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FOR EDVCATION
FOR SCIENCE
LIBRARY
OF
THE AMERICAN MUSEUM
OF
NATURAL HISTORY
7
ARCHIV
NATURGESCHICHTE.
GEGRÜNDET VON A. F.A. WIEGMANN,
FORTGESETZT VON
W.R:ERICHSON,: F: HTROSCHEL,
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF,
W. WELTNER unD E. STRAND.
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ZWEIUNDACHTZIGSTER JAHRGANG. _
1916.
Abteilung A.
9. Heft.
HERAUSGEGEBEN
VON
EMBRIK STRAND
(BERLIN).
NICOLAISCHE
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R. STRICKER
Berlin.
| 2 bamkenint
Inhaltsverzeichnis.
N-oyRqg.\Yiow.ae Seite
Ris. Libellen (Odonata) aus der Region der amerikanischen Kordilleren
von Costarica bis Catamarca. (Mit 117 Figuren im Text u. Tafel
I—I) ., 0 8.0 Be de ee ee re er dam VEw me a eo. 1
Julius Brandstätter (Georg Neumann), Leipzig.
Libellen (Odonata) aus der Region
der amerikanischen Kordilleren
von Costarica bis Catamarca.
Von
Dr. F. Ris, Rheinau.
(Mit 117 Figuren im Text u. Taf. I—II).
Die folgende Zusammenstellung bringt Libellen aus einer
Reihe verschiedener Quellen, wie sie sich im Laufe mehrerer Jahre
in der Sammlung des Verfassers vereinigten. Es war beabsichtigt,
vor der Bearbeitung neue Eingänge abzuwarten und womöglich
auch weiteres Material aufzunehmen, das Freunde und Museen
sicher zur Verfügung gestellt hätten, sofern die Verbindungen
normale waren. Doch haben die unglücklichen Zeitverhältnisse
alle Zugänge abgeschnitten; daraus ergab sich auch mehr Muße,
das Vorhandene gründlich zu studieren und schließlich der Wunsch,
reiches und schönes Material nicht auf unbestimmte Zeit unbenützt
in Sammlung und Notizen ruhen zu lassen. Die Odonatenkunde
ist soweit auf sicheren Boden gestellt, daß auch faunistische
Beiträge, die an sich Bruchstücke sind, leicht an vorhandene Be-
arbeitungen Anschluß finden. Anderseits finden sich in weiten
und reichen Gebieten so große Lücken in Kenntnis der Verbreitung
und auch der Arten, daß jeder ernsthafte Beitrag zur Ausfüllung
solcher Lücken seine Berechtigung in sich trägt. Endlich fühle
ich immer wieder die Verpflichtung fleißigen und aufopfernden
Sammlern gegenüber, ihre Ausbeuten regelrecht zu bearbeiten.
Der Gelderträge wegen brauchte sich der Tropensammler nicht um
Odonaten zu bemühen; mit einigen Dutzend schöner Morphiden,
Prepona oder Agrias wäre die ganze Libellenausbeute reichlich
aufgewogen. Die meisten rechnen auch in diesem Sinne; die es
aber nicht tun, und aus Interesse an der Wissenschaft und aus
Gefälligkeit für den Spezialisten im Studium mehr abseitiger
Gruppen schöne Sammlungen herübersenden, diese haben ein
Recht darauf, daß die Früchte ihrer Arbeit studiert und bekannt
gemacht werden.
1. Den Hauptanteil und Kern des hier behandelten Materials
bilden Sammlungen, die Herr A. H. Fassl in Teplitz, der bekannte
erfolgreiche Lepidopterensammler, in den Jahren 1908—1911 in
Columbia zusammenbrachte. Die Schauplätze seiner Tätigkeit hat
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 9. 1 9. Heit
e) Dr. F. Ris:
Herr Fassl in einer Reihe von Zeitschriftenartikeln geschildert,
selbstverständlich vom Standpunkte des Schmetterlingssammlers,
aber doch in so anschaulicher Weise, daß sie für jeden Entomologen
lesenswert sind und auch geeignet, die Libellenausbeute heimzu-
weisen, wenigstens was die hauptsächlichsten Züge ihrer Wohn-
gebiete angeht. Die Reise beginnt am Hafen von Buenaventura,
geht nach der Landeshauptstadt Bogota und erreicht auf dem
Nord-Süd-Wege über den Magdalena wieder das Meer. Sie berührt
eine Reihe geographisch und faunistisch verschiedenartiger Gebiete ;
aus allen liegen auch Odonaten vor:
a) Das Tiefland auf der pazifischen Seite der West-Kordillere,
Choco geheißen, wird auf einer nur kurz dauernden Sammelreise
aus dem sub b zu nennenden Hauptquartier vom 13.—21. Mai
1909 besucht. Die Schilderung (Eine Sammeltour nach dem
Choco-Gebiet in West-Columbien, Entom. Zeitschr. Stuttgart,
23, No. 29, 34, 42, 43 — 1909—1910) des ungastlichen, schwülen,
regenschweren Landes ist von großem Interesse, aber auch durchaus
nicht verlockend. Aus diesem Gebiete erscheinen unter unsern
Libellen die Fundorte Carmen am Rio Dagua (noch in trockener
Gebirgslandschaft), Ximenes (‚an einem rauschenden Gebirgs-
bache, mitten in reicher tropischer Vegetation, etwa 700 m hoch
gelegen‘), Juntas und San Jos&e am Rio Dagua im Tiefland.
b) Das obere Caucatal und die West-Kordillere (Tropische
Reisen V. Entom. Rundschau 31, No. 7, 8, 9, 10 — 1914) bildete
während etwa 2 Jahren, 1908—1909, das Standquartier des Samm-
lers. Aus dem Bereich der Caucaebene und der Stadt Cali selbst
interessiert uns hier nur der Ortsname Matagang, ‚auf dem von
Cali nach Palmira führenden Reitweg, jenseits der Überfuhr über
den Cauca“. Eine Reihe von Orten aus der Westkordillere finden
sich bei unseren Libellen genannt: San Antonio (,,an der Straße,
die von Cali nach Buenaventura führt, liegen nahe dem Kamme
der Kordillere noch einige zerstreute Sommervillen.... Der
kleine Flecken heißt San Antonio“); Rio Aguacatal, Villa
Elvira (‚mehrere hundert Meter abwärts von San Antonio fließt
zwischen durchaus bewaldeten Gebirgshängen ein kristallheller
Bach, der Rio Aguacatal, im obersten Teil wird die Talmulde bei
2200 m Höhe von einer einsamen Besitzung abgeschlossen, der
Villa Elvira...‘“); Santa Margarita (,‚das letzte tief im Hoch-
gebirgswald bei 2200 m liegende Haus Santa Margarita, am Oberlauf
des Rio Cali, die Besitzung eines kolumbischen Generals‘); von
hier aus mühsam zu erreichen die Goldmine Monte Socorro.
c) Die Zentral-Kordillere (Tropische Reisen II. Über den
Quindiupaß, Entomol. Zeitschr. Stuttgart 24, No. 21, 22, 23, 24,
25, 26, 27 — 1910 und Tropische Reisen III. Die Erforschung des
Monte Tolima, Entomol. Zeitschr. Frankfurt 24, No. 46, 48, 49,
50, 51, 52 — 1911) interessiert uns hier nur durch einige wenige
Exemplare mit der Bezeichnung Cafion del Tolima und Canon
del Gallo, Ibague.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 3
d) Das Einzugsgebiet der Landeshauptstadt Bogota ist
geographisch nicht einheitlich. Nordwärts liegt Muzo, ‚bereits
ganz in der heißen Zone, also unter 1000 m Seehöhe... in dem
weiten, zum Teil von Weißen noch niemals besuchten Urwald-
gebiete, das sich von dem Dorfe Muzo südwärts über la Palma bis
Paime, westlich fast bis an den Magdalenenstrom bei Honda und
nordwärts den Rio Carare entlang erstreckt‘. Aus diesem Gebiete
erscheinen in unserem Material außer Muzo selbst noch die Namen
Gramal, Minero und Villamizar (Tropische Reisen IV. Muzo,
das Land der schönsten Smaragde und Schmetterlinge, Entomol.
Rundschau 29, No. 23, 24, ibid. 30, No. 1, 3, 5, 6 — 1912—13).
Auf dem Wege von Bogota in der Richtung Muzo ist Pacho ge-
nannt. Von Bogota selbst liegen nur wenige Libellen vor; die
nähern Umgebungen der Stadt sind jedenfalls für diese Insekten
wenig wohnlich; geographisch gehören noch die Lokalitäten
Boqueron von Cipaque, Paramo von Carmen de Carupa
hierher (Tropische Reisen VI. Die Hochkordillere von Bogota,
Entomol. Rundschau 31, No. 17, 18, 19, 20 — 1914). Viel reicheres
Material liegt aus der Ost-Kordillere vor (Tropische Reisen VII.
Ost-Kolumbien und die Llanos, Entomol. Rundschau 32, No. 6, 7,
8, 9, 10, 11, 12 — 1915). Vom Westabhang dieser Kordillere sind
die Orte Miraflores und Anolaima genannt, am Wege von
Bogota nach Girardot; ferner Villeta südlich und Fusaga-
suga östlich von Muzo. „Überschreitet man den Kamm des Ost-
randes der Kordillere bei Bogota in einer Höhe von 3200 m, so
gelangt man nach zweitägiger Reise bei Sosomuco (1000 m See-
höhe) in einen Gebirgswald, der sich dann einen Tagesmarsch lang
bis zu den vordersten Bergreihen und Hügeln erstreckt, die als
äußerste Ausläufer den Abschluß gegen die ungeheure östliche
Tiefebene Kolumbiens, die Llanos bilden‘. ‚Als Sammelbasis für
meine dortigen Reisen diente meist das Zollhaus von Sosomuco, das
an steiler gerodeter Berglehne 200 m über dem wild dahinbrausenden
Gebirgstluß Rio Negro gelegen ist.‘“ An der Straße von Bogota nach
Villavicencio sind zu suchen: Buenavista, San Miguel und
Quetamo am Os;tabhang der Ost-Kordillere. Nicht mehr eigent-
lich der Ost-Kordillere, sondern dem ganzen Charakter des Landes
und auch der Fauna nach mehr den Llanos gehört endlich Villa-
vicencio an: „am Eingange zu den Llanos und noch halb am ge-
birgigen Hange liegt bei 450 m Seehöhe die kleine Stadt Villavi-
cencio; es ist zugleich der letzte zivilisierte Flecken nach Osten hin
und bildet den Ausgangspunkt für den Kautschukhandel und für
den äußerst geringen und primitiven Durchgangsverkehr nach dem
Rio Meta und Venezuela.“ ‚Leider ist wenig Urwaldbestand in
nächster Nähe.... ein schmaler Waldstreifen am Südausgang
des Ortes an einem kleinen Bache gelegen, bildete mein
Hauptfangbereich.“ Ebenfalls dem Bereiche der Llanos ge-
hört Medina an, sowio Casanare, wo Herr Fassl nicht per-
sönlich sammelte.
1* 9. Heft
4 Dr. F. Ris:
Aus den unter a—c genannten Gebieten liegen verhältnis-
mäßig viel weniger Libellen vor, als aus dem unter d genannten
Bezirk; jene sind gesammelt, ehe mein Wunsch Herrn Fass] erreicht
hatte, diese dagegen unter besonderer Aufmerksamkeit auf die
Odonaten.
2. Eine Sammlung desselben Herrn Fassl von seiner Reise
nach Bolivia in den Jahren 1912—13. Eine zusammenhängende
Beschreibung dieser Reise ist nicht veröffentlicht; doch finden
sich einzelne Notizen bei Neubeschreibungen von Schmetterlingen
(Societ. entom. 30, p. 41—42 — 1915 und Ent. Zeitschr. Iris 29,
p. 176—181, 186—192 — 1915). Fast alle Libellen tragen die
Fundortbezeichnung Rio Songo und Coroico, einige wenige
La Paz und Cuesta von Cillutincara. Außer diesem Material
von 1912—13 erhielt ich noch eine kleine Reihe älterer Sachen,
von Herrn O. Garlepp gesammelt, aus derselben Region, doch nicht
von denselben, allerdings meist nicht genauer bezeichneten Fund-
orten.
3. Endlich vermittelte mir Herr Fassl Sammlungen, .die der
in Lepidopterologenkreisen sehr bekannte Tropensammler Otto
Garlepp für ihn in Panama und Costarica in denselben Jahren
1912—13 zusammenbrachte. In Panama sind als Fundorte Lino
und Bugabita genannt, nach brieflicher Mitteilung im Gebiete
des Vulkans von Chiriqui gelegen. In Costarica wurde im Bereiche
der Eisenbahnlinie gesammelt im Tal des Rio Reventazon und
an den Vulkanen Irazu und Turrialba. Beide Gebiete sind durch
die Biologia Centrali Americana bekannt.
4. In mehreren Sendungen, 1910, 1911 und 1914 erhielt ich
durch die Firma ‚Kosmos‘ von Hermann Rolle in Berlin schöne
Libellen mit der Bezeichnung Pozuzo, Süd-Peru. Der Ort ist
nicht näher charakterisiert und der Sammler mir unbekannt. Es
ist zweifellos ein Waldgebiet wie am Rio Negro der kolumbischen
Ost-Kordillere und am Rio Songo in Bolivia, die Libellenfauna vo
durchaus entsprechendem Charakter. |
5. Im Jahre 1896 machten meine verehrten Freunde Prof.
Aug. Forel und Prof. Ed. Bugnion eine Amerikareise, die sie nach
den Antillen und der kolumbischen Küste führte, an dieser entlang
der Sierra Nevada von Sta. Marta. Die Libellenausbeute, die mir
überlassen wurde, ist in der Libellulinen-Monographie aufgenommen,
soweit sie diese Subfamilie betrifft. Die Zygoptera werden hier
mit aufgezählt, wobei allerdings mit Berücksichtigung einiger Funde
von den Antillen das hier behandelte und im Titel bezeichnete
Gebiet überschritten wird. Aus Columbia erscheinen die küsten-
nahen Fundorte: Burithaka, Dibulla, Don Diego, Juan
Matar, Rio Frio, Sabanilla, San Antonio und Santa
Marta.
6. Aus dem argentinischen Kordillerengebiet erhielt ich kleine,
aber interessante Sammlungen des Herrn Joergensen in Buenos
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 5
Aires durch Herrn Esben Petersen, Silkeborg. Das Material
stammt aus den Jahren 1913 und 1915 und aus den Provinzen
Tucuman, Salta und Catamarca. Es schließt sich eng an eine
schon bearbeitete Ausbeute aus der Provinz Jujuy (Ris, Mem.
Soc. ent. Belg. 22, p. 55—102 — 1913)}). Diese argentinischen
Kordilleren sind auch heute noch sehr wenig bekannt.
Soweit die Herkunft der hauptsächlichen hier bearbeiteten
Gruppen. Dazu kommt vereinzeltes Material aus anderen Quellen,
besonders den Museen in Berlin-Dahlem, Hamburg und Stockholm.
Endlich einiges, was aus anderen Regionen vergleichsweise heran-
gezogen wurde: Teile einer Ausbeute aus Vera Cruz und Tabasco
in Mexiko, die ich meinem schweizerischen Landsmann, dem
trefflichen Sammler W. Gugelmann verdanke; Material aus dem
Gebiet der Biologia Centrali Americana von E. B. Williamson;
eine neue Art aus dem Amazonastiefland in Peru, vom Rio Saimiria,
mitgebracht von den schweizerischen Forschungsreisenden Dres.
Bluntschli und Peyer; eine neue Art aus Matto Grosso, ohne ge-
nauere Angabe der Herkunft, von der Firma Zobrys & Wolter in
Berlin erworben. Doch wurde das im Titel genannte Gebiet nur in
wenigen Fällen überschritten, eben um wichtiges Vergleichs-
material heranzuziehen.
Die Arbeit enthält außer den Neubeschreibungen noch eine
ganze Reihe von Tabellen über schon bekannte Dinge; ich hoffe,
daß auch diese von Nutzen gefunden werden; sie bedeuten überall
Auseinandersetzungen, wie ich sie selbst brauchte, um mich in der
Fülle der Formen zurechtzufinden. Von der vorhandenen Literatur
hoffe ich nichts irgendwie bedeutendes übersehen zu haben; doch
sind Zitate nur soweit gebracht, als sie zur Aufklärung erforderlich
sind, ohne den Versuch der Vollständigkeit. Die wichtigsten
Schriften sind die synoptischen Arbeiten von E. de Selys Long-
champs und die im Verzeichnis am Schlusse unter 30 und 33 ge-
nannten großen Arbeiten von P. P. Calvert.
Bei der Aufzählung des Materials werden die Sammlernamen
Fassl (Gruppe 1 und 2 aus Columbia und Bolivia) und O. Garlepp
(Gruppe 3 aus Panama und Costarica) nicht wiederholt. Alles,
wofür nicht ‚ausdrücklich eine andere Angabe dasteht, befindet
sich zurzeit in meiner eigenen Sammlung.
Der summarische (d. h. wohl in der Artenzahl und den Fund-
orten vollständige, aber nicht synonymische) Katalog am Schlusse
wurde auf Columbia beschränkt. Nur für dieses Gebiet bildet das
eigene Material einen sehr beträchtlichen Anteil des überhaupt
bekannten. Zugleich schließt sich dieser Katalog geographisch an
die entsprechenden Verzeichnisse der Biologia Centrali Americana
!) Von dieser Schrift sind nur die Sonderdrucke ausgegeben; das
Heft der ‚M&moires‘‘ ist bisher nicht erschienen. Doch wird es wahl
unzweifelhaft später noch ausgegeben werden, so daß der Schrift das
Schicksal erspart bleibt, ein bibliographisches Kuriosum zu werden.
9. Heft
6 Dr. F.:Ris;
(Calvert 30) an. Ein entsprechendes Verzeichnis besteht schon für
Argentina (Ris in der erwähnten Schrift von 1913). Für Ecuador,
Peru, Bolivia bleiben ähnliche Verzeichnisse einstweilen Postulat.
Unterordnung Zygoptera.
Fam. Calopterygidae.
Unser Gebiet ist reich an Calopterygiden. Die meisten gehören
zwei größeren Gruppen an: 1. dem Lais-Hetaerina-Zweige der
Selys’schen ‚Legion Calopteryx‘; 2. der Selys’schen ‚Legion
Thore‘“. Hetaerina ist neotropisch mit ungefähr gleichmäßiger
Verteilung über das ganze Gebiet und Ausstrahlung in die neark-
tische Region; Lais hat ihre Heimat in der Amazonas-Niederung
und in der atlantisch-brasilianischen Region, sie erreicht die
äquatorialen Andengebiete mit einer Gruppe sehr. eigenartiger
Formen; west- und nordwärts der kolumbischen Ost-Kordillere ist
die Gattung bis jetzt nicht gefunden. Die ‚Legion Thore“ ist eine
Charaktergruppe der äquatorialen Gebirgszone, vermutlich ihrer
Regenwaldgebiete; sie entfaltet einen Reichtum herrlicher Formen
insbesondere am Ostrand des Gebirges von Columbia bis Bolivia ;
wir kennen diese Formen wohl noch längst nicht alle; Ausstrah-
lungen nach dem Amazonastiefland einerseits, nach dem Westen
von Columbia, bis nach Panama und Zentralamerika andererseits
erweitern das Gebiet der Gruppe, betreffen aber nur eine kleine
Zahl von Arten, die im östlichen Tiefland den Gattungen Thore
und Chalcopteryx, im Westen und Norden der Gattung Cora an-
gehören. Neben diesen formenreichen Gruppen stehen, aus kolum-
bischem Gebiet bekannt, noch zwei ganz abseits stehende Typen:
Amphipteryx und Dicterias, die erste noch aus Zentralamerika und
Mexiko bekannt, die zweite mit einer sehr kleinen Zahl von ver-
wandten Formen aus dem atlantischen Südamerika (Südbrasilien,
Amazonas, Guyana) nachgewiesen. In der folgenden Tabelle werden
die wichtigeren Adermerkmale der hier behandelten Gattungen
vergleichend zusammengestellt, weniger zu Bestimmungszwecken,
wofür sie viel kürzer gegeben werden könnten, als um zu zeigen,
welche dieser Merkmale uns wichtig erscheinen und wie vielfach
verschränkt die Verwandtschaften sind, sofern wir die ganze Reihe
dieser Merkmale berücksichtigen.
I. Im Costal- und Subcostalraum (c und sc) zwei verstärkte
durchlaufende Oueradern; im übrigen die Queradern dieser
Räume meist nicht zusammenfallend. Medialraum (m) ohne
[bei Heliocharis mit wenigen] Queradern. Cubitalraum (cu)
mit nur einer oder zwei Oueradern. Der Analraum fehlt an
der Flügelbasis, da A sich nur wenig proximal vom Niveau
des Arculus aus dem Flügelrande löst (‚Flügel gestielt‘“).
Das Viereck (q) annähernd rechteckig oder trapezoid, seine
Breite auf die ganze Länge dieselbe, frei oder mit nur einer
Querader. Reguläres großes Pterostigma.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren T
a)
aa)
Zahlreiche (etwa 20) Queradern in c und sc; der ersten
verstärkten durchlaufenden dieser Oueradern (Ang) gehen
mehrere (meist 3) auf sc beschränkte voran. Arculus fast
gerade, 1—2 Zellen distal von der ersten verstärkten Ang,
mit dem analen Ende distalwärts sehr schwach geneigt.
M,_, und M, entspringen sehr nahe beisammen, aber
getrennt, auf der Mitte des Arculus. Viereck sehr annähernd
rechteckig, einmal durchquert, aus der Längsaxe des
Flügels nur sehr wenig analwärts geneigt. Cubitalraum sehr
schmal, die Hälfte oder weniger der Breite des q; nur eine
Cuq, ganz wenig proximal vom Arculus; ganz wenig proxi-
mal von dieser Cuq die Ablösung von A aus dem Flügelrand.
M, setzt den Stamm M,_, ohne Bruch oder Abschwächung
fort. M,_, geht mehrere (4—5) Zellen distal vom Arculus
in einseitiger, kostalwärts konvexer Kurve ab, nähert sich
in gebrochener Linie R bis fast zur Vereinigung. Wiederum
mehrere (3—5) Zellen distal von diesem Abgang, Teilung
von M,_, und Ms in fast symmetrischer, sehr spitzer Gabel.
M, geht am Nodus ab, oder 1—2 Zellen weiter distalwärts.
Zwei supplementäre Sektoren im Diskoidalfeld M,—Cu..
Cu, einfach, fast gerade, meist nur eine Zellenreihe zwischen
Cu, und dem Rand. Pterostigma sehr groß, sein anal-
proximaler Winkel im Verhältnis zur ganzen Länge nur
wenig proximalwärts vorspringend. (Fig. 1—2).
Dicterias.
Wenige (etwa 8) Queradern in c, denen noch wenigere
(etwa 4) in sc entsprechen. Der ersten verstärkten und
durchlaufenden Ang gehen keine anderen voraus. Arculus
in fast rechtem Winkel gebrochen, an der zweiten ver-
stärkten Ang; seine anale Hälfte proximalwärts gerichtet.
M, entspringt auf der Mitte des Arculus aus dem Scheitel
seines Winkels, M,_, auf der Mitte des kostalen Schenkels.
Viereck trapezoid, der anal-distale Winkel spitz; ohne Quer-
ader; aus der Längsaxe des Flügels ziemlich stark analwärts
geneigt. Cubitalraum gleichbreit wie das q, in seinem
distalen Teil gleich diesem aus der Längsaxe analwärts
geneigt; eine Cuq entspricht in der Lage derselben bei
Dicterias, eine zweite (ob konstante?) liegt distal vom
Arculus. Wenig proximal von der Cuq (um etwas mehr als
die Länge derselben) die Ablösung von A aus dem Flügel-
rand. M,_, und M, ganz nahe dem gemeinsamen Ursprung
vom Arculus, nur etwa eine Zellbreite distal, in symme-
trischer Gabel getrennt. M,_, begleitet den Radius parallel
und nahe, aber ohne Bruch der Linie und ohne Neigung zur
Verschmelzung; M, weicht analwärts ab; aus dem Grunde
der Gabel, nur um eine Zellbreite auf M,_, verschoben,
geht Ms ab. M, mehrere (4) Zellen distal vom Nodus.
Keine supplementären Sektoren im Diskoidalfeld M,—Cu..
9. Heft
Dr. F. Ris:
Cu, einfach, stark kostalwärts konvex; im distalen Teil
des Feldes Cu,—Rand mehrfache Zellen, doch ohne Reihen-
anordnung. Pterostigma mäßig groß, der anal-proximale
Winkel weit proximalwärts gezogen, sehr spitz. (Nach der
photographischen Abbildung bei Needham, Proc. U. S.
Nat. Mus. 26, tab. 53, fig. 8 — 1903.) Amphipteryx
II. Inc und sc eine oder zwei verstärkte durchlaufende Queradern;
im übrigen die zahlreichen (ca. 20—50) Queradern dieser
Räume nicht zusammenfallend, außer etwa aus Zufälligkeiten
der Lage bei ihrer großen Zahl. Der einzigen oder ersten
verstärkten Ang gehen mehrere Queradern in c und sc voran.
Medialraum mit zahlreichen Queradern. Cubitalraum mit
zahlreichen Queradern. Der Analraum fehlt an der Flügel-
basis auf eine kurze Strecke, da A sich vom Flügelrande erst
distal von der Basis löst, in einer Entfernung, die von Y, bis
2/, der Distanz Basis—Arculus schwankt (‚Flügel kurz ge-
stielt‘‘). Viereck sehr schief mit starker Erweiterung am proxi-
malen Ende dadurch, daß die kostal-proximale Ecke auf R
fällt unter Verschwinden der kostalen Hälfte des Arculus.
Dieser, mit dem analen Ende etwas proximalwärts geneigt,
bildet zugleich die proximale Seite des q, 11, bis 2mal länger
als die distale; die kostale Seite bildet einen kostalwärts
konkaven Bogen, die anale bleibt fast gerade, diesem Bogen
nicht oder nur ganz wenig folgend. Mehrere (2—12) Oueradern
im q. M,-, und M, entspringen zusammen aus dem Punkt,
wo die proximale Seite des q an R geknüpft ist. Dieser Punkt
liegt unmittelbar an der Verbindung der einzigen oder zweiten
verdickten Ang mit R, oder dieser Stelle doch sehr nahe.
Der Verlauf des M-Stammes bleibt gerade und parallel zu R,
diesem sehr nahe, aber ohne Brechung und Neigung zum Ver-
schmelzen. M, geht in analwärts konvexem Bogen als kostale
Seite des q ab. Ganz nahe dem Knotenpunkt, meist um eine
und zwei Zellbreiten distal, Abgang von M, und Ms, beide
asymmetrisch in anal-proximalwärts konvexem Bogen mehr
oder weniger parallel zu M,. Abgang von M, am Nodus oder
wenige Zellbreiten distal. Cu, nach kurzem geraden Verlauf
symmetrisch gegabelt; meist in der Gabel eine dritte Längs-
ader als sekundärer Sektor (außer einigen Arten von Cora).
Reguläres großes Pterostigma.
B. Im Diskoidalfeld M,—Cu, keine supplementären Sektoren
am Flügelrand. M, nicht gegabelt.
b) Nur eine verdickte Ang, an der der Arculus liegt.
Flügel schmal bis mäßig breit, die Kurve des Anal-
randes flach. Flügel der meisten Arten hyalin. Diffe-
renzierung der Arten in Körperfärbung und Zeichnung
besonders der &. (Fig. 3—10). Cora
bb) Sehr deutlich zwei verdickte Ang, an der zweiten der
Arculus, die erste ein wenig distal von der Mitte Basis—
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 9
Arculus. Flügel breit, die Kurve des Analrandes enger
mit einem deutlichen Scheitel wenig distal vom Nodus.
Flügel der meisten Arten mit bunter, teilweise sehr
reicher Zeichnung aus metallischen Farben und matten
wachsartigen Auflagerungen. Körperfärbung und Zeich-
nung sehr einförmig: schwarz mit schmalen hellen
Linien des Thorax. (Fig. 11). Euthore
C. Im Diskoidalfeld M,—Cu, supplementäre Sektoren am
Flügelrand.
c) M, nicht gegabelt. Nur eine verdickte Querader im
c—sc-Raum, an dieser der Arculus. Flügelform, Flügel-
färbung, Körperfärbung und Zeichnung ähnlich bb.
Viereck im Hl. nicht mehr als etwa 11%mal so lang wie
im Vfl. , Große Arten. (Fig. 12, 13). Thore
M, gegabelt oder mehrfach verzweigt. Mehr oder weniger
deutlich zwei verdickte Ang. An der zweiten der Arculus;
doch ist die Lage weniger fest als bei Thore und kann
etwa eine Zellbreite in der einen oder anderen Richtung
abweichen. Viereck im Hfl. 12/, bis 2mal so lang wie
im Vfl. Nur die Hfl. oder beide Flügel reich glänzend
metallisch gefärbt. Körperfärbung und Zeichnung
ähnlich bb und c. Kleinere Arten. Chalcopteryx
III. In c und sc keine verstärkten Queradern. Die Oueradern
dieser Räume zahlreich (20 und mehr), zusammenfallend,
außer wenigen Unregelmäßigkeiten meist am distalen Ende
des Feldes. Medialraum mit zahlreichen Oueradern. Cubital-
raum mit zahlreichen Queradern, etwas schmäler als das
q. Der Analraum reicht bis an die Flügelbasis, da A von
Anfang an vom Flügelrande getrennt verläuft (‚Flügel nicht
gestielt‘). Viereck sehr schief mit Verengerung am proxi-
malen, Erweiterung am distalen Ende. Der Arculus ist sehr
schräg gestellt, das anale Ende distalwärts verschoben, gerade
oder sehr schwach, höchstens in ganz stumpfem Winkel ge- _
knickt. Etwa auf dem analen Drittel entspringen getrennt,
aber sehr genähert M,_, und M,. M,, soweit er die kostale
Seite des q bildet, stark kostalwärts konvex, welcher Biegung
Cu etwas schwächer folgt. M, setzt den Stamm von M,_,
ohne Bruch oder Abschwächung in gleichbleibender Richtung
fort. M,_, mehrere Zellbreiten (5—8 kleine Zellen) distal vom
Arculus etwa im Niveau der Mitte des q abgehend, nähert sich
in stark kostalwärts konvexer Kurve in gebrochener Linie an
R bis fast oder völlig zur Vereinigung. Aus dieser Knoten-
strecke, etwa im Niveau der distalen Seite des q, löst sich in
sehr spitzem Winkel Ms. M, am Nodus, oder wenige Zellen
distal. Im Diskoidalfeld M,—Cu, zwei und mehr supplemen-
täre Sektoren. Cu, im Beginn stark analwärts konvex, dann
fast gerade, nicht gegabelt. Zwischen Cu, und dem Rand zwei
und mehr Zellreihen, doch ohne‘ Ausbildung sekundärer
[6
9. Heit
10 Dr. F. Ris:
Sektoren. Meist kein Pterostigma; wenn vorhanden dieses
sehr klein.
d) Aderung der Flügelbasis bei d und 2 ungefähr gleich.
Beide Geschlechter ohne bunte Färbung der Flügelbasis.
(Fie.47,' 18/21). Lais
dd) Flügelbasis des $ mit mehr oder weniger reicher sekun-
därer Aderverdichtung von R an analwärts, distalwärts
bis zum Ende des q oder noch darüber hinaus. Fast immer
im Bereiche dieser Verdichtung oder noch weiter blutrote
bis dunkelbraune Färbungen. (Fig. 29, 31, 32). Hetaerina
Dieterias.
Die Wahl des Gattungsnamens Dicterias für die im folgenden
beschriebene und abgebildete Art erfordert eine Begründung.
Selys’ Originalbeschreibung der Gattung Dicterias (Monogr.
Calopt. p. 189, tab. 5, fig. 6 — 1854) paßt im wesentlichen gut
auf unsere Art. Abweichend sind die folgenden Punkte: 1. ‚‚le
nodus plac& un peu apres leur [des ailes] premier tiers“ (ob Vil.
oder Hil. ist nicht gesagt; es wäre eine viel mehr proximale Lage
als bei unserer Art; die Übereinstimmung der Abbildung mit dieser
Angabe ist nicht besonders gut.) 2. Nureine Ouerader in sc proximal
von der ersten verstärkten Anq (3 in allen Flügeln unserer beiden
Expl.). 3. Nach der Figur wären die zwei ersten durchlaufenden Ang
verstärkt (was aber kaum richtig ist!). Die typische Art atro-
sangninea ist kleiner (Abd. 30, Vfl. 23, Pt. 2.75—3 mm) ‚als die
unsrige, hat ausgesprochen rote Zeichnungen, die ähnlich verteilt
sind wie das oliv und seegrün unserer Art. — Später (Addit.
Synops. Calopt. p. 10 — 1859) erscheint eine Dicterias. Procera
„tres analogue, pour la forme et la coloration A la D. atrosanguinea,
mais de taille plus forte‘‘ ohne weitere Beschreibung. Noch später
(2. Addit. Synops. Calopt. p. 16 — 1869) wird Heliocharıs und
Dicterias vereinigt, unter dem zweiten Namen; wenn die Ver-
einigung angenommen wird, würde allerdings nach heute geltenden
Nomenklaturregeln der erste zu wählen sein. Von Dicterias atro-
sanguinea wird das 9 beschrieben. Der Gattungsname ist fernerhin
nirgends mehr angewandt worden.
Die Originalbeschreibung von Heliocharis (Monogr. Calopt.
p-. 187, tab. 5, fig. 5 — 1854) ist kürzer, wohl nur nach Notizen
hergestellt. Folgende Punkte sind zu bemerken: 1. ‚le nodus
place & leur [des ailes] moitie‘“ (in der Figur steht er noch etwas
distal). 2. ‚‚espace basilaire [m] traverse par quatre nervules‘.
Die einzige Art amazona hätte etwa den Farbentypus unserer Art;
die Maßangabe an dieser Stelle (Abd. 35, Flügel 35, Pt. 3—4) ist
wahrscheinlich falsch, sie wird später (2. Addit. Synops. Calopt.
p. 17 — 1869) berichtigt in Abd. 31, Hfl. 28. Einer neuen Helio-
charıs brasiliensis (Addit. Synops. Calopt. p. 9 — 1859) von Bahia
werden zugeschrieben: 1. ‚une seule nervule basilaire au lieu de
quatre“; 2. „trois rangs de cellules dans la partie de l’espace
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kördilleren 11
postcostal qui se trouve un peu avant son extr&emite‘“ (also wahr-
scheinlich im Feld Cu,—Rand die Bildung der C'yanocharis). Bei
der Zusammenziehung von Heliocharis und Dicterias (l. c. 1869)
werden für Heliocharis die folgenden unterscheidenden Merkmale
gegeben: 1. „secteur median [M,+,| non contigu avec la nervure
mediane [R |“ (nach der Figur l. c. würde M,-+, nicht einmal kostal-
wärts ausbiegen, es ist eine symmetrische Gabel M,+,—M, gezeichnet,
was gewiß nicht richtig ist); 2. „deux secteurs interposes entre
le bref [M,] et le sup£rieur du triangle [Cu, |“ (unsere Art hat diese
supplementären Sektoren); 3. „ordinairement l’espace basilaire
[m] reticule‘“. Ferner wird an dieser Stelle neu eingeführt Helio-
charis lhibera mit ‚le nodus plac& ä& mi-chemin de la base au ptero-
stigma‘, ‚espace basilaire libre“.
Calvert berichtet (Ann. Carnegie Mus. 6, p. 89, tab. 8, fig. 139
— 1909) über Exemplare, die er bei Heliocharis amazona einreiht.
Die Beschreibung erwähnt 2 (nur in einem Flügel 3) basale Ouer-
adern in sc (aus der Figur nicht ersichtlich) bei 2 $, einseitig nur
eine bei 1 2. Die photographische Abbildung, die bei der Repro-
duktion gelitten hat, gibt M,+,sehr an R genähert, keineswegs eine
symmetrische Gabel M,+,—M3;. Die verstärkten Ang sind nicht
ersichtlich. M, zwei Zellen distal vom Nodus. Im übrigen außer
den OQueradern in m keine wesentlichen Unterschiede gegen
unsere Expl.
Needham bringt die Beschreibung einer neuen Art und
Gattung, Cyanocharis valga aus Südbrasilien (Proc. Biol. Soc.
Washington 16, p. 55—58 und Proc. U. S. Nat. Mus. 26, tab. 51,
fig. 6 — 1903). In der photographischen Flügelabbildung (ob Vfl.
oder Hfl. ist nicht gesagt) liegt der Nodus gegenüber unseren Expl.
ein wenig weiter distal; die Beschreibung sagt: ‚nodus midway
between base and apex of wing‘“ (in der vergrößerten Figur 42 5:47).
Ferner ist der Flügel relativ etwas breiter, bei derselben Anordnung
der supplementären Sektoren. Endlich ist Cu, dreigeteilt nach Art
der Gabel von Cora. Im Übrigen besteht Übereinstimmung: 4Quer-
adern in sc (von denen aber die erste nach Retouche aussieht)
proximal von der ersten verstärkten Ang; Arculus am ersten
Zwischenraum nach dieser Anq (sehr ähnlich dem V{l. unseres 9);
M,+, würde, wenn die Reproduktion ganz genau ist, R völlig be-
rühren (wie im Vfl. unseres 9). Abgesehen von dem Verhalten von
Cu, stimmt also unsere Art in allen wichtigen Punkten mit C’yano-
charis überein. Needham bemerkt: ‚it differs utterly from Dicterias
in the arrangement of interpolated sectors‘“, „in the remoteness
of the nodus from the base of the wing“. Ich finde die Unterschiede
in den Schaltsektoren nicht so bedeutend, zumal die Selys’sche
Figur, da wo Verschiedenheiten sind, noch verschiedenen Auf-
fassungen die Möglichkeit läßt, vielleicht auch nicht alle Schalt-
sektoren verzeichnet. Die Lage des Nodus aber scheint innerhalb
dieser Formengruppe eine in ziemlich weiten Grenzen schwankende
zu sein.
9. Heft
12 Dr. F. Ris:
Die letzte Neubeschreibung betrifft Förster’s Neocharis cothur-
nata aus Surinam (Jahresber. Mannheim 1906, p. 68ff.). Dieser
Beschreibung entnehme ich: Arculus an der zweiten [durchlaufen-
den] Ang; zwei Oueradern in q; Cu, einfach, selten einige Zellen
geteilt zwischen Cu, und dem Rand. Im Vfl. 20 Ang, vor der ersten
[durchlaufenden] 3 Queradern in sc. Der Verfasser bemerkt:
„Bei Heliocharis und Dicterias sind die Sektoren des Arculus an
ihrem Ursprung weit getrennt, bei Cyanocharıs und Neocharis ent-
springen sie aus einem Punkt des Arculus“. Für die zwei erst-
genannten Gattungen ist diese Angabe wohl den Figuren der Mon.
Calopt. (die in diesem Punkte gewiß falsch sind!) entnommen und
nicht der Natur. Die Gattungsbeschreibung von Neocharis läßt
sich ohne Schwierigkeit auf unsere Art anwenden, an der ich aber
nichts finde, was sie aus Dicterias ausschlösse. Die Artbeschreibung
gibt einen Farbentypus ähnlich dem unserer Expl. und die Maße
(9) Abd. 38, Hfl. 29, Pt. 4, somit etwas geringere Größe und relativ
erheblich kürzere Flügel als bei unserer Art.
Als Ergebnis dieser Untersuchung möchte ich feststellen:
1. Heliocharis erscheint gegenüber Dicterias begründet durch die
Oueradern in m, aber durch diese allein; 2. Cyanocharis erscheint
gegenüber Dicterias begründet durch die Dreiteilung von Cus;
3. Neocharis erscheint gegenüber Dicierias nicht abgrenzbar. Die
zeitliche Reihenfolge der Namen ist Heliocharis, Dicterias, C'yano-
charis, Neocharis. Neocharis betreffend teilte mir Hr. R. A. Mutt-
kowski mit, daß der Name früher vergeben sei; ist die Gattung
aber tatsächlich mit Dicterias zu vereinigen, so wird ein Ersatz
überflüssig. Unsere Art halte ich bei Dicterias für richtig eingereiht.
Untersuchung der Typen, welche die Aufgabe sehr vereinfacht und
den Wert der Lösung erhöht hätte, war leider der Zeitumstände
wegen nicht möglich.
Dieterias umbra nov. spec. (Fig. 1—2).
Columbia: 1 & Villavicencio, I. 1911.
Süd-Brasilien: 1 2 Bom Jesus de Itabapoana, Prov. Rio
Janeiro, 13. III. 1906, Zikän.
Die zwei Expl. stehen sich trotz der weiten geographischen
Trennung so nahe, daß ihr Zugehören zu derselben Art ziemlich
wahrscheinlich ist. Unterschiede von einiger Bedeutung sind nur
die folgenden zu finden: 1. Arculus im Vfl. um 1%, c-Queradern
und 21, sc-Queradern distal von der ersten verstärkten Ang, im
Hfl. um 1 und 2 (9), oder in Vfl. und Hfl. ungefähr gleich um
1 Querader in c und sc (9). 2. Trennung von M,+, und M, in Vil.
und Hfl. um 1 Zellbreite distal von q (8), oder im Vfl. um 2%, im
Hfl. um 2 Zellbreiten (9). 3. Abgang von M, um 11%—2 Zellbreiten
distal vom Subnodus (9) oder nur eine Spur distal vom Subnodus
(2). 4. Im Feld Cu,-Rand nur eine Zellreihe (3), oder wenige ver-
doppelte Zellen (9). 5. Flügel ganz hyalin (dad.), oder gleichmäßig,
licht goldgelb (2 subjuv.).
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 13
& (ad.) Occiput und Unterlippe licht bräunlich oliv. Oberlippe
trüb oliv. Ante- und Postelypeus glänzend schwarzbraun. Ante-
clypeus relativ breit ; Postclypeus nach vorne etwas erweitert, seine
scharfe Vorderkante in der Dorsalansicht in scheinbaren Ecken
vorspringend. Mandibelbasis, Genae, die lateral-vordern Stirn-
ecken bis nicht völlig zur Fühlerbasis licht oliv. Zweites Fühler-
glied rotbraun. Vertex düster braun mit Andeutung einer schwarzen
Zeichnung zwischen den Fühlerbasen quer vor dem vorderen
Ocellus und quer über die Occipitalplatte, an den Augenrändern
erweitert. Jederseits auf dem Occiput nahe dem dorsalen Rand ein
breiter flacher Höcker, dem ein kleines Spitzchen aufsitzt.
Prothorax olivgrün, in den queren Furchen diffus schwärzlich.
Lobus posterior fast im Halbkreis begrenzt, etwas aufgerichtet,
über der basalen Hälfte ein flacher querer Wulst. Laminae meso-
stigmales schmale, stumpfdreieckige Plättchen, die mediale kurze
Seite etwas als Kante aufgerichtet. Thoraxdorsum olivgrün, Seiten
licht seegrün, eine schwarze Linie auf der Mediannaht, bräunliche
Spuren im dorsalen Ende der drei Seitennähte; licht goldbraune,
schmale, etwas diffuse Binde auf dem Mesepisternum, etwas näher
der Schulter- als der Mediannaht. Sterna trüb grünlich, samt den
Coxae ziemlich dicht weißlich bereift. Beine enorm lang und sehr
dünn (dritte Fem. 11°5, Tib. 15°5, Tars. 25 mm); Dornen und
Klauenzähne sehr klein; schwarz, die Basis der Femora sehr diffus
ein wenig lichter.
Abdomen schlank, mäßig lang. Sgm. 1 olivgrün, 2 olivgrün
mit seegrünem terminalen Ring, schwärzlicher, etwas diffuser
medianer Längsbinde und diffusen, licht goldbraunen Seiten-
streifchen; 3—7 schwarz mit olivgrüner, auf 3 breiter, dann all-
mählich abnehmender seitlicher Längsbinde, die an den Segment-
enden 3—5 schmal, 6—7 breit unterbrochen ist; 8—10 schwarz.
Appendices superiores einfach, dünn, zu einer fast Kreisrunden
Zange zusammengebogen, sehr wenig länger als das 10. Sgm.,
schwarz; inferiores dem Abdomenende anliegende, annähernd
rechteckige Plättchen.
Flügel hyalin, die Basis eine schwache Spur gelblich. Ptero-
stigma sehr dunkel rotbraun. Aderung Fig. 1. Verhältnis von
antenodaler zu postnodaler Länge im Vfl. 15 5:19 °5, im Hfl. 14:18°5.
Abd. 41, Vfl. 35, Pt. 4.
Q (subjuv.). Form des Postelypeus wie &, Occipitalhöcker
ebenso, doch das Spitzchen nicht deutlich. Ganze Oberseite des
Kopfes oliv mit geringer diffuser Verdunkelung an den hinteren
Ozellen und der Occipitalplatte.
Prothorax ganz olivgrün. Thorax dorsal olivgrün, seitlich
etwas nach seegrün, über die Schulternaht und die hintere Seiten-
naht je eine schräge Binde, ventral vor, dorsal zur Hälfte hinter
der Naht liegend, in der Mitte trüb gelblich, an den Rändern trüb
und diffus rostfarben; Mediannaht schwach rostfarben (die Zeich-
9. Heft
14 Dr. F. Ris:
nung ist also vom & etwas verschieden). Beine wie $, sehr dunkel
rotbraun (dritte Fem. 11, Tib. 13, Tars. 3 mm).
Abdomen robuster und relativ kürzer. Sgm. 1 trüb oliv mit
etwas unbestimmter schwärzlicher Rücken- und Seitenzeichnung ;
2 oliv etwas nach seegrün, die dorsale Mitte breit trüb rostfarben;
mit sehr schmaler gelblicher Längslinie, Seiten schmal trüb rost-
farben; 3—4 trüb braunrot (nicht gut erhalten) ; 5—10 in der Fär-
bung nicht erhalten. Appendices sehr spitz, kürzer als Sgm. 10.
Valven und Terebra relativ kurz, das Abdomenende nicht völlig
erreichend.
Flügel fast gleichmäßig, nur im Costalstreif ein wenig tiefer,
licht goldgelb. Pterostigma licht gelbbraun. Aderung Fig. 2.
Verhältnis von antenodaler zu postnodaler Länge im Vfl. 18:21,
im. Bil. 46:195. Abd. 37, Vi 39, Pt. >
Sollten die beiden Geschlechter sich als zu verschiedenen Arten
gehörig erweisen, so hat das & als typisch für den Namen zu gelten.
Cora.
Von 10 vorliegenden Arten konnten 5 nicht mit vorhandenen
Beschreibungen in Übereinstimmung gebracht werden; alle diese
Beschreibungen wurden im Original verglichen. Unsere Arten
ordnen sich nach der folgenden Tabelle der &:
1. Cu, gegabelt und in der Gabelung ein supplementärer Sektor
als dritter Art von fast gleicher Länge (Fig. 3—9).
I. Die distale Seite von q, und in ihrer geradlinigen Verlängerung
der Stamm von Cu, bis zur Aufnahme von A stark schräg zur
Flügelaxe gestellt, das anale Ende distalwärts gerichtet.
Der kostal-distale Winkel des q sehr stumpf. Flügel lang und
relativ schmal. Pterostigma lang und schmal. Auf der Stirn
vier lichte Flecken. (Fig. 3—5).
a. Thorax blau mit breiter schwarzer Linie der Median-
naht; schwarze Zeichnung außerdem nur im dorsalen
Ende der Schulternaht, vordern und hintern Seiten-
naht. Mund und Vordergesicht orange. Abdomen
schwarz mit dorsalen blauen Zeichnungen der Seg-
mente 1—2. xanthostoma
aa. Thorax blau mit breiten vollständigen schwarzen
Linien der Median- und Schulternaht, langgestreckten
schwarzen Flecken auf der Mitte der Mesepisterna,
schwarzen Zeichnungen im dorsalen Ende der Seiten-
nähte. Mund und Vordergesicht blau. Abdomen
schwarz mit dorsalen blauen Zeichnungen der Sgm.
12. inca
aaa. Thorax blau, Dorsum mit großer, medianer, ovaler
schwarzer Zeichnung; schwarze Strichel im dorsalen
Ende der Schulternaht und hintern Seitennaht. Mund
und Vordergesicht grünlich. Abdomen schwarz mit
dorsalen blauen Zeichnungen der Sgm. 1—2. irene
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 15
II. Die distale Seite von q und in ihrer geradlinigen Verlängerung
Cu, bis zur Aufnahme von A sehr annähernd in der queren
Axe des Flügels. Der kostal-distale Winkel des q dem
rechten genähert (Fig. 6—9).
B. Mesepisterna mit lichter Färbung in größerem Umfang.
b. Auf der Stirn vier lichte Flecken. Abdomen Sgm. 1—8
bb.
blau mit schwarzen Seiten. Thorax blau mit breiten,
vollständigen schwarzen Linien aller Nähte. Nodus
weit distal. Pterostigma sehr lang. Flügel ziemlich
stark gelb mit diffuser brauner postnodaler Wolke.
MAarına
Auf der Stirn nur zwei lichte Flecken. Abdomen
schwarz mit kleinen lichten Zeichnungen der Seiten
von Sgm. 1—2 oder 1—3.
ßß. Thoraxdorsum licht blau, auf den Seiten in gelb-
liche Töne übergehend; über die Mitte breiter,
buchtiger, im ventralen Drittel verschmälerter,
schwarzer Streif; breite oder schmale und ventral
abgekürzte schwarze Linie der vordern Seitennaht;;
schwarze Flecken der Metepisterna und Metepi-
mera. Nodus weit proximal. Pterostigma relativ
klein, Flügel hyalin. chirripa
ßß’. Thoraxdorsum licht orange, auf den Seiten in
trübere Töne übergehend. Feine schwarze Linie
der Mediannaht; dorsale kleine schwarze Zeich-
nungen der Schulternaht, vordern und hintern
Seitennaht. Nodus weiter distal. Pterostigma
relativ größer; Flügel hyalin, an der Basis schwach
gelblich. notoxantha
C. Mesepisterna ganz schwarz; Mesepimera ebenso, oder
sehr dunkel braun; schmale, dorsal nicht immer voll-
ständige gelbliche Linie der Schulternaht. Auf der Stirn
nur zwei lichte Flecken. Abdomen schwarz mit kleinen
lichten Zeichnungen der Seiten von Sgm. 1—2.
C.
ce.
Flügel hyalin, an der Basis licht gelb bis etwas distal
vom q, im Kostalfeld bis zum Nodus. Verhältnis des
antenodalen zum postnodalen Flügelteil 11°5:13°5.
obscura
Flügel mit breiter schwarzbrauner Querbinde, im Vfl.
etwa 5 Zellen distal vom Nodus bis zum proximalen
Drittel des Pterostigma, im Hfl. etwa 10 Zellen distal
vom Nodus bis zum distalen Ende des Pterostigma;
Basis licht. gelblich. Verhältnis des antenodalen zum
postnodalen Flügelteil 12:14 5. semiopaca
D. Mesepisterna schwarz, nahe der Mediannaht eine feine
helle Linie, die dorsal und ventral mit einer hellen Linie
der Schulternaht zusammenläuft. Auf der Stirn vier
lichte Flecken. Abdomen schwarz mit kleinen lichten
9. Heft
16 Dr. F. Ris:
Zeichnungen der Sgm. 1—2. Verhältnis des antenodalen
zum postnodalen Flügelteil 10°5:13°5 bis 12:16°5. Flügel
relativ breit. Pterostigma kurz und relativ sehr breit.
modesta
2. Cu, nicht gegabelt. Flügel relativ erheblich breiter als bei den
andern Gruppen, mit sehr breiter schwarzer, zum Teil stark
goldglänzender QOuerbinde, im Vfl. von halbwegs g—Nodus bis
zum distalen Drittel Nodus—Pterostigma, im Hfl. von etwa
3 Zellen proximal vom Nodus bis etwa 3 Zellen proximal vom
Pterostigma (Fig. 10). Auf der Stirn nur zwei lichte Flecken.
Thorax und Abdomen etwa wie 1. II. C. aurea
Nach der Lage des Nodus läßt sich keine im übrigen als zu-
treffend erscheinende Anordnung der Arten geben. Das Verhältnis
vom antenodalen zum postnodalen Flügelteil (dieser gemessen in
der Sehne vom Nodus zum entferntesten Punkt des distalenRandes)
schwankt zwischen 0'74:1 und 0°93:1. Nach diesem Verhältnis
ordnen sich die Arten in die Reihe: aurea, chirripa, modesta, irene,
xanthostoma, semiopaca, obscura und notoxantha, inca, marina. Die
natürliche Verwandtschaft wird zweifellos besser durch die Gruppen
unserer Tabelle ausgedrückt. Unserem Material fehlen Arten mit
einfacher Gabel von Cu, ohne dritten Ast; es sind zwei solche Arten
beschrieben: C. jocosa Mac Lachl. (vielleicht am nächsten unserer
C. xanthostoma) und €. Klenei Karsch, Societ. entom. 6, p. 113,
1891, nach 1 & von Ecuador (vielleicht am nächsten C. modesta).
Annäherung an einen solchen Zustand von Cu, zeigen die Hfl. von
C. semiopaca und C. notoxantha. Vier lichte Stirnflecken haben
von unseren Arten: xanthostoma, inca, irene, marina, modesta,
nur zwei lichte Flecken: chirripa, notoxantha, obscura, semiopaca,
aurea. Braune Zeichnungen der Flügel finden sich bei marina,
semiobaca, modesta, aurea.
. Die Q sind, soweit bekannt, in der Anordnung der Zeichnungen
den & ähnlich, in den lichten Färbungen trüber, blaue Töne nach
trüb grün und oliv verschoben.
Cora xanthostoma nov. spec. (Fig. 3).
Columbia: 1 & Rio Negro, 800 m, 1911. 1 3 Sosomuco, 800 m,
III. 1911. 2 $ San Miguel, 1200 m, VI. 1911.
d (ad., gut erhalten). Occiput schwarz. Unterlippe in den
basalen zwei Dritteln gelblich, die Spitzen scharf abgesetzt schwarz.
Oberlippe, Anteclypeus, Postclypeus, Mandibelbasis, Genae und
Stirn seitlich bis an die Fühlerbasen licht orange. Mitte des Stirn-
randes und in gleicher Länge eine feine Linie auf der Basis des _
Postcelypeus schwarz. Vertex schwarz mit vier bläulich weißen, im
Trapez gestellten Flecken. Basales Fühlerglied orange, der Rest
schwarz.
Prothorax schwarz. Lobus anterior mit zwei kleinen, medianen,
queren, Lobus medius mit zwei großen lateralen rhombischen
Flecken, Lobus posterior mit der hintern Hälfte hellblau, bis auf
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 17
das schwarze mittlere Viertel. Thorax hellblau, schwarz gezeichnet:
ziemlich breite Linie der Mediannaht, die ventralen Sinus, die
Flügelsinus bis auf kleine blaue Fleckchen, ziemlich breite Streifchen
im dorsalen Fünftel der Schulternaht und hintern Seitennaht, feine
Linie im dorsalen Drittel der vordern Seitennaht, ventraler Fleck
des Mesepimeron, breiter Saum am latero-ventralen Rande des
Metepimeron. Metasterna trüb braun, weißlich bereift. Beine
schwarz, basale Drittel der Femora trüb und diffus rotbraun.
Abdomen schlank. Sgm. 1 bläulich, die Seiten schmal.und
diffus schwärzlich, schmaler terminaler schwarzer Ring; 2 die Seiten
schwarz, die dorsalen zwei Viertel hellblau, anteterminal durch
breite Fortsätze der schwarzen Seiten eingeengt, die sich in der
Mitte nicht völlig treffen, terminaler schwarzer Ring; 3 seitlich
schwarz, dorsal hellblau, im vorderen Drittel gleichbreit wie auf
Segm. 2, dann allmählich verengt und nahe dem Ende durch einen
schmalen schwarzen Ring unterbrochen, so daß ein terminal-
dorsales, dreieckiges blaues Fleckchen abgetrennt wird; 4—10
ganz schwarz.
Flügel gleichmäßig ziemlich stark gelb. Pterostigma schwarz,
Aderung Fig. 3. Antenodal zu postnodal im Vfl. 13:15°5.
Abd. 133/°Vil! 285; Pt. 3.
Von vorhandenen Beschreibungen geht am nächsten auf diese
Art EC. cyane (von Puerto Cabello), bei der aber Sgm. 1—8 zum
größern Teil blau, etwa die Zeichnung der C. marina tragen. Ob
von cyane C. incana (von ebenda) wirklich verschieden ist, en aus
den Beschreibungen nicht mit Sicherheit hervor.
Cora inca (Fig. 4).
Selys, 3. Addit. Synops. Calopt. p. 39 (1873) ($ Quito leg.
Deville, @ Ecuador Coll. Mac Lachlan). — Mac Lachlan, Trans.
Ent. Soc. London 1878, p. 93 (2 Ecuador, es ist zweifelhaft, ob
dieses Q zu dem & von Quito gehört).
Columbia: 2 $ Caüon ‘del Tolima 1700 m, IX. 1909, I. 1910.
Die Beschreibung von Selys geht im ganzen gut auf diese
Expl.; da aber die Identität doch nicht unzweifelhaft ist, werden
diese hier beschrieben.
& (ad., gut erhalten). Occiput schwarz. Basales Drittel der
Unterlippe gelblich, der Rest in diffusem Übergang schwarz.
Oberlippe licht blaugrün, sehr fein schwarz gesäumt. Anteclypeus
schwarz. Postelypeus, Mandibelbasis, Genae licht blaugrün. Vertex
schwarz, vier querovale, im Trapez gestellte bläuliche Fleckchen.
Prothorax schwarz ; Lobus anterior mit zwei queren medianen;
Lobus medius mit zwei großen runden lateralen blauen Flecken;
Lobus posterior mit feinen blauen Säumen der lateralen Drittel.
Thorax hellblau, etwas nach seegrün, schwarz gezeichnet: ziemlich
breite Säume der Median- und Schulternaht, diese am dorsalen
Ende etwas nach hinten überschreitend; die ventralen Sinus; die
Flügelsinus bis auf quere blaue Fleckchen; ein zentraler Streif
Archiv für Naturgeschichte
1916. A 9, 2 9. Heft
18 Dr. F. Ris:
jedes Mesepisternum, über die mittlern zwei Viertel bis drei Fünftel
der Höhe, etwas näher der Median- als der Schulternaht;, Flecken
am. ventralen Ende von Mesepimeron und Metepimeron. Meta-
sterna trüb rötlichbraun mit diffusen dunkeln Wischen, weißlich
bereift. Beine schwarz, die proximalen Hälften der Femora dunkel
und diffus rotbraun.
Abdomen schlank. Sgm. 1 bläulich, ein unregelmäßiger Fleck
der Seiten und ein ziemlich breiter terminaler Ring schwarz;
2 schwarz mit fast quadratischem blauen Fleck über der vordern
Hälfte des Dorsum; 3—10 schwarz; an der. Basis von 3 und 4
jederseits ein sehr kleines weißliches Fleckchen.
Flügel hyalin, stark blauschillernd, das Kostalfeld bis zur Spitze
licht gelblich. Pterostigma sehr dunkel rotbraun. Aderung Fig. 4.
Antenodal zu .postnodal im Vfl. 165:18°5.
Abd..'38, Vil. 35, Pt: 35 und 39,978,
Cora irene nov. spec. (Fig. 5).
Bolivia: 2 &, 2 2 Rio Songo, 800 m, 1913.
Nur 1 3 ist adult und gut ausgefärbt, die andern Expl. sind
frisch entwickelt und nicht gut erhalten.
d (ad., gut erhalten). Occiput schwarz. Unterlippe in den
basalen zwei Dritteln licht gelblich, die Spitzen diffus beginnend
schwarz. Oberlippe trüb grünlichweiß mit fein schwarzen Rändern.
Anteclypeus schwärzlich. Postelypeus, Mandibelbasis, Genae und
basales Fühlerglied trüb grünlichweiß. Vertex mattschwarz;
zwischen den Fühlerbasen und etwas vor dem lateralen Ende der
Occipitalplatte je ein Paar sehr kleiner, im Trapez gestellter weiß-
licher Punkte.
Prothorax hellblau, ein breiter Saum vorne und etwa das
mittlere Drittel des Lobus posterior schwarz. Thorax hellblau.
Mesepisterna mit einem gemeinsamen, großen, ovalen, medialen,
schwarzen Fleck in der ganzen Höhe, der von der Schulternaht
jederseits in der Mitte um etwas weniger als ein Drittel der Breite
jedes Mesepisternum entfernt bleibt. In den Flügelsinus und den
ventralen Sinus je ein blaues Fleckchen. Im dorsalen Ende der
Schulternaht und hinteren Seitennaht je ein schwarzes Komma.
Metasterna trüb blau, weißlich bereift. Beine schwarz.
Abdomen schlank. Sgm. 1 blau, die terminale Kante fein
schwarz; 2 dorsal hellblau, die Seiten schwarz, in einer antetermi-
nalen Erweiterung schmal dorsalwärts vorspringend, die Vorsprünge
beider Seiten sich nicht vollständig treffend (eine annähernd
U-förmige Zeichnung, aber mit völlig schwarzen Seiten); 3—10
ganz schwarz, schwach bronzeglänzend.
Flügel gleichmäßig schwach gelblich. Pterostigma schwarz,
Aderung Fig. 5. Antenodal zu postnodal im Vfl. 12°5:15 und 13:16.
Q (sehr juv.). In der Färbung nicht ausgebildet und nicht
gut erhalten. Bei dem bessern Expl. sind lichte Thoraxseiten
sichtbar. Die vier Fleckchen des Vertex, besonders die zwei
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 19
vordern, etwas größer, gelblich. Abdomen Sgm. 3—7 je in der
Mitte der Seite am vordern Rand ein gelblicher Punkt. Das Ab-
domen scheint im übrigen schwarz; auf Sgm. 1—2 ist eine Andeu-
tung der lichten Zeichnung des & sehr unsicher.
$ Abe .:32, Vf. 27°5,,Pt. 2'5.und 32729, A Bo In
Cora marina Selys (Fig. 6).
Panama: 1 &, 1 $? Panama, III. 1912. 3 $, 1 SP cop. Bugabita
2. TITT.
Die Beschreibung von Calvert (Biol. C. A. Neur. p. 43, tab. 3,
fig. 31, 32 — 1901 — 38? Mexiko, Guatemala) geht gut auf unsere
Expl., nur ist übereinstimmend bei allen unsern d auch das 8. Sgm.
schwarz mit Ausnahme eines sehr kleinen basal-dorsalen blauen
Fleckenpaares. Die 9 sind trüb olivgrün statt blau. & Abd. 30,
VL On, Pi. 3 bIs-32, 27 5,:>:3; 2 20,295; 35. Antenodal zu
postnodal im Vfl. des & < 13:13°5. Flügel Fig. 6.
Die Serie entspricht somit den kleinen Maßen bei Calvert,
und bei Selys den Maßen der €. alcyone (3. Addit. Synops. Calopt.
p. 39 — 1873 — d Bogota). Diese ist so gut wie sicher keine be-
sondere Art, sondern mit diesen kleinen Exemplaren der C. marına
identisch. Der Habitus wird bestimmt durch den sehr robusten
Thorax, der mit den relativ kurzen Flügeln und der reichen blauen
Färbung an das Aussehen der australischen Drphlebia erinnert.
Cora chirripa.
Calvert, Biol. C. A. Neur. p. 348 (1907) (3 Costarica) — id,
Ent. News 22, p. 49—64, tab. 2—3 (1911) (Costarica, ausführliche
Beschreibung der Larve).
Costarica: 5 &. Orosi, Volcan Irazu, 1500 m, V.' 1912. 1.2
Infernillo, Reventazon, 1000 m (1913).
&. Die Übereinstimmung der Zeichnung ist bei den 5 Expl.
keine ganz vollständige. 3 Expl. haben eine vollständige (zweimal
breite, einmal schmale) schwarze Binde über die vordere Seitennaht,
ferner auf dem Metepimeron nicht zwei getrennte Flecken, sondern
eine schwarze Binde über die vordern zwei Drittel der Länge und
fast drei Viertel der Breite, als schmaler ventraler Saum über die
ganze Länge; endlich noch einen schwarzen Fleck auf dem Metepi-
sternum unmittelbar über dem Stigma. 2 Expl. dagegen ent-
sprechen sehr nahe der Beschreibung: auf der vordern Seitennaht
nur eine schmale, ventral unvollständige Linie; doch ist die mete-
pimerale Zeichnung nicht getrennt und der Fleck über dem Stigma
vorhanden. Alles übrige stimmt überein. Antenodal zu postnodal
im Vfl. 13:5:18. Abd. 36, Vfl. 315, Hfl. 30, Pt. 2. (Die Originale
von Calvert, 2 &, sind etwas kleiner, insbesondere die Flügel
absolut und relativ kürzer: Abd. 34-835, Hfl. 27—27'5, Pt. 2;
die Proportionen im Flügel sind kaum sehr verschieden: antenodal
zu postnodal bis zum proximalen Ende des Pterostigma 12:13
ia VEl.,. 11:43 im Hfl.)
2* 9. Heft
20 Dr. E.xBRiB?
9. Die lichte Färbung im Gesicht ockergelb. Die zwei Stirn-
flecken größer als beim 4, licht rostfarben. Lichte Färbung des
Thorax trüb oliv, seitlich in gelblich übergehend. Schwarze Zeich-
nung des Thoraxdorsum etwas schmäler, die der Seiten wie bei
den 2 oben in zweiter Linie erwähnten $. Die kleine lichte Zeich-
nung der Abdomensgm. 1—3 trüb ockergelb statt blaß grünlich.
Abd.‚30,.YH. 31, 231.29, Pt 2.
Cora notoxantha nov. spec. (Fig. 7).
Panama: 1 & Panama, (III. 1912). 1 2 Lino, 800 m (V. 1912).
d (ad., mittelmäßig erhalten, gequetscht). Kopf scheint wie
Q (wo er besser erhalten und beschrieben ist). Prothorax ebenso.
Thoraxdorsum licht gelborange, die Seiten etwas trüber, mehr
nach ockergelb. Feine schwarze Linie der Mediannaht; schwarz
auch die ventralen Sinus und die Flügelsinus außer schmalen
gelben Querstreifchen. Sehr kurzes, aber breites schwarzes Fleck-
chen im dorsalen Ende der Schulternaht und der hintern Seitennaht ;
feine schwarze Linie in der dorsalen Hälfte der vordern Seitennaht ;
übrige Zeichnung der Seiten nicht gut erhalten (wahrscheinlich
wie 9). Sterna trüb rotbraun. Femora außen trüb rotbraun, innen
licht gelblich; Tibien und Tarsen schwarzbraun.
Abdomen schwarz. Sgm. 1 trüb gelb bis auf eine diffuse
bräunliche Dorsalbinde; 2 die Seiten breit trüb olivbraun über
schwärzlichem Ventralrande, darin je ein dorsal-vorderer hellgelber
Keilfleck; 3 schmaler, dorsal unterbrochener, vorderer, hellgelber
Ring und schmaler, fast vollständiger trüb bräunlicher Seitenstreif;
4 lateral-basaler hellgelber Punkt.
Flügel hyalin, Basis sehr licht gelblich, sehr diffus zwischen q
und Nodus abschließend. Pterostigma schwarz, sehr fein lichter
gesäumt. Antenodal zu postnodal im Vfl. 115:13 5.
Q (ad., gut erhalten). Occiput schwarz. Unterlippe licht gelb-
lich, die Seitenlappen und Spitzen der Mittellappen schwarz.
Oberlippe weißlich, der freie Rand sehr schmal und ein kleiner,
dreieckiger, durchlaufender Fleck der Mitte schwarz. Anteclypeus
trüb braun. Postclypeus in der Mitte schwarz, die seitlichen Fünftel
weißlich; diese Färbung mit dem licht orangegelben vordern
Fleckenpaar des Vertex breit verbunden; basale zwei Fühlerglieder
weißlich. (Die Färbung wäre auch so zu beschreiben: Kopf vorne
weißlich, median-dorsalwärts in orange übergehend, darin eine
schwarze mediane Binde über die Mitte des vordern Stirnrandes
und in gleicher Breite des Postclypeus).
Prothorax trüb braunorange, feine dunkle Linien der Nähte
und etwas breitere schwärzliche Zeichnung der dorsalen Mitte.
Mesepisterna und Mesepimera sehr licht goldbraun, Metepisterna
und Metepimera olivgrün, auf der hintern Hälfte bis auf einen
schmalen Saum trüb rotbraun. Schwarze Zeichnung der Nähte
wie 8; kleine gelbe Fleckchen auch in den ventralen Sinus. Beine
wie d.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 21
Abdomen relativ kurz und mäßig robust, Sgm. 9—10 stark
verdickt. Valven und Terebra das Abdomenende um fast 1 mm
überragend. Ventraler Rand der Valven sehr fein, dicht und gleich-
mäßig gezähnt. Schwarz; Sgm. 1 trüb gelblich etwas nach oliv;
% trüb licht rotbraun, am dorsal-hintern Rand ein schmales, diffuses
braunes Querstreifchen; 3 fast vollständiger rotbrauner Seitenstreif
und basale lichtgelbe Ouerstreifchen als dorsal schmal unterbroche-
ner Ring; 4 sehr schmaler und diffuser rotbrauner Seitenstreif,
basal-lateraler lichtgelber Punkt; 5—6 nur noch diese Punkte.
Flügel schwach graulich gelb, etwas tiefer gelb mit sehr
diffusem Abschluß die Basis bis halbwegs vom q zum Nodus.
Pterostigma dunkelrotbraun, sehrfeinlicht gerandet.. Aderung Fig. 7.
& Abd. 30.5, Vfl. 25, Pt. <2 — 9 25, 245, 15.
Cora obseura nov. spec.
Panama: 3 & Panama (Ill. 1913).
Die Zeichnung dieser & ist so ähnlich €. semiodaca, daß der
Gedanke an bindenlose Expl. dieser Art nahelag; doch ist diese
Annahme wohl auszuschließen wegen einer nicht unbedeutenden
Verschiedenheit in den Flügelproportionen: antenodal zu postnodal
im Vfl. 11'5:13°5 bei allen drei Expl. übereinstimmend gegen
12:145 und 12°5:15°5 bei zwei vorliegenden $ von semiopaca.
Auch an €. Skinneri wurde gedacht, doch ist diese, abgesehen von
andern Verschiedenheiten, viel größer.
d (ad., gut erhalten). Occiput schwarz. Unterlippe trüb
gelblich, Seitenlappen und Spitzen schwarz. Oberlippe rotbraun
mit breiter schwarzer Basislinie, die in der Mitte ein wenig dreieckig
vorspringt. Anteclypeus trüb rotbraun, Postelypeus schwarz.
Mandibelbasis, Genae und eine schmale anstoßende Zone am Augen-
rand der Stirn bis zur Fühlerbasis rotbraun. Fühler schwarz.
Zwei sehr kleine trüb rotbraune Fleckchen medial von den Fühler-
basen. Vertex im übrigen mattschwarz.
Prothorax schwarz; die Seiten trüb rotbraun, diese Färbung
vorne an der Furche des Lobus posterior bis nahe zur Mitte dorsal-
wärts übergreifend; zwei kleine rotbraune Fleckchen am Lobus
anterior. Thoraxdorsum mattschwarz. In der Schulternaht eine
feine gelbliche Linie, die nahe dem dorsalen Ende abbricht; zu jeder
Seite dieses Endes, auf Mesepisternum und Mesepimeron, je ein
diffuses lichtes Fleckchen. Mesepimeron braunschwarz, ventral-
wärts ein wenig lichter; sehr feine gelbe Linie in der ventralen
Hälfte der vordern Seitennaht. Metepisternum trüb braun, rings-
um ziemlich breit und diffus oliv gesäumt. Metepimeron oliv mit
breitem, diffusem, braunem Wisch auf der Mitte der ventralen
Hälfte. Mesinfraepisternum trüb rotbraun, am dorsalen Rande
gelblich. Metinfraepisternum, Coxae, Femora außen trüb rotbraun;
Femora innen trüb gelblich; Tibien und Tarsen schwarzbraun.
Metasterna trüb gelblich mit zentralen, diffusen schwärzlichen
Flecken, etwas weißlich bereift. .
9. Heft
9% DR MiB:
Abdomen schwarz; Seiten von Sgm. 1—2 breit gelbbraun;
3 oder 3—4 mit basal-lateralem lichten Punkt.
Flügel hyalin, schwach glänzend; Basis bis etwas distal vom
q diffus gelblich; ähnliche Färbung im Kostalstreif bis zum Nodus.
Pterostigma sehr dunkel rotbraun, fast schwarz. Aderung sehr
ähnlich »otoxantha. Abd. 29, Vfl. 25, Pt. < 2.
Cora semiopaca Selys (Fig. 8).
Panama: 1 & Chiriqui (Mus. Stockholm). 1 $ ohne Angabe
der Herkunft (wahrscheinlich Chiriqui - — ded. R. Martin). 1&
1400,.'800 m, 11912. °
Nach dem & R. Martin Fig. 8,.Abd. 32, Vi. PL 2 RE
von Lino mit relativ ein wenig längerem Abdomen: Abd. 39,
via 2. >72
Cora-modesta Selys (forma) (Fig. 9).
Columbia: 1 &® cop., 3 &, 2 2 Rio Aguacatal, 2000 m, 18.
VII. 1908 und ohne Datum; 1 & Villa Elvira, 1600 m, 6. VII.
1908; 1 2 Villa Carolina, 1600 m, 10. VII. 1908.
Die Bestimmung der vorliegenden Reihe bleibt etwas unsicher.
C. modesta ist ursprünglich beschrieben nach einem Q von ‚‚Bogota“
(2. Addit. Synops. Calopt. p. 36 — 1869), das ausdrücklich als
„jeune‘“ bezeichnet wird. Eine Ergänzung dieser Beschreibung
nach einem Paar ebenfalls von ‚‚,Bogota“ folgt (3. Addit. Synops.
Calopt. p. 40 — 1873); über die Ausfärbung dieser Expl. ist nichts
gesagt; für das Q ist einfach auf die ältere Beschreibung verwiesen;
das $ würde man für ausgefärbt halten. Diese Beschreibungen
stimmen sehr gut auf unsere Expl., außer daß den Originalen der
dunkle Spitzenfleck der Flügel fehlt (wie unsern nicht ausgefärbten
Q!). Ferner wäre der Nodus etwas weiter distal: „place entre la
base et l’origine du pterostigma“, wahrscheinlich im Vfl., was aber
nicht gesagt ist. Bei unsern Expl. ist das entsprechende Verhältnis
Basis—Nodus zu Nodus—-Pterostigma, am vergrößerten Abbild
gemessen 37°5:41 im Vfl., 32:42 im Hfl. Wir werden solche Unter-
schiede (für den Vfl.) nicht allzu exakt nehmen dürfen. Eine jeden-
falls sehr nahestehende Form beschreibt Mac Lachlan als €. Zer-
minalis von Unduavi in Bolivia (Trans. Ent. Soc. London 1878,
p. 92) nach einem Paar. Hier ist eine dunkle Zeichnung der Flügel-
spitzen beschrieben, die der Mehrzahl unserer Expl. gut entspricht;
es heißt auch hier: ‚‚nodus placed midway between the base of the
wing and the origin of the pterostigma‘“, ohne Angabe ob Vfl. oder
Hfl.; wahrscheinlich ist aber wie bei Selys der Vfl. gemeint. Diese
Expl. sind erheblich größer als die unsrigen ( Abd. 40, Hfl. 35)
und entsprechend die Zahl der Ang größer. Endlich beschreibt
Förster ganz kurz eine Cora terminalis, Rasse bogotensis nach 1 8
von Sta. Margarita, West-Kordillere, Columbia (Arch. f. Natur-
gesch. 80, A, 2, p. 60 — 1914), also aus dem’Gebiet unserer Serie und
höchst wahrscheinlich mit derselben identisch; C. modesta wird in
dieser Notiz nicht erwähnt.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 23
Am wahrscheinlichsten scheint mir die folgende Lösung:
1. Unsere Expl. gehören zu Cora modesta. 2. Die Spitzenflecken
derselben bedeuten gegenüber den typischen Expl. vielleicht einen
Rassen-, vielleicht nur einen Ausfärbungsunterschied; im ersten
Fall wäre der Förster’sche Name beizubehalten, im zweiten hätte
eine Benennung zu unterbleiben. 3. Die spezifische Verschieden-
heit von €. modesta und €. terminalis ist nicht sehr wahrscheinlich.
Um aber die bestehende Unsicherheit über unsere Serie nicht zur
Quelle späterer Irrtümer werden zu lassen, wird diese hier be-
schrieben und abgebildet.
& (ad., gut erhalten). Occiput schwarz. Unterlippe licht
gelblich, die Seitenlappen und Spitzen der Mittellappen schwarz.
Oberlippe licht grauoliv, sehr fein schwarz gesäumt. » Anteclypeus
schwarz. Postclypeus in der Mitte schwarz. Mandibelbasis, Genae,
laterale Fünftel des Postclypeus, Stirn lateral-vorne bis zur Fühler-
basis trüb licht gelb. Fühler ganz schwarz. Vertex schwarz; vier
rostfarbene Fleckchen, die vordern zwischen den Fühlerbasen
rundlich, die hintern dreieckig, ein wenig größer, bis an den Occi-
pitalrand reichend.
Prothorax: Lobus anterior und posterior schwarz, ebenso eine
hinten breitere, vorne sehr schmale Längsbinde über die Mitte;
der Rest trüb rotbraun. Mesepisternum und Mesepimeron schwarz ;
nahe der Mediannaht sehr schmale, ventralwärts ein wenig breitere,
schwach medianwärts konvexe licht olivgrünliche Linie, die das
dorsale Ende um ein Minimum nicht erreicht, am ventralen Ende
zusammenfließt mit einem etwas breitern, vollständigen lichten
Streif der Schulternaht, der am dorsalen Ende ganz kurz gegabelt
ist. Metepisternum und Metepimeron trüb oliv; Metepisternurm
mit dunkel rostfarbener, etwas diffuser Binde über die ganze hintere
Hälfte; Metepimeron mit ebensolcher über die ventralen zwei
Drittel der hinteren Hälfte, um eine schmale lichte Linie vom
latero-ventralen Rande entfernt. Sterna trüb hellbraun mit spär-
lichen, diffusen dunklen Wischen, weißlich bereift. Beine schwarz;
Innenseite der proximalen Hälfte der Femora gelblich.
Abdomen sehr schlank, schwarz. Sgm. 1 trüb oliv mit diffuser
dunkler Zeichnung der Mitte; 2 mit olivfarbenem Seitenstreif,
keilförmig über die basalen zwei Drittel; 3 queres lateral-basales
Fleckchen, 4 lateral-basaler Punkt oliv.
Flügel fast gleichmäßig sehr licht gelb. Im Hfl. von Cu, bis
zum analen Gabelast von Cu, ein etwa 5 Zellen langer, völlig hya-
liner Fleck, der gegen einen dunkeln Hintergrund lebhaft lichtblau
schillert. Spitzen mit braunem Fleck von etwas variablem Umfang;
im Maximum (Fig. 9) dreieckig mit dem Pterostigma in der Mitte
der Basis, die die Flügelspitze erreicht, der analen stumpfen Ecke
an M, (so noch sehr annähernd 2 Expl.); im Minimum nur ein
Saum am Pterostigma zwischen diesem und M, und die Zellen vom
Pterostigma bis zur Spitze (1 Expl.) ; ungefähr in der Mitte zwischen
diesen Extremen (1 Expl.). Pterostigma breit, sehr dunkel rotbraun.
9, Heit
24 Dr. F. Ris:
2 (ad.) Die rostfarbenen Stirnflecken des vorderen Paars
größer, dreieckig, sehr nahe an die helle Färbung der vordern Stirn-
ecken gerückt; die des hintern Paars durch einen rostfarbenen
Streif über die Occipitalplatte verbunden (bei dem zweiten adulten
Expl. bis fast zur Unkenntlichkeit verdüstert). Am Thorax kleine
olivfarbene Fleckchen in den ventralen Sinus, sonst wie d. Ab-
domen Sgm. 2—5 sehr dunkel rotbraun, schwarz die Seiten diffus,
schärfer begrenzt ein schmaler (etwa ein Sechstel der Segmentlänge)
terminaler Ring und eine sehr feine dorsale Längslinie; 6 schwarz
mit basal-dorsalem rotbraunem Fleckenpaar (das noch mehr ver-
düsterte Expl. zeigt nur noch Spuren dieser Zeichnung in feinen,
unbestimmt begrenzten, lateralen, rostfarbenen Längslinien der
Sgm. 2—4). Flügel wie g, doch ohne den hyalinen Schillerfleck
der Hfl. Brauner Spitzenfleck etwas lichter und diffuser als beim $,
bei beiden adulten Expl. im Vil. etwas größer als im Hfl., einen
mittleren Umfang zwischen den oben beschriebenen Extremen
aufweisend.
2 (juv.) Lichte Zeichnung im Vordergesicht trüb weißlich, die
Stirnflecken lebhaft orange. Thorax dorsal licht braunorange,
seitlich trüber bräunlich, schwärzliche bis braune Zeichnung wie
folgt: ziemlich schmale Linie der Mediannaht; die Sinus außer
kleinen Flecken; ein zentrales, dorsalwärts spitzes Streifchen jedes
Mesepisternum; Fleck im dorsalen Ende der Schulternaht; die
dorsalen zwei Drittel des Mesepimeron außer der lichten Zone an
der Schulternaht; rotbraun die Zeichnung der adulten Expl. auf
Metepisternum und Metepimeron. Abdomen mit derselben Zeich-
nung wie oben beschrieben, sehr licht rotbraun mit schwarz und
dazu noch eine lichte Seitenbinde über die basalen zwei Drittel
von Sgm. 6. Flügel gleichmäßig licht gelb ohne dunkle Zeich-
nung der Spitze; Pterostigma licht ockergelb (2 Expl.).
d Abd. 30, Vfl. 24, Pt. < 2 bis 36, 29°5, 2; antenodal zu post-
nodal im Vfl. 10:5:13°5 bis 12:16°5. 2 (alle Expl. ziemlich gleich)
20,728, 2, 412:16%. 7
Zu einem der $ von Rio Aguacatal die Bemerkung des Samm-
lers: „Fliegt nur im Schatten des Gebirgs-Urwaldes; hat im Hfl.
einen eigentümlich blau glitzernden Punkt, der stark schillert,
wenn das Tier durch eine Sonnenstelle fliegt. Ist selten.“
Cora aurea nov. spec. (Fig. 10).
Columbia: 1 $ Ximenes, Ob. Rio Dagua, 500 m, V. 1909.
In Flügelform, Statur und Metallglanz der Flügelzeichnung an
Chalcopteryx erinnernd; doch fehlen die Adermerkmale dieser
Gattung: 1. Nur eine verdickte, antenodale Ouerader von C nach R
(zwei bei Ch. radians, zwei oder eine bei Ch. rutılans); 2. keine
Gabel von M,, zwischen M, und Ms, resp. M, die. Schaltsektoren
in ähnlicher Anordnung wie sonst bei Cora (M, gegabelt, teilweise
mehrfach, bei Chalcodteryx); 3. keine distale Erweiterung des Feldes
M,—Cu,, das Feld einreihig, nur am Rand einige verdoppelte
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 25
Zellen (zwei lange supplementäre Sektoren bei Chalcopteryx). Die
obern Appendices haben die Form von Cora mit dem medialen
Zahnfortsatz.
Von allen beschriebenen Formen der T’hore-Gruppe verschieden
durch ungegabelten Cu, (wie Dicterias!), im Feld zwischen Cu,
und dem Rand nur wenige verdoppelte Zellen. Eine generische
Trennung gegenüber Cora würde sich vielleicht rechtfertigen
lassen; doch verzichten wir für das Unikum darauf um so lieber,
als-zwei Arten Cora mit nur einfacher Gabel von Cu, beschrieben sind
(jocosa Mac Lachl. und Klener Karsch). Form und Zeichnung der
Flügel erinnern auch sehr an Euthore, doch fehlt die proximale der
zwei verdickten Ang, wiesie für diese Gruppe charakteristisch sind.
d (ad., gut erhalten). Occiput schwarz. Unterlippe in der
basalen Hälfte trüb gelblich, distalwärts diffus in schwärzlich über-
gehend. Oberlippe schwarz. Anteclypeus trüb dunkelbraun.
Mandibelbasis und Genae trüb rotbraun. Postclypeus schwarz,
an den seitlichen Enden je ein licht gelblicher Punkt. Vertex
schwarz; zwei sehr kleine trüb rostfarbene Fleckchen an den
Fühlerbasen. Fühler schwarz.
Prothorax schwarz, die Seitenränder schmal und diffus rot-
braun. Mesepisternum, Mesepimeron, Mesinfraepisternum schwarz;
schmale licht rötlichbraune Linie der Schulternaht. Metepisternum
in der vorderen Hälfte trüb licht rotbraun, in der hinteren dunkel-
braun. Metepimeron dunkelbraun, licht rotbraun ein Streif über
die ventralen zwei Drittel der hintern Seitennaht und ein schmaler,
diffuser Saum am latero-ventralen Rand. Metinfraepisternum und
Metasterna trüb licht rotbraun. Beine schwarz, die proximalen
zwei Drittel der Femora innen rotbraun.
Abdomen sehr schlank, schwarz; Sgm. 1 mit kleinem vier-
eckigem, etwas diffusem Seitenfleck rötlichbraun.
Flügelbasen licht goldgelb, die Spitzen mehr graulich; die
breiten dunklen Binden (s. Tab. und Fig. 10) braunschwarz, im
Vfl. etwas mehr als die proximale Hälfte, im Hfl. die proximalen
vier Fünftel sehr glänzend goldrot, auf Ober- und Unterseite des
Flügels fast gleich. Pterostigma schwarz. Antenodal zu postnodal
ms Vfl. 18:11 55 im HL 7.115 Abd 27, Mik, 195): Besite 5°5,
12:15.
Euthore.
Von dieser Gattung sind 5 Arten in unserem Material vertreten.
Sie ordnen sich in die folgende, in der Hauptsache nach den &
aufgestellte Tabelle:
A. Keine dunklen Zeichnungen der Flügel bei $ und 9. Beide
Flügel an der Basis bis zum q, im Kostalfeld in der ganzen Länge,
an der Spitze bis etwas distal vom Nodus licht goldgelb. Der
Rest hyalin mit blauem Schiller. Beim 2 dieselben Färbungen
mit etwas geringerem Unterschied und mit mehr diffuser Be-
grenzung. hyalina
9, Heft
26
Dr. F. Ris:
B. Distal vom Nodus eine breite, schwarze, metallglänzende
Ouerbinde, an die proximalwärts eine opake Zone anschließt ;
Spitzen hyalin.
b. Die schwarze Querbinde liegt beim $ näher dem Nodus als
bb.
dem Pterostigma. Die proximale opake Zone überschreitet
den Nodus nur wenig proximalwärts, ihr proximaler Rand
ist unregelmäßig zackig, der kostale Rand erheblich länger
als der anale, die Farbe orange. Grundfarbe. der Flügel
reich goldgelb. (? unbekannt). Fassli
Die schwarze Ouerbinde liegt beim $ näher dem Pterostigma
als dem Nodus. Die proximale opake Zone reicht bis etwas
proximal von der Mitte Nodus—q, ihre proximale Begren-
zung ist gerade, der kostale Rand gleichlang wie: der anale,
die Farbe weiß. Grundfarbe der Flügel bleich grünlich
graugelb. 2 dem Z ähnlich; die gelbe Grundfarbe etwas
vertieft, die schwarze Binde im Vfl. stark, im Hfl. wenig
reduziert, die weiße Zone entsprechend reduziert. fasciata
C. $ mit schwarzer, metallglänzender Zeichnung beider Flügel-
spitzen, an die sich proximalwärts eine opake Zone anschließt.
Zeichnung des 2 sehr reduziert.
G
cc.
& Flügelspitzen im Vfl. bis zur Mitte oder dem proximalen
Ende des Pterostigma schwarz, darin distal vom Ptero-
stigma eine Aufhellung von variablem Umfang; im Hil.
schwarz bis einige Zellen proximal vom Pterostigma mit
nur ausnahmsweise einer sehr kleinen Aufhellung in der
Spitze. Opake Zone weiß, bis halbwegs vom Nodus zum q.
Q hyalin mit licht graugelber Färbung und einer opaken
weißen Binde von etwa 2'5 mm Breite, distal vom Nodus
im Hil. allein. Breite der Flügel 85—9 mm. Jastigiata
g mehr als ein Drittel (12:32) der Flügellänge an der Spitze
tiefschwarz. Opake Zone etwa gleichlang, im Vil. proximal-
wärts bis zum q, im Hfl. bis wenige Zellen distal von dem-
selben. @ mit weißschwarzer QOuerbinde von 35435 mm,
distal am Nodus im Vfl., ebensolcher von 4+2'5 mm etwas
proximal vom Nodus beginnend im Hfl. Flügel sehr breit,
& 11, 2 10 mm. Lerovi
Euthore hyalina Selys
Columbia: 1 $ Muzo, Rio Cantinero, 400 m, VIII. 1910.
1 8 Muzo, 800 m, ohne Dat. 23 &, 4 2 Pacho, 1000 m (VIII. 1910),
1500 m (IX. 1910), 2200 m (ohne Datum, die meisten, eingegangen
1915). — Peru: 1 & Sta. Ana bei Cuzco, 2300 m (1911).
Die Flügelfärbung aus licht goldgelb und hyalin mit starkem
blauem Schiller ist von diskreter Schönheit ; sie erinnert in Qualität
und Verteilung an den afrikanischen Phaon iridipennis; und wie
bei diesem ist die Begrenzung der Farben beim Q eine unbestimmtere
und ihr Unterschied wenig ausgesprochen: & Abd. 39, Vfl. 31,
Pt. 2:5 bis 43, 35, 3; 2 35, 34, 3 bis 38, 37, 3°5.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 927
Die Angabe über Vorkommen in Peru gebe ich so, wie sie mir
durch die Bezeichnung des Exemplars überliefert ist. Ob ein Irrtum
vollkommen ausgeschlossen ist, kann ich nicht beurteilen; auffallend
bliebe das Vorkommen soweit entfernt von der ursprünglich und
bisher allein bekannten Region. .
Euthore Fassli
Ris, Ent. Mitt. 3, p. 282, Fig. 1 (1914) ($ Columbia).
Columbia: West-Kordillere 2 & Monte Socorro, 2300 m,
VII. 1909. 4 & Sta. Margarita, 2300 m, VII. 1909.
Die ausführliche Beschreibung und eine (in der Reproduktion
nicht sehr gelungene) photographische Abbildung dieser Art 1. c.
Euthore faseiata Selys
Columbia: 9 &, 4 2 Ob. Rio Negro, 500, 800, 1200 m (ohne
Datum, eingegangen 1915). 2 S Casanare, 700 m, II. 1911. 5 8,
1 2 Sosomuco, 800 m, III. 1911. 1 3 Medina, 1300 m, V. 1911.
2 &, 1 2 Villavicencio, 450 m, I. 1911.
& Die schwarze Querbinde beginnt im Vfl. 4—8 Zellen distal
vom Nodus und endet bei der Mehrzahl der Expl. 3—6 Zellen
proximal vom Pterostigma; bei einigen ist alsdann noch der
Kostalraum für 2—3 Zellbreiten weiter distalwärts geschwärzt.
Im Hfl. ist die entsprechende Lage für beide Grenzen etwa 3 Zell-
breiten weiter distalwärts. Die Grenzen der Binde sind gerade und
scharf, besonders die proximale. Die opak weiße Binde ist ziemlich
gleichbreit wie die schwarze und reicht fast genau zur Mitte der
Distanz vom Nodus zum q. Abd. 32, Vfl. 25, Pt. 2:5 bis 35, 28, < 3.
© Hyaline Teile der Flügel ziemlich viel tiefer gebräunt als
beim d. Schwarze Binde im Vfl. schmäler, der proximalen Hälfte
bis den proximalen zwei Dritteln der Binde des 3 entsprechend,
etwas diffus begrenzt. Im Hil. weniger reduziert, nur um etwa
‚das distale Sechstel. Auch die weiße Binde gegenüber dem 3 etwas
reduziert, den Nodus proxjmalwärts um 2—#$ Zellbreiten über-
schreitend, ihre Bereifung weniger dicht. Abd. 27, Vfl. 27, Pt. 2°5
Dis. 28,29, 25.
Die Exemplare entsprechen sehr nahe der Beschreibung der
E. plagiata Selys, deren Berechtigung gegenüber der früher be-
schriebenen /asciata aber sehr zweifelhaft ist. Von der Original-
serie der E. fasciata aus Puerto Cabello liegt mir 1 $ vor (ded.
Selys). Dieses allein mit den kleinsten und schmalbindigsten Expl.
der columbischen Serie verglichen (in welcher Serie indessen keine
Korrelation von Größe und Bindenbreite besteht), würde recht
abweichend erscheinen: die schwarze Binde beginnt im Vfl. 8 Zellen
distal vom Nodus und reicht bis zum proximalen Ende des Ptero-
stigma, im Hfl. beginnt sie 11 Zellen distal vom Nodus und endet
etwas distal von der Mitte des Pterostigma; die weiße Binde reicht
bis zum q; Vfl. 31, Hfl. 29. Doch wird durch die Variabilität inner-
halb der Columbia-Serie schon ein erheblicher Teil.des Unterschiedes
9. Heft
98 Dr. F. Ris:
überbrückt. Das @ der typischen /asciata hat an Stelle der dunklen
Binde im Vfl. nur einen kleinen Fleck; doch scheint bei der Be-
schreibung nur ein einziges Expl. vorgelegen zu haben.
Euthore fastigiata Selys (Fig. 11). ‚
Columbia: 16 & Rio Negro, 800, 1200, 1400, 1500, 1600 m,
(V. 1910, 1911 und die meisten ohne Datum, eingegangen 1915).
6 d, 2 2 Sosomucc, 800, 1200, 1400 m, III. 1911. 5 & Medina,
u 1300, 1500 m, 1910, V. 1911. 231 2 Quetamo, 1200, 1400 m,
EI I91T:
d Die schwarze Zeichnung ist im Vfl. bei der Mehrzahl der
Expl. etwas kleiner als bei dem abgebildeten; bei den meisten
schließt sie distalwärts in schräger Linie am distalen Ende des
Pterostigma ab. Bei einigen liegt der proximale Abschluß in der
Mitte des Pterostigma, so daß die Zeichnung nur eine schmale
schräge Binde bildet. Im Hil. entsprechen die Expl. im allgemeinen
der Abbildung, doch kann der Abschluß der schwarzen Spitze
2—3 Zellen weiter distalwärts liegen; bei einer kleinen Minderzahl
findet sich auch in der Spitze der Hfl. eine kleine Aufhellung, im
Maximum bis zum distalen Ende des Pterostigma. Die schwarze
Färbung stark kupfrig, violett oder grün schillernd. Die opake
Fläche ist fast reinweiß, nur sehr schwach gelblich, bei adulten Expl.
sehr dicht. Basis bis zum q und Kostalfeld licht goldgelb. Abd. 40,
Mil. 32, Breite 85, Pt. 29.842,,84:9 8:
Q (subjuv. und juv.). Flügel gleichmäßig graugelblich hyalin.
Vfl. zeichnungslos. Im Hfl. unmittelbar distal am Nodus eine an
‚M, beginnende, zum Analrand durchlaufende, schwach distalwärts
konvexe, opakweiße, 2:5 mm breite Querbinde (bei dem 2 von Que-
tamo von dieser Binde nur ein kleines Fleckchen nahe dem Nodus).
Pterostigma dunkel rotbraun. Abd. 33, Vfl. 31:85, Pt. 25 bis
34, 33:9, 8.
Bei einem & (Rio Negro, 1600 m) die Notiz des Samnlers:
„Diese schöne Art ist sehr lokal, ich fing sie nur an einer einzigen
Stelle bei einem Wasserfall in sehr wilder Gebirgsgegend‘.
Euthore Leroü n. sp.
Columbia: 2 &, 1 2 Caäüon del Tolima 1700 m X. 1909.
Außer von E. fastigiata auch von E. meridana Selys (4. Add.
Synops. Calopt. p. 58 — 1879, $ von Merida in Venezuela) ver-
schieden durch noch weiter proximale Ausdehnung der schwarzen
Zeichnung der Flügelspitzen, besonders im Vfl.e Ob meridana
gegenüber /astigiata breitere Flügel hat, ist in der Beschreibung
nicht erwähnt. Für meridana wird beschrieben: ‚ailes... hya-
lines presque dans leur premier tiers‘“; „Cette couleur [noir acier]
coupee droit en dedans, occupe le quart final aux sup£rieures, le
tiers aux inferieures, commengant a peine plus loin du nodus que
du pterostigma“; ‚aux superieures le limbe extr&me apres le
pterostigma est hyalin“.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 29
& (ad., gut erhalten). Körperfärbung die der Gattung: tief
mattschwarz mit wenigen rötlichbraunen Zeichnungen: vier im
Trapez gestellte Punkte auf Stirn und Vertex; jederseits fünf
schmale Linien am Thorax, die Nähte und den latero-ventralen
Rand des Metepimeron begleitend; schmale und unvollständige
Seitenlinien der Abdomensegmente 1—4. Kopf und Thorax dicht
und ziemlich lang schwarz behaart.
Flügelspitzen tiefschwarz mit violettem und grünem Schiller;
proximalwärts eine sehr breite, dicht opake, bleich gelblichweiße
Zone; die Basis hyalin mit licht graugelber Färbung, in c und sc
bis zum Nodus; alle Farbengrenzen scharf und gerade, senkrecht
auf die Costa. Im Vfl. beginnt weiß 4 Zellen distal vom q, schwarz
etwas proximal von der Mitte Nodus-Pterostigma (6:7°5); im Hil.
beginnt weiß an q, schwarz etwa in der Mitte Nodus-Pterostigma
(65:65). Länge der Farben im Vfl. hyalin 7, weiß 12, schwarz
12 mm, im Hfl. 6°5:12:11°5. Abd. 39, Vfl. 32, Pt. 3; größte Breite
von Vfl. und Hfl. 11, etwa am proximalen Rande der schwarzen Zone.
Q (nicht völlig adult). Flügel gleichmäßig ziemlich stark grau-
gelb gefärbt ; distal am Nodus je eine weiß-schwarze, etwas schräge
Querbinde. Im Vfl. beginnt der weiße Anteil 2 Zellen proximal
vom Nodus und reicht 4 Zellen distal; der schwarze Anteil umfaßt
7—8 kleinere Zellbreiten (4 mm weiß: 2'5 schwarz: 8 hyalin bis
zum Pterostigma). Im Hfl. beginnt die weiße Binde am Nodus,
die schwarze ist gleichbreit (35:3°5:7 bis zum Pterostigma). Die
schwarze Binde ist im Vfl. schwach grün, im Hfl. stark kupfrig
metallisch. Abd. 37, Vfl. 28, Pt. 35; größte Breite von Vfl. und
Hfl. 10.
Das 2 sieht etwas immaturen @ von Thore boliviana über-
raschend ähnlich; doch ist Verwechslung nach den Ang und dem
Feld M,—Cu, ausgeschlossen.
Die schöne, in schwarz-weiß geschmückte Art widme ich
Otto le Roi, der für das Vaterland gefallen ist, in treuem Gedenken.
Thore.
Das vorliegende Material aus der Gattung Thore enthält nur
Arten, bei deren & die Spitze aller Flügel metallglänzend tiei-
schwarz ist. Sie ordnen sich in die folgende Übersicht:
I. Die schwarze Färbung an der Flügelspitze des & schließt sehr
schräg ab, beginnt an der Costa etwa in der Mitte zwischen
Nodus und Pterostigma (Varianten siehe später) und zieht
in einem Winkel von etwa 60° zur Costa nach dem analen
Rand, fast gerade, nur nahe dem Rand in enger Kurve proximal-
wärts umbiegend. An die schwarze Spitze anschließend eine
bleich rahmgelbe opake Zone, die im Vfl. diffus bis gegen das
Niveau von q ausläuft, im Hfl. durch eine am Nodus an M.
beginnende schräge, verschieden breite, braune Zone als un-
gefähr parallelrandige breite Querbinde proximalwärts ab-
gegrenzt wird. @ hyalin mit licht grünlichgelber Färbung,
9. Heft
I:
Dr. F. Ris:
mit schmaler, proximal weißer, distal brauner, oft unvoll-
ständiger Querbinde unmittelbar distal am Nodus im Hfl.,
ausnahmsweise mit Andeutung ähnlicher Zeichnung auch im
vfl.
vicloria
Die schwarze Färbung an der Flügelspitze des $ ist am analen
Rande gleichlang oder nur wenig kürzer wie am kostalen;
ihr proximaler Rand steht auf eine kurze Strecke senkrecht
auf die Costa und biegt erst auf der Flügelfläche in mäßiger
Kurve distalwärts aus.
A. Im Hfl. des-$ durch eine proximal vom Nodus gelegene
Verdunkelung eine Bindenzeichnung abgegrenzt ; die opaken
Zeichnungen adulter Expl. mindestens im Vfl. orange.
a) Beim & schließt im Vfl. unmittelbar an die schwarze
aa)
Spitze, oder nur durch eine sehr diffuse grauweißliche
Zone getrennt, eine orangefarbene Fläche, die diffus
am q endet. Im Hfl. an der schwarzen Spitze ein
opaker, dunkel rauchbrauner querer Keilstreif und
von diesem proximalwärts bis zum q die braune Ver-
dunkelung, auf der ebenfalls orangefarbene dünne Be-
reifung liegt. — (2 siehe später.) boliviana
Beim 3 im Vfl. zwischen schwarzer Spitze und opak
orangefarbener Fläche eine schmale, scharf begrenzte,
subhyaline Zone. Im Hfl. eine ebensolche Zone, an
die proximalwärts dunkle Färbung anschließt, fast eben-
so dunkel wie die Spitze; Abschluß derselben zackig
in Adersäumen halbwegs Nodus-q in der costalen Flügel-
hälfte, nach dem analen Rande bis in das Niveau des
Nodus zurückweichend. (2 liegt nicht vor.) ornata
B. Zeichnung des $ in Vfl. und Hfl. ungefähr gleich; im Hfl.
keine Abgrenzung einer opaken Binde durch proximale
dunkle Zeichnung.
b) Die Spitzenzeichnung des & überschreitet den Nodus
proximalwärts nicht, resp. erreicht ihn nur bei einzelnen
extremen Expl. Sehr vorwiegend an ihrem proximalen
Rande eine milchweiße bis rahmgelbe opake Zeichnung.
ß. Die Spitzenzeichnung des & endet proximal auf
einem Niveau etwa 3 mm distal vom Nodus, bis
(meist) im proximalen Drittel oder der proximalen
Hälfte, oder (seltener) wenig distal von der Hälfte
der Strecke Nodus—Pterostigma. Milchweiße Zeich-
nung breit und diffus, meist den Nodus proximal-
wärts überschreitend, bis nahe an q reichend. —
2 mit Aufhellung der Flügelspitze, so daß eine breite,
dunkle Ouerbinde entsteht (Form a); oder dem &$
ähnlich ohne diese Aufhellung (Form b) und dann
die dunkle Färbung vorwiegend über das proximale
Drittel der Strecke Nodus—Pterostigma proximal-
wärts hinausreichend. procera
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 91
ß'. Die Spitzenzeichnung des & endet distal von der
Mitte Nodus—Pterostigma, im äußersten Fall auf
dem distalen Viertel dieser Strecke. Milchweiße Zeich-
nung wie ß, oder öfter den Nodus proximalwärts
nicht überschreitend, oder bei sehr adulten Expl. fast
oder völlig geschwunden. — @ mit dunkler Ouer-
binde. derivata
ß’. Die Spitzenzeichnung des 8 endet sehr nahe dem
Nodus, nur 1—2 mm distal von demselben. An ihrem
proximalen Rand eine schmale milchweiße QOuerbinde,
oder bei sehr adulten Expl. nur geringe Spuren einer
solchen. — 2 siehe später. viltata
bb) Die Spitzenzeichnung des & überschreitet proximalwärts
den Nodus in mehreren diffusen Strahlen. An ihrem
proximalen Rand keine opakweiße Zeichnung. — 2
dem 8 ähnlich, doch mit diffuser distaler Aufhellung,
so daß die schwarze Zeichnung den Charakter einer
sehr breiten QOuerbinde erhält. gigantea
Thore vietoria (Fig. 12, 13).
‚Thore victoria Mae :Lachlan, Ent. M. Mag. 6, p. 28 (1869)
(& Bolivia — ex Kirby, Cat., die Originalbeschreibung war nicht
zugänglich). — Selys, 2. Addit. Synops. Calopt., p: 25 (1869)
(dasselbe).
Thore aequatorialis Selys, 3. Addit. Synops. Calopt., p. 36,
66 (1873) (1 2 Ecuador, als Race sub icta, die an der zweiten
zitierten Stelle in albovittata neu benannt wird). — Mac Lachlan,
Trans. Ent. Soc. London 1878, p. 90 (3 weitere @ von Intaj, Ecua-
dor) — id. ibid. 1881, p. 28 (2 2 juv. von Rio Bobonaza, Ecuador).
24 &, 12 2 Pozuzo, Peru (durch Rolle 1910 und 1914).
& Die opake Zeichnung hat bei den adulten Expl. eine licht-
gelbe Rahmfarbe, etwas mehr nach gelb als bei Th. procera, bei
nicht ausgefärbten Expl. ist sie weiß. Im Hfl. wird sie nach dem
analen Rande zu weniger dicht und fast weiß (die Abbildung gibt
sie nicht wieder, da bei der Einschließung des Flügelpaares in
Kanadabalsam die wachsartige Substanz gelöst wird). Die proxi-
male dunkle Binde des Hfl. ist tiefbraun, in der Breite etwas
variabel, bei den meisten Expl. etwa wie bei dem abgebildeten.
Zwischen Costa und dem Beginn der braunen Binde an M zieht
die opake Zeichnung noch etwa bis zum q; der Rest der Basis ist
gelblich hyalin. Bei einem kleinen Teil der Expl. (3 in guter Aus-
bildung, 2 in Andeutung) findet sich ein proximaler, eine weiße
Schrägbinde abschneidender brauner Querstreif auch im Vf].
Die verhältnismäßigen Maße der Farben schwanken bei den
verschiedenen Expl. innerhalb der folgenden Grenzen: Maximum
schwarz: im Vfl. die Strecke Nodus—-Pterostigma, an der Costa
gemessen 9 weiß + 14 schwarz (Flügellänge 50); im Hfl. die
Strecke vom Nodus zur Spitze im Niveau von M, gemessen
9. Heft
32 Dr Fr Bis:
7 braun + 11 weiß + 15 schwarz (Flügellänge 47). — Minimum
schwarz dieselben Strecken: Vfl. 14 weiß + 9 schwarz (Länge 50),
Hfl. 7 braun + 11 weiß + 13 schwarz (Länge 47:5). Abd. 43,
Vfl. 38, Pt. 8 -bis: 56, 51, 5.
@ Hyalin mit ziemlich starker etwas trüb graulicher oder
grünlicher Gelbfärbung. Die Bindenzeichnung der Hfl. beginnt
2—3 Zellen distal vom Nodus und zieht in stark schräger Richtung
zum Analrand, wo sie ein wenig proximal von der Mitte Nodus—
Pterostigma endet: bei voller Entwicklung (1 Expl.) eine proxi-
male opakweiße Binde von 1'5 mm Breite und unmittelbar distal
anliegend eine braune von 1 mm Breite. Doch sind nicht zwei
Expl. völlig einander gleich. Beide Binden zeigen alle Grade des
Verlöschens, wobei die weiße in der analen Hälfte, die braune in
der Mitte schwindet, so daß bei einigen Expl. von ihr nur ein
kostaler und ein analer Wisch übrigbleibt; bei dem extremsten
Expl. ist überhaupt nur noch eine schwache Spur der weißen
Binde in der kostalen Hälfte zu sehen. Einige Expl. (so das ab-
gebildete) zeigen noch eine geringe Spur diffuser Verdunkelung
proximal von der weißen Binde, im Sinne der Zeichnung des
männlichen Hfl. Endlich zeigt ein Expl. bei identischer Lage der
Binden beide Anteile, weiß und braun, gleichbreit, 1.5 mm, und
eine braune Binde in entsprechender Lage auch im Vfl., in der
kostalen Hälfte ziemlich tief gefärbt, in der analen mehr schatten-
haft, etwas schmaler als im Hfl,, > 1 mm. Geringe Spuren einer
Zeichnung im Vfl. noch bei weitern Expl. (so bei dem abgebildeten).
Pterostigma sehr dunkel rotbraun. Abd. 33, Vfl. 35, Pt. 3 bis
38, 41, 4.
Daß die Geschlechter der Thore von Pozuzo so zusammen-
gehören, wie hier angenommen wird, erscheint nach der Zuzammen-
setzung unserer Serie als fast völlig sicher. Die Verschiebung der
Zeichnung des 2 relativ zu der des Z ist eine ganz analoge wie bei
unsern Th. boliviana. Die nur nach 9 beschriebene Th. aequatorialis
steht unsern @ zum mindesten außerordentlich nahe, wozu be-
sonders die zwei zitierten Notizen von Mac Lachlan zu vergleichen
sind. Daß das & richtig bestimmt ist, erscheint ebenfalls sehr
wahrscheinlich. Was dagegen Selys 1873 als @ der Th. victoria
beschreibt, halte ich bestimmt für das nicht völlig ausgefärbte 2
boliviana.
Die neuerdings erschienenen Beschreibungen von Thore-
Formen aus Pozuzo durch Förster passen nicht auf diese Art,
sondern betreffen eine der boliviana oder noch eher ornata näher
stehende Form: & Th. pozuzina (Arch. f. Naturgesch. 80, A, 2,
p. 59), 2 Th. montana (ibid. p. 60).
Thore boliviana.
Thore boliviana Mac Lachlan, Trans. Ent. Soc. London 1878,
p. 89 ($ Chairo, Bolivias). — Selys, 4. Addit. Synops. Calopt.,
p. 53 (1879) (dasselbe, das 2 victoria Selys 1873 wird vermutungs-
Lib ellen (Odonata) aus der Region .der amerikan. Kordilleren 939
weise boliviana zugeteilt). — Förster, Insektenbörse 20 sep. ]
(1903) (kurze Beschreibung des Q sub Th. Williamsonn).
Thore victoria Selys, 3. Addit. Synops. Calopt., p. 33 (1873)
(2 Bolivia).
Peru:2&, 1 Pichis-Weg, leg. W. Schnuse (D. E. M. Dahlem). —
Bolivia: 1 $ Mojos, leg. Holmgren (Mus. Stockholm); 46 9, 17 2
Rio Songo 750, 800, 1000 m und Coroico 1200, 1000—1400 m, 1913.
& Form und Lage der schwarzen Zeichnung in den Flügel-
spitzen ist sehr annähernd dieselbe wie bei T’h. frocera, doch sind
die extremen Lagen des proximalen Abschlusses, insbesondere die
extrem proximale, in der Serie nicht vertreten. Weit überwiegend
sind die Lagen ganz in der Nähe der Mitte der Distanz Nodus—
Pterostigma. Der Rand weicht {wie bei frocera) fast stets in der
Flügelmitte ein wenig distalwärts zurück und tritt am analen
Rand wieder proximalwärts vor, im Vfl. sehr wenig, im Hfl. oft
beträchtlich und manchmal ziemlich weit über den Stand am
kostalen Rande hinaus, so daß die Grenze meist im Vfl. ein sehr
flacher und etwas unregelmäßiger, im Hfl. ein tiefer und regel-
mäßiger konkaver Bogen ist. Die schwarze Färbung ist sehr tief
und schillert stark in allen Metallfarben. Maximum schwarz im
Vfl.: 14 schwarz: 39 Flügellänge (9 schwarz, 8 hell auf der Strecke
Nodus—-Pterostigma); Durchschnittsform: 15:42 (10:10); Mini-
mum schwarz: 17:50 (7:14). Abd. 43, Vfl. 39, Pt. 4 bis 53, 50, 5.
Färbung der adulten $: Vfl. vom Rand der schwarzen Spitze
bis zum q ein lichtes, opakes Orange, diffus etwas bleicher in
schmalem Saum an der Grenze nach der schwarzen Färbung;
durch fast weiß ersetzt in c und sc; reiner gefärbt distal vom
Nodus, da soweit auch die Aderung orange ist; proximalwärts
vom Nodus durch braune Färbung der Aderung getrübt. Die
hyaline Basis ziemlich stark gelb. Im Hfl. c und sc weißlich wie
im Vfl.; an der Grenze der schwarzen Färbung ein breit keil-
förmiger Fleck tief graubraun, durch Bereifung opak; die Basis
des Keils reicht proximalwärts bis einige Zellen (2—4 mm) distal
vom Nodus, seine Spitze liegt ganz nahe am Analrand, der proxi-
male Rand folgt etwa der Kurve der schwarzen Spitze. Proximal
von diesem Fleck ist der Hfl. bis zum q rauchbraun, durch Färbung
der Membran und eine ähnlich dem V{l. licht rötliche Bereifung,
die aber dünn bleibt und die dunkle Grundfarbe nicht völlig deckt.
Färbung der & juv.: im Vfl. weiß statt orange; im Hfl. der
Keilfleck weiß, die proximale Verdunkelung ähnlich grauschwarz
wie die Spitzen, allmählich am q in hyalin übergehend. Bei der
Ausfärbung geht die Bereifung allmählich durch licht ockergelb in
das adulte Orange über.
2 (ad.). Ganze Flügel ziemlich tief gelb. Im Vfl. etwa auf dem
zweiten Viertel der Distanz Nodus—Pterostigma eine schwarze,
metallglänzende, etwas proximal konkave, schwächer distal kon-
vexe Querbinde über die ganze Flügelbreite; an diese schließt
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 9. 3 9. Heft
34 Dr. F. Ris:
proximal eine etwa gleichbreite, also den Rest der Distanz bis zum
Nodus ausfüllende, opake, orangefarbene Querbinde, die an R
beginnt. Im Hil. die schwarze Binde ebenso, aber etwas mehr
distal gelegen und fast immer etwas breiter; die opake Binde
trüb hellbraun, schmäler als im Vfl., an ihrem proximalen Rande
einige Zellen breit diffus schwärzlich gesäumt (während die orange
Binde im Vfl. unmittelbar gegen den gelb hyalinen Flügelgrund
absetzt). Vom Nodus zum Pterostigma gemessen, im Vfl.: orange 3,
schwarz 5, gelbhyalın 7 mm, im Hfl. schwarz 1°5, opakbraun 2°5,
schwarz 6, gelbhyalin 5.
2 (juv.). Die opaken Binden in Vfl. und Hfl. bläulichweiß,
scharf begrenzt. Die Ausfärbung der Binden geht im Vfl. über
licht ockergelb, im Hfl. über licht grau.
Abd. 32,V81. 35; Pt. 3b 35,302
Über die $ von Pichis-Weg, Peru, habe ich keine Notizen,
dagegen über das 9, das nicht mehr vorliegt, die Bemerkung:
Das ®@ ist wahrscheinlich zugehörig, aber ziemlich weit verschieden
von den Expl. von Rio Songo: sehr bleich gelblich; braune Binde
von etwa 2 mm Breite, ganz schwach distalwärts konvex, ein
wenig distal von der Mitte Pterostigma—Nodus, etwas schräg
von kostal-proximal nach anal-distal; an ihrem proximalen Rand
eine etwa doppelt so breite Binde mit weißer Aderung und sehr
dünn weißlicher Bereifung.
Thore ornata Selys
Peru: 2 & Chanchamayo 2000 m (Mus. Stockholm).
Die Expl. liegen zurzeit nicht mehr vor. Die kurze Beschrei-
bung des einen sehr adulten Expl. ist in die Tabelle aufgenommen.
Wenn Selys vermutet (4. Addit. Synops. Calopt., p. 55 — 1879),
daß Th. victoria, boliviana und ornata vielleicht Rassen oder auch
nur Varietäten einer einzigen Art seien, so möchte ich eine solche
Annahme (Subspezies nicht Varietät) für boliviana und ornata
nicht abweisen; für victoria im Sinne der hier unter diesem Namen
beschriebenen Form erscheint sie jedoch als nicht zutreffend.
Thore pfocera.
? Eubhaea Picta Rambur, Nevr., p. 231 (1842) ($ Cayenne,
Coll. Marchal).
Thore picta Hagen, Stettin. ent. Zeitg. 30, p. 257 (1869)
($? Bogota, leg. Lindig).
Thore procera Selys, 2. Addit. Synops. Calopt., p. 27 (1869)
(Expl. aus Hagens Serie von Bogota als Race? oder Var. von
gigantea). — id. 3. Addit. Synops. Calopt., p. 34 (1873) (sub Th.
gigantea, Race Procera SR von Rio Negro und Rio Grande „bassin
superieur de l’Amazone‘ und Ecuador, mit Beschreibung des andro-
morphen 9). — Mac Lachlan, Trans. Ent. Soc. London 1878,
p. 88 (dasselbe Material, das andromorphe ® als ‚certainly
nothing more than an abnormal and accidental condition‘ be-
zeichnet).
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 55
Columbia: 2 &, 1 2 b Muzo 500, 800 m (ob diese Herkunft
ganz sicher?). 52 8, 28P@a (lin cop.), 13 2b (lin cop.), 3 2 inter-
med. Ob. Rio Negro 500, 800 (die meisten), 1200°m, 1910 und
(eingegangen 1914/15). 7 d, 2 2 a, 6 2 b Sosomuco 800 m, III.
1911. 10$, 8Q2a Casanare 700 m, II. 1911. 1 & Buenavista 1200 m,
II. 1911. 11 &, 3 ? a, 4 2 b Villavicencio 450 m, I. 1911; 1? b
Ilanos de Medina 400 m, VI. 1910.
Unter den Exemplaren der verschiedenen Herkünfte kein
Unterschied, so daß für alle die Betrachtung der großen Serie
vom Obern Rio Negro gelten mag.
d Die schwarze Zeichnung der Flügelspitzen schließt proximal-
wärts in einer nicht völlig scharfen Linie, ein wenig wellig und ein
wenig in Adersäume aufgelöst ab, im ganzen quer zur Längsaxe
des Flügels. Der Abschluß liegt irgendwo zwischen einer Stelle
nur wenige Zellen (etwa 3 mm) distal vom Nodus und der Mitte
zwischen Nodus und proximalem Ende des Pterostigma (etwa
11 mm distal vom Nodus) ; dabei greift eine subhyaline Aufhellung
an der Costa und R noch einige Zellen weiter distalwärts. Die
mittleren Lagen, etwa im proximalen Drittel Nodus—Pterostigma
(etwa 7—8 mm distal vom Nodus) sind die häufigsten, die extrem
proximalen die seltensten. Im Verhältnis zur ganzen Flügellänge
schwankt der Spitzenfleck zwischen etwas mehr als der Hälfte
(22:42) und drei Achteln derselben (18:48). Die Opalzone ist
schwer abzumessen, da proximalwärts diffus begrenzt; sie reicht
vorwiegend bis halbwegs vom Nodus zum q, nicht selten bis zum
q und bleibt ganz vereinzelt (2 Expl. und einige Annäherungen)
im Niveau des Nodus begrenzt, wobei sie dann Ouerbinden-
charakter annimmt. Alle diese Angaben beziehen sich auf den
Vfl.; der Hfl. ist durchweg deutlich kürzer, der Nodus liegt weiter
proximal, der proximale Saum des Spitzenflecks relativ zum Nodus
weiter distal als im Vfl. Die Größenvariation ist in der Serie von
Rio Negro wenig bedeutend, die größten Ausmaße zahlreich ver-
treten. Abd. 37, Vfl. 39, Pt. 4 bis 54, 48, 6.
© Form a. Die dunkle Flügelzeichnung beginnt proximal
ungefähr in derselben Weise wie beim $ und in ähnlicher Variation.
Doch sind Formen mit der am meisten distalen Lage nicht ver-
treten und ist der Beginn im proximalen Viertel der Strecke Nodus—
Pterostigma sehr vorwiegend, d. h. im Vfl. 4—-5 mm distal vom
Nodus. Auch ein sehr weit proximaler Beginn, im Vfl. 2 mm
distal vom Nodus, ist nur durch 1 Expl. vertreten. Die Zeichnung
schließt als quere Binde in ähnlich wie am proximalen Rand ein
wenig diffuser Form ab, in einer Breite, die im Vfl. zwischen
2 mm proximal vom Pterostigma und dem proximalen Ende des
Pterostigma schwankt, im Hfl. mindestens das proximale Ende,
nicht selten die Mitte des Pterostigma erreicht. Bei fast allen
Expl. zieht ein etwas diffuser brauner Saum auch rings um die
sonst (wie auch die Flügelbasis) nur schwach graugelbe Flügel-
spitze, schmäler (etwa 1 mm) im Vfl., breiter (etwa 2 mm) im
3* 9. Heft
36 Dr. F. Ris:
Hfl., etwas tiefer gefärbt am analen als am costalen Rand und
durchweg nicht völlig so dunkel wie die quere Binde. Am proxi-
malen Rand der Binde eine weißliche Opalzeichnung, die nicht
so dicht ist, wie beim d, den Nodus nur ausnahmsweise in der
kostalen Hälfte ein wenig proximalwärts überschreitet. Sie ist
schärfer begrenzt und weißer bei etwas unreifen als bei völlig
ausgefärbten Expl.; bei einem einzelnen sehr adulten Expl. ist
sie auf einen schwachen Schimmer reduziert. Abd. 36, Vfl. 38,
Pt. 4 bis 41, 45, 5.
Q Form b. Die andromorphe Form. Der schwarze Spitzen-
fleck reicht unverändert bis zur Spitze. Der proximale Abschluß
liegt bei der ganzen Serie, mit minimalen Unterschieden, an einer
Stelle, wo er nur bei wenigen & liegt: etwa 2—3 mm distal vom
Nodus im Vfl., was, je nach der absoluten Größe der Expl., an-
nähernd die Hälfte der Flügellänge ausmacht (19:36 bis 21:40).
Auch die Opalzeichnung ist breit, reicht bei den meisten Expl.
weit proximal vom Nodus, bei einigen bis zum q. Abd. 35, Vfl. 35,
Pt. 4 bis 39, 41, 5.
© Zwischenform a—b. Wie die Form b, doch in der Flügel-
spitze distal von der Mitte des Pterostigma in Vfl. und Hfl. eine
subhyaline Aufhellung. Abd. 37, Vfl. 38, Pt. 4 bis 41, 43, 4°5.
Sosomuco: d Abd. 40, Vfl. 37, Pt. 3°5 bis 50, 48, 5; — 9 36,
37'4 bis 38, 40, 4. Villavicencio: & 41, 34, 3°5 bis 54, 50, 6.
Die Zahlenverhältnisse unserer Serie beweisen, daß die andro-
morphe Form des @ durchaus nicht, wie Mac Lachlan und Selys
annehmen, eine seltene Zufälligkeit ist. Immerhin haben wir sie
in zweite Linie gestellt, einmal der relativen Häufigkeit wegen
(41a:25b:3 interm.), dann auch, weil die Form a zunächst (von
Hagen |. c.) allein beschrieben ist. Mit Hagen den Ramburschen
Namen ?#icta zu übernehmen, wäre vielleicht richtig gewesen.
Hagen sagt: „Ramburs Beschreibung von Euphaea Picta paßt
vollkommen, und soweit mich mein Gedächtnis nicht trügt, ist
eine Type im Mus. Hope diese Art. Sie stammt aus Cayenne.“
Diese Angabe der Herkunft aus Cayenne hat uns abgehalten,
Hagen zu folgen; entweder (und wohl am wahrscheinlichsten) ist
diese Angabe falsch, oder sie ist richtig und dann ist die Identität
von Ramburs Art mit der columbischen Thore sehr unwahrschein-
lich. Endlich hat der Name ficta in den Selys’schen Schriften
wechselvolle Schicksale erfahren. So wird seine erneute Anwendung
nicht ratsam, ehe Ramburs Type in Oxford wiederum verglichen
werden kann. Der Name #rocera hat den Vorzug, nach seiner An-
wendung bei Selys und Mac Lachlan nicht mißverständlich zu sein.
Thore derivata.
Mac Lachlan, Trans. Ent. Soc. London 1881, p. 27 ($2 Rio
Bobonaza in Ecuador).
Peru: 105,3 9, Pozuzo (durch Rolle 1910 und 1914). — Bolivia:
4 d Coroico 1200 m, älteren Datums, wahrscheinlich leg. ©. Garlepp.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 37
Pozuzo. & Die schwarze Zeichnung der Flügelspitzen erreicht
proximalwärts nicht die Mitte zwischen Nodus und Pterostigma
(7? mm schwarz: 12 hyalin) und umfaßt damit weniger als ein
Drittel der ganzen Flügellänge (12:41 bis 15:47). Eine Opalbinde
schließt sich proximal an und reicht deutlich, wenn auch nicht
so dicht wie bei den columbischen Zrocera, bis zum Nodus, schwach
und diffus bei einem Teil der Expl. noch etwas weiter proximal-
wärts. Bei einem, dem am meisten adulten & ist sie fast völlig
verschwunden. Die hyaline Flügelbasis ist deutlich gelb. Abd. 45,
Vfl. 41, Pt. 3:5 bis 50, 47, 5°5.
Q Sicher zugehörig erscheinen 2 Expl. (1 ad., 1 sehr juv.).
Schwarz eine Binde fast im mittlern Drittel zwischen Nodus und
Pterostigma (7 hyalin: 6 schwarz: 5 hyalin), die sich am analen
Rande um etwa 2 mm proximalwärts verschiebt und distalwärts
in einen schmalen und etwas diffusen braunen Saum bis zur Flügel-
spitze ausgeht. An ihrem prcximalen Rand eine etwas bleichere
Opalbinde als bei den 8, wie bei diesen etwa bis zum Nodus.
Ein wenig zweifelhaft ist das dritte Expl. (ad.), bei dem die Binde
breiter und mehr proximalwärts gerückt ist (3:8:7); die Opal-
binde ist schärfer, reicht ebenfalls bis zum Nodus und ist damit
erheblich schmäler; im übrigen gleich. Abd, 36, Vtl. 39, Pt. 4°5.
Coroico. & (3 ad., 1 juv.). Die schwarze Spitzenzeichnung
ist noch kleiner als bei den $ von Pozuzo, im Raum Nodus—
Pterostigma 5 schwarz, 16 hyalin, damit von der ganzen Flügel-
länge schwarz 12:48. Eine Opalbinde fehlt den adulten Expl.
völlig, ist bei dem unausgefärbten nur sehr schwach angedeutet.
Basis hyalin fast ohne gelb, blauschillernd. Abd. 48, Vfl. 48, Pt. 5.
Die Wahl des Namens derivata für die hier beschriebene
Serie ist nicht ganz ohne Bedenken. Mac Lachlans Originale des
& haben noch weniger schwarz an der Flügelspitze als die unsrigen,
sogar als die von Coroico: „the black terminal portion of the
wings commences at about the last fifth of the distance between
the nodus and the pterostigma (thus occupying less than one
fifth of the entire wing); it is preceded by a milky band, as is
usual.““ Die Originalbeschreibung gibt ein nahezu andromorphes 9;
die Existenz eines solchen neben der Form, die wir beschreiben,
ist allerdings durchaus nicht unwahrscheinlich. Näher entsprechen
würde unsern Expl. im Umfang der schwarzen Färbung die Be-
schreibung der Th. Saundersi Selys (Selys’ späterer Th. Picta).
Doch glaube ich, daß diese eine von der unsrigen verschiedene
Form aus dem Tiefland des obern Amazonas ist. Um nicht einen
neuen Namen von sehr problematischem Wert zu schaffen, habe
ich den Mac Lachlanschen angewandt, zu dessen Originalen unsere
Expl. sehr wahrscheinlich mindestens die Beziehung einer nahe
verwandten geographischen Form haben.
Thore vittata.
Selys, 2. Addit. Synops. Calopt., p.29 (1869) (13 Ega, leg. Bates.)
|
9. Heft
38 Dr. F. Ris:
Peru: 8 8, 4 2 Pozuzo (durch Rolle 1910, 1911 und 1914).
& Die schwarze Zeichnung der Flügelspitze reicht im Vfl.
bis 1—2 mm distal vom Nodus, im Verhältnis zur ganzen Flügel-
länge z. B. schwarz 28:47. Bei 3 völlig adulten Expl. fehlt eine
Opalbinde ganz und ist die Flügelbasis hyalin fast ohne gelbliche
Färbung. Die übrigen Expl. (2 juv., 3 subjuv.) haben eine schmale,
ziemlich scharf begrenzte, 2—-3 mm breite weiße Opalbinde am
proximalen Rand der schwarzen Zeichnung. Abd. 43, Vfl. 39,
Pt. 4 bis 54, 50, 6.
9 (adult, 1 Expl.). Schwarze Färbung durchweg etwas auf-
gehellt, am meisten in einer Zone unter dem Pterostigma; Ab-
schluß 35 mm distal vom Nodus, 20:40 der Flügellänge; am
proximalen Rand eine schmale weißliche Opalbinde bis zum Nodus;
hyaline Basis ein wenig mehr gelblich als beim $. Abd. 37, Vfl. 40,
Pt. 4°5.
Q (juv., 2 Expl.) ähnlich, aber ohne Andeutung der distalen
Aufhellung und damit völlig andromorph. Ein drittes Expl.
zeigt erst schwache Ansätze zu einer Flügelfärbung.
Auch die Anwendung des Namens viltata auf diese Serie
bleibt etwas fraglich. Die Beschreibung des einzigen Originals
stimmt allerdings sehr. genau; doch liegt seine Herkunft recht
weit ab und ist es erheblich kleiner (Abd. 37, Hifl. 34).
Die ganze Gruppe der um T7%h. Procera sich anreihenden
Formen ist überhaupt wenig aufgeklärt und wird viel reicheres
Material, aus viel mehr verschiedenen Orten erfordern, ehe darüber
bestimmtes ausgesagt werden kann. Nach unserm Material würde
man sich etwa so ausdrücken können: Aus Columbia liegt eine
reiche Serie vor, innerhalb welcher Expl. mit relativ kleinem und
mit sehr großem Spitzenfleck der $ durch alle Übergänge ver-
bunden sind, wobei die mittleren Ausmaße der Zeichnung in der
Zahl weit überwiegen: die © gehen in zwei Formen auseinander,
eine seltenere andromorphe und eine häufigere mit Querbinden-
charakter der dunklen Zeichnung; Zwischenformen sind in geringer
Zahl vorhanden. Weiter südwärts (Pozuzo) finden wir nicht mehr
die durch Übergänge verbundene Formenreihe, sondern die ganze
Gruppe geht in zwei extreme Formen (Arten?) auseinander: auf
der einen Seite die sehr kleinfleckigen Formen (derivata), auf der
andern die extrem großfleckigen (viffata); einige Andeutungen
sind dafür vorhanden, daß auch jede dieser Formen zwei Q-Formen
hat; in unserm Material ist allerdings von derivata nur das @ mit
Ouerbinde, von vittata nur das andromorphe und sehr schwach
nach der Querbindenform verschobene 9 vorhanden. — Bei dieser
Sachlage scheinen wohl neue Tabellen und Beschreibungen nütz-
lich, neue Namen aber einstweilen vom Übel.
Thore gigantea.
Selys, Synops. Calopt., p. 69 (1853) (& Core — Selys
und Hagen, Monogr. Calopt., p. 254 (1854) (1 $ Columbia, ‚aux
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 39
environs de Bogota“, leg. Roulin). — Selys, 2. Addit. Synops.
Calopt., p. 26 (1869) ($? Chimborazo). — Hagen, Stett. ent. Zeitg.
30, p. 257 (1869) (sub Th. Picta das typische Expl. gigantea er-
wähnt). — Selys, 3. Addit. Synops., p. 35 (1873) (‚tous les exem-
plaires de la vraie gigantea, que j’ai regus jusqu’ici sont de l’Equa-
teur‘‘ — wobei aber das typische Expl. vergessen ist). — Mac Lach-
lan, Trans. Ent. Soc. London 1878, p. 88 (Ecuador).
- Columbia: 1 & Canon del Tolima, 1600 m, X. 1909, 3 & Canon
del Gallo, Ibague, 1700 m, IlI. 1910, 1 Pibid. XII. 1909. — Ecuador:
1 8, 3 2 ohne Lok. (Mus. Stockholm).
Die Exemplare von der columbischen Zentral-Kordillere
stimmen durchaus überein mit der ursprünglichen, sehr exakten
Beschreibung der Monogr. Calopt. Alle $ sind nicht ausgefärbt.
Die schwarze Zeichnung überschreitet den Nodus proximalwärts
um einige Millimeter in mehreren etwas diffusen Fortsätzen, am
weitesten im Kostalfeld, auf der Flügelmitte gemessen ist schwarz
31 mm bei ganzer Flügellänge 42 im Vfl. Keine Opalbinde. Abd. 47,
Vfl. 42, Pt. <5. Das P ist ziemlich adult. Abschluß der dunklen
Zeichnung proximal wie beim &; distalwärts reicht die schwärz-
liche Färbung im Vfl. bis 4 mm, im Hfl. bis 2 mm proximal vom
Pterostigma; außerdem ist die Flügelspitze dunkel bis zum di-
stalen Ende des Pterostigma und dieser Spitzenfleck mit der
breiten proximalen Binde am analen Rand schwach und diffus
im Vfl., breit und gut begrenzt im Hfl. verbunden. Abd. 38,
Vfl. 40, Pt. 4.
. Die Stockholmer Expl. von Ecuador liegen nicht mehr vor.
Über dieselben ist notiert: & (juv.): Vfl. und Hfl. dunkel bis zum
Nodus, der Abschluß etwas zackig und diffus. 1 2: braune Querbinde
vom Nodus (diffus, auf der Flügelmitte etwas weiter proximal-
wärts) bis zwei Drittel Wegs zum Pterostigma im Vfl., drei Viertel
im Hil.; braune Fiügelspitzen bis zum Pterostigma, im Hfl. am
analen Rand schmal mit der postnodalen Binde vereinigt. 1 8:
ziemlich ebenso, doch auch im Vfl. eine Verbindung der post-
nodalen und apikalen Zeichnung am analen Rand; im Hfl. der
hyaline Zwischenraum fast völlig getrübt; in beiden Flügeln An-
deutung einer Abtrennung eines schmalen und diffusen nodalen
Teils der braunen Binde durch Aufhellung in Form einer schmalen
und diffusen Querbinde. 1 2: Spitzen wie das erste Expl.; die
postnodale Binde im Vfl. nur über die mittleren zwei Viertel der
Strecke Nodus—Pterostigma; im Hfl. durch eine fast hyaline
Ouerbinde ein schmaler, etwas diffuser, gebogener, subnodaler
brauner Querstreif abgetrennt. Mit diesen Q@ gehören wohl sehr
nahe zusammen die Selysschen 2 von Ecuador (l. c. 1873).
Zu dem @ von Caäüon de Gallo die Notiz des Sammlers: ‚an-
scheinend sehr selten und sehr lokal; nur in einer wilden: Urwald-
gebirgsschlucht (ziemlich kalte Gegend) in wenigen Stücken
beobachtet“. | 2
9, Heft
40
Dr. F. Ris:
Lais.
Die purpurn, rotgolden und grünblau metallischen Arten
sind in unserem Kordilleren-Material nicht vertreten. Dem Wald-
gebirge eigen scheint eine besondere Artengruppe von dunkelgrün
metallischer Körperfärbung, die $ mit sehr verlängertem Ab-
domen, die Q von regulärer Form weniger abweichend. Die Gruppe
ist noch sehr wenig bekannt. Aus dem argentinischen Gebirgs-
land wird eine Art beschrieben, deren Verwandte der atlantisch-
südbrasilianischen Fauna angehören.
%
IE
Tabelle der £&.
Kleinere Art von höchstens 30 mm Flügellänge Abdomen
nicht besonders verlängert. Kein Pterostigma; an der Spitze
der Hil. ein schwärzliches Fleckchen. Hauptfärbung schwarz,
durch dünne Bereifung grau. grisea
Große Arten von über 40 mm Flügellänge. Abdomen sehr
erheblich verlängert. Im Vfl. ein sehr kleines, im Hfl. ein ziem-
lich großes, massiges, rundliches bis fast fünfeckiges schwarzes
Pterostigma. Keine Flecken der Flügelspitzen. Hauptfärbung
metallisch grün.
A. Feine vollständige gelbe Linien nur in der hintern Seiten-
naht und am ventralen Rande des Metepimeron; in den
andern Nähten höchstens Fragmente.
a) Am Rande der genitalen Tasche des 2. Sternits ein
niedriger Lobus, tlach gewölbt, im Umriß stumpf drei-
eckig. Appendices superiores ohne Ausrandung am
medial-ventralen Rand. Appendices inferiores mit langem
spitzen Dorsalfortsatz;, der distale Fortsatz relativ breit,
sein Ende als breites und stumpfes Plättchen ein wenig
lateralwärts gewandt (Fig. 19). imperatrix
aa) Lobus am 2. Sternit ‚größer, höher gewölbt, im Um-
riß gerundet, weniger als die hintere Hälfte des freien
Randes der Tasche bildend. Appendices superiores kür-
zer als bei a, in der Dorsalkante winklig geknickt,
am medial-ventralen Rand etwas distal von der Mitte
eine fast halbkreisförmige Ausrandung. Appendices in-
feriores mit kurzem und stumpfem Dorsalfortsatz, der
distale Fortsatz schlanker und kürzer als bei a, sein
Ende schmal, in rechtem Winkel medialwärts gewandt
(Fig. 20). saltuum
Lobus am 2. Sternit sehr groß, gewölbt, Umriß etwas
mehr als ein Halbkreis, über die hintern zwei Drittel
des freien Randes der Tasche. [Appendices fehlen].
Rollinatı
B. Gelbe Linien aller Thoraxnähte: Median- und Schulter-
naht, vordere und hintere Seitennaht, sowie am latero-
ventralen Rand des Metepimeron; die drei vorderen Linien
schmäler. Lobus am 2. Sternit ähnlich gebildet wie bei
aaa
no
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 41
Aa. Appendices superiores ähnlich Aaa, doch die medial-
ventrale Ausrandung viel kleiner. Appendices inferiores
mit sehr kurzem Dorsalfortsatz; der distale Fortsatz ein
schmales, in dorsoventraler Richtung sehr dünnes Plättchen,
an seinem Ende 2-3 kleine Zähne dorsal- und medial-
wärts gerichtet (Fig. 22). vegina
Tabelle der 2 (fehlt von Rollinatı).
I. Kleinere Art von etwa 30 mm Flügellänge. Abdomen etwa
gleichlang wie die Flügel. Kein Pterostigma. Keine Zeich-
nung der Flügel. Aderung adulter Expl. schwärzlich, etwas
nach rotbraun, unausgefärbter rostfarben. Körperfärbung trüb
rotbraun und schwarz fast ohne Metallglanz grisea
1lI. Große Arten von etwa 40 mm Flügellänge. Abdomen erheblich
länger wie die Flügel. Pterostigma im Vfl. winzig klein oder
nur durch eine Aderverdickung angedeutet, im Hfl. deutlich
ausgebildet, aber sehr klein. Körperfärbung metallisch grün.
A. Feine gelbe Linien nur in der hinteren Seitennaht und am
latero-ventralen Rand des Metepimeron.
a) Aderung rot außer der schwarzen Costa. imperatrix
aa) Aderung schwarz; Flügellärbung adulter Expl. trüb
graugrünlich salltuum
B. Gelbe Linien aller Thoraxnähte, sowie am latero-ventralen
Rand des Metepimeron. Aderung (juv.) rot außer der
schwarzen Costa. vegina
Lais grisea n. sp. (Fig. 14—17).
Argentina, Jujuy: 1 Q IV. 1911, 12 San Lorenzo 27. X. 1911.
Tucuman: 1 8, 1 $ Aragon 900 m 29. V., 6. VI. 1913, Salta:1g
Puerta de Diaz 25. XI. 1912, 1 &Oran 340 m 22. VII. 1913. Cata-
marca: 1 d El Sancho 2500 m 3. V. 1915 (alle leg. Joergensen).
1 & Tucuman (ohne Datum, D. E. M. Dahlem).
Die Art gehört zur Gruppe der L. pruinosa; sie wurde ver-
glichen mit Expl. aus dem Territorium Misiones, die ich unter
diesem Namen beschrieben habe (Mem. Soc. ent. Belg. 22, p. 56, 94,
Fig. 1 — 1913). Die Flügel von grisea (Fig. 17) sind von dieser
druinosa (Fig. 18) verschieden durch viel weniger enge Aderung
und durch das schwärzliche Fleckchen an der Spitze der Hfl.
Außerdem ist gegen Pruinosa verschieden die reichliche lichte
Zeichnung des Thorax bei $ und 9, die erheblich längern Appen-
dices inferiores und etwas anders geformten superiores.
Von L. hyalina Selys (Teresopolis etc.), die ich nicht ver-
gleichen kann, verschieden durch den Spitzenfleck der Hfl., durch
erheblich mehr lichte Zeichnung am Thorax, wahrscheinlich auch
durch die Appendices, deren Beschreibung aber keine sehr genaue
Vorstellung gibt. |
Bei L. guttifera Selys (San Joäo del Rey), die ebenfalls nicht
vorliegt, ist der Spitzenfleck vorbanden. Von‘lichter Zeichnung
9. Heft
49 Dr. F.xRis,
der Thoraxseiten ist in der Beschreibung nichts gesagt. Die unteren
Appendices müssen viel kürzer sein ‚ayant ä peu pres le tiers des
sup£rieures‘“.
d (ad., gut erhalten). Occiput schwarz, dünn weißlich bereift.
Unterlippe dunkel rotbraun, die Mitte der Lappen schwarz. Ober-
lippe hell gelbbraun mit schwarzem Punkt auf der Mitte der
Basis. Genae und Mandibelbasis hell gelbbraun. Anteclypeus
dunkel rotbraun. Postelypeus, Stirn und Vertex schwarz, matt;
winzige, schräge rotbraune Strichel hinter der Fühlerbasis, von
dieser medialwärts gerichtet. Dünne weißliche Bereifung, die sich
auf dem vorderen Abfall der Stirn zu einer Art Ouerstreif ver-
dichtet.
Prothorax schwarz mit unbestimmten rotbraunen, teilweise
sehr verdüsterten Flecken. Thorax schwarz mit sehr schwachem
grünem Metallglanz und dunkel rotbraunen Zeichnungen (Fig. 14).
Fig. 14. Fig. 15.
Mesepisterna schwarz; an der Schulternaht eine breite, gerade
rotbraune Binde, etwas weniger als ein Drittel der Breite jedes
Mesepisternum, am dorsalen Ende auf
etwa ein Sechstel der Länge dieschwarze
Färbung bis an die Schulternaht. Me-
sepimeron in der Diagonale geteilt:
dorsal-vordere Hälfte rotbraun, ven-
tralhintere schwarz. Metepisternum in
umgekehrter Färbung; dorsal-vorne
schwarz, ventral-hinten rotbraun; die
vordere Seitennaht bleibt in schmalem
Streif ganz licht. Metepimeron rot-
braun mit schmalem schwarzem Streif-
chen über die Mitte fast in der ganzen
Länge. Infraepisterna und Sterna rotbraun. Sehr dünne, fast
gleichmäßige weißliche Bereifung des ganzen Thorax. Beine
schwarz, dünn bereift.
Abdomen schlank, ganz schwarz, matt, dorsal sehr dünn,
ventral etwas dichter weißlich bereift. Seiten von 1—2 rotbraun und
Spuren sehr feiner basalerlichter Ringel. Appendices schwarz, Fig. 16.
Fig. 16.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 43
Flügel hyalin, an der Spitze der Hfl. ein schwärzliches, scharf
begrenztes Fleckchen (am kleinsten bei dem abgebildeten Expl.,
bei den andern bis doppelt so groß).
Q Unterlippe licht gelbbraun. Postcelypeus und Stirn bis zur
Fühlerbasis trüb rotbraun; auch vor dem mittleren Ocellus noch
eine diffuse Aufhellung, die Strichel hinter den Fühlerbasen deut-
licher. Thorax sehr vorwiegend rotbraun; schwarz mit schwachem
grünem Metallglanz sind nur: fast gerade medial-dorsale Binde,
jede Seite etwa ein Drittel bis ein Viertel der Breite des Mese-
pisternum; an der vorderen Seitennaht ein Streif über etwas
weniger als die halbe Breite des Mesepimeron; sehr kleines Keil-
fleckchen am dorsal-vorderen Ende des Metepisternum (fehlt
einem der 3 Expl.); Komma im dorsalen Ende der Schulternaht
und hintern Seitennaht (Fig. 15). Abdomen ziemlich robust,
schwarz; eine scharf begrenzte, trüb rotbraune Binde jederseits über
die ganze Länge von Sgm. 1—10, an den Segmentenden schmal
unterbrochen, vom ventralen Rand der Tergite etwa um ihre
eigene Breite entfernt; dieser Rand selbst von einer sehr feinen
hellen Linie begleitet. Weißliche Bereifung der Ventralseite wie &.
Flügel sehr licht gelblich. Aderung adult dunkel, schwärz-
lich etwas nach rotbraun, bei einem etwas weniger ausgefärbten
Expl. rostfarben, lichter von der Basis bis zum Nodus. & Abd. 35,
Hfl. 27 bis 40, 295. — 2 29, 28 bis 31, 30°5.
Die zwei @ von Jujuy wurden von mir (l. c. 1913, p. 22) irr-
tümlich der Hetaerina rosea zugeteilt; nach der Zeichnung des
Abdomens ist dies sicher nicht richtig; sie gehören fast zweifellos zu
der damals im männlichen Geschlecht noch nicht vorliegenden Lass.
Lais imperatrix (Fig. 19).
Mac Lachlan, Trans. Ent. Soc. London 1878, p. 85 (2 Intaj,
Ecuador). — Selys, 4. Addit. Synops. Calopt., p. 17 (1879) (dasselbe)
Columbia: 1 8, 1 2 Sosomuco 800 m.
Ob dies die Mac Lachlansche Art ist, bleibt bei der immerhin
weiten Entfernung der Fundorte etwas unsicher; das @ stimmt
mit der Beschreibung gut überein, doch liegen die wichtigsten
Merkmale beim &, das Mac Lachlan nicht bekannt ist.
g (ad., gut erhalten). Occiput und Unterlippe schwarz. Ober-
lippe und Anteclypeus schwarz mit schwachem blaugrünem
Metallglanz. Postclypeus sehr glänzend grünmetallisch. Vertex
düster grünmetallisch. Fühler ganz schwarz.
Prothorax und Thorax rein grünmetallisch. Median-, Schulter-
und vordere Seitennaht schwarz; hintere Seitennaht und latero-
ventraler Rand des Metepimeron mit einer feinen und unvoll-
ständigen gelben Linie in schwarzem Grund. Metasterna schwarz,
ziemlich dicht weiß bereift. Beine schwarz, für die Statur des
Tieres sehr mäßig lang.
Abdomen sehr lang und schlank. Sgm. 1—2 glänzend grün-
metallisch, 3—10 schwarz mit schwachem grünem Glanz, der sich
9. Heft
44 Dr. FE. Ris:
nach hinten allmählich ganz verliert. Appendices schwarz (Tab.
und Fig. 19), die superiores in der Dorsalansicht an der Basis
weit abstehend, von der Mitte an konvergent, die inferiores ziem-
lich parallel und einander genähert. Genitalien am 2. Sgm. und
Metasterna ähnlich gebaut wie bei L. saltuum (q. v.), doch die
Behaarung des unpaaren Metasternits stärker und länger, die
vordere Kante des 1. Sgm. kaum vorspringend und schwächer
behaart, die Lobi des 2. Sgm. niedriger.
Flügel hyalin mit blauem Schiller, distal vom Nodus leicht
grau getrübt. Aderung und Pterostigmen sehr ähnlich der L. Rolli-
nati (q. v.). Aderung durchaus schwarz.
Q (juv.). In Färbung und Zeichnung ganz mit dem & über-
einstimmend. Aderung licht gelbrot außer der Costa, die samt
dem analen Flügelrand schwarz ist. Pterostigma im Vfl. nur durch
eine wenig verdickte schräge Ader angedeutet, im Hfl. sehr klein,
rhombisch. & Abd. 69, Vfl. 42:5, Hfl. 41, Pt. Vil. 05, Hfl. >15.
2:47; 39,'38, Pt. Hl. 0%
Fig. 19.
Lais saltuum n. sp. (Fig. 20).
Peru: 2 8, 1 2 Pozuzo (durch Ralle 1917).
d (ad., gut erhalten). Occiput schwarz, am Augenrande
schwach grünglänzend. Unterlippe schwarz. Oberlippe schwarz,
grünglänzend, am lateralen Rand je ein gelbes Fleckchen. Ein
ebensolches auf der schwarzen Mandibelbasis. Anteclypeus schwarz.
Postclypeus sehr glänzend blaugrün metallisch. Vertex matt grün-
metallisch. Basales Fühlerglied gelb. Jederseits ein kleines,
spitzes Occipitalhöckerchen.
Prothorax und Thorax rein grünmetallisch. Median-, Schulter-
und vordere Seitennaht schwarz; in der hintern Seitennaht und
am latero-ventralen Rand des Metepimeron schmale und etwas
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 45
unvollständige gelbliche Linien in schwarzem Grund. Metasterna
schwarz, ziemlich dicht weißlich bereift. Beine schwarz. |
Abdomen sehr lang und schlank. Sgm. 1—2 glänzend grün-
metallisch, 3—10 schwarz mit vorne starkem, nach hinten all-
mählich abnehmendem grünem bis dunkelbronzenem Metallglanz;
Sternite dünn weißlich bereift. Appendices (Tab. und Fig. 20)
schwarz; in der Dorsalansicht die superiores an der Basis ziemlich
weit abstehend, zum Ende konvergent, die infericres parallel,
ziemlich weit abstehend. Metasterna und Genitalsegmente: auf
dem unpaaren Metasternum kurze abstehende Haare; vorderer
Rand des Sternit 1 als starke, etwas nach vorne konkave Kante
aufgerichtet, sehr dicht mit langen, dunkeln, senkrecht abstehen-
den Haaren besetzt; vom Tergit 1 die ventral-hintere Ecke als
starker Höcker vorspringend, mit einem sehr dichten Pinsel langer,
schwarzer Haare besetzt, darüber ein kleines gelbes Fleckchen.
Vom ventralen Rande des Tergit 2 sind die hinteren Ränder der
Tasche (nach Art des Lobus genitalis der Libelluliden!) in einen
im Umriß gerundeten, lateralwärts konvexen Vorsprung erhoben,
der besonders am freien Rande mit sehr kurzen, steifen schwarzen
Börstchen dicht besetzt ist; auf der medialen Fläche ein dichtes
Büschel medialwärts gerichteter längerer Borsten.
.Flügel völlig hyalin mit blauem Schiller, distal vom Nodus
sehr leicht grau. Pterostigma schwarz; das größere Pterostigma
der Hfl. überall ungefähr gleich; das kleine im Vfl. bei einem Expl.
links nur ein Adersaum, rechts ein winziges Quadrat; beim zweiten
links ein etwas größeres Quadrat, rechts ein etwa doppelt so großes,
immer noch sehr kleines Rechteck. Aderung schwarz, im wesent-
lichen wie die abgebildete der L. Rollinatı.
2 (ad., gut erhalten). Etwas matter grün als das $. Gelbes
Seitenfleckchen der Oberlippe größer. Eine feine gelbe Linie auch
im ventralen Drittel der Schulternaht und in den ventralen zwei
Dritteln der vordern Seitennaht. Flügel etwas grünlich getrübt,
stärker distalwärts und in Adersäumen. Aderung durchaus schwarz.
Pterostigma symmetrisch im Vfl. winzige Verdickung einer schrägen
Ader, im Hfl. eine sehr kleine, ungefähr rhombische Zelle grau.
& Abd. 74, Vfl. 45, Hfl. 4355, Pt. Hfl. > 1. — 250, 40, 38°3.
Lais Rollinati (Fig. 21).
R. Martin, Ann. Soc. ent. France 66, p. 592 (1897) (82 Bolivia).
Bolivia: 1 &Coroico 1200 m, ohne Datum, wahrscheinlich leg.
O. Garlepp.
d (ad., unvollständig, Sgm. 7—10 fehlen). Oberlippe ganz
schwarz, schwach glänzend. Mandibelbasis ganz hellgelb. Basale
Hälfte des 2. Fühlergliedes gelb.
Thorax grünmetallisch; schwarze Linien in der Median-,
Schulter- und vordern, Seitennaht; gelb sind: feine Linien am
ventralen Rand des Mesepisternum, in der ganzen hintern Seiten-
naht, am ventralen und hinteren Rand des Metepimeron, am ven-
9. Heft
46 Dr Bis:
tralen Rand von Mesepimeron und Metepisternum; der größere
Teil der Infraepisterna. Metasterna schwarz, dünn weißlich bereift.
Beine schwarz.
Abdomen-Sgm. 1—2 hellgrün metallisch, Seiten von 1 gelb;
3—-6 dunkelgrün bis dunkelblau metallisch. Metasterna ziemlich
lang behaart. Am Sternit 1 ungefähr die vordere Hälfte ziemlich
flach als querer Wulst erhoben, lang behaart. Am Tergit 1 die
ventral-hinteren Ecken als starke, stumpf-dreiseitige Höcker vor-
springend, mit einem dichten Büschel langer schwarzer Haare
besetzt. Vom ventralen Rande des Tergit 2 mehr als die hintere
Hälfte zu sehr großen, halbkreisförmig begrenzten, lateral kon-
vexen Lobi erhoben, die am freien Rand und in einem Saum der
lateralen Fläche mit dichten kurzen Börstchen, auf der medialen
Fläche mit sehr dichten, langen schwarzen Haaren besetzt sind.
Flügel hyalin, blauschillernd; Pterostigma schwarz. Aderung
Fig. 21. Abd. 52 + [etwa 20], Vfl. 44, Hfl. 425.
Die Beschreibung der L. Rollinati ist summarisch und stimmt
nicht in allem überein (es sind gelbe Seitenflecke der Oberlippe
und ganz gelbe 2. Fühlerglieder genannt; Abd. 64, Flügellänge
nicht genannt); die Bildung der Genitalien am 2. Sgm. ist nicht
beschrieben. Da in Anbetracht der Herkunft Identität immerhin
möglich ist, habe ich diese einstweilen angenommen. Die folgende
Art ist durch die Beschreibung der Thoraxzeichnung ausgeschlossen.
Lais regina n. sp. (Fig. 22).
Bolivia: 1 & Coroico 1000 m, 1913. 1 &, 1 2 Rio Songo 800 m,
1913.
& (sehr juv.). Occiput grünmetallisch. Unterlippe trüb grau-
braun. Oberlippe schwarz. Mandibelbasis hellgelb. Anteclypeus
schwarz. Postclypeus sehr glänzend grün-
blau metallisch, Vertex grünmetallisch.
Basales Fühlerglied gelb.
Thorax grünmetallischh Auf der Me-
dian-, Schulter- und vorderen Seitennaht
schmale, vollständige gelbe Linien, breite
auf der hintern Seitennaht und dem latero-
ventralen Rand des Metepimeron. Ventrale
Enden von Metepisternum und Mesepi-
meron, Infraepisterna zum größten Teil
gelb. Metasterna trübgelb mit diffusen
schwarzen Säumen. Beine schwarz.
Abdomen grün bis blaugrün metallisch,
Sgm. 1—2 glänzend; Seiten von 1 und et-
Fig. 22. was schmaler von 2 gelb. Appendices Tab.
und Fig. 22 (für die Zeichnung in Kali-
lauge erweicht und aus Alkohol gezeichnet; die eigenartige
Form des distalen Fortsatzes der inferiores an beiden Expl.
gut sichtbar). Genitalsegmente am ähnlichsten der L. saltuum,
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 47
doch die Ecken des Tergit 1 etwas schwächer, der Lobus nied-
riger und flacher gewölbt.
Flügel hyalin. Aderung schwarz. Pterostigmen noch blaß-
grau, im Vfl. sehr klein, fast quadratisch, im Hfl. wie bei den
verwandten Arten annähernd fünfeckig.
Q (sehr juv.). Oberlippe gelb, die Mitte ziemlich breit schwärz-
lich. Gelbe Linien der Median-, Schulter- und vorderen Seiten-
naht breiter als beim $, nicht viel schmaler als die beiden hintern
Linien. Abdomen grünmetallisch, nach hinten etwas verdüstert.
Flügel blaß graulich; Aderung licht gelbrot außer der dunkeln
Costa. Pterostigma im Vfl. links nur ein Adersaum, rechts quadra-
tisch, sehr klein; im Hfl. sehr klein, rechteckig. & Abd. 65, Vfl. 42,
Eifl.40, Pt. Hfl.©> 1. — 2 46,:40, 3%:
Die charakteristische Thoraxzeichnung ist sehr wahrscheinlich
nicht bloß Folge des unausgefärbten Zustandes; das fast ebenso
immature @ der L. impderatrix hat die schwarzen Linien der vor-
deren Nähte ganz wie die adulten Exemplare derselben und der
andern Arten.
Hetaerina.
Die Kenntnis der schönen und formenreichen Gattung ist
seit der Selys-Hagenschen Monographie des Calopterygines (1854)
am meisten gefördert worden durch Calverts Bearbeitung in der
Biologia Centrali Americana. In allen Publikationen, die dazwischen
liegen, fehlen die für eine sichere Bestimmung unerläßlichen Ab-
bildungen der männlichen Appendices; die Figuren der Mono-
graphie sind recht brauchbar, wenn auch noch nicht so vortrefflich
reproduziert wie die Hagenschen Zeichnungen -in der spätern
Monographie des Gomphines. Die Calvertschen Abbildungen
füllen alsdann einen großen Teil der vorhandenen Lücken aus,
und seine Tabellen sind der weitaus beste vorhandene Wegweiser
für die Bestimmung. Trotz dieser Hilfsmittel habe ich bei der
Bearbeitung des hier zu beschreibenden Materials noch einige
Schwierigkeiten gefunden und deshalb versucht, durch weitere
Tabellen den Weg zu zeigen, auf welchem diese Schwierigkeiten
überwunden wurden. Auch einige, wegen besonders kleiner Einzel-
heiten in großem Maßstab neu gezeichnete Figuren sollten nicht
überflüssig sein. Die Tabellen umfassen 12 Arten (gegen 17 bei
Calvert).
Tabelle der {.
I. Appendices inferiores sehr klein, aus der basalen Platte und
dem dorsalen Fortsatz bestehend; der distale Fortsatz ist
auf ein Höckerchen reduziert.
A. Pterostigma vorhanden. Spitzen mindestens der Hfl., oft
auch der Vfl. mit einem blutroten Fleckchen. Kopf oben
tief mattschwarz. Postelypeus sehr glänzend grünblau oder
grün metallisch. Oberlippe schwarz. Flügel nicht gelb,
Altersverfärbung grau bis braun. Basale Flecken beider
9. Helt
48 Dr FE. Ras:
Flügel relativ groß, tief karminrot, auf der Unterseite
viele weiß bereifte Adern. Große Arten.
a) 3 Zellreihen zwischen Cu, und dem analen Rand. Am
Appendix superior die größte Höhe der medial-ven-
tralen Erweiterung in der Mitte oder ein wenig distal,
schwach zweigeteilt (Fig. 27). Thorax kupfrig schwarz
mit violetten Reflexen. Die rostfarbenen Linien der
3 seitlichen Nähte sind schmal, fast gleichbreit, außer
der vordersten auf der Schulternaht, die noch etwas
schmäler ist. Basale Abdomensegmente kaum auf-
gehellt, dunkel metallisch. maquscula
2 Zellreihen zwischen Cu, und dem analen Rand. Am
Appendix superior die größte Höhe der medial-ventralen
Erweiterung etwas proximal von der Mitte, einfach,
relativ etwas größer als bei a (Fig. 26). Thorax
kupfrig schwarz mit grünen Reflexen. Die rostfar-
benen Streifen der Nähte breiter als bei a; der Schulter-
nahtstreif der breiteste, am ventralen Ende fast gleich-
breit wie der mediale schwarze Anteil des Mesepisternum,
dorsalwärts mäßig verschmälert und das dorsale Ende
der Naht nicht völlig erreichend. Basale Abdomenseg-
mente zu düster rotbraun ein wenig aufgehellt.
capitalıs
B. Kein Pterostigma. Spitzen der Hfl. mit blutrotem Fleck-
chen. Kopf oben rotkupfrig metallisch mit Inbegriff des
Postclypeus. Oberlippe gelb. Flügel ziemlich stark gelb.
Basale Flecken relativ klein, blutrot im Vfl., braun im
Hfl. Kleine, zart gebaute Art vom Habitus der Gruppe
II. D. 2 Zellreihen zwischen Cu, und dem Rand.
sanguınea
II. Appendices inferiores mit ausgebildetem distalem Fortsatz, der
mindestens ein Drittel der Länge der superiores erreicht, von
zylindrischer oder konischer Form, am Ende nicht erweitert.
C. Flügelspitzen ungefärbt oder blutrot. Kein Pterostigma.
Kopf oben schwarz mit Inbegriff von Postclypeus und
Oberlippe; Postcelypeus und Vertex mit gleichmäßigem,
schwachem Metallglanz; Thorax schwarz mit dunkel-
rotem, schwachem Metallglanz; 4 rostfarbene Linien auf
den 3 seitlichen Nähten und am latero-ventralen Rand des
Metepimeron, alle schmal, insbesondere die zwei vordern.
Größere robuste Arten.
c) Der distale Fortsatz der Appendices inferiores erreicht
nicht völlig die Mitte der superiores, ziemlich robust,
etwas konisch, stumpf. Flügel nicht gelb, Alters-
färbung graubraun. Basale Flecken aller Flügel groß,
dunkel karminrot, im Kostalstreif der Vfl. braun, im
Hfl. im ganzen stark gebräunt. Vielfach 3 Zellreihen
zwischen Cu, und dem Rand.
aa
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 49
y. Spitzen aller Flügel hyalin. Auf der medialen Fläche
des Appendix superior etwas distal von der Mitte,
eine schräge Leiste, die in einenstumpfen Zahn aus-
geht, der in der Dorsalansicht einen sehr kleinen,
mehr ventral gelegenen Zahn verdeckt (Fig. 28).
duplex
y’. Spitzen aller Flügel mit großem, blutrotem Fleck.
Auf der medialen Fläche des Appendix superior
eine ähnliche Leiste; der mehr ventral gelegene
Zahn ist aber distalwärts verschoben, etwas größer,
in der reinen Dorsalansicht sichtbar (Fig. 30). aurora
cc) Der distale Fortsatz der Appendices inferiores reicht
distalwärts iiber die Mitte der superiores hinaus, sehr
schlank, die schwach bifide Spitze etwas medialwärts
gebogen. Flügel adulter Expl. ziemlich stark gelb.
Spitzen aller Flügel mit großem blutrotem Fleck.
Basale Flecken aller Flügel relativ groß, blutrot, im
Kostalfeld der Vfl. und im Hfl. nur schwach gebräunt.
charca
D. Spitzen der Vfl. ungefärbt, der Hfl. mit blutrotem Fleck.
Kein Pterostigma. Kopf oben stark kupfrig metallisch
mit Inbegriff des Postclypeus. Oberlippe licht gelbbraun.
Thorax kupfrig metallisch; von den licht rötlichbraunen
Nahtlinien die vorderen zwei schmal bis ziemlich breit,
schwarz eingefaßt, die hintern zwei sehr breit, den größern
Teil des Metepimeron einnehmend. Distaler Fortsatz der
Appendices inferiores schlank, über die Hälfte der
superiores hinausreichend, die Spitze kurz scharf medial-
wärts gebogen. Kleine schlanke Arten. Abdomen an
der Basis düster rot, nach hinten allmählich in schwärz-
lich übergehend.
d) Appendix superior am medial-ventralen Rand distal
von der Mitte eine Erweiterung, die in einen scharfen
distalen Zahn ausgeht und proximal meist nur schwach
gewölbt ist. Flügel licht gelblich; basale Flecken
mäßig groß, hell blutrot, etwas nach gelb, im Hfl. nur
sehr schwach gebräunt. caja
dd) Appendix superior mit entsprechender Erweiterung,
die in zwei gleiche, dreieckige, nicht spitze Zähne aus-
geht. Flügel hyalin bis schwach gelb; basale Flecken
klein bis ziemlich groß, karminrot, im Hfl. und am
kostalen Rand im Vfl. gebräunt. | rosea
E. Spitzen der Flügel mit braunen Zeichnungen. Flügei nicht
gelb, Altersfärbung graubraun.
e) Pterostigma vorhanden. Etwas unscharf begrenzte
braune Spitzenflecken, groß im Hfl., klein im Vfl.
Basisflecken relativ groß, karminrot ohne braun, auf
der Unterseite viele weißbereifte Adern. Kopf oben
Archiv ar ellehte
-
4 9. Heit
50 Dr, F. Ries:
schwarz. Vordere Hälfte des Postclypeus und die
Oberlippe sehr glänzend grünmetallisch. - Thorax dunkel-
rot metallisch, die weißlich-gelben Nahtlinien sehr
schmal, insbesondere die zwei vordern. sempronia
ee) Kein Pterostigma. Scharf begrenzte, tiefbraune Spitzen-
säume aller Flügel. Basisflecken klein, karminrot, die
Membran nur zwischen Cu und Analrand im Vfl. ge-
färbt, im übrigen Basalteil der Vfl. und im Hfl. die
Zeichnung nur durch die sehr verdichtete rote Aderung
gebildet. Kopf oben schwarz, etwas kupfrig, mit In-
begriff des Postelypeus. An den Seiten der Oberlippe,
auf den Mandibelbasen und Genae glänzend weißliche
Punkte. Thorax dunkelrot metallisch, die vier gelb-
lichen Linien schmal, unter sich fast gleich. fuscoguttata
eee) Kein Pterostigma. Braune Spitzensäume ein wenig
diffuser als bei ee. Basisflecken mäßig groß, im Vfl.
im Kostalfeld braun, analwärts sehr leuchtend scharlach-
rot; im Hfl. braun mit schmalem rotem Saum am Anal-
rand. Kopf oben sehr dunkel schwarzbraun ohne
Metallglanz, nach vorne etwas lichter. Vordere Hälfte
des Postelypeus sehr glänzend. grünmetallisch. Ober-
lippe rötlich ockergelb, an der Basis schmal schwarz.
Thorax dorsal in der Mitte tief sammtig und etwas
metallisch rotbraun, jederseits etwa die Hälfte des
Mesepisternum; seitlich rostfarben bis nicht ganz zur
Mitte des Mesepimeron; über dessen hintere Hälfte
eine schwärzliche Binde; Rest der Seiten licht gelblich
bis rötlichbraun, auf der dorsalen Hälfte des Mete-
pisternum ein glänzend grünmetallischer Keilstreif.
Außenseite der Tibien gelblich. cruentata
III. Appendices inferiores mit sehr langem distalem Fortsatz, der
mindestens zwei Drittel der Länge der superiores erreicht
und aus sehr dünner Pasis in ein ovales Plättchen endet.
Flügelspitzen mit braunem rundlichem Fleckchen. Ptero-
stigma vorhanden (außerziemlich seltenen Varietäten). Flügel
adult schwach gelblich. Basisflecken relativ groß, tief blut-
rot, im Kostalfeld der Vfl. und Hfl. nur schwach gebräunt.
Kopf oben schwarz mit schwachem Metallglanz, mit Inbegriff
von Postelypeus und Oberlippe. Thorax dunkelrot metallisch;
von den rötlichbraunen Nahtlinien die zwei hintern schmal,
die vordern sehr schmal. Ziemlich kleine, schlanke Art.
macropus
Pterostigma vorhanden: majuscula, capitalis, sempronia, ma-
cropus. Kein Pterostigma: sanguinea, duplex, aurora, charca, caja,
rosea, fuscoguttata, cruentata. Oberlippe gelb: sanguinea, caja, rosea,
cruentata. Postclypeus glänzend metallisch: majuscula, capitalıs,
sempronia, cruentata.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 51
Tabelle der 2 [fehlt von majuscula). .
Die @ sind teilweise schwer oder überhaupt nicht sicher zu
unterscheiden. Strukturmerkmale nachweisbarer Art scheinen
zu fehlen. Der Lobus posterior des Prothorax ist überall ungefähr
gleich, in der Mitte etwas aufgerichtet, im Kreisbogen, fast Halb-
kreis vorspringend. Die Laminae mesostigmales sind schmal-
dreieckige Plättchen mit langer vorderer und hinterer Seite, der
kurzen medialen Seite etwas als Kante aufgerichtet. Auch die
Bildung des 10. Sgm. ergibt nicht viel: Dorsalkiel, der am Ende
in eine Spitze von etwas verschiedener Länge ausläuft. Die Flügel-
spitzen sind durchweg ohne Zeichnung.
I. Pterostigma vorhanden (seltene Varietäten ausgenommen).
A. Thorax glänzend rotkupferig; die lichten Nahtlinien schmal,
insbesondere die zwei vordern sehr schmal. Kopf oben tief
mattschwarz; Postcelypeus und Oberlippe sehr glänzend
grünmetallisch. Aderung der Flügelbasis bis zum distalen
Ende des q lichtrot, doch keine deutliche Aderverdichtung
in dieser Zone. sempronia
B. Thorax glänzend grün, mehr ausnahmsweise kupferig me-
tallisch; die lichten Nahtbinden sehr breit, die vorderste
die Schulternaht in der ventralen Hälfte bis den ventralen
drei Vierteln weit nach vorne überschreitend, bis zur
Hälfte der Breite des Mesepisternum.
b) Größere Art. Oberlippe schwarz. Postelypeus glänzend
grünmetallisch. Vertex tiefschwarz mit etwas grünem
Glanz. Unterlippe tiefschwarz. An den Thoraxseiten
vollständige grünmetallische Binden auf Mesepimeron
und Metepimeron, vollständige oder getrennte auf dem
Metepisternum. Flügel gelb; Basis bis distal vom q
etwas tiefer gefärbt und in dieser Zone die Aderung
bei nicht altersverfärbten Expl. dunkel gelbrot, mit An-
deutung von Verdichtung. caßitalıs
bb) Kleinere Art. Oberlippe hellgelb mit schwarzem Basal-
punkt. Postclypeus glänzend grünmetallisch. Vertex
schwarz mit grünem Glanz, bei einem Teil der Expl.
sein vorderer Rand zwischen den Fühlerbasen gelblich
bis rötlichbraun. Unterlippe hellgelb. An den Thoraxseiten
die grünmetallischen Binden auf Mesepimeron im dorsalen
Drittel schmal, auf Metepisternum und Metepimeron
schmal und vorwiegend unterbrochen. Flügel gelb, die
Basis etwas tiefer gefärbt, distal vom q sehr diffus aus-
laufend; Aderung schwarz, nicht verdichtet. [Über
Unterscheidung pterostigmaloser Expl. siehe unter caja].
II. Kein Pterostigma. macropus
C. Am Thorax die dunkle Färbung vorherrschend; dunkle
Binden auf Mesepimeron, Mpeg und Metepimeron
vollständig.
4* 9. Heft
Dr. F. Ris:
c) Thorax glänzend rotkupfrig; die vier lichten Binden
‚ ce)
schmal, insbesondere die zwei vorderen sehr schmal.
Seiten der Oberlippe in variablem Umfang elfenbeinweiß,
die Mitte schwarz. Flügel hyalin, nicht gelb; Aderung
der Basis bis etwas distal vom q rot mit etwelcher Ver-
dichtung, besonders im Vfl. fuscoguttata
Thorax sehr düster und ziemlich matt rotmetallisch.
Seiten der Oberlippe mit gelben Fleckchen. Flügel stark
gelb, an der Basis tiefer gefärbt.
yy. Lichter Streif der Schulternaht eine schmale Linie,
durch die Naht in der Mitte geteilt; Streif der
vordern Seitennaht ebenso. Unterlippe ganz schwarz.
Gelbe Seitenflecken der Oberlippe trüb und klein,
auf den vordern Rand beschränkt. duplex und aurora
yy'. Lichter Streif der Schulternaht breiter, etwa ein
Drittel des dunkeln Anteils des Mesepisternum, am
ventralen Ende der größere Anteil vorne, am dor-
salen Ende hinten an der Naht; Streif der vordern
Seitennaht etwas schmäler; der der hintern Seiten-
naht und des latero-ventralen Randes des Mete-
pimeron etwa gleichbreit wie der humerale. Basale
zwei Drittel der Unterlippe gelb. Gelbe Seiten-
flecken der Oberlippe durchlaufend, etwa die late-
ralen Drittel einnehmend. charca
D. Am Thorax die lichte Färbung ausgedehnt durch weites
Übergreifen des humeralen lichten Streifs auf das Mese-
pisternum, Verschmälerung und Unterbrechung der late-
ralen dunkeln »Streifen.
d) Auf den Thoraxseiten Metepimeron ohne dunkle Zeich-
dd
nung. Postclypeus ganz oder in einem Fleck lebhaft
metallisch grün, blau oder violett. Oberlippe rotbraun
mit variabler schwarzer Zeichnung der Mitte. Vertex
mattschwarz, nach vorne zwischen den Fühlerbasen rot-
braun (welche Färbung mit der Ausfärbung sehr nach-
dunkelt bis zu fast schwarz). Thorax rostfarben, die
dunklen Zeichnungen sehr glänzend grünmetallisch: voll-
ständige gerade Binde an der schmal schwarzen Median-
naht, wenig mehr als ein Drittel der Breite des Mesepister-
num; auf dem Mesepimeron ein Streif hart an der vordern
Seitennaht über die dorsalen zwei Drittel der Höhe
und die Hälfte der Breite; auf dem Metepisternum ein
kleiner Keilstreif hart an der vordern Seitennaht über
die vordere Hälfte der Breite und das dorsale Drittel
der Höhe. Flügel vor der vollen Ausfärbung stark gelb;
adult eher schwach und etwas trüb gelb, etwas tiefer
gefärbt bis halbwegs vom q zum Nodus. cruentata
Auf den Thoraxseiten Metepimeron mit einer kleinen
dunklen Zeichnung. Postclypeus nicht erheblich mehr
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 53
metallisch als Vertex. Oberlippe hellgelb. Vertex
kupfrig metallisch, vorne zwischen den Fühlerbasen
gelblich in variablem Umfang (bei extremer Ausfärbung
verdunkelt). Thoraxdorsum metallgrün an der schmal
schwarzen Mediannaht, diese Färbung auf den ventralen
zwei Dritteln bis drei Vierteln etwa die Hälfte der Breite
des Mesepisternum, im dorsalen Ende seitwärts bis zur
Schulternaht erweitert. Rest des Mesepisternum und
Seiten licht gelbbraun, gezeichnet wie folgt: grün-
metallische Binde über die hintere Hälfte des Mese-
pimeron in der ganzen Höhe, im dorsalen Ende ein
wenig verschmälert, ventral längs der Naht des Mesinfra-
episternum ganz nach vorne; auf dem Metepisternum
zwei zentrale Streifchen als Reste einer unterbrochenen
Binde und ein Fleckchen im dorsalen Ende der hintern
Seitennaht ; auf dem Metepimeron ein zentrales schmales
Streifchen; auf Metepisternum und Metepimeron die
Zeichnung schwarzbraun, kaum noch metallisch. Flügel
vor der vollen Ausfärbung ziemlich stark gelb, dann
schwächer und mehr nach grünlich; tiefer gefärbt bis
halbwegs vom q zum Nodus. (Abweichungen von der
beschriebenen Thoraxzeichnung kommen besonders im
Sinne von Reduktion der dunkeln Elemente vor und
sind an ihrem Orte beschrieben.) caja, rosea, sanguinea
Hetaerina fuscoguttata Selys
Costarica: 2 & Rio Surubres 400 m., I, (D. E.M. Dahlem). —
Panama: 1 & ohne besondere Bezeichnung III. 1912,.2 $, 48.
Bugabita X. 1911, 5 &, 6 2 Lino S00 m (eingegangen V. 1912).
Hetaerina eruentata Selys (Fig. 23).
Mexiko, Vera Cruz: 2 $ Cuichapa, III. 96 (D. E. M. Dahlem),
6 8, 42 Jalapa (durch Rolle 1911), 11 &, 4 2, 1 SP cop. Misantla,
Fig. 23. Fig. 24. Fig. 25.
VII. 1914, W. Gugelmann. — Honduras: 1 $ San Pedro Sula
94. II. 1905, Williamson. — Costarica: 2 $ ohne besondere Be-
zeichnung; 2 & Finca Hundriesser; 1 $ San Jose; 1 2 Candelaria
9. Heft
54 Dr. F. Ris:
(D. E. M. Dahlem); 2 $ Tuis, Turrialba 1000 m; 1 2 Infernillo,
Reventazon 1000 m, 1 ?la Trinidad 1600 m; 3 © Palo Verde 1600 m;
13 8, 6 2 Orosi, Irazu 1500 m. — Panama: 18 &, 16 2 Lino 1200 m,
1X. 1911. — Columbia: 1 @ Don Diego 1896, leg. Forel; 1 & Muzo,
800 m; 1 & Caäon del Tolima 1700 m, I. 1910; West-Kordillere::
18, 32 Rio Aguacatal 1600, 2000 m, 18. 28. VIIL. 1908; 1% Villa
Carolina 1600 m, 10. VII. 1908; 2 & S. Antonio 2000 m, 11. IV. 1908;
4 3 Carmen, Ob. Rio Dagua 1400, 1600 m. 17. VI., 3. VII. 1908;
Ost-Kordiliere: 2 $, 1 2, Fusagasuga 1000 m, VIII. 1910; 2 &
Pacho 2200 m (eingeg. 1915).
Calvert sagt von den 2 ceruentata und caja „apparently not
distinguishable“ (B. C. A., p. 21); dies trifft doch nicht zu. Ich
glaube nach den in unserer Tabelle und Fig. 23 gegebenen Unter-
schieden ist die Bestimmung gut erhaltener und einigermaßen aus-
gefärbter ceruentata-2 regelmäßig möglich. Ausgefärbte $ haben
ein besonders reines und leuchtendes Scharlachrot an dem Basis-
fleck der Vil. |
Hetaerina sempronia Selys
Mexiko: 1 $ Tabasco, II. 1914, W. Gugelmann. — Costarica:
1 & Infernillo, Reventazon 1000 m, 1913, 1 2 Tuis, Turrialba
1000 m.
& Die Abbildung der Appendices in Monogr. Calopt. ist recht
charakteristisch. Die Art ist eine der am schärfsten durch deren
Form ausgezeichneten. Das Expl. von Tabasco ist viel kleiner und
hat die Spitzen der Vfl. völlig hyalin, Abd. 33, Vfl. 25.5. Bei dem
größern Expl. vom Reventazon auch im Vfl. ein etwas diffuses
braunes Spitzenfleckchen, der Spitzenfleck im Hfl. groß, keil-
förmig, bis unter das Pterostigma reichend; Abd. 41, Vfl. 33.
Q (unbeschrieben, subjuv.). Occiput und Unterlippe schwarz.
Oberlippe,AnteclypeusundPostclypeusglänzend grünblau metallisch,
kaum weniger glänzend als beim 4. Vertex schwarz mit schwach
grünem Glanz. Basale zwei Drittel des 2. Fühlergliedes gelblich. Pro-
Thorax kupfrig mit schmalem, lateralem weißlichem Saum. Thorax
tief dunkelrot metallisch. Mediannaht schwarz, vier weißliche
Linien: auf der Schulternaht sehr schmal und nicht völlig nach
oben; auf der vordern Seitennaht nur wenig breiter, vollständig;
auf der hintern Seitennaht und dem latero-ventralen Rand des
Metepimeron etwas breiter; die zweite, dritte und vierte ventral,
die dritte und vierte auch dorsal schmal verbunden. Beine schwarz.
Abdomen mattschwarz, Sgm. 1—5 diffus ein wenig nach rotbraun
aufgehellt. Flügel hyalin, Pterostigma grau, Aderung im distalen
Teil schwarz, basal etwa im Bereich der Flecken des $ rot, bis zum
Arculus auch die Membran bleich goldgelb. Abd. 31, vil. 30 5,
Bl. SITSBI<IE
Hetaerina eaja (Drury) Selys (Fig. 24).
Panama: 2 @ Bugabita, 2 @ Lino 800 m, 1912. — Columbia:
1 8, 22 Matagang 1000 m, Caucatal; 2 $ Villavicencio 450 m,
ya Me Ne
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 55
I. 1911. — Venezuela: 15 $, 9 2 Valencia (durch Zobrys und Wolter
1911). — Ecuador: 2 2 Guayaquil 1907, Campos Ribadeneira.
Die Beschreibung in der Tabelle nach den Expl. von Valencia,
deren Herkunft der Heimat der typischen Serie (Puerto Cabello)
am nächsten kommt. Die 2 (subjuv.) dieser Serie müssen aller-
dings den unsrigen gegenüber reduzierte dunkle Zeichnung auf-
weisen.
Von Matagang das einzige $ in Flügeln und Appendices mit
den $ von Valencia üvereinstimmend; die Thoraxzeichnung re-
duziert, auf den Seiten etwa auf den Umfang derjenigen des 9
von Valencia. Die 2 mit entsprechend noch weiter reduzierter
Zeichnung, beide Expl. unter sich fast gleich: mesepisternale
grünmetallische Binde in der ventralen Hälfte eine schmale Linie,
in der dorsalen breiter, aber noch weniger als die Hälfte der Breite
und die Schulternaht nicht erreichend; auf Mesepimeron ein
schmaler Wisch in der ventral-hintern Hälfte; Metepisternum und
Metepimeron ohne Zeichnung außer einem Streifchen im dorsalen
Ende der hintern Seitennaht.
Von Panama sind die 4 @ von Lino und Bugabita ohne zu-
gehörige 3 vielleicht nicht ganz sicher. Ihre Thoraxzeichnung ist
die der dunkelsten Expl. von Valencia. Sie sind (adult) aus-
gezeichnet durch stark gelbe Flügel, insbesondere an der ein bis
halbwegs vom q zum Nodus. Sie sind am ähnlichsten % von
macropus, können aber doch von pterostigmalosen macropus nach
folgenden Merkmalen unterschieden werden:
macrobus: Von der metepisternalen dunkeln Zeichnung bleibt stets,
auch bei starker Reduktion, ein glänzend grüner Keilfleck
ganz am dorsalen Ende des Skleriten. Metepimerale Zeich-
nung nur sehr ausnahmsweise ganz fehlend, doch oft sehr
schmal und unterbrochen (Fig. 25).
caja: Metepisternale und metepimerale Zeichnung in Streifchen
oder Flecken aufgelöst, fast oder völlig ohne Metallglanz; auf
dem Metepisternum bleibt nicht ein dorsaler Fleck erhalten,
sondern ein oder zwei zentrale Streifchen und ein Fleckchen
im dorsalen Ende der hintern Seitennaht; auf dem Metepi-
meron ein zentrales Streifchen (Fig. 24).
Hetaerina rosea Selys
Argentina, Salta: 5 & Guämes 750 m, 19. VII. 1913.
Aus dem Territorium Misiones habe ich (Mem. Soc. ent.
Belg. 22, p. 67, Fig. 2, 3 — 1913) zwei Flügelpaare abgebildet, die
eine minimale und maximale Ausdehnung der Basisflecken des
ö darstellen. Bei den Expl. von Guämes entspricht die Zeichnung
dem minimalen Umfang (l. c. Fig. 2) oder ist noch etwas kleiner:
im Hfl. analwärts nicht über A hinaus und der kostale Teil nur
bis zum Niveau des distalen Endes von q; die Flügel rein hyalin
ohne gelb, der Basisfleck im Vfl. sehr rein karminrot. Die Thorax-
zeichnung ist durchaus dieselbe wie bei caja von Valencia, ihre
‘9. Heft
56 | Dr. F. Ris:
lichten Elemente bei den $ von Guämes nur ein wenig breiter.
Auch die Abdomenfärbung ist dieselbe: wo gut erhalten Sgm. 2—5
von eigentümlich dunklem und doch etwas leuchtendem Rot,
ventral schwärzlich, 6—10 schwarz. Ganz sichere @ von rosea
liegen zur Zeit nicht vor. & Abd. 32, Vfl. 25, Hfl. 245. |
Die Verwandtschaft von caja und rosea ist zweifellos eine
sehr nahe; da auch die Appendices beider Reihen ein wenig vari-
ieren, ist es nicht unwahrscheinlich, daß verbindende Formen
noch gefunden werden. Auch die Monogr. Calopt. betont die sehr
nahe Verwandtschaft; ihre Beschreibung von rosea betrifft die
kleinfleckige Form des £.
Hetaerina sanguinea Selys
Columbia: 4 &, 1 $ Villavicencio 450 m, I. 1911. — Peru:
1 & Pozuzo (durch Rolle 1914).
& Nach den Appendices und der Flügelzeichnung unzweifelhaft
die Art der Monogr. Calopt. (von Parä), doch ist die lichte Zeich-
nung des Thorax ausgedehnter. Binde an der Schulternaht breit,
von der Naht schräg durchschnitten, ihr ventral vorderes Ende
mehr als die halbe Breite des Mesepisternum, das dorsal-hintere
Ende fast die ganze Breite des Mesepimeron einnehmend (gegen
„une ligne hume6rale roussätre tres fine, bien arretee“). Rot-
kupfriger Streif des Mesepimeron etwa gleichbreit wie diese lichte
Binde. Etwas variable (dreimal vollständig, zweimal unter-
brochen) zentrale kupfrige Binde des Metepisternum; schmale
vollständige zentrale Linie des Metepimeron; kleiner Streif im
dorsalen Ende der hintern Seitennaht. Abd. 38, Vfl. 285, Hfl. 275.
Q Das einzige Expl. ist hier eingereiht, weil mit den $ zusammen
eingegangen. Es ist von den vollständiger gezeichneten caja-Q
der Serie von Valencia nicht zu unterscheiden. Abd. 32, Vfl. 285,
Hfl. 27°5.
Hetaerina maeropus Selys (Fig. 25).
Mexiko: 7 &, 2 2 Misantla, Vera Cruz, VI. VII. VIII. X. 1914,
W. Gugelmann; 2 &, 2 $ Tabasco XII. 1913, II. III. 1914, id. —
Guatemala: 1 d, 1 Gualan 12. 13. I. 1905, 1 & Sta. Lucia 1. II.
1905, Williamson. — Panama: 1 2 Panama 10. III. 1908, Fass];
1 d, 1 2 Lino 800 m (eingegangen V. 1912); 12 3, 12 2 Bugabita
X. 1911. — Columbia: 1 &, 1 2 San Antonio 1896, Forel; 1 $ Rio
Negro 500 m, 1910; 1 $ Sosomuco 800 m, II. 1911; 2 2 Medina
500 m, V. 1911; 1 & Miraflores 2000 m, V. 1911; 7 &, 2 2 MVilla-
vicencio 450 m, 1911. — Peru: 5 4, 2 2 Pozuzo (durch Rolle 1914).
Die verschiedenen Formen des Pterostigma scheinen nach
d»m vorliegenden Material nicht ganz regellos verteilt, was von
Zufälligkeiten dieses Materials abhängen mag. Ganz ohne Ptero-
stigma ist nur 1 & von Miraflores und 1 @ von Panama. Die sehr
kleinen Pterostigmen (kaum länger als breit, im extremen Fall
auf einen Adersaum reduziert) sind in der Mehrzahl in der Serie
von Ost-Columbia und von Pozuzo, fehlen ganz in der Serie von
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 57
Panama und sind nur ganz vereinzelt in dem übrigen Material
aus Mexiko und Zentralamerika enthalten (Sta. Lucia, Tabasco).
Hetaerina capitalis Selys (Fig. 26).
Costarica: 1 & Infernillo, Reventazon 1000 m, 1913; 1 32
cop., 2 d, 13 2 Tuis, Turrialba 1000 m, 1913. — Panama: 1 8
Bugabita, X. 1911. — Columbia: 1 @ San Antonio 1896, Forel;
3 d&, 1 2 Muzo 800 m; 1 d Muzo, Villamizar 600 m, 1910; 18
Sosomuco 800 m. III. 1911.
Tuis: 2 $ sehr juv., die Spitzenflecken fehlend; 1 g ad., cöp.,
mit sehr kleinen roten Spitzenflecken auch der Vfl.; Abd. 38,
Vfl. 29 bis 41, 31. Bei allen, auch sehr adulten 9 dieser Serie die
dunkeln Thoraxzeichnungen sehr glänzend goldgrün; Abd. 31,
Fig. 26. Fig. 27.
Vfl. 30 bis 34, 33. — Das $ vom Reventazon sehr ad., mit kräf-
tigem rotem Spitzenfleck auch im Vfl., nicht viel kleiner als im
Hfl.; Abd. 42, V£fl. 31°5. — Bugabita: $ juv., noch ohne Spitzen-
flecken, Abd. 36, Vfl. 28. — Von Muzo relativ kleine Expl., Abd. 38,
V£l. 29 bis 38, 30; nur 1 Expl. sehr adult, mit roten Spitzenflecken
auch im Vfl., dieses allein von der ganzen Serie mit etwas schmalern,
der majuscula genäherten Schulternahtbinden; nach einem dieser
d Fig. 26; 2 wie die Expl. von Tuis, Abd. 30, Vfl. 28:5.
Das einzige @ von S. Antonio (Forel) hat die Thoraxzeichnung
zu sehr düster schwarzgrünbronze verdunkelt und ganz schwarze
Aderung der Flügelbasis. Unter den anders gefärbten Expl. von
Tuis sind anscheinend ebenso weit ausgefärbte Expl. Abd. 30,
Vfl. 28,
Hetaerina majusceula Selys (Fig. 27).
Costarica: 6 $ Orosi, Irazu 1500 m, V. 1912. — Columbia:
1 8 Muzo 800 m; 1 $ Rio Negro 800 m, 1911.
9. Heit
58 Dr. E, Ris:
Die columbischen Expl. sind etwas unsicher, die Appendices
fehlend oder schlecht erhalten; relativ klein; Zellen im Analfeld
nicht durchweg 3 Reihen; aber die Thoraxzeichnung der majuscula.
Muzo (ad., gequetscht aber sonst gut erhalten, terminale Sgm.
fehlen) ziemlich kräftig rotes, dreieckiges Fleckchen auch in der
Spitze der Vfl.; im Hfl. 2 Reihen, im Vfl. nur für 5 Zellen Länge
3 Reihen zwischen Cu, und dem Rand; Vfl. 32. Rio Negro (juv.,
gequetscht, Form der Appendices nicht erkennbar): hierher nach
der Aderung (im Vfl. in langer Strecke, im Hil. 4—5 Zellen weit
3 Reihen zwischen Cu, und dem Rand) und der Thoraxzeichnung;
nur im Hfl. sehr bleicher roter Spitzenfleck; Abd. 39, Vfl. 31.
Die sehr schön erhaltenen Z von Orosi mit roten Flecken nur
in der Spitze der Hfl., nur eines mit leisestem Schimmer von rot,
andere mit licht grauem Anflug im Vfl. Ein sehr adultes Expl.
tief fleckig braun, so daß das Rot der Spitze fast verdeckt wird.
Abd. 43, Vil. 34 bis 47, 38.
Hetaerina duplex (Fig. 28, 29).
Hagen, Stett. ent. Zeitg. 30, p. 256 (1869) (JQ Bogota, leg.
Lindig). — Selys, 2. Addit. Synops. Calopt. p. 12 (1869) (dasselbe).
Columbia: 10 &, 12 2 Muzo 800 m, 1 Z& Ob. Rio Negro 800 m,
1 2 Sosomuco 800 m, 1 d, 1 2 Casanare 700 m, II. 1911, 2 $ Ano-
laima 2000 m, XII. 1910; 3 3, 1 2 Pacho 2200 m (eingegangen 1915).
Die Exemplare von Muzo, Rio Negro, Sosomuco und Casanare
stimmen sehr nahe unter sich und sehr gut mit der,Originalbeschrei-
bung überein. 8 Abd. 40, Vfl. 30.5 bis 43, 32; 2 35, 32°5 bis 37, 34
(Muzo) — 3.37, 29 (Rio Negro) — 8 43, 31; 2 30, 29:5 (Casanare)
— 92 35, 33 (Sosomuco). Flügel des $ Fig. 29.
Die Exemplare von Anolaima und Pacho deuten an, daß in
hohen Lagen besonders großfleckige und auch große Formen vor-
kommen. & Basisileck im Vfl. bis fast halbwegs q-Nodus, bei
einem Exemplar der braune Kostalstreif in Adersäumen noch
eine Strecke über den Nodus hinaus; im Hfl. distalwärts ebenso-
weit, analwärts nur die dritte Zellreihe am Rand hyalin lassend,
tief schwarzbraun mit roter Aderung und schmalem roten Saum
am distalen Rand. & 44, 34.5 bis 47, 36:5; 2 40, 37.
Hetaerina aurora n. sp. (Fig. 30, 31). N
Columbia, West-Kordillere: 15 &, 5 2 Rio Aguacatal 1400,
1600, 2000 m, '6. IV.,'15. 20. VI., 18.: VIL, 17. 28 WU 7202
3 & San Antonio 2000 m, 7. VII., 17. IX. 1908, 1 & Rio Tocota
12. IV. 1908, 12 $, 3 2 Villa Elvira 1600, 1800 m, 1. 2. 4. 6. VII,
12. IX. 1908.
Die Art steht duplex außerordentlich nahe und könnte auch
als Subspezies behandelt werden, obgleich sie durch die Zeichnung
der Flügelspitzen in eine andere der Selys’schen Gruppen fällt.
Wahrscheinlich gehören in diese Nähe auch die Expl., die Selys
als H. carnifex aus Ecuador (leg. Deville) beschreibt. Daß sie:
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 59
wirklich mit carnıfex zusammengehören, ist durchaus “unwahr-
scheinlich, schon weil zwischen den ohnehin weit entfernten
. Arealen die von aurora erheblich verschiedene H. charca erscheint.
Einwandireie Expl. der südbrasilianischen A. carnifex kann ich
zur Zeit nicht vergleichen.
ö (ad). Occiput und Unterlippe schwarz. Oberlippe und
Postclypeus schwarz, schwach glänzend. Vertex tief mattschwarz.
Thoraxdorsum tief dunkel rotgolden metallisch mit fein schwarzen
Säumen; Seiten dunkel violettrot metallisch; 4 gelbliche bis rost-
farbene Linien: auf der Schulternaht sehr fein, das dorsale Ende
nicht völlig erreichend; auf der vordern Seitennaht ebenso, voll-
ständig; auf der hintern Seitennaht und am lateroventralen
Rande des Metepimeron etwa doppelt so breit, weder dorsal noch
Fig. 28. - Fig. 30.
ventral verbunden; diffus lichter ventraler Rand der Infraepisterna.
Metasterna schwarz, dünn weißlich bereift. Beine schwarz. Ab-
domen völlig mattschwarz ohne Aufhellung der basalen Segmente.
Appendices Tab. und Fig. 30. Flügel hyalin, die Altersverfärbung
fleckig graubraun. Basisfleck im Vfl. sehr leuchtend gefärbt,
zwischen reinem karmin und blutrot, inc und sc mit Beimischung
von braun bis zu völlig tiefbraun; bis fast oder völlig halbwegs
q-Nodus, der braune Kostalstreif im Maximum bis zum Nodus;
in der Breite bis zum analen Rand. Der Fleck im Hfl. opaker
und braun, rot nur die Adern und mehr oder weniger breite Säume
derselben; Kostalstreif wie im Vfl.; der Fleck reicht distalwärts
ungefähr gleichweit wie im Vfl., schneidet aber analwärts schräg
ab gegen die Gabelung Cu,—Cu,, füllt in dieser Länge etwa die
kostale Hälfte des Analfeldes oder etwas mehr, analwärts scharf
begrenzt. Regelmäßig alle Flügel mit oft recht großen (bis 2 mm)
tiefroten Spitzenflecken. Starke basale Aderverdichtung, be-
9. Heft
60 Dr. F. Ris:
sonders im Vfl.; 3 Zellreihen zwischen Cu, und dem Rand in beiden
Flügeln (Fig. 31).
3 (juv., viele Expl.). Spitzenflecken fehlen. Basisfleck im
Vfl. bleich rot, in c, sc und m schwarzbraun; im Hfl. schwarz-
braun mit bleich roter Aderung.
2 (ad.). Einige schmale und diffuse gelbliche Säume an der
Unterlippe. Seiten der Oberlippe mit variabler gelblicher Zeich-
nung: geringe Andeutung lateraler Fleckchen bis Streif über
etwas mehr als die lateralen Drittel, wo aber der vordere Rand
schwarz bleibt. Basale zwei Drittel des 2. Fühlerglieds gelblich.
Postclypeus und Vertex wie &. Thorax wie d, doch dorsal etwas
düsterer, mehr wie auf den Seiten gefärbt. Gelbe Zeichnung .
größer: humerale Linie ein wenig breiter; vordere Seitennaht fast
gleich, hintere Seitennaht und Rand des Metepimeron breiter,
ventralwärts breit unter sich und mit der Linie der vordern Seiten-
naht verbunden. Mesinfraepisternum gelblich mit dunkler Quer-
binde, Metinfraepisternum ganz gelblich. Metasterna trüb gelb
mit breit schwarzen Rändern. Abdomensegmente 1—4 nach
düster rotbraun aufgehellt, 1—3 mit gelblicher Seitenrandlinie,
2—4 mit diffusem terminalem schwarzem Ring. Fortsatz des
Kiels am 10. Sgm. klein und ziemlich stumpf. Flügel ziemlich
reich etwas graulich goldgelb, tiefer in der dem Basisfleck des &
entsprechenden Zöne, daselbst die Aderung von rostfarben bis fast
oder völlig schwarz, ohne Verdichtung. In der Spitze der Hfl. meist
eine diffuse schwache Vertiefung der gelben Farbe. Im Hil. fast
regelmäßig 2 Reihen, im Vfl. 3 Reihen zwischen Cu, und dem Rand.
& Abd. 42, Vfl. 32 bis 44, 34; 2 32, 31'5 bis 34, 33°.
Die 2 von duplex und aurora sind nicht durch leicht definier-
bare Merkmale zu unterscheiden, doch trifft ein kleiner Unter-
schied für das ganze vorliegende Material zu: Vertex mattschwarz,
fast oder völlig ohne metallischen Reflex bei aurora,; mit rot-
metallischem Reflex bei dußlex.
Hetaerina ceharea (Fig. 32).
| Calvert, Ann. Carnegie Mus. 6, p. 86 (1909), Tab. 1, Fig. 3—5
(39, Bolivia). — Förster, Archiv f. Naturgesch. 1914, A, 2, p. 64
erwähnt die Art als HZ. carnıfex charca.
Peru: 15 d, 8 2 Pozuzo (d. Rolle 1910, 11 und 14). — Bolivia:
1 8 Coroico 1200 m (wahrscheinlich leg. ©. Garlepp), 7 d&, 5 2
Rio Songo 800, 1000 m, 1912, 13.
Die Expl. von Pozuzo sind in den extremen Formen und im
Durchschnitt der ganzen Serie ein wenig kleiner, als die von
Rio Songo. Im übrigen keine Unterschiede. Pozuzo: 3 Abd. 40,
Hfl. 30 bis 42, 32; 9 34, 30 bis 36, 32°5. — Rio Songo: 3.42, 32
bis 43, 335; 2 37, 325 bis 38, 34.
Die Art erscheint gegenüber aurora (s. Tab.) nicht unbedeutend
verschieden. Für Prüfung ihres Verhältnisses zu a fehlt es
mir an Vergleichsmaterial.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 61
FAM. AGRIONIDAE.
Subfam. Lestinae.
Archilestes grandis Ramb.
U. S. Amerika: 1 &, 2 2 Texas, leg. Belfrage (Mus. Stockholm).
— Mexiko: 2& Jalapa (durch Schneider, Berlin), 2 2 Misäntla,
Vera Cruz VII. 1914, W. Gugelmann, 2 3, 1 2 Colima (durch
Rolle), 6 $ 1 2 Cuernavaca V. VI. VIII. IX. 1898, O. W. Barrett.
— Costarica: 4 d, 2 2 ohne Lokalität;2 9,3 2 S. Jose; 1 & Verbena
(D. E.M. Dahlem). — Columbia: 1 2 Villeta 1000 m, Ost-Kordillere,
Westseite V. 1911.
Das 2 von Columbia mit den Expl. von Cuernavaca und
Colima übereinstimmend: hellgelbe vollständige Binden auf der
vordern Hälfte des Metepisternum und der hintern Hälfte des
Metepimeron. Metallbinden relativ schmal, kaum ein Viertel der
Breite des Mesepisternum. Weitaus das kleinste Expl. der Serie,
doch sonst in keinem Punkte an A. californicus genähert.
Die © von Misantla sind von den andern etwas verschieden.
Die gelben Binden fehlen, wahrscheinlich nicht durch postmortale
Verfärbung (obgleich die Färbung der Expl. nicht besonders gut
erhalten ist). Metallbinden breiter, reichlich ein Drittel des Mese-
pisternum. Flügelspitzen braungrau, an der Mitte des Ptero-
stigma etwas diffus abschließend. Abdomen sehr glänzend grün-
metallisch, diese Färbung etwas weiter ventralwärts reichend als
bei den übrigen 9.
Q Cuernavaca: Abd. 41, Hfl. 38, Pt. 3.5; Colima: 45, 42, 3°5;
Misantla: 46, 40, < 4; Villeta: 39, 34, 3.
Keine der spätern Beschreibungen erwähnt mit gleicher Be-
stimmtheit die charakteristischen hellgelben Binden der Thorax-
seite, wie die ursprüngliche von Rambur.
Lestes.
Die Gattung ist in unserm Material der Kordilleren-Region
auffallend schwach vertreten, durch je ein einziges Exemplar
aus Columbia und aus Peru. Lestes-Arten sind im allgemeinen
keine Waldtiere;, das dürfte ihr spärliches Vorkommen unter
diesem Material erklären. Zwei Arten, forficula und tenuatus,
wurden mit aufgenommen, um die Forel-Bugnion’sche Ausbeute
vollständig aufzuzählen, dies obgleich nur die eine derselben
(tenuatus) bisher für Columbia nachgewiesen ist.
Lestes Henshawi.
Calvert, Biol. C. A. Neur., p. 350, Tab. 10, Fig. 1 (1907)
(1 & Costarica, 1 d Sta. F& de Bogota, leg. Lindig).
Columbia: 1 $ Pacho 2200 m, X. 1910.
In guter Übereinstimmung mit Beschreibung und Abbildung.
Die Appendices inferiores erscheinen sehr kurz dadurch, daß ein
kleiner, fingerförmiger Fortsatz medialwärts umgebogen ist; mit
demselben in ausgestreckter Stellung würde die Länge etwa die
) 9 Heft
62 Dr. EieBı1s:
Hälfte derjenigen der superiores erreichen. Die metasternale
Zeichnung stimmt besser zu Calverts Figur für ienuatus als unsere
Expl. dieser Art: 4 marginale (metepimerale) runde Flecken,
2 mediale (metasternale) Punkte, lateral-vordere halbmond-
förmige Streifen, feine Linie der medianen Naht. Flügel etwas
gelb; die Cuq im Vfl. im proximalen Drittel, im Hfl. ziemlich
genau in der Mitte der Distanz Ang 1—2. Abd. 365, Hfl. 26°5.
Lestes tenuatus Ramb.
Antillen: 1 $ Fort de France, Martinique 11. I. 1896, Bugnion.
— Ecuador: 2 $ Guayaquil, Campos Ribadeneira.
Die von Selys als Merkmal für Einteilung und Bestimmung
in den Vordergrund gestellte Färbung des Occiput, ob licht oder
schwärzlich, ist hier wie bei manchen Arten wenig erwünscht.
Die Färbung ist oft recht schwer zu erkennen und wechselt
wenigstens bei einem Teil der Expl. mit der Ausfärbung.
Martinique: & (sehr ad.). Flügel ziemlich stark gelb. Occiput
in der dorsalen Hälfte trüb lichtbraun, in der ventralen schwärz-
lich (vielleicht verfärbt, da etwas unsymmetrisch). Metallgrüne
Binde des Mesepisternum mehr als ein Drittel und mit schwarzer
Einfassung mehr als die Hälfte von dessen Breite. Mesepimeraler
Streif dorsal und ventral unvollständig, etwa zwei Drittel der
Breite des mesepisternalen, Einfassung dunkel rostfarben. Meta-
sternale Zeichnung größer als die Figur von Calvert (Ann. Carnegie
Mus. 6, Tab. 1, Fig. 12 — 1909) gibt: die 4 Punkte wie-dort; dazu
breite vollständige Säume der Metasterna, die nur die Mitte licht
lassen (wahrscheinlich nicht Verfärbung, da symmetrisch); die
medialen Punkte fehlen. Cuq distal vom Niveau der 1. Ang,
im Vfl. etwa im proximalen Drittel, im Hfl. ein wenig distal von
der Mitte Ang 1—2. Abd. 35, Hfl. 22.
Guayaquil: $ (mehr juv.). Metallgrüne Binde des Mesepister-
num etwa ein Viertel, mit schwarzer Einfassung mehr als die Hälfte
von dessen Breite. Auf den Metasterna 4 Punkte wie in der Figur
von Calvert, dazu noch jederseits ein Doppelfleck auf der hintern
Hälfte des Randes und schmal die Nahtlinie; keine medialen
‚Punkte. Cuq bei dem einen Expl. wie bei dem von Martinique,
bei dem andern in beiden Flügeln etwas mehr proximal. Abd. 37,
Hi. 21;
Lestes forfieula Ramb.
Antillen: 4 &, 1 2 Fort de France, Martinique 11. I., 9. II.
1896, Bugnion und Forel. — Brasilien: 5 4, 3 2 Bahia, Rio Ver-
melho 13. X. 1890, Ris.
Ramburs Beschreibung der Appendices (,bord...dilate et
charge de petites dents longues et serr&es‘‘) ist vortrefflich und
ebenso charakteristisch diejenige der Synops. Agrion. Die Figur
von Calvert (Biol. C. A. Tab. 3, Fig. 25 — 1901) stimmt ebenfalls
gut mit unsern Expl. überein, unter Beachtung der verschobenen
Proportionen durch die Zeichnung in der etwas ungewohnten
Lage von vorne oben. An den Appendices superiores zu bemerken:
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 63
der dünne, lange und sehr spitze proximale Zahn, an der distalen
Erweiterung eine Reihe scharfer, eng gestellter, langer Zähnchen.
Lage der Cuq etwas variabel, im Vfl. auf dem proximalen Drittel
Anq 1—2 oder etwas mehr proximal, im Hfl. ungefähr in der Mitte;
Varianten mit mehr proximaler Lage in beiden Flügeln. 8 Abd. 32
Htil.:185; 2 29,: 20°.
Lestes helix n. sp. (Fig. 32 bis).
Peru: 1 $ Mündung des Pachitea X—XIl., W. Schnuse
(D. E. M., Dahlem).
Eine durch die außerordentliche Entwicklung der Appendices
sehr auffallende Art.
& (ad., gut erhalten). Occiput trüb ockergelb. Oberlippe,
Gesicht und Stirn licht rostfarben mit sehr feinen dunkeln Linien
der Nähte.
Prothorax völlig licht rostfarben. Thorax vorne ebenso,
seitlich allmählich in gelblich übergehend. Auf dem Mesepisternum
etwas näher der Mittel- als der Schulternaht ein gerader, schmaler,
schwärzlicher, etwas grünmetallischer Streif, der das dorsale Ende
‘ nicht völlig erreicht und kaum breiter ist als sein Abstand von
derMittelnaht. Aufdem Mesepimeron
langovaler, ziemlich breiter schwärz-
licher Streif; schwärzliches rundes
Fleckchen auf dem Mesinfraepister-
num. Auf dem Metepimeron dor-
salwärts etwas diffuse, schmale
schwärzliche Binde schräg von der
dorsal-vordern zur ventral-hintern
Ecke; dieser Streif als Gürtel quer
über den vordernRand derMetasterna
fortgesetzt; außerdem je ein kleines
dunkles Längsstreifchen über die
Metasterna. Beine dünn und lang,
völlig sehr licht gelbbraun, die feinen
und langen Dornen dunkel.
Abdomen sehr schlank, die
Sgm. 8—10 etwas seitlich erweitert. Fig. 32 bis.
Sgm. 1 hell gelbbraun; 2—7 dorsal dunkel rotbraun; am Ende ein
schwärzlicher Ring, 2 kaum mehr als die Intersegmentalmembran,
3—6 etwa ein Sechstel der Segmentlänge; ventral hellgelb, diese
. Färbung auf den Seiten bis an den dunkeln Ring etwas dorsalwärts
erweitert, vorne in einen sehr schmalen basalen Ring übergehend.
Sgm. 8—10 dorsal sehr dunkel rotbraun, ventral trüb graubraun.
Appendices superiores sehr robust und lang, schwärzlich, ihr
spitzes Ende spiralig ventralwärts eingerollt; am medial-ventralen
Rand nahe der Basis eine breite, trapezoide, am freien Rand gerade
abgeschnittene Erweiterung, der unmittelbar ein kleiner drei-
eckiger Zahn folgt; weiter distalwärts springt der medial-dorsale
Rand in zwei flachen Wellen vor, vor der spiraligen Umbiegung
9. Heft
64 Dr. F. Rıis:
der Spitze. Appendices inferiores klein, aus ziemlich breiter Basis
ein etwas stumpfes Griffelchen, die beider Seiten etwas konvergent,
mit dem Ende bis etwa zur Mitte der trapezoiden Erweiterung
der superiores reichend (Fig. 32 bis).
Flügel etwas graulich getrübt; Aderung sehr dunkel braun
bis schwarz, R bis zum Nodus lichter rotbraun. Pterostigma
schwarz, über 2%, bis 3 Zellen. Die q relativ breit, im Vfl. die
kostale Seite nur wenig länger als die proximale, aber der kostal-
distale Winkel den 180° sehr genähert. Ursprung von A eine
Spur distal von der Cug; die Cuq ein wenig distal von der Mitte
Anq 1—2, im Hfl. etwas mehr als im Vfl. Die Ms-Brücke von der
91
Gabel M\+2—M, etwas distalwärts abgerückt. M, an RL AB
ei A
Aht.or, Ei. 22, Pt..1n.
Subfam. Agrioninae.
Bezeichnend für die hier behandelte Region ist die reiche
Vertretung der Selys’schen ‚Legions“ Pseudostigma und Poda-
grion. Die ersten sind nach allen Berichten ausschließlich Wald-
tiere; Entwicklung der Larven in den Wasserbehältern der baum-
bewohnenden Bromeliaceen (Ananasgewächse) ist für eine Art der
Legion Pseudostigma {Mecistogaster modestus) bestimmt nach-
gewiesen, für alle andern mehr als wahrscheinlich. Auch die
Gattungen Philogenia und Megapodagrion aus der Legion Poda-
grion stehen sicher in ganz enger Beziehung zum Regenwald;
über ihre frühern Stadien ist nichts bekannt. Die ‚Legion Proto-
neura‘ ist der Arten- und besonders der Individuenzahl nach in
unserem Material schwach vertreten, wie fast immer in Samm-
lungen, die nicht von genauen Kennern der Odonaten (Williamson
in Guatemala, Britisch Guiana und Trinidad!) heimgebracht
werden. Ein befriedigendes Bild der Fauna gibt unser Material
der „Legion Agrion‘“, wenn auch sicher ein nach der Artenzahl
noch ganz unvollständiges.
Megaloprepus caerulatus Drury
In der ersten Darstellung von Selys (Synops. Agrion., Leg.
Pseudostigma, p. 7—1860) werden 3 Formen beschrieben, der
typische caerulatus und. Rassen brevistigma und latipennis; in der
zweiten Darstellung desselben Verfassers (Revis. Synops. Agrion.,
p. 7 — 1886) wird latipennis fallen gelassen und nur brevistigma als
besondere Form noch beibehalten; Calvert endlich (Biol. C. A.
Neur., p. 51, 352 — 1901, 07) läßt auch brevistigma fallen. Wir
haben unser ziemlich reiches und meist genau datiertes Material
benutzt, um die Frage dieser Formen nochmals zu prüfen und
sind zum Schlusse gelangt, daß die Form brevistigma wohl um-
schrieben werden kann, daß aber über latidennis eine bestimmte
Äußerung nicht möglich ist, da das Material aus dem nördlichsten
Teil des Verbreitungsgebietes ungenügend ist. Die Begründung
wird am Schlusse der Aufzählung des Materials gegeben.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 65
M. caer ulatus caerulatus.
Mexiko, Vera Cruz: 1 2 Presidio VII. 1898, ©. W. Barrett, 2%,
2 @ Misantla, V. IX. 1909 (durch M. Standfuß), 1 $, 1.2 Motzo-
rongo V. 1908 (id.). — Costarica: 3 &, 1 ohne Lokalität (D. E. M.,
Dahlem), 6 $ ebenso (durch Schneider, Berlin), 3 &, 4 2 Tuis,
Turrialba 1000 m; 1 4, 1 2 Infernillo, Reventazon 1000 m; 1 &;
4 © Orosi, Irazu 1500 m, 1913. — Panama: 4 4, 3 2 Lino 800,
1200 m, IX. 1911. —- Columbia: 8 d, 7 2 Muzo 400, 600, 800 m;
1 38 Gramal bei Muzo 700 m, X. 1910.
Mexiko: Alle Expl. mit starkem weißem Fleck distal von der
aunkeln Binde; alle ohne Opalbinde proximal von derselben; bei
1 8, 2 2 starke, bei 1 Z& schwache braune Spitzenwolke distal vom
Pterostigma. & Hfl. 62:17 bis 75:21, 9 62:17 bis 73:23.
Costarica: Die undatierten, von der Firma Schneider ge-
sandten Expl. unter sich ganz übereinstimmend mit breitem, aber
nicht dichtem Opalstreif am proximalen Rand der dunkeln Binde,
etwa zwei Drittel der Breite derselben; distal von der Binde die
weiße Zeichnung ganz fehlend, oder auf einige Zellen am Ptero-
stigma beschränkt. Dunkle Binde mit sehr starkem blauem und
. violettem Glanz. & Hfl. 67:18 bis 83:22.
Etwas verschieden O. Garlepps Expl. von Tuis, Infernillo
und Orosi: ohne Opalstreif proximal von der dunkeln Binde; alle
mit großem weißem Fleck distal von derselben, in zwei Stücken:
zwischen Binde und Pterostigma und distal vom analen Vor-
sprung der Binde bis zur Spitze. Die dunkle Binde stark glänzend
auf den Oberseiten und der Vfl. Unterseite, schwächer auf der
Hfl.-Unterseite; bei einigen 9 nur schwach glänzend. & Hfl.
13:17. bis 89:21, 265: 18 bis-77:21 (Tuis)& 87:21, 2. 72:19: (In-
fernillo); & 72:17, 2 62:16 bis 73:18 (Orosi).
Panama: Ohne Opalstreif proximal von der dunkeln Binde,
große weiße Flecken distal von derselben, Metallglanz von mitt-
lerer Intensität. $ Hfl. 70:16 bis 77:17, 2 62:15 bis 73:18.
Columbia, Muzo: Die $ mit einer blassen Opalbinde am
proximalen Rand der dunkeln Binde, ein Drittel bis zwei Drittel
von deren Breite; an Stelle der distalen weißen Zeichnung ebenso
blasse Opalfärbung; dunkle Binde sehr glänzend blau oder violett.
Die 2 mit einer proximalen Opalbinde von ein Viertel bis der Hälfte
der dunkeln Binde; die distale Zeichnung dichter und weißer, in
zwei Flecken; dunkle Binde weniger glänzend als beim 4. & Hfl.
72:19 bis 79:20, ein einzelnes zwerghaftes, aber sonst gut aus-
gebildetes Expl. 47:12; 2 62:17 bis 70:20.
M. eaerulatus brevistigma Selys
Columbia: 2 4, 1 2 Muzo 800 m (ob diese Herkunft sicher ?),
1 & Caäion del Tolima 1700 m, III. 1910; Ost-Kordillere: 1&, 12
Medina 1000 m, 1910; 1 2 Buenavista 1200 m, II. 1911; 1 & Pacho
1500 m, VIII. 1910; 1 d, 2 2 Sosomuco 800 m, III. 1911; 3 &,
7 @ Rio Negro 500, 800 m (eingegangen 1914); 3 d, 1 2 Villavi-
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 9. d 9. Heft
66 Dr. F. Ris:
cencio 450 m (eingeg. 1914). — Peru: 2 3, 1 Q Pozuzo (durch Rolle
1910, 11). — Bolivia: 1 & Coroico 1200 m (wahrscheinlich leg.
O. Garlepp), 1 2 Rio Songo 750 m, 1913.
Bei dieser Reihe ganz überwiegend die dunkle Binde mit
sehr schwachem oder ohne Metallglanz, rein schwarz; im Raum
zwischen C und R setzt sich bei der überwiegenden Mehrzahl die
Binde als schmales Streifchen, zuletzt in Adersäume aufgelöst,
proximalwärts fort (diese Verlängerung ist nicht mit gemessen!)
bis fast nochmals so weit wie die Binde an R reicht. Keine proxi-
male Opalbinde; die distale weiße Zeichnung durchweg kräftig,
mit weißer Aderung, in zwei Flecken geteilt. & Hfl. 64:14 bis
68:15 (Muzo), 77:17 (Tolima), 73:16 (Medina), 71:16. (Pacho),
85:19 (Sosomuco), 70:15 bis 75:17 (Rio Negro), 77:16 bis 86:19
(Villavicencio), 87:18 (Pozuzo), 70:15 (Coroico); 2 67:15 (Muzo),
79:18 (Medina), 72:16 (Buenavista), 67:15 bis 79:18 (Sosomuco),
70:16 bis 83:19 (Rio Negro), 58:13 (Villavicencio), 75:17 bis
82:18 (Pozuzo), 78:17 (Rio Songo).
Von Merkmalen, die Selys zur Unterscheidung der Formen
benutzt, seien hervorgehoben: die Länge des Pseudopterostigma; das
Verhältnis von Länge und Breite der Flügel; die Länge der schwar-
zen Binde; die relative Lage des Ursprunges von M,; die Länge
der Endgabel von Cu,. Diese Eigenschaften wurden an unserer
ganzen Serie festgestellt. Die Länge des Pseudopterostigma
werden wir nicht weiter berühren; sie ist für vergleichende Mes-
sungen nicht sehr geeignet; es wurde immerhin festgestellt, daß
das Pseudopterostigma bei der Form caerulatus durchschnittlich
größer ist, nur ausnahmsweise unter 3mm und nicht selten bis
4 mm; bei der Form brevistigma nur sehr ausnahmsweise über
2 mm und nicht selten 1.5 mm.
Das Verhältnis von Länge und Breite der Flügel wurde je
für einen Hfl. jedes Exemplars berechnet; die Unterschiede der
Geschlechter sind ganz unbedeutend, so daß die folgende Reihe
der Einfachheit halber ohne Trennung der Geschlechter fest-
gestellt werden durfte (dasselbe gilt auch für alle folgenden Merk-
male). Es wurden nur ganze Millimeter gemessen, ‘was bei den
ziemlich großen absoluten Beträgen zulässig erschien und die
folgende Reihe des Quotienten Länge: Breite erhalten:
Mexiko: 3'17, 3:19, 328, 342, 3:57, 3°65, 3°65. — Costarica:
355, 361, 367, 372, 3'75, 377, 379, 387, 3°89, 8°9, 3°95, 9:33,
4°0, 4°0, 4°06, 406, 414, 424, 4°29. — Panama: 4°0, 406, 413,
4'37, 4'41, 453, 4'67. — Muzo (caerulatus): 3'45, 3°50, 3'956, 362,
363, 3°65, 375, 379, 379, 384, 384, 387, 389, 389, 391. —
Columbia: (brevistigma): 433, 435, 4'37, 4'39, 439, 4'389, 439,
441, 4'44, 4°46, 447, 4°47, 447, 4'47,4°5, 452, 459, 459, 4°56, 497,
4:67, 480, 4:82. — Pozuzo: 441, 456, 483. — Bolivia! 4°59, 4°67.
An der schwarzen Binde wurden zwei Längen gemessen: an
der Costa und die größte Länge. An der Binde ist variabel im
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 67
allgemeinen die Lage der proximalen Grenze, viel weniger der
distalen; diese liegt 2--5 mm proximal vom Pterostigma, geht in
gerader oder schwach konkaver Linie zu M,a, folgt in scharfer
Begrenzung M,a bis unter das distale Ende des Pterostigma und
zieht alsdann, in rechtem Winkel abgeknickt, in unregelmäßiger
Kurve nach dem analen Rand der Flügelspitze; in den beiden
Absätzen liegen die weißen Flecken. Die größte Länge der Binde
liegt fast immer auf M,„a und wurde daselbst gemessen. Die folgen-
den Reihen berücksichtigen nur die absolute Länge der Binde,
ohne die Länge des Flügels selbst in Betracht zu ziehen; von den
zwei Zahlen für jedes Expl. wurde die Länge der Binde an der
Costa in erste Linie gestellt und danach die Reihe geordnet. Auch
hier ist je 1 Hfl. gemessen.
Mexiko: 12/19, :12/22, 13/21, 15/23, 17/22, 17/25, 18/25. —
Costarica: 9/15, 10/15, 10/16, 10/16, 11/17, 11/18, 11/19, 12/17,
13/17, 13/20, 15/18, 15/20, 15/21, 17/20, 18/22, 19/21, 19/21, 20/23. —
Panama: 10/15, 10/16, 11/17, 13/18, 14/19, 14/20, 14/20.— Muzo (cae-
rulatus): 13/18, 13/18, 14/16, 14/18, 14/18, 14/20, 15/17, 17/21, 18/22,
19/22, 19/22,19/23, 20/24, 20/24, 22/26.— Columbia (brevistigma):8/12,
8/12, 8/13, 8/13, 8/14, 9/11, 9/11, 9/12, 9/12, 9/12, 9/12, 9/13, 9/13,
9/14, 9/14, 9/15, 9/15, 9/16, 10/12, 10/13, 10/15, 10/15, 10/16, 10/17,
11/15. — Pozuzo: 7/11, 8/13, 8/13. — Bolivia: 8/11, 9/15.
Die relative Lage des Ursprungs von M, wurde durch zwei
Maße bestimmt: vom Nodus bis zum Ursprung gemessen auf M,
dessen Verlauf bis dahin fast gerade ist; vom Ursprung von M,
bis zu dessen Mündung in den Rand, dieses Maß die Sehne eines
sehr hohen Bogens. Da die beiden Längen vielfach sehr nahe bei-
sammen liegen, wurde vorgezogen, nicht den Quotienten, sondern
die Differenz zu notieren und also auch hier die absolute Länge
des Flügels nicht zu berücksichtigen. Auch hier wurde je ein
Hfl. gemessen und muß, im Gegensatz zu den Maßen der schwarzen
Binde und dem Längen-Breitenverhältnis, betont werden, daß
Asymmetrien nicht selten sind. Doch wird in der Regel ein In-
dividuum durch einen seiner vier Flügel genügend charakterisiert,
da die Asymmetrien keine großen Ausmaße zu erreichen pflegen.
Die Differenzen (Nodus bis M,) minus (M, bis Mündung M,) ordnen
sich wie folgt:
Mexiko: —12, —11, —8, —6, —5, —4, 3. — Costarica: —5,
—4, —4, 3,29, —23, 3, —23, —L —1 —10,0, 13% 4 4,
5, 8. — Panama: —5, —4, 7, 8, 9, 9, 10. — Mwzo (caerulatus):
—1, 0,2, 2, 2, 4, 4, 5, 6, 6, 7, 9, 10, 10, 11. — Columbia: (brevi-
stigma): 1, 1,1, 3, 3, 4, 4, 4, 5, 5, 5, 6, 6, 8, 8, 8, 8, 9, 9, 10, 11,
12, 90,14 ER, Pozuzo:: 19, Il Bolvia= 12; 16:
Endlich die Endgabel von Cu, wurde von der Bifurkation
nach der Mündung des distalen Astes in den Flügelrand gemessen;
auch diese Maße ohne Rücksicht auf die absolute Größe des Flügels
(von der sie weitgehend unabhängig sind!) in Reihen geordnet.
Bei sehr auffallenden Befunden wurden die andern Flügel des-
5* 9. Heft
68 Dr. F. Ris:
selben Individuums verglichen, aber in keinem Falle gefunden,
daß der gerade gemessene Flügel abnorm war. Sekundäre Gabe-
lungen kommen häufig vor; sie wurden besonders notiert.
Mexiko: 11, 11, 12, 14, 14, 145, 15. — Costarica: 4, 45, 5,
6:5, 8, 10, 14,12, 12, 12,125, 13, 13, 13, 13,12 2 Ba
Panama: 3, 4, 9, 10, 11, 11, 12. — Muzo (caerulatus): 15, 3, 9,
10, 10, 10711, 11, 11, 11, 11, 2, 12,12, 71
(brevistigma): 0, 0, 0, 2, 2, 2, 25, 25, 3, 3, 395, 39, 4, 4, 4, 4, 4,
45, 45, 5, 5, 6, 8, 8, 10. — Pozuzo: 25, 3, 3. — Bolivia: 7, 8:
Sekundäre Gabeln: Mexiko viermal (2 x 2,1 x 3, 1.x 2 und
eine tertiäre Gabel); Costarica zwölfmal (3 x1, 3x23,6x3);
Panama dreimal (1 x 1, 2 x 2); Muzo (caerulatus) neunmal (6 x 1,
3%2,1 x%); Coroiso'einmal 11x):
Die Zahlenreihen ergeben, daß eine scharfe Begrenzung von
Formen nicht möglich ist. Immerhin ist eine relative Unter-
scheidung wenigstens der Form brevistigma in genügend bestimmter
Form zu geben, wobei das Merkmal der verkürzten Gabel von Cu,
in die erste Linie gestellt wird, wo es auch bei der zweiten Dar-
stellung von Selys erscheint. Die Definition würde etwa die Form
anzunehmen haben, wie folgt:
a) Cu, am Ende in eine lange Gabel geteilt, von 10 mm und mehr;
nur bei einer sehr kleinen Minderzahl der Expl. eine Gabel
von unter 10 mm; häufig sekundäre Verzweigungen der
Gabeläste. Schwarze Querbinde der Flügel relativ breit, an
der Costa 9—22 mm, fast immer über 10 mm, an der brei-
testen Stelle 15—26 mm messend, bei ausgefärbten Expl.
sehr glänzend blau oder violett metallisch. Flügel relativ
breit, das Verhältnis der Länge zur Breite von 3.17 bis 4.67
schwankend, aber in der großen Mehrzahl der Fälle unter
4 bleibend. Ursprung von M, weiter proximal als bei der
Form b, der Unterschied der Strecke Nodus—M, und M,—
Mündung von M, von —12 bis +11 mm schwankend. Ptero-
stigma größer als bei b, fast immer 3mm und mehr. c. caerulatus
b) Cu, am Ende in eine kurze Gabel geteilt, ausnahmsweise
einfach; nur bei einer kleinen Minderzahl der Expl. eine Gabel
über 5 mm; sehr selten sekundäre Verzweigung. Schwarze
QOuerbinde der Flügel relativ schmal, an der Costa 7—11 mm,
in der großen Mehrzahl der Fälle 8—9 mm, an der breitesten
Stelle 12—15 mm messend, bei ausgefärbten Expl. fast
immer nur mit schwachem, oft mit kupfrig bronzefarbenem
Metallglanz. Flügel relativ schmal, das Verhältnis von Länge
zu Breite von 4°33 bis 4°83 schwankend, im Durchschnitt
in der Nähe von 45. Ursprung von M, weiter distal, als bei
der Form a, der Unterschied der proximalen und distalen
Strecke von +1 bis +19 schwankend. Pterostigma kleiner
als bei a, selten über 2 mm. c. brevistigma
Die Form brevistigma erscheint ziemlich homogen. Sie ist
nach unserem Material geographisch begrenzt auf die Ost-Kordillere
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 69
von Columbia bis Bolivia (die Herkunft zweier Expl. von Muzo
ist wohl nicht unzweifelhaft!); ein einzelnes Expl. ist, wohl ein-
wandfrei, vom Tolima, datiert.
Nicht unwahrscheinlich würde sich aus der weniger gleich-
artigen Masse, die wir unter caerulatus stellen, auch eine Form
im Sinne des Selys’schen latidennis ausscheiden lassen. Die Be-
sonderheiten der Exemplare aus Mexiko liegen in der Richtung
der einstigen Definition dieser Form. Unser Material ist aber für
eine bessere Begründung zu klein.
Endlich ist noch eine Form mit proximaler Opalbinde und
sehr lichten distalen weißen Flecken fernerer Beachtung würdig,
in unserem Material vertreten durch eine undatierte Reihe aus
Costarica und die größere Reihe von Muzo, mit welcher die cae-
yulatus-Form für eine bestimmte, auch sonst von der Ost-Kordillere
verschiedene columbische Region nachgewiesen ist. Selbstverständ-
lich kommt in Bogota selbst weder die eine noch die andere Form
vor.
Mierostigma rotundatum Selys
Columbia: 1 &, 1 2 Rio Negro 500 m, 1910, 3 &, 3 2 Villa-
vicencio 450 m, I. 1911. — Peru: 1 $ Chanchamayo (Mus. Stock-
holm), 1 $ Hamburgo, Rio Saimiria 15. VIII. 1912, Dres. Blunt-
schli und Peyer, 5 8, 5 2 Pozuzo (durch Rolle 1910 und 1914).
Villavicencio. & Abd. 77, Hfl. 57 bis 81, 60. Der hyaline
Basisteil und die opakgelbe Spitze der Vfl. (die ein wenig länger
sind als die Hfl.) messen in der Längsachse des Flügels 54 + 4°5,
56 +5, 57 +55; der gelbe Fleck reicht analwärts in das Feld
zwischen M, und Ms. Tief rauchbrauner proximaler Saum an dem
gelben Fleck ist nicht genau zu messen, da sehr diffus begrenzt,
etwa 10 mm lang. — 9 Abd. 65, Hil. 50 bis 78, 60. Der gelbe
Spitzenfleck etwas trüber gefärbt als beim 5, mit einer bräun-
lichen Nuance, 45 +5, 52 +6, 55 +6, analwärts zweimal bis
M,—Ms, einmal bis Ms; der rauchbraune Saum ein wenig schmaler
als bei den {.
Rio Negro. & Abd. 80, Hfl. 58, ziemlich adult und trotzdem
die braune Färbung nur ein bleicher Schatten, Spitzenfleck 55
+5.5, bis Ms. 9 Abd. 76, Hfl. 58, Spitzenfleck 55 + 5, bis Ms.
Hamburgo. & Abd. (defekt), Hfl. 60, adult, der braune Schat-
ten bleich, graulich, sehr diffus; Spitzenfleck 56 + 5.5, bis Ms.
Pozuzo. & Abd. 90, Hfl. 65 bis 92, 68, der braune Schatten
sehr diffus proximalwärts auslaufend, bei einem Expl., wo er
distal sehr tief beginnt, erst am Nodus; Spitzenfleck 57 + 6,
62 +6, 63 +7, bis M,-Ms oder bis Ms. — @ Abd. 70, Hfl. 55
bis 80, 63, der braune Schatten ähnlich wie d, doch die tiefere
Färbung weniger breit; Spitzenfleck trüber als beim & gefärbt,
etwas nach braun, 51 +6, 56 +6, 57 +65, 57 +7,59 +7,
bis Ms. 4 Expl. sind adult; alle haben in der Spitze der Hil. ein
Fleckchen weißlicher Aderung, zwei einen ausgesprochenen weißen
Opalfleck von etwa 3mm Durchmesser und unscharfer Begrenzung.
