche und nicht-wissenschaftliche Namen sind: scientific names,
non-scientific names; noms scientifiques, noms non scientifiques.
Aber auch nicht mit allen wissenschaftlichen
Namen von Einheiten des zoologischen Systems haben wir uns
in der zoologischen Nomenklatur zu beschäftigen,
sondern nur mit jenen, die zulässig sind. Man versteht
darunter solche Namen von Einheiten des zo-
ologischen Systems, dienomenklatorisch zu be-
rücksiehtigensind. Dies ist das wesentliche Merkmal der
Zulässigkeit und daher 2llein in die Definition dieses Begriffes
aufzunehmen. — W elch en Bedingungen aber ein Name im einzelnen
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 7
entsprechen muß, um zulässig zu sein, ist natürlich eine ganz andere
Frage, deren Beantwortung sowohl je nach den nomenklatorischen
Anschauungen eines Autors, bezw. einer Körperschaft oder einer Zeit-
periode, als auch je nach der Rangstufe, der die betreffende Einheit
angehört (Subsperies, Species, Genus, supergenerische Gruppe usw.)
verschieden ausfallen kann. Da sich die zoologische Nomenklatur,
wie wir oben (p.5) gesehen haben, überhaupt nur mit wissen-
schaftlichen Namen befaßt, so ist die erste und wenigstens im
Prinzip wohl von allen Seiten anerkannte Bedingung der Zulässigkeit
eines Namens, daßer einwissenschaftlicherist. Nach den
Internationalen Nomenklaturregeln ist ferner, da
diese das Jahr 1758 als den Ausgangspunkt der zoologischen Nomen-
klatur festsetzen, für die Zulässigkeit irgend eines Namens erforderlich,
daß ernach dem Jahre 1757 publiciert worden sei. Allgemein wird
weiters hiezu gegenwärtig mit Recht verlangt, daß der Name ver-
öffentlicht worden sei, und daß er kein nomen nudum [ein
Begriff, der auch wieder verschieden weit gefaßt werden kann] ist —
wenn dies auch in den Internationalen Nomenklaturregeln nur für die
Namen von Arten und Gattungen ausdrücklich gefordert wird.
Ferner wird in diesen die Zulässigkeit der Namen vonArtenund
Gattungen an die Bedingung geknüpft, daß der Autor [in der
betreffenden Veröffentlichung] den Grundsätzen der bi-
nären Nomenklatur gefolgt ist (cf. unten p. 83). — Da-
durch, daß zum ersten male die Bedingungen der Zulässigkeit
eines Namens erfüllt werden, wird er eingeführt [nämlich in die
zoologische Nomenklatur]. — Den Gegensatz zu den zulässigen bilden
die unzulässigen Namen.
Da nomenklatorisch nur zulässige Namenin
Betracht kommen, die Nomenklatur aber ihrerseits die alleinige
Terminologie der Systematik ist, so ist es ohne weiteres einleuchtend,
daß eine Einheit für die Systematik formell erst dann exi-
stiert, also erst dann als aufgestellt betrachtet
werden kann, wenn sie einen zulässigen Namen
erhalten hat. Dieser Grundsatz erfreut sich daher gleichfalls
allgemeiner Anerkennung.
Im Englischen wırd der Begriff „zulässiger Name“ ausgedrückt
durch ‚„admissible name‘‘ oder (öfter) umschrieben durch ‚a name
having status in nomenclature“, „a name having status under the
code“, „a name having standing in nomenclature‘ usw. (s. z. B. Stiles,
1907 b, p. 522f.), was vollkommen der oben gegebenen Definition dieses
Begriffes entspricht; im Französischen fehlt dagegen an-
scheinend ein eigener Terminus dafür. Ich schlage daher als solchen
den Ausdruck ‚nom admissible“, und als solche für den Begriff „un-
zulässiger Name‘ die Bezeichnungen ‚‚inadmissible name“ und „nom
inadmissible‘“‘ vor, die sowohl sachlich als sprachlich genau den be-
treffenden deutschen Termini entsprechen.
Unter den zulässigen Namen sind von besonderer Wichtigkeit
die verfügbaren Namen. Darunter verstehe
8 Heft
8 Franz Poche: Die Bestimmurg des Typus
ich jene Namen, die gegebenenfalls als giltige
solche verwendet werden können. — Dieser Begriff
ist in der deutschen und anscheinend ebenso in der französischen
zoologischen Literatur noch so gut wie unbekannt — meines
Wissens wurde er bisher erst von mir selbst vor kurzem (1912a, p. 846)
angewandt; dagegen ist er den englisch schreibenden Autoren voll-
kommen geläufig und wird von ihnen mit dem Terminus „available
names‘ bezeichnet, der genau dem eben eingeführten deutschen ent-
spricht; im Französischen möchte ich dafür den Terminus
„noms disponibles‘“ vorschlagen. — Im Gegensatz zu den verfügbaren
stellen alle anderen zulässigen Namen nicht verfügbare
Namen dar (im Englischen als „unavailable names‘ bezeichnet;
im Französischen schlage ich dafür den Terminus „noms indisponi-
bles’”’ vor). — Welchen Bedingungen ein Name genügen muß, um
verfügbar zu sein, ist selbstverständlich eine ganz andere Frage, deren
Beantwortung sich wieder je nach den verschiedenen nomenklatorischen
Anschauungen sowie nach der Rangstufe der betreffenden Einheit ver-
schieden gestaltet. Da für die zoologische Nomenklatur, wie wir gesehen
haben, überhaupt nur diezulässigen Namen in Betracht kommen,
also a fortiori nur diese giltigseinkönnen, so muß ein verfüg-
barer Name selbstverständlich vor allem zulässig sein. Ferner
sind nach den Internationalen Nomenklatur-
regeln und zugleich auch nach dem wohlbegründeten herrschenden
Gebrauche (natürlich bei Erfüllung der Bedingungen der Zulässig-
keıt) Namen von Familien und Unterfamilien ver-
fügbar, wenn sie durch Anfügung der Endung idae, bezw. inae
an den Stamm eines verfügbaren Namens einer der Gattungen der-
selben gebildet sind, Namen von Gruppen von höherem
alsFamilienrang, wenn sie mononominal sind (und die Form
der Mehrzahl haben), Gattungs- und Artnamen, wenn sie nicht
präokkupiert sind. (DieBegründun g dieses letzten Satzes erfolgt,
um Wiederholungen zu vermeiden, erst unten bei Besprechung des
Begriffs der giltigen Namen, da ja nur an der Hand der Be-
dingungen, unter denen ein Name giltig ist, beurteilt werden kann,
wieso Namen gegebenenfalls als giltige solche verwendet werden
können, d. h. eben verfügbar sind.)
Unter den verfügbaren Namen sind wieder in erster Linie bedeutsam
diegiltigen Namen. Manverstehtdarunterjene
Namen, die zur Bezeichnung der Einheiten des
Systemszuverwenden sind. — Von einem giltigen Namen
kann also nur dort die Rede sein, wo (nach den jeweiligen nomen-
klatorischen Anschauungen) nur ein bestimmter Name (wenig-
stens von den eingeführten), nicht aber dort, wo nach diesen
ein beliebiger von zwei oder mehreren eingeführten solchen zur
Bezeichnung der betreffenden Einheit verwendet werden darf. Im
letzteren Falle gibt es, wie ohne weiteres ersichtlich, zwei oder mehrere
verfügbare, nicht aber einen giltigen Namen. — Den con-
trären Gegensatz zu den giltigen b:lden die ungiltigen Namen..
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen ete. 9
DarunterverstehtmanjeneverfügbarenNamen,
die zur Bezeichnung der Einheiten des Systems
nichtverwendet werden dürfen. — Als von einem Autor
alsgiltige Namen gebraucht bezeichnet man jene Namen,
die ee rzur Benennung von Einheiten verwendet; diese Bezeichnung
involviert also keineswegs, daß die betreffenden Namen nach unseren
nomenklatorischen Anschauungen giltig sind; nach diesen können
sie vielmehr sehr wohl ungiltig sein, oder kann es für die betreffende
Einheit überhaupt keinen giltigen, sondern nur zwei oder mehrere
verfügbare Namen geben. — W elc le Bedingungen ein Name erfüllen
muß, um giltig zu sein, hängt wie bei der Zulässigkeit und Verfügbarkeit
sowohl von den jeweiligen nomenklatorischen Anschauungen wie von
der Rangstufe der betreffenden Einheit ab. Aus der Definition des
Begriffes der verfügbaren Namen erhellt ohne weiteres, daß ein giltiger
Name stets ein verfügbarer sein muß. Fermer ist nachden
Internationalen Nomenklaturregeln jener ver-
fügbare Name (s. oben) einer Familie oder Unterfamilie der giltige,
der von dem giltigen Namen ihrertypischen Gattung gebildet
ist, und jener verfügbare Genus- oder Speciesname (s. oben), der
der älteste ist, oder, wenn es zwei oder mehrere älteste, also unter-
einander gleichalte solche gibt, jener von diesen, der von dem ersten
revidierenden Autor als giltiger Name gewählt worden ist, bzw. wird.
Verfügbar sind aber nach jenen Regeln auch alle anderen durch
Anfüsung der Endung idae, bezw. inae an den Stamm eines verfüg-
baren Namens einer ihrer Gattungen gebildeten Namen von Familien
und Unterfamilien, da diese nicht dem Prioritätsgesetz unterstehen
und es somit dem Ermessen jedes Autors anheimgestellt ist, welche
Gattung er als die typische betrachten will, sie also gegebenenfalls
alle als giltige Namen verwendet werden können (die von ungiltigen
Gattungsnamen gebildeten in dem Fall, wenn diese giltig werden ; ebenso
alle anderen zulässigen und nicht präoccupierten Gattungs- und Art-
namen ‚da sie in der Reihenfolge ihrer Anciennität sämtlich gegebenen-
falls als giltige Namen verwendet werden können, wenn z. B. ermittelt
wird, daß der bis dahin als solcher gebrauchte Name präoceupiert ist
oder sich in Wirklichkeit auf eine andere Einheit bezieht. Bei den
Gruppen von höherem als Familienrang ist dagegen nur dann ein Name
der giltige, wenn er der einzige für die betreffende Einheit
eingeführte verfügbare ist (s. oben p. 7), da jene Regeln nichts
darüber bestimmen, welcher von zwei oder mehreren solchen zur Be-
zeichnung dieser zu verwenden ist, und es also dem Belieben jedes
Autors überlassen, welchen davon er dazu gebrauchen will und so-
mit, wie wir gerade gesehen haben, keiner derselben den gil-
tigen Namen darstellt.
Die Termini für giltige und ungiltige Namen sind im Fran-
zösischen: ‚„noms valables“, ‚noms non valables“; ım Eng-
lischen: ‚valid names“, „invalid names“.
Nachstehend gebe ich eine tabellarische Übers’cht der soeben ausein-
andergesetzten Terminologie und führe dabei unter Zugrunde-
8. Heft
10
Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
legung der Bestimmungen der Internationalen
Nomenklaturregeln je einige Beispiele für die verschiedenen
Kategorien von Namen an.
Kategorien der Namen von Einheiten des zoologischen
Systems nach ihrem nomenklatorischen Status.
nicht-wissen-
schaftliche
Namen (noms
non scienti-
fiques; non-scien-
__tifie names)
unzulässige Namen
(noms inadmissibles; inadmissible
names)
wissen-
schaftliche
Namen
(noms scı-
entifiques;
seientifie | zulässige
names): Namen
Namen, ) (noms ad-
dieiminter-| missibles;
nationalen | admissible
Gebrauch | names):
keinerlei Namen,
Verän- die nomen-
derung zu | klatorisch
unterliegen | zu berück-
haben. sichtigen
sind.
nicht verfügbare Namen
(noms indisponibles; un-
available names)
ungiltige Namen
verfügbare |(noms non va-
Namen lables; invalid
(noms dis- |names): verfüg-
ponibles; |bare Namen, die
available |zur Bezeichnung
names): |derEinheiten des
Namen, die} Systems nicht
gegebenen- | verwendet wer-
falls als gil-
tige solche
den dürfen.
giltige Namen
usa (noms valables;
ge valid names):
können.
Namen, die zur
Beispiele.
urus Caesar; Wolf; Lan-
zettfischehen; Epineuri
Emery (1904, p. 73);
Smerinthe,Sphinx, Mac-
roglosse Latreille (1825,
p. 471).
Tucana Cayanensis gut-
turealbo Brisson(1760,4,
p. 416); Araneus Olerck
(1757, p. 22); Ghanan
Forskäl (1775, p. 44)
[nom. nud.].
Lobmannella Neres-
heimer (1904, p. 137);
Branchiostomidae; ÜOa-
vicornia [Familie!]; In-
fusoria tentaculifera
Huxley (1377, p. 95).
Flagellata;, Mastigo-
phora; Ferae; Carni-
vora; Acinetoidea.
Neresheimeria Uebel
(1912); Awphioxidae;
Amphioxus.
SphaeriparaPoche(1911,
p. 80.; Branchiosto-
matidae; Luohmannella
Trouessart (1901, p.250);
Bezeichnung der | Sphinx Linnaeus (1758,
Einheiten des
Systems zu ver-
wenden sind.
p. 343 [cf. p. 489]).
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 11
Die Typen der Nematodengattungen Acuaria, Spiro-
ptera und Dispharagus auf Grund des Eliminations-
verfahrens.
In der öffentlichen Sitzung der Nomenklaturkommission am
VIII. Internationalen Zoologenkongreß zu Graz, die am Nachmittage
des 18. August 1910 im Kleinen Hörsaal des Zoolog'sch - Zootomischen
Institutes der Universität Graz stattfand, bekämpfte Herr Stiles den
von mir eingebrachten und vertretenen Antrag, zu Punkt (e) des neuen
Art. 30 der Internationalen Nomenklaturregeln hinzuzufügen: ,,(d)
Species, welche späterhin in andere Gattungen versetzt worden sind.
(Elimination.)‘“ [i. e.: dürfen nicht als Typus gewählt werden]. Dabei
erklärte er die Anwendung des Eliminationsverfahrens zur Festlegung
des Typus von Gattungen ohne ursprünglich bestimmten solchen
für theoretisch und praktisch unmöglich, und
sagte in Begründung dessen mit erhobener Stimme wörtlich: „I
challenge every zoologistinthe world to deter-
minebyeliminationthetypesofthethreegenera
Spiroptera, Acwaria and Dispharagus — I give
an open challenge to every zoologist.“ — Darauf
entgegnete ich sofort, daß ich dieHerausforderungan-
nehme und dieTypen derdreigenannten Genera
unter Zugrundelegung des Eliminationsver-
fahrens bestimmen werde; gleichzeitig fügte ich hinzu,
daß ich überdies auch die für eine sichere und einheitliche Anwendung
des Eliminationsverfahrens erforderlichen Regeln entwerfen werde. —
Diesen beiden Versprechen komme ich in dieser Arbeit nach, und zwar
zunächst jenem, das die unmittelbare Antwort auf die Herausforderung
des Herrn Stiles bildet.
Die Aufteilung der drei Gattungen Acuaria, Spiroptera und Dis-
pharagus ging folgendermaßen vor sich:
Acuaria Bremser (in: Administratio reg. caes. Musei Historiae
naturalis Viennensis, 1811, p. 11 [cf. p. 26)).
Bremser unterschied in dieser Gattung 14 Species, die er aller-
dings weder benannte noch irgendwie kennzeichnete, sondern nur
mit den Zahlen 1—14 (und der Angabe des Wirtes) bezeichnete.
Ich führe daher der größeren Deutlichkeit halber bei jeder der-
selben in ( ) den Namen an, den ihr Rudolphi (1819, p. 22—29
[ef. p. 235—255]), der gleichzeitig an Stelle von Acuaria den Namen
Spiroptera einführte (s. unten), gab. — (Rudolphi betrachtete
sechs davon als ‚Species dubiae‘‘, und daraufhin sagt Stiles (in: Stiles
u. Hassall, 1905, p.49 [ef. p.12]): „Alle Helminthologen werden wahr-
scheinlich zugeben daß der Typus von Acuaria unter den Arten ge-
wählt werden sollte, die Rudolphi als giltig [= sicher (,valid‘‘)] be-
trachtete.‘“ Dies zutun wäirefürmichzwargewißsehrbe-
quem, indem es die Zahl der von mir zu berücksichtigenden Arten
bedeutend verringern würde; doch ist jener Standpunkt ein durchaus
8. Heft
12 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
unberechtigter. Denn nur jene Arten sind als Typus einer Gattung
nicht verfügbar, „die vom Standpunkt des Autors des Gattungs-
namens zur Zeit seiner ursprünglichen Veröffentlichung species in-
quirendae waren“ [Art. 30, e (#); denselben Standpunkt vertritt ja auch
Stiles selbst (p. 29 u. 56)]; und es ist auch in keiner Weise ersichtlich,
warum etwa gerade in diesem Falle davon eine Ausnahme gemacht
werden und alle jene Arten bei der Festlegung eines Typus un-
berücksichtigt bleiben sollten, die ein späterer Autor als zweifel-
haft betrachtete.)
1. (Spiroptera Anthuris Rud.): von Dujardın, 1845, p. 75 in die
Gattung Dispharagus gestellt;
2. (Spiroptera euryoptera Rud.): von allen Autoren in der Gattung
Spiroptera (= Acuaria!) belassen;
3. (Spiroptera attenuata Rud.): von Dujardin, 1845, p. 74 zu Dis-
pharagus gestellt;
4. (Spiroptera Anthuris Rud.): wie 1;
5. (Spiroptera Anthuris Rud.): wie 1;
6. (Spiroptera bidens Rud.): von Dujardin, 1845, p. 77 zu Dis-
pharagus gestellt („par conjecture‘);
7. („Spiroptera Upupae“): wie 2;
8. („‚Spiroptera Falcinelli“‘): von Molın, 1860, p. 496 zu Dispharagus
gestellt;
9. („Spiroptera Strigis“‘): wie 2;
10. (Spiroptera revoluta Rud.): von Molin, 1860, p. 492f. zu Dis-
pharagus gestellt;
11. (‚‚Spiroptera Fulicae‘“): wie 2;
12. (‚„Spiroptera Sturn‘): wie 2;
13. (,‚Spiroptera Vanelli‘“‘): wie 2;
14. (Spiroptera elongata Rud.): von Molin, 1860, p. 495 zu Dis-
pharagus gestellt.
Noch nicht aus der Gattung Acuaria eliminiert wurden also
die sub 2, 7, 9, 11, 12 und 13 angeführten Arten; und da bisher keine
davon als Typus jener bestimmt wurde, so sind sie sämtlich als
solcher verfügbar. Und zwarbestimmeichalssolchen
Acuariaeuryoptera (Rud.). Meine Gründe für diese Wahl
sind, daß die sub 7, 9, 11 und 12 angeführten Arten sehr ungenügend
bekannt sind (in der letzten Monographie jener Gattung [Stossich,
1897, p. 121, 120, 115] werden sie sämtlich als species inquirendae
angeführt), Acuaria euryoptera andererseits auch besser bekannt ist
als A. vanelli [= ‚‚SpiropteraV anelli““ Rudolphi], die einzige noch übrige
Art, und außerdem auch bereits von Ransom (1904, p. 38) als „wahr-
scheinlich‘“ der Typus der Gattung betrachtet worden ist.
Stiles (in: Stiles und Hassall, 1905, p. 48 £. [ef. p. 12]) gibt zwar an,
daß Rudolphi (1819, p. 244) auf Spiroptera anthuris eine Gattung Anthuris
gegründet hätte, ‚„‚die augenscheinlich er [Dujardin] und alle anderen
Helminthologen übersehen haben” (p. 50) und deren Typus sie durch
absolute Tautonymie und auch klar durch Rudolphis ursprüngliche
Absichten sei; Anthuris wäre klar Acuaria neubenannt, wie von Ru-
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 13
dolphi zugegeben; daher würde $. anthuris (nach Art. 30f.) der Typus
von Acuaria werden, und ebenso der von Spiroptera, da letzteres nur
ein neuer Name für Acuaria ist. — Diese Argumentation wäre im
wesentlichen durchaus zutreffend, wenn Rudolphi tat-
sächlich einen Gattungsnamen Anthuris einge-
führthätte. Diesistin Wirklichkeit aber nicht
der Fall; er sagt vielmehr an der einzigen in Betracht kommenden
Stelle (p. 244) unter Spiroptera Anthuris ausdrücklich: „Obs. 1. Haec
prima BREMSERI Acuaria fuit, quam examini subjicere lieuit, et
vagina penis foliolis cincta commotus fui, qui nomen genericum An-
thuridıs ponerem; aliis autem deinceps speciebus comparatis ıllam
minus compositam vidi et Spiropterae nomen praetuli.‘“ — Es ist nun
gewiß von vornherein äußerst unwahrscheinlich, daß
alle späteren Helminthologen bis auf Herrn
Stiles diese durch eine Alinea hervorgehobene Stelle in dem Werke,
. das so lange Zeit hindurch geradezu als Brevier der Helminthologen
galt, und die sich nicht etwa in einer Fußnote, sondern im laufenden
Texte findet, übersehen haben sollten, sondern vielmehr ‚„augen-
schelnlich“, daßsieebenderAnsiehtwaren,daßdamit
nicht ein Gattungsname Anthuris eingeführt
sei. Und diese Ansicht ist auch auf Grund der heutigen Nomen-
klaturregeln durchaus zutreffend; denn damit ein Name für eine Eıin-
heiteingeführt ist, ist es unbedingt erforderlich, daß diese in einer
Veröffentlichung mit ihm bezeichnet (,designe‘) worden sei.
Dies hat Rudolphi aber keineswegs getan; er teilt vielmehr
nur mit, daß er [zuerst] bewogen wurde, der Gattung den frag-
lichen Namen zu geben, dann aber doch einen anderen
vorgezogen hat, was also auch wenn man sich auf einen noch so
rein bibliographischen Standpunkt stellt, unmöglichalseine
Bezeichnung der Gattung mıt jenemin der Ver-
öffentlichungbetrashtet werdenkann. Auch kann
dem, nicht etwa die Meinung der (in Boston versammelten Mitglieder
der) Nomenklaturkommissıon entgegengehalten werden (Stiles, 1907b,
p. 523), daß Manuskrıptnamen zulässıg werden, wenn sie entsprechend
den Bedingungen des Art. 25 der Regeln gedruckt werden, unabhängig
davon, ob sie von dem sie veröffentlichenden Autor angenommen oder
verworfen werden; denn zu jenen Bedingungen des Art. 25 gehört eben,
wie wir gerade gesehen haben, daß die betreffende Einheit in einer
Veröffentlichung mit dem fraglichen Namen bezeichnet worden
ist, welche Bedingung in unserem Falle nicht erfüllt ist. —Ich
bemerke dabei jedoch ausdrücklich, daß ich mit dem Vorstehenden
in Hinsicht auf die von mir übernommene Aufgabe, festzustellen,
was nach dem Eliminationsverfahren die Typen der Gattungen Acuaria,
Spiroptera und Dispharagus sind, sehr zu meinem eigenen Nachteil
argumentiere. Denn würde ich die eben dargelegte Ansicht Stiles’
ruhig annehmen — wogegen er doch sicher nichts einwenden könnte —,
so müßte ich ohne weiteres ebenfalls Spiroptera anthuris als Typus von
Acuaria betrachten (da ja das Prinzip des Typus durch absolute Tauto-
8. Heft:
14 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
nymie und ebenso die Bestimmung (f) des Art. 30 natürlich beim
Eliminationsverfahren ebensogut ihre Geltung behalten wie bei der
willkürlichen Typusbestimmung [s. darüber p.26]) und würde mir
dadurch die Verfolgung der Aufteilung dieser Gattung ersparen. (Im
übrigen kann ich mich aber auch der oben angeführten Ansicht der in
Boston versammelten Mitglieder der Nomenklaturkommission nicht
anschließen [s. das unten auf p. 67—72 Gesagte].)
Spiroptera Rudolphi (1819, p. 22 [cf. p. 235]).
Da Spiroptera keine neue Gattung, sondern, wie aus Rudolphis
(p. 235) Angaben klar hervorgeht, nur einen neuen Namen für
Acuaria Brems. darstellt, so wird der Typus von Acuaria ipso facto
auch der von Spiroptera (wie auch Herr Stiles (in: Stiles u. Hassall,
1905, p. 49 [ef. p. 12]) vollkommen anerkennt), indem die bezügliche
Bestimmung (Art. 30 (/)), wie bereits erwähnt, natürlich beim Eli-
minationsverfahren ebensogut g.lt wie bei der willkürlichen Typus-
bestimmung. Und da ich oben (p. 12) Acuaria euryoptera (Rud.) als
Typus von Acuaria bestimmt habe, so stellt also diese Art
auch bei Zugrundelegung des Eliminations-
verfahrens den Typus von Spiroptera Rud. dar.
Dispharagus Dujardin (1845, p. 42 [ef. p. 69]).
Wie Dujardin (p. 71) ausdrücklich angibt, hat er (von den in Vögeln
vorkommenden Arten dieses Genus) 11 selbst untersucht; ‚wie fünf
anderen sind Spiropteren von Rudolphi, die ıch vermutungsweise
[,,par conjeeture“] hierherstelle.‘“ Da bei 11 der in Rede stehenden
Arten aus seiner Darstellung aufs Klarste hervorgeht, daß er sie selbst
untersucht hat, so ergibt sıch hieraus mit vollerSicherheiıt,
welches die fünf anderen von ihm vermutungsweise hierher-
gestellten Arten sind. Und zwar sind dies folgende: Dispharagus
laticeps, D. bidens (von dem Dujardin auch ausdrücklich sagt [p. 78],
daß er ihn vermutungsweise hierherstellt), D. quadrilobus, D.
laticaudatus und D. bicuspis (ci. auch Stiles, t. c., p. öl). Keine dieser
Arten kann also als Typus in Betracht kommen. Letzteres gilt auch
(nach Art. 30e (3)) von den beiden Arten ‚?Dispharage de l’epervier.
(B.)— Duj., nov. sp.?“ und ‚„? Dispharage de l’epervier. (D.) — Duj.,
nov. spec.?‘“ (p. 72). — Im übrigen gestaltete sich die Aufteilung des
Genus Dispharagus folgendermaßen:
1. „Dispharage du hobereau‘“: von Diesing, 1851, p. 229 zu Spvro-
ptera gestellt. — Stiles (p.51) sagt, daß wahrscheinlich alle Systematiker
einig sein werden, auch diese Art von der Berücksichtigung als Typus
auszuschließen (da sie von Dujardin nicht benannt wurde). Dies wäre
jedoch ganz unberechtigt (siehe unten p. 21f.);
2. D. tenuis Duj.: von Diesing, 1851, p. 219 zu Spiroptera gestellt;
3. D. subula Duj.: wie 2;
4. D. attenuatus (Rud.): von Diesing, 1851, p. 215 zu Spiroptera
gestellt;
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 15
5. D. nasutus (Rud.): von Diesing, 1851, p.212 zu Spiroptera
gestellt;
6. D. anthuris (Rud.): wie 4;
7. D. truncatus (Crepl): wie 2;
8. D. decorus Daj.: von Diesing, 1851, p. 232 in die neue Gattung
Histiocephalus gestellt;
9. D. brevicaudatus Duj.: von Diesing, 1851, p. 231 in die neue
Gattung Histiocephalus gestellt;
10. D. denudatus Duj.: wie 8;
11. D. eystidicola (Lam.): von Diesing, 1851, p. 220 zu Spiroptera
gestellt.
Hiermit war also derältere Name Dispharagus aus der Nomen-
klatur verschwunden, gleichzeitig aber für einen Teil der
als Typus dieser Gattung verfügbaren Arten dieneue Gattung
Histiocephalus Diesing (1851, p. 80 [ef. p. 230]) aufgestellt worden.
Es ist. also (s. unten p. 22) dieser letztere Name zunächst einzu-
ziehen und Dispharagus an seine Stelle zu setzen. Von den drei als
Typus verfügbaren in dieser Gattung verbleibenden Arten (D. decorus,
D. brevicaudatus und D. denudatus) ist also behrfs Festlegung dieses
die weitere Elimination zu verfolgen. Diese ging wie folgt vor sich:
1. D. decorus: von Linstow, 1878, p. 72 zu Histiocephalus gestellt
[welchen Namen er nicht etwa in der eben angegebenen Weise an Stelle
von Dispharagus, sondern ganz richtig für eine von dieser letzteren
verschiedene Gattung gebraucht (cf. t.c., p. X])]; |
2. D. brevicaudatus: von allen Autoren in Dispharagus belassen;
3. D. denudatus: von Linstow, 1887, p. 108f. zu Ancyracanthus
[errore: Aneryacanthus] gestellt.
AufGrunddesEliminationsverfahrens stellt
somit DispharagusbrevicaudatusDuj. den Typus
von Dispharagus Duj. dar.
Bemerkt sei auch, daß also bei Anwendung des Eli-
minationsverfahrens dieser althergebrachte und bekannte
‚Gattungsname in dem bisherigen Sinne erhalten
bleibt, während er bei der willkürlichen Typus-
bestimmung (siehe über diese p.26) als Synonym zu
Acwaria gestellt und durch einen anderen er-
setzt werden muß, da Stiles (in: Stiles u. Hassall, 1905,
p. 50—52 [cf. p. 12]) (entgegen der vorhergegangenen Elimination)
Aeuariva anthuris (Rud.) als Typus von Dispharagus bestimmt hat.
Mit dieser Bestimmung des Typus der drei
GattungenAcuaria,Spiropteraund Dispharagus
aufGrunddesEliminationsverfahrens ist also
der von Herrn Stiles an alle Zoologen der Welt
gerichtetenundvonmirangen»mmenenHeraus-
forderung Genüge geschehen. Ich hoffe daher
wohl auch voraussetzen zu dürfen, daß Stiles
seinenWiderstandgegendenAntragaufWieder-
8. Heft
16 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
einführung der Bestimmung, daß vorhergegangene
Elimination als für die Festlegung des Typus einer Gattung weiterhin
bindend zu betrachten ist, vonnunanaufgeben wird,
da ja jene Herausforderung, wie wir gesehen haben, gerade in Be-
kämpfung dieses Antrages erfolgte. Denn sowohl das Ergehenlassen als
das Annehmen einer Herausforderung wäre selbstverständlich zweck-
und sinnlos und würde zu einer bloßen Farce
herabsinken, wenn der Herausfordernde aufjeden Fall,
also auch dann, wenn seiner Herausforderung Genüge getan ist, nach
wie vor unverändert auf seinem Standpunkt beharren würde und der
die Herausforderung Annehmende also nur die Möglichkeit
zu verlieren, in keinem Falle aber die Möglichkeit
etwaszugewinnen hätte — und es ist ja natürlich ausgeschlossen,
daß Herr Stiles mit jener Herausforderung nur den Zweck verfolgt hätte,
sich für den Augenblick einen Vertreter einer von der seinen ab-
weichenden Ansicht auf bequeme Art vom Halse zu schaffen.
Die Methodik des Eliminationsverfahrens.
So einfach nun im Prinzip das Eliminationsverfahren ist und so
allgemein es seit der Begründung der binären Nomenklatur durch
Linne bis zur Gegenwart — mit relativ wenigen Ausnahmen — an-
gewandt wurde, so gibt es dabei wie bei der Anwendung so ziemlich
jeden Grundsatzes der zoologischen Nomenklatur Fälle, wie wir ja
auch schon im Vorhergehenden gesehen haben, in denen verschiedene
Auffassungen möglich und daher behufs WahrungderKEin-
heitlichkeit der Nomenklatur präzise Regeln
zuihrerEntscheidungnotwendigsind. Undda muß
nun allerdings unbedingt zugegeben werden, daß solche Regeln bisher
noch nirgends in auch nur annähernd ausreichendem Maße gegeben
worden sind und daß also der besonders in den letzten Jahren von
verschiedenen Autoren (insbesondere D. S. Jordan, 1900; 1901; 1905;
1907, p. 468; Stone, 1906; 1907a, p. 149f. ; 1907b) gegen jenes erhobene,
wenigstens in erster Linie darauf gegründete Einwand bei dem
bisherigen Stande der Dinge als in Bezug auf den ihm
als Basis dienenden Sachverhalt durchaus zutreffend anerkannt
werden muß. So sehr ich daher Tutt, 1904a; 1904b; J. A. Allen,
1905, p. 429if.; 1906; 1907a; 1907b, p. 27%. u. 381f.; 1907c; Bather,
1906; Williston, 1907; Coquillett, 1907a; 1907b; Hendel, 1911 u. A.
in ihrer Verteidigung des Eliminationsverfahrens im Prinzip voll
und ganz beistimme, so muß ich doch zugeben, daß z. B. Allen (1907a,
p. 553) in dieser Beziehung die Sache in einem leider entschieden zu
rosigen Lichte betrachtet. Gew.ß ist dieser erfahrene Forscher sich für
seine Person über alle einschlägigen Punkte längst klar geworden
und entscheidet sie in jedem ihm vorkommenden Falle in folgerichtiger
Weise, und gilt dasselbe von manchem anderen Autor jenseits wie
diesseits des Ozeans. Aber in Bezug auf die große Menge der Fachgenossen
— und zwar auch der in nomenklatorischen Fragen bewanderten —
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 17
liegen die Dinge unleugbar wesentlich anders; und sogar in Bezug auf
die in die erstgedachte Kategorie gehörenden Forscher ist es sehr
unwahrscheinlich, daß sie untereinander in allen
einschlägigen Punkten einer Ansicht sein würden. — Freilich folgt
aus all dem noch keineswegs, daß das im großen ganzen doch
dureh anderthalb Jahrhunderte bewährte Eli-
minationsverfahren zu verwerten ıst, zumal da die
anderen an seiner Stelle vorgeschlagenen Me-
thoden zur Festlegung des Typus von Gattungen ohne ursprüng-
lichen solchen, nämlich die willkürliche Typusbestimmung und ebenso
auch die scheinbar jede Meinungsverschiedenheit ausschließende first
species rule, genau ebensogut in zahlreichen Fällen
verschiedenen Ansichten Raum lassen, worauf ich
unten noch zurückkommen werde (s. p. 38f. u. 43£.). Wohl aber geht daraus
mit aller Deutlichkeit hervor, daß es hohe Zeit ıst, daß genaue und für
alle vorkommenden Fälle ausreichende Regeln für die Durchführung
des Eliminationsverfahrens aufgestellt werden. In diesem Zusammen-
hange sei auch erwähnt, daß der zweifellos bedeutendste lebende Ver-
treter der first species rule, der hervorragende und vielseitige ameri-
kanische Forscher David Starr Jordan, den ich am letzten Zoologen-
kongreß in Graz auch persönlich kennen und schätzen zu lernen Ge-
legenheit hatte, sich im Gespräche mir gegenüber in einer Weise
äußerte, aus der ich entnehmen zu dürfen glaube, daß er, wenn für das-
selbe präzise und ausreichende Regeln aufgestellt würden, sich sehr wohl
auch mit dem Eliminationsverfahren befreunden könnte. — Ich will
also im folgenden die einschlägigen Punkte der Reihe nach besprechen
und in jedem Falle die getroffene Entscheidung auch be-
sründen.
Begriffsbestimmungen.— Unter Elimination
(e aus, heraus; men die Schwelle, Grenze), versteht manin
der Zoologie das Entfernen eines Teiles des ur-
sprünglichen Inhaltes einer Einheit aus dieser.
Der Begriff ist also keineswegs auf Einheiten bestimmter Rangstufen
(nämlich Gattungen und Untergattungen sowie Arten und Unterarten)
beschränkt; am häufigsten wird er aber in Bezug auf Einheiten der
genannten Kategorien und besonders bei Gattungen gebraucht, da
ihm hier infolge der strengen Regelung ihrer Benennung nach dem
Prioritätsgesetz große Bedeutung bei der Entscheidung zukommt,
welchem Teile des ursprünglichen Inhaltes einer zu teilenden oder
schon früher geteilten Einheit der ursprüngliche Name dieser zu be-
lassen, bezw. zu restitwieren ist. Bei den allermeisten nicht mono-
typischen älteren und auch bei vielen neueren Gattungen haben im
Laufe der historischen Entwicklung des Systems successive fort-
schreitend mehrere solche Eliminationen stattgefunden. — Unter
Eliminationsverfahren versteht man jene Me-
thode zur Festlegung des Typus von Einheiten
ohne ursprünglichen solchen, die nur jenen
Teil des ursprünglichen Inhaltes einer Einheit
Archiv für Naturgeschichte
1912. A 3. 2 8. Heft
18 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
als als Typus verfügbar, bezw. als diesen dar-
stellend betrachtet, der noch nicht oder, wenn
bereits ihr ganzer als Typus verfügbarer ursprünglicher Inhalt
eliminiert worden ist, zuletzt eliminiert wurde. Der
Name rührt davon her, daß dabei selbstverständlich die statt-
gefundenen Eliminationen verfolgt werden müssen. Dasselbe
stellt also eine Anwendung des Prinzips des
ersten revidierenden Autcrs und somit des
PrioritätsgesetzesaufdieFestlegungdesTypus
von Einheiten ohne ursprünglich bestimmten
solchen dar. (Betreffs einer näheren Ausführung dessen verweise
ich, um Wiederholungen zu vermeiden, bloß auf das unten p. 45f.
Gesagte.)
Das Eliminationsverfahren wird natürlich gleich-
falls in erster Linie bei Gattungen angewandt. Gerade bei diesen
bietet die Verfolgung der stattgefundenen Eliminationen im all-
gemeinen auch keine besondere Schwierigkeit, indem ja eine solche
auch eine Anderung des Namens der betreffenden Art oder Arten
mit sich bringt und daher an der Hand der Synonymie speziell für
den mit der Literatur der betreffenden Gruppe Vertrauten leicht
festzustellen ist. — Aus dem angegebenen Zwecke des Eliminations-
verfahrens erhellt ferner ohne weiteres, daß dabei solche Teile des
ursprünglichen Inhaltes einer Einheit, die aus anderen Gründen von
vornherein nicht als Typus verfügbar sind (die ihr z.B. nur mit
zugerechnet wurden), gänzlich außer Betracht gelassen werden
Önnen.
Aus den eben dargelegten Begriffen der Eli-
mination und des Eliminationsverfahrens er-
geben sich für die Durchführung dieses letz-
teren unmittelbar folgende Sätze:
1. Die stattgefundene Elimination stellt eine geschehene
Tatsache dar und kann daher als solche nicht ungeschehen ge-
macht werden; ein einmal eliminierter Teil des ursprünglichen Inhaltes
einer Einheit ist also als Typus dieser nicht mehr verfügbar, wenn er
auch von demselben oder einem anderen Autor wieder in sie zurück-
versetzt wird. — Dieser als rein logische Folgerung gewonnene Satz
steht auch in vollem Einklange mit dem heute mit Recht allgemein
anerkannten Grundsatze, daß die Nomenklatur der Genera und
Spezies, soweit sie nicht gerade diese zum Ausdruck bringt,
soviel wie irgend möglich unabhängig von der jeweiligen systematischen
Anschauung sein soll. Denn würde mansichaufdengegenteiligen
Standpunkt stellen, so könnte jederzeit ein Autor, der eine vorherge-
gangene Elimination als sachlich n i c h t berechtigt betrachtet und daher
den betreffenden Teil des ursprünglichen Inhaltes der Einheit wieder
in sie zurückversetzt, aus jenem den Typus dieser wählen, während
ein anderer, der die gedachte Elimination als berechtigt betrachtet,
diese Typusbestimmung nicht als giltig anerkennen könnte.
Dann wäre auch der von Herrn Jordan (1907, p. 469) gegen das
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 19
Eliminationsverfahren erhobene Vorwurf, daß es die zur Typusbe-
stimmung erforderliche Arbeit mit jedem Wechsel unserer Anschauungen
über die Grenzen der Gattung von neuem verrichtet, vollkommen
berechtigt, während er bei Zugrundelegung des hier eingenommenen
Standpunktes natürlich hinwegfällt (cf. auch das unten auf p. 42
Gesagte).
2. Die Angabe, daß ein bestimmter Teil des ursprünglichen Inhaltes
einer Einheit möglicherweise, vielleicht, vermut-
lieh, wahrscheinlich dieser nicht zuzurechnen sei, oder
daß er möglicherweise, vielleicht, vermutlich,
wahrscheinlich einer bestimmten anderen Einheit zuzurechnen
sei, stellt keine Elimination desselben dar, da hiebei die zu einer
solchen erforderliche Entfernung desselben aus jener tatsächlich
eben nicht vorgenommen wird.
3. Wohl aber stellt es eine Elimination dar, wenn ein Teil des
ursprünglichen Inhaltes einer Einheit nur mit Zweifel, ver-
mutungsweise,mit?, mitVorbehaltausihrentfernt
wird, da hiebei die zu jener erforderliche Entfernung desselben
aus dieser, wie ohne weiteres ersichtlich, wenn auch nur vermutungs-
weise, de facto ja vorgenommen wird.
4. Der Umstand, daß ein Autor unter einer Einheit bloß einen Teil
ihres ursprünglichen Inhaltes (bei einer Gattung also nur einen Teil
der ursprünglich in ihr enthaltenen Arten) anführt, stellt keine
Elimination des übrigen Teiles desselben dar. Denn dies involviert
keineswegs, daß er diesen letzteren aus der Einheit entfernt, indem
ebensogut mannigfache andere Gründe für jenen Umstand maßgebend
sein können (Raummangel, vermeintliche oder wirkliche geringere
Wichtigkeit des nicht angeführten Teiles, Unbekanntsein des Autors
mit diesem, Nichteinschlagen desselben in den geographischen,
stratigraphischen, ethologischen .... . Rahmen der betreffenden
Arbeit usw.).
5. Wohl aber stellt es eine Elimination des übrigen Teiles des
ursprünglichen Inhaltes einer Einheit dar, wenn diese ausdrücklich
auf einen bestimmten Teil dieses letzteren beschränkt
wird, auch wenn der Autor nicht angibt, wohin der übrige Teil desselben
zu stellen ist, da dieser auch ohne eine diesbezügliche Angabe tat-
en von jener ausgeschlossen, also aus ihr entfernt
wird.
6. Die Zurechnung des gesamten zu der betreffenden Zeit
als Typus verfügbaren (also auch noch nicht eliminierten) Inhaltes
einer Einheit zu ein er anderen ihr koordinierten Einheit stelltkeine
Elimination dar, da dabei keine Entfernung eines Teiles dieses
aus ihr, sondern eme Vereinigung der Einheit als
solcher—- indem diese bekanntlich in einem solchen Falle wenigstens
von rechtswegen zu bestehen aufhört — mit der betreffenden anderen
Einheit stattfindet.
7. Die Zurechnung eines Teiles des ursprünglichen Inhaltes einer
Einheit zu einer anderen bereits bestehenden solchen stellt
2% 8. Heft
‚920 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
eine Elimination dar. — Es wäre ja auch durchausin-
konsequent, einem Autor zwar das weitergehende
Recht zuzugestehen, eine bestimmte Art in fernerhin verbindlicher
Weise als Typus festzulegen, nicht aber das viel weniger
weitgehende, durch Versetzung eines Teiles des ursprünglichen
Inhaltes einer Einheit in eine andere bereits bestehende solche eine für
die Bestimmung ihres Typus weiterhin bindende Beschränkung
jener vorzunehmen, obwohl er durch eine solche Versetzung doch mit
der größten Deutlichkeit zum Ausdruck bringt, daß er diesen Typus
nicht unter dem in eine andere Einheit versetzten, sondern unter
dem übrigen Teile des ursprünglichen Inhaltes jener erblickt,
Mit vollstem Recht ist daher eine solche Versetzung auch stets von der
großen Mehrzahl der Autoren als eine Elimination betrachtet worden,
und ist dies insbesondere auch in der neuen Fassung des Art. 30 der
Nomenklaturregeln (s. Stiles, 1907b, p. 522) sub (k) der Fall.
8. Eine Elimination liegt auch dann vor, wenn ein Autor für den
von ihm aus einer Einheit entfernten Teil ihres ursprünglichen Inhaltes
einen oder mehrere andere Namen gebraucht als der Autor der
Einheit, also z. B. ein unbedingtes Synonym. des von diesem gebrauchten.
9. Die Entfernung eines Teiles des ursprünglichen Inhaltes einer
Einheit, der mit einem anderen, in ihr belassenen Teile desselben
systematischzu vereinigen ist (also z. B. conspezifisch
oder congenerisch mit letzterem ist), aus ihr stellt keine Eli-
mination dieses letzteren dar, indem dieser ja dabei
tatsächlich nicht aus der Einheit entfernt wird. — Dies
entspricht gleichzeitig auch durchaus dem bereits oben sub 1. an-
geführten Grundsatze, daß die Nomenklatur, soweit sie nicht ge-
rade diese zum Ausdruck bringt, soviel als irgend möglich un-
abhängig von der jeweiligen systematischen Anschauung sein soll;
denn von dieser hängt es ja eben ab, o b ein bestimmter Teil des
ursprünglichen Inhaltes einer Einheit mit einem anderen solchen zu
vereinigen ist oder nicht. Es gilt daher das dort Gesagte mutatis
mutandis auch hier.
10. Genau dasselbe wie in dem eben angeführten Falle gilt
dann, wenn außerhalb des Rahmens einer Einheit eine neue Einheit
errichtet wird, mit der ein Teil des ursprünglichen Inhaltes jener
ersteren systematisch zu vereinigen (also z. B. conspecifisch) ist.
Diese zehn im vorstehenden aufgestellten
Sätzeergebensichalso, wie wirgesehenhaben,
durch rein logisches Schließen aus den Be-
griffender Elimination und des Eliminations-
verfahrens.
Außerdem kommen aber bei diesem 'auch Verhältnisse in
Betracht, die sich nicht einfach auf diesem Wege entscheiden lassen,
sondern wo dazu die Herbeiziehung anderweitiger nomenklatorischer
Grundsätze erforderlich ist. Der Erörterung dieser Verhältnisse will
ich mich im Nachfolgenden zuwenden.
N
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc, 2l
1. Es kommt öfter vor, daß ein Autor bei der Aufstellung einer
Gattung die Formen, die er ihr zurechnet, sämtlich oder teilweise
nicht in zulässiger Weise, also entweder in unzulässiger
Weise (z.B. mit nicht-wissenschaftlichen Namen) oder überhaupt
nicht benennt. So war z. B., wie wir oben gesehen haben, letzteres
der Fall bei sämtlichen Arten von Acuaria Bremser und bei Dujardins
„Dispharage du hobereau“. Wenn dies bei allen einer Gattung zu-
gerechneten Arten der Fall ist, so kann natürlich kein Zweifel bestehen,
daß sie (ceteris paribus) sämtlich als Typus dieser verfügbar und dem-
gemäß beim Eliminationsverfahren zu berücksichtigen sind; wenn
es aber nur bei einem T eil e jener der Fall ist, so werden gewiß manche
Autoren die Ansicht vertreten (wie es z. B. Stiles in dem letzterwähnten
Falle tut — s. oben p. 14), daß diese als Typus nicht verfügbar sind
und daher das Eliminationsverfahren auf die in zulässiger Weise be-
nannten Arten zu beschränken ist. — Ich verkenne keineswegs, daß
eine solche Auffassung in einer Anzahl von Fällen den praktischen Vor-
teil mit sich brächte, daß die Elimination in zulässiger Weise benannter
Formen im allgemeinen gewiß leichter zu verfolgen ist als die solcher,
die nicht in zulässiger Weise benannt sind; auch ist es gewiß, daß in
vielen —aberkeineswegsallen — Fällen ein Autor Formen
deshalb nicht in zulässiger Weise benennt, weil er sie als noch nicht
genügend sichergestellt, als weiterer Untersuchung bedürftig u. dgl.
betrachtet, wenn er dies auch nicht ausspricht. Doch stehen
dieser Auffassung zunächst gewichtige prin-
zipielle Bedenken im Wege: auch nicht in zulässiger
Weise benannte Formen bilden einen Teil des ursprünglichen Inhaltes
einer Gattung undsindan sichals Typus verfügbar,
wie klar aus dem am Eingange dieses Absatzes angeführten Fall hervor-
geht, daß eine Gattung n ur solche enthält; und es ist in keiner Weise
ersichtlich, wieso ihr nomenklatorischer Status dadurch beeinflußt
werden sollte, ob andere derselben Gattung zugerechnete Formen
in zulässiger Weise benannt sind oder nicht. Ferner würden sich in
der Praxis in manchen Fällen, wo ein Autor neben der vielleicht ganz
zufälligen namentlichen Anführung einer oder mehrerer Arten unter
zulässigen Namen mit mehr oder minder ausdrücklicher Bezugnahme
auf Publikationen anderer Autoren mehr oder minder genau
bezeichnete — es sind ja hierbei alle Abstufungen möglich — Arten
oder Gruppen von solchen, dieindiesen in zulässiger Weise benannt
sind, als der betreffenden Gattung zugehörig angibt, Zweifel ergeben,
wo die Grenze zu ziehen ist. — Aus diesen Gründen sehe ich mich
genötigt, den Grundsatz zu vertreten, daß auch
die einem Genus ursprünglich zugerechneten,
abervonseinem Autornichtin zulässiger Weise
benannten Formen als Typus desselben verfüg-
bar und daher beimEliminationsverfahren mit
zu berücksichtigen sind. Dies steht auch in vollem
Einklange mit Art. 30 (e) der Internationalen Nomenklaturregeln.
— Zu bemerken ist dabei aber, daß ich diese Frage hier nur der Voll-
8. Heft
22 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
ständigkeit halber behandle, daß sie jedoch dem Wesen nach gar
nicht zur Besprechung des Eliminationsver-
fahrens, sondern schon an eine frühere Stelle der Regeln gehören
würde, nämlich dorthin, wo bestimmt wird, welche Arten nieht als
Typus verfügbar sind. Auch wäre es durchaus unzulässig, die mög-
lichen Meinungsverschiedenheiten in diesem Punkte etwa als ein Argu-
ment gegen das Eliminationsverfahren ins Feld zu führen, da diese
sich, wie ohne weiteres ersichtlich, in völlig gleicher Weise auch bei der
willkürlichen Typusbestimmung (s. unten p. 26) (nämlich bei der
Beurteilung der Giltigkeit einer solchen) und bei der first species
rule ergeben.
2. Wenn der gesamte noch als Typus verfügbare (also u. a.
nicht schon früher eliminierte) Inhalt einer Einkeit gleichzeitig
(als gleichzeitig gelten bekanntlich auchm ehrer e Veröffentlichungenr,
solange nicht die Priorität einer oder der anderen davon erwiesen
ist) eliminiert worden ıst oder zu eliminieren wäre, womit diese recht-
mäßigerweise zu bestehen aufhören müßte, so ist zu untersuchen,
ob die giltigen Namen einer oder mehrerer der Einheiten, mit denen
Teile des gedachten Inhaltes dieser vereinigt wurden, bzw. zu ver-
einigen sind, jünger oder gleichalt sind wie der dieser,
oder ob dies nicht der Fall ist. — Sind einer oder mehrere der-
selben jünger wie der dieser, so hat dieser letztere an
dieStelledes jüngsten vonihnen zutreten (s.z.B.
den oben bei der Verfolgung der Aufteilung von Dispharagus an-
geführten Fall von Hestiocephalus); gibt es mehrere solche
jüngste, also untereinander gleichalte Namen, so hat
der eliminierende oder, wenn dieser es nicht getan hat,
der erste revidierende Autor zu bestimmen, an
die Stelle welehes derselben der Name der aufzuteilenden,
bezw. aufgeteilten Einheit zu treten hat; sind der jüngste oder die
jüngsten jener Namen gleichalt mit dem dieser letzteren, so
ist die Entscheidung des eliminierenden Autors
dafür maßgebend, ob dieser an die Stelle des jüngsten, bezw.
eines der jüngsten von jenen und welches davon zu treten hat
oder nicht. Dieser Grundsatz ist allgemein anerkannt und an-
gewandt worden und dürfte wohl von keiner Seite auf Widerspruch
stoßen; er ergibt sich überdies auch aus einer sinngemäßen gleich-
zeitigen Anwendung der Art. 25, 28 und 29 der Nomenklaturregeln.
— Ist dagegen der giltige Name keiner der Einheiten, mit denen
Teile des Inhaltes der gedachten Einheit vereinigt worden sind, bzw.
zu vereinigen sind, jünger oder gleichalt wie der dieser
letzteren, so ist natürlich dieser einzuziehen und wird zum partiellen
Synonym des Namens jeder der ersterwähnten Einheiten [für jede
von welchen er demgemäß verfügbar (s. oben p.7£.) ist].
3. Es kommt bisweilen vor, daß eine Elimination in einer Ver-
öffentlichung vorgenommen worden ist, in der der Autor nicht
den Grundsätzen der binären Nomenklatur ge-
folgt ist. Es erhebt sich daher die Frage, ob eine solche Elimination
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 23
nomenklatorisch zu berücksichtigen, also beim Eliminationsverfahren
mıt in Betracht zu ziehen ist, oder nicht. Eine ausdrückliche Bestimmung
hierüber findet sich in den Internationalen Nomenklaturregeln —
wie über so manches andere — nicht; aus der Fassung der einschlägigen
Stellen dieser geht aber klar hervor daß sie, offenbar in
einer weiteren Auslegung von Art. 25 b als dieser Bestimmung ihrem
Wortlaute nach zukommen würde, als selbstverständlich
voraussetzen, daß für die Nomenklatur der
Gattungen und Arten nur solche Veröffent-
lichungen in Betracht kommen, in denen die
Grundsätze der bkinären Nomenklatur befolgt
sind. Betreffs der Begründung hiefür verweise ich auf das weiter
unten (p. 83) diesbezüglich Gesagte. Ebenso entspricht es durchaus
dem bisherigen Gebrauche, in Veröffentlichungen, in
denen der Autor nicht den Grundsätzen der binären Nomenklatur
gefolgt ist, vorgenommene Eliminationen nomenklatorisch nicht
zu berücksichtigen, und würde also die Proklamierung des
gegenteiligen Standpunktes völlig unnötigerweise
wieder eine große Anzahl ÄAnderungenin längst
eingebürgerten Namen mitsich bringen. Und außer-
dem wäre es praktisch äußerst schwierig, wenn nicht unmöglich,
derartig eEliminationen systematisch zu verfolgen, da begreiflicher-
weise bei der Zusammenstellung der Synonymie meistens nur hin-
sichtlich solcher Publikationen Vollständigkeit zum mindesten an-
gestrebt wurde, in denen die Grundsätze der binären Nomenklatur
befolgt sind. Es wäre somit beinomenklatorischer An-
erkennun gjener bei dem in sehr zahlreichen Fällen zu erwartenden
späteren gelegentlichen AuffindensolcherauflangeZeithinaus
eine neue reiche Quelle für weitere Namens-
änderungen gegeben. — Es sprechen also sowohl
theoretische wie praktische Erwägungen ent-
schieden dafür, nomenklatorisch nur Elimi-
nationen in solchen Veröffentlichungen zu be-
rücksichtigen, in denen die Grundsätze der
binären Nomenklatur befolgt sind. (Auf den bereits
erwähnten allgemeineren Grundsatz, daß für die Nomenklatur der
Genera und Species überhaupt nur solche Veröffentlichungen zu
berücksichtigen sind, komme ich später (p. 83ff.) noch speziell zu
sprechen.)
4. Wenn eine Gattung oder Art in Untergattungen, bzw. Unter-
arten geteilt und von dem betreffenden oder einem nächstfolgenden
Autor eine von diesen ausdrücklich oder durch Verwendung des
Gattungs-, bezw. Artnamens als Untergattungs-, bzw. Unterartname
alstypischebezeichnet wird, so gilt dies als eine Elı-
mination des übrigen Teiles des ursprünglichen Inhaltes der be-
treffenden Einheit. Ich sage ausdrücklich: gılt als eine Elimination,
da es in Wirklichkeit, wie aus der Definition dieses Begriffes ohne
weiteres ersichtlich ist, keine solche darstellt. Es dürfte aber wohl
Heft 3.
24 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
nur von sehr wenigen Autoren bestritten werden, daß dadurch eine
weiterhin bindende Beschränkung des als Typus verfügbaren Teiles
der betreffenden Einheiten stattfindet, und steht diese Auffassung
auch im vollen Einklang mit dem Art. 30 in den Internat. Regeln Zool.
Nomenklatur, 1905, während der jetzige von Herrn Stiles
vorgeschlagene (s. unten p. 34£.) Art. 30 sienichtanerkennt!
Zu welchen störenden und gänzlich überflüssigen
Änderungen in den Namen von Untergattungen und Unterarten, oft
auch Gattungen und Arten, letzteres notwendigerweise
führt, wenn dann ein nicht in der solchergestalt
als typische bezeishneten Untergattung oder
Unterart enthaltener Teil des ursprünglichen Inhaltes der Einheit als
Typus dieser „bestimmt“ wird, bedarf keines näheren
Beweises.
5. Wenn ein Teil des ursprünglichen Inhaltes einer Einheit eli-
miniert und-in einer gleichzeitigen Veröffentlichung
derselbe Teiloder ein Teil dieses durch nachträgliche
Typusbestimmung als Typus jener bestimmt wird, so ist eine
solche Typusbestimmung ungiltig. — Es ist dies ein sehr seltener
Fall, der aber immerhin dann und wann vorkommen wird und noch
nirgends behandelt ist. Er besteht dem Wesen nach aus einem Wider-
streit zwischen Typusbestimmung und Elimination, wobei ich der
letzteren den Vorzug vor ersterer gebe. Meine Gründe für diese
Entscheidung sind folgende: Der Elimination kommt nicht wie der
Typusbestimmung bloß eine nomenklatorische, also
formale, sondern außerdem auch eine syste-
matische, also sachliche Bedeutung zu, und gebührt
ihr also im Konfliktsfalle schon deshalb der Vorrang vor dieser. Ferner
wird bei der Elimination entweder eine neue Einheit geschaffen oder der
eliminierte Teil mit einer bereits bestehenden solchen vereinigt, und
besteht die betreffende systematische Auffassung als solche natürlich
genau ebenso zu recht, wenn der eliminierte Teil oder ein Teil dieses
als Typus der ursprünglichen Einheit bestimmt wir. Würde
man nun dieser Typusbestimmung den Vorrang gegenüber einer ihr
widerstreitenden gleichzeitigen Elimination geben, so müßte, wie ohne
weiteres ersichtlich, stets der Name der ursprünglichen Einheit
undinsehrvielen Fällen auch der jener Einheit, in die
nach der nunmehrigen systematischen Anschauung der dergestalt
bestimmte Typus jener fällt, geändertwerden (letzteres nämlich
stets dann, wenn der Name jener ursprünglichen Einheit älter ist
als der bisherige giltige Name dieser letzteren).
Betreffs praktischer Beispiele zu den vorstehenden Ausführungen
verweise ich auf die oben (p. 11ff.) verfolgte Aufteilung der Gattungen
Acuaria = Spiroptera und Dispharagus, und betreffs einer über-
sichtlichen Zusammenfassung der Ergebnisse
derselben aufdenaufp. 64f. angeführten Antrag der dort genannten
Zoologen.
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 35
Die verschiedenen für die Festlegung des Typus von
Gattungen ohne ursprünglichen solchen in Betracht
kommenden Methoden.
Allgemeine Bemerkungen.
In den beiden vorhergehenden Abschnitten dieses Artikels haben
wir gesehen, daß das Eliminationsverfahren in vollkommen objektiver,
von subjektiven Auffassungen über die systematische Stellung völlig
unabhängiger Weise angewandt werden kann (und soll), und wie
wir vorgehen müssen, um eine solche objektive und gleichzeitig folge-
richtige Anwendung desselben zu erreichen. Damit ist aber noch keines-
wegs die besonders in den letzten 10 oder 12 Jahren von zahlreichen
und angesehenen Forschern und bisweilen mit bedeutender Heftigkeit
diskutierte Frage beantwortet, o b wir zur Festlegung des Typus von
Gattungen ohne ursprünglich bestimmten solchen überhaupt
jenes oderabereinederanderen demselben Zwecke dienenden
Methoden anwenden sollen. Diese müssen wir also behufs Ermöglichung
einer solchen Entscheidung kennen lernen und ihre Vor- und Nach-
teile gegenüber jenem sowie gegen einander prüfen. — Als solche
Methoden kommen außer dem Eliminationsverfahren,
bezw. der Anwendung des Prinzips des ersten revidierenden Autors
(s. unten p. 26) praktisch in Betracht und sind daher in die ge-
dachte Prüfung einzubeziehen die willkürliche Typus-
bestimmung und die first species rule (ein
deutscher Ausdruck hierfür fehlt), und zwar erstere deshalb, weil
sie nach der gegenwärtig geltenden neuen Fassung des diese Frage
behandelnden Art. 30 der Internationalen Nomenklaturregeln (s. Stiles,
1907b, p. 521) von diesen vorgeschrieben wird, und letztere wegen
der zum Teil sehr beachtenswerten für sie ins Feld geführten Gründe
sowie deshalb, weil, wie wir bald sehen werden, gerade im, Hinblick
auf die Meinungsverschiedenheit zwischen ihren Anhängern und
denen des Eliminationsverfahrens von Stiles die willkürliche Typus-
bestimmung überhaupt vorgeschlagen wurde.
Betreffs des Eliminationsverfahrens ist zu
bemerken, daß es in vielen Fällen ene Ergänzung und Be-
schränkung durch eine nachträgliche Be-
stimmung (,„subsequent designation“ der englisch schreibenden
Autoren) des Typus bedarf und findet. Die Berechtigung und
Zweckmäßigkeit dessen wird heute ganz allgemein anerkannt, so daß
ich sie nicht erst näher zu begründen brauche. Ich verweise vielmehr
nur auf die treffenden einschlägigen Darlegungen Cambridges (1901,
p. 405f.) und füge bloß hinzu, daß dadurch ein s o n s t schwerwiegender
Einwand, der gegen das Eliminationsverfahren erhoben worden ist
(siehe unten p. 5lf.u.58 sub 9.u.1.), in der Hauptsache hinfällig wird,
sowie.daß andernfalls, wie leicht ersichtlich, eine Gattung
oft sehr lange Zeit oder sogar dauernd ohne Typus bleiben müßte,
während die Zweckmäßigkeit dessen, daß für jede Gattung ein solcher
8. Hoft
26 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
festgelegt werde, heute mit Recht von so gut wie allen systematisch
tätigen Forschern anerkannt wird. — Eine solche Typusbestimmung
kann zwar nichtals ein Teil des Eliminationsverfahrens betrachtet
werden, wie aus der oben (p.17f.) gegebenen Begriffsbestimmung
dieses ohne weiteres erhellt, noch viel weniger aber
als ein diesem entgegengesetztes oder gar mit ihm m Widerspruch
stehendes Verfahren. Dieses und jene sind vielmehr Hand
in Hand gehende Teile eines und desselben
allgemeineren Verfahrens zur nachträglichen Fest-
legung des Typus von Gattungen, nämlich der Anwendung
des Prinzips des ersten revidierenden Autors
aufdiese (s. das unten p. 45f. sub 1.) darüber gesagte). Daß ich
trotzdem im Vorhergehenden und Nachfolgenden fast durchwegs das
ganze betreffende Verfahren einfach als das Elimmationsverfahren und
nicht, wie es streng genommen richtiger wäre, als die Anwendung des
Prinzips des ersten revidierenden Autors auf die Festlegung des Typus
bezeichne, hat seinen Grund in der großen Länge und Schwerfälligkeit
dieses letzteren Ausdruckes sowie in dem allgemein herrschenden
Gebrauch, nach dem es, wenn man von dem Eliminationsverfahren
als von einer Methode zur nachträglichen Festlegung des Typus spricht,
als selbstverständlich vorausgesetzt wird, daß es gegebenenfalls
eine Ergänzung, bezw. Beschränkung durch eme Bestimmung
eines Typus findet.
: Die first species rule ist jenes Verfahren zur Festlegung
des Typus von Gattungen ohne ursprünglich bestimmten solchen,
das von dem [eventuell durch gewisse Ausnahmen eingeschränkten]
Grundsatz ausgeht, daß in solchen Fällen die [der Reihenfolge ihrer
Anführung in der betreffenden Veröffentlichung nach] erste Art
den Typus einer Gattung darstellt, die bei der Aufstellung dieser oder
[wenn daselbst überhaupt keine Art genannt wird] von dem nächst-
folgenden Autor unter ihr angeführt wird.
Als die willkürliche Typusbestimmung endlich
bezeichne ich jenes Verfahren zur Festlegung des Typus von Gattungen
ohne ursprünglichen solchen, das von dem Grundsatz ausgeht, daß
in solchen Fällen jeder nachfolgende Autor den Typus in weiterhin
verbindlicher Weise bestimmen kann, ohne aber dabei auf
etwaige vorhergegangene Elimination der be-
treffenden Species Rücksichtnehmen zu müssen.
Diese Methode der Typusbestimmung steht natürlich im schroffen
Gegensatz zum Eliminationsverfahren sowie überhaupt zum Prinzip
des ersten revidierenden Autors (s. oben sowie das unten p. 45f.
sub 1. gesagte). Der Grund für die Wahl des obigen Namens für sie
ergibt sich ohne weiteres aus ihrem eben dargelesten Wesen, das
darin besteht, daß (im Gegensatz zur first species rule) eine Be-
stimmung eines Typus erfolgt, der betreffende Autor dabei
aber (im Gegensatz zum Eliminationsverfahren) nicht durch vorher-
gegangene Elimination beschränkt ist, sondern die Wahl desselben
seiner Willkür überlassen ist.
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 37
Historischer Überblick über die seit 1900 in Gang befindliche Diskussion
über die first species rule, das Eliminationsverfahren und die willkürliche
Typusbestimmung.
Nachstehender historischer Überblick strebt nicht etwa Voll-
ständigkeit an, die, ganz abgesehen von Rücksichten auf den Raum,
bei der so sehr zerstreuten Literatur über den Gegenstand doch kaum
zu erreichen und zudem auch, wenigstens für unsere Zwecke, nur von
geringem Werte wäre. Er soll vielmehr nur eine unparteiische, dabei
aber kritische Übersicht über die bemerkenswerteren Beiträge zu der
gedachten Diskussion bieten. Eine solche wird uns nicht nur einen
Einblick in die Ursachen, die zur Verwerfung des Eliminations-
verfahrens und zur Einführung der willkürlichen Typusbestimmung
in dem neuen Art. 30 der Internationalen Nomenklaturregeln führten,
und die Umstände, unter denen diese erfolgte, gewähren, sondern auch
den Boden für die nachfolgende Untersuchung der Vor- und Nachteile
der drei genannten Methoden der Festlegung des Typus vorbereiten
und dabei den Leistungen der einzelnen Autoren besser und ins-
besondere in übersichtlicherer Weise gerecht werden, als es im Rahmen
dieser Untersuchung selbst möglich ist. Betreffs der eingehenden Dar-
stellung und Würdigung der einzelnen Argumente dagegen
muß ich auf diese letztere verweisen.
Als Ausgangspunkt der Diskussion und somit auch der nach-
folgenden Darlegungen bietet sich uns sowohl natürlicher als zweck-
mäßiger Weise eine 1900 erschienene Veröffentlichung D. S. Jordans
über die first species rule und somit das eben genannte Jahr.
Das gedachte Verfahren hatte nämlich stets nur eine relativ
sehr geringe Zahl von Anhängern, darunter allerdings einige, die zu den
ersten Autoritäten ihrer Zeit auf ihrem Gebiete gehörten, bezw. ge-
hören, und war in neuerer Zeit von fast allen Seiten verlassen worden
(s. unten p. 48), bis D. S. Jordan (1900) neuerdings die Auf-
merksamkeit darauf gegenüber dem Eliminationsverfahren lenkte.
Bald hernach (1901) trat er dann entschieden für dasselbe gegen-
über letzterem ein (wobei er aber geneigt ist, einige „provisorische
Ausnahmen“ zuzulassen, darunter speziell auch eine betreffs der
Gattungen Linnes [cf. unten p.49f.]) und wies an der Hand eines
konkreten Beispieles eingehend auf die zahlreichen Unsicherheiten
und Änderungen in der Nomenklatur hin, die sich bei der An-
wendung dieses letzteren ergeben [s. dagegen unten p.38f u. 42].
Ebenso sprach er sich auch später noch für die first species ruleund gegen
das Eliminationsverfahren aus, nämlich 1905 [weist an der Hand
zweier konkreter Beispiele eingehend die Unsicherheit und Schwierig-
keit dieses letzteren nach (s. dagegen unten p. 42 sub 8.)] und 1907
[bespricht kritisch die willkürliche Typusbestimmung und führt die
Vorzüge der first species rule an, für welche letztere er sich ausspricht
(wobei er auch die Linneischen Gattungen nicht ausnehmen zu wollen
scheint), obwohl er gegen die erstere „nicht entschieden protestieren
würde‘, verwirft dagegen durchaus das Eliminationsverfahren, da es
8. Heft
28 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
„sowohl erste Art als ersten Revisor beiseite setzt, indem es die Arbeit
mit jeder Änderung in unseren Ansichten über generische Grenzen
von neuem verrichtet‘ (s. dagegen unten 1. e.)]. — Ferner äußerten
sich Rothschild u. Jordan (1903, p. XXII£.) gegen das
Eliminationsverfahren und zugunsten der first species rule wenigstens
hinsichtlich der Lepidopteren und anderen Insekten, wo große Un-
einigkeit in der Nomenklatur herrscht, ausgenommen den
Fall, wo eine Gattung „den Typus einer früheren giltig be-
nannten Gattung“ enthält, und zwar auch für die Linneischen
Gattungen (s. auch unten p. 39f.). Ebenso traten Dyar u.
Caudell (1904) gegen das Eliminationsverfahren, dessen haupt-
sächlichste Mängel sie darin erblicken, daß es eine vollständige
Kenntnis der Literatur und einen großen Aufwand von Zeit
und Mühe erfordert, und für die first species rule auf, sprechen
sich aber gegen die eben angeführte Ausnahme als unnötig aus;
und ähnlich äußerte sich Dyar (1904, p. 189£.) speziell gegenüber
Tutt (1904b, p. VI). Erwähnt sei auch Dyar, 1907, wo er sich gegen
Coquillett, 1907b wendet; doch sind seine Ausführungen keineswegs
stichhaltig (s. unten p. 38 sub 1.). Ferner traten Jordan, Ever-
mann u. Gilbert (in: Fisher, 1905, p.29) für die Anwendung
der first species rule auf dem Gebiete der Ichthyologie ein. —
Bald darauf sprach sich dann Stone in mehreren Arbeiten
entschieden für die Anwendung dieser (außer bei den Linne-
ischen Gattungen!) und gegen die des Eliminationsverfahrens
auf dem Gesamtgebiete der Zoologie aus, nämlich 1906 [sehr be-
achtenswerte Übersicht der Vor- und Nachteile dieser beiden Me-
thoden, die allerdings zu sehr zu Gunsten der first species rule ge-
halten ist; sucht nachzuweisen, daß diese nicht wesentlich mehr oder
vielleicht sogar weniger Namensänderungen mit sich bringen würde
“ als die konsequente Anwendung des Eliminationsverfahrens], 1907a
[Entgegnung auf Allen, 1906, die hinsichtlich einiger Punkte voll-
kommen zutreffend ist], 1907b [Erwiderung auf einzelne Punkte
in der Arbeit Allens (1907a)], 1907e [weist gegenüber Allen, 1907e,
eine entschiedene Inkonsequenz in dessen Elimination der Gattung
Vultur nach], und 1907d [wirft Allen zahlreiche Inkonsequenzen
und ausschlaggebende Übersehen, wofür er je ein oder ein paar Bei-
spiele anführt (die zwar nicht sämtlich, aber doch zum großen Teil
zutreffend sind), und eine Anzahl sonstige Unrichtigkeiten in dessen
Bestimmung der Typen der nordamerikanischen Vogelgattungen
(1907b) vor].
Den Genannten traten aber sofort eine Anzahl anderer Forscher
entgegen, die sich mit mehr oder weniger Entschiedenheit gegen
die first species rule und für das Eliminations-
verfahren oder auch (Stiles) für die willkürliche Typusbestimmung
aussprachen. Speziellsind zu nennen: Tutt, 1904a, p. 5f. [spricht
sich entgegen Rothschild uw. Jordan (1903) sehr scharf gegen die first
species rule und für das Eliminationsverfahren aus], 1904b, p. VI
[hier gilt dasselbe wie bei der eben angeführten Arbeit]; Stiles m:
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 29
Stiles u. Hassall, 1905, p. 52—63 (ef. p. 12) [betrachtet vorhergegangene
Eliminationnur dann als für die Festlegung des Typus einer Gattung
bindend, wenn die eliminierte Art zum Typus einer anderen
Gattung gemacht worden ist, was er mit den großen Meinungsver-
schiedenheiten begründet, die hinsichtlich des Umfanges des Begriffes
„Elimination“ bestehen, während er die bezügliche Berücksichtigung
erfolgter Elimination m anderen Fällen nur als Ratschlag
empfiehlt. Dabei sagt er aber selbst: „Es kann bereitwillig zugegeben
werden daß dieser Ratschlag für gewisse Fälle nicht weit genug geht,
aber die Rätlichkeit ihn gegenwärtig stärker [i.e. zu einer Regel]
zu machen scheint zweifelhaft.“ Ferner führt er sehr beachtens-
werte praktische Gründe gegen die first species rule an.], 1907 a
[führt triftige Gründe gegen die first species rule und sehr be-
stechende Argumente für die willkürliche Typusbestimmung (s. da-
gegen unten p.56u.59) an]; Ganglbauer, 1906, p. 66 [verwirft
durchaus die first species rule wegen der umwälzenden durch sie be-
dingten Änderungen in der Nomenklatur, was er speziell in Bezug
auf die Käfergattungen von Linnaeus, 1758 schlagend nachweist];
Allen, 1905, p. 429—431 [gegen Jordan, Evermann und Gilbert
in: Fisher, 1905, p. 29], 1906 [eingehende und mit Ausnahme
der Unterschätzung der Verschiedenheiten in
der Anwendung des Eliminationsverfahrens
im wesentlichen, aber keineswegs in allen einzelnen
Punkten, zutreffende Widerlegung der Ausführungen Stones (1906)],
1907 a [gibt einzelnes in der Entgegnung Stones (1907 a) auf seine
eben zitierte Arbeit als berechtigt zu, wodurch aber das wesent-
liche Ergebnis dieser nicht alteriert wird, und bringt im übrigen
eine detaillierte und, außer wieder in dem sehr wichtigen Punkt
betreffs der Verschiedenheiten in der Methodik des Eliminations-
verfahrens, in der Hauptsache — aber nicht in allen Stücken — sehr
richtige Erwiderung auf jene, begleitet von ergänzenden ziffernmäßigen
Angaben], 1907b [umfassende, quellenmäßigeUnter-
suchung über die Zahl der bei Anwendung des Eliminationsver-
fahrens und der auf Grund der first species rule notwendigen Änderungen
in den Namen der Genera und Subgenera der nordamerikanischen
Vögel, deren Ergebnis ist, daß diese im letzteren Falle
fast viermal so groß ist wie im ersteren], 1907e
[kurze Antwort auf Stones (1907b) Entgegnung auf Allen,1907a] [betreffs
der Antwort Allens auf Stone, 1907 d s. unten p. 34]; Prout,
1905 [weist gegenüber Dyar und Caudell (1904) sehr richtig darauf
hin, daß die Verschiedenheiten in den Resultaten des Eliminations-
verfahrens hauptsächlich darauf beruhen, daß dieses vielfach in ganz
unzulässiger Weise angewandt wurde, und tritt entschieden für dieses
ein, wobei er allerdings die Schwierigkeiten desselben bei der da-
maligen Lage der Dinge entschieden unterschätzt]; Bather, 1906
[sehr beachtenswerte, treffende Einwände gegenüber Stone, 1906], 1907
[weist das Zweckwidrige der first species rule speziell für die fossilen
Formen nach (s. unten p. 46 sub 2.)]; Coquillett, 1907a [gibt ein
8. Heft
30 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
wirkungsvolles, aber leider recht einseitig zugunsten des Eliminations-
verfahrens gehaltenes Resume der vorangegangenen Diskussion über
dieses und die first species rule, wobei er sich aufs entschiedenste für
ersteres ausspricht], 1907b [weist nach, daß das Eliminationsverfahren
ein integrierender Teil des allgemein anerkannten Prinzips des
ersten revidierenden Autors ist und somit vollkommen
dem Prioritätsgesetz entspricht, während die first species rule jenem
und somit auch diesem direkt zuwiderläuft]; Williston, 1907
[stimmt Allen hinsichtlich des Eliminationsverfahrens vollkommen
bei, würde in zweiter Linie, aber durchaus nicht
bei allen Autoren und nicht entgegen voran-
gegangener Elimination, die first species rule zur Fest-
legung des Typus verwenden, und spricht sich aufs entschiedenste
gegendieBestimmungeimesTypusmitrückwirkender
Kraft durch den ersten revidierenden Autor aus];
Smith, 1907 [weist auf die übergroße Zahl von Namensänderungen,
die die first species rule unter den Noctuidae mit sich bringen würde,
und auf die krasse Disharmonie hin, in der sie bisweilen zu den Ab-
sichten des Autors steht]; und Buckman, 1907 [spricht sich,
Bather [1907] beistimmend, decidiert gegen die first species rule,
wenigstens in der Paläontologie, aus, und legt dar, daß sie in zahl-
reichen Fällennachweisbar ungerecht ist und dies daher in andern
Fällen ebenso wahrscheinlich sein wird (s. unten p. 47 sub 3.)].
Der Stand der Sache war also jetzt der, daß
zwischen den Anhängern des Eliminationsverfahrens und denen der
first species rule eine heftige wissenschaftliche Fehde entbrannt war.
Dabei wurde jedoch letztere nur von einer relativ kleinen Zahl von Zoo-
logen vertreten, unter denen sich allerdings einige hervorragende For-
scher befanden, während das Eliminationsverfahren
nach wie vor nicht nur die Mehrzahl der ameri-
kanischen, sondern auch fast alle Zoologen
der ganzen übrigen Welt zu seinen Anhängern
zählte und zudem -— ein vom praktischen Standpunkte gewiß
auch sehr hoch anzuschlagender Faktor — von den drei
wichtigsten und die weitaus größte Anhänger-
schaft besitzenden Codices der zoologischen
Nomenklatur, nämlich den Internationalen Nomenklatur-
regeln, dem altehrwürdigen Stricklandian Code und dem American
Ornithologists’ Union Code of Nomenclature, vorgeschrieben
wurde. In jener Diskussion selbst hatten seine Vertreter gewiß
nicht den kürzeren gezogen (s. das obige Resum& derselben).
Nun aber geschah etwas Merkwürdiges. Auf dem bald hernach
(August 1907) im Boston tagenden VII. Internationalen Zoologen-
kongreß [die vorstehend besprochenen Arbeiten von Buckman, 1907,
und Stone, 1907d, waren noch nicht erschienen, was aber von keiner
weiteren Bedeutung ist] wurde nämlich der Beschluß gefaßt, daß
der ganze Art. 30 (der über die Bestimmung des Typus von
Gattungen ohne ursprünglich bestimmten solchen handelt) zu
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 31
streichen und durch einen neuen Art. 30 zu er-
setzen ist, der sich von dem früheren außer durch völlig andere
(und zum Teil bessere) Stilisierung und einige uns hier nicht beschäfti-
gende sachliche Änderungen insbesondere fundamental
durch die sub(g) angeführte Bestimmung unter-
seheidet. Diese lautet: „Wenn ein Autor bei der Publikation
eines Genus mit mehr als einer giltigen Art es unterläßt, den Typus
desselben zu bestimmen (siehe a), oder anzuzeigen (siehe 5, d), so
kann jeder folgende Autor den Typus wählen, und solche Bestimmung
darf nicht geändert werden. (Typus durch nachträgliche Bestimmung.)“
— Es ist also kein Autor gehalten, bei der nach-
träglichen Bestimmung eines Typus darauf Rücksicht zu nehmen,
ob dıe betreffende Art bereits aus dem fraglichen Genuseliminiert
worden ist oder nicht, und nur als Ratschlag wird im folgenden
empfohlen, dies zu tun. ($. Stiles, 1907b, p. 521f.)
Begreiflicherweise rief eine derartige radikale, zudem ohne jeden
ersichtlichen Grund vorgenommene Umwälzung heftigen Widerstand
hervor. War doch der Grundsatz, daß bei Gattungen ohne ursprüng-
lich bestimmten Typus jeder nachfolgende Autor das Recht haben
soll, willkürlich einen solchen zu bestimmen, und dabei weder auf
vorhergegangene Elimination noch auf die first species rule Rück-
sicht zu nehmen brauche, bis dahin außer von Herrn Stiles selbst,
seinem Autor (s. unten p. 34f.), von gar keiner Seite ver-
treten worden und somit wirklich in die Nomenklaturregeln hinein-
gekommen wie Pontius ins Credo.
Der erste, der sich meines Wissens gegen die gedachte Bestimmung
des solchergestalt „verbesserten“ Art. 30 zwar nicht der Form, wohl
aber sehr entschieden der Sache nach auflehnte, war J. A. Allen
(1907d; 1907e, cf. speziell p. 42f.). Ich sage: nicht der Form nach;
denn er suchte nachzuweisen, daß sein Vorgehen im Einklang mit
diesem Artikel, „wenn logisch konstruiert“, sei, was aber — leider —
durchaus irrigist. So ungeheuerlich erschien ihm offenbar der Gedanke,
daß dieser den ihm, wie wir sofort sehen werden, unabweislich zu-
kommenden Sinn haben könnte, daß es ihm unmöglich war zu glauben,
Regeln der Nomenklatur gemacht ..... ?°“ — Herr Allen führt
nun einige Beispiele von seiner Ansicht nach ungiltiger nachträglicher
Typusbestimmung an und sagt dann: „Daß der neue Artikel 30 nicht
bestimmt ist solche Arbeit zu unterstützen wird klar angezeigt durch
8. Heft
32 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
die erste Sektion von Regel e, die statuiert daß keine Art als der Typus
einer Gattung genommen werden kann die in ihr zur Zeit ihrer ur-
sprünglichen Veröffentlichung nicht enthalten war. Ebenso, wenn
ein Revisor ..... als den Typus eines Genus eine tantonomische
Species eines früheren Genus wählt, oder den Typus eines früheren
monotypischen Genus, oder eine Species die ein früherer Revisor
ordnungsmäßig als den Typus einer anderen Gattung gewählt hat,
so zeigen Regeln a bis d deutlich daß sein Werk als nichtig aufgefaßt
werden muß. Offenbar kann eine frühere monotypische Gattung nicht
eingezogen werden durch den Akt irgend eines tölpelnden Revisors
der zufällig ihre einzige Art als den Typus einer anderen Gattung
ergreift; noch kann eine Gattung mit einem „Typus durch nach-
trägliche Bestimmung“ eingezogen werden weil ihr Typus später
zum, Typus eines anderen Genus gemacht wurde. Dies würde an-
scheinend alles sich ungesagt verstehen wäre es nicht daß manche
Systematiker annehmen daß die Bestimmung eines Typus durch
einen ersten Revisor sacrosankt ist und ohne Rücksicht auf irgend-
welche andere Erwägungen gelten muß.“ — Und ähnlich führte er
1907e (p. 42f.) aus: ‚Einen Fetisch aus der Regel des „Typus durch
nachträgliche Bestimmung‘ zu machen, und ihr den Vorrang vor allen
anderen Regeln zu geben, würde nicht nur revolutionär sondern gröblich
unlogisch sein, indem es in dem unnötigen Umsturz einer großen Zahl
von seit langem in ihrem gegenwärtigen Sinne angenommenen
Gattungen resultieren würde.‘ Er führt nun aus, wie viele und völlig
überflüssige Änderungen von Gattungsnamen erforderlich werden
würden, wenn dezuerstdurchrichtige oder unrichtige
nachträgliche Bestimmung zum Typus gemachte Art als solcher
genommen würde, und zwar speziell in Bezug auf den Fall, daß dies
geschieht, wenn diese bereits der Typus einer anderen Gattung war,
und sagt dann: „Ich lege der gelehrten Nomenklaturkommission . . .
nicht die Absicht bei, Regel g des Artikel 30 über die Regeln zu setzen,
die ihr vorangehen, und die ausdrücklich gesagt wird ‚in der Reihe
der Aufeinanderfolge““ anzuwenden sind, und so erste Typus-
bestimmungen ob richtig oder unrichtig durchzusetzen, im Wider-
spruch zu fundamentalen Regeln aller früheren offiziellen Codices;
die Möglichkeit einer solchen Auffassung wäre mir nicht eingefallen
wäre sie nicht meiner Aufmerksamkeit durch gewisse Naturforscher
aufgezwungen worden die diese Deutung in Regel g hineingelegt haben.
Die eine Methode erhält die gegenwärtige generische Nomenklatur,
die andere verursacht unnötige Änderungen und Verwirrung.“
Diese Argumentation ist aber, soweit der Fall in Betracht kommt,
daß eine Species nachträglich zum Typus einer Gattung bestimmt
wird, die bereits der Typus eines anderen Genus ist, ganz unzu-
treffend. Gewiß ist die Bestimmung (g) des Art. 30 nur anzuwenden,
soweit es die vorangehenden Regeln desselben gestatten, und sind
demnach nachträgliche Typusbestimmungen dann, aber auch
nur dann ungiltig, wenn sie nach diesen unstatthaft
sind. In diesen Regeln steht aber kein Wort davon,
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 33
daß nicht eine Art durch nachträgliche Bestimmung zum Typus
einer Gattung gemacht werden darf, die bereits der Typus einer anderen
Gattung ist; und daß dies, wie Herr Allen an sich sehr richtig bemerkt,
grundlegenden Regeln der Nomenklatur sowie aller früherer offiziellen
Codices zuwiderläuft, ist hiebei ganz irrelevant, da ja für jeden Codex
nur die in ihm enthaltenen Bestimmungen und
nicht auch die anderer mit ihm konkurrierender oder durch ihn ersetzter
Codices maßgebend sind. Die von Allen hierbei angezogenen Regeln (a)
bis (d) des Art. 30 können hier überhaupt nicht in Betracht kommen,
da diese sch ausdrücklich nur auf jene Fälle be-
ziehen, wo der Typus einer und derselben Gattung
lediglich auf Grund der ursprünglichen Veröffentlichung angenommen
wird, während es sich hier im Gegenteil darum handelt, ob bei der
nachträglichen Bestimmung des Typus von Gattungen
ohne ursprünglichen solchen darauf Rücksicht genommen werden
muß, ob die als solcher gewählte Art bereits der Typus eineranderen
Gattung ist. — Die Auffassung der von Herrn Allen erwähnten gewissen
Naturforscher war also eine durchaus berechtigte; unddieschweren
Schäden, die die in Rede stehende Bestimmung, wie er ausführt,
im Falle des Zurechtbestehens jener involviert, belasten also
tatsächlich unsere Wissenschaft, solange diese
Bestimmung in Kraft ist.
Die Tatsache aber, daß ein speziell auchin
Nomenklaturfragen so bewanderter Systematiker
mit solcher Entschiedenheit eine derart irrige Auffassung des in
Rede stehenden Artikels verfechten konnte, ist deshalb von großem
Werte, weil sie uns vielleicht einen Schlüssel zum Verständnis des
sonst fast unbegreiflichen Umstandes gibt, wieso es Herrn Stiles
[denn er ist der Urheber derselben (s. unten p. 34f.)] gelingen konnte
es zuwege zu bringen, daß eine, wie wir sofort sehen werden, so
inkonsequente, so verderbliche und zudem aller
bisherigen Übung so direkt entgegengesetzte
Bestimmung von der Nomenklaturkommission empfohlen und
vom Kongreß angenommen wurde. Denn wenn ein Forscher von der
eben dargelesten Qualifikation sogar beim sorgfältigen Studium des
gedruckten Artikels sich über seine wirkliche Tragweite völlig täuschte,
so ist es — ohne irgend jemandem im geringsten nahe treten zu wollen
— wohl sehr wahrscheinlich, daß dasselbe auch
bei einer großen Zahl der für ihn stimmenden
Mitglieder der Fall war. Und diese Vermutung gewinnt
noch mehr an Wahrscheinlichkeit, wenn wir bedenken, wieäußerst
schwierig es ist, einen so reich gegliederten, in 3 Haupt-
abschnitte mit zusammen 20 Abteilungen, von denen eine wieder
dreimal untergeteilt ist, zerfallenden Artikel bei seiner Verlesung
so klar und vollständig zu überblicken, daß
man sich dabei auch dessen bewußt wird, welche der bisherigen
Bestimmungen darin nicht enthalten sind und was die Trag-
weite dieser Auslassungen ist.
Archiv für Naturgeschichte
1912. AS. 3 8. Heft
34 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
Weiterhin wendet sich Allen (1907d) gegen Stone (1907d) und
weist dessen Haupteinwände gegen seine frühere Arbeit (1907 b) zurück
— wobei er aber nicht in allen Fällen im Rechte ist —, gibt jedoch
„mehrere faktische Irrtümer“, auf die Herr Stone hingewiesen hat, sowie
das Vorhandensein weiterer solcher zu. Damit schließt die
Diskussion zwischen diesen beiden Autoren.
Ferner spricht er sich, unter der ausdrücklichen Vor-
aussetzung seiner Auffassung derselben, speziell
in Bezug auf die Wirbeltiere sehr günstig über die Bestimmung (g)
des neuen Artikel 30 aus, weist aber im Vorhergehenden auch auf
wesentliche Schwierigkeiten seiner Anwendung hin.
Bald darauf und noch ohne Kenntnis der gedachten Arbeit Allens
sprach ich mich (1908) entschieden gegen die Änderung des Art. 30 in
Bezug auf den in Rede stehenden Punkt aus und gab eine kurze
Übersicht über die wesentlichsten Nachteile, die diese notwendiger-
weise mit sich bringt.
Noch viel weiter ging Hendel (1911), der an der Hand von Bei-
spielen ebenfalls. auf die hauptsächlichen Nachteile dieser Änderung
hinwies, außerdem aber direkt erklärte: „Den Punkt g in Artikel 30
akzeptiere ich nicht“. — Über diesen letzteren Standpunkt kann man
sehr wohl verschiedener Ansicht sein; ich für meine Person stehe
oder stand wenigstens bısher auf einem anderen (s. Poche, 1908, p. 128),
nämlich auf dem, daß es, solange die betreffende Bestimmung in
Kraft ist, Sache jedes Zoologen ist, sich ihr zu fügen — ein Stand-
punkt, der durch die sofort zu besprechende neueste einschlägige
Veröffentlichung Stile’ allerdings sehr erschüttert
worden ist.
Bald darauf erschien nämlich ein Artikel von Stiles (1911a), in
dem er zwar Herrn Hendel und seine eben besprochene Veröffentlichung
mit keiner Silbe erwähnt, der aber, wie aus seinem Inhalte in Ver-
bindung mit der sonst gewiß sonderbaren Wahl des Publikations-
organes klar hervorgeht, ganz unverkennbar eine Erwiderung auf
diese darstellt und insofern von großer Wichtigkeit ist, als er äußerst
wertvolle Aufschlüsse darüber enthält, wer denn der Autor der uns hier
beschäftigenden Bestimmung ist und insbesondere, aus welchen
Gründen — angesichts der oben (p. 30£f.) darge-
legten Verhältnisse —er sie überhaupt befür-
wortet hat. Und zwar sagt Herr Stiles diesbezüglich, daß
unmittelbar vor und auf dem Bostoner Kongreß der Stand der
Meinungsverschiedenheit zwischen den Anhängern des Eliminations-
verfahrens und denen der first species rule akut war, ‚und es sah sehr
danach aus als ob es zu einem ernsten Bruch unter Zoologen über den
Gegenstand kommen würde. Dieser Zustand bewog mich
[im Original nicht gesperrt — d. Verf.] beiden Seiten vorzuschlagen
daß das Prioritätsgesetz auf Typusbestimmungen angewendet werde,
so daß die zuerst als Typus bestimmte Art als solcher angenommen
werden solle, ohne Rücksicht darauf ob sie durch Elimination, durch
die first species rule, .... oder durch irgend eine andere Regel bestimmt
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 35
wurde. Mehrere Ausschußsitzungen [,‚caucuses“] wurden mit beiden
Parteien ... abgehalten, und beide Seiten erklärten sich als mit dem
Vorschlag zufrieden und willisten ein dabei zu bleiben [,to abide
by it“]. Auf den Erhalt von Zusicherungen von den Führern beider
Parteien daß sie sich auf diese Lösung einigen würden, obwohl keine
Seite der anderen nachgeben wollte, brachte ich die Sache in der
Kommission zur Diskussion vor und Artikel 30.(g) wurde als der sicherste
Plan angenommen der ersonnen werden konnte.“ Und weiter: „Nach
meiner Ansicht ist es der logischeste und objektivste Plan.“
Hieraus geht also klar hervor, daß 1. der Autor der uns hier be-
schäftigenden Bestimmung Herr Stiles selbst ist, und 2. diese
keineswegs etwa, wie man doch eigentlich erwarten sollte,
aussachlichen Gründen vorgeschlagen und ein-
geführt wurde, sondern lediglich um über
eine Meinungsverschiedenheit hinwegzu-
kommen, ein Umstand, der von vornherein
schwere Bedenken gegen ihre Zweckmäßigkeit
undinnere Berechtigung hervorrufen muß. Denn
wenn, wie Hoyle (in: Stiles, 1910a, p. 30) mit vollstem Recht sagt,
wissenschaftliche Namen nicht Gegenstände für Unterhandlung
und Kompromiß sind, so gilt dies gewiß noch mehr
für dıe Gesetze, die ihre Anwendung regeln;
vielmehr müssen diese, wie D. S. Jordan (1907, p. 468) es ebenso kurz
wie treffend formuliert hat, ‚‚die beste mögliche Erledigung darstellen,
sonst werden spätere Generationen sie beiseite werfen.“ — Nun wird
man allerdings billigerweise anerkennen müssen, daß es unbeschadet
des eben Gesagten Fälle geben könnte, wo sich wenigstens triftige
praktische Gründe für die Annahme einer sachlich minder
zweckmäßigen Bestimmung’ anführen lassen, wenn nämlich inter-
national anerkannte Nomenklaturregeln überhaupt erst ge-
schaffen werden müßten oder eine Bestimmung über
einen bisher in diesen nicht behandelten Punkt in sie auf-
genommen werden soll und nur auf diesem Wege die erforderliche
Majorität zu erzielen ist. Aber so lagen ja die Dinge in unserem Falle
nicht im entferntesten; vielmehr war hier der Sachverhalt der,daß
eine Bestimmung, die von deren erstem An-
beginnanin den Internationalen Nomenklatur-
regelnenthalten war (s. Compt.-Rend. [I.] Congr. Internat.
Zool., 1889, p.423f.) und die, wie wir gesehen haben, diegroße
Mehrzahl der Zoologen zu ihren Anhängern
zöhlte, von einer keineswegs großen Minorität bekämpft wurde.
Es war also auch vom rein praktischen Stand-
punkte aus gar kein Grund zu einer derartigen
geradezu revolutionären Änderung der gelten-
den Bestimmungen vorhanden.
Herr Stiles sagt freilich zur Begründung seines Vorgehens: ‚‚es
sah sehr danach aus, als ob es zu einem ernsten Bruch unter Zoologen
über den Gegenstand kommen würde.“ Er teilt allerdings leider
3* 8. Heft
36 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
gar nichts darüber mit, worin dieses „Sehr-danach-aussehen“ eigentlich
bestand; doch konnte es zu einem solchen Bruch füglich nicht
anders kommen als dadurch, daß die Anhänger der first species rule
sich (sämtlich oder zum Teil) der betreffenden Bestimmung der Inter-
nationalen Nomenklaturregeln nicht mehr fügten. Es drängt sich also die
Frage auf, ob diese sich — explicite oder implicite — dahin geäußert
haben oder nicht. Wenn nicht, so lag ja offenbar von vorn-.
herein kein Grund zu Stiles’ Befürchtung eınes bezüglichen
Bruches unter den Zoologen und seinem auf diese gegründeten Vorschlag
der Einführung der — sachlich, wie wir bald sehen werden, durchaus
zu mißbilligenden — Bestimmung (g) des Art. 30 vor. Wennaber
ja, hat Stiles denn dann gar nicht erkannt oder nicht bedacht, einen
für die Zukunft der mühsam genug zustande gebrachten Internationalen
Nomenklaturregeln wie ungemein gefährlichen Prä-
zedenzfaller, und zwar in doppelter Hinsicht,
schafft, wenn er, und noch dazu bei seiner Stellung als
Sekretär der Internationalen Nomenklaturkommission, eine so
radikale Änderung einer Bestimmung jener,
die die große Mehrzahl der Zoologen zu ihren Anhängern hat, wegen
der Drohung einer kleinen Minderheit, sich
ihr nicht zu fügen — so angesehene Forscher diese auch
unter sich zählt —, befürwortet, ja direkt selbst be-
antragt? Denn nicht nur ist es zu erwarten, daß viele der Ver-
teidiger der bisher in Geltung gestandenen einschlägigen Bestimmung
nichts weniger als geneigt sein werden, eine
aus solchen Gründen eingeführte Anderung
dieser ruhig hinzunehmen und zu akzeptieren,
sondern es wird, wasnoch weit bedenklicher ist, dadurch
allen jenen, die mit dieser oder jener Bestimmung der Inter-
nationalen Regeln unzufrieden sind — und Herr Stiles weiß mindestens
ebenso gut wie ich, wie groß hinsichtlich mancher Punkte die Zahl
dieser ist — förmlich nahegelegt, auch ihrerseits
anzukündigen, daß sie sich ihr weiterhin nicht
fügen würden. Denn sie müssen ja nunmehr mit Recht er-
warten, daß diese folgerichtigerweise — zur Vermeidung eines Bruches
unter den Zoologen — dann gleichfalls abgeändert werden wird,
während die Chancen hiefür, solange sie sich ihr fügen und bloß durch
die Kraft ihrer sachlichen Argumente eine Änderung derselben zu
erreichen trachten, offenbar ungleich geringeresind. Und
was dann aus den Internationalen Nomenklaturregeln werden würde
und wohin ein solcher Zustand führen müßte, brauche ich wohl nicht
erst eigens darzulegen. (Betrefis des ersteren Punktes sagt Stiles
allerdings, daß die „Führer“ beider Parteien zugesichert haben, daß
sie sich auf den von ihm gemachten Vorschlag einigen würden. Doch
ist es selbstverständlich, daß eine solche Zusicherung lediglich für die
betreffenden Führer selbst verbindlich sein konnte [und zwar wohl
auch nur solange, als sie nicht etwa erkannten, daß jener ganz anders
gemeint und aufzufassen sei als sie bei der Erteilung dieser Zusicherung
en
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc, 37
geglaubt hatten (s. z. B. das oben [p31—33] bei Besprechung der Arbeiten
Allens Gesagte), und sicher nur so lange, als dies nicht
einer neugewonnenen besseren Überzeugung von ihnen widerspricht],
aber nicht im geringsten für alle anderen Anhänger des einen oder
anderen Verfahrens; denn zum Glück haben wir wenigstens in der
Wissenschaft noch so viel Freiheit, daß jeder Forscher sich bei seinen
Arbeiten nur nach seiner eigenen besten Überzeugung zu, richten
braucht und nicht nach dem Worte einer „Autorität“ oder irgend
eines sonstigen Führers.)
Betreffs einer Kritik der in Rede stehenden Bestimmung in
materieller Hinsicht verweise ich, um Wiederholungen
zu vermeiden, auf das im nächsten Abschnitt gesagte.
Die Vorzüge und Nachteile der first species rule, des Eliminations-
verfahrens und der willkürlichen Typusbestimmung.
Im folgenden gebe ich auf Grund meiner eigenen Erwägungen
und Erfahrungen sowie der einschlägigen Literatur eine kritische Über-
sicht über die Vor- und Nachteile jeder der drei genannten Methoden
zur Festlegung des Typus von Gattungen ohne ursprünglichen solchen
gegenüber je den beiden anderen. Der kürzeren und einheitlicheren
Darstellung halber subsumiere ich dabei alle einschlägigen Momente
je unter der Rubrik der Vorteile einer dieser Methoden gegenüber
je einer der beiden anderen, während ich dieNachteileder einzelnen
Methoden gegenüber jeder der anderen nicht eigens aufführe, da sie sich
aus den Vorteilen dieser gegenüber jenen von selbst ergeben.
Wohl aber führe ich unter den gedachten Rubriken dort, wo es aus
Gründen der natürlicheren und kürzeren Darstellung angezeigt ist,
ohne weiteres statt eines Vorteilesder betreffenden Methode gegen-
über der jeweils mit ihr verglichenen den entsprechenden Nachteil
dieser gegenüber jener an, wogegen nach dem eben gesagten
ja nicht das geringste Bedenken vorliegt.
Spezielle Hinweise auf bestimmte Publikationen gebe ich dabei
nur dort, wo der betreffende Punkt ausschließlich oder wenigstens
in erster Linie von einem oder wenigen Autoren dargelegt worden
ist oder wo dies zu sener Begründung wünschenswert erscheint,
und zwar bei Vorteilen, die einer jener Methoden gegenüber beiden
anderen zukommen, ohne notwendige Rücksicht darauf, ob er darin
speziell gegenüber der einen oder der anderen von diesen angeführt
wird; darüber gibt im Zweifelsfalle der vorhergehende historische
Überblick Aufschluß. Das Fehlen eines solchen Hinweises involviert
also nicht etwa, daß ich damit stets den Anspruch erhebe, das be-
treffende Argument zum erstenmale geltend gemacht zu haben. — Es
ist, schon aus Rücksicht auf den Raum, natürlich keineswegs meine
Absicht, im einzelnen alles anzuführen, was für oder wider
jede der genannten Methoden der nachträglichen Festlegung des Typus
gesagt wurde; wohl aber werde ich bestrebt sein, einen voll-
ständigen Überbliek der einschlägigen Gesichts-
punkte zu bieten. Und zwar werde ich, da ich mich auf Grund
8. Heft
38 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
einer sorgfältigen Prüfung dieser, wie wir sehen werden, für das Eli-
minationsverfahren entscheiden muß, der Kürze halber nur solche
Argumente zugunsten dieses anführen, die ich selbst
für zutreffend halte, zuungunsten desselben,
bezw. zugunsten der beiden anderen Methoden
aber behufs Wahrung voller Objektivität (um jeden Schein zu ver-
meiden, als ob ich irgend welche für sie sprechende Momente unter-
drückt hätte) alle Punkte, die im Verlaufe der oben referierten
Diskussion von irgend einem Autor ins Feld ge-
führt worden sind, und nur die mir angemessen erscheinenden
kritischen Bemerkungen dazu machen (und außerdem selbstverständ-
lich auch alle jene Gründe, die nach meiner eigenen Ansicht für die
eine oder andere dieser beiden Methoden sprechen, bisher aber noch
nicht für sie geltend gemacht wurden).
I. Als Vorteile der first species rule gegen-
über dem Eliminationsverfahren sind anzuführen,
bezw. wurden angeführt:
1. Sie entspricht dem Prioritätsgesetz mehr als irgend eine andere
Methode, da sie den Typus nur auf Grund der ersten Publikation des
ursprünglichen Autors bestimmt und seine Aktion stets die Priorität
. vor der jedes revidierenden Autors hat (Dyar, 1907). [Letzteres ist
an sich vollkommen richtig, kommt aber hier gar nicht in Betracht,
da eine Aktion des ursprünglichen Autors in der Richtnug der Be-
stimmung eines Typus ja gar nicht vorliegt, sondern nur
ein damit in gar keinem notwendigen Zusammenhange (cf. das unten
p. 47 sub 3.) Gesagte!) stehender Umstand in seiner Veröffentlichung
zur nachträglichen Festlegung eines solchen benützt
wird — ein Vorgehen, das also nicht im mindesten auf eine von jener
an datierende Priorität Anspruch machen kann.]
2. Es ist dabei nur ein e Auffassung möglich und kann sie nur zu
einem Resultate führen und gewährleistet sie daher Beständig-
keit in der Nomenklatur, im Gegensatz zu der Unsicherheit und den
mannigfachen Verschiedenheiten in der Anwendung des Eliminations-
verfahrens, während (Stone, 1906, p. 561 u. 564) ausreichende Regeln
für die allgemeine Anwendung dieses letzteren zu kompliziert wären.
[Die erstere Behauptung und daher auch die
daran geknüpfte Folgerung ist unzutreffend,
indem auch hiebei in nicht wenigen Fällen
sehr wohl zwei oder mehr Auffassungen mög-
lich sind. Ich verweise nur z. B. auf die Gattungen Dispharagus
Duj. (1845, p. 42 [ef. p. 69]), wo je nach der verschiedenen Auffassung
der first species rule nicht weniger als vier verschiedenene Arten
als Typus betrachtet werden können, nämlich D. decorus, laticeps
und Zenuis, wie bereits Stiles (in: Stiles u. Hassall, 1905, p. 51 [ef.
p. 12]; 1907a, p. 146) hervorgehoben hat, und der ‚„Dispharage du
hobereau“, und Hemzspedina Wright (1855, p. 95), wo, wie schon die
bezügliche Frage Bathers (1906, p. 810) an Stone — die dieser unbe-
antwortet gelassen hat — beweist, ebenfalls verschiedene Auffassungen
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 39
möglich sind. Ebenso können, wie Stiles (in: Stiles u. Hassall, 1905,
p. 63) sehr richtig bemerkt hat, solche dadurch entstehen, daß ein
alphabetisches Register der Arten in den einen Exemplaren eines
Werkes vorn, in anderen hinten eingebunden sein kann, sowie dadurch,
daß manche Autoren dabei nur den systematischen Teil einer Arbeit
als maßgebend betrachten, andere dagegen die ganze Veröffentlichung;
ferner dadurch daß, besonders bei Werken, die in gehefteten Lieferungen
erschienen sind, Tafeln, Tabellen usw., auf denen Gattungsnamen
je nachdem zum erstenmale in der Arbeit vorkommen, an ver-
schiedenen Stellen dieser eingebunden sein können. Von noch viel
größerer Bedeutung sind ferner jene Differenzen, die sich notwendiger-
weise daraus ergeben müssen, daß die Anhänger der first species rule
keineswegs untereinander darüber einig sind,
ob irgendwelche, und wenn, welche Kategorien von einschlägigen
Gattungsnamen ihr nicht zu unterwerfen sind; ich verweise der
Kürze halber bloß auf die oben (p. 27f.) referierten bezüglichen Aus-
führungen von Rothschild u. Jordan, D. S. Jordan, Dyar u. Caudell
und Stone. Ebenso würde die first species rule zu großen Meinungs-
verschiedenheiten in den Fällen führen, wenn ein Autor bei der Auf-
stellung einer Gattung überhaupt keine einzelne Art anführt, sondern
nur summarisch etwa ‚die Section A der Gattung X bei diesem oder
jenem Autor“, ‚die letzten 12 Arten von Müllers Genus Y“, „die
amerikanischen Arten, die Schulze der Gattung Z zurechnet“ als zu
ihr gehörig angibt, sowie dann, wenn es sich um einen neuen
Namen handelt. — Im Prinzip ist ja auch das Eliminations-
verfahren sehr klar und einfach; und wie bei diesem würden die
zahlreichen Schwierigkeiten und Meinungs-
verschiedenheiten sofortstörendindenVorder-
grund treten, sowie die first species rule von einergrößeren
Zahl von Autoren auf eine große Menge von Fällen an-
gewendet würde. Es würden also hiefür ebenfalls
mehr oder minder komplizierte Regeln auf-
gestellt werden müssen. — Unbeschadet des Gesagten
ist es aber wohl zweifellos, daß solche Meinungsverschiedenheiten und
Unsicherheiten sich dabei in einer beträchtlich geringeren Zahl
von Fällen ergeben würden als es bei der bisherigen Lage der Dinge
beim Eliminationsverfahren der Fall war, und dies also mit vollstem
Recht als ein sehr wesentlicher Vorteil der first species rule anzu-
führen war; durch die nunmehr erfolgte Aufstellung ausreichender
Regeln für jenes kommt aber dieser Punkt natürlich in Wegfall, und
sind diese gewiß zum mindesten nicht komplizierter, als sie es für die
Anwendung der first species rule sein müßten.]
3. Sie wird durch das Prioritätsgesetz gefordert; denn ein
Name kann nur für die Einheit giltig sein, die zuerst damit bezeichnet
wurde, oder die in dem Buche, wo er zuerst eingeführt wurde, an erster
Stelle steht (Rothschild u. Jordan, 1903, p. XXII£.); sie ist die be-
quemste und logischeste Art, den Typus durch die Worte des
ursprünglichen Autors festzulegen, was letzteres höchst wünschens-
8. Heft
40 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
wert ist; denn sie legt den Namen eines Genus auf die erste Art fest,
die ihm zugerechnet wurde (Jordan, 1900). [Diese Auffassung er-
scheint im ersten Augenblick sehr bestechend; gleichwohl ist sie aber
eine irrige, da sie sich, wie bei näherer Prüfung sofort ersichtlich, in
letzter Linie auf eine Vermengung der beiden ganz verschiedenen
Bedeutungen des Ausdruckes „ersten“ (‚first‘), nämlich der räum-
lichen und der zeitlichen, gründet; und allein die letztere
istesbekanntlich, um die essich im Prioritäts-
gesetzhandelt. — Zudem scheint es auch den betreffenden Autoren
selbst mit dieser Begründung der first species rule nicht so bitter
ernst zu sein; denn keiner vonihnen will diese auch dann
angewandt wissen, wenn der Typus der Gattung schon ursprünglich
bestimmt wurde, wie es doch unbedingt geschehen
müßte, wenn diese Begründung derselben wirklich stichhaltig
wäre, da jadann die Bestimmung einer anderen Art als Typus
seitens des ursprünglichen Autors gleichfalls dem Prioritäts-
gesetz widerstreiten würde und daher absolut
nicht anerkannt werden dürfte. Ebenso könnten in
diesem Falle die Herren Rothschild u. Jordan bei ihrem aus-
drücklich betonten Standpunkte (p. XVIIIf. [ef. p. XXIII]), daß
das Prioritätsprinzip streng durchzuführen
ist, unmöglich die Durchführung der first species rule in Gruppen,
wo durch das Eliminationsverfahren bereits eine beständige Nomen-
klatur erreicht ist, für überflüssig erklären (p. XXIII) und ebensowenig
sie in jenen Fällen n i c h t anwenden, wo eine Gattung den Typus einer
älteren giltig benannten Gattung enthält (p. XXIVf.); und in gleicher
Weise könnte wohl Herr D. $S. Jordan (1900, 1901) dann nicht,
wie er es tatsächlich ist (s. oben p. 27), geneigt sein, auch außer
dem Fall einer ursprünglichen Typusbestimmung noch andere
Ausnahmen von der first species rule gelten zu lassen. (Um jede
etwaige Mißdeutung der vorstehenden Darlegungen — so wenig
ich eine solche befürchten zu müssen glaube — von vornherein
auszuschließen, bemerke ich ausdrücklich, daß es mir selbstver-
ständlich absolut fern liegt, damit etwa involvieren zu
wollen, daß die genannten Forscher dieses Argument irgendwie
gegen ihre bessere Überzeugung angeführt hätten. Ich wollte viel-
mehr lediglich zeigen, daß sie de facto selbst nicht die sich daraus
unabweislich ergebenden Konsequenzen ziehen und auch offenbar
nicht bereit sind, dies zu tun, wodurch sie ihm also von vornherein
jede Beweiskraft nehmen.) Übrigens ist es sehr wohl möglich, daß der
letztgenannte Autor unterdessen selbst von dieser Begründung
der first species rule zurückgekommen ist, da er sie seitdem, meines
Wissens wenigstens, nicht mehr geltend gemacht hat.]
4. Sie ist viel weniger zeitraubend. [Dies ist unbedingt als
ein gewichtiger Vorteil derselben anzuerkennen, und zwar nicht etwa
nur vom Standpunkte der Bequemlichkeit der einzelnen Autoren,
sondern auch vom rein wissenschaftlichen Stand-
punkte aus, indem, wenn die Forscher weniger Zeit auf die
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 41
Entscheidung rein nomenklatorischer Fragen zu verwenden brauchen,
die ja bei aller Anerkennung ihrer Wichtigkeit und Notwendigkeit
doch immer nur ein Hilfsmittel der Wissenschaft, nämlich zum, Zwecke
der allgemeinen Verständigung, darstellen, ihnen mehr solche für
den Ausbau dieser selbst bleibt.]
5. Durch sie wird der Typus für jede Gattung unabhängig fest-
gestellt, und das Resultat hängt nicht von der Festlegung des Typus
einer anderen Gattung ab, während es beim Eliminationsverfahren oft
nötig ist zuerst die Aufteilung einer oder mehrerer anderer Gattungen zu
verfolgen, und ein Irrtum in einer dieser Operationen auch die anderen
beeinflusst (Stone, 1906, p. 561). [Dieses Argument war auf Grund
der Art, wie das Eliminationsverfahren von einem Teile der Autoren
gehandhabt wurde, vollkommen zutreffend; bei der oben
(p. 18£.) entwickelten und eingehend begründeten Auf-
fassung dieses letzteren, die in der Hauptsache beispielsweise auch
schon von Prout (1905) vertreten wurde, kommt es aber, wie
ohne weiteres ersichtlich, gänzlich in Wegfall, da dabei
ganz dasselbe auch für das Eliminationsverfahren gilt.]
6. Die Entdeckung eines Irrtums in dem bis dahin angenommenen
Datum einer Veröffentlichung beeinflußt dabei nicht die Typen
von Gattungen, während beim. Eliminationsverfahren das Ergebnis
durch einen solchen Irrtum im Datum der ursprünglichen Publikation
beeinflußt wird [richtiger: werden kann] und ebenso die Typen an-
derer Genera geändert werden [richtiger: andere werden können],
weil eine der in dieser aufgestellten Gattungen zu einer unrichtigen
Zeit als eliminiert betrachtet wurde (Stone 1906, p. 561). [Dieses
Argument ist an sich ganz zutreffend; seine praktische Bedeutung
und somit (da es, wie ohne weiteres ersichtlich, lediglich solche
hat) sein Gewicht überhaupt sind aber recht gering,
da der Fall der Annahme eines unrichtigen Datums einer Veröffent-
lichung doch relativ sehr selten, eine dadurch erfolgende Beeinflussung
des Ergebnisses einer Anwendung des Eliminationsverfahrens natur-
gemäß noch seltener ist und zudem, wenn sie eintritt, oft praktisch
ganz belanglos sein wird, da dann oft zugleich die Giltigkeit
der betreffenden Gattungsnamen tangiert sein wird.]
7. Man braucht dabei behufs Feststellung des Typus einer Gattung
nur die ursprüngliche Veröffentlichung zu konsultieren, während man
beim Eliminationsverfahren eine viel ausgedehntere Literatur berück-
sichtigen muß, wobei man nie völlig sicher sein kann, ob man wirklich
alle in Betracht kommenden Veröffentlichungen berücksichtigt hat
(Stone, 1906, p. 561). Das Eliminationsverfahren erfordert eine
vollständige Kenntnis der Literatur, was sehr schwer zu erreichen
ist (Dyar u. Caudell, 1904, p. 120; Dyar, 1904, p. 189). [Dieser
Umstand stellt einen entschiedenen praktischen
Vorteil der first species rule dar; doch ist
seine Bedeutung bei weitem nicht so großals
es im ersten Augenblick scheinen könnte, da
bei der Elimination von Arten für gewöhnlich auch eine Anderung
8. Heft
42 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
ihres Namens erfolgt (indem der Gattungsname ein anderer wird)
und jene daher an der Hand der Synonymie dieser im all-
gemeinen (Ausnahmen zugegeben) relativ leicht nachzuweisen ist.
Auch ändert de facto zum Glück bei weitem nicht jedes
Übersehen einer in Betracht kommenden Veröffentlichung das Ergebnis
des Eliminationsverfahrens, ja, wie Allen (1907a, p. 550) angibt, ist
dies z. B. in einer Gruppe von einigen dreißig
solchen Fällen kein einziges Mal der Fall! (Betreffs
eines höchst unabsichtlich beigebrachten und daher umso schlagenderen
Beispieles s. t. c., p. 549%.) Das Eliminationsverfahren enthält eben,
um mich eines technischen Ausdrucks zu bedienen, einen sehr
hohen Sicherheitskoeffizienten, dank demes sehr
oft sogar dann noch zu einem richtigen Ergebnis
führt, wenn in der Anwendung desselben ein oder selbst mehrere
Übersehen oder Irrtümer unterlaufen sind. Übrigens soll ein Autor,
der seine Literatur nicht kennt, Revisionen der Nomenklatur lieber
überhaupt unterlassen, wie Prout (1905, p. 214) und ähnlich Allen
(1906, p. 774) mit Recht bemerken (cf. auch die treffenden ein-
schlägigen Bemerkungen Stiles’, 1907a, p. 146). (Der in dem in Rede
stehenden Umstand gleichfalls involvierte Faktor der Zeitersparnis
wurde bereits separat unter 4. angeführt und kann daher hier natürlich
nicht nochmals geltend gemacht werden.)]
8. Sie ist unabhängig von der jeweiligen systematischen Auf-
fassung, während das Eliminationsverfahren in hohem Maße von
dieser beeinflußt wird und mit jeder Änderung unserer Ansichten
über die Gattungsgrenzen die Arbeit dabei von neuem gemacht werden
muß (Jordan, 1901, p. 499£.; 1905; 1907, p. 469). [Dieser Einwand
gegen das Eliminationsverfahren war auf Grund jener Auffassung des-
selben, wie sie von verschiedenen Seiten vertreten wurde, durchaus
berechtigt und von ernstester Bedeutung; bei der von den
Unterzeichnern des unten (p. 64f.) angeführten
Antrages vertretenen und in der vorliegenden Arbeit
(p. 18£.) eingehend begründeten Auffassung de-
selben, nach der die Entscheidung, ob eine Elimination vorliegt
oder nicht, von der subjektiven systematischen
Ansicht völlig unabhängig ist, fällt er aber
natürlich von vornherein vollkommen hinweg]
9. Sie würde wahrscheinlich weniger Namensänderungen be-
dingen als irgend ein anderes Verfahren [also auch als das Eliminations-
verfahren] (Jordan, 1907, p. 468); sie würde weniger Namensänderungen
bedingen als die konsequente Anwendung des Eliminationsverfahrens
(Stone, 1906, p. 564f.). Diese Meinung ist eine irrtümliche, indem
wenigstens in bezug auf letzteres das gerade Gegenteil
hievon zutrifft; ich verweise der Kürze halber bloß auf das
unten (p. 48ff.) sub 5. Gesagte.]
10. Das Eliminationsverfahren findet und bedarf in vielen Fällen
eine Ergänzung und Beschränkung durch die Be-
stimmungeines Typus (s. oben p. 25f.), was bei der first species rule
u ee
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 43
natürlich nicht der Fall ist, und kommen dieser also ihre wirklich
vorhandenen, j. e. die nachstehend sub 2. und 3. angeführten Vorteile
gegenüber der willkürlichen Typusbestimmung praktisch auch
jenem gegenüber zu. Ihr Gewicht ist hier allerdings ein viel ge-
ringeres, da das Feld der Typusbestimmung und damit auch die Möglich-
keit für das Sich-geltend-machen der betreffenden Übelstände dabei
(eben durch alle vorhergegangene Elimination) sehr wesentlich
eingeschränkt ist, und zwar, was praktisch von großer
Wichtigkeit ist, zum sehr großen Teil auf Arten, die ohnedies congenerisch
sind. [Trotzdem bildet dies einen schwerwiegenden Vorteil der first
species rule.]
I. Als Vorteile der first species rule gegen-
über der willkürlichen Typusbestimmung wurden
angeführt, bezw. sind anzuführen:
1. Der den Typus bestimmende Autor übersieht oft, daß ein Typus
vom ursprünglichen Autor virtuell oder sogar effektiv angezeigt worden
ist, wodurch oft ein Umsturz altehrwürdiger Entscheidungen ver-
ursacht wird (Jordan, 1907, p. 468). [Dies kommt gewiß in manchen
Fällen vor, ist aber, wie ohne weiteres ersichtlich, genau ebensogut bei
Anwendung der first species rule (sowie des Eliminationsverfahrens)
möglich und kann daher unmöglich zugunsten
dieser gegenüber der willkürlichen Typus-
bestimmung (oder dem Eliminationsverfahren)
geltend gemacht werden.]
2. Sie involviert keine nutzlose Untersuchung der Meinung oder
Absicht nachfolgender Autoren, während es bei letzterer oft un-
klar ist, ob ein Autor einen Typus bestimmt oder
nur ein Beispiel angeführt hat (Jordan, 1907, p. 468;
Hendel, 1911, p. 90£.), und noch mehr, speziell bei Katalogen,
Nomenklatoren usw., obereine Species als Typus bestimmen
oderaber bloß referierend angeben will, daß sie auf Grund
irgend eines der zur Festlegung des Typus angewendeten Verfahren
[oder auch nur nach stillschweigendem allgemeinem Übereinkommen]
diesen darstelle (Poche, 1908). Fälle der ersteren Kategorie sollten
eigentlich gegenwärtig in Anbetracht des zu der betreffenden Be-
stimmung (Art. 30 (g)) der Nomenklaturregeln hinzugefügten, an sich
natürlich durchaus zu billigenden Zusatzes: ‚Die Bedeutung des Aus-
druckes „einen Typus wählen“ ist streng zu fassen. Nennung einer
Art als eine Ilustration oder ein Beispiel einer Gattung bildet nicht eine
Wahl eines Typus.“ stets sicher zu entscheiden sein. Tatsache
ist aber, daß dessenungeachtet schon in der kurzen Zeit seit
der Einführung dieser Bestimmung mehrfach diesbezüglich scharfe
Meinungsverschiedenheiten aufgetaucht sind; ich erinnere z.B. an
die bezüglichen Differenzen zwischen Coquillett, 1910, und Hendel,
1911, p. 90f., ja innerhalb der Nomenklaturkommission selbst zwischen
Maehrenthal, F. E. Schulze, Graff und Studer einer- und der Mehr-
zahl der anderen Mitglieder andererseits [s. unten p. 94], ebenso
zwischen Hoyle und der Mehrzahl der anderen Mitglieder (s. Stiles,
8 Heft
44 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
1910a, p. 17£.) zwischen Allen und Jordan einer- und den anderen
Kommissionsmitgliedern andererseits (s. Stejneger [u. Stiles] in:
Stiles, 1911a, p. 73—75). Und noch viel schwieriger zu
entscheiden und daher ein noch viel breiteres Tor für Meinungs-
verschiedenheiten über den richtigen Gebrauch von Namen eröffnend
sind die Fälle der zweiten Kategorie [s. z. B. die Ausführungen Thomas’
(1911, p. 122) in Bezug auf Palmer, 1904]. Und was das Schlimmste
dabei ist, handelt es sich hier gerade bei solchen Meinungsverschieden-
heiten und Unklarheiten meist nicht um einzelne Fälle, sondern gleich
um ganze Reihen von solchen. Herr Allen hatte also nur zu sehr Recht,
als er (1907d, p. 720) in Bezug auf den oben angeführten Zusatz zu
Art. 30 (g) sagte: ‚Dies scheint deutlich, ist aber weit davon entfernt
es zu sein; während es über manche Schwierigkeiten hinweghelfen
wird, wird es andere eröffnen.“ [Allerdings dürfen wir nicht vergessen,
daß es auch bei der Anwendung der first species rule genug Unsicher-
heiten und Meinungsverschiedenheiten gibt, wie wir oben (p. 38f.)
gesehen haben; doch dürften diese wohl weniger zahlreich und ins-
besondere auch, wenigstens zum großen Teil, leichter durch
genaue Vorschriften zu beseitigen sein als bei
der willkürlichen Typusbestimmung, so daß der angeführte Faktor
dennoch von großer Bedeutung ist.]
3. Oft übersieht ein Autor beim Bestimmen eines Typus, daß
bereits ein früherer Autor einen solchen bestimmt hat, sodaß bei der
willkürlichen Typusbestimmung ein Name stets unsicher ist, bis alle
obskure Literatur durchforscht ist (Jordan, 1907, p. 468); und es ist
oft sehr schwer, ja praktisch beinahe unmöglich festzustellen, ob
bereits, bezw. wo für ein Genus ein Typus bestimmt worden
ist, wodurch natürlich nachträglichen Namensände-
rungen Tür und Tor geöffnet wird (Poche, 1908, p. 127;
Hendel, 1911, p. 90). [Dies bildet einen sehr schwerwiegen-
den praktischen Nachteil der willkürlichen Typusbe-
stimmung. ]
4. Sie würde wahrscheinlich weniger Namensänderungen bedingen
als jede andere mögliche Regel [also auch als die willkürliche Typus-
bestimmung]; ja, der erste revidierende Autor hat gewöhnlich die erste
Art als Typus gewählt. Cuvier, Lac&pede und ihre Nachfolger haben
meist ihre typische Art als chef de file vorangestellt. Die Arbeiten, wo
die Typen in die Mitte der Gattungen gestellt sind, sind im allgemeinen
systematische Kataloge, nicht Beschreibungen neuer Arten (Jordan,
1907). [Wenn wirklich der erste revidierende Autor meist die erste Art
als Typusgewählt hat, so ist nicht einzusehen, wieso, und noch
dazu gerade auf Grund dessen, die first species rule wahrscheinlich
weniger Änderungn bedingen würde als die willkürliche
Typusbestimmung; denn beiletzterer bleiben die Namen aller Gattungen,
deren Typus bereits in giltiger Weise bestimmt wurde, in dem
bisherigen Sinne erhalten, während bei ersterer unbedingt alle jene
geändert werden müssen, deren bisheriger (nicht-ursprünglicher)
Typus nicht die erste Art oder nicht wenigstens congenerisch mit
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 45
dieser ist. Bei den Gattungen, für die noch kein Typus bestimmt
worden ist, bietet allerdings die willkürliche Typusbestimmung
die Möglichkeit zu sehr zahlreichen Namensänderungen —
wohl zu weit mehr, als die first species rule mit sich bringen würde
(ich verweise bloß auf das unten auf p. 54 sub 4. diesbezüglich Gesagte).
Ferner ist es nicht zutrefiend, daß die Arbeiten, wo die Typen in die
Mitte gestellt sind, im, allgemeinen systematische Kataloge, nicht
Beschreibungen neuer Arten sind; denn abgesehen davon, daß ja auch
in jenen sehr oft neue Arten beschrieben werden, ist dies in ausge-
dehntem Maße insbesondere auch in Monographieen der Fall, bei
denen der Autor ganz dieselben Gründe hat wie bei jenen, die typische
Art sehr oft in die Mitte oder wenigstens nicht an den Anfang zu stellen
(weil nämlich in der Regel begreiflicherweise die weniger typischen
Arten es sind, die zu einem vorangehenden (und einem nachfolgenden)
Genus hinüberleiten). — Alles in allem würde also die
first species rule wohl sicher beträchtlich
mehr Namensänderungen bedingen als die will-
kürliche Typusbestimmung.]
5. Sie ist streng folgerichtig, während die willkürliche Typus-
besttmmung durchaus inkonsequent ist, indem sie
ein weitergehendes Recht gewährt, wo sie ein weniger weitgehendes
versagt (cf. darüber das unten p. 54f. sub 5. Gesagte).
6. Letztere ist außerdem in der Art, wie sie tatsächlich gehandhabt
wird, insofern sehr inkonsequent, als unter gewissen
Umständen niechtsie, sondern de facto das Eliminationsverfahren
angewandt wird (s. das auf p. 55 sub 6. diesbezüglich Gesagte).
III. Als Vorteile des Eliminationsverfahrens
gegenüber der first species rule sind anzuführen:
1. Jenes stellt eine Anwendung des Prioritätsgesetzes
dar (Allen, 1906, p. 778£.); es ist ein integrierender Teil der Methode
des ersten revidierenden Autors, die ihrerseits mit dem Prioritäts-
prinzip im Einklang steht, während die first species rule jenem und so-
mit auch diesem widerspricht (Coquillett, 1907b); es scheint, theo-
retisch betrachtet, das einzige logische Verfahren (Dyar, 1904, p.189 [ein
Gegner des Eliminationsverfahrens!). [Dieses
Argument ist durchaus zutreffend, und bildet
dies einen sehr schwerwiegenden prinzipiellen
Vorteil des Eliminationsverfahrens. Wenn nämlich
irgend eine nach dem Prioritätsgesetz zu entscheidende nomen-
klatorische Frage auf Grund der ursprünglichen Veröffentlichung oder
Veröffentlichungen nicht entschieden werden kann, sei es weil in dieser,
bezw. diesen zu dem betreffenden Punkte überhaupt nicht Stellung
genommen wurde (Fehlen einer Typusbestimmung, Mangel einer
Entscheidung, welches von zwei oder mehreren Synonymen als
giltiger Name zu verwenden ist usw.) oder weil nicht festgestellt
werden kann, welcher von diesen die Priorität gebührt, so ist für
die Entscheidung jener bekanntlich in chronologischer
Reihenfolge die Aktion jener Autoren maß-
8. Heft
46 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
gebend, die nacheinander Schritte in der
Richtung dieser Entscheidung unternehmen.
Dabei kann die vollständige Entscheidung gleich durch den ersten
dieser Autoren herbeigeführt werden, in welchem Falle natürlich
kein Raum mehr für eine einschlägige Aktion eines anderen
Autors bleibt, oder erst durch die aufeinanderfolgenden Aktionen
mehrerer Autoren (wenn z. B. der erste Autor nur eines von
mehreren gleichalten Synonymen aus der Zahl der giltigen Namen
entfernt, eines von mehreren gleichalten Homonymen durch
einen anderen Namen ersetzt, oder zwar nicht eine Art
einer Gattung als Typus dieser bestimmt, wohl aber durch
Entfernung eines Teiles ihres ursprünglichen Inhaltes aus ihr oder
durch Aufstellung einer typischen Untergattung eine Be-
schränkung des noch als Typus verfügbaren Teiles
desselben vornimmt). Dies steht, wie ohne weiteres ersichtlich, im
vollsten Einklange mit dem Prioritätsgesetze,
indem die Aktion jedes vorhergehenden Autors respektiert wird, soweit
sie eben reicht, und ist als das Prinzip des ersten revi-
dierenden Autors bekannt. (Betreifs der sehr unlogischen
teilweisen Beiseitesetzung dieses Prinzips bei der willkürlichen Typusbe-
stimmung siehe das auf p.52 u. 54f. sub 1. und 5. Gesagte). — Herr Stone
(1906, p. 561f.) sagt zwar, daß das Argument, daß das Eliminations-
verfahren die Arbeit der Vorgänger bewahrt — was ja auf den augen-
blicklich in Diskussion stehenden Punkt hinausläuft — von wenig
oder keinem Belang sei, da früher viele Autoren unabhängig von ein-
ander gearbeitet haben und dieses zwei oder mehrere getrennte Arbeits-
linien durcheinander bringt, sodaß die Resultate wahrscheinlich mit
keiner davon in Einklang stehen. Dieser Einwand Stones müßte sich
folgerichtigerweise ebenso gegen die Anwendung des Prioritätsgesetzes
überhaupt richten, da dieses naturgemäß sehr oft gerade dann in Aktion
tritt, wenn es gilt, verschiedene Arbeitslinien in nomenkla-
torischer Hinsicht — denn nur um diese kann es sich dabei
handeln — zu vereinheitlicehen. Es bildet hiebei den
weitaus einfachsten und sichersten Maßstab für die Bewertung jener
untereinander, und wird als allgemeiner Grundsatz für
die Benennung der Genera und Species — einerlei ob man nun
gewisse Ausnahmen davon gelten lassen will oder nicht — mit
Recht von so gut wie allen Seiten und auch von Herrn Stone selbst
anerkannt. Sein angeführtes gegenteiliges Argument in der hier
vorliegenden Frage kann also der Kritik durchaus nicht standhalten.]
2. Letztere wäre bei den fossilen Formen durchaus ver-
werflich, weil es hier von großer Wichtigkeit ist, die am vollkommensten
erhaltene und am besten bekannte Art als Typus zu wählen, die geo-
logisch älteste Art einer Gattung aber im allgemeinen die obskurste
ist, bei jener jedoch sehr oft den Typus darstellen würde, da die Autoren
die Arten gewöhnlich in stratigraphischer Reihenfolge angeordnet
haben (Bather, 1907). [Dieser Punkt fällt schwer zu-
ungunsten der first species rule ins Gewicht]
ne
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc, 47
3. Die first species rule ist oft der Absicht des Autors direkt ent-
gegengesetzt. So haben manche Autoren absichtlich die typische
Art in die Mitte gestellt (Allen, 1906, p. 774; Williston, 1907, p. 790;
ef. auch das oben p. 45 sub 4. Gesagte); in Bestimmungstabellen
oder Synopsen, die ja, wenn überhaupt vorhanden, fast immer der
systematischen Anführung der Arten vorangehen, werden sehr oft
gerade die aberrantesten Formen zuerst angeführt, weil sie sich von dem
Gros der Arten durch ein auffallendes Merkmal unterscheiden (ein
krasses Beispiel s. bei Smith, 1907, p. 774), ebenso bei der Charakteri-
sierung der Gattung als solcher vielfach gerade jene (weil sie z. B. hin-
sichtlich einzelner Merkmale von dem allgemeinen Charakter dieser ab-
weichen) speziell erwähnt, und würden somit häufig gerade sie der
Typus werden. Ferner hat Buckman (1907) ausgeführt, daß es mindestens
vier Methoden der Anordnung der Arten gibt, nämlich 1. die Voran-
stellung des Typus (in der Paläontologie selten angewandt), bei der
allein die first species rule berechtigt wäre, 2. in vermeintlicher ge-
netischer, 3. in stratigraphischer (sehr beliebt bei den älteren Palä-
ontologen), 4. in alphabetischer Reihenfolge [und 5. nach der Größe
(dies tat z. B. gewöhnlich, in aufsteigender Reihenfolge, Wiedemann,
ein sehr fruchtbarer Beschreiber von Dipteren [s. Williston, 1. e.])],
und daß die first species rule in zahlreichen Fällen, wo der Typus vom
ursprünglichen Autor bestimmt oder augenscheinlich angezeigt worden
ist, nachweisbar ungerecht ist und dies daher in anderen Fällen
ebenso wahrscheinlich sem wird; denn eine Regel, die beansprucht
in unbekannten Fällen riehtig zu interpretieren, muß doch gewiß in
bekannten Fällen imstande sein dies zu tun. [Diese Argumente
sind zum Teil prinzipiell recht beachtenswert.
Gewiß kann es auch beim Eliminationsverfahren Fälle geben, wo ganz
entgegen den Absichten des ursprünglichen Autors eine aberrante
Art zum Typus der Gattung wird; doch sind solche selten, da im all-
gemeinen naturgemäß gerade solche Arten zuerst aus einer Gattung
entfernt worden sind. — Durch das vorstehend Gesagte erscheint
auch die Ansicht von Jordan, Evermann u. Gilbert (in: Fisher,
1905, p.29): „Es kann nie ungerecht gegen einen Autor sein seine
zuerst genannte Art als seinen Typus zu betrachten... .“ zur
Genüge widerlegt.]
4. Das Eliminationsverfahren wurde seit dem Beginne der zoo-
logischen Nomenklatur von der überwiegenden Mehr-
zahl der Zoologen aller Nationen angewandt
— wenn auch gewiß vielfach, besonders in früherer Zeit, wie so viele
nomenklatorische Grundsätze nicht in konsequent durchgeführter
Weise. Es ist oder war zur Zeit des oben besprochenen Kampfes
zwischen seinen Anhängern und denen der first species rule der Sache
nach (wenn auch nieht immer unter diesem Namen [der z.B. in der
definitiven Fassung der Internationalen Nomenklaturregeln (1905)
nur in enem Ratschlag zu Art. 30 vorkommt, während die
Sache in der in diesem Artikel enthaltenen Regel vorgeschrieben
wird) von den drei wichtigsten und die weit-
8. Heft
48 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
aus größte Anhängerschaft besitzenden Co-
dices der zoologischen Nomenklatur, nämlich
den Internationalen Nomenklaturregeln (und
zwar seit ihrem ersten Anbeginn), dem im Bıi-
tischen Weltreich einer großen Verbreitung sich erfreuenden
Stricklandian Code und dem durch einen für die Zeit seiner Ent-
stehung sehr vorgeschrittenen Standpunkt ausgezeichneten American
Ornithologists’ Union Code of Nomenclature vorgeschrieben
— was ein vom praktischen Standpunkte gewiß sehr hoch
anzuschlagender Faktor ist. Es erfreute sich überdies allgemeiner
Anerkennung, was ich wohl umso weniger erst eigens zu be-
weisen brauche, als der bedeutendste Gegner desselben und Ver-
treter der first species rule, D. S. Jordan, dies selbst ausdrücklich
betont hat (1900, p. 785). — Die first species rule andererseits ist in den
letzten Jahren allgemein verlassen worden. Ein paar hängen ihr noch
an (Gill, 1897, p. 155); sie „‚ist in der Vergangenheit versucht und als
unzulänglich befunden worden. Vor mehr als einem halben Jahr-
hundert wurde sie von hervorragenden Führern in verschiedenen
Zweigen der Zoologie... . angenommen; sie erwarben eine kleine
Gefolgschaft, die bald abbröckelte. ... .““ (Allen, 1906, p. 778). — [Dies
stellt gewiß auch ein beachtenswertes Moment dar.]
5. Letztere würde zahlreiche ganz unnötige
Namensänderungen bedingen. So hat Smith (1907, p. 774)
dies für die ungeheuere Familie der Noctuidae, deren hervorragender
Kenner er war, sehr betont — und bei den übrigen Insekten, die
ja die Mehrzahl aller bekannten Tiere bilden, wird es jedenfalls
nicht wesentlich anders sein; Allen hat bereits 1905 (p. 430f.)
ganz im allgemeinen dies hervorgehoben und dann (1907a, p. 5ölf.;
1907b [s. insbesondere p.381f.]) auf Grund einer eingehenden
quellenmäßigen en een berechnet, daß die Zahl der er-
forderlichen Änderungen in den Namen der Gattungen und Unter-
gattungen der nordamerikanischen Vögel dabei fast viermal
so groß sein würde als beim Eliminationsverfahren. Dieses
Ergebnis wurde allerdings von Stone (1907b; 1907d) heftig und zum
Teil mit Recht angegriffen und muß jedenfalls einigermaßen zu-
gunsten der first species rule modifiziert
werden, blebt im wesentliehen aber trotzdem aufrecht;
ich verweise diesbezüglich auf die oben gegebene kritische Übersicht
der Diskussion zwischen diesen beiden Autoren (p.28f. u. 34). —
Geradezu katastrophal wäre vollends die Wir-
kung der first species rule beiden Linneischen
Gattungen, und zwar nicht nur durch die Zahl der Änderungen,
sondern noch viel mehr dadurch, daß es sich dabei um all-
gemein bekannte und größtenteils sehr viel
gebrauchte Namen handelt und diese, was ganz besonders
störend ist und leicht zu Verwechslungen Anlaß gibt, nicht einfach
eingezogen, sondern auf andere, großenteils eben-
falls allgemein bekannte und oftgenannte
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 49
Gattungen übertragen werden müßten. Dies hat
auch ein Vertreter der first species rule wie D. 8. Jordan mit aner-
kennenswerter Objektivität selbst ausdrücklich hervorgehoben und
dargelegt, daß z. B. von den 28 „Fisch“gattungen Linnaeus’ (1758)
nur 9, sage neun ungeändert bleiben würden, und hinzugefügt: ‚Diese
Änderungen in altehrwürdigen Namen sind offenbar außer Frage“
(1900, p. 786). Ebenso müßten von den Linneischen Namen von
Vogelgattungen etwa 2% auf andere Gruppen übertragen werden,
wie Allen (1907a, p. 546) angibt und durch eine kleine Auslese illustriert.
Ferner müßten beispielsweise fortan die Namen Lemur an
Stelle von Loris, Vespertilio an Stelle von Pteropust!!,
M yrmecophaga an Stelle von C'yclopes, Phoca statt Callorhinus!, Viverra
an Stelle von Mungos, Mustela statt Latax!!, Mus an Stellevon
Cavia!!, Cervus an Stelle von @iraffa!!, Delphinus
an Stelle von Phocaena, Testudo für Chelonia!, Lacerta für
Caiman!!;, Rana an Stelle von Pipa!!, Boa an Stelle
von Ilysia, Coluber an Stelle von Cerastes, Anguis an Stelle von
Scelotes!!, Scarabaeus statt Dynastes, Silpha statt Necrophorus, Coceinella
an Stelle von Cercyon!, Curculio an Stelle von Rhynchophorus, Cerambyx
an Stelle von Acrocinus!!, Cantharis an Stelle von Lampyris, Elater
an der von Alaus!, Dytiscus an der von Hydrophilus!!, Staphy-
linus an der von Emus!!, Cicada an Stelle von Fulgora!, Nepa an der
von Belostoma!, Coccus statt Lecanium!, Hemerobius statt Chrysopa,
Tenthredo statt Cimbex, Ichneumon an Stelle von Sirex!, Apis an Stelle
von Eucera!!, Formica an Stelle von Camponotus, Tipula an Stelle von
Flabellifera, Conops an Stelle von Rhingia, Hirudo an Stelle von Hae-
mopis, Nereis an Stelle von Stylaria!!, Sepia statt Octopus gebraucht
werden usw. usw, während diejeweilsan erster Stelle
angeführten Namen durch andere, fast dureh-
wegs ganz ungebräuchliche, eventuell erst neu
zu bildende ersetzt werden müßten!! Was für
Anderungeninden Namen zahlreicher Familien
und Unterfamilien, bisweilen auch höherer
Gruppen, dies überdies noch zur Folge haben
müßte, brauche ich wohl nicht erst näher darzulegen. — Um dem
vorzubeugen sind mehrere (aber keineswegs alle) Vertreter der fırst
species rule mit mehr oder weniger Entschiedenheit dafür eingetreten,
die Linn&ischen Gattungen davon auszunehmen, und haben
dies zum Teil (so Jordan, 1901, p. 501), aber wieder durchaus nicht
särztlich, damit begründet, daß Linnaeus an einer Stelle (1751, p. 197)
sagt: „Si Genus receptum, secundum jus naturae (165) et artis (167),
in plura dirimi debet, tum nomen antea commune manebit vulgatissimae
et offieinali plantae‘‘, womit er die Typen seiner Gattungen festgelegt
habe. Diese Begründung ist aber in mehrfacher
Hinsicht nicht stichhaltig. Denn l. ist das Jahr
1758 der Ausgangspunkt der zoologischen
Nomenklatur und kommt also die früher erschienene Literatur
nomenklatorisch überhaupt nicht in Betracht,
Archiv für Naturgeschichte
1912. A8. 4 8. Heft
50 -Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
und kann somit schon”aus diesem Grunde unmöglich eine
Veröffentlichung aus dem Jahre 1751 die Grund-
lage für die Bestimmung der Typen von Gattungen bilden; 2. handelt
das fragliche Werk überhaupt von der botanischen Nomen-
klatur, Systematik usw., und spricht Linn& auch an der zitierten
Stelle ausdrücklich nur von Pflanzen; 3. muß eine ur-
sprünglich eTypusbestimmung doch stets in d er Veröffentlichung
erfolgen, wo der betreffende Gattungsname eingeführt wird, und nicht
durch eine allgemeine Angabe in irgend einer früheren; sonst würde
ja nie der Typus irgend einer Gattung definitiv festgelegt werden können,
da man nie sicher sein könnte, ob nicht der Autor in irgend einer
früheren, vielleicht ganz obskuren und allgemein übersehenen Publi-
kation eine solche Angabe gemacht hat, auf Grund welcher dann die bis-
her angenommenen Typen seiner Gattungen geändert werden müßten;
und 4. endlich stellt die zitierte Stelle ja garnicht eine
Angabe Linnesüber die Typen seinerGattungen,
sondern eine von ihm aufgestellte Regel für
die Aufteilung von Pflanzengattungen über-
haupt dar. Auch heute noch wird es, wenn nicht ein früherer
revidierender Autor bereits eine gegenteilige Entscheidung getroffen
hat oder sonstige triftige Gründe dagegen sprechen, mit Recht für
empfehlenswert erachtet, bei der Aufteilung von irgendwelchen
Gattungen entsprechend dieser vorzugehen; aber durchaus
unzulässigist es, wieich soeben dargelegthabe, dieTypen
der Linneischen Gattungen als durch jene
Stelle in bindender Weise festgelegt zu be-
trachten. — Die first species rule auf diese nicht anzuwenden
liesse sich also prinzipiell in keiner Weise
rechtfertigen, sondern würde eine aus rein praktischen Gründen
gemachte Ausnahme darsteJen und somit von vornherein
eine sehr wesentliche Schwäche jener bilden.
Entweder diese oder die eben hervorgehobenen direkt
revolutionären Änderungen in den Linneischen Namen müßte,
bezw müßtenaberbeiAnnahmederfirstspecies
rule— außer den zahlreichen anderen aufjedenFalldadurch
erforderlich werdenden (s. oben) — unbedıngt ın den Kauf
genommen werden. [Das hier angeführte Argument bildet
einen sehr gewichtigen Faktor zuungunsten
der first species rule gegenüber dem Elimi-
nationsverfahren und kann keineswegs durch die sehr
übertriebene Behauptung Dyars (1904, p. 190) entkräftet werden,
daß jedes neue Werk die meisten [der Sperrdruck stammt
von mir] langeingebürgerten Namen ändert, auf welche Regeln
immer es gegründet ist.]
6. Wenn die erste Art eines Genus nicht zu deuten ist, so muß
dieses bei der first species rule unbedingt fallen [bezw. als Genus dubium
angeführt werden], wenn es auch bisher allgemein gebräuchlich war
(Allen, 1906, p. 777), während der analoge Fall beim Eliminations-
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 51
verfahren, daß nämlich alle Arten bis auf eine oder mehrere undeutbare
aus einer Gattung eliminiert werden und diese daher ebenfalls unter
die Genera dubia gestellt werden muß, aus naheliegenden Gründen
— wenigstens bei bis dahin anerkannten Gattungen — kaum je vor-
kommt. [Dieses Argument ist von geringerer Bedeutung,
aber immerhin sehr wohl mit in Betracht zu
ziehen.]
7. Wenn in zwei oder mehreren Gattungen die erste Artdieselbe
ist, so müssen bei der first species rule die Namen aller bis auf einen
als Synonyme eingezogen werden, wenn auch das Gros ihrer Arten
generisch durchaus verschieden ist, und für jene ein anderer Name,
bezw. andere Namen in Gebrauch genommen werden (Allen, 1906,
p. 777£.). — Dagegen hat Herr Stone (1907a, p.148f.) eingewandt, daß
genau ebenso beim Eliminationsverfahren sowie bei jeder anderen
Methode der Typusbestimmung Genera, deren Typen identisch sind,
synonym werden. Dies ist an sich natürlich absolut zutreffend, kann
aber jenes Argument keineswegs widerlegen, sondern nur sein Ge-
wicht einigermaßen vermindern, indem es begreiflicherweise viel
öfter vorkommt, daß je die erste Art zweier oder mehrerer
Gattungen identisch ist, als daß aus zwei oder mehreren solchen alle
Arten bis auf je eine eliminiert worden und diese mit-
einander identisch sind; und nur in diesem Falle müßten
beim Eliminationsverfahren die Gattungen als synonym betrachtet
werden. [Dies ist ein Argument von mäßiger Be-
deutung; es könnte auch als Spezialfall zu dem sub 5. angeführten
gestellt werden.]
8. Oit ist einem Autor, der den Typus einer Gattung wissen will,
die Veröffentlichung, in der diese aufgestellt wurde, nicht zugänglich,
besonders bei älteren Publikationen (wo die Eventualität, daß bereits
ursprünglich ein solcher bestimmt wurde, praktisch so gut wie nicht
in Betracht kommt). Welche Arten ursprünglich in der Gattung ent-
halten waren, welche davon bereits eliminiert worden sind, und welche
somit bei Anwendung des Eliminationsverfahrens noch als Typus
verfügbar sind, bezw. welche diesen darstellt, ist auf Grund
der sonstigen Literatur (systematische Werke, Nomenklatoren usw.)
jm allgemeinen relativ leicht festzustellen, da ja mit der Elimination
einer Art aus einer Gattung auch eine Anderung ihres Namens ver-
bundenist, nicht aber, welche Art in der Gattung an erster
Stelle genannt wird und somit nach der first species rule
der Typus wäre. [Dies ist ein Vorzug des Eliminationsverfahrens,
der gewiß nur von untergeordneter Bedeutung
ist, der aber doch oft einem Autor, besonders einem solchen, der
nicht das Glück hat, in einem der großen wissenschaftlichen Centren
zu, leben, wo ihm so ziemlich die ganze einschlägige Literatur zur Ver-
fügung steht, eine arge und für seine Arbeit oft äußerst störende Un-
gewißheit ersparen kann.]
9. Wenn die erste Art einer Gattung ungenügend bekannt ist,
so ist es bei Anwendung der first species rule in vielen Fällen unsicher,
4* 8. Heft
52 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
welche Arten mit jener (als dem Typus dieser) congenerisch sind und
somit in die betreffende Gattung gehören, und kann es also sehr leicht
sein, daß vielen Arten eine unrichtige Stellung gegeben wird (cf. Stiles,
1907a, p. 146), während der analoge Fall beim Eliminationsverfahren,
daß nämlich alle ursprünglich in ihr enthaltenen Arten bis auf
eine oder mehrere ungenügend bekannte aus einer
Gattung eliminiert worden sind und daher eine solche den Typus
dieser darstellt, was dann natürlich gleichfalls die angeführten Übel-
stände mit sich bringen würde, begreiflicherweise weit seltener. vor-
kommt. Großenteils mit der möglichsten Vermeidung desselben
wurde ja die oben (p. 25) erwähnte Ergänzung des Eliminationsver-
fahrens durch die nachträgliche Bestimmung eines Typus seiner-
- zeit begründet. [Dies ist ein wohl zu beachtendes
Argument]
10. Der unten (p. 57£.) sub 9. dargelegte Vorteil der Möglichkeit,
eine aus verschiedenen Gründen zweckmäßige Wahl eines
Typus zu treffen gegenüber dem rein mechanischen Operieren der first
species rule, kommt in gleicher Weise natürlich auch dem Eliminations-
verfahren gegenüber dieser zu, und verweise ich daher nur auf das
dort Gesagte. [Dagegen kann nicht etwa eingewendet werden, daß die
Möglichkeit einer solchen Wahl dabei durch vorhergegangene Elimination
oft sehr eingeschränkt wird, da ja die eliminierenden Autoren genau
dieselbe Möglichkeit einer solchen zweckmäßigen Wahl
der Arten haben, auf die sie die Gattung beschränken, und anderer-
seits auch bei der willkürlichen Typusbestimmung die Möglichkeit
einer solchen sogar ganz aufhört sowie einmal eine, und sei es noch
so unzweckmäßige, Typusbestimmung erfolgt ist.]
11. Das Eliminationsverfahren kann in genau gleicher Weise wie
bei Gattungen auch auf die Aufteilung, bezw. Bestimmung des Typus
von Arten angewandt werden, die ja bekanntlich, zumal bei solchen
älterer Autoren, gleichfalls sehr oft nötig ist, während ein der first
species rule analoges Verfahren hier in der Mehrzahl der Fälle (wenn
nämlich die Art nieht schon ursprünglich in Unterarten geteilt
oder auf Abbildungen oder Beschreibungen anderer Autoren gegründet
ist oder die dem Autor vorliegenden Exemplare nichteinzeln an-
geführt sind) ganz unanwendbar wäre. [Diese Möglichkeit einer
einheitlichen Behandlung von Gattungen und
vonArtenistein sehr wesentlicher prinzipieller
Vorteil des Eliminationsverfahrens; bestimmen
doch auch die Internationalen Nomenklaturregeln mit vollem Recht
ausdrücklich, daß die Teilung einer Art denselben Regeln unterliegt
wie die Teilung einer Gattung.]
IV. Als Vorteile des Eliminationsverfahrens
gegenüberder willkürlichen Typusbestimmung
sind anzuführen:
1. Das bereits oben p. 45f. sub 1. angeführte Argument, daß es
dem Prioritätsgesetz entspricht. Um Wiederholungen zu vermeiden
verweise ich bloß auf das dort Gesagte.
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 53
2. Der oben p.47f. sub 4. angeführte Faktor der allgemeinen
Anerkennung, deren es sich erfreut, und seines Enthaltenseins speziell _
auch in den Internationalen Nomenklaturregeln zur Zeit der Ein-
führung der willkürlichen Typusbestimmung. Ich füge dem dort
Gesagten nur in Bezug auf diesen letzteren Punkt hinzu, daß es, wie
ich bereits bei einer früheren Gelegenheit ausgeführt habe (1908,
p. 128), gewiß aufs freudigste zu begrüßen ist, „wenn an den Nomen-
claturregeln Änderungen vorgenommen werden in der Weise, daß
Lücken ausgefüllt, Unklarheiten oder Inkonsequenzen beseitigt oder
weniger zweckmäßige Bestimmungen durch zweckmäßigere ersetzt
werden; anderseits muß man aber auch von jeder Änderung
derselben — und um so mehr, je einschneidender sieist — ver-
langen, daß sie nach der einen oder andern Richtung hin eine
Verbesserung darstelle, da man die Änderungen in den gültigen
Namen, die eine solche unvermeidlich mit sich bringt und die natürlich
stets ein Übel sind, vernünftigerweise nicht ohne dabei einen ent-
sprechenden Vorteil zu erzielen in den Kauf nehmen wird. Dies
ist aber in unserm Beispiele durchaus nicht der Fall, so daß man sich
also schnvon diesem allgemeinen Gesichtspunkte
aus, ganz abgesehen von den... . schwerwiegenden speziellen
Nachteilenderin Rede stehenden Bestimmung, entschieden
gegen dieselbe aussprechen müßte“
3. Letztere bedingt zahlreiche ganz unnötige Namensänderungen
und dabei, was ganz besonders störend ist und leicht zu Verwechslungen
Anlaß gibt, vielfache Übertragungen von bisher in einem
bestimmten Sinne gebräuchlichen Gattungsnamen auf ganz verschiedene
Gruppen, nämlich im allgemeinen in allen den vielen Fällen, wo eine
Art, die bereits vorher aus einer Gattung eliminiert worden war, von
einem späteren Autor als Typus dieser „bestimmt“, eine solche Typus-
bestimmung aber nicht als giltig anerkannt worden ist, wie sie
es bei der willkürlichen Typusbestimmung
werden muß. Bereits Williston (1907) hat ausgeführt, daß diese
durchaus ungerecht und revolutionär ist und die Dipterologie zu einem
kleinen Chaos und zu einem Paradies des Namenflickers machen würde;
und in ganz ähnlichem Sinne spricht sich an der Hand konkreter Bei-
spiele Hendel (1911, p. 89£.) aus. Ebenso weist Allen (1907e, p. 42f.)
überzeugend nach, wie viele Namensänderungen nötig sind, wenn die
zuerst als Typus bestimmte Art als solcher auch dann anerkannt
wird, wenn sie bereits der Typus einer anderen Gattung war —
und gerade dies muß ja bei der willkürlichen Typusbestimmung
unbedingt geschehen (s. oben p. 31{f.). Desgleichen verweise ich darauf,
daß von den beiden Nematodengattungen Acuaria (= Spiroptera)
und Dispharagus, deren Aufteilung ich oben (p. 11—15) verfolgt habe,
der Name einer (also von 50 pCt. jener) bei der willkürlichen Typus-
bestimmung als Synonym eingezogen und durch einen anderen ersetzt
werden muß, während beim Eliminationsverfahren die beider in dem
bisherigen Sinne erhalten bleiben. (Dies würde natürlich nicht viel
besagen, wenn es sich um einen von mir gewählten Fall handelte,
8. Heft
54 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
da es ja bekanntlich nicht schwer ist, die verschiedensten Ansichten
durch einzelne entsprechend gewählte Beispiele zu „begründen“,
gewinnt aber sehr an Bedeutung, da es sich um
einen mir gegebenen Fall handelt, und noch dazu um
einen, derbesondersschlagend die gewichtigen
theoretischen und praktischen Nachteile des
Eliminationsverfahrens gegenüber der will-
kürlichenTypusbestimmung illustrieren sollte
(s. oben p. 11). [Dies bildet einen sehr schwer-
wiegenden Einwand gegen die willkürliche
Typusbestimmung.]
4. Außer diesen durch sie bedingten ermöglicht
und schützt letztere eine noch viel größere Zahl weiterer
ganz überflüssiger und vielfach höchst störender Namensänderungen,
und darunter speziell wieder sehr viele der so unangenehmen Über-
tragungen von gebräuchlichen Gattungsnamen auf ganz andere Gruppen.
Denn kraft derselben steht es nunmehr ‚‚jedem Autor frei, beispielsweise
sogar eine Species, die längst aus einer Gattung eliminiert und zum
Typus eines andern Genus gemacht worden war, als Typus jener
ersteren Gattung zu „bestimmen“, so daß dann der bisher für jene
gebrauchte Name für dieses letztere verwendet, für jene aber — falls
nicht etwa bereits ein Synonym vorhanden ist, welches an die Stelle
des bisherigen Namens: derselben zu treten hat (in welchem Falle
ohnedies kaum ein Autor eine derartige Typusbestimmung
vornehmen dürfte, da er dabei doch nichts erreichen würde) — ein
neuerName (das Ziel der Sehnsucht so manchen Autors) geschaffen
werden muß — also zwei gänzlich überflüssige Namensänderungen
auf einen Schlag! — Zur Vermeidung dessen wird ja auch in dem
gedachten Artikel der Regeln [Art. 30] empfohlen, bei der
Bestimmung eines Typus auf vorhergegangene Elimination Rücksicht
zu nehmen; aber dies ist eben nur ein Ratschlag, und bleibt es
ganz unnötigerweise dem guten Willen jedes Autors überlassen, danach
zu handeln — oder auch nicht.‘ (Poche, 1908, p. 127.) Und ganz
ähnliche Übelstände ergeben sich, wie ohne weiteres
ersichtlich, wenn eine Art zum Typus einer Gattung „bestimmt“
wird, die zwar nicht der Typus eines anderen Genus ist, wohl
aber gleichfallslängstausihreliminiert worden
ist und allgemein als zu einem anderen Genus gehörig anerkannt
wird — mit welchem der Name jener Gattung dann natürlich synonym
wird, während sie selbst wieder einen anderen solchen erhalten
muß! [Dies ist ein sehr schwerwiegender prak-
tischer Einwand gegen die willkürliche Typus-
bestimmung.]
5. Das Eliminationsverfahren ist eine streng folgerichtige Me-
thode, während die willkürliche Typusbestimmung durchaus
inkonsequent ist, indem dabei einem folgenden Autor
das weitergehende Recht zugestanden wird, „eine bestimmte
Art in fernerhin verbindlicher Weise als Typus festzulegen, nicht
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 55
aber das viel weniger weitgehende, durch EIi-
mination eines Teiles der Arten eines Genus eine für die Festlegung des
Typus desselben weiterhin bindende Beschränkung desselben
vorzunehmen, obwohl er durch eine solche Elimination doch mit
aller nur irgend wünschenswerten Deutlichkeit bekundet, daß er den
Typus desselben nicht unter den eliminierten, sondern unter den
übrigen Arten desselben erblickt, bezw. gesucht wissen will“
(Poche, 1908, p. 127. [Ein wichtiges prinzipielles
Bedenken gegen die willkürliche Typusbe-
stimmung!]
6. Ebenso ist die willkürliche Typusbestimmung zwar nicht not-
wendigerweise, wohl aber in der Art, wiesie tatsächlich und
entsprechend den Intentionen ihrer Urheber
(s. Stile, 1910a, p.8) gehandhabt wird, insofern höchst
inkonsequent, als (mit einer gänzlich unstichhaltigen Be-
gründung) unter gewissen Umständen, die selbst wieder in durchaus
unzulänglicher, geradezu gewaltsam Meinungsverschiedenheiten er-
zeugender Weise präzisiert sind, nicht sie, sondern de facto das
Eliminationsverfahren angewandt wird (s. Stiles, p. 7—9). Auf
diese Inkonsequenz haben übrigens auch schon die Kommissions-
mitglieder Maehrenthal, Schulze, Graff und Studer (in: Stiles, t. c.,
p-8) und ebenso Hendel (1911, p. 91) mit Entschiedenheit hingewiesen.
(Betreffs ener Begründung des eben Gesagten verweise ich
auf die weiter unten (p. 91—96) folgende Kritik des diesen Gegenstand
behandelnden Gutachtens 6 der Nomenklaturkommission). [Dies
bildet einen schwerwiegenden prinzipiellen Einwand gegen die will-
kürliche Typusbestimmung.]
7. Das oben (p. 43£.) sub 2. zugunsten der first species rule gegen-
über der willkürlichen Typusbestimmung geltend gemachte Argument,
daß es oft sehr schwer ist zu entscheiden, o b ein Autor an einer ge-
gebenen Stelle einen Typus bestimmt hat oder nicht, wes-
halb ich zur Vermeidung von Wiederholungen bloß auf das dort Ge-
sagte verweise, [Dieses Argument kann hier billigerweise zwarnicht
mit seinem vollen Gewichte in die Wagschale gelegt
werden, da das Eliminationsverfahren, wie wir oben (p. 25f.) gesehen
haben, sehr oft einer Ergänzung durch eine Typusbestimmung be-
darf, wo dann der gedachte Übelstand sich natürlich gleichfalls geltend
macht. Gleichwohl ist aber sein Gewicht auch hier ein bedeutendes,
da das Feld dieser letzteren und damit auch die Möglichkeit für das
Auftreten dieses Übelstandes dabei (eben durch alle vorhergegangene
Elimination) sehr wesentlich eingeschränkt ist,
und zwar, was praktisch von großer Wichtigkeit ist, zum sehr großen
Teil auf Arten, die ohnedies congenerisch sind.]
8. Der oben p. 44 sub 3. zugunsten der first species rule gegen-
über der willkürlichen Typusbestimmung angeführte Faktor der
Schwierigkeit der Feststellung, ob, bezw. wo bereits ein Typus
für ein Genus bestimmt worden ist (cf. das dort Gesagte). [Hiezu
ist dasselbe zu bemerken, was ich bei 7. in [ ] gesagt habe.]
8. Heft
56 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
V. Als Vorteile der willkürlichen Typus-
bestimmung gegenüber der first species rule
wurden angeführt, bezw. sind anzuführen:
1. Sie entspricht dem Prioritätsprinzip (Stiles, 1907a, p. 147).
[Da, wie ich oben (p. 45f.) sub 1. eingehend nachgewiesen habe, das
Eliminationsverfahren dem Prioritätsprinzip entspricht,
die willkürliche Typusbestimmung aber eine direkte Verneinung
jenes darstellt (s. oben p. 26), so folgt daraus unmittelbar, daß
sie auch diesem widerstreiten muß und die an-
geführte Ansicht Stiles’ somit eine irrige ist; cf. auch das nachstehend
sub 2. Gesagte.]
2. Eine Gattung kann nicht zwei Arten als Typus haben; wenn
daher ein Autor eine Art als Typus einer Gattung bestimmt hat, so-
fern es eine ursprünglich in ihr enthaltene, vom Standpunkt des ur-
sprünglichen Autors giltige, und ihr nicht nur fraglich zugerechnete
Art war, wie können wir einen anderen Typus für sie aufstellen? Warum
die Frage wieder eröffnen? (Stiles, 1907a, p.147). [Das in diesen Worten
liegende Argument wirkt im ersten Augenblick sehr verführerisch,
ist aber in Wirkliehkeit gänzlich unzutreffend. Denn die
Antwort auf die Fragen Stiles’ ist sehr leicht zu geben und lautet:
Wir können — und müssen — dies tun dann, wenn, und in-
sofern als die betreffende nachträgliche Typusbestimmung nach
unseren jeweiligen nomenklatorischen Anschauungen ungiltig
ist, wenn wir also z. B. Vertreter der first species rule sind und ein
Autor eine andere Art als die erste als Typus bestimmt hat, oder wenn
wir Anhänger des Eliminationsverfahrens sind und ein Autor eine bereits
eliminierte Art als solehen gewählt hat. Und zwar können
wir dies genau ebensogut tun wie Herr Stiles
selbst (in: Stiles u. Hassall, 1905, p. 58£. [ef. p. 12]) es u.a. für
den Falltun konnte, daß ein Autor eine Art als Typus einer
Gattung bestimmt hat, die bereits der Typus eines späteren Genus
war, und in seiner jetzt in Rede stehenden Publikation in den oben
angedeuteten Fällen tun kann, und zwar auch lediglich
deshalb tun konnte, bezw. kann, weil eine solche
Typusbestimmung nach seinen jeweiligen Ansichten
ungiltig war, bezw. ist (worin ich ihm im wesentlichen
natürlich vollkommen beistimme). Selbstverständlich hat aber die
betreffende Gattung dann nicht etwa zwei Arten als
Typus, sondern nur eine, und zwar die, die giltig als
solcher bestimmt wurde, während die ungiltigerweise als solcher
bestimmte tatsächlich eben nicht den Typus jener darstellt.]
3. Der oben p. 46 sub 2. dargelegte Umstand, daß letztere bei
den fossilen Formen durchaus verwerflich ist (s. das dort Gesagte).
4. Die l.c. sub 3. geltend gemachte Tatsache, daß diese oft der
Absicht des Autors direkt entgegengesetzt ist. [Natürlich kann es auch
bei der willkürlichen Typusbestimmung Fälle geben, wo ganz ent-
gegen den Absichten des ursprünglichen Autors eine aberrante Art
zum Typus einer Gattung bestimmt wird; doch werden sie dabei
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc, 57
nicht durch ein blindwaltendes mechanisches Verfahren bedingt,
sondern es ist in die Hand der die Typusbestimmung vornehmenden
Autoren gegeben, sie zu vermeiden, sodaß sie dabei hoffentlich un-
gleich seltener sein würden und zum mindesten es sein könnten.]
5. Die willkürliche Typusbestimmung bedingt, wie ich oben
(p. 44f.) sub 4. dargelegt habe, wohl sicher beträchtlich
wenigerNamensänderungenalsdiefirstspecies
rule[—einFaktor,demeinbedeutendes Gewicht
zukommt.
6. Der oben p. 50f. sub 6. geltend gemachte Umstand, daß, wenn
die erste Art eines Genus nicht zu deuten ist, dieses bei der first species
rule unbedingt fallen, bezw. als Genus dubium angeführt werden muß
(s. das dort Gesagte), während der analoge Fall bei der willkürlichen
Typusbestimmung, daß nämlich eine undeutbare Art als Typus einer
Gattung bestimmt wird, hoffentlich ungleich seltener sein würde,
da er dabei nicht durch ein starres mechanisches Prinzip bedingt,
sondern es in die Hand des den Typus bestimmenden Autors gelegt
ist, ihn zu, vermeiden.
7. Der l.c. sub 7. angeführte Faktor, daß, wenn in zwei oder
mehreren Gattungen die erste Art dieselbe ist, bei der first species
rule die Namen aller bis auf einen als Synonyme eingezogen
werden müssen (cf. das daselbst Gesagte); und ähnlich wie dort kann
der Einwand Stones dieses Argument keineswegs widerlegen, sondern
nur sein Gewicht vermindern, indem der Fall, daß
dieselbe Art durch nachträgliche Bestimmung zum Typus
zweier oder mehrerer Gattungen wird, jedenfalls bedeutend seltener
sein würde und zum mindesten es sein könnte, da es in der Macht
jedes Autors liegt, nicht eine Art als Typus einer Gattung zu be-
stimmen, die bereits der Typus einer andern Gattung ist — sofern
ihm dieser Umstand eben bekannt ist. [Auch hier könnte dieses Argu-
ment als Spezialfall zu dem sub 5. angeführten gestellt werden.]
8. Der oben p.Ölf. sub 9. dargelegte Vorteil des Eliminations-
verfahrens gegenüber der first species rule, daß es bei dieser ziemlich
oft unsicher ist, welcheAırten (außer dem Typus) in eine Gattung
gehören, kommt in so ziemlich gleichem Maße auch der willkürlichen
Typusbestimmung gegenüber letzterer zu, indem bei jener der dem dort
angeführten analoge Fall, daß eine ungenügend bekannte Art als
Typus eines Genus bestimmt wird, aus dem sub 4. angegebenen
Grunde voraussichtlich viel seltener sein würde und zum mindesten
es sein könnte.
9. Es ist dabei gegenüber der blindwaltenden first species rule
möglich, eine aus verschiedenen Gründen zweckmäßige Wahl
eines Typus zu treffen, was oft von großer Wichtigkeit sein kann.
So ist es ein entschiedener, oft sogar sehr bedeutender Vorteil, wenn
nicht gewichtige Gründe in einem speziellen Falle eine andere Ent-
scheidung rätlich machen eine Art als Typus zu wählen, die mit einer
möglichst großen Zahl der bisher in der Gattung vereinigten Arten
congenerisch ist, die allgemein bekannt, gut und speziell auch in der
8, Heft
58 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
für die Bestimmung der systematischen Stellung jeweils wichtigsten
Zustandsform (z.B. Männchen, Imago) bekannt, abgebildet, bezw.
gut abgebildet, gemein und daher zum Studivm leicht erhältlich usw.
ist (s. Stiles in: Stiles uw. Hassall, 1905, p. 62—66 [cf. p. 12]; id., 1907a,
p. 146; und die Ratschläge in dem neuen Art. 30 der Nomenklatur-
regeln). [Dieses Argument hat eine sehr große praktische
Bedeutung.]
10. Der oben p. 52 sub 11. dargelegte Vorteil des Eliminations-
verfahrens gegenüber der first species rule, daß es ebensogut auch auf
die Aufteilung, bezw. Bestimmung des Typus von Arten ange-
wendet werden kann, kommt in gleicher Weise auch der willkürlichen
Typusbestimmung gegenüber jener zu.
VI. Als Vorteile der willkürlichen Typus-
bestimmung gegenüber dem Eliminations-
verfahren wurden angeführt, bezw. sind anzuführen:
1. Die Bestimmung eines Typus [also auch die willkürliche
Typusbestimmung] tendiert dahin, eine hervorragende Art als solchen
zu wählen, da eine solche naturgemäß zuerst von einem späteren Autor
als Beispiel gewählt werden wird, während das Eliminationsverfahren
die Tendenz hat, als Typus die nach allen Entfernungen übrig bleibende
Art zu lassen, die gewöhnlich die obscurste oder undeutbare Species
ist (Dyar (1907). [Zunächst ist es ein Irrtum zu glauben, daß An-
führung einer Art als ein Beispiel eine BestimmungdesTypus
einer Gattung darstellt; und außerdem macht sich der von Dyar ange-
führte Übelstand beim Eliminationsverfahren tatsächlich nur selten
geltend (s. das oben p.5lf. sub 9. darüber Gesagte). Diesem Argument
kann also nur ein recht geringes Gewicht beigelegt
werden.]
2. „Nach meiner Ansicht ist es der logischeste und objektivste
Plan.‘ (Stiles, 1911b). [Daß die willkürliche Typusbestimmung in
doppelter Hinsicht durchaus inkonsequent und
daher nichts weniger als logisch ist, haben wir bereits oben p.54f sub 5.
und 6. gesehen, ebenso, daß sie dem allgemein anerkannten Pri-
oritätsgesetz zuwiderläuft (p. 52, sub 1.) und zudem
bei ihrer praktischen Anwendung sehr oft zu Meinungsver-
schiedenheiten Anlaß gibt (p.55, sub 7.), sodaß sie also
auch unmöglich als ein „‚objektives‘‘ Verfahren bezeichnet werden kann.
Dieses Argument ist somit gänzlich unzutreffend. —
Übrigens wurde die willkürliche Typusbestimmung nach Stiles’ eigener
Angabe (s. oben p. 34f.) von ihm aus rein praktischen Gründen als
Kompromißvorschlag ersonnen, und wäre es schon in Anbetracht
dessen von vornherein sehr auffallend, wenn sie sich wirklich durch
Logik auszeichnen würde — denn gerade diese pflegt ja durchaus
nicht die starke Seite von Kompromissen zu sein. Auch hat er selbst
sich (in: Stiles u. Hassall, 1905) ganz wesentlich anders
über das Eliminationsverfahren ausgesprochen als seine oben an-
geführten Worte involvieren; ich verweise auf das oben in der
historischen Übersicht (p. 29) Gesagte sowie auf seine weiteren
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 59
Worte in Bezug auf die obligatorische Berücksichtigung vorher-
gegangener Elimination wenigstens in dem beschränkten Um-
fange, in dem er und einzelne andere Autoren sie als bindend be-
trachten (t. c., p. 59): „Alle Systematiker werden zweifellos einig sein
daß dieser Standpunkt zutreffend [,‚sound‘“] ist.‘“!]
3. Sie entspricht dem, Prioritätsprinzip (Stiles, 1907a, p. 147).
[Auch dieses Argument ist durchaus unzutreffend, und
verweise ich auf das oben (p. 56) sub 1. Gesagte].
4. Das ]. c. sub 2. besprochene Argument, daß eine Gattung nicht
zwei Arten als Typus haben kann [das wir bereits dort als ganz
unstichhaltig erkannt haben.]
Wenn wir nun die Resultate der vorstehenden
Untersuchungen inknappster Form zusammen-
stellen, wobei ich die zwar von dieser oder jener Seite ins Feld
geführten, aber von uns als wenigstens bei dem jetzigen Stande der
Dinge nicht zutreffend erkannten Argumente der Kürze und
besseren Übersicht halber gar nicht mehr erwähne (so daß die Num-
merierung natürlich nicht immer mit der im Vorhergehenden über-
einstimmt), so ergibt sich uns folgende Übersicht:
I. Vorteile der first species rule gegenüber
dem Eliminationsverfahren.
1. Sie ist viel weniger zeitraubend — ein schwerwiegender
praktischer Vorteil.
2. Die Entdeckung eines Irrtums in dem bis dahin angenommenen
Datum einer Veröffentlichung beeinflußt nieht die Typen von
Gattungen, wie es bei diesem vorkommen kann — ein praktischer
Vorteil von recht geringer Bedeutung.
3. Man braucht dabei zur Feststellung des Typus nur die ursprüng-
liche Veröffentlichung zu konsultieren, während man bei letzterem
eine viel ausgedehntere Literatur berücksichtigen muß, wobei man
nie völlig sicher sein kann, ob man dies wirklich vollständig getan hat
— ein entschiedener praktischer Vorteil, der aber nicht überschätzt
werden darf.
4. Letzteres findet und bedarf im Gegensatze zu, jener oft eine
Ergänzungdurch deBestimm.ungeines Typus, und kommen
somit die nachstehend sub II. angeführten Vorteile jener gegenüber
der willkürlichen Typusbestimmung ihr praktisch auch dem
Eliminationsverfahren gegenüber zu, allerdings in wesentlich geringerem
Maße — was aber trotzdem einen gewichtigen Vorteil jener darstellt.
II. Vorteile der first species rule gegenüber
der willkürlichen Typusbestimmung.
1. Sie involviert keine nutzlose Untersuchung der Absicht nach-
folgender Autoren mit den dabei sich ergebenden Meinungsverschieden-
heiten — ein schwerwiegender praktischer Vorteil.
2. Bei letzterer wird oft eine bereits erfolgte Typusbestimmung
übersehen, und ist es oft sehr schwer festzustellen, ob bereits,
bezw. wo eine solche erfolgt ist — ein sehr schwerwiegender praktischer
Nachteil der willkürlichen Typusbestimmung. ne
60 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
3. Jene ist streng folgerichtig, letztere dagegen durchaus in -
konsequent, indem sie ein weitergehendes Recht gewährt,
wo sie ein weniger weitgehendes versagt — ein wichtiges prinzipielles
Bedenken gegen diese.
4. Letztere ist außerdem in der Art, wie sie tatsächlich und ent-
sprechend den Intentionen ihrer Urheber angewandt wird, insofern
sehr inkonsequent, als (mit einer gänzlich unstichhaltigen
Begründung) unter gewissen Umständen, die selbst wieder in durch-
aus unzulänglicher, geradezu gewaltsam Meinungsverschiedenheiten
erzeugender Weise präzisiert sind, nicht sie, sondern de facto
das Eliminationsverfahren angewandt wird — gleichfalls
ein schwerwiegender prinzipieller Einwand gegen sie.
Il. Vorteile des Eliminationsverfahrens
gegenüber der first species rule.
1. Es steht im Einklang mit dem Prioritätsgesetz — ein sehr schwer-
wiegender prinzipieller Vorteil.
2. Letztere wäre bei den fossilen Formen durchaus verwerflich —
ein wichtiger praktischer Nachteil derselben.
3. Die first species rule ist oft der Absicht des Autors direkt ent-
gegengesetzt — was einen beachtenswerten prinzipiellen Nachteil
gegenüber dem Eliminationsverfahren darstellt.
4. Das Eliminationsverfahren erfreute sich seit jeher fast allge-
meiner Anerkennung und war in allen wichtigeren Codices und speziell
auch in den Internationalen Nomenklaturregeln enthalten, während
die first species rule stets nur relativ wenige Anhänger zählte — gewiß
auch ein beachtenswertes Moment.
5. Letztere würde zahlreiche und zum Teil außer-
ordentlich einschneidende und störende
Namensänderungen und darunter auch viele solche von
Familien und Unterfamilien bedingen, was nur zum kleinsten (allerdings
auch einschneidendsten) Teil dadurch vermieden werden könnte,
daß die Linneischen Gattungen von ihr ausgenommen werden —
welches letztere aber prinzipiell in keiner Weise gerechtfertigt wäre
und somit seinerseits wieder eine sehr wesentliche Schwäche der first
en rule bilden würde. Dies ist ein sehr schwerwiegender Nachteil
ieser.
6. Wenn die erste Art einer Gattung nicht zu deuten ist, so muß
diese bei der first species rule unbedingt fallen, während der analoge
Fall beim Eliminationsverfahren ungleich seltener ist — ein Argument
von geringerer Bedeutung.
7. Wenn in zwei oder mehreren Gattungen die erste Artdieselbe
ist, so müssen bei der first species rule die Namen aller bis auf einen
eingezogen werden, während der analoge Fall beim Eliminationsver-
fahren viel seltener vorkommt — ein Vorteil dieses von mäßiger Be-
deutung.
8. Beim Eliminationsverfahren läßt sich der Typus auch relativ
leicht feststellen, wenn einem die ursprüngliche Veröfientlichung nicht
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen ete. 61
zugänglich ist, bei der first species rule dagegen nicht — ein unter-
geordneter Vorteil jenes.
9. Wenn die erste Art einer Gattung ungenügend bekannt ist,
so ist es bei der first species rule oft unsicher, welche Arten in diese
Gattung gehören, und kann also sehr leicht vielen Arten eine unriehtige
Stellung gegeben werden, während der analoge Fall beim Eliminations-
verfahren viel seltener vorkommt — ein beachtenswertes Argument.
10. Es ist dabei möglich, eine aus verschiedenen Gründenzweck-
mäßige Wahl eines Typus zu treffen — ein Punkt von sehr großer
praktischer Bedeutung.
11. Die Möglichkeit eines einheitlichen Vorgehens
bei der Typusbestimmung, bezw. Aufteilung, von Gattungen und
von Arten, wie es auch die Nomenklaturregeln vorschreiben — ein
sehr wesentlicher prinzipieller Vorteil.
is IV. Vorteile des Eliminationsverfahrens
gegenüber der willkürlichen Typusbestimmung.
w" 1. Es steht im Einklang mit dem Prioritätsgesetz — ein sehr
schwerwiegender prinzipieller Vorteil.
2. Das Eliminationsverfahren erfreute sich seit jeher fast all-
gemeiner Anerkennung und war in allen wichtigeren Codices und speziell
auch in den Internationalen Nomenklaturregeln enthalten, während
die willkürliche Typusbestimmung, ganz abgesehen von ihren schwer-
wiegenden speziellen Nachteilen, schon deshalb zu verwerfen wäre,
weil sie eine gar keinen nennenswerten Vorteil bringende Neuerung
darstellt — ein gewiß auch beachtenswertes Moment.
3. Letztere bedingt zahlreiche ganz unnötige
und großenteils sehr störende Namensände-
tungen — ein sehr gewichtiger Einwand gegen sie.
4. Außerdem ermöglicht und schützt sie eine
noch viel größere Zahl weiterer ebenso überflüssiger
und vielfach höchst störender Namensänderungen — gleich-
falls ein sehr schwerwiegender praktischer Einwand gegen sie.
5. Jenes ist streng folgerichtig, letztere dagegen durchaus in-
konsequent, indem sie ein weitergehendes Recht gewährt,
wo sie ein weniger weitgehendes versagt — ein wichtiges prinzipielles
Bedenken gegen sie.
6. Letztere ist außerdem in der Art, wie sie tatsächlich und ent-
sprechend den Intentionen ihrer Urheber angewandt wird, insofern
höchst inkonsequent, als (mit einer gänzlich unstichhaltigen
Begründung) unter gewissen Umständen, die selbst wieder in durchaus
unzulänglicher, geradezu gewaltsam Meinungsverschiedenheiten er-
zeugender Weise präzisiert sind, nicht sie, sondern de facto
das Eliminationsverfahren angewandt wird — gleich-
falls ein schwerwiegender prinzipieller Einwand gegen sie.
7. Bei letzterer ist es oft sehr schwer zu entscheiden, o b ein Autor
an einer gegebenen Stelle einen Typus bestimmt hat oder
nicht — ein Argument, das hier zwar nicht mit seinem vollen, aber
doch mit einem bedeutenden Gewichte in Rechnung zu stellen ist.
8. Heft
62 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
8. Ebenso ist es oft sehr schwer festzustellen, ob bereits,
bezw. wo ein Typus bestimmt worden ist — ebenfalls ein Argument,
das hier nicht mit seinem vollen, aber gleichwohl mit einem bedeutenden
Gewicht in die Wagschale fällt.
V. Vorteile der willkürlichen Typusbe-
stimmung gegenüber der first species rule.
1. Letztere wäre bei den fossilen Formen durchaus verwerflich —
ein wichtiger praktischer Nachteil derselben.
2. Letztere ist oft der Absicht des Autors direkt entgegengesetzt —
ein beachtenswerter Nachteil gegenüber der first species rule.
3. Erstere bedingt wohl sicherbeträchtlich weniger
Namensänderungen als letztere — ein gewichtiges Moment.
4. Wenn die erste Art einer Gattung nicht zu deuten ist, so muß
diese bei der first species rule unbedingt fallen, während der analoge
Fall bei der willkürlichen Typusbestimmung hoffentlich ungleich
seltener sein würde — ein Argument von geringerer Bedeutung.
5. Wenn in zwei oder mehreren Genera die erste Art dieselbe
ist, so müssen bei der first species rule die Namen aller bis auf einen
eingezogen werden, während der analoge Fall bei der willkürlichen
Typusbestimmung jedenfalls viel seltener sein würde und zum mindesten
es sein könnte — ein Vorteil dieser von mäßiger Bedeutung, der
eventuell auch unter den sub 3. angeführten subsu,miert werden könnte.
6. Bei der first species rule ist es ziemlich oft unsicher, welche
Arten in eine Gattung gehören — ein beachtenswertes Argument.
7. Es ist dabei möglich, eine aus verschiedenen Gründen zweck-
mäßige Wahl eines Typus zu treffen — ein Faktor von sehr großer
praktischer Bedeutung.
8. Die Möglichkeit eines einheitlichen Vorgehens
bei der Bestimmung des Typus, bzw. Aufteilung, von Gattungen und
von Arten, wie es auch die Regeln vorschreiben — ein sehr wesentlicher
prinzipieller Vorteil.
VI. Vorteile der willkürlichen Typusbe-
stimmung gegenüber dem Eliminationsver-
fahren.
1. Es würde dabei etwas weniger oft eine obscure Art zum Typus
werden als bei letzterem — ein Vorteil von recht geringem Gewicht.
Wenn wir nun darangehen, das Ergebnis aus dieser
Zusammenstellung zu ziehen, so dürfen wir uns dabei
nicht etwa einfach von der größeren oder ge-
ringeren Zahl der Vorteile jedes einzelnen Verfahrens gegen-
über je einem anderen solchen im Vergleiche zu der der
Vorteile dieses letzteren gegenüber jenem leiten lassen, sondern
nur von dem größeren oder geringeren Gesamt-
gewicht jener Vorteile im Vergleiche zu dem dieser. Denn
die verschiedenen im Vorstehenden angeführten Argumente sind, wie
wir gesehen haben, untereinander auch nicht im entierntesten von
gleichem Gewicht, ganz abgesehen davon, daß die bloße Zahl dieser
sich durch Zusammenziehung oder aber Zerlegung von hier unter je
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 63
einer Nummer angeführten Punkten mehrfach in mehr oder weniger
ungezwungener Weise recht beträchtlich vermindern, bezw. ver-
mehren liesse — wobei natürlich das Gewicht der betreffenden
sich dann ergebenden einzelnen Punkte entsprechend erhöht, bezw.
verringert werden würde. Nur wenn wir das Gesamtgewicht
der Vorteile jedes Verfahrens gegenüber denen je eines anderen unserer
Bewertung der einzelnen Methoden zugrunde legen, können wir also
zu einem wirklich zutreffenden, objektiven Urteil über diese gelangen.
Und zwar kommen wir dabei zu folgendem Er-
gebnis:
Die first species rule hat vor dem Elimi-
nationsverfahren keinerlei prinzipiellen,
wohlaberzweischwerwiegende praktischeVor-
teile, einen solchen von mäßigem und ein en von recht geringem
Gewicht voraus, dieses dagegen vor jener zwei sehr
bedeutsame und einen beachtenswerten prin-
zipiellen, einen sehr schwerwiegenden und
zwei schwerwiegende praktische Vorteile, drei
solche von mäßiger und z w ei von untergeordneter Bedeutung. Wir
müssen also diesem unbedingt bei weitem den
Vorzug vor jenergeben. — Andererseits besitzt
die first species rule gegenüber der willkür-
lichen Typusbestimmung zwei schwerwiegende
prinzipielle, einen sehr schwerwiegenden und
einen schwerwiegenden praktischen Vorteil,
diese dagegen gegenüber jener einen sehr be-
deutsamen und einen beachtenswerten prin-
zipiellen und drei schwerwiegende praktische
Vorteile, zwei solche von mäßiger und einen von unterge-
ordneter Bedeutung, sodaß wir also auch der will-
kürlichen Typusbestimmung entschieden den
Vorzug vor jener geben müssen. Dabei ist aber
wohl zu beachten, daß diese Vorzüge der will-
kürlichen Typusbestimmung lediglich solche
sind, die in mindestens demselben Grade auch
dem Eliminationsverfahren gegenüber der first species
rule zukommen.
Nun handelt es sich noch um die Entscheidung
zwischen dem Eliminationsverfahren und der
willkürlichen Typusbestimmung. Und da finden wir,
daß jenes vordiesereinensehrschwerwiegenden
und zwei schwerwiegende prinzipielle, zwei
sehr schwerwiegende praktische Vorteile und
drei solche von mäßigem Gewicht voraushat, diesevorjenem
dagegen nur einen praktischen Vorteil von recht geringer Bedeutung,
sodaß also jenes dieser ganz unvergleichlich
vorzuziehen ist.
8. Heft
64 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
Wirkönnenalso mitvoller Sicherheitsagen,
daß alle prinzipiellen und weitaus über-
wiegende praktische Gründe fürdie Anwendung
des Eliminationsverfahrens bei der Festlegung
des Typus von Gattungen ohne ursprünglich
bestimmten solchen sprechen, und daß ins-
besondere diegegenwärtigin Geltungstehende
willkürliche Typusbestimmung diesem gegen-
über durchaus zu verwerfen ist.
Dabei will ich jedoch nicht unterlassen, auch an dieser Stelle
ausdrücklich hervorzuheben, daß dieses Ergebnis gewonnen wurde
und daher auch nur Geltung beanspruchen kann unter der Voraus-
setzung des Vorhandenseins angemessener und ausreichender Regeln
für die Anwendung des Eliminationsverfahrens, wie sie erst in dem
sofort anzuführenden Antrage der dort näher bezeichneten
Zoologen zum ersten Male aufgestellt wurden. Es involviert daher
nicht im entferntesten, daß die Vertreter der first species rule und
ebenso die der willkürlichen Typusbestimmung auf Grund der
damaligen Lage der Dinge im Unrecht waren, als sie
diesen Methoden den Vorzug vor dem Eliminationsverfahren gaben.
Zu untersuchen, o b sie es waren oder nicht, wäre jetzt von sehr ge-
ringem wissenschaftlichen Interesse, weshalb ich für meine Person
auf jedes Eingehen auf diese Frage von vornherein verzichte.
Die Darlegungen dieses und der beiden vorhergehenden Abschnitte
(also p. 11—64) stellen gleichzeitig die eingehende
Begründung eines Antrages dar, den bisher
wenigstens hundertfünfundvierzig Zoologen
(s. unten p.65£.) gestellt und dem Plenum des IX. Inter-
nationalen Zoologencongresses vorzulegen ersucht haben. Und zwar
lautet dieser (in deutscher Sprache [von einem Teile der gedachten
Forscher wurde er in im übrigen völlig identischer Weise in
französischer, englischer und italienischer Sprache gestellt]):
„Zu Art. 30 (e) der Nomenklaturregeln ist hinzuzufügen:
„(9) Arten, die bereits aus der Gattung
entfernt („eliminiert“) worden sind |. e.:
dürfen nicht als Typus dieser gewählt werden].
Eine Elimination liegt auch vor, wenn die
betreffenden Arten wieder in die Gattung zurückversetzt worden
sind; wenn sie nur mit Zweifel, vermutungsweise, mit Vorbehalt
aus ihr entfernt wurden; wenn sie in eine bereits bestehende
Gattung versetzt wurden; wenn sie dabei anders benannt werden
als von dem Autor der ursprünglichen Gattung; wenn die Gattung
ausdrücklich auf einen bestimmten Teil der ursprünglich in ihr
enthaltenen Arten beschränkt wird, auch wenn der Autor nicht
angibt, wohin die übrigen dieser zu stellen sind. Dagegen liegt
keine Elimination vor, wenn ein Autor nur sagt, daß bestimmte
Arten möglicherweise, vielleicht, wahrscheinlich einer bestimmten
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 65
anderen Einheit zuzurechnen sind; wenn er einfach unter einer
Gattung bloß einen Teil der ursprünglich in ihr enthaltenen Arten
anführt; wenn er alle als Typus verfügbare Arten einer
Gattung zu einer anderen Gattung stellt; und wenn aus einer
Gattung Arten eliminiert oder außerhalb ihres Rahmens neue
Arten aufgestellt werden, die mit anderen in ihr enthaltenen Arten
identisch sind, so stellt dies keine Elimination dieser letzteren
dar. — Für die Anwendung des obigen Grundsatzes gelten folgende
Regeln: 1. Nicht in zulässiger Weise benannte Formen sind gleich-
falls zu berücksichtigen. 2. Wenn alle noch als Typus verfüg-
baren Arten gleichzeitig eliminiert wurden oder zu eli-
minieren wären und der giltige Name einer oder mehrerer der
Gattungen, in welche solche versetzt wurden, beziehungsweise
zu versetzen sind, jun ger ist wie der der ursprünglichen Gattung,
so hat dieser letzterer an die Stelle des jüngsten derselben zu treten;
gibt es mehrere solche jüngste (also untereinander gleich alte)
Namen, so hat der eliminierende oder, wenn dieser es nicht getan
hat, der erste revidierende Autor zu bestimmen, an die Stelle
welches derselben der Name der ursprünglichen Gattung
zu treten hat; sind der jüngste oder die jüngsten jener Namen
gleich alt mit dem dieser letzteren, so ist die Entscheidung des
eliminierenden Autors dafür maßgebend, ob dieser an die Stelle
des jüngsten, beziehungsweise eines der jüngsten von jenen und
welches davon zu treten hat oder nicht; ist dagegen der giltige
Namekeinerder Gattungen, in die Arten der gedachten Gattung
gestellt worden sind, beziehungsweise zu stellen sind, jünger
oder gleich alt wie der dieser letzteren, so wird dieser zum partiellen
Synonym des Namens jeder der ersterwähnten Gattungen. 3. Wenn
eine Gattung in Untergattungen geteilt und eine davon von dem
betreffenden oder einem nächstfolgenden Autor ausdrücklich
oder durch Verwendung des Gattungsnamens als Untergattungs-
name als typische bezeichnet wird, so gilt dies als eine Rli-
mination der übrigen ursprünglich in der Gattung enthaltenen
Arten. 4. Wenn ein Teil der ursprünglichen Arten einer Gattung
eliminiert und in einer gleichzeitigen Veröffentlichung eine davon
als (nicht-ursprünglicher) Typus derselben bestimmt wird, so ist
eine solche Typusbestimmung ungiltig.“
Ratschlag (%k), der durch das Vorstehende gegenstandslos
wird, ist zu streichen.“
Die Namen der 157 Zoologen, die bisher
meines Wissens diesen Antrag unterzeichnet
haben (wobei ich selbstverständlich nur jene anführen kann, von
denen mir dies eben bekannt geworden ist, sodaß also diese Liste auf
auch nur annähernde Vollständigkeit nicht den mindesten Anspruch
machen kann), sind:
O. Abel, A. Abonyi, L. Adametz, C. F. Adams, J. M. Aldrich,
G. v. Arthaber, K. Graf Attems, S. Awerinzew, T. Becker, M. Bezzi,
Archiv für Naturgeschichte
1912. AB. 5 8. Heft
66 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
F. Blasig, L. K. Böhm, L. Böhmig, E. Bordage, K. Bornhauser, Botteri
(Triest), A. Brauer, J. Breit, G. Bresca, G. Brunelli, H. L. Clark, E. Osiki,
L.Czerny, R.Czwiklitzer, K. Daniel, J. Daniel, K. Daut, A. Deiner, R.
Ebner, G. Entz, G. Entz jun., W. Fehlmann, D. Fenyes, H.H. Field,
L. Fulmek, E. Galvagni, TL. Ganglbauer, O. Geduly, W. Giesbrecht, A.
de Gorka, L. Greppin, K. Grobben, F. Grusz, W. Haberditz, O.Haempel,
B. Hatschek, F. Heikertinger, F. Hendel, W. Herold, J. Heuscher, H.
Hirschke, A. Hoffmann, K. Holdhaus, G. Horväth, J. Jablonowski, H.
Joseph, P. Kammerer, H. Karny, H. Kautz, K. Kertesz, A. Klaptocz,
A.Kniz, F. König, C. A. Kofoid, A. Kolisko, R. Kowazzik, D. Kuthy,
H. v. Lgocki, B. Liehtwardt, L. v. Lorenz - Liburnau, A. Luther, J. v.
Madaräsz, P. Matschie, J. Matula, C. de Mayer, F. Megusar, L. deMehely,
A. Meixner, J. Meixner, L. Melichar, K. Miestinger, A. Mocsäry, E.
Moezarski, $S. Morgulis, J. Müller (Triest), A. Naufock, E. Neresheimer,
J. Neresheimer, F.B. Neuhaus, G. Neumann, H. Neustetter, J. Nitsche,
M. Oxner, G. Paganetti, A. Penther, O. Pesta, A. Pieszcezek, V. Pietsch-
mann, R. Pinker, T. Pintner, L. Plate, H. Plenk, F. Poche, F. Preissecker,
J. Prinz, H. Przibram, H. Rebel, A. Reichenow, E. Reimoser, E. Reitter,
O.M. Reuter, R. v. Ritter-Zähony, A. Rogenhofer, K. von Rosen, J.
Runnström, M. Sassı, F. X. Schaffer, K. Schawerda, F. Scheidter, K.
Schima, G. Schlesinger, A. Schmidt, K. Schmutz, E. Schultz, L.
Schwingenschuss, W. Sedlaczek, F. Siebenrock, F. Sokoläy, L. Soös,
H. Springer, H. Stauder, H. G. Stehlin, F. Steindachner, O. Storch, E.
Strand, R. v. Stummer, R. Sturany, J. Szabö, K. Szombathy, A. de
Szüts, K. Toldt jr., V. v. Tschusi zu Schmidhoffen, E. Uhlenhuth, 8.
Ulmansky, F.Wagner, F. v. Wagner-Kremsthal, B. Wahl, A. Walther,
F. Werner, W. Wietrzykowski, A. Winkler, M. Wolff, P. Wytsman,
V. Zasini, H. Zerny, A. Zimmermann, L. Zimmermann.
Zweck dieses Antrages ist, zu verhindern,
daß eine Art, dielängst auseiner Gattung ent-
fernt, ja sogar zum Typus eines anderen, all-
gemein angenommenen Genus gemacht worden
ist, alsTypusjenerersteren Gattung „bestimmt“
unddaraufhin der bisher allgemein gebrauchte
Name derselben auf letzteres übertragen, für
jene aber ein anderer Name gewählt wird, wie
es bei der gegenwärtigen Textierung des Art. 30
statthaft ıst:. Denn dadurch werden auf einen
Schlag je zwei gänzlich überflüssige und sehr
störende Namensänderungen verursacht, und
noch dazuentgegen dem sonstsohochgehaltenen
Prioritätsgesetz! (s. oben p.52). — Da ferner in
letzterer Zeit mehrfach und nicht ohne Grund
die Ansicht ausgesprochen wurde, daß für die
praktische Anwendung des Eliminationsver-
fahrens nirgends ausreichende Vorschriften
gegeben seien, so werden gleichzeitig solche
aufgestellt.
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 67
Begründet die bloße Anführung eines anderweitig für
eine Einheit gebrauchten oder beabsichtigten Namens
die Zulässigkeit desselben ?
Anlaß zur Aufwerfung dieser Frage bietet mir das Gutachten
der am Bostoner Kongreß versammelten Mitglieder der Nomenklatur-
kommission, das ich bereits oben (p. 13) zu erwähnen Veran-
lassung hatte, daß Manuskriptnamen zulässig werden [s. über
diesen Begriff das oben p. 6 Gesagte], wenn sie entsprechend
den Bedingungen des Art. 25 der Regeln gedruckt werden, „und die
Frage betreffs ihrer Giltigkeit [,‚validity‘“!] wird nicht dadurch beein-
flußt ob solche Namen von dem für ihre Veröffentlichung verant-
wortlichen Autor angenommen oder verworfen werden“ (s. Stiles,
1907b, p. 523). Dieser Ansicht muß ich nämlich entschieden wider-
sprechen.
Was zunächst die Frage nach der Zulässigkeit solcher Namen
betrifft, so müssen wir folgerichtigerweise un-
bedingt daran festhalten, daß Manuskript-
namen nur dann zulässig werden, wenn sie von dem
Autor der betreffenden Veröffentlichung (bedingungsweise oder ohne
Bedingung, mit oder ohne Vorbehalt) als giltiger Name
einer Einheit vorgeschlagen werden, nicht aber schon durch
die bloße Tatsache ihrer Anführung (z. B. in der
Synonymie, in einer historischen Übersicht, in einem Zitat). Die
Gründe hiefür sind folgende:
1. Der erste Teil jenes Gutachtens istseinem Wortlaute
nach natürlich absolut einwandfrei; denn selbstverständ-
lich wird ein Name zulässig, wenn er entsprechend den Bedingungen
des Art. 25 gedruckt wird, d. h. wenn eine Einheit [selbstverständlich
in einer Veröffentlichung] mit ihm bezeichnet wird, er in Be-
gleitung einer Kennzeichnung [und nach dem Jahre 1757 — s. Art. 26]
veröffentlicht wird, und der Autor den Grundsätzen der binären
Nomenklatur folgt. Durehausirrigister aber seinem
Sinne nach, wie er sich aus dem zweiten Teile desselben klar
ergibt, und der darauf hinausläuft, die bloße An-
führung eines Manuskriptnamens als solchen
als eine Bezeiehnung der betreffenden Einheit mit diesem [und
diesen daher als dadurch zulässig werdend (was ja die unerläßliche
Voraussetzung der Giltigkeit eines Namens ist] zu betrachten.
Denn mit einer solchen Anführung sagt ein Autor ja nur, daß ein anderer
(oder auch er selbst) die Einheit in lı tt. mit jenem Namen bezeichnet
hat, ohne sie aber selbst (in der Veröffentlichung) damit zu bezeichnen.
Am klarsten tritt dies — wenn es schon eines eigenen Beweises bedarf —
hervor, wenn ein Autor ausdrücklich sagt, daß ein anderer Forscher
eine Einheit in litt. so und so genannt hat, daß er diese Bezeichnung aber
nicht annimmt, sondern sie miteineman deren Namen bezeichnet;
oder will jemand auch hiersagen, daß er sie mit jenem ersteren
Namen bezeichnet hat? Und genau dasselbe, nur n
5*+ 8. Heft
68 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
kürzerer Form gesagt, bedeutet es ja, wenn ein Autor neben dem von
ihm gewählten Namen einer Einheit einen anderen als „N. n. Müller
in litt.‘ anführt. Bei jener Auffassung müßte man sich aber künftighin
geradezu fürchten, dies zu tun und so der Leistung eines vielleicht
verstorbenen Collegen ein bescheidenes Erinnerungszeichen zu setzen,
da man sich damit ja einer überflüssigen Vermehrung
der Synonymie schuldig machen würde!
2. Wäre auch vom praktischen Standpunkte aus und de lege
ferenda eine derartig weite Fassung des gedachten Artikels ent-
schieden zu widerraten, da dadurch die Zahl der zu-
lässigen, also nomenklatorisch zu berücksichtigenden Namen
ohne irgendeinen korrespondierenden Vorteil eine neue Vermehrung
erfahren und die ohnedies schon reichlich genügend große
SynonymieunddieListen der Namen inden verschiedenen
Gruppen noch mehr anschwellen würden. Denn wenn
es auch gewiß ist, daß wir danach streben müssen, die Synonymie
und die zulässigen Namen überhaupt möglichst vollständig zu
verzeichnen, so ist es zum mindesten ebenso gewiß,
daß diese bibliographische Arbeit dem Wesen und den eigentlichen
Zielen unserer Wissenschaft durchaus fremd ist und nur eine allerdings
unvermeidliche L a s t darstellt, die ohne triftigen Grund wohl niemand
mit Bewußtsein noch mehr vergrößern wollen wird. Und ein Nutzen
würde durch eine derartige weite Fassung des Art.25 in keinem
Falle geschaffen. Denn solange die fraglichen Namen, wie es ja
im allgemeinen der Fall sein wird, nur als Synonyme mitgeschleppt
werden, bilden sie ohnedies nur einen lästigen Ballast; und wenn
sich einmal Gelegenheit bieten sollte, einen oder den anderen davon
als giltigen Namen zu verwenden, so ist es dann reichlich Zeit genug,
ihn (oder auch einen anderen) einzuführen; denn es wird doch wohl
niemand den Grundsatz verfechten wollen: „Habe Namen auf Vorrat!“
3. Führen die Mitglieder der Kommission
selbst den von ihnen hiebei eingenommenen
Standpunkt nicht konsequent durch, indem sie
unmittelbar nach dem hier in Rede stehenden das Gutachten ab-
geben, daß vorlinneische Namen nicht schon dadurch zu-
lässig werden, daß sie nach 1757, z. B. bei der Anführung der Synonymie
einer Einheit, gedruckt werden, sondern daß sie dazu von dem be-
treffenden Autor als giltige Namen gebraucht werden müssen.
An sich kann ich mich diesem Standpunkt nur durchaus anschließen;
mit dem von der Kommission in dem vorher be-
sprochenen Falle eingenommenen ist er aber
gänzlich unvereinbar. Denn entweder ist die
bloße Anführung eines Namens als nicht-gil-
tiger Name einer Einheit (also z.B. als Synonym) eine
„Bezeishnung“ dieser mit jenem, oder sie ist
es nicht. Im letzteren Falle ist es klar, daß der
Standpunkt der in Boston versammelten Mitglieder der Kommission
(die sich bei ihren Gutachten selbstverständlich an die Internationalen
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 69
Nomenklaturregeln zu halten hat, oder eventuell auch Lücken in
diesen ausfüllen kann, niemals aber sich mit ihnen in Widerspruch
setzen darf), wonach die Zulässigkeit und sogar die Giltigkeit!
von veröffentlichten Manuskriptnamen unabhängig davon
ist, ob sie von dem sie veröffentlichenden Autor als giltige Namen ge-
braucht werden oder nicht, nach Art. 25 direkt unrichtig
ist. Im ersteren Falle dagegen wäre es ebenso
klar, daß die gegenteilige Ansicht der Kommission
in Bezug auf nach 1757 neuerdings veröffentlichte vorlinneische Namen
mit eben diesem Artikel in direktem Wider-
spruch stünde. Ich betone dabei nur noch speziell, daß be-
kanntlich das Jahr 1758 der Ausgangspunkt
der zoologischen Nomenklaturist, also nomen-
klatorisch für uns nur die seit dem Beginne
dieses Jahres erschienene Literatur existiert
undes daher schon rein logisch ganz undenkbar
wäre, daß, bezw. wieso etwa diese durch irgend welchefrüheren
Publikationen (und solche sind es ja, in denen die vorlinneischen
Namen zuerst veröffentlicht wurden) in Bezug auf eben
ihre nomenklatorische Berücksichtigung in
irgend einer Weise sollte beeinflußt werden
können.
4) Widerstreitet der gegenteilige Stand-
punkt überdies auch der bisher ganz allgemein
herrschenden Übung — eine schlagende Illustration hiefür
ist das oben (p. 12f.) besprochene Beispiel von „Anthuris“ — und
würde somit abermals eine bedeutende Anzahl Namens-
änderungen nötig machen, indem dabei eine große Zahl
nomenklatorisch bisher gar nicht berücksichtigter Namen plötzlich
sowohl als Synonyme wie als Homonyme in Betracht kommen. Dies
ist ein Umstand, den man gewiß in den Kauf nehmen müssen würde,
wenn gewichtige theoretische oder praktische Gründe eine dem bis-
herigen Gebrauche entgegenstehende Entscheidung notwendig oder -
zweckmäßig erscheinen ließen, den man aber stets ge-
bührend berücksichtigen sollte, wo dies nicht
der Fall ist und umsomehr also dort, wo wie hier
alle Gründe für eine Entscheidung ım Sinne des bisherigen
allgemeinen Gebrauches sprechen.
5. Wäre der gedachte gegenteilige Standpunkt praktisch über-
haupt sehr schwer durchzuführen, da derartige Namen,
eben weil sie bisher allgemein als unzulässig betrachtet worden
sind, in Nomenklatoren, Katalogen usw. nirgends oder fast nirgends
planmäßig gesammelt sind und daher jeder Überblick über sie fehlt.
Man wäre also sogar im Falle ihrer prinzipiellen Berücksichtigung
ganz auf das gelegentliche zufällige Auffinden derselben angewiesen,
womitauf lange Jahre hinaus ein neues Element
der Unsicherheit und desWechsels in unsere Nomen:
klatur hineingetragen wäre.
8. Heft
70 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
6. Sind auch durch jene beiden miteinander (wie wir sub 3.
gesehen haben) inWiderspruch stehenden Gutachten
noch keineswegs alle einschlägigen Fälle [näm-
lich betreffs der Zulässigkeit von Namen, die ursprünglich nicht zu-
lässig waren und dann in im übrigen zulässiger Weise veröffentlicht,
aber nicht als giltige Namen gebraucht (sondern
nur z.B. in der Synonymie oder in Zitaten angeführt) wurden] er-
ledigt, indem noch weitere Bestimmungen für
denselben Fallübernominanuda, über Namen aus Publikationen,
in denen der Autor nicht den Grundsätzen der binären Nomen-
klatur gefolgt ist, sowie (wie die oben p.12f. besprochene Ansicht
Stiles’ über ‚„Anthuris“ lehrt) über Namen, die ein Autor lediglich
als von ihm ursprünglich für eine Einheit im Sinne
gehabt erwähnt, erforderlich wären.
Eine einheitliche Regelung der beiden im Vorher-
gehenden besprochenen sowie dieser drei letzteren Fälle ist also, wie
ohne weiteres einleuchtend, äußerst wünschenswert. In
welchem Sinne sie logischer- und zugleich zweckmäßigerweise
allein erfolgen kann, kann nicht zweifelhaft sen, da genau
dieselben Gründe, dieich gegen die Auffassung
ins Feld geführt habe, daß Manuskriptnamen zulässig werden,
wenn sie im übrigen entsprechend den Bedingungen von Art. 25
gedruckt, aber nicht als giltige Namen vorgeschlagen (in welchem
Falle dies ja ohnedies kein Mensch bezweifelt), sondern z. B. in der
Synonymie als Manuskriptnamen angeführt werden,
ebenso auch hinsichtlich dieser letzteren
Kategorien von Namen Geltung haben. Speziell
in Bezug auf Namen aus Veröffentlichungen, in denen der Autor
nicht die Grundsätze der binären Nomenklatur befolgt hat, ist
außerdem zu bemerken, daß es in der Praxis öfter zu Meinungs-
verschiedenheiten, bezw. unentscheidbaren Schwierigkeiten führen
würde, wenn diese anders behandelt würden als vorlinneische
Namen. Denn bei der Anführung solcher aus Werken, die in ver-
schiedenen Ausgaben vor und nach dem Beginne des Jahres 1758
erschienen sind, ist es bisweilen nicht zu entscheiden, ob eine vor oder
nach dem gedachten Zeitpunkte erschienene Ausgabe zitiert wird
und ob der betreffende Name somit einen vorlinneischen solchen
darstellt oder nicht.
Ich schlage daher vor, zu Art. 2 der Inter-
nationalen Nomenklaturregeln hinzuzufügen:
„Die Zulässigkeit eines Namens ist unabhängig davon, ob er nur be-
dingungsweise oder nicht bedingungsweise, mit Vorbehalt oder ohne
solchen vorgeschlagen wird. Die bloße Anführung eines ander-
weitig für eine Einheit gebrauchten oder beabsichtigten Namens
(z.B. eines Manuskriptnamens, eines vorlinneischen Namens, eines
nomen nudum, eines von dem .Autor selbst früher für sie im Sinne
gehabten Namens etc., etwa in der Synonymie, in einer historischen
Übersicht, in einem Zitat etc. stellt keine Bezeichnung der
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. TE
betreffenden Einheit mit diesem dar und begründet daher nicht
die Zulässigkeit desselben.‘ — Den ersten Satz füge ich der Vollständig-
keit halber und um jeden Zweifel in jener Hinsicht auszuschließen
hinzu; eine nähere Begründung für ihn zu geben kann ich aber
wohl unterlassen, da er ohnedies kaum von irgend jemandem bestritten
werden dürfte. Er stimmt übrigens auch vollkommen mit dem
soeben veröffentlichten Gutachten 49 der Nomenklaturkommission
überein (s. Stiles, 1912, p. 112 £.). — Der ganze Zusatz könnte even-
tuell auch zu, Art. 25 gestellt werden, da er bei den Gattungs- und
Artnamen, auf die dieser sich bezieht, natürlich weitaus in erster
Linie von Wichtigkeit ist; da aber der darin ausgesprochene Grund-
satz für alle Namen überhaupt Geltung hat, so ist es folgerichtiger,
ihn zu Art.2 unter „Allgemeines“ zu stellen.
Mollends unverständlich "ist 'es aber, dab,
wie wir gesehen haben, sogar die Frage betreffs der Giltigkeit
(„validity‘“) von Manuskriptnamen in dem in Rede stehenden Falle
nicht dadurch beeinflußt werden soll, ob sie
von dem für ihre Veröffentlichung verantwortlichen Autor
angenommen oder verworfen werden. Denn wenn
man auch, wie es das in Rede stehende Gutachten tut, von dem im
Vorstehenden als gänzlich unhaltbar nachge-
wiesenen Standpunkte ausgeht, daß die bloße Anführung
eines Manuskriptnamens alssolcehen ihn zulässig macht, so müßte
dennoch für die Beurteilung semer Giltigkeit der Um-
stand maßgebend sein,ob er oder aber ein an-
derer Name von dem ihn veröffentlichenden Autor als giltiger
solcher gewählt worden ist. Denn in Art. 28 der Regeln wird
ausdrücklich bestimmt, daß von gleichzeitig aufgestellten Namen der
jenige beizubehalten ist, „der von dem ersten revidierenden Schrift-
steller gewählt wurde.‘ Und wenn ein Autor gleichzeitig zw ei Namen
für eine Einheit aufstellt, wieesjaunterderobigenVoraus-
setzung hiebei vielfach der Fall ist, und einen davon als giltigen
Namen gebraucht, also ihn „annimmt“, den anderen abernicht,
also ihn ‚„‚verwirft“, so hat er eben in ganz unzweideutiger Weise den
ersteren gewählt und ist somit selbst der ‚erste revidierende
Schriftsteller‘, sodaß also der von ihm gewählte
Name beizubehalten ist. (Die angeführte Bestimmung
des Art. 28 bezieht sich allerdings dem Wortlaute dieses nach nur
auf den Fall, daß zwei oder mehr Gattungen oder Untergattungen,
bezw. Arten oder Unterarten zu einer einzigen vereinigt werden;
sie ist jedoch — in Ermanglung einer anderen bezüglichen Vorschrift
— sinngemäß selbstverständlich auch dann anzuwenden, wenn es sich
um die Wahl zwischen zwei oder mehr Namen einer und derselben
Gattung oder Art handelt, wie es ja auch ganz allgemein geschieht.) —
Der diesbezüglich in dem in Rede stehenden Gutachten eingenommene
Standpunkt ist nomenklatorisch so unbegreiflich, daß
ich nicht umhin kann, wenigstens die Frage aufzuwerfen, ob nicht viel-
leicht der darin gebrauchte Ausdruck „Giltigkeit“ nur auf einen Irrtum
8. Heft
72 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
des Herrn Stiles (denn er dürfte ja wohl auch der Autor dieses
Gutachtens sein, wie er es von fast allen nachfolgenden ist) in der
Formulierung desselben zurückzuführen ist und die betreffende Stelle
sich in Wirklichkeit gleichfalls auf die Zulässigkeit der be-
treffenden Namen bezieht? (Die vorhergegangenen Ausführungen
über diese würden aber dadurch natürlich in keiner Weise beein-
flußt.)
Ist die zoologische Nomenklatur als vor ihrem Anfange
existierend zu betrachten?
Diese Frage wird vielleicht manchem als ziemlich überflüssig
und auf Grund allgemeiner ontologischer Prinzipien selbstverständlich
mit nein zu beantworten erscheinen. In Wirklichkeit ist sie aber
zum mindesten ersteres keineswegs, seitdem Herr Stiles (1910 a,
p. 36f. [ef. p. 39]) sie gleichfalls aufgeworfen und dabei die gewiß
originelle Anschauung entwickelt hat, daß sie auch letzteres nicht
ist, sondern mit ja beantwortet werden muß!
Und zwar argumentiert der gedachte Autor folgendermaßen: Er
führt zunächst die Bestimmung aus Art.26 der Internationalen
Nomenklaturregeln an: „Das Jahr 1758 wird daher als Ausgangs-
punkt der zoologischen Nomenklatur und der Wirksamkeit des
Prioritätsgesetzes angenommen“ ‚ und sagt dann: „Dieser Paragraph
gibt Anlaß [„gives rise] zu der Frage ob irgend eine zoologische
Nomenklatur als vor 1758 bestehend anerkannt [im Original
nicht gesperrt — d. Verf.] wird. Diese Frage scheint [,‚appears‘] ın
einer früheren Entscheidung (siehe Gutachten 5) in bejahendem Sinne
entschieden worden zu sein.“
Diese Argumentation muß aber als in allen Punkten
durchausunzutreffend bezeichnet werden. Denn erstens
gibt die angeführte Bestimmung der Nomenklaturregeln nıcht
nur nicht „zu der Frage Anlaß“, ob irgend eine zoologische
Nomenklatur als vor 1758 bestehend anerkannt wird, sondern
sagt mit aller Deutlichkeit, daß dies nicht der Fall ist, sondern
das Jahr 1758 (für uns) den Anfang dieser darstellt; welchen
Sinn hätte denn jene Bestimmung wenn nicht diesen?
Zweitens ist diese „Frage‘‘ — wenn man schon überhaupt von
einer solchen sprechen will — im Gutachten 5 auch nicht an-
scheinend in bejahendem Sinne entschieden worden, sondern
wird im Gegenteil in diesem als eine bekannte Tatsache erwähnt,
daß vorlinneische Namen nicht zulässig sind, und sodann aus-
drücklich erklärt, daß diese auch nicht schon dadurch zulässig
werden, daß sie nach 1757, z. B. bei der Anführung der Synonymie
einer Einheit, gedruckt werden, sondern daß sie dazu von dem be-
treifenden Autor als giltige Namen gebraucht werden müssen
(ein Standpunkt, der ja natürlich durchaus berechtigt ist — cf. auch
das oben p.68f. diesbezüglich Gesagte). Und als Beispiel
hiefür wird u.a. gerade angeführt: „synonymische Citierung
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 73
vor-Linnöischer Namen, wie in der zehnten Auflage von Linne’s
„Systema Naturae“‘, macht solche Namen nach dem Codex nicht
[im Original nicht gesperrt — d. Verf.] zulässig [,‚does not establish
such names under the Code“].“ Wie jemand dies dahin
interpretieren kann, daß hier eine „zoologische Nomen-
klatur‘‘ als vor 1758 bestehend anerkannt wird, ist mirab-
solutunverständlich. Daß es vorlinneische Namen gibt,
ist ja eine allgemein bekannte historische Tatsache, die niemals
von irgend jemandem bezweifelt wurde und die ganz gewiß nicht etwa
erst durch das gedachte Gutachten festgestellt zu werden brauchte
oder festgestellt werden sollte; aber sie werden eben nomen-
klatorisch nicht anerkannt, they are not established
under the code, they „have no status in nomenclature‘, sie sind also,
wie der terminus technicus kurz lautet (s. oben p. 6f.), unzulässig.
— Und drittens: Wenn ein Gutachten abgegeben worden
wäre, das besagt oder involviert, daß eine zoologische Nomen-
klatur als vor 1758 bestehend anerkannt wird, so stünde es, wie
wir soeben gesehen haben, in direktem Widerspruch mit Art. 26 der
Nomenklaturregeln und könnte daher von vornherein
auf Anerkennung nicht den geringsten An-
spruchmachen, da die Gutachten der Nomenklaturkommission
bekanntlich den Zweck haben, in zweifelhaften Fällen Auskunft
über die Anwendung und Auslegung der Regeln zu geben, eventuell
auch Lücken in diesen auszufüllen, nieundnimmerabermit
demklaren Wortlautund Geist dieserin Wider-
spruch stehen dürfen. — Wir können also auf Grund der
vorstehend dargelegten Tatsachen mit Zuversicht die immerhin
tröstliche Gewißheit schöpfen, daß uns weder in den Nomen-
klaturregeln noch in dem von Herrn Stiles angezogenen Gutachten
zugemutet wird, die zoologische Nomenklatur
als vor dem als ihr Ausgangspunkt ange-
nommenen Datum, das ja für uns eben ihren Beginn
darstellt, existierend zu betrachten.
Die wissenschaftliche Objektivität gebietet jedoch, nachdem
ich ‘im vorstehenden die gegenteilige Ansicht Stiles’ bekämpft
und, wie ich glaube, in zwingender Weise widerlegt habe, nicht uner-
wähnt zu lassen, daß sieben oder acht Kommissionsmitglieder ihr
wenigstens implicite beigestimmt haben. — Dem
gegenüber will ich nur bemerken, daß es mir und wohl auch sehr
vielen anderen, ganz abgesehen von dem ım vor-
stehenden geführten Gegenbeweis in dem konkreten Fall, von
vornhereinvölligunmöglich wäre,irgendetwas
als vor seinem Anfange existierthabend zu be-
trachten. Und die in der zoologischen Nomenklatur angewandten
Deduktionen sollen doch sicherlich, so kompliziert und kunstvoll sie
immer sein mögen, von jedem entsprechend Geschulten wenigstens
begriffen werden können, nicht aber nur von wenigen Aus-
erwählten, oder etwa überhaupt über das menschliche Fassungs-
vermögen hinausgehen. 8. Heft
74 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
Aber nicht genug damit, einmal ins Rollen gebracht, rollt der
Stein unaufhaltsam weiter: Wenn man sich nämlich auf den Stand-
punkt stellt, wie Stiles es bei der Aufwerfung der hier behandelten
Frage tut, daß vorlinneische mononominale Namen von Spezies
Speziesnamen sind und, wenn sie in der Synonymie zitiert
werden, Synonyme [im Sinne der Nomenklaturregeln] darstellen
(worauf ich weiter unten [p. 86—90] zurückkommen werde), und wenn
man ferner seine Ansicht annimmt, daß eine zoologische Nomen-
klatur als vor ihrem eigenen Anfange (1758) bestehendanerkannt
wird, wonach also notwendigerweise auch die vor 1758 erschienene
Literatur nomenklatorisch in bestimmter Hin-
sicht zu berücksichtigen ist, so ist es logisch
unabweıslıch, auch solche vorlinneische
Namen von Arten in eben dieser Hinsicht (nämlich bei der
Festlegung des Typus nach absoluter Tautonymie) nomenkla-
torischzuberücksichtigen,dienichtin der Synonymie
zitiert worden sind. Denn wenn ein Name dann, wenn er
in der Synonymie zitiert wird, en Synonym [im Sinne der
Regeln] darstellt, so stellt er unter den obigen Voraus-
setzungen, wie ohneweiteres ersichtlich auch dann ein
solches dar, wenn er nicht als solches zitiert wird, und verlangt
ja Art.30 (d) durchaus nicht, daß der betreffende Speziesname
zitiert wird. Und sogar wenn man dies nich t anerkennen wollte,
wäre damit praktisch nicht viel gewonnen, indem ein Autor, der
eine bestimmte Art zum Typus einer Gattung nach Art. 30 (d) machen
will, einfach den betreffenden vorlinnöischen Namen der Art als
Synonym zu zitieren braucht, womit ja dann die erforderliche
Tautonymie ohneweiteres hergestellt ist! — Welches starke
Moment der Unsicherheit und Unbeständigkeit
damitinunsere Nomenklatureingeführt würde,
insbesondere auch ım Hinblick darauf, daß die vorlinneischen
mononominalen Namen der Arten — die ja schließlich bis in die alt-
klassische Literatur zurückreichen! — begreiflicherweise nirgends
systematisch gesammelt sind (ef. das unten p. 84 über ein ähnliches
Verhältnis bei Namen aus Veröffentlichungen, in denen nicht die
Grundsätze der binären Nomenklatur befolgt sind, Gesagte), bedarf
keiner näheren Auseinandersetzung.
Es ist gewiß, daß hier, mehr vielleicht wie in irgend einem
anderen Falle, die Versuchung sehr, sehr nahe läge, Betrachtungen
darüber anzustellen, wieso ein relativ so bedeutender Prozentsatz
von Mitgliedern der Nomenklaturkommission sich widerspruchslos den
Ausführungen des Herrn Stiles auch dort anschließt, wo
diese höchst anfechtbar oder direkt kraßun-
richtigsind — was ja in mancher Hinsicht für einen nicht der
Kommission angehörigen Autor Jeichter ist als es für ein Mitglied
dieser wäre. Es ist mir jedoch zweifelhaft, ob eine solche
Erörterung an dieser Stelle auch wirklich der Sache der Nomenklatur
und damit unserer Wissenschaft zum Nutzen gereichen würde —
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 75
worauf es ja in letzter Linie allein ankommt —, weshalb ich lieber da-
von Abstand nehme.
Behufs allseitiger Behandlung des Gegenstandes sei noch kurz
untersucht, ob eine etwaige Abänderung der betreffenden Be-
stimmung der Regeln in dem Sinne, daß das Jahr 1758 nichtmehr
als Ausgangspunkt der zoologischen Nomenklatur betrachtet wird,
sondern auch die vor 1758 erschienene Literatur
nomenklatorisch wenigstens in bestimmter
Hinsichtzuberücksichtigenist, rätlich wäre. Diese
Frage muß ich entschieden verneinen, und glaube
ich dabei der Zustimmung des weitaus überwiegenden
Teiles der Fachgenossen sicher zu sein. Ich verweise daher zur Be-
gründung hiefür bloß auf das oben (p. 74) über die Unsicher-
heit und Unbeständigkeit Gesagte, die durch die Be-
rücksichtigung vorlinn&ischer mononominaler Namen von
Arten bei der Festlegung des Typus nach absoluter Tautonymie in
die Nomenklatur eingeführt würde, ferner darauf, daß, wenn einmal
vorlinneische Namen in dieser einen Hinsichtnomenklatorisch
berücksichtigt werden, kein stichhaltiger Grund
mehr angeführt werden könnte, warum sie esnichttgenaueben-
sogut auch in anderer Hinsicht werden sollten, und anderer-
seits auf das unten (p. 84) über den prinzipiellen Grund Gesagte,
um dessentwillen gerade Linnaeus, 1758 als Ausgangspunkt unserer
Nomenklatur gewählt wurde (cf. auch Dahl, 1901, p. 44). — Dieses
Ergebnis steht auch im vollsten Einklang mit dem von der
Nomenklaturkommission eingenommenen Standpunkt (s. Stiles,
1907b, p. 520).
Bereits im Vorhergehenden habe ich Veranlassung gehabt, auf
die ausschlaggebende Bedeutung des Umstandes, ob ein Autor in
einer Veröffentlichung dıe Grundsätze der binären Nomenklatur
befolgt hat oder nıcht, für die nomenklatorische Berücksichtigung
jener hinzuweisen; der speziellen Besprechung desselben wende ich
mich nunmehr zu.
Über den Begriff der binären Nomenklatur und die
nomenklatorische Bedeutung ihrer Anwendung.
Was versteht man unter binärer Nomenklatur?
Auch dıe Frage, was unter bınärer Nomenklatur
zu verstehen seı, werden viele als überflüssig erklären, „da
dies ohnedies jeder Zoologe weiß.“ Tatsächlich sind darüber aber ın
der neuesten Zeit ganz fundamentale Meinungs-
verschiedenheiten aufgetaucht, sodaß in Anbetracht der
großen Wichtigkeit des Gegenstandes eine bezügliche Klarstellung
dringend erwünscht erscheinen muß. Ich hatte mich (1904, p. 296)
dahin geäußert, daß die Grundsätze der binären Nomenklatur darin
bestehen, „daß der Name der übergeordneten Einheiten einer be-
8. Hef
76 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
stimmten (der zweitniedrigsten constant unterschiedenen) Rang-
stufe, der Gattungen oder Genera (eventuell auch als Unter-
gattungen, Sippen, Familien u. s. w. bezeichnet), aus einem (ein-
fachen oder zusammengesetzten) als lateinisches Substantivum ge-
brauchten Worte besteht, der der ihnen untergeordneten Einheiten
einer bestimmten anderen (der niedrigsten constant unter-
schiedenen) Rangstufe, der Arten oder Spezies (eventuell auch
Gattungen usw. genannt), dagegen aus zwei Teilen, nämlich dem
Namen der betreffenden übergeordneten Einheit der erstgenannten
Rangstufe (der somit für alle in je einer solchen enthaltenen
untergeordneten Einheiten der gedachten Rangstufe der
gleiche sein muß), und einem gleichfalls aus einem, als latei-
nisches Wort betrachteten Worte (oder eventuell auch aus zwei [oder
mehreren], einen Begriff bildenden Wörtern, wie crista galli, Sanctae
Catharinae u. s. w.) bestehenden, der den einzelnen untergeordneten
Einheiten innerhalb der betreffenden übergeordneten Einheit eigen-
tümlich ist“, und damit (s. 1. c.) nichts weiter als eine
Formulierungeinerallgemein bekannten Sache
zu geben geglaubt und beabsichtigt. Jene damals entwickelte Auf-
fassung halte ich auch heute noch ganz und voll aufrecht, und stimmt
sie auch vollkommen mit den Anschauungen überein, die in kürzerer
Form z.B. Carus (1872, p. 502), Ganglbauer (1881, p. 683; 1908),
Bedel (1882, p. 4), die Deutsche Zoologische Gesellschaft (1894, p. 8),
Dahl (1901, p. 44), Hartert (1904, p. 549f.) [daß er sich 1907 ‚‚der
Gleichmäßigkeit wegen‘ als gern bereit erklärt, die Namen des dort
in Rede stehenden Autors anzunehmen, da dies „doch wohl allgemeine
Gültigkeit zu erlangen scheint“, ändert an seiner Auffassung in der
hier in Rede stehenden Frage natürlich nicht das Geringste
und ist im Übrigen ein Standpunkt, den ich durchaus nicht teilen
kann und der auch mit der sonstigen Haltung des hochgeschätzten
Autors meiner Ansicht nach wohl kaum zu vereinbaren ist (cf. auch
das unten auf p. 82 Gesagte)], Siebenrock (1907, p. 1764), Mathews
(1911, p.1f.) usw. vertreten haben — mit Ausnahme des letzt-
genannten Autors allerdings ohne besondere Betonung gegenüber
einem prinzipiell verschiedenen Standpunkte, und zwar aus dem
einfachen Grunde, weil ein solcher damals überhaupt nicht in
Diskussion stand. (Die Ausführungen dieses Autors können auch
nicht etwa als durch Allen, 1911, p. 496f. widerlegt betrachtet
werden, und verweise ich diesbezüglich auf Mathews, 1912 sowie das
unten p. 78ff. Gesagte.)
In der jüngsten Zeit hat jedoch Herr Stiles (1910a, p. 48ff.)
die Behauptung aufgestellt, daß es klar ist, daß Gronovius
(1763) binäre Nomenklatur angewandt habe, sodaß also Namen
wie „HEPATUS mucrone reflexo utrinque prope caudam“ (t. c.,
p.113), „ARGENTINA linea lata argentea in lateribus‘“ (p. 112),
und andererseits mononominale Namen von Arten,
wie „Synodus“, (l.c.), ‚„Clarias“ (p.100), „Mugil“ (p. 129), als
jenen Grundsätzen entsprechend zu betrachten
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen ete. IR
wären! Die einzige Begründung, die er für diese Auf-
fassung gibt, besteht darin, daß er die Art.2 und 25 der Nomen-
klaturregeln anführt und anschließend daran sagt: „Es ist klar daß
Gronow’s Nomenklatur binär ist, das ist, er benennt zwei Einheiten
oder Dinge, Genera und Spezies.“ Daß diese Ansicht des Herrn Stiles
abergänzlichunhaltbar und die der oben genannten anderen
Autoren die allein richtige ist, erhellt mit voller
Sicherheit aus folgendem:
1. Aus dem Wortsinne des Ausdruckes ‚binär“. Dieser stammt
nämlich von dem lateinischen „bini“, „je zwei“, und bezieht sich
darauf, daß die Arten — denn diese sind es ja, die binär benannt
werden — je zwei Namen erhalten [nämlich den der betreffenden
Gattung und einen hinzugefügten Artnamen], also nieht mono-
nominal oder polynominal benannt werden, wie es eben Gronovius
und die anderen nicht den Grundsätzen der binären Nomenklatur
folgenden Autoren in einer größeren oder geringeren (oft sehr er-
heblichen) Zahl von Fällen tun — was also vollkommen dem Wort-
sinne des Ausdruckes „‚bini“, bezw. „binär“ entspricht. Diesem Wort-
sinne wird aber die Stiles’sche Interpretation des Ausdruckes ‚‚binäre
Nomenklatur“ in keiner Weise gerecht; denn damit,
daß „zwei Einheiten oder Dinge, Genera und Species“ benannt werden,
wird nicht im entferntesten der in diesem liegende Begriff des ‚je
zwei erklärt, bezw. begründet; und außerdem steht sie mit
den Tatsachen in Widerspruch (s. den nächsten Absatz).
2. Die den Grundsätzen der binären Nomenklatur folgenden
(und ebenso auch die ihnen nicht folgenden) Autoren benennen im
allgemeinen keineswegsnur zwei Einheiten oder Dinge, Genera
und Species, sondern eine ganze Anzahl weiterer solcher, nämlich
Klassen, Ordnungen, Subspecies, bezw. ‚„‚Varietates““ usw. usw. (Gegen
dieses letztere Argument kann auch nicht etwa eingewendet werden,
daß die Namen der gedachten höheren Einheiten „stumm“ sind, d.h.
in der Benennung der Arten nicht notwendigerweise zum Ausdruck
kommen; denn abgesehen davon, daß Stiles selbst diesen Punkt in
keiner Weise heranzieht, wäre er auch sachlich ganz unzutreffend,
indem bei vielen der von Stiles als den Grundsätzen der binären
Nomenklatur folgend betrachteten Autoren sehr oft auch der
Gattungsname in dem der Art nicht zum Ausdruck kommt,
so z. B. bei Brisson, 1760 (s. Stiles, 1911a, p. 88). Schon deshalb
kann also unmöglich in dem von Stiles angegebenen Punkte
das Wesen der binären Nomenklatur gesucht werden.
3. In den Internationalen Nomenklaturregeln wird ausdrücklich
gesagt, daß Linnaeus, 1758 die Veröffentlichung ist, welche die all-
gemeine Anwendung der binären Nomenklatur in der Zoologie be-
gründete, und daraufhin das Jahr 1758 als Ausgangspunkt der zo-
ologischen Nomenklatur bestimmt. Jene Angabe wäre aber ganz
sinnlos, wenn Herrn Stiles’ Auffassung des in Rede stehenden Be-
griffes zu Recht bestünde; denn ‚‚zwei Einheiten oder Dinge, Gattungen
und Arten‘ benannt haben sowohl viele andere vorlinn&ische Autoren
8. Heft
78 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
als auch insbesondere Linn® selbst bereits indenfrüheren Auflagen
des Systema Naturae, worauf auch schon Mathews (1911, p.2) mit
Recht hingewiesen hat. Sie erscheint dagegen dann, und nur dann,
als vollkommen zutreffend, wenn wir den Begriff der binären Nomen-
klatur in der oben dargelegten Weise fassen; denn dann ist Linnaeus,
1758 wirklich das erste Werk, in dem diese auf das ganze Tierreich,
also im Gesamtgebiet der Zoologie angewandt wurde, womit auch die
Festsetzung desselben als Ausgangspunkt der zoologischen
Nomenklatur eine imnere Begründung erhält.
Denselben, wie ich soeben nachgewiesen habe, gänzlich
irrigen Standpunkt nimmt Stiless dann weiterhin auch
(p. 55—58) in Bezug auf von Lac&pede zitierte (aber nicht als giltige
Namen gebrauchte [s. diesbezüglich auch das oben p. 67—72 Gesagte]
Manuskriptnamen Commersons ein. — In unter der [unzutreffenden]
Voraussetzung der Richtigkeit dieses Standpunktes
durchaus folgerichtiger Weise spricht sich dann Herr Allen (1910,
p. 322f., und in Stiles, 1911a, p. 87f.) dahin aus, daß Brisson (1760)
binäre Nomenklatur angewandt habe und seine Gattungsnamen daher
zulässig sind. Ich verweise dem gegenüber auf das vorstehend Gesagte
(s. auch die treffenden Ausführungen Harterts [in: Allen (in Stiles,
1911a, p. 87£.), p. 88] und gebe nur nachfolgend, da das fragliche Werk
meist bloß Ornithologen aus Autopsie bekannt sein dürfte, zur Orien-
tierung anderer Fachgenossen einen kleinen Auszug aus der darin
angewandten Nomenklatur. Ich bemerke dabei für alle Fälle aus-
drücklich, daß die unter je einer Gattung angeführten Arten selbst-
verständlich durchwegs solche sind, die Brisson dieser zurechnete,
und daß es sich andererseits dabei stets um vollg:ltige Species und nicht
etwa zum Teil um ‚Varietäten‘ usw. handelt.
Columba. Genus | (1, p.26), bezw. Genus Colum-
binum (1, p. 67).
Columba Romana (1, p. 71);
Oenas sive Vinago (1, p. 86);
Palumbus (1, p. 89);
Turtur (1, p. 92);
Turtur torquatus (1, p. 9); i
Turtur Lusitanus (1, p. 98); 4
Columba Mexicana (1, p. 99);
Oenas Mexicana (1, p. 100);
Oenas Americana (1, p. 100);
Turtur Sinensis striatus (1, p. 108);
Turtur Indicus striatus (1, p. 109);
Turtur parvus fuscus Americanus (1, p. 116);
Turtur guiture maculato Senegalensis (1, p. 125);
Columba caudä annulo cinetü Jamaicensis (1, p. 138);
Palumbus viridis Madagascariensis (1, p. 142);
Columba viridis Insulae sancti Thomae (1, p. 147).
Gallus. Genus 3 (l, p.26), bzw. Genus Galli-
naceum (l, p. 164).
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 79
Gallus domesticus. Gallina domestica (1, p. 166);
Gallus et Gallina pumiho (1, p. 171);
Gallus erispus. Gallina crispa (1, p. 173).
Psittacus. Genus53 (1l,p. 42), bezw.Genus Psittaci
(4, p. 182).
Ara Brasiliensis (4, p. 184);
Ara Jamaicensis (4, p. 188);
Ara Brasiliensis eyaneo-crocea (4, p. 193);
Cacatua (4, p. 204);
Cacatua alis et cauda rubris (4, p. 214);
Psittacus Brasiliensis fronte rubra (4, p. 254);
Psittaca (4, p. 319);
Psittaca coccinea Bonarum Fortunarum Insulae (4, p. 373);
Psittacula Javensis cristata coccinea (4, p. 381);
Psiütaca Brasiliensis uropygio cyaneo (4, p. 384).
Und das sollen wir als konsequent binäre Nomen-
klatur (Allen, t.c., p. 88) anerkennen? — Die Antwort ergibt sich
nach dem Gesagten wohl von selbst.
Aber noch ein wichtiger Punkt ist wohl zu beachten, dessen sich
weder Stiles noch Allen bewußt geworden zu sein scheinen (wenn auch
die betreffenden der Nomenklaturkommission vorgelegten Fragen
sich anscheinend stets nur auf die Zulässigkeit der bezüglichen
Gattungsnamen bezogen. Wenn nämlich Autoren
wie die hier in Rede stehenden als den Grundsätzen der b:nären Nomen-
klatur gefolgt seiend betrachtet werden, dann müssen un-
weigerlich und unbedingt auch ihre Artnamen
gen. zahlreichen. FSsIlen:, wo sıe Arten. bi-
nominalbenannt haben [denn dies wird bekanntlich in Art.2
der Nomenklaturregeln für die Benennung der Arten vorgeschrieben],
als zulässig betrachtet werden. Zu welchen‘
enormen Umwälzungen inder Nomenklatur dies
führen würde, wird jeder einigermaßen mit dem Gegenstande
vertraute Systematiker ohne weiteres selbst ermessen. Wohl aber
willich auf einige theoretische Schwierigkeiten
hinweisen, die sich, wenn wirklich eine Nomenklatur wie die der
angeführten Autoren als binär anerkannt würde und somit, wie wir
eben gesehen haben, die von ihnen gebrauchten binominalen
Namen von Arten unbedingt nomenklatorisch berück-
sichtigt werden müssten, infolge des Umstandes ergeben würden,
daß die Internationalen (und ebenso wohl alle anderen) Nomenklatur-
regeln bei ihrer, wie wir oben gesehen haben, ganz anderen
Auffassung des Begriffes der binären Nomen-
klatur Verhältnisse, wie sie uns hiebei begegnen, nicht
vorgesehen haben und gar nicht vorsehen konnten.
Wenn nämlich z. B. Brisson in der Gattung ‚„Columba‘“ (1, p. 26
[ef. p. 67]) eine Art Turtur torquatus (p. 95) oder in der Gattung
„Psitlacus“ (1, p. 42 [cf. 4, p. 182]) eine Art Ara Brasilvensis (4, p. 184),
8. Heft
80 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
also ganz zweifellos binominal, benennt, sind damit die betreffenden
Artnamen in den Gattungen Columba, bezw. Psittacus, oder in den
später aufgestellten Gattungen Turtur und Ara präoccupiert? Und
wie verhält es sich diesbezüglich, wenn er (5, p. 255) eine Art Turdus
aqualicus nennt, diese aber nicht in sein eigenes Genus „Turdus“
(1, p. 32 [cf. 2, p. 200]), sondern in die Gattung „Tringa‘“ (1, p. 48
[ef. 5, p. 177]) stellt?
Was das Verhältnis der Ausdrücke binär und binominal betrifft,
so werden sie sehr oft ganz ununterschiedlich gebraucht (s. auch
Mathews, 1911, p. 1f.). Seinem Wortsinne nach (s. oben p. 77) ist
der Ausdruck binär allerdings streng genommen nicht am, Platze, wenn
man von dem Namen oder der Benennung einer Art spricht, da
hiebei von j e zwei Namen füglich nicht die Rede sein kann, in solchen
Fällen also entschieden der Ausdruck binominal vorzuziehen, ebenso
— der Gleichförmigkeit wegen — wenn von der binominalen Benennung
der Arten gegenüber der uninominalen der höheren Gruppen ge-
sprochen wird (wie z. B. in Art.2 der Nomenklaturregeln). Sonst
ist aber der Ausdruck binär insofern vorzuziehen (wie es auch in den
Art. 25 und 26 der Regeln geschieht) — und wohl auch deshalb eingeführt
worden —, weil er kürzer und wohlklingender ist, und in den so oft
gebrauchten Verbindungen binäre Nomenklatur, binäre Benennungen
usw. außerdem auch deshalb, weil der Ausdruck binominal dabei einen
gewissen Pleonasmus involviert. (Dagegen möchte ich nicht mit Mathews
glauben, daß der Ausdruck binär in den Internationalen Nomenklatur-
regeln ım Hinblick auf die trinominale Benennung der Sub-
species an Stelle von binominal eingeführt worden sei, da jener für
die trinominale oder, wie sie auch oft genannt wird, ternäre Benennung
dieser ja ebensowenig passen würde — und sich natürlich ebensowenig
auf sie bezieht — wie letzterer. Überdies wurde der Ausdruck binäre
Nomenklatur schon lange vor der ersten Auistellung der Internationalen
Nomenklaturregeln gebraucht, so z. B. von Carus, 1872, p. 502. Doch
ist dieser Unterschied in unseren Anschauungen nur von ganz unter-
geordneter Bedeutung.)
Speziell betreffs der nach dem Vorstehenden unvermeidlichen
Verwerfung der Brisson’schen Namen möchte ich noch einige Worte
sagen. — Es ist ja begreiflich, daß es manchem Ornithologen schwer
fällt, die ihm von Jugend auf gewohnten Namen eines so hervorragenden
und verdienten Vorgängers — ich verweise nur auf die ebenso warm
empfundenen als wahren einschlägigen Ausführungen Allens (1910,
p. 319—324) — nunmehr fallen zu lassen. Gewiß,
„Es thut den Richtern wehe
Wohl um den wackern Mann.
Doch kann ihn keiner retten“;
und dies gilt eben auch hier. Auch müssen wir bedenken, daß die Regeln
einerseits lediglich de Namen und nicht die Autoren derselben
beurteilen und also nicht etwa einem Autor, der sie vielleicht noch
gar nicht kannte und nicht kennen konnte, einen Vorwurf damit
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc, 81
machen, wenn sie einen von ihm gebrauchten Namen verwerfen,
und andererseits auch jene nur in Bezug auf ihre Giltigkeit, bzw.
Zulässigkeit innerhalb unserer heutigen zoo-
logischen Nomenklatur und nicht nach den
Anschauungen vor z.B.100 Jahren, wie auch, daß die
Bedeutung und das Verdienst eines Autors und die Anerkennung,
die wir ihm zollen, gewiß nicht davon abhängig ist, ob und wieviele
giltige Art: oder Gattungsnamen ihn zum Autor haben. Ich brauche
als das wohl schlagendste Beispiel hiefürnurein en Namen zu nennen:
Francis Walker!, und als Gegenstück dazu vielleicht noch einen zweiten:
Charles Darw'n! Und endlich dürfen wir nicht vergessen, daß auch
in der zoolog:ischen Nomenklatur Einheitlichkeit und Folgerichtigkeit
nur dann erzielt werden können, wenn die Vertreter der einzelnen
Disziplinen bereit sind, gegebenenfalls da oder dort auch ein Opfer
hiefür zu bringen. So haben dies z. B. die Arachnologen mit der Preis-
gebung der Namen Clercks (1757!) getan; ist es da, um auch diese
Seite der Frage zu, berühren, unbillig, wenn die Ornithologen, die einen
so großen Anteil am Ausbau. der Nomenklaturregeln gehabt haben,
ebenfalls ihr Scherflein zur Erreichung jener gewiß erstrebenswerten
Ziele beitragen sollen? — —
Um etwaige Mißverständnisse oder Irrtümer auszuschließen,
sei hier noch hinsichtlich einiger Punkte kurz des näheren dargelest,
was nach der oben (p. 75f.) gegebenen Zusammenfassung der Grund-
sätze der binären Nomenklatur erforderlich ist, um emen
Autor als diesen folgend zu betrachten, und was nicht. Es folgt
dies also alles aus dem dort gesagten, bezw. dem nicht gesagten,
ist aber dort natürlich nur implieite enthalten.
l. Betreffs der Bedeutung der Ausdrücke „als lateinisches Sub-
stantivum gebrauchten Worte‘ und ‚als lateinisches Wort betrachteten
Worte‘ verweise ich auf das oben (p.4f.) bei Besprechung des Be-
sriifes des wissenschaftlichen Namens gesagte.
2. Da, wie wir a. a. O. gesehen haben, für die zoolog;sche Nomen-
klatur nur wissenschaitliche Namen ın Betracht kommen,
so kann von einem, Befolgen oder Nichtbefolgen der Grundsätze der
binären Nomenklatur seitens eines Autors nur insoweit die
Rede sein, als er Einheiten der hiebei in Be-
tracht kommenden Kategorien (also Gattungen und
Arten) wissenschaftlich benennt. Ein Autor darf also
nicht etwa als in einer Veröffentlichung nicht den Grundsätzen
der binären Nomenklatur folgend betrachtet werden, weil er eine größere
oder geringere Zahl der von ihm darin unterschiedenen, bezw. ange-
führten Genera oder Spezies überhaupt nicht oder wenigstens nicht
wissenschaftlich benennt (weil sie ihm z. B. mehr oder minder un-
sicher oder ungenügend bekannt erscheinen, weil er einen mehr oder
minder großen Teil derselben, wie es besonders bei den Autoren der
klassischen Ära der französischen Zoologie üblich war, nur mit zwar
aus dem Lateinischen oder Griechischen stammenden, aber bloß
als Lehnwörter einer modernen Sprache angewandten Namen bezeichnet
Archiv für Naturgeschichte
1912. AS. 6 8. Heft
52 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
usw.), oder weil er darin bloß die Gattungen behandelt und auf Arten
überhaupt nicht eingeht, also gar nicht in die Lage kommt diese wissen-
schaftlich zu benennen. — Das Gesagte entspricht auch vollkommen
dem allgemein herrschenden Gebrauche, sodaß ich eine nähere Be-
gründung dafür, die nicht schwer wäre, wohl unterlassen kann.
3. Andererseits müssen alle von dem Autor in der betreffenden
Veröffentlichung als giltige solche gebrauchten
wissenschaftlichen Namen von Gattungen und
Arten den angeführten Grundsätzen der bi-
nären Nomenklatur entsprechen, um ihn als
diesen folgend und damit die von ihm gebrauchten Art-
und Gattungsnamen als zulässig betrachten zukönnen.
Denn diese Grundsätze bestehen eben nicht darin, daß ein
größerer oder geringerer Teil der Namen der gedachten Einheiten,
sondern darin, daß ‚der Name“ dieser, d.h.sämtliche Namen
solcher den betreffenden Bedingungen genügen. — Auch hier wird
im Prinzip allgemein anerkannt, daß der nur teilweise Gebrauch
binärer Namen seitens eines Autors in einer Publikation uns keines-
wegs berechtigt, ihn als den Grundsätzen der binären Nomenklatur
folgend zu bezeichnen. Wenn ein Autor aber nur in sehr vereinzelten
Fällen gegen diese Grundsätze verstoßen hat, und zumal wenn dies
nur dadurch geschehen ist, daß er einzelne Arten polynominal benannt
hat, können sich freilich bisweilen manche Autoren schwer dazu ent-
schließen, daraufhin die von ihm eingeführten Art- und Gattungs-
namen als unzulässig zu betrachten. Nach dem gesagten ist es aber
vollkommen klar, daß wir dies unbedingt tun müssen,
ganz abgesehen davon, daß sich sonst sofort die Frage erheben
würde, auf die eine befriedigende Antwort zu geben ganz unmöglich
wäre, wo denn da die Grenze zu ziehen ist. Es ist dies eben einer
der nicht allzu seltenen Fälle, wo nur durch ein streng
konsequentes Vorgehen Einheitlichkeit er-
reicht werden kann, jedes Abweichen von dem einmal als
richtig erkannten und festgesetzten Grundsatz aber zu zahlreichen
. ganz unentscheidbaren Meinungsverschiedenheiten Anlaß gibt. Und
wenn einem so strengen Vorgehen gegenüber darauf hingewiesen
wird (Sclater, 1905, p. 86), daß ja auch heutzutage in ausgedehntem
Maßstabe eine ternäre (bisweilen sogar quaternäre) Nomenklatur
angewandt wird, so ist darauf einfach zu entgegnen, daß dies ja nur
für der Art untergeordnete Einheiten geschieht, während
es sich hier um die Namen von Arten handelt (s. auch den nächsten
Absatz).
4. Dagegen ergibt sich aber aus dem oben Gesagten ohne weiteres,
daß die Grundsätze der binären Nomenklatur sich einzig und
allein auf die Benennung der Gattungen und
Arten beziehen, nicht aber auch auf die von Einheiten irgend
welcher anderer Rangstufen, also insbesondere auch nicht auf die
irgendwelcher der Art untergeordneter Einheiten, wie Subspecies,
„Varietäten“ usw. Die ternäre Benennung der Subspecies — die,
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen ete. 83
nebenbei bemerkt, meinen vollsten Beifall hat (cf. auch Poche, 1912a,
p. 839.) — steht also keineswegs im Widerspruch mit den Grund-
sätzen der binären Nomenklatur; wurde sie ja doch auch schon von
Linnaeus (1758 und später) vielfach angewandt. (Sie stellt vielmehr
tatsächlich, wie leicht ersichtlich, eine Weiterführung des Grundge-
dankens dieser dar.)
Die nomenklatorische Bedeutung
der Anwendung der binären Nomenklatur.
Die große nomenklatorische Bedeutung des Umstandes, ob ein
Autor in einer Veröffentlichung den Grundsätzen der binären Nomen-
klatur gefolgt ist, liegt nun darin, daß in den Internationalen Nomen-
klaturregeln dies zunächst ausdrücklich als unerläß-
liche Voraussetzung für die Giltigkeit von
Gattungs- und Artnamen gefordert wird (Art.25)
(und wenigstens der Sache nach ganz ähnlich in so ziemlich allen
anderen bedeutenderen Nomenklaturregeln, so in dem Stricklandian
Code, den Regeln der Deutschen Zoologischen Gesellschaft (1894)
usw.).
Ferner setzen jeneaberauch, wie aus der Fassung der
einschlägigen Stellen klar hervorgeht und bereits oben (p. 23) erwähnt
wurde, offenbar in einer weiteren Auslegung dieses Art’kels als ihm
seinem Wortlaute nach zukommen würde, als selbst-
verständlich voraus, daß überhaupt für die
NomenklaturderGattungenundArtennursolche
Veröffentlichungen in Betracht kommen, in
denen der Autor den Grundsätzen der binären
Nomenklatur gefolgt ist, und freue ich mich sehr,
wenigstens in diesem prinzipiellen Standpunkt ganz mit
Stiles (in: Stiles und Hassall, 1905, p. 9 [ef. p. 12 u.
80) übereinzustimmen. So wären nach dem Wort-
laut von Art. 34 und 35 Gattungs- und Artnamen auch
dann als Homonyme zu verwerfen, wenn sie schon früher von
einem nicht den Grundsätzen der binären Nomenklatur folgenden
Autor anderweitig gebraucht worden sind (Art. 25 steht dem nicht
etwa entgegen, da es s’ch in diesem ja ausdrücklich nur um die
giltigen Namen handelt), was aber ganz zweifellos
nicht beabsichtigt ist und mit Recht auch nie-
mals geschieht. Vielmehr werden Art- und Gattungsnamen aus
Veröffentlichungen, in denen nicht die Grundsätze der binären
Nomenklatur befolgt sind, allgemein als nicht zulässig
betrachtet. Daß ebenso in solchen Publikationen vorgenommene
Eliminationen nomenklatorisch nicht zu berück-
sichtigen sind, habe ich bereits oben (p. 23) ausführlich begründet,
worauf ich hier, um Wiederholungen zu vermeiden, nur verweise.
Desgleichen ist es auf Grund jenes in den Regeln, wie eben dar-
gelegt, als selbstverständlich vorausgesetzten Standpunktes ohne
6* 8 Heit
84 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
weitereseinleuchtend, daß die Bestimmung des
Art.30d betrefis der Festlegung des Typus von Gattungen durch
Tautonymie (buchstäbliche Übereinstimmung des Art- oder Unter-
artnamens einer der ursprünglichen Spezies einer Gattung, sei es
des giltigen Namens oder eines Synonyms, mit dem Gattungsnamen)
sich nur auf Namen aus Veröftentlichungen, in denen der Autor den
Grundsätzen der binären Nomenklatur folgt, (und überhaupt nur auf
zulässige Namen) bezieht. Es wäre ja auch ganz unerfindlich,
warum Namen, die nicht zulässig sind, also nomenklatorisch
überhaupt nicht in Betracht kommen, gerade
in diesem einen Falle berücksichtigt werden sollten (ef. auch
unten p. 86—90). — Auch ist wohl zu beachten, daß durch eine nomen-
klatorische Berücksichtigung von Veröffentliehungen, in denen der
Autor nicht den Grundsätzen der binären Nomenklatur gefolgt
ist, der prinzipielle Grund hinfällig würde, auf den sich die Fest-
setzung von Linnaeus, 1758 als Ausgangspunkt der zoologischen
Nomenklatur stützt, womit also auch die so mühsam errungene
Einheitlichkeit in dieser Beziehung neuerdings gefährdet wäre.
Außer den eben angeführten prinzipiellen sprechen aber auch
gewichtige praktische Gründe, nämlich die Rücksicht auf die
Beständigkeit und die Einheitlichkeit der No-
menklatur und auf die Vermeidung zahlreicher
höchst störender Namensänderungen gebiete-
risch dafür, Namen aus Veröffentlichungen, in denen nicht
die Grundsätze der binären Nomenklatur befolgt sind, nomen-
klatorisch nicht zu berücksichtigen. — In ersterer Hinsicht ist zu
bedenken, daß diese, eben weil sie bisher nomenklatorisch prinzipiell
nicht berücksichtigt wurden, wenigstens in neuerer Zeit nirgends
systematisch gesammelt sind und somit im Falle ihrer nunmehrigen
Berücksichtigung infolge des in sehr zahlreichen Fällen
zu erwartenden späteren gelegentlichen Auifindens solcher auf
lange Jahre hinaus eine neue reichfließende
Quelle für Änderungen von Namen und Über-
tragungen der bisher giltigen auf andere
Einheiten — und vorwiegend gerade bei alten, fest-
gewurzelten Namen — gegeben wäre. — Die Einheitlich-
keit unserer Nomenklatur wäre durch die nomenklatorische
Berücksichtigung der in die in Rede stehende Kategorie
fallenden Veröffentlichungen deshalb in hohem Maße gefährdet, weil
es bei diesen in einem ungleich höheren Prozentsatz von Fällen und
in weit höherem Maße als bei solchen mit binärer Nomenklatur in dem
üblichen Sinne zweifelhaftist, ob darin gebrauchte
Bezeichnungen Gattungs- oder Artnamen dar-
stellenodernicht. Es ist dies angesichts der in ihnen vielfach
herrschenden Ungleichmäßigkeiten und Unregelmäßigkeiten in der
Nomenklatur auch ohne weiteres begreiflich. Als Beispiel hiefür ver-
weise ich auf die zwischen zwei so hervorragenden und speziell auch
in nomenklatorischen Fragen so bewanderten Forschern wie Hartert
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen ete. 85
(1902) und Reichenow (in: Hartert, 1902, p. 899) hervorgetretene
und durchaus nicht so leicht zu entscheidende Meinungsverschieden-
heit darüber, o b in einer sehr wichtigen in diese Kategorie gehörenden
Veröffentlichung überhaupt Gattungsn amen angewandt sind oder
nicht. — Endlich würde die nomenklatorische Berücksichtigung
derartiger Verötfentlichungen deshalb eine wahre Un-
mengevon Namensänderungen zur Folgehaben,
weil eine solche in der weitaus überwiegenden Mehrzahl der Fälle
bisher ganz allgemein nicht erfolgt ist und die Zahl der bezüglichen
— größtenteils sehr obskuren — Publikationen eine sehr be-
deutende ist, ungleich größer, als wohl die meisten
Fachgenossen ahnen. Und zudem wären diese Änderungen deshalb
ganz besonders lästig, weil es sich dabei so gut wie ausschließlich
um schon den alten Autoren bekannte, also im allgemeinen relativ
gemeine und oft genannte Formen handelt. Es seien nur einige wenige
Beispiele von Änderungen allgemein gebräuch-
licher Gattungsnamen, die besonders in der letzten Zeit
auf@GrundsolcherVeröffentlichungen vorgenommen
oder wenigstens als notwenig nachgewiesen wurden, aus verschiedenen
Gruppen des Tierreichs angeführt. So muß (natürlich immer unter der
Voraussetzung, daß diese nomenklatorisch berücksichtigt werden)
der Name Cercopithecus für Leontopithecus (= Midas) und Lasiopyga
an Stelle von Cercopithecus gebraucht werden!! (Elliot, 1911), ebenso
Amyda an Stelle von Aspidonectes, bezw. Trionyx (Stejneger, 1905e),
Bombina an Stelle von Bombinator! (Stejneger, 19053; 1905b; 1907,
p. 50), Amia an Stelle von Apogon!!, Amiatus an der von Amia!!,
Cyclogaster an der von Liparis, Coracinus an der von Dichistius,
Callyodon an der von Scarus!, Enchelyopus statt Zoarces!!, Aspredo
statt Platystacus, Hepatus an Stelle von Teuthis! [sämtlich auf Grund
von Gronovius, 1763] (D. S. Jordan in: Stiles, 1910 a, p. 48f.),
Tethyum an Stelle von Styela, muß der Name Ascidia überhaupt
aus der Nomenklatur verschwinden!! (Hartmeyer, 1908, p. 10—15),
Lucanus durch Platycerus, Byrrhus durch Cistela, Anobium durch
Byrrhus!, Ptinus durch Bruchus!!, Clythra durch Melolontha!!, Laria
durch Mylabris ersetzt werden usw. usw. (sämtlich auf Grund von
Geoffroy, 1762 vorgeschlagene Änderungen!). Selbstverständlich.
müßten vielfach auch die Namen der betreffenden Fa-
milien und Unterfamilien entsprechend ge-
ändert, bezw. auf völlig andere Gruppen über-
tragen werden. In den relativ wenigen Fällen dagegen, wo
Namen aus solchen Veröffentlichungen wegen des inneren Wertes
dieser wenigstens von der Mehrzahl der Autoren bisher berück-
sichtigt wurden, sind sie infolge eben desselben Umstandes meistens
schon von einem den Grundsätzen der binären Nomenklatur folgenden
Autor angenommen worden, bevor für die betreffende Einheit ein
anderer Name eingeführt wurde, sodaß also nicht der Name dieser,
sondern bloß der Autorname geändert werden muß (s. z.B. die
Ausführungen Harterts, 1902, p. 899 in vielleicht dem wichtigsten
einschlägigen Falle). sHeR
86 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
Gänzlich unhaltbar und nicht nur dem Geiste,
sondernauch demklaren Wortlaute der Nomen-
klaturregelnsowie des Gutachtensöder Nomen-
klaturkommission direkt widersprechend ist
ferner die von Herrn Stiles (19104, p. 31-39)
vertretene Ansicht, daß ‚die Zitierung eines klaren
präbinominalen spezifischen Namens [worunter er mono-
nominale Namen von Arten versteht!] in der Syno-
nymie“ gegebenenfalls als den Forderungen von
Art. 30d Genüge leistend (d. h. als Tautonymie dar-
stelend) zu konstruieren ist, wie ich im folgenden
zeigen werde. — Irrtümlich ist zunächst der von ihm gleich eingangs
eingenommene Standpunkt, daß die Entscheidung des in Rede
stehenden Punktes der von Herrn Stejneger (speziell in Hinsicht
auf linneische Arten) aufgeworfenen bezüglichen Frage ‚ein sorg-
fältiges Studium .... .. einer Menge der von Linnaeus gebrauchten
Gattungsnamen, und der Grundsätze die ihn bewogen gewisse gene-
rische und gewisse spezifische in der zehnten Auflage des Systema
Naturae vorkommende Namen anzunehmen, erfordert.“ Denn nach
Art. 30d, der hiebei maßgebend ist, kommt es lediglich darauf
an, ob eine der ursprünglichen Arten der Gattung den Gattungsnamen
als Artnamen, sei es als giltigen Namen oder als Synonym, besitzt
oder nicht, und sind die wirklichen oder vermeintlichen Gründe,
weshalb der betreffende Autor diesen oder jenen Gattungs- oder
Artnamen gewählt hat, sowie das, was er getan haben
würde, wenn er andere nomenklatorische Ansichten
gehabt hätte (was Stiles, t.c., p.35 für seine Anschauung
ns Feld führt!, gänzlich irrelevant. Und wohl
uns, daß dem so ist; denn welche Unsicher-
heit wäre in unsere Nomenklatur hinein-
getragen worden, wenn sie wirklich von der sub-
jektiven Ansicht über die nomenklatorischen
Anschauungen der verschiedenen alten Autoren abhängig ge-
macht worden wäre — denn das bezügliche Gutachten gilt ja nicht
nur für die von Linne, sondern ebenso für die von allen anderen
Autoren zitierten Namen. Dabei sehe ich ganz ab von dem ganz
unverhältnismäßigen Aufwand an Zeit und Arbeit, die
ein derartiges „sorgfältiges Studium“ zahlreicher Genus-
namen etc. im Sinne Stiles’ erfordern würde; gibt er doch als Bei-
spiele der im Falle Linnes dergestalt zu studierenden
Gattungsnamen eine nur drei Seiten lange Liste solcher.
— Das endliche Resultat ist, daß Linnes allgemeiner Plan war,
ältere (von ihm in der Synonymie zitierte) Namen als Artnamen
anzunehmen außer wenn dies zu Tautonymie führte. Von
einem solchen allgemeinen Plankannabernichtdie
Rede sein, indem Linne, was Stiles ganz außer Acht läßt,
auch in sehr zahlreichen anderen Fällen al
dem von ihm angegebenen nicht solche ältere Namen
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 87
als Artnamen annimmt, sondern neue solche bildet (s. z. B., um nur
einige wenige Beispiele anzuführen, Simia C'ynamolgos (Linnaeus,
1758, p. 28), Talpa asiatica (p. 53), Sorexz aquaticus (]. c.), Hystrix
dorsata (p. 57), Mus amphibius -(p. 61), Cervus Bezoarticus (p. 67),
Accipiter Nisus (p. 92), Strix passerina (p. 93), Alcedo erithaca (p. 115)
usw. usw.), wenn er auch begreiflicherweise sehr oft ältere von
ihm zitierte Namen hiezu verwendet. Richtig ist dagegen die Fest-
stellung, daß Linnaeus [1758] Tautonymie durchaus vermied; freilich
war dies auch schon vorher ziemlich allgemein sehr wohl bekannt. —
Anknüpfend daran fragt nun Stiles: „Da Linnaeus Tautonymie direkt
vermied, sind wir berechtigt die in Rede stehenden spezifischen Namen
als unter Art. 30 d fallend zu betrachten?“ Auch hier stützt sich
Stiles also wieder auf die Gründe Linnö&s für die Wahl der von
ihm angewandten Namen — was, wie wir soeben gesehen haben,
durchaus unzulässig ist. — Weiter stellt er nun unter Be-
rufung auf das Gutachten 5 die Behauptung auf, daß die Kommission
die in Rede stehenden Zitierungen präbinominaler Namen bereits
als synonymische Zitierungen darstellend acceptiert hat,
woraus folgt, dass die fraglichen Namen Sy-
nonyme sind. Diese Behauptung muß geradezu
verblüffend wirken, wenn wir uns erinnern, daß dieses
Gutachten 5 wie folgt lautet [die Hervorhebung durch Sperrdruck
stammt von mir — d. Verf.]: „Ein vor-Linneischer Name, der wegen
seiner Veröffentlichung vor 1758 unzulässig ist, wird nicht dadurch
zulässig, daß er einfach nach 1757 zitiert oder mit seiner ursprüng-
lichen Diagnose abgedruckt wird. Um nach dem Codex zulässig zu
werden, müssen solche Namen durch Adoption oder An-
nahm e seitens des den Abdruck veröffentlichenden Autors bekräftigt
werden.“ Und als Beispielhiefür wird u.a. gerade angeführt:
„synonymische Zitierung vor-Linneischer Namen, wie in der zehnten
Auflage von Linnes ‚„Systema Naturae‘, macht solche Namen nach
dem Codex nicht [im Original nicht gesperrt — d. Verf.] zulässig
[,,‚does not establish such names under the Code‘‘].““ — Sowohl aus
dem Geist wie aus dem klaren Wortlaut dieses Gutachtens geht
also in ganz unzweifelhafter Weise hervor, daß
darin überhaupt niehts acceptiert wird, sondern vielmehr die
darin behandelte Kategorie von Namen ausdrücklich als
nicht zulässig erklärt, also nicht angenommen, und
geradedievon Stilesim Auge gehabte Zitierung
vorlinn&eischer Namen seitens Linnes aus-
drücklichalsdiesenkeinen StatusinderNomen-
klaturgebendangeführtwird. Esistalsovöllig
unverständlich, wieso Stiles in dieses so klar
und deutlich stilisierte Gutachten eine dessen wirk-
lichem Sinne diametral entgegengesetzte Be-
deutung hineininterpretieren kann. Er klammert
sich dabei augenscheinlich an den zufällig in einem der es
illustrierenden [auch oben angeführten] Beispiele gebrauchten
8. Heft
8 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
Ausdruck „synonymische Zitierung vorlinneischer Namen.“ Gegen
den Gebrauch dieses Ausdruckes an der betreffenden Stelle ist
natürlich nicht das geringste einzuwenden. Denn die Anführung irgend
eines Namens in der Synonymie, diejaeineobjektive Tat-
sache ist und als solche natürlich keiner „An-
erkennung“ bedarf, stellteo ipso— mag es sich dabei
auch z. B. um einen modernen Vulgärnamen, einen in Plinius, Caesar
[urus, alces] oder Hiob [Behemoth] vorkommenden Namen handeln,
wie es bei einer möglichst vollständigen Zusammenstellung der auf
eine Art bezüglichen Literatur, einer Untersuchung ihrer früheren
Verbreitung usw. sehr wohl vorkommen kann — eine „syno-
nymische Zitierung“ desselben dar, und hängt es
nicht von dem Belieben der Nomenklatur-
kommission oder irgend einer anderen Macht
der Weltab, sie als eine solche zu „acceptieren“ oder nicht. Ja es
wäre sogar überhaupt schwer, den betreffenden Sachverhalt wesent-
lich anders als durch diesen oder einen ähnlichen Ausdruck zu
bezeichnen. Absolut unstatthaft ıst es aber, aus
dem dergestalt kaum zu umgehenden Gebrauch dieses Ausdrucks
schliessen zu wollen, daß damit gesagt wird, daß die betreffenden
Namen nun auch Synonymeim Sinne drNomenklatur-
regeln darstellen, also nomenklatorisch in irgend einer Hin-
sicht zu berücksichtigen seien — ich verweise bloß auf die soeben ange-
führten Beispiele. Noch schärfertrittdas Unzulässige
eines solehen Schlusses in unserem Falle aber dadurch
hervor, daß in dem Satze, in dem der Ausdruck „synonymische Zi-
tierung“ gebraucht wird, ausdrücklich gesagt wird,
daß eine solche den betreffenden Namen keinen Status in der
Nomenklatur gibt; und vollends handgreiflich wird
es dadurch, dass dieser ganze Satz nur ein Beispiel zu dem Gut-
achten bildet, das ausdrücklich erklärt, daß ein vorlinne-
ischer Name nicht dadurch zulässig wird, daß er nach 1757 zitiert
wird. Denn es ist doch von vornherein klar, daß ein Beispiel
stets nur im Sinne der durch es illustrierten
Regel und nichtin einemmitdieserindirektem
Widerspruchstehenden gemeint seinkann, da anderen-
falls ja die Regel durch dasselbe nicht erläutert, sondern geradezu
aufgehoben werden würde. — Es ist gewiß sehr bedauerlich, eine
vonvornhereinsoklar liegende Sache wie die soeben
behandelte erst ausführlich beweisen zu müssen;
die Ausführungen des Herrn Stiles haben dies jedoch unabweislich
gemacht.