9. Heft
70 Dr. Pr Bie:
. Selys definiert mehrere Formen wie folgt (Synops. p. 9 — 1860)
rotundatum mit Spitzenfleck Y, der Flügellänge, exustum mit
demselben Y/, und /unatum mit demselben !/, der Flügellänge.
Die spätere Beschreibung (Revis. Synops. p. 10 —1886) bringt
insofern mehr Unklarheit, als für den Namen rotundatum selbst
eine eigentliche Definition fehlt. Hier heißt es für rotundatum
(als ganzes, ohne Trennung der Formen) Spitzenfleck !/, der
Flügellänge, in der Breitenrichtung bis M,, Ms oder M,; für exustum
dersclbe !/, der Flügellänge, bis Ms; für Zunatum 1/,—!/, der Flügel-
länge, bis M,. Alsdann ‚j’ai sous les yeux des exemplaires qui,
pour la tache terminale jaune des ailes superieures, sont inter-
mediaires entre ceux-ci et l’exustum.... C’est & ces exemplaires
que l’on peut reserver le nom de rotundatum qui est celui de l’espece
dans sa plus large expression‘. Unter diesen Umständen wird
man sich für die Subspezies-Namen, sofern sie überhaupt berechtigt
sind, besser an die ältere Definition der Synopsis zu halten haben.
Unsere Serie entspricht am nächsten exustum.
Meeistogaster ornatus Ramb.
Mexiko: 1 9 Jalapa (durch Schneider, Berlin), 2 &, 2 2 Motzo-
rongo Il. XI. 1908, II. 1910 (durch Mus. Königsberg), 1 2 Coatepec
XI. 1908 (id.), 1 2 Cuichapa III. 1896 (D. E. M. Dahlem), 1 9
Colima (durch Rolle 1913), 3 d, 3 2 Guerrero XII. 1910, I. 1911
(durch Lück und Gehlen). — Costarica: 1 2 Turruvales 500 m,
1 2 Rio Grande (D. E. M. Dahlem). — Panama: 7 &, 15 2 Lino
800 m (V. 1912), 3 8, 7 2 Chiriqui (Mus. Stockholm). — Columbia:
1 $ Muzo 4—800 m (eingegangen 1914), 1 & Villavicencio 450 m,
I. 1911. — Guyana: 1 d, 1 2 Surinam (Mus. Stockholm). —
Brasilien: 1 3, 1 2 Obidos, Amazonas VIII—IX. 1899 (id. ex coll.
Fruhstorfer), 1 8, 5 2 Matto Grosso (durch Zobrys und Wolter
1911).
Über die Expl. von Surinam und Obidos habe ich keine
weitern Notizen; 1 Q im Mus. Stockholm ist Espirito Santo (Fruh-
storfer) datiert; die Angabe ist wahrscheinlich falsch, für Honduras
(es liegen noch manche andere Anzeichen vor, daß Sammlungen
dieser zwei Herkünfte teilweise durcheinander geraten sind). Die
Art hat von allen der „Legion Pseudostigma‘ die weiteste Ver-
breitung; durch ganz sichere Nachweise sind die Nord- und Süd-
grenzen gegeben in Tepic, Mexiko (Calvert, Proc. Calif. Acad. (3)1,
p. 377 — 1899) und Jujuy, Argentina (Ris, Mem. Soc. ent. Belg. 22,
p. 59 — 1913). Auch die Ostgrenze wäre, falls die Angaben für
Surinam und Obidos (Selys etc.) ganz sicher sind, sehr weit vor-
geschoben. Die Variabilität ist noch nicht genügend festgestellt.
Aus unserem eigenen Material ergeben sich die folgenden Notizen.
Mexiko. Von Guerrero $ und 9 fast gleich gezeichnet; die
Spitzenflecken auf der Oberseite aller Flügel rein gelb, etwas nach
orange, auf der Unterseite im Vfl. ebenso, im Hfl. blaßrosa ; überall
proximalwärts fein schwärzlich gesäumt; der Fleck dicht bis Mja,
en, Ah
Libellen (Ödonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 71
anschließend eine weiße, weniger dichte Zone bis M, oder (9)
bis Ms. Braune Trübung der Flügel nicht tief. Länge der hyalinen
Basis und des opaken Spitzenflecks in der Längsachse (die den
Fleck schräg durchschneidet) gemessen $ 43 +6 bis 51 +6,
249 +7, 50 +7° (VfL). Das 2 von Colima ebenso, doch am
proximalen Rand des Spitzenflecks eine ziemlich tief braune Wolke,
etwa von dessen Länge; 47 + 6. Das Q von Jalapa auf allen Spitzen-
lecken mit bräunlichem Schatten bei sonst gleicher Grundfarbe,
stärker im Hfl.; keine braune Wolke; 53 +.6. Von Motzorongo
die sehr schön erhaltenen Expl. völlig adult scheinend, die Flecken
wie bei den Expl. von Guerrero, aber die braune Färbung der
Flügel noch geringer, distalwärts kaum vertieft; $53 +5, 252 +7.
Panama, Lino: 3. Die Spitzenflecken in der Färbung genau
wie bei den Expl. von Guerrero, aber ganz gleichmäßig erheblich
kleiner, wodurch das Aussehen der Reihe ein anderes wird; braune
Trübung der Flügel sehr gering und fast ganz gleichmäßig, ohne
distale Vertiefung. In der Breitenrichtung bleibt der Spitzenfleck
um eine Zellbreite kostal von M,a, nur der kleine weiße Saum
erreicht M,a am äußersten Ende; 40 + 3 bis 51 +4. Die @ eine
sehr gleichmäßige Reihe, durchaus gefärbt wie die $, doch die
Spitzenflecken größer und dadurch der Unterschied gegen die
mexikanischen Expl. weniger auffallend; der Fleck reicht bis
M ‚a , sein weißer Saum etwas darüber hinaus, doch nur bei wenigen
Expl. ganz bis M,; 47 +5 bis 49 + 6.
Muzo: $. Spitzenflecken aller Flügel auf der Oberseite licht
chromgelb, längs der Adern grünlich, auf der Unterseite schwarz;
nur sehr lichte und gleichmäßige braune Trübung der Flügel.
Die Flecken erreichen nur eben den supplementären Sektor
zwischen M, und Mja, .Mıa selbst nur mit dem blassen, trüb-
gelblichen statt weißen Saum; Vfl. 55 + 4, Abd. 86. Dies kann
eine extreme Ausfärbung sein; nach unserm Material ist es aber
doch wahrscheinlicher die adulte Form des $ in einer besondern
regionalen Ausbildung. Das von Villavicencio ist nicht aus-
gefärbt, zeigt den Fleck ebenso klein, aber von der gelben Färbung
aller nicht reifen Expl., 52 + 4.
Matto Grosso: &. Flecken orange und rosa, wie beschrieben;
die kleinsten der ganzen Reihe; wie bei den columbischen Expl.
nur 3 Räume breit, aber mit noch weniger Zellen in den dritten
Raum reichend; hyaliner Teil der Flügel sehr blaß gelblich; Vfl.
60 + 35, Abd. 90. Die 2 von den mexikanischen Expl. wiederum
weniger verschieden als das zugehörige &; Flecken orange und
rosa, bis M,a, der weiße Saum bis M,, teilweise bis Ms; hyaliner
Teil ziemlich stark gebräunt und die Farbe meist distalwärts ver-
tieft; Vfl. 47 +6, Abd. 73 bis 56 + 6°5, Abd. 85.
Es dürfte kaum auf Zufälligkeiten des Materials beruhen,
daß, je weiter wir südwärts rücken, um so kleiner die opaken
Spitzenflecken des $ werden; viel weniger deutlich sind die Unter-
schiede bei den @. — Kleinfleckige Expl. von Puerto Cabello und
9, Heft
72 Dr. F. Ris:
Surinam, mit der Färbung unseres einzigen ä& von Muzo, erhalten
von Selys (Synops. p. 14 — 1860) den Rassennamen luctuosus. In
der zweiten Bearbeitung (Revis. Synops., p. 18 — 1886) wird dieser
Name ohne Umstände eingezogen, dafür für 1 &, 1 Q@ von Trinidad
mit noch kleinerem Fleck (nur zwei Räume beim (&, drei beim 9)
der neue Rassenname acutidennis eingeführt. Die Berechtigung
oder Nichtberechtigung der beiden Namen dürfte nach unserem
Material ungefähr dieselbe sein.
Meeistogaster jocaste Hag.
a) d Vfl. völlig hyalin; schmales schwarzes Pterostigma nur
im kostalen Raum. Hfl. hyalin in den proximalen zwei Drit-
teln; im distalen Drittel mit fast scharfem, nur in einen
schmalen diffusen Rand auslaufendem Beginn eine schwarz-
braune, etwas metallglänzende Ouerbinde, schwach schräg
von kostal-proximal nach anal-distal verlaufend; mit ent-
sprechend aber etwas stärker schräg verlaufendem Rand an-
schließend ein großer, dicht opaker, rein weißer Spitzenfleck.
(? liegt nicht vor, nach den Beschreibungen von dem zu-
gehörigen d entsprechend verschieden wie das @ b). 7. jocaste
b) 3 Vfl..ebenso. Hfl. vom Arculus an licht goldbraun, welche
Färbung sich sebr allmählich distalwärts vertieft, aber auch
am Ende, in Adersäumen etwas dunkler, noch längst nicht
die Tiefe der Färbung der Binde von a erreicht; opaker
Spitzenfleck rein weiß, viel kleiner. — 2 Vfl. sehr schwach
gelblich, etwas stärker in Adersäumen; die Spitze bis etwa
eine Zellbreite proximal vom Pterostigma goldbraun (etwa
wie die tiefste Färbung im Hfl.) mit etwas diffusem Abschluß;
Pterostigma etwas kleiner als beim Z. Hfl. wie &. 7. vincentius
j. jocaste Hag.
Columbia: 1 8 Muzo 4—-800 m (eingegangen 1914).
In sehr guter Übereinstimmung mit der Originalbeschreibung.
Der weiße Spitzenfleck reicht mit sehr schrägem Abschluß in der
Ouerrichtung bis Ms; hyaline, braune und weiße Strecke gemessen
an M, 23+6-+5. Abd. (def.} Vfl. 36, Breite 7, Hfl. 34, 7, Pt.
Vfl. 15. Eine überaus zart gebaute Form von diskreter Schönheit.
j. vincentius n. sbsp.
Columbia: 1 $ Llanos de Medina 400 m, VI. 1910, 2 2 Villa-
vicencio 450 m, 1. 1911.
ö Antehumerale (mesepisternale) licht grünliche Linie über
die ventralen zwei Drittel der Länge, dorsal spitz auslaufend;
mesepimerale über die dorsalen fünf Sechstel, breiter, ventralwärts
spitz auslaufend. Der weiße. Spitzenfleck mißt in der Längsachse
des Flügels knapp 35mm, erreicht analwärts die Mitte zwischen
M,a und M,; die braune Zone ist als völlig diffus nicht meßbar.
Die Flügel sind bei erheblich größerer Länge gleichbreit (7 mm)
wie bei dem $ von Muzo. Abd. 59, Vfl. 42:5, Hfl. 42, Pt. Vfl. 15.
ee a A nn il no
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 713
9 Dem & sehr ähnlich. Unterschiede siehe Tab. Abd. 56,
Vfl. 42, Hfl. 41, Pt. Vfl. 1, Breite Vfl. und Hfl. 7.
Die Form sieht von dem jocaste-$ von Muzo recht verschieden
aus; gleichwohl ist die Verwandtschaft. zweifellos eine nahe; noch
näher wahrscheinlich mit sincerus M’Lachl., den Selys als Rasse
zu jocaste stellt; die Originalbeschreibung (Mac Lachlan 1877)
kann ich nicht vergleichen; aus der Beschreibung von Selys
(Revis. Synops. p. 19 — 1886) ergeben sich für sincerus nahe ent-
sprechende Maße wie für unsere Expl.; der Spitzenfleck wäre aber
etwas größer (statt erheblich kleiner!) als bei jocaste, beim &
zitrongelb, beim 2 milchweiß; auch würde man aus der in diesem
Punkt nicht ganz klaren Beschreibung schließen, daß bei sincerus
die braune Färbung zwar proximalwärts diffus; aber doch nicht
lichter wäre als bei jocaste. Da unsere Expl. völlig ausgefärbt
sind, läßt sich auch dieser Befund nicht mit denselben vereinbaren.
Die Heimat von sincerus ist Peba und S. Paulo de Olivenga, Rio
Napo und Rio Bobonaza.
Meeistogaster modestus Selys
Mexiko: 2 &, 5 2 Presidio, Vera Cruz VI. VII. VIII. 1898,
O. W. Barrett. — Costarica: 1 $ Infernillo, Reventazon 1000 m,
1913. 0.4, 4 © Tüis, Turnalhba 1000 m, 1918, 2 & 2 2 Orosi, Irazu
1500 m, V. 1912. — Panama: 1 2 Chiriqui (Mus. Stockholm). —
Columbia: 1 & Muzo, Rio Cantinero 400 m, 1910.
An dieser Reihe ist keine Rassenbildung erkennbar. Von
Selys wird eine Form tphigenia von Panama und Columbia (Revis.
Synops., p. 22 —1886) in erster Linie charakterisiert durch: ‚la
seule difference A noter en comparant ces exemplaires au type
du Mexique, c’est que dans les deux sexes la raie hum£rale interne
est reduite A une virgule basale tr&s courte‘‘; außerdem werden
kleine Unterschiede im Pterostigma des $ und den Flügelspitzen
des 2 genannt. Von unserer Reihe hat ein einziges & (Presidio)
den metepisternalen lichten Streif sehr fein und etwas unterbrochen
bis etwa zur halben Höhe verlängert, alle andern haben nur das
basale Komma; die Merkmale an den Flügeln scheinen höchstens
individuelle Unterschiede zu bedeuten. Unter diesen Umständen
fehlt dem Namen :phigenia eine genügende Begründung. Zu dem-
selben Schlusse gelangt Calvert (Ent. News 22, p. 457 — 1911).
Das $ von Muzo ist das einzige der Reihe mit völlig tief-
schwarzen Pterostigmen, sonst aber ohne Besonderheiten. Min-
destens so weit ausgefärbte Expl. der Costarica-Reihe haben das
Pterostigma tief und rein karminrot, opak.
g Abd. 68, Hfl. 42, Pt. Vfl. 2, Hil. 3;-2 68, 44, 2, 2 bis 74,
47, 2, 2 (Presidio) — d 67, 42, 2°5, 2°5 bis 74, 45, 2°5, 25; 2 61,
42 bis 65, 43 (Tuis) — d 63, 45, 2, 2°5 (Muzo).
Meeistogaster linearis Fabr.
Columbia: 2 &, 1 2 Minero bei Muzo 500 m, X. 1910; 1 2
Gramal bei Muzo 700 m, X. 1910; 1 3, 4 2 Muzo 400-800 m (ein-
9. Heft
74 Dr. F. Ris:
gegangen 1915); 1 2 Rio Negro 500 m; 1 3 Llanos de Medina,
VI. 1910; 3 &, 2 2 Villavicencio 450 m, I. 1911. — Guyana: 1&
Surinam (ded. R. Martin); 1 9, 3 2 Surinam (Mus. Stockholm). —
Brasilien: 1 $ Matto Grosso (durch Zobrys und Wolter 1911).
Die @ haben eine gewisse Ähnlichkeit mit denjenigen Expl.
von modestus, deren Flügelspitze einen weißen Fleck trägt. Doch
bestehen folgende Unterschiede:
linearis: Größer; die Proportion der Abdomen- und Fiügellänge
immerhin viel weniger extrem als bei den zugehörenden £.
Über die Metasterna eine scharf begrenzte mediale schwarze
Läangslinie. Die Cuq liegt um etwa 1 mm proximal vom q,
der Abgang von A weit distal von derselben, etwa im Niveau
der Mitte von q.
modestus: Kleiner. Metasterna ganz schwarz. Die Cug liegt um
etwa 0°5 mm proximal vom q, der Abgang von A an der Cug,
also etwas proximal vom q, im äußersten Fall im Niveau
von dessen proximaler Seite.
Muzo. Die lichten (blaßgrünen) Schulterlinien sind ziemlich
variabel; weniger die breitere mesepimerale, die meist vom dor-
salen Ende bis zum letzten ventralen Viertel oder Fünftel reicht ;
mehr die mesepisternale, die schmal keilförmig vom ventralen
Ende minimal an das ventrale, maximal an das dorsale Drittel
der Höhe reicht. Die metasternale Zeichnung ist überall dieselbe. —
& (sehr ad.). Alle Pterostigmen schwarz, bei zwei Expl. nur im
Vfl. für 2—3 Zellen Breite in den zweiten Raum reichend, bei
1 Expl. überhaupt auf den ersten Raum beschränkt. — 2 (sehr
ad.). Weiße Flügelspitzen 3 mm in der Längsachse und bis M, .,
darin das Pterostigma im Vfl. bleich gelblich, im Hfl. blaßgrau
in der distalen Hälfte, in schwarz übergehend in der proximalen
Hälfte & Abd. 116, HN. 55, Pt. 3 und-112, a7 2 ae
92, 61, die Pterostigmen unbestimmt begrenzt.
Medina. Wie die & von Muzo. Pterostigma nur im Vfl. etwa
2 Zellen in den zweiten Raum reichend, ganz schwarz.
Villavicencio. & und 2 in den Pterostigmen von den Muzo-
Expl. etwas verschieden. & (sehr ad.) Pterostigma im Vfl. länger,
für mehr als zwei Drittel seiner Länge, d. h. für 6—8 Zellen, in
den zweiten Raum reichend; im Hil. in zackigem Vorsprung in
Teile von 3—4 Zellen des zweiten Raumes übergreifend. Beim
einen Expl. im Vfl. auf der Oberseite chromgelb, auf der Unter-
seite sehr tief rotbraun, im Hfl. schwarz. Beim andern Expl.
schwarz, bis auf einen Teil der zweiten Reihe auf der Oberseite
der Vfl., der noch gelb ist. — 9 (juv.) Die Flügelspitzen weiß;
(subjuv.) in der weißen Flügelspitze chromgelbes Pterostigma im
Vfl., schwarzes im Hfl., ungefähr gleich groß wie beim {; (sehr ad.)
Flügelspitze im Vfl. weiß, im Hfl. trüb grau, darin das Pterostigma
im Vfl. rostfarben, im Hfl. schwarz. & Abd. 110, Hfl. 53, Pt. Vfl. 5,
Hfl. 4 und 115, 55, 5, 45; 9 77, 50, 5, 3°5 bis 88, 57, 5,4. .
Matto Grosso. & Die Thoraxfärbung lichter: mesepisternale
FE WE. We
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 5
Linie nur sehr wenig schmaler als die mesepimerale, vollständig
durchlaufend; schwarze Linie der hintern Seitennaht auf dem
ventralen Viertel fehlend.; ventral schwarz fast nur die ziemlich
schmale Medianlinie, die Seitenstreifen der Metasterna nur eben
angedeutet. Pterostigma im Vfl. 3—4 Zellen auf den zweiten Raum,
chromgelb, auf der Unterseite mit braunen Zellmitten; im Hfl.
9—3 Zellen auf den zweiten Raum, in seiner Mitte einen schwachen
aber deutlichen Vorsprung der Costa bildend. Appendices von
der Form des linearis (nicht Marchali!). Abd. 116, Hfl. 59, Pt.
Vfl. und Hfl. 4.
Surinam. & (sehr ad.). Flügelspitzen im Umfang, wie sonst
die weiße Färbung der 9, trüb graubraun; Pterostigma im Vfl.
etwa 6, im Hfl. etwa 4 Zellen in den zweiten Raum; in allen
Flügeln oberseits chromgelb, unterseits sehr dunkel rotbraun, fast
Bebwarz c/Abd. 1.15, Hl, 55, Pt. Vil. 5; Hill 475,
Thaumatoneura inopinata Mac Lachl.
Costarica: 1 & Infernillo, Reventazon 1000 m, 1913.
Bei dem sehr schön erhaltenen Expl. beginnt die schwarz-
braune Querbinde im Vfl. am Nodus, von der Strecke Nodus—
Pterostigma sind 18 mm braun, 13 hyalin; im Hfl. reicht die Binde
proximalwärts etwas diffus bis zum Arculus, distalwärts weiter
als im Vfl., Nodus—Pterostigma 22 braun, 7 hyalin. Abd. 57,
Hil.46, Pt; 45.
Aus der hier besprochenen Region liegen 5 Gattungen der
„Legion Podagrion‘‘ vor, außer der wohl auch (mit Calvert)
hierherzustellenden, aber doch recht weit abliegenden Thaumato-
neura. Die 5 Gattungen ordnen wir in die folgende Tabelle, die
ihre wirkliche Verwandtschaft ziemlich richtig ausdrücken dürfte.
A. Die Cuq liegt in einem Niveau zwischen der 1. und 2. Ang.
a) Die Cuq liegt erheblich näher dem Niveau der 1. als der
2. Ang. A trennt sich vom Flügelrand etwa im Niveau
der Mitte von q. Arculus eine Spur distal von der 2. Ang.
M, ein wenig proximal, Ms ein wenig distal vom Subnodus.
M, eine Reihe von Zellen distal vom Subnodus etwa im
proximalen Drittel der Strecke Nodus—Pterostigma. Schalt-
sektoren: Mjaa—M;, 2 lange, M,—Ms 1 kurzer und 1 rudi-
mentärer, Ms—M, 2 lange, M,»—M, 1 rudimentärer parallel
zum Flügelrand. Pterostigma groß, über etwa 3—4 Zellen,
mäßig schief (Fig. 35). Philogenia
aa) Die Cuq liegt sehr nahe dem Niveau der 2. Ang.
aa. A trennt sich vom Flügelrand an der Cugq, also proximal
vom Niveaudes q. Arculus an der 2. Ang. M, proximal
vom Subnodus, Ms am Subnodus. M, eine Reihe von
Zellen distal vom Subnodus, etwas distal vom proxi-
malen Drittel der Strecke Nodus—Pterostigma. Schalt-
sektoren: M,a—M, 1 in gebrochener Linie, M,—Ms
9. Heft
76 | Dr. F. Ris:
1 ebenso und 1 rudimentärer, Ms—M, 0, M;—M,
1 rudimentärer parallel zum Flügelrand. Pterostigma
klein, über 1—1% Zellen, nahezu rechteckig (Fig. 38).
Megapodagrion
aa’. A trennt sich vom Flügelrand mäßig distal von Cugq,
wenig dista von der proximalen Seite des q. Arculus
an der 2. Ang. M, am Subnodus. Ms mehrere (4—5)
Zellen distal vom Subnodus. M, und M,a je etwa
3 Zellen weiter distal. Schaltsektoren: Mja —M; 2 lange,
M,—Ms 0, Ms—M, 0, M,;—-M, 0. Pterostigma über
etwa 2 Zellen, sehr schief, der proximal-anale Winkel
spitz vorgezogen (Fig. 42). Heteragrion
B. Die Cugq liegt etwas proximal vom Niveau der 1. Ang. A trennt
sich vom Flügelrand sehr weit distal von der Cuq, etwas distal
von der proximalen Seite des q. Arculus nicht unbedeutend distal
von der 2. Ang. M, eine Reihe von Zellen distal vom Nodus,
etwa im Drittel der Strecke Nodus—Pterostigma. Pterostigma
über etwa 1%, Zellen, sehr schief.
b) M, eine Zellbreite proximal vom Subnodus, Ms am Sub-
nodus. Schaltsektoren: MAa—M; 2 lange, M,—Ms 2 kurze,
gerade, Ms—M, 2 lange, M,—M, 1 rudimentärer parallel
zum Flügelrand. Am Pterostigma die kostale und distale
Seite viel kürzer als die proximale und anale, aber je unter
sich wenig verschieden (Fig. 45) Heteropodagrion
bb) M, am Subnodus, Ms eine Zellbreite distal vom Subnodus.
Schaltsektoren: M]a —M,2lange, M,—Ms 0, Ms—M, 2 lange,
M,;—M, 1 rudimentärer parallel zum Flügelrand. Ptero-
stigma doppelt asymmetrisch, insofern von den zwei langen
Seiten die proximale länger als die anale, von den zwei
kurzen Seiten die distale länger als die kostale ist (Fig. 47).
Mesagrion
Übersicht der Schaltsektoren:
Philogenia a 1 (7 2 (1)
Megapodagrion 1 1 (+1) 0 (1)
Heteragrion 2 0 0 0
Heteropodagrion 2 2 2 (1)
Mesagrion 2 0 2 (1)
Die am meisten konstanten Schaltsektoren sind somit in
M,a—M,. In M,—Ms und Ms—M, fehlen, sie je zweien der Gat-
tungen (nicht denselben!). Was wir in M,—M, als Schaltsektor
bezeichnen, ist nicht ganz dasselbe wie in den andern Räumen,
eine dem Flügelrand annähernd parallele Oueraderverbindung;
sie fehlt Heteragrion und ist nur eben angedeutet bei Mesagrion.
Analwärts vonM, und kostalwärts von M,a hat keine der Gattungen
dieser Reihe Schaltsektoren.
\
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 77
Philogenia.
5 Arten, von denen { vorliegen, sind in der äußern Erscheinung
ungemein einförmig. Die Appendices der & sind erheblich ver-
schieden, andere Artmerkmale fehlen bei einem Teil der Arten,
oder sind schwer in einer Beschreibung faßbar. Abdomen schwarz
bis schwarzbraun beim &, schwarzbraun beim 9, mit einer basalen,
etwas diffusen, ockergelben bis rostfarbenen Ringelzeichnung der
Sgm. 3—7. Thorax trüb rotbraun bis schwarz mit sehr unbestimm-
ten Zeichnungen und Färbungen, die der postmortalen Zersetzung
besonders ausgesetzt scheinen. Oberlippe weißlich bis trüb oliv
bis fast schwarz (wie es scheint ohne strikte Abhängigkeit von der
Art). Beine relativ kurz, robust, ihre Dornen sehr lang.
Tabelle nach den £.
A. Flügelspitzen scharf abgesetzt schwarz bis zur Mitte oder fast
dem proximalen Ende des Pterostigma. Appendices superiores
in der Dorsalansicht in der distalen Hälfte medialwärts er-
weitert in einen ventralwärts gebogenen Lappen, dessen ven-
traler Rand in der Seitenansicht horizontal gerade abgeschnitten
etwas über die Breite des basalen Teils vorspringt. Appendix
inferior mit einem distalen schmalen Fortsatz, der im Viertel-
kreis gebogen lateral-dorsalwärts vorspringt , samt diesem Fort-
satz nicht mehr als zwei Drittel der Länge der superiores.
helena
B. Flügelspitzen hyalin, oder mit blassem, schmalem und diffusem
grauem Schatten.
b) Appendices superiores mit einem medial-ventralwärts ge-
richteten Fortsatz, der ganz in der distalen Hälfte liegt;
länger als die inferiores, die nicht mehr als zwei Drittel bis
drei Viertel ihrer Länge erreichen. Appendices inferiores
mit einem schmalen distalen Fortsatz aus breiter Basis.
ß. Der ventralwärts gewandte Fortsatz der Appendices
superiores breit zweilappig; der distale Fortsatz der in-
feriores zweispitzig, die laterale Spitze länger (Fig. 33).
umbrosa
ß’. Der ventralwärts gewandte Fortsatz der Appendices
superiores ungefähr dreieckig; fast spitz, den Körper
des Appendix ventralwärts um mehr als das anderthalb-
fache seiner Breite überragend. Distaler Fortsatz der
inferiores einfach; in der Seitenansicht spitz, dorsal-
wärts gebogen; in der Dorsalansicht ein schmales,
stumpfes Blättchen- (Fig. 34). Schmidti
bb) Appendices superiores mit einem medial-ventralen Fortsatz,
der mit seinem größern Teil proximal von der Mitte liegt;
inferiores mindestens gleichlang wie die superiores.
ßß. Appendices superiores in der Seitenansicht im distalen
Drittel sehr schräg abgeschnitten; der medial-ventrale
Fortsatz um weniger als die halbe Breite des Körpers
9. Heit
78 Dr. F. Ris:
des Appendix vorspringend, spitzdreieckig, proximal-
wärts gerichtet. Inferiores: auf sehr breiter gewölbter
Basis schlanke, spitze distale Fortsätze, etwas dorsal-
wärts gerichtet, divergent, so lang wie die superiores.
Beine etwas lichter und etwas reiner rötlichbraun als
bei den andern Arten. Die Gesamtfärbung am wenigsten
dunkel an schwarz genähert. (Fig. 36). silvarum
ßß. Appendices superiores in der Seitenansicht im distalen
Viertel zu einem feinen, etwas ventralwärts gebogenen
Häkchen verschmälert (in der Dorsalansicht von fß
weniger verschieden) ; der medial-ventrale Fortsatz breit
dreieckig, auf dem proximalen Drittel am weitesten vor-
springend, um etwas mehr als die Breite des Körpers.
Inferiores ohne distale Verschmälerung; breite, band-
förmige Plättchen, in der Mitte divergent, das Ende
schmal im rechten Winkel dorsalwärts gebogen; gleich-
lang wie die superiores. carrillica
Die @ der Gruppe B sind nur nach dem Zusammenvorkommen
mit den & sicher zu unterscheiden. Am Lobus posterior des Pro-
thorax (in ziemlich flachem Kreisbogen etwas aufgerichtet, an
den Seiten kurz abgeschnitten) und den Laminae mesostigmales
(schmal dreieckige Plättchen, die mediale Schmalseite ein wenig
als Kante aufgerichtet), sind keine Artunterschiede zu finden.
Philogenia helena.
Hagen, Stett. ent. Zeitg. 30, p. 261 (1869) (S Bogota). —
Selys, Revis. Synops. Agrion., p. 35 (1886) ($Q Bogota).
Columbia: 1 d, 1 2 Gramal bei Muzo 700 m, X. 1910; 1&
Pacho 1500 m, IX. 1910. — Peru: 1 & Chanchamayo (Mus. Stock-
holm).
Das $ von Pacho sehr gut in der Farbe erhalten. Thorax
mattschwarz ; schmale gelbliche Linien an der Schulternaht, vordern
und hintern Seitennaht, die beiden letzteren am ventralen Ende
stark erweitert. Metasterna sehr licht gelb. Flügelspitzen schwarz-
braun bis fast zum proximalen Ende des Pterostigma im Vfl.,
zum proximalen Drittel desselben im Hfl. Pterostigma über
etwa 8 Zellen. Abd. 56, Hfl. 46, Pt. > 3.
Das $ von Gramal viel kleiner. Färbung dieselbe. Schwarze
Flügelspitzen bis zur Mitte und dem distalen Drittel des Ptero-
stigma. Pterostigma über 6—7 Zellen. Abd. 47, Hfl. 38, Pt. < 3.
Das 9 in der Färbung stärker zersetzt. Thorax dunkel rot-
braun, Zeichnung undeutlich. Oberlippe schwärzlich. Ganze
Flügel in stark brauner Altersverfärbung. Dunkle Spitzen nicht
voll geschwärzt und diffus abschließend am distalen Ende des
Pterostigma. Pterostigma über etwa 8 Zellen. Abd. 43, Hfl. 38,
Bt.:8.:
Philogenia umbrosa n. sp. (Fig. 33).
Peru: 1 & Pozuzo (durch Rolle 1911).
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 79
d (ad.). In der Färbung in jeder Beziehung mit der folgen-
den Art übereinstimmend. Thorax-
zeichnung gut erhalten, wie dort
beschrieben, trüb olivgrünlich.
Seiten und Ventralseite des Thorax,
Seiten von Sgm. 1—2 und Dorsum
von Mitte 8—10 weißlich bereift,
besonders dicht auf Sgm. 9. Flügel
ohne Spitzenzeichnung, distalwärts
zunehmend fleckig graulich getrübt.
Appendices Tab. und Fig. 33. Abd.
43, Hil. 33, Pt. 2.
Fig. 33.
Philogenia Schmidti n. sp. (Fig. 34, 35).
Bolivia: 11 d, 4 2 Rio Songo 750, 800, 1000 m, 1912/13;
4 8, 4 2 Coroico 1000—1400 m, 1913.
d (ad.). Occiput trüb licht ockergelb. Unterlippe trüb rost-
farben. Oberlippe licht trüb bläulich. Mandibelbasis und Genae
licht gelblich. Anteclypeus, Postelypeus und Vertex schwarz-
braun; trüb rotbraune, etwas diffuse Streifchen schräg vom hintern
Ocellus zur Fühlerbasis; kleine und etwas diffuse gelbliche Fleck-
chen an den seitlichen Enden der Occipitalplatte.
Prothorax schwärzlich, die Seiten weißlich bereift. Thorax
schwärzlich mit unbestimmten, teilweise durch Zersetzung be-
dingten hellen Streifen und Flecken; wirklicher Zeichnung scheinen
zu entsprechen: sehr feine Linien an der Mediannaht ; etwas breitere
Linie an der Schulternaht, in der ventralen Hälfte in, in der dorsalen
hinter derselben; sehr schmale, unterbrochene Linie der vorderen
Seitennaht; auf dem Metepimeron ein Keilfleck hinter dem dor-
salen Ende der hintern Seitennaht und ein unbestimmter Saum
am ventral-vorderen Ende. Metasterna trüb ockergelb mit dif-
fusen dunkeln Flecken. Seiten und Ventralseite mäßig bläulich
bereift. Beine licht graugelb; diffuse
Linien der Streckseite der Femora,
das distale Ende der Femora und
Tibien und die Dornen schwärzlich.
Abdomen schlank, braunschwarz.
An den Seiten von Sgm. 1 ein trüb
grünliches Fleckchen, 2 ebensolches
Längsstreifchen,; 3—7 basal-laterale
ockergelbe Fleckchen, denen eine ge-
wisse Aufhellung der Grundfarbe
auch auf dem Dorsum entspricht,
so eine Ringelzeichnung bildend; 8—10 va ekale Hältte
von 8, 9 und 10 ganz auf dem Dorsum weißlich bereift, die Be-
reifung auf 9 sehr dicht, kreidig. Appendices Tab. und Fig. 34.
Flügel hyalin; bei der Mehrzahl der Expl. ein lichter grauer
Randschatten vom Pterostigma bis zur Spitze, bei einigen noch
9. Heit
80 Dr. F. Ris:
etwas auf den analen Rand übergehend; bei 2 sehr adulten Expl.
die ganzen Flügel gleichmäßig graugelb getrübt. Pterostigma
schwarz. Aderung Fig. 35.
@ Färbung des Kopfes etwas lichter, die Zeichnungen undeut-
lich. Oberlippe bei 2 Expl. zu düster oliv getrübt. Thorax wahr-
scheinlich lichter als beim &; soweit die Zeichnungen erhalten,
würde man schließen auf trüb graubraune Färbung mit schwarzer
Linie der Mediannaht, breiter schwärzlicher Binde des Mesepimeron,
schmaler des Metepisternum, breit schwärzlicher Mitte des Met-
epimeron. Abdomen ziemlich robust; die basal-lateralen lichten
Zeichnungen der Sgm. 3—7 länger als beim &, ein Viertel bis ein
Fünftel der Segmentlänge, auch dorsalwärts ein wenig mehr aus-
gebreitet. Dorsum von Sgm. 9 trüb oliv. Terebra das Ende des
Abdomens ziemlich weit überragend.
d Abd. 36, .Hfl. 28, Pt..-< 2 bis48, a 2 22232738:
BD bis 37.002208;
Die Art ist erwähnt in Dr. Erich Schmidts Arbeit über ‚‚Ver-
gleichende Morphologie des 2. und 3. Abdominalsegments bei
männlichen Libellen‘ (Zool. Jahrb. Anat. 39, p. 91, 147, Tab. 11,
Fig. 62 — 1915); das distale Ende des Penis ist daselbst abgebildet.
Ich benenne sie nach dem Verfasser der verdienstvollen Arbeit.
Philogenia silvarum n. sp. (Fig. 36).
Peru: 1 &, 2 2 Pozuzo (durch Rolle 1910, 11 und 14).
Ein wenig robuster und im ganzen ein wenig lichter gefärbt
als die Ph. umbrosa gleicher Herkunft.
& Occiput und Unterlippe licht rötlichbraun. Oberlippe trüb
licht bläulich, fein dunkel gesäumt. Mandibelbasis und Genae
trübgelblich. Anteclypeus, Post-
clypeus und Vertex düster rot-
braun, ohne deutliche Zeichnung.
Prothorax trüb rostfarben,
die Seiten ziemlich breit schwarz-
braun. Thorax trüb rostfarben;
diffuse olivgrünliche Streifen an
der Schulternaht, vordern Seiten-
naht und beiden Längsseiten des
: Metepimeron. Auf !dem Mese-
Fig. 36. pisternum lichtere Längsstreifen
an der Mediannaht (vielleicht durch postmortale Verfärbung ?).
Beine licht rötlichgelb; schwärzlich sehr feine Linien der Außen-
kante der Femora, äußerste Enden der Femora ziemlich scharf
begrenzt und die Dornen. ;
Abdomen schwarzbraun. Vollständige, diffuse gelbliche Längs-
streifen der Seiten von Sgm. 1—2; basal-laterale Flecken 3—7,
mit deutlicher Aufhellung des Dorsum eine. Ringelzeichnung
bildend. Keine Bereifung von Thorax und Abdomenende des
völlig ausgefärbten Exemplares. Appendices Tab. und Fig. 36.
PT > Rn Pr u
tn nn nen
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren si
Flügel diffus graubraun, distal vom Pterostigma etwas tiefer.
Pterostigma schwarz. Aderung ohne erhebliche Unterschiede von
der abgebildeten Art.
Q Bei beiden sehr adulten Expl. Oberlippe sehr düster oliv,
fast schwärzlich. Thorax wie $. Abdomen ziemlich robust, Fär-
bung etwas lichter als beim d. Sgm. 1—2 die lichte Färbung der
Seiten auf das Dorsum übergreifend; 3—7 der lichte basale Ring
ein Fünftel bis ein Viertel der Segmentlänge; bei dem einen Expl.
je in eine schmale Seitenlinie fortgesetzt, die auf Sgm. 3 fast
vollständig ist, 4—7 ein Viertel bis ein Drittel der Segmentlänge
erreicht. Dorsum von Sgm. 8—9 trüb weißlich. Terebra etwas
kürzer als bei Ph. Schmidti. Flügel graulich getrübt, die Färbung
distalwärts vertieft.
& Abd. 41, Hil. 35, Pt. >2, 2 4, 37, >2.
Philogenia carrillica.
Calvert, Biol. C. A. Neur., p. 356 (1907), Tab. 7, Fig. 6, 7, 12
(42 Costarica) — id. Ent. News 25, p. 479 (1914).
Costarica: 1 & Infernillo, Reventazon 1000 m, 1913; 19,12
Orosi, Irazu 1500 m, 1913.
d Abd. 48, Hfl. 37, Pt. < 3 (Inf.), 48, 40, 2°5 (Orosi); 2 41, 40,
2:5. Pterostigma über etwa 5 Zellen.
Megapodagrion.
Drei sicher verschiedene Arten von Pozuzo und Rio Songo
sind in allen Eigenschaften außer in den Appendices der & so
ähnlich, daß andere trennende Merkmale vorläufig nicht aufzu-
finden sind. Die Bestimmungen konnten sichergestellt werden
durch Vergleichung mit Abbildungen der Appendices, die Herr
Menger nach Exemplaren der Sammlung Selys in Brüssel mit
gewohnter Sorgfalt herstellte.
& (ad.). Kopf ganz schwarz außer einem queren, grünlichen
oder bläulichen, lichten Fleckchen jederseits vorne an der Fühler-
basis nach dem Augenrand, an der nicht deutlich sichtbaren Grenze
von Stirn und Genae. Oberlippe mit sehr schwachem Metallglanz.
Thoraxdorsum sammtig schwarz mit etwas grünem Metall-
glanz; am ventralen Ende jedes Mesepisternum ein großer, an-
nähernd viereckiger, lichter Fleck, grünlich bis violett, der ein
Viertel, ein Drittel bis die Hälfte der Höhe erreicht und auf der
Mediannaht einen ziemlich schmalen Streif schwarz läßt. Thorax-
seiten licht, grünlich bis bläulich, etwas weißlich bereift; auf dem
Mesepimeron ein tiefschwarzer Streif, der vorne der Schulternaht
anliegt, den mesepisternalen lichten Fleck mit abgrenzend, im
ventralen Drittel die Hälfte bis drei Viertel der Breite des Skle-
riten einnehmend, in schräger Linie nach dem dorsalen Drittel der
Schulternaht keilförmig abschließend. |
Abdomen ganz schwarz, etwas grünmetallisch, nur die Seiten
der Sgm. 1—2 licht, von der Färbung der Thoraxseiten.
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 9. 6 9. Heft
82 Dr. F. Ris:
Flügel stark gelb getrübt. Pterostigma relativ klein, an-
nähernd rechteckig, oft auf der Dorsalseite graublau, sonst rot-
braun. Kurze, gebrochene Schaltsektoren M)a—M, und M,—Ms,
je einer, wenige Zellen (0—4, individuell variabel) proximal vom
Pterostigma reichend; in M,—Ms meist noch ein nur 2—3 Zellen
langes Rudiment eines zweiten Schaltsektors; in M,-M, am
Flügelrand 2 Zellreihen mit einer Art Schaltsektor parallel zum
Rand.
Lobus posterior des Prothorax in flachem Kreisbogen begrenzt,
die lateralen Enden in Spitzen nach lateral-hinten etwas vor-
springend (bei macropus etwas weniger weit als bei den 2 andern
Arten).
Die Färbungen der @ und unausgefärbter Expl. siehe unter
setigerum.
Eine vierte, ein wenig größere Art aus diesem Kreis ist durch
1 & von Muzo vertreten, das aber nicht bestimmbar ist, da die
terminalen Segmente fehlen. Eine fünfte Art von der West-
Kordillere ist nur durch ® vertreten und damit auch nicht sicher
nachzuweisen.
Megapodagrion setigerum (Fig. 37, 38).
Selys, Revis. Synops. Agrion., p. 42 (1886) (d Intaj, Ecuador).
— Calvert, Ann. Carnegie Mus. 6, p. 107 (1909) (3 Bolivia).
Peru: 2 & Pozuzo (d. Rolle 1911). — Bolivia: 3 &, 3 9,1 <d9
cop. Rio Songo 1000 m, 1913; 1 &, 2 2 Coroico 1000—1400 m,
1913; 1 & Rio Songo (ded. R. Martin).
d (ad.). Färbung siehe unter Megapodagrion. Appendices
superiores: dorsal-laterale Kante stumpf, mäßig stark gezähnt;
medialwärts gerichtete konkave Fläche schmaler als bei macropus,
ventral-mediale Verbreiterung in
der Seitenansicht in langer gerader
Linie abschließend. Distaler Fort-
satz der Appendices inferiores in
Dorsal- und Seitenansicht in eine
lange, gekrümmte, borstenförmige
Spitze endend (Fig. 37).
& (juv.). Prothorax ganz, bis
auf die schwarzen Ecken des Lobus
posterior, Thoraxdorsum, Mesepi-
meron und Metepisternum lilagrau;
Metepimeron und Metasterna blaß
gelblich. Schwarz eine Linie der
Mediannaht und der ventral-vordere Keilfleck des Mesepimeron
wie bei der adulten Färbung. Pterostigma oberseits licht blaugrau,
unterseits ockergelb.
Q (juv. und subjuv.) ebenso gefärbt; noch das als in Copula
gefangen notierte @ trägt diese Färbung, mit etwas breiterer
schwarzer Linie der Mediannaht.
Fig. 37.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 83
Q (sehr ad.) Bei sehr gut erhaltener Färbung (3 Expl.) wird
der Thorax dem adulten & ähnlich durch erhaltenen ventralen,
viereckigen lilagrauen Fleck des Mesepisternum; doch wird dessen
übrige Färbung nur tief rotbraun, woraus sich die schwarze Binde
der Mediannaht noch deutlich abzeichnet. Flügel stark gelbgrau
nachgedunkelt.
2 ® von Coroico stimmen darin überein, daß bei völliger
Ausfärbung der ventrale lichte Fleck des Mesepisternum fehlt ; doch
sind sie in der Färbung weniger gut erhalten, als die mit der Zeich-
nung des 3 versehenen und zeigen fleckige und streifige Trübungen
der Farbe. Der mesepimerale schwarze Streif bedeckt im ven-
tralen Drittel fast die ganze Breite des Mesepimeron und endet
am dorsalen Drittel der Schulternaht. Die Ecken des Lobus
posterior des Prothorax sind wie bei den erstbeschriebenen 9.
g Abd. 28, Hfl. 235 bis 30, 27; 2 25, 24 bis 30, 28; & dritte
Femora 7, dritte Tibien 7 mm.
Megapodagrion macropus (Fig. 39).
Selys, Synops. Agr. Leg. Podagrion, p. 14 (1862) (9 Prov.
Merida, Venezuela) — id. Revis. Synops. Agr., p. 45 (1886).
Bolivia: 1 & Rio Songo 750 m, 1913; 2 2 Coroico 1000—1400 m,
1913.
Die Appendices des $ stimmen gut überein mit Herrn Mengers
Zeichnung nach der Selys’schen Type.
g Außer den Appendices ein wenig verschieden von setigerum
durch geringere Ausdehnung der dunkeln Zeichnung des Thorax:
die lilagrauen mesepisternalen Flecken über die ganze ventrale
Hälfte des Skleriten, außer einer ziemlich breiten schwarzen Linie
der Mediannaht; das metallische Schwarzgrün der dorsalen Hälfte
erreicht nicht völlig die Schulternaht und ist schmal und etwas
diffus goldbraun gesäumt. Der ventral-vordere schwarze Keil-
fleck des Mesepimeron nur über wenig mehr als die vordere Hälfte;
schon auf einem Viertel der Höhe verschmälert und mit der Spitze
das dorsale Drittel eben erreichend, ebenfalls mit schmal gold-
braunen Säumen. Appendices
superiores: die dorsal-laterale
Kante scharf und steil aufgerich-
tet, stark gezähnt, als Abschluß
einer breiten konkaven Fläche.
Distale Fortsätze der Appendices
inferiores in der Dorsalansicht
schmale Blättchen, in der Seiten-
ansicht spitze, dorsalwärts ge-
krümmte Dornen (Fig. 39). Ptero-
stigma oben blaugrau, unten rot-
braun, opak. Fig. 39.
Q Die 2 2 wurden hier eingereiht nach der Form des
mesepimeralen schwarzen Keilflecks, der gleich ist wie beim
6* 9, Heft
84 Dr. F. Ris:
d; ferner nach den Ecken des Lobus posterior des Prothorax, die
kleiner sind und weniger vorspringen als beiden setigerum-9, wie bei
den entsprechenden &. Das eine, in der Farbe gut erhaltene Expl.
zeigt das Thoraxdorsum dunkel rostfarben ohne ventralen hellen
Fleck; schwarze Binde der Mediannaht auf der ventralen Hälfte
wie 8, auf der dorsalen Hälfte allmählich auf mehr als die doppelte
Breite, zwischen einem Drittel und der Hälfte jedes Mesepisternum,
erweitert. Mesepimeron außer dem schwarzen Keilfleck gold-
farben. Rest der Seiten und Ventralseite trüb oliv, weißlich bereift.
Das zweite Expl. ist weniger gut erhalten, doch scheint die Zeich-
nung dieselbe.
&.Abd. 34, Hil. 27; 2.29, 27. und- 31,29.
Megapodagrion nebulosum (Fig. 40).
Selys, Revis. Synops. Agr., p. 43 (1886) ($ Peru). — Calvert,
Ann. Carnegie Mus. 6, p. 107 (1909) (Peru, Bolivia). — Förster,
Wien. ent. Zeitg. 29, p. 54 (1910) (vielleicht zu Allododagrıon Först.).
Peru: 1 & Pozuzo (durch Rolle 1914).
& (ad.). Mit setigerum in der Färbung und Zeichnung des
Thorax völlig übereinstimmend. Am Kopf außer den erwähnten
lichten Querfleckchen noch je ein
lichter Punkt mitten auf den Genae
am Augenrand. Ecken des Lobus
. posterior des Prothorax etwas schma-
ler und weiter vorspringend. Appen-
dices superiores: dorsal-laterale
Kante ungefähr wie bei seiigerum;
der ganze Appendix schmaler, insbe-
sondere der lateral-terminale Ast;
der medial-ventrale Fortsatz klein;
die Dornen schwächer. Distale
Fortsätze der Appendices inferiores
Fig. 40. in der Dorsalansicht am Ende etwas
rundlich erweiterte schmale Blättchen; in der Seitenansicht
schmaler, nicht spitz (Fig. 40). Abd. 32, Hfl. 24°5.
Megapodagrion spec.
Columbia: West-Kordillere, 2 2 Rio Aguacatal 2000 m, 1 2
Villa Carolina 1600 m, 10. VII. 1908.
Nur das @ von Villa Carolina ist subjuv. und gut erhalten;
die zwei andern sind sehr juv., scheinen aber dasselbe zu sein
Die Art ist sicher von den 3 vorigen verschieden, doch ohne &
nicht mit Sicherheit festzustellen, mit keiner der vorhandenen
Beschreibungen ganz übereinstimmend.
2 (subjuv.). Occiput schwarz, ohne Höcker. Unterlippe gelb-
lich, die Spitzen schwarz. Oberlippe schwarz. Anteclypeus trüb
braun. Postclypeus vorne und in der Mitte schwarz, die Seiten
in der hintern Hälfte gelblich; gelblich eine vollständige, ein wenig
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 85
diffus begrenzte Querbinde über den vordern Rand der Stirn bis
zur Fühlerbasis, Genae und Mandibelbasis. 1. Fühlerglied ganz,
2. in. der distalen Hälfte gelblich. Eine gelbliche Linie über die
gerade Occipitalkante und sehr feine schräge Streifichen von den
hintern Ocellen etwas schräg nach vorne.
Prothorax weißlich, die Seiten etwas getrübt. Lobus posterior
an den Seiten gerade abgeschnitten, ohne Vorsprung; in der Mitte
sehr flach ein wenig ausgerandet. Thoraxdorsum und Seiten bis
zum Stigma weißlich mit einer sehr blassen lila Nuance; weiter
hinten und ventral blaß gelblich. Schwarze Zeichnung: Rechteck
auf der dorsalen Hälfte der Mediannaht, nicht ganz die Hälfte
jedes Mesepisternum, und sehr feine Linie auf dem Rest der Median-
naht; ventraler Keilfleck des Mesepimeron, auf etwa einem Fünftel
der Höhe über fast die ganze Breite, schräg abschließend nach
dem ventralen Drittel bis der Mitte der Schulternaht. Dunkel-
braun noch Mesinfraepisternum. Femora 3 gelblich mit zwei
diffusen schwarzen Ringen auf der distalen Hälfte.
Abdomen schwarzgrünbronze, die Seiten diffus gelbbraun.
Pterostigma oben bläulichweiß, unten ockergelb. Abd. 27, Hfl. 265.
Heteragrion.
Stirn vor der Fühlerbasis mit einer scharfen Querkante, vor
welcher eine glatte Fläche senkrecht abfällt; die dorsale und diese
vordere Fläche parallel zu den Flächen von Postelypeus und Ante-
clypeus. Diese Struktur ist in der Gattungsdiagnose von Selys
nicht erwähnt; doch erwähnt sie Calvert gelegentlich in einer
Beschreibung als ‚Stufe‘ (step).
Heteragrion aequatoriale.
elys, Revis. Synops. Agr., p. 63 (1886) ($ Bogota, Rio Bobo-
naza). — Calvert, Ann. Carnegie Mus. 6, p. 107, Tab. 3, Fig. 37
(1909) (SP Peru).
Peru: 4 & Pozuzo (durch Rolle 1910, 11, 14).
Diese Expl. stimmen gut mit der Beschreibung überein, bis
auf die Färbung des Abdomens, die bei allen übereinstimmend
dunkler ist: Sgm. 3—7 schwarz, gelb ein schmaler basaler Ring
und ein ventral-seitliches Streifchen von etwa einem Viertel der
Segmentlänge vor dem terminalen schwarzen Ring; diesem Streif-
chen entsprechend eine mehr oder weniger lichte, etwas diffuse
rotbraune Aufhellung, die dorsalwärts übergreift, doch bei keinem
der Expl. zur Ringzeichnung wird. Das Gelb von Gesicht und
Stirn bei den am besten erhaltenen Expl. atlasglänzend goldfarben;
an der Basis des Postclypeus eine sehr schmale, scharf begrenzte
schwarze Linie; sehr kleines bräunliches Querstreifchen vor dem
vordern Ocellus. Die tiefschwarze Färbung des Vertex ist sehr
scharf abgeschnitten. Abd. 40, Hfl. 24; 42, 245; 43, 26; 45, 26.
- Flügelbreite 4 mm.
9. Heft
s6 Dr. F. Rıs:
Heteragrion majus.
Selys, Revis. Synops. Agr., p. 62 (1886) (3 Chiriqui), —
Calvert, Biol. C. A. Neur., p. 62, 63, Tab. 5, Fig. 6 (1901) ($ Chiriqui)
Peru: 1-8, 1 2 Pozuzo (durch Rolle 1910/11).
Das Farbenbild des $ ist sehr annähernd das des H. aequa-
ioriale gleicher Herkunft, doch die Form sicher verschieden durch
die relativ viel längeren Flügel und das etwas robustere Abdomen.
Das Expl. stimmt gut mit der Beschreibung überein, ebenso seine
Appendices mit der Figur von Calvert. Gleichwohl bleibt ein
gewisses Bedenken wegen der Herkunft der Type aus dem weit
entfernten Chiriqui. Doch ist über die Größe der Areale der
Heteragrion-Arten wenig sicheres bekannt.
d Stirn und Gesicht sehr glänzend atlas-goldfarben, ganz
ohne schwarze Zeichnung. Thoraxdorsum: an der Mediannaht
nur schwache Spur einer feinen hellen Linie noch sichtbar; die
humerale gelbe Binde keilförmig, etwa im dorsalen Sechstel der
Schulternaht spitz endend, von ihr abgetrennt ganz am dorsalen
Ende der Naht noch ein gelber Punkt; vollständige schwarze
Binde am hintern Rand des Metepisternum; Metepimeron ganz
gelb. Sgm. 3—6 basale gelbe Ringe etwas breiter als bei den
aequatoriale von Pozuzo; schmaler gelber Rand der Tergite
3—6 vom terminalen schwarzen Ring an bis über etwas mehr als
die Hälfte der Segmentlänge nach vorn, doch auf keinem der Sgm.
eine deutliche dorsal übergreifende Aufhellung, somit die schwarze
Farbe sehr stark vorherrschend. Pterostigma relativ breiter als
bei aequatoriale, durch Konvexität der analen Seite. Nur 2 ante-
nodale Zellen im Vfl. und Hfl. Abd. 51, Hfl. 32:45.
Q (ad., unbeschrieben, zu diesem $ und nicht zu den aegqua-
toriale gleicher Herkunft gestellt wegen der Flügellänge und der
Form des Pterostigma). Occiput und Unterlippe trüb licht grau-
gelb. Oberseite des Kopfes trüb etwas graulich goldbraun mit
den folgenden Zeichnungen: glänzend schwarzbraun die Oberlippe
außer einem basal-medialen gelben Punkt, Anteclypeus, Post-
clypeus außer diffusen basal-lateralen Querlinien, die senkrecht
abfallende vordere Fläche der Stirn; tiefschwarz matt quere
Binde über die Fühlerbasen, an diesen lateral sehr schmal unter-
brochen und medial je mit einem spitzen Winkel bis an die scharfe
QOuerkante vorspringend, etwas breitere Querbinde über den
Occipitalrand, je lateral vom hintern Ocellus und in der Mitte mit
einem kleinen Fortsatz nach vorne.
Prothorax trüb oliv, schwarz der Lobus anterior und ein
rhombischer Fleck auf der Mitte des Lobus posterior. Thorax-
dorsum breit schwarz auf der Mediannaht; dann sehr feine grün-
liche Linie; schwarzer Streif von etwa der doppelten Breite der
medianen Binde, der das dorsale Ende nicht ganz erreicht; oliv-
farbener Streif von etwa gleicher Breite bis nahe zur Mitte des
Mesepimeron. Fast vollständiger schwarzer Streif über die Mitte .
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 87
des Mesepimeron, etwas schräg verlaufend mit dem dorsalen Ende
auf der vordern Seitennaht; unvollständiger schwarzer Streif
dorsal vom Stigma auf dem Metepisternum; Rest der Seiten oliv,
auf dem Metepimeron mehr gelblich. Beine licht gelbgrau; Innen-
seite und Dornen schwärzlich.
Abdomen Sgm. 1—3 dorsal schwarz mit feiner gelber Längs-
linie, sehr schmaler basaler Ring und die Seiten außer dem termi-
nalen schwarzen Ring hellgelb; 4—5 ebenso, doch die Mitte der
Seiten diffus schwarzbraun bis zum ventralen Rand; 6—7 trüb
rotbraun mit undeutlichem basalem, lichtem Ring (verfärbt ?);
8--10 trüb gelbbraun, 8 dorsal, 9 seitlich schmal schwärzlich.
Appendices relativ lang, etwas länger ale Sgm. 10, sehr spitz.
Valven sehr fein gezähnt.
Flügel etwas grau getrübt, spitzenwärts dunkler. Ptero-
stigma dunkel rotbraun, von derselben Form wie beim &, doch
noch etwas breiter. Abd. 40, Hfl. 30:5.
(1 2 von H. tricellulare Calv., von Misantla, Mexiko, leg.
W. Gugelmann, ist diesem 2 recht ähnlich; doch außer durch die
3 antenodalen Zellen im Vfl. verschieden durch lichtere Färbung
des Abdomens, wo auf Sgm. 3—6 ein trüb rötliches orange vor-
herrscht; Pterostigma ähnlich breit, doch etwas länger; Abd. 37-
Hfl. 30:5°5).
Aus der Gruppe des Heteragrion erythrogastrum liegen 3 nahe
verwandte Formen vor, verglichen nach den 8:
a) Kopf oben orange mit Goldglanz ; schwarzer Saum am geraden
Occipitalrand, in der Mitte nach dem vordern Ocellus und seit-
lich nach dem Augenrand die anschließende orange Färbung
etwas getrübt und mit Beimischung von schwarz (so bei dem
vorliegenden Expl., ganz schwarz im entsprechenden Bezirk
nach der Originalbeschreibung). Abdomen Sgm. 3—6 orange
mit terminalem, diffusem, braunem Ring .von etwa einem
Sechstel der Segmentlänge; 5—6 auch auf der vordern Hälfte
etwas dorsale braune Trübung nach schmalem lichtem Basal-
ring. Am Appendix superior der medial-ventrale Zahn etwas
länger und spitzer als bei b und c; distaler Fortsatz des
Appendix inferior griffelförmig, ziemlich lang. chrysops
b) Kopf oben ganz schwarz (bei unausgefärbten Expl. dunkel
graubraun, fast schwarz auf der Mitte in der Ocellenregion).
Ganzes Abdomen außer dem gelblichen Sgm. 1 karminrot
(bei einem unausgefärbten Expl. mehr orange mit geringster
Andeutung terminaler Trübung der mittlern Segmente). Am
Appendix superior der medial-ventrale Zahn der kleinste der
3 Arten. Distaler Fortsatz des Appendix inferior bei der
Mehrzahl der Expl. ein kleiner stumpfer Höcker (bei einem
Expl. griffelförmig, doch kürzer als bei a und c, bei einigen
andern Expl. Zwischenformen). Fig. 41. erythrogastrum _
c) Oberlippe, Anteclypeus, Postclypeus, der vordere Teil der
9. Heft
38 Dr. F. Ris:
Stirn in der Mitte bis an den vordern Ocellus, seitlich bis.
an die Fühlerbasen weiß mit schwach gelblicher Nuance;
darin ein schwarzes Querstreifchen unmittelbar an der queren
Vorderkante der Stirn; der Rest des Vertex scharf begrenzt
schwarz. Abdomen rot; die Enden der Sgm. 3—6 sehr schmal
und etwas diffus schwärzlich getrübt. Am Appendix superior
der medial-ventrale Zahn etwas breiter und ein wenig mehr
proximal gelegen als bei a und b. Distaler Fortsatz des
Appendix inferior griffelförmig. Fig. 43. albifrons
Heteragrion chrysops.
Selys, Synops. Agrion. Leg. Podagr., p. 26 (1862) ($ Puerto
Cabello) — id. Revis. Synops. Agr., p. 62 (1886). — Calvert,
Biol. C. A. Neur., p. 62, 63, Tab. 5, Fig. 7 (1901), p. 357 (1907)
(Mexico, Guatemala, Honduras, Costarica, Panama, Venezuela).
Honduras: 1 & S. Pedro Sula 26. II. 1905, E. B. Williamson.
Das Expl. ist adult mit ziemlich stark graugelb gefärbten
Flügeln. Abd. 40, Hfl. 25.
Heteragrion erythrogastrum (Fig. 41, .42).
Selys, Revis. Synops. Agr., p. 61 (1886) (3? Panama, Chiriqui).
— Calvert, Biol. C. A. Neur., p. 62, 65 (1901), p. 357 (1907) (Costa-
rica, Panama).
Panama: 1 2 cop. Panama 100 m, 17. X. 1911; 2 8, 2%
Panama, III. 1912; 6 d, 12 Bugabita, X. 1911; 2 &, 2 2 Lino
800 m, V. 1912; 1 2 Chiriqui (Mus. Stockholm).
UnsereExpl. stim-
‘ men gut mit den Be-
' schreibungen überein.
Die nicht völlig aus-
gefärbten d zeigen die
Thoraxzeichnungdes 9;
bei extrem adulten ist
das Thoraxdorsum völ-
lig sammtig schwarz.
Wenn Selys sagt ‚ap-
pendices inferieurs
nuls “, so ist dies nicht
streng richtig. Was
fehlt ist der distale
Fortsatz auf denbreit
Fig. Al. dreieckigen, dem Ab-
domenende anliegenden Plättchen; er ist hier meist nur ein nied-
riges und stumpfes Höckerchen. Wenn ferner Selys erythroga-
strum und chrysops nach der Lage des Abgangs von A
aus dem Flügelrand in verschiedene Gruppen stellt, so ist
auch dies kaum begründet; nach unserm Material ist dieser
Abgang bei beiden Arten ungefähr derselbe (Fig. 42.) Übrigens
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 89
ist die Antithese über diesen Punkt bei Selys (Revis. pag. 55)
recht unscharf. — 3 Abd. 36, Hfl. 22:5; 2 31, 24 (Bugabita).
Heteragrion albifrons n. sp. (Fig. 43).
Costarica: 1 & Infernillo, Reventazon 1000 m, 1913.
d Occiput trüb licht graugelb; Unterlippe hellgelb. Kopf
im übrigen siehe Tab.
Prothorax trüb rot-
braun. Thoraxdorsum
dunkel sammtig rot-
braun; schmale
schwarze Binde aufder
Mediannaht, jederseits
begleitet voneiner sehr
feinen, verdüsterten
gelblichen Linie. Sei-
ten von etwas vornean /
der Schulternaht an
licht rötlichbraun;;
dunkel rotbraune, et-
was diffuse Streifen,
breit auf Mesepimeron, Fig. 43.
schmaler auf Metepisternum, nur Spur auf Metepimeron.
Beine sehr dunkel braun; Femora 3 und teilweise die Dornen
etwas lichter. Abdomen und Appendices siehe Tab. und Fig. 43.
Flügel etwas gelbgrau getrübt, namentlich ringsum. Pterostigma
tiefschwarz. Abd. 40, Hfl. 24:4.
Heteropodagrion superbum n. sp. (Fig. 44, 45).
Columbia: 2 $ San Antonio, West-Kordillere, 11. IV. 1908.
Die Struktur- und Adermerkmale unserer Art stimmen sehr
gut zu der Gattungsbeschreibung von Selys (Revis. Synops. Agr.
p. 48, 51—1886). Die typische Art sanguinides (ibid. p. 53, SP
Quito, leg. Deville) ist aber viel kleiner (Abd. 33, Hfl. 25—26)
und trüber gefärbt, beide Enden der Abdomensegmente 3—6 ver-
dunkelt.
d (ad., gut erhalten). Occiput trüb rötlichbraun. Unterlippe
etwas lichter, gelblich. Oberlippe glänzend weiß, der vordere
Rand auf etwa ein Drittel der Breite schwarz. Anteclypeus trüb
ockergelb. Genae, Mandibelbasis, Postclypeus, Stirn und Vertex
trüb rostfarben, glatt und glänzend, Mitte des Vertex zwischen
den Ocellen etwas dunkler. Vorderer Rand der Stirn zwischen
den Fühlerbasen in scharfer Kante abgeschnitten und eine vordere
Fläche senkrecht abfallend, parallel zum Anteclypeus und etwa
doppelt so breit wie dieser. Die 3 ersten Fühlerglieder fast gleich-
lang, das 1. robust, die andern sukzessive dünner, das 2. etwas
lichter gefärbt.
. Prothorax trüb rostfarben, die Seiten etwas diffus und die
Tiefe der Falten schwärzlich. Lobus posterior in breitem, etwas
9. Heft
90 Dr. F. Ris:
abgeflachtem Kreisbogen halb aufgerichtet. Thorax tief samtig
schwarzbraun, die Seiten nach hinten etwas lichter. Mediannaht
dunkel rotbraun; vorne an der Schulternaht licht gelbliche Linie,
in der dorsalen Hälfte der Naht an-
liegend, in der ventralen etwas medial-
wärts abweichend; undeutliche lich-
tere Streifen in der vordern Hälfte
des Metepisternum und am ventral-
vordern Saum des Metepimeron.
Metasterna rotbraun mit Spuren
scharlachroter Fleckchen. Beine leuch-
tend scharlachrot, auch die Dornen,
nur feinste schwarze Linie auf der
Außenkante der Femora.
Abdomen schlank, sehr rein und
leuchtend scharlachrot. Dorsum von Sgm. 1 und basaler Hälfte
von 2 etwas bräunlich getrübt; geringste Andeutung einer Ver-
dunkelung der hintern Segmentenden; sehr feine, vollständige
gelbe Dorsallinie von 3—7, die etwas schärfer begrenzt erscheint
dadurch, daß feinste, etwas unregelmäßige, schwarze erhabene
Querlinien dorsalwärts aus Chagrinpunkten zusammenfließen.
Appendices rötlich; Fig. 44.
Flügel ziemlich reich gelb, die Färbung kostalwärts etwas
vertieft. Pterostigma leuchtend scharlachrot in rostfarbenen Rand-
adern. Aderung Tab. und Fig. 45. Abd. 44, Hfl. 31 und 46, 32.
Mesagrion leucorhinum (Fig. 46, 47).
Selys, -Cpts. rd. Soc. ent.. Belg., 5. XIL'1885,7p.'6 sep. —
id. Revis. Synops. Agr., p. 50 (1886) (d Bogota).
Columbia: 1 $ Minero bei Muzo 500 m, X. 1910; 1 3 Sosomuco
800 m, III. 1911.
Die Expl. sind vielleicht etwas weiter ausgefärbt als das
Original der Beschreibung. Diese
paßt vollständig auf dieselben, bis
auf die folgenden Punkte: Abdomen
rot, Sgm. 2—10 dorsalwärts diffus
verdunkelt, bis zu fast schwärzlich
auf 2—3 und 9—10, teilweise durch
Zusammenlaufen schwärzlicher er-
habener Punkte und feiner Linien.
Streckseite der Femora und der
proximalen Hälfte der Tibien ziem-
lich breit geschwärzt. Appendices
Fig. 46. Aderung Tab. und Fig. 47.
Adb. 35, Hfl. 23 (Muzo) und 39, 26 (Sosomuco) (das Original der
Beschreibung 36, 23). |
Die „Legion Protoneura‘ ist in unserm Material durch eine
kleine Zahl von Arten und Individuen vertreten, .die sicher ihrer
Fig. 44.
Fig. 46.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 91
Vertretung in der Odonatenfauna der hier behandelten Region
nicht entspricht. Die vielfach sehr zart gebauten Arten leben
wohl meist versteckt im Halbschatten und entziehen sich dem
Beobachter, der ihre Lebensweise nicht kennt und ihnen nicht
speziell nachforscht. Interessante Berichte über die Lebensweise
mehrerer Arten gibt E. B. Williamson (Proc. U. S. Nat. Mus. 48,
p: 608—631, — 1915).
Palaemnema.
Das vorliegende Material gehört bei kleiner Individuenzahl
zu mindestens 6 Arten. Die Untersuchung begegnete Schwierig-
keiten verschiedener Art. Das Integument ist auch bei völlig
ausgefärbten Expl. sehr zart; die für die Bestimmung besonders
wichtigen Appendices sind ebenfalls wenig robuste, dünne Blätt-
chen; ist das Abdomenende durch die Verpackung etwas platt-
gedrückt, so werden diese so verschoben und verdreht, daß ihre
Formen schwer zu erkennen, noch viel weniger zu zeichnen sind.
Ziemlich befriedigenden Erfolg hatte bei solchen Expl. ein auch
sonst erprobtes Verfahren: das Abdomenende wurde für kurze
Zeit in Kalilauge gebracht; darin vollkommen erweicht ließen sich
die Appendices mit Nadeln in annähernd richtige Stellung bringen,
auch sonst die Form der terminalen Segmente einigermaßen wieder
herstellen; erneute Härtung in Alkohol brachte das Präparat in
eine Verfassung, die die Zeichnung erlaubte; beim völligen Wieder-
eintrocknen geht die Form allerdings teilweise wieder verloren.
Alle unsere Zeichnungen außer Fig. 48 und 54 (für welche ohne
weiteres gut erhaltene Expl. zur Verfügung standen) sind nach
solchen Präparaten hergestellt. Zu beachten bleibt, daß die Form
dünner, gekrümmter Blättchen bei diesen Appendices sehr starke
perspektivische Verschiebungen bedingt, je nach der Lage zur
optischen Achse des Zeichnungsapparates; solche Verschiebungen
sind bei Benutzung der Figuren besonders zu berücksichtigen.
Die Benutzung der vorhandenen Beschreibungen war schwierig
und teilweise unsicher; ich habe darum alle unsere Arten neu
beschrieben, auch wo ich glaubte die vorhandenen Namen an-
wenden zu dürfen. Mit der Möglichkeit individueller Variation
in der Form der Appendices wurde gerechnet; sie ist aber wahr-
scheinlich nicht hoch einzuschätzen. Für den einzigen Fall wo
eine größere Reihe von Exemplaren gleicher Herkunft untersucht
wurde (Williamsons P. paulina), wird sie verneint. Sie fehlt auch
bei unserer einzigen Art (carmelita), von der mehrere $ vorliegen.
Das Farbenkleid ist bei der ganzen Reihe ein recht gleichartiges.
Sie gleichen darin den altweltlichen verwandten Platysticta (von
denen ich aber sehr wenig gesehen habe) und noch mehr den nicht
näher verwandten Coeliccia, bei denen ähnliche Schwierigkeiten
für die Artbegrenzung bestehen.
Tabelle nach den {.
I. Keine lichten Antehumeralstreifen. Abdomensegmente 8—10
9. Heit
92
Dr. F. Ris:
ganz schwarz. Appendices superiores mit einem Zahn der
medial-dorsalen Kante, der etwa in der Mitte dieser Kante,
oder ein wenig distal steht; inferiores fast gleichlang; in ihrem
proximalen Drittel kein Zahn, höchstens ein stumpfer oder
dreikantiger Höcker.
a) Größere Art mit enger Aderung. d Abd. 42, Hfl. 29,
Pnq 18. Appendices Fig. 54. carmelita
aa) Kleinere Art mit relativ weiter Aderung. & Abd. 37, Hfl. 24,
Pnqg 15. Appendices Fig. 53. melanota
II. Lichte Antehumeralstreifen vorhanden. Dorsum der Abdomen-
segmente 8—9 blau oder violett.
B. Antehumeralstreifen nur schmale, dorsalwärts verlöschende
Linien. Färbung der Thoraxseiten in vier annähernd
gleichbreite Streifen geteilt: 1. schwarz Mesepimeron ganz,
2. licht grünblau vordere zwei Drittel des Metepisternum,
3. schwarz hinteres Drittel des Metepisternum und vordere
Hälfte des Metepimeron, 4. blaß gelblich hintere Hälfte
des Metepimeron. Am medial-dorsalen Rand der Appendices
superiores ein stumpfer Zahn distal von der Mitte; an der
Basis der inferiores kein medialer Zahn, nur ein sehr stumpfer
Höcker. Fig. 52. peruviana
. Antehumeralstreifen breiter und vollständig, blaßblau wie
die lichte Färbung der Thoraxseiten.
c) Schwarze Zeichnung an der Schulternaht breit, fast die
ganze Breite des Mesepimeron einnehmend, dorsalwärts
in gerader Fortsetzung des schwarz auf dem Mesinfra-
episternum. Licht blauer Streif über den schmalen Rest
des Mesepimeron und etwas mehr als die Hälfte des
Metepisternum; breiter schwarzer Streif über den Rest
des Metepisternum und das vordere Drittel des Met-
epimeron; Rest des Metepimeron weißlich mit schwach
blauer Nuance. Flügelspitzen schwärzlich mit lichtern
Adersäumen bis zur Mitte des Pterostigma. Appendices
Fig. 49. paulina forma c
Schwarze Zeichnung an der Schulternaht in den dorsalen
drei Vierteln schmal, die Naht nur ganz wenig nach hinten
überschreitend, im ventralen Viertel ein mehr oder weniger
abrupter Vorsprung bis auf die Breite des schwarzen
Mesinfraepisternum. Sehr breites licht blaues Feld auf
Mesepimeron und Metepisternum; schmale schwarze
Linie auf der hintern Seitennaht.
yy. Kleine Art, Abd. 33, Hfl. 23. Lichte Antehumeral-
streifen sehr breit. Die ventrale Erweiterung des
schwarzen Schulternahtstreifs ziemlich allmählich.
Flügel hyalin. An der medial-dorsalen Kante der
Appendices superiores ein Zahn ungefähr in der
Mitte; inferiores an der Basis mit kleinem, wenig
vorspringendem, medialem Zahn. Fig. 51. »athalhia
cc
Sr
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 93
yy’. Größere Art, Abd. 38, Hfl. 28. Lichte Antehumeral-
streifen schmäler. Ventrale Erweiterung des schwar-
zen Schulternahtstreifs schärfer abgesetzt, im Bogen.
Flügel hyalin. An der medial-dorsalen Kante der
Appendices superiores ein Zahn etwas distal von der
Mitte; inferiores an der Basis mit schmalem, ziemlich
langem, stark medialwärts gerichtetem Zahn. Fig. 50.
angelina
yy''. Größere Art, Abd. 40, Hfl. 29. Lichte Antehumeral-
streifen wie 9y’. Ventrale Erweiterung des schwarzen
Schulternahtstreifs abrupt im rechten Winkel. Flügel-
spitzen adulter $ schwarz bis zum distalen oder
proximalen Ende des Pterostigma. An der medial-
dorsalen Kante der Appendices superiores ein Zahn
etwas proximal von der Mitte; inferiores an der
Basis mit ziemlich breitem und stumpfem, distal-
wärts gerichteten Zahn. Fig. 48.
paulina forma a und b
Palaemnema paulina (Drury) Selys (Fig. 48, 49).
a) 1 & Misantla, Vera Cruz, Mexiko VII. 1914, W. Gugelmann.
Das sehr gut erhaltene $ gehört zweifellos zu derselben Form,
die Calvert von Atoyac in Vera Cruz beschreibt und abbildet
(Biol. C. A. Neur., p. 134,136, Tab. 5, Fig. 40,— 1903). Seine Appen-
dices stimmen sehr nahe mit der Figur Calverts überein und unter-
scheiden sich von dem unter b zu erwähnenden Expl. in derselben
Weise, wie es Williamson beschreibt. Die Leiste am Occipitalrand
ist etwas weniger ausgebildet als bei dem Exemplar b. Abd. 39,
24 24, 8+2'8+3
Hfl. 295. Pnq 51-50. M, und Mja 7 Lira:
b) 1 & El Fiscal, Guatemala 6. IV. 1909, E. B. Williamson.
Aus der von Williamson beschriebenen Serie stammend (Proc.
U. S. Nat. Mus. 48, p. 608 ff., Tab. 40, Fig. 1—3— 1915) war mir
dieses Expl. von’
ganz besonderem
Werte, gewisserma-
ßen als Stützpunkt
für alle weitern Un-
tersuchungen an
demsonstspärlichen
Material. Die Unter-
schiede in den Ap-
pendices gegenüber
dem & von Misantla
sind genau so, wie
sie Williamson ge- =
genüberderCalvert ’- Fig. 48.
schen Abbildung beschreibt. Fig. 48 gibt die Appendices des g von
9. Heit
94 Dr. F. Rıs:
El Fiscal; wir erwähnen besonders den nahe dem Ende gelegenen
medialen Ausschnitt der Appendices superiores. Die Thoraxzeich-
nung ist genau dieselbe wie beidem & vonMisantla. Das Pterostigma
am distalen Ende nicht ganz so breit wie bei diesem und damit
relativ etwas länger erscheinend. Abd. 40, Hfl. 295.
24 25, 9+2:9+1
Bag a ae Mu
c)1&, 1, Tuis, Turrialba 1000 m, Costarica 1913, O. Garlepp.
Der Typus der Appendices des $ stimmt so nahe mit den
andern Expl. überein, daß ich die Form bei aulina einzureihen
für richtig halte, trotz der ziemlich weit abweichenden Zeichnung
der Thoraxseiten.
& (ad., etwas gequetscht, sonst gut erhalten). Occiput schwarz.
Unterlippe blaß gelblich. [Oberlippe und Anteclypeus nicht gut
erhalten]. Mandibelbasis und Genae blaß blau, fast weißlich.
Postclypeus seitlich trüb weißlich, in der Mitte schwarz. Rest
des Kopfes schwarz. Keine deutliche Querleiste am Occipitalrand.
Prothorax Lobus anterior weißlich, medius und posterior
schwarz mit breiten blauen Längsbinden in Fortsetzung der Ante-
humeralstreifen. Thoraxdorsum schwarz; breite, nur schwach
keilförmige hellblaue Antehumeralstreifen, am ventralen Ende fast
die Hälfte, in der Mitte etwa ein Drittel der Breite des Mesepi-
sternum, daselbst beinahe die Schulternaht berührend, von der
das schmälere dorsale Ende etwa um seine eigene Breite abrückt;
das Ende erreicht nicht völlig den Flügelsinus. Zeichnung der
Thoraxseiten aus zwei schwarzen und zwei blaßblauen Binden,
-— die wenigin der Breite
voneinander verschie-
den sind (siehe Tab.).
Ventralseite und Coxae.
blaß gelblich. Beine
ebenso, die Streck-
seiten der Femora und
Beugeseiten der Tibien
breit schwarz, ebenso
schmale Ringel am
Ende der Femora.
Abdomen schlank.
Sgm. 1 weißlich mit
Fig. 49. etwas blaßgrün, Dor-
sum schmal, Ende sehr schmal schwarz; 2 schwarz, weißlicher
Streif über die vordern zwei Drittel der Seiten, nicht ganz bis
zum ventralen Rand; 3—7 schwarz, schmale weißliche basale
Ringel, seitlich auf etwa ein Fünftel (auf 3 mehr) der Segmentlänge
ausgedehnt; 8—9 blau, Seitenränder von 8 schmal, von 9 breit
schwarz; 10 und Appendices schwarz. Appendices Tab. und Fig. 49.
Flügel hyalin ohne gelb. Spitzen bis ein wenig proximal vom
distalen Ende des Pterostigma schwärzlich mit schmalen lichten
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 95
Adersäumen. Pterostigma sehr dunkel schwarzbraun, mit fein
lichten Säumen; groß, über 21% Zellen, proximal-analer Winkel
ziemlich spitz (etwa 60°), kKostale Seite etwa zweimal die Länge
der distalen, anale ein wenig mehr; auch die distale Seite etwas
schief, konvex. Pngs - 55; M, und Mja r 2 : 5 5. Abd. 40,
Hfl. 29.
2 (ad., gut erhalten, nach der Thoraxzeichnung sehr wahr-
scheinlich zu diesem & gehörend). Oberlippe schwarz, an der
Basis schmal weißlich. Anteclypeus, Mandibelbasis und Genae
weißlich; Postelypeus weiß mit schmaler schwarzer Linie an der
Basis. Rest des Kopfes schwarz. Prothorax und Thorax wie (.
Form und Lage der Streifen sind fast genau dieselben, die lichten
Anteile statt blau mehr blaß gelblichgrün, etwas nach oliv. Ab-
domen robuster als &; 1—7 ähnlich gezeichnet; 8 ganz schwarz;
9 schwarz mit zwei großen blaßblauen Flecken näher der dorsalen
Mitte als dem ventralen Rand und näher dem vordern als dem
hintern Ende; 10 ganz schwarz. Sgm. 8—9 ziemlich stark erweitert,
10 sehr klein. Valven am Ende gerade abgeschnitten, statt des
dorsalen dreieckigen Zahns des Q carmelıta ein kleiner, schmaler,
griffelförmiger Fortsatz von etwa einem Drittel der Länge des
beweglichen Griffels. Flügel hyalin ohne dunkle Spitzen. Ptero-
2 2
stigma wie (. Png5 5; M, und Mja Free Abd. 34,
Hfl. 26.
Palaemnema angelina Selys (Fig. 50).
Costarica: 1 & Tuis, Turrialba 1000 m, 1913.
Die Beschreibungen von Selys (Synops. Agr. Leg. Protoneura,
p. 7— 1860 und Revis. Synops. Agr., p. 147 — 1886) geben keine
volle Sicherheit über diese Art; auch Calverts kurze Notizen
(Biol. C. A. Neur., p. 134, 136, Tab. 6, Fig. 7 — 1903, p. 392 —
1907) bestätigen nur die Schwierigkeit, eine dieser Formen ohne
eine Abbildung der Appendices zu beurteilen. Selys Type ist
von Guatemala (Mus. Paris).
Unser Expl. hielt ich zunächst für ein zweites & der daulina
forma c gleicher Herkunft, dem der schwarze Spitzenfleck der
Flügel fehlte. Doch sind die Appendices deutlich verschieden
und weicht die Thoraxzeichnung erheblich ab. So schien es rich-
tiger, das Expl. der Art zuzuteilen, welche die frühern Autoren
von Paulina gerade durch das Fehlen der schwarzen Spitzen-
flecken unterscheiden.
g (ad., gut erhalten). Occiput schwarz. Unterlippe an der
Basis licht gelblich, nach vorne diffus trüb rotbraun. Oberlippe,
Mandibelbasis, Genae und Anteclypeus blaßblau, fast weißlich;
vorne an der Oberlippe ein schmaler schwarzer Saum. Post-
clypeus und Vertex ganz schwarz.
9. Heft
96 Dr. F, Ris:
Prothorax schwarz; ein schmaler vorderer Saum des Lobus
anterior weißlich; jederseits eine blaue Längsbinde über Lobus
posterior und medius in Fortsetzung der Antehumeralstreifen.
Thoraxdorsum schwarzgrünbronze. Keilförmige, mäßig breite
blaue Antehumeralstreifen, ventral wenig mehr als ein Drittel
der Breite des Mesepisternum, dorsalwärts ganz allmählich zu
einer schmalen Linie
verengt, die den Flügel-
sinus nicht völlig er-
reicht, der Seitenrand
nirgends die Schulter-
naht berührend. Zeich-
nung der Thoraxseiten
siehe Tab. Ventralseite
und Coxae weißlich.
Beine bleich gelblich;
Außenseite der Femora
und Innenseite der
Tibien ziemlich breit
schwarz; schmale
schwarze Linien auch an den vordern Kanten der Femora.
Abdomen schlank, mäßig lang. Sgm. 1 hellgelb, in der dor-
salen Mitte ziemlich breit, am hintern Rand schmal schwarz;
2 schwarz, vordere zwei Drittel der Seiten breit hellgelb; 3—7
schwarz, sehr schmale blaßgelbe basale Ringel, auf den Seiten
schmal auf ein Viertel bis ein Fünftel der Segmentlänge aus-
gedehnt ; 8—9 blau, die Seiten von 8 schmal, von 9 ziemlich breit
schwarz; 10 und Appendices schwarz. Appendices Tab. und
Fig. 50.
Flügel hyalin, sehr bleich ein wenig gelblich. Pterostigma
tiefschwarz, groß, über 21, Zellen; kostale Seite etwa zweimal,
anale fast dritthalbmal die Länge der distalen, diese schwach
23 23, 8+2'8+2
konvex. Pnq 19:20: M, und M3a 63673 Abd. 38, Hfl.27°5.
Palaemnema nathalia Selys (Fig. 51).
Costarica: 1 & Tuis, Turrialba 1000 m, 1913.
Die kleinste der hier beschriebenen Arten. Ich halte sie für
ziemlich sicher identisch mit der von Calvert (Biol. C. A. Neur.,
p. 134, 136, Tab. 5, Fig. 41— 1903) unter diesem Namen beschrie-
benen und nach einem aus der Sammlung Selys stammenden
Expl. von Panama abgebildeten Art; dies trotzdem die Über-
einstimmung der Appendices keine ganz vollständige ist: die
ventrale Erweiterung der distalen Hälfte der superiores beginnt
bei unserm Expl. mit einem winkligen Vorsprung und die medial-
basalen Zähne der inferiores sind sehr klein. Ob dies auch die
P. nathalia von Williamson ist (Proc. U. S. Nat. Mus. 48, p. 608 ff —
1915) ist nicht sicher zu entscheiden.
Fig. 50.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 97
d (ad., gut erhalten). Occiput schwarz. Unterlippe blaß
gelblich. Oberlippe, Mandibelbasis, Genae und Anteclypeus sehr
licht blau, fast weiß; an der Oberlippe ein schmaler vorderer Saum
schwarz. Postelypeus zum größern Teil hellblau, eine schmale
schwarze Linie über die Basis. Rest des Kopfes glänzend schwarz.
Prothorax Lobus anterior bleich ockergelb, medius und
posterior in der Mitte schwärzlich, über die Seiten hellblau in
Fortsetzung der Richtung der Antehumeralstreifen; der ventrale
Rand weißlich, hinten schmal schwarz. Thoraxdorsum schwarz-
grünbronze mit großen, ventral breiten, keilförmigen hellblauen
Antehumeralstreifen; sie berühren die ventrale Hälfte der Schulter-
naht und nehmen am ventralen Ende mehr als zwei Drittel der
Breite des Mesepisternum ein, das schmale dorsale Ende erreicht
nicht völlig den Flü-
gelsinus (die Zeich-
nung erscheint an-
nähernd als eine dia-
gonale Teilung des
Mesepisternum:
schwarz der medial-
dorsale, blau der
lateral-ventraleTeil,
wobei immerhin der
schwarze Anteil et-
was größer bleibt).
Thoraxseiten siehe
Tab. Ventralseite Fig: ‚5%
und Coxae hellgelb» Beine blaß gelblich; schwarz ziemlich
breite Linien der Streckseite der Femora und Beugeseite der
Tibien und schmale Ringe am Ende der Femora.
Abdomen schlank, mäßig lang. Sgm. 1 hellgelb, schmal die
dorsale Mitte und das Ende schwärzlich; 2 schwarz, die vordern
zwei Drittel der Seiten breit hellgelb; 3—7 schwarz, sehr schmale
basale hellgelbe Ringel, seitlich schmal auf etwa ein Viertel (3 etwas
mehr) der Segmentlänge verlängert; 8—9 hellblau bis auf schmale
schwarze Seitenränder; 10 und Appendices schwarz. Appendices
Tab. und Fig. 51.
Flügel hyalin. Pterostigma schwarz mit feinem lichtem Saum,
über 2 Zellen. Proximal-analer Winkel spitz (etwa 60°); die anale
Seite etwa zweimal, die kostale kaum anderthalbmal so lang wie
die distale; diese schwach konvex. Aderung eng im Verhältnis
19 19, 8+2°8-+2
17:19; Ya und Ma Fr 2
zu der geringen Größe. Pnq
Abd. 33, Hfl. 23.
Palaemnema peruviana n. sp. (Fig. 52).
Peru: 1 & Pozuzo (durch Rolle 1911).
d (ad., gut erhalten). Occiput schwarz. Unterlippe licht
Archiv für Naturgeschichte
1916 A. 9. 7 9. Heft
98 Dr. F. Ris:
gelblich. Oberlippe, Anteclypeus, Mandibelbasis und Genae
glänzend weiß, etwas nach bläulich; schmaler schwarzer. Saum
vorne an der Oberlippe. Postelypeus und Vertex schwarz mit
etwas grünem Metallglanz.
Prothorax trüb schwarzbraun mit sehr kleinem blauem Fleck
jederseits auf dem Höcker des Lobus medius. Thoraxdorsum
bronzeschwarz. Sehr schmale, trüb bläuliche Antehumeralstreifen,
nur Linien, die fast genau auf der Mitte jedes Mesepisternum liegen
und etwa im dorsalen Drittel der Höhe enden. Seiten siehe Tab.
Ventralseite und Beine blaß gelblich; sehr schmale schwärzliche
Linien auf den Kanten der Außenseite der Femora und auf der
Innenseite der Tibien.
Abdomen schlank. Sgm. 1 und 2 dorsal schwarzbraun, seit-
lich 1 ganz, von 2
die vordern zwei
Drittel blaßgelb;
3—6 düster gold-
braun mit* schwar-
zen Chagrinpunk-
ten, das terminale
Sechstel mit etwas
diffusem Übergang
schwarz; 4—6 das
basale Sechstel,
ebenfalls etwas dif-
fus übergehend
Fig. 52. weißlich, auf 3 diese
basale Zeichnung nur eben angedeutet ; 7 schwarz, das basale Drittel
sehr diffus in licht gelbbraun übergehend; 8—9 blau, 8 die Seiten
im terminalen Drittel keilförmig, 9 in der ganzen Länge breit
ee 10 und Appendices schwarz. Appendices Tab. und
18.992.
Flügel hyalin. Pterostigma mäßig groß, proximalwärts etwas
schmaler werdend; schwarz mit fein lichtem Saum; der proximal-
anale Winkel ziemlich spitz (etwa 60°); kostale Seite nicht ganz
zweimal, anale fast dritthalbmal die Länge der distalen, diese
stark konvex. Pterostigma über 2 Zellen im Vfl., 11% im Hfl. Auf
kurze Strecken 2 Zellreihen im Kostalfeld distal vom Pterostigma.
16 ‘16, 8+1'8+1
Pnq 1516 M, und My,a 511673 Abd. 38, Hfl. 26.
Die Beschreibungen von Palaemnema melanostigma Selys
(Synops., p.8— 1860 und Revis. Synops., p. 149 —1886) und P. cle-
mentia Selys (ibid. p. 148—1886) wurden mit diesem Expl. teilweise
übereinstimmend gefunden; doch ist die Übereinstimmung nicht
genügend, um bei der großen Entfernung der Ursprungsorte
(Puerto Cabello und S. Esteban in Venezuela für die ns ’schen
Arten) auf Identität zu schließen.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 99
Palaemnema melanota n. sp. (Fig. 53).
Costarica: 2 $& Tuis, Turrialba 1000 m, 1913.
d (ad.). Occiput schwarz. Unterlippe weißlichgelb. Oberlippe,
Mandibelbasis, Genae und Anteclypeus glänzend weiß, sehr schwach
gelblich; schmaler vorderer Saum der Oberlippe schwarz. Rest
des Kopfes schwarz.
Prothorax: Lobus anterior weißlich mit blaßblau, medius
trüb braun mit blauem Fleck auf den seitlichen Höckern, posterior
schwarz. Thoraxdorsum schwarzgrünbronze ohne Zeichnung;
diese Färbung reicht seitlich auf etwas mehr als die Hälfte des
Mesepimeron und ist nur am dorsalen Ende ein wenig unregelmäßig
nach vorne eingebuchtet. Mesinfraepisternum sehr dunkel rot-
braun. Hintere Hälfte des Mesepimeron und ein wenig mehr als
die vordere Hälfte des Metepisternum einen licht grünblauen
Streifen bildend, dem auf dem Rest des Metepisternum eine schmale
dunkelbraune Binde folgt, vorne am Stigma, hinten durch die
hintere Seitennaht begrenzt. Metepimeron ganz, Ventralseite
und Coxae hellgelb. Beine blaßgelblich, Streckseite der Femora,
Beugeseite der Tibien und schmaler Ring am Ende der Femora
schwarz.
Abdomen sehr schlank; Sgm. 1 hellgelb, der hintere Rand
schmalschwärzlich ; l.
2 die Seiten vorne
breit, im hintern
Drittel schmal hell-
gelb, Dorsum braun-
grau; 3—7 schwarz
mit hellgelber basa- |
lerRingelzeichnung.
dorsal schmal, seit-
lich auf fast ein
ViertelderSegment-
länge; 8—10 ganz
schwarz (nicht ganz
sicher, Färbung hier
nicht gut erhalten).
Appendices schwarz, Tab. und Fig. 53.
Flügel hyalin mit ganz schwachem gelbem Schein. Ptero-
stigma tiefschwarz, über 1%, Zellen, zweimal so lang wie breit,
der proximal-anale Winkel nur mäßig spitz, die distale Seite
kaum konvex. Pnq ar 1e; M, und Mja er Abd. 37,
Hfl. 24.
Das zweite & ist als zugehörig etwas zweifelhaft, da das Ab-
domen relativ erheblich kürzer (vielleicht allerdings zum Teil der
Schrumpfung des ganz unausgefärbten Expls. zuzuschreiben) und
die Aderung etwas enger ist. Die Färbung des Thorax stimmt,
Fig. 53.
12 9. Heft
100 Dr. F. Ris:
soweit erkennbar, gut überein; die terminalen Segmente sind ganz
18 18, 7.2.72
16-18 M, und Mja Tee Abd. 30, Hfl. 22.
Palaemnema cearmelita n. sp. (Fig. 54).
Columbia: 3 $ Carmen, Ob. Rio Dagua 1400 m, 17. VI. 1908;
1 &, 2 2 Rio Aguacatal 2000 m.
& Occiput schwarz. Unterlippe sehr licht gelblich. Oberlippe,
Anteclypeus, Genae und Mandibelbasis glänzend weiß; schmaler
vorderer Saum der Oberlippe schwarz. Postclypeus und Vertex
ziemlich glänzend schwarz mit ganz schwacher Bronzefärbung.
Prothorax schwarzbraun; jederseits auf der Mitte ein großer
runder blauer Fleck. Lobus posterior breit niederliegend, ein
schmaler, etwas
aufgerichteter
Saum in der Mitte
flach ausgerandet.
Thorax sehr
schmal (schmaler
als bei der in den
Längenmaßen
ähnlichen P. Pau-
lina). Dorsum
atlasglänzend
schwarzgrün-
bronze, gegen die
Schulternaht sehr
allmählich in mehr
goldbraune Töne übergehend, ohne Zeichnung. Die ganz dunkle
Färbung überschreitet nicht die Schulternaht; es folgt ihrein Feld
etwas sch wächerer Bronzefärbung auf trüb violettem Grunde bis
zur hintern Seitennaht, auf der eine dunklere Linie angedeutet ist.
Metepimeron, Unterseite und Coxae hellgelb. Beine blaßgelb mit
fein schwarzen Linien der äußern Femurkante und der Innenseite
der Tibien.
Abdomen sehr schlank. Schwarz mit licht ockergelben Zeich-
nungen: Sgm. 1 fast ganz; 2 kleiner basal-lateraler Fleck; 3 sehr
schmaler basaJ-lateraler Fleck; 4—7 schmaler basaler Ring, der
seitlich weiter nach hinten reicht auf etwa ein Sechstel der Segment-
länge; 8—10 ganz schwarz. Appendices Tab. und Fig. 54, schwarz.
Flügel hyalin, sehr schwach graugelblich. Pterostigma schwarz,
relativ groß, über 2 Zellen; unregelmäßig trapezoid, der proximal-
anale Winkel spitz, die distale Seite etwas konvex. Pnq nn - 1
al, 19 18 8+1'7.+1
M,und Ma 11777 Pnq 18:18 M, und Maag 197 +7
das Viereck im Analraum in beiden Vfl. durch die Randader des
Flügels abgestumpft. Abd. 42, Hfl. 29.
schwarz. Pnq
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 101
2 In Färbung und Zeichnung mit dem 3 durchaus überein-
stimmend. Sgm. 8—10 kurz. Das Ende der Valven erreicht das
Ende des 10. Sgm., ist in vertikaler Richtung breit abgeschnitten,
das dorsale Ende als Spitze etwas vorspringend, die beweglichen
Griffel. auf der Mitte der geraden Strecke. Pnq nn, M, und
a Viereck im A im rechten Vfl. durc
6+26+7T
j 1978 7+1'7+1
die Randader abgestumpft; Pnq 717 M, und Mja 71671
Abd. 38, Hfl. 30 und 39, 30.
Eine Eigenart der Palaemnema-Aderung, die große An-
näherung der Abgänge von M, und M3,a, ist bei dieser Art be-
sonders betont; darauf beruht zum Teil ein von den andern Arten
etwas abweichender Gesamteindruck des Flügelbaus, dem aber
andere Unterschiede von Bedeutung nicht entsprechen.
Neoneura amelia.
Calvert, Biol. C. A. Neur., p. 137, 138, Tab. 5, Fig. 36, Tab. 6,
Fig. 8 (1903), p. 392, 393, Tab. 10, Fig. 25, 26 (1907) (Mexico,
Guatemala, Nicaragua).
Mexiko: 1 2 Frontera, Tabasco X. 1913, W. Gugelmann;
38,1 2 Tabasco, XII. 1913, I. 1914, id. — Guatemala: 1 $ Living-
stone, 18. II. 1905, E. B. Williamson.
Neoneura spec.
Panama: 1 & Panama, 7. III. 1908, A. H. Fassl.
Wahrscheinlich eine neue Art aus nächster Nähe der N. amelia;
doch als unvollständig (Sgm. 7—10 fehlen) nicht zu benennen.
Mit amelia stimmt ganz überein die Thoraxzeichnung und die
sehr eigenartige Zeichnung der Kopfoberseite: jederseits u.a. ein
kreisrundes, rings von rot umgebenes schwarzes Fleckchen. Ver-
schieden ist gegenüber amehia: 1. Sgm. 3—6 ganz sehr leuchtend
zinnoberrot (das Expl. ist offenbar ausgefärbt), ohne schwarze
Zeichnung außer den Sterniten (3 seitlich, 4—6 ganz schwarz bei
amelia), 2. Pterostigma trüb rotbraun (schwärzlich bei amelia).
n 10,:10. 4+3'4+2
Die Cu, sind gleich. Pnq 88° M, und M,a 3+2.3+3
Hfl. 16.
Wenn die letzte Gruppe der Agrioninen, die Selys’sche ‚Legion
Agrion“ in den hier behandelten Sammlungen weniger vorherrscht
als in mancher andern Fauna, so werden wir wiederum daran
erinnern, daß die Hauptmenge unseres Materials aus Waldgebieten
stammt. Wichtige Anteile der „Legion Agrion‘“ sind Bewohner
des offenen Landes und als solche hier schwächer vertreten.
Argia.
Die große Gattung war früher für die Bestimmung und Be-
Mia
9. Heft
102 Dr. F. Ries:
arbeitung eine der schwierigsten unter den Odonaten überhaupt
und die erreichbaren Resultate mit großer Unsicherheit behaftet.
Die Synopsis von Selys (1865) verzichtete auf die Beschreibung
der Strukturmerkmale mit der an sich richtigen Begründung, daß
diese in Worten schwer wiederzugeben seien, und mit der Ver-
weisung auf Abbildungen in einer bald erscheinenden Monographie.
Doch blieb diese ungeschrieben, und mit den vorhandenen Be-
schreibungen, denen das wichtigste Stück fehlte, war nicht viel
anzufangen. Es war Calvert vorbehalten, dieses bedenkliche Stück
der Odonatologie in geordnete Verfassung zu bringen, im wesent-
lichen durch drei Arbeiten: 1. Eine Veröffentlichung der uns 1865
vorenthaltenen Hagen’schen Zeichnungen zur Synopsis von Selys
(Bull. Mus. Comp. Zool. 39, No. 4, p. 103—120, Tab. 1—2— 1902) ;
die Figuren sind in ihrer Art vortrefflich, nicht immer ganz leicht
zu lesen, aber dann doch recht deutlich, wenn man sich einmal
mit ihrer besondern Art, die Dinge darzustellen, vertraut gemacht
hat; mit diesen Figuren zusammen wird die früher fast unbrauch-
bare Synopsis zu einer recht guten Darstellung. 2. Die Darstellung
der Gattung in der Biologia Centrali Americana; die Tabellen für
d und 9, die zahlreichen Abbildungen, die trefflichen Beschrei-
bungen vieler neuer Arten geben zusammen mit 3., der Behand-
lung der Gattung in der größern Arbeit über neotropische Odo-
naten (Ann. Carnegie Mus. 6, p. 117—154, Tab. 4—1909) so reiches
Material, daß nicht mehr viel zu wünschen bleibt. Alle Schwierig-
keiten sind freilich nicht beseitigt: in den Tabellen erscheinen an
einzelnen Stellen wenig erwünschte Merkmale (Färbung und Zeich-
nung der terminalen Segmente, die sehr oft durch postmortale
Zersetzung leiden); oder die Tabellen hören gerade da auf, wo
man sich ihre Fortsetzung unter Trennung der nächstverwandten
Formen am meisten wünschen möchte; endlich habe ich in den
Figuren der Appendices an manchen Stellen eine Dorsalansicht
ungern vermißt. Doch waren die Schwierigkeiten zum Teil mehr
beim Leser als beim Text begründet: wie mein Material durch
die Fassl’schen Sammlungen aus spärlich ziemlich reich wurde
und noch durch die Güte von E. B. Williamson eine Reihe sonst
fehlender Arten dazu kam, war ich imstande, so ziemlich alle
Rätsel zu lösen, die das Material zunächst aufgab; in der mehrfach
durchgearbeiteten Reihe blieb von gut erhaltenen Stücken fast
nichts Ungelöstes mehr übrig. Im folgenden wird über das sonst
hier behandelte Gebiet hinausgegriffen und werden alle Arten aus
Mexiko und Zentralamerika mit behandelt, soweit sie vorliegen,
außer solchen, die nur durch Williamsons schon durch Calvert
registrierte Exemplare vertreten sind. Die Reihenfolge der Arten
ist die von Calvert, außer einer kleinen Umstellung in der Gruppe
der A. oculata.
Argia percellulata.
Calvert, Biol. C; A. Neur., p. 70, 72, 74, Tab 2 ie 727
(1902) (SP? Mexico). |
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 103
Mexiko: 2 3 Misantla, Vera Cruz, VII. 1914, W. Gugelmann.
Die Identität ist kaum zweifelhaft, obgleich die Expl. mit
Calverts Figur nicht völlig übereinstimmen: Appendix inferior mit
kurzem, fingerförmigem, medial-ventralem Fortsatz (der bei
Calvert durch Drehung verdeckt sein mag); der sehr lange, bifide
Appendix superior stimmt überein. Da Calvert nur unausgefärbte
d hat, bildet die folgende Beschreibung eine Ergänzung.
& (ad., sehr gut erhalten). Occiput schwarz, mit sehr feinem
lichtem Saum am Augenrand. Unterlippe trüb ockergelb, nach
den Spitzen diffus zu schwarzbraun verdunkelt. Öberlippe oliv
mit schmaler schwarzer Basislinie;, Anteclypeus rötlichbraun,
Postelypeus schwarz. Mandibelbasis, Genae'und Stirn vorne bis
zur Fühlerwurzel oliv. Vertex schwarz; rundliche, mäßig große
lichte (olivweißliche) Postokularflecken. Der lichte vordere Teil
der Stirn ziemlich dicht weißlich bereift.
Prothorax dicht kreidig weißlich bereift, die Grundfarbe
nicht erkennbar. Thoraxdorsum sehr dicht kreidig weiß bereift,
keine Zeichnung erkennbar. Seiten oliv mit dünner Bereifung;
im dorsalen Ende der Schulternaht und der hintern Seitennaht
je ein breiter, aber kurzer schwarzer Wisch; eine längere, schmale
schwarze Linie auf dem dorsalen Ende der vordern Seitennaht.
Unterseite dicht weiß bereift. Beine schwarz, dünn bereift ; Innen-
seite der Femora 2 und 3 in der basalen Hälfte und den basalen
zwei Dritteln rötlichbraun; Außenseite der Tibien gelblich.
Abdomen schwarz. Sgm. 1 trüb blau mit basal-dorsaler
schwarzer Querbinde; 2 schwarz, ein schmalovaler dorsaler Längs-
fleck über zwei Drittel der Länge grünblau (seegrün), seitlich eine
schmale seegrüne Linie und der ventrale Rand des Tergiten noch
schmaler rötlichbraun; 3—7 sehr schmale basale seegrüne Ringel,
3—4 Spur einer ebensolchen dorsalen Längslinie und die Mitte der
Seiten schmal rötlichbraun; 8 schwarz; 9—10 trüb graublau, die
Seiten breit und der apikale Rand von 10 schmal schwarz. Appen-
dices schwarz.
Flügel hyalin. Pterostigma lang und relativ schmal, die distale
Seite sehr schief und der kostal-distale Winkel spitz, etwas spitzer
als der proximal-anale; sehr dunkel rotbraun, fast schwarz. Ante-
ee Zllen m Dekoidaliild — —. Bi a:
kleinern) Expl. in allen Flügeln zwischen Cu, und dem Rand eine
größere Anzahl verdoppelter Zellen, bei dem andern nur einmal
mel. Hl. -Abd. 40, Hil. 29 und 37, 27.
Argia calida Hag.
Calvert, Biol. C. A. Neur., p. 70, 75, 361 (1902) ($ Mexico).
Mexiko: 1 3 Misantla, Vera Cruz, VII. 1914, W. Gugelmann.
Kleiner als das Original nach den Maßen bei Calvert. Die
Beschreibung und die Figuren bei Hag.-Calv. stimmen gut überein.
Nicht völlig ausgefärbt; die lichte Färbung der Postokularflecken,
9, Heit
104 Dr. F. Ris:
der Antehumeralstreifen und der vordern Hälfte des Metepister-
num zart violett; hinterer Teil der Thoraxseiten und Unterseite
gelblich; am Abdomen weißlich, In dem breiten schwarzen
Schulterstreif ganz am dorsalen Ende ein lichter Punkt. Ante-
dal Zellen in DELHI = Abd. 29, Hil. 22.
Argia translata Selys |
Calvert, Biol. C. A. Neur., p. 70, 73, 76, Tab. 4, Fig. 18, 30,
30 s (1902), p. 361 (1907) (U. S. America, Mexico, Brit. Honduras,
Guatemala, Costarica, Panama, Venezuela).
U. S. Amerika: 2 $ Clifton, Texas, 1. VI. 1907, E. B. William-
son. — Mexiko: 1 & Misantla, Vera Cruz, IX. 1914, W. Gugelmann;
1 2 Tabasco, II. 1914, id. — Panama: 1 & Bugabita, X. 1911.
d Abd. 285, Hfl. 21'5 (Clifton); 33°5, 22°5(Misantla); 27,
18°5 (Bugabita); 2 28, 225 (Tabasco). Trotz der Abweichungen
in Größe und Proportion scheinen die Expl. wirklich zusammen-
zugehören. Es ist, ausgefärbt, von allen hier behandelten Arten
diejenige mit am weitesten ausgebreiteter schwarzer Zeichnung.
Argia terira.
Calvert, Biol. C. A. Neur., p. 358, 360, 362, Tab. 10, Fig. 3,
3s, 14 (1907) (8% Costarica) — id. Ent. News 22, p. 381 (1911)
(Costarica in 9100° am Irazu).
Costarica: 15 & 32 Volcan Irazu 2800 m, WR, 172
la Trinidad 1600 m, id.; 1 2 Palo Verde 1600 m, id.
Eine unverkennbare und sehr schöne Art. An Kopf und Thorax
mit langer schwarzer Behaarung.
Argia pulla Selys
Calvert, Biol. C. A. Neur., p. 70, 73, 79, Tab. 4, Fig. 33, 33 ss
(1902), p. 358, 360, 364, Tab. 10, Fig. 6—8 (1907) (Mexico, Guate-
mala, Honduras, Nicaragua, Costarica, Panama, Venezuela).
Guatemala: 4 4 Escuintla, 31. I. 1905, 1 Q Gualan, 14. I. 1905,
E. B. Williamson. — Panama: 10 $ Chiriqui (Mus. Stockholm,
leg. Berggren); 1 & Bugabita, X. 1911; 3 $ Lino, 800 m, (V. 1912).
& Abd. 23, Hfl. 17 und 25, 17°5 (Escuintla) ; 24, 16 (Bugabita);
24:5, 17 und 27, 18°5 und 28, 20 (Lino); @ 24, 16°5 (Gualan).
Argia frequentula.
Calvert, Biol. C. A. Neur., p. 358, 360, 364, 365, Tab. 4, Fig. 33s,
Tab. 10, Fig. 9—11 (1907) (Mexico, Guatemala, Honduras, Nica-
ragua, Costarica, Panama).
Mexiko: 2 82 cop., 5 &, 4 2 Tabasco, IX. 1913, I. I. IV. 1914,
W. Gugelmann. — Guatemala: 2 & Gualan 12. 15. I. 1905, 1 2
Los Amates, 18. I. 1905, E. B. Williamson. — Costarica: 1 2 Tuis,
Turrialba 1000 m, 1913; 1 2 Infernillo, Reventazon 1000 m, 1913.
Argia indicatrix.
Calvert, Biol. C. A: Neur., p. 70, 73, 82, Tab. 4, Fig. 23, 39,
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 105
39s (1902), p. 368 (1907) (Mexico, Guatemala, Honduras, Nica-
ragua, Costarica).
- Mexiko: 1 dP cop., 1 & Tabasco, II. 1914, W. Gugelmann. —
Panama: 1 & Bugabita, X. 1911. — Columbia: 1 $ Muzo, Rio
Villamizar 600 m, VIII. 1910.
Die Flügel graugelb getrübt, stärker der Hfl. und die basale
und kostale Hälfte des Vfl., stärker das adulte 9 als das adulte ({.
Das & von Muzo ein wenig größer, seine Flügel nur ganz schwach
getrübt, doch die sehr charakteristischen Appendices gut mit den
andern Expl. übereinstimmend. & Abd. 23:5, Hil. 17 (Tabasco) ;
22, 17 (Bugabita); 26, 205 (Muzo); 2 22, 18 (Tabasco).
Argia oculata Selys
Calvert, Biol. C. A. Neur., p. 70, 73, 81, Tab.. 4, Fig. 11, 36,
36 s, 36 1, 36 ii (1902), p. 367 (1907) (Mexico, Guatemala, Honduras,
Costarica, Panama, Columbia, Venezuela) — id. Ann. Carnegie
Mus. 6, p. 119, 121, 133 (1909) (Columbia, Venezuela, Matto Grosso).
Die Gruppe der A. oculata ist nicht in jeder Richtung genügend
aufgeklärt. Unser Material ordnet sich in die folgende Übersicht,
die aber keine scharfen Grenzen ergibt; Tabelle nach den &:
A. Abdomensegmente 3—6 mit dorsaler blauer Zeichnung als Ver-
längerung eines basalen Ringes, über vier Fünftel bis die Hälfte
der Segmentlänge. Die lichten Zeichnungen rein blau.
a) Abdomensegmente 8—10 dorsal blau, seitlich schwarz.
Appendices superiores schwach bifid, der mediale Teil nicht
verlängert. Größer als aa. (Q mit der Oberlippe oliv, schwarz
gezeichnet, seltener schwarz). oculata
aa) Abdomensegmente 8—10 dorsal blau, seitlich schwarz;
8 mit dorsal-hinterer, etwas variabler schwarzer Zeichnung.
Appendices superiores tiefer bifid, der mediale Teil ver-
längert. Kleiner als a. (2 mit der Oberlippe stets schwarz),
Adamsi
B. Abdomensegmente 3—6 mit basalen blauen Ringeln; Ver-
längerung bis etwa zur Segmentmitte 3, bis ein Drittel oder ein
Viertel der Segmentlänge 4, meist nur der Ring 5—6. Lichte
Färbung am Thorax violett, sonst ultramarinblau. Abdomen-
segmente 8—10 dorsal blau, seitlich schwarz. Appendices
superiores ähnlich Aa. (? mit der Oberlippe stets schwarz).
diffierlis
Zu oculata unser folgendes Material:
Mexiko: 4 82 cop., 4 $, 3 2 Misantla, Vera Cruz, VI. 1910.
VII. 1914, W. Gugelmann. — Honduras: 1 $ San Pedro Sula,
27. 1I. 1905, E. B. Williamson. — Peru: 1 &, 2 2 Oberer Madre de
Dios 500—1000 m, 1913, Fass] jun.
Misantla: $ Schwarze Stirnzeichnung in ihrer vordern Be-
grenzung ziemlich variabel, etwa halbwegs zwischen dem vordern
Ocellus und der Stirn-Postclypeus-Naht (d. h. ganz wenig nach
vorne von der Fühlerbasis), meist in der Mitte zwei gerundete Fort-
9. Heft
106 - Dr. FF: Ris:
sätze, die im Maximum bis ganz nahe an die Naht reichen. Thorax
aller Expl. mit vollständiger schwarzer Binde der hintern Seiten-
naht. Der ringsum schwarz gesäumte Dorsalfleck des 2. Sgm.
langoval, mittelgroß bis sehr klein. Ventraler Fortsatz der Appen-
dices inferiores gerade nach hinten gerichtet, schmal und fast
spitz. — Q Schwarze Stirnzeichnung wie d. Postelypeus schwarz.
Oberlippe sehr variabel, von oliv mit fein schwarzem Saum und
schwarzem Basalpunkt bis ganz schwarz (2 Expl.); von den nicht
ganz schwarzen Expl. keine zwei einander gleich. Thorax wie (,
oliv statt blau, die schwarze Linie der hintern Seitennaht ein
wenig schmäler. Am Abdomen olivfarbene schmale Seitenlinien
von Sgm. 2—5, oder noch Spur 6; graublaue (?) Dorsalflecken
meist 8 fast ganz, 9 die hintere Hälfte; Varianten mit schwarzen
Flecken der Basis von 8. Flügel beider Geschlechter schwach
grau, nicht gelb. Große Form. & Abd. 32, Hfl. 22 bis 33, 24;
2 30, 24 bis 31, 26.
San Pedro Sula: & kleiner, Flügel stärker gelbgemischt grau.
An den Appendices inferiores der ventrale Fortsatz ein wenig
kürzer, der dorsale etwas breiter. Abd. 30, Hfl. 21.
Madre de Dios: Nicht gut erhalten in der Form, besser in der
Farbe. Trotz der weiten geographischen Trennung scheinen die Expl.
doch mit den vorigen zusammenzugehören. Blaue Zeichnung des
Abdomens sehr reichlich: Sgm. 2 breiter anteterminaler, mit dem
dorsalen verbundener Fleck; 3 mindestens fünf Sechstel, 4 noch
vier Fünftel der Länge und relativ breit; 5 weniger als die Hälfte,
6 kaum noch ein Fünftel, 7 nur noch schmaler Ring; 8 beiderseits
neben dem schwarzen Rand noch ein vorne spitzer schwarzer
Kommafleck. Flügel stark grau, nicht gelb. @ Schwarze Stirn-
zeichnung nur wenig vor der Fühlerwurzel etwas buchtig begrenzt.
Postelypeus und Oberlippe oliv, Anteclypeus schwärzlich. Ab-
domen wie bei den @ von Misantla, doch Sgm. 8—10 dorsal schwarz,
die Seiten oliv mit einer etwas buchtigen schwarzen Längslinie
über 8-9. ‘S Abd. 31, Hil. 24; 9 29, 23.
Argia Adamsi.
Calvert, Biol.:C. A.. Neur., p. 70, 80, Tab. 4, Fig. 3535a&
(1902), p: 360, 367, Tab. 10, Fig. 5 (1907) (Costarica, Panama).
Panama: 2 3, 2 2 Chiriqui (Mus. Stockholm, leg. Berggren) ;
1 8 Panama, III. 1912, 6 9, 3 2 Bugabita, X. 1911, 1 SP cop. (?),
2. 2 Line 800 m, (V. 1912).
g Schwarze Zeichnung der Stirn bis ganz oder sehr nahe an
die Stirn-Postelypeus-Naht. Am Thorax breiter schwarzer Streif
auf der hintern Seitennaht. Blaue Zeichnung von Sgm. 2im Durch-
schnitt etwas größer als bei den oculata von Misantla, meist mit
einem verbundenen oder getrennten anteterminalen blauen Fleck-
chen. Appendices inferiores mit dem ventralen Fortsatz kürzer
und stumpfer, dem dorsalen breiter.
Q: Schwarze Stirnzeichnung regelmäßig bis zur Stirn-Post-
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 107
clypeus-Naht. Postclypeus und Oberlippe aller Expl. schwarz.
Die Mehrzahl der Expl. mit einem Rudiment der blauen (!) Basal-
und Dorsalzeichnung der Sgm. 2—6; nur Sgm. 2—3 mit sDJen
weißlichen Seitenstreifen.
g Abd. 21, Hil. 17 bis 28, 20; 2 25, 20 bis 27, 21.
Argia diffieilis Selys
Calvert, Biol. C. A. Neur., p. 73, 84, Tab. 4, Fig. 15 (1902),
p. 359, 369, Tab. 8, Fig. 42, 42s, Tab. 10, Fig. 4, 4s (1907) (Hon-
duras, Costarica, Panama, Columbia, Ecuador, Venezuela, er
maguas).
Panama: 3&, 19 Panama, III. 1912; 4 &, 1 2 Bugabita, X. 1911,
3 dR.cop., 3 d, 4 2 Lino 800 m (V. 1912). Fe
Burithaka, III. 1896, Forel; 1 Q Sta. Marta, III. 1896, Bugnion:
2 82 cop. (?), 4 S, 1 2 Minero bei Muzo 500 m, X. 1910; 1 & Muzo
800 m, (1913); 1 J Muzo, Villamizar 600 m, 1910; 1 2 Villeta
1000 m, Ost-Kordillere, Westseite, V. 1911; 1 $ Villavicencio 450 m,
PSTItE
Die Reihen von Panama und Columbia in jeder Beziehung
übereinstimmend. Unterschiede der $ gegen oculata siehe oben
Tab. Die Appendices sind sehr ähnlich. Die Flügel wie bei oculata
grau, nicht gelbgemischt wie bei Adamsı.
Q Stirn schwarz bis zur Stirn-Postelypeus-Naht. Postclypeus
und Öberlippe schwarz. ‘Abdomen schwarz; schmale, unvoll-
ständige olivfarbene basale Ringel von Sgm. 3—6, ebensolches
Seitenstreifchen Sgm. 2. Nur 1 Expl. (cop.!) mit blauem Dorsal-
fleckchen von Sgm. 2 und Rudiment der dorsalen blauen Zeichnung
von 3—95. Variable lichte Zeichnung Sgm. 8—9 ähnlich oculata.
g Abd. 27, Hfl. 19 bis 28, 21 (Panama); 27, 20 bis 32, 23
(Coltümbia); 9927, 31. bis: 275,215. Panama);,27, 205, bis 30, 4
(Columbia).
Eine eigentümliche Varietät bilden 4 $ (3 Lino, 1 Panama):
Postelypeus und Oberlippe ganz schwarz, etwas metallglänzend;
die Postokularflecken fehlen vollständig (fast sicher nicht bloß
durch postmortale Verfärbung). Unterschiede in den Appendices
gegen die übrigen Expl. sind auch bei ganz sorgfältiger Unter-
suchung nicht zu finden.
Argia Gerhardi.
Calvert, Ann. Carnegie Mus. 6, p. 119, 122, 130, Tab. 4, Fig. 60,
70, 70s (1909) (Bolivia).
Columbia: 3 d2 cop., 3 &, 1 2 Sosomuco 800 m, III. 1911;
1 82 cop., 2 & Rio Negro 800, 1200 m, 1910 und 1911; 1 2 Villa-
vicencio 450 m, I. 1911. — Peru: 5 4, 2 2 Pozuzo 800 m, (1910
und 1914 d. Rolle). — Bolivia: 2 P? cop. Rio Songo 800, 1000 m,
1912; 2 S, 2 2 Coroico: 1000—1400 m, 1913.
Sehr geringer Unterschied in der Thoraxzeichnung zwischen
g und 9; die lichtere Färbung des Dorsum zwischen goldbraun
und violett, ähnlich den 2 von variabilis. Das Q ausgezeichnet
9, Heit
108 Dr. F. Ris:
durch die langen, steil aufgerichteten dorsalen Fortsätze der
Laminae mesostigmales. Flügel adulter Expl. ziemlich stark grau
mit schwacher Mischung von gelb. Pterostigma relativ lang-
gestreckt und stark schief.
Der spitze ventrale Fortsatz der Appendices inferiores des &
ist etwas länger und schmäler bei den Expl. von Columbia als bei
denen von Bolivia; die von Pozuzo stehen in der Mitte.
Sosomuco: d Abd. 28, Hfl. 20°5 bis 30, 22; 2 26, 21 bis 29,
23. — Pozuzo: 26, 19°5 bis 32, 25; 2 27, 22°5 bis 28, 23. — Bolivia:
d 27, 205 bis: 28, 22; 2 25, 20°5 bis 26, 22.
Argia jujuya.
Ris, Me&m. Soc. ent. Belg. 22, p. 64, 94, Fig. 7 (1913) ($ Jujuy).
Argentina: 1 $ San Pablo, Tucuman 15.”V. 1913, Joergensen.
Das völlig ausgefärbte Expl. stimmt mit dem Original (juv.)
der Beschreibung in den Appendices durchaus überein. Die Fär-
bung ist entsprechend verändert. Thoraxdorsum: schwarze Linie
auf der Mediannaht nur noch undeutlich sichtbar, da umgeben von
einem tief goldbraunen, fast schwarzen Streif, der jederseits die
Hälfte des Mesepisternum einnimmt (an dem typischen Expl. ist
bei günstiger Beleuchtung dieser Streif sehr blaß erkennbar);
Rest des Mesepisternum dunkel blaugrau. Seiten licht oliv, mit
bläulichen, auf dem Mesepimeron goldbraunen Nuancen. Ab-
domen: die lichte Zeichnung des Dorsum von Sgm. 2—5 blau,
etwas nach seegrün, dunkel, auf Sgm. 5 sehr schmal; (die hintern
Sgm. in der Farbe nicht gut erhalten). Flügel stark gelb, etwas
mehr nach grau als bei dem typischen Expl. Pterostigma licht
graulich ockergelb. Abd. 27, Hil. 215.
Argia talamanca (Fig. 55).
Calvert, Biol. C. A. Neur., p. 359, 371, Tab. 8, Fig. 34, 34 s
(1907) (8 Costarica).
Columbia: 2 $ San Antonio, III. 1896, Forel; 8 d, 8 2 Soso-
muco 800 m, III. 1911; 1 & Rio Negro 800 m, 1911; 1 $ Buenavista
1200 m, II. 1911; 2 $ Villavicencio 450 m, I. 1911.
Mit der Beschreibung der A. talamanca (nach 1%) stimmen
unsere Expl. gut überein außer den folgenden zwei Punkten:
1. schwarze Zeichnung des Thorax bei der Type geringer, auf der
Mittelnaht nur eine Linie, Schulterstreif nicht gegabelt; 2. lichte
Zeichnung auf dem Dorsum nur bis Sgm. 3. Die Abbildung der
Appendices geht gut auf unsere Expl.; der genannten Unterschiede
wegen geben wir aber auch von diesen eine Figur.
Zu vergleichen war auch A. variegata Förster (Arch. f. Natur-
gesch. 1914, A, 2, p. 65, 8? Ecuador), deren Appendices nach der
Beschreibung ähnlich sein müssen. Doch wird eine schwarze
Bindenzeichnung des Occiput ausdrücklich als eigenartig be-
schrieben und sind Sgm. 3—5 zum größten Teil blau.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 109
& (Sosomuco). Occiput weißlich, jederseits ein schwarzes
Fleckchen am Foramen. Unterlippe weißlich. Oberlippe und
Gesicht hellblau bis halbwegs von der Fühlerbasis zum vordern
Ocellus; über die basale Hälfte des Postelypeus eine schwarze
Linie. Vertex schwarz mit sehr großen hellblauen Postokular-
flecken, die breit den Augenrand, nicht aber den Occipitalrand
erreichen. Von den hintern Ocellen schräg nach vorne außen je
ein kurzes lichtes Strichel. 1. Fühlerglied hellblau.
Prothorax hellblau; breite, buchtige schwarze Längsbinde
über die Mitte. Thoraxdorsum: schwarze Binde der Mediannaht
fast gleichbreit wie die hellblauen antehumeralen Streifen; schwarze
Binde der Schulternaht ein wenig schmäler als dieselben, ihr dor-
sales Ende auf etwa ein Sechstel der Höhe gegabelt, der hintere
Ast die vordere Seitennaht erreichend. Seiten blaßblau; auf der
hintern Seitennaht ein vollständiger, schmaler grauer bis schwärz-
licher Streif. Unterseite weißlich. Femora 3 und 2 innen ganz,
Fem. 1 auf der basalen Hälfte weißlich, Tibien außen weißlich;
Beine im übrigen schwarz.
Abdomen Sgm. 1 hellblau; 2 hellblau, schwarz jederseits der
ventrale Rand und davon vollständig getrennt ein Längsstreif bis
nahe dem hintern Ende, wo er etwas dorsalwärts vorspringt, doch
nicht bis zur Vereinigung beider Seiten; 3—5 schwarz mit basalem
blauem Ring, der in eine auf jedem folgenden Sgm. etwas schmälere
dorsale blaue Längsbinde übergeht; diese erreicht auf -Sgm. 3
das Ende, kurz vorher durch Vorsprung des lateralen schwarz
sehr eingeengt, endet auf 4 in vier Fünftel, 5 in drei Viertel der
Länge; 6—7 schwarz; 3—7 in der Mitte des Seitenrandes je ein
schmaler lichter Längsstreif über etwa die Hälfte der Segment-
länge; 8—10 dorsal blau, die Seiten ziemlich schmal schwarz.
Appendices superiores relativ groß, in der Dorsalansicht breit,
sehr wenig ausgerandet, in der Seitenansicht schmäler, fast gleich-
lang wie die inferiores; diesen fehlt ein ventraler Fortsatz, was
ein von den meisten andern Arten ziemlich weit abweichendes
Bild bedingt (Fig. 55). ,
9. Heft
110 Dr. Rise;
Flügel hyalin; Pterostigma erheblich länger als breit, grau-
braun mit lichterem Saum. Im Diskoidalfeld 3 antenodale Zellen.
9 (Sosomuco). Die lichten Zeichnungen bleich ockergelb
außer dem weißlichen Metepimeron und bei sehr adulten Expl.
trüb grünlichen Postokularflecken. Kopf wie 3; schwarze Zeich-
nung des Postclypeus meist etwas breiter; auf dem geraden Occi-
pitalrand eine helle Linie. Prothorax und Thorax gezeichnet wie &;
lichte Zeichnung der Beine ein wenig umfangreicher. Dorsaler
Fortsatz der Lamina mesostigmalis in der Querrichtung breit, in
der Längsrichtung sehr schmal, steil aufgerichtet. Abdomen
Sgm. 1—5 fast genau wie beim 3 gezeichnet, nur 4—5 die lichte
Dorsalbinde ein wenig schmäler; die lichten Streifen am Seiten-
rand von 3—7 etwas größer als beim $ und auf 3—4 mit dem lichten
basalen Ring verbunden; 8 trüb ockergelb etwas nach grünlich,
am Seitenrand schmal, am hintern Rand breit schwarz; 9 schwarz
mit trüb grünlicher Querbinde über die hintere Hälfte des Dorsum,
die mit einem schmalen Fertsatz in der Mitte den vordern Rand
erreicht; 10 schwarz mit zwei runden lichten Punkten. Flügel
wie &, sehr adult schwach gelblich.
g Abd. 29, Hfl. 22 bis 31, 25; 2 29, 23 bis 30, 25°5.
Die lichte Zeichnung der & ist blaß weißlichblau bei den
meisten Expl. von Sosomuco (wahrscheinlich nicht ganz aus-
gefärbt), rein blau bei dem völlig adulten einen Expl. von Villa-
vicencio, und so wenigstens auf dem Abdomen bei einzelnen Expl.
von Sosomuco und dem Expl. von Buenavista, rein und tief
violett bei den 2 gut erhaltenen Expl. von San Antonio (Forel), die
somit der Beschreibung von Calvert am nächsten kommen. Die
Appendices sind bei allen Expl. dieselben; annähernd auch die
Zeichnungen, immerhin mit der Ausnahme, daß bei den violetten
d von S. Antonio auf Sgm. 4 und 5 die lichte Zeichnung der Mitte
des Seitenrandes sich dorsalwärts ausbreitet bis fast oder völlig
zur Vereinigung mit der violetten Dorsalbinde.
Argia euprea Hag. (Fig. 56, 57).
Calvert, ‘Biol. C. A. Neur;;: p.:71, 73, 84, Tab 4 12727747
41s (1902), p. 371 (1907) (Mexico, Guatemala, Honduras).
Die Arten mit glänzend metallischer, meist rotkupfriger
Dorsalseite des Thorax beim & haben wir, soweit sie im vorliegenden
Material vertreten sind, in die folgenden Tabellen geordnet:
Tabelle der 4.
A. Oberlippe und Postclypeus kupfrig metallisch. Hinterseite des
Kopfes schwarz, mit schmalem lichtem Rand am Auge.
a) Abdomen zum größten Teil schwarz; blau die Seiten von
Sgm. 1 und 2, schmale unvollständige basale Ringe von
3—7, Dorsum von 9—10.
a. Sem. 8 schwarz mit basalem blauem Ring. Ventraler
Fortsatz des Appendix inferior als abgesetzte Spitze
ziemlich weit vorspringend. cwbrea Form a
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 111
a’. Sgm. 8 blau; schwarz nur das terminale Drittel oder
Viertel, in einem keilförmigen Fortsatz in der Mitte etwa
die Hälfte der Länge erreichend. Appendix inferior
kleiner, der ventrale Fortsatz mehr allmählich in den
distalen Rand übergehend und kürzer. cuprea Form b
aa) Abdomen reichlich blau gezeichnet: Sgm. 1; 2 dorsal
zwischen breiten schwarzen Seitenstreifen; 3—6 dorsal breit
bis zum terminalen Sechstel, schmale schwarze Seitenlinien,
die den vordern Rand nicht ganz erreichen; 7 schwarz mit
‘ basalem blauem Ring; 8—10 blau mit schwarzem, vorne
an 8 unvollständigem Seitenrand. Appendix inferior ähnlich
cuprea a. cupraurea
B Oberlippe und Vordergesicht licht rötlichgelb. Postelypeus
ganz oder teilweise kupfrig.
b) Hinterseite des Kopfes am Foramen (meist breit) schwarz,
lateralwärts gelblich. Abdomen Sgm. 3—6 dorsal blau,
3—5 auf vier Fünftel bis drei Viertel, 6 auf die Hälfte der
Länge; 7 schwarz mit schmalem basalem blauem Ring;
8—10 blau mit schwarzem, auf 8 vorne unvollständigem
Seitenstreif. Appendix inferior mit sehr kurzem ventralem
Fortsatz, fast symmetrisch stumpf gegabelt. Keine helle
Linie der Schulternaht. aenea
bb) Hinterseite des Kopfes gelblich. Abdomen ähnlich gezeich-
net, wie b); Sgm. 7 mit schmal blauen Seiten auf der ganzen
Länge und dorsalem blauem Streif auf der vordern Hälfte; auf
Sgm. 8zwei kleine dorsale-hintere, nach vorne spitze schwarze
Keilflecken. Appendix inferior mit schmalem, weit vor-
springendem ventralem Fortsatz, ähnlich cuprea. Auf der
Schulternaht eine feine, ventralwärts etwas unvollständige
blaßgelbliche Linie. Joergenseni
‚ Tabelle der 2.
Alle Arten mit breiter lichter Antehumeralbinde, rötlich ocker-
farben bis blaß grünlichblau. Die dunklen Anteile der Zeichnung
von Kopf und Thorax mit kupfrigem Metallglanz, der immerhin
erheblich geringer ist als bei den £.
A. Postclypeus und mindestens die basale Hälfte der Oberlippe
kupfrig metallisch, etwas weniger glänzend als bei den (&.
Hinterseite des Kopfes schwarz mit schmalem lichtem Saum
am Auge. Lichte Dorsalzeichnung des Abdomens von Sgm. 3
an höchstens schmale mediale Linien.
a) Dorsaler Fortsatz der Lamina mesostigmalis in der Seiten-
ansicht stark gewölbt, nach vorne konvex, der freie Rand
nach hinten umgebogen. Humeraler dunkler Streif bis zum
dorsalen Ende gleichbreit, das ganze Mesepimeron ein-
nehmend, nahe dem dorsalen Ende der Schulternaht ein
ganz kleines lichtes Komma.
a. Dorsaler Fortsatz der Lamina mesostigmalis ganz dunkel.
cuprea Form a
9 Heft
112 ie Dr. E, Rise:
a’. Dorsaler Fortsatz der Lamina mesostigmalis am Rande
licht gefärbt cuprea Form b
aa) Dorsaler Fortsatz der Lamina mesostigmalis nicht über die
Fläche gebogen, steil und gerade nach hinten-oben gerichtet,
etwas länger als bei a). Humeraler dunkler Streif im dor-
salen Viertel von der Schulternaht abweichend, in deren
dorsalem Ende ein kleines dunkles Komma steht, in den
ventralen drei Vierteln ein wenig von der vordern Seiten-
naht abweichend. (Die lichte Dorsalzeichnung des $ Ab-
domens fehlt dem 9). cupraurea
B. Postelypeus und Oberlippe licht gelblich, höchstens ein wenig
Metallglanz auf dem Postclypeus. Dorsaler Fortsatz der
Lamina mesostigmalis niedriger als bei A, in der Seitenansicht
schwach nach vorne konvex, den Prothoraxhinterrand nach
oben kaum überragend. Abdomen Sgm. 3—5, oder 3—7 mit
lichter Dorsalzeichnung.
b) Hinterseite des Kopfes licht mit großem schwarzem Fleck
am Foramen. Humeraler dunkler Streif über die ganze
Breite des Mesepimeron, aber von dorsal-hinten nach
ventral-vorne ein ventral spitzer, keilförmiger lichter Streif
bis fast zum ventralen Viertel einschneidend, so daß auf
der Schulternaht nur ein schmales Streifchen dunkel
bleibt. Dorsale lichte Zeichnung der Sgm. 3—5 schmäler
als der jederseitige schwarze Anteil, 6—7 nur sehr feine,
unvollständige mediane Linie. aenea
bb) Hinterseite des Kopfes ganz licht. Humeraler dunkler
Streif nur den zentralen Teil des Mesepimeron einnehmend,
von der Schulternaht ziemlich weit, von der vordern Seiten-
naht etwas weniger weit auf der ganzen Länge abgerückt,
ebenso vom dorsalen und ventralen Rande; im dorsalen
Ende der Schulternaht ein isoliertes dunkles Komma.
Dorsale lichte Zeichnung der Sgm. 3—5 ein wenig breiter
als der jederseitige schwarze Anteil; 6—7 ebenfalls die
dorsale Mitte auf den vordern drei Vierteln licht, in etwa
gleicher Breite wie der jederseitige schwarze Anteil.
Joergenseni
euprea Form a.
Mexiko: 182 (cop. ?) Misantla, Vera Cruz, VII. 1914, W. Gugel-
mann.
Nach diesen Expl. die Notizen in der Tabelle und nach dem
d Fig. 56. S Abd. 31, Hifl. 23, 2 29, 25.
cuprea Form b.
Columbia: 1 & Rio Negro 500 m, 1910; 1 82 cop., 6 & Villa-
vicencio 450m, I., 24. I. 1911. — Bolivia: 1 2 Rio Songo 800 m,
1913.
Außer den in der Tabelle angegebenen Unterschieden gegen _
die cuprea von Misantla ist noch zu bemerken, daß die Expl. von
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 113
Columbia kleiner sind und besonders auch erheblich weniger
robust gebaut. Das 10. Sgm. und die Appendices sind in allen
Teilen etwas verschieden: den Grenzflächen des medialen Aus-
Fig. 56.
schnittes am 10. Sgm., dem Tuberculum supraanale, den Appen-
dices superiores (die in Dorsal- und Seitenansicht schmaler sind)
und inferiores, wie eine Vergleichung der Fig. 57 nach $ von Villa-
vicencio mit Fig. 56 ergibt. & Abd. 27, Hfl. 20'5 bis 30, 21; 2
255, 20.
Das 2 vom Rio Songo ist erheblich größer, stimmt aber sonst
völlig überein, was natürlich nicht ausschließt, daß dazu ein etwas
verschiedenes & gehören könnte. Abd. 32, Hfl. 26. Vielleicht ist
es der Form zuzurechnen, die Förster (Arch. f. Naturgesch. 1914,
A, 2, p. 61) nach 1 $ vom Vulkan Vilcanota in Peru als A. cuprea
dives beschreibt.
Argia eupraurea.
Calvert, Biol. C. A. Neur., p. 71, 73, 85, Tab. 4, Fig. 24, 42
(1902), p. 371 (1907) (92 Costarica, Panama, Venezuela) — id.
Ann. Carnegie Mus. 6, p. 120, 122, 143 (1909) (Venezuela).
Panama:1&Panama,
III. 1912; 5 $, 2 2 Buga-
bita, X. 1911;1 J® cop.,
1& Lino 800 m (V. 1912).
Nach diesen Expl.
die kurze Beschreibung
inder Tabelle. $Abd.28,
Hfl. 21 bis 29, 21.5; 225,
21 bis 28, 22.
1 2 juv. von Costa-
rica, Orosi, Irazu 1500 m,
V. 1912, kann vielleicht
hierher gehören, vielleicht Fig. 57.
auch zu einer anderen Art, deren $ nicht vertreten ist. Die Lamina
mesostigmalis stimmt mit den @ von Panama sehr nahe überein.
Archiv en >
8 9. Heit
114 Dr. F. Ris:
Kopf ganz schwarz ohne Postokularflecken. Abdomen ganz
dunkel bis auf sehr schmale basale Ringe von 3—7 (Zeichnung
der terminalen Segmente nicht erkennbar). Abd. 30, Hfl. 25.
Argia aenea Selys
Calvert, Biol. C. A. Neur., p. 71, 73,-85, Tab. 4,1240, 43,
44, 44s (1902), p. 360, 372 (1907) (Niederkalifornien, Mexico,
Guatemala, Honduras, Nicaragua, Costarica, Columbia).
Mexiko: 2 &2 cop., 10 8, 5 2 Misantla, Vera Cruz, VII. VIII.
IX. X. 1914, W. Gugelmann. — Guatemala: 1 &, 19 Gualan,
12, 22. I. 1905, E. B. Williamson. — Panama: 1 $ Chiriqui (Mus.
Stockholm, leg. Berggren); 5 & Bugabita, X. 1911.
Misantla: $& Abd. 30, Hfl. 22 bis 31, 22°5; 9 28, 23 bis 29, 24;
Gualan: & 27, 20; 2 27, 22; Buagabita: $ 26, 20°5 bis 29, 215.
Argia Joergenseni.
Ris, Mem. Soc. ent. Belg. 22, p. 62, 94, Fig. 6 (1913) ($2 Jujuy).
Argentina, Jujuy: 1 Q@ San Lorenzo 7. XI. 1912. — Salta:
1 & Oran 340 m, 22. VII. 1913.
Mit den typischen Expl. übereinstimmend. Zur Zeit der Be-
schreibung entging mir die nahe Beziehung der Art zu aenea, die
ich damals noch nicht vergleichen konnte. Immerhin erscheint
spezifische Verschiedenheit kaum zweifelhaft, zumal bei der sehr
weiten geographischen Trennung.
Argia chelata.
Calvert, Biol. C. A. Neur., p. 71, 88, Tab. 4, Fig. 47, 47s
(1902) ($ Irazu, Costarica).
Costarica: 3 & Orosi, Irazu 1500 m, V. 1912. — Panama:
6.& Lino 1200:m; TX. 1911.
Die Expl. stimmen im ganzen gut mit der Beschreibung überein;
doch sind die schwarzen Zeichnungen etwas größer als bei dem
einzigen typischen Expl.: humeraler schwarzer Streif unterhalb
der Gabelung die Hälfte bis zwei Drittel der Breite des antehumera-
len blauen Streifs (statt ein Drittel); schwarze Seitenzeichnung
des Abdomens schon von Sgm. 3 an, auf der dorsalen Mitte zu
einem terminalen Ring konfluierend (statt nur auf 6—7); 8—10
dorsal blau, die Seiten breit schwarz. Die lichte Färbung am Thorax
blau, etwas nach seegrün, am Abdomen rein himmelblau. Ganz
vereinzelt verdoppelte Zellen im Feld zwischen Cu, und dem
Flügelrand. Abd. 34, .Hfl. 25 bis 36, 28.
Der mediale Fortsatz des Appendix superior ist bei den
meisten Expl. scharf begrenzt weißlich bereift.
Argia fissa Selys
Calvert, Biol. C. A. Neur., p. 71, 74, 89, Tab: 4, Fig. 12, 50,
50 s (1902), p. 374 (1907) (Mexico, Guatemala, Honduras, Costarica,
Columbia).
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 115
Mexiko: 3 d, 1 2 Cuichapa, Vera Cruz, III. 1896 (D. E. M.
Dahlem). — Guatemala: 1 $ Escuintla, 1. II. 1905, E. B. William-
nr eostaniea: 2 IR Lostarica; DEAL. ES TJose (BD: E:M.
Dahlem). — Columbia: 3 & Muzo 800 m; 1 2 Rio Aguacatal 2000 m;
4 & Fusagasuga 1000 m, VIII. 1910; 1 2 Villeta 1000 m, Ost-Kordill.,
Westseite, V. 1911. — Peru: 1 $, 1 2 Callao (Mus. Stockholm
leg. Kinbergen).
& Sehr rein hellblau; Flügel stark gelb; Pterostigma ziemlich
licht gelbbraun, diffus dunkler gesäumt, nur wenig länger als breit.
Q eine der lichtesten Arten; Flügel wie $, Pterostigma noch lichter
gelblich. $ Abd. 33, Hfl. 25 (Muzo) ; 31, 24°5 bis 33, 26 (Fusagasuga);
2 28, 24 (Aguacatal); 29, 25 (Villeta).
Argia variabilis Selys
Calvert, Biol. C. A. Neur., p. 71, 73, 91, Tab. 4, Fig. 6, 53, 54,
54 s (1902), p. 360, 374, Tab. 10, Fig. 21 (1907) (Mexico, Guatemala,
Costarica, Columbia).
Costarica: 11 d, 2 2 Infernillo, Reventazon 1000 m, 1913;
7 &, 13 2 Tuis, Turrialba 1000 m, 1913; 2 SQ cop., 4 &, 1 2 Orosi,
Irazu 1500 m, V. 1912. — Panama: 1 $ Panama, IV. 1911; 1,
3 2 Lino 800, 1200 m (V. 1912). — Columbia: 2 9, 1 2 Muzo 800 m,
VIII. 1910; 4 &, 2 2 Rio Aguacatal 2000 m; 1 & San Antonio
2000 m, West-Kordill., XII. 1908; 1 &, 2 2 Cafon del Tolima 1700 m,
5 III. 1910; 1 8, 1 2 Medina 1300 m, V. 1911; 2 $ Pacho 2200 m,
> 110.
Flügel völlig hyalin, relativ breit; Pterostigma ziemlich groß,
annähernd quadratisch, schwärzlich. Appendices des $ dem Typus
der Argia oculata und difficilis ähnlich. Bei gut erhaltenen
die blaue Färbung des Thoraxdorsum nach seegrün; bei eben-
solchen @ der breite lichte Antehumeralstreif zwischen goldbraun
und violett.
Die Expl. von Columbia gehören zweifellos mit den zentral-
amerikanischen zusammen. In den Appendices der $ sind keine
irgendwie definierbaren oder innerhalb der Reihe konstanten Unter-
schiede zu finden; ihre Variabilität ist überhaupt gering, die Er-
scheinung dagegen sehr von der Stellung abhängig; sie entsprechen
sehr gut der Figur Tab. 4, 54 bei Calvert (l. c.). Die columbischen
Expl. sind durchschnittlich etwas größer und ihre schwarze Zeich-
nung etwas reduziert, deutlich schmaler bei & und Qauf der Schulter-
naht, auf der hintern Seitennaht schmal und oft nach oben etwas
unvollständig (breit und vollständig bei den Expl. von Zentral-
amerika).
Q Lamina mesostigmalis mit dorsalem Fortsatz, der in ziem-
lich flachem Kreisbogen begrenzt relativ breit ist, aufgerichtet,
etwas nach vorne konvex, mit dem freien Rand nach hinten um-
gebogen. Das vorliegende Material zeigt darin keine prinzipiellen
Verschiedenheiten, entspricht im allgemeinen Calverts Figur
Tab. 10, 21 (variabilis). Einige Expl:, ohne Abhängigkeit von der
8* 9. Heft
116 Dr «EV Bis:
Herkunft, entsprechen besser der Figur Tab. 4, 6 (medullaris);
doch scheint der Unterschied daher zu kommen, daß bei dieser
zweiten Form die Laminae etwas an den Thorax angedrückt und
medianwärts verdreht sind, ohne daß ein wirklicher Gestaltunter-
schied besteht. Alles spricht dagegen, daß in dem vorliegenden
Material der $ oder @ zwei Arten enthalten wären.
Die Wahl des Namens variabilis gegen medullaris folgt Calvert.
An erster Stelle in der Synopsis (p. 34) ist variabilis von Vera Cruz
beschrieben; die Beschreibung ist von Selys, so daß Calvert sein
Tab. 4, Fig. 53 abgebildetes Hagen’sches Expl. vielleicht besser
als Cotype denn als Type zu bezeichnen hätte; dasselbe Expl. ist
sehr wahrscheinlich das Original der Hagen’schen Figur für A. va-
riabilis (1. c. Tab. 1, Fig. 1, 1a). Die Selys’sche Beschreibung gibt
für das {nur einige Zeilen Vergleichung mit fissa; das ausführlicher
beschriebene ® wird von Calvert für nicht zugehörig gehalten.
Die in der Synopsis später (p. 40) folgende Beschreibung der
A. medullaris ist von Hagen, nach & von Bogota, leg. Lindig.
Diese Beschreibung paßt auf unsere Serie sehr gut, ebenso die
Hagen’sche Figur (l. c. Tab. 1, Fig. 2, 2a). So wäre der Name
medullarıs für unser Material vorzuziehen gewesen, wäre nicht
variabilis durch die Verwendung bei Calvert festgelegt; jener Name
wäre zu wählen für den nicht gerade wahrscheinlichen Fall, daß
die typischen variabilis-Expl. von Vera-Cruz wirklich einer andern
Art angehören sollten, die dann in unserm Material überhaupt
nicht vertreten wäre.
Infernillo: & Abd. '27, Hfl. 21.5 bis 29 3, 2 a7 2 0:
& 27, 215 bis 28, 22; 2 265, 22 bis 29, 457 Or See
30, 255; 2 29, 25 bis 29, 26; Panama: $'27, 21 bis 29, 235 2 26,
225 bis 28, 25; Muzo: & 30, 25 bis 33, 28°5; 2 31, 27; Rio Aguacatal:
d 305, 24.5; 2.33, 29; Tolima: & 27, 24: 93037 Ta
2:291235:72 81-28; Pacho?! 832.27
Argia extranea Hag.
Calvert, Biol. C. A. Neur., p. 72, 74, 92, Tab. 4, Eig. 8,4,
56, 56s, 56 i, 56ii (1902), p. 375 (1907) (Mexico, Guatemala,
Honduras, Costarica, Columbia, Guiana).
Mexiko: 1 &, 4 2 Cuernavaca, VI., ©. W. Barrett; 2 $ Misantla,
Vera Cruz, X. 1914, W. Gugelmann. — Honduras: 2 4, 1 2 San
Pedro Sula, 22. 24. II. 1905, E. B. Williamson. — Costarica:
1 &,2 2 Costarica, 1 QS. Jose, 1 9 Tablazo, IV. (D. E. M. Dahlem);
1 &, 4 2 Infernillo, Reventazon 1000 m, 1913; 4 $, 5 2 Tuis, Turri-
alba 1000 m, 1913; 1 SQ? cop., 4 &, 1 2 Orosi, Irazu 1500 m, V. 1912;
18,5 2 Palo Verde 1600 m, 1913. — Panama: 1 Q Panama, III. 1912,
1 2 Bugabita, X. 1911; 14 $, 14 2 Lino 1200 m, IX7 1911.
Bei den & von Misantla und Cuernavaca ist der ventrale Ast
des Appendix inferior ein wenig kürzer und nicht ganz so schmal
wie bei den Expl. mehr südlicher Herkunft.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 117
Anisagrion allopterum Selys
Costarica: 2 d Costarica, 1 Q@ San Jose, VI. (D. E. M. Dahlem) ;
1 2 Orosi, Irazu 1500 m, 1913.
Das @ von Orosi licht rostfarben; schwarz nur eine diffuse
Zeichnung des Dorsum von Sgm. 6—8 und die. Intersegmental-
membranen 2-7. Abd. 26, Hfl. 185, Vfl. 20.
Enallagma ovigerum (Fig. 58, 59).
Calvert, Ann. Carnegie Mus. 6, p. 159, Tab. 6, Fig. 123, 123s
(1909) (Bogota, nach 1 Z und einer Reihe etwas zweifelhafter und
immaturer S®).
Columbia: 3 d, 4 2 Fusagasuga 1000 m, VIII. 1910; 2 &
Anolaima 2000 m, XII. 1910; 4 $ Pacho 2200 m, X. 1910.
d. Die Expl., die in den Farben nicht besonders gut erhalten
sind, stimmen im allgemeinen gut mit Calverts Beschreibung
überein. Folgende Abweichungen sind zu bemerken: Bläuliche
Antehumeralstzeifen nur bei nicht ausgefärbten Expl. deutlich;
adulte Expl. lateral von der schwarzen Medianbinde tief rotbraun;
diese Färbung, die laterale Hälfte jedes Mesepisternum einnehmend,
überschreitet die Schulternaht bis zur Mitte des Mesepimeron.
Die übrige Färbung der Seiten ist nicht gut erhalten, scheint
bläulich mit einer licht rostfarbenenBinde über die hintereSeitennaht.
Seiten von Sgm. 1 bis Mitte 3 lichtgrün; terminal-dorsaler blauer
Querstreif 1 und 2; Seiten von Mitte 3—7 gelblich ; 7 fehlt terminale
schwarzeZeichnung,
blau mit schwarzer
Basis, die in keil-
förmige Seitenstrei-
fen ausgeht. Der
medial-ventrale
Dorn der Appendi-
ces superiores ist
nicht deutlich zu
sehen (verdeckt ?);
vondenAppendices,
deren Aussehen sich
durch perspektivi-
sche Verschiebungen
stark verwandelt, geben wir nochmals eine Abbildung (Fig. 58).
Am Pterostigma bei den meisten Expl. die kostale Seite ein wenig
kürzer als die proximale und distale, bei einigen gleichlang, nur
bei-einem .etwas länger. |
© Occiput undl Unterlippe licht ockergelb. Kopf wie 4, die
Postokularflecken icht bläulich. Prothorax rostfarben, nach dem
ventralen Rand in blaß grünlich übergehend; buchtige, ziemlich
schmale dorsale schwarze Zeichnung. Lobus posterior wie $ mit
einem querrechteckigen Fortsatz, der in flachem Bogen etwas
ausgerandet ist. Thoraxdorsum mit blaß bläulichen, etwas un-
Fig. 58.
9. Heft
118 Dr. F. Ris:
bestimmten Antehumeralstreifen in licht rostfarbenem Feld; der
mediane schwarze Streif dorsal wie d, in den ventralen zwei
Dritteln allmählich auf wenig mehr als die Hälfte verschmälert.
Seiten blaß grünlich; licht rostfarbener, etwas unbestimmter
Streif an der hintern Seitennaht. Beine lichter als $, trüb gelb-
braun, Ende der Femora diffus und Außenseite der Tibien und
Tarsen schwarz. Abdomen dorsal schwarzgrünbronze; Seiten von
Sgm. 1—2 licht grünlich, von 3—10 hellgelb; ebensolche, schmale,
dorsal unterbrochene basale Ringel von 2—6; 8 der hintere Rand
auf ein Drittel der Segmentlänge dorsal blau; 9 ebenso die hintere
Hälfte; "10 Dorsum ganz blau bis auf schmale basale schwarze
Linie. Starker Vulvardorn. Pterostigma wie & annähernd qua-
dratisch, doch licht graubraun statt schwarz.
d& Abd. 30, Hfl. 22 bis 32, 24; 2 30, 24°5.
Die Lage des Ursprungs von A ist variabel und oft asymmetrisch.
Die Regel ist proximal von Cuq etwa um deren Länge oder etwas
weniger; Ursprung an der Cuq selbst kommt mehrfach vor. Da-
durch wird die systematische Stellung der Art unsicher: ob Enal-
lagma oder Acanthagrion? Die relativ breitern Flügel gegenüber
Acanthagrion (Fig. 59) dürfen wahrscheinlich auch für die Zu-
teilung zu Enallagma als Begründung beansprucht werden.
Enallagma oceultum n. sp. (Fig. 60).
Columbia: 2 & Bogota 2800 m, I. 1911.
Eigentümlich durch das sehr kleine Pterostigma; die fahle
(und wohl kryptische) Färbung aus oliv und sehr dunkel und trüb
rotbraun; starke und lange Behaarung auf Kopf, Thorax, Femora
und teilweise den basalen Abdomensegmenten. Zuteilung zu
Amphiagrion kam in Frage; doch spricht dagegen das Vorhanden-
sein von Postokularflecken und das Fehlen des metasternalen
Höckers, an dessen Stelle immerhin eine flache, etwas behaarte
Wölbung sich findet.
d (ad., gut erhalten). Occiput und Unterlippe weißlich. Die
Tiefe des Einschnittes der Unterlippe ist nicht zu erkennen, da
die Lappen mit Ausnahme der äußersten Spitzen sich vollkommen
anliegen. Oberlippe licht grünlich etwas nach oliv. Mandibelbasis,
Genae, ein Streifchen der Stirn am Augenrand bis nahe zur Fühler-
basis und Anteclypeus ebenso, nur etwas trüber. Postclypeus,
Stirn und Vertex sehr düster rotbraun, fast schwarz; große, runde
trüb olivfarbene Postokularflecken. Fühler dunkel. Ganze Kopf-
oberseite lang rötlichbraun behaart.
Prothorax düster rotbraun; Lobus posterior in den seitlichen
Dritteln schmal, das mittlere Drittel als rechteckige Platte vor-
springend, in der Ouerrichtung etwa doppelt so lang wie in der
Längsrichtung, nach hinten überliegend, etwas dorsalwärts konkav.
Thoraxdorsum düster rotbraun; Andeutung einer lichten Linie
auf der Mittelkante; olivgrüne Antehumeralbinden von etwa
einem Drittel der Breite des Mesepisternum, von der Schulternaht
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 119
um etwas weniger als ihre cigene Breite entfernt, dorsalwärts ein
wenig verschmälert, ein wenig lateralwärts konvex. Seiten teil-
weise verfärbt: die rotbraune Färbung reicht noch auf das vordere
Drittel des Mesepimeron; der Rest ist wahrscheinlich trüb oliv-
farben, vielleicht noch mit diffusem dunkelm Wisch auf dem Met-
episternum. Unterseite sehr licht rötlichbraun, weißlich bereift.
Beine robust, trüb und ziemlich licht rotbraun, etwas weißlich
bereift; die kräftigen Dornen wenig länger als ihr Abstand; kräftige,
von der Spitze ziemlich weit entfernte Klauenzähne.
Abdomen ziemlich robust. Sgm. 1—2 dorsal schwärzlich,
seitlich sehr licht rötlichbraun, etwas bereift; 3—6 sehr düster
rotbraun, die Seiten licht rötlichbraun, das Ende auf etwa ein
Fünftel der Segmentlänge in fast diffusem Übergang schwärzlich,
diese Zeichnung noch hervorgehoben durch Aufhellung der Seite
zu fast weißlich an ıhrem vordern Beginn und eine lichtere Nuance
der Intersegmentalmembran; 7 schwarz, an den Seiten trüb rot-
braun; 8 trüb bläulich oliv (lebend blau?), jederseits ein an-
nähernd dreieckiger schwarzer Fleck als Teil einer Seitenlinie der
hintern Hälfte mit dorsalwärts gerichtetem Fortsatz; 9 ebenso,
mit schwarzer Seitenlinie, die schräg von vorne unten breiter
werdend nach hinten
oben geht, wo die bei-
den Seiten sich am
analen Rand schmal
vereinigen; 10 dorsal
schwarz, seitlich bläu-
lich oliv.
Rand des 10. Sgm.
nicht aufgerichtet, in
der Mitte mit einem
sehr kleinen Ausschnitt
im Kreisbogen. Appen-
dix superior länger als
inferior, wenig kürzer
als Sgm. 10, ungefähr Fig. 60.
konisch; auf der lateralen Fläche etwas weniger als die distale
Hälfte konkav und der medial-distale Rand dieser Konkavität
etwas lateralwärts gerichtet; inferior einfach, mit dorsal-distal-
wärts gerichtetem Fortsatz (Fig. 60).
Flügel hyalin. Pterostigma rotbraun, winzig klein, weniger
als die Hälfte der unterliegenden Zelle, schief rhombisch, die
kostale und distale Seite etwas länger als die proximale und anale,
der kostal-distale Winkel der spitzeste. Pnq M, und Mja
4+3 5% +2,
ra, 433,
proximal von Cugq, im Vfl. um zweimal, im Hfl. um anderthalbmal
9. Heit
im Diskoidalfeld 3 antenodale Zellen; A weit
120 Dr. F. Rıs:
deren Länge; die Ang in der Mitte der Distanz Basis—Nodus
einander genähert; Arculus an der 2. Ang; q sehr schief. Zweites
12,743 5+3'5%+ 21
———;, M _— —-,
Exemplar: Pnq 11-10: N: und Mja 4173413 Abd. 26,
Hfl. 19.
Acanthagrion.
Zu dieser Gattung sind in jüngster Zeit zwei wichtige Arbeiten
erschienen, die durch Einführung der Penisformen als Unter-
scheidungszeichen die Kenntnis der Formen sehr erheblich ge-
fördert, aber auch neue Probleme aufgestellt haben. Die Arbeiten
sind von E. B. Williamson (On certain Acanthagrions, including
three new species (Odonata)in Ent. News 27, p.313—325, Tab. 17 —
1916) und €. H. Kennedy (Notes on the penes of Zygoptera (Odo-
nata) ibid., p. 325—330, Tab. 18). Das neue Merkmal gewinnt
besonders Bedeutung in der Gruppe des A. gracıle, wo äußere
Erscheinung und terminale Appendices der 3 eine sichere Unter-
scheidung der Formen nicht gewähren. Die Figuren Kennedys
sind ausgezeichnet; die Vergleichung unseres Materials mit den-
selben gelang sehr leicht. Eine Unbequemlichkeit liegt darin,
daß das zu untersuchende Organ nur bei einer Minderzahl der
Expl. frei liegt; doch ist die erforderliche Präparation einfach;
ich wandte dafür das vielerprobte Kalilaugeverfahren an. Weniger
bequem ist das Zeichnen in der Ventralansicht, da das Organ sehr
stark in dorso-ventraler Richtung konvex ist; ich kam zum Ziel,
indem ich das distale, charakteristisch gebaute Ende ziemlich
kurz abschnitt und in einem Tröpfchen Glycerin an einen Ab-
schnitt einer Insektennadel aufhängte, den ich auf einen Objekt-
träger aufgekittet hatte; die Flüssigkeit ist steif genug, um das
Präparat auf dem geneigten Objekttisch des Mikroskops festzu-
halten. In der Seitenansicht legt sich das Präparat ohne weiteres
in zeichnungsrechte Lage. Nur die Arten der gracile-Gruppe
wurden auf die Penisform untersucht.
Acanthagrion ambiguum.
Ris, Hamburg. Magalh. Sammelr., Odon., p. 13, Fig. 8 (1904)
(42 Buenos Aires). — Calvert, Ann. Carnegie Mus. 6, p. 176,
Tab. 5, Fig. 97 (1909) (Paraguay). — Ris, M&m. Soc. ent. Belg. 22,
p. 68, 94 (1913) (Argentina).
Argentina, Catamarca: 2 $, 2 2 Andalzalä 1000 m, 25. I. 1915,
Joergensen.
Acanthagrion aeutum n. sp. (Fig. 61, 62).
Bolivia: 3 & Rio Songo 800 m, 1913; 6 d Coroico 1000—1400 m,
1913.
Ausgezeichnet durch die sehr eigenartigen Appendices su-
periores und den breit vorspringenden Lobus posterior des Pro-
thorax. Obgleich das 2 fehlt, ist die Zugehörigkeit zu Acanthagrion
kaum zweifelhaft.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 121
(ad., gut erhalten). Occiput bläulichweiß; Unterlippe
gelblichweiß. Oberlippe, Mandibelbasis und Genae grünblau.
Anteclypeus, Postclypeus, Stirn und Vertex schwarz. Sehr große
grünblaue Postokularflecken, die den Augenrand ziemlich breit
berlihren und vom Occipitalrand durch eine schmale schwarze
Linie getrennt sind.
Prothorax in der Mitte schwarz, die Seiten ziemlich schmal
blau. Lobus posterior eine große, querrechteckige Platte, der
quere Durchmesser etwa doppelt so lang wie der longitudinale;
in etwa 45° aufgerichtet; die Ränder ringsum aufgewölbt, dadurch
die Platte dorsal konkav; der freie Rand in der Mitte ein wenig
eingebuchtet.
Thoraxdorsum schwarz; ziemlich schmale, gerade blaue Ante-
humeralstreifen, meist nahe dem dorsalen Ende auf kurze Strecke
fast oder vollständig unterbrochen, schmäler als der mediale
schwarze Anteil des Mesepisternum und etwa um die eigene Breite
von der Schulternaht entfernt. Die schwarze Färbung reicht
seitlich auf weniger als ein Drittel des Mesepimeron, ventral etwas
weiter als dorsal. Rest der Seiten hell grünblau; ein schwarzes
Strichel im dorsalen Ende der hintern Seitennaht. Ventralseite
trüb rötlichbraun.
Abdomen schlank. Sgm. 1 dorsal schwarz, seitlich und auf
der Intersegmentalmembran blau; 2 schwarzgrünbronze, schmaler
Seitenrand blau; 3—7 schwarzgrünbronze, seitlich trüb rotbraun;
3—6 geringe anteterminale Erweiterung der schwarzen Färbung,
7 diese auf die ganze
Länge breiter; 8 hell-
blau mit breiten
schwarzen Seiten-
streifen über die vor-
dern zwei Drittel; 9
hellblau, 10 schwarz.
Dorsal-hinterer Rand
des 10. Sgm. fast ge-
rade, nicht aufgerich-
tet in der Mitte mit
einer sehr schwachen
Ausrandung. Appen-
dicessuperioreslänger Eier 61,
als das 10. Sgm., parallel nach hinten gerichtet, gerade,
schmal, fast spitz; auf dem proximalen Drittel ein medial-
ventraler schmaler, spitzer Fortsatz proximal-medialwärts ge-
krümmt. Appendices inferiores sehr klein, der dorsale Fortsatz
spitz und gerade nach hinten gerichtet (Fig. 61).
Flügel stark gelblich. Pterostigma tiefschwarz, klein, recht-
eckig, kaum schief, ein wenig kleiner als die unterliegende Zelle.
Cuq ziemlich in der Mitte zwischen Ang 1 und 2. A sehr vorwiegend
genau an Cug, vereinzelt etwas proximal, im Vfl. bis fast um die
9, Heft
122 Dr. F. Rıs:
Länge der Cuq. Arculus meist an Anq 2, bei einigen Expl. ein
wenig distal. 3 antenodale Zellen im Diskoidalfeld; Pnq (zum
N kein en
Beispiel) 1929 M, und Mja 5r45+4 (Fig. 62). Abd
28, Mil. 195.
Acanthagrion laterale Selys (Fig. 65).
Synops. Agrion., p. 73 (1876) ($ und 9? Neu-Granada). —
Kennedy, Ent. News 27, p. 325 ff., Tab. 18, Fig. 18, 19 (1916)
(Bogota, leg. Lindig).
Columbia: 2 & Miraflores 2000 m, V. 1911.
In guter Übereinstimmung mit der Beschreibung von Selys.
A etwas proximal von
Cug, im Vfl. ungefähr
um deren Länge, im
Hfl. etwas weniger.
Cugq fast genau in der
Mitte Ang 1—2. Ap-
pendices Fig. 63, die
dorsale Ansicht ein
wenig von hinten, die
Appendices inferiores,
in dieser Ansicht fast
Eee genau vom dorsalen
Fortsatz der superiores verdeckt, sind in der Zeichnung wegge-
lassen.
Acanthagrion luna n. sp. (Fig. 64).
Columbia: 1 & Villavicencio 450 m, I. 1911.
Färbung und Appendices vom Typus des A. gracıle. Sehr
ausgezeichnet durch die Bildung des 10. Segments, das in starker
Übertreibung die Struktur des Oxyagrion basale zeigt.
& (ad., gut erhalten). Occiput und Unterlippe weißlich. Ober-
lippe, Mandibelbasis, Genae, Anteclypeus und ein schmaler vor-
derer Rand der Stirn bis nicht ganz zur Fühlerbasis grünblau.
Postclypeus schwarz. Kopf oben schwarz; große, runde grünblaue
Postokularflecken; vor dem vordern Ocellus eine unvollständige
QOuerbinde aus etwas diffusen rostfarbenen Fleckchen.
Prothorax licht rötlichbraun mit schwarzer Linienzeichnung
in den Furchen; der Lobus posterior scheint schmal (nicht gut
zu sehen). Thorax schmal. Dorsum schwarz; vollständige, gerade
blaue Antehumeralstreifen, etwa gleichbreit wie der mediale
schwarze Anteil jedes Mesepisternum und etwa um die Hälfte
ihrer eigenen Breite von der Schulternaht entfernt. Die schwarze
Färbung reicht über die Schulternaht hinaus auf etwa die Hälfte
des Mesepimeron, gerade begrenzt. Rest der Seiten licht bläulich
etwas nach violett. Ventralseite weißlich. Beine licht rötlichgelb,
die Außenseiten der Femora, die Enden der Tibien und Tarsen-
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 193
glieder und die Dornen schwarz; kräftige, von der Spitze ent-
fernte Klauenzähne.
Abdomen schlank, dorsal schwarzgrünbronze;, Sgm. 1—2
seitlich breit hellblau, 3—7 schmäler gelblich; 2 der dorsale, voll-
ständige dunkle Längsstreif vor dem Ende etwas seitlich erweitert;
3—6 anteterminale Erweiterung des dorsalen schwarz bis nahe
zum Ventralrand; 7 die ganze Zeichnung breiter; 3—7 sehr schmale,
basale lichte Ringel; 8—9 ganz blau; 10 ganz schwarzgrünbronze.
Dorsal-hinterer Rand des
10. Sgm. in zwei kurze,
robuste, spitze Hörner aus-
gezogen, die nach hinten
und wenig dorsal-lateral
gerichtet sind; zwischen
ihnen ein fast halbkreis-
förmiger Ausschnitt. Ap-
pendices superiores dem
Abdomenende anliegend
ventralwärts gerichtet,
schmal stumpfdreieckig;
inferiores auf breiter Basis
ein kleines Häkchen, das etwa gleichweit nach hinten reicht, wie das
Ende der superiores, beide nur wenig weiter als die Spitzen des
Segmentrandes (Fig. 64).
Flügel hyalin. Pterostigma licht rotbraun, opak; fast genau
rhombisch, mäßig schief, wenig kleiner als die unterliegende Zelle.
Fig. 64.
3 antenodale Zellen im Diskoidalfeld; Pnq = ee A ‚M, und Mja
Era se
TE Te 2 f
era Cuq im Hil. genau in der Mitte Anq 1—2, im Vil.
eine Spur proximal. A genau an Cuq. Abd. 245, Hil. 16°5.
Acanthagrion ablutum.
4A. gracile ablutum Calvert, Ann. Carnegie Mus. 6, p. 161, 162,
164, Tab. 5, Fig. 80 (1909) (SQ Bolivia). — Ris, Mem. Soc. ent.
Belg. 22, p. 66, 94 (1913) (Tucuman).
A. ablutum Kennedy, Ent. News 27, p. 325{f., Tab. 18,
Fig. 10, 11 (1916) (Coroico).
Bolivia: 1 &, 1 2 Rio Songo 800 m, 1913; 2 SQ cop., 49,52
Coroico 1000—1400 m, 1913.
& In guter Übereinstimmung mit der Beschreibung von Calvert,
nur sind die Seiten von Sgm. 3—7 nicht blau, sondern trüb rost-
farben. Eines der J auf die Penisform untersucht ergab sehr genaue
Übereinstimmung mit der Abbildung von Kennedy.
Q Wie es scheint, gibt es (wie auch bei andern Arten der
Gattung) unabhängig von der Ausfärbung verschiedene Formen.
a) Andromorphe Form. Die mediale Thoraxbinde schwarz
9. Heit
124 Dr. F. Ris:
wie beim $ und etwa die laterale Hälfte jedes Mesepisternum
grünblau [die Färbung des Kopfes nicht gut erhalten] (1 Expl.).
b) Die von Calvert beschriebene Form. Mediale Thoraxbinde
goldbraun mit zerstreuten schwarzen Punkten, laterale Hälfte
jedes Mesepisternum grünblau. Kopfoberseite zu einer Nuance
zwischen oliv und goldbraun aufgehellt und darin die Postokular-
flecken wenig scharf abgehoben (2 Expl., die in Copula gefangenen).
c) Die goldbraune Farbe auf das ganze Thoraxdorsum aus-
gebreitet, mit zerstreuten schwarzen Punkten. Kopf wie b. (5Expl.)
Diese Form könnte leicht für ein Oxyagrion gehalten werden,
wäre nicht die grünliche Nuance der Thoraxseiten und der lichten
Zeichnungen des Abdomens.
Acanthagrion yungarum n. sp.
Form a. (Fig. 65, 66).
Peru: 2 & Pozuzo (durch Rolle 1914).
Typus der Appendices sehr nahe ascendens Calvert. Penis-
form weit abweichend von ascendens Williamson-Kennedy, da-
gegen recht nahe ablutum. Es bleibt die Frage offen, ob nicht diese
Form Calverts ascendens (von Matto Grosso) näher steht als ascen-
dens von Willjamson-Kennedy.
Occiput und Unterlippe trüb licht gelblich. Oberlippe blau-
grün mit schwarzem Basalpunkt; Anteclypeus und ein schmaler
Saum vorne an der Stirn trüb oliv. Mandibelbasis und 'Genae
licht blaugrün. Postelypeus schwarz. Vertex schwarz; große,
gerundet-dreieckige Postokularflecken blau, etwas nach seegrün.
Prothorax schwarz; Seiten schmal hellblau. Lobus posterior
schmal, aufgerichtet, in flachem Kreisbogen begrenzt. Thorax-
Fig. 65. Fig. 66.
dorsum schwarz, die Färbung seitlich bis etwa auf das vordere
Drittel des Mesepimeron, gerade begrenzt. Antehumeralstreiien
blau, etwas nach seegrün, breit, reichlich e'n Drittel des Mesepi-
sternum. Seiten blau, nach hinten ein wenig lichter; sehr feine
schwarze Strichel im dorsalen Ende der vordern und hintern
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 195
Seitennaht; Andeutung einer blaß und trüb braunen Linie an der
hintern Seitennaht. Ventralseite trüb weißlich. Beine schwarz:
Innenseite der Femora und Außenseite der Tibien trüb oliv bis
rötlichbraun.
Abdomen Sgm. 1 rein blau mit kleiner, basal-dorsaler schwarzer
Zeichnung; 2 Seiten rein blau, vollständige, breite schwarze
Dorsalbinde mit an-
teterminaler Erwei-
terung; 3 dorsal
schwarz, seitlich in
der vordern Hälfte
blau, in der hintern
diffus in rötlich-
braun übergehend,
mit schmalem
blauem basalem
Ring; 4—6 dorsal
sch warz,seitlich röt-
lichbraun, schmale
basale blaue Ringe; 7 rötliche Seiten nur ganz schmal und basa-
ler Ring unvollständig; 8&—9 blau; 10 und Appendices schwarz.
Appendices und Penis Fig. 65 und 66.
Flügel distal etwas gelb. Pterostigma asymmetrisch: der distal-
'kostale Winkel sehr spitz, der proximal-anale viel weniger, die
kostale Seite die längste; schwärzlich mit sehr fein lichtem Saum.
Abe. 26'5,,.H3l., 17.
Form b. (Fig. 67, 68).
Columbia: 7 & Villavicencio 450 m, VI. 1910, I. 1911.
Nur von 4 Expl. die terminalen Sgm. erhalten. Von a. ver-
schieden durch das etwas weniger dorsoventral erweiterte 10. Sgm.
und die entsprechend ein wenig kürzern Appendices superiores ;
ferner durch eine nicht prinzipiell erhebliche Differenz in der
Penisform (Fig. 67 und 68). Sonst in jeder Beziehung überein-
stimmend. Abd. 25°5, Hfl. 16 bis 26, 17.
Acanthagrion ascendens.
A. gracile ascendens Calvert, Ann. Carnegie Mus. 6, p. 161,
165, Tab. 5, Fig. 81, 81a (1909) (1 g Cachoeira in Matto Grosso). —
A. ascendens Williamson, Ent. News 927, p. 351, 357—8, Tab. 17,
Fig. 13 (1916) (Georgetown, Paramaribo, Trinidad). — Kennedy,
ibid., p. 325 ff., Tab. 18, Fig. 12—13 (1916) (Trinidad).
Form:
Britisch Guiana: 1 d Georgetown, 26. I. 1912, E. B.Williamson.
Aus der Serie, die für die zitierten Beschreibungen und Ab-
bildungen von Williamson und Kennedy gedient hat. Postokular-
flecken und Antehumeralstreifen orange; Thoraxseiten hellgelb mit
sehr schwach grünlicher Nuance. Abd. 275, Hfl. 16°5.
Fig. 67. Fig. 68.
9 Heit
126 Dr. F. Ris:
Ob Calverts einzige Type aus Matto Grosso dieser Form an-
gehört, scheint fraglich, besonders angesichts unserer Expl. von
Pozuzo und Villavicencio mit ähnlicher Bildung des Abdomen-
endes. Calvert beschreibt ‚colors as in gracile type“.
Form b. (Fig. 69, 70).
Columbia: 2 & Muzo, Villamizar 600 m, 1910:
Ein wenig robuster, Abdomen relativ etwas kürzer und Flügel
etwas länger als Williamsons Expl.: Abd. 275, Hfl. 18. Ptero-
stigma rhombisch mit sehr spitzem kostal-distalem und anal-
proximalem Winkel. Postokularflecken etwas kleiner, rein blau.
Antehumeralstreifen ziemlich viel schmaler, besonders in der
dorsalen Hälfte, rein blau. Seiten blau, ein wenig nach grün;
breite schwarze
Linie aufdendor-
salen drei Vier-
teln der hintern
Seitennaht.
Zeichnung des
Abdomens die-
selbe; Seiten von
Sgm. 1 bis Mitte
3 blau, ein wenig
nach grün. An
dem Appendix
superior ist bei
einem in Kali-
lauge und Alko-
hol präparierten Expl. die mediale Hälfte scharf begrenzt rost-
farben (weniger deutlich bei dem trockenen Expl.). Typus der
Penisform nahe der für Form a abgebildeten, doch Einzelheiten
nicht identisch (Fig. 70); Appendices Fig. 69.
Anstatt Formen wie diese und die unter A. yungarum als
Form b bezeichnete unter neuen Namen als Arten zu beschreiben,
was vielleicht statthaft wäre, wird hier eine indifferente Bezeichnung
vorgezogen. Es bleibt an reichem Material festzustellen, wieweit
auch die Penisformen Reihen von Übergängen zeigen, sobald die
Lücken in den Arealen ausgefüllt werden. Ich vermute, daß so
etwas eintreffen wird. Dabei werden aber wohl Gruppen, wie sie
hier erscheinen, getrennt bleiben und somit eine Auflösung des
Mischtypus ‚gracile‘‘ nach den von Williamson und Kennedy auf-
gestellten Unterscheidungszeichen bleibend zu Recht bestehen.
Acanthagrion graeile (Rambur? Selys ?).
Williamson, Ent. News 27, p. 325, 355, 357, 358, Tab: 17,
Fig. 9—12 (1916) (Guatemala). — Kennedy, ibid. p. 325 ff., Tab. 18,
Fig. 8&—9 (1916) (Guatemala).
Guatemala: 1 & Gualan 13. I. 1905, E. B. Williamson. —
Costarica: 1 & Infernillo, Reventazon 1000 m, 1913.
Fig. 69. Fig. 70.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 127
Der Penis dieses $ ist ganz entfaltet, und. entspricht recht
gut der zitierten Figur von Kennedy. Pterostigma sehr wenig
länger als breit. Abd. 255, Hfl. 17.
Aus dem früher von uns bei gracile eingereihten Material
wurden auf die Penisformen untersucht Expl. von Bahia (Ris),
Santos (Ris), Hohenau Paraguay (durch Fassl), Misiones (Joer-
gensen). Sie alle stimmten unter sich, bei kleinen Unterschieden,
in den wesentlichen Merkmalen überein und stehen sehr nahe der
Form, die Williamson (von Trinidad) als Kennedy:i beschreibt und
Kennedy abbildet. Von den ‚‚gracile‘‘ aus Zentralamerika sind sie
recht weit verschieden; unter sich aber dürften sie in ähnlichem
Verhältnis stehen, wie unsere Formen a und b von yungarum und
a und b von ascendens.
Richtige A. lancea Selys sind wahrscheinlich allein die Expl.
von Buenos Aires mit der weiten Ausbreitung der blauen Zeichnung
und den charakteristischen Appendices, die ich 1903 (Magalh.
Sammelr.) abbildete. Nach solchen Expl. ist zweifellos die ur-
sprüngliche Beschreibung von Selys entworfen. Ihre Penisform
weicht von allen andern bisher unter ‚‚gracile‘“ eingereihten Formen
ziemlich weit ab. Dieses A. lancea ist fast zweifellos eine di-
stinkte Art.
Oxyagrion terminale Selys
Form b.
Bolivia: 1 & Rio Songo 750 m, 1913; 2 2 Coroico 1000—1400 m,
1913.
Nur das eine Qist annähernd ausgefärbt, das $ stark gequetscht.
Gestalt, Größe und Aderung wie bei den O. Zerminale von Buenos
Aires. Pterostigma ein wenig kürzer und relativ breiter, beim 9
weniger schief. Lobus posterior des Prothorax beim Q ein wenig
breiter und in der Mitte etwas eingekerbt. 10. Sgm. und Appen-
dices des ä soweit erkennbar ganz übereinstimmend. Die deut-
lichsten Unterschiede liegen in der Zeichnung des Abdomens.
d (juv.). Dorsum von Sgm. 2—6 schmal schwarz, die Zeich-
nung mit anteterminaler Erweiterung, 2 als schmales queres
Strichel, 3—6 rundlich auf etwa ein Fünftel bis ein Sechstel der
Segmentlänge; 7 Dorsum schwarz, Seiten rot; 8 [stark gequetscht]
scheint blau mit schwarzem, nach hinten etwas verschmälerten
Seitenrand; 9—10 ganz blau. Die rote Zeichnung noch sehr licht
und. gelblich, die blaue trüb graulich. Abd. 27, Hfl. 18; Pnq
im Vfl. 12.
Q (fast ad... Abdomen Sgm. 1 gelblich; 2—3 licht gelbrot
mit fein schwarzem Ring auf der Intersegmentalmembran; 4 ebenso
mit terminalem breitem schwarzem Fleck von einem Fünftel der
Segmentlänge; 5—10 dorsal breit schwarzgrünbronze, seitlich
Jicht gelblichrot; Dorsum von 9 mit dreieckigem, vorne spitzem
blauem Fleck über die ganze Länge; 10 mit kleinem, querem.
9. Heft
128 Dr. F. Ris:
basalem blauem Fleckchen. Starker Vulvardorn. Pterostigma
dunkelgrau, fein licht gesäumt; Pnq im Vfl. 13. Abd. 28, Hfl. 20.
Telebasis.
Die Unterschiede von Telebasis und Oxyagrion werden von
Calvert (Ann. Carnegie Mus. 6, p. 179— 1909) diskutiert und außer
dem Vulvardorn des 9, der bei Oxyagrion vorhanden ist, bei
Telebasis fehlt, nur unbedeutend befunden. Ich wurde fast zu-
fällig auf ein recht gutes Merkmal aufmerksam, das für beide Ge-
schlechter gilt und für alle vorliegenden Arten beider Gattungen
zutrifft.
Telebasis: Auf der Stirn vor der Fühlerbasis eine scharfe
Querkante, der vor dieser Kante gelegene Teil als glatte Fläche
senkrecht abfallend nach vorne gewandt.
Oxyagrion (wie Acanthagrion): An der entsprechenden Stelle
die Stirn in stumpfer Wölbung allmählich nach vorne gewandt.
Telebasis nähert sich durch diese Struktur an die Gattung
Ceriagrion der alten Welt; da auch in der Färbung und dem Typus
der Appendices Ähnlichkeit besteht, ıst vielleicht nicht bloß Kon-
vergenz, sondern Verwandtschaft zwischen Telebasis und Ceri-
agrıon anzunehmen. Eine ähnliche Struktur der Stirn haben wir
oben für Heteragrion, Mesagrion und Heteropodagrion beschrieben.
Telebasis digiticollis.
Calvert, Biol. C. A. Neur., p. 116, 118, Tab. 5, Fig. 21 (1902),
p. 384, Tab. 10, Fig. 39, 40 (1907) (?$ Mexico, Guatemala, Hon-
duras).
Mexiko 1 SP? cop. Misantla, Vera Cruz, VII. 1914, W. Gugel-
mann. — Columbia: 1 2 Sabanilla 16. II. 1896, Bugnion.
Das $ von Sabanilla ein wenig robuster, sein Pterostigma
etwas länger und weniger schief als bei dem @ von Misantla, sonst
völlig übereinstimmend. Flügel des $ sehr schwach gelblich, des
Q ganz hyalin. $ Abd. 25, Hfl. 16°5; 2 28, 195 (Misantla), 28, 19
(Sabanilla).
Telebasis filiola (Perty) Calvert
Biol. C. A. Neur., p. 116, 118, Tab. 5, Fig. 33, 34 (1902),
p. 383 (1907) (Mexico, Guatemala, Panama, Columbia, Brasilien).
Guatemala: 2 & San Felipe, 15. II. 1905, E. B. Williamson. —
Columbia: 1 & Matagang 1000 m, Caucatal. — Venezuela: 1 d
Puerto Cabello 1896, Forel.
Telebasis salva Hagen
. U. S. Amerika: 6 &, 1 2 Chandler und Mesa, Salt River,
Arizona, 17. 18. IX. 1912, E. B. Williamson. — Mexiko: 2 &
Misantla, Vera Cruz, VII. 1914, W. Gugelmann. — Guatemala:
2 & Gualan, 12. I. 1905, E. B. Williamson. — Columbia: 1 2
Cartagena in Amerika (Schönherr in Mus. Stockholm).
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 129
Telebasis Garleppi n. sp. (Fig. 71).
Costarica: 4 & Tuis, Turrialba 1000 m, 1913.
Größer als alle beschriebenen Arten. Zu Calverts (Biol. C. A.)
Gruppe I. 1. A. Abdomen relativ lang; Flügel stark gelb.
d (ad., güt erhalten). Occiput schwarz, der ventrale Rand
an der Augenmitte keilförmig beginnend ziemlich breit blaß gelb-
lich. Unterlippe blaß gelblich; durch elliptischen Ausschnitt fast
auf die halbe Länge geteilt, die Lappen spitz und etwas kon-
vergent. Oberlippe, Anteclypeus, Postclypeus, Mandibelbasis,
Genae und Stirn bis zur Fühlerbasis in fast gerader Grenze licht
und ziemlich rein grün, ein wenig nach oliv. Rest der Kopfoberseite
schwarzgrünbronze; jederseits ein schmales Strichel vom hintern
Ocellus gegen die Fühlerbasis und die basale Hälfte des 2. und
3. Fühlergliedes blaß gelblich.
Prothorax dorsal schwarz, seitlich allmählich in rostfarben
übergehend; Seitenränder schmal hellgrün. Lobus posterior in
etwa 60° aufgerichtet, in sehr flachem Bogen begrenzt, die Mitte
ein wenig niedergedrückt und nach hinten überliegend, trüb rot-
braun mit feinem grünlichem Rand.
Thoraxdorsum in der Mitte sehr dunkel rotbraun, fast schwarz,
seitlich grün etwas nach oliv, die gerade Grenze zwischen beiden
Farben durch eine etwas diffuse goldbraune Linie bezeichnet; von
jedem Mesepisternum etwa drei Fünftel dunkel, zwei Fünftel
grün. Auf der Seite geht die grünliche Färbung in licht olivfarbene
Nuancen und ventral in licht ockergelb allmählich über, ohne
dunkle Zeichnungen. Beine hellgelb, die Enden der Femora,
Tibien und Tarsenglieder sehr schmal schwarz, ebenso die Dornen.
Abdomen schlank, die Segm. 8—10 ein wenig relativ ver-
breitert; ziegelrot, nach dem ventralen Rande in etwas lichtere
Nuancen übergehend, ganz ohne dunkle Zeichnung; Seiten von
Sgm. 1 licht grün-
lichgelb. Appendi-
ces superiores auf
der medialen Fläche
konkav mit einer
schrägenKante über
die Fläche, die in
ein feines medial-
ventrales Spitzchen
ausgeht, lang be-
haart und auf der
konkaven Fläche
weißlich bereif ; in-
feriores etwas Br
länger, in ziemlich feine Spitzen ausgehend, die in der Seiten-
ansicht dorsalwärts, in der Dorsalansicht etwas konvergent
gekrümmt sind (Fig. 71).
Flügel ziemlich reich gelb. Pterostigma zwischen licht rost-
Archiv Ir ar Se
Fig. 71.
9 9, Heit
130 Dr. F. Rise:
farben und ziegelrot, fast doprelt so lang wie breit. Aderung für
die Gattung ohne Besonderheiten; A im Hfl. an der Cug, im Vfl.
eine Spur proximal; Arculus eine Spur distal von Anq 2. Pnq
Ket, 2:12 6+3'6+4
(zum Beispiel) 10:10' M, und Mja Fa 35% Abd. 32:5,
tH1,,’82}
Metaleptobasis Foreli n. sp. (Fig. 72).
Columbia: 1 @ Don Diego, 3. III. 1896, Forel.
Habitus der M. manicaria Williamson (von Trinidad, der
einzigen andern Art, von der mir Expl. vorliegen). Orange (überall
ein sehr lichtes braunorange) und schwarzgrünbronze. Einzel-
heiten der Zeichnung, besonders am Kopf, verschieden. Mesepi-
sternale Hörnchen steiler aufgerichtet, sehr wenig divergent, an-
nähernd gerade. Von allen beschriebenen Arten verschieden durch
spitze, nach hinten gerichtete Fortsätze des Lobus anterior des
Prothorax. Die vorhandenen Beschreibungen genügen nicht, um
nachzuweisen, ob die pro-mesothorakalen Strukturen bei $ und 2
derselben Art gleich oder verschieden sind. Dies macht die Be-
urteilung der Art ungewiß. Keine der vorhandenen Beschrei-
bungen paßt auf unser Expl.
Q (ad. gut erhalten, bis auf teilweise abgebrochene Beine).
Oceiput und Unterlippe licht ockergelb. Ausschnitt der Unter-
lippe schmal elliptisch, auf die Hälfte der Länge, die Spitzen
ziemlich schmal und ein wenig konvergent. Oberlippe orange,
basal und seitlich ein scharf begrenzter, schmaler, schwarzer,
etwas metallglänzender Saum. Anteclypeus, Mandibelbasis und
Genae weißlich. Postclypeus orange, der vordere Rand auf etwa
ein Drittel, in der Mitte auf fast die Hälfte der Breite schwarz ge-
säumt. Stirn mit querer scharfer Kante vor der Fühlerbasis, vor
welcher Kante sie glatt und senkrecht abfällt; diese nach vorne
gerichtete Fläche orange. Dorsale Fläche und Vertex mattschwarz
mit trüb orangefarbenen Zeichnungen: Streifchen quer über jede
Fühlerbasis; schmäleres Streifchen zwischen vordern und hintern
Ocellen fast quer seitwärts, sehr wenig nach vorne gerichtet;
Saum des Occiput, der ziemlich weit nach vorne übergreift, in
der Mitte fast bis an die hintern Ocellen; Vorderseite des 1. und
basale zwei Drittel des 2. und 3. Fühlergliedes.
Prothorax orange; querer schwarzgrünbronzener Fleck auf
der Mitte des Lobus posterior. Dieser schmal, in sehr flachem
Kreisbogen begrenzt, in kaum 45° aufgerichtet. Lobus anterior
dorsalwärts in flachem Bogen gewölbt;; jederseits etwas lateral vom
Drittel ein gerades, spitzes Hörnchen horizontal nach hinten ge-
richtet, mit der Spitze bis nicht ganz zur Mitte des Lobus medius
reichend; im Bereiche dieses Fortsatzes ist in den Lobus medius
eine tiefe quere Grube eingesenkt.
Thoraxdorsum in der Mitte schwarzgrünbronze; dieser Streif
gerade begrenzt, als Ganzes ziemlich genau gleichbreit wie der
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 131
lichte Anteil jedes Mesepisternum. Rest des Thorax licht orange,
auf der Ventralseite in sehr licht weißlich ockergelb übergehend.
Mesepisternale Hörnchen ziemlich robust, schwach konisch, fast
gerade, sehr annähernd parallel, in ungefähr 60° von der Hori-
zontalen nach vorne gerichtet [beider Enden vielleicht auf ein
kurzes Stück abgebrochen] (Fig. 72). Beine sehr kurz, schwach,
kurz bedornt, ohne Klauenzähne; sehr licht orange, Dornen und
Klauenspitzen schwarz.
Abdomen schlank. Sgm. 1 licht gelblich, dorsal ein schmaler
hinterer Fleck schwarzgrünbronze; 2 seitlich breit hellgelb, dorsal
schwarzgrünbronze, diese
Färbung nahe dem Ende >
durch ein schmales gelbes
Streifchen quer geteilt ; 3—7
dorsal schwarzgrünbronze,
seitlich hellgelb, diese Fär-
bung an der Basis in einem
schmalen Ring dorsalwärts
übergreifend, der in der
Mitte durch eine feine dunkle
Linie geteilt ist; 8—10 trüb
orange, dorsal mit diffuser
(postmortaler?) Verdüsterung. Appendices sehr klein; Valven
das Abdomenende um nicht mehr als deren Länge überragend.
Flügel lang und schmal, hyalin. Pterostigma etwa anderthalb-
mal länger als breit, wenig schief; sehr opak graugelb mit feinem
lichtem Saum. Cuq weit distal von der Mitte Ang 1—2; Ursprung
von A noch ein wenig weiter distal. Die Anq ziemlich weit aus-
einanderstehend, doch noch etwas näher der Mitte als die Drittel
der Strecke Basis—Nodus. Arculus an der 2. Angq., oder die ge-
ringste Spur distal. 3 antenodale Zellen im Diskoidalfeld. M,
wenig proximal vom Subnodus, Ms am Subnodus, beide genähert,
aber sich nicht berührend. Viereck sehr schief, im Vfl. erheblich
13 13 6.-54,645
mehr als im Hfl. Pnq M, und M;a 6r56+L5 Abd. 37,
19:12
Hfl. 23°5.
Die Ähnlichkeit mit den Teinobasis des Ostens der alten Welt
erstreckt sich auf die Flügeladerung, die allgemeine Körpergestalt,
die Form der Beine, das Fehlen der Klauenzähne, teilweise auch
den Färbungstypus. Vielleicht ist aber doch alles nur Konvergenz.
Amphiagrion titieacae.
Calvert, Ann. Carnegie Mus. 6, p. 203, Tab. 6, Fig. 118—120
(1909) (SP Titicaca-See in Peru und Bolivia).
Peru: 1 $ Urubamba 3500 m, 1911 (leg. Garlepp ?); 1 Oroya
(D. E. Museum, Dahlem). — Bolivia: 1 2 Guaqui, Titicaca V,
W. Schnuse (ibid.).
Das $ von Urubamba sehr gut mit der Beschreibung überein-
Fig. 72.
9* 9, Heft
132 Dr. F. Ris:
stimmend. Die roten Sgm. 1—6 ganz ohne schwarz außer einer
feinen Linie auf der Intersegmentalmembran. Fast halbkugeliger,
behaarter metasternaler Höcker wie bei A. saucium.
Ob A. andinum Förster (Jahrb. Nassau 62, p. 231—1909) ver-
schieden ist oder synonym ist nicht sicher; die terminalen Seg-
mente sind als schwarz beschrieben (postmortale Verfärbung ?
oder Varietät ?). .
Ischnura Ramburi eredula Hag. (Fig. 73).
Venezuela: 1 d, 1 2 Puerto Cabello, 1896, Forel. — Columbia:
18,2 2 or. Sabanilla 16. II. 1896 ‚‚eau salee‘‘, Bugnion.
Das @ von Puerto Cabello andromorph: Thoraxzeichnung
wie d; Sgm. 8 blau; 9 blau, dorsal mit vorderm querrechteckigem,
hinterm dreieckigem schwarzem Fleck, die ganz schmal kon-
fluieren; 10 seitlich blau, dorsal schwarz. Abd. 24, Hfl. 165.
Die @ von Sabanilla sehr rein orange, dorsale schwarze Thorax-
zeichnung sehr klein: schmale, dorsal unvollständige, durch die
orange gefärbte Mediannaht getrennte Streifchen.
Ischnura fluviatilis Selys (Fig. 74).
Argentina Tucuman: 1 d, 1 2 or. Tucuman, 24. V. 1913,
Joergensen. — Salta: 1 $ Pampa grande 2300 m, 6. XI. 1912, id. —
Catamarca: 2 & Andalzalä 1000 m, 25. I. 1915, id.
I. flwviatilis und die credula-Form der I. Ramburi stehen sich
überaus nahe. Folgendes sind die Unterschiede im 10. Sgm. und
den Appendices:
flwviatilis: Vorsprung des 10. Sgm. in der Seitenansicht nach
hinten nicht über den /
Segmentrand hinaus-
tretend;; in der Ansicht
von hinten trapezoid
mit der langen Seite
ventral, die freien Ek-
ken nicht seitwärts
vortretend. Appendix
inferior in der Seiten-
ansicht in etwa 45° WA
dorsalwärts gerichtet,
nur ganz wenig das
Niveau des superior
nach hinten überra- i
gend. Appendix superior in der Ansicht von hinten mit dem
lateralen Fortsatz breit und massig, dem medialen, der nur wenig
weiter ventralwärts reicht, schmal, einfach stumpf abschließend
(er ist in der Richtung der Längsachse des Körpers breiter, von
hinten von der schmalen Seite gesehen, Fig. 74).
credula: Vorsprung des 10. Sgm. den Segmentrand etwas
nach hinten überragend; in der Ansicht von hinten annähernd
rechteckig, aber die freien Ecken als rundliche Läppchen etwas
Fig. 74. Fig. 73.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan, Kordilleren 135
vorspringend. Appendix inierior in der Seitenansicht fast gerade
nach hinten gerichtet, das Niveau des superior erheblich über-
ragend. Appendix superior in der Ansicht von hinten mit dem
lateralen Fortsatz schmal, dem medialen erheblich weiter ventral-
wärts reichend, relativ breit, am Ende gerade abgeschnitten in
wenig von innen ventral nach außen dorsal schräger Linie (Fig. 73).
Die @ dürften ohne Kenntnis der Herkunft nicht mit einiger
Sicherheit zu unterscheiden sein. Die Form des Ramburi-$ mit
dunklem 9. Sgm. ist der /. senegalensis so ähnlich, daß ich nicht
imstande bin, die beiden ohne Kenntnis der Herkunft ganz sicher
zu unterscheiden.
Selys vergleicht in Synops. Agrion. fluviatilis mit Pumilıo,
Ramburi mit elegans, wobei leicht genügende Unterschiede heraus-
kommen, da eine nähere Verwandtschaft dieser Artenpaare nicht
besteht.
Isehnura ultima.
Ris, Deutsche entom. Zeitschr. 1908, p. 518, 519, Fig. 1 ($Q
Prov. Mendoza, Argentina) — id., M&m. Soc. ent. Belg. 22, p. 71,
95 (1913) (Prov. Cordoba).
Argentina, Salta: 6 4, 7 2 Pampa grande 2300 m, 6. XI. 1912,
Joergensen.
Etwas größere @ sind von kleinen fluvratilis-Q recht schwer
zu unterscheiden, am ehesten nach dem (l. c. 1913) angegebenen
Unterschied im Lobus posterior des Prothorax:
fluviatilis: das vorspringende mittlere Läppchen im Kreisbogen
begrenzt, ein wenig aufgerichtet, dorsal ein wenig konkav;
ultima: dasselbe flacher begrenzt in einem Bogen, dessen Scheitel
fast in eine gerade Linie übergeht, nicht aufgerichtet, dorsal
ein wenig konvex.
Das 1913 erwähnte @ von San Ignacio, Cordoba, gehört zur
grünen Form: violettliche Antehumeralstreifen, etwa gleichbreit
wie der mediale schwarze Anteil jedes Mesepisternum, ein wenig
schmaler als die humerale schwarze Binde, die die Schulternaht
um etwas mehr als die Hälfte ihrer Breite überschreitet. Abdomen
Sgm. 1—10 ganz schwarz, schwach graulich bereift. Abd. 19,
Hi, 14.
Pampa grande. 2 9 (ad.), das eine ebenso, doch der humerale
schwarze Streif dorsalwärts keilförmig verschmälert auf etwa die
Hälfte seiner ventralen Breite; lichter Antehumeralstreif zwischen
blaß lila und rötlichbraun; Abd. 23, Hfl. 15°5. — Bei dem zweiten
Expl. die lichte Thoraxfärbung durch ziemlich dichte blaugraue
Bereifung verhüllt; dunkel ein medianer Streif, der jederseitige
Anteil etwa ein Drittel der Breite des Mesepisternum, beide An-
teile durch eine Linie lichter Bereifung auf der Mediannaht ge-
trennt; auf der Schulternaht nur eine feinste schwarze Linie;
Abd. 22:5, Hfl. 15. — Beide Expl. Abdomen dorsal ganz schwazz,
9. Heft
134 Dr. F. Ris:
ziemlich stark graulich bereift. Pterostigma sehr licht ockergelb
etwas nach orange.
5 @ (juv., nicht gut erhalten). Von diesen 3 mit dem hume-
ralen schwarzen Streif vollständig und ein wenig breiter als der
lichte Antehumeralstreif, 2 mit nur sehr feiner schwarzer Linie
auf der Schulternaht. Lichte Färbung schwer definierbar: gelblich
mit schwach lila Tönen (die 3 Expl. mit breitem schwarzem
Schulterstreif), oder ohne lila und etwas mehr nach orange (die
2 Expl. mit schmalen schwarzen Schulterlinien) ;, der Unterschied
ist aber bei der geringen Erhaltung der Expl. problematisch.
Alle Expl. gleich mit blaßblauer Zeichnung des Abdomenendes:
10. und 9. Sgm. und ein buchtiger Keilfleck auf den hintern drei
Vierteln bis der hintern Hälfte des 8. Sgm.
g von San Ignacio Abd. 19, Hfl. 12, von Pampa grande
215, 145. |
Ceratura.
Die Fassl’sche Columbia-Sammlung enthält eine neue Art
dieser bis dahin monotypischen Gattung; die 2 Arten sind nach
den folgenden Merkmalen leicht zu unterscheiden:
a) capreola &: Vollständige, gerade, schmale Antehumeral-
linien. Die humerale schwarze Zeichnung schließt seitlich in einer
Linie ab, die über die Mitte des Mesinfraepisternum etwas schräg
nach hinten oben gerade verläuft bis nahe zum dorsalen Rande
des Mesepimeron, wo sie in stumpfem Winkel auf die vordere
Seitennaht abbiegt. Metinfraepisternum licht, höchstens mit
einem winzigen schwärzlichen Strichel vorne an der Coxa 3. Im
dorsalen Ende der hintern Seitennaht ein kleines schwarzes Fleck-
chen. Lichte Zeichnung des Thorax grünblau bis blaugrün. Ab-
domen Sgm. 8 in mindestens der vordern Hälfte dorsal schwarz,
am hintern Rande ein vollständiger oder dorsal unterbrochener
blauer Ring; 9 blau; 10 seitlich blau, dorsal schwarz. Appendix
inferior bifid: schmaler und langer ventraler, breiterer und etwas
kürzerer dorsaler Ast. Dorsaler Gabelfortsatz des 10. Sgm. mit
seinen Spitzen ventralwärts geneigt (Fig. 75).
b) indivisa &: Breitere, keilförmige, ventralwärts verschmälerte
Antehumeralbinde über die dor-
sale Hälfte oder die dorsalen zwei
Drittel des Mesepisternum. Die
humerale schwarze Zeichnung
nach hinten winklig begrenzt:
im ventralen Drittel ein breiter
Vorsprung, der das ganze Mesin-
fraepisternum und die ganze Breite
des Mesepimeron bedeckt;in der
Mitte auf etwas größere Länge
Fig. 76. Fig, 75. die Schulternaht nur ganz wenig
nach hinten überschreitend; am dorsalen Ende in rechtwinkligem
Vorsprung auf das Ende der vordern Seitennaht übergreifend.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 135
Metinfraepisternum schwarz bis auf eine kleine ventral-hintere
Ecke. Kräftiges, rechteckiges schwarzes Fleckchen im dorsalen
Ende der hintern Seitennaht. Lichte Zeichnung des Thorax rein-
blau, von der Farbe der Postokularflecken. Abdomen Sgm. 8—9
ganz blau; 10 seitlich blau, dorsal schwarz. Appendix inferior
nicht bifid, nur mit dem ventralen Fortsatz, der etwas robuster
und weniger dorsalwärts gekrümmt ist als bei caßreola. Dorsaler
Gabelfortsatz des 10. Sgm. steiler, gerade nach hinten gerichtet.
Kopf und Thorax ein wenig robuster (Fig. 76).
Ceratura ceapreola Hag. (Fig. 75).
Guatemala: 2 9,2% or. Los Amates, 16. I. 1905, E. B. William-
son. — Honduras: 2 & Puerto Cortez, 2. III. 1905, id. — Ecuador:
1 $ Guayaquil, Campos Ribadeneira. — Peru: 2 $ Callao (leg.
Kinbergen, Mus. Stockholm). — Argentina: 1 & Jujuy, IV. 1911,
Joergensen (Mem. Soc. ent. Belg. 22, p. 70—1913). — Antillen:
4 &, 1 2 gr. Fort de France, Martinique, 9. II. 1896, Forel. —
Brasilien: 8 & Bahia, Rio Vermelho, 13. X. 1890, Ris.
Größe ziemlich variabel, die kleinsten Expl. aus Zentral-
amerika. & Abd. 16°5, Hfl. 10 (Pto. Cortez) ; 17'5, 10°5 (Los Amates);
185, 10°5 (Guayaquil); 20, 115 bis 21, 12 (Ft. de France); 18,
10°5 bis 20, 115 (Bahia). 2 17°5, 11'5 (Los Amates); 21, 13 (Ft. de
France).
Die Appendices und Gabel des 10. Sgm. bei der ganzen Reihe
übereinstimmend; bei allen Expl. ist der dorsale Ast des Appendix
inferior gut sichtbar, wie Fig. 75.
g Sgm. 8 variabel ohne Abhängigkeit von der Herkunft;
ın der Reihe von Bahia z. B.: distale Hälfte blau und auf der
proximalen Hälfte Dorsum schwarz, Seiten blau; am andern
Extrem Dorsum schwarz und nur im distalen Drittel die Seiten
blau. Keine Variabilität der Thoraxzeichnung.
| Ceratura indivisa n. sp. (Fig. 76).
Columbia: 2 $ Matagang, Caucatal 1000 m.
‘ & (ad., in den Farben sehr gut erhalten, Sgm. 8—10 fehlen
dem einen Expl.). Occiput lateral licht grünlichblau, medial
schwarz, dorsal auf etwa zwei Drittel der Breite, ventral etwas
weniger als die Hälfte. Unterlippe weißlich. Oberlippe lichtgrün,
eine feine Linie der Basis schwarz, in der Mitte in einem gröbern
Punkt etwas vorspringend. Mandibelbasis, Genae, Anteclypeus,
Stirn bis an die Fühlerbasis in fast geradem Abschluß licht bläu-
lichgrün. Postclypeus schwarz, etwas grünmetallisch. Vertex
schwarz; große, runde, rein blaue Postokularflecken; eine davon
getrennte licht grünliche Linie auf der geraden Occipitalkante.
Prothorax schwarz, die Seiten schmal blau; auf dem freien
hintern Rand fünf blaue Fleckchen. Lobus posterior schmal,
aufgerichtet, im Umriß sehr flach dreieckig, die Mitte als stumpfes,
blau gefärbtes Höckerchen ein wenig dorsalwärts vorspringend.
Thoraxzeichnung siehe Tab. Deutliche Laminae mesostigmales,
9. Heit
136 Dr. F. Ris:
deren mediales und laterales Ende ein wenig dorsalwärts vorspringt.
Beine robust; Coxae hellgelb, Femora und Tibien grünlich; sehr
breite, scharf begrenzte schwarze Linien auf der Außenseite der
Femora, schmale der Tibien. Klauenzähne deutlich, der Spitze
nicht genähert.
Abdomen Sgm. 1 dorsal schwarz, die Seiten und die Inter-
segmentalmembran hellblau; 2 dorsal schwarzgrünbronze, seitlich
hellblau; 3—7 dorsal schwarzgrünbronze, Seiten und schmale,
unterbrochene basale Ringel licht gelblich; 8—9 blau; 10 seitlich
blau, dorsal schwarz. Sgm. 10 und Appendices siehe Tab.
Flügel sehr schwach gelblich. Pterostigma in Vfl. und Hfl.
fast gleich, nur im Vfl. eben merklich ein wenig breiter; licht grau-
gelb mit rein gelbem Saume. Arculus wie capreola erheblich
distal von der 2. Angq.; 3 antenodale Zellen im Diskoidalfeld.
Cuq fast genau in der Mitte Ang 1—2. Pnq = und 8: M,
4: 2,2 3% + 2% 3% + 2%
und Mja 313343 und PETRERETVSE EVA Abd. 18.5,
EifL. 14.
Telagrion.
Aus den Kordilleren liegt von zwei nahestehenden Arten je
ein & vor. Sie entsprechen ungefähr der Selys’schen Definition
der Gattung. Dem einzigen mir sonst noch vorliegenden Telagrion,
Daeckei, entspricht Flügelform und Aderung recht nahe. Doch
sind beide Arten gegenüber T. Daeckei (und der Definition) etwas
robuster und sind insbesondere die Beine robuster und länger, mit
8—-10 Dornen in der äußern Reihe der 3. Tibien (gegen 5—6 der
Definition). Beiden Arten gemeinsam: Flügel sehr schmal und
langgestreckt, leicht gelb; Pterostigma sehr klein, annähernd
quadratisch, schwarz. Färbung an Kopf und Thorax schwärzlich
und grünblau (seegrün), am Abdomen orangerot, schwarz und
himmelblau.
a) Kleinere Art. Abdomen Sgm. 3—6 orangerot, auf dem
Dorsum ein terminaler, etwas diffuser schwärzlicher Fleck
von etwa einem Sechstel der Segmentlänge. Am dorsalen
Rand des Appendix superior ein scharf vorspringendes Spitz-
chen; inferior kürzer als superior, hellgelb. _ quadricolor
b) Größere Art. Abdomen Sgm. 3—5 orangerot, nur die Inter-
segmentalmembran schwärzlich; 6 vorne und vorne seitlich
rot, hinten und vorne-dorsal schwarz. Kein Spitzchen am
dorsalen Rand des Appendix superior; inferior etwa gleich-
lang, schwarz. oreas
Telagrion quadricolor n. sp. (Fig. 77).
Peru: 1 $ Santa Ana bei Cuzco, 2300 m, 1911 (leg. Garlepp?).
& (ad.). Occiput und Unterlippe licht gelblich (Ausschnitt
des Mittellappens der Unterlippe nicht richtig erkennbar, da die
Libellen (Odonata) aus der Region ‘der amerikan. Kordilleren 137
Teile durch Quetschung des Kopfes etwas verschoben sind). Ober:
lippe, Anteclypeus, Mandibelbasis und Genae oliv. Postclypeus,
Stirn und Vertex schwarz, matt; große, stumpf dreieckige, see-
grüne Postokularflecken, die den Augenrand erreichen und vom
Occipitalrand nur durch eine schmale dunkle Linie getrennt sind.
Stirn und Vertex sehr lang behaart.
Prothorax dorsal schwarz, die Seiten mäßig breit licht RE
gelb. Lobus posterior trapezoid, in etwa 60° aufgerichtet, die
freie Seite etwas länger als die Basis und schwach konkav, das
‘Ganze über die Fläche gebogen, so daß die dorsale Fläche ziemlich
tief konkav ist.
Thorax ziemlich schmal. Dorsum schokoladebraun; seegrüne,
vollständige, gerade Antehumeralstreifen von etwa einem Viertel
der Breite des Mesepisternum iegen etwa um die eigene Breite
abgerückt vor der Schulternaht. Seiten: schokoladebraun auf
dem vordern Drittel, seegrün auf den hintern zwei Dritteln des
Mesepimeron; Metepisternum seegrün, ventralwärts diffus in blaß-
ockergelb übergehend ; Metepimeron, Mes- und Metinfraepisternum,
Metasterna blaß gelblich. Laminae mesostigmales klein, schmal
dreieckig. Beine mäßig lang und ziemlich robust; Dornen kurz,
etwa 10 in der äußern Reihe der 3. Tibien; Klauenzähne kräftig,
ziemlich viel kürzer als die Spitzen; gelblich, Dornen, Außenseite
der Femora breit, der Tibien schmal, Gelenkenden in Ringeln
schwärzlich.
Abdomen schlank. Sgm. 1 seitlich hellgelb, dorsal vorne trüb
rötlich, hinten schwärzlich; 2 seitlich hellgelb, dorsal trüb rost-
farben, vorne zwei etwas diffuse, dreieckige schwarze Fleckchen;
8—6 orangerot, zum
Seitenrand allmählich
inhellgelb übergehend,
terminal-dorsale
schwärzliche Flecken
von etwa einem Sechs-
tel der Segmentlänge;
7 dorsal schwarz, seit-
lich trüb orange ; 8dor- A
sal blau mit zwei brei-
ten schwarzen Längs-
streifen über zwei Drit-
tel der Länge, die Fig. 77.
vorne auf ein Viertel der Länge konfluieren, seitlich in den vor-
dern zwei Dritteln trüb orange, im hintern Drittel blau;
9 blau; 10 dorsal schwarz, seitlich hellgelb. Hinterer Rand von
Sgm. 10 in der Mitte kaum aufgerichtet mit sehr kleiner und
flacher Ausrandung. Appendices klein, obere schwärzlich, untere
hellgelb; Tab. und Fig. 77.
Flügel ziemlich stark gelb. Pterostigma schwarz, klein,
kaum die Hälfte der unten liegenden Zelle; annähernd quadratisch,
9. Heft
138 Dr. F. Ris:
nur der kostal-distale Winkel etwas spitzer. Cuq ein wenig distal
von der Mitte Ang 1—2, etwas weiter = SS A genau an der Cug.
Antenodale Zellen im Diskoidalfeld 7, Pngq sale: ; M, und
6+3°6+3
= = 11-11
M ja 5, 43%, 5+3 Ms am Subnodus, M, eine gute Zellbreite
proximal. Abd. 30°5, Hfl. 22:35.
Telagrion oreas n. sp. (Fig. 78).
Columbia: 1 & Monte Socorro 2300 m, VII. 1909.
d (ad.). Occiput licht gelblich. Unterlippel icht gelblich;
im Mittellappen sehr schmale Spalte auf etwa ein: Viertel
der Länge. Oberlippe, Anteclypeus, Mandibelbasis und Genae
oliv. Postelypeus, Stirn und Vertex mattschwarz; große, runde
dunkelblaue Postokularilecken, die den Augenrand ganz hinten
streifen und vom ÖOccipitalrand durch eine schmale schwarze
Linie getrennt bleiben. Fühler schwarz. Stirn und Vertex
lang behaart.
Prothorax in der Mitte mäßig breit und etwas buchtig schwarz,
die Seiten aus dunkelbraun in gelblich übergehend. Lobus posterior
fast niederliegend (kaum 30°), querrechteckig, in der Mitte des
freien Randes eine kleine Ausrandung im Bogen, dorsal nur
schwach konkav.
Thorax für die Statur der Art klein. Dorsum schokolade-
braun; seegrüne Antehumeralstreifen von etwa einem Viertel der
Breite des Mesepisternum, um etwas weniger als die eigene Breite
von der. Schulternaht abstehend, nahe dem dorsalen Ende ein
wenig eingeschnürt. Seiten seegrün, nach dem ventralen Rande
allmählich in licht gelblich übergehend; die humerale dunkle
Färbung überschreitet die Schulternaht auf kaum ein Viertel der
Breite des 'Mesepimeron; schmale und etwas diffuse goldbraune
Binde über die dorsalen drei Viertel der hintern Seitennaht;
schwarz ein Komma im dorsalen Ende der Schulternaht und
der hintern Seitennaht, ein schmaler Saum der dorso-lateralen
Nähte. Ventralseite trüb gelblich. Beine ziemlich lang und robust;
8 Dornen in der äußern Reihe der 3. Tibien; kräftige Klauen-
zähne, kürzer als die Spitzen; schwarz, Femora 2 und 3 innen
trüb rotbraun.
Abdomen lang und ziemlich rare Sgm. 1 seitlich licht
seegrün, dorsal dunkelbraun, hinten mit querovalem seegrünem
Fleck; 2 dorsal trüb orange, nach vorne diffus in braun über-
gehend, seitlich licht grünlichgelb; 3—5 licht orangerot, zum
Seitenrand diffus in gelborange aufgehellt, am Segmentende nur
ein sehr schwacher Schatten und schwärzlich nur die Intersegmental-
membran, 6 vorne und seitlich orange, dorsal hinten schwarz,
etwas metallglänzend; 7 schwarz mit schmal rötlichem Seitenrand
über die vordern drei Viertel; 8 dorsal blau, seitlich rötlich, beide
Farben durch breite schwarze Längsstreifen getrennt, die an der
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 139
Basis weit abstehen, nahe dem Ende durch einen dreieckigen Fort-
satz bis fast zur Vereinigung dorsalwärts erweitert sind; 9 blau
mit einer ähnlichen, nur schmälern und kürzern schwarzen Zeich-
nung; 10 dorsal schwarz, seitlich hellgelb. Der Rand des 10. Sgm.
(gequetscht) scheint
in der Mitte weder
aufgerichtet noch
ausgerandet. Ap-
pendices schwärz-
lich, Tab.undFig .78.
Flügel ziemlich
stark gelblich. Pte-
rostigma schwarz,
klein, nicht viel
mehr als die Hälfte
der unten liegenden
Zelle; fast quadra- Fig. 78.
tisch, nur sehr wenig und symmetrisch zur rhombischen Form
verschoben. Cuq fast genau in der Mitte Ang 1—2. A ein
wenig proximal von Cuq, ein wenig mehr im Vfl. als im Hfl.,
aber überall weniger als die Länge der Cuq. Antenodale Zellen
ee 14 14. 6.46 ET.
im Diskoidalfeld 3; Pnq 19:15: M, und M,a Be; Ms
am Subnodus, M, eine sehr kleine Distanz proximal. Abd. 37,
Hfl. 25: 4°5.
UNTERORDNUNG ANISOPTERA.
FAM. AESCHNIDAE.
Subfam. Gomphinae.
Die Gomphinen sind in unsern Sammlungen aus dem Kor-
dilleren-Gebiet sehr schwach vertreten, nach Arten und Indivi-
duen. Wahrscheinlich ist die Region an diesen Formen nicht be-
‚sonders reich, da viele von ihnen keine Waldtiere sind; gleichwohl
ist die Vertretung jedenfalls eine ganz ungenügende und bleibt
noch vieles zu entdecken.
. Progomphus.
Vorliegende 5 Expl. gehören sicher‘ zu 4 Arten, von denen
nur eine fraglich beschrieben ist. Über die Wahl des Gattungs-
namens (gegenüber Gomphoides nach Muttkowski) vgl. unsere Be-
merkung in Mem. Soc. ent. Belg. 19, p. 102—103, 1911. Ich bin
heute noch der Meinung, daß die dort gegebene Argumentation
zutrifft, trotzdem mir die gegensätzliche Anschauung der Rigo-
risten in Nomenklaturfragen bekannt ist.
Die Gattung ist zweifellos sehr artenreich.
Progomphus longistigma n. sp. (Fig. 79—82).
Costarica: 1 SR cop. Infernillo, Reventazon 1000 m, 1913.
9. Heit
140 Dr. F. Ris:
dä Occiput schwarz, am Augenrand in der Mitte ein kleiner
runder Fleck, ventral ein schmaler Saum licht oliv. Unterlippe
trüb lichtbraun. Oberlippe sehr dunkel rotbraun; Mandibelbasis
und Genae licht olivgrün; Anteclypeus in der dorsalen Hälfte trüb
oliv, in einer unterhalb einer stumpfen Kante mehr nach vorne
gerichteten Fläche dunkel rotbraun; Postclypeus dunkel rotbraun.
Die Stirn springt wenig vor; vor ihrer stumpfen Kante ist in der
reinen Dorsalansicht der Mund sichtbar; dorsal die Basis schmal
schwärzlich, der Rest licht oliv, diese Färbung auf die vordere
Fläche schmal übergreifend, deren Rest dunkel rotbraun. Vertex
schwärzlich. Occipitalplatte ähnlich gebildet wie beim 2 (q. v.),
doch die Ausrandung nicht ganz so tief.
‚Prothorax (nicht gut sichtbar). Thorax dunkel tief samtig
rotbraun und lichtgrün etwas nach oliv; Zeichnung siehe Fig. 79.
Beine schwarz; Coxae, Trochanteren und äußerste Basis der
Femora rotbraun, Innenseite der Femora 1 licht grünlich.
Fig. 79. Fig. 83. Fig. 85.
Abdomen Sgm. 1—2 sehr mäßig erweitert, 3—7 schlank,
8—10 sehr mäßig in lateraler Richtung erweitert. Sgm. 1 Seiten
licht grünlich, Dorsum sehr dunkel rotbraun; 2 \Dorsum
schwarz mit vollständiger, licht gelblicher, ziemlich schmaler
Längsbinde, Seiten licht grünlich, die schwarze Färbung hinten
an der Querkante schmal bis
fast zum ventralen Rand; 3
schwarz mit sehr feiner gelber
Dorsallinie und keilförmigen,
lateral-vordern Streifchen bis
zur. Querkante; 4-6 ganz
schwarz; 7 schwarz mit voll-
ständigem gelbem Ring vorne
bis zur Querkante;, 8—10
ganz schwarz. Sgm. 1 ohne
ventralen Fortsatz, nur ein
kleiner querer Wulst auf der
Mitte der Bauchplatte. Geni-
Fig. 80. talien am 2. Sgm. vom Typus der
Gattung ohne Besonderheiten. Appendices Fig. 80, distale Hälfte
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 141
der superiores hellgelb, alles übrige schwarz. Man erkennt am
Basalstück des Appendix inferior (in der Figur nicht wiederzu-
geben) eine tiefe mediane Spalte zwischen stumpfdreieckigen
Fortsätzen, die über die Subanalplatten nur eben ein wenig hervor-
ragen. Subanalplatten ohne Fortsätze.
Flügel hyalin; Basis bis t sehr blaß gelblich; Pterostigma
enorm lang und ziemlich schmal, gelbbraun, die Ränder breit und
diffus dunkler. Rechte Seite Fig. 82. Linke Seite: t5 Zellen,
ti 5 Zellen; basale Scq 1, Cuq 1; im Analfeld des Vfl. proximal
vom t2 x 2 Zellen, 4 +5 Zellen in der Mitte der Strecke distal
vom t; Diskoidalfeld im Vfl. 2 Reihen bis zum Nodus, im Hfl.
bis zum Brückenursprung; Queradern M, „— Mı2 ; ht 0; Anal-
dreieck 3 Zellen; Anq (kostal) 1. Pnq nn
2 Kopf wie d. Occipitalplatte (Fig. 81, S. 142) tief drei-
eckig ausgerandet, die scharfen Ränder ein wenig aufge-
richtet. Thoraxfärbung (weniger gut erhalten) etwas lichter
rotbraun und trüb gelblichgrün. Die Zeichnung im Prinzip
dieselbe, doch die dunkeln Seitenstreifen nur teilweise erkenn-
bar, lichter und diffuser (wegen Zersetzung nicht genau fest-
zustellen). Femora trüb licht rötlichbraun, Tibien und Tarsen
schwärzlich.. Abdomen ziemlich’ robust, zylindrisch, Seiten-
ränder der terminalen Segmente nicht erweitert. Schwärzlich
mit lichten gelblichen Zeichnungen (die teilweise wegen Zer-
setzung nicht gut festzustellen sind), sicher sind: die Seiten
von Sgm. 1—2, dorsale Längslinie, 2—3 schmale unterbro-
chene Seitenbinden 3—6, fast vollständiger basaler Ring bis
zur Querkante 7. Valvula vulvae klein, etwa ein Drittel der
Länge der 9. Bauchplatte, tief in zwei dreieckige Läppchen
geteilt. Appendices klein, ziemlich robust, in der distalen Hälfte
gelblich.
Flügel distalwärts diffus gelbgrau getrübt, sonst wie d.
2 Zellen, wo Zellen; basale Scq 1, Cuq 1; im Analfeld
22 22
der Vfl. beiderseits 3 x 2 Zellen proximal vom t, distal vom t
in der Mitte des Feldes rechts 7 + 8, links 9 + 10 Zellen; Diskoidal-
feld im Vfl. rechts 2 Reihen bis 2 Zellen proximal vom Nodus,
links bis zum Nodus; im Hfl. 2 Reihen bis halbwegs vom Brücken-
t
ursprung zum Nodus; Queradern MMS; Ang (kostal)
16 16, E 13 11
TEN ae |
g Abd. 28, Hfl. 22, Pt. 4; 2 28, 25, 43.
9. Heft
142 Dr. F. Ris:
? Progomphus pygmaeus Selys (Fig. 83, 84). _
3. Addit. Synops. Gomph., p. 58 (1873) ($ Bogota). — Calvert,
Biol. C. A. Neur., p. 149, 151, Tab. 7, Fig. 4, 4a (1905) (SQ Guate-
mala, Columbia, Britisch Guiana, Matto Grosso).
Columbia: 1 2 Rio Negro 500 m, 1910.
Da der Status der Art durchaus unsicher und die Identität
unseres Exemplars ungewiß ist, so wird von diesem eine Be-
schreibung gegeben, die vielleicht erlauben wird, es später einzu-
reihen.
Q (ad., ziemlich gut erhalten). Occiput und Unterlippe licht
gelblichbraun. Oberlippe und Postclypeus trüb und mäßig dunkel
rotbraun; Mandibelbasis, Genae und Anteclypeus licht oliv etwas
nach bläulich. Stirn wenig vor-
springend, die Kantestumpf, in reiner
Dorsalansicht der Mund sichtbar;
Basis schmal rotbraun, Dorsalseite
im übrigen bläulich oliv, diese Fär-
bung auf etwa die obere Hälfte der
vordern Seite übergehend, der Rest
derselben rotbraun. Vertex licht
rostfarben. Occipitalplatte rotbraun,
ihr freier Rand sehr flach konkav,
in der Mitte mit einer sehr kleinen
Ausrandung (Fig. 84).
Prothorax rostfarben, Seiten
diffus trüb grünlich. Thorax dunkel
rotbraun mit trüb lichtgrün, etwas
nach oliv; Zeichnung Fig. 83 (S. 140).
Beine grünlichgelb, distalwärts mehr
rotbraun, Innenseite der Tibien und
Tarsen und Enden der Femora diffus
schwärzlich.
Abdomen kurz und ziemlich robust, fast zylindrisch, Basis
sehr wenig erweitert; Seiten der terminalen Segmente nicht er-
weitert. Trüb braun, nach dem Ende mehr in schwärzlich über-
gehend, gelbliche Zeichnungen (deren Grenzen durch Zersetzung
teilweise undeutlich sind): Seiten von Sgm. 1—2; schmale seit-
liche Längsbinde 3—9, vollständig, aber durch die schmal schwarzen
Segmentenden und Querkanten unterbrochen; 10 ganz dunkel.
Valvula vulvae sehr klein, weniger als ein Viertel der Länge der
9. Bauchplatte, durch einen runden Ausschnitt in zwei rundliche
Läppchen tief geteilt. Appendices in der distalen Hälfte trüb oliv;
ziemlich breit, in dorsoventraler Richtung platt, abrupt in ein
sehr scharfes Spitzchen ausgehend.
Flügel hyalin, sehr schwach gelblich; Pterostigma trüb ocker-
gelb, diffus etwas dunkler gesäumt, mit starken schwarzen Rand-
Fig. 84,
YO)
“5
Fig. 81.
adern. t — Zellen, ti 45 Zellen; basale Scq 1, Cuq 1; im Anal-
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 143
feld der Vfl. nur eine Zellreihe, bloß rechts einmal 2 Zellen weit
distal von t; Diskoidalfeld im Vfl. 2 Reihen bis distal vom Nodus,
im Hfl. bis zum Nodus; Queradern M,3—M, _ ht 0; Angq
12 12 Toten
(Kostal) 10-10 Png 7 Distale Seite der q stark gebrochen.
Apd: 23. Hl. 20:5, Pt. 3:
Progomphus phyllochromus n. sp. (Fig. 85, 86).
Peru: 1 & Pozuzo (durch Rolle 1911).
Statur des P. gracilis. Verschieden durch: basale Scq vor-
handen; 2 Cuq im Vfl. Thoraxzeichnung rein grün (statt gelb);
Metepisternale lichte Binde vorhanden (fehlt gracilis) ; mesepister-
nale grüne Binde viel breiter als die gelbe von gracilis; kein lichter
Fleck dorsal-vorne an der Schulternaht; Einzelheiten der
Appendices.
& (ad., gut erhalten). Occiput rotbraun, am Augenrand
lichtgrüne Flecken, ein rundlicher in der Mitte, schmaler Saum
an der ventralen Hälfte. Unterlippe trüb hellbraun. Oberlippe,
Anteclypeus, Postclypeus trüb rotbraun etwas nach oliv. Mandibel-
basis und Genae licht grünlich, Andeutung einer ähnlichen Nuance
auf der Mitte des Anteelypeus. Stirn dorsal lichtgrün mit schmal
rotbrauner Basis, vorne die grüne Farbe schmal übergreifend,
der Rest von der Farbe des Gesichts, rotbraun. Vertex dunkel
rotbraun. Occipitalplatte schwach konkav begrenzt, in der Mitte
mit einer kleinen Kerbe, vor
derselben ein kleines Höcker-
chen auf der Fläche, der freie
Rand mit langen Borsten
ziemlich dicht besetzt.
Prothorax dunkel rot-
braun, schmale grüne Streif-
chen an den Seitenkanten.
Thorax dunkel rotbraun und
lichtgrün, Fig. 85 (S. 140). Beine
trüb hellbraun, etwas nach
grünlich, die Außenseiten diffus
dunkler und mehr rotbraun.
Abdomen außer Sgm. 1
dunkelbraun und trüb ocker-
gelb. Sgm. 1 hell rotbraun, auf den Seiten ein lichtgrüner Fleck; 2
ockergelbe, etwas buchtige Dorsalbinde, seitlich ein grünliches Fleck-
vorne am Öhrchen und ein fast quadratischer ockergelber Fleck
hinter der Querkante; 3 vollständige gelbe dorsale Linie und voll-
ständige, ziemlich breite Längsbinde am Seitenrand, 4—5 dorsale
Linie schmäler, seitlich nur ein vorderer Keilfleck bis zur Quer-
kante: 6 nur die seitlichen Keilflecken; 7 vollständiger lichter
Ring vorne bis zur Querkante, über diese hinaus schmale dorsale
Fig. 86.
9. Heft
144 Dr. F. Ris:
Linie bis zum Ende und breitere seitliche Fortsätze bis halbwegs
zum Ende; 8—10 seitlich licht rotbraun, dorsal in diffusem Über-
gang schwärzlich. Appendices Fig. 86, distale zwei Fünftel der
superiores hellgelb, Subanalplatten licht rotbraun, der Rest schwarz.
Genitalien am 2. Sgm. von dem wenig variablen Typus der Gattung,
ohne Besonderheiten.
Flügel stark und etwas graulich gelb; Pterostigma trüb ocker-
gelb, diffus dunkler gesäumt, 155 Zellen, im Vfl. die kostale
Seite kürzer als die ungefähr gleichlangen andern, tes distale
mäßig gebrochen; 155 5 Zellen; basale Scq 1; Cuq 5 PER im Anal-
feld der Vfl. proximal vom t je einmal 2 Zellen, 2 Reihen in der
distalen Hälfte des Feldes distal vom t; Diskoidalfeld in Vfl. und
Hfl. 2 Reihen bis etwa halbwegs vom Brückenursprung zum
6 °5,
Nodus; Queradern M,3 — M, YErt ht 0; Analdreiecke 3 Zellen;
/ 16 14 117%
Progomphus perpusillus n. sp. (Fig. 87—89).
Peru: 1 $ Hamburgo, Rio Saimiria, Ob. Amazonas, 5. VII.
1912, Dres. Bluntschli und Peyer.
Die kleinste aller bekannten Gomphinen und eine der kleinsten
anisopteren Libellen überhaupt (die kleinste, die Libelluline
Nannophya pygmaea mißt Abd. 10, Hfl. 13). Nach der Aderung,
Fig. 37. Fig. 88.
trotz den teilweise freien t, und dem Typus der Appendices ein
zweifelloser Progomphus. Trotz der mangelhaften Erhaltung des
Exemplars wird hier die Art beschrieben, da sie sicher nach den
Strukturmerkmalen erkennbar bleibt.
& (sehr juv.). Von der noch ganz unbestimmbaren Färbung,
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 145
die eben ausgeschlüpften Gomphinen gemein ist; trüb gelbbraun
mit einzelnen dunklern Zeichnungen, die aber nirgends definierbar
sind. Beine sehr licht weißlichgelb mit schwarzen Dornen. Appen-
dices ebenso licht, schwärzlich nur eine lateral-ventrale Reihe von
Höckerchen der superiores und eine knopfförmige Verdickung am
Ende des medialen Astes jedes der Fortsätze des inferior.
Kopf relativ groß. Stirn etwas mehr vorspringend als bei
longistigma und dygmaeus. Freier Rand der Occipitalplatte fast
gerade, mit einer sehr kleinen Kerbe in der Mitte. Beine robust,
ohne Besonderheiten der Bedornung. Genitalien am 2. Sgm. vom
Typus der Gattung (Fig. 88). Appendices Fig. 87.
Vfl. hyalin, Hfl. bis etwas distal vom Nodus licht gelblich;
Pterostigma noch ohne Färbung. Rechte Seite Fig. 89. Linke
Seite: t7 Zellen, 7 Zellen: basale Scq 1, ug 1: Im Analield
der Vfl. einmal 2 Zellen proximal von t, distal von t nur eine Reihe;
Diskoidalfeld im Vil. 2 Reihen bis ganz nahe zum Rand, im Hfl.
bis 2 Zellen distal vom Nodus; QOueradern M,—„ —M, 5: ht 0;
Analdieieck 3 Zellen: Ang (kostal) —, Pnq n Abd. 18, Hfl. 15,
7
EL din:
Epigomphus.