Weiter sagt der genannte Forscher, daß es nach der Zitierung
und nach den Hinweisen klar scheint, daß viele der gedachten (dem
Gattungsnamen gleiche) Namen präbinominale spezifische
Namen "sind, gebraucht i ım Sinne von „das Pferd‘, „der Hund“ ete.,
und die betreffenden Arten daher nach Art. 30 (d) ipso facto Typen
der betreifenden Gattungen werden, außer wenn gezeigt wird daß
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen ete. 89
ein anderer Paragraph der Regeln diese Synonyme von der Berück-
siehtigung ausschließt. — Abgesehen von der soeben
zurückgewiesenen durchaus irrtümlichen An-
schauung, die dieser Argumentation natürlich zu Grunde liegt,
beruht sie aufeiner Verkennung der Bedeutung
des Terminus ‚specific name‘ (spezifischer Name, Speziesname,
Artname), bezw. einer Verwechslung desselben
mit dem Begriff „name of the species“ (NamederArt). Dieser
letztere besteht bekanntlich in der binären Nomenklatur aus
zwei Teilen, nämlich dem Namen der betreffenden Gattung
und dem Artnamen (spezifischen Namen), das ist ein zu dem
der Gattung hinzugefügter Name, der nur in Verbindung mit diesem
einen Begriff vermittelt und der betreffenden Art innerhalb ihrer
Gattung eigentümlich ist. SolchespezifischeNamenkann
esalsonurdortgeben, wo der Name der Gattung auch einen
Teildes Namens der Art bildet, wie auch schon die Kom-
missionsmitglieder Maehrenthal und Schulze (in: Stiles, 1910a, p. 39)
klar dargelegt haben — und einzig und allein sie sind
es, auf die sich die von Herrn Stilesangezogene
Bestimmung der Regeln ihrem klaren Wortlaut
nach bezieht. Werden die Arten dagegen wie in den uns hier
beschäftigenden Fällen mononominal (li. e. mit einem als
selbständiger, ohne Hinzufügung des Gattungs-
namens zu verwendender Name gebrauchten Substantivum) benannt,
so sind diese Namen zwar selbstverständliich NamenvonArten
(„names of species“), nie und nimmer aber Artnamen
(spezifische Namen, „specific names“). — Auch nach dieser
Richtung hin ist also die von Stiles vertretene
Ansichtdurchausunhaltbar. -— Dazukommtnun
aber noch, daß (was Herr Stiles gänzlich außer Acht läßt)
der Begriff der Spezies [nicht etwa der Ausdruck!] überhaupt
erst von J. Ray in die Biologie eingeführt wurde (s. z. B. J. V. Carus,
1872, p. 431—435; Grobben, 1904, p. 14), früher also von spe-
zifisehen Namen schon aus diesem Grunde füglichnicht
die Rede sein kann. Stiles dagegen will z. B. in ausge-
dehntestem Masse die Werke Gesners daraufhin unter-
sucht wissen, ob dieser bestimmte Namen als spezifische
[richtiger: Namen von Arten] gebraucht hat oder nicht. Und
von dem Ergebnis dieser Untersuchung will er
die Typen und damit die Verwendung einer
großen Zahl der ältesten uud bekanntesten
Gattungsnamen abhängig machen! (s. auch unten
p. 97). — Außerdem ist gegen Stiles’ Anwendung
des Art. 30(d) auf die in Rede stehenden Namen
natürlich auch einzuwenden, daß diese Bestimmung
sich, wie wir soeben auf p. 83f. gesehen haben, nur auf Namen aus
Veröffentlichungen, in denen die Grundsätze der binären Nomen-
klatur befolgt sind, bezieht.
8. Heft
90 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
Anknüpfend an seine am Anfange des vorigen Absatzes ange-
führten Darlegungen sagt dann Herr Stiles, daß ‚der einzige Para-
graph, der in Betracht kommen würde“ [im Original nicht gesperrt
— d. Verf.] sich in Art. 26 findet, wo das Jahr 1758 als Ausgangspunkt
der zoologischen Nomenklatur und der Wirksamkeit des Prioritäts-
gesetzes bestimmt wird. Seine folgenden Ausführungen wurden
bereits oben (p. 72—75) dargelegt und als gänzlich unzutreffend er-
wiesen, weshalb ich bloß auf das dort Gesagte verweise.
Aus dem Vorhergehenden ergibt sich unab-
weislich, daß das oben (p.86) gefällte durchaus
ablehnende Urteil über die Stiles’sche An-
sicht, nach der ‚die Zitierung eines klaren präbinominalen spe-
zifischen Namens in der Synonymie‘ als den Forderungen des Art. 30 (d)
genügeleistend zu konstruieren ist, nicht nur aus einem,
sondern aus mehreren, voneinander ganz unab-
hängigen Gründen unvermeidlich war. — Auch hier
will ich aber nicht unerwähnt lassen, daß 7 oder 8 Mitglieder der
Kommission sich der Meinung des Herrn Stiles angeschlossen haben
— wenn auch dadurch das Ergebnis der vorstehenden kritischen
Prüfung dieser selbstverständlich in keiner Weise beeinflußt werden
kann. Im übrigen gilt aber hier ganz dasselbe, was ich oben (p. 74f.)
über die auffallende Erscheinung sagte, daß ein relativ bedeutender
Prozentsatz der Mitglieder der Nomenklaturkommission sich
widerspruchslos den Stiles’schen Ansichten
auch dort anschließt, wo diese höchst anfecht-
bar oder direkt gröblich irrtümlich sind. —
Aber, wird man vielleicht geneigt sein zu fragen, bietet die in
Rede stehende Ansicht des Herrn Stiles, wenn sie auch im Wider-
spruch mit den Internationalen Nomenklaturregeln sowie überhaupt
mit allgemein anerkannten nomenklatorischen Grundsätzen steht,
nicht etwa bei ihrer praktischen Anwendung so bedeutende Vorteile,
daß es sich empfehlen würde, die Regeln derart abzuändern, daß
sie mit diesen vereinbar wird? — Das gerade Gegenteil
hievon ist der Fall. Ich verweise auf das schon bei einer
früheren Gelegenheit (oben p.75) gegen eine etwaige
nomenklatorische Berücksichtigung vorlinne-
ischer Nameninirgend einer und speziell auch in der in
Rede stehenden Hinsicht Gesagte, und betone ferner, daß
infolge des bereits angeführten Umstandes, daß der Begriff der
Spezies erst von John Ray in die Biologie eingeführt wurde, Un-
sicherheiten und Meinungsverschiedenheiten
darüber, ob ein von einem älteren Autor gebrauchter Name eine
„Art‘‘, bezw. „klar“ eine Art bezeichnet, und damit Verschiedenheiten
in der Festlegung des Typus von Gattungen und daher auch im Ge-
brauch der betreffenden Gattungsnamen Tür und Tor geöffnet würde.
Ein schlagendes Beispiel hiefür bildet die in dem so wichtigen Falle
von Simia bereits hervorgetretene bezügliche Meinungsverschieden-
heit zwischen Stiles (1910a, p. 37) und Thomas (1911, p. 122 u. 125).
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 91
Die Darlegungen dieses Abschnittes sollen gleichzeitig dieaus-
führliche Begründung eines Antrages bilden,
den bisher wenigstenshundertsechsundvierzig
Zoologen, nämlich die 145 aufp.65f. angeführten
(A. Reichenow unter dem Vorbehalt, daß die Gattungsnamen des
Brisson’schen Werkes [1760] angenommen werden) und K. Krae-
pelin gestellt und dem Plenum des IX.Internationalen Zoologen-
kongresses vorzulegen ersucht haben. Und zwar lautet dieser (in
deutscher Sprache [ef. oben p. 64]):
„Zu Art.25 der Nomenklaturregeln ist hinzuzufügen:
‚„Veröffentlichungen, in denen der Autor gegen die Grund-
sätze der binären Nomenklatur verstößt, sind für die Nomen-
klatur der Gattungen und Arten nicht zu berücksichtigen. Diese
Grundsätze bestehen darin, daß der wissenschaftliche Name der
Gattungen aus einem (einfachen oder zusammengesetzten), als
lateinisches Substantivum gebrauchten Worte besteht, der der Arten
dagegen aus zwei Teilen, nämlich dem Namen der betreffenden
Gattung und einem auf diesen folgenden, der gleichfalls aus einem,
als lateinisches Wort gebrauchten Worte (oder aus mehreren, einen
Begriff bildenden solchen) besteht.“ “
Der Zweck diesses Antrages ist, demin den
letzten Jahren bisweilen gemachten Versuch
entgegenzutreten, auch auf Grund von Ver-
öffentlichungen, in denen nicht die Grund-
sätze der binären Nomenklatur befolgt sind,
Namensänderungen vorzunehmen, und zugleich
in präziser, künftige Meinungsverschieden-
heiten ausschließender Weise auszusprechen,
worin diese Grundsätze bestehen.
Kritische Bemerkungen
zum „Gutachten 6“ der Nomenklaturkommission.
Das gedachte Gutachten ist von Herrn Stiles verfaßt und 1910a,
p. 7—9 veröffentlicht. Es besagt daß, wenn ein späterer Autor eine
Gattung A, die ursprünglich nur zwei Arten, Ab und Ac, enthielt,
geteilt hat, sodaß er ın A die einzige Art Ab läßt und für Ac eine neue
monotypische Gattung C' (Tautonymie!) aufstellt, er als damit den
Typus von A festgelegt habend zu betrachten ist. Es wirdhhie-
beialso fürdie Festlegung des Typusnicht, wie
esnachArt.3>0 derNomenklaturregelnunbedingt
geschehen müsste, die willkürliche Typus-
bestimmung, sondern de facto das Elıimi-
nationsverfahren angewandt, eine schreiende
Inkonsequenz, auf die auch schon die Kommissions-
mitglieder Maehrenthal, Schulze, Graff und Studer (in: Stiles,
t. c., p- 8) und ebenso Hendel (1911, p. 91) nachdrücklich
hingewiesen haben. Auch ich war oben (p. 55) anläßlich
8. Heft
92 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
der Prüfung der verschiedenen Methoden zur nachträglichen
Festlegung des Typus von Gattungen genötigt, zu jenem Gutachten
Stellung zu nehmen, und mußte mich vollkommen der Ansicht der
genannten Autoren anschließen. Zur Begründung dessen
verwies ich auf die weiter unten folgende Kritik jenes Gutachtens.
Diese bildet den Gegenstand der folgenden Seiten.
Stejneger, Stiles u. Stejneger, und Dautzenberg| (sämtlich in:
Stiles, p. 7—9) haben auf Grund des Art. 30 der Regeln Begründungen
für jene erstere Anschauung gegeben; doch können diese unmöglich
als stichhaltig anerkannt werden. So sagt Herr Stejneger: „Laurenti
[der „spätere Autor“] schuf also zwei monotypische Gattungen, deren
eine tautonymisch war. .... Er ‚„wählte‘‘ den Typus nicht mittelst
Worten, sondern mittelst der Tat.‘ Später bestimmte Fitzinger aus-
drücklich c als Typus von A und 5 als Typus einer Gattung D. Wenn
dies als giltig betrachtet würde, hätten wir folgende Absurdität:
C würde ein Synonym des [von Fitzinger!] beschränkten Genus A
werden, obwohl sein Typus in dem [von Laurenti!] beschränkten
Genus A nicht enthalten ist. Und wieder: C würde auch ein
Synonym von D werden, ‚weil beide denselben Typus haben, aber der
letztere Name würde den Vorrang vor dem früheren, absolut äqui-
valenten Namen haben.‘ ‚Ein solches Vorgehen würde nicht nur dem
Prinzip des Prioritätsgesetzes zuwiderlaufen, sondern auch dem littera
c und d des Artikel 30 selbst zugrundeliegenden. Überdies, würde
es aller bisher unter irgendeinem der existierenden Codices bestandenen
nomenklatorischen Übung zuwiderlaufen.‘‘ — Dazu. ist zu bemerken:
Laurenti hat überhaupt nieht zwei Gattungen geschaffen,
sondern nur eine: (; die andere, A, bestand ja bereits früher. Er
hat die letztere aber auch nich t „‚monotypisch“ gemacht, wenigstens
nicht in dem Sinne wie dieser Terminus in den Internationalen
Nomenklaturregeln gebraucht wird, da er hier (Art. 30 (c)) ausdrück-
lich als Gattungen mit einer einzigen ursprünglichen
[im Original nicht gesperrt — d. Verf.] Art bezeichnend präzisiert
wird. Er hat ferner nicht einen Typus „mittelst der Tat“ ge-
wählt, sondern einfach aus einer Gattung, die ursprünglich zwei
Arten enthielt, ene davon eliminiert und zur Vertreterin eines
neuen monotypischen Genus gemacht und dadurch jene auf eine
einzige Art beschränkt; den Begriff des Typus braucht er aber
dabei — wie es sogar sehr wahrscheinlich und bei vielen der alten
Autoren gewiß ist — überhaupt garnicht gekannt zu
haben, während dies für das „Wählen“ eines solchen doch
offenbar ganz unerläßlich wäre. (Gewiß sollte, wie wir oben (p. 64)
gesehen haben, eine vorangegangene - Elimination als für die Fest-
legung des Typus einer Gattung ohne ursprünglichen solchen weıter-
hin bindend betrachtet werden; aber in dem neuen Art. 30 ge-
schieht dies eben nicht, sondern bleibt eine eliminierte Art auch
weiterhinalsTypusderursprünglichen Gattung
verfügbar — in unserem Falle also auch die von Laurenti zum
Typus von C gemachte Art Ac.) Weiters verliert die von Ötej-
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 93
neger angeführte sich im Falle der Nichtannahme seiner Anschauung
ergebende vermeintliche Absurdität der Synonymisierung von Ü
mit A ihren Charakter also solche gänzlich durch Beachtung
der von mir dabei in [ ] gemachten Zusätze; denn warum sollte ein
Genus nicht sehr wohl ein Synonym eines anderen von einem
Autor beschränkten Genus werden können, wenn sein Typus in
diesem letzteren, wieeseinandererAutor-—. und zwar nach
Art.30 innichtverbindlicher Weise — beschränkt
hat, nicht enthalten ist? Ebenso haben C und D nach seinen völlig
klaren Voraussetzungen nicht denselben Typus, sondern
ist der Typus von Ü c und der von D b, und würde Ü somit keines-
wegsein SynonymvonD werden und der letztere Name
also gar nicht in die Lage kommen, den Vorrang vor Ü zu haben.
[Speziell dieser Punkt ist so völlig zweifellos, daß Herrn
Stejnegers ausdrückliche gegenteilige Angabe ganz offenbar nur
auf ein momentanes Versehen dieses ebenso erfahrenen wie scharf-
sinnigen Systematikers zurückzuführen ist; auffallend ist nur, daß
weder Herr Stiles, der Verfasser des betreffenden Gutachtens, noch
anscheinend irgend eines der anderen zwölf Kommissionsmitglieder,
die über den Fall abgestimmt haben, dasselbe bemerkt haben.]
Endlich können auch littera (c) und (d) des Art. 30 hiebei in keiner
Weise herangezogen werden, da diese sich ausdrücklich nur
auf Fälle beziehen, in denen der Typus einer Gattungausschließ-
lich auf Grund der ursprünglichen . Veröffentlichung
acceptiert wird, während es sich hier darum handelt, ob der Typus
einer Gattung (4) durch eine spätere Veröffentlichung festgelegt
worden ist oder nicht. (Denn. daß der Typus von Ü ce ist, ist ja
selbstverständlich und auch durch Art. 30 (c) ausdrücklich bestimmt
und natürlich nicht der hier in Diskussion stehende Punkt.)
Was Herr Stejneger aber darüber sagt, daß ein solches Vorgehen
[wie es, wie ich soeben darlege, nach der gegenwärtigin
Kraft stehenden Fassung des Art.50 unbedingt
gsebotenist] dem Prinzip des Prioritätsgesetzes
sowie aller bisherigen Übung zuwiderlaufen
würde, ist nur zu wahr (ei.das oben p.52£.sub 1. und 2. dies-
bezüglich Gesagte). — Nach dem Vorstehenden kann ich ein detailliertes
Eingehen auf die nachfolgenden Ausführungen dieses Forschers, worin
er auf Grund der Bestimmung in Art.30 (g): „Die Bedeutung des
Ausdruckes „einen Typus wählen‘ ist strenge zu fassen.‘‘, nachzuweisen
trachtet, daß Laurenti in dem angenommenen Falle den Typus von A
„bestimmt‘‘ habe, wohl unterlassen. Ich bemerke daher dazu nur,
daß ich sie in keiner Weise als beweisend anerkennen kann, und daß
speziell die Bedeutung der eben angeführten Bestimmung in völlig
zweifelloser (und von der von Herrn Stejneger in sie hinein-
gelegten abweichender) Weise durch den unmittelbar an sie an-
schließenden Satz klargestellt wird: „Anführung einer Art als eine
Illustration oder ein Beispiel einer Gattung bildet nicht eine Wahl
eines Typus.“, und andererseits die Anschauung, daß Laurenti den
8. Heft
94 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
Typus von A bestimmt, bezw. gewählt habe, bereits oben von uns
als irrtümlich erkannt wurde (s. auch das diesbezüglich weiter unten
Gesagte).
Ferner sagen entgegen Maehrenthal, Schulze, Graff und Studer,
die bemerken: „Wir sind auch der Meinung, daß der hypothetische
Fall so entschieden werden müßte, wie es die Kommission in Boston
getan hat. Wir müssen aber darauf hinweisen, daß diese Entscheidung
dem Wortlaut des Artikel 30 nicht entspricht.‘‘, was sie kurz, aber
durchaus zutreffend begründen, Stiles und Stejneger: „Im
Gegenteil, dies entspricht Art. 306. — Wenn ein Genus monotypisch
ist ist dies ipso facto Typusbestimmung der bestimmtesten Art.“
— Dies ist aber in allen Punkten unzutreffend. Daß
Art. 30 (c) hier nicht herangezogen werden kann, haben wir bereits
oben gesehen. Übrigens haben sowohl Stiles als Stejneger im vorher-
gehenden ihre gegenteilige Ansicht auf Art. 30 (9) — und dies ist
auch die einzige Bestimmung, die überhaupt in Betracht kommt —
zu gründen versucht; wiesosollalso jetzt Art.30 ()dazu
herhalten, zumal da die Anwendung der einen dieser beiden
Bestimmungen die der anderen auf denselben Fall
ja absolut ausschliesst? Ebenso habe ich schon oben
gezeigt, daß die fragliche Gattung (4) auch nach ihrer Beschrän-
kungaufeine Artabsolutnieht monotypisch (wenig-
stens nicht im Sinne der Nomenklaturregeln) ist; und endlich würde
der Umstand, daß eine Gattung monotypisch ist, selbst wenn er
also zuträfe, keineswegs eine Typusbestimmung
(„type designation“) darstellen. Dies geht auch aus Art. 30 klar
hervor, nach dem eine Typusbestimmung in den Fällen (a) und (g)
vorliegt, im Falle (b) als vorliegend betrachtet wird [man
beachte den Unterschied!];, während im Falle () davon mit
keinem Worte die Rede ist, sondern die unter diesen ge-
hörenden Gattungen an der korrespondierenden Stelle zum Unter-
schiede davon ausdrücklich als ‚monotypische Genera‘ präzisiert
werden, sodaß also der Begriff des Typus durch Monotypie — und
mit vollem Recht — als ein dem des Typus durch ursprüngliche Be-
stimmung, des Typus durch nachträgliche Bestimmung usw. coor-
dinierter Begriff hingestellt wird.
Dautzenberg wieder sagt: „Meiner Ansicht nach wenn
eine Gattung monotypisch ist ist es evident daß die ausdrückliche
Bestimmung des Typus überflüssig ist und daß die angegebene Art
als der Typus davon seiend anerkannt werden muß.“ — Dies ist
an sich natürlich vollkommen richtig, kann aber auf unseren Fall
überhaupt nicht angewandt werden, da es sich hiebei gar nicht um
eine monotypische Gattung handelt (s. oben).
Außer all den genannten Unrichtigkeiten, infolge derer das in
Rede stehende Gutachten zu einem mit den Nomenklatur-
regeln, wie wir gesehen haben, indirektemWiderspruch
stehenden Resultat gelangt, leidetesaberauch
noch an dem großen Fehler, daß es von Herrn
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 95
Stiles so wenig präzise und einheitlich abgefaßt wurde, daß
esinvielfacher Hinsichtganzunklarist, welche
Fällealledaruntersubsumiert werden sollen. Man
vergleiche nur sorgfältig den Titel, die „ZUSAMMENFASSUNG“,
die „DARLEGUNG DES FALLES“ (die von Stejneger herrührt; Sache
des Herrn Stiles als des Autors des Gutachtens wäre es aber natürlich
gewesen, dieses jener genau anzupassen, bezw. nötigenfalls präzise
anzugeben, für welche Fälle über den in jener angenommenen hinaus
es Geltung haben soll) und die „DISKUSSION“. Denn ein Gutachten
der Nomenklaturkommission soll doch Klarheit schaffen
und eine schwierige Frage lösen, nicht aber Unsicher-
heit und Verwirrung erzeugen und dem auskunft-
suchenden Zoologen neue Rätsel aufgeben, wie es hier leider der Fall
ist. Nur in aller Kürze will ich auf die betreffenden Punkte hinweisen.
— Gilt das Gutachten auch in dem Fall, wenn die
neue Gattung C nicht tautonymisch mit der Art e ist?
Muß ce die einzige Art der neuen Gattung sein? Muß es zum
Typus einer neuen Gattung gemacht werden? Muß es zum Typus
einer neuen Gattung gemacht werden? Muß es überhaupt in eine
neue Gattung gestellt werden? Darf A zur Zeit der Entfernung von c
noch andere, aber nicht ursprünglich in ihm enthaltene,
also als Typusnichtverfügbare Arten enthalten? Darf A
außer db und c noch andere ursprüngliche, aber von seinem Autor
ihm nur zweifelhaft zugerechnete oder als
species inquirendae betrachtete und daherals
Typus ebenfalls nicht verfügbare Arten enthalten?
Gilt das Gutachten auch in Fällen, wo Amehralszwei ursprüng-
liche (und nieht ihm nur zweifelhaft zugerechnete oder als species
inquirendae betrachtete) Arten enthält und diese bis auf eine
sämtlich gleichzeitig von einem Autor in einer Ver-
öffentlichung in je eine neue monotypische und tautonymische Gattung
gestellt werden? (Diese Frage ist je nach der Beantwortung aller
vorhergehenden natürlich eventuell entsprechend zu modifizieren.)
Wennja, gilt es auch dann, wenn die Arten ceteris paribus in
mehreren gleichzeitigen Veröffentlichungen entfernt werden? Und
wenn von verschiedenen Autoren in einer Veröffentlichung?
Und wenn von verschiedenen Autoren inverschiedenen
gleichzeitigen Veröffentlichungen? Und wenn in nicht-
gleichzeitigen Veröffentlichungen? — in allen welchen
Fällen A ja genau ebensogut auf eine einzige
(bezw. eine einzige als Typus verfügbare) Art beschränkt
wird wie in dem im Gutachten speziell ange-
nommenen. Und an jede dieser Fragen knüpfen
sich mit Notwendigkeit die weiteren: Wenn das
Gutachten auch in dem in ihr angenommenen Falle gilt,warum
hat Herr Stiles dann in jenem ausdrücklich einen gegenteiligen
Fall vorausgesetzt?; denn dies kann dann doch nur zu unrichtigen
Auffassungen Anlaß geben. Wenn es aber in dem betreffenden Falle
8. Heft
96 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
nicht. gilt: warum nicht?; denn der Umstand, auf den
sich die Begründung des Gutachtens im wesentlichen stützt, daß
nämlich die ursprüngliche Gattung nur mehr eine (bezw. nur mehr
eine als Typus verfügbare) Art enthält, ist ja auch
inallen den gedachten Fällen gegeben.
Befriedigende Antworten auf diese Fragen auf
Grund des Gutachtens zu erteilen ist, wie bereits erwähnt,
absolut unmöglich, da man aus den oben (p. 94f.)
angeführten Ursachen auf Grund desselben in jedem
Falle zu jeder der beiden möglichen, ein-
ander direkt entgegengesetzten Entschei-
dungen gelangen kann. Denn in jedem der genannten
Fälle könnte man entweder sagen: „Er fällt nicht unter
das Gutachten, da er nicht den Voraussetzungen desselben ent-
spricht“, oder aber: ‚„In dem Gutachten wurde der Kürze
halber „der Fall so einfach und unkompliziert wie möglich“ (Stej-
neger, p. 7) dargestellt; der Umstand, auf den es dabei an-
kommt, daß nämlich die ursprüngliche Gattung auf eine (bezw.
einealsTypüsverfügbare) Art beschränkt wird, liegt aber
genau ebenso auch in diesem Falle vor, weshalb das Gutachten selbst-
verständlich auch für diesen g’lt; heißt es ja doch dar'n ausdrücklich,
daß es für Fälle gilt, die so klar sind wie der angeführte — was für
die in Rede stehenden ja wenigstens im wesentlichen zutr'fft —, also
nicht nur für solche, die in allen Punkten mit diesem
identisch sind.“
Es steht nun allerdings zu hoffen, daß durch Annahme des oben
(p. 65.) angeführten Antrages der dort genannten 145 Zoologen das
Eliminationsverfahren wieder in seine Rechte eingesetzt
werden wird, in welchem Falle die vorstehenden Fragen natürlich
gegenstandslos werden; anderenfialls müßte man sich .aber
wohl der Erwartung hingeben, daß Herr Stiles als der Verfasser des
in Rede stehenden Gutachtens. die obigen Fragen, zu denen dieses
drängt, nicht unbeantwortet lassen wird.
Über die Einführung des liberum veto in der
Nomenklaturkommission.
In einer vor kurzem erschienenen Publikation (1912b) habe ich
nachgewiesen, daß die Angabe des Herrn Stiles (1910b, p. 764), wo-
nach seine eben gedachte Veröffentlichung in der letzten allgemeinen
Sitzung des Grazer Kongresses verlesen und vom Kongreß angenommen
worden sei, den Tatsachen durchaus nicht ent-
spricht, indem ein sehr beträchtlicher und sehr
wichtiger Teil des Berichtes, nämlich jener, der „By-
laws of the International Commission on Zoologieal Nomenclature“
überschrieben ist und fast ein Drittelder ganzen Ver-
öffentlichung ausmacht, daselbst nicht verlesen wurde
und daher selbstverständlich auch vom Kongreß nicht ange-
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen ete. 97
nommen wurde und gar nicht angenommen werden
konnte. Gleichzeitig protestierte ich auf das entschiedenste da-
gegen, daß Herr Stiles, und noch dazuin einer
offiziellen Veröffentlichung in seiner Eigen-
schaft als Sekretär der Nomenklaturkom-
mission, Statuten dieseralsin derallgemeinen
Sitzung des Kongresses verlesen und vom Kon-
greß angenommen anführt, während in Wirk-
lichkeitwederdaseinenochdasandregeschehen
ist. Dabei betonte ich insbesondere auch, daß es sich dabei nicht
etwa um mehr nebensächliche Punkte, sondern um Bestimmun-
gen von größter Wichtigkeit für die Weiterent-
wicklung der Nomenklaturregeln und für das
Schicksal der eingebrachten Anträge auf Ab-
änderungen dieser handelt. Denn in diesen Statuten
wird bestimmt, daß in den von der Kommission jedem Internationalen
Zoologenkongreß zu erstattenden Bericht nur solche Empfeh-
lungen betreffs Änderungen der Internationalen Nomenklaturregeln
aufzunehmen sind, die vorher eine Major.tät (acht Stimmen) der
Kommission und das einstimmige Votum aller bei der
Sitzung anwesenden Kommissionäre erhalten haben. (Zur Ver-
meidung von Mißverständnissen sei ausdrücklich erwähnt, daß die
Verantwortung für jene mit den Tatsachen in Widerspruch stehende
Angabe selbstverständlich ausschließlich Herrn Stiles und nicht
etwa die Nomenklaturkommission als solche trifft. Es bleibt viel-
mehr abzuwarten, wie diese die Sache hinnehmen wird.)
Ferner legte ich dar, daß diese Bestimmung zudem. auch in di-
rektem Widerspruch zu dem der Nomenklatur-
kommissionbeiihrerKonstituierungalsperma-
nente Körperschaft vom Internationalen Zoo-
logenkongreß erteilten [und seitdem nicht etwa wider-
rufenen!| Mandat steht, wonach sie alle, dem fünften oder
irgend einem späteren Kongresse vorzulegenden, die Nomenklatur
betreffenden Anträge zu prüfen und darüber zu berichten
hat. Außerdem führte ich aus, daß nach einer weiteren Bestimmung
kein Antrag auf Abänderung der oder Zusätze zu den Nomenklaturregeln
„vor den Kongreß gebracht werden darf, wenn er nicht wenigstens
ein Jahr vor dem Zusammentritt desselben der Kommission unter-
breitet worden ist, und somit, da alle solehen Anträge de facto, wenn
überhaupt, nur durch diese vor den Kongreß gebracht werden, alle
jene Anträge, die das Mißgeschick haben, den Beifall auch
nur eines einzigen der versammelten Kommissionsmitglieder
nicht zu finden, durch jene erstere Bestimmung
von vornherein zum Totgeschwiegenwerden ver-
urteilt sind — was also in eminenter Weise die Interessen der zahl-
reichen der Kommission nicht angehörigen Fachgenossen tangiert“.
Ferner ist in materieller Hinsicht gegen die in Rede
stehende Bestimmung einzuwenden, daß sie direkt das längst allgemein
Archiv für Naturgeschichte
1912. AB. 7 8. Heft
98 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
als verwerflich und verderblich anerkannte Prinzip deslibe-
rum veto in die Verhandlungen und Berichte der Nomenklatur-
kommission und damit in die Weiterentwicklung der Nomenklatur-
regeln einführt, dessen unheilvolle Folgen uns die Geschichte in
großem Maßstabe an dem Beispiel Polens mit furchtbarer Deutlichkeit
zeigt — freilich ist diese nach einem bekannten Ausspruche dazu da,
um nichts aus ihr zu lernen. Dadurch ist nicht nurdem Kongreß
von vornherein die Möglichkeit abgeschnitten,
zu Anträgen auf Zusätze zu oder sonstigen Änderungen an den Nomen-
klaturregeln, mögen sie noch so wohlbegründet und zweckmäßig sein,
StellungzunehmenodernurüberhauptKenntnis
davon zu erlangen, weil ein einziges Mitglied der ver-
sammelten Nomenklaturkommission sich gegen sie ausspricht, sondern
auch die Gefahr nahegerückt, daß gegebenenfalls in wichtigen
Punkten,dieeinerRegelungdringendbedürien,
eine solche unmöglich wird, weil jede der möglichen
Entscheidungen auf den Widerspruch je eines der anwesenden
Mitglieder der Kommission stößt. Und dabei kommt es ja wie auf so
manchem anderen Gebiete auch hier (wie ich wohl nicht erst näher
auszuführen brauche) nicht selten weniger darauf an, ob ein
strittiger Punkt in diesem oder aber in jenem Sinne ent-
schieden wird, als darauf, daß irgend eine bestimmte
Entscheidungerfolsgt!
Weiter ist gegen diese Einführung des Grundsatzes des liberum
veto der anwesenden Kommissionsmitglieder einzuwenden, daß
dadurch dem blinden Zufall ein geradezu aus-
schlaggebender Einfluß auf das Schicksal der
eingebrachten Anträge auf Anderungen in den
Nomenklaturregeln und damit auf die Weiter-
entwicklung dieser eingeräumt wird. Denn von
ganz zufälligen, rein äußeren Umständen (Kongreßort, Reisekosten,
Gesundheitszustand usw.) hängt es ja naturgemäß oft ab, ob dieses
oder jenes Mitglied der Kommission an dem betreffenden Kongresse
teilnimmt und dadurch in der Lage ist, einen Antrag, gegen den es
allein unter allen anwesenden Mitgliedern — vielleicht sogar unter
allen Mitgliedern überhaupt — stimmt (bezw. stimmen würde), von
vornherein zum Begrabenwerden zu verurteilen, oder nicht.
Besonders kraß tritt aber das gänzlich Unbe-
gründete der Einführung des gedachten längst allgemein ver-
lassenen Grundsatzes gerade in dem hier vorliegenden
Falle hervor, wo es sich garnicht darum handelt,
daß Vorschläge auf Abänderungen der Nomenklaturregeln von der
Kommission gegen die Stimmen einzelner oder auch nur eines ihrer
Mitglieder angenommen werden — dies fällt ja gar nicht
in die Kompetenz der Kommission —, sondern einzig und
allein darum, daß nicht die Kenntnisnahme
derselben dem Kongreß überhaupt vorent-
halten werden soll, weil sie den Beifall auch nur eines
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen ete. 99
der versammelten Kommissionsmitglieder nicht finden. Sache
des Kongresses ist es dann, (in voller Kenntnis der Zahl
der Stimmen für und gegen die betreffenden Anträge in der Kommission)
sieanzunehmen öder nicht.
Herr Stiles wird vielleicht zur Verteidigung des Prinzips des
liberum veto darauf hinweisen, daß dadurch die Stabilität der Nomen-
klaturregeln erhöht werden solle. Eine solche Stabilität ist nun an
sich gewiß etwas sehr wünschenswertes — ein Standpunkt, den ich
auch selbst schon vor längerer Zeit (1908, p. 128) mit Entschiedenheit
vertreten habe; aber die Berechtigung oder Zweckmäßigkeit jenes
Grundsatzes läßt sich daraus in keiner Weise
ableiten. Denn erstens wirkt das Prinzip des liberum veto
ja naturgemäß stets in stabilisierendem Sinne, und kommt es auf
Stabilität bei vielen anderen Dingen (Gesetzgebung, Rechtsprechung
usw. usw.) gewiß ebensosehr an wie in den Regeln der zoologischen
Nomenklatur; gleichwohl wird aber jenes Prinzip dabei, wie wir ge-
sehen haben, allgemein verworfen, weil die Nachteile, die
es mit sich bringt, diesen Vorteil um ein viel-
faches überwiegen, indem diese Stabilität auf Kosten des
Fortschrittes und der Aktionsfähigkeit erkauit wird. Zweitens
beweisen leider die Tatsachen aufs schlagendste, daß jener Grund-
satz de facto in unserer Nomenklatur nicht einmal eine annähernde
Stabilität auch nur in fundamentalen Punkten herbeizuführen vermag:
ich erinnere bloß an die 1907 am. Bostoner Kongreß unter der
Herrschaft desselben gerade auf Veranlassung
des Herrn Stiles erfolgte umstürzende Änderung des
Art. 30 der Regeln, die so heftigen und weitverbreiteten Widerstand
hervorgeruien hat (speziell in Bezug auf den Punkt (g) desselben
[s. oben p. 30355]. Drittens endlich kann die dort, wo sie
nicht dem Fortschritt im Wege steht, ganz gewiß,
wie ich bereits oben betont habe, höchst wünschenswerte Stabilität
der Nomenklaturregeln in viel zweckmäßigerer Weise
als durch das liberum veto dadurch erreicht werden,
daß die Nomenklaturkommission streng darauf achtet, nicht nur —
wie es ja selbstverständlich ist — solche Anträge auf Änderungen
der Regeln, die als ungerechtiertigt oder unzweckmäßig erkannt werden,
dem Kongreß nicht zur Annahme zu empfehlen, sondern auch
solche nicht, gegen die an sich nichts einzuwenden ist, sondern
die ebensogut sind wie die bezügliche geltende Bestimmung, die aber
nicht eine Verbesserung darstellen (ci. das oben p. 53 sub 2.
Gesagte). — Ein etwaiger Versuch, die Einführung des liberum veto
mit dem, Streben nach Stabilisierung der Nomenklaturregeln zu recht-
fertigen, müßte also als durchaus mißlungen bezeichnet werden.
Aus praktischen Gründen, nämlich behuifs Zeitersparnis und da
der Kongreß Anträge, die in der Kommission einstimmig oder wenigstens
mit großer Mehrheit abgelehnt worden sind, wohl ohnedies
kaum je annehmen würde, ist andererseits allerdings dagegen
nicht viel einzuwenden, wenn solche Anträge dem Kongreß
7° 8. Heft
100 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
im Allgemeinen überhaupt nicht erst vorgelegt, werden. Das
allerwenigste aber, was man verlangen muß,
und womit der soeben besprochenen Bestimmung der Statuten
der Nomenklaturkommission soweit als irgend möglich entgegen-
gekommen und zugleich auch dem etwaigen Einwand einer Gefährdung
der Stabilität der Nomenklaturregeln jede vernünftige Basis entzogen
wird, ist, daß zum mindesten alle jene Anträge auf Abänderungen
der oder Zusätze zu den Nomenklaturregeln dem Plenum. des Kon-
gresses zur Beschlußfassung vorgelegt werden, die die absolute Ma-
joritätt sowohl des Sollstandes der Nomenklaturkommission
(1. e. 8 Stimmen, nachdem diese bekanntlich bei vollem Stande 15 Mit-
glieder zählt) [nämlich bei der schriftlichen Abstimmung über den
betreffenden Antrag vor dem Zusammentritt des Kongresses] als
der Stimmen jener Kommissionsmitglieder erhalten haben, die bei
der Abstimmung über den bezüglichen Antrag anwesend sind, die
innerhalb der Nomenklaturkommission am betreffenden Zoologen-
kongreß selbst stattfindet. Diesem steht es ja dann immer noch voll-
kommen frei, sie abzulehnen, wenn er dies für gut findet.
Dieser Abschnitt stellt gleichzeitig die eingehende Be-
gründung eines Antrages dar, den bisher
wenigstens hundertsechsundvierzig Zoologen,
nämlich die 145 auf p.6öf angeführten und
K. Kraepelin gestellt und dem Plenum des IX. Inter-
nationalen Zoologenkongresses vorzulegen ersucht haben. Und zwar
lautet dieser (in deutscher Sprache [cf. das oben p. 64 diesbezüglich
Gesagte]): |
„Alle Anträge auf Abänderungen der oder Zusätze zu den
Nomenklaturregeln, die die absolute Majorität des Sollstandes
der Nomenklaturkommission (1. e. 8 Stimmen) und der Stimmen
der Kommissionsmitglieder erhalten haben, die beider Abstimmung
über den bezüglichen Antrag anwesend sind, die innerhalb der
Nomenklaturkommission am betreffenden Zoologenkongreß selbst
stattfindet, sind dem Plenum des Kongresses zur Beschlußfassung
vorzulegen.“
Der Zweck dieses Antrages ist, die Übel-
stände zu beseitigen, daß dem Kongreß von
vornherein die Möglichkeit abgeschnitteniist,
zu Anträgen auf Zusätze zu oder sonstigen
Änderungen an den Nomenklaturregeln, mögen
sie noch so wohlbegründet und zweckmäßig
sein, Stellung zu nehmen oder nur überhaupt
Kenntnis davon zu erlangen, weil ein Mitglied
der Nomenklaturkommission sich gegen jene
ausspricht, und daß in wichtigen Punkten,
die einer Regelung dringend bedürfen, eine
solche gegebenenfalls unmöglich wird, weil
jede mögliche Entscheidung auf den Wider-
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 101
spruch je eines der versammelten Mitglieder
stößt.
Wie ersichtlich, besagt dieser Antrag nichts über die Be-
handlung jener Anträge, die in der Nomenklaturkommission
nicht die angegebene Majorität erhalten haben; er ist vielmehr
absichtlich im Sinne der oben dargelegten Minimalforderung
gehalten. Er involviert also selbstverständlich keineswegs, daß
Anträge, die diese Majorität nicht erhalten haben, dem Plenum
des Kongresses nun etwa nicht vorgelegt werden dürfen.
Zusammenfassung.
1. Die drei noch näher zu erwähnenden von zahlreichen Zoologen
gestellten Anträge [Formulare dieser in deutscher, englischer, fran-
zösischer und italienischer Sprache stehen jedem Interessenten gern
zur Verfügung] bezwecken zu verhindern, daß durch
eine ganz zweifellos irrtümliche Auslegung
der Nomenklaturregeln oder durch neuerliche, gänz-
lich ungerechtfertigte Änderungen dieser zahl-
reichehöchststörende Namensänderungen vor-
genommen, bezw. veranlaßt werden. Es kann ihnen
also auch ein Anhänger der modernen Nomenklaturbewegung durch-
aus beistimmen, während die zahlreichen Vertreter der Anschauung,
daß einmal eingebürgerte Namen tunlichst bei-
behalten werden sollen, in ihnen von vorn-
herein eine Unterstützung ihrer Bestrebungen
finden.
2. Es werden die Begriffe der Wissenschaftlichkeit,
der Zulässigkeit, der Verfügbarkeit und der
Giltigkeit von Namen erörtert.
3. In Beantwortung einer von Herrn Stiles an alle
Zoologen der Welt gerichteten Herausforderung
werden die Typen der Nematodengattungen Acuaria, Spvroptera und
Dispharagus an der Hand des Eliminationsver-
fahrens festgelegt.
4. In Berücksichtigung bezüglicher Einwände gegen das Elimi-
nationsverfahren wird gezeigt, daß dieses in durchaus ob-
jektiver, von subjektiven Auffassungen über
die systematische Stellung von Formen völlig unabhängiger
Weise angewandt werden kann und soll, und
wie wir vorgehen müssen, um eine solche objektive und gleichzeitig
folgerichtige Anwendung desselben zu erreichen.
5. Es wird das Wesen des Eliminationsverfahrens,
der first species rule und der willkürlichen
Typusbestimmung erörtert und eine unparteiische, dabei
aber kritische Übersicht über die seit 1900 m Gang befindliche Dis-
kussion über dieselben gegeben. In letzterer leuchten besonders
die Namen D. St. Jordan, J. A. Allen und W. Stone hervor.
8. Heft
102 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
6. Auf Grund einer eingehenden Untersuchung
der Vorzüge und Nachteile jeder der drei genannten Methoden zur
Bestimmung des Typus von Gattungen ohne ursprünglichen solchen
gegenüber je den beiden anderen weise ich nach, daß die first
species rule vor dem Eliminationsverfahren keinerlei
prinzipiellen, wohl aber mehrere und zum Teil schwerwiegende praktische
Vorteile, dieses vor jener dagegen sowohl sehr bedeutsame
prinzipielle als auch die, die jener ihm gegenüber zukommen, weit
überwiegende praktische Vorteile voraus hat. DasEliminations-
verfahren verdient somit unbedingt beiweitem
den Vorzug vor der first species rule. Anderer-
seits verdient auch die willkürliche Typus-
bestimmung ganz entschieden den Vorzug vor
der first species rule, wobei aber zu beachten ist,
daß alle Vorteile jener vor dieser in mindestens demselben Grade
auch dem Eliminationsverfahren gegenüber letzterer
zukommen. — Dagegen hat das Eliminationsverfahren
vor der willkürlichen Typusbestimmung drei
schwerwiegende prinzipielle und mehrere und zum Teil ebenfalls
schwerwiegende praktische Vorteile, diese vor jenem hin-
gegen nur einen praktischen Vorteil von recht geringem Gewicht
veraus, sodaß jenes also dieser ganz unvergleich-
lich vorzuziehen ist. Es sprechen also alle
prinzipiellen und weitaus überwiegende
praktische Gründe für die Anwendung des Bli-
minationsverfahrens zur Festlegung des Typus von
Gattungen ohne ursprünglichen solchen, und ist insbesondere
die gegenwärtig in Kraft stehende willkür-
liche Typusbestimmung ihm gegenüber durch-
aus zu verwerfen.
7. Diese Darlegungen bilden die eingehende Begründung
eines Antrages auf Abschaffung der willkür-
lichen Typusbestimmungund Wiedereinführung
des Eliminationsverfahrens, den bisher wenigstens
145 Zoologen gestellt haben. Gleichzeitig werden in diesem Antrag
präzise Regeln für die Anwendung des Eliminationsverfahrens gegeben.
Sein Zweck ist zu verhindern, daß durch eine ohne Rücksicht
auf vorhergegangene Elimination erfolgende nachträgliche Typus-
bestimmung gänzlich unnötige Änderungen und
Übertragungen von Gattungsnamen vorge-
nommen werden.
8. Die verschiedene Behandlung zweier Gruppen
ursprünglich gleicherweise unzulässiger Namen, näm-
lich vorlinnsischer und Manuskriptnamen, wenn seinimübrigen
zulässiger Weise veröffentlicht, aber nicht als giltige Namen ge-
braucht (sondern nur z. B. in der Synonymie oder in Zitaten angeführt)
werden, wie sie in zwei (jedenfalls von Herrn Stiles verfaßten) Gut-
achten der Nomenklaturkommission vorgesehen wird, entbehrt
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 103
jeder Begründung und ist somit durchaus in-
konsequent. Zudem sind damit noch keineswegs alle ein-
schlägigen Fälle erledigt, sondern wären noch weitere Be-
stimmungen für denselben Fall über nomina nuda, über Namen
aus Publikationen, in denen der Autor nicht den Grundsätzen der
binären Nomenklatur gefolgt ist, usw. erforderlich
9. Eine einheitliche Regelung sämtlicher ein-
schlägigen Fälle ist also sehr wünschenswert. Sowohl theoretische
wie praktische Erwägungen zwingen uns, dabei den Standpunkt ein-
zunehmen: Die Zulässigkeit eines Namens ist unabhängig da-
von, ob er mit oder ohne Vorbehalt vorgeschlagen wird. Die bloße
Anführung eines anderweitig für eine Einheit gebrauchten oder
beabsichtigten Namens (etwa in einer historischen Übersicht, in einem
Zitat usw.) stellt keine Bezeichnung der betreffenden Einheit
mit diesem dar und begründet daher nicht die Zulässigkeit des-
selben.
10. Vollends unverständlich und dem Art.28 der
Regeln zuwiderlaufend ist der weitere in einem der gedachten Gut-
achten eingenommene Standpunkt, daß sogar die Giltigkeit
von Manuskriptnamen in dem gedachten Fallen icht dadurch beein-
flußt wird, ob sie von dem betreffenden Autor angenommen
oder verworfen werden.
11. Entgegen den Anschauungen des Herrn Stiles ist ent-
schieden daran festzuhalten, daß die zoologische
Nomenklatur nicht als vor ihrem Anfange existierend
zu betrachten ist. Ebenso wäre eine etwaige Anderung
der Regeln in dem Sinne, daß auch die vor 1758 er-
schienene Literatur nomenklatorisch in irgend welcher Hinsicht
zu berücksichtigen ist, was wieder eine Menge von Namensänderungen
bedingen würd, aus theoretischen sowie aus
praktischen Gründen durchaus zu widerraten.
12. Gegenüber einer in der letzten Zeit von Herrn Stiles ver-
tretenen durchaus irrtümlichen Auffassung des
Begriffes derbinären Nomenklatur, die zudemäußerst
zahlreiche und höchst störende neue Namens-
änderungen zur Folge haben müßte und zum
Teilıschon”eehabt hat,rıist an der'bisher all-
gemein üblichen festzuhalten, die präzisiert und
eingehend begründet wird. Dagegen ist ihm vollkommen
darin beizustimmen, daß für die Nomenklatur der
Gattungen und Arten überhaupt nur solche Ver-
öffentlichungen in Betracht kommen,in denen
derAutor den Grundsätzen der binären Nomen-
klatur gefolgtist.
13. Gänzlich unhaltbar ist hinwider die von Stiles
verfochtene Ansicht, daß die Zitierung eines vorlinneischen mono-
nominalen Namens einer Art gegebenenfalls Tautonymie
begründet. Nebst einer Kette anderer Irrtümer verwechselt
8. Heft
104 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
Herr Stiles dabei nämlich die Begriffe ‚Art-
name“ (spezifischer Name, ‚„specifie name“) und „Name der
Art“ (name of the species“). Überdies würde die Annahme jener
Ansicht zu zahlreichen Unsicherheiten und Meinungsverschiedenheiten
in der Nomenklatur führen.
14. Die vorangehenden Ausführungen bilden die Begründung
eines Antrages, den bisher wenigstens 146 Zoologen gestellt
haben und in dem klar ausgesprochen wird, daß Veröffent-
lichungen,in denen der Autor gegen die Grund-
sätze der binären Nomenklatur verstößt, für
die Nomenklatur der Gattungen und Arten
nicht zu berücksichtigen sind, und zugleich diese
Grundsätze präzise formuliert werden. Zweck desselben ist, zu
verhindern, daß auch auf Grund von Veröffent-
lichungen, in denen diese Grundsätze nicht befolgt sind,
Namensänderungen vorgenommen werden.
15. Die von Herrn Stiles entwickelte Ansicht, wonach auf
Grund des neuen Art. 30 der Regeln unter gewissen Um-
ständen nicht die willkürliche Typusbestimmung,
sondern de facto das Eliminationsverfahren
für die nachträgliche Festlegung des Typus von Gattungen an-
zuwenden wäre, steht mit jenem in Wirklichkeitin
direktem Widerspruch. Überdies ist das betreffende Gut-
achten so wenig präzise und einheitlich abgefaßt, daß es in
vielfacher Hinsicht ganz unklar ist, welche
Fälle alle darunter subsumiert werden sollen.
16. Die von Herrn Stiles offiziell in seiner Eigen-
schaft als Sekretär der Nomenklaturkommission
gemachte Angabe, wonach die gegenwärtig in Geltung stehenden
Statuten dieser in der öffentlichen Sitzung des Kongresses verlesen
und vom Kongreß angenommen worden seien, ist unrichtig,
indem wederdaseinenochdasanderegeschehen
ist.
17. Die in diesen Statuten eingeführte Bestimmung, daß dem
Kongreß nur über solche Anträge auf Abänderungen der
Regeln überhaupt zu berichten ist, die das ein-
stimmige Votum aller bei der betreffenden Sitzung an-
wesenden Kommissionsmitglieder erhalten haben, steht in
direktem Widerspruch zu dem der Kommission
vom Kongreß erteilten Mandat. Außerdem
wird dadurch das durshaus verwerfliche Prin-
zip des liberum veto in die Verhandlungen und Berichte
der Kommission und damit in die Weiterentwicklung der Nomen-
klaturregeln eingeführt.
18. Das Vorstehende bildet die nähere Begründungeines
Antrages auf Abschaffung der gedachten Be-
stimmung, den bisher wenigstens 146 Zoologen gestellt haben.
SeinZweckist, die Übelstände zu beseitigen, daß
von Gattungen olıne ursprünglichen solchen etc. 105
es dem Kongreß unmöglich gemacht wird, zu
noch so wohlbegründeten Anträgen auf Zusätze zu oder Änderungen
an den Regeln Stellung zu nehmen oder auch nur
Kenntnis davon zu erlangen, weil ein Mitglied der
Kommission sich gegen sie ausspricht, und daß in wichtigen
Punkten aus demselben Grunde eine Regelung gegebenenfalls
unmöglich wird.
Literaturverzeichnis.
Administratio reg. caes. Musei Historiae naturalis Viennensis
(1811 [s. p. 31]), Notitia collectionis insignis vermium intestinalium
et exhortatio ad commercium litterarium, quo illa perficiatur, et
scientiae atque amatoribus reddatur communiter proficua.
Allen, 3. A. (1905), A New Code of Nomenclature. (Science
(N. 8.) 21, p. 428—433.)
—_— (1906), The „Elimination“ and ‚First Species“ Methods
of Fixing the Types of Genera. (Science (N. S.) 24, p. 773—779.)
— (1907a), The First Species Rule for determining Types of
Genera — how it works in Ornithology. (Science (N. S.) 25, p. 546
—554.)
— (1907b), The Types of the North American Genera of Birds.
(Bull. Amer. Mus. Nat. Hist. 23, p. 279—384.)
— (1907e), Another Word on the Vultur Case. (Science (N. S.)
25, p. 827.)
— (1907d), Article 30 of the International Code of Zoological
Nomenclature. (Science (N. S.) 26, p. 719—723.)
— (1907e), A List of the Genera and Subgenera of North
American Birds, with their Types, according to Article 30 of the
International Code of Zoological Nomenclature. (Bull. Amer. Mus.
Nat. Hist. 24, 1908, p. 1—50.)
— (1910), Collation of Brisson’s Genera of Birds with those
of Linnaeus. (Bull. Amer. Mus. Nat. Hist. 28, p. 317—335.)
— (1911), Mathews’s Proposed Changes in the Nomenclature
of Birds. (Auk 28, p. 495—498.)
Bather, F. A. (1906), „Elimination“ in Fixing Genotypes. (Science
(N. S.) 24, p. 809—810.)
— (1907), The First Species Rule: an Objection. (Science
(N. 8.) 25, p. 970—971.)
Bedel, L. (1882), Faune des Coleopteres du Bassin de la Seine
et de ses bassins secondaires.: Sous-Ordre Rhynchophora, p. 1—32,
1 tab. (Ann. Soc. Ent. France (6) 2.)
Blanchard, R. (1905), Avant-propos. (In: Regles internationales
de la Nomenclature Zoologique adoptees par les Congres internationaux
de Zoologie, p. 5—13.
Brisson, [3. M.] (1760), Ornithologia sive Synopsis methodica
sistens Avium Divisionem in ÖOrdines, Sectiones, Genera, Species,
8 Heft
106 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
ipsarumque Varietates. Ornithologie ou Methode contenant la Division
des Oiseaux en Ordres, Sections, Genres, Especes & leurs Varietes.
Buckman, 8. S. (1907), The First Species Rule: an Objection.
(Science (N. 8.) 26, p. 378—379.)
Cambridge, F. ©. P. (1901), A Revision of the Genera of the
Araneae or Spiders with reference to their Type Species. (Ann. Mag.
Nat. Hist. (7) 8, p. 403—414.)
Carus, 3. V. (1872), Geschichte der Zoologie bis auf Joh. Müller
und Charl. Darwin. (In: Geschichte der Wissenschaften in Deutsch-
land. Neuere Zeit. 12.)
Clerck, €. (1757), Aranei Suecici, Descriptionibus et figuris aeneis
illustrati, ad Genera subalterna redacti, Speciebus ultra LX deter-
minatı.
Coquillett, D. W. (1907a), Elimination vs. the First-Species Rule.
(Science (N. 8.) 25, p. 308—309.)
— (1907b), The First Reviser and Elimination. (Science
(N. 8.) 25, p. 625—626.)
— (1910), The Type-species of the North American genera of
Diptera. (Proc. Un. States Nat. Mus. 37, p. 499—647.)
Cuvier, [6.] (1817), Le Regne Animal distribue d’apres son or-
ganisation, pour servir de base a l’histoire naturelle des animaux
et d’introduction & l’anatomie comparee. [1. Aufl.], 2.
Dahl, F. (1901), Die internationalen Nomenclaturregeln und
ihre Anwendung auf die ältesten Spinnengattungen. (Arch. Nat-
gesch., 67. Jg., Beiheft, p. 41—64.)
Deutsche Zoologische Gesellschaft (1894), Regeln für die wissen-
schaftliche Benennung der Thiere.
Diesing, €. M. (1851), Systema Helminthum, 2.
Dujardin, F. (1845), Histoire Naturelle des Helminthes ou Vers
Intestinaux. (In: Suites & Buffon.)
[Dyar, H. G.] (1904), Editorial. (Journ. New York Ent. Soc.
12, p. 189—192.)
Dyar, H. 6. (1907), Types of Genera by First Species. (Science
(N.i8.):25, n.,791.)
Dyar. H.G., and Caudell, A. N. (1904), The Types of Genera.
(Journ. New York Ent. Soc. 12, p. 120—122.)
Elliot, D. 6. (1911), The Generie Name Cercopithecus. (Bull.
Amer. Mus. Nat. Hist. 30, p. 341—342.)
Emery, © (1904), Proposta di una nuova partizione generale
dei metazoi. (Rendic. Accad. Sci. Ist. Bologna (N. $8.) 8, 1903—1904,
p. 61—75.)
Fisher, W. &. (1905), A New Code of Nomencelature. (Condor 7,
p- 28—30.)
Forskäl, P. (1775), Descriptiones Animalium Avium, Amphi-
biorum, Piseium, Insectorum, Vernium; quae in itinere orientali
observavit. Herausgeg. von ©. Niebuhr.
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 107
Ganglbauer, L. (1881), Bestimmungs-Tabellen der europäischen
Coleopteren. VII. Cerambycidae. (Verh. zool.-bot. Ges. Wien 31,
p. 681— 758, tab. XXII.)
— (1906), Zaria oder Bruchus? (München. Koleopt. Zeitschr.
3, p- 65—68.)
— (1908), Abermals Geoffroy! München. Koleopt. Zeitschr.
3, p- 317—320.)
[Geoffroy, E. L.] (1762), Histoire abregee des Insectes qui se trou-
vent aux environs de Paris; Dans laquelle ces Animaux sont ranges
suivant un ordre methodique, 1.
Gesnerus, €. (1620), Historiae Animalium Liber primus De Quadru-
pedibus viviparis. 2. Aufl.
Gill, T. (1897), Address. Some Questions of Nomenclature.
(Proc. Amer. Assoc. Adv. Sci. 45, 1896, 1897, p. 135—165.)
Grobben, K. (1904), Lehrbuch der Zoologie. Begründet von
C. Claus. [1. Aufl.], 1. Hälfte.
Gronovius, L. T. (1763), Zoophylacium Gronovianum, exhibens
Animalia Quadrupeda, Amphibia, Pisces, Insecta, Vermes, Mollusca,
Testacea et Zoophyta, Quae in Museo suo adservavit, examini subjecit,
systematice disposuit atque descripsit, 1781, Fase.1.
Hartert, E. (1902), Eine logisch unabweisbare Aenderung in der
ornithologischen Nomenklatur. (Verh. V. Internat. Zool.-Congr.
Berlin 1901, p. 897—899.)
— (1904). Some Antieritieisms. (Ibis (8) 4, p. 542—551.)
— (1907), Der richtige Name der Leinzeisige. (Orn.Monber. 15,
p. 97—98.)
Hartmeyer, R. (1908), Zur Terminologie der Familien und
Gattungen der Ascidien. (Zool. Ann. 3, p. 1—63.)
Hendel, F. (1911), Über die Typenbestimmung von Gattungen
ohne ursprünglich bestimmten Typus. Ein Protest gegen die An-
wendung des Artikels 30, Punkt g, der Internationalen Regeln der
zoolog. Nomenklatur. (Wien. Ent. Zeit. 30, p. 89—92.)
Huxley, T. H. (1877), A Manual of the Anatomy of Invertebrated
Animals.
Jordan, D. S. (1900), The First Species named as the Type of
the Genus. (Science (N. 8.) 12, p. 785—787.)
— (1901), The Determination of the Type in Composite Genera
of Animals and Plants. (Science (N.S.) 13, p. 498—501.)
— (1905), The Method of Elimination in Fixing Generic Types
in Zoological Nomenclature. (Seience (N. S.) 22, p. 598—601.)
— (1907), The „First Species“ and the „First Reviser“.
(Science (N. 8.) 25, p. 467—469.)
Latreille, [P. A.] (1825), Familles naturelles du Regne Animal.
Linnaeus, €. (1751), Philosophia Botanica, in qua explicantur
Fundamenta Botanica. [1. Aufl.].
— (1758), Systema Naturae Per Regna Tria Naturae, Secundum
8. Heft
108 Franz Poche: Die Bestimmung des Typus
Classes, Ordines, Genera, Species, Cum Characteribus, Differentiis,
Synonymis,: Locis. 10. Aufl., 1.
Linstow, ©. v. (1878), Compendium der Helminthologie.
Linstow, [0.] v. (1887), Helminthologische Untersuchungen.
(Zool. Jahrb., Syst., 3, p. 97”—114, tab. II.)
Maehrenthal, F. €. v. (1904), Entwurf von Regeln der zoologischen
Nomenclatur. Als Grundlage für eine Neubearbeitung der inter-
nationalen Regeln der internationalen Nomenclatur-Commission vor-
geschlagen. (Zool. Ann. 1, p. 89—138.)
Mathews, @. M. (1911), On some necessary Alterations in the
Nomenelature of Birds. Part II. (Nov. Zool. 18, p. 1—22.)
— (1912), ‚ in: Mathews’s Notes on Nomenclature.
(Auk 29, p. 131—135, p. 131—-133.)
Matschie, P. (1902), Regeln der Zoologischen Nomenklatur
nach den Beschlüssen des V. Internationalen Zoologen-Congresses,
Berlin 1901. (Verh. V. Intern. Zool.-Congr. Berlin 1901, p. 927—972
[ef. p. 932].)
Molin, R. (1860), Una monografia del genere Dispharagus.
(Sitzber. kais. Akad. Wiss., Math.-natwiss. Cl., 39, p. 479—506.)
Neresheimer, E. (1904), Über Lohmannella catenata. (Zeitschr.
wiss. Zool. 76, p. 137—166, tab. X—X1.)
Palmer, T. S. (1904), Index Generum Mammalium: A List of
the Genera and Families of Mammals. (North Amer. Fauna, No. 23.)
Poche, F. (1904), Über die Zulässigkeit der von Lesson in seiner
„Traite d’Ornithologie‘“ eingeführten Namen. (Journ. Orn. 52, p. 296
—301.)
— (1908), Über die Bestimmung des Typus von Gattungen
ohne ursprünglich bestimmten Typus. (Zool. Anz. 33,p. 126—128.)
— (1909), Über die angeblich von Latreille in seinen
„Familles Naturelles du R&gne Animal“ eingeführten Gattungs-
namen. (Deutsche Ent. Zeitschr., p. 413—414.)
— (1909b), Macrorhinus oder Mirounga? (Zool. Anz.34, p. 319.)
— (1911), Die Klassen und höheren Gruppen des Tierreichs.
(Arch. Natgesch., 77. Jg., 1, 1. Supplhft., p. 63—136.)
— (1912a), Zur Vereinheitlichung der Bezeichnung und
exakteren Verwendung der systematischen Kategorien und zur ra-
tionellen Benennung der supergenerischen Gruppen. (Verh. VIII.
Internat. Zool.-Kongr. Graz 1910, p. 819—850.)
— (1912b), Sind die gegenwärtig in Geltung stehenden Statuten
der Internationalen Nomenklaturkommission vom Internationalen
Zoologen-Kongreß angenommen worden? (Zool. Anz. 39, p. 698—700.)
Prout, L. B. (1905), ——. (Journ. New York Ent. Soc. 13,
p- 213—215.)
Ransom, B. H. (1904), Manson’s Eye Worm of Chickens (Oxy-
spirura Mansoni), with a general review of Nematodes parasitie in the
5 of Birds. (U. $. Dep. Agricult., Bur. Animal Ind., Bull. No. 60,
p. 7—54.)
von Gattungen ohne ursprünglichen solchen etc. 109
Rigles de la nomenclature des ötres organises adoptees par le
Congres international de Zoologie. (1889). (Compt.-Rend. [I.] Congr.
Internat. Zool., p. 419—424.)
Rothschild, W. and Jordan, K. (1903), A Revision of the Lepi-
dopterous Family Sphingidae. (Nov. Zool. 9, Suppl.).
Rudolphi, €. A. (1819), Entozoorum Synopsis cui accedunt
mantissa duplex et indices locupletissimi.
Sclater, P. L. (1905), Remarks on Schaeffer’s, Museum Ornitho-
logieum‘. (Ibis (8) 5, p. 85—88.)
Siebenrock, F. (1907), Über einige, zum Teil seltene Schild-
kröten aus Südchina. (Sitzber. Math.-Natwiss. Kl. kais. Akad. Wiss.
116, Abt. I, 2. Halbbd., p. 1741—1776, 1 tab.)
Smith, 3. B. (1907), The First Species Rule. (Science (N. 8.) 25,
p. 744— 745.)
Stejneger, L. (19052), A Resume of the Geographical Distri-
bution of the Discoglossoid Toads in the Light of ancient Land
Connections. (Bull. Amer. Geogr. Soc. New York 37, p. 91—93.)
— (1905b), The Geographical Distribution of the Bell-Toads.
(Science (N. S.) 22, p. 502.)
— (1905c), Generic Names of Soitshelled Turtles. (Seience
(N. 8.) 21, p. 228—229.)
— (1907), Herpetology of Japan and adjacent Territory. (Bull.
Un. States. Nat. Mus., No. 58.)
Stiles, €. W. (1907a), The ‚First Species Rule“ vs. the „Law
of Priority‘ in Determining Types of Genera. (Science (N.S.) 25,
p. 145—147.)
— (1907b), Report of the International Commission on Zoo-
logical Nomenclature. (Science (N. S.) 26, p. 520—523.)
[Stiles, €.W.] (1910a) Opinions rendered by the International Com-
mission on Zoological Nomenclature. Opinions 1 to 25. (Smithson.
Inst. Washington, Publie. 1938.) [Diese Veröffentlichung ist anonym
erschienen; da Stiles aber ausdrücklich als der Autor der überwiegenden
Mehrzahl der in ihr enthaltenen „Opinions“ angeführt ist und nach
der ganzen Lage des Falles kein Zweifel bestehen kann, daß er auch der
Autor aller jener anderen Teile derselben ist, wo nicht ausdrücklich
jemand anderer als solcher angegeben ist, so ist es wohl vollkommen
gerechtfertigt, ihn in [ ] als Autor der Veröffentlichung überhaupt
anzuführen.]
Stiles, €.W. (1910b), Report of the International Commission on
Zoological Nomenclature. (Science (N. S.) 32, p. 764—767.)
ıStiles, €.W.] (1911a), Opinions rendered by the International Com-
mission on Zoological Nomenclature. Opinions 30 to 37. (Smithson.
Inst. Washington, Public. 2013.) [Betreffs der Anführung Stiles’
als Autor dieser Veröffentlichung verweise ich auf das bei [Stiles],
.1910a Gesagte.]
Stiles, €.W. (1911b). The Article 30 (g) of the International
Rules of Zoological Nomenclature. (Wien. Ent. Zeit. 30, p. 202.)
8. Heft
110 Franz Poche.
[Stiles, €.W.] (1912), Opinions rendered by the International Com-
mission on Zoological Nomenclature. Opinions 38 to 5l. (Smithson.
Inst. Washington, Public. 2060.) [Betrefifs der Anführung ;Stiles als
Autor dieser Veröffentlichung verweise ich auf das bei [Stiles] 1910a
Gesagte. ]
Stiles, €. W., and Hassall, A. (1905), The Determination of Generic
Types, and a List of Roundworm Genera, with their original and Type
Species. (U.S. Dep. Agrie., Bur. Animal Industry, Bull. No. 79.)
Stone, W. (1906), The relative Merits of the „Elimination“ and
„First Species‘‘ Method in fixing the Types of Genera — w.th special
Reference to Ornithology. (Science (N. Ss.) 24, p. 560-565.)
— (19073), The First Species Rule versus Elimination. (Science
(N. S.) 25, p. 147—150.)
— (1907b), The First Species Rule as it affects Genera of North
American Birds. (Science (N. 3.) 25, p. 708—709.)
— (1907e), Another Word on the Vultur Case. (Science (N. 8.)
26, p. 21.)
ja (1907d), The Types of the North American Genera of Birds.
(Science (N. 8.) 26, p. 444—446,.)
Stossich, M. (1897), Filarie e Spiroptere. (Boll. Soc. Adriat.
Sci. Nat. Trieste 18, p. 13—162.)
Thomas, ©. (1911), The Mammals of the Tenth Edition of Linnaeus;
an Attempt to fix the Types of the Genera and the exact Bases and
Localities of the Species. (Proc. Zool. Soc. London 1911, pp. 1—555,
p. 120—158.)
Trouessart, E. (1901), Note sur les Acariens marins (Halacaridae)
recolt&s par M. Henri Gadeau de Kerville dans la region d’Omon-
ville-la-Rogue (Manche) et dans la fiosse de la Hague (Juin - Juillet
1899). (Bull. Soc. Amis Sci. Nat. Rouen (4) 36, 2. Sem. 1900, p. 247
—266, tab. [V—V.)
[Tutt, J. W.] (1904a), The Revision of the Sphingides — Nomen-
elature, Classification, Geographical Distribution. (Ent. Rec. 16,
p. 5—10, 44—47, 75—78.)
Tutt, 3. W. (1904b), A Natural History of the British Lep!-
doptera, 4.
Uebel, E. (1912), Neresheimeria nov.nom. für Lohmanella
Neresh. (Zool. Anz. 39, p. 461.)
Williston, S. W. (1907), The First Reviser of Species. (Science
(N. S.) 25, p. 790—791.)
Wright, T. (1855), On a New Genus of fossil Crdaridae, with a
Synopsis of the Species included therein. (Ann. Mag. Nat. Hist. (2)
16, p. 94—100.)
Beriehtigungen.
p. 91, Zeile 3 von oben und p. 100, Zeile 21 von oben lies „hundertachtundfünfzig“
statt „hundertsechsundvierzig“.
p. 91, Zeile 4 von oben, p.100, Zeile 22 von oben und p. 102, Zeile 14 von unten
lies „157“ statt „145“.
p. 104, Zeile 7 von oben und Zeile 2 von unten lies „158“ statt „146“,
Die Nesselzellen.
Von
Dr. Albert Jacobsohn.
Hierzu Tafel I und II und 3 Figuren im Text.
Einleitung.
Die vorliegende Arbeit wurde in der Absicht begonnen, die Nessel-
zellen von Microstomum lineare einer näheren Untersuchung zu unter-
ziehen. Da ich indessen in der Literatur der letzten Jahre die Ansicht
ausgesprochen fand, daß die Nesselzellen der erwähnten Turbellaria
von gefressenen Hydren stammen — eine Ansicht, die ich durch meine
Untersuchung im vollen Umfange bestätigen konnte — andererseits
unsere Kenntnisse über die Nesselzellen im allgemeinen noch nicht
genügend geklärt ers;hienen, um die Einzelheiten dieser eigentümlichen
Übertragung zu untersuchen, beschränkte ich mich zunächst auf einige
allgemeine Fragen der Nesselzellforschung, indem ich mich bemühte,
einmal festzustellen, welche Probleme als gelöst zu betrachten sind,
und welche noch neuerer Untersuchung bedürfen. Außerdem suchte
ich die früheren Angaben durch einige Beiträge zu ergänzen.
Als Untersuchungsobjekte dienten mir Hydra vulgaris (grisea)
und oligactis (fusca); ebenso wurde auch Microstomum lineare zur
Deutung einiger Fragen herangezogen. Da bereits 80 Jahre seit der
Entdeckung der Nesselzellen verflossen sind, erschien es mir angezeigt,
die Arbeit mit einer umfassenden historischen Darstellung der Nessel-
zellforschung zu beginnen.
Methode.
Um die Nesselzellen zu untersuchen, hat man sich von jeber
im besonderen Maße der Mazerationsmethode bedient, die noch heute
als bestes Mittel angesehen wird, in die Kenntnis des näheren Baues
der Nesselorgane einzudringen. Ich habe vielfach versucht, mit Hilfe
dieser Methode neue Resultate zu gewinnen, jedoch ohne den ge-
wünschten Erfolg. Vor allem bot diese Art. der Behandlung keine
sicheren Resultate, da durch die Trennung der Zwischensubstanzen
auch gewisse feine Strukturen der Nesselzellen selbst verändert wurden.
Als Ersatz für diese Methode wandte ich folgendes Verfahren an, dem
ich den größten Teil meiner Resultate verdanke. Ich brachte eine
lebende Hydra auf einen Objektträger mit einem Tropfen Wasser
und bedeckte sie mit einem Deckglase. Den Druck, den das Deckglas
auf das Objekt ausübte, konnte ich dann durch Absaugen des Wassers
nach Belieben ändern. Ich konnte soviel Wasser hinzufügen, daß dieses
jeden Druck von dem Körper des Tieres fernhielt, ich konnte einen
Teil des Wassers absaugen, so daß auf den Körper des Tieres ein Druck
8. Hett
112 Dr. Albert Jacodsohn:
ausgeübt wurde, während die Tentakeln frei beweglich blieben, und
ich konnte schließlich den Druck des Deckglases soweit steigern, daß
auch die Tentakeln in ihrer Lage festgeklenmt wurden, ohne daß eine
Beschädigung der seitlichen Nesselzellstrukturen eintrat. Durch diese
Behandlungsweise konnte ich die Tiere teils lebend beobachten, teils
in einem Stadium fixieren, in dem einzelne Zellen sich bereits aus dem
Verband gelöst hatten, während andere noch den Zusammenhang be-
wahrten. Dieses letztere trat nämlich ein, sobald der Druck des Deck-
glases auf das Objekt längere Zeit andauerte. Die Fixierung wurde
ın der Weise ausgeführt, daß ein Tropfen Osmiumsäure neben das Objekt-
gläschen gebracht wurde, die schnell in das unter dem Deckglase
befindliche Wasser hineindiffundierte. Nachträglich färbte ich das
Objekt mit Methylenblau ebenfalls unter dem Deckglase, indem ich
vermittelst Fliesspapier den Farbstoff durch die unter dem Deckglase
befindliche Flüssigkeit hindurchsog und mit Wasser nachspülte. Viel-
fach wandte ich auch vor der Untersuchung Färbung des lebenden
Tieres mit Methylenblau an. In allen Fällen fand die Untersuchung an
frischen, nicht entwässerten Exemplaren statt. Neben
dieser Methode mußte namentlich zur Feststellung der Lage der
Nesselzellen im Verhältnis zu den anderen Elementen des Tierkörpers
die Schnittmethode angewandt werden. In diesem Falle fixierte
ich die Tiere nach einem Rezept, das Hadzi in seiner Arbeit über das
Nervensystem von Hydra gibt, mit einem Gemenge von konzentrierter
Sublimatlösung und 2% Essigsäure (100 :7). Die entwässerten
Schnitte färbte ich dann nach der modifizierten van Gieson-Färbung
(Eosin etwa !/, St. Wasserblau — Pikrinsäure etwa 1 St.), die mir
ausgezeichnete Resultate lieferte, besonders insofern, als die Nessel-
zellen in typischer Weise hervortraten. Auch Totalpräparate boten
mir zum Studium der Lageverhältn’sse gute Dienste. In diesem Fall
färbte ich die mit Osmiumsäure fixierten Präparate teils mit Methylen-
blau, teils mit einer Mischung von Wasserblau und Orcein. Leider
hatte die Silbermethode zur Darstellung der Zellgrenzen, die mir Herr
Geh. Rat F. E. Schulze freundlichst empfahl, keinen Erfolg, da am
Hydrakörper zuviel Rillen und Einsenkungen vorhanden sind, in die
sich das Silber niederschlug.
Bevor ich zum eigentlichen Thema meiner Arbeit schreite, sei es
mir vergönnt, meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Geh. Regierungs-
rat Professor Dr. F. E. Schulze für die Förderung meiner Arbeit durch
die Mittel des Zoologischen Institutes, besonders aber für das Jiebens-
würdige Interesse, das er meiner Arbeit stets entgegenbrachte, sowie
Herrn Professor Dr. P. Deegener für die freundlichen Ratschläge und
die Anregung zu dieser Arbeit meinen ehrerbietigsten Dank auszu-
sprechen,
Die Nesselzellen. 113
I. Geschichte der Nesselzellforschung.
1. Die Nesselkapseln.
Die Nesselkapseln sind seit dem Jahre 1835 bekannt, und zwar
stammen aus diesem Jahre bereits drei Arbeiten, in denen auf diese
interessanten Gebilde hingewiesen wird. Zunächst machte Ehrenberg
in einem Aufsatze über Hydra darauf aufmerksam, daß die Wärzchen
auf den Fangarmen der Hydren, die ja schon längere Zeit bekannt
waren, kleine Fädchen enthielten, die hervorgeschnellt werden könnten
und an ihrem Ende einen kleinen Knoten besäßen. Er deutete diese
Fädchen schon richtig als Fangorgane und gibt im nächsten Jahre eine
Zeichnung, aus der hervorgeht, wie er sich den Bau dieser Fangorgane
dachte. Er hatte bereits erkannt, daß die Fädchen im Ruhezustande
in kleine Bläschen eingeschlossen seien, die er Muskelscheiden nennt,
gibt jedoch falschlich an, daß sich am Ende dieser Fäden ebenfalls
Bläschen befänden, und kurz vorher der Faden mit Stacheln besetzt
sei. Wahrscheinlich haben Kapseln, die aus dem Zellverbande ausge-
stoßen waren, und ihr Fadenende dem Fangarme zugekehrt hatten,
zu diesem Irrtum Veranlassung gegeben.
Nicht ganz so glücklich in seiner Deutung der neuentdeckten
Gebilde war R. Wagner, der die kleinen Fädchen ebenfalls im Jahre
1835 bei A ‚tinien bemerkt hatte. Er hielt sie anfangs für Spermatozoen
und beschrieb sie auch als solche in einem Aufsatz über Medusen.
Die dritte Arbeit über diesen Gegenstand aus dem Jahre 1835,
in der die Nesselkapseln bereits näher beschrieben werden, stammt
von August Joseph Corda. In seiner Anatomie der Hydra fusca gibt
dieser Autor etwa folgende Beschreibung der Nesselorgane: In den
Warzen, mit welchen die Tentakeln der Hydra besetzt sind, findet
man Tastorgane. Diese bestehen aus
zarten Säckchen, die den Warzen ein-
gesenkt sind und enthalten in ihrem
Innern ein anderes Säckchen mit
dickeren Wänden, das wiederum eine
Höhlung enthält. An der Spitze dieser
Säckchen befindet sich ein Härchen.
Ausser diesen Tastorganen findet Corda
in der Mitte der Warzen ein größeres
Säckchen, das er als Greiforgan deutet.
Auch dieses Säckchen enthält nach seiner Fig. 1.
Beschreibung einen kleineren Beutel,
auf dessen Grunde sich ein tellerförmiger Körper befindet. Dieser
Körper ist mit einer Membran überspannt, auf der ein eiförmiges
Gebilde ruht, das in einen Pfeil ausläuft und mit der Spitze aus
dem ganzen Gebilde hervorrast. Wenn sich die Membran einsenkt,
so sinkt au:h die Spitze des Pfeils zurück; beim Anspannen der
Membran wird der Pfeil wieder hervorgestoßen. Corda spri:ht die
Vermutung aus, daß das Bläschen wahrscheinlich Gift enthielte und
Archiv für Naturgeschichte
1912. A8.
6) 8. Hefs
114 Dr. Albert Jacobsohn:
so nicht nur zum Ergreifen, sondern auch zum Töten der Beute
diene. (Fig.1).
So hatte man die Nesselkapseln, was ihre Grundbedeutung an-
belangt, gleich zu Anfang richtig erkannt, und auch Wagner bemerkte
seinen Irrthum, als er im Jahre 1839 bei Medusen Gebilde fand, die
denen, die er bei den Actinien als Samenfäden geschildert hatte, ziem-
lich glichen. Da er mittlerweile auch von der Entdeckung Ehren-
bergs Kenntnis erhalten hatte, nahm er keinen Anstand, die bei
Actinien, Medusen und Polypen entdeckten Organe als analoge Gebilde
zu erklären und nannte sie Nesselkapseln, indem er ihnen das schon
lange bekannte Nesseln der Medusen zuschrieb.
Die erste nähere Beschreibung dieser Nesselkapseln gab dann
Erdl. Er untersuchte die Fangarme von Veretillum cynomorium,
Actinia mesembryanthemum (equina), Aleyonium und Hydra viridis.
Dabei fand er, daß es mehrere Arten von Nesselkapseln gibt. Bei den
ersten drei Cnidarien beschreibt er besonders eine längliche und eine
runde Foım, die beide in einen langen Faden endigen, der im Ruhe-
zustande korkzieherartig eingerollt ist. Bei Hydra viridis schildert
er drei verschiedene Nesselkapseln; eine ovale Form mit einfachem
Faden, eine rundliche Form, deren Faden an der Austrittsstelle aus
dem Bläschen mit drei Stacheln besetzt sei, und drittens das bereits
von Üorda geschilderte Greiforgan.
In der folgenden Zeit wurden nun die Nesselkapseln auch bei
den übrigen Cnidariern festgestellt. So fand sie Quatrefages bei seiner
Untersuchung der Edwarsien. Ebenso beschreibt der genannte Forscher
in seiner Arbeit über Eleutheria das von Corda erwähnte Greiforgan,
an dem er sogar Muskeln festgestellt haben will.
Doyere war es, der im Jahre 1842 diesem phantastischen Greif-
organ den Garaus machte, indem er nachwies, daß dasselbe nichts
anderes als die von Ehrenberg geschilderte Nesselkapsel im Ruhe-
zustande sei, die man sich nach Art eines Handschuhfingers eingestülpt
denken müsse.
Dujardin widmete im Jahre 1845 den Nesselkapseln eine Be-
sprechung in seinem Aufsatz „Developpement des Meduses“, die
besonders dadurch interessant ist, daß dieser Forscher die eigentliche
physiologische Bedeutung dieser Organe nicht im Ergreifen der
Beute sieht, sondern ihnen eine ähnliche Bedeutung wie den Haaren,
Federn und Schuppen der höheren Tiere zuschreibt. Trotzdem
schildert er die Nesselorgane ganz richtig als Kapseln mit eingestülptem
und eingerolltem Faden, der wahrscheinlich, wenn die Kapseln reif
geworden seien, infolge Endosmose der Flüssigkeit im Innern aus-
gestülpt werde. Übrigens wurde später im Jahre 1851 von Hollard
ebenfalls betont, daß die Nesselorgane wahrscheinlich nur beiläufig
Greiforgane seien und der Hauptsache nach drüsige Funktion besäßen.
Indessen wurde von der Mehrzahl der Forscher die Bedeutung
der Nesselkapseln als Greif- und Giftorgane anerkannt, und in diesem
Sinne wurden sie dann auch von Th. von Siebold in seiner ver-
gleichenden Anatomie der wirbellosen Tiere und von Frey in seiner
Die Nesselzellen. 115
Abhandlung über die Bedeckungen der wirbellosen Tiere beschrieben.
Siebold war der erste, der betonte, daß die Nesselkapseln nur einmal
benutzt werden könnten; aus Frey’s Abhandlung ist besonders hervor-
zuheben, daß er zum ersten Male auf die Entwicklung der Nessel-
kapsel eingeht. Er denkt sie sich aus einem Zellkern entstanden,
dessen einer Pol sich eingestülpt hat. Am Grunde der Einstülpung
solle sich dann der Nesselfaden als Fortsatz in spiraliger Form durch
Verschmelzung von Elementarkörnchen entwickeln. Einige Jahre
später (1853) beobachtete R. Leuckart die Bildung der Nesselkapseln.
Er schreibt darüber: „Die ersten Rudimente derselben sind helle,
aber gleich anfangs ziemlich scharf begrenzte Körner oder Stäbchen,
die durch fortdauerndes Wachstum allmählich ihre spätere Größe
und Bildung annehmen.“
In den folgenden 15 Jahren wurden dann die Nesselkapseln der
einzelnen Tierarten näher beschrieben. So wurden die Nesselkapseln
der Siphonophoren in den Jahren 1853 und 1854 von Kölliker, Gegen-
baur, Vogt und Leuckart geschildert, denen später ım Jahre 1860
eine Beschreibung der Nesselkapseln von Algama minimum von
Gräffe folgte. Ebenso widmete Leydig ım Jahre 1859 in seinem Auf-
satz „Einige Bemerkungen über den Bau der Hydren‘“ den Nessel-
kapseln von „Hydra aurantıca“ eine nähere Besprechung. Was die
Nesselkapseln der Anthozoen anbetrifft, so wurden diese im Jahre
1854 von Jules Haime bei Cerianthus membranaceus untersucht
und im Jahre 1860 von Gosse bei anderen Anthozoen beschrieben.
Die erste zusammenhängende Darstellung über die
Nesselkapseln im allgemeinen gibt dann Möbius im Jahre
1866, der als Untersuchungsobjekt besoriders Mesen-
terialschnüre von Caryophyllaea Smithii verwandte.
(Über den Bau, den Mechanismus und die Entwicklung
der Nesselkapseln einiger Polypen und Quallen). Er
unterscheidet an der Nesselkapsel Axenkörper und
Kapseln. Der Axenkörper besteht aus drei ineinander
stehenden Röhren. (Fig. 2). Vie äußerste dieser
Röhren setzt sich direkt an das eingestülpte Ende der
Kapsel an, führt nach unten und geht nach abermaliger
Einstülpung in die mittlere Röhre über; diese stülpt
sich ihrerseits wiederum am oberen Ende ein und setzt
sich in die innere Röhre fort, um dann in die gewundene
Abteilung des Schlauches überzugehen. Die Kapsel
wird von einer Kapselwand gebildet, die sich scharf von der Um-
gebung absondert; sie enthält eine wasserhelle Flüssigkeit und den
Axenkörper. Der ausgestülpte Schlauch, der direkt die Fortsetzung
der Kapselwand b.ldet, ist an seinem Anfangsteil etwas verengt, wird
aber gleich darauf weiter und trägt lange, abstehende Haare, die in
drei rechts gewundenen Spiralen den Faden umgeben; am oberen
Ende stehen die Haarspiralen viel entfernter von einander; auch
nehmen die Härchen allmählig an Größe ab. Ebenso ist bei der von ihm
untersuchten Hydra vulgaris der sogenannte Axenkörper mit Spiral-
8+ 8. Heft
116 Dr. Albert Jacobsohn:
touren von Härchen besetzt, von denen allerdings nur die drei Haare,
die am Beginn jeder Spiraltour stehen, eine stärkere Ausbildung
erfahren. Nach Möbius sollen nun diese Härchen im Verein mit der
verengenden Elastizität der Kapselwand den Schlauch ausstülpen. _
Die Haare, die besonders an der mittleren der vorhin beschriebenen
ineinander gestülpten Röhren ausgebildet sind, drücken infolge ihres
Bestrebens, sich senkrecht zur Axe des Fadens zu stellen, gegen die
Wand derä ußeren Röhre. Infolgedessen sucht sich der ganze
Körper innerhalb der Kapsel auszudehnen und übt einen Druck auf
die Flüssigkeit im Innern aus. Ebenso wird durch die verengende
Elastizität der Kapselwand ein Druck auf die Flüssigkeit ausgeübt.
Das durch die beiden Faktoren bedingte Zusammenpressen der
Flüssigkeit nimmt, da die Härchen wachsen, immer mehr zu, bis es
schließlich einen so hohen Grad erreicht, daß ein geringer Anlaß
genügt, um den Schlauch auszustülpen. Diesen Anlaß sıeht Möbius
in der Kontraktion des umgebenden Gewebes gegeben, die somit die
eigentliche Ursache der Ausstülpung ist.
Alsdann beschreibt Möbius die Entwicklung der Nesselkapseln.
Er läßt sie aus kugeligen, eiförmigen Zellen mit körnigem Inhalt ent-
stehen. Zuerst bildet sich in der Zelle eine Verdichtung in Form einer
Krümmung parallel zur Oberfläche; hieraus wächst dann &llmählich
die Kapsel hervor, während der körnige Inhalt verbraucht wird. Etwas
später legen sich Schlauch und Axenkörper im Innern der Kapsel an.
Die Wirkung der Nesselkapseln besteht nach Möbius nicht in dem
Eindringen des Schlauches in den Körper des Beutetieres; vielmehr
wirkt nach ihm der Nesselschlauch durch seine Adhäsion, die durch
die feinen Härchen begünstigt wird, und es so ermöglicht, das Beute-
tier festzuhalten. Das Nesseln wird durch die chemische Wirkung
der Kapselflüssigkeit hervorgebracht, mit der nach seiner Meinung
das Außere des ausgestülpten Nesselschlauches benetzt ist, da im
Innern der Kapsel auch die Höhlungen des Schlauches mit der Flüssig-
keit angefüllt sind.
Weiter Fortschritte der Nesselkapselforschung brachte eine
Arbeit von Allman, die im Jahre 1871 erschien. (A Monograph of
Gymnoblastie Hydroids or Tubularien Hydroids). Interessant an
dieser Arbeit ist die Tatsache, daß Allman bei Coryne pusilla zwei
Arten von Nesselkapseln schildert, die beide aus einer äußeren voll-
kommenen Kapsel bestehen, an die sich im Innern eine feine Membran
anlegt, eine Beobachtung, die später auch an anderen Nesselkapseln
gemacht wurde. Auch über die Ausstülpung der Kapseln hat Allman
Beobachtungen angestellt. Nach seiner Ansicht wird dieselbe, die in
zwei Phasen vor sich geht, durch die innere Flüssigkeit bewirkt, die
bei der Entladung Wasser in sich hineinsaugt.
Die Nesselzellen. 117
Die Nesselzellen.
a) Die Entdeckung der COnidoblasten.
Im Jahre 1872 erschien die Arbeit über Cordylophora lacustris
von F. E. Schulze, die einen Wendepunkt für die Nesselzellforschung
bedeutet. Es ist das Verdienst dieses Forschers, die Frage über die
Lage der Nesselkapseln zum umgebendem Ektoderm zum ersten
Ma} in Angriff genommen und dabei auf die Wichtigkeit der die Nessel-
kapsel umgebenden Zelle hingewiesen zu haben. Wie er ausführt,
scheint es zunächst so, als wenn gewöhnlich mehrere Nesselkapseln
in einer Ektodermzelle eingeschlossen sind. Wenn man indessen die
einzelnen Nesselkapseln näher betrachtet, so findet man sie alle von
einer Plasmaschicht umschlossen, die in eine feine Spitze ausläuft.
Diese Spitze ragt bei den reifen Nesselkapseln aus dem Ektoderm
hervor und scheint für die Nesselkapseln von nicht unwesentlicher
Bedeutung zu sein. Obwohl frühere Autoren, wie Allman, Corda,
Ehrenberg, Leydig, diese haarförmigen Spitzen erwähnen, so war
F. E. Schulze doch der erste, der ihre große Bedeutung erkannte und
sie daher einer näheren Untersuchung unterzog. Er kam dabei zu
dem Resultat, daß die Plasmaschicht, die die Nesselkapsel umgibt,
den eigentlichen Zellleib der Nesselzelle bildet und sich in die erwähnte
Spitze fortsetzt. F. E. Schulze geht dann zur Funktion dieser haar-
förmigen Fortsetzungen über und setzt auseinander, daß man den-
selben beim Entladungsvorgang eine wichtige Rolle zuschreiben
müsse,
Dujardin hatte ja die Entladung durch endosmotisches Auf-
quellen der in der Nesselkapsel enthaltenen Substanz durch von außen
eingedrungenes Wasser erklärt, ebenso hatte Gosse die Ausdehnung
dieser Substanz als Grund für die Entladung angegeben. Spätere
Forscher wie Frey und Gegenbaur hatten einen von außen auf die
Kapsel wirkenden Druck als die bewegende Ursache angenommen.
Möbius wiederum hatte die centripetale Elastizität als Haupttrieb-
kraft bezeichnet, zu welcher der von außen wirkende Druck nur unter-
stützend hinzutrete. Der erste Anstoß zur Entladung sollte allerdings
von diesem äußeren Druck bei den Kontraktionen des ganzen Körper-
teiles ausgehen. Schließlich war Allman zu der schon vorher von
Dujardin vertretenden Quellungstheorie zurückgekehrt. F. E. Schulze
wies nun darauf hin, daß der eigentliche Anstoß zum Auswerfen des
Nesselfadens von dem erwähnten Härchen ausgehen müsse. Aller-
dings läßt er es dahingestellt sein, ob dieses Härchen direkt als Sinnes-
organ wirke, ein Gedanke, der nicht ganz von der Hand zu weisen
sei, für den indessen ein strengerer Beweis fehle.
In derselben Arbeit nahm F. E. Schulze auch zu einer grund-
legenden Frage über die Entwicklung der Nesselzellen Stellung. Schon
vorher hatte Eimer behauptet, daß die Nesselzellen aus dem Zellkern
entstehen. Kleinenberg ließ dieselben dagegen (in einer Arbeit über
Hydra aus dem Jahre 1872) in Zellen des von ihm benannten inter-
stitiellen Gewebes seitlich vom Kern entstehen. Später verschwindet
8. Heit
118 Dr. Albert Jacobsohn:
dann nach seinen Angaben der Kern der Bildungszelle. F. E. Schulze
stellte im Gegensatz zu diesen Forschern fest, daß jede Nesselkapsel
in einer Zelle liegt, deren Kern häufig unter oder neben der Kapsel
dieser direkt eng anliegt. In seiner Arbeit über Syncoryne Sarsii, die
kurze Zeit nach seiner Arbeit über Cordylophora lacustris erschien,
hat F. E. Schulze dann die erwähnten Härchen, denen er den Namen
Cnidocil beigelegt hatte, genauer beschrieben. Er gibt an, daß die
Cnidocile nicht nur aus einer zur Spitze ausgezogenen protoplasma-
tischen Masse bestehen, sondern in ihrem Innern noch drei faden-
förmige Gebilde tragen, die sich an der Nesselkapsel entlang nach
unten ziehen. Von diesen sind die beiden seitlichen etwas kürzer als
der mittlere, der direkt in die Spitze ausläuft.
Im Jahre 1872 stellte Eimer die Behauptung auf, daß bei gewissen
Spongien Nesselkapseln teils unregelmäßig durch das Parenchym
zerstreut, teils nur in gewissen das Schwammgewebe durchsetzenden
Röhren vorkommen sollten. Kurz darauf teilte er mit, daß in den
Schwämmen als integrierende Teile des Schwammkörpers hydroid-
polypenähnliche Gebilde vorkommen, die er als „‚polypoide Ernährungs-
und Fangtiere“ der Schwämme auffaßte.e Bald darauf berichtete
Carter von dem Vorkommen „parasitischer Polypen“ in einer ver-
ästelten röhrenförmigen Reniera; er war der Ansicht, daß Eimer
durch diese oder ähnliche parasitäre Polypen getäuscht worden sei
und sich dadurch zu seiner Behauptung von dem Vorkommen der
Nesselkapseln in Spongien habe verleiten lassen. Einige Jahre später
fand auch G. J. Allman zahlreiche Hydrozoen in der Substanz einiger
Hornschwammkrusten eingebettet.
F. E. Schulze unterzog diese Verhältnisse einer eingehenden
Untersuchung und stellte fest, daß Nesselkapseln als integrierende
Bestandteile des Schwammkörpers in Schwämmen nicht vorkommen.
Hinsichtlich der Frage über das Vorkommen polypenähnlicher Bil-
dungen in Schwämmen beschrieb er ein in Spongien wohnendes
Hydrozoon, dem er den Namen Spongicola fisturalis beilegte, und
gab der Meinung Ausdruck, daß dieses Tier, mit den von Eimer und
Carter beschriebenen Individuen identisch sein könne; bei Allman
habe dies allerdings weniger Wahrscheinlichkeit für sich, da dessen
Beschreibung von seinem Befunde akwiche.
b) Der Stiel der Nesselzellen.
Das Interesse der Forscher wandte sich jetzt immer mehr den
Bildungszellen zu. Daß die umgebende Zelle für die Nesselkapsel
von besonderer Bedeutung sei, hatte ja F. E. Schulze schon hervor-
gehoben. Ebenso hatte dieser Forscher zuerst in einer schönen Ab-
bildung dargestellt, daß die Bildungszelle in einen dünnen, mehr oder
minder langen Strang ausläuft. Über diesen Stiel äußerten die Gebrüder
Hertwig in ihrer Abhandlung über ‚Das Nervensystem und die Sinnes-
organe der Medusen“ als erste eine bestimmte Ansicht. Sie erklärten
nämlich diese Gebilde für Nervenausläufer. Claus (Halistemma terge-
Die Nesselzellen. 119
stinum 1878 Wien) hielt dieselben dagegen lediglich für Stützelemente,
die die Anheftung der Nesselzellen an die Stützmembran vermittelten,
eine Ansicht, die er später dahin umänderte, daß er den Stiel für
muskulös erklärte. Ciamician beschreibt dann in seiner Arbeit „Über
den feineren Bau und die Entwicklung von Tubularia mesembryan-
themum“ den Stiel folgendermaßen: ‚Die Cnidoblasten stehen im
Zusammenhang mit den Fasern der Muskelschicht. Die Cnidoblasten
endigen nämlich durch feine protoplasmatische Ausläufer, die in einer
den Muskelsträngen aufliegenden Faserschicht zusammenlaufen. Bei
den jungen noch tiefliegenden Cnidoblasten sind diese Stiele ziemlich
dick und kurz; sie verdünnen sich aber und verlängern sich in dem
Maße, als die Nesselkapselmutterzellen reifer werden und gegen die
Oberfläche rücken.“ Er stimmt mit Claus darin überein, daß die
Fortsätze muskulöser Natur sind, „da unsere fadenförmigen Aus-
läufer im selben Verhältnisse zu den ektodermalen Cnidoblasten stehen,
wie die Muskelfasern zu ihren ektodermalen Bildungszellen.“ Auch
Chun hielt den Ausläufer der Cnidoblasten für muskulös. Bei Apo-
lemia will er das Herantreten des Stieles an eine kontraktile Faser
gesehen haben, und bei Physalia hat er sogar bemerkt, daß die Stiele
deutlich quergestreift sind. Er behauptet, daß zwischen dem Stiel
und den Muskeln eine direkte Verbindung besteht, und glaubt diese
Tatsache für eine Erklärung der Entladung der Kapseln verwerten
zu können, die von den Muskeln ausgehen soll.
Jedoch erkannten nicht alle Forscher die muskulöse Natur des
Stieles an. So kehrte z. B. Hamann, der seine Untersuchungen an den
Nesselzellen der Hydroiden anstellte, zu der alten Auffassung von
Claus zurück und schrieb dem Stiel lediglich eine Funktion als Stütz-
faser zu. Jickeli dagegen, der ebenfalls Hydroiden als Untersuchungs-
objekte benutzte, hielt den Stiel, der sich nach seiner Beschreibung
in 2—7 Fasern zerspaltet, wiederum für muskulös. Er hob indessen
hervor, daß die Nesselkapselfasern nicht etwa in die Längsmuskel-
fasern übergehen, da beide verschiedene Struktur besitzen. Außerdem
wies er darauf hin, daß die ganze Nesselzelle von einem Netz feiner
Muskelfasern umgeben sei, wie ja auch Chun schon vor ihm erwähnte.
Besondere Beachtung verdient auch, aaß er außer dem Stiel noch
andere feinere Ausläufer fand, dıe er als Verbindungen mit den Ganglien-
zellen deutete. Auch Korotneff schloß sich der Ansicht an, daß der
Stiel der Cindoblasten muskulöser Natur sei; dagegen stellte sich
Lendenfeld auf die Seite Hamanns, indem er schrieb: ‚Der Ha-
mann’sche Stiel ist eine Stütze und spielt während der Entladung
keine aktive Rolle.“ Die Querstreifung des Stieles, die Chun ent-
deckt hatte, wurde von Bedot bestätigt (Untersuchungen an Velelliden).
Außerdem beschreibt Bedot ein seltsames Gebilde am Ende des Stieles,
das aus einer spindelförmigen Anschwellung besteht. Die Wände
dieser Spindel sind durchsichtig und bestehen aus derselben Substanz
wie der übrige Stiel. Das Innere füllt eine fein granulierte Substanz
aus, die am oberen Ende einen kleinen leeren Raum freiläßt. Inmitten
dieser Substanz bemerkt man einen Faden in regellosen Windungen;
8. Heft
120 Dr. Aibert Jacobsohn:
er scheint durch den „leeren“ Raum in den Stiel hinaufzusteigen.
Nach Bedots Meinung spielt dieser Apparat wahrscheinlich eine be-
sondere Rolle bei der Kontraktion des Stieles. Bemerkenswert ist
auch, daß Bedot eine Nesselkapselart beschreibt, die keinen Stiel
besitzt.
Für die muskulöse Natur des Stieles trat auch K. C. Schneider
ein (Histolog. v. Hydra fusca). Er bringt für diese Behauptung den
Grund bei, daß die Wände des Stieles in ihrem optischen Verhalten
mit den Muskelfasern der Epithelmuskelzellen übereinstimmen.
Schneider sshrieb dem Stiel eine besondere Rolle beim Auswerfen
der Kapseln zu insofern, als dieser sich auf einen inneren oder äußeren
Reiz hin verkürzen und so im Verein mit der Druckäußerung der Muskel-
hülle, die die Kapsel umgibt, den Faden und das Sekret nach außen
befördern sollte. Hierzu könne vielleicht auch noch das den Kapsel-
wandungen innewohnende Kontraktionsvermögen unterstützend Lin-
zutreten.
“An die von Chun entdeckte Querstreifung der Nesselzellen der
Siphonophoren knüpft Murbach in seinen Bemerkungen über die
Stiele der Nesselzellen an. Nach seinem Dafürhalten brauchen die
Querstreifungen an den Stielen von Nesselorganen von Physalia und
Velella nicht auf einer Querstreifung von Fasern zu beruhen, sondern
sind auf Spiralgebilde zurückzuführen, die sich in den Stielen befinden,
Murbach hält indessen an der Auffassung von der muskulösen Natur
des Stieles fest.
c) Das Cnidosilund seine Beziehung zur Ent-
Jadung der Nesselkzpseln.
Ein anderes Problem der Nesselzellforschung, das in dieser Zeit
die Forscher besonders beschäftigte, war die Gestaltung des Cnidosils.
F. E. Schulze hatte ja schon darauf hingewiesen, daß das Cnidocil
kein einfaches Härchen sei, sondern in seinem Innern drei fadenförmige
Gebilde enthalte. Claus beschrieb dann in seiner bereits erwähnten
Arbeit ein Cnidocil, das sich innerhalb eines festen Plasmaringes als
längsgestreifter Zapfen erhebe und aus einer Anzahl starrer Cils zu-
sammengesetzt erscheine. Das Onidocil steige hier außerhalb der Kapsel-
umhüllung nach aufwärts. Bei den großen Nesselzellen von Hydra
grisea trete das Cnidocil unten in die Kapselumhüllung hinein und
verlaufe daselbst in einer geschlossenen Rinne, die es oben beim Austritt
verlasse.
Auch Lendenfeld gab dann an, daß das Cnidocil aus mehreren
parallelen Fäden zusammengesetzt sei; es steht nach ihm in einem
Winkel von 45° zur Körperoberfläche. An seiner Basis befinden sich
in allen großen Nesselzellen kleine kristallinische Sternchen, die nach
Lendenfeld mit dem Entladungsvorgang im Zusammenhang stehen.
Seit F. E. Schulze hatte man ja dem Cnidoecil eine besondere Rolle
bei dem Entladungsvorgang zugeschrieben. So hatte Jickeli in seiner
erwähnten Arbeit folgende Erklärung abgegeben: Das Cnidoecil nimmt
Die Nesselzellen. _ 121
den Reiz auf und gibt dadurch, daß es das umgebende Plasma zur
Kontraktion anregt, die erste Veranlassung zur Sprengung der Kapseln.
Während also F. E. Schulze die Frage, ob das Cnidocil durch Reiz-
übertragung oder mechanisch wirke, oifen gelassen hatte, entschied
er sich für das erstere. Lendenfeld dagegen suchte die Entladung auf
mechanische Weise zu erklären, indem er den Druck, der bei Berührung
auf das Cnidocil ausgeübt wird, auf die erwähnten Sternchen über-
tragen ließ. Das Sternchen sollte dann mit einer oder mehreren seiner
Spitzen gegen die dünne gespannte Haut der Nesselkapsel gepreßt
werden, diese durchbohren und so eine Öffnung bilden, durch welche
sich der Nesselfaden ausstülpt. Später änderte Lendenfeld indessen
seine Ansicht und beschrieb den Entladungsvorgang auf folgende
Weise: „Der Plasmamantel ist kontraktil und durch die Zusammen-
ziehung desselben wird die oben offene Kapsel komprimiert und der
Faden hervorgestülpt. Der Cnidoblast vermittelt die Entladung der
Nesselkapsel in der Weise, daß irgend ein von außen auf die Spitze
desselben wirkender Druck auf den Plasmamantel des Cnidoblasten
übertragen wird und diesen zur Kontraktion veranlaßt. Es kann
jedoch diese direkte Reflexaktion durch einen von dem Willen des Tieres
abhängigen Nervenreiz verhindert werden in der Weise, daß, wenn dies
das Tier will, auch dann keine Explosion der Nesselzelle erfolgt, wenn
das Cnidocil berührt wird. Wir finden also hier schon dieselben
Wechselbeziehungen zwischen Reflexaktion und Hemmung, welche
bei höheren Tieren eine so wichtige Rolle spielen.“ Die Theorien, die
Chun und Schneider zur Erklärung des Entladungsvorganges bei-
brachten, und die sich auf die Mitwirkung des Stieles bezogen, habe ich
bereits erwähnt. Murbach schloss sich diesen Theorien an.
d) Die Entwicklung der Nesselzellen.
Es erübrigt sich nun noch, auf die Ansichten einzugehen, die in
diesem Zeitabschnitt für die Entwicklung der Nesselzellen beigebracht
wurden. Die früheren Beschreibungen hatten sich ja, wie bereits
geschildert wurde, hauptsächlich darum gedreht, ob die Kapsel aus
dem Kern der Bildungszelle oder aus dem Protoplasma entstehe. Nur
Möbius hatte auch eine nähere Angabe über die Entwicklung des
Schlauches und des Axenkörpers gemacht und angegeben, daß beide
sich erst später im Innern der Kapsel anlegen. Dieser Ansicht trat
nun Jickeli entgegen, indem er behauptete, daß sich der Faden zum
Teil außerhalb der Kapsel anlege und nachträglich eingestülpt werde.
Nussbaum (Über die Teilbarkeit der lebendigen Materie, Hydra)
schloß sich dieser Meinung an. Nach ihm sollte die nachträgliche Ein-
stülpung des Schlauches in die Kapsel so zustande kommen, daß diese
von dem darüberliegenden Gewebe gegen die Stützlamelle gedrückt
wird. Bedot ließ dagegen (bei den Velelliden) den Nesselfaden wiederum
intrakapsulär entstehen. Nach seiner Beschreibung wächst von einer
beliebigen Stelle der Vakuwole, die die erste Anlage der Nesselkapsel
bildet, ein Protoplamazapien (Nematoblast) in diese hinein. Der
8. Heft
122 Dr. Albert Jacobsohn:
Raum zwischen dem Zapfen und der Vakuole wird von einer hellen
Masse erfüllt, aus der später die Kapsel durch Verdichtung entsteht,
während sich der Schlauch im Innern des Nematoblasten anlegt. Auch
nach der Beschreibung, die dann Schneider (Hydra 1890) von der
Entwicklung der Nesselkapseln gab, entsteht der Faden innerhalb
der Kapseln. Zwei Jahre später machte dieser Forscher jedoch erneute
Untersuchungen über die Entwicklung der Nesselkapseln bei den
Siphonophoren und kam dabei zu dem Resultat, daß die Anlage des
Fadens doch extrakapsulär erfolgt. Wie er beobachtete, umgibt der
Faden die Kapsel zuerst in unregelmäßigen Windungen; später wird
er von der Kapsel abgestreift, und die Einstülpung geht in der Weise
von statten, daß sich zuerst der dünnere Endteil des Fadens, später
der Basalteil einstülpt. Schneider fand derartige Entwicklungsstadien
hauptsächlich in Ektodermverdiekungen am Grunde der Fangfäden
und schloß daraus auf eine Wanderung der Nesselzellen von diesem
„Entstehungsherde“ zu den Verbrauchsstätten.
Der Ansicht von der extrakapsulären Anlage des Fadens trat
gleich darauf Chun entgegen, der als Untersuchungsobjekt ebenfalls
Siphonophoren benutzte. Nach seiner Meinung entstehen die Nessel-
kapseln aus dem Protoplasmazapfen, dem Bedot den Namen Nemato-
blast beigelegt hatte. Jedoch soll nicht, wie Bedot es beschrieben
hatte, aus dem den Nematoblasten umgebenden Plasma die Kapsel-
wand entstehen, sondern beide, sowohl Kapselwand als auch Faden,
nehmen ihren Ursprung aus dem Nematoblasten.
Während man, seitdem F. E. Schulze den Kern der Nesselzelle
entdeckt hatte, angenommen hatte, daß sich die Nesselkapsel aus dem
Plasma der Zelle bilde, behauptete dann Murbach in seiner Arbeit
wieder die Bildung der Kapsel aus dem Kern. Die erste Anlage der
Kapsel sollte sich im Kerne bilden, dann an die Peripherie desselben
rücken und sich von ihm trennen. Dann sollte sich der Kapselkeim
mit einem hellen Hof umgeben, der dadurch entstünde, daß das vm-
gebende Plasma infolge des Wachstums des Kapselkeimes dünnflüssiger
werde, und später daraus durch Verdichtung die äußere Kapselwand
entstehen, während sich die innere Kapselwand aus dem Kapselkeim
bilde. Die Anlage des Fadens erfolge extrakapsulär, und infolgedessen
finde später eine Einstülpung des Fadens statt. Diese Einstülpung
denkt sich Murbach dadurch hervorgerufen, daß im Innern der Kapsel
ein „negativer Druck“ entsteht, indem dem Innern der Kapsel
Flüssigkeit entzogen wird. Auch Murbach nimmt eine Wanderung der
Nesselzellen von ihren Bildungs- zu ihren Verbrauchstätten an. Er
hat sogar eine aktive Wanderung der Nesselzellen beobachtet.
Den Abschluß dieses Zeitabschnittes bildet eine kleine Abhandlung
von Grenacher, in der zwei Probleme der Nesselzellforschung behandelt
werden, die Frage, ob der Nesselfaden in das Beutetier eindringe, und
die Entladung der Nesselkapsel. Die erstere Frage beantwortet Gre-
nacher dahin, daß er für das Eindringen des Fadens in das Beutetier
eintritt. Besonders interessant aber ist seine Stellung zur Frage der
Entladung der Nesselkapsel. Grenacher denkt sich die Nesselkapsel
Die Nesselzellen. 123
von einer von dem Zellleib der Nesselzelle gebildeten Umhüllungs-
membran umgeben, die in Falten gelegt ist und so dem Druck der
Flüssigkeit im Innern entgegenwirkt. Ebenso findet sich über dem
Deckel eine Membran, die dieselbe Gegenwirkung hervorbringt. Es
kann daher, obwohl im Innern der Kapsel ein starker Druck herrscht,
für gewöhnlich keine Entladung stattfinden. Diese erfolgt jedoch,
sobald ein von dem Cnidocil aufgenommener Reiz eine Erschlaffung
der Umhüllungsmembran herbeigeführt und der Deckel allein nicht
mehr imstande ist, dem Druck Widerstand zu leisten.
II. Die neueren Ergebnisse der Nesselzellforschung.
Von besonderer Bedeutung für die Nesselzell-Forschung ist die
im Jahre 1896 erschienene Arbeit „Über den Bau, die Wirkungsweise
und die Entwicklung der Nesselkapseln“ von N. Iwanzoff.
Iwanzoff unternimmt es zunächst, die Nesselzellen der einzelnen
Cnidariengruppen zu besprechen, indem er auch auf die Ansichten
seiner Vorgänger eingeht, und zieht dann daraus die theoretischen
Schlüsse über die Natur der Nesselorgane. Zum Schluß faßt er die
Resultate, die er auf diesem Wege gewonnen hat, etwa folgendermaßen
zusammen. Die Nesselzellen sind eigentümlich veränderte Epithel-
zellen, die in ihrem Innern die Nesselkapseln bilden. Diese letzteren
bestehen aus zwei Wänden und dem Faden, der die Fortsetzung der
äußeren Wand (nicht wie man bis dahin annahm der inneren) bildet.
Auch enthält die Kapsel nicht, wie man bisher glaubte, eine Flüssigkeit,
sondern eine gallertartige Masse, die im Wasser stark aufquillt. In
dieser Aufquellung sieht Iwanzoff die Hauptursache für die Aus-
stülpung des Fadens. Allerdings kann das Wasser nur hinzutreten,
wenn der Deckel, der in den meisten Fällen als Differenzierung des
umgebenden Plasmas die Kapsel bedeckt, abgeworfen und der Anfangs-
teil des Fadens durch den Druck des umgebenden Gewebes ausgestülpt
worden ist. Die Ansicht, daß die Entladung hauptsächlich durch den
Druck einer inneren Flüssigkeit bedingt sei, glaubt er abweisen zu
müssen, weil die Volumveränderung der Kapsel nach der Entladung
zu unbedeutend sei. Ein Eindringen des Fadens in das Beutetier
hält er für wahrscheinlich und schreibt den stachelförmigen Erhebungen,
die den Faden in Spiralwindungen umgeben, eine wesentliche Rolle
bei diesem Eindringen zu, da diese durch die schraubenartige Ab-
wicklung des Fadens eine bohrende Wirkung ausüben können. Mus-
kulöse Differenzierungen hat er weder in der umgebenden Zelle noch
im Stiele bemerkt. Über die Entwicklung der Nesselkapseln kommt
er zu folgendem Resultat. Die erste Anlage der Kapsel macht sich
dadurch bemerkbar, daß im Kern eine kleine Vakuole entsteht, aus der
sich die Kapsel bildet. Die Bildung des Fadens findet in der Weise
statt, daß der Faden nach außen wächst, aber zugleich eine Einstülpung
erfährt; später überwiegt das Wachstum den Einstülpungsprozeß,
und man bemerkt, daß sich der Faden außerhalb der Kapsel in Spiral-
windungen um diese legt. Nachdem das Wachstum des Fadens auf-
8. Heft
124 Dr. Albert Jacobsohn:
gehört hat, stülpt sich derselbe gänzlich nach innen in die Kapsel
hinein. Eine Wanderung der Nesselzellen hält Iwanzoff für nicht
erwiesen und wenig wahrscheinlich.
Der neuen Anschauung Iwanzoff’s über den Zusammenhang von
äußerer Kapselwandung und Schlauch, sowie seiner Ansicht über
die Entwicklung der Nesselzellen trat im Jahre 1900 K. C. Schneider
in seiner Arbeit über die Nesselzellen der Siphonophoren entgegen.
Schneider faßt die Nesselzellen als Drüsenzellen auf. Er unterscheidet
an der Nesselzelle (Onidocyte) die Cnide von dem Cnidarium. Unter
dem Cnidarium versteht er die innere Kapselwand, die sich in sich
selbst einstülpt und sich in den Nesselfaden fortsetzt. Den Inhalt
des Cnidäriums hält er mit Iwanzoff für eine gelatinöse Masse, die
durch Wasser stark aufquill. Das Cnidarium ist von einer zweiten
Wand der Sklera umgeben, die am. Entladungspol eine ein wenig
schräg gegen die Vorderseite geneigte Öffnung (Kapselmund) besitzt.
Diese Öffnung wird von dem pyramidenartig gestalteten Deckel
bedeckt, der an der einen Seite mit der Sklera verwachsen ist. Von
der Spitze des Deckels geht ein zapfenartiger Fortsatz in das Innere
der Kapsel (Verbindungsstrang), der den Deckel mit den Stiletten
verbindet. Außerdem befindet sich unterhalb des Deckels ein leerer
Raum (Vacuum), der oben von dem Deckel, seitlick von den Schlauch-
wänden und unten von einer „zarten geflügelten Ausbreitung des
Verbindungsstranges““ begrenzt wird. Die Gesamtheit des soeben
beschriebenen Gebildes (mit Schlauch und Nesselsekret) bezeichnet
Schneider als Cnide. Die Cnide ist noch von einem Sarcmantel (Theka)
umgeben, die mehrere Differenzierungen zeigt. Zunächst befindet sich
oberhalb des Deckels die Entladungskappe, die von einer dünnen,
längsgefälteten Membran begrenzt wird. Sie wird durch ein Septum
in die enge Cnidocilröhre und das weitere Reservoir geteilt. Außerdem
befinden sich am entgegengesetzten Ende Fortsätze der Theka (bei
den früheren Autoren als Stiel bezeichnet), dienach Schneiders Meinung
lediglich zur Befestigung der Cnidocyten dienen. Entladungskappe
und Vacuum spielen bei der Entladung eine wichtige Rolle, die nach
Schneider folgendermaßen vor sich gehen soll: Der Deckel wird gewöhn-
lich durch den negativen Druck des Vacuums in der Öffnung der
Sklera festgehalten. Durch einen Reiz, den das Cnidocil aufnimmt,
werden nun die Faltungen der Entladungskappe verstärkt und durch
den umgebenden Druck wird der Deckel abgeworfen. Durch den
negativen Druck unterhalb des Deckels wird dann Wasser mit großer
Geschwindigkeit eingesogen, das durch die Propria dringt, das Sekret
innerhalb derselben zum Quellen bringt und dadurch das Auswerfen
des Fadens bewirkt.
Auf die Ansicht, die sich Schneider über die Entwicklung der
Nesselzellen gebildet hat, werde ich später noch näher eingehen. Hier
sei nur kurz erwähnt, daß dieser Forscher ebenfalls eine extrakapsuläre
Anlage des Schlauches annimmt, indessen soll sich der Schlauch nicht,
wie Iwanzoff es bes:hrieb, schon während des Wachstums einstülpen,
Die Nesselzellen. 125
sondern erst der vollkommen ausgewachsene Schlauch erfährt eine
Einstülpung.
Eine Wanderung der Nesselzellen nimmt Schneider wegen des
Vorhandenseins von Verbrauchs- und Bildungsstätten als sicher an.
Die Wanderung der Nesselzellen, die Schneider angenommen und bis
dahin nur Murbach wirklich beobachtet hatte, wurde im Jahre 1909
von Hadzi näher untersucht. Dabei stellte dieser Autor die Wanderung
bei einigen Hydroidpolypen zweifellos fest und kam zu folgenden
allgemeinen Resultaten. Die Cniden der Hydroidpolypen werden
ganz allgemein im Coenosare gebildet und wandern im ausgebildeten
Zustande zu den Verbrauchsstellen. Die Wanderung geht entweder
vollkommen intraektodermal vor sich, oder die Cniden wandern im
Coenosare aktiv durch die Stützlamelle und das Entoderm in das
Stiellumen und von dort passiv durch den Flüssigkeitsstrom in den
Zentralmagen, wo sie wieder in das Gewebe des Hydranthen eintreten
und durch aktive Bewegungen zur Verbrauchsstelle gelangen. Da
die Cniden in größerer Zahl einwandern, wenn der Verbrauch ein
größerer ist, glaubt Hadzi, daß die Wanderung durch einen bestimmten
„Verbrauchsreiz“ bewirkt werde. Stiel, Cnidociıl und andere accesso-
rische Bestandteile der Zelle sollen erst am Verbrauchsort gebildet
werden. Nach Hadzis Meinung sind die Wandercniden explosions-
fähig, gehen aber erst auf einen chemischen Reiz hin los, sie explodieren
daher normalerweise während der Wanderung nicht. Die ganz iso-
lierten Cniden (ohne Plasmahülle) sind explosionsfäkig, daher müsse
man annehmen, daß die sonst wasserdichte Sklera auf chemische Reize
am Explosionspol für das Wasser durchlässig werde (daß sie direkt
reizbar sei).
Die Iwanzoffsche Theorie, wonach die Explosion der Nessel-
kapsel durch die Aufquellung des „gallertartigen Sekretes“‘ verursacht
wird, die auch von Schneider unterstützt worden war, wurde in den
letzten Jahren von Will in Zweifel gezogen. Dieser Forscher beschreibt
namlich in den Cnidoblasten von Hydra, Syncoryne, Coryne und
Physalia ‚kontraktile Elemente“, auf deren genauere Gestaltung
ich im Folgenden noch näher einzugehen habe. Er schreibt diesen
kontraktilen Elementen die Hauptwirkung bei der Entladung zu,
die dadurch hervorgerufen werden soll, daß von dem Cnidocil ein auf-
genommener Reiz auf die Muskelfasern übertragen wird. Diese be-
wirken durch ihre Kontraktion eine Kompression der elastischen
Kapsel und dadurch eine Sprengung des Deckels, der die Entladungs-
öffnung bedeckt. Neben der Muskelkontraktion und Elastizität der
Kapselmembran kommen nach Wills Meinung bei der Entladung noch
andere Kräfte, wie Elastizität der Schlauchwand, Kapillarkrait,
Quellungsdruck (nicht Qellung des gelatinösen Kapselinhaltes, sondern
die Quellungserscheinungen, die durch gewisse Strukturelemente der
Fadenwand selbst bedingt sind) und osmotischer Druck in Betracht.
Bei Hydra schildert Will im Cnidoblasten außer den ‚„kontraktilen
Fasern“ ein breiteres Band, daß sich bei ausgestülpten Nesselkapseln
an den Basalteil des Fadens anheftet und in eigentümlichen Win-
8. Heft
126 Dr. Albert Jacobsohn:
dungen nach unten in den Stiel verläuft. Will hält dieses Band, das
er Lasso nennt, für elastisch und muskulös und schreibt ıhm die
Funktion zu, beim Fang nicht nur das Entrinnen der Beute zu ver-
hindern, sondern das Beutetier auch an den Hydratentakel heran-
zuziehen.
Kurz darauf beschrieb Will in einem neuen Aufsatz die Funktion
der Klebkapseln der Actinien. Hier zog er als besonders wirkendes
Moment die von ihm gefundenen Klebleisten zur Erklärung des Ex-
plosionsvorganges heran. Diese umgeben nach seiner Schilderung
in spiraliger Windung die innere Wandung des eingestülpten Fadens
und bestehen aus einzelnen Klebkörnchen, die im Wasser stark ver-
quellen. Durch diese Verquellung wird eine ausdehnende Elastizität
der Fadenwand und dadurch eine Umkrempelung des Fadens bewirkt.
Natürlich muß auch hier, bevor das Wasser hinzutreten kann, der
Kapseldeckel durch Muskeldruck abgesprengt worden sein.
Will’s Schüler Toppe beschrieb dann ‚„kontraktile Elemente“
auch bei den anderen Cnidarien. Nach ihm wird aber die Explosion
„durch die Muskelkontraktionen eingeleitet und bis zu einem gewissen
Grade auch durchgeführt, aber nach dem Eindringen des Wassers
in das Innere der Kapsel und des Schlauches wird dieselbe durch
Aufquellung des Sekretes im Sinne Iwanzoff’s und Schneiders’
vollendet.“
Auch betreffs der Entwicklung der Nesselzellen ist Will in neuerer
Zeit der Ansicht Schneiders entgegengetreten, indem er zu der alten
Ansicht Bedot’s und Chun’s von der intrakapsulären Entstehung des
Schlauches zurückgekehrt ist. Ebenso beschreibt Moroff in einem Auf-
satz, der ungefähr zu derselben Zeit erschien, die Entstehung der
Nesselzellen von Anoemnia aus dem Kerr. Auf beide Ansichten werde
ich im Folgenden noch näher eingehen.
III. Die Nesselzellen von Hydra.
1. Die Entstehung.
Obwohl ich über die Entwicklung der Nesselzellen keine eigenen
Untersuchungen angestellt habe, so möchte ich doch nicht veriehlen,
die neueren Ansichten hierüber zusammenzustellen, um ein möglichst
vollkommenes Bild von den Nesselorganen zu entwerfen. Es kommen
über diese Frage die bereits erwähnten Arbeiten von Schneider, Will
und Moroff in Betracht, deren wesentliche Resultate ich ja schon
in der geschichtlichen Darstellung brachte. Die Gegenüberstellung
der beiden Arbeiten Schneider’s und Will’s ist um so leichter möglich,
als ihnen in einigen Hauptpunkten dieselben Beobachtungen zu Grunde
liegen, die nur in verschiedener Weise gedeutet werden. Die Nessel-
zellen entstehen an bestimmten Bildungsstätten, die bei Hydra im
ganzen Ektoderm des Mauerblattes verteilt liegen, und wandern von
dort zu den Gebrauchsstätten, den Tentakeln, aus. Sie bilden sich
aus Bildungszellen, die zu mehreren aus einer Mutterzelle entstehen,
indem zunächst eine Kapselanlage gebildet wird, an der nach einiger
Die Nesselzellen. 127
Zeit ein schlauchförmiger Anhang sichtbar wird. Später wird der
schlauchförmige Anhang länger und legt sich in Windungen um die
Kapselanlage. Auch innerhalb der Kapselanlage sieht man dann bald
ein spiralförmiges Band auftreten, das später wieder ver-
schwindet. Erst dann bildet sich die Stilettanlage, und zuletzt
wird auch der Nesselschlauch innerhalb der Kapsel sichtbar. Während
nun Schneider den Anhang für den definitiven Nesselschlauch hält,
der sich später einstülpen soll, sieht ihn Will nur für eine Sekretbahn
an, durch die das Sekret in die Kapselanlage eintritt. Schneider hat
für seine Auffassung nur die geschilderte Beobachtung bei-
zubringen, während Will für seine Ansicht folgende Gründe an-
gibt: Stadien, die denen der „Einstülpungsphase“ folgen, zeigen keine
Spur von dem angeblich eingestülpten Schlauch mehr, vielmehr findet
man in diesen Stadien Kapseln, die einen Inhalt von vollkommen
homogener Beschaffenheit haben. Erst später tritt die Stilettanlage
auf, und auch die Neulanage des Nesselschlauches wird erst später
beobachtet. Bei Syncoryne wird überhaupt kein sich einstülpender
Schlauch bemerkt; hier treten im Innern des ‚„Schlauches“ nur große
Sekrettropfen auf. Ferner ist der Einstülpungsprozeß als mechanischer
Vorgang derartig schwer vorstellbar, daß infolgedessen die ganze Dar-
stellung im höchsten Grade unwahrscheinlich erscheint. Die an-
geführten Gründe sind so schwerwiegend und überzeugend, daß wir
der Willschen Auffassung ohne weiteres den Vorzug geben müssen,
zumal da Schneiders Beobachtungen die Angaben von Will
nur bestätigen und Moroff bei Anemonia ebenfalls die intrakapsuläre
Bildung des Nesselschlauches beschreibt. Nach Will’s Darstellung
geht also die weitere Entwicklung der Nesselkapseln folgendermaßen
vor sich. Durch die Sekretbahn, die infolge der spiraligen Anordnung
der Plasmawaben ebenfalls einen spiraligen Verlauf nimmt, gelangt
das Sekret in die Kapsel und wird von der im Innern vorhandenen
Flüssigkeit gelöst. Das Sekret tritt bei Hydra in Form eines spiraligen
Bandes in die Kapsel ein, die durch die mechanischen Bedingungen
hervorgerufen wird. Will hat diese mechanischen Bedingungen nach-
geahmt, indem er Schweineschmalz in eine Mischung von Alkohol
und Wasser spritzte. Das Fett trat dann in Form einer Spirale aus.
Aus der aufgelösten Sekretmasse, der homogenen Substanz, entstehen
Nesselschlauch und Halsstück durch „Selbstdifferenzierung‘. Auch
über die Entstehung der äußeren Wand der Kapsel, die sich inzwischen
bildet, haben Schneider und Will entgegengesetzte Ansichten. Während
Wili sie aus dem umgebenden Plasma entstehen läßt, tritt nach
Schneider zunäshst innerhalb der Kapsel eine ‚„Skleraanlage‘“ auf,
die später durch die innere Kapselwand hindurchtritt. Auch über
diesen Punkt ist die Ansicht Schneider’s nach mechanischen Gesetzen
unwahrscheinlich, indessen fehlt hier noch eine beweiskräftige Tat-
sache, die die eine Anschauung über die andere erheben könnte. Ebenso
ist es gegenwärtig noch eine offene Frage, aus welchen Substanzen
des Zellkörpers sich Kapsel und Sekret bilden. Nach Will vereinigen
sich zur Bildung der Kapselsubstanz zwei Substanzen, das flüssige
8. Heft
128 Dr. Albert Jacobsohn:
„Cnidochylema‘“ und das zähere „Cnidoplastin‘‘; ersteres entsteht
aus dem Plasma, während sich das Cnidoplastin in dem Kern bildet.
Der zuführende Kanal wird ebenfalls in seiner äußeren Begrenzung
aus Cnidochylem gebildet; in seinem Inneren finden sich Ballen
enidoplastischer Substanz, die, sobald sie in die enidochylemhaltige
Kapsel gelangen, in dieser allmählich aufgelöst werden. Nach Moroff
dagegen entstehen Kapsel, Sekret und Nesselschlauch aus Chromatin-
körnchen, die sich im Kern bilden und ins Plasma übertreten.
2. Die Wanderung und definitive Lage der Nesselzeilen.
Alle neueren Untersuchungen haben dargetan, daß die Nessel-
zellen eine Wanderung durchmachen müssen, um zu ihrem Verbrauchs-
ort zu gelangen. Ich konnte diese Wanderung, die Hadzi kürzlich
bei anderen Hydroidpolypen nachgewiesen hat, auch bei Hydra fest-
stellen. Was die Art und Weise anbetriiit, wie die Wanderung im.
einzelnen vor sich geht, so bin ich im wesentlichen zu denselben Re-
sultaten wie der vorbenannte Autor gekommen und zwar kommt bei
Hydra nicht die intraektodermale Wanderung in Betracht, sondern
die Nesselzellen nehmen ihren Weg durch das Gastrallumen, wie es
Hadzi bei Tubularia mesembryanthemum beschrieben hat. Sie durch-
wandern, wie die Nesselzellen von Tubularia die Stützlamelle und
gelangen durch das Entoderm in das Gastrallumen. Hier werden sie
von dem Strom der Nährflüssigkeit fortgeführt, gelangen in die Tentakel
und wandern dort durch das Entoderm und die Stützlamelle in das
Ektoderm zurück. Leider konnte ich nicht wie Hadzi die Bewegung
der Nesselzellen im Zellgewebe durch Lobopodienb.ldung beobachten.
Dagegen gelang es mir leicht, die im Tentakelhohlraum von der Körper-
flüssigkeit umhergetriebenen Nesselzellen zu bemerken. Daß es sich
hier um wirklich lebende Wanderzellen handelte und nicht um Nessel-
kapseln, die mit der Beute in den Gastralraum gelangt waren, konnte
ich nachweisen, wenn das Tier zerfiel, und aus einer Öffnung des Ten-
takels zuerst die in Frage kommenden Gebilde herausströmten. Es
waren Zellen mit einer Nesselkapsel, deren Cnido:il schon teil-
weise entwickelt war (Hadzi behauptet, daß das Cnidocil erst am
Verbrauchsort entwickelt wird), und die im Innern eine große Vakuole
aufwiesen. (Taf. II, f.19). Diese Wanderzellen traten im Tentakel-
lumen auch auf, wenn das Tier längere Zeit lang keine Nahrung zu
sich genommen hatte. Ferner fand ich auf Schnittpräparaten häufig
Stadien, in denen die Nesselzellen Stützlamelle und Entederm durch-
wandern (Taf. I, f.4-6 u. 13, Ta£.1l, {.14-15); ebenso zeigten sichWander-
zellen im Gastralraum. Ob neben dieser Wanderung bei Hydra auch
noch eine intraektodermale vorkommt, wage ich nicht zu entscheiden;
jedenfalls fand ich nichts, was besonders darauf hinwies. Die Nessel-
zellen wandern, wie ja Murbach und Schneider schon hervorhoben,
mit dem basalen Pol voran, und nach Murbachs und Hadzis Ansicht
geht die Wanderung im Gewebe durch Lobopodienbildung vor sich.
Da ich wandernde Nesselzellen nur auf Schnitten und im Gastral-
Die Nesselzellen. 129
lumen beobachtet habe, kann ich zu dieser Frage keine Stellung nehmen;
auf eine Tatsache, die mir besonders auftiel, möchte ich indessen auf-
merksam machen. Hadzi gibt an, daß die Nesselzellen zwischen
den anderen Zellen des Tierkörpers hindurchwandern. Während ich
nun im Ektoderm Wanderzellen zwischen den übrigen Zellen fand,
bemerkte ich sieim EntodermnurinnerhalbderZellen. Es handelte
sich hier um Nesselzellen mit Kern, die nicht etwa mit Kapseln,
die mit der Nahrung in das Gastrallumen gelangt waren, verwechselt
werden können. Ob diese Tatsache mit dem regen \ Stoftwechselverkehr
der Entodermzellen mit dem übrigen Gewebe im Zusammenhang
steht, kann ich nicht entscheiden; jedenfalls wüßte ich keine andere
Erklärung dafür anzugeben.
Nach Hadzi wird die Richtung der wandernden Nesselzellen
durch einen ‚Verbrauchsreiz““ bestimmt. Er begründet diese Ansicht
durch folgende Tatsache. Wenn man an dem Stiel von Tubularia zwei
gegeneinander gerichtete schiefe Einschnitte macht und ihn dadurch
zur Hydranthenb: ldung anregt, so wandern die Nesselzellen aus der
Umgebung auf den Hydranthen zu, dasselbe erfolgt, wenn man dem
Tiere einen Tentakel abschneidet, und dieser sich von neuem bildet.
Der Schluß, daß der beschriebene Vorgang zeige, daß auf jede Zelle
ein Reiz ausgeübt werde, ist wohl nicht in jeder Weise einwandsirtei,
da die Wanderung auch an andere Bedingungen geknüpit sein kann.
So könnte die genannte Erscheinung auch dadurch bedingt sein,
daß ein Wundreiz eine vermehrte Stoftzufuhr bewirkt, die ja zur Heilung
und evtl. zur Neubildung von Hydranthen erforderlich ist. Natürlich
wären in dieser Stoifzufuhr auch die Nesselzellen einbegrifien, man
brauchte aber durchaus nicht anzunehmen, daß auf jede Nesselzelle
ein besonderer Reiz ausgeübt werde.