Gestalt und Färbung der sehr eigenartigen in dieser Gattung
vereinigten Formen läßt in ihnen Waldtiere vermuten und die
Herkunft des immerhin noch spärlichen Materials spricht im selben
Sinne. Ich bin nicht überzeugt, daß ihre Verwandtschaft mit
Diaphlebia so nahe ist, wie Calvert (Ent. News 14,p. 186 ff.—1903)
annimmt. Epigomphus ist eine der Charaktergattungen des hier
behandelten Gebietes, die erstbeschriebene Art, daludosus aus dem
atlantischen Südbrasilien, erscheint als ein entfernter Außenposten.
Über 6 vorliegende Arten die folgende
Tabelle der £.
A. Appendix inferior robust, durch eine stumpfwinklige Aus-
randung bis auf höchstens die Hälfte seiner Länge geteilt, die
Äste breit dreieckig. Appendices superiores stark ventralwärts
geneigt, am Ende in ziemlich langer Linie gerade abgeschnitten,
gezähnt. 10. Sgm. sehr groß, fast kugelig.
a) Außer dem Antehumeralstreif eine vollständige mesepi-
sternale helle Linie vorne an der Schulternaht. Stirn oben
grünlich außer der schwarzen Basis, die lichte Färbung
die Vorderkante ganz schmal überschreitend. Appendices
superiores etwa von der Länge des 10. Sgm., im distalen
Drittel scharf ventralwärts geknickt. Appendix inferior mit
den vorspringenden lateralen Fortsätzen divergent; auf der
dorsalen Fläche die Mitte als tiefe Grube eingesenkt; die
Kante, welche diese Grube lateralwärts begrenzt, geht nahe
Archiv für Naturgeschichte
1916. A, 9. 10 9. Heft
146
Dr. E. Rıks:
dem distalen Ende jederseits in einen starken, dorsalwärts
gerichteten Zahn aus (Fig. 91—93). armatus
aa) Außer dem Antehumeralstreif nur ein Punkt vorne am
Flügelsinus, in der Mitte zwischen jenem und der Schulter-
naht. Stirn ganz dunkel außer kleinen ockergelben Streifen
jederseits am lateralen Viertel der Vorderkante auf der
dorsalen Seite. Appendices superiores erheblich kürzer als
das 10. Sgm., in fast gleichmäßiger Kurve ventralwärts
geneigt. Appendix inferior mit den vorspringenden late-
ralen Fortsätzen nicht divergent, ‚gerade nach hinten ge-
richtet; die dorsale Fläche basal in der ganzen Breite kon-
kav, etwa bis zur Höhe der Bifurkation; distalwärts von
der Konkavität jederseits mehrere, etwa 4, unregelmäßig
geformte und gestellte Höcker (Fig. 94, 95). tumefactus
B. Appendix inferior schwächer, auf mindestens zwei Drittel der
Länge in zwei schlanke, etwas divergente Äste geteilt.
b)
bb)
Appendices superiores in der distalen Hälfte stark ventral-
wärts geneigt, das Ende etwas erweitert, in gerader Linie
abgeschnitten, gezähnt. Äste des Appendix inferior einfach,
ohne besondere Armatur, ihr äußerstes Ende etwas abrupt
dorsalwärts gebogen. Außer dem Antehumeralstreif eine
zweite vollständige grüne Linie vorne an der Schulternaht.
subobtusus
Appendices superiores schlank, konisch, schwach ventral-
wärts geneigt, das Ende eine stumpfe Spitze. Äste des
Appendix inferior mit besonderer Armatur. Außer dem
Antehumeralstreif nur ein grünlicher Punkt vorne am
Flügelsinus etwa in der Mitte zwischen jenem und der
Schulternaht.
ßß. Ende der Äste des Appendix inferior zu einer kleinen
Platte erweitert, deren lateral-hinterer Rand tief aus-
geschnitten ist, der Ausschnitt durch dichte kon-
“ vergente Borstenbüschel ausgefüllt. Appendices su-
periores kürzer als die Äste des inferior (Fig. 96, 97).
Grüner Streif des Mesepimeron eine schmale Linie;
deren dorsales Ende weicht nach hinten einem rund-
lichen Höcker aus, der in der dorsal-vordern Ecke des
Mesepimeron steht. obtusus
ßß’. Ende der Äste des Appendix inferior schlank, etwas
dorsalwärts gebogen, ohne mehr als die gewöhnliche
Behaarung; ihm geht ein dorsalwärts gerichteter Zahn
voran. Appendices superiores gleichlang wie die Äste
des inferior (Fig. 99, 100). Dorsale Mitte des 10. Sgm.
in einen bedornten Höcker erhoben. Grüner Streif des
Mesepimeron eine schmale Linie, das dorsale Ende
kaum erweitert, gerade; kein mesepimeraler Höcker.
Hama
ßß’”. Appendices ähnlich der vorigen Art, doch superiores
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 147
und Äste des inferior schlanker; dorsaler Zahn der
letzteren kleiner, näher der Spitze, mehr an den late-
ralen Rand gestellt, so daß er in der Ventralansicht
sichtbar wird (Fig. 102, 103). Kein dorsaler Höcker
des 10. Sgm., nur eine Gruppe von Zähnchen auf der
gleichmäßigen Wölbung; dagegen eine stumpfe Kante
der hintern Hälfte etwas über den hintern Rand vor-
springend. Lichter Streif des Mesepimeron breit, fast
doppelt so breit wie der antehumerale, dorsal ein wenig
erweitert; kein mesepimeraler Höcker. Lichte. Zeich-
nung des Abdomens umfangreicher als bei der vorigen
Art. hylaeus
Über die Q@ sind die Beschreibungen unter den einzelnen Arten
zu vergleichen (fehlen von Zumefactus und hylaeus).
Die Struktur des Vertex in der Umgebung der hintern Ocellen
läßt sich am besten beschreiben als Modifikation einer allgemeinen
Grundform wie folgt: Die hintern Ocellen stehen auf etwas er-
höhter Basis; diese ist in der hintern Hälfte (oder etwas mehr oder
weniger) umgeben von einem Wall, welcher seinerseits einen Teil
der vordern Umrandung einer aus der queren Furche vor der
Oceipitalplatte ansteigenden Fläche des Vertex bildet. Die Modi-
fikationen sind die folgenden:
1. Hama. & Der Wall umfaßt nur etwa das. medial-hintere
Drittel des Ocellus, ist niedrig, an der am meisten medialen Stelle
am höchsten, die Wälle beider Seiten durch eine ziemlich tiefe
Bucht getrennt. Q ebenso, aber die trennende Bucht beider Seiten
sehr flach, so daß zwischen den hintern Ocellen ein querer, ziemlich
flach gewölbter Wall aufragt.
2. hylaeus. & sehr ähnlich dem vorigen (2 fehlt).
3. obtusus. & sehr ähnlich den vorigen; doch der Einschnitt
zwischen beiden 'Ocellen etwas weniger tief und der Rand des
Walles etwas weniger stumpf, mehr einer Kante gleichend; mit
andern Worten: die vordere Begrenzung der ansteigenden Vertex-
fläche näher einem einheitlichen, nach vorne konvexen Bogen,
gegen zwei durch eine Bucht getrennten Konvexitäten bei den
d 1 und 2. 2 dem £ fast gleich.
4. subobtusus. & und ® fast gleich. Der Wall umgreift fast
zwei Drittel der Peripherie jedes Ocellus, da er auch an der lateralen
Seite deutlich ist; er ist fast gleichmäßig, wenig hoch; die beiden
Seiten durch eine ziemlich tiefe Bucht getrennt.
5. fumefactus. & Der Wall fehlt auf der lateralen Seite,
steigt nach der medial-hintern Begrenzung des Ocellus steil an
zu einem fast pyramidalen, dreiseitigen Höcker; diese Höcker
beider Seiten durch eine tiefe Furche getrennt. (2 fehlt.)
6. armatus. $ Der Wall ist ähnlich swbobtusus, doch sein
mediales Ende etwas stärker als Höcker ausgebildet; die Höcker
beider Seiten durch einen viel breitern Raum, einen flachen Trog,
getrennt. @ Der Wall medialwärts wie $, doch nach lateral-hinten
10* 9. Heft
148 Dr. F. Ris:
ist ihm ein kräftiger hornartiger Fortsatz aufgesetzt, der das
Niveau des Ocellus dorsalwärts überragt.
Die eigenartige Struktur der Genitalsegmente des 9, bei allen
Arten ungefähr gleich, ist unter obtusus beschrieben.
Epigomphus armatus n. sp. (Fig. 90—93).
Costarica: 28, 12 (das Q „Finca Hundriesser“) (D. E. M.
Dahlem). ‘
d Occiput und Unterlippe licht grünlichgelb. Oberlippe
schwarzbraun mit zwei großen, quadratischen, licht olivgrünen
Flecken. Mandibelbasis und Genae licht olivgrün; Anteclypeus
schwarzbraun; Postelypeus ebenso, die Ecken breit und fast bis
zur Mitte hinein diffus trüb grünlich. Stirn vorne schwarzbraun,
oben eine ziemlich breite Basislinie und eine feine Linie in der
Längsfurche schwarz, der Rest grün, die Kante nur ganz wenig
nach vorne überschreitend. Vertex und Occipitalplatte dunkel-
braun. Occipitalplatte schwach konkav, in der Mitte etwas tiefer;
ihr freier Rand in der Mitte in sehr flachem Bogen etwas konvex,
welcher Bogen auf dem Scheitel etwas eingedrückt ist.
Thorax schwarzbraun und grünlichgelb, Zeichnung Tab. und
Fig. 90. Femora trüb rotbraun, Tibien und Tarsen schwarzbraun.
Abdomen trüb rotbraun, dorsalwärts etwas verdüstert, auf
eT._77 Fig. 90. Fig. 101.
Sgm. 3 und 4 und der äußersten Basis von 5 eine feine hellere
Linie der Dorsalkante, die Segmentenden sehr diffus etwas ver-
düstert; 7 lebhaft rotbraun, am Ende ganz schmal schwärzlich;
8—9 dorsal schwärzlich, seitlich trüb rotbraun; 10 düster rot-
braun, sehr groß, Dorsum fast gleichmäßig sphärisch gewölbt mit
vier wenig scharf begrenzten Gruppen kleiner schwärzlicher
Dörnchen. Appendices Tab. und Fig. 91—93. Genitalien am
2. Sgm. vom (sehr wenig variablen) Typus der Gattung.
Q (sehr zersetzt und verfärbt, doch ziemlich sicher zugehörig,
der humerale lichte Streif ist erkennbar). Occipitalplatte in den
mittlern drei Fünfteln konkav; dieser Konkavität entsprechend
der freie Rand in flachem Bogen nach hinten konvex, der Scheitel
des Bogens etwas eingedrückt; zu Enden der konvexen Begrenzung
jederseits etwas mehr nach hinten-ventral gelegen ein kleines
Höckerchen. Auf der hintern Fläche des Occiput jederseits etwa
auf der Höhe der Mitte des dorsalen Augenrandes eine tiefe Grube
mit scharfen Rändern, die etwas schräg nach medial-ventralwärts
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 149
verläuft; ihr medialer Rand bildet eine scharfe, erhobene Kante,
deren dorsales Ende in der
Dorsalansicht als starker, nach
hinten vorspringender, stump-
fer Höcker erscheint.
Terminale Segmente sehr
ähnlich gebaut wie unter E.
obtusus beschrieben. Appen-
dices sehr klein; Valvula vulvae
weniger als die Hälfte des
9. Sgm., tief und breit drei-
eckig ausgerandet.
& Abd. 38 +25, Hil. 33,
Pt. 35; 2 42, 36, <4.
Folgende Einzelheiten der Fig..93
Aderung wurden notiert: Alle t frei; Cug im Vfl. 3, 4 (5:1), im Hfl. 2,3
Fig. 91. Fig. 92.
(4:2); QueradernM ,»—M,im Vfl. 5, 6, 7 (2:3:1), im Hfl. 3, 4 (4:2);
basale Scq vorhanden, außerin einem Vfl., wosienach der Costa durch-
läuft, so daß die zweite statt der ersten Anq verstärkt ist; Ang im
Vfl. 14, 15, 16, 19 (2) (1:2:1:2), im Hfl. 11, 12, 14 (2:3:1); Stelle der
zweiten verstärkten Ang im Vfl. 5, 6, 7 (2:2:2), im Hl. 5, 6,7 (3:2:1).
Die Struktur des 2 Occiput ist ein sehr schönes Beispiel von
Anpassung des @ an die Klammerfunktion der $ Appendices.
Bei den andern vorliegenden Arten findet sich nichts annähernd
entsprechendes; doch ist vielleicht eine ähnliche Bildung für das
Q von Zumefactus zu vermuten.
Epigomphus tumefactus (Fig. 94, 95).
Calvert, Ent. News 14, p. 188—191, Tab. 8, Fig. 4 (1903)
(d Costarica) —id. Biol. C. A. Neur., p. 171, 172, Tab. 8, Fig. 6, 7 (1905).
9. Heit
150 Dr. F. Ries:
Fig. 94
Costarica: 1 & Infernillo, Reventazon 1000 m, 1913.
& Oceipitalplatte im mittlern Drittel flach konkav, die seit-
lichen Drittel als flache, am seitlichen Ende auskeilende Gruben
eingesenkt; der freie Rand flach konkav, nahe seinem lateralen
Ende, etwas nach hinten-ventral liegend, jederseits ein rundlicher
Höcker. Auf der Hinterseite des Occiput jederseits ein flacher
Höcker, dessen mediale Seite etwas steilerabfällt, dessen Kuppeinder
Dorsalansicht ganz wenig sichtbar ist. Abd. 41, Hfl. 34, Pt. 3°5.
Einzelheiten der Aderung: Alle t frei; Cuq 5 im Analfeld
der Vfl. 2 Reihen erst distal vom t in der distalen ae des Feldes ;
4°5, 18.18, ar
M.. NM, 373 3 ; Ang ==— 3% zweite verstärkte Anq 66 basale
Scq 1.
Epigomphus quadraeies.
Calvert, Ent. News 14, p. 188—191 (1903) (Guatemala, Chiri-
qui) — id. Biol: C.. A. Neur., p. 170, 172, Tab. 7, Fig. 36, Tab. 8,
Fig. 4, 5 (1905).
Panama: 2 $ Chiriqui (Mus. Stockholm).
Die Expl. liegen nicht mehr vor und sind in die Tabellen
nicht aufgenommen.
Epigomphus subobtusus.
Selys, 4. Addit. Syn. Gomph., p. 62 (1878) ($ Guatemala,
Costarica). — Calvert, Ent. News 14, p. 189, 191, Tab. 8, Fig. 10,
11 (1903) (SP? Mexico, Guatemala, Costarica) —id. Biol. C. A. Neur.,
p. 171, 172, Tab. 7, Fig. 37, Tab. 8, Fig. 8, 9 (1905), p. 399 (1907):
Costarica: 5 &, 2 2 Tuis, Turrialba 1000 m, 1913; 1 & Orosi,
Irazu 1500 m, V. 1912.
d Occipitalplatte in den mittlern zwei Vierteln mäßig konvex,
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 151
die seitlichen Viertel als etwas unregelmäßige, am lateralen Ende
spitz auskeilende Gruben eingesenkt, der freie Rand fast gerade.
Q Occipitalplatte, dem Ssehr ähnlich, konvex etwa das mittlere
Drittel, die seitlichen Gruben die seitlichen Dritteleinnehmend. Auf
der hintern Fläche des Occiput nur geringe Andeutung einer Struktur
von der Art des armatus-Q: eine flache Vertiefung, neben der medial-
wärts eine Wölbung steht, die aber in der Dorsalansicht nicht
sichtbar ist.
g Abd. 37, Hfl. 32, Pt. 3°5; 2 38, 34, <4 und 40, 36, <A.
Einzelheiten der Aderung: Alle t frei; Cuq im Vfl. 3 (16), im
Hil. 2, 3 (11:5); Queradern M, 3 —M, im Vfl. 5, 6, 7 (6:9:1),
im Hfl. 3,4 (6:10); basale Scq 1; Ang im Vfl. 16, 17, 18, 19, 20
(4:4:6:1:1), im Hfl. 11, 12, 13, 14 (3:4:7:2); Stelle der zweiten
verstärkten Ang im Vfl. 6, 7 (8: 8), im Hfl. 5, 6, 7 (3:8:5).
Epigomphus obtusus (Fig. 96—98).
Selys, 2. Addit. Syn. Gomph., p. 24 (1869) (3 S. Paulo und
Peba, Amazonas) — id. 3. Addit. Syn. Gomph. p. 29 (1873)
(? Bogota). — Calvert, Ent. News 14, p. 188—191 (1903) (ex Selys).
Peru: 2 8, 2 2 Pozuzo (durch Rolle 1910, 1914).
d in guter Übereinstimmung mit der Beschreibung. Der
eigentümliche mesepimerale Höcker ist in dieser allerdings nicht
erwähnt. Appendices Fig. 96, 97.
2 Die sicher zugehörenden Q werden hier neu beschrieben,
da es doch recht zweifelhaft erscheint, ob Selys’ @ von ‚„‚Bogota“
mit den & zusammengehört. Occiput und Labium licht ockergelb.
Oberlippe olivgrün, Basis und freier Rand schmal, Mitte ziemlich
Fig. 96. Fig. 9.
breit und diffus rotbraun. Mandibelbasis und Genae gelblich oliv.
Anteclypeus, Postclypeus und Stirn trüb dunkel rotbraun, oliv-grün
gezeichnet: etwas diffuses Fleckchen in der Mitte des Anteclypeus,
9. Heft
152 Dr. F. Ris:
die lateralen Drittel der Stirnoberseite. Occipitalplatte annähernd
zylindrisch gewölbt ohne deutliche Kante, in der Mitte mit einer
schmalen und flachen Längsfurche, die seitlichen Drittel nach vorne
oben abgeflacht, doch kaum konkav; der freie Rand fast gerade.
Thorax düster rotbraun mit gelblichgrünen Zeichnungen,
ähnlich Fig. 101, doch durchweg schmäler als bei hylaeus; die
Linien am Collier erreichen nicht ganz das seitliche Ende der Kante
und sind in der Mitte ziemlich breit getrennt; die Antehumeral-
streifen ganz feine Linien; der juxtahumerale Punkt ziemlich groß,
aber diffus; der mesepimerale Streif eine feine Linie, die im dorsalen
Drittel nach hinten abweicht bis fast zur Berührung der vordern
Seitennaht nahe an deren dorsalem Ende; in der vordern Konkavität
dieser Kurve ein auffallender, an der Basis matter, auf der Kuppe sehr
glänzender schwarzer Höcker (eine Struktur, die sich etwas kleiner
bei den zugehörigen 3 wiederfindet, aber auch nicht andeutungsweise
bei einer der andern Arten). Seitliche dunkle Zeichnungen etwas
lichter und diffuser als beim $. Femora trüb gelbbraun etwas nach
oliv, die Streckseite von 1 ganz, 2 aufder distalen Hälfte, 3nur noch
ganz am Ende schwärzlich; Tibien und Tarsen schwarz. Femora 3in
der distalen Hälfte der äußern Reihe etwa 8 ziemlich gleichmäßige
Dornen, deren Länge etwa ein Drittel des Femurdurchmessers.
Abdomen schlank, Basis sehr wenig erweitert, Sgm. 3—8 fast
zylindrisch, 9—10 konisch verschmälert und diese konische Form
durch das stark verhornte große Tuberculum supraanale in eine
ventral abgeflachte Spitze fortgesetzt; Seitenränder von 8—9
/
Fig. 99. Fig. 100.
minimal erweitert; Bauchfläche von 9—10 eine tiefe Rinne bildend,
deren distalen Abschluß das ventralwärts geneigte Tuberculum supra-
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 153
‘anale bildet, dessen ventrale Fläche ebenfalls konkav ist und dessen
distalen Rand ein Kranz langer, steifer, divergenter schwarzer Borsten
säumt. In der Tiefe der Rinne an deren proximalem Ende die
Valvula vulvae, etwa zwei Drittelsolang wie die 9. Bauchplatte, in der
distalen Hälfte in zwei dreieckige, fast spitze Blättchen gespalten.
d Abd. 37, Hfl. 31, Pt. 3; 2 40, 36, 4 und 42, 34, 9.
Einzelheiten der Aderung: Alle t frei; Cuq im Vfl. 2, 3, 4
(1:6:1), im Hfl. 2 (8); Queradern M, , — M, im Vfl. 5, 6 (5:3),
im Hfl. 3, 4 (7:1); basale Scq 1; Ang im Vfl. 16, 17, 18, 19 (1:3:1:3),
im Hfl. 12, 13, 14, 15 (1:5:1:1); Stelle der zweiten verstärkten
Ang im Vfl. 6, 7 (6:2), im Hfl. 6 (8).
Die Struktur der @ Genitalsegmente ist nach dem von allen
aus der Gattung vorliegenden @ am besten erhaltenen Expl. be-
schrieben, bei dem an der Valvula vulvae ein kleines Häufchen
relativ großer, ellipsoidischer, licht gelber Eier hängt. Hagens
Abbildung des 2 von E. paludosus (Monogr. Gomph.) gibt eine
Erweiterung von Sgm. 7—8, die doch vielleicht Artefakt ist. Die
sehr eigenartige Bildung erweckt die Vermutung, daß die Eier
in engen Spalten abgelegt werden (vielleicht zwischen die Blätter-
basen der Bromeliaceen, wie bei Mecistogaster ?).
Epigomphus llama (Fig. 99, 100).
Calvert, Ent. News 14, p. 188—190, Tab. 8, Fig. 2, 3, 7 (1903)
(32 Bolivia).
Bolivia: 3 &, 1 2 Rio Songo 800, 1000 m, 1912—13; 1 &
Coroico 1000—1400 m, 1913.
Die Bildung der Occipitalplatte, bei $ und ® fast gleich, ist-
sehr ähnlich wie bei odfusus; doch findet sich außer der medianen
kleinen Längsfurche, noch je eine ähnliche solche im lateralen
Viertel, so daß eine Teilung in vier schwache Wülste sich ergibt.
grAbd. 32,181 32) Pt. VIE 335. HD 4:79 22 37 <4 S4
Einzelheiten der Aderung: Alle t frei; Cuq im Vfl. 2, 3, 4
(3:6:1), im Hfl. 1, 2 (1:9); Queradern M,_„— M, im Vfl. 5, 6, 7
(5:4:1), im Hfl. 3, 4 (9:1); basale Scq 1; Ang im Vfl. 17, 18, 19, 20
(4:3:2:1), im Hfl. 12, 13, 14, 15 (1:1:5:3); Stelle der zweiten
verstärkten Anq im Vfl. 6, 7, 8 (7:2:1), im Hil. 6, 7 (2:8).
Epigomphus hylaeus n. sp. (Fig. 101—103).
Brasilien: 1 gä4Matto Grosso, ohne nähere Angabe (durch
Zobrystund Wolter 1912).
ö (ad). Occiput und Labium licht ockergelb. Oberlippe hell-
gelb, Basis, vorderer Rand und ein Längsstreifchen über die Mitte
schwärzlich. Mandibelbasis- und Genae hellgelb. Anteclypeus
dunkel rotbraun. Postclypeus ebenso, die Seiten breit licht grünlich-
gelb. Stirn oben hellgelb, die Basis sehr schmal schwärzlich; die
hellgelbe Farbe reicht nur um ein Minimum über die Kante auf
die Vorderseite, diese dunkel rotbraun. Vertex sehr dunkel rot-
braun, fast schwarz. Occipitalplatte im mittlern Drittel etwas
erhoben mit einer sehr flachen medianen Längsfurche, die seit-
9. Heit
154 „Dr. F, Rise:
lichen Drittel als flache, etwas unregelmäßige Grübchen eingesenkt;
der freie Rand in flachem Bogen konkav.
Thorax sehr tief rotbraun, Zeichnungen licht gelb, schwach
nach grünlich (Fig.101, 5.148). Femora hellgelb, auf den Streckseiten
schwärzlich, Tibien und Tarsen schwarz; an den Tibien 3 etwa
7 zuKnöpfchen modifizierte Zähne und am Ende 2 längere Dornen,
an den Femora nur sehr kurze Zähnchen.
Abdomen schwarz und hellgelb. Sgm. 1 hellgelb mit kleinem
basal-dorsalem schwarzem Fleck; 2 Seiten sehr breit hellgelb,
Dorsum schwarz mit vollständiger, in der Mitte etwas erweiterter
gelber Längslinie; 3—6 mit vollständiger schmaler dorsaler gelber
Längslinie und Seitenbinde, die bis zum terminalen Sechstel reicht,
an der Querkante auf 3 sehr schmal, auf 4—6 breiter unterbrochen;
7 fast ganz gelb, schwarz nur schmale etwas diffuse Seitenränder
hinter der Querkante, kleine, etwas diffuse, dreieckige terminal-
dorsale Fleckchen und schmaler Saum der Querkante ; 8schwarz mit
kleinen gelben Fleckenam Ende der Querkante undamlateral-hintern
Rand; 9 und 10.ganz schwarz. Form des 10. Sgm. und Appen-
dices siehe Tab. und Fig. 102, 103.
Fig. 102. Fig. 103.
A hyalin, Pterostigma sehr dunkel rotbraun. Alle t frei;
5'6, "16,°406»
1373; basale Scq 1; Ang > —— 19-15°
Stelle der zweiten verstärkten Anq ER Abd. 39, Hflna9r Be
6°6
Vvfl. <3, Hil. 3.
Erpetogomphus Tristani Calv.
Panama: 1 4, 1 2 Lino 800 m (V. 1912).
Über diese Expl. siehe Ris, Arch. f. Naturgesch. 82, A, 3,
p. 154 (1917).
Cuq =; Queradern M,_3 —M
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 155
Subiam. Aeschninae.
Die archaischen Gruppen sind in unserm Material nicht ver-
treten. Von den caenogenetischen Gruppen stelle ich hier wie in
andern Schriften die Gynacantha-Reihe der Aeschna-Reihe voran;
nach dem Grade der Spezialisierung könnte je nach subjektiver
Auffassung das eine oder das andere geschehen; meine Über-
legung stützt sich im wesentlichen auf Spezialisierungen in der
Aderung, die bei der Aeschna-Reihe besonders in der Bildung von
M, weiter gehen als bei der Gynacantha-Reihe und dann ganz be-
sonders darauf; daß die Aeschna-Reihe in der Anax-Gruppe gipfelt,
welche von allen Aeschninen die weitestgehenden Spezialisierungen
aufweist, in Hemianax ebhibbiger die vielleicht am höchsten vollen-
dete mechanische Spezialisierung der Odonaten-Aderung überhaupt
erreicht. In Sachen des Namens Aeschna oder Aeshna habe ich mich
schon lange für Aeschna entschieden, auf Grund von Überlegungen,
die sich ziemlich genau mit denen meines verehrten Freundes
R. J. Tillyard decken (Linn. Soc. Journ., Zool. 32, p. 61 ff. — 1916).
Gynacantha membranalis Karsch
Columbia: 3 &, 2 2 Rio Negro 500, 800 m, 1910; 1 2 Sosomuco
800 m, III. 1911. — Ecuador: 1 & Archidona 640 m, 29. I. 1900,
leg. Haensch (Mus. Hamburg); 1 $ Napo 400 m, 3. III. 1900,
id. (ibid.). — Venezuela: 1 2 Venezuela 1896, E. T. Lind (ibid.);
1 2 Valencia 1892, F. W. Hagan (ibid.). — Brasilien: 3 J, 12
Parä, Val del Can, 19. V. 1901, Hagmann. Be
gd Abd. 59 + 5°5, Hfl. 55, Pt. 6 bis 60 + 5°5, 59, 6 (Rio Negro);
268 + ?, 68, 5°5 (Sosomuco).
Dies ist fast zweifellos die Art, die Naväs als G. jubilarıs be-
schreibt, nach einem @ von Sosomuco, Columbia (Mem. Real Acad.
Sc. Art. Barcelona 11, 27, p. 455 — 1915). Die Art ist von Karsch,
Calvert und R. Martin beschrieben und eigentlich unverkennbar.
Gynacantha bifida eroceipennis.
Martin, Coll. Selys, Aeschnines, p. 173 (1909) (92 Bolivia).
Peru: 1 2 Pozuzo (durch Rolle 1914). — Bolivia: 2 9, 22
Rio Songo 750 m, 1913; 1 2 Coroico 1000—1400 m, 1913.
Die $ von Bolivia (adult, doch noch ohne Altersverfärbung)
sind auf der ganzen Flügelfläche reich goldgelb, der braune Kostal-
strahl antenodal sehr distinkt, postnodal schwächer und diffuser.
Abd. 55 + 7, Hfl. 54, Pt. 6.
Von den 2 gleicher Herkunft sind 2 in etwa gleicher Aus-
färbung, die gelbe Färbung etwa ebenso tief, aber weniger rein,
etwas mehr nach grau, nach dem distalen Rande hin breit, nach
dem analen schmal diffus vertieft; Kostalstrahl wie &. Das dritte
Q ist stark zerrissen und altersverfärbt, fast gleichmäßig tief gold-
braun, der Kostalstrahl durch stark verdunkelte Adersäume noch
angedeutet. Abd. 60 + ?, Hfl. 57, Pt. 6.
Das Q@ von Pozuzo (ein wenig mehr juv.) ist fast gleichmäßig
noch tiefer goldbraun, der noch dunklere Kostalstrahl gut be-
grenzt und die sehr licht gelbe Costa dagegen scharf kontrastie-
9. Heft
156 Dr. F. Rıis:
rend; es sieht damit sehr eigenartig aus. Abd. 55 + ?, Hfl. 52,
Pt. 6. |
Die Färbung eines noch vorliegenden & (subjuv.) von Yuto,
Jujuy (siehe Ris, M&em. Soc. ent. Belg. 22, p. 77, 95 — 1913) ist eine
erheblich lichtere Nuance derselben Verfärbung, wie bei den &
von Bolivia. Damit steht es zwischen den richtigen croceidennis
und der typischen bifida des atlantisch-südbrasilianischen Gebietes.
Bei einem $ von Rio Songo die Bemerkung des Sammlers:
„Abends am Schwärmertümpel.‘“ Die braune Körperfärbung mit
braunem Kostalstrahl der Flügel ist zweifellos vielfach Ausstattung
im Schatten oder in der Dämmerung fliegender Odonaten; sie
findet sich in sehr verschiedenen systematischen Gruppen (Gyna-
cantha bifida in Amerika, limbalis in Indonesien, Tetracanthagyna,
Austrophlebia, Telephlebia, als besonders merkwürdige Ausnahme
‘von vielen Verwandten. Progomphus costalis). Ich würde aber
doch große Bedenken tragen, auf ein solches Merkmal systematische
Kategorien zu gründen, wie dies Tillyard tut (Life histories and
descriptions of Australian Aeschninae, Linn. Soc. Journ., Zool. 33,
p. 1--83,, Tab. 1—9 — 1916). Dieser Einwand nimmt natürlich
den außerordentlich interessanten Ausführungen und Beobach-
tungen in der zitierten Arbeit nichts von ihrer Bedeutung. Ganz
ähnlich gefärbte und gezeichnete Ascalaphiden der Gattung
Haploglenius, die Herr Fassl mit den Libellen von Rio Songo
und Coroico sandte, sind nach seinen Notizen abends und nachts
am Licht gefangen.
Gynacantha tibiata Karsch
Mexiko: 1 & Colima (durch Rolle 1913). — Panama: 1 &
Chiriqui, leg. Berggren (Mus. Stockholm). — Ecuador: 2 ä Palmar,
29. 31. VII. 1899, leg. R. Haensch (Mus. Hamburg).
Staurophlebia retieulata Burm
Panama: 1 & Lino 800 m, (V. 1912). — Ecuador: 2 $ Palmar
'100 m, 18. VII., 5. VIII. 1899, R. Haensch (Mus. Hamburg). —
Guiana: 1 d Surinam, Oberer Parä, 1901, leg. Michaelis (ibid.). —
Brasilien: 29,1% Bom Jesus de Itabapoana, Rio Janeiro, 13. X.
1905, 12. IL, 18. VIII. 1906, Zikän; 1 2 Joinville, Sta. Catarina,
leg. Kielmann (Mus. Hamburg). — Argentina: 119 Misiones
(Ris, M&m. Soc. ent. Belg. 22, p. 81, 95 — 1913).
Zu der Frage der verschiedenen Rassen dieser Art (siehe
Walker und Williamson, Canad. Ent. 47, p. 387—395, Tab. 17 —
1915) kann ich nichts beitragen. Die zurzeit allein vorliegenden
Expl. von Lino, Panama und B. J. de Itabapoana zeigen sehr
kleine (vielleicht individuelle ?) Unterschiede in den Appendices,
sind aber in der Färbung, soweit diese erhalten ist, gleich.
Aeschna.
Die übergroße Mehrheit der neotropischen Aeschna gehört
der Gruppe an, die in Nordamerika durch calfornica und die
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 157
um maulticolor stehenden Formen vertreten, ausgezeichnet ist durch
ein beiden Geschlechtern eigenes rundliches, bedorntes Höckerchen
auf der Ventralplatte des 1. Abdomensegments, durch im ganzen
weitgehende Spezialisierung der Aderung, dreizelliges Analdreieck
der d. Die Gruppe ist wohl zweifellos neotropischen Ursprungs.
Wie viele Arten unter den beschriebenen sie umfaßt, ist ohne Nach-
prüfungen nicht festzustellen, da nicht alle Beschreibungen die
wichtigen Gruppenmerkmale erwähnen.
Aeschna cornigera F. Brauer
Mexiko: 1 & Cuernavaca V., O. W. Barrett; 1 & Jalapa, Ha-
cienda de Lucas Martin, 7. II. 1907 (durch Schneider, Berlin). —
Costarica: 1 & Infernillo, Reventazon 1000 m, 1913; 1 & Orosi,
Irazu 1500 m, V. 1912; 2 & Palo Verde 1600 m, 1913. — Columbia:
1 & San Antonio 2000 m, W.Kordillere, 29. IX. 1908; 1 ? Caüion del
Tolima 1700 m, 1909; 1 & Sosomuco 800 m, III. 1911; 1 2 Rio
Negro 800 m, 1911. — Ecuador: 1 $ Ecuador (Mus. Stockholm);
1 & Balzapamba 750 m, 26. VI. 1899, Haensch (Mus. Hamburg);
1 & Sta. Inez, 27. IV. 1899, id. (ibid.). — Bolivia: 2 $ Coroico
1000—1400 m, 1 Q Rio Songo 800 m, 1913. — Brasilien: 1 g Bahia
(ded. R. Martin); 4 $ Espirito Santo (Mus. Stockholm); 2 3 Prov.
Rio Janeiro, leg. v. Bönninghausen; 1 & Prov. Rio Janeiro Grenze
von Minas Geraes, leg. Wiengreen; 1 & Teresopolis leg. Michaelis;
1 & Santos, leg. Metz; 3 & Sta. Cruz, Rio Grande do Sul, XII. 1896 —
I. 1897, leg. Stieglmayr (alle Mus. Hamburg); 1 &, 1 2 Santos,
X. 1890, leg. Ris. — Argentina: 40 $, 7 2 Misiones (Ris, Me&m.
Soc. ent. Belg. 22, p. 95 — 1913). — Tucuman: 1 ? Tucuman (Ris,
ibid.); 1 & Arcadia 13. VI. 1913, Joergensen. — Catamarca: 1 2
Andalzalä 1070 m, 5. II. 1915, id.
In dem sehr weiten Verbreitungsgebiet zeigt diese Art Unter-
schiede in der Skulptur des 10. Sgm., in kleinen Einzelheiten der
Appendices, in Zeichnungselementen (Linie der Stirngesichtsnaht,
Form der Thoraxstreifen), die Calvert beschreibt (Biol. C. A.,
p. 183, 400). Trotz dieser kleinen Verschiedenheiten komme ich
bei der Prüfung des vorliegenden Materials zu der Ansicht, daß
das Vorhandensein von mehr als einer Art unter demselben sehr
unwahrscheinlich ist.
Mexiko: Die zwei Expl. fast gleich; keine dunkle Linie der
Stirngesichtnaht, an den Thoraxbinden die von Calvert beschrie-
benen Einbuchtungen deutlich aber schwach; Stirnbreite 4:8°5.
& Abd. 88 +5, Hfl. 39:12, Pt. <3.
Costarica. Die $& von Palo Verde: Membranula des einen
ganz schwarz, des andern mit geringer lichter Spur an der Basis;
schwarze Linie der Stirngesichtnaht vorhanden; T-Fleck außer-
ordentlich breit, der longitudinale Teil fast ein Drittel der Stirn-
breite, seine gelben Säume sehr schmal; Stirn breit, 4'5:9; Thorax-
binden sehr tief und rein grün auf tief dunkel rotbraun, beide
Seitenbinden etwa 1.5 mm, ohne Einbuchtungen; Zeichnung des
| 9. Heft
158 Dr. F. Ris:
Abdomens nicht gut erhalten, der lichte Fleck der Ventralseite
von 9—10 gut sichtbar; Abd. 42 +5, Hfl. 40:13, Pt. 2. Die
& von Infernillo und Orosi mit etwas breiter weißlicher Basis
der Membranula, Stirngesichtnaht nur bei dem einen mit deut-
licher dunkler Linie, sonst ebenso.
Columbia. Basis der Membranula trüb und diffus grau.
Thoraxstreifen nur bei dem & von S. Antonio gut erhalten, wie
bei den Expl. von Costarica. Linie der Stirngesichtnaht bei 1 9
fehlend, bei 2 3, 1 2 deutlich, aber nicht völlig schwarz. Stirnbreite
>4:85. ,d& Abd. 42 +5, Hfl. 42:13 Pr >27 92200);
239 £ 4, 41:135, >2 (Rio Negro).
Bolivia, Tucuman, Catamarca, Bahia, Espirito Santo, Santos.
Membranula weiß-schwarz geteilt. Thoraxstreifen sehr breit und
eingebuchtet, wie Calvert für die Südform beschreibt. ° Schwarze
Linie der Stirngesichtnaht vorhanden. Stirnbreite >4:8°5.
g Abd. 41 + 5, Hfl. 39:13, Pt. 2; 236 + 4°5, 40:13°5, 2°5 (Bolivia).
— d 42 +5, 39:125, >2; 2 42 + ?, 42:14, <3 (Tucuman und
Catamarca). — & 38 + 5, 37:12, 2 (Bahia); 36 + 45, 35:11, 2
(Espir. Santo).
Aeschna bonariensis Ramb.
Argentina, Catamarca: 1 $ Andalzalä 1070 m, 27. I. 1915,
Joergensen.
In der neotropischen Aeschna-Gruppe mit ventralem Dornen-
höcker des 1. Sgm. und einfacher Bildung der Appendices supe-
riores des & kennzeichnet sich die Gruppe der Ae. Marchali durch
sehr breite Stirn, breiter als die Hälfte des queren Kopfdurch-
messers; Appendices superiores des $ mit schwachem Dorsalkiel
und deutlichem medial-ventralem Höcker nahe der Basis; Quer-
adern im Supratriangularraum vorhanden. 3 nahe verwandte
Formen unterscheiden sich wie folgt:
A. Keine dunkle Linie der Stirn-Postelypeus-Naht. Seitenbinden
des Thorax in der Mitte mit einer Knickung, die dorsale Hälfte
nach vorne konkav, hellgelb, etwas nach grünlich. Kleine,
kommaförmige hellgelbe Antehumeralstreifen. Lichte Färbung
des Abdomens sehr ausgedehnt. Abdomen des & stark spindel-
förmig nach starker Verengerung des 3. Sgm. Costa dunkel
mit schmaler gelber Linie; Sc, R und OQueradern dunkel;
Pterostigma des & dorsal dunkel rotbraun, ventral gelbbraun,
des Q ganz gelbbraun. Beine schwarz, beim & die Femora 3,
beim 9 alle Femora außer der Beugeseite rotbraun. Stirn und
Gesicht beim & licht olivgrün, beim Q@ mit einer Nuance rost-
farben; Unterlippe dunkel rotbraun. Marchali
B. Schwarze Linie auf der Stirn-Postcelypeus-Naht vorhanden.
Seitenbinden des Thorax fast gerade. Abdomen des $ schwächer
spindelförmig.
b) Costa, Sc, Queradern bis R und an der Basis noch weiter
analwärts hellgelb. Pterostigma licht orange. Beine schwarz,
alle Femora zum größten Teil hell rotbraun. Seitenbinden
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 159
des Thorax gelb oder weißlich. Antehumeralstreifen wie
Marchali. Lichte Färbung des Abdomens ebenso. Stirn
und Gesicht blaß graublau mit mehr oder weniger gelblich;
Unterlippe trüb licht rötlichbraun. Kleinste Art der Gruppe.
peralta -
bb) Costa, Sc und Queradern dunkel. Pterostigma sehr dunkel
rotbraun. Beine schwarz. Seitenbinden des Thorax hell-
blau etwas nach lila. Keine Antehumeralstreifen. Lichte
Färbung des Abdomens viel beschränkter als Marchali
und ?eralta. Stirn und Gesicht hellgelb schwach grünlich (8).
Größe wie Marchalı. variegata
Aeschna Marchali Ramb. (Fig. 104).
Columbia: 1 9 Columbia, leg. Petersen; 1 &, 2 Q@ Bogota,
1. II. 1897; 1 $ La Union, Chingusa 1900—2300 m, II. 1897;
1 2 Chapinero, 15. III. 1897 (alle leg. ©. Bürger, Mus. Hamburg) ;
8 &, 9 2 Bogota 2800 m, V. VIII. XII. 1910, I. III. 1911; 1 2 Muzo
800 m, 1910; 1 2 Rio Negro 800 m; 1 d, 2 2 Sosomuco 800 m,
III. 1911; 1 & Pacho 1800 m, IX. 1910; 2 $ Medina 1800, 2000 m,
V. 1911; 2 & Miraflores 2000 m, V. 1911; 2 &, 1 2 Anolaima 2000 m,
XII. 1910; 1 2 Boqueron von Cipaque 3000 m, III. 1911; 18
Paramo von Carmen de Carupa, Ubate 3500 m, III. 1910. —
Ecuador: 2 $, 2 @ Balzapamba 750 m, 19. I., 23. VI., 22. VIII. 1899,
leg. Haensch; 1 $ Sabanilla bei Zamora, 24. IX. 1905; 29,22
Riobamba 2800 m, 29. VI., 12. IX. 1905; 1 2 Tal von Loja 2200 m,
29. VIII. 1905 (alle leg. Ohaus, Mus. Hamburg); 2 $ Ecuador,
leg. Campos Ribadeneira. — Bolivia: 1 $ Cuesta von Cillutincara
3000— 3200 m (eingeg. 1915).
& Unterlippe ziernlich dunkel rotbraun. Gesicht und Stirn
vorne licht olivgrün, Oberlippe mehr gelblich; regelmäßig die
Stirngesichtnaht ohne schwarze Linie, höchstens mit schwacher
Verdunkelung. Auf der Stirnoberseite neben dem longitudinalen
Teil des sehr breiten T-Flecks scharf begrenzte, hellgelbe, annähernd
dreieckige Flecken, die Seiten sehr dunkel graulich oliv. Seiten-
binden des Thorax und die kleinen Antehumeralstreifen hellgelb
ein wenig nach grünlich. Die Binden schmal, sehr schräg in der
ventralen Hälfte, steiler in der dorsalen durch eine Knickung etwa
in der Mitte, wobei die dorsale Hälfte nach vorne konkav ist; die
vordere Binde beginnt in der ventral-vordern Ecke des Mesepi-
meron und endet ziemlich genau an der Grenze von Mesepimeron
und Metepisternum (wo die Naht aber nicht sichtbar ist); die
hintere beginnt in der ventral-vordern Ecke des Metepimeron
und endet längs der hintern Hälfte der dorsal-hintern Kante.
Abdomen nach der starken Verengerung an Sgm. 3 stark spindel-
förmig; ausgesprochene Supplementärkanten von Sgm. 4—8.
Zeichnung ziemlich gleich, wie bei Deralta beschrieben; Färbung
der Flecken wahrscheinlich blau, die MD-Streifchen grünlich oder
gelblich; Ventralseite rotbraun. Appendices bei Martin (Coll. Selys,
Aeschn.) gut abgebildet. 2
9. Heft
160 Dr. F. Ris:
® Gesicht und Stirn trüber oliv, etwas nach rostfarben.
Thorax in der Grundfarbe etwas lichter. Am Abdomen die lichten
Zeichnungen noch etwas größer, wahrscheinlich grün oder oliv.
dQ Flügel Fig. 104. Regelmäßig Oueradern in ht, im Vfl. 3
oder 2, vorwiegend 3, im Hfl. fast regelmäßig 2. Costa schmal
gelb gesäumt; Sc und R schwarz, ein Teil der Queradern mit sehr
schmalen gelben Stricheln.
& Abd. 36 + 45, Hfl. 35, Pt. 2 (Ecuador); 40 +45, 38, 2
(Miraflores); 41 + 4°5, 39:12°5, 2 (Bogota); 43 + 45, 40:12°5, 2
(C. de Carupa). — 2 40 +5, 39:13, <2 bis 43 +5, 42:135, 2
(Bogota). — Stirnbreite zu Kopfbreite & 5:9 (Bogota), 5:8°5
(Miraflores); 2 5°5:9 (Bogota).
Aeschna peralta n. sp. (Fig. 105, 106).
Peru: 1 8, 2 2 Apurimac 3500 m, VI., 7. VI. 1910, ©. Garlepp.
— Bolivia: 2 $ La Paz 3600 und 3700 m, 1912, Fassl.
d (La Paz). Occiput schwarz. Unterlippe und Oberlippe trüb
licht rötlichbraun. Anteclypeus, Postelypeus und Stirn vorne sehr
blaß graublau mit einer schwach gelblichen Nuance; feine schwarze
Linie an der Oberlippe-Anteclypeus-Naht, kräftige schwarze Linie
an der Postclypeus-Stirn-Naht. Stirn oben an der Basis sehr
schmal schwarz; Längsbalken des T-Flecks aus breiter Basis nach
vorne auf etwa die Hälfte verschmälert mit geraden Seiten, Quer-
balken aus der breiten Mitte lateralwärts in feine Spitzen aus-
laufend. Der Längsbalken von geraden, scharf begrenzten, hell-
gelben Streifen begleitet, die etwa so breit sind wie sein vorderes
schmalstes Ende; Seiten licht graublau. Occipitaldreieck hellgelb.
Thorax licht rötlichgrau. Kleine, blaßgelbe, kommaförmige
Antehumeralstreifen auf der Mitte der ventralen Hälfte des Mesepi-
sternum, dorsalwärts etwas konvergent. Zwei schmale lichte
Seitenbinden, zwischen weiß, blaßgelb und blaßblau gefärbt.
Die vordere Binde beginnt in der ventral-vordern Ecke des Mes-
epimeron, nicht ganz die Hälfte von dessen ventralem Rande be-
gleitend; nach Verlauf etwa gleichweit wie diese Breite eine fast
abrupte Verschmälerung auf wenig mehr als die Hälfte; dann
gerade, in der Richtung auf das dorsale Ende der hintern Seiten-
naht, von dem sie aber um 2'5 mm entfernt bleibt; ihre Mitte
die geringste Spur nach vorne konvex. Die zweite Binde, etwa
gleichbreit, ebenfalls nur ein Minimum nach vorne konvex, von
der ventral-vordern nach der dorsal-hintern Ecke des Metepimeron.
Beine schwarz, Außenseite aller Femora in den basalen vier Fünf-
teln licht rotbraun.
Abdomen*), Sgm. 1—2 stark erweitert, 3 stark verengt, weiter
nur schwach spindelförmig, deutliche supplementäre Seitenkanten
der Sgm. 4—8. Dunkel rotbraun und (wahrscheinlich) hellblau,
*) Für die Bezeichnung der Flecken die Terminologie von Walker
(North Amer. Aeshna, pag. 9, Fig. 1); AL antero-lateral, ML medio-
N PL postero-lateral, AD antero-dorsal, MD medio-dorsal, PD postero-
orsal.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 161
die lichten Elemente der Zeichnung die dunkeln stark überwiegend.
An Sgm. 1—2 Fortsetzung der lichten weißlichen Färbung der
Thoraxbinden: Sgm. 1 die hintere Hälfte der Seiten; 2 Hälfte der
Seite vor der Ouerkante, schmale dorsale quere Strichel vorne an
der Ouerkante. Lichte Färbung von Sgm. 3: vor der Querkante
ganz, bis auf eine Linie an der Dorsalkante, die an der Querkante
dreieckig erweitert ist; hinter der Ouerkante MD, ML und ein
Fleck zwischen MD und PD alles zu einer buchtigen Zeichnung
verschmolzen, PD und PL ebenfalls zu einer buchtigen Binde
verschmolzen, dunkel bleibt nur eine kreuzförmige nach dem
Seitenrande etwas erweiterte Linienzeichnung. Sgm. 4 AL und
AD vereinigt zu einer Zeichnung, die den ganzen Raum vor der
Querkante einnimmt, dunkel nur die Kanten selbst und ein
schmaler Fortsatz von der Ouerkante her zwischen AL und AD;
ML und MD sowie PL und PDzu queren buchtigen Binden ver-
einigt, die hintere die breitere; zwischen MDJund PD ein großer,
nicht konfluierender Fleck. Sgm. 5—7 das-
selbe, doch statt ML und MD, die getrennt
bleiben, der supplementäre Fleck mit ML {
konfluierend. Sgm. 8 von AL und AD nur
noch Spur, MD Spur, der supplementäre
Fleck fehlt, ML groß, PL und PD groß, breit
vereinigt; 9 durch die breit vereinigten PL
und PD etwas mehr als die hintere Hälfte
licht außer einer breiten schwarzen Binde
der Dorsalkante; 10 licht mit schwarzen
Linien auf allen Kanten. Unterseite trüb
dunkelbraun; Spur lichter Zeichnung auf
der hintern Hälfte der umgrenzten Ventral-
flächen 4—8. Appendices dunkel rotbraun;
superiores mit deutlichem medial-ventralem, basalem Zahn;
'mediale Kante auf der Mitte flach konvex und dann ein wenig
konkav; Dorsalkiel niedrig, nahe dem Ende scharf, aber sehr
schwach erhoben; inferior ein wenig mehr als halb so lang, breit
dreieckig (Fig. 105).
Flügel hyalin; Pterostigma licht orange. Costa, Nodus, Sc,
Oueradern zwischen C, Sc und R, bis zum t auch noch weiter
analwärts hellgelb. Membranula zweifarbig aus weißer Basis und
grauschwarzer distaler Hälfte (Fig. 106). Abd. 36 + 4, Hil. 36:12,
Pt. 2; Stimbreite 45:8.
& (Apurimac). Färbung von Gesicht und Stirn mehr gelb.
Thorax in der Grundfarbe etwas mehr nach goldbraun, die Binden
fast rein gelb; die vordere auf dem ganzen Verlauf gleichbreit, etwa
so breit wie bei dem Expl. von la Paz an ihrem ventralen Ende;
die hintere breiter, schwach keilförmig, fast von der halben Breite
des Metepimeron. Zeichnung des Abdomens dieselbe, Färbung
der Flecken teilweise erhalten, hellblau außer: MD von 4—7 gelb-
lich; der supplementäre Fleck von 3—5 rostfarben und etwas
Archiv De areransleiie
Fig. 105.
2 9. Heft
162 Dr. F. Ris:
diffus, 6—7 bläulich und schärfer begrenzt. Im übrigen gleich.
Abd. 34 +4, Hfl. 34:11, Pt. 2; Stirnbreite 45:8.
2 (Apurimac). Stirn wie das 3 gleicher Herkunft. Grundfarbe
des Thorax düsterer, mehr nach oliv, die Binden rein gelb, noch
etwas breiter. Abdomen robust, Sgm. 1—2 stark erweitert, 3 stark
verengt, weiter sehr schwach spindelförmig. Seiten von Sgm. 1—2
ganz hellgelb, 2 verbunden mit großen grünlichen PD und schmaler
gelber Linie vorne an der Ouerkante. Zeichnung im übrigen wie 4,
trüb olivgrün, die MD lichter, die AD und supplementären Flecken
trüber und mehr nach rotbraun. Appendices schmallanzettlich,
stumpf, schwarz. Ganze Flügel diffus licht graugelb, stärker in
Adersäumen, sonst wie d. Abd. 33 +3, Hfl. 34:115, Pt. <2;
Stirnbreite 4°5:7°5.
17 142.2 2
hier 17T 353 (la Paz), 127 (Apurimac); 9
Aeschna variegata (Fabr.) Ris
Von dieser bisher aus der Region der Magellanstraße be-
kannten Art (Ris, Mem. Soc. ent. Belg. 22, p. 81, 95, Fig. 22 — 1913)
erhielt ich von Herrn Paul Herbst mit einer Sammlung chilenischer
Odonaten 2 in Alkohol aufbewahrte $ aus Concepcion. Nach
diesen, von denen besonders das eine sehr gut erhalten ist, kann
die Beschreibung ergänzt werden.
d (ad., in Alkohol). Occiput schwarz. Unterlippe hell grünlich-
blau, nach den freien Rändern diffus zu rotbraun verdüstert.
Oberlippe, Anteclypeus, Postelypeus, Stirn vorne hellgelb mit
schwach grünlicher Nuance; fast gleichbreite schwarze Linien am
vordern Rand der Oberlippe, an der Oberlippe-Anteclypeus-Naht
und an der Postclypeus-Stirn-Naht. Stirn oben an der Basis breit
schwarz; gleichbreiter gerader, parallelrandiger Längsbalken des”
T-Flecks, gleichbreiter Querbalken über die schwach konvexe
Vorderkante; sonst die Stirnoberseite licht grünlichblau, am Längs-
balken des T zunächst eine schwache und diffuse gelbliche Auf-
hellung und mehr lateral ein ebenso schwacher und diffuser grauer
Schatten. Scheitelblase hell grünblau, an der Basis sehr schmal
schwarz. Occipitaldreieck hellgelb. Augen dunkel graublau, am
lateral-ventralen Rande hellgelb.
Thorax licht rotbraun. Keine Spur von Antehumeralstreifen.
Seitlich zwei hellblaue, schwach nach lila getönte Binden. Die
vordere beginnt genau in der ventral-vordern Ecke des Mesepimeron,
begleitet die vordere Hälfte der ventralen Kante des Mesepimeron,
zieht sehr schräg zur hintern Seitennaht, wo ihr vorderer Rand
nach dem dorsalen Ende der Naht weist, ohne es völlig zu erreichen;
die Binde verschmälert sich -dorsalwärts wenig und allmählich,
ist etwa in der Gegend des Stigma sehr schwach nach vorne konvex,
sonst gerade. Die hintere Binde beginnt etwa gleichbreit in der
ventral-vordern Ecke des Metepimeron, endet fast auf das Doppelte
verbreitert am dorsal-hintern Ende des Metepimeron, in der Mitte
D
2
ij’
0)
DD
|
ii
er
m
m
P7
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 163
schwach nach vorne konvex. Kleine hellblaue Fleckchen der
Flügelansätze. Beine schwarz.
Abdomen dunkel rotbraun, die Zeichnung rein hellblau,
starke supplementäre Seitenkanten der Sgm. 4—8. Sgm. 1 blau
schmale dorsal-hintere Querbinde; 2 vor der Querkante die laterale
Hälfte, hinter der Ouerkante ganz, außer zwei von vorne außen
schräg einschneidenden rotbraunen Stricheln. 3 AL bis zur Quer-
kante, vorne die Hälfte der Höhe, hinten schmäler, ML anschließend,
dreieckig; MD schmales Strichel; PL Punkt, PD kleines queres
Strichel. 4 AL und ML fast gleichgroß, nur durch die Kante ge-
trennt, nicht ganz bis zur halben Höhe; MD kleines Strichel;
PL fehlt, PD halbmondförmiges Fleckchen von etwa einem
Sechstel der Segmentlänge. 5—7 wie 4, doch AL je ein wenig
kleiner und ML entsprechend größer. 8 AL nur Spur, ML ein
Viertel der Segmentlänge und ein Drittel der Höhe; PL etwa
gleichgroß, PD dreieckig, etwas größer. 9 nur noch PL und PD
zu einem leicht gebuchteten Fleck von fast der Hälfte der Segment-
länge vereinigt, die beiden Seiten breit getrennt. 10 dorsal die
hintere Hälfte, seitlich ganz blau. Appendices rotbraun. Abd.
40 +5, Hfl. 36, Pt. <2; Stirnbreite 5:9. ht 55 und 52
An den Genitalien des 2. Segments ist bei dieser und ver-
wandten Arten ohne Präparation nicht viel zu sehen, da die-Teile
sehr tief in der Grube versenkt liegen. Skelettpräparate lassen
sich leicht und sehr schön herstellen und in Kanadabalsam ein-
schließen. Solche Präparate von variegata, diffinis und confusa
zeigen bei großer Übereinstimmung im ganzen Bau (Typus cah-
fornica-multicolor) Unterschiede in verschiedenen Einzelheiten:
Dorn der Lamina anterior, Hamulus posterior und besonders
Falte und Fortsatz (in Walkers Terminologie) des Hamulus anterior.
Doch sind diese Dinge recht schwer in der Zeichnung genügend
wiederzugeben, auch nicht durch Photographie, da große Niveau-
verschiedenheiten in Frage kommen. Da für die fraglichen Arten
leichter wiederzugebende diagnostische Merkmale genügend vor-
liegen, wird auf Berücksichtigung dieser Strukturen hier verzichtet.
Aeschna vigintipunctata n. sp. (Fig. 107, 108).
Peru: 1 2 Huancabamba 1500 m, durch Fassl 1911 (leg. Gar-
lepp ?). — Argentina, Catamarca: 2 & La Plaza, Cerro de Acon-
quija 2400 m, 7. 19. II. 1915, Joergensen.
Gruppe diffinis- Marchali nach Aderung und dem Dornen-
höcker der 1. Ventralplatte. Viel größer als diese Arten. Aus-
gezeichnet durch die düster olivbraune Farbe des Gesichts;
schwarzen, runden, schmal und scharf hellgelb gesäumten Basis-
fleck, der Stirn; schwarze Fleckenzeichnung auf olivfarbenem
Grunde des Thorax; sehr reichlich lichte Zeichnung des Abdomens;
Ringelzeichnung der Femora.
& (ad.) Occiput schwarz; Unterlippe trüb braunoliv. Ober-
EISE 9. Heft
164 NEE
lippe licht bläulich oliv, ringsum diffus gelblich. Anteclypeus und
Postelypeus düster oliv nach graublau, ventralwärts etwas lichter
und vorne fein gelblich gesäumt. Stirn vorne sehr düster olivgrau;
schmale schwarze Linie über die mittlern drei Viertel der Stirn-
gesichtnaht, über deren ganze Länge schmale gelbliche Säume;
lateral-vordere Ecken licht grünlich. Auf der Stirnoberseite die
Basis sehr fein seitlich, ein wenig breiter nach der Mitte zu schwarz;
auf der Mitte, vor den mittlern zwei Vierteln der Scheitelblase, ein
fast kreisrunder schwarzer Fleck, von dem eine sehr feine Linie
nach vorne verläuft zur Verbindung mit einem schmalen schwarzen
Querstreif über der vordern Stirnkante; die schwarze Basis rings
begrenzt von einer schmalen, scharfen hellgelben Linie, die am
Augenrand in das lichte grünlichgelb der Stirnecken nach vorne °
übergeht; Rest der Oberseite düster olivgrau. Gesicht ziemlich
stark nach vorne gewölbt und die Stirnkante entsprechend ge-
bogen, scharf. Auf der vordern Stirnfläche zahlreiche, ziemlich
tiefe, dorsalwärts konvergente Runzeln; Seiten der Stirn und des
Postelypeus dicht und ziemlich lang schwärzlich behaart. Breite
über die Augen 10°5, über die Mitte des Postclypeus 5.5. Scheitel-
blase gelblich, vorne und auf der Kante schmal schwarz. Fühler
schwarz. Augennaht etwa 2.5 mm. Occipitaldreieck ziemlich
groß, hellgelb. \
Thorax robust. Dorsum licht goldbraun mit schwarzen er-
habenen Punkten, die dorsal-hintere Ecke jedes Mesepisternum
diffus in trüb bläulich übergehend und daselbst an die Schulternaht
stoßend und etwa 1 mm vom Sinus entfernt ein rundes schwarzes
Fleckchen; Median-, Sinus- und Schulternähte schmal schwarz.
Seiten diffus marmoriert aus licht bläu-
lich oliv und mehr gelblichen Tönen,
mit einer Zeichnung aus rundlichen und
V-förmigen schwarzen Flecken, deren Ver-
teilung sich aus Fig. 107 besser als aus
einer Beschreibung ergibt. Ventralseite
trüb gelblich. Beine schwarz und licht
gelblich; schwarz die Beugeseiten; gelb-
lich die Streckseite der Femora 2 und
3 mit Ausnahme der Mitte der Seiten,
die Innenseite der Femora 1, die Streckseite der Tibien.
Abdomen Sgm. 1—2 seitlich und dorsoventral stark erweitert;
Basis von 3 stark verengt, von Ende 3 anschlank, bis zum Ende fast
gleich. Bräunlich oliv (lebend blau?) und schwarz gezeichnet, wobei
dielichteFarbe etwas überwiegt. Sgm.1 licht, lateral-dorsalergroßer
undlateral-ventralerkleinerschwarzer Fleck. 2 licht, schwarze Säume
der Kanten: in der dorsalen Mitte drei schmale parallele Querlinien,
ziemlich breit der laterale Rand hinter der Querkante. 3 AL vom
vordern Rand bis zur Querkante, in der dorsalen Mitte die beiden
Seiten breit vereinigt; ML groß, mit PL durch eine schmale lichte
Zone verbunden; etwas dorsal von dieser Zone ein supplementärer
Fig. 107.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 165
längsovaler lichter Fleck (difius und trüb bei dem adulten, deutlicher
und gut begrenzt bei dem zweiten nicht völlig ausgefärbten Expl.) ;
MD schmales Streifchen; PL mit PD breit, mit ML schmal ver-
bunden; PD groß, bis an die schmal schwarze dorsale’ Längskante
reichend. 4—6 AL groß, vom vordern Rand bis zur Querkante,
Dorsum in gleicher Breite etwas lichter als die übrige dunkle
Färbung; ML unregelmäßig oval, die Verbindung mit PL auf 4
noch eben angedeutet, 5—6 fehlend; MD wie 3; PL und PD wie 3,
nur etwas kleiner; der supplementäre Fleck zwischen PD und MD
nur eben noch angedeutet. (7—-9 die Zeichnung nicht deutlich
erhalten.) 10 ganz dunkel. Unterseite von Segment 3 an völlig
tiefschwarz. Ventralplatte von Sgm. 1 mit kräftigem, rundem
bedorntem Höcker, schwarz. Am Genitalsegment 2 die „Lobi“
verhältnismäßig stark ausgebildet. Stumpfer Längskiel auf Sgm. 10.
Appendices superiores mit starkem basal-ventralem Höcker;
Dorsalkiel erst im distalen Viertel höher; inferior etwa halb so
lang, Fig. 108.
Flügel des adulten Expl. stark gelb,
besonders in Adersäumen. Pterostigma
mäßig groß, schwarz. Aderungschwarz;
Costa proximal ziemlich breit, distal-
wärts allmählich sehr schmal gelblich.
Membranula schwärzlich, sehr feiner
lichter Saum längs dem Analdreieck.
Gabel Rs im Vfl. etwa 5, im Hfl. etwa
7 Zellen proximal vom Pterostigma,
breit, 3 und 3—4 Zellen vom Niveau
des Pterostigma an. 3 Reihen im Feld
Rs-Rspl mit querer Reihenanordnung
im proximalen Teil. Feld M,-Mspl breit,
3 Reihen große Zellen mit Reihen-
anordnung und deutlichen Supple- ee
mentärsektoren. M, mit Bifurkation Fig. 108.
auf dem distalen Drittel, der vordere
Ast nach M,, der hintere nach mäßiger Ausweichung analwärts
wieder parallel zu M, mit 2 Reihen M,—M,. Cu,—Cu, im{Hfl.
3 Reihen in der proximalen Hälfte. Vollkommene Schleifenbildung:
3 Reihen proximal von Cu,, langgestreckte 2 Reihen in der Bi-
furkation. t relativ mäßig lang (wie es der Gruppe zukommt), im
Vfl. kostale: proximale Seite >5:2°5, im Hfl. 45:<3. Zellen im
t
überall die proximale Zelle längsgeteilt, außer im l. Hil.,
wo die Queradern von der distalen Seite divergierend die Kostale
und proximale treffen. Cuq . ; ti im Vfl. gut ausgebildet, im
Hfl. seine proximale Seite zwischen Arculus und t auf Cu treffend;
in allen Flügeln die ti geteilt. ht 54 Ang .
Lage der
9. Heit
166 Dr. F. Rıs:
zweiten verstärkten Ang ur: Pnq = - 5 3 Zellen im Analdreieck.
Lage des Nodus im Vfl. 22:27, im Hfl. 17:30. Abd. 50 + 5°5,
Bi, Pt. < 3.
2 (ad.). Kopf, Thorax und Beine ganz mit dem ä überein-
stimmend. Abdomen sehr kurz, robust, die Zeichnung dem &
ähnlich, bei nicht schlechter Erhaltung trüb rötlichbraun. Sgm. 3
ML und PL zu einer Längsbinde vereinigt, die ein rundes schwarzes
Fleckchen einschließt. Sgm. 4—6 ML nicht in der Richtung von
PL verlängert; das längsovale supplementäre Fleckchen vorhanden
und mit dem lateral-vordern Ende von PD schmal verbunden;
PL und PD breit verbunden. Sgm. 7 AL fehlt; ML, MD und
PL ungefähr wie die vordern Segmente, PD sehr groß, bis nahe
an MD; 8 ähnlich 7; 9 unregelmäßig buchtige, schmale, verbundene
PL und PD; 10 licht, die Seiten mit schwarzer Längsbinde. Ventral-
seite von 4an schwarz mit kleinen, ovalen, lateral-vordern lichten
Fleckchen von 4-7. Ventralplatte von 1 wie &. Sgm. 9, Valven
und Terebra kurz; 10 die Struktur der Gruppe (Appendices ab-
gebrochen).
Flügel stark graugelb, besonders in Adersäumen, distalwärts
vertieft. Pterostigma ziemlich licht graubraun. Aderung (soweit
vom d verschieden): M,—Mspl teilweise 4 Reihen; Cu, — Cu,
im Hfl. 2 Reihen auf der ganzen Länge; Schleife in der Bifurkation
3 Reihen; Zellen im t a überall eine Ouerader nach der proxi-
malen Seite; Cuq .. keine richtigen ti, indem überall die zwei
(!) letzten Cuq auf die proximale Seite von t treffen, somit alle
22 18.517
ti geteilt; ht 3.3 Ang EReETL Stelle der zweiten verstärkten
DB, 13:12 £
Ang 8.8, Pnqy 15-14 Abd.. 49, Hil.’51:77, Pe22:
Keine der vorhandenen Beschreibungen, die alle verglichen
wurden, ließ sich auf diese eigenartige Form anwenden. Die
weite Distanz der beiden gut verbürgten Fundorte gibt ihr ein
sehr großes Areal, das allerdings noch recht wenig erforscht ist.
Joergensen bemerkt zu den &: „Nicht häufig, fliegt niedrig über
dem Wasser‘. Der Name braucht auf die eigentümliche Flecken-
zeichnung des Thorax nicht ganz wörtlich angewandt zu werden,
wie eine Nachzählung auf der Figur ohne weiteres ergibt.
Aeschna multicolor Hag.
U. S. America: 2 &, 2 2 Sunnyside, Washington, 20. VII. 1911,
9. VI., 14. VII. 1912, C.H. Kennedy; 49,42 Provo, Utah 11. 29. VL,
16. 25. 30. VII. 1912, 11. VII. 1913, T. Spalding; 1 $ Mesa, Arizona
9. IX. 1912, E. B. Williamson. — Mexiko: 1 & Tacubaya, Distr.
Federal, ©. W. Barrett; 4 d, 1 2 Ocotlan (durch Rolle 1911);
1:2 Colima id. 3918).
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 167
Aeschna jalapensis.
Williamson, Ent. News 19, p. 264, 265, 307, Fig. (1908)
($? Jalapa). — Walker, North Amer. Aeshna, p. 198 (1912)
(Guerrero, Costarica, Panama).
Mexiko: 4 4, 2 2 Cuernavaca, V. VI, O. W. Barrett. —
Costarica: 1 d® cop. Palo Verde 1600 m, 10. III. 1913.
Die $ von Cuernavaca sind von den gleich. gut erhaltenen &
multicolor von Ocotlan leicht zu unterscheiden nach den Merk-
malen, die Williamson angibt. Die Unterscheidung der @ von
Cuernavaca (und Ocotlan) ist dagegen sehr problematisch, so daß
sich die Frage erhebt, ob diese $ zu jalapensis wirklich gehören,
trotzdem die Barrett’sche Serie von Cuernavaca nur solche &
enthält ? oder ob die Unterschiede bei den @ sich verwischen ?
& Abd. 46 +6, Hfl. 45:15, Pt. 25; 2 43 +5, 43:14, <4.
Von Palo Verde das & düsterer in der Grundfarbe, kleiner,
aber sonst ganz gleich; Abd. 41 +6, Hfl. 42:13, Pt <3. Das
Q ist durchaus in derselben Weise von den Q multicolor verschieden,
wie das zugehörige &: Längsbalken des T-Flecks sehr breit, fast
ein Drittel der Stirnbreite; Seitenbinden des Thorax sehr schmal,
wenig über 05 mm; Abd. 43 +6, Hifl. 45:14°5, Pt. <3.
Aeschna rufipes n. sp.
Columbia: 1 2 Sosomuco 800 m, III. 1911.
Ausgezeichnet durch: sehr kurzes Abdomen; sehr breite Flügel
und im Verhältnis zu deren Fläche geringes Thoraxvolumen;
ganz rostfarbene Beine; vorwiegend rostfarbene und dunkelbraune
Färbung mit wahrscheinlich sehr wenig Zeichnung; sehr kurze
Appendices; kein Höcker der 1. Ventralplatte.
Q (ad., gut erhalten). Kopf groß, Stirn relativ breit, 6:10°5.
ÖOcciput hell rötlichgelb. Unterlippe und Oberlippe licht rost-
farben. Anteclypeus, Postelypeus und Stirn rostfarben mit einer
schwach grünlichen Nuance. Stirn (etwas von vorne nach hinten
eingedrückt, doch die Formverhältnisse noch gut zu erkennen)
mit der vordern Kante flach konvex, vor derselben keine deutliche
Rinne; Dorsalseite ungezeichnet, nur eine geringe und diffuse
Verdüsterung nach der vordern Kante hin. Scheitelblase rost-
farben, ebenso die basalen Glieder der Fühler, die Endborste
schwarz. Augennaht 3 mm. Occipitaldreieck rostfarben.
Thorax relativ klein, etwa 105 mm in der Längs-, 75 in der
Querrichtung. Trüb rostfarben, die Seiten mit schwach grünlicher
Nuance, ohne alle Zeichnung, ziemlich stark gelbgrau behaart
(scheint nicht durch postmortale Verfärbung zeichnungslos!).
Beine mäßig lang, Fem. 38 mm, Tib. 39 mm, ziemlich dünn;
licht und rein rostfarben, die Dornen, Klauen und distale Hälfte
des 3. Tarsenglieds allein schwärzlich.
Abdomen Sgm. 1—2 wenig seitlich und sehr wenig dorso-
ventral erweitert, 3 nicht eingeschnürt, Mitte 3—7 fast gleichbreit,
ziemlich robust (Ende 4 etwas über 25 mm), 8—9 mäßig dorso-
ventral erweitert. Dorsum von 1 mit sehr schwacher querer Er-
9. Heit
168 Dr. F. Ris:
hebung der hintern Hälfte; unvollständige supplementäre Längs-
kanten 6—9. Ventralplatte von 1 mit querrechteckiger, sehr
flacher Erhebung über die ganze Breite etwa im mittleren Drittel,
diese Erhebung mit spärlichen kurzen Dörnchen besetzt. Ventral-
platte von 10 mäßig ventral-kaudalwärts vorspringend, mit zahl-
reichen ziemlich kräftigen Dörnchen besetzt; in ihre ventrale
Rinne die Spitze der Valven eingesenkt. Die Terebra reicht bis
zur Mitte des 10. Segments. Appendices so lang wie das 10. Sgm.,
schmal lanzettlich. Tuberculum supraanale kaum halb so lang
wie die Appendices, dorsal konkav mit ziemlich scharfem Längskiel.
Sgm. 1—2 von der Färbung der Thoraxseiten, trüb rost-
farben mit schwach grünlicher Nuance; 3—10 schwarzbraun ohne
sichtbare Zeichnungen (nicht stark durch Zersetzung verändert!).
Unterseite trüb gelbbraun, auf den Intersegmentalmembranen
schwärzlich.
Flügel ziemlich stark graugelb getrübt, die Färbung nach den
Spitzen zu vertieft, namentlich in Zellmitten. Pterostigma sehr
klein, rotbraun. Aderung schwarz, die Costa an der Basis schmal
rotbraun. Membranula groß, dunkel rotbraun. Die Aderung ent-
spricht im Differenzierungsgrade annähernd der diffinis-Marchali-
Gruppe. Gabel von Rs im Vfl. etwa 3, im Hfl. etwa 5 Zellbreiten
proximal vom Pterostigma, bis zum Niveau des distalen Endes
des Pterostigma 2, dann 3 Reihen (die Zellen im ganzen Flügel
relativ groß!). 4 Zellreihen an der maximalen Breite des Feldes
Rs—Rspl, in diesem Felde einzelne Andeutungen von Reihen-
anordnung. Das Feld M,—Mspl sehr breit, 3 Zellen im Vfl.,
4 im Hfl. M, auf dem distalen Drittel gegabelt, der kostale Ast
auf M, übergehend, der anale nach analwärts konvexer Kurve
wieder parallel zu M, mit nur einer Reihe M, —M, bis ganz nahe
zum Rand. 1 Reihe Cu, — Cu, im Hfl. nur einmal jederseits
2 Zellen. Ausgiebige Schleifenbildung: 3 Reihen proximal von
Cu,, breitelliptisches Feld von 3 Reihen in der Bifurkation; an
dieses proximal anschließend noch ein elliptisches Feldchen von
4 Zellen; Andeutung eines ähnlichen Feldchens auch distal. t im
Vfl. mäßig lang, kostal: proximal 5°5:>2, im Hfl. eher kurz,
5:2°5; distale Seite geknickt; Tspl in einigen Knickungen in Mspl
übergehend. Zellen im t Ar überall die proximale Zelle längs-
45
geteilt. Alle m frei; Cuq a in allen Flügeln ein ti, das überall
L a 48 N: 20 9 3
einmal geteilt ist; ht 33 Ang (kostal) 13.12 Stelle der zweiten
verstärkten Anq u Pnq un Lage des Nodus im Vfl. 25:97,
im Hfl. 20:32. Starke Schrägaderbindung der proximalen Seite
des Pterostigma nach M,. Abd. 46 + 2, Hfl. 52:16°5, Pt. 3.
Dies ist wohl keine Coryphaeschna, trotz der schmalen Gabel
. Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 169
von Rs; dagegen spricht die Länge dieser Gabel und ganz be-
sonders die Bildung der t und ti. Keine der vorhandenen Be-
schreibungen läßt sich auf sie auch nur annähernd beziehen. Wahr-
scheinlich ein Schatten- oder Dämmerungstier.
Coryphaeschna.
Die Hauptmerkmale dieser Gattung (gegen Aeschna) sind
nach der Beschreibung von Williamson (Ent. News 14, p. 2 ff. —
1903):
Gabel von Rs im Niveau der Mitte des Pterostigma (der Basis
bei adnexa) ,
Gabel von Rs schmal, 2 Zellreihen;
t proximale Seite weniger als die halbe Länge der distalen;
t nur Teilungen in der Ouerachse des Flügels, keine longitudinale
Ader auf die proximale Seite;
tı ungeteilt;
Cu, — Cu, im Hfl. vorwiegend nur eine Reihe;
Analdreieck des & 2 Zellen;
Appendices superiores lang und schmal beim d, länger beim 9,
ohne Zähne oder Haken.
Die Gattung in dieser ursprünglichen Form umfaßt die Arten
ingens, virens und adnexa.
Von amerikanischen Arten mit 2 Zellen im Analdreieck der
& gehören außerdem noch hierher:
Ae. Perrensi ohne Einschränkung, in allen Punkten;
Ae. luteipennis mit Einschränkungen: Appendices des d mit
Einschnitt am medialen Rand und kompliziert geformter Spitze,
des 2 sehr kurz, kürzer als das kleine 10. Sgm.. (beide Arten mit
2 Reihen Cu, — Cu, im Hfl. in der proximalen Hälfte des Feldes).
Gruppe der Ae. castor mit Einschränkungen: Gabel Rs
1—3 Zellen proximal vom Pterostigma; im t wenigstens der Vfl.
nicht selten eine longitudinale Trennung auf die proximale Seite;
Appendices des Q sehr klein, kürzer als das kleine 10. Sgm.; Ventral-
seite des 1. Sgm: des g mit besonderer Struktur: großer, runder
langbehaarter Höcker auf dem Sternit, apikal-ventrale Ecken des
Tergits in lange, medial-ventralwärts gerichtete Fortsätze aus-
gezogen.
Coryphaeschna ist eine durchaus neotropische Gruppe. Die
Aeschna der alten Welt mit zweizelligem Analdreieck des & (Juncea,
grandis, viridis, coerulea) und die entsprechende Artenreihe aus
Nordamerika sind nicht verwandt, in Rs, M,, t und ti ganz ver-
schieden. Für die Gruppe castor käme wohl eine besondere Gattung
in Frage, doch mag sie einstweilen wohl bei Coryphaeschna stehen;
die eigenartige Struktur ihrer & ist schon vor langen Jahren von
Hagen beschrieben (Zool. bot. Wien, 17, p. 50 ff. — 1867).
Coryphaeschna virens Ramb.
Guiana: 1 8 Surinam (leg. Klinckow., Mus. Stockholm). —
Brasilien: 1 Q Para 10. !Ii. 1901, Hagmann; 1 $ Obidos, Amazonas
9, Heft
170 Dr: F. Ris:
(J. Michaelis 1900, Mus. Hamburg); 1 $ Chapada, Matto Grosso
7—800 m (Malme, Mus. Stockholm).
Bei dem Q von Parä ziemlich tief gelbe, diffuse Wolke zwischen
Cu, und dem Analwinkel.
Coryphaeschna adnexa Hag.
Mexiko: 1 2 Tabasco, Meer, III. 1914, W. Gugelmann. —
Panama: 1 2 Lino 800 m, V. 1912. — Brasilien: 2 $ Parä 21. V.
1901, 4. IX. 1902, Hagmann.
Coryphaeschna luteipennis Burm.
Mexiko: 2 &, 1 2 Cuernavaca VI., ©. W. Barrett; 2 4,22
Ocotlan (durch Rolle 1913); 1 2 Misantla, Vera Cruz VIII. 1914,
W. Gugelmann. — Costarica: 1 $ Infernillo, Reventazon 1000 m,
1913. — Columbia: 2 9, 1 2 Rio Aguacatal 2000 m; 1 2 S. Antonio,
W. Kordill., 1800 m, 26. IX. 1908. — Brasilien: 2 $, 1 2 Espirito
Santo (Mus. Stockholm und Hamburg); 1 $ Prov. Rio Janeiro,
Grenze von Minas Geraes, leg. Wiengreen; 1 2 S. Paulo, 3. V. 1895,
leg. J. Metz; 1 2 Sta. Cruz, Rio Grande do Sul, XII. 1896—1. 1897,
leg. Stieglmayr (alle Mus. Hamburg).
Alle Expl. mit ungeteilten ti und nur queren Teilungen des t,
ohne Längsteilung nach der proximalen Seite.
Mexiko: Der Stirnfleck ist klein bei den {, sehr klein bei dem
O von Cuernavaca, fehlt ganz den Q von Ocotlan, gut ausgebildet
bei dem @ von Misantla. Thoraxstreifen breit, licht bis dunkel
rotbraun.
Bei dem $ von Infernillo der Stirnfleck sehr groß; die dunkeln
Thoraxstreifen breit und tief samtig dunkel rotbraun.
Columbia: Alle Expl. von Rio Aguacatal und S. Antonio
übereinstimmend mit ganz grünem Thorax bis auf feine rotbraune
Linien in der Schulternaht und hintern Seitennaht und etwas
breitere (beide Seiten zusammen nicht ganz 1 mm) an der Median-
naht und vorne in der Furche am Flügelsinus (die 2 sind in den
Farben ordentlich, die $ ausgezeichnet erhalten). Stirnflecken
der $ groß, der 2 ziemlich groß. Am Appendix superior der &
der ventrale Fortsatz am Ende etwas weiter lateralwärts vor-
springend als bei den $ von Mexiko und Costarica.
Diese Art wurde von L. Naväs als Remartinia Barbiellina
nov. gen., nov. spec. beschrieben nach 1 S? cop. von Säo Paulo,
Südbrasilien (Revista Mus. Paulista 8, p. 479, 480, Fig. 3abce —
1911); dem 2 wird irrtümlich eine Gynacantha-Armatur zugeschrie-
ben, durch Verwechslung der Styli mit den Ventraldornen der
Gynacantha. Sehr wahrscheinlich ist mit ihr auch identisch Aeschna
viridis Rambur (NEvr., p.200 —1842), nacheinem unvollständigen $,
Museum Paris, sine patria, beschrieben; die Beschreibung paßt
ausgezeichnet aui luteidennis; Selys hat diese Ae. viridıs in sub-
viridis neu benannt (Rev. Odon., p. 129 — 1850), wegen Homo-
nymie mit Ae. viridis Eversmann; Kirby und Martin stellen sie
zu Gynacantha.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren rail
"Aus der Gruppe der €. castor habe ich bisher 4 Arten gesehen:
ianuaria, castor, eine castor überaus nahestehende Form aus Tereso-
polis, die hier neu zu beschreibende coronata. Nur castor und coro-
nata liegen zurzeit vor; sie unterscheiden sich wie folgt:
a) Fleck des Stirnvorderrandes rhombisch, mit der breiten
schwarzen Stirnbasiszeichnung verbunden. Metepimerale grüne
Binde schmal, nicht mehr als halb so breit wie die mesepi-
merale. Appendix superior des $ auf dem proximalen Viertel
mit einem kräftigen medial-ventralen Zahn, vom proximalen
Drittel an fast gleichbreit, stumpf, an der medialen Kante
dicht und lang behaart. Membranula braungrau, lichter ge-
säumt. Pterostigma 4 mm. castor
b) Fleck des Stirnvorderrandes querrechteckig, groß, zum größten
Teil auf der Vorderfläche der Stirn, ohne Verbindung mit der
sehr schmalen basalen dunkeln Linie. Metepimerale grüne
Binde breit, keilförmig, an ihrem dorsalen Ende breiter als
die mesepimerale. Appendix superior des $ ohne Zahn oder
Höcker an der medial-ventralen Kante; medialwärts auf der
Mitte konvex, im distalen Viertel schwach konkav; etwas
spitz; mäßig behaart (Fig. 110). Membranula sehr licht grau.
Pterostigma 3°5 mm. coronata
Coryphaeschna castor (Fig. 109).
Aeschna castor F. Brauer, Verh. Zool. bot. Wien 14, p. 906 (1864)
(& Brasilien) — id. Novara, p. 72, 103, Tab. 1, Fig. 17 (1866). —
Hagen, Zool. bot. Wien 17, p. 50 (1867) ($ Rio Janeiro, 2 Neu-
Freiburg) — id. Proc. Boston Soc. 18, p. 39 (1875). — Kirby, Cat.,
p. 88 (1890). — Karsch, Ent. Nachr. 17, p. 283 (1891). — Martin,
Coll. Selys, Aeschn., p. 61, 82, Fig. 57 (1908) (Surinam [ob richtig ?],
Brasilien).
Brasilien: 6 8, 5 2 Espirito Santo (Mus. Hamburg leg. J. Mi-
chaelis, Mus. Stockholm und Coll. Ris durch Fruhstorfter); 1 4,
1 2 Provinz Rio Janeiro, Grenze von Minas Geraes (leg. Wiengreen,
Mus. Hamburg); 2 8 Brasilien (sehr alt, Mus. Stockholm).
Zurzeit vorliegend 1 &, 1 2 von Espirito Santo. Wenn Martin
(l. c.) von den Appendices des @ schreibt: ‚en feuilles assez larges,
de la longueur des deux derniers segments‘, so ist dies durchaus
im Widerspruch mit allen unsern Expl. und mit Hagens Beschrei-
bung von 1867; ob Martin die Appendices für abgebrochen hielt
und in der Phantasie rekonstruierte, oder ob er ein anderes 9 für
diese Art hielt, ist mir nicht klar. Die Appendices sind sehr klein,
kaum das Tuberculum supraanale überragend (ähnlich wie bei
C. Iuteipennis); 10. Bauchplatte vorspringend, mit zwei dichten
Gruppen ziemlich kräftiger Dörnchen besetzt.
& (Esp. Santo). Die Abdomenzeichnung ist sehr gut erhalten,
rein ockergelb und damit in scharfem Kontrast zu den grasgrünen
Thoraxbinden. Die MD sind kleiner, die PD erheblich größer als
bei coronata. Sgm. 1 ganz rotbraun; 2 rotbraun mit gelb: kleines
diffuses Fleckchen PL, breite Binde aus beiden PD bis halbwegs zur
9, Heft
172 Dr. F. Ris:
Querkante, nach vorne gerade begrenzt. 3 AL über die hintere
Hälfte des Feldes vor der Querkante, diese begleitend; MD sehr
kleines Strichel hinten an der Querkante; beide PD zu einer in
der Mitte etwas verkürzten Ouerbinde vereinigt, die fast die halbe
Distanz bis zur Querkante erreicht; ML und PL fehlen. 4—6
ebenso, die PD-Binde sukzessive etwas schmäler, die MD-Strichel
fast verschwindend; 7 nur noch Spur von PD; 8—10 sehr dunkel
rotbraun. Ventralseite rotbraun, die Intersegmentalmembranen
schwarz. Flügel stark wolkig gelb, Aderung Fig. 109, Pterostigma
sehr dunkel rotbraun. Abd. 50 +6, Hil. 48:14, Pt. 4.
Q Stirnzeichnung wie d. Thoraxstreifen ein wenig schmäler.
Abdomenzeichnung ım Prinzip durchaus dieselbe, doch sind die
MD schon von Sgm. 4 an fast bis völlig verschwunden und die PD
erheblich kleiner; die ockergelbe Farbe scheint dieselbe. Auf dem
1. Sternit der mediale Höcker vorhanden, etwas kleiner als beim {;
die Ecken des Tergits etwas glänzend, nicht vorgezogen. Flügel-
basıs goldgelb, diftus und licht, in sc und cu; Spitzen vom Nodus
an in diffusem Beginn ziemlich tief gelb. Aderung wie g, doch im
Hfl. Cu, — Cu, 2 Reihen in der proximalen Hälite. Abd. 58 +1,
Hfl.. 54:16, Pt. 4.
Coryphaeschna coronata n. sp. (Fig. 110).
Bolivia: 1 & Rio Songo 1000 m, 1912.
g (ad., gut erhalten). Occiput hellgelb. Unterlippe licht ocker-
gelb etwas nach orange. Oberlippe, Mandibelbasis und Genae
ebenso. Anteclypeus und Postclypeus hellgelb mit schwach grün-
licher Nuance. Stirn oben und seitlich ebenso; aut der Stirnkante
ein glänzend schwarzer Fleck, von dem oberhalb der Kante nur
ein schmaler Saum zur Dorsalseite gehört, der größte Teil die
dorsalen zwei Drittel der Vorderseite einnimmt. Stirnbasis nur
sehr schmal und trüb braun, keine Verbindung dieser Färbung
mit dem vordern schwarzen Fleck. Scheitelblase und Fühler
schwarz. Öccipitaldreieck sehr klein, schwarz, in der Mitte gelblich.
Thorax tief rotbraun mit grasgrüner Zeichnung: vollständige,
gerade, ventralwärts sehr mäßig verschmälerte, dorsalwärts mäßig
konvergente Antehumeralstreiten; schmales Querstreiichen im
Flügelsinus und Andeutung eines solchen auf der steil abfallenden
Vordertfläche derselben. Vollständige, gerade mesepimerale Binde,
ein wenig breiter als die antehumerale, dorsalwärts in den Zwischen-
flügelraum fortgesetzt; vollständige Binde über die Mitte des
Metepimeron, dorsal fast zwei Drittel der Breite desselben, zum
ventralen Ende langsam keilförmig verschmälert. Flügelansätze
grün gefleckt. Ventralseite rotbraun. Beine mäßig lang, schwarz,
basale zwei Drittel der Femora 2, drei Viertel der Femora 3 licht
rotbraun mit distalwärts diffusem Abschluß.
Abdomen Sgm. 1—2 mäßig seitlich, wenig dorsoventral er-
weitert, 3 schwach verengt, 4—10 ziemlich robust, annähernd
zylindrisch. Sgm. 1—2 rotbraun, 3—10 schwarz mit lichter Zeich-
nung von sehr mäßigem Umfang (nicht besonders gut erhalten,
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 173
trüb gelbbraun, lebend grün ? oder gelb ?); 1 ganz rotbraun; 2 grün
vorne bis zur Querkante (?), hinten ein lateraler runder Fleck klein,
ein dorsaler halbrunder groß. 3 AL Seitenstreif bis zur Ouerkante,
um die eigene Breite vom Seitenrand entfernt; MD relativ groß,
rundlich; PD ebenso, halbmondförmig; ML und PL fehlen. 4-5
ebenso, doch fehlt auch AL und PD ist kleiner. 6--8 auch PD auf
eine schmale Linie am Rand reduziert, MD mehr dreieckig; 9—10
sehr dunkel rotbraun ohne Zeichnung. Ganze Unterseite sehr
dunkel rotbraun. Appendices schwärzlich (Fig. 110 und Tab.),
superiores ohne Spur von medial-basalem Zahn.
Ventralplatte von Sgm. 1 auf der
Mitte der hintern Hälfte in einen
stumpfen, lang behaarten (nicht be-
dornten!) Höcker erhoben. Ränder des
1. Tergits jederseits in einen medial-
wärts gerichteten Fortsatz ausgezogen,
dessen konvexe glänzende Seite nach
vorne unten sieht und der ziemlich
stumpf endet. Am 2. Sgm. die Ohr-
chen klein, dreieckig, mit 3—4 Zähn-
chen; Rand der Tasche in der hintern
Hälfte als runder Lobus schwach vor-
springend. (Lamina anterior nicht
deutlich sichtbar.) Ende des Hamulus
anterior mit schwach entwickelter
Falte, nach vorne gerichteter Spitze. Fig. 110.
Flügel stark gelb, im Kostalfeld und am distalen Rand durch
Altersverfärbung tiefer gebräunt. Gabel von Rs im Vfl.- um 1,
im Hfl. um 2 Zellbreiten proximal vom Pterostigma, 3 Reihen
vom Niveau der Mitte des Pterostigma an. Rs—Rspl sehr breit,
in der Mitte 5 Reihen. M, — Mspl breit, 3 Reihen. M, gegabelt,
mit kurzem Ast auf M,, der anale Ast nur kurz und wenig, auf
etwa 2 Zellbreiten, ausweichend und dann parallel zu M, mit
einer Zellreihe. t lang, im Vfl. symmetrisch eine Teilung auf die
proximale Seite, nicht im Hfl.; alle ti ungeteilt, die das ti bildende
Ouerader genau auf die kostal-proximale Ecke des t treffend.
Schleife 3 Reihen proximal von Cu,, 2 Reihen und etwas undeutlich
20 19
13 14
ut 15 15 696 :,11.8°°3 BELA,
77 Pnq 1717: Cug 4 ht 9.9 Zellen im t Terz
Analdreieck 2 Zellen. Lage des Nodus im Vfl. 24:26, im Hfl.
En Pterostigma schmal, rotbraun. Abd. 51 + 6, Hfl. 48: 14,
.'8'0:
begrenzt in der Bifurkation. Anq Stelle der zweiten ver-
stärkten Anq
Anax amazili Burm.
‚ U. S. America: 2 2 New Orleans, leg. Jourdan, ded. 19. X. 1889
(Mus. Hamburg). Mexiko: 1 2 Ocotlan (durch Rolle 1913). —
9. Heft
174 Dr. F. Ris:
Panama: 1 $ Panama (Ill. 1912), ©. Garlepp. — Brasilien: 1
&, 2 2 Espirito Santo, J. Michaelis 1898 (Mus. Hamburg).
Die Hamburger Exemplare von New Orleans bedeuten meines
Wissens die erste Angabe eines Vorkommens dieser Art in Amerika
nördlich von Mexiko; ihre Identität ist unzweifelhaft und an der
Richtigkeit der Angabe zu zweifeln liegt kein Grund vor. Die
Art mag gelegentlich in die nordamerikanischen Golfstaaten ge-
langen, wie Hemianax ephipßiger nach Mitteleuropa.
FAM. LIBELLULIDAE.
Subfam. Cordulinae.
Die hier besprochene Region ist sehr arm an Cordulinen.
Aus Columbia ist eine solche überhaupt noch nicht bekannt; über
entsprechendes Verhalten der in der Biologia Centrali Americana
behandelten Region ist Calvert zu vergleichen. Zu berücksich-
tigen bleibt, daß Cordulinen unter allen Umständen in kleiner
Anzahl gefangen werden, daß also noch manches verborgen sein
mag; aber an der Formenarmut dieser Gruppe in einer sonst so
sehr reichen Region ist nicht zu zweifeln.
Gomphomaeromia.
Zu dieser Gattung gehört sicher außer der Gattungstype
paradoxa Brauer von beschriebenen Arten nur noch G. fallax
Mac Lachl., wie schon von Mac Lachlan angenommen wird. Alles
was sonst noch in diese Gattung gestellt wurde, gehört nicht dazu,
ist nicht einmal als näher verwandt zu bezeichnen. Die eigentüm-
liche Genitalarmatur der @ wird von allen Beschreibern hervor-
gehoben; ich habe sie mit der Ovipositor-Bildung von Uracıs ver-
glichen (und als von dieser durchaus verschieden erklärt) in Coll.
Selys, Libellulin., p. 410 (1911). Jene Darstellung kann ich be-
stätigen und durch Abbildungen ergänzen, von G. daradoxa nach
skelettierten Präparaten, von G. fallax nach einem Expl. mit
für eine Zeichnung besonders günstiger Lage der Teile. Das wich-
tigste an der Anordnung der Teile ist: 1. Die ventral-hintern Ecken
des 8. Tergits sind nach hinten verlängert; 2. der 8. Sternit ist
noch weit über diese Verlängerung hinaus nach hinten gezogen,
bestehend aus einem Basalstück und zwei langen, dünnen, dorso-
ventral abgeplatteten Fortsätzen, die von dem Basalstück durch
seitliche Einschnitte teilweise abgetrennt sind, aber ohne daß eine
Gelenkbildung ersichtlich wäre; 3. das 9. und 10. Segment sind
klein, mit dünnem und weichem Integument, bei der Normal-
stellung trockener Exemplare dorsalwärts gebogen; 4. aus dem
dünnhäutigen 9. Sternit entspringen zwei lange Griffel (fast spitz
bei daradoxa, stumpf bei fallax), die bei den meisten trockenen
Expl. stark seitlich divergieren. Beide Griffelpaare können als
Homologe der Gonapophysen von Cordulegaster, den Aeschninen
und Zygopteren aufgefaßt werden; wir werden sie als solche und
nicht als caenogenetische Bildungen um so eher erklären, als sich
eine in allen Einzelheiten ähnliche Struktur bei den australischen
“Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 175
Synthemis der eustalacta-Gruppe wiederfindet (von vorliegenden
Arten am besten ausgebildet bei macrostigma). Dabei wird es
kaum möglich sein Gomphomacromia von Synthemis abzuleiten,
noch viel weniger umgekehrt; wohl aber dürften beide auf einen
sehr alten gemeinsamen Stamm zurückgehen. Die Bildung von
Gomphomacromia und Synthemis etwa als Konvergenz aufzufassen,
dürfte kaum angehen (während die rein äußerliche Ähnlichkeit
von Uracis sicher konvergent ist!. Auch in der Bildung der
männlichen Organe am 2. Sgm. wird eine gewisse Ähnlichkeit
von Gomphomacromia und Synthemis betont (E. Schmidt, an
mehreren Stellen. Gemeinsam ist ihnen ferner weitgehender
Geschlechtsunterschied in der Flügeladerung, dies allerdings mit
manchen andern Cordulinengattungen der archaischen Reihe und
mit der Macrothemis-Gruppe der Libellulinen.
Gomphomaeromia paradoxa F. Brauer (Fig. 111—113).
Diese Art wird nur zum Vergleiche mit G. fallax hier mit
aufgeführt. Sie ist nur aus Chile bekannt. Unser Material ist von
Herrn Paul Herbst in Concepcion eingesandt, in Alkohol auf-
bewahrt und in den Farben sehr gut erhalten.
Fig. 111.
& und @ in Färbung und Zeichnung fast gleich: Thorax rost-
farben, auf der dorsalen Mitte dunkler, mit einer weißlichen Flecken-
zeichnung: großer, ovaler, ventralwärts etwas spitzer Fleck auf
jedem Mesepisternum, etwas näher dem ventralen als dem dorsalen
Rande, etwas näher der Schulter- als der Mediannaht ; zwei metepi-
sternale Flecken, ein kleiner runder ventral, ein großer trapezoider
dorsal vom Stigma; etwa die hintern zwei Drittel des Metepimeron.
Abdomen dorsal schwarz, ventral licht rostfarben; große an der
9. Heft.
176 Dr. F. Ris:
dorsalen Mitte sich berührende weißliche Doppelflecken Sem. 9-—8;
kleinere solche 4—7;, 8 sehr großer Doppelfleck fast über die ganze
Segmentlänge; 9 kleine, weiter abstehende Flecken. $ Sgm. 7—9
stark spindelförmig erweitert. @ keine Erweiterung und die weiß-
lichen Flecken schon auf Sgm. 7 klein und rund, 8 fehlend. Am
Basalstück des 8. Sternits keine Dornfortsätze; Appendices nicht
länger als das Tuberculum supraanale (Fig. 111). Aderung beim
Q erheblich reicher als beim & (Fig. 112 und 113). & Abd. 25,
Hik 28, Pt.,.>.15225. 77 4,525, 4.5;
Die Lage des großen lichten Flecks auf dem 8. Segment beim
d ist eine ungewöhnliche; diese bei Cordulinen und Libellulinen
verschiedenster Verwandtschaft sehr weit verbreitete Auszeichnung
liegt in der übergroßen Mehrzahl der Fälle auf dem 7. Segment.
Auf dem 8. liegt sie z. B. auch bei Synthemis eustalacta, dagegen
auf dem 7. bei S. regina.
Gomphomaeromia fallax Mac Lachl. (Fig. 114—117).
Bolivia: 1 d, 6 2 Rio Songo 800—1000 m, 1913; 1 2 Coroico
1000—1400 m, 1913.
Zeichnung bei & und ® fast gleich: Thorax sehr dunkel rot-
braun, nicht mit einer Flecken-, sondern mit einer blaß grünlich-
gelben Bindenzeichnung: Feine Linie auf der Mediannaht ; schmaler,
diffuser, dorsalwärts abgekürzter (nur bei einem Teil der Expl.
sichtbarer) Antehumeralstreif; breite, scharf begrenzte, gerade
Binde über das Stigma, etwa die vordern zwei Drittel des Met-
episternum; schmale Binde über das ventral-hintere Drittel des
Metepimeron. Abdomen sehr dunkel rotbraun, fast schwarz;
Sgm. 2—7 gelbliche oder grünliche runde Doppelfleckchen nahe
der Mitte der Länge, 2 ziemlich breit getrennt, 3—7 sich auf der
Dorsalkante fast berührend; 7 beim $& nach hinten spitze Keil-
flecken über ein Drittel der Segmentlänge.
& Abdomen basal und apikal schwach erweitert, sehr schlank.
Genitalien am 2. Sgm.: Lamina anterior tief liegend, der (wie es
scheint kompliziert gebaute) freie Rand nicht genau zu sehen;
Hamulus breit, schalenförmig, der freie Rand von der Seite ge-
sehen fast im Halbkreis, die hintere Hälfte lateralwärts konkav;
am hintern Drittel ein sehr kleines, medialwärts gerichtetes Häk-
chen, die beider Seiten sich berührend. Keine Lobi. Penisschale
schwarz, gewölbt, an ihrem vordern Rande ein Büschel langer
gerader Borsten, am hintern ein kleiner, halbkugeliger, gelber
Höcker. Appendices klein, Fig. 114.
Q Seite des Basalstückes des 8. Sterniten in einen scharfen,
gekrümmten, dorsalwärts gerichteten Dorn ausgezogen; die End-
griffel des Sterniten erheblich länger als bei G. faradoxa. Appen-
dices lang, spitz, erheblich länger als das Tuberculum SER Pe.
Griffelfortsätze des 9. Sterniten stumpf (Fig. 115).
Aderung $ und @ Fig. 116, 117. Die 9 sind in der Aderung
des Diskoidalfeldes ziemlich variabel; das abgebildete Expl. hat
kleinere Zellenzahl daselbst als einige von den andern.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 177
Fig. 114. Fig. 115.
& Abd. 23, Hfl. 245, Pt. 15; 2 30 +25, 30, >2.
Subfam. Libellulinae.
Die Libellulinen sind in des Verfassers Monographie dieser
Gruppe schon behandelt (Collections Selys), teils im Haupttext
schon publiziert, teils in den Nachträgen (Fasc. 16, zweiter Teil)
noch zurückgehalten. Der Schlußteil ist aber seit Sommer 1916
auch fertig gedruckt und muß nur die Rückkehr normaler Ver-
hältnisse abwarten, ehe er ausgegeben werden kann. An dieser
Stelle wird das Material der Fassl’schen Sammlungen aus Columbia
und Bolivia, der Garlepp’schen aus Panama und Costarica, der
durch Rolle erhaltenen von Pozuzo kurz erwähnt und nach der
Monographie zitiert, um diese Liste vollständig zu gestalten. Zitate
nach Seite 1043 betreffen die Nachträge und sind nach den
Korrekturbogen hier eingereiht. Für alle genauern Ausführungen
muß auf die zitierten Stellen verwiesen werden. Nur wenige neu
hinzugekommene Notizen werden hier gegeben.
Libellula hereulea Karsch
Costarica: Tuis. Columbia: Villavicencio. _Bolivia: Rio Songo,
Coroico. (Lib. p. 1101.)
Libellula foliata Kirby
Costarica:1 & La Trinidad 1600m, 1 & Palo Verde 1600m, 1913.
Orthemis ferruginea Fabr.
Costarica: Infernillo. Panama: Bugabita, Panama. Columbia:
Buenaventura, Matagang, Rio Negro, Sosomuco. Peru: Pozuzo.
"Bolivia: Rio Songo. Argentina: Jujuy, Tucuman. (Lib. p. 1101
—02).
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 9. 12 9. Heft
178 Dr. F. Ris:
Orthemis nodiplaga Karsch
Argentina: Tucuman (Lib. p. 1100).
Orthemis aequilibris Calv.
Panama: Lino. Columbia: Villavicencio. (Lib. p. 1102—03.)
Nach reichem Material, besonders aus Britisch Guiana durch E. B.
Williamson, wird nachgewiesen, daß die Deutung der Lib. p. 287,
Fig. 162, beschriebenen Art als aegutlibris Calv. unrichtig ist, das
neue Material charakterisiert und für die Art von p. 287 (nach
1 & von Surinam, Samml. Selys) der neue Name Orthemis sibylla
aufgestellt.
Orthemis Biolleyi Calv.
Panama: Lino. Columbia: Villavicencio. Bolivia: Rio Songo.
(Lib. p. 1104.)
Orthemis eultriformis Calv. |
Panama: Lino. Columbia: Rio Negro, Villavicencio. (Lib.
p. 1104—05.)
Cannaphila insularis funerea Carpenter
Costarica (D. E. M. Dahlem). Panama: Lino. (Lib. p. 1107.)
Cannaphila vibex Hag.
Costarica: Orosi, Tuis, Infernillo. Panama: Lino. Columbia:
Muzo, Gramal bei Muzo, Rio Negro, Villavicencio. Peru: Pozuzo.
Bolivia: Rio Songo, Coroico. (Lib. p. 1107).
Zenithoptera americana (Linne) Ris
Columbia: San Jose am Rio Dagua, Rio Tamanä bei Juntas
(Samml. K. J. Morton). (Lib. p. 1110.)
Elga leptostyla Ris
Panama: Lino (Lib. p. 1131).
Uraeis turrialba Ris (n. sp.)
Costarica: 1 & Tuis, Turrialba 1000 m, 1913 (Lib. p. 1137,
Fig. 654.).
Flügel licht gelb ohne alle dunkle Zeichnung. Abdomen dorsal
dicht blaubereift. Appendices und Genitalien am 2. Sgm. sehr
ähnlich U. fastigiata. Aderung am nächsten U. infumata: Ang
13%, 1345: Cuq 1; ht = -im Hl. zwischen A, und dem Rand
im proximalen Drittel 3, weiter 2 Zellreihen; im Diskoidalfeld der
Vfl. einmal 3 Zellen am t, dann 2 Reihen bis zum Niveau des
Nodus; im Diskoidalfeld der Hfl. links 8, rechts 7 Zellen weit nur
eine Reihe. Abd. 25, Hfl. 31, Pt. 3°5.
Uraeis fastigiata Burm.
Panama: Lino. Columbia: Villavicencio. (Lib. p. 1137—38,
Fig. 656.)
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 179
Uraeis imbuta- Burm. '
Panama: Panamakanal, Lino, Brake ofunbia Buena-
ventura, S. Jose am Rio Dagua, Girardot, Medina, Villavicencio
(Lib. p. 1139, Fig. 658).
Erythrodiplax funerea Hag.
‚Panama: Lino. Columbia: Buenaventura. (Lib. p. 1154.)
Erythrodiplax umbrata L.
Panama: Lino, Bugabita. Columbia: Matagang, ee
Villavicencio. (Lib. p. 1156.)
Bolivia: 1 & Coroico 1200 m (eingegangen 1915). — Argentina:
2 &, 1 2 het. Andalzalä, Catamarca 26. 27. I. 1915, Joergensen.
Erythrodiplax castanea Burm.
Columbia: Bwuenaventura, Rio Negro, Villavicencio . (Lib.
p. 1156).
Erythrodiplax ochracea aequatorialis Ris
Columbia: Buenavista, Villavicencio (Lib. p. 1158)..
Erythrodiplax Erichsoni (Kirby) Calv.
Panama: Panama. (Lib. p. 1158.)
Erythrodiplax erratica Erichson
Columbia: Villavicencio. (Lib. p. 1158.)
Erythrodiplax eonnata fusca (Ramb.) Ris
Panama: Panamakanal, Bugabita, Lino. Columbia: Matagang,
Girardot. Bolivia: Rio Songo. (Lib. p. 1159.) — Argentina,
Tucuman: 1 $ Arcadia 25- VI. 1913; 2 2 Tucuman, 24. V. 1913,
Joergensen. — Salta: 1 Q Pampa grande 2300 m, 6. XI. 1912, id.
1 2 Gu&ämes 900 m, 19. VII. 1913, id.
Das & von Arcadia ist eine fusca der Buenos-Aires-Form;
adult, dicht blau bereift; Stirn rot; Basisfleck klein, goldbraun:
im Vfl. geringe Spur in sc und cu; im Hfl. Spur inc und m, in sc
bis Ang 1, in cu bis ein wenig über Cuq, im Analfeld zum Ende
der Membranula. Abd. 20, Hfl. 23, Pt. 35. Die Q mäßig gut er-
halten, ohne Besonderheiten. Die Form von Salta ist ohne &
nicht festzustellen.
Erythrodiplax eonnata abjeeta (Ramb.) Ris
Columbia: Rio Aguacatal, Fusagasuga, Miraflores, Pacho.
(Lib. p. 1159—60).
Erythrodiplax eonnata ines Ris
Ecuador: Rio Pastaza (Samml. K. ]J. Morton). Bolivia:
Rio Songo, Coroico. (Lib. p. 1160.) |
Von Coroico später nochmals 8 &, 1 2 eingegangen, eine sehr
gut erhaltene und ganz gleichartige Reihe, die $ völlig adult und
ohne Bereifung. Die Wahrscheinlichkeit, daß diese Form als
besondere Art zu betrachten ist, wird durch das neue Material
12* 9. Heit
180 Dr. F. Ris:
erhöht, insbesondere durch den Umstand, daß vom Rio Songo
auch die reguläre connata fusca vorliegt.
Erythrodiplax basalis Kirby
Columbia: Buenaventura (Lib. p. 1160).
Erythrodiplax nigrieans Ramb.
Argentina, Catamarca: 1 d, 3 2 Andalzalä, 25. 27. 29. I. 1915,
Joergensen.
Das & hyalin, 1 2 mit blassem Schatten, 2 @ mit kräftiger
brauner Wolke in der Flügelspitze.
Erythrodiplax minuseula Ramb.
Columbia: Villavicencio (Lib. p. 1161).
Erythemis haematogastra Burm.
Panama: 1 Q Lino 800 m, 1912.
Lepthemis vesieulosa Fabr.
Panama: 1 9 Panama, 10. III. 1908, A. H. Fassl. — Argentina,
Catamarca: 1 & Andalzalä 1000 m, 6. I. 1915, Joergensen.
Sympetrum illotum gilvum Hag.
Columbia: Rio Aguacatal, Sta. Margarita, Muzo, Miraflores,
Pacho. — Peru: Urubamba, Apurimac. (Lib. p. 1186.)
Dythemis.
Die Dythemis velox nach dem Haupttext der Monographie
(Lib. p. 837) und Calvert wird im Nachtrag aufgeteilt, nachdem
auf Anregung von E. B. Williamson und gestützt auf von diesem
Forscher selbst gesammeltes reiches Material die Artenfrage noch-
mals geprüft wurde. Es werden (Lib. p. 1202ff.) 4 Arten auf-
gestellt: velox Hag. (Texas), nigrescens Calv. (Westküste von
Mexiko), sterilis Hag., multibunctata Kirby. Nur die zwei letzten
kommen für uns hier in Betracht. Sie werden in der neuen Tabelle
kurz definiert wie folgt:
B. Im Hinterflügel 3 Zellreihen zwischen A, und dem Rand
beim $, ausnahmsweise 4 Reihen beim 9. Gelber Flügelbasis-
fleck von variablem Umfang.
b) Stirn bei $ und 2 gelb bis gelbrot, höchstens mit etwas
kupfrigem Metallglanz. Thoraxzeichnung dunkel rotbraun
(schokoladebraun) mit höchstens sehr geringem Metallglanz
und licht gelb mit schwachem Stich ins Grünliche. Gelber
Basisfleck der Flügel größer als bei bb, beim & Cuq meist
erreichend, beim 9 überschreitend.. Abdomen sehr
schlank, die terminalen Segmente in lateraler Richtung
gar nicht, in dorsoventraler minimal erweitert. Auf den
Sgm. 4—7 gelbliche laterale Streifen über mehr als die
halbe Segmentlänge, die Streifen auf 7 am breitesten,
aber durch die dunkle Dorsalkante kaum weniger breit
getrennt als auf den vordern Segmenten. Flügel diffus licht
gelb mit variablem dunkelm Spitzensaum. sterilis
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 181
bb) Stirn oben bei d und 2 blaugrün bis blau metallisch. Thorax-
zeichnung schwarz mit starkem grünem Metallglanz und
licht gelblichgrün bis hellgrün. Abdomen sehr schlank,
die terminalen Segmente nicht erweitert. Sgm. 4—7 mit
sehr kleinen lateralen grünlichen Flecken, die viel kleiner
sind als die halbe Segmentlänge, nur auf 7 dieser nahe-
kommend. Flügel hyalin oder mehr licht graulich als gelb
getrübt; Spitzenfleck sehr variabel. Basisfleck durch-
schnittlich kleiner als bei b), die Cuq meist nicht erreichend.
multipunctata
Die ausführlichen Beschreibungen, Diskussion der Nomen-
klatur und Nachweise der Verbreitung sind l. c. nachzusehen.
Dythemis sterilis Hag.
Panama: Lino, Bugabita. Columbia: Rio frio, Sta. Marta
(Forel und Bügnion). Antillen: Martinique (eid.) (Lib. p. 1205).
Dythemis multipunetata Kirby
Panama: Panamakanal, Lino. Argentina: Jujuy (Lib. p. 1207).
Dythemis eannacrioides Calv.
Columbia: Rio Negro (Lib. p. 844).
Paltothemis lineatipes Karsch
Costarica: Orosi, Infernillo (Lib. p. 846, 1209).
Brechmorhoga vivax Calv.
Costarica: 1 & S. Jose (D. E. M. Dahlem); 4 $, 1 2 Infernillo,
Reventazon 1000 m, 1912; 18, 22 Tuis, Turrialba 1000 m, 1912. —
Panama: Bugabita (Lib, p. 852).
Breehmorhoga praecox Hag.
Columbia: Sta. Marta (Bugnion) (Lib. p. 853—54).
Breehmorhoga pertinax eurysema Ris
Panama: Lino, Chiriqui (Lib. p. 858).
Brechmorhoga pertinax peruviana Ris
Peru: Chanchamayo, Pozuzo (Lib. p. 859). — Bolivia: Rio
Songo, Coroico (Lib. p. 1212).
Brechmorhoga rapax erocosema Ris
Costarica: Orosi (Lib. p. 860), 2 8, 1 2 Tuis, Turrialba 1000 m,
1913. — Panama: Lino, Chiriqui (Lib. p. 860).
Brechmorhoga rapax rapax Calv.
Columbia: Rio Negro, Sosomuco, Villavicencio. Ecuador.
(Lib. p. 859).
L. Naväs beschreibt (Ent. Mitt. 4, p. 146, 147 — 1915) nach
einem d von Sosomuco, Columbia, Nothemis Apollinaris nov. gen.
nov. spec. Nach der Beschreibung und einer Figur, die Teile der
Aderung wiedergibt, sowie die Femora 2 und 3, ist dies fast un-
9. kleit
182 Dr. F. Ris:
zweifelhaft unsere Brechmorhoga vapax, wahrscheinlich ein in der
Zeichnung des 7. Sgm. der crocosema-Form genähertes Exemplar.
In unserer Beschreibung ist nicht erwähnt, was nicht hätte
versäumt werden sollen (leider enthält die umfangreiche Mono-
graphie noch da und dort eine unerwünschte Lücke!), daß bei
B. rapax der Arculus sehr weit distal liegt, immer distal von der
2., meist nahe der 3. Ang. Lage des Arculus distal von der 2. Anq
für einen Teil der Arten ist allerdings sowohl in der Charakteristik
der Gruppe (Lib. p. 32) als in derjenigen der Gattung Brechmorhoga
(p. 850) erwähnt; allein die Sache ist nicht weiter verfolgt, und als
Paradigma der Aderung gibt Fig. 496 eine B. dertinax von Cuer-
navaca mit dem Arculus im Vfl. ein wenig proximal, im Hfl. eine
geringe Spur distal von der 2. Anq.*)
Brechmorhoga flavopunctata Martin
Peru: Pozuzo (Lib. p. 861).
Brechmorhoga nubecula Ramb.
. Panama:-Lino. Columbia: Villavicencio (Lib. p. 863).
Maerothemis tessellata inequiunguis Calv.
Panama: Panama, Lino, Bugabita (Lib. p. 870).
Macrothemis musiva Calv.
Columbia: Rio Negro, Sosomuco, Villavicencio (leg. Bürger,
Mus. Hamburg) (Lib. p. 873—74). Bolivia: Rio Songo, Coroico
(Lib. p. 1218).
Macrothemis pseudimitans Calv.
Costarica: Infernillo (Lib. p. 1213). Columbia: Rie frio
(Bugnion), Girardot (Lib. p. 883).
Maecrothemis Mortoni Ris
Bolivia: 1 & Rio Songo 750 m (eingegangen 1914); völlig über-
einstimmend mit Expl. der typischen Serie von Chanchamayo in
Peru (Lib. p. 884).
Maerothemis imitans imitans Karsch
Argentina: Jujuy (Lib. p. 885); 1 2 Gu&mes 900 m, Salta,
19. VII. 1913, Joergensen.
Maerothemis imitans leucozona Ris
Panama: Lino (Lib. p. 887).
*) Derselbe Autor beschreibt mit nicht mehr Glück noch zwei andere
neue Libellulinen-Gattungen der neotropischen Region :
Rialla membranata nov. gen. nov. spec. (Ent. Mitt.4, p. 148 — 1915) nach
einem unvollständigen 2 aus Chile ist zweifellos eine Oorduline, und zwar
höchstwahrscheinlich Somatochlora villosa Ramb. Da diese im Genus Soma-
tochlora kaum richtig steht, so wird vielleicht der Naväs’che Name für eine
Cordulinen-Gattung erhalten bleiben.
Nothifixis laxa nov. gen. nov. spec. (Broteria 14, p. 15, p. 16, Fig. 1—
1916) nach 1 2 von Rio Janeiro ist nach Beschreibung und Abbildung fast
zweifellos Miathyria simplex Ramb. FR
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 183
Maerothemis hemichlora Burm.
Panama: Lino. Columbia: Sta. Marta, Rio frio (Bugnion),
Rio Negro, Villavicencio (Lib. p. 889).
Pantala flaveseens Fabr.
Costarica: Infernillo.. Columbia: Miraflores. Bolivia: Rio
Songo, Coroico (Lib. p. 919, 1221).
Pantala hymenaea Say
Panama: Panama. Argentina: Tucuman, Santiago, Mendoza
(Lib. p. 921).
Argentina, Catamarca: 1 & La Plaza, Cerro de Aconquija
2400 m, 9. II. 1915, Joergensen, mit der Bemerkung des Sammlers:
„sehr häufig im Gebirge; fliegt hoch und findet sich bis zu 3100 m
(la Ollada)‘“.
Tramea cophysa Hag. (Form a).
Columbia: Sosomuco, Villavicencio (Lib. p. 988—89).
Tramea binotata Ramb.
Columbia: Buenaventura (Lib. p. 991—92).
Miathyria marcella Selys
Columbia: Columbia (Forel), Matagang (Lib. p. 1009).
Verzeichnis der Abbildungen.
(Die Flügel sind auf Tafel I bis II vereinigt, alle übrigen
Figuren in den Text eingefügt).
Dicterias umbra $, Villavicencio — Flügel.
— — 9, Bom Jesus de Itabapoana — Flügel.
Cora xanthostoma 3, San Miguel — Flügel.
— inca &, Cafon del Tolima — Flügel.
— ırene 3, Rio Songo — Flügel.
— marina &, Bugabita — Flügel.
— noltoxantha $, Panama — Flügel.
— semiopaca $, Chiriqui — Flügel.
— modesta $ (forma), Rio AgUacatal — Flügel.
„ 10. — aurea &, Ximenes — Flügel.
„ 11. Euthore fastıgiata $, Sosomuco — Flügel.
„ 12. Thore victoria &, Pozuzo — Flügel.
END ER Er
„ 138. — — 9, Pozuzo — Flügel.
„ 14. Lais grisea $&, Oran — Thoraxzeichnung.
» 15. — — 9, Aragon — Thoraxzeichnung.
„ 16. — — d, Oran — Appendices, dorsal und rechte Seite.
„ 17. — — d, Oran — Flügel.
„ 18. — Druinosa &, Misiones — Flügel.
„. 19. — imperatrix $, Sosomuco — Appendices rechte Seite
und Ende des rechten App. inferior ventral.
9. Heft
184
Fig. 20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
32.
32.
39.
34.
39.
36.
BYE
"38:
39.
A.
41.
42.
43.
44.
45.
46.
47.
48.
49.
Sa.
Dr. F. Ris:
— saltuum &, Pozuzo — Appendices rechte Seite und
Ende des rechten App. inferior ventral.
— Rollinati $, Coroico — Flügel.
— regina &, Coroico — Appendices rechte Seite und
Ende des rechten App. inferior ventral.
Hetaerina cruentata 2, Lino — Thoraxzeichnung.
— caja Q, Valencia — Thoraxzeichnung.
— macropus Q, Bugabita — Thoraxzeichnung.
— .capitalis $, Muzo — rechte Appendices, dorsal.
— majuscula &, Orosi — rechte Appendices, dorsal.
— duplex 3, Muzo — rechte Appendices, dorsal.
— — 3, Muzo — Flügel.
— aurora 8, Rio AgUacatal — rechte Appendices, dorsal.
— — d, Rio AgUacatal — Flügel.
— charca d, Pozuzo — Flügel.
bis — Lestes helix &, Pachitea — Appendices dorsal und
rechte Seite.
Phrlogenia umbrosa $, Pozuzo — Appendices, dorsal und
rechte Seite.
— Schmidti 8, Rio Songo — Appendices, dorsal und
rechte ‚Seite.
— — d, Rio Songo — Flügel.
— silvarum &, Pozuzo — Appendices, dorsal und rechte
Seite.
Megapodagrion seligerum $, Coroico — Appendices, dorsal
und rechte Seite.
— — d, Coroico — Flügel.
— macropus &, Rio Songo — Appendices, dorsal und
rechte Seite.
— nebulosum &, Pozuzo — Appendices, dorsal und rechte
Seite.
Heteragrion erythrogastrum 8, Bugabita — Appendices,
dorsal und rechte Seite.
— — d, Bugabita — Flügel.
— albifrons d, Rio Reventazon — Appendices, dorsal
und rechte Seite.
Heteropodagrion superbum $, San Antonio — Appendices,
dorsal und rechte Seite.
— — d, San'Antonio — Flügel.
Mesagrion leucorhinum 3, Minero b. Muzo — Appendices,
dorsal und rechte Seite.
— — d, Minero b. Muzo — Flügel.
Palaemnema paulina (forma b) &, El Fiscal—Appendices,
dorsal und rechte Seite.
— — (forma c) &, Tuis — linke Appendices dorsal,
rechte App. rechte Seite.
— angelina &, Tuis — linke DET dorsal, rechte
App. rechte Seite.
Libellen (Ödonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 185
. 51.
92.
53.
54.
99.
96.
97.
98.
99.
60.
61.
62.
63.
64.
73.
74.
— mathalia &, Tuis — Appendices, dorsal- und rechte
Seite.
— peruviana Z, Pozuzo — Appendices, dorsal und rechte
Seite.
— melanota $, Tuis — Appendices, dorsal und rechte
Seite.
— carmelita $, Carmen am Rio Dagua —- Appendices,
dorsal und linke Seite.
Argia talamanca &, Rio Negro — Appendices, dorsal und
rechte Seite.
— cuprea 3 (forma a), Misantla — Appendices, dorsal
und rechte Seite.
— — d (forma b), Villavicencio — Appendices, dorsal
und rechte Seite.
Enallagma ovigerum &, Fusagasuga. — Appendices, dorsal
und rechte Seite.
— — d, Fusagasuga — Flügel.
— occultum &, Bogota — Appendices, dorsal und rechte
Seite (etwas seitlich zusammengedrückt).
Acanthagrion acutum &, Coroico — Appendices, dorsal
und rechte Seite.
— — d, Coroico — Flügel.
— laterale $, Miraflores — Appendices, dorsal und ein
wenig von hinten (die App. inf., fast ganz vom dorsalen
Fortsatz der sup. verdeckt, sind weggelassen), und
rechte Seite.
— luna $, Villavicencio — Appendices, dorsal und rechte
Seite (ein kleines, medialwärts vorragendes Stück
der App. inf. ist in der Dorsalansicht weggelassen).
. — yungarum & (forma a), Pozuzo — Appendices, von
hinten und rechte Seite.
. — — d& (forma a), Pozuzö — Penisende, ventral und
von rechts.
. — — d (forma b), Villavicencio — Appendices, rechte
Seite.
. — — d (forma b), Villavicencio — Penisende, ventral
und von rechts.
— ascendens& (formab), Muzo— Appendices, rechte Seite.
— — d(forma b), Muzo — Penisende, ventral und von
rechts.
. Telebasis Garleppi &, Tuis — Appendices, dorsal und
rechte Seite.
9.. Metaleptobasis Forei Q, Don Diego — Prothorax mit
Coxa 1, vorderes Ende des Mesepisternum und Lamina
mesostigmalis, von rechts .
Ischnura Ramburi credula $, Amatitlan — Appendices,
rechte Seite.
— fluviatilis & Buenos Aires — Appendices, rechte Seite.
9. Heft
Dr. F. Ris:
. Ceratura capreola $, Puerto Cortez — Appendices,. rechte
Seite.
. — indivisa &, Matagang — Appendices, rechte Seite.
Telagrion quadricolor $, Sta. Ana bei Cuzco — Appen-
dices, dorsal und rechte Seite.
. — oreas d, Mte. Socorro — Appendices, dorsal und rechte
Seite.
Progomphus longistigma &, Rio Reventazon = Thorax-
zeichnung.
— — d, Rio Reventazon — Appendices, ventral und
linke Seite.
. — — 9, Rio Reventazon — Occipitalplatte, von dorsal-
vorne.
— — d, Rio Reventazon — Flügel.
. — pygmaeus 2, Rio Negro — Thoraxzeichnung.
— — 9, Rio Negro — Occipitalplatte, von dorsal-vorne.
. — phyllochromus d, Pozuzo — Thoraxzeichnung.
. — — d, Pozuzo — Appendices, ventral und linke Seite.
. — perpusillus 3, Rio Saimiria — Appendices, ventral
und linke Seite.
. — — d, Rio Saimiria — Genitalien am 2. Segment, linke
Seite.
. — — d, Rio Saimiria — Flügel.
Epigomphus armatus &, Costarica — Thoraxzeichnung.
. — — d, Costarica — Appendices, rechte Seite.
. — — d, Costarica — Appendices, linke Seite Bar Ent-
fernung des linken App. superior.
3. — — d, Costarica — Appendices, ventral.
— tumefactus $, Rio Reventazon — PP rechte
Seite.
. — — d, Rio Reventazon — Appendices, ventral.
. — obtusus d, Pozuzo — Appendices, rechte Seite.
. — — d, Pozuzo — Appendices, ventral (etwas in seit-
licher Richtung zusammengedrückt, auch die Gabel
des App. inferior).
. — obtusus $, Pozuzo — Flügel.
— llama 3, Rio Songo — Appendices, N Seite.
. — — d, Rio Songo — Appendices, ventral.
. — hylaeus &, Matto Grosso — Thoraxzeichnung.
. — — d, Matto Grosso — Appendices, rechte Seite.
. — — d, Matto Grosso — Appendices, ventral.
. Aeschna Marchali $&, Bogota — Flügel.
. — beralta $, La Paz — Appendices, dorsal und rechte
Seite.
. — — d, La Paz — Flügel.
. — vigintipunctata $, Andalzala — Thoraxzeichnung.
.»— —.&, Andakzalar —- ar dorsal und rechte
Seite.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 187
Fig. 109. Corydhaeschna castor $, Espirito Santo — Flügel.
„ 110. — coronata &, Rio Songo — Appendices, dorsal und rechte
Seite.
„ 111. Gomphomacromia paradoxa 2, Concepcion — Genital-
segmente, ventral (etwas dorsoventral zusammen-
gedrückt) und rechte Seite (etwas seitlich zusammen-
gedrückt) nach skelettierten Präparaten in Kanada-
balsam.
„ 112. — — d, Eoncepcion — Flügel.
„ 113. — — 9, Concepcion — Flügel.
„ 114. — fallax $, Rio Songo — Appendices, rechte Seite.
„ 115. — — 9, Rio Songo — Genitalsegmente, rechte Seite.
„ 116. — — d, Rio Songo — Flügel.
„117. — — 9, Rio Songo — Flügel.
Summarischer Katalog der Odonaten von Columbia.
Die folgende Zusammenstellung ist zu unvollständig, als daß
sie als Grundlage zoogeographischer Untersuchungen dienen könnte.
Sie verfolgt in erster Linie die praktische Absicht, von mir mit
Aufwand von Zeit und Arbeit zusammengestelltes Material ver-
einigt zu lassen und damit spätere auf demselben Weg liegende
Untersuchungen zu erleichtern. Ich war betroffen von der Wahr-
nehmung, wie wenig über das gewiß in vielen seiner Teile über-
reiche weite Gebiet bekannt ist; es sind eben einige Stichproben,
mehr nicht. Nur ganz wenige Schriften berichten im Zusammen-
hang, oder wenigstens in größerem Umfang, über columbische
Libellen; es sind die Nummern 15, 29, 30, 33, 41 des Verzeichnisses
am Schlusse; alle übrigen Nummern enthalten nur vereinzelte
Angaben.
Die Fundortangaben sind ganz ungewöhnlich mangelhaft ;
zuverlässiges darüber berichten fast nur die Schriften 29, 30, 33, 34,
41. Sonst erscheint immer wieder Bogota und Sta. F& de Bogota,
was in der übergroßen Mehrzahl der Fälle nichts anderes bedeuten
kann, als daß das betreffende Material auf dem Wege über die
Landeshauptstadt in die Hände des Beschreibers gelangte. Herr
Fassl weist dies für die Schmetterlinge nach; seine Überlegungen
gelten ohne Einschränkung auch für die Odonaten. Nach seinen
eigenen Sammlungen sind bis dahin nur zwei Libellenarten für
Bogota selbst nachgewiesen: Enallagma occultum und Aeschna
Marchali. In dem folgenden Verzeichnis werden die Herkunft-
angaben so gebracht, wie sie im Originaltext stehen (nur zur Ab-
kürzung stets Bogota für Sta. F& de Bogota); für Bogota ist also
der Vorbehalt zu machen, daß damit nichts anderes ‘gemeint
sein kann als das Einzugsgebiet dieses Zentrums in dem wege-
armen Lande. Die allgemein gehaltenen Angaben - (Columbia,
Bogota) werden im Verzeichnis vorangestellt, die genauer bezeich-
9, Heft
188 - Dr. F. Rıs:
neten Fundorte in einer Reihenfolge von Nord nach Süd und von
West nach Ost angeordnet. Zwei Anhänge enthalten 1. die zweifel-
haften, 2. die sicher falschen Angaben. Die Reihenfolge der Arten
innerhalb der Gattungen ist alphabetisch. Synonymische Notizen
sind im allgemeinen nicht aufgenommen, erscheinen nur da, wo
sie zur Vermeidung von Mißverständnissen notwendig sind.
Ordnung Odonata.
UNTERORDNUNG ZYGOPTERA.
FAMILIE CALOPTERYGIDAE.
Dieterias Selys
1. Dicterias umbra Ris — Villavicencio (41).
Amphipteryx Selys
9. Amphipteryx agrioides Selys, — Columbia (2,.3,39, 487 30).
Cora Selys.
Cora aurea Ris — Ximenes am Rio Dagua (41).
. — inca Selys — Caüon del Tolima (41).
— marina Selys — Bogota (als alcyone 17, 19).
— modesta Selys — Bogota (16, 17, 19), Sta. Margarita West-
Kordill. (36 als Zerminalis bogotensis), Rio Aguacatal, Villa
Elvira, Villa Carolina (41).
7. — xanthostoma Ris — Rio Negro, Sosomuco, San Miguel (41). .
Euthore Selys
8. Euthore fasciata Selys — Columbia (9, 19) [in 3 steht Puerto
Cabello, Colombie für Venezuela], Rio Negro, Sosomuco,
Medina, Casanare, Villavicencio (41).
9. — Fassli Ris — Sta. Margarita, Monte Socorro (35, 41).
10. — fastigiata Selys — Columbia, Bogota (6, 9, 15, 16, 19),
Rio Negro, Sosomuco, Quetamo, Medina (41).
11. — hyalina Selys — Bogota (15, 16, 17, 19), Muzo, Rio Can-
tinero, Pacho (41).
12. — Leroii Ris — Caüon del Tolima (41).
Thore Selys
13. T’hore gigantea Selys — Columbia, Bogota (2, 3, 9, 19), Cafon‘
del Tolima, Cafon del Gallo Ibague (41).
14. — Pprocera Selys — Bogota (15 als Zicta, 16, 19, 19 als Picka),
Muzo (?), Rio Negro, Sosomuco, Buenavista, Llanos de
Medina, Casanare, Villavicencio (41).
Lais Selys
15. Lais imperatrix Mac Lachl. — Sosomuco (41).
Hetaerina Selys
16. Hetaerina aurora Ris — Rio Aguacatal, San Antonio, Rio Tocota,
Villa Elvira (41).
17. — caja (Drury) Selys — Columbia (3, 9, 19), Bonda (33),
Matagang, Villavicencio (41). |
18. — capitalis Selys — Bogota (17, 30), San Antonio in Magda-
lena, Muzo, Villamizar, Sosomuco (41).
Som
19.
20
21.
22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
So.
31.
32.
39.
34.
39.
36
. Philogenia cassandra Selys — Bogota (23).
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 189
— crüentata Selys — Columbia, Bogota (2, 3, 15, 19, 30),
Cauca (30), Don Diego, Rio Aguacatal, Villa Carolina, San
Antonio, Carmen am Rio Dagua, Cafion del Tolima, Muzo,
Fusagasuga, Pacho (41).
— duplex Hag. — Bogota (15, 16, 19), Muzo, Rio Negro,
Sosomuco, Anolaima, Pacho, Casanare (41).
— macropus Selys — Columbia, Bogota (2, 3, 9, 17, 19, 30 —
teilweise als occisa), Muzo (15 als occisa), Bonda, Onaca,
Cacagualito (33), San Antonio in Magdalena, Rio Negro,
Sosomuco, Miraflores, Medina, Villavicencio (41).
— majuscula Selys — Columbia, Bogota (2, 3, 9, 15, 19),
Muzo (15, 41), Rio Negro (41).
— sanguinea Selys — Villavicencio (41).
— sempronia Selys — Bogota (17, 19).
FAMILIE AGRIONIDAE.
Subfamilie Lestinae. 2
Archilestes Selys
Archilestes grandis Ramb. — Columbia (1, 9, 10), Cacagualito
(33), Villeta (41). IR
‚Lestes Leach
Lestes Henshawi Calv. — Bogota (30), Pacho (41).
tenuatus Ramb. — Don Diego (33).
Subfamilie Agrioninae.
Megaloprepus Ramb.
Megaloprepus caerulatus caerulatus Drury [mit Inbegriff der
Zitate, welche die Formen nicht unterscheiden] — Columbia,
Bogota (1, 8, 9, 23, 30), in Bogota von Indianern gekauft
(29), Choco (8), Muzo (15, 41), -Gramal bei Muzo (41).
— caerulatus brevistigma Selys — Bogota, Las Palmas (8),
Bogota (15, 23), Muzo (?), Canon del Tolima, Rio Negro,
Sosomuco, Buenavista, Pacho, Medina, Villavicencio (41).
Mierostigma Ramb.
Microstiema votundatum Selys — Bogota (als Rasse exustum
15, 23), Rio Negro, Villavicencio (41).
Meeistogaster Ramb.
Meeistogaster jocaste jocaste Hag. — Bogota (15), Pasto (23),
Muzo (41).
— jocaste vincentius Ris — Llanos de Medina, Villavicencio (41).
— linearis Fabr. — Columbia, Bogota (1 als signatus, 8, 9,
15, 23), Muzo, Minero bei Muzo, Gramal bei Muzo, Rio
Negro, Llanos de Medina, Villavicencio (41).
— modestus Selys — Bogota (23 als Rasse idhigenia), Rio
Cantinero bei Muzo (41).
— ornalus Ramb. — Don Diego, Bonda, Don Amo, Onaca,
Valparaiso (33), Muzo, Villavicencio (41).
Philogenia Selys
190
37
38.
39.
40.
41.
42.
43.
44.
45.
46.
AT.
Dr. F. Ris:
— helena Hag. — Bogota (15, 23), Gramal bei Muzo, Pacho (41).
— raphaella Selys — Bogota (23).
Megapodagrion Selys
Megapodagrion mercenarium Hag. — Bogota (15, 23).
— oscillans Selys — Bogota (9, 11, 15, 23).
— temporale Selys — Bogota (11, 15, 23).
— spec. — Rio Aguacatal, Villa Carolina (41).
Heteragrion Selys
Heteragrion aequatoriale Selys — Bogota (23).
Heteropodagrion Selys
Heteropodagrion superbum Ris — S. Antonio West-Kordillere (41).
Mesagrion Selys
Mesagrion leucorhinum Selys — Bogota (22, 23), Minero bei
Muzo, Sosomuco (41).
Palaemnema Selys
Palaemnema cavmelita Ris — Carmen am Rio Dagua, Rio
Aguacatal (41).
— clementia Selys — Bonda (33).
Argia Ramb.
. Argia aenea Selys — Columbia (30, 31).
. — cuprea Hag. (Form b) — Rio Negro, Villavicencio (41).
. — dagnina Först. — San Jose am Rio Dagua (36).
. — difficilis Selys — Bonda (30, 33), Burithaca, Sta. Marta,
Minero bei Muzo, Muzo, Villamizar bei Muzo, Villeta,
Villavicencio (41).
. — extvanea Hag. — Columbia (12, 31).
. — fissa Selys — Columbia, Bogota (9, 12, 31), Rio Aguacatal,
Muzo, Fusagasuga, Villeta (41).
. — Gerhardi Calv. — Rio Negro, Sosomuco, Villavicencio (41).
. — indicatrix Calv. — Rio Villamizar bei Muzo (41).
.. — jocosa Selys — Bogota (12, 31), Onaca (33).
. — oculata Selys — Bogota (12, 30, 31), Cacagualito (33).
. — orichalcea Selys — Bonda (33).
. — talamanca Calv. — San Antonio in Magdalena, Rio Negro,
Sosomuco, Buenavista, Villavicencio (41).
. — tvanslata Selys — Bonda (33).
. — variabilis Selys [mit Inbegriff von medullarıs Selys] —
Columbia, Bogota (12, 31), Cauca (30), Rio Aguacatal,
San Antonio, Cafion del Tolima, Pacho, Medina (41).
Enallagma Selys
. Enallagma civile Hag. — Bogota (20 als Rasse simile, 30).
. — coecum novae Hispaniae Calv. — Bonda (33).
. — occultum Ris — Bogota (41).
. — ovigerum Calv. — Bogota (33), Fusagasuga, Anolaima,
Pacho (41).
r
Acanthagrion Selys
. Acanthagrion ascendens Calv. (Form b) — Villamizar bei Muzo
(41).
19»
80.
8.
82.
83.
84.
85.
86.
87.
88.
89.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 191
. — laterale Selys — Neu-Granada, Bogota (20, :40), Mira-
flores (41).
— luna Ris — Villavicencio (41).
. — yungarum Ris (Form b) — Villavicencio ve):
Oxyagrion Selys
. Oxyagrion mimiopsis Selys — Bogota (20).
Telebasis Selys
. — Telebasis digiticollis Calv. — Sabanilla (41).
. — filiola (Perty) Calv. — Barranquilla n Matagang (41).
— salva Hag. — Cartagena (41).
Metaleptobasis Calv.
. Metaleptobasis bicornis Selys:— Mochila. (29).
— Foreli Ris — Don Diego (41).
Isehnura Charp.
. Ischnura Ramburi credula Hag. — Magdalena (20 als Ram-
burı), Barranquilla. (29 als Ramburı), Sabanilla (41).
Ceratura Selys
. Ceratura capreola Hag. — Barranquilla (29).
. — indivisa Ris — Matagang .(41).
Telagrion Selys
Telagrion oreas Ris — Monte Socorro (41).
UNTERORDNUNG ANISOPTERA.
FAMILIE AESCHNIDAE.
Subfamilie Gomphinae.
Progomphus Selys
Progomphus paucinervis Selys — Bogota (18).
— pygmaeus Sely;s — Bogota (18, 19), Bonda (33), Rio
Negro (41).
Gomphoides Selys
Gomphoides tenuis Selys — Neu-Granada, Choco (7, 9, 19).
Epigomphus Selys
Epigomphus obtusus Selys — Bogota (18).
Subfamilie Aeschninae.
Allopetalia Selys
Allobetalia pustulosa Selys — "Bogota (18, 19,: 32).
Triacanthagyna Selys
Triacanthagyna sebtima Selys — Bonda (30, 33).
— trifida Ramb. — Turbo (30).
Gynacantha Ramb.
Gynacantha membranalis Karsch — Columbia, Bogota (26, 30),
Sosomuco (37 als jubilaris, -41), Rio Negro (41).
— nervosa Ramb. — Bonda, Don Diego (30, 33).
Aeschna Fabr.
Aeschna cornigera Brauer — Columbia (13, 14, 19, 30), San
Antonio West-Kordill, Cafon del Tolima, Rio Negro,
Sosomuco (41). LRERINN N, AA
9. Heft
192
90.
91.
92.
93.
94.
9.
96.
97.
98.
99.
100
101.
102.
103.
104.
105.
106.
107.
108.
Dr. F. Ris:
— Marchali Ramb. — Columbia, Bogota (1, 9, 19, 32), Muzo,
Bogota, la Union, Chapinero, Rio Negro, Sosomuco, Pacho,
Medina, Miraflores, Anolaima, Boqueron von Cipaque,
Paramo von Carmen de Carupa (41).
— rufides Ris — Sosomuco (41).
Coryphaeschna Williamson
Corybhaeschna adnexa Hag. — Bonda (30, 33).
— luteipennis Burm. — San Antonio West-Kordill., Rio
Aguacatal (41).
Anax Leach
Anax amazili Burm. — Columbia (14).
FAMILIE LIBELLULIDAE.
Subfamilie Libellulinae.
Libellula L.
Libellula herculea Karsch — Neu-Granada, Bogota (30, 33, 34),
Don Amo, Minca (33), Cauca (34), Villavicencio (41).
Orthemis Hag.
Orthemis aequilibris Calv. — Villavicencio (34, 41).
— Biolleyi Calv. — Villavicencio (34, 41).
— cultriformis Calv. — Rio Negro, Villavicencio (34, 41).
— ferruginea Fabr. — Columbia, Bogota (15, 19, 34), Müzo
(15 als discolor), Cauca (30), Bonda (30, 33), Corinto (29),
Buenaventura, Matagang, Rio Negro, Sosomuco (34, 41).
Cannaphila Kirby
Cannaphila vibex Hag. — Columbia, Bogota (30, 34), Onaca
(30, 33), Muzo, Gramal bei Muzo, Rio Negro, Villavi-
cencio (34, 41).
Zenithoptera Selys
Zenithoptera americana (L.) Ris — Rio Dagua, Rio Tamana
(34, 41).
Perithemis Hag.
Perithemis cornelia Ris — Columbia, Bogota (34).
— domitia Drury — Columbia, Magdalena (34), Bonda
(30 iris), Corinto (29).
Nephepeltia Kirby
Nephebeltia flavifrons Karsch — Columbia (34), Boca de
Guamal (29).
Uraeis Ramb.
Uracis fastigiata Burm. — Don Diego (30, 33), Villavicencio
(34, 41).
— imbuta Burm. — Columbia, Bogota (19, 30), Bonda
(30, 33), Buenaventura, San Jose am Rio Dagua, Girardot,
Medina, Villavicencio (34, 41).
Anatya Kirby
Anatya normalis Calv. — Mochila (29 als Theresiae, 34),
Don Diego, Bonda (30, 33).
Mierathyria Kirby
Micrathyria aequalis Hag. — Barranquilla (29 als septima, 34).
f
109
PER
112.
113
114.
115.
116.
117.
118.
119.
120.
121.
122.
123.
124
125.
126
127.
128
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 193
. — didyma didyma Selys — Bogota (30).
110. — didyma laevigata Calv. — Columbia (34), Don Diego (33).
— eximia Kirby — Cachali (34).
— spuria Selys — Corinto (29 als Anatya, 34).
Erythrodiplax Brauer
. Erythrodiplax basalis Kirby — Cachali (34), Buenaventura
(34, 41).
castanea Burm. — Buenaventura, Cali, Rio Negro, Villa-
‚vicencio (34, 41).
connala abjecta Ramb. — Columbia, Bogota (1, 15, 19,
30, 34), Rio Aguacatal, Fusagasuga, Miraflores, Pacho
(34, 41), Laguna Ubaque (34).
connata fusca Ramb. — Columbia (30), Bonda, Onaca
(30, 33), Matagang, Girardot (34, 41).
Erichsoni (Kirby) Calv. — Bodega del Carmen, Corinto
(29 als unimaculata), Don Diego (30, 33, 34), Juan Matar (34).
erratica Erichs. — Villavicencio (34, 41).
funerea Hag. — Magdalena (34), Buenaventura (34, 41).
minuscula Ramb. — Villavicencio (34, 41).
ochracea aegquatorialis Ris — Buenavista, Villavicencio
(34, 41).
ochracea ochracea Burm. — Sitio Carcajal (29), Ouriheka,
Choco (30), Sta. Marta, Rio frio (34).
umbrata L. — Columbia, Bogota (15, 19, 34), Turbo (19),
Puerto Berrio (29), Bonda (30, 33). Matagang, Sosomuco,
Villavicencio (34, 41).
Erythemis Hag.
. Erythemis attala Selys — Barranquilla (29).
.
credula Hag. — Villavicencio (34).
haematogastra Burm. — Bogota (19).
mithroides Brauer — Barranquilla (29), Choco (30).
berwviana Ramb. — Columbia, Bogota (15 als bicolor,
19, 30, 34), Choco (19), Cerco am Brazo de Loba, Bodega
del Carmen, Sitio Carcajal, Santander (29), Bonda (30, 33),
Cauca (34).
129. — plebeja Burm. — Bonda (30, 33 als verbenata), Rio frio,
Sta. Marta, Dibulla (34).
Lepthemis Hag.
130. Lepihemis vesiculosa Fabr. — Bogota (30), Bonda (30, 33),
151
Barranquilla (29), Sta. Marta, Rio frio, Badillo bei Bodega
Central (34).
Sympetrum Newm.
. Sympetrum illotum gilvum Hag. — Columbia, Neu-Granada,
Bogota (15, 19, 30, 34), Rio Aguacatal, Sta. Margarita,
Muzo (34, 41).
Brachymesia Kirby
132. Brachymesia Batesi Kirby — Bodega del Carmen (29), Puerto
Archiv für Naturgeschichte
1916. A.
Nacional in Magdalena (34).
13 9. Heft
194 Dr. F, Ris:
Dythemis Hag.
133. Dythemis cannacrioides Calv. — Columbia (34), Rio Negro
(34, 41).
134. — multipunctata Kirby — Bogota (30 als velox).
135. — sterilis Hag. — Bogota (28), Bonda (30, 33 als velox),
Rio frio, Sta. Marta (34 als velox, 34, 41).
Brechmorhoga Kirby
136. Brechmorhoga flavopunctata Mart. — Columbia (27, 34).
137. — nubecula Ramb. — Onaca (30, 33), Villavicencio (34, 41).
138. — praecox Hag. — Columbia (28, 30), Bonda, Cacagualito,
Onaca (30, 33), Sta. Marta (34, 41), Jimenez (34).
139. — rapax Calv. — Rio Negro, Sosomuco, Villavicencio (34,
41), Sosomuco (38 als Nothemis Apollinaris).
Maecrothemis Hag.
140. Macrothemis Hahneli Ris — Bogota (34).
141. — hemichlora Burm. — Columbia (28, 34), Bonda (30, 33),
Sta. Marta, Rio frio, Rio Negro, Villavicencio (34, 41).
142. — musiva Calv. — Bonda, Onaca (30, 33), Rio Negro, Soso-
muco, Villavicencio (34, 41).
143. — Pseudimitans Calv. — Rio frio, Girardot (34, 41).
144. — tessellata ineguiunguis Calv. — Onaca (30, 33), Cachali (34).
Tholymis Hag.
145. Tholymis citrina Hag. — Bonda (30, 33).
Pantala Hag.
146. Pantala flavescens Fabr. — Columbia (30), Bonda, Onaca
(30, 33), Miraflores (34, 41).
147. — hymenaea Say — Bonda (30, 33).
Tramea Hag.
148. Tramea binotata Ramb. — Buenaventura (34, 41).
149. — cophysa Hag. (Form a) — Turbo (30), Bonda (30, 33),
Sosomuco, Villavicencio (34, 41).
Tauriphila Kirby
150. Tauriphila australis Hag. — Bogota (15, 19 als sdhigenia),
Turbo (19 als idhigenia, 30), Bonda (30, 33), Magdalena (34).
Miathyria Kirby
151. Miathyria marcella Sely; — Columbia, Magdalena (34)
Turbo (19, 30), Bonda (30, 33), Nerviti am Brazo de Loba
(29), Matagang, Rio Negro (34, 41).
Ephidatia Kirby
152. Ephidatia longipes Hag. (Forma ?) — Columbia (24).
Anhang A.
Für Columbia erwähnte Arten, deren Nachweis
daselbst zweifelhaft ist.
Thore concinna Mac Lachl. — Aus Ecuador beschrieben. Karsch
berichtet (25) nach einer brieflichen Mitteilung von Mac
Lachlan, daß die von Kirby als Sapho pulchella von Kamerun
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 195
beschriebene Calopterygide T’hore concinna sei und aus Co-
lumbia stamme. Die Herkunft bleibt wohl zweifelhaft.
Hetaerina vulnerata Selys — Columbia (2, 3, 9, 19, 30). — Die
Art ist nur aus Mexiko und in einem 2 (30) aus Guatemala
sicher nachgewiesen, ihr Vorkommen in Columbia einstweilen
sehr unwahrscheinlich.
Pseudostigma aberrans Selys — Columbia (8, 23).
— accedens Selys — Columbia (8, 9). — Für beide Pseudostigma-
Arten gehen sichere Nachweise südwärts nicht über Panama
hinaus (30). Die alten Notizen sind vielleicht darauf zurück-
zuführen, daß damals Panama noch politisch zu Columbia
gehörte.
Megapodagrion venale Selys — Columbia (9), in (11, 23) wird für
‚dasselbe Objekt die Herkunft Puerto Cabello angegeben,
also Venezuela.
Protoneura sancta Selys — Columbia (9); in Selys, Synops. Agrion.,
leg. Protoneura, 1860, wird angegeben: Lagoa Santa, Vene-
zuela — in (23) Lagoa Santa, Brasilien.
Hyponeura Funcki Selys — Cumana in Columbia (12), Columbia
(9, 31). Cumana ist in Venezuela. Ferner haftet den Angaben
des Sammlers Funck Unsicherheit an; unter seinem Namen
als columbisch geltende Arten stammen wahrscheinlich
mindestes zum Teil aus Mexiko.
Coryphaeschna januaria Hag. — Columbia (32); die Angabe ist
unwahrscheinlich, da die Gruppe, der diese Art angehört
(castor), dem Faunengebiet fremd ist. :
Libellula nodisticta Hag. — Die Angabe Columbia hat durch eine
unrichtige von Ris in (30) Aufnahme gefunden und ist in
(34) richtig gestellt.
Libellula saturata croceibennis Selys — Columbia ? (30 aus Selys
und Hagen), nach Expl. der Samml. Selys (34); auch hier ist
der Sammler Funck (siehe ad Hyponeura Funck‘).
Orthemis attenuata Erichs. — Bogota (15, 19 als Lepthemis), sehr
fraglich diese Art, die nur aus Guiana und vom untern Ama-
zonas bekannt ist.
Pseudoleon superbus Hag. — Columbia (34) nach Expl. der Samml.
Selys, Sammler Funck, die Richtigkeit der Angabe wird schon
an der zitierten Stelle bezweitelt.
Anhang B.
Für Columbia sicher falsche Angaben.
Hagenius brevistylus Selys — Columbia (4, 5, 9, 19).
Cordulegaster diastatops Selys — Columbia (4, 5, 9, 19). — Beide
Angaben betreffen den ‚District Columbia‘ mit der Bundes-
hauptstadt Washington der Vereinigten Staaten.
Verzeichnis der Schriften zum Katalog der Odonaten von Columbia.
Das Verzeichnis ist nach Möglichkeit vollständig; doch kann
ich nicht dafür einstehen, daß gar nichts fehlt. Ergänzung würde
13” 9. Heit
196 Dr. F. Ris:
mir als die beste Kritik erscheinen. Es ist chronologisch geordnet.
Die älteste Schrift ist auffallenderweise Rambur 1842. In früherer
Zeit ist wahrscheinlich Columbia unter der allgemeinen Bezeichnung
Westindien mitbegriffen.
1. Rambur, M-P., Histoire naturelle des Insectes. Nevropte£res.
Paris 1842. (Odonata p. 1—291, Tab. 1—8).
2. Selys Longehamps, Edmond de, Synopsis des Calopterygines
(sep.). Bruxelles 1859.
3. — und Hagen, H. A., Monographie des Calopterygines (sep.).
Bruxelles, Leipzig, Paris 1854.
4. — Synopsis des Gomphines (sep.). Bruxelles 1854.
5. — und Hagen, H. A., Monographie des Gomphines. Mem.
Soc. Sciences Liege 11, p. 257—720, Tab. 1—23. 1858.
— Additions au Synopsis des Calopterygines (sep.). Bruxelles
1859.
. — Additions au Synopsis des Gomphines (sep.). Bruxelles
1859.
— Synopsis des Agrionines, premiere legion: Pseudostigma
(sep.). Bruxelles 1860.
. Hagen, H. A., Synopsis of the Neuroptera of North America.
With a list of the South American species. Washington 1861.
10. Selys Longehamps, Edmond de, Synopsis des Agrionines, se-
conde legion: Lestes (sep.). Bruxelles 1862.
11. — Synopsis des Agrionines, troisiöme legion: Podagrion (sep.).
Bruxelles 1862.
12. — Synopsis des Agrionines, 5me legion: Agrion (sep.). Bru-
xelles 1865.
13. Brauer, F., Novara Expedition. Zoologischer Teil. Bd. 1.
Neuropteren (sep.), p. 1—104, Tab. 1—2. Wien 1866.
14. Hagen, H. A., Notizen beim Studium von Brauers Novara-
Neuropteren. Zool. bot. Wien 17, p: 31—62. 1867.
15. — Zur Odonaten-Fauna von Neu-Granada nach Lindigs
Sammlungen. Stett. ent. Zeitg. 30, p. 256—263. 1869.
16. Selys Longehamps, Edmond de, Secondes additions au Synopsis
des Calopterygines (sep.). Bruxelles 1869.
Geo 2 2 ln
17. — Troisicmes additions au Synopsis des Calopterygines (sep.).
Bruxelles 1873.
18. — Troisiemes additions au Synopsis des Gomphines (sep.).
Bruxelles 1873.
19. Hagen, H. A., Synopsis of the Odonata of America. Proc.
Boston Soc. Nat. Hist, 18, p. 20-96. 1875.
20. Selys Longehamps, Edmond de, Synopsis des Agrionines,
5me legion: Agrion (suite) (sep.). Bruxelles 1876.
21. — Synopsis des Agrionines, 5me legion: Agrion (suite et fin)
(sep.). Bruxelles 1877.
22. — Programme d’une Revision des Agrionines. Cptes.-rd.
Soc. ent. Belgique, seance du 5 decembre 1885 (sep.).
23. — Revision du Synopsis des Agrionines (sep.). Bruxelles 1886.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
32.
38.
34.
39.
36.
37.
38.
40.
41.
Libellen (Odonata) aus der Region der amerikan. Kordilleren 197
Kirby, W. F., A revision of the subfamily Libellulinae, with
descriptions of new genera and species. Trans. Zool. Soc.
London 12, p. 249—348, Tab. 51—57. 1889.
Karsch, F., Zwei neue chinesische Libellen aus der Familie
der Kalopterygiden. Berlin. ent. Zeitschr. 36, p. 455—456.
1891.
— Acht neue Aeschniden. Ent. Nachr. 17, p. 305—313. 1891.
Martin, Rene, Descriptions d’Odonates nouveaux. Ann. Soc.
ent. France 66, p. 589—594. 1897.
Calvert, P. P., The Odonate genus Macrothemis and its allies.
Proc. Boston Soc. Nat. Hist. 28, p. 301—332, Tab. 1—2,
1898.
Prinzessin Therese von Bayern, Selys, Brauer, Von Ihrer Königl.
Hoheit der Prinzessin Therese von Bayern auf einer Reise
in Südamerika gesammelte Insekten. B. Pseudoneuroptera.
Berlin. ent. Zeitschr. 45, p. 258—267, Tab. 3. 1900.
Calvert, P. P., Biologia Centrali Americana. Insecta. Odonata
(forming introduction and pp. 17—420 of volume ‚‚Neuro-
ptera“), p. I-XXX, 17—420, Tab. 2—10, map No. 1.
London 1901—08.
— llustrations of Odonata. — Argia. By Hermann A. Hagen.
With a list and bibliography of the species. Bull. Mus.
Comp. Zool. 39, p. 103—120, Tab. 1—2. 1902.
Martin, Rene, Collections Zoologiques du Baron Edm. de Selys
Longchamps, Fasc. 18—20, Aeschnines. Bruxelles 1908
1909:
Calvert, P. P., Contributions to a knowledge of the Odonata
of the Neotropical Region exclusive of Mexico and Central
America. Ann. Carnegie Mus. 6, p. 73—264, Tab. 1—9.
1909.
Ris, F., Collections Zoologiques du Baron Edm. de Selys
Longchamps, Fasc. 9—16, Libellulinen. Bruxelles 1909
= 1913.
— Zwei neue neotropische Calopterygiden (Odonata). Ent.
Mitt. 3, p. 282—285. 1914.
Förster, F., Beiträge zu den Gattungen und Arten der Libellen.
(N. III.). Arch. f. Naturgesch. 80, A, 2, p. 59—83. 1914.
Naväs, Longinos, Neuröpteros nuevos 0 poco conocidos (quinta
serie). Mem. Real Acad. Cien. y Artes Barcelona 11, 27,
P. 126,498.
— Neue Neuropteren. Erste Serie. Ent. Mitt. 4, p. 146—153.
1915.
Kennedy, C. H., Notes on the penes of Zygoptera (Odonata).
No. 1. Species limits in the genus Acanthagrion. Ent.
News 27, p. 325—330, Tab. 18. 1916.
Ris, F., Die vorliegende Arbeit (abgeschlossen Mitte Januar
1917).
9, Heft
198 Embrik Strand:
Rezensionen.
Nur Schriften, die zu dem Zweck an die Redaktion des Archivs für Natur-
geschichte eingesandt werden, können hier besprochen werden. Außerdem
werden sie in den Jahresberichten behandelt werden. Zusendung von
Rezensionsschriften erbeten an den Herausgeber des Archivs:
Embrik Strand, Berlin N. 4, Chausseestr. 105.
Hauder, Franz. Beitrag zur Mikrolepidopteren-Fauna Ober-
österreichs. Herausgegeben mit Unterstützung der Kaiser-
lichen Akademie der Wissenschaften aus den Erträgnissen
des Scholz-Legates. Linz 1913. Verlag des Vereines Museum
Francisco-Carolinum. 8° 321 pp.
Auf Grund seiner fast dreißigjährigen Bemühungen gibt der
Verf. vorliegender Arbeit Mitteilungen über die bisher in Ober-
österreich gefundenen Mikrolepidopteren (im alten Sinnel). Nicht
weniger als 1402 Formen (1282 Arten und 120 Nebenformen) führt
er aus dem Gebiet auf, darunter sind 4 bisher nur in diesem
gefundene Arten und 10 Nebenformen, die ebenfalls nach ober-
österreichischen Exemplaren aufgestellt wurden, und von denen
8 hier zum ersten Male beschrieben werden. Weitere besonders
interessante Formen ist vor allen Dingen die bisher nur in einem
einzigen Exemplar von der Balkanhalbinsel bekannte Psecadia
lugubris Stgr., ferner Orenaia vupestralis Hb. und Acrolepia betu-
lella Curt., die bisher aus der Monarchie nicht bekannt waren,
sowie eine als fragliche n. sp. beschriebene Nedticula. Wie reich
vertreten auch die kleinsten und schwierigsten Formen sind, geht
z. B. daraus hervor, daß letztere Gattung durch nicht weniger
als 58, Coleophora durch 72, Elachista durch 52 Arten vertreten ist.
Ausführliche und genaue Fundort- und Fangdatum-Angaben,
Mitteilungen über Biologie, Variabilität usw. im speziellen Teil,
allgemein-naturgeschichtliche und zusammenfassende faunistische
Übersicht des Gebietes im allgemeinen und einleitenden Teil
(p- 1—29) zeichnen die Arbeit aus, die entschieden als eine der
besten derartigen Publikationen bezeichnet werden kann. Lobend
hervorzuheben wäre noch, daß der Verf. bei den biologischen An-
gaben immer den Gewährsmann angibt, wenn er die betreffenden
Beobachtungen nicht selbst gemacht hat, ‘wodurch auch der
Schein, ‚sich mit fremden Federn schmücken zu wollen“ vermieden
und das kritiklose Weiterschleppen von alten Irrtümern erschwert
wird. — Trotz der schönen Resultate der fast 30jährigen Bemüh-
ungen des Verf. möchte Ref. sich die Bemerkung erlauben: Wenn
Verf. soviel Zeit und Mühe auf die Erforschung einer weniger
bekannten Gruppe, zZ. B. Schlupfwespen, verwendet hätte, wieviel
noch bedeutendere Resultate, ihm selbst zu Ehren, der Wissen-
schaft zu Nutzen, hätte er dann nicht aufzuweisen gehabt!
Embr. Strand.
.
Rezensionen. 199
Hauder, Franz. III. Beitrag zur Macrolepidopteren-Fauna von
Oesterreich ob der Enns. Separatabdruck aus dem Jahres-
berichte des Vereines für Naturkunde von Oesterreich ob der
Enns. Linz 1909. 8%. 42 pp.
Verf. bringt Nachträge und Ergänzungen zu seinen beiden
früheren, in derselben Zeitschrift veröffentlichten Beiträgen zur
Macrolepidopteren-Fauna von Österreich ob der Enns, wodurch
die Zahl der gesamten dort aufgefundenen Arten und Nebenformen
sich auf 959 bzw. 215, im ganzen also 1174 Formen erhöht. Von
vielen früher angegebenen Arten werden neue Fundorte und Fang-
zeiten angegeben. — Daß Verf. Formen, die zwar in Seitz’ Werk,
aber nicht von Seitz selbst beschrieben sind, mit dem Autornamen
„Seitz“ versieht, muß beanstandet werden. Strand.
Von demselben Verfasser liegen außerdem folgende kleinere,
aber ebenfalls gediegene lepidopterologische Publikationen vor:
Hauder, Franz. Die Mikrolepidopterenfauna Oberösterreichs.
Sonderabdruck aus der ‚„Entomologischen Zeitschrift“ Frank-
furt a. M., Jhg. 26, No. 50.
— Acalla abietana Hb. ab. mitterbergeriana Haud. Aus Jahrg. 28,
Nr. 6, derselben Zeitschrift. Mit 1 Fig.
— Cemiostoma wailesellum Stt. an Genista germanica L. Aus
Jahrg. 30, Nr. 8, derselben Zeitschrift. -Mit 1 Fig.
— Elachista paludum Frey. Aus der ‚Zeitschrift des österreichi-
schen Entomologen-Vereines‘‘, Wien, Jahrg. 2,'Nr. 3.
— Verschollene oberösterreichische Makrolepidopteren. Aus dem
„Jahresber. d. Ver. f. Naturk. in Oesterreich ob der Enns“
1914, Linz.
— Beitrag zur Macrolepidopteren-Fauna von Oesterreich ob der
Enns. (Separat: Linz, Verlag des Vereines für Naturkunde
1901. 8%. 120 pp.)
— II. Beitrag zur Macrolepidopteren-Fauna von Oesterreich ob
der Enns. (Separat, ebenda, 1904. 8°. 24 pp.)
— und Mitterberger, K. Die Zucht von Gracilaria hauderi Rbl.
Aus den ‚„‚Verhandl. d. k. k. zool.-botan. Gesellsch. Wien‘ 1916.
Strand.
Boas, J. E. V. Zur Auffassung der Verwandtschaftsverhältnisse
der Tiere. I. Kopenhagen: August Bangs Buchhandlung 1917.
gr. 8°. 61 pp. mit 35 Figuren. Preis 3 Kr.
Diese mit Unterstützung des Carlsbergfonds gedruckte Arbeit
bildet den I. Teil einer geplanten Reihe Untersuchungen über die
Verwandtschaftsbeziehungen der Tiere, ein Gebiet, auf dem der
Verf. schon wiederholt mit Erfolg gearbeitet hat. Die Ver-
hältnisse liegen aber bei den verschiedenen Abteilungen sehr ver-
schieden; bei einigen reihen sich die Formen in erfreulichster Weise
aneinander, bei anderen ist eine Beantwortung der bezüglichen
Fragen sogar scheinbar unerreichbar. Letztere Fälle reizen aber
natürlich zu neuer Arbeit, und wenn aus solcher Arbeit auch nichts
9. Heft
200 Embrik 8 trand: Rezensionen.
Entscheidendes entsteht, so kann doch auch ein hypothetisches
Resultat besser als das reine Nichts sein. Aus dem Grunde sind
die Untersuchungen des Verfassers freudig zu begrüßen, auch in
den Fällen, wo ihre Resultate hypothetisch sind; gründliche Sach-
kenntnis, vollständige Beherrschung der einschlägigen Literatur
und rationelle Untersuchungsmethoden haben jedenfalls eine Unter-
lage geschaffen, worauf weitere Forschungen fußen können. —
Es werden hier behandelt: Die Abstammung der Echinodermen
(p. 7—25, Figg. 1—7), Die Abstammung der Vermes (p. 26—53,
Figg. 8—28), Die Keimblätter (p. 54—61, Figg. 29—35). Verf.
meint, daß die Echinodermen von festsitzenden, streng strahlig
gebauten Coelenteraten abzuleiten sind, während die Vermes, und
zwar eine Gruppe bilateral-symmetrischer Formen, die in den
meisten Stücken mit den jetzt lebenden Chaetognathen überein-
stimmten, von Holothurien, die mit den jetzt lebenden Synaptiden
verwandt waren, abstammen. Seine Auffassung der Keimblätter-
lehre legt Verf. ‚in dogmatischer Form ganz kurz‘ vor. — Die
Arbeit sei den Zoologen zum gründlichen Studium bestens
empfohlen; hoffentlich werden weitere Teile bald folgen.
Embrik Strand. °
Demoll, Reinhard. Die Sinnesorgane der Arthropoden, ihr Bau
und ihre Funktion. Braunschweig: Friedr. Vieweg & Sohn,
1917. 8%. 243 pp., 118 Figuren. Preis M. 10.—, geb. M. 12.—.
Daß die Literatur über die Sinnesorgane der Arthropoden
sehr reich und sehr zerstreut ist, geht schon aus dem vom Verf.
gegebenen Verzeichnis hervor, das nicht weniger als 11 mit Petit
bedruckte Seiten stark ist, dennoch aber keineswegs vollständig
ist, was Verf. selbst zugibt, und was Ref. schon daraus sofort er-
sieht, daß es fast nur deutsche Literatur enthält; wäre auch die
englische und französische in derselben Ausführlichkeit gebracht
worden, so wäre das Verzeichnis gewiß mindestens doppelt so lang
geworden. Bei einer solchen Literaturfülle und bei der Tatsache,
daß die Ansichten vielfach sehr auseinandergehen, ist eine Zu-
sammenstellung der bisherigen Forschungsergebnisse auf diesem
Gebiet, wie sie der Verf. hier bringt, eine sehr dankenswerte Auf-
gabe, auch wenn dabei nichts anderes als die Feststellung des
Status quo beabsichtigt wäre. Verf. hat aber mehr geleistet, auch
Originales gebracht, wofür er durch eine Anzahl früher publizierte
Spezialuntersuchungen gute Voraussetzungen hatte. Die Arbeit
ist also nicht bloß als kompilatorisch und als Orientierungsbuch
zu betrachten, sondern auch als rein wissenschaftliche Leistung
zu bewerten. Da die Kenntnisse auf diesem Gebiet auch bedeuten-
des praktisches Interesse, z. B. für Imker, hat, so ist schon auch
deswegen das Buch freudig zu begrüßen. Ref. ist der Ansicht, daß
der Verf. seiner Aufgabe gewachsen gewesen, und daß das Buch
daher bestens zu empfehlen ist. Die Ausstattung ist in jeder Be-
ziehung ausgezeichnet. Strand.
Archiv für Naturgeschichte, 82. Jahrg 1916 Abt. A.
IE GE BE BE N GN GR ar a a vu u 5 on =
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Ris: Libellen
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Ris: Tafel I
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us den Kordilleren.
Archiv für Naturgeschichte, 82. Jahrg. 1916. Abt. A.
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7}
Ris: Tafel II.
Die Schildlaus Eriopeltis lichtensteini Sign.
Von
Martin Herberg (aus Potsdam).
(Mit 81 Textfiguren.)
1. Material und Methode.
Das von mir untersuchte Material ist an dem von mir im
Wildpark aufgefundenen Standorte gesammelt, zum Teil aus Eiern
von dort gezüchtet worden. Zwischen gezüchtetem und im Freien
gesammelten Material war kein Unterschied festzustellen.
Das Fixieren der Eier geschah, da sie gut transportiert werden
konnten, am folgenden Tage nach dem Sammeln. Der Inhalt des
zu untersuchenden Kokons wurde in ein Papier nach Art der
Pulververpackung eingeschlossen und so eine bis zwei Minuten in
siedendes Wasser geworfen. Dadurch wurden sie von der anhaf-
tenden klebrigen Masse befreit und konnten nun gezählt werden,
indem der entfaltete Bogen in Streifen geschnitten und unter dem
Mikroskope betrachtet wurde. Sollten die Eier gefärbt werden, so
wurden sie nach erfolgtem Anstechen mit Boraxkarmin 24—48
Stunden durchgefärbt, der Dotter nachher mit schwachsalzsaurem
Alkohol gebleicht, so daß nur noch der Embryo rot war. Darauf
wurde durch die Alkoholstufen in eingedicktes Zedernholzöl
überführt, das gleichzeitig als Aufhellungs- und Einschlußmittel
diente.
Die Schildläuse zu fixieren bot anfangs Schwierigkeiten, weil
die feste Chitindecke dam Eindringen der meisten Fixierungs-
flüssigkeiten großen Widerstand leistete. Da mitten im Walde
fixiert werden mußte, so war ein Anstechen nicht möglich. Ver-
suche, die Tiere am Halme lebend nach Hause zu schaffen, miß-
langen, weil die Halme beim Transport zu viel Wasser verloren
und sich zusammenrollten, so daß die Tiere zerquetscht wurden.
Da im Walde ein heißes Gemisch nicht anwendbar war, so mußte
ich ein leicht eindringendes, kaltes Gemisch suchen. Am besten
hat sich die Zusammensetzung von Carnoy:
Alcoholus absolutus . . . . 6 Teile
Chloroform: .. 2.2, 107.0) a Kr
Bressae un. en See nase
Archiv für Naturgeschichte 3
1916. A. 10. l 10. Heft
92 Martin Herberg:
bewährt. Die Halme wurden an Ort und Stelle in zwei bis drei cm
lange Stücke geschnitten und dann fixiert. Im Laufe des nächsten
Vormittags wurden die Stücke bis zum absoluten Alkohol gebracht
und darin bis zur weiteren Verwendung aufbewahrt.
‚Eingebettet wurde nach vorherigem Anstechen über Zedern-
holzöl in Paraffin von 56° C Schmelzpunkt. Das Material bot
infolge des Ausspringens des Chitins beim Schneiden große Schwie-
rigkeiten. Diese ließen sich durch Anwendung von Mastixcollodium
beheben. Die Schnittdicke betrug 5—7,5 u. Die Schnitte wurden
mit Haematoxylin nach Delafield und Eosin gefärbt. Heiden-
hainsches Haematoxylin bewährte sich nicht, da es aus den ein-
zelnen Organen verschieden schnell herausdifferenzierte. Es
wurden Tiere jeden Stadiums geschnitten. Von allen Daten, von
denen Maße und Zählungen mitgeteilt sind, wurden je drei Indi-
viduen längs, flach und quer geschnitten. Es war auf diese Weise
möglich, lückenlos vom zweiten Stadium an die Entwicklung der
einzelnen Organsysteme zu verfolgen.
Zur Untersuchung des Tracheensystems mußten die ganzen
Tiere aufgehellt werden. ' Es geschah dies anfangs mit 50% Glyzerin,
später mit Perkaglyzerin Winkel!) medicinale, 50%, das sich als
völlig gleichwertiger Ersatz herausstellte. Vermied man ein zu
starkes Anpressen des Deckglases, so waren nach 24 Stunden die
mit Luft gefüllten Tracheen in dem aufgehellten Körper deutlich
sichtbar.
2. Der Stand des Wissens über die Schildlaus bis 11915.
Die Gattung Eriopeltis war schon vor Entdeckung von Erio-
beltis lichtensteini Sign. durch den Vertreter Erioßeltis festucae
Fonscolombe bekannt. Bis zum Jahre 1877 bildete diese Spezies
den einzigen Vertreter der Gattung. Nun teilte Signoret im Bulletin
des Seances de la Societe entomologique de France, 1877, p. 36 mit,
daß er eine neue Art Eriobeltis gefunden und auch zugesandt
erhalten habe.‘ Er sagt folgendes:
|, J’ai regu tant de Montpellier par M. Ritzema, un Eriopeltis
different du festucae, que je me vois oblige rien que par les cha-
racteres visibles sans lesecours du microscope, deleregarder comme
une esp£ce distincte, que jenommerai E. Lichtensteinit, le festucae
se distinguant par des filaments laineux et frises tandis que
dans le Lichtensteinii, le sac que forme cette espece est lisse et
‚comme feutre.“
In 'einem folgenden kurzen Abschnitt bespricht nun Signotet seine
vorhergehenden Ausführungen aus anderen Jahren über Eriopeltis
festucae und teilt mit, daß, bis auf die Abbildung des Männchens,
‚ihm die anderen Abbildungen in bezug auf die Zugehörigkeit zu
!) Ich verdanke eine Probe dieses von Herrn Professor Dr. Neuberg
erfundenen Ersatzes der Freundlichkeit der Firma: Chemische Fabrik
vorm. Goldenberg Geromond & Co., Winkel, Rheingau, der ich an dieser
Stelle ergebensten Dank dafür sage.
Die Schildlaus Eviopeltie lichtensteini Sign. B
Eriopeltis festucae zweifelhaft geworden seien. Es wäre eine er-
neute Prüfung der Angelegenheit nötig. Wie sich aus obigem Zitate
ersehen läßt, hat Signoret die neue Art auf Grund der Verschie-
denheit der Kokons aufgestellt. Eine Diagnose der weiblichen
Exemplare, ebenso eine Angabe der Wirtspflanze, fehlen völlig.
Dies war der Stand des Wissens bis 1894. Erst in diesem Jahre
wird Eriopeltis lichtensteini von Douglas erwähnt, der mitteilt,
daß er diese Spezies aus Argylshire in Schottland erhalten habe,
und daß sie bisher nicht nördlich Cheshire gefunden worden sei.
In den Jahren 1901 und 1903 erschien Newsteads monographische
Bearbeitung der britischen Cocciden, worin in Übereinstimmung
mit Douglas der Name Eriopeltis lichtensteini Sign. als Synonym
von Eriopeltis festucae Fonscolombe weitergeführt wurde. Newstead
begründet das damit, daß er sagte, Signoret habe sich von dem
glatten Aussehen der Kokons täuschen lassen. Die Glätte sei da-
durch hervorgerufen, daß sich infolge irgendwelcher Einflüsse die
Rauhigkeiten bei Kokons von Eriobeltis festucae abgescheuert
hätten und daß Signoret nur mit solchen Kokons gearbeitet habe.
Diese wenig zwingende Begründung, wahrscheinlich dadurch
hervorgerufen, daß Newstead nie einen Kokon von Eriobeltis
Lichtensteini sah, genügte, um die Spezies aufzulösen.
Während die Spezies für England abgetan war, finden wir
sie im Jahre 1901 für Deutschland von Reh erwähnt, der sie von
Dr. Gruner und später von Professor Sorauer aus der Jungfernheide
bei Berlin massenhaft zugesandt erhalten hatte. In einer Anmer-
kung zu dem entsprechenden Artikel gibt Reh an, daß es sich
möglicherweise um eine Aclerdaform handele.
Neben drei Notizen von Cockerell, der das Tier als auf Cala-
magrostis epigeios vorkommend in der paläarktischen Region vor-
kommend aufführt, gibt es noch eine Notiz von Lindinger aus dem
Jahre 1907, worin festgestellt wird, daß anstatt Eriopeltis Lichten-
steinii Sign. nach der neuen Nomenklatur Erioßeltis lichtensteini
Sign. geschrieben werden müsse. Diese Nachricht ist bis zum Er-
scheinen von Lindingers Buch: Die Schildläuse — Coccidae —,
im Jahre 1912 die letzte. Die von Lindinger in seinem nach Wirts-
pflanzen geordneten Verzeichnis gegebene Diagnose lautet fol-
gendermaßen: p. 88:
„Calamagrostis Gram.
2. Auf den Blättern. Tier groß bis sehr groß, gewölbt, nicht
oder nur sehr undeutlich segmentiert mit zweispaltigem Hinter-
rande, sehr langgestreckt mit parallelen Langseiten, vorn und
hinten gerundet, gelblich, rötlich oder bräunlich, 6—10 mm
lang, 2—3 mm breit, anfangs frei beweglich, später im Vorder-
ende einer bis 15 mm langen, + 3 mm breiten, gewölbten, dicht
filzigen, glatten, weißen Hülle. C. arundinacaa, en — De, Ho.
Eriopeltis Lichtenstein: Sign. 168.
— Signoret, A. S. E. Fr. 5, VI. 11876, Seite 607. Essai S. 445 —
Micro: Randdornen groß, dick, breit abgestutzt, Rückendornen
1* 10. Heft
4 . Martin Herberg:
nicht sehr zahlreich, spitz, kleiner als die Randdornen, ziemlich
kurz kegelförmig. Randdornen ziemlich kurz kegelförmig.
Rückenhaut mit zahlreichen runden Poren. Dr-m. —
Die Diagnose auf p. 169 lautet:
BD) Tier gewölbt, ziemlich flach, mit zweispaltigem, gerurt
detem, Hinterrand, rötlich bis braun, zuletzt mit weißer, filziger,
oder graubrauner, glatter, außen fast hornartiger Hülle, stationär,
nicht oder nur sehr undeutlich segmentiert.
! Tier groß bis sehr groß, 6—10 mm lang, 2—3 mm breit,
gelblich, rötlich oder bräunlich, sehr lang gestreckt mit parallelen
Langseiten, zuletzt im Vorderende einer bis 15 mm langen,
+ 3.mm breiten, gewölbten, dichtfilzigen, war Hülle —
De;.Er; Ho. |
Eriopeltis lichtensteini. 509.
3. Die geographische Verbreitung.
Infolge der geringen Beachtung, die Eriopeltis lichtensteini
gefunden hat, ist über die geographische Verbreitung sehr wenig
zu sagen. So viel es scheint, ist das Tier bis jetzt nur in Europa
und Amerika gefunden. Für Europa finden sich folgende Fundorte:
Jahr Fundort Nand Finder
4971... Hyere Frankreich Signoret
1877 Montpellier Frankreich Lichtenstein
1877 — Holland Ritzema
1880/90 bei Berlin an zahlr. Deutschland Prof. Karsch,
St N. mdl. Mitt.
1894 Argylshire Engld., Schottld., Douglas
sdl. Cheshire
1898/99 Saubucht im Grune- Deutschland Prof. Heymons
wald bei Berlin
1901. un Deutschland Dr. Gruner
1901 Jungfernheide Deutschland Prof. Sorauer
b. Berlin
nach _ Brieselang b. Berlin. Deutschland LehrerSchumacher
1910 n. mdl. Mitteilg.
1910/15 Finkenkrug, Nähe Deutschland Prof. Heymons
Bahnh. Tegeler Forst,
Umgebg. v. Rheins-
berg, Nickolassee b.
Berlin
1915 Wildpark b. Potsdam Deutschland M. Herberg
1916 Ravensberge bei Deutschland. M. Herberg
Potsdam
Außer den obengenannten Fundorten führt Cockerell die
Gattung Erioßeltis als in drei Spezies vertreten für Amerika an,
gibt aber keine Namen und keinen Fundort an, so daß nicht mit
Sicherheit angenommen werden kann, daß sich darunter die Spezies
Die Schildlaus Friopeltis lichtensteini Sign. 5
Eriopeltis lichtensteini Sign. befindet. Aus Asien und Afrika liegen
überhaupt keine Berichte vor. Durch Maskell ist für Australien
bis zum Jahre 1894 das Fehlen von Eriopeltis lichtensteini festgelegt.
Was die Verbreitung des Tieres nach Norden und Süden an-
belangt, so ist die bis jetzt festzustellende nördlichste Grenze
Cheshire in Schottland, während die Notiz über den südlichsten
Fundort diejenige von Signoret ist. Da Montpellier und Hyeres
beide in Südfrankreich am Mittelländischen Meere liegen, so scheint
das Verbreitungsgebiet ein recht großes zu sein.
Um ein Bild von der Art des Vorkommens der Schildlaus zu
geben, will ich den von mir im September 1915 festgestellten Fund-
ort beschreiben. Der Fundort beiindet sich am Osthange des von
Nord nach Süd verstreichenden Entenfängerberges. Dieser ist
86 m hoch und dicht unter seiner größten Erhebung, in deren Nähe
sich ein granitener Gedenkstein befindet, liegt die Stelle. Sie ist
ganz scharf begrenzt, so daß man eine deutliche Abgrenzung gegen
die umgebenden Gebiete, die zum Teil ebenfalls von Calamagrostis
epigeios bestanden sind, machen kann. Der Infektionsherd. ist
45 m lang und 31 m breit. Der Kiefernwald, der verhältnismäßig
dicht steht, dürfte an dieser Stelle etwa hundertjährig sein. Im
allgemeinen herrscht im Gebiete wegen seiner Lage am Ostabhange
Windstille. Die Temperatur ist kühl zu nennen, da auch bei starkem
Sonnenschein wenig Sonne auf den Boden kommt. Infolgedessen
ist noch morgens zwischen 10 und 11 Uhr im Hochsommer Tau zu
finden. Die nördliche Begrenzungslinie wird durch einen vom Wild
getretenen Pfad gebildet, über den hinaus keine Schildlaus beob-
achtet wurde. Südlich fallen die Grenzen des Vorkommens des
Grases und der Schildlaus zusammen. Nach Osten und Westen ist
das Gebiet nach dem Vorkommen der Schildlaus abgegrenzt
worden. Die Grenzen des Jahres 1916 zeigten sich gegen die des
Jahres 1915 an keiner Stelle verschoben. ?)
4. Die Morphologie des Weibehens.
a) 1. Stadium.
Die sehr behende kriechenden Larven besitzen die für viele
Schildläuse charakteristische Form. Der im Umriß einem Brotlaib
ähnliche Körper ist ungefähr dreimal so lang wie breit. Die durch-
schnittliche Länge beträgt 1,284 mm, die Breite ist 0,420 mm. Die
Dicke einer solchen Larve übersteigt im allgemeinen nicht 0,020 mm.
Die Tiere sind also vollständig flach. Eine Abteilung von Kopf
und Thorax ist nicht sichtbar, wohl aber kann man eine schwache
Ringelung des Abdomens, sowohl dorsal als ventral, wahrnehmen.
®) Es sei mir an dieser Stelle gestattet, den Herren der Verwaltung
des Kgl. Wildparkes, Herrn Kgl. Wildmeister Dryzmalla, Herrn Kgl.
Förster Huttanus, sowie Herrn Kgl. Futtermeister Zech, die mir aıe Er-
laubnis zum Betreten der Örtlichkeit und zum Sammeln des Materials
gaben und mich auch sonst in jeder Weise in weitgehendstem Maße unter-
stützten, ergebensten Dank zu sagen.
10. Helt
6 Martin Herberg:
Fig. 1a und 1b. Man könnte so neun Abdominalsegmente unter-
scheiden. Ob diese Ringelung mit einer Segmentierung identisch
ist, muß dahingestellt bleiben, da die Stellung der Beinansätze
auch andere Deutungs-
möglichkeiten zuläßt. Da
die Frage strittig ist, so
will ich von flachen Ein-
kerbungen reden. Das
Hinterende der Larve
läuft in die beiden, be-
sonders in der Bauchan-
sicht gut erkennbaren
Anallappen aus, die am
Grunde nicht dicht an-
einander stoßen, sondern
diedorsal gelegenen Anal-
fortsätze hervorschauen
lassen. Dieseliegenetwas
dichter zusammen und
sind mit mannigfachen
Borsten besetzt, von
denen zwei besonders
lange auffallen. Am Vor-
derende gewahrt man in
beiden Ansichten noch die
Augen.
An der Bauchseite fällt in 4, Entfernung vom Vorderrande der
Rüssel mit dem hin und wieder durchschimmernden Schlund-
gerüste auf.
Ventral, in der Höhe der Augen sind die Fühler eingelenkt, in
der Höhe des Rüssels das erste Beinpaar, im zweiten Ringe das
zweite, und im dritten Ringe das dritte Beinpaar.
Ich gehe jetzt zu einer genauen Beschreibung der einzelnen
Körperteile über.
Der Rumpf der Larve bietet manche Sonderlichkeiten. Fig. 2a.
Bei schwacher Vergrößerung gewahrt man an dem Vorderrande
des Kopfes vor allem die Augen. Diese
erscheinen als starklichtbrechende Linsen
in dem Chitin des Randes. An ihrem
medialen Rande liegen Pigmentmassen,
die tief schwarz durch das Chitin
' schimmern. Vorder- und Seitenkante
# 7> der Larve sind mehr oder minder glatt.
Fig. 2. 4x270:1. ‘Zwischen den Augen liegen auf dem
Fig. 2. %x 1160:1. vorderen Bogen gleichmäßig angeordnet
acht Röhren, die Mündungen von Sekret-
drüsen. Diese sind sämtlich in Funktion. Man sieht oftmals
Sekretmassen fadenförmig aufsitzen. Hinter den Augen liegen
#
%,x103:1.
4
Die Schildlaus Eriopeltis lichtensteini Sign. 7
jederseits drei kegelförmige Hervorragungen, die oberseits spitz
oder stumpf endigen und nicht Sekret absondern. Fig. 2b zeigt
einen optischen Durchschnitt durch ein Auge und eine dahinter
sitzende Hervorragung. Diese besteht aus merklich dünnerem
Chitin als der übrige Rand, hat eine spitze Kegelform und ist etwas
eingesenkt angebracht. Das Bild zeigt gleichzeitig das Verhältnis
von Linsendicke zur übrigen Chitindicke.
Betrachtet man die Bauchseite, so bietet der Kopfabschnitt
eine ganze Reihe von Einzelheiten. Fig. 3 zeigt ein stark vergrö-
Bertes Vorderende. Die Augen treten mit derselben Schärfe wie
in der Dorsalansicht hervor. Die acht Sekretröhren sind durch
die Vorderkante verdeckt. Die Hervorragungen hinter den Augen
sind in gleicher Weise wie bei der Dorsalansicht zu erkennen. Als
neu fällt der Rüssel auf. Etwas über dem Ansatze des ersten
Beinpaares sieht man eine rundliche, nach unten spitz zulaufende,
wenig erhabene Stelle, der sich
nach unten ein dreieckiges Stück
durch ein schmales Verbindungs-
stück angliedert. Den oberen Teil
haben wir als Oberlippe, den
unteren als Unterlippe zu deuten.
Die Oberlippe trägt jederseits zwei
lange Borsten, während auf dem
Verbindungsstück der Unterlippe
zwei kleine Borsten stehen. Durch
die Oberlippe sieht man vier braune
Strahlen hindurchschimmern, die Yx581 ; 1
in den Rüssel auslaufen. Es sind A N
dies die Basalteile der Mandibeln und Maxillen. Diese vereinigen
sich an der Spitze der Oberlippe zum Saugrüssel. Dieser verläßt
nun nicht den Körper sofort, sondern bildet in der sogenannten
Rüsselscheide, die sich ventral vom Ende der Oberlippe abwärts
erstreckt, eine Schlinge. Dann kommt er wieder nach vorn und die
Spitze tritt nun von hinten nach vorn zur Röhre, die von der Unter-
lippe gebildet wird, aus. Die Rüsselscheide reicht ungefähr bis
zur Ansatzstelle des zweiten Beinpaares. Im Verhältnis zu anderen
Schildlauslarven ist der Rüssel als sehr kurz zu bezeichnen. Fig. 1b.
Am Vorderende des Kopfes nimmt man zwei ganz feine Borsten
wahr.
Zwischen den Augen liegen die Ansatzstellen der nach vorn
gerichteten Fühler, die in je ein Drittel Körperbreite leingelenkt
sind. Die Ansätze des ersten Beinpaares befinden sich in der Höhe
der Unterlippe. Fig. 3 zeigt nun noch eine Eigentümlichkeit, die
sich jedoch nur bei recht durchsichtigen Larven beobachten jläßt.
Die ganze Körperoberfläche ist dorsal wie ventral mit sehr zier-
lichen Ornamenten reliefartig bedeckt. Der Rand bis ein Drittel
Breite wird auf beiden Körperseiten von eng verschlungenen
Linien, die mäandrisch verlaufen, bedeckt. Ventral wird die Mitte
10. Hleft
8 Martin Herberg:
von quer oder längs verlaufenden, feinen Linien eingenommen.
Dorsal verlaufen sie quer über den Körper und sind von kleinen
Gruppen von Zähnchen durchsetzt.
Das Hinterende der Larve, Fig. 4 und 5, ist besonders charak-
terisiert durch die dorsal sitzenden Analanhänge. Diese überragen
um ein Geringes die Schwanzlappen. Sie bilden an ihrem Zu-
sammenstoß einen spitzen Winkel. Diese aktiv beweglichen Organe
sind als Sicherheitsorgane zu deuten. Dadurch, daß jeder Anhang
mit einer langen, äußerst fein auslaufenden Borste besetzt ist, die
%x 581:l. 1x 581:1.
fast zwei Drittel der Rumpflänge beträgt, kann das Tier sich leicht
nach hinten sichern. Die leiseste Berührung der Borsten löst eine
Reaktion, sei es der Flucht, sei es des Totstellens, aus. Nach innen
zu steht neben jeder Borste eine nicht halb so lange, während außen
eine ganz kurze Borste eingesetzt ist, die nach innen über die Haupt-
borste hinweggekrümmt ist. Die Analfortsätze sind ohne Ornament;
sie zeigen nur kleine, vereinzelt angeordnete Höckerchen.
Verfolgt man von der Mediale aus den Rand des Tieres, so
sieht man fast am hintersten Ende jederseits eine starke Borste,
die nicht ganz so lang ist wie die innerste Borste des Anhanges.
Nach vorne zu sieht man jederseits drei kurze Hervorragungen, die
ähnlich sind denen, die hinter den Augen stehen.
Die Unterseite des Hinterendes zeigt besonders deutlich die
Anallappen. In der Zeichnung sind die Analfortsätze fortgelassen.
Da in der Dorsalansicht die Analfortsätze hindern, so sieht man nur
in der Ventralansicht zwei kleine Borsten am Innenrande der Anal-
lappen. Diese stoßen nicht aneinander, sondern lassen einen
Zwischenraum von ein Drittel Tierbreite. In den Zwischenraum
ragt der Außenrand des Anus, der mit Längsrippen besetzt ist.
Auf dem Rande sitzt jederseits eine mäßig lange Borste. Aus der
Die Schildlaus Eriopeltis lichtensteini Sign. 0)
Tiefe des Anus ragen sechs Borsten hervor, die etwas länger als die
Anallappen vorstehen und ihre Spitzen zusammenneigen. Übt man
mit dem Deckgläschen einen Druck auf das Hinterende einer Larve
aus, so erkennt man in der Dorsalansicht, daß die sechs Borsten
im Anus ringförmig gestellt sind. Fig. 6a.
An einem optischen Längsschnitt erkennt man
die Stellung der inneren Borsten und die der
auf dem Anuswulst befindlichen Borsten zu-
einander. Fig. 6b.
Kehren wir zu Fig. 5 zurück, so sehen wir,
daß die drei letzten Abschnitte noch jederseits
eine mittlere starke Borste und eine äußere,
kaum sichtbare Borste tragen. Die äußere
Borstesteht auf einer kleinen, halbkugligen Er-
hebung, während die inneren Borsten, wie über-
haupt alle starken Borsten, von einem wul-
stigen Ring umgeben sind.
Die zwischen den Augen eingelenkten Fühler
sind sechsgliedrig und tragen jeder am Ende
einen langen Fühldorn. Fig. 7a gibt das Bild
eines linken Fühlers in starker Vergrößerung.
Beim oberflächlichen Hinschauen gewinnt man
den Eindruck eines dreizehngliedrigen Fühlers,
dessen einzelne Glieder verschiedene Länge und
verschiedene Breite besitzen. Sieht man jedoch genau zu, so erhält
man folgendes Bild. Ein kurzes erstes Glied trägt ein gleichfalls
kurzes zweites, das mit zwei inneren und einer äußeren ‚kurzen
Borste besetzt ist. Darauf folgt ein sehr langes
Glied, das scheinbar aus ne Stücken zu-
sammengesetzt ist. Dieses zeigt auf der halben
Länge einen mehr oder weniger deutlichen zu
bemerkenden Ring, der oberhalb eine lange,
eine mittlere und eine kurze Borste trägt, so
daß die längste Borste auf der Innenseite, die
kurze außen steht. Darauf baucht sich das Glied
etwas aus und zeigt an seiner weitesten Stelle
einen leise angedeuteten Ring, oberhalb dessen
sich innen eine Borste befindet und einen oberen
schwächeren Ring. Dieselben Verhältnisse zeigt
das fünfte Glied, nur fehlt an ihm der Dorn.
Das sechste Glied zeigt etwas unter der Hälfte
einen leichten Ring. Darüber sitzt innen ein
kurzer, außen der sehr lange Fühldorn. Über
dem kurzen, inneren Dorn steht ein starr
abgewandter, kurzer innerer Dorn. Nach der Spitze zu folgen
dann ein kurzer, ein längerer und wieder zwei kurze Dornen.
Das sechste Glied trägt also sieben Borsten. Die Beborstung der
Fühler variiert in keine Weise.
| | ü i
I
\
1x 581:1.
1,x581:1.
10, Heti
10 Martin Herberg:
Die Erklärung für das Auftreten der oben beschriebenen Ringe
fand ich erst, als ich eine Larve beobachtete, deren einer Fühler
von ihr gegen den Rand eines Deckgläschens gestoßen wurde. Das
Tier verfing sich mit den Borsten, so daß es diese unfehlbar ab-
gebrochen hätte, wenn nicht der Fühler in seiner Gesamtheit nach-
gegeben hätte. Fig. 7b stellt die Wirkung des Anpralles dar. Durch
den Druck hatte sich jedesmal das dritte Stück des dritten, vierten
und fünften Gliedes teleskopartig in das vorhergehende als Gelenk
gelegt, so daß das nächstfolgende Glied teilweise im vorhergehenden
steckte. Die übrigen Ringe wirkten also so, daß der obere jedes
Gliedes als Randverdickung, der mittlere als Aussteifung diente,
um eine übermäßige seitliche Komprimierung des Gliedes zu
verhindern.
Anschließend seien Durchschnittsmaße der einzelnen Fühler-
glieder mitgeteilt:
Glied Länge Breite
1 0,047 mm 0,050 mm
2 0,047 ,, 0,048 |,
3 0,1107 ‚, 0,047 ,,
4 0,063 ‚, 0,041 |,
5 0,069 „, | 0,041 |,
6 0,069 0,039 |,
Fühlerlänge = 0,400 mm.
Die Beine sind sehr beweglich und besitzen eine Durchschnitts-
länge von 0,660 mm. Die Gliederung der Beine ist bei allen drei
Paaren die gleiche. Auch die Beborstung ist die gleiche. Nur das
N erste Bein macht eine Ausnahme; es
besitzt nich zwei Fühlborsten, sondern
eine. Betrachtet man ein Bein genauer,
Fig. 8a, so gewahrt man als erstes das
Hüftglied. Dieses ist, wenig länger als
breit und zeigt, von der Bauchseite
gesehen, zwei Borsten. Ein Schenkelring
konnte nie festgestellt werden. Der
lange Femur ist in der ersten Hälfte
etwas verdickt, so daß er zur; Coxa
und zur Tibia sich zu verjüngen
scheint. Ungefähr an der Grenze des
ersten Viertels sitzt, nach innen ge-
wandt, eine lange, starke Borste, die
£ unter schrägem Winkel absteht. Vor
19x 581:1. dem Ende des Femurs sitzen oben
und außen je eine kleine Borste. Die Tibia ist annähernd so lang
wie der Femur. Auf zwei Verdickungsringe folgt kurz vor der Mitte
'eine mäßig lange, nach innen gerichtete Borste. Noch etwas weiter
folgt eine ebenso lange, aber gegen den Tarsus gekrümmte Borste,
der gegenüber an der Außenseite eine kleine Borste steht. Die Tibia
Die Schildlaus Eriopeltis lichtensteini Sign. 1
ist an ihrem Ende ein klein wenig ausgebaucht. Der Rand gegen
den Tarsus zeigt eine feine Zähnelung. Der Tarsus ist in seiner
ersten Hälfte nur um ein kleines schwächer als die Tibia. Die zweite
Hälfte ist verjüngt. An der Stelle, wo diese Verjüngung beginnt,
sitzen innen zwei und außen eine kleine Borste. Am Ende des
Tarsus sitzt eine Kralle, die beweglich ist und nach innen gegen
zwei ihr gegenüberstehende Borsten gebeugt werden kann. Die
Kralle verjüngt sich stark, so daß sie in eine feine Spitze ausläuft
und ist nach innen etwas gekrümmt. In all diesen Punkten sind
die Beine des ersten Paares nicht von denen des zweiten und dritten
zu unterscheiden. Betrachtet man nun den Tarsus eines Vorder-
beines, so sieht man über der Kralle in der Nähe des Endes, eine
lange, dünne Borste eingelenkt. Diese ist am Ende hakig gebogen
und äußerlich eingesetzt. Sie dient, ebenso wie die langen Borsten
der Fühler und Analfortsätze, als Tastorgan. Fig. 8a. Die Mittel-
und Hinterbeine zeigen nun nicht eine, sondern zwei derartige
Borsten. Fig. 8b zeigt das Bild eines linken, von der Bauchseite
gesehenen Hinterbeines.
b) 2. Stadium.
‚Verschiedene Gründe haben mich bewogen, von der bisherigen
Auffassung über die Entwicklung der weiblichen Schildläuse ab-
weichend, statt drei Stadien fünf verschiedene Stadien zu unter-
scheiden. Die zwischen dem ersten und
zweiten und zweiten und dritten Stadium
liegenden Häutungen konnten nicht direkt
beobachtet werden, doch sind sie durch
morphologische und anatomische Befunde
zu einem hohen Grade von Gewißheit
gehoben. Da die Tiere vom dritten Tage
ihres Lebens ap sich nicht mehr bewegen,
so muß man annehmen, daß die feinen
Sprengstücke der alten Haut vom Winde
zu schnell entführt werden, sodaß dadurch
eine direkte Feststellung der ersten Häu-
tungen sehr erschwert ist.
. „Die Larven zweiten Stadiums ähneln Fig. 90. %x 82:1.
äußerlich, abgesehen von der Größe, sehr Fig. 9%. %,x581:1.
den Larven ersten Stadiums. Ein sehr
gutes Unterscheidungsmerkmalist der Baudes Tracheensystems. Die
Beine sind noch ebenso gut erhalten wie im ersten Stadium, des-
gleichen die Fühler. Zu den morphologischen Erkennungsmerkmalen
ist das Fehlen jeglicher Hautskulptur und die größere Flachheit
der über dem Auge liegenden Chitinverdickung zu zählen. Das Bild
einer Schildlaus zweiten Stadiums von der Ventralseite gibt Fig. 9a
wieder. Bemerkenswert ist die Lage der Beine. Die Vorderbeine
sind nach außen und oben geknickt. In die so gebildeten Winkel
zeigen die bauchwärts geschlagenen Fühler, deren Tastborsten
10 Hleft
1? Martin Herberg:
zwischen Körper und Fühler liegen. Das zweite und dritte Beinpaar
sind nach hinten geklappt. Die Beine sind gerade gestreckt. Da
die Anallappen stark gewachsen sind, ragen die Analfortsätze nicht
mehr über dieselben hinaus. Es sind nur die Enden der langen
Fühlborsten sichtbar.
c) 3. Stadium.
Das jetzt zu behandelnde Stadium ist im Gegensatze zum
zweiten durch gute äußere Merkmale charakterisiert. Flüchtig
gesehen könnte man meinen, eine Larve zweiten Stadiums, die
wieder etwas gewachsen ist, vor sich zu sehen.
Das erste Unterscheidungsmerkmal ist die noch schwächer
linsenförmige Verdickung des Chitins. Die in einigem Abstande
dahinter liegenden Pigmentflecke sind im Abnehmen begriffen.
Das zweite Unterscheidungsmerkmal besteht im Hinzutreten
neuer Sekretröhren jederseits am Vorderrande des Kopfes. Die
Anordnung der Röhren ist genau symmetrisch. Jederseits be-
schreiben die Fußpunkte eine gering nach außen gewölbte Linie.
Fie. ID.
Die anderen Merkmale sind’ die gleichen wie beim zweiten
Stadium, natürlich vom Tracheensystem abgesehen, das erneute
Komplizierungen zeigt.
Ab und zu fand ich Larven, die kurz vor der Häutung standen.
Die beim Betrachten sich ergebenden Bilder sind für die Fest-
stellung des dritten Stadiums sehr günstig. Man beobachtet dann
in den Fühlern die Anlage ganz kurzer Stummelchen. Diese zeigen
in diesem Zustande nur zwei Glieder, sind aber nachher sechs-
gliedrig. Fig. 10a.
7 | |
w — ann r f ) N
— A: U
# — = we
2 Ron A gta
12x 581:1. 1»x581:1l.
Ein ähnliches Bild bietet die Betrachtung der Beine Auch
hier kann man bei vor der Häutung stehenden Individuen das Er-
scheinen kurzer Stummel beobachten.
Betrachtet man die Dorsalseite solcher vor der Häutung
stehender Exemplare, so läßt sich auch die Neubildung der Schwanz-
fortsätze beobachten. Die Fortsätze des vierten Stadiums sind in
gehäutetem Zustande ebenso lang wie die des dritten Stadiums.
Es fehlen ihnen aber die langen Fühlborsten. Fig. 10b zeigt deutlich
die Neuanlage der Schwanzfortsätze mit drei kleinen Stacheln.
Der mittlere, längste Stachel ist in vielen Fällen hakig gebogen.
Die Schildlaus Eriopeltis lichtensteini Sign. 13
Im dritten Stadium fand ich die einzige Abweichung vom
allgemein üblichen Häutungsschema. Eine Larve, die nach Größe
der Linse, Fühler und Beine und nach der Ausbildung des Tracheen-
systems ins dritte Stadium gehörte, zeigte die Schwanzfortsätze
des vierten Stadiums. Fig. 11 kann demnach auch für das nächste
Stadium gelten.
d) 4. Stadium.
Das neue Stadium zeigt folgende Charakteristika: Die Linse
vor dem Pigmentfleck ist ganz geschwunden, so daß die Chitinhülle
an der Stelle einheitlich glatt aussieht. Der Vorderrand des Kopfes
zeigt immer noch jederseits fünf Sekretröhren. Die Analanhänge
zeigen die in Fig. 11 geschilderte Ausbildung. Abweichend sind
nun auch die Beine und Fühler gestaltet. Die Fühler sind sechs-
gliedrig, kurz und basal sehr dick. Das dritte, längste Glied zeigt
in der Mitte eine kurze Borste und eine ring-
förmige Falte.e An der Außenseite steht an der
Grenze zum vierten Gliede ebenfalls eine kurze
Borste. Das fünfte Glied zeigt an der Innen-
seite an der Vordergrenze eine kurze Borste.
Das sechste Glied zeigt drei kurze Borsten.
Fig. 12a.
Die Beine sind nur halb so lang wie die |
Fühler. Sie bestehen aus einem breiten Basal- „Aa AL
glied einem kurzen breiten Mittelglied und einem Y%x581:1.
kegelförmigen Endglied, welches eine kurze,
verkümmerte Klaue und ebenso kurze Borsten trägt. Beine und
Fühler sind nur schwer wahrzunehmen, da sie sich von dem
übrigen Chitin kaum abheben. Fig. 12b.
e) 5. Stadium.
Die Weibchen sind im 5. Stadium mit Leichtigkeit von allen
vorhergehenden Stadien zu unterscheiden. Die Augen sind gänzlich
verschwunden. Weder Pigmentfleck noch linsenförmige Ver-
dickung sind erkennbar. Beine, Fühler und Analfortsätze zeigen
den gleichen reduzierten Zustand wie im 4. Stadium. Wesentlich
verschieden ist aber das Aussehen des Körpervorderendes und der
Anallappen. Wo früher nur einige Sekretröhren waren, stehen
jetzt zahlreiche, die so dicht stehen, daß sie einen starrenden
Spitzenwall bilden.
Das Tracheensystem ist in diesem Stadium noch viel stärker
entwickelt als im vorhergehenden.
Es sind noch zwei Punkte zu erwähnen, die sich bei Tieren
fünften Stadiums am besten zeigen lassen. Es sind dies die Be-
schaffenheit der Haut und der Bau der Stigmen. Das Chitin von
Exemplaren, die mit Kalilauge behandelt wurden, zeigt an allen
Stellen eine große Anzahl feiner Poren. Die Erscheinung nimmt
vom 3. Stadium ab in jedem Stadium an Stärke zu. Es sind dies
die Ausführungsgänge von Sekretdrüsen. Da es unmöglich ist,
10. He!
14 Martin Herberg:
Bau und Verteilung der Poren ohne Berücksichtigung des ana-
tomischen Baues der Drüsen zu erklären, so sei auf den entspre-
chenden Teil der Anatomie verwiesen.
Die Stigmen sind in der Vierzahl vorhanden. Sie liegen ventral.
Das erste Paar liegt etwas auswärts auf der Höhe des ersten Bein-
paares, das zweite Paar etwas auswärts auf der halben Höhe
zwischen zweitem und drittem Beinpaare. Die Stigmen haben in
allen Stadien die gleiche Bauart, wie sich
auf Schnitten feststellen ließ. Da die
Stigmen des 5. Stadiums im Verhältnis
zu dem vorhergehenden durch ihre Größe
viel deutlicher sind, so sei ihr Bau an
diesem Beispiele geschildert.
Betrachtet man von der Ventralseite
ein Stigma, so sieht man, Fig. 13, ein
röhrenförmiges Gebilde von der Oberfläche
%x465:1. schräg nach der Mitte in den Körper
hineinragen. Der äußere Rand ist glatt.
Diese Röhre baucht sich nach innen etwas aus, so daß eine Vor-
kammer entsteht. Der übrige Teil der Röhre ist gegen die Vor-
kammer durch ein kegelförmig nach außen gestülptes Klappen-
system abgeschlossen. Diese Klappen sind an den Seiten dicht
aneinander gelegt und lassen nur an ihrem höchsten Punkte eine
kleine, kreisrunde Öffnung frei. Sie bildet den Eingang zum
zweiten Teile der Röhre, an welchem der Ansatz der einzelnen
Tracheen erfolgt. Da das Chitin der Stigmen dunkelgelb gefärbt
ist, und das übrige Chitin heller ist, so kann man erkennen, daß das
Chitin am Ende der Röhre netzartig in das hellere übergeht. Den
gleichen Unterschied in der Färbung des Chitins kann man nicht _
nur bei den Stigmen, sondern auch an den Stechborsten, Schlund-
gerüst und Analfortsätzen wahrnehmen.
Die endgültige Gestalt des Weibchens zeigen Fig. 14a und 14b.
Die Rückseite des Weibchens zeigt in keinem Falle eine Segmen-
tierung. Fig. 14b. Das Tier sieht in der
Dorsalansicht wie ein Laib Brot aus. Am
Hinterende erkennt man zwei ganz kleine,
braune Spitzchen, die Analfortsätze. Von
diesen aus gewahrt man über den Rücken zwei
Si Reihen äußerst feiner Punkte verlaufen.
en Die Ventralansicht, Fig. 14a, bietet ein
SM derartiges Bild, daß man wohl von einer Seg-
Du mentierung reden könnte. Man sieht einen
Wx6:l breiten, glatten Chitinstreifen um das Tier
EA verlaufen. Dieser nimmt an den Seiten ein
Viertel der Breite ein. Der Zwischenraum weist nun in allen
Fällen Querfalten auf. Diese Einkerbungen, von denen
die letzten fünf von hinten nach vorn gleichmäßig an Größe zu-
nehmen, zeigen an der Berührungsstelle mit der Randkerbe und
Die Schildlaus Eriopeltis lichtensteini Sign. 15
dann noch einmal paarweise in der Mitte punktförmige Gruben.
Die sechste bis neunte Kerbe begrenzen jedesmal sechseckige Felder.
Das vorderste Feld enthält den kaum sichtbaren Rüssel. Neben der
breitesten Stelle des ersten Feldes liegt jederseits ein Stigma des
ersten Paares. Das zweite Stigmenpaar liegt seitlich von der zweiten
Hälfte des zweiten, sechseckigen Feldes.
Die Tiere haben nun den höchsten Stand ihrer Entwicklung,
abgesehen von weiterer Zunahme der Körpermaße, erreicht. Die
Einteilung der Entwicklung der Weibchen in fünf Stadien soll das
Schema Fig. 15 noch einmal zusammenfassen. Die einzelnen
Organe, die dafür in Betracht kommen, sind in vertikalen Reihen
für jedes Stadium angeordnet. Von den äußeren Merkmalen sind
10. Heft
16 Martin Herberg:
dies: Auge, Bein, Fühler, Analfortsatz, Vorderende, Schwanzlappen.
In sechster Reihe ist noch ein inneres Merkmal, der Bau des Tra-
cheensystems schematisch angegeben. Die in horizontaler Reihe
angegebenen römischen Ziffern I—V geben die Zahl des Stadiums
an. Die darunter befindlichen Daten geben das ungefähre Auf-
treten der einzelnen Stadien im Jahre 1916 an.
f} Das Längenwachstum des Weibchens.
Die in folgendem Abschnitt wiedergegebenen Meßtabellen
wurden in meist einwöchentlichen Abschnitten hergestellt. Es
wurde auf diese Weise möglich, ein deutliches Bild des Wachstums
herzustellen. Anfänglich einheitlich, wird am 4. Juli eine doppelte
Messung nötig, da Tiere dritten und vierten Stadiums vorhanden
waren. Auch alle anderen Tage ergaben doppelte Zahlenreihen,
da neben der Entwicklung der normalen Tiere die der einen Schma-
rotzer bergenden Tiere beobachtet wurde. Die Tabellen sind chro-
nologisch geordnet und die größten Werte einer jeden Tabelle sind
an den Anfang gerückt. Es wurden stets je 25 Tiere einer jeden
Art gemessen. Das Wachstum der Tiere ist nicht an die Häutungen
geknüpft. Eine außerordentliche Dehnbarkeit des Chitins gestattet
es der Schildlaus, ständig zu wachsen.
Die frisch geschlüpften Larven besitzen eine Länge von
1,284 mm und eine Breite von 0,420 mm.
Die am 14. Juli von festgesaugten Tieren ersten Stadiums
.erhaltenen Maße sind folgende:
Länge in mm Breite in mm | Länge in mm Breite in mm
2,1360 0,7120 1,4952 0,4806
2,0470 0,5874 1,4774 0,5340-
1,3690 0,6230 1,4774 0,4984
1,7088 0,5340 1,4596 0,5340
1,6911 0,5518 1,4596 0,4450
1,6020 0,5340 1,4418 0,4628
1,5842 0,5696 1,3884 0,4984
1,5664 0,4806 1,3884 0,4050
1,5486 0,5518 1,3884 0,4450
1,5486 0,4628 1,3350 0,4094
1,5308 0,4450 1,2538 0,4450
1,5130 0,5340 1,2460 0,4450
1,5130 (0,4450
Durchschnitt 1,547 mm Länge 0,505 mm Breite
Die Längenzunahme hat also bis zum 14. Juni durchschnittlich
0,299 mm betragen. Die Breite ist um 0,085 mm gestiegen.
Die Messungen der Tiere zweiten Stadiums vom 25. Juni
gaben folgende Resultate:
Die Schildlaus Eriopeltis lichtensteini Sign. 17
Länge in mm Breite in mm | Länge in mm Breite in mm
2,8480 0,8900 2,4030 0,7120
2,8480 0,8010 2,3496 0,7832
2,7590 0,8900 2,3140 0,7832
2,6700 0,8010 2,2250 0,7476
2,6700 0,8010 2,2250 0,7120
2,6166 0,9078 2,1350 0,6756
2,5810 0,8544 2,0648 0,6230
2,5810 0,8366 2,0470 0,7120
2,5810 0,7654 2,0470 0,6400
2,4920 0,7120 1,9580 0,6756
2,4030 0,7476 1,9580 0,6230
2,4030 0,7120 1,8690 0,5340
2,4030 0,7120
Durchschnitt 2,377 mm Länge 0,745 mm Breite
Die Zunahme in der Länge betrug also für 11 Tage 0,83 mm.
Die Breitenzunahme war 0,263 mm.
Über die Größe der Tiere dritten Stadiums am 4. Juli gibt:
folgende Tabelle Auskunft:
Länge in mm Breite inmm | Länge in mm Breite in mm
3,2040 1,0574 2,5810 0,8188
3,0260 1,0514 2,9454 0,8010
2,9014 1,1056 2,5276 0,9078
2,7412 0,9256 2,9276 0,7298
2,1234 0,8366 2,4920 1,0682
2,6700 0,9790 | 2,4920 0,8900
2,6700 0,9434 2,4920 0,8544
2,6700 0,8900 2,4920 0,8010
2,6700 0,8544 2,4920 0,7654
2,6340 0,8010 2,4920 0,7120
2,5988 0,3544 2,4564 0,7120
2,5988 0,8010 | 2,3140 0,8544
2,9810 0,9256
Durchschnitt 2,598 mm Länge 0,880 mm Breite
Die Zunahme in neun Tagen beträgt für die Länge 0,222 mm,
für die Breite 0,134 mm. Das Bild wird aber wesentlich anders,
wenn man in Betracht zieht, daß am 4. Juli auch schon ein großer
Teil der Larven ins 4. Stadium getreten war und auch größere
Maße zeigte.
Die am 4. Juli für Larven 4. Stadiums erhaltenen Maße sind
folgende: |
Länge in mm Breite in mm ! Länge in mm Breite in mm
4,5390 1,600 4,0940 1,4240
4,5390 192 | 40050 1,0680
4.4856 1.6020 4.0050 0.9790
1.270 08900 3.9160 1,3350
Archiv für Daueschichts
1916. A. 10. 2 10. Heft
18 Martin Herberg:
Länge inmm Breite in mm | Länge in mm Breite in mm
3,9160 1,2994 3,9600 1,2460
3,9160 1,0146 3,9600 0,9790
3,8804 1,0680 3,9600 0,9612
3,8270 1,3350 3,4710 1,1570
3,8270 0,9790 3,9820 1,2104
3,7914 1,2460 | 3,2930 0,9790
3,6846 1,1570 3,2040 1,2460
3,6490 1,3350 |
Durchschnitt 3,539 mm känge 1,104 mm Breite
Der Längenunterschied zwischen den Tieren 3. und 4. Stadiums
desselben Datums beträgt also 0,940 mm. Der Breitenunterschied
ist 0,224 mm. Der Gesamtzuwachs für die Larven 4. Stadiums im
Laufe von neun Tagen ist also für die Länge 1,162 mm, für die
Breite 0,358 mm.
In der Woche zwischen 4. bis 11. Juli trat deutlich der Unter-
schied zwischen normal entwickelten und von Parasiten befallenen
Tieren zutage. Die Maßzahlen der normalen Tiere für den 11. Juli
gibt folgende Reihe:
Länge in mm Breite inmm Länge in mm Breite in mm
4,1118 1,4062 3,7024 1,2282
4,0050 1,1392 3,6846 1,1214
3,9160 1,2538 3,6490 1,1570
3,8448 1,1036 | 3,6134 1,1392
3,8270 1,4062 | 3,9600 1,1570
3,8270 1,3884 3,9600 1,1570
3,8270 1,2994 3,9244 1,1214
3,8092 1,1214 3,9244 0,8900
3,7786 1,3884 3,9066 0,9730
3,7736 0,9968 3,4710 0,9256
3,1998 1,2082 3,4176 1,1570
3,7380 1,1214 3,8480 1,1570
3,7380 1,0680
Durchschnitt 3,700 mm Länge 1,165 mm Breite
Die Größenzunahme in der Woche vom 4.—11. Juli betrug
also für die Länge 0,161 mm, für die Breite 0,061 mm.
Vergleicht man mit diesen Werten die der folgenden Reihe
der zurückgebliebenen Tiere, so sieht man, daß der Minimalwert
wohlentwickelter Tiere den Maximalwert der kleinen Tiere stark
übertrifft. Die Grenze zwischen den Gruppen ist also scharf um-
schrieben, so daß irgendwelche Willkür in der Auswahl des Materials
ausgeschlossen ist. Der Unterschied ist so deutlich, daß es möglich
ist, denselben ohne jedes optische Hilfsmittel wahrzunehmen. Die
Maße für zurückgebliebene Tiere sind folgende:
Die Schildlaus Eriopeltis lichtensteini Sign 19
Länge in mm Breite inmm länge in mm Breite in mm
2,4386 0,7120 2,2781 0,7832
2,4030 0,8188 2,2428 0,7120
2,4030 0,8188 2,2250 0,8010
2,4030 0,7120 2,2250 0,7654
2,3140 0,8010 2,2250 0,7476
2,3140 0,8010 2,2250 0,7120
2,3140 0,7654 2,2250 0,7120
2,3140 0,7476 2,2072 0,7476
2,3140 0,7476 2,1894 0,7654
2,3140 0,7466 2,1716 0,7120
2,3140 0,7476 2,1360 0,8188
2,3140 0,7120 2,1360 0,7476
2,2962 0,7120
Durchschnitt 2,278 mm Eänke 0,723 mm Breite
Es ist ganz offensichtlich, daß es sich hier nur um zurück-
gebliebene Tiere handeln kann.
Wesentlich höhere Werte ergaben sich aus den Messungen
am 18. Juli 1916 für die normalen Tiere:
Länge in mm Breite in mm Länge in mm Breite in mm
5,6606 2,2250 3,9160 1,4240
4,7170 1,9130 3,9160 1,3350
4,6280 1,6554 3,9160 1,1570
4,6280 1,6020 3,8982 1,1740
4,5390 1,6732 3,8270 1,2460
4,2720 1,5130 3,8270 1,1926
4,6940 1,2460 3,7914 1,2014
4,0940 1,0880 3,1736 1,0880
4,0406 1,6020 3,1380 1,2282
4,0406 1,0680. 3,6490 0,9968
4,0228 1,1570 3,5600 1,1926
4, 0050 1,5308 3,2046 1,1570
3,9338 1,4240 |
Durchschnitt 4,068 mm länes 1,348 mm Breite
Die Längenzunahme vom 11.—18. Juli betrug also 0,968 mm,
die Zunahme der Breite 0,183 mm.
Die zurückgebliebenen Tiere zeigten noch keine äußeren An-
zeichen einer Infektion, ihr Wachstum war aber sehr gering, was
durch folgende Übersicht gezeigt wird:
Länge inmm Breite in mm | Länge in mm Breite in mm
2,1234 0,9612 | 2,5810 0,7476
2,6700 0,9612 2,4920 0,8188
2,6700 0,8900 2,4742 0,8010
2,6344 0,8010 | 2,4742 0,7120
2,5988 0,9256 2,5464 0,6578
2,5810 0,7654 | 2,4030 0,7654
2* 10, Heft
0 Martin Herberg:
Länge inmm Breite inmm Länge in mm Breite in mm
2,3852 0,7298 2,2781 0,7476
2,3496 0,8010 2,2606 0,7120
2,3960 0,6934 2,2250 1,1392
2,3496 0,6934 2,1716 0,5518
2,3140 0,8722 2,0470 0,5518
2,3140 0,8010 1,7800 0,6230
2,2962 0,6934
Durchschnitt 2,415 mm Länge 0,796 mm Breite
Die Längenzunahme der zurückgebliebenen Tiere betrug also
nur 0,237 mm, während die Durchschnittsbreite um 0,079 mm
wuchs.
Am 25. Juli gesammeltes Material zeigte das überraschende
Resultat einer sehr starken Längenzunahme sowohl bei den nor-
malen als bei den verkümmerten Exemplaren. Von letzteren war
ein Teil auf dem Größenzustande, wie er am 18. Juli 1916 bestand,
stehen geblieben. Diese Tiere zeigten auf dem Rücken einen
dunklen Fleck. Sie waren dem Parasiten erlegen und abgestorben.
Diejenigen zurückgebliebenen Tiere, bei denen die Infektion noch
nicht zutage trat, zeigten noch Wachstum.
Die Maßzahlen der normalen Tiere vom 25. Juli sind:
Länge inmm Breite inmm Länge inmm Breite in mm
8,5440 3,9518 6,3200 2,3140
8,1880 3,2950 6,3012 2,2420
7,9650 1,9580 5,9630 2,4208
7,4760 2,5810 3,8918 2,2606
7,3692 2,4050 9,8740 2,5454
7,2624 2,8480 | 9,8740 2,1360
7,2090 2,6166 9,8740 2,1360
7,1738 2,3140 9,1890 2,5810
7,0488 2,4030 9,7850 1,9580
6,3708 2,3140 9,6960 1,8690
6,8930 2,6700 9,3046 2,2250
6,7680 2,4030 4,6280 1,7800
6,6216 2,4050
Durchschnitt 6,978 mm Länge 2,480 mm Breite
Die Längenzunahme für die Woche vom 18.—25. Juli betrug
also 2,910 mm, die Breitenzunahme 1,132 mm.
Für die zurückgebliebenen Tiere zeigten sich am 25. Juli 1916
folgende Maße:
Länge inmm PBreiteinmm | Längeinmm Breite in mm
4,4500 1,6376 | 4,0940 1,0680
4,3610 1,3172 | 3,9160 1,3350
4,2720 1,4240 | 3,9160 1,2460
4,1830 1,0680 3,9160 1,0680
Die Sehildlaus Eriopeltis liehtensteini Sign. 21
Länge inmm Breite inmm | Länge inmm Breite in mm
3,8270 1,3528 3,3108 1,0880
3,7380 1.5664 3,2930 421,1570
3,7380 1,3884 3,2930 1,1214
3,7380 0,9790 | 3,2040 1,1570
3,5600 1,1570 | 3,2040 1,0502
3,5244 1,2460 3,1684 1,1570
34176 1,1214 | 3.0260 0.9790
3,3820 1,1214 | 2,5810 1,8366
3,3820 1,0680
‚ Durchschnitt 3,620 mm Länge 1,270 nm Breite
Die Zunahme für die zurückgebliebenen Tiere ist für die Länge
1,205 mm, für die Breite 0,474 mm.
Die am 2. August gewonnenen Maße der normal entwickelten
Tiere sind folgende:
Länge inmm Breite in mm Länge inmm Breite in mm
9,7900 3,9600 | 7,2090 2,3140
9,3450 3,2930 7,1734 2,4030
8,9000 2,9370 7,0350 2,4030
8,9000 2,8480 | 6,7680 2,3140
8,8110 3,9370 | 6,7680 2,1360
8,2770 2,6700 6,9900 2,3140
1,5650 2,4920 6,5900 2,3160
7,4760 9,2480 6,2300 2,4920
7,3900 2,4030 6,0876 2,0470
. 7,3010 2,3140 6,0520 2,1716
7,3010 2,2250 6,052) 2,0470
1,2486 2,6700 5,9180 1,7800
7,2090 2,4920
Durchschnitt 7,343 mm Länge 2,486 mm Breite
Es läßt sich somit für die Woche vom 25. Juli bis 2. August
1916 eine Längenzunahme um nur 0,360 mm und eine Breiten-
zunahme um nur 0,006 mm nachweisen.
Auch bei den im Wachstum zurückgebliebenen Tieren lieb
sich noch eine Größenzunahme feststellen. Dies lehrt folgende
Maßreihe:
Länge inmm Preite inmm Länge inmm Breite inmm
5,5180 1,6376 4,8060 1,5690
3,4290 1,9580 4,6636 1,5130
5,3400 1,8690 4,6280 1,5130
5,2510 1,3690 | 4,3610 1,4240
5,1620 1,7444 4,2720 1,6910
5,1620 1,6910 4,2720 1,6020
5,1264 1,6020 4,2720 1,4952
5,0374 1,6020 4,1830 1,4240
4,8950 1,6910 4,1296 1,3350
10. Heit
2» Martin Herberge:
Länge inmm Breite in mm Länge in mm Breite in mm
4,0940 1,5130 4,0050 1,3528
4,0940 1,8350 3,9160 1,3350
4,0406 1,4062 3,8809 1,4240
4,0050 1,4240 |
Durchschnitt 4,542 mm Länge 1,577 mm Breite
Die Längenzunahme von 0,922 mm und die’ Zunahme der
Breite um 0,307 mm sind die letzten beobachteten Größenzunahmen
der zurückgebliebenen Individuen. In späteren Messungen z>igten
sich keine Abweichungen mehr von diesen Maßen, so daß man von
einer Beendigung des Wachstums sprechen kann. Es wurden am
9. und 20. August noch verkümmerte Exemplare festgestellt, die
keine Infektion erkennen ließen, doch wurde nie beobachtet, daß
solche Tiere zur Eiablage kamen. Aus diesen Gründen seien in
folgendem nur noch die Maßzahlen für normale Individuen mit-
geteilt.
Am 9. August zeigte das Material folgende Maße:
Länge inmm Preiteinmm ' Längeinmm PBreitein mm
13,2610 4,6280 10,0560 3,3108
12,5380 4,0940 10,0036 3,9160
12,4600 4,3076 9,7900 3,3820
12,3710 4,1830 3,9890 2,9370
12,1574 4,0940 8,9000 3,9600
11,5700 4,0050 8,6864 3,0616
11,0360 3,8270 8,5440 3,2040
10,9460 3,8270 3,9440 2,9014
10,9292 3,7980 3,3660 3,2040
10,5220 3,4710 8,0100 8,8480
10,3240 4,0940 7,7430 2,8480
10,1460 3,9160 7,1240 2,3140
Durchschnitt 9,640 mm 3,430 mm Breite Länge
Die Längenzunahme dieser Woche ist eine ganz außerordent-
licae. Sie beträgt 2,297 mm. Die Breite stieg um 0,944 mm.
Am 20. August zeigten die normal entwickelten Tiere ihre
letzte Längenzunahme. Es wurden folgende Werte gefunden:
Länge in mm Breite in mm Länge inmm Breite inmm
15,4860 5,8740 12,9090 4,1830
14,8630 5,6960 12,5380 4,1830
14,3290 4,8060 12,5490 4,0940
14,3290 4,6280 12,4600 4,9840
14,2400 4,9840 12,4600 4,2720
13,8840 5,8740 12,2460 4,2186
13,1720 4,4500 | 12,1040 3,9160
13,1720 4,3610 11,3920 3,9160
12,9940 - .. 4,4500 11,2140 3,9160
. Die Schildlaus Friopeltis licehtenstemi Sign. 2
Länge inmm Breite in mm Länge inmm Breite in ım
11,0360 4,2720 10,1460 4,2720
10,9816 3,7914 | 9,2560 ° 3,2040
10,8580 3,6490 | 9,0780 3,5600
10,3240 3,3820 |
Durchschnitt 13,201 mm Länge 4,357 mm Breite
Die Tiere sind also noch um 3,561 mm in die Länge und
0,927 mm in die Breite gewachsen. Damit ist die Höchstgrenze
erreicht.
Fig. 16.
Zum Abschluß sei noch eine Zusammenstellung der Maße der
Tiere gegeben, aus denen sich die Kurve des Wachstums ergibt.
Fig. 16 stellt die Wachstumskurve dar. Die mittelste Kurve ver-
bindet die Punkte der Mittelwerte der Länge, die an den auf der
Abszisse angegebenen Daten festgestellt wurden. Auf der Ordinate
sind die Werte in mm angegeben. Die Kurve nimmt im allgemeinen
einen gleichmäßigen Verlauf. Der Winkel, unter dem sie gegen die
Horizontale ansteigt, ist ein deutliches Maß für die Stärke des
Wachstums. Man ersieht, daß das Wachstum bis zum 18. Juli ein
gleichmäßiges war. Diese Gleichmäßigkeit wurde etwas durch die
starke Beschleunigung in der Woche vom 18.—25. Juli unterbrochen.
Darauf erfolgte das Wachstum wieder sehr gleichmäßig vom 2.
bis 20. August bis zur Beendigung des Wachstums. Auffällig ist,
10. Heit
94 Martın Herberg:
daß der Woche äußerst gesteigerten Wachstums eine Woche sehr
geringen Wachstums folgt. Wenn man den Kurvenzug vom
26. 5. bis 18. 7. 1916 in der eingeschlagenen Richtung fortsetzen
würde, so käme man ohne Schwierigkeit zum Mittelwertspunkte
vom 2. August und ohne Knick könnte man dann die Kurve vom
2. bis zum 20. 8. 1916 anschließen. Die Deutung, daß das scharfe
Wachstum der Tiere an oben bezeichnetem Abschnitt zu einer
Erschöpfung führte, die erst nach Ablauf der Woche vom 29. 7.
bis 2. 8., in der das Wachstum fast sistiert war, behoben war, drängt
sich so fast von selbst auf. Gestützt wird diese Annahme durch die
darüber gezeichnete Kurve der Maximalwerte und die darunter
gezeichnete Kurve der Minimalwerte. Beide Kurven zeigen für
die Zeit vom 11. 7. bis 20. 8. 1916 einen sehr regelmäßigen Verlauf.
er RER
Fig. 17 zeigt noch einmal den Anfang der Kurve für das normale
Wachstum, und beim 11. 7. 1916 beginnend, die Kurven für die
Maximal-, Mittel- und Minimalwerte der Längen der zurückge-
bliebenen Tiere. Die Kurven steigen nur ganz schwach bis zum
93.8. 1916 an. Von dort ab ist, da sie sich nicht mehr von der Hori-
zontalen unterschieden, ihr Verlauf nicht mehr gezeichnet. Ver-
bindet man den Anfangspunkt der Mittelwertskurve der zurück-
gebliebenen Tiere mit der Kurve der normal entwickelten Tiere
durch eine horizontale Linie, so kann man den Beginn des Zurück-
bleibens mindestens bis auf den 25. Juni zurückverlegen. Damit
wäre der späteste Termin für das Auftreten der Infektion gegeben.
5. Die Morphologie des Männchens.
a) 1. bis 4. Stadium.
Am 10. Juli 1916 konnte ich ein Tier beobachten, das anstatt
frei, nur mit wenigen Sekretstäubchen bedeckt dazuliegen, di»
Ausbildung eines weißen, glasartigen Gehäuses zeigte. Dieses
Gehäuse war so spröde, daß es beim Berühren mit derNadel in
Stücke splitterte. Der Inhalt war eine Schildlaus 4. Stadiums, die
an den Seiten ganz unmerkliche Ausbuchtungen wahrnehmen ließ.
Fig. 18a und b zeigen Abbildungen der Erscheinung in seitlicher
und dorsaler Ansicht. Vom Hinterende und Vorderende sieht man
lange Sekretröhren abgehen. Man kann eine Bodenfläche, eine
Die Sehildlaus Eriopeltis liehtensteini Sign. 25
rings herumgehende, nach hinten niedriger werdende Seiteniläche
und einen Deckel unterscheiden. Der Deckel ist etwas erhaben und
zeigt am Hinterende Ouerstreifen.
Betrachtet man bei starker Ver-
größerung ein Sprengstück des
Rückendeckels, so sieht man große
polygonale Felder, die eine ganz
feine Punktierung zeigen. Fig. 19.
Das so gebildete Gehäuse ent-
spricht wohl dem Dorsal- und Ven-
tralschild der Autoren. Beide sind
durch die Seitenstreifen verbunden.
Da die Männchen so selten sind, daß
es nicht möglich war, unter tausen-
den von Weibchen genug Material
zu eingehenderen Untersuchungen
der Schilder zu sammeln, so kann
ich nur sagen, daß das spröde Ge-
bäude, das sich das Männchen gebaut
hat, bis zur Vollendung der Ent-
wicklung im gleichen Zustande wie
zu Anfang verbleibt. Das Material
zeigte, ebenso wie das der Eier-
kokons, keine Löslichkeit im Wasser
von 100° C, Alkohol, Äther, Xyol
und Chloroform.
Die Entwicklung des Männchens
und Weibchens nimmt einen getrenn-
ten Verlauf mit dem 4. Stadium, in i
dem die Schilder auftreten. Die ST SE
Larven 4. Stadiums sind anfangs ö
noch völlig identisch. Erst kurz vor der Häutung sieht man, daß
bei den zu Männchen bestimmten Tieren Flügel und anders ge-
formte Fühler angelegt werden. Ich bezeichne
das nach der Häutung sich als Stadium eines
Männchens erweisende mit 5.
b) 5. Stadium.
Fig. 20a gibt ein Bild des neuen Stadiums.
Man sieht im alten Chitin, das Gehäuse ist ab-
gesprengt, ein Tier von fast derselben Gestalt
wie ein Weibchen im 4. Stadium. Der Unterschied 4
besteht in den kurzen Flügelansätzen, den ver-
hältnismäßig spitzer gewordenen Schwanzlappen
und den etwas längeren, nach hinten gebogenen
Fühlern. Augen, Schlundgerüst und zweites und drittes Beinpaar
sind wie beim Weibchen 4. Stadiums beschaffen. Das Tier wurde
am 18. 7. 1916 gefunden. Am 25. 7. 1916 wurden Tiere des
nächsten und übernächsten Stadiums gefunden.
Fig. 19.
1/o x 581 ‘ 1
10. Heit
26 Martin Herberg:
c) 6. Stadium.
Fig. 20b stellt ein Tier im 5. Stadium vom 25. 7. 1916 dar. Die
Fühler sind schon so lang, daß sie bis zur Basis der Vorderbeine
reichen. Sie sind gekrümmt. Die Flügelanlagen sind auch länger,
desgleichen die nach vorn gerichteten Vorder- und die nach
hinten gerichteten Mittel- und
Hinterbeine. Das Hinterende
zeigt bedeutende Modifizierun-
gen. Die den weiblichen Anal-
lappen entsprechenden Teile
sind stumpf kegelförmig, stark
chitinisiertt und tragen am
Ende sechs kleine Borsten. Ich
will diese Fortsätze alsSchwanz-
kegel ansprechen. Zwischen
den Schwanzkegeln liegt der
Penis. Dieser ist nicht so lang
wie die Schwanzkegel, beginnt
aber etwas vor ihnen. Das
Schlundgerüst fehlt.
RER? Mi
0
N ( \
Br NEN
| )
j) ( dt \ Id
> P/Lg
HUN } \v
Bio, 2122, X 381-1 Fig. 21b, c.'/, X 2001
d) 7. Stadium.
Fig. 20c und d geben die Dorsal- und Ventralansicht vom
7. Stadium. Dieses war am 25. 7., 2. 8. und 9. 8. 1916 zu finden.
Die Vorderbeine haben lange, bogenförmige Gestalt und über-
ragen das Ende des Kopfes. Die Fühler entspringen ventral fast
Die Sehildlaus Eriopeltis liehtensteini Sign. 97
am Vorderende. Sie verlaufen bis zur Körpermitte. Die Flügel
haben ebenso wie die Hinterbeine und der Penis stark an Länge
zugenommen. .Letzterer überragt die Analkegel.
Die Dorsalseite zeigt am Abdomen noch einige
Ouerstriche und zwischen den Flügeln eine schild-
förmige Ausbildung des Chitins.
Fig. 21a zeigt ein stark vergrößertes Vorder-
ende. Die Bzine lassen drei Abschnitte und eine
kurze, stumpfe Kralle erkennen. Die Basalabschnitte
sind stark gebogen. Die Fühler zeigen dicht am
Kopf einen kurzen Abschnitt. An der Spitze des
Kopfes sieht man zwei feine Stacheln. Eine An-
lage irgendwelcher Mundwerkzeuge ist nicht vor-
handen.
Die Ventralansicht des Hinterendes, Fig. 21b,
zeigt den unter der Verbindung der Schwanzkegel
liegenden Penis. Das Chitin der Bauchdecke zeigt 27
einige Falten, die aber kaum etwas mit Segmen- al 7
tation zu tun haben. Die Dorsalansicht, Fig. 21c, 1) ae %
P} £ ‘
zeigt den charakteristischen Verlauf der Verbindungs-
brücke zwischen den Schwanzkegeln. Die Brücke hat rechts
und links von den Kegeln keine Unregelmäßigkeiten.
e) Die Imago.
In meinem Glyzerinmaterial fand ich eine Imago kurz vor dem
Ausschlüpfen. Das Tier war am 2. August gesammelt und kon-
serviert worden. Fig. 22 stellt es in der alten Hülle des 4. Stadiums
dar. Den meisten Raum beanspruchen die langen Flügel. ‘Der
Körper zeigt deutlich Kopf, Thorax und Ab- R
domen mit Penis. Die Fühler waren nach hinten A A
gestreckt und reichten etwas über die Hälfte |
des Abdomens hinaus. Die Vorderbeine bildeten A| N
einen Bogen um den Kopf. Mittel- und Hinter- / INN
beine lagen geknickt seitlich. Schon bei
schwacher Vergrößerung fiel die starke Be-
borstung von Beinen und Fühlern auf.
'
A
| \
Betrachtet man das Ende eines Fühlers, N \ ) \
so sieht man, daß das letzte Glied lange Fühl- [\\\\ \8
haare mit knopfförmigen Verdickungen trägt. Z
Fig. 23a. Die Borsten sind 11% bis 2mal so |
lang, als das Fühlerglied breit ist. Leider je Ya
73
war es unmöglich, bei dem später bei der +
Maceration zugrunde gegangenen Exemplar in H Fig. 28.
unmaceriertem Zustande die Zahl der Fühler- ex 581: 1
glieder festzustellen.
Fig. 23b zeigt den Unterteil eines Beines. Alle Teile sind stark
beborstet, doch sind die Borsten kürzer als an den Fühlern. Der
10. Hefi
Martin Herberg:
Tarsus trägt eine lange Klaue.
Über dieser sitzen wieder zwei
lange, unter ihr zwei kurze, ge-
knöpfte Fühlhaare.
Die Flügel sind völlig mit
kleinen Borsten besetzt. Fig. 24
zeigt das Bild des linken Flügels.
Dem Oberrande parallel läuft eine
Ader, die daran kenntlich ist, daß
die Borsten starr stehen. Dieser
| Ader läuft eine Trachee fast bis
zur halben Länge parallel. Eine
zweite Ader läuft der unteren Kante
gleich und mündet in die obere
Ader. Beide Adern bleiben ein
Stück vom Außenrande des Flügels
| - entfernt.
Was die Größenverhältnisse der
| einzelnen Stadien und die ihrer
| Organe anbelangt, so seien in fol-
gender Tabelle einige Maße in mm
mitgeteilt. Es ist dem geringen
Material zufolge leider nicht mög-
lich gewesen, ‘derartige exakte An-
gaben zu machen, wie sie für das
77 Weibchen mitgeteilt sind.
Fig.24. 2x 82:1
Stadium re 386: Be Imago
zb HF
Größte Länge . .. - 2...) 8267 | 8,496 7 7S:BAUE Er
Abdominalbreite . . '. . . | 0,760 | 0,684 | 0,760 10,780
Größte Breite an den Flügeln | 0,897 0,988 0,988 | 0,988
Flügellänge + 1.1 NENNE, 0,654 1,293 | 3,040
Fühlerlänee 7... Kr} A O2 0,198 0:87£°| 2,173
1: Beihpaatts, u. I ER ON 0,380 1,293 | 1,259
2: Beinpaar "1%. 7, 0 Ra 0 0,532 1,168 |, 1.328
3.“Beinpaat’ IX... Ra a 0,532 1,168. 061922
Penislanse! sap IRRE — 1 RE LIT, 0,289 | 0,608
Faßt man die Resultate über die Morphologie des Männchens
zusammen, so ergibt sich nach dem vorliegenden Material, daß
sich, abgesehen von dem 4. Stadium, das dem 4. des Weibchens
anfänglich ähnlich sieht, immer wieder vier weitere, verschiedene
Stadien finden lassen. Ich gelange also zu einer Zahl von 8 Ent-
wicklungsstadien. Daß zwischen den einzelnen Stadien von fünf
bis zur Imago Häutungen auftreten, wird durch den Umstand
wahrscheinlich gemacht, daß ich ein Stadium 8, das von der Haut
Die Schildlaus Eriopeltis lichtensteini Sign. 29
von 7 und 6 umhüllt war, fand. Der Zustand war besonders deutlich
an den Analkegeln, Fig. 25. Die ganz innen liegende Imago zeigt
eine helle Grenze, doch konnte nicht mit Sicherheit die Frage ent-
schieden werden, ob diese von der im Entstehen begriffenen
Chitinhülle herrührte. Die Frage bedarf daher, ehe man sie als
gelöst betrachten darf, noch genauerer Nachforschungen.
6. Die Biologie des Weibehens.
a) Die Winterruhe der Eier.
Betritt man in der Zeit von Mitte August bis zum Mai des
nächsten Jahres eine Stelle im Walde, die von Calamagrostis
epigeios bewachsen ist, so sieht man sich in einem äußerst dichten,
bis}60cm hohem Graswalde. Die Be-
stände sind wohl die dichtesten und |
höchsten, die von einem Waldgrase ge-
bildet werden. Für den Fall, daß ein
Befall mit Erioßeltis lichtensteini Sign.
vorliegt, ist die angeg-bene Zeit die
günstigste zur Feststellung desselben.
Man begegnet dann Halmen, auf denen
man an einer bis zahlreichen Stellen AS
Vogelexkremente oder Harztropfen zu Fig. 25. 1/,x 290 :1
gewahren glaubt. Beim Betrachten
eines solchen Halmes sieht mar, daß es sich in jedem solchen
Falle um einen aus weißlicher, baumwollähnlicher Masse be-
stehenden Kokon handelt, dessen eines Ende mit einer kleinen
Öffnung versehen ist, während das andere meist eine bräun-
liche, verschrumpfte Masse entbält, oder auch offen ist. Die
Länge des Kokons ist ganz verschieden. Dies hängt von der Zahl
der Eier ab, die das betreffende Weibchen in der Lage war abzu-
setzen. Es seien an dieser Stelle die Maße von 10 Kokons in mm
mitgeteilt. Die Breite schwankt zwischen 2,6 und 3,4 mm.
Längenmaße: 1. 9,9 mm 5.:12,1 mm 8. 13,6 mm
DAILER.., a 1 ID
allen, .;, 1:.,18:9,,38: 10.46,9 21%
Ans UI ;;
Diese Lärgen kann man als Durchschnittslängen betrachten.
Am häufigsten kommen die Werte in der Größenlage 1—6 vor,
7—10 sind seltener, aber immerhin noch verhältnismäßig ohne
Schwierigkeit zu finden. Außerdem findet man noch reichl'ch
Kokons kleiner als 9,0 mm. Diese sind aber nur deshalb so klein,
weil das Weibchen vor Beendigung der Eiablage ausgefallen ist.
Die angegebenen Werte entstammen Kokons, in denen das ein-
getrocknete Weibchen noch nachweisbar war. Fig. 26a stellt einen
einzelnen Kokon dar ohne Weibchen. Am Unterrande sieht man.
den Kokon in zwei, einen Eingang umgebende Zipfel auslaufen.
10. Heft
30 Martin Herberg:
Diese regelmäßige Gestalt des Hinterrandes kommt dadurch zu-
stande, daß das W.ibchen die Hauptsekretionsorgane am Hinter-
ende des Körpers, am Rande der Schwanzlappen, hat. Will das
Weibchen Eier legen, so tritt stärkere Sekretion ein. Das Sekret
erstarrt und formt die beiden Schwanzlappen ab. In dem Maße,
wie die Eier hervortreten, wird das Weibchen vorwärts geschoben
und der Kokon wächst röhrenförmig in die Länge. Da die Halme
meist recht dicht von der Schildlaus befallen sind, so kommt es
oft vor, daß ein legendes Weibchen einen vor ihr begonnenen Kokon
trifft. Da das Tier, weil keiner selbständigen
Bewegung fähig, seine Richtung nicht ändern
kann, so rückt es auf den vorhergehenden
Kokon herauf. Die meisten Halme zeigen
solche zu richtigen Krusten aneinander und
aufeinander geschobenen Kokons. Fig. 26b
stellt diese häufig wiederkehrende Erschei-
nung dar.
Diese Fig. zeigt auch noch am oberen
Ende die Reste eines vertrockneten Weib-
chens. Diese sehen glänzend dunkelbraun,
meist stark verschrumpft aus. Die Weibchen
stecken 2—4 mm im Vorderende des Kokons.
Ein so zusammengetrocknetes Weibchen ist
4—6 mm lang.
Das Material, aus denen die Kokons be-
stehen, ist nicht Wachs, sonst müßten sich die-
selben in den gebräuchlichen Lösungsmitteln
lösen. Als solche wurden versucht: Alkohol,
Er Ather, Chloroform, Toluol, Xylol, sowohl kalt
a als heiß. Im Wasserbade von 100° C ist
an auch kein Schmelzen zu beobachten. Die
einzelnen Kokons sind in leerem Zustande sehr leicht. Es
wogen 1000 Kokons 2,67 g.
Bei den Kokons ist noch zu beachten, daß sie ständig an der
morphologischen Oberseite des Halmes sitzen und daß sie immer
so gerichtet sind, daß das Weibchen die Richtung nach der Blatt-
spitze inne hat. Der Grund hierfür ist in dem Benehmen der
Larven zu suchen und soll an entsprechender Stelle mitgeteilt
werden.
Öffnet man einen Kokon, so sieht man, daß er fest dem Blatte
angekittet ist, und zwar in seiner ganzen Länge. Das Innere des-
selben ist mit einer großen Anzahl Eier angefüllt. Diese sind sehr
klein, von gelblicher, ganz wenig rötlich schimmernder Färbung.
Die Anzahl der Eier in einem normal bis zum Absterben des
Weibchens abgelegten Eiersatze ist sehr groß. Außer in Kokons,
deren Weibchen gestört und dadurch herausgerissen wurde, ist
die Mindestzahl ungefähr 700 Stück. Ich habe bei zehn Zählungen
folgende Werte festgestellt:
Die Schildlaus Eriopeltis liehtensteini Sign. 1
1. 741 Stück 5. 945 Stück 8. 1215 Stück
Ds TOUEN A. 6. 1024 „, a ie
BODEN 220903; 10: 1502
4. 914
Die beiden letzten Werte sind Extreme und entstammen beide
Kokons von 16 mm Länge. 700—1200 Stück ıst die übliche Anzahl.
Ich habe in mehreren Dutzend Zählungen immer zwischen diesen
Werten schwankende Zahlen gefunden.
Da die große Anzahl Eier alle zwischen Wandungen des
Schlauches von 3 mm äußerer Dicke und 9—16 mm Länge Platz
haben sollen, so ist ersichtlich, daß Längen- und Breitenmaße der
Eier sehr klein sein müssen. Betrachtet man die Eier unter dem
Präpariermikroskop, so findet man, daß sie mit kleinen Sekret-
flöckchen und -Fädchen bedeckt
sind, so daß sie weiß eingepudert
erscheinen. Fig. 27a zeigt die
Umrißform der Eier. Mit sieden-
dem Wasser behandelte Eier lassen
die blanke Oberfläche gut er-
kennen. Diese zeigt, auch bei den
stärksten Vergrößerungen, kein
Örnament. Auch sind sie nicht
durchsichtig. Es ist kaum mög-
lich, ein Ende als Ober- oder Unter-
ende anzusprechen, da die Haupt- Fig. 978 '/x 30>1.
breite meist in der Mitteliegt. Da Fig. 27b, e ax 108:
eine Mikropylaranlage nicht zu be-
obachten ist, so ist auch. dadurch eine Entscheidung ausgeschlossen.
Ich habe nun aus einer großen Anzahl von Kokons die Eier
gemessen. Um festzustellen, ob das Kochen die Größe beeinflußt,
habe ich ungefähr in 30 Fällen einzelne Eier aus verschiedenen
Kokons vor und nach dem Kochen gemessen. In keinem Falle war
ein Unterschied festzustellen. Ich will nun einzelne Meßreihen
wiedergeben, und zwar sind willkürlich immer je 10 Eier desselben
Kokons gemessen worden. Die Anordnung der Reihen erfolgt in
der Weise, daß die Reihe mit der größten Durchschnittslänge
beginnt:
I. 4. Oktober 1915.
Länge in mm Breite in mm | Länge in mm Preite in mm
0,550 0,225 0,510 0,205
0,550 0,200 0,500 0,210
0,535 0,215 0,500 0,250
0,525 0,200 0,500 0,200
0,525 0,225 0,500 0,225
Durchschnitt 0,5195 mm Länge 0,2155 mm Breite
[Diese Reihe enthält die größten Werte, die ich gefunden habe;
0,550 mm ist die größte beobachtete Länge. Vergleicht man die
10, Heit
32 Martin Herberg:
Länge mit der Breite, so sieht man, daß der Maximallänge von
0.550 mm nicht die Maximalbreite, sondern ein anderer Wert
angehört. Sind mehrere Eier der Maximallänge vorhanden, so
läßt sich in fast allen Fällen ein Ei finden, das die Maximallänge
und die Minimalbreite aufweist. Dies wäre in diesem Falle
L = 0,550 mm und B = 0,200 mm. Zur Minimallänge ist oft eine
Maximalbreite zu finden, z. B. L = 0,500 mm mit B = 0,250 mm.
Es gibt also übernormal schlanke und übernormal breite Eier. Es
seien dazu noch einige Beispielreihen gegeben:
II. 5. Oktober 1915.
Länge in mm Breite inmm | Länge in mm Breite in mm
0,500 0,225 0,475 0,225
0,500 0,225 0,475 0,225
0,500 0,215 0,470 0,215
0,500 0,210 0,450 0,250
0,500 0,200 0,425 0,240
Durchschnitt 0,4795 mm Länge 0,2235 mm Breite
Zur Maximallänge L = 0,500 mm gehört eine Minimalbreite.
B = 0,200 mm.
III. 19. Oktober 1915.
Länge in mm PBreite in mm | Länge in mm Breite in mm
0,5284 0,2280 0,5092 0,2244
0,5168 0,2356 0,4940 0,2734
0,5168 0,2280 | 0,4940 0,2432
0,5092 0,2280 | 0,4940 0,2280
0,5092 0,2280 0,4940 0,2128
Durchschnitt 0,5066 mm Länge 0,2329 mm Breite
Zur Minimallänge L = 0.494 mm gehört die Maximalbreite
B.= 09/275 nm:
Wenn man zahlreiche Meßtabellen vergleicht, so kann man
nicht nur abnorm schlanke, oder abnorm breite Formen, sondern
auch über dem Durchschnitt große und kleine Formen feststellen.
Ein Beispiel für eine Reihe mit einer solchen Form ist folgende:
IV. 21. Oktober 1915.
Länge in mm Breite in mm | Länge in mm Breite in mm
0,5168 0,2432 0,4788 0,2356
0,5168 0,2244 0,4788 0,2356
0,5092 0,2280 0,4712 0,2356
0,4940 0,2244 | 0,4560 0,2280
0,4794 0,2356 0,4332 0,2356
i Durchschnitt 0,4734 mm Länge 0,2296 mm Breite
Der Maximallänge L = 0,5168 mm entspricht die Maximal-
breite B = 0,2432 mm.
Fa
Die Sehildlaus Eriopeltis liehtensteini Sien. 33
Ein Beispiel für ein unter dem Durchschnitt kleines Ei bietet
Reihe 3. Darin gehört zur Maximallänge L = 0,494 mm, die
Minimalbreite B = 0,2128 mm. Im allgemeinen sind Zwergeier
viel häufiger als Rieseneier.
Ein Einfluß der Eigröße auf die sich daraus entwickelnden
Larven läßt sich schwer feststellen, da das Ausschlüpfen schwer zu
überwachen ist und die Larven sehr behende davoneilen, so daß
es unmöglich ist, von bereit gestellten, gemessenen Eiern das Aus-
schlüpfen abzuwarten und dann sofort zu messen. Es ist mir unter
vielen tausend Eiern höchst selten gelungen, den Vorgang des Aus-
schlüpfens zu verfolgen oder noch gänzlich farblose Tiere zu finden.
Was die Festigkeit der Eier anbelangt, so ist mitzuteilen, daß
dieselben sich fast widerstandslos zerdrücken lassen. Beim An-
stechen kann man, wenn man ganz scharf hört, ein leises, knackendes
Geräusch wahrnehmen.
Die fertigen Kokons mit den Eiern bleiben nun den ganzen
Winter über an den Halmen. Diese sind meist vom Beginn des
Frostes an dürr und grau, haben aber noch ihre gleiche Stellung
wie im frischen Zustande, so daß die Kokons im allgemeinen nicht
die Erde berühren. Im Laufe des Winters können nun die Kokons
- einschneien, oder sie bleiben, wie es im Winter 1915—1916 beı
Potsdam der Fall war, schutzlos dem Angriff der Witterung preis-
gegeben. Die Farbe, die ehedem ein reines Weiß war, ist dann
zum Beginn des nächsten Frühjahres ein mehr oder minder
schmutziges Grau.
'Da der Winter 1915—1916 in unserer Gegend sehr milde war,
so ließ sich im Freien nicht feststellen, welche Kältegrade die Eier
in der Lage sind, zu ertragen. Die höchsten und tiefsten Tempe-
raturen, denen die Eier im Freien ausgesetz+ waren, gibt nachste-
hende Übersicht an:.
Monat t maX
Oktober 1915 13.8.
Oktober 1915 3°.6 29.
November 1915 I,5NE DUNFEE
November 1915 ge! 29. XI.
Dezember 1915 gr TE
Dezember 1915 —43%,C 22. XII.
Januar 1916 6°C 2.2. 27ER
Januar 1916 — 31C sl..E
Februar 1916 3°C 7. U.
Februar 1916 — 7°C I.ER
März 1916 97€ | 29. III.
März 1916 09:6 1.147. DR2EISR TEL:
April 1916 16,506 SUUEV,
April 1916 EEE ZALV:
Mai 1916 22,50€ 6. V.
Mai 1916 7306 19.48: V.
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 10. 3 10. Heft
24 Martin Herberg:
h) Däe erste Stadium in beweglichem Zustande.
Am 27. Mai 1916 wurden im Wildparke die ersten Larven
beobachtet. Diese verlassen die Eischale, indem sie dieselbe mit
einem am Embryo sichtbaren Eizahn am Kopfende durchbrechen.
Den Vorgang des Ausschlüpfens konnte ich an gezüchtetem Material
einige Male unter dem Mikroskope beobachten. Die Eihülle wird
durch strampelnde Bewegungen mit Fühlern und Beinen abge-
streift. Der Prozeß geht in 4—10 Minuten in allen Fällen glatt
vonstatten. Fig. 27b und 27c zeigen im Augenblick des Aus-
schlüpfens getötete Larven von vorn und von der Seite. Die Larven
verlassen den Kokon durch die Öffnungen, die sie gerade vorfinden.
Ist das abgestorbene Weibchen noch fest im Vorderteile, so ist
am Hinterende die schon beschriebene Öffnung das Austrittsloch.
War der Kokon von einem Parasiten befallen, so verlassen dieLarven
zum großen Teile den Kokon durch das Ausschlüpfloch des Para-
siten. Ein oft eintretender Fall ist der, daß die Larven durch das
Vorderende des Kokons austreten, wenn das abgestorbene Weibchen
aus demselben herausgefallen ist. Ich habe nie beobachtet, daß
sich die frisch geschlüpften Larven längere Zeit unter dem Kokon
aufhalten, wie es Fonscolombe für Erropeltis festucae Fonscolombe
mitteilt.
Die frisch ausgeschlüpften Larven sehen reinweiß aus und
sind durchsichtig, sodaß sie auf einem weißen Bogen nur sehr schwer
zu erkennen sind. Im Laufe der ersten Viertelstunde verfärben sie
sich jedoch, so daß sie einen ganz schwach rötlichgelben Ton an-
nehmen. Dabei werden sie gleichzeitig undurchsichtig, so daß man
ihren Rüssel und die Tracheen nur noch mit Aufhellungsmitteln
sichtbar machen kann.
Am 27. Mai 1916 konnte man die meisten Halme von den kleinen
Tieren, winzigen wandelnden Punkten vergleichbar, bevölkert
sehen. Die Kokons, die untersucht wurden, waren zum größten
Teile leer. Wurde ein Grashalm, auf dem sich eine Larve befand,
vom Winde hin und her bewegt, so fiel die Larve meistens ab. Es
konnte auch beobachtet werden, daß die Larven bei mittelmäßig
bewegter Luft %,—1 m fortgetragen wurden. Das Nachbargebiet
wurde sorgfältig abgesucht. Dabei fanden sich sowohl an den
Stellen, die mit Calamagrostis bestanden waren, als auch an davon
freien Stellen vereinzelte Tiere. Auf 2—4 qm Bodenfläche ließ sich
durchschnittlich ein Tier feststellen. Die größte Entfernung vom
Infektionsherde betrug 50 m, in der eine vereinzelte Larve auf
einem Calamagrostishalme festgestellt wurde. Das vereinzelte
Vorkommen von Larven in solchen Entfernungen ist sicher nicht
nur der Windverbreitung zuzuschreiben. Wie ich feststellen konnte,
laufen die Larven sehr geschickt und schnell. In der Minute wurden
auf dem Grashalme 3—5 cm zurückgelegt, wobei zwischen Auf-
wärts- und Abwärtslaufen kein Unterschied zu erkennen war. Da
die Larven, wie im experimentellen Teil dargelegt werden soll,
Die Schildlaus Eriopeltis liehtensteini Sign. 35
stetsnach der Richtung des stärksten Lichtes streben, so ist dadurch
eine Erklärungsmöglichkeit für die geringe Ausbreitung der Tiere
über die Grenze ihres Gebietes gegeben. Die Tiere wandern nicht
auf einer ebenen Fläche, sondern bald in stark beschatteten, bald
in direkt, bald diffus erhellten Gebieten, so daß sich die Richtung
der stärksten Lichtzufuhr ständig ändert. Es ist also dadurch
leicht erklärlich, daß die von vielen Millionen Larven, die die
Infektionsstelle bevölkern, so wenige ihr Gebiet verlassen haben,
und auch bei diesen, die sich so weit an einzelnen Stellen fanden,
fragt es sich, ob sie sich durch aktive Wanderung so weit vom Wohn-
orte entfernt haben.
Die Larve muß sich nach einem bestimmten Zeitpunkte fest-
setzen, um Nahrung zu sich zu nehmen. Im Freien wurden die
ersten Larven, die sich festgesaugt hatten, nach zwei Tagen ge-
funden, was mit Versuchen, die bei Zimmertemperatur und im
10°C warmem Raume angestellt waren, übereinstimmt. Die letzten
kriechenden Larven wurden am 1. Juni 1916, also vier Tage nach
dem Ausschlüpfen der ersten Larven gefunden. Es waren trotz
eifrigen Suchens in 30 Minuten nur 2 Stück.
Da die Schildläuse vom Augenblick des Ansetzens sich nicht
mehr bewegen, so hängt ihre Stellung auf dem Halme von dem
Verhalten der Larven ab. Sammelt man im Herbste Kokons, so
findet man, daß einige Halme der Pflanze befallen sind, dagegen
andere gar nicht. ‘Diejenigen Halme, die nicht befallen sind, sind
immer die jüngsten Halme, die erst nach dem Termin der Fest-
setzung der Larven zur Entwicklung kamen. Im allgemeinen hat
eine Pflanze von Calamagrostis Epigeios, d. h. ein aus dem weit-
verzweigten Rhizom hervorkommendes Sproßstück, um die Zeit
des Festsetzens der Larven drei fast ganz ausgewachsene und ein
halb ausgewachsenes Blatt. Die Blätter stehen noch meistenteils
in dem basalen Teile aufrecht, so daß ihre morphologische Ober-
seite der Stammachse zugekehrt ist. Nur das oberste Drittel hängt
schon abwärts. Die zum Lichte strebenden Larven suchen nun zu
den bestbeleuchteten Stellen der Pflanze zu gelangen. Diese sind
die beiden basalen Drittel der morphologischen Blattoberseiten.
An den ersten beiden Tagen findet noch kein Festsaugen statt,
sondern man kann oft beobachten, daß die Larven die erklommenen
Blätter verlassen und. die Wanderung an einer anderen Stelle
wiederholen. Spätestens nach zwei Tagen muß sich die Larve
jedoch festsetzen, da sie sonst verhungern würde. Bei ihrem letzten
‚Aufstieg strebt sie nun auf eine solche gut beleuchtete Oberseite
zu kommen und pflegt sich dann an irgend einer Stelle der auf-
steigenden Blattoberseite festzusetzen. Der Vorgang des Ein-
stechens wird nie wiederholt, sondern die Larve sitzt dann endgültig
fest. Aus dem Verhalten der Larven, die bestbeleuchtete Fläche
und einen möglichst hohen Punkt zu gewinnen, läßt sich einwand-
frei ihre Verteilung auf den Blättern begründen. Man kann immer
feststellen, daß die meisten Larven im mittelsten Drittel des
3 1. Heft
36 Martin Herberg:
Blattes festgesaugt sind. Das oberste Drittel ist so gut wie unbe-
setzt, was dadurch zu erklären ist, daß es infolge ungenügender
Steifheit abwärts geneigt ist. Die Larven müssten also vor dem
Festsaugen nochmals absteigen, und das tun sie sehr selten. Das
interste Drittel ist nur mäßig befallen, was sich wohl aus der dort
im Gegensatz zu höher gelegenen Blatteilen herrschenden schlech-
teren Beleuchtung erklären läßt. Wenn die Larven sich festsaugen,
so tun sie es stets so, daß sie ihre Laufrichtung beim Übergang in
den stationären Zustand beibehalten. Infolgedessen weist der
Kopf der festgesaugten Larve stets zur Blattspitze. Unter sämt-
lichen von mir untersuchterm Halmen war keiner zu finden, an dem
eine Larve sich mit dem Kopf in der Richtung auf die Blattbasis
festgesaugt hatte. Sind die Larven festgesaugt, so ist auch das
Blatt meistens ausgewachsen. Die Folge ist, daß sich die Spitze
immer mehr senkt, und daß schließlich der größte Teil des Blattes
abwärts hängt. Das wäre aber nun fär die Larven eine sehr un-
günstige Lage, denn sie wären nun den Angriffen von Regen und
Sonne direkt ausgesetzt. Die Natur des Grases kommt ihnen
jedoch hier zu Hilfe. Die Blattspreite wird zu schwer und macht
wenige cm über der Scheide eine Drehung von 180° um ihre Längs-
achse. Der größte Teil der morphologischen Oberseite ist damit
dem Erdboden zugekehrt und die morphologische Unterseite wirkt
jetzt biologisch als Oberseite. Die Larven sind aber damit sehr
geschützt, wie werden weder von Regen noch Sonne direkt getroffen,
noch können sie von oben gesehen oder durch darüberstreifende
Gegenstände abgerissen werden. Daß einmal eine Larve an der
morphologischen Unterseite eines Halmes angesaugt ist, habe ich
nur ein einziges Mal beobachtet.
c) Der festgesaugte Zustand.
Die festgesaugte Larve befindet sich nun eine Zeitlang im
ersten Stadium. Man kann an ihr beobachten, daß aus den vorderen
und hinteren Sekretröhren in langen Strahlen Sekret ausgeschieden
wird. Ich verweise auf die eingangs beschriebenen Lösungsversuche.
Diese verliefen auch hier ergebnislos.. Das Sekret wird nicht in
massiven Strahlen ausgeschieden, sondern jeder Strahl stellt eine
äußerst feine Röhre dar. Dies läßt sich dadurch erklären, daß das
Sekret beim Auspressen an den Röhrenwandungen emporsteigt
und nun in dem Maße erhärtet, als es die obere Röhrenkante
erreicht. Bei leichter Berührung brechen die Sekretstrahlen ab.
Ein Schild wird beim Weibchen nicht abgeschieden, trotzdem
sich reichlich Sekretdrüsen nachweisen lassen. Diese werden immer
zur Abscheidung von kleinen, lockeren Sekretpartikelchen, die
ringförmig gedreht erscheinen, benutzt. Eine Abscheidung von
irgend einer Art Honigtau konnte nicht beobachtet werden.
Während die Tiere am 14. Juni noch im ersten Stadium waren,
wurde für die am 25. Juni gesammelten Tiere das zweite Stadium
festgestellt. Die Larven waren sämtlich noch am Leben. Für die
{3}
Die Sehildlaus Eriopeltis liehtensteini Sign. 37
im Laufe der Entwicklung auftretenden Schädigungen und das
daraus folgende Absterben großer Mengen der Tiere sei auf den
statistischen und den die Parasiten behandelnden Teil hingewiesen.
Die Entwicklung zum 3. und 4. Stadium geht sehr schnell, denn
schon am 4. Juli konnten sowohl Tiere 3., als auch 4. Stadiums
festgestellt werden. Die Größenunterschiede sind, wie die Mes-
sungen zeigen, auch nachweisbar. Bei den Tieren 4. Stadiums
beginnt sich eine stärkere Sekretion bemerkbar zu machen. Außer
den vorderen und hinteren Sekretröhren, die lange Fäden tragen,
zeigt sich der ganze Rücken mit feinen Sekretkörnchen bedeckt.
Die Sekretentwicklung scheint besonders stark in vier parallelen
Längsreihen zu erfolgen. Dieser Umstand setzt das Vorhandensein
zahlreicher Sekretporen voraus, deren Besprechung an entspre-
chender Stelle des anatomischen Teiles erfolgt. Die Larven dritten
Stadiums zeigten keine Bestäubung des Rückens.
In den Zeitraum zwischen 4. und 11. Juli fällt das erste Auf-
treten eines parasitischen Pilzes, der die Tiere im 3. Stadium betiel.
S. Parasiten. Die Untersuchung am 11. Juli ergab, daß noch Tiere
3. Stadiums vorhanden waren. Gleichzeitig wurden auch die
ersten abgestorbenen Tiere wahrgenommen. Diese saßen als kleine,
braune Schüppchen an den Halmen. Die Ursache für das Ab-
sterben liegt vielleicht in einer Beschädigung durch zu heftige Wind-
bewegung. Wenn sich die Halme nämlich allzu stark biegen, so
können die Larven nicht wieder einstechen, wenn der Rüssel aus
dem Grase gezogen war. Ich habe oft den Versuch gemacht und
Larven vorsichtig abgehoben. Daß sie noch lebenskräftig waren,
zeigten z. B. bei Larven 2. Stadiums die beweglichen Beine. Ein-
gestochen haben solche Larven nie mehr.
Im Laufe der Zeit stellte sich im Wachstum der Larven eine
Differenzierung heraus. Ein Teil der Tiere blieb zurück. Als Ur-
sache wurde später die Infektion durch eine parasitische Chalcidide
erkannt. S. Messungen, Zählungen und Parasitismus.
Die normal entwickelten Tiere zeigten eine deutliche Zunahme
der Sekretabscheidung. Am 15. Juli hatten viele Tiere so viel
Sekret abgeschieden, daß der Halm noch 1,—1 mm im Umkreis
der Tiere bestäubt war. Am 18. Juli war die Bereifung so stark
geworden, daß ein Umkreis von 2—3 mm Breite mit Sekretflöckchen
bedeckt war. Inzwischen hatten sich auch die meisten Tiere ge-
häutet, so daß sie sich jetzt im 5. Stadium befanden.
Vom 18. Juli an hatte längere Zeit ziemliches trockenes Wetter
geherrscht. Es zeigte sich am 25. Juli, daß die Tiere infolge der
langen Trockenheit sehr leicht abfielen. Die großen, normal ent-
wickelten Individuen waren schon sehr stark bereift. Die Haupt-
reifansammlungen zeigten sich an den Längskanten und an zwei
in gleichmäßigen Abständen dazwischen liegenden Streifen. Es
wurden auch zum ersten Male unter den infizierten Tieren solche
gefunden, die die Infektion äußerlich erkennen ließen.
10. Heft
38 Martin Herberge:
Im Laufe .der folgenden Woche war die Sekretion so stark
geworden, daß von einer Sekretion an den vier Längsstreifen nichts
mehr zu bemerken war. Die Infektion durch Pilze war fast ver-
schwunden. Das Aussehen der Tiere mit Ausnahme der Größe,
hatte sich auch am 9. August nicht geändert. Als große, gelblich-
weiße bepuderte Flecke saßen die normal entwickelten Tiere an den
Halmen, deutlich von den zurückgebliebenen Individuen ver-
schieden.
d) Die Eiablage.
Kurz nach dem Abschlusse ihres Wachstums beginnen die
Tiere mit der Eiablage. Die normal entwickelten Tiere waren am
20. August 1916 so weit, daß für die folgenden Tage die Ablage
der Eier zu erwarten war. Es wurden nach langem Suchen am
20. August zwei Exemplare gefunden, die in einem kleinen, —3 mm
langen Kokon je 10—20 Eier hatten. Die Halme, an denen die
Tiere saßen, zeigten die ersten Spuren des Vergilbens. Am 27. Aug.
1916 wurden zahlreiche Tiere gefunden, die mit Kokon versehen
waren. Es konnten alle Stadien der Kokonentwicklung gesammelt
werden. Die Durchschnittslänge betrug 3 mm.
Im Laufe des Monats September begannen nun noch die übrig
gebliebenen Weibchen Eier zu legen, so daß sich die Zahl der
Weibchen ohne Kokon von Tag zu Tag verringerte. Mitte Sep-
tember war kein normal entwickeltes Weibchen mehr ohne Kokon
und gegen Ende September waren die meisten Weibchen mit der
Ablage fertig und saßen als zusammengeschrumpfte Reste am
Vorderende des Kokons. Um die Geschwindigkeit der Eiablage
zu untersuchen, versah ich zahlreiche Halme mit Tuschestrichen
am Ende und am Anfang des Kokons. Es war festzustellen, daß
in der Woche durchschnittlich 3,5 mm Kokon gebildet wurden.
Da die Legeperiode der Weibchen höchstens vier Wochen betrug,
so kann man mit einer durchschnittlichen Ablage von 250 Eiern
in der Woche oder 40 Eiern am Tage rechnen. Dies entspricht
genau den angestellten Versuchen im Laboratorium. Es legten
isolierte Weibchen in der Stunde 2 Eier. Der Austritt der Eier
erfolgt im Laufe von 10 Sekunden. Darauf tritt eine Pause von
20 Minuten ein und nun beginnt sich der Hinterleib wieder heftig
zusammenzuziehen und nach 10 Minuten erscheint das zweite Ei.
Die Legetätigkeit wurde auch, wie im Freien angestellte Versuche
lehrten, in der Nacht nicht eingestellt. Durch die Eier und den mit
der Ablage im gleichen Maße wachsenden Kokon werden die
Weibchen in die Höhe gehoben. Vom Beginn der Eiablage an
nehmen die Weibchen also keine Nahrung mehr zu sich.
Zum Schluß der Biologie des Weibchens möchte ich noch auf
einen Faktor aufmerksam machen, der vielleicht für die Ver-
breitung der Tiere von Bedeutung ist. Es ist dies die Verschleppung
der Kokons durch das Wild. Calamagrostis epigeios ist eins der
höchsten Gräser unseres Waldes. Man kann nun oft beobachten,
Die Schildlaus Eriopeltis liehtensteini Sign. 39
daß das Wild darin lagert und sich verbirgt. Im Wildparke be-
vorzugten die reichen Bestände von Cervus dama diese Aufenthalts-
orte. Im Grase liegend, kämpfen. die Männchen oft miteinander.
Dabei wird das Gras oftmals stark abgerissen. Da sich zufällig in
dem von Erioßeltis befallenen Gebiete oft Damwild aufhielt,. so
wurde ich darauf geführt, die Wildsteige auf verschleppte Kokons
zu prüfen. Im Herbst 1915 und Februar 1916 konnte ich an. zwei
Stellen, 300 und 500 m südlich des Infektionsgebietes an- den
schmalen Wegen Halme mit Kokons finden. Das erstemal waren
es drei, das zweitemal zwei Halme. Die Halme gehörten nicht zu
dem Gebiete, in dem ich sie fand. Dies wird noch dadurch gestützt,
daß die eine Stelle überhaupt nicht mit Calamagrostis bestanden
war.. Die gleichen Stllen wurden im September 1916 besucht. Es
zeigte sich, daß die 500 m weite Stelle, an der Calamagrostis vor-
kam, ungefähr 100 Halme mit der normalen Besetzung an Kokons
aufwies. Nur so ist meiner Meinung nach eine Verbreitung der
Schildlaus über weite Strecken im Naturzustande möglich.
7. Parasiten der Schildlaus.
a) Dipteren.
Unter den Parasiten der Schildlaus muß man zwischen solchen
unterscheiden, die die Eier schädigen und denen, die das Tier selbst
angreifen.
Sieht man von den mechanischen
Verletzungen, die die Eier dadurch er-
leiden, daß dasWild sich im Grase lagert
und die Eier zerdrückt, ab, so kommt
als Eiparasit die Made der Fliege
Leucopis nigricornis Essa in Betracht.
Öffnet man einen beliebigen Kokon,
so findet man in den meisten Fällen
zwischen den Eiern eine kleine, rötliche
Made, deren Darm dunkelrotbraun
schimmert. Diese ist mit demselben
pudrigen Sekretpulver bedeckt wie die .
Eier. Am Vorderende sind die lebhaft
in Bewegung befindlichen Kauladen Fig. 28a, b, e '/x 24:1
sichtbar. Fig. 28a.
Die Maden wachsen im Laufe des ganzen Winters, indem sie
sich von dem Inhalte der Eier ernähren. Am 25. April 1916 wurden
zum ersten Male im Freien Tönnchen von blaßgelblicher Farbe
beobachtet. Die Entwicklung zum Tönnchen scheint in allen be-
fallenen Gelegen um die gleiche Zeit von statten zu gehen, denn
vor dem 25. April war kein Tönnchen zu beobachten und am
26. April zeigten alle Kokons nur noch dunkle Tönnchen. Diese
sind durchschnittlich 3,3 mm lang und 1,6 mm breit. An der dem
10. Heft
40 Martin Herberg:
Grase zugekehrten Hinterseite sind sie festgeklebt, so daß die
Unterseite eines losgesprengten Tönnchens unregelmäßig aussieht.
Die Oberseite zeigt feine Ouerringe mit winzigen Borsten. Fig. 28b.
Betrachtet man ein Tönnchen von der Rückenseite, so sieht man,
daß das Vorderende desselben zwei Zipfel aufweist. Fig. 28c.
Die Absprengung des Deckels erfolgt an der Stelle, wo der erste
Querring angedeutet ist.
Durch Züchtung ist es mir gelungen, zahlreiche Fliegen zu
erhalten. Da die Fliege einen sehr starken Befall verursacht, so
ist anzunehmen, daß die Fliege auch an anderen Orten als Parasit
dieser Schildlaus auftreten wird. Eine Stütze dafür gibt Reh, der
sie aus Kokons, die er aus der Jungfernheide bei Berlin hatte,
zahlreich zog. Da die Spezies in G. H. Neuhaus, Diptera marchica
Berlin 1866, nicht aufgeführt ist, so sei hier ihre Diagnose nach
I. R. Schiner, Fauna austriaca. Die Fliegen. Diptera. 1864
angeführt.
Diagnose der Gattung:
„gleichen in Färbung und Habitus etwas der Gattung Ochthriöphilia, “
„Kopf halbrund, hinten etwas konkav; Untergesicht kurz,
senkrecht, unter den Fühlern seicht eingedrückt, an den Seiten
rinnenförmig; Mund etwas vortretend, ohne Knebelborsten,
Rüssel kurz mit ziemlich kleinen Saugtlächen, Taster zylindrisch,
vorn etwas breit gedrückt, Stirne mäßig breit, unbeborstet; nur
am Scheitel mit einigen Borsten; oberhalb der Fühler bogenförmig
begrenzt, so daß die Fühler eigentlich auf dem Untergesicht stehen.
Fühler kurz; drittes Glied scheibenrund; Borsten nackt; Augen
groß, länglich rund; Backen und Wangen sehr schmal. Rücken-
schild gewölbt, nur am Rande beborstet; Schildchen halbrund,
vierborstig. Hinterleib eirund, hinten verschmälert, fünfringelig.
Beine kurz; Schenkel etwas verdickt. Die vordersten unten be-
borstet, sonst fast kahl. Flügel etwas länger als der Hinterleib,
das Geäder wie bei Ochthiophilia. — Die Metamorphose vieler
Arten ist bekannt; die Larven leben unter Aphiden, an Coccus-
Arten, oder (?) in Spinnennestern, sind daher an animalische Kost
angewiesen. Die Fliegen sind im ganzen selten und nur durch die
Zucht in größerer Anzahl zu erhalten; man trifft sie an Gräsern,
am Rohr usw.“
Diagnose von Leucopis nigricornis.
„Hinterleib mit schwarzen Flecken. — Schwärzlich weißlich
grau bestäubt; Rückenschild länger als bei allen anderen Arten,
mit zwei, vorn genäherten, dunkleren Längsstriemen; Brustseiten
weißschimmernd; Hinterleib länglich elliptisch, erster Ring schwärz-
lich, die folgenden sehr lebhaft weiß schimmernd, auf der Mitte
des zweiten Ringes zwei genäherte, ziemlich große, schwarze Flecke.
Kopf grauweiß, Stirne unbefleckt. Nur die Augenränder lichter;
der Bogen über den Fühlern deutlich eingesenkt, Fühler schwarz.
Die Schildlaus Eriopeltis liehtensteini Sign. 41
Drittes Glied sehr groß, Borste schwärzlich; Beine rotgelb. Die
Schenkel mit Ausnahme der Spitze und der Schienen auf der Mitte
schwärzlich; die Schenkelringe der mittleren Beine gleichfalls
gelb; Flügel weißlich, an der Basis gelb. Die Randader dunkelbraun,
die übrigen Adern blaß; Saugflächen gelb, Taster schwarz. 13/4’.
Ein Habitusbild der Fliege gibt Fig. 29.
Um nun festzustellen, wie stark der Befall
durch die Fliege war, wurden von einer Anzahl
Kokons die darin vorhandenen Tönnchen ge-
zählt. 1718 Kokons enthielten 558 Tönnchen.
Darunter waren nur zwei Kokons, die jedesmal
zwei Tönnchen enthielten; sonst ist immer nur
ein Tönnchen im Kokon. Es ergibt das einen Befall von 32,4%.
Betrachtet man die Wirkung des Befalles, so muß man sagen,
daß sie wenig bedeutsam ist, denn nach angestellten Zählungen
irißt die Made höchstens die Hälfte der Eier aus. Zieht man nun
die gewaltige Eierproduktion in Betracht, so ergeben sich bei
100 Kokons, deren Minimalbesetzung 700 Eier sind, 70000 Eier.
Von diesen fallen aber nur x 1%,=1/, der Zerstörung zum Opfer,
d. h. von 70000 Eiern entwickeln sich mindestens 55000. Wenn
nicht noch andere auslesende Faktoren vorhanden wären, so wäre
der Vermehrung der Schildlaus ins Uferlose keine Schranke gesetzt.
Fig. 29 (vergrössert).
b) Hymenopteren.
Es handelt sich in diesem Falle um die Auffindung des in den
wachsenden Weibchen lebenden Parasiten, von dem schon aus
Anlaß der Messungen die Rede war. Am 18. Juli ließen die ersten
zurückgebliebenen Tiere eine Infektion auch äußerlich vermuten.
Daß es sich bei allen Tieren, die im Wachstum zurückgeblieben
waren, um diese Infektion handelte, lehrten am Schluss die bei
sämtlichen zurückgebliebenen Tieren beobachteten Ausschlupf-
löcher. Da es im Laufe der Woche, in der die Parasiten zum Aus-
schlüpfen kamen, stark regnete, so waren leider die Imagines nicht
zu beschaffen, da Regen und Wind die um zahlreiche Grasbüschel
gebundenen Batistsäckchen zerstört hatten. In dem konservierten
Material konnte ich jedoch fast alle Stadien bis zur fast vollendeten
Imago finden, so daß auf diese Weise eine Bestimmung bis zur
Subfamilie ermöglicht wurde.
Anfangs zeigten die befallenen Tiere einen kleinen, braunen
Fleck, der im Laufe der Zeit immer größer wurde. Während die
Zahl der fleckigen Tiere von Woche zu Woche stieg, fiel die Zahl
derjenigen zurückgebliebenen Tiere, die keinen Fleck zeigten, in
dem gleichen Maße. Die Flecke wurden schließlich fast schwarz,
so daß es aussah, als hätte jedes Tier in der Mitte einen schwarzen
®) Die Bestimmung derselben verdanke ich dem ehemaligen Kustos
am Zoologischen Museum zu Berlin, Herrn Dr. Grünberg, dem ich an
dieser Stelle ergebensten Dank sage.
10. Heft
42 Martin Herberg:
Rückenschild. Die Untersuchung von Tieren des 18. Juli zeigte
eine kleine Made, die unter dem Fleck im Tiere saß. Die Tiere be-
gannen, sobald sie den Fleck zeigten, abzusterben. Am 9. August
konnten Tiere beobachtet werden, die im aufgehellten Zustande
die Umrisse einer Hymenopterenpuppe zeigten. Fig. 30a und 30b
zeigen diesen Zustand. Die Puppe war stets mit dem Kopfe zum
Hinterende gekehrt. Die Bauchseite war dem Grashalme zuge-
wandt. Die Schildlaus war völlig ausgefressen, so daß sie wie ein
hohler Schlauch die Puppe umschloß. Am Hinterende der Puppe
waren ständig Kotballen und Chitinfetzen von a
Farbe erkennbar.
Fig. 30c zeigt einen Parasiten von der Bauchseite, kurz vor
dem Ausschlüpfen. An dem Präparat sind deutlich die beiden
Fig. 30a, b !/x 51:1. Fig. 30e, d 1), x 51:1.
sechsgliedrigen Fühler, darauf Borstenreihen und das rechte Vorder-
bein erkennbar. Die Tibia trägt am Ende einen Sporn. Die Zahl
der Fühlerglieder und der Sporn sind nun charakteristische Merk-
male für die Subfamilie Encyrtinae der Familie Chalcididae. Wie
schon mitgeteilt, konnte ich mir keine Imago verschaffen. Ich hoffe
die Lücke später ausfüllen zu können.
Fig. 30d stellt eine Schildlaus mit Ausschlupfloch der Chalci-
dide im Rücken dar.
Ich habe nun noch Mitteilung über eine andere Chalcididen-
infektion zu machen, die ich im Winter 1915/16 beobachten konnte.
Ich ‚hatte damals zahlreiche Eier getrieben. Dabei waren viele
Kokons benutzt worden, in denen sich abgestorbene Weibchen
befanden. Diese dunkelbraunen, mehr oder minder vertrockneten
Exemplare enthielten als Gäste ebenfalls Chalcididen, die am
15. Dezember 1915 auszuschlüpfen begannen. Da ich die Tiere
zu Infektionsversuchen aufheben wollte, hielt ich sie ‘nach der
Methode von Silvestri in Gläschen. Die Tiere blieben‘ ‘höchstens
Die Schildlaus Eriopeltia lichtensteini Sign. 43
einen Monat am Leben. Die von mir versuchte Bestimmung nach
Wytsmann: Genera insectorum. Fasc. 97, Familie Chalcididae
von .O. Schmiedeknecht führte wieder zur Subfamilie Encyrtinae,
doch zeigte sich bei allen sonst übereinstimmenden Merkmalen,
daß meine Exemplare mehr als sechs Fühlerglieder haben, wie
angegeben. Ich hoffe, die Lösung der Frage der Artzugehörigkeit
und des Zusammenhanges zwischen den beiden Chalcididen-
generationen später nachtragen zu können.
Um den Befall zu untersuchen, habe ich an zahlreichen Uinep
die Ausschlupflöcher gezählt. Dabei zeigte es sich, daß in vielen
Fällen ein Weibchen von mehreren Tieren befallen war. In 1718
Kokons fand ich noch 297 vertrocknete Weibchen. Davon waren
alle ausnahmslos befallen. Es ergab sich folgendes:
149 Weibchen mit je 1 Chalcidide = 149 nn
17 ns Et 2 es — 94 er
11 x le n = 3 7
he) 3 A ;5 = 32 N
5) ? N: hr = 25 n
2 5 ER 2 — 14 »
€ a RK: > = 24 >»
2 le e = 18 %
297 WEnAEn nut; zusammen... .%., 829: vhae!
G) Pilze.
In den Zeitraum zwischen 4. und 11. Juli fällt nun das Aui-
treten einer neuen Erscheinung. Es handelt sich um die In-
fektion der Schild-
läuse durch einen mi-
kroskopischen Pilz.
Am 10. Juli fand ich
einige wenige Halme,
an denen sich Larven
dritten Stadiums be-
fanden, die kleine
oder größere braun-
schwarze Flecke be-
merken ließen. Die
Beobachtung dieser
Larven ergab, daß es
sich teils um lebende,
teils um schon abge-
storbene Individuen
handelte. Fig. 3la a
stellt eine noch le- h h i
bende,: wenig _be- Fig. 31a, b, e 1% X 82:1 EIhORE
fallene Larve dar. Der Vorderrand zeigte an der linken Seite
zwei lange Hyphen, von denen nach außen in fast regelmäßiger
Hr
\
10. Heft
44 Martin Merberg:
Folge Hyphen entsprossen, so daß das Ganze den Anblick eines
Rechens bot. Zu Beginn des letzten Drittels waren zwei kleine
braune Klümpchen von zelligem Bau sichtbar. Die vorderen
Hyphen verschwinden mit den Enden im Tier. Um zu prüfen, ob
es tot war, wurde es vorsichtig durch Quetschen mit einem Riß
versehen. Der Riß schloß sich wieder unter Abscheidung eines
hellen Tröpfchens. Dies ist ein Zeichen, daß das Tier noch lebte.
Ein stärker befallenes Stadium zeigt Fig. 31b. Die eine Seite des
Tieres zeigt die Hyphensprosse in lückenloser, dichter Anordnung,
während die andere Seite noch nicht ganz besetzt war. Etwas
unterhalb des Rüssels lag ein ebensolcher Zellhaufen, wie hei
Fig. 31a, doch hatte er vier Hyphenenden getrieben. Andere
kleinere Häufchen waren regellos verteilt. Außerdem waren zahl-
reiche Hyphenendigungen auf der Bauchseite zu beobachten. Das
Individuum war tot, der Leibesinhalt gelblich und schmierig.
Sehr starken
Befall zeigt die
Fig. :31ec.. Dicke
Polster von jetzt
dunkelbraunem
Aussehen lager-
ten an zahl-
reichen Stellen
des Tieres. Nach
außen waren an
zahlreichen Stel-
lendienämlichen
Hyphenenden zu
beobachten, wie
in den vorher-
gehenden Fällen.
Die Larve wartot, der Inhalt dünnflüssig und. hellbraun.
Fig. 32a stellt einen Teil des Hyphengeflechtes am Rande einer
Larve dar, während Fig. 32b und 32c verschiedene Sporenformen
und keimende Sporen, die auf dem Bauche oder dem Rücken be-
fallener Larven zerstreut waren, darstellen.
Um die Art des Pilzes zu ermitteln, züchtete ich ihn auf Brot,
Gelatine und Nährgelatine.*) Der Pilz wächst auf allen Medien
sehr schnell. Auf beiden Arten Gelatine bildet er im Laufe von
30—40 Stunden Kulturen von 1 cm Durchmesser.
DD;
—dID
e dr
Fig. 32a, b, ce '/a X 581:1
*) Es sei mir an dieser Stelle gestattet, den Herren Dr. Duyssen
und Dr. Blochwitz vom Botanischen Institut der Kgl. Landw. Hochsch.
Berlin, Herrn Regierungsrat Prof. Dr. P. Claußen, Steglitz, Herrn }Mittel-
schullehrer H. Diedicke, Erfurt, und Frl. Dr. I. Westerdijk, Direktor der
Zentralstelle für Pilzkulturen, Amsterdam, für ihre liebenswürdige Unter-
stützung und freundliche Raterteilung ergebenst zu danken.
x
Die Sehildlaus Eriopeltis lichtensteini Sign. 45
Das typisch dendritische Wachstum habe ich in Fig. 35a
wiederzugeben versucht. Die anfangs dunkelgrün aussehenden
Kulturen werden im Alter kaffeebraun.
Über die auf den Tieren auftretenden Mycelien schreibt mir
Herr Diedicke: ‚Die hier vorhandenen braunen Krusten bestehen
aus zahlreichen Sporenträgern, die knorrig hin und her gebogen,
unten braun, nach oben hyalin, bis 100 u lang, ca. 5 p dick sind.
Darauf entstehen akrogen ein- oder zweizellige, zuletzt braune
Sporen, von 10—13, auch bis 18 u Länge und 5—6 „Breite. "Danach
gehört der Pilz zu Cladosporium. Unter dieser Gattung ist in
Rabenhorst, Kryptogamenflora, I. Bd., 8. Abt., Seite ‚830 C.
aphidis v. Thüm. angeführt. Mit dieser Spezies dürfte ihr Pilz
nahe ver-
wandt, aber at N en
kaum iden- ENTE Te
tisch sein, da Ude nk: o >
, NY IN na e I
die Sporen oft N, MEN) L
. =a TER, NSS LET ı VE |
eingeschnürt — EN ER I,
sind. Esdürfte ERST Er, \
ö SEN EEE
sich empfeh-
len, ihn vor-
läufig als neu
zubenennen.“
' Dieser Be-
merkung
schließe ich
das Urteil von
rl, Dex T.
Westerdijk
an: „Mit Clad.
Aphides Fig. 33a x 12:1; Fig. 33b, e '/, x 581:1.
stimmt er
überein, was die Form der Sporen anbelangt, nämlich sind
diese „länglich eiförmig, beidendig zugespitzt‘. Die Größe aber
wird angegeben als 6 uw lang und 4,5 u dick, während die-
selben Abmessungen hier 5,5 u und 2,5 u sind. Auch sollen bei
Cl. Aphides die Conidienträger unseptiert sein, die von Ihnen ge-
sandte Art zeigt aber deutlich Septen in den Konidienträgern. —
Die Einschnürungen der Sporen, worauf Herr D. aufmerksam
macht, wurden von uns nicht beobachtet.“ —
Da nach beiden Urteilen die Form doch im wesentlichen von
Cladosporium aphidis v. Thüm. abweicht, so will ich den Pilz als
Cladosporium coccidarum Herb. n. sp. bezeichnen. Die Bearbeitung
der Angelegenheit kann ich leider nicht übernehmen, da es mir an
den erforderlichen tieferen mykologischen Kenntnissen fehlt. Zu
den Kulturen habe ich noch mitzuteilen, daß schon nach zwei
Tagen eine Art Fruktifikation auftrat. Es bildeten sich konidien-
artige Träger, die bei leiser Berührung in zahlreiche Stücke zer-
10. Heft
46 F Märtin Herberg:
tielen.. Fig. 33b und c zeigen den Bau eines solchen Trägers und
seiner Zerfallprodukte.
Über den Verlauf der Infektion gibt der statistische Teil
Auskunft. Sie ist als völlig belanglos anzusprechen.
8. Biologische Daten.
Um die Stärke des Befalles und die Verhältnisse, in denen die
auslesenden Faktoren zueinander stehen, festzustellen, habe ich
an den gleichen Daten, von denen Messungen mitgeteilt sind, von
je 25 Halmen, die willkürlich gepflückt wurden, den Befall gezählt.
Nur das erstemal wurden 50 Halme auf ihren Befall gezählt. Am
14. Juni ergaben sich für den Befall folgende Zahlen:
Nr. Nr. Befall Nr. Befall Nr. Befall
RER: al y 93 ee... 4 176
a: 191. 5 oa 32 19 42 180
3.22 13° 38 23 118 33 13 43 183
4.: 14 142 8 24 12%0 34 136 44 189
5 14 15°,.43...] 95. 120 35 136 45 289
6 1 6 9 | %s 121 36 139 46 292
716 17° Gb. 97 495 37 140 47 299
B:. nf 185) SE Kan 38 14 48 308
: 19 86 | 29 125 | 39 164 49 325
10% 20. 86.. |,.80° 188. |) Auzrz 50 373
Zw ee 6 und 373 schwanken diese Zahlen. Man kann für die
stark: befallenen Halme nur den Ausdruck: ‚‚Mit Tieren inkrustiert“
anwenden, um ein schwaches Abbild der Stärke des Befalles zu
geben. Diese Zahlen entsprechen einem Durchschnittsbefall von
119,76 Stück. Nur selten war ein Halm zu finden, der einmal ganz
frei von Larven war.
Da am 25. Juni 1916 noch keine der Tiere, die jetzt im 2. Sta-
dium standen, abgestorben waren, so erübrigt sich eine Mitteilung
von Befallzahlen.
Für den 4. Juli 1916 waren sowohl Larven 3. als 4. Stadiums
testgestellt worden. Das Verhältnis der verschiedenen Stadien
zueinander zeigt folgende Übersicht:
Nr. 3 4. Gesamt- | Nr. 3% 4. (Gesamt-
Sn Stadium befall en Stadium befall
1 18 3 221 10 35 9 44
2 19 6 25 11 33 45 46
3 23 6 29 12 38 12 50
4 36 4 40 13 41 13 54
5 25 | 9 40 14 50 10 60°
6 25 15 40 15 54 14 65
7 24 17 41 16 48 17 65
8 29 12 41 17 52 18.7 65
) 32 ur 43 kon. 52 16 68 .
Die Schildlaus Eriopeltis liehtensteini Sign. 47
Nr. 3. Weg same- Nr... Warte 24:7 nGeamt-
Stadium Stadium befall Stadium Stadium befall
19 55 15 70 23 88 51 5a Lak Det,
20 64 11 73 1,.):24 108. 32 140
21 3 RR, 20: #28 109 41 160
22 82 18 100
Eine einfache Rechnung ergibt, daß 21,3% aller 1510 Larven
schon im 4. Stadium waren.
Für den 11. Juli wurden zum ersten Male neben zurück-
gebliebenen Tieren tote Tiere festgestellt. Die Zählliste gibt fol-
gende Werte:
Nr. 4. 3, Tote: .! Nr. 4. 3: Tote
Stadium Stadium Tiere Stadium Stadium Tiere
1 0 i 2 14 10 6 3
2 0 = 0 15 10 11 8.
3 0 4 1 16 12 42 B
4 0 0 2 17 12 43 18
5 0 8 0 18 18 I) 8
15) I 3 0 19 21 40 >
7 2 0- -O 20 27 11 6
8 (3 he) 1 21 19 29 16
1) 4 3 2 22 35 20 7
10 4 45 10 25 38 34 6b
11 6 11 9 24 32 34 423
12 8 15 6 25 40 70 16
2 8 Pin 6
Es stehen 312 wohlentwickelten Tieren 465 zurückgebliebene
und 155 abgestorbene Tiere gegenüber. Fast genau 4, 33,4%.
aller 932 Tiere waren also in ihrem Entwicklungslauf ungestört
geblieben. 49,3%, der Gesamtzahl lassen die, Infektion vermuten
und 16,8% waren tot und eingetrocknet. Die ersten verpilzten
Tiere treten in der Zählliste vom 18. Juli hervor:
Nr. Große Kleine Tote Verpilzte | Nr. Große Kleine Tote Verpilzte
Arerer Vrereiirere N ‘Tiere | Tiere Tiere Tiere Tiere
cu Da Nr a SE Ela | se re ERN
Ben 4704 a Pe ) 1
Ba on 8-0. IRRE a ge
AN 26.1, 9% Ol „8. ET a
a a ee a a a 23 9
Een 602 1a 3 AN HN
1. biumasulh. 9 1." Aal 7. Sl 3
a ee 2:6 a TR
NET a 2 Bes a ER | a Rn 1 4
Kerle 0... 6 Kaas. Mon N
ae an DE ea N or a 0
N. at ARD 3544.23. We 0
ame aa) a Ir
}0, Heft
48 ‘ Martin Herberg:
Summe 746 große, 828 kleine, 149 tote, 108 verpilzte Tiere
Von der Gesamtzahl von 1892 Larven waren:
normal entwickelt . '.". '., . :. 40,9%
zurückgeblieben "..). . . ‚....4342
Belt: ;-.2. Es RE TAN, 2 E
vörpilzbi in [140 a 1
100,0%
Die Beurteilung dieser Zahlen läßt sich durch Vergleichung
mit den Zahlen folgender Zählungen bequem erledigen.
Am 25. Juli wurden die ersten Tiere mit erkennbarer Infektion
gezählt. Die Zahl der verpilzten Tiere ist schon wieder im Abnehmen
begriffen. Es ist in diesem Falle mit der Möglichkeit zu rechnen,
daß dieses oder jenes verpilzte Tier abgefallen ist. Das Gleiche
läßt sich auch wohl von manchem Tiere annehmen, das durch
irgend eine andere, unbekannte Ursache eingetrocknet war. Die
Zählung vom 25. Juli 1916 gab folgende Werte:
-
Nr.4 GToBe-T. | Kleine T. | Infizierte T. Verpilzte T. ı Tote Tiere
t 57 91 4 3 1
TEN 39 49 13 0 0
3 34 BONN 21 0 0
4 30 2 10 1 2
5 29 26 14 | 0 1
8 25 8 6 0 1
7 20 23 15 0 5
8 19 101 20 6 1
N) 18 18 6 1 6
10 14 32 3 0 5
11 14 17 4 0 0
12 12 26 0 0 5
13 1b 25 12 0 i
14 10 20 12 0 1
15 10 16 10 0 2
16 10 16 5 0 6
17 ) 32 1 1 0
18 1) 11 6 0 2
19 8 9 5 2 5
20 8 ae 3 0 0
21 7 19 4 1 0
22 7. 12 13 0 1
23 7 6 3 4 1
24 4 7 15 6 6
25 0 N : 074 0
Summe 411 739 306°: |.) 25
Die Schildlaus Eriopeltis lichtensteini Sign. 49
Es sind also von 1411 Tieren:
normal entwickelt . ..... 29,1%
zuruekgeblieben‘ . . 1... ....% 51,5%
mit erkennbarer Infektion . . 14,0%
MERDUZERE N 2: 25.» Nat bene 1,8%
TO ER EEHN N BA ln AL TR 3,6%
100,0%
Am 2. August hatte die Infektion durch Pilze fast ganz auf-
gehört. Es wurden folgende Zahlen gefunden:
Nr. | Große T. | Kleine T. | Infizierte T. | Verpilzte T. | Tote Tiere
1 19 1) 11 1 3
2 15 15 23 0 2
3 15 14 25 2 5
4 14 id 17 2 4
5 14 5 7 0 0
6 12 8 4 0 2
T 11 6 5 0 10
8 9 11 0 0 5
9 ) 1 9 0 3
10 8 2 7 0 6
11 7 17 20 0 6
12 6 28 3 0 4
13 6 1 8 .d 2
14 5 3 4 0 0
#0 5 2 3 0 3
16 4 13 ) | 3
17 4 | 6 0 4
18 4 0 16 1 0
19 3 12 10 0 2
20 3 3 7 0 4
21 2 5 7 | 0 3
22 2 5 7 | N) 2
23 1 RN 11 12 | 0 5
24 aa] 4 18 | 0 3
20 Bra. 3 g RR 3 \ 0
Summe 179 | 172 256 | 9 Ferst
Von zusammen 697 Tieren waren also:
normakentwickelt .. 2 25,7%
zurückrebbeben .ı..: . 2..-.: 24,7%
mit erkennbarer Infektion . . 36,7%
Vverpilzt ee: 1 oa... 11%
tot TS, SD RE
100,0%
Archiv für Naturgeschichte i
1916. A. 10. 4 10. Heft
J0 Martin Herberg:
Betrachtet man die Zahl der Individuen mit erkennbarer
Infektion, so sieht man, daß im Vergleich zu den zurückgebliebenen
Tieren die erste Gattung schon überwiegt, was eine Woche vorher
noch nicht der Fall war. Die Pilzinfektion spielt als auslesender
Faktor nur noch eine ganz untergeordnete Rolle. Die am 9. August
hergestellte Tabelle ergibt eine noch stärkere Verschiebung.
Große T. | Kleine T. | Infizierte T. Verpilzte T. | Tote Tiere
1 42 4 7.
2 13 0 I
3 11 0 14
4 I 1 1
5 8 1 8
6 T R) 1 6
1 7 2 0 4
6) 7 0 0 6
g 6 7 0 be)
10 6 2 0 6
11 > 11 0 7
12 5 10 1 14
13 5 7 0 7
14 5 5 0 6
15 4 7 0 3
16 4 1 | 0 4
17 4 3 10 3 8
18 4 0 6 0 0
19 3 4 2 1 6
20 3 0 6 I 0
21 2 I 16 0 4
22 2 3 10 0 0
23 Di 0 3 0 3
24 | 19:4 2 7 0 3
Summe 155 123 |..:,.306° |). Pe
Von 732 Tieren waren am 9. August:
normal’entwickelt ;. . .. was
zurückgeblieben . . 2. ee
mit erkennbarer ee > IB
verpilatit .#. 1,0% Sen
Be Naar. ea ee
100,0%
Es ıst leicht erkennbar, daß die Infektion durch den Parasiten
immer otfensichtlicher wird, und die Zahl der zurückgebliebenen
Tiere entsprechend abnimmt.
Zu den am-20. August hergestellten Reihen ist folgendes zu
bemerken. Die Halme, an denen die Tiere saßen, zeigten die ersten
Die Schildlaus Eriopeltis lichtensteini Sign. 51
Spuren des Vergilbens. Die Pilzinfektion war gänzlich geschwunden.
Da die Tiere an Länge derartig zugenommen hatten, daß sie oft
große Teile des Halmes bedeckten, so war eine Zählung der ohne
erkennbare Ursache abgestorbenen Tiere nicht mehr möglich. Es
hätte daher wenig Sinn gehabt, die wenigen derartigen Tiere zu
verzeichnen. Somit ergab die Zählung für den 20. August 1916
tolgende Reihen:
Nr. Große Kleine Infizierte | Nr. Große Kleine Infizierte
Tiere Tiere Tiere Tiere Tiere Tiere
1 45 60 2 14 Be 0 10
1 26 ) 4 15 S 20 2
3 20 0 9 16 8 ) 40
4 16 0 21 N 8 3 10
5 15 19 6 18 8 1 i:
6 15 15 g 19 7 8 a
fü 15 4 17 20 7 2 30
8 14 10 11 > 6 0 30
9 13 42 6 22 6 0 g
10 13 0 sl 23 4 10 5
+1 13 0 29 24 4 0 24
12 20 0 3 a5 3 0 4
13 ;g 15 0
Zusammen 318 große,.185 kleine, 322 intizierte Tiere.
Von 825 Exemplaren waren also:
normal entwickelt . ... ... 38,5%
Buruckeeblieben 2. 7127... 3% 29,40,
mit erkennbarer Infektin . . 39,1%
100,0%
Da am 27. August 1916 die Tiere noch stärker gewachsen waren,
so gelten die Gründe für die Beschränkung der Tabellen in noch
höherem Maße. Die einzigen Zahlen, die sich genau feststellen
ließen, waren die der normal entwickelten Weibchen mit Kokons
und die der Weibchen, die zwar noch keine Kokons hatten, aber
bei denen täglich die Legeperiode beginnen konnte. Demnach
ergaben sich für den 27. August folgende Werte:
Nr. mit Kokon ohne Kokon | Nr. mit Kokon ohne Kokon
1 15 tt | 1
| 14
BR
11
11
10
8
8 15
8
8
7
Meile 0. Hariıs) WE SEUUE EG)
2OXO0ONVDDWöorHk»
> IM DIAÄA
ah
NOT OSODOS
4* 10. Heit
52 Martin Herberg:
Nr. mit Kokon ohne Kokon | Nr. mit Kokon ohne Kokon
19 2 2 23 1 2
20 2 2 24 0 3
21 2 1 | 25 0 1
22 1 17
Zusammen 156 mit Kokon, 82 ohne Kokon.
Von 238 vollentwickelten Weibchen hatten am 27. August
also schon 156 mit der Eiablage begonnen. Diese Zahl kann man
auch gleichzeitig zu einer Berechnung der Durchschnittszahi der
sich auf einem Halme endgültig entwickelnden Kokons benutzen.
Es sind dies 9,5 Stück. Diese Zahl stimmt mit dem aus zahlreichen
Zählungen gewonnenen Mittelwerte gut überein. Die größte ge-
fundene Kokonmenge war 32, die Kleinste 1.
Wenn man alle Faktoren, die bestimmend auf die Entwicklung
der Schildlausgeneration eines Jahres einwirken, gegeneinander
abwägt, so kommt man zu dem Ergebnis, daß die Schildlaus mit
einer gewaltigen Eierproduktion in der Lage ist, alle Schäden wett-
zumachen. Die Schildlaus hat sich im Laufe des Jahres 1916
aktiv nicht über die Grenzen ihrer Wohnstelle verbreitet. Die
Befallszahlen der einzelnen Halme mit Kokons sind genau so im
Jahre 1915 wie 1916. Es fragt sich also, was aus dieser großen
= Anzahl
Larven
wird, die
aus den im
Herbst ab-
gelegten
Eiern aus-
schlüpfen.
Der regu-
lierende
Einfluß,
den die
Fliege Leu-
copis nigrix
er
[3
|
+
I
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2 |
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20 £ der Eier
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A 7 £ : ausübt, ıst
>" eg - schon an-
< Tale er fangs ge-
„1.2 To, I. [22 Tee
BEER — —
MA. 18.3. 25H. 2.V. 775 Ein näch-
sterFaktor,
a der sich
Die Schildlaus Eriopeltis liehtensteini Sign. 53
hauptsächlich in den ersten Lebenstagen bemerkbar macht, ist
das massenweise Zugrundegehen von Larven, die sich noch nicht
festgesaugt haben. Die Befallszahlen wären noch 5—10 mal höher
gewesen, wenn alle ausgeschlüpften Larven zum Ansetzen gekommen
wären. Habensich die Tiere erst festgesaugt, so besteht augenblicklich
keine Gefahr für sie. Die Larven wachsen ruhig von Ende Mai bis
gegen Ende Juni. Auf diesen Zeitpunkt wird man wohl, wie oben ge-
schildert, das späteste Auftreten der Infektion durch die Chalcidide
verlegen müssen. Es sind jetzt zwei Gruppen, normale und in-
fizierte Tiere, vorhanden. Daneben findet man schon recht zahl-
reich tote Tiere, deren Todesursache nicht erkennbar ist. In Fig. 34
sind die einzelnen Arten nach Prozenten geordnet. Wir sehen, daß
am 11. Juni rund 50% zurückgebliebenen Tieren 33% normale
und 17% abgestorbene Tiere gegenüberstehen. Der 18. Juli zeigt,
daß die Zahl der zurückgebliebenen Tiere scheinbar abgenommen
hat, während die Zahl der normalen Tiere scheinbar zugenommen
hat. Die abgestorbenen Tiere sind auch prozentual weniger, dafür
ist aber ein unbedeutender Abgang durch Pilzinfektion hinzu-
getreten. Die oberste Kurve stellt vom 25. 7. 16 an die Summe der
zurückgebliebenen und der Tiere mit erkennbarer Infektion dar.
Wie wir sehen, ist die Zahl bis zum Ende am 9. 8. 16 fast konstant.
Die zweite über die ganze Breite gehende Kurve zeigt die Prozente
der normalen Tiere an. Sie fällt bis zum 9. 8. 16 auf 19%. Der
Abgang bei den normal entwickelten Tieren in der Zeit vom
95. 7. 16 bis 9. 8. 16 ist also nur dem Absterben aus unbekannter
Ursache zuzuschreiben, da die Pilzinfektion, durch die unterste
Teilkurve dargestellt, wegen ihrer niedrigen Lage kaum Einfluß
hat. Die Fig. zeigt nun noch zwei sich kreuzende Teilkurven, die
vom 25. 7. 16 bis 9. 8. 16 gezeichnet sind. Die aufsteigende Kurve
gilt für die Individuen, die eine Infektion durch die Chalcidide
erkennen ließen. Wir sehen, daß die Infektion von Tag zu Tag
deutlicher in Erscheinung trat. In gleichem Maße nahm die Zahl
der zurückgebliebenen Tiere mit nicht erkennbarer Infektion ab.
Die aus beiden resultierende Summenkurve muß der Theorie nach
horizontal verlaufen. Dies wird durch die Erfahrung bestätigt.
Die Summenkurve, die anfangs erwähnt wurde, läuft zwischen
60 und 65% praktisch horizontal.
Die Darstellung der Kurven konnte nur bis zum 9. 8. 1916
erfolgen, da die für den 20. 8. und 27. 8. 1916 mitgeteilten Daten
nur relativen Wert haben, weil die durch das starke Wachstum
der normalen Tiere abgedrängten toten Individuen nicht berück-
sichtigt werden konnten.
Da die männlichen Individuen so selten waren, daß es mir im
ganzen Sommer 1916 nur gelang, 33 Exemplare verschiedenster
Entwicklungsstufen zu finden, so war es nicht möglich, über ihr
Zahlenverhältnis zu den Weibchen etwas genaues zu ermitteln.
10:- Heß
Ä
54 Martin Aerberg:
4. Experimentelle Untersuchungen.
a) Mit Eiern.
I. Kälteversuche.
Um die Kältefestigkeit der Eier zu erproben, unternahm ich
Eririerungsversuche. Damit hätte man für einige Temperaturen
vielleicht ein Absterben erzeugen können. Es hätte aber nur
Zweck, wenn die natürlichen Bedingungen unserer Gegend soweit
als möglich nachgeahmt wurden. Im allgemeinen muß eine Tem-
peratur von —20° C für Potsdam zu den Seltenheiten gerechnet
werden. Es vergehen 5—6 Jahre, ehe Temperaturen von —20° C
und darunter auftreten und dann hält dieser Zustand meist nur
wenige Tage an, um Temperaturen zwischen —10 und —15°C oder
gar Tauwetter zu weichen.
Ich habe daher Temperaturen zwischen 1 und — 21°C erzeugt
und einen bis zwei Tage konstant zu halten gesucht. Darin wurden
die Kokons verschieden lange gelassen. Die Kokons wurden in
zwei Paralleireihen untersucht. Nach Beendigung eines jeden
Versuches wurden jedesmal zwei Proben, die je 10—20 Kokons
enthielten, entfernt. Die eine Probe kam ins Zimmer unter eine
Glasglocke, die andere ins Freie, in einen Insektenzuchtkasten.
Durch gleichzeitig angestellte Versuche über die Einwirkung der
Zimmertemperatur und höherer Temperaturen ließen sich die
Kälteversuche bewerten. Der Apparat, in dem die Kälteversuche
‚vorgenommen wurden, war nach dem von Voyle angegebenen
Prinzipe hergestellt, nur mit dem Unterschiede, daß als Isolier-
material nicht Federn oder Baumwolle sondern Sägespäne gewählt
wurden. Fig. 35.
In ein großes Zylinderglas von 70 cm
Höhe und 50 cm Breite, das durch einen
aufgeschliffenen Deckel verschließbar war,
setzte ich ein zweites Glas von 50 cm Höhe
und 30 cm Breite, das durch einen ein-
geschliffenen Deckel verschließbar war. Der
Zwischenraum zwischen beiden Gläsern
wurde mit festgestampften Sägespänen aus-
y9,\. gefüllt, so daß das zweite Glas allseits bis
/,:\ 95; zum Rande mit einer 10 cm starken
Isolierschicht umgeben war. Das zweite
Glas diente zur Aufnahme eines dritten, ebenfalls luftdicht ver-
schließbaren Zylinderglases. Dieses enthielt ein Sixsches Maximum-
und Minimumtermometer und die zur Aufnahme der Proben be-
stimmten Gläschen. Das innerste Glas war 10 cm breit und 30 cm
hoch. Sollte eine Versuchsreihe unternommen werden, so wurde
der Zwischenraum zwischen dem zweiten und dritten Glase mit
einer aus bestimmten Mengen Kochsalz und Eis hergestellten
Kältemischung angefüllt, das dritte Glas bis zum Rande des zweiten
Die Schildlaus Eriopeltis liehtensteini Sign. 35
überschichtet und das zweite Glas mit dem Deckel und schließlich
noch mit einem runden Sack von 10) cm Dicke, der mit nr
gefüllt war, vor Wärmeverlust gesichert.
Wenn durch irgend einen Umstand die Versuchsreihe unter-
brochen war, so wurde das Gefäß vorher einige Stunden gekühlt,
um die gewünschte Temperatur konstant zu haben. Die Tempe-
ratur hielt sich dann im allgemeinen recht gut.
Zur Prüfung der Eier auf ihr Verhalten bei hohen Tempera-
turen diente ein gewöhnlicher Thermostat.
Die folgenden Tabellen geben die Zeit des Abkühlens oder
Erwärmens, die Temperatur und die Daten der Vornahme des
Versuches und des Ausschlüpfens der Larven an. Die Tabellen
beziehen sich auf die nach erfolgtem Versuche im Zimmer gehal-
tenen Kokons, da das Ergebnis für die nach dem Versuch ins Freie
gebrachten Kokons einheitlich war.
Nr | tmin ! t mx | Dauer | | Deu Auss kiupecn
Besmech Kan! C | in Std. ei: .d. Abk. d: Lirven
16 1,0 Ko Loan ie 8 en 7. 12. 15
2 1,0 1,5 K771,0 2 &
3 1,0 1,5 2,0 “
PaR 1,0 1,5 ' 24,0 he 15. 12. 15
57 1622:,03 1° =--1,0 1. 188,0
te) el “
Be at). | 3,0 | H
Sa 1,0 | 24,0 | e | be
Gr) 90 I ae Be = pa I E ge
Aue aa en 104] ® 12: 15
Bea Ks 3,0 | N x
12 | —20 | 3,0 48,0 | 7
ar 50,7) 80 0,5. | 25.10: 15
14 ra I 1,0 £ | $
15 230 =-2.0 20 || x 1 ee 15
16 a 0,0 24,0 20. 12. 15
17 —40 | —40 0,5 | 26. 10. 15 15. 19. 15
18 —40- 6 ;0 1;0:::5.:26...10:245 20: 12-15
19 2240 A) 2,0 15. 12. 15
Bon wa 24,0 \ n
31 60 60 08702,240. 15 20. 12. 15
29 — 6,0 el 120 || 1 5
23 60 BE, 2,0 | 3
24 BEN, —_ 40 24,0 1 15.12... 15
25 Sn u 05 | 28. 10. 15 Kr
ar ER 1,0 ei Kr
27 Mn, —_7U 23,0 4 r
28 — 7,0 — 5,0 24,0 R “
Martin Herberg:
Nr. t mins TE Dauer Datum Ausschlüpfen
€; ee d. Abk. d. Larven
29 — 80 a 0,5
30 — 8,0 le 1,0
31 — 80 ef 2,0
32 — 80 — 40 ! 24,0
33 — 30 9,0 0205
34 hl hl) 1,0
35 30 — 8,0 2,0 er .
36 — 9,0 — 70 24,0 h R
37 — 10,0 — 10,0 0,5 2, 11. 15.4220 25
38 — 10,0 — 10,0 1,0 i 15.424495
39 — 10,0 — 30 2,0 » 20. 12. 15
40 — 10,0 —ICU 24,0 Y »»
41 — 12,0 — 12,0 0,5 8.11.85 5
42 — 12,0 — 12,0 1,0 * 2»
43 — 12,0 — 10,0 2,0 5 19. 12.7735
44 — 12,0 — 3,0 24,0 * 17.,1295
45 — 14,0 — 14,0 0,5 4. 19.15 20. 12. 15
46 — 14,0 — 0 1,0 3 s
47 — 14,0 — 41.0 2,0 ? 15. 295
48 — 14,0 40,0 24,0 u »»
49 — 160 — 05 | 5.11 BE Dar
50 — 6,0 — 16,0 1,0 e 15. 12: 15
51 ll — 15,0 2,0 % »
52 — 16,0 60 24,0 > »
59 190 — 19,0 0,5 BL 15 Y
54 — 19,0 — 18,0 1,0 Mn »
59 le) — 17,0 2,0 x 20. 12. 15
56 190 zu 24,0 n »
57. 1:2910 |. 000 | 005. | Selaaeıe g
58 — 21,0 — 20,0 10 | R, 15. 12. 15
59 — 21,0 190 2,0 3 »
60 — 21,0 — 90 24,0 > »»
Il. Wärmeversuche.
Nr: | Temp. | Zeit =) Datum | Ausschlüpfen
i 1a DE ineStdsRe] d. Erw. d. Larven
1 | :300° 17 50T 12.101. see
2 | 30,0 1,0 N 20. 12. 15
3 30,0 2,0 5 +
4 30,0 2,0 ” »»
5 30,0 24,0 13. 10. 15 5
6 30,0 24,0 . »
7 34,0 0,5 is »
DS) 34,0 1,0 nr | A
Die Schildlaus Eriopeltis lichtensteini Sign.
Temp.
me ©
34,0
34,0
36,0
36,0
36,0
36,0
38,0
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38,0
38,0
39,0
39,0
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39,0
40,0
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41,0
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42,0
45,0
43,0
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45,0
45,0
46,0
46,0
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47,0
47,0
47,0
Zeit
in Std.
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57
Datum | Ausschlüpfen
d. Erw. | d, Larven
14. 10. 15 20. 12. 15
14. 10. 15 hi
14. 10. 15 20. 12. 15
h 14. 12. 15
15. 10. 15 20. 12. 15
5 14. 12, 15
16. 10. 15 14. 12. 15
n 17. 12. 15
h 14. 12. 15
19. 10. 15
20. 10. 15 | i
) | IE}
21. 10. 15
99. 10. 15
ö tot
93. 10. 15 14 19.45
s 20. 12. 15
r 14. 12. 15
“= tot
25. 10. 15 14. 19. 15
25. 10. 15 14. 12. 15
ne tot
96. 10. 15 14, 12. 15
Be Martin Herberg:
Nr. Temp. Zeit Datum | Ausschlüpien
Bel 1.51 BR d. Erw. | d. Larven
54" 4,0 24,0 | 3% taten
55.21. 2048,0 0,8 21.:,10.° 15 15. 12. 15
56 |ı 480 | 1,0 | e 14. 1238
57 48,0 2,0 k 15.12.38
58 48,0 | 240 is tot
59 49,0 | 0,5 28. 10. 15 14.12.2718
60: - 1A 1 1,0 ; »
61 49,0 | 2,0 “ tot
62:1 9, 2908 I veaa N S tot
Betrachtet man nun das Ergebnis dieser Versuche, so sieht
man, daß den Eiern eine Abkühlung bis — 21° C nicht geschadet
hat. Es ist hierbei in Erwägung zu ziehen, daß die Kokons ohne
jeden Schutz, wie er im Freien bei diesen hohen Kältegraden meist
durch eine starke Schneedecke geboten wird, der Kälte ausgesetzt
wurden. Diejenigen Eier, die nach den Kälteversuchen gleich ins
Freie kamen, entwickelten sich ganz wie im Freien, d. h. die Larven
kamen 1916 im Frühjahr aus. Die Eier, die nach den Versuchen
im Zimmer unter Glasglocken gehalten wurden, ließen sich durch
die Zimmerwärme, die tags im Durchschnitt 20° C, nachts 10° C
betrug, treiben. Die ersten Larven kamen am 15. Dezember 1915
aus. Bis zum 20. Dezember 1915 waren aus sämtlichen Proben
Larven geschlüpft. Täglich bis Anfang Februar krochen mehrere
Tausend aus. Von großen Unregelmäßigkeiten kann man nicht
reden, da in einem Zeitraum von 6 Tagen sämtliche Kokons
Larven lieferten.
Zieht man nun zum Vergleich die Erwärmungstabelle heran, so
sieht man, daß sich bei diesen Versuchen ein nur ganz wenig ab-
weichendes Resultat findet. Die frühesten Larven erschienen einen
Tag früher als bei den Kälteversuchen. Eine Verzögerung durch
die Abkühlung und eine Beschleunigung durch die Heizung daraus
ableiten zu wollen, dürfte falsch sein. Auch ist dadurch dargetan,
daß die Eier nicht der Winterkälte bedürfen, um eine Weiter-
entwicklung des Embryos erfolgen zu lassen.
Die Wärmetabelle lehrt aber doch noch etwas.‘ Von 47° C
ab waren sämtliche Eier, die 24 Stunden geheizt waren, tot, und
von 49% C ab ließ sich das Absterben schon für zweistündiges Er-
wärmen feststellen. Die abgetöteten Eier trocknen nach drei bis
vier Tagen ein und nehmen eine schmutziggraue Farbe an. Man
kann die Ergebnisse der Untersuchung in folgende Sätze zu-
sammenlassen:
1. Die Eier ertragen ohne Schädigung die Temperaturen eines
norddeutschen Winters.
4
Die Schildlaus Eriopeltis lichtensteini Sıgn. 59
2. Die Eier ertragen Wärmegrade bis 49° C bis zu einer Dauer
von 2 Stunden.
3. Die Eiern lassen sich treiben und liefern in diesem Falle
während der Monate Dezember, Januar und Februar wohlent-
wickelte, lebensfähige Larven.
4. Die Eier entwickeln sich auch, ohne dem Frost ausgesetzt
gewesen zu sein.
b) Mit Larven.
I. Versuche über Lichtperzeptionen und Beweglichkeit.
An den Gläschen, in denen ich die einzelnen Kokons unter
großen Glasglocken hielt, hatte ich die Larven beim Hochkriechen
beobachtet. Sie wählten dazu immer die dem Fenster zugekehrte
Seite. Waren die Tiere am Rande angekommen, so verharrten sie
dort lange Zeit, liefen unruhig hin und her und wählten zum
Abstieg die Außenseite des Gläschens. Die Wanderung wurde
dann auf der Tischfläche bis zum Rande der Glocke fortgesetzt,
an deren bestbeleuchteter Fläche die Larven dann abermals in
die Höhe Krochen.
Um zu sehen, wie schnell die Tiere die Richtung zum Lichte
aufnehmen und wie schnell sie laufen, beleuchtete ich einen Bogen
Konzeptpapier, der in einem völlig verdunkelten Kasten am Boden
lag, durch einen 1 mm breiten Spalt mit Nordlicht. Auf dem Boden
erschien ein heller, nach hinten breiter werdender Streifen. Ich
schüttelte einige Larven auf das Papier und beobachtete nun,
wann und wohin die Larven laufen würden. Sowie sich eine Larve
in Bewegung setzte, wurde ihr Weg mit einem feinen Bleistift
nachgezogen. Fig. 36 gibt das Bild eines solchen Marsches von
6 Larven an.
Die Tiere hatten nach
Ablauf der ersten Minute sämt- —
!ich schon ein mehr oder minder
großes Stück Weges zurück-
gelegt. Die Zahlen zwischen
zwei Ringen bezeichnen jedes-
mal die gleiche volle Minute,
so daß die erste Laufstrecke 0,
die zweite 1 und so fort ist.
Die erste Strecke ist jedesmal
mit der Sekundenzahl bezeich- i
AR
net, die das Tier in der Minute an \ I Eee
0 gelaufen ist. Desgleichen ist "7 gg '» E
das Ende des Weges, das nicht Bea: See en
mehr in einer vollen Minute I L—— dem
zurückgelegt wurde, mit der ER. en
Sekundenzahl bezeichnet. Die !/, der nat. Größe.
10. Heft
60 Martin Herberg: -
Entfernung, aus der die Tiere abliefen, ist an den Horizontalen be-
zeichnet. Der weiteste Weg war:
102 mm in 265 Sek. Dann folgen
2m. „su IOoAR,,
BB. ses Nadeln, 5 „
30... son2aar ss „»
Ba A 2 »»
Stel. DPA IRR CS bye
Schon daraus ist ersichtlich, daß die Geschwindigkeit der
einzelnen Individuen sehr verschieden ist. Die kürzeste Minuten-
strecke befindet sich in der 90 mm-Strecke bei 3. Sie beträgt 11 mm.
Die größte Strecke sind in der 85 mm-Strecke Nr. 1 mit 45 mm,
in der 100 mm-Strecke Nr. 2 mit rund 55 mm und in der 96 mm-
Strecke in den letzten 45 Sek. rund 46 mm, d. h. in einer Minute
6 cm.
Diese Werte haben natürlich für die Bewegung im Freien ohne
weiteres keine Bedeutung, denn das Tier ist im Walde selten ein-
seitig beleuchtet. Von zwei oder mehr Seiten beleuchtete Tiere
laufen planlos umher. Treffen sie auf einen erhöhten Punkt, so
wird er erstiegen, selten umgangen. Ich habe, um den Einfluß ver-
schiedener Beleuchtung zu prüfen, Larven zwischen die Beleuchtung
durch ein 1 m entferntes Nordfenster bei trübem Wetter und
einer matten elektrischen Birne in 25 cm Ent-
fernung gebracht.
| Fig. 37 zeigt die Laufkurve einer so beleuch-
teten Larve. Vom Ausgangspunkte wandte sich
das Tier in den ersten 6 Minuten, abgesehen von
manchen Hin- und Herwendungen, der stärkeren
Lichtquelle, der Lampe zu. Als die Larve an der
"or mit einem Stern bezeichneten Stelle angelangt war,
© ) drehte ich den Bogen plötzlich um 180°, was von
g =) der Larve sofort mit einer Änderung der Bewe-
3 5 gungsrichtung beantwortet wurde. Der erste, so-
wohl als auch der zweite Versuch ließen sich mit
jr \\ beliebigen Larven bei beliebigen Temperaturen
Q, zwischen 10 und 26°C mit dem gleichen Ergebnis
1 wiederholen.
Die Geschwindigkeit der Larve des zweiten
Versuches steht sicher denen des ersten Versuches
nicht nach, aber die Entfernung in der Luftlinie ist
Er wesentlich kürzer. In 6 Minuten wurden nur 86
| mm Luftlinie zurückgelegt. Dieser Fall mag aber
. gerade im Freien oft vorkommen, da die Larve,
Lenster" die wandert, nicht auf einer ebenen Fläche, die
'/,.der nat. Größe. einseitig beleuchtet ist, einherschreitet. Zieht man
Die Schildlaus Eriopeltis lichtensteini Sign. 61
nun noch die Unebenheit des Lauigeländes im Freien in Be-
tracht, wo jedes Hälmchen ein großes Hindernis bedeutet, so kann
man wohl einsehen, daß eine Verbreitung durch aktive Wanderung
sehr schwer möglich ist.
II. Das Verhalten der Larven gegen Wärme,
Trockenheit und Benetzung.
Um den Einfluß der verschiedenen Witterungszustände, wie
Hitze, Kälte, Regen oder Tau und Trockenheit zu prüfen, habe ich
zahlreiche Versuche angestellt. Dazu war es nötig, ein Kriterium
zu finden, ob die Tiere tot waren oder nicht. Bei den Larven ließ
sich das erfolgte Absterben leicht feststellen. Die Tiere, die nach
einem bestimmten Versuche unbeweglich waren, wurden noch
einen bis zwei Tage in Gläschen beobachtet. Hatten sie ihren Ort
nicht verlassen, so trockneten sie noch im Laufe des Tages ein und
waren also tot. Lebten sie noch, so krochen sie meist 5—10 Minuten
nach beendigtem Versuche davon.
Um den Einfluß von Hitze zu prüfen, wurden Larven in Ther-
mostaten verschiedenen Wärmegraden ausgesetzt. Es ergab sich
folgendes:
u Temperatur Zeit | lebend
in®C
(a 36,0 | 220 ,v.F . alle —
2 37,0 VEN einige d. meisten
& 37,0 | 12,0 alle u
4 38,0 Ra vr); — alle
5) 38,0 | 6,9 einige d. meisten
6 38,0 | #0), / alle -
7 39,0 30:2 5/1): eimipe d. meisten
8 39,0 4,0 einige d. meisten
3) 36,0 5,0 alle =
10 40,0 4,0 einige d. meisten
11 40,0 | 3,9 einige d. meisten
12 40,0 | 3,0 alle —
13 41,0 3,5 einige d. meisten
14 41,0 | 3,0 alle —-
15 42,0 3,0 d. meisten einige
16 42,0 2,0 alle _—
17 43,0 2,0 alle —
18 43,0 | 2,0 — alle
ag 44,0 | 2,0 — alle
20 44,0 0,5 — | alle
21 45,0 | 5 Min. — | alle
Absolut tötlich ist also die Temperatur von 44° C, in der
während der ersten halben Stunde alle Larven absterben. 43° C
10, Heft
62 Martın Herberg:
halten alle Larven noch 2 Stunden aus. 30 Minuten später waren
sämtliche tot. Temperaturen bis 37° C werden sehr gut ertragen.
Für die Kälteempfindlichkeit der Larven wurde festgestellt,
daß kurze Zeiten, bis vier Stunden, bis — 15° C ohne Schädigung
ertragen werden. — 5° C wirken jedoch nach 18 Stunden tötlich.
Infolge der schwierigen Handhabung des Apparates und der Un-
möglichkeit, die Temperaturen so gut wie in einem Thermostaten
zu regeln, mußte auf die Aufstellung scharfer Zeitgrenzen verzichtet
werden.
Um den Einfluß von Feuchtigkeit auf bewegliche und ange-
saugte Larven festzustellen, wurden im Zimmer und im Freien
Larven mit ganz kleinen Tröpfchen benetzt. Die beweglichen
Larven schwammen dann oberseits des Tropfens und wachten
Versuche, sich aus demselben zu befreien. Diese Versuche miß-
langen immer. Auch wenn die Tropfen verdunstet waren, was bei
18°C im Zimmer in 15—20 Minuten erfolgt war, kamen die Larven
nicht los, da sie von dem feinen Verdunstungshäutchen bezw. ihrem
eigenen Sekret an der Unterseite festgeklebt waren. Festgesaugte,
benetzte Larven erstickten, was sich im Freien an bezeichneten
Larven durch Eintrocknen der Larven feststellen ließ. Die Larven
werden praktisch nie vom Regen oder Tau getroffen, da sie mit
dem Rücken der Erde zugekehrt hängen und die Tauansammlung
an den Halmen von Calamagrostis an der nach oben gekehrten,
rauhen, morphologischen Unterseite erfolgt.
Durch Austrocknung wurden die Larven in 45 Minuten im
Exsikkator getötet. Sie zeigen also eine starke Empfindlichkeit
gegen Fcuchtigkeitsverminderung der Luft. Darin ist vielleicht
ein Grund für das nur stellenweise Auftreten der Schildlaus zu
suchen, da doch die Wirtspflanze eines unserer gemeinsten Wald-
gräser ist und oft in sehr großen Temperaturschwankungen aus-
gesetzten Gegenden vorkommt.
III. Versuche mit verschiedenen Wirtspflanzen.
Für die Biologie der Schildlaus war es von Wichtigkeit zu
erfahren, wie lange die bewegliche Larve umherlaufen kann, ohne
zu verhungern, ob eine vom Halme abgenommene Larve wieder
einsticht, und ob die Tiere streng monophag sind.
Spätestens nach zwei Tagen müssen sich die Larven fest-
saugen, wenn sie nicht zugrunde gehen sollen. Die Zeit des Ab-
sterbens war im Zimmer bei höheren Temperaturen als 18° C noch
etwas kürzer. Vorsichtig von den Halmen genommene Larven
saugen sich nicht wieder an.
Um die Monophagie nachzuweisen, stellte ich Versuche mit
zahlreichen Gräsern an.d) Die Versuche wurden im Zimmer aus-
’) Eine sehr reichhaltige Sendung Proben reiner Grassamen ver-
danke ich der Firma |I. P. Wissinger, Berlin, der ich an dieser Stelle er-
gebensten Dank sage.
Die Schildlaus Eriopeltis lichtensteini Sign. 63
geführt. Die Gräser wurden im Laufe des Winters in getrenn-
ten, großen Töpfen ausgesät. Als sie 10 cm hoch waren, wurden
sie mit Larven, die stets reichlich vorhanden waren, besetzt. Es
gelang immer nur Calamagrostis epigeios zu infizieren. Die Larven
machten bei keinem anderen Grase den Versuch sich festzusaugen,
sondern gingen spätestens am zweiten Tage zugrunde. Es wurden
tolgende Gräser untersucht:
Agrostis stolonifera Festuca heterophylla
Aira caespitosa Festuca ovina
Aira flexuosa Festuca pratensis
Alopecurus geniculatus Festuca rubra
Alopecurus pratensis Holcus lanatus
Anthoxantum odoratum Lolium annum
Anthoxantum Ruelli Lolium cristatum
Avena elatior Lolium perenne
Bromus arvensis Lolium tenuifolium
Bromus giganteus Phalaris arundinacea
Bromus inermis Phleum pratense
Bromus mollis Poa aquatica
Calamagrostis epigeios Poa compressa
Cynosurus cristatus Poa nemoralis
Dactylis glomerata Poa trivialis
Elymus arenarius Triticum repens
Festuca elatior Triticum vulgare
Festuca fluitans
IV. Versuche mit tierischen Feinden.
Von anderen Schildläusen sind in der Literatur zahlreiche Fälle
bekannt, daß sie viele natürliche Feinde haben, wie Vögel, Syr-
phidenlarven und Käfer mit ihren Larven, die in ihnen willkommene
Nahrung sehen. Beobachtungen im Freien ließen sich keine ver-
zeichnen, trotzdem ich oft stundenlang das Infektionsgebiet danach
absuchte. An Vögeln wurden nur Krähen und Eichelhäher im
Gebiete festgestellt. Kleine Singvögel waren nie zu beobachten.
Coccinelliden, die bei der Schildlausbekämpfung in Amerika eine
so große Rolle spielen, habe ich nur zwei gefunden und zwar
Halyzia sedecim-guttata Lin. und Coccinella septempunctata Lin.
Coccinellidenlarven fand ich nie. Es waren auch nie angefressene
Tiere oder leere Häute zu finden. Ich untersuchte noch folgende
Coccinelliden auf ihre Freßlust an Eriopeltislarven:
Halyzia sedecim-guttata Lin. Coccinella septempunctata Lin.
Coccinella qwinguepunctata Lin. Coccinella bibunctata Lin.
Von jeder Art hatte ich mehrere Individuen. Sämtlich ver-
hungerten sie, trotzdem ihnen tausende von frischgeschlüpften
Larven zur Verfügung standen. Die Käfer vermieden sorgfältig
eine Berührung mit den Larven, die infolge ihrer Sekretausschei-
1. keit
64 Martin Herberg:
dung dann an ihnen hängen blieben. In diesem Falle suchten sich
die Käfer durch unermüdliches Putzen von ihrem klebrigen Gaste
zu befreien.
Versuche mit Chrysomelidenlarven schlugen ebenso fehl.
Frl. K. Pariser, die mir gütigst von ihrem Chrysomelidenzucht-
material zur Verfügung stellte, konnte in zahlreichen Versuchen
die Erfolglosigkeit der Fütterung mit Eriopeltislarven bestätigen.
10. Die Anatomie des Weibehens.
Für die Bearbeitung der Anatomie des Weibchens standen
zwei Gesichtspunkte offen. Es konnte entweder jedes Stadium
getrennt für sich behandelt werden, oder das Material konnte nach
Organsystemen geordnet werden. Der erste Weg hätte bei jedem
Stadium zu Hinweisen auf das Vorangehende geführt, so daß ich
den zweiten einschlug. In der Behandlung übergehe ich bei allen
Kapiteln mit Ausnahme des Tracheensystems die Anatomie des
1. Stadiums, da die Organisation genau die gleiche ist, nur daß
alles verhältnismäßig viel kleiner ist.
a) Das Hautsystem.
Die Angaben der Autoren über das Hautsystem der von ihnen
untersuchten Schildläuse sind sehr spärlich. Sie beschränken sich,
wenn sie überhaupt gemacht werden, auf die Angabe der Farbe
und die Mitteilung, daß Sekretröhren vorhanden sind. Den Bau
der zu den meist beschriebenen Ausführungsgängen gehörigen
Drüsengruppen gibt Berlese an einzelnen Stellen an. Sie weichen
nicht von meinen Befunden ab. Über die Ausführungsgänge und
ihre verschiedene Gestalt bei Aspidiotus derniciosus hat Meerwarth
berichtet. Für Eriopeltis lichtensteini läßt sich keine solche Varia-
bilität feststellen. Die übrigen Drüsen finden in der Literatur mit
Ausnahme einer kurzen Notiz bei Putnam keine Erwähnung. Die
Putnamschen Ausführungen lassen aber keine Vergleiche zu, da
sie einesteils zu wenig bestimmt sind, anderenteils die Abbildungen
nicht zur Beurteilung brauchbar sind, da sie selbst für starke
Lupenvergrößerung zu stark verkleinert sind.
Über das Hautsystem der Schildlaus 1. und 2. Stadiums ist
wenig zu sagen. Das Chitin ist in beiden Stadien noch so dünn,
daß ein Unterschied zwischen Bauch- und Rückenseite nicht be-
steht. Das Chitin der Schildlaus 1. Stadiums zeigt die typische
Ornamentierung, wie sie in Fig. 3 und 4 geschildert ist. Das Chitin
des 2. Stadiums ist glatt. Abgesehen von den Sekretröhren am
Vorderende des Kopfes und auf den Schwanzlappen sind keine
Öffnungen vorhanden. Bei der Larve 2. Stadiums ist nun in der
darunter liegenden Hypodermis ein Unterschied zwischen Bauch-
und Rückenseite zu erkennen. Der Gestalt der Zellen nach kann
man die Rückenhypodermis als Zylinderepithel, die des Bauches
als Pflasterepithel ansprechen. Die Zellgrenzen sind in vielen Fällen
Die Schildlaus Eriopeltis lichtensteini Sign. 65
deutlich wahrnehmbar. Die großen, zu den Sekretröhren gehörigen
Drüsen sind in allen Stadien gleich gebaut; ich schildere sie beim
5. Stadium.
Die Schildlaus 3. Stadiums zeigt nun bedeutende Abwei-
chungen in der Haut. Fig. 38a zeigt einen Flachschnitt.
Man sieht zahlreiche kleine
Ringe, die Querschnitte von
Drüsenöffnungen. Diese sind
verhältnismäßig dicht gelagert.
Das Sekret, das in den Präpa-
rationschemikalien unlöslich ist,
ist zum Teil noch vorhanden.
Es ragt als kleines Härchen
aus den Löchern hervor oder
ist als Punkt sichtbar. Be-
trachtet man nun einen Ouer-
schnitt durch die Rückenseite
eines soeben ins 3. Stadium ge-
tretenen Tieres, Fig. 38b, so
sieht man, daß unter dem noch
recht dünnen Chitin die Hypo-
dermis als einschichtiges Zy-
linderepithel liegt, an das sich
Fettkörpergewebe anschließt. '
An zwei Stellen der ‚Figur en
zeigt das Chitin eine Unterbrechung. Unter diesen sieht man ein-
zellige Sekretdrüsen, deren Gestalt große Ähnlichkeit mit den be-
kannten Erlenmeierkolben zeigt. Diese Sekretzellen sind stetslänger
alsdie Hypodermiszellen. Oft erreichen sie mehralsdas Doppelteder
Länge. Einen Schnitt durch das Chitin eines etwas größeren Tieres
3. Stadiums zeigt Fig. 38c. Die Sekretzellen stehen so dicht, daß
sje oftmals einander berühren. Der Kern liegt gewöhnlich am
. Grunde der Zellen. Das Chitin dieses Tieres war schon etwas dicker
als das des vorhergehenden. Einem noch älteren Tiere 3. Stadiums
entstammt Fig. 38d. Sowohl die Dicke des Chitins als auch die
Länge der Hypodermis und Drüsenzellen hat zugenommen. Die
Ausführungsgänge sind teils auch etwas abweichend von denen
der jüngeren Tiere gestaltet. Auf Schnitten sieht man oft, daß das
Chitin an den Rändern etwas nach außen gebogen ist, so daß man
einen kleinen Ringwall vermuten könnte. Hier und dort zeigt sich
aber, daß das Chitin nicht allseits, sondern nur an vier Ecken in
die Höhe gebogen ist. Ein schematisches Bild gibt Fig. 38e.
Daraus erklärt sich auch das verschiedene Aussehen der Öffnungen
auf den Schnitten denn je nachdem zwei Täler oder zwei Berge
angeschnitten sind, erscheint die Öffnung ohne oder mit Krönchen.
Die Rückenhaut zeigt außer diesen Öffnungen noch kleine, spitz-
kegelförmige Stacheln. Diese ragen etwas um die Breite des Chitins
Archiv Zu NatuIp schichte
3 10, Heft
66 Martin Herberg:
aus demselben hervor. An den Stellen, wo sich solch ein Stachel
befindet, hat das Chitin eine kleine, kugelförmige Grube, aus
deren Grunde der Stachel hervorragt. Fig. 38f zeigt die Anordnung
von Poren und Stacheln im Chitin. Eine charakteristische Er-
scheinung läßt sich auf den Querschnitten oft an den Seitenkanten
des Chitins, wo der Übergang vom Rücken- zum Bauchchitin er-
folgt, beobachten. Dort drängen sich oftmals die beiden letzten
Drüsen so stark, daß zwischen ihrer Ausmündung nur eine schmale
Brücke bleibt. Die Mündungen besitzen dann einen gemeinsamen,
großen Ausführporus. Fig. 388.
Betrachtet man nun die Bauchseite eines Schnittes, so sieht
man, daß die Dicke des Chitins der des Rückenchitins nachsteht.
Die Drüsen sind sehr viel spärlicher, so daß man nur recht selten
Bilder mit zwei Drüsen, die benachbart sind, erhält. Die Rücken-
drüsen übertreffen die Bauchdrüsen in diesem Stadium an Zahl
ungefähr im Verhältnis 10:1. Fig. 38h zeigt Bauchchitin mit
zwei Drüsen. Im jungen Alter zeigen die Drüsen meist auch die
Form von Erlenmeierkolben, später jedoch, wenn das Tier in diesem
Stadium an Größe zunimmt, werden die Bauchsekretdrüsen oft
dick, so daß sie fast Kugelgestalt haben. Fig. 38i zeigt eine der-
artige angeschwollene Drüse neben einer solchen, die noch den
alten Zustand zeigt. Das Bauchchitin nimmt während des 3. Sta-
diums an Dicke nicht zu.
Auf OQuerschnitten von Tieren: kann man in jedem Stadium
vom dritten ab feststellen, daß die Sreketröhren nie allein, sondern
immer in Verbindung mit einzelligen Drüsen vorkommen.
Fig. 39a/b zeigt Chi-
tinstücke des Vorderran-
des, auf denen man die
Röhren und ihre Ouer-
schnitte in Verbindung
mit 1, 2, 3 oder 4 kleinen
Sekretöffnungen sehen
kann. Diese umgeben
mehr oder minder regel-
mäßig die Röhre. Einen
Längsschnitt durch zwei
1x 581:1. solcher Drüsen und das
Bild einer dahinter liegen-
den Sekretdrüse zeigt Fig. 39c. Ich habe nun eines Falles Er-
wähnung zu tun, der auch bei anderen Insekten zur Beobachtung
gelangt ist. Um verschiedenen Muskeln oder Fettkörpergewebs-
zügen Ansatzmöglichkeit zu schaffen, sind an manchen Stellen
des Chitins nach innen gerichtete Vorsprünge vorhanden. Einen
solchen von erheblicher Länge zeigt Fig. 39d. Wie die auf-
einanderfolgenden Schnitte ergaben, handelt es sich in diesem
Falle um einen in der Querrichtung des Tieres am Abdomen
Die Schildlaus Eriopeltis lichtensteini Sign. 67
verlaufenden, der Länge nach gespaltenen Grat, an den Fett-
körpergewebe ansetzte. .
Im 4. Entwicklungsstadium treten nun die gleichen Drüsen-
zellen wie im dritten auf, nur ist das Chitin viel kräftiger, so daß
jetzt an der Rückenseite, an Stelle der kleinen Poren, lange Aus-
führungskanäle vorhanden sind. Ein krönchenähnlicher Besatz
der Öffnungen konnte nicht festgestellt werden. Fig. 39e zeigt ein
Stück eines Rückens im Längsschnitt. Die Drüsen sind 'so
zahlreich, daß zwischen zwei benachbarten Drüsenzellen oft nur
2—6 Hypodermiszellen stehen. Die Drüsen sind, ebenso wie die
Hypodermiszellen, länger geworden. Es kommen ebenfalls wieder
kleine, eingesenkte Borsten vor.
Die Ausführungsgänge der Drüsenzellen sind nicht immer
regelmäßig gestaltet, sondern es finden sich oft kurz vor der Mün-
dung kleine Erweiterungen. Fig. 40a zeigt drei derartige Fälle an
der Seitenkante auf einen Ouerschnitt. Man sieht auch deutlich
den Dickenunterschied zwischen Rücken- und Bauchchitin und
die verschiedenen Höhen der zugehörigen Hypodermiszellen.
Neben zahlreichen kleinen, über
die Oberfläche des Chitins kaum her-
vortretenden Borsten, kommen im 4.
Stadium auch längere, teils eingesenkte,
teils erhöht aufgesetzte Borsten vor.
Zwei Bilder derartiger Borsten geben
Fig. 40b und 40c. Fig. 40b stellt eine
mit der Basis eingesenkte Borste von
der Mitte des Rückens dar, während
Fig. 40c eine noch längere, erhaben 11% 581:1.
aufgesetzte Borste von einem Quer-
schnitt des Hinterendes darstellt. Die Figuren zeigen beide, daß
die Borsten über einem Kanale sitzen. Wie ein besonders glück-
lich getroffenes Präparat lehrte, dient der Kanal zur Herstellung
einer protoplasmatischen Verbindung mit dem übrigen Körper-
gewebe. Die Deutung der Borsten als Fühlborsten dürfte die einzig
angebrachte sein.
Abgesehen von den zu den Sekretröhren gehörigen Drüsen
kommen beim 3. und 4. Stadium nur einzellige Drüsen vor. die nur
durch die Größe bei den einzelnen Stadien voneinander abweichen.
Betrachten wir jetzt das 5. Stadium, so sehen wir plötzlich
gänzlich veränderte Verhältnisse. Die Weibchen gelangen in
diesem Stadium zur Geschlechtsreife. Sie sollen also in der Lage
sein, so große Sekretmassen abzusondern, daß die Eier in dem Maße,
in dem sie abgelegt werden, davon umhüllt werden. Die Drüsen
müssen also sowohl an Zahl, als auch an Leistungsfähigkeit zu-
nehmen. Wir sehen nun, daß die meisten einzelligen Drüsen
10. Heft
68 Martin Herberg:
durch mehrzellige ersetzt werden. Nur in der Gegend der Sekret-
röhren sind noch einige einzellige Drüsen zu finden.
Schneidet man Chitin vom Rücken flach, so erhält man ein
Bild wie Fig. 41a. Zahlreiche kleine Poren, von einem lichten,
durchscheinenden Hofe umgeben, zeigen die Ausführungsgänge
und dichte Lage der Drüsen an. Der lichte Hof kommt dadurch
zustande, daß kurz vor der Mündung eine mehr oder weniger starke
Erweiterung des Drüsenganges vorhanden ist.
Der Bau einer solchen Drüse
wird durch Fig. 41b verdeutlicht.
Unter dem linken Ausführungs-
gange hängt ein aus mehreren
Zellen gebildeter Beutel. Dieser
enthält einenstarklichtbrechenden,
mit radiärer Streifung versehene
Sekretkörper, aus welchem ein
gewundener Kanal an die Ober-
*2eregası, fläche führt. Auf dem Fig. 41c
(Sr ) 7%) wiedergegebenen Flachschnitte
de sieht man die Beutel mit ihrem
1% 581:1. N meist exzentrisch gelagerten Inhalt
im Querschnitt. Diese Drüsen
haben beim Eintritt ins 5. Stadium nicht gleich ihre volle Größe,
sondern nehmen noch um ein Geringes zu. Sie bilden den größten
Teil aller Sekretdrüsen und sind auf der Bauch- und Rückenseite
zu finden. Der Rücken hat jedoch an Zahl ungefähr dreimal so
viele wie der Bauch. Das Sekret dieser Drüsen wird in kleinen
Stäbchen abgeschieden, die sich beim Verlassen der Öffnung zu
kleinen, ringförmigen Flocken zusammendrehen. Es tritt in der-
artigen Mengen aus, daß es den Hauptanteil an der Kokonbildung
hat. Das Sekret ist in den Präparationschemikalien nicht löslich,
denn sonst hätten die Drüsen anstatt des radial gestreiften Inhaltes
einen Hohlraum aufweisen müssen.
Eine zweite Art von Drüsen findet sich in ziemlich dichter
Lagerung am Hinterende der; Bauchseite. Die Umgebung des Anus
ist damit besetzt, doch läßt
sich keine regelmäßige Ver-
teilung, wie für die Filieren
anderer Schildläuse, nachwei-
sen. Die Drüsen, Fig. 42a,
besitzen als Ausführungsöff-
nung kleine Poren in dem
verhältnismäßig sehr dünnen
Bauchchitin. Unter jedem
Porus befindet sich ein Bündel
von mehreren, auf den Längs-
Die Schildlaus Eriopeltis lichtensteini Sign. 69
schnitten bis 10 länglichen Zellen, deren Abgrenzung gegen die
Nachbarzellen scharf, dagegen untereinander oft recht schwach
ist. Die Kerne liegen am Grunde der Zellen.
Von ähnlichem Bau, nur daß noch besondere Ausgangsröhren
vorhanden sind, sind in allen fünf Stadien die zu den Sekretröhren
des Vorder- und Hinterrandes gehörigen Sekretdrüsen. Fig. 42b
zeigt Sekretröhren des Vorderrandes in Verbindung mit benach-
barten, einzelligen Sekretzellen. Die Röhren sind mit der etwas
erweiterten Basis, ähnlich eingesenkt wie die Fühlborsten. Am
Hinterende liegen die Röhren so dicht, daß die großen, dazu-
gehörigen Sekretdrüsen sich berühren. Der übrigbleibende geringe
Raum wird von den begleitenden, einzelligen Drüsen eingenommen,
so daß für die Hypodermiszellen kaum Platz ist. Fig. 42c.
Außer am Schwanzende ist das Chitin der Bauchseite bedeutend
stärker als im 4. Stadium. Man findet oftmals an den Stellen, wo
Muskulatur ansetzt, ausgedehnte Unebenheiten des Chitins. Eine
solche vom Bauchchitin zeigt Fig. 43a.
Im Laufe der Untersuchung fand
ich mehrfach Tiere, deren Chitin und
. daruntergelegene Hypodermis beschä-
digt waren. Es zeigte sich, daß es den
Tieren gelungen war, den Schaden zu
heilen. Fig. 43b stellt eine derartige
zugeheilte Stelle aus dem Bauchchitin
dar. Der Riß ist durch einen homogenen, gleichmäßig hellbraun
gefärbten Pfropf, wahrscheinlich erhärtete Blutflüssigkeit, ge-
schlossen. An der Innenseite haben sich zahlreiche Zellen kon-
zentrisch angelegt, so daß ein wirksamer Abschluß nach außen
erzielt ist.
b) Schwanzlappen und Analfortsätze.
Ich behandele diese beiden Teile des Schildlauskörpers be-
sonders vom übrigen Hautsystem, weil hauptsächlich bei den
Schwanzfortsätzen Abweichungen von der gewöhnlichen Aus-
bildungsweise vorhanden sind. Die Schwanzlappen besitzen auf
Ouerschnitten die Form von Dreiecken, die mit der kleinsten Kante
genähert sind. Schneidet man dicht vor dem Ende, wo die Anal-
fortsätze noch nicht hinreichen, so berühren sich die abgeflachten
Mittelkanten fast. Fig. 44a. Das Chitin geht erst an der Bauch-
seite in typisches Bauchchitin über. Der obere Teil der Innenfläche
zeigt in der Längsrichtung des Tieres verlaufende Streifen, die auf
Ouerschnitten als kleine, zahnartige Erhebungen in Erscheinung
treten.
Durchschneidet man das Hinterende des Tieres an einer Stelle,
wo schon Analfortsätze getroffen werden, so sieht man, daß letztere
zwischen die Schwanzlappen eingesenkt sind. Fig. 44b. Die
10, Heft
70 Martin Herberg:
oberen Grenzflächen der Analfortsätze bilden die Verlängerung
der Dorsalflächen der Schwanzlappen. Sie zeigen bis zum dritten
Stadium ebenso starkes Chitin wie
me; me der Rücken des Tieres. Alles übrige
KH | | N « Chitin ist von der Dicke des Bauch-
Br I} \ N chitin. Zwischen den Analfort-
II )) sätzen gewahrt man oft die ring-
BR, | | förmigen OQuerschnitte von Anus-
borsten. Die Analfortsätze zeigen
\L _ 44a inbezug auf die Beschaffenheit des
pr Chitins einen deutlichen Unterschied
OIZN gegen das Chitin des übrigen Kör-
Ya v U) AL pers. Während sie gelbes, anschei«
Ar 00.// nend sehr konsistentes Chitin be-
/ f sitzen, ist das Chitin des übrigen
Fe Körpers weißlich. Letzteres färbte
u) yyk sich auch auf Schnitten und nahm
violetten Ton an. Ähnliches Chitin
44a: '/ax 466:1. wie das der Analfortsätze wurde nur
.. 44b: 172% 29021. als Material des Schlundgerüstes, der
Stechborsten des Weibchens und des Penis beim Männchen
gefunden.
Betrachtet man einen Analfortsatz im Längsschnitt, so sieht
man, wie Fig. 45a zeigt, daß vereinzelte Sekret- und Fühlborsten
auftreten. Das Innere ist von lockerem Gewebe erfüllt. Am Grunde
befinden sich dorsal und ventral Muskelansatzstellen. Fig. 45b
zeigt ein Teilbild vom Ende eines Analfortsatzes. Man sieht,
daß sich an der einen Seite die Zellen etwas vom Chitin abgehoben
haben, doch ist ein protoplasmatischer Strang, der in das Lumen
einer Fühlborste geht, übrig geblieben.
Einen Zustand kurz
vor der Häutung zum
5. Stadium zeigt Fig.
46a. Die auf dem Flach-
schnitt getroffenen Chi-
tinhüllen gehören zum 4.
Stadium, das die Anlage
zum folgenden um-
schließt. Zwischen beiden Analfortsätzen sind Schnitte von
Anusborsten zu sehen.
Einen deutlichen Unterschied in der Chitinstärke der Anal-
fortsätze und des Rückens findet man im 5. Stadium. Fig. 46b
zeigt ein Schnittbild in etwas schräger Führung. Der linke Anal-
fortsatz ist noch völlig quer getroffen und steht frei vom linken
Schwanzlappen. Der rechte Analfortsatz ist in seiner Verbindung
mit dem Schwanzlappen getroffen. Man sieht, daß das Rücken-
a x 581:1.
Die Schildlaus Eriopeltis liehtensteini Sign. 71
chitin unvermittelt in das Chitin des Analfortsatzes über-
geht. An der Stelle, wo dickes und dünnes Chitin
ineinander übergehen,
tritt auch ebenso
scharfder Farbenun-
terschied auf. Das
an den Seiten gele-
gene Chitin der Anal-
fortsätze ist noch
dünner als das Bauch-
chitin der Schwanz-
lappen. An den Mittel-
flächen zeigen die
Analtfortsätze längs
verlaufende Fältchen.
1% 581:1.
c) Beine und Fühler
Für die Untersuchung der Extremitäten ist Erioßeltis lichten-
steini Sign. ein sehr ungünstiges Objekt. So lange noch voll aus-
gebildete Beine und Fühler vorhanden sind, wie im ersten und
zweiten Stadium, sind diese Teile so klein, daß die Muskulatur an
durchgefärbten Stücken sich so wenig von der Hypodermis abhebt,
daß die Feststellung ihres Verlaufes unmöglich war. Vom dritten
Stadium an sind sowohl Beine als auch Fühler stark reduziert und
nicht mehr gebrauchsfähig. Die Muskulatur ist gänzlich rück-
gebildet, so daß nur noch eine dem Chitin anliegende Hypodermis
und fettgewebsartige Elemente vorhanden sind. Die beobachteten
Erscheinungen finden sich hin und wieder in den Berichten über
solche Formen, die in späteren Stadien ihre Beine reduzieren, auch
sind diese Formen mitgeteilt. Die Erscheinung ist besonders
auffällig bei den Formen, die noch kurz vor der Entwicklung des
männlichen Stadiums voll funktionsfähige Beine besitzen. Ana-
tomische Notizen sind nicht bekannt. Die Beine und Fühler liegen
in grubenartigen länglichen Vertiefungen nach hinten gestreckt.
Fig. 47a zeigt einen Querschnitt durch das Bein eines Tieres vierten
Stadiums. Infolge der Fixierung hat sich die am Chitin ringsum
verlaufende Hypodermis etwas nach innen zusammengezogen, SO
daß sie das Chitin an keiner Stelle berührt. Bauch- und Beinchitin
sind gleich stark.
Den Querschnitt durch
einen Fühler im Augenblick
kurz vor der Häutung zum
5. Stadium zeigt Fig. 47b.
Der Schnitt ist ziemlich an
der Spitze des Fühlers ge- j
führt und zeigt in dem ab- 1 X O8BbSE
gehobenen. Chitin des 4.
10, Heft
12 Martin Herberg:
Stadiums die neue, zurzeit noch recht dünne Chitinhülle des
nächsten Stadiums. Die gleichen Unterschiede kann man an
den darüber gelegenen alten und neuen Chitinhüllen der Bauchseite
wahrnehmen.
Das Chitin der Beine und Fühler wird im 5. Stadium höchstens
so dick wieim4. Im Gegensatze dazu ist das Bauchchitin wesentlich
dicker. Besonders auffällig ist der Gegensatz an den Stellen, wo
die Verbindungsringe der einzelnen Fühlerglieder getroffen sind.
Diese entsprechen in ihrer Dicke dem noch in der Hülle des vierten
steckenden Chitin des folgenden Stadiums. Fig. 47c macht das
Dickenverhältnis zwischen Bauch- und Fühlerchitin an diesen
Stellen deutlich. Muskulaturelemente sind vom 3. Stadium an
nicht mehr vorhanden. .
d) Das Atmungssystem.
Besondere Aufmerksamkeit wandte ich der Untersuchung
des Atmungssystems zu. In der Schildlausliteratur sind Angaben
über dasselbe sehr spärlich. Vollständige Angaben gibt es über-
haupt nicht, und alles, was darüber gesagt ist, geht nicht über
Beschreibungen des Zustandes im 1. Stadium hinaus. Hin und
wieder finden sich vereinzelte Abbildungen, die meist mehr oder
minder dürftig sind. Die meisten Autoren waren durch die Un-
durchsichtigkeit der Tiere gehindert, Näheres darüber mitzuteilen.
"Während Targioni-Tozetti an zwei Stellen Stigmata abbildet, die
der von mir beschriebenen Form ähneln, teilt Witlaczil mit, daß
die Stigmen von einer unbestimmten Lecaniumart Reusenhaare
besäßen. Außerdem gibt er eine Zeichnung, die das Tracheen-
system einer Lecanine darstellt und für beide Körperhälften ver-
schieden gezeichnet ist. Indem er den linken Verbindungsstamm
unter dem hinteren Ouerstamm und den rechten über den hinteren
Querstamm hinweggehen läßt, läßt er den Beschauer über die bei
jungen Tieren schwer zu entscheidende Frage, ob die Stigmen
dorsal oder ventral liegen, gänzlich im Unklaren. Berleses Abbil-
dungen sind wohl nur als Schemata gedacht und nehmen auf die
Entwicklung keine Rücksicht.
Da Eriopeltis lichtensteini sehr hell ist, so versuchte ich, die
Tiere in toto aufzuhellen, um Aufschluß über Bau und Entwicklung
des Tracheensystems zu erlangen. Durch Behandlung mit geeig-
neten Mitteln gelang es mir, von den vier ersten Stadien gute Bilder
zu erhalten, die sich zeichnerisch darstellen ließen. Wegen der
anatomischen Eigenschaften der Haut des 5. Stadiums und wegen
seines sehr stark entwickelten Fettkörpers war solches bei diesem
nur in beschränktem Maße möglich. Ohne den anatomischen Bau
der Tracheen und die Ersatzverhältnisse zu berühren, will ich mit
der Beschreibung des Tracheenverlaufes der einzelnen Stadien
beginnen und erst anschließend anatomische Einzelheiten erörtern.
Die Schildlaus Eriopeltis liehtensteini Sign. 73
Betrachtet man Larven ersten Stadiums bei ungefähr drei-
hundertfacher Vergrößerung im Mikroskop, so lassen sich, wenn
man zufällig ein etwas helleres Exemplar als gewöhnlich trifft, hin
und wieder Einzelheiten am Tracheensystem feststellen. Aber
schon die geringe Dicke des Tieres genügt meistens, ein Studium
der hellen Tracheen unmöglich zu machen.
Betrachtet man eine aufgehellte Larve ersten Stadiums von
der Bauchseite, so sieht man, daß zwei Paar Stigmen vorhanden
sind. Infolge der Kleinheit derselben ist eine Untersuchung des
Baues erst im 5. Stadium möglich gewesen. Es ist jedoch wahr-
scheinlich, daß der Bau in allen Stadien der gleiche ist. Ich ver-
weise auf Fig. 13. Die Stigmen liegen ziemlich nahe dem Seiten-
rande des Tieres an der Bauchseite. Bei dem 1. und 2. Stadium ist
die Entscheidung über ventrale und dorsale Lage schwer zu treffen.
Da man den Teil des Körpers, der die Beine trägt, als Thorax be-
zeichnen muß, so handelt es sich um thorakale Stigmen. Fig. 48
lehrt, daß man das erste Paar als auf der Grenze zwischen Pro- und
Mesothorax, das zweite Paar als auf der Grenze zwischen Meso-
und Metathorax gelegen, annehmen kann.
‚Von jedem Stigma geht nun ein
Zweig nach innen, an den bald die
mannigfachsten Verzweigungen an-
setzen. Der Verlauf der Tracheen
ıst in bezug auf die Sagittalebene
symmetrisch. Betrachten wir nun
den Verlauf der Tracheen, die von
einem vorderen Stigma ausgehen, so
sehen wir, daß drei Hauptstränge
zu unterscheiden sind, die ich der
bequemeren Verständigung wegen
mit Namen belegen will. Dicht hinter
dem Stigma zweigt nach vorne ein
Hauptstamm ab, der in allen fünf
Stadien die äußeren Teile des Kopfes
versorgt. Ich nenne ihn Vorder-
stamm. Die Versorgung der Seiten-
teile des Kopfes findet immer durch
ihn statt, während andere Teile
spater von anderen Stämmen ver-
sorgt werden, die anfangs auch
vom Vorderstamm durchzogen wer-
den. Auf halber Entfernung zwischen Auge und Stigma
geht vom Vorderstamm ein Ast zum Auge ab. Noch ehe
die Einsetzungsstelle der Fühler erreicht ist, biegt der Vorderstamm
zur Mitte um und läuft, nachdem er einen Ast in den Fühler ent-
sandt hat, wieder nach hinten. Dabei erreicht er das Schlundgerüst.
10. Heft
74 Martin Herberg:
In dieses tritt er in mehrfach geschlängeltem Laufe ein und endet
dann dicht vor dem Zusammenstoße der Mandibeln und Maxillen.
Der zweite Hauptstamm, der vom Vorderstigma abzweigt, ist
der mit verschiedenen Funktionen versehene Mittelstamm. Von
diesem zweigt sich bald der nach hinten verlaufende Verbindungs-
stamm ab. Kurz nach Absendung desselben gabelt sich der Stamm
wieder und entsendet einen Teil in Richtung auf das Schlund-
gerüst, während der zweite Ast sich nochmals gabelt und mit einem
Teil das Vorderbein, mit dem anderen Teile ebenfalls das Schlund-
gerüst und seine Umgebung versorgt. Der zuerst abgezweigte Teil,
der von mir Verbindungsstamm genannt wurde, stellt die Ver-
bindung mit dem vorderen und dem von dem hinteren Stigma
ausgehenden Tracheensystem dar.
Der dritte Hauptstamm des vorderen Stigmas ist von mir
vorderer Querstamm genannt worden. Er ist ein von der einen
Seite zur anderen reichender Bogen, der so für eine vordere Verbin-
dung der Tracheensysteme der beiden Körperhälften sorgt. Der
vordere Querstamm verläuft ganz an der Ventralseite. Von ihm
zweigt sich nach hinten ein Ast ab, der das Mittelbein versorgt.
Ein kleiner Ast, der die Seite versorgt, läuft noch vorher etwas
nach hinten vom vorderen Querstamme ab.
Vom hinteren Stigma sieht man einen Stamm nach der Dorsal-
seite zur Mitte verlaufen. An der Stelle, wo in ihm der Verbindungs-
stamm einmündet, biegt er nach hinten um und verläuft parallel
den Seitenkanten bis zu seiner Vereinigung mit dem an dem
gegenüberliegenden Stigma entspringenden, entsprechenden Ast.
Auf diese Weise entsteht der Rückenbogen. An seiner hinteren
Umbiegungsstelle hat er zwei kleine Abzweigungen, die nach
hinten verlaufen.
Vom Rückenbogen entspringt bald hinter dem Stigma die
gemeinsame Wurzel zweier starker, an der Ventralseite verlaufender
Tracheen, des äußeren und des inneren Abdominalstammes. Beide
streben, parallel zur Längsrichtung verlaufend, den Schwanzlappen
zu. Kurz hinter ihrer Trennung entsendet der äußere Abdominal-
stamm eine Abzweigung zum Hinterbein, während der innere
Abdominalstamm mit dem gegenüberliegenden durch den ventral
verlaufenden hinteren Querstamm dicht hinter der Gabelung
verbunden ist.
Die Zugehörigkeit der Tracheen zur Ventral- oder Dorsalseite
hat sich so ergeben, daß dorsal nur die Verbindungsstämme und
der Rückenbogen verlaufen.
Betrachtet man nun das Tracheensystem des 2. Stadiums, so
sieht man folgende Fortschritte. Hin und wieder findet man,
Fig. 49, vor der zu den Augen gehenden Trachee einen kleinen
Seitenast abgezweigt, der sich gabeln kann. Die in diesem Stadium
Die Schildlaus Eriopeltis lichtensteini Sign.
abwärts gebogenen Fühler werden durch
einen kleinen Seitenzweig versorgt, während
der stärkere Teil nach dem Vorderende
des Kopfes führt und sich dort nochmals
gabelt. Die Aufgabe, den Schlundapparat
zu versehen, ist jetzt schon dem Mittel-
stamme zuerteilt.
Am Verbindungsstamm kann sich mit-
unter schon eine Trachee abzweigen; im
allgemeinen bleibt er bis zum 4. Stadium
ohne Abzweigung. Neu hinzu tritt zu dem
Teile des Rückenbogens, der zwischen Stigma
und Verbindungsstamm liegt, eine nach den
Seiten verlaufende Abzweigung, die sich
dort in drei bis vier Stücke gabelt und
nach vorn und hinten verläuft. Der hintere
Querstamm zeigt auch schon kleine Ab-
75
1/9, % 290: 1.
zweigungen,
deren Zahl
zwischen
zwei und vier
schwankt.
Der äußere
Abdominalstamm zeigt hinter der
Abzweigung der Hinterbeintrachee
einen oder zwei nach außen ge-
hende Zweige.
Us x 466 :1.
Im dritten Larvenstadium
treten nun weitere Komplizierungen
auf. Da diese hauptsächlich den
Rückenbogen betreffen, so gibt
Fig. 50 eine Ansicht von der Rücken-
seite wieder. Vom 3. Stadium an
findet eine Abzweigung von Tra-
cheen in die Beine nicht mehr
statt ; die ehedem dafür verwandten
Tracheen dienen mit neu auftreten-
den Verzweigungen zur Versorgung
der Bauchseite. Im Teile vor den
ersten Stigmen ist alles beim Zu-
stande des 2. Stadiums geblieben.
Der nach hinten dicht hinter dem
Stigma abbiegende kleine Gabelast
kann sich in diesem Zustande mehr-
fach gegabelt haben. Stark ver-
zweigt ist besonders der sonst zur
Versorgung des Vorderbeines die-
10, Heft
76 Martin Herberg:
nende Ast, so daß er schon sechs Endigungen aufweist. Die
meisten Abzweigungen zeigt der Rückenbogen. An vier bis
sechs Stellen, zwischen Stigma und den im 1. Stadium schon vor-
handenen Abzweigungen, sind jederseits Äste hinzugekommen, die
ihrerseits wieder verzweigt sein können. Alle dienen zur Versorgung
der Dorsalteile. Während die äußeren Abdominalstämme unver-
ändert sind, zeigen die inneren Abdominalstämme zwei bis drei
Abzweigungen.
Im 4. Stadium, Fig. 51, sind die Verzweigungen der einzelnen
Teile so stark, daß es nur in seltenen Fällen gelingt, Tiere so voll-
kommen aufzuhellen, daß man alle Teile erkennen kann. Ent-
sprechend dem sehr starken Wachstum der Tiere sind alle Haupt-
stämme stark verlängert und verdickt. Während die Beine, ebenso
wie beim 3. Stadium, nicht mehr versorgt werden, ragt noch in
den untersten Teil der Fühler ein
Tracheenspitzchen hinein. Dieses ent-
stammt aber nicht mehr dem Vörder-
stamm, sondern ist ein Ausläufer des
- Mittelstammes, der in diesem Stadium
endgültig die Versorgung des Schlund-
gerüstes und der Fühler übernommen
hat. Der Vorderstamm versieht noch
den Außenrand des Kopfes und bildet
zu diesem Zwecke zahlreiche, lange
Verästelungen. Der vordere Querstamm
zeigt außer den ehemals der Mittel-
beinversorgung dienenden Abzweigun-
gen kleine, nach vorn und hinten
verlaufende Abzweigungen. Der Ver-
bindungsstamm weist ebenfalls reich-
liche Abzweigungen auf, ebenso wie
die Abdominalstämme und der Rücken-
bogen.
Durch diese starke Verzweigung
der einzelnen Teile ist das ganze Tier
mit recht großer Gleichmäßigkeit von
Tracheen durchzogen.
Ein dem 4. Stadium des Weibchens
entsprechendes wäre das 4. Stadium
des Männchens, in dem man die im
5. Stadiumerscheinenden Flügelanlagen
als Ausbuchtungen erkennen kann.
Fig. 52 stellt das Tracheensystem eines
solchen Tieres dar. Ein wesentlicher
Unterschied zwischen Männchen und
Weibchen ist eigentlich nicht vorhan-
1% 465:1. den. Bei dem einzigen Exemplare, das
Die Schildlaus Eriopeltis
ich günstig fixiert fand, war es mir
nicht möglich, eine Versorgung des
Schlundgerüstes, der Fühler und.
der Beine nachzuweisen. Auffällig
war ein in der Ventralansicht an
der linken Seite liegender Ast, der
sich von dem Rückenbogen kurz
hinter dem Stigma abzweigte und
die ausgebauchte Stelle, die im 5.
Stadium der Flügelanlage entspre-
chen sollte, versorgte. Rechts war
der Stamm nicht mehr nach-
weisbar.
Was das Tracheensystem des
5. Stadiums anbelangt, so war eine
zeichnerische Wiedergabe nicht
mehr möglich. Die Tiere er-
reichen in diesem Stadium beim
weiblichen Geschlecht ihre größte
Ausdehnung. Das Chitin wird da-
bei so dick, daß Glyzerin und
Perkaglyzerin nicht mehr ,auf-
hellend wirkten. Die Tiere bekamen
zwar ein glasiges Aussehen, so daß
"man erneut starke Komplizierungen
an den Rändern im Tracheensystem
feststellen konnte, doch :war von
dem mittleren Teile nichts mehr zu
erkennen, so daß ich mich mit der
Feststellung einer erneuten Diffe-
renzierung im Tracheensystem be-
gnügen mußte.
Die Beobachtungdes Tracheen-
systems auf Schnittserien läßt sich _
nur so weit durchführen, als es
sich um die Aufzeichnung ana-
tomischer Einzelheiten handelt. .
Wegen ihrer relativen Kleinheit
und, wegen der Größe der Objekte
ist eine Rekonstruktion nicht
möglich.
lichtensteini Sign. 77
1% 465:1.
Die Tracheen zeigen auf den Ouerschnitten einen feinen,
innenseitigen Chitinbelag, der von einem nach dem Alter ver-
schieden hohen Epithel umgeben ist. Fig. 53a gibt das Bild eines
Querschnittes einer Trachee aus einem Tiere 4. Stadiums. Die
Epithelzellen sind im allgemeinen höher als breit. Einen diesem
Stadium entsprechenden Längsschnitt zeigt Fig. 53b. Der Schnitt
10. Heft
78 Martin Herberg:
zeigt an den Enden infolge einer Krümmung der Trachee den
Übergang vom Längsschnitt zum Tangentialschnitt. Man gewahrt
so die pflasterförmige Anordnung der dicht gedrängten Zellen.
An Tracheenquer-
schnitten ganz alter Tiere
sieht man, daß die Haupt-
stämme sehr starke
Dickenzunahme zeigen.
Das Epithel ist infolge-
dessen jetzt sehr stark
ausgedehnt. Fig. 53c.
Die Zellen sind dreimal
so breit wie hoch. Der
Schnitt zeigt außerdem
eine kleine Trachee, die
kurz vor der Einmündung
in die große Trachee steht
und deren Chitin nicht
ganz so stark ist wie das
des Hauptstammes.
Die Mündung der
Tracheen nach außen er-
= folgt durch die schon im
1% 581:1. Abschnitt über die Mor-
phologie beschriebenen
Stigmen. Je nach dem Alter des Tieres kann man nun gering
voneinander abweichende Schnitte erhalten. Bei Tieren bis zum
4. Stadium sieht man die Mündung der Trachee in das Stigma von
hohem Zylinderepithel umgeben. Fig. 53d. Die Trachee wird
vorn durch zwei zahnförmige Vorsprünge abgeschlossen. Darauf
folgt der Vorhof und zwei weitere Zahnvorsprünge. Erstere sind
Schnittbilder des kegelförmigen Abschlusses des Stigmas, letztere
des Randes. Zum unteren Deckel des kegelförmigen Abschlusses
sieht man einen Muskel verlaufen, der wahrscheinlich zum Offen-
halten der Öffnung dient.
Ein Schnitt durch ein sehr großes Tier zeigt, daß der Muskel
am benachbarten Chitin der Bauchwand angeheftet ist. Fig. 53e.
Bei diesem Tiere stießen die drei Tracheen so dicht vor dem Stigma
zusammen, daß ihre gemeinsame Wurzel nicht vorhanden war.
Den Ersatz der Tracheen bei der Häutung zeigt Fig. 53f.
Die. Loslösung .der alten Tracheenauskleidung ist schon so weit
gediehen, daß die Auskleidung des alten Stigmas aus dem neuen
schon ein Stück hervorragt. Das Bild entstammt einem Flach-
schnitt durch ein Tier, das auf der Häutung zwischen viertem und
fünftem Stadium stand, seine volle Dehnung aber noch nicht
vollendet hatte.
Die Schildlaus Eriopeltis lJichtensteini Sign. 79
e) Das Zirkulationssystem.
Über den Verlauf und die Ausbildung des Herzens ist zu sagen,
daß es wahrscheinlich auf sehr primitiver Stufe steht. Auf Ouer-
schnitten, wie auch auf Längsschnitten, findet man ein dem Herzen
anderer Insekten entsprechendes Organ nur bei großen Exemplaren.
Ich vermute, daß der aus äußerst feinen Zellelementen bestehende
Schlauch allzuoft schrumpft, so daß er sich daher selten als ring-
förmiger Querschnitt darbietet. Am günstigsten waren Flach-
schnitte. An solchen kann man das Herz als schmalen Schlauch,
der von langen schmalen Zellen begrenzt ist, am ehesten wahr-
nehmen. Um die Kerne ballt sich das Plasma klumpenförmig.
Fig. 54. Ansätze von Muskeln konnten in keinem Falle wahr-
genommen werden.
f} Das Darmsystem.
Bei der Betrachtung des Darmsystems sind eine ganze Reihe
verschiedener Organe zu behandeln. Ein Blick in die Literatur
laßt erkennen, daß von anderen Autoren immer
nur einzelne Organe behandelt worden sind,
weil für die anderen das betreffende Unter-
suchungsobjekt nicht geeignet war. Die gleiche
Erfahrung machte ich bei der Präparation
des Schlundgerüstes und der Rüsselmus-
kulatur.
| h
Die Nahrungsaufnahme geschieht wie bi W®| 4 )
allen Rhynchoten durch einen Rüssel, der aus mir %%
vier Stechborsten gebildet wird. Diese ent- Ya
sprechen den Mandibeln und Maxillen der
übrigen Insekten. Die Borsten sitzen am
Grunde in epithelialen Scheiden, die dem
Schlundgerüst, einem komplizierten, chitinigen
Bau eingefügt sind. Aus dem Rüssel treten die
Borsten in die Rüsselscheide, dort eine kleine
Schlinge bildend, um aus dieser nach Bedarf 24% 465:1
hervorgestreckt zu werden. Da die Schildlaus
Eriobeltis lichtensteini keine Größenzunahme des Schlundgerüstes
zeigte, so erschien es nicht angebracht, diesen Apparat zum
Gegenstande eingehenden Studiums zu machen. Es ist schließlich
gelungen, solche Gerüste zu isolieren, aber an den noch nicht 0,5
mm großen Objekten ist nichts anderes festzustellen, als daß für
den Bau dasselbe gilt, was Mark und Berlese für den Bau des
Schlundgerüstes anderer Cocciden in mustergültiger Weise klar-
gelegt haben. Auf einem einzigen Flachschnitte ist es mir ge-
lungen, einen der Wanzenspritze anderer Rhynchoten entsprechen-
den Teil nachzuweisen, dessen Kleinheit aber jedes tiefere
Studium verwehrte. 2x
10. Heit
80 Martin Herberg:
Ebenso wie für den Bau des Schlundgerüstes, so ist auch
Eriobeltis lichtensteini für die Ermittelung des Baues der Rüssel-
muskulatur sehr ungeeignet. Da bei etwas größeren Tieren der
Rüssel im Verhältnis sehr klein ist, so findet man auf Serien nur
einige Schnitte, die Rüssel enthalten. Es ist jedoch nicht anzu-
nehmen, daß der Bau von dem Schema, das Berlese gibt, abweicht.
Charakteristisch für Eriopeltis lichtensteini scheint die große
Kürze des Rüssels zu sein, die sich schon gleich beim Larvenstadium
kurz nach dem Ausschlüpfen zeigt. Der Rüssel reicht in der Scheide
nur ein ganz kurzes Stück abwärts. Abbildung 1b zeigt daher
einen auffallenden Gegensatz zu den sonst aus der Literatur be-
kannten Larvenbildern, bei denen die Stechborsten mit der Scheide
fast bis ans Hinterende des Tieres reichen und im ausgestreckten
Zustande das Tier oft an Länge übertreffen. Die Stechborsten
von Eriopeltis lichtensteini reichen im ausgestreckten Zustande bei
der Larve ersten Stadiums höchstens bis zum Beginn der Tibia des
nach hinten gestreckten Hinterbeines. Entsprechend klein ist die
Rüsselscheide. Über die Anatomie derselben bei anderen Cocciden
ist aus der Literatur nichts bekannt. Einen Längsschnitt durch die
Rüsselscheide bei einem Tiere 4. Stadiums zeigt Fig. 55a. Sie ist
mit einem feinen Chitinbelag ausgekleidet, dem ein mehr oder
minder flaches Epithel aufliegt. Auf dem Querschnitte ist die
Rüsselscheide von einer Trachee höchstens durch ihre wenig regel-
mäßige Gestaltfzu unterscheiden. Fig. 5öb.
“= Yon den übrigen
Teilen des Rüssels und
Schlundgerüstes sind auf
Schnitten nur hin und
wieder die Stechborsten
der Erwähnung wert.
Auf Querschnitten findet
man rechts und links
von den Trümmern des
Schlundgerüstes je zwei
runde Epithelringe, die
entweder den Querschnitt
einer Borste oder eine
Anhäufung von eng zusammengedrängten, kleinen Zellen enthal-
ten. Diese Zellen bilden die Basis der Chitingräten. Fig. 55c zeigt
diese Verhältnisse bei einer Larve 4. Stadiums.
Da die Gräten eine gewisse Krümmung haben, so ist es nie
möglich, genaue Längsschnitte zu erhalten. Einen teilweisen
Längsschnitt von der Stelle einer Borste, wo das Chitin beginnt
sich zur eigentlichen Stechborste zu verjüngen, zeigt Fig. 55d.
Der Übergang von dem breit trichterförmigen zu dem haarfeinen
Chitin erfolgt recht plötzlich, so daß ein erheblicher len
zwischen Borste und umgebender Scheide vorhanden ist.
55a: 1/ X 290:1.
55b—d: '/% x 581:1.
Die Schildlaus-Eriopeltis lichtensteini Sign. 81
"Betrachtet man nun den Verdauungstraktus, so kann man
daran verschiedene Teile unterscheiden, deren Verlauf an Fig. 56
erläutert sei. Nachdem der Nahrungssaft in das zwischen den
Kommissuren der Ganglien hindurch-
gehende Schlundrohr gelangt ist, kommt
er in seinem Abstiege in Berührung mit
dem Sekret der jederseits liegenden
Speicheldrüsen, die mit getrennten Gän-
gen von rechts und links in den Oeso-
u Bee
7 Spuicheidhise
phagus münden. Der Darm setzt sich 7
anfangs geradlinig fort, macht dann einen //
Knick und windet sich um seinen ab- ||| >
steigenden Teil als Achse wieder aufwärts. | | | INC; Ko
An dieser sogenannten Darmschlinge
beginnt der Mitteldarm, der bald wieder
abwärts verläuft, um fast bis zum Ende
des Tieres sich zu erstrecken. Dort macht
er erst einen scharfen Knick und verläuft |)
wieder nach oben. Etwas über der Darm- IM ech Mitteldarm
schlinge geht er, nachdem er die Ver- tip. \
einigung zweier Malpighischer Gefäße
aufgenommen hat, in das stark erweiterte
Rectum über. Dieses entsendet nach vorn einen. Fortsatz
vom Bau des Mitteldarmes, der blind endigt. Das ganze
Darmsystem wird dadurch sehr unübersichtlich, daß die
Darmschlinge in eine Einstülpung des Rectums versenkt ist,
so daß auf Schnitten sehr komplizierte Bilder zustande
kommen. Ein weiterer, die Beobachtung sehr erschwerender Faktor
ist der oftmals schraubenförmig um das Rectum und den Darm
erfolgende Verlauf der Malpighischen Gefäße, so daß sich oft
wechselnde Bilder ergeben, die außerdem noch stark durch die
gewaltig entwickelten Ovarien gestört werden. Die grundlegende
Arbeit von Targioni-Tozetti enthält auch mehrere Abbildungen
über den Bau des Darmes. Die darin vorhandene Abbildung der
Darmschlinge von Lecanıum debressum stimmt mit dem von mir
gegebenen Schema überein. Targioni-Tozetti bietet aber nur Abbil-
dungen von Totalpräparaten, so daß bei ihm nichts über den feineren
Bau zu erfahren ist. Die im Jahre 1864 erschienene Arbeit stellte
damit die Unrichtigkeiten der Leydig’schen und Lubbock’schen
Ansicht, beide von 1854, richtig. Für andere Cocciden gelten andere
Darmschemata, wie sie Berlese abbildet.
Auf gut orientierten Längsschnittserien kann man ein Bild
erhalten, wie es Fig. 57a von einem Tiere 4. Stadiums bietet. Der
Eingang zum Oesophagus ist genau sagittal getroffen. Man sieht
den Rüssel, der etwas abwärts gerichtet ist und das ebenfalls ab-
wärts gerichtete Schlundrohr. Mit einem Winkel, der kleiner als
90° ist, biegt das Schlundrohr nach kurzem Anstiege nach unten
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 10. 6 10. Heft
82 Martin Herberg:
um. Dabei durchsetzt es das Nervensystem, so daß das Ober-
schlundganglion und das Unterschlundganglion fast die Ober- und
Untergrenze des Knies bilden. Dicht vor beiden Ganglien sind
breite Muskelbänder quer getroffen. Das
Schlundrohr besteht aus Plattenepithel von
mäßiger Höhe. Bis zum Knie läßt sich die
Chitinauslegung verfolgen. Den Durchgang
zwischen den beiden Commissuren vom Ober-
schlundganglion zum Unterschlundganglion zeigt
Fig. 57b. Der Schnitt zeigt das Schlundrohr nur
im Anschnitt, um das Schlundepithel von oben
gesehen vorzuführen. Das Bild schließt nach
vorne mit dem Bauchchitin ab. Die Com-
missuren sind dicht unter ihrem Ursprung vom
Oberschlundganglion getroffen, so daß ihre Ouer-
schnitte recht groß sind.
Ehe nun die Darmschlinge beginnt, erfolgt
die Einmündung der Speicheldrüsen. Da die
Einmündung derselben gerade an der Stelle
erfolgt, an der das Schlundgerüst und der Rüssel
sehr stark entwickelt sind, und es infolgedessen
sehr schwer ist, für diese Stellen gute Schnitte
57b: X 581:1. zu erhalten, so konnte der genaue Ort der
Einmündung nicht festgelegt werden. Er liegt aber sicher im ersten
Drittel der Entfernung zwischen Knie und Darmschlinge. Die
Speicheldrüsen sind im Verhältnis zur Größe des Tieres große,
lappige Gebilde, die auf Schnitten eine wechselnde Zahl von Lappen
erkennen lassen. Jederseits liegen vier Lappen, wie Fig. 58a für
die linke Körperhälfte eines Tieres 4. Stadiums im Längsschnitte
zeigt. Die mit körnigem Plasma gefüllten Lappen besitzen große,
peripher gelagerte Kerne, die
oft den Nucleolus erkennen
lassen. Die Zellgrenzen in den
einzelnen Lappen waren meist
nicht sichtbar. Den Ouer-
schnitt durch einen Drüsen-
lappen zeigt Fig. 58b. Durch
irgendwelche unbekannten
iz Vorgänge ist es im Plasma zu
u geringfügigen Schrumpfungen
gekommen, so daß jedem
Kerne eine abgegrenzte Plasmamenge zukommt. Fig. 58c zeigt den
Abgang eines Speichelganges von einer Speicheldrüse.
Hinter der Einmündung der Speicheldrüsengänge läuft nun
der Oesophagus abwärts bis zur Darmschlinge. Eine magenartige
Erweiterung, wie sie für manche Schildläuse beschrieben wird,
kommt nicht vor.
Die Schildlaus Eriopeltis lichtensteini Sign. 83
Fig. 59a stellt einen Schnitt durch die Darmschlinge aus einem
flach geschnittenen Exemplare dar. In der großen, vom Rectum
gebildeten Hülle, befindet sich die obere Einstülpung, in der drei
Anschnitte der Schlinge sichtbar sind. Der mittelste Längsschnitt
ist der eintretende Oesophagus, der gleich nach seinem Eintritt
in die Einsenkung Mitteldarmcharakter annimmt. Darunter liegt
ein Stück des spiralig aufsteigenden Bogens, der ebenfalls noch
einmal über dem Eintrittsstück quer getroffen ist, und nun"schon
fast reinen Mitteldarmcharakter hat. |
Fig. 59b führt uns einen
seitlichen Schnitt durch eine
Darmschlinge vor. In dem
eingestülpten Raume liegen
ein Querschnitt und ein Flach-
schnitt durch den aufsteigen-
den Mitteldarm. Rechts ober-
halb der Begrenzung des Rec-
tums liegt ein Anschnitt des
nach oben gehenden Fortsatze
des Rectums, der völlig Mittel-
darmcharakter zeigt. Links
vom Rectum liegt ein Mal-
pighisches Gefäß.
Der Mitteldarm ist es, dem ax 290:1.
seiner anatomischen Beschaf-
fenheit nach die Hauptfunktion bei der Verdauung des aufgenomme-
nen Nahrungssaftes zufällt. Sein Bauist an den verschiedenen Stellen
verschieden, doch ist er bei allen Stadien stets der gleiche. Die
Wand des Darmes ist, wohl in Abhängigkeit von der Menge der
aufgenommenen Nahrung sehr wechselnd. Bald ist die größte
Wandstärke; kleiner als der kleinste Durch-
messer!des Lumens, wie dies Fig. 59c zeigt,
bald ist das Lumen kaum als Spalt,vorhanden.
Die Kerne sind sehr groß, sie sind von dicken
Plasmamassen umgeben; ihre Lage ist. wech-
selnd. Die Größe und Lage der Kerne und die
dadurch bedingte ungleiche Verteilung des Plas-
mas führen oftmals zu Bildern, bei denen das
Lumen im Querschnitt starke Verästelungen
zeigt. Der Erfolg dieser Anordnung, die Fig. _
"60a von einem Tiere 5. Stadiums wiedergibt,
ist eine sehr starke Oberflächenvergrößerung.
ST DI ES
RE
BERSIIR HL:
STD =
SCH
Besonders auf Längsschnitten kann man
bei manchen Tieren im Plasma starke Vaku-
olenbildung bemerken. Kleine und große ggg: 1, x 58171.
Vakuolen liegen regellos verstreut. Außerdem - #0b: '/,x 290:1.
1“. Heft
84 Martin Herberg:
sind die Wände von geronnenem Sekrete bedeckt. Fig. 60b
zeigt einen Längsschnitt durch den Mitteldarm in diesem Zu-
stande. Die Sekretion wurde immer nur im eigentlichen Mittel-
darm beobachtet. In dem vom obersten Teile des Rectums
abgezweigten Stück, das den gleichen Bau zeigte, kam sie nicht
zur Beobachtung.
Die Malpighischen Gefäße, die in der Zweizahl vorhanden sind,
setzen sich aus ganz gewaltigen Zellen zusammen. Wegen der
Größe der Zellen bekommt man auf Schnitten stets nur Teilbilder
zu sehen. Die Zellen liegen in zwei parallel verlaufenden Reihen
nebeneinander. In einer solchen Zellreihe, wie sie Fig. 61a darstellt,
sieht man an vielen Stellen deutliche Zellgrenzen. Ein großer Teil
der Zellen besitzt nur einen großen Kern mit
deutlich wahrnehmbarem Kernkörperchen.
Ebenso zahlreich sind aber Zellen, die zwei
Kerne enthalten. Diese liegen entweder an
den Enden der Zelle, so daß ihre Verbin-
dungslinie mit der Längsachse zusammen-
fällt, oder sie liegen in der Mitte, und ihre
Verbindungslinie fällt mit der Querachse der
Zelle zusammen. Alle drei verschiedenen
Zellformen kommen in regelloser Folge an ein
und demselben Stück vor. Bei einem Präpa-
rate fand ich an mehreren Stellen zwischen
zwei in einer Zelle liegenden Kernen die
deutliche Anlage einer Ouerwand. Die Kerne
hatten dreieckige Gestalt, Fig. 61b, und
ES lagen mit je
sie ur uns... einer Kante
Zur “= einander zu-
gekehrt. Das Plasma war an der
Stelle, die die Anlage der neuen
Wand zeigte, dichter als an
den übrigen Teilen der Zelle. Fig’
61c zeigt drei Zellen, von denen
die unterste kurz vor einer Längs-
teilung zu stehen scheint. Die
Zelle ist viel breiter als lang. Die
Kerne liegen sich ebenfalls mit
einer abgeplatteten Seite gegen-
über.
5
Na Ge
Der Bau des Rectumsist der
gleiche an allen Stellen; es wird
von einer zarten Lage Platten-
epithel gebildet. Der Durch-
messer des Querschnittes ist drei 628: '/, X 581:1.
bis viermal so groß als der des 62b: '/ x 465: 1.
Die Schildlaus Eriopeltis lichtensteini Sign. 85
Mitteldarmes. Erst ganz am Ende findet eine starke Verjüngung
statt, so daß der eigentliche Ausgang sehr engist. Dieser erweitert
sich nachher noch einmal zu einem Vorhofe des Anus. Fig. 62a zeigt
diese Verhältnisse auf einem Längsschnitt bei einem Tiere vierten
Stadiums. In dem Vorhofe sieht man zwei Längsschnitte von
Stacheln, die am Grunde des Vorhofes entspringen, wie schon im
morphologischen Teile mitgeteilt wurde. Links vom Anus sieht
man einen langen, schmalen Gang, die Vagina.
Auf Querschnitten durch die Analregion kann man die Rippung
des Chitins, sowie die Stellung der am Grunde des Vorhofes liegenden
Borsten gut erkennen. Fig. 62b stellt das Hinterende eines Tieres
2. Stadiumsim Querschnitte dar. Der Anus nimmt fast die Gesamt-
höhe des ganzen Tieres ein.
g) Das Muskelsystem.
Da das Muskelsystem, was seine Verteilung im Körper anbe-
langt, von Targioni-Tozetti und Berlese für die Hauptgattungen
der Schildläuse eingehend geschildert worden ist, denen meine
Beobachtungen nicht widersprechen, so habe ich mich auf eine
Darstellung histologischer Einzelheiten, über die sich bis jetzt in
der Literatur keine Hinweise finden, beschränkt.
Das Muskelsystem der Schildlaus bietet in den einzelnen Ent-
wicklungsstadien stets dasselbe Bild. Schneidet man ein Tier irgend
eines Stadiums quer, so sieht man, daß zwischen Rücken und Bauch
eine Anzahl Muskeln verlaufen. Diese können entweder in schräger
oder in senkrechter Richtung zum Ursprung an der Gegenseite
zustreben. Fig. 62b zeigt Anschnitte zahlreicher solcher Bündel,
die man als Säulenmuskeln bezeichnen könnte. Mit zunehmender
Breite und Länge des Tieres nehmen die Säulen an Zahl zu, so daß
in allen Stadien das Tier von einem gleichmäßig dichten, dorso-
ventral verlaufenden Muskelsystem durchsetzt ist.
Auf Längsschnitten fallen besonders die ventral verlaufenden
Längsmuskeln auf, die sich über die ganze Länge des Tieres er-
strecken. Es konnten bis sechs Längsstränge festgestellt werden.
Eine an der Dorsalseite verlaufende Längsmuskulatur konnte nicht
festgestellt werden.
Am Bauche verläuft auch noch die OQuermuskulatur. Diese setzt
sich an zwei in gewissen Abständen vom Rande liegenden Stellen
des Bauchchitins an, und stellt eine Verbindung der Ansatzstellen
untereinander und der Ansatzstellen mit dem Rande her. Die
Quermuskulatur verläuft in zahlreichen Bündeln parallel zur Ouer-
richtung des Tieres. Der Bau der einzelnen Muskeln und besonders
ihr Ansatz bei den verschiedenen Stadien ist etwas verschieden.
Betrachtet man ein Muskelbündel eines Tieres 2. Stadiums, so
sieht man, daß die großen, länglichen Kerne außen auf dem Muskel-
strange liegen. Fig. 63a zeigt einen Säulenmuskel eines Tieres
10. Heit
36 Martin Herberg:
2. Stadiums. An Bauch- und Rückenseite sitzt er unvermittelt
dem Chitin auf und schiebt sich so zwischen die Epithelzellen. Es
kommt oft vor, daß einer Ansatzstelle verschiedene Muskeln ent-
springen. Gleich an der Bauchseite geht der eine Teil nach links
zu einer weiter entfernten Ansatzstelle, während der im Bilde
gezeichnete Teil senkrecht zur Rückenseite verläuft. Auf halber
Höhe spaltet er sich noch einmal und eine kleine Abzweigung mündet
in geringer Entfernung von dem Hauptstamme. Ab und zu kann
man an den Ansatzstellen der Muskeln eine geringfügige dunklere
Längsstreifung wahrnehmen, wie dies Fig. 63b zeigt. An den
Muskeln aller Stadien ist eine feine Längsstreifung, jedoch nur in
ganz seltenen Fällen eine gering angedeutete Querstreifung sichtbar.
ee een Vom 4. Stadium
KR e Le" ab, in denen die Tiere
| N schon recht beträcht-
liche Dimensionen ha-
ben, kann man ver-
schiedene Arten der
Ansetzung der Muskeln
an das Chitin beobach-
ten. Handelt es sich
um kleine Muskeln, so
setzen diese in einer
688—b: '/,x 1165: 1. grubenförmigen Ver-
63c—e: '/a X 581:1. tiefung des Rücken-
chitins an. Fig. 63c. Starke Säulenmuskeln, sowie die ventral
verlaufenden Längs- und Quermuskeln, besitzen besonders günstig
gestaltete Anheftungsstellen. Das Chitin ist an diesen Stellen
stark verdickt und zeigt in der Richtung des Muskulaturverlaufs
kammförmige Vorsprünge. Den Ansatz eines Rückenmuskels zeigt
Fig. 63d. Der Querschnitt des Chitins ist durchaus nach den Prin-
zipien, die in der Technik für zugfeste Lagerungen gelten, gebaut.
Die Verhältnisse, die an der Bauchseite herrschen, gibt Fig. 63e
wieder. Die Muskelansatzstellen dienen hier häufig dem Ansatz
von OQuer- und Säulenmuskulatur. Nach links sieht man einen
Quermuskel abgehen, der die Verbindung zum nächsten Ansatz-
punkte des Ouermuskels bildet. Nach oben ragen die Zähne, die
einem bei der Präparation abgerissenen Muskel als Anheftungspunkt
dienten. In vielen Fällen geht auch noch nach der anderen Seite
ein Quermuskel ab. Infolge der geringeren Dicke des Bauchchitins
ist die Ansatzstelle meist etwas nach innen gezogen, so daß äußerlich
eine kleine Einsenkung sichtbar wird, die sich an Totalpräparaten
gut feststellen läßt.
h) Das Nervensystem.
Das Nervensystem der Schildläuse ist mehrfach in früheren
Jahren untersucht worden. Dabei ist von den betreffenden Autoren
übereinstimmend festgestellt worden, daß es erheblich von dem
"
Die Schildlaus Eriopeltis lichtensteini Sign. 87
der übrigen Gliederfüßler, insbesondere von dem der Insekten
abweicht. Die vorherrschende Tendenz ist Konzentration der
einzelnen Ganglien des Thorax und des Abdomens. Die in der
Literatur vorhandenen Notizen sind, abgesehen von Berleses Dar-
stellung, meist sehr lückenhaft. Schmidt als einziger gibt einige
Querschnitte durch die Ganglien des Männchens von Aspidiotus
neriüi, die aber als Vergleichsobjekte nicht in Betracht kommen,
da ich keine Männchen zur anatomischen Untersuchung hatte.
Lubbock gibt schon 1854 zehn Schemata über die Variation der
Verzweigung. der von dem Unterschlundkomplex abgehenden
Nerven. Er gibt aber nur drei Nervenpaare an, die den Komplex
seitlich verlassen. Targioni-Tozetti liefert in seinem Werke nur
Totalbilder, die dadurch wenig übersichtlich gehalten sind, weil
die Speicheldrüsen mit abgebildet sind und so die Commissuren
verdeckt werden. Die Nervenabzweigungen sind unvollständig
dargestellt. Putnam gibt für Pulvinaria innumerabilis zwei Paar
vom Oberschlundganglion abgehende Nerven an, während von mir
nur das zu den Augen gehende Paar festgestellt werden konnte.
Die Zeichnungen leiden an dem schon oben erwähnten Mangel,
so daß daraus nichts weiteres zu ermitteln war. Witlaczil teilt für
eine Lecaniumart das Bild eines Ober-
schlundganglions mit den zu den
Augen gehenden Nerven mit, das die
Oberflächenansicht zeigt. Berlese gibt
ın seinem sehr guten Nervenschema
außer den Augennerven ebenfalls ein
Paar Nerven, das vom Oberschlund-
ganglion aus die Antennen versorgt.
Dieses Nervenpaar ist wohl bei Erio-
peltis lichtensteini infolge des Ver-
kümmerns der Antennen reduziert
worden. Betrachtet man auf einem
Flachschnitte das Nervensystem von
Eriopeltis lichtensteini, so sieht man,
Fig. 64, daß einem Oberschlundgang-
lion von mäßiger Größe ein ungefähr
dreimal so langes Gebilde gegenüber-
steht, das man wohl als Verschmel-
zungsprodukt von dem Unterschlund-
ganglion, des Thorakal- und von
den Bauchganglien ansprechen muß.
Die beiden Teile sind durch zwei das
Schlundrohr umfassende Commissu-
ren verbunden.
Die Ganglienzellen umgeben bald
in starker, mehrschichtiger Lage, bald
nur in einer einzigen Schicht die- Fig. 64: x 290: 1.
10. Heft
88 Martin Herberg:
Punktsubstanz. In bezug auf die Sagittalebene ist die Ver-
teilung eine symmetrische.
Am Oberschlundganglion zeigt sich auf Flachschnitten eine
flache, der Querrichtung des Tieres parallel verlaufende Be-
grenzung. An beiden nach vorn gerichteten Ecken sieht man den
Abgang der beiden Augennerven. Dieser ist, trotzdem die Tiere
des letzten Stadiums keine Spur von Sehorganen erkennen lassen,
stets auf geringe Entfernung zu verfolgen. Die Augennerven ent-
springen, wie dies auch Fig. 65a zeigt, an zwei seitlichen Lappen.
Schneidet man ein Oberschlundganglion quer, so erhält man je
nach der Lage verschiedene Bilder. Einen Schnitt kurz vor dem
Abgang der Sehnerven
von den beiden Lappen
zeigt Fig. 65b. Die beiden
von der Punktsubstanz
gebildeten Lappen zeigen
eine schräg nach dem
Rücken verlaufende Bö-
schung. Zwischen beiden
zeigt sich noch der Quer-
schnitt eineskleinen Längs-
wulstes. Schneidet man
etwas tiefer, kurz vor dem
Abgange der beiden Com-
missuren, so sieht man, daß
die Punktsubstanz in der
Sagittalebene verschmälert
ist. Rechts und links
breitet sich dieselbe in
dorsoventraler Richtung
aus. Schwach angedeutete
Stränge teilen sie in einen
zentralen, verbindenden
Teil und je zwei seitliche
Teile, von denen der eine
dorsal, der andere ventral liegt. Fig. 65c. Die Erklärung
dieser Einteilung wird durch einen Längsschnitt auf der Höhe
einer der Commissuren deutlicher. In Fig. 65d sieht man, daß
sich von der dorsal gelegenen Hauptmasse hinter der Commissur
zum Bauche eine kleinere, kolbenförmige Masse absondert.
Dasselbe geschieht noch einmal kurz darüber, doch ist die
zweite Masse nicht so groß. Die Vermutung liegt wohl nahe,
daß von einer dieser Massen der Antennennerv seinen Ursprung
hätte nehmen sollen. Man erhält also in zwei verschiedenen Höhen
ähnliche Schnittbilder.
Das Unterschlundganglion zeigt einen Aufbau, wie ihn das
Schema Fig. 66a wiedergibt. Hinter den Commissuren verbreitet
65a, d: 5X 290:1.
65b, 0% 2/g 2% 581 Silk
Die Schildlaus Eriopeltis lichtensteini Sign. 89
sich der Nervenkomplex, so daß er ebenso breit wie das Ober-
schlundganglion wird. Auf zahlreichen Schnittserien ließ sich nun
feststellen, daß nach rechts und links je vier Seitennerven in
symmetrischer Lage abzweigen. Während das erste und zweite
Paar nach vorne gehen, laufen die beiden anderen Paare rückwärts.
An den Stellen, wo die Nervenstränge in die Punktsubstanz ver-
laufen, zeigt letztere starke Vorsprünge in die Schicht der Ganglien-
zellen, so daß auf Flachschnitten ein Wechsel von Verbreiterung
und Verengerung der Punktsubstanz sichtbar wird. Die äußeren
Umrisse der Ganglienzellschicht werden davon nur in ganz geringem
Maße betroffen. Der ganze Nervenkomplex läuft nach hinten in
einen starken Hauptnerven aus. Der Lauf der Nerven konnte
wegen ihrer rasch abnehmenden Dicke nur schlecht verfolgt werden,
doch ergab sich bei Betrachtung vieler Serien, daß das erste Paar
die Gegend zwischen Schlundgerüst und Speicheldrüsen versorgt.
Das zweite Paar geht zu den Speicheldrüsen. Das dritte Paar
versorgt die außerhalb der Geschlechtsorgane liegenden Teile,
‚ während das vierte Paar die Geschlechtsorgane durchdringt. Der
aus dem Hinterende entspringende Nerv läuft ein großes Stück
an der Bauchseite entlang, ohne sich zu teilen. Erst sehr weit
hinten entsendet er noch zwei Äste in die Ovarien. ‚In Fig. 64 sind
rechts ein Stückchen der ersten und die Wurzel des dritten Nerven
getroffen. Links sieht man den Übergang des zweiten und desdritten
Nerven und den hinteren Übergang des vierten indie Punktsubstanz.
Fig. 66b zeigt einen Schnitt, der die beiden verschiedenen
Wurzeln des vierten Nervenpaares zeigt. Ein schmaler Stamm
663: Schema.
66b: '/, x 290:1. $] ee,
10. Heit
90 Martin Herberg:
verläßt die Punktsubstanz an der Stelle stärkster Ausdehnung.
Mit diesem vereinigt sich noch innerhalb der Ganglienzellschicht
ein Stamm, der aus dem von der Punktsubstanz gebildeten Winkel
entspringt. Ein von der gewöhnlichen Regel abweichender Fall
war an der einen Seite eines Flachschnittes zu erkennen. Es ver-
einigten sich, wie Fig. 67 erkennen läßt, nur die Wurzeln des
vierten Nerven der linken Seite innerhalb der Gangliensubstanz.
An der rechten Seite fand zwar eine Annäherung der Wurzeln statt,
doch kam es auch außerhalb der Ganglienzellen zu keiner Ver-
einigung, so daß zwei getrennte Stämme anstatt des sonst üblichen,
sich später erst gabelnden vierten Nerven abgingen. Beide Nerven
liefen, bis sie das Ovar erreicht hatten, nebeneinander her, um dann
an verschiedenen Stellen in dasselbe einzutreten.
Das gleiche Präparat zeigte auch deutlich den Ursprung des
dem Ende entspringenden Hauptnerven. Dieser setzt sich aus drei
Wurzeln zusammen, die sich kurz hinter ihrem Austritt aus der
Ganglienzellschicht vereinigen.
Fig. 68a zeigt das Schema des Endnerven und die Lage seiner
hinteren Verzweigung nebst der stärker vergrößerten Verzweigungs-
stelle. Der in der Richtung schräg nach hinten verlaufende Seiten-
stamm ist schwächer als die in gerader Linie verbundene Fort-
setzung. Nach ganz kurzem freien Verlauf verschwindet er im
Ovarium.
Schneidet man das Unter-
schlundganglion quer, so sieht
man, daß es in dorsoventraler
Richtung stark abgeflacht ist. Es
können nun, je nach der Schnitt-
lage, zwei verschiedene Bilder
auftreten. Da in der Sagittal-
ebene, wie Fig. 68b zeigt, eine
schmale Schicht Ganglienzellen
oder solcher Zellen liegt, wie
man sie in der die Ganglien
einhüllenden, äußerst feinen
Epithelschicht findet, so muß
die Punktsubstanz in mindestens
zwei Teile zerteilt erscheinen.
” Die. "Ansicht eingesehen
Schnittes bietet Fig. 68b. Man findet nun ab und zu auch
Bilder, in denen jederseits zwei Stellen der Punktsubstanz an-
geschnitten sind. Diese Bilder entstehen an den Stellen, an denen
die Ausstülpungen der Punktsubstanz in die Gangliensubstanz
mitgetroffen sind. Das relativ seltene Vorkommen wie es
Fig. 68c zeigt, deutet darauf hin, daß die Vorstülpungen stärker
nach der Ouerrichtung als nach vorn und hinten erfolgen.
sl.
68b, c: 1/, X 290:1.
68d: 2X 1165: 1.
Die Schildlaus Eriopeltis lichtensteini Sign. 91
Auf Querschnitten großer Tiere kann man oftmals auch den
Endnerven finden. Er stellt sich als kreisrunde Scheibe dar, in der
die Fortsätze der drei Wurzeln noch längere Zeit zu verfolgen sind;
Fig. 68d.
i) Das Genitalsystem.
Das Genitalsystem der Schildläuse ist Gegenstand der Be-
ächtung mehrerer Autoren gewesen, die entweder nur die Morpho-
logie desselben, oder Spezialfragen, wie cytologische Vorgänge
bearbeitet haben. Alle Veröffentlichungen über die Geschlechts-
organe sind mehr oder minder ungenau. Die Samenblase der
Cocciden wurde schon von Leydig festgestellt, Totalabbildungen
geben Targioni-Tozetti und Schneider, während die Abbildung von
Witlaczil dieselbe für Leucaspis Pini vermissen läßt. Die Vaginal-
drüsen werden auch nur in Totalbildern, und zwar in nicht zu be-
stimmender Zahl von Targioni-Tozetti, in der Zweizahl von Putnam
dargestellt. In Witlaczils Abbildung von Leucaspis Pin: fehlen sie.
Berlese bildet Vesicula seminalis und vier Vaginaldrüsen ab, doch
sagt er nichts über ihren Bau. Schneider hat das Auftreten der
Ovarialbrücke als eine Erscheinung, die erst in späteren Stadie-
auftritt, hingestellt, eine Ansicht, der ich nach Untersuchung den
ganzen Entwicklung widersprechen muß. Seine Darstellung der
Eifollikel- und Oviductbildung entspricht der von Emeis wieder-
holten Theorie, die wenig Wahrscheinlichkeit für sich hat, und der
ich die im folgenden gegebene Theorie über Ursprung der Follikel
und Oviducte gegenüberstellen muß. Was die Entwicklungs-
geschichte einzelner Teile, wie Vaginaldrüsen, Vesicula seminalis
und der Oviducte anbelangt, so ist eigentlich darüber aus der Lite-
ratur überhaupt nichts Brauchbares zu erfahren, denn sämtliche
von mir daraufhin geprüften Autoren haben sich auf die Unter-
suchung fertiger, geschlechtsreifer Weibchen beschränkt. Aus der
Betrachtung von Totalpräparaten oder Schnittserien von Ovarien
fertiger Individuen kann aber der beste Zoologe keine Arbeit über
die Entstehung des Baues einzelner Organe liefern. Gerade bei
den Ovarien der Schildläuse ist nun noch eine verhängnisvolle
Klippe. Ich will sie am Beispiele von Eriopeltis erläutern. Wenn
ein Individuum von höchstens 16 mm Länge einen Kokon von
gleich großer Länge mit bis 1500 Eiern von relativ beträchtlicher
Größe füllen soll, so gibt es nur die eine Möglichkeit, daß die Eier
an verschiedenen Stellen des Ovars verschieden schnell wachsen,
denn sonst bliebe für eine geordnete Funktion der anderen Organe
kein Raum. Präpariert man nun das Ovar einer Eriopeltis heraus,
so sieht man eine große Anzahl Eier aller verschiedenster Stadien
den Oviducten aufsitzen, genau so, wie es alle anderen Autoren
für andere Spezies feststellen. Eine zytologische Untersuchung,
wie solche von Emeis neuerdings geliefert wurde, läßt sich auf
Grund solchen Materiales stets bis zu einer gewissen Grenze
durchführen, desgleichen läßt sich eine Deutung der einzelnen Teile
10. Lieit
99 Martin Herberg:
rückwärts schreitend in begrenztem Maße geben, aber über die
Entstehung des Oviductes z. B. kann man keinen Aufschluß mehr
geben, denn dazu gehört eine entwicklungsgeschichtliche Unter-
suchung durch alle Stadien. Auf diesem Wege dürften sich doch
etwas andere Resultate ergeben als das, daß die Oviducte als leere
ehemalige Hüllen des Keimepitels anzusprechen seien. Um für
Eriopeltis lichtensteini eine möglichst eingehende Darstellung der
Entwicklung des Genitalsystems geben zu können, mußte ich bis
auf die Embryologie zurückgehen. Das Vorhandensein eines die
OÖvarien überziehenden Muskelnetzes, wie es Schneider darstellt,
konnte nicht nachgewiesen werden.
Betrachtet man einen Embryo von Eriopeltis im Ei, so sieht
man an noch nicht umgerollten Stadien, daß ziemlich in der Nähe
des Hinterendes, an der konvexen Seite eine kleine Zellgruppe vor-
handen ist. Fig. 69a.
Diese stellt den Anfang
der Genitalanlage dar.
Nach der Umrollung
gelangt die Anlage an die
Innenseite des Hinter-
endes vom Embryo. An
aufgehellten, mit Bo-
raxoarmin und Salzsäure
behandelten Eiern kann
man nun Schritt für
Schritt die Anlage
weiterer Organe verfol-
gen. Betrachtet man
einen Embryo in der
Flächenansicht, so kann
man einen optischen
a M Durchschnitt erhalten,
N wie ihn Fig. 69b zeigt.
Die ehedem kleine Genitalanlage hat sich starkin die Länge gestreckt,
so daß sie als ziemlich lange, breite Platte in den Körper hinein-
ragt. Basal sitzt sie dem Chitin der schon eingesenkten Analgegend
auf. Nach dem an-
deren Ende spaltet
sie sich in zwei Zipfel,
die in je einen feinen
Strang auslaufen.
69a
Die Lagerung der
Geschlechtsanlage zu
den übrigen Organen
zeigt Fig. 69c. Man
sieht auf diesem ganz
1% 465: 1. wenig älteren, opti-
>
Die Schildlaus Eriopeltis liehtensteini Sign. 93
schen Längsschnitt den Rüssel, das Schlundrohr und den Darm.
Parallel dem Rectum, zwischen Nervensystem und Rectum, läuft das
Keimepithel. Betrachtet man die Anlage in einem noch älteren
Stadium von der Fläche, so sieht man, Fig. 70a, daß das Keim-
epithel in zwei Hälften zerfallen ist, die durch eine schmale Brücke
in Verbindung stehen. Nach hinten gehen sie in zwei Stränge, die
späteren Oviducte aus. In einem Stadium kurz vor dem Aus-
schlüpfen sieht man die Geschlechtsanlage stark nach vorn ver-
schoben, doch nicht wesentlich vergrößert. Fig. 70b.
Ich gehe jetzt zur Besprechung der Ergebnisse über, die durch
Untersuchung der Schnittserien gewonnen wurden. Infolge der
im Laufe der Entwicklung zunehmenden Differenzierungen gebe
ich an geeigneten Stellen Schemata der Geschlechtsorgane, um die
Lage der Schnitte leichter festlegen zu können. Die Entwicklung
geht, da unabhängig von der Häutung, ganz allmählich von dem
jüngsten bis zum ältesten Stadium vor sich, so daß es unmöglich
ist, Zeitbestimmungen zu machen, zumal die Tiere zu ein und
derselben Zeit stets verschieden entwickelt sind. Ich beginne mit
dem 2. Stadium.
Rekonstruiert man nach Schnittserien die Genitalanlage, so
sieht man ein H-förmiges Keimepithel, von dem an den beiden
unteren Enden die Oviducte entspringen, die sich später zur Vagina
vereinigen. Fig. 71a. Vagina und Oviducte zeigen nichts beson-
deres. Sie bestehen beide
aus Zylinderepithel. Auf
Querschnittserien läßt ;
sich feststellen, daß die
Oviducte nur bis zum
Beginn der Keim-
schläuche reichen. Dort
gehen sie in das äußerst
feine, die Keimzellen um-
hüllende Epithel über
und ihr Lumen hört auf.
Man kann weiter fest-
stellen, daß das Keim-
epithelauf beiden Körper-
seiten nicht auf der
gleichen Höhe zu be-
ginnen braucht, sondern
jederseits kann es an
verschiedenen Stellen beginnen, so daß die Oviducte nicht gleich
lang zu sein brauchen. Dies äußert sich auf Ouerschnitten durch
den verschiedenen Durchmesser der Keimschläuche. Der Keim-
schlauch, der früher begonnen hat, ist auch früher zu Ende. Man
sieht daher auch oberhalb des H-Querstückes, das ich als Ovar-
brücke bezeichnen will, verschieden große Querschnitte. Fig. 72a
%, Heli
94 Martin Merberg:
..
ILSP LE
®
@,
73a: '/% x 1165: 1.
73b—d: '%xX 581:1.
stellt das Bild eines solchen Schnittes dar. Die sehr großen Kerne
färben sich stark. Den besten Beweis für das Vorhandensein
einer Ovarbrücke bot ein Schnitt, der zu diesem Zwecke nicht
flach, sondern in der Ebene des Ovarverlaufes geführt wurde.
Der Neigungswinkel gegen die Bauchseite betrug nach oben bei
Larven 2. Stadiums ungefähr 10%. Auf diese Weise konnte ein
Schnitt erhalten werden, wie ihn Fig. 72b zeigt. Rechts und
links vom Darme liegen die beiden Keimschläuche, die von der
Ovarbrücke verbunden werden. Sind die Larven etwas älter,
so findet man nicht mehr die geschlossenen Keimschläuche,
sondern es liegen neben noch völlig unveränderten Keimzellen
solche, die sich zu Gruppen von vier bis sieben auf Schnitten,
zusammengelegt haben und die schon oftmals von einem dem
Keimschlauchepithel ähnlichen Epithel umhüllt sind. Fig. 73a.
Man findet auf jedem Stadium stets mehrere, verschieden ent-
wickelte Gruppen. Das Ganze macht den Eindruck, als wäre es
von diesem feinen Epithel völlig durchwuchert.
. Bei der allgemeinen Größenzunahme bilden sich nun in-
zwischen neue Organe heraus. Außer der Anlage von vier Vaginal-
drüsen, die wirtelförmig angeordnet sind, entspringt kurz hinter
der Vereinigung der Oviducte die Anlage der Vesicula seminalis;
Die Schildlaus Eriopeltis liehtensteini Sign. 95
Die Oviducte befinden sich in immer mehr den Enden der Ovarien
entgegenschreitender Ausbildung, so daß jetzt schon zwei feste
Epithelröhren fast die ganze Anlage durchziehen. Fig. 71b.
Die Vagina eines Tieres, bei dem das Auftreten der Vaginal-
drüsen bevorsteht, zeigt Fig. 73b im Längsschnitt. Sie läuft dem
Anusvorhof als schmaler Epithelschlauch parallel, um dann be-
deutend an Dicke zuzunehmen. Der freibleibende Gang ist ganz
eng geworden. Hinter dieser starken Anschwellung nimmt die
Vagina wieder normale Form an.
Sind die Tiere ein wenig älter, so kann man unterhalb der An-
schwellung die Anlage der Vaginaldrüsen sehen. Ein Flachschnitt
zeigt das Bild, wie es Fig. 73c wiedergibt. Nach beiden Seiten sieht
man kurze, aus Zylinderepithel gebildete Röhren schräg nach vorne
verlaufen. Der Querschnitt, Fig. 73d, belehrt uns, daß es sich um
vier Anlagen handelt, von denen je eine dorsal und ventral, die
anderen lateral in die Vagina einmünden. Handelt es sich um ein
etwas älteres Tier, so hat der vor der Mündung der Vesicula semi-
nalis liegende Teil ein kleinzelliges Zylinderepithel, Fig. 74a. Ist
dagegen das Tier noch jünger, so sieht man nicht so viele Zellen
auf einem Querschnitt. Zwischen Vesicula seminalis und dem
Vereinigungspunkt der Oviducte mit dem Samenblasengange findet
man in den, der Fig. 73b entsprechenden Alterstadien die QOuer-
schnitte der drei Gänge. Bei höheren Epithelzellen besitzen die
Oviducte engere Lumina als der Samenblasengang. Fig. 74b.
Die Samenblase kann in diesem
Stadium schon sehr differenziert
sein. Ein Längsschnitt, wie ihn Fig.
74c wiedergibt, zeigt den Übergang
des Plattenepithels des Ausführungs-
ganges in die Samenblase. Diese
zeigt auf dem Schnitte große Kerne
und keine Zellgrenzen. An der
Mündung des Ganges ist stark
entwickeltes Zylinderepithel sicht-
bar. Daß die Wand der Samenblase
ebenfalls aus Zylinderepithel hervor-
gegangen ist, lehrt ein Schnitt
durch etwas jüngere Tiere. Vor
den beiden noch schwach entwickel-
ten Oviducten liegt der dickes Epithel zeigende Querschnitt der
Samenblase. Fig. 74d.
Während dieser Wachstumszeit hatfauch die Entwicklung in
den eigentlichen Ovarien lebhafte Fortschritte gemacht. Auf allen
Schnitten sieht man die Keimzellen zu Gruppen angeordnet, die
von dünnen Epithel zusammengehalten werden. ‘Infolge des
Wachstums liegen die Gruppen nicht mehr gedrängt aneinander,
1x 581:1.
10. Heft
96 Martin Herberg:
sondern es ist reichlich Spielraum vorhanden. Fig. 75a:zeigt ver-
schieden gestaltete Gruppen. Manche haben gegen das alte Maß
schon beträchtlich an Größe zugenommen, andere sind noch klein.
Zwischen die Gruppen hat sich ein in der Längsrichtung verlaufender
Strang geschoben, die Anlage der Fortsetzung des Oviductes. In
dem Maße, wie das Lumen des Oviductes in die Gruppenhaufen
hineinwächst, treten die strangförmig geordneten Zellen aneinander
und legen sich zu einem Plattenepithel zusammen. Fig. 75b stellt
den Vorgang der fortschreitenden Bildung des Oviductes dar.
Daß das Oviduct oft erst verhältnismäßig spät fertiggestellt wird,
zeigt der auf dem Schnitte sichtbare Anschnitt eines jungen Ei-
follikels.
In diesem Zustande ist oft eine Verbindung der beiden Ovi-
ducte über die Ovarbrücke noch nicht hergestellt. Auf Querschnitten
2. durch das Tier in der Höhe
der Brücke sieht man die Ovi-
ducte von Gruppen verschie-
dener Stadien umgeben. Auch
der Raum zwischen beiden
Oviducten ist, wie Fig. 75c
zeigt, von Gruppen erfüllt.
Oberhalb und unterhalb der
Brücke sind die Oviducte oft
so weit voneinander entfernt,
daß noch Teile des Darmes
vs, zwischen die Ovarien treten
können, wie es Fig. 75d für
ein Mitteldarmstück zeigt.
Die Entwicklung einzelner
Keimzellgruppen beginnt auf
diesem Stadium schon stark
der der anderen vorauszueilen.
In Fig. 75e sieht man, um-
geben von kleinen und großen
Gruppen, eine stark gewach-
sene Gruppe, die mit einem
zweireihigen Epithelstiel dem
. Oviduct aufsitzt. Dieses geht
‚nach oben in das die großen
Keimzellen umgebende Epithel
über. Die so in einem gestiel-
ten Follikel eingeschlossenen
Keimzellen sind noch völlig
gleich an Größe.
758: 172% 1165421:
75b, c, e: 1/a X 581:1. Geht man in der Ent-
75d: '/,x 465:1. wicklung einen Schritt weiter
T5f: '/xX 290 :1. ds so findet man einen die Ovi-
Die Sehildlaus Eriopeltis lichtensteini Sign. 97
ducte verbindenden Gang, der die Ovarbrücke durchsetzt: Dieser
ist in Fig. 75f dargestellt. An mehreren Stellen sind neben zahl-
reichen Gruppen größere oder kleinere Follikel mit ihren Stielen
sichtbar. In allen Stadien vom jungen, eben festgesetzten
Follikel bis zu solchem mit schon erkennbarer, dem Stiele zu-
gekehrter Eizelle und darüber liegenden Nährzellen kann man
jetzt die Eianlage finden.
Inzwischen sind auch noch andere Umwandlungen am Ovar
vor sich gegangen. Fig. 71c zeigt uns das Schema eines vollendeten
Ovars, wie man es jetzt schon finden kann. Die gewaltigen Eileiter
reichen jetzt bis zu den letzten Gruppen. Dabei bilden sie auf der
Höhe der Speicheldrüsen nach außen gebogene Haken. Die Ovar-
brücke ist von einer Oviductbrücke durchsetzt. Die Vesicula
seminalis geht ihrer endgültigen Ausbildung entgegen, und die
Vaginaldrüsen sind zur vollen Entwicklung gelangt. Die Stelle
der Vagina über der Mündung der Vaginaldrüsen ist derartig gebaut,
wie es Schema 76a angibt. Durch eine lange, ringförmige Wand-
verdickung ist eine starke Verengerung erzielt. Die Verdickung
ragt in der Mitte kegelförmig hervor, so daß sich dadurch ver-
schieden gestaltete Schnittbilder ergeben.
Einen Querschnitt durch die Vagina
an der Stelle der Einmündung der
Vaginaldrüsen zeigt Fig. 76b. Die
Wände der Drüsenmündung besitzen
große Kerne; die Zellgrenzen waren nicht
erkennbar. Der größte Teil des Hohl-
raumes ist durch geronnenes Sekret, das
durch die Schraffierung angedeutet ist,
kenntlich gemacht. Die Einmündungs-
gänge in die an der Stelle stark ver-
engerte Vagina sind sehr schmal. Sie
stehen genau kreuzförmig gegenüber.
Betrachtet man eine Vaginaldrüse
auf einem geeigneten Längsoder Flach-
schnitt, so sieht man einem kurzen Stiel
einen großen, pilzhutförmigen Drüsen- ‘
körper aufsitzen. Fig. 77a. Am Rande
liegen die sehr großen, unregelmäßig
gestalteten Kerne. Zwischen diesen
radial verlaufende Streifen könnten Zell-,
grenzen darstellen. In der Verlängerung
des Ausführungsganges sieht man zwei
Reihen kleinerer Kerne, die zu Zellen’
gehören werden, die den inneren Gang’ auskleiden. Je größer
das Tier ist, um so stärker ist die Drüse mit Sekretvacuolen
gefüllt. u
Archiv für Naturgeschichte
BT, ‚1916. A. 10.
763: Schema.
76b: !/,xX 581:1.
7 10. Heft
98 Martin Herberge:
Me. Schneidet man flach oder
.® längs, so kann man Bilder der
& N Vagina erhalten, wie es Fig. 77
Il zeigt. Die kegelförmige Er-
Et hebung der Vaginalverdickung
sg ist an der höchsten Stelle flach
\a GR); durchschnitten, so daß die
\eg schmale Öffnung sichtbar wird.
Fi Die Verdickung besteht aus dicht
Ai gedrängten, kleinen Zellen, die
A die übrigen Teile als ein- bis
\g dreischichtiges Epithel ausklei-
“ den. Das Ganze wird von einer
“ Epithelschicht mit großen Kernen
77a: 290:1 umgeben, an der die Zellgrenzen
77b: 465:1 nicht erkennbar waren. Fragt
man sich nun nach dem Zweck
.der Einrichtung, so ist nach meinem Erachten nur die eine Lösung
möglich, daß es eine Presse für die Sekretdrüsen ist. Die Eier
müssen einzeln die recht enge Öffnung durchgleiten, wobei die
Wände stark zur Seite gepreßt werden, so daß sie einen Druck auf
die umgebenden Sekretgänge ausüben. So wird aus jeder Röhre
der Inhalt in Gestalt eines Tröpfchens hervorgepreßt. Kommt nun
das Ei an den Tröpfchen vorbei, so wird es auf diese Weise mit
einer Sekretschicht versehen, die das Ankleben an die anderen
schon abgelegten Eier ermöglicht. Dadurch ist die Sicherheit
jedes Eies vor Verstreuung durch den Wind sehr erhöht, was für
die Überwinterung sehr
wichtig ist.
Das Bild des feinen
Ganges durch den ver-
dickten Teil der Vagina
muß bei Betrachtung von
Ouerschnittsbildern noch
nach einer Richtung mo-
difiziert werden. Fig. 78a
zeigt einen Querschnitt
unterhalb der kegelförmi-
gen Vorstülpung. Der
Gang sendet nach allen
Seiten Verzweigungen aus,
so daß auf diese Weise die
Möglichkeit des Eidurch-
trittes ohne die Annahme
allzu starker Dehnungen
gut denkbar ist. Ein
Schnitt in der Gegend des
Die Schildlaus Eriopeltis lichtenstenti Sign. 99
vorgestülpten Kegels mußten natürlich zwei ‚ Rotizentfische Ring-
systeme zeigen. Fig. 78b.
Im letzten Altersstadium sieht man ein deutliches Zurück-
bleiben des Samenblasenganges hinter den Oviducten. Fig. 78c,
die einen Querschnitt durch die Oviducte dicht über ihrer Ver-
einigung zeigt, läßt den daneben liegenden Samenblasengang auf
der Höhe seiner Entwicklung erkennen. Sein Durchmesser ist
kaum halb so groß als der eines Oviductes. Er besteht im Gegensatz
zu den Oviducten aus Zylinderepithel. Besonders stark tritt die
Verschiedenheit des Aufbaues von Oviduct und Samenblasengang
auf einem Ouerschnitte durch ein altes Tier auf der Höhe der Ein-
mündung in die Samenblase auf. Fig. 78d. Beide Gänge besitzen
an dieser Stelle Zylinderepithel, doch übertrifft das des Samen-
blasenganges das Epithel der Oviducte um das Doppelte an Höhe.
Die Dicke der Wand einer vollentwickelten Samenblase ist
eine recht beträchtliche. Die Kerne sind sehr groß, die Zellgrenzen
sind nicht erkennbar. Fig. 78e. Das Lumen der verschiedenen
Samienblasen war oftmals mit zusammengeballten Epithelfetzen
erfüllt, in denen einzelne Kerne zerstreut waren. Spermatozoiden
wurden in keinem Falle, weder in der Vagina, noch in der Samen-
blase oder den Oviducten gefunden.
Mit zunehmendem Wachstum hat nun auch die Eientwicklung
nicht still gestanden. Vom Ende August an kann man an ein und
demselben Tiere die verschiedensten Eistadien wahrnehmen.
Fig. 79a zeigt ein Ei, dessen Eizelle schon völlig von Follikelzellen
umhüllt ist. Diese sind besonders an der Grenze zu den Nährzellen
sehr hoch. Fast der ganze Raum der Eizelle wird vom Kerne aus-
gefüllt. Die Nährzellen sind in diesem Zustande noch jede einzelne
größer als die Eizelle. Der Stiel ist kurz und zeigt noch kein Lumen.
Das Ei beginnt nun
sich zu strecken und in
die Breite zu wachsen. Ein
solches Bild zeigt Fig. 79b.
Die Nährzellen stehen durch
einen Plasmastrang mit der
Eizelle in Verbindung.
Unter den Nährzellen ist
das Follikelepithel sehr stark
entwickelt und bildet eine
halsartige Einschnürung.
Der Stiel zeigt vom Oviduct
her Aufspaltung zu einem
Gange.
"Die Aufspaltung des Stieles bis zum Ei erlolgt, sowie dieses
mit Chitin versehen ist. Die Eigänge sind anfangs kurz; an den
Stellen, wo sie in den Oviduct übergehen, ist ihr Epithel verdickt.
Yax 581:1
10. Heft
100 Martin Herberg:
Fig. 73c. Nimmt das Ei mehr und mehr seine endgültige Gestalt
an, so wird das Follikelepithel im Verhältnis zu jüngeren Stadien
immer flacher. Fig. 79d zeigt außer dieser Erscheinung vier auf
dem Längsschnitt getroffene Nährzellen. Dies dürfte die Durch-
schnittszahl sein, doch lehrt ein Querschnitt, wie ihn Fig. 80a
darstellt, daß bis zu sechs Nährzellen vorhanden sein können. In
der Mitte sieht man den Querschnitt des Nährstranges. Die Beob-
achtung, daß bei verschieden hoher mikroskopischer Einstellung
eine scheinbare Drehung des Querschnittes des Nährstranges
stattfindet, lehrt, daß er um seine Längsachse tordiert sein muß.
Die Zahl der auf einer Quer-
schnittsfläche einmündenden Ei-
röhren schwankt zwischen eins
und vier. Fig. 80b zeigt vier
Mündungen auf einem ; Quer-
schnitt.
Die Länge der Eistiele kann
sehr verschieden sein, je nachdem
das Ei durch Pressung oder Zer-
rung an das Oviduct gedrückt
oder davon entfernt wurde. Fig.
80c gibt das Bild einer sehr
langen Röhre wieder.
Ab und zu konnte auf Längs-
schnitten festgestellt werden, daß
das Lumen des Oviductes sich
nach der Eiröhre zu ausbuchtet,
so daß Erscheinungen zutage traten, wie sie Fig. 80d zeigt.
80a: Ya x 11651
8dn—d: !/ X1581:1
11. Die Diagnose der Spezies Eriopeltis lichtensteini Sign.
Was die Diagnose der Spezies Eriopeltis lichtensteini Sign.
anbetrifft, so sind zu der von Lindinger angegebenen folgende
Ergänzungen zu machen:
Anstatt: „! Tier groß bis sehr groß, 6—10 mm lang‘ muß es
heißen: ‚! Tier groß bis sehr groß, 6—15 mm lang“.
und anstatt: ‚„2—3 mm breit gelblich, rötlich oder bräunlich“
muß es heißen: ‚„2—4,5 mm breit, weißlichgelb, erst vor dem Ab-
sterben mit rötlichem Anflug, im eingetrockneten Zustande bräun-
lich bis dunkelbraun glänzend.“
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. Die geographische Verbrei-
a) 1.4. Stadium. S. 24.
b) Das1. Stadium in beweg-
» liehem Zustande. S. 34.
c) DerfestgesaugteZustand.
S. 36.
d) Die Eiablage. S. 38.
. Parasiten der Schildlaus.
. Experimentelle Unter-
suchungen. S. 54.
a) mit Eiern. S. 54.
I. Kälteversuche. S. 54.
II. Wärmeversuche. $.56.
tung. S. 4. b) Mit Larven: S. 59.
. Die Morphologie des Weib- I. Versuche über Licht-
chens» 28.73. perzeption u. Beweg-
a) %. Stadium, '(S.) 3: lichkeit. S. 59.
b)'2. Stadium: .$;- 11: II. Das Verhalten der
2) 8. Stadium. 48.12. LarvengegenWärme,
d) 4. Stadium. S. 13. Trockenheit und Be-
e)>5:7 "Stadium: 2$! 18. netzung. S. 61.
f) Das Längenwachstum Ill. Versuche mit ver-
des Weibchens. $. 16. schiedenen Wirts-
..Die Morphologie des pflanzen. S. 62.
Männchens. S. 24. IV. Versuche mit tieri-
schen Feinden. S.63.
b)S.- Stadium.::"S. 25. 10. Die Anatomie d. Weibchens.
c) 6. Stadium. S.:26. S. 64. B
d) 7. Stadium. S. 26. a) Das Hautsystem. - S. 64.
e)' Die Imago. .$..27. b) Schwanzlappen und
. Die Biologie des Weibchens. Analfortsätze. S. 69.
8:29. [S. 29. c) Beine und Fühler. S.71.
a) Die Winterruhe der Eier. d) Das Atmungssystem.
Du.12. 192.79.
>) Das Zirkulationssystem.
) Das Darmsystem. S. 79.
g) Das Muskelsystem. S.85.
h) Das Nervensystem. S.86.
i) Das Genitalsystem. S.91.
a) Dipteren. S.39. [S.39. | 11. Die Diagnose der Spezies
b) Hymenopteren. S. 41. | Eriopeltis lichtensteini eu
€) Pilze. 5743: 5. 100.
. Biologische Daten. S. 46. 12. Verzeichnis der benutzten
. Literatur. S. 100.
10. Heft
108
Karl W. Verhoeff:
Zur Kenntnis der Ligidien, Porcellioniden
und Onisciden.
24. Isopoden-Aufsatz
von
Karl W. Verhoeff, Pasing b. München.
Mit 2 Tafeln und 3 Textfiguren.
Inhaltsübersicht.
. Über einige Oniscoideen des Kaukasus und zur Kenntnis
der Gattung Ligidium.
» a) Tracheoniscus.
Il.
b) Ligidium. |
Schlüssel für die genauer bekannten Ligidium-Arten.
Ligidium-Schlüssel nach den männlichen Pleopoden.
Bemerkungen zu den Ligidium-Arten.
Zur Kenntnis der Porcellio-Untergattungen: Metoponorthus,
Paraporcellio und Acaeroplastes.
Die primitiven Gruppen von Porcellio.
Schlüssel für Acaeroplastes, Paraporcellio und Metoponorthus.
Schlüssel für die Untergattung Acaeroplastes.
Bemerkungen zu den Acaeroplastes-Arten.
Schlüssel für die Untergattung Metoponorthus s. str. (Caero-
Dlastes).
- Rassen des Metoponorthus Pruinosus.
Ill.
vn.
VII.
Bemerkungen zu den Metoponorthus-Arten und Rassen.
Die Wachssekrete der Metoponorthus.
. Die Orthometopon-Arten.
Schlüssel für die Orthometopon-Arten.
Bemerkungen zu den Orthometopon-Arten.
. Über unechte und echte Schuppen der Oniscoideen.
. Zur Kenntnis der Gattung Phrloscia.
a) Lepidoniscus. |
b) Paraphiloscia. Schlüssel für die Paraphiloscia-Arten.
c) Philoscia s. str.
Stellung der Gattung Pheloscia.
Über Armadilloniscus.
Erklärung der Abbildungen.
Verzeichnis
der im Folgenden beschriebenen Oniscoideen:
1. Tracheoniscus gagriensis n. SP.
2.
a lignaui n. sp.
y caucasius n. SP:
Zur Kenntnis der Ligidien, Porcellioniden und Oniseiden. 109
4. Ligidium japonicum n. Sp.
5. ” nodulosum n. Sp.
6. = euxinum n. SP:
7 caucasium n. subsp.
8. Porcellio (Acaeroplastes) sardous n. Sp.
9 pellegrinensis n. Sp.
”) ep}
10. Y . areolatus n. Sp.
11. 7 (Metoponorthus) sorventinus n. SP.
12. Pr x porphyrivagus n. sp.
19. R R simrothi n. SP.
14. e E myrmecobhilus B. L.
15. % Y graevei n. SP.
16. 15 er myrmicidarum n. Sp.
17. # e cilicius n. SP.
18. “ a pruinosus ribautı n. subsp.
19. pruinosus argolicus n. subsp.
20. Orthometopon dalmatinum frascatense n. subsp.
21. Philoscia (Lepidoniscus) germanica var. brunatensis m.
22. e (Paraphiloscia) esterelana n. sp.
23. p5 faucium n. SP.
24. » „ muscorum triangulifera n. subsp.
25. Armadilloniscus dalmatinus schöblii n. subsp.
26. Pr heroldii n. sp.
I. Über einige Oniscoideen des Kaukasus und zur
Kenntnis der Gattung Ligidium.
a) Tracheoniseus.
Meine Untersuchungen ‚Über die Atmung der Landasseln“,
Zeitschr. f. wiss. Zool. 1917, insbesondere der 8. Abschnitt ‚Zur
Kenntnis des Baues der Pleopoden im Zusammenhang mit der
Atmung‘, welche der Ausgang wurde zur richtigen Auffassung
der Gattungen Porcellio und Tyacheoniscus, setze ich hier als be-
kannt voraus und verweise ferner auf den 22. Isod.-Aufsatz,
„Zur Kenntnis der Entwickelung der Trachealsysteme und der
Untergattungen von Porcellio und Tracheoniscus‘‘, Sitz.-Ber. Ges.
nat. Fr. Berlin 1917.
Tracheoniscus Verh. umfaßt also ausschließlich Formen mit
fünf (drei) Paar Trachealsystemen. Als Untergattungen kommen
nunmehr in Betracht Tracheoniscus s. str. Megepimerio, Nasıgerio
s. str. (vgl. den 23. Isop.-Aufsatz), Protracheoniscus, Porcellium
und Orthometopon, von welchen die beiden letzteren auch als
eigene Gattungen betrachtet werden können.
Im folgenden beschreibe ich aus dem Kaukasus drei Arten,
welche sämtlich zu Tracheoniscus (s. str.) gehören.
10. Heft
110 Karl W. Verhoeff:
Tracheoniseus (Tracheoniseus) gagriensis n. sp. 88% mm Ile.
Schieferschwarz und graugelb marmoriert, jederseits vorn
am Grunde der Pereion-Epimeren ein größerer hellerer Fleck, die
Hinterzipfel der Epimeren dreieckig .gelblich. auf-
gehellt. Uropoden schwarz, die Endhälfte der Exopodite hell.
Telson schwarz, vorn mit drei hellen Fleckchen in einer Querreihe:
1. Glied der Antennengeißel ?/, so lang wie das 2. Kopflappen
mäßig groß, der kurze, mittlere setzt sich als niedrige Kante in
die seitlichen fort und. bildet mit diesen stumpfe Winkel. Der
kurze Mittellappen ist abgerundet und ragt ungefähr so weit vor
wie die breit und kreisabschnittförmig abgerundeten Seitenlappen,
welche die Länge der Ocellenhaufen erreichen. Unter dem Mittel-
lappen ein kantig vorragender Mittelhöcker.
Porenfelder der Epimerendrüsen an den 2.—5. Pereion-
epimeren weit vom Seitenrande entfernt, an den 1. ihm
genähert. Höckerung der Tergite ganz wie bei baltıcus, also un-
regelmäßig und niedergedrückt, die Hinterränder von Höckern
freibleibend.
Telson leicht gewölbt und völlig ohne Furche.
7. Beinpaar des $ ohne besondere Auszeichnung, Ischiopodit
oben und unten gerade begrenzt, nach endwärts keulig erweitert.
Steht dem T. balticus!) Verh. sehr nahe, unterscheidet sich aber
1. durch die weniger stark nach hinten vorragenden Epimeren-
zipfel des 1.—3. Tergit und die Aufhellung dieser Epimerenzipfel.
2. Durch die Gestalt der 1. männlichen Pleopoden. Die
1. Exopodite, (Abb. 1) ragen nämlich mit einem breiteren und
dreieckigen, etwas nach außen gebogenen Endzipfel nach hinten
vor, während der Rand des Trachealfeldes (trfr) viel schwächer
gekerbt erscheint. Die 1. Endopodite stimmen im wesentlichen
ı) Die von Dahl in seinen Isopoden Deutschlands, Jena 1916, 8. 64,
angegebene Identität von balticus Verh. und nodulosus Koch muß ich ent-
schieden ablehnen, weil letzterer keine eine Art motivierende, wissen-
schaftlich haltbare Diagnose besitzt, die wesentlichen Charaktere des
balticus, nämlich die eigentümliche Position der Porenfelder der Epimeren-
drüsen dagegen, von mir erst nachgewiesen worden sind (10. Isop.-
Aufsatz). Schr bezeichnend für die Unklarheit über den Begriff des ‚Por-
cellio nodulosus C. Koch“ ist der Umstand, daß ihn Ludwig Koch 1901
in seinen „Isopoden Süddeutschlands und Tirols“ (Abh. d. naturhist. Ges.
in Nürnberg) nur dem Namen nach ($. 53) angeführt hat, obwohl’er sonst
fast: alle deutschen Arten diagnostisch behandelte. Hiermit bekundet
L. Koch selbst, daß ihm der nodulosus zweifelhaft erscheine. Zum Über-
fluß sei noch erwähnt, daß Budde-Lund auf $. 148 seiner ‚„Isopoda
terrestria“ schreibt: „A P.rathkei forsıtan non dıversus“, d.h. also, daß
auch B. L. ein ausreichender Artcharakter nicht bekannt war. Seine Be-
schreibung auf S. 300: „Articulus basalis pedum analium brevis, ramıi
terminales breves“‘ paßt übrigens weder auf rathkei noch auf balticus, sondern
erweckt die Vorstellung eines Porcellium! — i BR
Zur Kenntnis der Ligidien, Poreellioniden und Oniseiden. 111
mit denen des balticus überein, nur verlaufen sie im ersten Drittel
hinter der Mündung des Genitalkegels innen und außen parällel-
seitig, biegen sich aber weiterhin allmählich auseinander, sodaß
sie nur noch mit den Außenrändern parallel ziehen (Abb. 2).
Das kleine Haarbüschel ist ans äußerste Ende gerückt. (Bei
balticus dagegen verschmälern sich die Endstrecken der 1. Endo-
podite, hinter der Mündung des Genitalkegels ganz gleichmäßig
und verlaufen mit parallelen Innenrändern fast bis zur Spitze.
Vor derselben innen steht das kleine Haarbüschel.) — Vor-
kommen: Diese und die folgenden Kaukasus-Oniscordeen erhielt
ich durch Tausch von Herrn Dr. Lignau, welcher sie im Gebiet
von Gagrisammelte, an der Kaukasusküste des schwarzen Meeres
Das einzige Originalstück befindet sich in meiner Sammlung
Tracheoniseus (Tracheoniseus) lignaui n. sp.
9 82/,-94,; mm. & 71, mm lang. Rücken grauschwarz; grau-
gelb sind der Vorderkopf, die Hinterzipfel der 1.—7. Tergite, ein
großer länglicher Fleck am Grunde der 1.—7. Epimeren, eine
unregelmäßige Marmorierung in der Mitte der Pereiontergite,
2 Reihen kleiner Fleckchen am Pleon und drei kleine Fleckchen
vorn auf dem Telson. Beine größtenteils graugelb, unten teilweise
aschgrau.
Rücken völlig matt und glanzlos. Kopf und Tergite deutlich
und unregelmäßig gehöckert, die Höckerchen nehmen an Zahl
und Stärke von vorn nach hinten ab, lassen aber auch an den
vorderen Tergiten das hinterste Drittel frei. Kleinere Höckerchen
auch auf den Pereionepimeren. Pleon völlig ungehöckert. In der
Gestalt der Tergite mit rathkei und balticus übereinstimmend.
Porenfeldchen der Epimerendrüsen deutlich erkennbar, dicht
an den Seitenrändern gelegen.
1. Antennenglied kaum halb so lang wie das 2. Seitenlappen
des Kopfes ziemlich groß, wenig kürzer als die Ocellenhaufen,
außen und innen gerade begrenzt, außen vorn abgerundet. Ein
Mittellappen fehlt, d. h. die Seitenlappen werden durch eine nied-
rige, im Bogen nach vorn vorspringende Leiste verbunden. Unter-
stirn zugerundet, ohne vorragenden Buckel. Telson leicht gewölbt,
völlig ohne Furche. Die Uropodenpropodite werden von den
5. Epimeren etwas überragt, ihr Hinterrand verläuft quer und
in leichtem Bogen.
Von allen bisher bekannt gewordenen Porcellioniden unter-
scheidet sich der lignaui durch die hervorragende Auszeichnung
des 7. männlichen Beinpaares. Bekanntlich ist das Carpo-
podit am 7. Beinpaar des $ bei einer ganzen Reihe von Trache-
oniscus-Arten (z. B. ratzeburgii) dadurch ausgezeichnet, daß es
nach oben in einem bogigen, von den Seiten stark zusammen-
gedrückten und daher kantig geschärften Lappen vorragt. Diesen
dorsalen Lappen besitzt auch Zignaui, doch zeigt er hier eine
ganz ungewöhnliche Gestalt, indem er dreieckig nach oben an-
10, Heft
112 efe Karl W. Verhoeff:
steigt, ziemlich spitz endet und hinten tief und weit ausgebuchtet
ist. Der Fortsatz (Abb. 3) erhält hierdurch eine dornartige Gestalt
und hebt sich zugleich durch seine dunklere Pigmentierung
scharf gegen das übrige Carpopodit ab. Das 6. Beinpaar besitzt
keine Spur dieser Auszeichnung. Offenbar ist der auch bei andern
Tracheoniscus-Arten als sexuelles Hilfsorgan tätige Lappen am
Carpopodit des 7. Beinpaares bei lignaui zu einer besonderen
Vollkommenheit gediehen.
Die 1. Exopodite des $ ragen mit hornartig gebogenem,
fast spitzen, dreieckigen Innenlappen, der gegen den Grund stark
verbreitert ist, nach hinten weit heraus. Die stark gefurchten
Trachealfelder reichen bis an den äußeren Grund der Innenlappen.
Der Hinterrand bildet mit seiner tiefen Bucht, da wo die Tracheal-
felder enden, einen stumpfen Winkel. Rand der Trachealfelder
schwach gekerbt und mit sehr kleinen, schwach vorstehenden
Sinnesstäbchen besetzt. Die 1. Endopodite verschmälern sich
hinter der Mündung des Genitalkegels langsam und gleichmäßig,
ihre Enden (Abb. 4) sind in eine kleine Spitze und ein Läppchen
geteilt. 5. Exopodite mit langhaarigen Reusen.
Vorkommen: Es wurden 1 & 2 9 untersucht aus der Gegend.
von Gagri an der Kaukasusküste des Schwarzen Meeres. Die
Art ist dem Sammler derselben, Herrn Dr. N. Lignau, gewidmet.
Tracheoniscus (Tracheoniseus) eaucasius n. Sp.
9 11—18 mm (jung 9 7 mm) d 17 mm Jg.
Rücken schieferschwarz mit großen, gelblichen dreieckigen
Epimerenflecken, welche entweder die hintere Hälfte der Pereion-
epimeren einnehmen oder bis zu den Vorderecken reichen. Rücken
ziemlich glänzend, an Kopf und Pereion unregelmäßig und ziemlich
dicht stumpf gehöckert. In der Rückenmitte die Höcker mehr
warzig verbreitert, auf den Epimeren mehr körnerartig. Hinter-
randgebiete glatt oder nur mit winzigen Knötchen. Die Höcker-
chen der 3.—5. Pleontergite vorwiegend in zwei Reihen geordnet.
1. Geißelglied der Antennen wenig länger als das 2. Das
2. Schaftglied oben innen mit einem Dörnchen, das 3. Glied am
Ende hinten in einen spitzen kräftigen Fortsatz ausgezogen, 4.
und 5. Glied sehr deutlich gefurcht. Seitenlappen des Kopfes groß,
abgerundet dreieckig, schräg nach außen gerichtet, nach vorn
ungefähr so weit reichend wie die 1. Epimeren. Mittellappen
kurz, kaum Y, so lang wie die seitlichen, aber in der ganzen
Breite zwischen ihnen entwickelt. Er stößt an die Seitenlappen
unter stumpfen Winkeln und ist breit abgerundet. Unter ihm
ein gratartiger Längshöcker. Pereion-Epimeren breit, Hinterrand
des 1. Tergit breit und ziemlich tief jederseits ausgebuchtet, die
fast spitzen Hinterzipfel nach hinten vorragend. Die großen
Porenfelder der Epimerendrüsen an den 1. Epimeren weit vor
der Mitte gelegen und um ihre eigene Breite vom Seitenrand ent-
Zur Kenntnis der Ligidien, Porcellioniden und Onisciden. 113
fernt, an den 2.—5. Epimeren etwas vor der Mitte und auch um
die eigene Breite vom Seitenrand abgerückt, an den 6. und 7. Epi-
meren dem Rande etwas mehr genähert. Pleonepimeren ebenfalls
recht groß, die 5. mit geradem Hinterrand. Telson ungefurcht,
leicht gewölbt. Hinterrand der Uropoden-Propodite quer streichend,
leicht gebogen, von den 5. Epimeren weit überragt.
Carpopodit am 7. Beinpaar des $ oben mit abgerundetem
und mit kantig geschärftem Rande vorragendem Lappen, die
Kante biegt von außen in der Grundhälfte nach innen in der
Endhältte.
1. Exopodite des $ vorn halbkreisförmig erweitert, hinten
tief, aber ohne Winkel ausgebuchtet, innen hinten in einen langen
und fast stachelartigen, schmalen Fortsatz ausgezogen, der leicht
nach außen gebogen. Am inneren Ende des gefurchten Tracheal-
feldes der Hinterrand mit einigen längeren Borsten, Rand des
Trachealfeldes selbst ohne deutliche Kerbung und mit sehr kleinen
(erst bei 220f. Vergr. deutlichen), nicht vorragenden Sinnes-
zäpfchen. Die 1. Endopodite hinter der Mündung des Genital-
kegels gleichmäßig verschmälert, am Ende in ein äußeres Spitzchen
und ein inneres mit Härchenbüschel besetztes Läppchen auslaufend,
zwischen welchen beiden eine Längsrinne mündet. Innen vor
dem Härchenbüschel noch eine kleine Reihe von Sinneshärchen.
2. Endopodite sehr fein und spitz auslaufend. 5. Exopodite mit
langhaarigen Reusen.
Vorkommen: Gagri am Kaukasus, Küste des Schwrrzen
Mer HEIDEN PR.
Anmerkung: Nach Bau und Vorkommen steht der T. cau-
casıus unter den bekannten Arten am nächsten dem südrussischen
sarculatus B.-L., von welchem er sich unterscheidet:
1. durch den kürzeren Mittellappen des Kopfes (der des
sarculatus erreicht die halbe Länge der Seitenlappen) ;
2. durch viel breitere Epimeren, die dem ganzen Körper
ein breiteres Aussehen geben, auch sind die 1.—3. Epimeren am
Hinterrand breiter ausgebuchtet;
3. durch glänzendere Tergite;
4. sind die Porenfelder der 1. Epimeren größer und um ihre
eigene Breite vom Seitenrand abgerückt (während sie sich bei
sarculatus dicht am Seitenrande befinden);
5. zeigensich die 1. männlichen Exopodite außen am Grunde
des Fortsatzes einfach gebuchtet, (bei sarculatus etwas eingeknickt.)
In der Lage der Porenfelder der 2.—7. Epimeren stimmen
beide Arten überein, desgleichen hinsichtlich des Ischiopodit
des 7. männlichen Beinpaares, welches unten abgeplattet und aus-
gebuchtet ist, außen im endwärtigen Drittel tief grubig ausgehöhlt
und behaart. Die Ähnlichkeit beider Arten kommt besonders in
der fast vollständigen Übereinstimmung der charakteristischen
Zeichnung zum Ausdruck.
Archiv für Naturgeschichte |
1916. A. 10. 8 10. Heft
114 Karl W. Verhoeff:
b) Ligidium.
In seinen IsoPoda terrestria 1885, S. 254—258 hat Budde-
Lund bereits fünf Ligidium-Arten unterschieden, nämlich außer
dem allbekannten hypnorum noch vier zweifelhafte Formen,
fragıle, cursorium und tenue B.-L. sowie amethystinum Schöbl.
Es sind sämtlich glattrückige Arten, welche außer der Farbe
nur durch die verschiedenen Längenproportionen der Abschnitte
der Uropoden unterschieden werden.
In meinem 3. Isopoden-Aufsatz habe ich in N. 634 des Zool.
Anzeigers, 1901, S. 40 und 41 eine vorläufige Charakteristik von
vier Ligidium-Arten gegeben, nämlich außer hydnorum die drei
von mir aufgefundenen neuen bosniense, germanicum und herze-
gowinense. Letztere hat sich inzwischen auf Grund der Vergleiche
zahlreicherer Objekte als Varietät des germanicum herausgestellt.
Da das L. germanıcum ım östlichen Mitteleuropa weit verbreitet
ist und mir aus Österreich-Ungarn, von bosniense und hypnorum
abgesehen, nirgends eine weitere Art vorgekommen ist, cursorium
B.-L. dagegen aus Kroatien und amethystinum Schöbl aus Böhmen
angegeben worden sind, muß ich auf diese beiden ‚Arten‘ zurück-
kommen. Von amethystinum sagt Budde-Lund hinsichtlich des
Längenverhältnisses des Uropoden-Propoditfortsatzes zum Exo-
podit ausdrücklich genau dasselbe wie bei hypnorum, nämlich
„triplo brevior“, was ganz meiner Abb. A entspricht. Da nun
germanicum (Abb. B) hiervon bestimmt abweicht, so kann es
unmöglich auf amethystinum bezogen werden. ‚Ich halte diese
„Art“ für aufgestellt nach Individuen, welche durch eben über-
standene Häutung ungewöhnlich gefärbt erscheinen, zumal
irgend ein greifbarer gestaltlicher Unterschied nicht vorliegt, d.h.
hypnorum und amethystinum sind identisch. Ob cursorium eine
haltbare Art ist, erscheint mir ebenfalls zweifelhaft, vielleicht han-
delt es sich um eine besonders große Varietät des hypnorum.
Jedenfalls paßt die Beschreibung ‚duabus seriebus macularum
lateralibus nigris‘ wohl auf hypnorum, nicht aber auf germanicum.
Übrigens gehört germanicum nach seinen Uropoden zu Budde-
Lunds Gruppe II.
Das von der Insel Sitka (Nordamerika) angegebene L. tenue
B.-L. ist nur charakterisiert durch: ‚Processus internus articuli
basalis pedum analium ramo terminali exteriore guadruplo brevior“.
H. Richardson (Monograph on the Isopods of North Amerika,
Washington 1905) hat lediglich die wenigen Angaben Budde-
Lunds abgeschrieben. In Nordamerika kommen ferner zwei mir
unbekannte Arten vor, nämlich longicaudatum Stoller von New
York und gryacile Dana von Kalifornien. Die Habitusabbildung
des ersteren dürfte kaum richtig sein, während die Kieferfüße
des letzteren mit denen unserer europäischen Arten übereinstimmen.
Das L. fragile hat Budde-Lund in seiner Gruppe II charak-
terisiertt durch ‚Ramus terminalis interior pedum analium ramo
exteriore longior et eum superans.‘‘ Dieses Merkmal entspricht
Zur Kenntnis der Ligidien, Porcellioniden und Onisciden. -115
also der Abb. B und damit den Arten bosniense, germanicum und
euxinum. Letztere ließe sich also mit fragile in Einklang bringen,
wenn nicht die knappe Diagnose B.-L.s über verschiedene Merkmale
Uropodenpropodite.
Im 3. Isop.- Aufsatz
zog ich als neues Merkmal
bereits das Vorkommen
oder Fehlen von Gruben
in den Hinterecken des 1.
Tergits heran. Was den
Gruppenunterschied Bud-
de-Lunds betrifft (I und
II), den Umstand, ob die
Endopodite das Ende der
Exopodite überragen (Abb.
B) oder dahinter zurück-
bleiben (Abb. A), so muß
beachtet werden, daß hier-
bei die lange” Borste,
welche auf dem Ende des
Endopodit steht, zumal sie
sehr leicht abbricht, un-
berücksichtigt bleibt; sie
wurde auch in Abb. A—C
fortgelassen. Das Endopodit
selbst ist aber ebenfalls sehr
zerbrechlich, so daß man bei
einem Vergleich genau be-
achten muß, ob es auch in
seiner natürlichen Länge
erhalten ist. Unter zahl-
reichen Individuen des
japonicum z. B. (Abb. C)
waren nur ganz vereinzelte
Uropodenendopodite erhal-
ten. Abbildungen, an wel-
chen das Endopodit und
seine Makrochäte nicht
deutlich unterscheidbar
sind, kommen daher syste-
matisch nicht in Betracht.
Sehr wichtig ist in systema-
tischerHinsicht die Struktur
der Pereion-Tergite nicht
nur mit Rücksicht auf die
. keinen Aufschluß geben würde, so namentlich das 1. Tergit und die
4
verschiedenartige Ausprägung von Knötchen, die sich mikro-
skopisch stets als eine Vereinigung einer Tastborste mit
4, Heft
116 Karl W. Verhoeff:
einem Schüppchen erweisen (Abb. 5, 6 und 8), sondern auch
besonders hinsichtlich eigentümlicher Auszeichnungen innen neben
den Hinterecken des 1. Tergit, welche ich als Haarfelder her-
vorheben will (Abb. 6). Es handelt sich um ungefähr drei
quergestellte und dichtzusammengedrängte Reihen von spitzen
Kutikularfortsätzen, die größtenteils mehr oder weniger über den
Hinterrand des Tergit vorstehen. Sie befinden sich also hinter
der bei mehreren Arten vorkommenden Grube und konnten von
mir bei allen daraufhin untersuchten Arten festgestellt werden.
Nur bei japonicum fehlen solche vorragenden Haarfelder, aber
statt ihrer findet sich in jeder der beiden basalen Längsgruben
eine zerstreute Gruppe von mehr oder weniger abgestumpften
Stäbchen (Abb. 8). Die primitivere Stellung des japonicum,
welche hierdurch zum Ausdruck kommt, zeigt sich aber gleich -
zeitig auch in den Uropoden-Propoditen, denn der Fort-
satz derselben, welcher eines der charakteristischen Merkmale
der Gattung Ligidium bildet, ist bei jJadonicum (Abb. C) erheblich
kürzer und stumpfer als bei allen andern bekannten Arten.
Wertvolle Unterschiede liefern ferner die 1. und 2. männlichen
Pleopoden, wobei es nur zu bedauern ist, daß Budde-Lund über
dieselben gar keine Angaben machte und mir selbst es leider
auch nicht möglich ist, von allen Arten Aufschluß zu geben,
zumal ich von den kaukasischen Formen ausschließlich Weib-
chen besitze. Auf die Zahl der Geißelglieder der Antennen
kann fraglos Wert gelegt werden, obwohl eine gewisse Variabili-
tät derselben und auch Abhängigkeit von der Größe der Individuen
unzweifelhaft ist. Der systematische Wert der Zahl der Geißel-
glieder erhöht sich mit der größeren Zahl untersuchter Indivi-
duen. Hinsichtlich der Mundwerkzeuge zeigten die typischen
Ligidium-Arten eine solche Übereinstimmung, daß sich kein
systematischer Anhalt gewinnen ließ. Erwähnen möchte ich
nur zwei kleine, sehr fein behaarte Zapfen innen an der End-
hälfte der hinteren Maxillen, welche zuerst von Sars (Crustac.
of Norway) dargestellt wurden. Unberücksichtigt blieben jedoch
zwei gebogene Verdickungsbänder, welche diesen Maxillen
zur Versteifung und den Zapfen als Stütze dienen.
In den ‚Materialien zur Höhlenfauna der Krim“ I, Zoolog.
Anz. 1904, N. 8/9 beschrieb J. Carl ein Ligidium coecum aus der
„Höhle Kisil“, welches eine so eigenartige Stellung einnimmt,
daß ich es als Vertreter einer Untergattung den übrigen echten
Ligidien gegenüberstellen mußte. Leider ist auch von diesem
über den Bau des 1. Tergites nichts näheres bekannt. Die Uropoden
sind auffallend weit auseinander gerückt und erinnern in dieser
Hinsicht an longicaudatum Stoller.
Wasschließlich diebiologische Bedeutung dergeschilderten
Haarfelder des 1. Tergits betrifft, so will ich ohne bisher ent-
sprechende Beobachtungen gemacht zu haben, doch die Ver-
mulung aussprechen, daß sie zur Reinigung der Antennen be-
Zur Kenntnis der Ligidien, Porcellioniden und Onisciden. 117
nutzt werden, zumal den Ligidium-Arten ein Putzapparat des
1. Beinpaares (wie ich ihn von anderen Oniscordeen im 12. Isop.-
Aufsatz, Archiv f. Nat. 1912 zuerst beschrieben habe) vollständig
fehlt.
Ar
\S$
Sehlüssel für die genauer bekannten Ligidium -Arten.