Nachdem die Nesselzellen durch die Stützlamelle und das Ento-
derm in das Ektoderm zurückgekehrt sind, nehmen sie daselbst ihre
definitive Aufstellung. Da sie zwischen den Ektcdermzellen hindurch-
wandern, sollte man annehmen, daß sie diese beiseite schieben und dann
gebrauchstert'g zwischen den Ektodermzellen eingekeilt lagern.
Nach me'nen Beobachtungen stimmt diese Annahme auch mit
den Tatsachen überein, indessen stehen die Angaben anderer Forscher
hiermit in Widerspruch. Um dieser Frage näher zu treten, muß ich
zunächst auf die Histologie von Hydra eingehen. Nach der letzten
eingehenden Arbeit über Hydra von K. C. Schneider überzieht das
Ektoderm. das ganze Tier gleichmäßig als einschichtiges Epithel; es
finden sich außerdem im. Ektoderm. nur noch subepitheliale Zellen,
die sich aus Gasglienzellen, Geschlechtszellen' und B.ldungszellen
(Nesselkapselbildungszellen und indifferente Zellen, aus denen die
Epithelmuskelzellen entstehen) zusammensetzen. Die fertigen Nessel-
zellen indessen sollen innerhalb der Epithelmuskelzellen liegen. Diese
Ansicht ist auch heute noch die herrschende, und ich fand sie auch in
neueren Auisätzen über Hydra vertreten (Hadzi, Nervensystem.
v. Hadzi 1909. K. C. Schneider Histol. Praktikum. 1908). Wie schon
erwähnt, weisen meine Beobachtungen dagegen darauf hin, daß die
Archiv für Naturgeschichte
1912. A 8. 9 8. Heft
130 | Dr. Albert Jacobsohn:
Nesselzellen nicht innerhalb, sondern zwischen den Epithelmuskel-
zellen liegen. Zur Untersuchung dieser Verhältnisse eignet sich am
besten Hydra oligactis, da der Stiel dieser Species die einfachsten Ver-
hältnisse im dieser Beziehung aufweist.
Einen Ausschnitt dieses Stieles, von der Oberfläche gesehen,
stellt die Figur 16 Tafel II dar. Wir sehen hier ganz deutlich, daß
die wenigen Zellen, die die Oberfläche erreicht haben, zwischen den
Ektodermzellen gelegen sind. Es wäre ja möglich, daß die Linien,
die durch die Färbung scharf hervortreten, nicht die Zellgrenzen
darstellen, (da die Präparate nicht durch dıe Silbermethode dargestellt
werden konnten, die einen strengeren Beweis geliefert hätte), und
ein dünnes Häutchen, der Epithelmuskelzelle angehörig, sich über
die Nesselzelle ausspannt. Ich konnte aber von einem derartigen
Häutchen nichts bemerken und möchte auf folgende zwei Punkte hin-
weisen, die das Vorhandensein eines Häutchens unwahrscheinlich
machen. Zunächst ist es auffällig, daß die Nesselzellen an den Ecken
aufgefunden werden, wo mehrere Zellen ‚zussmmenstoßen; außerdem
erscheint es auch bedeutungsvoll, daß sich über der Nesselzelle keine
Cuticula vorfindet, eine Tatsache, die man allerdings auch mit dem
Entladungsvorgang im Zusammenhang bringen könnte. An den
Figuren 16c, b und d sieht man, wie der Prozeß der Verdrängung
der Epithelmuskelzellen durch die Nesselzellen immer weiter fort-
schreitet, je mehr man sich der Oralfläche und den Tentakeln nähert;
zugleich bemerkt man, wie sich die Nesselzelllager durch besondere
Erhöhungen markieren. An den Tentakeln erblickt man die Epithel-
muskelzelle nur noch seitlich dem Nesselzellwulst angelagert, indessen
erscheinen hier die Muskelfasern der Epithelzelle um so reicher aus-
gebildet. Die an Totalpräparaten gemachten Beobachtungen konnte
ich auch an Schnitten bsetätigen und verweise hierzu auf die Ab-
bildungen der Tafel I.
3. Die gebrauchsfertigen Nesselzellen.
Wie Toppe in seiner Abhandlung über die Nesselzellen auseinander-
setzt, kommen beı allen Hydraarten vier verschiedene Nesselzellformen
vor, die bei den einzelnen Species kleine Abweichungen aufweisen.
Eine große gedrungen ovale Form, eine große und eine kleine länglich
ovale Form und eine kleine birnförmige Art. Sie unterschieden sich
außer durch ihre Form auch noch durch ihren Nesselschlauch. Bei
der großen gedrungen ovalen Form beginnt der Schlauch mit einem
verdickten Teil, dem sogenannten Axenkörper, an dessen Ende sıch
drei große Stilette befinden, darauf folgt ein weniger verdickter Teil,
der sıch nach oben zu verjüngt, das konische Zwischenstück. Dieser
Teil ist mit kleinen Härchen besetzt, die ihn in drei an den Stiletten
beginnenden Spiralen umziehen. Dann folgt der glatte Faden, der an
seiner ganzen Oberfläche winzige Öffnungen aufweist, duruh die das
Sekret bei der Entladung austritt. Bei der großen länglich ovalen Form
ist der ganze Schlauch von einer Haarspirale umwunden; er weist ebenso
Die Nesselzellen. 131
wie der Schlauch der großen gedrungen ovalen Form. feine Öffnungen
zum Austreten des Sekretes auf. Ebenso ist der Schlauch der kleineren
länglich ovalen Form mit feinen Öffnungen versehen ; der ganze Schlauch
ist hier dieker und auch kürzer. Ob er mit Härchen besetzt ist, ist
zweifelhaft; während Schneider angibt, daß hier Härchen vorhanden
sind, hat Toppe bei dieser Art keine Härchen feststellen können; ich
habe ebenfails hier keine Härchen gesehen. Von besonderer Art ist
der Schlauch der vierten birnförmigen Nesselkapsel. Er hat die Eigen-
tümlichkeit, beider Entladungalle Gegenstände spiralig zu umklammern,
und dient wahrscheinlich dazu, die mit vielen Härchen und Anhängen
besetzten Extremitäten der Krebse, die meist als Beute in Betracht
kommen, zu fesseln. Wie Toppe zuerst bemerkte, ist er an den inneren
Spiralwindungen mit Härchen besetzt, die dem Faden ein besseres
Festhaften ermöglichen. Der Schlauch dieser Nesselkapsel besitzt
keine Öffnungen; die Flüss’gkeit im Innern desselben tritt nicht aus
und scheint hier nur den Zweck zu haben, den Schlauch auszuschleudern.
Was die Zusammensetzung der Nesselkapsel selbst anbetrifft,
so besteht sie nach übereinstimmenden Angaben der neueren Autoren
(außer Iwanzoff, der von Schneider widerlegt wurde) aus einer äußeren
Kapselwand, die sich in den Nesselschlauch fortsetzt. Dagegen finden
wir in Bezug auf die Gestaltung des Cnidoblasten noch ziemlich wider-
spruchsvolle Angaben vor. Sicher festgestellt ist nur, daß der Cnidoblast
als Plasmaschlauch die Kapsel umzieht und am oberen Pol (Entladungs-
pol) eine Öffnung freiläßt. Der Teil unterhalb der Kapsel, der den Kern
enthält, endigt häufig mit einem Fortsatz, dem sogenannten Stiel.
Eine der umstrittensten Fragen ist nun die, ob der Cnidoblast muskulöse
Elemente enthält. Wie ich in der historischen Darstellung geschildert
habe, hatten Claus, Ciamician und Korottneff den Stiel der Nesselzelle
für muskulös erklärt, ohne besondere Gründe für diese Ansicht anzu-
geben. Ebenso waren Jickeli und Chun für die muskulöse Natur des
Stieles eingetreten und hatten außerdem noch Muskelfasern konstatiert,
die lie ganze Kapsel umgeben sollten. Der letzte Autor hatte seine An-
sicht dadurch gestützt, daß er angab, der Stiel sei quergestreift, eine
Beobachtung, die andere Forscher wie Bedot und Murbach als Spiral-
gebilde gedeutet hatten. Schneider wiederum hatte die ganze Plasma-
hülle der Nesselkapsel als ‚„Muskelscllauch“ aufgefaßt, von dem der
Stiel nur eine Fortsetzung bilden sollte.
Während nun von den neueren Autoren Iwanzoff die Annahme
muskulöser Strukturen im Cnidoblasten nicht für begründet hält,
indem er die Querstreifung und die erwähnten Spiralgebilde dadurch
erklärt, daß er eine Spiraldrehung des Stieles selbst annimmt, und
ebenso Schneider in seinen neueren Untersuchungen der Meinung Aus-
druck gibt, daß wir nach den vorliegenden Befunden nicht berechtigt
sind, muskulöse Strukturen im Cnidoblasten anzunehmen, liegen aus
der neuesten Zeit die beiden bereits erwähnten Arbeiten von Will und
Toppe vor, in denen wieder „kontraktile Elemente‘ beschrieben werden.
Welche Gründe veranlassen nun diese beiden Autoren neuerdings
wieder, muskulöse Elemente im Cnidoblasten anzunehmen? Soviel
g%* 8. Heft
132 Dr. Albert Jacobsohn:
ich aus der Abhandlung Wills ersehen kann, hat er nur die Beobachtung
beizubringen, daß bei Hydra die Nesselkapsel von fadenartigen
Strukturen umgeben ist, die er eben für muskulös hält. Allerdings
liegen bei der von ihm untersuchten Physalia die Dinge anders, denn
hier handelt es sich um spiralförmige Fäden, die sich nach seinen
Angaben noch überdies teils in dichteren, teils in lockeren Windungen
vorfinden, was nach seiner Meinung nur durch Kontraktion zu er-
klären ist. Ähnliche Angaben macht Toppe über die „kontraktilen
Elemente‘, nur hat er die fadeniörmigen Gebilde auch bei anderen
Nesselzellformen festgestellt._ Da sich meine Untersuchungen auf
Hydra beschränkten, kann ich auf die Spiralgebilde bei Physalıa
nicht eingehen und nur feststellen, daß im Gegensatz zu Will Schneider,
der doch auch sicher die Spiralgebilde aus der früheren Literatur
kannte, im Cnidoblasten keine muskulösen Elemente annimmt. Was
die fadenförmigen. Gebilde bei Hydra anbetriffit, so konnte ich bei
frischen, unbeschädigten Nesselzellen solche im Cnidoblasten nicht
feststellen, trotzdem ich Osmiumsäure anwandte, durch die Will die
Fasern nachgewiesen hat. Fadenförmige Strukturen konnte ich im,
Cnidoblasten nur wahrnehmen, wenn es sich nicht um ganz intakte
oder entladene Nesselzellen handelte, wie sie die Figur 24 und 25,
Tafel III zeigen; an der Fig. 24 hat der Faden sogar ebenfalls Spiral-
form angenommen. Diese Tatsache weist darauf hin, daß es sich bei
den fadenförmigen Bildungen oft um Faltungen des Plasmaschlauches
zu handeln scheint. Es müßten also in Zukunft bei
der Beurteilung dieser Frage alle Fälle aus-
geschaltet werden, wo durch dieKonservierung
oder durch eine Beschädigung Kunstprodukte
entstanden sein könnten.
Ich gehe dann auf die weiteren Differenzierungen des Cnidoblasten
ein und muß zu diesem Zweck nochmals auf die Abhandlung Wills
zurückkommen. Nach Will umgeben die erwähnten Fasern die ganze
Kapsel und setzten sich nach unten in den Stiel fort. Nach oben endigen
die Fasern bei Hydra frei kurz vor der Entladungsöffnung. Die Ent-
ladungsöffnung selbst ist von einer Anzahl von Stäbchen umgeben,
die auch die Cnidocilröhre, die das Cnidocil umgeben soll, zusammen-
setzen; die Gesamtheit dieser Stäbchen bezeichnet Will als Stäbchen-
kranz. Sie stellen wahrscheinlich dasselbe Gebilde dar, das Grenacher
und Schneider als feine Fältelung der Plasmahaut aufgefaßt hatten.
Nach meinen Beobachtungen scheint der Entladungspol indessen anders
gestaltet zu sein. Was zunächst die Entladungsöffnung selbst an-
betrifft, so bildet sie ein fast gleichseitiges Dreieck mit abgerundeten
Ecken (Fig. 18, Taf. Il), wie sie bereits von Toppe abgebildet wurde.
Sie ist im ganzen Umkreise von einer feinen radiären Streifung um-
geben. Ob es sich hier um eine Fältelung oder um eine streifenförmige
Verdickung handelt, läßt sich durch Beobachtung wegen der
Feinheit der fraglichen Gebilde nicht sicher entscheiden. Es kommt
also bei der Beurteilung dieser Frage ganz darauf an, welche Bedeutung
man diesen Strukturen bei der Entladung zuschreibt. Wenn ich daher
Die Nesselzellen. 133
diese Streifung vom rein physiologischen Gesichtspunkte zu deuten
versuche, so muß ich mich gemäß meiner Erklärung des Entlade-
vorganges, den ich später auseinandersetzen werde, auf die Seite Wills
und Toppes stellen und sie als streifentörmige Verdickung der Öffnung
erklären, die den Zweck hat, die Kapsel im Cnidoblasten zurückzuhalten.
Zu einer von dem Standpunkt der neueren Forscher ganz ab-
weichenden Auffassung bin ich über den Bau des Cnidocils gelangt,
das sich mir folgendermaßen darbot (siehe Figur 20a,b, c, Tafel II
und Tafel III). Es erscheint aus drei Stäbchen zusammengesetzt,
von denen das eine die beiden anderen an Länge bedeutend
überragt. Das längere Stäbchen steht zur Ebene, die
die dreiseitige Öffnung bildet, ungefähr in einem Winkel
von 45°; die beiden anderen Stäbchen treten seitlich an das längere
heran und scheinen an ihm befestigt zu sein. Die Stäbchen entspringen
zwischen der Kapsel und dem umgebenden Plasmaschlauch, und zwar
tritt aus je einer Ecke der dreiseitigen Öffnung ein Stäbchen heraus.
An welcher Stelle sie ihren Ursprung nehmen, wie weit sie zwischen
Kapsel und Plasma nach unten ziehen, und ob sie dort befestigt sind,
konnte ich leider nicht ermitteln.
Zur Begründung dieser Auffassung verweise ich auf die Ab-
bildungen der Tafeln II und III. Figur 19 stellt eine noch unentwickelte
Nesselzelledar,an der die einzelnen Strukturen noch nicht zu erkennen
sind. Figur 20a stellt die Kapsel so dar, daß die beiden seitlichen Stäbchen
nach vorn gerichtet sind. In Figur 20b ist das längere und ein seit-
liches Stäbchen nach vorn gerichtet; in Figur 20c entspringt das längere
Stäbchen an der uns zugewandten Ecke, während die beiden seitlichen
Stäbchen schräg nach der dem Beschauer abgekehrten Seite ziehen.
Da bei dieser Ansicht die beiden seitlichen Stäbchen von hinten an das
längere StäbeLen herantreten, sieht es hier so aus, als wenn die Seiten-
stäbchen plötzlich wie abgeschnitten unterhalb des längeren Stäbchens
endigten. Figur 21 endlich stellt eine Ansicht schräg von oben auf den
Entladungspol dar. Die übrigen Figuren (22 u. 23) zeigen, daß die
kleineren Nesselzellformen ähnliche Verhältnisse aufweisen. Indessen
scheint hier keine Öffnung vorhanden zu sein, sondern der vorn zu-
gestülpte Plasmaschlauch scheint hier direkt von allen Seiten an das
einteilige Cnidocil heranzutreten und an ihm befestigt zu sein.
Wie sind nun mit diesem Befunde die Angaben anderer Autoren
in Übereinstimmung zu bringen? Nur F. E. Schulze stellt das
Cnidocil ebenfalls aus drei Stäbchen bestehend dar; spätere Forscher
geben an, daß das Cnidocil aus einer Plasmaröhre herausrage, eine
Angabe, die vielleicht in der Fig. 20e ihre Erklärung findet. Andere
Autoren weisen wiederum darauf hin, daß das Cnidocil aus mehreren
Stäbchen zusammengesetzt sei; von diesen letzteren behaupten Will
und Toppe, daß sich das fragliche Gebilde aus mehr als drei Stäbchen
zusammensetze. Ich richtete daher meine ganze Aufmerksamkeit
auf die Bestandteile des Cnidoeils, konnte aber immer nur feststellen,
daß es aus drei Stäbchen besteht, daß freilich manchmal die streifen-
förmigen Strukturen eine größere Anzahl von Stäbchen vortäuschen
8. Heit
134 Dr. Albert Jacobsohn:
können, namentlich auf Schnitten, wie sie Toppe in seiner Arbeit
abbildet; es handelt sich dann natürlich um eine schräg angeschnittene
Zelle. Außerdem möchte ich an die dreiseitige Öfinung erinnern,
dfe ebenfalls auf ein dreiteiliges Cnidoe:] Linweist, da man sich dieselbe
so entstanden denken könnte, daß eine kreisförmige Ölfnung mit
elastischen Rändern an drei Stellen auseinander gezogen wäre. (Durch
divergierendes Wachstum der Stäbchen; siehe zum Vergleich Figur 19
und 20.)
In bezug auf die fadenförmigen Gebilde im Stiele des Cnidoblasten,
die von verschiedenen Forschern erwähnt worden sind, kann ich nur
das bereits über die kontraktilen Elemente Gesagte wiederholen.
Überhaupt scheint mir der Stiel nur eine verengerte Fortsetzung des
Plasmaschlauches darzustellen. Diese Auifassung drängte sich mir
durch eine Beobachtung auf, die zu machen ich oftmals Gelegenheit
hatte. ' Bei der Untersuchung einer absterbenden Hydra lösten sich
die einzelnen Nesselzellen nach und nach aus dem Zellverbande.
Dabei boten sich nacheinander folgende Bilder derselben Nessel-
zelle dar, die wohl keiner weiteren Erklärung bedürfen. Unerwähnt
möchte ich auch nicht lassen, daß ich das von Will aufgefundene
„Lasso“, das Toppe ebenfalls gesehen haben will, nur einmal an einer
halb entladenen Nesselzelle bemerkt habe (Fig. 25); hier konnte es
sich aber ebensogut um das Ende des Nesselfadens handeln, der noch
teilweise eingestülpt war.
Endlich möchte ich auch noch auf den Inhalt der Nesselkapsel
etwas näher eingehen. Was zunächst die chemische Natur des Kapsel-
inhalts anbetrifft, so wurde diese vor einigen Jahren durch den fran-
zösischen Forscher Charles Richet untersucht. Dabei wurde durch
Versuche an Tieren festgestellt, daß es sich hier um ein Gift handelt,
das keine Schmerzen hervorzurufen scheint, das aber unter herab-
gesetzter Sensibilität und erniedrigter Körpertemperatur einschläfernd
wirkt und schließlich durch Lähmung der Atmung zu Tode führt.
Verschiedene Angaben dagegen liegen über die physikalische Natur
des Kapselinhaltes vor. Iwanzoff war es zuerst, der im Gegensatz
zu den irüheren Autoren behauptete, daß es sich im Kapselinnern
Die Nesselzellen. _ 1935
um eine gallertartige Masse und nicht um eine Flüssigkeit handele,
und Schneider schloß sich später dieser Ansicht an. In neuerer Zeit
hat Will nun in seiner Abhandlung über die Klebkapseln der Actinien
diese Anschauung ausführlich widerlegt. Ich möchte seinen Aus-
führungen noch einen weiteren Beweis für den flüssigen Aggregat-
zustand des Kapselinhaltes hinzufügen, der tatsächlich geeignet ist,
diese Frage unzweifelhaft zu entscheiden. Wenn man der Umgebung
einer Nesselzelle alles Wasser entzieht, so entlädsiesich unter gewissen
Umständen dennoch, um ihren flüssigen Inhalt austreten zu lassen.
Indessen führt mich dieser Versuch schon zu dem nächsten Problem
der Nesselzellforschung, zu der Entladung.
4. Die Entladung der Nesselzellen.
Der oben erwähnte Versuch wurde folgendermaßen angestellt.
Ich brachte eine Hydra auf einen Objektträger (ohne ein Deckglas
darüber zu legen, um jeden Druck zu vermeiden), sog vorsichtig ver-
mittelst Fließpapier alles Wasser ab und übergoß, um vollends alles
Wasser zu entfernen und die Hydra zulgeich zu töten, das Tier mit
absolutem Alkohol. Diesen sog ich wiederum ab, soweit es möglich
war, und brachte dann den Objektträger unter das Mikroskop. Nessel-
kapseln hatten sich bis jetzt kaum oder nur ganz vereinzelt entladen,
und man konnte überdies unter dem Mikroskop bemerken, wie als-
bald auch die letzten Spuren des absoluten Alkohols verflogen und
das Tier vollkommen eintrocknete. Jetzt erst entluden sich fast alle
Nesselkapseln ganz spontan, und man konnte deutlich beobachten,
daß überall an den Wänden des Nesselkapselschlauches Sekrettröpfchen
heraustraten. Dieser Versuch berührt zugleich sämtliche Erklärungs-
versuche, die über die Entladung der Nesselkapsel gemacht worden
sind. Zunächst ist zu der von Iwanzoff aufgestellten und von Schneider
unterstützten Quellungstheorie zu bemerken, daß die Entladung
auch ohne Wasser vor sich gehen kann, und wenn dies der Fall ist,
ist die Erklärung, wie sie Iwanzoff und Schneider geben, überflüssig.
Außerdem wird dieser Theorie dadurch der Boden entzogen, daß der
Versuch klar und deutlich zeigt, daß der Kapselinhalt flüssig und
nicht gallertartig ist.
Was die Theorie Will’s anbetrifft, der die Entladung durch Muskel-
kontraktion erklärte, so lehrt der Versuch, daß die Entladung nicht
von dem lebenden Tier unter allen Umständen abhängig ist. Nun ist
es ja nicht undenkbar, daß auch noch nach dem Tode Muskelkon-
traktionen eintreten; indessen ist hier zu beachten, daß in diesem Falle
die Entladung der Kapsel nicht unmittelbar nach dem Tode eintrat,
sondern vielmehr mit dem Eintrocknen des Tieres kausal verknüpft
zu sein schien. Allem Anscheine nach wird die Entladung hier dadurch
hervorgerufen, daß durch das Eintrocknen die Elemente des Gewebes
sich voneinander lösen, und dadurch die Kapsel frei wird, was die
Sprengung des Kapseldeckels zur Folge hat. Die Kraft, die die
Sprengung des Kapseldeckels bewirkt, ist wahrscheinlich in der
8. Heft
136 Dr. Albert Jacobsohn:
Elastizität der Kapselwand zu suchen, die durch die Flüssigkeit im
Innern aufs Außerste gespannt ist. Diese Ansicht von der Entladung
der Nesselkapsel findet natürlich nicht in dem angegebenen Versuch
ihre vollkommene Begründung; auch wurde ich zu dieser Auffassung
durchaus nicht allein durch den erwähnten Versuch geführt, vielmehr
konnte ich durch verschiedene Tatsachen feststellen, daß die Nessel-
kapsel sich entläd, sobald sie von der sie umgebenden Zelle frei wird.
So konnte ich häufig beobachten, wie eine Hydra, auch wenn sie mit
einem Tropfen Wasser auf den Objektträger gebracht wurde, ebenfalls
bald zu Grunde ging, teils wohl, weil das Wasser zu warm wurde, teils,
weil vielleicht nicht genug Sauerstoff zum Atmen vorhanden war.
Das Tier löste sich dann in seine Bestandteile auf, und man konnte
bemerken, daß eine Nesselkapsel sich entlud, sobald sie sich aus dem
Zellverbande gelöst hatte. Hierbei konnte man auch die Beobachtung
machen, daß die Nesselkapsel einen gewissen Druck auf ihre Um-
gebung auszuüben. scheint; denn häufig schoß die Kapsel kurz bevor
sie sich entlud, aus dem Zellverbande hervor, wie etwa ein Kirschkern,
den man zwischen zwei Finger klemmt, und der plötzlich einen Aus-
weg findet. (Natürlich vermied ich auch bei diesem Versuch, um jeden
Druck auszuschalten, ein Deckglas auf das Objekt zu decken.)
Ein weiterer Hinweis darauf, daß die Nesselkapseln sich entladen,
sobald sie frei werden, wird uns später bei der Besprechung der Nessel-
zellen von Microstomum begegnen.
Wenn wir nun annehmen, daß die Nesselkapsel sich entläd, sobald
sie von der umgebenden Zelle frei wird, so müssen gewisse Vor-
richtungen vorhanden sein, die unter gewöhnlichen Umständen die
Kapsel hindern, sich zu entladen. Diese Vorrichtungen scheinen
in dem Cnidocil und dem umgebenden Plasmaschlauch gegeben zu
sein. Wie Beobachtungen verschiedener Autoren zeigen, und wie ich
ebenfalls bestätigen kann, entladen sich nicht alle Nesselkapseln,
sondern einige können selbst durch Essigsäure, die die übrigen Nessel-
kapseln zur Entladung bringt, nicht gesprengt werden. Es sind dies
diejenigen Kapseln, die noch nicht reif sind, was, wie ich glaube, so
zu erklären ist, daß in die Kapsel noch nicht genug Flüssigkeit ab-
geschieden worden ist, um die nötige Spannung herzustellen (die
Anhänger der Quellungstheorie meinen, daß sich der Kapselinhalt
erst chemisch verändern müsse, um reif zu werden). Wenn ich hier
von Abscheiden der Flüssigkeit in die Kapsel spreche, so meine ich
damit osmotische Vorgänge, da die Kapselwand selbst wchl kaum
sekretorische Fähigkeiten haben kann. I:h nelıme also an, daß der
Druck im Innern der Kapsel immer mehr zunimmt. Die dadurch
elastisch gedehnte Kapselwand drückt auf ihre Umgebung. Nach
physikalischen Gesetzen muß der Druck, oer sich durch aie ganze
Flüssigkeit fortpflanzt, am zugespitzten Entladungspol am größten
sein und hier besonders darauf hinwirken, die Seitenwände auseinander
zu reißen. Dabei würde auch die Öffnung des Plasmaschlauches
zerreißen, wenn nicht der dreiteilige Cnidocilapparat, der sich zws;hen
Kapsel und Plasmaschlauch befindet, ein Hindernis böte. (Siehe die
Die Nesselzellen. 737
schematischen Zeichnungen Fig.17 a. b. c. Taf. II). So wird also der Druck
zunächst auf die drei Stäbchen übertragen. Diese drücken auf aie
Öffnung des Plasmaschlauches und dehnen die ursprünglich runde
Öffnung zu einer größeren dreieckigen aus. Unterstützend hierzu
kommt noch das Wachstum der Stäbchen, die wir uns elastis:h vor-
zustellen haben, kinzu. Dieses Wachstum bewirkt nämlich, da der
längere Stab den beiden seitlichen schräg entgegenwächst, eine Biegung
der seitlichen Stätchen. Der Hauptteil der lebendigen Krait, die teils
durch die elastisch gespannte Kapselwand, teils durch die infolge
Wachstums elastisch gespannten Stäbchen aufgespeichert wira, über-
trägt sich indessen auf den Punkt, wo die drei Stäbchen miteinanc er
verlötet sine, und wird durch diese Verlötung im Gleichgewicht
gehalten. Sobald aber die Verlötung durch irgend einen Um-
stand gelöst wird, bewirkt die lebendige Kraft vermittelst der
Stäbchen ein Zerreißen der Öffnung des Plasmaschlauches. Die
Kapsel wird dadurch frei und kann sich entladen. Wir sehen also,
wie hier die Natur durch den Cnidoeilapparat nicht nur eine Sicherung
hergestellt, sondern zugleich cie Kraft, durch die die Kapsel zur Ent-
ladung gebracht werden soll, auf einen Punkt konzentriert hat,
der noch überdies eine äußerst zweckmäßige Lage erhalten hat. Ein
neues Faktum, das geeignet ist, uns mit ehrfurchtsvollem Staunen
zu erfüllen, daß die Natur mit so einfachen Mitteln so fein wirkende
Gebilde herzustellen vermag!
Einfachere Verhältnisse liegen bei den kleinen Nesselzellen vor,
bei denen der Plasmäschlauch einfach direkt an dem Cnidoecil befestigt
zu sein scheint. Aber auch hier scheint der Plasmaschlauch vermittelst
des Oridocils bei der Entladung zerrissen zu werden. Auf welche
Weise wird nun die Kapselentladung beim Fang der Beute bewirkt?
Nach übereinstimmendem Urteil aller neueren Autoren soll ja das
Cnidocil einen Reiz aufnehmen und dieser die Kapsel zur Entladung
bringen. Diese Behauptung ist aber nicht durch beweiskräftige Tat-
sachen gestützt. Die Versuche, «ie besonders in neuerer Zeit zu der
oben erwähnten Ansicht führten, wurden nämlich im wesentlichn
so ausgeführt, daß man eine chemisch mehr oder minder stark wirkende
Flüssigkeit an eine Hydra heranbrachte und dabei fand, daß durch
gewisse Substanzen eine Entladung bewirkt wird. Daraus schloß man,
das Cnidocil müsse einen chemischen Reiz auinehmen. Dabei gibt
aber z.B. Wagner, der hauptsächlich derartige Versuche angestellt
hat, an, daß die betreffende Flüssigkeit (Essigsäure und Methylen-
blau) direkt in ziemlich konzentrierter Menge mit den Nesselzellen
in Berührung treten müsse. Derartige Versuche bieten natürlich
durchaus keinen Beweis dafür, daß das Cnidocil einen chemischen
Reiz aufnimmt, denn die Entladung konnte hier auch dadurch
bewirkt werden, daß die die Kapsel umgebenden Strukturen zerstört
wurden, oder daß durch osmotische Vorgänge der Druck im Kapsel-
nnern so gesteigert wurde, daß die Kapsel einen Widerstand zu über-
winden vermochte, den sie vorher nicht bezwingen konnte. Wenn
man also Aufschluß über das Wirken der Nesselzellen beim Be ute-
8, Hef
138 Dr. Albert Jacobsohn:
fang haben will, so bleibt nichts übrig, als eine Hydra und ein Beute-
tier zusammenzubringen und dann die weiteren Vorgänge unter dem.
Mikroskop zu beobachten. Diesen Weg schlug ich denn auch ein und
kam dabei zu einem Resultat, das von der oben erwähnten Ansicht
ganz verschieden ist. Zunächst möckte ich aber noch eine Bemerkung
aus der älteren Literatur erwähnen, die mir bei der Beurteilung dieser
Frage einen wertvollen Hinweis bot. F. E. Schulze gibt in seiner Ab-
handlung an, daß er festgestellt habe, daß die Nesselzellen sich nur
lokal entladen. Diese Angabe macht von vornherein ein mechanisches
Wirken des Cnidocils wahrscheinlich, und ich konnte durch meine
Versuche, die ich in der angegebenen Weise anstellte, auch tatsäch-
lich eine rein mechanische Entladung der Nesselzellen feststellen,
die allerdings durch gewisse Bewegungen von dem Tiere geregelt wird.
Es ist also mit der Erklärung, die ich im Folgenden geben werde die
oft geäußerte Ansicht vereinbar, daß es im Belieben des Tieres steht,
seine Nesselzellen zu entladen.
Ich brachte nämlich eine Hydra zusammen mit einer Daphnia
auf einen Objektträger. Sobald die Hydra des Beutetieres habhaft
werden konnte, legte sie den Fangarm mit einer möglichst großen
Fläche an die Beute heran (das Beutetier konnte sich im vorliegenden
Fall wohl bewegen, konnte aber nicht von der Stelle gelangen). Dabei
konnte ich bemerken, daß die Cnidocile in direkte Berührung mit
dem Beutetier traten, ja, sogar an dieses herangedrückt wurden,
ohne daß eine einzige Nesselzelle sich entlud. Dann aber zog die Hydra
mit einem plötzlichen Ruck den Fangarm zurück, sodaß sich die Cnido-
cile an dem Beutetier rieben, und es trat eine Entladung fast aller
beteiligten Nesselzellen em. Je mehr das Beutetier jetzt zappelte,
desto günstiger war es für die Hydra, denn durch seine Bewegungen
brachte das Beutetier auch noch die Nesselzellen der anderen Ten-
takeln zur Entladung, die jetzt schnell an die Beute herangebracht
wurden und sie umschlangen. Jetzt verstehen wir auch, weshalb
das Onidocil mit der Tentakelfläche einen spitzen Winkel bildet. Die
Cnidocile können nämlich infolge dieser Anordnung als Widerhaken
wirken und erhalten so eher die Möglichkeit, einen Angriffspunkt
zu gewinnen und auseinander gerissen zu werden. Die Anordnung
der Nesselzellen ist für diesen Zweck besonders bei Hydra vulgaris
eine äußerst praktische. Die Nesselzellen sind hier in dem sogenannten
Nesselzellwulst derartig gestellt, daß die Cnidocile sämtlich einen
spitzen Winkel mit der Längsachse des Tentakels bilden und zwar so,
daß immer eine Anzahl von Cnidocilen als Widerhaken wirken muß,
nach welcher Seite auch der Tentakel gezogen wird. (Fig. 1. Taf. I).
Endlich möchte ich auch noch auf die Wirkungsweise der Nessel-
zellen etwas näher eingehen. Allem Anscheine nach dienen die Nessel-
zellen nach den vorliegenden Angaben sowohl zum Festhalten als auch
zum Vergiften der Beute. So scheint z.B. die kleine birnförmige
Nesselkapsel von Hydra, die sich nach der Entladung spiralförmig
aufwindet, lediglich den Zweck zu haben, die Extremitäten des Beute-
tieres zu fesseln, um so jede Bewegung zu hindern; die übrigen Nessel-
Die Nesselzellen. 139
zellen dagegen scheinen eine Vergiftung zu bewirken, wobei der
Stilettapparat der großen Kapsel noch den Zweck zu haben scheint,
eine Verwundung des Beutetieres herbeizuführen. In einer Beziehung
bestehen jedoch, was das Verhältnis der Nesselzellen zum Beutefang
anbetrifft, noch Widersprüche, auf die ich hier aufmerksam machen
möchte. Bei der Entladung werden die meisten Nesselkapseln aus
dem Gewebe direkt herausgeschleudert. Wie ist disee Tatsache damit
in Einklang zu bringen, daß die Tentakeln vermittelst der Nessel-
kapseln die Beute festhalten? Es wird ja vielfach geltend gemacht,
daß wahrscheinlich immer noch genug Nesselkapseln im Gewebe
blieben, um die Beute am Entrinnen zu hindern, und daß die Nessel-
schläuche, die mit Haaren besetzt seien, durch Adhäsion an der Beute
hafteten. Wie aber findet das Aufheben dieser Kräfte statt, die doch
ziemlich beträchtlich sein müssen, da es einer großen Daphnia oft-
mals trotz größter Anstrengung nicht gelingt, sich frei zu machen;
wie kommt es, daß die Beute sich von den Tentakeln loslöst, wenn
sie an die Mundöffnung gebracht worden ist und verschlungen werden
soll? Diese Widersprüche werden durch die Vorstellung überwunden,
daß das Sekret, das, wie auch andere Autoren angeben, klebrig zu
sein scheint (es spricht hierfür auch ihr Austreten in Form kleiner
Kügelchen), Tentakel und Beutetier miteinander verklebt. Diese
Verklebung könnte dann später durch gewisse Substanzen, die die
um die Mundötfnung gelagerten Sekretzellen absondern, gelöst werden.
Eine Beobachtung, die vielleicht zugunsten dieser Annahme zu deuten
wäre, möchte ich noch angeben. Einer Daphnia war es gelungen,
sich von dem Tentakel, an dem sie einen Augenblick festhaftete, zu
befreien; sie blieb indessen gleich darauf an dem Fuß der Hydra
hängen, obwohl hier kaum Nesselzellen vorhanden sind.
IV. Die Nesselzellen von Microstomum.
Bis vor einigen Jahren wußte man nicht, wie man sich das Vor-
kommen von Nesselorganen bei den Aeoliden und bei Microstomum
erklären sollte, da man die Nesselkapseln sonst nur in der ganz fest-
begrenzten Tiergruppe der Cnidarien vorgefunden hatte. Im Jahre
1903 aber wurde von Grosvenor festgestellt, daß die Nesselkapseln
der Aeoliden von geiressenen Cnidarien herrühren. Bei Microstomum
dagegen nahm man noch vor kurzem an, daß die Nesselorgane dem
Tiere eigentümlich seien, bis im Jahre 1908 auch betreffs dieses Tieres
die Behauptung aufgestellt wurde, daß seine Nesselkapseln von ge-
fressenen Cnidarien stammen. C. H. Martin, der diese Behauptung
aufstellte, suchte den Beweis für seine Behauptung zu bringen, indem
er Microstomum mit lebend gefärbten Hydren zusammenbrachte.
Er fand dann gefärbte Nesselkapseln im Körper von Microstomum
vor. Ferner beobachtete er, daß sich im Körper von Microstomum
verschiedenartige Nesselkapseln vorfanden, wenn er sie mit ver-
schiedenen Cnidarienarten zusammenbrachte. Er hatte damit also
bewiesen, daß Nesselkapseln von Cnidarien in den Körper von Micro-
8. Heft
140 Dr. Albert Jacobsohn:
stomum gelangen können. Um die Frage aber völlig zu entscheiden,
suchte er nesselkapselfreie Microstomen aus dem Ei zu züchten, was
ihm nicht gelang. Ich versuchte die Frage auf einfachere Weise zu
lösen, indem ich einige nesselkapselhaltige Microstomen isolierte und
sie weiter zu züchten suchte, ohne ihnen COnidariennahrung zukommen
zu lassen. Nach einigen mißlungenen Versuchen gelang es mir, eine
Microstomenzucht herzustellen. Die Tiere vermehrten sich durch
Teilung sehr schnell, und schon nach einigen Wochen konnte ich
nesselkapselfreie Microstomen vorfinden. Diese konnte ich wiederum
mit Nesselkapseln infizieren, indem ich ihnen Hydren zur Nahrung
gab, und so konnte ich nach Belieben nesselkapselfreie und nessel-
kapselhaltige Tiere züchten. Damit ist es wohl unzweifelhaft ent-
schieden, daß die Nesselkapseln von Mierostomum von gefressenen
Hydren stammen.
Besonders interessierte mich nun das Schicksal der gefressenen
Nesselzellen. Wie Martin bereits angibt, findet man die Nesselkapseln
später im Mierostomumkörper in Vakuolen vor. Diese Vakuolen halte
ich für das Überbleibsel der eigentlichen Nesselzelle. Aller-
dings steht hiermit die Angabe Martins im Widerspruch, daß sich
manchmal mehrere Nesselkapseln in einer Vakuole finden. Ich habe
indessen niemals mehrere Nesselkapseln in einer Vakuole gesehen.
Manchmal konnte ich auch Andeutungen von einem Cnidoeil be-
merken, das aber in allen Fällen rudimentär zu bleiben scheint. Be-
deutungsvoll für die Beurteilung der Nesselzellen ist, daß sie auch
hier imstande sind, sich zu entladen; und zwar findet eine Entladung
statt, sobald die Kapseln von dem umgebenden Gewebe frei werden.
Man kann dies sehr schön an einem absterbenden Microstomum
beobachten. Die Nesselkapseln sind die ersten Elemente, die frei
werden und mit einer gewissen Kraft aus dem Körper hervorschießen,
die hier noch größer als bei Hydra zu sein scheint. Dieses Hervor-
schießen wird vermutlich dadurch hervorgerufen, daß sich die Kapsel
hier in einer Flüssigkeit befindet, die durch die umgebende Vakuolen-
wand zusammengehalten wird. Übrigens trifft man auch im Micro-
stomenkörper häufig unreife Nesselkapseln an, die sich durch kein
Mittel zur Entladung bringen lassen. Ich stelle mir also die Über-
tragung der Nesselzellen in den Microstomumkörper folgendermaßen
vor: Nur die unreifen Nesselzellen gelangen durch die Darmwand.
Die Zellen behalten aber die Fähigkeit, den Kapseln Stoffe zuzu-
führen, so daß diese nachreifen können. Zugleich wandern auch hier
die Nesselzellen in das Ektoderm. Allmählich scheint dann die um-
gebende Zelle zu verkümmern; jedenfalls nimmt sie hier nicht die hoch-
differenzierte Gestalt wie bei den Cnidarien an. Es bleibt gewöhnlich
nur eine dünne Wand, die im Innern Flüssigkeit und manchmal auch
noch einen mit Plasmaresten umgebenen Kern enthält. Ich möchte
ausdrücklich feststellen, daß ich diese Auffassung nicht als eine be-
wiesene Tatsache angesehen haben will, sondern lediglich auf einen
Weg hinweisen möchte, von dem spätere Untersuchungen feststellen
mögen, ob er gangbar ist. Wie weit die oben beschriebene Vorstellung
Die Nesselzellen. 141
richtig ist, ändert jedoch nichts an der Tatsache, daß die Nesselkapsel
sich hier, sobald sie frei wird, ohne Beihife eines hochdifferenzierten
Cnidoblasten entläd.
Zusammenfassung.
Die Nesselzellen entstehen an bestimmten Bildungsstätten im
Ektoderm des Körpers zu mehreren aus Mutterzellen. Sie bilden in
ihrem Innern die Nesselkapseln durch sekretorische Vorgänge, deren
Einzelheiten noch nicht gänzlich geklärt sind. Allem Anscheine nach
ordnet sich das Sekret zunächst in Form einer Kapsel an, in der sich
dann das übrige Sekret ansammelt. Im Innern der Kapsel scheint
sich dann aus dem Sekret der Nesselschlauch zu bilden. Über die
Bildung der Differenzierungen des Cnidoblasten ist noch nichts bekannt.
Wie weit der Kern bei der Bildung der Nesselkapseln beteiligt ist
ist zweifelhaft, da sich widersprechende Angaben hierüber vorliegen.
Die Nesselzellen wandern von ihren Bildungsstätten zu den
Verbrauchsstätten. Die Art der Wanderung scheint bei den ver-
schiedenen Arten in verschiedener Weise vor sich zu gehen. Aktive
Wanderung durch Lobopodienbildung ist beobachtet worden, jedoch
scheint die Wanderung auch teilweise passiv zu erfolgen. Die Frage,
in welche Beziehung die Nesselzellen zum Organismus treten und wie
weit sie physiologisch selbständig sind, ist daher vom allgemein zoo-
logischen Standpunkt äußerst interessant und bedarf weiterer Unter-
suchung. Hiermit berührt sich auch die Frage, welche Lage die
Nesselzellen an ihrem Verbrauchsort, im Verhältnis zu den Muskel-
epithelzellen einnehmen. Die bis jetzt herrschende Ansicht, daß bei
Hydra die Nesselzellen in den Ektodermzellen liegen, erscheint nach
meinen Untersuchungen sehr unwahrscheinlich, und die Vorstellung,
daß die Nesselzellen zwischen den Muskelepithelzellen liegen, scheint
mehr Berechtigung zu haben.
Die Nesselkapsel besteht aus einer inneren Kapsel, die sich in den
im Ruhezustande handschuhfingerförmig eingestülpten Schlauch fort-
setzt, und einer äußeren allseitig geschlossenen Kapsel, die die innere
umgibt. Der Cnidoblast besitzt die Form eines Schlauches, der sich
nach unten zu verengt. Daß er besondere Muskelfasern enthält, ist
noch nicht genügend bewiesen, da es sich bei den Geb.lden, die als
Muskelfasern beschrieben werden, auch um Kunstprodukte handeln
kann, und dieselben an frischen Objekten vermißt wurden. Das
Cnidocil besteht nach meiner Beobachtung aus drei Stäbchen, eine
Beobachtung, die mit den Angaben der meisten übrigen Autoren im
Widerspruch steht und daher noch einer Bestätigung von anderer
Seite bedarf. Der Inhalt der Nesselkapsel ist nicht gallertartig, sondern
flüssig.
Die Entladung der Nesselkapseln scheint dadurch bedingt zu sein,
daß die Kapseln frei werden. Gewisse Beobachtungen am lebenden
Tiere sprechen dafür, daß die Nesselkapseln durch Zerstörung des
dreiteiligen Cnidoeils, das eine Sicherung darstellt, ihre Freiheit erhalten.
Wie weit diese Vorstellung auf sicherer Basis beruht, hängt davon ab,
8. Heft
142 Dr. Albert Jacobsohn:
ob es gelingt, bei anderen Cnidarienarten ähnliche Sicherungen auf-
zufinden. Jedenfalls ergab die Beobachtung einer beutefangenden
Hydra, daß das Cnidocil nicht als reizpereipierender Apparat dient.
Es ist daher äußerst unwahrscheinlich, daß die Entladung durch
Muskeln bewirkt wird. Ebenso ergab die Untersuchung, daß eine
Entladung bei völliger Abwesenheit von Wasser erfolgen kann.
Das Festhaften der Beute an den Cnidariententakeln braucht
nicht durchaus dadurch bedingt zu sein, daß die Kapseln selbst Ver-
bindungsglieder zwischen Beute und Tentakeln darstellen; es kann
ebenfalls als Verklebung von Tentakel und Beute vermittelst des
Sekretes der Nesselkapseln angesehen werden. Diese letztere Vor-
stellung steht nicht wie die erstere damit in Widerspruch, daß die
Nesselkapseln bei der Entladung meistens aus dem Gewebe aus-
gestoßen werden; auch ist sie besser damit in Einklang zu bringen,
daß die Beute beim. Verschlingen sich wieder von den Tentakeln los-
lösen muß.
Die Nesselzellen können auch in fremde Organismen übertreten.
Die Nesselzellen der Aeoliden und von Microstomum stammen von
Cnidarien. Die Tatsache, daß auch hier eine Entladung stattfindet,
sobald die Kapsel {rei wird, ohne Mitwirkung irgend welcher besonderer
Nesselzellstrukturer bestätigt die oben gegebene Erklärung des Ent-
ladungsvorganges.
Literaturverzeichnis.
1835. Ehrenberg, Abhandlung Akad. Wiss. Berlin, den 21. Mai.
Wagner, Wiegmanns Archiv. 1835 II. pag. 215.
Corda, Anatome Hydrae Fuscae.
1841. Erd, P. Ueber Organisation der Fangarme der Polypen im
Archiv Anat. Physiol. 1841. (Muellers Archiv.)
Wagner, R. Ueber mutmassliche Nesselorgane d. Medusen.
Archiv Naturg. Jg. 1841. Bd. 1.
1845. Dujardin, F. Me&moires sur le d&veloppement des Meduses et
des Polypes. Ann. des sc. mat. Zool. 3. Ser. T. 1V.
1847. Quatrefages, A. Memoires sur les Edwarsies. Ann. des sc. nat.
Zool. XVII. I. Serie.
1848. Siebold, Th. v. Vergleichende Anatomie.
Frey, H. Bedeckungen der. wirbellosen Tiere.
1851. Hollard. Monographie anat. du genre Actinia. Ann. ges sc.
nat. Zool. XV.
1853. Leuckart, R. Zool. Untersuchungen I. Die Siphonophoren.
1854. Leydig, F. Bemerkungen über den Bau von Hydra. Müllers
Archiv. Jg. 1854. (Arch. Anat. Physiol.)
1858. Gräffe. Beobachtungen über Radiaten und Würmer in Nizza.
Denkschrift d. schweiz. naturforschend. Gesellschaft.
Band XV.
1860.
1866.
1871.
1872.
1878.
1879.
1882.
1884,
1886.
1888.
1890.
1891.
1892.
1893.
1894,
183.
1896.
1900.
1909.
Die Nesselzellen, 143
Claus, €. Physophora hydrostatica. Zeitschr. f. wissenschaft-
liche Zoologie. Bd.X.
Gosse. Actinologia Britannica.
Möbius, €. Ueber den Bau und Mechanismus der Nesselkapseln.
Abt. d. naturwissenschaftlichen Vereins zu Hamburg.
Schulze, F.E. Cordyloph. lacustris.
Allmann, & A Monograph of Gymnoblastic Hydroids.
Kleinenberg. Hydra.
Schulze, F.E. Syncoryne Sarsii.
Eimer. Nesselzellen bei Seeschwämmen. Archiv f. mikro-
skopische Anatomie. Bd. VII.
Hertwig, O.R. Nervensystem u. Sinnesorgane d. Medusen.
Claus. Halistemma tergestinum Arb. a. d. Zool. Inst. Wien.
Ciamician. Ueber den feineren Bau und die Entwicklung von
Tubularia mesembryanthemum. Zschr. f. wiss. Zool.
Bd. XXXIL
Hamann, ©. Der Organismus der Hydroid-Polypen. I. u. I.
Jena. Zschr. f. Naturw. Vol. 15.
Jickeli, €. Ueber den histol. Bau von Eudendrium racemosum
und Hydra. II. Bau d. Hydroidpolypen. Morphol. Jahrb.
Vol. 8.
Bedot. Sur l’organ central etc. des Velelles. Recueil zoo].
suisse. T.I.
Korotneif, A. Zur Histol. d. Siphonophora. Mitteil. a. d. Zool.
Inst Neapel Bd. IX.
Bedot. Recherches sur les cellules urticantes. Recueil zool.
suisse. T.IV.
Schneider, K. €. Histologie von Hydra fusca.
Chun. Stephanophyes superba. Abhandlung d. Senkenberg.
Nat.-Ges.
Schneider. Histolog. Funde bei Coelenteraten. Jen. Zschr.
Bd. 27.
Chun. Monophyiden. Abhandlung d. Senkenb. Naturf. Ges.
Murbach. Beiträge zur Kenntnis der Anatomie und der Ent-
wicklung der Nesselorgane der Hydroiden. Arch. Natur-
gesch. Bd. 60.
Grenacher, H. Ueber die Nesselkapseln von Hydra. Zool.
Anz. Bd. 27.
Iwanzoff, N. Ueber den Bau, die Wirkungsweise und die Ent-
wicklung der Nesselkapseln der Coelenteraten. Bull. Soc.
Nat. Moscou, Vol. X.
Schneider, K. €. Mitteil. über Siphonophoren. Arb. Zool.
Institut Wien, Bd. 12.
Hadzi. Über die Nesselzellwanderung der Hydroidpolypen.
Arb. Zool. Inst. Wien 1909.
Hadzi. Über das Nervensystem von Hydra. Arb. Zool. Inst.
Wien 1909.
8. Heft
144 Albert Jacobsohn. — Embrik Strand.
will. Über d. Vork. kontrakt. Elemente in d. Nesselzellen.
Sitzber. u. Abt. naturf. Ges. Rostock N. F. Bd. 1. 1909.
Will. Die Klebkapseln der Actinien. 1909.
1910. Moroff. Th. Entw. d. Nesselzellen bei Anemonia. Arch. für
Zellforschung 1909/10.
Toppe. Über die Wirkungsw. d. Nesselk. d. Hydra. Zool. Anz.
Jg. 33.
1911. Will. Die sekretorischen Vorgänge bei der Nessel-Kapselb:ldung
der Coelenteraten. Sitz.-Ber.-Abt. nat. Ges. Ges. Rostock.
N.F, Bd. 2.
Uber einige Spinnen aus Travancore
in Indien.
Von
Embrik Strand.
Durch das. Zoologische Museum in München (Geheimrat
R. Hertwig) erhielt ich zur Bearbeitung eine kleine Sammlung
Spinnen aus Travancore in Indien, die von Mr. Padmanabha Pillai
gesammelt waren, und jetzt Eigentum des Museums in Hull sind
(geschenkt von Sir Strickland). Zu der Sammlung gehörten auch
eine Anzahl Notizen bezw. Briefe und Figuren; erstere waren teils
rein descriptiv, teils behandelten sie biologische Beobachtungen,
von denen nach Ansicht des Sammlers bezw. Stricklands besonders
wertvoll sei, daß „a large number of spiders have the faculty of chan-
ging their eyes’ colours at will.“ — Leider war die Erhaltung der
Sammlung größtenteils nicht gut, weshalb eine ganze Anzahl Exem-
plare als unbestimmbar oder wenigstens specifisch unbestimmbar
hier unberücksichtigt gelassen werden müssen, außerdem mußte
ich die Bearbeitung, ehe sie noch zu Ende geführt war, unterbrechen.
Das Nennenswerte aus den Ergebnissen dieser Bearbeitung wäre etwa
folgendes.
Argiope sp.
Eine fragliche Form. — Mit A. taprobanica Th. jedenfalls nahe
verwandt, aber Adbomen ist oben dunkel mit 3 hellen, etwa gleich-
breiten, scharf markierten Querbinden, die sich ähnlich wie bei
undulata 'Th. verhalten. Die eine Epigynengrube zeigt die der tapro-
Über einige Spinnen aus Travancore in Indien, 145
banica zukommende, halbkreisförmige Leiste, wodurch sie teilweise
in zwei Gruben geteilt wird, während in der anderen Grube die Leiste
fehlt! (Auch nach Pocock (in: Fauna Brit. India, Arachn. p. 222)
kann diese Leiste bei taprobanıca vorhanden sein oder fehlen.) Die
basale Breite der Lamina der Epigyne ist wenigstens so groß wie die
Länge derselben. Das Septum der Epigyne erscheint von hinten ge-
sehen an der Basis breit, dann bis zum Ende seines basalen Drittels
plötzlich verschmälert, von dann an bis zur Lamina ganz allmählich
und schwach verschmälert; im Profil gesehen erscheint es als aus
einem hinteren geraden, senkrecht gestellten und einem subhorizontalen,
der Länge nach gewölbten Teil, der mit dem senkrechten Tei] einen
stumpfen, etwas abgerundeten Winkel bildet. Die Dimensionen stimmen
gut mit denjenigen, die in der Originalbeschreibung (in Thorells
„Primo saggio sui Ragni Birmani‘“ p. 164) angegeben sind: Cephalo-
thorax 5,5 mm lang, 5 mm breit. Beine I.—II: Femur 10, Patella
+ Tibia 10, Metatarsus + Tarsus 13 mm, III bezw. 7; 5,5; 7 mm;
IV. bezw. 11; 9; 11 mm. Also I-Il 33, III 19,5, IV.31 mm oder I =
IL, IV, IH.
Die indischen Argiope-Arten bedürfen dringend der Revision
und ich unterlasse es daher, vorläufig, die obige Form auf eine bestimmte
Art zu beziehen.
Tetragnatha foveata Karsch 1891.
d. Das Exemplar weicht von der Originalbeschreibung der Tetra-
gnatha foveata Karsch (in: Berliner entom. Zeitschr. 36 (1891) p. 289)
dadurch ab, daß das mittlere Augenfeld in Flüssigkeit ebenso wie
trocken gesehen vorn und hinten gleich breit oder vorn ein kle'n wenig
breiter erscheint und daß am unteren Falzrande nur 7 (mit dem Zahn
unmittelbar an der Klaueneinlenkung: 8) Zähne versehen sind, indem
die vier kleinen, die vorhanden sein sollen, fehlen. — 99, die ich zu
dieser Art stelle, stimmen mit meiner Beschreibung in meinen „Süd-
und ostasiatischen Spinnen I“ p. 151—152 überein, jedoch wäre der
kräftige apikale Zahn des unteren Falzrandes besser als nach unten
und innen statt nach vorn gerichtet zu beschreiben. Ob die von mir
beschriebene Rückenzeichnung hier vorhanden ist, läßt sich an den
eingetrocknet gewesenen Exemplaren der Coll. Pilla: nicht erkennen.
Die Bewehrung der Mandibeln stimmt also nicht ganz mit der Original-
beschreibung überein.
Oxyopes armatipalpis Strand n. sp.
Ein d. — Die Art ist charakteristisch durch ihr bewehrtes
Patellarglied der Palpen. Dieses zeigt nämlich unten
außen eine ganz niedrige Längserhöhung, die an beiden Enden in
einen Zahn endet, von denen der hintere der kräftigste ist und auf
die Längsaxe des Gliedes senkrecht gerichtet absteht, während der
vordere schräggestellt und spitzer ist. Unten trägt das Tibialglied
Archiv für Naturgeschichte
1912. AB. 10 8. Heft
146 Embrik Strand:
einen kräftigen, seitlich schräg zusammengedrückten, wenig regel-
mäßigen, am Ende stumpfen und leicht ausgerandeten Fortsatz,
der senkrecht absteht und etwa so lang wie die Höhe des Gliedes ist.
In Draufsicht erscheint das Patellarglied breiter als lang, sein hinterer
Fortsatz scheint von oder von kurz hinter der Mitte des Gliedes zu
entspringen, während der vordere als ein spitz konischer Zahn schräg
nach vorn und außen gerichtet erscheint und von dem Tibialglied zu
entspringen scheint. Oben mitten und an der Spitze trägt das Patellar-
glied je einen kräftigen, langen, gekrümmten, fein zugespitzten Stachel,
von denen der apicale bis zum Ende des basalen Drittels des Tarsal-
gliedes reicht. Von außen gesehen erscheint die Dorsalseite des Tibial-
gliedes nur fast unmerklich länger als die des Patellargliedes und fast
gerade, während die Gesamthöhe des Gliedes nebst seinem Fortsatz
etwa 1!/, mal so groß wie die Länge des Gliedes ist. Das Tarsalglied
erscheint doppelt so lang wie die beiden vorhergehenden Glieder
zusammen, seine dünne, drehrunde Spitze nimmt ein Drittel der
Gesamtlänge des Gliedes ein und von der Spitze des Bulbus ragen zwei
dünne, stäbchenförmige, gekrümmte, am Ende sich fast anliegende,
gelblich und bräunlich gefärbte Fortsätze hervor. Die größte Höhe
des Tarsalgliedes übertrifft die des Tibialgliedes nebst Fortsatz.
Cephalothorax und Extremitäten bräunlichgelb; ersterer zeigt
um die Mittelritze undeutliche hellere Strahlenstriche, die Augen sind
schwarz und schmal schwarz umringt, die Clypeusecken sind dunkel
und von den vorderen M.A. erstrecken sich zwei schmale, nach unten
leicht divergierende, die Mandibelspitze nicht erreichende schwarze
Binden oder Striche nach unten. Die ganze Unterseite des Thorax
ist gelb, der Lippenteil zeigt jederseits einen kleinen braunen Fleck
und das Sternuum hat eine feine dunkle Randlinie. Alle Femoren
haben unten zwei schwarze Längslinien und die Patellen und Tibien
zeigen je eine ebensolche an der Rückenseite. Palpen rötlich braun-
gelb mit schwarzem Tarsalglied und teilweise geschwärzten Fortsätzen
der übrigen Glieder. Alle Stacheln der Extremitäten dunkel und aus
je einem schwarzen Punktfleck entspringend. — Abdomen im Grunde
blaß graugelblich, an den Seiten aber so dicht schwarz längsgestrichelt,
daß die Grundfarbe nur sehr wenig zum Vorschein kommt. Der Bauch
mit einer schwarzen, von der Mitte an nach hinten an Breite ab-
nehmenden, zwei schmale helle Längsbinden einschließenden Mittel-
binde, dievon den dunklen Seiten durch eine nur unbedeutend schmälere
helle Binde getrennt wird. Epigaster mit einem schmalen dunklen,
hinten dreieckig erweiterten Mittellängsstreifen, der hinten einen
runden, gelben, scharf markierten Fleck einschließt. Spinnwarzen
an den Seiten dunkel.
Körperlänge 7 mm. Cephalothorax 3 mm lang. Beine: I. Femur
3,8, Patella + Tibia 5, Metatarsus 4, Tarsus 2,3 mm; IV bezw. 3,6;
4; 4; 1,3 mm. Also I 15,1, IV 12,9 mm.
Über einige Spinnen aus Travancore in Indien. 147
Ozxyopes travancoricola Strand n.sp.
1 2. — In Flüssigkeit zeigt Epigyne ein abgerundet viereckiges
Feld, das vorn ein wenig breiter als hinten ist, etwa so lang wie breit
ist und vier ziemlich große, nicht scharf begrenzte und wenig regel-
mäßige, rötlichschwarze Flecke, die annähernd ein Quadrat bilden
und der Quere nach unter sich ein wenig weiter als der Länge nach ent-
fernt zu sein scheinen, einschließt. Trocken gesehen zeigt Epigyne
hinten einen hohen Querwulst oder wenn man will, dicke Querleiste,
die mitten dünner und schärfer, aber kaum niedergedrückt ist und
vorn von einer abgerundeten, vorn nicht ganz offenen, breiter als langen
Grube begrenzt wird und hinten mitten leicht eingedrückt erschemt.
Im Profil erscheint dieser Querwulst hinten konvex, vorn konkav
mit scharfem Rand. Die verdiekten Enden der Querleiste bilden
aber nicht deutlich abgesetzte Höcker und zeigen daselbst vorn keine
foveola (im Gegensatz zu Oxyopes birmanicus Th.).
Cephalothorax 2,5 mm, Abdomen 5 mm lang. Beine I: Femur
3,7, Patella + Tıbia 5, Metatarsus 4, Tarsus 1,5 mm; IV bezw. 3,6;
4; Metatarsus + Tarsus 5,2 mm. Also: 114,2, IV 12,8 mm. Tibia IV
3 mm, also länger als Cephalothorax; letzterer also etwa 5,7 mal
kürzer als I. Beinpaar. -
Cephalothorax braungelb, in den Strahlenfurchen nicht oder
sehr wenig dunkler, längs der Rückenmitte eine parallelseitige,
aus weißlicher Behaarung gebildete Binde, die so breit wie das
Augenfeld ist; letzteres ist schwarz und davon erstrecken sich
die gewöhnlichen schwarzen Binden bis fast zur Spitze der
sonst bräunlichgelben Mandibeln. Von den Clypeusecken erstreckt
sich je ein schwarzer Strich nach oben und hinten bis zur Mitte
der Seiten des Kopfteiles. Beine bräunlichgelb, die Femoren
unten mit zwei schwarzen Längslinien, die Patellen, Tibien und Meta-
tarsen oben mit je einer ebensolchen, die Tibien außerdem z. T. an den
Seiten mit einer mehr oder weniger unterbrochenen schwarzen Binde,
die Tibien IV am Ende mit einem schmalen tiefschwarzen Ring. Meta-
tarsen mit Andeutung eines dunklen Mittel- und Endringes. Die
Palpen oben mit schwarzer Längslinie am Patellar-, Tibial- und Tarsal-
gliede bis fast zur Spitze. Unterseite des Cephalothorax bräunlichgelb.
— Abdomen silbergraulich, fein dunkler retikuliert, eine die ganze
Rückentläche einnehmende Längsbinde von der Grundfarbe wird vorn
durch einen kurzen, jederseits ein- oder zweimal verzweigten grauen
Herzstrich der Länge nach geteilt sowie jederseits durch einen oder
wenn man will, zwei schmale dunkle, hinten tieischwarze Längs-
striche einschließende Binden begrenzt. Von den Spinnwarzen
wird die Rückenfläche durch eine tiefschwarze Querbinde getrennt.
Vorn an den Seiten 2—3 kleine tiefschwarze Längsstriche. Bauch mit
schwarzer, einen grauen Längsstreifen einschließender Mittellängs-
binde.
10* 8. Heft
148 Embrik Strand.
In Flüssigkeit erscheinen die Augen I. Reihe unter sich um reich
lich ihren Durchmesser, von den Augen Il. Reihe um kaum den Radius
entfernt.
Portia semifimbriata (Sim.).
Ein 9, das ich dieser Art zurechnen muß, wenn auch die Be-
schreibung, wie die meisten der Simonschen Artenbeschreibungen,
Zweifel übrig läßt. Epigyne zeigt vorn eine recht tiefe, breiter als
lange Grube, die von Simon gar nicht erwähnt wird, wohl aber soll eine
solche bei P. adonis Sim. vorhanden sein, eine Art, die aber in anderen
Punkten abweicht. Die breite weißliche Randbinde des Cephalothorax
ist nicht rein weiß. Das schwarze Seitenfeld des Kopfteiles nimmt nur
das Augenfeld ein. Das etwas eingetrocknete Abdomen scheint oben
mitten jederseits einen hellen Fleck zu haben und in seiner hinteren
Hälfte zeigt der Rücken eine helle Querbinde. Körperlänge reichlich
5 mm. Cephalothorax etwa 2,5 mmlang. Patella + Tibia des IV. Paares
3 mm lang.
Ganz sicher ist die Bestimmung aus den angeführten Gründen
nicht. Sollte es sich um eine andere Art handeln, möchte ich den Namen
foveata m. vorschlagen.
Außerdem waren in dem bestimmten Teil der Sammlung folgende
Arten vertreten:
Uloborus gemiculatus Ol. Cyrtophora citricola Forsk.
Stegodyphus sarasinorum Karsch Aranea dehaani Dol.
Hersilia pectinata Th. Anepsia maritata O. Cbr.
Ariamnes: flagellum Dol. Gasteracantha geminata F.
Argyrodes flavescens O. Cbr. Gasteracantha brevispina Dol.
Theridium rufipes H. Lue. Chvracanthium sp.
Leucauge celebesiana Walck. Hippasa pantherina Poc.
Tetragnatha gracılis Stol. Peucetia viridana Stol.
geniculata Karsch Myrmarachne plataleoides O. Cbr.
N ephila malabarensis Walck. ir providens Peckh.
Die Molluskenfauna der preussischen
Rheinprovinz.
Von
Caesar R. Boettger.
Vorwort.
Diese Arbeit ist entstanden aus den Ergebnissen von zahlreichen
Sammelexkursionen durch das Rheinland in den Jahren 1904 bis jetzt,
in den früheren Jahren von Frankfurt am Main aus, in den späteren
Jahren von Bonn aus. Dennoch besuchte ich mehr die gebirgigen
Gegenden der Provinz als die Tiefebene. Vor allem in den Jahren
1907 und 1908 wurden einige Fundorte der älteren Autoren nachge-
prüft. Ein Hauptaugenmerk wurde auf die Lebensweise und die
geographische Verbreitung gelegt. Zur Verfügung stand mir eine
kleine Sammlung aus der Bonner Umgegend, die von Herrn Dr.
H. Schenck gesammelt wurde und die im Museum des
Bonner Instituts aufbewahrt wird. Auch stellte mir die
Senckenbergische Naturforschende Gesell-
schaft in Frankfurt a. M. mit grösster Bereitwilligkeit ihr Material
zur Verfügung, das an Schnecken noch nicht besonders reich ist,
an Muscheln aber, dank der regen Tätigkeit meines Freundes, Herrn
Dr. F. Haas, eine große Mannigfaltigkeit aufweist. Ihm spreche
ich auch an dieser Stelle für manche Liebenswürdigkeit, die er mir
zuteil werden ließ, meinen besten Dank aus. Auch bin ich Herrn
Dr. O. le Roi in Bonn zu Dank verpflichtet. Er unterstützte mich in
liebenswürdiger Weise bei der Aufstellung des Literaturverzeichnisses,
wobei ich ihm manche versteckte Angabe verdanke. Auch
stellte er mir die Manuskripte seiner beiden noch nicht veröffent-
liehten Arbeiten (34 und 94) in liebenswürdiger Weise zur Verfügung.
Vor allem aber danke ich herzlichst meinem verehrten Lehrer, Herrn
Geheimen Regierungsrat Prof. Dr. H. Ludwig, für das große
Wohlwollen, das er diesen Studien jederzeit entgegenbrachte.
Bonn, Juli 1911.
Caesar R. Boettger.
Zusatz.
Inzwischen ist der allgemeine Teil der Arbeit sowie das syste-
matische Verzeichnis der Arten mit Anmerkungen über besonders
interessante und neue Formen im Februar 1912 in Frankfurt a. M.
erschienen. Auch die im Vorwort als noch nicht veröffentlicht be-
zeichneten Arbeiten sind an die Öffentlichkeit gelangt. Ferner sind
noch einige in der Zwischenzeit erschienene Arbeiten über das zu
behandelnde Gebiet aufgenommen worden. Die Fundortsverzeichnisse
8. Heft
150 Caesar R. Boettger:
wurden durch folgende Herren vermehrt. Herr Dr. O.leRoiin Bonn
übergab mir in liebenswürdiger Weise noch während der Drucklegung
die unveröffentlichten Notizen über die von ihm in der Rheinprovinz
erbeuteten Weichtiere. Herr cand. rer. nat. Hubert Pabst in
Bonn war so freundlich, mir seine Fundorte rheinischer Nacktschnecken
zur Veröffentlichung zu überlassen. Herr Otto F. Fischer n
Krefeld übersandte mir eine kleine Molluskenausbeute dieser Stadt.
Den Herren spreche ich auch an dieser Stelle meinen besten Dank aus.
September 1912. CaesarR. Boettger.
Einleitung.
Lange habe ich über die Begrenzung des Gebietes nachgedacht.
Zuerst kam mir natürlich der Gedanke, die Fauna des Gebietes zu
revidieren, die einst der eigentliche Begründer unserer Mollusken-
forschung in der Rheinprovinz, ©. Goldfuss, beschrieben hatte,
nämlich die der ganzen preußischen Rheinprovinz und Westfalens.
Doch bald ließ ich den Plan wieder fallen, vor allem, da mir ein großer
Teil Westfalens aus eigener Anschauung nicht bekannt war. Um
das Gebiet einigermaßen so wie die Rheinprovinz kennen zu lernen,
hätte ich noch einer ganzen Reihe von Jahren bedurft. Auch fallen
die politischen Grenzen ja nicht mit den natürlichen zusammen. Die
beiden Provinzen bestehen offensichtlich auch nicht aus einheit-
lichen Ländermassen, denn beide haben z. B. Gebirge und Ebene.
Es lag daher nahe, z.B. die Fauna der Gebirge dieses Gebietes zu
bearbeiten. In der Tat sind die Gebirge dieser Länder recht ein-
heitlich, sie gehören alle zum rheinisch-westfälischen Schiefergebirge.
Also müßte man eine Fauna des ganzen Schieiergebirges schreiben,
denn der Taunus und eine Reihe französischer und belgischer Ge-
biete gehören auch hinzu. Auch diesen Plan habe ich fallen lassen,
da seine Ausführung mir noch nicht reif erschien. Zudem gehen im
Norden der Rheinprovinz manche das Gebirge liebende Tiere ein Stück
in die Ebene hinab, woran der Fluß wohl schuld sein mag. Wir haben
hier manchmal eine direkte Mischfauna. Sonst hat die Ebene im Norden
der Rheinprovinz große Anklänge an diejenige Westfalens, nämlich
die des Münster'andes, ebenso wie die gebirgigen Teile der beiden
Provinzen Anklänge haben. Das natürlichste wäre m. E., eine Fauna
zu beschreiben, die man kurz als die des westlichen Mitteldeutschlands
bezeichnen könnte. Es ist das vor allem das ganze rheinisch-west-
fälische Schiefergebirge, auch französischen und belgischen Teils,
mit der im Norden vorgelagerten Ebene, deutschen und nieder-
ländischen Teils. Dies so erhaltene Gebiet wäre begrenzt im Norden
im allgemeinen durch die Südgrenze der durch Borcherding durch-
forschten Gebiete, im Osten durch die Weser, die Westgrenze der
Goldfuss’schen Bearbeitung Mitteldeutschlands, im Süden wohl
durch die Grenze der Clausila (Pirostoma [Kuzmicia]) bidentata
Ström., die ungefähr durch die Mainebene läuft — während der Vogels-
berg wohl nicht in dies Gebiet gehört — im Westen durch die Abfälle
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 151
des Gebirges in die Ebere, vielleicht auch durch die Maas. Die
Kenntnis dieses ungeheuren Gebietes ist m. E. noch nicht so weit
fortgeschritten, daß man an eine Bearbeitung gehen könnte. Es wird
mindestens noch ein Jahrzehnt vergehen, bis man daran denken
kann. Ich hoffe, daß das Material von meinen weiteren Exkursionen,
das womöglich noch durch Fachgenossen vermehrt wird, mich einst
in die Lage setzt, diese Studie der Öffentlichkeit zu übergeben.
Die Veröffentlichung dieser Arbeit hat jedoch einen anderen
Zweck. Das oben genannte Gebiet zeichnet sich vor allen anderen
Deutschlands dadurch aus, daß es in einem großen Teile des Gebietes
Tiere beherbergt, die durchaus mediterranen oder westeuropäischen
Charakter tragen. Diese verleihen weiten Länderstrecken ein sonder-
bares, uns fremdes Gepräge. Die zu behandelnden Länder liegen
nun an den Ufern unseres Rhein-Flußsystems, das wohl mit der Ein-
wanderung in Beziehung gebracht werden muß. Sie gehören politisch
größtenteils zur Rheinprovinz. Der Einfachheit halber beschreibe
ich daher die Fauna der Rheinprovinz, die einen Teil des oben ge-
nannten großen Gebietes darstellt, die alt eingesessene Fauna des
Gesamtgebietes beherbergt, sich von dieser jedoch stark abhebt durch
die den Flußtälern entlang eingedrungenen mediterranen Elemente.
Das oldenburgische Fürstentum Birkenfeld ist selbstverständlich mit
in das Gebiet einbegrifien; dagegen habe ich den zur Rheinprovinz
gehörigen, jedoch außerhalb des Gebietes liegenden Kreis Wetzlar
ausgelassen. Bei der Beschreibung der Flußfaunen mußte ich natür-
lich die Grenzen der Rheinprovinz manchmal überschreiten, da einige
Arten aus Flüssen außerhalb der Rheinprovinz für das Verstehen
unseres Gebietes und den Zusammenhang unbedingt notwendig waren.
Wie ich eben sagte, sind die mediterranen Elemente unserer
Fauna den Flußtälern gefolgt, wohl größtenteils selbst durch die
Flüsse ausgebreitet worden. Wie lange aber bestehen die Flüsse in
ihrem heutigen Zusammenhang, wie lange konnten ihre Täler also
als Eindringungsstraßen gelten? Die Frage wird manchen absonderlich
klingen, und doch ist sie nach W. Kobelts neueren Forschungen über
die alten Flußläufe sehr berechtigt. Vor allem das Rheinsystem, an
dem Kobelt seine Studien begann, sah vor geologisch noch nicht
langer Zeit vollkommen anders aus. Der „alte Vater Rhein“ ist kein
einheitliches Flußsystem, ist vielmehr in jüngster Zeit aus den ver-
schiedensten Elementen entstanden. Kobelt kam zu diesem Ergebnis
rein theoretisch. Durch Vereinigung zusammengehöriger Gebirge
auf der Karte hat er gezeigt, daß der Rhein einst nicht so aussah
wie heute. Die Kette des Schweizer und Schwäbischen Jura ist noch
versperrt, weshalb die Aare, sowie der Bodenseeabfluß nicht in das
damals noch bestehende Mainzer Becken fließen konnten. Die Aare
wie der damals aus dem Genfer See noch nicht nach Südwesten ab-
fließende Rhöne (der Genfer See hat heute noch einen schiffbaren
Kanal zum Neuchäteler See) flossen nun am Südrand des Juras hin
und ergossen sich nach ihrer Vereinigung im Bodensee mit dessen
Abfluß durch den Heegau in die Donau. Das zweite noch nicht durch-
8. Heft
152 Caesar R. Boettger:
brochene Gebirge ist das rheinisch-westfälische Schiefergebirge.
Hunsrück und Taunus hängen noch zusammen und bilden so die
Nordgrenze des Mainzer Beckens, das sich von Bingen bis nach Schaff-
hausen ausdehnt, zwischen den beiden Punkten also, an denen wir
noch heute sehen, daß der Rhein seine Erosionsarbeit nech nicht
vollendet hat. In das Mainzer Becken, ein Binnenmeer, ergossen
sich die jetzigen Nebenflüsse des Rheins von Schaffhausen bis Bingen,
die Il, der Neckar, der Main und die Nahe, während die Wutach
wie die oben erwähnte Aare zur Donau abiloß. Ferner ergoß sich der
Doubs in das Mainzer Becken, entweder direkt oder indirekt durch
die Il. Nördlich des Hunsrück-Taunusgebirges, dachte Kobelt, flösse
alles Wasser mit Ausnahme der Lahn, die wohl in den Main sich
ergösse, der Mosel zu, die sich nach Norden mit dem Maassystem
vereinigte und dann gemeinsam mit der Maas in die Nordsee mündete.
Durch Einbruch des Juras wurde das ganze vollkommen geändert.
Das ganze Wasser, das von Westen und Süden in den Bodensee
strömte, ergießt sich nicht mehr in die Donau. Die Aare und die
Abflüsse des Boden- und Genfer Sees graben sich eigene Betten in
den Jura, die beiden ersteren, um sich allerdings im Mainzer Becken
wieder zu treffen, während der Rhöne einen ganz anderen, seinen
heutigen Lauf nahm. Der Doubs bricht nach der Saöne und die Wutach
zum Mainzer Becken durch. Auch das rheinische Schiefergebirge wird
durchbrochen, in das sich schon Mosel und Lahn neue Betten gegraben
haben. So entsteht das heutige Rheinsystem und der Fluß, den wir
Rhein nennen. Die noch ins Mainzer Becken mündenden Flüsse
strömen jetzt alle dem Rheine zu, und im Norden nimmt dieser das
ganze Mosel- und Maassystem auf. Der neue Fluß mündete bedeutend
weiter nördlich in die See als heute. Er schüttete die Doggerbank
auf und hatte sogar noch als linken Nebenfluß die Themse.
Diese Betrachtungen waren rein theoretisch, mit Ausnahme der
Geschichte der Wutach, über die genauere Untersuchungen von Fraas
vorlagen. Kobelt suchte seine Mutmaßung zu begründen und zwar
mit Hilfe einer Muschelfamilie, der Unionidae. Früher wurden die
Unioniden im allgemeinen wen’g gewürdigt. Jetzt hat man jedoch
erkannt, daß sie wie keine anderen Wassermollusken geeignet sind,
geographische Fragen zu lösen, da sie fast in jedem Flußsystem nicht
zu verkennende Formen entwickeln. Kobelt und F. Haas begannen
aufs energischste sich mit der großen Frage zu befassen und haben
tatsächlich in kürzester Zeit Ergebnisse gezeitigt, die man kaum
erwartete. Sie begannen mit dem Oberrhein. Ich nehme hier die
Bezeichnung für die Rheinabschnitte an, wie Haas (41) sie pag. 150
gibt. Hochrhein ist das früher zur Donau fliessende Stück des Rheins
bis zum Bodensee. Von hier ab bis Bingen, bis zum Durchbruch durch
das Schiefergebirge, heißt der Fluß Oberrhein, von Bingen abwärts
Niederrhein. Kobelt und Haas beschäftigten sich zuerst mit den
Unioniden des Hochrheins und des Oberrheins, besonders mit den
Gattungen Unio Retz. und Pseudanodonta Bourg., die für die Flüsse
besonders in Betracht kommen. Das Studium der Unioniden nun
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 153
scheint Kobelts Ansicht vollkommen zu bestätigen. Der sehr veränder-
liche Formenkreis des Unio batavus Lam. gibt am klarsten den Beweis.
In allen Gewässern, die einst in die Donau abflossen, haben wir den
Unio consentaneus Ziegl., wie er in der Donau lebt, nicht den echten
Uno batavus Lam. Ein anderer Beweis liegt in der Verbreitung des
Welses (Srlurus glanis L.), der in typischer Form im Bodensee wie im
Murtener und Neuchäteler See, vorkommt. Im Oberrhein und seinen
Nebenflüssen dagegen (Wutach natürlich ausgenommen) findet
man nicht den Unio consentaneus Ziegl., sondern Formen des Unio
batavus Lam. Außerdem lebt im Oberrheingebiet eine Pseudanodonta,
die recht verschieden von der Pseudanodonta rossmaessleri Bourg.
aus dem Donaugebiet ist, nämlich Pseudanodonta elongata Hol.
Wie steht es jedoch mit dem Niederrhein? Die Vermutungen
Kobelts stimmen zwar in großen Zügen, doch haben sich einige höchst
sonderbare Einzelheiten ergeben. Im ganzen System des Niederrheins
lebt zwar immer ein und dieselbe Art von Pseudanodonta. Diese
Art ist sogar identisch mit der Form des Oberrheins; es ist Pseudano-
donta elongata Hol., die Holandre ja einst nach Stücken aus der
Mosel beschrieben hatte. Der Formenkreis des Unio batavus Lam.
macht jedoch sofort stutzig; er ist nicht einheitlich. Man findet einer-
seits den echten Unio batavus Lam., daneben aber noch eine andere
Art. Formen des Unio batavus Lam. leben im Niederrhein und allen
Gewässern westlich desselben. Wir haben hier vor Zustandekommen
des jetzigen Rheins drei Flußsysteme, das Maas-, das Mosel- und das
Nahesystem. Die Nebenflüsse der Maas in der Rheinprovinz be-
herbergen den echten Unio batavus Lam. des Maassystems, den
Lamarck aus der Maas bei Lüttich beschrieben hat. Der eigentliche
Niederrhein und seine linken Nebenflüsse, richtiger gesagt, die alte
Mosel mit ihren Nebenflüssen, beherbergen auch alle Formen des
Unio batavus Lam. Die Formen des Niederrheins und der Mosel sind
derart, daß sie sich von denen des Oberrheins nicht trennen lassen.
Das dritte linksrheinische Flußsystem, die Nahe, die sich früher ins
Mainzer Becken ergoß, beherbergt eine eigne Subspezies des Unio
batavus Lam., Unio batavus navensis nov. subspec. (vergl. im speziellen
Teil). Eine weitere Subspezies des Unio batavus Lam. in der Rhein-
provinz ist die Form der Saar und ihrer rechten Nebenflüsse, Unio
batavus distinguendus nov. subspec. (vergl. im speziellen Teil). Doch
nun zu den rechten Nebenflüssen! Gleich bei dem ersten, der Lahn,
erkennt man etwas ganz sonderbares. In dem oberen Lauf des Flusses
bis etwa Giessen haben wir eine Form des Unio batavus Lam., die
sich gut an die Formen ım Süden, besonders an die der Nidda und
des Mains anschließen. Hier bei Gießen macht die Lahn einen scharfen
Knick, gewöhnlich ein Zeichen, daß ein Fluß ein sekundäres Bett
betritt. Die Oberlahn dürfte also, wie Kobelt annimmt, von Gießen
ab durch die Wetterau in den Main geflossen sein, vielleicht durch
die Nidda, auf die die Verlängerung ihres oberen Laufes direkt hin-
geht. In der unteren Lahn finden wir eine ganz andere Art des Formen-
kreises des Unio batavus Lam. Diese Art findet man in allen
8. Heft
154 Caesar R. Boettger:
rechten Nebenflüssen des Niederrheins (von der Wasserscheide des
Taunus nordwärts) mit ihren Zuflüssen, soweit sie untersucht sind.
Sie läßt sich mit keiner anderen vergleichen als mit Unio crassus Retz.
Hier hat sie ihre westlichste Verbreitung. Nach Osten hin ist sie
die herrschende Art des Formenkreises des Unio batavus Lam. Sie
ist der charakteristische Unio des großen Urtalstromes, der in die
Nordsee mündete, am Südrande des großen Landeises hinfloß und
Wasser sogar von Innerrußland erhielt (vgl. 53). Die norddeutschen
Flüsse sind selbständig gewordene Teile dieses Urtalstroms. Das Vor-
kommen des für diese Flußsysteme charakteristischen Unio ın den
rechten Nebenflüssen des Rheins beweist, daß diese einst nicht zum
Moselsystem gehörten, sondern sich wohl nordwärts wandten, wo
sie auf irgend eine Weise dem großen Urtalstromsystem oder einem
Teil desselben, vielleicht der Ems, zuilossen. Wir haben also in der
Rheinprovinz Gewässer von vier früheren Flußsystemen zu unter-
scheiden, nämlich das Maassystem, das Moselsystem und das Nahe-
system (wohl als weiteres Flußsystem das Saarsystem), alle mit
Formen des Unio batavus Lam., und das System, das auf irgend eine
Weise mit dem Urtalstromsystem zusammenhing und eine Form des
Unio crassus Retz. beherbergt.
Auf welchem Wege sind nun fremde Faunenelemente in die
Rheinprovinz gelangt? Wir haben gesagt, daß dies fast alles medi-
terrane oder westeuropäische Arten sind. Einige östliche Arten, die
noch in Westfalen leben, kommen in der Rheinprovinz nicht mehr
vor. Sollte dies vielleicht darin seinen Grund haben, daß die heut’gen
rechten Nebenflüsse des Rheins nicht hierhin, sondern wahrscheinlich
nach Norden flossen? Auf das Eindringen südlicher Arten macht
zuerst Noll (82) aufmerksam. Es sind dies nicht allein Mollusken,
sondern auch eine große Anzahl anderer Tiere und auch Pflanzen.
Gewöhnlich sind die Eindringungsstraßen der Lebewesen Flußtäler
gewesen. Sie begünstigen die Ausbreitung sehr. In ihnen können
sich zartere Arten ungehindert ausdehnen, ohne Höhenzüge über-
schreiten zu müssen, was vielen von ihnen unmöglich wäre. Zugstraßen
von Vögeln ziehen häufig Flußtäler entlang, und durch sie, wie durch
Wasserinsekten, werden manche kleine Wassertiere und Pflanzen
weiter verbreitet. Man könnte sogar den primitiven Menschen hinzu-
nehmen, der auch meistens Flußtälern folgte und manche Art ver-
breiten konnte. Doch die Hauptsache ist m. E. der Fluß selbst. Wie
oft kommt es vor, daß irgend ein Lebewesen große Strecken durch
den Fluß verfrachtet wird, um dann wieder ans Ufer abgesetzt zu
werden! Findet es nun hier günstige Lebensbedingungen, so kann
es weiter existieren, und das Verbreitungsgebiet ist weiter ausgedehnt
worden. Die mediterrane und westeuropäische Molluskengruppe
kommt nun offensichtlich von Süden und Westen. Welchen Fluß-
tälern sind die Arten gefolgt? Die für die Mollusken und auch andere
Tiere weitaus wichtigste Ausbreitungsstraße ist das Moseltal und seine
Verlängerung im Rheintal. Es ist dies nur zu natürlich, denn der Fluß
ist Ja, wie wir oben gesehen haben, der alte Moselfluß, der Hauptstrom
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 155
unserer Provinz. Weitaus der größte Teil der Lebewesen von Süden
und Westen ist auf dieser Straße in die Rheinprovinz eingedrungen.
Am auffallendsten ist dies bei der recht ansehnlichen Carthusiana
carthusiana Müll., die die Ufer der Mosel und die des Rheins von der
Moselmündung abwärts bis in die Gegend der Siegmündung besiedelt
hat, ohne jedoch am Rhein oberhalb der Moselmündung vorzukommen.
Ähnliche Beispiele kann man noch eine Reihe aus dem speziellen
Teil dieser Arbeit ersehen. Eine andere Straße ist die des Rheins.
Er bringt aus dem Süden einige Formen mit, doch spielt er nicht
im entferntesten für die Rheinprovinz eine Rolle wie die Mosel. Geo-
logisch ist dieses Rheinstück ja auch viel jünger. Den Rhein entlang
hat sich vor allem massenhaft Buliminus (Zebrina) detrius Müll. aus-
gebreitet. Er hat sich jedoch auch entlang der Mosel ausgedehnt.
Eine Art, die uns die Mosel nicht bringt, ist Torquilla secale Drap.
Häufig sind die Species auch auf beiden Straßen in unsere Provinz
eingedrungen. Eine dritte Straße, die jedoch nicht so wichtig ist, ist
das Nahetal. Sie bringt nichts anderes als die beiden anderen auch.
Zeitlich ist die Ausdehnung der verschiedenen Arten auch verschieden.
Ericia elegans Müll. muß sich z.B. sehr früh ausgebreitet haben,
während mir z. B. Sphyradium inornatum Mich. als eine Art erscheint,
die erst im Begriffe ist, in die Rheinprovinz vorzudringen. Bei Ericıa
elegans Müll. handelt es sich wohl um eine Rückwanderung in alte
Gebiete, anders läßt sich ihr Vorkommen in Dänemark und vor allem
im mittelpleistocänen Sand von Mosbach wohl kaum erklären.
Der Übersicht halber habe ich die Rheinprovinz in zwölf Gebiete
eingeteilt. Die für das Eindringen fremder Arten (hauptsächlich
südlicher und westlicher) günstigen Flußtäler habe ich als gesonderte
Gebiete behandelt.
1. Nahetal.
2. Rheintal I (linke Seite des Rheintals von Bingen bis Koblenz).
3. Hunsrück (begrenzt durch das Rheintal von Bingen bis
Koblenz, das Moseltal von der Gegend der Saarmündung
ab bis zur Mündung und durch die dazwischen liegende poli-
tische Grenze).
Saartal.
Moseltal.
Rheintal II (vom Einfluß der Mosel abwärts).
Eifel (mit den Ausläufern der Ardennen und des Hohen Venn,
ein Gebiet, begrenzt durch die Mosel, den Rhein von der
Moselmündung bis Bonn, durch eine Linie Bonn-Düren-Aachen
und die politische Grenze).
8. Westerwald (der zur Rheinprovinz gehörige Teil des Wester-
waldes, begrenzt durch den Rhein, von der Lahnmündung
bis zur Siegmündung, durch die Sieg und die politische Grenze.
Ausgenommen ist das Siebengebirge, das in dem Winkel liegt,
den die untere Sieg mit dem Rhein bildet).
9. Siebengebirge (im spitzen Winkel, den die untere Sieg mit
dem Rhein bildet).
a
8. Heft
156 Caesar R. Boettger:
10. Siegtal.
11. Bergisches Land (begrenzt durch die Sieg, den Rhein von der
Siegmündung bis zur Ruhrmündung, durch den Unterlauf
der Ruhr und die politische Grenze).
12. Tiefebene (der nördliche Teil der Provinz mit der Kölner
Bucht, begrenzt durch den Unterlauf der Ruhr, den Rhein
von der Ruhrmündung bis Bonn, durch die Linie Bonn-Düren-
Aachen und durch die politische Grenze. Immerhin ziehen
einige Hügelketten dyrch das Gebiet).
Literatur-Verzeichnis.
1. Andres, H., Geisenheyner, L. und le Roi, ©. Bericht über die
zwölfte Versammlung des Botanischen und des Zoologischen Vereins.
Sitzungsberichte herausgegeben vom. Naturhistorischen Verein der
preußischen Rheinlande und Westfalen. 1911. Bonn 1912. E. Be-
richte über die Versammlungen des Botanischen und des Zoo-
logischen Vereins für Rheinland-Westfalen, pag. 43—48.
la. Bach, M. Systematisches Verzeichnis der bis jetzt bei Boppard,
Trier und einigen anderen Orten der preußischen Rheinlande auf-
gefundenen Mollusken. (Mit Anmerkungen über die Fauna Bonns
von M. Seubert). Verhandlungen des naturhistorischen Vereines
der preußischen Rheinlande. 1. Jahrgang. Bonn 1844. pag. 13—16.
2. — Helicophanta brevipes Drap. Verhandlungen des natur-
historischen Vereines der preußischen Rheinlande. 1. Jahrgang.
Bonn 1844. pag. 49—90.
3. — Beobachtungen über die verschiedenen Abänderungen
der Helix nemoralis und Helix hortensis L. Verhandlungen des natur-
historischen Vereines der preußischen Rheinlande. 1. Jahrgang. Bonn
1844. pag. 70—80.
4, — Conchyliologische Bemerkungen. Verhandlungen des
naturbistorschen Vereines der preußischen Rheinlande und West-
phalens. 7. Jahrgang. Bonn 1850. pag. 217—221.
5. Barnstedt. Geographisch-historisch-statistische Beschreibung des
Großherzogl. Oldenburgischen Fürstentums Birkenfeld. Birkenfeld 1845.
6. Bertkau, P. Bericht über die Herbstversammlung des natur-
historischen Vereins der preußischen Rheinlande, Westfalens und des
Reg.-Bez. Osnabrück am 6. Oktober 1889 zu Bonn. Verhandlungen
des naturhistorischen Vereins der preußischen Rheinlande, West-
falens und des Reg.-Bez. Osnabrück. 46. Jahrgang. Bonn 1889.
Correspondenzblatt No. 2. pag. 69—82.
6a. Besselich, N. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete der
Trierischen Fauna und Flora. Jahresbericht der Gesellschaft für nütz-
liche Forschungen zu Trier über die Jahre 1863 und 1864. Trier 1867.
pag. 72—74.
6b. — Verhandlungen des naturhistorischen Vereines der preu-
Bischen Rheinlande und Westfalens. 33. Jahrgang. Bonn 1876. Corre-
spondenzblatt No. 1. pag. 82.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 157
7. Boettger, €. R. Über zwei Eindringlinge in Deutschlands Fauna.
Nachrichtsblatt der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft.
43. Jahrgang. Frankfurt am Main. 1911. pag. 28-30.
7a. Boetiger, ©. Clausilienstudien. Cassel. 1877.
8. — Neue und neu bestätigte Fundorte von Clausilien im west-
lichen Deutschland, vornehmlich in Nassau und den beiden Hessen.
Nachrichtsblatt der deutschen Malakozoologischen Gesellschaft.
10. Jahrgang 1878. Frankfurt a.M. pag. 131—137.
9. — Zur Molluskenfauna der Eifel. Nachrichtsblatt der deutschen
Malakozoologischen Gesellschaft. 12. Jahrgang 1880. Frankfurt a.M.
pag. 15—17.
9a. — Liste der bis jetzt bekannten Deviationen und albinen
und flavinen Mutationen des Gehäuses bei der Gattung Clausiha
Drap. Nachrichtsblatt der Deutschen Malakozoologischen Gesell-
schaft. 14. Jahrgang 1882. Frankfurt a.M. pag. 36—43.
10. — Ein Fundort von Daudebardia brevipes Fer. westlich des
Rheins. Nachrichtsblatt der deutschen Malakozoologischen Gesell-
schaft. 18. Jahrgang. 1886. Frankfurt am Main. pag. 145—146.
11. — Die Entwicklung der Pupa-Arten des Mittelrheingebietes
in Zeit und Raum. Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Natur-
kunde. Jahrgang 42. Wiesbaden 1889. pag. 225—327.
lla. — D. Geyer, Unsere Land- und Süßwasser-Mollusken. Zoo-
logischer Beobachter. LI. Jahrgang. Frankfurt a,M. 1910. pag. 154—155.
l1b. Bollinger, G. Zur Gastropodenfauna von Basel und Um-
gebung. Inaugural-Dissertation. Basel 1909.
12. Brauer. Die Süßwasserfauna Deutschlands. Heft 19: Mollusca,
Nemertini, Bryozoa, Turbellaria, Tricladida, Spongillidae, Hydrozoa,
Jena 1909.
13. Brockmeier, H. Einige Mitteilungen über Mollusken. _Ver-
handlungen der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Arzte.
67. Versammlung zu Lübeck. 16.—20. September 1895. 1. Theil.
Leipzig 1895. Sitzungen der naturwissenschaftlichen Abteilungen.
pag. 112—113.
13a. — Über Süßwassermollusken der Gegend von Plön. For-
schungsberichte aus der Biologischen Station zu Plön. Theil 3. Berlin
1895. pag. 188—204.
14. — Beiträge zur Biologie unserer Süßwassermollusken. For-
schungsberichte aus der Biologischen Station zu Plön. Theil 4. Berlin
1896. pag. 248—262. (Abgedruckt im Nachrichtsblatt der Deutschen _
Malakozoologischen Gesellschaft. 28. Jahrgang. Frankfurt am Main.
1896. pag. 57—73.)
15. — Die Lebensweise der Limnaea truncatula. Forschungs-
berichte aus der Biologischen Station zu Plön. Teil 6. Abteilung II.
Stuttgart 1898. pag. 153—164.
16. — Beobachtungen an Land- und Süßwasserschnecken. Comptes
rendus du 6° Congres international de Zoologie. Session de Berne 1904.
Bern 1905. pag. 365°—367.
- 17. — Auffällige Erscheinungen in der Verbreitung von Land- und
8. Heft
158 Caeser R. Boettger:
Süßwassermollusken am Niederrhein. Sitzungsberichte, heraus-
gegeben vom Naturhistorischen Verein der preußischen Rheinlande
und Westfalens. 1907. Bonn 1908. E. Berichte über die Versamm-
lungen des Botanischen und des Zoologischen Vereins für Rheinland-
Westfalen. 1907. pag. 95—97.
17a. Brücker, F., Cremer, E., Lennarz, G., Niessen, I., Reckers, H.
und Rübenkamp, W. Der deutsche Niederrhein vom Erftgebiet bis zur
Landesgrenze. Crefeld 1910.
18. Busch, F. 6. J. Ad anatomiam nonnullorum Heliceorum agrıi
Bonensis symbolae. Dissertatio zoologica. Bonnae 1855.
19. Clessin, $. Die Verbreitung von Helix obvia Z., ericetorum
Müll. und Ammonis Schmidt. Nachrichtsblatt der deutschen
Malakozoologischen Gesellschaft. 5. Jahrgang 1873. Frankfurt a.M.
pag. 24—26 und 33—37.
20. — Deutsche Exkursions - Mollusken - Fauna. Nürnberg.
1876—1877.
21. — Bemerkungen über die Suceineen Deutschlands. Nach-
richtsblatt der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft. 12. Jahr-
gang 1880. Frankfurt am Main. pag. 25—31.
22. — Deutsche Exkursions-Mollusken-Fauna.. 2. Auflage.
Nürnberg 1884—1885.
23. Cornelius, €. Über die Naturverhältnisse von Elberfeld, Barmen
und Umgegend. Verhandlungen des naturhistorischen Vereines der
preußischen Rheinlande und Westfalens. 35. Jahrgang. Bonn, 1878.
Correspondenzblatt No.2. pag. 44—46.
24. Farwick, B. Bericht über die XLIX. Generalversammlung
des Vereins in Düsseldorf am 6.,7. und 8. Juni 1892. Verhandlungen
des naturhistorischen Vereines der preußischen Rheinlande, West-
falens und des Reg.-Bezirks Osnabrück. 49. Jahrgang. Bonn 1892.
Correspondenzblatt No. 1. pag. 60.
25. Ferussae, Bar. de. Tableaux Syst&matiques des Animaux
Mollusques. Paris et Londres. 1821.
26. Fischer, K. Die Flußperlenmuschel (Unio margartifera) im
Regierungsbezirk Trier. Verhandlungen des naturhistorischen Vereines
der preußischen Rheinlande, Westfalens und des Reg.-Bezirks Osna-
brück. 45. Jahrgang. Bonn 1888. pag. 292—294.
27. — Die Flußperlmuschel (Margaritana margaritifera) in den
Bächen des Hochwaldes.. Verhandlungen des Naturhistorischen
Vereins der preußischen Rheinlande und Westfalens. 45. Jahrgang.
1907. Bonn 1908. pag. 135—144.
27a. Franz, ©. Eine in Deutschland einwandernde Wasserschnecke
(Physa acuta Drap.). Blätter für Aquarien- und Terrarien-Kunde.
XVIII. Jahrgang. 1907. Magdeburg. pag. 346—348 und 355—357.
28. Frauenfeld, G. Über die Paludinen aus der Gruppe der Pal.
viridis Poir. Sitzungsberichte der Mathematisch-Naturwissenschaft-
lichen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. 22. Band.
Jahrgang 1856. Wien 1857. pag. 569—578.
28a. Frederieq, L. La faune et la flore glaciaires du plateau de la Ba-
racque Michel (point culminant de l’Ardenne). 2° Edition. Liege 1906.
Die Molluskenfauna der preussischen Rheinprovinz. 159
29. Fuhlrott, €. Paludina viridis Ziegl. Verhandlungen des natur-
historischen Vereines der preußischen Rheinlande und Westfalens.
5. Jahrgang. Bonn 1848. pag. 57—60.
30. — Zweiter Jahresbericht. Vorgetragen beim zweiten Stiftungs-
feste des naturwissenschaftlichen Vereines für Elberfeld und Barmen,
am 8. Aprıl 1848. Jahresberichte des naturwissenschaftlichen Vereins
von Elberfeld und Barmen. Elberfeld 1851. pag. 20—38.
30a. — Dritter Jahresbericht. Vorgetragen am dritten Stiftungs-
feste des naturwissenschaftlichen Vereins von Elberfeld und Barmen,
am 28. Juni 1851. Jahresberichte des naturwissenschaftlichen Vereins
von Elberfeld und Barmen. Elberfeld 1851. pag. 39—59.
31. Geyer, D. Unsere Land- und Süßwasser-Mollusken. Stuttgart
1896.
32. — Unsere Land- und Süßwasser-Mollusken. 2. Auflage.
Stuttgart 1909.
33. — Die deutschen Pupilla-Arten. Nachrichtsblatt der deutschen
Malakozoologischen Gesellschaft. 42. Jahrgang. Frankfurt am Main.
1910. pag. 12—18.
34. Geyer, D. und le Roi, 0. Über die Clausilien der Rheinprovinz.
Sitzungsberichte herausgegeben vom Naturhistorischen Verein der
preußischen Rheinlande und Westialens. 1911. Bonn 1912. E. Be-
richte über die Versammlungen aes Botanischen und des Zoologischen
Vereins für Rheinland-Westfalen. pag. 33—42.
35. Gieseking, E. Über Elberfelder Mollusken und ihre Fundorte.
Sitzungsberichte herausgegeben vom Naturhistorischen Verein der
preußischen Rheinlande und Westfalens. 1908. Bonn 1909. E. Be-
richte über die Versammlungen des Botanischen und des Zoologischen
Vereins für Rheinland-Westfalen. 1908. pag. 37—42.
36. — Zur Molluskenfauna auf Elberfelder Gebiet. Jahresbericht
des Naturwissenschaftlichen Vereins in Elberfeld. 12. Heft. Elber-
feld 1909. pag. 27—36.
36a. Gmelin, €. €. Mineralogische Beobachtungen in einigen
vulkanischen Gegenden am Rhein. Der Naturforscher. 23. Stück.
Halle 1788. pag. 114—125.
37. Goldfuss, ©. Verzeichnis der in der Umgegend von Bonn
beobachteten Land- und Wassermollusken. Verhandlungen des natur-
historischen Vereines der Preußischen Rheinlande und Westphalens.
8. Jahrgang. Bonn 1851. pag. 309—326.
38. — Verzeichnis der bis jetzt in der Rheinprovinz und West-
phalen beobachteten Land- und Wasser-Mollusken, nebst kurzen
Bemerkungen über deren Zungen, Kiefer und Liebespfeile. Verhand-
lungen des naturhistorischen Vereins der preußischen Rheinlande und
Westphalens. 13. Jahrgang. Bonn 1856. pag. 29—86.
39. — Seltene Schnecken. Zeitschrift für Naturwissenschaften.
LIX. Band Halle a. S. 1886. pag. 506.
40. Haas, F. Neue und wenig bekannte Lokalformen unserer
Najadeen. Nachrichtsblatt der Deutschen Malakozo»logischen Ge-
sellschaft. 40. Jahrgang. Frankfurt am Main. 1908. pag. 174—176.
8. Eeft
160 Caesar R. Boettger:
41. — Die Najadenfauna des Oberrheins vom Diluvium bis zur
Jetztzeit. Abhandlungen herausgegeben von der Senckenbergischen
Naturforschenden Gesellschaft. 32. Band. Frankfurt a.M. 1910.
pag. 143—178.
42. Harms, W. Zur Biologie und Entwicklungsgeschichte der
Flußperlmuschel (Margaritana margaritifera Dupuy). Zoologischer
Anzeiger. XXXI. Band. Leipzig 1907. pag. 814—824.
43. Hartmann, 3. D. W. Erd- und Süßwasser-Gasteropoden der
Schweiz. St. Gallen 1844.
43a. Höppner, H. und le Roi, ©. Fünfte Versammlung zu Kre-
feld am 5. und 6. Juni 1909. Bericht über die Sitzungen und Exkur-
sionen des Botanischen und Zoologischen Vereins. Sitzungsberichte
herausgegeben vom Naturhistorischen Verein der preußischen Rhein-
lande und Westfalens. 1909. Bonn 1910. E. Berichte über die Ver-
sammlungen des Botanischen und des Zoologischen Vereins für Rhein-
land-Westialen. pag. 1—8.
43b. — Bericht über die elfte Versammlung des Botanischen
und des Zoologischen Vereins zu M.-Gladbach. Sitzungsberichte
herausgegeben vom Naturhistorischen Verein der preußischen Rhein-
lande und Westfalens. 1911. Bonn 1912. E. Berichte über die Ver-
sammlungen des Botanischen und des Zoologischen\Vereins für Rhein-
land-Westfalen. pag. 1—6.
43c. Knauer, F. Tierwanderungen und ihre Ursachen. Köln. 1909.
44. Kobelt, W. Veränderungen in Conchylienfaunen. Nachrichts-
blatt der deutschen Malakozoologischen Gesellschaft. 3. Jahrgang
1871. Frankfurt am Main. pag. 9—14.
45.— Fauna der Nassauischen Mollusken. Wiesbaden 1871.
46. — Erster Nachtrag zur Fauna der Nassauischen Mollusken.
Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde. Jahrgang 39.
Wiesbaden 1886. pag. 70—103.
47. — Zweiter Nachtrag zur Fauna der Nassauischen Mollusken.
Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde. Jahrgang 47.
Wiesbaden 1894. pag. 83—89.
48. — Die westeuropäischen Vivipara-Arten. Wochenschrift für
Aquarien- und Terrarienkunde. Braunschweig. III. Jahrgang 1906.
pag. 428—431 und pag. 551—553. IV. Jahrgang 1907. pag. 171—172.
49. — Beiträge zur Kenntnis unserer Molluskenfauna. Jahr-
bücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde. 60. Jahrgang.
1907. Wiesbaden 1907. pag. 310—325.
50. — Zur Erforschung der Najadeenfauna des Rheingebietes.
Nachrichtsblatt der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft.
40. Jahrgang. Frankfurt am Main 1908. pag. 49—59.
51. — Zur Kenntnis unserer Unionen. Festschrift zur Feier des
hundertjährigen Bestehens der Wetterauischen Gesellschaft für die
gesamte Naturkunde zu Hanau am Main. Hanau 1908. pag. 4—111.
52. — Die erdgeschichtliche Bedeutung der lebenden Najadeen.
Verhandlungen des Naturhistorischen Vereins der preußischen Rhein-
lande und Westfalens. 65. Jahrgang. 1908. Bonn 1909. pag. 151—162.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 161
52a. — Die Gattung Paludina Lam. (Vivipara Montfort).
Martini und Chemnitz. Systematisches Conchylien - Cabinet.
Neue Folge. Nürnberg 1909.
53. — Die alten Flußläufe Deutschlands. Aufwärts. Bücherei
zur Belehrung und Erholung. Herausgegeben von G. Volk. Nr. 4.
Frankfurt a. M. 1910.
54. Kreglinger, €. Systematisches Verzeichnis der in Deutschland
lebenden Binnen-Mollusken. Wiesbaden 1870.
54a. Lauterborn, R. Demonstrationen aus der Fauna des Oberrheins
und seiner Umgebung. Verhandlungen der Deutschen Zoologischen
Gesellschaft auf der 16. Jahresversammlung zu Marburg, den 5. bis
7. Juni 1906. Leipzig 1906. pag. 265—268.
55. Lehmann, A. Die Schnecken und Muscheln Deutschlands.
Zwickau i. Sa. 1904.
56. Leydig, F. Die Hautdecke und Schale der Gastropoden, nebst
einer Übersicht der einheimischen Limaeinen. Archiv für Natur-
geschichte. 42. Jahrgang. Erster Band. Berlin 1876. pag. 209—292.
57. — Über Verbreitung der Thiere im Rhöngebirge und Mainthal
mit Hinblick auf Eifel und Rheinthal. Verhandlungen des natur-
historischen Vereines der preußischen Rheinlande und Westfalens.
38. Jahrgang. Bonn 1881. pag. 43—183.
57a. — Horae Zoologicae. Jena 1902.
58. Lindhoim, W. A. Zur Molluskenfauna des Moseltales bis Alf.
Nachrichtsblatt der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft.
39. Jahrgang. Frankfurt am Main 1907. pag. 165—167.
58a. — Beiträge zur Kenntnis der Nassauischen Molluskenfauna.
Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde. Jahrgang 63.
Wiesbaden. 1910. pag. 66—113.
59. Lischke, K. E. Amalia marginata Drap. Nachrichtsblatt der
deutschen Malakozoologischen Gesellschaft. 1. Jahrgang 1869. Frank-
furt a.M. pag. 81—82.
60. Marquart. Ergänzung des system. Verzeichnisses der inlän-
dischen Mollusken (pag. 57). Verhandlungen des naturhistor'schen
Vereines der preußischen Rheinlande. 1. Jahrgang. Bonn 1844. pag. 82.
61. Marsson, M. Bericht über die Ergebnisse der vom 14. bis zum
22. Oktober 1905 ausgeführten biologischen Untersuchung des Rheins
auf der Strecke Mainz bis Coblenz. Arbeiten aus dem Kaiserlichen
Gesundheitsamte. 25. Band. Berlin 1907. pag. 140—163.
62. — Bericht über die Ergebnisse der zweiten am 12. Mai und
vom 16.—22. Mai 1906 ausgeführten biologischen Untersuchung des
Rheins auf der Strecke Weisenau-Mainz bis Koblenz-Niederwerth.
Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamte. 28. Band. Berlin
1908. pag. 29—61.
63. — Bericht über die Ergebnisse der dritten, vom 15. bis zum
22. August 1906 ausgeführten biologischen Untersuchung des Rheins
auf der Strecke Mainz bis Koblenz. Arbeiten aus dem kaiserlichen
Gesundheitsamte. 28. Band. Berlin 1908. pag. 92—124.
Archiv für Naturgeschichte
1911. AS, 11 8. Heft
162 Caesar R. Boettger:
64. — Bericht über die Ergebnisse der 4. biologischen Unter-
suchung des Rheins auf der Strecke, Mainz bis unterhalb Koblenz
vom 18. bis zum 25. März 1907. Arbeiten aus dem kaiserlichen Ge-
sundheitsamte. 28. Band. Berlin 1908. pag. 549—571.
65. — Bericht über die Ergebnisse der 5. biologischen Unter-
suchung des Rheins auf der Strecke Mainz bis Koblenz (vom 9. bis
16. Juli 1907). Arbeiten aus dem kaiserlichen Gesundheitsamte.
30. Band. Berlin 1903. pag. 543—574.
66. — Bericht über die Ergebnisse der vom 29. November bis zum
7. Dezember 1907 ausgeführten 6. biologischen Untersuchung des
Rheins auf der Strecke Mainz bis Koblenz. Arbeiten aus dem kaiser-
lichen Gesundheitsamte. 32. Band. Berlin 1900. pag. 59—88.
66a. Martens, E. v. Über die Verbreitung der europäischen
Land- und Süßwassergasteropoden. Jahreshefte des Vereins für
vaterländische Naturkunde in Württemberg. 11. Jahrgang. Stuttgart
1855. pag. 129—272.
67. — Eine Ost- und eine West-Gränze. Nachrichtsblatt der
deutschen Malakezoologischen Gesellschaft. 2. Jahrgang 1870.
Frankfurt a. M. pag. 157—160 und 169—172.
68. — Zur Literatur der Mollusken Deutschlands. Nachrichts-
blatt der deutschen Malakozoologischen Gesellschaft. Frankfurt a.M.
1. Jahrgang 1869. pag. 65— 78, 97—100, 113—118, 129—132, 145—148,
161—165. 2. Jahrgang 1870. pag. 3—5, 17—21, 33—38, 49—54,
65—67, 121—123, 137—147, 153—156. 3. Jahrgang 1871. pag. 81
—85, 97—103, 161—164, 180—185, 193—197.
684. — Über die Verbreitungsgrenzen einiger nur in einem Theil
von Deutschland vorkommenden Landschnecken. Sitzungsberichte
der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin im Jahre 1870.
Berlin 1871. pag. 57—59.
69. — Eigentümliche Färbung von Hel. hortensis. Nachrichts-
blatt der deutschen Malakozoologischen Gesellschaft. 4. Jahrgang
1872. Frankfurt a.M. pag. 44.
694. — Die Priorität zwischen den Namen H. obvia und
H. candicans. Nachrichtsblatt der Deutschen Malakozoologischen
Gesellschaft. 23. Jahrgang 1891. Frankfurt a. M. pag. 128—130.
70. — Lithoglyphus naticoides C. Pfr. vom Rhein bei Walluf.
Sitzungs-Berichte der Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin.
Jahrgang 1893. Berlin 1893. pag. 269—270.
71. — Verbreitungskärtchen von Landschnecken im deutschen
Reiche. Sitzungsberichte der Gesellschaft Naturforschender Freunde
zu Berlin. Jahrgang 1904. Berlin 1904. pag. 123—133.
72. Menke, €. F. Synopsis methodica Molluscorum generum
omnium et speciorum rarum, quae in Museo Menkeano adservantur.
Pyromonto 1830.
73. — Zeitschrift für Malakozoologie. Jahrgang 1844. Hannover
1845. pag. 156—160.
74. — Geographische Übersicht der um die Molluskenfauna
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 163
Deutschlands verdienten Schriften, Kenner und Sammler. Zeıtschuift
für Malakozoologie. 5. Jahrgang 1848. pag. 33>—78.
75. Menzel, H. Über das Vorkommen von C'yclostoma elegans
Müller in Deutschland seit der Diluvialzeit. Jahrbuch der Geologischen
Landesanstalt und Bergakademie zu Berlin für das Jahr 1903. Band
XXIV. Berlin 1907. pag. 331—3%.
76. Namenlos(W.Kobelt). Nachrichtsblatt der deutschen
Malakozoologischen Gesellschaft. 12. Jahrgang 1880. Frankfurt a.M.
pag. 17.
77. Namenlos (W. Kobelt). Lithoglyphus naticoides
im Rhein. Nachrichtsblatt der deutschen Malakozoologischen Ge-
sellschaft. 22. Jahrgang 1890. Frankfurt (Main). pag. 142.
78. Namenlos (O. le Roi). Zur Fauna des Vereinsgebietes.
Sitzungsberichte herausgegeben vom Naturbistorischen Verein der
preußischen Rheinlande und Westfalens. 1907. Bonn 1908. E. Berichte
über die Versammlungen des Botanischen und des Zoologischen
Vereins für Rheinland-Westfalen. 1907. pag. 103—108.
79. Nöggerath, 3. Ausflug nach Böhmen und die Versammlung
der deutschen Arzte und Naturforscher in Prag im Jahre 1837. Bonn
1838.
80. Noll, F. €. Eine wandernde Muschel. Der Zoologische Garten.
V. Jahrgang. Frankfurt a.M. 1864. pag. 29—30.
80a. — Der Zoologische Garten. VII. Jahrgang. Frankfurt
a. M. 1866. pag. 115.
8. — Flußaquarien. Der Zoologische Garten. XI. Jahrgang.
Frankfurt a.M. 1870. pag. 165—173 und 269—275.
82. — Einige dem Rheinthale von Bingen bis Coblenz eigen-
thümliche Pilanzen und Thiere mit Rücksicht auf ihre Verbreitung
und die Art ihrer Einwanderung. Jahresbericht des Frankfurter Vereins
für Geographie und Statistik. Jahrgang XL—XLI. 1875-78.
Frankfurt a.M. 1878. pag. 1—66.
83. — Zwei Beiträge zur Geschichte des Rheintales bei St. Goar.
Bericht über die Senckenbergische naturforschende Gesellschaft
in Frankfurt am Main 1892. Frankfurt a.M. pag. 71—108.
84. Oligschläger, F. W. Naturhistorische Miscellen. Verhandlungen
des naturhistorischen Vereines der preußischen Rheinlande. 3. Jahr-
gang. Bonn 1846. pag. 15—16.
85. Pfeiffer, L. Zeitschrift für Malakozoologie. 6. Jahrgang.
1849. Cassel 1850. pag. 96.
86. Pohlig, H. Über die Formen des Unio im Rhein bei Bonn.
Verhandlungen des naturhistorischen Vereines der preußischen Rhein-
lande, Westfalens und des Reg.-Bezirks Osnabrück. 43. Jahrgang.
Bonn 1886. Sitzungsberichte der niederrheinischen Gesellschaft für
Natur- und Heilkunde in Bonn. pag. 91—92.
87. Rein. Sitzungsberichte der Niederrheinischen Gesellschaft
für Natur- und Heilkunde zu Bonn. 1894. Bonn 1894. A. Allgemeine
Sitzungen und die der naturwissenschaftlichen Sektion. pag. 50—51.
88. Reinhardt, ©. Über einige norddeutsche Planorben. Nach-
11* 8. Heft
164 Caesar R. Boettger:
richtsblatt der deutschen Malakozoologischen Gesellschaft. 2. Jahr-
gang. 1870. Frankfurt a.M. pag. 21—25.
88a. — Die zum Subgenus Orcula Held gehörigen Pupa-Arten
und deren geographische Verbreitung. Sitzungsberichte der Gesell-
schaft Naturforschender Freunde zu Berlin. Jahrgang 1880. Berlin
1880. pag. 12—21.
88b. Roffiaen, M. Annales de la Societe Malacologique de Belgique.
Tome IX. Annee 1874. Bruxelles. pag. CLVIII—CLIX.
89. Roi, 0. le. Die Verbreitung von Amalia marginata Drap.
in Westdeutschland. 34. Jahresbericht des Westfälischen Provinzial-
Vereins für Wissenschaft und Kunst für 1905/1906. Münster 1906.
pag. 40—41.
90. — Zur Fauna: des Vereinsgebietes. Sitzungsberichte heraus-
gegeben vom Naturhistorischen Verein der preußischen Rheinlande
und Westfalens. 1908. Bonn 1909. E. Berichte über die Versammlungen
des Botanischen und des Zoologischen Vereins für Rheinland-West-
falen. 1908. pag. 104—109.
91. — Die zoologische Literatur des rheinischen Schiefergebirges
und der angrenzenden Gebiete 1907—1909. Sitzungsberichte heraus-
gegeben von Naturhistorischen Verein der preußischen Rheinlande
und Westfalens. 1909. Bonn 1910.
92. — Zur Fauna des Vereinsgebietes. Sitzungsberichte heraus-
gegeben vom Naturhistorischen Verein der preußischen Rheinlande
und Westfalens. 1909. Bonn 1910. E. Berichte über die Versammlungen
des Botanischen und des Zoologischen Vereins für Rheinland-West-
falen. 1909. pag. 114—119. .
93. — Zur Molluskenfauna der Rheinprovinz. Nachrichtsblatt
der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft. 43. Jahrgang. Frank-
furt am Main 1911. pag. 1—10.
94. — Zur Mollusken-Fauna des Laacher Sees. Sitzungsberichte
herausgegeben vom Naturhistorischen Verein der preußischen Rhein-
lande und Westfalens. 1910. Bonn 1911. E. Berichte über die Ver-
sammlungen des Botanischen und des Zoologischen Vereins für Rhein-
land-Westfalen. 1910. pag. 47’—53 und 102.
94a. — Zur Fauna des Vereinsgebietes. Sitzungsberichte heraus-
gegeben vom Naturhistorischen Verein der preußischen Rheinlande
und Westfalens. 1910. Bonn 1911. E. Berichte über die Versamm-
lungen des Botanischen und des Zoologischen Vereins für Rheinland-
Westfalen. 1910. pag. 90—94.
94b. — Die zoologische Literatur des Rheinischen Schiefergebirges
und der angrenzenden Gebiete 1910. Sitzungsberichte herausgegeben
vom Naturhistorischen Verein der preußischen Rheinlande und West-
falens. 1910. Bonn 1911.
Y4c. — Über C'hondrula quadridens (Müll.) in der Rheinprovinz.
Nachrichtsblatt der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft.
44. Jahrgang. Frankfurt am Main 1912. pag. 11—13.
94d. — Zur Fauna des Vereinsgebietes. Sitzungsberichte heraus-
gegeben vom Naturhistorischen Verein der preussischen Rheinlande
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 165
und Westfalens. 1911. Bonn 1912. E. Berichte über die Versamm-
lungen des Botanischen und des Zoolog'schen Vereins für Rheinland-
Westfalen. 1911. pag. 173—177.
94e. — Die zoologische Literatur des Rheinischen Schiefergebirges
und der angrenzenden Gebiete 1911. Sitzungsberichte herausgegeben
vom Naturhistorischen Verein der preußischen Rheinlande und West-
falen. 1911. Bonn 1912.
95. Rossmässler, E. A. Iconographie der Land- und Süßwasser-
Mollusken. Dresden und Leipzig 1835—1854. Fortgesetzt von
W. Kobelt. Wiesbaden 1876—1911.
95a. Rubbel, A. Die Entstehung der Perlen bei Margaritana
margaritifera. Zoologischer Anzeiger. XXXVII. Band. Leipzig 1911.
pag. 411—416.
95b. — Über Perlen und Perlbildung bei Margaritana margariti-
fera nebst Beiträgen zur Kenntnis der Schalenstruktur. Marburg 1911.
96. Schmidt, A. Malakozoologische Mittheilungen. Verhandlungen
des naturhistorischen Vereines der preußischen Rheinlande und West-
phalens. 8. Jahrgang. Bonn 1851. pag. 327—335.
96a. — Malakologische Mittheilungen. Zeitschrift für Malako-
zoologie. 10. Jahrgang. 1853. Cassel 1853. pag. 39—48.
96b. — Kritische Bemerkungen über einige Arten von Olausılia
und Helix. Zeitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften. Jahr-
gang 1853. 1. Band. Halle 1853. pag. 1—10.
97. — Verzeichnis der Binnenmollusken Norddeutschlands
mit kritischen Bemerkungen. Zeitschrift für die Gesammten Natur-
wissenschaften. Jahrgang 1856. 8. Band. Berlin 1856. pag. 120—169.
97a. — Über Neritina Jordani Buttler und Allgemeines über die
Untersuchung der Neritinen. Malakozoologische Blätter. 2. Band.
Cassel 1856. pag. 108—112.
98. — Die kritischen Gruppen der Europäischen Clausilien.
Leipzig 1857.
98a. — Der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren in
taxonomischer Hinsicht gewürdigt. Abhandlungen des Naturwissen-
schaftlichen Vereines für Sachsen und Thüringen in Halle. 1. Band.
1856—1859. Berlin 1860. pag. 1—52.
99, Schmitt, P. Die Mollusken der Gegend von Dillingen. Jahres-
bericht der Gesellschaft für nützliche Forschungen zu Trier vom
Jahre 1853. Trier 1854. pag. 39—40.
100. Schnur. Die Mollusken der Umgegend von Trier. Schul-
programm der höheren Bürgerschule 1840—1841. Trier 1841.
1008. — Systematische Zusammenstellung der Land- und Süss-
wasser-Mollusken, welche ich bisher im Regierungsbezirk Trier auf-
gefunden habe. Jahresbericht der Gesellschaft für nützliche For-
schungen zu Trier vom Jahre 1855. Trier 1856. pag. 56.
101. — Systematische Zusammenstellung der im Regierungs-
bezirke Trier bisher von mir aufgefundenen Reptilien, Fische und
Mollusken. Jahresbericht der Gesellschaft für nützliche Forschungen
zu Trier vom Jahre 1857. Trier 1858. pag. 69—72.
8 Heft
166 Caesar R. Boettger:
102. Seubert, M. Verhandlungen des naturhistorischen Vereines
der preußischen Rheinlande. 1. Jahrgang. Bonn 1844. pag. 64.
103. Sturm, J. Deutschlands Fauna in Abbildungen nach der Natur
mit Beschreibungen. VI. Abteilung: Die Würmer. Nürnberg 1803—1829.
104. Thielens, A. Voyage dans l’Eifel. Annales de la Societe Mala-
cologique de Belgique. Tome VII. Bruxelles 1872. pag. CIX—CXVI.
104a. Thienemann, A. und Voigt, W. Vorläufiger Bericht über
die Untersuchung der Eifelmaare im August und September 1910.
Sitzungsberichte herausgegeben vom Naturhistorischen Verein der
preußischen Rheinlande und Westfalens. 1910. Bonn 1911. E. Berichte
über die Versammlungen des Botanischen und des Zoologischen Vereins
für Rheinland-Westfalen. 1910. pag. 81—84.
104b. Voigt, W., le Roi, ©. und Hahne, A. Bericht über die Ver-
sammlung in Burgbrohl und die Exkursionen am 1. und 2. April 1910.
Sitzungsberichte herausgegeben vom Naturhistorischen Verein der
preußischen Rheinlande und Westialens. 1910. Bonn 1911. E. Berichte
über die Versammlungen des Botanischen und des Zoologischen Vereins
für Rheinland-Westfalen. 1910. pag. 29—41.
105. Wagner, A. J. Die Arten des Genus Daudebardia Hartmann
in Europa und Westasien. Denkschriften der Kaiserlichen Akademie
der Wissenschaften. Mathematisch-naturwissenschaftliche Classe.
62. Band. Wien. 1895. pag. 609—626.
106. Westerlund, €. A. Fauna der in der paläarktischen Region
lebenden Binnenconchylien. Lund 1886—189%0.
107. Wiechmann. Nochmals Cronella acicula. Nachrichtsblatt
der deutschen Malakozoologischen Gesellschaft. 1. Jahrgang 1869.
Frankfurt am Main. pag. 156.
108. Zacharias, 0. Bericht über eine zoologische Exkursion an
die Kraterseen der Eifel. Biologisches Centralblatt. 9. Band. 1889
— 1890. Erlangen 1890. pag. 56—64, 76—80 und 107—113.
Geschichte der Literatur.
Die erste Erwähnung von Weichtieren der Rheinprovinz findet
man in einer Arbeit Gmelins (36a). Er berichtet 1788 über eine Reise,
die er 1787 durch die Eifel gemacht hat und bemerkt, daß der Laacher
See eine Menge verwitterter Konchylien ans Land werfe. Die älteste
Beschreibung eines bestimmten Weichtieres der Rheinprovinz finden
wir im Jahre 1821. In seinem Tableaux Systematiques gibt Ferussac
(25) Carthusiana carthusiana Müll. unter dem Namen Helix oliwieri
var. minor von Neuwied an (pag. 43). In der schon seit 1803 (bis
1829) erscheinenden Abteilung der Würmer von Sturms Fauna macht
Hartmann (103) in Heft 6 bis 8 eine Reihe von Schnecken aus der
Gegend von Neuwied namhaft. Im Jahre 1830 berichtet Menke (72)
über einen neuen Unio aus Barmen, Unio rubens, aus einem Mühl-
graben, der in die Wupper führt (pag. 149). Seit 1835 erscheint Ross-
mässlers Iconographie (95), in der sich jedoch nur sehr wenige Angaben
über die Rheinprovinz finden, die fast ausschließlich ın den letzten
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 167
Bänden (hauptsächlich Wassermollusken) enthalten sind. Nöggerath
(79) gibt 1837 Margaritana margaritifera L. aus der Schwalm bei
Montjoie an. Die Mollusken der Umgegend von Trier schildert 1841
Schnur (100). Diese Arbeit habe ich zwar nicht gesehen, doch ergibt
sie sich aus der Arbeit von Bach (la). Hartmann (43) erwähnt 1844
in seinen ,„Erd- und Süßwasser-Gasteropoden der Schweiz seine Funde
bei Neuwied. Bach (la) gibt 1844 ein systematisches Verzeichnis seiner
Molluskenfunde bei Boppard, der Schnurs (100) bei Trier, sow.e einiger
Mollusken, die er von Tischbein erhalten hat. Seubert bezeichnet
mit einem Stern die Arten des Verzeichnisses, die er bei Bonn ge-
funden hat. Im selben Jahre beschreibt Bach (2) Daudebardia bre-
vipes Drap., die er bei Boppard gefunden hat, worauf Seubert (102)
mitteilt, daß er und OÖ. Goldfuss das Tier in der Umgegend von Bonn
gefangen haben. Auch spricht Bach (3) 1844 über Bändervariationen
von Cepaea, die er bei Boppard gefangen hat. Eine Ergänzung zu Bachs
systematischem Verzeichnis (la, pag. 13—16, nicht, wie angeführt
wird, zu pag. 57, dieM. Bachs und C. Wagners Verzeichnis der Tag-
falter, Schwärmer und Spinner der Umgebung von Boppard und Bingen
aufzählt), die er den Sammelergebnissen von O. Goldfuss entnimmt,
gibt Marquardt (60). Im Jahre 1845 zieht Menke (73) seinen
Unio rubens (72) wieder ein und stellt ihn zu Unio crassus Retz.
Barnstedt erwähnt in seiner Beschreibung des Fürstentums Birken-
feld (5) 1845 auf pag. 108 Azeca (Azeca) menkeana C. Pfr. von der
Wildenburg im Hunsrück und auf pag. 111 Margarıtana margaritifera
L. aus dem Hahnenbach. Im folgenden Jahre gibt Oligschläger
(84) neben anderen kurzen Betrachtungen auch eine Notiz des So-
linger Wochenblattes von 1826, Nr. 6, über eine auffallende Schnecke
von Garzenhausen im Bergischen, die er als Helix (Oryptomphalus) aspersa
Müll. erkennt. Menke (74) führt 1848 in seiner „‚Geographischen
Übersicht der um die Molluskenfauna Deutschlands verdienten Schriften,
Kenner und Sammler‘ unter „Rheinprovinz“ neben Nöggeraths
Arbeit (79) als fleißige Sammler F.W.Hoenninghaus und den jungen
O.Goldfussan. Leider sind die Sammelergebnisse des ersteren, der
an Menke Unioniden aus dem Rhein, der Roer und der Niers geschickt
hatte, nicht veröffentlicht worden. Das Vorkommen von Bythinella
dunkeri v. Frauenf. beschreibt Fuhlrott (29) im Jahre 1848. Zwei
Jahre darauf gibt Bach Ergänzungen zu seinen Bändervariationen
von Ü(epaea (3), sowie zu seinem systematischen Molluskenverzeichnis
(la). Ferner zieht er einen Vergleich der Fauna der Rheinprovinz mit
der Nassaus von ©. Thomae (Jahrbücher des Vereins für Naturkunde
in dem Herzogtum Nassau. 1849. pag. 206). In demselben Jahre be-
richtet L. Pfeiffer (85) über Pupilla bigranata Rossm., die Benson
auf dem Laurenzberg bei Aachen gesammelt hat. Fuhlrott (30) spricht
bei Behandlung der Zoologie der Elberfelder Gegend auch über das
Vorkommen von Bythinella dunkeri v.Frauenf. bei Elberfeld (pg. 32).
Derselbe (30a) erwähnt als neuen Fundort für Vitrina (Semilimaz)
diaphana Drap. Mettmann im Bergischen. Im Jahre 1851 veröffent-
licht ©. Goldfuss (37) ein Verzeichnis der Molluskenfauna von Bonn.
8. Heft
168 Caesar R. Boettger:
Zu dieser Arbeit gibt A. Schmidt (96) einige Bemerkungen. Die
Molluskenfauna von Dillingen an der Saar zählt P. Schmitt (99) im
Jahre 1853 auf. Im selben Jahre beschreibt A. Schmidt (96a) in seinen
„Malakologischen Mittheilungen“ bei Besprechung der Radulae auch
eine solche einer Daudebardia (Rufina) brevipes Drap. von Bonn.
Derselbe (96b) macht im gleichen Jahre einige kritische Bemerkungen
über Fruticicola sericea Drap. und Hygromia rubiginosa Ziegl. und be-
merkt dabei, daß er durch OÖ. Goldfuss, der ihm viel Material aus der
Rheinprovinz und Westfalen hat zukommen lassen, nie ein Exemplar
der letzteren Art erhalten hat. Busch (18) bearbeitet 1855 in seiner
Dissertation, dieauf Troschels Anregung entstanden ist, anatomische
Verhältnisse von 17 Arten von Landschnecken (hauptsächlich Heli-
ciden). E.v.Martens (66a) behandelt im selben Jahre die Verbreitung
der europäischen Land- und Süßwassergastropoden; dabei macht
er mehrere Fundortsangaben aus der Rheinprovinz. Im Jahre 1856
veröffentlicht OÖ. Goldfuss (38) ein Verzeichnis der bis dahin in der
Rheinprovinz und Westfalen beobachteten Land- und Süßwasser-
mollusken und berücksichtigt vor allem Zungen, Kiefer und Liebes-
pfeile. Hauptsächlich Fundorte von Goldfuss führt A. Schmidt (97)
in seinem Verzeichnis der Binnenmollusken Norddeutschlands auf.
Derselbe (97a) führt in einer Arbeit über Neritinen bei Aufzählung
der Arten, von denen ihm Zungenpräparate vorliegen, auch Neritina
(Theodoxus) fluviatılıs L. aus Mosel und Rhein an (pag. 110). Schnur
(100a) veröffentlicht ein systematisches Verzeichnis der Mollusken
des Reg. Bez. Trier, ohne leider nähere Fundortsangaben zu machen.
Frauenfeld (28) beschreibt unter anderen Bythinellen, die ihm von
A. Schmidt zugegangene Bythinella als neue Art, Bythinella dunkeri
v. Frauenf. (pag. 575—576). Eine Reihe von rheinischen Clausilien-
Fundorten gibt A. Schmidt (98) in seinen „kritischen Gruppen der
europäischen Clausilien‘ im Jahre 1857. Im folgenden Jahre erscheint
in einer Arbeit Schnurs (101) wieder ein systematisches Verzeichnis
der Mollusken des Reg. Bez. Trier, leider ohne immer bestimmtere
Fundortsangaben zu machen. A. Schmidt (98a) behandelt 1860 den
Geschlechtsapparat der Stylommatophoren. Er hat unter anderen
eine Reihe von Schnecken untersucht, die von Bonn stammten (durch
OÖ. Goldfuss erhalten)... Das höchst merkwürdige Eindringen von
Dreissensia polymorpha Pall. ın Westeuropa behandelt Noll (80) im
Jahre 1864. Derselbe (80a) bemerkt 1866 in einer Fußnote zu einer
Arbeit von L. Glaser (Der Zoologische Garten. Frankfurt a. M. 1866.
pag. 113—115), der die Muschel im Rhein bei Worms gefunden hat,
daß das Tier massenhaft im Rhein bei St. Goar lebe. Im Jahre 1867
behandelt Besselich (6a) einige ihm neue Erscheinungen auf dem
Gebiete der Fauna und Flora Triers.. Von Mollusken erwähnt er bloß
Dreissensia polymorpha P all., die er bereits seit 1861 aus der Mosel
bei Trier kennt. Da Kobelt (Nachrichtsblatt der deutschen Malako-
zoologischen Gesellschaft. 1869. pag.51) bei einer Veröffentlichung
über Milax marginatus Drap. die Fundorte dieser Schnecke von Gold-
fuss (38) nicht bekannt sind, weist K,E. Lischke (59) darauf hin
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 169
und gibt seine eigenen rheinischen Fundorte bekannt. Im selben Jahre
fand Wiechmann (107) Oaecilioides acicula Müll. am Welchberg zu
Waldböckelheim bei Kreuznach. Bei Veröffentlichung der Literatur
über die Mollusken Deutschlands gibt E. v. Martens (68) 1869—1871
in seinen Abteilungen ‚„Rheinpreußen‘ (pag. 130—132) und ‚„Mosel-
und Maasgebiet‘“ (pag. 145—148) ein nicht besonders vollständiges
Verzeichnis der bis dahin veröffentlichten Literatur unserer Provinz.
Im zweiten Jahrgang (1870) des Nachrichtsblatteskommt E.v. Martens
(67) zu dem Ergebnis, daß die Ostgrenze von Ericia elegans Müll.
ziemlich mit der Westgrenze von Dibothrion bidens Chemn. zusammen-
fällt. Dabei berichtet er von einem Exemplar von Dibothrion bidens
Chemn., das er, aus dem Genist des Rheins bei Bonn stammend, bei
Dr. Rolle vor Jahren gesehen hatte. Bei einer kritischen Betrachtung
einiger norddeutschen Planorben erwähnt Reinhardt (88) den Fund-
ort Schmidts (96, pag. 331) des Planorbis (Diplodiscus) vorticulus
Trosch., den LaacherSee. Er hat Stücke der Schmidtschen Sammlung
untersucht. Noll (81) schildert im zweiten Teil seiner „Flußaquarien“
die Fauna in den Rheintümpeln am Fuß der Loreley. Im Jahre 1870
gibt Kreglinger (54) in seinem ‚„Systematischen Verzeichnis der in
Deutschland lebenden Binnenmollusken“ über die Rheinprovinz nur
die alten Literaturangaben (meist Goldfuss 38), ohne jedoch neue
hinzuzufügen. E. v. Martens (68a) behandelt die Verbreitungsgrenzen
einiger nur in einem Teil von Deutschland vorkommenden Land-
schnecken und berührt dabei auch einige Male die Rheinprovinz.
Im folgenden Jahre berichtet Kobelt (44) neben einer Beobachtung
über die Molluskenfauna von Dillenburg durch ©. Koch über eine
solche durch H. C. Weinkauff von Kreuznach. Danach sind die
Molluskenfaunen verändert worden, haben sich meist in den letzten
Jahren vermindert. Besonders interessant ist die Feststellung von
COhondrula (Chondrula) quadridens Müll. bei Kreuznach. Im selben
Jahre veröffentlicht Kobelt (45) in seiner Molluskenfauna Nassaus
auch einige bemerkenswerte Funde von Goldfuss (38), gibt einige
Fundorte von F.C. Nollan und bemerkt, daß der von Bach (la, pag. 14)
angegebene Fundort Tischbeins für Fruticicola unidentata Drap. bei
Bingen sich nur auf das Rheingenist bei Bingen bezieht, was Kobelt
persönlich von Tischbein erfahren hat. Dieser Fundort verliert daher
sehr an Bedeutung, da die Schnecke wohl so aus Süddeutschland
durch den Fluß verfrachtet sein wird. E. v. Martens (69) beschreibt
1872 eine braungelbe Form von Cepaea hortensis Müll., die er, von
Herrstein (Birkenfeld) stammend, durch Tischbein erhalten hat. Im
selben Jahre schildert Thielens (104) seine Sammelergebnisse auf einer
Exkursion durch die Eifel. Er hat hauptsächlich Devonfossilien ge-
sammelt. Am Ende seiner Ausführungen gibt er eine Liste von lebenden
Mollusken, die er auf der Kasselburg bei Pelm gesammelt hat. Clessin
(19) gibt 1873 Angaben über die Verbreitung der Xerophila (Xerophila)-
Arten in Deutschland. Dabei bemerkt er, daß Hartmanns (103) Fund-
ort der Xerophila (Xerophila) obvia Ziegl. bei Neuwied wohl auf einem
Irrtum beruht (vergl. im speziellen Teil unter Xerophila (Xerophila)
8. Heft
170 Caesar R. Boettger:
obvwia Ziegl.). Roffiaen (88b) führt im selben Jahre seine Sammel-
ausbeute an Mollusken von Beaufort, Luxemburg und Trier an. Im
Jahre 1876 beginnt Clessin (20) mit der Verötfentlichung seiner
„Deutschen Exkursions-Mollusken-Fauna“, in der er auch eine Reihe
von Fundorten aus der Rheinprovinz anführt, die meistens die unver-
öffentlichten Sammelergebnisse des Herrn R. Jetschin in Patschkau
(Ober-Schlesien), früher Köln, sind. Leydig (56) gibt im selben Jahre
im zweiten Abschnitt einer größeren Arbeit über die Hautdecke und
und Schale der Gastropoden eine Übersicht der einheimischen Nackt-
schnecken, von denen er eine Reihe rheinischer Fundorte anführt.
Ferner bespricht Besselich (6b) einige Beobachtungen aus der Trierer
Gegend und erwähnt dabei Dreissensia polymorpha Pall. aus der
Mosel bei Trier. ©. Boettger (7a) veröffentlicht 1877 seine Studien
über Clausilien, vor allem über die fossilen Formen. Dabei führt er
aus der Rheinprovinz nur COlausilia (Pirostoma [Kuzmicia]) bidentata
Ström. an (pag. 98), die er vom Ufer des Laacher Sees in leeren Schalen
zusammen mit Pisidien und Deckeln von Bythinia erhalten hat. Er
hält die Schicht für oberpleistocän, doch dürfte es sich um die sub-
fossilen Ablagerungen handeln, die schon Gmelin (36a) beschrieben
hat, was wohl O. Boettger übersehen hat. Derselbe (8) hat 1878 neue
und neubestätigte Fundorte von Olausilien in Westdeutschland zu-
sammengestellt, vornehmlich aus Hessen und Hessen-Nassau (Taunus),
aber auch einige aus der Rheinprovinz. Eine Reihe interessanter
Beobachtungen über die Gegend von Elberfeld-Barmen veröffentlicht
Cornelius (23) im Jahre 1878. Die Mollusken schildert er auf pag.59
—60 nach K.E. Lischke. Im selben Jahre führt N oll (82) eine Reihe
dem Rheintal von Bingen bis Koblenz eigentümliche Pflanzen und
Tiere auf und bespricht ihre Verbreitung und Einwanderungsmöglich-
keiten. Dabei gibt er eine Reihe von Molluskenfundorten. Im Jahre
1880 behandelt Reinhardt (88a) die Gattung Orcula Held und ihre
geographische Verbreitung. Er erwähnt Orcula doliolum Brug. von
Düsseldorf (gemeint ist wohl das Neandertal!). Clessin (21) macht
1881 einige Bemerkungen über die Succineen Deutschlands. Dabei
erwähnt er Succinea elegans Risso von Delbrück bei Mühlheim
a. Rh. Im selben Jahre beschreibt OÖ. Boettger (9) die Mollusken-
ausbeute des Herrn C. J. Jickeli in der Eifel. Auch wird ım
Nachrichtsblatt der deutschen Malakozoologischen Gesellschaft (1880)
berichtet (76), daß Frau Dr. Kobelt in Weinkauffs Garten in
Kreuznach Xerophila (Candidula) intersecta Poir. lebend gefunden
hat. Leydig (57) vergleicht im folgenden Jahre in einer sehr be-
merkenswerten Arbeit die Verbreitung der Tiere im Rhöngebirge
und Maintal mit der der Tiere in der Eifel und im Rheintal. Dabei
kommt er auch auf die Mollusken zu sprechen und gibt eine Reihe
noch nicht publizierter Fundorte. ©. Boettger (9a) zählt 1882 die ihm
bekannten Deviationen und albinen und flavinen Mutationen des
Gehäuses bei der Gattung Clausikia Drap. auf, worunter sich die
albine Form der Olausilia (Alinda) biplicata Mont. von der Löwen-
burg im Siebengebirge befindet. Im Jahre 1884—1885 erscheint
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 171
eine Neuauflage von Clessins „Deutschen Exeursions-Mollusken-
Fauna‘ (22). Pohlig (86) bespricht an Hand eines reichen, von ihm
im Rhein bei Bonn gesammelten Materials die Formen des Genus
Unio Retz. aus dem Rhein. Erkommt zu dem Ergebnis, daß nur zwei
Arten anzuerkennen sind, Unio pietorum L. und Unio batavus Lam.;
Unio tumidus Retz. soll eine Varietät von pietorum sein. Entgegen
Pohligs Behauptung sind jedoch Unio pictorum L. und tumidus Retz.
nie durch Übergänge verbunden, kommen auch, jedoch immer unter-
scheidbar, zusammen vor. Die Einteilung dürfte daher verfehlt sein.
Auch ist niemand seit Pohlig auf diesen Gedanken zurückgekommen.
Auch haben neuere Untersuchungen gelehrt, daß der Formenkreis
des Unio batavus Lam. entschieden formenreicher ist als der des Unio
pietorum L., während Pohlig das Gegenteil behauptet. Im Jahre
1886 gibt Kobelt (46) einen Nachtrag zu seiner Nassauischen Mollusken-
fauna, in der er auch neben einer Reihe nassauischer Fundorte einige
rheinische aufführt. Er veröffentlicht hierin die zwar nicht in unserer
Provinz gefundene, doch für meine Betrachtung über unser Fluß-
system wichtigen Unioniden aus der Nister bei Hachenburg (Wester-
wald). OÖ. Boettger (10) beschreibt 1886 ein von F. Rolle tot ge-
sammeltes Exemplar von Daudebardia brevipes Drap. von der Ruine
Kyrburg bei Kirn (Birkenfeld). Im gleichen Jahre berichtet O. Gold-
fuss (39) unteranderem über Caecilio ides aciculaM üll., welcheSchnecke
beim Ausgraben eines Weinstocks am Rhein erbeutet wurde. Wester-
lund (106) gibt in seiner „Fauna der in der paläarktischen Region
lebenden Binnenconchylien“, 1886—1890 einige Angaben über die
Rheinprovinz, unter anderem führt er Sphyradium inornatum Mich.
aus dem Alluvium der Mosel an. Über das Vorkommen von Margari-
tana im Reg.-Bez. Trier (mittlere Ruwer) berichtet K. Fischer (26)
im Jahre 1888. Im folgenden Jahre kommt Bertkau (6) auf einige
interessante Tiere der Umgegend von Bonn zu sprechen, darunter
auf zwei Schnecken, Helix (Cryptomphalus) aspersa Müll. und Bul-
minus (Zebrina) detritus Müll. (pag. 78—79). Die lebenden und
tertiären Pupiden des Mittelrheingebiets behandelt O. Boettger (11)
in einer sehr bemerkenswerten Arbeit und führt auch einige Fundorte
aus der Rheinprovinz an. Im 9. Bande (1889—1890) des Biologischen
Centralblattes stellt Zacharias (108) die niedere Fauna der Eifelmaare
fest und behandelt auch die Mollusken. Allerdings hat er nur sehr
wenige Arten von letzteren gefunden. Im Nachrichtsblatt 1890 wird
berichtet (77), daß C. Brömme Lithoglyphus naticoides Fer. im Rhein-
gau gesammelt hat. E. v. Martens (69a) erwähnt 1891 bei Behandlung
der Prioritätsfrage zwischen den Namen Xerophila obvia und Xero-
phila candicans Hartmanns Fundort „Neuwied“ der Xerophila obvia
Ziegl. Im Jahre 1892 macht Noll (83) neben der Beschreibung eines
Gräberfeldes Angaben über die Veränderungen in der Höhenlage des
Rheinbettes. Dabei führt er neben einer Diluvialfauna von Mollusken
auch einige lebende Schnecken der Gegend auf. Farwick (24) berichtet
im selben Jahre über das Vorkommen einiger interessanter Tiere in
der Gegend von Viersen. Dabei erwähnt er das Vorkommen von Helix
8. Heft
172 Caesar R. Boettger:
(Oryptomphalus) aspersa Müll. Im folgenden Jahre zeigtE.v. Martens
(70) der Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin rheinische
Exemplare von Lithoglyphus naticoides F&r. vor, dieervonC. Brömme
erhalten hat.. Auch Kobelt (47) führt im folgenden Jahre neben einigem
anderen 0. Brömmes Fund von Lithoglyphus im Rhein bei Walluf
an. Im darauffolgenden Jahre behandelt Rein (87) den Konchylien
führenden Süßwasserkalk des Laacher Sees und gibt für Buhiminus
(Zebrina) detritus Müll. als neuen Fundort den Kunkskopf in der
Eifel an. Brockmeier (13) bespricht im Jahre 1895 unter anderem
das Vorkommen von Lithoglyphus naticoides Fer. im Rhein bei
Düsseldorf. Derselbe (13a) erwähnt im gleichen Jahre in einer Arbeit
über die Süßwassermollusken der Gegend von Plön Limnaea (Limno-
physa) truncatula Müll. von M.-Gladbach (pag. 202). A. J. Wagner
(105) führt 1895 in seinem Werke über die Arten des Genus Daude-
bardıa Hartm. in Europa und Westasien Daudebardia (Rufina) rufa
Drap. von’Bonn an. Im Jahre 1896 veröffentlicht Geyer (31) in seinem
Buch über die deutschen Land- und Süßwassermollusken auch eine
Reihe rheinischer Fundorte, die jedoch fast alle der Literatur ent-
stammen. Brockmeier (14) gibt im gleichen Jahre eine Reihe von
Beobachtungen zur Biologie der Süßwassermollusken, worin er eine
Reihe von Fundorten im Rheinland, hauptsächlich München-Glad-
bach und die Eifel-Maare, gibt. Derselbe (15) veröffentlicht zwei
Jahre darauf interessante Beobachtungen über die Lebensweise von
Limnaea (Limnophysa) truncatula Müll. Leydig (57a) widmet 1902
in seinen „Horae Zoologicae‘“ auch den Mollusken einige Kapitel, worin
sich auch Fundorte der Rheinprovinz finden. Im Jahre 1904 legt
E. v. Martens (71) der Gesellschaft Naturforschender Freunde zu
Berlin eine Reihe von Verbreitungskärtchen vor, wobei er die geo-
graphische Verbreitung der deutschen Mollusken erörtert. Er berührt
auch einige Male die Rheinprovinz, hält sich meist nur an den Fund-
orten aus der Literatur. Lehmann (55) führt im gleichen Jahre in
einer sehr mangelhaften Arbeit über Deutschlands Schnecken und
Muscheln Fundorte speziell für die Rheinprovinz von drei Arten an,
die er wohl früheren Arbeiten entnommen hat; sonst könnte er z.B.
als deutschen Fundort für C'hondrula (Chondrula) quadridens Müll.
nicht besonders Bonn hervorheben, wo die Art sicher nicht lebt und
nur selten im Rheingenist gefunden wurde. Auf dem Berner inter-
nationalen Zoologenkongreß(1904) bringt Brockmeier (16) interessante
Beobachtungen über Land- und Süßwasserschnecken, worunter auch
solche an Tieren von München-Gladbach sind. O. Je Roi (89) gibt
die für Milax marginatus Drap. in Westdeutschland bekannten Fund-
orte an und fügt einige neue hinzu. Fr&dericq (28a) erwähnt 1906 in
einer Arbeit über die Glazial-Fauna und Flora der Baracque Michel
(Hohes Venn) zwei Fundorte der Bythinella dunkeri v. Frauenf. auf
deutschem Gebiet. Lauterborn (54a) führt 1906 bei seinen Demon-
strationen auf der 16. Versammlung der Deutschen Zoologischen
Gesellschaft das Vorkommen von Lithoglyphus naticoides Fer. im
Rheingau bei Walluf an. Über die Biologie und Entwicklungs-
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 173
geschichte von Margaritana margaritifera L. berichtet Harms (42)
im Jahre 1907. Sein Material stammt aus der Ruwer. Im selben
Jahre erscheint eine Arbeit Menzels (75), in der er das Vorkommen
von Ericia elegans M üll. in Deutschland seit der Diluvialzeit behandelt,
eine Verbreitungskarte dazu gibt, aber keine neuen Fundorte aus dem
Rheinlande erwähnt. Lindholm (58) gibt im gleichen Jahre eine Liste
der Mollusken des Moseltals bei (,‚bis‘“ ist wohl ein Druckfehler!) Alf.
In einer Arbeit über das Eindringen von Physa acuta Drap. in
Deutschland zitiert Franz (27a) 1907 bei Erwähnung des Vordringens
von Lithoglyphus naticoides Fer. aus Lauterborns Arbeit (54a) das
Vorkommen der Art im Rheingau bei Walluf (pag. 347). Einen Über-
blick über den heutigen Stand der Kenntnis der westeuropäischen
Vivipara-Arten veröffentlicht Kobelt (48) 1907 und kommt dabei
auch auf die Formen der Rheinprovinz zu sprechen. Derselbe bespricht
im, zweiten Teil seiner „Beiträge zur Kenntnis unserer Mollusken-
fauna““ 1907 das Vorkommen von Vivipara fasciata Müll. in Rhein
und Mosel. Auch erläßt Kobelt (49, 50, 51, 52) an vier Stellen einen
energischen Aufruf zur Erforschung der einheimischen Unioniden und
gibt seine großzügigen Pläne hierüber bekannt. In den Jahren 1907
—1909 veröffentlicht Marsson (61, 62, 63, 64, 65, 66) seine biolo-
gischen Untersuchungen des Rheins auf der Strecke von Mainz bis
Koblenz; dabei erwähnt er auch die Wassermollusken. Eine Beschreibung
der Fundorte und Lebensweise von Margaritana margaritifera L. in den
Bächen des Hochwaldes (Hunsrück) gibt Fischer (27). Brock-
meier (17) behandelt 1908 eine Reihe von auffälligen Erscheinungen
in der Verbreitung von Land- und Süßwassermollusken am Nieder-
rhein, hauptsächlich aus der Gegend von München-Gladbach. Haas
(40) beschreibt 1908 unter anderen Unioniden auch einige des Rhein-
gaues. In den Jahren 1908 bis 1912 erscheinen von O. le Roi (78, 90,
92, 94a, 94d) in den Sitzungsberichten, herausgegeben vom Natur-
historischen Verein der preußischen Rheinlande und Westfalens, je
ein bemerkenswertes Verzeichnis über Fundorte von Tieren des Vereins-
gebietes. Gieseking (35) bespricht 1909 die Elberfelder Mollusken-
Fauna und kommt zu dem Ergebnis, daß sie sich in den letzten Jahren
vermindert hat. Im selben Jahre gibt Gieseking (36) eine Fauna von
Elberfeld, in der er seine Funde denen von Goldfuss (38) gegenüber-
stellt. Auch erscheint 1909 eine zweite, recht brauchbare neue Auilage
(32) von Geyers „Land- und Süßwasser-Mollusken“ (31). Unter der
Vermehrung und Verbesserung der Fundortangaben finden sich auch
einige rheinische. Im Brauers Süßwasserfauna Deutschlands (12)
gibt J. Thiele 1909 kurz das Verbreitungsgebiet der Byithinella dunkeri
v. Frauenf. an und erwähnt Margaritana freytagi Kob. vom Nord-
abhang des Westerwaldes. Kobelt (52a) behandelt 1909 im ‚‚Syste-
matischen Conchylien-Cabinet““ von Martini und Chemnitz neben
anderem auch die Verbreitung der Vivipara fasciata Müll. in Mosel und
Rhein. Bollinger (11b) gibt im selben Jahre in seiner Gastropoden-
fauna von Basel und Umgebung bei der allgemeinen Verbreitung der
Arten einige der Literatur entnommene Fundorte der Rheinprovinz,
8. Hef%
174 Caesar R. Boettger:
Im Jahre 1910 kommt Kobelt (53) bei Abhandlung der alten Fluß-
läufe Deutschlands auch auf das Rheinsystem und seine Unioniden-
fauna zu sprechen. Im selben Jahre erwähnt endlich Knauer (43ec)
in einem Buche über Tierwanderungen auch das Vordringen von
Dreissensia polymorpha Pall., Lithoglyphus naticoides Fer. und
Physa acuta Drap. (pag. 241, 245—246, 261—262). Höppner und
OÖ. le Roi (43a) führen in einem Bericht über eine Exkursion des Zoo-
logischen Vereins für Rheinprovinz-Westfalen in die Gegend von Kre-
feld eine Reihe erbeuteter Süßwasserschnecken auf. Haas (41) be-
spricht 1910 in eingehender, sehr nachahmenswerter Weise die alten
Flußzusammenhänge Westdeutschlands und die Entstehung des
Rheinsystems nach Kobelts Gedankengang, sowie die Unionidenfauna
des Oberrheins. Im selben Jahre unterzieht Geyer (33) die deutschen
Pupilla-Arten einer gründlichen Revision und weist besonders auf die
wenig bekannten Arten hin. Im selben Jahre gibt O. leRoi (91) ein
Verzeichnis der zoologischen Literatur des rheinischen Schiefer-
gebirges und der angrenzenden Länder für die Jahre 1907—1909.
O. Boettger (11a) nennt 1910 bei Besprechung von D. Geyers „Land-
und Süßwasser-Mollusken“ (32) je einen rheinischen Fundort für
Daudebardia (Rufina) brevipes Drap. und C'hondrula (Chondrula) quadri-
dens Müll. Lindholm (58a) erwähnt 1910 in seiner Arbeit über
die nassauischen Mollusken einige Arten aus der Rheinprovinz
(St. Goar). Stellen aus O. le Rois Fundortsverzeichnissen entnimmt
eine Arbeit über den Niederrhein vom Erftgebiet bis zur Landes-
grenze von F. Brücker, E. Cremer, G. Lennarz, I. Niessen,
H. Reckers und W. Rübenkamp (17a), die Land, Volk und
Geschichte des Niederrheins behandelt und auch auf Fauna und
Flora eingeht. C.R. Boettger (7) berichtet 1911 über das Ein-
dringen von Hyalinia (Hyalınıa) draparnaldı Beck und Physa
acuta Drap. in Deutschland. Die Physa wurde auch in Köln
gefunden. Im selben Jahre veröffentlicht ©. le Roi (93) eine
Reihe von Fundorten einiger seltener Mollusken der Rhein-
provinz. In einer Arbeit über die Fauna des Laacher See-Gebietes
zieht OÖ. le Roi (94) 1911 einen Vergleich seiner Funde mit denen
früherer Autoren, besonders Goldfuss (38) und Leydig (57). Dabei
kommt er vor allem auf die interessanten Veränderungen der Süß-
wasserfauna des Sees infolge der künstlichen Verkleinerung des Wasser-
beckens zu sprechen und kommt zu dem Ergebnis, daß sie sich meist
verringert hat. Auch veröffentlicht O.le Roi (94b 94e) 1911 und 1912 je
ein Verzeichnis der Literatur des rheinischen Schiefergebirges und der
angrenzenden Gebiete für die Jahre 1910 und 1911 sowie Nachträge
für die Jahre 1907 bis 1910. In einem Bericht über die Untersuchung
der Eifelmaare (1910) führen Thienemannund Voigt (104a) 1911
auch einige Mollusken an. Voigt, leRoi und Hahne (104b) geben
im selben Jahre in dem Bericht über die Versammlung des Botanischen
und des Zoologischen Vereins für Rheinland - Westfalen in Burg-
brohl einige Molluskenfundorte. Rubbel (95a und 95b) hat zu
seinen beiden 1911 erschienenen Arbeiten über Perlen und Perl-
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 175
bildung bei Margaritana margaritifera L. sein Material teils
aus der Ruwer (Hunsrück) genommen. Im Jahre 1912 behandelt
O.le Roi (94c) das Vorkommen von Ohondrula (Chondrula) quadridens
Müll. in der Rheinprovinz. HöppnerundleRoi (43b)sowieAndres,
Geisenheyner und le Roi (l) führen in den Berichten über die
Versammlungen des Botanischen und des Zoologischen Vereins für
Rheinland-Westfalen einige erbeutete Mollusken auf. Ferner erscheint
im Jahre 1912 eine Arbeit von Geyer und O.leRoi (34), in der
diese die bekannten Fundorte der Clausilien der Rheinprovinz auf-
führen und eine Reihe neuer hinzufügen.
Geographische Gruppen.
Die Elemente einer Fauna sind gewöhnlich nicht gleich lang in
dem Gebiete ansässig, das sie bewohnen. Es lassen sich Gruppen finden,
die zeitlich recht entiernt das Gebiet besiedelt haben. In der Rhein-
provinz sind folgende Gruppen von Arten zu unterscheiden!):
1. Weitverbreitete Arten.
. Westmediterrane Arten.
. Ozeanische Arten.
. Alpine Arten.
. Spezifisch nordische Arten (Glazialrelikte).
. Sarmatische Arten.
Adventive Arten.
NO PBwM
l. Weitverbreitete Arten.
Der Begriff „weitverbreitete Arten‘ ist dahin zu verstehen, daß
diese Gruppe über das ganze zu behandelnde Gebiet mit angrenzenden
Ländern weiter verbreitet ist, sodaß sie für dieses in tiergeographischer
Beziehung nicht besonders auffallend sind. Es gilt dies vor allem für
die Landformen. Die weiter verbreiteten Süßwasserformen, speziell
die Muscheln, haben jedoch in letzter Zeit dank der genauen Durch-
forschung durch W. Kobelt gezeigt, daß sie überall gut unterscheid-
bare Subspecies bilden, die uns befähigen, Schlüsse, besonders über
die Diluvialzeit, zu machen. Immerhin kann man unter den Land-
formen noch zwei Untergruppen unterscheiden, die meisten kleinen
Arten, die recht versteckt leben, und die großen Arten. Die kleinen
sind wohl das allerälteste Element, das sogar der ganzen Eiszeit
an günstigen Stellen getrotzt haben mag. Die großen dürften größten-
teils etwas später zu uns gekommen sein (häulig von Südosten im
Mittel-Pleistocän). Sie halten sich auch noch mit Vorliebe an die Jüngeren
Florenelemente und bevölkern viel die bewachsenen Gräben an den
I) Über die biologischen nnd tiergeographischen Verhältnisse der Mollusken
Deutschlands hat D. Geyer ein Buch geschrieben: D. Geyer. Die Weichtiere
Deutschlands. Eine biologische Darstellung der einheimischen Schnecken und
Muscheln. Naturwissenschaftliche Wegweiser. Serie A. Band 6. Stuttgart.
8. Heft
176 Caesar R. Boettger:
Landstraßen, Brachland, Gärten, Waldränder usw. An die erste Unter-
gruppe schließen sich die meisten Süßwasserformen an, die auch schon
größtenteils recht lange unser Gebiet bewohnen. Es gehören vor
allem zu der ersten Untergruppe!) Agriolimax, Semilimax, Virina
(Phenacolimaz) pellucida Müll. Euconulus, Hyalinia (Hyalinia)
cellaria M üll., Hyalınia (Polita) pura Ald. und hammonis Ström.,
Crystallus, Zonitoides, Patula, Monacha, Fruticicola hispida L. und
sericea Drap., Olausilia (Pirostoma [| Kuzmicia]) bidentata Ström.,
Buliminus (Ena) obscurus Müll., Pupilla muscorum L., Isthmia,
Vertigo (Vertigo), Vertigo (Alaea) antivertigo Drap. und pygmaea
Drap., Punctum, Sphyradium edentulum Drap., Acanthinula,
Vallonia, Cochlicopa, Caecilioides, Succinea, Carychium, Limnaea mit
Ausnahme von Leptolimnaea, Physa fontinalis L., Aplexa, Planorbis
mit Ausnahme von Planorbis (Diplodiscus) vorticulus Trosch.,
Segmentina, Ancylus, Acroloxus, Vivipara, Bythinia (Bythinia) tenta-
culata L., Bythinella, Valvata, Neritina, Sphaerium, Musculium,
Pisidium, Unio, Anodonta, Pseudanodonta. Zur zweiten Unter-
gruppe wären zu rechnen: Daudebardia, Limaz, Hyalinia (Polta)
nitens Mich., Arion, Eulota, Xerophila (Candıdula) striata Müll.,
Euomphala, Hygromia rubiginosa Ziegl., Helicodonta, Arianta,
Chilotrema lapicida L., Isognomostoma, Helix (Helicogena) pomatia L.
(gehört zu den jüngsten Formen dieser Gruppe), Cepaea, Balea, die
übrigen Clausika-Arten mit Ausnahme von Clausilia (Pirostoma
[Pirostoma]) rolphi Leach, Buliminus (Ena) montanus Drap.,
Orcula. ep
2. Westmediterrane Arten.
In Deutschland sind mit Beginn eines milderen Klimas von Osten
sowohl als von Westen Arten des mediterranen Gebietes eingedrungen.
Von den ostmediterranen Arten ist keine in das zu behandelnde Gebiet
gelangt. Anders verhält es sich mit den westmediterranen Arten.
Das Hochgebirge, die Alpen, haben die südlichen Eindr'nglinge an
beiden Seiten zu umgehen versucht. Im Osten ist der Vorstoß nicht
sonderlich geglückt, die Arten haben nicht sehr weit vordringen können
und spielen in der Fauna immer eine sehr untergeordnete Rolle. Anders
ist es mit dem Umgehungsversuch im Westen. Unter dem mildernden
Einfluß des Ozeans haben sich die Arten stark nach Norden vorgeschoben
und sich beträchtliche Gebiete erobert. Vor allem haben sie sich
das Rheinsystem entlang ausgebreitet. Es ist daher das westmediterrane
Element auch dasjenige, das vor allem für die Rheinprovinz cha-
rakteristisch ist und das diese vor anderen Gegenden voraushat. Es
gehören hierher Milax, Xerophila (Candidula) candidula Stud.,
Carthusiana carthusiana M üll., Buliminus (Zebrina) detritus Müll.,
Chondrula, Torquilla secale Drap., Pupilla bigranata Rossm. und
supa Jan, Bricia.
!) Es sind natürlich nur die Mollusken der Rheinprovinz berücksichtigt.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 177
3. Ozeanische Arten.
Die Arten dieser Gruppe, die der Küste folgen und sich nicht sehr
von ihr entfernen, fehlen natürlich in der Provinz. Dagegen treten
eine Reihe von Arten in den Rheinlanden auf, die in Westeuropa
weiter verbreitet sind und deutlich erkennen lassen, daß sie unter dem
Einfluß des Ozeans stehen. Diese Arten erreichen häufig in der Rhein-
provinz ihre Östgrenze. Zu dieser Gruppe rechnet man Vitrina (Phenaco-
limax) major Fer., Xerophila (Xerophila) ericetorum Müll., Fruticı-
cola rufescens Penn., Lauria, Sphyradium inornatum Mich., Azeca.
4. Alpine Arten.
Alpine Arten kommen in unserer Provinz lebend nicht vor. Manch-
mal jedoch werden im Genist Schalen von Pyramidula rupestris Drap.
und Fruticicola unidentata Drap. durch den Rhein weit nach Norden
mitgenommen.
5. Spezifisch nordische Arten
(Glazialrelikte).
Die nordischen Arten sind im Rheinland weit weniger vertreten
als im Osten Deutschlands, wo Verfasser vor allem in den schlesischen
Gebirgen eine reiche Reliktenfauna studieren konnte. Die Arten dieser
Fauna haben gewöhnlich im Norden noch einen größeren Verbreitungs-
bezirk und sind in Deutschland nur als Relikte der Eiszeit aufzufassen.
Es gehören zu dieser Gruppe HAyalinıa (Polita) petronella Charp.,
Vertigo (Alaea) alpestris Ald., substriata Jeffr. und moulinsiana
Dup., Leptolimnaea, Amphipeplea, Planorbis (Diplodiscus) vorticulus
Trosch., Bythinia (Bythinia) leachi Shep p., Margaritana.
6. Sarmatische Arten.
Von sarmatischen Arten hat sich in historischer Zeit Dreissensia
über ganz Mitteleuropa ausgebreitet. Lithoglyphus, der noch bis vor
50 Jahren seine Westgrenze bei Berlin hatte, ist jetzt im mittleren
und unteren Rhein häufig. Von Landschnecken dieser Gruppe hat
v. Martens (67, pag. 171) ein Exemplar von Dibothrion bidens
Chemn. gesehen, das im Rheingenist bei Bonn gefunden war.
7. Adventive Arten.
Diese Gruppe von Arten ist bisher von Tiergeographen ziemlich
vernachlässigt worden. Dennoch bietet sie viel Interessantes. Speiser!)
hat 1907 für sie den Namen ‚Adventiv-Fauna“ vorgeschlagen, nach
dem Beispiel der Botaniker, die die hierher gehörigen Pflanzen schon
seit langer Zeit als ‚‚Adventiv- Flora“ bezeichnen. Neuer-
!) Speiser. Adventiv-Fauna. Schriften der Physikalisch- ökonomischen
Gesellschaft zu Königsberg in Pr. 48. Jahrgang. 1907. Königsberg in Pr. 1908.
pag. 378—385.
Archiv für Naturgeschichte
1912. AS. 12 8. Heit
178 Caesar R. Boettger:
dings hat H. Loens!) in einer sehr bemerkenswerten Arbeit über den
Gegenstand den Namen ‚„Quintärfauna‘“ vorgeschlagen, für dessen
Annahme ich jedoch nicht bin. Er läßt nämlich ein durchaus falsches
Bild zu und setzt scheinbar die Adventiv-Fauna in Parallele zur Tertiär-
und Quartärfauna, was jedoch durchaus nicht beabsichtigt ist. Zur
Adventiv-Fauna sind in der Rheinprovinz vier (fünf) Molluskenarten
zu rechnen, zu denen sich in anderen Teilen unseres Vaterlandes noch
fremde, durch Sämereien verbreitete Xerophilen reihen, die aber in
unserer Provinz noch nicht beobachtet wurden. In letzter Zeit viel
von sich reden macht Physa acuta Drap., die an verschiedenen Stellen
der Provinz aufgetaucht ist, im Rheinland allerdings noch nicht außer-
halb von botanischen Gärten, künstlich angelegten Teichen usw.
angetroffen wurde. Hierhin gehört ferner Hyalınia (Hyalınia)
draparnaldı Beck, die durch Gärtner weit verbreitet wurde und an
manchen Stellen Hyalinia (Hyalinia) cellaria Müll. zu verdrängen
scheint (7, pag. 30). Die dritte Art, Helix (Cryptomphalus)
aspersa Müll., die vor allem von französischen Geistlichen über die
ganze Welt verbreitet wurde, ist auch im Rheinland an manchen
Stellen angesiedelt. Xerophila (Candidula) intersecta Poir. ist in
einen Garten in Kreuznach eingeschleppt worden (76, pag. 17).
Ferner ist es möglich, daß die südöstliche Xerophila (Xerophila)
obvia Ziegl. einst in Neuwied eingeschleppt worden ist (vergl. im
speziellen Teil unter Xerophila (Xerophila) obvia Ziegl.). Jetzt findet
die Art sich dort nicht mehr.
Aus alledem geht hervor, daß die zu behandelnde Provinz neben
einer weitverbreiteten Fauna auch solche Elemente besitzt, die hin-
reichend für sie charakteristisch sind. Es ist des besonders das Über-
handnehmen westmediterraner Elemente, die — begünstigt durch das
ozeanische Klima — der ganzen Provinz einen südlichen und west-
lichen Habitus aufdrücken. Östmediterrane Arten fehlen vollkommen,
und die alpinen Arten sind nur manchmal als leere Schalen im Genist
vertreten. Auch die Reliktenfauna ist gegen den Osten als ärmlich
zu bezeichnen. In historischer Zeit haben zwei sarmatische Arten,
auf ihrem Vorstoß nach Westen, die Rheinprovinz besetzt. Ferner
sind vier (fünf) Arten zur Adventiv-Fauna zu zählen.
Lebensgenossenschaften.
Die Abhängigkeit der Landmollusken vom Grade der Feuchtigkeit
und der Wärme bedingen ein Festhalten bestimmter Standorte. Sie
ändern daher sehr schwer ihre Ausbreitung, sie gehören zu den kon-
servativsten Elementen der Fauna, sind fast den Pflanzen vergleichbar.
Dies hat man erst in der letzten Zeit gewürdigt und die Landschnecken
!) Das Quintär und seine Fauna. Kosmos, Handweiser für Naturfreunde.
Stuttgart 1910. pag. 447—449.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 179
in hervorragender Weise zur Beantwortung tiergeographischer Fragen
herangezogen. Doch der Grad der Abhängigkeit von Feuchtigkeit
und Wärme ist bei ihnen verschieden. Deshalb findet man an bestimmten
Standorten ganz bestimmte Arten zusammen, eine Lebensgenossen-
schaft, die immer wieder auftritt. Den Landschnecken leistet die Schale
im Kampf mit den ungünstigen Verhältnissen der Umgebung große
Dienste. Allerdings bedingt sie eine beträchtliche Langsamkeit des
Tieres. Daher haben sie auch viele, teilweise oder ganz, einer größeren
Schnelligkeit geopfert. An der Schale schon läßt sich im allgemeinen
leicht erkennen, an welchem Standort eine Schnecke vorkommt.
Feuchtigkeit und Wärme sind von großer Bedeutung für die Gestalt
der Schale. Sind keine hindernden Faktoren im Wege, so erzeugen
Feuchtigkeit große, Wärme möglichst dicke Schalen. Je nach dem
Verhältnis dieser beiden gestaltenden Kräfte findet man verschieden
geartete Gehäuse. Auch sind die beiden Kräfte von Einfluß auf die
Farbe der Schale. Nach dem Grade der Feuchtigkeit und Wärme
nun werden die Farben an der Außen- oder Innenseite der Schale ab-
gelagert. Meistens findet man die Farben an der Außenseite des Ge-
häuses (bei uns immer), z. B. am auffallendsten bei vielen Tropen-
schnecken, in Deutschland bei Cepaea. Gestattet jedoch die trockene
Wüstensonne keine farbigen Gehäuse und ist ein ‚Weiß als sparsamste
Farbe überall zu finden, so lagert die Schnecke den Farbstoff im
Innern des Gehäuses ab.
Nun muß ich noch auf einen Punkt zu sprechen kommen, dem die
älteren Forscher scheinbar eine viel zu große Bedeutung beigelegt
haben. Es ist dies die Abhängigkeit vom Kalkboden. In neuerer Zeit
haben auch mehrere Autoren Bedenken darüber ausgesprochen. Am
radikalsten geht Geyer!) vor, der die Häufigkeit der Schnecken auf
Kalkböden mit ganz anderen Gründen als mit der chemischen Be-
schaffenheit des Bodens in Verbindung bringt. Es ist ja Tatsache,
daß sich das Molluskenleben am üppigsten auf Kalk findet. Geyer
meint nun, dies käme jedoch nicht daher, daß die Schnecken direkt
auf den Kalkgehalt des Bodens angewiesen sind. Die Schnecken
wären nicht von der chemischen Beschaffenheit des Substrates ab-
hängig. Sie nähmen nur Kalk mit der Nahrung und dem Wasser auf.
Geyer ist der Ansicht, daß die Mannigfaltigkeit der Schnecken in den
Kalkgebirgsformationen auf folgende drei Faktoren zurückzuführen
ist. Kalkgebirge nehmen mehr Wärme auf als Sandstein und Ur-
gebirge, weshalb wärmeliebende Tiere besonders gut auf Kalk fort-
kommen können. Kalkgebirge verwittert leicht und bietet den Tieren
geeignete Schlupfwinkel. Drittens hält Kalkgebirge für längere Zeit
das Niederschlagswasser und gibt es nur langsam wieder ab. Diesen
Anschauungen Geyers kann ich mich nur zum Teile anschließen. Ich
bin mit Geyer vollkommen einer Meinung, daß die physikalischen
1) Vgl. D. Geyer: Die Weichtiere Deutschlands. Eine biologische Dar-
stellung der einheimischen Schnecken und Muscheln. Naturwissenschaftliche
Wegweiser. Serie A. Band 6. Stuttgart. pag. 13—15.
12* 8. Haft
180 Caesar R. Boettger:
Verhältnisse, die früher nicht gewürdigt wurden, einen großen Einfluß
auf das Molluskenleben ausüben. Soll jedoch die chemische Zusammen-
setzung des Bodens ganz ausgeschaltet werden? Ich glaube auch dieser
Faktor wirkt bei der üppigen Entfaltung des Molluskenlebens in Kalk-
gebirgen mit, doch spielt er wohl nicht die Rolle, die ihm ältere Autoren
zuschreiben. Ich nehme mit Geyer an, daß die Schnecken haupt-
sächlich Kalk mit Nahrung und Wasser aufnehmen. Beides, Nahrung
und Wasser, ist aber doch wohl in kalkreichen Gebieten kalkreicher
als in Sandstein- und Urgebirgsformationen. Auch nehmen die Schnecken
Erde auf, die, je nach dem Standort, jedoch auch verschieden an Kalk-
gehalt ist. Nach Brock meier (13, pag. 112) kommt noch ein weiterer
Grund hinzu. Die Schnecken sollen befähigt sein, stark kalkhaltigen
Boden zu erkennen und dann durch die stark verbreiterte Fußsohle
Kalk zu lösen und aufzunehmen.
Die Süßwasserschnecken sind in ihren ganzen Verhältnissen,
vor allem ihrem Schalenbau, noch viel mehr abhängig von der Um-
gebung als die Landschnecken. Sie sind daher auch weit variabler
als diese. Besonders die physikalischen Eigenschaften der Umgebung
wirken sehr auf den Schalenbau ein. In stehendem Wasser können sich
die Schalen gleichmäßig ausbilden, während dies in fließendem Wasser
infolge einer Reihe von störenden Momenten nicht der Fall ist. Ein
solches ist in erster Linie die Bewegung des fliessenden Wassers. Die
Schnecken müssen sich fester ansaugen als in stehendem Wasser
und müssen ihm eine möglichst geringe Angriffsfläche bieten. Das
festere Ansaugen wird bewirkt durch eine Vergrößerung der Sohle.
So leben z. B. die Radıx-Arten und Ancylus sehr gut in fließendem
Wasser, während die Planorbis-Arten, Limnophysa usw. daraus ver-
bannt sind. Dazu kommt als: zweites eine möglichst geringe Angriffs-
fläche für die Strömung des Wassers. Alle Arten, die in stehendem
und fließendem Wasser vorkommen, verkürzen in fließendem Wasser ihr
Gewinde, z. B. Limnaea (Radix) auricularia auricularıa L. mit verhältnis-
mäßig hohem und Limnaea (Radix) auricularia ampla Hartm. mit
verkürztem, ja manchmal eingesenktem Gewinde. Ancylus hat über-
haupt kein Gewinde mehr, nur eine mützenartige Schale. Die Muscheln
müssen sich in der Strömung tiefer in Schlamm und Sand einbohren.
Da der Hinterrand aber wegen Atmung und Nahrungsaufnahme
aus dem Sand oder Schlamm hervorragen muß, so verlängern sie das
Hinterende. Das Vorderende erscheint dann verkürzt und die Wirbel
nach vorn verschoben. So bildet Unio tumidus Retz. im Rhein den
Unio tumidus rhenanus Kob. und Unio batavus Lam. den Unio batavus
pseudocrassus Haas aus, beides Reaktionsformen auf die Strömung
des großen Flusses. Als dritter Punkt kommt noch die Dicke der
Schale in Betracht, damit diese nicht von den Sandmassen zertrümmert
wird. Die Unio-Arten, Margaritana und Neritina haben sehr dicke
Schalen. Diese Muscheln verbinden die beiden Schalenhälften noch
durch Zähne und Lamellen, während die gewöhnlich in stehendem
und ruhig fließendem Wasser lebenden Anodonta-Arten dies nicht
tun. Neritina hat zur größeren Festigkeit einen Dornfortsatz an ihrem
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 181
Deckel. Es ist natürlich, daß das Molluskenleben sich am reichsten
entfaltet an den Stellen, die am wenigsten der Strömung ausgesetzt
sind. Es sind dies vor allem die seichten Ufer und Buchten sowie die
Buhnen. Von dort aus dringen die Mollusken, je nach ihrer Fähigkeit,
in stärker fließendem Wasser zu leben, in die Gewässer vor. Daher
ist auch das leicht verschiebbare Geröll in der Mitte des Flusses
molluskenleer und wird nur manchmal vorübergehend von Ancylus
besiedelt. Ebenso beherbergen die obersten Teile der Flüsse, die aus
dem Gebirge kommen, aus diesem Grunde gewöhnlich keine Mollusken.
In den Seen haben wir verschiedene Verhältnisse. Zuerst gibt es
da eine Tiefenfauna, die nichts anderes darstellt, als eine unter weniger
günstigen Lebensverhältnissen verkümmerte Fauna der Uferzonen.
Eine weitere Fauna der Seen ist die Uferfauna. An ruhigen Stellen
ohne Wasserbewegung findet sich die Fauna der stehenden Gewässer,
an den Stellen jedoch, die dem Wellenschlag ausgesetzt sind, finden sich
Faunen, die in der Verkürzung ihres Gewindes an Flußfaunen er-
innern. Auch der Wellenschlag des Sees bewirkt ebenso wie die
Strömung eine Verkürzung des Gehäuses, da auch hier die Schnecke
der Wasserbewegung möglichst wenig Widerstand bieten darf.
Auch die Größe der Wassermenge spielt eine Rolle. Die kleinsten
Wasseransammlungen beherbergen gewöhnlich die kleinsten Arten,
z. B. Bythinella und Pisidium. In größeren Gewässern kommen größere
Formen hinzu. Selbst innerhalb der Arten kann man dies manchmal
beobachten; die Unionen des Unio crassus Retz.-Kreises sind gewöhn-
lich in größeren Gewässern größer als in kleinen.
Die Temperatur hat auf die Wassermollusken auch einen gewissen
Einfluß. Allzu große Hitze können die meisten nicht vertragen, manche
sind sogar sehr empfindlich dagegen, z. B. Margaritana, Leptolimnaea,
Amphipeplea und Bythinella.. Manche Arten passen sich jedoch auch
an Thermalwässer an.
Von einschneidender Bedeutung für das Leben der Wasser-
mollusken ist die chemische Beschaffenheit der Umgebung. Da ist
vor allem der Kalkgehalt des Wassers. In wenig kalkhaltigem Wasser
findet man gewöhnlich dünne oder stark kariöse Formen. Eine Aus-
nahme scheint Margaritana zu machen, die sich nur in kalkarmen Ge-
wässern der Urgebirgsformation findet und doch eine recht dicke Schale
hat. Dies kommt daher, daß sie bedeutend längerer Zeit zum Aus-
wachsen bedarf als die verwandten Unio-Arten in kalkhaltigen Ge-
wässern und so in der bedeutend längeren Zeit den geringen Kalk-
gehalt ihrer Umgebung besser ausnützen kann. In kalkreichem Wasser
kommt sie nicht fort, weil ihr hier vielleicht ein geringes Zuviel an
Kalk zum Verderben gereicht. In allzu kalkhaltigem Wasser leben
überhaupt keine Mollusken mehr.
Schädigend auf das Molluskenleben wirken Kohlensäure und
Humussäure, während Eisengehalt des Wassers wohl ohne Einfluß
auf das Gedeihen der Mollusken ist. Die Kohlensäure greift den Kalk
des Gehäuses an. Dem sucht das Tier durch Verdiekung der Ober-
haut und der Perlmutterschickt entgegenzutreten. Bei kariösen Schalen
8. Heft
182 Gaesar R. Boettger:
hat jedoch die Kohlensäure an geschädigten Stellen ungehindert Zu-
tritt. Die Humussäure wirkt hemmend auf das Molluskenleben, doch
ist dies bei den einzelnen Arten verschieden. Während Margaritana
gegen Humussäure äußerst empfindlich ist, hält Sphaerıum (Corneola)
corneum L. am längsten von allen Muscheln in humussäurereichem
Wasser aus. Mit der Humussäurebildung natürlich im engsten Zu-
sammenhang steht das Wachstum von Wasserpflanzen. Diese bieten
den Mollusken geeignete Schlupfwinkel in Menge, weshalb sich auch
im Gewirre der Wasserpflanzen die meisten Wassermollusken, vor
allem Schnecken, finden. Wenn jedoch die Humussäurebildung zu
stark wird und das Gewässer zu stagnieren droht, so ist dies den
Mollusken natürlich nicht zum Vorteil; sie sterben nach und nach aus.
Nach alledem können wir eine Reihe von Lebensgenossenschaften
aufstellen, Arten, die gewöhnlich zusammen vorkommen. Es ist damit
natürlich nicht gesagt, daß eine betreffende Art nur in einer einzigen
Genossenschaft vorkommt. Manche Arten, die weniger wählerisch
in ihrem Standort sind, finden sich sogar in der Mehrzahl der Genossen-
schaften. Auch geht die Beschaffenheit der einzelnen Orte ineinander
über. Man kann in der Rheinprovinz folgende Orte unterscheiden:
1
2.
3. Bewaldete Schluchten.
4. Burgruinen und alte Mauern.
5. Weinberge und sonnige Felspartien.
6. Bewachsene Abhänge.
7. Gärten.
8. Feuchte Wiesen und Sumpfränder.
b) Wasser:
1. Tümpel und Sümpfe.
2. Seen.
3. Quellen.
4. Bäche.
5. Flüsse.
Im Mulm finden sich die meisten der kleineren Schnecken. Die
Genossenschaft der Mulmschnecken kommt häufig eingesprengt in
die andern Genossenschaften vor.!) Wo Mulm in genügender Menge
sich ansammelt, treten gewöhnlich auch bald diese kleinen Schnecken
auf. Hierher gehören vor allem: Orystallus, die kleinen Polita-Arten,
Euconulus, Patula, Isthmia, Vertigo (Alaea) pygmaea Dra p., alpestris
Ald. und substriata Jeffr., Punctum, Vallonia, Cochlicopa und Cary-
chium. Auch Caeciloides ist in diese Gemeinschaft zu rechnen. Leere
Schalen sind im Mulm recht häufig, doch leben die Tiere meist tiefer
in der Erde. Diese Molluskenfauna lebt in ihren meisten Arten auch
!ı) Es sind bei allen Genossenschaften natürlich nur die in der Rhein-
provinz vertretenen Arten angegeben.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 183
unter Steinen und faulendem Holz. Auch im toten Laub finden sie
sich meistens. Sie sind dann gewöhnlich mit einer Reihe größerer
Schnecken vergesellschaftet, und so geht diese Gruppe allmählich
in die des Waldbodens über. Die Art des toten Laubes im Hochwald
ist auch sehr bestimmend für die Schnecken. Im Laubwald finden sich
zahlreiche Arten, während Nadelwald von den meisten Mollusken
gemieden wird. Nur Arion subfuscus Drap. kommt häufig in Nadel-
wäldern vor, wo er sich unter der Rinde alter Fichtenstümpfe findet.
Alle anderen Schnecken bevorzugen den Laubwald und besonders
den Buchenwald, während die Birke von allen Laubbäumen am wenigsten
geschätzt wird. Manche Arten, wie z. B. Acanthinula, scheinen sogar
sehr an die Buche gebunden zu sein. Im toten Laube, unter faulendem
Holz und Steinen, sowie an Baumstümpfen finden sich außer den
Mulmschnecken auch schon größere Arten. Hierher gehören: Daude-
bardia, Viütrina, Heynemannia, Agriolimax agrestris L., Hyalinia (Hya-
linia) cellaria Müll., Hyalinia (Polta) nitens Mich., Arion circum-
seriptum Johnst. und vntermedius Norm., Azeca, Balea, Mar-
pessa, Alinda, Kuzmicia (vor allem Clausika bidentata Ström.).
Unter Steinen lebt Milax. Auf dem Laube kriecht Arion empiricorum
Fer. Mehr an den Pflanzen im Walde leben gewöhnlich Monacha,
Fruticicola hispida L. und rufescens Penn., Arvanta, Ena. An den
Kräutern, jedoch auch an Büschen (besonders Haselnuß), findet man
Sphyradium. An den Stämmen der Bäume leben Fruticicola rufescens
Penn., Arianta, Chilotrema, Helix (Helicogena) pomatia L., Cepaea,
die oben erwähnten Clausilien, vor allem aber Buliminus (Ena) obscurus
Müll. und Limaz (Simrothia) arborum Bouch.-Cantr., von
denen besonders letztere Art weit auf die Bäume hinaufsteigt.
Von der Fauna des Hochwaldes kommen wir zu der Fauna be-
waldeter Schluchten. Auch dort ist die Buche der am meisten bevor-
zugte Baum. Hier findet sich die ganze Fauna des Hochwaldes wieder,
nur in weit größerer Individuenzahl. Auch treten eine Reihe mehr
Feuchtigkeit verlangende Tiere in den Vordergrund. Es kommen noch
hinzu Zonitordes, die echten Pirostoma-Arten, die feuchtere Orte
lieben als die meisten Clausilien, Succinea (Succinea) putris L., manch-
mal auch Helicodonta und Lucena.
Schon die bewaldeten Schluchten haben eine reichere Fauna als
die Hochwälder, da sie für das Molluskenleben günstigere Bedingungen
bieten. In noch höherem Maße gilt das von den Burgruinen und alten
Mauerresten. Sie sind gewöhnlich der Sammelplatz für die Schnecken,
die meistens in einer Arten- und Individuenzahl auftreten, die kaum
geahnt wird. Dies kommt daher, daß hier den Schnecken eine Fülle
von Schlupfwinkeln zur Verfügung steht. Auch der im Mörtel benutzte
Kalk wird von Wichtigkeit sein. Sofern die Burgruinen und Mauer-
reste beschattet sind, womöglich im Waldeliegen, kommen die Genossen-
schaften des Hochwaldes und der bewaldeten Schluchten auch hier
vor, nur sind sie gewöhnlich weit individuenreicher und auf kleinere
Räume zusammengedrängt. Die Mulmfauna fehlt natürlich an ge-
eigneten Orten nicht. Die Clausılien spielen hier die erste Rolle. Es
8. Heft
184 Caesar R. Boettger:
kommen an Arten noch hinzu: Fruticicola sericea Drap., Isognomo-
stcma, Ericia, zuweilen Euomphalia. An die Fauna der Burgruinen
schließt sich in mancher Beziehung die Fauna der Keller an. Sie ist
sehr arm an Arten, auch sehr dem Zufall unterworfen. Es finden
sich hier Hyalinıa (Hyalinva) draparnaldiı Beck und cellaria Müll.
(wenn die vorhergehende Art fehlt), Limax (Heynemannia) maximus L.,
Limax (Simrothia) flavus L., Agriolimax agrestris L. Ist die Burg-
ruine mehr der Sonne ausgesetzt, liegt nicht im Walde und ist trockner,
so treten die am meisten an die Feuchtigkeit gebundenen Arten zuerst
zurück (vor allem die Genossenschaft der bewaldeten, feuchten
Schluchten), und andere, mehr trockene Wärme liebende Arten treten
an ihre Stelle. Es gehören hierher Lauria, Orcula und die Pupilla-
Arten, in mancher Beziehung auch Ericia.
Von diesen trocknen, sonnigen Burgruinen kommt man auf die
Genossenschaft sonniger Felspartien und der Weinberge. In den
letzteren findet sich die Fauna hauptsächlich an den urwüchsigen
Stellen. Die Mulmschnecken finden sich auch hier an geeigneten Orten.
Die Arten des Hochwaldes, und erst recht die der bewachsenen
Schluchten, treten ‚sehr zurück; die am meisten auf die Feuchtigkeit
angewiesenen Arten fehlen ganz. Es finden sich in dieser Genossen-
schaft außer den Mulmschnecken hauptsächlich Hyalinia (Hyalinia)
cellariaM ül]., Limaz (Heynemannia) maximus L., Agriolimaz agrestris
L., Hyalinia (Polita) nitens Mich., Arion empiricorum F er., Xero-
phila (Xerophila) ericetorum M üll., Monacha, Fruticicola hispida L.,
Chilotrema lapieida L., Cepaea, Alinda, Kuzmicia, Buliminus (Zebrina)
detritus M üll., Buliminus (Ena) obscurus M üll., Chondrula, Lauria,
Orcula, Pupilla, Ericia. In mancher Beziehung gehört auch hierher
die Fauna der Steinbrüche. Liefern diese kalkhaltige Steine, so ist
die Molluskenfauna oft sehr arten- und individuenreich, sonst ist sie
gewöhnlich äußerst ärmlich. Der größte Teil der Fauna in Stein-
brüchen findet sich an den bewachsenen Abhängen, da die Oberfläche
an anderen Stellen fortwährend durch Sprengungen verändert wird,
so daß sich dort kein Tier- und Pflanzenleben ansiedeln kann. So
führt diese Fauna hinüber zur Genossenschaft der bewachsenen Ab-
hänge. Sind sie trocken, so ähnelt sie in vielem der Genossenschaft
der Weinberge und sonnigen Felspartien. Die am meisten an Sonne
und Wärme gebundenen Arten treten zuerst zurück. Es sind dies Lauria,
Orcula, Pupilla bigranata Rossm. und cupa Jan, Ericia. Sind die
Abhänge recht trocken, so spielen Xerophila, Buliminus (Zebrina)
detritus Müll., Pupilla muscorum L. die erste Rolle. Sind die Abhänge
recht warm, so treten C’hondrula und Torguilla secale Drap. auf. Ist
der Boden feuchter, der Pflanzenwuchs daher üppiger, so findet man
vor allem Zimax (Heynemannia) maximus L., Agriolimaz agrestris L.,
Hyalinia (H yalinia) cellaria M üll., Arion empiricorum F € r., Eulota,
Euomphalia, Monacha, Hygromia rubiginosa Ziegl., Fruticicola his-
pida L., Cepaea, Clausilia (Alinda) biplicata M on t., Succinea (Sucei-
nea) putris L., Lucena. Doch fehlen auch Xerophila, Zebrina und Pupilla
muscorum L. nicht. Bei besonders üppigem Pflanzenwuchs zeigt sich
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 185
auch Arianta. An Abhängen in der Nähe der Mosel und des Rheins
abwärts der Moselmündung findet man Carthusiana, somit ihre Ver-
breitung durch den Fluß verratend.
Noch häufiger werden fremde Arten durch den Menschen ver-
schleppt, treten dann natürlich zuerst in der Nähe menschlicher An-
siedlungen auf und breiten sich nur selten entfernt vom Menschen aus.
Durch diese erhält die Faunengenossenschaft des Gartens ihr typisches
Gepräge. Am auffälligsten ist in der Rheinprovinz das Vorkommen
von Cryptomphalus. Außerdem finden sich in Gärten und Parks
Limaz (Heynemannia) maximus L., Agriolimax agrestris L., Hyalınia
(Hyalınia) draparnaldi Beck und cellaria Müll. (wenn die vorher-
gehende Art fehlt), Arion empiricorum F & r., eircumsceriptus Johnst.
und hortensis F&r., Patula, Eulota, Xerophila, Monacha, Hygromia
rubiginosa Zi e gl., Fruticicola hispida L., Helicogena, Cepaea (nemoralis
L. häufiger als hortensis M üll.), Olausiha (Alunda) biplicata Mont.,
Pupilla muscorum L. Auch Xerophila (Candidula) intersecta Poir.
ist eingeschleppt in einem Garten in Kreuznach gefunden worden
(76, pag. 17). Die Mulmschnecken fehlen an geeigneten Stellen
natürlich nicht und finden sich hauptsächlich an den in Gärten auf-
gebauten Grotten. Sind diese Grotten besonders feucht, so findet man
auch manchmal Vertigo (Vertigo) angustior J effr.
Diese Art führt über zur Genossenschaft feuchter Wiesen und
Sumpfränder. Dietrocknen Wiesen und Brachäcker sind nicht besonders
zahlreich von Schnecken bevölkert; diese Fauna stellt nichts anderes
dar als eine stark verminderte Fauna der trocknen Abhänge. Auf
feuchten Wiesen entwickelt sich dagegen ein üppigeres Molluskenleben.
Man findet hier Agriolimax, Euconulus, Hyalinia (Hyalinva) cellaria
Müll., Zonitoides, Hygromia rubiginosa Zieg]., Fruticicola hispida L.,
Vertigo (Vertigo), Vertigo (Alaea) antivertigo Drap. und moulinsiana
Dup., Succinea (Succinea) putris L., Amphibina. Die Mulmfauna
ist natürlich auch vertreten. An Sumpfrändern entfaltet sich diese
Genossenschaft. der feuchten Wiesen auch beträchtlich. Mehrere
nicht so sehr die Feuchtigkeit liebende Arten, wie z. B. Monacha, treten
allmählich zurück, während andere, wie Agriolimax laevis Müll., Zonz-
toides, Vertigo (Alaea) antivertigo Drap. und moulinsiana Dup.,
Amphibina bis ans Wasser herangehen, sogar nicht selten an den aus
dem Wasser herausragenden Teilen der Wasserpflanzen sitzen.
Treten größere Pflanzen (womöglich Büsche) auf, so finden sich
auch Arion empiricorum Fer., Arianta und Cepaea ein. Wird das
Pflanzenleben besonders üppig, so kommen viele Vertreter der Genossen-
schaft bewachsener Abhänge hinzu.
Bei den Wasserschnecken hat man vor allem zwischen einer
Fauna des stehenden und einer des fliessenden Wassers zu unter-
scheiden. Am üppigsten entwickelt sich das Molluskenleben des Wassers
in stehenden Gewässern, in Tümpeln, Wassergräben, Teichen und
Siimpfen. Die Seen bieten teilweise andere Bedingungen und müssen da-
her selbständig behandelt werden. In kleinsten Pfützen und Tümpeln
befinden sich Limnaea (Limnophysa) truncatula Müll. und manchmal
8. Heft
186 Caesar R. Boettger:
Pisidium (Fossarina) milium Held. Sind die Wasseransammlungen
größer, so treten dieübrigen Limnaea-Arten, Amphipeplea, die Planorbis-
Arten, Segmentina, Acroloxus, Physa fontinalis L.!), Vivipara con-
tecta M il]., Bythinia, Valvata, Corneola, Musculium, Pisidium (Fossa-
rina) obtusale C. P fr.! und fontinale C. P fr., Anodonta hinzu. Wasser-
pflanzen sind den meisten Arten als Verstecke willkommen. Zu üppiger
Pflanzenwuchs und daher zu reichliche Humussäurebildung wirken
dagegen hemmend auf das Molluskenleben ein. Vor allem fehlen
dann bald die Muscheln, von denen Corneola gegen Versumpfung
am widerstandsfähigsten ist.
In Seen liegen die Verhältnisse teilweise anders. An ruhigen
seichten Buchten kann sich die Faunengenossenschaft stehender Ge-
wässer halten. Wird der Wellenschlag jedoch zu stark, so können die
meisten Arten nicht mehr fortkommen. Es können nur diejenigen be-
stehen, die eine breite Sohle haben und das Gehäuse verkürzen können,
also meistens diejenigen, die sich auch ins fliessende Wasser wagen.
Es gehören vor allem hierher Limnaea (Radix) auricularia L., Ancylus,
Bythimia (Bythinia) tentaculata L., Concinna, Sphaerium (Cyclas)
rivicola Lam. Doch ist dies der extremste Fall; gewöhnlich ist diese
Gesellschaft mit der der ruhigen Buchten durch mannigfaltige Über-
gänge verbunden. Die Tiefenfauna der Eifelmaare besteht meines
Wissens nur aus Pisidien (Fossarina).
In fließendem Wasser haben wir zuerst die Genossenschaft der
Quellen. Hier findet man Bythinella und Pisidium (Fossarina) pu-
sillum Gmel.
Demnächst kommt die Genossenschaft der Bäche. In den rasch
fließenden, kalkarmen Urgebirgsbächen findet sich Margaritana.
Sonst leben in Bächen, besonders in nicht zu schnell fließenden, Zimnaea
(Radix) auricularia L., Planorbis (Gyraulus) albus Müll., Ancylus,
Bythinia (Bythinia) tentaculata L., Concinna, Corneola, Fluminina,
Pisidium (Fossarina) henslowianum Shepp., Unio batavus Lam.
und crassus Retz., Anodonta piscinalis Nilss. In größeren Bächen
treten noch hinzu Cyclas, Unio pictorum L., Pseudanodonta. Je lang-
samer ein Bach fließt, desto mehr Arten der Genossenschaft stehender
Gewässer treten hinzu. Gewöhnlich sind die übrigen Radiz-Arten die
ersten. An ruhigen Stellen, mit üppigem Pflanzenwuchs tritt dann
gewöhnlich bald der größte Teil dieser Fauna auf. In kleinen, sich
langsam bewegenden Bächen und Wassergräben ist Aplexa und Lepto-
Iimnaea zu Hause.
Im Flusse finden sich die Mollusken gewöhnlich am Ufer und an
den Buhnen. Das wandernde Geröll beherbergt gewöhnlich keine
Mollusken und wird nur manchmal vorübergehend von Ancylus be-
siedelt. Im Flusse leben Limnaea (Radix) auricularia L., Planorbis
t) In der Nähe menschlicher Ansiedlungen, in Teichen und Wasserbehältern
von botanischen Gärten und ähnlichen Anlagen, sowie in Aquarien ist Physa
acuta Drap. in letzter Zeit durch die Aquarienliebhaberei bedeutend aus-
gebreitet worden (7).
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz, 187
(Gyraulus) albus Müll., Ancylus, Vivipara fasciata Müll., By-
thınia (Bythinia) tentaculata L., Concinna, Neritina, die Sphaerium-
Arten, Fluminina, Rivulina, die Unio-Arten, Anodonta piscinalis
Nilss., Pseudanodonta, Dreissensia. An ruhigen Stellen, die häufig
teilweise oder ganz vom Flusse abgetrennt sind und nur zur Zeit von
hohem Wasserstand mit diesem in Verbindung stehen, dann auch
in stagnierenden Flußarmen, mischt sich die Flußfauna mit der der
stehenden Gewässer.
Spezieller Teil.
Systematisches Verzeichnis der Arten.
A. Gatropoda. Hyalinia (Polita) nitens Mich.
a) Pulmonata. Crystallus (Orystallus) erystallinus
I. Stylommatophora. ! a Sind,
Fam. Testacellidae. Zonitoides nitidus Müll.
Daudebardia (Rufina) rufa Drap. KR
„» „» brevipes Drap. Fam. Arionidae.
N Arion empiricorum Fer.
Fam. Limacidae. „ subfuscus Drap.
Limaz (Heynemannia) maximus L.| ‚, hortensis Fer.
» „ tenellus Nilss. „ eircumscriptus Johnst.
„ (Simrothia) flavus L. Arion intermedius Norm.
„» „ arborum Bouch.-Cantr.
Agriolimaz agrestris L. Fam. Patulidae.
„, Jaevis Müll. Patula (Discus) rotundata Müll.
Milax marginatus Drap. (Pyramidula rupestris Drap.)!).
Fam. Vitrinidae.
Vitrina (Semilimaz) diaphanaDrap.
» »„ elongata Drap.
»„» (Phenacolimax) major Fer.
» » pellucida Müll.
Fam. Macrochlamidae.
Fam. Eulotidae.
Eulota fruticum Müll.
Fam. Helicidae.
Subfam. Xerophilinae.
Euconulus fulvus Müll. FR (Xerophila) ericetorum
üll.
Fam. Zonitidae. „ „ obvia Ziegl.2).
Hyalınia (Hyalinia) cellaria Müll.| ‚ (Candıidula) candidula Stud.
» „ draparnaldi Beck. » „ striata Müll.
„ (Polita) pura Ald. » „ intersecta Poir.°).
»» „ hammonis Ström. Carthusiana carthusiana Müll.
» „ petronella Charp. Euomphalia strigella Drap.
1) Die eingeklammerten Arten sind nicht lebend in der Provinz, sondern
nur in toten Exemplaren im Genist der Flüsse gefunden worden.
2) Wenn je vorgekommen, so jetzt doch sicher wieder verschwunden.
3) Wohl wieder verschwunden.
8. Heft
188
Subfam. Hygromviinae.
Hygromia (Monacha) incarnata
Müll.
„„ rubiginosa Zieg].
Fruticicola hispida L.
„ rufescens Penn.
„ sericea Drap.
(,, unidentata Drap.).
(Dibothrion bidens Chemn.).
Subfam. Helicodontinae.
Helicodonta obvoluta Müll.
Subfam. Campylaeinae.
Arianta arbustorum L.
Chilotrema lapieida L.
Isognomostoma personatum Lam.
Subfam. /
Helix (Helicogena) pomatia L.
„ (Oryptomphalus) aspersa Müll.
Cepaea (Cepaea) nemoralıs L.
» „ hortensis Müll.
Fam. Clausiliidae.
Balea perversa L.
Olausilia (Olausiliastra | Marpessa])
laminata Mont.
„ (Alinda) biplicata Mont.
» „ plicata Drap.
„ (Pirostoma [Kuzmicıa]) par-
vula Stud.
„, bidentata Ström.
„ dubia Drap.
„ ”
bi »
„ (Pirostoma | Pirostoma]) ventri-
cosa Drap.
‚„ rolphi Leach.
„„ lineolata Held.
„ plicatula Drap.
3 »»
Bi) „
2» ”
Fam. Buliminidae.
Buliminus (Zebrina) detritus Müll.
»„ (Ena) montanus Drap.
» „, obscurus Müll.
Chondrula (Chondrula) tridens Müll.
» „ Quadridens Müll.
Pentataeniinae.
Caesar R. Boettger:
Fam. Vertiginidae.
Lauria eylindracea da Costa.
Orcula doholum Brug.
(Torguilla frumentum Drap.).
„ secale Drap.
Pupilla muscorum L.
„ bigranata Rossm.
„ cupa Jan.
Isthmia minutissima Hartm.
Vertigo (Vertigo) pusilla Müll.
>» „» amgustior Jeffr.
‚„„ (Alaea) antivertigo Drap.
» » Pygmaea Drap.
» „ alpestris Ald.
» „ substriata Jeffr.).
» „ moulinsiana Dup.
Fam. Punctidae.
Punctum pygmaeum Drap.
Sphyradium edentulum Drap.
( „ inornatum Mich.).
Acanthinula aculeata Müll.
Fam. Valloniidae.
Vallonia costata Müll.
„„ pulchella Müll.
„ excentrica Sterki.
(,, adela West.).
Fam. Ferussaciidae.
Azeca (Azeca) menkeana C. Pfr.
Cochlicopa lubrica Müll.
Caeciliordes acicula Müll.
Fam. Succineidae.
Succinea (Succinea) putris L.
‚„ (Amphibina) pfeifferi Rossm.
?,, „ elegans Risso.
„ (Lucena) oblonga Drap.
I. Basommatophora
1. Terrestria.
Fam. Carychiidae.
Carychium minimum Müll.
2. Aquatilia.
Fam. Limnaeidae.
Limnaea (Limnaea) stagnalıs L.
„ (Radix) auricularıa L.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 189
Limnaea (Radix) lagotis Schranck. Fam. Hydrobiidae.
» „ ovata Drap. Bythinella dunkeri v. Frauenf.
» „ peregra Müll.
„ (Limnophysa) palustris Müll. Fam. Lithoglyphidae.
» „ Zruncatula Müll.
„ (Leptolimnaea) glabra Müll.
Amphipeplea glutinosa Nilss. Fam. Valvatidae.
Lithoglyphus naticoides Fer.
; Valvata (Concinna) piscinalis Müll.
ee NE a » (Tropidina) pulchella Stud.
Physa fontinalis L. „ (@yrorbis) cristata Müll.
„ acuta Drap.
Aplexa hypnorum L. I. Aspidobranchia.
Fam. Planorbidae. Fam. Neritinidae.
Planorbis (Planorbis) corneus L. |Neritina (Theodoxus) fluwatilis L.
» (Tropidiscus) carınatus Müll.
» „ umbilcatus Müll.
» (Diplodiscus) vortex L. B. Acephala.
» „ vorticulus Trosch. a) Isomya.
»„ » spirorbis L. I. Si p honidae.
» „ leucostoma Mill. r Sohaeriiä
„ (Bathyomphalus) contortus L. PERL IAUEMEORE
„ (Gyraulus) albus Müll. Sphaerium (Cyclas) rivicula Lam.
» „ glaber Jeffr. »„ (Oyrenastrum) solidum Norm.
„ (Armiger) erista L. |» (Corneola) corneum L.
‚„ (Hippeutis) complanatus L. Musculium lacustre Müll.
Segmentina nitida Müll. P et (Fluminina) amnicum
üll.
Fam. Anecylidae. h (Rivulina) supinum A. Schm.
Ancylus (Ancylastrum) fluviatilis L. a henslowianum
Müll. epp.
Acroloxus lacustris L. » „ obtusale C. Pfr.
» » Jontinale C. Pfr.
» „ milium Held.
b) Pneumonopoma. » » pusillum Gmel.
Fam. Erieiidae.
Ericia elegans Müll. I. Asiphonidae.
Fam. Margaritanidae.
Margaritana (Margaritana) marga-
ritifera L.
.e) Branchiata.
I. Ctenobranchia.
Fam. Viviparidae.
Vivipara contecta Mill. Fam. Unionidae.
‚„ fasciata Müll. Subfam. Unioninae.
Unio pietorum L.
Fam. Bythiniidae. 23 tumidus Retz.
Bythinia (Bythinia) tentaculata L.| ‚ batavus Lam.
» „ leachı Shepp. „ cerassus Retz.
: 8. Heft
190 Caesar R. Boettger:
Subfam. Anodontinae. b) Heteromya.
Anodonta piscinalis Nilss. Fam. Dreissensiidae.
„ cellensis Schröt. Dreissensia polymorpha Pall.
Pseudanodonta elongata Hol.
Fam. Testacellidae.!)
Die Testacelliden sind in Deutschland nur durch zwei Arten, die
beide dem einen Subgenus Rufina Cless. von Daudebardia Hartm.
angehören, vertreten. Das Genus Daudebardia Hartm. ist rein palae-
arktisch. Es finden sich die östlichen Vertreter in Transkaukasien.
Von dort aus zieht die Nordgrenze durch die Halbinsel Krim, Sieben-
bürgen, Galizien, Schlesien, Sachsen, Thüringen, Hessen bis zum
Rhein. In der Nordhälfte der Rheinprovinz erreicht die Familie ihre
Nordwestgrenze. Im Bergischen Lande sind Daudebardien immer
noch zu finden. Sogar links des Rheins kommen sie vor, scheinen
jedoch nicht nach Westen über die Wasserscheide hinauszugehen.
Daudebardia gehört scheinbar nicht zu den ältesten Bestandteilen
unserer Fauna. Das Genus wurde bis ins untere Miocän nachgewiesen?).
Die Daudebardien kommen hier im Rheinland, wie an den anderen
von mir in Deutschland besuchten Fundorten, nur in gebirgigem Ge-
lände vor. Sie sind meist tief unter dem Laub verborgen, wo sie sich
lebhaft bewegen und munter umherkriechen. Auch fand ich sie oft
an Abhängen, die dicht mit Efeu bewachsen waren. Sehr empfindlich
sind sie gegen Trockenheit und Wärme, wodurch ihre Munterkeit sehr
bald gehemmt wird. Es ist daher auch nicht besonders leicht, lebende
Daudebardien mit nach Hause zu bringen. Wegen ihrer Empfind-
lichkeit gegen Trockenheit und Wärme findet man die Tiere am besten
im frühesten Frühjahr, wenn man im allgemeinen noch keine Schnecken
im Freien vermutet. Auch im Spätherbst kann man dann und wann
einmal eine Daudebardia, die aber gewöhnlich nicht ausgewachsen
ist, antreffen. Die Daudebardien sind als einzige Vertreter unserer
Fauna ausschließlich Fleischfresser ?) und kommen als solche nie
gesellig vor. Sie nähren sich von allem möglichen kleinen Getier,
scheinen aber nach meinen Beobachtungen Regenwürmer und kleine
Schnecken, besonders Hyalinien, zu bevorzugen. Selbst schwächere
Artgenossen verschonen sie nicht.
1) Für die geographische Verbreitung der Familien innerhalb des europäischen
Faunengebiets bietet viel Interessantes der 11. (Register-) Band der neuen Folge
von 95.
?2) Vgl. Andreae, A. Untermiocäne Landschneckenmergel bei Oppeln in
Schlesien. Mittheilungen :us dem Roemer-Museum. Hildesheim. Nr. 16. Januar
1902. pag. 3.
®) Manchmal vergreifen sich auch andere Schnecken, nach meinen Beob-
achtungen vor allem die großen Hyalinien und Arion empiricorum Fer. an
tierischer Nahrung, doch bildet das immer eine Ausnahme.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 191
Daudebardia (Rufina) rufa Drap.
Die Art findet sich nach dem oben über Daudebardien im all-
gemeinen Gesagten nur in gebirgigen Teilen der Rheinprovinz. Hier
kommt sie aber vereinzelt scheinbar über das ganze Gebiet zerstreut
vor, sobald sie zusagende Aufenthaltsorte findet.
Nahetal: Rh:ingrafenstein!) (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Rheintal von Heidelberg bis Bonn (32, pag. 14). St. Goar (82,
pag. 44). Trechtlingshausen, St. Goar, Boppard (coll. C. Bttg.).
Hunsrück: Neupfalz bei Stromberg (leg. H. Frhr. v. Geyr, 78, pag. 106; leg.
Frhr. Geyr von Schweppenburg, 93, pag.2). Simmern (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (22, pag. 40; 31, pag. 10; 54, pag. 40; 105, pag. 612). Rhein-
tal von Heidelberg bis Bonn (32, pag. 14). Rosenburg bei Bonn, Venusberg
bei Bonn (37, pag. 310). Rosenburg bei Bonn, Vorgebirge bei Bonn (38,
pag. 56). Neuwied (103, Heft 8). Andernach, Brohl, Rolandseck, Venus-
berg bei Bonn, Genist bei Bonn und an der Siegmündung, Neuwied, Irlich,
Fahr, Gönnersdorf, Leutesdorf, Hammerstein, Rheinbrohl, Hönningen,
Linz, Unkel (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Löwenburg (22, pag. 40; 54, pag. 30). Siebengebirge (37, pag. 310;
38, pag. 56). Hohenhonnef, Drachenfels, Löwenburg, Petersberg, Gr. Oel-
berg, Rhöndorf (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 39; 36, pag. 30).
Biegtal: Merten (78, pag. 106; 93, pag. 2).
Daudebardia (Rufina) brevipes Drap.
Für diese Art gilt das über die Daudebardien im allgemeinen und
auch das über Daudebardia rufa Drap. Gesagte, da beide Arten nicht
selten zusammen vorkommen. Daudebardia brevipes Drap. ist
gewöhnlich seltener an Individuen als die vorhergehende Art.
Nahetal: Ruine Kyrburg bei Kirn (10, pag. 146). Kirn (11a, pag. 155).
Rheintal I: Altburg bei Boppard, Rheingenist b i Boppard (2, pag. 49). Boppard
(22, pag. 41; 54, pag. 29). Rheintal von Heidelberg bis Bonn (32, pag. 14).
St. Goar (82, pag. 44). Trechtlingshausen, St. Goar, Boppard (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Bonn (11b, pag. 41; 22, pag. 41; 31, pag. 10; 60, pag. 82; 96a,
pag. 41; 98a, pag. 50 u. Taf. 14, fig. 111; leg. H. Schenck, coll. Zool. Inst.
Bonn). Venusberg bei Bonn (37, pag. 310). Rosenburg bei Bonn, Vorgebirge
bei Bonn (38, pag. 55—56; 54, pag. 29). Rheintal von Heidelberg bis Bonn
(32, pag. 14). Poppelsdorf und Kessenich bei Bonn (102, pag. 64). Ander-
nach, Brohl, Rolandseck, Venusberg bei Bonn, Genist bei Bonn und an der
Siegmündung, Neuwied, Fahr, Gönnersdorf, Hammerstein, Linz (coll.
C. Bttg.).
!) Um die Fundortsangaben nicht noch zu vergrößern, habe ich sie ziemlich
allgemein genommen. Z. B. ist unter „Hammerstein‘‘, Ober- und Niederhammer-
stein sowie die Ruine und die umliegenden Felsen zu verstehen. An welchen
Stellen die Tiere leben, läßt sich leicht aus dem über das Vorkommen der einzelnen
Arten Gesagten erkennen. Nur bei seltenen Arten, die nur sporadisch auftreten,
habe ich eine genauere Fundortsangabe gemacht.
8. Heft
192 Caesar R. Boettger:
Westerwald: Sayn (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Siebengebirge (22, pag. 41; 38, pag. 56; 54, pag. 29; 102, pag. 64).
Hohenhonnef, Drachenfels, Löwenburg, Gr. Oelberg, Rhöndorf (coll. C. Bttg.).
Fam. Limacidae.
Die im europäischen Faunengebiet recht weit verbreitete Familie
Limacidae ist in Deutschland gut vertreten. Man findet hier drei
Genera, Limax Müll., Agrioimax Mörch und Milax Gray, Limaz in
vier, Agriolimaz ; in zwei und Melaz in einem Vertreter. Die Limaciden
sind ziemlich auf die Feuchtigkeit angewiesen, da sie gehäuselos sind.
Es sind sehr lebhafte Tiere, die man besonders bei feuchter Witterung
und während der Nacht findet, am häufigsten jedoch nach einem
warmen Regen. Sonst verstecken sie sich meist unter Steine, Baum
rinde, Moos oder-Laub. Die meisten Arten nähren sich von allen
möglichen Pilzen, die ja auch von anderen Schnecken geschätzt werden,
doch nicht in dem Maße. Auch animalische Nahrung verabscheuen
die Limaciden durchaus nicht.
Limax (Heynemannia) maximus L.
Dieser sehr veränderliche Zimax ist in der Rheinprovinz in den
Subspezies Limax maximus cinereoniger Wolf, Limaz maximus cinereus
List. und Limax maximus umicolor Heyn. vertreten. Man findet die
Art häufig in Wäldern, an Burgruinen und alten bemoosten Mauern,
jedoch auch in Kellern und an günstigen feuchten Orten im Freien.
Ihre Lebensweise ist die, wie oben unter Fam. Limacidae angegeben.
Man findet sie bei feuchtem Wetter manchmal an den Bäumen in die
Höhe steigend.
Limax maximus cinereoniger Wolf.
Nahetal: Rheingrafenstein, Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Rheintal (57, pag. 93). Trechtlingshausen, Oberwesel, St. Goar,
Salzig, Boppard, Brey, Capellen (coll. ©. Bttg.).
Hunsrück: Morgenbachtal (coll. O. le Roi). Simmern (coll. C. Bttg.).
Saartal: St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Zeltingen, Trarbach, Cochem, Koblenz (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Vorgebirge bei Bonn, Rolandseck (38, pag. 64; 54, pag. 22). Bonn
(56, pag. 278; leg. Bertkau, coll. Zool. Inst. Bonn). Kottenforst bei Bonn
(coll. H. Pabst). Honnef (coll. O. le Roi). Andernach, Sinzig, Rolandseck,
Rüngsdorf, Godesberg, Bonn, Köln, Neuwied, Fahr, Leutesdorf, Hammer-
stein, Unkel (coll. C. Bttg.).
Eifel: Ahrtal, Uesbachtal, Winneburg, Laacher See (57, pag. 93). Laacher See
(94, pag. 47). Raeren (coll. H. Pabst). Nürburg, Hohe Acht, Nieder-
Manderscheid, Sellerich, Schneifel-Rücken, Dernau, Weingarten, Montjoie,
Kalterherberg, Hohes Venn (coll. le Roi). Bertrich, Manderscheid, Gillen-
feld, Daun, Gerolstein, Laacher See, Niedermendig, Eltztal, Nürburg,
Neuenahr, Brohltal, Euskirchen, Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Himmerich (coll. O. le Roi). Sayn, Frorsth (coll. C. Bttg.).
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 193
Siebengebirge: Löwenburg, Drachenfels (38, pag. 64; 54, pag. 22). Hohen-
honnef, Löwenburg, Drachenfels, Petersberg, Gr. Oelberg (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Siegburg, Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land : Elberfeld (23, pag. 60; 35, pag. 38; 36, pag. 30; 38, pag. 64; 54,
pag. 22; 57, pag.93). Auch im Aggertal (56, pag. 278). Aggertal (57, pag. 93).
Hernstein a. d. Bröl (coll. O. le Roi). Neandertal, Elberfeld (coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Viersen (78, pag. 106; 17a, pag. 148). Hoher Busch bei Viersen
(coll. O. le Roi). Krefeld (coll. C. Bttg.).
Limax mazimus cinereus List.
Nahetal: Kreuznach (57, pag. 94). Rheingrafenstein, Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Bingerbrück, Bacharach, St. Goar, Boppard, Brey, Capellen
(coll. ©. Bttg.).
Hunsrück : Simmern (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Alf (58, pag. 165). Umgegend von Trier (54a, pag. 20; 101, pag. 71).
Igel, Wasserliesch (coll. O. le Roi). Trarbach, Enkirch, Cochem (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (38, pag. 62—63; 54, pag. 20; 56, pag. 280; 57, pag. 94;
57a, pag. 47 u. 90—91). Poppelsdorf bei Bonn (56, pag. 280). Mehlem,
Bonn (Hofgarten, Rathausgasse, Bonnertalweg, Kurfürstenstraße), Neuss
(coll. H. Pabst). Andernach, Brohl, Godesberg, Bonn, Villa Wessel in
Bonn, Neuwied, Rheinbrohl, Hönningen, Linz (coll. C. Bttg.).
Eifel: Bertrich, Altenahr (57, pag. 94). Wernerseck an der Nette (57a, pag. 87
—88). Raeren, Münstereifel (coll. H. Pabst). Tönnissteiner Tal, Schneifel-
Rücken, Wilhelmstein bei Bardenberg, Montjoie, Hohes Venn, Ulmener
Maar, Schalkenmehrener Maar (coll. O. le Roi). Bertrich, Neuenahr, Gerol-
stein, Laacher See, Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Blindbachthal bei Ehrenbreitstein (coll. O. le Roi).
Siebengebirge: Drachenfels (56, pag. 280). Drachenfels, Löwenburg (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (23, pag. 60; 35, pag. 38; 36, pag. 30; coll. C. Bttg.).
Tiefebene : Tiergarten bei Cleve (38, pag. 63; 54, pag.20). Viersen (coll. O. le Roi).
Limaxz mazimus unicolor Heyn.
Rheintal I: Bacharach, St. Goar (coll. C. Bttg.).
Hunsrück : Morgenbachtal (coll. O. le Roi).
Moseltal: Trarbach (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Andernach, Remagen (coll. C. Bttg.).
Eifel: Bertrich, Laacher See (57, pag. 94). Bertrich, Manderscheid, Laacher See
(coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Löwenburg (coll. C. Bttg.).
Limax (Heynemannia) tenellus Nilss.
Limaz tenellus Nilss. ist nicht so häufig wie die vorige Art. Sie
scheint mehr auf die gebirgigen Gegenden angewiesen zu sein. Sie
lebt in feuchten Wäldern sehr versteckt unter Steinen, Moos, Holz
und Laub. Dennoch ist sie in der Rheinprovinz verbreiteter, als man
gewöhnlich annimmt, wird jedoch wegen der versteckten Lebensweise
selten erbeutet. Sie nährt sich hauptsächlich von Pilzen und Flechten.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: St. Goar, Boppard (coll. C. Bttg.).
Archiv für Naturgeschichte
1912. AS. 13 8. Heft
194 Caesar R. Boettger:
Moseltal: Alf (58, pag. 164). Trarbach, Cochem (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Venusberg bei Bonn (38, pag. 67; 57a, pag.86). Andernach, Rolands-
eck, Godesberg, Bonn, Neuwied (coll. C. Bttg).
Eifel: Uesbachtal, Bertrich (57, pag. 94). Enderttal nahe der Winneburg,
Laacher See (57,. pag. 95). Pulvermaar (57, pag. 161). Bertrich, Mander-
scheid, Gillenfeld, Daun, Gerolstein, Laacher See (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Frorath (coll. ©. Bttg.).
Siebengebirge: Löwenburg, Gr. Ölberg (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 38; 36, pag. 31).
Tiefebene: München-Gladbach (14, pag. 256).
Limax (Simrothia) flavus L.
Die Fundorte dieses Zimax liegen gewöhnlich weit auseinander
und sind wenig zahlreich. In einzelnen Gebieten scheint er ganz zu
fehlen. In der Rheinprovinz ist er noch wenig gefunden worden. Er
lebt in Brunnen und Kellern, wo Gemüse aufbewahrt wird.
Saartal: Umgegend von Dillingen (99, pag. 39).
Rheinland II: Eier der Art in der Hochwasserzone des Rheins bei Düsseldorf
(17, pag. 95). Fehlt bei Bonn (56, pag. 281). Fehlt im Rheintal (57, pag. 94).
Bonn (57a, pag. 88; 94a, pag. 93; coll. C. Btitg.).
Eifel: Fehlt in der Eifel (57, pag. 94). Raeren, Kerpen (coll. H. Pabst).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 38; 36, pag. 30).
Limax (Simrothia) arborum Bouch.-Cantr.
Im Gegensatz zu den beiden vorhergehenden Arten ist dieser
Limax wieder recht häufig in der Rheinprovinz vertreten. Ich fand
ihn nur im Laubwald, nie im Nadelwald. Vom Laubwald scheint er
den Buchenwald zu bevorzugen. Dort steigen die Tiere an den Buchen-
stämmen in die Höhe. Nicht selten findet man dann bei trockenem
Wetter die Art in hohlen Bäumen und Astlöchern. Sonst findet man
sie auch in Felsritzen, unter Steinen und an alten faulen Baumstümpfen.
Auch außerhalb des Buchenwaldes in den Burgruinen und alten
bemoosten Mauerresten kann man die Art finden.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Bacharach, St. Goar, Boppard, Brey, Capellen (coll. C. Bttg.).
Hunsrück : Simmern (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Marienburg bei Alf (58, pag. 166). Umgegend von Trier (101, pag. 71).
Trarbach, Alf, Cochem (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Venusberg bei Bonn (38, pag. 66; 54, pag. 27). Wald an der Arndt-
ruhe, Kottenforst, beide bei Bonn (coll. H. Pabst). Thal-Reineck (coll.
O. le Roi). Andernach, Remagen, Godesberg, Bonn, Düsseldorf (coll.
C. Bittg.).
Eifel: Daun, Weinfelder Maar, Pulvermaar, Bertrich, Palmberg, Laacher See,
Niedermendig (57, pag. 94). Weinfelder Maar (57, pag. 160). Hohe
Acht, Denn, Boos bei Kelberg, Sellerich bei Prüm, Gemünder Maar (coll.
O. le Roi). Bertrich, Manderscheid, Gillenfeld, Daun, Gerolstein, Monreal,
Laacher See, Niedermendig, Brohltal, Euskirchen, Aachen (coll. C. Btitg.).
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 195
Westerwald: Sayn (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Siebengebirge (38, pag. 66). Löwenburg, Drachenfels, Gr. Ölberg
(coll. C. Bttg.).
Siegtal: Siegmündung (coll. O. le Roi).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 38; 36, pag. 30; 38, pag. 66). Tal der Düssel
(23, pag. 60). Neandertal (coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Donk bei Viersen (coll. le Roi).
Agriolimax agrestris L.
Der weitverbreitete Agriolimaz agrestris L. ist die häufigste Art
der Limaciden in der Rheinprovinz. Sie findet sich fast überall in
Wäldern, Gärten, Feldern, Burgruinen, Kellern usw. Sie nimmt auch
grüne Pflanzennahrung zu sich. Sie ist unsere einzigste Schnecke,
die Gärten und Feldern schädlich werden kann, da das gefräßige
Tier gewöhnlich in Mengen auftritt. Agriolimax agrestris L. ist haupt-
sächlich Nachttier.
Nahetal: Rheingrafenstein, Kreuznach (coll. C. Bitg.).
Rheintal I: Bingerbrück, Trechtlingshausen, Bacharach, Oberwesel, St. Goar,
Salzig, Boppard, Brey (coll. C. Bttg.).
Hunsrück: Morgenbachtal, Ehrenburger Tal, Kondertal (coll. O. le Roi). Simmern
(coll. C. Bttg.).
Saartal: Dillingen (99, pag. 39). Freudenburg (coll. O.le Roi). St. Johann (coll.
C. Bttg.).
Moseltal: Umgegend von Trier (101, pag. 71). Brodenbach, Nittel (coll. O. le Roi).
Trarbach, Cochem, Carden, Koblenz (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (56, pag. 279; coll. Zool. Inst. Bonn). Melbtal bei Bonn,
Kottenforst bei Bonn, Bonn (Hofgarten, Kurfürstenstraße), Rheinufer
zwischen Beuel und Siegmündung, Ramersdorf, Limperich (coll. H. Pabst).
Finkenberg (coll. O. le Roi). Andernach, Brohl, Sinzig, Remagen, Ober-
winter, Rolandseck, Mehlem, Rüngsdorf, Godesberg, Bonn, Botanischer
Garten und Villa Wessel in Bonn, Köln, Engers, Neuwied, Irlich, Fahr,
Leutesdorf, Hammerstein, Rheinbrohl, Hönningen, Linz, Erpel, Unkel,
Honnef, Oberkassel, Deutz, Düsseldorf (coll. C. Bttg.).
Eifel: Mäuseberg, Mosenberg (57, pag. 94). Weinfelder Maar (57, pag. 160).
Küll (57a, pag. 86—87). Laacher See (94, pag. 47). Raeren, Waldhorn,
Merols, Kettnis, Münstereifel (coll. H. Pabst). Maischoss, Denn, Bausen-
berg, Olbrück, Obliers, Hohe Acht, Ronderath, Blankenheim, Frohngau,
Planitz, Wernerseck, Gönnersdorf a. d. Vinxt, Ulmen, Prüm, Sellerich,
Niedermanderscheid, Kornelimünster, Wilhelmstein bei Bardenberg, Schal-
kenmehrener Maar, Weinfelder Maar, Montjoie, Reichenstein, Kalterherberg,
Sourbrodt, Robertville, Reinardstein, Mont Rigi im Hohen Venn, Burgfey
(coll. O. le Roi). Bertrich, Gerolstein, Adenau, Monreal, Nürburg, Laacher
See, N’edermendig, Euskirchen, Düren, Ruine Schwarzenbroich bei Düren,
Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Isenburg (coll. O. le Roi). Sayn, Glockscheid (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Hohenhonnef, Heisterbach, Drachenfels, Löwenburg (coll.
©. Bttg.).
13# 8. Heft
196 Caesar R. Boettger:
Siegtal: Merten (coll. O. le Roi). Siegmündung, Siegburg (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (23, pag. 60; 35, pag. 38; 36, pag. 30). Gummers-
bach (coll. O. le Roi). Neandertal, Duisburg, Elberfeld, Barmen (coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Forsthaus bei Krefeld, Viersen (coll. le Roi). Essen, Krefeld (coll.
C. Bttg.).
Agriolimax laevis Müll.
Agriolimazx laevis Müll. gehört in der Rheinprovinz nicht zu den
häufigen Arten. Die Schnecke ist sehr ans Wasser gebunden. Deshalb
findet man sie gewöhnlich in der Nähe desselben auf sumpfigen Wiesen,
an Sumpfrändern, Wassergräben und Bachufern. Sie lebt dort bei
trockner Luft unter Steinen und Holzstücken. Wie Agriolimaz
agrestris L. nährt sich auch diese Art hauptsächlich von grünen
Pflanzen.
Rheintal II: Bonn: (57, pag. 95). Melbtal bei Bonn, Rheinufer in Hersel
(coll. H. Pabst). Bonn, Schwarz-Rheindorf (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Siebengebirge (57, pag. 95). Heisterbach (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Milax marginatus Drap.
Die Hauptverbreitung von Melax marginatus Dr.ap. liegt im Mittel-
meergebiet. Von hier aus hat sie sich, wie viele südliche Arten, den
Flußläufen entlang beträchtlich nach Norden ausgebreitet. Sie ist
an vielen Stellen der Rheinprovinz nachgewiesen, wo der nördlichste
bis jetzt bekannte Fundort im bergischen Hügelland liegt. Die Art
bevorzugt Kalkgebirge, ohne jedoch an sie gebunden zu sein. Feuchtig-
keit dagegen ist für sie sehr wichtig. Man findet die Art in der Rhein-
provinz hauptsächlich an Burgruinen und in Wäldern unter Steinen.
Nahetal: Ebernburg bei Münster am Stein (57, pag. 93). Baumburg bei Kreuz-
nach (59, pag. 82). Rheingrafenstein, Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: St. Goar (82, pag. 43). Rheintal bis Rolandseck (93, pag. 2). Bacha-
rach, St. Goar, Boppard (coll. C. Bttg.).
Saartal: St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Gräfinburg bei Trarbach (38, pag. 65). Gräfinburg bei Trarbach,
Umgebung von Trier (54, pag. 19). Alf, Enderttal bei Cochem, Winneburg
(57, pag. 93). Igel bei Trier (leg. H. Frhr. v. Geyr u. O. le Roi; 78,
pag. 106). Trarbach (82, pag. 43). Winningen (89, pag. 40). Moseltal (93,
pag. 2). Thurant, Beilstein (94a, pag. 93). Burgruine Veldenz, Bernkastel,
Trarbach (101, pag. 71). Nittel (coll. O. le Roi). Trarbach, Enkirch, Alf,
Cochem, Alken, Winningen (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Friesdorf bei Bonn (38, pag. 65; 54, pag. 19). Rolandseck (59,
pag. 84). Rheintal bei Rolandseck (93, pag. 2). Erpeler Ley (leg. A. Reichens-
perger,, Fahr bei Neuwied (94a, pag. 93). Erpeler Ley bei Erpel, Stein-
brüche hinter Rheinbreitbach (coll. H. Pabst). Andernach, Broh!, Remagen,
Rolandseck, Godesberg, Friesdorf, Bonn, Engers, Neuwied, Fahr, Hammer-
stein, Hönningen, Unkel (coll. C. Bttg.).
Eifel: Altenahr, Bertrich (57, pag. 93). Saffenburg bei Maischoss (89, pag. 40).
Oberburg bei Manderscheid, Brück an der Ahr, zwischen Kreuzberg und
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 197
Pützfeld (leg. H. Brockmeier; 90, pag. 108). Ahrtal (93, pag. 2). Brohltal
bei Tönnisstein (94, pag. 47). Gönnersdorf a. d. Vinxtbach (94a, pag. 93).
Unteres Kondertal (94d, pag. 175). Rech a. d. Ahr (leg. A. Reichens-
perger), Bunte Kuh bei Walporzheim, Landskrone (coll. H. Pabst).
Dasburg a. d. Sauer (coll. O.le Roi). Bertrich, Manderscheid, Adenau, Brohltal,
Neuenahr, Altenahr (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Sayn, Verfallkirche im Sayntal (93, pag. 2). Ruine Isenburg (91d,
pag. 175). Sayn (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Löwenburg (38, pag. 55; 54, pag. 19; 59, pag. 82). Wolken-
burg (leg. Bertkau, coll. Zool. Irst. Bonn). Löwenburg, Drachenfels, Wolken-
burg (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Ufer der Agger bei Bredenbusch (89, pag. 41). Bredenbusch
im Aggertal (93, pag. 2). Neandertal (94a, pag. 93).
Tiefebene: Fehlt bei Viersen (17, pag. 95).
Fam. Vitrinidae.
Die Vitriniden sind im europäischen Faunengebiet sehr ver-
breitet. In Deutschland kommt nur das Genus Vitrina Drap. in den
beiden Subgenera Semilimax Stab. und Phenacolimax Stab. vor und
berührt im Süden Deutschland mit dem Subgenus Oligolimax Fisch.,
Schnecken der höheren Gebirge. Diese beiden Subgenera sind auch
in der Rheinprovinz vertreten. Semilimax Stab. ist in den mittleren
Alpen wohl am meisten verbreitet, hält sich aber nicht so streng ans
hohe Gebirge. Das Subgenus ist daher im Süden häufiger als im Norden
und scheint in den deutschen Ostseeländern vollkommen zu fehlen.
Phenacolimax Stab. ist in Europa ziemlich überall vertreten, tritt
aber im Süden der europäischen Gebirge lange nicht so häufig auf wie
im Norden. Wie die Daudebardien sind auch die Vitrinen sehr empfind-
lich gegen Wärme und vor allem gegen Trockenheit. Deshalb gehen
sie hoch in die Gebirge, sogar bis zur Schneegrenze, und finden sich
im Norden noch in Grönland. Die Winterkälte kann ihnen scheinbar
nicht viel anhaben, denn oft kann man die Tiere im Frühjahr sogar
auf schmelzendem Schnee beobachten. Während die meisten Autoren
die Vitrinen nur im Frühjahr fingen, habe ich in der Rheinprovinz
und an vielen Orten Deutschlands auch weit in den Sommer hinein
lebende Tiere vereinzelt erbeutet. Hauptbedingung scheint zu sein,
daß sie hinreichend gegen Trockenheit und Wärme geschützt sind.
Der größte Teil der Tiere stirbt allerdings nach der Eiablage im Früh-
jahr ab. Man findet dann allenthalben die dünnen Schalen umher-
liegen. Die Eier sind rund und weichschalig und finden sich in kleinen
Häufchen zusammen. Die jungen Schnecken haben ein äußerst rasches
Wachstum. Die Tiere nähren sich von vegetarischer Kost und gehen
nur ausnahmsweise an tierische Substanzen, wobei sie sich dann häufig
an Artgenossen vergreifen (Vitrina diaphana Drap.). Dies kann bei
den Vitrinen schon viel häufiger vorkommen als bei den Daudebardien,
da sie im Gegensatz zu diesen gesellig leben und beim Eintritt des
Frühlings an ihren Fundplätzen zu wahren Massen aufzutreten pflegen.
Die Tiere sind sehr beweglich und kriechen rastlos umher. RI
198 Caesar R. Boettger:
Vitrina (Semilimax) diaphana Drap.
Diese Schnecke gehört zu den seltenen Arten unserer Provinz.
Im Süden Deutschlands ist sie häufiger und kommt nach Norden
immer spärlicher vor. Sie lebt an kühlen feuchten Stellen im Moos
und unter totem Laub, meist gesellig.
Rheintal II: Rheidt bei Bonn (coll. O. le Roi). Rheingenist bei Bopn und an
der Siegmündung, Venusberg bei Bonn (coll. C. Bttg.).
Eifel: Sellerich, Schneifel (93, pag. 3). Kalmuttal, Montjoie, Reichenstein (coll.
O. le Roi).
Westerwald: Sayntal bei Isenburg (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Siegmündung (leg. A. Reichensperger u. O. le Roi; 78, pag. 106). Merten
(78, pag. 106). Siegmündung, Sieggenist, Merten (93, pag. 3). Siegmündung
(coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Mettmann (leg. Caspary; 30a, pag. 55). Koverstein an der
Agger (78, pag. 106; 93 pag. 3). Neandertal (leg. H. Schmidt; 90, pag. 109).
Vitrina (Semilimax) elongata Drap.
Diese Vitrina ist neu für die Rheinprovinz. Sie findet sich sporadisch
in den Gebirgen Süd- und Mitteldeutschlands und wird in den Alpen
und im Osten in Böhmen und in den schlesischen Gebirgen häufiger.
In der Rheinprovinz erbeutete ich die Art nicht selten in Fahr bei
Neuwied, wo ich sie auf dem Mulm der Felsen und vor allem an
feuchten Stellen unter Efeu am Aufgange zum Schloß Friedrichstein
fand.
Rheintal II: Fahr (coll. C. Bttg.).
Vitrina (Phenacolimax) major Fer.
Im Gegensatz zu den vorhergehenden Arten ist Vitrina major
Fer. in den gebirgischen Teilen der Rheinprovinz allgemein verbreitet.
In großen Mengen findet sie sich vor allem in den Burgruinen, wo
ihr Verstecke in genügender Anzahl zu Verfügung stehen. Doch lebt
sie auch im Walde an kühlen, feuchten Stellen. Sie ist eine westliche
Art und hat sich von Frankreich und Belgien her im Westen Deutsch-
lands ausgebreitet.
Rheintal I: Rheinfels bei St. Goar (78, pag. 106; 93, pag. 3). Bingerbrück,
St. Goar, Boppard (coll. C. Bttg.).
Saartal: Ruine Monteclair, Freudenburg, Saarburg, Körrig (coll. O. le Roi).
Moseltal: Igel, Beilstein (93, pag. 3). Igel (90, pag. 106). Karden, Wasserliesch,
Nittel, Rehlingen (coll. O. le Roi). Trier (coll. E. Hammann). Winningen
(coll. ©. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 14; leg. O. Goldfuss, 98a, pag. 50 u. Taf. 14, fig. 106).
Bonn, Düsseldorf (22, pag. 70). Vorgebirge und Venusberg bei Bonn, Rolands-
eck (37, pag. 310). Vorgebirge bei Bonn (38, pag. 68; 54, pag. 33). Hammer-
stein (78, pag. 106). Hammersteia, Unkel, Oberkassel (93, pag. 3). Godesberg
(leg. H. Schenck, coll. Zool. Inst. Bonn). Urmitz, Andernach, Brohl, Rolands-
eck, Godesberg, Bonn, Genist bei Bonn und an der Siegmündung, Engers,
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 199
Neuwied, Fahr, Gönnersdorf, Leutesdorf, Hammerstein, Rheinbrohl, Hön-
ninger, Linz, Unkel, Honnef (coll. C. Bttg.).
Eifel: Katzenbachtal bei Trier (90, pag. 106). Monreal (9, pag. 16). Katzenbach-
tal bei Trier, Wernerseck an der Nette, Schneifel, Mäuseberg bei Daun,
Kasselburg, Manderscheid, Saffenburg, Maischoss, Cornelimünster,
Moresnet, Melaten, Lousberg und Ruire Wilhelmstein bei Aachen (93, pag. 3).
Kasselburg (104, pag. CXVII). Eltztal (leg. H. Schenck, coll. Zool. Irst.
Bonn). Saffenburg, Wernerseck an der Nette, Aachen, Moresnet, Korneli-
münster (78, pag. 106). Laacher See (94, pag. 47). Kakushöhlen, Wensburg
a. d. Liers, Winneburg, Echternacherbrück, Reichenstein, Kalterher-
berg, Reinardstein (coll. O.le Roi). Bertrich, Manderscheid, Gillenfeld,
Daun, Gerolstein, Mayen, Eltztal, Monreal, Nürburg, Adenau, Laacher See,
Neuenahr, Altenahr, Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald : Renneburg (93, pag. 3). Altwied (coll. O.le Roi). Sayn (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Siebengebirge (22, pag. 70; 37, pag. 310). Drachenfels, Löwen-
burg (38, pag. 68; 54, pag. 33). Heisterbach, Löwenburg, Drachenfels, Wolken-
burg, Gr. Ölberg, Petersberg (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Merten (78, pag. 106). Siegmündung, Merten (93, pag. 3). Blankenberg
(coll. O. le Roi). Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (22, pag. 70; 23, pag. 60; 32, pag. 20; leg. Lischke,
57, pag. 96). Fehlt bei Elberfeld (36, pag. 31). Neandertal, Elberfeld (38,
pag. 68; 54, pag. 33). Koverstein an der Agger, Hernstein an der Bröl
(78, pag. 106; 93, pag. 3). Neandertal (coll. C. Bttg.).
Vitrina (Phenacolimax) pellueida Müll.
Vütrina pellucida Müll., die im übrigen Deutschland die häufigste
Vitrine ist, tritt in der Rheinprovinz entschieden an Individuenzahl
gegen Vitrina major Fer. zurück. Dennoch kommt sie auch hier überall
vor, wenn sie geeignete Schlupfwinkel findet. Sie lebt unter totem
Laub und im Moos, scheint aber nicht so sehr wie Vitrina diaphana
Drap. von der Feuchtigkeit abhängig zu sein, wenn sie auch solche
Stellen bei weitem bevorzugt.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).'
Rheintall: Boppard (la, pag. 14). St. Goar, Genrist bei Bingerbrück (coll. C.Bttg.).
Hunsrück : Simmern (coll. C. Bttg.).
Saartal: St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 14; coll. E. Hammann). Busental bei Trier (54,
pag. 32). Sirzenicher Tal und Busental bei Trier (101, pag. 71). Winne-
burg (57, pag. 95). Alken, Niederburg bei Kobern, Nittel (coll. ©. le Roi).
Cochem, Oberfell (coll. C. Bttg.).
Rheintal IH: Kreuzberg und Wichelshof bei Bonn (38, pag. 68; 54, pag. 32).
Finkenberg bei Beuel (coll. O. le Roi). Kottenforst bei Bonn, Genist bei
Bonn und an der Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Eifel: Bertrich (9, pag. 16). Bertrich, Manderscheid, Ahrtal (57, pag. 95). Laacher
See (94, pag. 47). Maischoss, Hohe Acht, Frohngau, Blankenheim, Olbrück,
Weinfelder Kirchhof, Moresnet, Enderttal, Katzenbachtal, Pulvermaar, Kal-
terherberg, Reinardstein bei Malmedy, Mindener Ley a. d. Sauer (coll. O.
le Roi). Bertrich, Manderscheid, Gerolstein, Neuenahr, Aachen (coll. C. Bttg.).
8. Heft
200 Caesar R. Boettger:
Westerwald: Renneburg (coll. O. le Roi).
Siegtal: Merten (coll. O. le Roi).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 39; 36, pag. 31). Burg a. d. Wupper, Hern-
stein a. d. Bröl, Bredenbusch und Koverstein a. d. Agger (coll. O. le Roi).
Neandertal (coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Viersen, Süchteln (coll. O. le Roi).
Fam. Macrochlamidae.
Diese Familie ist in Europa nur durch die Gattung Zuconulus
Reinh. vertreten. Diese ist auch außerhalb des europäischen Faunen-
gebietes in Sibirien verbreitet und greift sogar nach Amerika hinüber.
Bei uns ist das Genus vertreten durch die meist verbreitete Art Zuco-
nulus fulvus Müll. Bis vor kurzem stellte man sie allgemein zu den
Hyalinien, doch ist sie von diesen anatomisch recht verschieden und
schließt sich am besten an die kleinen Macrochlamiden-Genera wie
Microcystis Beck an.
Euconulus fulvus Müll.
Die Art findet sich zerstreut über die ganze Rheinprovinz, scheint
aber nicht besonders individuenreich zu sein. Sie lebt unter totem
Laub und faulendem Holz. Besonders häufig findet man sie an alten
faulenden Baumstümpfen.
Nahetal: Kreuznach (coll. ©. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 14). Bingerbrück, Genist bei Bingerbrück, St. Goar,
Boppard (coll. C. Bttg.).
Hunsrück : Kondertal (94d, pag. 175). Simmern (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (coll. E. Hammann). Zeltingen, Koblenz (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Beuel bei Bonn (78, pag. 106). Rolandseck (94a, pag. 93). Sirzig,
Rolandseck, Genist bei Bonn und an der Siegmündung, Plittersdorf, Godes-
berg, Köln, Neuwied, Honnef, Beuel (coll. C. Bttg.).
Eifel: Pulvermaar (57, pag. 160). Laacher See (57, pag. 96; 94, pag. 47). Saffen-
burg a. d. Ahr (leg. A. Reichensperger), Schneifel-Rücken, Sellerich bei
Prüm (94a, pag. 93). Ruine Wensburg a. d. Liers (94d, pag. 175). Schalken-
mehrener Maar, Gemünder Maar, Weilerbach a. d. Sauer, Reichenstein,
Hohes Venn, Kakushöhlen (coll. O. le Roi). Bertrich, Gillenfeld, Laacher
See, Aachen (col?. C. Bttg.).
Siebengebirge: Heisterbach (37, pag. 312; 38, pag. 69; 54, pag. 51). Heister-
bach, Löwenburg (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Neandertal (94a, pag. 93; coll. C. Bttg.).
Tiefebene : Viersen, Stenden (78, pag. 106). Neersen (coll. O. le Roi).
Fam. Zonitidae.
Zu den verbreitesten Schnecken der Rheinprovinz gehören die
Vertreter der Zonitidae, die in drei Genera vertreten sind, Hyalinia
Agassız, Orystallus Lowe und Zonitoides Lehm. Während bei den
mediterranen Zonitiden die Ergebnisse der Anatomie schon recht
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 201
gut eine Systematik der Arten aufzustellen erlauben, die mit
den tiergeographischen Beobachtungen übereinstimmen, ist man
in der Einteilung der nördlichen Formen noch nicht so weit. Die drei
anatomisch recht differenzierten, im Norden die Hauptrolle spielenden
Genera Hyalinia, Crystallus und Zonitoides sind recht weit verbreitet.
Hyalinia (Hyalinia) cellaria Müll.
Diese Art ist in der Rheinprovinz wie in ganz Deutschland recht
verbreitet und scheut auch die Nähe des Menschen durchaus nicht.
Wie schon ihr Name sagt, kommt sie häufig in den Kellern der Häuser
vor. Hier scheint sie an manchen Stellen vor der folgenden Art zurück-
zaweichen (7). Im Freien findet man sie im allgemeinen in Felsspalten,
alten Gemäuern, doch auch im Walde. Wie schon oben gesagt, ver-
abscheuen diese und die folgende Art durchaus nicht animalische
Stoffe, vergreifen sich auch manchmal an Artgenossen. Sollte vielleicht
aus diesem Grunde Ayalinva cellaria Müll. von Fundorten zurück-
weichen, wo die kräftigere und größere Hyalinia draparnaldi Beck
auftritt?
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 14). Bingerbrück, Genist bei Bingerbrück,
Trechtlingshausen, Bacharach, Oberwesel, St. Goar, Boppard, Brey, Capellen
(coll. C. Bitg.).
Hunsrück: Stromberg (coll. H. Freiherr von Geyr). Kondertal (coll. O.le Roi).
Simmern (coll. C. Bttg.).
Saartal: Ruine Montelair, Körrig (coll. O. le Roi). St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Marienburg bei Alf (58, pag. 166). Trier (la, pag. 14; 101, pag. 71;
coll. E. Hammann). Igel, Wasserliesch, Nittel, Rehlingen, Wincheringen
(coll. ©. le Roi). Zeltingen, Trarbach, Enkirch, Alf, Cochem, Carden, Alken,
Winningen, Koblenz (coll. ©. Bttg.).
Rheintal I: Bonn (18, pag. 23; 57, pag. 96). Kreuzberg bei Bonn, Poppels-
dorfer Schloß in Bonn (37, pag. 314). Poppelsdorfer Schloß in Bonn, Venus-
berg bei Bonn, Godesberg, Rolandseck (38, pag. 69; 54, pag. 39). Unkel,
Beuel (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn.). Finkenberg bei Beuel,
Rodderberg (coll. O. le Roi). Urmitz, Andernach, Brohl, Sinzig, Remagen,
Oberwinter, Rolandseck, Mehlem, Rüngsdorf, Godesberg, Dottendorf,
Bonn, Zoologischer Garten in Kölr, Genist bei Bonn und an der Sieg-
mündung, Ehrenbreitstein, Engers, Neuwied, Irlich, Fahr, Gönnersdorf,
Leutesdorf, Hammerstein, Rheinbrohl Linz, Erpel, Unkel, Insel Grafen-
werth, Honnef, Königswinter, Beuel, Deutz, Düsseldorf (coll. C. Bttg.).
Eifel: Lousberg bei Aachen (38, pag. 69; 54, pag. 39). Laacher See (57, pag. 96;
94, pag. 47). Kasselburg (104, pag. CXVII). Gerolstein (leg. H. Schenck;
coll. Zool. Inst. Bonn). Saffenburg, Maischoss, Hochsimmer, Blankenheim,
Burgfey, Tomburg, Olbrück, Hohe Acht, Katzenbachtal, Emmaburg bei
Moresnet, Kornelimünster, Melaten und Wilhelmstein bei Aachen,
Montjoie, Kalterherberg, Reinhardstein, Echternacherbrück, Irrel, Bollen-
dorf, Pölsenhof a. d. Sauer, Dasburg (coll. ©. le Roi). Bertrich, Mander-
scheid, Gillenfeld, Gerolstein, Mayen, Eltztal, Monreal, Nürburg, Adenau,
8. Heft
202 Caesar R. Boettger:
Niedermendig, Laacher See, Brohltal, Altenahr, Neuenahr, Euskirchen,
Düren, Ruine Schwarzenbroich bei Düren, Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Sayn (38, pag. 69; 54, pag. 39; coll. C. Bttg.). Unteres Wied-
tal, Altwied, Isenburg (coll. ©. le Roi).
Siebengebirge: Löwenburg, Drachenfels (38, pag. 69; 54, pag. 39). Löwenburg,
Heisterbach (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Heisterbach, Löwen-
burg, Drachenfels, Wolkenburg, Gr. Ölberg, Petersberg (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Freusberg (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Merten (coll.
O. le Roi). Siegburg, Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Koverstein a. d. Agger, Niedersessmar u. Raspe bei Gummers-
bach, Elberfeld (coll. O. le Roi). Barmen, Neandertal (coll. C. Bttg.).
Tiefebene:; Viersen, Süchteln, Hüls (coll. O. le Roi). Krefeld (coll. C. Bttg.).
Hyalinia (Hyalinia) draparnaldi Beck.
Diese Hyalinia dürfte nur im Süden unseres Vaterlandes ein-
heimisch sein. Sie gewinnt aber in Deutschland bedeutend an Gebiet
und breitet sich in der Nähe des Menschen immer mehr in Gärten,
Gewächshäusern, Kellern usw. aus (7). Sie wird wohl hauptsächlich
durch Gärtner verschleppt. Oft scheint sie Hyalinia cellaria Müll.
von ihren Fundplätzen zu verdrängen. In der Rheinprovinz ist sie
in Gärten, Gewächshäusern und Kellern nicht selten anzutreffen.
Lange scheint sie hier noch nicht vorzukommen, da sie von älteren
genauen Sammlern, wie Goldfuss (37, 38) und anderen nicht erwähnt
wird und diese das Tier wohl auch nicht mit Hyalinia cellaria Müll.
verwechselt haben werden. An den einzelnen Fundorten läßt sich
häufig noch erkennen, aus welchen Gegenden die Tiere bei uns ein-
geschleppt wurden, da die sehr verbreitete Art im Süden recht variabel
ist. In der Nähe des Menschen lebt sie gewöhnlich an ähnlichen Fund-
plätzen wie Hyalinia cellaria Müll., doch wurde sie in der Rheinprovinz
noch nicht entfernt von menschlichen Ansiedelungen angetroffen.
Moseltal: Trier (coll. E. Hammann). Koblenz (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Botanischer Garten in Bonn (78, pag. 106; 93, pag. 3). Botanischer
Garten und Villa Wessel in Bonn, Köln, Honnef, Beuel (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 38 u. 39; 36, pag. 31; 78, pag. 106). Barmen,
Elberfeld (93, pag. 3). Düsseldorf, Elberfeld (coll. C. Bttg.).
Eifel: Aachen (78, pag. 106; 93, pag. 3; coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Essen (coll. C. Bttg.).
Hyalinia (Polita) pura Ald.
Hyalınıa pura Ald., die im Deutschland allgemein verbreitet ist,
kommt auch in den Rheinlanden an geeigneten Stellen im ganzen
Gebiet zerstreut vor, wenn auch ihre Fundorte wenig zahlreich sind.
Sie lebt unter faulendem Laub und im Moos an schattigen Orten,
hauptsächlich in Wäldern.
Rheintal I: Genist bei Bingerbrück, St. Goar (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Koblenz (coll. C. Bttg.).
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 203
Rheintal Il: Krenzberg bei Bonn (38, pag. 69; 54, pag. 48). Kottenforst bei
Bonn, Genist an der Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Siegmündung (coll. ©. le Roi). Siegburg (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 39; 36, pag. 31).
Hyalinia (Polita) hammonis Ström.
Auch diese weit verbreitete Art lebt in unserer Provinz an ge-
eigneten Stellen durchs ganze Gebiet. Sie ist im Rheinland die häufigste
der kleinen Hyalinien. Sie liebt ungefähr dieselben Standorte wie die
vorhergehende Art.
Nahetal: Rheingrafenstein, Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Bingerbrück, Genist bei Bingerbrück, Trechtlingshausen, St. Goar,
Salzig, Boppard (coll. ©. Bttg.).
Hunsrück : Simmern (coll. C. Bttg.).
Saartal: St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Alf (58, pag. 166). Zeltingen, Trarbach, Enkirch, Alf, Cochem,
Alken, Winningen, Koblenz (coll. ©. Bttg.).
Rheintal I: Anderrach, Brohl, Oberwirter, Rolandseck, Godesberg, Bonn,
Genist bei Bonn und an der Siegmündung, Ehrenbreitstein, Neuwied, Fahr,
Gönnersdorf, Leutesdorf, Hammerstein, Rheinbrohl, Hönningen, Linz, Unkel,
Honnef, Düsseldorf (coll. C. Bttg.).
Eifel: Kasselburg, Ernstberg ((9, pag. 16). Eifel (57, pag. 96). Laacher See
(94, pag. 47). Aachen, Frohngau bei Münstereifel, Mürmeswiesen bei Saxler,
Schneifel-Rücker (94a, pag. 93). Weilerbach a. d. Sauer (coll. O. le Roi).
Bertrich, Manderscheid, Gillenfeld, Daun, Gerolstein, Mayen, Eltztal,
Monreal, Nürburg, Adenau, Niedermendig, Laacher See, Neuenahr,
Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Sayn (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Löwenburg (37, pag. 313; 38, pag. 69; 54, pag. 48). Hohen-
honnef, Petersberg, Löwenburg, Wolkenburg (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 39; 36, pag. 31). Koverstein a. d. Agger,
Neandertal (94a, pag. 93). Neandertal (coll. C. Bttg.).
Tiefebene : Viersen, Dülken (94a, pag. 93). Krefeld (coll. C. Bttg.).
Hyalinia (Polita) petronella Charp.
Diese Art ist neu für die Rheinprovinz. Sie wird häufig mit der
vorhergehenden Art verwechselt, ist aber größer und im Gegensatz
zu Hyalinıa hammonis Ström. grünlich und stark durchscheinend. Hy-
alınia petronella Charp. lebt an feuchteren Orten als ihre Verwandten.
Bis jetzt habe ich die Art an zwei Orten lebend gefunden. Man findet
sie am besten an feuchtem Moos; sie kommt sogar in sumpfigen Ge-
bieten vor. Sie ist vorzugsweise eine norddeutsche Art.
Rheintal II: Plittersdorf, Genist an der Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Heisterbach (coll. C. Bttg.).
8. Heft
204 Caesar R. Boettger:
Hyalinia (Polita) nitens Mich.
Von den echten Politen ist in unserem Gebiete Hyalımıa nitens
Mich. am häufigsten. Zu ihr als Varietät rechne ich auch AH yalinıa
nitidula Drap.!). Die Art kommt allenthalben im Laub und Moos
der Wälder, unter Hecken und an ähnlichen Schlupfwinkeln vor.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal! I: Boppard (la, pag.14). Bingerbrück, St. Goar, Brey (coll. C. Bttg.).
Hunsrück : Stromberg (leg. H. Freiherr von Geyr).
Saartal: St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 14; 101, pag. 71; coll. E. Hammann). Igel, St. Ma-
thias bei Trier (coll. ©. le Roi). Trarbach, Winningen, Koblenz (coll.
C. Bttg.).
Rheintal II: Vorgebirge und Venusberg bei Bonn (37, pag. 313). Venusberg bei
Bonn, Godesberg, Rolandseck, Neuwied (54, pag. 43). Bonn (54, pag. 44;
60, pag. 82). Andernach, Brohl, Godesberg, Bonn, Kölr, Genist bei Bonn und
an der Siegmündung, Engers, Neuwied, Irlich, Fahr, Gönnersdorf, Hammer-
stein, Rheinbrohl, Linz, Unkel, Honnef, Beuel (coll. C. Bttg.).
Eifel: Kasselburg (9, pag. 16; 104, pag. CXVII; leg. H. Schenck, coll. Zool. Inst.
Bonn). Lousberg bei Aachen (54, pag. 43). Eifel, Aachen (78, pag. 106).
Maischoss, Saffenburg, Gönnersdorf an der Vinxt, Melaten bei Aachen,
Menzerath, Kalterherberg, Reinardstein, Dasburg (coll. O. Is Roi).
Bertrich, Manderscheid, Daun, Gerolstein, Mayen, Eltztal, Monreal, Alten-
ahr, Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Renneburg (coll. O. le Roi).
Siebengebirge: Siebengebirge (37, pag. 313). Löwenburg, Drachenfels (54, pag. 43).
Frankenhof bei Heisterbach (coll. O. le Roi). Hohenhonnef, Löwenburg,
Drachenfels (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Siegburg (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 39; 36, pag. 31). Bredenbusch an der Agger
(78, pag. 106). Raspe, Grotenbachtal u. Rebbelroth bei Gummersbach,
Koverstein a. d. Agger, Müngsten, Hernstein a. d. Bröl (coll. O. le Roi).
Neandertal (coll. C. Bitg.).
Tiefebene : Viersen, Neersen, Dülken, Hüls (coll. O. le Roi). Krefeld (coll. C. Bttg.).
Crystallus (Crystallus) erystallinus Müll.
Diese Art, die in ganz Deutschland überall zu finden ist, trifft
man auch im Rheinland häufig an. Sie bevorzugt feuchte Orte und
lebt im Moos und unter faulendem Laub und Holz, an Quellrändern
der Wälder, sowie unter Büschen und Hecken. Sie führt eine recht
versteckte Lebensweise.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 14). St. Goar (83, pag. 79). Genist bei Bingerbrück,
Trechtlingshauser, Bacharach, St. Goar, Boppard, Capellen (coll. C. Bttg.)-
Hunsrück: Simmern (coll. ©. Bttg.).
!) Vergl. pag. 20 meiner Arbeit im Nachrichtsblatt der deutschen Malako-
zoologischen Gesellschaft 1911, pag. 17—25.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 205
Saartal: St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 14; 101, pag. 71; coll. E. Hammann). Moseltal (38,
pag. 68). Zeltingen, Trarbach, Alf, Alken, Winningen (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Gronau bei Bonn (37, pag. 311). Genist bei Bonn (38, pag. 69).
Neuwied (43, pag. 49; 103, Heft 6). Rolandseck, Unkel, (94a, pag. 93).
Genist bei Bonn und Königswinter (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn).
Andernach, Brohl, Remagen, Rolandseck, Godesberg, Bonn, Villa Wessel
in Bonn, Genist bei Bonn und an der Siegmündung, Engers, Neuwied, Fahr,
Hamnıerstein, Linz, Unkel, Honnef, Beuel (coll. C. Bttg.).
Eifel: Ahrgenist bei Maischoss (leg. von Jordans), Ruine Kasselburg bei Pelm,
Schneifel-Rücken, Ruine Wernerseck a. d. Nette (94a, pag. 93). Hohe Acht,
Ruine Wensburg a. d. Liers, Kondertal (94d, pag. 175). Reichenstein, Rein-
hardstein (coll. O. le Roi). Bertrich, Daun, Aachen (coll. ©. Bttg.).
Westerwald: Sayn (coll. C. Bittg.).
Siebengebirge: Löwenburg, Drachenfels (37, pag. 311). Heisterbach (38, pag. 69;
54, pag. 46). Heisterbach, Löwenburg, Drachenfels, Wolkenburg(coll. C. Bttg.).
Siegtal: Siegburg (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Hernstein a. d. Bröl (94a, pag. 93). Neandertal (coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Viersen (94a, pag. 93). Krefeld (coll. C. Bttg.).
Crystallus (Crystallus) diaphanus Stud.
Außer Crystallus erystallinus Müll. findet sich von den vielen
deutschen Crystallus-Arten nur noch Crystallus diaphanus Stud. in
der Rheinprovinz. Im Gegensatz zu Crystallus erystallinus Müll. ist
diese Art nicht reich an Fundorten. Sie bevorzugt gebirgige Gegenden,
während die häufigere Art überalllebt. Man findet Urystallus diaphanus
Stud. in feuchten Wäldern unter faulendem Holz, Laub, Steinen oder
Moos. Nirgends jedoch ist er häufig.
Rheintal II: Gronau bei Bonn (37, pag. 311). Godesberg (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Sayn (coll. ©. Bttg.).
Siebengebirge: Drachenfels, Löwenburg (37, pag. 311). Löwenburg (38, pag. 69;
54, pag. 45; coll. C. Bttg.).
Zonitoides nitidus Müll.
Auf feuchten Wiesen, an Ufern von Teichen, Tümpeln und
Bächen, in ausgetrockneten Wassergräben, häufig an Schilf und an-
deren Pflanzen in die Höhe steigend, findet man Zonitoides nitidus
Müll. Wie in ganz Deutschland, so fehlt die Art auch in der Rhein-
provinz an geeigneten Stellen selten, obwohl sie Ebene zu bevor-
zugen scheint. Wo sie auftritt, kommt sie in ziemlicher Menge vor.
Nahetal: Staudernheim (coll. O. le Roi). Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 14). Bingerbrück, Genist bei Bingerbrück, Bacha-
rach, St. Goar (coll. C. Bttg.).
Hunsrück : Stromberg (coll. H. Freiherr von Geyr).
Saartal: Dillingeu (99, pag. 39).
Moseltal: Trier (la, pag. 14; 101, pag. 71; coll. E. Hammann). Moseltal (54,
pag. 54). Alf (58, pag. 166). Alf, Cochem, Koblenz (coll. C. Bttg.).
8. Heft
206 Caesar R. Boettger:
Rheintal II: Bonn (la, pag.14). Poppelsdorfer Schloßteich und Godesberger
Bach bei Bonn (37, pag. 313). Poppelsdorfer Schloßteich bei Bonn (38, pag. 69;
54, pag. 53). Andernach, Brohl, Rüngsdorf, Godesberg, Plittersdorf, Dotten-
dorf, Friesdorf, Genist bei Bonn, Neuwied, Honnef, Beuel (coll. C. Bttg.).
Eifel: Laacher See (57, pag. 96; 94, pag. 47). Pulvermaar (57, pag. 160). Mai-
schoss, Wernerseck a. d. Nette, Kalmuttal, Haarscheid bei Münstereifel,
Weinfelder Kirchhof, Schalkenmehrener Maar, Meerfelder Maar, Reichen-
stein, Hohes Venn (coll. O. le Roi). Bertrich, Gillenfeld, Mayen, Eltztal,
Laacher See, Altenahr, Euskirchen, Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Altwied (coll. O. le Roi).
Siebengebirge: Heisterbach (38, pag. 69; 54, pag. 53; coll. C. Bttg.). Franken-
forst (coll. ©. le Roi).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 39; 36, pag. 31; 38, pag. 69; 54, pag. 53).
Aggertal (57, pag. 96). Reininghausen bei Gummersbach, Neandertal
(coll. O. le Roi). .
Siegtal: Siegburg, Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Schloß Myllendonk bei München-Gladbach (43b, pag. 4). Brühl,
Viersen, Stenden, Breyeller See (coll. O. le Roi). Krefeld (leg. ©. F. Fischer
et ipse legi; coll. C. Bttg.).
Fam. Arionidae.
Die über ganz Europa verbreiteten Arvonidae sind in Deutschland
durch sechs Vertreter des Genus Arion Fer. vertreten, von denen
fünf auch in der Rheinprovinz leben. In ihrem Außeren gleichen sie
in manchen den Limaciden, sind jedoch nicht derart auf die Feuchtigkeit
angewiesen wie diese. Man findet z. B. Arion empiricorum Fer. auch
bei trockenem Wetter umherkriechend. Die Arioniden sind große
Pilzfreunde, ernähren sich jedoch auch von grünen Pflanzen. Auch
verzehren sie manchmal animalische Kost.
Arion empiricorum Fer.
Diese sich in ganz Deutschland findende Art ist auch in der Rhein-
provinz der häufigste Arion. Er tritt hier in den verschiedensten Farben-
varlationen auf, von der im Trocknen lebenden Form rufus bis zu der
Form ater der feuchten Gegenden. Er lebt überall in Wäldern, Wiesen
und Gärten, an Burgruinen und alten Mauern, bewachsenen Böschungen
und Abhängen, sowie in bewachsenen Gräben an Landstraßen. Bei
trockenem Wetter verkriecht er sich unter Steine, Moos, faulendes
Laub und ähnlichem. Wie schon oben gesagt, finden sich die dunkleren
und schwarzen Stücke mehr an feuchten, kühlen und schattigen Orten,
während man an Orten von entgegengesetzter Beschaffenheit rote,
helle Tiere findet. Die gefräßige Schnecke nährt sich in der Hauptsache
zwar von verwesenden Pflanzenteilen und Pilzen, doch verabscheut
sie, wie ich oft feststellen konnte, durchaus nicht grüne Pflanzen und
animalische Bestandteile, von letzteren vor allem Regenwürmer und
andere Schnecken (selbst Artgenossen).
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 207
Nahetal: Rheingrafenstein, Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Bingerbrück, Trechtlingshausen, Ober-Heimbach, Bacharach, Ober-
wesel, St. Goar, Boppard, Ober-Spay, Brey, Capellen (coll. C. Bttg.).
Hunsrück: Aspeler Tal (coll. O. le Roi). Simmern (coll. C. Bttg.).
Saartal: Dillingen (99, pag. 39). Merzig, Montclair, Pinschbachtal, Körrig
(coll. O. le Roi). St. Johann (coll. ©. Bttg.).
Moseltal: Alf (58, pag. 166). Trier (101, pag. 71). Igel, Brodenbach, Wasser-
liesch, Temmels, Nittel, Rehlingen, Wincheringen (coll. O. le Roi). Zeltingen,
Trarbach, Enkirch, Alf, Ellenz, Cochem, Carden, Alken, Oberfell,
Winningen, Koblenz (coll. ©. Bttg.).