Augen und Körperpigment fehlen. Antennengeißel 19—23-
gliedrig. Mandibeln mit großem Abstand zwischen den Beiß-
zähnen am Ende und der Reibplatte; in diesem Zwischengebiet
mit 10—11 behaarten Stäbchen. (Haarfelder des 1. Tergits?)
Uropoden stark auseinandergerückt.
Untergatt. Typhloligidium m. 1. coecum Carl (Krim-Höhlen).
. Augen groß, Körperpigment gut ausgebildet. Antennengeißel
10—15gliedrig. Mandibeln mit 3—5 behaarten Stäbchen, ihre
Beißzähne und die Reibplatte nicht besonders auseinander-
gerückt. Hinterecken des 1. Tergit mit Haarfeldern oder
Stäbchengruppen. Untergatt. Ligidium m.
Propoditfortsätze der Uropoden nicht länger als am Grunde
breit (Abb. C). Innen neben den Hinterecken des 1. Tergit
ohne Härchenfelder, aber in den Furchen vor den Hinterecken
mit einer Stäbchengruppe (Abb. 8). Nur die Pleontergite und
die 5.—7. Pereionepimeren mit Knötchen besetzt
2. japonieum n. sp. (Japan).
Propoditfortsätze der Uropoden viel länger als am Grunde
breit (Abb. A und B). Vor den Hinterecken des 1. Tergit keine
Stäbchengruppe, aber innen neben ihnen mit Haarfeldern
welche über den Hinterrand vorragen (Abb. 6). cAd:
Alle Tergite mit feinen Höckerchen übersät, und zwar finden
sich dieselben auch in der Mitte der Tergite, hier unregelmäßig
zerstreut, während sie an den Hinterrändern regelmäßige
Reihen bilden. Telson in der Mitte des Hinterrandes stumpf-
winkelig. Uropodenexopodite 215 mal länger als der Fortsatz
der Propodite. Antennengeißel 12—13gliedrig.
3. nodulosum n. sp. (Kaukasus.)
Alle Tergite und ihre Hinterränder ohne Höckerchen. Hinter-
rand des Telson abgerundet. e, f,
Hinterecken des 1. Tergit mit beulenartiger Grube vor den-
selben. g, h,
Hinterecken des 1. Tergit ohne Grube ;
Die Uropodenendopodite reichen mit ihrem Hinterende
höchstens so weit wie die Exopodite (ohne Makrochäten),
meistens aber bleiben sie hinter diesen zurück (Abb. A).
Fortsatz der Uropodenpropodite höchstens %, so lang wie die
recht langen Exopodite. Auf hellem Grunde mit unregel-
mäßigen schwarzen Sprenkelflecken. Antennengeißel 11—
13 gliedrig. 4. hypnorum B.-L. (Mitteleuropa.)
Die Uropodenendopodite überragen init ihrem Hinterende
erheblich die Exopodite (Abb. B). Fortsatz der Uropoden-
10. Heft
118 Karl W. AERERETE:
propodite fast halb so lang wie die Exopodite. Auf hellem
(graugelben bis hellgelblichen) Grunde mit unregelmäßigen
braunen Sprenkelfleckchen 1, :k,
i) Seiten des Telson über den Uropoden nur mit schwacher An-
deutung einer Ausbuchtung. Vordere Scheitelfurchen sehr
deutlich ausgeprägt und innen neben den Augen in die hinteren
Furchen übergehend. Antennengeißel 13gliedrig. Alle Epi-
meren sehr breit graugelb aufgehellt, weil die braunen Flecken
nicht auf sie übergreifen. 5. bosniense Verh. (Südbosnien.)
k) Seiten des Telson über den Uropoden stumpfwinkelig aus-
gebuchtet. Vordere Scheitelfurchen zwischen den Augen
fehlen bis auf schwache Andeutungen.
x) Alle Epimeren vorwiegend dunkel, Rücken mit unregelmäßig
gemischten graugelben und braunen Zeichnungen. Vor den
Hinterecken des 2. Tergit ohne Gruben. Antennengeißel
14—15gliedrig. 6. euxinum n. sp. (Kaukasus.)
xx) Pereionepimeren vorwiegend hell, aber mit einzelnen
braunen, unregelmäßigen Flecken. Vor den Hinterecken des
2. Tergit mit Gruben ähnlich denen des 1. Tergit. Antennen-
geißel 11gliedrig. 7. euxinum caueasium n. subsp.
l) Seiten des Telson über den Uropoden nicht ausgebuchtet.
Pereionepimeren vorwiegend dunkel, aber mit hellen, ein-
gesprenkelten Flecken. Vor den Hinterecken des 1. und 2.
Tergit ohne Gruben. Antennengeißel zehngliedrig (auch bei
var. herzegowinense Verh.)
8. germanieum Verh. (Südöstliches Mitteleuropa.)
Ligidium-Sehlüssel nach den männlichen Pleopoden.
a) Die 1. Exo- und Endopodite (Abb. 9) mit einem Büschel von
je 5—6 Makrochäten, die 1. Endopodite in kürzere, abgerundet-
dreieckige Fortsätze ausgezogen. 2. Exopodite durch Naht
sehr deutlich in zwei Abteilungen abgesetzt.
1. japonieum n. sp.
b) Die 1. Endopodite mit je zwei (2—4) Makrochäten, die 2. Exo-
podite einfach, nicht in Abteilungen abgesetzt 2% iCL,
c) Die 1. Exopodite tragen 4—6 Makrochäten, die 1. Endopodite
weniger spitz ausgezogen. Enden der 2. Endopodite im ganzen
nach außen etwas umgebogen. 2. coecum Carl
d) Die 1. Exopodite tragen nur je zwei Makrochäten, 1. Endo-
podite in länglichen, schmalen Fortsatz ausgezogen. Enden
der 2. Endopodite nicht umgebogen Bd,
e) Die Endteile derEndgliederder2. Endopodite sind unten innen
der Länge nach umgeschlagen, am Ende sind sie nicht geteilt,
sondern einfach abgerundet, die umgeschlagene Falte ragt
innen als abgerundeter Längslappen vor, zeigt nach außen
aber keine Spur eines Nebenzipfels. 3. hypnorum B.-L.
f) Endgliederendteile der 2. Endopodite im übrigen ebenso, aber
geteilt in einen abgerundeten Endlappen und einen drei-
Zur Kenntnis der Ligidien, Porcellioniden und Oniseiden. 119
eckigen, spitzen nach außen gerichteten Nebenzipfel.
Letzterer ist das Endstück der umgeschlagenen Falte.
4. germanieum Verh.
Bemerkungen zu den Ligidium Arten.
1. japonieum n. sp. 2 7—734, mm. d 5?2/;-6%, mm lg. Halb-
wüchsige 3—4 mm |g.
Rücken mehr oder weniger hellbraun, mit grauweißlichen
Flecken, welche besonders am Grunde der Epimeren eine Längs-
reihe größerer Flecke bilden. Kleinere Fleckchen meist in einer
deutlichen Längsreihe außen und innen von den vorigen. Eine
ziemlich breite mediane braune Längsbinde bleibt frei von
heller Zeichnung, aber jederseits derselben ist das braune Pigment
so vom Hellen durchbrochen, daß ein unregelmäßiges Netzwerk
entsteht. Kopf mit tiefschwarzen, großen Augen sonst aber
meistens auffallend grauweiß, der Vorderkopf mehr braun und
mehr oder weniger braune Verzweigungen können auch die Stirn
bald mehr bald weniger verdunkeln. Telson mit einem hellen, in
der Mediane meist nach vorn ausgezogenen OQuerwisch. Unter-
seite und Beine grauweiß.
Vordere und hintere Scheitelfurchen deutlich. 1. Tergit mit
tiefen Längsfurchen vor den Hinterecken. An den Hinterrändern
der Pereiontergite sehr kleine Börstchen, die aber am 5. (4.)—7.
Tergit als eine feine Knötchenreihe erscheinen. Einige zerstreute
Knötchen auch auf den 6. und 7. Epimeren, sonst aber sind die
Pereiontergite glatt. Pleontergite mit deutlichen kleinen zer-
streuten und nur an den Hinterrändern regelmäßigen Höckerchen
besetzt, einige auch auf dem Telson. Außen oberhalb der Uro-
poden die Telsonseiten deutlich ausgebuchtet, Hinterrand ab-
gerundet. Uropoden-Propodite und Exopodite längsgefurcht.
1. Beinpaar ohne Putzapparat, aber das Carpopodit unten
mit drei dreizinkigen Stachelborsten (die bei den anderen Arten,
soweit bekannt, nicht vorkommen). Auch fehlen sie am 2.—7. Bein-
paar. 7. Beinpaar mit vier am Ende des Daktylit eingefügten,
über die Kralle hinausragenden, zerschlitzten und bewimperten
zweigliedrigen Pinselborsten. (Am 7. Beinpaar von nodulosum,
hypnorum und germanicum fand, ich nur eine über die Kralle
hinausreichende Pinselborste, während die andern Borsten kürzer
und einfach bleiben.) Tergite mit welliger Bogenstruktur, die
Borsten stehen zwischen einem breiteren Bogen vorn und einem
sehr kleinen Schüppchen dahinter.
Die zwei Genitalkegel des $ wie bei andern Ligidium-Arten
völlig voneinander getrennt, im Enddrittel verschmälert. Die
1. Endopodite (Abb. 9) innen in dreieckige Fortsatzlappen aus-
gezogen. 2. Endopodite am Ende gerade auslaufend, stärker ver-
schmälert als bei den übrigen Arten, außen nicht vorgezogen,
mit einfacher Längsfalte, vor dem abgerundeten Ende innen
stumpfwinkelig eingeknickt. Die Längsnähte der 2. Exo-
10. Heft
120 Karl W. Verhoeff:
podite trennen einen kleineren inneren von einem fast doppelt so
großen äußeren Abschnitt.
Vorkommen: Hokkaido, gesammelt von H. Sauter. 63 Stück
des Münchener zoologischen Museums (darunter viele Halbwüchsige
und auch ein Albino-? von 7 mm Lg.) wurden von mir durch-
gesehen. Durch Tausch erhielt ich einige Stücke für meine
Sammlung.
2. nodulosum n. sp. 2 62/;—7 mm (mit Embryonen), j. 241, mm lg.
Graugelb und braunschwarz unregelmäßig gesprenkelt. Kopf
zwischen den Augen mit dunkler Ouerbinde, Scheitel größtenteils
hell. Beine hell mit grauschwärzlichen Wischen.
Die sehr deutlichen, unregelmäßig zerstreuten Höckerchen
der Tergite erscheinen als kleine, nach vorn offene Bogen. Alle
Hinterränder mit regelmäßigen Knötchenreihen. Telsonseiten über
den Uropodenschwach ausgebuchtet. Uropodenpropodite außensehr
tief gefurcht, ihr Fortsatz fasthalbsolang wiedieExopodite. Tergite
mit welliger Bogenstruktur, am deutlichsten in den Gruben vor
den Härchenfeldern des 1. Tergit (Abb. 6). Alle Börstchen sind
mit je einem abgerundeten, etwa halb so langen Schüppchen
vereinigt.
Propodite des 1. Beinpaares unten mit 7 + 4 Stachelborsten,
die z. T. am Ende in zwei Spitzen zerspalten sind. 1. Endopodite
des Q innen in einen dreieckigen, fast spitzen Zipfel ausgezogen,
der die Exopodite ein wenig überragt. 2. Endopodite des Q länglich,
schmal und ziemlich spitz auslaufend. Alle Exopodite mit
Pigmentverzweigungen.
Vorkommen: Bei Gagri an der Kaukasusküste des Schwarzen
Meeres gesammelt von Dr. Lignau. Es liegen mir 3 Q mit Embryo-
nen vor und ein junges 9.
3. euxinum n. sp. 2 814—8?/, mm ohne Embryonen j. 25 mm lg.
Graugelb und verwaschen, braun, Epimeren fast voll-
ständig braun, die zwei Farben weniger deutlich gegeneinander
abgesetzt.
Bei dieser Form zeigte sich (zumal mir von den Kaukasiern
keine Männchen vorliegen) recht deutlich die systematische Be-
deutung der Zahl der Fühlergeißelglieder. Da nämlich die
Jungweibchen von 5 mm bereits 11-gliedrige Antennen besitzen,
die Entwickelten dagegen 14—15-gliedrige, so zeigt sich nicht
nur die Zunahme der Zahl der Geißelglieder während der nach-
embryonalen Entwicklung, sondern auch ein Unterschied gegen-
über den sonst mehr oder weniger ähnlichen Formen, namentlich
germanicum und caucasıum. Bei germanicum habe ich bisher
auch bei den Entwickelten nur 10 Geißelglieder beobachtet.
Daß es sich aber bei caucasium um Entwickelte handelt, beweist
das Vorhandensein der Embryonen.
4. euxinum caucasium n. subsp. @ 62/;—7?/;, mm lang mit Em-
bryonen.
Zur Kenntnis der Ligidien, Porzellioniden und Oniseiden. i21
Graugelb und braun gezeichnet, Epimeren vorwiegend hell,
die unregelmäßigen braunen Sprenkelflecke viel schärfer abge-
hoben als bei euxinum. Antennengeißel 11-gliedrig.
Die Mundwerkzeuge von euxinum und caucasium stimmen
vollkommen überein, einschließlich einer glasigen Pinselborste,
welche versteckt sitzt zwischen den 4 braunen Zähnen der Endo-
podite der vorderen Maxillen. Wahrscheinlich stellt caucasium
eine besondere Art vor. Da hierüber aber unter den geschilderten
Umständen die Pleopoden der Männchen entscheiden müssen,
habe ich diese Form vorläufig als Rasse an euxinum angeschlossen.
In allen übrigen, im Vorigen nicht genannten Merkmalen
stimmen euxinum und caucasium mit germanicum überein.
5. hypnorum B.-L.
Die weite Verbreitung des Ahypnorum, namentlich auch in
Österreich-Ungarn, sowie sein von mir in zahlreichen Ländern
festgestelltes gleichzeitiges Vorkommen mit germanicum habe
ich schon in einem früheren Aufsatz besprochen.
6. germanicum Verh.
Daß diese Art mit cursoriuum B. L. und amethystinum Schöbl
nichts zu tun hat, wurde schon im vorigen besprochen, übrigens
gehört sie nach ihren Uropoden zu Budde-Lunds Gruppe II.
Von Brixen‘(Südtirol) untersuchte ich ein &, welches an den
1. Endopoditen (statt 2+2)4+4Makrochäten besitzt. Ob es sich um
eine Lokalform handelt, müssen weitere Untersuchungen zeigen.
Von Gagri am Kaukasus erhielt ich durch Herrn Dr. Lignau
also folgende Oniscordeen: 3
1. Tracheoniscus caucasius n.sp. 4. Ligidium euxinum n. sp.
2 24 lignaui n. Sp. | 5: a caucasium n.subsp.
9. ai gagviensis n.sp. | 6 nodulosum n. SP.
7. Cylistieus eaucasius n. Sp.
Hinsichtlich der letzten Art verweise ich auf meinen 23. Iso-
poden-Aufsatz „Über mediterrane Oniscoideen, namentlich Porcellio-
niden‘‘ (Jahresh. Ver. vat. Nat. Württ. 1918).
Das Auftreten von drei Ligidium-Formen in einer be-
stimmten Landschaft, wofür wir bisher nur ein Beispiel in Süd-
Bosnien haben, wo ich auch drei Arten (hypnorum, germanicum
und bosniense) nachweisen konnte, ist ein beredtes Zeugnis für
den Wasserreichtum des betreffenden Kaukasusgebietes.
I. Zur Kenntnis der Porcellio-Untergattungen:
Metoponorthus, Paraporcellio und Acaeroplastes.
In seinen Isoboda terrestria 1885 hat Budde-Lund auf
S. 76 seine Gruppe Metoponorthus ausdrücklich als eines der
„Subgenera“ von -Porcellio angeführt. In späteren Arbeiten
behandelt er jedoch Metoponorthus als eine selbständige Gattung.
So führt er sie namentlich in seinem ‚„Conspectus morpholicus
10. Heit
192 Karl W. Verhoeff:
generum Oniscinarum (aut 5. 8 der wiss. Ergebn. d. schwed.
zool. Exp. nach d. Kilimandscharo usw., Isofoda, Kopenhagen
1910) ausdrücklich als 54. Gattung auf, obwohl ci eine ganze
Reihe von Gruppen ausgelassen hat, die wie z. B. Porcellium
Verh. 1907, viel eher als Gattung hätten aufgeführt werden sollen.
Auch verschiedene andere Autoren wie z. B. Dollfus haben
Metoponorthus als Gattung behandelt. Tatsächlich ist aber diese
Gruppe in dem von Budde-Lund in seinen Isopoda terrestria
gegebenen Sinne nicht nur von Porcellio B.-L. überhaupt nicht
unterscheidbar, sondern auch eine der unnatürlichsten
Mischgruppen, welche bei Isopoden jemals aufgestellt wor-
den sind.
Diesem Übelstande suchte ich bereits 1907 in meinem 10.
Isop.-Aufsatz über Porcellioniden (Sitz Ber. Ges. nat. Fr.) abzu-
helfen, indem ich zwischen Metoponorthus und Porcellio s. str.
die Untergattungen (bzw. Sektionen) Mesoporcellio und Propor-
cellio einschaltete. Es war das jedoch nur ein Übergangsschritt
zu einer viel einschneidenderen Umwälzung in der Systematik der
Porcellioniden, zu welcher ich neuerdings gelangt bin, einerseits
durch vergleichende Studien über Atmung und Atmungsorgane,
anderseits durch eine systematische Reform in der Bearbeitung
der Metoponorthus-Arten und derjenigen der nächst verwandten
Gruppen.
Man kann sich leicht durch eine Prüfung der Metoponorthus-
Diagnosen von Budde-Lund, Dollfus u. a. überzeugen, daß
sich diese Autoren vollständig aufLupencharaktere beschränkt
haben. Was aber für größere Oniscordeen-Arten mit stärker ent-
wickelter Kopfplastik möglich ist, nämlich eine einwandfreie
Artcharakteristik zu liefern, ist beikleineren, wie es ja die meisten
Metoponorthus-Arten und Verwandten sind, um so weniger an-
gängig, als deren Kopfplastik viel weniger entwickelt ist und auch
die Gestalt der Tergite weniger diagnostische Eigentümlichkeiten
bietet. Es sind zwar Anfänge zu einer Berücksichtigung der
männlichen Pleopoden gemacht worden, aber einmal sind es
eben wirklich nur Anfänge und dann treffen diese Organe durchaus
nicht das Wichtigste, weil sie bei Metoponorthus und Verwandten
verhältlich einförmig gebaut sind. Die wichtigste Grundlage
lieferten die Trachealsysteme und die mit ihnen zusammen-
hängenden Bauverhältnisse der Pleopoden.
Meine Begründung der Gattungen Porcellio und Tracheo-
niscus hatte auch auf Metoponorthus den einschneidendsten Einfluß,
indem alle von Budde-Lund in seiner Gruppe I aufgeführten
Arten als zu Tyacheoniscus gehörig ausgeschieden worden sind.
Hinsichtlich Orthometopon, einer Gruppe, die sich auch schon als
selbständige Gattung behandeln ließe (jedenfalls viel eher als
Metoponorthus B.-L.), verweise ich auf den 22. Isoß.-Aufsatz in
d. Sitz.-Ber. d. Ges. nat. Freunde 1917.
/
Zur Kenntnis der Ligidien, Porzellioniden und Oniseiden. 193
Um die Systematik der Porcellioniden, namentlich der klei-
neren Formen und primitiveren Gruppen, noch weiter zu vertiefen,
habe ich noch andere Organisationsverhältnisse herangezogen, die
bisher niemals Berücksichtigung erfahren haben, nämlich einmal
die Poren der Epimerendrüsen und dann die feinere mikro-
skopische Struktur der Tergite, welche gerade bei Metopon-
orthus und. Verwandten ein hervorragendes Interesse beansprucht
durch die merkwürdigen Wachssekrete der Tergitendrüsen,
die bisher gänzlich mißachtet worden sind, obwohl sie auch bio-
logisch ein besonderes Interesse beanspruchen dürfen.
Die große systematische Bedeutung der Epimerendrüsen
habe ich bereits im 10. /soß.-Aufsatz hervorgehoben und auch
im 15. hinsichtlich der Oniscoidea (Archiv für Biontologie, Bd. II,
1908). Zwar hat Herold (Beiträge zur Anatomie und Physiologie
einiger Landasseln, Zool. Jahrbücher 1913, S. 484) behauptet,
daß meine Verwendung der Epimerendrüsenporen ‚‚kein sehr glück-
licher Griff“ sei, ist aber den Beweis für diese Behauptung schuldig
geblieben. Er scheint sein Urteil daraus zu entnehmen, daß ich
Oniscus murarius allerdings mit Unrecht, für die meisten Segmente
die Epimerendrüsen abgesprochen hatte. Es muß jedoch folgendes
berücksichtigt werden. Wenn die Poren oder Porenfelder der
Epimerendrüsen bei größeren Onsscoideen, zu denen also auch
Oniscus gehört, systematisch verwendet werden sollen, dann han-
delt es sich um Gegensätze, und zwar einerseits um Formen,
deren zahlreiche Drüsenporen in einem durch eine Linie ab-
gesetzten Porenfeld münden, anderseits um solche, deren mehr
oder weniger spärliche Drüsenporen kein eigentliches Porenfeld
bilden. Im ersteren Falle kann man, wie bei den größeren Porcellio-
miden, das Porenfeld mit Sicherheit durch eine scharfe Lupe er-
kennen, im letzteren Falle ist das nicht möglich. Oniscus hatte
ich aber in Gegensatz gestellt zu Oroniscus, und dieser Gegensatz
wird auch durch Herolds Angaben lediglich bestätigt, denn auch
er hat bei Oniscus murarius Ile 12 Poren beobachtet, eine
geringe Zahl für eine so große Form, zumal die viel porenreicheren
Oroniscus überdies noch erheblich kleiner sind. Bei größeren
Formen ist also systematisch das Lupenbild entscheidend,
während bei kleineren Formen das mikroskopische Bild ent-
scheidet. Es. möge aber auch daran erinnert werden, daß die
verschiedene Lage der Porenfelder der Epimerendrüsen in Betracht
kommen kann, wodurch z. B. bei Tracheoniscus ganz vorzügliche
systematische Handhaben gewonnen worden sind, die auch z. T.
bereits Anerkennung fanden.
Wie sehr auch unter den im folgenden behandelten niederen
Porcellioniden die Poren der Epimerendrüsen sich als systematisch
wertvoll ergaben, wird die weitere Darstellung lehren; ich will
nur als ein Beispiel herausgreifen, daß Pruinosus und fingitanus,
die bisher stets hinsichtlich ihrer deutlichen Unterscheidung an-
10. Heft
124 Karl W. Verhoeff:
gezweifelt worden sind, jetzt mit einem Schlage sich als scharf
getrennte Arten herausgestellt haben.
Nicht minder bedeutsam ist die mikroskopische Struktur
der Tergite, und zwar sowohl hinsichtlich der Beschaffenheit der
Borsten und Schuppen als auch der zellig-welligen Struktur zwi-
schen denselben. Das bei vielen Arten auftretende Wachssekret
ist aber schon deshalb bedeutsam, weil es einerseits sehr wider-
standsfähig ist und anderseits in sehr eigenartigen Bildungen auf-
tritt, die so bestimmt ausgeprägt sind, daß sie ebenso gut syste-
matische Verwendung finden können wie gewisse Strukturen der
Tergite.
Wenn ich den Nachweis erbracht habe, daß das mixtum
compositum, welches sich unter Budde-Lunds Metoponorthus
vereinigt findet, auf 2—3 Gattungen und 6—7 Untergattungen
zu verteilen ist, so muß doch ferner auch berücksichtigt werden,
daß sich unter Budde-Lunds Metoponorthus-Arten noch mehrere
andere mir unbekannte vorfinden, die vielleicht noch weiteren,
erst noch klarzustellenden Gruppen angehören. Dies folgere ich
nicht nur daraus, daß er mehrere außerhalb Europas und der
Mittelmeerländer gefundene Arten aufgeführt hat, sondern auch
aus einigen Merkmalen, welche an den bisher genauer gesichteten
Metoponorthus-Arten und Verwandten nicht beobachtet worden
sind. Als solche zweifelhafte Arten seien erwähnt: linearis B.-L.
(Zentralasien), virgatus B.-L. (N.-Amerika), /rontosus B.-L. (Algier),
madayascariensis B.-L. (Madagaskar).
Die primitiveren Gruppen von Porcellio Verh. 1917, nämlich
Metoponorthus, Paraporcellio und Acaeroplastes
sind gemeinsam dadurch ausgezeichnet, daß sie
1. zwischen den Seitenlappen des Kopfes stets nur eine
einfache Stirnquerleiste besitzen, die also niemals zu einem
Mittellappen erweitert ist;
2. der Hinterrand des 1.—3. Pereiontergites hinten jederseits
vollkommen abgerundet ist, also niemals irgend eine Aus-
buchtung besitzt,:der Hinterrand der 1. Epimeren verläuft vielmehr
im Bogen nach vorn geschwungen;
3. niemals ein kurzes, also rundliches bis eiförmiges und
mit der Lupe erkennbares Porenfeld der Pereion-Epimerendrüsen
besitzen (wie Euporcellio und Mesoporcellio), sondern eine ab-
weichende Anordnung dieser Drüsenporen. Entweder fehlen
sie nämlich vollständig, oder sie treten in einer kleinen Gruppe
von wenigen Poren auf oder in größerer Zahl. Im letzteren Falle
bilden sie jedoch stets ein schmales, streifenartiges Rand-
feld, welches nur mikroskopisch als solches sicher erkannt werden
kann.?) (Abb. 24.)
?) Budde-Lund hat seinen sabuleti (N. 30) von Biskra ebenfalls zu
Metoponorthus gestellt. Nach meinen Gruppendefinitionen gehört er jedach
zu Mesoporcellio, da er von einem allerdings schwachen Mittellappenansatz
Zur Kenntnis der Ligidien, Poreellioniden und Oniseiden. 195
Da sich Paraporcellio inzwischen als eine Gruppe heraus-
gestellt hat, welche Metoponorthus nähersteht als Proporcellio,
behandle ich sie als selbständige Untergattung, nachdem ich
anfangs Proporcellio und Paraporcellio als Sektionen von Pro-
borcellio s. lat. aufgefaßt hatte. Für diese drei eben gemeinsam
unterschiedenen Untergattungen gebe ich folgenden Schlüssel:
a) Die ganzen Tergite sind durch eine dichte wellige
Zellstruktur (Abb. 10 und 11) verziert, besitzen aber
weder Wachssekrete noch sonstiges Gerinnsel. Zwischen den
Borsten keine zerstreuten Drüsenporen. Die Epimerendrüsen
münden nur mit wenigen Poren in einem sehr kleinen Feldchen,
welches sich am 7. Tergit neben dem Seitenrande vor der Mitte
befindet. Tergite mit schwachen und spärlichen bis kräftigeren
Höckerchen besetzt. Pleon vorwiegend dunkel gefärbt, von
ihm stechen die vorwiegend hellen Uropoden lebhaft ab. Unter-
stirn ohne V-förmige Leiste.
1. Untergatt. Aeaeroplastes n. subg.
eine wellige Zellstruktur der Tergite in geschlossener Masse
ist nicht vorhanden, nur hinter den abgerundeten Vorder-
ecken und hier und da eventuell an Knötchen kann etwas von
derselben ausgeprägt sein (Abb. 22 und 26). Kein auffallender
Pigmentierungsgegensatz zwischen dem Pleon und den Uro-
poden rd,
c) Zwischen den Börstchen der Tergite münden zerstreut fast
überall zahlreiche Drüsenporen. Diese Tergitdrüsen er-
zeugen ein mehr oder weniger dichtes Gerinnsel, welches aber
nicht in Form von Wachsperlen auftritt. Rücken völlig glatt
und ohne Höckerchen. Unterstirn ohne eine V-förmige Leiste.
Die hinteren Beinpaare ohne dicht gedrängte, wellige Zell-
struktur; dieselbe tritt höchstens hier und da und namentlich
an den Basalia streckenweise auf. Tergite ohne Ouerleisten.
2. Untergatt. Paraporeellio Verh.
[Hierhin Porcellio marginenotatus B. L. und medionotatus Verh.
beide aus Algier. |
d) Zwischen a Börstchen oder Schuppen der Tergite münden
keine zerstreuten Drüsenporen.®) Meistens sind die Tergite
mit zahllosen, oft zu Bretzeln vereinigten Wachsperlchen be-
deckt. Unterstirn meistens mit V-förmiger, oben geöffneter
Leiste. Alle Beinglieder mit dicht gedrängter, geschlossener,
welliger Zellstruktur, welche am Endrand des Ischio-, Mero-
und Carpopodit in mehr oder weniger zahlreiche Zähnchen um-
gebildet ist und feine Sägeränder bildet. (M. sexfasciatus,
welcher keine geschlossene Zellstruktur der Beine besitzt, ist
durch OQuerleisten der Tergite ausgezeichnet.) Meistens sind
=B
abgesehen, einen geraden Hinterrand der 1. Epimeren besitzt und die Epi-
merendrüsen in ovalen, kurzen, leicht erkennbaren Porenfeldern aus-
münden.
10. Heft
126 Karl W. Verhoeff:
die Tergite mehr oder weniger gehöckert, wenn aber die
Höckerchen vollständig fehlen, sind die Tergite mit zahllosen
Wachsperlchen bedeckt.
3. Untergatt. Metoponorthus m. (B.-L.)
Schlüssel für die Untergattung Acaeroplastes.
[Es gehören hierher die mit Metoponorthus melanurus B.-L.
verwandten kleinen Arten, die wohl bisher zum Teil mit melanurus
vermengt worden sind. Budde-Lund hat bereits ın den /soß.
terrestria auf S.182 den melanurus aus Südfrankreich, Korsika
und Algier angegeben, doch zweifle ich sehr, ob die Individuen
aus Korsika und Algier wirklich bei erneuter Prüfung sich als
melanurus werden halten lassen. In seiner Biospe&ologica (Arch.
Zool. exp. et gen. Nov. 1908) S. 389 erwähnt Racovitza einen
fraglichen Verwandten des melanurus aus Algier, gibt jedoch über
die systematisch wichtigsten Charaktere keinen Aufschluß.]
a) Tergite mit unregelmäßig zerstreuten, zum Teil ziemlich kräf-
tigen Höckerchen besetzt. Hinterrand der Tergite mit feinen
Knötchen. 1. Geißelglied 1%, mallängerals das2. Die 1. Exo-
podite des & im Bereich der Trachealfelder stumpfwinkelig
eingeknickt, außerdem noch weiter nach innen eingebuchtet,
der ganze Innenlappen am Innenrand und unten beborstet
und mit welliger Struktur verziert. 1. sardous n. sp. (Sardinien.)
b) Tergite entweder ganz ohne Höckerchen, oder aber mit Spuren
von schwächeren, welche an den Seiten einen etwas deutlicheren
Querzug bilden können. Die beiden Geißelglieder ungefähr
gleich lang Bd:
c) Die Querleiste der Stirn, welche die kleinen Seitenlappen ver-
bindet, springt in der Mitte in starkem, fast stumpf-
winkeligem Bogen nach vorne vor. Die Trachealfeld-
ränder der 1. und 2. Pleopoden des ä& verlaufen einfach,
nur leicht gebogen, Innenrand der 1. Exopodite nackt, über-
haupt der ganze Innenlappen derselben unbeborstet. Vordere
Tergite seitlich mit verwischtem Höckerchenquerzug.
2. melanurus B.-L. (Südfrankreich und Istrien.)
d) Die Querleiste der Stirn, welche die kleinen Seitenlappen ver-
bindet, springt in der Mitte entweder nicht vor, oder sie ist
sogar unterbrochen. Alle Tergite ohne deutliche Höckerchen.
e, f,
e) Die Querleiste der Stirn verläuft in fast gerader Linie und
ohne Unterbrechung. Trachealfeldränder der 1. und 2. Pleo-
poden des & einfach, nur leicht gebogen, Innenrand der
1. Exopodite beborstet, der Innenlappen auf der unteren Fläche
sonst unbeborstet. 3. areolatus n. sp. (Französ. Riviera.)
f) Die Querleiste der Stirn ist in der Mitte unterbrochen und
erloschen. Trachealfeldränder der 1. und 2. Pleopoden des
8) Höchstens vereinzelte können hier und da vorkommen, die aber im
Vergleich mit Paraporcellio in sehr geringer Zahl auftreten.
Zur Kenntnis der Ligidien, Poreellioniden und Önisciden, 197
& in der Mitte mit buchtiger Einschnürung (Abb. 12),
Innenrand der 1. Exopodite nackt, an der Unterfläche der
Innenlappen Tastborsten spärlich zerstreut.
4. pellegrinensis n. sp. (Sizilien.)
Bemerkungen zu den Acaeroplastes-Arten.
Hinsichtlich der höchst charakteristischen Struktur der Ter-
gite, welche durch Abb. 10 und 11 (für Dellegrinensis) erläutert
wird, stimmen die vorstehenden 4 Arten überein. Bei ihnen allen
sind die Tergite mit Y-förmigen, spitz auslaufenden, zahllosen
Tastborsten besetzt, d. h. am äußeren Ende des Porus treffen
unter stumpfem Winkel zwei feine Grundleistchen zusammen
und die eigentliche Borste ist in der Grundhälfte sehr zart glasig
dreieckig erweitert, womit ein Übergang zu den eigentlichen
Schuppenborsten anderer Porcellionen gebildet wird. Die Hinter-
ecken des 4. Pereiontergit sind bei allen 4 Arten abgerundet-
rechtwinkelig, nach hinten nicht vorgezogen. Die großen
Augen sind aus vier Reihen Ocellen zusammengesetzt. Die Poren
der Epimerendrüsen stehen in einem kleinen Feldchen, und zwar
am 6. und 7. Tergit zu 3—4 im vordersten Viertel. Das 7. Bein-
paar der Männchen ohne besondere Auszeichnungen, das Ischio-
podit unten mehr oder weniger ausgebuchtet, das Propodit mit
zwei Reihen Stachelborsten, welche am Ende meistens in 2—4
Spitzen zerschlitzt sind. Die 1. Endopodite der Männchen ohne
namhafte Unterschiede, bei allen nach hinten allmählich ver-
schmälert.
1. sardous n. sp. & 6—7%, mm Ig.
Die OQuerkante des Kopfes, welche die kleinen Seiten
lappen verbindet, ist kräftig ausgebildet und tritt in der Mitte im
Bogen nach vorn vor. Die ziemlich langen Antennen reichen bis
zum Hinterrand des 3. Tergit. Schaftglieder 3—5 tief gefurcht.
Kopf und Pereiontergite deutlich gehöckert, an den Tergiten
namentlich die Vorderhälfte, auch reicht die Höckerung bis auf
Am Hinterrande der Pleontergite feine Körnchenreihen. Telson
tief gefurcht. Telson und Pleon übrigens wie bei melanurus.
Rücken größtenteils dunkel, Pereion mit zerstreuten hellen
Flecken, auch hellen Medianflecken und aufgehellten Epimeren-
rändern. Uropoden hell, die Exopodite mit Ausnahme der
Basis verdunkelt.
Vorkommen: 2 & aus Öschiri in Sardinien verdanke ich
Herrn Prof. H. Simroth.
2. pellegrinensis n. sp. 2 6 mm. & 52/, mm Ig.
Das 5. Schaftglied der Antennen ist kantig, besitzt aber keine
deutlichen Furchen. Die Tergite sind völlig ungekörnt, daher
sich die Seitenknötchen auf den Epimeren scharf abheben. Kopf
und Pleon vorwiegend dunkel, Pereion vorwiegend hell, aber mit
10, Heft
128 Karl W. Verhoeff:
unregelmäßigen braunen bis braunschwarzen kräftigen Sprenkel-
flecken. Pleon in der Mitte und an den Seiten aufgehellt, Uropoden
ganz hell.
Vorkommen: 2 2 1 $ sammelte ich unter Steinen am Fuß
des Mt. Pellegrino bei Palermo im April.
3. areolatus n. sp. & 32/;—4!/, mm Ig.'
Graugelb und dunkelbraun gesprenkelt, Kopf verdunkelt,
Pereionmediane hell, paramedian zwei dunkle Streifen, Pleon mit
vier dunkeln Längsbinden, Uropoden gelblich, die Exopoditenden
dunkler, Telson dunkel.
Unterscheidet sich von dem sonst recht ähnlichen melanurus
leicht durch die nahezu gerade verlaufende Querkante des Kopfes.
Tergite nur mit sehr schwachen Spuren von Körnelung, also ohne
die seitlichen Körnelungsquerfalten, welche bei melanurus besonders
am 1. und 2. Tergit deutlich ausgeprägt sind.
Vorkommen: 15. IV. 09 fand ich 2 $ auf der Halbinsel
St. Jean (bei Beaulien) unter Steinen.
4. melanurus B.-L.
Den typischen melanurus, welcher durch den vorstehenden
Schlüssel viel genauer als bisher umschrieben worden ist, sammelte
ich selbst in Istrien bei Abbazıa und Pola. Ferner verdanke
ich zwei Stücke aus der Gegend von Toulouse Herrn Prof.
Ribaut daselbst. Da die istrischen und südwestfranzösischen
Tiere vollkommen übereinstimmen, ist es höchstwahrscheinlich,
daß die Art auch in den zwischenliegenden Ländern vorkommt.
Schlüssel für die Untergattung Metoponorthus s. str. (Verh.)
A. Tergite glatt, völlig ohne Körnelung. Unter der Ouerleiste
des Kopfes findet sich keine V-förmige Leiste. Die Poren
der Epimerendrüsen münden in geringer Zahl (3—5) vor der
Mitte der Tergite. Die kleinen Wachsperlchen auf den Tergiten
sind in Menge vorhanden, bilden aber keine Ellipsen. Rücken
ziemlich stark gewölbt, die Epimeren abfallend und ohne
Spur einer Aufkrämpung. Die 1. Epimerenreichenhöchstens
bis zum Hinterrand der Ocellenhaufen und laufen
nach vorn (von oben gesehen) dreieckig schmal aus. Quer-
leiste des Kopfes in der Mitte bogig etwas vortretend. Seiten-
lappen sehr klein, der Abstand von ihrem Rand bis zum Ocellen-
haufen halb so breit wie dieser lang. Geißelglieder der An-
tennen gleichlang oder das 1. etwas kürzer.
1. Sektio Caeroplastes m.*)
[Diese Gruppe, welche bei fortgeschrittener Kenntnis zahl-
reicherer Formen vielleicht als selbständige Untergattung be-
handelt werden kann, bildet die natürliche Vermittelung von
Parvaporcellio zu den typischen Metoponorthus. |
ı) 6 Kneonidorng = der Wachsbildner.
Zur Kenntnis der Ligidien, Poreellioniden und -Oniseiden. 199
Tergite mit A-förmigen, spitzen Borsten, welche in der Grund-
hälfte mehr oder weniger dreieckig schuppig erweitert sind. Die
Basalleistchen (Abb. 13) stoßen unter mehr oder weniger stumpfem
Winkel zusammen und sind meistens gut ausgebildet.
a) Telson flach, ohne Mittelrinne. Seitenknötchen des 1. Tergit
a
Fee
vom Hinterrand etwa 115 mal so weit entfernt wie vom Seiten-
rand. 1.—3. Glied der Antennen gelblich, die übrigen dunkel,
aber das Ende des 4. und 5. ebenfalls gelb. Die 1. Exopodite
des d sind nicht in zwei Abschnitte abgesetzt (Abb. 14).
1. sorrentinus n. sp.
Telson mit vertiefter Mittelrinne. Die 1. Exopodite des &
sind durch eine Längsfurche in zwei Abschnitte ab-
gesetzt. Antennen vorwiegend dunkel, höchstens das 1. Glied
aufgehellt. E,.d,
Seitenknötchen des 1. Tergit vom Hinterrand doppelt so
weit entfernt wie vom Seitenrand. 5. Antennenglied oben deut-
lich gefurcht. Rücken ohne helle Medianflecke, aber hell
und dunkel gesprenkelt. Furche des Telson in der Mitte des-
selben grubig vertieft. Innenabschnitt der 1. Exopodite des
d ellipsenförmig, wenig länger als breit (Abb. 15).
2. porphyrivagus n. sp.
Seitenknötchen des 1. Tergit vom Hinterrand ebenso weit
oder wenig weiter entfernt wie vom Seitenrand. 5. Antennen-
glied oben ungefurcht. Rücken entweder ganz hell oder mit
einer Reihe heller Medianflecke. Furche des Telson in dessen
Mitte nicht grubig vertieft. ($ unbekannt.) 3. simrothi n. sp.
. Tergite meistens mehr oder weniger deutlich gehöckert,
=.
wenn aber eigentliche Höckerchen fehlen, sind doch fast immer
noch Spuren derselben erkennbar. Unter der die kleinen
Seitenlappen des Kopfes verbindenden Ouerleiste mit einer
winkelig geknickten, nach oben offenenV-förmigen Leiste.
(Sie fehlt mehr oder weniger nur bei molleri und buddelundii,
die jedoch durch andere Merkmale, wie z. B. große 1. Epimeren
von Caeroßlastes ausreichend und leicht zu unterscheiden sind.)
Rücken mehr oder weniger flach gewölbt, die Tergite immer
mit Wachsperlchen bedeckt, die meistens Ellipsen oder
Bretzeln bilden (Abb. 20 und 21). Die 1. Epimeren sind
meistens stärker entwickelt als bei Caeroplastes und reichen
meistens über den Hinterrand der Ouellenhaufen nach vorn
hinaus, nämlich bis zur Mitte oder sogar noch über das Vorder-
ende derselben. (Wenn die eine oder andere der hierhin ge-
hörigen Arten sich in einem der genannten Merkmale von
Caeroßlastes nicht unterscheidet, dann ist sie doch um so
sicherer nach den übrigen charakterisiert.)
2. Sektio Metopornorthus m.
Pereiontergite 3—7 mit Querleisten,welche vor den Seiten-
knoten der Epimeren auslaufen. 4 sexfaseiatus B. L.
b) Pereiontergite alle vollständig ohne Ouerleisten. c,,d,
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 10. 9 10. Heft
130 Karl W. Verhoeff:
c)
Am 5.—7. Tergit münden zahlreiche Epimerendrüsen
mit Poren verschiedenerGröße ineinemschmalen undlangen,
durch feine innere Linie abgesetzten Porenfeld, welches von
derVorderecke fast bis zurHinterecke reicht. Tergite stets deutlich
gehöckert. (Die hierhin gehörigen Arten sind bisher nur aus
dem Südwesten der iberischen Halbinsel und N. 6 auch aus
dem Norden Marokkos bekannt.)
1. Epimeren besonders groß, sodaß sie nach vorn bis zum
Vorderrand der Ocellenhaufen oder noch darüber hinaus-
reichen. Seitenlappen des Kopfes ziemlich groß, nach vorn
über die sie verbindende Ouerleiste entschieden heraus-
ragend, ?/, der Länge des Ocellenhaufen erreichend. Unter-
stirn mit verwischter, aber angedeuteter V-förmiger Leiste.
($ unbekannt.) 5. buddelundii Verh.
[7. Isop.-Aufsatz, zool. Anz. 1901, N. 647, S. 406.]
xx) 1. Epimeren weniger ausgedehnt, sodaß sie nach vorn un-
gefähr bis zur Mitte der Ocellenhaufen reichen. Seitenlappen
des Kopfes recht klein, nach vorn über die sie verbindende
Ouerleiste kaumherausragend, nur 1,—?/, der Länge der Ocellen-
haufen erreichend. Die 1. Exopodite des $ sind durch Furche
und Naht, welche innen neben dem Innenende des Tracheal-
feldes beginnt, in zwei Abschnitte abgesetzt, am Hinter-
rande finden sichzweistumpfwinkelige Einbuchtungen (Abb. 23),
die innere am Ende der Naht, die äußere in der Mitte des
Trachealfeldrandes. a, ß,
Die V-förmige Leiste der Unterstirn ist deutlich ausgeprägt.
Rücken einfarbig schieferschwarz (habituell dem #ruinosus
sehr ähnlich), in beiden Geschlechtern matt und reichlich
zerstreut gekörnelt. 1. Geißelglied 1?/, mal länger als das 2.
Das -Hinterende des Innenabschnittes der 1. Exopodite des &
ragt dreieckig nach hinten vor und bildet eine Winkelecke
von etwa 65°, ist also hinten nicht abgestutzt. Ende der 1. Endo-
podite des 8 abgerundet. 6. tingitanus B. L.
Die V-förmige Leiste der Unterstirn ist verwischt und höch-
stens schwach angedeutet. Rücken schmutzig grau und braun,
die Epimeren bisweilen breit aufgehellt, beim @ matt und einfach
gekörnelt, beim & etwas glänzend und die Höckerchen zu
narbenartigen, abgeplatteten Wülsten verbreitert. 1. Geißel-
glied weniglängerals das 2. Das Hinterende des Innenabschnittes
der 1. Exopodite des Z ist so stark nach innen gebogen, daß
hinten ein Winkel von 90° und mehr entsteht, weshalb der
Hinterrand innen neben der Ecke abgestutzt erscheint.
(Abb. 23) Ende der 1. Endopodite des & dreieckig spitz aus-
laufend und ein wenig nach außen gewendet.
7. molleri Verh.
[7. Isop. Aufsatz, zool. Anz. 1901, N. 647, S. 406.]
Am 5.—7. Tergit fehlen die Epimerendrüsen entweder voll-
ständig, oder sie münden nur in einzelnen zerstreuten Poren
Zur Kenntnis der Ligidien, Porcellioniden und Öniseiden. 131
und sind weder zahlreich, noch in ein abgegrenztes Porenfeld
geordnet. Die V-förmigeLeiste der Unterstirn ist stets deutlich
ausgebildet. er
e) In den Ocellenhaufen sind die Cornealinsen (abweichend
vom typischen Verhalten der Porcellioniden) ungewöhnlich. ab-
geplattet, sodaß sie nicht nur viel weniger glänzen, son-
dern auch kleiner erscheinen, obwohl die Ocellen in den
4 bekannten Reihen auftreten. Tiere grauweiß bis weiß,
vorwiegend einfarbig; myrmekophil. 1. Epimeren sehr
stark entwickelt,so schräg abgedacht, daßsiedie Andeutung
einer Aufkrämpung zeigen; sie reichen nach vorn mindestens bis
zum Vorderrande der Öcellenhaufen, meistens aber noch
darüber hinaus. Höckerchen sind niemals kräftig entwickelt,
sondern bilden entweder feine seitliche Ouerzüge oder fehlen
mehr oder weniger vollständig.
x) 1. Geißelglied mindestens um !/, kürzer als das 2. Tergit-
stäbchen (Abb. 29) ungefähr wie bei myrmicidarum. Seiten-
knötchen am 2. Tergit dem Seitenrand entschieden näher als
dem Hinterrand. Vordere Tergite mit sehr deutlichen, hintere
mit schwachen Körnchenquerzügen. Hinterrand der Pleon-
tergite mit feinen Knötchen. Männliche Pleopoden wie bei
myrmicidarum, ebenso die Pigmentverzweigungen und Wachs-
ellipsen. 8. myrmecophilus B. L.
xx)'1. Geißelglied so lang wie das 2. oder noch länger. ' a,ß,
a) Die auf den Poren der Tergite sitzenden Stäbchen?) sind
lanzett- bis zungenförmig verbreitert (Abb. 17), am
Ende oft in zwei oder mehrere Spitzchen gespalten, oder un-
regelmäßig verbreitert, bisweilen keulig. Diese Stäbchen sind
nicht schuppenartig erweitert und ragen an den Hinterrändern
deutlich vor. Grundleistchen (neben dem Porenkanal) kurz,
viel kürzer als die Stäbchen, meistens nicht länger als diese breit.
(Abb. 17 g) Die 1. Exopodite des $ (Abb. 16) ragen mit dem
Innenabschnitt durchschnittlich stärker nach hinten heraus
als beimyrmicidarum (Abb. 18), doch variieren sie bei beiden
Arten so, daß sie hinsichtlich dieser Organe in einander über-
gehen. Seitenknötchen und Körnelung der Tergite wie bei
myrmicidarum. Körper rein weiß, ohne alle Pigmentver-
zweigungen. Das Wachssekret tritt nur in zahllosen Perlchen
auf, nicht in Ellipsen: 9. graevei n. Sp.
ß) Die Tergite sind mit Schuppenborsten besetzt (Abb. 19)
d. h. die Tergitstäbchen als solche sind nicht verbreitert,
sondern laufen schmal und mehr oder weniger zugespitzt aus.
Sie sind am Ende niemals gespalten oder verbreitert und ragen
an den Hinterrändern nicht oder nur schwach vor®). Grund-
5) Es kommen die zahllosen, auf der Fläche der Tergite zerstreuten
Stäbchen in Betracht, nicht die z. T. abweichenden an den Seitenrändern.
°) Die Verschiedenheit der Tergitbekleidung von graevei und myrmi-
eidarum läßt. sich auch schon mit einer guten Lupe erkennen, . . |
9* 1. Heft
>) Karl W. Verhoeff:
leistehen meistens länger als die Stäbchen breit, wobei die
äußerst zarte und dreieckige, schuppenartige Verbreiterung
nicht mitgerechnet ist. Diese sehr blasse schuppenartige
Verbreiterung ist erst bei stärkerer Vergrößerung deutlich
erkennbar. Seitenknötchen am 2. Tergit vom Hinterrand
ebenso. weit entfernt wie vom Außenrand. Vordere Tergite
mit schwachen bis sehr undeutlichenKörnchenquerzügen, hintere
ganz ohne dieselben. Pleontergite ohne jede Spur von Körne-
lung. (1. Exopodite des & vergl. bei graever). Körper durch
zahlreiche Pigmentverzweigungen unter den Tergiten
grauweißlich erscheinend. Außer den zahllosen Wachsperl-
chen treten auch Ellipsen auf.
10. myrmieidarum n. sp.
Ocellen von typischer Beschaffenheit, also die Cornealinsen
kräftig gewölbt und daher glänzend. Tiere nicht grau-
weiß, sondern meistens dunkler pigmentiert. Sind sie aber
hellgrau und auch die 1. Epimeren stark entwickelt, dann
findet sich eine reichliche und. zerstreute Körnelung. Tiere
(soweit bekannt) nicht myrmekophil.
Die Ouerkante der Stirn läuft nach den Seiten einfach weiter,
sodaß sie von oben her in der ganzen Breite bis zu den Ocellen-
haufen gerade erscheint, sie läuft daher so dicht vor den
Ocellen her, daß der Abstand nur ein Viertel der Länge
der Ocellenhaufen beträgt. Höckerchen zahlreich über Kopf
und Pereiontergite zerstreut, stärker als bei Pruimosus,
am 1.—3. Tergit am reichlichsten und kräftigsten vertreten.
An den 1. Exopoditen des & ist der Innenabschnitt vorn und
hinten so zugerundet, daß er einen kurz ellipsenförmigen
bis fast kreisrunden, zugleich stark mit verzweigtem Pig-
ment erfüllten Lappen bildet. Pleon mit fünf dunkeln
Längsbinden auf gelbbräunlichem Grunde.
11. eilieius n. sp.
xx) Die Ouerkante der Stirn geht vor den Ocellenhaufen in
kleine aber deutlich nach vorn herausragende Seitenläppchen
über, daher steht deren Rand wenigstens um fast die halbe
Länge der Ocellenhaufen von diesen ab. Höckerchen treten
an den Tergiten in verschiedener Zahl und Stärke auf, bis-
weilen sind sie nur schwach ausgebildet, seltenerfehlensie voll-
ständig. An den 1. Exopoditen des $ ragt der Innenabschnitt
mehr oder weniger abgerundet-eckig nach hinten heraus.
Pigmentverzweigungen der 1. Exopodite finden sich nur bei
der Rasse meleagris, sonst fehlen sie vollständig. Rücken ohne
dunkle Längsbinden.
12. pruinosus B. L. (mit 5 Unterarten.)
Rassen des Metoponorthus pruinosus:
Die 1. und 2. Pro- und Exopodite des $ mit einem dichten
Pigmentnetzwerk. Uropodenexopodite ganz oder wenig-
Zur Kenntnis der Ligidien, Porcellioniden und Öniseiden. 133
stens in der Endhälfte gerötet. Innenlappen der 1. Exopodite
des $ stark nach hinten vorragend, hinten breit zugerundet.
1. pruinosus meleagris B. L.
[Hierhin auch ruinosus var. trebinjanus Verh. im 4. Isop.-
Aufsatz, zool.. Anz.. 1901, N. 635, S. 72.]
b) Die 1. und 2. Pro- und Exopodite des & ohne Pigmentnetz-
werk, höchstens mit einzelnen Pigmentkörnchen. Uropoden-
exopodite nicht gerötet. Bund,
c) Höckerchen oder Knötchen der Tergite deutlich ausgeprägt
und zahlreich
x) Die Knötchen der Tergite sind zerstreut angeordnet und
bilden keine Querzüge. Rücken grau, sandfarbig. 1. Exopodite
des $ mit kräftigen, dreieckigen, fast spitzen Innenlappen
nach hinten vorspringend. 2. pruinosus ribauti n. subsp.
xx) Die stärksten Knötchen an den Seiten des 1.—4. Tergit sind
in Querzüge gestellt, die mehr oder weniger abgesetzt sind
gegen das dahinter gelegene Feld, auf welchem die Knötchen
fehlen oder nur sehr schwach und vereinzelt auftreten. Rücken
meistens schieferschwarz, seltener grau und sandfarbig. 1. Exo-
podite des g recht variabel, aber die Innenlappen sind meistens
mehr oder weniger stark hinten abgerundet, seltener ragen
sie mit dreieckigem oder viereckigem Lappen kräftiger nach
hinten heraus. 3. pruinosus B. L. genuinus m.
[Bei einigen besonders großen Weibchen aus Sizilien (Ognina
bei Catania) und dem Peloponnes (Argos) reichen die sehr
großen 1. Epimeren nach vorn weiter hinaus als bei den typi-
schen Pruinosus, nämlich bis über die Ocellenhaufen. Hierdurch
erinnern sie an die myrmekophilen Arten N. 8—10, von welchen
sie sich aber nicht nur durch die Ocellen, sondern auch durch
viel reichere Körnelung der Tergite leicht unterscheiden. Obwohl
auch das 1. Geißelglied die doppelte Länge des 2. erreicht, möchte
ich diese Abweichungen doch vorläufig nur für individuelle be-
trachten, die mit der besonderen Körpergröße zusammenhängen. ]
d) Höckerchen oder Knötchen der Tergite sind entweder sehr
schwach angelegt oder fehlen vollständig.
x) Körnelung sehr schwach. Körper einschließlich der Antennen
und Beine ockergelb und mit zerstreuten, unregelmäßigen
schwarzen Fleckchen besprenkelt. ($ unbekannt.)
4. pruinosus coreyraeus Verh. 1901.
xx) Tergite völlig ungekörnt, sandgrau. Antennengrau, 1.2. Glied,
Grundhälfte des 3. und Endhälfte des 5. gelb. Die 1. Epi-
meren, welche bis zum Vorderrand der Ocellenhaufen reichen,
- sind deutlich etwas aufgekrämpt. (d unbekannt.)
5. pruinosus argolieus n. subsp.
Bemerkungen zu den Methoponorthus-Arten und Rassen.
1. sorrentinus n. sp. Q 6?2/,, & fast 5 mm lang:
Antennen schwarz, 1.—8. Glied und Ende des 4. und 5. gelb.
Kopf schwarz, Trunkustergite graugelb mit schwarzen Flecken-
10. Heft
134 Karl W. Verhoeff:
zeichnungen, welche sechs Längsbinden bilden, jederseits eine
paramediane, eine (die breiteste) am Grunde der Epimeren, eine
in der Mitte der Epimeren; zwischen der mittleren und der para-
medianen noch unregelmäßige zerstreute Sprenkel. Epimeren-
ränder breit aufgehellt. Pleon mit 4 Reihen schwarzer Flecke.
Telson schwarz, die Seiten und die Uropoden gelb. Unterfläche
gelblich, nur ein Fleck außer an den Basalia schwarz. (In der
Zeichnung erinnert diese Art an Met. melanurus). Beim & sind
nur die breitesten Binden am Grunde der Epimeren schwärzlich,
das übrige dunkle Pigment mehr gelbbräunlich. Zeichnung aber
sonst wie beim 9.
Ischio- Mero- und Carpopodit am 7. Beinpaar des $ mit
dichten Zellstrukturen, welche am Endrand des Ischio- und Merop.
nur oben zu einigen Zähnchen umgebildet ist, am Endrand des
Carpopodit dagegen sind Zähnchen in einer längeren Bogenreihe
angeordnet.
1. Exopodite des $ nur am Innenabschnitt mit welliger
Zellstruktur, Furche und Naht zwischen beiden Abschnitten
fehlen vollständig. (Abb. 14.)
Vorkommen: 20. IV.08 entdeckte ich diese Art auf der
sorrentinischen Halbinsel und zwar 2 2 1 Z in einem Kalkstein-
bruch bei Pozzano.
2. porphyrivagus n. sp. 9 7%—9!/, mm. &51,—61%, mm lang.
Rücken graugelb und braunschwarz unregelmäßig aber
in kräftig ausgeprägtem Gegensatz gesprenkelt, die dunkeln
Sprenkel zu breiten Verzweigungen verbunden. Kopf. netzig-
gesprenkelt, zwischen den Augen mit dunkler Querbinde, Beine
vorwiegend hell, die Basalia mit zwei braunen Flecken. Antennen
dunkel, 1., 2. und z. T. 3. Glied, sowie das äußerste Ende des
4. und 5. aufgehellt. 7. Beinpaar des $ wie bei sorrentinus. An den
1. Exopoditen des 3, deren Innenabschnitt (Abb. 15) ellipsoidisch
gestaltet ist, also fast halbkreisförmig nach hinten herausragt,
sind beide Abschnitte mit welliger Zellstruktur gleich kräftig
und dicht geziert. Die Rinne zwischen dem Innen- und Außen-
abschnitt tief und durch doppelte Nahtlinie sehr scharf abgesetzt.
. Vorkommen: An der südöstlichsten französischen Riviera
ist diese bisher wahrscheinlich mit irgend einem andern Porcelli-
oniden verwechselte, zierliche Art anscheinend nicht selten. Ich
sammelte sie Ende April 190) im Esterelgebirge bei Le Trajas
und zwar außer 2 @ und 1 j. Z noch 5 j. 2, von welchen letzteren
3 als Rufinos zu bezeichnen sind, indem das braunschwarze
durch gelbrötliches Pigment ersetzt wird. Mitte April bei la Turbie
(Monako) in 350—450 m Höhe unter Steinen, Laub und Holz
außer 19 2 3 noch 27 Jüngere von 3% —5?/, mm Länge.
Dieser Metoponorthus ist jedoch nicht auf die Küsten-
gebiete beschränkt, sondern dringt auch weiter ins Innere der
Seealpentäler, denn am 18 IV. fand ich bei Annot 1 j. Z unter
Zur Kenntnis der Ligidien, Poreellioniden und Önisciden. 135
Stein. Bei Le Muy im Maurengebirge traf ich im Korkeichenwalde
2 2 mit teils braunschwarzer, teils rotbrauner Marmorierung,
1 $ (61% mm) auf gelblichem Grunde rotbraun marmoriert, der
Kopf dunkel, 2 j. $ 41% mm von typischer Zeichnung.
3. simrothi n. sp. @ 71%-—9 mm lang.
Entweder ist der ganze Körper schmutzig lehmgelb, die
Epimeren mehr oder weniger aufgehellt, der Kopf zwischen den
Ocellenhaufen verdunkelt, die Beine mit schwarzen Flecken
am Grund und Ende der Basalia und die Autennen gelblich, oder
der Rücken ist graugelb, die Epimeren einfarbig, während zwischen
ihnen und dem hellen Medianstreifen dunkelbraune Marmorierung
zerstreut ist, das Pleon gelblich mit 4 braunen Längsbinden.
. Vorkommen: Aus Oschiri in Sardinien verdanke ich 4 9
Herrn Prof. H. Simroth in Leipzig, welchem die Art zugleich
gewidmet wurde.
4. myrmecophilus B. L. (=cattarensis Verh. S. 405 des zool.
Anz. 1901, N. 647, im 7. Isopoden-Aufsatz.)
Außer Süddalmatien (Ombla und Cattaro) besitze ich diesen
Porcellioniden auch von der Insel Syra und zwar in einem
Ss mm langen 9, dem größten, welches ich je gesehen habe. In
Griechenland dürfte diese Art weiter verbreitet sein. Arcangeli
hat sie im Boll. d. Musei d. Zool. ed Anat. comp. Univ. di Torino,
Vol. XXVIII 1914, N. 679, S. 15 auch für Rhodus angegeben.
Trotz seiner fast 3 Seiten langen Beschreibung wird man nach den
eigentlich spezifischen Charakteren sich umsonst umschauen.
Lange Beschreibungen, in denen die Merkmale der meisten
Metoponorthus wiederholt werden, können uns wenig nützen.
In Italien dürfte dagegen der myrmecophilus schwerlich vor-
kommen. Wenn Dollfus ihn 1896 in seinen Notices faunistiques,
Isopodes de la Sicile aus der Nachbarschaft von Catania angegeben
hat, so ist dieser Fund auf eine der beiden folgenden, bisher nicht
bekannten Arten zu beziehen. — Für den Bau der Tergite gilt
das bei myrmicidarum Gesagte, doch sind die schuppenartigen
Erweiterungen der Borsten im Ganzen schwächer als bei jenem.
2. Exopodite des $ außen nur mit kleinen einfachen Borsten,
nur eine Stachelborste vor dem Ende.
5. graevei n. sp. 2 6—7?/;, mm. d 6—8 mm lang.
Die im Leben vollkommen weißen Farben dieser überaus
zarten und zierlichen Assel hat sich auch im Alkohol und bei
getrockneten Stücken reiner erhalten als bei Nr. 4 und 6, die im
konservierten Zustand ein mehr graues Aussehen erhalten. Nur
die schwarzen Ocellenhaufen stechen lebhaft ab.
Die Stäbchen der Tergite (Abb.17) zeigen eine sehr verschie-
dene Gestalt und Größe, sind aber trotzdem durchgehends
wesentlich verschieden von den Schuppenborsten des m’yrme-
coßhilus und myrmicidarum, zumal in der Grundhälfte niemals
10. Heft
136 Karl W. Verhoeff:
eine schuppenartige Verbreiterung vorkommt. An den Seiten-
rändern sind die Stäbchen in eine regelmäßige Reihe geordnet
und zeigen hier auch eine mehr gleichmäßige Gestalt, indem sie
alle lanzettförmig und zugespitzt sind. Auf den Flächen der
Tergite dagegen ist ihre Gestalt sehr verschiedenartig, spitz,
stumpf oder keulig, abgerundet, zweispitzig oder mehrspitzig,
parallelseitig oder gegen das Ende verschmälert oder erweitert.
Häufig sind Stäbchen zu finden, die einem gespaltenen Züngelchen
ähneln, spärlicher sehr kurze und spitze Borsten.
Carpopodit am 1. Beinpaar des $ unten mit dichter Putz-
bürste, die aus zahlreichen, langen, lanzettförmigen Stachel-
borsten besteht. Bei den Männchen von Taormina sind diese
Stachelborsten vor dem Ende fast alle stark hakig nach end-
wärts umgebogen, während sie bei den Männchen von Castro-
giovanni gerade auslaufen oder vor dem Ende nur leicht gebogen
sind.
Alle Glieder aller Beinpaare mit dichter welliger Zellstruktur
geziert, die an den Enden des Ischio-, Mero- und Carpopodit der
hinteren Beinpaare in feine Zähnchenreihen ausgestaltet ist.
Dicht am Seitenrande der Epimeren münden vereinzelt
sehr kleine Drüsenporen, deren ich am 7. Tergit 8—12 zählte.
Sie stehen aber zerstreut von der Vorder- bis fast zur Hinterecke
und müssen zwischen den Stäbchen und Wachsperlchen besonders
gesucht werden.
Daß trotz der zahllosen Wachsperlchen keine Ellipsen vor-
kommen, ist besonders bemerkenswert, weil sich bei dieser Art
hierin die physiologische Beziehung zeigt zwischen der Aus-
bildung dieser Ellipsen und der Ausprägung von Basalleistchen
der Tergitstäbchen. Wie sich aus dem Vergleich der Abb. 17 mit
Abb. 19—22 ergibt, sind nämlich die Basalleistchen des graevei
so kurz, daß sie für Ellipsen und Bretzel nicht den erforderlichen
Halt bieten.
An vielen Stellen der Tergite bilden die Wachsperlchen
zwischen den Stäbchen eine dichte, geschlossene Masse.
Verzweigte Pigmente sind (auch bei stärkeren mikr. Ver-
größerungen) weder an den Tergiten, noch Beinen, noch Pleopoden
nachweisbar.
Vorkommen: 12. IV. 08 sammelte ich bei Taormina (Sizilien)
an einem Berghang mit Opuntien unter Steinen bei Aphaenogaster
2842. 6. IV. traf ich an einem kahlen Berghang bei Castro-
giovanni unter einer großen Steinplatte ein Aphaenogaster-Nest,
erfüllt von einem weißen Asselgewimmel. Mit möglichster
Schnelligkeit gelang es mir mittelst der Pinzette aus dieser einzigen
Ameisenkolonie 12 2 2j. ? 18 $ und 1 j. & hervorzuholen. Es ist
das eine ungewöhnlich stattliche Individuenreihe, zumal wenn
man bedenkt, daß mir bei der Lebhaftigkeit dieser Metoponorthus
zweifellos noch ein Teil der Tiere entsprungen ist. Meine Myrme-
kophilenjagd erregte aber auch die Neugier eines sizilischen
a
Zur Kenntnis der Ligidien, Porcellioniden und Onisciden. 137
Bäuerleins, welches in maßlosem Staunen meinem Treiben zu-
schaute, wohl in der festen Überzeugung, daß meine Absicht sich
auf die Gewinnung eines geheimnisvollen Zaubertrankes richte.
Die Größe der Individuen dieser Kolonie schwankt von 3%,
—71% mm Lg., wobei sich die Männchen als durchschnittlich
größer erwiesen.
Anmerkung: Bereits 1913 hatte ich diesen und andere
Porcellioniden Herrn Kollegen Dr. W. Graeve (s. Z. in Mehlem
a. Rhein) zur Bearbeitung anvertraut. Inzwischen starb der ver-
ehrte junge Forscher, bekannt durch seine zwei Aufsätze über die
rheinpreußischen /soßoden, den Heldentod für Deutschlands
Freiheit 1915 bei den Kämpfen in Nordfrankreich. Seinem An-
denken ist die vorliegende sizilische Art gewidmet.
Das Interesse für unsere Wissenschaft begleitete Dr. Graeve
bis in die männermordenden Schlachten. In einer seiner letzten
Nachrichten schrieb er mir (12. XII. 14): „Hier in unseren
Schützengräben, Abschnitt Sedan, gibt es manchmal auch aller-
hand für den Zoologen, u. a. Diplopoden und Isopoden, vor allem
aber Käfer. Vielleicht schreibt mal jemand später eine Disser-
tation über die Fauna der Schützengräben. Derunangenehmste
Bewohner ist neben der Maus der Maulwurf, der mich schon öfters
durch seine Konkurrenz im Graben bei Nacht gestört hat.“ —
6. myrmieidarum n. sp. 2 6—7 mm, d 6—8 mm Ig.
Unter den Tergiten findet sich ein überaus dichtes Pigment-
netzwerk, dessen Verzweigungen im durchfallenden Lichte bläulich-
schwärzlich bis graubläulich erscheinen. Einzelne Pigment verzwei-
gungen auch in den Beinen, während die Pleopoden fast vollständig
pigmentlos bleiben.
Die zahllosen Wachsperlchen sind durchgehends kreisrund,
Wachsellipsen findet man über die ganzen Tergite zerstreut, am
zahlreichsten aber im vordersten Drittel derselben. Einfache
Ellipsen finden sich nur in den vordersten Gebieten der Tergite,
besonders hinter den Vorderecken, wo zugleich ausschließlich eine
wellige Zellstruktur bemerkt wird. Die zu Bretzeln vereinigten
Ellipsen stehen regelmäßig nur an Schuppenborsten angesetzt und
besitzen 2—3 Abteilungen.
Die Schuppenborsten (Abb. 19) ragen an den Hinterrändern
entweder überhaupt nicht vor oder nur mit der Spitze. An den
schuppenartigen Erweiterungen der Borsten erkennt man meistens
jederseits eine deutliche stumpfwinklige Ausbuchtung. Poren von
Epimerendrüsen habe ich nicht beobachtet.
5. Exopodite mit sehr feiner Reuse von Strahlenhaaren.
Stachelborsten am Rande der Exopodite in der Grundhälfte
verdickt, am Ende in 2—3 feine Fäserchen zerschlitzt. Rand der
2. Exopodite des & mit 9—11 Stachelborsten.
Vorkommen: 8. IV. 08 fand ich bei Lentini in Sizilien unter
Stein in einer großen Aphaenogaster-Kolonie 25 Q und j. 2 und
10. Heft
138 Karl W. Verhoeff:
25 & und j. d. Schon dem unbewaffneten Auge fallen diese myrmi-
cidarum gegenüber den ganz weißen graevei, welchen sie sonst
täuschend ähnlich sehen, durch ihren teilweise aschgrauen
Rücken auf.
7. IV. 09 entdeckte ich diese Art ebenfalls bei Myrmicıiden
an der Riviera bei Taggia, und zwar gleichfalls Tiere mit teilweise
a Rücken; 27 2 und j. 2 von 314,—6?/, mm 11 J und
g von 4%4,—8 mm Lg. Zwischen den Individuen der Riviera
And Si ließ sich kein namhafter Unterschied feststellen,
auch in den männlichen Pleopoden zeigte sich Übereinstimmung.
Erwähnt sei jedoch, daß ich an den hinteren Tergiten dicht am
Seitenrande bei den Sizilianern nur eine, bei den Tieren der Riviera
zwei Reihen spitzer Stäbchen beobachtete, eine Variation, welcher
ich jedoch keine besondere Bedeutung beimessen kann.
?. eilieius n. sp. 2 82/;-9 mm, d 6%—7% mm 18.
Gelbbräunlich mit 5 braunschwarzen Längsbinden, eine in
der Mediane, zwei paramedian und zwei am Grunde der Epimeren.
Von diesen Binden setzen sich die drei inneren auf das Pleon fort.
Beine gelbbraun, Basalia mit schwarzen Außenflecken.
Antennen dunkel, 1., 2. und z. T. 3. Glied hell. Uropoden
graubraun, Endopodite gelblich.
Tergite mit zahllosen Schuppenborsten, ähnlich denen des
myrmicidarum, aber zum Teil noch breiter, an den Hinterrändern
nur mit der Spitze vorragend (Abb. 26). Wo für die Lupenbetrach-
tung Höckerchen stehen, zeigen sich mikroskopisch je zwei feine
Bogenlinien (h). Epimeren- Drüsenporen habe ich nicht beobachtet.
Alle Beinglieder mit dichter, welliger Zellstruktur, der Endrand
des Isc hio-, Mero- und Carpopodit mit feinen Zähnchenreihen.
Wachssekrete auf den Tergiten wie bei myrmicidarum.
Die 1. Endopodite des & laufen fast spitz aus. Die Innen-
abschnitte der 1. Exopodite (Abb. 25) erscheinen fast kreisrund.
Alle Exopodite sind erfüllt mit dichten Pigmentverzweigungen.
Vorkommen: Aus dem cilicischen Taurus erhielt ich 22 Stück
aus beiden Geschlechtern. (Einen näheren Fundort konnte ich
nicht feststellen.) Die Zeichnung der Tiere ist ziemlich beständig
und schwankt nur hinsichtlich der größeren oder geringeren
Breite der dunkeln Längsbinden.
$. pruinosus B. L.
In seinen Isop. terrestria 1885, S. 170 schreibt Budde-Lund:
„Orbis terrarum. Species cosmopolitica, navigatione per orbem
terrarum pervagata est. In tota Europa fere hospitatur, tamen
frequentior in regionibus australioribus“. Ob alle von ihm für
pruinosus angegebenen Fundplätze zutreffend sind, lasse ich
dahingestellt sein. Wenn auch kein Zweifel darüber bestehen
kann, daß pruinosus zu den am weitesten verbreiteten und
namentlich auch zu den oft verschleppten Isopoden gehört,
Zur Kenntnis der Ligidien, Porcellioniden nnd Öniseiden. 139
so müssen an Budde-Lunds Angaben doch erhebliche Ein-
schränkungen geknüpft werden, nicht nur weil er Formen wie den
tingitanus und. wahrscheinlich auch swammerdamii mit Unrecht
als ‚„varietates‘‘ angesprochen hat, sondern auch besonders des-
wegen, weil die Behauptung ‚in tota Europa fere hospitatur“
durchaus nicht zutrifft. M. pruinosus ist einso wärmebedürf-
tiges Tier, daß er im Gegenteil in mehr als der Hälfte
Europas nicht existieren kann, während er allerdings in
den Ländern rings um das Mittelmeer, wenigstens in den Küsten-
gebieten meistenteils angetroffen werden kann, vorausgesetzt, daß
die von mir unterschiedenen Unterarten eingerechnet werden.
Was insbesondere unsere deutschen Lande betrifft, so dürfte
pruinosus in den meisten Gegenden (wenn man von menschlichen '
Kulturplätzen absieht) vollständig fehlen. Wenn Carl auf S. 197
seiner „Monographie der schweizerischen Isopoden‘“ 1908 schreibt:
„den Wald scheint er gänzlich zu meiden‘, so kann ich das voll-
kommen bestätigen. Aber auch allen mittleren und höheren
Gebirgen ist fruinosus fremd. Carl gibt ihn aus der Schweiz von
einer Reihe warmer Plätze an. Wenn er ihn aber einmal bei
Schuls in 1250 m Höhe gefunden hat, so beweist das noch
lange kein Gebirgsleben, zumal die näheren Umstände un-
bekannt sind, wahrscheinlich aber verschleppte Tiere an einer
besonders geschützten Stelle vorkamen. Ich selbst habe in Ober-
bayern den Pruinosus in größerer Anzahl nur einmal beobachtet,
und zwar an Komposthaufen auf Talwiesen bei Kochel,
also in ca. 600 m Höhe, ein für diese Art, zumal im rauhen Ober-
bayern, recht auffallendes und nur durch Verschleppung mit
Erde oder Pflanzen erklärbares, isoliertes Vorkommen. Ein ein-
zelnes $ fand ich sogar im Keller meines Hauses in Pasing und
gelang es mir auch dasselbe zur Fortpflanzung zu bringen. L. Koch
gab in seinen „Isopoden Süddeutschlands und Tirols“, Abh. nat.
Ges. Nürnberg 1901, S. 56, ausdrücklich an: ‚In Württemberg
wurde diese Art bis jetzt nur in den Kgl.. Anlagen bei Stuttgart
gefunden; in Bayern noch gar nicht.“ Während Dahl in seinen
Isopoden Deutschlands 1916, S. 58 gar keinen Fundplatz notierte,
gab Graeve in den „Isop. der Umgebung von Bonn‘, Verh. nat.
Ver. f. Rheinl. u. Westfalen 1913, S. 216—220 aus den warmen
rheinpreußischen Flußtälern mehrere Vorkommnisse an, nämlich
außer zwei Orten im Ahrtal noch Mehlem und Unkel a. Rhein.
Da ich selbst die rheinpreußische Isopoden-Fauna 'ziemlich
gründlich erforscht habe, muß ich Graeves Schluß: „im ganzen
Gebiet vorkommend‘“, allerdings als verfehlt bezeichnen, selbst
für den Fall, daß mit dem ‚Gebiet‘ nur die Nachbarschaft von
Bonn und Ahrtal gemeint ist. Graeve erwähnt auch ein Vor-
kommen des Pruinosus „in den Weinbergen südlich Ehlingen
an der Ahr“. Von mir wurden ebenfalls in Weinbergen bei
Oberwinter a. Rhein 3 9 noch 20. X. unter Steinen gefunden.
Als zwei weitere deutsche Fundplätze nenne ich Rüdersdorf
10. Heft
140 Karl W. Verhoeff:
bei Berlin, wo ich 22. X. ein $ in den Kalksteinbrüchen erbeutete
und Wildbad im Schwarzwald, wo sich 22. IV. 14 unter einem
Stück Buntsandstein ein 2 von 6%, mm im warmen Tale aufhielt.
Neuerdings wurde die Variabilität der 1. männlichen
Exopodite des fruinosus durch Racovitza und Graeve unter-
sucht. Während nun ersterer (Biospeologica IX, 1908, S. 388)
behauptet ‚‚ces differences sont tres constantes dans les series que
j ai examinees“, fand letzterer eine ‚außerordentliche Variabilität“
innerhalb Rheinpreußens. Nach seinen Abbildungen 16—19 zu
urteilen, zeigen jedoch 16—18 nur geringe Unterschiede, währendaller-
dings das 1. Exopodit der Abb. 19 (von Mehlem) durch Einschnü-
rung in der Mitte des Trachealfeldes und Abstutzung des Hinter-
randes vom Lappen des Innenabschnittes ganz auffallend abweicht.
Da weder von Racovitza noch von mir eine derartige Abweichung
beobachtet wurde, muß mit der Möglichkeit gerechnet werden,
daß sich entweder unter den Tieren Graeves eine andere Meto-
bonorthus-Art befand, oder der fruinosus im Rheingebiet in zwei
Rassen zerfallen ist, vorausgesetzt, daß nicht eine abnorme indi-
viduelle Abweichung vorlag. Letztere könnte aber mit einer be-
ginnenden Lokalform in Zusammenhang gebracht werden.
In seiner Abb. 80 hat auch Carl für den schweizerischen Pruinosus
eine tiefe Hinterrandeinschnürung am 1. Exopodit des g gezeichnet,
gibt aber sonst über diese Organe nichts an. Übrigens liegt die
von ihm gezeichnete Einschnürung (soweit sich nach der Abb. 80,
in welcher ein Trachealfeld nicht angegeben wurde, urteilen läßt)
nicht in der Mitte, sondern am Innenende des Trachealfeldes.
Meine eigenen Beobachtungen der 1. Exopodite des Männ-
chen betreffen Tiere von sehr weit entlegenen Fundplätzen,.
nämlich außer Deutschland, von Algier, Südfrankreich,
Italien und Bulgarien. Trotzdem weichen dieselben (von
Algier abgesehen) voneinander nicht mehr ab als die von Graeve
in seinen Abb. 16—18 dargestellten Formen. Namentlich habe
ich niemals eine Hinterrandeinschnürung beobachtet, ebenso-
wenig eine Abstutzung des Innenlappens.
Aus der Gegend von Algier aber besitze ich durch Prof.
Ribaut Männchen, welche in ihren 1. Exopoditen durchaus der
Fig. XIV Racovitzas (S. 387) entsprechen, d. h. der abgerundet-
dreieckige Hinterlappen des Innenabschnittes ist nach hinten
stärker vorgezogen als bei den Europäern. Trotzdem habe ich die
Rasse yıbauti weniger wegen dieser Exopodite aufgestellt, als des-
halb, weil die Körnelung der Tergite in der angegebenen Weise
abweicht
Sa. Pruinosus (genwinus) m. ist die weitverbreitete und in
zahlreichen Ländern der europäischen und mediterranen Sub-
region vertretene Hauptform.
8b. Pruinosus ribauti m. betrifft die schon von Racovitza
erwähnten, durch seine Fig. XIV erläuterten Tiere aus. Algier,
welche bis 13 mm Lg. erreichen. Die Höckerchen sind nicht
Zur Kenntnis der Ligidien, Porcellioniden und Oniseiden. 141
nur über den Kopf und fast über die ganze Fläche der Pereion-
tergite einschließlich der Epimeren viel reichlicher und gleich-
mäßiger zerstreut als bei $ruinosus, sondern treten auch an den
Pleontergiten viel deutlicher auf, nämlich in Hinterrandreihen
und zerstreut noch vor denselben. Auf den ribauti beziehen sich
auch die von mir aus Tripolis und Barka nachgewiesenen
pruinosus. (Vgl. meinen 11. Isop.-Aufsatz „Über Chilopoden
und Isopoden aus Tripolis und Barka‘, Zool. Jahrbücher 1908.)
Sc. druinosus meleagris B. L. Der Autor hat diese Form auf
S. 168 als besondere Art aufgeführt und nach Individuen aus
Südfrankreich beschrieben. Wenn ich sie als Rasse des Pruinosus
auffasse, dann begründe ich das damit, daß einerseits in Budde-
Lunds Diagnose nichts enthalten ist, was eine selbständige Art
rechtfertigen würde und anderseits die männlichen Pleopoden
gestaltlich nicht von denen des Pruinosus abweichen. Die starke
Pigmentierung derselben hat sich bisher als ein charakteristisches
Merkmal erwiesen.
Festgestellt habe ich den meleagrıs von Marino im Albaner-
gebirge, aus dem Trebinjicagebiet und vom Mostar Blato der
Herzegowina, von Nauplia im Peloponnes und aus Epirus (Han-
Driskos und Janina).
8d) Pruinosus corcyraeus Verh. kenne ich bisher nur von der
Insel Korfu.
Se. Druinosus argolicus m. sammelte ich in einem 8 mm Jg.
Q mit Marsupium an der Burg Larisa bei Argos im Peloponnes.
Von den Seitenknötchen abgesehen zeigen die Tergite keinerlei
Körnelung.
II. Die Wachssekrete der Metoponorthus.
Den Namen Pruinosus, der Bereifte, verdanken diese Por-
cellioniden dem Umstande, daß ihre Tergite mit einem grauen
Hauch überzogen sind, der sich, ähnlich der reifartigen Aus-
schwitzung vieler Früchte, z. B. der Pflaumen, mit dem Finger
von der Oberfläche abwischen läßt, wenn auch nicht so leicht
wie bei diesen pflanzlichen Gebilden. Ein solcher abgewischter
bruinosus erhält dann ein viel dunkleres Aussehen. Merkwürdiger-
weise habe ich in der Literatur über diese Tergit-Ausschwitzungen
der Metoponorthus nirgends etwas finden können, obwohl sie bio-
logisch und systematisch gleich bedeutsam sind. Nachdem die
wachsartigen Tergitsekrete im vorigen bereits systematisch .. ge-
würdigt worden sind, möchte ich ihnen noch einige allgemeine
Betrachtungen widmen, die jedoch notwendig unvollständig sein
müssen, weil mir leider zurzeit keine lebenden Metobonorthus zur
Verfügung stehen. Einige Fragen aber lassen sich nur an der Hand
lebender Objekte lösen.
Aus dem vorigen ergab sich bereits, daß die Wachssekrete
bei allen Arten der Untergatt. Metoponorthus Verh. vorkommen.
Man kann sie an allen Tergiten beobachten, und sie treten stets
10. Heft
142 ? Karl W. Verhoeff:
in bestimmter Form auf, nämlich entweder nur in zahllosen
Tröpfchen oder Perlchen verschiedenster Größe oder außerdem
noch in Gestalt von Ellipsen, die dann häufig und stets an-
gelehnt an Borsten oder Schuppenborsten zu 2—4 in
Form von Bretzeln vereinigt sind.
Die zahlreichen am Körper der Landasseln vorkommenden
Drüsen, z. B. die epimeralen und uropodialen liefern Säfte,
welche sich mehr oder weniger leicht an lebenden und oft auch
an in Alkohol konservierten Individuen nachweisen lassen. Teils
sind diese Säfte durch Alkohol ausziehbar, teils liefern sie ein
Gerinnsel, aber keine der sonst bekannten Drüsen liefert Sekrete,
die in so bestimmter, mikroskopisch scharf ausgeprägter Gestalt
auftreten wie diejenigen der Metoponorthus-Tergitdrüsen. Im
Zusammenhang damit zeigen sie gegen verschiedene Flüssigkeiten
eine außerordentliche Widerstandskraft. Es ergibt sich
das schon aus dem Umstande, daß die Massen von Sekretperlen
und zahlreiche Sekretellipsen durch Alkohol an Tieren, welche
10 Jahre und mehr in demselben gelegen haben, nicht aufgelöst
werden. Aber auch durch starkes Aufkochen in Wasser erfolgt
keine Veränderung. Desgleichen konnte ich an Tergiten, welche
24 Stunden in Äther gelegen hatten, keine Veränderung der
Perlchen und Ellipsen feststellen.
Ein in Ather gelegtes Kügelchen von Bienenwachs dagegen
wird in kurzer Zeit aufgelöst. Von den Wachsfäden der Pflanzen-
läuse aber sagt Kolbe, daß sie „sich in Alkohol sehr leicht und
schnell lösen‘. Es ließe sich daher der Einwurf erheben, die ge-
schilderten zähen Sekrete der Metopornothus-Tergitdrüsen könnten
überhaupt nicht als Wachs bezeichnet werden. Mit dieser Kenn-
zeichnung soll aber auch gar nicht gesagt werden, daß es sich um
einen dem Wachs der Bienen oder Pflanzenläuse ähnlichen Stoff
handelt, sondern ich will damit lediglich anzeigen, daß ein Sekret
vorliegt was sich von allen andern bei Asseln vorkommenden
durch seine Zähigkeit und Widerstandskraft unterscheidet und
überhaupt von allen mir bekannten tierischen Drüsensäften dem
Wachs noch am ehesten vergleichbar ist. Irgend eine
neue Bezeichnung einzuführen wäre so lange zwecklos, als sich
nicht ein erfahrener Chemiker mit diesem Stoff beschäftigt hat.
Die chemische Zusammensetzung aber ist für den Zoologen neben-
sächlich.
Was das mikroskopische Verhalten des Wachssekretes
der Tergitdrüsen betrifft, so ergeben sich einige interessante
Aufklärungen schon durch das Studium der Alkoholobjekte.
Es erhebt sich zunächst die Frage, woherstammt das Wachs ? —
Man könnte zur Annahme neigen, daß die Epimerendrüsen die
Quellen desselben seien. Dies ist aber durchaus nicht der Fall,
wie sich mit aller Deutlichkeit schon daraus ergibt, daß einer-
seits die Perlchen über die ganze Oberfläche der Tergite verteilt
sind, anderseits eine große Masse derselben auch bei denjenigen
Zur Kenntnis der Ligidien, Porcellioniden und Oniseiden, 145
Arten vorkommt, welche wie die Myrmekobhilen gar keine oder
nur wenige und sehr kleine Epimerendrüsen besitzen. Außerdem
ist zu berücksichtigen, daß Arten welche wie Zingitanus zahlreiche
Epimerendrüsen besitzen, nicht mehr Wachs produzieren als
andere ohne dieselben. Somit können nur zahlreiche drüsige
Hypodermiszellen in Betracht kommen, welche allenthalben
unter den Tergiten zerstreut liegen.
Nun zeigt sich aber die auffallende Erscheinung, daß zwar
bei den Paraborcellio-Arten (Abb. 30 dr.) zwischen den Borsten
zahlreiche Hautdrüsenporen zerstreut liegen, bei diesen aber
keine Wachsperlchen vorkommen, sondern ein ungeperltes
Drüsengerinnsel, dessen biologische Bedeutung allerdings im wesent-
lichen dieselbe ist wie diejenige des Wachses der Metoponorthus.
Somit würde scheinbar keine andere Möglichkeit übrig bleiben
als die Folgerung, daß bei Metoponorthus, wo sich zwischen den
Borsten oder Schuppenborsten keine andern Kanäle vorfinden,
das Wachssekret durch die Porenkanäle jener abgesondert wird.
Die schon geschilderte ganz regelmäßige Anordnung der
Wachsbretzel hinter den Grundleistchen der Borsten
(Abb. 21 und 27—29) würde diese Erklärung ebenfalls als die
richtige erscheinen lassen. !)
In welchem physiologischen Zusammenhang stehen
die Perlchen, Ellipsen und Bretzelfiguren? —
Daß die Perlchen die hauptsächlichste Erschei-
nungsform des Metoponorthus-Wachses sind, ergibt sich so-
wohl aus ihrer sehr überwiegenden Menge, als auch daraus,daß
sie bei manchen Arten ganz ausschließlich vorkommen, wie
z. B. bei graevei. (Abb. 17.) Das Sekret muß hier also von vorn-
herein in Gestalt von Tröpfchen abgegeben werden.
Anders bei denjenigen Arten, welche außer vielen Perlchen
auch Ellipsen und zu Bretzeln vereinigte Ellipsen in mehr oder
weniger großer Menge besitzen. Wenn meine Auffassung, daß
das Wachs aus den Borstenkanälen stammt, richtig ist, dann
müssen auch die Ellipsen vorwiegend an Borsten angelehnt be-
obachtet werden. Tatsächlich kommen nun zwar Ellipsen in be-
trächtlicher Zahl auch außerhalb der Borsten vor (Abb. 21e),
aber die typischen ausVereinigung von 2—4 Ellipsen entstandenen
Bretzel trifft man fast immer angelehnt an die Grund-
leistchen der -förmigen Borsten.
Das Wachs wird also auf zweierlei Weise abgeschieden,
nämlich meistens in Gestalt von Perlchen, aber bisweilen und
zwar offenbar da, wo die secernierende Kraft der Drüsenzellen
besonders groß ist, auch in Gestalt von Fädchen. Daß diese
1) Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß die Wachsgebilde überhaupt
nicht wie Drüsensekrete entstehen, sondern im Zusammenhang mit den
me tungen, worauf ich in einer späteren Arbeit hoffe zurückkommen zu
Önnen,
10, Heit
144 Karl W. Verhoeff:
Fädchen sich aber immer zu Ellipsen ausbilden, erkläre ich mir
also:
An der Borste und ihren Grundleistchen findet das austretende
Sekret nicht nur den ersten Halt, sondern überhaupt den besten
an der Tergitoberfläche. Hat nun das Fädchen, indem
es entweder an der Borste (Abb. 19y) oder an deren Grundleistchen
(6) hingeschoben wird, deren Ende erreicht, so verliert es deren
Halt und Widerstand, krümmt sich nach der freien Außenseite,
biegt sich aus Mangel an eigener Festigkeit um und berührt dann
später den eigenen Anfang, mit dem es verschmilzt und dann also
in sich selbst zusammenhängend undzugleich an der Borste haftend
eine mehr oder weniger rundliche Gestalt annımmt.
Wie man aus Abb. 21a—c ersieht, kann an einer Borste zu-
nächst eine Ellipse entstehen (b und c) oder sogleich zwei. Letz-
teres ist die häufigere Erscheinung. Im ersteren Falle hat sich
das noch freie Fädchenende um die Borstenspitze nach der andern
Seite herumgekrümmt. Abb.21.d, e, f zeigen uns in überaus deut-
licher Weise, daß Perlchen auch indirekt durch Zerfall
von Ellipsen entstehen können. Diese nicht mehr mit Borsten
zusammenhängenden Ellipsen führen uns allerleiÜbergangszustände
vor, bei e sind die Ellipsen noch vollständig, bei f zur Hälfte
und bei d vollständig in Perlchen aufgelöst. Anfänglich zeigen
dieselben durch ihre Lage noch die Entstehung aus einer Ellipse
an, später aber werden sie durch irgendwelchen Druck an der
Tergitoberfläche verschoben und verlieren sich dann in der Masse
der Einzelperlchen.
Bei Pruinosus (Abb. 27 und 28) treten häufig 2 +2 oder
auch 1 + 2 Ellipsen auf, die dann zu Bretzeln verkleben. Die
äußeren Ellipsen sinddie älteren. DieSekretionhat wahrscheinlich
eine Unterbrechung erfahren, einseitig oder beiderseits ist dann
ein neues Fädchen ausgeschieden, was ein oder zwei jüngere
Ellipsen ergeben hat. Jüngere und ältere Ellipsen sind dann zu
Bretzeln miteinander verklebt.
Aus dem Verhalten der Bretzel schließe ich, daß in diesen
zweierlei Sekretstoffe enthalten sind, nämlich außer dem
wachsartigen noch ein mehr vergänglicher, ölartiger.
Solange derselbe noch nicht verflüchtigt ist, haften die Bretzel
an den Borsten (Abb. 27 d und 28f). Erst später lösen sie sich
von denselben (Abb. 28g) und gehen auch dann erst dem Zer-
fall in Perlchen entgegen. So kann man also hier und da
an einer Borste einen Bretzel beobachten und hinter demselben
einen andern, welcher schon mehr oder weniger in seine Ellipsen
zerfallen ist.
Die biologische Bedeutung der Wachssekrete liegt
darin, daß 1. der Rücken der Tiere schlüpfrig gemacht, 2. ein
Schutz gegen Austrocknen geboten wird. Im ersteren Falle
wirkt also das Wachs ähnlich wie die Schuppen vieler Insekten,
im letzteren Falle liefert es eine Ergänzung des Schutzes, welcher
Zur Kenntnis der Ligidien, Porcellioniden und Oniseiden, 145
durch den Kalkpanzer gebildet wird, der aber bei den Metoponorthus
noch nicht die Dicke erreicht hat, die wir bei abgeleiteteren Por-
cellioniden beobachten.
IV. Die Orthometopon-Arten.
Im 22. Isop.-Aufsatz (Sitz. Ber. Ges. nat. Freunde, Berlin
1917) war bereits im 4. Abschnitt vom Parallelismus der Gat-
tungen Porcellio und Tracheoniscus die Rede. Indem ich, anschlie-
Bend an Metoponorthus und Verwandte, auch die Orthometopon-
Arten bespreche, sei der Parallelismus noch hinsichtlich eines
wichtigen Merkmales ergänzt. Die Wachsperlchen der Tergite
sind nämlich nicht auf die Metoponorthus-Arten beschränkt,
sondern wir treffen sie wieder bei einem Teile der Orthometopon-
Arten, und zwar treten sie auch bei diesen in der schon im vorigen
geschilderten Weise auf. Ellipsen habe ich hier ebenfalls be-
obachtet, wenn sie auch nicht so zahlreich und scharf ausgeprägt
sind, wie bei manchen Metoponorthus-Arten. Dagegen sind die
Perlchen teilweise etwas größer als die bei jenen beobachteten.
Ein weiteres Element des Parallelismus tritt dadurch in die Er-
scheinung, daß sich der Gegensatz in der Struktur der Tergite,
den ich für Metoponorthus und Acaeroplastes auseinandergesetzt
habe, innerhalb Orthometopon wiederholt, wie sich. aus dem Folgenden
ergibt.
Schlüssel für die Orthometopon-Arten.
Die Tergite sind bei allen reichlich mit kleinen Höckerchen
besetzt.
a) Tergite mit Y-förmigen spitzen Schuppenborsten und mit
zahlreichen Wachsperlchen, aber ohne wellige Zellstruktur,
Seitenränder der Pereionepimeren mit abgegrenztem Drüsen-
porenfeld, welches aber höchstens die Hälfte des Seitenrandes
einnimmt.
1. Das 2.—6. Tergit im vordersten Drittel mit erhobenen
QOuerleisten. Seitenknötchen des 2.—4. Tergit dem
Seitenrand genähert, nämlich 4—5mal vom Hinterrande
weiter entfernt als vom Seitenrand. Unterstirn ohne
V-förmige Leiste. Pleontergite höchstens mit Spuren von
Höckerchen. 1. Exopodite des & hinten abgerundet bis
abgestutzt, aber ohne vorragenden Lappen und ohne Spitze,
auch ohne Stachelborsten.
1. planus B. L. (= cingendus B. L. non Kinahan)
(= meridionalis Dollfus)
2. Alle Tergite ohne Querleisten. Seitenknötchen des 2.—4.
Tergit vom Seiten- und Hinterrand ungefähr gleich weit
entfernt oder am 4. dem Hinterrand mehr genähert. Unter-
stirn mit V-förmiger Leiste. Pleontergite sowohl an den
Hinterrändern als vor denselben mit gut ausgeprägten
Höckerchen besetzt. 1. Exopodite des & länglich, außen
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 10. 10 10. Heft
146 Karl W. Verhoeff:
mit einer vorragenden Ecke, abgesetzt durch schmalen
Einschnitt, innen abgerundet und mit mehreren Stachel-
borsten. 2. phaleronensis Verh.
b) Tergite mit Schuppenborsten, aber ohne Wachsperlchen, und
allenthalben mit dichter, welliger Zellstruktur. Seiten-
ränder der Pereionepimeren mit langem, abgegrenzten Drüsen-
porenfeld, welches am 7. Tergit von der Vorderecke fast bis
zur Hinterecke reicht. 1. Exopodite des $ außen mit einem
vorragenden, abgerundet-dreieckigen Lappen.
1. Die 1. Exopodite des $ sind hinten sowohl innen als außen
in einen abgerundeten Lappen vorgezogen, welche durch
eine breite und ziemlich tiefe Bucht voneinander getrennt
werden. 3. dalmatinus Verh. (genwinus)
2. Die 1. Exopodite des & sind hinten nur außen in einen
Lappen vorgezogen, besitzen aber innen eine recht- bis
stumpfwinkelige beborstete Ecke. Die trennende Bucht ist
daher seicht und nur außen deutlich.
4. dalmatinus frascatensis m.
Bemerkungen zu den Orthometopon-Arten.
1. planus B. L.
Die 1. Exopodite des $ fand ich etwas variabel, und zwar
auch an einem bestimmten Platze, z. B. S. Margherita a. Riviera.
Meistens sind diese Exopodite hinten abgestutzt, so daß zwei
abgerundet stumpfwinkelige Ecken entstehen, bisweilen aber er-
scheinen sie nach innen so halbkreisförmig zugerundet, daß
sich nur außen eine abgerundete Ecke findet. An andern Plätzen,
so bei La Turbie und Pujet-Theniers im südöstlichen Frankreich
und am Comersee (bei Brunate) fand ich nur abgestutzte 1. Exo-
podite. Die 1. Endopodite laufen durchaus gerade aus.
2. phaleronensis Verh. — 7. Isop.-Aufsatz N. 647 des Zoolog.
Anzeigers, Juli 1901, S. 407.
Die Trachealfelder der 1.—3. Exopodite des $ am Rande mit
tiefen Einbuchtungen, und zwar bogig am 1. Exopodit, am
2. dreieckig-rechtwinkelig, am 3. dreieckig-stumpfwinkelig. Die
spitzen Enden der 1. Endopodite des & leicht nach außen um-
gebogen.
3. dalmatinus Verh. (genwinus). — 4. Isop.-Aufsatz, N. 635 des
Zoolog. Anzeigers, Febr. 1901, S. 71.
Die 1. Endopodite des $ laufen am Ende gerade und mit
dreieckiger Spitze aus. Trachealfelder des 1. und 3. Exopodit
mit leichter, bogiger Ausbuchtung, das 2. Exopodit mit etwas
tieferer.
Scheint in ganz Griechenland vorzukommen. Ich selbst
sammelte ihn bei Tripolitza in Arkadien und auf Korfu. Einige
Stücke erhielt ich auch aus Stoliko in Mittelgriechenland.
Zur Kenntnis der Ligidien, Porcellioniden und Onisciden, 147
4. dalmatinus frascatensis m.
ist der italienische Vertreter des dalmatinus und unterscheidet
sich von ihm nur durch die 1. Exopodite des 3. — Zuerst fand ich
ihn in der Nähe von Florenz (Fraskati). Später konnte ich ihn
als sehr häufig feststellen auf der sorrentinischen Halbinsel (Corpo
di Cava) und bei Mt. Cassino.
V. Über unechte und echte Schuppen der Onisecoideen.
Bereits vor mehr als 20 Jahren, nämlich in N. 493 des Zoolog.
Anzeigers 1896, habe ich in meinem 1. Isopoden-Aufsatz bei Be-
schreibung meiner Phrloscia germanica durch eine Abbildung auf
die höchst charakteristischen Schuppen dieses Onisciden auf-
merksam gemacht. Bis jetzt sind derartige Schuppen noch bei
keinem andern Isopoden bekannt geworden und auch innerhalb
der Gattung Phrloscia sind sie auf germanica und. wenige nahe
Verwandte beschränkt. Auf diese Formen ‚mit echten Schuppen,
welche einem Doppelbogen aufsitzen‘, gründete ich im 15.1sop.-
Aufsatz, Archiv f. Biontologie, Bd. II, Berlin 1908, S. 342 die
Untergattung Lepidoniscus. Auch dort ist durch Abb. 2 die eigen-
tümliche Gestalt dieser Schuppen hervorgehoben worden. Bisher
beschränkte ich mich jedoch darauf, die Schuppen nur so weit
darzustellen, als es für die systematische Verwertung derselben
erforderlich war.
Da ich inzwischen unter den zahlreichen sonstigen Schuppen-
bildungen der Isopoden keine ähnlichen Gestalten trotz der
Mannigfaltigkeit derselben beobachtet habe, und da ich neuer-
dings auch bemerkenswerte Verschiedenheiten in der Aus-
prägung der Lepidoniscus-Schuppen feststellen konnte, so will ich
etwas genauer auf dieselben eingehen. Es erscheint das um so
notwendiger, als W. Herold im I. Abschnitt seiner ‚Beiträge zur
Anatomie und Physiologie einiger Landisopoden‘“, Zoolog. Jahr-
bücher, Jena 1913, 35. Bd., 4. H. einige unrichtige Folgerungen
aus meinen Lepidoniscus-Angaben gezogen hat. Er schreibt
auf S. 462:
„Die von Verhoeff gegebenen Abbildungen von Schuppen
mit ein- oder beiderseitig doppelter Kontur habe ich nie das Glück
gehabt, zu Gesicht zu bekommen. Unverständlich bleibt mir der
Bau der von Verhoeff 1896 abgebildeten Schuppe von Philoscia
germanica Verh. Ich vermute, daß damit ein interessantes Gebilde
gemeint ist.‘“ (Letzteres stimmt.) Um so unbegreiflicher ist es,
daß Herold dann auf S. 466, nachdem er festgestellt hat, ‚daß
Leydig in den an der Basis plötzlich divergierenden Seitenrändern
der Schuppe seine doppelten, sich gabelnden Kanäle zu sehen
meinte“, behauptet, „daß auch Verhoeff mit seiner Abbildung
der Schuppe von Philoscia germanica einem solchen Irrtum zum
Opfer gefallen ist“. Diesen falschen Vorwurf würde sich Herold
leicht haben ersparen können, wenn er den Text meines 1. Auf-
satzes gelesen hätte, wo nämlich folgendes steht (S. 2 unten!):
10. Heft
148 Karl W. Verhoeff:
„An jedem Schüppchen erkennt man zwei Bogenlinien (w),
welche Verdickungen des in der Mitte tief eingebuchteten Vorder-
randes darstellen. Diese Bogenlinien sind die am leichtesten
erkennbaren Teile des Schüppchens, und man glaubt bisweilen,
sie seien allein vorhanden, weil die übrige Masse so sehr wasserhell,
hyalin ist.“ Hier ist also zweimal von Bogenlinien die Rede,
aber mit keinem Worte etwas von den „sich gabelnden Kanälen“,
welche Leydig zu sehen glaubte! — Übrigens habe ich auch den
Porus, welchem die Leprdoniscus-Schuppe aufsitzt, bereits 1896
angegeben.
Herold beschäftigte sich hauptsächlich mit den zahlreichen
Gebilden der Oniscoideen-Haut, welche er ganz richtig
Schuppenborsten genannt hat. Diese beschreibt er namentlich
von Porcellio scaber. Auf S. 465 äußert er sich über dieselben also:
„sehr deutlich erscheinen sie aus zwei morphologisch ver-
schiedenen Teilen zusammengesetzt: einem Schuppenteil, der
ihnen die äußere oben beschriebeneForm verleiht und einemBorsten-
teil, der mit seinem Basalkanal die Kutikula durchbricht und
dadurch klar hervortreten läßt, daß er mit den Schuppenbildungen
(sollte heißen unechten!) nichts gemein hat. Wir haben es hier
meiner Meinung nach mit der regelrechten Verschmelzung
einer Borste mit einer Skulpturschuppe zu tun.“
Nach meinen Untersuchungen ist diese Anschauung von
einer ‚Verschmelzung‘ je einer Borste mit einer Skulpturschuppe
unhaltbar, weil die Sache in Wirklichkeit viel einfacher liegt. Man
kann nämlich bei der Durchsicht einer Reihe geeigneter Oniscoi-
deen sehr bald feststellen, daß es von der völlig einfachen
Borste, wie sie z. B. am Außenrande der Exopodite häufig zu
beobachten ist, bis zu der Schuppenborste des Porcellio
scaber alle Übergänge gibt, und daß der „Schuppen-
teil“ der Schuppenborste lediglich entstanden ist
durch seitliche Erweiterungen der primären Borste.
Es handelt sich also nicht um sekundäre ‚Verschmelzung‘,
sondern um sekundäre Ausgestaltung der anfangs einfachen
Borsten. Häufig beginnt diese Ausgestaltung mit dem Auftreten
von Grundleistchen der Borste, welche am Außenrande des
Porenkanals derselben meistens unter stumpfem Winkel zu-
sammenstoßen. Bei Metoponorthus graevei sind die Grundleist-
chen noch sehr kurz, also nur angedeutet (Abb. 17), viel stärker
entwickelt finden sie sich bei Acaeroplastes pellegrinensis (Abb. 10
und 11), wo man gleichzeitig den ersten Anfang zur eigent-
lichen Schuppenborste vorfindet, welcher sich auf schmale
Erweiterungen der Grundhälfte der Borste beschränkt.
Weil die Achse der Borste dicker ist als die Erweiterungen, hebt
sie sich als dunklerer feiner Streifen von den blassen Seiten ab.
An diesen und vielen andern Borsten sind die Erweiterungen so
schwach, daß es oft ganz vom individuellen Eindruck abhängt,
ob man sie Borsten oder Schuppenborsten nennen will (vgl.Abb.130).
Zur Kenntnis der Ligidien, Porcellioniden und Oniseiden. 149
Bei Metoponorthus myrmicidarum (Abb. 19a) finden wir dann stärker
erweiterte, eigentliche Schuppenborsten, bei welchen die seit-
lichen Erweiterungen nicht nur stärker sind, sondern auch bis
zur Spitze reichen, so daß die eigentliche Borstenachse mehr
zurücktritt.
Auf die unechten Schuppen der Oniscoideen habe ich
bereits in meinem 4. Isopoden- Aufsatz, Nr. 636 des Zool. Anzeigers
1901, S. 77 aufmerksam gemacht und zwar auf Grund der Hylonis-
cus-Arten, bei welchen sie besonders schön ausgeprägt sind und
dem Rücken einen silberigen Schimmer verleihen. Schon damals
habe ich diese Gebilde als ‚„Urschuppen‘ hervorgehoben. Sie
entstehen dadurch, daß die einzelnen Feldchen der Zellstruktur
sich nach hinten herausschieben und mehr oder weniger dach-
ziegelartig an und über einander legen. Wir haben also bei
den Isopoden zu unterscheiden:
1. unechte Schuppen oder Urschuppen ohne Porenkanal,
2. Schuppenborsten, welche stets einem Porenkanal
aufsitzen und den Charakter der Borste mehr oder weniger bewahrt
haben,
3. Echte Schuppen, bei welchen die Schuppennatur so
überwiegt, daß von einer Borste nichts mehr zu erkennen ist.
Natürlich sitzen auch diese Gebilde, welche phylogenetisch also
auf Borsten zurückzuführen sind, demgemäß stets auf
Porenkanälen. —
Hiermit komme ich auf die echten Schuppen von Lepidonis-
cus, welche uns die besten und innerhalb der Isopoden auch
vollendetsten Vertreter dieser Kategorie vorführen. Aus meinen
Abb. 31—35 (a—h) möge man entnehmen, daß sich auch bei
einer bestimmten Lepidoniscus-Form erhebliche Variationen
der Schuppen feststellen lassen.
Diese Lepidoniscus-Schuppen sind ausgezeichnet durch ihre
kuppelartige Wölbung, welche bewirkt, daß sie verhältlich
weit vorragen und daher auch besonders leicht abgestoßen
werden können. Da man zum genaueren Studium der Schuppen
sie nicht nur in ihrer natürlichen Lage, sondern auch isoliert prüfen
muß, kann man sie durch Abschaben mittelst feiner Nadeln leicht
in allen möglichen Stellungen zur Ansicht bringen. Von den
typischen Schuppenborsten unterscheiden sich die Lepidoniscus-
Schuppen:
1. Durch den Vorderrand-Doppelbogen, dessen Hälften
durch einen mittleren Einschnitt (r Abb. 31b) gegeneinander ab-
gesetzt sind,
2. durch die kugelartige Wölbung und
3. durch einen dicken Stiel (Abb. 31z), in welchem sich ein
Porus befindet, welcher dem Ende des Porenkanals entspricht,
dem die Schuppe aufsitzt.
Die Gestalt der typischen Lepidoniscus-Schuppen findet
man durch Abb. 31a und b veranschaulicht. Die eigentliche Schuppe
10. Heft
150 Karl W. Verhoeff:
ract nach hinten dreieckig heraus und ist jederseits tief einge-
buchtet. Stellt man auf eine von außen (Abb. 31b) betrachtete
Schuppe den Mikr. Tubus tief ein, so bemerkt man den in dieser
Lage verdeckten, aber sehr deutlich durchschimmernden Stiel
der Schuppe, dessen Gestalt insofern den freien Schuppenteil
wiederholt, als er ebenfalls in der Mitte, wo er dem Porenkanal
angewachsen ist, am weitesten vorragt, jederseits aber eine tiefe
Einbuchtung besitzt. Der äußere Schuppenteil ragt stets weit
über den Stiel hinaus. Beide gehen aber nicht etwa nur am Vorder-
rande also am Doppelbogen ineinander über, sondern sind in
der Mitte breit verwachsen, während sich bisweilenin der Mitte
dieser Verwachsung unten (Abb. 31a) innen eine feine Längsrinne
erkennen läßt, welche vom Porus zum Doppelbogen-Einschnitt
zieht. Eine Verdickung (g Abb. 31 und 32) welche sich hinten
mehr oder weniger gabelt, bezeichnet teils die mittlereVerwachsung,
teils eine mittlere Schuppenversteifung. An denjenigen Schuppen
(Abb. 33, g und h), deren Mittelteil etwas nach außen (a) gebogen
ist, biegt sich auch ein dunklerer Ausläufer dieser Versteifung
nach außen. Sichtet man eine Menge von abgelösten, isolierten
Lepidoniscus-Schuppen, dann erscheint es anfänglich schwierig,
die beträchtlichen Verschiedenheiten derselben (von welchen
Abb. 31 und 32 — c und e Proben liefern) in Einklang zu bringen.
Die Schwierigkeit wird nämlich teilweise durch die Variation
hervorgerufen und teilweise dadurch, daß man die abgelösten
Schüppchen in den allerverschiedensten Stellungen wahrnimmt.
Das genauere Studium derselben lehrt jedoch, daß die Variation
hauptsächlich darauf hinausläuft, daß bei manchen Schuppen
entweder der dreieckige Mittelteil mehr oder weniger unterdrückt
ist (Abb. 31c), oder die Gestalt des Stieles verändert, oder die
mittlere Verwachsung stärker als gewöhnlich ausgeprägt.
Abb. 32d zeigt uns ein Schüppchen, welches gegenüber
den angewachsenen, also in natürlicher Lage befindlichen so g e-
dreht ist, daß der Stiel über den zugleich etwas umgebogenen
Mittelteil der Schuppe herausragt.
Die Lepidoniscus-Schuppen habe ich schon 1896 a. a. O.
mit denen der Lepidopieren und Thysanuren verglichen und betont,
daß sie ‚beträchtlich‘ von diesen ‚abweichen‘. Daran schließt
Herold folgende Bemerkung: (S. 463) „Einen Vergleich dieser
sogenannten(!) Isopoden-Schuppen mit den eigentlichen Schuppen
der Insekten, wie ihn Verhoeff anstellt, halte ich wegen des
gänzlich verschiedenartigen Baues beider für nicht angängig.
Z. B. fehlt der Isopoden-Schuppe stets der bei echten Schuppen
so häufig, wenn nicht regelmäßig vorhandene Basalkanal.“ —
Abgesehen davon, daß ich wie das eben Zitierte beweist,
ja gerade den Unterschied betont habe, ist die Behauptung
Herolds von dem „gänzlich“ verschiedenartigen Bau nicht
stichhaltig, denn was namentlich den Porenkanal betrifft, so habe
ich bereits 1896 betont, daß im Stielchen noch ein Porus zu be-
Zur Kenntnis der Ligidien, Porcellioniden und Önisciden. 151
merken ist“. Der Unterschied zwischen den Schuppen der In-
sekten und den echten Schuppen der Isopoden ist
zwar gestaltlich beträchtlich, aber im Grundzuge des Baues
herrscht trotzdem Übereinstimmung. Übrigens gibt
Herold (im Widerspruch mit seiner eben angegebenen Erklärung
auf S. 467 selbst zu: „Im Gegensatz zur typischen Isopoden-
Schuppe (gemeint ist die unechte) könnte man die Schuppen-
borste allenfalls, wenigstens was ihren Borstenteil anlangt, zu
der echten Schuppe der Insekten in Beziehung setzen‘.
Herolds Betrachtungen über ‚die „physiologische Be-
deutung‘ der Schuppenborsten auf S. 467 sind mir unverständlich.
Daß ‚der Schuppenteil“ nicht eine „Schutzfunktion für die
Sinnesborste übernehmen“ kann, ist um so selbstverständ-
licher als beide in den Schuppenborsten zu einheitlichen Ge-
bilden vereinigt sind. Die echten Schuppen von Leßidoniscus
haben mit der Tastfunktion (oder überhaupt mit Sinnes-
tätigkeit) gar nichts zu tun, sondern dienen genau so wie die-
jenigen der Insekten, der Schlüpfrigmachung der Körper-
oberfläche. Es sind nämlich bei Ledidoniscus außer den echten
Schuppen zahlreiche Tastborsten vorhanden, und zwar kurze
aber vollkommen typische, einfache Spitzborsten, teils an den
Rändern, teils aber auch auf der Fläche. Sie stehen zerstreut
zwischen den echten Schuppen. Da sich nun an den Seitenrändern
auch Schuppenborsten vorfinden und die Zellstruktur in unechte
Schuppen in Menge ausgezogen ist, so finden wir auf den
Tergiten von Leßidoniscus alle vier Strukturelemente
zahlreich nebeneinander, also a) unechte Schuppen,
b) echte Schuppen, c) einfache Tastborsten, d) Schuppen-
borsten.
Nervenfasern hat Herold an den Schuppenborsten nicht
beobachtet und auch ich habe daraufhin keine besonderen Unter-
suchungen angestellt. Es kann aber als höchst wahrscheinlich
gelten, daß mit dem Übergang der Borsten zu Schuppenborsten
auch die Innervationen verschwinden müssen, da sie an solchen
für Abschabung bestimmten Gebilden völlig zwecklos sein
würden.
Fragen wir uns schließlich noch, wie die echten Lepidoniscus-
Schuppen von denSchuppenborsten abgeleitet werdenkönnen,
so ist folgendes in Betracht zu ziehen:
Die beiden Grundleistchen (Abb. 196) der Schuppen-
borsten entsprechen dem Doppelbogen der echten Schuppen.
Diese Doppelbogen erfuhren im Vergleich mit jenen nicht nur
eine Vergrößerung und Verdickung, sondern traten zugleich an
ihren äußeren Enden frei heraus, während sich die Schuppe
selbst aufblähte und stark wölbte. Da die also vergrößerte und
freier gewordene Schuppe auch einer verstärkten Befestigung
bedurfte, bildete sich um die Ansatzstelle, also um das Ende des
Porenkanals ein Stiel aus. Mit der Vergrößerung desselben ent-
10. Heft
152 Karl W. Verhoeff:
stand da, wo er in den Doppelbogen übergeht, nicht nur eine
mittlere Einschnürung, sondern die gewölbte Schuppe wurde
auch mit ihrer Basis und dem Doppelbogen ganz nach vorn ge-
drückt, während sich die übrige Schuppe so nach hinten herüber-
krümmte, daß ihr optischer Längsschnitt annähernd einen Halb-
kreis darstellt.
VI. Zur Kenntnis der Gattung Philoseia.
a) Lepidoniseus.
Die Untergattung Lepidoniscus kann unter allen Oniscoi-
deen als die bezeichnendste Gruppe innerhalb der mittel-
europäischen Gebirge betrachtet werden. Im Norden hört
sie mit der norddeutschen Tiefebene und im Süden mit der ober-
italienischen Tiefebene auf und scheint im Gebiet der Riviera
und der Apenninen zu fehlen. Aus dem inneren Frankreich ist
sie noch nicht bekannt geworden, scheint den Rhein überhaupt
nicht oder nur wenig überschritten zu haben. Aus dem westlichen
Ungarn und Bosnien habe ich sie nachgewiesen, während sie in
Siebenbürgen zu fehlen scheint.
Die bekannten Formen stehen einander sämtlich so nahe,
daß sie äußerlich nicht mit Sicherheit unterschieden werden können,
zumal die Färbung so variabel ist, daß sie zur Formenunter-
scheidung keinen sicheren Anhalt bietet.
Augenblicklich kann ich nur zwei Arten als solche anerkennen,
nämlich außer der ziemlich weit verbreiteten germanica nur ericarum
Verh. (vgl. S. 349 im 15.Isop.-Aufsatz, 1908). Die bisher nur aus
Kärnten bekannte Ph. ericarum unterscheidet sich von germa-
nica sowohl durch die tief und fast rechtwinkelig ausgebuchteten
1. Exopodite des $ als auch durch die hakig nach endwärts um-
gebogenen Sohlenborsten der Carpopoditbürsten des &.
Nachdem ich die Leprdoniscus aus den Südalpen genauer
untersucht habe, halte ich die fruinosa Carl nicht mehr für eine
eigene Art, sondern für eine Rasse der germanica, weil der Unter-
schied in den 1. Exopoditen nur subtil ist und hinsichtlich der
Sohlenborsten der Carpopodite zwar ein recht auffallender Unter-
schied hinsichtlich der Mehrzahl der Borsten gegeben ist (man
vgl. Abb. 34—36), einzelne derselben aber doch eine Vermittelung
herstellen. Unterschiede in der Gestalt der Tergitschuppen kommen
nicht in Betracht, zumal diese schon an ein und demselben Tergit
beträchtliche, im vorigen Abschnitt besprochene Unterschiede
aufweisen.
Ph. (Lepidoniscus) germanica var. brunatensis m. nenne ich
diejenigen Südalpentiere, welche im weiblichen Geschlecht mit
der var. fannonica Verh. darin übereinstimmen, daß sich jederseits
am 2.-—4. Tergit in der Vorderhälfte am Grunde der Epimeren
eine diese unvollständig abgrenzende Längsfurche findet. Die
Sohlenborsten am Carpopodit des 1. und 2. Beinpaares des d
(Abb. 34 b) sind stabförmig, d. h. sie verschmälern sich gegen
Zur Kenntnis der Ligidien, Porcellioniden und Onisciden. 153
das Ende nur wenig und sind am Ende selbst abgerundet, aber
nicht (wie bei var. germanica und Pannonica, Abb. 35) in 2—3
Spitzen zerteilt. Die 1. Exopodite des $ stimmen mit denen der
germanica überein, sind also hinten im Bogen leicht ausgebuchtet.
Das Ende der 1. Endopodite ragt außen vor der Endrundung in
2—3 kleine Zäpfchen vor (Abb. 34), während daselbst bei var.
germanica nur ein einfaches Knötchen bemerkt wird.
Vorkommen: Unter den 5 & 11 2, welche ich 24. IV. bei
Brunate (am Comersee) in Kalkgeröll mit Laub von Quercus und
Corylus erbeutete, fanden sich der Zeichnung nach zweierlei
Individuen, nämlich a) hellere, bei welchen das helle Pigment
überwiegt (3 d 9 2) und b) dunklere, bei welchen das dunkle
Pigment so stark verschmolzen ist, daß dieses vorhertrscht (2329).
Morphologisch stimmen aber die Individuen a) und b) voll-
kommen überein. & 52/;—61% mm, 2 bis 81, mm Ig.
3. IV. sammelte ich in einem Kastanienwalde bei Bellinzona
1& (6 mm) 2 2 7%—8 mm und 1j. 2. — 22175. 2 14. IV. bei
Bergamo gefunden dürften auch zu dieser Form gehören.
b) Paraphiloseia.
Auf S. 342 des 15. Is o p.-Aufsatzes 1908 gab ich eine Definition
dieser Untergattung mit Rücksicht auf die Arten sauamulıgera
Kölbel, Ayrenaica Dollf. und apenninorum Verh. Zwei weitere
Arten, $ygmaea B. L. und esterelana n. sp., welche ebenfalls zu
Paraphiloscia gehören, veranlassen mich, die Gruppencharakteristik
in folgender, leicht modifizierter Weise zu wiederholen:
Pereiontergite ohne deutliche Randfurchen. Porenfeld der
Epimerendrüsen kurz, höchstens Y, der Länge des Seitenrandes
erreichend, meistens aber noch viel kürzer, oder es ist überhaupt
kein Porenfeld vorhanden, weil es nur vereinzelte Poren gibt oder
überhaupt keine. Tergite mit dichter, schuppiger Zellstruktur,
außerdem mit Borsten oder Schuppenborsten. Sind aber echte
Schuppen vorhanden, dann besitzen dieselben weder einen Doppel-
bogen noch vordere Einschnürung, noch einen Stiel, noch eine
Aufblähung (wie bei Lepidoniscus). Die Querleiste der Stirn ist
meistens vollkommen ausgebildet (nur bei adenninorum in der Mitte
unterbrochen). Pleon wenig abgesetzt, seine Epimeren kräftig,
die 5. fast so weit vorragend wie die Telsonspitze. Meropodit am
7. Beinpaar des ä meistens ohne Fortsatz, nur bei apenninorum
ist ein stark angedrückter vorhanden.
Schlüssel für die Paraphiloseia-Arten.
a) Stirnquerkante zwischen den Ocellenhaufen fast gerade ver-
laufend, in der Mittenicht vorgezogen. Die größeren Schuppen-
borsten bilden besonders auf den Epimeren lanzettförmige, an
den Rändern sehr fein gezähnelte Spitzen, und alle laufen
sehr spitz aus (Abb. 37). Die Hinterzipiel des 6. und 7. Tergit
sind so nach innen eingebogen, daß die Hinterecken stumpf-
winkelig geworden sind. 1. esterelana n. sp.
10. Heft
15
4 Karl W. Verhoeff:
b) Stirnquerkante in der Mitte entweder im Bogen oder unter
[)
—_
e
m
stumpfem Winkel entschieden nach vorn vorspringend.
Die Schuppen oder Schuppenborsten sind an den Rändern
niemals gezähnelt. Epimeren des 6. und 7. Tergit hinten
nicht eingebogen, sondern als dreieckige, spitz- bis recht-
winkelige Lappen nach hinten herausragend ed,
Die Ouerleiste der Stirn bildet vor den Ocellenhaufen deutliche
Seitenlappen, deren Rand von den Ocellen soweit absteht
als die Ocellenhaufen lang sind. Tergite mit Spuren von
Körnelung, besetzt mit kurz zungenförmigen, abgerundeten
oder abgestutzten Schuppen (Abb. 38). Zwischen denselben
finden sich hier und da nur einfache und sehr kurze Tastborsten.
2. pygmaea B. L.
Die Ouerleiste der Stirn biegt vor den Ocellen herab, ohne
in Seitenlappen sich zu erweitern, daher ist sie um höchstens
die halbe Länge der Ocellenhaufen von diesen entfernt. Tergite
ohne Spuren von Körnelung, dicht besetzt mit einfachen,
spitzen Borsten oder Schuppenborsten, aber ohne zungen-
förmige Schuppen. BT,
Ouerleiste der Stirn in der Mitte deutlich unterbrochen.
7. Beinpaar des $ am Grunde des Meropodit unten mit an-
liegendem Fortsatz, dessen nach endwärts und innen ge-
bogene Spitze nur von innen sichtbar ist. 1. Endopodite des
g gegen das Ende gleichmäßig verschmälert, ohne Einschnü-
rung. 3. apenninorum Verh.
f) Querleiste der Stirn in der Mitte stumpfwinkelig vortretend
8)
Du
und nicht unterbrochen. Meropodit am 7. Beinpaar des
ohne Fortsatz. Er,
Innerhalb der schuppigen Zellstruktur des 5.—7. Tergit finden
sich keine auffallenden Lücken. Die Seitenknötchen aller
Tergite sind scharf abgesetzt und auch mit Lupe leicht er-
kennbar, die des 5. Tergit sind dem Hinterrande viel
näher gelegen als der Mitte des Tergits, daher auch dem
Hinterrande näher als dem Seitenrande. Grundleistchen der
Schuppenborsten nicht verdickt. An den Hinterecken des
5.—7. Tergit stehen die Schuppenborsten nur mäßig dicht.
Die 1.Endopodite des $ gegen das Ende allmählich verschmälert,
kurz vor dem Ende plötzlich stark eingeschnürt und hinter
der Einschnürung wieder erweitert, diese Erweiterung ab-
gerundet. - 4. pyrenaiea Dollfus
Die schuppige Zellstruktur des 5.—7. Tergit ist im mittleren
Gebiet (zwischen den Epimeren) vor dem Hinterrande und
weiter vorn auf der Fläche von Lücken stark unterbrochen.
Die Seitenknötchen sind mit der Lupe nur schwer erkennbar,
die des 5. Tergit vom Hinterrande ungefähr doppelt so weit
entfernt wie vom Seitenrand, und zwar befinden sie sich
wenig hinter der Mitte des Tergit. (Nur mikroskopisch
sind sie mit Sicherheit nachzuweisen.) Die Grundleistchen der
Zur Kenntnis der Ligidien, Porcellioniden und Öniseiden. 155
Schuppenborsten sind etwas verdickt, Schuppenborsten an
den Hinterecken des 5.—7. Tergit dicht zusammengerückt.
($ unbekannt.) 5. squamuligera (Kölbel) m.
Philoseia (Paraphiloscia) esterelana n. sp. 2 7—7?/, mm Ie.
Auf lehmgelbem Grunde braunschwarz gesprenkelt. Neben
der hellen Mediane paramediane dunkle Längsstreifen, größere
helle Flecke vorn am Grunde der Epimeren bilden jederseits eine
Längsreihe. Unterseite und Beine graugelb, letztere mit grauen,
unregelmäßigen Wischen und Sprenkeln. Zwischen den Antennulen
eine quere Bogenleiste. Ocellen und Antennen von typischer Be-
schaftenheit. 2.—4. Tergit des @? am Grunde der Epimeren vorn
mit schwachem Längseindruck. Beborstung der Tergite
stärker als bei den andern Paraphiloscia-Arten, daher
erscheinen die Borsten unter der Lupe an den Hinterrändern als
sehr deutliche vorragende Wimpersäume. Seitenknötchen nicht
auffallend abgesetzt. Seitenfurchen fehlen. Die Ansatzstellen
vieler Borsten erscheinen unter der Lupe als feine Knötchen.
Telson dicht beborstet. Hinterrand des 7. Tergit innen von den
stumpfwinkeligen Hinterecken im Bogen vortretend.
Unechte Schuppen der dicht geschlossenen Zellstruktur sehr
verschieden gestaltet, halbkreisförmig bis dreieckig, hinten in
1—3 deutliche Spitzen vorgezogen, bisweilen auch sehr fein un-
deutlich gezähnelt. Von völlig einfachen Tastborsten (die nament-
lich sich vor den Hinterrändern befinden) bis zu den lanzett-
förmigen Schuppenborsten mit starken schuppigen Erweiterungen
und sehr fein gesägten Seiten gibt es alle Übergänge, darunter an
den Epimeren auch säbelig gebogene Schuppenborsten, welche
vorwiegend einseitig erweitert sind. Viele Schuppenborsten zeigen
nur im Grunddrittel oder in der Grundhälfte eine Erweiterung
und sind im übrigen einfach.
Die Porenfelder der Epimerendrüsen fand ich bisweilen von
Gerinnsel überklebt, die Zahl der Poren von verschiedener Größe
beträgt am 7. Tergit ungefähr 30. — (3 unbekannt.)
Vorkommen: 24. IV. 09 sammelte ich im Mal Infernet
(bei Le Trajas) des Esterelgebirges an einer gebrochenen
Riesenfichte unter deren feuchten Trümmern in Gesellschaft
zweieranderer Tracheaten, nämlich des Cylisticus esterelanus und
der Glomeris esterelana Verh. (40. Diplopoden-Aufsatz, Jahres-
hefte Ver. vaterl. Naturk. Württ. 1911) 21 9, aber kein einziges (.
Unter diesen 21 2 fanden sich 20 im Besitz eines Marsupium,
mit Eiern oder Embryonen. — Die vorgenannte Riesenfichte
ist der einzige morsche Baum, unter den vielen, welche ich auf
meinen Forschungsreisen untersuchte, an welchem mir auf einmal
drei neue Gliedertiere vorgekommen sind, dazu noch Formen
von verhältlich stattlicher Größe. Übrigens sind von diesen drei
Arten zwei bisher weder von mir noch sonst jemand m. W. wieder
aufgefunden worden. Man kann aus diesem Falle, der sich auf
10. Heft
156 Karl W. Verhoeff:
einen im Gebiet der Riviera schon äußerst selten gewordenen
morschen Riesenbaum bezieht, einen Schluß darauf ziehen,
wie sehr die Fauna durch das Verschwinden solcher verödet und
verarmt. Da es nun derartige Bäume, in vielen namentlich mittel-
meerländischen Gebieten, überhaupt nicht mehr gibt, so zweifle
ich nicht, daß schon manche lokalisierte Arten dadurch vollständig
vernichtet worden sind!
Ph. (Paraphiloseia) pygmaea B. L.
Die unechten Schuppen der Zellstruktur erscheinen am
Hinterrande blaß, aber verdickt und doppelt konturiert. Überhaupt
ist die Zellstruktur (im Vergleich mit derjenigen der esterelana)
weniger scharf begrenzt und blasser, dazu an einzelnen Zellen
etwas unterbrochen. Einfache Tastborsten findet man vor den
Hinterrändern der Tergite. Die kurz zungenförmigen Schuppen-
borsten (Abb. 38) können schon als echte Schuppen bezeichnet
werden, denn die Borsten als solche sind verschwunden, wenn
auch ein breiter innerer Stiel von der schuppigen Erweiterung
deutlich abgesetzt ist. Ersterer geht am Ende in letztere über.
Das Ende der Schuppen ist abgerundet oder quer oder schräg
abgestutzt. Während sich die abgestutzten Schuppen besonders
an den Hinterrändern vorfinden, herrschen an den Seitenrändern
abgerundet-dreieckige vor. Die Variabilität sowohl der echten als
auch unechten Schuppen der Tergite ist jedoch erheblich geringer
als bei der vorigen Art.
1. Exopodite des & hinten nur schwach eingebuchtet. 1. Endo-
podite dick und gerade, am Ende abgerundet, dicht vor dem Ende
leicht abgesetzt. 2. Exopodite am Ende breit abgerundet und außen
mit einer Stachelborste. 1. und 2. Beinpaar des $ unten am Mero-
und Carpopodit ohne Sohlenbürste, sonst aber ist am 1. Beinpaar
der Putzapparat in gewöhnlicher Weise gebildet.
Vorkommen: Diese durch ihren matten und rauhen Rücken
auffallende Phrloscia fand ich vereinzelt bei Florenz (Frascati)
und Vallombrosa, namentlich aber in einem auf Basalttuff stehen-
den Buschwalde bei Orvieto (in Umbrien) in Gesellschaft von
Cremastogaster (Atta) 1$5 mm, 7 2 51% mm Ig.
Ob die von Budde-Lund (S. 212) aus Korsika beschriebene
bygmaea mit meinen mittelitalienischen Tieren identisch ist, muß
noch später geprüft werden. Seine Diagnose entspricht zwar
meinen Objekten recht gut, gibt aber über verschiedene wichtige
Charaktere keine Auskunft.
c) Philoseia s. str.
Philoseia faueium n. sp. 2 91,—12 mm I|g.
Hellgraugelbe Tiere mit unregelmäßiger aschgrauer Sprenke-
lung, zwischen den Ocellenhaufen mit braunschwarzer Querbinde,
graugelbe Beine mit unregelmäßigen aschgrauen Wischen. 1.—3.
Antennenglied vorwiegend hell, 4. dunkel, am Grunde und Ende
Zur Kenntnis der Ligidien, Porcellioniden und Oniseiden, 157
hell, 5. und die Geißel dunkel. Rücken glänzend, fein punktiert
und beborstet. |
Stimmt im übrigen mit muscorum B. L. und dalmatica Verh.
überein, unterscheidet sich aber
1. durch die erwähnte Zeichnung;
9. die längeren Antennen;
3. die Querleiste des Kopfes, welche von vorn gesehen ein-
fach im schwachen Bogen verläuft (also in der Mitte nicht
stumpfwinkelig geknickt erscheint) ;
4. fehlen dem 2 die Furchen, welche sich bei jenen Arten
vorn am Grunde der 2.—4. Epimeren als vertiefte Längslinien
hinziehen ;
remis. die 'Hinterecken’ der 7. Epimeren?, 56
stark eingebogen, daß sie sehr stumpfwinkelig er-
scheinen (bei jenen Arten sind sie viel weniger eingebogen und
annähernd rechtwinkelig).
Vorkommen: 3 2 von Gorges de la chiffa bei Algier ver-
danke ich Herrn Prof. H. Ribaut. — Budde-Lund hat den
muscorum (S. 209) nicht nur aus einer Reihe von europäischen
Ländern angegeben, sondern auch von Nordafrika (,Algeria‘).
Höchstwahrscheinlich haben ihm Individuen dieses faucıum vor-
gelegen, dessen artliche Eigenheit ihm entgangen sein dürfte.
Ph. muscorum triangulifera n. subsp. © 7%—12 mm, & 6%—
7%, mm Jg.
Stimmt mit der Rasse affinis Verh. sonst in allen Merkmalen
überein, unterscheidet sich aber außer durch eine namentlich am
Pleon reichere Beborstung wesentlich nur durch die abweichende
Gestalt der Meropoditfortsätze (Abb. 39) am 7. Beinpaar
des &. Dieselben erscheinen im Profil dreieckig spitz, nach unten
und endwärts herausragend, sind also weder umgebogen, noch
angedrückt.
Vorkommen: Bisher kenne ich diese Rasse nur von der
Riviera, wo ich sie bei S. Remo sammelte in Olivenbeständen mit
Kalkgestein, und zwar außer 1$2 21 j. @ am 4. IV. schon ein
Weibchen mit Embryonen. Bei Beaulieu auf der Halbinsel
St. Jean unter Steinen und Moos 9 & 10 2 (unter diesen nur eines
mit Marsupium.) Bei La Turbie (Monaco) in 350—450 m Höhe
unter Holz und Laub 2 $ 22 (eins von 7mm Lg. mit Marsupium
und Eiern).
Ph. muscorum affinis Verh. kommt an der westlichen Riviera
ebenfalls vor, und zwar habe ich sie nachgewiesen bei Le Trajas
im Esterelgebirge, 2 8 2 (davon 3 mit Embryonen, 24. IV),
bei Pegli an einem quelligen Berghang mit Buschwald und in
einem Bachtälchen 3 & 6 2 (davon 3 mit Embryonen, 30. IV.).
Die vorgenannten Fundplätze der affinis liegen im Urgebirge,
diejenigen der Zrianguli/eraim Kalkgebirge. Aus meinen früheren
Funden ergibt sich jedoch, daß auch erstere Rasse in Kalkgebieten
vorkommt.
10. Heft
158 Karl W, Verhoeff:
Anmerkung 1: Eine sichere Unterscheidung der muscorum-
Rassen kann ohne Berücksichtigung des 7. Beinpaares der Männ-
chen nicht erfolgen, namentlich aber ist eine Unterscheidung
lediglich nach der Körperzeichnung, wie sie Dahl auf S. 34 seiner
Isopoden Deutschlands, Jena 1916, gegeben hat, um so mehr
zu verwerfen als die Zeichnung des muscorum sehr variabel ist.
Wie ich bereits auf S. 353 meines 15. Isop.-Aufsatzes (Archiv f.
Biontologie 1908) auseinandergesetzt habe, kommen im Süden
noch viel auffallendere Zeichnungsvarietäten vor als in Deutsch-
land, so die var. nigrovittata und trifasciata Verh. Der muscorum
sylvestris Dahl ist also um so mehr systematisch unbrauchbar, als
Dahl die ausschlaggebenden morphologischen Merkmale ganz
unberücksichtigt gelassen hat. Übrigens ist es ganz zwecklos,
Betrachtungen darüber anzustellen, ob der Name muscorum oder
sylvestris zu gebrauchen sei und ob Latreille, Fabricius oder
Scopoli mit ihren nichtssagenden alten Diagnosen anzusprechen
seien. Für brauchbare Philoscia-Diagnosen hat erst Budde-L und
den Grund gelegt.
Anmerkung 2: Nach Dahl (Die Verbreitung der Land-
asseln in Deutschland), Mitt. a. d. zool. Mus. Berlin 1916, S. 197)
soll die Verbreitung des muscorum ‚in erster Linie durch einen
gewissen, allerdings äußerst geringen Salzgehalt des Bodens
gegeben“ sein. Dies wird durch meine Beobachtungen widerlegt,
denn an ausgesprochenen Salzplätzen in Westfalen, z. B. Sassen-
dorf, war keine Phrloscia zu sehen, allerdings C'ylisticus convexus
gemein, dagegen ist muscorum in beiden Rassen im westlichen
Mitteldeutschland an zahlreichen Plätzen vertreten, die absolut
keinen Salzgehalt aufweisen, z. B. im Ahrtale und in Luxemburg
(Sandsteingebiet des Alzettetales). Ph. muscorum ist kein halo-
philer Isopode, überhaupt können Arten, welche so reichlich und
so weit im Innern des Kontinentes verbreitet sind, unmöglich
‘mit einem salzhaltigen Boden in Beziehung gebracht werden.
Stellung der Gattung Philoseia.
Schon auf S. 344 des 15. Aufsatzes habe ich auf unrichtige
Beziehungen hingewiesen, welche Dahl (1892, Die Landfauna
von Bermuda usw.) zwischen Phvloscia und Ligia gefunden zu
haben glaubte. Dieselbe unrichtige Anschauung wird in den
Isopoden Deutschlands S. 32 wiederholt, wo Dahl ausdrück-
lich schreibt: ‚Gewöhnlich stellt man die Gattung Philoscia der
Gattung Oniscus an die Seite, mit der sie aber außer der Drei-
gliedrigkeit der Fühlergeißel fast nichts (!) gemein hat. Schon
an anderer Stelle ist darauf hingewiesen worden, daß die Reduk-
tion der Geißelglieder lediglich als eine Anpassung an das Land-
leben erscheinen muß.‘ — Was zunächst die letztere Behauptung
betrifft, so haben wir als Beweis für die Unhaltbarkeit dieser
Anschauung, wenigstens in ihrer ganz allgemeinen Ausdrucksweise,
folgende Tatsachen zu berücksichtigen. Wir kennen längst in den
Zur Kenntnis der Ligidien, Poreellioniden und Oniseiden. 159
Ligidien Landformen, welche man von ligia-artigen Tieren ab-
leiten kann. Die Ligidien haben aber trotzdem ihre vielgliede-
‚rigen Antennengeißeln beibehalten. Noch näher aber steht den
Ligia-Arten die Gattung Geoligia Dollftu. Obwohl nun deren
Vorkommen in Wäldern von 1200 m Höhe festgestellt worden ist,
Geoligia sich mithin als eine ganz ausgesprochene Landassel er-
wiesen hat, so folgt sie dennoch nicht im geringsten der Hypothese
Dahls, sondern Geoligia perkinsi hat sogar eine Antennengeißel
von 27 Gliedern erreicht. Im Gegensatze dazu finden wir aber,
daß Formen wie Halophiloscia und Stenophiloscia, obwohl sie
mit dem Meerwasser ebensoviel in Berührung kommen
wie die Ligia-Arten, durchaus keine vielgliederige
Antennengeißel besitzen, sondern eine dreigliederige
- genau wie ihre terrestrischen Verwandten.
Die Zahl der Antennengeißelglieder stellt sich somit unzwei-
deutig als ein je nach den Gruppen wenig oder gar nicht
variierender und darum wichtiger Gruppencharakter dar.
Ein Zusammenhang zwischen biologischen Verhältnissen und un-
gewöhnlicher Zahl der Geißelglieder läßt sich nur in Ausnahme-
fällen mit Bestimmtheit nachweisen, und zwar haben wir einen
solchen Fall gegeben durch Ligidium (Typhloligidium) coecum Carl
(Zool. Anz. 1904, S. 327) von welchem der Autor selbst ‚die Länge
der hinteren Antennen und die hohe Gliederzahl ihrer Geißel“
(19—23) hervorhebt. Hier ist also trotz der ‚Anpassung an das
Landleben‘“ eine besonders hohe Geißelgliederzahl erfolgt. Diese
Anpassung geschah jedoch als Folge des Höhlenlebens.
Was nun Dahls Behauptung betrifft, daß Philoscia mit
Oniscus „außer der Dreigliedrigkeit der Fühlergeißel fast nichts
gemein‘ habe, so liegt darin eine völlige Verkennung der Wirklich-
keit. Philoscia und Oniscus sind nämlich tatsächlich so un-
zweifelhaft nahe miteinander verwandt, daß sie in ein
und dieselbe Unterfamilie gestellt werden müssen. Es gibt
keine Organisationsverhältnisse, welche dieser Auffassung ent-
gegenstehen würden und durch die von mir in drei Arten entdeckte
Gattung Oroniscus ist überdies noch eine Gruppe festgestellt worden,
welche hinsichtlich der bestehenden Unterschiede eine aus-
gesprochene Vermittelung bildet.
Umgekehrt ist aber die Einreihung der Gattung Phtloscia
in die Familie der Ligridae (Dahl S. 33) ein unter allen Umständen
gänzlich zu verwerfendes und durch nichts zu motivierendes
Verfahren. Es handelt sich auch nicht etwa um eine Frage über
die man verschiedener Meinung sein könnte, sondern die nahe
Verwandtschaft von Philoscia und Oniscus einerseits und der
gänzliche Mangel näherer verwandtschaftlicher Beziehungen
zwischen Philoscia und Ligia anderseits sind Verhältnisse, welche
auf unerschütterlichen und zahlreichen Tatsachen be-
ruhen. Nach meinem neuen System der Oniscoidea gehören, Phr-
loscia und Ligia sogar in verschiedene Superfamilien!,—
10, Heit
160 Katl W. Verhoeff;
Es sei hier wenigstens folgender Gegensätze gedacht:
1. Der Bau der Mandibeln beider Gattungen ist ein wesent-
lich verschiedener;
2. der Bau der Uropoden ist nach Propodit, Exopodit und
Endopodit ein wesentlich verschiedener;
3. der Bau der Pleopoden weist in verschiedener Hinsicht
beträchtliche Unterschiede auf;
4. zeigen auch die männlichen Pleopoden einen wesentlich
verschiedenen Aufbau;
5. weichen beide Gattungen im Bau der Ocellengruppen und
in der Gestaltung der Antennen erheblich voneinander ab. —
In allen diesen für die Diagnostik der Oniscoideen grund-
legend wichtigen Verhältnissen stimmen dagegen Philoscia und
Oniscus entweder vollständig überein oder zeigen doch nur Unter-
schiede, welche im Vergleich mit denen der Ligien ganz geringfügig
sind. — Die von Dahl vermuteten verwandtschaftlichen Bezieh-
ungen zwischen Philoscia und Ligia gibt es also nicht.
VII. Über Armadilloniseus.
In seinen Isopoda terrestria 1885 hat Budde-Lund die
Gattung Armadilloniscus aufgestellt?) und also begründet:
„Flagellum antennarum exteriorum quadriarticulatum. Oculi
congregati, parvi. Ramus exterior opercularis pedum caudalium
primi et secundi parium tracheis (!?) instructus. Pedes caudales
anales deplanati, vix producti; articulus basalis magnus, subovale
quadratus, extus subfoliaceus; ramus terminalis exterior brevis,
teretiusculus, medio lateris interioris articuli basalis insertus,
apicem hujus articuli accurate attingens; ramus interior longus.
Corpus convexum, vix contractile. Antennae exteriores
corpus dimidium subaequantes; articuli tres priores longitudine
subaequales (?); articulus secundus latus, subglobosus. Frons in
lateribus lobata, in medio cum epistomate in conum trilateralem
producta. Linea marginalis verticalis cum linea frontali conjuncta,
in pleuras capitis minus manifesto discretas non decurrens. Trunci
annuli priores margine posteriore utrimque leviter sinuato. Epi-
mera maxima; processus lateralis annulorum 2.—4. parvus, acutus,
annulorum 5.—7. obtusus. Caudae annuli duo priores breves,
annuli tres sequentes epimeris magnis extrorsis, rectangulis. An-
nulus analis brevis, pedibus analibus multo brevior.‘“ —
Da ich die meisten Angaben dieser Diagnose bestätigen kann,
habe ich sie hier wörtlich wiederholt, doch muß von vornherein
der große Irrtum ‚‚tracheis instructus‘ berichtigt werden, denn
in sämtlichen Pleonexopoditen konnte ich von Tracheen nicht
das geringste nachweisen. Budde-Lund hat eine Zergliederung
der Armadilloniscus überhaupt nicht unternommen, sondern alle
seine Angaben nach unzerlegten Tieren gemacht. Es ist daher
”) Der Name stammt allerdings von Uljanin, doch ist mir dessen
Aufsatz Crustac, Turkest. nicht zugänglich.
Zur Kenntnis der Ligidien, Porcellioniden und Oniseiden. 161
begreiflich, daß er durch zufällige Färbungen zu seinem Irrtum
verleitet wurde. Auf einige andere Punkte seiner Diagnose werde
ich noch zurückkommen.
1904 gab Budde-Lund in seiner Revision of Crustacea
Isop. terr. Kopenhagen, (2. und 3. Teil) S. 36 ein System der
Oniscidae s. lat., dem allerdings jede sachliche Begründung fehlt,
d. h. den einzelnen Gruppen sind nur Gattungsnamen beigesetzt.
Als 4. Hauptgruppe werden die Armadilloniscinae (Armadillo-
niscus Ulj. und Scydhoniscus Chilton) aufgeführt, ganz getrennt
von Oniscus und Philoscia. Sein System ist in verschiedener
Hinsicht so unnatürlich, daß ich um so weniger darauf eingehen
will, als ja auch die falsche Vorstellung, daß Armadilloniscus
Tracheen besäße, von Einfluß darauf gewesen ist. Übrigens hat
Budde-Lund einerseits eine ganze Reihe wichtiger Organisations-
verhältnisse, wie namentlich Tergitstruktur, Drüsen, Atmungs-
organe und Bau der Pleopoden zu wenig oder auch gar nicht
berücksichtigt, anderseits aber einen zu großen Wert gelegt auf
Einzelheiten im Bau der Mundwerkzeuge und diese auch zu einseitig
verwertet, wie namentlich aus seinen Übersichten auf S. 8—10
in Sjöstedts Kilimandjaro-Meru-Exped. 21, (2) Isopoda, Kopen-
hagen 1910, hervorgeht.
1885 unterschied Budde-Lund in seinem Handbuch auf
S. 75 Armadilloniscus von anderen Gattungen der Oniscoidea
durch die viergliedrige Antennengeißel. So beachtenswert
dieses Merkmal auch ist, es darf ihm doch kein großer Wert bei-
gelegt werden, weil, wie man aus Abb. 48 entnehmen möge, die
Abgrenzungen zwischen den 4 Geißelgliedern (fl) sehr verschieden
ausgeprägt sind, d: h. eine wirklich scharfe, mit Einschnürung
verbundene Gliedertrennung findet sich nur zwischen dem 1. und
2. Gliede. Die Grenze zwischen dem 2. und 3. Gliede ist schon
erheblich schwächer ausgeprägt und zwischen dem 3. und 4. ist
nur eine sehr feine Furche vorhanden. Der Geißelunterschied
gegenüber Oniscus und Philoscia ist also nur ganz gering-
fügig. Verschiedene andere Organisationsverhältnisse, wie na-
mentlich Bau der Mundwerkzeuge, Pleopoden und Uropoden
sind jedenfalls viel wichtiger, weil sie bedeutend tiefergreifende
Unterschiede darbieten.
Armadilloniscus betrachte ich als Vertreter einer besonderen
Unterfamilie der Oniscidae in der in meinem 15. Aufsatze
besprochenen Umgrenzung.
a) Armadilloniseinae m.
5. Antennenglied gekrümmt, (Abb. 48) Antennengeißel vier-
gliedrig. Epimeren des 3.—5. Pleonsegmentes sehr groß, nach
außen nicht verschmälert, sondernaußen abgestutzt. Uropoden-
propodite (Abb. 45 und 47) nach außen und hinten blattartig
erweitert, die kleinen Exopodite am Innenrande in einer
Ausbuchtung eingefügt und am Hinterrand nur wenig vorragend.
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 10. 11 10. Heft
162 Karl W. Verhoeff:
b) Oniseinae m.
5. Antennenglied gerade, Antennengeißel dreigliedrig. Bsi-
meren des 3.—5. Pleonsegments mehr oder weniger entwickelt,
aber nach außen immer verschmälert, nie abgestutzt. Uropoden-
propodite nicht blattartig erweitert, die großen Exopodite stets
an ihrem Hinterrande in typischer Weise eingelenkt.
(Hierhin die beiden Trıbus Halophiloseiini und Philoseiini
Verh. 1908.)
Armadilloniseus: Die Gattungscharakteristik bedarf um so
mehr einer Vervollständigung als über die Mundwerkzeuge und
verschiedene andere Organisationsverhältnisse bisher gar nichts
bekannt ist und m. W. überhaupt noch keine mikrosk. Beobach-
tungen über zerlegte Individuen vorliegen.
Die kräftigen Antennen zeigen eine recht eigentümliche
Gestalt (Abb. 48). An dem 2. kurz keulig nach außen endwärts
erweiterten Gliede findet sich innen eine Kerbe. Das kurze 3. Glied
nach innen gekrümmt, das 4. innen hinter der Mitte durch Ab-
schrägung stark verschmälert. Das 5. Glied ist das längste, hinter
dem Grunde stark nach innen und hinter der Mitte schwach nach
außen gebogen. Von den 4 schon erwähnten Geißelgliedern das
2. das längste.
Auf dem kurzen Endglied der zweigliedrigen Antennulen
(Abb. 44) sitzen mehrere Stäbchen.
Die Stirn besitzt in der Mitte einen mehr oder weniger vor-
ragenden Mittellappen und kräftige Seitenlappen vor den aus
wenigen O cellen bestehenden Augen.
Linke Mandibel mit stumpfem, 3—4 zackigen Endzahn
(Abb. 50), der Vorzahn tief eingeschnitten und 2-3 spitzig,
neben ihm ein behaartes Läppchen, vor diesem 2 Pinselborsten.
Auf einer vorragenden Ecke sitzt ein dichter aus Haaren ver-
schiedener Länge bestehender Büschel.
Rechte Mandibel mit stumpfem, 2—3 zackigem Endzahn,
während der blassere Vorzahn eine Rosette von Zäpfchen trägt.
Zwischen dem Vorzahn und dem Haarbüschel eine kürzere und
eine längere Pinselborste.
Innenast der 1. Maxillen mit zwei Haarbüscheln (Abb. 42i,)
welche strahlig auseinandergespreizt sind, die Haare z. T. dünn,
zigarrenförmig.
Außenast der 1. Maxillen (Abb. 43 aa) am Ende außen
mit zwei (2—3) einfachen Zähnen, an deren äußersten ein dichtes
Büschel von gekrümmten Haaren befestigt ist. Diese Haare (b)
sind größtenteils dünn stabförmig und am Ende meistens etwas
umgebogen; außerdem nehmen sie von grund- nach endwärts
an Länge ab. Vier innere Zähne sind am inneren Rande mit einer
Reihe von Stäbchen gesägt. (a).
Die 2. Maxillen sind längliche, am Ende reichlich behaarte,
aber sonst recht einfache, abgeplattete Lappen.
Zur Kenntnis der Ligidien, Porcellioniden und Oniseiden, 163
An den Kieferfüßen (Abb. 41) erscheinen die Taster aus
einem kurzen Grundgliede und einem großen dreieckigen End-
gliede zusammengesetzt. Bei genauerer Beobachtung zeigt sich
jedoch am Innenrande der Endglieder eine zweimalige Einkerbung,
welche anzeigt, daß die Endglieder aus der Verwachsung von
drei Gliedern entstanden sind. Der Endzipfel und ganze Innen-
rand ist dicht, fein und lang behaart. Eine längliche, ebenfalls
behaarte Innenlade erreicht die halbe Länge des Tasters und
besitzt innen ein zugespitztes Nebenläppchen.
Der langsamen, schwerfälligen Bewegungsweise dieser Iso-
poden entsprechen ihre gedrungen gebauten Beine. (Abb. 40).
Es fällt besonders die Kürze von Mero- und Carpopodit auf, welche
so lang wie breit sind oder nur wenig länger als breit. Propodite
nach endwärts schnell verschmälert. 1. Beinpaar mit einem
Putzapparat (Abb. 40) ähnlich demjenigen anderer Onisciden.
Vordere Beinpaare des & ohne Sohlenbürsten. Die hinteren
Beinpaare in beiden Geschlechtern unten am Ischio- und Mero-
podit dicht behaart. Pereiontergite mit in je einer OQuerreihe
stehenden Höckerchen. Alle Tergite mit dichter, welliger Zell-
struktur. Epimerendrüsen habe ich nicht beobachtet. Pereion-
sternite mit interbasalen Stäbchenfluren.
‚Alle Pleon-Exopodite am Außenrande fein gewimpert, die
5. Exopodite ohne Reusen. Trachealsysteme fehlen, auch be-
sonders ausgezeichnete Außenlappen sind nicht vorhanden.
Dem Umstande gemäß, daß sich dieArmadilloniscus vorwiegend
im Meerwasser aufhalten, besitzen sie an den 3.—5. Pleopoden
große Kiemenendopodite und zwar ragen die 3. und 4. drei-
eckig nach hinten vor, bleiben aber ein gut Stück vom Hinterrand
der Exopodite entfernt, während die hinten abgestutzten 5.
Endopodite annähernd bis zum Hinterrand ihrer Exopodite aus-
gedehnt sind. Ihr Innenrand verläuft gerade, der Außenrand
mit stumpfwinkeliger Einbuchtung. 1. und 2. männliche Pleo-
poden und der Genitalkegel 'vom Typus "anderer Onisciden.
(Abb. 51).
Telson auffallend kurz, daher der Mittelteil nach hinten die
Gelenkgruben der kurzen Uropodenexopodite kaum erreicht oder
noch dahinter zurückbleibt;; er wird also von den sehr breit nach
außen und hinten erweiterten Uropodenpropoditen weit überragt,
während die Uropodenendopodite größtenteils von oben her
sichtbar sind. (Abb. 45 und 47.)
In den Mittelmeergebieten wurden von mir zwei Armadıllo-
niscus-Arten (die eine derselben in zwei Rassen) beobachtet,
welche ich in folgender Weise unterscheide:
dalmatinus Verh. heroldii n. sp.
(einschließlich schöblii m.)
Die Pigmentverzweigungen Die Pigmentverzweigungen
und Pigmentkörnchen sind so treten so spärlich auf, daß
11* 10. Heft
5] [i
164
zahlreich, daß der Körper im
Ganzen bräunlich erscheint.
Der dreieckige Mittellappen
des Kopfes ist nach vorn etwas
schnabelartig ausgezogen, SO-
daß vorn ein spitzer Winkel
entsteht.
Pereiontergite außer den
Höckerchen, welche auf jedem
derselben in einer Querreihe
stehen, noch mit kleinen Knöt-
chen vor und hinter den Höc-
kerchen, die vorderen zerstreut,
die hinteren in Reihen vor den
Hinterrändern.
Hinter- und Außenrand der
3.—5. Exopodite mit 2—4 lan-
gen Borsten, die mit langen,
dünnen Haaren bewimpert sind,
bei & und 9, eine solche auch
an den 2. Exopoditen des 9.
(Abb. 52).
Die Uropodenexopodite sitzen
eingelenkt neben dem tief und
treppenartig ausgebuchteten In-
nenrand der Propodite. Die
Uropodenendopodite bleiben ein
gut Stück hinter den Exopodi-
ten zurück und reichen un-
gefähr bis zum Hinterrand der
Propodite. (Abb. 45).
Mero- und Carpopodit am
7. Beinpaar des $ unten außer
dem längeren und zerschlitzten
Stachel nur mit 2 und 3 Stachel-
borsten.
Ocellen jederseits 6—7.
Karl W. Verhoeff:
der Gesamteindruck von fast
weißen Tieren entsteht.
Der dreieckige Mittellappen
des Kopfes ragt nur mäßig vor
und bildet vorn einen stumpfen
Winkel. (Abb. 44.)
Pereiontergite außer den Höc-
kerchen, welche in je einer Ouer-
reihe stehen, ohne Knötchen.
Alle Exopodite an den Rän-
dern nur einfach gewimpert,
aber ohne bewimperte Borsten.
Die Uropodenexopodite sind
neben einer nur leichten Ein-
buchtung des Innenrandes der
Propodite eingelenkt. Die Uro-
podenendopodite reichen ein
Stück hinaus sowohl über die
Exopodite als auch über den
Hinterrand der Propodite.
(Abb. 47.)
Mero- und Carpopodit am
7. Beinpaar des 3 unten mit
je 6 Stachelborsten in einer
Reihe.
Ocellen jederseits 5.
Armadilloniseus dalmatinus Verh. (genuinus).
Graubraune 22 mit Embryonen 4%, mm lang, & 3 mm lang.
5. X. fand ich etwa 80 Stück beider Geschlechter in der tiefen
Bucht von Bukkari an der kroatischen Küste unter größeren
Steinen, welche periodisch vom Meere umspült werden.
Im Marsupium eines Weibchens fand ich um diese vorgerückte
Jahreszeit noch 23 Embryonen in einem sehr jungen Stadium,
in welchem von Anlagen der Segmente noch nichts zu erkennen
war. Ovostegiten finden sich am 1.—5. Pereionsegment, währ-
rend die Embryonen vorwiegend sich über den 2.—5. Ovoste-
Zur Kenntnis der Ligidien, Porcellioniden und Onisciden.
165
giten befinden. Der Darmkanal des trächtigen Weibchens ist
vollkommen leer.
Diese Tiere von der kroatischen Küste haben als typische
Individuen meiner jetzigen Beschreibung zu gelten, während
die meiner ersten Beschreibung (in N. 634 des Zool. Anzeigers
1901, 3. Isop. Aufsatz) zu Grunde liegenden Tiere aus der süd-
dalmatinischen Ombla äußerlich zwar mit jenen übereinstimmen,
aber vielleicht als eine besondere Rasse zu betrachten sind. Dies
kann ich z. Z. nicht entscheiden, da ich das Männchen der Ombla-
form noch nicht untersucht habe.
Die adriatischen dalmatinus und ihre Vertreter von der
Riviera unterscheiden sich also:
dalmatinus (genuinus)
Die Höckerchen sind an allen
Pereiontergiten deutlich ausge-
prägt, am 1.—4. besonders kräf-
tig.
Die schräg nach hinten und
außen gerichteten Enden der
1. Endopodite des & (Abb. 49)
laufen sehr schlank und spitz
aus.
dalmatinus schöblii m.
Die Höckerchen sind ent-
schieden schwächer, als bei dal-
matinus, an den vorderen Ter-
giten ungefähr so deutlich wie
bei jenem an den hinteren,
an den hinteren Tergiten aber
mehr oder weniger verwischt.
Die schräg nach hinten und
außen gerichteten Enden der
1. Endopodite des $ (Abb. 51)
sind weniger schlank und lau-
fen in ein Spitzchen und Läpp-
chen aus.
A. dalmatinus schöblü n. subsp.. 9 4 mm. & 22/, mm lang.
16. IV. 1909 sammelte ich auf der Halbinsel St. Jean (franzö-
sische Riviera) an einer westlichen ruhigen Bucht 23 7 Q in Ge-
sellschaft des heroldii. Die Stachelborsten unten am Ischio-
“ Mero-Carpopodit des 1. und 2. Beinpaares sind einfach oder in
2—3 Spitzchen schwach zerschlitzt, bei dalmatinus etwas breiter
und alle in 3—4 Spitzchen zerschlitzt. — Gewidmet dem Andenken
des ausgezeichneten Isopoden-Forschers J. Schöbl (Prag),
dessen Untersuchungen über die Fortpflanzung der Landasseln
rühmlichst bekannt sind.
A. heroldii n. sp. 25 mm j. 23?2/3; mm. 34 mm lang. Die Männ-
chen sind nicht nur kleiner, sondern auch schlanker als die Weib-
chen. Durch seine weißliche Farbe ist dieser Armadilloniscus von
‘dem mit ihm zusammen vorkommenden graubraunen schöblii
sofort leicht zu unterscheiden. 16. IV. 1909 sammelte ich in einer
westlichen, geschützten Bucht der Halbinsel St. Jean 6 $ 30 2
und 16 j. 9. Sie befanden sich unter Steinen, welche tief in
Zostera-Massen eingebettet lagen und der zeitweisen Benetzung
durch das Meerwasser ausgesetzt sind.
10. Heft
166 Karl W. Verhoeff:
Die Art ist Herrn Dr. W. Herold (Greifswald) gewidmet.
Die Armadilloniscus gehören zu den in meinem 20. und 21.
Isop.-Aufsatz besprochenen Halopetrophilen. (Biol. Centralblatt
und Zeitschr. f. wissensch. Zoolog. 1917.)
Anmerkung: In seinem Handbuch beschrieb Budde-Lund
drei Armadilloniscus-Arten, von welchen der minutus aus Taurien
schon durch den tief ausgehöhlten Mittellappen des Kopfes meinen
Arten gegenüber ausgezeichnet ist. Der candidus B. L. aus Algier
erinnert durch seine weiße Farbe an den .heroldii, ist aber hin-
sichtlich verschiedener wichtiger Merkmale zweifelhaft, weil B.-L.
über dieselben nichts angab, so z. B. über die Länge der Uropoden-
endopodite. Vom Mittellappen des Kopfes heißt es „apice acute
rectangula‘“. Dagegen paßt die Beschreibung ‚trunciannuliserietrans-
versa (squamarum vel) granulorum octernorum in annulis posticis
subdeleta‘“ sehr gut auf heroldü, indem sich 4+4 Höckerchen
auf den vorderen Tergiten sehr deutlich abheben. Auch im Be-
sitz von 5 Ocellen stimmen heroldii und candidus überein, nicht
dagegen hinsichtlich des ‚flagellum scapi articulo quinto multo
brevius“, denn die Antennengeißel erreicht, allerdings mit Ein-
schluß des Faserbüschels, die Länge des 5. Schaftgliedes. Jeden-
falls müssen die candidus aus Algier erneut und genauer unter-
sucht werden, um über das Verhältnis zu heroldii einen sicheren
Entscheid treffen zu können.
Der A. litoralis B.-L. von Venedig steht dem dalmatinus am
nächsten, aber auch bei Vergleich dieser beiden Formen kann
man in Folge der Knappheit der Diagnose Budde-Lunds zu
keinem sicheren Entscheid gelangen.
In seiner Notice sur les Isopodes terrestres de Marseille
et de Salon, Rennes-Paris 1890 (Societe d’etudes scient. de Paris)
hat Dollfus für die französische Provence-Küste Zitoralis und
candıdus B. L. angegeben und auf der beigefügten Tafel einige
Abbildungen von Kopf und Segmenten geliefert. Diese stehen
jedoch insofern zu Budde-Lunds Beschreibungen in Wider-
spruch, als dem candıdus (Abb. 9) ein weit vorragender Kopf-
mittellappen zugesprochen wird, dem bitoralis (Abb. 8) dagegen
ein kürzerer, also gerade das Gegenteil von Budde-Lunds
Beschreibungen. Nehmen wir dagegen an, daß Dollfus die Be-
zeichnungen für Abb. 8 und. 9 verwechselt hat, dann stehen
seine Abbildungen in bestem Einklang mit meinen Armadillonis-
cus-Arten und wir erhalten die Synonymie:
dalmatinus Verh. = candidus Dollf. (non B.-L.)
heroldii Verh. = hitoralis Dollf. (non B.-L.)
Dollfus Abbildungen 8a und 9a bringen hinsichtlich der
Uropoden denselben Gegensatz zum Ausdruck wie meine Abb.
45 und 47. —
VI. Erklärung der Abbildungen:
Abb. 1 und 2 Tracheoniscus gagriensis n. sp. &
Zur Kenntnis der Ligidien, Porcellioniden und Onisciden. 167
1. ein 1. Exopodit, trf. Trachealfeld, x 56,
daneben der Rand des Trachealteldes (trfr.), x 220.
2. Endteil eines 1. Endopodit, x 220, a Außen — i Innenrand.
Abb. 3 und 4 Tracheoniscus lignaui n. sp. &
3. Meropodit (me), Corpopodit (ca) Propodit (pr) und Dak-
tylit (d) des 7. Beines von außen gesehen, x 80.
4. Endteil eines 1. Endopodit, a Außen — i Innenrand, x 125.
Abb. 5—7 Ligidium nodulosum n. Sp.
5. Linke Hinterecke des 2. Tergit, x 220,
daneben zwei Schuppenborsten desselben, x 340.
6. Rechte Hinterecke des 1. Tergit, x 220.
7. Endhälfte der linken Mandibel, x 125.
Abb. 8 und 9 Ligidium japonicum n. sp. &
8. Linke Hinterecke des 1. Tergit, x 220.
9. Linker 1. Pleopod von unten gesehen, prp Propodit, 1. en
Endopodit, bei a ist das Exopodit abgehoben, x 80.
Abb. 10—12 Porcellio (Acaeroplastes) pellegrinensis n. SP.
10. Tastborsten und wellige Struktur des 7. Tergit, x 220.
11. dasselbe, x 440.
12. Linkes 1. Exopodit des männlichen Pleon von oben
(innen) gesehen, x 125.
Abb. 13—14 Porcellio (Metoponorthus) sorrentinus n. SP.
13. Tastborsten und Wachsperlchen von einem Pereion-
tergit, x 400,
bei a eine Tastborste, x 600.
14. Rechtes 1. Exopodit des männlichen Pleon von unten
gesehen, X 125.
Abb. 15 Porcellio (Metoponorthus) porphyrivagus n. SP.
Rechtes 1. Exopodit des männlichen Pleon von unten ge-
sehen, x 125.
Abb. 16 und 17. Porcelio (Metobonorthus) graevei n. SP.
16. Linkes 1. Exopodit des & von oben (innen) her dargestellt,
x 80.
17. Stück vom Hinterrand des 7. Tergit, x 340,
bei g zwei einzelne Taststifte.
Abb. 18 und 19 Porcellio (Metobonorthus) myrmicidarum n. Sp.
(Riviera)
18. Linkes 1. Exopodit des $ von oben (innen) gesehen, x 80.
19. Stück vom Hinterrand des 7. Tergit, x 340.
Abb. 20—22 Porcellio (Metobonorthus) sexfasciatus B.-L.
20. Teil der Ouerleiste (q) des 7. Tergit, dahinter einige
Schuppenborsten und Wachssekrete, x 220, darunter (a)
eine einzelne Schuppenborste, x 440. «a innere, ß äußere
Öffnung des Porus.
21. Stück des 7. Tergit mit drei Borsten und mit Wachs-
ellipsen, welche z. T. (d) in Perlchen aufgelöst sind, x 220.
22. Stück des 7. Tergit mit einigen Borsten und einem durch
wellige Struktur bezeichneten Höckerchen (h), x 220.
10. Heft
168 "Karl W. Verhoeff:
Abb. 23 und 24 Porcellio (Metopornorthus) molleri Verh.
23. Rechtes 1. Exopodit des männlichen Pleon von oben
gesehen, x 80,
su Naht, trfl Trachealfeldleiste (durchscheinend).
24. Linke Epimere des 7. Tergit von oben gesehen, mit
Drüsenporenfeld und Drüsen, x 80.
Rechts eingezeichnet das vorderste Stück (v) des Drüsen-
porenfeldes, x 220.
Abb. 25. und 26 Porcellio (Meioponorthus) cıilicius n. SP.
25 Linkes männliches 1. Exopodit von oben her dargestellt,
x 80.
26. Stück aus dem 7. Tergit mit Schuppenborsten und zwei
Höckern (h), x 220.
Abb. 27 und 28. Porcellio (Metoponorthus) druinosus B.-L.
27. Stück aus dem 7. Tergit mit Borsten und Wachsellipsen,
x 340.
28. Dasselbe, bei f die Ellipsen zu einem Bretzel vereinigt,
bei g in zwei losen Gruppen, x 340.
Abb. 29 Porcellio (Metoponorthus) myrmecophilus B.-L.
Borsten, Wachsellipsen (w) und Wachsperlen (p) vom 2. Tergit,
x 220,
bei a drei Borsten, x 340.
Abb. 30 Porcellio (Paraporcellio) medionotatus Verh.
Stück aus dem 5. Tergit mit Tastborsten und Drüsenporen
(dr), x 400.
Abb. 31—834 Philoscia (Lepidoniscus) germanica Verh. Tergit-
schuppen.
31 und 32 var. germanicus (Hohentwiel) 33 var. brunatensis
(Bellinzona.
Die Schuppena, c, d voninnen, b,e, f, g, h von außen gesehen.
Schuppenrinne, z Schuppenzapfen, e Endlappen, lo Seiten-
lappen, x 400. Die Schuppen g und h sitzen hinter der
Vorderecke, i innen, a außen.
Abb. 34 und 35 Ph. (Lepidoniscus) germanica Verh. &
34 var. brunatensis m. Links das Endstück vom Endopolit
der 1. Pleopoden, i Innen — a Außenrand; rechts (b) einige
der Carpopodit-Sohlenborsten des 1. Beinpaares, x 340.
35 var. germanica Verh. Einige Carpopodit-Sohlenborsten
des 1. Beinpaares, x 340. (Oberbayern.)
Abb. 36 Ph. (Lepidoniscus) germanica pruinosa Carl. Einige
Carpopoditsohlenborsten des 1. Beinpaares, x 340.
Abb. 37 Ph. (Paraphiloscia) esierelana n. sp. Schuppige Zell-
struktur und Schuppenborsten vor der rechten Hinterecke
des 6. Tergit, x 340.
Abb. 38 Ph. (Paraphiloscia) pygmaea B.-L. (von Orvieto).
Stück vom Hinterrand des 7. Tergit mit Borsten und Schuppen,
x 340.
Über ein konstantes Vorkommen von Lepidurus produetus Bose. 169
Abb. 39 Ph. (Philoscia) muscorum triangulifera n. subsp. Grund-
abschnitt vom Meropodit (me) des 7. Beinpaares des $ und
Endrand des Ischiopodit (isch), x 125. (St. Jean a. Riviera.)
Abb. 40—43 Armadilloniscus dalmatinus Verh. (genuinus).
40. Linkes 1.Bein von innen gesehen, mit Putzapparat. x 180.
41. Rechter Kieferfuß von unten gesehen, x 125.
42. Innenast der vorderen Maxillen, x 340.
43. Ende eines Außenastes der vorderen Maxillen (aa), x 220,
daneben eines der gesägten Zähnchen (a) und mehrere
haarfeine Stäbchen (b) aus dem Endbüschel, x 340.
Abb. 44—46 Armadilloniscus heroldii Verh.
44. Teil des Kopfes mit linker Antennula, linkem Seiten-
lappen, linkem Ocellenhaufen und Mittellappen von oben
gesehen, x 125.
45. Telson (te), Uropoden und 5. Pleonepimeren (5. pl.)
von oben her dargestellt, Afterspalt (an) durchscheinend,
upr. Uropodenpropodite, x 80.
46. Ende eines 1. Endopodit des $, a Außen — i Innenseite,
x 220.
Abb. 47—50 Armadilloniscus dalmatinus Verh. (genuinus) von
Bukkari.
47. Telson, Uropoden und 5. Pleonepimeren von oben her
betrachtet, x 125.
48. Der Antennenschaft (von $ und 2) und die Antennen-
geißel (fl) getrennt von einander, x 180.
49. Ende eines 1. Endopodit des d, x 220.
50. Linke Mandibel, x 220.
Abb. 51 Armadilloniscus dalmatinus schöblii n. subsp. von St. Jean.
Genitalkegel und linker 1. Pleopod des 3 von unten ge-
sehen, X 125.
Abb. 52 A. dalmatinus Verh. (genuinus).
Stück vom Außenrand des 4. Exopodit des & mit zwei be-
haarten Randborsten, x 220.
Über ein konstantes Vorkommen
von Lepidurus productus Bose.
Von
Dr. Anton Krausse, Eberswalde.
(Mit einer Karte.)
Hinsichtlich des Vorkommens des einen unserer beiden
deutschen Vertreter der Phyllopodenfamilie der Triopsiden (Apo-
diden), des Zepedurus productus Bose (Lepidurus apus |L.|), findet
sich in der neuesten Ausgabe von Claus-Grobbens ‚Lehrbuch der
10. Heft
170 Dr. Anton Kranusse: . \
Zoologie“, 1916, nur die lakonische Angabe: ‚Europa‘; in Brauers
„Süßwasserfauna Deutschlands‘ (10. Heft: Phyllopoda von L, Keil-
hack, 1909) heißt es etwas ausführlicher : ‚In moorigen Gräben
Generalslabskarten
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und Tümpeln mit klarem Wasser und auf überschwemmten Wie-
sen, über das ganze Gebiet [Deutschland] verbreitet, im Norden
und. Osten häufiger als in Süd- und Mitteldeutschland. — Mitte
März, Anfang April. Die Nauplien schon im Februar, die
Über ein konstantes Vorkommen von Lepidurus productus Bose. 171
letzten Stücke Ende April.“ Besonders interessant ist die Be-
merkung bei Lampert — „Das Leben der Binnengewässer‘“,
1899 —; nachdem er sich über die Systematik der beiden Apo-
diden dahin geäußert hat, daß „Apus productus L.‘ mit amerika-
nischen Verwandten von Leach zur Gattung Zepzdurus erhoben
wurde (die andere Art, Apus cancriformis Schäffer bei Lampert,
führt jetzt den Namen 7roops cancriformis |Bosc|; vide Brauer —
Keilhack 1. c.) fährt Lambert fort: „So stattlich die Größe des Kiefen-
‘fußes |d. h. die beiden genannten Arten] für einen der niederen
Kruster ist, so ungemein zahlreich das Tier da auftritt, wo es“sich
überhaupt findet, so darf doch dieser merkwürdige Kruster als eine
Seltenheit bezeichnet werden, und selbst viele Zoologen haben noch
nie einen lebenden Apus zu Gesicht bekommen. Nur sehr wenige
Orte gibt es in Deutschland, an denen man mit einer gewissen
Wahrscheinlichkeit auf ein jährliches Auftreten von Apus rechnen
darf; dagegen taucht das Tier bald da, bald dort einmal nach hefti-
gen Regengüssen im Frühjahr oder Sommer auf, ein Ereignis für
alle Naturfreunde, um mit dem Vertrocknen der vom Regen gebil-
deten ephemeren Lachen wieder zu verschwinden und nicht mehr,
oder erst nach Jahren, selbst Jahrzehnten am gleichen Orte wieder
zu erscheinen.‘‘— Dank den Beobachtungen eines Naturfreundes,
des Herrn Regierungsbaumeisters Drescher in Czarnikau — i. I. ad
Prof. Dr. Max Wolff, 1912 — dürfte daselbst an der Netze, Provinz
Posen, eine Lokalität gefunden sein, an der man „mit einer gewissen
Wahrscheinlichkeit“ jährlich auf Zepidurus productus Bosc rechnen
kann. Die Notizen des Beobachters, die mir Herr Prof. Wolff zur
Veröffentlichung übergab, seien deshalb hier mit Zustimmung des
Beobachters publiziert. Auf ber beigegebenen, von Herrn Reg.-
Baumeister Drescher zur Verfügung gestellten Karte sind die Fund-
orte aus den Jahren 1909 bis 1912 eingezeichnet. Der Beobachter
bemerkt dazu, daß, wenn er 1910 die Tiere nur an einer Stelle und
1911 gar nicht fand, ‚‚es wohl in erster Linie daran lag, daß es ihm
nicht möglich war, danach zu suchen.“ Auch dürfte nach seinen An-
gaben in den übrigen Jahren die Verbreitung eine weit größere ge-
wesen sein. — Bemerkenswert ist, daß alle angegebenen Fundstellen
im Bereiche des Frühjahrshochwassers 1909 lagen, es kann daher
damals eine allgemeine Ausbreitung stattgefunden haben. — Die
Tiere wurden an dieser Lokalität in allen Fällen im Mai gefunden;
Männchen wurden nicht gefunden, doch wurde auch nicht besonders
danach gesucht. — Es wäre recht interessant, würden dort weitere
Beobachtungen angestellt.
10. Heft
172 Dr. K. Absolon:
Bemerkungen zu den mikrophotographischen
Tafeln im Aufsatze J. Obenbergers
im Archiv für Naturgeschichte 1916. A. 4.
Von
Dr. K. Absolon,
Kustos der zoologischen und palaeontologischen Abteilung
am Landesmuseum in Brünn.
In meinem unlängst in einer Wiener Zeitschrift!) erschienenen
Aufsatze „Bericht über höhlenbewohnende Staphyliniden der
dinarischen und angrenzenden Karstgebiete“ habe ich eine
Doppeltafel mit Mikroaufnahmen fünfzehn verschiedener Staphy-
liniden beigeschlossen. Kap. VI ebendaselbst enthält eine Er-
klärung dieser Tafel vom coleopterologischen und mikrophoto-
graphisch-fachtechnischen Standpunkte aus. Ich habe darauf
hingewiesen und durch die Tafel sollte bewiesen werden, welch
große Bedeutung die Mikrophotographie der sogenannten „opa-
ken Objekte‘ für beschreibende Systematik haben könnte. Die-
selbe soll doch einem jeden Systematiker ermöglichen, seine Neu-
beschreibungen oder seine Revisionen mit einem Bilde des be-
schriebenen Tieres zu ergänzen, denn ein naturtreues Bild
(nur ein solches) ersetzt dem Leser das oft kostbare Original.
Welch eine Erleichterung wäre es für denjenigen Zoologen,
der die zeichnerische Kunst nicht genug beherrscht, von der Gnade
und Ungnade des Zeichners und noch mehr von seiner (Zeichners)
fachmännischen Ignoranz des darzustellenden Objektes befreit
zu werden. Denn niemand darf doch verlangen, daß es überall
zoologische Künstler, wie Rübsaamen gebe und dass ein Zeichner
sich in die Unsumme der darzustellenden Charaktere des Objekts,
heute eines Käfers, morgen eines Krebses oder Tausendfüßlers etc.
so, wie der Fachmann selbst vertiefen sollte und könnte? Dies
ist doch ein allgemein bekanntes ‚‚crux systematicorum“, so daß
diese in den meisten Fällen von jeder Abbildungsart lieber
Abstand nehmen.
In der Museologie ist es wieder nötig, kleine zur Belehrung
des Publikums ausgestellte Gegenstände, außer einer Legende,
noch mit einem vergrößerten Bilde des Gegenstandes zu versehen.
Wenn wir bedenken, daß es sich hier um eine unendliche Menge »
von Bildern handelt (z. B. kleine Konchylien in zoologischer und
paläontologischer Abteilung, Knochen kleiner diluvialer Tiere
') „Coleopterologische Rundschau“ Jhrg. IV 1915, Nr. 11/12, p. 132—151;
Jhrg. V 1916, Nr. 1, p. 1—18.
Bemerkungen zu den mikrophotograph. Tafeln im Aufsatze J. Obenbergers. 173
in paläontologischen Kästen usw.), so sind die Schwierigkeiten
einer solchen Aufgabe, namentlich bei kleineren nur mit beschei-
denen Mitteln arbeitenden Museen geradezu unüberwindlich. Es
ist die Gewohnheit, entweder die auszustellenden Objekte bis
aufs Minimum zu reduzieren, oder die Bilder selbst werden aus
Tafelwerken ausgeschnitten (so hat z. B. Kollege Regierungsrat
V. Apfelbeck im Sarajevoer Landesmuseum sehr geschickt die
Käfer mit Ausschnittbildern aus Reitters ‚Fauna Germanica“
für das breite Publikum ausgestellt), abgezeichnet, photographiert
etc. Ein Ideal wäre gewiß das Objekt selbst rasch, naturtreu
und billig auf irgend welche Art darstellen zu können.
Ich habe bei meinen Forschungsreisen in südostalpinen
Karstgebieten und am Balkan eine unübersehbare Reihe von
höhlenbewohnenden Organismen gesammelt, welche zur Kenntnis-
nahme bemerkenswerter, neuer oder bisher nur als Rarissima
resp. Unicata bekannter Formen (der Charakter meister Höhlen-
tiere als große Seltenheiten ist doch allgemein bekannt) geführt
haben. Herr Prof. Dr. V. Brehm hat es unlängst für wert gefunden,
auf diesbezügliche Studien in der ‚‚Naturwissenschaftlichen Wochen-
schrift“ aufmerksam zu machen, auf welchen Artikel!) ich die
Interessenten verweise. Bei Bearbeitung dieser, hunderte von
Arten zählende Formen, handelte es sich mir in erster Reihe darum,
dieselben in ihrem ganzen Habitus darzustellen (als bildliches
Grundmaterial für meine eigene und namentlich der Herren Mit-
arbeiter Aufsätze, z. B. heutige speläophile Nebrien Obenber-
gers), da die gesammte zum Höhlenleben angepaßte Form des
ganzen Körpers (glasige Durchsichtigkeit der Höhlenmollusken-
schalen, bizarre Verlängerung der Fühler und Beine als Tast-
organe bei den meisten Arthropoden etc.) schon selbst so stark
in die Augen sticht. Um nur einige Beispiele aus der Menge her-
auszugreifen, nenne ich die Schnecke Meledella Werner: Sturany
(als n.g. n.sp. ex cavernis beschrieben), haarige gitterskulpturierte
Pupide Pholeoteras euthrix Stur. (ebenfalls als n. g. n. sp. ex cavernis
beschrieben), die größte Höhlenschnecke, glasigen Aegopis spelaeus
n. sp. Wagner, von Käfern langbeinige Antroherpone (ca. 25 Arten
aus Bosnien, Herzegowina und Montenegro), von Fliegen Speo-
myja absoloni nov. gen. n. sp. Bezzi, von Orthopteren spinnen-
ähnliche Dolichopoda palpata, von Thysanuren die herrliche Er-
scheinung der Unterwelt Campodea magnifica n. sp., von Kollem-
bolen Typhlopodura longicornis Abs. (als n. g. n. sp. ex cavernis
beschrieben), von Myriopoden die wahren ‚Raubritter‘ der unter-
irdischen Domäne, jene großen Steinläufer Polybothrus leo stygis
Verh. namentlich Polyb. gloria stygis n.sp. mihi in litt, von Crustaceen
den bizarren Riesenamphipoden Stygodytes balcanıcus nov. gen.
n. sp. etc. etc. Diese Aufgabe bestand also darin, vorläufig
!) V. Brehm. Dr. Absolon’s zoologische Höhlenforschungen auf der
Dann balbrnek „Naturwiss. Wochenschrift‘‘ Bd. 16, 28. Jan. 1917, Nr. 4,
P- — .
10% Heit
174 Dr. K. Absolon:
nicht weniger als 1500 Tierbilder absolut ungleichmäßiger
systematischer und bildlicher Provenienz (Pisces, Gastropoda,
Coleoptera, Larvae Coleopterorum, Diptera et Larvae Dipte-
rorum, Locustidae, Gryllidae, Apterygota, Thysanura, Chilo-
poda, Diplopoda (Plesiocerata z. B. Gervaisia Typhloglomeris),
Araneae verae, Pseudoscorpiones, Scorpiones, Opiliones (Cypho-
phthalmus, Trogulidae), Acarina, Amphipoden, Isopoden (Tricho-
niscidae, Sphaeromidae), Carididae, Hirudinea (blinde Blutegel),
Polychaeta (Serpulimorpha, Süßwasserserpuliden), Turbellaria
(Tricladidea), von Pflanzenorganismen Laboulbeniaceae etc.),
herzustellen, was früher eine mehrere Dezennien währende oder
sogar eine Lebensarbeit bedeutet hätte. Denken wir uns z. B.
daß nur die postembryonale Entwickelungsgeschichte der Aegopis
shelaeus-Schale in fünfzehn Stadien, Schale jedes Stadiums gesehen
von oben, von unten, von der Seite, also in 45 Bildern darzu-
stellen ist. Der Zeitverlust wäre gewiß mit einer Sisyphusarbeit
zu vergleichen, wenn wir nicht im Stande wären die menschliche
Hand durch eine Maschinerie zu ersetzen, und das er-
wünschte Bild mit der Mikrophotographie auf raschestem Wege,
billig und naturgetreu zu reproduzieren.
Ich wurde also einerseits privatim durch dieses Thema, an-
dererseits amtlich als Beamter eines solchen kleineren, aber mir
am Herzen liegenden provinzialen Museums vor die Pflicht ‚‚Mikro-
photographie der opaken ‚Gegenstände !zu erlernen‘ gestellt.
Nun kann ich einige Zeilen aus dem höher erwähnten Staphy-
linidenaufsatze nur wiederholen. Die Schwierigkeit besteht darin,
daß sich die Mikrophotographie sowohl theoretischfals auch prak-
tisch mit Aufnahmen von Objekten bei durchfallenden Lichte
beschäftigt, wogegen die Aufnahme der opaken Gegenstände sehr
vernachlässigt worden ist, so daß wir selbst in großen, der Mikro-
skopie gewidmeten Häusern nur wenig erlernen können. Dies
beweist außerdem am besten, daß wir z. B. in einem der modernsten
Lehrbücher der Mikrophotographie „Handbook of Photomicro-
graphy“ by H. Lloyd Hind und W. Brough Randles (New York
1914) unter mehr als 300 Seiten nur 15 Seiten (Cap. VII. Low-
power photomicrography) den Aufnahmen von ‚„Opaque Objects“
gewidmet wird, daß aber auch aus diesem Minimum nichts brauch-
bares auszulesen ist und in Fig. 41 eine erbärmliche auf ‚anno
dazumal‘ erinnernde Einrichtung als ‚Camera for photography
of Insects‘“ abgebildet ist. Mehr erreichen wir, wenn wir diverse
Daten aus verschiedensten der Photographie überhaupt oder der
wissenschaftlichen Mikroskopie gewidmeten Fachzeitschriften zu-
sammentragen. Alle Herren Kollegen, die sich mit der Mikro-
aufnahme beschäftigen, kennen gewiß diese Schwierigkeiten.
Ich weise zum Beispiel, auf eine mikrophotographische Tafel aus
der Kamera des Herrn Prof. Dr. Max Wolff, an der Kgl. Forst-
akademie in Eberswalde hin, die im vorigen Jahre in den ‚‚Ento-
mologischen Mitteilungen‘ erschienen ist. In einem sehr lesenswer-
Bemerkungen zu den mikrophotograph. Tafeln im Aufsatze J. Obenbergers. 175
ten Artikel?) über Schmarotzerwespen wird das Bild einer ‚Puppen-
gruppe von Chrysocharis kraussei auf einem Platanenblatte‘“
mikrophotographisch dargestellt, aber mit dem Hinweise, „daß
nur die Hälfte der Puppen infolge der starken Wölbung des Blatt-
stückes scharf abgebildet werden konnte‘. Die Beschreibung der
Aufnahme-Art seitens des Herrn Autor beweist zwar, daß selbe mit
den ausgezeichnetsten Hilfsmitteln und Optik (große Zeißsche
Horizontalkamera) bei einer sehr schwachen (5x) Vergrößerung
aufgenommen wurde, aber den Eindruck hervorruft, daß es besser
gewesen wäre, dieselbe als Mikrophotogramm auszulassen und
durch eine Zeichnung zu ersetzen. Aus dem Bilde erkennt man eben
etwas von dem, was es vorstellen soll erst nach genauem Studium
des Textes, ein Bild aber soll doch allein den Beobachter erkennen
lassen, was es darstellt, deshalb ist es eben ein Bild. Wäre die
Mikrophotographie wirklich nicht im Stande, so ein einfaches
und mikrophotographisch leichtes Objekt, wie jenes wenn auch
stark gekrümmtes Blatt mit Puppen, in einer so kleinen Ver-
größerung haarscharf in allen (hohen und tiefen) Lagen, in allen
Details, naturtreu, plastisch darzustellen, dann wäre es wirk-
ich schade um jeden der Mikrophotographie von opaken Ob-
jekten gewidmeten Augenblick! Sonst hätten jene Kritiker
recht, wie v. Seidlitz, der sich seinerzeit Wasmann gegenüber
sehr skeptisch ja abneigend über Mikrophotos in der Entomologie
ausgesprochen hat ‚diese geben naturgemäß nur ganz grobe
Anschauungsbilder, aber keine feine Details“. Nun hat aber merk-
würdigerweise jene Doppeltafel mit den Mikroaufnahmen der
Staphyliniden, die ich von meinem strengen Standpunkte aus
für nicht besonders gelungen hielt und daher um eine nachsichtige
Kritik bat (weil die Staphyliniden sehr undankbare Objekte
für Mikrophotographie sind), eine sympathische, ja sogar zu
weiteren Versuchen sehr anregende Kritik seitens eines anderen
alt erfahrenen Koleopterologen W. Hubenthal in Bufleben
(Rezension in den ‚„‚Entomologischen Blättern‘, 13. Jhg. Heft 1/3
30. März 1917, p. 53—54) erfahren, der um buchstäblich zu wieder-
holen ‚‚eine derartige Kunst der Käferabbildung nicht für möglich
gehalten hätte“. Ich quittiere mit Dank die anerkennenden
Worte Hubenthals, die im krassen Wiederspruch zu der Anschau-
ung des Altmeisters v. Seidlitz stehen und glaube zugleich,
erst durch die zwei heute vorgelegten Doppeltafeln beweisen zu
dürfen, daß Seidlitz’ konservatives Vorurteil dem Fortschritte
der heutigen modernen Mikrophotographie nicht mehr entspricht.
Nach langjährigen Versuchen, unter tatkräftiger Mitwirkung
meiner Arbeitsgefährtin Frau Marie Absolon, konnten wir zu
jenen ‚Methoden‘ gelangen, mit welchen wir die vorgelegten
1) M. Wolff. Über die Chaleidiergattung Chrysocharis}FörsterZund. die
erste”aus: Deutschland‘ .bekannt gewordene Art Chhr.'kraussei n. sp. sowie ’über
dio„Gattungen der Derostenus-Gruppe Thomsons (Hym.). Entom. Mitt. Bd. V
Nr. 9/12 Tfl. IV.
10 Hei t
176 Dr. K. Absolon:
Mikrobilder erzielten. Obzwar ich leider bei den bescheidenen
Mitteln, die unserem Provinzmuseum zur Disposition stehen, nur
mit armseligen, teilweise selbst konstruierten Apparaten arbeiten
mußte, so glaube ich als Resultat dieser Versuche das zu bezeichnen,
daß wir alle kleineren aber noch nicht mikroskopischen Tiere,
(Länge ca. 4, mm— 200 mm,) ob trocken oder in Alkohol konserviert,
dick oder dünn, tiefschwarz oder blendend weiß, gerade oder
gekrümmt, mit einfächer oder reicher Oberskulptur, kahl oder
beschuppt, lang oder kurz behaart etc. rasch, billig und natur-
treu abbilden können; ich betone, in keinen Umrißzeichnungen
sondern in wahren plastischen Bildern mit den feinsten Details
der Oberflächenskulptur, bei einer ca. 2—100maligen Vergrößerung
und zwar bei einer sozusagen fabrıksmäßigen Massenerzeugung.
Es ist selbstredend, daß jenes, was ich hier in den beiden Tafeln
„in coleopterologicis‘ vorlege, andere Herren Kollegen, die in einer
glücklicheren Lage sind, und in ihren Instituten mit vollkommenen
Apparaten arbeiten, weit überholen und auf allen verwandten
Gebieten zu viel besseren Resultaten gelangen können.
Der erwähnte Aufsatz des Herrn J. Obenberger, wo mir
von ihm die Aufgabe zugeteilt wurde, neben zwei von mir in den
Karstabgründen des Balkans entdeckten Höhlennebrien, eine
Reihe von diversen Käfern, von welchen ich nicht die geringste
fachmännische Kenntniss hatte, dennoch bildlich naturtreu dar-
zustellen, gab mir eine passende Gelegenheit auf die Nützlichkeit,
ja, sit venia verbo, Wichtigkeit dieser Methoden für systematische
Koleopterologie und Zoologie überhaupt hinzuweisen. Ich bin
gerne bereit auch anderen Fachgenossen, soweit sie selbst keine
Amateurphotographen sind, mit Mikroaufnahmen ihrer Objekte
(jeder Art) zu dienen.
Ich habe absichtlich das Wort ‚Methoden‘ in Anführungs-
zeichen gesetzt, da gelungene Mikrophotogramme viel weniger
Produkte der Theorie. als viel mehr bei jedem einzelnen auf-
zunehmenden Objekte (je nach der Farbe, Größe, Skulptur, Ver-
erößerung etc.) Produkte der individuellen Praxis sind und
von vielen Feinheiten der Aufnahmekunst abhängen. Immerhin
ist in dem Feingefühl für die Expositionszeit (die sich leider
in großen Differenzen zwischen Sekundenbruchteilen (1/,”) bis
einigen, ja sogar vielen Minuten (30—60°) bewegt), im Fein-
gefühl für die Größe der Blende, in passender Entwicke-
lung der Negative sowie Kopierpapiere, in zeitweiser Benutzung
der Kondensoren und endlich passend aufgestellten weißen
oder andersfarbigen Reflexschirmen, welche das Licht so regu-
lieren, daß durch raffiniert geworfene Schatten erst der Eindruck
der Skulptur und Plastizität hervorgerufen wird (ganz so, wie
bei den modernen Meistern der Porträtkunst — Nicola Perscheid,
Berlin, V. J. Bufka, Prag, Kosel oder d’Ora, Wien, namentlich
durch die geschickte Aufstellung der Reflexwände jene wunder-
baren Porträtbilder, wahre Kunstbilder erzielt werden), das Ge-
Bemerkungen zu den mikrophotograph. Tafeln im Aufsatze J. Obenbergers. 177
deihen befriedigender und für wissenschaftliche Zwecke genügender
Mikroaufnahmen zu suchen.
Das mikrophotographische Rezept der Aufnahme vorliegender
Tafeln ist dasselbe, wie ich es schonbei denerwähnten Staphyliniden-
Bildern benutzt habe, aber diesmal mit allen praktischen. Erfah-
rungen, namentlich absolut richtiger Expositionszeit bei jedem
Objekt und Reflexschirm-Aufstellung. Aufgenommen je nach der
Größe des Käfers mit Polar F : 4, Brennw. 25 mm, 50 mm, 30 mm,
Mikroplanar 1:4.5, F = 20 mm. Kleine Vertikalkamera oder
kleine Horizontalkamera mit Spiegelträger nach Greil. Platten
größtenteils Agfa Chromoisolar, Helios, teilweise O. Perutz’
Vogel-Obernetter-Silber-Eosin-Platten, größtenteils ohne Filtrier-
scheibe, nur wenige mit Gelbscheibe. Bogenlicht, Handregulier-
lampe für 4—-8 Amp. Stromstärke, Gleichstrom mit sehr
starker Benutzung der Kondensoren. Exposition 30 Sek. bis
30 Minuten; z. B. alle Bilder 1:1 30 Sekunden, Bild Nr. 1, 2
120 Sekunden, Bild Nr. 3 und 10 30 Minuten, selbstredend bei
verschieden großer Blende etc., je nach der Vergrößerung und
Benutzung des Objektives. Sehr langsame Entwickelung der
Negative, je nach der Art des Negatives verschiedene Benutzung
von Papieren harter, weicher oder normaler Emulsion, indem sich
durch diese eventuell schlecht exponierte Negative noch ver-
bessern lassen. (Ein vorzügliches Kopierpapier, mit dem die vor-
gelegten Mikrobilder kopiert wurden, ist die Marke Neobrom,
Brünn, die ich jedem Kollegen warm empfehlen kann.)
Berichtigungen zu meiner im Archiv f. Naturg.
1916. A. 5 erschienenen Arbeit über die Rippen=
konfiguration im Genus Parnassius Latr.
In der Fußnote p. 42 muß es Zeile 5 von unten heißen:
„Doritites (=Luehdorfia)‘ statt „Zerynthia‘“ und ‚‚(vgl. ibid. 58. p.
50—51)“ statt ‚‚(vgl. ibid. p. 7)“. Ferner muß es p. 55 Zeile 33
von oben heißen: ‚Qu,‘ statt ‚„Cuy‘“, p. 56 Zeile 18 von oben
„as sstet: Cu“, D.'59 Zeile 1 von unten ‚Cu,‘ statt,,G,
uperoneur“.
Felix Bryk.
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 10. 12 10, Heft
Archiv für Naturgeschichte 82.Jahrg, 1916 Abt.A .
A.WVerhoeff gez.
Taf.l. Verhoeff.
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Archiv für Naturgeschichte 82.Jahrg, 1916 Abt.A .
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ARCHIV
NATURGESCHICHTE
GEGRÜNDET VON A. F.A.WIEGMANN,
FORTGESETZT VON
W.F.ERICHSON, F.H.TROSCHEL,
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF,
W. WELTNER unD E. STRAND.
=>,
ZWEIUNDACHTZIGSTER JAHRGANG.
1916.
Abteilung A.
11. Heft.
HERAUSGEGEBEN
VON
EMBRIK STRAND
(BERLIN).
NICOLAISCHE
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R.STRICKER
Berlin.
EN
Inhaltsverzeichnis.
Obenberger. Revision der paläarktischen Trachydinen RR EN .
Buprestidae).!, (Mit 30,Eiguren)i .. ..£ .: .ı 2. 12 Se Dep 1
Strand. Zur Kenntnis japanischer Spinnen. I (Mit einer Tafel) .... 7
Strand. Zur Kenntnis japanischer Spinnen. II (Mit einer Doppeltafel und
vier Textfiguren) . . ale. . 0 mn ee 90
Riedel. Alte und neue Tipula. (Mit 14 Abbildungen) ........ 113
Kleine. Die Gattung Agriorrhynchus Power. (Mit 22 Textfiguren) . . 118
Julius Brandstätter (Georg Neumann), Leipzig.
Revision der paläarktischen Trachydinen
(Coleoptera- Buprestidae),
mit Einschluß einiger Beschreibungen exotischer
Arten.
Von
Dr. Jan Obenberger, Prag.
-Mit 30 Figuren.
Als Trach ydinen bezeichnen wir die kleinen oder mittelgroßen,
ovalen, zugespitzten oder länglichen Buprestidengattungen, die sich
durch 1. kurze Tarsen, 2. kleine Gestalt, 3. ungleich vonein-
ander stehende Hüften der einzelnen Fußpaare (die Vorderhüften
einander viel mehr genähert als die Mittelhüften u. Hinterhüften),
4. schwach ausgerandeten Vorderrand der Hinterhüften.
5. eine Tendenz, eine Chagrinierung am Halsschilde und oft
auch auf den Flügeldecken zu bilden von den übrigen Buprestiden-
gruppen und besonders von den nahe verwandten Agrilinen
unterscheiden.
Die Trachydinen, zu denen die kleinsten bekannten Bupresti-
denarten gehören, sind in der ganzen Welt verbreitet. Die zahl-
reichsten Arten gehören der amerikanischen Fauna an. Von den
siebzehn bisher bekannten Gattungen kommen vor:
in der paläarktischen Fauna: 6, Aphanisticus, Trachys, Para-
trachys, Janthe, Pachyschelus, Brachys.
in der nearktischen Fauna: 2, Brachys, Taphrocerus.
in der neotropischen Fauna: 8, davon Cylindromorphoides, Lius,
Liopleura, Callimicra endemisch, dann Trachys, Pachy-
schelus, Brachys, Taphrocerus.
in der orientalischen Fauna: 6, Anthaxomorpha (end.), Aphanisti-
; cus, Endelus (end.), Trachys, Paratrachys, Pachyschelus.
in der australischen Fauna: 2, Germarica (end.), Trachys.
in der äthiopischen Fauna: 4, Tvachys, Aphanisticus, Janthe,
Pachyschelus.
in der madagassischen Fauna: 6, Sienvanthe (end.), Pseudianthe
(end.), Sponsorinus (end.), Janthe, Trachys, Aphanisticus.
Aus dem vorliegenden Schema ist leicht erklärbar, daß das
Entwicklungszentrum der ganzen Gruppe auf der südlichen
Hemisphäre liegt. Die artenreichsten Gruppen gehören der neo-
tropischen Fauna an. Abgesehen von den endemischen vier Gat-
tungen, von denen Lius, Lriopleura und. Callimmicra sehr artenreich
Archiv für Naturgeschichte
A. 11.
1916. 1 11. Heft,
2 Dr. Jan Obenberger:
sind, gehören die Gattungen Pachyschelus, Brachys und Taphro-
cerus fast ausschließlich dieser Fauna an und die Vertreter dieser
Gattungen in anderen Faunengebieten müssen wir als Relikte
resp.. Einwanderer betrachten.
Alle Gattungen zeichnen sich durch eine meist heitere Färbung
und eine Tendenz, chagrinierte Oberseite zu bilden, aus. Wenn eine
Behaarung vorhanden ist, so verfolgt sie eine Tendenz, Pelze
Ouerbinden zu bilden. Über das Leben dieser Liliputaner unter den
Buprestiden ist sehr wenig bekannt. Sie leben meistens auf niedrigen
Pflanzen, sie fliegen wie überhaupt die Buprestiden sehr rasch
und sie werden meist zufällig vom Gestrüpp und Blumen abge-
klopft. Die exotischen Arten sind meistens nach Stücken be-
schrieben, die als entomolog. Abfall der ganzen Ausbeuten jahrelang
lagen und bei welchen meistens alle nötigen näheren Angaben
fehlen.
Die paläarktischen Arten der Trachydinen lassen sich fol-
gendermaßen zerlegen:
1” Die Fühler sind frei, nur selten in der Ruhe in eine undeutliche
Vertiefung des Prosternums einlegbar.
2’ Die Schienen sind in eine längliche Aushöhlung der Schenkel
einlegbar. Die Fühler sind zur Spitze stärker, oft verdickt.
Die Gestalt ist länger, meist im Grunde überall chagriniert.
I. Aphanistieus Latr.
23’ Die Schienen liegen frei. Keine Rinne oder Aushöhlung auf den
Schenkeln.
3” Die inneren Augenränder konvergieren an der Stirn. Die Basis
des Halsschildes ist zweifach ausgerandet, gegen das Schildchen
zu vorgezogen. II. Trachys F.
3° Die inneren Augenränder sind parallelseitig, die Basis des Hals-
schildes ist gerade abgestutzt. Der Halsschild ist seitlich nicht
gerandet. III. Paratrachys Saund.
1° Die Fühler sind in eine deutliche, tiefe Fühlerrinne einlegbar.
Die Halsschildsbasis ist uneben, zweifach ausgerandet.
4’ Die Schienen sind breit, flach. Das Abdomen ist flach, der
Körper ist seitlich mehr niedergedrückt.
5° Länger eiförmig, abgeglättet, der Kopf ist halbkugelig, gewölbt,
von dem kragenförmigen Vorderrande des Halsschildes in
großem Umfange umgeben; das Schildchen ist kleiner.
IV. Janthe Mars.
5’ Kleiner, rundlicher, oft scheibenförmig. Das Schildchen ist
groß, quer dreieckig. V. Pachyschelus Sol.
4’ Die Schienen sind schlank, am Knie leicht gebogen, dann
gerade. VI. Brachys Sol.
I. Aphanistieus Latr.
Dieses Genus zeichnet sich durch längliche, walzenförmige
[>]
Revision der paläarktischen Trachydinen. 3
Gestalt aus. Die Färbung ist stets eine dunkle, olivenbraune oder
olivengraue, selten schwärzliche. Bei einigen Arten der indischen
Region sind die Schulter violett. Die Oberseite ist glatt, aber beim
genaueren Untersuchen unter dem Mikroskop fast bei allen Arten
schön sehr fein netzartig chagriniert. Der Kopf ist groß, er ragt
ziemlich stark nach vorne heraus; in der Mitte der Stirn ist er stark
breit länglich eingedrückt. Die Augen sind groß, oval, nieder-
gedrückt. Die Fühler sind kurz, die mittleren Glieder sind fast
fadenförmig, die letzten vier Glieder sind verbreitert und gesägt.
Manchmal sind die Fühler keilförmig erweitert. Der Halsschild
ist quer, meist mit queren Vertiefungen, die ihn in 2—3 Partien
teilen, versehen. Die Struktur des Halsschildes besteht aus einer
Punktur, diese spärliche Punktierung kann aus gewöhnlichen
Punkten zusammengestellt sein; diese Punkte sind aber oft zu
scheibchenartigen kleinen ‚Ocellen“, die rund, seicht, scharf
vertieft sind, verändert. Das Schildchen ist sehr klein, triangel-
förmig.
Die Flügeldecken sind mehr oder weniger breit, lang, seitlich
meist schwach ausgeschweift. Die Spitzen sind entweder abge-
rundet oder seltener zähnchenartig vorgezogen.
Bestimmungstabelle
der mir bekannten paläarktischen Aphanistieus-Arten.
1’ Die Flügeldecken sind breit, mit einer hier und da unterbro-
chenen, zur Spitze verschwindenden längs-
rippenartigen Struktur. In der paläarkti-
schen Region nicht vertreten.!)
!) Hierher eine neue Art aus Togo (Conradt):
Aphanistieus togo@nsis m. n.sp. (Fig. 1). Längs
3.2 mm. Schwarz, stark glänzend, breit, sehr uneben.
Der Kopf ist groß, mäßig schmal, zwischen den Augen
sehr tief, stark, mäßig breit rundlich ausgerandet und
vertieft, mit einer ziemlich feinen Mittelrinne. Die
inneren Augenränder bilden eine scharfe Kante. Der
Halsschild ist stark uneben, etwa 2 mal so breit alsin
der Mitte lang, stark herzförmig, vor der Mitte am
breitesten, von ebenda nach vorne gerundet, zur Basis
ausgeschweift, herzförınig verengt, überall, besonders
aber auf den stark depressen Seiten chagriniert, glän-
zend, mit zwei Quereindrücken, von denen der vor-
dere schwach und wenig deutlich, der hintere dagegen,
der hinter der Mitte liegt, sehr stark und breit ist; der
Interval zwischen beiden Eindrücken ist quer erhöht.
Vor der Basis mit einer in der Mitte unterbrochenen,
unregelmäßigen, kantartigen Quererhöhung. Die
Flügeldecken sind breit, flach, etwa 24, mal so lang
als an der Basis breit, am Ende quer zusammen ab-
gestutzt, seitlich bei den Schultern stark eingedrückt,
mit scharfen, flachen Längsrippen, von denen die In-
tervallen bald verschwinden, die marginalen dagegen
bis zur Spitze scharf und deutlich bleiben. Die Unter-, Fig. 1.
seiteist flach, depreß, die Füßesindlang. EinExemplar Aphanisticus togoen-
dieser bizarr anschanenden Art in meiner Sammlung. sis m.
39 3 Hal
4 Dr. Jan Obenberger:
1’ Die Flügeldecken sind gereiht punktiert, stets ohne eine
längsrippenartige Struktur.
2° Die Fühler sind zur Spitze keilförmig verdickt. Messing-
schwarz; der Halsschild ist stark punktiert, fast quadratisch,
die Seiten sind breit abgeflacht. Japan.?) antennatus E. Saund.
2’ Die Fühler sind. normal, zur Spitze nicht oder unauffälligverdickt.
3’ Die Oberseite der Flügeldecken ist stark quergerunzelt, nicht
oder schwach chagriniert.
4’’ Der Kopf ist in der Mitte sehr breit ausgerandet, sehr.groß.
Der Halsschild ist zur Basis etwas herzförmig verengt, mit
zwei starken Querdepressionen. Messingfarben, einem Agrilus
ähnlich. 5 mm. Japan. collarıs E. Saund.
4° Der Kopf ist klein. Der Halsschild ist zur Basis verbreitert,
die Seiten sind stark abgeflacht. Schwarz. 2.5 mm. Japan.
congener E. Saund.
3’ Die Oberseite der Flügeldecken ist chagriniert oder punktiert
gestreift, stets ohne Querrunzeln.
5’ Die Flügeldecken sind am Ende ausgerandet, zweizähnig.
Algier. Marseuli Tourn.
2) Hierher eine neue Art aus Ostindien:
Aphanistieus elavicornis m. n. sp. (Figg. 2, 3). Länge 2.7 mm. Kupferig,
überall ziemlich grob chagriniert und daher ziem-
lich stark glänzend. Flach, breit. Der Kopf ist
ziemlich klein, die Stirn zwischen den Augen ist
zıemlich schmal, ziemlich tief, rundlich ausgeran-
det. Die Augen liegen vorne, sie sind von oben
gut sichtbar; die Schläfen sind etwa so lang wie
die Längsdurchmesser der Augen.
Die Fühler (siehe Abb. !) sind kurz,
die letzten vier Glieder sind stark
verbreitert. Der Halsschild ist etwa
zweimal so breit als lang, in der
Mitte am breitesten, zum Vorder-
rande im Bogen, zur Basis leicht
ausgeschweift verengt. In der Mitte
und vor der Basis mit einem Quer-
eindruck; auf den verflachten $ei-
ten viel deutlicher chagriniert als
in der Mitte. Vorne stark halbkreis-
förmig ausgerandet. Das Schild-
chen ist ganz klein, quer, dreieckig.
Die Flügeldeeken sınd breit, flach,
ziemlich fein, wenig regelmäßig ge-
reiht punktiert, die Schulter ragen Fie. 3
Fir. 2 - wenig stark hervor. Die Naht ist EN;
We überall schwach, auf der Hinter- Fühler von
Aphanisticus elavicor- hälfte schr deutlich erhöht. Die Aphanistieus
nıs m. Flügeldecken sind bis hinter die «lavicornıs m.
Mitte parallelseitig, von. ebenda zur
Spitze ziemlich stark, gerade verengt, die Spitzen sind einzeln abgerundet.
Der Seitenrand ist in der Vorderhälfte schwach, sehr deutlich abgeflacht. —
Ein Exemplar in meiner Sammlung.
Revision der paläarktischen Trachydinen. 5
5’ Die Flügeldecken sind am Ende abgerundet oder abgestutzt,
nie ausgerandet.
6” Der Halsschild ist durch quere Eindrücke uneben.
7’ Der Halsschild an der Basis ohne quere, körnchenartige
Erhöhungen. Die Oberseite ist im Grunde mehr oder weniger
stark chagriniert.
8” Der Körper ist schlank, der Halsschild ist zweimal quergerinnt.
9’ Der Halsschild ist stark herzförmig, vor der Spitze-viel breiter
als an der Basis.
aetnensis Abeille
9’ Der Halsschild ist nicht auffällig herzförmig, zur Basis weniger
stark herzförmig verengt. Deutlich chagriniert.
a’ Die Seiten des Halsschildes sind an der Basis schwacher
abgesetzt. Bleigrau.
b’ Die Flügeldecken sind ziemlich robust, an der Spitze glatt-
randig, sehr wenig oder nicht verlängert. emarginatus Ol.
b’ Die Flügeldecken sind auffallend lang und schmal, an der
Spitze deutlicher gezähnelt. Die Flügeldeckenenden sind
schwanzartig verlängert.
v. elongatus Villa
a’ Die Seiten des Halsschildes sind an der Basis stärker ab-
SMLBESBEZL.
c’’ Grauschwarz, die Halsschildseiten sind weniger gerundet;
der Halsschild ist ebenso breit wie die Flügeldeckenbasis.
v. distinctus Perris
c’ Goldig kupferig oder messingfarben, die Seiten des Hals-
schildes sind mehr herzförmig, der Halsschild ist an der
Basis viel schlanker als die Flügeldeckenbasis.
v. cupricolor Ab.
8’ Der Körper ist breit, plump, kurz, nur die vordere Querde-
pression des Halsschildes ist deutlich, die hintere ist nur an-
» N gedeutet:
pusillus Ol.
7’ Der Halsschild an der Basis mit zwei körnchenarligen kleinen
Erhöhungen versehen?)
3) Hierher eine neue Art aus Ostindien:
Aphanistieus perpusillus m. n. sp. (Fig. 4).
Länge 1.7 mm. Eine der kleinsten Buprestiden-
formen. Grauschwarz, sehr glänzend, im Grunde
höchst undeutlich, sehr fein, schwer bemerkbar
ehagriniert. Der Kopf ist, von oben gesehen, quer
dreieckig, die Stirn zwischen den Augen ist schmal,
in der Mitte ziemlich schmal rundlich ausgeran-
det. Die Augen liegen vorne, seitlich; die Schlä-
fen sind fast so lang wie der Längsdurchmesser
der Augen. Der Halsschild ist glatt, etwa 1%, mal
so breit als in der Mitte lang, kurz vor der Mitte
oder fast in der Mitte am breitesten, nach vorne
etwas stärker als zur Basis, rundlich verengt. Vor
Fig. 4.
Aphanistieus perpu-
sillus m.
der Basis quer, stark eingedrückt; in dem Eindrucke liegen beiderseits der
Mitte zwei quere, längliche, körnchenartige Erhöhungen; auch der Processus
11. Het.
6 Dr. Jan Obenberger:
6° Der Halsschild ist ohne Querdepressionen.
10’ Der Körper ist lang, der Halsschild ist seitlich nicht abgesetzt.
Bedeli Ab.
10° Der Körper ist kürzer, plumper, der Halsschild ist seitlich
wenigstens teilweise abgesetzt.
11” Der Kopf ist schmäler, die Kopfmittelrinne ist oberflächlich,
seicht, der Halsschild ist seitlich schwach, nur in den Hinter-
winkeln deutlicher abgesetzt.%) pygmaeus Luc.
11’ Der Kopf ist breiter, die Kopfmittelrinne ist tief, die Hals-
schildseiten sind stärker, bis zum Vorderrande deutlich ab-
geflacht. amblyderus Frm.
Bemerkungen zu den Aphanistieus-Arten.
1. Aphanistieus antennatus E. Saunders
Länge 2.5—2.7 mm. Diese Art gehört in die gut ausgezeichnete
Gruppe der Formen, die durch verdickte Fühlerglieder ausge-
zeichnet und die meistens in der exotischen Fauna vertreten sind.
Dunkel schwarzkupferig oder schwarzmessingfarben. Der Kopf
ist klein, zwischen den Augen ausgerandet. Die Fühler sind zur
Spitze keilförmig verdickt. Der Halsschild ist punktiert, fast
quadratisch; die Seiten sind stark depreß. Die Flügeldecken sind
stark gestreift punktiert, die Enden sind abgerundet und gezähnelt.
Die Unterseite ist punktiert. Japan. Diese Art gehört zu einer
größeren Gruppe, die meistens in der orientalischen Region verbreitet
ist und zu der z. B. affinis Kerr. oder clavicornis m. n. sp. gehören.
gegen das Schildehen zu ist erhöht. Das Schildchen ist gering, klein, drei-
eckig. Die Flügeldecken sind etwa zweimal so lang als breit, bis zur Mitte
der Länge seitlich fast parallel, höchstens schwach ausgerandet, von ebenda
bis zur Spitze fast geradlinig verengt, die Spitzen sind einzeln abgerundet.
Die vordere Hälfte ıst sehr dicht, verhältnismäßig sehr stark punktiert ge-
streift, diese Punktur wird dann aber weniger deutlich, bis sie auf der
Hinterhälfte der Decken fast verschwindet. Die Unterseite ist samt den
Füßen schwarz, glänzend.‘ Diese Art ist durch die geringe Größe, durch
die eigenartige Bildung des Halsschildes ebenso wie durch die Struktur der
Flügeldecken sehr ausgezeichnet. Meine Sammlung.
4) Hierher gehört eine ostindische neue Art meiner Sammlung:
Aphanistieus obsoletulus m. n. sp. (Fig. 5).
Länge 2.8mm. Grauschwarz. Der Kopf ist ziem-
lich breit, von oben gesehen halbkreisförmig. Die
Stirn zwischen den Augen ist ziemlich schmal,
Die Augen liegen vorne, seıtlich, ihr Längsdurch-
messer, von oben gesehen, ist viel kürzer als dıe
Länge der Schläfen. Der Halsschild ist vor der
Mitte am breitesten, zur Basis schwach, fast ge-
radlinig, zum Vorderrande stärker, mehr gerun-
det verengt, überall unregelmäßig dicht, grob-
punktiert, vor der Basis mit einem Quereindruck,
der Processus gegen das Schildehen ist erhöht,
> sonst ist die Fläche nicht eingedrückt. Das
Fig. 5. Schildehen ist äußerst klein, punktförmig. Die
Aphanisticus obsoletulus m. Flügeldecken sind etwa 214 mal so lang als breit,
Revision der paläarktischen Trachydinen. 7
2. Aphanistieus collaris E. Saunders (Fig. 6).
Diese Art ist eine wegen der Form und Struktur sehr ausge-
zeichnete Form. Länge 4.57 mm; an einen
Agrilus erinnernd. Der Kopf ist sehr breit, in
der Mitte ist die sehr breite Stirn stark winkelig
ausgehöhlt, mit einer Mittelrinne. Die inneren
Augenränder bilden mit den Rändern der Stirn
einen scharfen Winkel. Die Augen liegen seit-
lich, der Längsdurchschnitt der Augen ist länger
als die Schläfen. Der Halsschild. ist in der Mitte
und vor der Basis sehr stark quer eingedrückt,
spärlich, grob, flach, kreisförmig punktiert. Die
Flügeldecken sind lang, parallelseitig, sie erin-
nern an die einer Agrilus- oder Paragrilus-Arı. Die
eigentümliche Struktur dieser Flügeldecken besteht
aus queren starken, besonders vorne sehr deut-
lichen Querrunzeln. Die Flügeldecken sind stark
glänzend, ohne eine nachweisbare Chagrinierung.
Diese Art (siehe Abbildung!) ist wegen der
eigenartigen Form des Kopfes, des Halsschildes
und der Form des Körpers sehr interessant. Für
die Art ist die Breite und die Größe der Augen
charakteristisch; sie stellt jedenfalls einen Ast der
in der orientalischen Region weiter verbreiteten
Gruppe dar, die durch langen Durchmesser der
Augen, zweifache Querrinne des Halsschildes und
agriloide Gestalt ausgezeichnet sind. Hierher Fig. 6.
gehören mehrere malayische Arten, z. B. tristis Aphanisticus colla-
Kerr. und agriloides Kerr. gie Bi. Baundane
3. Aphanistieus congener E. Saunders
Länge 2.5 mm. Schwarz. Der Kopf ist klein; der Halsschild
ist punktiert, hinten stark verbreitert. Die Seiten sind, besonders
bei den Hinterwinkeln depress, eingedrückt. Die Flügeldecken sind
punktiert gestreif*, quer gerunzelt; die Spitzen sind abgerundet.
Die Füße und die Unterseite sind punktiert.
Diese japanische Art erinnert an die vorhergehende Spezies,
sie unterscheidet sich aber sehr deutlich durch die geringere Größe
und durch die eigentümliche Form des Halsschildes.
in der Mitte etwas verbreitert, bis zur Mıtte schwach ausgeschweift und fast
parallel, von 23 der Länge zur Spitze ziemlich kurz verengt, die Spitzen
sind am Nahtwinkel etwas winkelig, sonst abgerundet und fein gezähnelt.
Die Flügeldeckenstruktur besteht aus mittelstarken Punktreihen, die auf
der Hinterhälfte verschwinden. Die Naht ist ziemlich erhöht. Die Art ist
der vorhergehenden Art (perpusülus m.) ziemlich ähnlich, jedoch größer, mit
anders gebildetem, grob punktierten Halsschilde, längeren, feiner punktierten
Flügeldecken ete. — Ich besitze ein Exemplar dieser Art, die auch an die
paläarktischen Formen der Gattung stark erinnert.
11, Heft.
8 Dr. Jan Obenberger:
4. Aphanistieus Marseuli Tournier
Diese, mir in der Natur unbekannte Art ist durch die Form
der am Ende ausgerandeten und zweizähnigen Flügeldecken aus-
gezeichnet. Algier.
5. Aphanistieus aetnensis Abeille de Perrin
Länge 3.5 mm. Olivenschwarz, glänzend. Die Fühler sind
mäßig lang, vom achten Gliede an verbreitert. Der Kopf ist ziemlich
groß, er ragt deutlich hervor; er ist in der Mitte breit, ziemlich tief
ausgerandet. Die Augen sind eingedrückt, depreß. Der Halscshild
ist quer, vor der Mitte gerundet verbreitert, stark herzförmig, mit
drei starken Querdepressionen; dadurch entstehen zwei quere
Rippen, von denen die basale durch eine kleine Mittelrinne geteilt
ist. Das Schildchen ist breit und kurz. Die Flügeldecken sind viel
breiter als die Basis des Halsschildes, seitlich gerandet, in der Mitte
verbreitert, zur Spitze verengt und an der Spitze abgerundet.
Die Naht ist hinten gehoben, daneben mit einem schwachen
seichten Längseindruck. Die Oberseite ist punktiert gestreift,
aus kleinen Punkten, die zur Spitze undeutlich werden, gebildet.
Diese Art unterscheidet sich von emarginatus und seinen Rassen,
besonders cupricolor Ab. durch die Bildung des herzförmigen
Halsschildes. Sizilien.
6. Aphanistieus emarginatus Oliv.
Länge 3—5 mm. Die variabelste paläarktische Art. Mehr
oder weniger stark. verlängert, olivengrau, messingfarben bis
schwarz, glänzend, im Grunde chagriniert. Die Fühler sind ziemlich
lang; die Glieder 1—2 sind ziemlich groß, die übrigen bis zum
siebenten sind viel schlanker, fast gleich lang,die übrigen sind breiter,
dreieckig. Der Kopf ist groß, er ragt ziemlich stark hervor; die
Augen liegen vorne seitlich, die Schläfen sind viel länger als der
Längsdurchmesser der Augen. Die Punktur des Kopfes und des
Halsschildes ist spärlich, ziemlich stark. Die Fläche des Hals-
schildes ist in der Mitte quer, mehr weniger tief gerinnt, mit
einer ähnlichen, meist schwächer ausgeprägten Rinne vor der
Basis und hinter dem Vorderrande. Die Struktur der Flügeldecken
besteht aus regelmäßigen, sehr feinen, zur Spitze verschwindenden
Punktreihen. Die Naht ist in der Hinterhälfte der Flügeldecken
gehoben.
Diese Art variiert in der Farbe, in der Form des Halsschildes
und in der Breite des abgesetzten Seitenrandes desselben und in
der Länge resp. Form der Flügeldecken. Dadurch entstehen
mehrere Formen, wahrscheinlich Rassen dieser Art, die früher
überall als gute Arten aufgefaßt wurden. Beim Studium größerer
Serien dieser Formen ergibt sich aber, daß zwischen allen diesen
als Extreme geltenden Stufen zahlreiche Zwischenstufen oder
Zwischenformen auftreten, die alle untereinander mannigfach
verbinden. Ebenso die Penes aller Formen gleichen einander.
Diese Tatsachen und der Umstand, daß sonst die Aphanisticus-
Revision der paläarktischen Traehydinen. 9
arten, wie es schon aus der vorliegenden Tabelle leicht ersichtlich
ist, untereinander sehr scharfe und deutliche spezielle Unterschiede
aufweisen, die da nicht vorhanden sind, lassen darauf schließen,
daß alle diese genannte Formen als Rassen, bezw. Varietäten und
Aberrationen der proteischen Art aufzufassen sind.
Wir kennen folgende Formen der Art emarginatus Ol.:
1. emarginatus f. typica: Kleiner, schwärzlich, kürzer gebaut,
der Hlsch. ist ziemlich schmal und seine Seiten sind nicht
auffallend verbreitert. Die Flügeldecken sind am Ende nicht
verlängert, kürzer. Deutlicher chagrinierte Stücke sind:
ab. coriaceus Rey
2. ssp. elongatus Villa: Schwärzlich, sehr schlank, die Flügel-
decken sind verlängert und an der Spitze schwanzförmig
vorgezogen; die Seiten des Hlsch. sind mäßig schmal abgesetzt.
Hier und da kommen Exemplare mit einem ım basalen Teile
‚tief ausgehöhltem Halsschilde vor: ab. canaliculatus Schaufuss
3. SSp. distinctus Perris: Die Seiten des Halsschildes sind breiter
abgesetzt. Der Halsschild ist breit, an den Seiten ziemlich
schwach gerundet; seine Breite ist von der des Halsschildes
nicht verschieden. Grauschwarz, ziemlich groß und robust.
4. ssp. cupricolor Abeille (angustatus Mars. partim, siculus Mars.
partim). Von noch etwas breiterer Gestalt als die vorher-
gehende Form. Die Oberseite ist messingfarben bis schön
goldig. Der Halsschild ist ziemlich herzförmig, die Hals-
schildbasis ist viel schlanker als die Flügeldecken.
7. Aphanistieus pusillus Oliv.
Länge 3 mm. Oval, länglich, grauschwarz, mit olivengrünem
Glanz. Die Fühler sind ziemlich lang; der Kopf ragt ziemlich stark
hervor, in der Mitte breit und tief ausgerandet; diese Rinne zieht
sich bis zum Halsschilde. Der Halsschild ist quer, mit spärlichen,
‘ziemlich groben und seichten zerstreuten Punkten besetzt; vorne
ist er gerade abgestutzt, zur Basis schwach verengt; die Hinter-
winkel sind rechteckig. Auf der Fläche mit drei ziemlich seichten
Ouereindrücken; in der Mitte mit einer schwach angedeuteten
Längsrinne. Das Schildchen ist klein, dreieckig. Die Flügeldecken
sind fein gerandet, in der Gegend der Hüften, hinter den Schultern,
ausgerandet; die Naht ist hinten gehoben und durch eine flache
Längsrinne gerandet; die Punktur besteht aus wenig regelmäßigen
und wenig deutlichen, feinen Punktreihen.
Von \emarginatus durch die kurze, gedrungene Form, tiefer
ausgerandete Stirn, schwächer ausgeprägte Querrinnen auf dem
Halsschilde etc. verschieden.
Eine weit verbreitete, meist vereinzelt vorkommende Art.
Schweden, Deutschland, Böhmen, Österreich, Ungarn, Dalmatien,
Rußland (Wolhynien), Griechenland, Italien, Frankreich. Nicht
häufig.
11, Heft,
10 Dr. Jan Obenberger:
8. Aphanistieus Bedeli Abeille de Perrin
Länge 7 mm. Schwarz bronzefarben, zylindrisch, der Kopf
ist sehr klein. Der Halsschild ist groß, ohne die Querrinnen, sehr
weitläufig, flach punktiert. Die Stirn ist sehr schwach gerinnt.
Die Augen sind sehr klein. Die Oberseite ist chagriniert. Der
Halsschild ist breiter als die Flügeldecken, zweimal so breit als
lang, gleichmäßig gewölbt, ohne Querrinnen. Die Basis ist breit
gerandet, tief zweimal ausgerandet, die Mitte ist gegen das Schild-
chen zu vorgezogen. Die Seiten sind breit gerundet, zur Basis
sehr schwach verengt; die Hinterwinkel sind breit abgerundet, mit
einem angedeuteten Winkel. Die Oberseite ist chagriniert, sehr
zerstreut, abstehend, weitläufig punktiert. Die Flügeldecken sind
etwa dreimal so lang als der Halsschild, fast parallelseitig, schwach
niedergedrückt, mit 8—10 wenig regelmäßigen Punktreihen; die
2—3 äußeren Intervalle sind mehr oder minder leistchenartig
gehoben. Durch die Form etc. sehr ausgezeichnet.
Algier. Selten.
9. Aphanistieus pygmaeus Lucas
Long. 2.5—3 mm. Kurz, breit, ziemlich gewölbt, olivengrau-
grün. Der Kopf ist gerundet, wenig hervorragend, sehr schwach
punktiert, in der Mitte wenig stark gerinnt. Der Halsschild ist
breit, quer, gewölbt, punktiert, nach vorne sehr verengt und dort
gerade abgestutzt; seitlich vorne gerundet, gegen die Basis zu
parallel. Die Flügeldecken sind so breit wie die Halsschildbasis,
seitlich gerandet, bei den Schultern etwas verbreitert,in der Gegend
der Hüften wenig ausgerandet, in zwei Dritteln der Länge ver-
breitert, zur Spitze verengt und abgerundet. Die Punktreihen sind
vorne deutlicher, sie verschwinden gegen die Spitze.
An der breiten, kurzen Form, an der Bildung des Hals-
schildes etc. sehr leicht kenntlich. Italien, Sizilien, Algier. Die
ab. Olcesei ist nicht unbekannt.
10. Aphanistieus amblyderus Frm.
Diese algerische,durch die eigentümlich gebildetenFlügeldecken
sehr ausgezeichnete Art ist mir noch nicht zum Vorschein ge-
kommen.
Systematischer Katalog der Gattung Aphanistieus Latreille.
1. antennatus Saunders, Journ. Linn. Soc. XI (1873), pg. 518.
Japan.
2. eollaris Saunders, Journ. Linn. Soc. XI. (1873), p. 518. Japan.
eongener Saundeıs, Journ. Linn. Soc. XI. 1873, p. 518. Japan.
. Marseuli Tournier, Abeılle V. 1868, p. 144. Ale.
aetnensis Abeille de Perrin, Revue d’Ent. 1897, p. 32. Sı.
Syn.: siculus Mars., Monographie, Abeille 1865, p. 523, nec
Muls. Si. i
mw
Revision der paläarktischen Trachydinen. 11
6. emarginatus Oliv., Entom. II. 1790, genus XXXII, p. 84,
Tab. X, Ne. 1162 Eur, mer;, c.,. o®.
Fabricius, Ent. Syst. II, 1792, p. 214.
Herbst, Col.,.IX7,180% P. 261, Tab. CLV, fe 7:
Castelnau & Gory, Monographia II. 1840, p. 4, Tab. I, fig. 5.
Redtenbacher, Fauna austriaca 1848, 288.
Kiesenwetter, Naturg. der Ins. D. IV, 1857, p. 161.
Marseul, Abeille II (Monographie) 1865, p. 164.
Synonym: angustatus H. Lucas, Expl. Alg. Ent. 1849, 160,
BORNVL dg25,
ab. coriaceus Rey, Echange 1891, p. 27. Ga.
ssp. elongatus Villa, Cat. Col. 1835, p. 40.
Marseul, Abeille II, 1865, p. 525.
Synonym: Lamothei Guerin, Revue Zoolog. 1839, p. 139.
Gory, Monographie supl. IV, 1841, p. 355, tab. LX., fig.353.
ab. canaliculatus Schaufuss, Nunquam otiosus, III. 1882, p.554.
ssp. distinctus Perris, Annales Soc. Ent. France 1854, p. 521.
Marseul, Abeille II. (Monographie) 1865, p. 521.
ssp. cupricolor Abeille de Perrin, Revue d’Entomologie, 1893,
pP, 440, Eur.) mer, or.
Synonym: angustatus Marseul, Abeille II. 1865 (Mono-
graphie), p. 522.
siculus Marseul, Abeille II. 1865 (Monographie), p. 523
partim.
archiensis Abeille, Revue d’Ent. 1897.
7. pusillus Olivier, Entom. 11. 1790, gen. XXXII., p. 91, Tab. XII,
fig. 133. Eur. mer. Alg.
Herbst, Col. IX. 1801, p. 269.
Castelnau & Gory, Monographie II. 1840, p. 5, Tab. 1, fig. 6.
Redtenbacher, Fauna Austriaca 1848, p. 288.
Kiesenwetter, Naturgesch. der Ins. Deutschl. IV., 1857,
p. 165.
Marseul, Monographie (Abeille II.), 1865, p. 526.