Rheintal II: Venusberg bei Bonn (57, pag. 92; 57a, pag. 88). Mesdorf bei Bonn
(schwarze Form; coll. H. Pabst). Finkenberg bei Beuel, Oberkassel,
Rheidt bei Bonn (coll. O. le Roi). Andernach, Brohl, Sinzig, Remagen,
Oberwinter, Rolandseck, Mehlem, Rüngsdorf, Godesberg, Bonn,
Villa Wessel in Bonn, Brühl, Ehrenbreitstein, Engers, Neuwied,
Fahr, Gönnersdorf, Leutesdorf, Hammerstein, Rheinbrohl, Hönningen,
Linz, Erpel, Unkel, Honnef, Rhöndorf, Königswinter, Beuel, Düsseldorf
(coll. ©. Bttg.).
Eifel: Uesbachtal, Ahrtal, Laacher See, Tal der Winneburg (57, pag. 92). Ahr-
tal (57a, pag. 88). Laacher See (94, pag. 47). Kasselburg (104, pag. CXVII).
Saffenburg, Landskron, Hohe Acht, Wernerseck, 'T'omburg, Gönners-
dorf a. d. Vinxt, Olbrück, Münstereifel, Urfasperre, Prüm, Sellerich,
Schneifel, Wilhelmstein, Moresnet, Kordel, Schakenmehrener Maar, Echter-
nacherbrück, Wallendorf, Pölsenhof u. Gentingen a. d. Sauer, Mortjoie,
Reichenstein, Kalterherberg, Hohes Venn, Maubach a. d. Roer, Nideggen,
Kermeter, Burgfey (coll. O. le Roi). Bertrich, Manderscheid, Gillenfeld, Daur,
Gerolstein, Mayen, Eltztal, Monreal, Nürburg, Adenau, Niedermendig,
Laacher See, Altenahr, Neuenahr, ‚Euskirchen, Düren, Gürzenich und
Ruine Schwarzenbroich bei Düren, Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Renneburg, Himmerich, Isenburg (coll. O. le Roi). Frorath, Glock-
scheid, Sayn (coll. ©. Bttg.).
Siebengebirge: Siebengebirge (56, pag. 270; 57, pag. 92; 57a, pag. 88). Schmelz-
bachtal (coll. O.le Roi). Hohenhonnef, Heisterbach, Löwenburg, Drachen-
fels, Gr. Oelberg, Wolkenburg, Petersberg (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Ufer der Sieg (56, pag. 270). Merten (coll. O. le Roi). Siegburg, Sieg-
mündung (coll. C. Bttg.).
Bergisehes Land: Elberfeld (23, pag. 60; 35, pg. 38; 36, pag. 31). Auel im Agger-
tal (56, pag. 270). Aggertal (57, pag. 92; 57a, pag. 88). Hernstein a. d. Bröl,
Gummersbach, Reininghausen, Bredenbusch, Koverstein, Müngsten (coll.
Ö. le Roi). Elberfeld, Neandertal (coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Viersen, Dülken, M.-Gladbach, Breyeller See (coll. O. le Roi). Essen,
Krefeld (coll. ©. Bttg.).
Arion subfuscus Drap.
Arion subfuscus Drap. ist wohl durch die ganze Rheinprovinz
verbreitet, gehört jedoch nicht zu den häufigsten Arten. Er lebt gerne
in Nadelwäldern, im Gegensatz zu den meisten anderen Schnecken,
die Nadelwald meiden. Jedoch findet sich die Art auch in Laubwäldern.
8. Heft
208 Caesar R. Boettger:
Die Tiere sitzen oft unter der Rinde alter Baumstümpfe (besonders
Fichte), unter Steinen, Moos, faulem Holz und Laub. Sie nähren sich
fast ausschließlich von Pilzen.
Moseltal: Wälder gegenüber Cochem (57, pag. 92). Alf, Cochem (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Rheinbreitbach (coll. H. Pabst).
Eifel: Bertrich, Laacher See (57, pag. 92). Laacher See (57a, pag. 88; 94, pag. 47).
Hohe Acht, Gönnersdorf a. d. Vinxt, Prüm, Schneifel, Katzenbachtal,
Kornelimünster, Menzerath, Kalterherberg, im ganzen Gebiet des Hohen
Venns zahlreich (coll. O. le Roi). Raeren, Walhorn-Belven (coll. H. Pabst).
Bertrich, Nürburg, Laacher See, Aachen (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Drachenfels (57, pag. 92). Löwenburg, Drachenfels (56, pag. 271).
Schmelzbachtal (coll. ©. le Roi). Löwenburg, Drachenfels, Wolkenburg
(coll. C. Bttg.).
Bergisches Land : Bruchhausen (coll. H. Pabst).
Tlefebene: München-Gladbach (14, pag. 256). Viersen, Neersen, Forsthaus bei
Krefeld, Stenden (coll. O. le Roi).
Arion hortensis Fer.
Der in Deutschland weit verbreitete Arion hortensis Fer. findet
sich in der Rheinprovinz durchs ganze Gebiet, jedoch durchaus nicht
häufig. Er lebt hauptsächlich in Gärten, seltener in Feldern und an
bewachsenen Abhängen und scheint sich nie weit von den mensch-
lichen Ansiedlungen zu entfernen. Man findet ihn bei trockenem
Wetter unter Steinen und Holz. Im Gegensatz zur vorhergehenden
Art ist Arion hortensis Fer. kein Pilzfresser, sondern ernährt sich von
grünen Pflanzen.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Bacharach (coll. C. Bttg.).
Saartal: Dillingen (99, pag. 39).
Moseltal: Trier (101, pag. 71). Igel, Wasserliesch (coll. O. le Roi). Koblenz
(coll. ©. Bttg.).
Rheinthal II: Bonn (38, pag. 59). Bonn, Rosenburg bei Bonn (38, pag. 61).
Schwarz-Rheindorf (coll. H. Pabst). Andernach, Godesberg, Bonn, Köln,
Neuwied, Honnef (coll. C. Bttg.).
Eifel: Laacher See, Niedermendig (57a, pag. 88). Melaten bei Aachen, Montjoie,
Kalterherberg, Reinhardstein (coll. O. le Roi). Raeren (coll. H. Pabst). Ber-
trich, Aachen (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Löwenburg (56, pag. 272). Löwenburg, Hohenhonnef (coll.
C. Bttg.).
Siegtal: Siegmündung (38, pag. 61; coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 38; 36, pag. 31; 38, pag. 61). Hernstein
a. d. Bröl, Reininghausen u. Niedersessmar bei Gummersbach (coll. O. le Roi).
Arion eircumsecriptus Johnst.
Auch Arion circumseriptus Johnst. findet sich in der Rhein-
provinz durchs ganze Gebiet. Seine Fundorte sind häufiger als die von
Arion hortensis F@r., da er nicht allein an dessen Fundorten manchmal
vorkommt, sondern sich vor allem auch im Walde findet. Buchenwald
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 209
bevorzugt er. Als Nahrung scheint,er grüne Pflanzen und Pilze an-
zunehmen. Er lebt unter Steinen, Moos, faulem Holz und Laub.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Bingerbrück, Trechtlingshausen, St. Goar, Boppard (coll. C. Bttg.).
Saartal: Körrig bei Saarburg (coll. O. le Roi).
Hunsrück: Simmern (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Alf (58, pag. 166). Zeltingen, Alf, Cochem (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Venusberg bei Bonn (38, pag. 58). Linz, Bonn (78, pag. 106). Ober-
kassel (94d, pag. 175). Erpeler Ley bei Erpel, Rheinbreitbach, Honnef,
Oberkassel, Ramersdorf (coll. H. Pabst). Andernach, Brohl, Godesberg,
Bonn, Neuwied (coll. ©. Bttg.).
Eifel: Aachen, Moresnet, Kornelimünster, Maischoss an der Ahr, Wernerseck an
der Nette (78, pag. 106). Eifel (93, pag. 3). Laacher Sse (94, pag. 47).
Münstereifel, Ronderath, Frohngau, Blankenheim, Ruine Olbrück, Hohe
Acht, Kondertal, Winneburg bei Kochem (94d, pag. 175). Raeren, Wal-
horn-Belven, Münstereifel, Berkum, Landskrone, Ahrtal bis Altenahr (coll.
H. Pabst). Saffenburg, Montjoie, Reichenstein, Kalterherberg, Hohes Venn
(coll. O. le Roi). Bertrich, Gillenfeld, Mayen, Eltztal, Laacher See, Aachen
(coll. ©. Bttg.).
Westerwald: Westerwald (93, pag. 3). Sayn, Isenburg (94d, pag. 175). Renne-
burg (coll. O. le Roi). Sayn (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Rhöndorfer Tal, Löwenburg, Drachenfels (coll. H. Pabst). Löwen-
burg (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Merten (78, pag. 106). Siegburg (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Hernstein an der Bröl, Gummersbach (78, pag. 106). Bergisches
Land (93, pag.3). Reininghausen, Bredenbusch (coll. O. le Roi). Neander-
tal (coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Stenden, Dülken, Viersen (78, pag. 106; 17a, pag. 148). Wilhelm-
stein bei Bardenberg (94d, pag. 175).
Arion intermedius Norm.
Dieser Arion ist neu für die Rheinprovinz. Unabhängig von mir
wurde er von H. Pabst in Bonn nachgewiesen. Er scheint wohl
durch die ganze Provinz verbreitet zu sein, obwohl seine Fundorte
nicht sehr häufig sind. Er ist also nicht, wie Simroth!) sagt, ein
Tier der norddeutschen Tiefebene, sondern dürfte auch in den ge-
birgigen Teilen Deutschlands weiter verbreitet sein. Der Hauptgrund,
weshalb er so selten angegeben wird, dürfte wohl durch seine häufige
Verwechslung mit jungen Stücken anderer Arion-Arten zu erklären
sein. Simroth selbst erwähnt schon pag. 290 ein Exemplar von
Pilatus in den Berner Alpen (in coll. S.Clessin). Aus dem rheinisch-
westfälischen Schiefergebirge wurde die Art durch Borcher-
!) Simroth, H. Versuch einer Naturgeschichte der deutschen Nackt-
schnecken und ihrer europäischen Verwandten. Zeitschrift für wissenschaftliche
Zoologie. 42. Band. Leipzig 1885. pag. 203—336.
Archiv für Naturgeschichte
1912. AB. 14 8. Heft
210 Caesar R. Boettger:
ding!) vom Burgberge bei Nassau angeführt, wo er die Schnecke
nicht selten unter Holz fand. Simroth sagt pag. 290, die Art lebe
im Moose der Kiefernheide. Dies trifft für die Rheinprovinz nicht
zu, da ich die Art im Laubwald unter Steinen und Holz fand. Pabst
machte dieselbe Beobachtung und erbeutete die Schnecke sogar auf
an den Wald stoßenden Wiesen unter Steinen. Arion intermedius
Norm. ist ein Pilzfresser.
Moseltal: Cochem (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Kottenforst bei Bonn, Melbtal bei Bonn, Botanischer Garten in
Bonn, Ramersdorf (coll. H. Pabst). Sinzig, Godesberg, Kottenforst bei
Bonn, Neuwied, Honnef (coll. C. Bttg.).
Eifel: Raeren, Münstereifel, Berkum, Landskrone (coll. H. Pabst). Neuenahr,
Ruine Schwarzenbroich bei Düren (leg. Otto F. Fischer) (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Glockscheid (coll. C. Bttg.). i
Siebengebirge: Rhöndorfer Tal, Löwenburg, hinter dem Drachenfels (coll. H.
Pabst). Fuß der Löwenburg (coll. C. Bttg.).
Fam. Patulidae.
Die Patuliden sind geologisch sehr alt und demgemäß recht weit
verbreitet. Die Familie ist in Deutschland in zwei Gattungen, Patula
Held und Pyramidula Fitz., vertreten. Von Patula ist eine Discus-
Art auch in der Rheinprovinz allgemein verbreitet. Dagegen erreicht
anscheinend von dem an Kalkfelsen gebundenen Genus Pyramıdula
kein Vertreter die Rheinprovinz, obgleich leere Gehäuse sich manch-
mal im Rheingenist finden.
Patula (Discus) rotundata Müll.
Die Art gehört in der Rheinprovinz wie in Deutschland über-
haupt zu den allerverbreitetsten Schnecken. Sie lebt überall in Wäldern
unter Moos, Laub, faulendem Holz und ähnlichem. An faulenden Baum-
stümpfen fehlt sie selten. An Ruinen, Mauern und Schutthaufen ist
sie allgemein zu finden. Albine Gehäuse findet man ziemlich häufig.
Nahetal: Nahetal (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Kreuznach (coll.
Senck. Mus.). Rheingrafenstein, Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 14). St. Goar (58a, pag.86). Bingerbrück, Genist
bei Bingerbrück, Trechtlingshausen, Ober-Heimbach, Bacharach, Ober-
wesel, St. Goar, Salzig, Boppard, Ob.-Spay, Capellen (coll. C. Btitg.).
Hunsrück: Ehrenburg, Morgenbachtal, Kondertal, Aspeler Tal, Waldesch
(coll. O. le Roi). Neupfalz (coll. H. Freiherr von Geyr). Simmern (coll.
C. Bttg.).
)Borcherding,F. Vier Wochen in Nassau a. d. Lahn. Nachrichtsblatt
der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft. 22. Jahrgang. Frankfurt a. M.
1890. pag. 65—81 auf pae. 75.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 211
Saartal: Montclair, Freudenburg, Körrig, Saarburg (coll. O.le Roi). St. Johann
(coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 14; 38, pag. 70; 88 b, pag. CLVIII; 101, pag. 71).
Gräfinburg bei Trarbach (38, pag. 70). Trier, Gräfinburg bei Trarbach
(54, pag. 61). Moseltal (57, pag. 96). Marienburg bei Alf (58, pag. 166).
Igel, Brodenbach, Thurant, Landshut, Gräfinburg, Langsur, Wasserliesch,
Temmels, Rehlingen, Perl (coll. O.le Roi). Zeltingen, Trarbach, Enkirch,
Zell, Alf, Ediger, Cochem, Carden, Alken, Winningen, Koblenz (coll.
C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 14; 18, pag. 23; 37, pag. 314). Poppelsdorf und
Gronau bei Bonn (38, pag. 70; 54, pag. 61). Godesberg (leg. H. Schenck;,
coll. Zool. Inst. Bonn). Beuel, Finkenberg, Oberkassel (coll. O. le Roi).
Rankenberg, Roisdorf (coll. A. von Jordans). Urmitz, Andernach, Brohl,
Sinzig, Remagen, Oberwinter, Rolandseck, Rüngsdorf, Godesberg, Plitters-
dorf, Bonn, Villa Wessel in Bonn, Köln, Genist bei Bonn und an der Sieg-
mündung, Ehrenbreitstein, Engers, Neuwied, Irlich, Fahr, Gönnersdorf,
Leutesdorf, Hammerstein, Rheinbrohl, Hönningen, Linz, Erpel, Unkel,
Honnef, Düsseldorf (coll. C. Bttg.).
Eifel: Kasselburg, Monreal, Kyliburg (9, pag. 16). Daun, Manderscheid (57,
pag. 96). Laacher See (94, pag. 47). Kasselburg (104, pag. CXVII). Daun,
Kasselburg {(leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Olbrück, Hohe
Acht, Saffenburg, Dernau, Landskron, Wernerseck, Maischoss, Katzen-
bachtal, Blankenheim, Burgfey, Ulmen, Weinfelder Kirchhof, Schalken-
mehrener Maar, Pulvermaar, Echternacherbrück, Weilerbach, Pölsenhof,
Irrel, Dasburg, Neuerburg, Tomburg, Gönnersdorf a. d. Vinxt, Virne-
burg, Prüm, Sellerich, Schneifel, Montjoie, Höfen, Kalterherberg,
Reichenstein, Reinardstein, Hohe Acht, Wensburg a. d. Liers, Münster-
eifel, Kalmuttal, Kordel, Moresnet, Kornelimünster, Wilhelmstein bei
Bardenberg, Mechernich, Kakushöhlen (coll. O. le Roi). Bertrich, Mander-
scheid, Gillenfeld, Daun, Gerolstein, Mayen, Eltztal, Monreal, Nürburg,
Adenau, Laacher See, Brohltal, Altenahr, Neuenahr, Euskirchen, Düren,
Gürzenich und Ruine Schwarzenbroich bei Düren, Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Renneburg, Oberbieber, Himmerich, Altwied, Isenburg, Verfall-
kirche a. d. Sayn (coll. O. le Roi). Sayn, Frorath (coll. ©. Bttg.).
Siebengebirge: Siebengebirge (38, pag. 70. Heisterbach, Löwenburg (leg.
H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Stenzelberg, Schmelzertal (coll. O.
le Roi). Hohenhonnef, Heisterbach, Löwenburg, Drachenfels, Wolken-
burg, Gr. Ölberg, Petersberg (coll. C. Bitg.).
Siegtal: Merten, Eitorf (coll. O. le Roi). Siegburg (coll. ©. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 39; 36, pag. 31). Hernstein a. d. Bröl,
Raspe, Rebbelroth u. Niedersessmar bei Gummersbach, Koverstein a. d. Agger,
Altenberg (coll. ©. le Roi). Overrath a. d. Agger (coll. A. von Jordans).
Elberfeld, Neandertal (coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Schloss Myllendonk bei München-Gladbach (43b, pag. 4). Viersen,
Dülken, Süchteln, Neersen, Boisheim, Stenden, Hüls (coll. O. le Roi). Essen,
Krefeld (coll. ©. Bttg.).
14* 8. Heft
212 Caesar R. Boettger:
Pyramidula rupestris Drap.
Diese Art, die an Kalkfelsen gebunden ist, kommt anscheinend
in der Provinz nicht lebend vor, obwohl sie bis nahe an die Grenze
heranreicht. In Nassau wurden sie zwischen Ems und Oberlahnstein
und bei Runkel gefunden (45, pag. 99). Ich selbst fand sie in der Nähe
von Ems. Sie lebt dort sehr versteckt in Ritzen und Spalten der
Felsen und im Grase am Fuße derselben. Bei feuchtem Wetter sieht
man sie munter an den Felsen umherkriechen. In der Rheinprovinz
wurden tote Exemplare durch Goldfuss (37, pag. 312; 38, pag. 69;
54, pag. 55; 60, pag. 82) im Rheingenist bei Bonn gefunden. Ich habe
dort keine Stücke erbeutet. Leydig (57, pag.96) bemerkt mit Recht,
daß die Art im Rheintal und Eifel bei uns fehlt. Bollinger (11b, pag. 60)
geht entschieden zu weit, wenn er unter den von Pyramidula rupestris
Drap. bewohnten Gebieten das rheinische Schiefergebirge bis zur
niederländischen Grenze aufführt, da die Art doch im größten Teile
des Gebietes fehlt. Bollingers Fundort ‚an der untern Mosel“ aber
beruht wohl auf einem Versehen.
Fam. Eulotidae:
„Die Eulotiden, die Charakterschnecken von Westamerika und Ost-
asien bis weit in die Tropen, entsenden in unser Gebiet einen Vertreter,
Eulota fruticum Müll. Diese Schnecke, die mit den echten Helisiden
anatomisch nichts zu tun hat!), ist ein Eindringling aus dem Osten
und tritt bei uns zuerst im Pleistocän auf“). Diese Schnecke kommt
auch in der Rheinprovinz vor.
Eulota fruticum Müll.
Der einzigste Vertreter der Eulotiden im europäischen Faunen-
gebiet kommt in ganz Deutschland vor. Auch in der Rheinprovinz
lebt die Art, ist jedoch ziemlich selten. Ihre Fundorte sind sehr
sporadisch; wo sie aber auftritt, kommt sie in großen Mengen vor.
Mit Euomphalia strigella Drap., mit der sie früher zusammengestellt
wurde, hat sie anatomisch nichts zu tun. Bänderlose Gehäuse haben
zwar eine gewisse Ähnlichkeit mit letzterer. Der Unterschied zwischen
beiden Arten tritt aber deutlich hervor, wenn bei Zulota eine Bänderung
auftritt. Zulota fruticum Müll. hat nämlich wie ihre meisten Ver-
wandten im Osten häufig ein kastanienbraunes Band. Nach Westen
hin nun werden bänderlose Gehäuse immer häufiger, sodaß solche
Formen in Deutschland die Regel bilden. Im Osten unseres Vaterlandes
1) Dies ist neuerdings durch H. v. Ihering wieder angezweifelt worden.
H. v. Ihering, System und Verbreitung der Helieiden. Verhandl. d. k. k.
zoologischen botanischen Gesellschaft in Wien. Bd. LIX, pag. 420—455. Vergl.
dazu meine Arbeit im Nachrichtsblatt der deutschen Malakozoologischen Gesell-
schaft. 1911. pag. 78—83.
2) Aus meiner Arbeit im Nachrichtsblatt 1909, pag. 1+-19, auf pag. 3.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 213
findet man dazwischen nicht selten noch gebänderte. Ich sammelte
dieselben in besonders schönen Stücken in Oberschlesien. Ferner herrscht
die gebänderte Form in hohen Gebirgen (Alpen) vor. Die kastanien-
braune Bänderung tritt aber bei Zuomhpalia strigella Drap. nie auf.
In der Rheinprovinz findet man allgemein die ungebänderte Form der
Eulota. Goldfuss (38, pag. 72) hat ein gebändertes Exemplar
beobachtet. Mein nächster Fundort eines gebänderten Stückes ist
Biebrich. Man findet Tiere mit weißem und solche mit rötlichem Ge-
häuse, doch sind beide oft an demselben Fundorte gemischt. Die
Schnecke lebt an Waldrändern, in Gebüschen, in Hecken, an Bach-
ufern, in den Gräben, an Landstraßen, manchmal in Gärten. Dort
steigt sie an den Kräutern und Büschen in die Höhe. Man findet sie
häufig an den Blättern sitzend. Wie viele Schnecken, scheint auch
Eulota eine große Vorliebe für die Brennessel zu haben.
Rheintal I: Boppard (la, pag. 14). St. Goar (43, pag. 185). Oberwesel (94a, pag. 92).
Pfaffendorfer Höhe (coll. ©. le Roi). Oberwesel, Boppard (coll. ©. Bttg.).
Hunsrück: Ehrenburger Tal bei Brodenbach (94a, pag. 92).
Saartal: Fehlt bei Dillingen (99, pag. 39).
Moseltal: Trier (la, pag. 14; 101, pag. 71; coll. E. Hammann). Trier, Moseltal
(54, pag. 75). Nittel (coll. O. le Roi). Alken (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 14; 18, pag. 16; 54, pag.75; 57, pag.99; 98a, pag. 24
u. Taf. 5, fig. 24). Gronau bei Bonn (37, pag. 312). Bonn, Gronau bei Bonn
(38, pag. 72). Neuwied (43, pag. 185). Oberwinter, Viktoriaberg bei Remagen
(94a, pag. 92). Genist bei Bonn und an der Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Eifel: Brohltal, Tönnissteiner Tal (94a, pag. 92). Echternacherbrück (coll.
O. le Roi). Brohltal (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Blindbachtal bei Ehrenbreitstein (coll. O. le Roi).
Siebengebirge : Siebengebirge (37, pag. 312).
Tiefebene: Niersgebiet (17, pag. 96). Viersen, Neersen (94a, pag. 92).
Fam. Helicidae.
Die Heliciden sind die Charakterschnecken des europäischen
Faunengebiets!). Von den sieben Subfamilien (@eomitrinae, Xero-
philinae, Hygromvinae, Helicodontinae, Campylaeinae, Leptaxidinae,
Pentataeniinae) kommen nur allein zwei, die Geomitrinen und die
Leptaxidinen, nicht in Deutschland vor. Die fünf in Deutschland
vorkommenden Subfamilien haben alle Vertreter in der Rheinprovinz.
Geologisch bilden die Heliciden einen jüngeren Bestandteil unserer
Fauna als die Zonitiden und die Patuliden.
Subfam. Xerophilinae.
Die Xerophilinen gehören in Deutschland zu den allerjüngsten
Faunenelementen. Tertiäre Vertreter aus Deutschland kennen wir
1) Europa mit Kleinasien und Nordafrika, ein Gebiet, das umgrenzt wird
vom Tal des Ob, der transkaspisch-persischen Wüste und der Sahara. Vergl.
meine Arbeit im Nachrichtsblatt der deutschen Malakozoologischen Gesellschaft
1909, pag. 1—19.
8. Heft
214 Caesar R. Boettger:
nicht.!) Sie sind die Charakterschnecken der Länder um das Mittel-
meer. Während die Subfamilie in der Abteilung Leucochroidea in
Deutschland überhaupt keinen Vertreter hat, kommen die Abteilungen
Xerophilea und Carthusianea in der Rheinprovinz vor. Die echten
Xerophilen nehmen ziemlich an Gebiet zu, da sie oft mit Getreide
und vor allem mit Kleesamen verschleppt werden. Ich traf im Ge-
treide und Samen die Xerophilen, besonders junge Stücke, recht häufig.
Daneben fand ich auch Buliminus (Zebrina) detritus Müll.
Xerophila (Xerophila) ericetorum Müll.
Xerophila ericetorum Müll. ist eine westliche Art, die sich in
Deutschland recht weit nach Osten ausgebreitet hat. In der Rhein-
provinz findet man sie nicht selten, besonders im Süden des Gebietes;
sie bevorzugt dort kalkreiche Gegenden oder Lössablagerungen. Sie
lebt an Böschungen, an Bahndämmen, auf Steinhaufen, in Gräben
an Landstraßen, auf trockenen Wiesen, häufig entlang der Flüsse, und
an ähnlichen Fundorten. Sie wird durch Sämereien recht oft ver-
schleppt.
Nahetal: Kreuznach (44, pag. 10; coll. C. Bttg.). Ebernburg (57, pag. 100;
‚leg. H. Schenck, coll. Zool. Inst. Bonn). Waldböckelheim (94c, pag. 11).
Saukopf bei Langenlonsheim, Bretzenheim (94d, pag. 175). Schloß
Böckelheim (1, pag. 48).
Rheintall: Boppard (la, pag.,14). St. Goar (94d, pag. 175). Pfaffendorfer Höhe
(coll. O. le Roi). Bingerbrück, Genist bei Bingerbrück, Bacharach, St. Goar,
Boppard, Capellen (coll. C. Bttg.).
Hunsrück: Neupfalz bei Stromberg (leg. Frhr. Geyr von Schweppenburg, 93,
pag. 4; 90, pag. 108—109).
Saartal: Saarburg (90, pag. 108). Eiderberg bei Saarburg (leg. Dr. Britten;
93, pag. 4). Limberg, Siersberg, Beckingen, alle bei Dillingen (99, pag. 39).
Eiderberg (coll. O. le Roi). St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 14; coll. E. Hammann). Moseltal (38, pag. 73; 54,
pag. 100). Igel (90, pag. 108; 93, pag. 4). Euren und Zewen bei Trier
(101, pag. 71). Nittel (coll. O. le Roi).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 14; 18, pag. 19; 57a, pag. 82). Meckenheimerstrasse
in Bonn, Schwarz-Rheindorf, Königswinter, Plittersorf (37, pag. 312).
Meckenheimerstraße in Bonn, Oberkassel (38, pag. 73; 54, pag. 100). Neu-
wied (43, pag. 149). Plittersdorf, Oberkassel, Beuel (57, pag. 100). Arien-
fels bei Hönningen, Okenfels bei Linz, Rodderberg bei Rolandseck
(93, pag. 4). Umgegend von Bonn (leg. O. Goldfuss; 96, pag. 312). Neu-
wied (103, Heft 7). Rodderberg bei Rolandseck, Arienfels und Oken-
fels bei Linz (90, pag. 108—109). Oberkassel (coll. O. le Roi). Rhöndorf
(leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Urmitz, Andernach, Brohl,
Godesberg, Bonn, Schwarz-Rheindorf, Genist bei Bonn und an der
Siegmündung, Neuwied, Fahr, Gönnersdorf, Leutesdorf, Hammerstein,
!) Vergl. pag. 16 meiner Arbeit im Nachrichtsblatt 1909, pag. 1—19 und
meiner Arbeit im Nachrichtsblatt 1912, pag. 132—133.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 215
Rheinbrohl, Hönningen, Linz, Erpel, Unkel, Honnef, Königswinter,
Beuel (coll. C. Bttg.).
Eifel: Gerolstein (9, pag. 16; leg. H. Schenck, coll. Zool. Inst. Bonn). Lous-
berg bei Aachen (38, pag. 73; 54, pag. 100). Gerolstein, fehlt am
Laacher See (57, pag. 100). Bausenberg an der Brohl, Landskron an der
Ahr (90, pag. 108). Bausenberg an der Brohl, Kunkskopf, Frohngau
bei Münstereifel, Landskron an der Ahr, Melaten und Seffent bei Aachen
(93, pag.4). Kunkskopf (94, pag. 48). Bausenberg a. d. Brohl, Monreal
(94d, pag. 175). Kasselburg (104, pag. CXVII). Strecke Iversheim-Wein-
garten bei Münstereifel (leg. W. Voigt), Gerolstein, Minden, Mindener Ley,
Echternacherbrück, Bollendorf, Pölsenhof a. d. Sauer, Irrel, Freilingen,
Mettendorf (coll. O. le Roi). Gerolstein, Kunkskopf, Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Arzheim (coll. O. le Roi). Sayn (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Siegmündung (38, pag. 73; coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (Museum Elberfeld). Neandertal (coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Fehlt bei Viersen (17, pag. 95).
Xerophila (Xerophila) obvia Ziegl.
Die südöstliche Art Xerophila obvia Ziegl. wird in älteren Schriften
häufig aus der Rheinprovinz angeführt (Helix neglecta). Ich habe die
Art in der Rheinprovinz nie gefunden. Möglich wäre es, daß die Art
mit Getreide und Ziersträuchern an verschiedenen Orten eingeschleppt
worden ist, sich aber auf die Dauer nicht halten konnte. Dies kommt
ja häufig bei Xerophilen vor. Ich glaube jedoch, daß in den weitaus
meisten Fällen sicher eine Verwechslung mit der vorhergehenden Art
vorgelegen hat. Sonst könnte sie schwerlich in alten Werken immer
wıeder von verschiedenen Punkten angeführt werden, während man in
neuerer Zeit in der Rheinprovinz nie mehr etwas von der Art gehört hat.
Nur eine Angabe der Xerophila obvia Ziegl. aus der Rheinprovinz
mag, auf Wirklichkeit beruhen. Es ist dies Hartmanns Fundort
„Neuwied“ (43, pag. 149; 103, Heft 6), denn dieser bildet die Neuwieder
Form ab, die deutlich als Xerophila obvia Zieg]. kenntlich ist und aus-
drücklich von Xerophila ericetorum Müll. unterschieden wird. Auch
E.v.Martens(69a) hebt dies ausdrücklich hervor. Clessin (19, pag.35)
dagegen ist der Ansicht, daß bei Hartmanns Angabe der Art von
Neuwied wohl ein Irrtum vorgelegen hat. Ich habe die Gegend von
Neuwied genau nach der Art abgesucht und von Xerophila (Xerophila)-
Arten nur Xerophila ericetorum Müll."gefunden. Dennoch muß man
nach Hartmanns Abbildung annehmen, daß ihm Stücke der echten
Xerophrla obvia Ziegl. vorlagen. Die Art ist vielleicht einst eingeschleppt
worden, aber wieder ausgestorben. Dagegen spricht, daß in und um
Neuwied auch von leeren Schalen seit Hartmanns Zeiten nichts mehr
gefunden worden ist. Oder sollten vielleicht Exemplare von Xerophila
obvia Ziegl. erst in Hartmanns Sammlung zu der Neuwieder
Ausbeute zufällig gelangt sein, was bei der primitiven Auf-
bewahrungsweise von Molluskenschalen der damaligen Zeit wohl
nicht ganz von der Hand zu weisen ist?
8. Heft
216 Caesar R. Boettger:
Xerophila (Candidula) candidula Stud.
Diese Art ist wie Xerophila (Xerophila) ericetorum Müll. eine west-
liche Form und reicht von Frankreich her nach Osten. Sie hat sich
in Deutschland, ähnlich wie Xerophila ericetorum Müll., beträchtliche
Gebiete erobert, sodaß sie in manchen Gegenden zu den bekanntesten
Arten gehört. Sonderbarerweise ist sie in der Rheinprovinz eine Selten-
heit; es sind nur wenige Fundorte von ihr bekannt. Dies ist umso
auffallender, als sie im benachbarten Hessen und Nassau sehr häufig
auftritt. Es mag daher kommen, daß sie wie die meisten Xerophilen
Kalkgegenden bevorzugt, wenn sie auch mit Lössgebieten vorlieb
nimmt. Die Art lebt ähnlich wie Xerophila ericetorum Müll. und ist
häufig an ihren Fundplätzen mit dieser vergesellschaftet.
Nahetal: Bretzenheim (94a, pag. 92).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 14). Gerist bei Bingerbrück (coll. ©. Bittg.).
Moseltal: Trier (1a, pag. 14; 101, pag. 71; 54, pag. 103).
Rheintal I: Neuwied (37, pag. 311. Zwischen Mehlem und Plittersdorf
(38, pag. 73; 54, pag. 103). Oberkassel, fehlt bei Bonn (57, pag. 101).
Genist bei Bonn (37, pag. 311). Genist bei Bonn und an der Sieg-
mündung (coll. ©. Bttg.).
Eifel: Bausenberg an der Brohl (78, pag. 105; 93, pag. 4). Fehlt am Laacher
See (57, pag. 101).
Westerwald: Burg Sayn (leg. O. Goldfuss, 4, pag. 219; 38, pag. 73; 54,
pag. 103; coll. O. le Roi).
Xerophila (Candidula) striata Müll.
Xerophila striata Müll. ist geologisch die älteste unsererer Xero-
philen. Im deutschen PJleistocän scheint sie sogar bedeutend häufiger
gewesen zu sein als zur Jetztzeit. Auch sie ist vorzugsweise eine west-
liche Art. Sie ist durchaus nicht so sehr an kalkhaltigen Boden gebunden
wie die beiden vorhergehenden Arten. Auch scheint sie gegen Feuchtig-
keit nicht so empfindlich zu sein. Dennoch fand ich sie bloß im Rhein-
genist bei Bingerbrück und an der Siegmündung, nie lebend in der Pro-
vinz, während sie im Mainzer Becken ziemlich häufig ist.
Xerophila (Candidula) interseeta Poir.
Die in Frankreich und England weit verbreitete Art kommt in
Deutschland nur auf der Insel Alsen und an den Düppler Schanzen
vor. Vielleicht ist sie hier einst eingeschleppt worden. Frau
Dr. Kobelt hat die Art jedoch auch eingeschleppt in Weinkavffs
Garten in Kreuznach in lebenden Stücken gefunden (76, pag. 17).
Die Art dürfte in Kreuznach jetzt wieder verschwunden sein, da
keine weiteren Belegstücke gefunden worden sind.
Carthusiana carthusiana Müll.
Carthusiana carthusiana Müll. ist eine recht fremdartige Er-
scheinung in unserer Fauna. Sie gehört zu ihren jüngsten Elementen.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 217
Die Art ist im Westen und Süden Europas weit verbreitet. In der
Rheinprovinz hat sie sich entlang der Flüsse schon beträchtliche Ge-
biete erobert. Sie scheint bei uns durch, das Moseltal eingedrungen
zu sein, denn sie lebt an den Ufern dieses Flusses und an denen des
Rheins abwärts von der Moselmündung bis zur Siegmündung. Südlich
der Moselmündung habe ich die Art nicht gefunden. Sie hat sich also
wohl sicher der Moselstraße, nicht der Rheinstraße, entlang aus-
gebreitet. Sie lebt an bewachsenen Abhängen und Böschungen, an
Gras, Kräutern und kleinen Büschen aufsteigend. Ihre Fundorte
liegen gewöhnlich in der Nähe des Flusses, häufig im Überschwemmungs-
gebiet, auf diese Weise leicht ihre Ansiedlung durch den Fluß ver-
ratend. Von der Wärme scheint sie recht abhängig zu sein. .
Rheintal I: Einbürgerungsversuche in der Nähe der Loreley fehlgeschlagen
(82, pag. 45). i
Moseltal: Straße von Trier nach Igel, diesseits des Eurener Baches (101,
pag. 71). Trier (leg. Brahts, la, pag. 14; 54, pag. 95; 88b, pag. CLVIII;
coll. E. Hammann). Moselgebiet (68a, pag. 59). Koblenz (4, pag. 22).
Moseltal bei Trier (l1b, pag. 91). Trier, .Moselgebiet (22, pag. 169).
Trier, Röm. Kaiserpalast in Trier, Carden, Cöff (82, pag. 45). Aldegund
(93, pag. 4). Trarbach, Cochem, Carden, Koblenz (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Neuwied (leg. Brahts, la, pag. 14; 25, pag. 43). Rheintal bis
Bonn (68a, pag. 58). Ehrenbreitstein (4, pag. 22). Bonn (11b, pag. 91;
18, pag.20; 22, pag. 169; 98a, Taf. 7, fig. 51). Meckenheimerstraße
und Weberstraße in Bonn (37, pag. 311). Meckenh«imerstraße, Weber-
straße, Hofgarten, alle in Bonn (38, pag. 72; 54, pag. 95). Neues
Anatomiegebäude in Bonn, Arienfels bei Hönningen, Plittersdorf (57,
pag. 99—100). Anatomiegebäude in Bonn (57a, pag. 83). Neuwied,
Bonn, Rolandseck (66a, pag. 252—253). Dottendorf, Finkenberg bei
Beuel, Insel Grafenwerth, Okenfels bei Linz, Weissenturm (78, pag. 106).
Ahrmündung (90, pag. 108). Weissenturm, Okenfels bei Linz, Insel
Grafenwerth, Oberkassel, Dottendorf, Finkenberg bei Beuel bis zur
Siegmündung (93, pag. 4). Unkel, Genist bei Bonn und Königswinter
(leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Andernach, Brohl, Remagen,
Godesberg, Dottendorf, Bonn, Genist bei Bonn und an der Siegmündung,
N.uwied, Fahr, Gönnersdorf, Leutesdorf, Rheinbrohl, Hönningen, Linz,
Erpel, Unkel, Honnef, Insel Grafenwerth, Beuel bis zur Siegmündung
(coll. C. Bttg.).
Siegtal: Siegmündung (57, pag. 99; 93, pag.4; coll. C. Bttg.).
Euomphalia strigella Drap.
Die von den Carthusianen recht abweichende Huomphalia strigella
Drap. ist über ganz Europa mit Ausnahme von England verbreitet.
In der Rheinprovinz, wie in Deutschland, kommt sie im ganzen Gebiete
vor, tritt aber nur sehr vereinzelt und sporadisch auf und fehlt dann
wieder in vielen Gegenden ganz. Sie bevorzugt Kalk- und Lößboden
und lebt an bewachsenen Abhängen, in Gräben an Landstraßen,
unter Gebüsch und Hecken und ähnlichen Plätzen.
8. Heft
218 Caesar R. Boettger:
Nahetal: Rheingrafenstein (1, pag. 47; 94d, pag. 175).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 14; 54, pag. 77).
Moseltal: Trier (la, pag. 14).
Rheintal II: Fehlt bei Bonn (38, pag. 72; 54, pag. 77; 57, pag. 99). Ehren-
breitstein (coll. C. Bttg.).
Eifel: Fehlt in der Eifel (57, pag. 99).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 40; 36, pag. 31).
Subfam. Hygromiinae.
Die Hygromiinen sind in der RLeinprovinz durch zwei weitver-
breitete Genera, Hygromia Risso und Fruticicola Held, vertreten,
ferner soll eine Art einer weiteren Gattung, Dibothrion P£r., im Genist
des Rheins gefunden worden sein. Die durch einen Pfeil charakteristische
Gattung Hygromia Risso findet sich in dem weitverbreiteten Subgenus
Monacha Fitz. mit einer Art, Hygromia (Monacha) incarnata Müll.,
‚und in Hygromia rubiginosa Ziegl., die einer noch unbenannten Unter-
gattung angehört, in deren Benennung ich aber P. Hesse nicht vor-
greifen möchte, der mit der anatomischen Untersuchung der Hygro-
miinen soeben beschäftigt ist. Durch zwei Pfeile ausgezeichnet ist das
Genus Fruticola Held, dassich in der Rheinprovinz in vier Arten findet.
Hygromia (Monacha) incarnata Müll.
Diese in Europa weitverbreitete Schnecke kommt in der
Rheinprovinz sehr häufig vor. Sie lebt hauptsächlich in Wäldern,
unter Laub, faulendem Holz und Steinen. Fast immer findet man sie
an Burgruinen und alten Mauerresten. Doch auch Gräben an Land-
straßen, bewachsene Abhänge und Gebüsche wählt sie zu ihren Stand-
orten. Häufig steigt sie an den Pflanzen empor. Wie viele Schnecken
und besonders Hygromiinen bevorzugt sie die Brennessel.
Nahetal: Rheingrafenstein, Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 14). Bingerbrück, Genist bei Bingerbrück,
Trechtlingshausen, Bacharach, Oberwesel, St. Goar, Boppard, Capellen
(coll. C. Bttg.).
Hunsrück: Ruwertal (101, pag. 71). Kondertal, Aspeler Tal (coll. O. le Roi).
Stromberg (coll. H. Freiherr von Geyr). Simmern (coll. C. Bttg.).
Saartal: Körrig bei Saarburg (coll. O. le Roi). St. Johann (coll. €. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 14). Sommerau b i Trier (101, pag.71). Thurant,
Altenhof bei Trier, Igel, Wasserliesch, Rehlingen, Perl (coll. O. le Roi).
Zeltingen, Alf, Cochem, Winningen (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 14; 18, pag. 18; 98a, Taf. 5, fig. 25). Vor-
gebirge, Venusberg und Kottenforst, alle bei Bonn (37, pag. 312). Rhein-
tal (57, pag. 99). Rolandseck, Gerist bei Beuel (leg. H. Schenck; coll.
Zool. Inst. Bonn). Finkenberg bei Beuel, Oberkassel (coll. O.le Roi). Rois-
dorf (coll. A. von Jordans). Andernach, Brohl, Remagen, Rolandseck, Bonn,
Genist bei Bonn und an der Siegmündung, Engers, Neuwied, Fahr,
Gönnersdorf, Leutesdorf, Rheinbrohl, Hönningen, Linz, Unkel, Honnef,
Rhöndorf, Düsseldorf (coll. C. Bttg.).
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 919
Eifel: Laacher See, Manderscheid, Bertrich, Winneburg (57, pag. 99). Laacher
See (94, pag. 48). Biewertal (101, pag. 71). Kasselburg (101, pag. CXVII).
Brohltal, Laacher See (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Bausen-
berg, Olbrück, Wernerseck, Landskron, Kalmuttal, Winneburg, Enderttal,
Wensburg a. d. Liers, Gönnersdorf a. d. Vinxt, Kakushöhlen, Heimbach,
Kornelimünster, Moresnet, Wilhelmstein, Montjoie, Reinardstein, Kassel-
burg, Ulmener Maar, Wolfsgrube bei Quint (coll. O. le Roi). Bertrich,
Manderscheid, Gillenfeldl, Daun, Gerolstein, Mayen, Eltztal, Monreal,
Nürburg, Adenau, Laacher See, Brohltal, Altenahr, Neuenahr, Euskirchen,
Düsseldorf (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Renneburg, Niederbieber, Altwied, Isenburg, Verfallkirche a. d.
Sayn (coll. O. le Roi). Frorath, Sayn (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Siebengebirge (37, pag. 312). Schmelzbachtal (coll. O. le Roi).
Heisterbach, Hohenhonnef, Löwenburg, Drachenfels, Wolkenburg, Gr. Öl-
berg, Petersberg (coll. ©. Bttg.).
Siegtal: Freusburg (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Merten, Blanken-
berg (coll. O. le Roi). Siegburg, Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 40; 36, pag. 31). Hernstein a. d. Bröl,
Bredenbusch u. Koverstein a. d. Agger, Rebbelroth u. Niedersessmar bei
Gummersbach (coll. O. le Roi). Elberfeld, Neandertal (coll. C. Bttg.).
Tiefebene: München-Gladbach (14, pag. 256). Viersen, Neersen, Hüls (coll.
O. le Roi). Essen, Krefeld (coll. ©. Bttg.).
Hygromia rubiginosa Ziegl.
Die Art rubiginosa Ziegl. ist von den echten Fruticicolen recht
verschieden. Offensichtlich tritt das schon dadurch zu Tage, daß
sie nur einen Liebespfeil besitzt im Gegensatz zu den echten Frutier-
cola-Arten, die deren zwei haben. Dies ist auch die einfachste Unter-
scheidungsmethode von der ihr in der Schale recht ähnlichen Frutieicola
sericea Drap. Sie ist in der Rheinprovinz über das ganze Gebiet zer-
streut, doch tritt sie nicht so häufig auf wie im östlichen Deutschland;
bemerkt doch A. Schmidt (96b, pag. 9), daß er durch O. Goldfuss,
der ihm viel Material aus der Rheinprovinz und Westfalen hat zu-
kommen lassen, nie ein Stück der Art erhalten hat. Sie bevorzugt
im Gegensatz zu Fruticicola sericea Drap. feuchte Orte und lebt auf
Wiesen, an Ufern von Teichen, Tümpeln, Sümpfen, Flüssen und Bächen
im Grase, an Kräutern, faulendem Ho)z, totem Laub und Moos. Im
Gegensatz zu Fruticicola sericea Drap. ist sie ein Tier der Ebene.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: St. Goar, Genist bei Bingerbrück (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Koblenz (coll. C. Bttg.).
Rheintal IH: Bonn (leg. A. Schmidt; 54, pag. 90). Plittersdorf, Köln, Genist
bei Bonn und an der Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Siegmündung (38, pag. 72; coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 40; 36, pag. 31).
F
8. Heft
220 Caesar R. Boettger:
Fruticicola hispida L.
Der Typus der Fruticicolen, die Art hispida L., ist im europäischen
Faunengebiet weit verbreitet. In der Rheinprovinz ist sie wie in den
meisten Gegenden Deutschlands die häufigste Art ihrer Gattung.
Man findet sie fast überall, wo es nicht allzu trocken ist, in Wäldern
unter totem Laub, an Steinen, Moos, faulendem Holze und Kräutern,
auf Wiesen unter Gebüschen und Hecken, an Ruinen und alten Mauern,
in den Gräben der Landstraßen und an Ufern. Diese Vielfältigkeit
der ihr zusagenden Standorte läßt begreiflich erscheinen, daß sie
viele verschiedene Formen ausbildet, die an ähnlichen Fundorten
immer wieder auftreten. Ähnlich wie Hygromia (Monacha) incarnata
Müll., ja fast noch mehr, scheint Fruticicola hispida L. eine Vorliebe
für die Brennnessel zu haben. Dies tritt, je mehr man nach Süden
kommt, desto mehr auf, und im Alpenvorlande hat man die schönste
Fruticicolen-Ausbeute im Brennesselgebüsch.
Nahetal: Nahetal (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Rheingrafenstein,
Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 14). Bingerbrück, Genist bei Bingerbrück,
Bacharach, Oberwesel, St. Goar, Boppard, Capellen (coll. C. Bttg.).
Hunsrück: Ehrenburg, Oberstein (coll. ©. le Roi). Simmern (coll. C. Bttg.).
Saartal: Limberg und Siersdorf bei Dillingen (99, pag. 39). Mettlach, Saar-
hölzbach, Freudenburg, Eiderberg, Saarburg (coll. O. le Roi). St. Johann
(coll. ©. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 14; 88b, pag. CLVIII; 101, pag. 71). Moseltal (38,
pag. 73; 54, pag. 85). Igel, Alken, Aldegund, Landshut, Gräfinburg,
Wasserliesch, Oberbillig, Nittel, Rehlingen, Schloss Thorn, Nennig (coll.
O.le Roi). Zeltingen, Trarbach, Alf, Cochem, Winningen, Koblenz (coll.
C. Bttg.). |
Rheintal I: Bonn (la, pag. 14; 18, pag. 22; 96, pag. 330; coll. Senck. Mus.).
Vorgebirge bei Bonn (37, pag. 312). Bonn, Andernach, Neuwied, (38,
pag. 72; 54, pag. 82). Melbtal bei Bonn (57, pag. 99). Bonn, Genist bei
Beuel, Godesberg, Königswinteı, Unkel (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst.
Bonn). Grau-Rheindorf, Finkenberg bei Beuel, Rheidter Werth (coll. O,
le Roi). Roisdorf (coll. A. von Jordans). Andernach, Brohl, Sinzig, Re-
magen, Rolandseck, Mehlem, Godesberg, Dottendorf, Bonn, Villa Wessel
in Bonn, Köln, Genist bei Bonn und an der Siegmündung, Engers, Neu-
wied, Fahr, Gönnersdorf, Leutesdorf, Hammerstein, Rheinbrohl, Hönningen,
Linz, Unkel, Honnef, Rhöndorf, Beuel (coll. C. Bttg.).
Eifel: Lousberg bei Aachen (38, pag. 73; 54, pag. 85). Nürburg (leg. O. Gold-
fuss; 96, pag. 330). Laacher See (94, pag. 48). Kasselburg (104, pag.
CXVII). Daun, Gerolstein, Laacher See (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst.
Bonn). Montjoie, Reinhardsten, Bausenberg, Saffenburg, Wernerseck,
Maischoss, Ronderath, Frohngau, Blankenheim, Burgfey, Weinfelder
Kirchhof, Kasselburg, Kordel, Gönnersdorf a. d. Vinxt, Kalmuttal,
Olbrück, Wensburg a. d. Liers, Winneburg, Enderttal, Brolbachtal bei
Karden, Pölsen hof a. d. Sauer, Melaten bei Aachen, Moresnet, Korneli-
münster, Wilhelmstein bei Bardenberg, Seffent (coll. O. le Roi). Bertrich,
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 221
Manderscheid, Daun, Gerolstein, Mayen, Eltztal, Monreal, Nürburg, Laacher
See, Brohltal, Neuenahr, Euskirchen, Düren, Ruine Schwarzenbroich bei
Düren, Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Altwied (coll. O. le Roi). Sayn (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Siebengebirge (37, pag. 312). Löwenburg (38, pag. 72; 54,
pag. 85). Löwenburg, Quegstein, Heisterbach (leg. H. Schenck; coll. Zool.
Inst. Bonn). Frankenforst (coll. O. le Roi). Heisterbach, Hohenhonnef,
Löwenburg, Drachenfels, Wolkenburg (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Ufer der Sieg, Siegmündung (38, pag. 72). Ufer der Sieg (54, pag. 82).
« Siegmündung (54, pag. 85). Merten (coll. O. le Roi). Siegburg, Siegmündung
(coll. ©. Bttg.).
Bergisches Lend: Elberfeld (35, pag. 40; 36, pag. 31). Hernstein a. d. Bröl,
Wahner Heide, Raspe u. Niedersessmar bei Gummersbach, Müngsten (coll.
O.le Roi). Neandertal (coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Brühler Park, Viersen (coll. ©. le Roi). Krefeld (leg. O. F. Fischer
etipse legi; coll. C. Bttg.).
Fruticicola rufescens Penn.
Einer der am meisten umstrittenen Formenkreise ist der der Fruti-
cicola rufescens Penn. Er ist eine westeuropäische Gruppe, deren Ver-
treter sich von England über Nordfrankreich und Belgien und über
Westdeutschland bis an den Fuß der Alpen ausbreiten. Nach Osten
folgt dann die Form danubialis Cless. dem Lauf der Donau. Die Formen
des Kreises sind untereinander recht abweichend. Zuerst trennte man
die süddeutsche Form als striolata C. Pfr. von der typischen englischen
rufescens Penn. ab und trennte dann noch einmal die sehr verschiedenen
süddeutschen Formen. Von den deutschen Gelehrten wenig beachtet,
da man sie allgemein nicht in den Sammlungen hatte, wurden die
Formen aus Nordfrankreich, Belgien und dem nördlichen Rheinland.
Diese verbinden nun sehr schön die englischen und die süddeutschen
Fundorte und lassen das Verbreitungsgebiet des Formenkreises recht
geschlossen ers;heinen. Wegen der abgeschiedenen, insularen Lage ist
die englische Form natürlich ziemlich abweichend von den fest-
ländischen, doch haben sich auch diese untereinander so gespalten,
daß sie sich manchmal selbst untereinander noch weniger ähneln
als den englischen Stücken. Ob nun alle Formen Varietäten einer Art
oder selbständige Formen sind, kann nur die Anatomie einer größeren
Reihe von allen diesen, teilweise recht schwer zu erlangenden Formen
entscheiden. Bis dahin kann jede Klassifikation nur auf Vermutungen
beruhen. Die Stücke aus der Rheinprovinz gehören zu der verbreitetsten
Form striolata C. Pfr. Sie tritt beı uns nicht allzu häufig auf und be-
vorzugt Burgruinen. Doch kommt sie auch im Laub der Wälder vor.
Auch diese Art schätzt die Brennessel sehr. An der Siegmündung
steigt sie mit Vorliebe an alten Weiden aufwärts.
Rheintal I: Boppard (la, pag. 14). Genist bei Bingerbrück (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (18, pag. 24). Wichelshof bei Bonn (37, pag. 311). Neuwied
8. Heft
222 Caesar R. Boettger:
(43, pag. 129 u. 130). Linz (78, pag. 105; coll. C. Bttg.). Rheidter Werth
(coll. ©. le Roi).
Eifel: Eifel (22, pag. 159). Nürburg (37, pag. 324). Nürburg, Landskron an der
Ahr (38, pag. 72; 54, pag. 81). Winneburg (57, pag. 99). Hohe Acht (78,
pag. 105). Einige Höhepunkte der Eifel (101, pag. 71). Nürburg (coll.
O. le Roi; coll. C. Bttg.).
Siegtal: Siegmündung (78, pag. 105; coll. C. Bttg.).
Bergisches Land : Neandertal (22, pag. 159; 37, pag. 324; 38, pag. 72; 54, pag. 81).
Fruticicola sericea Drap.
Diese Art, die für die gebirgigen Gegenden Süd- und Mitteldeutsch-
lands charakteristisch ist, gehört in der Rheinprovinz zu den selteneren
Arten und fehlt wohl im größten Teil der Tiefebene. Angaben über ihre
Fundorte sind mit größter Vorsicht zu begegnen, da die Art recht häufig
mit rubiginosa Ziegl. verwechselt wird. Im Gegensatz zu dieser liebt
sie nicht allzu feuchte Orte. Am häufigsten findet man sie auf Burg-
ruinen und an alten Mauerresten im Walde. Auch sonst trifft man sie
manchmal im Walde an, jedoch immer mehr in höher gelegenen Ge-
bieten, nicht in der Niederung.
Rheintal: Boppard (la, pag. 14). Genist bei Bingerbrück (coll. C. Bttg.).
Hunsrück : Ehrenburg bei Brodenbach (94a, pag. 92). Stromberg (coll. H. Frei-
herr von Geyr).
Saartal: Freudenburg, Saarburg (coll. O. le Roi).
Moseltal: Nittel (coll. O.le Roi). Gräfinburg bei Trarbach (coll. C. Bttg.).
Rheintal IH: Genist bei Bonn (37, pag. 314; 38, pag. 72; 54, pag. 83; leg.
H. Schenck, coll. Zool.- Inst. Bonn). Bonn (57, pag. 98; 57a, pag. 47).
Wichelshof bei Bonn (leg. O. Goldfuss; 98a, pag. 26 u. Taf. 5, fig. 30).
Genist bei Bonn und an der Siegmündung (coll. ©. Bttg.).
Eifel: Kasselburg (9, pag. 16; 57, pag. 99). Laacher See, Manderscheid (57,
pag. 98). Laacher See (94, pag. 48). Melaten bei Aachen, Frohngau
bei Münstereifel, Ruine Kasselburg, Ruine Ulmen, Monreal, Ruine
Wernerseck a. d. Nette (94a, pag. 92). Mindener Ley, Echternacherbrück
(coll. ©. le Roi). Manderscheid, Gerolstein, Monreal, Laacher Sce, Nür-
burg (coll. ©. Bttg.).
Westerwald: Sayn (coll. ©. Bttg.).
Siebengebirge : Siebengebirge (57, pag. 98). Löwenburg, Drachenfels (coll.
C. Bitg.).
Frutieicola unidentata Drap.
Die Art unidentata Drap. bildete früher mit einigen Verwandten
die Gattung Perforatella Schlüt. Nach Hesses Untersuchungen ist
Perforatella als Gattung nicht haltbar, sondern gehört zu Fruticicola.
Die alpine Fruticicola unidentata Drap. wird nicht lebend in der
Rheinprovinz angetroffen. Als Fundort der Art wird Bingen angegeben
(1, pag. 14; leg. Tischbein, 66a, pag. 190), doch teilte Tischbein, auf
W.Kobelts Anfrage, diesem brieflich mit, daß es sich nur um Stücke
aus dem Genist handele (45, pag. 115). Angaben über das Vorkommen
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 293
der Art im Genist finden sich noch 22, pag. 141; 31, pag. 26; 32,
pag. 36; 54, pag. 87.
Dibothrion bidens Chemn.
Diese östliche Art, deren Westgrenze in Deutschland im allgemeinen
mit der Ostgrenze von Ericia elegans Müll. zusammenfällt, ist lebend
aus der Rheinprovinz nicht bekannt. E.v. Martens (67, pag. 171)
berichtet jedoch von einem Exemplar dieser Art, das aus dem Rhein-
genist bei Bonn stammte und das er vor Jahren bei Dr. Rolle gesehen
hatte. Dies Exemplar müßte nach meiner Meinung dann wohl mit
Genist aus der oberen Lahn, wo die Art lebt, in den Rhein gelangt sein.
Oder sollte zu Hause vielleicht das Stück versehentlich in das Rhein-
genist gefallen sein? Ich habe trotz eifrigen Suchens nie ein Exemplar
finden können. Auch sonst ist mir von einem weiteren Exemplar
nichts bekannt geworden.
Subfam. Helicodontinae,
Die Subfamilie Helicodontinae ist in Deutschland schwach ver-
treten. Nachdem sich verschiedene Arten mit ähnlichen Schalenformen
als zu anderen Subfamilien gehörig erwiesen haben, kommt in Deutsch-
land nur das eine Genus Helicodonta Fer. in einer Art vor. Diese findet
sich auch in der Rheinprovinz.
Helicodonta obvoluta Müll.
Diese Art findet sich in den gebirgigen Teilen Deutschlands,
während sie aus der norddeutschen Tiefebene nur von sehr wenigen
Fundorten angeführt wird. Ebenso schemt ihre Verbreitung in der
Rheinprovinz zu sein. In den gebirgigen Gegenden, dem größten
Teil der Provinz, ist sie recht häufig, während sie im Norden, in der
Ebene zu fehlen scheint. Am zahlreichsten findet man sie an Burg-
ruinen und alten Gemäuern. Doch trifft man sie auch in Wäldern
unter Laub, Steinen und faulenden Baumstümpfen. Selbst an den
Mauern in Weinbergen habe ich sie gefunden.
Nahetal: Bretzenheim (94a, pag. 93). Rheingrafenstein (1, pag.47; coll. C. Bttg.).
Nahetal (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Waldböckelheim (coll.
O. le Roi).
Rheintal 1: Boppard (la, pag. 14). St. Goar (58a, pag. 89). Ruine Rheinfels
bei St. Goar, Oberwesel, Ruine Stahleck bei Bacharach, Morgenbachtal
bei Trechtlingshausen (94a, pag. 93). Trechtlingshausen, Bacharach, Ober-
wesel, St. Goar, Boppard (coll. £. Bttg.).
Saartal: Inn, Großhemmersdorf, Giersberg, alle bei Dillingen (99, pag. 39).
Montelair, Körrig (coll. ©. le Roi).
Moseltal: Pfalzeler Wald bei Trier, Mündung des Biewerbach, Genist bei Trier
(101, pag. 71). Trier (la, pag. 14; coll. E. Hammann). Marienburg bei
Zell (9, pag. 14). Moseltal (54, pag. 64). Alf (57, pag. 166). Igel, Beil-
stein, Burg Thurant, Alken (94a, pag. 92). Gräfinburg, Wasserliesch,
Nittel, Rehlingen (coll. OÖ. le Roi). Trarbach, Alf, Zell, Cochem, Alken,
Winningen (coll. C. Bttg.).
8. Heft
24 Caesar R. Boettger:
Rheintal II: Bonn (la, pag. 14; 18, pag. 21). Rolandseck, Vorgebirge bei Bonn
(37, pag. 314). Neuwied (43, pag. 16). Rheintal, Limperich bei Bonn (57,
pag. 98). Düsseldorf (66a, pag. 201). Rolandseck, Finkenberg bei Beuel,
Linz (94a, pag. 92). Rolandseck (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn).
Andernach, Remagen, Rolandseck, Vorgebirge bei Bonn, Genist bei Bonn,
Hönningen, Linz, Erpel, Finkenberg bei Beuel (coll. C. Bttg.).
Eifel: Bertrich (57, pag. 98). Daun (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn).
Katzenbachtal bei Trier, Emmaburg bei Moresnet, Gönnersdorf a. d.
Vinxtbach, Ruine Saffenburg a. d. Ahr, Neuenahr, Bausenberg a. d.
Brohl (94a, pag. 92). Weilerbach a. d. Sauer, Irrel (coll. O. le Roi).
Kalmuttal bei Remagen (94d, pag. 175). Bertrich, Manderscheid, Daur,
Neuenahr (coll. ©. Bttg.).
Westerwald: Sayn (38, pag. 70; 54, pag. 64; coll. C. Bttg.. Sayn, Ruine
Isenburg a. d. Sayn (94a, pag. 92—93). Himmerich, Ruine Renneburg
bei Linz (94a, pag. 92). Segendorf, Altwied (94d, pag. 175). |
Siebengebirge: Heisterbach, Petersberg, Drachenfels (37, pag. 314). Ruinen
des Siebengebirges (38, pag. 70; 54, pag. 64). Heisterbach, Löwenburg,
Drachenfels, Petersberg (coll. ©. Bttg.).
Subfam. Campylaeinae.
Die sehr formenreiche Subfamilie der Campylaeinen ist in der
Rheinprovinz durch keine echte ÖCampylaea vertreten. Andere Gegenden
Deutschlands berührt das Genus Campylaea noch in einigen Arten.
Drei im europäischen Faunengebiet weitverbreitete Genera, Arianta
Leach, Chiotrema Leach und I/sognomostoma Fitzinger,
kommen in je einer Art in der Rheinprovinz vor.
Arianta arbustorum L.
Diese in Europa weitverbreitete, sehr variable Art kommt in
Deutschland recht häufig vor. Was Fundorte anbetrifft, gehört sie
in der Rheinprovinz nicht zu den häufigen Arten, tritt jedoch an ihren
Standorten gewöhnlich in großer Individuenzahl auf. Sie lebt im
Gebüsch, an Ufern von Bächen und Flüssen, in Wäldern mit vielen
krautartigen Pflanzen, unter Hecken und an kräuterrreichen Abhängen
der Landstraßen.
Rheintal I: Boppard (la, pag. 14). Bei St. Goar nicht gefunden (83, pag. 85).
Genist bei Bingerbrück, Boppard (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 14; 101, pag. 71).
RheintalII: Bonn (la, pag. 14; 18, pag. 15; 98a, pag. 38 u. Taf. 9, fig. 70).
Neuwied (38, pag. 71; 43, pag. 49, 61—62; 54, pag. 118). Rhöndorf, Insel
Grafenwerth, Herseler Werth, Grau-Rheindorf (90, pag. 108). Erpeler Ley
(leg. A. Reichensperger), Lülsdorf (leg. Drude) (94a, pag. 92). Rheidt
a. Rhein (94d, pag. 175). Genist bei Beuel (leg. H. Schenck; coll. Zool.
Inst. Bonn). Rhöndorf, Genist bei Bonn und an der Siegmündung, Neu-
wied, Insel Grafenwerth (coll. C. Bttg.).
Eifel: Lochmühle im Ahrtal (57, pag. 101). Nürburg, Hohe Acht (90, pag. 108).
Kordel a. d. Kyll (94a, pag. 92). Extal bei Adenau (94d, pag. 175). Loch-
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 225
mühle a. d. Ahr, Echternacherbrück, Reinhardstein bei Malmedy (coll.
O. le Roi). Nürburg (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Siebengebirge (37, pag. 311). Heisterbach (coll. ©. Bttg.).
_Siegtal: Siegmündung (38, pag. 71; 54, pag. 118; 57, pag. 101; leg. H. Schenck,
coll. Zool. Inst. Bonn; coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 40; 36, pag. 32). Barmen (90, pag. 108).
Neandertal, Elberfeld (38, pag. 71; coll. C. Bttg.). Neandertal (54, pag. 118).
Tiefebene: Niersgebiet (17, pag. 96). Burg Hüls bei Krefeld (90, pag. 108).
Krefeld (coll. C. Bttg.).
Chilotrema lapicida L.
Die aus fast ganz Deutschland bekannte Chilotrema lapieida L.
kommt in der Rheinprovinz allenthalben vor. Sie lebt vorzugsweise
in steinigem Gelände, an Felsen, unter Steinen und vor allem an Burg-
ruinen und alten Mauern, wagt sich sogar in die Weinberge. Auch
tritt sie häufig in Buchenwaldungen und gemischten Waldbeständen
auf, jedoch immer die Nähe der Buchen bevorzugend. Überhaupt habe
ich die Erfahrung gemacht, daß die meisten imWaldelebendenSchnecken
eine Vorliebe für die Buche haben, während von Laubbäumen die
Birke ihnen am unsympatischsten zu sein scheint.
Nahetal: Rheingrafenstein (1, pag. 47). Kreuznach (coll. Senck. Mus.). Rhein-
grafenstein, Kreuznach (coll. C. Bittg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 14). Oberwesel (coll. ©. le Roi). Bingerbrück,
Trechtlingshausen, Bacharach, St. Goar, Capellen (coll. C. Bttg.).
Hunsrück : Stromberg (coll. H. Freiherr von Geyr). Morgenbachtal, Kondertal
(coll. ©. le Roi), Simmern (coll. C. Bttg.).
Saartal: Litermonte, Limberg, Siersberg, alle bei Dillingen (99, pag. 39).
Montelair, Freudenburg, Saarburg, Körrig (coll. O. le Roi). St. Johann
(coll. C. Bttg.).
Moseltal: Marienburg bei Alf (58, pag. 166). Trier (la, pag. 14; 101, pag. 71;
88b, pag. CLVIII; leg. H. Schenck, coll. Zool. Inst. Bonn). Kobern,
Karden, Winningen, Beilstein, Burg Landshut, Gräfinburg, Igel, Nittel,
Rehlingen (coll. O. le Roi). Zeltingen, Trarbach, Alf, Cochem (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 14; 18, pag. 16; 38, pag. 70; leg. O. Goldfuss, 96,
pag. 330; coll. Senck. Mus.). Kessenich bei Bonn (37, pag. 313). Rheintal
(57, pag. 100). Oberkassel (coll. O. le Roi). Andernach, Rolandseck, Godes-
berg, Bonn, Genist bei Bonn und an der Siegmündung, Ehrenbreitstein,
Hammerstein, Hönningen, Linz (coll. C. Bttg.).
Bifel : Gerolstein, Monreal (9, pag. 16). Eifel (57, pag. 100). Laacher See
(94, pag. 48). Kasselburg (104, pag. CXVII). Kasselburg, Eltztal bei
Moselkern, Saffenburg, Gerolstein (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst.
Bonn). Landskron, Saffenburg, Hohe Acht, Tomburg, Kakushöhlen,
Blankenheim, Gönnersdorf a. d. Vinxt, Virneburg, Wensburg a. d. Liers,
Bausenberg, Olbrück, Winneburg, Montjoie, Reinhardstein, Kornelimünster,
Moresnet, Mindener Ley, Weilerbach, Pölsenhof a. d. Sauer, Dasburg,
Irrel, Prümer Burg, Neuerburg (coll. O. le Roi). Manderscheid, Gillenfeld,
Archiv für Naturgeschichte
1912. AS, 15 8. Heft
226 Caesar R. Boettger:
Daun, Gerolstein, Eltztal, Monreal, Nürburg, Laacher See, Altenahr,
Nauenahr, Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Niederbieber, Altwied, Renneburg, Verfallkirche, Isenburg (coll.
O. le Roi). Sayn (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Petersberg, Drachenfels, Heisterbach (37, pag. 313). Löwen-
burg, Drachenfels, Quegstein (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn).
Stenzelberg (coll. O. le Roi). Heisterbach, Löwenburg, Drachenfels, Wolken-
burg, Petersberg (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Merten, Blankenberg (coll. O. le Roi).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 40; 36, pag. 31; 38, pag. 70). Hernstein
&. d. Bröl, Bredenbusch u. Niedersessmar bei Gummersbach, Altenberg
(coll. O. le Roi).
Tiefebene: Fehlt bei Viersen (17, pag. 95).
Isognomostoma personatum Lam.
Diese besonders in Süddeutschland nicht sehr seltene Art tritt
in der Rheinprovinz nur sehr sporadisch auf und scheint in den meisten
Gebieten ganz zu fehlen. Sie lebt in Wäldern unter Laub, faulem
Holz und Steinen, doch scheint sie Burgruinen bei weitem zu bevor-
zugen.
Rheintal I: Boppard (la, pag. 14).
Rheintal II: Genist bei Bonn (37, pag. 314; 38, pag. 70). Rheingenist (54,
pag. 66).
Eifel: Kasselburg (57, pag. 98; 93, pag. 4; 104, pag. CXVII; leg. O. le Roi,
coll. C. Bttg.). Gipfel der Hohen Acht (leg. von Jordans; 94a, pag. 92).
Bergisches Land: Höhlen des Neandertals (37, pag. 314; 38, pag. 70; 54, pag. 66).
Düsseldorf (66a, pag. 201). Neandertal ausgestorben (23, pag. 60; 93, pag. 4).
Fundorte dem Steinbruch zum Opfer gefallen, lebt nicht mehr im Neander-
tal (0. le Roi u. C. Bttg.).
Subfam. Pentataeniinae.
Die Pentataeniinen sind die charakteristischsten Schnecken des
europäischen Faunengebiets. Sie stellen in unserer Fauna die größten,
schönsten und auffallendsten Vertreter. Im Mittelmeergebiet ent-
falten sie eine große Formenmannigfaltigkeit. Deutschland erreichen
sie mit zwei Genera, Helix Lam. und Cepaea Held!), die auch beide
in der Rheinprovinz verbreitet sind. Beide Gattungen sind hier durch
je zwei Arten vertreten, von denen eine allerdings erst in jüngster
Zeit eingeschleppt wurde.
!) Der alt eingebürgerte Name Tachea (Leach) Turton 1831 kann leider
nicht beibehalten werden, da er synonym zu Tachea Fleming 1822 ist, der in
der Ornithologie angewandt wurde. An Stelle von Tachea Leach muß daher
Cepaea Held 1837 treten.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 227
Helix (Helicogena) pomatia L.
Helix pomatia L. ist die größte unserer einheimischen Schnecken.
Sie gehört zu den jüngsten Elementen unserer Fauna. In Deutschland
tritt sie zuerst in den pleistocänen Schichten der Cannstadt-Stufe
auf. Sie ist in Deutschland ziemlich allgemein verbreitet und kommt
auch in der Rheinprovinz überall vor. Der Mensch hat viel zu ihrer
Verbreitung beigetragen, vor allem in Norddeutschland, wo sie meist
in der Nähe von Ansiedelungen lebt. Als gesuchte Fastenspeise wurde
sie wohl häufig angesiedelt, weshalb in der Umgegend von Klöstern
und an Stellen, wo solche früher standen, sie kaum fehlen wird. Sie
lebt in Gärten, in Weinbergen, in den Gräben der Landstraßen, Ge-
büschen und Hecken, in lichten Wäldern, an Ruinen, Mauern und
Rainen.
Nahetal: Kreuznach (44, pag. 10). Langenlonsheim, Bretzenheim, Staudenheim
(coll. O. le Roi). Rheingrafenstein, Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 14; 2 linksgewundene und 2 scalaride Gehäuse leg.
Tischbein u. Brisken, 4, pag. 219). DBingerbrück, Trechtlingshausen,
Bacharach, Oberwesel, St. Goar, Salzig, Boppard, Brey, Capellen (coll.
C. Bttg.).
Hunsrück: Oberstein, Ehrenburger Tal, Morgenbachtal (coll. O. le Roi). Simmern
(coll. C. Bttg.).
Saartal: Limberg bei Beckingen unweit Dillingen (99, pag. 39). Merzig, Montclair,
Freudenburg, Mettlach, Eiderberg, Körrig (coll. O. le Roi). St. Johann (coll.
C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 14; 101, pag. 71). Alf und Marienburg bei Alf (58,
pag. 166. Kühr, Igel, Kobern, Gräfinburg, Wasserliesch, Oberbillig,
Temmels, Nittel, Rehlingen, Wincheringen, Wehr, Schloß Thorn, Besch,
Perl (coll. O. le Roi). Zeltingen, Trarbach, Enkirch, Zell, Alf, Cochem, Carden,
Loef, Alken, Winningen, Koblenz (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 14; 18, pag. 11). Botanischer Garten in Bonn (37,
pag. 314). Vorgebirge bei Bonn, Botanischer Garten in Bonn (38, pag. 71).
Neuwied (43, pag. 49 u. 106). Vorgebirge bei Bonn (54, pag. 136). Bonn,
Botanischer Garten in Bonn (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn).
Oberkassel, Finkenberg bei Beuel, Thal-Rheineck (coll. O. le Roi). Ur-
mitz, Andernach, Brohl, Sinzig, Remagen, Oberwinter, Rolandseck, Mehlem,
Rüngsdorf, Godesberg, Dottendorf, Bonn, Botanischer Garten und Villa
Wessel in Bonn, Brühl, Köln, Ehrenbreitstein, Engers, Neuwied, Irlich,
Fahr, Gönnersdorf, Leutesdorf, Hammerstein, Rheinbrohl, Hönningen,
Linz, Erpel, Unkel, Rhöndorf, Honnef, Königswinter, Beuel, Deutz, Düssel-
dorf (coll. C. Bttg.).
Eifel: Eifel, Manderscheid (57, pag. 103). Laacher See (94, pag. 48). Gerolstein
(leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Bausenberg a. d. Brohl, Olbrück,
Plaidt, Landskron, Saffenburg, Urftsperre, Gönnersdorf, Königsfeld,
Schalkenbach u. Vinxt a. d. Vinxt, Kasselburg, Ulmen, Prüm, Virne-
burg, Kalmuttal, Bausenberg, Oberweiler, Hürnig, Plittersdorf bei Hürnig,
Obliers, Wensburg, Liers, Pyrmonter Mühle, Katzfey, Eiserfey, Kakus-
höhlen, Wilhelmstein bei Bardenberg, Moresnet, Melaten bei Aachen,
15* 8. Heft
228 Caesar R. Boettger:
Nideggerbrück, Nideggen, Kermeter, Kordel, Neuerburg, Daudistel,
Prümer Burg, Irrel, Dasburg, Pölsenhof, Wallendorf, Übereisenbach,
Irsenbachtal, Bollendorf, Mettendorf, Weilerbach, Echternacherbrück,
Mindener Ley (coll. O. le Roi). Bertrich, Manderscheid, Gillenfeld,
Daun, Gerolstein, Mayen, Eltztal, Monreal, Nürburg, Niedermendig, Laacher
See, Brohltal, Altenahr, Neuenahr, Euskirchen, Düren, Gürzenich bei Düren,
Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Renneburg, Feldkirchen, Segendorf, Altwied, Dazeroth, Nieder-
breitbach (coll. O. le Roi). Sayn, Frorath, Glockscheid (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Drachenfels, Löwenburg (38, pag. 71; 54, pag. 136). Sieben-
gebirge (57, pag. 103). Siebengebirge, Drachenfels (leg. H. Schenck; coll.
Zool. Inst. Bonn). Hohenhonnef, Heisterbach, Löwenburg, Drachenfels,
Wolkenburg, Gr. Ölberg, Petersberg (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Merten, Blankenberg (coll. O. le Roi). Siegburg, Siegmündung (coll.
C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (23, pag. 59; leg. Lischke, 57, pag. 103). Herbst
1910 zwischen ‚Steinberg und Frankolz bei Aprath, nahe Elberfeld, durch
E. Schmidt ausgesetzt (94d, pag. 175). Barmen, Elberfeld, Neandertal
(coll. C. Bitg.).
Tiefebene: Fehlt bei Viersen (93, pag. 5). Brühler Park, Lülsdorf, Rheidter
Werth, Wuppermündung (coll. O. le Roi). Essen (coll. C. Bttg.).
Helix (Cryptomphalus) aspersa Müll.
Eine rein südliche und westliche Art ist Helix aspersa Müll. Ihre
Heimat erstreckt sich vom Mittelmeergebiet durch Frankreich, Süd-
england, Belgien und Holland. In ihrer großen Anpassungsfähigkeit
gleicht sie fast der tropischen Zulota similaris Fer. Sie ist durch die
Franzosen als Fastenspeise über große Gebiete der Welt ausgebreitet
worden (teils absichtlich, teils unabsichtlich). An der deutschen West-
grenze ist sie wiederholt eingeschleppt worden, im Elsaß, am Bodensee,
in Bremen, Hamburg usw. Doch scheint sie sich gewöhnlich nicht
gehalten zu haben. Eine Reihe von Fundorten, an denen Helix aspersa
Müll. Heimatsrecht erworben zu haben scheint und wo sie sich schon
durch eine ganze Anzahl von Generationen fortgepflanzt hat, ja immer
mehr an Gebiet gewinnt, liegen in der Rheinprovinz, vor allem im
Stadtgebiet von Bonn. Das Tier lebt nach Art der Helix pomatia L.
in Gärten und Parks oder in deren Nähe.
Rheintal II: Im Botanischen Garten zu Bonn Exemplare aus Ostende aus-
gesetzt (38, pag. 86). Garten des Hotel Weinstock in Linzhausen (leg. Mels-
heimer), Mauerwerk am Rheinufer bei Bonn (6, pag. 79). Bonn (11b, pag. 81;
32, pag. 47). Botanischer Garten, Endenicherstraße, Kaiserstraße, Schiller-
straße, Koblenzerstraße, alle in Bonn (93, pag. 5). Kaierstraße in Bonn
(leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Kaiserstraße und Schillerstrasse
in Bonn (leg. O.le Roi), Botanischer Garten in Bonn (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Garzenhausen (84, pag. 16).
Tiefebene: Gärten hinter dem Realprogymnasium zu Viersen (24, pag. 60).
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz, 229
Cepaea (Cepaea) nemoralis L.
Diese weit verbreitete Schnecke gehört zu den häufigsten und
bekanntesten Tieren unserer Provinz, sowie ganz Deutschlands. Im
Süden der Rheinlande auf den Gebieten des tertiären Kalkes findet
man nicht allzu selten Albinos, deren Schale rein gelb mit weißem
Mundsaum ist, gewöhnlich ungebändert, selten mit durchsichtigen
Bändern!). Es sei besonders auf diese hingewiesen, da sie meist für
eine große Form der folgenden Art gehalten wird. Wie bei vielen
Schnecken, so treten auch bei Cepaea nemoralis L. im ganzen Gebiet
manchmal Albinos auf, merkwürdig ist jedoch das Überhandnehmen
solcher gerade in den Gegenden des Tertiärkalks.. Am häufigsten
fand ich diese Form allerdings außerhalb der Rheinprovinz auf zwei
Cerithienkalkhügeln bei Frankfurt (M.)-Sachsenhausen, dem Sachsen-
häuser Berg und dem Mühlberg!). Das Tier lebt in Gebüschen, Hecken,
Gräben der Landstraßen, Weinbergen, Gärten und Parks. In Bonn
kommt sie nicht selten mitten in der Stadt vor, während die folgende
Art fehlt.
Nahetal: Kreuznach (44, pag. 10; coll. Senck. Mus.; coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 14; 3; leg. Bach, 66a, pag. 200). Bingerbrück,
Genist bei Bingerbrück, Trechtlingshausen, Bacharach, Oberwesel, St.Goar,
Boppard, Brey, Capellen (coll. C. Bttg.).
Hunsrück : Rhaunen (coll. O. le Roi). Simmern (coll. C. Bttg.).
Saartal: Beckingen, Niedaltdorf, Inn, alle bei Dillingen (99, pag. 39). Freuden-
burg, Eiderberg (coll. O. le Roi). St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 14; 101, pag. 71). Koblenz (57, pag. 102). Kobern,
Winningen, Igel, Starkenbrug, Temmels, Nittel, Wincheringen, Schloß Thorn,
Perl (coll. O. le Roi). Zeltingen, Trarbach, Enkirch, Cochem, Carden, Alken,
Koblenz (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 14; 18, pag. 12; 54, pag. 124; 57, pag. 156; 57a,
pag. 47 u. 81; 69, pag. 44; 66a, pag. 160; leg. O. Goldfuss, 96, pag. 329;
coll. Senck. Mus.). Bonn, Botanischer Garten in Bonn (37, pag. 313). Bonn,
Venusberg bei Bonn (38, pag. 72). Bonn, Kottenforst und Kessenich bei
Bonn (leg. Lischke; 57, pag. 102). Düsseldorf (66a, pag. 160 u. 200). Bo-
tanischer Garten in Bonn, Godesberg, Unkel, Königswinter (leg. H. Schenck;
coll. Zool. Inst. Bonn). Okenfels, Finkenberg bei Beuel, Grau-Rhein-
dorf, Oberkassel (coll. O. le Roi). Urmitz, Andernach, Brohl, Sinzig,
Remagen, Oberwinter, Rolandseck, Mehlem, Rüngsdorf, Godesberg, Fries-
dorf, Bonn, Genist bei Bonn und an der Siegmündung, Köln, Ehrenbreit-
stein, Engers, Neuwied, Irlich, Fahr, Gönnersdorf, Leutesdorf, Hammer-
stein, Rheinbrohl, Hönningen, Linz, Erpel, Unkel, Rhöndorf, Honnef,
Insel Grafenwerth, Königswinter, Beuel, Deutz, Düsseldorf (coll. C. Bttg.).
Eifel: Laacher See (94, pag. 48). Landeskrone im Ahrtal (57a, pag. 81). Ahrtal
(leg. O. Boettger, 57a, pag. 82; coll. Senck. Mus... Tomburg, Bausenberg,
Hohe Acht, Saffenburg, Wernerseck, Urftsperre, Kasselburg, Kalmuttal,
Oberweiler, Bausenberg, Wensburg, Laubachhof u. Liers a. d. Liers, Brohl
!) Vergl. pag. 11 und 12 meiner Arbeit im Nachrichtsblatt 1907, pag. 9—14.
8. Heft
230 Caesar R. Boettger:
bei Karden, Eiserfey, Hetzingen a. d. Roer, Echternacherbrück, Mindener
Ley, Weilerbach, Bollendorf, Pölsenhof a. d. Sauer, Irsenbachtal, Dasburg,
Mettendorf, Kordel, Melaten bei Aachen, Moresnet, Wilhelmstein bei
Bardenberg, Kornelimünster (coll. O.le Roi). Bertrich, Gillenfeld, Mayen,
Eltztal, Niedermendig, Laacher See, Brohltal, Neuenahr, Euskirchen,
Düren, Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Oberbieber, Feldkirchen, Altwied, Himmerich, Renneburg, Isen-
burg (coll. O.le Roi). Frorath, Sayn (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Stenzelberg (coll. O. le Roi). Hohenhonnef, Heisterbach, Löwen-
burg, Drachenfels (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Merten, Eitorf (coll. O. le Roi). Siegburg, Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (23, pag. 59; 35, pag. 40; 36, pag. 32). Erkrath
(57, pag. 102). Hernstein a. d. Bröl, Wahnert Heide, Bredenbusch a. d. Agger,
Niedersessmar u. Raspe bei Gummersbach, Altenberg (coll. O. le Roi). Elber-
feld, Barmen, Neandertal (coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Niersgebiet (17, pag. 96). Brühler Park, Rheidter Werth, Viersen,
Neersen, Breyeller See, Stenden, Hüls (coll. O. le Roi). Essen, Krefeld (coll.
C. Bitg.).
Cepaea (Cepaea) hortensis Müll.
Auch diese weitverbreitete Art kommt wie die vorhergehende,
mit der sie oft zusammen lebt, in der Rheinprovinz wie im übrigen
Deutschland allgemein vor. Die Fundorte dieser Art sind bei uns häufig
die gleichen wie die von Cepaea nemoralis L. Es wird allgemein an-
gegeben, daß sie entgegen ihrem Namen viel weniger im Garten vor-
käme wie Cepaea nemoralis L., daß sie vielmehr häufiger fern von den
menschlichen Ansiedelungen "lebe. Nach meinen Untersuchungen
über den Gegenstand, die ich an einer Menge von Material gemacht
habe, stimmt diese Behauptung nur teilweise. Nach meiner Samm-
lung bin ich zu folgenden Resultaten gekommen. Die eine Art, Cepaea
hortensis Müll. geht in ihrer Verbreitung mehr nach Norden, als Cepaea
nemoralis L., während es hinsichtlich der Verbreitung nach Süden
umgekehrt ist. Auch steigt z. B. Cepaea hortensis Müll. in den Alpen
viel höher als Cepaea nemoralis L. Im Norden ihres Verbreitungs-
gebietes hält sich letztere nun mehr in der Nähe der menschlichen
Siedelungen auf, denen sie auch häufig ihre Ausbreitung verdankt.
Dahingegen ist dies Gebiet noch lange nicht der Norden des Ver-
breitungsgebiets von Cepaea hortensiss Müll., die überall noch üppig
gedeiht, auch weit entfernt von menschlichen Ansiedelungen, obwohl
sie in der Nähe derselben an Zahl manchmal von Cepaea nemoralis L.
überflügelt wird. Umgekehrt ist es nun im Süden des Verbreitungs-
gebiets von Cepaea hortensis Müll. Hier ist die weit verbreitete Art
Cepaea nemoralis L., während Cepaea hortensis Müll. sich mehr an die
Siedelungen, die Gärten, hält und so ihrem Namen Ehre macht.
Allerdings ist im Süden der Fall nicht so leicht zu erkennen, wie im
Norden, da Cepaea hortensis Müll. im südlichen Süddeutschland
noch recht häufig ist, dann aber der Kamm der Alpen ihr ein großes
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 231
Hindernis entgegenstellt, das sie nicht überschreitet!). Ähnlich ist
es mit der Ausbreitung der Arten nach Osten und Westen, da Cepaea
hortensis Müll. weiter nach Osten geht als ihre Verwandte, während
esim Westen wieder umgekehrt ist. In der Rheinprovinz ist der Unter-
schied nicht so ausgeprägt. Beide Arten kommen sowohl in der Nähe
des Menschen vor als auch fern von deren Siedelungen. Ich habe
höchstens ein gewisses Überhandnehmen von Cepaea nemoralis L. in
der Nähe des Menschen beobachtet. In den Gärten der Stadt Bonn
ist z. B. Cepaea nemoralis L. die einzigste Cepaea. Meistens kommen
die Arten zusammen vor, doch schließt an manchen Stellen die eine
die andere aus, z. B. in Neandertal, wo ich im Tale selbst nur Cepaea
nemoralis L. fand, während den Steinbruch nur Cepaea hortensis Müll.
bevölkert. Auch Exemplare mit dunkler Lippe der Schale (var.
fuscolabiata) treten zerstreut auf.
Nahetal: Rheingrafenstein (44, pag. 10). Rheingrafenstein, Kreuznach (coll.
C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 14; 3). St. Goar (58a, pag. 93; coll. Senck. Mus.).
Bingerbrück, Genist bei Bingerbrück, Trechtlingshausen, Bacharach,
St. Goar, Boppard (coll. C. Bttg.).
Hunsrück : Herrstein in Birkenfeld (69, pag. 44). Kondertal (coll. O. le Roi).
Neupfalz (coll. H. Freiherr von Geyr). Simmern (coll. C. Bttg.).
Saartal: Beckingen, Niedaltdorf, Inn, alle bei Dillingen (99, Pag. 39). Montelair,
Mettlach, Eiderberg (coll. O. le Roi). St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 14; 101, pag. 71). Alken, Igel, Wasserliesch, Ober-
billig, Perl (coll. O. le Roi). Trarbach, Alf, Cochem, Carden, Koblenz (coll.
C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 14; 18, pag. 14; 57, pag. 103). Gronau und Venus-
berg bei Bonn (37, pag. 312). Rolandseck (38, pag. 71; 54, pag. 128; coll.
Senck. Mus.). Beuel (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Grau-
Rheindorf (coll. O. le Roi). Andernach, Brohl, Sinzig, Remagen, Rolandseck,
Mehlem, Rüngsdorf, Godesberg, Bonn, Köln, Genist bei Bonn und an der
Siegmündung, Neuwied, Hönningen, Linz, Honnef, Beuel, Düsseldorf (coll.
C. Bttg.).
Eifel: Bertrich (57, pag. 103). Weinfelder Maar (57, pag. 160). Laacher See
(94, pag. 48). Kasselburg (104, pag. CXVII). Kasselburg, Ruine Olbrück
(leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Tomburg, Bausenberg, Saffen-
burg, Olbrück, Gönnersdorf a. d. Vinxt, Blankenheim, Hürnig, Plitters-
dorf, Obliers u. Wenzburg a. d. Liers, Nideggen, Altburg bei Schalken-
mehren, Prüm, Montjoie, Kalterherberg, Reinhardstein, Kordel, Weiler-
bach a. d. Sauer, Dasburg, Burgfey, Kakushöhlen, Melaten bei Aachen,
Wilhelmstein bei Bardenberg, Moresnet, Kornelimünster (coll. O. le Roi).
Bertrich, Manderscheid, Gillenfeld, Daun, Gerolstein, Mayen, Eltztal,
!) Alle Angaben von Cepaea hortensis Müll. südlich der Alpen beruhen aut
Verwechslungen mit weißlippigen Formen von Cepaea nemoralis L., die in vielen
Gegenden Ober-Italiens nicht selten vorkommen, an manchen Stellen sogar
dominieren. Ich habe eine große Anzahl von Stücken von dort anatomisch
untersucht und dabei ist mir keine Cepaea hortensis Müll. zu Gesicht gekommen.
8. Heft
232 Caesar R. Boettger:
Nürburg, Laacher See, Brohltal, Neuenahr, Euskirchen, Düren, Ruine
Schwarzenbroich bei Düren, Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Isenburg (coll. O. le Roi). Sayn (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge : Siebengebirge (37, pag. 312). Löwenburg (38, pag. 71; 54, pag. 128).
Hohenhonnef, Heisterbach, Löwenburg, Drachenfels, Wolkenburg, Peters-
berg (coll. C. Bittg.).
Siegtal: Freusburg (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bopn). Merten (coll.
O. le Roi). Siegburg, Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 40; 36, pag. 32; 23, pag. 59). Aggertal
(57, pag. 103). Niedersessmar bei Gummersbach, Hernstein a. d. Bröl (coll.
O. le Roi). Elberfeld, Barmen, Neandertal (coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Viersen, Neersen, Hüls (coll. O. le Roi). Wesel (leg. ©. Boettger),
Essen, Krefeld (coll. C. Bttg.).
Fam. Clausiliidae.
Die Clausiliiden, die kaum mit anderen Familien verwechselt
werden können, halten streng an ihren Schalenbesonderheiten fest.
Sie scheinen sich, ähnlich den gemeinensam Vorfahren der Heliciden
und Eulotiden, in Asien entwickelt zu haben und scheinen von dort
aus nach Europa und Westindien gelangt zu sein. Nach Europa sind
sie wohl am Ende der Kreide gelangt!). Hier haben sie sich m einer
riesigen Formenmannigfaltigkeit entwickelt, ihre Zusammengehörig-
keit jedoch immer verratend. In Deutschland kommen eine Reihe
von Arten vor, von denen 11 auch in der Rheinprovinz leben. Am
zahlreichsten an Arten und Individuen finden sich die Clausiliiden an
Burgruinen.
Balea perversa L.
Von den übrigen deutschen Clausiliiden am abweichendsten ist
Balea perversa L. Sie fällt schon durch das Fehlen des Clausiliums auf.
Sie ist in Europa weit verbreitet und kommt auch in der Rheinprovinz
‚vor, fehlt jedoch auf ganze Strecken. Sie lebt hauptsächlich an Burg-
ruinen und Resten alter, bemooster Mauern, findet sich jedoch in nicht
zu trockenen Wäldern am Fuße von alten Bäumen, an Felsen, faulem
Holz und an Baumstümpfen.
Rheintal I: Rheinfels bei St. Goar (leg. A. Andreae, 8, pag. 133; leg. C. Brömme,
46, pag. 13; 94a, pag. 92; coll. C. Bttg.).
Hunsrück : Wildenburg (leg. Tischbein; la, pag. 15). Ruine Ehrenburg bei
Brodenbach (94a, pag. 92).
Saartal: Ruine Freudenburg (coll. O. le Roi).
Moseltal: Marienburg bei Alf (56, pag. 166; coll. C. Bttg.). Nitteler Kopf (coll.
O. le Roi).
Rheintal I: Godesberg (37, pag. 315). Venusberg bei Bonn (38, pag. 75; 54,
!) Früher waren Eocänformen die ältesten bekannten Clausiliiden. Oppen-
heim hat jedoch im Lignitbecken von Fuveau (Ende Kreide) Clausilien gefunden
und in dem Genus Palaeostoa einen mutmaßlichen Vorfahr des Genus beschrieben.
x Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 233
pag. 155). Rolandseck (37, pag. 315). Bonn (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst.
Bonn). Rolandseck, Godesberg, Venusberg bei Bonn (coll. ©. Bttg.).
Eifel: Gerolstein (9, pag. 16). Eifel (22, pag. 270). Hohe Acht (38, pag. 75;
54, pag. 155). Münterley bei Gerolstein (leg. H. Brockmeier), Ruine Kassel-
burg, Ruine Virneburg, Ruine Monreal (94a, pag. 92). Echternacher-
brück, Ruine Neuerburg (coll. O. le Roi). Gerolstein, Monreal, Nürburg (coll.
C. Bttg.).
Siebengebirge : Siebengebirge (22, pag. 270). Drachenfels, Heisterbach (38, pag. 75;
54, pag. 155). Drachenfels, Löwenburg, Heisterbach (37, pag. 315; coll.
C. Bttg.).
Tiefebene:: Kiesgrube bei M.-Gladbach (leg. H. Brockmeier; 94a, pag. 92).
Clausilia (Clausiliastra [Marpessa]) laminata Mont.
Die weitverbreitete Clausilia laminata Mont. kommt in Deutsch-
land und auch in der Rheinprovinz an geeigneten Orten vor. Sie lebt
in Wäldern, an Felsen, Steinen, faulendem Holz, Baumstümpfen,
manchmal an Bäumen in die Höhe steigend (dabei die Buche bevor-
zugend), ferner an Burgruinen und alten Mauerresten. Jedoch ist
sie an Burgruinen, entgegen den meisten Clausilien, an Individuen
nicht sehr viel zahlreicher als an ihren anderen Fundorten. Überhaupt
tritt sie an Burgruinen entschieden gegenüber den anderen Clausilien
zurück. Albine Gehäuse dieser Art findet man bei uns häufiger als
bei den anderen Clausilien, die folgende Art ausgenommen.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 15). Genist bei Bingerbrück, Trechtlirgshausen,
St. Goar, Boppard (coll. C. Bttg.).
Hunsrück: Morgenbachtal bei Trechtlingshausen (leg. le Roi), Stromberg
(leg. H. Frhr. von Geyr; 34, pag. 37). Kondertal (coll. O. le Roi). Simmern
(coll. C. Bttg.).
Saartal: St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 15). Moseltal (38, pag. 75; 54, pag. 161). Kalkfelsen
auf der Kuppe zwischen Sirzenich und dem Kockelsberge bei Trier (101,
pag. 71). Igel und Alken (leg. le Roi), Eurener Wald bei Trier (leg. E. Ham-
mann) (34, pag. 37). Rehlingen (coll. O. le Roi). Trarbach, Cochem, Alken
(coll. C. Bittg.).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 15). Venusberg bei Bonn, Godesberg (37, pag. 316).
Rolandseck (leg. le Roi; 34, pag. 37). Genist bei Beuel (leg. H. Schenck;
eoll. Zool. Inst. Bonn). Rheidter Werth (coll. O. le Roi). Rolandseck, Venus-
berg bei Bonn, Genist bei Bonn (coll. C. Bttg.).
Eifel: Eifel (38, pag. 75; 54, pag. 161). Dernau an der Ahr, Hohe Acht, Korneli-
münster, Emmaburg bei Moresnet (leg. le Roi; 34, pag. 37). Beverce bei
Malmedy (leg. W. Voigt), Echternacherbrück, Steinbachtal im Kermeter
(coll. ©. le Roi). Manderscheid, Nürburg, Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Himmerich (leg. O. le Roi; 34, pag. 37).
Siebengebirge: Siebengebirge, Petersberg (37, pag. 316). Siebengebirge (38,
pag. 75; 54, pag. 161). Löwenburg, Petersberg (coll. ©. Bttg.).
Siegtal: Siegmündung (leg. le Roi, 34, pag. 37; coll. C. Bttg.).
8. Heft
234 Caesar R: Boettger:
Bergisches Land: Elberfeld nicht gefunden (36, pag. 32). Elberfeld (38, pag. 75;
54, pag. 161). Neandertal (leg. le Roi, 34, pag. 37; coll. C. Bttg.).
Clausilia (Alinda) biplicata Mont.
Auch die weitverbreitete Clausilia biplicata Mont. kommt in den
meisten Teilen Deutschlands vor. In der Rheinprovinz gehört sie
zu den gewöhnlichsten Arten. Ihre Standorte sind Burgruinen, alte
bemooste Mauern, Weinberge und Wälder, wo sie an Baumstümpfen,
Steinen und Felsen lebt. Von dieser Art finden sich in der Rhein-
provinz von allen Clausilien die weitaus meisten Albinos.
Nahetal: Rheingrafenstein (leg. le Roi; 34, pag. 38). Kreuznach, Ebersteinburg
bei Kreuznach (coll. Senck. Mus... Rheingrafenstein, Kreuznach (coll.
C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 14). Rheinfels bei St. Goar (leg. A. Andreae; 8,
pag. 134). Ruine Stahleck bei Bacharach, Oberwesel, Ruine Rheinfels bei
St. Goar, St. Goar (leg. le Roi; 34, pag. 38). Pfaffendorf, Hirzenach (coll. O.
le Roi). Bingerbrück, Genist bei Bingerbrück, Trechtlingshausen, Nieder-Heim-
bach, Bacharach, Oberwesel, St. Goar, Boppard, Ober-Spay (coll. C. Bttg.).
Hunsrück : Morgenbachtal bei Trechtlingshausen (leg. le Roi), Ruine Ehrenburg
(leg. le Roi), Stromberg (leg. H. Frhr. v. Geyr) (34, pag. 38). Kirn (leg.
H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Simmern (coll. C. Bttg.).
Saartal: Saarburg (101, pag. 71). St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 14; 101, pag. 71). Marienburg bei Alf (58, pag. 166).
Kobern, Winningen (leg. le Roi; 34, pag. 38). Ruine Gräfinburg bei Trarbach
(coll. O. le Roi). Zeltingen, Trarbach, Enkirch, Zell, Alf, Cochem, Carden,
Winningen (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Neuwied (43, pag. 48). Botanischer Garten und Baumschule in Bonn
(37, pag. 316). Baumschule in Bonn (38, pag. 76). Bonn (57, pag. 107).
Fahr (leg. leRoi), Ruine Hammerstein (leg. D. Geyer), Ruine Ockenfels
bei Linz (leg. le Roi), Erpeler Ley (leg. A. Reichensperger), Botanischer
Garten in Bonn (leg. le Roi), Oberkassel (leg. le Roi) (34, pag. 38). Ruine
Hammerstein, Godesberg, Genist bei Bonn, Botanischer Garten in Bonn,
Königswinter (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Andernach, Brohl,
Sinzig, Remagen, Oberwinter, Rolandseck, Mehlem, Godesberg, Bonn,
Botanischer Garten in Bonn (auch albine Gehäuse), Genist bei Bonn und an
der Siegmündung, Engers, Neuwied, Irlich, Fahr, Gönnersdorf, Leutesdorf,
Hammerstein, Rheinbrohl, Hönningen, Linz, Erpel, Unkel, Honnef, Rhön-
dorf, Oberkassel, Düsseldorf (coll. C. Bttg.).
Eifel: Manderscheid, Niedermendig (57, pag. 107). Gönnersdorf am Vinxtbach
(leg. le Roi), Eltztal bei Burg Eltz (leg. le Roi), Ruine Wernerseck an der
Nette (leg. le Roi), Hohe Acht (leg. A. v. Jordans), Ruine Nürburg( leg.
le Roi), Ruine Blankenheim und Ruine Saffenburg an der Ahr (leg. le
Roi), Münstereifel (leg. H. Brockmeier), Ruine Tomburg bei Rheinbach
(leg. le Roi), Maria - Wald bei Rheinbach (leg. H. Brockmeier) (34,
pag. 38). Ahrtal (such albine Gehäuse) (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst.
Bonn). Ruine Winneburg, Ruine Nideggen, Kakushöhlen bis Eiserfey,
Echternacherbrück, Weilerbach a. d. Sauer, Ruine Wensburg a. d. Liers,
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinproyinz. 235
Bausenberg a. d. Brohl, Kalmuttal (coll. O. le Roi). Bertrich, Manderscheid,
Daun, Mayen, Eltztal, Nürburg, Niedermendig, Altenahr, Neuenahr,
Aachen (coll. C. Bitg.).
Westerwald: Altwied an der Wied, Ruine Renneburg bei Linz (leg. le Roi; 34,
pag. 38). Blindbachtal bei Ehrenbreitstein (coll. O. le Roi). Sayn (coll.
C. Bttg.).
Siebengebirge: Siebengebirge (37, pag. 316). Löwenburg (albine Gehäuse; leg.
Jetschin; 9a, pag. 41). Löwenburg (auch albine Gehäuse) (38, pag. 76; leg.
le Roi, 34, pag. 38). Drachenfels, Löwenburg (leg. H. Schenk; coll. Zool.
Inst. Bonn). Hohenhonnef, Heisterbach, Löwenburg (auch albine Gehäuse),
Drachenfels, Wolkenburg, Gr. Ölberg (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Siegmündung, Ruine Blankenburg (leg. le Roi; 34, pag. 38). Sieg-
burg, Siegmündung (auch albine Gehäuse) (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Neandertal (leg. le Roi, 34, pag. 38; coll. C. Bttg.).
Clausilia (Alinda) plicata Drap.
Olausihia plicata Drap. lebt in gebirgigen Teilen Süd- und Mittel-
deutschlands, fehlt aber auf große Strecken. Auch in der Rheinprovinz
kommt die Art vor, tritt jedoch sehr sporadisch auf und gehört, auch
hinsichtlich der Individuenzahl, zu den seltensten Arten. In der Ebene
ım Norden der Provinz scheint sie vollkommen zu fehlen mit Ausnahme
der Siegmündung, wohin sie vielleicht der Fluß verschleppt haben
mag. Ihre Standorte sind fast dieselben wie die der Olausilia biplicata
Mont. Gewöhnlich kommt sie auch mit dieser vergesellschaftet vor,
ist jedoch immer bedeutend ärmer an Individuen als ihre Verwandte,
An der Siegmündung lebt die Art an Weidenstämmen.
RheintalIl: Boppard (la, pag. 15; 38, pag. 76; 54, pag. 188; coll. C. Bttg.).
Hirzenach (coll. O. le Roi).
Moseltal: Trier (la, pag. 15).
Rheintal II: Rheidter Werth (94d, pag. 174).
Siegtal: Siegmündung (leg. le Roi, 34, pag. 37; 78, pag. 105; coll. C. Bittg.).
Clausilia (Pirostoma [Kuzmieia]) parvula Stud.
Von den Kuzmicia Brus.-Arten kommen im Rheinland nur die
drei gewöhnlichsten Arten vor, während im übrigen Deutschland noch
einige andere hinzukommen. Clausilia parvula- Stud. ist von den
rheinischen Clausilien-Arten die kleinste. Sie ist in unserer Provinz
im gebirgigen Teil allgemein verbreitet, fehlt aber in der Ebene. Sie
kommt besonders an Burgruinen und alten bemoosten Mauern vor,
lebt jedoch, wenn auch bei uns bedeutend seltener, in Wäldern, an
x elsen, Steinen, Baumstümpfen und faulendem Holze, sogar in Wein-
ergen.
Nahetal: Kreuznach (coll. Senck. Mus.). Rheingrafenstein, Kreuznach (coll.
C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 15). Burg Stahleck bei Bacharach, Rheinfels bei
St. Goar (leg. A. Andreae; 8, pag. 134). Rheinfels bei St. Goar (leg. C.
Brömme; 46, pag.14). St. Goar (83, pag.79). Ruine Stahleck be;
8. Heft,
236 Caesar R. Boettger:
Bacharach, Oberwesel (leg. le Roi; 34, pag. 38). Hirzenach (coll.
O. le Roi). Bacharach, Oberwesel, St. Goar, Boppard (coll. C. Bttg.).
Saartal: Siersberg, Beckingen, beide bei Dillingen (99, pag. 39).
Moseltal: Trier (1a, pag. 15). Trarbach (54, pag. 179; leg. ©. Goldfuss, 98, pag. 34).
Igel und Beilstein (leg. le Roi), Eurener Wald bei Trier (leg. E. Hammann)
(34, pag. 38). Nittel (coll. ©. le Roi). Trarbach, Enkirch, Alf, Cochem,
Winningen (coll. C. Bttg.).
Rheintal IL: Born (1a, pag. 15; 60, pag. 82). Rolandseck, Godesberg (37, pag. 316).
Ruine Hammerstein (leg. D. Geyer), Oberkassel (leg. le Roi) (34, pag. 38).
Ruine Hammerstein (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Andernach,
Rolandseck, Godesberg, Neuwied, Irlich, Hammerstein, Hönringen, Linz
(coll. ©. Bttg.). |
Eifel: Gerolstein (9, pag. 16). Manderscheid (57, pag. 107). Burg Altenahr im
Ahrtal, Hohe Acht, Lousberg bei Aachen (38, pag. 76; 54, pag. 179). Eifel
(leg. O. Goldfuss; 98, pag. 34). Kasselburg (104, pag. CXVII). Gerolstein,
Ruine Blankenheim an der Ahr, Ruine Safienburg &en der Ahr, Korneli-
münster, Emmaburg bei Moresnet, Lousberg bei Aachen, Ruine Wilhelm-
stein b2i Bardenberg unweit: Aachen (leg. le Roi; 34, pag. 38). Wensburg
a. d. Liers (94d, pag. 174). Kakushöhlen, Ruine Neuerburg, Prümer Burg,
Langsur, Mindener Ley und Pölsenhof a. d. Sauer (coll. O. le Roi). Bertrich,
Manderscheid, Daun, Gerolstein, Eltz, Nürburg, Altenahr, Neuenahr,
Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Ruine Altwied (38, pag. 76; 54, pag. 179). Altwied (94d, pag. 174).
Verfallkirche a. d. Sayn (coll. O. le Roi).
Siebengebirge: Siebengebirge (leg. O. Goldfuss; 98, pag. 34). Drachenfels
(8, pag. 134; 37, pag. 316; 66a, pag. 157). Löwenburg, Drachenfels (38,
pag. 76; 54, pag. 179). Löwenburg (leg. le Roi; 34, pag. 39). Drachenfels,
Löwenburg, Heisterbach (leg. H. Schenck; coll. Zool. Iı:st. Bonn). Hohen-
honnef, Heisterbach, Drachenfels, Löwenburg (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Neandertal (leg. le Roi, 34, pag. 39; coll. €. Bttg.).
Clausilia (Pirostoma [Kuzmiecia]) bidentata Ström.
Neben Olausihia (Alinda) biplicata Mont. die weitaus häufigste
Clausilie im Rheinland ist Olausilia bidentata Ström. Sie ist allgemein
verbreitet. Ihre nächste Verwandte, Olausilia cruciata Stud., fehlt in
der Rheinprovinz vollkommen, da sie und Olausilia bidentata Ström.
einander ausschließen. Clausilia bidentata Ström. ist in ihrer Verbrei-
tung lange nicht so sehr beschränkt wie Clausilia parvula Stud., da
sie nicht so sehr auf Burgruinen und Mauern (d.h. Kalk) angewiesen
ist wie ihre Verwandte. Sie lebt in der Rheinprovinz allenthalben
an Burgruinen und alten bemoosten Mauern, in Wäldern an Felsen,
Steinen, Baumstümpfen und faulendem Holz, häufig an den Bäumen
(besonders Buche) emporsteigend, nicht selten in Gemeinschaft mit
Buliminus (Ena) obscurus Müll., jedoch gewöhnlich in der Minderzahl
gegen diesen. Auch in Weinbergen unter Hecken und Gebüschen
lebt sie zuweilen. In den nördlichen Teilen der Provinz kommt sie
gewöhnlich in der mehr bauchigen, kurzen Form, der var. septen-
trionalis A. Schm., vor.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 237
Nahetal: Rheingrafenstein (1, pag.47). Rheingrafenstein, Waldböckelheim (leg.
le Roi; 34, pag. 39). Rheingrafenstein, Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 15). Bacharach, Oberwesel, St. Goar, Boppard
(coll. C. Bttg.).
Hunsrück: Morgenbachtal bei Trechtlingshausen (leg. le Roi), Neupfalz bei
Stromberg (leg. H. Frhr. v. Geyr) (34, pag. 39). Kondertal (coll. O. le Roi).
Saartal: Körriger Wald bei Saarburg, Ruine Saarburg, Ruine Freudenburg
(coll. O. le Roi).
Moseltal: Trier (la, pag. 15; 88b, pag. CLVIII; 101, pag. 71). Marienburg bei
Alf (9, pag. 16; 58, pag. 166). Igel, Ruire Thurant, Kobern, Winningen
(leg. le Roi; 34, pag. 39). Eurener Wald bei Trier (leg. E. Hammann; 34,
pag. 39). Ruine Gräfinburg bei Trarbach, Ruine Landshut bei Bernkastel,
Nittel, Rehlingen, Schloß Thorn, Perl, Sehndorf (coll. O. le Roi). Trarbach,
Enkirch, Alf, Cochem, Winningen (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 15 ; 37, pag. 316; 54, pag. 182; coll. Zool. Inst.
Bonn). Venusberg bei Bonn (38, pag. 75). Rolandseck (leg. W. Dunker
u. 8. Clessin; 8, pag. 135). Fahr, Ober-Hammerstein, Oberkassel, Finken-
berg bei Beuel (leg. le Roi; 34, pag. 39). Neuwied (54, pag. 183). Bonn,
Neuwied (98, pag. 48). Melbtal bei Bonn, Rheidter Werth (coll. O. le Roi).
Andernach, Rolandseck, Godesberg, Venusberg bei Bonn, Neuwied, Fahr,
Leutesdorf, Hammerstein, Hönningen, Linz, Erpel (coll. ©. Bttg.).
Eifel: Monreal, Kyliburg (9, pag. 16). Laacher See (subfossil; 7a, pag. 98 !);
94, pag. 48). Eifel (54, pag. 182; 98, pag. 48). Kasselburg (104, pag. CXVII).
Katzenbachtal bei Trier, Kordel an der Kill, Burg Eltz, Monreal, Ruine
Virneburg an der Nitz, Ruine Wernerseck an der Nette, Laacher See,
Tönnisstein an der Brohl, Gönnersdorf am Vinxtbach, Dernau an der
Ahr, Hohe Acht, Ruine Ulmen, Ruine Kasselburg bei Pelm, Ruine Rein-
hardstein bei Malmedy, Ruine Montjoie, Lousberg bei Aachen, Ruine
Wilhelmstein bei Bardenberg unweit Aachen, Tomburg bei Rheinbach
(leg. le Roi; 34, pag. 39). Münstereifel (leg. H. Brockmeier; 34, pag. 39).
Beverce bei Malmedy (leg. W. Voigt), Wensburg a. d. Liers, Ruine Olbrück,
Bausenberg, Kalmuttal, Kakushöhlen, Neuerburg, Prümer Burg, Langsur,
Echternacherbrück, Weilerbach, Dasburg (coll. O. le Roi). Bertrich, Mander-
scheid, Daun, Gerolstein, Eltz, Monreal, Nürburg, Laacher See, Aachen (coll.
C. Bitg.).
Westerwald: Ruine Sayn (leg. S. Clessin, 8, pag. 135; coll. C. Bttg.). Himmerich
(leg. le Roi; 34, pag. 39). Blindbachtal bei Ehrenbreitstein, Ruine Sayn,
Ruine Isenburg (coll. O. le Roi).
Siebengebirge : Siebengebirge (38, pag. 75; 54, pag. 182; 98, pag. 48). Schmelz-
bachtal, Rhöndorfer Tal, Ruine Löwenburg, Heisterbach (leg. le Roi; 34,
pag. 39). Löwenburg, Heisterbach (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn).
Hohenhonnef, Rhöndorfertal, Heisterbach, Löwenburg, Drachenfels, Gr. Öl-
berg (coll. ©. Bttg.).
Siegtal: Ruine Blankenberg, Siegmündung (leg. le Roi; 34, pag. 40). Freus-
burg (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 40; 36, pag. 32; 38, pag. 75; 98, pag. 48).
Hernstein an der Bröl, Rebbelroth bei Gummersbach, Neandertal, Burg
1) Vergl. die Arbeit unter Geschichte der Literatur.
8. Heft
238 Caesar R. Boettger:
an der Wupper (leg. le Roi; 34, pag. 40). Altenberg (coll. O. le Roi).
Neandertal (coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Dülken bei Viersen (leg. le Roi), Liedberg, München-Gladbach und
Waldhausen (leg. H. Brockmeier) (34, pag. 40).
Clausilia (Pirostoma [Kuzmiecia]) dubia Drap.
‘Die Fundorte von dieser Olausilia in der Rheinprovinz sind ver-
glichen mit solchen aus anderen Gegenden Deutschlands wenig zahl-
reich. Im Norden der Provinz, in der Ebene, dürfte die Art sogar wohl
ganz fehlen. Sie lebt an ähnlichen Orten wie die vorhergehende, kommt
jedoch nur sporadisch vor.
Saartal: Siersdorf, Beckingen, beide bei Dillingen (99, pag. 39). St. Johann
(coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 15; 101, pag. 71).
Rheintal II: Rolandseck (leg. W. Dunker, 8, pag. 134; coll. C. Bttg.).
Eifel: Nürburg (38, pag. 75; 54, pag. 180; 98, pag. 41 und 42). Eifel (57, pag. 107).
Kasselburg, Gerolstein (9, pag. 16). Kasselburg (104, pag. CXVIl). Gerol-
stein, Ruine Kasselburg bei Pelm, Ruine Nürburg, Hohe Acht, Ruine
Reinhardstein bei Malmedy (leg. le Roi; 34, pag. 39). Gerolstein (leg.
H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Gerolstein, Nürburg (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Isenburg bei Sayn (38, pag. 75; 54, pag. 180). Ruine Isenburg
(coll. ©. le Roi).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 40; 36, pag. 32).
Clausilia (Pirostoma [Pirostoma]) ventricosa Drap.
Von den echten Pirostoma-Arten kommen vier Arten im Rhein-
land vor. Entgegen den Kuzmicia-Arten scheinen sie mehr dumpfe
Orte mit üppigem Pflanzenwuchs zu lieben und auch gegen Feuchtig-
keit nicht so empfindlich zu sein. Clausilia ventricosa Drap. ist in der
Rheinprovinz recht selten. Erst an wenigen Punkten ist sie festgestellt
worden. Sie lebt am Boden unter faulendem Holz und Steinen, an
feuchten Stellen, gewöhnlich im Walde.
Hunsrück : Kondertal (94d, pag. 174).
Saartal: Beckingen, Siersdorf, beide bei Dillingen (99, pag. 39).
Rheintal I: Neuwied (43, pag. 48). Rolandseck (la, pag. 15; leg. le Roi, 34,
pag. 40; 38, pag. 76; 54, pag. 170; coll. C. Bttg.). Rolandseck, Rodder-
berg (37, pag. 317). Bonn (18, pag. 26; 4, pag. 221) (stammt entweder
von Rolandseck oder gehört wohl zur folgenden Art!).
Eifel: Kalmuttal bei Remagen (94d, pag. 174).
Clausilia (Pirostoma [Pirostoma]) rolphi Leach.
Clausilia rolphi Leach ist eine rein westliche Art und findet sich
hauptsächlich in England, Belgien und Holland. In Deutschland
hat sie sich von den nordwestlichen Gebieten aus ausgebreitet. Im
Rheinland liegen daher ihre meisten Fundorte. Das Tier kommt
gewöhnlich an feuchten Stellen im Walde, an Burgruinen, an Baum-
stümpfen, unter Steinen und an Felsen vor.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 239
Hunsrück: Wildenburg in Birkenfeld (leg. E. A. Rossmässler, 98, pag. 14;
22, pag. 321; 32, pag. 66; 54, pag. 171).
Moseltal: Eurener Wald bei Trier (leg. E. Hammann; 34, pag. 40).
Rheintal II: Venusberg bei Bonn (37, pag. 316; 38, pag. 76). Bonn, Ruine
Arienfels bei Hönningen (22, pag. 321). Hönningen (32, pag. 66). Bonn,
Venusberg bei Bonn (54, pag. 171). Bonn (leg. O. Goldfuss; 96, pag. 331).
Schloßpark von Arienfels bei Hönningen (leg. R. Jetschin; 34, pag. 40).
Melbtal bei Bonn (94d, pag. 175). Arienfels bei Hönningen, Venusberg bei
Bonn (coll. ©. Bttg.).
Eifel: Ruine Tomburg bei Rheinbach (leg. R. Jetschin; 34, pag. 40).
Westerwald: Sayntal (22, pag. 321). Waldtälchen bei Isenburg im Sayntal
(leg. R. Jetschin; 34, pag. 40). Ruine Isenburg a. d. Sayn (94d, pag. 175).
Siebengebirge: Siebengebirge, Drachenfels (37, pag. 316). Löwenburg, Drachen-
fels (38, pag. 76; 54, pag. 171). Drachenfels (leg. O. Goldfuss; 96, pag. 331).
Siebengebirge (leg. O. Goldfuss; 98, pag. 13). Siebengebirge (22, pag. 321).
Drachenfels, Spitze des Ölbergs (leg. R. Jetschin; 34, pag. 41). Löwen-
burg, Rhöndorfer Tal (leg. R. Jetschin u. O. le Roi; 34, pag. 41). Sieben-
gebirge (coll. Senck. Mus.). Rhöndorfertal, Drachenfels, Löwenburg, Gr.
Ölberg (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Ruine Blankenburg (22, pag. 321; leg. R. Jetschin, 34, pag. 41).
Bergisches Land: Neandertal (22, pag. 321; leg. R. Jetschin, 34, pag. 41).
Clausilia (Pirostoma [Pirostoma]) lineolata Held.
Das Verbreitungsgebiet dieser Clausilia in Westdeutschland ist
weit größer als das der vorhergehenden Art. Während Olausilia rolphi
Leach nur im Nordwesten Deutschlands vorkommt, liegt die Haupt-
verbreitung der Clausilia lineolata Held in Deutschland in den
bayrischen Alpen, von wo sie sich in Westdeutschland ein großes
Gebiet erobert hat. In der Rheinprovinz tritt sie sehr sporadisch auf
und gehört zu den allerseltensten Schnecken. In den meisten Gegenden
fehlt sie voılkommen. Sie lebt an Boden, unter Steinen und faulendem
Holz, an Felsen, alten bemoosten Mauern und Ruinen. Auch diese
Art liebt die Feuchtigkeit und findet sich an geeigneten Stellen im
Walde. Sie scheint in der Rheinprovinz häufig in Gesellschaft von
Clausilia rolphi Leach vorzukommen, doch Lleibt sie immer in der
Minderzahl.
Rheinprovinz (55, pag. 43).
Rheintal II: Rolandseck (98, pag. 18). Venusberg bei Bonn (38, pag. 77).
Eifel: Kasselburg bei Pelm (leg. le Roi, 34, pag. 41; 104, pag. CXVIN).
Kalmuttal, Ruine Olbrück (94d, pag. 175).
Westerwald: Blindbachtal bei Ehrenbreitstein (coll. O. le Roi).
Siebengebirge: Löwenburg und Drachenfels (38, pag. 77; 54, pag. 172). Drachen-
fels (98, pag. 18).
1) Thielens hat seinen Fund als Olausilia rolphi Leach bestimmt. Ich
glaube jedoch annehmen zu dürfen, daß eine Verwechslung mit dieser Art vor-
liegt, da O. le Roi trotz genauem Suchen nur die seltenere Clausilia lineolata
Held fand, nicht aber Olausilia rolphi Leach.
8 Hett
240 Caesar R. Boettger: |
Clausilia (Pirostoma [Pirostoma]) plicatula Drap.
Diese im größten Teil Europas weitverbreitete Art gehört auch
in den meisten Gebieten Deutschlands zu den häufigen Clausilien.
Von der Rheinprovinz kann man dies nicht behaupten. Hier zählt
sie im allgemeinen zu den selteneren Arten und fehlt manchmal auf
großen Strecken. Wie die großen Pirostoma-Arten liebt auch sie
feuchte, sshattige Orte, ist jedoch bei weitem niıht so empfindlich
wie diese. Sie lebt an nicht zu trocknen Abhängen mit üppigem
Pflanzenwuchs, an Burgruinen, in Wölcern, unter faulendem Holz,
unter Steinen, an Baumstümpfen.
Hunsrück : Meisenheim an der Glan (leg. Tischbein; la, pag. 15).
Saartal: Ruine Montelair (coll. O. le Roi).
Moseltal: Gräfinburg bei Trarbach (38, pag. 77; 54, pag. 175). Trarbach (98,
pag. 27; coll. C. Bttg.). Einige Burgruinen an der unteren Mosel, Bern-
kastel, Veldenz, Trarbach (101, pag. 71). Gräfinburg bei Trarbach (coll.
O. le Roi).
Rheintal II: Bonn (60, pag. 82}).
Eifel: Kasselburg bei Pelm (leg. le Roi, 34, pag. 41; leg. H. Schenck, coll.
Zool. Inst. Bonn). Beverc&e bei Malmedy (leg. W. Voigt), Echternacher-
brück (coll. O. le Roi)" Brohltal (coll. C. Bttg.).
Fam. Buliminidae.
Diese Familie ist in der Hauptsache orientalisch. In Mitteleuropa
kommen die beiden Gattungen Buliminus Beck?) und Chondrula
Beck vor. Buliminus ist durch die Subgenera Zebrina Held und
Ena (Leach) Gray vertreten. Zebrina Held hat ihr Verbreitungs-
zentrum in Kleinasien und entsendet nur wenige Vertreter nach
Europa, von denen einer, Buliminus (Zebrina) detritus Müll., eine
sehr große Verbreitung hat. Ena (Leach) Gray ist recht weit, vor
allem in Mitteleuropa, verbreitet und kommt in zwei Arten in
Deutschland vor. Die Gattung C'hondrula Beck ist wieder orientalisch
1) Vergl. hierzu 37, pag. 326.
2) Der Name Buliminus ist in letzter Zeit häufig angegriffen worden. Der
älteste in Betracht kommende Name ist unzweifelhaft Ena Leach 1820,
doch ist dieser Manuskriptname geblieben bis 1840, wo ihn Gray herausgab.
Zwischen 1820 und 1840 sind aber mehrere Namen veröffentlicht
worden. 1826 führte Risso für die Art defritus Müll. den Namen
Bulimulus an, ® doch fällt dieser in die Synonymie gegen Bulimulus
Leach 1814 (Typus: exiis Gmel.). 1831 schuf Ehrenberg den
Namen Bulimina, der synonym ist mit Bulimina d’Orbigny 1826
(Foraminiferengattung). 1837 änderte Beck den Namen Bulimina in Buliminus
um, zwar ohne einen Grund anzugeben. Da nun’ dieser Name drei Jahre vor
der Veröffentlichung von Ena gebildet wurde, so muß wohl Buliminus Beck be-
stehen bleiben, denn die Nomenklaturrsgeln lassen ausdrücklich Namen zu,
die sich nur durch die Endung unterscheiden, obwohl von einer Neubildung
solcher Namen abgeraten wird.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 241
und entsendet einige Vertreter nach Westen, von denen aber nur
zwei Arten nördlich der Alpen vorkommen und sich auch in der
Rheinprovinz finden.
Buliminus (Zebrina) detritus Müll.
Ein Eindringling aus Südwesten in unser Faunengebiet ist Bulk-
minus detritus Müll. In Deutschland gehört er zu den jüngsten Ele-
menten der Molluskenfauna, während er in Italien schon in weit älteren
Schichten vorkommen soll. In Westdeutschland hat er sich bedeutende
Gebiete erobert. In der Rheinprovinz hat er sich wohl entlang zweier
Straßen ausgebreitet, einmal entlang dem gewöhnlichen Weg, dem
Lauf der Mosel, dann aber auch dem Rheintal abwärts. Im Süden
des Gebiets ist er recht häufig. Nach Norden geht die Art den Rhein
abwärts bis in die Gegend von Bonn. Exemplare im Rheingenist
finden sich auch weiter nordwärts. Je nördlicher die Art geht, desto
mehr liegen ihre Fundorte in der Nähe des Flusses, so die Herkunft
der Art verratend. Kommt sie in den nördlicheren Gegenden ihrer
Verbreitung im Rheinland weiter entfernt vom Flusse vor, so liegen
ihre Fundorte gewöhnlich in der Nähe von Kulturland. Das beweist
dann gewöhnlich ihre Verschleppung durch den Menschen. Dieser hat
wohl viel zur Ausbreitung der Art getan, da sich junge Stücke in Ge-
sellschaft von Xerophilen recht häufig im Getreide und vor allem
Kleesamen finden und so natürlich überall hin verschleppt werden.
Höchst sonderbar ist das Vorkommen der Art in der Eifel auf dem
Kunkskopf (87, pag. 50; 93, pag.5; 94, pag. 48; 104b, pag. 36; coll.
C. Bttg.) und auf dem Bausenberg an der Brohl (94d, pag. 175).
Sie lebt auf dem Kunkskopf in Gesellschaft mit Xerophila (Xerophila)
ericetorum Müll., auf dem Bausenberg außerdem noch mit Xerophila
(Candidula) candidula Stud. zusammen. Sollten die Arten auch
einst hier durch den Menschen eingeschleppt sein? Buliminus detritus
Müll. lebt an kurzrasigen sonnigen Stellen, an Abhängen, Weinbergen,
in Gräben an Landstraßen, auf brach liegenden Grenzstreifen der
Felder, gewöhnlich in Gesellschaft der Xerophilen. An den Abhängen
am Ufer des Rheins abwärts der Moselmündung lebt sie oft außer
in Gesellschaft mit Xerophila ericetorum Müll. zusammen mit
Carthusiana carthusiana Müll. Auf ihre Verbreitung durch Sämereien
wurde schon oben hingewiesen.
Nahetal: Kreuznach (22, pag. 218; 38, pag. 73; 54, pag. 144; coll. C. Bttg.).
Kreuznach, Ebernburg bei Münster am Stein (57, pag. 104). Bretzenheim,
Saukopf bei Langenlonsheim (94a, pag. 92). Woldböckelheim (94c, pag. 11).
Rheingrafenstein, Gans, Staudernheim (94d, pag. 175). Rheingrafenstein
(1, pag. 47). Weg von Staudernheim nach Böckelheim, Schloß Böckelheim
(1, pag. 48). Nahetal gegenüber dem Bahnhof Ebernburg (leg. H. Schenck;
coll. Zool. Inst. Bonn).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 14; 6, pag. 79; 78, pag. 105; 93, pag.5). St. Goar,
Bacharach (94a, pag. 92). Bingerbrück, Genist bei Bingerbrück, Bacharach,
St. Goar, Brey (coll. C. Bttg.).
Hunsrück : Stromberg (leg. H. Frhr. von Geyr, 78, pag. 105; leg. H. Frhr. von
Archiv für Naturgeschichte
1912. AB. 16 8. Heft
242 Caesar R. Boettger:
Geyr, 90, pag. 5). Idar am Wege nach Algenrodt (leg. A. Hahn, 78, pag. 105;
leg. A. Hahn, 90, pag. 5).
Moseltal: Moselgenist bei Trier (101, pag. 71).
Rheintal II: Linz (6, pag. 79). Bonn (22, pag. 218). Fehlt bei Bonn (57, pag. 104).
Oberkassel (6, pag. 79; 37, pag. 48; 37, pag. 315; 38, pag. 73; 54, pag. 144).
Genist bei Beuel (78, pag. 105). Genist an der Siegmündung (93, pag. 5).
Leutesdorf (94a, pag. 92). Unkel, Genist bei Beuel (leg. H. Schenck; coll.
Zool. Inst. Bonn). Erpeler Ley, Rheingenist bei Beuel (coll. O. le Roi).
Andernach,. Rolandseck, Mehlem, Neuwied, Fahr, Gönnersdorf, Leutes-
dorf, Hammerstein, Rheinbrohl, Linz, Erpel, Unkel (coll. C. Bttg.).
Eifel: Fehlt in der Eifel (57, pag. 104). Kunkskopf (87, pag. 50; 93, pag. 5; 94,
pag. 48; 104b, pag.36; coll. C. Bttg.). Bausenberg a.d. Brohl (94d, pag. 175).
Tiefebene: Fehlt bei Viersen (17, pag. 95).
- Buliminus (Ena) montanus Drap.
Die größere der beiden deutschen Ena-Arten ist in Deutschland
nicht so verbreitet wie ihre kleine Verwandte. Dennoch hat sie in der
Rheinprovinz einige Fundorte, an denen sie gewöhnlich recht häufig
vorkommt. Gebirgige Gegenden bevorzugt sie und lebt bei uns haupt-
sächlich an Burgruinen. Sie kommt jedoch auch in Laubwäldern,
vor allem Buchenwäldern, vor.
Rheintal I: Boppard (la, pag. 14). Bei den Stücken aus Boppard (la, pag. 14)
handelt es sich um Exemplare aus dem Genist (4, pag. 221). Genist bei
Bingerbrück (coll. C. Bttg.).
Saartal: Körrig bei Saarburg (coll. O. le Roi).
Moseltal: Moselgenist bei Trier (coll. E. Hammann).
Rheintal II: Bonn (18, pag. 25; coll. Zool. Inst. Bonn). Genist bei Bonn (coll.
C. Btig.).
Eifel: Fehlt in der Eifel (57, pag. 104). Kasselburg (104, pag. CXVII). Hohe
Acht (78, pag. 105; 90, pag. 108). Kasselburg bei Pelm, Hohe Acht (93,
pag. 6). Kalmuttal bei Remagen (94d, pag. 175). Reinhardstein, Beverce
bei Malmedy (leg. W. Voigt; coll. ©. le Roi).
Siebengebirge : Löwenburg (37, pag. 315; 38, pag. 73; 54, pag. 140; 57, pag. 104;
leg. H. Schenck, coll. Zool. Inst. Bonn; coll. O. le Roi; coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (37, pag. 315; 38, pag. 73; 54, pag. 140). Elberfeld
nicht gefunden (36, pag. 32).
Tiefebene: Liedberg bei Rheydt (leg. H. Brockmeier; 94a, pag. 92).
Buliminus (Ena) obscurus Müll.
Diese Art ist viel verbreiteter als die vorhergehende, auch in der
Rheinprovinz wıe in den meisten Gegenden Deutschlands. Buliminus
obscurus Müll. gehört in den Rheinlanden sogar zu den häufigsten
Schnecken. Er ist, was Fundorte anbelangt, weitaus nicht so anspruchs-
voll wie Buliminus montanus Drap. Er lebt hauptsächlich in Buchen-
waldungen, kommt jedoch auch in gemischten Beständen vor, wo
er an Baumstümpfen, faulendem Holz und Laub, unter Steinen lebt,
meist jedoch an Kräutern und Bäumen (Buche) in die Höhe steigt.
Oft findet man die Buchenstämme wie übersät mit dieser Art; sie
ist dann gewöhnlich in Gemeinschaft mit Clausilia (Prrostoma [Kuz-
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 243
micia]) bidentata Ström., die jedoch an Zahl zurücktritt. Ferner
ist die Art häufig an Burgruinen und alten bemoosten Mauern. Auch
in den Weinbergen ist sie an ursprünglichen Stellen unter Gebüsch
zu finden. Sie kommt sogar zuweilen in Parks vor (eingeschleppt).
Albine Gehäuse dieser Art findet man von Zeit zu Zeit.
Nahetal: Theodorshall bei Kreuznach (94d, pag. 175). Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 14). Genist bei Bingerbrück, Trechtlingshausen,
Bacharach, Oberwesel, St. Goar, Boppard (coll. C. Bttg.).
Hunsrück: Simmern (coll. C. Bttg.).
Saartal: Siersberg, Beckingen, beide bei Dillingen (99, pag. 39). St. Johann
(coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 14; 38, pag. 73; 54, pag. 142; 101, pag. 71). Igel bei
Trier (90, pag. 108). Starkenburg, Gräfinburg, Rehlingen, Nittel (coll.
O.le Roi). Trarbach, Alf, Cochem, Carden (coll. ©. Bttg.).
Rheintal I: Neuwied (103, Heft 8). Botanischer Garten und Baumschule
in Bonn (37, pag. 315). Botanischer Garten in Bonn, Vorgebirge bei Bonn
(38, pag. 73; 54, pag. 142). Fahr bei Neuwied (94a, pag. 92). Godesberg
(leg. H. Schenck), Bonn (coll. Zool. Inst. Bonn). Andernach, Brohl,
Remagen, Rolandseck, Godesberg, Bonn, Genist bei Bonn und an der
Siegmündung, Neuwied, Fahr, Leutesdorf, Hammerstein, Rheinbrohl,
Hönningen, Linz, Unkel, Honnef, Rhöndorf, Düsseldorf (coll. C. Bttg.).
Eifel: Gerolstein (9, pag. 16). Niedermendig, Manderscheid (57, pag. 104).