Synonym: emarginatus Fallen, Observ. Ent. T. 1, p. 11.
lineola Germar, Faun. Ins. Eur. III, 1834, p. 10.
latus Dejean, Catal. IIIe Ed. 1838, p. 94.
8. Bedeli Abeille de Perrin, Revue d’Entomologie 1893, p. 129. Alg.
9. pygmaeus H. Lucas, Explor. Alg. Ent. 1849, p. 161, Tab. ZVL,
fig. IV Hi... Ga m, Ale.
Marseul, Abeille 1865 (Monographie), p. 527.
Synonym: siculus Muls. (nec Mars.), Opusc. Ent. 1863, p. 24.
latior Helfer in litt.
ab. Olcesei Tournier, Echange 1909.
10. amblyderus Fairmaire, Pet. nouv. II. 1879, p. 49. Biskra.
1. Heft.
12 Dr. Jan Obenberger:
II. Trachys Fabr.
Die Gattung Trachys wurde schon von Fabricius in seinem
„Systema Eleutheratorum‘‘ vom Jahre 1801 gegründeı, aber erst
von Kiesenwetter in der ‚‚Naturgeschichte der Insekten
Deutschlands“ IV., p. 166 genauer beschrieben. Von anderen ver-
wandten Gattungen unterscheidet sich Tyachys durch kurze,
dreieckige Form, breiten Halsschild, freiliegende Fühler, unebene,
zweifach ausgerandete Halsschiläbasis, freiliegende, nicht in eine
längliche Aushöhlung der Schenkel einziebbare Tibien etc.
Der Kopf ist tief eingezogen in den Halsschild, er liegt vertikal.
In der Mitte der Stirn ist er breit eingedrückt und ausgehöhlt.
Der vordere Teil (Epistom) ist vorne ausgerandet und durch die
Fühlergruben bedeutend verengt. Er ist stets chagriniert. Von der
übrigen Stirn ist er entweder unauffällig abgesetzt, oder (bei
fragariae Bris.) ist er hoch, höher liegend als die Ebene der Stirn
und von dieser durch eine Kante sehr scharf abgegrenzt. Bei den
europäischen Arten der Untergattung Habroloma ist dieser Teil
durch eine quere Wulst sehr deutlich abgesetzt. Oberhalb der
Fühlergruben liegt beiderseits eine feine punktartige Vertiefung;
diese ist spezifisch variabel, manchmal klein (z. B. bei auricollis
Saund.) und dann tritt eher die Kante zwischen ihr und zwischen
der Fühlergrube hervor. Epistom ist vorne stets ausgerandet.
Die Oberlippe ist quer; sie liegt in dem epistomalen Ausschnitte. Die
Palpen sind sehr kurz; einzelne Glieder sind kurz und breit; die
Fühler liegen auf der Innenseite der Augen; sie ragen aus einer
tiefen Fühlergrube heraus; sie sind schwarz, kurz, nicht verbreitert;
die ersten zwei Glieder sind größer, die weiteren bis zum sechsten
Gliede sind ziemlich kurz, zusammengedrückt, triangelförmig oder
cylindrisch, die letzten Glieder sind etwas verbreitert, triangel-
förmig. Der Halsschild ist viel breiter als lang, seitlich oft (bei
Sbg. Habroloma) flügelartig verbreitert, vorne breit, meistens tief
ausgerandet. Die Vorderecken des Halsschildes ragen oft be-
trächtlich stark hervor (bei Sbg. Habroloma). Die Basis ist
zweifach ausgerandet, wellenförmig, der mittlere Teil ist gegen das
Schildchen winkelig vorgezogen.
Für die Systematik der Gattung ist sehr wichtig die Grund-
struktur des Halsschildes. Dieser ist im Grunde entweder ganz
glatt, meist stark glänzend oder mehr oder weniger stark chagriniert
und daher matt. Dieser Chagrin des Halsschildes besteht unter
einer sehr starken Vergrößerung aus kleinen, sehr regelmäßig
gereihten eckigen, meist pentagonalen Zellen. Neben dieser Cha-
grinierung befinden sich, meist auf den Seiten und an der Basis
ziemlich große, scharfe, meist nach vorne geöffnete, ocellenartige
feine Netzmaschen. Diese bilden manchmal die einzige Struktur
des Halsschildes. Oft tritt aber dazu eine dazwischen eingestreute
feine, aus scharfen eingestochenen Pünktchen bestehende Punk-
tierung. Diese Punktierung ist, was die Stärke und Dichte anbe-
Revision der paläarktischen Trachydinen. 13
langt, spezifisch variabel, sie kann aber auch innerhalb einer und
derselben Art variieren (z. B. bei der duncticollis Ab.). Das Fehlen
oder Vorhandensein dieser Punktierung ist einer der auffallendsten
und brauchbarsten Merkmale. Die Fläche des Halsschildes ist
gewöhnlich eben, selten (bei einer Varietät der Zroglodytes Gyll.)
eingedrückt; bei den Arten der Untergattung Habroloma ist der
Halsschild in den Vorderwinkeln meistens grubig eingedrückt.
Was die Behaarung anbelangt, so ist der Halsschild. meistens (bei
den europäischen Arten) kahler als die Flügeldecken, oft ganz
kahl; bei den meisten asiatischen Arten ist er aber behaart.
Diese Behaarung ist oft anders gefärbt als die der Flügeldecken;
die Behaarung des Kopfes und des Halsschildes‘ist aber immer
dieselbe; sie kann sich selten
auch in eine Querbinde ver-
dichten. |
Schildchen ist bei allen
paläarktischen Arten winzig
klein, triangelförmig und fast
überall gleich gebildet. Wie es
scheint, neigen aber die exoti-
schen Arten, z.B. die Afrikaner
und. meistens die der Unter-
gattung Habroloma zu einer
Variierung in dieser Hinsicht.
Ein sehr wichtiges Merkmal
st das Prosternum. Proster-
num ist im Grunde meist glatt,
Fig. 7. spärlich punktiert und seitlich
Ventral-u.Seitenansicht eines Pachyschehus. sehr scharf und deutlich geran-
det. Diese Randung vermitteln
einfache, schwach erhabene Leistchen, die aber,von dem richtigen
Rande des Prosternums ziemlich weit entfernt sind. In‘diesem
Sinne muß man die Angaben des de Marseul und die des Abeille
de Perrin, die hier und da in scharfem Widerspruch stehen, korri-
gieren. Es ist zwar sehr unbequem, so kleine Tiere, der Untersei e
nach zu determinieren, aber die Trachys können wir durch geeignete
Präparation (an der Spitze eines triangelförmigen Plättchens) dazu
schon vorbereiten, da eben die Form des Prosternums die Trachys
in zwei große, sehr gut abgegrenzte Gruppen teilt und darum schon
muß sie be jeder Art untersucht werden. Die eine Gruppe hat
sogen. parallelseitiges, breites Prosternum (die Prosternal-
leistchen verlaufen parallel, der Raum, den sie einschließen, ist
meistens ziemlich breit), die andere hat verschmälertes Pro-
sternum — das ist: die Prosternalleistchen konvergieren gegen den
Kopf zu oder sie sind. wenigstens in der Mitte des Prosternums ein-
ander stark genähert und dann wieder etwas divergierend — SO
daß Prosternum sich wenigstens stellenweise verengt. Der Raum
zwischen beiden Leistchen ist dann viel schmäler. In die erste
11. Heft.
14 Dr. Jan Obenberger:
Gruppe gehören die meisten asiatischen Arten, von unseren z. B.
die Gruppe der Zroglodytes etc. — in die andere Gruppe gehören
z. B. die mit Dumila u. major verwandten Arten. Manche Arten,
die sonst oberflächlich ganz ähnlich ausschauen, lassen sich durch
die Untersuchung des Prosternums sehr genau voneinander trennen.
Aus der einzigen sogen. Tr. pumila entpuppten sich nach der ge-
naueren Untersuchung des Prosternums und nach der Analysierung
der Flügeldecken- und Halsschildstruktur neun, zum Teile noch
unbekannte Formen! Die Flügeldecken sind mehr oder weniger
lang, zugespitzt. Di: Untergattung Habroloma ist sehr ausge-
zeichnet durch das Vorhandensein von einem sehr scharfen, sehr
schmalen und deutlichen, von den Schultern parallel mit dem
Seitenrande bis zu der Spitze verlaufenden Längsleistchen.
Die Flügeldecken der Trachys, obwohl im ganzen nach einem
Schema gebildet, variieren doch spezifisch sehr beträchtlich. Die
Länge der Flügeldecken ist variabel — sie können schon von den
Schultern zu der Spitze verengt, oder bis zur Mitte parallelseitig
und dann verengt — oder hinter der Mitte parallelseitig sein; sie
sind einzeln abgerundet, mehr oder weniger, nur selten (dichroa m.)
auffälliger zugespitzt. Die Trachys compressa Ab., die auch durch
die etwas abweichende Form des Prosternums ausgezeichnet ist,
ist die längste und die schlankeste europäische Art. Die Färbung
der Flügeldecken variiert sehr stark — von schwarz bis blau und
messingfarben in allen Übergängen. Nur selten sind die Flügel-
decken zweifarbig. Das kommt meistens bei den Habrolomen
vor, wo die helle Grundfärbung durch eingestreute dunklere
Makelchen (aurea Sem., Pandellei Frm. etc.) oder umfangreichere
Makel (Lewisi Saund.) geziert ist. Bei den europäischen Trachys
Ss. str. ıst esz.B. die Trachys quercicola Mars.,die in der typischen .
Form durch dunklere Ornamentierung auf dem helleren Grunde
der Flügeldecken ausgezeichnet ist.. Um so mehr variieren die
Trachys durch die Behaarung. Diese kann entweder stellenweise
oder vollkommen die Flügeldecken bedecken; sie kann auch fehlen.
Sie ist (wie bei den meisten Exoten und Asiaten) entweder zweifach
(aus weißen und gelben Härchen kombiniert) oder einfach ; manchmal
ist die Färbung mit der Behaarung zur schönen, meist quer geord-
neten Ormamentierung gebildet. Bei den meisten europäischen
Arten fehlt die Behaarung vollkommen (z. B. troglodytes Gyll.),
odeı ist sie nur spärlich, unauffällig und auf dem apikalen Teile
der Flügeldecken zu Querbinden verdichtet und geordnet. Diese
quere Zeichnung ist für die ganze Gattung charakteristisch. Bei
eirigen Arten (bactriana Sem.) ist die ganze Oberseite spärlich,
kurz, unauffällig weich behaart. Die Länge, Dichte und Stärke
der Behaarung ist spezifisch variabel.
Die Form der Schulter ist in der Gattung ziemlich un-
gleichmäßig; die flacheren Arten haben meistens stärker her-
vortretende Schulter —- diese Tendenz gewinnt in der Tr. reflexa
Gene ihr Extrem; die hochgewölbten Arten (araxicola m., turanica
Revision der paläarktischen Trachydinen. 15
Sem. etc.) haben nur schwach ausragende Schulter. Spezifisch
äußerst wichtig ist die Struktur der Flügeldecken.
Diese besteht aus ziemlich starken —hier weniger — hier mehr
regelmäßigen Punktreihen; die Größe und Form der Punkte ist
spezifisch variabel; wir finden alle Übergänge von flachen Gruben,
die die ganze Oberseite ziemlich uneben machen (fragariae Bris.,
pumila v. scrobiculata Kiesw.) bis zu feinen, regelmäßigen, scharfen,
tiefen, eingestochenen Punkten.
Die Zwischenräume der Punkte sind entweder unpunktiert
oder mit einer sehr spärlichen, aber dennoch sehr deutlichen
„Intervallpunktur‘‘ versehen. Diese Punkte sind etwa vier- bis
fünfmal so fein als die Punkte der Reihen,
sie sind aber stets sehr deutlich und sie 2
lassen mit absoluter Sicherheit einige sonst , N
sehr ähnliche Formen voneinander trennen, \ N
oder sie verraten wenigstens durch ihr Feh- ©
len oder Vorhandensein die richtige Zu- &
gehörigkeit der betreffenden Form. Wenn
sie vorhanden sind, bezeichne ich die Punk- ' 3
tierung alseine zweifache. Typusfür diese \
Punktierung bildet die Tr. troglodytes Gyll. \ \@
Für die Artentrennung von hohem \.-
Werte ist auch die mikroskopische
Ns wre >
Struktur der Flügeldecken. Diese kann Nr
nur durch eine sehr starke Vergröße- Fig. 8.
rung (obwohl sie schon mit der gewöhn- Die Strukturelemente der
lichen 30fachen Lupe ziemlich stark her- Flügeldecken der Trachys:
vortritt) beobachtet werden und sie ist nur @=kleineZwischenpunkte,
in gewissen Lagen des Tieres und: bei einer Da n® Punktur,
5 ; ; j c=fadenförmige Mikro-
gewissen Beleuchtung deutlich. Sie besteht struktur.
aus einer sehr feinen, fadenförmigen, die
einzelnen Punkte in der Mitte ihrer Zwischenräume umzingelnden
Chagrinierung, die aber nach einem ganz anderen Typus gebildet
ist als die des Halsschildes. Der größte Teil der Zwischenräume
bleibt dabei kahl und glänzend, nur in der Mitte hier und da sieht
man die fadenförmigen, sich verschiedenartig kreuzenden, nie dicht
stehenden Bildungen. Diese Chagrinierung kann ein gutes spezi-
fisches, obwohl untergeordnetes Merkmal bilden, sie kann jedoch
auch im Bereiche einer und derselben Spezies vorkommen oder
fehlen (dumila Ill. typica ist chagriniert, ihre var. scrobiculata
Kiesw. nicht).
Gute Merkmale haben die Füße, speziell Tarsen geliefert.
Diese sind schwarz, nur sehr selten (derparva m.), rotbraun ge-
färbt. Wichtig ist die Form der Zähnchen. Dieses Merkmal,
das ich zum ersten Male bei dieser Gattung erwähne, ist, wie wir
aus den Studien über die Agrilus (meist nordamerikanische Arten)
und über die Agrilini im allgemeinen wissen, sehr wichtig und ein
Fehlen oder ein Vorhandensein eines Zahnes an der Klaue gehört
ıl. Heft.
16 Dr. Jan Obenberger:
zu den sogen. generischen Unterschieden (ich erwähne hier
nur die Gattungen Discoderes, Paradora und Anadora etc.). Jetzt
habe ich gefunden, daß einige Arten (troglodytes Gyll., puncticollis
Ab., Marseuli Bris. — was schon der Autor selbst bemerkt hat etc.)
einfache, die übrigen Arten dagegen gezähnte Klauen besitzen.
Dadurch hat sich die Anzahl der brauchbaren Merkmale um ein
sehr wichtiges, absolut sicheres und unvariables, was hier be-
sonders erwähnt werden muß, vermehrt. Es ist zwar weder leicht
noch angenehm, bei so kleinen Tieren, wie die Trachys sind, solche
unbequeme Detaille zu untersuchen, aber bei einiger Übung ein
Blick auf einen hervorgezogenen, von unten hell beleuchteten
(durch ‚‚Lokalitätszettelchen‘ oder dergl.) Fuß genügt vollkommen.
Nur bei den Arten der Verwandtschaft der pumila Ill., die meist
durch sehr feine und kleine Klauen ausgezeichnet sind, stößt man
oft auf Schwierigkeiten. Die Klauen variieren spezifisch betreffs
der Größe der Klaue und der Stärke des Zahnes; bei den meisten
Asiaten und Exoten und bei mehreren Europäern (z. B. $ygmaea F.)
ist die Klaue stark, mit einem sehr starken Zahn; dieser wird oft
aber kleiner, jedoch bei jeder Spezies gleich stark ausgebildet.
Die Trachys leben auf niederen Blumen und an Gestrüpp.
Man findet sie bei uns meistens auf Rosaceen oder Salicaceen.
Die Larven wurden beschrieben von: Trachys minuta (Heyden,
Schioedte, Xambeu), fygmaea F. (Xambeu), fumila Il. (?)
(Xambeu) und Habr. nana Herbst (Xambeu). Die dreizehngliede-
rige, fußlose, schlanke, niedergedrückte, leicht gewölbte, vorne
breite und hinten stark verschmälerte Larve der Trachys minuta
hat Schioedte (Naturh. Tidsskr. B. VI, Tab. II — Kjgbenhavn
1869) abgebildet und beschrieben. Diese hat stark eingewürgte
einzelne Segmente; sie sind seitlich mit einer Kette (im ganzen 8)
rundlichen Stylus, die fein behaart sind, versehen. Der Körper ist
leicht glänzend, grünlich weiß, in der Mitte jedes Segmentes oben
mit einer schwarzen Makel. Die des ersten Segmentes ist die größte,
sie ist triangelförmig, die des nächsten Segm. ist geteilt, quer, die
des III. ist leicht kreuzförmig und die nächsten (mit Ausnahme der
drei letzten Segmente) sind ankerförmig. Die Makel des dritt-
letzten Segmentes ist einfach, schmal, länglich, die des vorletzten
ist rundlich, die des letzten ist leicht quer.
Die Arten der Untergattung Habroloma hat Kerremans als eine
Sektion der Gattung hinzugereiht; im ‚Catalogus Heyden, Reitter
et Weise 1906‘ erscheinen sie viel berechtigter als eigene Gattung.
Diese Arten sind durch die charakteristische Bildung der Flügel-
decken, Form des Halsschildes etc. überall, auch in den Tropen sehr
gut charakterisiert, aber weil sie hier und da doch gewisse Über-
gänge zu den typischen Trachys ausweisen, habe ich sie als eine
Untergattung der Trachys bearbeitet.
Geographische Verbreitung. Die Gattung ist ganz be-
sonders entwickelt in der indischen und paläarktischen Region.
Auch die afrikanische Fauna hat zahlreiche Vertreter der Gattung.
Revision der paläarktischen Trachydinen 17
Besonders schöne, ziemlich zahlreiche Arten hat Andre
Thery aus Madagaskar beschrieben. Sehr wenig verbreitet scheint
sie in Südamerika zu sein, von wo Kerremans nur sehr wenige
Arten (estebana — Venezuela, amazonica — Brasilien) beschrieben
hat. Eine Art (Chevrolati) kommt auf Guadeloupe vor. Aus
Australien sind mehrere, meistens der Untergattung Habroloma
angehörige Arten bekannt. Wie es scheint, in den Tropen sehr weit
verbreitet, aber wegen der kleinen Größe und unauffälligen Färbung
der Aufmerksamkeit der Sammler entgehend.
Bestimmungstabelle
der mir bekannten paläarktischen Trachys-Arten.
1” Die Flügeldecken mit einer feinen, schmalen, sehr deutlichen,
länglichen, scharfen, von den Schultern zur Flügeldeckenspitze
verlaufenden, erhabenen Längsrippe. Der Halsschild ist seit-
lich oft flügelartig erweitert, in den Vor derecken meistens
mehr oder weniger tief eingedrückt. Sbg. HabrolomasThoms.?)
2’ Die Eindrücke in den Vorderecken des Halsschildes sind sehr
scharf, tief, klein; hell goldigkupferig, die Flügeldecken mit un-
deutlichen, kleinen, violetten Makelchen. Die Behaarung ist
weiß, Ouerbinden bildend.
3” Die Flügeldecken sind bis hinter die Mitte parallelseitig.
Robuster, der Halsschild ist länger, nach vorne weniger stark
gerundet verengt. Überall stark mikroskopisch chagriniert
(reticulata Ab.). Kaukasus, Turkestan etc. aurea Sem.
Die Flügeldecken sind nur bis oder vor die Mitte parallelseitig,
dann viel stärker verengt und zugespitzt. Schlanker. Der
Halsschild ist kürzer, nach vorne stärker, mehr winkelig
verengt. Glatter, weniger deutlich chagriniert, mehr messing-
farben. Westmediterranea. Pandellei Frm.
3’ Die Halsschildeindrücke in den Vorderecken sind viel breiter,
umfangreicher, mehr oder weniger stark. Dunkler gefärbt.
4’ Die Flügeldecken sind einfarbig.
5’ Messingfarben. Japan. elegantula Saund.
5° Schwarz oder dunkel blauschwarz.
6” Robuster, unbehaart. Der Halsschild ist nach vorne weniger
stark verengt, an der Basis am breitesten. Die Flügeldecken
sind breit, bis hinter die Mitte parallelseitig.
7’ Die Flügeldecken sind feiner punktiert, mit schwachem bläu-
lichen Glanz; der Kopf ist weniger breit, schwächer einge-
drückt. Die zwei Längseindrücke des Halsschildes sind stärker,
deutlich divergierend. Sibirien. Breiti m. n. sp.
Die Flügeldecken sind gröber punktiert, einfarbig schwarz,
der Kopf ist breiter, stärker eingedrückt, die Halsschild-
eindrücke sind schwächer, leicht konvergierend. Europa.
nana Pk.
=
s
n
7
5) In diese Gruppe gehören noch die mir nicht bekannten marginicollis
Frm. und Tournieri Baud.
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 11. 2 11. Heft
18
6’
Jan Obenberger:
Schlanker, mit wenig deutlichen, queren Haarbinden am
apikalen Teile der Flügeldecken. Der Halsschild ist nach vorne
stärker verengt, vor der Basis am breitesten, die Flügeldecken
sind schlanker, feiner punktiert, schon fast von den Schultern
zur Spitze verengt, vor der Basis am breitesten, die Flügel-
decken sind schlanker, feiner punktiert, schon fast von den
Schultern zur Spitze verengt. Der Kopf und der Halsschild
sind sehr spärlich, aber deutlich, zerstreut gelb behaart.
8” Der Halsschild ist vor der Basis gerundet erweitert, nach vorne
9
in einem Bogen gerundet verengt, zur Basis ebenso, sehr
schwach, aber doch deutlich, flacher verengt. Etwa im hinteren
Drittel der Länge am breitesten. Japan. Ronino m. n. sp.
Der Halsschild ist von der Basis bis zur Mitte fast parallel-
seitig, von ebenda nach vorne winkelig, geradlinig verengt,
in der Mitte am breitesten. China (Kiautschou). Hoscheki m.
Die Flügeldecken sind ungieichmäßig behaart, oft zweifarbig,
durch eine Kombination der Färbung und der Behaarung oft
bunt ornamentiert; die Behaarung ist ungleichmäßig verteilt
und sie läßt einige, oft anders gefärbte Stellen ganz frei, kahl.
Einfarbig. Die Ornamentur der Flügeldecken ist nur durch
die Behaarung gebildet. Goldig kupferig, glänzend. Die
Flügeldecken sind dicht grau behaart, nur eine kleine Stelle
bei dem Schildchen und bei der Spitze ist kahl. Die Unter-
seite ist messingfarben. Die kahlen» Stellen sind oft heller
gefärbt. Japan. eximia Lewis
Mehrfarbig; die Ornamentur ist durch eine Kombination der
Färbung und der Behaarung gebildet.
10” Der Halsschild ist mehr oder weniger hell messingfarben bis
10
1%
11:
%
goldig, die Flügeldecken sind blau bis blauviolett, die Naht
und zwei Querbinden bei der Spitze, die oft zusammenfließen,
sind goldig oder messingfarben. Die Behaarung ist grau und
gelb, aber die gelbe ist dichter, mehr verbreitet. Japan.
Lewisii Saund.
Die Flügeldecken und der Halsschild sind grau behaart,
schwarz; die Flügeldecken sind grau metallisch, beiderseits
vor der Mitte mit.einer länglichen schwarzen Makel; diese
Makel verbinden sich an der Naht. Eine weitere runde Makel
liegt bei der Spitze. Japan. griseonigra Saund.
Die Flügeldecken sind einfach, ohne erhabenen, rippenartigen
Längstleistchen an den Seiten. Der Halsschild ist selten ein-
gedrückt, weniger stark flügelartig erweitert, seitlich meist
mit dem Seitenrande der Flügeldecken in einer Linie verlaufend.
Sbg. Trachys s. str.®)
Die Flügeldeckenbehaarung ist zweifach — gelb oder braun
kombiniert mit weiß oder grau. . Arten aus Ostasien und aus
den Tropen.
Da
°) Hierher noch die mir unbekannten auriflua Solsky, bifrons Ksw.,
vidis Fairm., ömpressa Boh., rufopubens Frm. go
Revision der paläarktischen Trachydinen. 19
12’ Die Flügeldecken sind andersfarbig behaart als der Halsschild.
13’ Der Kopf und der Halsschild sind goldig behaart, die Flügel-
decken sind schwarz, quer weiß bindenförmig behaart.
14’ Die Schulter ragen ziemlich stark heraus. Die Flügeldecken
sind seitlich fast von der Basis bis zur Spitze allmählich verengt.
15’ Größer. Die Flügeldecken sind länger; der Halsschild ist mehr
rotbraun behaart, nach vorne stark geradlinig, im vorderen
Drittel aber etwas gerundet verengt. Der Kopf ist breiter,
etwas flacher ausgehöhlt. Japan. aurieollis E. S.
15° Kleiner. Die Flügeldecken sind etwas kürzer, der Halsschild
ist heller behaart, nach vorne geradlinig stark verengt; der
Kopf ist um etwas weniger breit, tiefer ausgehöhlt. Formosa.
Sauteri Kerr.
14’ Die Schulter ragen nicht heraus. Die Flügeldecken sind bis
zur oder hinter die Mitte parallelseitig.. Dem Tr. subbicornis
Mot. in der Gestalt ähnlich. Japan. Saundersi Lewis
13° Der Kopf und der Halsschild sind goldig behaart, die Flügel-
decken sind mehr oder weniger hellkupferig mit deutlichen
weißen Ouerbinden.
16” Heller gefärbt. Die Flügeldecken sind. mehr runzelig, unregel-
mäßig, einfach grau, bindenartig behaart, an der Spitze mehr
kupferig. Die Unterseite ist braunkupferig. Schlanker.
Japan. euprieolor Saund.
16° Dunkler gefärbt. Die Flügeldecken sind vorne braun und weiß
behaart, zur Spitze mit zwei queren weißgrauen Binden.
Der Halsschild ist an der Basis mehr braun behaart, die Unter-
seite ist messingfarben. Breiter. Japan. variolaris Saund.
12’ Die Behaarung der Flügeldecken und des Halsschildes ist in
der Färbung nicht verschieden.
17’’ Größer, robuster. Die Flügeldecken sind mehr parallelseitig,
von der Mitte zur Spitze verengt.
18’ Größer, 4—5 mm lang, höher, robuster, breiter, schwarzbraun.
Die weiße Bindenzeichnung der Flügeldecken ist recht un-
deutlich. Prosternum ist breiter, parallelseitig gerandet.
Japan. robusta Saund.
18° Kleiner, 3—4 mm lang, flacher, länger, mehr parallelseitig,
schlanker, goldig messingfarben; die weiße Bindenzeichnung
der Flügeldecken ist deutlich ausgeprägt. Prosternum ist
schmäler, nach vorne viel deutlicher verengt. Japan, China,
Mandjurei. subbicornis Mot.
17’ Kleiner. Die Flügeldecken sind weniger parallelseitig, schon
von den Schultern bis zur Spitze allmählich verengt.
19’ Goldig messingfarben. Die weiße Bindenzeichnung der Flügel-
decken ist sehr undeutlich. Größer. An die subbicornis Mot.
erinnernd. 3—3.5 mm mandarina m.
19’ Schwarz oder dunkel messingfarben, kleiner (2.5—2.8 mm).
20” Die Halsschildbehaarung ist gegen die Seiten zu verdichtet,
die Scheibe ist fast kahl. Die Flügeldeckenbehaarung ist
2* 11. Heft
3
20
11:
DZ
>
21
29947
330
DAL
24’
Jan Obenberger:
spärlich, rot, mit eingemischten, spärlichen weißen Härchen;
die Behaarung läßt einige Stellen, die stärker punktiert sind
als die übrige Oberseite der Flügeldecken, frei. 2 am,
Hong-Kong. Schwarz. chinensis Kerr.
Die Halsschildbehaarung ist überall gleichmäßig. Die Flügel-
decken sind. überall gleichmäßig skulptiert, die Behaarung
bildet eine deutlichere Bindenzeichnung. 2.6—2.8 mm. Japan.
Dunkelmessingfarben. inedita Saund.
Die Flügeldeckenbehaarung, wenn vorhanden, ist einfach,
einfarbig, weiß oder rotgelb.
Die Halsschildbehaarung ist goldrot; vier weiße Querbinden
auf den Flügeldecken. Glänzend purpurbronzefarben, der
Kopf und der Halsschıld sind mehr kupferig. 3 mm. Ain-
Aruat. (Setif-Algier). Barnevillei Vauloger
Die Halsschildbehaarung ist weiß, grau oder sie fehlt voll-
kommen. Die Behaarung der Flügeldecken ist mit der des
Halsschildes gleichfarbig.
Die Schulter ragen aus den ziemlich abgeflachten Flügeldecken
stärker, manchmal bizarr heraus. Dunkel (meist schwarz-
violett) gefärbte Arten.
Die Schulter ragen weniger stark, nicht auffällig heraus.
Kleiner (2.7—2.9 mm), schwarzviolett, mehr länglich oval,
mehr und gleichmäßiger gewölbt, die Schulter ragen weniger
deutlich heraus; der Halsschiid ist kürzer, der Kopf ist weniger
breit. Mandjuria, Korea. mandjuriea m.n. Sp.
Größer (3—4 mm), breiter, mehr abgeflacht, die Schulter ragen
stärker heraus; zur Spitze stärker verengt; der Halsschild ist
länger, der Kopf ist breiter.
a’ Die Schulter ragen wenig auffallend heraus (von der Seite
beobachten!).
b’” Die weiße Behaarung der Oberseite ist stets sehr deutlich,
deutliche Querbinden bildend.
c” Die Oberseite ist einfarbig, dunkel braunviolett. Europa,
Sibirien. minuta L.
c’ Die Oberseite ist zweifarbig.
d’ Die Flügeldecken sind blau, der Halsschild ist violettrot.
Böhmen, Mähren, Frankreich, Alpes maritimes.
ab. poeeilochroa m. n.
d’ Die Flügeldecken sind schwarz, der Halsschild ist messing-
farben bis rotkupferig. Alpen:Bled. (Krain)
ab. Heyrovskyi m. n.
b’ Die weiße Behaarung der Oberseite ist entweder sehr un-
deutlich, oder sie fehlt vollkommen.
e’”’ Die ganze Oberseite ist dunkelblau, einfarbig. Böhmen.
ab. bohemiea m. n.
e’ Die ganze Oberseite ist schwarz. Bulgarien: Sofia; Mähren:
Hof. ab. infernalis m.n.
a’ Die Schulter ragen viel stärker heraus, was besonders in
Revision der paläarktischen Trachydinen. 31:
Seitenansicht sehr deutlich wird. Behaart, mit derselben
Färbung und Behaarungsornamentierung wie die Stamm-
form. Italien, Spanien. ssp. reflexiformis m. n.
23’ Die Schulter ragen als eine große, buckelige, flügelartige
DS
28°
29’
Erhöhung weit heraus. Algier, Sardinien. reflexa Gene
Die Schulter ragen sehr schwach heraus; in der Seitenansicht
ist keine stärkere Schulterbeule bemerkbar.
Der Halsschild ist hinten eingedrückt. Messingfarben, grau
behaart; die Flügeldecken mit drei grauen queren Haarbinden.
22 mm. Japan. ineonspieua Saund.
Der Halsschild ist gleichmäßig gewölbt, nicht eingedrückt.
Kürzere, nie auffallend lange, schmale oder seitlich zusammen-
gedrückte Arten.
Schwarz, groß (3.5 mm); die weiße Behaarung bildet auf den
Flügeldecken eine rundliche nebelige Ornamentur; kurz, ge-
wölbt. Prosternum ist parallelseitig gerandet. (?) Kaschmir.
asiatica Kerr.
Die Behaarung der Oberseite ist ziemlich spärlich, manchmal
fehlt sie vollkommen; keine nebelige Ornamentur auf den
Flügeldecken; wenn eine solche vorhanden, dann besteht sie
nur aus einfachen Querbinden auf dem apikalen Teile der
Flügeldecken.
Die Behaarung des Halsschildes bildet eine quere, unbestimmte
Binde. ‚Attagenus“-artig; braun messingfarben, kurz weiß
behaart ; die Behaarung bildet auf den Flügeldecken eine wenig
deutliche OQuerzeichnung. Die Flügeldecken sind an der
Spitze separat abgerundet. Dicht punktiert. 3.5 mm. Tonkin.
hypocrita Frm.
Die Behaarung des Halsschildes bildet keine Querbinden. Der
Kopf ist stets, der Halsschild oft rot gefärbt, die Flügeldecken
sind blau oder schwarz.
Die zwei feinen Leistchen, die Prosternum seitlich randen,
konvergieren stark nach vorne, gegen den-Kopf zu. Die Gestalt
ist flacher, breiter, mehr niedergedrückt. Die Flügeldecken
sind 12/, mal so lang als breit, ziemlich flach, einfach, seicht,
flach, reihig punktiert. Der Halsschild ist in der Mitte glatt,
sonst mit einer rundmaschigen Struktur an den Seiten, kahl.
Klauen gezähnt.
a’ Die Gestalt ist breiter, plumper, größer.
b’ Die Flügeldecken sind hell, blau oder grün gefärbt, der
Halsschild ist goldig oder rosafarbig.
c’”’ Die Flügeldecken sind schön blau, der Halsschild ist feurig
rotkupferig. Europa, Algier. pygmaea F.
c’ Die Flügeldecken sind grün, der Halsschild ist rosafarbig.
ab. viridana m.n.
b’ Die Flügeldecken sind schwarz.
d’’ Die Seiten des Halsschildes und manchmal auch die Fläche
sind feurigrot. Süditalien. ab. ausonica m.n.
11. Heft
30”
air
31’
3947
32’
5
au
35 [23
Jan Obenberger:
d’ Die ganze Oberseite, mit Ausnahme des feuerroten Kopfes
ist schwarz. ab. aureolata m. n.,
a’ Die Gestalt ist kleiner, schlanker, der Zroglodytes ähnlich.
var. troglodytiformis m. n.
Mehr gewölbte oder länglichere, oft behaarte Arten. Die
Prosternalleistchen, die seitlich das Prosternum randen, sind
entweder parallel oder an den Seiten ausgerandet, an der
Basis und vorne breit, in der Mitte schmäler. Prosternum ist
daher entweder mehr triangelartig oder manchmal breit,
parallelseitig.
Prosternum ist seitlich durch zwei parallele oder fast pa-
rallele scharfe Leistchen gerandet; der Raum, den diese
Leistchen umschließen, ist breit.
Die Flügeldecken sind an der Naht vorgezogen, zugespitzt.
Der Halsschild ist grün, die Flügeldecken sind violett. Italien.
Bei einer marokkanischen Varietät (fangerica m. n.) ist 'die
ganze Oberseite hellviolett. diehroa m. n. sp.
Die Flügeldecken sind am Ende gemeinsam abgerundet, nicht
vorgezogen.
Winzig klein (1.4 mm), schwarz. Die Taster und die Tarsen.
sind braun. Marokko. perparva m.n. Sp.
Größer. Die Tarsen und die Klauen sind schwarz.
Die Klauen sind einfach, ungezähnt.
Die Flügeldeckenstruktur besteht aus einfachen Punktreihen,
deren Zwischenräume glatt sind; die Punktreihen sind nicht
zu regelmäßig, verworren. Die Tarsen sind schwarz. Sehr
glänzend, schwarzbraun oder schwarzmessingfarben.
a’” Überall ziemlich lang, spärlich grauweiß behaart.
Marseuli Bris.
a’ Ganz kahl. ab. subglabra Rey
Die Flügeldeckenstruktur besteht aus regelmäßigen Reihen
gröberer Punkte, in deren Intervallen stets kleinere einge-
streute Pünktchen nachweisbar sind. Kahl.
Kleiner, sehr oft auffallend regelmäßig skulptiert; einfarbig,
goldig, messingfarben bis schwarz.
a” Goldig messingfarben.
b’ Der Halsschild ist sehr deutlich, schon unter der Lupe
erkennbar, chagriniert. Die Punktreihen der Flügeldecken
sind stärker, gröber, weniger regelmäßig punktiert, die
Intervalle sind mit viel feineren, kleineren, eingestreuten
Pünktchen versehen. Araxes. punctiecollis Ab.
b’ Der Halsschild ist glatt oder höchst undeutlich chagriniert,
die Punktreihen der Flügeldecken sind schwächer, regel-
mäßiger, die Intervalle sind stärker. Dalmatien, Herze-
gowina. v. reetilineata Ab.
a’ Schwarz.
c’”’ Der Halsschild ist viel dichter und viel stärker punktiert.
Deutschland. v. punctatella m.n.
Revision der paläarktischen Trachydinen. 3
c’ Der Halsschild ist sehr fein, spärlich punktiert.
v. obseurella m. n.
35° Größer, weniger regelmäßig skulptiert, meist zweifarbig; die
Flügeldecken sind schwarzblau bis hellgrün.
a’’ Der Halsschild ist glatt, punktiert, die Flügeldecken sind
gereiht punktiert, mit feinen Intervallpünktchen.
b’ Der Halsschild ist schwärzlich, die Flügeldecken sind
dunkelblau. troglodytes Gyll.
b’ Der Halsschild ist braunschwarz, die Flügeldecken sind
grün. a. Klimschi m. n.
a’’ Die Flügeldecken sind dichter oder verworrener punktiert.
c’”’ Die Flügeldecken sind dichter und gröber punktiert.
v. eribrata Rey
c’ Die Flügeldeckenpunktur ist runzelig, verworren; sämtliche
Punkte sind Be stark; im allgemeinen viel feiner
skulptiert als die Stammform. v. earinthiaca m.n.
a’ Zwei Punktgrübchen auf dem Halsschılde. v. foveicollis Rey
33’ Die Klauen sind gezähnt. Kahle Arten.
36” Der Kopf und der Halsschild ist hellrot oder kupferig, die
Flügeldecken sind dunkler, blau bis schwarz; zweifarbige Arten.
37’ Die Flügeldeckenstruktur besteht aus Punktreihen und aus
eingestreuten Intervallpünktchen dazwischen (,,Doppelte“
Punktierung). Der Halsschild ist goldig bis goldkupferig, die
Flügeldecken sind blaugrün bis blau.
38° Die Punktreihen der Flügeldecken sind sehr regelmäßig; die
kleinen Pünktchen sind einfach eingestreut; außer" dieser
Punktur keine mikroskopische, fadenförmige Struktur zwi-
schen den Punkten nachweisbar. Der Halsschild ist fast matt,
kaum sichtbar punktiert, die Flügeldecken sind zur Spitze
mehr verengt und zugespitzt. Kleiner, mehr langgestreckt
(cavata Ab.). Kaukasus, Kleinasien. splendidula Rtt.
38° Die Punktreihen sind weniger regelmäßig; außer der doppelten
Punktur beobachtet man unter einer sehr starken Vergrö-
Berung eine deutliche mikroskopische, fadenförmige, dürne
Netzelung, die unregelmäßig einzelne Punkte umgibt. Der
Halsschild ist glänzend, sehr deutlich purkfiert, die Punk-
tierung der Flügeldecken ist etwas schräger. Größer, gs-
| wölbter, dunkler gefärbt. Kaukasus. Koenigi Reitter
37’ Die Flügeldeckenstruktur ist grob, reihig, einfach, ohne ein-
gestreute Pünktchen. Der Halsschild ist rotkupferig, sehr
deutlich punktiert. Die Flügeldecken sind, schwarz. Syrien.
ebeniptera r 1..n> SD,
‚36° Einfarbig messingfarben oder kupferig.
39’ Hellkupferig. Die Flügeldecken sind mit runden, größeren
Netzmaschen besetzt. Größer (3.5 mm). Turkestan.
opulenta Abeille
39° Dunkelkupferig. Der Halsschild ist im Grunde punktiert.
11, Heft
24
39”
40”
44177
42'
41’
40’
44
Jan Obenberger:
Die Flügeldecken sind regelmäßig, reihig punktiert. Kleiner
(2.5 mm). Samsun, Kleinasien. nuda Abeille
Die zwei feinen Leistchen, die Prosternum seitlich randen,
sind in der Mitte gegeneinander gebogen, also sie konvergieren
stark gegen den Kopf zu oder sie siad wenigstens in der Mitte
stark, im flachen Bogen, einander genähert.
Die Stirn ist vom Epistom undeutlich abgegrenzt; der
chagrinierte Epistom geht meistens in einer mehr oder weniger
umfangreichen Vertiefung allmählich in die Stirn über.
Zweifarbige Arten. (Der Halsschild und wenigstens der Kopf
ist anders gefärbt als die Flügeldecken). Die Flügeldecken
sind blau oder blaugrün bis violett.
Der Halsschild ist im Grunde glänzend, glatt, oder sehr fein
chagriniert, seitlich und an der Basis deutlich rundlich genetzt,
ohne eine zerstreute, deutliche Punktur; diese Punkte,
wenn vorhanden, sind äußerst klein..
Größer (3.25—4.5 mm).
Sehr groß (4.2—4.5 mm). Der Kopf ist in der Mitte nicht
ausgehöhlt, schmutzig dunkelkupferig, die übrige Oberseite
ist dunkel blaugrün, spärlich, sehr kurz grau behaart. Tur-
kestan. bactriana Sem.
Kleiner (3—4.25 mm). Der Kopf ist in der: Mitte deutlich
ausgehöhlt; der Kopf und der Halsschild ist graugrün, die
Flügeldecken sind dunkel schwarzblau. Die Behaarung ist
wenig deutlich, gelbgrau, spärlich, halbanliegend oder sie
fehlt vollkommen. Turkestan, Buchara. Eine hellblaue Form
aus Turkestan, mit goldigem Vorderkörper und mit einer
mikroskopischen Fadenskulptur auf den Flgd. ist v. laetior m.
turaniea Sem.
Klein (2.5 mm). Der Halsschild ist im Grunde glänzend, in
sehr weitem Umfange rundlich genetzt; schwarz, die Flügel-
decken sind blau, sehr dicht, seicht, grob, gedrängt, einfach
reihig punktiert. Spanien. indigoptera m. n. Sp.
Der Halsschild ist sehr deutlich punktiert, an den Sei-
ten und an der Basis rundlich genetzt; die Flügel-
decken sind reihig punktiert, mit eingestreuten kleinen
Punkten und mit einer fadenförmigen, feinen, eine Netzung
zwischen den einzelnen Punkten bildenden Mikroskulptur
(dieselbe Struktur wie bei Königi Rtt.). Auf den Flügeldecken
sind Spuren einer gelblichen Behaarung bemerkbar.
a’”’ Der Vorderkörper ist schwarz messingglänzend, die Flügel-
decken sind dunkelblau. Kaukasus: Utsch-Dere.
utschderensis m. n. SP.
a’ Der Kopf und Halsschild ist heller messingfarben, die
Flügeidecken sind dunkelviolett. Utsch-Dere.
ab. amethystiptera m. n.
Einfarbige Arten.
Die Flügeldecken sind grob, unregelmäßig, seicht punktiert.
45’
Sn
45
=
+
46 [23
47’
48’
48°
Revision der paläarktischen Trachydinen. 95
stark glänzend, an den Seiten in der Gegend der Schulter einige,
oft wenig deutliche Runzel bildend. Die Oberseite ist mit
spärlichen, langen, hellen Härchen überall besetzt, grünlich,
auf den Flügeldecken oft mit schwarzgrauer Querzeichnung;
kurz, klein, gedrungen. Die Flügeldecken sind einfach
punktiert.
Der Scheitel ist in der Mitte ungerinnt, der Halsschuld ist stark
chagriniert. Goldgrün. 2 mm. Vaulogeri Ab.
Der Scheitel ist in der Mitte länglich gerinnt, der Halsschild
ist ganz glatt, höchstens im Grunde schwach chagriniert, mit
weit verbreiteten runden Netzmaschen, eiwas heller gefärbt
als die Flügeldecken, messingfarben. Die Behaarung der
Flügeldecken ist zu queren Binden geordnet.
a’ Die Flügeldecken sind grün, mit wenig deutlichen stahi-
grauen, queren Zeichnungen. Frankreich. quereicola Mars.
a’ Die Flügeldecken sind einfarbig.
b’’ Die Oberseite ist zweifarbig; der Halsschild ist schwarz-
braun, die Flügeldecken sind schwarzgrün gefärbt.
a. troglodytina m. n.
b’ Die Oberseite ist einfarbig.
c’’ Einfarbig grün. a. ehlorizans m. n.
c’ Einfarbig schwarz, mit violettem Glanze
a. Satanella m. n.
Die Flügeldecken sind verhältnismäßig weniger grob punktiert,
weniger gewölbt und breiter, stets ohne Spur einer Runzelung
an den Seiten, einfach oder zweifach punktiert, stets einfarbig,
kürzer, dichter behaart oder ganz kahl.
Der Halsschild ist (unter starker Vergrößerung!) im Grunde
deutlich, netzartig chagriniert — daher matter.
Größere Arten (2.4—3.5 mm) ; heller gefärbt, kürzer. Zwischen
der mehr verworrenen Punktur der Flügeidecken bemerkt
man (unter starker Vergrößerung!) stets eine fadenförmige,
die einzelnen Punkte unregelmäßig umgebende und randende,
netzmaschige, einfache Mikrostruktur.
Größer (3.5 mm), überall spärlich einfach behaart. Die Be-
haarung verdichtet sich nirgends zu Querbinden. Messinggrün.
Die Vorderecken des Halsschildes ragen spitziger hervor. Die
Seiten des Halsschildes sind nach vorne schwächer, fast gerad-
linig verengt. Araxes. araxicola m. n. Sp.
Kleiner; die Flügeldeckenbehaarung ist weniger regelmäßig,
am apikalen Ende der Fıügeldecken zu mehr oder weniger be-
stimmten Querbinden angehäuft und verdichtet. Die Vorder-
ecken des Halsschildes ragen weniger scharf hervor, die Hals-
schildseiten sind nach vorne weniger stark, mehr gerundet
verengt.
a’’ Die Oberseite ist goldig messingfarben, die Ouerbinden
sind deutlicher. Kaukasus. phlyetaenoides Kolen.
11. Heft
26
47’
46°
49’
50”
51 ’
49°
6.
Jan Obenberger:
a’’ Die Oberseite ist dunkelkupferig bis schwarz messingfarben.
Rumänien etc. v. ahenata Muls.
a’ Die Obeıseite ist rotviolett. Korfu. v. violaceipennis m.
Kleiner (2.1—2.8 mm), kürzer. Die Punktur der Flügeldecken
ist sehr dicht, die Intervalle dazwischen sind matt, mehr ge-
tunzelt, meist ohne eine mikroskopische Grundstruktur.
Die Oberseite ist überall sehr dicht, gelbgrau, halbanliegend,
ziemlich auffallend behaart. Schwarz. Deutschland, Frank-
reich. problematieca m. n. sp.
Der Halsschild ist im Grunde entweder schwer wahrnehmbar
chagriniert oder ganz kahl, abgeglättet und glänzender.
Größer (2.3—4 mm), heller gefärbt. Ein» in der Form, Größe,
Färbung und Behaarung sehr variable Aıt.
Sehr gıoß (3.2—4 mm).
Länglich, mehr paralleiseitig.
a’ Sehr groß, messingviolett oder messinggoldig, die Behaa-
rung bildet auf der Fläche der Flügeldecken deutliche
Querbinden. Die Punktur ist grob aber seicht, oft auf
der Fläche wie halberloschen. Spanien. maior Perris
a” Kleiner (3 mm), schwarz, die zwei Stirngrübchen hinter
dem Epistom sind wenig deutlich. Syrien. v. tristis Ab.
a’ Sehr glänzend, goldgrün ;ohne quere Haarbinden. Griechen-
land. v. eonvergens Ab.
Flacher, kürzer, breiter, robust gebaut. Ein weißes Quer-
bindchen am apikalen Ende der Flügeldecken. Messinggoldig.
Kreta. ssp. eretica m. n.
Kleiner, goldig oder goldkupferig.
a’ Goldbronzefarben; die Flügeldecken sind lockerer, weniger
gedrängt punktiert. Ohne eine zu Querbindchen verdich-
tete Behaarung. ssp. hipponensis Mrs.
a’ Mehr kupferig, die Flügeldeckenpunktreihen sind sehr
gedrängt, dicht, regelmäßig; einige mehr oder weniger
deutliche behaarte Ouerbinden sind am apikalen Ende der
Flügeldecken deutlich. v. alpina m. n.
Kleiner, stets dunkel gefärbt (2—2.8 mm).
a’ Größer, länger, mehr parallel. Auf den Flügeldecken ist
bei einer bestimmten Beleuchtung unter einer starkeu
Vergrößerung stets eine fadenförmige Mikrostruktur, die
einzelne Punkte umgibt, bemerkbar (2.5—2.8 mm).
b’ Mittelgroß, überall spärlich, gleichmäßig behaart oder fast
kahl. ' pumila Ill.
b’ Größer (2.3 mm), am apikalen Flügeldeckenende sind ziem-
lich wenig deutliche, quere Haarbinden bemerkbar, die
Punktur ist mehr erloschen. Bulgarien. v. baleaniea m. n.
a’ Klein (2—2.5 mm), kurz, gröber punktiert, meist ganz kahl,
mehr zugespitzt, ohne eine Mikrostruktur. Meistens ein
Bergbewohner. v. serobieulata Kiesw.
Auffallend lang und schmal; unbehaart, violett. Die Pro-
Revision der paläarktischen Trachydinen. 97
sternalleistchen konvergieren leicht zu der Spitze. Die
Flügeldecken sind einzeln, grob, spärlich punktiert, abge-
glättet. 2—2,5 mm. Frankreich. eompressa Ab.
39’ Die Stirn ist vom Epistom sehr deutlich, bogenförmig
abgegrenzt. Der Epistom liegt nicht in derselben Ebene wie
die Stirn, sondern etwas höher, so daß zwischen ihm und der
Stirn die erwähnte, gerundete, ziemlich scharfe Kante ent-
steht.
- a” Die Punktierung der Oberseite ist zweifach, gröber, mit
sehr feinen Intervallenpünktchen dazwischen, mehr oder
weniger stark fadenförmig, mikroskopisch genetzt. Diese
drei Skulpturelemente sind verschiedenartig stark
ausgebildet. fragariae Bris.
a’ Die Punktierung der Oberseite ist etwa so stark wie die
deutlichere, fadenförmige Mikrostruktur — also alle drei
Skulpturelemente sind gleich stark ausgebildet, was dem
Tiere ein besonderes Aussehen verleiht. Kleiner, länglicher,
im allgemeinen viel feiner skulptiert. Böhmen.
ssp. laevipennis m. n.
Anhang.
Bestimmungstabelle der kleinen, schwarzen, west- oder mittel-
europäischen, an die pumr/a Ill. erinnernden Trachysarten.
1’ Die Stirn ist vom höher liegenden Epistom sehr deutlich
abgegrenzt.
2’ Die Stärke der zweifachen Punkte der Flügeldecken ist weit
: verschieden. Gröber skulptiert. fragariae Bris.
2° Die Stärke der Punkte der Flügeldecken ist wenig verschieden.
Viel feiner skulptiert. ssp. laevipennis m.
1’ Die Stirn ist vom Epistom unauffällig abgesetzt.
3’ Die Prosternalleistchen sind parallel oder fast parallel.
4’ Winzig klein, grob punktiert. Die Tarsen sind rotbraun.
perparva m. n. sp.
4’ Größer, sehr glänzend, die Tarsen sind schwärzlich.
5” Überall spärlich, ziemlich lang behaart. Marseuli Bris.
5° Kahl. v. subglabra Rey
3° Die Prosternalleistchen sind in der Mitte genähert oder gegen
den Kopf zu konvergierend.
6° Die Punktierung der "Flügeldecken ist sehr deutlich zweifach.
Die Klauen sind ungezähnt.
7’ Der Halsschild ist stärker, dichter punktiert.
punetieollis v. punetatella m. n.
7° Der Halsschild ist sehr fein, spärlicher punktiert.
puncticollis v. obseurella m. n.
6° Die Punktierung der Flügeldecken ist einfach, die Klauen sind
gezähnt.
8” Der Halsschild ist sehr deutlich chagriniert, die Oberseite
ist überall sehr dicht behaart. problematica m. n. sp,
11, Heft
98 Jan Obenberger:
8° Der Halsschild ist glatter, die Oberseite ist entweder kahl
oder spärlich behaart.
9’ Mit fadenförmiger Mikrostruktur auf den Flügeldecken,
zwischen der Grundpunktur.
10° Kleiner, überall gleichmäßig behaart oder fast kahl.
pumila Ill.
10° Größer, mit Querbinden am Ende der Flügeldecken.
v. baleanica m. n.
9° Ohne eine fadenförmige Mikrostruktur. Klein, gröber punk-
tiert, unbehaart, kürzer. v. serobieulata Kiesw.
Bemerkungen zu den Trachys-Arten.
A. Sbg. Habroloma Thoms.
Die Flügeldecken sind mit einer, manchmal sehr feinen, aber
stets deutlichen und scharfen Längsrippe versehen, die in der
Gegend der Schulterbeule beginnt und von dort, parallel oder fast
parallel mit dem Seitenrande der Flügeldecken zur Spitze derselben
verläuft. Der Halsschild ist durch mehr oder weniger stark an-
gedeutete Seiteneindrücke uneben, seitlich meistens flügelartig
verbreitert. Prosternum ist breit; vorne mit einem Kinnfortsatz.
1. Trachys (Habroloma) aurea Semenov
Länge 2—2.5 mm. Diese Art ist mit der reticulata Ab. (1900,
Marseille) vollkommen identisch. Sie unterscheidet sich von den
übrigen Arten dieser Gruppe durch die Form, durch die Struktur
und Färbung. Von der sonst ähnlichen Pandellei Frm. unterscheidet
sie sich durch viel breitere, viel robustere und meistens auch
größere Gestalt, durch die viel mehr parallelseitige Form der
Flügeldecken und besonders durch die sehr deutliche, mikro-
skopische Chagrinierung der Oberseite und daher auch durch den
fettigen, matten Glanz verschieden.
Schön goldigkupferig; der Kopf und der Halsschild sind stark
chagriniert; der Kopf ist mit einer ziemlich kurzen Mittelrinne
verseben. Der Halsschild ist auf den Seiten mit einem punkt-
förmigen Eindruck versehen. Die Flügeldecken sind im Grunde
runzelig skulptiert; einzelne Körnchen sind ungleich groß; die
ganze Oberseite der Flügeldecken ist matt glänzend. Das Pro-
sternum ist fast quadratisch, gewölbt, auf den Seiten fein gerandet.
Die ganze Unterseite ist fein chagriniert.
Transkaspien, Kaukasus etc. Stellenweise (Elisabetpol, Liaki)
gemein.
2. Trachys (Habroloma) Pandellei Fairmaire
Länge 2.5—2.7 mm. Breit und ziemlich kurz, stark glänzend,
ziemlich gewölbt, goldig messingfarben bis goldig kupferig. Auf
der Fläche der Flügeldecken mit (beiderseits) 4—5 mehr oder weniger
deutlichen violetten Makelchen; diese Makelchen sind manchmal
sehr wenig deutlich, aber immer zeichnen sie sich durch eine viel
glattere Struktur als dieübrige Oberseite aus. Die Fühler sindschlank,
Revision der paläarktischen Trachydinen. 29
die Glieder 1—2 sind ziemlich groß, Glieder 3—6 sind klein, gleich
groß, die folgenden sind gezähnt. Der Kopf ist in der Mitte gerinnt,
entlang der Mittelrinne schwach ausgehöhlt. Der Halsschild ist
kurz, vorne breit ausgerandet mit abgerundeten Winkeln, an der
Seite fast gerade und fein gerandet, an der Basis zweibuchtig und
in der Mitte buchtig vorgezogen; die Hinterwinkel sind gerade;
in den Vorderwinkeln mit einem tiefen Gıübchen, in welchem ein
kurzer Längseindruck mündet. Das Schildchen ist dreieckig, ziem-
lich groß. Die Flügeldecken sind auf den Schultern verbreitert
mit einer deutlichen Schulterbeule, nach hinten stark verengt, an
der Spitze abgerundet. Überall spärlich, zerstreut, ziemlich stark
weiß behaart. Diese Härchen bilden auf den Flügeldecken meist
sehr undeutliche OQuerbinden. Die Struktur des Halsschildes
besteht aus halbkreisförmigen Runzelchen entlang der Basis und
der Seiten; der Grund ist sehr stark glänzend, mikroskopisch äußerst
fein, wenig deutlich chagriniert. Die Struktur der Flügeldecken
besteht aus einer feinen, unregelmäßigen, zerstreuten, spärlichen
Punktur — nur die violett gefärbten runden Makelchen sind glatteı.
Diese Art kann nur mit der vorhergehenden aurea Sem. verglichen
werden, sie ist jedoch viel schlanker, am Ende mehr zugespitzt,
viel weniger robust, viel glänzender, anders skulptiert etc. etc.
Wahrscheinlich die vikariierende Art der aurea in Westmediterranea.
Geographische Verbreitung: Frankreich, Spanien, Algier,
Tunis, Marokko, Sızılien.
3. Trachys (Habroloma) elegantula Saunders
Länge 2 mm. Kupferig oder messingfarben. Der Kopf ist tief
ausgerandet, goldig behaart. Der Halsschild ist seitlich gerundet,
eingedrückt, hinten dreibuchtig, goldig behaart. Die Flügeldecken
sind punktiert, mit zerstreuten goldigen Härchen, die in undeut-
lichen Querbinden geordnet sind. Die Unterseite ist punktiert.
Geographische Verbreitung: Japan.
4. Trachys (Habroloma) Breiti m. n. sp.
Länge 2.5 mm. Pechschwarz, die Flügeldecken mit einem
leichten, bläulichen Gianz. Der Kopf ist schmäler als bei der nana,
pechschwarz, in der Mitte länglich gerinnt, von oben gesehen
seitlich (bei den Augen) abgerundet, ohne eine Augenkante; im
Grunde ist der Kopf und Halsschild äußerst fein, aber deutlich
chagriniert und dadurch etwas fettglänzend. Die Fühler sind
schwarz. Der Halsschild ist etwa 21/, mal so breit als lang, kürzer
und breiter als bei nana, nach vorne gerundet verengt, mit dem
Seitenrande des Kopfes in einer Linie abgerundet. Die Vorder-
ecken des Halsschildes sind nach vorne viel stärker und viel spitzer
vorgezogen als bei der nana (was besonders in Seitenansicht
deutlich ist!). Der Kopf ıst in der Mitte länglich gerinnt. Die
Vorderecken des Halsschildes sind deutlich, schärfer als bei nana
eingedrückt, die aus diesen Grübchen herausgehende, längliche,
etwa die Hälite der Halsschildlänge einnehmende Eindrücke sind
11. Heft
30 Jan Obenberger:
scharf, breit, tief, fast parallel. Das Schildchen ist klein, dreieckig.
Die Flügeldecken sind weniger zugespitzt als bei nana, seicht,
verworren, reihig punktiert; diese Punktur ist viel feiner und un-
regelmäßiger als bei nana und sie wird gegen die Spitze zu fast
zweimal so fein als an der Basis.
Geographische Verbreitung: Sibirien (Kuzn£ck).
Das typische, einzige Exemplar befindet sich in der Sammlung
des Herren D. Breit in Wien, dem zu Ehren ich diese kleine, reizende
Art benannt habe.
5. Trachys (Habroloma) nana Paykull
Länge 2.5—3 mm. Schwarz, oft etwas metallisch. Der Kopf
ist glatt, zwischen den Augen breit und tief dreieckig eingedrückt,
Epistom ist schwach ausgerandet. Die Augen sind oval, flach.
Der Halsschild ist kurz, nach vorne stark gerundet verengt, mit
scharfen Vorderecken, auf den Seiten gerundet und gerandel, an
der Basis zweifach ausgerandet, mit rechten Basalwinkeln; seitlich
sehr undeutlich punktiert, mit einem tiefen Eindruck "bei den
Vorderwinkeln; aus diesem Eindruck geht eine kurze Längsrinne
heraus, die von den Seiten ziemlich entfernt ist und die vor der
Basis endet. Die Flügeldecken sind bis hinter die Mitte fast parallel-
seitig oder sehr schwach, von ebenda zur Spitze stark etwas ge-
rundet verengt mit zusammen abgerundeter Spitze. Die Struktur
der Flügeldecken besteht aus groben, hier und da etwas reihig
gestellten Punktgrübchen. Das Seitenleistchen auf den Flügel-
decken verläuft mit dem Seitenrande fast parallel und verschwindet
im apikalen Teile der Decken vor der Spitze. Diese ziemlich weit
verbreitete Art lebt nach Kiesenwetter (Naturg. der Ins. Deutschl.)
auf Geranium sanguineum.
6. Trachys (Habroloma) Ronino m. n. sp. (Fig. 9).
Länge 2.5 mm. Schwarz, etwas
metailisch glänzend. Die sparsame Be-
haarung ist gelb. Der Kopf ist breit,
in der Mitte länglich eingedrückt, der
innere Augenrand ist etwas gehoben, die
Augen sind seitlich gestellt, flach, von
oben fast unsichtbar; der Kopf ist im
Grunde glatt, spärlich, grob gelb behaart.
Der Halsschild ist mehr als zweimal so
breit als lang, seitlich fast von der Basis
in einem regelmäßigen Bogen gerundet;
nur eine sehr kurze Partie bei den Hinter-
winkeln ist parailelseitig. Vorne ist der
Fig. 9. Halsschild tief rund ausgerandet, die
Trachys Ronino m.;a.= Tr. Vorderecken sind sehr scharf, an der
Hoscheki m. Basis ist er dreifach ausgerandet, der
Mittellappen ragt stär heraus. Die Fläche ist hinter der Mitte
flach quer eingedrückt; in den Vorderecken mit einem kleinen,
Revision der paläarktischen Trachydinen, 3
in den Hinterecken mit einem größeren Punkteindruck. Der
Seitenrand des Halsschildse ist ein wenig abgeflacht. Die Flügel-
decken sind um etwas weniger breit als der Halsschild, von der Basis
keilförmig zur Spitze verengt; das Seitenleistchen nähert sich an der
Spitze dem Seitenrande und verschwindet vor dem Ende der
Flügeldecken. Die Struktur besteht aus einer aus kleinen und grö-
Beren unregelmäßigen Pünktchen zusammengestellten, dichten, bei
den Seiten leicht runzeligen Punktur. Die Oberseite der Flügel-
decken ist ebenso wie die des Halsschildes spärlich, gelb behaart.
Diese Behaarung verdichtet sich am apikalen Teile der Fiügeldecke
zu unregelmäßigen Ouerbinden. Die Mikrostruktur des Halsschildes
besteht aus breiten ‚„Nabelpunkten‘“ entlang der Basis und der
Seiten und aus unregelmäßigen, sehr feinen, eingestreuten Pünkt-
chen auf der sonst glatten Oberfläche.
Die Type dieser Art, die ich aus Japan besitze, befindet sich
in meiner Sammlung.
7. Traehys (Habroloma) Hoscheki m. n. sp. (Fig. 9a). (Beschreibung:
Wiener Ent. Ztg. 1917).
Länge 2.5 mm. Diese Art steht der vorhergehenden sehr nahe.
Sie unterscheidet sich von ihr durch folgende
Merkmale:
1. Der Kopf der Hoscheki ist weniger
breit, die inneren Augenränder stehen höher,
die Augen sind seitlich in viel größerem
Umfange sichtbar.
2. Die Form des Halöechildes ist eine
andere. Der Halsschild bei Hoscheki ist vorne
weniger stark ausgerandet, an den Seiten
ist er fast zur Mitte parallelseitig, ebenda am
breitesten (bei Ronıno fast an der Basis) und
von dieser Stelle nach vorne winkelig, in
einem abgerundeten Winkel und sehrschwach
gebogen verentg. (Siehe Abb.!) Die Behaa-
rung des Halsschildes ist gelb, ebenso spär- ‘
lich und vereinzelt wie bei Ronino. Fig. 10.
3. Die Flügeldecken sind länglicher, die Trachys Lewisi Sd.
ebenso wie bei Ronino gestellten Apikalbinden sind weiß, die übrige
spärliche Behaarung ist gelb.
China: Kiautschou.
8. Trachys (Habroloma) eximia Lewis
Länge 3 mm. Goldkupferig, glänzend; die Flügeldecken sind
dicht grau behaart; eine dreieckige Stelle bei dem Schildchen und
die Spitze ist kahl. Der Kopf ist fast unpunktiert, vorne winkelig
eingedrückt, in dem Eindrucke mit einer deutlichen Mittelrinne;
der Halsschild ist seitlich unregelmäßig, flach, seicht eingedrückt,
an den Seiten punktiert, behaart. Die Flügeldecken sind sehr dicht
und sehr deutlich mit einer grauen Behaarung bedeckt; die Fläche
11, Heft
ED) Jan Obenberger:
ist goldkupferig, die Füße und die Unterseite sind metallisch,
messingfarben.
Diese Art, die nach 10 Exemplaren aus den Waldungen bei
Higo (Japan-Insel Kiushiu) beschrieben wurde, ist durch ihre
grau behaarte Oberseite leicht kenntlich.
9. Trachys (Habroloma) Lewisi Saunders (Fig. 10).
Länge: 2.8 mm. Diese schöne Art ist wegen der Färbung
und Disposition der Behaarung sehr leicht kenntlich.
Der Halsschild ist goldbionzefarben, oft aber dunkler gefärbt.
Die Flügeldecken sind schön violetiblau oder violett. Die Naht
ist messingfarben ebenso wie der apikale Teil der Flügeldecken
fast schon von der Mitte, so daß die blaue Färbung auf die breite
Umgebung der Schultergegend beschränkt ist. Der Halsschild
und die Naht ist goldig behaart, die blaue Seitenmakel der Flügel-
decken ist seitlich weiß gesaumt; zwei weiße Querbinden auf
dem Apikalteile der. Flügeldecken; zwischen ihnen eingestreute
spärliche goldige Härchen. Der Halsschild in der Form und
Struktur erinnert an den der Hoscheki; die Flügeldecken sind lang
keilförmig.
Japan.
10. Trachys (Habroloma) griseonigra Saunders
Länge: 2.6 mm. Schwarz. Der Kopf und der Halsschild ist
grau behaart. Die Flügeldecken sind grau, beiderseits mit einer
länglichen schwärzlichen oder schwarzvioletten Makel vor der
Mitte; diese beiden Makel verbinden sich gegen die Naht. Eine
andere ebenso gefärbte funde Makel liegt an der Spitze. Die Unter-
seite ist schwarz.
Japan: Nagasaki. Eine wegen der Färbung leicht kennt-
liche Art.
%
ii *
In die Gruppe der Habrolomen gehören noch aus der palä-
arktischen Fauna die marginicollis Fairm. und Tournieri Bauduer,
die mir. unbekannt geblieben sind. Ich besitze aus dieser Gruppe
ferner noch eine bisher unbekannte Art aus der indischen Region,
wo diese Gruppe durch 7 Arten (morosa Kerr., sparsa Kerr.,
acuta Kerr., bicarınata Kerr., stigmatica Kerr., integra Kerr., Iilı-
putana Kerr.) auf dem indischen Festlande und durch mehrere im
insularen Teile vertreten ist. Die Beschreibung der neuen Art folgt:
.a. Trachys (Habroloma) protracticollis m. n. sp. (Fig. 11).
Länge: 2.4 mm. Patria: Bengalen.
Dunkel messingfarben, regelmäßig, ziemlich dicht, aber ver-
einzelt behaart. Der Kopf ist breit, in der Mitte länglich gerinnt,
die inneren Augenränder sind etwas gehoben, die Augen sind von
oben nich: sichtbar; die Behaarung ist gelb. Der Halsschild ist
sehr breit, etwa dreimal breiter als in der Mitte lang, an der Basis
Revision der paläarktischen Trachydinen. 33
am breitesten, von eben da nach vorne in einem regelmäßigen,
ziemlich flachen Bogen verengt. Die Vorderecken sind scharf
und spitzig, sie ragen weit nach voıne; sie stehen fast auf der
gleichen Höhe mit dem Innenrande der Augen, so daß der Kopf
wie eingezogen ausschaut. Der Vorderrand des Halsschildes ist breit,
tief ausgerandet, sehr fein gerandet. Die Seiten
des Halsschildes sin] etwas abgeflacht, mit
einem winkeligen, nicht zu tiefen Eindruck in
der Mitte der Seiten. Die Behaarung des Hals-
schildes ist gelb, dicht. Das Schildchen ist
normal groß, triangelförmig. Die Flügeldecken
sind keilförmig, von der Basis zur Mitte schwach,
geradlinig, von ebenda zur Spitze stärker, ge-
rundet verengt, die Spitze ist abgerundet. Die
Struktur der Flügeldecken besteht aus einer
dichten, etwas körnigen feinen Punktur. Das
Flügeldeckenleistchen ist ziemlich schwach
ausgeprägt. Die Behaarung ist dicht, fein,
aus einzelnen goldigen Härchen, die gleich- ae
mäßig zerstreut sind, bestehend. Zwischen der Drolachteollis ni
gelben Behaarung sind drei aus ebensoichen,
jedoch gelbweißen Härchen bestehende, unvollständige Quer-
binden deutlich.
Diese Art ist wegen der Form des Halsschildes sehr auffällig
und leicht kenntlich.
Zur Orientierung gebe ich hier eine kurze Tabelle der Habro-
lomen des ostindischen Festlandes:
1” Zwei Seitenleistchen jederseits auf den Flügeldecken. Kupfer-
violett, die Seiten des Halsschildes und der Kopf sind goldig.
3.25 mm. bicarinata Kerr.
1’ Ein Seitenleistchen jederseits auf den Flügeldecken.
2” Die Oberseite ist weiß behaart. Violett; weiße Haarmakeln
auf den Flügeldecken. 2.5 mm. stigmatiea Kerr.
2’ Die Oberseite ist ge!b oder rot oder zweifarbig behaart.
3” Die Oberseite ist zweifarbig gefärbt. Der Kopf und der Hals-
schild ist goldig, die Flügeldecken sind schwarzblau. Eiförmig.
2.75 mm. morosa Kerr.
3’ Die Oberseite ist einfärbig gefärbt.
4’’ Der Kopf ist gewölbt oder schwach eingedrückt.
5” Der Kopf ist gewölbt, gerinnt. Dunkel bronzefarben.
liliputana Kerr.
5° Der Kopf ist. schwach, aber doch deutlich ausgehöhlt.
6° Schwarz mit grünem Glanze, gelb behaart. 3 mm.
integra Kerr.
6° Schwarz, hellgelb behaart, die Flügeldecken sind lang zu-
gespiizt, länglich, unregelmäßig gestreift punktiert. 2.75 mm.
acuta Kerr.
4’ Der Kopf ist in der Mitte sehr deutlich eingedrückt und gerinnt.
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 11.
3 11. Heft.
34 Jan Obenberger:
7’ Messingfarben, die Vorderecken des Halsschildes sind beträcht-
lich vorgezogen. Die Behaarung ist dicht, goldig, mit ein-
gestreuten, querbindenartig gestellten weißen Härchen auf den
Flügeldecken. Lang keilförmig. 2.4 mm. proetraeticollis m.
7° Violettschwarz, rot behaart. Lang eiförmig. 2.5 mm.
sparsa Kerr.
B. Sbg. Trachys s. str.
Die Flügeldecken sind einfach, ohne erhabene, rippen-
artige Längsleistchen auf den Seiten. Der Halsschild ist nur
ausnahmsweise eingedrückt, sehr selten seitlich verbreitert, aber
nie flügelartig erweitert, seitlich mit dem Seıtenrande der Flügel-
decken in einer Linie-verlaufend. Kein Kinnfortsatz ist vorhanden.
Die Form des Prosternums ist variabel.
I. Gruppe. Die Flügeideckenbehaarung ist zweifach, gelb,
braun oder rot kombiniert mit weiß oder grau.
a) Die Flügeldecken sind andersfarbig behaart als der Hals-
schild.
11. Traechys aurieollis E. Saunders (Fig. 12).
Länge: 4 mm. Der Körper ist schwarz mit leichtem violetten
Glanze. Der Kopf und der Halsschild sind rotgelb, die Flügel-
decken sind schwarz und weiß behaart. Die weißen Härchen
bilden auf den Flügeldecken etwa vier mehr oder
weniger vollständige Querbinden. Die Schultern
ragen heraus. Der Kopf ist breit, in der Mitte tief
eingedrückt, die inneren Augenränder sind ziemlich
stark gehoben, die Augen sind von oben sichtbar.
Der Halsschild ist von der Basis nach vorne bis fast
zur Spitze stark, von ebenda bis zu den Vorderecken
noch stärker verengt. Die Grundstruktur ist durch
die rotgelbe Behaarung fast gedeckt; sie besteht aus
Fig. 12. feinen Pünktchen auf der Fläche und aus einer Nabel-
Prosternal- punktur entlang der Seiten und der Basis. Proster-
form der num ist breit, die Linien, die das Prosternum seitlich
ee randen, konvergieren gegen den Kopf zu. Die Füße
“und die Fühler sind schwarz, die Palpen sind rot.
Die Füße sind länger als es sonst bei den verwandten Arten der
Fall ist. Die Klauen sind mit einem breiten Zahn versehen. Die
Flügeldecken sınd glänzend, lang keilförmig, schon von der
Basis bis zur Spitze verengt, oben abgeflacht, mit einer dichten,
kombinierten Punktur, die aus dicht folgenden größeren und ’klei-
neren Pünktchen besteht. Diese Punktur ist aber durch die
dunkle, schwärzliche Behaarung ziemlich gedeckt. Die Schultern
ragen ziemlich stark heraus.
Diese Art gehört zu einer Gruppe, die in der paläarktischen
Region ein fremdes, eingewandertes, orientalisches Element dar-
stellt. Zu den typischen Vertretern dieser Gruppe gehört z. B.
die große schöne ostindische Art bicolor Kerr.
Revision der paläarktischen Trachydinen. 35
12. Trachys Sauteri Kerremans
Länge: 3.5 mm. Unter diesem Namen habe ich vor einem
Jahre von der Firma Heyne zwei Trachys gekauft, die aus der
Sauterschen Formosaausbeute stammen, und deren Beschreibung
ich trotz aller Mühe nicht finden konnte.?) Beide Exemplare waren
als Typen bezeichnet und vom verstorbenen Kerremans seibst
bezettelt. Da sich dieser Forscher mit der Formosa-Ausbeute am
Ende seines Lebens befaßt hat, ist es nicht ausgeschlossen, daß
diese Namen nur als ‚‚in litt.“ oder ‚‚in coll.“ dienen können.
Die erwähnte Art stimmt mit der auricollis auffällig überein; ich
betrachte es für genügend, nur die Unterschiede beider Formen
hervorzuheben.
1. Die Gestalt der Sauteri ist kleiner, die Flügeldecken sind
kürzer als bei auricollis; sie erinnern ziemlich an die der minuta L.
2. Der Kopf der Sauteri ist tiefer ausgehöhlt, weniger breit.
Die Halsschildseiten und die Augen (von oben gesehen) liegen fast
in einer Linie. (Bei auricollis, wo die Linie des Seitenrandes des
Halsschildes uneben ist, liegt der Kopf etwas tiefer.)
3. Der Halsschild ist seitlich ganz geradlinig nach vorne
verengt.
4. Die Behaarung des Kopfes und des Halsschildes ist nicht
rotgelb, sondern zitrongelb.
Meine zwei Exemplare tragen folgende Lokalitätsangabe:
Kankau (Koshun), Formosa, H. Sauter 1912.
13. Trachys Saundersi Lewis
Länge: 3—4 mm. Länglich, der Kopf und der Halsschild
sind goldig behaart; die Flügeldecken sind schwarz, mit grauen
zackıgen Querbinden, die aus dünnen Härchen zusammengestellt
sind. Die übrige Oberseite der Flügeldecken ist dunkei behaart.
Diese Art ist robuster und breiter gebaut. Die Schultern
ragen weniger stark heraus als bei den beiden vorhergehenden
Arten. In der Form und im Habitus erinnert sie mehr an die
T. subbrcornis Motsch. Von auricollis auch durch geringere Breite
in der Schultergegend verschieden.
Diese Art wurde von Saunders nach 16 Exemplaren aus
Japan (Nakasendo) beschrieben.
14. Trachys euprieolor Saunders
Länge: 4 mm. Der Kopf und der Halsschild sind kupferig,
goldig behaart, glänzend. Die Flügeldecken sind braunkupferig,
runzelig punktiert, mit einer unregelmäßigen querzackigen, aus
weißgrauen Härchen zusammengestellten Ornamentur; die Flügel-
deckenspitze ist kupferig. Die Unterseite ist braunkupferig.
Japan.
?) Anm. b. d. Korr. Inzwischen hat mir Strand mitgeteilt, daß
Tr. Sauteri Kerr. im Archiv f. Naturgesch. 1912. A. 7. p. 209 beschrieben ist.
3*+ 11. Heft
36 Jan Obenberger:
15. Trachys variolaris Saunders
Länge: 4 mm. Schwarz metallisch. Der Kopf und der Hals-
schild sind goldig behaart. Die Halsschildbasis ist mit braunen
Härchen. besetzt. Die Flügeldecken sind vorne unregelmäßig mit
zerstreuten weißen und braunen Härchen besetzt, hinten mit zwei
grauweißen Querbinden. Die Unterseite ist messingfarben.
Japan.
b) Die Flügeldecken sind in der Färbung der Behaarung vom
Halsschilde nicht verschieden.
16. Trachys robusta Saunders
Länge: 4—4.2 mm. Groß, breit, plump, robust, lang eiförmig.
Der Kopf ist sehr breit, flach, seicht eingedrückt. Die Augen sind
groß, von oben deutlich sichtbar, mit sehr deutlich entwickelten
Schläfen. Die Behaarung des Kopfes ist dünn, dicht, hellgelb.
Epistom ist sehr deutlich abgesetzt: er ist mikroskopisch quer-
gestrichelt. Der Halsschild ist vorne im ziemlich flachen Halbkreis
ausgerandet, breit, jedoch nicht mehr wie 11/, mal so breit wie der
Kopf; an der Basis am breitesten,; von ebenda zuerst schwach, aber
schon vom basalen Sechstel der Länge nach vorne stärker verengt,
die Vorderecken sind scharf. Die Behaarung, die die Grundstruktur
deckt, ist weiß, gelb und rot. Das Schildchen ist klein, dreieckig.
Prosternum ist breit, die Linien, die es seitlich randen, verlaufen
parallel gegen den Kopf zu. Die Fühler und die Füße sind schwarz,
die Palpen und die Tarsen, mit Ausnahme des Klauengliedes, sind
rot. Die Flügeldecken sind lang oval, bis hinter die Mitte parallel-
seitig, robust, von etwa 3/, der Länge bis zur Spitze gerundet ver-
engi, seitlich gezähnelt. Die Behaarung bildet sehr unregelmäßige,
weıße Ornamentur in einem gelben und roten Milieu; es ist etwa
ein erloschenes System drei sehr zackiger Querbinden. Die Härchen
sind weich, dünn, dicht. Die Klauen sind mit einem sehr breiten
Zahn versehen. Die Unterseite ist schwarz. Diese in der Be-
haarung ziemlich variable Art kommt an mehreren Stellen in
Japan vor.
17. Trachys subbieorris Motschulskyj
Länge: 3.5 mm. Diese Art ist der vorhergehenden so stark
ähnlich, daß es genügt, nur die Unterscheidungsmerkmale hervor-
zuheben.
1. Die Gestalt ist kleiner, schlanker, glänzender, mehr kupferig;
die Behaarung ist kürzer, durchsichtiger. Die Oberseite ist glänzend
kupfermessingfarben.
2. Der Kopf ist kleiner, weniger breit. Der Halsschild ist
seitlich schon von der Basis nach vorne verengt. Die Flügel-
deckenbasis ist viel breiter als die des Haisschildes (bei robusta
sind beide fast identisch). Die Flügeldecken sind viel weniger
robust, nur in der Mitte parallelseitig und schon von ebenda zur Spitze
verengt. Die Zeichnung ist fast dieselbe.
Revision der paläarktischen Traehydinen. 37
3. Die Unterseite ist messingfarben, stark glänzend, bei
vobusta schwarz und matt.
4. Die Füße und Fühler sind messingfarben. Die Palpen und
die Tarsen sind braunschwarz.
Diese proteische Art kommt, wie es scheint, überall in Ost-
asien vor. Wir kennen sie vom Amur, aus China ebenso wie aus
Japan. Aus Japan wurde sie irrtümlicherweise von E. Saunders
unter dem Namen griseofasciata beschrieben. Ich besitze zahl-
reiche Exemplare dieser Art, die zum Teile aus Ostsibirien, zum
Teile aus Japan stammen; aus beiden Lokalitäten besitze ich voll-
kommen identische Individuen.
Hinter die zwei letztgenannten Arten könnte eine neue Art
eingereiht werden. Diese Art nabe ich in dem königlichen böhmi-
schen Landesmuseum unter den alten, von Helfer in Ostindien
gesammelten Kleincoleopteren gefunden. Die Art habe ich dem
hochverdienten Kustos und Verwalter der zoologischen Abteilung
des genannten Museums, dem bekannten Crustaceenspezialisten,
dem Herra Dr. phil. Vävra zu Ehren benannt und ihm gewidmet.
Trachys Vävrai m. n. sp. (Fig. 13).
Länge: 3.8 mm. Patria: Ostindien (Helfer).
Robust, eiförmig, hinten zugespitzt. Der Kopf und der Hals-
schild sind im Grunde schmutzig kupferig, die Flügeldecken sind
schwärzlich. Die Augen sind groß, von oben gut sichtbar. Der
Kopf ist breit, in der Mitte ausgehöhlt, mit
einer Längsrinne. Die Behaarung des Kopfes
ist rotgelb. Der Halsschiid ist sehr breit; die
Seiten konvergieren stark nach vorne. Vorne
ist er tief und breit ausgeschnitten. Proster-
num ist ziemlich breit, die Ränder sind fast
parallelseitig. Die Oberseite des Halsschildes ist
gedrängt, fein punktiert, mit einer Nabelpunk-
tur entlang der Seiten und der Basis; diese
Struktur wird abeı wegen der dichten gelben
Behaarung mit einigen hineingemischten weiß-
lichen Härchen ziemlich undeutlich. Das Schild-
chen ist klein, punktförmig. Die Flügeldecken
sind nur etwa im ersten Drittel der Länge
parallelseitig; von ebenda zu den zusammen zugespitzten Enden
in einem breiten Bogen gerundet verengt. Die Flügeldecken
sind hochgewölbt, robust. Die Schultern treten undeutlich her-
vor. Die Struktur besteht aus einer fast abgeplatteten, feinen,
unregelmäßigen, wie halberloschenen Punktur. Die Behaarung
bildet undeutliche, fleckenartige, weiße Ornamentur auf gelbem
Grunde. Die Fühler und die Füße sind schwarz, glänzend. Die
Taster und die Tarsen, mit Ausnahme des schwärzlichen Tarsen-
gliedes sind rot. Die Klauen sind mit einem mittelgroßen Zahn
versehen.
Big. 13.
Trachys Vavrai m.
11. Heft
38 Jan Obenberger:
Diese Art ist durch die robuste Gestalt leicht erkennbar.
18. Trachys mandarina m.n.sp. (Beschreibung: Wiener Ent.Z. 1917).
Länge: 3—3.5 mm. Diese Art gleicht in der Färbung fast
vollkommen der Ty. suwbbicornis Motsch., so daß es genügt, nnr
die Unterschiede anzugeben:
1. Tr. mandarina hat einen viel kleineren (besonders bei der
Ansicht von oben deutlich!) Kopf. Die Augen sind bei mandarina
viel klziner, von oben viel weniger deutlich; die Schläfen hinter
den Augen sind um eine Hälfte kürzer als bei subbrcornıs. Von
vorne gesehen ist der Kopf viel schmäler.
2. Der Halsschild ist bei mandarına viel breiter; seine Seiten
konvergieren nach vorne viel stärker als bei subbicornis.
3. Die Flügeldecken der mandarina sind viel weniger parallel,
ihre Seiten sind hinter den ziemlich stark vortretenden Schultern
deutlich ausgeschweift, nur bis zur Mitte (bei subbzcornis bis hinter
die Mitte) parallelseitig und dann zur Spitze stärker verengt.
Prosternum ist wie bei subbicornis ziemlich breit, fast parallel-
seitig. Die Klauen sind mit einem mittelgroßen Zahn versehen.
Diese Art variiert etwas in der Form der Flügeldecken. Die
Type aus Kiautschou (China) ist etwas kürzer gebaut als Exemplar
aus Kun-jang-fu.
Zu dieser Art könnten drei bisher unbekannte Arten der
indischen Region eingereiht werden, deren Beschreibungen folgen:
Trachys vicarians m. n. sp. (Fig. 14).
Länge: 2.5 mm. Patria: Ostindien — Helfer. Coll. Mus.
Regni Bohemiae.
Violettschwarz, etwa wie Tr. minuta L. gefärbt, glänzend.
Der Kopf ist breit, gelb behaart, im Grunde glänzend, eingedrückt,
in der Mitte mit einer Mittelrinne. Die
Augen sind von oben in geringem Umfange
bemerkbar. Keine Schläfen. Der Halsschild
ist glänzend,auf der ganzen Fläche höchst fein
pupilliert punktiert, vorne ziemlich flach,
breit ausgerandet, seitlich nach vorne stark
gerundet verengt, spärlich und dünn, meist
an den Seiten silbergrau behaart. Proster-
num ist breit, parallelseitig. Die Flügeldecken
sind etwa 11/,mal so lang als an der Basis
breit, gewölbt, glänzend, bis zu ®/, der Länge
parallelseitig, von ebenda bis zur Spitze ge-
rundet verengt. Die Schultern ragen nicht
Fig. 14. auffallend heraus. Die Behaarung ist schwarz
Trachys vicariaus m, (Schwer sichtbar = sogen. ‚Kahle‘‘ Stellen!)
und silbergrau, sie bildet eine unbestimmte
querwellige Ornamentur. Die Naht ist gegen die Mitte goldgelb ge-
säumt. Die Füße und Fühler sind schwarz. Klauen sind gezähnt.
Revision der paläarktischen Trachydinen 39
Trachys tristieula m. n. sp. (Fig. 15).
| Länge: 2.1 mm. Pairia: Ostindien — Helfer. Coll. Mus.
Regni Bohemiae.
Klein, ziemlich schlank, dunkel messingfarben matt. Der
Kopf ziemlich schmal, eingedrückt, mit einer Mittelrinne in der
Mitte der Stirn, gelb, behaart. Der Halsschild
ist wenıg glänzend, gelb behaart; vorne ist er
breit, flach ausgerandet, seitlich nach vorne
stark gerundet verengt. Das Schildchen ist klein.
dreieckig. Prosternum ist breit, parallelseitig,
Die Flügeldecken sind schwach gewölbt, mit
halb erloschener, wenig deutlicher Punkt-
struktur, matt, dunkel messingfarben, mit einer
gelben Behaarung. Auf der Apikalhälfte sınd
2—8 weiße quere, mehr oder weniger vollstän-
dige Haarbinden. Die Form der Flgd. ist
ziemlich schlank, von der Basis etwa bis zur
Mitte sehrschwach, aber dennoch deutlich, von
ebenda bis zur Spitze stark, gerundet verengt. Fig. 15.
Die Fühler und die Füße sind ‚schwarz, die Trachys
Taster sind rot. Die Klauen sind gezähnt. tristicula m.
Trachys sordidula m. n. sp. (Fig. 16).
Länge: 2.4 mm. Patria: Ostindien — Helfer. Coll. Mus.
Regni Bohemiae.
Der vorhergehenden Art nahestehend und in folgenden
Punkten abweichend:
Größer, breiter, hell messingfarben, glän-
zend. Der Kopf ist um etwas breiter, die Augen
sind von oben in weniger großem Umfange sicht-
bar. Der Halsschild ist nach vorne viel weniger
verengt, glänzend. Die Bebaarung des Kopfes und
des Halsschildes ist gelb. Die Fiügeldecken sind
gewölbter, robuster, die Schultern treten deut-
licher vor. Die Ornamentur ist eine andere, die
weißen Makelchen sind zu keinen Querbinden an-
geordnet. Prosternum ist breit, parallelseitig; die B
Taster sind rot, die Klauen sind gezähnt. Er 16
19. Traehys chinensis Kerremans og 3
- Länge: 2.7 mm. Oval, runzlig punktiert, a m.
ziemlich gewölbt, ganz schwarz, mit einer roten
Behaarung mit einigen hineingemischten weißen Härchen be-
deckt.
‘Der Tr. Davidis Fairm. aus Tonkin ähnlich, aber mehr zu-
gespitzt und mit einer anderen Ornamentierung der Behaarung.
Der Kopf ist behaart, fein punktiert, vorne ausgehöhlt, mit einer
Mittelrinne. Der Halsschild ist sehr fein punktiert, breit; der
Vorderrand ist zweifach ausgerandet; die Seiten sind nach vorne
11. Heft
40 Jan Obenberger:
geradlinig stark verengt; Basis ist stark zweifach ausgerandet;
Mittellappen ist stark, breit, stark gerundet; die Behaarung ist
an den Seiten viel dichter als in der Mitte; die Scheibe ist fast
kahl. Die Flügeldecken sind feın runzelig punktiert; auf den
kahlen Stellen etwas mehr runzelig als auf den behaarten; die
Unterseite ist fein punktiert.
Hong-Kong (Staudinger). “
20. Trachys inedita Saunders
Länge: 2.5—3 mm. Die Oberseite ist dunkel messingfarben.
Der Kopf und der Halsschild sind gelb, die Flügeldeckın gelb und
weißlich behaart. Die Augen sind von oben gut sichtbar; keine
Schläfen sind ausgebildet. Der Halsschild ist ziemlich lang, breit,
nach vorne ziemlich stark, schwach gebogen verengt. Auf den
Flügeldecken bildet die weiße Zeichnung drei, meist undeutlich
begrenzte, quere weiße, mit goldigen Härchen gesäumte Binden.
Die Grundstruktur besteht aus einer ziemlich groben Punktierung.
Die Füße und Fühler sind schwarz, die Unterseite ist schwärzlich ;
Prosternum ist breit, parallelseitig, die Klauen sind gezähnt.
Japan.
II. Gruppe. Die Flügeldeckenbehaarung, wenn vorhanden,
ist einfach, einfarbig, weiß, grau oder gelb.
A. Arten mit goldroter oder gelber Halsschildbehaarung und
weißer Flügeldeckenbehaarung.
21. Trachys Barnevillei Tournier
Länge: 3 mm. Verlängert eiförmig, ee. gewölbt, änkend
rot bronzefarben. Der Kopf und der Halsschild ist mehr kupferig,
mit einer kurzen, feinen, spärlichen, rotgoldigen Behaarung be-
setzt. Auf den Flügeldecken vier weiße Ouerbinden. Die Fühler
sind schlank, die Glieder 1—2 groß, 3—6 klein, das 3. um eine
Hälfte länger als das 4., die folgenden Glieder gesägt. Der Kopf
ist in der Mitte breit, tief ausgehöhlt, mit einer Mittelrinne. Die
Augen sind groß, oval. Der Halsschild ist glatt, kurz nach vorne
verengt, die Vorderecken sind breit abgerundet, die Basis ist stark
zweifach ausgerandet, Mittellappen ist hinten verlängert, ab-
gerundet. Das Schildchen ist sehr klein, gewölbt. Die Flügeldecken
sind in der Gegend der Schultern etwas verbreitert; der Schulter-
winkel ist stark, gut ausgebildet; von ebenda bis zur Spitze ziemlich
stark verengt; die Enden sind zusammen abgerundet. Die Ober-
seite der Flügeldecken ist ziemlich stark chagriniert-punktiert;
diese Punktur bildet hier und da angedeutete Querrunzeln. Die
4 Querbinden auf den Flügeldecken bestehen aus feinen, dünnen,
hellgrauen oder silberweißen Härchen. Prosternum ist flach, fast
parallelseitig, hinten etwas breiter und abgerundet.
Tournier vergleicht seine Art mit- der minuta, mit welcher
diese Spezies ganz bestimmt nur in entfernter Verwandtschaft
Revision der paläarktischen Trachydinen 4
steht. Sie ist durch die goldige Behaarung des Vorderkörpers und
weiße Behaarung der Flügeldecken sehr gut ausgezeichnet.
Algier: Ain-Aruat (Setif).
B. Arten mit einer gleichmäßigen, weißen oder gelben, dichten,
einfachen Behaarung der ganzen Oberseite.
a. Die Oberseite ist gelb behaart.
In diese Gruppe gehört keine paläarktische, mir bekannte
Art. Es kommt hierher eine Reihe von exotischen Arten meist
aus der orientalischen Region. In diese Gruppe gehören auch fol-
gende neue Arten:
Trachys Helferi m. n. sp. (Fig. 17).
Länge: 2.83 mm. Patria: Ostindien (Helfer). Coll. Mus.
‚Regni Bohemiae.
Der Kopf und der Halsschild sind matt messingfarben, die
Flügeldecken sind matt schwarzviolett. Robust,
gedrungen. Der Kopf ist auffällig breit, in der
Mitte ziemlich tief ausgehöhlt, aber ohne eine
Mittelrinne. Die inneren Augenränder sind etwas
gehoben, scharfkantig. Die Augen sind von oben
nur in sehr geringem Ausmaße sichtbar. Die
Schläfen sind sehr kurz. Der Halsschild ist
sehr breit, vorne breit, flach ausgerandet, an
.den Seiten nach vorne mäßig stark verengt, sehr
fein, körnig runzelig, wenig deutlich punktiert,
überall dicht verworren behaart. Die Flügel-
decken sind bis hinter die Mitte parallel, von
ebenda bis zur Spitze breit gerundet verengt;
überall im Grunde sehr fein, körnig punktiert.
Die Ornamentur bildet auf der Apikalhälfte einige mehr weniger
komplette Ouerbinden. Die ‚kahlen‘“ Stellen sind in der Tat
schwärzlich behaart. Prosternum ist sehr breit, fast parallelseitig.
Die Füße und die Fühler sind schwarz, die Taster und die Tarsen
(mit Ausnahme des dunklen letzten Gliedes) sind rot. Die Klauen
sind breit gezähnt.
Durch den sehr breiten Kopf auffallend.
Trachys Jo m. n. sp. (Fig. 18).
Länge: 2.2 mm. Patria: Bengalen.
Messingfarben, stark glänzend, spärlich,
lang, dünn weiß behaart. Der Kopf ist ziem-
lich gewölbt, in der Mitte deutlich ausgehöhlt,
aber ohne eine Mittelrinne. Die inneren Augen-
ränder sind abgerundet. Deutliche Schläfen sind
ziemlich lang. Der Halsschild ist vorne ziemlich,
flach ausgerandet, gewölbt, glänzend, überall BR
pupilliert punktiert, nur spärlich behaart, nach Fig. 18.
vorne stark verengt. Das Schildchen: ist. klein;:- Trachys Jo m. “
Fig. 17.
Trachys Helferi m.
11. Heit
49 Jan Obenberger:
punktförmig. Die Flügeldecken sind flach, uneben punktiert,
glänzend; die Schultern treten ziemlich deutlich hervor. Von der
Basis bis zur Mitte fast parallel, von ebenda bis zur Spitze lang,
schlank verengt, die Spitze ist schmal zusammen zugespitzt. Die
aus dünnen, gekrümmten Härchen bestehende Behaarung ist spär-
lich und bildet auf dem apikalen Teile 2—3 mehr oder weniger
vollständige Querbinden. Prosternum ist fast parallelseitig. Die
schlanken Fühler und die Füße sind schwarz, die Palpen und
die Tarsen sind schmutzig braun. Die Klauen sind gezähnt.
Trachys Ine m. n. sp. (Fig: 19).
Länge: 2.7 mm. Patria: Bengalen.
Messingfarben, matt. Auf den Flügeldecken in der Gegend
der Schultern und gegen die Spitze dunkler gefärbt. Der Kopf
ist konkav, ausgehöhlt, mit einer wenig deut-
lichen Mittelrinne. Die Augen sind von oben
sehr wenig sichtbar, sie sind nicht konvex wie
bei den meisten Trachysarten, sondern kon-
kav. Die innere Augenkante ist also scharf.
Keine Schläfen. Der Kopf ist dicht anliegend
behaart. Der Halsschild ist breit, seine Seiten
sind nach vorne bogig, gerundet verengt mit
vorspringenden Vorderecken. Die Flügeldecken
sind schon von der Basis bis zur Spitze verengt,
keilförmig, mit einer breiten, queren, gelb-
lichen Haarbinde in der Apikalhälfte und mit
einer ziemlich unbestimmten Ornamentur auf
der Fläche. Prosternum ist breit, parallelseitig.
Die Füße und die Fühler sind schwarz, die
Tarsen (mit Ausnahme des Klauengliedes) und die Taster sind
rot. Die Klauen sind gezähnt.
Eine wegen der eigentümlichen Form des Vorderkörpers sehr
leicht kenntliche Art.
Traehys Juno m. n. sp. (Fig. 20).
Länge: 2.5 mm. Patria: Bengalen.
Fig. 19.
Trachys Ine m.
gefärbt, glänzend. Der Kopf ist konkav, in der
Mitte länglich gerinnt: Die Augen sind von oben
fast gar nicht sichtbar. Die inneren Augenränder
sind scharfkantig. Der Halsschild ist vorne flach
ausgerandet; ziemlich breit und kurz, gewölbt,
matt glänzend, ebenso wie der Kopf spärlich ab-
stehend gelblich behaart. Seitlich von der Basis
nach vorne fast geradlinig, ziemlich stark verengt.
Das Schildchen ist punktförmig. Prosternum ist
= =schmal, parallelseitig. Die Flügeldecken sind von
der Basis zur Mitte schwach, von ebenda zur
Messingfarben, aufden Flügeldecken dunkler
Fig.220. 20,
Trachys Jun Juno m,
Spitze stark verengt, schlank, depreß, keilförmig,.mit deutlich vor-
Revision der paläarktischen Trachydinen 43
tretenden Schultern. Auf dem Apikalende mit 2—3 hellgelben
Querbinden. Sonst auf der Oberfläche mit einer fleckigen un-
bestimmten Haarornamentur. Die Fühler und Füße sind dunkel,
die Tarsen (mit Ausnahme des Klauengliedes) und die Taster sind
rot. Die Klauen sind gezähnt.
ß. Die Oberseite ist weiß behaart oder kahl.
22. Trachys hypoerita Fairmaire
Länge: 3.5 mm. Eiförmig, hinten zugespitzt, gewölbt, braun
messingfarben, ziemlich glänzend, kurz, seidenschimmernd weiß
scheckig behaart. Diese Behaarung bildet in der Mitte des Hals-
schildes eine unebene Ouerlinie; auf den Flügeldecken sind in und
hinter der Mitte zackige, weiße Ouerbinden. Der Kopf ist ziemlich
gewölbt, dicht punktiert, der Halsschild ist quer, zweimal so breit
als lang, von der Basis zum Vorderrande gerundet verengt; der
Hinterrand des Halsschildes ist fast gerade, die Hinterecken sind
fast rechtwinkelig; die Oberfläche ist dicht gleichmäßig punktiert.
Das Schildchen ist dreieckig; die Basis der Flügeldecken ist ab-
geplattet. Die Flügeldecken sind fast von der Basis gegen die
Spitze zu verengt, vor der Spitze gerundet verengt; die Enden
sind einzeln abgerundet. Die Struktur besteht aus einer dichten
runzeligen Punktur; diese Punkte sind gegen die Naht zu reihig
geordnet. Die Unterseite ist braun messingfarben.
China: Tonkin.
23. Traehys ineonspieua Saunders
Länge: 2.5 mm. Messingfarben, grau behaart, punktiert. Der
Halsschild ist hinten eingedrückt. Die Flügeldecken tragen eine
Haarornamentur, die ursprünglich aus drei Querbinden besteht,
die hier und da, besonders vorne, in mehrere kleine Makelchen
aufgelöst werden. Die Mittelbinde ist stark uneben.
Japan.
24. Trachys asiatica Kerremans
Länge: 3.5 mm. Lang eiförmig, verkürzt, gewölbt, ganz
schwarz. Die Flügeldecken sind weiß behaart. Die Unterseite ist
schwarz. Der Kopf ist mittelgroß, punktiert, mit einer Mittelrinne
versehen. Der Halsschild ist gewölbt, ähnlich wie der Kopf punk-
tiert, viel breiter als lang, nach vorne stark verengt. Der Vorder-
rand ist schwach flach ausgerandet. Das Schildchen ist punkt-
förmig. Die Flügeldecken sind gewölbt, gekörnelt punktiert. Der
Schulterwinkel ist schwach ausgeprägt. Die Spitze der Flügel-
decken ist zusammen abgerundet. Die Unterseite ist punktiert.
Cachemere: Gooraital (3000 m).
Hinter diese Art können zwei neue Spezies der ostindischen
Fauna eingereiht werden, deren Beschreibung folgt:
Trachys suspeetatrix m. n. sp. (Fig. 21).
Länge: 3 mm. Patria: Ostindien (Helfer): Mus. We
Bohemiae. 4 | Erf
Rohr
11. Heft
44 Jan Obenberger:
Ganz schwarz, mit leichtem bläulichen Glanze. Der Kopf
ist sehr breit, konkav. Die Augen sind von oben nicht sichtbar,
sie stehen sehr schief zum Niveau der Stirn. In der Mitte des
Kopfes mit einer Mittelrinne. Der Hals-
schild ist gewölbt, sehr breit, glänzend, an
den Seiten von der Basis zum Vorderrande
stark, fast geradlinig verengt. Das Schild-
chen ist unsichtbar. Die Flügeldecken sind
vorne stark gewölbt, hinten mehr depreß,
mit einer deutlichen Schulterbeule. Von der
Basis bis etwa zur Mitte schwach, von ebenda
zur Spitze stark gerundet verengt und ebenda
stark gezähnt; auf der Fläche ziemlich grob
punktiert gestreift; im Grunde sind hier und
da, besonders vorne, eingestreute feine Pünkt-
Fig. 21. chen sichtbar. Gegen die Spitze wird diese
Trachys Struktur erloschener. Die Behaarung besteht
suspectatrive m. aus dünnen, weichen, gekrümmten, weißen
Härchen; diese Härchen bedecken spärlich die
pupilliert punktierte Oberseite des Halsschildes, ebenso wie die
des Kopfes und bilden dort unregelmäßige weiße Makelchen; auf
den Flügeldecken bilden sie ein System von unregelmäßigen Quer-
binden, die hier und da in unregelmäßige weiße Makelchen aufgelöst
werden. Prosternum ist breit, fast parallelseitig. Die Füße und
die Fühler sind schwarz, die Tarsen (mit Ausnahme des Klauen-
gliedes) und Taster sind rot. Die Klauen sind gezähnt.
Trachys obesula m. n. sp. (Fig, 22).
Länge: 2.7 mm. Patria: Ostindien (Helfer). Coll. Mus. Regni
Bohemiae.
Violettschwarz, glänzend, in der Färbung an die Trachys
minuta L. erinnernd. Der Kopf ist sehr groß, breit, messingfarben,
goldig behaart, konkav, mit einer scharfen
Mittelrinne. Die Augen sind stark quer, nach
vorne gerückt, von oben gut sichtbar, mit
deutlichen Schläfen. Der Halsschild ist stark
quer, vorne breit rundlich ausgerandet, mit
etwas vorspringenden, scharfen Vorderecken;
die Oberfläche ist im Grunde fein pupilliert.
Die Seiten sind nach vorne ziemlich schwach
verengt. Die Oberseite ist spärlich, unregel-
mäßig, zerstreut mit weißen, dünnen, wei-
chen Härchen besetzt. Das Schildchen ist
sehr klein, dreieckig. Die Flügeldecken sind
lang oval, im Grunde zweifach, etwas runzelig
punktiert, glänzend, lang eiförmig, bis zur Mitte
parallelseitig, von ebenda zur Spitze stärker gerundet verengt;
die weiße Behaarung bildet auf dem apikalen Teile der 'Flügel-
Fig. 22.
Trachys obesula m,
Revision der paläarktischen Trachydinen 45
decken zweizackige Querbinden und auf der Vorderhälfte mehrere
ähnliche, meist in unregelmäßige, verschiedenartig gerichtete
Makeichen aufgelöste Binden. Prosternum ist breit parallel-
seitig. Die Unterseite ist messingfarben. Die Fühler und die
Füße sind schwärzlich messingfarben; die Taster und die Tarsen
mit Ausnahme des Klauengliedes sind rot. Die Klauen sind gezähnt.
25. Trachys mandjuriea m. n. sp. (Fig. 23).
(Beschreibung siehe Wiener Ent. Z. 1917!)
Länge: 2.8 mm. Patria: Mandjurei, Korea.
Diese Art sieht durch die Färbung einer
kleinen Tr. minutaL. ähnlich. Sie unterscheidet
sich von der genannten Art folgender-maßen:
1. Sie ist durchschnittlich viel kleiner, viel
schlanker, viel kürzer oval.
2. Der Kopf ist viel weniger breit als bei
minuta L.; die Augen sind noch mehr nach vorne
gerückt.
3. Der Halsschild ist Fig. 23.
schmäler als bei minuta, Trachys
> mandjourica m.
vorne seichter ausgeran-
det; die Seiten sind nach vorne viel stärker
verengt. Die Strukur ist feiner; die Ober-
seite ist glänzender, gewölbter.
4. Die Flügeldecken sind gewölbter,
schmäler;; die Schulterbeule tritt viel weniger
vor; sie sind. gröber, tiefer, deutlicher punk-
tiert; die Behaarung bildet keine so regel-
mäßige Querbinden wie bei minuta, son-
dern sie ıst auf dem Apikalende der Flügel-
decken bloß zu2—3 undeutlichen oder wenig
deutlichen Querbinden angehäuft.
26. Trachys minuta Linn (Figg. 24, 25).
Länge: 2.5—3.5 mm. Die häufigste und
bekannteste Art der Gattung.
Schwarz, metallisch,h schwarzviolett,
glänzend. Der Kopf ist glatt, hell glänzend,
zwischen den Augen tief dreieckig einge-
drückt. Der Halsschild ist stark quer, nach
vorne ziemlich stark verengt;, die Seiten sind
fast geradlinig; die Fläche ist leicht der Quere
nach gewölbt, etwas uneben, spärlich, wenig
regelmäßig weiß behaart. Das Schildchen
Fig. 24. ist punktförmig. Die Flügeldecken sind an
Een Ber. Draoun der Basis etwas breiter als der Halsschild,
länglich dreieckig, depreß, bis zur Mitte
fast parallelseitig, von ebenda zur Spitzegerundet verengt, oben
flach, uneben, mit beulig hervortretenden Schultern, undeutlich,
41. Heft
46 u Jan Obenberger:
unregelmäßig, weitläufig punktiert, mit vier variablen, stark ge-
wellten Binden auf der Fläche. Diese Ouerbinden bestehen. aus
seidenschimmernden, weißen, weichen Härchen. Die Unterseite
ist schwarz, metallisch glänzend. Das Prosternum ist im basälen
Teile stark verschmälert, im apikalen erweitert; die Ran-
dungslinien konvergieren daher stark gegen den Kopf zu. Die
Füße und die Fühler sind schwarz, die Taster sind dunkelbraun.
Die Larve (siehe Abbildung!) besteht aus 13 Segmenten
(ohne den Kopf). Sie ist fußlos, lang, schlank, niedergedrückt,
leicht gewölbt, vorne breit, zur Spitze stark verschmälert. Einzelne
Segmente sind stark eingewürgt. Die Hauptfärbung der Larve
ist weißgrün; sıe ist etwas glänzend. In der Mitte der dorsalen
und ventralen Seite, ebenso wie an den Seiten, befinden sich
längliche oder ankerförmige, matte dunkle Makeln. Der Kopf
ist klein, dreieckig, ?/, mal schlanker als das erste Ventralsegment.
Die Mandibeln (Fig. 25) sind zweizähnig. Die drei ersten
Segmente sind sehr breit. Auf dem ersten Segment ist
eine große, zweifache, gegen den Kopf gerichtete,
‚ triangelförmige Makel; auf dem zweiten liegt eine
schmale Ouermakel; die Makel der übrigen Segmente
sind ankerförmig; das vorletzte Segment trägt zwei:
kleine rundliche Makelchen, die gegeneinander ge-
richtet sird. Das letzte Segment ist ohne Makelchen.
Rechte Auf dem ersten und zweiten Segment oben und unten
Mandibel mit einer Mittelrinne. Zur Bewegung dienen pseudo-
der Larve \Jodenartige Organe.
der Trachys B2 INS 5 > ER - - \
aa, Die Nymphe wiederholt in einem gewissen Sinne
die Form des ausgeschlüpften Tieres; sie ist glänzend
schwarz. Die vier Abdominalsegmente kann man schon unter-
scheiden; sie sind frei und unbeweglich. Als Nahrungspflanzen
der Art wird Salix caprea, aurita und Corylus avellana angeführt.
Die Art ist sehr variabel. Ich konnte folgende neue Rassen '
und Aberrätionen unterscheiden:
1. ssp. reflexiformis m. n. ssp. Diese italien Rasse bildet
einen natürlichen Übergang zu der Tvrachys reflexa Gene. Sie
zeichnet sich durch sehr stark entwickelte Schulterbeule aus. Die
Färbung bleibt dieselbe wie bei der typischen minuta. Es ist die
Mittelstufe zwischen beiden Arten. Sie stammt aus Italien:
Vallombrosa.
2. ab. Poecilochroa m. n. ab. Form und Gestalt der Stamm-
form, nur in der Färbung abweichend: die Flügeldecken sind blau,
der Halsschild ist rotviolett bis karminrot. Die Haarbinden sind
erhalten.
3. ab. Heyrovskyi m. n. ab. Form und Behaarung wie bei der
Stammform; die Färbung des Halsschildes ist oft etwas feuriger
als bei der typischen minuta, die Flügeldecken sind ganz schwarz.
4. ab. bohemica m. n. ab. Die Form wie bei der Stammform;
Revision der paläarktischen Trachydinen 47
die Behaarung ist sehr spärlich, sie bildet keine Binden, oder sie
fehlt vollkommen. Die Färbung ist schön einfarbig dunkelblau.
5. ab. infernalis n. m. ab. Diese Aberration hat dieselbe Form
wie die Stammform, sie ist aber ganz kahl und die ganze Oberseite
ist pechschwarz, glänzend.
Die Art hat eine sehr große Verbreitung; sie ist aus Algier
und Spanien bis Amur verbreitet.
27. Trachys reflexa Gene
Länge: 3.5 mm. Eine der auffälligsten Arten der paläarktischen
Region. Die Form, Färbung und Struktur ist ganz ähnlich wie bei
Try. minuta L. Der Kopf ist in der Mitte tief und breit eingedrückt
.Epistom ist ausgerandet. Der Halsschild ist kurz, auf den Seiten
nach vorne etwas gerundet verengt. Das Schildchen ist klein,
dreieckig. Die Schultern sind flügelartig erhöht und erweitert,
und sie ragen buckelig, auffällig hervor.
Die Art kommt in Sardinien, Portugal (San Martinho) und
Algier vor.
28. Trachys perparva m. n. sp.
Länge: 1.4 mm. Die kleinste bekannte Trachysart und wohl
der kleinste bekannte Buprestide. Ganz schwarz, glänzend.
Der Kopf ist gewölbt, sehr breit, glatt, glänzend, groß, in
der Mitte etwas eingedrückt, mit einer seichten Mittelrinne. Die
Fühler sind schwarz, die Taster sind rotbraun. Epistom ist von
der Stirn allmählich, schlecht abgegrenzt. Der Halsschild ist ge-
wölbt, vorne breit, ziemlich tief ausgerandet, in der Mitte etwas
gebuchtet; gewölbt, robust; die Seiten sind nach vorne ziemlich
schwach gerundet verengt. Das Schildchen ist punktförmig. Die
Flügeldecken sind gewölbt, etwa 11, mal so lang als breit, bis
zur Mitte parallelseitig, von ebenda zur Spitze breit gerundet
verengt. Die Oberfläche ist grob, spärlich, halb erloschen, unregel-
mäßig, grubig punktiert. Die Oberseite ist sehr spärlich mit
langen, weichen, sehr vereinzelten dünnen weißen Härchen be-
haart. Prosternum ist breit, gegen den Kopf zu allmählich ver-
engt. Die Tarsen sind rot. Die Klauen sind gezähnt.
Die Flügeldeckenstruktur ist eine einfache — zwischen den
grubigen Punkten, die an die Struktur der var. scrobiculata er-
innern, sind keine nierenförmige „Haarlinien‘“ oder kleine Pünkt-
chen bemerkbar.
Diese Art könnte nur mit scrobiculata verwechselt werden;
sie hat denstarken Glanz der Marseuli, Form einer kleinen fragariae,
Epistomalbildung wie bei Dumila. Von allen kleinen schwarzen
Tyachys durch die geringe Größe und durch rotbraune Tarsen
and Taster verschieden.
Marokko: Tanger.
29. Trachys Marseuli Brisout
Länge: 2—2.3 mm. Der ?umila und noch ‚mehr der var.
11. Heit
48 Jan Obenberger:
scrobiculata ähnlich; mit ihr in der Form und Punktierung identisch,
jedoch viel kleiner. Prosternum ist vollständig gerandet, breit,
parallelseitig oder in der Mitte ein wenig verengt; an der Basis
fast ebenso breit wie an der Spitze; diese ist abgerundet. Die Klauen
sind an der Basis etwas verbreitert, aber deutlich ungezähnt.
Von der dumila und von ihren Verwandten sehr leicht durch
breite und parallelseitige Form des Prosternums und durch einfache
Klauen leicht zu unterscheiden. Dunkelschwarz messingfarben.
Diese Art scheint selten zu sein; sie lebt nach Brisout an der
Salvia pratensis. Die var. subglabra Rey unterscheidet sich von
der Stammform durch vollständigen Mangel einer Behaarung.
Die Struktur des Halsschildes besteht aus einer halbkreis-
förmigen feinen Runzelung an den Seiten — wie sie bei mehreren
Tyachys vorkommt. Im Grunde ist der Halsschild glatt — unter
dem Mikroskope äußerst fein chagriniert. Die Flügeldecken sind
unregelmäßig, grob, grubig, aber seicht, halb erloschen — etwa
wie bei scrobiculata punktiert; die Behaarung ist ziemlich dicht,
dünn, weiß, hier und da etwas gebräunt; auf der Apikalhälfte der
Flügeldecken sieht man eine Tendenz zu einer Querbindenbildung.
Eine durch Färbung und meist durch die Behaarung stark
an Mavrseuli erinnernde Art ist problematica m.; diese unter-
scheidet sich von Marseuli 1. durch größere Gestalt, 2. verengte,
d. i. in der Mitte genäherte Prosternallinien, 3. zwar mit einem
kleinen, aber deutlichem Zahne versehene Klauen, 4. viel grö-
ber, sehr deutlich chagrinierten, matten, auf der Fläche fein
punktierten Halsschild, 5. größere Breite etc.
Ich kenne Marseuli nur aus Frankreich und Italien: Piano
della Fugazza (Alp. lessin.), Paris, Vesinet, Saint-Germain-en Laye.
Sie fliegt in den ersten Frühlingstagen.
30. Trachys punetieollis Abeille (Fig. 26).
Länge: 3 mm. Breit, bronzefarben, hinten zugespitzt. Der
Kopf ist breit, mit einer vollständigen Mittel-
rinne; Epistom geht in die Stirn allmählich über;
die Stirn ist vorne depreß, die Seiten dieser Ver-
tiefung sind vorne stark gehoben. Der Hals-
schild ist ebenso wie der Kopf stark chagri
niert, überall zerstreut, fein, spärlich punktiert;
ferner sind auf den Seiten oder an der Basis
hier und da jene bekannten eingerissenen, nach
vorne geöffneten Halbkreischen, die bei den
Fig. 26. meisten Tyachys die Seiten und die Basis des
Bios tun di Halsschildes randen, bemerkbar. Das Schild-
Trachys punch. Chen ist klein, punktförmig. Die Flügeldecken
collis Ab. sind in der Form denen der Zroglodytes ähnlich,
gewölbt, bis zur Mitte parallel, von ebenda
zur Spitze gerundet verengt und zusammen zugespitzt. Die Struk-
tur der Flügeldecken besteht aus gereihten Punkten; die Reihen
Revision der paläarktischen Trachydinen "49
verlaufen bis zur Mitte mit dem Seitenrande fast parallel oder
etwas schräg zu ihm, hinter der Mitte parallel zu der Naht; sie sind
also nach innen etwas gebogen. Die Punkte sind mäßig stark.
In den Intervallen der Punkte bemerkt man stets höchst feine,
aber sehr deutliche, ganz kleine, spärliche, eingestreute Pünktchen
(siehe Abb.). Die Flügeldecken sind glatt, nur mit Spuren einer
Behaarung. Prosternum ist breit, parallelseitig, gegen den Kopf
zu noch etwas breiter als an der abgestumpften Spitze. Die Fühler,
Taster und Füße sind schwarz. Die Klauen sind sehr schlank,
einfach. Kaukasus: Araxes (Dr. Jaroslav Vesely), Liaki.
Diese Art sieht der folgenden froglodytes ungemein ähnlich;
die Struktur der Flügeldecken ist eine recht charakteristische und
sie bietet uns das beste Mittel zur richtigen Bestimmung der sel-
tenen Art.
Neben der typischen, hell messingfarbenen oder goldigen
Form kann man noch weitere Formen unterscheiden:
1. var. rectilineata Abeille. Diese vom Autor zuerst zur duncki-
ceps (= troglodytes!) als Varietät gestellte Form gehört der Struktur
wegen bestimmt in den Formenkreis der Puncticollis. Sie ist
dunkler gefärbt; die Punktreihen sind aus feineren Punkten ge-
bildet, sie sind regelmäßiger; der Unterschied zwischen den grö-
beren Punkten und zwischen den kleinen mikroskopischen Pünkt-
chen in den Intervallen ist geringer. Die Struktur ist beiderseits
der Naht oft etwas fein querrunzelig; die Oberseite ist glatter,
der Halsschild und der Kopf ist viel weniger stark chagriniert.
Diese Form besitze ich aus Herzegowina (Mostar) und Dal-
matien (Metkovic, Spalato).
2. var. obscurella m. n. var. Diese Varietät ist noch dunkler
gefärbt als die vorige Form, sie ist pechschwarz mit braunem
Glanze; die Struktur des Halsschildes ist noch glatter. Sonst wie
die vorige Form. Diese Varietät besitze ich aus Bosnien: BjelaS-
nica planina, Italien: Vallombrosa (Appenin), Roma und Ru-
mänien:Comana Vlasca (Montandon) —dieletztere als ‚,‚Duncticeps“
erhalten.
3. var. dunctatella m. n. var. Diese Varietät ist ebenso schwarz
wie die vorige Form; sie unterscheidet sich von ihr durch ver-
hältnismäßig sehr grobe Punktierung der Oberseite des Halsschildes;
diese Punkte sind nur etwas kleiner als die gröbere Flügeldecken-
punktur. Diese markante Form besitze ich aus Deutschland:
Bayern.
Die letzte Form sieht der fragariae sehr ähnlich; von dieser
durch die Form der Stirn, des Prosternums und der Klauen ver-
schieden.
31. Trachys troglodytes Schoenherr (Fig. 28b).
Länge: 2.5—3 mm. Schwarzbronzefarben, die Flügeldecken
sind blau bis schwarzblau, selten etwas grünlich. Glatt, unbehaart,
nur sehr selten mit Spuren von einer spärlichen, zerstreuten,
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 11. 4 11. Heft
50 Jan Obenberger:
weißen Behaarung. Der Kopf ist in der Mitte gerinnt, die Stirn
ist stark ausgehöhlt; Epistom ist ausgerandet und geht allmählich
in die vertiefte Stirn über. Die Fühler sind ziemlich lang, schwarz,
die Taster sind schwarzbraun. Der Halsschild ist glatt, glänzend,
dunkel schwarzmessingfarben mit ein wenig rötlichem Glanze.
Die Struktur besteht aus einer zerstreuten Punktur; die Pünktchen
sind sehr deutlich, mäßig stark. Im Grunde ist der Halsschild
glatt, glänzend, mit einer nur sehr undeutlichen Mikroskulptur.
Die Flügeldecken sind indigoblau, glatt, glänzend, unbehaart ;
die Struktur besteht aus einer reihig geordneten Puuktur; diese
Reihen sind aber viel mehr verworren als bei der vorhergehenden
Art; in den Intervallen bemerkt man sehr feine, winzig kleine,
spärliche, einzeln stehende, aber unter einer stärkeren Lupen-
vergrößerung stets deutliche Pünktchen. Die Form der Flügel-
decken ist lang eiförmig, zugespitzt; bis zur Mitte sind die Flügel-
decken parallelseitig, von ebenda zur Spitze stark gerundet ver-
engt und schmal zusammen abgerundet. Die Klauen sind un-
gezähnt, einfach, schlank (Fig. 28b).
Diese Art wird manchmal in den Sammlungen nicht richtig
bestimmt und oft, wie ich konstatieren konnte, mit der Hygmaea
vermischt. Von dieser Art unterscheidet sie sich durch parallel-
seitiges Prosternum, einfache Klauen und das Vorhandensein der
erwähnten kleinen Pünktchen in den Zwischenräumen der Flügel-
decken.
Von Pygmaea habe ich eine schlanke Form aus Frankreich
unter dem Namen v. troglodytiformis m. beschrieben; diese Varietät
unterscheidet sich durch viel lebhaftere Färbung, Klauen und
"Prosternalform von unserer Art.
Eine höchst ähnliche Art ist meine Tr. indigoptera. Von dieser
"unterscheidet sich Zroglodytes durch gewölbtere, mehr zugespitzte
Form, Tarsen, durch breites, parallelseitiges Prosternum; die
Struktur des Halsschildes bei indigoptera entbehrt jener für Zro-
glodytes so charakteristischen Punktur (es sind dort nur die halb-
kreisförmigen eingerissenen Runzelchen bemerkbar); auf den viel
‚mehr grubig und tiefer, unebener punktierten Flügeldecken der
indigoptera fehlen vollständig die kleinen Intervallpünktchen.
Es existieren neben der Stammform noch vier Varietäten
und Aberrationen:
1. Ab. Klimschi m. n. ab., mit braunschwarzem Halsschilde
und grünen Flügeldecken.
2. var. crıbrata Rey mit verworrener, gröber und dichter punk-
tierten Flügeldecken.
3. var. carintnaca m. zeichnet sich durch stark runzelige,
verworrene Flügeldeckenstruktur aus; sämtliche Strukturelemente
und Punkte der Oberfläche der Flügeldecken sind gleich stark
‚ausgebildet.
4. var. foveicollis Rey hat auf der Fläche des Halsschildes
zwei Grübchen.
Revision der paläarktischen Trachydinen 51
Troglodytes ist ein Gebirgstier; ihre Verbreitung ist eine sehr
große — von Algier bis nach der Türkei und Kaukasus.
32. Trachys diehroa m. n. sp. (Fig. 27).
Länge: 2.6 mm. Ebenfalls mit Zroglodytes sehr nahe verwandt.
Die Unterseite ist schwarzmessingfarben, stark glänzend. Der
Kopf und der Halsschild sind gelbgrün oder messinggrün, die
Flügeldecken sind hellviolett. Die ganze Oberseite ist stark glän-
zend, überall sehr kurz, weiß, sehr unauffällig,
zerstreut, spärlich, aber überall (unter der
Lupe) sehr deutlich behaart. Der Kopf ist
hinter dem chagrinierten Epistom stark win-
kelig eingedrückt, mit einer deutlichen Mittel-
rinne, stark glänzend glatt, mti einer sehr
feinen spärlichen Punktur. Die: Fühler sind
schwarz, schlank, ebenso wie die Taster. Der
Halsschild ist vorne sehr wenig ausgerandet,
gewölbt, ohne Eindrücke, etwa 24, mal so
breit als in der Mitte lang; die Seiten sind
nach vorne stark, geradlinig verengt. Die
Struktur besteht aus ähnlich wie bei Zroglo-
dytes starken und dichten Punkten; an der Fig. 27.
Peripherie des Halsschildes sind die „Halb- yachys dichroa m.
kreischen‘“ ausgebildet. Unter dem Mikroskope
ist die Oberseite sehr fein chagriniert. Das Schildchen ist punkt-
förmig, unsichtbar. Die Flügeldecken sind etwa 11, mal so lang
als breit, gewölbt, glänzend; bis zur Mitte parallelseitig, von ebenda
bis zur Spitze stark gerundet verengt; die Spitze ist zusammen
zugespitzt, verlängert. Die Struktur ist ähnlich wie bei Zroglodytes,
jedoch viel mehr verworren; die größeren Pünktchen sind seichter
und unregelmäßig, nicht gereiht geordnet, die kleinen Pünktchen
sind sehr klein und auf der apikalen Hälfte schwer erkennbar.
Prosternum ist parallelseitig. Die Tarsen sind deutlich gezähnt.
Var. Zangerica m. n. aus Marokko (Tanger) ist ganz schwarz-
violett. Die typische Form stammt aus Süditalien. Diese Art ist
wegen der sehr kurzen, aber sehr regelmäßigen Behaarung, wegen
der eigentümlichen Form der verlängerten Flügeldecken, wegen
der feinen Struktur etc. leicht zu erkennen. Von froglodytes durch
die gezähnten Klauen, durch die Gestalt etc. verschieden. Wie es
scheint, eine Seltenheit.
33. Trachys splendidula Reitter
Länge: 2.8 mm. Der Kopf am Scheitel mit einer tiefen, strich-
förmig vertieften Furche; diese reicht als ein tiefer Strich bis an
den Vorderrand des Halsschilde. Der Kopf und der Halsschild
sind messingfarbig bis kupfergolden, fast matt, kaum sichtbar
punktiert; die Flügeldecken sind gestreckt, allmählich von der
Mitte zur Spitze stark verengt, letztere zugespitzt, oben dunkel-
blau oder dunkelgrün, mit flach skulptierten schrägen Punktreihen,
3*+ 11. Heft
52 Jan Obenberger:
außerdem mit feinen Pünktchen dazwischen besetzt; die Stirn
ist hinter der Fühlerbasis stark quer niedergedrückt, die Punkt-
grübchen sind undeutlich, nicht lochförmig vertieft. Ziemlich
langgestreckt. Keine fadenförmige Mikrostruktur auf den Flügel-
decken. Die Klauen sind gezähnt. Die Oberseite ist ganz kahl.
Araxestal bei Ordubad.
34. Traehys Koenigi Reitter
Länge: 3—3.2 mm. Der Kopf und der Halsschild sind dunkel
erzfarbig, glänzend, im Grunde sehr fein chagriniert, die Struktur
besteht aus einer Punktierung; die Flügeldecken sind dunkelblau
oder blaugrün, oft violettblau, um die Hälfte länger als zusammen
breit, hinten stumpf zugespitzt, oben mit schrägen, ziemlich
kräftigen Punktreihen; die Stirn jederseits über der Fühlerbasis
mit einem lochförmig vertieften Punktgrübchen; beide Grübchen
weit auseinanderstehend. Die Flügeldecken sind etwa 11, mal
so lang als zusammen breit, bis zur Mitte parallelseitig, von ebenda
zur Spitze stark gerundet verengt, die Spitze ist schmal, zusammen
spitzig abgerundet. Die Mikrostruktur besteht aus fadenförmigen,
eingerissenen, unregelmäßigen Linien zwischen den größeren und
kleineren Pünktchen. Prosternum ist breit, parallelseitig. Die
Unterseite ist braunschwarz, metallisch. Die Füße, Taster und
Fühler sind schwarz. Die Klauen sind gezähnt.
Eine ziemlich seltene kaukasische Art.
35. Trachys ebeniptera m. n. Sp.
Länge: 3.2 mm. Die Unterseite ist dunkel messingbraun.
Der Halsschild und der Kopf ist rotkupferig, glänzend, die Flügel-
decken sind lackschwarz. Gewölbt, robust, kahl. Der Kopf ist
robust, gewölbt, groß, in der Mitte der Stirn quer eingedrückt,
mit einer Mittelrinne. Die Punktur des Kopfes ist ebenso wie die
des Halsschildes zerstreut, fein, spärlich. Die Augen ragen seitlich
schwach heraus; sie sind (von oben gesehen) viel schwächer
sichtbar als bei Königi. Die inneren Augenränder konvergieren
stärker auf der Stirn gegen den Mund zu. Der Halsschild ist
robust, breit, gewölbt, seitlich ziemlich stark, fast geradlinig nach
vorne verengt, vorne sehr seicht zweifach ausgeschweift. Die
Flügeldecken sind breit, robust, gewölbt, kahl, verlängert; bis
zur Mitte parallelseitig, von ebenda zur Spitze fein, lang, gerundet
verengt und zusammen abgerundet. Die Struktur besteht aus
oberflächlichen Punkten, die mehr oder weniger deutliche schiefe
Reihen bilden. Keine andere Mikrostruktur nachweisbar. Pro-
sternum ist breit, parallelseitig, die Füße, Fühler und Taster sind
schwarz, die Klauen sind gezähnt.
Syrien.
36. Trachys opulenta Abeille
Länge:3.5mm. Hellkupferig, glänzend, kahl, gewölbt, verlängert
triangelförmig-eiförmig. Der Kopf ist in der Mitte eingedrückt,
Revision der paläarktischen Trachydinen 53
mit einer Mittelrinne; der Halsschild ist gegen die Seiten zu sehr
leicht chagriniert; die halbkreisförmigen Runzelchen bilden bis
zum Schildchen an der Basis eine Reihe. Die Flügeldecken sind
verworren punktiert; diese Punktur ist auf den Seiten mittelstark,
gegen die Naht halb erloschen. Prosternum ist breit, parallelseitig.
Die Unterseite ist glänzend.
Noch größer als Tr. major Perris, an die sie durch die Färbung
erinnert ; sie ist aber kahl, und sie unterscheidet sich sofort durch
die Form des Prosternum.
Ta$kent-Steppen, Kuruk-Ileler. Turkestan (Heyden, Hauser).
37. Trachys nuda Abeille
Länge: 2.5 mm. Schwarzkupferig, kahl, verlängert triangel-
förmig-eiförmig. Der Kopf ist etwas glänzend, sehr schwach,
wenig deutlich retikuliert mit einer Mittelrinne Der Halsschild
ist an den Seiten leicht punktiert. Die Flügeldecken sind gereiht
punktiert; diese Punkte sind groß, überall deutlich. Prosternum
ist parallelseitig. Die Unterseite ist glänzend.
Von der vorhergehenden Art durch die kleinere Gestalt,
schwärzliche Färbung, punktierten und nicht wie bei opwlenta
retikulierten Halsschild und deutlicher reihig punktierte Flügel-
decken verschieden. Sie erinnert auch an die Marseuli, die ist aber
länger, behaart und retikuliert auf der Fläche des Halsschildes.
38. Trachys pygmaea Fabricius (Fig. 28a).
Länge: 3—4 mm. Breit oval, gerundet, ziemlich gewölbt,
auf der Fläche der Flügeldecken abgeflacht, glänzend, dunkel
bronzefarben. Der Kopf und der Halsschild sind rotkupferig,
stark glänzend; die Flügeldecken sind violettblau oder blau. Die
Behaarung, wenn vorhanden, ist äußerst kurz und reifartig. Der
Kopf ist schwach punktiert, in der Mitte gerinnt, auf der Stirn
schwach ausgehöhlt, ober-
halb der Fühlergruben ein-
gedrückt. Epistom ist ausge- Y b
randet, die Augen sind oval, C
depreß. Der Halsschild ist sehr
kurz, vorne zweifach ausge- Fig. 28.
randet und dorthin stark ver- Klauen: a von Tr. pygmaea,
engt, an den Seiten fast ge- b von Tr. Troglodytes,
radlinig. Die Oberseite ist ge- DE
wölbt, an den Seiten mit halbkreischenartiger Runzelung, aber mit
keiner ausgesprochenen Punktur. Das Schildchen ist punktförmig.
Die Flügeldecken sind nur um etwas länger als zusammen breit,
unterhalb der Schultern etwas verbreitert, auf der Spitze gerundet,
grob zerstreut, oberflächlich, ziemlich spärlich punktiert. Pro-
sternum ist in der Mitte wie eingeschnürt, die Randungslinien sind
dort einander stark genähert, auf der Spitze abgerundet. Die
Klauen mit einem großen Zahn (Fig. 28a). 10%
11. Heft
54 Jan Obenberger:
Von dieser schönen und bunten, im Süden überall häufigen
Art kennen wir folgende Varietäten und Aberrationen:
1. aberr. viridana m. n. ab. Die Flügeldecken sind anstatt
blau hellgrün bis goldgrün.
2. aberr. ausonica m. n. ab. Die Seiten des Halsschildes (oft
auch die Fläche) und der Kopf sind feurig rot, die Flügeldecken
sind ganz schwarz.
3. aberr. aureolata m. n. ab. Die ganze Oberseite ist schwarz,
glänzend, nur der Kopf ist feurig rot.
4. var. troglodytiformis m. n. var. Die Färbung ist dieselbe
wie die der Stammform, aber die Gestalt ist mehr gewölbt, hoch,
schlanker und länger, wie bei Zroglodytes.
Die ausonica und aureolata können sehr leicht mit den ähn-
lichen Varietäten der major, phlyctaenordes und Pumila vermengt
werden. Sie unterscheiden sich sofort durch die Form des Körpers,
der bei den erwähnten Arten immer gewölbter ist, durch die Struktur
der Flügeldecken, durch die Prosternalform etc.
39. Trachys indigoptera m. n. sp.
Länge: 2.5 mm. In der Färbung der TYr. troglodytes sehr ähn-
lich und bisher wahrscheinlich mit ihr verwechselt.
Der Kopf und der Halsschild ist schwarz, glänzend, glatt,
die Flügeldecken sind dunkelblau bis indigoblau. Der Kopf ist
gewölbt, breit, kurz, in der Mitte eingedrückt, oberhalb der Fühler-
gruben beiderseits mit einem Punktgrübchen. Epistom geht un-
auffällig in die Stirn über. Eine Mittelrinne auf der Stirn. Die
Augen sind von oben nur in geringem Umfange sichtbar. Der
Halsschild ist glatt, glänzend, gewölbt, ohne eine Chagrinierung,
unpunktiert, aber fast auf der ganzen Fläche mit halbkreisförmigen
feinen Runzelchen, die sich gegen die Seiten und Basis zu ver-
mehren. Die Oberseite ist überall äußerst spärlich, zerstreut,
fein, unauffällig weißlich dünn behaart. Der Halsschild ist breit,
vorne flach zweifach ausgerandet, die Seiten sind nach vorne
ziemlich stark gerundet verengt. Die Flügeldecken sind ziemlich
robust, an der Basis um etwas breiter als der Halsschild, etwa
11, mal so lang als zusammen breit, bis zur Mitte parallelseitig,
von ebenda zur Spitze gerundet verengt und ebenda breit ab-
gerundet. Die Struktur besteht aus seichten, groben, im Grunde
meist schwarz gefärbten, flachen, in lockeren, unregelmäßigen
Reihen geordneten Punkten. Die Zwischenräume ohne eine
andere Struktur und Punktierung. Die Fühler und die Füße sind
schwarz, die Taster sind schwarzbraun. Die Klauen sind schwach,
aber sehr deutlich gezähnt. Die Prosternallinien, die oben die
Vorderbrust randen, konvergieren gegen den Kopf zu.
Diese Art sieht der Zroglodytes sehr ähnlich; sie unterscheidet
sich von ihr durch folgende Merkmale: |
1. Prosternum bei troglodytes ist parallelseitig, hier zum Kopfe
verengt.
Revision der paläarktischen Trachydinen 55
2. Die Klauen bei troglodytes sind einfach (Fig. 28b), hier sind
sie gezähnt.
3. Der Halsschild ist ganz anders skulptiert — bei troglodytes.
ist er immer punktiert — hier nur die erwähnten a ee
vorhanden.
4. Viel weniger zugespitzte Gestalt, ein matterer Glanz.
5. Die Flügeldeckenstruktur zeigt keine Intervallpünktchen
wie bei Zroglodytes.
Diese wie es scheint sehr seltene kleine Art besitze ich aus
Spanien: Villa Carillo.
40. Trachys baetriana Semenov
Länge: 4.25—4.50 mm. Groß, breit eiförmig, auf der Spitze,
abgerundet. Die Oberseite ist dunkel messingfarben, mäßig:
glänzend, spärlich grau behaart, oben ziemlich glänzend, sehr
kurz und sehr spärlich grau behaart, der Halsschild und die Flügel-
decken sind grünblau; der Halsschild ist oft gegen die Seiten zu
etwas goldig. Der Kopf ist dunkel grünkupferig, vorne heller,
ziemlich glänzend, schwer sichtbar, sehr spärlich punktiert,
deutlich spärlich behaart, in der Mitte sehr schwach ausgehöhlt,.
die Mittelrinne ist in der Mitte sehr tief eingedrückt, aber an der
Spitze und an der Basis weniger deutlich; die Fühler sind kurz.
Der Halsschild ist ziemlich breit, seitlich nach vorne ziemlich
wenig gerundet verengt; die Vorderwinkel ragen etwas vor, die
Hinterwinkel sind auf dem Ende zugespitzt. Die Fläche ist
glänzend, fast glatt, sehr spärlich, äußerst fein punktiert, gegen
die Seiten zu mit-wenig deutlichen halbkreisförmigen Runzelchen,
ohne Eindrücke. Das Schildchen ist klein, fast punktförmig.
Die Flügeldecken sind etwas länger als breit, bis zur Mitte parallel-
seitig, von ebenda zur Spitze gerundet verengt, die Spitze ist
zusammen breit abgerundet. Die Fläche ist leicht gewölbt, leicht.
glänzend, ziemlich grob aber seicht, spärlich gereiht punktiert;
die Zwischenräume mit einer mikroskopischen linienartigen.
Runzelung. Die Schultern ragen ziemlich stark hervor. Pro-
sternum ist parallelseitig, an der Spitze abgerundet. Die Klauen
sind gezähnt.
Diese große Art wurde aus Ostbuchara (Darwas) beschrieben.
Sie steht der folgenden Art sehr nahe.
41. Trachys turaniea Semenov
Länge: 3.4—4.2 mm. Ziemlich groß, breit eiförmig, auf der
Spitze breit abgestutzt. Die Unterseite ist mehr oder weniger
schwarzgrün, metallisch glänzend; die Oberseite ist fast glatt,
glänzend, der Kopf und der Halsschild ist schwarzgrün bis dunkel
grünlich messingfarben, die Flügeldecken sind dunkelblau bis
dunkelblaugrün. Der Kopf ist spärlich, fast undeutlich punktiert
und behaart, nicht ausgehöhlt, die Mittelrinne ist wenig deutlich»
Epistom geht unauffällig in die Ebene der Stirn über. Hinter
den Fühlergruben zwei Punktgrübchen, die durch einen seichten
11. Heft
56 Jan Obenberger:
QOuereindruck verbunden sind. Der Halsschild ist breit, gewölbt,
robust, seitlich nach vorne fast geradlinig verengt, vorne breit, leicht
zweifach ausgerandet. Die Fläche ist spärlich, schwer sichtbar,
sehr fein punktiert, seitlich und an der Basis halbkreischenartig
gerunzelt. Die Flügeldecken sind breit, robust, gleichmäßig ge-
wölbt, etwas abgeflacht, bis zur Mitte parallelseitig, von ebenda
zur Spitze breit gerundet verengt. Die Struktur besteht aus spär-
lichen, seichten, reihig geordneten, mittelgroßen Pünktchen; die
Intervalle mit einer fadenförmigen unregelmäßigen Mikrostruktur
und mit höchst feinen, eingestreuten, spärlichen Pünktchen, die
aber viel kleiner sind als z. B. bei Zroglodytes. Prosternum ist
breit, parallelseitig, aber zur Spitze etwas verbreitert und ab-
gerundet. Die Fühler, Taster und Füße sind schwarz, die Klauen
sind gezähnt.
Die Varietät laetior m. hat einen rotgoldigen Halsschild und
ähnelt in dieser Beziehung der dygmaea.
Die Art lebt in Turkestan, Buchara und Pamir und ist weit
verbreitet.
42. Trachys utschderensis m. n. sp.
Länge: 3.5 mm. Gewölbt, robust, im Grunde glatt. Der
Kopf und der Halsschild sindschwarz, die Flügeldecken sind dunkel-
blau bis schwarzblau. Der Kopf ist breit, robust ; die Augen sind von
oben in einem ziemlich großen Umfange sichtbar. Die Stirn ist
flach eingedrückt; in der Mitte mit einer Längsrinne Hinter
den Fühlergruben mit zwei Punktgrübchen, die hinter dem
Epistom durch eine quere Vertiefung verbunden sind; durch
diese quere Vertiefung wird der Epistom gewissermaßen von der
übrigen Stirn abgegrenzt. Der Halsschild ist robust, breit, ge-
wölbt, ohne Eindrücke, auf der Fläche überall spärlich, aber
sehr deutlich punktiert, glänzend, auf den Seiten und auf der
Basis mit halbkreischenartigen Runzelchen. Vorne ist der Hals-
schild mäßig stark ausgerandet, auf den Seiten stark, fast gerad-
linig nach vorne verengt. Die Flügeldecken sind breit, gewölbt,
robust, etwa 11, mal so lang als an der Basis breit, sehr spärlich,
ungleichmäßig, dünn weiß behaart. Die Behaarung zeigt eine
Tendenz, quere Binden zu bilden; sie ist besonders an den Seiten
auf der Apikalhälfte zu wenig deutlichen Makelchen angehäuft.
Die Punktur ist stark, ziemlich dicht, unregelmäßige schiefe
Reihen bildend. Die glänzenden Intervalle sind im Grunde mit
einer fadenförmigen Netzstruktur, die die Punkte umrandet,
versehen. Neben diesen eingerissenen, höchst feinen Linien be-
merkt man in den Intervallen deutliche, sehr zerstreute, sehr
feine Intervallpünktchen. Das Schildchen ist sehr klein, punkt-
förmig. Das Prosternum ist mäßig breit, aber in der Mitte ver-
engt, das ist: die Prosternallinien sind in der Mitte genähert, gegen
den Kopf zu wieder divergierend, an der Spitze abgerundet. Die
Unterseite ist schwarz mit braunem Glanze; die Fühler, Füße
Revision der paläarktischen Trachydinen 57
und Taster sind schwarz. Die Klauen sind gezähnt. — Aberr.
amelhystibtera m. hat glänzenderen, etwas heller gefärbten,
feiner punktierten Halsschild und violette Flügeldecken.
Die Art kommt in Westkaukasus (Utsch-Dere) vor. Sie’ ist
besonders 1. wegen der Behaarung, die schon undeutliche Quer-
binden bildet, 2. wegen der Form des Prosternums und 3. wegen
der Struktur ziemlich auffällig. Sie wurde stets falsch als König:
oder splendidula bestimmt.
43. Traehys Vaulogeri Abeille
Länge: 2 mm. Schön goldgrün; der Vorderkörper ist ai
genetzt; die Flügeldecken sind grob, ohne Ordnung punktiert;
die Intervalle der Punkte sind runzelig; die Oberseite ist überall
lang weiß behaart. Der Kopf ist auf der Stirn der Länge nach
geteilt, der Scheitel ist aber nicht eingedrückt. Epistom ist schwach
chagriniert und geht allmählich in die Front über. Die Seiten des
Halsschildes konvergieren schwach gegen den Kopf zu; die Flügel-
decken sind an der Spitze abgerundet. Prosternum ist an der
Basis breit, die Seiten konvergieren stark zur Spitze.
Algier: Biskra.
44. Trachys quereieola Marseul
Länge: 2—3 mm. Der Kopf ist sehr breit, robust, gewölbt,
seitlich stark gerundet, in der Mitte länglich eingedrückt, hinter
den Fühlergruben beiderseits mit einem tiefen Punktgrübchen.
Epistom ist stark chagriniert, er geht in die Stirn allmählich
über; im Grunde ist der Kopf sehr glänzend. Der Halsschild
ist breit, robust, nach vorne mäßig stark, fast geradlinig verengt,
vorne flach, einfach ausgerandet, stark glänzend, glatt, mit einer
halbkreisförmigen feinen Runzelstruktur. Die Färbung ist ebenso
wie die des Kopfes grünmessingfarben, glänzend. Der Kopf ist
ebenso wie der Halsschild überall sehr deutlich, regelmäßig,
spärlich, aber gleichzeitig sehr auffällig weiß, lang, anliegend
behaart. Die Flügeldecken sind breit, robust, lang eiförmig,
etwa 11, mal so lang als an der Basis breit, glänzend, ohne eine
Mikrostruktur. Die Oberseite ist überall ziemlich spärlich, ober-
flächlich, seicht, aber grob, uneben, unregelmäßig punktiert.
Diese Punktur bildet in der Gegend der Schultern, auf den
Seiten, oft einige, bei gewisser Lage ziemlich deutliche Ouer-
runzeln. Die Behaarung ist der des Kopfes und des Halsschildes
ähnlich, zu einigen Querbinden verdichtet. Die Flügeldecken sind
glatt, glänzend, hellgrün oder olivengrün, mit grauschwarzen,
wie Ölmakel gefärbten, unregelmäßigen Querflecken. Die Inter-
valle der Punkte mit sehr kleinen Intervallpünktchen. Pro-
sternum ist ziemlich breit, auf der Spitze breit, abgerundet, zum
Kopfe verschmälert und dann parallelseitig. Die Unterseite ist
dunkel. Die Fühler und die Füße sind schwarz, die Taster sind
rotbraun. Die Klauen sind gezähnt.
11. Heft
58 Jan Obenberger:
Diese Art ist: wegen der Behaarung des Halsschildes und des
Kopfes, ebenso wie wegen der groben, lockeren, runzeligen aber
dabei seichten Punktierung leicht kenntlich. Sie kann nur mit
den Arten aus der Nähe der dumila verwechselt werden.
Die Färbung variiert beträchtlich. Als typisch betrachte
ich die fleckige, häufigste Form. Es kommen noch folgende
konstante Formen vor:
1. aberr. Zroglodytina m. Diese Form ist zweifarbig: der.
Halsschild und der Kopf sind heller schwarz messingfarben oder
schwarzbraun gefärbt, die Flügeldecken sind schwarzgrün.
2. aberr. chlorızans m. So habe ich die einfarbige, helle
Form benannt; mit gleichförmig hellgrünen Flügeldecken und.
Halsschild. Keine Makelchen auf den Flügeldecken.
3. aberr. Satanella m.. Die dunkelste Form: einfarbig schwarz
mit violettem Glanze.
Die Art kommt in Südwesteuropa (Frankreich, Spanien)
ziemlich häufig vor, die Aberrationen sind selten.
45. Trachys araxicola m. n. sp.
Länge: 3.5 mm. Diese Art erinnert durch die Form stark
an die bactriana und turanica.
Goldig messingfarben, robust, gewölbt. Der Kopf ist breit,
in der Mitte hinter dem Epistom schwach eingedrückt, auf der
Stirn mit einer Mittelrinne. Epistom ist hinten nicht deutlich
abgegrenzt. Die Augen sind von oben in einem ziemlich kleinen
Umfange sichtbar. Der Halsschild ist vorne breit, leicht zweifach
ausgerandet, breit, robust, gewölbt, im Grunde chagriniert, mit
einer sehr feinen Punktur auf der Fläche und mit halbkreischen-
förmigen Runzelchen auf den Seiten und an der Basis. Das
Schildchen ist klein, punktförmig. Die Flügeldecken sind robust,
glänzend, glatt, ziemlich unregelmäßig, flach, seicht punktiert,
mit ganz kleinen Intervallpünktchen. Die ganze Oberseite des
Körpers ist gleichmäßig, sehr deutlich, ziemlich lang, spärlich,
dünn, weiß behaart. Diese Behaarung ist auf den Flügeldecken
sehr regelmäßig und zu keinen Querbinden oder Andeutungen
dazu verdichtet. Prosternum ist von der Spitze nach vorne
verengt, in der Mitteschmal. Die Fühler und die Füße sind schwazz,
die Taster sind schwarzbraun, die Unterseite ist dunkel messing-
farben. Die Klauen sind gezähnt.
Diese Art ist dieselbe Form, die Herr kais. Rat Reitter irr-
tümlicherweise als Phlyciaenoides versandt hat. Von dieser Art
ist sie wegen der Größe, der Gleichmäßigkeit der Behaarung
und wegen der Struktur verschieden.
Araxestal (Kaukasus).
46. Trachys phlyetaenoides Kolenati
Länge: 2.8—3.2 mm. Groß, messingfarben oder goldig,
glänzend. Der Kopf ist (von oben gesehen!) weniger breit als bei
major, etwas länger, robust. Die Augen sind (von oben gesehen)
Revision der paläarktischen Trachydinen 59
viel senkrechter und in größerem Umfange sichtbar als bei major.
Von vorne gesehen konvergieren die inneren Augenränder weniger
stark gegen den Mund. Der Halsschild ist breit, überall, besonders
in der Mitte sehr fein, aber unter einer starken Vergrößerung stets
deutlich chagriniert. Die Seiten des Halsschildes sind nach vorne
ziemlich stark, fast geradlinig verengt. Die ganze Oberseite
des Halsschildes ist ebenso wie die des Kopfes spärlich, wenig
regelmäßig, lang weiß behaart. Die Struktur besteht aus einer
höchst feinen, spärlichen, schwer sichtbaren Punktur auf der
Fläche und aus halbkreischenartigen Runzeln auf der Basis
und auf den Seiten. Die Flügeldecken sind lang oval, etwa
13/, mal so lang als breit, bis zur Mitte parallelseitig, zur. Spitze
lang gerundet verengt. Die Struktur der Flügeldecken besteht
aus einer ziemlich starken, groben Punktur, zwischen denen nur
in sehr seltenen Fällen eine Intervallpunktur und mikroskopische
fadenförmige Linien bemerkbar sind. Die Behaarung bildet
2—3 Querbinden auf der Apikalhälfte der Flügeldecken. Pro-
sternum ist in der Mitte schmal, die Seiten sind dort einander
genähert, zur.Spitze verbreitert und abgerundet. Die Füße und
die Unterseite sind messingfarben, die Fühler, Taster und die
Tarsen sind schwarz.
Eine dunkler kupferig gefärbte, mattere Form, ae ohne
die weiße Querbindenornamentur auf den Flügeldecken und
mit dichter geordneter Deckenpunktur ist die v. ahenata Muls.
Violacers m. ist eine Varietät, die ich als eine Form der
Dumila beschrieb. Sie ist groß, glatter, die Färbung ist hell
rotviolett.
Früher hat man beide Formen: Phlyctaenoides ebenso wie
major als einfache Varietäten der fumila angesehen. Da aber,
abgesehen von der Größe und Färbung, die im Rahmen einer
Spezies natürlich variieren kann, auch gewisse wichtige Unter-
schiede in der Struktur und in der Form des Kopfes etc. 'vor-
handen sind, betrachte ich fumila, maior und Phlyctaenoides als
getrennte, gute Arten. Die Phlyctaenoides scheint auf die pon-
tische und ostmediterrane Zone beschränkt zu sein, wo sie
in einem gewissen Sinne eine vikariierende Art der maior bildet.
47. Traehys maior Perris
Länge: 2.7—4.2 mm. Eine große, glänzende, robuste, auf
den Flügeldecken etwas abgeflachte Art. Die Färbung ist hell
violettkupferig, der Halsschild ist etwas mehr messingfarben,
glänzend glatt, deutlich locker, fein punktiert. Im Grund ist die
Oberfläche des Halsschildes nur unter einer sehr starken mikro-
skopischen Vergrößerung als äußerst fein, wellenförmig, chagriniert
erkennbar. Dieser Chagrin ist aber so fein, daß er bei der gewöhn-
lichen (30fachen) Lupenvergrößerung nicht mehr deutlich ist, und
daß die ganze Oberseite glattaussieht. Die Gestalt und Form ist
der der Shlyctaenoides ähnlich; die Punktierung der Flügeldecken
11. Heit
60 Jan Obenberger:
ist aber viel verworrener, viel weniger deutlich gereiht als bei
der phlyctaenoides. Die Klauen sind gezähnt, Prosternum in der
Mitte verschmälert, zur Spitze verbreitert und abgerundet. Von
dieser variablen Art kennen wir folgende Formen:
1. var. alpina m.n. var. Eine kleinere, ebenso wie die Stamm-
form gefärbte, ebenso behaarte Form mit sehr gedrängter, grö-
berer und dichterer Punktierung der Flügeldecken. 2.5—2.7 mm.
Diese Form besitze ich aus Frankreich (B£zieres, Ja&n) und Kärnten
(Gailtal).
9. var. Zristis Abeille. Unter diesem Namen wurde eine
syrische, 3 mm große Rasse benannt, die durch schwarze Färbung
und durch wenig deutliche Stirngrübchen hinter den Fühler-
gruben ausgezeichnet ist.
3. var. convergens Abeille. Eine griechische, unbehaarte,
oder sehr spärlich gleichmäßig, also ohne Querbinden behaarte,
messinggrüne oder goldgrüne Rasse.
4. ssp. cretica m. n. ssp. Diese große (3.5 mm) Form zeichnet
sich besonders durch die sehr robuste, sehr breite Gestalt aus.
Die Flügeldecken sind nur 1%, mal so lang als an der Basis breit.
Messingfarben oder dunkelgoldig, mit einem weißen Apikal-
bindchen.
5. ssp. hipbonensis Marseul. Diese Rasse hat Marseul als
eine selbständige Art angesehen. Es existieren aber zahlreiche
Übergänge zu anderen Rassen, und aus diesem Grunde möchte
ich sie mit den übrigen Formen der maior zusammenziehen.
Diese Rasse zeichnet sich durch glatte, kahle, glänzende,
schmale, schlanke, gewölbte Oberseite aus. Die Flügeldecken
sind selten hier und da behaart, locker aber ziemlich unregel-
mäßig, uneben punktiert.
Die Färbung ist dieselbe wie bei convergens, von dieser aber
durch die schlankere Form und viel gröbere Punktierung etc.
verschieden. Ich besitze sie aus Algier (Böne) und Spanien
(Madrid).
48. Trachys problematica m. n. sp. (Fig. 28c).
Länge: 2.2—3 mm. Matt glänzend, pechschwarz mit braunem
Glanze. Der Kopf ist mäßig breit, ziemlich gewölbt, die Augen
sind von oben in einem ziemlich großen Umfange sichtbar. Die
Mitte des Kopfes ist leicht ausgehöhlt, Epistom ist chagriniert und
geht allmählich in die Ebene der Stirn über. Eine Mittelrinne
in der Mitte der Stirn. Der Halsschild ist breit, vorne flach aus-
gerandet, auf den Seiten sehr deutlich gerundet verengt. Diese
Rundung ist sehr regelmäßig, sehr deutlich, Die Fläche des
Halsschildes ist ohne Eindrücke, überall sehr deutlich chagriniert,
überall deutlich, spärlich, ziemlich fein punktiert, auf der Peri-
pherie mit einer halbkreisförmigen Runzelung. Das Schildchen
ist sehr klein, punktförmig. Die Flügeldecken sind etwa 11%, mal
so lang als breit, bis zur Mitte parallelseitig, von ebenda zur
Revision der paläarktischen Trachydinen 61
Spitze lang, flach gerundet verengt. Die Oberseite der Flügel-
decken ist sehr dicht gleichmäßig behaart; diese Härchen sind
in leichter Abtönung zweifarbig: dunklere, braunere und hellere,
weißere. Diese weißen Härchen sind so gestellt, daß sie, ohne
sich zu verdichten, auf der Fläche einige angedeutete Ouerbinden
bilden. Die Punktur ist runzelig, aber oberflächlich, ziemlich
fein, wie gekörnelt. Die ganze Oberseite ist matt. Eine Mikro-
struktur kommt nur äußerst selten vor, und dann ist sie nur an-
gedeutet. Nur vorne sieht man öfters einige Intervallpünktchen.
Die gleichmäßige Behaarung schaut unter einer schwachen Ver-
größerung gelbgrau aus. Prosternum ist in der Mitte verschmä-
lert, aber breiter als bei dumila. Die Klauen sind gezähnt (Fig. 28c).
Die Füße und Fühler sind schwärzlich, die Taster sind rotbraun.
Die Unterseite ist dunkel messingfarben.
Diese auffällige Art wurde bisher mit dumila verwechselt.
Sie unterscheidet sich durch die Chagrinierung und Struktur
des Halsschildes, durch die Form des Prosternums, durch die
gleichmäßige, etwas ungleichmäßig gefärbte Behaarung der
Flügeldecken etc. Sie kommt in Preußen, Sachsen, Nieder-
österreich, Frankreich und Kleinasien vor. Mein einziges klein-
asiatisches Exemplar hat fast geradlinige Halsschildseiten.
49. Trachys pumila Illiger (Fig. 29b).
Länge: 2—2.5 mm. Eine der bekanntesten, aber fast immer
ungenau bestimmten Arten der Gattung. Die Färbung ist schwarz
messingglänzend. Der Kopf ist heller gefärbt, glänzend, glatt,
in der Mitte tief eingedrückt, Epistom geht unauffällig in die
vertiefte Stirn über. Eine deutliche Mittelrinne am. Scheitel.
Die Oberseite ist bei der typischen Form unbehaart; der Hals-
schild ist nach vorne fast geradlinig, ziemlich stark verengt, die
Fläche ist ohne Chagrin, glatt, auf der Peripherie halbkreischen-
förmig gerunzelt. Die Flügeldecken sind robust, etwa 14, mal
‚so lang als breit, gewölbt, locker, wenig regelmäßig, grubig punk-
tiert, mit schwer erkennbaren, aber deutlichen Intervallpünktchen
und mit einer fadenförmigen mikroskopischen Chagrinierung da-
zwischen. Prosternum ist in der Mitte stark verschmälert, an der
Spitze verbreitert und breit gerundet. Die Unterseite ist dunkel-
messingfarben, die Füße und die Fühler sind schwärzlich, die
. Taster sind rotbraun, die Klauen sind gezähnt. Wir kennen
zwei}Rassen dieser Art:
1. var. balcanica m. n. var. Eine größere, glänzende Form
mit einer weißen Querbinde auf der Apikalhälfte der A
decken.
2. var. scrobiculata Kiesenwetter. Eine sehr kleine Gebirgs-
form; breit aber kurz, zugespitzt, gröber, mehr grubig und un-
eben punktiert, unbehaart. Auf den Flügeldecken zwischen der
- Grundpunktierung ohne jede Spur einer en Mikro-
struktur.
11. Heft
62 Jan Obenberger:
Die Art hat ein großes Verbreitungsareal; sie reicht von
Spanien bis Kleinasien, von Schweden über ganz Mitteleuropa
bis nach Italien.
50. Trachys eompressa Abeille
Länge: 2—2.5 mm. Ganz violett, kahl. Der Kopf ist glatt,
in der Mitte sehr deutlich ausgehöhlt, mit einer Mittelrinne.
Epistom ist halbkreisförmig ausgerandet. Der Halsschild ist
stark quer, nach vorne geradlinig verengt, auf der ganzen
Fläche kahl, glatt; nur in den Winkeln sieht man einige
rundliche Runzelchen. Das Schildchen ist fast unsichtbar,
punktförmig. Die Flügeldecken sind viermal länger als die Seiten
des Halsschildes, nicht viel breiter als der Halsschild an der
Basis, im ersten Drittel ausgeschweift verengt, dann etwas, sehr
schwach verbreitert, zur Spitze verengt; die Oberseite ist ab-
geplattet, uneben, spärlich, grob punktiert. Die Oberseite ist
sehr stark quer gewölbt. Die Prosternalform ist einzig dastehend
unter allen paläarktischen Tvachys: die Marginallinien konver-
gieren sehr leicht zur Spitze. Abdomen ist sehr gewölbt, kupferig,
glänzend, nicht punktiert.
Durch die Form des Prosternums und wegen der gewölbten,
länglichen Gestalt sehr auffällig.
Apt (Vaucluse).
51. Trachys fragariae Reitter nec Brisout (Fig. 29a).
Länge: 2—2.5 mm. Reitter hat in seiner ‚Fauna Germanica“
sehr gut diese merkwürdige Art charakterisiert. Brisout hat
unter dem Namen fragariae eigentlich die
typische Form der Dumila beschrieben.
Die Art ist in der Gestalt und in der Fär-
bung der dumila ziemlich ähnlich. Sie wurde
auch häufig für diese Art gehalten. Sie unter-
scheidet sich von ihr aber sofort durch den sehr
scharf, wulstig, gegen die Stirn gebogen ab-
gegrenzten Epistom. Bei einer Ansicht schief
y von oben sieht man direkt diese gerundete
Fig. 2%. OQuerkante. Die Punktierung der Flügeldecken
Ein idealer verti- + sehr uneben, aber locker, im Grunde glän-
kalerSchnitt durch 5 :
“dieMitteder Stirn: Zend, glatt, mit deutlichen Intervallpünktchen.
'aTr.fragariaeRtt., Die Flügeldecken sind lang, stark quer-
b Tr. pumia Ill., gewölbt, robust. Die Unterseite ist gewölbt,
E THEISERERG: dunkel, die Füße und Fühler sind schwarz, die
| i Taster sind rotbraun. Die Klauen sind mit
einem sehr kleinen, aber deutlichen Zähnchen versehen. Pro-
sternum ist in der Mitte verengt, die Marginallinien nähern sich
dort; zur abgerundeten Spitze sind sie verbreitert. _
Ssp. laevibennis m. n. ssp. aus Säny in Böhmen, die ich dort
persönlich gefunden habe, ist länger, mehr parallelseitig und sämt-
liche Punkte der Flügeldeckenstruktur sind sehr fein und in
Revision der paläarktischen Trachydinen 63
der Größe-voneinander wenig verschieden, so daß die Oberseite
wie abgeplattet aussieht.
Diese sehr oft verkannte Art kommt in Mitteleuropa überall,
selten, aber auch in Rumänien vor. In Böhmen, wo auch Pumila
vorkommen soll, habe ich nur fragariae konstatiert. Sie vertritt
oft,
wie es scheint, die genannte Art.
Systematischer Katalog der Gattung Trachys Fabr.
00 SI
Sbg. Habroloma Thomson
aurea Semenov, Horae Societ. Ent. Rossicae 1890. — Trans-
caucasia, Kaukasus: Araxes, Liaki, Elisabetpol.
Synon.: yeticulata Abeille de Perrin, Bull. Acad. de ns
1900, p. 15. — Turkmenia.
Pandellei Fairmaire, Annales Soc. Ent. France 1852, p. 79,
T. III. Fig. 6; Kiesenwetter, Naturgesch. der Ins. Deutschl.
IV. 1857, p. 172; Marseul, Monographie des Buprestides,
Abeille'' II. - 1865; p. 518. — Frankreich: Toulouse,
Spanien: Cordoba, Villavicciosa, Ponferrada; Algier:
Lalla Marghnia, Tenietel Haad; Tunis; Sizilien: Nicolosi.
. elegantula Saunders, Journal of the Linnean Society,
London 1873, XI, p. 520. — Japan.
. Breiti m. n. sp. — Sibirien: Kuzneck.
. nana Paykull, Fauna Suec. II. 1799, p. 233; Panzer, Fauna
German. 1799, f. 9; Herbst, Coleoptera IX. 1801, p. 273,
Taf. 156, Abb. 4; Fabricius: Systema Eleutheratorum II,
1801, pg. 220; Illiger, Mag. II, 1803, p. 357; Redtenbacher,
- Fauna Austriaca, 1848, p. 268; Kiesenwetter, Natur-
geschichte der Insekten Deutschlands IV, 1857, p. 171;
Marseul, Monographie des Buprestides, Abeille II, 1865,
p. 516. — Europa; Rußland; Schweden; Spanien;
Sizilien. Nährpflanze: Convolvulus arvensis-Blätter, Ge-
vanium Sanguineum.
Synonyma: minuta Rossi, Fauna Etrus. I, 1790, p. 190.
triangularıs de Lacordaire, Faune Paris. I, 1835, p. 616.
troglodytes Castelnau & Gory, Monographie, II, 1840,
93110, 1.Ta1., Ip Fig:r13:
Larva: Heeger, Acad. Wien 1851, p. 29, Taf. V; Xambeu,
Revue d’Entomologie 1892.
Nympha: Heeger, Acad. Wien 1851, p. 29, Taf. V.
. Ronino m. n. sp. — Japan.
. Hoscheki m. n. sp., Wiener Ent. Ztg. 1917. — China:
Kiautschou.
. eximia Lewis, Journal. Lin. Soc. 1892. — Japan.
. Lewisi Saunders, Journal Lin. Soc. XI, 1873, p. 519. —
Japan.
. griseonigra Saunders, Journal Lin. Soc. XI, 1873, p. 520. —
Japan.
%
11. Heft
64
Jan Obenberger:
a) marginieollis Fairmaire,Annales Soc. Ent. de Belgique XXXII,
1888, p. 24. — China.
b) Tournieri Bauduer, Revue d’Ent. — Marokko.
11.
12.
13.
14.
1
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
Sbg. Trachys s. str.
auriecollis Saunders, Journal Linnean Society Londen XI,
1873, p. 520. — Japan.
Sauteri Kerremans, Archiv f. Naturgeschichte 1912, A 7,
p. 209. — Formosa: Kankau-Koshun (Sauter 1912).
Saundersi Lewis, Journal Lin. Soc. 1892. — Japan.
euprieolor Saunders, Journal. Lin. Soc. XI, 1873, p. 525. —
Japan.
variolaris Saunders, Journal. Lin. Soc. XI, 1873, p. 521. —
Japan.
robusta Saunders, Journal Lin. Soc. XI, 1873, p. 521. —
Japan.
subbieornis Motschulsky, Bull. Soc. Nat. Moscou 1860, p. 8. —
Japan, China.
Synonymon: griseofasciata Saunders, Journ. Lin. Soc.
XI 1873, p. 521.
mandarina m. n. sp., Wiener Ent. Z. 1917. — China: Kiau-
tschou.
chinensis Kerremans, Annales Soc. Ent. Belgique 1898,
p. 181. — China: Hong-Kong.
inedita Saunders, Journal Lin. Soc. XI, 1873, p. 522. —
Japan.
Barnevillei Tournier, Abeille V, 1868, p. 145. — Algier.
hypoerita Fairmaire, Annales de la Soc. Ent. France 6e Ser.,
T. VIII, 1888, p. 349. — China, Tonkin.
ineonspieua Saunders, Journal Linn. Society XI, 1873,
pP. 522.,—— Japan.
asiatiea Kerremans, M&moires Soc. Ent. Belgique 1900, VII,
p. 87. — Kaschmir: Ghoorai (7000 Fuß).
mandjuriea m. n. sp., Wiener Ent. Z. 1917. nike,
Korea.
minuta Linne, Systema Naturae, Edit. X, I, 1758, p. 410;
Fabricius, System. Ent. Il, 1774, p. 223; Olivier, Entom.
II., 1790, gen. 32, p. 84, Taf. II, Fig. 14; Paykull, Fauna
Suec. II, 1799, p. 232; Panzer, Fauna Germ. 45, 1799,
f. 8; Herbst, Coleopt. IX, 1801, p. 272, Tab. 156, Fig. 2;
Gyllenhall, Ins. Suec. I, 1808, p. 462; Castelnau & Gory,
Monographie, II, 1840, p. 5, Tab. II, f. 7; Redtenbacher,
Fauna Austriaca, 1848, p. 289; Kiesenwetter, Natur-
geschichte der Ins. Deutschlands, IV, 1857, p. 167; Marseul,
Monographie des Buprestides, Abeille II, 1865, p. 510. —
Schweden, Rußland, Dänemark, England, Frank-
reich, Deutschland, Italien, Griechenland. Nähr-
pflanze: Corylus avellana, Salix caprea, Salix aurita.
aT.
28.
29.
30.
Revision der paläarktischen Trachydinen 65
Larva: Heyden, Berliner Ent. Zeit. 1862, p. 61; Schioedte,
De Metamorphosi Eleutheratorum Observationes IV, in:
Naturh. Tidsskr., B. VI, p. 375, Tafel II, Fig. 18—22;
Xambeu, Revue d’Entomologie 1892.
Nympha: Heyden, Berliner Ent. Zeitg., 1862, p. 61.
ab. Poecilochroa m. n. ab. — Bohemia: Pfehvozd; Moravia:
Znojmo; Südfrankreich: Alpes maritimes.
ab. Heyrovskyi m. n. ab. — Carniolia: Bled (Juc Heyrovsky
legit).
ab. bohemica m. n. ab. — Bohemia: Nouzov, Kru&ovice;
Bulgaria: Sofia, KnjaZevo.
ab. infernalis m. n. ab. — Moravia: Dvorce (Hof), Znojmo;
Bulgaria: Sofia.
ssp. reflexiformis m. n. ssp. — Spanien: Asturia-Cancas,
Caboalles; Italia: Vallombrosa.
reflexa Gene, Insecta Sardin. II, 1839, p. 12, Tab. II, Fig. 3;
Kiesenwetter: Naturgeschichte der Insecten Deutschlands
IV, 1857, p. 168; Castelnau & Gory, Monogr. II, 1840,
p. 5, Tab. 1, Fig. 6; Marseul, Monographie des Buprestides
1865, Abeille II, p. 509. — Sardinia: Portugal (S. Mar-
tinho); Algier: Feidja, Teniet.
perparva m. n. sp. — Marokko.
Marseuli Brisout, Bull. Soc. Ent. France, Ve Ser., IV, 1874,
p. 20. — Frankreich: Paris etc. — ‚„Salvia pratensis‘“!
ab. subglabra Rey, Echange 1891, p. 27. — Südfrankreich.
punetieollis Abeille de Perrin, Bull. Acad. Marseille 1900,
Dee. — Aräzes.
var. rectilineata Abeille de Perrin, Bull. Acad. Marseille 1900,
p. 14. — Dalmatia, Herzegowina.
var. Dunctatella m. n. var. — Deutschland.
var. obscurella m. n. var. — Bosnien: Bjelaönica planina;
Rumänien: Comana Vlasca; Italien: Vallombrosa,
Apenin., Roma.
. troglodytes Schoenherr, Syn. Ins. Appendix 1817, p. 125;
Kiesenwetter, Naturgeschichte der Insecten Deutschlands
IV, 1857, p. 169; Marseul, Monographie des Buprestides,
Abeille II, 1865, p. 512. Frankreich; Deutschland;
Österreich; Alpen; Rußland (Sarepta); Italien: An-
cona, Appenin.; Spanien; Bosnien (Bjelasnica), Un-
garn etc.
Synonyma: aenea Mannerheim, Bull. Moscou 1837, p. 122;
Castelnau & Gory, Monographie II, 1840, p. 10, Tab. II,
Fig. 12. — Subalpin.
pumilla Castelnau & Gory, 1. c., p. 8, Tab. II, £. 10.
dusilla Ulrich in litt.
uncticeps Abeille de Perrin, Bull. Acad. Marseille 1900, p. 14.
a. Klimschi m. n. ab. — Kärnten.
v. cribrata Rey — Frankreich.
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 11.
6) 11. Heft
66
32.
39.
34.
39.
36.
37.
38.
39.
40.
41.
42.
43.
Jan Obenberger:
v. carinthiaca m. n. var. — Kärnten.
dichroa m. n. sp. — Italia.
ab. Zangerica m. n. ab. — Marokko.
splendidula Reitter, Wiener Ent. Zeitschrift 1890, p. 146.
— Kaukasus.
Synonymon: cavata Abeille de Perrin — Syria: Akbes.
Koenigi Reitter, Wiener Ent. Zeitschrift en p- 146. —
Kaukasus.
ebeniptera m. n. sp. — Syria.
opulenta Abeille de Perrin, Bulletin Soc. Ent. France 1893,
p: 341. — Turkestan: TaSkent.
nuda Abeille de Perrin, l. c. — Kleinasien: Samsun.
pygmaea Fabricius, Mantissa Insectorum I, 1787, p. 183.
Olivier, Entom. II. 1790, gen. 32, p. 119, Tab. IV, fig. 34;
Herbst, Col. IX. 1801, p. 271, Tab. 156, fig. 2; Castelnau
& Gory, Monographie II. 1840, p. 7, Tab. II, fig. 9; Redten-
bacher, Fauna Austriaca 1898, p. 288; Kiesenwetter,
Naturgeschichte der Insekten Deutschlands IV. 1857, p. 168;
Marseul, Monographie des Buprestides, 1865, Abeille II.
p. 511. — Mittel- und Südeuropa; Frankreich, Süd-
deutschland, Italien, Corsica, Sardinien, Spanien,
Österreich, Griechenland, Kaukasus, Südruß-
land, ‚Kreta, ‚Algier, Tunis. Portugal, Marokko,
Böhmen.
Synonyma: corrusca Ponza, Col. Salut. 1805, p. 81 (Mem.
Turin.)
laevicollis Schaum, Stett. Cat. 1856, p. 48.
austriaca Megerle in litt.
Larva: Leprieur, Guer. Rev. Zool. IX. 1857, p. 85; Xambeu,
Revue d’Entomologie 1892.
ab. viridana m. n. ab. — Kroatien; Frankreich (Hyeres);
Tunis (Tebursuk).
ab. ausonica m. n. ab. — Süditalien.
ab. aureolata m. n. ab. — Süditalien.
var. troglodytiformis m. n. var. — Süditalien, Frankreich;
Algier: Oran.
indigoptera m. n. sp. — Spanien: Carillo.
baetriana Sem., Horae Societatis Ent. Rossicae 1895, P- 351.
— Ostbuchara: Darwas.
turaniea Sem., Horae Societatis Ent. Rossicae 1893; p. 497.
— Turkestan occid., Buchara; Tschitschantan.
var. laetior m. n. var. — Turkestan.
utsehderensis m. n. sp. — Kaukasus: Utsch- Ders.
ab. amethystiptera m. n. ab. — Kaukasus: Utsch-Dere.
Vaulogeri Abeille de Perrin, Bull. Acad. Marseille, 1900, p. 14.
— Algeria: Biskra.
44.
45.
46.
47.
48.
49.
Revision der paläarktischen Trachydinen 67
quereicola Marseul, Annales de la Soc. Ent. France V. Ser. I,
1871, p. 80. — Frankreich (Carcassonne, Aude).
Synonyma: Goberti Gozis, Revue d’Ent. 1889, p. 204.
Clermonti Roger, Echange 1900, p. 32.
ab. troglodytina m. n. ab. — Frankreich (Carcassonne),
Spanien (Palencia).
ab. chlorizans m. n. ab. — Frankreich (Carcassonne).
ab. Satanella m. n. ab. — Spanien (Bacares).
araxicola m. n. sp. — Araxes — Kaukasus.
phlyetaenoides Kolenati, Melet. Ent. V. 1846, p. 35; Marseul,
Monographie des‘ Buprestides 1865, Abeille II, p. 512. —
Kaukasus: Elisabetpol, Araxes, Talysch.
var. ahenata Mulsant, Opusc. Ent. XIII. 1863, p. 26; Marseul,
Monographie des Buprestides, 1865, Abeille II, p. 514. —
Krim, Rumänien: Maugalia; Kaukasus.
var. violaceidennis m., Coleopterologische Rundschau 1914.
— Kephallenia.
maior Perris, Annales Soc. Ent. France 1864, p. 284; Marseul,
Monographie des Buprestides 1865, Abeille II, p. 515. —
Spanien.
var. Zristis Abeille de Perrin, Bull. Acad. Marseille 1900, p. 14.
— Syrien.
var. convergens Abeille de Perrin, 1. c. — Griechenland:
Athen.
ssp. crefica m. n. ssp. — Creta.
ssp. hidbonensis Marseul, Monographie des Buprestides 1865,
Abeille II, p. 513. — Algier: Böne; Spanien: Madrid.
— colorea Abeille, Bull. Acad. Marseille 1900, p. 14.
‘var. albina m. n. var. — Kärnten; Frankreich: Ja£n,
Bezieres.
problematica m. n. sp. — Deutschland: Preußen, Sachsen
(Dresden); Niederösterreich: Wien; Frankreich; Ana-
tolien: Ak-Ch£hir.
pumila Illiger, Mag. II, 1803, p. 257; Kiesenwetter, Natur-
geschichte derInsekten Deutschlands IV, 1857, p.170; Marseul:
Monographie des Buprestides, Abeille II. 1865, p. 515. —
Deutschland, Österreich-Ungarn, Kleinasien (Ak-
Chehir), Italien, Frankreich.
Synonyma: corrusca Drapiez, Ann. Soc. Phys. Bruxell. I.
er pe 192. 1. Vu, T. 9
intermedia Castelnau & Gory, Monographie II. 1840, T. II,
fig. 8.
punctata Heer i. litt.
fragariae Brisout, Annales Soc. Ent. France 1874, p. 70.
Larva (?): Xambeu, Revue d’Entomologie 1892.
var. balcanica m. n. var. — Rumelia: Sliven, Sotira.
var. scrobiculata Kiesenwetter, Naturgeschichte der Insecten
Deutschlands 1857, p. 171; Marseul, Monographie 1865, p- 516.
5*+ 11. Heft
68 Jan Obenberger:
— Portugal (Villa Real), Pyrenaeen, Algier; Frank-
reich: La Bernerie, Compiegne; Tunis: Tebursuk; Türkei;
Bosnien: Maklen-Paß; Sizilien: Ficuzza; Italien: Cala-
bria; Cimina. Deutschland: Österreich: Donau-Auen.
50. compressa Abeille de Perrin, Revue d’Entomologie 1891, p. 286.
— Südfrankreich.
51. fragariae Reitter, Fauna Germanica III. — Deutschland,
Mähren, Frankreich; Böhmen: Celakorice, Nova Hut;
Niederösterreich: Wien, Hadersdorf; Rumänien: Co-
mana Vlasca; Rumelia: Sotira.
Synonymon: dumila Brisout, Annales Soc. Ent. France 1874,
p- 70.
ssp. Zaevipennis m. n. ssp. — Böhmen: Säny.
c. auriflua Solsky, Horae Societatis Ent. Rossicae XI, 1876, p.280.
— Östsibirien.
d. bifrons Kiesenwetter, Deutsche Entomologische Zoitsehni 39,
1879, p. 256. — Amur.
e. Davidis Fairmaire, Annales Soc. Ent. Belgique 32, 1864, p. 23.
— China.
f. impressa Boheman, Res. Eugen. 1858, p. 65. — China.
g. rufopubens Fairmaire, Annales Soc. Ent. Belgique, 1888, t. 32.
— China.
III. Paratrachys Saund.
Diese Gattung unterscheidet sich von der Gattung Tryachys
durch ovale Form, abgeflachte, nicht vorragende Schulter, ganz
gerade Basis des Halsschildes, durch die Bildung des flachen, nicht
eingedrückten oder ausgehöhlten Kopfes, durch kürzere Fühler,
deren sechs Apikalglieder gezähnelt sind, ebenso wie durch die
Form der Fühlergruben. Diese Gattung ist orientalisch; einige
wenige Arten kennen wir noch aus der indischen Region; sie ist
wegen der geraden Halsschildbasis ebenso wie wegen der behaarten
Fühler und tiefgestellten, kleinen Fühlergruben auffällig. In der
paläarktischen Region nur eine mir unbekannte Art, deren kurze
Originaldiagnose folgt:
1. Paratrachys hederae Saunders
Aeneo-nigra. Capite thoraceque punctatis, griseo nigroque
pilosis. Elytris punctatis, nigropilosis, fasciis duabus post medium
griseis ornatis. Subtus aenea, griseopubescens. Long. 1% lin.,
lat. 1 lin.
IV. Janthe Mars. (Galbella Westw.)
Diese Gattung gehört meist der afrikanischen, speziell der
madagassischen Region an.
Lang eiförmig, gewölbt, kahl, stark glänzend. Der Kopf ist
klein, in den Halsschild hineingesteckt; die Augen sind auch
zum Teile eingezogen, auf dem Scheitel ziemlich stark einander
genähert. Die Fühler liegen in einer tiefen Rinne, die sich unter
Revision der paläarktischen Trachydinen 69
dem Rande des Halsschildes befindet. Der Halsschild ist gewölbt,
sehr breit, vorne halbkreisförmig ausgerandet, auf den Seiten stark
gerundet und gerandet, an der Basis leicht zweibuchtig; die Hinter-
winkel sind scharf. Das Schildchen ist scharf dreieckig. Die Flügel-
decken sind kahl, gestreift punktiert, stark glänzend, auf den
Seiten meist parallel, stark quer gewölbt, zur Spitze stark gerundet
verengt; die Schulter ragen heraus. Das Prosternum ist breit,
halbkreisförmig. Die Füße sind breit, zusammengedrückt, inein-
ander einziehbar; sie werden meist an den Körper angeschlossen,
‘ so daß das Tier wie ohne Extremitäten aussieht. Abdomen ist
ziemlich kurz, aus 5 Segmenten bestehend; das erste Ventralsegment
ist lang, das Analsegment ist kurz und breit.
Diese Gattung bildet eine der auffälligsten Gattungen der
Familie. Die gewölbte Gestalt, die an gewisse Chrysomeliden er-
innert, die Struktur etc. sind von dem gewöhnlichen Buprestiden-
typus recht verschieden. Eine sehr ähnliche Gattung ist Spon-
sorinus Frm. aus Madagaskar. Hierher gehören wenige Palä-
arkten und etwa 30 exotische Formen. Die paläarktischen Vertreter
der Gattung kann man folgendermaßen übersehen:
1’ Die Oberseite ist blau, die Unterseite schwarz; die Gestalt ist
länglich, die Flügeldecken im apikalen Teile mit einigen schwach
angedeuteten Längsrippen. Gegen die Spitze verengt. 3.5 mm.
Abessynien. 1. abyssiniea Kerr.
1’ Die Oberseite ist ebenso wie die Unterseite blau; Abdomen
gewöhnlich dunkler blau oder blauschwarz. Die Flügeldecken
sind breiter, robuster, ohne Rippen.
2” Der Halsschild ist überall grob und dicht punktiert ; die Punktur
ist in der Mitte weniger dicht, aber stets sehr deutlich. Die Stirn
ist einfach, leicht länglich gerinnt, nicht tief eingedrückt.
2. felix Mars.
2’ Der Halsschild ist fein und sehr spärlich punktiert, diese Struktur
ist in der Mitte fast erloschen; die Flügeldecken sind sehr fein
punktiert. Die Stirn mit einem tiefen Eindrucke zwischen den
Augen. 3 mm. Arabien (beim Roten Meere).
3. felieissima Abeille
Die Art Janthe Harti Jans. aus Syrien ist mir unbekannt.
1. Janthe abyssiniea Kerremans
Länge 3.5.mm. Länglich eiförmig, zur Spitze verengt, oben
blau, stark glänzend, die Unterseite ist schwarz. Den levis Kerr.
und cuneiformis Kerr. aus Zanzibar ähnlich gebaut und gefärbt.
Der Kopf ist gewölbt, dicht und fein punktiert. Der Halsschild
ist gewölbt, viel breiter als lang, nach vorne stark verengt, fein
punktiert; diese Punktur ist in der Mitte spärlicher und feiner
als auf den Seiten; der Vorderrand des Halsschildes ist breit rundlich
ausgerandet. Die Seiten sind schief, gerundet. Die Hinterwinkel
sind scharf, spitzig; Basis ist zweibuchtig; Mittellappen ist abge-
stutzt. Das Schildchen ist klein, dreieckig. Die Flügeldecken sind
11. Heft
70 ‘Jan Obenberger:
gewölbt, fast parallelseitig, von %, der Länge zur Spitze gerundet
verengt, gereiht punktiert, auf dem Basalteile etwas niedergedrückt;
die Naht ist gegen die Spitze gehoben; auf dem apikalen Teile mit
einigen wenig deutlichen, mit der Naht parallelseitigen, angedeu-
teten Längsrippen. Die Unterseite ist glänzend, sehr fein gekörnelt.
Abyssinien.
2. Janthe felix Marseul
Länge 5 mm. Lang eiförmig, gewölbt, stark glänzend, dunkel-
blau. Die Fühler sind schwarz. Der Kopf ist gewölbt, dicht,
ziemlich stark punktiert, in der Mitte leicht eingedrückt. Der
Halsschild ist kurz, quer, gewölbt, überall, auf den Seiten stärker
und dichter punktiert, auf den Seiten fein gerandet; seitlich ge-
rundet, die Hinterwinkel sind gegen die Flügeldecken vorgezogen.
Das Schildchen ist dreieckig, ziemlich groß, glatt. Die Flügel-
decken sind schmal gerandet, auf den Seiten parallelseitig, gegen
die Spitze in einem Bogen gerundet verengt und zusammen breit
abgerundet. Die Naht ragt heraus; gereiht fein punktiert; diese
Punktur ist wenigstens bis zu %, der Länge sehr deutlich, die
zunächst bei der Naht gelegenen Streifen sind abwechselnd leicht
vertieft. Die Unterseite ist schwarzblau, dicht, ziemlich stark
punktiert. Prosternum ist flach, Metasternum ist der Länge nach
schmal gerippt. Cypern.
3. Janthe felieissima Abeille
Länge 3 mm. Blau mit violettem Glanze; die Flügeldecken sind
mehr zugespitzt als bei der vorhergehenden Art; der Kopf mit
einer vollständigen breiten, tiefen Mittelrinne; die Punktierung des
Halsschildes ist ganz abweichend: sie ist sehr stark auf dem Kopfe
und auf den Seiten des Halsschildes, aber in der Mitte ist sie sehr
spärlich und wie erloschen; die Streifen der Flügeldecken, die bei
der Naht verlaufen, sind äußerst fein, unregelmäßig und spärlich
punktiert. Die Unterseite ist ebenso stark punktiert wie bei felix.
Arabien (Umgebung des Roten Meeres).
1. Janthe (Galbella) abyssinica Kerremans, Annales Soc. Ent.
Belgique 1899, p. 298.
2. Janthe (Galbella) felix Marseul, Abeille II. (1865 — Monographie
des Buprestides), p. 504.
3. Janthe (Galbella) felieissima Abeille, Revue d’Entom. de Ca&n
1897.
V. Pachyschelus Solier *)
Breit, scheibenförmig, gerundet dreieckig. Der Halsschild ist
breit quer, die Basis ist dreibuchtig. Die Flügeldecken sind breit, in
der Mitte der Länge und Breite beiläufig am breitesten, mit einem
sehr deutlichen, seitlichen, tiefen Eindruck in der Gegend der
Schultern. Das Schildchen ist groß, breit, dreieckig. Prosternum
ist an der Spitze gerade.
Diese meist in Südamerika verbreitete Gattung ist sehr charak-
*) Hierzu Fig. 7 auf Seite 131
Revision der paläarktischen Trachydinen 71
teristisch. Die geographische Verbreitung der Pachyschelus-Arten
ist auch sehr interessant: eine Art kommt auf Madagaskar vor
(howanus Frm.), eine andere wurde aus Zentralafrika beschrieben
(africanus Kerr.); der orientalischen Region gehören, so weit mir
bekannt ist, im ganzen sechs Arten (melas Deyr., Weyersi Kerr.,
Dohrni Kerr., chrysocephalus Kerr., aeneus Kerr., Migneauxi
H. Deyr.). Die Hauptverbreitung gehört den amerikanischen
Regionen und zwar der nearktischen Region mit etwa fünf Arten
(biimpressus Mot., ovatus Say, politus Kerr., $urpureus Say,
Schwartzi Kerr.), die aber nur als Einwanderer aus der neotropischen
Region zu betrachten sind, wo ca. 100 Arten vorkommen.
In der paläarktischen Region kommt nur eine Art vor, deren
Diagnose folgt.
1. Pachyschelus Roubali Obenberger, Casopis Cesk& Spole£nosti
Entomologicke (Acta Soc. Ent. Boh.), X. 1913, p. 100. — (Fig. 30.)
Länge 2.5 mm, Breite 1.75 mm. Die Oberseite ist mehr oder
weniger dunkel violettschwarz, metallisch, das Schildchen mit
blauem Glanze; auch
auf dem Halsschilde mit
blauen Reflexen. Bei den
ausgefärbten Exemplaren
ist die Stirn grünlich, der
Scheitel violett mit bläu-
lichen Reflekten. Der
Kopf ist gewölbt, ohne
Mittelrinne, die Augen
sind auf der Stirn ziem-
lich parallel gestellt, die
inneren Augenränder kon-
vergieren leicht gegen den
Mund. Oberhalb der
Fühlerwurzel, dicht am
inneren Rande der Augen,
liegt beiderseits ein tiefes,
kleines, sehr deutliches
Grübchen. Die Unterseite
ist pechschwarz, stark
glänzend. Der Halsschild .
ist mehr als dreimal so Fig. 30.
breit als in der Mitte Pachyschelus Roubali Obenb.
lang, die Hinterwinkel
sind sehrscharf, nach hinten vorgezogen, die Seiten sind zum Kopfe
imflachen Bogen verengt. Basis ist neben dem Schildchen kurz,
winkelig ausgerandet; der Seitenrand ist sehr scharf, die Vorder-
ecken sind fast rechtwinkelig. Der Körper ist, besonders auf der
Unterseite stark abgeflacht, viel flacher als die meisten nordameri-
kanischen Formen der Gattung. Das Schildchen ist etwa 11, mal
11. Heft
72 Jan Obenberger:
so breit als lang, dreieckig; beide schiefen Seiten sind in den Vorder-
winkeln kurz abgestutzt, so daß die Vorderwinkel kurz rechteckig
sind. Das Schildchen ist glänzend glatt, ohne Spur einer Chagri-
nierung. Die Flügeldecken sind oval dreieckig, am Ende zusammen
abgerundet, im Grunde glatt, mit (besonders vorne) hier und da
zerstreuten, seichten, unregelmäßigen Pünktchen; hinter dem
Schildchen ziemlich stark vertikal gewölbt, die Schulter ragen
empor; neben den Schultern an der Basis des Halsschildes sind sie
kurz eingedrückt; hinter den Schultern, nach dem Ende der
Flügeldecken hin, befindet sich am Seitenrande ein grubiger Ein-
druck, der für die meisten Pachyschelus typisch ist — neben ihm
ist der Seitenrand abgeflacht. In der Apikalpartie sind die Flügel-
decken am Seitenrande fein gezähnelt. Gegen das Ende werden
die Flügeldecken glatter; die Naht ist ebenda ein wenig kantig
erhoben. 2—3 ziemlich undeutliche, aus weißen, weichen, kurzen,
halbanliegenden Härchen zusammengestellte Ouerbinden auf den
Flügeldecken. Diese Ouerbinden sind sehr subtil und können
sehr leicht abgerieben werden. Prosternum ist breit, flach, ohne
jede Skulptur, an den Seiten äußerst fein gerandet. Das Anal-
segment ist an der Spitze mit zwei schiefen seichten Eindrücken
versehen. Die Beine sind schwarz, die Tibien sind am Außenrande
winkelig; in eine Aushöhlung der Schenkel einlegbar. Algier
-Grandin.
VI. Brachys Solier
Diese merkwürdige Gattung ist wegen der Form und Gestalt
sehr auffällig. Als Entwicklungszentrum dieser Gattung muß die
neotropische Region angenommen werden, wo sie durch zahlreiche
Arten vertreten ist. Die Arten der nearktischen Fauna sind nicht
zahlreich; es sind, wie es scheint, nur lokale Ausläufer der Gattung,
die sich entlang der Kordilleren nach Norden verbreitet hat. Aus
der paläarktischen Fauna kennen wir bisher nur zwei Arten, eine
aus Amur und eine andere aus Japan. Ich habe öfters Gelegenheit
gehabt, auf die nahe Verwandtschaft der ostasiatischen Faunen mit
denen der nearktischen Region hinzuweisen (z. B. bei dem Studium
der Gattung Anthaxia etc.); diese Gattung ist neben dem Eoxenus
velectus Sem. etc. eins der typischesten Beispiele dafür. Die Arten
der Gattung kommen meistens gesellschaftlich vor.
Diese Gattung ist wegen des glockenartigen Halsschildes,
wegen der tiefen Fühlerrinne, schlanken Füße, matten, fettig
glänzenden Oberseite, durch Vorhandensein einer Längsrippe auf
den Flügeldecken etc. sehr auffällig.
Ich kenne nur mehrere neotropische und nearktische Arten;
beide, wie es scheint, sehr seltene und vielleicht nur in den Original-
exemplaren bekannte paläarktische Formen sind mir unbekannt.
1. Brachys salieis Lewis (Journ. Linn. Soc., Zoology, Vol. XXIV.
P.:827). |
„Länge 3 mm. Parum convexa; capite thoraceque aeneis,
Zur Kenntnis japanischer Spinnen 73
nitidis, vix punctatis; fronte valide excavata utrinque bifoveolata;
elytris nigro-cyaneis, fascils griseis ornatis.
Der Kopf und der Halsschild sind metallisch messingfarben, der
Halsschild ist auf den Seiten schwach punktiert; die Stirn ist tief
eingedrückt, mit zwei kleinen, aber sehr deutlichen Grübchen hinter
den Fühlergruben; die Flügeldecken sind schwarzblau, fein ge-
runzelt und spärlich punktiert, mit vier grauen Ouerbinden; die
Basalbinde ist oft erloschen, die dritte ist stark gebogen. Japan:
Subashiri, Miyanoshita, Kioto.“ (Ex Lewis).
2. Brachys oriehaleea Kiesenwetter, Deutsche Ent. Zeitschrift,
XXIII, 1879, p. 253.
„Länge 4 mm. Fronte impressa, capite prothoraceque, auri-
chalceo-tomentosis; elytris nigro-violaceis, griseofasciatis, basi
aurichalceis; corpore subtus parce punctato; prothorace episternis
densius sulcatis.
Kopf stark goldschimmernd behaart, die Stirn ist eingedrückt,
gefurcht. Die Fühler sind schwarz, mit verkehrt kegelförmigen
Gliedern. Der Halsschild ist nach der Basis schwach verbreitert.
Die Vorderecken sind etwas nach vorne vorgezogen, die Hinter-
ecken sind stumpf, die Mitte der Brust nach hinten deutlich ver-
breitert, nach vorne jederseits erweitert, mit deutlich gerandeten
Seiten. Hinterrand des Halsschildes zwischen der deutlich nach
hinten vortretenden Mitte und den Schulterecken nach hinten aus-
gebuchtet, dicht und fein goldgelb behaart, fein und dicht punk-
tiert. Das Schildchen ist sehr klein, dreieckig. Die Flügeldecken
sind fein punktiert, mit grauen Zickzackbinden aus greiser Be-
haarung. Sie sind dreieckig, mit stark nach vorn verbreiteten
Seiten und abgestumpfter Spitze.‘ (Ex Kiesenwetter.)
Zur Kenntnis japanischer Spinnen.
Il.
Von
Embrik Strand.
(Mit einer Tafel).
Die Spinnenfauna Japans ist mir geradezu ein Lieblingsthema
geworden, seitdem ich auf diesem Gebiet meine größte bisherige
arachnologische Arbeit!) und dann auch verschiedene kleinere Ab-
!) Bösenberg und Strand: Japanische Spinnen. 330 pp., 4°, 7 kolo-
rierte Tafeln, 1 Einzel- und 6 Doppeltafeln schwarz. In: Abhandl. d. Sencken-
berg. Naturf. Ges. Frankfurt a. M., Bd. 30 (1906).
11. Heft
74 } Embrik Strand:
handlungen?) veröffentlicht habe. Wegen anderer dringenden Auf-
gaben bin ich aber seit längerer Zeit verhindert worden, diese Stu-
dien fortzusetzen, und so erklärt es sich auch, daß die im folgenden
gelieferten Beiträge zu diesem Thema nicht schon längst zur Ver-
öffentlichung gelangt sind. Dieselben gründen sich auf einen Teil
der mir bei der Bearbeitung der ‚, Japanische Spinnen‘ (1906) zur
Verfügung stehenden Notizen und Zeichnungen von W. Dönitz,
welcher Teil damals, in dem für die genannte Arbeit zur Verfügung
stehenden Raum, nicht aufgenommen, werden konnte und daher
vorläufig zurückgestellt wurde. Indem ich auf das, was ich im
Vorwort sowie auf Seite 374 der ‚ Japanische Spinnen“ geschrieben
habe, verweise, möchte ich hervorheben, daß die Genauigkeit und
Sachkenntnis, womit Dönitz seine Beobachtungen angestellt und
seine Beschreibungen und Zeichnungen gemacht, diesen einen
hohen und bleibenden Wert verleihen auch in den Fällen, wo sie
umständehalber mehr oder weniger unvollständig geblieben sind.
Zumal hier, wo es sich um ein so scharf begrenztes Faunengebiet
handelt, werden die Arten wiedererkannt werden, auch wenn in
den Beschreibungen nur wenige Merkmale, diese aber genau und
ausführlich besprochen werden. Übrigens handelt es sich ja hier
zum wesentlichen Teil um Beiträge zur Kenntnis früher aufgestellter
Arten; was ich neubenennen mußte, habe ich als ‚‚n. sp. ad int.‘“
bezeichnet, um ausdrücklich darauf aufmerksam zu machen, daß
diese Arten revisionsbedürftig sind, weil sie mir nicht vorgelegen
haben, ich sie also in natura nicht kenne und sie also nur nach.
der im Folgenden gegebenen Kennzeichnung beurteilen kann.
Wenn auch der eine oder andere der gegebenen neuen Namen wird
wieder eingezogen werden müssen, so ändert das nichts an der
Tatsache, daß hier neue Beiträge deskriptiven, faunistischen und
biologischen Inhalts zur Kenntnis dieser Arten geliefert werden,
und daß diese Beiträge erst dann zur richtigen Würdigung gelangen,
wenn sie sich auf einen bestimmten Artnamen beziehen; also muß,
wenn ein älterer Name nicht mit Sicherheit festgestellt werden kann,
ein neuer gegeben werden.
2) Strand: Zur Systematik der Spinnen. In: Zoologischer Anzeiger 31
(1907), p. 851— 861.
— Süd- und ostasiatische Spinnen I. In: Abhandl. d. Naturf. Ges.
Görlitz 25 (1907), p. 107— 213,1 Taf.
— Derselben Arbeit II. Teil. Ebenda 26 (1909), p. 1—128.
— Vorläufige Diagnosen süd- und ostasiatischer Clubioniden, Agele-
niden, Pisauriden, Oxyopiden und Salticiden. In: Zoolog. Anzeiger 31
(1907), p. 558— 570. |
— Eine neue japanische Ctenizine. In: Deutsche Entom. Zeitschr.
1910, p. 441— 2.
— Arachnologica varia XIV—XVIII. In: Archiv f. Naturg. 1916 A. 2,
p. 70—76, 2 Fig. i
‚.— Zwei neue exotische Myrmarachne-Arten. In: Internat. Entom.
Zeite. (Guben) 4, p. 13 (1910).
Zur Kenntnis japanischer Spinnen 75
Einen II. Teil, mit 2 Tafeln und Textfiguren hoffe ich bald
folgen lassen zu können.
Juli 1917.
-
Fam. THERIDIIDAE.
Gen. Ariamnes Th.
Ariamnes cylindrogaster Sim. ?
Nach der Numerierung von Dönitz wäre die Tafel I, Figur 22
abgebildete Art Ariamnes cylindrogaster Sim. 9. Ob es sich dabei
etwa um ein junges Exemplar dieser Art handelt, muß ich leider
dahingestellt lassen, jedenfalls weicht dies Bild so sehr von den
beiden in ‚Japanische Spinnen‘, Taf. 5, Fig. 53 und Taf. 10,
Fig. 195 veröffentlichten Abbildungen des 9 ab, daß es das reife
Q geinannter Art nicht darstellen kann. Leider ist in Dönitz’ Manu-
skript über dies Tierchen nichts enthalten.
Gen. „Erigone“ aut. (sensu lat.).
„Erigone“ sagibia Strand n. sp. ad int.
Über diese, von Dönitz selbst als Erigone bezeichnete Art
finde ich nur die wenigen hier mitgeteilten deskriptiven Angaben,
ohne irgendwelche Abbildungen vor:
Saga 25. 5. 1884 9. Im Garten.
Vorderleib schwarz, Hinterleib graubraun, Anhänge hell grau-
braun, viel kürzer als bei 149 [= Erigone graminicola (Sund.)
Strand 1906], der sie sonst in Gestalt und Größe ähnlich sieht.
Vulva auch ähnlich, wenigstens bei Tieren, die befruchtet zu
sein scheinen. Bei beiden ist die Vulva hinten durch eine schmale,
am freien Rande leicht ausgeschnittene Platte begrenzt.
„Erigone‘“ Doenitzi Strand n. sp. ad int.
Taf. I,. Fig. 8, Vorderrand des Sternum.
Saga 13. 5. 1884. Q reif, etwa 2 mm. Im Garten an der Erde.
Ganz schwarz, auch die Anhänge sehr dunkel, braun. Die
vorderen S. A. etwas größer als die vorderen M. A. Sternum breit
schildförmig mit zieml. breiter Spitze. Der Vorderrand des Ster-
num ist neben der Unterlippe eigentümlich gesägt.
Mandibelfalz vorn mit 5 oder 6, nach oben an Größe zu-
nehmenden Zähnen, deren letzter wieder kleiner ist. Hinten nur
5 kleinere Zähne in kürzerer Reihe. Am Innenrand der Mandibeln
sehr kleine Spitzchen, Oberfläche fein runzelig, am stärksten am
Außenrande, der deshalb wie gesägt erscheint. Mandibelklaue
fein gesägt.
Der Vulvadeckel hat die Form eines breiten, ausgehöhlten
Blattes mit hervorragender, nach hinten gewendeter Spitze.
Beine ohne Dornen, doch auf allen Abschnitten einzelne
längere und kürzere aufrechtstehende, sehr dünne Borsten, aus-
genommen die Tarsen. Am distalen Ende aller Femora stehen
11, Heft
76 Embrik Strand:
unterseits ein Paar etwas längere und stärkere Stacheln. Krallen
der vorderen Beinpaare mit 7 bis 8 äußerst feinen Nebenzähnen,
an den hinteren Beinpaaren mit 5—6. Afterkralle 1 oder 2 Neben-
zähne; manchmal auf der einen Seite nur einer, an dem entsprechen-
den Bein der andern Seite zwei. Oberhalb der Klaue an der Unter-
seite des Tarsus 2 kleine ovale quergestellte Stigmen.
Alle diese feinen Einzelheiten sind nur an präparierten Häuten
zu erkennen.
Hintere Tracheenöffnungen fast kreisförmig, dicht vor den
unteren großen Mamillen. Zwischen letzteren verlängert sich das
Abdomen in eine zieml. lange flache Spitze. (Nicht etwa der After,
der ja oberhalb liegt!)
Gen. Linyphia Latr. >
Linyphia yunohamensis Bösbg. et Strand
In ‚Japanische Spinnen‘ habe ich von dieser Art nur das
Q beschreiben können, weil nur das mir vorlag und ich mich erst
nachträglich davon überzeugt habe, daß die Art, und zwar in
beiden Geschlechtern schon in Dönitz’ Manuskript beschrieben
war, wohl aber wurden in ‚Jap. Spin.‘ von Dönitz hergestellte
Abbildungen vom ä gebracht. Ich bin jetzt in der Lage, die aus-
führlichen Beschreibungen beider Geschlechter durch Dönitz sowie
seine interessante Beobachtungen über die Kopulation der Art
veröffentlichen zu können.
Ein bei Nagasaki am 13. VIII. 1881 gefundenes, nach nach-
träglichen Mitteilungen von Dönitz nicht ganz ausgefärbtes
beschreibt er wie folgt (es wird dasselbe Exemplar sein, das als
Modell für die Figur 43 B der Tafel 5 der ‚ Japan. Spinnen‘ ge-
dient hat):
Cephalothorax und Anfang der Körperanhänge hell bräunlich-
gelb, Beine mattgrün, Sternum, Maxillen, Lippe schwarz. Grund-
färbung des Abdomen oben vorn hellbraun, nach hinten dunkler
werdend und auf dem Bauch in schwarz übergehend. Darin hell-
gelbe Punkte und Bänder, besonders auffallend ein an den Seiten
nach hinten ziehendes Band, welches unter spitzem Winkel nach
unten umknickt und darauf sich verschmälernd nach hinten gegen
die schwarzen Spinnwarzen hin abbiegt. Das verbreitete Ende
dieses Bandes ist schön mennigrot. Der Winkel, den dieses Band
beschreibt, ist von einem gelben, horizontal liegenden Mondfleck
eingenommen, unter dem am Bauche ein kleiner roter Fleck liegt.
Hinten, oberhalb der Spinnwarzen, jederseits ein Fleck, der oben
gelb, unten rot ist. Der Scheitel des Abdomens ist schwarzbraun
und liegt gerade zwischen den beiden Winkeln der Seitenbänder.
Parallel dem absteigenden Schenkel jederseits ein gelber Streif
und dahinter, unmittelbar hinter dem Scheitel, zwei ge be Punkte.
Zwischen diesen und den gelb und roten Punkten oberhalb der
Spinnwarzen noch ein gelbes Punktpaar. In der vorderen Ab-
teilung des Rückens tritt die Grundfarbe in drei hellbraunen
Zur Kenntnis japänischer Spinnen 77
Längslinien hervor, die sich vorn unter spitzem Winkel vereinigen,
hinten durch ein kurzes, hellbraunes Ouerband verbunden sind.
Die beiden braunen Seitenstreifen werden hinten fast schwarz.
Diese drei Streifen sind je durch eine Reihe hellgelber Punkte
voneinander getrennt.
. Dann fand Dönitz bei Un-Zen am 10. VIII. 1882 reife, wieder-
holt in Kopulation beobachtete Exemplare beiderlei Geschlechts
und verfaßte nach diesen folgende Beschreibung:
Q Cephalothorax scharf modelliert, hell gelbbraun, manchmal
mit schwärzlich grünem Anflug in der Mitte, oder mit dunkleren
Streifen, welche den hoch vorspringenden Kopfteil begrenzen, und
am Hinterrande. Sternum schwarz.
Der Abdominalrücken zeigt vorn auf weissem Grunde eine
braune, umgekehrte Ankerfigur; der Ankerstiel wird gerade auf
dem Scheitel des hochgewölbten Rückens von einem querliegenden,
schwarzen Fleck begrenzt. Die Ankerarme sind manchmal schwarz,
anstatt braun. Hinter einem jeden derselben, vor der Mitte des
Rückens, liegt ein runder, schwarzer Fleck. In den Seiten verläuft
vorn ein brauner oder schwarzer Längsstrich, der unterhalb der
schwarzen Punkte plötzlich im rechten Winkel nach unten abbiegt.
Dahinter liegen in den Seiten noch 2 schwarze Ouerbinden, durch
gelb getrennt, das unten in glänzend Orange übergeht. Alle diese
Seitenbinden sind nach vorn konvex. Die letzte Binde vereinigt
sich mit einem quergestellten, unpaaren, schwarzen Fleck, welcher
auf den ersterwähnten Fleck hinter dem Ankerstiel folgt.
Gewöhnlich folgen noch zwei gelbe, zusammenhängende
Flecke auf gelbem Grunde.
Der Bauch ist sammetschwarz, mit einem Paar orange Flecke
dicht hinter dem Genitalspalt. Spinnwarzen schwarz.
Unterlippe und Maxillen schwarz. Mandibeln braun mit grün-
lichem Längsstrich. Palpen grünlich, reich mit Borsten besetzt.
Kralle sehr grazil, wellenförmig gebogen, mit einem Nebenzahn
nahe der Basis.
Coxae alle hell, bräunlich, die folgenden Abschnitte der Beine
schmutzig grün, Patellen etwas dunkler. Tibien an der Basis und
vor dem Ende an einer kleinen Stelle durchscheinend, am Meta-
tarsalgelenk dunkler. Die Beine tragen außer anliegenden Haaren
noch zahlreiche, aufrechtstehende Borsten, die nur den Tarsen
fehlen und an der Unterseite der Tibien in zwei auffallenden Reihen
auftreten. Die beiden plumpen Krallen haben durchschnittlich
8 und 10 Nebenzähne, die Afterkralle zwei.
I ai III IV
Coxa + Fem. 6;0 .„6,1..,,9,6: .9,6 :4,0,..,.9,9.,..9,2: 59,0
Pat. + Tibia 5,0, 6,0... 3,0-,.4,8. :38,3:.9,4 4,2. 4,5
Metat. -} Tars.,. ‚8,0,..,80.,,7:0..6,3;: 49 ,5225.,.6.2...81
19,0 20,0 ; 17,6 16,9 11,8. 11,17: 15,6. 19,6, wm
11. Heft
78 Embrik Strand:
Die Körperlänge des ersten Weibchens betrug 5, die des 2ten
5,4 mm. An der Vulva springt hinten ein kleiner, abgerundeter
Zahn vor. Das Deckstück ist ungemein groß, glockenförmig auf-
getrieben, am Hinterrande leicht ausgeschnitten. Die Scheidewand
liegt weit in der Tiefe.
S Das reife Männchen ist häufig ganz schwarz, mit nur einem
weißen Strich und einem weißen Punkt in den Seiten. Manchmal
ist es heller, Cephalothorax braunrot, an den Seiten des Abdomen
eine weiße Zeichnung, welche der gelben des Weibchens ähnelt;
dann kommt gewöhnlich auch hinten ein oranger Fleck hinzu.
Beide Varietäten habe ich in Kopulation mit den immer charakte-
ristisch gefärbten Weibchen gefunden.
Das Gewebe wird immer sehr niedrig zwischen Gebüsch oder
Steinen angelegt und besteht aus einem dichten Gewirr sich nach
allen Richtungen, aber sehr regelmäßigen Fäden, die in der Weise
miteinander verbunden sind, daß sie sich dichotomisch zu ver-
ästeln scheinen. Es sieht immer ungemein sauber und zierlich
aus, so daß man annehmen muß, daß es jede Nacht frisch gewebt
wird. Es ist so charakteristisch, daß man es mit keinem andern
Gewebe verwechseln kann.
Die Spinne ist in der Ebene ziemlich selten, scheint in den
Bergen häufiger zu sein; wenigstens habe ich auf dem Un-Zen eine
ganze Anzahl gefunden.
Über die Kopulation dieser Art verdanken wir Dönitz
folgende schöne Beobachtungen:
Am 11. August 1882 hatte ich Gelegenheit, die Kopulation
von [Linyphia yunohamensis Bös. et Strand] zu beobachten.
Morgens um 8%, Uhr fand ich in einem zwischen niedrigem Bux-
baumgebüsch ausgespannten Gewebe ein Pärchen so dicht bei-
einander, daß ich aufmerksam wurde und die Begattung geradezu
erwartete, obgleich es heller Tag war, weil ich einige Zeit vorher
schon bei Tage, nachmittags gegen 4 Uhr, ein Pärchen in Kopula-
tion angetroffen, leider aber auch gestört hatte. Die Fäden des
Netzes dieser Spinne durchkreuzen sich nach allen Richtungen
und sind in der Weise aneinander geheftet, daß es den Anschein
hat, als ob sie sich dichotomisch verzweigten. Obgleich nun der
dichtere Teil des Gewebes eine Mannesfaust an Größe übertrifft,
so ist es doch so locker, und die Fäden sind so zart, daß ich jede
Einzelheit genau sehen konnte, um so mehr, als der volle Sonnen-
schein auf die Spinnen fiel, die so eifrig in ihrem Vorhaben waren,
daß sie Gnitzen, die sich fingen, nicht beachteten, und daß ich
meine Augen bis auf 6 und 5 Zoll ihnen nähern konnte, ohne sie
zu stören:
Beide Spinnen hatten den Rücken nach unten gekehrt, die
Köpfe einander zugewandt, das Männchen ein wenig zur Seite.
Jetzt machte letzteres mit seinen Vorderbeinen ein paar tastende
Bewegungen gegen das Weibchen hin, und als dieses dabei ruhig
blieb, kam es eine Kleinigkeit näher und berührte nun Fäden in
Zur Kenntnis japanischer Spinnen 79
der unmittelbarsten Nähe des Weibchens. Dieses machte nun
auch eine tastende Bewegung mit dem 2. Bein, jedenfalls eine
Einladung, wie sich später aus der Wiederholung desselben Spieles
ergab. Darauf nahm das Männchen seine Stellung gerade vor dem
Weibchen, so daß ihre Leiber in einer geraden Linie lagen, aber
noch um etwa 1 cm voneinander getrennt waren. Jetzt rückte
das Weibchen ein wenig vor und das Männchen kroch ruhig
heran, bis es mit ausgestreckten Palpen die Genitalöffnung des
Weibchens erreichen konnte. Dabeistanden seine Augen vor dem
Sternum des Weibchens. Hierauf führte es seine Palpen ab-
wechselnd in die Vulva ein. Nachdem beide Palpen sicher befestigt
waren, wurde in den einen eine Flüssigkeit getrieben, welche ein
an seiner Unterseite gelegenes zarthäutiges, längliches Säckchen
stark zum Anschwellen brachte. Nach einigen Sekunden schwoll
das Säckchen wieder ab, der Palpus ließ los, zog sich in die Ruhe-
lage zurück und machte einige zuckende Bewegungen. Darauf
griff er wieder in die Vulva ein, und nun schwoll das Säckchen
des andern Palpus an. Als dieses wieder leer war, wurde auch
der zweite Palpus zurückgezogen und nach zwei oder drei Zuckungen
wieder eingeführt und so fort in immerwährender Abwechselung,
in so kurzen Zwischenräumen, daß von der Füllung eines Palpus
bis zur nächsten Füllung desselben nur 10 Sekunden vergingen.
Die Einführung und Befestigung des Palpus geschah mit so großer
Kraft, daß jedesmal das Abdomen des Weibchens merklich ruckte.
Manchmal wurden die Palpen in etwas anderer Weise geführt,
indem die Füllung des Säckchens erfolgte, während der andere
Palpus losgelassen hatte; doch schien diese Weise seltener zu sein
als die erst beschriebene. Dabei hatte das Männchen die Femora
seiner Vorderbeine in ganz auffallender Weise nach rückwärts
gelegt. So ging es über eine Viertelstunde lang fort, bis die Spinnen
durch Vorübergehende, welche den Busch berührten, gestört
wurden und auseinandergingen. Doch unmittelbar darauf kroch
das Männchen wieder vorsichtig heran, wurde wie vorher durch
einen Wink des Weibchens eingeladen, sich zu nähern, und das
alte Spiel begann von neuem. Nach längerer Zeit endlich zog
sich das Männchen zurück, während das Weibchen unbeweglich
an derselben Stelle blieb. Das Männchen suchte einen Augenblick
im Netz herum und fand dann ein etwa 2 mm. langes Fädchen,
welches ein wenig breiter war als die übrigen. Darauf kehrte es
sich um, den Rücken nach oben, und verstärkte das Fädchen,
indem es sein Abdomen mit den Spinnwarzen einfach rück- und
vorwärts bewegte. Dann legte es, immer den Bauch nach unten
gewandt, seine Genitalöffnung an den vorderen, etwas breiteren
Rand des Fädchens, verharrte einige Augenblicke ganz ruhig,
und drehte sich dann plötzlich um, den Bauch jetzt nach oben
gekehrt, um ein winziges Tröpfchen weißer Flüssigkeit, das es
an den Faden entleert hatte, mit den Palpen in abwechselnder
schneller Folge aufzutupfen. Eine erneute Bewerbung um die
11. Heft
30 Embrik Strand:
Gunst des Weibchens wurde angenommen. Nach einer Viertel-
stunde war der Vorrat an Samen erschöpft und das Männchen zog
sich wieder zurück, um seine Palpen von neuem zu laden. Diesmal
schien mir das abgelegte Tröpfchen Samenflüssigkeit um eine
Kleinigkeit größer zu sein, und in der Tat dauerte diesmal die
Kopulation über eine halbe Stunde. Aber unermüdlich kehrte das
Männchen zu seiner Gefährtin zurück, nachdem es seine Palpen
mit neuem Samenvorrat versehen hatte. Doch ließ sich eine
allmählich eintretende Ermattung daraus abnehmen, daß die
Säckchen länger gefüllt blieben. Gegen Ende der zweistündigen Be-
obachtung blieben sie eine halbe Minute und darüber gefüllt, an-
fänglich dagegen nur 2—3 Sekunden. Endlich wurde das Weibchen
der Liebkosungen überdrüssig, vielleicht weil sie zu lange anhielten,
und machte eine Bewegung. Sofort zog sich das Männchen zurück,
wurde mehrmals, wenn auch ohne große Hast, im Nest herum-
gejagt und fand schließlich Ruhe auf einem Blatt, während das
Weibchen in die Mitte des Nestes zurückkehrte. Jetzt war aber
auch meine Geduld erschöpft, und ich fügte das Liebespaar meiner
Sammlung ein.
Ich will noch besonders darauf aufmerksam machen, daß,
wenn das Palpussäckchen gefüllt ist, man einen Tropfen gelblicher
Flüssigkeit vor sich zu haben glaubt. Das gleichmäßige Zusammen-
fallen aber belehrt eines andern. Daß dieses Collabiren nicht
etwa eine Ejakulation ist, ergibt sich daraus, daß in diesem Falle
das Männchen binnen wenigen Minuten zu einem Schemen zu-
sammenschrumpfen müßte. Der Vorgang kann nur die Bedeutung
haben, daß durch die pralle Füllung die vorderen Palpenteile mit
größerer Kraft vorwärts getrieben werden, um ein Samenpartikel-
chen möglichst tief in die Vulva einzuführen. Die ruckende Be-
wegung des zurückgezogenen Palpus hat wohl den Zweck, aus
einer Vorratstasche desselben ein frisches Teilchen Samen zu ent-
nehmen und an dem in die Vulva einzuführenden Teil zu befestigen
oder vielleicht das angeschwollene Säckchen zu entleeren? Die
ungemeine Kleinheit der den sehr verwickelt gebauten Palpus
zusammensetzenden Teile gestattete mir nicht, dies direkt zu be-
obachten. Dies wäre nur mit Hilfe des Mikroskopes möglich, unter
dem es aber schwerlich gelingen wird, die Begattung der Spinnen
zu beobachten. Man wird immer auf Schlüsse auf Grund der
Formen der in Betracht kommenden Teile angewiesen sein.
Gen. Aranea I.
Aranea sia Strand
Das in ‚Japanische Spinnen‘ abgebildete ® war bei Saga
am 26. IX. 1883 gefangen worden. Dönitz bemerkt dazu: „Sitzt
in einer kleinen Röhre unter einem Blatt neben ihrem hängenden
Netz.“ Ferner: „Von Karsch als Zilla notata Clerck bestimmt,
aber die vorderen Mittelaugen stehen weiter auseinander als die
hinteren Mittelaugen, also wie bei Epeira und Singa.“
Zur Kenntnis japanischer Spinnen 81
Aranea herbeoides Bösbg. et Strand
Diese Art istin ,, Japan. Spinnen‘ p. 227—228 beschrieben und
Taf. 4, Fig. 30 und Taf. 11, Fig. 241 A—C abgebildet worden. Auf
unserer Taf. I bringen wir hier in Fig. 9 die Palpenkralle, in Fig. 10
die Tarsalkrallen der Art.
Aranea Astridae Strand 1917
In meiner oben erwähnten Arbeit ‚„Arachnologica varia“
habe ich derin ‚, Japan. Spinnen“ p. 233 beschriebenen und Taf. 11,
Fig. 212 abgebildeten Art Aranea sagana Bösbg. et Strand den
neuen Namen Aranea Astridae Strand gegeben.
Gen. Cyrtarachne Th.
Cyrtarachne yunoharuensis Strand n. sp. ad int.
Die auf Taf. I, Fig. 12 @ von oben, 13 Kopf von oben, 14 Epi-
gyne, abgebildete Art hat Dönitz bei Yunoharu am 24. Juli und
bei Saga am 26. Juli 1881 gefunden. Weitere Angaben oder eine
Beschreibung liegen nicht vor.
Cyrtarachne nagasakiensis Strand n. sp. ad int.
Auch zu dieser Art sind keine anderen Mitteilungen als die
Fundangabe: Nagasaki 2. VIII. 1881 vorhanden. Abgebildet:
Taf. I, Fig. 15 2 von oben, 16 Cephalothorax und Mandibeln von
der Seite, 17 Epigyne.
Gen. Ogulnius O. Chr.
Ogulnius agnoseus Strand n. sp. ad int.
Zu dieser Art fehlt leider auch Lokalitätsangabe. Sie ist ab-
gebildet: Taf. I, Fig. 5 2 schräg von oben und von der Seite,
6 Augen von oben, 7 Kopf von vorn.
Fam. THOMISIDAE.
Gen. Thomisus Walck.
Thomisus onustoides Bösbg. et Strand
Die Art wurde beschrieben in ‚, Japanische Spinnen“ p. 251,
Taf. 10, Fig. 166 A—E. Eine wertvolle Ergänzung zu diesen Ab-
bildungen geben die vorliegenden: Taf. I, Fig. 1 2 von oben,
2 Kopf von oben, 3 Epigyne, 4 Tarsalkrallen. Epigyne ist hier
trocken dargestellt, in ‚Jap. Spin.‘ dagegen in Flüssigkeit ge-
sehen. Außer Fundangaben: Nagasaki 9. VIII. 1881 und Saga
3. VII. 1881, welche Lokalitäten für die Art ‚neu‘ sind, liegen
sonst keine brauchbaren Notizen vor. Auch Simon hat die Art
nachträglich beschrieben.
Fam. CLUBIONIDAE.
BA Gen. Clubiona Latr.
Clubiona vigillella Strand n. sp. ad int.
In Dönitz’ Manuskript finden sich folgende Notizen über eine
von ihm selbst als ‚„Clubiona sp.‘ bezeichnete Art, ohne weitere
Abbildungen als eine rohe Skizze der Augenstellung, die ich nicht
mitgenommen habe:
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 11. 6 11. Heft.
82 Embrik Strand:
Clubiona sp., verschieden von Clubiona vigil Karsch durch
hellen Bauch und schwach ausgeprägte Rückenzeichnung, nebst
veränderter Augenstellung.
Die Beine des reifen 9, rechts:
Coxa + Fem. Pat. + Tib. Metat. ars:
I 2,05 2,59 1,26 0,86
II 2,05 2,48 1,26 0,86
III 1,76 1,80 1,26 0,72
IV 2,48 2,63 2,02 0,76
Am I. Bein beginnt die Scopula schon an der Tibia. An
Tarsus III ist sie auch noch vorhanden.
Die Augen sind unter sich ziemlich gleichgroß. Vorderaugen
um Augenbreite untereinander entfernt. Die Mittelaugen II bilden
mit den Vorderaugen der gleichen Seite die Ecken eines gleich-
seitigen Dreiecks. Die Seitenaugen I und II sind nur um etwa
halbe Augenbreite voneinander entfernt. Wenn man einen Kreis-
bogen durch die vorderen Mittel- und die hinteren Seitenaugen
legt, so stehen die vorderen Seitenaugen nur unbedeutend nach
vorn hervor. [Nach der Abbildung wäre die hintere Augenreihe
ganz schwach procurva, fast gerade; die Mittelaugen unter sich
ein klein wenig weiter als von den Seitenaugen entfernt. Zwischen
den vorderen Mittelaugen eine gerade nach vorn gerichtete Borste.]
Lebt auf Schilfblättern, deren Ränder sie ein wenig durch
weiße Fäden zusammenzieht. Für die Eier wird ein besonderes
Nest gebaut, indem ein Schilfblatt gegen die Spitze hin, wo es
sich schnell verschmälert, zweimal geknickt und zu einem drei-
kantigen Prisma zusammengewebt wird. Da die Kanten dieses
Nestes auch durch außen aufliegende feine Fäden verfertigt sind,
so muß man schließen, daß die Spinne nur ein kleines Loch freiläßt,
durch welches sie nach Beendigung ihrer Außenarbeit hinein-
schlüpft und es nachher von innen schließt, um hier ihre Brut zu
bewachen, Eier sowohl wie junge Tiere. Eine Ein- und Ausgangs-
öffnung ließ sich beim Auseinanderziehen des Blattes nicht ent-
decken, so viele Nester ich auch darauf untersuchen mochte.
Demnach kann die Spinne keine Nahrung zu sich nehmen, während
sie Wacht hält.
Clubiona jucunda (Karsch)
An Tafel I, Fig. 11, habe ich ein Bild der Epigyne dieser Art
reproduzieren lassen, trotzdem diese Epigyne schon in unseren
„Japanischen Spinnen‘ abgebildet ist (Taf. 16, Fig. 495 B). Letz-
teres Bild stellt aber die Epigyne in Flüssigkeit gesehen dar, wäh-
rend vorliegendes sie in trockenem Zustande darstellt, wodurch die
zwischen den beiden Bildern vorhandenen Unterschiedesich erklären.
Clubiona vigil Karsch
Über diese Art hat Dönitz folgendes notiert: Nach Ohlert
sind die Maxillen in der Mitte stark zusammengezogen, am Ende
verbreitert, die Spitze bildet einen Winkel.
Zur Kenntnis japanischer Spinnen 83
Bei Cl. vigil Karsch findet sich keine solche Einschnürung,
sondern die Maxillen sind in der basalen Hälfte gleichbreit, in
der Endhälfte erweitern sie sich allmählich. Am Vorderrande steht
in einer Vertiefung am medianen Drittel ein Büschel Haare, welche
gerade wie die Unguicularfascikel aussehen. — Die Unterlippe trägt
an den Seitenrändern einen Höcker. — Von oben gesehen ist die
vordere Augenreihe deutlich, die zweite Reihe kaum merklich nach
vornkonvex, während Ohlert für Clubiona angibt, daß die vordere
Reihe fast gerade, die hintere nach hinten schwach konvex ist.
Gen. Miearia Westr.
Micaria unifaseigera Bösbg. et Strand
Aufgestellt wurde die Art in ‚Japanische Spinnen’ p. 293,
Taf. 16, Fig. 497 A—C. Auf vorliegender Tafel I wird das 9 Fig. 25
schräg von oben und von der Seite, Fig. 26 der Kopf von oben dar-
gestellt. Das abgebildete Exemplar wurde bei Saga 12. XI. 1883
gefunden.
Fam. AGELENIDAE.
Gen. Agelena Walck.
Agelena limbata Thorell
Taf. I, Fig. 20 @ von oben, 21a Augen von oben, 21b Palpen-
kralle.
DO gezeichnet 4. 10. 82, Saga. [Körper- ?] Länge 13,5 mm. Bein-
länge I 26 mm., II 24 mm., III 22,5 mm., IV 29,0 mm.; Länge
[welche ?] 15,0 mm., Thoraxbreite 5,5 mm.
Der Rücken der Spinne zeigt ein schmutziges Graugelb mit
2 schwarzen Längsstreifen, die an der vorderen Augenreihe be-
ginnen, die hinteren Seitenaugen einschließen, sich im hinteren
Teile des Thorax verbreiten, auf das Abdomen übersetzen, wo sie
am Vorderrande verbunden sind, dann nach hinten zu divergieren
und beinahe das Körperende erreichen. In den zwei hinteren
Dritteln des Abdomen sind sie durch sechs oder mehr sehr feine,
wellige, helle Ouerbinden unterbrochen, die für die Art charak-
teristisch sind. Längs der Mitte des Cephalothorax im Gelb eine feine
dunkle Linie, die in die sehr tiefe Längsrinne übergeht. Dahinter
ein weißliches Fleckchen. Sternum braun, grau behaart. Bauch
schmutzig ockergelb, mit zwei Reihen nach hinten konvergierender
schwärzlicher Punkte. Mamillen grau bis schwarz; die oberen bei-
nahe 3 mm. lang. Clypeus und Mandibeln schwarzbraun, Lippe
und Maxillen etwas heller; Palpen rotbraun, gegen das Ende
dunkler, schwarz behaart.
Die Schenkel erscheinen infolge dichter Behaarung grau, an
den Patellargelenken mit zwei dunklen Fleckchen. Die übrigen
Abschnitte der Beine mehr bräunlich, mit dunklen, fast schwarzen
Enden, besonders auffallend an den Tibien, welche außerdem in
der Mitte einen Schattenring tragen. Die Beine tragen 'n allen
ihren Teilen feine, lange, schwarze Haare.
6* 11. Helt
84 Embrik Strand:
Überall Vorderkralle 12, Hinterkralle 12 Nebenzähne. After-
kralle kurz, gedrungen, 4 oder 3 Nebenzähne, deren letzter sehr
fein ist. Palpenkralle 9 Nebenzähne. Die Augenstellung ist etwas
gedrängter als bei Ag. jadonica, weii die hinteren S. A. um eine
Kleinigkeit mehr gegen die Mitte und gegen die vorderen Seiten-
augen hinrücken. Cephalothorax größer und plumper als bei
japonica.
Gen. Coras Sim.
Coras luetuosus (L. Koch) ?
Die auf Taf. I, Fig. 18 2 von oben, 19 Kopf bzw. Augen-
stellung von oben, abgebildete Art ist etwas fraglich. In dem be-
treffenden Glas, das von Dönitz mit ‚Tegenaria Derhami‘‘ be-
zeichnet war, fanden sich drei verschiedene Arten, darunter aber
keine Derhami; von diesen drei Arten dürfte Coras luctuosus (L. K.)
wahrscheinlich die hier abgebildete Art sein. Fundort: Saga
11. 11: ‚1888.
Fam. LYCOSIDAE.
Gen. Lyeosa Latr.
Lycosa laura (Karsch)
Saga 10. 5. 1884. $ und 9 reif. Letzteres mit graugrünem
Eisack unter dem Hinterleibe. An sonnigen Bachrändern im Grase.
Wenn die Jungen fast zum Auskriechen reif sind, erscheint der
Eisack gelbbraun, mit breit weißem aufspringendem Rande.
Länge 4—5 mm.
d Über den Cephalothorax zieht ein schon an den Vorder-
augen beginnender heller behaarter Streif nach hinten, der am
Ende des Kopfes eingeschnürt ist und von hier aus sich allmählich
verschmälert. Neben dem dunkel gefleckten Rande liegt eine
zweite Reihe dunkler Flecke, oder die Seiten sind ganz schwarz
bis auf den grauen, leicht gefleckten Rand. Das sonst dunkle
Sternum hat vorn einen hellen Mittelstreif und ist lang weißgrau
behaart.
Die schwarze Basis des Abdomen wird oben von einem
Büschel langer weißer Schuppenhaare überragt. Das Mittelfeld
ist weißgrau oder bräunlichgrau und zeigt in der vorderen Hälfte
3 oder 4 Paar schwarzer Pünktchen. Dahinter ist es mehr gleich-
mäßig graubraun und läßt erst im Spiritus deutliche braune Winkel-
flecke hervortreten. Von dem schwarzen Basalfleck aus zieht
ein schwarzer Streifen die Seite entlang, vorn gegen das Mittelfeld
wellig begrenzt, hinten vier schräge Striche nach oben und vorn
entsendend. Gegen den Bauch hin geht das Schwarz in ein reines
Silbergrau über.
Die Beine sind hell graubraun, mit schwachen Schatten-
ringen und zahlreichen langen feinen schwarzen Borsten. Die
Palpen sind in allen Teilen schwarz, dicht behaart. Kopf höher
als die Mandibeln. Die von vorn gesehen gerade oder unbedeutend
nach oben konvexe Reihe der Vorderaugen steht ziemlich in der
Zur Kenntnis japanischer Spinnen 85
Mitte zwischen den Augen II und dem Rande, in fast gleichen
Abständen voneinander und gleich groß, manchmal scheinen die
M. A. etwas größer zu sein. Die Augen II sind um ungefähr ihren
Durchmesser voneinander und um etwa 1%, Durchmesser von
den Hinteraugen entfernt. Letztere sind etwas kleiner und weiter
voneinander entfernt als die Außenränder der Augen II., Die
erste Augenreihe ist kurz, erreicht nur ungefähr die Mitte der
Augen II.
@ Karschs Beschreibung ist zutreffend, doch beginnt der
helle Streif des Cephalothorax schon zwischen den Augen, wie beim
&, und der Bauch ist silbergrau. Die Winkelflecke in der hinteren
Hälfte des Abdominalrückens treten deutlicher hervor als beim (.
Bei letzterem ist der Cephalothorax absolut größer und verhältnis-
mäßig breiter.
Beim 9 sind die schwarzen Seitenstreifen des Abdominal-
rückens nach hinten manchmal verwischt und lassen hier nur
zwei Paar größere schwarze Flecke neben einer Anzahl kleinerer
brauner erkennen.
d u. @ Am Clypeus über jeder Mandibel ein dunkler Fleck.
Mandibeln vorn dunkel gestreift.
Lycosa sagibia Strand n. sp. ad int.
Saga 14. 5. 1884. 9.
Große Ähnlichkeit in der Zeichnung des Cephalothorax und
in der Gestalt der Vulva mit Nr. 94 [= Lycosa T-insignita Bösbg.
et Strand]. Aber viel größer. Ein Weibchen, welches den Eisack
mit sich herumschleppte, maß 7 mm, ein trächtiges 2 10 mm.,
der Cephalothorax resp. 3,5 und 4 mm.
Der Cephalothorax ist verhältnismäßig schmäler, die seit-
lichen Ausbuchtungen des Mittelstreifens nicht so breit, und die
hinten ganz schwarzen Begleitstreifen desselben vereinigen sich
am Hinterrande, während bei 94 [= Lycosa T-insignita Bösbg. et
Strand] der helle Streifen den Rand erreicht.
Am Abdomen verlängert sich der schwarze Basalrand jeder-
seits in einen kurzen, halbmondförmig gekrümmten Arm, dessen
Konvexität nach oben sieht. Der Anfang der Mittelfigur ist durch
ein weißes Haarbüschel ausgezeichnet. Darauf folgen vier bis
fünf hellbraune Laubflecke, deren beide vorderen sich nicht scharf
absetzten. In dem vordersten Laubfleck 2 oder mehr Paar schwarze
Punkte. Zwei Paar größere schwarze Flecke liegen zu den Seiten
der Mittelfigur, das erste Paar in der Mitte, das zweite wieder in
der Mitte der hinteren Hälfte des Abdomen. Hinten gehen die
Laubflecke in Ouerbänder über, denen zur Seite kleinere schwarze
Flecke liegen.
Die graubraunen Seiten sind schwarz gesprenkelt. Das hell-
graubraune Abdomen ist von einem dunkleren Rande leierförmig
eingefaßt und nimmt einen dunkleren Längsstreifen auf, der vorn
11. Heft
s6 Embrik Strand:
breit beginnt und sich hinten zuspitzt, ohne den Genitalspalt oder
die Mamillen zu erreichen.
Beine reichlich schwarz gesprenkelt und geringelt.
[Diese Art dürfte Lycosa astrıgera (L. K.) nahestehen (Strand).]
Lycosa astrigera (L. Koch)
Saga 19. 2. 1883. Länge 8 mm.
© Färbung unscheinbar graubraun. Ein hell graubrauner
Streif zieht von den Vorderaugen bis zu den Spinnwarzen; seitlich
ist er dunkel begrenzt. Auf dem Abdominalrücken liegen in den
dunklen Feldern einige deutliche schwarze Punkte. Die Basis ist
häufig durch ein Büschel langer, weißer Schuppenhaare ausgezeich-
net, die nach vorn gerichtet sind, und seitwärts davon finden sich
noch ein paar solcher Büschel, die aber weniger auffallend sind
und aus dünneren Schuppenhaaren bestehen. Auch weiter hinten
am Abdominalrücken zeigen sich öfter kleine weiße Fleckchen.
Die Bauchseite ist heller. Das dunkelgraue Mittelfeld spitzt sich
nach hinten zu und wird von gleichmäßig gefärbten, hell grau-
braunen Streifen eingefaßt. Die Seiten sind dunkel gesprenkelt.
Die Körperanhänge sind graubraun, undeutlich geringelt,
stark bewehrt.
Coxa + Fem. Patella + Tibia Metat. + Tars. Sa.
1..44,0 3,0 3,1 3,1
11: 3,6 2,8 3,0 9,4
17,538 2,6 3,0 8,9
IV 42 3,2 5,0 12,4
Gemein in Gärten, unter Laub. Ist auch den ganzen Winter
durch draußen. Das Weibchen trägt die Jungen auf dem Rücken
mit sich herum.
Reifes $ Ende April, ist sehr viel kleiner, Abdomen kürzer
als Cephalothorax. Die dunkle Begrenzung des Mittelstreifens ist
hier deutlich schwarz; ebenso gefärbt sind die Palpen.
Q trägt schon Ende April den hellgrauen Eisack mit sich
herum, der, unter dem Abdomen gehalten, dasselbe nach hinten
und seitwärts weit überragt.
14. 3. 1885. Kopulation. Das Männchen sitzt auf dem
Cephalothorax des @ und bringt von der linken Seite desselben her
seine Palpen an die Vulva, gerade wie bei Marptusa vittata be-
obachtet wurde. Bei der Werbung ist das & sehr vorsichtig,
nähert sich jedesmal nur um eine Kleinigkeit und zieht sich blitz-
schnell wieder zurück, was es dadurch ermöglicht, daß es das
eine Hinterbein beim Herankriechen nicht losläßt, sondern nur
streckt. Mit diesem also kann es sich wie an einer Feder zurück-
schnellen.
Gen. Menemerus Sim.
Menemerus confusus Bösbg. et Strand
Taf. I, Fig. 23 Tarsalkrallen, 24 Epigyne (wahrscheinlich
trocken gesehen).
Zur Kenntnis japanischer Spinnen 87
Gezeichnet Saga 3. 4. 1882. 9 frisch, im Winterkokon an
Cycas revoluta gefangen, häufig unter Kampferbaumrinde. Im
Sommer öfter in Kokons an Häusern und Zäunen oder bei Tage
frei jagend gefunden.
Die Spinne sieht im wesentlichen grau aus, mit schwarzer
Einfassung des Cephalothorax und des Abdomen und dunkler
Ringelung der Beine an den Gelenken. Die Zeichnung wird nur
durch die Behaarung verursacht, welche aus dicht anliegenden
weißen, braunen und schwarzen Schuppenhaaren besteht, über
welche sehr lange, vereinzelt stehende Borstenhaare von weißer
oder schwarzer Farbe hervorragen. Nur an der Innenfläche der
Femora IV ein breiter kahler Fleck.
Das Mittelfeld des Cephalothorax breit grau, mit einem
braunen Punktpaar etwas hinter dem hintersten Augenpaar. Die
schwarze Einfassung des Mittelfeldes schickt an der Grenze des
hinteren Viertels eine dunkle Ecke medianwärts hinein. Die Seiten-
ränder sind von einem scharf abgesetzten, weißen Bande ein-
genommen, das sich nach vorn zu in zwei schmälere Bänder auf-
löst und dann verschwindet. Auch das Gesicht unterhalb der
ersten Augenreihe weiß.
Sternum schwarz, in der Mitte mit feineren schwarzen Borsten
besetzt, aber rings von langen weißen Borsten eingefaßt.
Mittelfeld des Abdomen grau, mit schwarzer, welliger Ein-
fassung und mehr oder weniger deutlichen Winkelflecken in der
hinteren Hälfte längs der Mitte. Die helleren Seiten gehen all-
mählich in das Grau des Bauches über. Der Vorderrand des
Abdominalrückens starrt von weißen Borsten. Feld vor der Vulva
bräunlich. Vulva selbst ist eine große kraterförmige Vertiefung,
deren vorderer Rand sogar überhängt. In der Mittellinie eine
Längsleiste, wie die Crista galli des Menschen nebst zugehörigen
Alae. Seitwärts von der Crista einige Wülste. Der Einblick in
den Krater wird durch sehr lange schwarze, nach hinten konver-
gierende Borsten verdeckt. In der Zeichnung sind sie noch nicht
einmal lang genug wiedergegeben.
Mundteile schwarz oder schwarzbraun. Palpen und Beine sind
außer der Behaarung reichlich mit Borsten besetzt; stellenweise,
besonders in der Nähe der Gelenke, ist die Behaarung spärlicher;
daher erscheinen die Glieder dunkel geringelt. Bestachelung sehr
verschieden, oft sogar an demselben Individuum. Die Femora
tragen auf der Rückseite eine Längsreihe von drei schwarzen,
sehr langen, aber wenig kräftigen Dornen nebst zwei oder drei
andern nahe der Patella. An Tibia I stehen unterseits die starken
Dornen in Längsreihen, von außen nach innen gezählt zu 2, 3, 1;
in Tibia II 1 oben, 1 unten, 0. Tibia III und IV haben je ein Paar
Dornen am unteren Ende. Metatarsus I und II je 2 Paar. Meta-
tarsus III und IV tragen einen unpaaren oben und 4 oder 5 ober-
halb des Tarsalgelenkes; am Tarsus IV können sogar 6 vorkommen.
Beide Klauen sehr verschieden; die vordere ist mit zahlreichen,
11. Heft
88 Embrik Strand:
dicht gedrängten und sehr feinen Nebenzähnen besetzt, während
die hintere nur 2 deutliche Zähnchen trägt, die ziemlich stumpf sind.
[Ein 2 Exemplar vom] 24. 6. 1882 [ist] im ganzen mehr
grau; es fehlen die braunen Punkte hinter den Hinteraugen, und
die schwarze Randzeichnung des Abdomen ist da nur durch einige
dunkelbraune Fleckchen angedeutet. An Stelle der Vulva nur
zwei kleine hornige Spitzen in der Tiefe der Genitalfurche. Also
wohl ein nicht ausgefärbtes Weibchen. Alles übrige stimmt ge-
nau, auch die Zahl der Dornen.
28. 9. 1882. & Cephalothorax mit breiterer schwarzer Ein-
fassung, die dagegen dem Abdomen fehlt. Letzteres hat etwa in
der Mitte ein paar schwarze Punkte, vor denen weiße Flecke
liegen; im vordern Drittel ein dunkler Mittelstreif und vor den
Mamillen sowohl oben wie am Bauche ein schwarzes Feld. Manchmal
ist das Abdomen des { fast rein grau, ohne Zeichnung. Die dunkle
Ringelung um die Gelenke ist ausgesprochener; besonders zeigt
das erste Beinpaar viel schwarz, ist auch kräftiger entwickelt als
beim Weibchen.
Menemerus pulla (Karsch)
Diese Art habe ich zwar in ‚, Japanische Spinnen“ (p. 348—849,
Taf. 9, Fig. 150; Taf. 13, Fig. 349 A—C) ausführlich beschrieben
und abgebildet; diese nach Alkoholmaterial gegebene Kennzeich-
nung wird aber durch die folgende, von Dönitz nach lebendigem
oder jedenfalls frischem Material verfaßte Beschreibung in wert-
voller Weise ergänzt.
Q Nagasaki 13. VIII. 1881. — Cephalothorax, Sternum,
Mundteile, Beine pis zu den Patellen hin schwarz. Am ersten
Beinpaar auch Patellen und Tibien schwarz. Die übrigen Ab-
schnitte der Beine bräunlich, mit schwarzen Gelenken. Die Bürsten
der Tarsen sehr dicht, graugrün. Die an der Basis mit Neben-
zähnen besetzten Krallen sind an der Spitze stark hakenförmig
gebogen. An den Tibien des I. Beinpaares unterseits 4 Paar
Dornen, am Metatarsus 2 Paar; an den Tibien des II. Beinpaares
3 Paar und ein einzelstehender an der Vorderseite, am Meta-
tarsus 2 Paar. An den hinteren Beinen werden die entsprechenden
Dornen schwächer und sind auf die Gelenkgegenden beschränkt.
Im übrigen sind die Beine mit starken Haaren besetzt, die an der
Oberseite der Femora dornig werden. An den helleren Abschnitten
sitzen zerstreut weiße Schuppen. — Abdomen zeigt oben auf
gelbgrauem Grunde 4 mennigrote Querbänder, die nach vorn
winklig ausgezogen sind. Vor dem vordersten Bande ist die Basis
des Abdomen weißlich, der Rand ringsum schwarz. Unterfläche
gelbgrau, dunkler als der Rücken, mit zwei schwarzen Längsstreifen,
die nach hinten konvergieren und hinter den Geschlechtsteilen so-
wie vor den Spinnwarzen durch einen schwarzen Querstreif ver-
bunden sind, so daß eine dunkle Trapezfigur auf hellem Grunde
entsteht. Seitwärts liegen noch einige dunkle Punkte neben den
Zur Kenntnis japanischer Spinnen 89
Längsstreifen, manchmal auch einige im Mittelfelde. After mit
weißen Haaren besetzt. Die Zeichnung des Abdomen wird durch
weiße, gelbe und rote schuppenartige Haare bedingt, zwischen
denen längere, spitzere, schwarze Haare stehen. Cephalothorax mit
vereinzelt stehenden schwarzen Haaren besetzt. Sämtliche Augen
durch einen mennigroten, aus langen Schuppen bestehenden
bogenförmigen Streifen verbunden, der hinter den hintersten
Augen in einem breiten weißen Flecke endet. Die Palpen des 2
reich weiß behaart, mit spärlichen schwarzen Haaren dazwischen.
Am 3. VI. 1882 wurde in Saga ein Weibchen von 6,5 mm
Länge gefunden. Ein weiteres ® am 30. VII. An der Vulva
sehe ich nur auf einer hügelförmigen Platte ein kleines Längs
grübchen.
Am 20. V. 1882 wurde ein sehr schönes $ im Grase gekätschert.
Das & ist brillanter gefärbt. Hinter den schmal gelb eingefaßten
Vorderaugen verläuft eine breite, schön mennigrote Binde. Der
gelbliche Fleck hinter den Hinteraugen ist größer und glänzender
als beim ©. Am Abdominalrücken fehlt die hinterste rote Binde.
Der Bauch ist dunkler. Tibia I an der Innenseite mit Schuppen-
haaren geziert, die aus strohgelb durch rot in schwarz übergehen;
die übrigen Abschnitte des ersten Beinpaares mit weißen Schuppen-
haaren besetzt, von denen an der Innenseite der Basis des Meta-
tarsus ein Büschel durch seine Länge auffällt. Auch an Tarsus II
einige weiße Schuppenhaare.
Artenverzeichnis.
a ra el ee ER a 2 a N 1.
Aranea Astridae Strand .. ak nat 2118) a |
‚„ herbeoides Bösbg. et St BUS Sl AN TE ai!
Fre. SIG Stkamah 2%." BU or ES EN
Ariamnes cylindrogaster a ER an
Chilmona gusmade, Barsch)V 208 Wal ee ee 8
H; DIE ct Ch ed. En a EIER, a ae 82
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Gapas Lubtuosus '(L. Rochiwn. Sa ec Ko a Ne >.
Cyrarächne nagasakiensis Strand ; „u... mein. 01
5 vunoharwensis Strand .» 2» u. cine % a N
Erigone Doenitzi Strand ......... RE DOREEN 321 5
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LinyDhia yaniohamensis Strand =... 1. m 20... a 276
Eycoss area. (KA Racher. u Mer re RER ER
a REES se: 6 LEERE a
Dr I ESERROL N SEAN EL RI EN Ir u Ne a Bee 85
Menemerus- confusus Bösbg. et Strand . . .... 2... 86
DalaHBarschy) 9. ZI Anal HUREN FE 88
Micaria unifascigera Bösbg. et Strand . ..... 2... 83
Okulnius ‚agnoscus Strand... „HE NOS TAN 81
Thomisus onustoides Bösbg. et Strand ©2220 it
90 Embrik Strand:
Tafelerklärung.
Fig. 1—4. Thomisus onustoides Bösbg. et Strand: 1 ? von oben,
2 Kopf von oben, 3 Epigyne, 4 Tarsalkrallen.
Fig. 5—7. Ogulnius agnoscus Strand: 5 2 schräg von oben und
von der Seite, 6 Augen von oben, 7 Kopf von vorn.
Fig. 8. ‚„Erigone‘“ Doenitzi Strand: Vorderrand des Sternum.
Fig. 9—10. Aranea herbeoides Bösbg. et Strand: 9 Palpenkralle,
10 Tarsalkrallen.
Fig. 11. Clubiona jucunda (Karsch): Epigyne, trocken gesehen.
Fig. 12—14. Cyrtarachne yunoharuensis Strand: 12 2 von oben,
13 Kopf von oben, 14 Epigyne.
Fig. 15—17. Cyrtarachne nagasakiensis Strand: 15 2 von oben,
16 Cephalothorax und Mandibeln von der Seite, 17 Epigyne.
Fig. 18—19. Coras luctuosus (L. Koch) ?: 18 2 von oben, 19 Kopf
bzw. Augen.
Fig. 20—21. Agelena limbata Th.: 20 2 von oben; 21a Augen
von oben, 21b Palpenkralle.
Fig. 22. Ariamnes cylındrogaster Sim. ?? @ von oben.
Fig. 23—24. Menemerus confusus Bösbg. et Strand: 23 Tarsal-
krallen, 24 Epigyne.
Fig. 25—26. Micaria unifascigera Bösbg. et Strand: 25 2 schräg
von oben und von der Seite, 26 der Kopf von oben.
Zur Kenntnis japanischer Spinnen.
II.
(Mit einer Doppeltafel und vier Textfiguren.)
Von
Embrik Strand
Als Fortsetzung und Schluß der oben p. 73 angefangenen Arbeit
über japanische Spinnen werden im folgenden Mitteilungen, mit
oder ohne Abbildungen, über Arten der Gattungen Aranea, Argioße,
Argyrodes, Clubiona, Cyclosa, Dictyna, Dolomedes, Drassodes, Eri-
gone, Ero, Evarcha, Gamasomorpha, Harmochirus, Hasarius,
Hermippus, Hyptiotes, Icius, Loxosceles, Marpissa, Menemerus,
M yrmarachne, Oxyopes, Pholcus, Plexippus, Rhene, Selenops, Taren-
tula, Tetragnatha und Theridium sowie über zwei fragliche Formen
gegeben.
Fam. ULOBORIDAE.
Gen. Hyptiotes Walck.
Hyptiotes affinis Bösbg. et Strand
Die Originalkennzeichnung befindet sich in ‚Japanische
Spinnen“ p. 108, Taf. 15, Fig. 393, und bezieht sich fast nur auf
das 9, weil adulte Männchen nicht vorlagen. Um so wertvoller
sind die auf unserer Doppeltafel gegebenen Figuren dieser Art,
Zur Kenntnis japanischer Spinnen 91
die u. a. den Palpus des reifen d darstellen. Es sind: Fig. 10 @ von
oben */), 11 Cephalothorax, 12 Metatarsus und Tarsus IV von
innen, 13 von außen gesehen, 14 $ Palpe, 15 Netz. — Das abgebildete
Q soll bei Saga, Kawakami, am 16. IX. 1883 gefunden worden sein,
laut eigenhändigem Vermerk von Dönitz neben den Originalabbil-
dungen; danach wäre die Angabe in ‚Japanische Spinnen“ ‚am
16. April...“ irrtümlich.
Fam. DICTYNIDAE.
Gen. Dietyna Sund.
Dietyna foliicola Bösbg. et Strand
Eine Abbildung des männlichen Palpus dieser Art, von innen
gesehen, habe ich als Figur 34 der Taf. II—III gebracht; sie zeigt,
z. B. am Patellargliede, einige Unterschiede von dem Bild in
„Japanische Spinnen‘ (Taf. 16, Fig. 470) und dürfte deswegen
nicht überflüssig sein.
Fam. SICARIIDAE.
Gen. Loxosceles Hein. et Lowe
Loxosceles rufeseens (Duf.)
Auf Taf. II—III habe ich den männlichen Palpus (Fig. 28a),
die Tarsalkrallen (Fig. 28b) und die Augen in Draufsicht (Fig. 29)
abbilden lassen, trotzdem diese weit verbreitete Art ja eigentlich
nicht zu den ‚wenig bekannten‘ gerechnet werden kann. Diese
Figuren ergänzen aber die schon in der Literatur enthaltenen bild-
lichen Darstellungen der Art in nützlicher Weise.
Fam. OONOPIDAE.
Gen. Gamasomorpha Karsch
Gamasomorpha cataphraeta Karsch
Nach einem bei Saga, am 19. XI. 1882, gesammelten Exem-
plar hat Dönitz die auf Taf. II—III (Fig. 35 Augen, 36 Habitus-
bild schräg von oben und von der Seite) wiedergegebenen Figuren
angefertigt, die ich mitgenommen habe, weil sie die in ‚ Japanische
Spinnen“ veröffentlichten Abbildungen der Art gewissermaßen er-
gänzen, trotzdem sie lange nicht so ausgezeichnet wie die Mehrzahl
der Dönitzschen Figuren sind.
Gen. Drassodes Westr.
Drassodes (?) saganus Strand n. sp. ad int.
Von Dönitz als „‚Drasside‘‘ bezeichnet und mit seiner Nr. 78
verglichen, die mir aber nicht einmal in Beschreibung bekannt ist.
Saga 14. 4. 1884. Reifes 2. Länge 9 mm (mit Spinnwarzen,
ohne dieselben 8,2). Ganz ähnlich wie 78, aber durch die grau-
braune Färbung des Abdomen sofort zu unterscheiden.
Der Cephalothorax ist absolut größer als bei 78, und die
Beine viel länger. Wesentlich verschieden sind die Krallen; die
Basis ist nicht so breit, das Endstück kürzer und nicht so auf-
fallend stark gekrümmt, die Zahl der Nebenzähne beträgt vorn
11. Heft
99 Embrik Strand:
4, am 3. Beinpaar 5 und am 4ten 6. Die Scopula der beiden vor-
deren Beinpaare ist sehr dicht und beginnt schon an der Basis-des
Metatarsus. Eigentliche Unguicularfaszikel sind nicht vorhanden.
Cephalothorax, Sternum, Unterlippe, Maxillen und Coxae rot-
braun, die Beine braun oder graubraun, Abdomen seidenglänzend
graubraun, do. Mamillen. Bronchialdeckel gelb.
Coxa + Fem. Pat. + Tib. Metat. + Tars.. Sa.
I; 4,5 4,3 3,9 12,7
II, 4,0 3,8 3,4 11,2
III. 3,7 3,0 3,0 9,7
IV. 9,0 4,6 4,8 14,4
Cephalothorax: Breite 2,7, Länge 3,7, also beinahe wie 2/3.
Lygrommatoides Strand n. g.
Soweit nach den in folgender Beschreibung enthaltenen Daten
zu urteilen ist, dürfte es sich um ein mit der amerikanischen Gat-
tung Lygromma Sim. verwandtes Tier handeln.
Lygrommatoides problematica Strand n. sp. ad int.
Saga 8. 5. 1885. Q in einem vermoderten Polyporus. Reif.
Länge: kaum 2 mm.
6 Augen dicht gedrängt ; das vordere und das daran grenzende
seitliche Paar gleichgroß, das hintere Paar etwas kleiner, alle zu-
sammen auf gemeinschaftlichem schwarzen Fleck.
Cephalothorax hellbraun, auf der hinteren Abdachung zwei
dunkelbraune Flecke nebeneinander. Sternum hellbraun, Stark
gewölbt, breit.
Abdomen oben schwärzlich; unten und in den Seiten weißlich.
Von hinten her dringen einige unbedeutende helle Streifen radiär
gegen die Mitte des Abdominalrückens vor, ohne jedoch diese zu
erreichen. Vulvagegend dunkel, Spinnwarzen gelblich. Anhänge
hellbraun. Beine stark bedornt. Femur I oberhalb der Patellen
2 Paar langer Dornen und 1 kleineres Paar, Tibia I 4 Paar langer
Dornen, Metatars. I2 Paar langer Dornen. Die folgenden Femora
ohne Dornen, aber Tibia und Metatars. II und III stark bedornt.
Bein IV scheint wehrlos zu sein? Krallen mit 5 oder 6 Neben-
zähnen, von denen die 2 oder 3 vordersten sehr klein sind.
Zwischen den Krallen eine merkwürdige, schmale, sehr lang
gefliederte Platte. Palpenkralle scheint zu iehlen. Vulva durch
eine vorspringende dunkle Längsleiste geteilt. a
Fam. ZODARIIDAE.
Gen. Hermippus Sim.
Hermippus japonieus Bösbg. et Strand
Figur 40 unserer Doppeltafel stellt die Tarsalkrallen, Figur 41
die Palpenkralle dieser Art dar. In ‚, Japanische Spinnen‘ wurden
diese Krallen schon besprochen (p. 126), worauf hingewiesen sei.
Zur Kenntnis japanischer Spinnen 95
Fam. PHOLCIDAE.
Gen. Pholeus Walck.
Pholeus nagasakiensis Strand n. sp. ad int.
Nagasaki 30. 8. 82. Gewebe aus ganz unregelmäßig durch-
einandergehenden Fäden bestehend, in einer dunklen Hausecke.
Die Spinne schien vor der letzten Häutung zu stehen.
Länge 71, mm.
Femur Tibia + Pat. Metat. Tars. Sa.
I 10,0 (12,0) 10,5 (13,0) 14,5 (19,0) 3,0 (8,0) 38,0 (47,0)
MM 275095]. .,20:4 9,0) 35 (12,0)..2,0 2,5). 260830)
ar 65,0.6 80)5,55:0.7,0)%%,70 69,0) 11,5: (1,5) 7'20,0-83,5)
2V.2780.0.95).117,0.7.90)..,%9,0: (13,0)'2,0' 2;0)/26,082,9)
Ein reifes Weibchen ebendort am 1. 9. 1882 gefunden, dessen
Beinmaße in Klammern oben angegeben sind. Es war im ganzen
braun, auch die Beine, während jüngere Tiere immer rein grau
tind. Der Augen tragende Teil stark hervorspringend, durch eine
siefe Grube seitwärts begrenzt. Die kleinen Mittelaugen auf einem
besonderen kleinen, schwarzen Hügelchen. Die unter sich
gleich großen Seitenaugen grenzen zu dreien eng aneinander und
sind mit spärlichem, dunklem Pigment eingefaßt. Hinter den
Seitenaugen je zwei nicht ganz regelmäßige Reihen von Härchen
auf dem Augenteil. Dazwischen zwei feine bräunliche Streifen.
Auf dem Thorax ein zentrales dunkles Mittelfeld, mit hellem,
schmalem Mittelstreif. In der Längsfurche eine Reihe kleiner,
nach vorn gerichteter Haare. Die Beine sind ausgezeichnet durch
einen hellen Ring oberhalb der braunen Patella und des Metatarsus.
Oberhalb eines jeden Ringes ein gegen den Körper hin sich ver-
lierender schwärzlicher Fleck. Die Behaarung der Beine steht
in regelmäßigen Längsreihen. Das Abdomen hat oben einige
dunklere undeutliche Flecke, oberhalb der Spinnwarzen ein helleres
Feld, Mamillen schwärzlich angehaucht. Vulva braun. Ein klöppel-
förmiger glatter Körper ragt daraus hervor. Afterklauen vor-
handen, stark geschwungen, dicht anliegend. Krallen mit 9
bis 10 Nebenzähnen an allen Beinen. Palpen scharf zugespitzt,
ohne Kralle. Neben dieser Spitze 2 stärkere, gekrümmte Haare.
Die Mandibeln tragen an der vorderen inneren Ecke einen starken,
braunen Zahn, mit dem die kurze Mandibelklaue eine Art Schere
bildet.
Fam. THERIDIIDAE.
Gen. Argyrodes Sim.
Argyrodes fissifrons ©. P. Cambr.
Taf. II—III, Fig. 18 & Cephalothorax und Palpe im Profil,
Fig. 19 Tarsalkrallen und Spitze des Tarsus. Erstere Figur wäre
anscheinend entbehrlich, weil die Profilansicht von Cephalothorax
und Palpe schon in ‚ Japan. Spinnen‘ abgebildet ist, die Figuren
weichen jedoch so unverkennbar voneinander ab, daß sie sich
94 Embrik Strand:
gegenseitig ergänzen. Die Unterschiede dürften sich jedoch nur
dadurch erklären, daß die Orientierung der beiden Objekte nicht
genau die gleiche gewesen ist, vielleicht auch durch andere zufällige
Umstände.
Gen. Theridium s. lat. aut.
Theridium (?) sagaphilum Strand n. sp. ad int.
Saga 9. 4. 1884.
Sehr kleine Spinne, nicht ganz 1,5 mm, vom Habitus einer
Erigone oder Micryphantes, aber das ? hat eine Tasterkralle und
die Augenstellung ist etwas abweichend. Die Mittelaugen bilden
ungefähr ein Quadrat, doch stehen die vorderen etwas weiter aus-
einander als die hinteren, erstere etwa um Augenbreite, letztere
um halbe Augenbreite. Die Seitenaugen dicht beieinander und
bei den Mittelaugen. Cephalothorax breit, abgerundet. Kopfteil
nicht deutlich abgesetzt. Sternum klein, breit eiförmig, stark
gewölbt. Unterlippe sehr kurz, breit. Maxillen konvergierend,
ziemlich gleich breit. Mandibeln an Basis und Spitze unbedeutend
verschmälert. Klaue klein. Falz nicht bewehrt. Die Palpenkralle
des @ ist klein, schlank, mit etwa 4 Nebenzähnen, deren erste
ziemlich lang sind. Die Hauptkrallen der Beine wie die Palpen-
kralle. Die Afterkralle scheint zahnlos zu sein, hat ungefähr die
Gestalt wie bei Erigone. Abdomen komprimiert kuglich. Spinn-
warzen weit nach vorn gerückt, klein. Vorderleib schön rot. An-
hänge braunrot. Abdomen oben schwarz, unten braunrot. Von
einem Bronchialdeckel zum andern zieht ein schwarzer Halbkreis,
dicht vor den Mamillen vorbei. _
Fam. ARGIOPIDAE.
Gen. „Erigone“ aut. (sensu lat.)
Erigone prominens Bösbg. et Strand
Auch von den vorliegenden Figuren dieser Art: Taf. II—III,
Fig. 21 Cephalothorax mit Palpe von außen, 22 ein Zahn der Vorder-
seite der Mandibeln in stärkerer Vergrößerung, gilt, daß sie als
Ergänzung der Abbildungen in ‚Japan. Spinnen‘ wertvoll sind.
Die Type wurde bei Saga am 31. Mai 1884 gefunden.
„Erigone‘ koratsensis Strand n. sp. ad int.
Taf. II—III, Fig. 38 Augen, 39 & Palpe.
Korats 10. 8. 1884.
ö Am Palpus ist die Tibia ein wenig kürzer als die Patella,
oberseits in eine stumpfe Spitze ausgezogen. Am Grunde des
Copulationsorganes ein eingerollter Haken. Der Genitalschlauch
mündet in ein flaches, quergestelltes, spindelförmig begrenztes
Organ, das in eine kurze, schwarze, gebogene Spitze ausgezogen ist.
Femur und Patella des Palpus zusammen erreichen ungefähr die
Länge des Femur I; Patella ungefähr so lang wie Patella I. Der
Kopfteil ist stark erhöht. Die hinteren M. A. stehen auf dem
höchsten Teil desselben, der gleich neben ihnen steil abfällt.
Charakteristisch sind große Gruben, welche dem Abdomen
Zur Kenntnis japanischer Spinnen 95
das Aussehen eines Fingerhutes geben. Am Thorax stehen sie
besonders zahlreich in den Radiärfurchen, aber auch vereinzelt
zwischen denselben. Zwei Paar eingedrückte Punkte auf dem
Abdominalrücken. Sternum breit herzförmig mit breiter, abge-
stutzter Spitze. Cephalothorax braunschwarz, Abdomen
schwarzbraun, Bauch und Extremitäten etwas heller. In die
Patella des Tasters ragt eine feine schwarze Schlinge hinein, wohl
eine Trachee.
„Erigone‘“ himeshimensis Strand n. sp. ad int.
Taf. II—III, Fig. 20 $ Palpe.
Himeshima 22. 8. 1884. $ 2 mm, gelbbraun, Vorderteil ins röt-
liche ziehend. Am Ende des sehrschmalen Hinterleibeseinschwarzer
Fleck und vornin jeder Seiteeinlanggestreckterschwärzlicher Streif.
Der Genitalspalt liegt sehr weit nach hinten, jenseits der Mitte.
Cephalothorax sehr schmal und lang, nach vorn allmählich anstei-
gend. Die hinteren M. A. liegen auf der höchsten Erhebung. Der
Augenhügel ist nach hinten leicht abgesetzt. Sternum stark gewölbt,
Mundteile weit vorgestreckt. Patella des Palpus kürzer als Patella I,
mit 2langen Borsten an Basis und Ende; letztere sehr lang. Taster-
kolbendecke hinten eckig, Copulationsorgan mit schwarzem, kreis-
förmigem Haken, an dessen Innenseite man sehr deutlich eine
Membran seiner ganzen Länge nach erkennt. An der Spitze des
Copulationsorgans ein einfacher schwarzer Haken.
Gen. Tetragnatha Latr.
Tetragnatha squamata Karsch
‚ Taf. II—III, Fig. 5, stellt die männliche Mandibel und Palpe
in anderer Ansicht als die früher veröffentlichten Abbildungen dar.
Gen. Argiope Aud.
Argiope amoena L. Koch
Fig. 37 der Tafel II—III stellt die trockene Epigyne dar; in
„Japan. Spinnen‘ (Fig. 295 der Taf. 12) ist sie in Flüssigkeit
gesehen abgebildet.
Gen. Cyelosa Menge
Cyelosa atrata Bösbg. et Strand
Taf. II—III, Fig. 17 Epigyne in trockenem Zustande; in
„Japan. Spinnen‘ ist sie in Flüssigkeit gesehen abgebildet.
Cyelosa insulana (Costa)
Von dem Epigynenbild dieser Art (Taf. II—III, Fig. 7) gilt
dasselbe, was unter voriger Art angeführt wurde. Figur 6 stellt
den Kopfteil von oben dar.
Gen. Aranea I.
Aranea fuscocolorata Bösbg. et Strand
Taf. II—III, Fig. 25 Epigyne, 26 Tarsalkrallen, 27 Palpen-
kralle. Die Abbildung der Epigyne stimmt genau mit der p. 225
in „Japan. Spinnen‘ gegebenen Beschreibung der trockenen
Epigyne, weicht aber erheblich von der ebenda gegebenen (Fig. 298)
11. Heft
96 Embrik Strand:
Figuren der Epigyne in Flüssigkeit gesehen ab. Ein neuer
Beweis, wie wichtig es ist, daß bei der Darstellung, sei es in Wort
oder in Bild, der Epigynen angegeben wird, ob sie in trockenem
oder gefeuchtetem Zustande untersucht worden sind.
Fam. MIMETIDAE.
Gen. Ero C. L.K.
Ero kompirensis Strand n. sp. ad int.
Saga, Kompira, 17. 5. 1885. ® reif.
Das Mittelgrübchen des Cephalothorax liegt (wie bei allen
Evo?) weit hinten und ist sehr breit, von folgender Gestalt: U, von
einem schwarzen Fleckchen eingefaßt. Davor liegt eine dunkel-
graue Figur, mit breiter Basis beginnend und drei Paar nach vorn
divergierende Streifen absendend. Diese graue Figur wird jederseits
schräg von einem rotbraunen Streifen durchschnitten, welcher an
dem Hinterrande des Kopfteiles beginnt und bis nach den äußeren
Augenhinzieht. Diese Streifen sind je mit 6 langen Stacheln besetzt,
während nur 2 Stacheln vorn in der Mittellinie stehen. Am ersten
Metatarsus stehen 6 lange Dornen an der Innenseite, mit kleineren
Dornen zwischen ihnen, ähnlich wie bei Nr. 32 (= ErojaponicaB. et
Strd.]. Auch die Tibia ist so bewehrt, bis auf das oberste Viertel.
Vulva briun, ganz ähnlich wie bei 32 [= Ero japonica Bösbg. et
Strand]. Das Abdomen ist netzaderig, die Maschen weißlich oder
gelblich, die Adern durchscheinend graugrün. Dazwischen stehen
vereinzelt rote Fleckchen mit kleinen schwarzen Stacheln besetzt.
Die beiden Höcker sind hinten durch einen schwarzen Querstrieh
begrenzt und auf der hinteren Abdachung stehen zwei konver-
gierende Reihen schwarzer Querstriche. Mitten auf der Bauchseite
ein Paar schwarzer QOuerstriche und dazwischen ein unpaarer
kleinerer Fleck. Abdomen nicht so hoch wie bei 32 [= Ero japonica]
die Höcker dagegen weiter auseinander, so daß die hintere Ab-
dachung zwischen den Höckern und Mamillen ein ungefähr gleich-
seitiges Dreieck bildet, bei 32 [= Ero japonica] aber ein gleich-
schenkliges Dreieck mit kürzerer Basis.
Fam. CLUBIONIDAE
Gen. Selenops Latr.
Selenops bursarius Karsch
Fig. 2a der Tafel II—III stellt ein $ dieser Art, Fig. 2b seinen
Palpus dar. Eine Dönitz’sche Figur von der Augenstellung habe
ich hier nicht mitgenommen, weil letztere schon in ‚Japan.
Spinnen“, als Fig. 452E, abgebildet wurde.
Gen. Clubiona Latr.
Clubiona jucunda (Karsch)
Von dieser Art habe' ich schon im I. Teil vorliegender Arbeit
(Taf. I, Fig. 11) eine Dönitz’sche Abbildung der Epigyne gebracht,
eine zweite kommt hier als Figur 1 derTafel II—III. Diese Figuren
sind unter sich so verschieden, daß ich geneigt bin an der Spezi-
Zur Kenntnis japanischer Spinnen 97
fischen Identität zu zweifeln; sicheres darüber kann ich jedoch
nicht sagen, da mir die Vorlagen der beiden Figuren nicht bekannt
sind. Jedenfalls hat Dönitz beide für Formen einer Art gehalten.
Der Unterschied zwischen den Epigynen vor und nach der Eiablage
ist ja bei manchen Arten bekanntermaßen so groß, daß es insofern
durchaus nicht unmöglich ist, daß die in Frage stehenden zwei
Figuren sich auf eine Art beziehen.
Clubiona japonicola Bösbg. et Strand
Aufgestellt und in Wort und Bild charakterisiert ist die Art
in „Japan. Spinnen‘ p. 281—282, Taf. 16, Fig. 498 A—C. Hier
gebe ich ein Bild der trockenen Epigyne (Fig. 8) und des männ-
lichen Palpus im Profil (Fig. 9).
Fam. PISAURIDAE
Gen. Dolomedes Latr.
Dolomedes sulfureus L. Koch
Auf Taf. I-III, Fig. 16, gebe ich ein Bild der trockenen
Epigyne; in ‚Japan. Spinnen‘ wurde sie (Taf. 13, Fig. 330 B) in
gefeuchtetem Zustande dargestellt.
Dolomedes sp.
Über nicht näher bestimmbare junge Tiere hat Dönitz folgendes
notiert:
Eine andere Varietät ist ganz grau, mit 7—8 Paar sehr kleinen
helleren Punkten längs des Abdominalrückens. Das hellgelbgraue
Mittelfeld des Abdomen führt einen dunkleren Längsstreifen, der
aber nach hinten zu sich in die Grundfarbe auflöst. In den Seiten
einige dunklere Flecke. Das Sternum hat am Rande, den Coxae
entsprechend, grüngraue Flecke und einen unpaaren solchen Fleck
an der hinteren Spitze. Über die Vorderfläche der gelblichen
Mandibeln zieht, wie immer, ein dunkler Streif. Palpen und Beine
dunkel gesprenkelt. Maxillen hell, gelblich, Unterlippe graubraun.
® Ende April und Anfang Mai groß, aber noch nicht reif.
Fam. LYCOSIDAE
Gen. Tarentula Sund.
Tarentula depeetinata Bösbg. et Strand
Beschrieben wurde die Art in ‚, Japanische Spinnen“ pag. 314,
Taf. 7, Fig. 97 und Taf. 13, Fig. 332 A—C. Auf unserer Doppeltafel
II—III stellen wir Fig. 30 die Augen von vorn gesehen, Fig. 31
den männlichen rechten Palpus im Profil von innen gesehen dar.
Tarentula pseudoannulata Bösbg. et Strand
Als. Ergänzung der in unseren ‚, Japanischen Spinnen‘ gege-
benen Beschreibung (p. 319) möge folgendes aus Dönitz’ Manu-
skript dienen:
Saga 30. 3. 1884. 2 Länge 10—12 mm. Unter Steinenam Wasser.
Gesicht breit, flach. Das Trapez der 4 Hinteraugen kurz und
breit; die vorderen derselben beinahe um einen Augendurchmesser,
Archiv für Naturgeschichte
1916. A, Il. 7 11. Heft
98 Embrik Strand:
die hinteren um beinahe drei Augendurchmesser voneinander
entfernt, während der Abstand der Seitenaugen voneinander etwas
mehr als einen Augendurchmesser beträgt. Die Reihe der Vorder-
augen kürzer als die zweite Reihe. Bürste an allen Beinen.
Länge der Beine I 14mm, II u. III 13 mm, IV 19 mm. Alle Glieder
geringelt. Krallen mit wenig Zähnen, an allen Beinen 6. und 5.
Afterkralle ohne Nebenzahn. Die Krallen des letzten Paares
länger und gestreckter als die übrigen. Palpenkralle mit
4 Nebenzähnen. An den Vorderkrallen der beiden ersten Bein-
paare und an der Palpenkralle ist der letzte Zahn ungemein
dünn und sehr klein. Die Farbe ist ein dunkles Braun mit fast
schwarzen und einigen helleren Zeichnungen. Am Cephalothorax
geht ein nahe dem Rande hinziehender heller Streif hinten fast in
weiß über. An der schwarzen Basis des Abdominalrückens liegen
drei weiße Flecke. Auf den unpaaren Fleck folgt ein schwarz-
gesäumter, gleichmäßig dunkelbraun gefärbter Streif, der auf der
Mitte des Rückens durch einen schwarzen Fleck begrenzt wird.
Darauf folgen abwechselnd feine weißliche oder hellbraune Ouer-
linien und breitere dunkle Flecke. Nach den Seiten ziehen
dunkle Schattenstreifen, untermischt mit helleren Punkten, die
in den Seiten an Zahl zunehmen und damit den Übergang zu dem
gelbbraunen oder grauen Bauche bilden.
Tarentula japoniea (Sim.) 1888
Die Art habe ich zwar in ‚, Japanische Spinnen‘ (p. 318) nach
Alkoholmateriale ausführlich beschrieben, das hindert aber nicht,
daß es nützlich ist, daß folgende, nach frischem Materiale verfaßte
Beschreibung noch veröffentlicht wird:
Saga 13. 2. 1883. 9 Sie gräbt sich im Juli ein Loch in der Erde,
und bewacht darin ihren weißen Eiersack. — Länge 9mm. Kraäftig
gebaut, dunkel. Cephalothorax schwarz, mit graubraunem Mittel-
streif, der unmittelbar hinter den Augen II beginnt und über die
Mittelritze hinaus bis an das kahle Dreieck reicht. Die Augen
dicht gedrängt. Die Augen II, welche die größten sind, stehen
nur um Y, Augenbreite auseinander, die Augen III etwa um halbe
Augenbreite von diesen und um beinahe drei Augenbreiten unter-
einander entfernt. Die erste Augenreihe ragt um eine Kleinigkeit
über die zweite Reihe ninaus. Gesicht senkrecht abfallend. Furchen-
strahlen nur schwach angedeutet. Sternum rotbraun. Abdomen
dunkel sammetbraun, mit gelben und hellbraunen Flecken. Ein
heller Streif, vorn weiß, hinten orange, neginnt an der Basis und
nimmt ein Drittel der Länge ein. Daneben noch drei Paar nicht
ganz so glänzender Flecke. Dahinter eine Reihe Winkelfiecke,
welche seitwärts von einer Reihe gelobrauner Punkte begleitet
werden. An diese schließen sich seitwärts hellpbraune Schrägreihen,
zwischen denen der dunkle Grund sich allmählich aufhellt, so daß
die Bauchseite gleichmäßig hellbraun erscheint, mit nur undeutlich
begrenztem Mittelfelde. Spinnwarzen sehr kurz, von oben nicht
sichtbar. Beine dunkelbraun, die vorderen oben fast schwarz.
Zur Kenntnis japanischer Spinnen 99
Scopula an Metatarsen und Tarsen. Auf der Oberseite der Femora
drei aufrechte Stacheln in einer Reihe. An der Vorderseite von
Tipia I und II zwei kleine Dornen und ein kurzer kräftiger Dorn
unmittelbar am Met atarsalgelenkweiter nach der Unterseite hin.
Die Metatarsen haben unterseits 3 Paar kurze, kräftige Dornen,
an II etwas kräftiger als an I. Die übrigen Beine sind reichlich und
lang bewehrt; je drei Paar Dornen an der Unterseite der Tibien
und Metatarsen, 2 Paar oben und in den Seiten, und ein Kranz
von Dornen um das untere Ende dieser Teile. Auch die Patellen
III una IV tragen je ein Paar Dornen; mehrere Dornen oberhalb
der Patellen, an der Operseite der Femoren III und IV. Über die
Patellen verläuft schräg ein kahler Streif, welcher eine behaarte
schmale Furche einschließt. Ein kahler Streif zieht über die ganze
Länge der Tibien hinweg, anfänglich auch einen behaarten Mittel-
streifen oder wenigstens eine Reihe vereinzelter stärkerer Haare
führend. An III und IV setzt der kahle Streif noch auf die Meta-
tarsen über, aber nur auf eine ganz kurze Strecke. Diese kahlen
Stellen zeichnen sich durch eine feinkörnige Oberfläche aus, welche
sehr gegen die Umgebung absticht. Die aufrecht stehenden,
langen, zarten Haare der Beine sind weiß, höchstens nahe der Basis
dunkel. Afterkralle und Palpenkralle vorhanden.
Coxa + Fem. Pat. + Tibia Metat. + Tars. a.
Br 3,8 3,9 11,8
II 42 3,0 3,2 10,4
III 4,0 2,7 3,2 9,9
IV 5,0 3,9 9,0 13,9 mm.
Ähnlich der Lycosa [= Tarentula] idsa Karsch, doch sind die Tibien
I bedornt. Vielleicht hat Karsch die schwer zu findenden kleinen
Dornen übersehen ?
d 8. 6. 1883. Die ganze Mitte des Cephalothorax reinweiß;
ebenso der vordere Mittelstreif des Abdominalrückens. Die ganze
Oberseite von Tibia I weiß. Hier sebe ich nur den Dorn an der
Innenseite, etwas oberhalb des Metatarsus.
Tarentula sagaphila Strand n. sp. ad int.
Saga 17. 6. 1884.
2 Zeichnung fast genau wie bei Nr. 148 [= Tarentula Clerck
Bösbg. et Strand], nur ist der weiße Seitenstreif an der Basis des
Hinterleibes weniger deutlich und die hellbraunen Flecke in den
Seiten sind deutlicher zu Schrägreihen angeordnet. Die Spinne 2
ist nur 4 mm lang, also nur etwa halb so groß wie 148 [= Tar.
Clercki Bösbg. et Strand]. Der charakteristische Unterschied liegt
in den Augen. Der Kopf ist etwas spitzer und die Augen stehen
sehr gedrängt; die hinteren Mittelaugen sind sehr groß, fast vom
doppelten Durchmesser ihrer S. A. Verhältnis der Tarsen zu den
Metatarsen wie bei 148 [T. Clercki].
& Das Männchen ist prächtiger in der Farbe, die Silberpunkte
und der Sichelfleck an der Abdominalbasis treten auf dem dunk-
7* 11. Heft
100 Embrik Strand:
leren Grunde stärker hervor. Charakteristisch ist, daß der Meta-
tarsus und Tarsus I glänzend weiß erscheinen infolge reichlichen
Besatzes mit weißen Schuppenhaaren.
Fam. OXYOPIDAE
Gen. Oxyopes Latr.
Oxyopes sertatus L. Koch 1877
© Karatsu 7. 8. 1883. 11 mm. Sie heftet ihr dickes weißes Eier-
bündel frei an ein Blatt, einen Halm oder dergl. und bewacht es,
von Ende Juli an bis in den August hinein; Anfang August findet
man schon Junge. — Cephalothorax und Extremitäten durchschei-
nend bräunlich oder grünlich. Augengegend weiß, infolge dicht-
stehender Schuppen. Dunklere, spärliche Schuppen stehen in zwei
Längsreihen, die sich fast bis zum Hinterrande hinziehen; andere
bilden in den Seiten eine strahlige Zeichnung. Rand mit feinem
dunklem Saum. Die Grundfarbe des Abdominalrückens ist an
der Basis weiß, dahinter gelb, mit einem grauen oder braunen
Spießfleck. Von den Seiten her kommen rotbraune una olivengrüne
Streifen, nach hinten konvergierend. In dem freibleibenden,
gelben Mittelstreif hinten manchmal rotbraune Winkelflecke. Alle
diese Zeichnungen sind durch Schuppen bedingt. Vom Genital-
spalt zieht nach den hellbraunen Spinnwarzen ein fast schwarzer,
behaarter Mittelstreif, der verstreute weiße Schuppen aufnimmt.
Die Seitenfelder des Bauches sind durch Schuppen weißlich. Auf
dem Sternum spärliche schwarze Haare. Von den Augen aus ziehen
zwei dunkle Streifen über den Clypeus und die Mandibeln abwärts.
Beine stark bestachelt. An der Unterseite der Femora I—III ein
schmaler dunkler Längsstreif, durch Pigmentkörnchen erzeugt.
Überall zwischen der Behaarung der Beine feine, farblose, anlie-
gende Schuppen. Alle Krallen kräftig; die Hauptkrallen mit etwa
8, die After- und Palpenkralle mit (2 oder 3?) Nebenzähnen.
Fam. SALTICIDAE
Gen. Myrmarachne Mc Leay
Myrmarachne inermichelis Bösbg. et Strand
Dönitz vergleicht die Art mit M. (,Salticus“) japonicus
(Karsch) :
2 20. 6. 1882, bewachte seine an einem Blatte eingesponnenen
Eier. Die Färbung und Zeichnung weicht etwas von der Beschrei-
bung Karsch’s von Salticus japonicus ab. Thorax rotbraun, ganz
in der Seite der Kopffurche ein aus Schuppen bestehender weißer
Streif. In der Mitte der Furche eine Anzahl zerstreuter weißer
Schuppen, über welche ein Paar sehr langer, schwarzer
Borstenhervorragt. Das gelbbraune Abdomen ist mit anliegenden
gelben Seidenhaaren bedeckt, über welche spärliche, sehr feine
schwarze Härchen hervorstehen. Am Bauche ist das dreieckige
ockergelbe Mittelfeld durch einen Streifen weißer Schuppen von
der schwarzbraunen Randeinfassung getrennt. Dieser weiße Streif
Zur Kenntnis japanischer Spinnen 101
hängt an seinem vorderen Ende nicht mit dem weißen Querstreifen
des Rückens zusammen. Das dritte Bein und teilweise das vierte
auffallend rotbraun. Der Palpus läßt sich am besten mit einer
Kopfbürste vergleichen, indem er sich von der Patella an ver-
breitert, oben platt und fast kahl ist, nur mit spärlichen sehr kleinen
aufrechten schwarzen Härchen besetzt, während die Unterseite
lange, mehr anliegende Haare trägt.
Myrmarachne japoniea (Karsch) 1879
Saga 12. 3. 1882. Frisch, unter Bambusscheiden in weißem
Cocon. — Cephalothorax chagriniert und infolge dessen leicht iri-
sierend, im wesentlichen aber schwarz, spärlich mit gelblichen und
sehr vereinzelten schwarzen Härchen besetzt. In der Furche, welche
den Augen tragenden, hoch gewölbten Kopfteil von dem niedrigeren
und schmaleren hinteren Abschnitt trennt, liegt seitlich ein weißer
Fleck, aus langen schmalen Schuppen bestehend. Sternum schwarz.
Abdomenobenreichlicher mit gelblichen, bräunlichen und schwarzen
Haaren bedeckt, welche im Verein mit der fein chagrinierten Haut
einen graubraunen Sammetglanz verleihen, mit leicht dunkleren
Querstreifen. Das vordere Drittel des Abdomen ist höher als der
hintere Abschnitt, ziemlich scharf abgesetzt. Die Furche ist seitlich
durch einen weißen Fleck ausgezeichnet, der bis auf die Bauchseite
übergreift und aus Schuppen besteht, deren einige sich bis zur
Mittellinie hinziehen. Bauchseite dunkler, spärlicher behaart.
Spinnwarzen dunkel, springen von oben gesehen vor. Im Sommer
wird die Spinne glänzend schwarz, mit spärlichen anliegenden
Haaren; doch bleiben die weißen Flecke am Cephalothorax und
Abdomen bestehen. Die Palpen, ziemlich dicht mit kurzen
schwarzen Haaren besetzt, führen an ihrer Spitze auf der Oberseite
ein kleines, aus grauen Schuppen bestehendes (mikroskopisches)
Feld. Maxillen und Unterlippe schwarz oder schwarzbraun mit
hellerem Rande. An den Beinen ist das Verbindungsglied zwischen
Coxa und Femur stark entwickelt, besonders am 4. Paare auffallend,
wo es %, der Länge der Coxa erreicht. Coxa I und II dunkel durch-
scheinend, III und IV schwarz; Verbindungsstücke I, II und IV
durchscheinend, bes. das letztere sehr hell, No. III dunkel. Die
zwei ersten Beinpaare sind oben und unten hell, durchscheinend,
seitlich schwarzbraun gestreift. Am III. Beinpaar ist das Femur
dunkelbraun, Tibia mit Patella rötlich, in den Seiten dunkler;
Tarsen heller. Am IV. Paare greift die helle Farbe des Verbindungs-
stückes oben auf Coxa und auf Femur über? Im übrigen ist das
Bein dunkel, nur die Patella an Basis und an der Unterseite durch-
scheinend; Ende der Tibia rötlichbraun. Körperlänge mit Man-
dibeln 6 mm. Cephalothorax 2,7 mm. Augenstück 1,4 mm. Ab-
domen 2,7 mm.
Femur Patella Tibla Endglieder Summa
I 1,26 0,61 1,01 1,15 4,03
I7,.0,98 0,50 0,61 0,96 3,04 mm.
/
11. Heit
102 Embrik Strand:
Femur Patella Tibia Endglieder Summa
III 1,04 0,50 0,57 1,33 3,44
IV 1,48 0,65 1,19 1,73 5,05 mm.
Mandibelzähne 7—8
8—19.
Die gelben und bräunlichen Haare des Cephalothorax und Ab-
domen äußerst fein gefiedert. Femora und Patellen unbewehrt.
Am Ende der Patellen und Tibien je eine lange, aufrechte Borste.
Tibia I vorn 3, hinten 2 Dornen, Metatarsus I vorn 2, hinten
2 Dornen, Metatarsus II vorn 2, hinten 1 Dorn. Sonst keine
Dornen weiter.
Gen. Marpissa C. L. K.
Marpissa vittata (Karsch) 1879
C Saga 19. 2. 1882. Erstes Beinpaar oben dunkel, mit Fleckchen
weißer Schuppen am Ende der Patella, der Tibia und des Meta-
tarsus, Tarsus weißlich. Femur mit dunkel irisierenden Schuppen
bedeckt. Die übrigen Beine von oben gesehen schwarz und hell-
ockergelb gestreift, und zwar so, daß die Femora auf der Firste
einen schwarzen Streifen führen, der gelblich eingefaßt ist, während
die Patellen, Tibien und Metatarsen oben einen gelben und an den
Seiten schwarze Streifen führen. Tarsen heller, mit dunkler Spitze.
An der Unterseite zeigt sich ein weißer Streif an Tibia I, ?/, der
Länge einnehmend, von Schuppen gebildet. Die Endglieder der
übrigen Beine ziemlich hell. Endglieder der Palpen weißlich.
Maxillen grau. Unterlippe schwarz, vorn grau gerändet. Körper-
haut schwarz, mit Ausnahme des Sternums dicht mit Schuppen
besetzt, welche meist stark irisieren, so daß der Cephalothorax
grün oder kupferig erscheint, seitlich ganz unten von einem schma-
len smaragdgrünen Streifen eingefaßt. Augen schmal goldbraun
umrandet. Oberseite des Abdomens charakteristisch durch eine
sammetschwarze Binde, welche sich seitlich verschmälert und vorn
und hinten durch eine helle irisierende Binde gesäumt ist. Der
vorderste und hinterste Abschnitt des Rückens wieder dunkel.
Bauch kupferrot. Die Femora aller Beine tragen auf der Rückseite
zwei hintereinandergestellte, ziemlich kräftige, aufrechtstehende
Dornen, schwächere zu je einem an den Enden der Patellen und
Tibien, mit Ausnahme des ersten Beinpaares. Den Seiten der
oberen Apschnitte der Beine liegen weniger auffällige Dornen an;
die Tibia IV zeigt sogar 3 Paar. Auch an derÜnterseite anliegende
Dornen. Diese Dornen hat Karsch nicht gesehen, worauf er selber
aufmerksam macht. Im übrigen ist der Körper nebst Anhängen
nicht sehr reichlich schwarz behaart. Einzelne weißliche Haare
an den Palpen und Coxae. Patella I so lang als Tibia. Körperlänge
5 mm. Alle Fußspitzen tragen 2 Arten von Krallen, die eine Art
mit 815, die andere mit 31, Nebenzähnen. Unguicularfascikel.
Palpus nicht bewaffnet.
Zur Kenntnis japanischer Spinnen 103
Patella + Tibia Metatarsus Sa.
I 1,3 L2 2,5
II 0,9 1,0 1,9
1881 1,8 1,3 2,4
IV 1,6 1,8 3,4 mm,
Benimmt sich auf ihren Jagden wie No. 12 [M yrmarachne
japonica (Karsch)//; streckt dabei manchmal das Abdomen indie
Höhe. Ganz wie Ameisen.
d zuerst 14. 7. 1883 gefangen, etwas kleiner und schmäler als
das 9, zeigt die Zeichnung des Abdomen weniger klar. Dagegen ist
der Cephalothorax glänzender gefärbt, besonders da oberhalb des
smaragdfarbenen Randstreifens jederseits ein länglicher Orange-
Fleck liegt. Das $ wurde bei der Copulation überrascht. Es saß
vor dem Weiochen, lief über dessen Rücken hinweg und kehrte
wieder zurück. Dann näherte es sich wieder dem 9, setzte sich
auf dessen Cephalothorax, hob dessen Abdomen von der linken Seite
her in die Höhe und brachte seine Palpen darunter. Nach kaum
2 Sekunden zog es sich wieder zurück und fuchtelte, wie vor der
Copulation, mit den Vorderbeinen in der Luft herum, lief dann
aber am Weibchen vorbei und entfernte sich. Als das 2 dies sah,
drehte es sich herum und winkte seinerseits mit den hoch erhobenen
Vorderbeinen, aber vergebens, das & kam nicht zurück und wurde
dann von mir in Sicherheit gebracht. Wegen des Irisierens wechselt
die Spinne ihre Farbe je nach der Richtung des auffallenden
Lichtes. Nur die Sammetbinde bleibt unverändert.
Gen. Menemerus Sim.
Menemerus pulla (Karsch)
In Ergänzung der im I. Teil vorliegender Arbeit enthaltenen
Darstellung dieser Art bringen wir hier auf Tafel II Abbildungen
der Tarsalkrallen (Fig. 3) und der Augen von
vorn gesehen (Fig. 4), beides vom 9, ferner
eine Textfigur (Fig. 1) von der Augenstel-
lung des 2 in Draufsicht. Aus den Notizen
Dönitz’ wäre noch nachzutragen:
Jagt bei Saga im Grase, von Juni
bis August gefunden, versteckt sich auch
wohl unter Steinen. An den beiden ersten
Beinpaaren hat die Vorderkralle 14 oder
Fig. 1.
13, die Hinterkralle 3 oder 4 Nebenzähne, Menemerus pulla (Karsch)
dahinter zwei lange flache Platten. — Am * "gen in Draufsicht.
Kolben des & ein ungemein langer, kreisförmig gebogener, sehr
dünner Spieß, welcher hobl ist. Ein im Kolben versteckt liegender,
mehrfach gewundener Schlauch mündet in den Hohlraum.
Gen. Ieius Sim.
Ieius elongatus Karsch 1879
Nach frischem Exemplar, das am 25. VIII. 1882 bei Kom-
11, Heit
104 Embrik Strand:
pira im Grase von ihm gekäschert war, beschreibt Dönitz
wie folgt:
Länge 8 mm. Dunkel schwarzbraun, mit weißen Figuren an
Cephalothorax und Abdominalrücken. Zwischen den Augen rings-
herum ein weißlicher Streif. Eine unvollständige weißliche Binde
über die hintere Abteilung des Cephalothorax, der auch am Rande
sehr schmal weiß gesäumt ist. Unterhalb der Mittelaugen ein
weißes Haarbüschel. Sternum dunkel. Der Vorderrand des Ab-
domen ist mit zwei weichen, zusammenhängenden Flecken geziert,
die teils aus langen Schuppen, teils aus aufrecht stehenden langen
Haaren bestehen. Es folgen 3 Paar weiße Flecke, die nach hinten
an Größe abnehmen und aus kleinen Schuppen bestehen. Zwischen
diesen Flecken liegen mehr vereinzelt gelbe Schuppen, welche stellen-
weise einen metallischen Schimmer hervorrufen. Die Bauchseite
ist dunkel gelbgrau, mit drei schwarzen Längsstreifen. Die Tibien
sind durchschnittlich um die Hälfte länger als die Patellen. Femora
zum größten Teil dunkel, die übrigen Abschnitte heller braun,
mit dunklen distalen Enden.
Ieius magister Karsch 1879
Q Saga 14. 11. 1883. Hatte sich zwischen drei Weidenblättern
ziemlich hoch eingesponnen. Reif. Länge 10 mm, Abdomen 6 mm.
Cephalothorax mit weißlichen Seidenhaaren, vorn mit ebensolchen
Schuppen bedeckt, die vorn meistens etwas abgeschabt sind, so
daß der von den Augen umfaßte Teil schwärzlich erscheint. Um
die Augen III zieht hinten in einiger Entfernung ein brauner Bogen.
Unterhalb der ersten Augenreihe auffallend lange weiße Seidenhaare.
Abdominalrücken mit Schuppen bedeckt, welche längs der Mitte
einen weißgrauen Streifen bilden, der von preiten rotbraunen
Streifen eingefaßt ist. Die braunen Schuppen glänzen bei seitlicher
Beleuchtung goldiggrün. In ihrer hinteren Hälfte führen die braunen
Streifen je drei sammetschwarze, hintereinander liegende Flecke,
welche der Schuppen entbehren und nur mit den schwarzen Haaren
bestanden sind, die auch sonst überall zwischen den Schuppen
hervorragen. Die Seiten sind einfarbig gelblich, der Bauch grau,
mit Seidenhaaren bedeckt. Das Mittelfeld des Bauches, mit grauen
Seidenhaaren bedeckt, wird seitlich von je einer Reihe dunkler
eingedrückter Punkte begrenzt und durch eine Längsreihe schwarzer
Punkte halbiert. Mamillen unten hellbraun, oben schwarz. Die
Vulva bildet eine kurze, hellbraune Spitze, neben der die seitlichen
Öffnungen liegen. Davor schimmert ein Paar schwarzer Flecke
durch. Sternum sehr hellbraun, manchmal fein schwarz gerändert.
Alle Beine hellbraun, mit Ausnahme des ersten Beinpaares, dessen
Abschnitte von der Patella an rotbraun und dunkler sind. Klauen
schwarz. An allen Beinen ziemlich reichlich schwarz bedorntes,
helles Seidenhaar, das am ersten Paar sehr lang ist. Unterlippe,
Maxillen und Palpen hell, gegenüber den schwarzbraunen Man-
dibeln. Länge: a
Zur Kenntnis japanischer Spinnen 105
Coxa-+Femur Pat.+Tib. Metat.+-Tars. Sa.
I, 4,2 Be: 2 10,3
a 2,3 1,6 173...
III 3,0 23 1,9 GO :
IV 37 3,0 22 9.0 mm.
Die absoluten Maße der Hinterbeine, welche Karsch angibt, sind
kleiner als die an diesem Exemplar gefundenen, das übrigens etwa
größer und geschlechtsreif ist. Jüngeren Tieren fehlen die schwarzen
Flecke in den braunen Längsbändern. a ee
Gen. Rhene Th.
Rhene atrata (Karsch) 1881
Die beiden Geschlechter dieser Art hatte Dönitz zuerst ge-
trennt behandelt, Q als No. 114, J als No. 17, bis er am 16. X. 1885
beide in Copula fand. — Er schreibt:
(No. 114) Saga 4.11. 1883. Q Länge 4,3 mm. Cephalothorax
fast kreisförmig, platt. Die kleinen Mittelaugen sind den Seiten-
augen der vorderen Reihe außergewöhnlich stark genähert. Die
Hinteraugen stehen jenseits der Mitte, doch nicht so nahe dem
Hinterrand wie bei No. 17. Mandibelinsertion fast unmittelbar
unterhalb der großen Vorderaugen. Mandibeln länger als das
Gesicht hoch ist. Die ganze Spinne ist mit weißlichen, gelben und
rotbraunen Schuppenhaaren bedeckt, welche zusammen sie ocker-
gelb erscheinen lassen. Auf dem Cephalothorax ist kaum eine
Zeichnung vorhanden. Auf der hinteren Abdachung ein kahler
Fleck gegenüber der Abdominalbasis. Der Abdominalrücken führt
drei Paar schwarzer, eingedrückter Punkte. Das hintere Paar
erscheint winkelförmig, weil von vorn her weißgelbe Schuppen
hineinragen. In den Seitenfeldern liegen drei Paar sehr schmaler,
fast weißer Binden, die hinten schwarz gesäumt sind. Charak-
teristisch ist das hintere Körperende, welches solcher Schuppen
entbehrt und daher fast schwarz erscheint. Nur längs der Mittel-
linie zieht ein schmaler Schuppenstreif bis zu den Spinnwarzen.
Das hinterste schwarze Bindenpaar fällt mit diesen schwarzen
kahlen. Feldern zusammen. Auf der ganzen Oberseite ragen lange
schwarze Haare über die Schuppen hervor. Mittelfeld des Bauches
schwarzbraun, seitlich von einem Felde begrenzt, welches spärlich
helle Schuppen führt. Mamillen schwarz. Sternum schwarz. Beine
dunkelbraun, mit Schuppenflecken um die Gelenke.
. Zusammenfassend über beide Geschlechter schreibt Dönitz:
No. 17 u. 114. Jedenfalls $ u. 9. $ 5,95, 2 4,3 mm. Thorax
deprimiert, fast kreisförmig, beim S um ein geringes breiter als
lang, nämlich 2,41:2,40. $ Grundfarbe schwarz; die weißgelbliche
Zeichnung liegt in den Haaren und Schuppen. Cephalothorax
grobkörnig chagriniert, vorn und seitwärts weißgelb gesäumt.
Ein weißgelber Saum umgibt auch den vorderen Abschnitt. des
Abdomen und wird in der Mitte der Länge des Abdomen-durch
11. Heft
106 Embrik Strand:
einen weißen Querstrich begrenzt. Dahinter noch zwei weiße
Querbinden, deren vordere öfter unterbrochen ist. Oberhalb der
Spinnwarzen ein weißes Fleckchen und ebensolche in der Tiefe
von eingedrückten Punkten in der Mitte des Abdominalrückens.
Am Bauche hinten jederseits eine Reihe weißer Längsstriche. Die
beiden hinteren weißen Querbinden schließen manchmal eine orange
Binde ein und am Cephalothorax kann die gelbe Zeichnung einen
größeren Raum einnehmen. Das Basalglied der Mandibeln ist
neben der Einlenkung der Klaue in einen äußeren Zahn ausgezogen,
der dem 2 fehlt. Alle Femoren am Ende oben mit hellem, gelb-
lichem Fleck. Die übrigen Glieder oberseits mit je zwei weißlichen
Flecken geziert, nur das erste Paar schwarz. Unterseits tragen
die ersten Abschnitte aller Beine lange weiße Haare, während die
übrige, sehr reiche Behaarung schwarz ist.
Q Die Hinteraugen stehen nicht ganz so nahe am Hinterrand
des Cephalothorax wie beim d. Alles, was beim $ schwarz erscheint,
ist ockergelb durch Behaarung. Nur das hintere Körperende ist
oben kahl, trägt aber auch hier wenigstens einen behaarten hellen
Mittelstreifen. Im 3. Paar der eingedrückten Punkte weiße
Schuppen, so daß die Punkte Winkelform erhalten, ähnlich wie
beim d. Mamillen und Sternum schwarz. Mittelfeld des Bauches
schwarzbraun, in den Seitenfeldern spärlich helle Schuppen.
Beine dunkelbraun mit Schuppenflecken um die Gelenke. — Auf
Gebüsch. Ofterin einem Versteck gefunden, das aus dreı zusammen-
gesponnenen Weidenblättern bestand.
Über die Bestachelung von Rhene atrata (Karsch) gibt Dönitz
an: Tibia I unterseits 3 Dornen, Metatarsus 2 Paar Dornen; Tibia II
unterseits 3 Paar, Metatarsus 2 Paar Dornen; Tibia III und IV
Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4.
Rhene atrata (Karsch) 3 Rheneatrata(Karsch) Rheneatrata(Karsch)
Augen undKonturendes {2 Augen und Kontu- {Q Augen und Mandi-
Cephalothorax inDrauf- ren des Chephalotho- beln von vorn.
sicht. rax in Draufsicht.
unterseits 3 Dornen, Metatarsus 1 Paar Dornen. Auch die Femora
der 3 hinteren Beine tragen Dornen, aber an der Oberseite. Von
der Augenstellung und den Konturen des Cephalothorax bringen
wir 3 Textfiguren (Figg. 2—4).
Zur Kenntnis japanischer Spinnen 107
Gen. Evareha Sim.
Evarcha albaria (L. K.) 1877
g Saga 21. 10. 1882. Leicht kenntlich an einer schön weißen
Stirnbinde, während der Cephalothorax sonst schwarz, das Ab-
domen oben gelbbraun ist. Die Binde besteht aus Schuppenhaaren,
deren vorderste Reihe sehr regelmäßig um die erste Augenreihe
angeordnet ist. Unten herum ist die vordere Augenreihe von
braunen Schuppen eingefaßt. Der Cephalothorax ist nicht stark
' behaart und läßt ein kleines, quergestelltes Grübchen zwischen
den Augen Ill erkennen. Die Augengegend ist mit langen schwarzen
Borsten besetzt; hinten sind diese kürzer und spärlicher. Das
Abdomen ist hellgelbbraun, am Rande bis in gelb sich aufhellend;;
Bauchseite und Basis dunkel, Spinnwarzen schwarz. Über die an-
liegenden, glänzenden Haare des Rückens ragen steife schwarze
Borsten hervor. Körperanhänge schwarz oder schwarzbraun, gegen
die Enden hin heller werdend. An den Enden der Femora und an
den Patellen stehen kleine Fleckchen von braunen Schuppen.
Die Decke der Copulationsorgane des männlichen Palpus erscheint
oben gelbweiß, dicht mit langen, weißlichen Haaren bcsetzt.
Das Tibialglied trägt an seiner Außenseite zwei kräftige, nach unten
gekrümmte Fortsätze, deren vorderer breiter und an der Unter-
seite löffelförmig ausgehöhlt ist und Zähne am Rande trägt. An
allen Beinen trägt die vordere Kralle etwa 9 sehr feine, die hintere
Kralle 41, dickere Nebenzähne, ähnlich wie Marptusa vittata.
Gen. Plexippus C. L. K.
Plexippus Paykulli (Aud.) 1827
Saga 31. 5. 1882, frisch gezeichnet: ?2/,. $. Reifes Männchen
16. 9.1882 von 11 mm Länge. do. 29. 11. Der Rücken des Cephalo-
thorax sowohl wie des Abdomen trägt je ein Paar sammetartig
schwarzbrauner Längsstreifen auf weißlichem Grunde, so daß da-
durch ein heller Mittel- und zwei Seitenstreifen gebildet werden.
Über den vorderen Seitenaugen ein helles Fleckchen, das zwischen
ihnen und den Mittelaugen nach unten zieht. Seitwärts davon geht
ein dunkler Streif nach unten und hinten, sich zum Dreieck ver-
breiternd. Der Rand des Cephalothorax ist in den Seiten wieder
dunkel. Am Abdomen geht vom hintern Drittel des Mittelstreifs
ein kurzer heller Wisch in den braunen Seitenstreifen hinein.
Oberhalb der Spinnwarzen ein fast ringförmig geschlossener, Kleiner
dunkler Fleck, davor einige hellbraune Mittelflecke im Mittelstreifen.
In den Seiten einige reihenweise angeordnete dunkle Stippchen
auf dem hellen Grunde. Sternum hellbräunlich. Bauch hinter
dem Querspalt fast schwarz, mit einem Paar heller Fleckchen dicht
hinter dem Genitalspalt. An den Beinen dunkle, mehr oder weniger
zusammenhängende Längsstreifen auf hellem Grunde. Tibia und
Metatarsus I fast schwarz, mit schmalem, hellen Längsstreif auf
der Oberseite. Auch Patella I und Tibia II sehr dunkel, Am
männlichen Palpus ist die Oberseite des bräunlich behaarten End-
11. Heli
108 f Embrik Strand:
gliedes mit einem weißen Fleck geziert. Körperanhänge stark
bedornt. Die Femora tragen oben 2 hintereinander stehende
Dornen und 5 oberhalb der Patellen. Die Patellen tragen je 1 Paar
Dornen. Tibia I und II unterseits 3 Paar, Tibia III und IV je
2 Paar Dornen. Tibia I und II oben je 2 Paar, außerdem Tibia II
einen unpaaren Dorn am Vorderrande. Tibia III und IV je 4 Paar
Dornen oben und ein unpaarer dicht unterhalb der Patella.
Metatarsi I—III unterseits je 2 Paar, Met. IV 3 Paar Dornen. Meta-
tarsus I und II vorn ein Dorn am unteren Ende. Metatarsus III
und IV oben 2 Paar. Femoralglied des Palpus oben ein unpaarer
Dorn und drei oberhalb des Patellargelenks. Das Tibialglied zeigt
einen äußeren, dicken, dornartigen Fortsatz. Aufrechtstehende
lange Borsten auf vielen Gliedern, auch auf den Patellen. Unter-
lippe, Maxillen und Mandibeln dunkel. Gesicht so stark über-
hängend, daß man die Mittelaugen von oben kaum erkennen kann.
20. 4. 1882 S mit einem weißen Querstrich auf dem Endglied
des Palpus. — Die Zahl der Nebenzähne der Krallen des & beträgt
an den vorderen Beinen 14 und 3, an den Hinterbeinen 10 und 5.
Die Haare der Federbüschel sind an der Spitze nur sehr wenig
verbreitert. [Taf. II—III, Fig. 32: Tarsalkrallen]). Die Hohlnadel
des & Palpus erreicht nicht die Länge des Schiffchens.
Plexippus erassipes Karsch 1879
Saga 26. 3. 1882. ? Länge 11 mm.
Die Zeichnung wird allein durch die Haare und Schuppen
bedingt, welche Körper und Anhänge dicht bedecken. Von oben
gesehen erscheint die Spinne braun, mit einem gelbgrauen Strich
längs der Mitte, der dicht hinter den Vorderangen beginnt, auf das
Abdomen übersetzt und bis zu den Mamillen hinzieht. Die Vorder-
augen sind breit hell bis weiß eingefaßt. Das Weiß zieht nach den
Seiten herum bis hinter die Gegend der Hinteraugen. Darunter
liegt in den Seiten ein schwarzer halbmondförmiger Streif, dessen
Konvexität nach unten sieht. Der Rand ist wieder hell. Der helle
Mittelstreif des Cephalothorax hat die Form einer Lanzenspitze.
Die nach vorn gerichtete Spitze ist durch einen dunklen, braunen
Winkelfleck unterbrochen, der nach hinten manchmal bis um die
Hinteraugen herumgreift. Die Vorderaugen sind mit sehr langen
Schuppen umsäumt, welche mitten über den Augen braun sind,
im übrigen aber weiß. Der helle Mittelstreif des Abdomen ist
glänzender als am Cephalothorax; bei Beginn des hinteren Drittels
sendet er einen dicken, hellen Winkel in das seitliche rotbraun,
dahinter noch einen solchen kleineren, oder auch mehrere. In der
vorderen Hälfte ist der Mittelstreifen von einer hellbraunen Linie
durchzogen, die sich hinten in Winkelflecke auflöst. Zu beiden
Seiten dieser Linie erkennt man vorne eingedrückte Punkte. Die
braunen Seitenstreifen sind neben dem Mittelfelde fast schwarz
und gehen seitwärts in rotbraun über. Von der Vulva zieht ein
breites, schwarzbraunes Mittelfeld nach den Mamillen, vor denen
Zur Kenntnis japanischer Spinnen 109
es sich scharf zuspitzt. Es führt zwei Reihen kleiner, brauner, ein-
gedrückter Punkte. Die Seitenfelder sind hell, häufig schwarz
gesprenkelt. Ober- und unterhalb der Mamillen ein kleiner weißlicher
Fleck. Sie selber sind dunkel; nur das obere, stark verlängerte
Paar ist oben mit langen weißen Haaren besetzt. Das Feld vor
dem Genitalspalt ist hell graubraun, mit schwarzen Flecken, die
konzentrisch die Vulva umgeben. Sternum graubraun. Die Femora
sind sehr kurz, hell, oben an der Basis und nahe dem Patellargelenk
mit einem schwarzen Fleck versehen. Die übrigen Abschnitte der
Beine sind rotbraun mit schwärzlicher Ringelung. Die Palpen
erscheinen infolge starker Behaarung gegen das Ende hin weißlich.
Die Mundteile sind dunkel. Die Palpen sind an der Oberseite nur
schwach bedornt, aber am vorletzten Gliede (oder letzten ?) zeichnet
sich ein an der Außenseite stehender Dorn durch besondere Größe
aus.
d gefangen 21. 11. 1882. Das Männchen ist größe! als das
Weibchen. Die beiden vorderen Beinpaare sind sehr viel kräftiger
und länger. Die Farben sind schärfer unterschieden. Der Mittel-
streif und am Cephalothorax die Seitenstreifen erscheinen fast gelb;
ebenso die Seitenfelder der Bauchseite. Das Braun des Weibchens
nähert sich hier fast überall dem Schwarz. Die Beine sind sehr viel
dunkler, die Coxen und Femora aller Beine schwarz, abgesehen von
der weißlichen Behaarung. Patella und Tibia I und II schwarz,
bei III und IV treten schon braune Ringe auf. Metatarsen und
Tarsen an der Basisbraun, am Ende schwarz. — Die Jungen kriechen
im August aus und werden in einem sehr großen und dichten weißen
Gespinst von der Mutter bewacht. Sie werden im November reif
und überwintern einzeln in dickem, weißen Gespinst zwischen
vertrockneten Blättern oder unter Baumrinde. Im Sommer findet
man die Spinne in leichteren Kokons meist unter abblätternder
ac Im Winter enthalten die Eier den Nebenkörper, außer dem
ern.
Gen. Hasarius Sim.
Hasarius Adansoni (Aud.) 1827
Korats 28. 8. 1883. $. Im Hause gefangen. — Länge 6 mm.
Cephalothorax vorn sehr hoch, Gesicht nach vorn abfallend, der
Augenteil hinten durch ein quergestelltes Grübchen begrenzt.
Um die Augen dichte rotbraune Schuppenreihen; ebensolche
Schuppen vereinzelt auf dem Gesicht. Eine sichelförmige Binde
weißer Seidenhaare zieht im Bogen quer über den schwarzen Ce-
phalothorax; ihre Hörner erstrecken sich nach vorn bis unter die
Hinteraugen. Clypeus sehr niedrig. An der Basis des schwarzen
Abdomen liegt eine ähnliche Binde, aber umgekehrt, die Konvexität
nach vorn. Ein heller, bräunlicher Mittelstreif enthält eine Reihe
kleiner Winkelfiguren. In der Mitte der schwarzen Seitenfelder
ein Paar kleiner weißer Flecke; weiter hinten noch ein Paar viel
kleinere. Abdominalende spitz. Sternum schwarz. Bauch dunkel-
11. Heft
110 Embrik Strand:
braun, mit schwarzem Mittelfeld und verstreuten schwarzen
Flecken. Beine im allgemeinen schwarz. An den beiden hinteren
Beinpaaren werden durch die Behaarung undeutliche graue Ringel
hervorgerufen. Die Palpen sind an der Oberseite vom Femoralglied
an mit schön glänzendem, langen weißen Seidenhaar bedeckt.
Vorderkralle mit etwa 9 Nebenzähnen, deren drei erste ziemlich
groß, die anderen sehr klein und schwer zu zählen sind. Der erste
Nebenzahn ist stark nach vorn gerichtet.
10. 8. 1884. Femora schwarz, mit weißem Fleck oberhalb der
Patella. Letztere führen auch etwas weiß auf der Oberseite, an der
Basis. Die Tibien sind geringelt und zwar so, daß je ein schmaler
Ring schwarz, rotbraun weiß, schwarz rotbraun, weiß aufeinander
folgen. Nur die Tibia I ist ganz schwarz. Dasselbe ist an den
Metatarsen angedeutet und an Metat. IV sogar recht deutlich, nur
daß der letzte weiße Ring fehlt. Tarsen braun, mit schwarzer Klaue.
Metatarsus I mit 2 Paar langen Dornen. Metatarsus IV reichlich
der ganzen Länge nach mit Dornen besetzt. Mandibellänge gleich
der Stirnhöhe. Hinteraugen viel weiter vom Seitenrande des
Brustrückens als von den vorderen S. A. entfernt. Die Augen II
und III liegen an den Seiten des hochgewölbten Kopfes.
Gen. Harmochirus Sim.
Harmochirus brachiatus Th. 1877
Saga 31. 3. 1882. Länge 2,30 mm, Thoraxlänge 1,26 mm. Thorax
nach vorn abfallend, am höchsten an den Augen III. Thorax hoch
an den Seiten und hinter den Augen III scharf abfallend. An den
Augen III ist der Thorax am breitesten. Oberseite des Thorax und
Abdomen dunkelbraun, mit feiner schwarzer Behaarung. Gold-
schuppen säumen die Augen ein, bilden einen schmalen Streifen seit-
wärts an dem Rande des Thorax, umziehen den Vorderrand des Ab-
domenundbildeninseinemhinterenDritteleine glänzende Querbinde.
Vorderstes Beinpaar sehr dick, dunkelbraun; die übrigen Beine
sehr viel zarter und heller, besonders an der Unterseite sehr hell,
durchscheinend. Auch der Bauch ist hellbraun, mit weißlicher Be-
haarung. Unterseite der Tibiae I3 Paar schwarze Dornen, während
ihre Oberseite eine Reihe schwarzer Schuppen aufweist. 2 Paar
Dornen an Metatarsus I und II und Tibia II. Die übrigen Glieder
nicht bewehrt. Thorax unverhältnismäßig groß; am breitesten
und höchsten an den Augen III, von da aus nach vorn geneigt,
nach hinten scharf abfallend, die Seitenränder des die Augen tra-
genden Teiles sogar überhängend.
15. 5. 1884 ein auch noch nicht reifes ? von 4 mm Länge. Die
Farbe ist schwarz, die glänzenden Schuppen stehen nicht so dicht;
um die Augen sind sie goldgelb, am Rande des Thorax strohgelb.
Von der Basis des Abdomen reichen sie herzförmig auf den Rücken
hinüber und ziehen in den Seiten als strohgelber Streifen bis zur
Mitte, wo derselbe sich nach oben kolbig verbreitert. Über das
hintere Drittel zieht eine in der Mitte eingeknickte strohgelbe Binde,
Zur Kenntnis japanischer Spinnen 111
und seitwärts von dieser findet sich ein ebenso gefärbtes Fleckchen.
Sternum braun, Abdomen rötlichbraun. Behaarung kurz und
licht, so daß sich die Haut glänzend und irisierend zeigt. 2 Paar
Dornen an der Unterseite von Metatarsen I, II und Tibia II,
3 Paar an Tibia I. Die Dornen des ersten Beinpaares sehr kräftig.
3. 7. 1884 reifes Q im Grase am Sumpf. Sehr dunkelbraun, vorn
fast schwarz. Auf dem Cephalothorax vorn und am Rande gold-
gelbe Schuppen. Ebensolche an der Basis des Abdomen und in
den Seiten. Die Ouerbinde ist heller. Mittelfeld des Bauches hell
graubraun. Am 1. Bein ist die zweite Hälfte des Femur, die Patella
und Tibia fast schwarz ; ebenso die zweite Hälfte des vierten Femur;
die übrigen Glieder hell, rötlichbraun; Knie II und III angedunkelt.
& Ebenso, doch sind die Femora II und III in der Endhälfte
braunschwarz, also gefärbt wie das vierte Bein. Auffallend ist am
ersten Bein die mächtige Entwicklung des Femur, der Patella und
ganz besonders der Tibia.
* *
*
Es folgen nun zwei fragliche Formen; fraglich, weil die vor-
liegenden Daten vorläufig keine sichere Bestimmung ermöglichen.
Auf Taf. II—III ist als Fig. 23 ein männlicher Palpus, als
Fig. 24 das Gelenk eines Beines desselben Exemplares abgebildet.
Kein Text dazu.
Auf Taf. II—IIl ist als Fig. 33 das Ende derMandibeln und der
Maxillen von unten und etwas von vorn gesehen abgebildet und
zwar von einer Art, worüber in Dönitz’ Manuskript folgendes
enthalten ist: ;
Saga 26. 4. 1884. Q auf Salisburien. Länge pp. 3 mm.
Abdomen von der Seite gesehen dreieckig, mit weit nach vorn
gerückten Spinnwarzen. Die Spitze des Dreiecks, also die höchste
Erhebung des Abdomen, geht in zwei nebeneinanderliegende
Höcker aus. Die Tarsen ungefähr % der Länge der Metatarsen.
Länge der Beine:
1720 15 1,5 Sa. 5,0
IP TA 1,1 12 UN
III 0,9 0,6 0,8 IE
1Y:,163 1,0 1:2 3,5 mm
Palpenkralle sehr schlank, mit drei anliegenden spitzen Neben-
zähnen in der Mitte. Krallen der Beine ähnlich, mit 3—4 Neben-
spitzen. Afterkralle sehr lang und spitz, stark gebogen, vorn wie
es scheint mit 2, hinten mit nur 1 Nebenzahn. Der Mandibelfalz
trägt oben 3 Dornen, deren erster und letzter sehr kräftig sind;
unten einen kräftigen Dorn und neben diesem eine größere Anzahl
unregelmäßig stehender kleiner Spitzen. Schneide der Klaue gesägt.
Das Ende des Außenrandes der Maxillen trägt eine Säge.
* *
*
11. Heft
112 »Embrik-Strand:
"Über: regenerierte Beine bei Spinnen.
Bei .einer Art, die eine Heteropoda sein dürfte, hat Dönitz
beobachtet:
Das rechte Vorderbein unterscheidet sich auffallend durch
Farbe und Kürze von den übrigen Beinen. Während das linke
Vorderbein 47 mm lang ist, erreicht das rechte nur 39 mm. Dieses
ist auch merklich dünner und weniger kräftig behaart. Am Femur
findet sich nur ein Dorn am Vorderrande, die übrigen 3 Paar fehlen.
Die Tibia hat unterseits nur 3 Paar (es fehlt das letzte Paar). Meta-
tarsushat die normale Zahl. Alle Dornen sind viel zarter als normal.
Während alle übrigen Beine graubraun sind, ist die Farbe dieses
Beines rotbraun, ohne eine Spur der dunklen Schattierungen und
der ockergelben Flecke.
Bei No. 31 [= Sitticus pallicolor Bösbg. et Strand] ist das
2. Bein rechts zu kurz und hat keine Dornen.
Artenverzeichnis.
Seite
Aranea fuscocolorata Bösbg. et Strand 95 Taf. II—III, Fig. 25—27
Argiope amoena L. Koch . . . 95 % AR
Argyrodes . fissifrons O. P. Cambr. 93 P „,..18—19
Clubiona japonicola Bösbg.et Strand 97 & Bw
Clubiona jucunda Karsch . . . 96 er Br |
Cyclosa atrata Bösbg. et Strand... 95 r RR: |;
Cyclosa insulana (Costa) . . . 95 Re „...,6—7
Dictyna folvicola Bösbg. et Strand 91 e» „ 34
Dolomedes sulfureus L. Koch . . 97 “ 1
Drassodes (?) saganus Strand .. 91
Erigone himeshimensis Strand . . 95 ® a0
Erigone koratsensiıs Strand . . . 94 E »..38—39
Erigone prominens Bösbg.et Strand 94 2 „ 21—22
Ero komßirensis Strand .. .. 9%
Evarcha albaria (L. Koch) . . . 107
Gamasomorpha cataphracta Karsch 91 r „35 —36
Harmochirus brachiatus Th. . . .. 110
Hasarıus Adansoni (Aud.) . . . 109
Hermippus japonicus Bösbg.etStrand 92 h „ 4041
Hyptiotes affınis Bösbg. et Strand 90 E „1028
Icius elongatus Karsch . .... 10
Icius magıster Karsch. . . . . . 104
Loxosceles rufescens (Duft)... . 9 Y ‚, 282-b,29
Lygrommatoides problematica Strand 92
Marpissa vittata (Karsch) . . . . 102
Menemerus pulla (Karsch). . . 103 ; RE...
Myrmarachne inermichelis B.et Strd. 100
Myrmarachne japonica (Karsch) . 101
Oxyobes sertatus L. Koch . . . . 100
Pholcus nagasakiensis Strand .. 9,
Alte und neue Tipula 113
Seite
Plexippus crassipes Karsch . . . 108 Taf. II—III, Fig. 25—27
Plexippus Paykulli (Aud.) . . . 107 3 FRE 7
Rhene atrata (Karsch) ... . . 105
Selenods bursarius Karsch . . . 96 ih „ 2a—b
Tarentula depectinata Bösbg.etStrd. 97 Er „ 30—31
Tarentula japonica (Sim.). . .» . 98
Tarentula pseudoannulata Bösbg.
BES STrAB fan ni ae 37
Tarentula sagaphila Strand . . . 99
Tetragnatha squamata Karsch . . % a RR IE,
Theridium (?) sagaphilum Strand 94
Eine fraglıche, Form «U. 120m 441 h „,.. 23 —24
Eine weitere ebensolche . . . . 111 % „ 33
Über regenerierte Beine beiSpinnen 112
Alte und neue Tipula.
Von
M. P. Riedel, Frankfurt (Oder).
(Mit 14 Abbildungen.)
1. Tipula obseurinervis Wahlgr. &
(Abb. 1’bis ’3.)
Wahlgren beschrieb ein @ aus Gotland. (Entomol. Tidskr.
1905. 71.) In einer Sendung von Dr. Zaitzew in St. Petersburg,
die ich im Mai 1912 erhielt, befanden sich außer typischen Q von
T. obscurinervis Wahlgr. auch &, die ich für diese Art halte. Be-
zettelung in russischer Sprache: Karskaja, Tundra, Tobolsk
Gub. Zaitzew. 17. u. 19. 7. 09. Nachstehend die Beschreibung
des bisher unbekannten (.
d Thorax grau; Hinterleib braun.
Kopf, Schnauze, Palpen und Fühler grau, letztere mit hell-
braunen Grundgliedern. Die Geißelglieder am Grunde kaumverdickt,
unter sich fast gleich lang. Thoraxmitte oben mit zwei dunkleren,
ein wenig glänzenden Längsstriemen; die Seitenstreifen deutlich.
Metanotum, Schildchen, Pleuren, Hüften und erster Hinter-
leibsring grau. Abdomen braun, mit grauer Rückenlinie und
grauen Seitenstreifen. Füße braun mit dunkleren Gelenken und
Tarsen. Hypopyg wenig verdickt. Lam. term. sup. schwarz,
mit kleinem Mitteleinschnitt. Lam. term. inf. mit tiefem Einschnitt
in der Mitte; zu beiden Seiten entspringen zueinander geneigte,
hellbraune Haarbüschelchen. App. inf. wenig ausgebildet und
gegliedert. App. intermed. heller braun, länglich viereckig. App.
sup. unscheinbar. Das Hypopyg ist außen nackt, innen nur mäßig
behaart. Flügel weniger lebhaft marmoriert als beim 9, mit folgen-
den weißen Stellen: eine breite, weiße Binde hinter dem Ptero-
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 11. 8 11. Heit
114 M. P. Riedel:
stigma, füllt die Diskoidalzelle teilweise aus und erstreckt sich
undeutlich auch noch in die vierte Hinterrandzelle. Letzteres ist
jedoch nur bei den $ deutlicher wahrnehmbar; beim & sind die
weißen Stellen viel weniger ausgebreitet, Die erwähnte Binde
erlischt bei diesen meist schon in: der zweiten Unterrandzelle.
Eine weiße Stelle vor dem Randmal; 1. Hinterrandzelle nach
dem Flügelrand zu mit weißem Wisch; ein beim & kleinerer,
rundlicher, beim 9 großer, länglich viereckiger Fleck in der hinteren
Basalzelle; in der Axillarzelle ein größerer ‚Fleck an der Basis
und zwei weißliche Stellen am Flügelrand. Flügelrandmal deutlich,
aber nicht scharf umrissen, braun; die dunkle Färbung setzt sich
als Schatten über die vordere Querader bis an die Diskoidalzelle
fort; ein braunes Fleckchen am Ursprung von R?. Alle Adern
derb, braun und schwach braun gesäumt; die Flügelfläche selbst
merklich grau. M,+, etwas nach unten geneigt, so daß ihr Stiel
und der 1. Gabelast (M,) fast eine gerade Linie bilden. Die Äste
wenig divergierend. R? ist bis zur Mündung in die Costa derb
und deutlich. — Cerci des @ lang und dünn mit abgerundeter
Spitze.
, Die Bemerkung Lundströms: „gleicht sehr T. variipennis
Mg.“ ist zutreffend
& Körperlänge: 14 mm.
Fühlerlänge: 3,5 mm.
Flügellänge: 13 mm.
Flügelbreite: 3 mm.
Länge d. Vorderschenkels 6 mm.
Länge der Vorderschiene: 8 mm.
Länge der Vordertarsen: 13 mm.
Länge des vorderen Metatarsus:
8 mm. -
Länge d. Hinterschenkels 9 mm.
Länge d. Hinterschiene 11 mm.
Länge der Hintertarsen 15,5 mm.
Länge des hinteren Metatarsus:
9 mm.
2. Tipula sacerdotula n. sp. S?9.
(Abb. 4 bis 6.)
Graubraun.
Körperlänge: & 11, 2 14 mm. Flügellänge: $2 12,5 mm.
Alte und neue Tipula 115
9 8, 1 2. Bezettelung: Sassari, Sardinien. 1. IV. 89 Depot
Conradini; 7. IV. 89 Sassari, jardin.
Kopf, Palpen graubraun. Fühler: $ 4,5, 2 3 mm; die beiden
Basalglieder gelb, Geißel schwarzbraun; 14gliedrig; die Geißel-
glieder unter sich fast gleichlang, nur das erste ein wenig länger
und die letzten an Größe abnehmend; walzenförmig, am Grunde
wenig verdickt.
Rückenschild graubraun; Rücken von 2 breiten dunkel-
braunen Striemen, die die Grundfarbe zwischen sich nur als
schmale hellere Linie freilassen, bedeckt ; Seitenstriemen breit und
deutlich; Pleuren aschgrau.
Hinterleib dunkelbraun; am Grunde gelblich; Ringe fein gelb
abgesetzt. Hypopyg hellbraun; kaum verdickt, aufwärts gebogen.
Lam. term. supera tief eingeschnitten, mit stumpfen Ecken. Lam.
bas. inf. wenig ausgeschnitten; in der Mitte eine geringe Anzahl nach
oben gerichtete Haare, die sich zu einem besonderen Gebilde
nicht zusammenschließen. In den mittleren Einschnitt der Lam.
term. inf. legen sich nach unten gerichtete, armförmige, wenig
auffallende App. inf., die kurz beborstet sind und nur am Ende
länger behaart sind. App. interm. außen mit einem halbkreis-
förmigen Ausschnitt unterhalb des pilzförmigen oberen Teils;
dieser und das obere Ende der breit leistenförmigen pars tertia
dunkelbraun, glänzend. App. sup. groß, scheibenförmig. Die
App. mit braunen Härchen, besonders an den Rändern. — Cerci
des @ kurz mit abgerundeter Spitze.
Beine braun; Schenkelam Grunde hellbraun. Hüften aschgrau,
Flügel graulich, schmal; Adern derb, braun; Randmal unscheinbar.
Die weißliche Flügelbinde nur angedeutet. R,+, entspringt in
einem sehr spitzen Winkel. Diskoidalzelle klein. M,+, mit
kurzem Stiel.
Die zierliche Art wurde mir mit dem Namen 4. litt.
sacerdotula von Herrn Dr. Bergroth in Turtola, Finnland, im
März 1913 u. a. zur Bearbeitung freundlichst mitgeteilt. Die
& gleichen im Aussehen sehr T. fagana Mg., deren 9 jedoch ver-
kümmerte Flügel haben. Sie steht der T. imbecilla Lw. nahe,
8* 11. Heft
116 M. P. Riedel:
ist,aber u. a. durch abweichende hypopygiale Bildungen — soweit
die Type im Königl. Zool. Museum erkennen läßt, die Herr Dr.
Grünberg in liebenswürdiger Weise erneut für mich verglich —,
längere Diskoidalzelle, kürzere Endäste von M, und „ usw.
verschieden. Ähnlich dürfte ihr auch T. morenae Strobl, die mit
pseudocinerascens Strobl verglichen wird, sein; sie ist nach einem
d aus Spanien beschrieben, ebenfalls von geringer Größe — 12 mm;
sie besitzt zwar ganz dunkle Fühler, jedoch darf der Fühlerfärbung
meist kein entscheidendes Gewicht zugestanden werden. Die
mittleren Anhänge des Hypopygs sind als bandförmig und S-förmig
gebogen angegeben. Ich kenne diese Art nicht.
3. Tipula reeticornis Schum. 39.
(Abb. 7 bis 10.)
Von Herrn Dr. Bergroth erhielt ich 6 $ und 1 9 einer in Sar-
dinien gefangenen Tiula, die ich für diese Art halte. Bezettelung:
Sassari 10. 4. 89 Monte.
Die Haltung der Fühler
ist die gleiche gekrümmte wie
bei anderen Arten mit ver:
längerten Fühlern, etwa T.
unca Wied. oder macrocera
Zett, so daß der Begriff
„Fühler gerade ausgestreckt
(daher der Name)“ Schum-
7. mels nicht _ verallgemeinert
werden kann. Die Diskalzeich-
nung des Thorax ist bei allen
Tieren sehr deutlich; 2 breite, dunkelbraune Striemen liegen dicht
beieinander und lassen die hellgraue Grundfarbe nur als schmal
graue Mittellinie frei; auch die Seitenstriemen gut erkennbar.
Schildchen hellbraun, teilweise mit dunkler Mittellinie. Pleuren
aschgrau. ‚Die Flügel zeigen bei gewisser Beleuchtung eine immerhin
deutliche, weiße Binde vor dem Flügelrandmal, d:e die Diskoidal-
zelle ein wenig überschreitet. Die ein,ehende Unteisuchur.g der
Alte und neue Tipula 117
ypopygialeı leile ergab übersaschenderweise das Vorhandensein
von 2 kleinen, mit je einem Stachel bewehrten App- der Lam. bas.
inf., wodurch die Art in die Spinosae-Gruppel) "gewiesen wird.
Der Rand der Lam. bas. inf. ist meist nach innen’eingeschlagen,
so daß die App. im Innern des Hypopygs verschwinden und daher
nicht sichtbar sind. — Die Cerci des Qsind dünn und feinspitzig. —
Körperlänge des $: 14 mm, 2 19 mm (von der Schnauze bis zum
Ende der Cerci gemessen). Flügellänge: 15 mm; Flügel an der
breitesten Stelle 4 mm. Fühlerlänge: $ 6, 2 3 mm. Länge der
Vorder-, Mittel- und Hinterschenkel eines &: 8, 9.5 und 10 mm;
der Schienen: 10, 9 und 11 mm; der Mitteltarsen: 7.8, 7.1 und
9 mm.
Das 2 war bisher nicht bekannt. Die Art ist T. sacerdotula
im Aussehen sehr ähnlich, nur erheblich größer; auch mein früherer
Vergleich mit T. fagana Mg. & kann aufrecht erhalten werden.
Im Wiener Hofmuseum befinden sich eine Anzahl 7. recticornis
aus Corsica.
4. Tipula praecox Lw.
(Abb. 11 bis 14.)
In einer Sendung Nematocera polyneura, die mir im Juli
1914 vom Museum Caucasicum in Tiflis zuging, befand sich eine
11. 12.
2 =: Er 7%
SrlBäte Kahl Tibula, die ich als T. fasciculata Ried. bestimmte.
Eine erneute Nachprüfung besonders der hypopygialen Teile ergab
eine so große Übereinstimmung mit T. draecox Lw., deren Type
ich im Zoologischen Museum in Berlin untersuchen durfte, daß
ich T. fasciculata m. als Synonym zu T. praecox glaube stellen
zu müssen. Die App. interm. sind an der dem Hypopygrücken
zugewandten Seite bogenförmig ausgeschnitten; sie haben eine
becherförmige Form. Der büschelförmige Haarstutz der Lam.
bas. inf. weist entweder geschlossen nach oben, oder er ist fächer-
artig gespreizt nach unten gerichtet; letzteres mag eine Folge der
!) Riedel, Die palaearktischen Arten Tipula. Abh. des Lehrervereins
f. Naturk. Crofeld, 1913, S. 82.
11. Heft
118 R. Kleine:
Kopula sein. — Die kaukasischen Tiere sind erheblich größer als
die Type von fasciculata und mir vorliegende Tiere aus Triest,
Kroatien usw. von T. draecox Lw. & bis 20 mm, 9 bis 24 mm.
Fundorte: $ Mts’'chet prope Tiflis 6.
V. 13; 382 Fauc. Demirkapu distr.
Kagyzm. 4. VI. 13; d Lac Lisi prov.
Tiflis 9. VI.12; $2 Mons Käpaz distr.
Elisvtpl. VII. 13.
5. Tipula antrieola nom. nov.
In den Resultats scientifiques,
III, Nematocera polyneura, der Vo-
yage de Ch. Alluaud et R. Jeannel en
Atrique Orientale (1911—1912), Paris,
13. 14. (erschienen 30. Juni 1914) habe ich
Seite 94 eine Tıpula imperfecla aus
der Campbell Grotte, Kenya-Gebirge 3470 m Höhe, beschrieben,
die sich durch verkümmerte Flügel auszeichnet. Sie ist von
Tipula imperfecta Brunetti, New and interesting Diptera irom
the eastern Himalayas, Records of the Indian Museum, Vol. IX,
Part. V, Nr. 18. Calcutta, Dezember1913, Seite 260, verschieden.
Meine Art muß daher einen anderen Namen erhalten; ich nenne
sie Tipula aniricola (antrum, ävrgov, Felsgrotte).
Die Gattung Agriorrhynchus Power.
Von
R. Kleine, Stettin.
(Mit 22 Textfiguren.)
Agriorrhynchus gehört zu den interessantesten Gattungen der
Arrhenodini. Es hat mich eigentlich einigermaßen verwundert,
daß die Gattung so lange verborgen geblieben ist. Die Begründung
durch Power!) war daher ein glücklicher Griff, und die Charak-
terisierung um so fester, als ihm zwei Arten zur Verfügung standen.
Diesen beiden Arten hat Senna?) noch eine weitere hinzugefügt.
Seitdem ist keine Erweiterung der Gattung mehr eingetreten und
ich habe auch unter dem in den deutschen Museen befindlichen
Material nichts Neues mehr gesehen. Zweifelhafte Stücke konnte
ich nicht bemerken, wohl aber sah ich 29, die auf Grund der Gattungs-
diagnosen nicht bestimmt werden konnten. Das kommt daher,
daß Power auf die Angabe einer 2 Diagnose überhaupt verzichtet
hat und v. Schoenfeldt®) natürlich auch, wie sich die Genera in
1) Pet. Nouv. Ent. II. 1878, p. 241.
?2) Ann. Mus. Stor. Nat. Genova (2) XII. 1892, p. 470.
®) Gen. Ins. Fase. 65, 1908, p. 34.
Die Gattung Agriorrhynchus Power 119
vielen Punkten angstvoll an die Originaldiagnosen' klammert,
ohne wesentlich zur Erweiterung des Gattungsbegriffes beizutragen.
Power fast seine Diagnose folgendermaßen: ‚Caput trans-
versum brevissimumque; rostrum satis longum, medio coarctatum,
apice valde erectum emarginatumque; supra dens varia forma post
antennarum insertionem; latera levia, verticalia; infra duo breves
profundique sulci; mandibulae robustae inordinaeque; antennae
ante medium insertae, articulus 1. securiformis multoque crassior
quam 2, sequentes usque ad medium latitudine crescentes, ultimus
subconicus satisque longus. . Thorax longus, forma ovata antice
posticeque truncatus.
Pedes breves, anterioribus femoribus exceptis, quae sat longa
sunt; omnia femora subtus dentata; tibiae breves, latae, apice
bispinosae; anterioresque intus elongato dente armatae.‘
Es ist bekannt, daß die von Power begründeten Genera, alle,
wenisgtens so weit wie ich bisher nachprüfen konnte, berechtigte
Aufstellungen sind. Aber leicht hat er sich die Sache gemacht,
das ist mal gewiß. Agriorrhynchus ist noch einigermaßen gut ab-
gekommen, weil die Form des Rüssels so eigenartig und auffällig
ist, daß eine Verwechslung mit anderen Gattungen ganz ausge-
schlossen ist. So ist esauch ganz ungewiß, was man eigentlich unter
„medio coarctatum‘‘ beim Rüssel zu verstehen hat. In Wirklichkeit
ist doch, wie v. Schoenfeldt sehr richtig sagt, der Rüssel nur ober-
halb und nicht etwa in der Mitte, sondern an der Basis des Spitzen-
teils stark eingezogen. Sehr richtig ist Powers Bemerkung, daß
der Zahn, der die Fortsetzung der Fühlerbeulen an der Basis des
Spitzenteils ausmacht, variabel ist (dens varia forma). Mit Hinzu-
tritt von Sennas guadrituberculatus hat sich dieser Begriff noch er-
weitert, die Interpretation bei v. Schoenfeldt ist daher falsch.
Ich komme noch darauf zu sprechen.
Was von den Fühlern gesagt wird ist auch nur recht dürftig.
Nur auf die Form des Basalgliedes, das bei seinen bekannten Arten
ganz.außergewöhnlich groß und von ganz eigenartiger Bildung ist,
weist er hin. Die Bemerkung, daß die Fühler nach der Mitte hin
an Stärke zunehmen, ist richtig, aber doch nur für die $$. Wie sich
die Sache bei den Q% gestaltet, darüber schweigt er. Hierin liegt.
aber ein ganz außerordentlicher Fehlgriff, denn ich habe noch kein
Arrhenodini-Genus kennen gelernt, das so starke Differenzen zwi-
schen $ und Q in bezug auf die Fühlerbildung aufwies wie gerade
Agriorrhynchus. Die Form der einzelnen Fühlerglieder ist so eigen-
artig, daß sie selbst unter den einzelnen Arten äußerst verschieden
ist und in der Diagnose wenigstens darauf hingewiesen werden
muß. So ist der 2 Fühler aber in der Mitte wenig, bei einzelnen
Arten sogar gar nicht verdickt, sondern absolut schlank.
Die Basalglieder sind im $ Geschlecht von ganz anderer Form,
teilweise so abweichend gebaut, daß zunächst der Gedanke sich
breit macht, die Tiere müßten zu einer ganz anderen Gattung
gehören. . Hierauf hätte wenigstens hingewiesen werden müssen,
11. Heft
120 R. Kleine
denn schließlich möchte man ja auch die 92 bestimmen können,
wenn man den d nicht kennt. Das ist aber bei Agriorrhynchus sehr
wohl möglich, wenn die Diagnostizierung nicht gar zu kümmerlich
ausfällt. Wenn Power sagt: ‚les Q different des par les m&mes
caracteres que celle des Arrhenodes different des leurs‘, so ist das
ein ganz prinzipieller Irrtum. Hier sind die Differenzen denn doch
ganz erheblich andere.
Die Angaben über die Thoraxform stimmen auch nicht.
Was Power sagt, das trifft für jede beliebige Art aus der ganzen
Gruppe zu. In Wirklichkeit ist aber der Thorax ganz eigenartig
geformt und in den Geschlechtern auch sehr verschieden. Eiförmig
ist der Thorax nur beim 9, zum Teil sogar direkt keilförmig, immer
aber am Halsteil stärker verengt als am Absturz. Beim $ dagegen
ist die Grundform ganz auffallend elliptisch. Ferner ist auf die
ganz eigenartige Anordnung der tiefen Basalpunkte auf jeden Fall
hinzuweisen, denn es gibt keine Gattung innerhalb der ganzen
Gruppe, die ein gleiches oder ähnliches Charakteristikum aufweist.
Die Schenkel und Schienen sind hinreichend beschrieben,
dagegen ist die Tarsenform nicht zu erkennen. Wie ich aber noch
zeigen werde, ist auch hierin keine Übereinstimmung bei den
Geschlechtern ebensowenig wie bei den Arten unter sich.
Nach Power hat sich niemand um die Gattung gekümmert,
erst in den ‚‚Gen. Ins.‘ findet sie sich von v. Schoenfeldt neu dia-
gnostiert. Im allgemeinen ist Powers Interpretation getreu wieder-
gegeben, aber doch in mehreren Fällen in dankenswerter Weise
erweitert worden. |
Die Definition des Rüssels ist gut, viel besser wie bei Power,
das muß auf jeden Fall anerkannt werden. Die Angabe, daß der
in der Mitte vor der Einlenkungsstelle der Fühler stehende Zahn
zweispitzig sei, gibt aber doch zuargen Mißdeutungen Veranlassung.
Bei undulatus ist das allgemein so. (Herr v. Schoenfeldt kannte die
Art, wie das aus dem ihm vorgelegenen Material hervorgeht, aber
nicht.) Bei Borrei nur in seltenen Fällen, meist endigt der Zahn
als spitzer Dorn, und quadrituberrulatus endlich hat niemals einen
zweigespaltenen Zahn. Auch die auf den Seitenrändern liegenden
Zähnchen sind nicht spitz, nur ‚„tuberculatus‘ sagt Senna, und das
ist der treffende Ausdruck. Es sind im günstigsten Falle stumpf-
zahnartige oder zäpfchenförmige Vorstülpungen, die zuweilen so
schwach sind, daß sie vollständig verschwinden. Es sind auch
keinesfalls auf jeder Seite mehrere Zähnchen, die Zahl wechselt
vielmehr. Was sonst noch vom Rüssel gesagt ist, ist gut und klar.
Die Fühler sind schon erheblich besser beschrieben als bei Power,
wo man sich überhaupt kein Bild von der ganzen Sache machen
kann. Auf die Differentialform innerhalb der Geschlechter ist
aber keine Rücksicht genommen. Wie wichtig und absolut nötig
das ist, werde ich noch nachzuweisen haben.
Der Thorax ist auch bei v. Schoenfeldt nur sehr mangelhaft
beschrieben. Was über die Beine gesagt ist, mag hingehen, auf die
Die Gattumg Agriorrhynehus Power 121
wechselnde Form der Tarsen hätte auf alle Fälle hingewiesen werden
müssen, da sie recht sehr verschieden sind, wenigstens unter den
Geschlechtern, aber auch innerhalb der Arten (bei 99). Metaster-
num und die basalen Abdominalsegmente sind nur beim & gleich
gefurcht, die 2? sind sehr verschieden und wechseln von tiefer, mit
den dd ganz vollständig übereinstimmender Längsfurchung bis
zum fast vollständigen Verschwinden derselben.
Jedenfalls sind die Charaktere, so scharf sie sich geben, nicht
in dem Maße zum Ausdruck gebracht, wie es wünschenswert er-
scheint, obschon gerade Agriorrhynchus noch im allgemeinen eine
rühmliche Ausnahme in bezug auf Klarheit der Diagnose macht.
Im Nachstehenden habe ich den Versuch gemacht, auf Grund der
bekannten Arten eine genauere Darstellung der Gattung zu geben
und dementsprechend die Diagnose zu fixieren.
Die Charakterisierung der Gattung auf Grund des vorhandenen
Materials.
d Die Arten sind + von dunkler Färbung; am hellsten wird
quadrituberculatus, die bis zum schönen hellen Weinrot vorkommt,
ohne daß etwa Unreifezu erkennen wäre. Es besteht aber auch bei
dieser Art Neigung zum Verdunkeln. Senna nennt die Grundfarbe
rotbraun, was aber ungenau ist insofern, als die Art nicht eigentlich
braun ist, sondern dunkel carminrot mit Neigung zu violett in ver-
schiedener Tiefe. Wirklich braunrot ist dagegen Borrei, deren
Grundkolorit ein warmes Schokoladenbraun mit + starker Ver-
dunklung ist; undulatus ist dagegen einfarbig pechschwarz, wie das
auch Powers Diagnose sagt; trotz reichlichen Materials konnte ich
keine Neigung zur Aufhellung feststellen. Zweifarbigkeit kommt
nicht vor. Alle Arten sind hochglänzend. Bei den helleren Arten
sind Halsring, Mandibeln, die Schenkel an der Basis und am Knie
und die Hüftringe verdunkelt, in der Regel sind sie schwarz. Alle
Arten sind mit Schmuckfleckenzeichnung versehen, die unter
den einzelnen Arten wechseln, in der Grundanlage aber doch sehr
ähnlich sind. Der Grundtyp ist folgender: Die erste Rippe ist nur bei
einer Art (Borrei) hinter der Mitte gezeichnet. An der Basis ist
die zweite Rippe immer, die vierte nur bei Borrei mit längerem
Streifen geschmückt, Differenzen kommen nicht vor. Im vorderen
Flügeldrittel findet sich eine verschieden gebaute Binde, die ent-
weder auf einigen Rippen unterbrochen ist oder nur auf den ersten
Rippen fehlt. Die in der hinteren Flügelhälite liegende Binde ist
aufsteigend und meist nicht unterbrochen; auf dem Absturz sind
immer die zweite und achte Rippe geschmückt.
Die Schmuckflecken sind durchgängig dunkelorange, am
hellsten bei Borrei, am tiefsten bei undulatus, wo sie eine + tiefe
‚ rote bis blutrote Farbe besitzen, bei letzterer Art sind die Schmuck-
flecken auch auffallend kurz.
Ergebnis: Alle Arten sind einfarbig, die Verdunke-
11. Heft
122 R. Kleine:
lung der einzelnen ÖOrganpartien ist konstant, keine
Art ist ohne Schmuckflecken, alle sind hochglänzend.
Die Kopfform ist bei allen Arten durchaus übereinstimmend:
Überall tritt Breitköpfigkeit hervor, niemals kommt es selbst zur
Bildung einer + quadratischen Form. Die Grundform ist konisch
und nimmt nach den Augen zu schnell ab. Der. Hinterrand ist
immer glatt, nie eingebogen, die Hinterecken +. gerundet, aber
immer von einer bestimmt erkennbaren Schärfe. Die Oberseite
zeigt entweder eine schwache Wölbung (Borrei, undulatus) oder ist
ganz abgeplattet (quadrituberculatus). Mittelfurche und stärkere
Skulptur fehlen. Die Kopfunterseite ist an der Basis mit einer +
großen Abplattung versehen, die gegen den Rüssel zu verläuft, der
Eindruck an der Kopfbasis (als Kinngrube bezeichnet) ist nach
dem Halse zu offen und von verschiedener Bildung, vorherrschend
aber dreieckig; nur bei guadrituberculatus an seiner Spitze noch
einmal seitlich erweitert.
Die Augen stehen nach vorn gerückt, sind hemisphärisch,
mittelgroß, aber nur wenig prominent; meist von schwach -ellip-
tischer Form, sind hier nur bei guadrituberculatus etwas stärker
seitlich zusammengedrückt und machen daher einen mehr ellip-
tischen Eindruck.
Ergebnis: Kopf sehr gedrungen, viel breiter als lang,
konisch, gegen die Augen erheblich verschmälert,
Hinterrand gerade, Hinterecken gerundet + scharft,
Unterseite abgeplattet, Kinngrube gegen den Hals
offen. Augen nach vorn gerückt ru nd in
wenig prominent.
Der Rüssel ist von einer innerhalb der Gattung konstanten
Form, wenn auch die Einzelheiten bei den Arten verschiedene sind.
Die Rüsselform hat unter den Arrhenodini nicht ihresgleichen und
ist eines der wichtigsten Faktoren zur Festlegung des Gattungs-
umfanges.
Das Eigenartige der Form liegt darin, daß der Rüssel in seinem
basalen Teil vom Kopf nicht bestimmt trennbar ist, weil beide
Organe ganz unmerklich ineinander übergehen. Bis zu den Fühler-
beulen sind besondere Eigentümlichkeiten nicht zu be-
merken, das beginnt erst auf dem Spitzenteil. Unmittelbar vor
den Fühlerbeulen verengt sich der Rüssel auf der Oberseite so
plötzlich und so stark, daß tatsächlich nur noch eine schmale Brücke
übrigbleibt. Von dieser Verschmälerung aus, die noch mit den
Fühlerbeulen auf einer Höhe bleibt, fällt der Rüssel plötzlich steil
nach unten und verbreitert sich wieder, ohne zunächst die gleiche
Breite zu bekommen wie die Unterseite. Erst ganz allmählich
nimmt die Verbreiterung wieder zu und erreicht dieselbe Ausdeh-
nung wie unterseits; mit der Verbreiterung geht auch eine Auf-
biegung nach oben einher. Der Vorderrand endigt seitlich in zwei
stumpfe Spitzen.
Im einzelnen wäre folgendes zu sagen:
Die Gattung Agriorrhynchus Power 123
1. Basalteil. Vor den Augen steil abgestutzt, gegen die Fühler-
beulen durch die Einfügungsstellen der Fühler ausgehöhlt ; Ober-
seite mit einer, zwischen den Augen + spitz beginnenden und
wenig tiefen, aber breiten Mittelfurche, die, kaum verändert, die
Fühlerbeulengegend erreicht (Borrei, undulatus) oder sich vor den-
selben vertieft und verengt und die Beulengegend nur sehr flach
durchquert (guadrituberculatus). Nur bei undulatus setzt sich die
Mittelfurche, bis auf den aufgebogenen Teil des basalen Spitzen-
teiles fort und teilt die Aufwölbung, bei den anderen Arten ver-
schwindet sie schon früher; immer verengt sie sich aber gegen den
Spitzenteil zu, setzt sich, schon durch den eigenartigen Bau des
Spitzenteiles bedingt, nicht auf denselben fort. Die Skulptur
ist der des Kopfes ähnlich.
2. Spitzenteil. Die Basis des Spitzenteils ist, wie schon an-
gedeutet, oberseits stark verengt und endigt in einem + spitzen,
nach oben zeigenden Dorn (Borre:), der sich auch etwas erweitern
kann, oder in einem kolbenartigen Aufsatz (guadrituberculatus) oder
in einem, durch die fortgesetzte Mittelfurche zweigeteilten, + breiten
Dornfortsatz. Mag der Fortsatz nun auch in seinen Einzelheiten
variieren, innen ist er so schmal, daß hier die allerschmälste Stelle
des Rüssels überhaupt liegt.
Vom Fortsatz aus fällt der Rüssel nun sehr schnell nach unten
und vorn ab. Entweder in einem schlanken glatten Bogen, auf
dessen Seiten je eine kleine tuberkelartige Erhöhung sitzt (Borre:,
undulatus), oder die kleineren Tuberkel sind klobig und dicht an
den dicken plumpen Fortsatz herangerückt und ist dann, steil
abfallend (quadrituberculatus). Diese Partie des Rüssels ist immer
spiegelglatt und unskulptiert. In der vorderen Hälfte des Spitzen-
teils wird auch oberseits die Rüsselverbreiterung so groß wie auf
der Unterseite, hier findet sich bei allen Arten noch ein weiteres
Paar kleiner Tuberkel, die bei guadrituberculatus aber sehr rudi-
mentär werden können. Dieser Teil ist stark nach oben aufgebogen
und grob warzig punktiert. Das ist bei allen Arten ganz gleich. Die
Spitzen des Vorderrandes sind nach innen und oben gebogen und
stumpf. Der Vorderrand ist sehr tief und breit eingebogen, so
tief, daß die Mandibeln darin vollständig verborgen sind. Unter-
seits ist der Spitzenteil schon vom Ausgange an breiter wie oben,
die neben den meist nur ganz schwächlichem Mittelkiel liegende
Längseindrücke sind sehr flach, lang mit einer, weiter gegen den
Vorderrand liegenden ähnlichen Bildung verschmolzen (Borre.).
Bei den anderen Arten sind beide Eindrücke nicht verschmolzen.
Die Mandibeln sind klein, dick, im Vorderrand verborgen,
auf der Innenseite mit einem größeren Zahn in der Mitte, an der
Spitze zweispitzig.
Fühlerbeulen ziemlich groß, entweder direkt ohrenförmig,
eckig (Borrei) oder + dreieckig bei den anderen Arten.
Ergebnis: Basalteil viel kürzer als der Spitzenteil,
in gleicher Breite wie der Kopf, gegen die Fühlerbeulen
11. Heit
124 R. Kleine:
zu weiter verengt. Hinter den Augen mit spitz begin-
nender, breiter und flacher Mittelfurche, die auch
über die Fühlerbeulen hinweggeht und selten den
Fortsatz auf dem Spitzenteil erreicht.‘ Spitzezeeil
oberseits sehr verschmälert, in einem verschieden ge-
spaltenen Fortsatz ausgehend. Von hier aus
fällt der Rüssel stark nach unten ab, erwei-
tert sich langsam gegen den Vorderrand, vor-
derster Teil oben gebogen, die Außenecken
stumpf zugespitzt; Vorderrand tief einge-
buchtet. Unterseits mit schwachem Mittel-
kiel, die ohrenartigen Eindrücke flach, ent-
weder mit einer weiter vorliegenden gleichen
Aushöhlung verbunden oder dicht davor lie-
gend. Mandibeln klein, in der Einbuchtung
des Vorderrandes eingeschlossen, auf der Mitte mit
einem stumpfen Zahn, Spitze zweispitzig. Fühlerbeulen
ohrenförmig, + dreieckig.
Fühler von wenig einheitlichem Bau und nicht nur innerhalb
der Arten selbst, sondern auch bei den Geschlechtern dimorph
und beim 2 ebenfalls wieder wechselnd (siehe die Bemerkungen
beim 9). Es sollen also hier nur zunächst die männlichen Fühler
besprochen werden.
Inder Grundform sind sie kurz, erreichen den Thorax höchstens
bis zur Mitte, sind durchgängig sehr robust, fast klobig zu nennen,
nehmen, vom Basalglied abgesehen, von den ersten Gliedern aus
an Breite gegen die Mitte zu, um gegen die Spitzenglieder wieder
abzufallen. Überhaupt ist die Fühlerbildung bei Agriorrkynchus
eine der eigenartigsten unter den Arrhenodini überhaupt und
nimmt dadurch eine ganz abweichende Stellung ein.
Das Basalglied ist äußerst klobig, entweder + eckig (Borrei,
undulatus) oder mehr rundlich keulig, aber auch dann sehr groß
(quadrituberculatus). Das weite Glied ist in seiner Grundform
wohl übereinstimmend, immer gestielt und, vom Stiel abgesehen,
breiter wie lang, aber im speziellen weichen die Arten doch von-
einander ab, indem die Ausbiegung über den Stiel hinaus sehr ver-
schieden ist. Glied 3 ist + kegelig, meist breiter als lang, bei
quadrituberculatus aber + quadratisch, niemals auf einem kleinen
Stiel, sondern direkt dem zweiten Glied aufsitzend. Glied
4 von wechselnder Form, schalenförmig (Borrei), oder + eckig,
breiter wie lang außenseits zugespitt (undulatus), oder + recht-
eckig, an der Basis gerundet, am Vorderrand geschwungen. Das
5. Glied durchgängig von der gleichen oder doch wenigstens ähn-
lichen Form, meist aber etwas breiter, nur guadrituberculatus ist
kaum verbreitert. Es ist aber zu berücksichtigen, daß bei dieser
Art überhaupt die geringste Neigung besteht, die mittleren Fühler-
glieder zu verbreitern. Bei Borrei sind die Glieder 6—9 in der
Grundform sehrähnlich, nach der Außenseite überallschrägabfallend.
Fig. 1.
Die Gattung Agriorrhynchus Power 125
Das 10. Glied ist fast nur noch quadratisch, das Endglied in üb-
licher Weise zugespitzt und mindestens so lang wie das 9. und 10.
zusammen. Im großen und ganzen wiederholt sich das gleiche Bild
auch bei undulatus. Auch hier sind die einzelnen Glieder scharf-
kantig oder direkt rechteckig, das 7. und 9. länger wie das 8.
Das 10. erheblich verschmälert, aber doch noch etwas breiter wie
lang, das Endglied von üblicher Form. Für quadrituberculatus
gilt so ziemlich dasselbe, nur sind die Fühler ohnehin schmäler
und die Glieder 7—9 unter sich gleich; 10 ist quadratisch, das
Endglied o. B.
Alle Basalglieder sind ohne Behaarung; Borrei und undulatus
auch ohne nennenswerte Skulptur, nur guadrituberculatus ist be-
stimmt + dicht punktiert. Vom 3. Gliede ab ist schwache Be-
haarung sichtbar, die sich auf den nächsten Gliedern verstärkt
und vom 6. ab direkt dicht ist und so bis zum Schluß bleibt.
Ergebnis: Fühler robust, klobig, kurz, nur die Mitte
des Thorax erreichend, Basalglied sehr groß, Glied
9—5 von sehr verschiedener Form, 6—9 meist breiter
wie lang, zuweilen sogar erheblich breiter, Glied 10
meist quadratisch, Endglied so lang wie 9 und 10 zu-
sammen. Innerhalb der Arten ist die Fühlerform
wechselnd, überall sind die Glieder in der Mitte am
breitesten und fallen gegen Basis und Spitze ab.
Der Thorax ist von einheitlichem Bau, man kann sagen aus-
gesprochen länglich-elliptisch, gegen den Hals ‚ganz allmählich
verengt, an den Hinterecken zwar nicht direkt scharf, aber doch
kürzer abgerundet. Am Halse nur seitlich mit + deutlicher Ein-
schnürung, die sich, etwas verflachend, nach hinten zu fortsetzt.
Oberseite + platt, bei allen Arten in wechselnder Stärke schwach
wellig eingedrückt, und mit einer meist sehr undeutlichen, zuweilen
unterbrochenen Mittelfurche, die am Hinterrand aber sehr vertieft
auftreten kann (undulatus). Hinterrand aufgebogen, o. B. Vor
‘ dem Hinterrand neben der Mitte jederseits ein punktförmiger,
+ tiefer Eindruck, der bei Borrei meist ganz rudimentär ist, bei
quadrituberculatus schwach auftritt, bei undulatus aber immer
sehr intensiv und vertieft ist. Zuweilen steht vor diesen Punkten
noch jederseits ein gleicher. Unterseite vorgewölbt, die Vorwölbung
ist aber seitlich verengt und unterseits abgeplattet. Eine eigen-
tümliche Erscheinung ist bei Borrei und undulatus zu sehen. Hinter
den Vorderhüften, ungefähr in der Mitte derselben, steht fast
auf dem Rand des Prothorax je ein kleiner, zapfenartiger Vorsprung,
der namentlich bei Borrei sehr kräftig ist. Eine analoge Erschei-
nung sah ich bisher bei keiner anderen Arrhenodini-Gattung.
Ergebnis: Thorax länglich-elliptischh + schlank,
Vorderrand allmählich verschmälert, Hinterecken
kürzer gerundet, Oberseite platt, hochglänzend, zu-
weilen mit ein oder zwei Paar + tiefen Punkten vor
dem Hinterrand, Mittelfurche undeutlich, aber vor-
11. Heft
126 R. Kleine:
handen, Hinterrand o. B. Unterseite vorgewölbt, Wöl-
bung abgeplattet, hinter den Vorderhüften am Rand
des Prothorax mit + deutlichen zapfenartigen Vor-
stülpungen.
Der Bau der Elytren ist bei allen Arten sehr gleichmäßig.
An der Basis durchgängig von der Breite des Prothorax, sind die
Seiten nicht eigentlich parallel. Nur guadrituberculatus macht darin
einen mehr ausgeglichenen Eindruck, während undulatus z. B.
sich schon hinter der Basis ganz deutlich verengt; auch von Borrei
kann man das Gleiche sagen.
Gegen den Absturz verengen sich die Elytren in normaler
Weise, der Absturz selbst ist nur mäßig steil. Die Hinterecken sind
niemals gemeinsam abgerundet, sondern lassen immer einen flachen,
dreieckigen Raum zwischen sich frei. Hierin sind sich alle Arten
ganz gleich. Alle Arten sind gefurcht-gerippt. Die Rippen durch-
gängig breiter als die Furchen, oberseits sogar ganz erheblich breiter.
Die Sutura ist an der Basis immer etwas verengt und spitzt an den
Außenseiten zu. Das gilt auch + noch für die erste Rippe, die an
sich ansehnlich breit, aber an der Basis verschmälert ist; den
hier anfallenden Raum nimmt die zweite Rippe ein, die sich an der
Basis ganz erheblich erweitert. Der zwar nicht sehr prominente,
aber doch recht ansehnliche, abgeplattete Humerus faßt mehrere
Rippen zu einer Fläche zusammen; an den Seiten werden sie etwas
schmaler, die 8. und 9. Rippe entspringen gemeinsam und teilen
sich erst später. Bei Borrei und undulatus sah ich Störungen im
Rippenverlauf. Alle Arten sind auf den Rippen punktiert, keine
behaart.
Unter den 3 Arten nimmt undulatus insofern eine besondere
Stellung ein, als die Rippen hier keinen geraden Verlauf nehmen,
sondern sehr stark fluktuieren und dadurch + schlangenlinig werden,
denn in die Einbuchtungen der einen biegt sich die andere hinein.
Der Powersche Name ist also sehr gut gewählt. Außerdem kommt
noch hinzu, daß bei dieser Art auch die Oberfläche der Rippen
keineswegs glatt ist, sondern daß die Decken an ganz beliebigen
Stellen tiefe, flächenartige Verflachungen zeigen, als ob Teile der
Rippen herausgeschabt sind. Das sind Hilfsmittel, die das Er-
kennen der Art sehr erleichtern.
Weitläufige Gitterfurchung ist nur an den Seiten vorhanden.
Bei Borrei und undulatus steigt sie, wenn auch nur noch in Rudi-
menten, bis in den dritten Zwischenraum. Das ist aber nur eine
Ausnahme, bei Borrei aber Regel, bei guadrituberculatus dagegen
verschwindet die Gitterfurchung schon früher. In den gitterfreien
Räumen tritt meist nur noch ganz flache, weitläufige Punktierung
auf, die neben der Sutura liegende Furche ist aber ganz glatt.
Ergebnis: Elytren so lang wie der Thorax und Kopf
bis zu den Fühlerbeulen, so breit wie der Thorax an
seiner breitesten Stelle, gegen den Absturz ganz all-
mählich verschmälert, dieser selbst + steil; Humerus
Die Gattung Agriorrhynchus Power 127
wenig prominent; Hinterecken stumpf, nicht gemein-
sam gerundet, gefurcht-gerippt, Rippen absolut viel
breiter wie die Furchen, seitlich ungefähr so breit
wie diese, entweder gleich breit bleibend oder wellig
und verschmälert bezw. verbreitert. Furchen nur an den
Seiten breiter und deutlich weitläufig gegittert, sonst
schmal, mit punktartigen Eindrücken oder glatt.
Das Geäder des Hautflügels stimmt mit dem Grundtyp der
Arrhenodini voll überein. Die Subcosta mit dem wechselnden
gelben Stigma ist aber insofern anders
gebildet, als sie nicht nach der Flügel-
mitte zu keulig abschließt, sondern
spitz ausläuft und in einer tief einge-
senkten Ader nach vorn zum Vorder-
rand aufsteigt. Auffallend ist auch die
tiefe Rückbiegung des Stigmas in das
Innere der Flügelbasis. Media und Radius bieten nichts Beson-
deres. Schön läßt sich der Ursprung des Radius, erkennen, der
ohne zu unterbrechen, die Mitte der sogenannten Brücke durch-
quert und fast bis zur Basis geht. Die Analadern sind insofern
etwas abweichend, als hinter der, den 'Flügelrand erreichenden
Analis, noch eine ganz kurze, anliegende weitere Analis liegt, die
ganz deutlich in ihrer Selbständigkeit nachweisbar ist. Die ver-
lassenen Adern und feinen Linien, die bei manchen Gattungen recht
‚hervortreten, sind hier nur sehr schwer nachweisbar. Nur die
ständigen, zwischen Cubitus und Analis liegenden kleinen Ader-
rudimente sind, allerdings auch nur zwei, deutlich vorhanden.
II | N
ml I
et
2
a
Fig. 2.
Die Beine sind bei allen Arten von gleichmäßigem Bau und
eines der wichtigsten gemeinsamen Merkmale, die der Gattung
eigen sind. Hüften der Vorderbeine weit stehend, der Mittelbeine
in ungefähr der gleichen Weite, Hinterhüften wie üblich; Form
von Vorder- und Mittelhüften + kugelig, die vorderen wenig ab-
geplattet und an der Basis skulptiert. Vorderbeine größer und
kräftiger als die übrigen. Trochanteren von normalem Bau.
Schenkel keulig, Keule länglich, Stiel robust, vor der Mitte mit
‚kräftigem Zahn, kräftige Skulptur und Behaarungfehlend. Schienen
der Vorderbeine sehr kräftig, auf der Mitte zu einem stumpfen Zahn
innenseits erweitert, Spitze in zwei sehr starken Innendornen en-
‚digend, vor der Spitze mit robuster Beborstung. Schienen der
anderen Beine seitlich plattgedrückt, an der Spitze viel breiter als
am Knie, nicht gebogen und ohne den zahnartigen Vorsprung auf
der Mitte, in zwei kleinen Dörnchen endigend, Spitzenrand dicht
‘ kammartig behaart; Skulptur meist etwas derber als auf den
Vorderschienen. Erstes Tarsenglied kegelförmig, zweites am kür-
zesten, breiter wie lang, bei undulatus sogar sehr verschmälert und
an der Ansatzstelle des ersten Gliedes etwas eingebuchtet. Drittes
Glied erheblich vergrößert, tieflappig gespalten. Sohlen aller Glieder
. 11. Heft
128 R. Kleine:
filzig. Klauenglied so lang wie die anderen Tarsen zusammen,
sehr schlank, Klauen klein, normal.
Die Männer sind im Bau der Beine recht übereinstimmend,
nur die Schienen der Vorderbeine haben an der Spitze bei Borrei
und undulatus auch auf der Außenseite einen etwas stärkeren
Dornfortsatz als quadrituberculatus. Bei den 22 besteht so große
Übereinstimmung nicht (siehe daselbst).
Ergebnis: Beine von mittlerer Stärke, Vorderbeine
vergrößert, Schenkel keulig, Keule lang, Stiel dick,
Schenkelzahn mittelgroß, spitz. Vorderschienen er-
weitert, auf der Mitte mit Innenzahn, an der Spitze
mit 2 starken Enddornen, denen ein + schwacher
gegenübersteht. Mittel- und Hinterschienen einfach.
1. Tarsenglied kegelig, 2. quer, 3. groß, tief gelappt,
Sohlen filzig, Klauenglied so groß wie die Tarsen zu-
sammen, Klauen zierlich. °
Das Metasternum ist in der Regel bis dicht vor die Hüften
gehend oder auch weiter davor endigend tief und + breit gefurcht,
(quadrituberculatus). Das 1. und 2. Abdominalsegment breit ge-
furcht, weniger tief, vor dem 3. etwas zusammengezogen und spitz
endigend; QOuernaht wenigstens an den Seiten deutlich, auf der
Mitte + verloschen. 4. Segment auffallend schmal, sonst o. B.
Ergebnis: Metasternum, 1. und 2. Abdominalsegment
längsgefurcht, Ouernaht + deutlich.
Das Kopulationsorgan ist sehr kräftig und nimmt den Hinter-
leib in größerer Ausdehnung ein. Der Penis ist ganz besonders stark
entwickelt, an der Spitze ganz allmählich zugespitzt und von +
elliptischer Form, darin sind sich alle Arten ohne Ausnahme ganz
gleich. Das Präputialfeld ist dunkelbraun, die Mittelrinnen bei
allen Arten deutlich, aber verschieden an Basis und Spitze. Während
bei Borrei die Mittelrinne die Basis nicht erreicht, trennt sie bei
undulatus die beiden Hälften vollständig, quadrituberculatus
schließt sie oben ganz kurz, fast sich nur oben berührend ab. In der
Anlage der Basalkante des Präputiums sind alle Arten etwas ver-
schieden. Der ductus ejaculatorius endigt weit oben im Präputium.
Von sehr verschiedenem Bau sind die Paramerenlamellen.
Während Borvrei verhältnismäßig breite, vorn zugespitzte, spatel-
förmige Lamellen besitzt, die an dem ganz schmalen Vorderrand
ohne jede Behaarung sind, haben die beiden anderen Arten Lamellen
von rein löffelartiger Form, in verschiedener Länge, die an den
Vorderkanten sehr stark und lang, und auch auf der Innenseite
auf kurze Entfernung hin behaart sind. Es sind also bei den Arten
zwei ganz verschiedene Typen entwickelt, die aber den Grund-
charakter der Gattung nicht ändern können.
Ergebnis: Penis robust, an der Spitze + elliptisch,
Präputialfeld dunkel mit aufgehellter Mittelfurche,
Paramerenlamellen spatelförmig und nackt oderlöffel-
förmig und behaart. |
Die Gattung Agriorrhynchus Power 129
9 Beiden Arrhenodinisind die PPdurcheinfacheForm des Rüssels
gekennzeichnet. Das trifft auch für Agriorrhynchus voll und ganz
zu, aber die Differenz ist nicht nur auf die Rüssel allein beschränkt,
sondern betrifft auch noch andere Organe, so vor allem die Fühler;
außerdem differieren die betreffendenMerkmale auch noch innerhalb
der Arten. Eine genaue Darstellung ist daher unerläßlich. Kopf
noch kürzer als beim 9, am Halse fast aufsitzend (guadritubercu-
latus) oder nur wenig vom Halse getrennt, Augen fast die ganze
Kopfseite einnehmend. Rüssel im basalen Teil sehr verkürzt,
durch Mittelfurche getrennt, Furchenränder aufgeworfen. Fühler-
beulen klein, bei Borrer: und undulatus dem g ähnlich, bei guadri-
tuberculatus ganz rudimentär. Basalteil drehrund, unterseits an
der Spitze schmal und lang eingeschnitten. Mandibeln klein, nach
oben gebogen, dreispitzig. Fühler meist schlanker als beim £.
Bei allen Arten durch die Form des Basalgliedes ausgezeichnet,
das zwar auch sehr vergrößert ist, aber doch eine noch rundliche,
schlanke Form besitzt und niemals so verbreitet ist wie beim &
Das gilt für alle Arten. Borrei und undulatus haben auch im 2
Geschlecht die größte Ähnlichkeit mit den dd. Allgemein schlanker
‚Habitus, + stark quadratische Form der einzelnen Glieder und
wenig Neigung zu Erweiterung der Mittelglieder herrscht vor.
Ganz abweichend sind die Fühler bei guadrituberculatus. Zunächst
sind die Fühler länger als bei den anderen Arten und berühren den
Hinterrand des Prothorax und sodann sind die Glieder 6, 7 und 9
„bestimmt länger als breit, was bei keiner anderen Art der Fall ist.
Alles Nähere ist auf den Abbildungen zu sehen.
Thorax durchgängig am Halse mehr zugespitzt als beim d;
größte Breite immer im hinteren Drittel, bei guadrituberculatus
sogar sehr erheblich verbreitert, so daß der Thorax einen direkt
keilförmigen Eindruck macht. Die tiefen Punkte auf der Oberseite
sind auch beim 2 vorhanden, überhaupt sonst alles wie beim &. Das
Borrei-Q hat aber bestimmt stärkere Gesamtskulptur.
Metasternum und die ersten zwei Abdominalsegmente ent-
weder wie beim d gefurcht (undulatus) oder auf dem Abdomen nur
sehr schwach, auf dem Metasternum tief (Borrei) oder überhaupt
nur sehr rudimentär und fast ganz verschwindend (guadrituber-
culatus).
Neue Fassung der Gattungsdiagnose.
Mittelgroße bis große Arten von robustem, aber nicht direkt
gedrungenem, niemals aber schlankem Körperbau; meist dunkel-
farbig, niemals zweifarbig, + hochglänzend.
Kopf sehr kurz, quer, breiter wie lang, Hinterrand gerade,
nicht eingebuchtet, Hinterecken + scharf gerundet; Augen wenig
prominent, rundlich bis schwachelliptisch, an der Basis (9) oder an
der Spitze stehend (d).
Rüssel ziemlich lang, Basalteil viel kürzer wie der Spitzenteil,
ersterer in Fortsetzung des Kopfes schmäler werdend, mit flacher,
breiter, gegen die Fühlerbeulen hin zuweilen vertiefter Mittelfurche.
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 11. 9 11. Hefi
130 R. Kleine:
Fühlerbeulen mittelgroß dreieckig, auf der Mitte durch die ver-
flachte Mittelfurche getrennt. Spitzenteil an der Basis oberseits
mit aufrecht stehendem Zähnchen oder Fortsatz von verschiedener
Form, von hier aus steil nach unten abfallend, sich langsam er-
weiternd, auf den Seitenrändern mit 1 oder 2 Paar kleinen Erhö-
hungen, zwischen den Kanten gekörnt, Seiten glatt, untere Kanten
an der Basis breiter wie oberseits. Vorderrand in der Mitte tief
eingebuchtet, Seiten erhaben, Vorderecken nach innen gebogen,
stumpf. Mandibeln stumpf, nicht über den Vorderrand hinaus-
ragend, auf der Innenseite mit einem kräftigen Zahn. Unterseite
schwach kielartig aufgebogen und vor den Fühlerbeulen mit
seitlichen Längsgruben. Rüssel des 2 fadenförmig.
Fühler kurz, robust, die Mitte des Thorax eben erreichend, beim
Q zuweilen länger, den Thoraxhinterrand berührend; Basalglied
groß, breit, beilförmig ($) oder mehr länglich keulig, becherartig
(9). von verschiedener Form, 2. immer stielartig eingefügt,
breiter wie hoch, 3. + kegelig, direkt auf dem 2. aufsitzend, 3.—D.
+ drei- bis viereckig mit nach innen vorgezogener Spitze, 6.—9.
scharf eckig, gegen die Mittelglieder zu an Breite zunehmend,
breiter wie hoch, 10. Glied quadratisch, 11. so lang wie das 9. und
10. zusammen ($). Beim 9 mit nur geringer Erweiterung der mitt-
leren Fühlerglieder, zuweilen Verlängerung des 6., 7. und 9. Gliedes.
Prothorax + elliptisch (3) oder eiförmig, zuweilen keilförmig (9),
gegen den Hals allmählich, gegen den Hinterrand kurz verengt ‚Mittel-
furche + deutlich, an der Basis schärfer, Unterseite vorgebogen, seit-
lich abgeschrägt, hinter den Vorderhüften + mit deutlichem Zahn.
Flügeldecken an der Basis in Thoraxbreite, gegen den Absturz
langsam verschmälert, am Absturz schwach eingedrückt, Spitzen
einzeln gerundet; gerippt-gefurcht, Rippen auf der Oberseite
breiter wie die Furche, seitlich gleichbreit. An den Seiten lang
gitterfurchig,oberseits nur punktiert, alle Arten mit Schmuckflecken.
Beine kräftig, Vorderschenkel länger als die übrigen, alle
Schenkel gezähnt. Vorderschienen kräftiger wie die anderen, auf
der Innenseite mit kräftiger vorspringender Kante, Spitze mit
2 großen Dornen, Mittel- und Hinterschienen zusammengedrückt,
an der Spitze 2 kleine Dörnchen. Erstes Tarsenglied dreieckig,
zweites kürzer ($) oder sehr kurz (9). Drittes groß ($), zuweilen
sehr groß (9), tief gespalten. Alle Sohlen filzig. Klauenglied sehr
groß, so groß wie die Tarsen zusammen, Klauen klein.
Metasternum, 1. und 2. Abdominalsegment breit, längs-
gefurcht, beim 2 zuweilen zarter oder sehr rudimentär.
Penis groß, Präputialfeld dunkel, Mittelrinne aufgehellt,
Paramerenlamellen spatelförmig unbehaart oder löffelförmig mit
langer Behaarung der Vorderkanten.
Die verwandtschaftlichen Verhältnisse der Arten unter sich.
So verschieden die Arten unter sich sind, so scheinbar weit sie
voneinander abrücken, so ist doch unverkennbar, daß gerade bei
Die Gattung Agriorrhynehus Power 131
Agriorrhynchus die verbindenden Momente sehr bedeutend sind
und ein ganz lückenloses Aneinanderreihen ermöglichen. Qua-
drituberculatus stellt den westlichsten Typ dar, der einmal durch
die Form der Fühler etwas abseits steht, dann auch durch Art und
Weise der Zahnbildung auf dem basalen Spitzenteil des Rüssels.
Vor allen Dingen ist aber die ganze Figur des 9 so eigenartig, daß
die Art tatsächlich einen ganz exponierten, oder ich will wenigstens
sagen, + außenstehenden, vorgeschobenen Platz einnimmt. Die
außenseitige Stellung wird durch die nicht wieder zu beobachtende
Fühlerform ausgedrückt, dann durch den am Halse ganz erheblich
stärker verschmälerten Prothorax, durch die Form der Tarsen, die
im 3. Glied außerordentlich erweitert sind und endlich dadurch,
daß die Abdominalsegmente fast gar nicht, das Metasternum nur
an der äußersten Basis gefurcht ist. Die Zugehörigkeit zur Gattung
und Art ist ganz sicher, denn alle gravierenden Eigenschaften
sind klar und scharf ausgeprägt und lassen keinen Zweifel auf-
kommen.
Alle hier genannten Eigenschaften entfernen sie von den
übrigen Arten. Aber, es gibt auch ein ganz wichtiges Moment, das
an die geographisch nächste Art, undulatus, nicht nur anlehnt,
sondern ganz scharf damit übereinstimmt, das ist der Bau des
Begattungsorgans. Borrei hat in dieser Beziehung keine Ver-
wandtschaft mit guadrituberculatus, die Anlehnung an undulatus
ist also nicht so von ungefähr, sondern erfordert unsere ganze Auf-
merksamkeit. Beide Arten sind auch immer durch die + tiefen
Punkte auf der Oberseite der Thoraxbasis verbunden und beide
haben auch Verdoppelung dieser Skulptur aufzuweisen. Ich halte
daher diese beiden Arten für nahe verwandt.
Wie verhält sich nun Borrei. Von quadrituberculatus scheidet
einmal die Art der Zahnbildung auf dem Rüssel. Dagegen scheint
mir im Bau der Fühler doch bestimmte Anlehnung, nicht etwa
Übereinstimmung zu bestehen. Das 2 ist durch den Fühlerbau
weit getrennt, aber das nur sehr schwach gefurchte Abdomen, das
bei undulatus auch beim @ immer scharf gefurcht ist und hinter
dem & nicht zurücksteht, gibt doch zu denken. Rein habituell
besteht mit undulatus größte Verwandtschaft, muß es auch, weil
die räumliche Trennung von quadrituberculatus größer ist als von
undulatus. Mit letzter Art besteht auch Übereinstimmung durch
die Zapfen hinter den Vorderhüften. Was Borrei schon rein äußer-
lich trennt, ist die Art der Schmuckfleckenanordnung, auf die
schon Power in seiner Diagnose von Borrei hinweist und die nur
für diese Art eigen ist. Am weitesten ist die Trennung von den
anderen Arten aber dadurch ausgedrückt, daß Borrei auch einen
ganz abweichenden Bau der Parameren besitzt, die Anlehnung an
verwandte Genera vermuten läßt, wenigstens aber eine seitliche,
nach Osten vorgeschobene Stellung ergibt.
Ich denke mir, daß undulatus den ursprünglichen Typus dar-
stellt, weil sich hier alle Merkmale vereinigen, die für Beurteilung
9 11. Heft
132 R. Kleine:
des Grundcharakters in Frage kommen. Von undulatus aus hat
sich nach Westen hin guadrituberculatus ausgebildet und hat Eigen-
schaften angenommen, die sich nicht mehr mit der Mittelart decken.
Das gleiche gilt von Borrer. Während die erstere sich mehr auf dasrein
Äußere differenzierte und das Begattungsorgan nur sehr weniginMit-
leidenschaft gezogen wurde, tritt für letztere gerade das Gegenteil ein.
In undulatus möchte ich also die primäre Form desArtcharakters
erblicken. Am besten fassen sich die gemeinsamen Merkmale
folgendermaßen zusammen: quadrituberculatus indulatus Borrei
in der Abkürzung (gu) (u) (B)
Fühler beim $ in der Mitte nicht stark erweitert a B —
Abdomen beim Q schwach gefurcht u B —
Mittlere Fühlerglieder beim 2 breiter wie lang — Bau
Allgemeiner Habitus — Bu
Prothorax mit tiefen Punkten an der Basis _ u — u
Basis der Elytren mit 2 Basalschmuckstreifen gu — u
Parameren, löffelförmig, behaart u — u
Eigenschaften, die nur einer Art vorherrschend eigen sind:
Fühler beim $ in der Mitte stark erweitert —
Abdomen beim 2 tiefgefurcht u
Mittlere Fühlerglieder beim @ länger wie breit gu
Prothorax an der Basis ohne tiefe Punkte, =
Basis der Elytren mit nur 1. Schmuckstreifen —
Parameren spatelförmig —
Allgemeiner Habitus qu
Nur in zwei Fällen besitzt also undulatus Eigenschaften, die
sich nicht auch bei den anderen Arten wiederfinden, dazu tritt die
Verbreiterung der Fühler auch noch insofern in den Hifitergrund,
als sie sich bei den anderen Arten, wenn auch in geringem Maße,
wiederfindet. Es bleibt also nur das stark gefurchte Abdomen, was
allerdings von Bedeutung ist. Es ist gewiß interessant, daß die sich
vom Mitteltyp entfernenden Arten darin vollständig gleich sind,
während andere, gleich wichtige Merkmale sich ins Gegenteil
verwandelten.
Die verwandtschaftlichen Beziehungen zu den anderen Gattungen
der Arrhenodini.
Power stellt seine neue Gattung in den Gegensatz mit Arrhe-
nodes. Esist mir nicht ganz klar, warum er gerade auf diese Gattung
verfällt, es wären wohl zunächst erst die zoogeographisch anlie-
genden Genera zu vergleichen.
Es ist nicht ganz leicht, einen Anhaltspunkt zu finden. Dro-
phthalmus und Baryrrhnchus sind schon durch den Bau des Copu-
lationsorgans getrennt, Selbst mit Borrei, wo die Parameren wie bei
den angezogenen Genera, auch, nicht behaart sind, trennen immer
noch die ganz verschiedenen Formen. Äußerlich, schon im Hinblick
auf den allgemeinen Habitus, besteht keine Ähnlichkeit, von Rüssel
und Fühler ganz abgesehen. Auch Eufsalis findet sich, wenigstens
Rt
|
Die Gattung. Agriorrhynchus Power 133
mit gquadrıtuberculatus vermischt, im Verbreitungsgebiet. Aber der
Eupsalis-Typ ist so einheitlich und dabei abweichend, das Copulati-
onsorgan auch so ganz anders geformt, daß ich tatsächlich keine
verwandtschaftliche Annäherung finden kann. An den schlanken
Eupsalis-Typ schließen sich Orychodes und Pseudorychodes an. Von
letzter Gattung habe ich zwar das Copulationsorgan noch nicht
untersucht, Orvchodes hat sehr schmale Paramerenlamellen, die
auch an der Vorderkante behaart sind. Aber hier trifft wieder
gerade O. cınnamomi mit A. Borrei zusammen in einem Verbrei-
tungsbezirk, sind aber in bezug auf die Lamellenform so sehr weit
verschieden.
Eubeithes ist mit Baryrrhynchus m. E. sehr nahe verwandt,
kommt also nicht weiter in Frage, Stratiorrhina ist durch die Form
des Rüssels ebenso isoliert wie Agriorrhynchus selbst.
Soweit ich irgend übersehen kann, ist es mir nicht möglich
gewesen, irgendwelche Anknüpfungspunkte zu finden. Rein habi-
tuell betrachtet reiht sich Agriorrhynchus ohne Schwierigkeiten
in die Arrhenodini ein; es kann kein Zweifel aufkommen, wir
hapen es mit keinem fremden Element zu tun und trotzdem ist
die Gattung zu einer so isolierten Stellung gekommen, daß sich
selbst im Bau des Copulationsorganes schwerwiegende Umbil-
Jungen vollzogen haben. Der Kopf mit Rüssel und Fühlern hat
keine analogen Formen in der ganzen Gruppe aufzuweisen.
Mit den afrikanischen Gattungen Debora und Spatherrhinus
besteht nur im Bau der Parameren einige Ähnlichkeit und zwar
vornehmlich mit letzter Gattung. D= beide aber der Gruppe mit
Apophysen am Basalteil des Rüssels angehören, so scheiden sie
auch sofort aus.
Über die Amerikaner ist wenig zu sagen. Der Vergleich mit
Ayrhenodes ist ganz hinfällig, um nicht direkt zu sagen sinnlos;
schon die Kopftform ist hinreichend und der Rüssel nimmt bei
allen Amerikanern Gestalt an, die, obschon innerhalb der Gattungen
verschieden, dennoch auch nicht die entfernteste Ähnlichkeit mit
A griorrhynchus besitzen.
So halte ich die Gattung vorläufig für einen + isolierten Typus.
Gewiß müssen wir annehmen, daß mit den umliegenden Gattungen
verwandtschaftliche Beziehungen bestehen, schon weil sie einer
Gruppe angehört, die habituell fest umschlossen ist und von der
sie auch in dieser Beziehung nicht abweicht.
Es ist noch darauf zu verweisen, daß auch solche morpholo-
gische Einzelheiten, wie das Auftreten einer zahnartigen Ver-
dickung an den Vorderschienen ganz plötzlich in + starkem Maße
auftreten kann (Baryrrh. sbeciosissimus) und nicht für Agriorrh.
typisch zu sein braucht, aber die Art und Weise der Rüssel und Fühler-
form ist ohne Gegenstück. Vielleicht fehlen noch die Zwischen-
glieder, die die Gattungen verbinden. Jedenfalls ist es ohne ge-
naue Kenntnis aller Arrhenodini nicht möglich, sich schon jetzt
ein Urteil über die verwandtschaftliche Stellung zu erlauben.
11. Heft
134 R. Kleine:
Zoogeographisches.
Übersieht man das Gebiet, soweit bis heute bestimmte Fund-
orte vorliegen, so erstreckt es sich etwa von 87—118° östl. Länge,
und 30° nördlicher bezw. 9° südlicher Breite Es kommen
also nur reine tropische Gegenden in Frage.
Die Verbreitungsgebiete der Arten berühren sich. Von gua-
drituberculatus ist das zwar noch nicht sicher, aber doch bestimmt .
anzunehmen. Diese Art stößt zwar noch bis ins indische Gebiet
vor wie die Funde von Darjeeling beweisen, aber ich glaube fast,
daß das Hauptgebiet doch im indochinesischen Gebiet liegt. Senna
hat seine Stücke von Tenasserim beschrieben, es ist also ganz
sicheres Vorkommen bis Malakka bewiesen. Soll man die Art als
einen Küstenbewohner ansprechen ? Doch wohl nicht, denn Dar-
jeeling liegt schon ganz erheblich landeinwärts. Aller Wahrschein-
lichkeit nach ist die Art auch in Birma, vielleicht streift sie auch noch
westwärts nach Hinterindien. Der ganze Habitus ähnelt der
tonkinensische Fauna so stark, daß die Annahme voll berech-
tigt ist. Trifft diese Voraussetzung zu, so ist kein weiteres
Vordringen nach Süden anzunehmen. In Malakka selbst ver-
spreche ich mir also keine weiteren Fundorte mehr, viel eher ist
ein Abspringen nach den Andamanen zu erwarten. Analoge
Beispiele gibts mehrfach. Es ist gewiß nicht ohne Interesse und
übrigens auch von Bedeutung, daß sich innerhalb eines bestimmten
Gebietes, wie hier das indische bezw. indochinesische,
ganz verschiedene Gattungen in ganz bestimmten Merkmalen, die
natürlich allgemeiner Natur sind, ähneln und so einen bestimmten
Charakter zur Ausprägung bringen.
Dem quadrituberculatus anliegend ist undulatus. Power be-
schreibt seine Originale von Malakka. In der Tat ist Verdunkelung
der Grundfarbe in Malakka nicht selten. Es kann nicht überraschen,
daß die Art auch in Sumatra vorkommt. Ich konnte keine be-
stimmten Fundorte von daher finden, es kann aber m. E. doch
wohl nur die nordöstliche Küste in Frage kommen, weil die Art
auch auf Borneo, und daselbst durchaus nicht selten, gefunden ist.
Alle Stücke, die ich sah, waren ausschließlich von Nord-Borneo,
mehrfach mit der Bezeichnung Kina-Balu.
Ich nehme daher auf Grund dieser Ergebnisse an, daß die Art
ursprünglich einem Gebiet eigen war, das nördlich des Äquators
gelegen und sich von Malakka bis Nord-Borneo erstreckt hat.
Tatsächlich verbindet die beiden Punkte heute noch eine Flachsee,
die von zahlreichen Inseln unterbrochen wird. Die Nordküste
Sumatras mag damals auch mit Malakka zusammengehangen
haben und beide wieder mit der Nordküste Borneos, so daß das
Gebiet eine große zusammenhängende Fläche gewesen sein muß.
Dann hat sich Borrei aber ganz getrennt und konnte nicht
mehr bis aufs Festland. Von Sumatra sah ich reichlich Stücke und
Power beschrieb die Art aus Java. Ich nehme an, muß nach Lage
Die Gattung Agriorrhynchus Power 135
der Dinge annehmen, denn die Verwandtschait mit undulatus
rein habituell sehr groß, daß beide Arten von einer gemein-
samen Form ausgegangen sind, die sich in eine nördliche und eine
südliche Rasse gespalten hat. Die nördliche (undulatus) bewohnt
das soeben bezeichnete Gebiet, während die südliche auf den Inseln
verblieb. Ein Vordringen gegen Osten hat nicht stattgefunden.
Übersehen wir. nun das Gebiet, das beide Arten einnehmen,
so ergibt sich, daß das Verbreitungsgebiet ursprünglich umfaßt
haben muß: Sumatra mit seinen Inseln, Malakka vielleicht bis zum
6° nördl. Breite, vielleicht auch den südlichen Teil Hinterindiens,
Borneo und Java. Dagegen nicht noch Celebes und die kleinen
Molukken.
Es ist natürlich ganz unmöglich, für die hier angedeutete
Hypothese durchschlagende Beweise zu erbringen, weil eben die
Zahl der Fundplätze noch zu gering ist, nach Lage der Dinge hat
die Annahme aber große Wahrscheinlichkeit für sich.
Bestimmungstabelle.
A. der Männer:
1. Schmuckstreifen auf der Basis der zweiten und vierten
Rippe, Lamellen der Parameren spatelförmig, an der
Vorderkante unbehaart Borrei Power
Schmuckflecken nur auf der Basis der zweiten Rippe,
Lamellen löffelförmig, ander Vorderkantelangbehaart2
2. Grundfarbe pechschwarz, diean der Thoraxbasis liegenden
großen punktartigen Vertiefungensehr stark ausgebildet,
Lamellen so lang wie der hinter der taillenartigen Ein-
schnürung liegende Teil undulatus Power
. Grundfarbe weinrot oder violett, die punktartigen Ein-
drücke sehr flach, niemals tief nadelstichig, Lamellen
kürzer wie der hinter der taillenartigen Einschnürung
liegende Teil quadrituberculatus Senna
B. der Weiber:
1. 6., 7. und 9. Fühlerglied viel länger als breit
quadrituberculatus Senna
6., 7. und 9. Fühlerglied breiter als lang oder so lang wie
breit 2
2. Grundfarbe pechschwarz, Thorax unpunktiert, Ein-
drücke an der Thoraxbasis sehr tief, Schmuckflecken nur
auf der Basis der 2. Rippe undulatus Pow.
Grundfarbe schokoladenbraun, Thorax punktiert, Ein-
drücke an der Thoraxbasis flach, Schmuckflecken auf der
Basis der 2. und 4. Rippe Borrei Pow.
DIE ARTEN.
Agriorrhynehus quad:itubereulatus Senna
Ann. Mus. Stor. Nat. Genova XII. 1892, p. 470.
ö Einfarbig kirschrot bis dunkelviolett, Halsrand, Rüssel-
‚ vorderrand und Mandibeln schwarz, Rüssel an den Seiten, vorderer
11. Heft
136 R. Kleine:
Rand der einzelnen Fühlerglieder, Thoraxhinterrand, Schenkel an
Basis und Spitze, Schienen + an der Spitze und immer an den
Rändern verdunkelt; am ganzen Körper hochglänzend. Schmuck-
flecken hellblutrot. |
Kopf kurz, breiter als lang, stark konisch, nach den Augen zu
stark verjüngt, Hinterecken scharf, Hinterrand glatt, nicht ein-
gebogen, deutlich vom Hals abgesetzt, Oberseite abgeplattet,
zerstreut, aber fein und scharf punktiert, Seiten nur.vor den Augen
mit einigen ganz flachen, unbestimmten Punkten; Unterseite
schwach gewölbt, nicht skulptiert, Kinngrube flach, drei-
eckig, breit, vor der Dreiecksspitze nach rechts und links
erweitert. Augen mittelgroß, + elliptisch, seitlich zusammen-
gedrückt, wenig prominent nach vorn gerückt. Rüssel in
Breite des Kopfes fortgesetzt, gegen die Fühlerbeulen zu ver-
schmälert, Basalteil kürzer wie der Spitzenteil; ersterer vom Kopf
nicht getrennt, sondern unmerklich ineinander übergehend, sehr
vereinzelt und schwach punktiert. Vor den Augen mit spitz be-
ginnender flacher Mittelfurche, die sich in ihrem vorderen Teil
sehr vertieft und hohe Ränder bildet, und zugleich auch verschmälert
und in der Gegend des hinteren Fühlerbeulenrandes plötzlich tief
und eng aufhört. Fühlerbeulen verhältnismäßig klein, länglich,
stumpf-zapfenartig vorgebogen, nicht eckig, in der Mitte am brei-
testen, nach dem Innern zu wulstig längs gewölbt, undeutlich
punktiert. Spitzenteil vor den Fühlerbeulen stark verengt, in
einem nach oben gerichteten breiten, stumpfen Zapfen endigend,
der nach vorn schräg abfällt, sich verbreitert und in der Mitte breit
geteilt ist. Von hier aus erweitert sich die Oberseite etwas und senkt
sich + nach unten, die Erweiterung nimmt schnell zu, erreicht un-
gefähr die Breite des Kopfes an den Augen und endigt in + spitzer,
nach außen gerichteter und stark aufgebogener Spitze. In der
Mitte zwischen Spitze und Basis der Einsenkung auf dem Rand je
eine stumpfe, tuberkelartige Erhöhung. Der ganze eingesenkte
Teil + grob warzig skulptiert. Vorderrand tief eingebogen, Ein-
‚biegung geschwungen. Seiten im vorderen Teil grubig-runzelig.
Unterseite im basalen Teil viel preiter wie die Oberseite, gegen den
Vorderrand erheblich erweitert. Basalteil schwach gewölbt, vor
den Fühlerbeulen mit einigen flachen Querfurchen, deren vorderste
bis an die Mittellinie heranreichen; Grenze des Basal- und Spitzen-
teils durch eine durchgehende Ouerfurche gekennzeichnet. Spitzen-
teil mit schwachem Mittelkiel, die Längsgruben unter den Fühler-
beulen schwach, vor denselben, aber deutlich davon getrennt, am
Außenrande ähnliche aber größere Vertiefungen. Grundfläche
zerstreut, Vorderrand sehr dicht punktiert. Mandibeln den Vorder-
rand nicht überragend, klein, robust, auf der Innenkante mit einem
kräftigen Zahn, zweispitzig endigend.
Fühler sehr robust, dick, klobig, bis zur Mitte des Prothorax
reichend. Erstes Glied keulig, Keule rundlich, in der Grundform
länger wie breit, zweites Glied stielartig eingefügt, breiter als lang,
Die Gattung Agriorrhynchus Power 137
ohne Stiel das kürzeste von allen, drittes + kegelig, etwas ver-
schoben, ohne Stiel auf dem zweiten aufsitzend, viertes schüssel-
förmig, gestielt, Oberkante abgeschrägt, fünftes von ähnlicher
Form, sechstes nach der Innenkante zu deutlich verschmälert,
breiter wie das fünfte, siebentes eckig, scharf, achtes von gleicher
Form, aber schmäler und höher, neuntes noch weiter verschmälert,
zehntes fast quadratisch, Endglied allmählich
zugespitzt, mindestens so lang wie das neunte
und zehnte zusammen. Die Glieder verbreitern
sich also nach der Mitte zu und endigen in
einer + scharfen Spitze. Erstes bis viertes
Glied zerstreut punktiert.Behaarung fehlend
oder doch nur ganz gering auf der Außenkante;
vom fünften ab mit dichter Unterbehaarung
und scharfer Beborstung. Protho-
rax elliptisch, Vorderwinkel ganz
allmählich verengt, Hinterecken
kürzer gerundet. Oberseite +platt, Fig. 3 Fig. 4
vor demHalse schwach eingeschnürt, auch sonst + uneben, vor dem
Hinterrand neben der Mitte ein + tiefer punktförmiger, großer
Eindruck, nur vor dem Vorderrand wahrnehmbar punktiert, sonst
mit sehr flacher, nadelrissiger Skulptur; in der hinteren Hälfte
mit deutlicher, wenn auch flacher Mittelfurche. Hinterrand breit
und flach, hinterer Wulst scharf aufgebogen. Seiten vor dem Halse
flach quergerunzelt, fein punktiert, hinter den Hüften mit gröberer
Punktierung; Unterseite stark vorgewölbt, Vorwölbung abgeplattet
und fein quergestrichelt, unter den Hüften keine zapfenartigen Vor-
stülpungen, Hüftringe scharf abgesetzt, aber nur wenig stark
entwickelt.
_ Flügeldecken so lang wie Thorax und Kopf bis zu den Fühler-
beulen, so breit wie der Thorax; in der Mitte etwas breiter wie an
der Basis, am Absturz deutlich verengt, Hinterecken stumpflich
gerundet, in der Mitte etwas ausgeschnitten. Sutura an der Basis
verengt, erste Rippe daselbst stark erweitert, sonst so schmal wie
die Sutura, zweite Rippe an der Basis und in den hinteren Zwei-
dritteln sehr breit, nur im vorderen Drittel etwas schmäler, mit
Ausnahme der sechsten, alle Rippen an der Basis sehr breit, nach
hinten zu mehr an Breite ausgleichend, achte und neunte ge-
meinsam breit entspringend; alle Rippen + wellenförmig flach,
ganz einzeln punktiert und undeutlich querrunzelig, unbehaart.
Humerus normal. Lage der Schmuckflecken: 1. Rippe: frei.
2. Rippe: je ein längerer Streifen an Basis und auf dem Absturz,
ein kleinerer hinter der Mitte und vor der Mitte, letzter kann auch
fehlen oder sehr undeutlich sein. 3. Rippe: je ein kleines Streifchen
vor und hinter der Mitte. 4. Rippe: je ein kleines Streifchen im
vorderen Drittel und hinter der Mitte. 5. Rippe: desgleichen.
6. Rippe frei. 7. Rippe ein kürzeres Streifchen im vorderen Drittel,
das vor oder hinter dem Streifchen der 8. Rippe oder direkt daneben
nn
11. Heft
138 R. Kleine:
liegen kann. 8. Rippe je ein kürzerer Streifen ım vorderen Drittel
und auf dem Absturz. Furchen sehr schmal, nicht eigentlich gitter-
furchig, sondern nur mit weitstehenden flachen großen Punkt-
eindrücken.
Vorderbeine wenig größer als die übrigen; Hüften getrennt,
Vorder- und Mittelhüften kugelig, etwas abgeplattet, punktiert,
Trochanteren von normaler Größe und Form. Schenkel schwach
keulig, Schenkelzahn kräftig, + stark querrunzelig und vor den
Knien mit grubenförmigem Eindruck, in der Kniegegend deutlich
punktiert. Vorderschienen mäßig gebogen mit großem vorspringen-
dem Eck auf der Innenseite, Spitze in zwei großen, nach innen
gebogenen Dornen endigend, an der Basis ohne Skulptur, sonst
punktiert, auf dem umgebogenen Spitzenteil mit starker, einzelner
Innenbeborstung und struppigen Haaren an den Enddornen,
sonst wie bei Borrei geformt, Mittel- und Hinterschienen wie dort-
selbst, vor den Spitzen etwas punktiert, Tarsen wie Borret.
Metasternum nur in den hinteren Zweidritteln tief gefurcht,
sonst glatt, Punktierung äußerst zart, hinter den Mittelhüften
mehrfach tief längsfurchig. Erstes Abdominalsegment breit-
gefurcht, zweites nur im vorderen Teil, gegen das dritte hin verengt
sich die Furche, Quernaht deutlich, Skulptur kaum wahrnehmbar,
3. und 4. Segment kaum wahrnehmbar punktiert, Apikalsegment
dagegen stark, namentlich an der Spitze.
Begattungsorgan groß; Endlamellen der Parameren lang,
löffelförmig, ohne deutliche Skulptur, aber mit starken, nach vorn
gerichteten Haaren besetzt, die innenseits nur bis zur Mitte, außen
aber kaum über den Vorderrand hinaus-
gehen. Der nach hinten gerichtete Teil taillen-
förmig, nicht breiter wie die Endlamellen.
Dasselbe Organ in Seitenansicht Abb. 8. Prä-
putialfeld des Penis stark verdunkelt, Mittel-
furche aufgehellt, nur im oberen Teil durch
das dunkle Feld geschlossen.
Q Kopf kürzer als beim 4,
LER quer, Augen dicht an der Basis
ar ‘stehend, etwas elliptisch. Ba-
a: ie. } Bir,s salteil des Rüssels vor den
Augen rundlich eingedrückt, schnell vertieft, hierauf plötzlich fur-
chenartig verengt und neben der Furche jederseits eine große, einem
Tropfen ähnliche Wulst. Fühlerbeulen ähnlich wie beim $. Spitzen-
teil des Rüssels fadenförmig, nach der Spitze zu stark grubig skulp-
tiert; unterseits mit flacher Mittelfurche, unter den Fühlerbeulen
sehr kleine und flache Längseindrücke.
Fühler dünn, fast den Hinterrand des Prothorax erreichend.
Erstes Glied groß, becherförmig, viel länger als breit, zweites stiel-
artig eingefügt, größer als das 3. und 4. Drittes ohne Stielchen auf-
sitzend, kegelig, viertes breiter wie lang, verschoben, fünftes länger
wie breit, verschoben, sechstes und siebentes viel länger als breit,
Die Gattung Agriorrhynehus Power 139
achtes ungefähr quadratisch, neuntes wie das 6. und 7., 10. wie das
8. Endglied, so lang wie das 9. und 10. zusammen. Prothorax breiter
und gedrungener wie beim d, flach und zerstreut, aber deutlich
punktiert, Seiten über den Hüften stark punktiert. Vorderschenkel
an der Basis über den Trochanter hinaus zungenförmig vorgestreckt,
sonst die Beine wie beim 4. Metasternum nur an der Basis kurz
gefurcht, glatt. Erstes Abdominalsegment ungefurcht, zweites
nur an der Basis mit flacher Furche; Punktierung einzeln.
Länge inkl. Rüssel $ 17—25 mm, 2 27.0 mm
Breite (Thorax) d 4-5 mm, 2 6.0 mm.
Heimat: Monti Carin, Tenasserim (Senna), Darjeeling!
Senna bezeichnet die Grundfarbe als rotbraun, was aber
nicht scharf ausgedrückt ist, denn die Farbe ist nicht eigentlich
rotbraun, sondern ein schönes weinrot, das sich bis zu vio-
lett vertieft, aber nicht eigentlich rotbraun ist. Die mehr
oder weniger ins weinrote schlagende Grundfarbe ist für
das Verbreitungsgebiet charakteristisch. Ich sah alle Arrhe-
nodini aus dieser Gegend wie auch Hinterindiens bis nach
Tonkin und selbst noch nach Norden mit weinrotem Colorit,
während nach den Sundainseln zu sich mehr das wirkliche
Rotbraun findet.
Über Variation kann ich auf Grund des geringen
Materials keine Mitteilung machen.
Rein verwandtschaftlich scheint mir nur mit unduiatus
nähere Beziehungen zu bestehen, zunächst in der Form
des Rüssels. Senna hat diese Art guadrituberculatus ge
nannt. Bezieht sich die Bezeichnung auf die kleinen Tu-
berkeln auf den Seitenrändern, dann ist sie wenig zutref-
fend, weil das Merkmal variiert. Ich sah nur zwei solcher
Erhöhungen, eher könnte damit die Aufstülpung an der Basis
des Spitzenteils gemeint sein, die aber auch nicht immer vier-
teiligist, indem die am weitesten nach hinten liegende Erhöhung
nicht geteilt ist. Der Rüssel ähnelt in dieser Beziehung stark an
undulatus, wo sich die gleichen Eigenschaften finden,
Im Gegensatz zu undulatus sind die Fühler des $ nicht so
enorm breit, machen demzufolge einen + schlanken Eindruck,
beim Q dagegen findet sich eine Fühlerform von so abweichender
Bildung vor, daß jede Verwechslung mit einer anderen Art ganz
ausgeschlossen ist. Es gibt kein Agriorrhynchus-Q, das im 6., 7.
und 9. Glied in der Längenausdehnung größer wäre als in der Breite.
Der 2 Fühler erscheint schon im groben betrachtet ganz allgemein
länger und ist esin der Tat auch. Das ist eine Eigenschaft, die nur
quadrituberculatus eigen ist und in Zweifelsfällen die Art hinreichend
von undulatus trennt.
Die verwandtschaftliche Nähe wird auch durch den Bau der
Paramerenlamellen bewiesen, die mit undulatus in der Grundform
übereinstimmen, nur ist die Behaarung intensiver und greift in-
11. Heft
140 R. Kleine:
einander über. Ferner ist das ganze Gebilde auch schlanker. Der
hinter der taillenähnlichen Einschnürung liegende Teil ist viel
länger als bei undulatus und verbreitert sich auch nur wenig, aber
die allgemeine Ähnlichkeit ist doch sehr bedeutend. Die größere
Länge wird auch durch Abb. 8, wo das Organ wenigstens im seinem
vorderen Teilim Profil zur Darstellung gebracht wird, dokumentiert.
Der Penis ist deutlich verschieden; das Präputialfeld ist länger und
die vertiefte Rinne reicht bis zur Spitze, stößt oben aber nur ganz
schwach zusammen.
Zoogeographisch scheint mir guadrituberculatus gut um-
schrieben zu sein. Sennas Material stammt von Tenasserim, also
von der Ostküste Malakkas, das mir vorgeiegene von Darjeeling.
Die Art nimmt also einen Weg, den auch manche ändere Arrheno-
dini genommen baben; sie geht durch Malakka, wahrscheinlich auch
noch tiefer ins Land hinein, streift am Golf von Bengalen entlang
und wendet sich nach Vorderindien. Wie weit bleibt vorläufig
dahingestellt, darüber müßte erst noch weiteres Material Auskunft
geben. Nach den Sundainseln zu dürfte aber kein allzuweites Vor-
dringen stattgefunden haben, dafür sprechen einmal die Erfah-
rungen, die ich bei anderen Brenthiden gemacht habe, und dann ist
ja auch kein Beweisstück von dorther bekannt.
Jedenfalls kann man soviel ruhig behaupten, daß auch die
Agriorrhynchus-Arten bestätigen, was im allgemeinen über die
zoogeographische Verbreitung der Arrhenodini gesagt worden ist:
daß nämlich bestimmte Gebiete durch eigenartige Form charak-
terisiert werden.
Agriorrhynchus undulatus Power
Pet. Nouv. Ent. II. 1878, p. 241.
& Einfarbig tiefschwarzbraun, fast schwarz, am ganzen Körper
mit fettigem Hochglanz, Schmuckflecken schmutzig ziegelrot.
Kopf viel breiter als lang, konisch, nach den Augen zu stark
verjüngt, Hinterecken + gerundet, Hinterrand glatt, nicht einge-
bogen, aber deutlich vom Halse abgesetzt. Oberseite platt, flach,
groß punktiert; Seiten ohne Skulptur; Unterseite auf der Mitte
stark abgeplattet, unskulptiert. Kinngrube nur sehr klein, rundlich,
nach dem Halse zu offen. Augen hemisphärisch, wenig prominent,
groß, nach vorn gerückt.
Rüssel in Kopfbreite fortgesetzt, bis zu den Fühlerbeulen ver-
schmälert, Basalteil viel kürzer wie der Spitzenteil. Ersterer vom
Kopf nicht merklich getrennt, ganz vereinzelt und
RE: sehr zart punktiert, vor den Augen mit ganz allmäh-
N lich beginnender breiter, flacher Mittelfurche, die sich
gegen die Fühlerbeule zu vertieft, aber nicht verengt,
an den Fühlerbeulen nicht unterbrochen wird und
auf den Spitzenteil übergeht, wo die seitlichen Ränder in zwei
stumpfen Spitzen endigen. Fühlerbeulen lang, dreieckig, in der
Fig 10.
Die Gattung Agriorrhynchus Power 141
Mitte spitz vorgezogen, undeutlich punktiert. Spitzenteil dicht
vordenFühlerbeulen äußerst engzusammengedrückt, in zweistumpfe
Spitzen (siehe das oben Gesagte) endigend. Von hier aus erweitert
sich der Rüssel und fällt steil ab, dicht vor den beiden stumpfen
Spitzen noch jederseits einen + spitzen Zahn bildend, auf der
tiefsten Stelle des Rüsselgrundes jederseits einen, eine tuberkel-
artige Vorstülpung bildend. Gegen den Vorderrand erweitert sich
der Rüssel allmählich und endigt in stumpflichen, nach oben ge-
richteten Spitzen. Auf dem steilen Absturz ist die Grundfläche
glatt, der ganze andere Teil mit winzigen Erhöhungen besetzt.
Vorderrand sehr weit und mäßig tief eingebogen. Seiten ohne
eigentliche Skulptur, vor den Fühlerbeulen glatt, glänzend, nach
vorn zu chagriniert aber nicht eigentlich skulptiert. Unterseite
breiter wie oberseits, Mittelkiel zwar flach aber deutlich, die daneben
liegenden Längseindrücke breit und wenig tief, davor, am Rande
eine weitere, schmälere aber tiefere Einsenkung; schwach runzelig
aber ohne deutliche Skulptur oder Punktierung.
Mandibeln wie bei Borrei. Fühler klobig, kurz, kaum bis zur
Mitte des Prothorax reichend. Erstes Glied sehr breit, außenseits
in einer stumpflichen Spitze endigend, innenseits gerundet,
zweites Glied breit stielartig eingefügt, viel breiter als lang,
drittes Glied + kegelig, ohne Stiel, direkt auf das zweite
aufgesetzt; viertes Glied kürzer wie das dritte, nach der
Innenseite zugespitzt, fünftes von ähnlicher Form, auf der
Außenseite ganz spitz zugehend, sechstes an der Wurzel
gerundet, an der Vorderkante gerade, siebentes un«
neuntes eckig, siebentes etwas breiter wie das sechste
und achte, achtes etwas schmäler wie das siebente und
deutlich kürzer, neuntes schmäler wie das achte, zehntes
noch weiter verschmälert mehr von quadratischer Form,
Endglied allmählich zugespitzt, gut so lang wie das 9. gg. ır
und 10. zusammen. Basalglieder unskluptiert, vom 3. ab
deutlich punktiert und ganz einzeln behaart, vom 6. ab mit
dichter Unterbehaarung und starker Beborstung.
Form des Prothorax wie bei Borrei. Oberseite abgeplattet,
mit undeutlicher Mittelnaht, wellig, vor dem Hinterrand jederseits
der Mittelnaht ein sehr tiefer, großer punktförmiger Eindruck,
davor in einiger Entfernung zuweilen ein zweiter kleinerer. Grund-
fläche glatt, nicht punktiert, nur vor dem Halse mit sichtbaren,
weitstehenden Punkten. Hinterrand flach aufgebogen, zerstreut
punktiert; Seiten vor dem Halse grob und flach gefurcht, überall
einzeln punktiert,; Unterseite wie bei Borrei, die hinter den Hüften
liegenden Vorstülpungen sehr klein, zuweilen fehlen.
Flügeldecken so lang wie Thorax und Kopf bis zu den Fühler-
beulen, so breit wie der Thorax, im basalen Teil parallel, gegen den
Absturz zu verschmälert, Hinterecken stumpflich gerundet, schwach
gegen die Mitte eingebuchtet; Oberseite stark wellig, beulig ein-
gedrückt. Sutura an der Basis stark verengt. Erste Rippe an der
11. Heft
142 R. Kleine:
Basis erweitert, die einzelnen Rippen sehr verschieden breit, auch
die einzelnen Rippen an den verschiedenen Stellen in der Breite
veränderlich, an den Schmuckflecken oft verbreitert, öfters wellig
geschwungen, oft breit, quer gefurcht, überall einzeln punk-
tiert, nicht behaart, flach gewölbt. Furchen sehr schmal,
an manchen Stellen gitterfurchig, sonst aber nur vereinzelt
punktiert. Lage der Schmuckflecken. 1. Rippe frei, 2. Rippe:
langer Basalstreifen, kürzerer hinter der Mitte, längerer auf
dem Absturz; 3. Rippe: je ein kurzes Streifchen auf und
hinter der Mitte; 4. Rippe: ein — längerer Streifen im vor-
. deren Drittel, ein kürzeres hinter der Mitte; 5. Rippe desglei-
Fig.12 hen; 6. und 7. Rippe: nur ein kleines Streifchen im vorde-
ren Drittel; 8. Rippe: ein kurzes Streifchen im vorderen Drittel,
ein längeres auf dem Absturz; 9. Rippe frei.
Beine wie bei Borrei. Metasternum gefurcht, unpunktiert.
Erstes Abdominalsegment breit, zweites etwas schmaler gefurcht,
Quernaht an den Seiten deutlich, an den Seiten punktiert, alles
andere wie bei Borrei.
Begattungsorgan groß, den größten Teil des Hinterleibes
einnehmend. Endlamellen der Parameren löffelförmig tief gespal-
ten, an der vorderen Kante behaart,
innenseitsnicht,außen etwas weiter nach
hinten zart behaart. In Seitenansicht
quadrituberculatus-ähnlich und nicht
mit Borrei übereinstimmend. Penis
sehr kräftig, Präputialfeld dunkel, die
aufgehellte Mittelfurche durchgehend.
2 Kopf viel kürzer wie beim &
und Borrei ähnlich. Fühler weniger
robust, ın den mittleren Gliedern nicht verbreitert, im
einzelnen siehe Abb. 15. Thorax im vorderen Drittel
breit und flach quergefurcht, am Hinterrand dreieckig Fig: 15
eingebogen, nicht punktiert oder doch nur sehr unsicher nach-
weisbar.
Metasternum und die ersten beiden Abdominalsegmente
deutlich längsgefurcht, Metasternum glatt, Abdominalsegmente
1. und 2. deutlich punktiert.
Länge inkl. Rüssel $ 17—19 mm, 2 16—18 mm.
Breite (Thorax) & 4.0 mm, 9 4.0 mm.
Heimat: Malakka (Autor). Sumatra! Nord-Ost -Borneo!
öfters, Kina-Balu!
Obschon ich eine ganze Reihe von undulatus gesehen habe,
so habe ich doch in keinem Falle eine merkliche Differenz in der
Ausfärbung wahrnehmen können. Power sagt in seiner Diagnose
von der Grundfarbe: ‚‚nigro-piceus‘‘, das trifft voll und ganz zu,
von einem braunen Grundton ist nichts zu bemerken, die pech-
schwarze Farbe ist absolut konstant.
Fig. 18 Fig. 14
Die Gattung Agriorrhynchus Power 143
Die Lage und der Schmuckflecken ist wenig variabel. In der
Anlage sah ich nun insofern eine Abänderung, als auf der fünften
Rippe der kleine Schmuckflecken im vorderen Drittel fehlen kann.
Auf eine Merkwürdigkeit wäre aber noch hinzuweisen. An
der Thoraxbasis finden sich zwei sehr tiefe punktartige Eindrücke,
die niemals fehlen oder auch nur rudimentär werden. Ich habe nun,
wenn auch selten, Stücke gesehen, die vor diesem basalen Punkten
noch zwei nur wenig schwächer entwickelte Punkte hatten. Die
basalen Eindrücke sind ein + stark hervortretendes Charakteristi-
kum der Gattung, ich muß daher die Verdopplunge als ein Hin-
ausschießen übers Ziel ansehen.
Verwandtschaftlich kann nur Borrei Bedeutung haben;
schon der allgemeine Habitus spricht dafür. Von der Grundfarbe
abgesehen, die nicht mehr als sekundären Wert besitzen mag,
trennt zunächst die Form des Rüsselaufsatzes auf dem basalen
Teil der Spitzenhälfte. Während Borrei einen vorherrschend
spitz endigenden Aufsatz besitzt, ist er bei undulatus immer
geteilt, in Aufsicht daher breit, und, da dicht davor noch ein zweites
Paar der Aufwölbungen liegt, so ist das Profil ein sehr wesentlich
anderes als bei Borrei, worauf zu achten ist. Außerdem liegen auch
die kleinen Tuberkel an etwas anderer Stelle. Darauf will ich aber
keinen Wert legen, weil mir das Merkmal zu variabel erscheint.
Die Tuberkeln sind auch in ihrer Intensität sehr verschieden und
könnten zu Zweifeln Veranlassung geben.
Die Fühlersind beim Geschlecht durchgängigkräftiger und brei-
teralsbei Borrei, namentlich das Basalglied ist massiger, aber auch
die ganze Anlage robuster. Die Zeichnungen geben das am
besten wieder. Im 2 Geschlecht sind die Fühler dagegen recht
schlank und ähneln denen von Borrei sehr stark.
Von ganz abweichendem Bau sind die Paramerenlamellen
und scheiden damit hinlänglich von Borrei. Die Lamellen sind
löffelförmig und im vorderen Drittel sehr stark und lang behaart,
ohne daß die Behaarung ineinander übergreift. In bezug auf die
Parameren liegt größere Verwandtschaft mit quadripunctatus vor,
wo ähnliche Bildung vorliegt. Die Lamellen sind aber kürzer als
bei quadripunctatus, der nach hinten liegende, taillenartige Teil
dagegen kürzer und breiter.
Der Penis stimmt mit den anderen Arten überein. Das Prä-
putialfeld ist auch hier gleich verdunkelt, aber die aufgehellte
Mittelfurche ist durchgehend, was bei keiner anderen Art der Fallist.
Über die Begegnung mit Borrei habe ich schon daselbst ge-
sprochen. Power hat seine Stücke von Malakka gesehen. Sennas
quadrituberculatus kann sehr wohl von Hinterindien nach Malakka
hinüberreichen, die Verwandtschaft ist in Hinsicht auf den Bau
des Begattungsorgans sehr groß. Das Hinübergreifen nach Su-
matra ist vielleicht nur rein sekundär. Von Java sah ich noch
kein Stück, wohl aber reichlich von Borneo. Es ist also wohl
möglich, daß die Art gerade durch Hinterindien hindurchgeht und
11. Heft
144 R. Kleine:
so in Borneo wieder auftritt. Andererseits kann die Art auch über
Java gehen und nach Borneo umbiegen. Jedenfalls ist die Verbrei-
tung ganz erheblich ausgedehnter als bei Borrei und möglicher-
weise auch bei guadrituberculatus, sie verbindet beide Arten
miteinander und ist mit beiden in gleicher Weise verwandt.
Agriorrhynchus Borrei Power
Pet. Nouv. Ent. II, 1878, p. 241.
& Einfarbig schokoladenbraun bis braunschwarz, Halsrand,
Rüssel an den Seiten, ‚vorderer Fühlerrand, Mandibeln, Thorax-
hinterrand, Schenkel an Basis und Spitze, Schienen + an der
Spitze und innen an den Rändern geschwärzt; am ganzen Körper
hochglänzend, Decken matt; Schmuckflecken schmutzig orangerot.
Kopf breiter als lang, konisch, nach den Augen zu stark ver-
jüngt, Hinterecken scharf, Hinterrand glatt, nicht eingebogen aber
deutlich vom Hals abgesetzt. Oberseite abgeplattet, ganz flach,
rudimentär, aber doch groß punktiert; Seiten hinter den Augen
unskulptiert, vor den Augen mit der gleichen undeutlichen Punk-
tierung wie auf der Oberseite; Unterseite mit + abgeflachter
Mittelpartie, unskulptiert. Kinngrube unmittelbar vom Halse
ausgehend, dreieckig, meist flach, zuweilen mit je einem daneben
liegenden Punkt. Augen mittelgroß, hemisphärisch, nach vorn
gerückt.
Rüssel in Breite des Kopfes fortgesetzt, bis zu den Fühlerbeulen
verschmälert, Basalteil viel kürzer wie der Spitzenteil; ersterer
vom Kopf nicht deutlich getrennt, schwach skulptiert,
RD in der Nähe des vorderen Augenrandes mit breiter,
_-_ . vertiefter Mittelfurche, die sich gegen die Fühlerbeu-
Fig. len zu verflacht und ganz verschwindet. Fühlerbeulen
+ platt, eckig, Außen- und Vorderecken scharf,
im Verhältnis zur Rüsseloberseite etwas niedergedrückt. Spitzenteil
dicht vor den Fühlerbeulen äußerst eng zusammengedrückt, in
einem nach oben gerichteten Dorn endigend. Von hieraus erweitert
sich die Oberseite etwas und senkt sich zugleich tief nach unten,
am Ende dieser ersten schmäleren Erweiterung stehen zwei tuber-
kelartige Zäpfchen. Dieser Teil des Rüssels ist ohne Skulptur.
Von hier aus erweitert sich der Rüssel sehr schnell nach vorn zu,
vor den kleinen, obengenannten Tuberkeln stehen auf dem Rand
jederseits ein höherer Zapfen, gegen den Vorderrand endigt der
Außenwinkel in eine stumpfliche, nach oben gerichtete Spitze.
Der vor dem vorderen Zapfen liegende Teil ist warzig gerunzelt.
Vorderrand sehr breit und sehr tief eingebuchtet. Seiten nur im
vorderen Teil fein punktiert. Unterseite viel breiter als die Ober-
seite, gegen den Vorderrand ganz allmählich erweitert. allenthalben
ganz flach und undeutlich punktiert. Basalteil mit sehr flachem
Mittelkiel, die daneben liegenden Längseindrücke sehr flach, im
Spitzenteil verschwindet der Mittelkiel und wird zur flachen Furche.
Die Gattung Agriorrhynchus Power 145
Mandibeln in der Einbuchtung des Vorderrandes verborgen,
schwach runzelig.
Fühler äußerst robust, fast klobig, kurz, kaum die Mitte des
Prothorax erreichend. Erstes Glied sehr breit, außenseits in einer
stumpflichen Spitze endigend, zweites Glied stielartig eingefügt,
viel breiter als lang, ohne Stiel das kürzeste von allen; drittes +
kegelig, viertes schüsselförmig, und wie alle folgenden auf einem
deutlichen Stiel stehend, fünftes von ähnlicher Form aber
unten weniger muldenförmig, breiter als lang, sechstes
mehr scharf und winklig, nach der Außenseite zu etwas
flacher, siebentes keilförmig, achtes von gleicher Form,
aber etwas schmäler und höher, neuntes noch mehr ver-
engt, aber verlängert, zehntes fast quadratisch, Spitzen-
teil so lang wie das 9. und 10. zusammen. Basalglieder =.
ohne Skulptur, vom zweiten an sehr einzeln behaart, vom
sechsten ab mit dichter grubiger Punktierung und langer Fig. 17.
Behaarung. Prothorax elliptisch, Vorderwinkel ganz allmählich
verengt, Hinterecken etwas kürzer gerundet. Oberseite abgeplattet,
spieglglatt, mit einer, nur bei sehr starker Vergrößerung wahrnehm-
baren Punktierung; an der Basis schwach eingebuchtet, am Halse
glatt; Hinterrand flach aufgebogen, vorderer Wulstring grob, flach
punktiert, von der Farbe des Thorax, hinterer mehr verdunkelt.
Seiten im vorderen Drittel stark querwulstig, über den Hüften
deutlich punktiert; Unterseite stark aufgewölbt, zartlinig quer-
gestreift und fein punktiert; Hüftringe wenig scharf, verdunkelt;
unter den Hüften mit einer zapfenartigen Vorstülpung.
Flügeldecken so lang wie Thorax und Kopf bis zu den Fühler-
beulen, so breit wie der Thorax; im basalen Teil parallel, gegen den
Absturz zu verschmälert, Hinterecken gerundet, schwach gegen
die Sutura eingebuchtet. Sutura an der Basis verengt. Erste Rippe
an der Basis erweitert; 1.—3. breiter als die übrigen, alle Rippen
rundlich gewölbt, Furchen schmäler wie die Rippen, nicht eigentlich
gitterfurchig, aber doch mehr oder weniger rundlich-eckig
eingedrückt. Die Rippen namentlich auf der Oberseite breit,
flach, quergefurcht, sehr fein punktiert, unbehaart. Lage der
Schmuckflecken: 1. Rippe: mittellanges Streifchen hinter der
Mitte, das bei keinem Stücke fehlte; 2. Rippe: langer Basal-
streifen, mittellanger neben dem Streifchen auf der ersten,
längerer Streifen auf dem Absturz; 3. Rippe: je ein kleines
Streifchen vor und dicht hinter der Mitte; 4. Rippe: sehr
langer Basalstreifen und ein kleines Streifchen neben dem
auf der dritten; 5. Rippe: je ein kurzer Streifen im vorderen
Drittel und auf der Mitte; 6. Rippe: nur ein kleines Streifchen
im vorderen Drittel, vor dem auf der fünften gelegen; 7. Rippe:
ein gleicher Streifen hinter dem auf der sechsten; 7. Rippe: ein
rudimentäres Fleckchen an derselben Stelle und ein etwas längeres
auf dem Absturz.
Vorderbeine wenig größer als die übrigen; Hüften getrennt,
Archiv Im ran:
Fig.18,
10 11. Heft
146 R. Kleine:
Vorder- und Mittelhüften kugelig, etwas abgeplattet, ohne nennens-
werte Skulptur. Trochanteren von mittlerer Größe. Schenkel
schwach keulig, Schenkelzahn kräftig, schwach quergerunzelt,
vor dem Knie mit großem, grubenförmigem Eindruck. Vorder-
schiene stark gebogen, innenseits platt, mit einer, dem Schenkelzahn
gegenüberstehenden stumpfen Ecke, Enddorn auf der Innenseite
kräftig und spitz, goldgelb behaart, außenseits stark gedreht-ge-
schwungen, so daß an der Spitze die größte Ausdehnung quer zu
der Basis steht, ebenfalls stark: gedornt, im wesentlichen nur auf
der Außenseite skulptiert. Mittel- und Hinterschienen nicht gebogen,
ohne vorspringende Ecke auf der Mitte, breit, mit 2 kleinen End-
dornen, an der Unterkante borstig behaart, an der Basis wenig,
sonst mittelkräftig punktiert. Tarsen zierlich, erstes Glied kegel-
förmig, zweites klein, breiter als lang, drittes verbreitert, tief
gespalten; alle Tarsen filzig, Klauenglied so lang wie die Tarsen
zusammen, punktiert und einzeln behaart, Klein.
Metasternum breit gefurcht, sehr undeutlich und zerstreut
punktiert. Erstes Abdominalsegment breit, zweites schmal gefurcht,
Quernaht wenigstens an den Seiten deutlich, Skulptur wie beim
Metasternum, viertes Segment sehr schmal, fünftes an der Spitze
stärker punktiert.
Begattungsorgan groß, den größten Teil des Hinterleibes ein-
nehmend. Endlamellen der Parameren breit, spatelförmig, ohne
deutliche Skulptur, nur anden Seiten auf dem
Unterrand etwas punktiert und ganz rudimen-
PN tär behaart ; in Seitenansicht Abb. 20 Penis sehr
‘ kräftig, nach vorn allmählich zugespitzt, in
Seitenaufsicht wenig gebogen, Ductus ejacul.
weit oben im Präputialfeld liegend, dieses selbst
stark verdunkelt, mit aufgehellter Mittelfurche,
die die Oberkante nicht erreicht.
Fig. 20
Be 2 Kopf viel kürzer als beim $, quer, Augen
daher an der Basis stehend;; Rüssel fadenförmig,
stark granuliert, Mandibeln klein, nach oben
gebogen, stark zackig-gezähnt, unterseits
schwach kielartig aufgewölbt.
Fühler im Bau der einzelnen Glieder
ge: anders als beim &, namentlich sind die
Basalglieder von sehr abweichender Form,
aber auch die Spitzenglieder sind weniger zusammengedrückt und
massiger. Prothorax deutlich und kräftig punktiert. Metasternum
und Abdominalsegmente deutlicher punktiert als beim d\, letztere
bestimmt längsgefurcht, wenn auch nur zart und flach.
Länge inkl. Rüssel $ 20—21 mm, 2 18.0 mm
Breite (Thorax) & 3.5 mm, 2 3.0 mm.
Heimat: Java (Autor), Sumatra ohne nähere Angabe, mehr-
fach, desgl. Febbing-Tingi!
Über die Variationsbreite der Art läßt sich kein klares Bild
Die Gattung Agriorrhynehus Power 147
gewinnen, weil die Zahl der zur Verfügung stehenden Tiere zu
gering war. Zwar ist in den meisten Museen Borrei vertreten,
auch von den verschiedensten Fundplätzen, aber um einen einiger-
maßen einwandfreien Überblick zu bekommen, müßte man eine
größere Anzahl sehen.
Soviel ich erkennen konnte, tritt beim & insofern eine Ab-
weichung ein, als der auf dem Spitzenteil des Rüssels dicht vor den
Fühlerbeulen liegende dornartige Fortsatz nicht notwendigerweise
als feine Spitzen endigen muß, sondern sich ev. auch verbreitert
und durch eine feine Mittellinie getrennt wird. Die auf dem seit-
lichen Rande stehenden kleinen, tuberkelartigen Aufstülpungen
ändern in Größe sehr ab, das ist übrigens auch bei den anderen
Arten sicher der Fall; auch die warzige Skulptur wechselt in ihrer
Intensität.
Die vorherrschende Grundfarbe ist ein schönes, sattes schoko-
ladenbraun, doch kommen auch hellere Stücke vor, ohne deshalb
den Eindruck des Unreifen zu machen. Bei hellen Tieren sind die
Schmuckflecken auch ganz erheblich intensiver ausgebildet.
Die Scheidung der Art von den Gattungsverwandten ist durch-
aus nicht schwierig. Schon in der einfachen Ausfärbung liegen
erhebliche Unterschiede. Während Borre: immer den schönen
schokoladenfarbenen Ton besitzt und etwas Neigung hat, den Pro-
thorax zu verdunkeln, ist undulatus immer tief schwarzbraun, ja
man kann sagen: schwarz; quadrituberculatus dagegen kirschrot
bis rotviolett.
Ein ganz besonderes wichtiges Charakteristikum liegt darin,
daß sowohl auf der 2. wie auf der 4. Rippe die Basis durch einen
langen Schmuckstreifen versehen ist. Power macht in seiner Dia-
gnose darauf ausdrücklich aufmerksam, er sagt: ..... „punctato-
striatis, basi duabus flavis lineis, apice brevioribus 2
Das Letztere ist ohne Belang, weil es bei allen Arten ganz gleich-
mäßig wiederkehrt, die doppelten Basalstreifen sind aber von
Bedeutung. Einmal kennzeichnen sie die Art an sich und sodann
ist der Schmuckstreifen auf der vierten Rippe auch bei den Arrhe-
nodini vielfach vorhanden, entweder innerhalb der Gattung ganz
oder doch vorherrschend oder aber vollständig fehlend. Agri-
orrhynchus nimmt hierin eine Mittelstellung ein.
Die typische geschlechtliche Differenzirung der Antennen tritt
auch bei Borrei auf, wenn auch nicht in dem Umfang wie z. B. bei
quadrituberculatus. Am auffälligsten ist die Bildungder ersten Glieder,
namentlich des Basalgliedes. In Profilansicht des Rüssels erscheint
der auf dem Spitzenteil liegende basale Dorn immer nach oben gerich-
tet und' spitz, ganz gleich ob die Spitze geteilt ist oder nicht, darin be-
steht ein prinzipieller Unterschied gegen undulatus. Erwähnenswert
auch die intensive Punktierung im 2 Geschlecht, die neben der ist
Schmuckfleckenzeichnung ein wichtiges diagnostisches Merkmal ist.
Von ganz abweichendem Bau sind aber die Endlamellen der Pa-
rameren, die in Zweifelsfällen den Ausschlag geben müssen. Bei
11. Heit
148 R. Kleine: Die Gattung Agriorrhynchus Power
keiner anderen Art sind sie spatelförmig, und so gedrungen und das
wichtige Merkmal: an den Spitzen fehlt jede Behaarung. Das ist
wichtig, weil die übrigen Arten auch die so ähnlichen undulatus
stark und langbehaarte Lamellen besitzen. Der Penis ist in der
Grundform nicht von den anderen Arten verschieden, das dunkle
Präputialfeld stößt aber oben zusammen und die vertiefte Mittel-
furche endigt beiderseits + spitz.
Zoogeographisch besteht Anlehnung an undulatus, wie gerade
diese beiden Arten auch habituell sehr ähnlich sind. In Sumatra
müssen sie beide untereinander vorkommen. Powers Stücke
stammten aus Java, ich sah alle nur von Sumatra. Dennoch nimmt
undulatus einen anderen Weg (s. d.) und die Berührungspunkte
scheinen nur auf Sumatra zu liegen. Vom Festlande sah ich kein
Stück. Borrei scheint also mehr beschränkt vorzukommen.
Soweit sich beurteilen läßt, ist die Art nicht gerade häufig,
man kennt wohl die Standpflanzen noch nicht.
Figurenverzeichnis.
. Kopfform von Agriorrhynchus Borrei Pow.
. Hautflügel von Agriorrhynchus undulatus Pow.
Fig. 1
ar?
3. Rüssel in Seitenansicht von A. quadrituberculatas Senna
4
5)
. & Fühler von A. quadrituberculatus Senna
. Schmuckfleckenbezeichnung, 6. Penis, 7. Parameren in
Aufsicht, 8. Parameren in Seitenansicht, 9. @ Fühler von
A. quadrituberculatus Senna
‚„ 10. Rüssel in Seitenaufsicht, 11. & Fühler, 12, Schmuckflecken-
zeichnung, 13. Penis, 14. Parameren in Aufsicht, 15.
© Fühler von A. undulatus Pow.
„ 16. Rüssel in Seitenansicht, 17. & Fühler, 18. Schmuckflecken-
zeichnung, 19. Penis, 20. Parameren in Aufsicht, 21.
Parameren in Seitenansicht, 22. @ Fühler von A. Borrei
Pow.
Strand
Archiv für Naturgeschichte 82.Jahrg. 1916 Abt. A. Tafel 1.
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Strand: Zur Kenntnis japanischer Spinnen 1.
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ARCHIV
NATURGESCHICHTE.
GEGRÜNDET VON A. F.A. WIEGMANN,
FORTGESETZT VON
W.F.ERICHSON, F.H. TROSCHEL,
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF,
W. WELTNER un E. STRAND.
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ZWEIUNDACHTZIGSTER JAHRGANG.
1916.
Abteilung A.
12. Heft.
HERAUSGEGEBEN
VON
EMBRIK STRAND
(BERLIN).
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NICOLAISCHE
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R.STRICKER
Berlin.
EN
Inhaltsverzeichnis.
Wundsch. Photographien von Süßwasserfischen und die Aquarienkunde
als Helferin der Biologie. (Mit 10 photographischen Aufnahmen
von Paul Unger, Taf, I-VE). u. « m au A re
Fruhstorfer. Altes und Neues über Megisba malaya . ... 2. ...
Minck. Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden (Mit 5 Textfiguren)
Landrock. Die Pilzmückengattung Dynatosoma Winn. (Mit 17 Ab-
bildungen) . . „.-°..'.. 2 Jase euwamum..an m 2 a E
Kleine. Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr und ihr Verwandt-
schaftskreis. (Die Gattungen Amorphocephalus Schoenh., Eusystellus
Kl., Leptamorphocephalus Kl., Hadramorphocephalus Kl., Aeramor-
phocephalus Kl., Mieramorphocephalus Kl. und Kleinöella Strand.)
(Mit einer Karte und 23 Textfiguren)
Krausse. Mensch und Ameise ...... 2»: sun » er E
Krausse. Über einige einheimische Mäuse und einige bei Mäusen ge-
fundene Milben... - ... 2 0.2.4 » le.w.n = 10, (ea
Kleine. Mastax, ein neues Brenthidengenus aus Queensland. (Mit 8 Text-
fpuren.) . ie .2 a che a0 ne A
Strand. Rezensionen
ae Eee ne Et
Monotype-Maschinensatz u. Druck von Julius Brandstätter, Leipzig.
Seite
38
Photographien von Süßwasserfischen
und die Aquarienkunde als Helferin
der Biologie.
Von
Dr. H. H. Wundsch,
am
Kgl. Institut f. Binnenfischerei in Friedrichshagen.
(Mit 10 photographischen Aufnahmen von Paul Unger).
Vor geraumer Zeit übersandte mir der Herausgeber des
„Archivs“ eine Anzahl von photographischen Aufnahmen exo-
tischer und einheimischer Süßwasserfische, die ihm von dem Ver-
fertiger zugegangen waren, und bat mich, einige Textworte hinzu-
zufügen. Ich tue das um so lieber, da es mir Gelegenheit gibt,
die Aquarienliebhaberei zur Mitarbeit auf einem Gebiete anzu-
regen, auf dem sie der Wissenschaft mehr als bisher nützlich
sein könnte.
Was zunächst die Bilder selbst anbetrifft, so steht ihre Aus-
führung zweifellos auf einer'hohen Stufe technischer Vollkommen-
heit. Die Photographie von Aquarien- und Terrarientieren ist
in den letzten Jahren gerade in Liebhaber- und vor allem in
- Händlerkreisen zu illustrativen Zwecken sehr ausgebildet worden,
wie besonders eine Durchsicht der Liebhaberzeitschriften und
der Händlerkataloge zeigt, in denen sich oft die gelungensten
Lebensaufnahmen finden. Freilich ist, bei aller technischen Voll-
kommenheit, daran festzuhalten, daß der Wert derartiger Auf-
nahmen ein systematischer, nicht aber ein biologischer ist. Eine
bildlich vollkommene Aufnahme, wie z. B. die von Centrarchus,
Eupomotis oder Xiphophorus, kann dem beschreibenden Zoologen
zum Teil das eigentliche Objekt ersetzen. Dem Biologen gibt sie
nur in den seltensten Fällen etwas Brauchbares, da sie eben als
Aquarienaufnahme immer ein „gestelltes‘‘ Bild bedeutet. Es ist
das überhaupt ein grundsätzlicher, häufig übersehener Unter-
schied zwischen der Freilandaufnahme und der Photographie aus
dem Vivarium. Das Tier lebt im Aquarium, selbst im denkbar
vollkommen eingerichteten, stets unter unnatürlichen Verhält-
nissen. Denn das Aquarium ist nicht nur dem Bedürfnis des
Tieres, sondern eben auch dem des Beschauers und Pflegers an-
gepaßt, und dadurch werden zwei der wichtigsten biologischen
Archiv für Naturgeschichte -
1916. A. 12. 1 12. Heft
2 Dr. H. H. Wundsch:
Faktoren, Raumgestaltung der Umwelt und Beleuchtungsverhält-
nisse, so stark beeinflußt, daß wir von einem Vergleich mit der
Natur nicht mehr reden können. Dies macht sich besonders bei
den einheimischen Fischen geltend. Während wir es in den tro-
pischen Zierfischen meist mit den Bewohnern kleiner und kleinster
stagnierender Tümpel zu tun haben, die sich also in einem Aqua-
rium von einiger Größe noch am ersten ‚heimisch‘ fühlen können,
sind die Mitglieder unserer artenarmen europäischen Süßwasser-
fischfauna mit wenigen Ausnahmen Weitschwimmer, die an einen
großen Bewegungsraum gewöhnt sind. Eine Ausnahme hiervon
macht streng genommen einzig Gasterosteus, der eigentliche statio-
näre Fisch unserer Fauna. Aber schon bei dem ebenfalls ab-
gebildeten Leueiscus rutilus lehrt ein Hinblick darauf, daß dieser
Fisch in der Natur täglich ausgedehnte schwarmweise Streifereien
zum Zweck der Nahrungsaufnahme unternimmt, wie wenig wir
erwarten können im Aquarium etwas über seine Lebensgewohn-
heiten zu erfahren. Unter diesen Umständen ist es begreiflich,
daß die Kenntnis der Biologie unserer einheimischen Fischfauna
durch die Mitarbeit der Aquarienliebhaberei bisher so gut wie
gar keinen Nutzen gehabt hat. Die ‚Förderung der Wissenschaft‘
durch die Aquarienfreunde hat sich bisher fast ausschließlich da-
durch vollzogen, daß in einer Anzahl von Fällen neu importierte
kleine Exoten auf diesem Wege zum erstenmal einer wissenschaft-
lichen Diagnose zugänglich gemacht wurden {wie z. B. im Falle
des Xiphophorus rachovii Rgn.). Doch hatte diese Art wissenschaft-
licher Mitarbeit eigentlich nur indirekt etwas mit der Aquarien-
liebhaberei zu tun, denn sie bestand lediglich in einer gelegent-
lichen Nutzbarmachung der durch den geschäftsmäßigen Zier-
fischhandel hervorgerufenen, ziemlich planlosen Sammlertätigkeit
berufsmäßiger Tierhändler, Reisender, Matrosen usw. für die
Zwecke der beschreibenden Systematik einiger weniger Gruppen.
Nur in bezug auf die Brutpflege und das Laichgeschäft einer
Anzahl kleiner Exoten, vor allem der Cyprinodonten, sind unsere
Kenntnisse wirklich gefördert worden, aber auch hier bleibt der
wissenschaftliche Wert gering, da der unerläßliche Vergleich mit
Beobachtungen in der freien Natur fehlt. Dies wird im großen
Ganzen wohl auch so bleiben, da unsere einheimischen Fische in
ihren erwachsenen Stadien durchschnittlich für Zimmeraquarien
zu groß sind, und außerdem weder in ihrem Benehmen, noch in
ihrem Aussehen Anziehungspunkte für den Liebhaber bieten, der
von seinem Aquarium in erster Linie einen ästhetischen Genuß
‘haben will und daher die bunten Tropenfischchen, die sich leicht
in kleinen Behältern züchten lassen, stets vorziehen wird. Der
Import dieser Formen dürfte aber unter den gegenwärtigen Um-
ständen bis auf weiteres unmöglich geworden sein, und der Aquarien-
liebhaber, soweit er seinen Bedarf nicht durch Zuchtstämme deckt,
gezwungen sein, seine Interessen der einheimischen Fauna mehr
als bisher zuzuwenden. Ich möchte nun den Hinweis auf die so
Photographien von Süßwasserfischen und die Aquarienkunds usw. 9
sehr vollkommenen Abbildungsmethoden, wie sie uns die Unger-
schen Bilder zeigen, benutzen, um auf ein Gebiet aufmerksam zu
machen, auf dem die Aquarienkunde der Wissenschaft im Bereich
unserer einheimischen Fauna sehr nützlich sein und eine wirklich
wertvolle wissenschaftliche Mitarbeit, auf die sich die Aquarien-
freunde von jeher etwas zugute getan haben, leisten kann. Es ist
das die Erforschung der Jugendformen unserer einheimischen
Fische. Die wissenschaftliche Limnologie ist bisher auf anderem
Gebiete mit einer solchen Fülle an Arbeitsstoff überhäuft gewesen,
daß dieser Teil der beschreibenden Systematik unserer Süßwasser-
fische noch fast völlig vernachlässigt ist. Es hängt dies auch damit
zusammen, daß die Mehrzahl unserer Süßwasserfische Boden-
laicher sind. Während daher unter den Seefischen die Eier und
Jugendstadien, infolge ihrer planktonischen Lebensweise, in die
blühende Planktonforschung einbezogen und auf diese Weise
genau studiert wurden, wissen wir über die erste Entwicklung
unserer Fluß- und Seenfischformen morphologisch fast nichts,
mit Ausnahme einiger weniger, künstlich gezüchteter Arten
(Salmoniden, Cyprinus carpio, Tinca vulgaris, Lucioperca sandra,
Esox lucius), und auch diese sind in eine vergleichend-systematische
Behandlung des Laiches und der ersten Jugendstadien noch nirgends
einbezogen, da die allgemeinen Materialunterlagenfehlen. Während
wir also die meisten Nord- und Ostseefische bereits im Ei und in
den frühesten Stadien sicher zu bestimmen imstande sind, besitzen
wir bei den meisten ganz gewöhnlichen Leucisciden und Abramiden
weder für den Laich noch für die Jugendstadien, bis zu ziemlicher
Größe, irgendeine zusammenhängende Bearbeitung diagnostischer
Merkmale. Nun ist dies natürlich in erster Linie darin begründet,
daß die meisten dieser Formen erst in Größen geschlechtsreif
werden, die sie für Zimmeraquarienzucht ungeeignet machen. Es
wäre aber schon viel gewonnen, wenn zunächst einmal alle die
einheimischen Spezies ausgeschieden würden, bei denen es möglich
ist, ein Ablaichen und eine Entwicklung frühester Stadien im
Aquarium zu erzielen, und dadurch einen Teil des Gebiets mit
einwandfreiem Material belegen zu können. Speziell für Leucıscus
rutilus und erythrophthalmus glaube ich sicher, daß sie in kleineren
Behältern bei guter Pflege zum Ablaichen zu bringen sind und
das Gleiche gilt für Formen wie Leucaspius und Alburnus, ferner
für Phoxinus und die Gobiiden, für Carassius, Rhodeus und Cottus.
. Von allen diesen Formen wäre es sehr wertvoll, Material der ersten
Jugendstadien, vom Schlüpfen bis zur Länge von 1—2 cm zu
erhalten, und zwar, worauf es vor allem ankommt, Material ein-
wandfrei bestimmter spezifischer Herkunft. Da es auf diesem Gebiet
eben nicht auf biologisches, sondern auf morphologisches Material
ankommt, so ist hier die gegebene Aufgabe für die Aquarienkunde.
Nun gehören freilich zu derartigen Zuchtversuchen Geduld, Zeit
und Sorgsamkeit, vielleicht mehr, als zu den Exotenzüchtungen.
Aber gerade der in diesen Dingen meist geübte Liebhaber wird
1? 12. Heft
4 H. Fruhstorfer:
deshalb vielleicht eher Erfolg erzielen als der wissenschaftliche
Arbeiter, der die notwendige Muße zu solchen Versuchen meist
nicht hat. Ist aber eine Eiablage des betreffenden Objekts einmal
erreicht, dann könnte die Aquarienphotographie in ihrer heutigen
Ausbildung weitere wesentliche Dienste leisten, indem auf diesem
Wege gute Abbildungen charakteristischer Laichformen, der An-
heftungsart der Eier an die Wasserpflanzen, des habituellen Ver-
haltens der ebengeschlüpften Larven usw. .gegeben werden.. Daß
der Laich sowie die Jungtiere natürlich in.allen Stadien der Ent-
wicklung konserviert und wissenschaftlicher Untersuchung zu-
gänglich gemacht werden müssen, ist ja selbstverständlich.. Ich
möchte diese Anregung nicht schließen, ohne darauf hinzuweisen,
daß es sehr verdienstlich wäre, wenn ein so .geübter Aquarien-
photograph wie Unger einmal eine Anzahl technisch vollendeter
Photographien unserer einheimischen Süßwasserfische gesammelt
herausgäbe. Die bisherigen Bilder dieser Art sind sehr verstreut
und erwecken den Eindruck (wie z. B. in Hentschel, Leben des
Süßwassers), als ob man sich aus technischen Gründen (nämlich
weil sie gut stillhalten) immer dieselben Arten, wie Esox, Perca,
Cobitis, Gasterosteus u. ä. ausgesucht habe.. In dieser Beziehung
sind die Aufnahmen von Leuciscus und Gasterosteus mit Jungen :
besonders erfreulich für mich gewesen. Jedenfalls wäre es sehr
verdienstlich, wenn derartige Bestrebungen, z. B. auch durch
stärkeres Heranziehen wirklich guter derartiger Aufnahmen als
Illustrationen biologischer Arbeiten, weiter au‘gebaut würden.
Tafelerklärung.
Fig. 1. Lemnciscus rutilus, Plötze. Einheimisch.
2. Gasterosteus aculeatus, Stichling, mit Brut. Einheimisch.
» 9. Perca vulgaris, Flußbarsch. Einheimisch.
4. Carassius auratus var. Japonicus, Schleierschwanz. Japan.
5. Barbus conchonius, Rote Barbe. Ostindien.
» 6. Mesogonistius chaetodon, Scheibenbarsch. Nordamerika.
» 7. Eupomotis gibbosus, Sonnenbarsch. Nordamerika.
„8. Centrarchus macroßterus, Pfauenaugenbarsch. Nord-
amerika.
„9 Xrphophorus Helleri, Lebendgebärender Zahnkarpfen.
Mittelamerika. Oben Weibchen, unten Männchen.
„ 10. Pececilia reticulata. Venezuela. Natürliche Größe. Oben
Weibchen, unten Männchen.
Altes und Neues über Megisba malaya.
Von
H. Fruhstorier.
Megisba ist eine von:jenen „Gattungen“, welche in den 80er
Jahren des vorigen Jahrhunderts so :üppig ins Kraut schossen.
Altes und Neues über Megisba malaya. 5
Sie ist wie so viele andere ihrer Sippe ‚„monotypisch‘“ und besitzt
im übrigen keine einzige nur ihr zukommende Eigenschaft. : Im
Geäder schließt sie sich eng an Nacaduba an — die Zeichnung der
Unterseite harmoniert aber am besten mit jener der Lycaenopsis.
Auch anatomisch steht deren einzige Art ‚malaya‘‘ so nahe Lycae-
nopsis ceyx Nicev. und IL. Plauta Nicev., daß an eine Trennung
der beiden „Gattungen“ nicht zu denken ist. Nur der Oedeagus
differiert durch seine einfache, rein cylindrische Gestalt von den
pistolenförmigen Gebilden der Lycaenopsis — aber der Ausbau
dieses Organs wechselt innerhalb der Gattung (man vergleiche
Monogr. Revision der Nacaduba, Mededeel. Leiden Mus. 11 Aflev.
2,1916 t. Ivundv.) auch bei den Tarucus, Castalius, so daß auf seine
Form kein Gewicht zu legen ist — wenngleich Chapman in früheren
Arbeiten die gegenteilige Ansicht vertrat. Aus all dem Gesagten
geht aber hervor, daß Megisba keine Gattung vorstellt, sondern
weit eher ein Bindeglied zwischen den Lycaenodsis und Nacaduba.
Diese systematische Affinität haben denn auch Bingham und
Swinhoe richtig erfaßt, indem sie ersterer vor den Lycaenopsis,
letzterer nach diesen einschiebt. Beide aber folgen Niceville, sie
in größter Nähe von Pithecops unterzubringen, was sich jedoch
aus anatomischen Gründen nıcht empfiehlt, weil die Generations-
organe der Pithecops durchaus anders als jene von Megisba ge-
staltet sind und sogar eine recht isolierte Stellung einnehmen.
Andererseits aber gleicht die Fühlergeißel wieder sehr den Pithecops
und Moore sagt, daß höchstens die Kolbe etwas kürzer als bei
Neopithecops sei. Ferner hat Prof. Courvoisier nachgewiesen, daß
weder Megısba noch Pithecops Androkonien der Vigl. besitzen,
also, wenn auch negatives Merkmal, das Megisba mit den Pithecops
vereinigt. So paralysiert also auch hier immer ein Charakteristikum
das andere. Überblicken wir aber das Wesentliche, so ergibt sich,
daß Megisba unbedenklich deneigentlichen Lycaentdenangeschlossen
werdenkann, zudenen ja auch die Zycaenopsıs gehören. Als Gattung
aber muß Megisba entwertet gelten, und wir dürfen sie unbesorgt
jenem großen Collectivgenus unterordnen, das wir als Cupido oder
Lycaena bereits aus den älteren Katalogen kennen. Auch die
Jugendstadien sind durchaus lycaenoid und ohne Besonderheiten.
Daß Zeitfermen existieren, hat Niceville zuerst veröffentlicht und
Swinhoe zur bildlichen Darstellung gebracht. Auf die geographische
Variation hingewiesen zu haben aber ist das Verdienst Dr. van Eeckes
(Fauna Suimalurensis. Notes Leyd. Mus. 1914, p. 248.)
Ergötzlich ist noch der Rückblick auf das Faktum, das Moore auf
geschwänzte Exemplare der Trockenzeitform der indischen Rasse ein
eigenes Genus ‚ Pathalia‘ errichtete und Nieeville und Doherty die
Sache so ernst nahmen, daß beide gewissenhaft registrierten, von
woher sie „tailed‘“ und ‚untailed‘‘ Megisben empfingen.
Verbreitung der einzigen Art vom Nordwest-Himalaya,
Ceylon und den Nicobaren an durch den ganzen malayischen
‚Archipel bis Neu-Guinea und Neu-Pommern.
12, Heit
6 H. Fruhstorfer:
M. malaya Horsfield
M. malaya sikkima Moore 1884
und forma albidisca Moore. (Trockenzeitform.)
Diese ausgezeichnete Rasse hat mit der echten malaya malaya
Horsf., abgesehen von der übrigens auch größer gefleckten und
verdunkelten Unterseite wenig gemeinsam. Selbst bei den hellsten
Exemplaren der Trockenzeitform erreicht der weißliche Fleck der
Vfgl. auch nicht entfernt die Ausdehnung. des analogen Discal-
flecks bei M. malaya von Java.
Patria: Nordwest-Himalaya und Puna bis Calcutta und Birma.
Sollten Exemplare aus Süd-Indien davon verschieden sein, was
sehr wahrscheinlich ist, existiert für solche bereits der Name
hampsoni Moore.
b) M. malaya volubilis subspec. nova.
M. malaya Kersh. Butt. Hongkong 1907, p. 70,t. 8 f. 27.,
(M. thwaitesi B. Bak. Ent. Mitt. 1914, p. 123.)
Habituell größer als die Sikkim- und Assam-Exemplare
meiner Sammlung; auch scheint nur eine oberseits gleichmäßig
verdunkelte Form aufzutreten, ohne daß es zur albidisca-Bildung
kommt. Unterseite reiner weiß und lichter, sowie zarter grau
gefleckt als bei sıkkıma.
Patria: Formosa 20 dd 5 22 Coll. Fruhstorfer. Kwangsi,
Süd-China (Kershaw). ,
M. malaya thwaitesi Moore 1881. Ceylon.
Ursprünglich aus Ceylon beschrieben, wird diese Inselrasse
von Distant auch nach der malayischen Halbinsel und von Baker
sogar nach Formosa verlegt. Mir fehlen Ceylon-Exemplare.
M. malaya presbyter subspec. nova. Nicobaren. 3 dd Coll. Fruh-
storfer. (Nicobaren, Andamanen (Niceville & Bingham).
Das weiße Oval der Vfgl. entschieden größer ohne jedwede
schwarze oder graue Bestäubung, welche Zhwaitesı aufweist, und
die Unterseite beider Flügel mit markanteren braunen Flecken
und reicher grau als irgendeine der Vikarianten überflogen. Eine
Satellitinselrasse par excellence.
M. malaya velina subspec. nova.
(M. thwaitesi Dist. Rhop. Mal. 1886, p. 457, t. 44, f. 4. M. ma-
laya Mart. & Nicev. Butt. Sumat. 1895, p. 452. Lebensweise.)
Dr. van Eecke schreibt Notes Leyd. Museum 1914, p. 248,
daß sumatranische malaya oberseits ganz braun sind, mit einem
verflossenen Flecken und mit feiner Zeichnung der Unterseite.‘
Die Unterseite gleicht im allgemeinen der javanischen Schwester-
rasse, während die Oberseite den Connex mit sikkima Moore her-
stellt. Alle meine Exemplare kleiner als indische, Formosa- und
Java-Individuen.
Patria: Nordost-Sumatra 11 & 2 29 Coll. Fruhstorfer. Simalur
(van Eecke). Ir
Altes und Neües über Megisba malaya. 7
M. malaya malaya Horsf. 1828.
Unstreitig die prächtigste Rasse der Collectivspecies. Es
existiert noch keine Abbildung derselben. Hauptcharakteristikum:
große weiße Scheiben der Medianzone beider Flügel. Das 9 gleicht
dadurch den 9% einiger Lycaenopsıs, so 2. B. jenen von L. guadri-
plaga Snell., der ostjavanischen Rasse von L. uspa Horsf. Die
ostjavanischen Stücke meiner Sammlung kleiner als die aus dem
Westen der Insel. Auch scheinen Zeitformen zu existieren, von
welchen jene der Monsunperiode noch ausgedehntere weiße Felder
und eine reiner weiße Unterseite aufweist.
Patria: Ost- und Westjava, Lombok (H. Fruhstorfer leg.)
Bali, Flores, Sumbawa (Coll. Fruhstorfer), Sumba (Doherty).
M. malaya infumala subspec. nova.
Diese Inselrasse übertrifft in der Größe jene von Sumatra,
welcher sie sonst am meisten gleicht, nur sind wenigstens bei der
Trockenzeitform (welche auf Sumatra fehlt) die Vigl. manchmal
aufgehellt, und es kommt bei Exemplaren vom November sogar
zur Ausbildung eines weißen Ovales. Die Unterseite ist sehr ver-
dunkelt, namentlich die Medianzone der Vfgl. reicher als bei einer
anderen Form braungrau gesprenkelt. Malaya im südl. Celebes
ungemein häufig, geht dort bis 1000 m Erhebung. Exemplare
aus dem Norden der Insel, welche sicher von südl. verschieden sein
werden, fehlen mir.
Patria: Süd-Celebes 18 83 2 22 H. Fruhstorfer leg.
M. malaya rosanna subspec. nova.
(M. malaya Semp. Schmett. Phil. 1889, p. 166. Luzon,
Mindanao.)
Von dieser interessanten Rasse schreibt Semper, daß er nur
2 Exemplare empfangen habe, die er gleichwie strongyle Feld.
von Amboina nicht von malaya Horsf. aus Java zu trennen ver-
möge. Dies ist ein sehr bedauerlicher Irrtum Sempers. Die Phi-
lippinen-Rasse kombiniert nämlich in sich die Charaktere der
kontinentalen Form dadurch, daß die Sg oberseits nur einen ganz
schwachen weißlichen Anflug zeigen, während die $9 sich etwas
strongyle nähern, ohne jedoch das ausgedehnte rein weiße Oval
dieser Rasse auch nur entfernt zu erreichen. Die Unterseite diffe-
riert sowohl von kontinentalen, wie auch malayischen Exemplaren,
durch feinere graukraune Zeichnungen des Submarginalgebietes
beider Flügel und schließt sich, was sehr natürlich erscheint, der
formosanischen volubılıs ‚Fruhst. an.
Patria: Mindoro $® Coll. Fruhstorfer.
M. malaya strongyle Feld. 1860.
Nächst M. malaya malaya die glänzendste Rasse und oberseits
in beiden Geschlechtern von der javanischen schöneren Schwester
leicht zu separieren durch den fehlenden weißen Discalfleck der
Hfgl. Unterseite kaum von mikromalayischen Individuen ver-
schieden.
12, Heft
%
8 H. Fruhstorfer: Altes und Neues über Megisba malaya.
Patria: Amboina (Felder) Buru (Holland) Obi, Key Tual
(Coll. Fruhstorfer), Aru (Rıbbe).
M. malaya strongyloides subspec. nova.
Eine interessante Rasse, habituell ansehnlicher als süd-
molukkische Verwandte, oberseits gesättigter schwarz mit einem
sehr kleinen und an den Adern leicht bräunlich überstäubten
Discalfleck. Unterseite ausgedehnter rauchbraun überdeckt als
bei irgendeiner der mir bekannten übrigen Rassen.
Patria: Halmaheira 1 & Coll. Fruhstorfer.
M. malaya nigra Misk. 1890.
(Megisba nigra Wat. Cat. Rhop. Austr. 1903, p. 20.)
Eine prächtige Arealform, der sirongyle genähert und eine
Transition von dieser zu malaya dadurch bildend, daß ein relativ
großer weißer Fleck in der Mitte des Costalgebietes der Hfgl. vor-
handen ist. Die Unterseite dunkler, ausgedehnter rauchbraun
angeflogen als bei malayischen Exemplaren, ohne jedoch die
Intensität des Anflugs von szrongyloides zu erreichen. Nigra differiert
auch anatomisch etwas von den westlicheren Rassen aus Formosa''
und Java, welche ich zum Vergleich untersuchte, durch verbreiterte
distale Partie der Valven, welche schärfere Zähne tragen.
Patria: Cooktown (Coll. Fruhstorfer), Cardwell, Cairns, Cape
York (Waterhouse).
M. malaya monacha Smith
(M. monacha Smith Nov. Zool. 1894, p. 571.)
Nach der Beschreibung mit schmälerem, weißen Gebiet der
Vfgl. als bei strongyle, aber mit deutlichem weißen Feld der Kiel
somit am nächsten der australischen nigra Misk.
Patria: Holl. Neu-Guinea, Humboldtbai.
M. malaya subspec. nova.
Plebejus strongyle Pag. Lep. Bism. Archipel. Zoologica
1839, .p...118.
Vtgl. wie bei sirongyle, Hfgl. ganz schwarz.
Patria: Neu-Pommern (Pagenstecher, Ribbe).
M. malaya clerica subspec. nova.
Q. Erheblich kleiner als australische 22, Higl. mit einer ganz
schwachen, weißlichen Aufhellung in der Mitte der Costalzone,
das weißliche Oval der Vfgl. kaum halb so ausgedehnt als bei
nigra Misk. und leicht graubraun getrübt.
Patria: Kiriwina, Trobriand-Inseln.
Die Genitalorgane der Megisba sind seit 1909 durch Dr. Chap-
man bekannt, der sie Proc. Zool. Soc. p. 474, f. 120 abbildete. Sie
gehören zu jener großen Gruppe der M. caenopsis ohne Apophyse
lateralis des Tegumen und sind auch sonst ohne jede Besonderheit
von plumper, primitivster Bildung. Wie schon bei Zy. malaya nigra
von Australien bemerkt, differiert die Contur der Valven, je nach
der insularen Heimat und ist bei den australischen: Individuen
erheblich erweitert und schärfer bewehrt.
Paul Minck: Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden. 9)
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden.
Von
Paul Minck, Berlin,
(Mit 5 Textfiguren.)
8. Palaearctische Oryctiden
(ad nasicornis-grypus-Gruppe).
1. Allgemeine Betrachtungen über Variationen.
Sekundäre Geschlechtsmerkmale. — Generationstolge.
Nanismus. — Übergänge.
Zunächst möchte ich den Herren Dr. OÖ. Staudinger und
A. Bang-Haas, denen ich einen großen Teil des interessantesten
Materials meiner Sammlung verdanke, für die große Mühe, die
aus der Auswahl der Sendungen spricht, an dieser Stelle meinen
Dank aussprechen.