Laacher See (94, pag. 48). Aachen (38, pag. 73; 54, pag. 142). Kasselburg
(104, pag. CXVII). Moresnet und Bardenberg bei Aachen, Wernerseck an
der Nette, Hohe Acht, Bausenberg an der Brohl, Saffenburg an der Ahr
(90, pag. 108). Ruine Tomburg (leg. A. Reichensperger), Ruine Kassel-
burg (94a, pag. 92). Dermau a. d. Ahr, Ruine Wensburg a. d. Liers,
Bausenburg a. d. Brohl, Ruine Olbrück (94d, pag. 175). Winneburg,
Kakushöhlen, Langsur, Bollendorf, Irrel (coll. O. le Roi). Bertrich, Mander-
scheid, Gillenfeld, Gerolstein, Eltztal, Monreal, Nürburg, Adenau, Laacher
See, Niedermendig, Brohltal, Altenahr, Neuenahr, Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Sayn (94a, pag. 92; coll. C. Bttg.). Renneburg (90, pag. 108).
Dazeroth, Altwied, Niederbreitbach (coll. O. le Roi).
Siebengebirge: Siebengebirge (37, pag. 315; 38, pag. 73; 54, pag. 142). Löwen-
burg (94a, pag. 92). Drachenfels (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn).
Hohenhonnef, Heisterbach, Löwenburg, Drachenfels, Wolkenburg, Gr. Öl-
berg, Petersberg (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Siegmündung (90, pag. 108; coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 40; 36, pag. 32; 38, pag. 73; 54, pag. 142).
Elberfeld, Neandertal (coll. C. Bttg.).
Chondrula (Chondrula) tridens Müll.
Die Art ist über den größten Teil Deutschlands verbreitet, tritt
in den gebirgigen Teilen jedoch häufiger auf.als in der Ebene. Ihre
Fundorte sind immerhin recht sporadisch. Dasselbe gilt auch für die
Rheinprovinz. Im Süden ist sie häufiger, wie sie ja auch in dem benach-
barten Nassau nicht besonders selten auftritt. Im Norden der Provinz
sind neuere Fundorte nicht bekannt geworden. Der Fundort von Gold-
16* 8. Heft
244 Caesar R. Boettger:
fuss (37, pag. 317; 38, pag. 73) in der Meckenheimerstraße in Bonn
in der Nähe des Bahnübergangs ist wie viele der Goldfuss’schen
Sammelstellen zerstört, da die Meckenheimerstraße längst bebaut
ist und mitten in der Stadt liegt. Ab und zu findet man Exem-
plare der Art im Rheingenist. Sie lebt an trocknen, warmen Orten
mit nicht zu viel Pflanzenwuchs, gewöhnlich an kurzrasigen Ab-
hängen. Sie führt eine sehr versteckte Lebensweise, weshalb man
selten lebende Stücke erbeutet, die nur nach warmem Regen zum
Vorschein kommen. Die Art verrät aber ihr Vorhandensein durch
leere Schalen, die an den Fundorten gewöhnlich häufig umherliegen.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (1a, pag. 15). Genist bei Bingerbrück (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (1a, pag. 15; 54, pag. 146). Euren, Zewen, Igel, alle bei Trier
(101, pag. 71).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 15). Meckenheimerstraße in Bonn an der Eisenbahn
(37, pag. 317). Meckenheimerstraße in Bonn (38, pag. 73; 54, pag. 146).
Genist bei Beuel (78, pag. 105; leg. H. Schenck, coll. Zool. Inst. Bonn).
Genist bei Beuel, Fundort ‚„Meckenheimerstraße““ (37, pag. 317; 38, pag. 73)
ist vernichtet (93, pag. 5). Genist bei Bonn (coll. C. Bttg.).
Eifel: Fehlt in der Eifel (57, pag. 1041). Langsur a. d. Sauer (coll. O. le Roi).
Chondrula (Chondrula) quadridens Müll.
Chondrula quadridens Müll., die im Süden recht weitverbreitet
ist, tritt in Deutschland nur im Westen sehr vereinzelt auf. Auch in
der Rheinprovinz liegen einige Fundorte. Das Vorkommen der Art
im Nahetal ist neuerdings bestätigt worden (94c, pag, 11). Im Sauer-
tal wird sie sich auch wohl finden, da sie auf dem gegenüber-
liegenden Ufer in Luxemburg vorkommt. Bollingers Angabe „Trier“
(11b, pag. 97) aber beruht wohl auf einem Versehen, da der Autor
nicht selbst im Rheinland gesammelt hat und seine Angaben aus der
Literatur schöpft, wo ich jedoch nichts über das Vorkommen der
Art bei Trier finden konnte. Der nördlichste Fundort in
Deutschland war der Hartmanns (43, pag. 152),, bei Neuwied
in den Laien ob Friedrichstein“. O. le Roı und ich suchten
neuerdings das ganze Gebiet genau ab, ohne jedoch eine Spur des
Tieres zu finden. Wir brachten in Erfahrung, daß die Felsen, die früher
direkt bis an den Rhein gingen und auf denen die Ruine Friedrich-
stein lag, gesprengt wurde, um Gebiet zum Bahnbau zu erhalten und
um Weinberge anzulegen. Die Felsen beginnen jetzt erst ein Stück
vom Ufer entfernt. Zu Hartmanns Zeiten (1840) waren nun die Felsen
noch vorhanden, auf der die Burg noch stand. Bei dem sporadischen
Vorkommen der Art in Deutschland wird sie wohl auch hier nur an
einer kleinen Stelle vorgekommen sein. Diese ist nun durch den Men-
schen vernichtet und mit ihr auch das seltene Tier. Der nördlichste
Fundort wird dadurch also ein gut Stück südlicher verlegt. Daß
!) Durch einen Druckfehler hat O.1le Roi (94, pag. 48) diese Art als von mir
am Laacher See gefunden angegeben. Es handelt sich jedoch um Azeca (Azeca)
tridens Pult. = menkeana C. Pfr., was der Autor pag. 102 auch verbessert hat.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheiuprovinz. 245
Hartmann die Schnecke verwechselt hat, ist bei der Auffälligkeit
der Art nicht anzunehmen. Im Rheingenist findet man ab und zu
einmal eine leere Schale. Das Tier lebt an ähnlichen Plätzen wie C’hon-
drula tridens Müll. und ist manchmal mit ihr vergesellschaftet. Auch
sie lebt sehr versteckt und verrät sich gewöhnlich nur durch umher-
liegende leere Schalen.
Nahetal: Kreuznach (44, pag. 10; leg. H. C. Weinkauff, 45, pag. 134; 55, pag. 35).
Münster am Stein (lla, pag. 155). Rheingrafenstein (1, pag. 47). Schloß
Böckelheim (1, pag. 48). Rheingrafenstein, Waldböckelheim (94c, pag. 11).
Waldböckelheim (leg. F. Haas; coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 15).
Moseltal: Trier (11b, pag. 97').
Rheintal II: Friedrichstein bei Neuwied (43, pag. 152). Genist bei Bonn, Neu-
wied (54, pag. 148). Bonn (11b, pag. 97). Bonn, Neuwied (55, pag. 35) (der
Fundort ‚‚Bonn‘ bezieht sich wohl auf das Genist, ‚„Neuwied‘‘ wohl auf den
Friedrichstein!). Fundort Friedrichstein bei Fahr dem Bahnbau und dem
Anlegen von Weinbergen zum Opfer gefallen (0. le Roi u. C. Bttg., 94c,
pag. 12 —13). Genist bei Bonn (37, pag. 317; 38, pag. 74; coll. C. Bttg.).
Genist bei Beuel (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn).
Fam. Vertiginidae.
Die Vertiginiden gehören zu den ältesten Landschnecken, die
man kennt. Sie reichen bis in die Kohlenformation Amerikas zurück.
Sie haben wohl die ausgedehnteste Verbreitung von allen Land-
schnecken. In der Rheinprovinz finden sich sechs weitverbreitete
Genera (Lauria Gray, Orcula Held, Torgwilla Stud., Pupilla
Leach, Isthmia Gray, Vertigo Müll.), während im übrigen
Deutschland noch einige andere hinzukommen. Alle sechs sind von
hohem geologischen Alter.
Lauria cylindracea da Costa.
Von der Gattung Lauria Gray, die im Bereich der Küste lebt,
oder in solchen Ländern, die unter ziemlich starkem Einfluß des Ozeans
stehen, kommt in Deutschland eine weitverbreitete Art vor, Lauria
cylindracea da Costa. Auch sie ist vom Einfluß des Ozeans recht ab-
hängig. Sie ist in Deutschland nicht häufig und wurde bis jetzt nur
an der Küste (soweit ich weiß, sonderbarerweise bis jetzt nur an der
Ostsee) und entlang der deutschen Westgrenze an wenigen Fundorten
beobachtet. Von diesen liegen einige in der Rheinprovinz, wo die Art
aber nicht reich an Individuen, vielmehr ziemlich selten ist. Sie lebt
auf sonnigen warmen Bergen am Boden, unter Steinen und an den
Rhizomen der Gräser.
Saartal: Nitteler Kopf (coll. O. le Roi).
Eifel: Echternacherbrück a. d. Sauer (coll. ©. le Roi).
Rheintal II: Hammerstein, Ehrenbreitstein (32, pag. 5l. Hammerstein (33,
pag. 15; leg. R. Jetschin, 71, pag. 129; coll. C. Bttg.). Oberhammerstein
(94a, pag. 92).
1) Beruht wohl auf einen Irrtum (siehe weiter oben). 8. Heft
246 Caesar R. Boettger:
Orcula doliolum Brug.
Die Gattung Orcula Held teilt man in zwei Formenkreise, von
denen der eine (große Formen, dolium-Gruppe) alpin ist, der andere
(kleine Formen, dololum-Gruppe) dagegen im Südosten des europäischen
Faunengebiets sein Verbreitungszentrum besitzt. Diese Südostgruppe
hat nun einen Vertreter, der ein sehr großes Verbreitungsgebiet hat
und auch in Deutschland vorkommt. Es ist dies Orcula doholum
Brug. Diese Art ist auch der einzigste Vertreter der Orcula-Arten im
Rheinland, während in einigen anderen Teilen Deutschlands auch der
Typus der dokum-Gruppe vorkommt. Orcula dololum Brug. ist in
manchen Teilen des Rheinlandes weiter verbreitet, als man im allge-
meinen bis jetzt annahm. Das beweisen die in letzter Zeit entdeckten
Fundorte. Dennoch ist ihr Vorkommen sehr sporadisch. Sonderbar
ist es, daß im ganzen Rheinland nur albine Gehäuse vorkommen.
Gebirgige Gebiete scheint sie zu bevorzugen. Sie lebt an trockenen,
kurzrasigen Stellen am Boden und an Moos, Holz und Laub, an den
Graswurzeln, an Felsen und Steinen, Burgruinen und alten Mauerresten.
Rheintal: Boppard (la, pag. 15). Pfaffendorfer Höhe (coll. O. le Roi).
Moseltal: Moselgenist bei Trier (coll. E. Hammann).
Rheintal II: Neuwied (22, pag. 242; 43, pag. 48; 54, pag. 208; 103, Heft 6).
Rheingenist bei Bonn (37, pag. 317; coll. C. Bttg.). Roisdorf (leg. von
Jordans; 943, pag. 92). Düsseldorf!) (32, pag. 5l; 88a, pag. 13).
Eifel: Landskron an der Ahr, Ruine Neuenahr, Saffenburg an der Ahr (78,
pag. 105; 93, pag. 6). Kasselburg (104, pag. CXVII). Kakushöhlen bei
Eiserfey (coll. ©. le Roi). Ruine Neuenahr (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Höhlen des Neandertals (22, pag. 242; 37, pag. 317; 38,
pag. 74; 54, pag. 208). Fundort im Neandertal zerstört (93, pag. 6; O. le
Roi u. C. Bttg.).
Tiefebene: Fehlt bei Viersen (17, pag. 95).
Torquilla frumentum Drap.
Die vorwiegend westeuropäische Gattung Torgquilla Stud. ist in
Deutschland durch zwei Arten vertreten. Sie gehören zu den jüngsten
Elementen unserer Fauna und sind zu einer relativ recht späten Zeit
aus dem Süden nach Deutschland gelangt. Direkte Nachkommen
unserer in Deutschland bis ins obere Oligocän zurückreichenden ter-
tiären Torguilla-Formen haben sich in Deutschland nicht gehalten.
Torguilla frumentum Drap., besonders charakteristisch für Kalk-
gebirge, scheint in lebenden Stücken nicht bis in die Rheinprovinz
zu reichen, obwohl sie sich noch in Nassau nicht allzu selten findet.
Mit Genist sind leere Schalen dagegen mehrfach vom Rhein abgesetzt
worden. In Nassau lebt die Art an trockenen, kurzrasigen, sonnigen
Abhängen an den Wurzeln der Gräser und Pflanzen, unter Steinen
und im Mulm der Felsspalten.
!) Gemeint ist wohl der Fundort im Neandertal.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 247
Rheintal I: Genist bei Bingerbrück (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Genist des Rheins (54, pag. 193). Bonr (60, pag. 82) (handelt sich
wohl um Stücke aus dem Genist!). Genist bei Bonn (22, pag. 235; 37,
pag. 317; 38, pag. 74; leg. H. Schenck, coll. Zool. Inst. Bonn). Genist
bei Bonn und an der Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Torquilla secale Drap.
Im Gegensatz zu Torquilla frumentum Drap. kommt Torquilla
secale Drap. auch lebend in der Rheinprovinz vor. Auch sie ist ein
recht später Eindringling in die deutsche Fauna, in der sie ein
Charaktertier der Kalkgebirge ist, zuweilen aber auch mit Löss vor-
lieb nimmt. Aus der Rheinprovinz ist sie nur von sehr wenigen Orten
bekannt. Hier lebt das Tier recht versteckt an nicht zu üppig be-
wachsenen Abhängen an den Wurzeln der Gräser und Pflanzen. Die
Art lebt im allgemeinen an etwas feuchteren und schattigeren Orten
als Torguilla frumentum Drap.
Rheintall: Boppard (la, pag. 15). St. Goar in den 60er Jahren, später nicht
mehr gefunden (83, pag. 79). St. Goar (11, pag. 24; 32, pag. 52; coll.
C. Bttg.).
Rheintal II: Genist bei Bonn (37, pag. 317; 38, pag. 74; coll. C. Bttg.).
Pupilla muscorum L.
Zu den häufigsten Vertiginiden im Rheinland gehört Pupilla
muscorum L. Sie ist die verbreiteste Art ihrer Gattung und kommt
in Deutschland, sogar im größten Teil Europas, allgemein vor. Was
Standorte anbelangt, so ist Pupilla muscorum L. nicht sehr wählerisch.
Hauptbedingung. ist nur, daß das Gebiet nicht allzu feucht ist. Sie
findet sich sowohl in der Ebene als im Gebirge. Sie lebt hauptsächlich
auf trockenen, kurzrasigen Wiesen, an Abhängen, in Gräben an Land-
straßen und Weinbergen, an Burgruinen und alten Mauerresten. Man
findet sie dort an den Wurzeln der Gräser, an den Pflanzen, unter
Hecken und Gebüschen, im Mulm und unter Steinen. An den meisten
ihrer Fundorte lebt sie in großer Individuenzahl.
Nahetal: Ebersteinburg b>i Kreuznach (leg. L. von Heyden; 11, pag. 39 u. 40).
Waldböckelheim (94c, pag. 11). Rheingrafenstein (1, pag. 47). Schloß Böckel-
heim (1, pag. 48). Rheingrafenstein (coll. O. le Roi). Kreuznach (coll.
Senck. Mus.; coll. ©. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 15). St.Goar (83, pag. 79). Hirzenach (coll. O. le Roi).
Bingerbrück, Genist bei Bingerbrück, Trechtlingshausen, Bacharach,
Oberwesel, St. Goar, Boppard (coll. C. Bttg.).
Hunsrück : "Ehrenburg (coll. O. le Roi). Simmern (coll. C. Bttg.).
Saartal: Siersberg (99, pag. 39). Freudenburg, Saarburg (coll. O. le Roi).
St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal : Trier (1a, pag. 15; 101, pag. 71). Marienburg bei Alf (9, pag. 16). Gräfin-
burg bei Trarbach (38, pag. 74; 54, pag. 204). Kobern, Igel, Nittel (coll.
O.le Roi). Zeltingen, Trarbach, Alf, Cochem, Alken, Koblenz (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (1a, pag. 15; coll. Zool. Inst. Bonn). Hammerstein (33, pag. 15).
Ruine Hammerstein, Hönningen (leg. R. Jetschin; 11, pag. 39 u. 40).
8. Heft
248 Caesar R. Boettger:
Plittersdorf (37, pag. 317). Wichelshof bei Bonn (38, pag. 74; 54, pag. 204).
Genist bei Bonn (leg. H. Scherck; coll. Zool. Inst. Bonr). Beuel, Grau-
Rheindorf (coll. O. le Roi). Andernach, Brohl, Remagen, Rolandseck, Mehlem,
Godesberg, Bonn, Genist bei Bonn und an der Siegmündung, Neuwied,
Irlich, Fahr, Gönnersdorf, Leutesdorf, Hammerstein, Rheinbrohl, Hönningen,
Linz, Erpel (coll. ©. Bttg.).
Eifel: Gerolstein, Monreal (9, pag. 16). Lousberg bei Aachen (38, pag. 74; 54,
pag. 204). Saffenburg, Wernerseck, Maischoss, Frohngau, Blankenheim,
Kakushöhlen, Katzenbachtal, Winneburg, Mindener Ley, Weilerbach, Irrel,
Prümer Burg, Neuerburg, Melaten u. Seffent bei Aachen, Wilhelmstein bei
Bardenberg (coll. O. le Roi). Bertrich, Manderscheid, Daun, Gerolstein,
Eltztal, Monreal, Nürburg, Neuenahr, Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Renneburg, Isenburg, Altwied (coll. O. le Roi). Sayn (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Heisterbach (37, pag. 317). Heisterbach, Löwenburg, Drachen-
fels (coll. ©. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 40; 36, pag. 32).
Tiefebene: Fehlt bei Viersen (17, pag. 95).
Pupilla bigranata Rossm.
Außer der weitverbreiteten Pupilla muscorum L. leben im Rhein-
land noch zwei seltenere Arten des Genus Pupilla Leach. Es sind dies
die beiden wärmebedürftigen mediterranen Arten Pupilla bigranata
Rossm. und Pupilla cupa Jan. Von diesen ist Pupilla bigranata
Rossm. im Rheinland etwas weiter verbreitet als die andere. Die Art-
berechtigung dieser wenig bekannten Pupilla ist lange angezweifelt
worden, obwohl sie häufig mit Pupilla muscorum L. zusammen voI-
kommt, ohne nur die geringsten Übergänge zu bilden. Sie ist in den
Westen Deutschlands von Frankreich aus eingedrungen. Die Art
ist sehr wärmebedürftig und kommt im Rheinland gewöhnlich nur
an den Südabhängen von stark durch die Sonne bestrahlten Bergen
vor. Sie lebt dort an trocknen, kurzrasigen, steinigen, sonnigen Ab-
hängen, an den Wurzeln der Gräser, im Mulm und unter Steinen.
Gewöhnlich kommt sie hier in Gesellschaft der weitverbreiteten Pu-
pilla muscorum L. vor, ohne jedoch, wie schon oben bemerkt, Über-
gänge zu dieser Art zu bilden. Auch findet man sie manchmal in Ge-
sellschaft mit Lauria cylindracea daCosta, seltener in der von Pupilla
cupa Jan. Alle vier Arten gemeinsam kommen auf der Ruine
Hammerstein vor.
Rheintal I: Ruine Stahleck bei Bacharach, Obsrwesel (94a, pag. 92). Bacharach,
Oberwesel, Boppard (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Ruine Hammerstein (33, pag. 13; coll. O. le Roi). Hönningen (leg.
O. Boettger; 33, pag. 14). Hönningen, Ruine Hammerstein (leg. R. Jetschin,
1l, pag. 37 und 38; 32, pag. 53; coll. C. Bttg.).
Eifel: Aachen (11, pag. 38). Laurenzberg bei Aachen (85, pag. 96).
Westerwald: Altwied (coll. le Roi).
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 949
Pupilla cupa Jan.
Die zweite wärmebedürftige mediterrane Pupilla, die in Deutsch-
land vorkommt, ist Pupilla cupa Jan. Der Begriff dieser Art ist noch
nicht festgelegt. Es gibt zwei Formen, Pupilla cupa Jan, deren Mün-
dung zahnlos ist, und Pupilla sterri von Voith, deren Mündung mit
einem Zahn versehen ist; sonst sind wohl keine Unterschiede vorhanden.
Da nun Zähnungsunterschiede innerhalb einer Art bei den Pupiden
häufig vorkommen, so bin ich geneigt, beide Formen für eine Art
anzusehen, die den älteren Namen cupa Jan führen muß. Es kommen
ja auch außer der typischen Pupilla muscorum L. mit einem Zahn
Stücke vor, deren Mündung zahnlos ist. O. Boettger hat zuerst auf
die vermutliche Identität beider Arten aufmerksam gemacht, während
sie Geyer (33) neuerdings wieder in Zweifel setzt. In Deutschland
hat sich die Art hauptsächlich von Westen und Südwesten aus be-
deutend über Süddeutschland ausgebreitet. Im nördlichen West-
deutschland scheint sie nicht sehr verbreitet zu sein; es sind nur einige
Fundorte bekannt. Auch diese wärmebedürftige Pupilla bevorzugt
die Südabhänge von sonnigen Bergen, wo sie an denselben Orten lebt
wie Pupilla bigranata Rossm.
Nahetal: Waldböckelheim (94c, pag. 11). Schloß Böckelheim (1, pag. 48).
Rheintal II: Hammerstein (33, pag. 15; coll. C. Bttg.).
Moseltal: Alken, Ruine Thurant (93, pag. 6). Alken (coll. C. Bttg.).
Isthmia minutissima Hartm.
Von den drei in Deutschland vorkommenden Arten des geologisch
recht alten Genus /sthmia Gray lebt nur die über ganz Deutschland
verbreitete /sthmia minutissima Hartm. in der Rheinprovinz. Auch hier
ist sie sehr verbreitet, obwohl sie wegen ihrer Kleinheit oft übersehen
wird. Sie liebt nicht zu feuchte Orte. Sie findet sich an bewachsenen
Abhängen, in Gräben an Landstraßen, an Felsen und alten Mauerresten,
manchmal sogar am Rande von Feldern (gewöhnlich Klee). Sie lebt
an den Wurzeln der Gräser, im Mulm und unter Steinen. Bei feuchtem
Wetter steigt sie oft an Gras und Pflanzen in die Höhe.
Nahetal: Rheingrafenstein (1, pag. 47; coll. O. le Roi). Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 15). Ruine Stahleck bei Bacharach (94a, pag. 92).
Genist bei Bingerbrück, Trechtlingshausen, Bacharach, St. Goar, Boppard
(coll. C. Bttg.).
Hunsrück : Simmern (coll. C. Bttg.).'
Saartal: St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Winningen (leg. von Jordans; 94a, pag. 92). Moselgenist bei Trier
(coll. E. Hammann). Trarbach, Alf, Cochem, Winningen, Koblenz (coll.
C. Bttg.).
Rheintal I: Meckenheimerstraße in Bonn, Genist bei Bonn (37, pag. 317).
Meckenheimerstraße in Bonn, Gronau bei Bonn (38, pag. 74; 54, pag. 214).
Hammerstein (78, pag. 105). Genist an der Siegmündung (90, pag. 108).
Genist bei Bonn (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Andernach,
Brohl, Rolandseck, Godesberg, Bonn, Villa Wessel in Bonn, Genist bei
8. Heit
250 Caesar R. Boettger:
Bonn und an der Siegmündung, Neuwied, Hammerstein, Hönningen,
Linz (coll. C. Bttg.).
Eifel: Monreal (9, pag. 6; 94a, pag. 92). Ahrgenist bei Maischoss (92, pag. 117).
Ruine Wensburg a. d. Liers (94d, pag. 175). Burgfey (coll. O. le Roi).
Bertrich, Eltztal, Monreal, Nürburg, Neuenahr, Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Sayn (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Drachenfels (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Siegburg (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Neandertal (coll. C. Bttg.).
Vertigo (Vertigo) pusilla Müll.
Die Gattung Vertigo Müll. gehören bei uns zu den Vertiginiden,
die am meisten die Feuchtigkeit schätzen. Von den linksgewundenen
Vertigonen kommen in der Rheinprovinz die weit verbreiteten Arten
Vertigo pusilla Müll. und Vertigo angustior Jeffr. vor. Vertigo pusilla
Müll. ist wohl sporadisch über die ganze Rheinprovinz verbreitet,
doch kommt die Art nicht häufig vor. Sie lebt gewöhnlich in Gesell-
schaft von anderen Vertigonen. Man trifft sie hauptsächlich auf
feuchten Wiesen an, doch findet sie sich auch sonst an feuchten Orten,
an bemoosten Mauerüberresten, zuweilen auch an günstigen Stellen im
Walde. Sie lebt im Grase, unter faulendem Holz, Laub, Moos und
Steinen.
Rheintal I: Genist bei Bingerbrück (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (60, pag. 82; coll. Zool. Inst. Bonn). Genist bei Bonn (37,
pag. 318). Plittersdorf (38, pag. 75; 54, pag. 228). Plittersdorf, Genist
bei Bonn und an der Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Eifel: Ruine Wensburg a. d. Liers (94d, pag. 175).
Siebengebirge: Heisterbach (37, pag. 318; 38, pag. 75; 54, pag. 228; coll.
C. Bttg.).
Vertigo (Vertigo) angustior Jeffr.
Die kleinere der beiden linksgewundenen Vertigo-Arten kommt in
der Rheinprovinz wie im übrigen Deutschland vor. Sie fehlt aber
stellenweise auf große Strecken, ist aber auch wohl oft wegen ihrer
Kleinheit übersehen worden. Sie lebt auf feuchten Wiesen und sonstigen
feuchten Orten, an alten bemoosten Mauerresten. Wie die vorhergehende
Art, so findet man auch sie im Grase, unter faulendem Holz, Laub,
Moos und Steinen.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Btitg.).
Rheintal I: Genist bei Bingerbrück (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Meckenheimerstraße in Bonn an der Bahn, Genist bei Bonn (38,
pag. 75; 54, pag. 228). Bonn (coll. Zool. Inst. Bonn). Villa Wessel in Bonn,
Genist bei Bonn und an der Siegmündung (coll. ©. Bttg.).
Siebengebirge: Heisterbach (37, pag. 318; coll. ©. Bttg.).
Vertigo (Alaea) antivertigo Drap.
Von den Alaea Jeffr.-Arten kommen fünf in der Rheinprovinz
vor. Sie alle sind über große Gebiete verbreitet. Während zwei von
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 251
ihnen in Deutschland, wie auch in der Rheinprovinz, weit verbreitet
sind, gehören die drei anderen zu den Glazialrelikten. Eine der letzteren
ist jedoch nur im Genist des Rheins gefunden worden. Ihnen gesellen
sich in Deutschland noch einige andere Vertigonen zu, die auch aus-
gesprochen Reliktencharakter haben, in der Rheinprovinz aber nicht
gefunden wurden. Von den beiden in Deutschland weit verbreiteten
Arten ist Vertigo antivertigo Drap. die seltener. Ihre Fundorte
verteilen sich wohl über die ganze Provinz. Sie ist sehr an die Feuchtig-
keit gebunden und dringt mehr in die Nähe des Wassers vor als wie
folgende Art. Man findet sie auf feuchten Wiesen, an Rändern von
Sümpfen, Tümpeln und Teichen. Sie lebt dort an Gräsern, Kräutern und
Schilf, unter faulendem Holz und Steinen. Häufig ist sie in Gesellschaft
der folgenden Art und der links gewundenen Vertigo-Arten.
Rheintal I: Boppard (la, pag. 15). Genist bei Bingerbrück, Boppard (coll.
C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 15).
Rheintal II: Botanischer Garten in Bonn (37, pag. 318). Umgegend von Bonn
(38, pag. 75; 54, pag. 220). Botanischer Garten in Bonn, Genist bei Bonn
und an der Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Eifel: Gemündener Maar, Pulvermaar (57, pag. 106 u. 160). Laacher See (94,
pag. 48). Laacher See, Pulvermaar (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Heisterbach (38, pag. 75; 54, pag. 220; coll. C. Bttg.).
Vertigo (Alaea) pygmaea Drap.
Vertigo pygmaea Drap. ist die häufigste Art ihrer Gattung in der
Rheinprovinz. Sie ist überall verbreitet, da sie besonders in Bezug
auf Feuchtigkeit lange nicht so anspruchsvoll ist wie die vorhergehende
Art. Sie lebt überall auf nicht zu trocknen bis feuchten Wiesen, auf
brach liegenden Rändern von Feldern (meist Klee), an Burgruinen
und alten Mauerresten, sowie im Walde. In Bonn lebt die Art sogar
mitten in der Stadt auf einer kleinen Grotte in der Villa Wessel. Man
findet die Art an Gräsern, Kräutern und Sträuchern, unter diesen
und Hecken, in faulendem Laub, Mulm und Moos, unter Steinen und
Holz, an alten Baumstümpfen. Während Vertigo pygmaea Drap.
an trockenen Orten von Vertigonen allein herrscht, so treten an feuchten
Stellen Vertigo antivertigo Drap. und die linksgewundenen Arten
hinzu.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 15). Oberwesel (94a, pag. 92). Genist bei Binger-
brück, Trechtlingshausen, Bacharach, Oberwesel, St. Goar, Boppard (coll.
C. Bittg.).
Hunsrück: Simmern (coll. C. Bttg.).
Saartal: St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (1a, pag. 15). Marienburg bei Alf, Petersberg bei Neef (9, pag. 16).
Moselgenist bei Trier (coll. E. Hammann). Trarbach, Alf, Cochem (coll.
C. Bitg.).
8. Heit
252 Caesar R. Boettger:
Rheintal II: Plittersdorf, Gronau und Venusberg bei Bonn (37, pag. 318). Um-
gegend von Bonn (38, pag. 75; 54, pag. 222). Rheingenist, Brühler Schloß-
park (90, pag. 108). Rheingenist, Brühl (93, pag. 6). Genist bei Bonn (leg.
H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Andernach, Brohl, Rolandseck, Godes-
berg, Plittersdorf, Bonn, Villa Wessel in Bonn, Genist bei Bonn und an
der Siegmündung, Brühl, Neuwied, Hönninger, Linz, Honnef (coll C. Bttg.).
Eifel: Kyllburg, Gerolstein, Bertrich, Hoher Ernstberg (9, pag. 16). Ahrgenist,
Höfen bei Montjoie (leg. A. v. Jordans), Ruine Ulmen, Sellerich bei Prüm,
Laacher See (93, pag. 6). Laacher See (94, pag. 48). Commern bei Eus-
kirchen (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Wensburg a. d. Liers
(coll. ©. le Roi). Bertrich, Gillenfeld, Daun, Gerolstein, Eltztal, Monreal,
Nürburg, Laacher See, Neuenahr, Euskirchen, Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Sayn (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Heisterbach (38, pag. 75; 54, pag. 222). Löwenburg, Drachen-
fels, Heisterbach (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Sieggerist (90, pag. 108). Siegburg, Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Viersen, Stenden (90, pag. 108; 93, pag. 6; 17a, pag. 148). Myllen-
donk bei M.-Gladbach (43 b, pag. 4; 94a, pag. 92). Neersen (coll. O. le Roi).
Krefeld (coll. C. Bttg.).
Vertigo (Alaea) alpestris Ald.
Außer den beiden vorhergehenden weitverbreiteten Alaea-Arten
kommen in der Rheinprovinz noch drei weitere vor, die aber im Gegen-
satz zu diesen im Rheinland sehr selten und als Glazialrelikte aufzu-
fassen sind, eine überhaupt nur im Genist des Rheins gefunden wurde.
Es sind dies Vertigo alpestris Ald., substriata Jeffr. und moulinsiana
Dup. Die Arten sind im Norden Europas weiter verbreitet. Vertigo
alpestris Ald. ist bis jetzt im Rheinland nur im Siebengebirge gefunden
worden und zwar nur an einer Stelle, auf der Ruine Löwenburg. Sie
lebt dort an feuchten schattigen Orten, am Fuße von Mauerresten.
Man findet sie dort in faulendem Laub, Mulm und Moos.
Siebengebirge: Siebengebirge (32, pag. 55). Südseite der Ruine Löwenburg (leg.
R. Jetschin; 11, pag. 84). Löwenburg (coll. O. le Roi; coll. C. Bttg.).
Vertigo (Alaea) substriata Jefir.
Von Vertigo substriata Jeffr. fand ich ein einziges Stück im Rhein-
genist. Der nächste Fundort, an dem das Tier lebend gefunden wurde,
liegt im Westerwald. Es ist der Ort Breitscheid bei Dillenburg (leg.
F. Kinkelin; 11, pag.80) (nicht Breitscheid in Kreis Neuwied!). Das
Tier lebt an den Stellen, wo ich sie fand (Schlesien), auf feuchten
Wiesen und am Waldrande unter faulendem Laub und Holz, sowie
unter Steinen.
Rheintal II: Genist bei Bonn (ein Exemplar; coll. C. Bttg.).
Vertigo (Alaea) moulinsiana Dup.
Diese seltene Art ist lebend nur von einer Stelle der Rheinprovinz
bekannt, nämlich aus einem Bruche bei Stenden am Niederrhein.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 253
Außerdem ist sie in einem Exemplar aus dem Rheingenist bekannt.
Sie wird sich wohl noch an mehreren Stellen in der Tiefebene finden,
wenn das Gebiet genauer durchforscht sein wird. Sie ist sehr von
der Feuchtigkeit abhängig und kommt hauptsächlich in ebenen Ge-
bieten vor. Sie lebt am Schilf stehender Gewässer. In Nassau habe
ich sie so an einigen Orten gefangen.
Rheintal II: Genist an der Siegmündung (ein Exemplar, 92, pag. 117; 93, pag. 7).
Tietebene: Bruch bei Stenden (90, pag. 108; 17a, pag. 148).
Fam. Punctidae.
Die Punctiden sind geologisch sehr alt, weshalb sie auch eine
sehr große Verbreitung gefunden haben. Bei uns sind die Genera
Punctum Morse, Sphyradium Charp. und Acanthinula Beck
vertreten!). Die Gattung Punctum Morse ist in den Rheinlanden
durch das allverbreitete Punctum pygmaeum Drap. vertreten. Das
Genus Sphyradium Charp. tritt in der Rheinprovinz in einer weit-
verbreiteten und einer westlichen Art auf, von denen die letztere bis
jetzt nur im Genist gefunden wurde. Acanthinula Beck findet sich
in einer Art.
Punctum pygmaeum Drap.
Die Schnecke findet sich wie im sonstigen Deutschland so auch
in der Rheinprovinz allenthalben. Sie wird aber wegen ihrer ver-
steckten Lebensweise wenig gefunden. Sie lebt im Mulm, an fau-
lendem Holz und Laub, in feuchten Grase, unter Moos. Am häufigsten
findet man sie am faulenden Laub am Fuße alter Baumstümpfe
im Walde. Im Genist der Flüsse tritt sie massenhaft auf.
Nahetal: Kreuznach (coll. ©. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 14). Ruine Stahleck bei Bacharach (94a, pag. 93).
Genist bei Bingerbrück, Trechtlingshausen, Bacharach, Oberwesel, St. Goar,
Boppard, Brey (coll. ©. Bttg.).
Moseltal: Trarbach, Alf (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Plittersdorf, Genist bei Bonn (38, pag. 70). Plittersdorf bei Bonn
(54, pag. 57). Linz (78, pag. 106). Brohl, Rolandseck, Godesberg, Plitters-
dorf, Villa Wessel in Bonn, Genist bei Bonn und an der Siegmündung, Engers,
Neuwied, Linz, Honnef (coll. ©. Bttg.).
Eifel: Laacher See (94, pag. 47). Bertrich, Gillenfeld, Laacher See, Mayen,
Eltztal, Brohltal, Altenahr, Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Sayn (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge : Löwenburg, Drachenfels (37, pag. 315). Löwenburg, Heisterbach
(38, pag. 70; 54, pag. 57). Heisterbach, Löwenburg, Wolkenburg, Drachen-
fels, Petersberg (coll. ©. Bttg.).
Siegtal: Siegburg, Siegmündung (coll. ©. Bttg.).
1) Über die Systematik der Familie werde ich im Nachrichtsblatt der
Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft näher berichten.
8. Heft
254 Caesar R. Boettger:
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 39; 36, pag. 31). Neandertal (coll. ©. Bttg.).
Tiefebene: Stenden, Viersen (78, pag. 106). Neersen (coll. O. le Roi).
Sphyradium edentulum Drap.
Auch diese Art dürfte in der Rheinprovinz, wie im übrigen
Deutschland, wohl allgemeiner verbreitet sein, als man annimmt.
Trotzdem ist sie wie Punctum wegen ihrer Kleinheit und versteckten
Lebensweise selten gefunden worden. Sie lebt in Wäldern mit Unter-
holz im allgemeinen in ähnlicher Weise wie Punctum. Häufig jedoch
steigt sie an den Grashalmen, Kräutern und Büschen (gerne Hasel-
nuss) in die Höhe. Dort ist sie leicht mit einem Kätscher zu fangen.
Nahetal: Kreuznach (coll. ©. Bttg.).
Rheintal I: Rheingenist bei Bingerbrück, St. Goar (coll. ©. Bttg.).
Hunsrück: Oberstein (94d, pag. 175).
Moseltal: Alf (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Genist bei Bonn (37, pag. 318; 38, pag. 75; 54, pag. 218). Brohl,
Rolandseck, Genist bei Bonn und an der Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Eifel: Laacher See (93, pag. 6; 94, pag. 48). Hohe Acht (leg. A. von Jordans;
94d, pag. 175). Bertrich, Mayen, Eltztal, Laacher See (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Schmelzertal (coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Viersen (78, pag. 105; 93, pag. 6). Süchteln (coll. O. le Roi).
Sphyradium inornatum Mich.
Außer Sphyradium edentulum Drap. berührt unser Gebiet
auch eine westliche, französische Art, Sphyradium inornatum Mich.
Sie ist bis jetzt noch nicht lebend beobachtet worden, was bei der
versteckten Lebensweise und der Ähnlichkeit mit dem bekannten
Sphyradium edentulum Drap. nicht zu verwundern ist. Wester-
lund (106, Band III, pag. 125) behauptet, daß sie in dem Alluvium
der Mosel vorkommt, und ich habe sichere, frische Stücke aus dem
Genist der Mosel bei Trier vom Jahre 1907 erhalten. Die Lebens-
weise dieser Art in Frankreich soll der von Sphyradium edentulum
Drap. ähnlich sein.
Acanthinula aculeata Müll.
In der Rheinprovinz findet sich eine Art der Gattung Acanthi-
nula Beck, die im europäischen Faunengebiet weitverbreitete
Acanthinula aculeata Müll. Hier sind bis jetzt nur wenige Fund-
orte bekannt geworden; doch dürfte sie vielleicht verbreiteter sein,
als man gewöhnlich annimmt. Sie ist allerdings wegen ihrer ver-
steckten Lebensweise schwer zu finden und wird leicht übersehen.
Eine größere Anzahl von Stücken erhält man allein durch Sieben.
Sie lebt fast nur in Buchenwäldern, seltener in gemischten Beständen,
dort jedoch immer die Umgegend einer größeren Anzahl von Buchen
bevorzugend. Man findet sie, jedoch nie in einer besonders großen
Anzahl, am Boden in faulendem Laub und Mulm, unter Holz, Moos
und Steinen, häufig am Fuße alter faulender Baumstümpfe.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 255
Hunsrück : Wildenburg (leg. Tischbein, la, pag. 14; leg. Tischbein, 38, pag. 70;
54, pag. 68).
Eifel: Laacher See (93, pag. 3; 94, pag. 47; coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Viersen (93, pag. 3).
Fam. Valloniidae.
Die Valloniidae wurden bis jetzt allgemein für Heliciden gehalten.
Wie schon von Ihering bemerkte, haben sie keinen sekundären
Ureter!). Nach meinen anatomischen Untersuchungen unterscheiden
sie sich ziemlich von den Heliciden und stehen besser als getrennte
Familie an dieser Stelle®). Im Gegensatz zu den Heliciden sind die
Valloniiden holoarktisch. Früher unterschied man im allgemeinen
nur zwei Arten, eine gerippte und eine ungerippte, Vallonıa costata
Müll. und Vallonia pulchella Müll. Dazu kam dann bald eine
pleistocäne Art, Vallonia tenwlabris A. Br.?) Erst die neuere Forschung
hat uns besser über die einzelnen Arten unterrichtet, die jedoch noch
von vielen nicht berücksichtigt werden, während manche wohl im
Aufstellen neuer Arten des Guten zu viel getan haben. Auch
in Deutschland haben wir eine Reihe von Arten. Von diesen
kommen drei, die am weitest verbreiteten, in der Rheinprovinz
vor. Außerdem fand ich ein Exemplar einer vierten Art, Vallonia
adela West., im Rheingenist bei Bingerbrück, das jedoch sicher
von weiter her verschleppt worden ist (neu für die Provinz). Alle
drei lebenden Arten, Vallonia excentrica Sterki am wenigsten,
sind sehr variabel, da sie sowohl auf trockenem, wie auf feuchtem,
auf kalkhaltigem, wie auf kalkarmen Boden leben können. Geo-
logisch ist die Familie sehr alt. Mindestens im oberen Oligocän finden
sich in Deutschland Arten dieser Familie, die nicht zu verkennen sind.
Vallonia costata Müll.
Diese weitverbreitete Vallonia findet sich in der Rheinprovinz
fast überall an einigermaßen günstigen Stellen. Wie schon oben gesagt,
ist sie von Kalk und Feuchtigkeit wenig abhängig. Sie kommt auch
noch an trockeneren Stellen vor als die folgende Art. Sie lebt überall
an Abhängen, in Gräben der Landstraßen, auf Wiesen, in Weinbergen,
1) Vergl. pag. 429 von H. von Iherings ‚System und Verbreitung der
Helieiden“. Verhandl. d. k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien.
Bd. LIX, pag. 420—455.
2) Vergl. pag. 133—134 meiner Arbeit im Nachrichtsblatt der deutschen Ma-
lakozoologischen Gesellschaft, 1911, pag. 133—135 und pag.81 meiner Arbeit im
Nachrichtsblatt der deutschen Malakozoologischen Gesellschaft, 1911, pag. 48—83.
3) Auch jetzt sollte sie nach manchen Autoren noch in Deutschland leben.
Die Veröffentlichungen hierüber, die ich zum großen Teil nachgeprüft habe,
beruhen jedoch wohl alle auf Verwechslungen, meist mit Vallonia adela W est.
oder mit pleistocänen Stücken der Art, die manchmal ins Genist geraten.
8. Heft
256 Caesar R. Boettger:
Gärten und Wäldern, an Burgruinen und alten Mauern. Man findet
sie dort im Grase, an Kräutern (nicht hoch aufsteigend), unter Hecken,
Sträuchern, Steinen und Holz, in Mulm, Moos und faulendem Laub.
Sie ist eine der individuenreichsten Genistschnecken,
Nahetal: Rheingrafenstein, Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Bingerbrück, Genist bei Bingerbrück, Trechtlingshausen, Bacharach,
Oberwesel, St. Goar, Boppard, Capellen (coll. C. Bttg.).
Hunsrück : Ehrenburg (coll. O. le Roi). Simmern (coll. €. Bttg.).
Saartal: Saarburg (coll. O. le Roi). St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (101, pag. 71; coll. E. Hammann). Nittel, Landshut, Gräfin-
burg, Igel, Thurant (coll. O. le Roi). Zeltingen, Trarbach, Enkirch, Alf,
Cochem, Carden, Alken, Winningen, Koblenz (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (60, pag. 82). Sandkaule an der Poppelsdorfer Allee in Bonn
(37, pag. 314; 38, pag. 70) (Fundort zerstört!). Sandkaule an der Poppels-
dorfer Allee in Bonn, Gronau und Plittersdorf, beide bei Bonn (54, pag. 71).
Finkenberg bei Beuel (coll. O. le Roi). Andernach, Brohl, Remagen, Ober-
winter, Rolandseck, Mehlem, Godesberg, Bonn, Villa Wessel in Bonn, Köln,
Genist bei Bonn und an der Siegmündung, Ehrenbreitstein, Engers, Neu-
wied, Fahr, Gönnersdorf, Leutesdorf, Hammerstein, Rheinbrohl, Hönningen,
Linz, Erpel, Unkel, Honnef, Königswinter, Beuel, Düsseldorf (coll. C. Bttg.).
Eifel: Monreal (9, pag. 16). Laacher See (94, pag. 48). Winneburg, Werners-
eck a. d. Nette, Saffenburg, Ronderath, Burgfey, Kakushöhlen, Blanken-
heim, ÖOlbrück, Wensburg a. d. Liers, Ulmen, Kasselburg, Virneburg,
Weilerbach und Langsur a. d. Sauer, Melaten und Seffert bej Aachen,
Wilhelmstein bei Bardenberg (coll. ©. le Roi). Bertrich, Manderscheid,
Gillenfeld, Daun, Gerolstein, Mayen, Eltztal, Monreal, Nürburg, Adenau,
Laacher See, Brohltal, Altenahr, Neuenahr, Euskirchen, Düren, Aachen
(coll. ©. Bttg.).
Westerwald: Renneburg, Isenburg, Pfaffendorfer Höhe (coll. O. le Roi). Fro-
rath, Sayn (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge : Löwenburg, Heisterbach (38, pag. 70; 54, pag. 71). Heisterbach,
Hohenhonnef, Löwenburg, Drachenfels, Wolkenburg, Petersberg (coll.
C. Bttg.).
Siegtal: Siegmündung (54, pag. 71). Siegburg (coll. ©. Bttg.).
Bergisches Land: Neandertal (coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Viersen (coll. OÖ. le Roi). Krefeld (leg. O. F. Fischer et ipse legi;
eoll. C. Bttg.).
VYallonia pulchella Müll.
Auch diese weitverbreitete Art kommt in der Rheinprovinz
häufig vor. Sie lebt fast an den gleichen Orten wie Vallonia costata
Müll., ist jedoch gegen die Trockenheit etwas empfindlicher. Häu-
fig kommen beide Arten zusammen vor. Auch sie gehört zu den ge-
wöhnlichsten Genistschnecken.
Nahetal: Rheingrafenstein, Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 14). St. Goar (83, pag. 79). Hirzenach (coll. O. le
Roi). Bingerbrück, Genist bei Bingerbrück, Trechtlingshausen, Bacharach,
Oberwesel, St. Goar, Boppard, Brey, Capellen (coll. C. Bttg.).
[7
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 257
Hunsrück : Ruine Kyrburg bei Kirn in Birkenfeld (10, pag. 146). Ehrenburg
(coll. ©. le Roi). Simmern (coll. C. Bttg.).
Saartal: Beckingen, Siersberg, beide bei Dillingen, Dillingen (99, pag. 39).
St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 14; 101, pag.71; coll. E. Hammann). Alf (58, pag. 166).
Kobern, Igel (coll. O. le Roi). Zeltingen, Trarbach, Enkirch, Alf, Cochem,
Carden, Alken, Winningen, Koblenz (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 14). Sandkaule an der Poppelsdorfer Allee in Bonn
(37, pag. 314) (Fundort zerstört!). Gronau bei Bonn, Plittersdorf (38,
pag. 70). Sandkaule an der Poppelsdorfer Allee in Bonn, Gronau und Plitters-
dorf, beide bei Bonn (54, pag. 71). Oberkassel (coll. ©. le Roi). Urmitz,
Andernach, Brohl, Sinzig, Remagen, Oberwinter, Rolandseck, Mehlem,
Rüngsdorf, Godesberg, Plittersdorf, Friesdorf, Bonn, Köln, Genist bei
Bonn und an der Siegmündung, Ehrenbreitstein, Engers, Neuwied, Irlich,
Fahr, Gönnersdorf, Leutesdorf, Hammerstein, Rheinbrohl, Hönningen,
Linz, Erpel, Unkel, Honnef, Insel Grafenwerth, Rhöndorf, Beuel, Düssel-
dorf (coll. C. Bttg.).
Eifel: Gerolstein (9, pag. 16). Gemündener Maar (57, pag. 160). Laacher See,
Gemündener Maar (57, pag. 97). Laacher See (94, pag. 48). Maischoss,
Frohngau, Dasburg, Fcehternacherbrück, Weilerbach, Pölsenhof und
Mindener Ley a. d. Sauer, Weinfelder Kirchhof, Melaten u. Seffent bei
Aachen, Wilhelmstein, Kornelimünster (coll. ©. le Roi). Bertrich, Mander-
scheid, Gillenfeld, Daun, Gerolstein, Mayen, Eltztal, Monreal, Nürburg,
Adenau, Niedermendig, Laacher See, Brohltal, Altenahr, Neuenahr, Eus-
kirchen, Düren, Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Frorath, Sayn (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Löwenburg, Heisterbach (54, pag. 71). Siebengebirge (57, pag. 97).
Hohenhonnef, Heisterbach, Löwenburg, Drachenfels, Wolkenburg, Gr. Öl-
berg, Petersberg (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Siegmündung (38, pag. 70; 57, pag. 71). Siegburg, Siegmündung (coll.
C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 40; 36, pag. 31). Aggertal (57, pag. 97).
Neandertal, Elberfeld (coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Brühl, Viersen (coll. O. le Roi). Essen, Krefeld (leg. O. F. Fischer
et ipse legi) (coll. C. Bttg.).
Vallonia excentrica Sterki.
Diese Art ist in Deutschland recht weit verbreitet, wird aber
gewöhnlich für kleinere Stücke von Vallonia pulchella M üll. gehalten.
Sie kommt wohl durch die ganze Rheinprovinz vor. Gewöhnlich lebt
sie an denselben Orten wie Vallonia pulchella M üll., scheint jedoch
Wiesen zu bevorzugen. Im Genist der Flüsse findet sie sich nicht selten.
Nahetal: Kreuznach (coll. €. Bttg.).
Rheintal I: Genist bei Bingerbrück, Trechtlingshausen, Bacharach, St. Goar,
Boppard (coll. C. Bttg.).
Saartal: St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trarbach, Alf, Cochem, Winningen (coll. C. Bttg.).
Archiv für Naturgeschichte
1912. A 8. 17 8. Heft
258 Caesar R. Boettger:
Rheintal II: Andernach, Rolandseck, Bonn, Genist bei Bonn und an der Sieg-
mündung, Neuwied, Hönningen (coll. C. Bttg.).
Eifel: Wensburg a. d. Liers, Burgfey (coll. O. le Roi). Bertrich, Gillenfeld, Gerol-
stein, Eltztal, Laacher See, Aachen (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Löwenburg (94a, pag. 93). Löwenburg, Drachenfels, Heisterbach
(coll. C. Bttg.).
Siegtal: Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Neandertal (coll. C. Bttg.).
Vallonia adela West.
Diese meist süddeutsche Schnecke wurde bis jetzt nur in einem
Stück im Genist des Rheins bei Bingerbrück von mir gefunden. Meine
nächsten Fundorte sind das Genist von Main und Neckar. Ich zweifle
daran, daß das Tier lebend in der Rheinprovinz vorkommt. Ich bin
der Meinung, daß das Exemplar mit Neckar- oder Maingenist in den
Rhein gelangt ist.
Fam. Ferussacidae.
Die Ferussacidae haben ihr Verbreitungszentrum in den Küsten-
ländern des tyrrhenischen Meeres. Nördlich der Alpen kommen sie
in drei Genera mit je einer Art vor. Die nördlichen Arten zweier dieser
Gattungen, Cochlicopa Risso und Caeciliorides Fe&r., sind sehr weit
verbreitet, während die nördlich der Alpen vorkommende Art der
dritten Gattung Azeca Leach wenigstens die verbreitetste ihrer
Gattung ist.
Azeca (Azeca) menkeana (. Pir.
Diese rein westeuropäische Art dehnt sich von Frankreich her
über Westdeutschland aus bis an den Harz und nach Thüringen, tritt
jedoch in Deutschland sehr sporadisch auf. Auch einige Fundorte aus
der Rheinprovinz sind bekannt geworden. Sie lebt an feuchteren
Stellen in Buchenwäldern, seltener in gemischten Beständen, dann
jedoch immer die Umgegend einer größeren Gruppe von Buchen
bevorzugend. Man findet sie an faulendem Holz, in Laub, Mulm und
Moos, hauptsächlich am Fuße von alten Baumstümpfen. Sie führt
eine sehr versteckte Lebensweise und findet sich immer nur in einzelnen
Stücken.
Hunsrück : Wildenburg (leg. Tischbein, la, pag. 14; 5, pag. 108; 22, pag. 230;
54, pag. 148; leg. Tischbein, 66a, pag. 195).
Moseltal: Moselgebiet (68a, pag. 59).
Rheintal II: Genist bei Bonn (37, pag. 316).
Eifel: Kasselburg (93, pag. 7; 104, pag. CXVII). Laacher See (leg. C. Bttg.,
94, pag. 48 u. 102; coll. C. Bttg.). Felsen bei den Kakushöhlen (coll. O. le Roi).
Cochlicopa lubrica Müll.
Zu den häufigsten Schnecken im Rheinlande, ja in Deutschland
überhaupt, gehört die weitverbreitete Cochlicopa lubrica Müll. Was
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 259
Standorte anbelangt, ist sie wenig wählerisch; Bedingung ist nur,
daß sie nicht zu trocken und sonnig sind. Man findet sie im Gebirge
sowohl wie in der Ebene. Sie lebt in Wäldern und geschützten Orten,
in Weinbergen, in Gärten, auf Wiesen, an Abhängen, in Gräben an
Landstraßen, sowie besonders zahlreich auf Burgruinen und alten
Mauerresten. Sie findet sich im Grase und an Kräutern, unter Hecken
und Gebüschen, in faulendem Laub, Mulm und Moos, unter Steinen,
Holz und Rinde.
Nahetal: Langenlonsheim (coll. O. le Roi). Rheingrafenstein, Kreuznach (coll.
C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag.14). St. Goar (83, pag. 79). Bingerbrück, Genist
bei Bingerbrück, Trechtlingshausen, Bacharach, Oberwesel, St. Goar,
Salzig, Boppard, Brey, Capellen (coll. ©. Bttg.).
Hunsrück : Stromberg (coll. H. Freiherr von Geyr). Simmern (coll. C. Bttg.).
Saartal: Beckingen (99, pag. 39). Saarburg, Freudenburg (coll. ©. le Roi).
St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 14; 101, pag. 71; coll. E. Hammann). Alf (58, pag. 166).
Nittel, Igel, Gräfinburg, Kobern (coll. O. le Roi). Zeltingen, Trarbach, En-
kirch, Alf, Cochem, Carden, Alken, Winningen, Koblenz (coll. ©. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 14). Kreuzberg, Venusberg, beide bei Bonn (37,
pag. 316). Genist bei Bonn, Rhöndorf (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst.
Bonn). Finkenberg bei Beuel (coll. O. leRoi). Roisdorf (coll. A. von Jordans).
Urmitz, Andernach, Brohl, Sinzig, Remagen, Oberwinter, Rolandseck,
Mehlem, Rüngsdorf, Godesberg, Bonn, Villa Wessel in Bonn, Köln, Genist
bei Bonn und an der Siegmündung, Ehrenbreitstein, Engers, Neuwied,
Fahr, Gönnersdorf, Leutesdorf, Hammerstein, Rheinbrohl, Hönningen,
Linz, Erpel, Unkel, Rhöndorf, Königswinter, Beuel, Deutz, Düsseldorf
(coll. C. Bttg.).
Eifel: Laacher See (57, pag. 105; 94, pag. 48; leg. H. Schenck, coll. Zool. Inst.
Bonn). Pulvermaar (57, pag. 160). Höfen bei Montjoie (coll. A. von Jordans).
Montjoie, Reichenstein, Menzerath, Kalterherberg, Reinhardstein, Hohe
Acht, Maischoss, Frohngau, Blankenheim, Kakushöhlen, Melaten u. Seffent
bei Aachen, Kalmuttal, Meerfelder Maar, Schalkenmehrener Maar, Wein-
felder Kirchhof, Ulmen, Prürr, Sellerich, Uess, Virneburg, Wensburg,
Echternacherbrück, Weilerbach, Pölsenhof u. Langsur a. d. Sauer (coll.
O. le Roi). Bertrich, Manderscheid, Gillenfeld, Daun, Gerolstein, Mayen,
Eltztal, Monreal, Nürburg, Adenau, Niedermendig, Laacher See, Brohltal,
Altenahr, Neuenahr, Euskirchen, Düren, Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Altwied (coll. OÖ. le Roi). Frorath, Sayn (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Heisterbach (37, pag. 316). Hohenhonnef, Heisterbach, Löwen-
burg, Drachenfels, Wolkenburg, Gr. Ölberg, Petersberg (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Siegburg, Siegmündung (coll. ©. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 40; 36, pag. 32). Aggertal (57, pag. 105).
Raspe, Reininghausen und Nieder-Sessmar bei Gummersbach (coll. O. le
Roi). Neandertal, Elberfeld (coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Viersen, Neersen, Süchteln, Breyeller See (coll. ©. le Roi). Essen,
Krefeld (leg. O. F. Fischer et ipse legi) (coll. C. Bttg.).
17*+ 8. Heft
260 Caesar R. Boettger:
Caecilioides acicula Müll.
Diese blinde Schnecke ist in ganz Deutschland weit verbreitet.
Sie ist jedoch sehr schwer in lebenden Stücken zu erhalten, da sie tief
unter der Erde an faulenden Substanzen lebt. Wiederholt ist sie sogar
an menschlichen Gebeinen gefunden worden!). Leere Schalen findet
man dagegen überall sehr häufig auf Maulwurfshaufen, in Mulm und
Humus, an den Wurzelballen der Gräser und Kräuter und an ähnlichen
Stellen. Massenhaft ist sie im Genist der Flüsse.
Nahetal: Welschberg zu Waldböckelheim bei Kreuznach (107, pag. 156). Kreuz-
nach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 14). Bingerbrück, Genist bei Bingerbrück, Trecht-
lingshausen, Bacharach, Oberwesel, St. Goar, Boppard (coll. C. Bttg.).
Hunsrück: Simmern (coll. C. Bttg.).
Saartal: St. Johann {coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 14; coll. E. Hammann). Trier, Genist bei Trier (101,
pag. 71). Trarbach, Cochem, Alken (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 14; 57, pag. 105; coll. Zool. Inst. Bonn). Mecken-
heimerstraße in Bonn (37, pag. 315) (Fundort zerstört!). Genist bei Bonn
(37, pag. 315; 38, pag. 74; leg. H. Schenck, coll. Zool. Inst. Bonn). Sand-
kaule an der Poppelsdorfer Allee in Bonn (38, pag. 74; 54, pag. 230) (Fund-
ort zerstört!.. Andernach, Oberwinter, Rolandseck, Mehlem, Godesberg,
Dottendorf, Bonn, Genist bei Bonn und an der Siegmündung, Köln, Neu-
wied, Fahr, Hammerstein, Hönningen, Linz, Unkel, Honnef, Beuel (coll.
C. Bttg.).
Eifel: Kornelimünster, Lousberg bei Aachen (90, pag. 108). Weilersbach a. d.
Sauer (coll. O. le Roi). Bertrich, Manderscheid, Gerolstein, Eltztal, Monreal,
Nürburg, Laacher Sze, Brohltal, Altenahr, Neuenahr, Euskirchen, Düren,
Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Sayn (coll. ©. Bttg.).
Siebengebirge: Löwenburg (38, pag. 74; 54, pag. 230). Hohenhonnef, Heister-
bach, Löwenburg, Drachenfels, Wolkenburg (coll. ©. Bttg.).
Siegtal: Siegburg (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Neandertal (coll. C. Bttg.).
Fam. Succineidae.
Die Suceineiden, denen wir bis jetzt noch keine geographische
Bedeutung zusprechen können, sind in ihrer heutigen Zusammen-
setzung fast weltweit verbreitet. Ich glaube jedoch, daß diese Familie
nicht aus einheitlichen Elementen besteht, sondern daß es sich um
eine Reihe von Konvergenzerscheinungen handelt. Haben sich doch
vor nicht langer Zeit eine Reihe ähnlicher südamerikanischer Formen
als Bulimuliden erwiesen! In Deutschland kommt das Genus Succinea
Drap. vor, das sich auch in der Rheinprovinz findet. Geologisch
1) Vergl. E. von Martens im Nachrichtsblatt der deutschen Malako-
zoologischen Gesellschaft 1883, pag. 60.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 961
kann man die Suceineiden in Deutschland mindestens bis ins Oligocän
zurückverfolgen.
Suceinea (Succinea) putris L.
Diese weitverbreitete Art gehört in Deutschland, auch in der
Rheinprovinz, zu den häufigsten Schnecken. Sie ist sehr an Wasser
und Feuchtigkeit gebunden. Man findet sie gewöhnlich am Wasser,
an bewachsenen, pflanzenreichen Ufern von Flüssen, Bächen, Seen,
Teichen, Tümpeln, Wassergräben, Lachen und Sümpfen. Auch auf
feuchten Wiesen ist sie häufig anzutreffen. Sie lebt auf Pflanzen in
der Nähe des Wassers, häufig auf Schilf.
Nahetal: Kreuznach (coll. ©. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 14). Trechtlingshausen, Bacharach, St. Goar,
Boppard (coll. ©. Bttg.).
Hunsrück : Stromberg (coll. H. Freiherr von Geyr). Ehrenburg (coll. O. le Roi).
Simmern (coll. C. Bttg.).
Saartal: Merzig (coll. O. le Roi). St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 14; 101, pag. 72; coll. E. Hammann). Moseltal (38,
pag. 77). Besch, Nennig, Rehlingen, Temmels, Oberbillig, Moselkern (coll.
O. le Roi). Trarbach, Alf, Cochem, Koblenz (coll. ©. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 14; 38, pag. 77; coll. Senck. Mus.). Poppelsdorfer
Schlossteich in Bonn, Roisdorf (37, pag. 310). Rheinufer bei Bonn (38,
pag. 77). Genist bei Beuel (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Rhön-
dorf, Essenberg a. Rh. (coll. O. le Roi). Andernach, Brohl, Sinzig, Remagen,
Oberwinter, Rolandseck, Mehlem, Rüngsdorf, Godesberg, Dottendorf,
Friesdorf, Bonn, Köln, Genist an der Siegmündung, Neuwied, Leutesdorf,
Hammerstein, Hönningen, Honnef, Beuel (coll. C. Bttg.).
Eifel: Schalkenmehrener Maar (57, pag. 161). Laacher See (94, pag. 48).
Schalkenmehrener Maar, Ulmener Maar, Holzmaar, Meerfelder Maar, Plaidt
a. d. Nette, Maischoss, TÖönnissteiner Tal, Gönnersdorf a. d. Vinxt, Münster-
eifel, Burgfey, Hetzingen, Blens, Maubach, Kalkofen bei Aachen, Enderttal,
Bollendorf, Echternacherbrück, Mindener Ley a. d. Sauer, Kordel, Wolfs-
grube bei Quint, Seilbach bei Manderscheid, Katzenbachtal, Montjoie,
Reichenstein, Kalterherberg, Reinhardstein (coll. O. le Roi). Bertrich,
Gillenfeld, Gerolstein, Eltztal, Niedermendig, Laacher See, Brohltal,
Neuenahr, Euskirchen, Düren, Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Sayn (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Heisterbach, Rhöndorfer Tal (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Siegmündung (38, pag. 77; 57, pag. 108). Ufer der Sieg (leg. H. Schenck;
coll. Zool. Inst. Bonn). Siegburg, Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 40; 36, pag. 32; 38, pag. 77). Hernstein
a. d. Bröl, Wahner Heide, Grotenbachweiher u. Reininghausen bei Gummers-
bach (coll. O. le Roi). Neandertal, Elberfeld (coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Brühl, Viersen, Neersen, Süchteln, Dülken, Stenden (coll. ©. le Roi).
Essen (coll. C. Bttg.).
8. Heft
262 Caesar R. Boettger:
'Suceinea (Amphibina) pfeifferi Rossm.
Von den deutschen Amphibina Hart m.- Arten ist in der Rhein-
provinz Succinea pfeifferi Rossm. die verbreitetste. Nicht selten
werden schlanke Exemplare dieser Art mit hellerer Schale für Succinea
elegans Risso gehalten. Succinea pfeifferı Rossm. ist von den
deutschen Succineen am meisten vom Wasser abhängig. Sie lebt
an feuchten Stellen am Rande von Gewässern, doch auch auf feuchten
Wiesen. Man findet sie an Pflanzen, hauptsächlich an Schilf und an
Blättern von Wasserpflanzen, die aus dem Wasser herausragen.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal 1: Boppard (la, pag. 14). Genist bei Bingerbrück, Bacharach, Boppard
(coll. C. Bttg.).
Saartal: Dillingen (99, pag. 39).
Moseltal: Trier (la, pag. 14). Cochem (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (18, pag. 25; leg. O. Goldfuss, 96, pag. 330). Poppelsdorfer
Bach bei Bonn (37, pag. 310). Genist bei Königswinter (leg. H. Schenck;
coll. Zool. Inst. Bonn). Rüngsdorf, Dottendorf, Bonn, Köln, Genist bei
Bonn, Beuel, Deutz, Düsseldorf (coll. C. Bttg.).
Eifel: Laacher See (38, pag. 77; 54, pag. 234; 57, pag. 108; 94, pag. 48).
Schalkenmehrener Maar (coll. O. le Roi). Bertrich, Gillenfeld, Eltztal,
Laacher See, Euskirchen, Düren, Aachen (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Heisterbach (37, pag. 310; coll. C. Bttg.).
Siegtal: Ufer der Sieg (37, pag. 310). Siegburg, Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Viersener Bruch (94d, pag. 174).
Suceinea (Amphibina) elegans Risso.
Außer Succinea pfeifferi Rossm. wird noch eine zweite Am-
phibina-Art aus der Rheinprovinz angegeben. Es ist Succinea elegans
Risso. Auf meinen Exkursionen ist mir das Tier niemals zu Gesicht
gekommen. Stücke, die mir als zu dieser Art gehörig gezeigt wurden,
waren bei näherer Untersuchung immer schlanke Exemplare von
Succinea pfeifferi Rossm. mit hellerer Schle. Clessin (21,
pag. 28; 22, pag. 347) führt die Art von Delbrück bei Mühlheim am
Rhein an. Ich wäre geneigt, auch hier eine Verwechslung mit Succinea
pfeifferi Rossm. anzunehmen, wenn nicht Hazay Clessins
Exemplare gesehen und sie für Succinea elegans Risso erklärt hätte.
Diese mehr ost- und südeuropäische Art kommt im Osten unseres
Vaterlandes häufiger vor, vor allem in Schlesien (wohl durch die Oder
verbreitet). Wäre Clessins Succinea wirklich Succinea elegans
Risso, so müßte noch dahingestellt bleiben, ob wir es mit dem
westlichsten Vertreter der Verbreitung der Art in Ostdeutschland
oder mit einem Eindringling aus Westen zu tun hätten. In Schlesien
fand ich das Tier unter ähnlichen Lebensbedingungen wie Suceinea
vfeifferı Rossm.
Rheintal I: Delbrück bei Mühlheim (21, pag. 28; 22, pag. 347).
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz, 263
Succinea (Lucena) oblonga Drap.
Von den Zucena Oken- Arten kommt meines Erachtens nur
eine Art in der Rheinprovinz vor, die weitverbreitete Succinea oblonga
Drap. Ich habe auch keine Literaturangabe über eine andere Lucena-
Art aus der Rheinprovinz gesehen, nur in letzter Zeit manchmal Stücke
einer vermeintlichen zweiten Art erhalten. Daß in der älteren Literatur
selten Angaben über die zweite deutsche Zucena-Art, Succinea arenaria \
Bouch., finden, kommt wohl daher, daß die meisten deutschen
Forscher an ihrer Artberechtigung zweifeln, da sie überhaupt wohl
keine echten Stücke der Art gesehen hatten. Sie ist nämlich in Deutsch-
land nicht sehr verbreitet, da sie von Belgien und Holland her nur
der deutschen Nordseeküste folgt und sich scheinbar nicht weit von
ihr entfernt. Ich fand sie wiederholt auf den ostfriesischen Inseln.
Die Stücke aus der Rheinprovinz, die ich sah, waren nichts anderes
als Exemplare von Succinea oblong« Drap. Von dem Weserufer
bei Minden erhielt ich allerdings schlecht erhaltene Stücke von Lucena,
die mich stutzig machten. Auch Gold fuB (38, pag. 78) führt Succinea
arenaria Bouch. aus der Nähe der Porta Westphalica an. Leider
scheinen die Stücke von Goldfuß nicht mehr vorhanden zu sein.
‘ Wären die Funde wirklich Suceinea arenaria Bouch., was noch zu
prüfen ist, so würde sie sich wohl der Weser entlang im Binnenland
ausgebreitet haben. In der Rheinprovinz aber scheint Succinea oblonga
Drap. die einzigste Zucena-Art zu sein. Sie ist lange nicht so sehr
vom Wasser abhängig wie die beiden vorhergehenden Succinea-Arten;
dennoch bevorzugt sie feuchte Orte, ohne jedoch an sie gebunden zu
sein. Sie lebt unter solchen Bedingungen auf Wiesen, an Abhängen,
in Gräben von Landstraßen, an günstigen Stellen im Walde, an Burg-
ruinen und alten Mauerresten. Man findet sie unter faulendem Laub,
Holz, Moos und Steinen, unter Hecken und Gebüsch, versteckt im
Grase, häufig auch an der Unterseite der Blätter von niedrigen
Kräutern. Beim lebenden Tier ist die Schale nach Art des Buliminus
(Ena) obscurus M üll. sehr häufig stark mit Schmutz bedeckt. Sie
führt im allgemeinen eine recht versteckte Lebensweise, weshalb sie
nicht leicht zu finden ist. Im Genist der Flüsse dagegen gehört sie zu
den häufigsten Arten.
Nahetal: Münster am Stein (leg. A. Reichensperger; 94d, pag. 174). Kreuz-
nach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 14). Genist bei Bingerbrück, Trechtlingshausen,
Bacharach, St. Goar, Boppard, Brey (coll. C. Bttg.).
Saartal: St. Johann (coll. ©. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 14; coll. E. Hammann). Alken (94a, pag. 92). Steins-
berg bei Trier (101, pag. 72). Zeltingen, Trarbach, Cochem, Alken,
Winningen, Koblenz (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 14). Genist bei Beuel (leg. H. Schenck; coll. Zool.
Inst. Bonn). Andernach, Brohl, Rolandseck, Godesberg, Bonn, Köln, Genist
bei Bonn und an der Siegmündung, Engers, Neuwied, Hammerstein,
Hönningen, Linz, Beuel (coll. C. Bttg.).
8. Heft
264 Caesar R. Boettger:
Eifel: Kyllburg (9, pag. 17). Laacher Sce (94, pag. 48). Maischoss a. d. Ahr
(leg. von Jordans; 94a, pag. 92). Genist der Ahr (leg. H. Schenck; coll.
Zool. Inst. Bonn). Schalkenmehrener Maar, Irrel, Echternacherbrück
(coll. O. le Roi). Manderscheid, Gillenfeld, Daun, Gerolstein, Mayen, Eltz-
tal, Monreal, Nürburg, Laacher See, Neuenahr, Euskirchen, Düren, Aachen
(coll. ©. Bttg.).
Westerwald: Sayn (coll. ©. Bttg.).
Siebengebirge: Heisterbach (37, pag. 310; 38, pag. 78; 54, pag. 236). Heister-
bach, Löwenburg, Drachenfels (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Siegmündung (38, pag. 78; 54, pag. 236). Siegburg, Siegmündung
(coll. C. Bttg.).
Bergisches Land : Elberfeld (38, pag. 78; 54, pag. 236). Neandertal (coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Stenden, Viersen, Myllendonk bei M.-Gladbach (94 a, pag. 92).
Schloß Myllendonk bei München-Gladbach (43b, pag. 4). Krefeld (coll.
C. Bttg.).
Fam. Carychiidae.
Die geologisch sehr alten landbewohnenden Basommatophoren
sind in Deutschland in zwei weitverbreiteten Familien, den Carychüidae
und den Auriculidae, vertreten. Beide finden sich in Deutschland
in je einer Art. Die Art der Auriculiden, Myosotella myosotis Drap.,
kommt als echte Schnecke der Meeresküste nicht in der Rheinprovinz
vor. Dahingegen findet sich die deutsche Art der Carychiiden auch
häufig in den Rheinlanden.
Carychium minimum Müll.
Während das Genus Carychium Müll. im Süden noch einige
Arten ausbildet, kommt es in Deutschland nur in den über den größten
Teil des europäischen Faunengebietes verbreitetn Carychrum minimum
Müll. vor. In der ganzen Rheinprovinz, wie auch im übrigen Deutsch-
land, ist die Art recht häufig, wird aber wegen ihrer Kleinheit selten
gefunden. Sie lebt überall an feuchten Stellen, auf Wiesen, an Ab-
hängen, in Gräben der Landstraßen, in Laubwäldern (hauptsächlich
Buche), an Burgruinen und alten bemoosten Mauerresten. "ie geht
bis nahe an die Ufer der Gewässer. Man findet sie in faulendem Laub,
Mulm und Moos, unter Steinen und Holz. Carychium minimum
Müll. ist eine häufige Genistschnecke.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 15). St. Goar (83, pag. 79). Bingerbrück, Genist
bei Bingerbrück, Trechtlingshausen, Bacharach, Oberwesel, St. Goar,
Boppard, Brey (coll. C. Bttg.).
Hunsrück : Simmern (coll. C. Bttg.).
Saartal: Körrig (coll. O. le Roi). St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Alf (58, pag. 40). Trier (coll. E. Hammann). Zeltingen, Trarbach,
Alf, Cochem, Carden, Winningen, Koblenz (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Plittersdorf, Venusberg und Kreuzberg bei Bonn (37, pag. 318).
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 265
Genist bei Bonn (38, pag. 78; leg. H. Schenck, coll. Zool. Inst. Bonn). Neu-
wied (43, pag. 48). Andernach, Brohl, Remagen, Rolandseck, Godesberg,
Plittersdorf, Friesdorf, Bonn, Villa Wessel in Bonn, Köln, Genist bei Bonn
und an der Siegmündung, Neuwied, Fahr, Hammerstein, Rheinbrohl,
Hönningen, Linz, Unkel, Honnef, Beuel (coll. C. Bttg.).
Eifel: Bertrich (9, pag. 17). Gemündener Maar, Pulvermaar (57, pag. 108 und
160). Laacher See (94, pag. 48, 50). Pulvermaar, Weinfelder Maar, Schalken-
mehrener Maar, Maischoss, Kornelimünster (coll. ©. le Roi). Bertrich,
Manderscheid, Gillenfeld, Gerolstein, Eltztal, Niedermendig, Laacher See,
Brohltal, Neuenahr, Euskirchen, Düren, Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Arzheim (coll. ©. le Roi). Sayn (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Löwenburg (38, pag. 78; 54, pag. 242). Hohenhonnef, Heister-
bach, Löwenburg, Drachenfels, Gr. Ölberg, Petersberg (coll. ©. Bttg.).
Siegtal: Siegburg, Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 40; 36, pag. 32). Neandertal, Elberfeld
(coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Brühl, Viersen, Neersen, Dülken (coll. ©. le Roi). Krefeld (coll,
C. Bttg.).
‚d
Fam. Limnaeidae.
Von den wasserbewohnenden Basommatophoren kommen im euro-
päischen Faunengebiet vier Familien vor, die sich auch alle in Deutsch-
land finden. Es sind dies die Zimnaeidae, Physidae, Planorbidae und
Ancylidae. Die Limnaeiden sind geologisch sehr alt. Sie reichen mit
Formen, die den heute lebenden sehr nahe stehen, bis in die Kreide
zurück. Tiergeographisch sind die meisten Arten bis jetzt wenig zu
verwerten. In der Rheinprovinz findet man die beiden Gattungen
Amphipeplea N ilss. und Limnaea Brug. in den Subgenera Limnaea
s. str., Radie Montf.,, Limnophysa Fitz. und Leptolimnaea
Swains. Die Limnaeen kommen sowohl in stehenden wie in fliessen-
den Wassern vor. Formen des fliessenden Wassers, auch der großen
Flüsse, haben vor allem die Radix-Arten ausgebildet. Sie sind für das
Leben im Flusse besonders geeignet durch ihre große, verbreiterte
Sohle, im Gegensatz zu den Planorbiden, die eine sehr schmale Sohle
haben und daher mit Ausnahme weniger Arten aus dem fließenden
Wasser verbannt sind. Bei den Flußformen findet sich außerdem eine
Verkürzung des Gewindes, um der Strömung eine möglichst geringe
Angriffsfläche zu bieten.
Limnaea (Limnaea) stagnalis L.
Die sehr verbreitete Limnaea stagnalis L: ist in der Rheinprovinz
häufig in größeren stehenden und langsam fließenden Gewässern. Sie
lebt ın Tümpeln, Lachen, Teichen, Seen, Sümpfen, Wassergräben,
Altwassern und stagnierenden Flußarmen. Nur in allzu kleinen
Wasseransammlungen lebt sie nicht. Man findet sie am häufigsten,
wenn ihre Fundstellen dicht mit Wasserpflanzen bewachsen sind. Sie
kriecht dann an diesen umher.
8. Heft
266 Caesar R. Boettger:
Nahetal: Kreuznach (coll. ©. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 15; coll. C. Bttg.).
Saartal: Mühlenteiche zwischen Ensdorf und Hölzweiler unweit Dillingen
(99, pag. 40). St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 15; coll. E. Hammann). Nennig (coll. O. le Roi).
Koblenz (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 15; 37, pag. 320; leg. O. Goldfuss, 96, pag. 331).
Poppelsdorfer Weiher und Botanischer Garten in Bonn (leg. H. Schenck;
coll. Zool. Inst. Bonn). Essenberg a. Rh. (coll. O. le Roi). Friesdorf, Bonn,
Kottenforst bei Bonn, Brühl, Köln, Beuel, Deutz, Düsseldorf (coll. C. Bttg.).
Eifel: Laacher See (38, pag. 79; 54, pag. 261; subfossil, 57, pag. 111, 155 und
162; subfossil, 94, pag. 48 und 50; leg. O. Goldfuss, 96, pag. 331; leg.
H. Schenck, coll. Zool. Inst. Bonn). Pulvermaar, Schalkenmehrener Maar
(14, pag. 251). Schalkenmehrener Maar, Meerfelder Maar (57, pag. 101
—111 u. 161; 101, pag. 72). Kalkofen bei Aachen, Gillenfeld (coll. O. le Roi).
Pulvermaar, Euskirchen, Düren, Aachen (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Heisterbach (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Kirchen, stagnierende Arme der Sieg an der Mündung (leg. H. Schenck;
coll. Zool. Inst. Bonn). Siegburg, stagnierende Arme der Sieg an der
Mündung (coll. ©. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 41; 36, pag. 32; coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Niepkuhlen bei Krefeld (43a, pag. 3). Berzdorf bei Wesseling,
Klörath, Viersen, Neersen, Stenden, Hülser Bruch, Breyeller See (coll.
OÖ. le Roi). Essen, Krefeld (coll. C. Bttg.).
Limnaea (Radix) auricularia L.
Limnaea auricularia L. ist bei uns die variabelste Art der Limnaeen.
Auch sie hat einen sehr großen Verbreitungsbezirk. In den Rhein-
landen ist sie recht häufig. Der Typus der Art findet sich in stehenden
und langsam fließenden Gewässern vor, an ähnlichen Stellen wie die
vorhergehende Art. Auch sie liebt einen üppigen Wuchs von Wasser-
pflanzen. In den Seen der Eifel findet sich die Art auch. Im fließenden
Wasser bildet sie eine Form aus, Limnaea auricularıa amplaHartm.,
die früher für eine eigene Art gehalten wurde, aber nichts anderes
als die Flußform der Limnaea auricularia L. darstellt. Sie lebt am
häufigsten in stillen Buchten und toten Armen der Flüsse, doch auch
in nicht zu reißenden Strömen mitten im Fluß, wovon ich mich des
öfteren überzeugen konnte. Sie lebt an Steinen und Buhnen, häufig
auch an stillliegenden Flößen. Sie scheint hier Holz als Standort den
Steinen vorzuziehen. In den größten Flüssen wird von der Limnaea
auricularia ampla Hartm. die Form monnardi Hartm. ausge-
bildet, die das Extrem in der Verkürzung des Gewindes bedeutet. In
den Altwassern dagegen nähert sich die Limnaea auricularia ampla
Hartm. wieder mehr dem Typus durch Verlängerung des Gewindes.
Nahetal: Kreuznach (coll. ©. Bttg.).
Rheintall: Boppard (la, pag. 15). Rhein bei Bingerbrück, Trechtlingshausen,
Bacharach, Oberwesel, St. Goar, Boppard, Brey, Assmannshausen, Lorch,
Caub, St. Goarshausen, Camp, Braubach, Lahnstein (coll. C. Bttg.).
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 267
Hunsrück: Ellern bei Simmern (coll. O. le Roi).
Saartal: Gräben bei Dillingen, Pachtener Bruch bei Dillingen (99, pag. 40).
Merzig, Montelair, Saarburg (coll. ©. le Roi). St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal; Trier (la, pag. 15; coll. E. Hammann). Mosel, Stegmünder Arme
der Mosel, Weiher bei St. Matthias unweit Trier (101, pag. 72). Mosel
bei Zeltingen, Trarbach, Enkirch, Alf, Cochem, Carden, Alken, Winningen,
Koblenz (coll. ©. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (la, pag.15). Rhein bei Bonn (86, pag. 92). Brühler Schloss-
teich, Sandkaule an der Poppelsdorfer Allee in Bonn, Dransdorfer Bach
bei Bonn (37, pag. 320). Neuwied (43, pag. 68). Botanischer Garten in Bonn
(leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Essenberg a. Rh. (coll. ©. le Roi).
Rüngsdorf, Bonn, Botanischer Garten in Bonn, Kottenforst bei Bonn,
Brühl, Köln, Beuel, Deutz, Düsseldorf, Rhein bei Koblenz, Urmitz, Ander-
nach, Brohl, Remagen, Oberwinter, Rolandseck, Mehlem, Godesberg, Bonn,
Köln, Engers, Irlich, Fahr, Gönnersdorf, Hammerstein, Rheinbrohl,
Hönningen, Linz, Erpel, Unkel, Honnef, Königswinter, Beuel (coll. C. Bttg.).
Eifel: Laacher See (38, pag. 78; 57, pag. 111 und 162; subfossil, 94, pag. 50;
coll. Zool. Inst. Bonn). Maare der Eifel, Laacher See (54, pag. 250).
Schalkenmehrener Maar, Meerfelder Maar (57, pag. 110 und 111). Meer-
felder Maar (57, pag. 161). Pulmermaar, Schalkenmehrener Maar (14,
pag. 251). Maare der Eifel (101, pag. 72). Neuenahr, Kornelimünster (coll.
O. le Roi). Pulvermaar, Euskirchen, Aachen (coll. ©. Bttg.).
Siegtal: Stagnierende Siegarme (37, pag. 320; 38, pag. 78; 54, pag. 250). Kirchen,
stagnierende Arme der Sieg an der Mündung (leg. H. Schenck; coll. Zool.
Inst. Bonn). Siegburg, stagnierende Arme der Sieg an der Mündung, Sieg-
mündung (coll. ©. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 41; 36, pag. 32; 38, pag. 78; 54, pag. 250;
coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Niepkuhlen bei Krefeld (43a, pag. 3). Viersen, Breyeller See (coll,
O. le Roi). Krefeld (coll. C. Bttg.).
Limnaea (Radix) lagotis Schranck.
Diese Limnaea ist eine sehr kritische Art. Sie hält die Mitte zwischen
Limnaea auricularia L. und Limnaea ovata Drap. Oft auch be-
zeichnet man junge Exemplare dieser beiden Arten als Limnaea lagotis
Schranck. Sie ist im Gegensatz zu den beiden oben genannten
Arten, „die beide mehr größere Wasseransammlungen lieben, die
Schnecke der kleinen Gewässer. Ich halte es daher noch nicht für aus-
geschlossen, daß sie vielleicht eine Kümmerform von Limnaea (Radıx)
auricularia L. ist. In Flüssen und Seen fehlt sie vollkommen. Sie
kommt wohl in ganz Deutschland vor. Ihre Aufenthaltsorte sind vor
allem Wassergräben und langsam fließende Bäche; auch in Sümpfen
kommt sie vor. Sie sitzt dort an Wasserpflanzen, sowie im Schlamm,
in Wiesenbächen auch nicht selten an den Teilen der Landpflanzen,
die unter Wasser sind. In der Rheinprovinz scheint sie nicht häufig
zu sein.
Nahetal: Kreuznach (coll. ©. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 15).
8. Heft
268 Caesar R. Boettger:
Saartal: St. Johann (coll. ©. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 15). Cochem (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 15). Godesberger Bach bei Bonn (38, pag. 79; 54,
pag. 254). Plittersdorf, Köln, Beuel, Deutz, Düsseldorf (coll. C. Bttg.).
Eifel: Laacher See (108, pag. 58; subfossil, 94, pag. 48 u. 50)!). Aachen (coll.
C. Bttg.).
Tiefebene: Krefeld (coll. C. Bttg.). 8 Ni
A mie dein
65
Be Limnaea (Radix) ovata Drap.
Diese Radıx-Art ist im Rheinland recht häufig. Dennoch scheint
sie hier nicht so allgemein vertreten zu sein wie Limnaea auricularia L.
Sie wird nämlich oft mit jungen Stücken dieser Art und mit Zimnaea
lagotis Schranck verwechselt. Sie lebt, ähnlich wie der Typus
von Limnaea auricularıa L., in stehenden und langsam fließenden
Gewässern. Auch sie liebt üppigen Wuchs von Wasserpflanzen, in deren
Gewirr sie sich gern aufhält, ohne jedoch daran gebunden zu sein. Mehr
als Limnaea auricularia L. liebt Limnaea ovata Dr a p. größere Wiesen-
gräben. Eine Form größerer Flüsse analog der Limnaea auricularia
ampla Hartm. scheint Limnaea ovata Drap. in der Rheinprovinz
nicht auszubilden.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 15). Trechtlingshausen, Bacharach, Oberwesel,
Boppard (coll. C. Bttg.).
Saartal: Gräben bei Dillingen, Pachtener Bucht bei Dillingen (99, pag. 40).
Merzig (coll. O. le Roi). St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 15; 38, pag. 78; 54, pag. 254; coll. E. Hammann).
Üssbach bei Alf (58, pag. 167). Nennig (coll. O. le Roi). Trarbach, Alf,
Carden (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 15). Friesdorf, Godesberger Bach bei Bonn (37,
pag. 320). Friesdorf (38, pag. 78). Botanischer Garten in Bonn, Godes-
berger Bach bei Bonn (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Ahrmündung
(coll. OÖ. le Roi). Sinzig, Remagen, Godesberg, Friesdorf, Bonn, Köln, Honnef,
Beuel, Düsseldorf (coll. C. Bttg.).
Eifel: Kylital zwischen Fliessen und Malberg (101, pag. 72). Brohl oberhalb
Oberweiler (104b, pag. 30). Kornelimünster, Maischoss, Plaidt, Kalmuttal,
Wensburg a. d. Liers, Enderttal, Kreuzau, Udingen und Hausen 3. d. Roer,
Mechernich, Irrel (coll. ©. le Roi). Iversheim (coll. W. Voigt). Bertrich,
Mayen, Neuenahr, Euskirchen, Aachen (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Heisterbach (leg. H. Schenck, coll. Zool. Inst. Bonn; coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld nicht gefunden (35, pag. 41). Elberfeld (36, pag. 32;
38, pag. 78; 54, pag. 254). Hildener Heide (leg. R. Schauss; coll. ©. le Roi).
Tiefebene: München-Gladbach (14, pag. 255 u. 257; 16, pag. 365). Neuss (38,
pag. 78; 54, pag. 254). Viersen, Neersen (coll. O. le Roi). Krefeld (coll.
C. Bttg.).
!) Wohl Limnaea (Radix) auricularia L.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 269
Limnaea (Radix) peregra Müll.
Die Formen dieser weitverbreiteten Limnaea schließen sich am
meisten an Limnaea ovata Drap. an. Haben doch einige Forscher
(Hazay und andere) behauptet, daß Limnaea peregra Müll. die
Form der Zimnaea ovata Drap. aus kohlensäurehaltigen Gewässern
sei. Die Art ist wohl über die ganze Rheinprovinz verbreitet. Sie
lebt in nicht zu großen stehenden und langsam fließenden Gewässern,
die auch nicht besonders tief sein dürfen. Man findet sie in Wiesen-
gräben, Sumpfgebieten, Mooren, Lachen, Tümpeln, und keinen Teichen,
langsam fließenden Bächen und Quellen. An üppigen Wuchs von
Wasserpflanzen ist sie nicht gebunden.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag.15). St. Goar, Boppard (coll. C. Bttg.).
Hunsrück : Ehrenburg (coll. O. le Roi).
Saartal: St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag.15; 38, pag.79; 54, pag. 257). Quelle vor der Olewiger
Brücke bei Trier (101, pag. 72). Enkirch (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Umgegend von Bonn (38, pag. 79; 54, pag. 257). Tümpel hinter
dem Kreuzberg bei Bonn (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Dotten-
‘ dorf, Lengsdorf, Küdinghoven (coll. O. le Roi). Bonn, Kottenforst bei Bonn,
Köln, Beuel, Düsseldorf (coll. C. Bttg.).
Eifel: Eifel (14, pag. 59). Kleines Kylital bei Manderscheid, Gönnersdorf a. d.
Vinxt, Sellerich, Monreal, Laufenbachweiler bei Montjoie, Reichenstein,
Kalterherberg (coll. O. le Roi). Euskirchen, Aachen (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 41; 36, pag. 32). Botanischer Garten in
Elberfeld (36, pag. 34). Wahner Heide (coll. ©. le Roi). Elberfeld (coll.
C. Bttg.).
Siegtal: Blankenberg, Siegmündung (coll. O. le Roi).
Tiefebene: München-Gladbach (14, pag. 259; 16, pag. 365). Viersen (17, pag. 95).
Neuss (38, pag. 79; 54, pag. 257). Niepkuhlen bei Krefeld (43a, pag. 3).
Flachsgruben bei München-Gladbach (43b, pag. 1). Quelltümpel der Niers
bei Unter-Westrich (43b, pag. 6). Viersen, Bockert, Schomm, Stenden
(coll. ©. le Roi). Essen (coll. C. Bttg.).
Limnaea (Limnophysa) palustris Müll.
Das Subgenus Zimnophysa Fitz. ist in der Rheinprovinz durch
die weitverbreitete Art Limnaea palustris Müll. vertreten. Da sie
OÖ. le Roi (93, pag. 7) neuerdings in der Eifel bestätigt hat, wo ihr
Vorkommen oft bezweifelt wurde, kommt sie wohl in der ganzen
Rheinprovinz vor. Sie lebt nur in stehenden Gewässern mit einiger-
maßen schlammigem Grunde. Man findet sie in Tümpeln, Lachen,
Teichen und Seen, Wiesengräben, stagnierenden Flußarmen und Alt-
wassern. Ein reicher Wuchs von Wasserpflanzen ist bei ihr Bedingung.
Sie ist im Gehäuse sehr veränderlich und bildet unter der Einwirkung
der Umgebung verschiedenartige Gehäuse aus. Es gibt eine große
8. Heft
270 Caesar R. Boettger:
festschalige Form, Limnaea palustris corvus Gmel.,, eine dünn-
schalige Form, Limnaea palustris fusca C. Pfr., und andere mehr.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 15, 54, pag.264). Genist bei Bingerbrück, Boppard
(coll. C. Bttg.).
Saartal: Pachtener Bruch bei Dillingen, Straßengraben zwischen Dillingen und
Beckingen (99, pag. 40). St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag.15; 54, pag. 264). Euren und St. Thomas bei Trier (101,
pag. 72). Trier, die Fundorte aber neuerdings zugeschüttet (coll. E. Ham-
mann).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 15). Friesdorf, Roisdorf (37, pag. 320; 38, pag. 79;
54, pag. 264). Volmershoven (leg. Th. Koep; 94a, pag. 91). Friesdorf,
Bonn, Köln, Genist an der Siegmündung, Beuel, Düsseldorf (coll. C. Bttg.).
Eifel: Schalkenmehrener Maar, Meerfelder Maar, Ulmener Maar, Mürmeswiesen
bei Saxler (93, pag. 7). Kylital (101, pag. 72). Schalkenmehrener Maar,
Ulmener Maar, Mürmeswiesen (leg. OÖ. le Roi; 104a, pag. 84). Euskirchen,
Düren, Aachen (coll. ©. Bttg.).
Siebengebirge: Heisterbach (37, pag. 320; 38, pag. 79; 54, pag. 264; coll.
C. Bttg.).
Siegtal: Siegburg, Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Hildener Heide (leg. R. Schauss), Wahner Heide (94a, pag. 91).
Tiefebene: München-Gladbach (14, pag. 253, 254, 256). Niepkuhlen bei Kre-
feld (43a, pag. 3). Stenden, Viersen (94a, pag. 91). Neersen (coll. O. le Roi).
Krefeld (coll. C. Bttg.).
Limnaea (Limnophysa) truncatula Müll.
Diese weitverbreitete Limnaea kommt in der Rheinprovinz wie
im übrigen Deutschland recht häufig vor. Man trifft sie überall in
stehenden und langsam fließenden Gewässern an, jedoch gewöhnlich
nur in den kleineren und kleinsten. Man findet sie in Sümpfen, Seen,
Teichen, Tümpeln, Lachen, Pfützen, Wassergräben, langsam fließenden
Bächen und Quellen. Stellen mit Wasserpflanzen werden von ihr
bevorzugt, doch ist sie durchaus nicht auf solche angewiesen. Nicht
selten kommt sie aus dem Wasser heraus und kriecht auf dem Boden
an Pflanzen und Steinen umher. Auch an feuchten Orten unter
Steinen am Wasser habe ich sie gefunden. In dieser Schnecke leben
die Jugendzustände von Distomum hepaticum L. Limnaea truncatula
Müll. ist eine häufige Genistschnecke, während die anderen Limnaeen
im Genist selten sind. Dies mag daher kommen, daß sich die Schalen
der anderen Limnaeen, die eine große Mündung haben, schneller mit
Wasser füllen und untergehen. Dies gilt vor allem für die Radix-Arten.
Brockmeier hält Limnaea truncatula Müll. für eine Kümmer-
form der Limnaea palustris Müll.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal 1: Boppard (la, pag. 15). Hirzenach (coll. O. le Roi). Genist bei Binger-
brück, Trechtlingshausen, Boppard (coll. €. Bttg.).
Hunsrück: Stromberg (leg. H. Freiherr von Geyr; coll. O. le Roi). Simmern
(coll. C. Bttg.).
*
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 371
Saartal: Pachtener Bruch bei Dillingen, an der Mündung der Prims (99, pag. 40).
Saarhölzbach (coll. ©. le Roi). St. Johann (coll. ©. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 15; 101, pag. 72; coll. E. Hammann). Rehlingen,
St. Matthias bei Trier (coll. O. le Roi).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 15). Bonn, Bonn-Poppelsdorf, Poppelsdorfer Bach
bei Bonn (37, pag. 320). Unkel (coll. O. le Roi). Sürtl bei Köln (coll.
R. Schauss). Roisdorf (coll. A. von Jordans). Bonn, Kottenforst bei Bonn,
Genist bei Bonn und an der Siegmündung, Köln, Düsseldorf (coll. ©. Bttg.).
Eifel: Eifel, Brück an der Ahr (15, pag. 153). Alf bei Gillenfeld, fehlt in vielen
Eifelmaaren (15, pag. 162). Gemündener Maar, Schalkenmehrener Maar,
Meerfelder Maar (57, pag. 110 und 111). Gemündener Maar (57, pag. 160;
108, pag. 60). Laacher See (57, pag. 162; 94, pag. 49 und 51). Maischoss,
Enderttal, Weilerbach a. d. Sauer, Rohmühle, Melaten und Seffent bei Aachen,
Sellerich bei Prüm (coll. O. le Roi). Bertrich, Gillenfeld, Eltztal, Laacher
See, Euskirchen, Düren, Aachen (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Kasbachtal (coll. O. le Roi).
Siegtal: Blankenberg (coll. O. le Roi). Siegburg (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 41; 36, pag. 33; 37, pag. 320; coll. C. Bttg.).
Overath a. d. Agger (coll. A. von Jordans). Reininghausen und Frömmers-
bach bei Gummersbach (coll. O. le Roi).
Tiefebene: München-Gladbach (13a, pag. 202; 14, pag. 253). München-Glad-
bach, Lobberich bei München-Gladbach (15, pag. 153). Weg von Großheide
nach Venn bei München - Gladbach (15, pag. 2). Viersen (17, pag. 95).
Flachsgruben bei München-Gladbach (43b, pag. 2). Essen, Krefeld (leg.
O0. F. Fischer et ipse legi) (coll. C. Bttg.).
Limnaea (Leptolimnaea) glabra Müll.
Die Zimnaea, die am seltensten gefunden wird, ist Limnaea glabra
Müll. Sie ist eine mehr norddeutsche Schnecke, die nach Süden
nicht viel über die Mainlinie hinauszugehen scheint. In der Rhein-
provinz ist sie wohl durch ganze Gebiete verbreitet. Ihre Fundorte
sind jedoch recht sporadisch. Sie liegen sowohl in der Ebene wie im
Gebirge. Limnaea glabra Müll. kommt nur in klarem Wasser vor,
doch nicht, wie die meisten Autoren angeben, nur in stehenden Ge-
wässern. Ich fand sie auch sehr häufig in Wald- und Wiesenbächen,
doch kann sie stärkere Strömung allerdings nicht vertragen. Außer-
dem lebt sie in Quellen, klaren Wassergräben, Teichen und Seen.
Man findet sie hauptsächlich aus dem Grunde selten oder fast nie,
weil sie in großen Mengen nur dann auftritt, wenn man im allgemeinen
keine Exkursionen zu machen pflegt. Sie erscheint nämlich an ihren
Fundorten bei Tauwetter schon Ende Februar und im März massen-
haft. Ich habe Stellen ganz übersät mit ihr gefunden. Sie ist die
munterste Limnaea und kriecht behende am Eis herum. An offenen
Stellen bewegt sie sich auch sehr flott an der Wasseroberfläche. Auch
ein Auf- und Absteigen im Wasser kann man sehr häufig beobachten.
Im März, seltener im Februar warmer Jahre, fand ich auch massen-
haft den Laich dieser Schnecke. Je wärmer die Temperatur wurde,
8. Heft
>12 Caesar R. Boettger:
desto mehr gesellten sich Kesnplae von Aplexa hypnorum L. hinzu,
bis die Limnaea endlich ganz verschwunden war. Ich bin der Meinung,
daß wir in Limnaea glabra Müll. ein Glazialrelikt vor uns haben.
Rheintal I: Genist bei Bingerbrück (1 Exemplar; coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (60, pag. 82). Kottenforst bei Röttgen (37, pag. 321). Mecken-
heimerstraße in Bonn, Kottenforst bei Bonn (38, pag. 79; 54, pag. 269)
(ersterer Fundort zerstört!). Kottenforst bei Bonn (78, pag. 105; 93, pag. 7;
coll. ©. Bttg.).
Eifel: Schalkenmehrener Maar (14, pag. 251). Schalkenmehrener Maar, Mürmes-
wiesen bei Saxler (93, pag. 7; leg. O. le Roi, 104a, pag. 84).
Tiefebene: München-Gladbach (14, pag. 253, 254 und 256; 16, pag. 366; 43b,
pag.2). Niepkuhlen bei Krefeld (43a, pag. 3). Flachsgruben bei München-
Gladbach (43b, pag.2). Dülken (78, pag. 105). Dülken, Niepkuhlen bei
Krefeld (93, pag. 7). Dülken (17a, pag. 148). Krefeld (coll. C. Bttg.).
Amphipeplea glutinosa Nilss.
Zu den Schnecken, die man am seltensten findet, gehört Amphr-
peplea glutinosa Nilss. Sie kommt in Deutschland hauptsächlich
in der norddeutschen Tiefebene vor, doch sind auch einige süd-
deutsche Fundorte bekannt. Auch diese Schnecke möchte ich, ähn-
lich wie Limnaea (Leptolimnaea) glabra Müll., für ein Glazialrelikt
halten. Darin bestärkt mich der neuerliche Fund von Sprickt),
der die Tiere im März massenhaft in einem Teiche bei Breslau fand, das
Tier, das bis jetzt nur in einzelnen Stücken erbeutet wurde! Amphipeplea
glutinosa Nilss. lebt an seichten Stellen in stehenden und langsam
fließenden Gewässern, hauptsächlich an deren Ufern. Sie sitzt ge-
wöhnlich am Boden, seltener an Pflanzen.
Saartal: Gräben bei Dillingen, Pachtener Bruch bei Dillingen (99, pag. 40).
Dillingen (22, pag. 397).
Rheintal I: Bonn (22, pag. 397).
Siegtal: Altwasser der Sieg bei Wolsdorf unweit Siegburg (leg. W. Voigt und
O. le Roi; 78, pag. 105). Wolsdorf bei Siegburg (93, pag. 8). Siegburg (coll.
C. Bttg.).
Bergisches Land: Wahner Heide (leg. Bertkau; 57, pag. 110). Hildener Heide
(leg. Koch; 93, pag. 8).
Tiefebene: Hüls bei Krefeld (leg. R. Schauss), Stenden (leg. W. Voigt), Viersen
(78, pag. 105). Stenden (leg. W. Voigt), Hüls bei Krefeld (leg. R. Schauss),
Viersen (93, pag. 8). Hüls, Stenden, Viersen (17a, pag. 148). Krefeld (coll.
C. Bttg.).
Fam. Physidae.
Die Physiden sind nach unserer heutigen Kenntnis über große
Erdräume verbreitet. Geologisch gehören sie zu den ältesten Süßwasser-
schnecken. In Deutschland sind sie durch zwei weitverbreitete Genera
!) Vergl. J. Sprick, Amphipeplea glutinosa. Nachrichtsblatt der deutschen
Malakozoologischen Gesellschaft, 1910, pag. 108—110.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 273
vertreten, Physa Drap. und Aplexa Flem. Diese Schnecken sind
unsere beweglichsten Süßwasserschnecken und übertreffen hierin sogar
die sehr flinke Limnaea (Leptolimnaea) glabra Müll.
Physa fontinalis L.
Die Schnecke kommt im ganzen borealen Gebiet vor, scheint im
Süden aber nur bis nach Oberitalien zu gehen. In der Rheinprovinz
dürfte sie in der nördlichen Ebene wohl recht verbreitet sein, kommt
aber im rheinischen Schiefergebirge nicht allzu häufig vor, haupt-
sächlich in den Niederungen. Im Gegensatz zu Geyer (32, pag. 79)
habe ich die Beobachtung gemacht, daß sie innerhalb und ausßerhalb der
Provinz (Frankfurt a. M., Hamburg, Berlin, Breslau usw.) durchaus
nicht immer frisches, klares Wasser bevorzugt. Ich fand sie haupt-
sächlich in bewachsenen, teilweise sogar modrigen Stellen in Teichen,
vor allem aber in Wassergräben mit reichem Pflanzenwuchs. Das
Tier scheint jedoch hinsichtlich seines Aufenthaltsortes nicht besonders
wählerisch zu sein. In der Rheinprovinz lebt sie in stehenden und
langsam fließenden Gewässern, in Teichen, Seen, Tümpeln, Wasser-
gräben, stagnierenden Flußarmen, Altwassern und langsam fließenden
Bächen. Pflanzenwuchs scheint sie zu lieben, jedoch nicht direkt
darauf angewiesen zu sein. Eine interessante Anpassung der Art
habe ich außerhalb, jedoch in der Nähe der Provinz, gefunden; sie
beweist die Anpassungsfähigkeit der Schnecke. Früher, vor der
Kanalisation des Mains, lebte die Schnecke auch allenthalben im
Main bei Frankfurt in ruhigen Buchten und Altwässern des Mains.
Nun wurde sie durch die Kanalisation ihrer Aufenthaltsorte beraubt.
Während die anderen, im ruhigen Wasser lebenden Schnecken, die mit
ihr zusammenlebten, größtenteils aus dem Main bei Frankfurt ver-
schwanden, hat sie sich mit noch wenigen anderen den neuen Be-
dingungen angepaßt. Sie lebt jetzt recht häufig am Ufer des Mains,
besonders an seichten Stellen, an Steinen sitzend!). Eine solche Lebens-
weise der Physa fontinalis L. im Rhein (allerdings außerhalb der Rhein-
provinz) scheint der Fundort ‚Rhein bei Östrich‘ (66, pag. 73) zu sein.
Rheintal I: Genist bei Bingerbrück (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (coll. E. Hammann).
Rheintal II: Bonn (38, pag. 78; 54, pag. 273; 60, pag. 82; leg. W. Voigt, coll.
Zool. Inst. Bonn). Brühler Schloßteich, Roisdorf, Kottenforst bei Bonn
(37, pag. 318). Godesberg (57, pag. 113). Godesberg, Kottenforst bei Bonn,
Brühl, Genist bei Bonn (coll. C. Bttg.).
Eifel: Laacher See (57, pag. 113; 108, pag. 58; lebend und subfossil, 94, pag. 49
und 5l). Gemündener Maar (108, pag. 60). Laacher See, Euskirchen,
Aachen (coll. C. Bttg.). j
Siegtal: Siegburg (38, pag. 78; 54, pag. 273). Siegmündung (57, pag. 113).
Siegburg, stagnierende Arme der Sieg an der Mündung (coll. C. Bttg.).
1) Vergl. pag. 18 meiner Arbeit „Die Molluskenfauna des Mains bei Frankfurt,
einst und jetzt‘ im Nachrichtsblatt der deutschen Malakozoologischen Gesell-
schaft, 1908, pag. 17—24.
Archiv für Naturgeschichte
1912. AB. 1S 8. Heft
274 Caesar R. Boettger:
Bergisches Land: Elberfeld (38, pag. 78; 54, pag. 273). Elberfeld nicht gefunden
(36, pag. 32). Hildener Heide (leg. Schauss; 94a, pag. 91).
Tiefebene: Kempen (leg. O. le Roi; 43a, pag. 5). Stenden, Schloot bei Kempen,
Breyeller See, Viersen (94a, pag. 91). Krefeld (coll. C. Bttg.).
Physa acuta Drap.
In letzter Zeit ist viel über das Vordringen dieser Schnecke in
Deutschland berichtet worden. Ursprünglich ist sie rein süd- und west-
europäisch. Nach dem Elsaß und nach Lothringen ist sie wohl selb-
ständig von Frankreich aus gelangt. Im übrigen Deutschland verdankt
sie ihre Ausbreitung hauptsächlich der Aquarienliebhaberei. Sie ist
neben Hyalinia (Hyalinia) draparnaldi Beck und Helix (Oryptom-
phalus) aspersa M üll. das neueste Element unserer Fauna. Auch in
der Rheinprovinz ist sie massenhaft in Aquarien, Gewächshäusern
und Freilandbassins der Botanischen Gärten. Fundorte im freien
Gelände sind aus Deutschland auch schon eine Reihe bekannt geworden.
In der Rheinprovinz hat man solche noch nicht nachgewiesen, obwohl
unser Klima der Schnecke doch recht günstig sein müßte. Der nächste
veröffentlichte Fundort im Freien ist meiner bei Frankfurt (M.)-
Bockenheim (7, pag. 28). Die Tiere aus den Aquarien, die gewöhnlich
die Händler mit Wasserpflanzen erhalten, lassen noch sehr häufig
erkennen, aus welchen Gegenden sie stammen. Neben dem Typus
findet man alle möglichen Formen, die große südostfranzösische wie
die kleine griechische und andere mehr.
Rheintal II: Köln (7, pag. 28). Gewächshäuser und Freilandteiche des Bota-
nischen Gartens in Bonn, Warmhaus von Prof. A. Koenig in Bonn (78,
pag. 104). Seit 1901 in Treibhäusern und Freilandbassins des Botanischen
Gartens in Bonn, seit 1907 im Warmhaus von Prof. A. Koenig in Bonn
(93, pag. 8). Gewächshäuser und Freilandbassins des Botanischen Gartens
in Bonn und der Flora in Köln (coll. ©. Bttg.).
Aplexa hypnorum L.
Das Genus Aplexa Flem. findet sich in Deutschland in der
circumpolaren Art hypnorum L., die sich in den nördlichen Teilen aller
drei Nordkontinente findet (die nordamerikanische Aplexa elongata
S a y ist wohl nicht von Aplexa hypnorum L. zu trennen). In der Rhein-
provinz ist das Tier im ganzen Gebiet an geeigneten Stellen zu finden.
Stark fließendes Wasser verabscheut sie, kommt aber in langsam
fließendem wie in stehendem Wasser vor. Sie bevorzugt Wassergräben,
langsam fließende Bäche und Zuflüsse zu Tümpeln und Sümpfen,
kommt aber selten in diesen selbst vor. Auf üppigen Pflanzenwuchs ist
sie nach meiner Erfahrung nicht angewiesen. Man findet diese leb-
hafteste unserer Süßwasserschnecken sehr häufig schwimmend an
der Wasseroberfläche, in Bächen im Walde auch häufig auf ins Wasser
gefallenen faulenden Blättern sitzend.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Genist bei Bingerbrück (1 Exemplar; coll. C. Bttg.).
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 975
Saartal: St. Johann (coll. C. Bttg.).
Rheintal Il: Bonn (la, pag. 15). Roisdorf, Kottenforst bei Bonn (37, pag. 319;
38, pag. 78; 54, pag. 271). Kottenforst bei Bonn (57, pag. 113). Kotten-
forst bei Bonn, Köln, Beuel, Düsseldorf (coll. C. Bttg.).
Eifel: Kalkofen bei Aachen (94a, pag. 91). Euskirchen, Düren, Aachen (coll.
C. Bttg.).
Siegtal: Siegburg (37, pag. 319; coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (38, pag. 78; 54, pag. 271).
Tiefebene: München-Gladbach (14, pag. 253 u. 254). Cleve (38, pag. 78; 54,
pag. 271). Anrath, Viersen (94a, pag. 91). Krefeld (coll. C. Btitg.).
Fam. Planorbidae.
Die Planorbiden sind geologisch recht alt. Es ist daher nicht
erstaunlich, wenn sie eine große Verbreitung erlangt haben und die
einzelnen Subgenera bis jetzt noch keine große geographische Be-
deutung haben. Immerhin scheinen die Planorbiden genauer speziali-
siert zu sein als die Limnaeiden. In den Rheinlanden sind die Pla-
norbiden gut vertreten. Es finden sich in der Provinz außer dem
Genus sSegmentina Flem. (eine Art) die Gattung Planorbis
(Gu&tt.)Geoffroy in sieben Subgenera mit je ein bis zwei Arten,
Diplodiscus W est. sogar mit vier. Die Planorben sind hauptsächlich
Bewohner stehender und langsam fließender Gewässer. In Flüssen
finden sie sich im Gegensatz zu den Limnaeen nur äußerst spärlich.
Ich traf dort gewöhnlich nur eine Art, Planorbis (Gyraulus) albus
Müll., an. Im Main bei Frankfurt fand ich außer dieser Art noch
Planorbis (Hippeutis) complanatus L.‘!.. Der Grund, weshalb die
Planorben selten in Flüssen vorkommen, mag wohl darin liegen, daß
sie, da sie nur eine sehr schmale Sohle haben, sich schlecht in der
Strömung festhalten können.
Planorbis (Planorbis) corneus L.
Der größte deutsche Planorbis ist der in Europa weitverbreitete
Planorbis corneus L. In recht nahe verwandten Formen reicht er
‚in Deutschland bis ins untere Miocän. Er ist hauptsächlich Tier der
Ebene und geht gewöhnlich nicht hoch ins Gebirge, wohl aus dem
Grunde, weil ihm dort zusagende Aufenthaltsorte nicht viel geboten
werden. Er findet sich sehr häufig in Gesellschaft von Limnaea (Lim-
naea) stagnalis L. Über Aufenthaltsorte und Lebensweise gilt das bei
dieser Art Gesaste.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal: Boppard (la, pag. 15). Genist bei Bingerbrück, Boppard (coll. C. Bttg.).
Saartal: Dillinger Wehr, Pachtener Bruch bei Dillingen (99, pag. 39). St. Johann
(coll. C. Btte.).
1) Vergl. pag. 19 meiner Arbeit ‚‚Die Molluskenfauna des Mains bei Frankfurt,
einst und jetzt‘ im N:chrichtsblatt der deutschen Malakozoologischen Gesell-
schaft, 1908, pag. 17-—24.
15* 8. Heft
276 Caesar R. Boettger:
Moseltal: Trier (la, pag. 15; 101, pag. 72; coll. E. Hammann).
‚Rheintal II: Bonn (la, pag. 15; 38, pag. 80; 54, pag. 275; 57, pag. 112). Dotten-
dorf, Friesdorf, Roisdorf (37, pag. 319). Im Botanischen Garten bei Bonn
ausgesetzt (O. le Roi). Friesdorf, Bonn, Köln, Genist an der Siegmündung,
Beuel (coll. C. Bttg.).
Eifel: Laacher See, Maare der Eifel (38, pag. 80; 54, pag. 275). Schalkenmehrener
Maar (57, pag. 112 und 161). Laacher See (subfossil, 363, pag. 118; subfossil,
57, pag. 112 und 161; subfossil, 94, pag. 49 und 51; subfossil, leg. H. Schenck,
coll. Zool. Inst. Bonn). Meerfelder Maar (101, pag. 72). Gillenfeld in Wiesen-
gräben (coll. O. le Roi).
Siegtal; Siegburg (37, pag. 319; 38, pag. 80; 54, pag. 275). Siegmündung (57,
pag. 112; 57a, pag. 76). Stagnierende Arme der Sieg an der Mündung (leg.
H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Siegburg, stagnierende Arme der Sieg
an der Mündung (coll. ©. Bttg.).
Bergisches Land: "Elberfeld nicht gefunden (36, pag. 33).
Tiefebene: München-Gladbach (14, pag. 253). Cleve (38, pag. 80; 54, pag. 275).
Viersen, Neersen, Breyeller See, Stenden (coll. ©. le Roi). Krefeld (coll.
C. Bttg.).
Planorbis (Tropidiscus) carinatus Müll.
Der in Europa recht weitverbreitete Planorbis carinatus Müll.
kommt in der Rheinprovinz durchs ganze Gebiet vor. Dennoch ist
er seltener wie die folgende Art und tritt ziemlich sporadisch auf. Er
lebt in stehenden und langsam fließenden Gewässern aller Art, ähnlich
wie der vorhergehende Planorbis.
Rheintal I: Boppard (la, pag. 15). Genist bei Bingerbrück (coll. C. Bttg.).
Saartal: Lenkbach bei Saarburg (leg. Britten; 78, pag. 104). Pachtener Bruch
bei Dillingen (99, pag. 40). St. Johann (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 15). Genist bei Bonn (coll. ©. Bttg.).
Eifel: Schalkenmehrener Maar (14, pag. 251; 57, pag. 112 und 161). Laacher
See (37, pag. 325; 38, pag. 80; 54, pag. 282; subfossil, 94, pag. 49 u. 51).
Tiefebene: München-Gladbach (14, pag. 253). Neuss (38, pag. 80; 54, pag. 282).
Stenden, Viersen (78, pag. 104). Krefeld (coll. €. Bttg.).
Planorbis (Tropidiscus) umbilicatus Müll.
Zahlreicher an Fundorten als die vorhergehende Art ist Planorbis
umbrlicatus Müll. Auch er hat im europäischen Faunengebiet eine
große Verbreitung. In ganz Deutschland gehört er zu den häufigsten
Süßwasserschnecken. Er liebt dieselben Aufenthaltsorte wie die vorher-
gehende Species. Auch gleicht er dieser in seinen Lebensgewohnheiten.
Nahetal: Krauznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 15). Genist bei Bingerbrück, Boppard (coll.
C. Bttg.).
Saartal: Köhnen (54, pag. 285; 101, pag. 72). Pachtener Bruch bei Dillingen
(99, pag. 39). St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 15). Nennig (coll. O. le Roi).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 15). Dottendcrf, Friesdorf (37, pag. 319). Dottendorf,
Friesdorf, Roisdorf (38, pag. 80; 54, pag. 235). Genist bei Bonn (leg.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 2377
H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Essenberg a. Rh. (coll. O. le Roi). Fries-
dorf, Bonn, Genist bei Bonn und an der Siegmündung, Beuel, Köln (coll.
©. Bttg.).
Eifel: Laacher See (subfossil, 94, pag. 49 und 51). Gillenfeld, Schalkenmehren
(101, pag. 72). Euskirchen, Düren, Aachen (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Siegburg (38, pag. 80; 54, pag. 285). Stagnierende Arme der Sieg an
der Mündung (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Siegburg, stagnierende
Arme der Sieg an der Mündung (coll. ©. Bttg.).
Bergisches Land: Botanischer Garten in Elberfeld (35, pag. 41; 36, pag. 34).
Hildener Heide (leg. R. Schauss; coll. O. le Roi).
Tiefebene: München-Gladbach (14, pag. 253 u. 254). Neuss (38, pag. 80; 54,
pag. 285). Niepkuhlen bei Krefeld (433, pag. 3). Kempen (43a, pag. 5).
Viersen, Neersen, Breyeller See, Schloot bei Kempen, Stenden (coll. ©. le
Roi). Krefeld (leg. O. F. Fischer et ipse legi; coll. C. Bttg.).
Planorbis (Diplodiscus) vortex L.
Wie der größte Teil aller in der Rheinprovinz lebenden Pla-
norben im ganzen Gebiet häufig zu finden sind, so steht es auch mit
Planorbis vortex L. Er lebt, wie die vorhergehenden Arten, in stehenden
und langsam fließenden Gewässern aller Art. Auch teilt er ihre
Lebensgewohnheiten.. Man findet in einem Tümpel, Wassergraben
oder ähnlichem unter günstigen Bedingungen den größten Teil der
in der Gegend lebenden Planorben zusammen vor. Wie alle kleinen
Planorbis-Arten liebt auch Planorbis vortex L. vor allem mit Wasser-
linsen bedeckte Gewässer. An diesen Wasserlinsen kann man dann
Planorbis vortex L. sowie die übrigen kleinen Planorben in großen
Mengen sitzen sehen.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintall: Boppard (la, pag. 15). Genist bei Bingerbrück, Boppard (coll. C. Bttg.).
Saartal: St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (101, pag. 72; coll. E. Hammann).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 15). Poppelsdorfer Schloßteich in Bonn, Botanischer
Garten in Bonn, Brühler Schloßteich, Roisdorf (37, pag. 319). _Poppels-
dorfer Schloßteich bei Bonn (38, pag. 80; 54, pag. 287). Genist bei Beuel
(leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Stammheim bei Mülheim a. Rh.
(coll. H. Freiherr von Geyr). Bonn, Kottenforst bei Bonn, Genist bei Bonn
und an der Siegmündung, Brühl, Köln, Beuel (coll. C. Bttg.).
Eifel: Düren, Aachen (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Stagnierende Arme der Sieg (38, pag. 80; 54, pag. 287). Tümpel am
Siegufer (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Siegburg, stagnierende
Arme der Sieg an der Mündung (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (38, pag. 80; 54, pag. 287). Elberfeld nicht gefundan
(36, pag. 32).
Tiefebene: Neuss (38, pag. 80; 54, pag. 287). Berzdorf bei Wesseling, Viersen,
Klörath, Neersen, Breyeller See, Schloot bei Kempen, Stenden (coll. O. le Roi).
Krefeld (leg. O. F. Fischer et ipse legi; coll. C. Bttg.).
8. Heft
278 Caesar R. Boettger:
Planorbis (Diplodiscus) vorticulus Trosch.
' Diese Art gehört in der Rheinprovinz zu denjenigen, die am
wenigsten gefunden wurden. Der bis jetzt einzige Fundort ist der
Laacher See in der Eifel, wo die Art auch wieder ausgestorben zu
sein scheint. Da das Tier jedoch in der norddeutschen Tiefebene und
in Holland weiter verbreitet ist, so erscheint es nämlich nicht unwahr-
scheinlich, daß sich diese seltene Schnecke noch in der Tiefebene im
Norden der Provinz findet. In ihrem außerrheinischen Verbreitungs-
bezirk lebt das Tier in stehenden Gewässern aller Art, in Sümpfen,
Tümpeln, Wassergräben, Teichen und Seen. Pflanzenwuchs liebt es
sehr.
Eifel: Laacher See (subfossil, 22, pag. 415; 38, pag. 80; 54, pag. 288; 88,
pag. 21; subfossil, 94, pag. 49 u. 51; leg. O. Goldfuß, 96, pag. 331).
_Planorbis (Diplodiscus) spirorbis L.
Planorbis spirorbis L. ist hauptsächlich Charaktertier der nord-
deutschen Tiefebene, von wo er teilweise noch ins mitteldeutsche
Gebirgsland eindringt, um in der Mainebene seine südlichste Grenze
in Deutschland zu erreichen. Allerdings wird er noch von einem
württembergischen Fundort und aus dem Donaugenist bei Regens-
burg angegeben (32, pag. 82). Sollten diese Funde nicht vielleicht
auf Verwechselung mit ähnlichen Formen der folgenden Art beruhen?
In der Rheinprovinz lebt die Art in der Tiefebene im Norden der
Provinz, scheint aber in den gebirgigen Teilen der Rheinlande zu
den Seltenheiten zu gehören, dort sogar meist zu fehlen. Im Rhein-
genist ist sie nicht selten; die Gehäuse stammen wohl großenteils aus
dem Maingenist. Die Aufenthaltsorte der Art und ihre Lebensweise
sind dieselben wie bei den meisten kleinen Planorben.
Rheintal I: Boppard (la, pag. 15). Genist bei Bingerbrück (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (coll. E. Hammann).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 15). Genist bei Bonn (38, pag. 80). Genist bei Bonn
und an der Siegmündung (coll. ©. Bttg.).
Eifel: Laacher See (57, pag. 112 u. 162; 108, pag. 58). Fundort ‚„Laacher See‘
(57, pag. 112 u. 162; 108, pag. 58) beruht wohl auf einer Verwechselung
von Leydig und Zacharias (94, pag. 49).
Siegtal: Siegburg (37, pag. 319; 38, pag. 80; 54, pag. 290; coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Viersen (90, pag. 108; 93, pag. 8). Niepkuhlen bei Krefeld (43a,
pag. 3). Krefeld (coll. C. Bttg.).
Planorbis (Diplodiscus) leucostoma Mill.
Weit mehr in der Rheinprovinz verbreitet als die vorhergehende
Art ist der ihr sehr nahestehende Planorbis leucostoma Mill. Er
kommt im Gegensatz zu Planorbis spirorbis L. auch in gebirgigen
Gegenden vor. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich wohl über die
ganze Provinz. Auch er lebt an denselben Orten wie die übrigen
kleinen Planorben und hat dieselbe Lebensweise.
Die Mlolluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 279
Saartal: Pachtener Bruch bei Dillingen, Almühler Graben bei Dillingen (99,
pag. 40). St. Johann (coll. ©. Bttg.).
Rheintal II: Dottendorf (37, pag. 320). Dottendorf, Venusberg bei Bonn (38,
pag. 80). Düsseldorf!), Venusberg bei Bonn (54, pag. 289). Botanischer
Garten in Bonn (90, pag. 108). Rheingenist (93, pag. 8). Genist bei Beuel
(leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Dottendorf, Bonn, Botanischer
Garten in Bonn, Köln, Genist bei Bonn und an der Siegmündung (coll.
C. Bttg.).
Eifel: Schalkenmehrener Maar, Ulmener Maar, Mürmeswiesen bei Saxler, Laacher
See (subfossil) 2) (93, pag. 8). Aachen (coll. ©. Bttg.).
Siebengebirge: Küdinghoven (93, pag. 8).
Siegtal: Siegmündung im Genist (90, pag. 108). Sieggenist (93, pag. 8).
Tiefebene: München-Gladbach (14, pag. 253). Niepkuhlen bei Krefeld (43a,
pag. 3). Kempen (43a, pag. 5). Schloot bei Kempen, Stenden (90, pag. 108).
Stenden, Schloot bei Kempen, garen bei Krefeld (93, pag. 8). Kre-
feld (coll. C. Bttg.).
Planorbis (Bathyomphalus) contortus L.
Dieser weitverbreitete Planorbis kommt in der Rheinprovinz
wohl durchs ganze Gebiet vor. Er gleicht in Lebensweise und Aufent-
haltsorten seinen Verwandten. Mehr noch als die anderen Arten liebt
er als Aufenthaltsort die Unterseite der Wasserlinsen, an denen man
ihn in großen Mengen finden kann.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Genist bei Bingerbrück, Boppard (coll. C. Bttg.).
Saartal: Köhnen (101, pag. 72). St. Johann (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 15). Roisdorf, Poppelsdorfer Schloßteich bei Bonn
(37, pag. 319). Bonn, Poppelsdorfer Schloßteich in Bonn (38, pag. 79; 54,
pag. 292). Genist bei Beuel (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Fries-
dorf, Bonn, Botapischer Garten in Bonn, Köln, Genist bei Bonn und an der
Siegmündung, Beuel, Düsseldorf (coll. C. Bttg.).
Eifel: Schalkenmehrener Maar, Meerfelder Maar (57, pag. 112 u. 161). Laacher
See (57, pag. 112 u. 162; 108, pag. 58). Laacher See (lebend u. subfossil,
94, pag. 49 u. 51). Laacher See, Euskirchen, Düren, Aachen (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Siegburg (37, pag. 319). Siegburg, stagnierende Arme der Sieg an der
Mündung (coll. ©. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 41; 36, pag. 33; 38, pag. 79; 54, pag. 292).
Tiefebene: Viersen, Stenden, Breyeller See (94a, pag. 91). Krefeld (coll. C. Bttg.).
!) Dürfte wohl ein Druckfehler für Dottendorf sein, da Kreglinger
sich sonst genau an Goldfuß (38) hält, auch die betreffende Stellein Kreg-
lingers druckfehlerreichen Arbeit sonst wörtlich mit der Arbeit von Gold-
fuss übereinstimmt.
2) Wie mir der Autor persönlich mitteilte, handelt es sich bei dem Fundort
„Laacher See‘ um einen Irrtum.
8. Heti
280 Caesar R. Boettger:
Planorbis (Gyraulus) albus Müll.
Planorbis albus Müll. gehört zu den wenigen Planorben, die
sich in die Flüsse wagen (vergl. oben unter Fam. Planorbidae). In der
Rheinprovinz kommt diese Art, die in Europa weit verbreitet ist,
wohl durchs ganze Gebiet vor. Seine ursprünglichen Aufenthalts-
orte, wo man ihn auch jetzt noch immer häufig antrifft, sind stehende
und langsam fliessende Gewässer, genau wie bei den anderen Planorben,
mit denen er auch gewöhnlich zusammen vorkommt und ihre Lebens-
weise teilt. Entgegen seinen meisten Verwandten geht er in die Flüsse,
wo man ihn an Steinen in der Uferzone sitzend finden kann. So habe
ich ihn im Main bei Frankfurt erbeutet!). In der Rheinprovinz habe
ich die Art nicht in den großen Flüssen gesehen.
Nahetal: Münster a. St. (leg. A. Reichensperger; coll. O. le Roi). Kreuznach
(coll. C. Bttg.).
RheintalI: Boppard (1a, pag. 15). Genist bei Bingerbrück, Boppard (coll. C. Bttg.).
Saartal: Pachtener Bruch bei Dillingen, am Wehr bei Dillingen, Mündung der
Prims (99, pag. 40). St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 15; 101, pag. 72; coll. E. Hammann). Oberbillig,
St. Mathias bei Trier (coll. O. le Roi).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 15). Poppelsdorfer Schlossteich und Botanischer
Garten in Bonn, Brühler Schlossteich, Roisdorf (37, pag. 319). Poppels-
dorfer Schloßteich in Bonn, Brühler Schloßteich (38, pag. 80; 54, pag. 277).
Bonn, Botanischer Garten in Bonn (leg. H. Schenck; coll. Zo>l. Inst. Bonn).
Lessenich, Vollmershoven (coll. Th. Koep). Friesdorf, Bonn, Botanischer
Garten in Bonn, Köln, Genist bei Bonn und an der Siegmündung, Beuel,
Düsseldorf (coll. C. Bttg.).
Eifel: Pulmermaar, Schalkenmehrener Maar (14, pag. 251). Gemündener Maar,
Pulvermaar, Schalkenmehrener Maar (57, pag. 112 u. 160—161). Gemündener
Maar (108, pag. 60). Genist der Ahr (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn).
Burgfey, Kalkofen bei Aachen (coll. O. le Roi). Eischeider Hof bei Daun
(coll. Th. Koep). Pulvermaar, Euskirchen, Düren, Aachen (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Siegburg, stagnierende Arme der Sieg an der Mündung (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 41; 36, pag. 33; 38, pag. 80; coll. C. Bttg.).
Grotenbach-Weiher bei Gummersbach (coll. O. le Roi).
Tiefebene: Niepkuhlen bei Krefeld (43a, pag. 3). Berzdorf bei Wesseling,
Viersen, Neersen (coll. O. le Roi). Essen, Krefeld (leg. O. Fischer et ipse
legi) (coll. C. Bttg.).
Planorbis (Gyraulus) glaber Jeffr.
Entgegen der vorhergehenden Art ist der im europäischen Faunen-
gebiet recht weitverbreitete Planorbis glaber Jeffr. in der Rhein-
provinz recht selten. Seine Fundorte sind sehr sporadisch und liegen
häufig in botanischen Gärten, so auf eine Einschleppnug deutend.
1) Vergl. pag. 18 meiner Arbeit ‚Die Molluskenfauna des Mains bei Frankfurt,
einst und jetzt‘“ im Nachrichtsblatt der deutschen Malakozoologischen Gesell-
schaft, 1908, pag. 17—24.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz, 281
Es ist nicht ausgeschlossen, daß er dennoch in der Rheinprovinz weiter
verbreitet ist, denn er wird häufig mit der vorhergehenden Art ver-
wechselt und daher übersehen. An seinen Fundorten ist er nicht
besonders individuenreich. Er hat dieselbe Lebensweise wie die vorher-
gehende Art. Im fließenden Wasser, wie Planorbis albus Müll.,
habe ich diese Art jedoch nie gesehen.
Rheintal I: Genist bei Bingerbrück (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (coll. E. Hammann).
Rheintal II: Genist an der Siegmündung (94a, pag. 174). Bonn (coll. Zool. Inst.
Bonn). Botanischer Garten in Bonn, Genist bei Bonn und an der Sieg-
mündung (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Botanischer Garten in Elberfeld (35, pag. 41; 36, pag. 34).
Planorbis (Armiger) crista L.
Diese kleinste der deutschen Planorben kommt in der Rhein-
provinz im ganzen Gebiet vor. Sie gleicht in Lebensweise und Aufent-
haltsorten ihren Verwandten. Sie findet sich am zahlreichsten an
Wasserlinsen, an faulenden Pflanzenstengeln und auf dem Schlamm
am Boden. Die verschiedenen beschriebenen Formen kommen durch-
einander vor.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Genist bei Bingerbrück (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Matheiser Weiher bei Trier (94d, pag. 174).
Rheintal I: Botanischer Garten in Bonn, Poppelsdorfer Schloßteich in Bonn
(37, pag. 319; 38, pag. 80; 54, pag. 280). Kreuzberger Tümpel bei Bonn
(57a, pag. 77). Bonn (coll. Zool. Inst. Bonn). Botanischer Garten in Bonn,
Genist an der Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Eifel: Pulvermaar, Schalkenmehrener Maar (14, pag. 251). Pulvermaar, Meer-
felder Maar (57, pag. 112, 160—161). Laacher See (lebend und subfossil,
94, pag. 49 und 51). Metternich a. d. Swist (leg. R. Schauss), Kalkofen
bei Aachen (94d, pag. 174). Maare der Eifel (104a, pag. 83). Eischeider Hof
bei Daun (coll. R. Schauss). Pulvermaar, Laacher See, Euskirchen, Aachen
(coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 41; 36, pag. 33).
Tiefebene: München-Gladbach (14, pag. 253). Dülken (94d, pag. 174). Krefeld
(coll. €. Bttg.).
Planorbis (Hippeutis) complanatus L.
Von den beiden deutschen Hippeutis Agassiz- Arten kommt
in der Rheinprovinz nur Planorbis complanatus L. vor, während die
andere, Planorbis riparius W est., nur im Nordosten Deutschlands
lebt. In Lebensweise und Aufenthaltsorten weicht diese Art nicht von
den anderen Planorben ab. Während ich sie bei Frankfurt am Ufer
im offenen Main gefunden habe (vergl. oben unter Fam. Planorbidae),
ist es mir noch nicht gelungen, sie in den Flüssen der Rheinprovinz
und anderen Gegenden, in denen ich sammelte, nachzuweisen.
8. Heft
ZEBL Caesar R. Boettger:
Rheintal I: Genist bei Bingerbrück (coll. C. Bttg.).
Saartal: St. Johann (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (60, pag. 82). Poppelsdorfer Schloßteich und Botanischer
Garten in Bonn (37, pag. 319; 38, pag. 79; 54, pag. 296). Köln, Genist bei
Bonn und an der Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Eifel: Meerfelder Maar (57, pag. 112 und 161; 93, pag. 8). Laacher See (subfossil,
94, pag. 49 und 51). Aachen (coll. C. Bttg.).
Tiefebene: München-Gladbach (14, pag. 253). Viersen (78, pag. 104; 93, pag. 8).
Krefeld (coll. C. Bttg.).
Segmentina nitida Müll.
Das Genus Segmentina Flem. ist in der Rheinprovinz durch
die weitverbreitete Segmentina nitida Müll. im ganzen Gebiet ver-
treten. Ihre Aufenthaltsorte und ihre Lebensweise sind von den
Planorben nicht verschieden.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal: Boppard (la, pag. 15). Genist bei Bingerbrück, Boppard (coll. C. Bttg.).
Saartal: St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 15; coll. E. Hammann).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 15). Godesberg (37, pag. 319). Dottendorf, Friesdorf,
Roisdorf (38, pag. 79; 54, pag. 294). Kreuzberg bei Bonn (leg. H. Schenck;
coll. Zool. Inst. Bonn). Lengsdorf bei Bonn (coll. Th. Koep). Godesberg,
Friesdorf, Bonn, Kottenforst bei Bonn, Köln, Genist bei Bonn und an der
Siegmündung, Beuel, Düsseldorf (coll. C. Bttg.).
Eifel: Laacher Sce (lebend und subfossil, 94, pag. 49 und 51; coll. C. Bttg.).
Maischoss, Kalkofen bei Aachen (coll. ©. le Roi).
Siegtal: Siegburg (38, pag. 79; 54, pag. 294). Siegburg, stagnierende Arme
der Sieg an der Mündung (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (36, pag. 33; coll. C. Bttg.).
Tiefebene: München-Gladbach (14, pag. 253; 17, pag. 97). Neuss, Cleve (38,
pag. 79; 54, pag. 294). Flachsgruben bei München-Gladbach (43b, pag. 1).
Müddersheim (coll. H. Freiherr von Geyr). Viersen, Neersen, Dülken,
Schomm, Stenden, Breyeller See, Kriekenbecker Seen (coll. O. le Roi).
Essen, Krefeld (coll. C. Bttg.).
Fam. Ancylidae.
Die Ancylidae haben nördlich der Alpen nur wenige Vertreter,
während sie im Süden des europäischen Faunengebiets zahlreicher
vertreten sind. In Deutschland finden sich die beiden, sich unter-
einander wohl recht fern stehenden Genera Ancylus Geoffr. und
Acrolowzus Beck. Der Unterschied der beiden Gattungen ist im
allgemeinen bis jetzt sehr wenig gewürdigt worden. Während bei
Ancylus der Wirbel der Schale nach rechts geneigt ist, ist er bei Acro-
loxus nach links gewandt. Dies beweist, daß die Genera von Schnecken
abstammen, deren Gehäuse entgegengesetzt gewunden waren. Ihre
Schalen sind sich nur dadurch ähnlich geworden, daß beide eine
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 283
mützenartige Schalenform ausbildeten, die der Schale mancher
marinen Gattungen vergleichbar ist. Auch sind die Aufenthaltsorte
der beiden Genera verschieden. Während Ancylus nur in fließendem
Wasser und in den Eifelmaaren vorkommt, lebt Acroloxus nur in stehen-
dem Wasser. Mir erscheint es noch sehr fraglich, ob beide Genera über-
haupt in eine Familie gehören; ich halte sie vielmehr für Konvergenz-
erscheinungen.
Ancylus (Aneylastrum) fluviatilis Müll.
Die Gattung Ancylus Geoffr. kommt in der Rheinprovinz
nur in der weitverbreiteten Art Aneylus fluviatiis Müll. vor. Sie
lebt in fließendem Wasser von den Flüssen bis zu den kleinsten Bächen
und Quellen. Außerdem findet sie sich in den Eifelmaaren. Sie gehört
zu den häufigsten Schnecken der Provinz, da sie wenig anspruchsvoll
ist. Es gibt kaum einen Bach, der nicht von ihr bevölkert ist. Sie
lebt an Steinen und Pfählen. Sogar auf dem wandernden Geröll im
Fluß, daß von allen anderen Mollusken gemieden wird, siedelt sich
Ancylus flwviatiis M üll. manchmal an.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la; pag. 15). Trechtlingshausen, Nieder-Heimbach, Bacha-
rach, Oberwesel, St. Goar, Boppard; Rhein bei Bingerbrück, Trechtlings-
hausen, Bacharach, Oberwesel, St. Goar, Boppard, Brey, Aßmannshausen,
Lorch, Caub, St. Goarshausen, Camp, Braubach, Lahnstein (coll. C. Bttg.).
Hunsrück : Stromberg (coll. H. Freiherr von Geyr). Kondertal, Aspeler Tal,
Rhaunen, Erbeskopf (coll. O. le Roi). Simmern (coll. ©. Bttg.).
Saartal: Lenkbach bei Saarburg (coll. M. Britten). Saarhölzbach (coll. ©. le
Roi). St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 15; 101, pag. 72). Mosel (38, pag. 81; 54, pag. 245).
Mosel bei Koblenz (63, pag. 121)., Enkirch, Alf, Cochem, Alken; Mosel bei
Zeltingen, Trarbach, Enkirch, Alf, Cochem, Carden, Alken, Winningen,
Koblenz (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 15). Endenicher Bach, Poppelsdorfer Bach, beide
bei Bonn (37, pag. 321). Rhein bei Bonn, Wied bei Neuwied, Bäche um
Bonn (38, pag. 81; 54, pag. 245). Rhein oberhalb Niederwerth (61, pag. 159
und 160; 62, pag. 59). Melbtal bei Bonn (coll. O. le Roi). Andernach, Brohl,
Sinzig, Remagen, Mehlem, Godesberg, Bonn, Köln, Irlich, Rheinbrohl,
Hönningen, Linz, Unkel, Honnef, Düsseldorf; Rhein bei Koblenz, Urmitz,
Andernach, Brohl, Remagen, Oberwinter, Rolandseck, Mehlem, Godesberg,
Bonn, Köln, Engers, Irlich, Fahr, Gönnersdorf, Hammerstein, Rhein-
brohl, Hönningen, Linz, Erpel, Unkel, Honnef, - Königswinter, Beuel (coll.
C. Bttg.).
Eifel: Pulmermaar, fehlt im Schalkenmehrener Maar (14, pag. 251). Fließende
Gewässer der Eifel, Gemündener Maar, Laacher See (57, pag. 113). Ge-
mündener Maar (57, pag. 160; 108, pag. 60). Laacher See (57, pag. 162;
94, pag. 49). Nette bei Wernerseck (57a, pag. 75). Brohl oberhalb Ober-
weiler (104b, pag. 50). Brohl unterhalb Burgbrohl (104b, pag. 33).
Maischoss, Dürenbach bei Oberweiler, Liers bei Obliers und Wenzburg,
Enderttal, Urmersbach, Seilbach bei Manderscheid, Kalterherberg (in
8. Heit
284 Caesar R. Boettger:
einem Weiher ohne Zufluß), Schwalm bei Kalterherberg, Belgenbach bei
Montjoie, Kornelimünster, Septfonteines bei Aachen (coll. O. le Roi).
Bertrich, Manderscheid, Gillenfeld, Pulvermaar, Daun, Gerolstein, Mayen,
Eltztal, Monreal, Adenau, Laacher Sce, Brohltal, Neuenahr (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Kasbachtal bei Linz, Isenburg (coll. O. le Roi). Sayn (coll.
C. Bttg.).
Siegtal: Blankenberg (coll. O. le Roi).
Bergisches Land: Elberfeld (23, pag. 60). Becke bei Frömmersbach (coll.
O. le Roi).
Acroloxus lacustris L.
Auch das Genus Acroloxus B ec k ist in der Rheinprovinz in einer
weitverbreiteten Art, Acroloxus lacustris L., durchs ganze Gebiet
vertreten. Im Gegensatz zu Ancylus fluviatilis M üll. lebt diese Art
nur in stehendem Wasser, an denselben Orten wie die meisten Pla-
norben. Sie liebt pflanzenreiche Gewässer, wo man sie an Pflanzen-
stengeln und Schilf angeheftet findet, doch lebt sie auch an im Wasser
liegenden Holzstücken und Steinen, sowie an schwimmenden Blättern
verschiedener Wassergewächse. - Acroloxus lacustris L. und Ancylus
fluviatiis Müll. schließen in der Rheinprovinz einander aus, mit
Ausnahme der Eifelmaare, wo beide Arten zusammen vorkommen
können. Dies Verhalten wird durch die Lebensweise beider Arten
bedingt. Clessin (22, pag. 444) fand beide Arten einmal zusammen
in einem Bach, in dem jedoch sumpfige Stellen mit fließendem Wasser
abwechselten.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 15; coll. C. Bttg.).
Saartal: Prims, Gräben hinter der Papiermühle bei Dillingen (99, pag. 40) (der
erste Fundort, in der Prims, bezieht sich entweder auf stehende Teile des
Gewässers, oder es liegt eine Verwechselung mit Ancylus vor, worin ich noch
dadurch bestärkt werde, daß Ancylus in dem Verzeichnis nicht aufgeführt
wird). Merzig (coll. OÖ. le Roi). St. Johann (coll. €. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 15; 54, pag. 247; 101, pag. 72).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 15; 57a, pag. 99). Friesdorf, Dottendorf, Roisdorf,
Botanischer Garten in Bonn (37, pag. 321; 38, pag. 81; 54, pag. 247). Kotten-
forst bei Bonn (78, pag. 104). Friesdorf, Bonn, Kottenforst bei Bonn, Köln,
Beuel, Düsseldorf (coll. €. Bttg.).
Eifel: Laacher See (57, pag. 113 und 162; lebend und subfossil, 94, pag. 49
und 51; coll. C. Bttg.). i
Siegtal: Siegburg (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 41; 36, pag. 33; coll. C. Bttg.). 2}
Tiefebene: Viersen (78, pag. 104). Essen, Krefeld (coll. C. Bttg.).
Fam. Ericiidae.
Von der großen Gruppe der Pneumonopomen ist bis jetzt in der
Rheinprovinz ein einziger Vertreter bekannt geworden. Es ist dies
eine Art der Ericiidae. Diese Familie ist im europäischen Faunen-
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 285
gebiet in drei Gattungen vertreten, Ericia Moq. Tand., Tudorella
Fisch. und Leonia Gray, von denen jedoch nur Zricia eine
größere Verbreitung hat und auch für Deutschland in Betracht kommt.
Der, wie schon oben gesagt, einzige Vertreter der Pneumonopomen ge-
hört dieser Gattung an. Es ist Ericia elegans M üll., eine mediterrane
Art, die jedoch recht früh auf verschiedenen Wegen nach Norden
gelangt zu sein scheint. In Deutschland kennen wir Ericien bis weit
ins Tertiär hinein, Arten, die jedoch zu der heute auf das mediterrane
Gebiet beschränkte sulcata Drap.- Gruppe gehören, während wir
Vorläufer der Zricia elegans Müll. erst im älteren Pliocän von Siena
(Ericia praecurrens de Stef.) kennen.
Außerdem scheint das Vorkommen von zwei weiteren Pneumnno-
pomen in der Rheinprovinz nicht ausgeschlossen zu sein. Die eine
Art ist Acme (Platyla) polita Hartm., ein Vertreter der Acmeidae.
Sie ist über einen großen Teil von Europa verbreitet und auch aus
Deutschland in vielen Gegenden bekannt, sodaß wohl die Vermutung
nahe liest, daß sie sich in ganz Deutschland findet. Aus den an die
Rheinprovinz angrenzenden Ländern ist sie auch bekannt. Es wäre
sogar auffallend, wenn sie hier nicht vorkäme. Der Hauptgrund ihrer
Seltenheit mag darin liegen, daß die sehr versteckt lebende Schnecke
nur durch Sieben des Mulms gefunden wird. Dennoch habe ich, trotz
energischen Fahndens nach ihr, sie nicht erlangen können.
Die zweite Art, die in der Rheinprovinz vorkommen könnte, ist
Pomatias (Eupomatias) septemspiralis Raz. Diese mediterrane Art
ist von Südwesten her in deutsche Gebiete eingedrungen. Der nörd-
lichste deutsche Fundort liegt bei Metz in Lothringen, und es wäre
nicht ausgeschlossen, daß Pomatias von hier aus nach der benach-
barten Rheinprovinz übergreifen könnte. Es würde sich dann aller-
dings nur um ein kleines Grenzgebiet handeln; in dem allergrößten
Teil der Rheinprovinz fehlt die Art sicher.
Eriecia elegans Müll.
Wie schon oben gesagt, scheint Zricia elegans Müll. auf ver-
schiedenen Wegen sich schon früh nach Norden ausgedehnt zu haben.
Sonst ließe sich ihre Verbreitung kaum erklären, die an manchen
Stellen eher aussieht, als ob das Tier zurückwiche, als wenn es im
Vordringen begriffen sei. In der Diluvialzeit war die Art in Deutsch-
land sicher weiter verbreitet als zur Jetztzeit. Dann hat sie große
Gebiete geräumt und hat nur eine Reihe einzelner Orte, die ihr
günstige Bedingungen boten, behauptet. Zu diesen Fundorten ist
in der Rheinprovinz wohl der Fundplatz Weingarten in der Eifel
zu rechnen. Später nun ist das Tier erneut in manche Gebiete ein-
gedrungen, von denen es manche bereits früher innegehabt hatte.
Zu letzteren gehören wohl Mosel- und Rheintal, wo die Fundorte
meist deutlich das Vordringen entlang der Flußtäler erkennen lassen.
In den Rheinlanden ist die Art nicht selten, findet sich aber nur in den
gebirgigen Teilen der Provinz, während sie in der Ebene fehlt. Sie
findet sich hauptsächlich an sonnigen warmen Orten, in Weinbergen,
8. Heft
286 Caesar R. Boettger:
an Burgruinen und alten Mauerresten. Sie lebt recht versteckt, ge-
wöhnlich in Mauerritzen, doch auch unter Laub und Gebüsch (häufig
Efeu). Die Art verrät sich aber leicht durch die vielen gebleichten
Schalen, die an den Fundplätzen umherliegen.
Rheintal I: Rheintal von Basel bis zum Siebengebirge (32, pag. 90). Rheintal
bis Bonn (68a, pag. 58). Den Rhein entlang bis zum Siebengebirge bei
Bonn (75, pag. 383). Boppard (la, pag. 15). St. Goar (57, pag. 42; leg.
C. Brömme, 46, pag. 21). Bacharach, St. Goar, Boppard (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Moseltal (11b, pag. 157). Moselgebiet (68a, pag. 59).
Rheintal II: Rheintal von Basel bis zum Siebengebirge (32, pag. 90). Rheintal
bis Bonn (683, pag. 58). Den Rhein entlang bis zum Siebengebirge bei
Bonn (75, pag. 383). Bonn (la, pag. 15). Rolandseck, Linz, Neuwied (22,
pag. 446; 54, pag. 4). Rolandseck, Linz (38, pag. 81). Neuwied (43, pag. 47).
Hammerstein, Ockenfels, Wintermühlenberg bei Königswinter, Finkenberg
bei Beuel (leg. Bertkau) (57, pag. 109). Neuwied, Bonn, Rolandseck (66a,
pag. 252—253). Arienfels, Erpeler Ley, Asterstein am Ehrenbreitstein (leg.
A. Reichensperger) (90, pag. 108). Friedrichstein bei Fahr (leg. Preud-
homme; 103, ‘Heft 6). Unkel (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn).
Rolandseck, Ehrenbreitstein, Neuwied, Fahr, Hammerstein, Hönningen,
Linz, Erpel, Unkel, Finkenberg bei Beuel (coll. C. Bttg.).
Eifel: Landskrone im Ahrtal (22, pag. 446; 38, pag. 81; 54, pag. 4). Landskron,
Echternacherbrück a. d. Sauer (coll. O. le Roi). Weingarten (coll. Winterfeld).
Westerwald: Sayner Hütte (38, pag. 81; coll. ©. Bttg.). Brungsberg bei Linz
(coll. O. le Roi).
Siebengebirge: Löwenburg (38, pag. 81; 54, pag. 4; coll. C. Bttg.).
Fam. Viviparidae.
Die Viviparidae sind über große Erdräume verbreitet. In der
nördlichen Hälfte des europäischen Faunengebiets ist die Familie
zahlreicher an Arten als im Süden. In Deutschland kommen zwei
Arten der Gattung Vivipara Montf. vor, von denen die eine an
stehendes, die andere an fließendes Wasser gebunden ist.
Vivipara contecta Mill.
Vivipara contecta M ill. ist eine Art des stehenden Wassers. Sie
ist in Europa recht weit verbreitet und kommt auch in Deutschland
in vielen Gegenden vor, fehlt aber vor allem. in einigen südlichen Teilen
Deutschlands. Sie ist hauptsächlich Tier der Ebene. Im Rheinland,
das größtenteils gebirgig ist, ist die Art nicht häufig und fehlt auf
großen Strecken. In ihrem Verbreitungsgebiet lebt sie häufig an den
Stellen, an welchen sich auch Limnaea (Limnaea) stagnalis L. und
Planorbis (Planorbis) corneus L. finden. Diesen gleicht sie auch in
Aufenthaltsorten und Lebensweise.
Rheintal I: Boppard (la, pag. 15; 66a, pag. 206). Genist bei Bingerbrück (coll.
C, Bttg.).
Moseltal: Trier (101, pag. 72).
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 287
Rheintal II: Bonn (la, pag. 15). Schneller bei Deutz (leg. Bertkau; 57, pag. 109).
Rheingenist bei Beuel (coll. ©. le Roi).
Eifel: Fehlt in der Eifel (57, pag. 109).
Siegtal: Siegburg (38, pag. 81; 54, pag. 306; coll. C. Bttg.).
Tiefebene: München-Gladbach (14, pag. 253). Donk, Viersen (coll. O. le Roi).
Krefeld (coll. C. Bttg.).
Vivipara fasciata Müll.
Taf. I, Fig. 14.
Die Vivipara-Art des fließenden Wassers ist Vivipara fasciata
Müll. Sie ist sehr variabel und bildet in fast jedem Flußsystem eine
Lokalrasse aus. In der Rheinprovinz war sie ursprünglich nur aus der
Mosel und dem Rhein aufwärts bis Boppard-Camp bekannt. Später
fand man sie auch im Rhein bis in den Rheingau hinauf (49, pag. 318
— 324). Da eine Reihe tüchtiger älterer Forscher und Sammler das
Gebiet genau unter Kontrolle hatten und versicherten, früher niemals
das Tier dort gesehen zu haben, so kann man ziemlich mit Sicherheit
annehmen, daß Vivipara fasciata Müll. erst seit ungefähr dem
Jahre 1870 den Rhein aufwärts vorgedrungen ist. Auch in anderen
Gegenden Westdeutschlands ist über ein Vordringen der Art berichtet
worden (Neckar). Und zwar sonderbarer Weise hat sie sich, wie auch
Lithoglyphus naticoides Fer. und Dreissensia polymorpha Pall.,
nicht flußabwärts, sondern flußaufwärts ausgedehnt. Es handelt
sich übrigens bei dem Vordringen von Vivipara fasciata Müll.
eigentlich um eine Rückeroberung früher besetzter Gebiete, denn die
Art findet sich in den Pleistocänschichten von Mosbach. Beide
Formen, die Rheinform wie die Moselform, müssen wohl als gute
Lokalformen einen Namen erhalten, denn die Charaktere der Art
ändern von Fluß zu Fluß, während innerhalb desselben Flusses ziem-
lich stark an einer bestimmten Form festgehalten wird. Die Rhein-
form ist von der Moselform immerhin schon recht verschieden. Auf
ihre Abgrenzung hat schon K o b el t hingewiesen (49, pag. 321—323).
Ich benenne sie Vivipara fasciata rhenana nov. subspec. (Taf. 1,
Fig. 1) und Vivipara fasciata mosellana nov. subspec. (Taf. I,
Fig. 2). Die Rheinform ist größer, hat gewölbtere Windungen und
erscheint deshalb weniger kegelförmig. Ihre Mündung ist oben weniger
spitz, weshalb auch der Deckel gerundeter ist. Die Moselform. ist
kleiner, hat flachere Windungen und ist daher kegelförmiger. Mündung
und Deckel sind oben spitzer als bei der Rheinform. Ferner erhielt
ich die Art durch OÖ. le Roi aus dem Bruch von Viersen (Niers-
gebiet). Auch diese Form ist eine gut unterscheidbare Lokalrasse.
Sie ist im allgemeinen etwas größer als die Moselform, bleibt jedoch
an Größe bedeutend hinter der Rheinform zurück. Sie hat gewölbtere
Windungen als die Moselform und erscheint weniger kegelförmig als
sie. Mündung und Deckel sind oben weniger spitz als bei der
Moselform und halten die Mitte zwischen dieser und’ der Rheinform.
Die Lokalrasse des Niersgebietes findet sich auch jenseits der Grenze
in der Maas. Ich benenne sie Vivipara fasciata batava nov.subspec.
8, Heft
288 Caesar R. Boettger:
(Taf. I, Fig.3). Zu dieser Form gehört auch die Vivipara fasciata Müll.
der Saar, nicht zur Moselform (Taf. I, Fig. 4). Ob dies vielleicht mit
den berechtigten Untersuchungen vongDavis!), über den Zu-
sammenhang von Mosel und Maas in irgendwelche Beziehung gebracht
werden kann, muß die Zukunft lehren. Vivipara Tasciata Müll.
lebt an ruhigen Stellen größerer fließender Gewässer, festsitzend an
allen möglichen Gegenständen, Steinen, Holzpfählen und ähnlichem.
Rheintal 12): Boppard (1a, pag. 15). Rhein von Boppard abwärts (22, pag. 469;
54, pag. 307). Rheingau (52a, pag. 317 u. 318). Rhein bei Walluf (leg.
C. Brömme; 70, pag. 270). Rheingau (48, III. Jahrg. pag. 552, IV. Jahrg.
pag. 172). Rhein zwischen Schierstein und Walluf (61, pag. 147). Rhein
bei Assmannshausen (61, pag. 151). Rhein bei Mainz (62, pag. 37). Rhein
oberhalb Schierstein (62, pag. 39). Rhein unterhalb des Binger Lochs (11b,
pag. 159). Rheingau, Rhein bei Walluf, Rhein bei Schierstein (leg. Bucher,
F. Haas und C. Bttg.), Schiersteiner Hafen (leg. W. A. Lindholm und Lampe)
(49, pag. 318—319). Rhein bei Schierstein (63, pag. 107). Rhein bei
Östrich (66, pag. 73). Rheingau (leg. Heinzerling), Rhein bei Mainz unter-
halb des Salzbachzuflusses (leg. M. Marsson), Rhein bei Walluf (leg.
C. Brömme) (coll. Senck. Mus.). Rhein bei Mainz, Budenheim, Frei-Wein-
heim, Bingen, Bingerbrück, Trechtlingshausen, Bacharach, Oberwesel,
St. Goar, Boppard, Brey, Kastel, Biebrich, Schierstein, Walluf, Eltville
(Originalfundort der Vivipara jasciata rhenana C. Bttg.), Hattenheim,
Östrich, Winkel, Rüdesheim, Aßmannshausen, Lorch, Caub, St. Goars-
hausen, Camp, Braubach, Lahnstein (coll. C. Bttg.).
Saartal: Saar bei Merzig (coll. O. le Roi). Saar bei Saarbrücken (leg. J. Kurz;
coll. Senck. Mus.).
Moseltal: Mosel oberhalb St. Medart (101, pag. 72). Mosel (11b, pag. 159; 52a,
pag. 317 u. 318; 95, Neue Folge, Bd. 13, pag. 25; 32, pag. 91; 48, III. Jahrg.
pag. 552, IV. Jahrg. pag. 172). Trier (la, pag. 15; 66a, pag. 205; coll.
E. Hammann). Moselmündung (61, pag. 157). Mosel bei Alf (58, pag. 167).
Mosel von Trier bis zur Mündung (49, pag. 318—319; 54, pag. 307). Mosel
bei Zeltingen (49, pag. 322). Mosel bei Koblenz (63, pag. 121; 66, pag. 86
und 87). Mosel zwischen Zeltingen und Bernkastel (leg. H. Schenck; coll.
Zool. Inst. Bonn). Mosel bei Zeltingen (leg. F. C. Noll), Mosel bei Cochem
und Koblenz (coll. Senck. Mus.). Oberbillig, Aldegund (coll. O. le Roi).
Mosel bei Zeltingen, Trarbach, Enkirch, Alf, Cochem (Originalfundort
der Vivipara Jasciata mosellana C. Bttg.), Carden, Alken, Winningen,
Koblenz (coll. €. Bttg.).
Rheintal I: Rhein von Boppard abwärts (22, pag. 469). Rhein bei Düsseldorf
(14, pag. 254). Rhein in der Umgebung der Moselmündung (52a, pag. 317).
Rhein bei Koblenz (62, pag. 57). Rhein unterhalb des Binger Lochs (11b,
pag. 159). Bonn (66a, pag. 205). Rhein bei Rhöndorf (leg. H. Schenck;
coll. Zool. Inst. Bonn). Hafen von Brohl (coll. Senck. Mus.). Essenberg
a. Rh. (coll. O. le Roi). Rhein bei Koblenz, Andernach, Brohl, Remagen,
1)Davis,W.M. La Seine, la Meuse et la Moselle. Annales de Geographie.
Tome 5. Paris 1895—1896. pag. 25—49.
2) Außer den Fundorten der Rheinprovinz die der Rheinstrecke von Mainz
bis Bingen.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 289
Oberwinter, Rolandseck, Mehlem, Godesberg, Bonn, Köln, Engers, Irlich,
Fahr, Gönnersdorf, Hammerstein, Rheinbrohl, Hönningen, Linz, Erpel,
Unkel, Honnef, der Insel Grafenwerth, Königswinter, Beuel (coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Bruch bei Viersen (Originalfundort der Vivipara fasciata batava
C. Bttg.) (leg. O. le Roi; coll. ©. Bttg.).
Fam. Bythinidae.
Die Bythinidae sind, im Gegensatz zu den Viviparidae, im Süden
des europäischen Faunengebiets zahlreicher vertreten als im Norden.
In Deutschland finden sich zwei Arten des Genus Bythinia Leach.
Bythinia (Bythinia) tentaculata L.
Die in ganz Europa sich findende Bythinia tentaculata L. ist in
Deutschland durchs ganze Gebiet verbreitet. ° In der Rheinprovinz
‘ gehört sie zu den häufigsten Süßwasserschnecken. Sie ist, was Aufent-
haltsorte anbelangt, wenig wählerisch und kommt sowohl im stehenden
wie im fließenden Wasser vor. Trotzdem sie an solch verschiedenen
Orten lebt, hält sie doch streng an ihrer Schalenform fest und ist wenig
zum Variieren geneigt. Man findet sie in aller Art von stehenden
Gewässern, häufig in Gesellschaft der anderen Süßwasserschnecken,
besonders der Planorben. Wie diese, lebt sie am zahlreichsten in
üppigem Wasserpflanzengewirr, ohne jedoch daran gebunden zu sein.
Außerdem lebt sie auch in fließendem Wasser bis hinein in die großen
Flüsse. Sie sitzt hier an Steinen, Pfählen, Buhnen und, wenn Pflanzen
vorhanden sind, an diesen.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (1a, pag. 15). Rhein an der Loreley (81, pag. 272). Stiller
Rheinarm bei Oberwerth (61, pag. 155; 63, pag. 119; 66, pag. 85). Boppard,
Genist bei Bingerbrück; Rhein bei Bingerbrück, Trechtlingshausen,
Bacharach, Oberwesel, St. Goar, Boppard, Brey, Aßmannshausen, Lorch,
Caub, St. Goarshausen, Camp, Braubach, Lahnstein (coll. ©. Bttg.).
Saartal: Pachtener Bruch bei Dillingen (99, pag. 40). Merzig, Saarburg (coll.
‚©. le Roi). St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 15; 88b, pag. CLVIII; coll. E. Hammann). Mosel,
Mühlenteich bei Zurlauben unweit Trier, Moselarm oberhalb St. Medart
bei Trier (101, pag. 72). Moselmündung (61, pag. 157). Mosel bei Koblenz
(63, pag. 121; 66, pag. 86). Mosel bei Alf (58, pag. 167). Mosel bei Mosel-
kern und zwischen Rachtig und Bernkastel (leg. H. Schenck; coll. Zool.
Inst. Bonn). Wasserliesch, Oberbillig (coll. ©. le Roi). Mosel bei Zeltingen,
Trarbach, Enkirch, Alf, Cochem, Carden, Alken, Winningen, Koblenz (coll.
C. Btitg.).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 15; 57, pag. 109). Rhein oberhalb Niederwerth (61,
pag. 159; 65, pag. 572). Rhein bei Bonn (38, pag. 82). Rhein bei Beuel
(leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Dottendorf bei Bonn, Rhöndorf
(coll. ©. le Roi). Friesdorf, Bonn, Köln, Genist bei Bonn und an der Sieg-
mündung, Beuel; Rhein bei Koblenz, Andernach, Brohl, Remagen, Ober-
Archiv ftir Naturgeschichte
1912. A 8. 19 8. Heft
290 Caeser R. Boettger:
winter, Rolandseck, Mehlem, Godesberg, Bonn, Köln, Engers, Irlich, Fahr,
Gönnersdorf, Hammerstein, Rheinbrohl, Hönningen, Linz, Erpel, Unkel,
Honnef, Königswinter, Beuel (coll. C. Bttg.).
Eifel: Pulvermaar, fehlt im Schalkenmehrener Maar (14, pag. 251). Laacher
See (subfossil, 363, pag. 118; 38, pag. 82; subfossil, 57, pag. 162; subfossil,
87, pag. 50; lebend und subfossil, 94, pag. 50 und 51; lebend und subfossil,
leg. H. Schenck, coll. Zool. Inst. Bonn). Schalkenmehrener Maar, Laacher
See (subfossil; 57, pag. 109). Schalkenmehrener Maar (57, pag. 161).
Pulvermaar, Laacher See, Euskirchen, Düren, Aachen (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Stagnierende Siegarme (38, pag. 82). Siegburg, stagnierende Arme
der Sieg an der Mündung (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 41; 36, pag. 33; coll. C. Bttg.). Hildener
Heide (coll. R. Schauss).
Tiefebene: München-Gladbach (14, pag. 253). Kempen (43a, pag. 5). Viersen,
Neersen, Schloot, Stenden (coll. O. le Roi). Essen, Krefeld (leg. O. F. Fischer
et ipse legi) (coll. C. Bttg.).
N “ Bythinia (Bythinia) leachi Shepp.
Außer der allgemein bekannten Bythinia tentaculata L. kommt
in Deutschland noch eine seltenere Art vor, Bythinia leachi She
Sie ist durchaus Tier der Ebene und findet sich in Deutschland nur
in der norddeutschen Tiefebene, von wo sie bis zur Mainebene vor-
dringt. In den Rheinlanden kommt die Art nur in dem nördlichen
Teile der Provinz vor. Im Gegensatz zur vorhergehenden Art findet
man sie nur in stehenden und langsam fließenden Gewässern. Sie
lebt in Sümpfen, Brüchen, Tümpeln, Lachen, Teichen, Wassergräben,
stagnierenden Flußarmen und Altwasser. Man findet sie dort nach
Art der Bythinia tentaculata L. im Gewirr der Wasserpflanzen.
Bergisches Land: Elberfeld (36, pag. 33).
Tiefebene: Niepkuhlen bei Krefeld (43a, pag. 3). Kain (43a, pag. 5). Schloot
bei Kempen, Stenden (78, pag. 104). Stenden, Schloot bei Kempen, Niep-
kuhlen bei Krefeld (93, pag. 9). Schloot bei Kempen, Stendener Bruch
(17a, pag. 148). Krefeld (coll. C. Bttg.).
Fam. Hydrobiidae.
Auch die Hydrobiidae sind im Süden des europäischen Faunen-
gebiets zahlreicher vertreten als im Norden. Es gibt in dem medi-
terranen Gebiet eine Reihe von Genera, die im Norden fehlen. Ob
aber nun alle heute zu den Hydrobiiden gestellten Schnecken ein-
heitlichen Ursprungs sind, ist meines Erachtens noch sehr die Frage,
da man bei der Systematik bis jetzt nur auf die Gestalt der Schale
geachtet hat, ohne jedoch über die Anatomie der Tiere genau unter-
richtet zu sein. Die Hydrobiidae umfassen außer Süßwasserformen
auch eine große Anzahl Brackwasserformen. Während wir im übrigen
Deutschland drei Genera mit großem Artenreichtum haben, findet
sich im Rheinland nur das Genus Bythinella Mogq. Tand. in einer
Die Molluskenfauna der preussischen Rheinprovinz. 291
Art. Die Hydrobiiden sind geologisch sehr alt. In manchen Schichten
treten Vertreter, die im Brackwasser lebten (Hydrobia), so zahlreich
auf, daß sie der Schicht den Namen gaben (Hydrobienschichten des
unteren Miocäns).
Bythinella dunkeri v. Frauenf.
Die einzigste Bythinella der Rheinprovinz, die Art dunkerv
v. Frauenf., ist in dem rheinisch-westfälischen Schiefergebirge
auf beiden Seiten des Rheins weit verbreitet. Man findet sie nur in
den gebirgigen Teilen des Gebietes. Im Norden scheint sie bis Elber-
feld zu gehen, ist aber in letzter Zeit dort nicht mehr gefunden worden,
so daß sie vielleicht dort ausgestorben ist. Sie lebt nur in kühlen
Quellen mit frischem, sprudelndem Wasser, und, schon eine kurze
Strecke von der Quelle entfernt, findet sie sich nicht mehr in dem
Gewässer. Dafür fehlt sie aber im Gebirge in kaum einer geeigneten
Quelle. Sie sitzt hauptsächlich in den Blattachsen von Wasser-
pflanzen und an abgefallenen Blättern, die im Wasser liegen.
Rheinisch-westfälisches Schiefergebirge (55, pag. 58). Rheinisch-westfälisches
Schiefergebirge nördlich bis Elberfeld (12, pag. 18).
Hunsrück: Gornhausen (coll. W. Voigt).
Saartal: Pachtener Bruch bei Dillingen (99, pag. 40).
Eifel: Reinardstein, Eupen (28a, pag. 30). Reinardstein bei Malmedy, Gerol-
stein, Sellerich bei Prüm, Schneifel (93, pag. 9). Reichenstein bei Montjoie
(coll. ©. le Roi). Gerolstein (coll. C. Bttg.).
Westerwald: Eselsmühle im Sayntal (leg. R. Jetschin; coll. Senck. Mus.). Isen-
burg (coll. ©. le Roi). Sayntal (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (22, pag. 481; 23, pag. 60; leg. A. Schmidt, 28,
pag. 575—576; 30, pag. 32; 38, pag. 82; 54, pag. 316 und 318; leg. ©. Gold-
fuß, 96, pag. 331; coll). Zool. Inst. Bonn). Nützenberg und Kiesberg bei
Elberfeld (29, pag. 58 und 59). Elberfeld nicht gefunden (36, pag. 33).
Grotenbachquelle bei Gummersbach, Bäche bei Frömmersbach (leg. W. Voigt
u. O. le Roi; 90, pag. 108). Grotenbachquelle bei Gummersbach, Reining-
hausen, Frömmersbach (93, pag. 9).
Fam. Lithoglyphidae.
Die Lithoglyphidae sind im Südosten und Osten Europas weit
verbreitet. Nach Deutschland entsendet die Familie nur einen ein-
zigen Vertreter, Lithoglyphus naticoides F & r., ein sarmatisches Element
unserer Fauna, das sich ständig weiter nach Westen ausdehnt. Die
Familie hat sich wohl im Südosten und Osten Eruopas entwickelt
und gehört erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit unserer Fauna an.
Im deutschen Pleistocän findet sich Lithoglyphus pyramıdatus v. Möll.
(heute noch lebend in Kroatien und Bosnien).
Lithoglyphus naticoides Fer.
Wie schon oben gesagt, hat sich dieses sarmatische Element
unserer Fauna neben einem anderen, der Muschel Dreissensia poly-
19* 8. Heft
292 Caesar R. Boettger:
morpha P all., in letzter Zeit bedeutend nach Westen ausgebreitet.
Während die Art noch vor etwa 50 Jahren ihre Westgrenze bei Berlin
hatte, kommt sie jetzt im mittleren und unteren Rhein vor. Aus der
Mosel (außer der Mündung) und anderen Flüssen unserer Provinz
ist die Art mir noch nicht bekannt. Im Rhein lebt sie im Uferschlamm
und an Steinen sitzend.
Rheintal IP): Rheingau (11b, pag. 164; 77, pag. 142). Rhein bei Walluf (leg.
C. Brömme, 70, pag. 269; leg. C. Brömme, 47, pag. 85; leg. C. Brömme,
coll. Senck. Mus.). Rheinauswurf bei Niederwalluf, Hafen von Schierstein
(58a, pag. 110). Stiller Rheinarm bei Oberwerth (61, pag. 155; 63, pag. 119;
66, pag. 85). Rheingau bei Walluf (43c, pag. 241; 54a, pag. 265). Rhein-
gau in der Nähe von Wiesbaden (43c, pag. 246). Rheinlachen bei Mainz
(62, pag. 35). Rhein bei Schierstein (63, pag. 107). Binger Hafen (64, pag. 562).
Rhein bei Östrich (66, pag. 73). Rhein bei Mainz, Budenheim, Bingen,
Bingerbrück, Bacharach, Oberwesel, St. Goar, Boppard, Brey, Kastel,
Biebrich, Schierstein, Walluf, Eltville, Hattenheim, Östrich, Winkel, Rüdes-
heim, Aßmannshausen, Lorch, Caub, St. Goarshausen, Camp, Braubach,
Lahnstein (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Moselmündung (61, pag. 157). Mosel bei Koblenz (63, pag. 121; 66,
pag. 86 u. 87).
Rheintal II: Rhein bei Düsseldorf (13, pag. 112; 14, pag. 254). Rhein bei Koblenz,
Andernach, Irlich (coll. C. Bttg.).
Fam. Valvatidae.
Die Valvatidae, die in Europa sehr formenreich sind, kommen
in der Rheinprovinz nur in drei weitverbreiteten Arten des Genus
Valvata M üll. vor, während sich im übrigen Deutschland noch einige
weitere finden.
Valvata (Coneinna) piscinalis Müll.
Die über einen großen Teil Europas verbreitete Valvata pisci-
nalis Müll. ist in Deutschland recht häufig. In der Rheinprovinz
kommt die Art in stehenden und fließenden Gewässern durchs ganze
Gebiet vor. Einen schlammigen Untergrund scheint sie sehr zu bevor-
zugen. Sie lebt in Sümpfen, Tümpeln, Lachen, Teichen, Seen, Wasser-
gräben, stagnierenden Flußarmen und Altwassern, doch auch in Bächen
und Flüssen. In fließendem Wasser hält sie sich hauptsächlich in der
Uferregion auf. Man findet sie im Schlamm, doch auch im Gewirr der
Wasserpflanzen. In den Flüssen sitzt sie im Schlamm ruhiger Buchten,
doch auch an Steinen, Pfählen und ähnlichem.
Nahetal: Kreuznach (col!. ©. Bttg.).
Rheintal 1: Boppard (la, pag. 15). Stiller Rheinarm bei Oberwerth (61, pag. 157;
63, pag. 119). Genist bei Bingerbrück; Rhein bei Bingerbrück, Trecht-
lingshausen, Bacharach, Oberwesel, St. Goar, Boppard, Brey, Aßmanns-
!) Außer den Fundorten der Rheinprovinz die der Rheinstrecke von Mainz
bis Bingen.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 0293
hausen, Lorch, Caub, St. Goarshausen, Camp, Braubach, Lahnstein (coll.
C. Bttg.).
Saartal: St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 15; coll. E. Hammann). Mosel (54, pag. 300; 101,
pag. 72). Moselmündung (61, pag. 157). Mosel bei Zeltingen (leg. H. Schenck;
coll. Zool. Inst. Bonn). Mosel bei Zeltingen, Trarbach, Enkirch, Alf,
Cochem, Carden, Alken, Winningen, Koblenz (coll. ©. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 15). Godesberger Bach bei Bonn (38, pag. 82; 54,
pag. 300). Kottenforst bei Bonn (78, pag. 104). Bonn, Kottenforst bei Bonn,
Köln, Beuel, Genist bei Bonn und an der Siegmündung; Rhein bei Koblenz,
Urmitz, Andernach, Brohl, Remagen, Oberwinter, Rolandseck, Mehlem,
Godesberg, Bonn, Köln, Engers, Irlich, Fahr, Gönnersdorf, Hammerstein,
Rheinbrohl, Hönningen, Linz, Erpel, Unkel, Honnef, Königswinter, Beuel
(coll. ©. Bttg.).
Eifel: Pulvermaar, fehlt im Schalkenmehrener Maar (14, pag. 251). Pulvermaar,
Aachen (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Stagnierende Siegarme (38, pag. 82; 54, pag. 297; leg. H. Schenck,
coll. Zool. Inst. Bonn). Siegmündung (78, pag. 104). Siegburg, stagnierende
Arme der Sieg an der Mündung, Siegmündung (coll. €. Bttg.).
Tiefebene: Viersen, Neersen (78, pag. 104). Krefeld (leg. O. F. Fischer et ipse
legi; coll. C. Bttg.).
Valvata (Tropidina) pulchella Stud.
Valvata pulchella Stud. ist in der Rheinprovinz die seltenste
Valvata, ja sie gehört hier zu den am wenigsten gefundenen Schnecken.
In Deutschland scheint sie über das ganze Gebiet verbreitet zu sein,
jedoch sind ihre Fundorte sehr sporadisch. Dies tritt auch in der
Rheinprovinz hervor, wo die Art bis jetzt erst an einer Stelle in der
Tiefebene beobachtet wurde. Wenn diese jedoch einst genauer durch-
forscht sein wird, werden sicher auch weitere Fundorte des seltenen
Tieres bekannt werden. Die Fundplätze außerhalb der Provinz, an
denen ich die Art fand, waren stehende schlammige Gewässer, wie
Sümpfe, Tümpel und Wassergräben. Sie lebte dort am häufigsten
im Schlamm, doch auch im Gewirr der Wasserpflanzen. An ihren
Fundorten trat sie immer in beträchtlicher Individuenzahl auf.
Tiefebene: Bruch bei Viersen (94a, pag. 91).
Valvata (Gyrorbis) cristata Müll.
Valvata ceristata Müll. ist die kleinste der deutschen Valvaten.
Wie im übrigen Deutschland, wird sie wohl auch in der Rheinprovinz
durchs ganze Gebiet vorkommen. Sie lebt nur in stehenden Gewässern.
Auch sie bevorzugt Schlammboden. Man findet das Tier in Sümpfen,
Tümpeln, Lachen, Teichen, Seen, Wassergräben, stagnierenden Fluß-
armen und Altwassern. Sie lebt dort im Schlamm und im Gewirr der
Wasserpflanzen. Auch findet man sie in Gesellschaft der kleinen
Planorben an der Unterseite der Wasserlinsen.
8. Heft
294 Caesar R. Boettger:
Rheintal 1: Boppard (la, pag. 15). Genist bei Bingerbrück (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (coll. E. Hammann).
Rheintal II: Genist bei Bonn (1 Exemplar; coll. C. Bttg.).
Eifel: Schalkenmehrener Maar (14, pag. 251). Schalkenmehrener Maar, Meer-
felder Maar, Laacher See (subfossil) (57, pag. 109 und 161—162). Laacher
See (37, pag. 323; 38, pag. 82; 54, pag. 302; subfossil, 94, pag. 50 und 51).
Tiefebene: München-Gladbach (14, pag. 253). Krefeld (coll. C. Bttg.).
Fam. Neritinidae.
Die Neritinidae, die über große Erdräume verbreitet sind, finden
sich im europäischen Faunengebiet in zwei untereinander recht ab-
weichenden Subgenera der Gattung Neritina L a m., nämlich Neritaea
Roth und Theodoxzus Montf. Während Neriaea Roth ein
wenn auch verhältnismäßig früher Einwanderer aus dem Süden
ist, gehört Theodoxzus Montf. seit geologisch langen Zeiten
unserer Fauna an. Theodozus ist wohl seit dem Lias in Europa ein-
heimisch. Neritaea hat nur Vertreter im Südosten des europäischen
Faunengebiets und erreicht den Erdteil Europa nicht mehr. Theodozus
dagegen ist in Europa weit verbreitet. In der Rheinprovinz findet
sich eine Art, während in anderen Teilen Deutschlands, im Donau-
system, noch zwei Arten hinzukommen.
Neritina (Theodoxus) fluviatilis L.
Die einzigste Neritina der Rheinprovinz ist die in Nord- und
Mitteleuropa weitverbreitete Neritina flwiatilis L. Sie ist im ganzen
Gebiet vertreten, bevorzugt aber entschieden die größeren Gewässer,
stehende, wie fließende. Man findet sie in Flüssen, Bächen, Seen. Das
träge Tier sitzt dort an Steinen, Pfählen und sonstigen Gegenständen
im Wasser, nicht an Wasserpflanzen.
Rheintal I: Boppard (la, pag. 15). Rhein (54, pag. 324; 57, pag. 110; 97a,
pag. 110). Rhein an der Loreley (81, pag. 272). Rhein bei Bingerbrück,
Bacharach, St. Goar, Boppard, Brey, Lorch, Caub, St. Goarshausen, Brau-
bach, Lahnstein (coll. C. Bttg.).
Saartal: Weder in der Prims noch in der Saar (99, pag. 40).
Moseltal: Mosel und deren größere Zuflüsse (101, pag. 72). Trier (la, pag. 15;
coll. E. Hammann). Moselmündung (61, pag. 158). Mosel bei Alf (58,
pag. 168). Mosel bei Koblenz (63, pag. 121; 66, pag. 86 u. 87). Mosel,
Mosel bei Alken (38, pag. 82; 54, pag. 324). Mosel (22, pag. 506; 57,
pag. 110; 66a, pag. 208; 97a, pag. 110). Treis, Moselkern, Oberbillig (coll.
O. le Roi). Mosel bei Zeltingen, Trarbach, Alf, Cochem, Carden, Alken,
Winningen, Koblenz (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (1a, pag. 15). Rhein (54, pag. 324; 57, pag. 110; 973, pag. 110).
Rhein oberhalb Niederwerth (61, pag. 160; 62, pag. 59). Rhein bei Koblenz
(62, pag. 57). Rhein bei Bonn (38, pag. 82). Neuwied (43, pag. 133, 134,
135, 137). Rhein bei Neuwied (43, pag. 136). Rhein (57, pag. 110). Rhein
bei Beuel (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Rhöndorf, Rheidter
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 295
Werth (coll. ©. le Roi). Rhein bei Koblenz, Andernach, Brohl, Oberwinter,
Mehlem, Bonn, Köln, Engers, Irlich, Gönnersdorf, Hammerstein, Rhein-
brohl, Hönningen, Linz, Unkel, Honnef, Beuel (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (23, pag. 60).
Fam. Sphaeriidae.
Die Kenntnis der Sphaeriidae ist noch in den ersten Anfängen,
besonders unter den kleinen Formen herrscht heutigentags eine
große Verwirrung. Daher sind letztere bis jetzt für einen tiergeogra-
phischen Überblick schlecht zu gebrauchen. Viele Arten des fließenden
Wassers haben dagegen in jedem Flußsystem von einander abweichende
Formen ausgebildet, so daß sie schon heute mit Erfolg zu geographischen
Studien zu verwerten sind. Wir haben in Deutschland drei Genera,
Sphaerium Scopoli, Musculium Link und Pisidium C. Pfr.
Die Tiere leben teils in stehendem, teils in fließendem Wasser, im
Schlamm oder Sand versteckt. Musculium Link klettert aber ge-
wandt im Gewirr der Wasserpflanzen umher und steigt an Pfählen
und ähnlichem in die Höhe.
Sphaerium (Cyclas) rivicola Lam.
Die größte deutsche Sphaerium-Art ist Sphaerium rivicola L a m.
Die Muschel ist bei uns in der Rheinprovinz nicht selten. Sie bevor-
zugt größere Gewässer, stehende und fließende. Sie lebt in Flüssen,
Bächen, Seen. Man findet sie im Schlamm und Sand.
Rheintal I: Boppard (la, pag. 16). Stiller Rheinarm bei Oberwerth (61, pag. 155).
Rhein (22, pag. 559; 54, pag. 351). Rhein bei Bingerbrück, Bacharach,
St. Goar, Boppard, Brey, Aßmannshausen, Lorch, Caub, St. Goarshausen,
Braubach, Lahnstein (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 16). Mosel bei Trier (101, pag. 72). Mosel (54, pag. 351).
Mosel bei Koblenz (65, pag. 570; 66, pag. 86 u. 87). Mosel zwischen Rachtig
und Bernkastel (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Mosel bei Zel-
tingen, Trarbach, Alf, Cochem, Carden, Alken, Winningen, Koblenz (coll.
C. Bttg.).
Rheintal II: Rhein (22, pag. 559; 54, pag. 351). Lengsdorfer Bach bei Bonn
(37, pag. 323). Düsseldorf (38, pag. 83; 54, pag. 351). Rhein bei Bonn
(tote Stücke; 57a, pag. 72). Rhein oberhalb Niederwerth (61, pag. 160).
Rhein bei Königswinter und Beuel (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn).
Rhein bei Koblenz, Andernach, Brohl, Oberwinter, Mehlem, Bonn, Köln,
Irlich, Gönnersdorf, Hammerstein, Rheinbrohl, Hönningen, Linz, Unkel,
Honnef, Beuel (coll. C. Bttg.).
Eifel: Laacher See (22, pag. 559; 38, pag. 83; 54, pag. 351; subfossil, 57, pag. 114;
subfossil, leg. Goldfuss u. Zool. Inst. Bonn, 57a, pag. 71; subfossil, 94, pag. 50).
Sphaerium (Cyrenastrum) solidum Norm.
Sphaerium solidum Norm. findet sich in Deutschland nur in
den größeren Flüssen, fehlt aber vollständig im Donausystem. In
8. Heft
296 Caesar R. Boettger:
der Rheinprovinz lebt die Art im Rhein. Sie hält sich im Sande, nicht
im Schlamme auf.
Rheintal I: Rhein (22, pag. 561; 32, pag. 114). Rhein bei Bingerbrück, Bacha-
rach, St. Goar, Aßmannshausen, Caub, St. Goarshausen, Braubach (coll.
C. Bttg.).
Rheintal I: Rhein (22, pag. 561; 32, pag. 114). Rhein bei Bonn (38, pag. 83;
54, pag. 354). Rhein bei Koblenz, Andernach, Brohl, Bonn, Köln, Irlich,
Rheinbrohl, Hönningen, Unkel, Honnef, Beuel (coll. C. Bttg.).
Sphaerium (Corneola) corneum L.
Taf. I. Fig. 5—6.
Die häufigste und auch für die Tiergeographie wichtigste
Sphaerium-Art, Sphaerium corneum L., ist durch ganz Deutschland
verbreitet. In der Rheinprovinz ist sie recht häufig, da sie sowohl in
stehendem als auch fließendem Wasser vorkommt. Der Typus der
Art findet sich in stehenden und langsam fließenden Gewässern. Er
lebt in Sümpfen, Tümpeln, Lachen, Teichen, Seen, Wassergräben,
stagnierenden Flußarmen und Altwassern. Man findet das Tier im
Schlamm. Diese Art hält von allen unseren Muscheln am besten im
Sumpfwasser aus. Eine bauchige Form, die gewöhnlich in kleineren
stehenden Gewässern lebt, ist Sphaerium corneum nucleus Stud.
Auch sie findet sich durch die ganze Provinz verbreitet. Wichtig für
die Tiergeographie ist die Flußform von Sphaerium corneum L. Die
meisten Flüsse, wie Neckar (Sphaerium corneum niceri Geyer),
Main (Sphaerium corneum moenanum K.ob.), Schelde (Sphaerium
corneum scaldianum Norm.) und andere haben ihre entsprechenden
Lokalformen. Die Form der Mosel, die auch im unteren Rhein lebt und
die ich Sphaerium corneum mosellanum nov. subspec. (Taf. I.
Fig. 5—6) nennen möchte, ist recht festschalig und gewöhnlich dunkler
als die Mainform. Das Vorderteil ist verkürzt und die wenig hervor-
tretenden, breiten Wirbel sind sehr nach der Mitte gerückt. Oberrand
und Unterrand sind wenig gebogen, der Unterrand ist häufig gerade,
ja manchmal sogar etwas eingedrückt. Das Schloß ist kräftiger als
beim Typust). Die Flußform lebt im Schlamm und Sand der Flüsse
zwischen Steinen und Buhnen, am häufigsten in der Uferregion.
Nahetal: Kreuznach (auch nucleus; coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 16). Stiller Rheinarm bei Oberwerth (nucleus;
63, pag. 119). Rhein bei Bingerbrück, Bacharach, St. Goar, Boppard, Brey,
Aßmannshausen, Lorch, Caub, St. Goarshausen, Braubach, Lahnstein
(coll. ©. Bttg.).
Saartal: St. Johann (auch nuecleus; coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 16; 101, pag. 72). Mosel (54, pag. 353). Mosel bei Alf
(58, pag. 167). Mosel bei Koblenz (als dickini Cless.; 63, pag. 120). Mosel
1) Sphaerium corneum mosellanum C. Bttg. kommt auch in der Mosel
außerhalb der Rheinprovinz vor, da Stücke der Art aus der Mosel bei Metz, die im
Senckenbergischen Museum zu Frankfurt am Main liegen (leg. Meyer), zweifellos
hierher gehören.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 297
zwischen Rachtig und Bernkastel (leg. H. Schenck; col). Zool. Inst. Bonn).
Mosel bei Zeltingen, Trarbach, Enkirch, Alf, Cochem (Originalfundort des
Sphaerium corneum mosellanum C. Bttg.), Carden, Alken, Winningen,
Koblenz (coll. ©. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (1a, pag. 16). Friesdorf, Dottendorf (37, pag. 322). Friesdorf,
Dottendorf, Roisdorf, Botanischer Garten in Bonn (38, pag. 83). Friesdorf,
Dottendorf, Roisdorf (54, pag. 353). Dottendorf, Friesdorf, Bonn (auch
nucleus), Kottenforst bei Bonn (auch nucleus), Köln (auch nucleus), Beuel,
Düsseldorf (auch nucleus); Rhein bei Koblenz, Andernach, Brohl, Oberwinter,
Mehlem, Bonn, Köln, Engers, Irlich, Fahr, Gönnersdorf, Hammerstein,
Rheinbrohl, Hönningen, Linz, Erpel, Unkel, Honnef, Beuel (coll. C. Bttg.).
Eifel: Laacher See (38, pag. 83; 54, pag. 353; nucleus, 57, pag. 114; nucleus,
subfossil, 57a, pag. 71). Eischeider Hof bei Daun (coll. Th. Koep). Euskirchen,
Düren, Aachen (auch nucleus) (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Siegburg (38, pag. 83; 54, pag. 353). Siegmündung (leg. H. Schenck;
coll. Zool. Inst. Bonn). Siegburg (auch nucleus), stagnierende Arme der
Sieg an der Mündung (auch nucleus), Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (35, pag. 41; 36, pag. 33; coll. C. Bttg.).
Tiefebene : Viersen, Stenden, Breyeller See, Schloot (coll. ©. le Roi). Essen,
Krefeld (leg. O. F. Fischer et ipse legi) (coll. ©. Bttg.).
Musculium lacustre Müll.
Durch Vergleich einer größeren Anzahl von Material bin ich zu
der Überzeugung gelangt, daß wenigstens die Stücke von Musculium
Link, die ich gesehen habe, alle zu einer, allerdings sehr variablen
Art gehören, die den Namen Musculium lacustre M ül]. tragen muß.
Ich bin mit Thiele der Ansicht, daß Musculium lacustre Müll.
die einzige Art ihres Genus in Deutschland ist; wenigstens sind aber
die rheinischen Musculium-Formen nur eine Spezies. Alle als andere
Arten beschriebenen Stücke dieser Gattung aus der Rheinprovinz
möchte ich zur obigen Art ziehen. Diese ist durch die ganze Provinz
verbreitet. Man findet sie in stehenden und langsam fließenden Ge-
wässern. Sie lebt in Sümpfen, Tümpeln, Lachen, Teichen, Seen,
Wassergräben, stagnierenden Flußarmen und Altwassern. Sie ist
die lebhafteste unserer Muscheln und kriecht gern im Gewirr der
Wasserpflanzen herum, findet sich jedoch auch im Schlamm. Auch
versteht sie es, mit Hilfe ihres Fußes geschickt zu klettern, selbst
an senkrechten Wänden. Letzteres kann man vor allem in Aquarien
beobachten, wo sie häufig an den Glaswänden in die Höhe kriecht.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 16).
Saartal: Papiermühle bei Dillingen, Altmühler Graben bei Dillingen (99, pag. 40).
Köhnen (101, pag. 72). St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 16; 54, pag. 356; 101, pag. 72).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 16; leg. OÖ. Goldfuss, 96, pag. 333). Friesdorf, Dotten-
dorf, Poppelsdorf, Endenich bei Bonn (37, pag. 322). Botanischer Garten
und Poppelsdorfer Schloßteich in Bonn, Venusberg und Endenich bei Bonn,
8. Heft
298 Caesar R. Boettger:
Dottendorf (38, pag. 84). Botanischer Garten und Poppelsdorfer Schloß-
teich in Bonn (54, pag. 356). Botanischer Garten in Bonn (coll. O. le Roi).
Dottendorf, Friesdorf, Bonn, Kottenforst bei Bonn, Köln, Beuel, Düsseldorf
(coll. ©. Bttg.).
Eifel: Andribosse bei Robertville (coll. O. le Roi). Euskirchen, Düren, Aachen
(coll. C. Bttg.).
Siegtal: Siegarme (38, pag. 84; 54, pag. 356). Siegburg, stagnierende Arme der
Sieg an der Mündung (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Grotenbachtal bei Gummersbach (coll. ©. le Roi).
Tiefebene: Müddersheim (coll. H. Freiherr von Geyr).
Pisidium (Fluminina) amnicum Müll.
Die Systematik der Pisidien ist noch sehr im argen, und unsere
Kenntnis der Arten befindet sich noch im Anfangsstadium. Vor allem
läßt die Abgrenzung der meisten Arten vieles zu wünschen übrig,
besonders, da man neuerdings Clessins Einteilungsmethode
(22, pag. 583—622) als wohl nicht ganz einwandsfrei erkannt hat.
Da die Fundortsangaben in der älteren Literatur deshalb sehr mit
Vorsicht zu gebrauchen sind, kann man über die Verbreitung der
einzelnen Arten noch nicht viel sagen. Es scheint aber beinahe so,
als ob alle, mindestens die meisten, wenigstens sporadisch über ganz
Deutschland verbreitet sind. Eine gewisse Ausnahme machen die
Subgenera Fluminina Cless.und Rivulina Cless., da sie in Deutsch-
land nur durch je eine gut differenzierte Art vertreten sind, während
bei dem Subgenus Fossarina Cless. die Verwirrung um so größer ist,
so daß man eigentlich nur Pisidium henslowianum Shepp. genau
begrenzen kann.
Pisidium amnicum Müll., das im europäischen Faunengebiet
eine sehr große Verbreitung hat, kommt in Deutsckland wohl durchs
ganze Gebiet vor. Die Art findet sich auch in der Rheinprovinz, wo
sie nur im fließenden Wasser lebt. Man trifft sie im Schlamm und Sand
von Bächen und Flüssen an.
Rheintal I: Boppard (coll. ©. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 16). Bäche und Flüsse des Regierungsbezirks Trier
(101, pag. 72). Mosel (54, pag. 359). Alf, Mosel bei Cochem (coll. ©. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 16). Dransdorfer Bach bei Bonn (37, pag. 323). Drans-
dorfer Bach, Godesberger Bach, beide bei Bonn (38, pag. 83; 54, pag. 359).
Bäche bei Bonn (leg. Rolle; coll. Senck. Mus.). Bonn, Köln, Beuel (coll.
C. Bttg.).
Eifel: Aachen (coll. ©. Bttg.). ud
Pisidium (Rivulina) supinum A. Schm.
Pisidium supinum A. Sehm., der einzigste Vertreter des Sub-
genus Rivulina Cless. in Deutschland, ist im Europa nördlich der
Alpen verbreitet. Diese Art ist das Charaktertier größerer Flüsse;
sie ist neu für die Rheinprovinz. Ich fand sie an einigen Stellen im Sande
des Rheins. Ich vermute, daß das Tier auf der ganzen Strecke des
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 299
Rheins in der Rheinprovinz vorkommt. Ihre versteckte Lebensweise
läßt sie aber sehr schwer erbeuten.
Rheintal I: Rhein bei St. Goarshausen (coll. ©. Bttg.).
Rheintal I: Rhein bei Koblenz, Brohl, Bonn, Beuel (coll. C. Bttg.).
Pisidium (Fossarina) henslowianum Shepp.
Pisidium henslowianum Shepp., das leicht an den Lamellen
auf den Wirbeln der Schale zu erkennen ist, scheint in der Rheinprovinz
verbreiteter zu sein, als man gewöhnlich annimmt. Es lebt in fein-
schlammigem Grunde von langsam fließenden Bächen,
Rheintal I: Trechtlingshausen, Boppard (coll. C. Bttg.). 5
Saartal: St. Johann (coll. C. Bttg.). | ’
Moseltal: Alf (coll. ©. Bttg.).
Rheintal II: Godesberger Bach bei Bonn (38, pag. 83; 54, pag. 357; leg. Rolle,
coll. Senck. Mus.). Andernach, Sinzig, Bonn, Köln, Beuel (coll. ©. Bttg.).
Eifel: Bertrich, Aachen (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Untere Sieg (54, pag. 357). Siegburg (coll. ©. Bttg.).
Pisidium (Fossarina) obtusale €. Pir.
Wie schon oben gesagt, befindet sich die Systematik der deutschen
Fossarina-Arten noch sehr im argen. Nur Pisidium (Fossarina) hens-
lowianum Shepp. ist von den anderen scharf getrennt. Bei der
Annahme weiterer Arten halte ich eine weise Beschränkung zurzeit
für das ratsamste. Für die Rheinprovinz nehme ich außer Pıisidium
(Fossarina) henslowianum Shepp. daher nur folgende Fossarına-
Arten an: die Form stehender Gewässer, Pisidium obtusale C. Pfr.,
die Form langsam fließender Gewässer, die jedoch auch ins stehende
Wasser geht, Pisidium fontinale C. Pfr., die Form der kleinsten
stehenden Gewässer und Pfützen (vielleicht eine Kümmerform einer
der vorhergehenden), Pisidium milium Held, und die Form der
Quellen, Pisidium pusillum Gm el.
Im Gegensatz zur vorhergehenden fand ich Pisidium obtusale
C. Pfr. nur im stehenden Wasser. Sie lebt im Schlamm und feinem
Sand, in Sümpfen, Wassergräben, Teichen und Seen.
Nahetal: Kreuznach (coll. ©. Bttg.).
Saartal: St. Johann (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Bonn (60, pag. 82). Poppelsdorfer Bach, Pappelweiher, Kottenforst,
alle bei Bonn (37, pag. 323). Buschdorf bei Bonn (38, pag. 83; 54, pag. 365).
Friesdorf, Bonn, Kottenforst bei Bonn, Köln, Beuel (coll. C. Bttg.).
Eifel: Laacher See (94, pag. 50). Laacher See, Euskirchen, Aachen (coll. C. Bttg.).
Siebengebirge: Heisterbach (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Siegburg (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (36, pag. 33; 38, pag. 83; 54, pag. 365; coll. C. Bttg.).
Kiesberg bei Elberfeld (29, pag. 59).
Tiefebene: Schomm bei Dülken (coll. O. le Roi). Krefeld (coll. €. Bttg.).
8. Heft
300 Caesar R. Boettger:
Pisidium (Fossarina) fontinale €. Pir.
Diese Art findet sich in stehenden und langsam fließenden Ge-
wässern. Sie lebt im Schlamme von Sümpfen, Wassergräben, Teichen,
Altwassern und ruhigen Stellen von langsam fließenden Bächen.
Nahetal: Kreuznach (coll. C. Bttg.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 16).
Saartal: Pachtener Bruch bei Dillingen (99, pag. 40). St. Johann (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 16; 54, pag. 363). Quelle an der Mauer des Weinberges
kurz vor der Olewig bei Trier (101, pag. 172).
Rheintal I: Poppelsdorfer Bach, Pappelweiher, Kottenforst, alle bei Bonn
(37, pag. 323). Poppelsdorfer Bach, Endenicher Bach, beide bei Bonn (38,
pag. 83; 54, pag. 363). Bonn (54, pag. 361). Godesberg, Bonn, Kotten-
forst bei Bonn, Köln, Beuel, Düsseldorf (coll. C. Bttg.).
Eifel: Schalkenmehrener Maar, Meerfelder Maar, Wanzenboden auf dem Mosen-
berg bei Manderscheid (57, pag. 115). Schalkenmehrener Maar, Meerfelder
Maar (57, pag. 161). Laacher See (subfossil; coll. O. le Roi). Bertrich,
Neuenahr, Düren, Aachen (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Kiesberg bei Elberfeld (29, pag. 59). Elberfeld (38, pag. 83;
54, pag. 363). Elberfeld nicht gefunden, dagegen J’isidium obtusale C. Pfr.
(36, pag. 33).
Pisidium (Fossarina) milium Held.
Diese Art kommt nur im Schlamme der kleinsten stehenden
Gewässer vor, in kleinen Tümpeln und Wasserlöchern, manchmal in
Gesellschaft von Limnaea (Limnophysa) truncatula Müll. Wie diese
stellt auch sie vielleicht eine Kümmerform einer anderen Art dar.
Rheintal II: Kottenforst bei Bonn (coll. ©. Bttg.).
Eifel: Laacher See (subfossil), Linzenshäuschen bei Aachen (coll. O. le Roi).
Pisidium (Fossarina) pusillum Gmel.
Pisidium pusillum G mel. lebt nur in Quellen. Die Art findet
sich an denselben Orten wie Bythinella dunkeri v. Frauenf.
Eifel: Gerolstein (coll. C. Bttg.).
Fam. Margaritanidae.
Die Margaritanidae, die Vertreter des Najadentyps mit dem
ursprünglichsten und dem am wenigsten differenzierten anatomischen
Bau, sind in Deutschland wie auch im übrigen Europa in der einzigen
Gattung Margaritana Schum. vertreten und zwar in den beiden
Subgenera Margaritana sens. striet. und Pseudunio Haas. Während
Margaritana sens. striet. sich in der weitverbreiteten Margarıtana
(Margaritana) margaritifera L. auch in der Rheinprovinz findet,
kommt der einzigste Vertreter von Pseudunio, Margaritana (Pseudunio)
sinuala La m., in dieser Gegend nicht vor.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 301
Margaritana (Margaritana) margaritifera L.
Margaritana margaritifera L., der einzigste deutsche Vertreter
der in der Nordhemisphäre weitverbreiteten Gattung, ist in Deutsch-
land wohl als Glazialrelikt aufzufassen. Um eine Zucht des Perlen
liefernden Tieres anzulegen, wurde die Art verschiedentlich mit Erfolg
an geeigneten Stellen Deutschlands ausgesetzt, so z.B. von dem
bayrischen und dem stammverwandten pfälzischen Fürstenhaus.
Die Versuche, die Muschel in den Bächen des Hunsrücks, in denen
sie nicht vorkommt, anzusiedeln, schlugen fehl, ebenso der Einbürge-
rungsversuch in der Salm (Eifel) (27, pag. 143). Die Muschel lebt in
kalkarmen Gebirgsbächen der Urgebirgsformation mit sandigem und
steinigem Grund, während sie in Bächen mit schlammigem Grund
nicht vorkommt. Sie steckt tief im Sand verborgen, sodaß nur etwa
2 bis 5em der Muschel sichtbar sind. Die Tiere stecken oft in einer
Kolonie zusammen, die sich unter einem Stein in Keilform. angeordnet
hat. Die Margaritana margaritifera L. der Rheinprovinz gehört der
hauptsächlich in England und Frankreich verbreiteten westeuro-
päischen Margaritana margaritifera elongata Lam. an, die hier ihre Ost-
grenze findet. Eine sonderbare Form der Margaritana margaritifera L.
findet sich in der Nister bei Hachenburg am Nordabhang des Wester-
waldes; es ist Margaritana freytagi Kob. Nach der Meinung von Haas
ist sie keine besondere Art und nur auf mehr ovale Stücke von Mar-
garıtana margaritifera L. begründet (mündliche Mitteilung). Sie
findet sich an den Abhängen des Westerwaldes immer in einzelnen
Stücken unter typischen Exemplaren. Es ist allerdings noch nicht
besonders viel Material bekannt. Nach den Stücken, die ich sah
(darunter der Typus der Margaritana freytagi Ko b.), muß ich mich
der Ansicht von Haas vollkommen anschließen.
Hunsrück :') Prims bei Primsweiler (leg. Heck u. H. Meyer; 92, pag. 117). Hahnen-
bach (5, pag. 111). Hunsrück (95a, pag. 412). Ruwer (95b, pag. 1). Ruwer,
Sauer (101, pag. 72). Bäche des Hunsrück (leg. Tischbein, 1a, pag. 16; 22,
pag. 530; leg. Tischbein, 38, pag. 84). Ruwer (27, pag. 135—141; 42,
pag. 815). Mittlere Ruwer, in der Sauer nicht gefunden (26, pag. 292).
Wadhrill, Lösterbach, Tron bei Gräfentron, Trönchen, Imsbach, Prims bei
Mettnich, Münzbach bei Braunshausen, Mühlenteich der Heidter Mühle
(27, pag. 141). Ansiedelungsversuche im Fellerbach, Löster, Vedenzer Bach
gescheitert (27, pag. 143). Hunsrück, Ruwer bei Trier (32, pag. 110). Bäche
des Hunsrücks, Sauer (54, pag. 339). Ruwer (leg. L. v. Heyden), Söterbach
bei Birkenfeld (leg. Tischbein), Prims (leg. Heck), Prims bei Primsweiler,
Wadrill und Tron (coll. Senck. Mus.).
Eifel: Gebiet der Prüm: Litzenmehlen, Seitenbach des Mehlenbachs bei Wahl-
scheid (leg. H. Meyer; 92, pag. 117). Alfbach bei Pronsfeld, Bierbach bei
Masthorn, Waldbier, Seitenbach des Bierbachs (leg. J. Reuter, 92, pag. 117).
Schwalm bei Montjoie (79, pag. 48). Ansiedelungsversuch in der Salm ge-
1) Außer den Fundorten der Rheinprovinz die des Nordabhangs des Wester-
walds.
8, Heft
302 Caesar R. Boettger:
scheitert (27, pag. 143). Schwalm bei Montjoie, Amel bei Ligneuville (93,
pag. 10). Our bei Dasburg, Roer und Schwalm bei Kalterherberg, Schwalm
bei Montjoie (leg. Hönninghaus), Meinbach bei Watzerath und Mehlen-
bach bei Niedermehlen, beide im Kreis Prüm (coll. Senck. Mus.).
Westerwald: Wied bei Altwied (leg. W. Kobelt u. W. Voigt; 92, pag. 117).
Bäche des Westerwaldes (leg. Tischbein, la, pag. 16; 22, pag. 530; leg. Tisch-
bein, 38, pag. 84; 54, pag. 339). Nister bei Hachenburg (46, pag. 31—32).
Nordabhang des Westerwaldes (12, pag. 35). Nister (57a, pag. 70). Nister
bei Hachenburg (darunter der Typus von Margaritana freytagi Kob.;
leg. W. Kobelt, coll. Senck. Mus.).
Bergisches Land: Brölbach bei Felderhoferbrücke und Hernstein (leg. W. Voigt
und F. Wirtgen, 92, pag. 117; 93, pag. 10). Brölbach bei Felderhoferbrücke
und Hernstein (leg. O. le Roi), Neye bei Wipperfürth (leg. R. Herbst) (coll.
Senck. Mus.).
Fam. Unionidae.
Früher wurden die Unionidae für die tiergeographische Forschung
sehr wenig, ja überhaupt nicht verwandt. Welche Bedeutung ihnen
heutigentags beigelegt wird, läßt sich am besten aus der Einleitung
dieser Arbeit erkennen. Diese Familie ist in Deutschland durch drei
Gattungen vertreten, Unio Retz., Anodonta Cuv. und Pseudano-
donta Bourg., die auch alle Arten in der Rheinprovinz haben.
Unio pietorum L.
Dieser in den deutschen Gewässern recht weit verbreitete Unio
lebt in der Rheinprovinz in Flüssen und größeren Bächen, sowie deren
stagnierenden Armen und Altwassern. Er steigt jedoch lange nicht
so weit in die Bäche hinauf wie die Vertreter des Formenkreises des
Unio crassus Retz. Die Muschel lebt im Schlamme und im Sande
verborgen und sieht nur mit dem Hinterende aus dem Sande heraus.
Nahetal: Nahegebiet (leg. Tischbein; coll. Senck. Mus.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 16). Stiller Rheinarm bei Oberwerth (61, pag. 155;
66, pag. 85). Rhein bei Bingerbrück, Bacharach, St. Goar, Brey, St. Goars-
hausen, Braubach, Lahnstein (coll. C. Bttg.).
Hunsrück : Söterbach in Birkenfeld (leg. Tischbein), Blies bei Neunkirchen
(leg. Heck) (coll. Senck. Mus.).
Saartal: Kanal oberhalb der Dillinger Schmiede, Saar (99, pag. 40). Saar bei
Montelair (coll. OÖ. le Roi).
Moseltal: Trier (la, pag. 16). Mosel und größere Bäche (101, pag. 72). Mosel bei
Neumagen (54, pag. 347). Mosel bei Koblenz (66, pag. 86 u. 87). Mosel
zwischen Ellenz und Ediger bei Zeltingen (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst.
Bonn). Mosel bei Oberbillig (coll. O. le Roi). Mosel bei Zeltingen, Trarbach,
Alf, Cochem, Carden, Winningen, Koblenz (coll. C. Bttg.).
Eifel: Sauer bei Steinheim (coll. ©. le Roi).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 16). Rhein (37, pag. 321). Rhein oberhalb Nisder-
werth (61, pag. 160). Rhein bei Bonn (54, pag. 347; 86, pag. 91 u. 92).
Rhein bei Bonn und Beuel (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Rhein
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 303
am Siebengebirge (leg. W. Voigt), bei Schwarz-Rheindorf (leg. O. le Roi)
(coll. Senck. Mus.). Rhein bei Essenberg (coll. O. le Roi). Rhein bei Koblenz,
Andernach, Brohl, Mehlem, Bonn, Köln, Irlich, Gönnersdorf, Hammer-
stein, Rheinbrohl, Hönningen, Linz, Unkel, Honnef, Beuel (coll. C. Bttg.).
Siegtal: Sieg (37, pag. 321). Sieg bei Siegburg (coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Krickenbecker Seen (coll. O. le Roi).
Unio tumidus Retz.
Unio tumidus R etz. ist in der Rheinprovinz der seltenste Unio.
Er ist auch weniger zu Variationen geneigt als die übrigen Arten. Er
lebt nur in den großen Flüssen, hat aber eine besondere Vorliebe für
ruhiges Wasser. Er findet sich auch häufiger in stagnierenden Fluß-
armen und in Altwassern als im offenen Fluß. Manche Stücke aus dem
Rhein führen zu Unio tumidus rhenanus K ob. über, der Reaktions-
form des Unio tumidus R etz. auf die Strömung, die das Vorderende
verkürzt hat.
Nahetal: Nahe bei Büdesheim (coll. Senck. Mus.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 16). Stiller Rheinarm bei Oberwerth (66, pag. 85).
Rhein bei Bingerbrück, St. Goar, Brey, St. Goarshausen, Lahnstein (coll.
C. Bttg.).
Saartal: Saar bei Montelair (coll. O. le Roi).
Moseltal: Trier (la, pag. 16). Mosel (101, pag. 72). Mosel bei Neumagen (38,
pag. 85; 54, pag. 350). Mosel bei Moselkern (leg. O. le Roi; coll. Senck. Mus.).
Mosel bei Oberbillig (coll. OÖ. le Roi). Mosel bei Trarbach, Alf, Cochem
(coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Rhein bei Bonn (38, pag. 85; 54, pag. 350; 86, pag. 92; leg.
W. Voigt, coll. Senck. Mus.). Rhein bei Bonn, Schloßteich von Brühl (37,
pag. 321). Rhein bei Beuel (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Rhein
bei Koblenz, Brohl, Bonn, Köln, Rheinbrohl, Honnef, Beuel (coll. C. Bttg.).
Unio batavus Lam.
Taf. I. Fig. 7. Taf. II. Fig. 13.
Entgegen den beiden vorigen Arten geht Unio batavus Lam.
und sein ganzer Formenkreis weit höher in die Gewässer hinauf und
findet sich noch in kleinen Bächen. Der Typus des Unio batavus La m.
lebt in der Rheinprovinz in den Zuflüssen der Maas (Roer, Niers usw.).
Im Rhein und in der Mosel bildet die Art eine sehr diekschalige große
Form mit häufig verkürztem Vorderende aus, eine Reaktionsform auf
die Strömung, analog dem Unio tumidus rhenanus K o b., eine Form,
die sich dem Unio batavus pseudocrassus Haas nähert. Auf Ver-
wechselung mit dieser Form beruhen die Angaben der älteren Autoren
über Unio crassus Retz. In den Rheinlanden müssen zwei Formen
von dem typischen Unio batavus Lam. abgetrennt werden. Die eine
ist der Unio batavus Lam. der Nahe und ihrer Nebenflüsse, den ich Unio
batavus navensis nov. subspec. (Taf. II. Fig. 1—3) benenne. Er ist
im unteren, ruhigen Lauf den Rheinformen sehr ähnlich (Taf. II. Fig. 3),
in der oberen, rasch über Steingrund dahinfließenden Nahe oft bizarr
ausgebildet (Taf. II. Fig. 1), mit eingedrücktem Unterrand’ und stark
8. Heft
304 Caesar R. Boettger:
gebogenem Rücken, sodaß er von früheren Autoren als Unio ater Nilss.
bezeichnet wurde, zu welcher Benennung auch die schwarze Farbe der
Epidermis beigetragen haben mag. Unio ater Nilss. ist aber eine
schwedische Form, von der der Autor (Historia Molluscorum Sveciae.
Lundae 1822) selbst sagt: „Habitat in amne Höjea prope Lund; alibi
nondum reperta“. Die Jugendstadien (Taf. II. Fig. 2) dieser regel-
mäßig am Vorderende meist stark kariösen Formen ist rein oval und
beweist den Zusammenhang der Muscheln des Unterlaufes mit den
meist so abweichenden Formen des Oberlauls.
Die andere Form, die vom typischen Unio batavus Lam. ab-
getrennt werden muß, ist der Unio batavus La m. der Saar und ihrer
rechten Nebenflüsse. Ich benenne ihn Unio batavus distinguendus
nov.subspec. (Taf. 1. Fig.7). Er ist ausgezeichnet durch die schlanke,
ovale Form. Er ist im allgemeinen recht dünnschalig, nur die Form
der Saar selbst ist diekschaliger. Letzteres ist wohl durch das größere
Gewässer zu erklären. Die Form der Prims, die in der Jugend mit
der der Blies identisch ist, streckt sich im Alter zu stark verlängerter
Gestalt, die durch den horizontalen, ja sogar eingedrückten Unter-
rand auffällt. Ihre Wirbel sind verhältnismäßig aufgeblasen und
wie der ganze Vorderteil stark kariös. In den kleinen Bächen bleibt
auch diese Form natürlich verhältnismäßig klein.
In den rechten Nebenflüssen des Rheins im Gebiet der Rhein-
provinz lebt kein Unio batavus La m. Hier wird er durch die folgende
Art ersetzt.
Unio batavus batavus Lam.
Rheintal I: Boppard (1a, pag. 16). Stiller Rheinarm bei Oberwerth (61, pag. 155).
Rhein bei Bingerbrück, Bacharach, St. Goar, Brey, St. Goarshausen, Brau-
bach, Lahnstein (coll. C. Bttg.).
Moseltal: Trier (la, pag. 16). Mosel (38, pag. 85; 54, pag. 341). Moselmündung
(61, pag. 157). Mosel bei Koblenz (63, pag. 120). Mosel zwischen Ellenz
und Ediger (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Mosel und größere Zu-
flüsse (101, pag. 72). Mosel bei Traben-Trarbach (leg. Knipprath; coll.
Senck. Mus.). Mosel bei Oberbillig und Briedel (coll. O. le Roi). Mose! bei
Zeltingen, Trarbach, Alf, Cochem, Carden, Winningen, Koblenz (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Rhein bei Bonn (38, pag. 85; 54, pag. 341, 342 und 344; 60, pag. 82;
86, pag. 91 u. 92). Rhein bei Bonn, Dransdorfer Bach bei Bonn (37, pag. 321).
Rhein oberhalb Niederwerth (61, pag. 160). Rhein bei Koblenz (61, pag. 57).
Rhein bei Beuel (leg. H. Schenck, coll. Zool. Inst. Bonn). Rhein am Sieben-
gebirge (leg. W. Voigt; coll. Senck. Mus.). Rhein bei Koblenz, Andernach,
Brohl, Mehlem, Bonn!), Köln, Irlich, Gönnersdorf (auffallend zu pseudo-
crassuss Haas überführend), Hammerstein, Rheinbrohl, Linz, Unkel,
Honnef, Beuel (coll. C. Bttg.).
Eifel: Kill bei Speicher (leg. Reuter), Kill bei Killburg (coll. Senck. Mus.). Sauer
be‘ Steinheim (coll. ©. le Roi).
1) Bei Bonn fand ich am Rheinufer auch einen toten Unio batavus Lam.
mit sehr dunkler Schalenepidermis, der nach Vergleichen aus einem der Neben-
flüsse der Mosel stammen muß.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 305
Tiefebene: Niers bei Viersen (leg. O. le Roi), Triet bei Korschenbroich (leg.
H. Brockmeier) (coll. Senck. Mus.). Erft bei Neuss (38, pag. 85; 54, pag. 341).
k Unio batavus navensis C. Bttg.
Taf. II. Fig. 1-3.
Hahnenbach (leg. M. Bach; 96, pag. 333). Nahe bei Weyersbach (leg.
Tischbein), Nahe bei Kreuznach (leg. H. Krah), Nahe (leg. ©. Brömme),
Nahe bei Kirn (leg. Pennigroth), Birkenfeld (leg. Tischbeip), Hahnenbach
bei Birkenfeld (leg. Tischbein) (coll. Senck. Mus.).
Unio batavus distinguendus C. Bttg.!)
Taf. I. Fig. 7.
Saar, Kanal oberhalb der Dillin gerSchmiede (99, pag. 40). Saar bei
Saarbrücken (leg. J. Kurz), Prims bei Primsweiler (leg. Naturhist. Verein
Bonn), Prims und Bist und Oster (leg. Heck), Blies bei St.Wendel, Falsalb
an der Eichelsberger Mühle bei Pirmasens (leg. E. Strebel) (coll. Senck.
Mus.). Saar bei Montelair (coll. O. le Roi).
Unio crassus Retz.
Wie schon oben gesagt, kommt in den rechten Nebenflüssen des
Rheins von der Lahn (ab Gießen) nordwörts, d.h. nordwärts der
Wasserscheide des Taunus, kein Unio batavus Lam. mehr vor. Er
wird durch Unio crassus Retz. ersetzt. Auch er steigt, wie Umio
batavus La m., weit in die Böche hinauf. Er ist das Charaktertier
des großen Urtalstromgebietes (s. Einleitung) und beweist so, daß die
rechten Nebenflüsse des Niederrheins einst nicht in den Moselrhein
mündeten. In allen diesen Flüssen und Bächen findet sich eine ver-
hältnismäßig einheitliche Form des Unio cerassus Retz. Kobelt
beschreibt eine hierher gehörige Form aus der Nister bei Hachen-
burg (46, pag. 30—31) als Unio kochi Kob. Doch schon früher ist
eine Form dieser Art aus dem betreffenden Gebiete beschrieben worden.
Es ist dies der auf ein Exemplar mit verkrüppelter Schale ge-
gründete Unio rubens Mke., den Mı nke aus einem Mühlengraben
bei Barmen erhalten hat, der in die Wupper führt (72, pag. 149). Ob-
wohl Menke selbst seine Art wieder einzieht und sie zu Umio crassus
Retz. stellt (73, pag. 158—159), müssen wir nach Nomenklatur-
regeln den Namen für die Umio crassus Retz.-Formen der rechten
Nebenflüsse des Niederrheins wieder aufnehmen und diese als Uno
crassus rubens Mke. bezeichnen. Unio kocht Kob. ist synonym.
®) Ein in die Wupper führender Mühlengraben bei Barmen (72, pag. 149).
Nister bei Hachenburg (32, pag. 108; 46, pag. 30—31). Düssel zwischen
Erkrath und Hochdahl (23, pag. 60). Sieg (37, pag. 322; 38, pag. 85;
54, pag. 341). Agger (57, pag. 114). Große Nister bei Heuzert und
Hachenburg (58a, pag. 112). Nister bei Hachenburg (darunter Typus des
1) Außer den Fundorten der Rheinprovinz einer aus der Gegend von Pirmasens.
2) Außer den Fundorten der Rheinprovinz die der Lahn von Gießen ab-
wärts mit ihren Nebenflüssen, der Dill und des Nordabhangs des Westerwalds.
Archiv für Naturgeschichte
1912. 48. 20 8. Hoft
306 Caesar R. Boettger: »
Unio kochi Kob.; leg. W. Kobelt), Dill bei Dillenvurg (leg. F. Haas),
Lahn bei Balduinstein (leg. Knipprath), Wupper (leg. A. Rubbel), Mühlen-
graben der Wupper bei Barmen und Wupper bei Barmen (Cotypen des
Unio rubens Mke. von C. T. Menke an E. A. Rossmässler), Wied, Wiehl
(Nebenfluss der Agger, leg. Wolff), Lahn zwischen Nassau und Diez (leg.
F. Haas), Lahn bei Runkel (leg. F. Haas), Aar bei Hohnstein (leg. F. Haas),
Weil bei Rod (leg. F. Haas), Wörsbach unterhalb Wallrabenstein (leg.
F. Haas) (coll. Senck. Mus.). Dhünn bei Schlebusch (sogar in einer
Größe von 86 mm) (leg. Lischke, Mus. Loebbekeanum, zur Zeit Senck.
Mus.). Lahn bei Diez, Nassau, Ems; Sieg bei Siegburg (coll. C. Bttg.).
Anodonta piscinalis Nilss.
In der Einteilung des Genus Anodonta C u v. herrschte seit jeher
eine große Verwirrung. Sind die verschiedenen Formen, von denen
fast jeder Fundort eine mindestens etwas abweichende austildet, als
Arten oder als Standortsformen einer oder weniger Arten aufzufassen?
Linn hatte zwei Arten beschrieben; Draparnaud faßte wieder
alles in seine Anodonta variabilis zusammen. Diese Mäßigung im Auf-
stellen neuer Arten schwand bald, und vor allem tat die ‚„nouvelle
ecole‘“‘ in Frankreich das ihrige. So kam es, daß Westerlund
(105) aus dem paläarktischen Gebiet einige hundert ‚Arten‘ aufführte,
von denen allein ungefähr hundert auf Deutschland kamen. Es ist
ein Verdienst Clessins (22, pag. 513), den Gedanken Drapar-
nauds wieder zum Leben erweckt zu haben, nur schöpfte er für
seine Art recht unnötigerweise wieder einen neuen Namen, Anodonta
mutabilis, der dasselbe bezeichnet wie Anodonia variabihis Drap.
Bei der Untersuchung eines großen Materials aus verschiedenen
Gegenden Deutschlands bin ich zu der Überzeugung gelangt, daß
Draparnaud wie Clessin wohl über das Ziel hinaus geschossen
haben. Ich schließe mich vielmehr der Ansicht von Haas an (4l,
pag. 172—174), der zwei deutschen Arten anerkennt, die sich vor allem
in den Jugendformen, die ja auch an den Jahresringen (besser Alters-
ringen) der ausgewachsenen Schalen erkennbar sind, unterscheiden!).
Die Jugendformen von Anodonta piscinalis Nilss. sind kürzer und
oben mit einem ziemlich flügelartigen Ausbau versehen, während sie
bei Anodonta cellensis Schröt. länglicher sind, ohne den flügel-
artigen Ausbau. Auch liegt, wie schon Haas sagt (pag. 173), bei
Anodonta piscinalis Nilss. der tiefste Punkt des gekrümmten Unter-
randes bedeutend hinter dem Lote vom Wirbel auf die Längsachse
der Muschel, während dieser Punkt bei Anodonta cellensis Schröt.
nahe am Lot liegt. Für mich ist auch überzeugend, daß beide Arten
zusammen vorkommen, ohne sich jedoch zu mischen.
Anodonta piscinalis Nilss. ist in der Rheinprovinz recht ver-
breitet. Die Art lebt sowohl im stehenden wie im fließenden Wasser
!) Die complanata Zieg].- Gruppe, die man früher zu Anodonta stellte,
bildet heute infolge anatomischer Abweichungen das Genus Pseudanodonta
Bourg.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz, 307
mit schlammigem Grunde, seltener im Sand. Daher sucht sie sich in
Flüssen auch mit Vorliebe ruhige Buchten aus. Man findet sie in
größeren Sümpfen, Teichen, Seen, Flüssen, größeren Bächen,
stagnierenden Flußarmen und Altwassern. Eine Kümmerform dieser
Art ist Anodonta piscinalis anatina L., die sich hauptsächlich in kleineren
Gewässern findet. Eine diekschaligere Flußform ist Anodonta piscinalis
ponderosa 0. Pfr. Exemplare mit schnabelförmig ausgezogenem
Hinterende bilden die Form Anodonta piscinalis rostrata Kok.
Weitere weniger wichtige Formen gibt es noch in Menge.
Nahetal: Nahe bei Kreuznach (leg. H. Krah; coll. Senck. Mus.).
Rheintal I: Boppard (la, pag. 16). Stiller Rheinarm bei Oberwerth (61, pag. 155).
Rhein bei Bingerbrück, Bacharach, St. Goar, Brey, St. Goarshausen, Brau-
bach, Lahnstein (coll. C. Bttg.).
Hunsrück : Prims bei Hüttersdorf (leg. Heck; coll. Senck. Mus.).
Saartal: Papiermühle bei Dillingen (99, pag. 40). Saar bei Montelair (coll.
O. le Roi).
Moseltal: Trier (la, pag. 16; 101, pag. 72). Mosel bei Trier (38, pag. 85; 54,
pag. 334). Moselmündung (61, pag. 157). Mose! bei Zeltingen (leg. H. Schenck;
coll. Zool. Inst. Bonn). Mosel bei Zeltingen, Trarbach, Alf, Cochem, Carden,
Winningen, Koblenz (coll. C. Bittg.).
'Rheintal II: Bonn (la, pag. 16). Dransdorfer Bach bei Bonn, Poppelsdorfer
Schloßteich in Bonn, Brühler Schloßteich, Rhein bei Bonn (37, pag. 322;
38, pag. 85). Rhein bei Bonn (54, pag. 333 und 337; 86, pag. 92; leg.
H. Schenck, coll. Zool. Inst. Bonn). Dransdorfer Bach bei Bonn (54, pag. 336).
Rhein am Siebengebirge, bei Schwarz-Rheindorf und Beuel (leg. O. le Roi;
coll. Senck. Mus.). Brühl; Rhein bei Koblenz, Andernach, Brohl, Mehlem,
Bonn, Köln, Irlich, Gönnersdorf, Hammerstein, Rheinbrohl, Hönningen,
Linz, Unkel, Honnef, Beuel (coll. C. Bttg.).
Eifel: Swift bei Lüftelberg (leg. A. v. Jordans; coll. Senck. Mus.).
Siegtal: Siegburg, stagnierende Arme der Sieg an der Mündung (37, pag. 322;
38, pag. 85). Siegburg (54, pag. 336). Siegburg, stagnierende Arme der
Sieg an der Mündung, Siegmündung (coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (37, pag. 325; 38 pag. 86; 54, pag. 333). Teich
bei Aprath (leg. E. Schmidt; coll. C. Bttg.).
Tiefebene: Erft bei Neuss (38, pag. 85; 54, pag. 333). Niepkuhlen bei Krefeld,
Krickenbecker Seen (coll. ©. le Roi).
Anodonta cellensis Schröt.
Im Gegensatz zu Anodonta piscinahs Nilss. kommt Anodonta
cellensis Sehröt. nur in stehendem und langsam fließendem Wasser
vor. Man findet die Art in größeren Sümpfen, Teichen, Seen, stagnie-
renden Flußarmen und Altwassern, häufig in Gesellschaft der vorigen.
Sie lebt im Schlammgrund. Die als Anodonta cygnea L. beschriebenen
Stücke mögen wohl größtenteils zu dieser Art zu rechnen sein.
Rheintal I: Boppard (la, pag. 16).
Saartal: Papiermühle bei Dillingen (99, pag. 40).
20* 8. Hett
308 Caesar R. Boettger:
Moseltal: Trier, (1a, pag. 16; 54, pag. 330 und 332; 101, pag. 72).
Rheintal II: Bonn (la, pag. 16; 60, pag. 82). Poppe’sdorfer Schloßteich in Bonn,
Brühler Schloßteich (37, pag. 322; 38, pag. 85; 54, pag. 330). Poppels-
dorfer Schloßteich in Bonn (54, pag. 332). Brühl (coll. C. Bttg.).
Eifel: Meerfelder Maar (57, pag. 114 und 161).
Siegtal: Siegburg, stagnierende Arme der Sieg an der Mündung (37, pag. 322;
38, pag. 85; 54, pag. 330). Siegburg (54, pag. 332; coll. C. Bttg.).
Bergisches Land: Elberfeld (38, pag. 85; 54, pag. 330).
Tiefebene: Sümpfe um Neuss (38, pag. 85; 54, pag. 332).
Pseudanodonta elongata Hol.
Der Typus der Gattung, die gewöhnlich als einzigste deutsche Art
angeführte Pseudanodonta complanata Ziegl., unterscheidet sich
von der in der Rheinprovinz lebenden Form recht beträchtlich. Die
echte Pseudanodonta complanata Z ie gl. lebt in der oberen Elbe. Die
rheinische Form ist viel länger und der Unterrand der Schale weniger.
gebogen, fast horizontal. Sie gehört zu derselben Art, die in der
Themse, der Seine, der Maas und im oberen Rhein lebt (vergl. 41,
pag. 172). Man muß für sie den Namen Pseudanodonta elongata
H o1.!) annehmen. Pseudanodonta elongata H o1. lebt in fließendem
Wasser, in Flüssen und Bächen. Schlammigen Grund bevorzugt sie.
Nahetal: Nahe bei Kreuznach (leg. H. Krah; coll. Senck. Mus.).
Rheintal I: Rhein (22, pag. 527). Rhein bei Bingerbrück, St. Goar, Brey,
St. Goarshausen (coll. ©. Bttg.).
Saartal: Papiermühle bei Dillingen (99, pag. 40). Saar bei Saarbrücken (leg.
J. Kurz; coll. Senck. Mus.).
Moseltal: Mosel (95, Neue Folge, Bd. 17, pag. 46). Mosel bei Moselkern (coll.
O. le Roi). Mosel bei Trarbach, Alf, Cochem (coll. C. Bttg.).
Rheintal II: Rhein (22, pag. 527). Rhein bei Bonn (38, pag. 85; 54, pag. 338).
Niederrhein (95, Neue Folge, Bd. 17, pag. 45 u. 46). Rhein am Sieben-
gebirge (leg. O. le Roi; coll. Senck. Mus.). Rhein bei Koblenz, Brohl, Bonn,
Köln, Gönnersdorf, Honnef, Beuel (coll. C. Bttg.).
Fam, Dreissensiidae.
Die lebenden Dreissensüidae gehören zu den allerjüngsten Ele-
menten unserer Fauna. Die Art Dreissensia polymorpha P all. hat
sich von ihrer Heimat im Südosten Europas in historischer Zeit ganz
bedeutend nach Westen ausgebreitet. Jetzt kommt sie wohl in den
meisten deutschen Flüssen vor. Die Muschel hat sich, ebenso wie
Vivipara fasciata Müll. und Lithoglyphus naticoides Fer., strom-
aufwärts ausgebreitet. Wenn die tertiären Congeria-Arten echte
Dreissensiiden sind, so reicht die Familie in Deutschland bis weit ins
Tertiär zurück.
1) Exemplare vom Originalfundorte, der Mosel bei Metz, sah ich im Sencken-
bergischen Museum zu Frankfurt am Main (leg. Terver).
Archiv für Naturgeschichte. 78. Jahrgang. 1912. Abteilung A. Heft 8. Tafel IV.
jl 3
ba 6b be
Boettger, Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. Werner u. Winter, Frankfurta. M. repr.
1. Vivipara fasciata rhenana nor. subsp. Rhein bei Eltville. 2. Viripara fasciata
mosellana nov. subsp. Mosel bei Cochem. 3. Vivipara fasciata batava nor. subsp.
Bruch bei Viersen. 4. Vivipara fasciata batava nov. subsp. Saar bei Saarbrücken.
da bis cn. 6a bis c. Sphaerium (Corneola) corneum mosellanum nov. subsp. Mosel
bei Cochem. 7a u. 7b. Unio batavus distingnendus nov. subsp. Prims bei Primsweiler.
Archiv für Naturgeschichte. 78. Jahrgang. 1912. Abteilung A. Heft 8. Tafel V.
Ta Ib
2a 2b
a 3b
Boettger, Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz Werner u. Winter, Frankfurt a. M. repr.
Ta und b. Unio batavns navensis nov. subsp. Nahe bei Kirn. 2a und b. Ibid. jur.
3a und b. Unio batavns navensis nor. subsp. Nahe bei Kreuznach.
Die Molluskenfauna der preußischen Rheinprovinz. 309
Dreissensia polymorpha Pall.
Die Art kommt in der Rheinprovinz im Rhein und in der Mosel
recht häufig vor. Auch aus der Saar haben mir Stücke vorgelegen.
Sie ist an Steinen, Pfählen und anderen Gegenständen im Flusse,
auch an größeren Muscheln (Unioniden), angeheftet.
Rheintal PT): Boppard (la, pag. 15). Rhein (22, pag. 624; 31, pag. 66). Rhein
bei Boppard, St. Goar, Caub, Niederwalluf, Schierstein, Mainz (54, pag. 367).
Kanäle des Rheins (leg.Cantraine), Rhein, Rhein bei Bonn (57a, pag.72). Rhein
an der Loreley (81, pag. 271). Rheingau (80, pag. 30). Stiller Rheinarm bei
Oberwerth (61, pag. 155). Rhein von Rüdesheim bis Bingen (62, pag. 48).
Rhein bei Aßmannshausen (63, pag. 113). Loreley-Hafen (66, pag. 83).
Rhein bei St. Goar (80a, pag. 115). Tümpel an der Loreley (82, pag. 42).
Rhein bei Mainz, Budenheim, Bingen, Bingerbrück, Bacharach, Ober-
wesel, St. Goar, Boppard, Brey, Kastel, Biebrich, Schierstein, Walluf,
Eltville, Hattenheim, Östrich, Aßmannshausen, Lorch, Caub, St. Goars-
bausen, Braubach, Lahnstein (coll. ©. Bttg.).
Saartal: Saar bei Saarbrücken (leg. J. Kurz; coll. Senck. Mus.).
Moseltal: Mose! bei Trier (6a, pag. 72—73; 6b, pag. 82). Mosel (leg. Besselich;
57, pag. 115). Mosel (57a, pag. 72). Mosel bei Cochem und Carden (54,
pag. 367; 80, pag. 30). Moselmündung (61, pag. 157). Mosel bei Alf (58,
pag. 167). Mosel bei Koblenz (63, pag. 120; 66, pag. 87). Mosel bei Mosel-
kern (leg. R. Schauss; 78, pag. 104). Mosel bei Oberbillig (coll. O. le Roi).
Mosel bei Zeltingen, Enkirch, Trarbach, Alf, Cochem, Carden, Alken,
Winningen, Koblenz (coll. ©. Bttg.).
Rheintal II: Rhein (22, pag. 624; 31, pag. 66). Rhein oberhalb Niederwerth
(61, pag. 160). Rhein bei Koblenz (62, pag. 57). Rhein bei Bonn (38, pag. 86;
54, pag. 367; 86, pag. 92). Rhein bei Plittersdorf und Bonn (37, pag. 322).
Rhein bei Honnef (leg. W. Voigt u. O. le Roi; 78, pag. 104). Rhein bei
Beuel (leg. H. Schenck; coll. Zool. Inst. Bonn). Rhein bei Koblenz, Ander-
nach, Brohl, Remagen, Rolandseck, Mehlem, Godesberg, Bonn, Köln, Engers,
Irlich, Gönnersdorf, Hammerstein, Rheinbrohl, Hönningen, Linz, Unkel,
der Insel Grafenwerth, Königswinter, Beuel (coll. C. Bttg.).
t) Außer den Fundorten der Rbeinprovinz die der Rheinstrecke von Mainz
bis Bingen.
8. Heft
310 Caesar R. Boettger.
Inhaltsverzeichnis.
Vorwort nit 1.200, ae Jo} DRETOLBEADE IN. IDTMOA TER DN 149
Einleitung. A AAN, PIIRE ABB UN RUN BINER 2 DT BAAR 150
Litestur-Verzeichiis ng. 1°). UPS, IN VPE HET RE 156
Geschichte der Literatur 2244, „IP MUND 2), MOMENT 166
Geographisghe ‚Gruppen a.) maile SE an re) Draareit ri 175
Lehensgenossenschaften |. |... 1»2.- tailzuugb nah and ir Deo 178
Speziellen. Teil, an ruank Buße nkundne era ishnindtk ieh: a ST
Systematisches Verzeichnis der Arten . .. 2. =. ver... ‚187
Fam;4Testocelidae +. jtnehiit nat en eher 5 He 190
>» Amer» EHRT ER near Todke T 192
> Sul WÄRE he en TAN ne eat Fr ae Ba 197
ns HEtochlamadse....:% mist arimelrnhe et. rn uch - kadıe ee 200
Once: richt lee ik abinaatk.: ao) A 200
a4 \ Artopidae.. 3,» mamarlanrehh = late he heart 206
»..,. Paluklidae 3." na Sy link eier Srearteni san ad210
„' ‚ Zwlolidee, Inne a de under de Saar 212
‚ar „Helictdaki. ice uni U DE Et an all are Te Io 213:
Sultan. Xerophilisae,,.kt . 48% ost -art Inamlle (alt aan se 213
> H ygromiinaerös ausleben le ler 218
a. Helicodonimanns s.. 88, reldoht nd Indnle re 223
b Gampytneiste.stk: StR wa Melanie .# see 224
er Beniaineniinau. di AV" Bra lee ern ie Mae 226
„ . Olanailiidae in... aa ee 232
a sBulimanidpe,iist - N Ne A rer et erste ar 240
» Aapierligimidae. as 20%, su ea ie SER TB 245
u unclideer.c. Archerajasltk. imelsprerifte LOR n SE ae 253
41. Kellonidee v2 siodene 0 ee A - erkatasnokl. od 255
sr erHSSaeHÄne (eek. Anal Hin ranetars Hi ae 258
rn uCHimErTaR,. Anne). ra ln ce ara ee 260
syn Baryabsdaesız Idaıdmasıhst:. leiden: ie 264
;.. , Limnasidaery fen Jamfl: onen Heat. me 265
3 n DRYSIARE..., 8: N ee ea an lee AN 272
u. Zimmerbidne «is... 08 a ae N a art a Le Eee 275
1: WARCHdBB ee a ee en a a 282
BÄREN a REN Re RR N AEARE ee
san IDEE N a Se a ML N te Se 286
5 BREI. I Se a N Be eher 289
sr UwErObEe N LTE RD TR I Aue 290
„. HEalhanlaaladne = 220.2 N ee RB 291
3. RER. N ee a a EI HE A RE 292
so. Merlentdae., ua nl a 294 -
un. NODBENEGe.. Na a eaa e aE R LeRrR 295
na SEGNERRBEREN N N a N 300
se ONRONHERE N a a ee RATEN! 302
Sechs afrikanische Novitäten
der Lepidopteren-Familien Lasiocampidae
und Lymantriidae.
Von
Embrik Strand.
Fam. Lasiocamprdae.
Beralade levenna Wallgr. v. micromacula Strand n. var. Ein &
von: „Africa m., Hoopstdt. (v. Vdf.).“
Mit B. levenna Wallgr. jedenfalls nahe verwandt, aber der Disco-
zellularfleck ist nicht geeckt, nur etwa 1 mm im längsten Durch-
messer und schwach wurzelwärts konvex gebogen. Die Färbung,
insbesondere die der Hinterflügel, heller, wenn auch nicht viel, als
bei den mir vorliegenden Exemplaren von B. levenna Wallgr. und
zwar auch an der Unterseite.
Beralade signinervis Strd. n. sp.
Ein Pärchen von derselben Lokalität wie vorige Art. — Tarsen
ungeringelt. Discozellularfleck fehlt. Charakteristisch insbesondere
durch helle Rippen der Vorderflügel. —d. Vorderflügel dunkel
graubraun mit gelblichem Schimmer und einem schwärzlichen, sub-
parallel zum Vorderrande verlaufenden, hinter der Flügelspitze (auf
der Spitze der Rippe 8) anfangenden und sich bis gegen die Basis des
Hinterrandes erstreckenden, dieselbe jedoch nicht ganz erreichenden
Längsstrich (oder schmale Binde); die Entfernung vom Vorderrande
ist 2 (nahe der Spitze) bis 2,5 mm. 1,5 mm hinter dieser Binde läßt
sich eine damit parallele dunkle Linie undeutlich erkennen. Vorder-
rand strohgelb. Fransen am Ende weiß, silbrig schimmernd, an der
Basis graulich. Von der Basis an durch die Zelle läßt sich ein dunklerer
Streifen undeutlich erkennen. — Hinterflügel grau mit
schwachem bräunlichem Anflug und leicht seidenartig schimmernd,
einfarbig, die Fransen wie im Vorderflügel oder ein klein wenig dunkler.
Saumlinie in beiden Flügeln kaum angedeutet. Unterseite
dunkelgrau, im Vorderflügel mit helleren Rippen, sonst einfarbig,
jedoch ist der Vorderrand wie oben strohgelb und dieser helle Streifen
ist hinten schmal dunkel begrenzt. Der Körper ist oben wie die Hinter-
flügel, der Kopf vorn ganz leicht gebräunt. Kammzähne bräunlich
dottergelb, die Geißel weißlich. Palpen gelblich; am inneren Augen-
rande sind schwarze Haare. Flügelspannung 23, Flügellänge 12,
Körperlänge 17 mm (mit Afterbürste). — Das 9 ist größer (Flügel-
spannung 28,5, Flügellänge 16,5, Körperlänge 17 mm), die ganze
Färbung ist heller und zwar auf den Vorderflügeln strohgelblich, die
hintere der dunklen Binden ist ziemlich deutlich und fast so breit wie
die vordere. Hinterflügel blaß strohgelblich und so sind auch die Fransen
8. Heft,
312 Embrik Strand:
beider Flügel. Unterseite beider Flügel unten ein wenig trüber als die
Oberseite. Fühler und Palpen dottergelb.
Lasiocampa kilwicola Strand n.sp. Ein $ von Kilwa. V. 1900
(Reimer).
Bei L. poecilosticta Grünbg. — Flügel im Grunde orangegelb,
die vorderen an der Basis und am Vorderrande in der Basalhälfte
gebräunt und mit einer schwarzen submedianen Schrägquerbinde,
die am Hinterrande um 5,5 mm von der Basis und um 7 mm von
dem Analwinkel entfernt ist, am Vorderrande dagegen sich außer-
halb der Mitte befindet: 10 mm von der Basis, 6,5 mm von der Spitze
des Flügels entfernt. Eine sublimbale oder wenn man will, postmediane
schwärzlıche oder dunkelbraune Fleckenquerreihe ist gegen die Flügel-
spitze und gegen kurz innerhalb des Hinterrandes gerichtet, leicht
wellig gekrümmt und an beiden Enden abgekürzt. Fransen violett-
bräunlich. Costalhälfte der Hinterflügel rotbraun mit zwei schwarzen
und einem hellgraulichen Querstrich. — Unten zeigen die Hinterflügel
einen kleinen schwarzen Costalfleck nahe der Basis und ein ebensolches
Querfeld außerhalb der Mitte der Costalhälfte sowie dazwischen
eine dunkle, den Hinterrand nicht erreichende Querlinie, und im
Vorderflügel sind die beiden dunklen Querzeichnungen der Oberseite
angedeutet. — Körper rotbraun, stellenweise orangegelblich.
Flügelspannung 31, Flügellänge 17, Körperlänge 20 mm.
Fam. Lymantriidae.
Homoeomeria nivea Auriv. v. Reimeri Strand.n. var. Ein Pärchen
von Kilwa VL—VIII. 1899. (Reimer.)
Das @ unterscheidet sich von der Type von H. nivea Auriv. durch
ein wenig geringere Größe (Flügelspannung 29,5, Flügellänge 15 mm,
bei nivea bezw. 34 und 16,5 mm), die Vorderflügel erscheinen ein wenig
spitzer, bezw. der Saum schräger und weniger gewölbt, die Tarsen I—Il
sind weiß (vereinzelte feine schwarze Schuppen dürften vorhanden sein),
die Tibien und Femoren I tragen innen eine schwarze Längsbinde
[Beine III größtenteils fehlend]. Palpen weiß, am Ende oben schwarz
gezeichnet.
Das & ist kleiner: Flügelspannung 22, Flügellänge 12 mm, die
Fühler sind länger und viel länger gekämmt (am Ende nehmen die
Kämmzähne an Länge plötzlich ab, so daß die Spitze fast ungezähnt
erscheint). Sonst wie das 9; daß der Körper und das Wurzelfeld der
Flügel etwas gelblich erscheinen, ist offenbar auf Öligwerden zurück-
zuführen.
Da die Type von H. nivea nicht gut erhalten ist und keine weiteren
Exemplare von der Art, ebensowenig wie von anderen Homoeomeria-
Arten mir vorliegen, so ist es unter Zweifel, daß ich die Form von
Kilwa als neu beschreibe. Mehr Material wird nötig sein, um mit Sicher-
heit festzustellen, ob die vorhandenen Unterscheidungsmerkmale
spezifisch oder individuell sind. Vorläufig möge sie als Varietät gelten.
> u u u ee u ee nn ee LE =“ rn ae u u a nn 2 en in emZue um Zus Zn m u 2 2 de
Sechs afrikanische Novitäten etc. 313
Euproctis melanovis Strand n. sp. Ein $ von Kamerun (v.Grabez).
Schwarzgrau mit olivenfarbigem Anflug; Vorderflügel mit zwei
fast linienschmalen schwarzen Querbinden, von denen die eine etwa
senkrecht auf dem Vorderrand gerichtet ist, am Vorderrande um 4,
am Hinterrande um 6 mm von der Wurzel entfernt und fast gerade
ist, die zweite verläuft parallel zum Saume in einer Entfernung von
3,5 mm. Der Discozellularfleck erscheint als ein schwarzer Querwisch,
der unten deutlicher ist und daselbst wurzelwärts konvex gebogen
erscheint, außerdem ist die distale, aber anscheinend nicht die proximale
Querbinde unten erkennbar. An den Hinterflügeln läßt sich und zwar
unten am deutlichsten, eine Binde, welche die direkte Fortsetzung der
distalen Binde der Vorderflügel bildet, erkennen. Die Hinterflügel
lassen unten außerdem einen schwarzen Discozellularfleck erkennen,
sind mit dunkleren Schuppen gleichmäßig bestreut und erscheinen da-
her ein wenig dunkler als die Vorderflügel.
Flügelspannung 31, Flügellänge 16, Körperlänge 13 mm.
Dasychira multipunctis Strand n. sp. Ein $ von Kilwa VIL.—VII.
1899 (Reimer). L
Hat die größte Ähnlichkeit mit „Zudasychira““ quinquepunctata
Möschl. (in: Abhandl. Senckenberg. nat. Ges. XV. p. 75 fig. 11), ist
aber größer (Flügelspannung 44, Flügellänge 22, Körperlänge 18 mm),
die Hinterflügel sind lebhafter gelb ohne rötlichen Saum, die Disco-
zellularzeichnung der Vorderflügel erstreckt sich nicht bis zum Vorder-
rande, ist mehr ringförmig und hinten fast ganz offen, das Saumfeld
ist dunkler als die übrige Flügelfläche und wird innen von einer tief
zickzackförmig gekrümmten schwarzen Linie begrenzt, in der Mitte
zwischen dieser und dem Saum verläuft eine etwa beide Flügelränder
erreichende Querreihe schwarzer Keilflecke, die größer sind als die
sublimbalen Flecke des Flügels. In oder kurz innerhalb der Mitte
des Hinterrandes der Vorderflügel entspringen zwei schwarze, wenig
deutliche, wellenförmig gekrümmte Querlinien, welche nicht oder kaum
den Vorderrand erreichen. Im Wurzelfelde sind dunkle Flecke vor-
handen. Unten sind die Vorderflügel in der Basalhälfte gelb, in der
ve enge grau mit schwärzlichen Längsstreifen und Discozellular-
wisch.
Die Typen obiger Novitäten gehören dem Museum Stettin.
8. Heft
Rezensionen.
(Nur Schriften, die zu dem Zwecke an die Redaktion des Archivs für Natur-
geschichte eingesandt werden, können hier besprochen werden. Außerdem
werden sie in den Jahresberichten behandelt werden. Zusendung von Re-
zensionsschriften erbeten an den Herausgeber des Archivs: Embrik Strand,
Berlin N.4, Königl. Zoolog. Museum, Invalidenstraße 43.)
Taschenberg, ®tto. Die giftigen Tiere. Ein Lehrbuch für Zoologen,
Mediziner und Pharmazeuten. Stuttgart. Verlag von Ferdinand
Enke. 325 pp. 68 Textfig.
Der bekannte Verfasser, Professor der Zoologie in Halle, hat durch
dies Buch sehr verdienstlicher Weise eine Lücke in der Literatur
ausgefüllt, wofür ihm nicht bloß seine zoologischen Kollegen Dank
wissen werden, denn dies Thema interessiert ja weitere Kreise und
war bisher, wenigstens vom zoologischen Standpunkte aus, ungenügend
behandelt worden. — Das Buch nennt sich ein Lehrbuch, verdient
auch mit vollem Recht diesen Namen, ist aber gleichzeitig, was leider
nicht mit allen Lehrbüchern der Fall ist, ein lesbares Buch. —
Von einer Angabe der einschlägigen zoologischen Literatur
ist Abstand genommen, „damit das Buch nicht einen allzu großen
Umfang erhalte“, ich glaube aber, daß es ganz nützlich gewesen wäre
die wichtigste Literatur anzuführen. Auch dürfte in einigen Ab-
schnitten eine noch reichere Beigabe von Abbildungen zweckmäßig
gewesen sein. — Das Buch verdient die weiteste Verbreitung und wird
hoffentlich mehrere Auflagen erleben. Embrik Strand.
Lebensbilder aus der Tierwelt. Herausgegeben von H. Meerwarth.
Ein Band: Säuger. Ein Band: Vögel. Preis gebunden je 14 Mark.
R. Voigtländers Verlag in Leipzig.
Nachdem C. G. Schillings in seinem bekannten Werk „Mit Blitz-
licht und Büchse‘‘ zum ersten Mal in größerem Stiel unretuschierte
Photographien freilebender Tiere herausgebracht hatte, regte sich
überall der Wunsch ein gleiches Werk für die Fauna aller Länder,
insbesondere für die Europas zu erhalten. Dieser Aufgabe hat sich
der Verleger des vorliegenden Buches angenommen und in H.Meer-
warth einen ausgezeichneten Herausgeber gefunden. — Das Buch
ist eigenartig genug. Waren wir bisher gewohnt, zoologische Werke
meistens nur von Künstlern illustriert zu sehen, wobei wir die Tiere
in der zum Teil willkürlichen, zum Teil ungenauen Auffassung des
Zeichners erblickten, so bieten uns die „Lebensbilder aus der Tier-
welt‘“ die Tiere so wie sie wirklich sind, in unerbittlicher Wahrheit
und Naturtreue auf die photographische Platte gebracht. Jedes Bild
ist also ein Wirklichkeitsbild, frei von jeder Zutat, frei auch von jeder
Fälschung der Wahrheit durch Retusche oder sonstiger Bearbeitung.
Die Bilder geben uns die überraschendsten Einblicke in die intimsten,
bisher zum Teil ganz unbekannten Vorgänge des Tierlebens. — Ganz
I
et a TEE ie
Rezensionen. 39
eigenartig sind, ebenso wie die Bilder, auch die textlichen Beiträge.
Wir haben hier ein größeres zoologisches Werk mit rein biologischem
Text. Auf alles Trockene und Lehrhafte, auf Morphologie sowie auf
Systematik ist verzichtet. Die verschiedenen textlichen Mitarbeiter
schildern das Tier im engsten Anschluß an das reiche Bildmaterial
in seinem Wesen, im Leben und Treiben des Alltags, im Frühling
wie im Herbst. Die Texte können durchaus auch litterarisch-künst-
lerischen Ansprüchen genügen. Sie beruhen auf wissenschaftlichem
Studium und lesen sich doch wie kleine Novellen über die einzelnen
Tiere. Der Preis von 14 Mark für den gebundenen Band ist bei der
Fülle der Abbildungen als billig zu bezeichnen. Jeder Band ist in sich
vollkommen abgeschlossen. Wer also nur ein bestimmtes Interessen-
gebiet pflegt, braucht nicht zu befürchten, daß er durch den Erwerb
eines Bandes etwas Unvollständiges im Hause habe. — Wenn die für die
Zukunft angekündigten weiteren Bände des Werkes sich auf der Höhe
des Geleisteten halten, so werden wir Deutschen ein einzigartiges
Werk besitzen, um das uns alle anderen Völker nur beneiden können,
Embrik Strand.
8. Heft
une der Abbildungen
zur Arbeit
Tafel I.
Fig.1. Aufsicht auf einen Ten-
takel von Hydra vulgaris. Färbung
Methylenblau. Vergrößerung 500.
Fig. 2. Optischer Schnitt durch die
Tentakelwand einer Hydra oligactis im
wenig ausgestreckten Zustande. Fär-
bung Methylenblau. Vergrößerung 500.
Fig.3. Optischer Schnitt durch
die Tentakelwand einer Hydra oligactis
im halbausgestreckten Zustand. Fär-
bung Methylenblau.... Vergrößerung 500.
Fig. 4, 5, 6. Querschnitte durch die
Tentakelwand einer Hydra oligaectis.
Färbung Wasserblau - Eosin. Ver-
größerung 500.
Fig. %. Optischer Schnitt durch die
Tentakelwand einer Hydra oligactis im
ganz ausgestreckten Zustande. Färbung
Methylenblau. Vergrößerung 500.
Fig. 8, 9, 10. Schnitte durch die
Tentakelwvand von Hydra vulgaris
(Längsschnitte) in verschiedenen Kon-
traktionszuständer. Färbung Wasser-
blau-Eosin. Vergrößerung 500.
Fig. 11, 12. ‘ Längsschnitte durch
die Wand des Mauerblattes von Hydra
vulgaris (nur das Ektoderm bis zur
Stützlamelle ist dargestellt. Färbung
Wasserblau-Eosin. Vergrößerung 500.
Fig. 13. Querschnitte durch die
Wand des Mauerblattes von Hydra
oligactis. Färbung Wasserblau-Eosin.
Vergrößerung 500.
Tafel IE.
Fig. 14, 15. Querschnitt durch die
Wand des Mauerblattes von Hydra
oligactis. Färbung Wasserblau-Eosin.
Vergrößerung 500.
Fig.16a. Aufsicht auf einen Hydra-
tentakel Hydra olig. (Stück aus der
oberen Tentakelgegend). Färbung
Orcein-Wasserblau. Vergrößerung 500.
Fig. 16b. Aufsicht auf einen Hydra-
tentakel Hydra oligactis (Stück aus der
unteren Tentakelgegend). Färbung
Jacobsohn.
Orcein-Wasserblau. Vergrößerung 500.
Fig. 16€. Aufsicht auf den Hydra-
körper (Stück aus dem Mauerblatt einer
Hydra oligactis). Färbung Orcein-
Wasserblau. Vergrößerung 500.
Fig. 16d. Aufsicht auf den Hydra-
körper (Stück aus dem Stiel einer Hydra
oligactis). Färbung Orcein-Wasserblau.
Vergrößerung 500.
Fig. 17a, b, ce. Schematische Dar-
stellung zur Erklärung des Entladungs-
vorganges: a) Zelle deren Cnidocil noch
nicht vollkommen entwickelt ist;
b) entwickelte Nesselzelle; c) entladene
Nesselzelle.
Fig. 18. Entladungsöffnung. An-
sicht von oben. Färbung intra vitam
Methylenblau. Vergrößerung 2000.
Fig. 19. Unreife Nesselzelle Hydra
vulgaris. Färbung intra vitam Me-
thylenblau. Vergrößerung 2000.
Fig. 20a, b, e. Reife Nesselzellen
Hydra vulgaris von verschiedenen
Seiten gesehen (große ovale Form).
Färbung intra vitam Methylenblau.
Vergrößerung 2000.
Tafel II.
Entladungsöffnung. An-
sicht schräg von oben. Färbung intra
vitam Methylenblau. Vergrößer. 2000
Fig. 22a, b. Kleine birnförmige
Nesselzellen von Hydra vulgaris von
verschiedenen Seiten. Färbung intra
vitam Methylenblau. Vergrößer. 2000.
Fig. 23a, b, ce. Große zylindrische
Nesselzellen von Hydra vulgaris von
verschiedenen Seiten. Färbung intra
vitam Methylenblau. Vergrößer. 2000.
Fig. 24. Entladene Nesselzelle.
(Große ovale Form Hydra vulg.). Fär-
bung intra vitam Methylenblau. Ver-
größerung 2000.
Fig. 25. Entladene Nesselzelle.
(Große ovale Form Hydra vulg.). Fär-
bung intra vitam Methylenblau. Ver-
größerung 2000.
Fig. 21.
Kroll's Buchdruckerei, Berlin S. 14.
se
7.
r 3 Mi DM 597 \; (ON
- ge ne
YPa GAR
air E
A RE N a a Be le
rchiv f. Naturgesch. 38. Jahrg.1912, Abteil
A
A. Jacobsorn, ‚ge2.
Jacobsohn,D
Pr
wo
Br
.
w
Archiv f. Naturgesch. 78. Jahrg.1912, Abteilung A.Heft 8. Taf I.
ARD.
en nn
A. Jacobsohr., gez
Jacobsohn ‚Die Nesselzellen.
Anordnung des Archivs.
Das Archiv für Naturgeschichte, ausschließlich zoologischen
Inhaltes, besteht aus 2 Abteilungen,
Abteilung A: Original-Arbeiten
Abteilung B: Jahres-Berichte
Jede Abteilung erscheint in je 12 Heften jährlich.
Jedes Heft hat. besonderen Titel und Inhaltsverzeichnis, ist
für sich paginiert und einzeln käuflich.
Die Jahresberichte behandeln in je einem Jahrgange die im
Laufe des vorhergehenden Kalenderjahres erschienene zoologische
Literatur.
Die mit * bezeichneten Arbeiten waren den Referenten
nieht zugänglich.
Die mit } bezeichneten Arbeiten behandeln fossile Formen.
Honorar für Jahresberiehte 50 M. pro Druckbogen,
Originalarbeiten 25 M. „, se
” ”’
oder 40 Separata.
Über die eingesandten Rezensionsschriften erfolgt regelmäßig
Besprechung nebst Lieferung von Belegen. Zusendung erbeten
an den Verlag oder an den Herausgeber.
Der Verlag: Der Herausgeber:
Nicolaische Embrik Strand,
Verlags-Buchhandlung R. Stricker Königl. Zoologisches Museum
Berlin W., Potsdamer Str. 9. Berlin N. 4, Invalidenstr. 43.
Ausgegeben im September 1912. —
TEE I NNNNURNNUNNNNLNN
LITE
ARCHIV
- NATURGESCHICHTE
GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN,
FORTGESETZT VON
ed Sn
W. F. ERICHSON, F.H. TROSCHEL,
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF,
W. WELTNER unD E. STRAND.
ze ——
ACHTUNDSIEBZIGSTER JAHRGANG.
1912.
Abteilung A.
6. Heft.
LINIEN
HERAUSGEGEBEN
VON
EMBRIK STRAND
KÖNIGL. ZOOLOG. MUSEUM ZU BERLIN.
m mp er
NICOLAISCHE
VERLAGS-BUEHHANDLUNG R. STRICKER
BERLIN.
a ee
X, | KT
(————_——— EZ — U,
FU ÄRA LU nn ILLLLILIUUTD
i Eee. Jeder Jahrgang besteht aus 2 Abteilungen zu je 12 Heften.
2. (Abteilung A: Original-Arbeiten, Abteilung B: Jahres-Berichte. )
im
Anordnung des Archivs.
Das Archiv für Naturgeschichte, ausschließlich zoologischen
Inhaltes, besteht aus 2 Abteilungen,
Abteilung A: Original-Arbeiten
Abteilung B: Jahres-Berichte
Jede Abteilung erscheint in je 12 Heften jährlich.
Jedes Heft hat besonderen Titel und Inhaltsverzeichnis, ist
für sich paginiert und einzeln käuflich.
Die Jahresberichte behandeln in je einem Jahrgange die im
Laufe des vorhergehenden Kalenderjahres erschienene zoologische
Literatur.
Die mit * bezeichneten Arbeiten waren den Referenten
nieht zugänglich.
Die mit } bezeichneten Arbeiten behandeln fossile Formen.
Honorar für Jahresberichte 50 M. pro Druckbogen,
. ‚ Originalarbeiten 25 M. „, 2
oder 40 Separata.
Über die eingesandten Rezensionsschriften erfolgt regelmäßig
Besprechung nebst Lieferung von Belegen. Zusendung erbeten
an den Verlag oder an den Herausgeber.
Der Verlag: Der Herausgeber:
Nieolaische Embrik Strand,
Verlags-Buchhandlung R. Stricker Königl. Zoologisches Museum
Berlin W., Potsdamer Str. 90. Berlin N. 4, Invalidenstr. 43.
Ausgegeben ‚im ’ Oktober, 1912. ——
ZEKZEEKEHEEUGEEKEEEEEREEIELKEEREEKHELTOLONELEOOENTOEOTENEETOTUEEREEEEENEENENE
gi
1
a
ARCHIV
NATURGESCHICHTE,.
GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN,
FORTGESETZT VON
W. F.ERICHSON, F.H. TROSCHEL,
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF,
W. WELTNER und E. STRAND.
ACHTUNDSIEBZIGSTER JAHRGANG.
1912.
Abteilung A.
Heft 7.
TITTEN TELZILEUELEEERTETERTEEBRLEESRLEESETEEREEEETLENE
HERAUSGEGEBEN
VON
EMBRIK STRAND |
KÖNIGL. ZOOLOG. MUSEUM ZU BERLIN. :
nn B<: ER
NICOLAISCHE
VERLAGS-BUCHHANDLUNGR. STRIOKER
BERLIN. A
= nn -
2 Man EEE EEE MEINEN
fr
Il
er
TITTEN ET LEE DT DEE DE DEE DE DE DIET DTITHTIEI DIE
S
ee ar TITLE SEI IUITITTTITCICTSCHGICH BCHCILITIC HIT IC ICNUITTCITIOICICIC EN ECO
INN Z
uinl)=
Jeder Jahrgang besteht aus 2 Abteilungen zu je 12 Heften.
(Abteilung A: Original-Arbeiten, Abteilung B: Jahres-Berichte.)
RT
Anordnung des Archivs.
Das Archiv für Naturgeschichte, ausschließlich zoologischen
Inhaltes, besteht aus 2 Abteilungen,
Abteilung A: Original-Arbeiten
Abteilung B: Jahres-Berichte
Jede Abteilung erscheint in je 12 Heften jährlich.
Jedes Heft hat besonderen Titel und Inhaltsverzeichnis, ist
für sich paginiert und einzeln käuflich.
Die Jahresberichte behandeln in je einem Jahrgange die im
Laufe des vorhergehenden Kalenderjahres erschienene zoologische
Literatur.
Die mit * bezeichneten Arbeiten waren den Referenten
nicht zugänglich.
Die mit } bezeichneten Arbeiten behandeln fossile Formen.
Honorar für Jahresberichte 50 M. pro Druckbogen,
= ‚ Originalarbeiten 25 M. „, &%
oder 40 Separata.
Über die eingesandten Rezensionsschriften erfolgt regelmäßig
Besprechung nebst Lieferung von Belegen. Zusendung erbeten
an den Verlag oder an den Herausgeber.
Der Verlag: Der Herausgeber:
Nieolaische Embrik Strand,
Verlags-Buchhandlung R. Stricker Königl. Zoologisches Museum
Berlin W., Potsdamer Str. 90. Berlin N. 4, Invalidenstr. 43.
Ausgegeben im November 198:
Il Eu
RE 4
ARCHIV
NATURGESCHICHTT.
be Zn U Te w 1
n 5 ER
III VEIT ÄEREREHRRDEOTNERERUUTRRRRETRRRRERRERRRTIERERRUNERKONKERDRRRRRERTRETERDERLRRRERRERUNRURRAERUHRERKRURURRUKORRURRRRERERLERREREREN
‘ GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN,
FORTGESETZT VON
W.F. ERICHSON, F.H. TROSCHEL,
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF, E
W. WELTNER UND E. STRAND. =
im a
ACHTUNDSIEBZIGSTER JAHRGANG. |:
j 1912. B
: Abteilung A. EI
=: 8. Heft. 3
=: HERAUSGEGEBEN E
=: EMBRIK STRAND E
i & KÖNIGL. ZOOLOG. MUSEUM ZU BERLIN. NE
| 9 | :
El NICOLAISCHE E
E VERLAGS-BUCHHANDLUNG R STRICKER E
a -
au üm Berlin. al
ee eos:
E 1 1 EEE NEE I Lt
am SPETTEIEITTTETEITETTTGITTTETETEDEELTTTITTITETETETERTITTITTITETETIEITEETETETTTTETETTREELRETITETETITITTETTTITETKRTTERTTTITELTTITTEIEIETETEOEOELEOIEIEITTGTETTT
:
Jeder Jahrgang besteht aus 2 Abteilungen zu je 12 Heften. E
3 (Abteilung A: Original-Arbeiten, Abteilung B: Jahres-Berichte.)
Anordnung des Archivs.
Das Archiv für Naturgeschichte, ausschließlich zoologischen
Inhaltes, besteht aus 2 Abteilungen,
Abteilung A: Original-Arbeiten
Abteilung B: Jahres-Berichte
Jede Abteilung erscheint in je 12 Heften jährlich.
Jedes Heft hat besonderen Titel und Inhaltsverzeichnis, ist
für sich paginiert und einzeln käuflich.
Die Jahresberichte behandeln in je einem Jahrgange die im
Laufe des vorhergehenden Kalenderjahres erschienene zoologische
Literatur.
Die mit * bezeichneten Arbeiten waren den Referenten nicht
zugänglich.
Die mit f bezeichneten Arbeiten behandeln fossile Formen.
Honorar für Jahresberichte . 50,— M. pro Druckbogen,
5 „ POriginalarbeiten . 2,— M. „ 5
oder 40 Separata.
Über die eingesandten Rezensionsschriften erfolgt regel-
mäßig Besprechung nebst Lieferung von Belegen. Zusendung
erbeten an den Verlag oder an den Herausgeber.
Der Verlag: Der Herausgeber:
Nicolaische Embrik Strand,
Verlags-Buchhandlung R. Stricker Königl. Zoologisches Museum
Berlin W., Potsdamerstr. 90. Berlin N. 4, Invalidenstr. 43.
11.
12.
Inhalt der Jahresberichte.
Mammalia.
Aves,
Reptilia und Amphibia.
Pisces.
Insecta. Allgemeines.
Coleoptera.
Hymenoptera.
Lepidoptera.
Diptera und Siphonaptera.
Rhynchota.
Orthoptera— Apterygogenea.
Myriopoda.
Arachnida.
Prototracheata.
Crustacea: Malacostraca, Entomostraca, Gigantostraca,
Tunicata, U ronpmonidn
Mollusca. Anhang: Solenogastres, Polyplacophora.
Brachiopoda.
Bryozoa.
Vermes.
Echinodermata.
Coelenterata.
Spongiae.
Protozoa.
Nieolaische Verlags-Buchhandlung R. Strieker,
Berlin W. 57, Potsdamer Str. 90. I
aenteamn) »e
Ber
über die wissenschaftlichen eine im. Gebiete 2 er
_ Entomologie
1838-1862 25 Jahrgänge je 10 M. = 250 M,, einzeln je a RR
1863-1879 10 = aD ee
1880-1889 10 5; 0 we BE
1890-1899 10°, 40 =: A00 As
1900-1909 10 * 41005. 10004, Se
Die ‘ganze Sammlung 2000 M.
Der Bericht enthält Arbeiten von:
Erichson, Schaum, Gerstaecker, F. Brauer, Bertkau, von Martens, Fowler,
Hilgendorf, Kolbe, Stadelmann, Verhoeff, Wandolleck, R. Lucas, von Seidlitz,
Kuhlgatz, Schouteden, Rühe, Strand, Ramme, La Baume, Hennings, Grünberg,
Stobbe, Stendell, Nägler, ig. |
——— Berieht
über die wissenschaftl. Leistungen in d. Naturgeschichte der
Niederen Tiere
1857-1883 18 Bände je 10 M.= — 180 M,, einz. je 15M.
1884-1905 15 , WeueFogel-3V) „20 „ =30 5, „ „25,
1906-1910 10 „ (» » XVI-XXV) 3) 40 „ — 400 „ „ „ 50 „
Die ganze Sammlung 800 M.
Der Bericht enthält Arbeiten von:
Leuckaıt, Braun, von Linstow, Studer, von Martens, Kennel, Kraepelin,
Weltner, Haase, Will, Vanhoeffen, Michaelsen, Dewitz, Ortmaun, Collin,
Matz«loıf, Meissner, Carlgren, May. Prowazek, Bergmann, Thiele, R. Lucas,
Römer, Krumbach, Winter, Saling, Berliner, Strand, von Kitter-Zahony,
Schepotieff, Wilhelmi, Klausener, Grünberg, Laackmann, Kerb, Augener,
. Nägler, Kobelt, Pax, Henn'ngs, Fuhrmann, Hartmeyer, Hentschel.
Kroll’s Buchdruckerei, Berlin S. 14.
MT