Da die vorliegende Arbeit wiederum Beschreibungen neuer
Unterarten enthält, ist es notwendig, auf die Variabilität inner-
halb der Arten einzugehen.
Wie viele Lamellicornier, variieren die Oryctiden in der
Größe und den sekundären Geschlechtsmerkmalen. Dieselben
haben ihren Sitz am Kopf (Kopfhorn) und am Halsschild (fovea,
area retusa, areola apposita, Bildung der Hsch.-Vorderecken),
Bei den pal. Oryctident) sind die der dd am variabelsten,
und zwar in Abstufungen von einem dem Habitus des 9 ähn-
lichen Minimum bis zu den Extremen mit starkem Horn, area,
retusa usw. In entsprechendem Verhältnis geringere Schwan-
kungen zeigt die Körpergröße; allerdings finden sich gelegentlich
Individuen, die weit unter der Norm bleiben, doch gehören diese
zu den relativ seltenen Ausnahmen.
Die Faktoren, die die Variabilität der sekundären Geschlechts-
merkmale bewirken, sind bis heute noch nicht geklärt. Ohaus?)
ist es gelungen, bei Onthophagus hirculus, Pholidotus Humboldti,
Sclerostomus costatus u. a. festzustellen, daß dieselbe nicht von
der Nahrung?), Feuchtigkeit usw., also mittelbaren oder unmittel-
baren äußeren Einflüssen abhängig ist, er glaubt vielmehr, die
Keimdrüsenanlage als stärkeren Reiz zum Größenwachstum mit
dieser Variabilität in ursächlichen Zusammenhang bringen zu
müssen.
Diese Variabilität bewegt sich in streng gesetzmäßigen
Bahnen, und zwar in der Weise, daß einerseits die Ausbildung der
einzelnen Teile der sekundären Geschlechtsmerkmale miteinander
in Correlation steht®), andererseits diese sich auch auf die Körper-
größe erstreckt, jedoch in einem, dem Spielraum zwischen Maxi-
12. Heft
10 Paul Minck:
mum und Minimum der Arten entsprechend geringerem Maße),
so daß ein bestimmtes Körpermaß nach oben oder unten nicht
überschritten wird, vielmehr dann dasselbe nicht mehr oder kaum
noch reagiert.
Wie diese Eigentümlichkeit namentlich bei den sich sehr
ähnlich sehenden afrikanischen Oryctes-Arten der erebus-Gruppe
(peschueli, procerus, pygmaeus usw.) auffällig in Erscheinung tritt,
glaube ich, daß diese Correlation auch bei aen pal. Oryctiden sich
ınnerhalb der Arten bzw. Unterarten bewegt, so daß jede Art
eine eigene Correlation hat.) Aus diesem Grunde, sowie um die
Ausbilaung der sekundären Geschlechtsmerkmale im Verhältnis
zur Körpergröße besser übersehen zu können, habe ich den in
der vorliegenden Arbeit erwähnten Arten und Unterarten eine
Maßzusammenstellung verschiedener Individuen beigefügt, die ich
später auch für die noch nicht berücksichtigten Arten nachholen
werde, je nachdem mir geeignetes Material zur Verfügung steht.
Zunächst genügt es mir, darauf hinzuweisen und Anregungen zu
entsprechenden Beobachtungen zu geben.
Wenn wir die Maße der verschiedenen Arten in Vergleich
ziehen und, die den Ausführungen Hoffmanns Coleopt. Rund-
schau 1916 p. 65 über Carabus aruensis-Mastiormen zugrunde
liegenden Gedanken im weiteren Sinne auf diese Arten über-
tragend, annehmen, daß die Entstehung der größeren Arten, ab-
gesehen von sonstigen morphologischen Differenzen, ursprünglich
auf „Mastformen‘“ zurückzuführen ist, so muß die auch bei diesen
sich findende Variabilität der sekundären Geschlechtsmerkmale zu
denken geben. Wenn die Ausbildung der sekundären Geschlechts-
merkmale allein von der Quantität oder Qualität der Nahrung
abhängig wäre, so müßte die Körpergröße bestimmter Variations-
stufen bei allen Arten gleich sein, auch müßte bei den Arten mit
besseren Nahrungsbedingungen die Variabilität, im Verhältnis zu
den schlechter gestellten, entsprechend abnehmen. Dies ist aber
nicht der Fall, sondern durch die Anpassung an die jeweiligen
Daseinsbedingungen wird ein Ausgleich erzielt, ohne daß die
Variabilität der sekundären Geschlechtsmerkmale allein durch die
Nahrungsverhältnisse nachhaltig beeinflußt wird.
Ohne die nomenklatorischen Ausführungen Hoffmanns zu be-
rühren, möchte ich noch erwähnen, daß mir die Bezeichnung
„Mastform‘ unnatürlich und schlecht gewählt erscheint. Eine
Mast, die teils der Fleisch-, namentlich jedoch der Fettproduktion
wegen erfolgt, ist im natürlichen Zustande nicht recht denkbar,
auch ist zu bedenken, daß nach Hesse und Doflein, Tierbau und
Tierleben II, p. 846, allzu reichliche Nahrung ähnliche Erscheinungen
auslöst, wie Hunger und einen schädigenden Einfluß ausübt.
Exzessives Wachstum und übermäßige Ablagerung von Reserve-
substanzen, namentlich Fett bei domestizierten Tieren, haben
häufig verfrühte Geschlechtsreife, Unterdrückung der Geschlechts-
tätigkeit, selbst Degeneration der Geschlechtsprodukte zur Folge.
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden. 11
. Wenn auch die Art der Nahrung entschieden einen starken
Einfluß auf die Körpergestaltung hat, so gibt doch die Bezeichnung
„Mastform‘, auch bei adephagen Coleopteren, ein falsches Bild,
weil sie den natürlichen Vorgang, der im Laufe von Generationen
kontinuierlich erfolgenden Anpassung an die jeweiligen Daseins-
verhältnisse verwischt.
Wie ich bei meinen häufigeren Untersuchungen feststellen
konnte, scheint auch die Ausbildung des Forceps im Verhältnis
zu den sekundären Geschlechtsmerkmalen zu stehen®@), wenigstens
habe ich gefunden, daß der chitinöse Teil des Forceps bei den dd
mit geringer ausgebildeten Geschlechtsmerkmalen nicht die durch-
gebildete Entwickelung zeigt (allerdings in geringem Maße), als
bei stärkeren Exemplaren, er ist auch nicht so widerstandsfähig,
vielmehr reagiert er auf Druck leicht und ist inttrockenem Zustande
sehr zerbrechlich.
Neumayr, Stämme d. Tierr., p. 102, sagt, daß die sekun-
dären Geschlechtsmerkmale in Correlation mit hervorragender
Fortpflanzungsfähigkeit stehen und eine Äußerung des Kraft-
überschusses darstellen. ”)
Nun wird das Horn bei den Dynastiden häufig, ohne jede
nähere Erklärung, in welcher Form man sich das zu denken hat,
als ‚„„Waffe‘“ oder ‚Schmuck‘ bezeichnet.
Der Gebrauch als Waffe ist von Ohaus?) bei Enema Pan
festgestellt worden, doch ist diese Erklärung nicht auf alle Arten
zu übertragen. Ich habe mit Oryctes nasicornis mehrfach dieselben
Versuche angestellt wie Ohaus mit Enema an, jedoch mit nega-
tivem Resultat. Wenn ich auch bei Oryctes boas in dem Kopfhorn
eine Waffe vermute, so glaube ich nach meinen Beobachtungen,
daß Horn und area retusa beim nasicornis ein Hilfsmittel zum
Fortbewegen unter der Erde’darstellen?), ich vergleiche dieselben
mit Spitzhacke und Pflug.”) Tatsächlich habe ich an einzelnen
Exemplaren Abnutzungen gefunden, die mich in der Annahme
bestärken.
Abgesehen von den Fällen, die ähnlich liegen, wie die von
Darwin!®) erwähnten, ist mir die Bezeichnung „Schmuck“ zu
allgemein gehalten und von einem zu menschlichen Standpunkt
gedacht, auch möchte ich hier an Neumayr a. a. O. p. 100 er-
innern, der darauf hinweist, daß man infolge der außerordentlich
unvollkommenen Kenntnis der Lebensweise der Tiere und Pflanzen
undihrer Wechselbeziehungen untereinander und zu der umgebenden
Natur in der Regel viel zu rasch mit dem Schlusse bei der Hand ist,
daß diese oder jene Eigenschaft nutzlos sei, während in sehr vielen
Fällen ein genaueres Studium ein anderes Resultat ergeben hat.19 )
Wir können nach den bisherigen Erfahrungen nicht sagen, ob
der Flug des nasicornis während der Begattungsperiode nur dazu
dient, die Verbindung von Aufenthaltsort zu Aufenthaltsort her-
zustellen, die Begattung selbst aber innerhalb oder außerhalb der
Erde, des Mulms usw. erfolgt. Nach verschiedenen Beobachtungen
12. Heft
>) °‘ Paul‘Minck:
glaube ich mit Bestimmtheit annehmen zu können, daß die Be-
gattung, ähnlich wie es beı Oryctes *rhinoceros in Samoa beob-
achtet wurde (Friedrichs, Tropenpflanzer XVII 10--11 p. 46),
in der Materie vor sich geht, in der die Eiablage erfolgt.
Diese Art der Begattung setzt wegen ihrer Schwierigkeit
neben der körperlichen Eignung au:h einen entsprechend starken
Geschlechtstrieb voraus, der in demselben Maße bei Oryctes vor-
handen sein dürfte, wie er allgemein beı Insekten beobachtet
wurde. Schon Swammerdamm, Bibel d. Nat. p. 126 u. f. sagt
über ‘die. Begattung: „Diese Thiergen sind darin so un-
mäßig, daß sie sich auch mit den todten Weibgen
paaren. Sie lassen sich vielmals eher in Stücken
schneiden, als daß sie von den Weibgen ablassen
sölten. ..So fest haken sie sich ein.)
Notgedrungen werden die bestgerüsteten JS im Vorteil und
sehr gut imstande sein, der Konkurrenz den Rang abzulaufen.
Der durch die Vererbung 12) eintretende Erfolg wäre dann als
Erzeugnis einer natürlichen Selektion anzusehen"). Die Speziali-
sierung ist die Reakticn auf die, d:n jeweiligen Daseinsbedingungen
entsprechende Eigenart der Hindernisse, die der Begattung ent-
gegenstehen, inso‘ern als die Variabilität durch die Konkurrenz
progressiv die Vererbung der am besten geeigneten Körpsreigen-
schaften zur Überwindung derselben ermöglicht.
Selbstverständlich darf man sich die natürliche Aktion nie so
kraß vorstellen, wiemansiezum besseren Verständnisdes Endeffektes
in der Schilderung ausmalen muß, auch muß man die in der Natur
erforderliche Zeitspanne, Rückschläge, die bei der Nachkommen-
schaft gleichfalls auftretende Variabilität, sowie die progreessive
Wirkung der Selektion entsprechend berücksichtigen. Bemerken
möchteich noch, daß ich eine verschiedene Verteilung der Variations-
stufen je nach den Fundorten beobachtet habe, doch können hier
vorübergehende Störungen infolge Zu-.und Abflug vorgelegen
haben, jedenfalls muß die daraus resultierende Einwirkung auf die
Nachkommenschaft in Rechnung gestellt werden. |
Bei einem Vergleich der Arten der Gattung Orycies wird man die
dag mit denam stärksten ausgebildeten sekundären Geschlechtsmerk-
malen für diejenigen anseben, denen die höchste Spezialisierung
innerhalb der Art eigentümlich ist, während die $Q konservativer,
mit dieser Entwicklung nicht gleichen Schritt gehalten haben.!?)
Allgemein geht Hand in Hand mit der höheren Spezialisierung
eine Verringerung der Variationsbreite.12?) Demnach würden die
dd mit stark entwickelten sekundären Geschlechtsmerkmalen, also
höchster Spezialisierung am besten imstande sein, den Artcharakter
zu erhalten. Bei den JS dagegen mit weniger ausgebildeten sekun-
dären Geschlechtsmerkmalen und dementsprechend größerer
Variationsbreite liegt die Wahrscheinlichkeit einer Abweichung
und Bildung einer neuen Richtung näher!®), die den pal. Oryctiden
die Anpassung an Veränderungen erleichtern mag.*)
Beitrag zur. Kenntnis der Dynastiden. 13
Es ist bemerkenswert, daß sich hei verschiedenen. tropischen
. Arten der Gattung Orycies eine relativ geringere Variabilität der
sekundären Geschlechtsmerkmale als bei den palaearctischen Arten
zeigt. Bei einzelnen Arten, so bei owariensis, findet sich sogar eine
wesentliche Reduzierung des sekundären Geschlechtsdimorphismus,
insofern als die ?Q auch ein Kopfhorn und eine von der Form des g
allerdings etwas abweichende area retusa haben, die beide mitunter
sehr stark entwickelt sind. In der vorliegenden Arbeit erwähne ich in
der Beschreibung des nasicornis-ondrejanus die Andeutung der zu den
sekundären Geschlechtsmerkmalen gehörigen area retusa bei den $%.
Die Entwicklung und ursprüngliche Verbreitung der pal.
Arten der nasicornis-grypus-Gruppe einerseits, der owariensis-
Gruppe andererseits, worauf ich in einer dieses Thema besonders
behandelnden Arbeit nochmal zurückzukommen beabsichtige, hat
sich zu geologisch etwa gleichaltrigen bzw. nicht wesentlich ver-
schiedenen Zeitpunkten vollzogen.
Nun ist jedoch zu berücksichtigen, daß in den Gegenden mit
wärmerem Klima, in denen die ausgedehnte Vegetationsruhe, wie
sie unseren Breiten eigen ist, fortfällt, bzw. eingeschränkt ist, die
Entwicklung schneller vor sich geht. So soll die Entwicklungsdauer
des Maikäfers südlich der Mainlinie nur drei, nördlich der Main-
linie dagegen vier Jahre betragen.1%) Friedrichs"), der sich
auf Gosh beruft, berichtet, daß die Gesamtdauer der Entwicklung
des Oryctes rhinoceros einschließlich einer längeren Puppenruhe
etwa 350 Tage, also noch nicht ein volles Jahr in Anspruch nimmt.
Nach seinen eigenen Beobachtungen waren die Larven nach drei
Monaten ziemlich ausgewachsen und hatten mit Einschluß der
Krümmung etwa eine Länge von 100 mm. Es liegt keine Ver-
anlassung vor, diese Entwicklungsdauer nicht auch auf die klima-
tisch entsprechenden afrikanischen Verhältnisse zu übertragen und
bei owariensis eine mit dieser ungefähr übereinstimmende Entwick-
lungszeit anzunehmen, um so mehr als nach Vosseler von dem
afrikanischen Or. boas (Dr. H.Moorstatt, Pflanzer VII, Heft 9, p. 5)
in einer kleinen Abfallgrube, vier Monate nach der Anlage, bereits
mehrere hundert Larven und Puppen vorgefunden wurden.
Demgegenüber dauert die Entwicklung des nasicornis etwa
vier Jahre, wobei allerdings noch die Frage offen bleibt, wie weit
innerhalb der nasicornis-grypus-Gruppe, etwa bei den im Mittel-
meergebiet heimischen Arten, mit Abweichungen zu rechnen ist.
Immerhin wird noch eine erhebliche Differenz bestehen bleiben,
die eine wesentlich schnellere Generationsfolge zugunsten der tro-
pischen Arten ergibt. Notgedrungen muß diese schnellere Genera-
tionsfolge, in der progressiven Wirkung auf die Spezialisierung,
phylogenetisch den Wert eines höheren Alters der davon betroffenen
gegenüber den palaearctischen Arten, mit langsamerer Generations-
folge haben. Wenn man den Unterschied unter den ungünstigsten
Umständen, d. h. die tropische Art etwa eine längere oder einige
pal. ‘Arten eine kürzere Entwicklungsdauer als angenommen
12. Heft
14 “ Paul Minck:
haben sollten, nur mit 2 zu 1 annimmt, so verbleibt zugunsten
der tropischen Arten in Anbetracht des zu berücksichtigenden
Zeitraumes ein ganz erheblicher Überschuß bereits durchlaufener
Generationsstufen, um die die progressive Entwicklung der pal.
Arten zurückgeblieben ist.
Wenn nun einerseits bei der Art owariensis der Habitus des
Q eine wesentliche Annäherung an den des $ in den sekundären
Geschlechtsmerkmalen zeigt, andererseits die Variabilität . der-
selben, die wie bereits erwähnt relativ geringer ist, auf eine
Entwicklung im progressiven Sinne schließen läßt, liegt m. E.
der Gedanke nahe, daß die Entwicklung der nasicornis-grypus-
Gruppe sich in ähnlicher Richtung bewegt?®), aber infolge äußerer
Einflüsse (d. d. Klima bedingte langsamere Generationsfolge,
Wechsel der Landschaft?!) und daraus resultierend der Daseins-
bedingungen usw.) noch nicht zum Abschluß gekommen ist.
In seinen theoretischen Betrachtungen über die sekundären
Geschlechtsmerkmale sagt Hesse (Hesse u. Doflein, Tierbau
und Tierleben I, p. 493), eine Zusammenstellung zeigt, daß fast
überall bei solchen Tieren, wo das Männchen an Größe das Weibchen
übertrifft, wo also am ehesten an eine Verwendung des Über-
schusses zu anderen Zwecken als zu gewöhnlichem Wachstum zu
denken ist, deutliche sekundäre Geschlechtsmerkmale auftreten
(Ausnahme: Wasserspinne und einige Zahnwale). Dagegen trifft
jene Regel zu unter den Käfern bei den Lucaniden und den Blatt-
hornkäfern.
Ich muß dazu bemerken, daß dies tatsächlich bei den pal.
Oryctes-Arten im allgemeinen zutrifft, es kommt allerdings vor,
daß einzelne Exemplare ebenso groß, hin und wieder größer als
die Männchen sind. Bei owariensis hingegen sind die Weibchen
fast durchweg ebenso groß wie die Männchen, oder übertreffen
sie sogar an Größe. Selbstverständlich nur die im Verhältnis
stehende Maximalausbildung in Betracht gezogen.
Wenn die hin und wieder zu findenden @2 mit weniger stark
ausgebildeten sekundären Geschlechtsmerkmalen des owariensis
sowie entsprechende anderer tropischer Oryctes-Arten mit den S%
‘der pal. Oryctes-Arten verglichen werden, so zeigen dieselben mit-
- einander eine relative Übereinstimmung im Habitus, die die Ver-
mutung nahelegt, in diesem einen der ursprünglichen Stammart
ähnlichen Typus zu sehen. Es ist m. E. der Gedanke nicht von
der Hand zu weisen, daß sich in der Vererbung die Einwirkung des
einseitig (relativ) dominanten, phylogenetisch älteren Teiles be-
merkbar macht und die Variationen der sekundären Geschlechts-
merkmale bei den Männchen mit einem Kreuzungsprodukt des
sekundären Geschlechtsdimorphismus zu vergleichen ist, die in
dem Maße abnimmt, als’ die habituelle Verschiedenheit der Ge-
schlechter innerhalb der Art zurückgeht.??)
In Konsequenz der Annahme einer noch nicht abgeschlossenen
Artentwicklung könnte die Frage aufgeworfen werden, ob die pal.
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden 15
Arten der nasicornis-grypus-Gruppe als nicht vollgültige Arten zu
betrachten sind. Es ist aber darauf hinzuweisen, daß neben der
einseitigen Spezialisierung der sekundären Geschlechtscharaktere
gesonderte Differenzierungen einhergehen. Andererseits steht die
Gattung Orycies mit dem relativ einheitlichen Typus der 92 nicht
vereinzelt da, sondern nach Hesse (a. a. O. I, p. 500) legen die
Verhältnisse auch bei vielen anderen Tierarten ähnlich, so bei den
Spinnengattungen Cheiracanthium, Erigone, Micryphantes u. a.,
den Walzenspinnen (Solpugiden), der Wassermilben-Gattung Ar-
rhenurus, der südamerikanischen Schmetterlingsgattung Eubagıs,
den Fasanen und Kolibris (z. B. Schistes bersonatus, Eustephanmus
galoritus u. a.).
Übrigens spricht auch Hesse ausdrücklich den Gedanken aus,
daß durch die Variabilität der Männchen das Entstehen neuer Arten
begünstigt worden ist. Da der Entwurf meiner Arbeit unabhängig
von der Literatur erfolgt ist, war es mir eine gewisse Genugtuung,
diese Ansicht vertreten zu finden.
Zur Auswertung der Begriffsfassungen muß ich bemerken, daß
die Bezeichnung forma richtiger nach der von Kolbe befolgten
Methode zur Einteilung der verschiedenen Variationsstufen des
sekundären Geschlechtsdimorphismus angewendet wird. Der besse-
ren Übersicht wegen habe ich die forma media eingefügt.
Für die von mir in der D. E. Z. 1915, p. 534, beschriebene
forma montana der Art Hindenburgi muß ich dagegen den Begriff
subspecies setzen, wie ich es bei der Unterart dumilus des turke-
stanicus in der vorliegenden Arbeit getan habe.
Bei diesen beiden Unterarten fällt, abgesehen von anderen Merk-
malen, in der Hauptsache die geringe Größe ins Auge. Da die sekun-
dären Geschlechtsmerkmale z. T. ziemlich stark entwickelt sind,
läßt sich diese Abweichung mit den vorher besprochenen innerhalb
der Arten sich findenden fluktuierenden Variationen, die mit der
Ausbildung der sekundären Geschlechtsmerkmale gleichen Schritt
hält, nicht auf eine Stufe stellen; vielmehr handelt es sich hier um
durch äußere Einflüsse entstandenen Zwergwuchs (nanismus).?®)
Nanismus tritt gelegentlich infolge Nahrungsmangel während
der Entwicklung auf, wobei nur die davon betroffene Generation
nach vollendeter Entwicklung diese Eigentümlichkeit zeigt?’),
doch ist er auch unter gewissen Verhältnissen eine Eigentümlich-
keit bestimmter Arten, Rassen usw. geworden.?) Man kann
auch nicht sagen, daß immer der Nahrungsmangel allein die Ur-
sache ist, vielmehr werden auch häufig andere Faktoren dabei
mitwirken. Ebenfalls wird es nicht immer leicht sein, für den
nanismus einzelner Arten im Vergleich zu anderen, anscheinend
unter denselben Lebensbedingungen lebenden Gattungsgenossen,
ohne genaue Kenntnisse der Biologie und der Daseinsbedingungen
eine passende Erklärung zu finden?®).
Ohaus, D. Entom. Zeitschr. 1912, p. 738 berichtet, daß er
von Geotrupes silvaticus am 2. IX. 12 im Grunewald bei Wannsee
12. Heft
16 N “Paul Minck:
Exemplare von auffallender Kleinheit, 11—12 mm, in großer Anzahl
fand. Er führt die geringe Größe der Individuen auf die andauernde,
abnorme Trockenheit und das zu wenige und zu trockene Futter in
der ersten Zeit zurück.?”) Wie in diesem Fall, so mag auch bei
den kleinen insularen Trigonotominen, wenn wir den Gedanken
Kuntzens®) folgen, die Nahrung der unmittelbare Bildungsfaktor
gewesen sein, nur mit dem Unterschiede, daß bei den Trigonoto-
minen sich die Verkleinerung zu einer Arteigentümlichkeit ent-
wickelt hat.
Ähnliche Einflüsse mögen auch bei der Gestaltung des kleinsten
Tefflus “Tefflus anzoana, Kuntzen, Entomol. Rundschau,
Jahrg. 30. p. 130f.) tätiggewesen sein, derin einer Höhe von 2000 m im
Bangogebirge, im Hinterlande von Kamerun gefunden wurde.)
Sehr auffällig ist dagegen die sehr kleine Gestalt des Oryctes
pygmaeus (Minck, D. Entom. Zeitschr. 1913, p. 217), der in einem
sehr nahrungsreichen Waldgebiet Afrikas?®) lebt, in dem neben
ihm zugleich auch z. T. sehr große Arten derselben Gattung vor-
kommen. Ob Nahrungsmangel zur ursprünglichen Gestaltung
dieser von seinen Gattungsgenossen jetzt so verschiedenen Größen-
verhältnisse geführt haben kann, ist sehr zweifelhaft, vielmehr
wird erst die genauere Kenntnis der Biologie, der phylogenetischen
Beziehungen usw. die Ursachen zutage fördern.
Die in der vorliegenden Arbeit beschriebenen Unterarten
Oryctes hindenburgi-montanus und Or. turkestanicus-Pumtlus leben
in höheren Gebirgslagen. Aus den übereinstimmenden Größen-
verhältnissen und der relativ starken Entwicklung der sekundären
Geschlechtsmerkmale bei den vorliegenden Exemplaren kann man
auf die erfolgte Anpassung an die in ihrem Wohngebiet gebotenen
Daseinsbedingungen schließen. ?!)
Entsprechend der höheren Lage ist das Klima ein anderes,
namentlich bei $umilus, der in einem ziemlich rauhen Gebiet lebt.
Wir finden auch bei Geotrupes in der vertikalen Verbreitung
nanismus, soerwähneich sylvaticus var. monticola Heer und vernalis
var. alpinus Hoppe aus der alpinen Region (1800—2300 m) der
Schweiz.??) Ähnliche Erscheinungen finden wir in der Pflanzenwelt,
je mehr sich die Vegetationsgrenze nähert.®)
An meinen im Aquarium gehaltenen Warmwasserfischen
(Xiphophorus helleri, Lımia spec., Platypoecilia nigra) konnte ich
beobachten, daß beim Fallen der Temperatur die Freßlust zurück-
geht und eine gewisse Trägheit Platz greift. Jungfische dieser
Arten, dauernd bei niedriger Temperatur gehalten, wachsen sehr
langsam und bleiben häufig bedeutend kleiner als die bei höherer
Temperatur aufgezogenen, die sich durch schnelles Wachstum und
starke Nahrungsaufnahme auszeichnen.
Nach meiner Ansicht wird in diesem Falle bei niedriger Tempe-
ratur durch das langsamere Wachstum bzw. den langsameren
Stoffwechsel (bei alten Fischen) das Nahrungsbedürfnis reduziert.
Der nanismus ist daher in diesem Falle nicht eine. Folge von
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden. 17
Nahrungsmangel, sondern von äußeren Einflüssen, die durch ent-
sprechende Einwirkung auf das Wachstum, den Reiz zur Nahrungs:
aufnahme ausschalten bzw. reduzieren.
P. Kammerer, Handwörterbuch der Naturwissenschaften X,
p. 206, sagt verallgemeinernd: Alle Einflüsse, die den Metabolismus
herabsetzen, erzeugen mattere oder blassere Farben, zuweilen bis
zu albinoähnlichen Bleichformen, Zwergwuchs (nanismus), Ein-
schmelzung morphol. Differenzierungen usw. Nach Doflein
(Hesseu. Doflein, Tierbau u. Tierleben II, p. 846) sind die Größen-
differenzen der Individuen von Insekten, z. B. Käfern, Dipteren,
Schmetterlingen im Imagozustande auf verschieden starke Ernäh-
rung im Larvenzustande zurückzuführen. Wenn ein gewisses Mini-
mum von Nahrung noch erreicht ist, gelangen die Tiere zur Ge-
schlechtsreife und pflanzen sich fort. Untereinem gewissen Minimum
wirdauch die Geschlechtsreife nicht erreicht, und die Tiere gehenoft in
verkümmertem Zustande zugrunde. Ferner erwähnt Doflein noch
die Wirkungen, die durch die Beschaffenheit der Nahrung ausgelöst
werden, so bleiben Schnecken, diesich von Pflanzen nähren, auf kalk-
armem Boden (Urgestein) kleinerundhabendünnere Schalen (p. 846).
Dann auch (p. 847f.) die Einflüsse, die durch Nahrungswechsel
hervorgerufen werden, so blieben bei den Futterversuchen Pictets
die ersten Generationen von Ocneria dispar aus Raupen, mit
Walnußblättern gefüttert, bedeutend kleiner und zeigten ab-
weichende Farben, in den folgenden Generationen trat allerdings
eine allmähliche Gewöhnung ein, und die Veränderungen gingen
zurück. Versuche am Baumweißling (Aporia crataegi) u. a. er-
gaben, daß Nahrungsmangel Zwergwuchs, lange Raupenzeit, kurze
Dauer der Verpuppung, Tendenz zum Hellerwerden bewirkt.
Ebenso wirkt eine schwer verdauliche Nahrung, wie umgekehrt
Raupen bei leicht verdaulicher Nahrung rasches und starkes Größen-
wachstum, baldige Verpuppung, aber langes Puppenstadium auf-
weisen. Bemerkenswert ist noch, daß bei hoher Temperatur die
Raupen sich früher verpuppen, weniger fressen und die auskriechen-
den Schmetterlinge kleiner sind (Hesse u. Doflein, II, p. 871).
Aus der vorstehenden Zusammenstellung der verschieden-
artigen Einwirkungen auf die Organismen kann man sich etwa
folgendes Bild machen.
Wenn wirunsdie klimatischenVerhältnisse, unter denen dumtlus
lebt, vergegenwärtigen, so finden wir dort einen langen, strengen
Wintereinem kurzenrelativ warmem Sommer gegenüberstehen. Eine
Insektenart mit kurzem Larvenstadium, die z. B. auf Blattnahrung
mittelbar oder unmittelbar angewiesen ist, wird noch gute Existenz-
bedingungen finden und nicht zum Nanis mus neigen®®), im Gegen-
teilkann es vorkommen, wenn die Nahrung leicht verdaulich ist, daß
sich unter Umständen Riesenwuchs bemerkbar macht.?°)
Anders dagegen bei einer Insektenart mit langem Larven-
stadium, die sich von Stoffen in bestimmtem Fäulnisstadium
(Holz, Mulm usw.) oder von tierischen Exkrementen nährt.
Archiv für Naturgeschichte, &
1916. A. 12. 2 12. Heft
18 Paul Minck:
Man kann sich sehr leicht vorstellen, daß infolge des kurzen
Sommers diese Larven nur eine kurze Zeit imstande sind, Nahrung
aufzunehmen, andererseits infolge der konservierenden Eigenschaft
der Kälte, der Vorrat an Fäulnisprodukten nicht so reichlich ist,
daß die Larven in ausreichendem Maße Nahrung aufnehmen können,
dieder Organismusausklimatisch günstigeren Lagen her gewöhnt ist.
Sie werden sich daher häufig auch mit Stoffen begnügen müssen, die
für sie weniger leicht verdaulich sind, weil sich dieselben noch nicht
in einem weit genug vorgeschrittenen Fäulnisstadium befinden.
Als Nahrung kommen hier die im allgemeinen in Kompost-
haufen vorhandenen faulenden Pflanzenstoffe, Faulholz, Mulm,
verbrauchte Lohe usw. von Laubhölzern, nicht aber von Nadel-
hölzern, in Betracht. Die Nahrungsverhältnisse des die tieferen,
durch das wärmere Klima und die Bodenkultur begünstigten Ge-
biete West-Turkestans®?®) bewohnenden Oryctes turkestanicus s. str.
sind sehr reichhaltige, wogegen die der Unterart umilus vom
Karagaitau-Narynsk®”) im Verhältnis dazu dürftig sind.
Die Entstehung der Unterart ist vielleicht darauf zurückzu-
führen, daß ein befruchtetes ® des Zurkestanicus ursprünglich,
während des Sommers, von der Peripherie ihres Verbreitungs-
gebietes, in dem Gebiet des Jumilus zufällig zur Eiablage gekommen
ist. Die Nachkommenschaft unterlag den Einwirkungen der
dortigen Daseinsbedingungen. Da die Arten relativ bodenständig
sind, und die Imagines meist in der Nähe ihrer Schlupforte zur
Fortpflanzung schreiten, konnte sich in der Fölge, durch die nach-
haltigen Einwirkungen der Daseinsbedingungen, die Konstanz der
heutigen Eigentümlichkeiten herausbilden.
Es läßt sich auch die Möglichkeit einer kontinuierlichen Ver-
breitung nicht von der Hand weisen, die vielleicht heute, durch
Verschwinden der Nahrungs- und Brutstätten, unterbrochen sein,
aber ebensogut noch bestehen kann.
Wie in den meisten Fällen bei Neubeschreibungen, habe auch
ich keine näheren Angaben als nur den Fundort und habe den
Begriff Unterart nach den morphologischen Merkmalen gefaßt.
Wenn man daher die Abweichung nicht gleich durch den Art-
begriff isolieren will, muß man bei der geringeren Auswertung sich
damit abfinden, daß nomenklatorisch zwei Differenzierungen
in Beziehungen gebracht werden können, die phylogenetisch
nicht zusammen gehören.®®)
Ich denke hier an die Verschiebungen durch geologische Vor-
gänge usw., durch die Verbreitungsgebiete zweier verschiedener
Arten, bei unabhängig voneinander erfolgter Ausbreitung, in Be-
rührung kommen, aridererseits ursprüngliche Kontinuität der Ver-
breitung auseinandergerissen werden kann (Eiszeitrelikte usw.).
Es gibt auch Beispiele, daß die morphologische Ähnlichkeit zweier
Arten nicht mit der Lebensweise übereinstimmt.®®)
Einen gewissen Anhalt bieten Übergänge. Nun ist aber die
Erhaltung bzw. das Vorhandensein von Übergängen a
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden. 19
an die ungestörte Kontinuität der Daseinsvoraussetzungen inner-
halb der heutigen Verbreitungsgebiete, in der Richtung der ur-
sprünglichen Ausbreitungswege gebunden, d. h. es durften seit
dem Zeitpunkte der ursprünglichen Verbreitung bis heute keine
größeren Lücken entstehen, die durch Ausfall der Bindeglieder
extremere Differenzierungen schärfer voneinander schieden. Nicht
immer werden die Übergänge so gut erhalten sein, wie sie Kobelt
bei den vielen auf Sizilien verbreiteten Arten der Untergattung
Iberus der Landschneckengattung Helix nachgewiesen hat.*0%) Von
diesen Arten ist eine jede auf ein bestimmtes Verbreitungsgebiet
beschränkt, doch stufen sich die arteigentümlichen Merkmale nach
der näheren oder weiteren Entfernung der Wohngebiete voneinander
ab, so daß die am weitesten voneinander entfernt lebenden Arten
die extremsten Abweichungen voneinander zeigen (Neumayr,
Stämme des Tierreiches, p. 38.)
Daß die Übergänge häufig nur zeitlichen Wert haben, zeigt
das gleichfalls von Neumayr (a. a. O.) erwähnte Beispiel aus der
Landschnecken-Familie der Achatinellen. Auf der kleinen Insel
Oahu, in den Schluchten der Bergwälder, hat aus der großen
Anzahl der von dort beschriebenen Achatinellen-Arten jedes dieser
kleinen Täler seine eigene Art, und zwar sind die in zwei neben-
einander gelegenen Tälern vorkommenden verwandten Typen
durch vollständigg Übergänge miteinander verbunden, während
solche zwischen Formen von weiter auseinander gelegenen Fund-
orten nicht vorhanden sind. Bei einem Besuch der Insel in den
letzten zehn oder zwanzig Jahren wurde festgestellt, daß ein großer
Teil der Arten inzwischen ausgestorben ist, so daß mit der nun
mehr oder weniger in Erscheinung tretenden Diskontinuität der
Verbreitung entsprechende Lücken in der Übergangsfolge ent-
standen und die Arten heute z. T. schärfer unterschieden sind.
Auch bei den pal. Oryctiden sind die Arten, wie ich bereits
in der D. E. Z: 1915, p. 532, erwähnte, auf bestimmte Verbreitungs-
gebiete beschränkt, die durch natürliche, schwer überwindliche
Hindernisse voneinander getrennt sind. Eine Gruppierung von
Übergängen wie bei Helix habe ich bisher noch nicht beobachtet,
glaube auch solche nicht annehmen zu können. Wenn es sich
auch um relativ beweglichere Tiere handelt, so sind die Art-
Verbreitungsgebiete doch unverhältnismäßig größer und Störungen
entsprechend leichter möglich; auch liegt m. E. die ursprüngliche
Verbreitung zu weit zurück, so daß durch dazwischenliegende Vor-
gänge, mit Verschiebungen in der ursprünglichen Kontinuität der
Verbreitung zu rechnen ist.
Es ist erforderlich, diese Verhältnisse später noch genauer
klarzulegen und die phylogenetischen Beziehungen zu erörtern,
doch glaube ich hier erwähnen zu können, daß ich die Arten für
genügend isoliert halte, um den Artbegriff berechtigt erscheinen
zu lassen. .
Auch die Bildung der Unterarten scheint in einer gesonderten
2* 12. Heft
20 Paul Minck:
Differenzierungsrichtung, also innerhalb des Artverbreitungs-
gebietes nach Untergebieten unabhängig von benachbarten Arten
erfolgt zu sein, so daß dieselben als Bindeglieder nicht oder nicht
mehr in Betracht kommen. ee
- Die allen Arten gemeinsame Variabilität, der sekundären Ge-
schlechtsmerkmale und deren Folgeerscheinungen erschweren das
Auseinanderhalten der Arten. Aus diesem Grunde ist es erforder-
lich, bei der Beurteilung der Arten, dieselben im Auge zu behalten.
Sehr häufig kommt es vor, daß eine nicht konstante individuelle
Abweichung viel stärker hervortritt als die artliche Differenzierung,
während diese in phylogenetischer Hinsicht höher als jene zu be-
werten ist, auch werden wir oftmals nicht in der Lage sein, eine
scheinbar minimale Abweichung in der Wirkung richtig abzu-
schätzen, weil wir in Unkenntnis der Lebensweise des Tieres nicht
wissen, in welcher Beziehung dieselbe zu seinen Daseinsbedingungen
steht.
Wie bei vielen unserer einheimischen Holzarten ist z. B. das
allen am besten bekannte Holz unserer Kiefer (Pinus silvestris)
in der Widerstandsfähigkeit, der Grob- und Feinjährigkeit, der
Härte beim Bearbeiten usw. schon innerhalb eines relativ be-
schränkten Gebietes, je nach dem Boden, auf dem es gewachsen
ist, sehr verschieden, ohne daß äußerlich am stehenden Baum
deutliche Abweichungen erkennbar sind.
2. Neubeschreibungen und Nachträge.
nasicornis-Formen.
Oryetes nasicornis-ondrejanus subsp. n. (Fig. 1).
Long. 26—341, mm lat. 131%—171, mm.
889 2 Prag. Dr. OÖ. Staudinger u. A. Bang-Haas,
Dresden (in coll. auct.).
15'& 9 2 Prag. Prof. Dr. Ondfej, Prag-S. (in coll. Ondr.,
in coll. Mus. Berol. et in coll. auct.).
Von nasicornis L. s. st. durch folgende Merkmale unterschieden:
Gestalt gedrungener und flacher, Farbe mehrrötlich.,
Unterseite gleichgefärbt. Clipeus bei einzelnen Stücken
etwas schmäler, im allgemeinen aber mit nasicornis über-
einstimmend. Epistomrand ohne Ausrandung in gerader
Linie schräg nach hinten verlaufend, Wangenecken
schwach entwickelt, Augenkiele etwas weiter über die
Augen reichend. Punktierung der Flügeldecken dichter
und feiner, doch nicht so scharf reihig angeordnet, wie bei
nasicornis. Die Endzacken der mittleren und hinteren
Fig. 1 Tibienstreben mehr nach außen undsindnamentlich beim
Forceps vom Q länger und spitzer ausgezogen.
eh) ar &. Halsschild flacher, area retusa niedriger, mit 3in
janus. o„leicher Höhe stehenden Zähnen, die Ausbuchtungen
zwischen den Zähnen flacher, die beiden Seitenzähne nicht so stark
lappig vorgezogen, kürzer und mehr zugespitzt. Areola apposita sehr
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden. 21
flach namentlich über demeinspringenden Zahn des Außenrandes, nur
bei sehr starken Exemplaren die Grenzen deutlicher erkennbar, aber
auch noch bei diesen durch Abflachungen und überlaufende Runze-
lung verschwommen, der bei nasicornis deutlich erkennbare, ziemlich
gleichmäßig verlaufende Innensaum fehlt. Schon bei wenig
schwächeren Exemplaren mit sonst gut entwickelten sekundären
Geschlechtsmerkmalen (Var. 3) findet sich nur noch am unteren
Rande, parallel dem Sr. d. Hsch. eine schwache Vertiefung des
äußersten Innenteils bzw. eine Aufwölbung des Randes, während
der übrige Teil der areola apposita in ein verflachtes, nur durch
die stärkere Runzelanhäufung erkennbares Runzelfeld aufgelöst ist.
Bei nasicornis s. str. und den bekannten Unterarten ist diese
areola-Bildung nur Individuen mit wenig entwickelten sekundären
Geschlechtsmerkmalen eigen. Konform mit dieser wenig ausgepräg-
ten areola apposita geht bei der vorl. Unterart eine Reduzierung
des flachen Seitenteils des Halsschildes an den Vorderecken durch
Ausrundung bzw. Auswölbung des Hlsch.-Vorderteils. Der Kopf
scheint mehr im Halsschild zu stecken, wodurch das Kopfhorn
im unteren Teil mehr nach vorn gerichtet ist, auch ist der über dem
Kamm der area ret. stehende Teil des Hornes durch die flachere
Form der area, von der Seite gesehen länger als bei naszcornis s. str.
Von der dem Habitus des 9 sich nähernden Form bis zu den
Extremen variieren die sekundären Geschlechtsmerkmale in ge-
wissen Proportionen, die die nachstehende Zusammenstellung der
einzelnen Maße veranschaulicht.
Länge der Kopfhornhöhe
Gesamt- an Fiigel: ‚|, Warsropsue Breite der
Körper- Basis- decken- | Vorders.| Hinters.| area retusa
&. Spitze Breite üb. am am von Eekzahn
länge einschl. | der Mitte | Olipeus | Scheitel zu Eckzahn
Schildchen gemess, | gemess.
mm mm mm mm mm mm
34 19%, | 17% |11 |7% 8
forma major |
„.. Media
8.
„Minor [9
10. 141, | 131%
Der Forceps ist im apicalen Teil kürzer und schmäler, an der
Basis breiter als bei nasicornis s. str., in seiner gedrungenen Form
mehr an holdhausi erinnernd.
Bei den 92 sind die unterscheidenden Merkmale weniger scharf
ausgeprägt. Im allgemeinen ist gegen die 29 des nasicornis S. Str.
12, Heft
DD) Paul Minck:
eine flachere und breitere Gestalt deutlich erkennbar. Namentlich
Halsschild und Kopf erscheinen breiter, auch ist der vordere, ab-
schüssige Teil des Kopfes mehr ausgezogen. Eigentümlich ist die
deutlich erkennbare Anlage einer rudimentären area retusa, mit
den drei, wenn auch nur leicht angedeuteten Kammzähnen. Die
Punktierung der Flügeldecken und die längeren und spitzer aus-
gezogenen Endzacken der Hintertibien habe ich bereits erwähnt.
Herrn Prof. Dr. Ondfrej, der sich um die Beschaffung des
sehr reichhaltigen Materials sehr bemüht hat, zu Ehren benannt.
Oryetes turkestanieus-pumilus subsp. n. (Fig. 3).
Long. 24—29 mm, lat. 12—15 mm.
5 dd Karagaitau-Narynsk, Dr. OÖ. Staudinger u.
A. Bang-Haas, Dresden-Blasewitz (in coll. auct.).
Zunächst ins Auge fallend ist die geringe Größe bei
relativ gut entwickelten sekundären Geschlechtsmerk-
malen. Die Gestalt gedrungen, die Farbe ein lichtes
Fuchsrot, dieUnterseite vielleicht noch einenScheinheller.
Clipeus wenig oder kaum breiterals bei Zurkestanicuss. str.
Fig. 3, Foreeps KOPf ziemlich kurz mit nicht oder nur sehr wenig vors-
vom Oryetes pringenden Wangenecken. Halsschild mit ziemlich gleich-
turkestanicus-_ .: no: ; 3 2
pumilus Mäßigausgerundeten Seitenrändern, wenig vorgezogenen
und.nicht verflachten Vorderecken. Arearetusaflach mitdreikleinen
aufrechtstehenden spitzen Zähnen, der mittelste etwas vorgerückt.
Areola apposita flach, nicht scharf abgesetzt, mit langrissiger Runze-
lung, flachen Intervallen und außerhalbsich unmittelbar anschließen-
der grober Punktierung. Der einspringende Zahn des Hinterrandes
der areola apposita fehlt. Nur bei dem $ mit stark entwickeltem
Kopfhorn (var. 1) ist die areola apposita als solche deutlich
erkennbar, während sie bei den geringeren dd ineinlockeres Runzel-
feld vonstärkerer Ausdehnung mehroderweniger aufgelöst ist. Flügel-
decken mit grober reihiger Punktierung wie bei turkestanicus s. str.
Forceps dem des Zurkestanicus s. str. ähnlich, doch gedrungener
und im apicalen Teil kürzer. Mitte des Basalteiles stark aufgewölbt.
Da mir nicht genügend Material vorliegt, kann ich die
Variationsmaße nur unvollständig geben. Immerhin gestatten sie
einen ungefähren Einblick.
Bei4und5 sind die Kammzähne der area retusa nur angedeutet.
Länge der Kopfhornhöhe
Flügel- Flügel- Wurzel-Spitze Breite der
Gesamt- | decken, decken- Bear. area retusa
Körper- Basis- | Breiteiib. | Vorders.| Hinters.| von Eckzahn
Länge Spitze | derMitte am am zu Eckzahn
einschl. | gemess. | Clipeus | Scheitel gemessen
| Schildchen gemess. | gemess.
mm | mm mm mm mm
forma major 29 17 15 6. |
„media 7% 5411 318
25 15.571,13 3 11%
24
1.
2.4267,1)5% | a2 7A Paz
13
4.
5.
ol co] colc| mE
» Minor 12 3 Kr
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden. 23
Naryn Taou, Karagai-Taou, das zum Tienschan gehörige
Narynbergland, ein Gebirgszug von bedeutender Höhe. Die zur
Prov. Semirietchensk (russ. Turkestan) gehörige Festung Narynsk
liegt am oberen Naryn in etwa 2020 m Höhe. Die Sommer- und
Wintertemperaturen sind hier bedeutend niedriger als in den frucht-
baren Gegenden des Tarimbeckens (Kaschgar 1280 m, Kuldscha
520 m usw.) und. Ferganas (Margelan, Kokand usw:) mit ihrem
heißen Frühling und Sommer und relativ starken Niederschlägen.
(Vgl. Nouveau Dictionnaire de Geographie Univers. p. M. Vivien
de Saint Martin, ai 1890. — Sievers, Allgem. Länderk.,
Asien. Leipzig u. Wien, 467, 497 u. 433. )
In gleicher Weise wie Dee verschiedenartigen Verhältnisse auf
die Vegetation einwirken, werden sie auch auf die Differenzierung
bzw. Absonderung dieser Unterart von Einfluß gewesen sein.
Oryetes nasicornis-polonieus subsp. n. (Fig. 2).
181 2 Man£vici (Kovel), Rußland (Pripet-Gebiet) 19. VI. 16.
— Generalstabsarzt Dr. Jaromir Pe£irka S. (in coll. 'auct.).
2 2 Lesnaja b. Baranowitsch (Russ. Litauen), Mitte Dezember
3917-2, Der P Schulze‘ S’ (im’eoll. auck.).
1 & 1 2 Koslowa Ruda (Nordpolen). — W. Heyne S. (in
coll. auct.). (d aus Kovel.)
e Kopfhornhöhe
re Flügel- Wurzel-Spitze Breite der
Een. Be Bis E deeken- | — = — 1] area reine
= 5 ass. DIS | Byeiteüber | Vorders. | Hinters. von Eckzahn
agree einschließlich Bee ram er Dee
- emessen Clipeus | Scheitel emessen.
Schildchen | ® gemessen | gemessen .
mm mm mm mm mm mm
jorma major | 33 | 18% | 17 I 10 | 6% | 6
Gestalt relativ kurz, Farbe dunkel kastanien-
braun glänzend, auch die Unterseite dunkelbraun, nur
in der Mitte und die Schenkel etwas heller. Clipeus
kurz, parallelseitig, Vorderrand leicht aufgebogen,
gerade abgestutzt. Epistom ausgerandet, Wangenecken
‚stumpf vorspringend, Augenkiele breit, eckig, konform
mit den stark vorspringenden Augen schräg nach hinten
‚und außen verlaufend. Kopf kurz, mit den Augen an
‚laevigatus Heer erinnernd. Flügeldecken mit tief einge- „,, 9 Forceps
‘stochener, grober, dichtreihiger Punktierung. vom Oryctes
Beim Sfällt dasrelativ kurz und gedrungen gebaute ""Tonieus.
Halsschild auf, dessen Vorderecken wenig seitlich vorgezogen, vorn
spitz auslaufen. Fovea, auch in der Mitte, mit dichter Runzelung
bedeckt, eine Eigentümlichkeit, die sich bei keinem pal. Oryctes
findet. Die area retusa ziemlich schmal, der Kamm kaum ver-
breitert, Zähne stumpf seitlich wenig‘ "ausgezogen, der mittelste
Zahn- wenig entwickelt, etwas tiefer und etwas-nach vorn stehend.
‚ Die areola apposita im Verhältnis schmäler als bei-nasicornis s. SER,
konkav eingedrückt, ziemlich tief. Trotzdem weniger scharf mar-
kiert als bei nasicornis s. str., weil die dichte Runzelung.der Fovea
12. Heft
94 Paul Minck:
und die dichte grobe Punktierung des glattglänzenden hinteren
Halsschildteiles teilweise überlaufend, sich unmittelbar anschließen
und die Grenzen der areola apposita dadurch verwischen. Die
Runzelintervalle streichen auch nicht innerhalb der areola apposita
in einer diese scharf abhebenden besonderen Richtung, wie bei
nasicornis s. str,, sondern sie stehen unregelmäßig und sind grob-
körnig. Der Forceps ist im apicalen Teil kürzer und erscheint
dadurch gedrungener.
Beim 9 treten die Ausrandung des Epistoms und die relativ
breiten lappenartig vorgezogenen Augenkiele noch mehr hervor,
sonst die, beiden Geschlechtern gemeinsamen Merkmale (Punk-
tierung der Flügeldecken usw.) maßgebend.
Die beiden Exemplare aus Nordpolen (Koslowa Ruda,
W. Heyne S.), die ich Herrn Dr. Ohaus verdanke, sind leider,
wahrscheinlich infolge Störung während der Puppenruhe, mißbildet.
Beim Jliegt jedoch die areola apposita ähnlich wie bei dem Exemplar
aus Kovel mehr einwärts, wogegen sie bei nasicornis s. str. vonoben
gesehen bedeutend weiter nach außen verläuft. Auch die Kopf-
form und die Form der area retusa stimmt mit dem Exemplar
aus Kovel überein. Beim $ dagegen ist die scharfe Punktierung der
EINER en durch die Mißbildung derselben beeinflußt.
Oryetes turkestanieus Minck
Deutsche Entomolog. Zeitschr. 1915, p. 11 u. 535,
Tafel I, III u. XIII. Turkestan:.2 Merw. O. Stau-
dinger u. A. Bang-Haas (in coll. auct.).
Die Art scheint verschiedene Unterarten zu bilden,
auf dieich später eingehen muß. Die Zusammenstellung
der Variationsmaße muß daher bis dahin aufgeschoben
werden.
Oryctes hindenburgi Minck (Fig. 4).
Fig. 4, Forceps Deutsche ' Entom. Zeitschr. 1915; pP: 533 uch,
vom Oryctes Tafel XIV.
hindenburgi.
Länge der Kopfhornhöhe L
Filigeldeck, Flügeldeck,-| Wurzel-Spitze Breite a
2 —— | area Tetusa
Bl Basis bis | Breite ber | Vorders. | Hinters. Ton’ Röksalin
Kör; erlänge Spitze der Mitte am am RrBzah
. einschleßlich i - PAle N
Schildch. gemessen Clipeus | Scheitel gemessen
cällachen gemessen | gemessen
mm mm mm mm mm
formamajori1 | 37 z1 18% | 19 8 8%
RR: 7, 12 [82 8
2 Su 1% | 6% 8
; u © 12 7 [2
LE} 2) 5 . 32 ;
» 22 6.
. Im Berl. Kgl. Be befindet sich ein etwas stärkeres
Exemplar. Bemerkenswert ist, daß nach dem Bericht Bode-
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden. 35
meyersIndividuen mit schwächer ausgebildeten sekun-
‚dären Gsschlechtsmerkmalenindemin Fragekommenden
Verbreitungsgebiet (Talkessel des Elburs-Gebirge) nicht
beobachtet wurden.
Oryetes hindenburgi-montanus subsp. n. (Fig. 5).
- Or. hindenburgi- forma montana Minck, Deutsche
Entom; ‘Zeitung 1915, p. 5341.
Ebenfallsnach dem Bericht v. Bodemeyersistdiese 1,5, Foreeps
Unterart nur in den höher gelegenen Gebieten (Dörwögh- vom Oryctes
S 3 : hindenburgi-
Dagh) des Elburs-Gebirges zu finden. a
Tsüreder Kopfhornhöhe Bee
Flügeldeck., Flügeldeck.-| Wurzel bis Spitze . Breite der
Gesamt- Basis bis | Breiteüber | Yorders. | Hinters, | , ea retusa
| Körperlänge | en : der Mitte am am von Eckzahn
! eınschlieblich „emessen | Clipeus | Scheitel zu Eckzahn
Schildchen i gemessen | gemessen
mm mm mm mm mm
forma major. 18 15 Ya a\ 5
e he 179.05 1928 137 4vs
„ media3. 17 :
Pe A 16%
„ minor). E07
grypus-Formen.
Oryctes grypus-continuus.
Minck, Deutsche Entom. Zeitschr. 1915, p. 13, Taf. II.
Von dieser Unterart erhielt ich nachträglich einige Exemplare,
an denen ich mich durch Übereinstimmung der charakteristischen
Merkmale von der Konstanz derselben überzeugen Konnte.
Flügel- Kopfhornhöhe
decken- Flügel- |w Ibis Spit Breite der
Gesamt- | Jänge, decken- Ne area retusa
Fundort Körper- | Basis bis | Breiteüb. |Vorders. | Hinters. |y. Eckzahn
länge’ Spitze | derMitte am am |zu Eckzahn
einschl. | gemessen | Clipeus | Scheitel | gemessen
Schildch, gemess. | gemess.
mm mm mm mm mm mm
1 1 il
4 a a ne 19%| 171% | y1%| 6
._, “ Al
r A 3 Kroumirio 35% 1915, 17 1% %) 6
5 da: 34
„ mediasd5
„» major6. 194 |
„. mincrT. 161% | 14
381% Kroumirio, Tunis N.-Afr. O. Staudingeru. A. Bang-
Häas (in coll. auct.). “
12 8 Algier N.-Afr. Dir. Fr. Schneider (in coll. auct.).
Oryctes holdhausi. |
Minck, D. Ent. Zeitschr. 1915, p. 15 u. f. Taf. Il, ilIu. XV.4&
Banat. — O. Staudinger’u. A. Bang-Haas (in coll. auct.).
12, Heft
% Paul Minck:
Länge der Kopfhornhöhe
Flügel- Flügel- | w lbis Spitze | Breite der
Gesamt - decken, decken Krems area retusa
Fundort Körper- | Basis bis Breite üb. Vorders. | Hinters.
HT länge Spitze | der Mitte
einschl.
Schildch. gemess. | gemess.
mm nm mm mm mm
forma major 1. |Tundendug| 40 | 21% | 20 | 14 | 9
Garaus 22 21 13 | 8%, | 101
> ” - zentkerezt 72 72
„m. media" 8. 2’
„ major 4. ; ; 19 13
„ media 5 ; 171%1- 7
PR „ 6
sy minor 7
”„ 2 8.
MAR N.
a ln
„ Media 11. „
nee A PR IS Ss
Anmerkungen.
!) Auf die den pal. Oryctes-Arten gemeinsamen Merkmale,
durch die sie sich von den tropischen Arten unterscheiden, beab-
sichtige ich in einer besonderen Arbeit einzuEENEE die zugleich die
Zoogeographie behandelt.
2) Dr. Fr. Ohaus, Bericht über eine entormeloe, ‘Studienreise
nach Südamerika. Stett. entom. Zeitung 1909,.p. 27 u. £.
3) Dr. Eduard Hille, Coleopt. Rundschau 1914, p. 6, fand
in einer Walnuß eine ganze Anzahl Exemplare von Stlvanus bi-
cornıs Er. mit verschieden starker Ausbildung der sekund. Ge-
schlechtsmerkmale, und zwar neben solchen mit sehr stattlichen
Hörnern auch einige mit keiner Spur von Höckern, dazwischen
alle Stufen von Übergängen. Die Entwicklung der Tiere hatte
sich offensichtlich unter gleichen Nahrungs- und Feuchtigkeits-
verhältnissen usw. vollzogen. Esist mir-daher nicht recht klar, wieso
Hille die Variabilität der sek. Geschlechtsmerkmale auf die ver-
schiedene Nahrungsaufnahme zurückführt. _
4) Es kommt also innerhalb der Art nicht vor, daß etwa ein
g mit starkem Kopfhorn eine schwach ausgebildete, dem Habitus
des 9 ähnliche area retusa, areola apposita usw. oder um-
gekehrt ein & mit ganz kleinem Horn eine starke area retusa,
areola apposita usw. aufweist. — Im Gegensatz dazu steht die
verschiedenartige Ausbildung einzelner Teile der sekundären Ge- .
schlechtscharaktere, und zwar der eine Teil auf Kosten des
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden. 97
anderen, bei einzelnen Individuen verschiedener Käferarten, so bei
dem Bockkäfer Acanthophorus confinis und bei einer Art d. Staphi-
liniden-Gattung Dledius (Dr. R. Hesse u. Dr. Fr. Doflein,
Tierbau u. Tierleben I, p. 496).
5), Prof. B. Wanach, D. E. Z. 1916, p. 352 (Sitzungsber.) hat
bei Oryctes nasicornis und Ceratophyus typhoeus aus der Potsdamer
Umgebung gleichfalls beobachtet, aaß die sekundären Geschlechts-
charaktere bei schwindender Körpergröße weit stärker zurück-
gehen als diese.
6) Die Erwerbung dieser Arteigentümlichkeit müßte not-
gedrungeneinegewisse Variabilität voraussetzen. Es bietet sich eine
Erklärung, wenn manannımmt, daßbei Anpassung an neue Daseins-
bedingungen zuerst eine in gewissen Grenzen sich bewegende Körper-
größe stabil wird, der dann nach Überwindung der der Anpassung
vorausgehenden mehr oder weniger ungünstigen Einwirkungen aut
den Organismus, dıe Ausbildung der sekundären Geschlechtsmerk-
maleund die Festlegung der arteigentümlichen Correlation nachtolegt.
Selbstverständlich über eine Reihe von Generationen verteilt.
6?) Die sekundären Geschlechtsmerkmale stehen mit den
primären in Correlation (vgl. Hesse u. Doflein I, Rhumbler,
Correlation, Handwörterbuch d. Naturw. II, p. 731ff. u. a.).
?) Vgl. dazu aie Ausführungen in Hesse u. Doflein, I, p. 496.
8) Dr. Fr. Ohaus, Bericht über eine entomolog. Reise nach
Centralbrasilien. Stett. entom. Z. 1900, p. 214. Ebenfalls bei
Heterogomphus Achilles und Megasoma Tybhon beobachtet.
9) L. v. M&hely, Speciesgeneris Spalax. Die Arten der Blind-
mäuse in systematischer und phylogenetischer Beziehung (Mathe-
'mat. u. Naturw. Ber. aus Ungarn, Bd. XXVIII, 1910) berichtet
p. 274 u. f. über die Umprägung des Schädels usw. bei den Blind-
mäusen im Laufe der Phylogenese, daß die lange und schlanke
Schnauze, die gleichsam als Bohrer dient, dem härteren und zäheren
Boden, in dem die Art lebt, ihre Entstehung verdankt, andererseits
die Arten von lockerem Boden mit geringerer Widerstandskraft
eine breite und kurze Schnauze, die als Grabschaufel benutzt wird,
haben. Analog dazu führe ich eins der Unterscheidungsmerkmale
bei den pal. Oryctes-Arten, die verschiedene Form des Clipeus, der
bald schmal (furkestanicus), bald breiter (nasicornis) ist, auf die-
selben Ursachen zurück. Bei hindenburgi, der nach dem Bericht
B. v. Bodemeyers in lockerer, dicker Humusschicht lebt, ist der
Clipeus fast ganz verschwunden und an seine Stelle zum Gebrauch
das bedeutend breitere Epistom getreten.
9?) Ich denke hier an den Pflug zum Ziehen der Kartoffel-
furchen. f
10) Charles Darwin, Die Entstehung der Arten (Übers. v.
D. Haek, Verl. Ph. Reclam jun.), p. 127, z. B. das prächtige Ge-
fieder vieler 3 Vögel (Paradiesvogel). — Vgl. auch dazu die z. T.
abweichenden Ausführungen in Hesse u. Doflein, Tierbau u.
Tierleben I, p. 497 u. f.
12. Heft
28 Paul Minck:
10°) Wilhelm von Reichenau (Kosmos 1881/82) sagt
p. 186 u. f. über den Ursprung der sekundären männlıchen Ge-
schlechtscharaktere bei den Lamellicorniern, daß durch sexuelle
Auswahl nur solche Charaktere gezüchtet werden können, welche
den Geschlechtern auffallen, und welche zur Begattung und zur
Aufsuchung derselben dienen. Er weist dann auf dıe großen
Blätter der Fühler des männlichen Maikäfers hin, die sich dem
Geschlechtsduft des Weibchens und der besseren Wahrnehmung
desselben angepaßt haben und kommt zu dem Schluß, daß die
Hörner und Geweihe der Blatthornkäfer unmöglich der geschlecht-
lichen Zuchtwahl ihre Entstehung verdanken können. Es ist dazu
zu bemerken, daß der Nashornkäter eine ganz andere Lebensweise
als der Maikäfer hat, denn er hält sich meist in der Erde, im
Mulm usw. auf. Wenn Dr. Ludwig Plate, Selektionsprinzip
und Probleme der Artbildung, Leipzig u. Berlin 1913, p. 286ft.
die Verwendung der sekundären Geschlechtsmerkmale als Grab-
werkzeug (nach Brunelli, La metamorfosi degli Insetti e la
iilogenesi dei Coleotteri. Rivista Italiana di Scienza nat. Bd. 24
(1904)) für recht fraglich hält, so muß ich sagen, daß es nach
meinen Beobachtungen geradezu erstaunlich ist, wie schnell sich
ein stark entwickeltes Nashornkäfer-Männchen mit Hilfe derselben
unter der Erde fortbewegt. Selbstverständlich fällt es mir nicht
ein, etwa bei Dynastes hercules oder anderen Arten, die ich nicht
näher untersucht habe, gleiche Verhältnisse vorauszusetzen. Die
Natur läßt sich nicht schematisieren, sondern man findet allent-
halben Anpassungen an die jeweiligen Daseinsbedingungen unter
Verwendung des Vorhandenen und Ererbten, es ist daher nicht
gesagt, daß die von einer Art als Grabwerkzeuge gebrauchten
sekundären Geschlechtsmerkmale nicht einer anderen als Waffe
dienen. Leider wird in der Absicht, die Bedeutung der sekundären
Geschlechtsmerkmale zu erklären, zu sehr verallgemeinert. Die
Abschreckungstheorie (Dr. Konrad Guenther, Der Kampf um
das Weib, Stuttgart 1909) scheint mir für viele Insekten nicht Zu
passen, doch”genügt es mir hier, ihre Richtigkeit für den Nashorn-
käfer zu bezweifeln. — Wenn Guenthera. a. O. p. 85 sagt, daß
die Mandibeln (,‚Geweih‘“) des Hirschkäfers infolge ihrer Ver-
größerung durch Sprossen, wovon sich jeder überzeugen könne,
als Waffen verloren hätten, während das Weibchen. mit seinen
kurzen Zangen viel empfindlicher zwicken könne, so ist das von
einem reichlich menschlichen Standpunkte gedacht. Allerdings ist
der männliche Hirschkäfer auch nicht darauf eingerichtet, einen
Menschen zu zwicken, sondern im Kampf um das Weib den Rivalen
abzuwehren. Daß die geweihartigen Mandibeln ganz hervorragend
geeignet sind, ein rivalisierendes Hirschkäfermännchen recht un-
sanft anzupacken und mit Erfolg abzufertigen, habe ich mehrfach
beobachtet. Daß demgegenüber ein Tier mit den kurzen Zangen
des Weibchens machtlos ist, wird jeder aus der Anschauung sich
überzeugen können. Im Jahre 1912 hatte ich eine Anzahl frisch
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden. 9
gesammelter ‚lebender Hirschkäfermännchen in Ermangelung an-
derer Unterbringungsorte auf kurze Zeit in meinen Hut getan,
beim Herausnehmen hatte ich zu meinem Schaden Gelegenheit,
die Gefährlichkeit der Waffe an den schweren Verletzungen ein-
zelner Tiere (zerbrochene Mandibeln, zerquetschtes Halsschild und
zerquetschte Flügeldecken usw.) festzustellen. Übrigens halte ich
meinen Finger nicht gern einem frischgeschlüpften Hirschkäfer
hin, ich glaube Herr Dr. Guenther würde auch bald vorsichtig
werden, die Mandibein schließen sich sehr schnell, lassen sich aber
nur recht langsam öffnen. Längere Zeit geflogene Tiere verlieren
allmählich die Kraft, gegen Ende der Flugperiode findet man sie
häufig tot an der Erde liegen. |
1), Dr. Fr. Ohaus, Stett. ent. Zeit. 1900, p. 188, berichtet
über Beobachtungen der Kopula bei Phyllodertha horticola, daß
das $ sich vom 2 stundenlang herumschleppen läßt, ohne oft zur
Kopula zu schreiten. Läßt sich ein solches ‚‚besetztes““ @ irgendwo
nieder, so hält sich in nächster Nähe noch ein anderer Bewerber
auf, der auf den Anschluß wartet. In ausgesprochenerem Maße
findet man dasselbe bei Pelidnota aeruginosa, ebenso glaubt Ohaus,
dies von verschiedenen anderen Arten annehmen zu können, deren
dg verdickte Klauenglieder und größere verdickte Klauen haben
(a. a. ©. 1909, p. 1 ). — Ferner erwähne ich die von Ohaus (a. a. O.
1909, p. 19) beobachteten rücksichtslosen Angriffe der 33 von
Bolax phaleratus auf in Kopula befindliche Pärchen.
12) L. Plate, Handwörterbuch d. Naturwissenschaften II,
Jena 1912, p. 906, hält es für möglich, daß die Variation des ö
von Lucanus cerous und anderer Insekten mit sekundären Ge-
schlechtsmerkmalen nicht erblich sei (fluktuierende Soma-
tion), indem die Größe von der Nahrungsmenge abhängig sei.
Dem stehen die Beobachtungen Ohaus’ entgegen, auch würde,
wenn die Fluktuation nicht erblich ist, die Vererbung der über die
Extreme hinausgehenden progressiven Entwicklung nicht möglich
sein. Dagegen spricht aber die Form des Kopfhorns von turkesta-
nicus, die entschieden auf eine progressive Entwicklung schließen
läßt, sowie überhaupt die arteigentümliche Entwicklung der sekun-
dären Geschlechtsmerkmale nicht allein bei Oryctes sondern z. B.
auch bei Lucanus syriacus, ferner bei den Ceratorhininen (Eudicella,
Dicranorhina usw.) H. J. Kolbe, Deutsche Zentralafr. Exped. V,
p. 272 u. v. a. Was für die rezenten Arten gelten soll, muß mit
demselben Recht auch auf die wahrscheinlichen oder hypothe-
tischen Stammarten bezogen werden. -— Dessen ungeachtet ist
nicht zu bestreiten, daß durch abnorme Nahrungsverhältnisse
vorübergehend nichterbliche Abweichungen entstehen können,
doch haben diese mit den Fluktuationen nichts gemein.
13) Hesse u. Doflein, Tierbau u. Tierleben I, 496. ‚Die
biologische Bedeutung ist nicht für alle sekundären Geschlechts-
merkmale die gleiche. Manche von ihnen dienen dazu, die Be-
gattung zu erleichtern, indem. sie entweder beim Festhalten der
12. Heft
30 Paul Minck:
2 von Nutzen sind oder zum Auffinden desselben oder zum ‚Sieg
im Kampf mit den Nebenbuhlern. Es ist leicht zu verstehen,
wie Merkmale dieser Art entstanden sind; solche Männchen, die
in jener Weise besser ausgerüstet waren, welche stärkere Haft-
zangen, schärfere Sinnesorgane, größere Muskelkraft und mäch-
tigere Waffen besaßen, gelangten bei reichlicher Bewerberschaft
leichter zur Fortpflanzung als ihre Konkurrenten und konnten
die Eigenschaften, die ihnen zum Vorteil waren, auf ihre Nach-
kommen vererben, die ihrerseits dadurch im Vorteil waren.‘
14) Hesse u. Doflein I, 500. „Es gibt eine ganze Anzahl Tier-
gruppen, bei denendie Männchen deutlich verschieden sind, während
die Weibchen nur mit Mühe unterschieden werden können“ usw.
15) Vgl. Prof. Dr. Karl Diener, Paläontologie u. Ab
stammungslehre (Samml. Göschen, Leipzig 1908) p. 92 u. f.
16) Y. Delage u. M. Goldsmith, Die Entwicklungstheorien
(Übers. v. Rosa Thesing, Verl. Th. Thomas, Leipzig) p. 45 erwähnt
nach Darwin, daß bei den Insekten die $g zuerst schlüpfen, anderer-
seits die kräftigsten und stärksten $9 zuerst fortpflanzungs-
fähig sind. Daher werden die stärksten und schönsten Exemplare
die besten Weibchen erringen, dagegen die schwächeren Weibchen
sich mit geringeren Männchen paaren. Letzteres findet eine im
allgemeinen übereinstimmende Bestätigung in der beim Colorado-
käfer (Doryphora decemlineata) beobachteten Kopulations-Cor-
relation (nach Power, L. Rhumbler, Handwörterbuch d. Natur-
wissensch. X, Jena 1915, p. 731ff.). Andererseits sind die Aus-
führungen in Hesse u. Doflein, Tierbau u. Tierleben I, 490, sehr
bemerkenswert, daß bei vielen Tierarten, so unter den Käfern bei
Xylotrupes gideon, beobachtet wurde, daß die 22 zwischen großen
und kleinen 34 keinen Unterschied machen. — Das frühere
Schlüpfen der J& ist bei Insekten öfter beobachtet worden, so
bei den Blattwespen (Dr. E. Enslin, Die Tenthredinoidea Mittel-
europas, Deutsche Entom. Zeit. 1912, Beiheft p. 24), bei den Mai-
käfern (Prof. B. Wanach, Berliner Entom. Zeitschr. 1909,
p. 141ff.) u. a. Möglicherweise ist die Protecandrie, d. h. das
frühere Schlüpfen des männlichen Geschlechts allen Insekten eigen.
OÖ. M. Reuter, Lebensgewohnheiten und Instinkte der Insekten,
p. 343. — Ohaus, Stett. entom. Zeit. 1909, p. 19, berichtet von
den südamerikanischen Ruteliden und anderen Lamellicorniern,
daß sie erst längere Zeit nach dem Schlüpfen geschlechtsreif werden
(Bolax salticola erst nach 3—4 Wochen). Sie sind während dieser
Zeit noch nicht ausgefärbt, so sind schwarze Coprophagen braun
(p. 67) usw. Geschlechtsunreife 99 werden nicht begattet. In
unseren Breiten finden wir diese Eigentümlichkeit der späten
Geschlechtsreife nach dem Schlüpfen bei den Lamellicorniern
nicht, doch sind diese Beobachtungen in Verbindung mit dem
Farbenwechsel sehr bemerkenswert.
17) Hesse u. Doflein, I, 500 sagt: „Es läßt sich der Gedanke
nicht von der Hand weisen, daß hier durch die Variabilität der
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden. 31
Männchen das Entstehen neuer Arten begünstigt worden ist.“
Da es sich um ähnliche Fälle handelt, würde der Gedankengang
diesern etwa entsprechen. — s. a. Darwin a. a. O. p. 208 1. Abs.
u. 259 unten.
18) C. G. Calwers Käferbuch, VI. Aufl., Einl. p. 17.
19) Dr. K. Friedrichs, Über den gegenwärtigen Stand
der Bekämpfung des Nashornkäfers (Oryctes rhinoceros L.) in
Samoa. Tropenpflanzer XVII, 1913, No. 10, 11, 12, p. 44. —
Auch Ohaus (a. a. O. 1909, p. 67) ist an südamerikanischen Coleop-
teren eine sehr kurze Entwicklungszeit aufgefallen (Macraspis
melanaria, Rutela dimorphı, Ptenomela gratiosa usw. = 1 Jahr).
20) Vgl. dazu Hesse u. Doflein I, p. 499 u. ff. ‚ Vererbung
männlicher Merkmale auf das Weibchen.“
21) So namentlich durch die Glazial-, Interglazialzeiten usw.
und mit diesen in Verbindung stehendem Klima- und Vegetations-
wechsel (so erwähne ich z. B. Hoops, Waldbäume u. Kulturpflanzen
im germanischen Altertum, Straßburg 1905, p. 248 u. f., „Allgem.
Vorherrschaft einer Glacialflora in Norddeutschland nach dem
Abschmelzen des Eises‘“), die Verschiebungen und Zersplitterungen
in der Verbreitung der auf bestimmte Daseinsbedingungen an-
gepaßten Tierwelt nach sich ziehen mußten. — Auf das palae-
arktische Verbreitungsgebiet der Gattung Oryctes näher einzugehen,
muß ich mir für später vorbehalten, doch findet sich ein gutes
Bild der auf diese Einwirkungen zurückzuführenden Folgeerschei-
nungen in der Verbreitung vieler Insekten in Prof. H. I. Kolbe,
Glazialzeitliche Reliktenfauna im hohen Norden, Deutsche Ent.
Zeitsch. 1912, p. 33 u u. ff. und Über die Elemente der Insekten-
fauna Deutschlands. Entom. Wochenblatt 1907. — Weniger in
Betracht kommend, weil von beschränktem Umfang, aber doch
bemerkenswert für das Faunenbild vieler Gegenden sind aus ge-
schichtlicher Zeit die mittelbaren oder unmittelbaren Eingriffe
von Menschenhand, so erwähne ich die Verdrängung des Nadel-
holzes und die Vorherrschaft des Laubwaldes im Mittelalter in
vielen Gegenden Deutschlands, der später wiederum vielfach dem
Nadelholz weichen mußte. (Hoopsa. a. O., p. 249). — In kleinem
Maßstab zeigt die Arbeit R. Heinrichs, Beitrag zur Feststellung
der Veränderungen der Berliner Großschmetterlingsfauna in
neuester Zeit. D. Ent. Zeitschr. 1917, p. 499, wie sich unmerklich
ein ständiger Wechsel vollzieht.
Ich muß dazu bemerken, daß dieser Vergleich noch keine
erschöpfende Erklärung bieten kann, vielmehr sind uns die Lebens-
gewohnheiten der Tiere noch zu wenig bekannt, um einen vollen
Einblick zu haben. Ich halte es aber für die Sache selbst für besser,
meine Gedanken zu äußern, als diese hochinteressante Erscheinung
ganz unbeachtet zu lassen und mich mit den gegebenen Tatsachen
abzufinden. — Im übrigen möchte ich auf die bereits vorher er-
wähnten Ausführungen Hesses (Hesse u: Doflein, Tierbau u.
Tierleben) p. 485{f.hinweisen. — Nach P. Kammerer, Handwörter-
12. Heft
32° Paul Minck:
buch der Naturwissenschaften X, Jena 1915, p. 206, hat man bei
Versuchen beobachtet, daß durch Temperaturerhöhung während
der Entwicklung die Weibchen von Grillen (Flügelverlängerung)
und Schmetterlingen (Färbung) den Männchen ähnlich werden.
Ich halte es nicht für wahrscheinlich, daß sich daraus allgemein
anwendbare Schlüsse ziehen lassen, es gibt in den Tropen auch
unter höheren Temperaturen, eine ganze Menge Käferarten mit
sekundärem Geschlechtsdimorphismus. — In der Variabilität der
sekundären Geschlechtsmerkmale und dem Dimorphismus vieler
tropischer ‚Käferarten liegt keine glatte Verneinung meiner Aus-
führungen, vielmehr kommen jeweils die besonderen Umstände in
Betracht, die berücksichtigt werden müssen, so ist es leicht denkbar,
daß die Ausschaltung der Selektion bei der Befruchtung der 99
und andere Ursachen, je nach der Tierart, Einflüsse auf dem Wege
der Verbreitung, geologische Momente usw. in Frage kommen
können.
23) Adolf Hoffmann, Col. Rundsch. 1916, p. 65, verurteilt
in seinen sehr beherzigenswerten Ausführungen die Aufstellung
von Varietäten unter Zugrundelegung der variablen Größe, ich
entnehme denselben aber auch, daß er Ausnahmen gelten läßt.
Mich interessieren diese Abweichungen von der Norm ganz be-
sonders, und es wäre mir sehr erwünscht, wenn denselben mehr
Beachtung geschenkt werden würde. Es entzieht sich allerdings
meiner Beurteilung, wieweit eine Benennung und Beschreibung
am Platze ist, ich wäre auch mit kurzen Hinweisen, wenn möglich
unter Berücksichtigung der lokalen Verhältnisse zufrieden.
24) Es wäre interessant festzustellen, wie weit bei diesen so-
genannten Hungerformen gegenüber norm>len Individuen die
Fortpflanzungsfähigkeit beeinflußt ist.
25) Im Gegensatz zu dem Zwergwuchs findet man auch Riesen-
wuchs, so erwähne ich die ‚Mastformen‘“ von Carabus arvensis
aus der Umgebung Wiens, der Champagne, den Südvogesen und
Südfrankreich (nach Adolf Hoffmann a. a. O.). — Von den
anderen nebenher gehenden Differenzierungen, die den Begriffs-
wert der Abweichung als Art, Rasse usw. kennzeichnen, sehe ich
hier ab.
26) Auch bei individuellen Abweichungen, so erwähne ich als
Beispiel die auffallenden Größenunterschiede bei dem afrikanischen
Rüsselkäfer Brachycerus apterus und dem in dieser Beziehung
nach Lengerken den 92 von Otiorrhynchus rotundatus eigenen
einseitigen Geschlechtsdimorphismus (Hanns von Lengerken,
Brachycerus apterus L. in tiergeographischer und systematischer
Beziehung. Sitzungsber. d. Gesellsch. naturf. Freunde, Berlin
1914, p. 103ff.)
??) Dr. E. Christeller, Die Mißbildungen der Schmetterlinge
und Versuche zu ihrer Erzeugung. Entomol. Mitteilung. 1917,
p. 9ff erwähnt mehrere Fälle gelegentlichen Auftretens von Zwerg-
und Riesenwuchses bei Schmetterlingen (m. Abb.).:
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden. 33
28) Dr. H. Kuntzen, Die tiergeographischen Verhältnisse in
der Pterostichinen-Subtribus Trigonotomini (Coleoptera Carabidae).
Sitzungsberichte d. Ges. naturf. Freunde. Berlin 1914, p.. 41ff.,
spricht den Gedanken aus, daß die Verkleinerung des Körper-
volumens bei den adephagen Käfern infolge Anpassung an ver-
änderte Nahrung: (kleinere Beutetiere) durch Verkürzung des
Verdauungstraktus, die eine entsprechende Verkleinerung der die
Organe umschließenden Körperhülle zur Folge hatte, entstanden ist.
2) Auf dem Kilima-Ndjaro erstreckt sich von 1700—2600
(3000) m kein tropischer Urwald, sondern ein wilder unberührter
Laubwald, der das Bild mitteleuropäischer Berglandschaften zeigt
(H. J. Kolbe, Geograph. Verbr. d. coprophag. Lamellicornier,
p. 567). Es ist wohl anzunehmen, daß die Klima- und Vegetations-
verhältnisse in den Gebirgen Westafrikas ähnlich sind. A. Seidel,
Deutsch-Kamerun, Berlin 1906, sagt, daß zwischen der Flora
des Kilima-Ndjaro und dem Kamerunberge sich eine auffällige
Übereinstimmung findet.
3) Kamerun, Belg. Kongo. (Westafrikan. Subregion, H. J.
Kolbe, Beiträge z. Geographie Westafrikas. Nov. Act. d. Ksl Leop.-
Carol. Deutsch Acad. d. Naturf., Bd. L, No. 3, Halle 1887, p. 161.)
31) Wenn die sekundären Geschlechtsmerkmale eine Außerung
‚des Kraftüberschusses darstellen kann man bei einer relativ
starken Entwicklung derselben annehmen, daß eine Anpassung
an Daseinsbedingungen bereits erfolgt ist, die vom Standpunkt
der das klimatisch günstige und fruchtbare Tal bewohnenden,
anders gearteten und morphologisch abweichenden Individuen
„ungünstige“ sein mögen, aber durch die Anpassung die Ungunst
verloren haben; einerseits wird eine Art, wenn sie in andere Da-
seinsbedingungen kommt, sich entweder anpassen, oder wenn die-
selben ihrer Existenz ‚ungünstig‘ sind, zugrunde gehen, anderer-
seits wäre bei gleichen Daseinsbedingungen keine Veranlassung
zur Differenzierung gegeben (vgl. die Ausführungen Handlirschs,
Fossile Insecten II, p. 1331, über Migration und Abänderung der
Organismen), auch würde bei einer Veränderung in irgendeiner
Richtung, die durch ihre Eigentümlichkeiten als Abweichung
charakterisierte Unterart, die von den Daseinsbedingungen ab-
hängig ist, scheinbar aussterben. Wie überall muß sich auch die
Differenzierung aus den kleinsten Anfängen heraus entwickeln.
. Die vertikale Verbreitung bietet wegen der unmittelbaren Auf-
einanderfolge verschiedener klimatischer Verhältnisse ein gutes
Bild, wie weit einzelne Arten sich bestimmten Daseinsbedingungen
anpassen können, das sich entsprechend zur Beurteilung der
phylogenetischen Beziehungen, der ursprünglichen kontinuier-
lichen Verbreitung usw. verwerten läßt. Bei diesen Betrachtungen
kommt natürlich die Abwägung der verschiedenen Begriffswerte
(Art, Varietät usw.) erst in zweiter Linie.
32) H. J. Kolbe, Die geographische Verbreitung der copro-
phagen Lamellicornier. Zool. Jahrb. Suppl. VIII, p. 555. — Er-
Archiv I en 3 12. Heft
34 Paul Minck:
wähnen möchte ich noch, daß Larven von Macraspis clavata, die
Ohaus auf dem Itacolumi bei Ouropreto gefangen hatte, viel
kleinere Käfer ergaben (20—21 mm), als solche aus Petropolis-
larven (26-30 mm). Sämtliche Larven waren bei gleichen
Feuchtigkeitsverhältnissen, Wärme und derselben Nahrung auf-
gezogen worden. Ohaus, Stett. entom. Zeit. 1900, p. 1981.
33) Betula nana, B. humilis, dann die ‚‚Gletscherweiden”,
Salix vetusa, S. Polaris usw. — Interessant ist eine besondere Art
der Anpassung der Weißbirke an niedrige Temperaturen, die der
Verkürzung des Sommers durch Austreiben der Blätter bei immer
niedriger beginnenden Anfangstemperaturen entgegenwirkt.
Drude, Handbuch d. Pflanzengeographie, Stuttgart 1890, v. 273.
— Die glazialen Anpassungen d. Steppenflora Centralasiens.
C. Schröter, Handwörterb. d. Naturw. IV, p. 813.
3) Hanns von Lengerken, Berl. entom. Zeit. 1913, p. 129
erwähnt, daß Märkel von Melasoma lapponicum die aus Lapp-
land stammenden Exemplare wegen ihrer Größe aufgefallen sind.
Diese Beobachtung konnte er nicht bestätigen, vielmehr wichen
die Exemplare, die ihm vorlagen, von Tieren anderer Gegenden
in der Größe nicht ab, auch befanden sich unter den Tieren der
verschiedensten Gegenden große Exemplare neben der Normal-
größe.
35) Doflein a.a. O. II, 876 führt einzelne Beispiele für Riesen-
wuchs in verschiedenen Tiergruppen in kalten Gegenden der Erde
an, den er auf bestimmte gesetzmäßige Einwirkungen auf die
Zellen zurückführt.
36) Albert Scobel, Geographisches Handbuch II (Bielefeld
u. Leipzig 1910), p. 155 u. f. West-Turkestan oder die Provinzen
Syr-Darja, Samarkand, Fergana und Semirjetschensk
erzeugt wie Transcaspien Reis, Weizen, Gerste, Hirse, Mais,
Hülsenfrüchte, Gemüse, Obst und Wein sowie Baumwolle und
Seide. Es betreibt ansehnliche Viehzucht und liefert viel Häute
und Wolle. Am fruchtbarsten und reichsten ist das Kesseltal
Fergana, reich bewässert vom mittleren Syr (Naryn) und seinen
Nebenflüssen. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt hier 16,50 C.
Im Winter steigt die Kälte zuweilen auf —20° und im langen
Sommer die Hitze auf 40°C, so daß Reis und Baumwolle vor-
trefflich gedeihen. — Prof. Dr. Wilhelm Sievers, Allgem.
Länderkunde, Asien. Leipzig u. Wien 1904, p. 467. In größeren
Höhen nehmen vor allem die Sommertemperaturen ab, die Winter
werden auch kälter, aber oft nicht im Verhältnis zu den Sommern.
In Karakol oder Prschewalsk (1770 m) nahe dem Issyk Kul ähnelt
die Temperatur der von Kuldscha bei einem Jahresmittel von
6,4, einem Januar von —5,5 und einem Juli von 17,10; in Narynskoje
am oberen Naryn (2020 m) betragen diese Werte 2.8—17,2 und 18,2°.
37), Das Narynbergland (Karagaitau-Narynsk) ‚gehört zum
westl. Tienschan zwischen dem Terskei Ala Tau und dem Kokschal
Tau. Es ist ein System von Parallelketten von bedeutender Höhe,
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden. 35
zwischen denen zwei Hochseen, der Sson Kul (2860 m) und der
Tschatyr Kul (3410 m) eingebettet sind. Vgl. Sievers, Asien,
p. 433. — Der Tienschan bildet eine Waldinsel inmitten der wald-
losen Steppen und Wüsten des Tarimbeckens und der Dschungarei.
Sein Nordfuß ist reich an Wiesen und Pappeln und überall, wo sich
Wasser sammelt, bilden sich Sümpfe mit Schilf, Gesträuch und
Salzpflanzen. Daneben gewinnen Wälder von Lärchen, Rot-
tannen (Picea schrenckiana) und Eschen immer mehr Raum, unter
denen Wacholder, Geisblatt, Rosen und mannigfache Beeren
tragende Sträucher, wie die schwarze Johannisbeere und die
Stachelbeere wuchern. Namentlich die Picea schrenckiana bildet
in der Höhe von 1500—2800 m in der Zone der Winterschnee-
wolken dichte Wälder. Diese Wälder bedecken jedoch besonders
nur den Nordabhang des Gebirges, während die südliche Seite
ärmer an Baumwuchs ist. Die Baumgrenze steigt nach Osten
von 2800—83500 m. Auf den oberhalb der Wälder ausgebreiteten
Hochwiesen blühen Veilchen, Vergißmeinnicht, Primeln, Ane-
monen, Päonien, Ranunkulazeen, Tulpen usw., und auf diese
Bergwiesen, über den die Sommerregenwolken lagern, treiben die
Kirgisen ihre Herden. Am waldärmeren Südabhange steigen
Lärchen nur bis 450 m Höhe, Tannen vereinzelt bis 2100 m empor,
während sie auf der Nordseite noch in 2700 m Höhe gedeihen.
Vgl. Sievers, Asien, p. 474. — Wie ich €. Schröter, Geographie
d. Pflanzen (Handwörterbuch d. Naturw.), Dr. Theod. Kotschy,
Die Eichen Europas und des Orients, Drude, Handbuch d. Pflanzen-
geographie, A. Engler u. K. Prantl, Die natürl. Pflanzenfamilien
(III, 1, 52) entnehme, sind von Fagaceen nur einige Quercus-
Arten in Centralasien verbreitet (Quercus robur ?), doch scheinen
auch von diesen in dem hier in Frage kommenden Gebiet keine
vertreten zu sein, dagegen Birken, Espen u. a. mitteleuropäische
Holzarten.
38) Ich erinnere an Orycies grypus Ill., der u. a. auch von
Schaufuss in Calwers Käferbuch (VI. Aufl.) als Varietät ‘des
nasicornis L. bezeichnet wird, obgleich, wie ich in der D. E. Z.
1915, p. 533 erwähnte, und wie ich später an anderer Stelle noch
eingehender darzulegen beabsichtige, die ursprünglichen Ver-
breitungswege beider Arten ganz verschiedene waren. — Bemerken
möchte ich noch, daß ich persönlich im allgemeinen auf dem Boden
der Auffassung Kolbes (Beiträge z. Zoogeographie Westafrikas,
p. 174) stehe; es genügt auch mir die konstante Abweichung als
solche festzustellen, gleichgültig, ob dieselbe als Art, Unterart,
Varietät usw. aufgefaßt wird.
3) Z. B. bei Pelidnota alliacea Germ., die trotz abweichender
Lebensweise im G. H. Katalog als Synonym zu aeruginosa gestellt
wurde. Ohaus, Stett. entom. Zeit. 1900, p. 191.
40) Ich wähle dieses Beispiel wegen seiner Übersichtlichkeit,
es sind auch eine ganze Reihe ähnlicher Fälle aus der Entomologie
bekannt.
3* 12. Heft
36 Paul Minck: : /
Verzeichnis der von mir benutzten Literatur.
Brunelli, La metamorfosi degli Insetti e la filogenesi dei Coleotteri.
Rivista Italiana di Scienza nat., Bd. 24 (1904).
C. G. Calwers Käferbuch, Naturgesch. d. Käfer Europas. VI. Aufl.,
bearbeitet von Camillo Schaufuss. Stuttgart 1916.
Dr. E. Christeller, Die Mißbildungen der Schmetterlinge und Ver-
suche zu ihrer Erzeugung. Entomol. Mitteil. 1917, Heft 1—3.
Charles Darwin, Die Entstehung der Arten. Übers. von David
Haek. Leipzig, Verlag Philipp Reclam jun.
Y. Delage u. M. Goldsmith, Die Entwicklungstheorien. Übers. v.
Dr. Rose Thesing. Verlag Theod. Thomas, Leipzig.
Prof. Dr. Karl Diener, Paläontologie und Abstammungslehre.
Samml. Göschen, Leipzig 1910.
O. Drude, Handbuch d. Pflanzengeographie. Stuttgart 1890.
A. Engler u. K. Prantl, Die natürlichen Pflanzenfamilien II.
1. Leipzig 1894.
Dr. E. Enslin, Die Tenthredinoidea Mitteleuropa Deutsche
Entom. Zeitschr. 1912 (Beiheft).
Dr. K. Friedrichs, Über den gegenwärtigen Stand der Bekämpfung
des Nashornkäfers (Oryctes rhinoceros L.) in Samoa. Tropen-
pflanzer XVII. Jahrgang 1913, No. 10, 11, 12.
Dr. Konrad Guenther, Der Kampf um das Weib in Tier- und
Menschenentwicklung. Stuttgart 1909.
Anton Handlirsch, Die fossilen Insekten und die Phylogenie der
rezenten Formen. Leipzig 1906/07.
R. Heinrich, Beitrag zur Feststellung der Veränderungen der Ber-
liner Großschmetterlingsfauna in neuester Zeit. Deutsche
Entom. Zeitschr. 1916, p. 499ff.
Dr. Riehard Hesse u. Dr. Franz Doflein, Tierbau und Tierleben in
ihrem Zusammenhang betrachtet. Bd. I u. II. Leipzig u.
Berlin 1910—1914.
Dr. Eduard Hille, Die äußerlichen Geschlechtsauszeichnungen bei
Coleopteren. Coleopt. Rundsch. 1914, p. 1ff.
Adolf Hoffmann, Entomologische Erörterungen. Coleopt. Rundsch.
1916, p. 63ff.
Johannes Hoops, Waldbäume und Kulturpflanzen im germa-
nischen Altertum. Straßburg 1905.
P. Kammerer, Variabilität. Variation der Tiere und Pflanzen.
N d. Naturwissensch., Bd. X (Jena 1915),
181 ff.
Prof H. ]. Kolbe, Beiträge zur Zoogeographie Westafrikas. Nova
Acta d. Ksl. Leop.-Carol. deutschen Akademie der Natur-
forscher, Bd. L, Nr. 3, Halle 1887.
— Über die Elemente der Insektenfauna Deutschlands. Entom.
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— Glazialzeitliche Reliktenfauna im hohen Norden. Deutsche
Entom. Zeitschr. 1912, p. 33ff.
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden. 37
— Über die Lebensweise und die geographische Verbreitung der
coprophagen Lamellicornier. Zool. Jahrb., Supplem. VIII,
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— Scarabaeiden. Deutsche Zentralafrika-Expedition V.
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Dr. Theod. Kotschy, Die Eichen Europas u. d. Orients. Wien u.
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ziehung. Sitzungsber. d. Gesellsch. naturf. Freunde, Berlin.
Jahrg. 1914, No. 3, p. 103 ff.
Prof. Dr. Ludwig v. Mehely, Species generis Spalax. Die Arten
der Blindmäuse in systematischer und phylogenetischer Be-
ziehung. Mathematische und Naturwissenschaftl. Berichte
aus Ungarn. 28. Bd. (1910). Leipzig 1913.
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11.1. Jena, 1912, .p: 897.£;
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‘ Berlin 1913. $
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sekundären Geschlechtscharaktere, insbesondere bei den Blatt-
hornkäfern. Kosmos, Zeitschr. f. Entwicklungslehre und ein-
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M. Buch, Berlin 1913.
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C. Schröter, Geographie d. Pflanzen. Handwörterbuch d. Naturw.
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Albert Seobel, Geographisches Handbuch. Bielefeld u. Leipzig 1910.
12. Heft
38 Karl Landrock:
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Prof. Dr. Wilhelm Sievers, Allgem. Länderkunde. Asien. Leipzig
u. Wien 1904.
Johann Swammerdamm, Bibel der Natur. Leipzig 1752.
M. Vivien de Saint Martin, Nouveau Dictionnaire de Geographie.
Paris 1890.
Prof. Bernhard Wanach, Statistisches über Melolontha hippocastani
Fabr. Berliner Entom. Zeitschr., Bd. LIV, Jahrgang 1909,
3. 441 TR
— ne v. 17. IV. 16. — Deutsche Entomol. Zeitschr. 1916,
p- 352 (Oryctes nasicornis u. Ceratophyus typhoeus).
Die Pilzmückengattung Dynatosoma Winn.
Von
Karl Landrock, Brünn.
(Mit 17 Abbildungen.)
Die Pilzmückengattung Dynatosoma wurde von Winnertz in
der Monographie der Pilzmücken, Verh. der zool.-bot. Ges. Wien,
1363, S. 947, begründet.
Die daselbst aufgestellte Charakteristik der Gattung deckt
sich aber nicht mehr vollinhaltlich mit der heutigen Auffassung,
so daß entweder für einige Arten eine neue Gattung errichtet oder
aber der Gattungscharakter entsprechend erweitert werden muß.
So sind nach Winnertz die Hinterschienen außen mit drei
Reihen von Borsten versehen, während inaequale Strobl, majus
Land. und von den außereuropäischen Arten Zhoracicum Coquill.
und placidum Joh. stets nur zwei Reihen von Außenborsten auf
den Hinterschienen zeigen.
Nach Winnertz liegt die Basis der Untergabel unter- oder auch
jenseits der Obergabelbasis, während dieselbe bei inaequale
Strobl, mediastinale Lundst. und der amerikanische Placidum Joh.
weit vor dieser Stelle liegt.
Ebenso kann auch die Zeichnung der Flügel mit Zentralfleck
und Präapikalbinde nicht als charakteristisches Gattungsmerkmal
gelten, da es auch Dynatosoma-Arten mit ganz ungefleckten Flügeln
(mediastinale Lundst. und Placidum Joh.) gibt.
Die nur mit zwei Borstenreihen auf den Hinterschienen ver-
sehenen Arten sind trotzdem echte Dynatosomen, denn sie zeigen
in der Bauart des Hypopygiums denselben Typus wie jene mit
drei Borstenreihen.
Die Pilzmückengattung Dynatosoma Wenn, 39
Anders verhält sich die Sache bei jenen Arten, deren Unter-
gabelbasis weit gegen den Flügelgrund zurückgezogen erscheint
(Fig. 13), die also im Flügelgeäder von dem Gattungscharakter
abweichen. Hier läßt sich ein bestimmtes Urteil nicht ohne weiteres
fällen, da von diesen Arten bisher nur Weibchen bekannt sind;
nur von placidum ist auch das Männchen beschrieben, doch gibt
Johannsen in seiner Arbeit: The Fungus Gnats of North America
1912, IV. Teil, leider keine Abbildung des Hypopygiums, sondern
bloß eine kurze Beschreibung desselben, die aber zu einer klaren
Vorstellung nicht hinreicht. Johannsen zählt Placidum trotz des
abweichenden Flügelgeäders zur Gattung Dynatosoma und auch ich
kann mich bezüglich der europäischen Arten mediastinale und
inaeguale der von Lundström (Acta soc. pro fauna et flora fenn.
1909 p. 22) ausgesprochenen Ansicht: ‚Die Art (mediastinale) steht
wahrscheinlich dem D. inaeguale Str. nahe, und vielleicht könnten
diese beiden Arten mit Fug eine besondere Gattung bilden‘, inso-
lange nicht anschließen, so lange diese Anschauung nicht durch
die Untersuchung der männlichen Geschlechtsteile unterstützt
werden kann.
Zur Gattung Dynatosoma gehören nach Kertösz, Katalog der
paläarktischen Dipteren, Band I, 1903, — Johannsen, Genera
insectorum 1909 und den seither erschienenen Neubeschreibungen
nachfolgende Arten:
A. Europäische Arten:
1. fuscicorne Mg. — System. Beschr. Band I, 261. 1818.
2. thoracicum Zett. — Ins. Lapp. 864, 1838 (Mycetophila).
3. migricoxum Zett. — Dip. Scand. Band 11, 4187, 1852
(Mycetophila).
4. Iutescens Zett. — Dip. Scand. Band 11, 4178, 1852 (Myce-
tophila).
5. nobile Loew — B. E. Z. Band 18, 35. 1873.
6. chochlare Strobl — Mitt. nat. Ver. Steierm. 181, 1894.
7. vufithorax Strobl — Mitt. nat. Ver. Steierm. 180, 1894.
8. inaequale Strobl — Verh. u. Mitt. siebenb. Ver. f. Naturw.
Hermannstadt. 13, 1896. |
9. mediastinale Lundst. Acta soc. fauna flora fenn. S. 29,
1907 (Rymosia).
10. majus Land. W. E. Z. 1912, S. 38.
11. nıgromaculatum Lundst. Annal. mus. nat. hung. XI.
S..220,:.1913:
B. Außereuropäische Arten:
1. fulvidum Coquill. The Canad. Entom. Vol. 27, S. 200, 1895.
2. gracile Kert. Term. Füzet. S. 24 (403), 1901.
3. thoracicum Coquill. Proc. U. S. Nat. Mus. Vol. 23, S. 598,
1901. |
12. Heft
40 Karl Landrock:
4. nigrinum Joh. Maine agric. exp. stat. Orono, p. 75, 1912.
5. placidum Joh. Maine agric. exp. stat. Orono, p. 76, 1912.
C. Fragliche Arten, die hierher gehören dürften, werden von
Johannsen angeführt:
1. amabile Duf. Annal. Sci. Nat. ser. 2, XII, 23, 1839 (Myce-
tophila).
2. terruzineum Zett. Dip. Scand. XII. 4913, 1855 (Myceto-
hila).
9. Seth Walk. Ins. Brit. III, 16, 1856 (Mycetophila).
4. bifasciatum Walk. Nach Edwards, Annal. cand. Mag. Nat.
Hist. 1913, p. 56 (Mycetophila).
Als Synonyma sind anzusehen:
1. Draeustum Mg. System. Beschr. Vol. 6, S. 298, 1830
(Mycetophila) = fuscicorne Mg.
2. recibrocum Walk. List. Dipt. Brit. Mus. I, 95, 1848 (Myce-
tophila) = D. nigricoxa Zett. Nach Edwards, Notes on
British Mycetophilidae in Trans. of the entom. soc. of
London 1913, p. 338.
Die von Skuse in Proc. Linn. soc. N. S. Wales Vol. 5, 1890, S. 627
beschriebene Art D. sydneyense und die fossile Art D. crassicorne
Meun. (Mon. Mycet. etc. p. 172, 1904) gehören in die Gattung
Synplasta Skuse.
D. fuscicorne Mg. ist die Type, auf welche Winnertz seine
Gattung begründet hat und wohl die häufigste und gemeinste aller
Arten. Sie variiert meiner Erfahrung nach im Kolorit sehr wenig
und zeigt im allgemeinen immer eine schwarze oder dunkel schwarz-
braune Färbung. Sehr verschieden sind aber diese Mücken in der
Größe. Ich besitze mährische Stücke, die kaum 4 mm Länge
erreichen, während andere, meist 29, bis 7 mm lang sind. Die
kleinen und großen Stücke zeigen aber im Bau der Geschlechts-
organe keinerlei Unterschied.
D. nigricoxum Zett. und nigromaculatum Lundst. sind zwei
leicht kenntliche Arten, die sich von den anderen durch die schwarz-
braunen Mittel- und Hinterhüften unterscheiden. Bei nigromacu-
latum Lundst. ist das erste Wurzelglied der Fühler schwarzbraun,
die Hinterschenkel sind an der Spitze in ausgebreiteter Weise
(oberseits bis zur Hälfte des Schenkels) geschwärzt, die Vorder-
schenkel haben unterseits, nahe an der Spitze einen schwarzen Fleck
und die Untergabelbasis liegt weit jenseits der Obergabelbasis.
Bei nigricoxum Zett. ist das erste Wurzelglied der Fühler gelb, die
Vorderschenkel sind ganz gelb, die hintersten nur an der Spitze
geschwärzt, so daß die Schwärzung höchstens den vierten Teil der
Schenkellänge erreicht und die Untergabelbasis liegt fast senkrecht
unter der Obergabelbasis. Auch an der zweiästigen Unterzange des
Hypopygiums (Fig. 9 u. 10), die selbst am trockenen Insekt stets
deutlich erscheint, ist nigricoxum Zett. von nigromaculatum Lündst.
leicht unterscheidbar, bei welch letzterer Art diese Zange einfach
ist und wegen ihrer Kleinheit wenig auffällt (Fig. 7 u. 8).
Die Pilzmückengattung Dynatosoma Winn. 41
D. nobile Lw. scheint mir nach der kurzen Beschreibung nicht
genügend scharf umgrenzt zu sein, so daß ich lange Zeit zweifelte,
ob meine neue Art majus nicht doch als nobile anzusprechen wäre.
D. nobile gleicht, wie Loew schreibt, vollständig den heller
gezeichneten Stücken von fuscicorne Mg. Einen Farbenton nennt
Loew in seiner Beschreibung überhaupt nicht. Ich habe viele Stücke
von fuscicorne Mg. gesehen und untersucht, immer aber gefunden,
daß die Farbe im allgemeinen als schwarz oder höchstens als
schwarzbraun bezeichnet werden muß. Der Thorax ist schwarz,
die Schulterflecken in größerer oder kleinerer Ausdehnung gelb,
bei dunkleren Stücken gelbbraun. Die drei Thoraxstriemen sind
immer vollständig zusammengeflossen, so daß man eigentlich von
12. Heft
49 Karl Landrock:
Striemen nicht recht reden kann. D. majus ist aber entschieden
als gelb oder gelbbraun zu bezeichnen, zeigt deutlich getrennte
dunkle Thoraxstriemen und wenn diese fehlen (bei einem Weibchen),
dann ist der ganze Mittelleib gelb. Wenn mobile dem fuscicorne Mg.
gleicht, hat es auch, wie dieses, drei Reihen von Außenborsten auf
den Hinterschienen, während majus deutlich nur zwei solche
Reihen aufweist. Ich glaube kaum, daß einem so scharfen Beob-
achter wie Loew ein derart in die Augen springendes Unterschei-
dungsmerkmal entgangen wäre.
Was Loew endlich von dem Hypopygium von D. nobile sagt (Hy-
popygium weniger aufgeblasen), ist herzlich wenig und zum Er-
kennen einer Art ganz unzureichend. Das Hypopygium von fusei-
corne Mg. ist schwarzbraun und da Loew keinen Unterschied angibt,
muß angenommen werden, daß dies auch bei nobile der Fall ist.
D. majus hat aber ein helles, gelbbraunes Hypopygium, das auch
in dürrem Zustande derart von dem des /uscicorne Mg. abweicht,
daß Loew bestimmt mehr davon gesagt hätte. Das präparierte
Hypopygium ist dem von fuscicorne Mg. ganz unähnlich und zeigt
den Typus des Hypopygiums von chochleare Strobl, ja es gleicht
demselben von oben gesehen sogar recht auffallend (Fig. 1 u. 11).
D. chochleare Strobl gleicht im Habitus ebenfalls dem fusci-
corne Mg., ist aber kleiner und besitzt ein ganz schwarzes Schildchen.
Das schwarzbraune Hypopygium ähnelt dem von D. majus Land.,
doch sind die Oberzangenarme anders gebildet (Fig. 1. u. 2).
D. rufithorax Strobl ist eine durch die auffallende Körper-
zeichnung gut charakterisierte Art. Der ziegelrote, rotgelb gerän-
derte Thoraxrücken, das schwarze, mit einem gelben Mittelstreifen
gezierte Schildchen, die schwarzen Brustseiten und der ebenso
gefärbte, mit schmalen gelben Einschnitten gezeichnete Hinterleib
lassen das Tier leicht wieder erkennen.
D. rufithorax Strobl in der Färbung nahestehend sind die
Zetterstedtschen Arten ferrugineum, thoracicum und lutescens.
Zetterstedt beschreibt von allen dreien nur die Weibchen; von
thoracıcum Zett. und ferrugineum Zett. hat Lundström in Acta soc.
pro fauna et flora fenn. 1907 resp. 1912 auch die Männchen bekannt
gemacht, die Hypopygien jedoch nicht untersucht. Alle drei sind
nordische Arten.
Die beiden Arten inaequale Strobl und mediastinale Lundst.
unterscheiden sich von allen übrigen durch die weit vor der Ober-
gabelbasis liegende Untergabelbasis: D. inaeguale hat gefleckte,
mediastinale aber ganz ungefleckte Flügel. Die letztere Art hat
überdies eine vorn: dreieckig vorgezogene Stirne und in Reihen
gestellte Thoraxborsten, wodurch sie nicht recht in die Gattung
Dynatosoma hineinpaßt. Freilich paßt sie ebensowenig in eine andere
Gattung. Von Rymosia trennt siedielange Ader sc, (Mediastinalis),
von Trichonta die kräftige Analis und die Thoraxbeborstung. Lund-
ström hat die Art zuerst als Rymosia beschrieben, später aber trotz
der abweichenden Merkmale zu Dynatosoma gestellt.
Die Pilzmückengattung Dynatosoma Winn. 43
Von beiden Arten sind bisher nur die Weibchen bekannt
gemacht worden; inaequale ist eine ungarische, mediastinale eine
nordische Art (Finnland).
Von den außereuropäischen Arten hat nigrinum Joh. sehr große
Ähnlichkeit mit fuscicorne Mg. Die Beschreibung enthält als ein-
zigen Unterschied die Angabe, daß der Thoraxrücken nicht bloß
an den Schultern, sondern auch an den hinteren Ecken breit
rötlichgelb gefärbt ist. Die Abbildungen des Hypopygiums, die
Johannsen Tafel 7, Fig. 19 Genera insectorum, fasc. 93 und Fig. 58
The fungus gnats of north america, Teil IV, gibt, scheinen mir
sehr dem Hypopygium von fuscicorne Mg. zu gleichen; leider
stellen beide Figuren die männlichen Geschlechtsorgane nur von
der Seite dar.
Die Coquillett’sche D. thoracicum muß einen anderen Namen
bekommen, da die Zetterstedt’sche Mycetophila thoracica unbedingt
zu Dynatosoma gestellt werden muß und zwei gleiche Namen in
dieser Gattung vorkommen würden. Ich schlage hierfür den Namen
12. Heft
44 Karl Landrock:
Dynatosoma Coquilleiti nov. nom. vor. D. placidum Joh. gehört
in die Gruppe inaequale Strobl, mediastinale Lundst., fulvidum
Coquill. zu den gelbgefärbten Arten.
Charakteristik der Gattung Dynatosoma Winn.
Kopf länglichrund, vorn flachgedrückt. Stirne breit, am Vorder-
rande nicht vorgezogen (ausgenommen bei D. mediastinale), Netz-
augen länglichrund;; meist nur 2 Punktaugen vorhanden; wenn das
mittlere entwickelt ist, erscheint es stets sehr klein. Fühler 2-+14-
gliedrig, die Wurzelglieder an. der Spitze borstig, die Geißelglieder
ilaumhaarig. Taster 4-gliedrig, eingekrümmt.
Thorax anliegend behaart, auf dem Rande (selten auch auf
der Mitte: mediastinale) beborstet. Schildchen mit Randborsten.
Beine kräftig, Schenkel breit gedrückt, Schienen bespornt, auf der
Außenseite mit Borstenreihen.
(Bezeichnung des Geäders nach Johannsen.)
Flügel ungeileckt oder mit Flecken und Binden geziert. Costa
nicht über den Radial-sector hinausreichend, Subcosta lang, in
den Radius mündend, Ouerader sc, fehlt. Radialsector einfach.
Media und Cubitus gegabelt. Basis der Cubitalgabel vor, unter
oder jenseits der Mediangabelbasis. Analis derb und lang, den
Flügelhinterrand aber nicht erreichend. Hinterleib des & sechs-
ringelig, beim 2 siebenringelig, von der Seite zusammengedrückt,
an der Wurzel verengt.
Das Hypopygium besteht aus der lamina basalis, welche eine
mehr oder weniger aufgeblasene, oben offene, unten geschlossene
Kapsel bildet, deren obere Öffnung von den laminae superae bedeckt
ist, an derem hinteren Rande die Haltzangen befestigt sind. Die
Unterzange ist ziemlich groß, oft blattartig, einfach oder mehrästig;
die Oberzange besteht aus verschieden geformten Armen.
Die weiblichen Legeröhren der einzelnen Arten gleichen ein-
ander sehr und bieten wenig charakteristische Merkmale. Die
Pars basalis infera sind meist einfach und mit kräftigen Borsten
besetzt. Die lamellae posteriores sind länglichrund und zart
behaart (Fig. 5 u. 6).
Über die ersten Stände von Dynatosoma-Arten fand ich in der
Literatur nur bei Dr. P. Sack, Beiträge zur Kenntnis der Fauna
der Umgegend von Frankfurt a. M. (Ber. d. Senckenb. naturf.
Ges. Frankfurt a. M. 1907, p. 15) die Angabe: D. fuscicorne Mg..
v. Heyden zog die Art im August aus Schwämmen.
Die entwickelten Mücken trifft man vom Frühlinge bis zum
Herbste an feuchten Waldwegen, moosigen Felsspalten etc. Einige
"Arten sind jedoch sehr selten.
Tabelle zum Bestimmen der europäischen Arten.
1. Basis der Cubitusgabel deutlich vor der Wurzel der mittleren
Querader (m-r) 2
Basis der Cubitusgabel unter oder jenseits der Basis der
Mediangabel 8
Die Pilzmückengattung Dynatosoma Winn. 45
2. Flügel gefleckt inaequale Strobl
Flügel ungefleckt mediastinale Lundst.
3. Alle Hüften gelb 4
Mittel- und Hinterhüften schwarz oder schwarzbraun al
4. Thorax vorherrschend schwarz 5
Thorax gelb, gelbbraun oder ziegelrot 7
5. Schildchen schwarz chochleare Strobl
Schildchen gelb, gelbbraun, höchstens auf dem Grunde schwarz6
6. Kleinere Art, 4-51, mm, Flügeladern hellbraun fuscicorne Mg.
Größere Art, 6-7 mm, die Flügelflecken und das Geäder
schwärzer nobile Loew
7. Große Art, 7—8 mm; Hinterschienen nur mit zwei Borsten-
reihen majus Land.
Kleinere Arten, 5—51;, mm 8
8. Ganz gelb gefärbte Mücken, höchstens auf den Ringen des
Hinterleibes unbestimmte, schmale, dunklere Basalbinden
lutescens Zett.
Hinterleib in ausgedehnter Weise verdunkelt, braun oder
schwarz I)
9. Thoraxrücken mit drei dunklen Striemen ferrugineum Zett.
Thoraxrücken ungestriemt 10
10. Schildchen ungefleckt, gelb thoracicum Zett.
Schildchen schwarz mit gelbem Mittelstreifen, Thorax ziegelrot
rufithorax Strobl
11. Unterzange groß; zweiästig; erstes Basalglied der Fühler gelb;
_ — Hinterschenkel nur an der Spitze schwarz nigricoxum Zett.
Unterzange klein, wenig auffallend, einfach; erstes Basalglied
der Fühler schwarz; Spitzenhälfte der Hinterschenkel schwarz
nigromaculatum Lundst.
Beschreibung der Arten der Gattung Dynatosoma Winn.
1. Dynatosoma fuscicorne Mg.
System. Beschr. I, 161, 1818.
braeustum Mg. System. Beschr. VI, 298, 1830 (Mycetophila).
&: Schwarzbraun. Untergesicht, Stirne undScheitel schwarz-
braun. Fühler braun, Wurzelglieder und die Basis des ersten
Geißelgliedes rotgelb, Taster gelb. Mittelleib schwarzbraun,
Thoraxrücken schwarz, mit größeren oder kleineren gelben Schulter-
flecken, selten ganz schwarz, gelbhaarig. Schildchen gelb, von der
Basis her mehr oder weniger verdunkelt, nur die Spitze gelb;
Randborsten gelb. Schwinger blaßgelb. — Hüften und Beine gelb,
gelbhaarig, Hinterhüften oft braun gefleckt. Hinterschenkel mit
schwarzer Spitze und schwarzbraunem Wisch auf der Unterseite.
Hinterschienen an der Spitze verdunkelt, außen mit drei Borsten-
reihen besetzt. Tarsen braun mit hellerer Wurzel.
Flügel graulich getrübt, mit dunkler Spitze, braunem, bis zum
Vorderrande reichendem Zentralfleck und brauner Bogenbinde
vor der Spitze (Fig. 14). Die Basis der Untergabel deutlich jenseits
12. Heft
46 Karl Landrock:
der Obergabelbasis. Hinterleib schwarzbraun, mit anliegenden
gelben Härchen besetzt. Die Ringeinschnitte schmal gelblich.
Hypopygium schwarzbraun (Fig. 3 u. 4).
@: In der Färbung dem $ vollständig gleichend, doch meist
größer. Legeröhre weit vorstehend, gelbbraun.
Größe 4—5 1, mm. — Vorkommen: Gemein in Mittel- und Nord-
europa. — Wird fast in allenVerzeichnissen und Faunen angeführt.
2. Dynatosoma nobile Loew.
B. E.!.27.7873, 39.
32: Den heller gezeichneten Exemplaren von Dynatosoma
fuscicorne Mg. ähnlich, aber größer, mit schwärzeren Adern und
Flügelzeichnungen; Stiel der vierten Hinterrandzelle kürzer.
Hypopygium des Männchens weniger aufgeblasen und die Lege-
röhre des Weibchens mäßig länger. Länge des Körpers: $ 6 mm,
27 mm; Flügellänge: $ 6 mm. 2 61, mm. Vorkommen: Ungarn.
— Thalhammer, Fauna regni hungarica, 1899 (Götzenberg, Alpes
Kernecska-Csöka, Kom. Krassö-Szöreny). — Strobl, Sieben-
bürgische Zweiflügler, 1897 (Götzenberg).
3. Dynatosoma chochleare Strobl.
Mitt. Ver. Steiermark 1894, 181.
3: Kopf ganz schwarzbraun, Taster gelb, Fühler braunschwarz,
die Wurzel- und die ersten Geißelglieder rotgelb. Thorax
schwarz, mit großem, gelben Schulterfleck und gelber Behaarung,
auf dem Rande mit gelben Borsten. Schildchen ganz schwarz mit
gelbbraunen Randborsten. Hüften und Schenkel blaßgelb, die
Spitzen der vier hintersten Schenkel schwarz, ihre Schienen an der
Spitze verdunkelt. Hinterschienen mit drei Borstenreihen auf der
Außenseite. Flügel mit Zentralfleck und Binde; ersterer reicht bis
zum Flügelvorderrande, die Binde im unteren Teile verblaßt und
undeutlich, mit der schwachen Trübung der Spitze breit verschmol-
zen, so daß das Spitzendrittel des Flügels bis auf einen helleren
Fensterfleck dunkler erscheint (Fig. 17). Die Untergabel liegt
senkrecht unter der Obergabelbasis. Der Hinterleib ist schwarz,
etwas glänzend, mit schmalen, lichten Einschnitten und anliegender
gelber Behaarung. Hypopygium schwarzbraun, mit breiter, auf-
iallender Unterzange (Fig. 1 u. 2).
Q: (Von Strobl nicht beschrieben). In der Färbung, Größe und
Flügelzeichnung dem Männchen vollständig gleichend. Die Unter-
.gabelbasis liegt etwas näher der Flügelwurzel, fast senkrecht unter
der Wurzel der mittleren Ouerader. Legeröhre vorstehend, dunkel-
braun (Fig. 6).
Größe 4—4%1, mm. —- Vorkommen: Mittel- und Nordeuropa.
Häufig.
4. Dynatosoma majus Land.
W.IE.TZ. 1012,90388.
3: Untergesicht, Rüssel und Taster gelb, Stirne und Scheitel
braun, gelblich schimmernd. Fühler braun, die Basalglieder und
Die Pilzmückengattung Dynatosoma Winn. 47
zwei bis drei Geißelglieder gelb. Mittelleib gelb; Thorax mit drei
braunen Längsstriemen. Schildchen braun mit gelbem Mittelstreif.
Hinterrücken braun, Brustseiten gelb mit drei großen, braunen
Flecken. Hüften gelb, die hintersten mit brauner Makel an der
Spitze. Schenkel gelb, die Mittel- und Hinterschenkel an der Spitze
breit schwarzbraun und ebensolchem Fleck an der Basis der Unter-
seite. Schienen bräunlich mit dunkler Spitze, Tarsen braunschwarz.
12. Heft
48 Karl Landrock:
Hinterschienen auf der Außenseite nur mit zwei Borstenreihen.
Flügel mit kräftigen, braunschwarzen Adern, intensivem Zentral-
fleck, der nicht in die Unterrandzelle hineinragt, einer deutlichen
Zickzackbinde vor der Spitze und einem blassen Spitzensaume;
Binde und Spitzensaum hängen nicht zusammen. Auch in der
Analzelle ein blaßbräunliches Fleckchen (Fig. 16). Basis der Unter-
gabel nur wenig jenseits der Obergabelbasis gelegen.
Hinterleib dunkel rostbraun, die Hinterränder der einzelnen
Ringe lichter, gelblich, Behaarung anliegend, gelb. Von der Seite
betrachtet, schimmert der Hinterleib gelb und es erscheinen auf
dem Rücken dunkle, dreieckige, mit der Spitze nach vorn gerichtete
Flecken. Hypopygium rostbraun (Fig. 11 u. 12).
@: Mittelleib heller gefärbt, die Striemen weniger scharf,
manchmal ganz fehlend, doch sind in diesem Falle die Brustseiten
einfarbig gelb. Hinterleib rotgelb, die dreieckigen Rückenflecken
sind in einem schwach bräunlichen Ton angedeutet. Ringeinschnitte
manchmal dunkler. Legeröhre rotgelb (Fig. 5).
Größe 7—8 mm. — Vorkommen: Mähren, Adamstal bei Brünn.
5. Dynatosoma vufithorax Strobl
Mitt. nat. Ver. Steiermark, 1894, p. 180.
d: Untergesicht rotbraun. Fühler ziemlich dick, schwarz-
braun, die drei Basalglieder ganz, das vierte größtenteils, die zwei
folgenden nur unterseits rostgelb.
Thoraxrücken ziegelrot, mit breiten, gelbroten Seitenrändern,
Schildchen schwarz, mit breitem, gelbroten Mittelstreif, Brust-
seiten und Hinterrücken schwarz, nur die Nähte stellenweise braun.
Hüften ganz gelb, nur die hintersten an der Spitze außen mit
einem schwarzen Fleckchen. Schenkel gelb, die Mittel- und Hinter-
schenkel unterseits an der Basis schwarz gefleckt und mit breiter,
schwarzer Spitze. Schienen an der Spitze undeutlich gebräunt.
Bedornung wie bei /uscicorne Mg. Flügelgeäder und -zeichnung
ebenfalls wie bei fuscicorne Mg., nur reicht der Zentralfleck nicht
bis zum Flügelvorderrand. Hinterleib schwarz, mit schmalen,
gelben Einschnitten und an jeder Seite des 2.—5. Ringes mit
undeutlichem, rötlichen Mittelfleck. Hypopygium schwarzbraun.
0: Unbekannt.
Größe 5 mm. — Vorkommen: Steiermark.
6. Dynatosoma. lutescens Zett.
Dipt. scand. Bd. -11,, 417871852:
Q: Ganz gelbrot, kaum glänzend. — Stirne grau, Fühler braun,
an der Wurzel gelb; Taster gelb. Thorax einfarbig gelb, anliegend
gelb behaart. Schildchen gelb, mit langen, gelben Randborsten.
Schwinger gelb. Beine gelb, Hinterschenkel mit schwarzer Spitze,
Schienen mit gelben Dornenreihen, Füße verdunkelt. Flügel
getrübt mit gelbbraunen Adern, hellbraunem Zentralfleck, unvoll-
ständiger, gelbbrauner oder grauer Binde vor der Spitze und ver-
dunkeltem Spitzenrand. Hinterleib einfarbig rotgelb, Einschnitte
Die Pilzmückengattung Dynatosoma Winn. 49
zuweilen gelblich. ‘Legeröhre lang und stark, an der Spitze aufwärts
gebogen. Lundström führt in Acta soc. p. fauna et flor. fenn.
1907 ein Weibchen an, das ‚durch den Besitz von schmalen
dunklen, am Hinterrande unebenen, gleichsam ausgenagten' Basal-
binden an den Hinterleibsringen“ von der Beschreibung abweicht.
Größe 51, mm. — Vorkommen: Skandinavien, Finnland.
7. Dynatosoma thoracisum Zett.
Ins. Lapp. 864, 5, 1838.
Q Rotgelb. Taster gelb, Stirne grau; Fühler braun, die drei
ersten Glieder rotgelb, die zwei folgenden rotbraun. Thorax
rotgelb, ungestriemt, gelbhaarig. Schildchen ungefleckt. Beine
gelb, Hinterschenkel an der Spitze schwarz, Tarsen schwarzbraun.
Die vier hinteren Schienen mit gelben Dornen. Flügel gelbbräunlich,
mit schwarzbraunem Zentralfleck, breitem, blaßgrauen Spitzen-
saume und blasser, undeutlicher Binde vor der Flügelspitze.
Hinterleib schwarzbraun, seitlich zusammengedrückt, mit schmalen
weißlichen Einschnitten.
&: Das Männchen führt Lundström in Act. soc. p. faun. et.
flora fenn. 1907 an und sagt: „g gleicht dem ©. Hypopygium
braungelb, oben mit 2 kurzen, breiten, dreieckigen Lamellen;
unter diesen liegen 2 gestreckte dreieckige, lange, niedergebogene,
an den schmalen Spitzen etwas aufgekrümmte, lang behaarte
Lamellen.‘
Größe 5 mm. — Vorkommen: Skandinavien, Finnland.
8. Dynatosoma ferrugineum Zett.
Dipt. scand. Bd. 12, 4913, 19—20, 1855.
Q: Rostbraun; Kopf graubraun, Gesicht und Taster gelblich.
Fühler braunschwarz, die Glieder 1—4 meist etwas heller. Thorax
mit drei dunklen Striemen, gelbhaarig. Schwinger gelb. Beine
bleichgelb. Schenkel an der Basis der Unterseite mit brauner Makel,
Hinterschenkel mit schwarzbrauner Spitze. Schienen mit schwarzen
Dornen, Tarsen schwarz. Flügel getrübt, mit dunklem Zentralfleck.
hellerem Spitzensaume und ebensolcher Binde vor der Spitze,
Hinterleib braun, Einschnitte gelblich.
d: Lundström erwähnt in Acta soc. p. fauna et flor. fenn.
1912 wohl auch das 4, gibt aber keine Beschreibung.
Größe 5 mm. — Vorkommen: Skandinavien, Finnland.
9. Dynatosoma nigricoxum Zett.
Dipt. scand. Bd. 11, 4187, 10, 1852.
recidroca Walk. — List Dipt. Brit. Mus. I. 95, 1848 (M yce-
tophila).
d: Schwarz; Fühler braun, die Wurzelglieder und die Basis
des 1. Geißelgliedes rostgelb. Thorax schwarz, gelbgrau behaart,
etwas glänzend. Schildchen einfarbig schwarz, mit langen, gelb-
bräunlichen Randborsten. Schwinger gelb, Brustseiten und Hinter-
rücken schwarzbraun. Vorderhüften gelb, Mittel- und Hinterhüften
schwarzbraun. Schenkel gelb, an der Basis der Unterseite mit
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 12. 4 12. Heft
50 Karl Landrock:
einem braunen Wische, Mittel- und Hinterschenkel überdies mit
schwarzbrauner Spitze. Schienen gelb, die 4 hintersten mitschwarzer
Spitze, Tarsen verdunkelt. Hinterschienen außen.mit drei Borsten-
reihen. Flügel getrübt, mit dunklem Zentralfleck, der bis zum
Vorderrande reicht, schmalem, blassen Spitzensaume und voll-
ständiger Binde vor der Spitze '(Fig. 15). Untergabelbasis fast
unter der Obergabelbasis gelegen. Hinterleib schwarz, mit gelben
Einschnitten. Hyp. Fig. 9 u. 10.
Q: Strobl gibt in Mitt. d. nat. Ver. Steiermark 1894 folgende
Beschreibung des 2: Der 7. Ring sehr schmal. Die braunrote Lege-
röhre so lang als der 6. und 7. Ring zusammen, schmal dreieckig,
sehr spitz und in einen feinen Stachel auslaufend. Die Endlamellen
liegen oberhalb dieses Stachels und sind sehr klein, oval, schwarz-
braun.
Größe 4-5 mm. — Vorkommen: Steiermark, Mähren, Skan-
dinavien, Finnland. — Selten.
10. Dynatosoma nigromaculatum Lundst.
Annal. mus. nat. hung. 1913, 320.
d: Schwarz. Taster gelb, Stirne und Scheitel schwarz. Fühler
braun, erstes Wurzelglied schwarzbraun. Rückenschild schwarz,
gelb behaart. Brustseiten, Hinterrücken und Schildchen schwarz.
Schwinger gelb. Vorderhüften gelb, Mittel- und Hinterhüften
schwarzbraun. Schenkelringeschwarzbraun. Schenkel gelb, Vorder-
schenkel an der Spitze unterseits mit schwarzem Fleck, die mitt-
leren mit schwarzer Spitze. Hinterschenkel gelb mit schwarzer
Spitzenhälfte. Schienen gelb, die 4 hintersten mit brauner Spitze;
Hinterschienen mit 3 Borstenreihen auf der Außenseite. Tarsen
verdunkelt. Flügel schwach getrübt, fast glashell, mit binden-
artigem Zentralfleck, Präapikalbinde und verdunkeltem Flügel-
spitzensaume. Untergabelbasis ziemlich weit hinter der Ober-
gabelbasis beginnend. Hinterleib schwarz, mit sehr schmalen,
aber deutlichen, weißgelben Ringeinschnitten. Hyp. Fig. 7 u. 8.
Q@: Unbekannt.
Größe 5 mm. — Vorkommen: Finnland.
11. Dynatosoma inaequale Strobl
Verh. u. Mitt. Siebenb. Ver. f. Naturk. :Hermannstadt
1896, 13.
Q: Kopf gelbbraun, ein großer Scheitelfleck schwarz. Fühler
schwarzbraun, Wurzelglieder gelbbraun. Thorax gelbbraun, mit
» breiten, fast zusammenfließenden schwarzen Striemen. Schild-
ar gelbbraun, mit schwarzer Apikalmakel; Randborsten schwarz.
Hüften und Schenkel rein gelbbraun, die Spitzen: der 4 hintersten
Schenkel schmal geschwärzt. Schienen dunkler, Tarsen geschwärzt.
Hinterschienen mit 2 Reihen von schwarzen Außenborsten.
Flügel grau mit breit gelbem Vorderrande, schwarzbraunem
Zentralfleck, der nicht bis zum Vorderrande reicht ; vor der Spitze
eine breite, aber unbestimmte Trübung, die kaum über die Ober-
Die Pilzmückengattung Dynatosoma Winn. 51
gabel hinabreicht. Die Untergabel ea weit vor der Obergabel-
basis. Hinterleib gelbbraun mit weißlichen Einschnitten. In der
Medianlinie verläuft eine schwärzliche, durch die Einschnitte
unterbrochene Linie und auf jeder Seite stehen zwei Reihen von
länglichen, dunkleren Flecken. Legeröhre gelbbraun. > 520
&:: Unbekannt.
Größe 6% mm. — ‚Vorkommen: Siebenbürgen (Strobl De
Thalhammer).
12. Dynatosoma zer Lundst.
Act. soc. p. faun. et flor, fenn. 1907, 29.
2: Kopf und Taster gelb, Fühler schwarzbraun, Wurzelglieder
gelb. 'Stirne vorn dreieckig vorgezogen. Rückenschild, Brust-
seiten, Hinterrücken und Schildchen rostgelb, ohne Flecken oder
Striemen. Behaarung des Rückenschildes anliegend, gelbschim-
mernd, am Rande kräftigere, schwarzbraune Borsten; auf der
. Mitte des Thoraxrückens stehen zwei nach hinten konvergierende
Borstenreihen. Schildchen mit kräftigen Randborsten. Beine
rostgelb, die Tarsen schwarzbraun. Hinterschienen mit schwarz-
braunen Außendornen. Flügel gelblich tingiert, ohne Zeichnung
(Fig. 13). Untergabelbasis vor der Obergabelbasis gelegen. Hinter-
leib ziemlich dick, die ersten zwei Ringe rostgelb, die übrigen
dunkelrostbraun. Legeröhre rostgelb mit gleichfarbigen, kleinen
Lamellen.
&: Unbekannt.
Größe 6 mm. — Vorkommen: Finnland.
Erklärung der Abbildungen.
1. Hypopygium v. Dynatosoma chochleare Strobl, v. d. Seite.
2. Hypopygium v. D. chochleare Strobl, v. unten.
3. Hypopygium v. D. fuscicorne Mg., v. d. Seite.
4. Hypopygium v. D. fuscicorne ne v. unten.
5. Legeröhre v. D. majus Land., d. Seite.
‚„. 6. Pars basalis infera v. D. EN Strobl
7. Hypopygium v. D. nigromaculatum Lundst., v. unten.
8. Unterzange v. D. migromaculatum Lundst.
9. Hypopygium v. D. nigricoxum Zett., v. unten.
10. Unterzange v. D. nigricoxum Zett.
11: Hypopygium v. D. majus Land., v. unten.
„12. Hypopygium v. D. majus Land., v. d. Seite.
‚13. Flügel v. D. mediastinale Lundst.
„14. Flügel v. D. fuscicorne Mg.
„15. Flügelspitze v. D. nigricoxum Zett.
‚‚ 16. Flügelspitze v. D. majus Land.
„17. Flügelspitze v. D. chochleare ‚Strobl
Fig. 7, 8, 9, 10 u. 13 nach Lundström.
4* 12. Heft
52 R. Kleine:
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr
und ihr Verwandtschaftskreis.
(Die Gattungen Amorphocephalus Schoenh., Eusystellus Kl., Lept-
amordhocephalus Kl., Hadramorphocephalus Kl., Acramorphoce-
phalus Kl., Micramorphocephalus Kl. und Kleineella Strand).
Von.
R. Kleine, Stettin.
(Mit 1 Karte und 23 Textfiguren.)
Es ist ohne Frage die Amorphocephalus-Verwandtschaft eine
der interessantesten der ganzen Brenthidae. Die Familie birgt
überhaupt eine Menge der eigenartigsten Formen, die sich in einer
Familie vereinigen können; der Name, den Schoenherr für die
hierhergehörigen Tiere gewählt hat, ist durchaus zutreffend, denn
es gibt keine anderen Familienangehörigen, die sich einer ‚derartig
ungestaltenen, in der verschiedensten, 7. T. paradoxesten Form
auftretenden Kopfbildung rühmen könnten. Es war schon längst
mein Wunsch, mich in diesen interessanten Stoff zu vertiefen; die
Gründe, die mich bisher zurückgehalten haben, sind gewichtige.
Von den im Catalogus Coleopt. aufgeführten 17 Arten ist nur
eine Type (hospes Kolbe) in Deutschland zur Hand, die meisten
müssen sich in Paris befinden, die Sennaschen wenigstens z. T.
in Italien. Und heute, wo die Repräsentanten der sogenannten
westlichen Kultur nichts besseres zu tun haben, als sich um des
Geldes willen wie Kanibalen zu zerfleischen, wo die Wissenschaft
trauernd ihr Angesicht verhüllt, weil ihre Glieder durch die große
Kulturtat dieses herrlichen Massenmordes an Menschen und Moral
auf unabsehbare Zeiten auseinander gekommen sind, besteht wohl
wenig Hoffnung, Einblick in das Urmaterial zu bekommen. Jetzt
nicht und auch nicht später. Ja auch nicht später. Ich verweise
nur auf die Borniertheit der französischen Kollegen, die selbst den
alten seligen v. Heyden aus ihren Gesellschaften ausgeschlossen
haben, um zu beweisen, wie wenig Verständnis für die, über
allen Völkerstreit erhabene Wissenschaft dort vorhanden ist.
So habe ich mir denn aus den deutschen Museen und Privat-
sammlungen alles erreichbare Material kommen lassen und konnte
wieder einmal feststellen, daß es gar nicht so wenig ist, was wir
besitzen. Nicht nur, daß eine ganze Reihe schon beschriebener Arten
sicher zu identifizieren waren, es fand sich auch soviel neues Material,
daß eine ganz neue Aufarbeitung von Grund auf nötig wurde.
So habe ich denn den Stoff soweit es irgend möglich war,
zusammenfassend verarbeitet. Möchten die Kritiker immer be-
denken, daß es ein erster Versuch ist, Licht in die noch dunklen
verwandtschaftlichen Beziehungen zu bringen, um danach ihre
Ausstellungen, die sie zu machen haben, einrichten.
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 53
Groß ist wieder. die Unterstützung von allen Seiten gewesen.
So sandte mir Prof. Kolbe das Berliner Material, in dem sich so
viele und wichtige neue Arten befanden, wodurch sich eine ganz
neue Perspektive ergibt. Prof. Heller schickte das Dresdener,
Herr Siegmund Schenkling das Dahlemer Material. Von Hamburg
erhielt ich es durch Herrn Gebien, aus München von Herrn Engel
zugesandt. Herr A. Bang-Haas stellte mir wie immer, das Lager-
material zur Verfügung. Im Stettiner Museum fanden sich auch
sehr interessante Funde, die ich durch Vermittlung von Herrn
Rektor Schröder verarbeiten konnte. Herr Dr. Schouteden vom
Congo-Museum sandte das dort befindliche Material, das auch
einige neue, und vor allen Dingen zoogeographisch wichtige Arten
enthielt. Durch gütige Vermittlung von Herrn van Ecke, Leyden,
konnte ich die schon von Senna eingesehenen Tiere zur Unter-
suchung heranziehen, auch hier fand ich noch wichtiges Material
vor. Allen Herren sei hierdurch der geziemende Dank dargebracht.
1. Bis zur Begründung der Gattung durch Schoenherr.
Im Jahre 1817 beschrieb Germar in den Wetterauischen
Annalen in seiner ‚Reise nach Dalmatien und Ragusa“ ein 9 einer
neuen Brenthusart. Die Tatsache war dadurch wichtig, als damit
der Beweis erbracht war, daß die Brenthidae, wenn auch vielleicht
nur ganz sporadisch, so doch sicher in Europa vorkommen. Es
gab damals nur eigentlich die alles umfassende Gattung Drenthus
Fabr. in der coronatus untergebracht wurde. Als Brenthus italicus
findet er sich auch noch bei Dejean.?)
Nachdem Schoenherr sich der Curculionidensystematik mehr
angenommen hatte, errichtete er auch einige neue Gattungen?)
und so finden wir sowohl Nemorhinus wie Hormocerus als solche
angegeben.?) Guerin Meneville führt die Art aber noch als Brenthust).
Im ersten Bande seiner großen Arbeit über die Curculioniden hat
sich dann Schoenherr auch mit coronatus beschäftigt. Es hatte
sich ihm schon im Verlauf seiner Arbeiten die Erkenntnis aufge-
drängt, daß die Brenthiden nicht durch einzelne neue Gattungen
in ihrem natürlichen, verwandtschaftlichen Aufbau zu erfassen
seien. Das ihm zur Verfügung stehende Material war ganz be-
deutend angeschwollen und es mußte jetzt darauf ankommen, die
bekannten und nicht bekannten Arten festzulegen und einigermaßen
zu klassifizieren. Es war also nötig, erst einmal einige große
Gattungen aufzustellen, das, was in sie hineinpaßt, ihrer natür-
lichen Verwandtschaft nach unterzubringen und es späteren Bear-
beitern zu überlassen, weitere Absonderungen an der Hand eines
größeren Materials vornehmen zu lassen.
1) Dejean, Cat. Col. p. 82. Citat vide Schoenh. Gen. Curc. I. 1833,
p. 331. Fehlt im Cat. Col.
2) Cure. Disp. Meth. p. 70.
3) Schoenherr, Gen. Cure. I, 1833, p. 330 u. 331.
4) efr. Lacord. Gen. Col. 1866, p. 422. Fußnote 2,
12. Heft
54 R. Kleine:
So ist auch seine große Gattung Arrhenodes entstanden, die
neben den echten Arrhenodes-Arten noch zahlreiche Elemente
enthält, die nicht im Entferntesten hineingehören, aber unter den
damaligen. Verhältnissen nicht anders unterzubringen waren. So
‘kam auch coronatus in seine Abt. 2: ‚Tarsi cylindrici, haud
spongiosi, Femora semper mutica.‘‘ In seiner Gesellschaft fanden
sich noch mehrere Arten, die vorweigend den Trachelizini ange-
hören.)
Schoenherr kennt übrigens schon beide Geschlechter, wie aus
den Geschlechtszeichen hervorgeht. Er gibt eine neue Diagnose,
in der auf die Geschlechtsdifferenzen hingewiesen wird. Im übrigen
ist die Diagnose belanglos, weil keine Art heute danach bestimmbar
wäre.
Die Begründung durch Schoenherr 1840.°)
Im Band V seiner großen Arbeit teilt Schoenherr die Gattung
Arrhenodes weiter auf. Er stellt als neue Gattungen auf: Amor-
phocephalus, Cerobates, Trachelizus. Diese und einige
andere, die hier gar nicht in Frage kommen, nimmt er aus dem
Arrhenodes-Massiv, heraus. Er charakterisiert die Gattung
Amorphocephalus folgendermaßen: Character generis: Antennae
breviusculae, moniliformes, articulo ultimo ob-pyriformi, acu-
minato. \
Caput in utroque sexu fovea profunda, radiata, impressum.
Rostrum in mare latum, breve, inaequale; mandibulae exsertae,
validae, arcuatae; in femina elongatum, cylindricum ; mandibulae
parvae.
Thorax oblongus, lateribus aequaliter rotundatus, supra
convexus, integer. -
Elytra elongata, linearia, dorso sub-depressa.
In der nun folgenden ‚Descriptio‘“ erweitert er die Diagnose
nur sefr unwesentlich, das ist erklärlich, weil es zu seiner Zeit
noch keine Brenthidengattung gab, die irgendwie das kurz gegebene
Bild verschleiert hätte. Kollisionsgefahr war also ausgeschlossen.
Es war nur eine Art bekannt, in der „Descriptio‘ sehen wir also
so ziemlich coronatus neu beschrieben. Der Darstellung des eigen-
artigen Rüssels wird nur wenig Erwähnung getan, dagegen wird.
°) Die Wandlung durch die verschiedensten Genera mag uns heute
komisch anmuten. Mit Unrecht. Es ist sicher nicht so ganz leicht gewesen,
sich ein Bild von der Art zu machen, umsomehr als zuerst nur das 9 bekannt
war. Wer sagt uns, daß die Amorphocephalus-Verwandtschaft wirklich
zu den Trachelizini gehört, wo sie heute steht. Das ist noch gar nicht heraus.
Es werden zunächst eingehends, vergleichende Untersuchungen nötig sein,
um sich ein Bild von der ganzen Sachlage zu machen. Die neueste syste-
matische Einteilung durch von Schoenfeldt ist doch kein “Fortschritt.
v. Schoenfeldt hat die Klassifizierung Lacordaires aus dem Jahre 1866 wort-
getreu übernommen. In 50 Jahren hat sich aber doch manches geändert
und man hätte nicht diese „‚ollen Kamellen‘“ frisch aufwärmen, sondern ein
neues Fundament errichten sollen.
°) Gen. Cure. -V. (nicht I, wie in Cat. Col. steht), p. 485.
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr. u. ihr Verwandtschaftskreis. 55
schon auf die Dimorphie der Hintertibien hingewiesen. Als Typus
wird coronatus festgelegt.
Aus der kurzen Bemerkung geht hervor, daß er die neue
Gattung nur mit Arrhenodes vergleicht. Das ist natürlich, denn
aus dieser Gattung hatte er sie entnommen.
Die Gattung bis zum Erscheinen der Genera Insectorum.
Lacordaire hat sich zunächst mit der Gattung befaßt”). Die
ihm zur Verfügung stehenden Arten waren noch immer sehr gering,
denn außer coronatus war es nur der von ihm?) beschriebene australis,
der nach dem Stand unserer heutigen Kenntnisse nicht einmal zu
Amorphocephalus gehört. Damals war die Annahme aber berechtigt.
Die neue Art wich von coronatus beträchtlich ab und so war er
genötigt, die Diagnose auch etwas anders zu erfassen.
Er nennt den Kopf quer concav, was aber in Wirklichkeit
nur für coronatus nicht aber für australis zutrifft, der sich dadurch
und auch andern wichtigen Differenzen von Amorphocephalus
unterscheidet. Zum ersten Male wird auf die Gestalt des Rüssels
näher eingegangen. Lacordaire nennt ihn dreiteilig, was in der Tat
keine so üble Sache ist und beschreibt die einzelnen Teile.
Bei Beschreibung der Mandibeln hat er allerdings nur coronatus
im Auge gehabt, denn australis hat in der Tat keine ungleichen
Mandibeln, auch keineswegs robuste, wenn man sie mit der Pro-
portion des gesamten Rüssels vergleicht. Für coronatus treffen die
Angaben aber genauer zu. Die Fühlerbeschreibung ist auf beide
Arten eingestellt, für die Augen gilt dasselbe. Thorax o. B. Flügel-
decken o. B. Auf die vollständig verschiedene Bauart der Hinter-
schienen macht er ausdrücklich aufmerksam, die Beine von
australis sind aber überhaupt + anders geformt. Die Angaben
über das 9 sind ohne Belang.
Am Schluß fügt er hinzu, daß er den Gattungscharakter etwas
geändert hat, weil er eine zweite Spezies dazu beschrieb. Die
neue Art differiert durch die Skulptur des Kopfes, der Antennen
und einige andere Charaktere... - ı
In Wirklichkeit sind die Differenzen ganz bedeutende. So
erwähnt er nur in der Art diagnose das unter dem Kopfe befindliche
Horn, das, wie wir heute wissen, für ein ganzes Verbreitungsgebiet
und nur für dieses charakteristisch ist, in der Gattungsdiagnose
läßt er das wichtige Merkmal ganz unbeachtet. Die riesige Ent-
fernung der Verbreitungsgebiete: Südeuropa— Australien, war
damals noch nicht in dem Maße verdächtig wie heute. Jedenfalls
war Lacordaires Fassung aber ein unbedingter Fortschritt.
Power?) hat trotz des großtönenden Namens seiner Arbeit
nicht das Mindeste erbracht, was die Gattungsdiagnose gefestigt
?) Lacord. Gen. Col. VII. 1866, p. 422. ER Tre
Be pe re edle Sal |
®) Notes pour servir a la Monogr. des. Brenth. Ann. Soc. Fr. 1878, p. 480.
12. Heft
56 R. Kleine:
hätte, trotzdem er 6 neue Arten beschreibt. Was daraus geworden
ist, werde ich später zeigen.
Die Gattung in der „Genera Inseetorum‘“ 1908.
Bei Abfassung der Genera Insectorum standen 17 Arten zur
Verfügung.!P) Die Diagnose in einer Fassung, die ich nachstehend
besprechen möchte. ‚Kopf breit, oben etwas eingedrückt, zwischen
den Augen eine gekrümmte Leiste verschiedener Form“.
Mit Ausnahme der ersten beiden Worte ist eigentlich alles
falsch. Entweder der Kopf ist oben eingedrückt und zwar tief,
oder er ist gewölbt, und dann ist das Tier nicht bei Amorpho-
cephalus zu erfassen. Gerade der Kopf ist es, der mir Veran-
lassung gab, scharfe Trennung der Verwandtschaftslinien vorzu-
nehmen. Was die zwischen den Augen befindliche gekrümmte
Leiste vorstellen soll, ist mir schleierhaft. Etwa die neben den
Augen liegenden Furchen bei der coronatus-Verwandtschaft ? Und
die zahlreichen Arten, die es nicht haben, was wird mit denen?
„Rüssel kräftig, kurz breit, besonders am Grunde, nach vorn
etwas schmäler, an der Spitze eckig erweitert. Höcker der Fühler-
einlenkung sehr aufgetrieben, meist höher als der Kopf. Oberfläche
des Rüssels am Grunde vertieft.“
Der Rüssel ist kräftig, immer größer wie der Kopf. Von dem
Verhältnis des Basal- zum Spitzenteils wird nichts gesagt, ist aber
wichtig, weil hierin die Arten grundverschieden sind und weite
Trennung bedingen. Ja noch mehr, wie ich noch zeigen werde,
kommen so stark verschmälerte Spitzenteile vor, daß wenig Diffe-
renzen gegen den Rüssel des @ vorhanden sind. Hiervon verlautet
nichts. Und dann die australischen Arten in ihrer sonderbaren
Rüsselform, die mit der gegebenen Interpretation überhaupt nicht
zu fassen sind. Was über die am Grunde vertiefte Oberfläche
gesagt ist, ist auch nicht gerade besonders klar, das hat Lacordaire
viel besser getan. Der Rüssel besteht oben faktisch aus drei Teilen.
Der an der Basis gelegene ist tief ausgehöhlt, der mittlere stark
erhaben, wie v. Schoenfeldt richtig sagt, meist höher als der Kopf
und endlich der Spitzenteil, der nach jeder Hinsicht verschieden
und so abweichend geformt sein kann, daß es ganz unmöglich ist,
diese bunte, vielgestaltige Gesellschaft unter einen Hut zu bringen.
Die Fühlerbeulen sind sehr wechselnd, die Australier haben z. T.
gar Keine.
„Mandihbeln ungleich groß, stark gekrümmt, an der Spitze
zweispitzig.‘“ In dieser Fassung muß die Diagnose auf vollständige
Irrwege führen. Ungleich sind die, Mandibeln nur in der Gattung
Amorphocephalus in der von mir interpretierten Auffassung
und auch da nur für gewisse Arten, keineswegs für alle, jedenfalls
aber nur für die wenigsten. Sie sind auch keineswegs immer stark
gekrümmt, sondern bei manchen Arten nur ganz schlank gebogen.
10) In den Genera selbst sind nur 16 angegeben, es fehlt sumatranus
Senna. e
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 57
„Fühler perlschnurförmig, das erste Glied sehr groß, größer
als die folgenden, diese gleich groß, etwas breiter als lang, walzig,
querrundlich, getrennt, Spitzenglied lang, birnförmig oder walzig
mit deutlicher Spitze.‘
Hier ist zu sagen, daß die Diagnose nur für coronatus paßt,
die andern 16 Arten müssen sehen, wie sie fertig werden. Wie hat
sich Herr v. Schoenfeldt denn die Australier und variolosus gedacht ?
Selbst Lacordaire, der doch nur australis kannte, hatte in Anbe-
tracht der abweichenden Gestalt schon die Diagnose dahin vervoll-
kommnet; die Wiedergabe in der Gen.-Ins. ist also ein direkter
Rückschritt.
„Augen ziemlich groß, rundlich oder querlänglichrund.‘“ Ist
richtig.
„Prothorax ziemlich lang, bis doppelt so lang als breit, vor
der Mitte spindelförmig verengt, am Grunde verschmälert, so daß
die Mitte deutlich erweitert erscheint, an der Basis fein gerandet“.
Es ist gegen diese Auffassung, die sich gleichfalls ausschließlich auf
coronatus begründet, an sich nichts zu sagen. Die Thoraxform ist
innerhalb der einzelnen, von mir festgelegten Genera feststehend.
Wie ist die Sache aber mit Calver Pow. und Mniszechi Pow. ? Wer
kann diese beiden Arten erfassen? Also entweder Erweiterung der
Diagnose oder hinaus mit den fremden Elementen. Ich habe den
letzten Weg gewählt.
Zu den Flügeldecken ist nichts hinzuzufügen.
„Beine kräftig, mittellang.‘“ Das ist ein ganz unbestimmter
Begriff. Die Asiaten haben durchgängig sehr schlanke Beine und
das gilt auch. von den Australiern mehr oder weniger. Übrigens
sind die Beine bei vielen Arten auch dimorph. Wo steht davon
etwas?
Was über die Hüftenstellung gesagt ist, stimmt.
„Schenkel und Schienen flach gedrückt‘. Das ist alles, was
man weiß? Wo bleibt ein auch noch so bescheidener Hinweis auf
die einzigartige Schienenbildung bei Calvei? Die doch unter den
Brenthiden nicht ihresgleichen hat ?
„larsen der Vorder- und Mittelbeine kurz, fast gleich lang,
an der Spitze leicht verdickt, die ersten der Hinterbeine länger als
die übrigen...‘‘ Der Metatarsus ist, wie bei der Überzahl der
Brenthiden auch hier länger wie die anderen Tarsenglieder. Die
Länge schwankt aber.
„». .. Klauenglieder sämtlich kräftig, fast so lang wie die
übrigen Tarsenglieder zusammen.“ Das ist direkt falsch. Die
Klauenglieder sind niemals so lang wie die Tarsen zusammen, zu-
weilen sogar direkt kurz.
Was sonst noch gesagt ist, ist ohne Belang.
Und nun überlasse ich es jedem, wenn er. die Art nicht ohnehin
kennt, sich ein Bild von der Gattung zu machen. Um die ganze
Unmöglichkeit zu erkennen, muß man die Arten vor sich haben,
um sich einen Begriff von der Inkonstanz der Formen zu machen.
12. Heft
58 R. Kleine:
Ich greife nicht auf das von mir noch neu hinzugefügte Material
etwa zurück, sondern bleibe bei dem, was die Genera schon aufführt.
Es ist einfach ganz unmöglich, sich ein Bild zu machen. Das kommt
aber daher, daß einfach die Diagnose der typischen Art ohne Rück-
sicht auf das, was nachgekommen ist, wiedergegeben wird. Will
man die alte Gattung rein halten, und das ist auch mein Prinzip,
so muß man eben eine kritische‘ Scheidung des Materials
vornehmen, ehe man die Genera festlegt. Das einfache Über-
nehmen des schon Vorhandenen, ohne Wahl und Prüfung ist natür-
lich sehr bequem, aber wertlos und die Nachfolgenden können
sehen, wie sie fertig werden. Es gehört schon eine anständige Menge
an Beharrlichkeit dazu, nicht vorzeitig das Studium abzubrechen.
Wie ich die ganze Sachlage auffasse, habe ich in dieser Arbeit
auseinandergesetzt und verweise darauf.
Bestimmungstabelle der Gattungen.
1. Kopf unterseits ohne hornartigen Fortsatz
Kopf unterseits mit hornartigem Fortsatz
2. Fühler 11gliedrig
Fühler Ygliedrig Eusystellus Kleinel)
3. Prothorax länglich, walzig, Schienen aller Beine einfach, niemals
lang fingerartig verlängert; Hinterschienen nicht besonders
groß und stark 4
Prothorax kugelig, stark gewölbt, Vorderschienen stark erweitert,
das 1. Glied + bedeckend, Hinterschienen groß, keilförmig,
kurz gedrungene Arten Hadramorphocephalus Kleine
4. Apophysen nicht mit dem Rüsselaufsatz verwachsen 5)
Apophysen mit dem Rüsselaufsatz verwachsen
Micramorphocephalus Bileine
5. Spitzenteil des Rüssels schmaler wie der Basalteil 6
Spitzenteil des Rüssels so breit wie der Basalteil
Amorphocephalus Schoenherr
6. 3. Fühlerglied erheblich länger als alle anderen mit Ausnahme
des 11., basaler Rüsselteil unterseits nicht mit zungenförmiger
Vorwölbung. Kopf nach dem Aufsatz zu stark verschmälert,
Spitzenteil schmaler wie der Basalteil, aber nicht leistenartig
schmal, Mandibeln kräftig ausgebildet
A cramorphocephalus Kleine
3. Fühlerglied nicht länger wie die anderen, basaler Rüsselteil
unterseits mit zungenförmiger Vorstülpung. Kopf nicht ver-
schmälert, Spitzenteil leistenartig verschmälert, am Vorderrand
+ flügelartig erweitert, Mandibeln klein '
Leptamorphocephalus re
7. Kopf unterseits mit,hornartigem Fortsatz Kleineella Strand
(Mastax Kleine)
tor Entomologische Mitteilungen. Bd. VI. N. 4/6. p. 174. nn:
Der Name 'Systellus ist vergeben, ich ändere ihn in Eusystellus um,
nd
Die Gattung Amorphocephalus Sehoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 59
Die vermutlichen verwandtschaftlichen Beziehungen der
Amorphocephalus-Verwandten.
Hadramorphocephalus a 5
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suoyıuoaoıd
eyegaeq
Anschluß an
Symmorphocerus
neıgsne e8sumd
-DBAOU
60 R. Kleine:
Auseinandersetzung .der einzelnen Gattungen.
Unter Berücksichtigung des mir zur Verfügung stehenden
Materials kann die Gattung Amorphocephalus nur noch ein histo-
rischer Begriff sein. Ich habe versucht, auf Seite 59 eine verwandt-
schaftliche Gegenüberstellung aufzustellen und möchte zur Be-
gründung noch einige erklärende Worte hinzufügen.
Die Gattung Amorphocephalus ist natürlich, da von ihr aus
die Begründung stattgefunden hat, das primäre Element. Ja noch
mehr. Innerhalb der Gattung ist coronatus unbedenklich als der
eigentliche Typus anzusprechen; um diese Art schaaren sich alle
anderen.
Zunächst also die Gattungen.
Von Amorphocephalus hat sich Hadramorphocephalus auf ver-
hältnismäßig kleinen Raum abgespalten. Der Kopf erinnert
noch an Amorphocebhalus, so daß kein Zweifel darüber
besteht, daß diese Gattung als direkte Abzweigung zu be-
trachten ist. Es hat den Anschein, als ob die Entwicklung auf
einen toten Punkt angekommen ist. Die eigenartige habituelle
Ausbildung findet sich, auch in Anklängen nicht wieder, der Bau
des Prothorax hat nicht seinesgleichen und die Form der Vorder-
und Hintertibien ist, auch nicht in Anklängen wieder zu beobachten.
Ich stelle Hadramorphocephalus daher an das Ende der Entwick-
lungsreihe. Hier scheint mir die weiteste Entfernung, wenigstens
in einer Richtung gegeben, umsomehr, als keine sicheren Anzeichen
dafür vorliegen, daß Anklänge an andere Genera oder Übergänge
zu Amorphocephalus selbst vorhanden sind.
Nach einer wesentlich anderen Seite hin hat sich Acramorpho-
cephalus entwickelt. Rein habituell sind die Differenzen nur gering,
kaum bemerkbar. Deshalb habe ich die Gattung auch unmittelbar
mit Amorphocephalus gemeinsam entstehen lassen. Die Differen-
zierung hat sich nicht auf das allgemeine habituelle Gebiet fort-
entwickelt, sondern ist zur Spezialisierung übergegangen. Nur
ein Körperteil ist, wenigstens äußerlich umgestaltet, das ist der
Kopf und seine Organe. Der Kopf im engeren Sinne ist noch am
wenigsten verändert und würde keine hinreichende Handhabe
bieten, eine eigene Gattung aufzustellen. Schon der basale Rüssel-
teil zeichnet sich dadurch aus, daß er bis zum Aufsatz hin äußerst
stark verschmälert ist und die Apophysen nicht mehr über die
Seiten hinausragen. Der Rüsselaufsatz ist äußerst klein und er-
weitert das Organ nicht wesentlich. Noch abweichender ist aber
der Spitzenteil geformt. Zunächst ist er mindestens so lang wie
der Basalteil, was bei Amorphocephalus niemals der Fall ist, im
Gegenteil besteht dort deutliche Tendenz zur Verkürzung, ferner
ist auf die sehr schmale Form hinzuweisen, die damit in den
Rahmen des allgemeinen schmalen Habitus hineinpaßt. Die Man-
dibeln sind klein. Eine weitere Eigentümlichkeit liegt in der Form
der Fühler. Abgesehen von der ganz allgemein schlanken Statur
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 61
kommt hinzu, daß das 3. Fühlerglied ganz bedeutend verlängert
ist und nur vom Endglied selbst übertroffen wird. Endlich sind die
Beine äußerst schlank und z. T. durch besondere Anhänge bezw.
Erweiterungen ausgezeichnet. In der Form des Copulationsorgans,
namentlich der Parameren, liegen ebenfalls große Differenzen.
Die Gattung entfernt sich also von Amorphocephalus sehr
beträchtlich. Die Entwicklung hat aber nicht nach einer
Seite hin stattgefunden wie. bei Hadramorphocephalus, sie hat so-
zusagen nicht auf ein totes Geleis geführt, sondern läßt deutlich
erkennen, daß verwandtschaftliche Anklänge an eine andere
Gattung vorhanden sind: das ist Leptamorphocephalus. Darauf
komme ich noch zu sprechen.. cfr. das daselbst Gesagte. Es sind
also bestimmte Convergenzerscheinungen zwischen den beiden
Gattungen vorhanden, und die Größe der Komponenten ist so
wohl nach Amorphocephalus wie nach Leptamorphocephalus m. E.
gleich groß.
Bevor ich die Asiaten bespreche, muß ich noch eine weitere
afrikanische Gattung behandeln, nämlich Micramorphocephalus.
Ich bin der Meinung, daß wir hier einen ganz speziellen, für
sich entwickelten Stamm vor uns haben. Daß der Ursprung nur
in Amorphocephalus selbst liegen kann, unterliegt natürlich Keiner
Frage. Die Differenzen sind aber äußerst groß. Zunächst fällt
auf, daß es nur kleine Formen sind, die sich entwickelt haben
und von einer Zierlichkeit, die man vergeblich unter den Genossen
sucht. In bezug auf den Rüsselbau besteht insofern eine prinzi-
pielle Differenz gegen alle anderen Verwandten, als die Apophysen
mit dem Rüssel verwachsen sind und ein Ganzes bilden. Von hier
aus gehen ganz natürliche Übergänge zu Perisymmorphocerus Kl.'2),
in der sich im weiteren Sinne ganz ähnliche Erscheinungen zeigen.
Der Rüsselaufsatz hat eine ganz andere Entwicklungsrichtung
genommen, die auch stark an die herangezogene Gattung erinnert.
Die Fühler sind von verschiedener Konstruktion, z. T. sogar keulig,
die Mandibeln klein, der Vorderrand mit sonderbaren Aufstülpungen
bzw. Haarbesatz geschmückt, alles Erscheinungen, die sich auch
bei Perisymmorphocerus wiederfinden. Auch die Beine sind von
recht schlankem Bau.
An Amorphocephalus erinnert aber vor allen Dingen der Kopf.
Allerdings sind auch hier gewichtige Differenzen vorhanden, doch
erscheinen mir diese nicht so bedeutend, um die Gattung der
Symmorphocerus-Verwandtschaft zuzuweisen. Daß wir hier aber
an der Scheide beider Genera stehen, ist ohne Zweifel. Übrigens
sind auch große Anklänge an die asiatischen Verwandten vor-
handen, ich verweise namentlich auf die Form ‘des vorderen
Rüsselteiles.
Eine Gattung noch etwas ungeklärter verwandtschaftlicher
Stellung ist Eusystellus Kl. Im Typus ist sie ein’echter Vertreter
12) cfr. Archiv. f. Naturg. (im Druck).
12. Heft
62 R. Kleine:
der robusten Amorphocephalus-Verwandten; die Anwesenheit von
nur 9 Fühlergliedern dokumentiert vorläufig die ganz isolierte
Stellung und verbietet irgendwelche Spekulationen.
Viel klarer sind die verwandtschattlichen Zustände. bei Left-
amorphocephalus, die sich eng an Acramorphocephalus anschließt.
Die bedeutendsten Übereinstimmungen liegen m. E. in der Form
des Rüssels, der mit Amorphocephalus nicht das Geringste mehr
gemein hat. Zwar ist der zur Ausprägung gekommene Typus
nicht einheitlich, aber doch so ähnlich, daß keine weitere Trennung
mehr möglich erscheint. Bei allen Arten ist der Vorderrüssel auf
alle Fälle sehr schmal und dem weiblichen Rüssel + ähnlich. Der
Kopf ähnelt im wesentlichen Amorphocephalus, aber nicht bei allen
Arten, wie ich noch zeigen werde. So besteht zwischen menta-
weicus Senna große Übereinstimmung mit der Eusystellus-Art einer-
seits und mit manchen Arten der Gattung Kleinöella Strand anderer-
seits durch die Art und Weise der Dreifurchung, die dem Kopf
eigen ist. Also: gewisse Anlehnung an andere Verwandte ist vor-
handen. Die Berechtigung der Gattung liegt in der Form des
Rüssels, der auch unterseits Anordnungen und Bildungen aufweist,
die keine andere Art besitzt und damit Zweifel erregen Könnte,
Über die Verwandtschaft der Arten siehe weiter unten. Eigentüm-
lich bleibt der Gattung der stark aufgezogene Hinterleib.
Es bleibt nur noch die australische Gattung Kleineella Strand
(Mastax Kl.) übrig.
Es wäre überhaupt darüber zu streiten, ob die Gattung hierher
zu nehmen ist oder zu den Symmorphocerus-Verwandten. Den
letzteren Weg möchte ich nicht beschreiten, weil tatsächlich die
Symmorphocerus-Diagnose so gefaßt ist, daß das typische Merkmal,
die vom Kopf zum Rüssel gehende Leiste gefordert werden muß.
Das ist aber hier nicht der Fall. Im Gegenteil. So ist swleicollis
noch mit einem ganz passablen Amorphocephalus-Kopf versehen,
der in seiner Dreifurchung recht an einige Asiaten erinnert. Die
anderen Arten dagegen sind in der Kopfförm, die, was ich nebenbei
bemerke, immer die Dreifurchung beibehält, durch die starke
Aufwölbung so weit von Amorphocephalus entfernt und Symmor-
phocerus so stark genähert, daß ich keinen Anstoß nehme, hier auf
gewisse, wenn. auch weitliegende Verwandtschaft hinzuweisen.
Die Isolierung wird bestärkt durch die Art und Weise der Rüssel-
bildung, der Fühler und Mandibeln. Ein weiteres, alle Arten um-
fassendes Merkmal ist der hornartige Fortsatz an der Unterseite
des Kopfes; hierin bestehen mit keiner anderen Gattung Analogien.
Während alle Amorphocephalus-Verwandten, je mehr sie sich
der Ausgangsgattung nähern, einen ungefurchten Thorax besitzen,
finden wir bei Leptamorphocephalus schon bestimmte Neigung
dazu, Kleinöella ist in allen Arten, mit Ausnahme von australis Lac.
auf dem Thorax mit tiefer Furche versehen. Es sind also doch
gewisse Zeichen vorhanden, die auf die Verwandtschaft ae den
Asiaten hinweisen,
N
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 69
‘- Die Verwandtschaft der Arten.
Amorphocephalus. Die, Gattung zerlegt sich in zwei natür-
liche Gruppen, eine, die durch die Augenfurchen gekennzeichnet
ist und eine zweite, die an deren Stelle andere Merkmale besitzt.
Von der ersten geht der Weg über coronatus Germ. und inter-
medius Kl. zu senegalensis Pow. Aus gemeinsamem Stamm ist
auch Jickelii Schauf. hervorgegangen, der mit.den 3 obengenannten
die ungleichen Mandibeln gemeinsam hat, aber durch die Decken-
skulptur getrennt ist und dadurch eine + isolierte Stellung ein-
nimmt. Weiter abgetrennt sind die Arten mit gleichen Mandibeln.
Von denen steht prinzeds mit teilweise verloschener Decken-
skulptur Jickelii am nächsten, während dahomeensis Pow. abseits
bleibt.
Von coronatus seitlich abzweigend muß ich mir die restlichen
Arten denken, die nicht mit einer Augenfurche versehen sind,
sondern in einiger Entfernung davon mit beträchtlicher Auf-
höhung des Kopfes, die eine + zapfenförmige Gestalt annehmen
kann. Diadematus Pow. ist dem coronatus-Iyp am nächsten, so
wohl habituell wie durch die noch am wenigsten entwickelten Fort-
sätze am Kopf. Hospes Kolbe entfernt sich noch erheblich weiter,
denn die Auswüchse sind viel stärker entwickelt. Über imitator
Fähr. kann ich leider nichts sagen.
Jedenfalls darf man die Gattung Amorphocephalus in den von
mir aufgestelltem Umfang als verwandtschaftlich richtig annehmen.
Über Acramorphocephalus wäre nichts zu sagen, das gleiche
gilt von Micramorphocephalus. Hier sind die Arten noch zu gering
an Zahl. aan
Leptamorphocephalus. Es lassen sich zwei Gruppen scheiden,
eine mit robusten Fühlern von + gedrungener Gestalt und wenig-
stens quadratischen wenn nicht queren Gliedern und eine zweite,
die knotige verlängerte Fühlerglieder besitzt.
Von der ersten Gruppe liegen m. E. laevis Pow. und menta-
weicus Senna dicht beieinander. Laborator Kl. entfernt sich durch
die ganz abweichende Form des Rüsselaufsatzes und mentawericus
Senna ist durch den dreifurchigen Kopf isoliert (Anklänge an
Kleineella). Die in der zweiten Gruppe befindlichen Arten sind
schon’ allein durch die Skulptur des ganzen Körpers getrennt; auf
die speziellen Verschiedenheiten gehen die Diagnosen ein. Als
Seitenzweig bleibt die. Gruppe bestehen. Vielleicht ergibt weiteres
Material Aufklärung über die verwandtschaftlichen Zustände.
Kleineella. Auch hier sind 2 Gruppen zu verzeichnen. , Die
eine vertritt nur swlcicollis Pasc. durch den. vertieften Kopf, die
andere umfaßt die restlichen Arten. Davon sind aber nur barbata Kl.
und novae-guineae Senna auf dem Thorax gefurcht, während
australis Lec. nicht gefurcht ist. Mir scheint daher die barbata-
novaeguineae-Reihe die beide Merkmale, die Thoraxfurche und
den gewölbten Kopf besitzt, als‘der eigentliche am meisten ent-
12. Heft
64 R. Kleine:
wickelte Typus. Andererseits ist nicht zu verkennen, daß der tiefe
Kopf eine Verbindung mit dem Groß der ganzen Verwandtschaft
bildet und der nichtgefurchte Thorax von australis ebenfalls ein
gewichtiges Moment ist. Mir scheint, daß wir über Kleineella noch
zu wenig im klaren sind. Gerade die Vereinigung verschiedener,
gänzlich entgegengesetzter Merkmale macht eine Erklärung,
wenigstens vorläufig, schwierig.
Die zoogeographischen Verhältnisse.
Überblickt man das Verbreitungsgebiet der zu Amorphocephalus
im weitesten Sinne gehörigen Verwandtschaft, also von Cordus
bis Diastrophus, so ist auffällig, daß selbst im Kreise so weit
gezogener Grenzen keine Art in Amerika lebt. Afrika besitzt die
meisten Arten überhaupt; merkwürdigerweise ist keine Art aus
Madagaskar bekannt geworden, und da scheinbar die bekannte
Straße nach Ceylon hinüber nicht benutzt worden ist, so fehlen
in Vorderindien die hierhergehörigen Typen vollständig; erst in
Darjeeling sah ich den ersten Vertreter. In Asien sind die Ver-
breitungsgebiete eng umgrenzt. Von Bengalen aus erstrecken sich
die Gebiete nur bis Sumatra, weiter hinaus ist noch kein Vertreter
dieser Gruppe gefunden worden. Erst in neuester Zeit hat Heller"®)
einen ganz eigenartigen Außenständer von den Philippinen be-
kannt gemacht. Die westlich und nordwestlich Australiens liegende
Inselwelt ist vollständig frei, erst auf Neuguinea finden sich wieder
die ersten Spuren, das australische Festland ist auffallend stark
bewohnt, und die letzten Ausläufer finden sich auf den Gesellschafts-
inseln.
Es sind also im großen und ganzen drei Verbreitungsgebiete,
die sowohl für die Gruppe im allgemeinen wie für die Amorpho-
cephalus Verwandtschaft in Frage kommen und die, wie die Karte
zeigt, vollständig voneinander getrennt sind: Afrika bis zur Kala-
hari mit Einschluß des Mediterraneums, Hinterindien mit Sumatra
und Australien mit Neuguinea und den Inseln des Stillen Ozeans.
Wie weit letztere in Frage kommen, wäre noch zu untersuchen.
Die weit voneinander liegenden Gebiete haben auch dem-
zufolge wenig Kontakt miteinander; wahrscheinlich ist die Tren-
nung schon sehr alt. Bevor ich die Faunengebiete selbst näher
bespreche, will ich erst einen Blick auf die Verbreitung der einzelnen
Gattungen werfen.
1. Amorphocephalus i. sp. Die Gattung bewohnt im eigent-
lichen Sinne des Wortes nur Afrika bis zum Aquator oder nur wenig
darüber hinaus, läßt aber die Somaliküste wenigstens im Süden
frei (coronatus-Verwandte). Der Übergang nach Europa und Klein-
asien scheint mir darauf hinzudeuten, daß einst ein vollständiger
Kontakt des gesamten Gebietes stattgefunden hat. Die zur
coronatus-Verwandtschaft zählenden Arten sind ansehnlich an Zahl,
alle anderen Gattungsgenossen treten zurück. In diese Verwandt-
3) Philipp, Journ. Se. VIII. 1913, p. 151.
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 65
schaftsgruppe ist auch diadematus Pow. zu ziehen. Eine Aus-
nahmestellung nimmt nur hospes Kolbe ein. Von der’Somaliküste
und Abessynien findet sie sich quer durch den ganzen Erdteil
streichend bis Südafrika und Natal, läßt aber scheinbar das Kap
frei, auch Madagaskar ist nicht bewohnt. Hospes nimmt auch
in bezug auf Morphologie eine besondere Stellung ein. Ziehen
wir die zu Amorphocebhalus im engeren Sinne gehörigen
Arten zusammen, so dürfen wir sagen: Das gesamte
Afrika mit Ausnahme des südlichsten Teiles und
Madagaskars aber mit Einschluß des Mediterraneums
sind bewohnt.
2. Hadramorphocephalus. Das große Gattungsmassiv der
Amorphocephalus-Arten schließt mehrere kleine ein, z. T. ganz,
z. T. nur partiell. Zu den ersteren gehört die kleine Gattung
Hadramorphocephalus, die nur durch Calvei Pow. vertreten
ist. Alle Tiere, die ich in den verschiedensten Sammlungen
sah, stammten sämtlich vom Senegal. Es scheint also nur
an dieser einen Stelle eine Differenzierung stattgefunden zu
haben. Die Eigenartigkeit der Form, die keinen Verwandten
kennt, ist innerhalb des Gattungsmassives auffallend. Es han-
delt sich also um eine sehr lokale Gattung von stark ab-
weichendem Habitus.
3. Acramorphocephalus. Um die Bucht von Neuguinea bis
ins innere Kongobecken gruppiert sich die Gattung Acramorpho-
cebhalus. Der Typus ist so eigenartig und in vielen Dingen von
Amorphocephalus abweichend, daß ich für die hierhergehörigen
Arten eine neue Gattung aufstellen mußte. Das Verbreitungs-
zentrum scheint mir mehr südlich des Äquators zu liegen. Das
Amorphocephalus-Gebiet wird nur in Kamerun und dem Hinter-
land berührt. Bisher sah ich die Gattung nur im westlichen Afrika,
bis zum belg. Kongo, südlich bis Spanisch-Guinea. Es handelt
sich m. E. um eine Abspaltung aus dem coronatus-Typ. Vielleicht
gehört hier auch imitator Fähr. her, der in Caffraria leben soll.
Es ist allerdings nicht möglich, sich ein Bild von dieser Art zu
machen, um so mehr als kein & bekannt ist. Die Form des J-Rüssels
ist aber wichtig. Zu Amorphocephalus selbst kann die Art m. E.
nicht gehören, wenigstens müßte ich vom zoogeographischen Stand-
punkt aus doch erhebliche Bedenken erheben. Gehört imitator
hierher, so dehnt sich das Gebiet noch weiter nach Süden aus und
wird weit ins hospes-Gebiet hineinreichen. Anlehnung an die
hospes-Verwandtschaft halte ich ebenso fraglich wie an die coronatus-
Verwandten. Näheres kann ich aber auch nicht sagen. Ganz be-
sonders auffällig ist, daß die innerafrikanische A. Gebieni ganz
obliterierte Deckenskulptur hat, was bei imitator auch in aus-
gedehntem Maße der Fall ist. Damit soll allerdings nicht mehr
Wert auf dies Merkmal gelegt sein wie nötig, die A. stabilis ist
kräftig und allenthalben skulptiert.
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 12. 5 12. Heft
66 R. Kleine:
4. Micramorphocephalus. Eine der interessantesten Gattungen
der ganzen Verwandtschaft. Interessant ist hieran, daß die Ver-
breitung ganz ausgesprochen in ostwestlicher Richtung liegt. Es
werden mehrfach Gebiete anderer Genera durchkreuzt, ja vielleicht
alle, denn es ist sehr wohl möglich, daß die westliche Art noch in
Senegambien vorkommt. Trotzdem also so gut wie alle Ver-
breitungsgebiet anderer Formen berührt, z. T. durchquert werden,
ist der Grundtypus doch an der Ost- und Westküste Afrikas
ganz gleich geblieben und die Arten sind nur durch den Art-
charakter geschieden. Vielleicht finden sich im Innern Afrikas
noch weitere Tiere, die hierher gehören. Es ist, und das er-
scheint mir wichtig, die einzige Gattung mit seitlicher Ver-
breitung. Und dies Faktum wird durch die isolierte Form des
Rüssels sicher festgelegt.
Das afrikanische Gebiet wird nur durch ein Merkmal, das
allen Arten eigen ist, gekennzeichnet: durch den tief eingesenkten
Kopf, der immer von den Augen aus abschüssig ist und durch
den an der Basis ausgehöhlten Rüssel ; andere gemeinsame Merkmale
gibt es nicht. Das trifft aber + auch für die anderen Verbreitungs-
gebiete zu und ist ein Merkmal der ganzen Verwandtschaft. Was
das Gebiet in Amorphocephalus eigen hat, wird durch den breiten
und kurzen Spitzenteil des Rüssels zum Ausdruck gebracht, ferner
durch die großen Mandibeln und robusten Beine; das gibt es in
keinem anderen Gebiet wieder.
Als abgetrennten Seitenzweig muß ich Hadramorphocephalus
ansehen, der am westlichen Ende des ganzen Gebietes sich
nach einer Entwicklungsrichtung hin verlegt hat, die unter
den Brenthiden nicht ihresgleichen hat. Übrigens ist auch der
Rüssel umgestalten und die Thoraxformen gibt es nicht wie-
der, weder unter den Verwandten, noch sonst in der Fa-
milie. Es scheint mir die Entwicklung hier auf ein totes Geleis
gekommen zu sein.
Die Acramorphocephalus-Arten entfernen sich durch den ver-
schmälerten Spitzenteil, durch die ungestaltenen Fühler und Beine
und nähern sich damit einmal der letzten Gattung Micramorpho-
cephalus und auch den asiatischen Arten. Der Übergang liegt m. E.
von Acer. stabilis zu Micr. frater, natürlich nur in einem Umfang,
der nähere Verwandtschaft ausschließt. Micr. soror ist durch
die Rüsselbildung schon mit den asiatischen Arten sehr nahe ver-
wandt. Daß derartige Convergenzerscheinungen aber mit Vorsicht
aufzufassen und zu bewerten sind, geht schon daraus hervor, daß
der mehr ähnliche M. soror in Togo lebt, der entferntere frater in
Deutsch-Ostafrika.
Die Gattung Leptamorphocephalus ist ausschließlich hinter-
indischer Provenienz und, wie es scheint, auf verhältnismäßig
engem Raum begrenzt, ohne Anlehnung an die verwandten Genera.
Die Gattung umfaßt zwei Typen, die durch die Form der Fühler
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreise. 67
unterschieden werden. Die Tiere sind ferner durch die zarten
Beine gekennzeichnet. Am ausgedehntesten ist der Verbreitungs-
kreis der Arten mit breiten Fühlergliedern. Derselbe erstreckt
sich nach mir vorgelegenen Beweisstücken von Darjeeling bis
Sumatra einschließlich. Die kleinere Gruppe mit knotigen langen
Fühlern ist auf Malakka und (wahrscheinlich) das nordwestliche
Sumatra beschränkt. Eine ganz isolierte, noch vollständig un-.
aufgeklärte Stellung nimmt Eusystellus mit 9 Fühlergliedern ein.
Die Gattung ist auch dadurch von besonderem Interesse, daß sie
durch die klobigen Beine mehr an die Afrikaner erinnert, durch
den dreifurchigen Kopf an die Australier. Irgendwelche Schlüsse
lassen sich natürlich nicht ziehen, nur soviel möchte ich sagen, daß
mit Leptamorphocephalus keine Gemeinschaft besteht.
Ausschließlich das australische Gebiet bewohnt Kleineella
Strand. Diese Gattung steht vollständig isoliert da, ist aber in
sich nicht einheitlich und vereinigt mehrere Kennzeichen in sich.
Was der ganzen Gattung eigen ist, ist die Form des Rüssels, natür-
lich unter Berücksichtigung der artlichen Differenzen, der an der
Kopfunterseite befindliche hornartige Fortsatz und die Kleinheit
der Mandibeln. Drei Arten haben einen + aufgewulsteten, also
dem eingedrückten der sonstigen Verwandtschaft entgegengesetzt
geformten Kopf, nur swleicollis hat ihn vertieft. Allen Arten ist
die Dreifurchung eigen. Bei 3 Arten ist der Prothorax tief ge-
furcht, nur bei australis und compressicornis nicht; es treffen sich
also die in Frage kommenden Eigenschaften bei den einzelnen
Arten in verschiedenem Zusammenhang. Die Verbreitungsgebiete
sind sehr eigenartig, vor allen Dingen durch das weite Hinüber-
greifen auf die Inselwelt gegen Osten. Es wird dadurch be-
wiesen, daß das Zentrum mehr östlich gelegen hat und heute
nur noch die Ränder des einstigen großen Gebietes erkenn-.
bar sind. Mit den anderen Gattungen besteht nur weitläufige
Verwandtschaft.
Die Verbreitungszentren umfassen also auch ganz verschiedene
Typen, die miteinander verbunden sind. Daß hier ursprünglich
eine-Grundform vorgelegen hat, ist nicht ganz von der Hand zu
weisen. Die Anlehnung von sulcicollis an den primären Typus ist
nicht ohne Bedeutung. Jedenfalls wird die von mir vorgenommene
Trennung der einzelnen gegenwärtigen Zustandsformen durch die
zoogeographischen Ergebnisse bestätigt.
Im wesentlichen ist die Verwandtschaft also tropisch, mit
starken Ausladungen ins Subtropische, ja nördlich sogar bis ins
Paläarktische, südlich bis in Zonen, die demselben entsprechen.
Rein tropisch sind Hadramorphocephalus, Micramorphöcephalus, -
Eusystellus und von Leptamorphocephalus die Arten mit nodosen
Fühlergliedern. Ins Subtropische stößt dieselbe Gattung vor. In
Afrika ist es Acramorphocephalus, die südlich ins Subtropische
hineinreicht. Amorphocephalus im weitesten Sinne umfaßt
5* 12. Heft
68 R. Kleine:
alle Gebiete. Tropisch und subtropisch südlich des Äquators ist
Kleineella.
Das Vorkommen innerhalb der Zonen.
1. Paläarktisches Gebiet.
a) Mediterranes Untergebiet.
Ins mediterrane Gebiet reicht, wie schon gesagt, coromatus
Germ. hinein und dürfte sich überall finden, wo die Entwick-
lungsmöglichkeit geboten ist. Aus Spanien haben mir Stücke vor-
gelegen, in Südfrankreich findet sich das Tier nicht selten, erreicht
in Italien in der Lombardei die Nordgrenze. Auf dem Balkan sind
Fundorte von Dalmatien bis hinunter nach Griechenland bekannt.
Man kann also annehmen, daß die Küstengebiete des Mittel-
meeres europäischen Anteils ganz allgemein bewohnt sind, soweit
die biologischen Verhältnisse es zulassen. Von hier aus springt
die Art nach Kleinasien über. Mir haben zwar keine Beweisstücke
vorgelegen, aber, da ich Material aus Südrußland, wahrscheinlich
vom Kaukasus sah, so nehme ich keinen Anstoß an die Patria-
bezeichnung ‚‚As. min.“
Vom Nordrand Afrikas lagen mir Fundorte von Algier und
Marokko vor. Es ist mir ganz unzweifelhaft, daß einst der ganze
Nordrand ein einheitliches Gebiet gebildet hat und erst später
durch geologische Veränderungen unterbrochen ist. Coronatus soll
auch in Nubien (cfr. daselbst)vorkommen, was ich nicht beweisen
noch bestreiten kann. Es ist aber nach Lage der Dinge möglich
und darum nicht ausgeschlossen, daß der Verlauf des Verbreitungs-
gebietes seinen Weg über Palästina nach Ägypten nimmt.
Coronatus ist außer Eupsalis Reichei Fairm. die einzige Bren-
thide, die in Europa lebt, vor allem die einzige, die soweit nördlich
geht. In der Lombardei hat die interessante Familie die nördlichste
Grenze erreicht und bricht dann, ohne Übergang in eine andere, ab.
b) Das sibirische Untergebiet.
Naturgemäß ist das sibirische Gebiet frei, nur die südlichen
Distrikte könnten in Frage kommen. In der Tat ist von Trans-
kaspien Eremoxenus chan Sem. bekannt. Ob das überhaupt eine
Brenthide ist ? Aus der hier zur Besprechung stehenden Verwandt-
schaft ist keine Art bekannt geworden.
c) Das mandschurische Untergebiet.
Viel eher wäre im mandschurischen Gebiet auf neue Funde zu
hoffen. Daß die Familie kräftig bis Japan vorstößt ist ja bekannt.
Cordus-Verwandte sind z. B. von den nicht weit entfernten
Philippinen beschrieben (Amphicordus Heller). Trotzdem ist bis
heute nichts bekannt geworden. Wenn man bedenkt, daß Japan
gut durchforscht ist und dennoch ein negatives Resultat ergeben
hat, so muß man annehmen, daß in der Tat keine Amorphocephalus-
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr.u. ihr Verwandtschaftskreis. 69
Verwandte hier vorkommen, obwohl die Höhenlage mit dem
Mediterrangebiet ungefähr gleich ist.
2. Das indische Gebiet.
Im indischen und ceylonischen Untergebiet sind bisher
keine hierhergehörigen Formen gefunden worden.
a) Das indochinesische Untergebiet.
Im Cat. Col. ist für Jaevis Pow. Westjava angegeben. Power
nennt in seiner Beschreibung: ‚Indien‘ als Heimat. Das ist leider
nur ein Begriff, aber kein Fundort. Mir liegen Beweisstücke von
Darjeeling vor. In Hinterindien sind also bestimmt die ersten
Spuren zu finden. Es scheint aber keine Neigung zu bestehen,
noch weiter vorzudringen. In dem recht ansehnlichen Brenthiden-
material aus Tonkin, was ich gesehen habe, fanden sich keine
Spuren. Das Fehlen in China, Japan usw. spricht auch dafür,
daß keine Wendung nach Norden und Osten, sondern rein nach
Süden vorgenommen wird, wie ja laevis auch bis West-Sumatra
vorkommen soll. Ich sah keine Belege dafür.
b) Das malayische Untergebiet.
Malakka.
Von Malakka habe ich beide Typen von Leptamorphocephalus
gesehen. Nach Powers Angaben lebt variolosus dort, und ich fand
sumatranus von dorther. Es ist möglich, daß auch noch laevis in
Malakka vorkommt, wenn die im Cat. Col. gemachten Angaben,
daß die Art noch in Westjava vorkommt, stimmen. Ich habe
keine Beweise dafür. Es besteht kein Zweifel, daß der Übergang
nur über Malakka stattfinden kann. Aus dieser Gegend wird
noch manches Neue herauskommen.
Sumatra.
In Sumatra hat sich ein recht ansehnlicher Besatz gezeigt,
und es unterliegt keiner Frage, daß erst ein geringer Bruchteil der
vorkommenden Arten, ja Gattungen bekannt ist. Von Leßt-
amorphocephalus kommen beide Formen vor. Sumatranus Senna,
die ich von Ostsumatra sah, geht am weitesten nach Osten, kommt
auch noch auf Java vor. Laevis Power soll ja noch in Westsumatra
sein, was leicht möglich ist; ich sah ihn nicht, kann also auch
nichts verbürgen.
Interessant ist mentaweicus Senna. Es ist bisher nicht möglich
gewesen, die Art auch auf dem Festlande festzustellen; wenn das
aber noch der Fall sein sollte, so wäre auf der südwestlichen Seite
eine Art gefunden, die sich durch die Form von Kopf und Beine
von den anderen Gattungsgenossen separiert. Ich kenne aber ganz
analoge Verhältnisse bei anderen Gattungen, wo auf den Mentawei-
Inseln sich ganz spezielle Formen ausgebildet haben, vielleicht ist
12. Heft
70 R. Kleine:
das hier auch der Fall. Jedenfalls glaube ich darauf hinweisen
zu müssen.
Von den Verwandten mit knotigen Fühlern ist es nodosifer Kl.,
den ich auf der Insel feststellen konnte. Er stammt aus der Dohrn-
schen Sammlung; ich gehe nicht fehl, wenn ich dafür einen nord-
westlichen Fundort annehme. Dohrn hat in. dieser Gegend (Soeka-
randa, Dehli) gesammelt.
Von allergrößtem Interesse bleibt aber Eusysiellus rex Kleine
von NW.-Sumatra. Diese Art hat nur 9 Fühlerglieder und durch-
bricht damit das ganze System. Der eigenartige Fall beweist
übrigens, daß auf verhältnismäßig engem Gebiet (NW.-Sumatra)
sich die heterogensten Formen bilden können, deren Ableitung
zunächst ganz unmöglich ist.
Java.
Nach einer Angabe von Senna kommt ZL. laevis Power in
West- Java vor. Das ist die einzige Mitteilung über Java-Funde.
Borneo.
Von Borneo sah ich Eusystellus rex Kleine. Es kann also keinem
Zweifel unterliegen, daß die Art einen weiteren Verbreitungskreis
hat, als ich zunächst annahm. Da auf Borneo auch sonst noch
Brenthiden mit 9 Fühlergliedern vorkommen, so ist zu untersuchen,
ob sich nicht etwa ein für das Gebiet typischer Charakter heraus-
gebildet hat.
3. Das australische Gebiet.
a) Austro-malayisches Untergebiet.
Es kommt für das ganze Gebiet überhaupt nur die Gattung
Kleineella Strand in Frage. Im austro-malayischen Gebiet ist
nur Neu-Guinea und nur mit Kl. novaeguinea Senna, die
nach Sennas klarer Diagnose hierher gehört, und Kl. com-
pressicornis Kl. besetzt.
b) Australisches Gebiet.
Vom Cap York hat Power seinen Mnizechi beschrieben. Die
sehr abweichende Gestalt, die das Tier haben muß und die mangel-
hafte Diagnose, man kennt nur das 9, läßt keinen klaren Einblick
in die verwandtschaftlichen Zustände gewinnen. Ich muß daher
auf die Aufnahme verzichten. Vom australischen Festlande
kenne ich, und zwar nur von der östlichen Küste, australis
Lac., sulcicollis Pow. und barbata Kl. Letztere ist mit novae-
guinea Senna verwandt.
c) Polynesisches Untergebiet.
Das Auffinden von Kl. barbata. Kl. auf Tahiti ist gewiß von
allergrößtem Interesse, denn es scheint mir zu beweisen, daß
einst ein regulärer Kontakt mit dem Festlande stattgehabt hat.
Übrigens ist es der am weitesten nach Osten vorgeschobene Punkt,
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 71
auf dem noch eine Art dieser ganzen Verwandtschaft im weit esten
Sinne gefunden worden ist.
4. Das äthiopische Faunengebiet.
1. Das westafrikanische Untergebiet.
Kein Gebiet ist so stark besetzt wie Westafrika. Zunächst
hat es Hadramorphocephalus Calvei Pow. nur für sich. Diese ganz
eigenartige Form ist nur am Senegal gefunden worden. Von
echten Amorphocephalus-Arten sind bisher gefunden: senegalensis
Power, auch in Kamerun nicht selten, dahomeensis Senna, bisher
wie es scheint nur in Westafrika endemisch. A. diadematus Pöw.
in Senegambien und Togo, aber auch in anderen Gebieten gefunden,
also nicht charakteristisch. . Im Kongobecken lebt Acramorpho-
cephalus Gebieni Kl. und Schoutedeni Kl., deren zweiter Vertreter
stabilis Kl. in Kamerun, auch im Gebiet ist, aber weit darüber
hinausgeht. Auch für die erstere Art läßt sich der Verbreitungs-
bezirk noch nicht sagen; es wäre verfehlt, sie nur für dies Gebiet
zu reklamieren. Endlich kommt noch Micramorphocephalus soror RI.
aus Togo und M. consobrinus Kl. in Betracht. Also eine stattliche
Reihe.
2. Das südafrikanische Gebiet.
Verfolgen wir die Westküste weiter nach Süden, so läßt sich
im wesentlichen nur Acramorphocephalus stabilis Kl. nachweisen.
Es ist aber nicht unmöglich, daß wenigstens einige der in West-
afrika angetroffenen Arten noch hierher vordringen.
Weiter nach Süden trifft man dann auf hospes Kolbe, der
ganz Südafrika mit Ausnahme des Kaplandes beherrscht. Es ist
auffällig, daß gerade das Kapland von allen Amorphocephalus-
Verwandten frei ist. Ob hieran die Vegetation schuld ist? In
. Caffraria soll dann noch A. imitator Fähr. vorkommen; ich konnte
mir ebensowenig wie andere Bearbeiter ein Bild von der Art
machen.
3. Das ostafrikanische Untergebiet.
Im ostafrikanischen Gebiet ist die Artenzahl kaum kleiner
wie im Westen, und manche dort angetroffene Art findet sich wieder.
Gehen wir von Süden nach Norden. Zunächst beherrscht noch
hospes Kolbe das Feld, der sich in ununterbrochenem Kontakt
bis zur Somaliküste verfolgen läßt. Dann folgt intermedius Kl.
. vom südlichen Sudan und Somali bis Britisch-Ostafrika gehend.
Am stärksten ist der südliche Sudan besetzt. Hier leben
A. princeps Kl., Jickelii Schauf, diadematus Power, hospes Kolbe
und endlich soll auch coronatus Germ. bis nach Nubien vorstoßen.
Ich konnte es nicht beweisen. Endlich wäre in Deutsch-Ostafrika
noch eine endemische Art: Micramorphocephalus frater Kl. zu
nennen.
12. Heft
72
R. Kleine:
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Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 73
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12. Heft
74 R. Kleine:
Biologisches.
Über die biologischen Zustände der Brenthiden wissen wir
leider nur wenig. Von Baryrrhynchus ist es bekannt, daß sie in
anbrüchigen Bäumen leben. Auch die von mir untersuchten
Prophthalmus-Arten lassen darauf schließen. Für Drenthus liegen
persönliche Beobachtungen von Ohaus vor, die das Gleiche be-
stätigen. Auch Sennas Erfahrungen ergeben dasselbe Resultat:
In den Ann. Soc. Ent. Fr. 1894, p. 406 sagt er: ‚„‚Ils vivent sous les
ecorces ou enfonces dans la sciure et les detritus des bois morts,
ou enfin dans des galeries qu’ils creusent dans le bois des arbres en
decomposition.““ Im allgemeinen darf man, das ergibt sich auch aus
den am ganzen Körper, namentlich aber zwischen den Mandibeln zu
findenden organischen Resten, annehmen, daß alle mehr oder weniger
in der angegebenen Weise zur Entwicklung kommen und leben.
Über Amorphocephalus coronatus kann ich einige Mitteilungen
machen. Ich verweise auf meine Notiz in den ‚Entomol. Blättern!®).
Danach lebte coronatus im morschen Holz einer anbrüchigen Eiche.
Es ist also nicht unbedingt nötig, daß sich die Entwicklung in
den kambialen Schichten abspielen muß. Aus den Rudimenten, -
die ich in den Mandibeln fand, war nachzuweisen, däß es reiner
verpilzter Holzkörper war. Der Beobachter, Herr Dr. G. Diek in
Zöschen, der übrigens noch lebt, war der Meinung, daß zwischen
coronatus und Ameisen gewisse, vorläufig noch vollkommen un-
geklärte Beziehungen bestünden. Es wäre natürlich leicht möglich,
daß sich in den morschen Hölzern auch Ameisen finden könnten,
und daß beide Insektenarten sich am gemeinsamen Ort entwickeln
ohne indessen miteinander in direkten Beziehungen zu stehen. Es
konnte soviel festgestellt werden, daß sich in der Nähe Kolonien
von Pheidole und Paupur befanden. Ein Zusammenhang zwischen
coronatus und den Ameisen war nicht sicher zu ermitteln.
Die Vermutung, daß ein gewisser biologischer Zusammenhang
besteht, begründet sich auf eine zweite Beobachtung. Dr. Diek sah
nämlich, daß sich coronatus-QQ, die noch ganz frisch waren, unter gro-
Ben Steinen bei Ameisen, eshandelte sich um Camponotus sanguineus,
fanden. Ich habe die Stücke selbst gesehen und halte sie auch für noch
unreif. In weiterer Umgebung befand sich kein Baum und Strauch, in
welchem die Entwicklung hätte stattfinden können. Damit gewinnt
die Beobachtung ein anderes Bild; es wäre wohl möglich, daß die Kä-
fersich im Detritus des Ameisennestes entwickelt haben, ohne sonst in
nähereBeziehung zu denWirtstieren selbst zustehen. Das wärealsorei-
nerComensalismus. WeitereBeobachtungenwerdenKlarheitergeben. ®)
14) ], c. 1916, p. 281.
15) Nach einer weiteren Meldung durch Reitter, Ent. Bl. 1917, p. 52
sammelte Brenske bei Kumani in Morea in einem alten Eichenwald Am.
coronatus in Gängen, welche eine schwarze Ameise (Camponotus vagus Scop.
[pubescens Fbr]) in dem harten Holze meist am Wurzelende gearbeitet
hatte. Das Tier war daselbst sehr häufig und gesellig. Also auch hier in
Gemeinschaft mit Ameisen. Wenn ich nicht irre zählt auch Wasmann
die Art zu den Mirmykophilen.
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 75
1. Die Gattung Amorphocephalus Lac.
Die Festlegung des Gattungscharakters auf Grund der zur Gattung
zu rechnenden Arten.
Die Grundfarbe ist ein tiefes Violettbraun bis fast rein Violett-
schwarz. Es kommt ebensowohl Verdunkelung wie Aufhellung vor.
Die Angaben über Farbe sind daher mit einiger Vorsicht aufzu-
nehmen und nur ganz bedingt verwendbar. Von coronatus sah
ich alle Übergänge von Hellrotbraun bis Violettschwarz. Ich
konnte aber nichts finden, was für eine Variationsberechtigung
hätte ins Feld geführt werden können, halte die + hellen Stücke
vielmehr für nicht vollständig ausgefärbte Exemplare. Ganz auf-
fallend ist die große Variationsbreite bei hospes Kolbe. Nach der
Diagnose soll sie „rubrocastaneus‘‘ sein, was ganz unbedingt zu-
trifft. Es ist gar nicht selten, daß tatsächlich vollständig ent-
wickelte Tiere, die keineswegs den Eindruck von Halbreife
machen, hell kastanienbraun sınd. Bei nur wenig Material würde
ich nicht das geringste Bedenken tragen, diese Coloration als grund-
legend anzunehmen. Bei größeren Mengen sieht ‚man aber nur
zu bald, daß hıer eine Variationsbreite von ungeahnter Ausdehnung
vorliegt. Es finden sich tatsächlich alle Übergänge ohne Ausnahme,
von Hellkastanienbraun bis tief Violettbraun, es würde also jede
Farbenbezeichnung passen. Die meisten Arten sah ich + tief
violettbraun, nur dahomeensis Senna soll ebenfalls ‚‚rubro-castaneus‘‘
sein. Eine Entscheidung ist nicht ohne weiteres zu treffen, weil
außer dem Typus scheinbar kein Tier mehr bekannt geworden ist.
Nach alledem ist also anzunehmen, daß die Grundfarbe bei allen
Arten + violettbraun ist und daß Neigung nach Rotbraun hin
in wechselnder Variationsbreite besteht.
Soweit die Grundfarbe nicht zu tief ins Dunkle geht, sind
einzelne, immer wiederkehrende Organe entweder schwarz oder
doch angedunkelt, nämlich: Halsring, Kanten des Rüssels, Vorder-
rand, in + großem Umfang auch die Mandibeln, Fühlerglieder an
Basis und Spitze, Schenkelstiele, Knien, Schienen an Basis und
im Spitzenteil und zuweilen auch die Hüftringe. Hochglanz kommt
vor: hospes, alle Arten sind + glänzend, keine einzige direkt matt.
Oft ist der Glanz allerdings nur mäßig und von fettigem Ansehen.
Ergebnis: Einfarbige, meist violettbraune + von
kastanienbraun bis violettschwarz variierende, ver-
schieden stark glänzende Arten ohne Schmuckflecken
auf den Decken.
Die Größen sind sowohl innerhalb der Gattung wie auch der
Arten schwankend. Absolut kleine Arten, wie sie sich beispiels-
weise in der Gattung Micramorphocephalus finden, gibt es nicht.
Die kleinsten Formen, so intermedius Kl., dahomeensis Senna,
diadematus Power sind mit 9—10 mm in Durchschnittsgröße. Die
Latituden nach beiden Seiten sind nur gering. Dagegen sah ich
sowohl bei coronatus Germ. wie hospes Kolbe beträchtliche Diffe-
12. Heft
76 R. Kleine:
renzen, so daß es schwer ist, ein klares Bild zu gewinnen. Durch-
schnittlich ist hosdes Kolbe, möglicherweise auch imitator Fähr.
etwas größer, coronatus Germ. meines Erachtens überhaupt die
größte Art. Durchschnittsgröße vielleicht 15 mm.
Ergebnis: Mittelgroße vorwiegendaber kleinere Arten.
Die Kopfbildung ist nicht von einheitlichem Bau; selbst inner-
halb der Größenabmessungen besteht keine Übereinstimmung.
Durchgängig sind die Köpfe quer, erheblich breiter als lang; hier-
von macht hospes Kolbe eine bestimmte Ausnahme, der fast qua-
dratische Form hat. Der Hinterrand geht mit Ausnahme der
Seitenpartien unmerklich in den Hals über; eine eigentliche ver-
tiefte Mittelfurche besitzt nur hosdes Kolbe. Neben den Augen
liegt bei den meisten Arten eine + deutliche Furche, die bei allen
Angehörigen der coronatus-Gruppe, also bei coromatus Germ.,
intermedius Kl., Jickelii Schauf., dahomeensis Senna, princeps Kl.
und senegalensis Power vorhanden ist. Bei allen mit alleiniger
Ausnahme von coronatus sind die Furchen am Hinterkopf offen.
Von den Augen bzw. den Augenfurchen fallen die Seiten nach der
Mitte zu ab. Gegen den Rüssel wird die Aushöhlung tiefer und
geht meist ganz unmerklich auf die vertiefte Rüsselbasis über.
Sowohl an den Augenrändern wie am Absturz gegen den Rüssel
tritt meist starke Skulptur und Behaarung auf. Hospes Kolbe
ist als einzige Art dadurch gekennzeichnet, daß am Hinterrand,
unmittelbar an den Augen sich eine nach hinten über den Hals
ausladende Vorstülpung findet. Unterseite glatt, wenig skulptiert,
Basaleindruck ganz verwischt. Augen immer sehr groß, fast den
ganzen seitlichen Kopf einnehmend, nur hospes Kolbe hat nament-
lich im männlichen Geschlecht auffallend kleine Augen. Grund-
form meist länglich elliptisch, Vorderrand durch die dicht an-
stehenden Apophysen abgeplattet. Weder Vorder- noch Hinter-
rand wird berührt. Prominenz wechselnd, z. T. stark vortretend,
durchgängig aber nur kräftig gewölbt, coronatus Germ. und hospes
Kolbe haben platte Augen.
Ergebnis: Kopf quer, breiter wie lang, seltener +
quadratisch. Von den Augen nach der Mitte zu stark
abschüssig, neben den Augen mit ‘+ tiefer Längsfurche,
die manchen Arten fehlt. Hinterrand mit dem Hals
direkt verbunden, selten neben den Augen darüber
hinaustretend. Stirn stark gegen den Rüssel abfallend
und mit der vertieften Mittelpartie eine große Höhlung
bildend; Unterseite platt. Augen groß, + prominent,
langelliptisch, meist ungefähr in der Mitte des Kopfes
stehend.
Der Rüssel ist von einheitlichem Bau, wenn auch innerhalb
der Gattung recht beträchtliche Artdifferenzen vorhanden sind.
Der Basalteil ist bei allen Arten gleichmäßig tief ausgehöhlt, an
den Seiten von apophysenartigen Anhängen verschiedenster
Form begrenzt. Die Apophysen sind weder mit dem gleich noch
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 77
zu erwähnenden Rüsselaufsatz noch mit dem Kopf selbst ver-
bunden, sie endigen nach vorn vielmehr unter dem Aufsatz.
Von der Vertiefung steigt der Rüssel meist sehr steil nach
oben und bildet hier einen platten Rüsselaufsatz, der meist
flügelartig mit + vertiefter Mittelpartie oder sogar sechseckig
(imitator Fähr.), ist. Tritt letzteres ein, so verengt sich der
Aufsatz nach hinten zu beträchtlich und ist immer durch eine
Mittelfurche getrennt, die nach hinten so breit wird, daß der
Aufsatz in zwei stumpfen Ausläufern endet. Das ist bei den meisten
Arten der Fall. Ausgesprochen lang-dreieckig ohne Mittelfurche
ist nur diadematus Power. Alle Arten sind an der hinteren Aufsatz-
partie stark borstig behaart. Gegen den Spitzenteil, der immer
kürzer, zuweilen sogar erheblich kürzer (Jtickeliti Schauf., Princeps Kl.)
ist, verengert sich der Aufsatz plötzlich und verbleibt auf dem,
gegen den Basalteil nicht schmäleren Spitzenteil als breite + tiefe
Mittelfurche stehen. Der Spitzenteil ist seitlich flach abschüssig. Der
Vorderrand ist von sehr verschiedener Form. Er kann in der Mitte
stark ausgehöhlt sein: coromatus Germ. oder nur ganz mäßig:
princeds Kl., oder + spitz vorgezogen: senegalensis Power, inter-
medius Kl., diadematus Pow., hospes Kolbe. Wenn die Abb., die
Senna von dahomeensis gibt, richtig ist, so ist damit eine Form
gegeben, die keine andere Art gleich besitzt. Unterseite des
Spitzenteils schnauzenartig verdickt, robust, klobig. Mandibeln
sehr wechselnd. Von nur kleiner Gestalt sollen sie bei dahomeensis
Senna sein; bei allen anderen Arten sind sie groß und kräftig. Von
beiderseitig gleicher Form sind sie bei Zrinceps Kl. und hospes Kolbe.
Linksseitig dicker als rechts bei coronatus Germ., ebenso aber
schlanker bei intermedius Kl. und senegalensis Power. Auch Jickelit
Schauf. muß so aussehen, während diadematus Senna die große
Mandibel auf der rechten Seite hat.
Ergebnis: Rüssel an der Basis tief ausgehöhlt, nach
den Fühlern zu steil aufsteigend, einen drei, oder sechs-
eckigen oder flügelartigen Aufsatz bildend. Nach dem
verkürzten Spitzenteil zu schnell verengt und als
Mittelfurche auf demselben fortgesetzt. Spitzenteil
flach abschüssig, Vorderrand eingebuchtet oder +
vorgezogen, Unterseite schnauzenartig aufgewulstet.
Basalteil seitlich durch Apophysen verschiedener Form
eingeschlossen. Mandibeln groß oder klein, auf beiden
Hälften gleich groß oder (meist links, seltener rechts)
größer.
Die Grundform der Fühler ist bei allen Arten ganz gleich-
mäßig. Im wesentlichen sind die Glieder von 3—8 quer. Die
Form wechselt natürlich bei den Arten. Ausgesprochen quer-
perlig ist nur coronatus Germ., während intermedius Kl., sene-
galensis Pow. und dahomeensis Senna von rein eckiger Formsind. Es
kommen aber auch andere Bildungen vor, so bei diadematus Pow.,
wo die Glieder nach der Außenseite hin eingekerbt, also enger sind
12. Heft
78 R. Kleine:
als innen. Jedenfalls sind die mittleren Glieder unter sich gleich,
ganz abgesehen von den artlichen Abweichungen. Bei keiner Art
ist ein direkt festes Gefüge bemerkbar, alle steben mehr oder
weniger locker, namentlich Princeps Kl. nimmt in dieser Beziehung
eine besondere Stellung ein. Die Spitzenglieder 9—11 sind immer
bestimmt vergrößert, länger, meist + walzig, doch auch kugeliger
von Form: coronatus Germ., princeds Kl. Endglied dick, ziemlich
schnell zugespitzt, höchstens so lang wie das 9. und 10. zusammen.
Bei keiner Art ist das 3. Glied länger als die folgenden, das ist
mit Rücksicht auf die Gattung Acramorphocephalus, wo das 3. Glied
erheblich verlängert ist, wichtig.
Ergebnis: Fühler von mittlerer Länge, nicht über
den Thorax hinausreichend, robust, 1. Glied groß,
klobig, 2. meist stark quer, stielartig eingeluel, ©
kegelig, nicht länger wie die folgenden, 4.—8. immer quer,
wenn auch von wechselnder Gestalt, 9. und 10. ver-
größert, walzig oder kugelig, Endglied höchstens so
lang wie das 9. und 10. zusammen. Glieder meist locker
gestellt. |
Prothorax bei allen Arten von einheitlichem Bau. Grundform
länglich-walzig, ungefähr doppelt so lang wie breit, am Halse und
an der Basis ungefähr gleich breit, Mitte nur wenig verbreitert
(nur rinceps Kl. hat eine etwas gedrungenere Form). Zuweilen
kommen am Halse verschwommene Längsfurchen vor, so bei
coronatus Germ., diadematusPow. und den meisten Arten überhaupt,
wenn auch nur allgemein schwach und in wechselnder Stärke.
Hinterrand durchgängig schwach entwickelt, zuweilen überhaupt
ganz verschwindend oder doch nur angedeutet. Bei keiner Art
ist Längsfurchung auch nur in irgendwelchem nennenswerten Um-
fang vorhanden. Ich muß ganz besonders darauf hinweisen, weil
das Merkmal das Gattungsbild zu verschleiern imstande ist. Die
Thoraxoberseite ist immer glatt, nur von der wechselnden Skulptur
bedeckt. Seiten über und hinter den Hüften eingezogen, Unterseite
vor den Füßen gewölbt, Hüftringe meist undeutlich.
Ergebnis: Thorax walzig, an Hals und Basis gleich
verschmälert, Mitte wenig erweitert,niemals rundlich
kugelig. Oberseite + platt, ohne Mittelfurche, Hinter-
rand immer nur gering entwickelt, zuweilen fast fehlend.
Seiten an den Hüften eingezogen, Unterseite gewölbt,
Hüftringe nur in geringem Maße ausgebildet.
Die Elytren sind an der Basis meist eingezogen, meist so breit
wie der Thorax an der breitesten Stelle, zuweilen aber auch be-
stimmt schmaler wie dieser (oft bei coronatus Germ.). Natürlich
sind die Differenzen nicht bedeutend. Seiten parallel laufend, erst
am Absturz stärker verengt und gemeinsam abgerundet. Oberseits
sind die Decken meist plattgedrückt. Sutura bei allen Arten
breit, + dachförmig, aber auch vollständig platt. An der Basis
kommt es nicht selten zur Verengerung, so bei diadematus Pow.,
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 79:
senegalensis Pow., die erste Rippe ist wohl bei allen Arten sehr
verbreitert, z. T. z. B. bei hospes Kolbe sehr beträchtlich; von '
hier aus nimmt die Breite ab, aber die Höhe zu. In der Regel ist
die Intensität der Rippenbildung auf der Oberseite und seitlich
gleich groß, es kommen aber auch Ausnahmen vor. So soll Jickelii
Schauf., den niemand wieder gesehen hat, auf der Oberseite nur
ganz verschwommene Rippen haben, an den Seiten aber solche
von starker Ausprägung. Bei rinceps Kl. ist das direkte Gegenteil
der Fall, und der unsichere imitator Fähr. hat nach der Diagnose
ein ähnliches Aussehen. Über den Rippenverlauf ist einiges zu
sagen. Die erste Rippe geht von den mir vorgelegenen Arten nur
bei coronatus Germ., hospes Kolbe und princeps Kl. bis auf den
Absturz, bei diadematus Pow., intermedius Kl. und senegalensis Pow.
erreicht sie den Absturz nicht. Über die restlichen Arten weiß
ich es nicht. Rippe 2 geht immer bis auf den Absturz. Zuweilen
ist die 4. Rippe von der 3. und 5. eingeschlossen und beide endigen
gemeinsam auf dem Absturz, so bei coronatus Germ. Bei den
meisten ist die 3. und 5. Rippe absolut verkürzt und reicht nur
bis an den auf dem Absturz liegenden tiefen Eindruck. Hier ist
auch die 4. unterbrochen, tritt dann aber wieder schärfer hervor
und erreicht ebenfalls den Absturz. Vollständige Obliteration
tritt bei iniermedius Kl. ein. Die 6. Rippe ist bei allen Arten voll
ausgebildet, die seitlichen dagegen hängen von der Intensität der
Ausbildung ab. Eine allgemeine Außenstellung nimmt eigentlich
nur coronatus Germ. ein, bei dem auch die Rippen auffallend breit,
flach, eckig, viel breiter wie die Furchen sind. Bei den anderen
Arten nehmen sich Rippen und Furchenbreite nicht viel. Rippen
und Furchen sind punktiert, die Rippen zart und scharf, die Furchen
meist stumpf und weitläufig.
Ergebnis: Elytren ungefähr so breit wie der Pro-
thorax an seiner breitesten Stelle, Humerus gering ent-
wickelt, !etwas gegen den Thorax vorgezogen, Seiten pa-
rallel, nur am Absturz verengt,
oben platt, hinten gemeinsam
gerundet; 'gerippt,.n gefurcht;
Sutura und 1. Rippe breiter wie
die übrigen, nichtimmeralleRip-
pen den Absturzerreichend, Fur-
chen ungefähr sobreitwiedieRip- ABB
pen,Suturalfurcheverschmälert.
Die Hautflügel sind von ganz charakteristischem Aufbau und
von denen der Arrhenodini bestimmt verschieden. Der Grundtyp
entspricht natürlich den Brenthidenflügeln durchaus. Die Costa
zeigt sich von sehr zarter Gestalt, ist wenig gebogen und endigt un-
deutlich im Vorderrande. Die Subcosta ist zwar von üblicher Gestalt,
aber äußerst schlank. An der rücklaufenden Stelle ist nur die obere
Hälfte deutlich. Der erste Radius ist sehr kurz an der Basis ver-
tieft, der zweite nur im basalen Teil klar zu erkennen, gegen den
2. Heft
80 R. Kleine:
Rand zu nur durch eine sehr feine, kaum wahrnehmbare
Tingierung markiert. Die Media 1 ist von üblicher Form, nur etwas
zart, überbrückt die Gelenkstelle und ist deutlich bis in die Flügel-
basis erkennbar. Zwischen Radius und Media keine obliterierten
Adern erkennbar. Media 2 erscheint ganz verloschen, auch nur eine
Cubitalader ist erkennbar. Der Mittelflügel ist also beträchtlich
zurückgebildet und ich nehme keine Gewähr, daß die hier ge-
gebene Deutung richtig ist. Von normaler Gestalt sind die Anal-
adern. Die 1. Analis weicht in nichts von der von mir untersuchten
Gattung Eupsalis ab, auch die 2., nur auf kurze Strecke hin ge-
trennte Analis findet sich wieder. Was aber ganz neu und eigen-
artig ist, das ist eine Axillaris unmittelbar am Hinterrand, die
ich bisher noch bei keiner anderen Gattung sah. Die allgemeine
Form ist mehr eckig, das kommt daher, daß die basale Flügel-
partie fast rechteckig abgestutzt ist. Ein Lappen wird nicht
gebildet.
Die Beine sind von sehr übereinstimmendem Bau. Vorder-
und Mittelhüften stehen sehr nahe aneinander, die vorderen be-
rühren sich fast; im wesentlichen von halbkugelförmiger Gestalt;
Hinterhüften o. B. Vorderbeine kaum kräftiger wie die hinteren,
nur die Mittelbeine sind bei’ allen untersuchten Arten auffallend
zarter. Die Schenkel sind keulig, der Stiel breitgedrückt, ganz
allmählich in die Keule übergehend, diese kräftig, länglich, nicht
klobig, Knien gerundet. Die Schienen sind nicht einheitlich ge-
formt. Die vorderen und mittleren sind + gerade, nur auf der
Mitte innenseits mit merklicher Verdickung, Vorderschienen an
der Spitze quer. Die Form der Hinterschienen ist nicht einheitlich.
Alle && der coronatus-Verwandtschaft haben + gebogene Hinter-
schienen, die wenigstens in der Spitzenhälfte innenseits starken,
buschigen, dichten Haarwuchs haben. Bei hospes Kolbe ist diese
Erscheinung nur noch in ganz geringem Umfang vorhanden. Im
Q Geschlecht sind auch die Hinterschienen von normaler Gestalt.
Alle Schienen zweidornig. Tarsen o. B. Erstes Glied kegelig, bei
coronatus Germ. sehr stark erweitert, bei den meisten Arten all-
mählich an Größe zunehmend, 2. am kürzesten, 3. von normaler
Form. Sohlen filzig. Klauenglied kräftig aber nicht robust, zu-
weilen (hospes Kolbe) gedrungen und kurz. Klauen normal.
Ergebnis: Beine kräftig, Vorderbeine kaum größer
wie die hinteren, Mittelbeine zarter. Schenkel keulig,
Stiel breit, Keule länglich, kräftig, Schienen gerade,
auf der Mitte verdickt, männliche Hinterschienen z. T.
gebogen und stark behaart, weibliche normal, Spitzen
zweidornig, Tarsen mittelgroß, Endglied nicht ge-
spalten, Sohle filzig, Klauenglied nicht so groß wie
die Tarsen zusammen, zuweilen verkürzt, kräftig,
Klauen normal.
Metasternum, 1. und 2. Abdominalsegment immer
längsgefurcht, Quernaht zwischen den Abdominal-
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u.:ihr Verwandtschaftskreis. 81
segmenten deutlich, 4. Segment schmaler wie- das
3. Apicalsegment gerundet.
Copulationsorgan zart, die Parameren fingerartig A
innerhalb der Gattung verschieden: bei einigen Arten klaffend,,
so Z. B. coronatus Germ., intermedius Kl. oder nur mäßig erweitert:
hospes Kolbe, oder die ganze vordere Partie stark verengt, die
Lamellen sehr zart und dicht anliegend: diadematus Pow., oder
taillenartig verengt, Lamellen groß: Princeps Kl. Penis meist
parallelseitig, nur hosfes Kolbe an der Basis des Präputiums ver-
engt, Spitze + rundlich-spitz. Präputium wenig verdunkelt.
Ergebnis: Copulationsorgan zart. Parameren von
wechselnder Form, Grundform finger- bis messer-
förmig, zart, + durchsichtig, nur an der Spitze in
+ großem Umfang behaart. Penis gerade, selten an
der Basis des Präputiums eingeschnürt, + durchsichtig.
2 In üblicher Weise durch den fadenförmigen Rüssel und die
ungefurchten Abdominalsegmente geschieden. Als sekundäre
Geschlechtsmerkmale kommen die der coronatus-Gruppe fehlende
Behaarung der Hinterschienen, bei diadematus Pow. die einfachen
Vorderschenkel und bei hospes Kolbe die vergrößerten Augen in
Betracht.
Neue Fassung der Gattungsdiagnose.
d + kleinere bis mittelgroße Arten von rotbrauner bis violett-
schwarzer Grundfarbe. Kopf quer, breiter wie lang, seltener +
quadratisch, von den Augen gegen die Mitte stark abschüssig,
neben den Augen mit oder ohne Längsfurche, Hinterrand wenig-
stens in der Mitte mit dem Hals unmerklich verbunden, selten
neben den Augen darüber hinausragend, Stirn stark gegen den
Rüssel abfallend, mit der Mittelvertiefung eine große Aushöhlung
bildend. Unterseite platt. Augengroß, + prominent, langelliptisch,
meist ungefähr in der Mitte des Kopfes stehend. Basalteil des
Rüssels länger wie der. Spitzenteil, Basis ausgehöhlt, Höhlung
seitlich durch Apophysen verschiedener Gestalt begrenzt. Vorderer
Basalteil stark erhaben, eine aufsatzartige Erhöhung bildend, Auf-
satz von wechselnder Form, seitlich zur Fühlerbeule erweitert,
meist in der Mitte tief gefurcht, nach hinten zweispitzig stumpf,
dortselbst stark behaart, auf den Spitzenteil stark verengt über-
gehend und eine + tiefe Mittelnaht bildend; Spitzenteil nicht
schmaler wie der Basalteil, Vorderrand eingebuchtet oder vor-
gezogen. Unterseite schnauzenartig aufgeworfen; Mandibeln groß,
gleich oder ungleich oder klein; Fühler robust, den Thoraxhinter-
rand noch eben erreichend, Basalglied groß, 2. kurz quer, 3. kegelig,
4.—8. breiter als lang, 9. und 10. vergrößert, Endglied lang, alle
Glieder locker gestellt.
Thorax walzig, an Basis und Hals gleichmäßig verengt, Mitte
wenig erweitert, niemals rundlich. Oberseite = platt, ohne Mittel-
furche, Hinterrand schwach, oft undeutlich.
Archiv für Naturgeschichte 2
1916. A. 12. 6 12. Heft
BB. e R. Kleine:
Decken ungefähr so breit wie der Prothorax, parallel, am Ab-
sturz kurz verengt, gemeinsam abgerundet, auf dem Absturz tief
grubig eingedrückt, oberseits platt, gerippt-gefurcht, Rippen nur
zum Teil den Absturzrand erreichend, zuweilen auf der Oberseite
oder seitlich obliteriert, Furchen meist ‚so -breit wie,die Rippen.
Beine kräftig, mittellang, Mittelbeine am kürzesten. Vorder-
hüfte und Mittelhüfte sehr eng stehend. Schenkel keulig, Stiel
plattgedrückt, Keule groß, lang, Schienen gerade, Vorderschienen
an der Spitze quer, Hinterschienen bei den meisten Arten dimorph,
alle zweidornig, Tarsen kräftig, 2. Glied am kürzesten, 3. nicht
gespalten; Klauenglied verschieden, z. T. kurz, immer kürzer wie
die Tarsen zusammen. Klauen klein.
Metasternum und Abdomen längs eingedrückt, Quernaht deut-
lich. Parameren zart, Lamellen fingerartig, nahestehend oder +
getrennt, Penis meist parallelseitig, selten an der Basis des Prä-
putiums eingeschnürt, letzteres + durchsichtig.
Q@ Basaler Rüsselteil wie beim d. Spitzenteil ne
Mandibeln klein, Abdomen ohne Längsfurche.
Typus: coronatus Germar.
Die fremden Elemente.
Die Gattung Amorphocephalus war bisher ein Typus. Alles
was ungefähr so aussah, hatte man darin vereinigt. In der Tat war
die Verlockung sehr groß, weil die meisten Arten die eigenartige Form
des Kopfes + gemeinsam hatten. Allerdings nicht alle, ich ver-
weise auf das bei australis Lac. Gesagte.
Es hat sich nun herausgestellt, daß die bisherige Auffassung
nicht richtig ist. Die Sichtung des in den deutschen Museen be-
findlichen Materials hat neue Typen ergeben, teilweise von so
abweichendem Charakter, daß Amorphocephalus heute wohl als
der Typus einer Gruppe aufzufassen ist, nicht aber einer
Gattung.
Die Abweichungen vom Grundtyp sind sehr bedeutend. Ich
verweise auf meine Arbeiten über Kleineella!®) und Eusystellus!?).
Die Erstere ist durch Kopf und Rüssel soweit- von Amorphocephalus
entfernt, daß wohl einige Verwandtschaft zu Symmorphocerus be-
stehen kann, nicht aber zu ersterer Gattung. Und doch mußte die
bisher bei Am. geführte australis Lac. hier eingereiht werden. Die
einzige Art, die außer dem groben Habitus, in dem sie mit Amorpho-
cebhalus genau übereinstimmt, in den sonstigen systematischen
Merkmalen abweicht. Und dann die andere Gattung, die nur
9 Fühlerglieder besitzt!! Jeder der sich mit Brenthidensystematik
beschäftigt hat, weiß was es bedeutet, wenn plötzlich innerhalb
der Familie derartige Abweichungen vorkommen, die das ganze
System umwerfen. Und doch ist das hier der Fall, und das Merk-
würdigste dabei ist: daß gerade bei Eusystellus der Amorphocephalus-
16) Archiv für Naturgeschichte.
17) Entomol. Mitteil. B. VI, No. 4+6 1917 p. 174.
f%
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 83
Typus noch einigermaßen bewahrt ist, namentlich in bezug auf
die Kopfform. Also: wir müssen unsere Ansicht über den Geltungs-
kreis von Amorphocephalus ändern. Nicht Gattungs- sondern
Gruppentypus. Von diesem Standpunkt aus haben wir die
einzelnen Arten zu betrachten.
1. Amorphocephalus Calvei Pow.
Power beschreibt!2) einen Am. Calveı vom Senegal. Der
Gesamteindruck widerspricht sofort dem dGattungstyp. Wir
müssen auf alle Fälle daran festhalten, daß A. coronatus Germ. der
Typus der Gattung ist. Betrachten wir unter diesem Gesichts-
punkt die einzelnen Arten, so ergibt sich, daß die große Überzahl
mit dem Typus übereinstimmt und daß der Gattungscharakter
auch ohne Zweifel fest zu fassen ist. Was sich diesen Verhältnissen
nicht anpassen kann, muß eben heraus. Es wäre noch zu erwägen, ob
Amorphocephalus nicht als sogenannte große Gattung aufzufassen
wäre, d. h. ob die abweichenden Arten sich nicht weiter entfernten
um den Wert eines Subgenus zu besitzen. Gewiß gibt es solche
Arten auch unter den Brenthiden, Amorphocephalus zählt nicht
dazu, es sei denn, daß die Arten mit tief gefurchtem Thorax hierher-
zurechnen wären. Davon will ich aber absehen.
Schon rein habituell besteht ein so fundamentaler Unterschied,
daß ich Calvei schon in ganz anderen Genera untergebracht sah.
Es war also nicht möglich, auf Grund von Powers Diagnose sich
ein Bild von dem Tiere zu machen.
In die Amorphocephalus-Verwandtschaft gehört die Art schon
wegen der Kopfbildung, die mit keiner anderen Gattung vergleich-
bar ist. Auch der basale Rüsselteil weist noch große Ähnlichkeit
auf, aber dann ist es auch vorbei. Keine Amorphocephalus-Art
hat einen Rüssel, der in der Spitzenhälfte schmaler wie die Fühler-
beulen wäre. Bei Calvei ist derselbe aber tatsächlich so erheblich
verschmälert, daß man im Zweifel sein kann, ob manein @ oder einen
& vor sich hat. Namentlich wenn man schlecht präparierte Stücke
besitzt. Im @ Geschlecht ist der Rüssel übrigens auch nicht rund-
lich wie bei den Amorphocephalus-Arten, sondern viereckig und
von ganz anderer Gestalt.
Der Kopfform allein würde ich noch keinen absolut bestimmen-
den Wert beilegen, wenn nicht noch andere gravierende Merkmale
vorhanden wären. Ich muß zunächst auf die Fühler verweisen,
die ich niemals in gleicher Form bei Amorphocephalus sah.
Am wichtigsten ist die Form des Prothorax. Power sagt:
„thorace bulbiformi‘, ich sage: eine direkte Kugel, eine so eigen-
artige, merkwürdige Form, wie sie niemals wieder bei den
Brenthiden auftritt, nicht einmal bei den gedrungenen Taphro-
derini. Schon daraufhin wird man nicht zu Amorphocephalus
kommen.
12) Ann, Soc. Ent. Fr. 1878, p. 485.
6* 12, Heft
84 R. Kleine:
Dann ist auf die gedrungenen Flügeldecken zu verweisen, die
in’der Art der Rippenbildung an sich wie in der Art der Rippen-
anordnung auf dem Absturz ganz isoliert sind.
Und dann verweise ich auf die Beine. Wo gibt esin der ganzen
Familie Brenthidae Vorderschienen vom Bau eines Calvei ? Nirgends.
Diese Formen, die an die Schienen gewisser koprophager Lamelli-
cornier erinnern, sind bei den Brenthiden ganz unerhört. Power
findet sich damit kurz ab, ihm genügt es: „tibiis latis praesertim
apice‘. Das ist alles.
Ich habe die Harmlosigkeit Powers schon mehrfach an anderen
Stellen bewundert. Wenn man bedenkt, daß Calvei in einer Vor-
arbeit zu einer Monographie der Brenthiden beschrieben ist, dann
muß man staunen über die Naivität, mit der Power die Sache
angefaßt hat. Das Copulationsorgan bietet wenig Handhabe zur
Trennung. |
Daß die Art dann auch in den ‚‚Catalogus‘ und in den ‚,Genera-
Ins.‘ übergegangen ist, kann nicht besonders auffallen, wenn man.
sich mit diesen Werken etwas eingehender beschäftigt hat.
Ich entferne also diesen Fremdling aus der Gattung Amorpho-
cephalus und werde im Anhang die neue Stellung präzisieren.
Das ganz isolierte Auftreten unter den echten Gattungsgenossen
und das lokale Vorkommen, läßt auf einen eigenen Typus schließen,
der vielleicht noch mehr Arten umfaßt wie wir ahnen.
2. Amorphocephalus australis Lac.
Im Material des Dresdener Museums fand ich eine neue Form,
die nur in die Nähe von Symmorphocerus gehören konnte. Das
Tier war dadurch ausgezeichnet, daß es den aufgewölbten Kopf
wie diese Gattung besaß, aber nicht die Verbindung von Kopf
und Rüssel durch eine stegartige Verbindung. Von Amorpho-
cephalus trennte der nicht vertiefte Kopf sofort. Übrigens ist die
Anordnung des Rüssels auch so abweichend, daß die Aufstellung
einer neuen Gattung berechtigt erschien. Ich stellte die neue
Gattung zwischen Amorphocephalus und Symmorphocerus. Das Auf-
fälligste war aber, daß das Tier auf der Unterseite des basalen
Rüsselteiles einen zapfenartigen Fortsatz hatte.
Bei Durchsicht der Amorphocephalus-Diagnosen fiel mir auf,
das Lacordaire auch von seinen A. australis sagte, daß die Art,
auf der Unterseite des Kopfes mit einem Fortsatz versehen sei.
Diese Angaben machten mich stutzig. Man darf derartigen Merk-
malen nun keine höhere Bedeutung beimessen als ihnen zukommt.
Sie kann rein sekundär und eine Konvergenzerscheinung sein.
Ich verweise auf Estenorrhinus Faldermanni Gyll., wo etwas ganz
Analoges zu sehen ist. Das konnte also auch hier der Fall sein.
Nun habe ich aus den deutschen Museen mehrfach australis be-
kommen, und es kann gar keinem Zweifel unterliegen, daß die Art
nicht zu Amorphocephalus gehört, sondern in die von mir begrün-
dete Gattung Mastax (Kleinöella. Strand.) x
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr'u. ihr Verwandtschaftskreis. 85
Es hat sich gezeigt, daß der Kopf nicht mit Amorphocephalus
übereinstimmt, sondern in die Symmorphocerus-Verwandtschaft
gehört, also nicht ausgehöhlt, sondern aufgewölbt ist. Ferner
ergab sich, daß der Rüssel auch nicht die Gestalt der Amorpho-
cephalus-Arten besaß, sondern den Typus von Kleineella hatte.
Unter diesem Gesichtspunkt gewinnt ein Merkmal, wie es
der zapfenartige Anhang der Rüsselunterseite ist, natürlich eine
sehr wesentlich andere Bedeutung, und dies um so mehr, als die
Verbreitungsgebiete beider Arten aneinanderliegen oder vielleicht
gar zusammenfallen, so daß wir es mit einem bestimmten Typus
eines festumschriebenen Verbreitungsbezirkes zu tun haben.
Innerhalb der Gattung Kleineella sind insofern sekundäre Ver-
schiedenheiten festzustellen, als bei ÄXl. barbatus Kl. der Prothorax
tief gefurcht ist, bei Kl. australis Lac. aber nicht. Dieselben Er-
scheinungen sieht man aber auch bei Amorphocephalus, nämlich
bei sulcicollis. Übrigens die einzige bisher bekannte, sicher zu
Amorphocephalus gehörige Art mit tief gefurchtem Prothorax und
auch von Australien. Die Sache gibt also zu denken.
Ich trage daher keine Bedenken, australis Lac. in die Gattung
Kleineella hinüberzunehmen. Wir dürfen Lacordaire, den ich als
hervorragenden Kenner der Käfergattungen hochschätzen gelernt
habe, keinen Vorwurf machen. Bei Beschreibung seiner Art kannte
er nur einen Amorphocephalus, das war coromatus Germ. Er konnte
sich also über den Umfang der Gattung noch keinen Begriff machen
und hat den habituell recht ähnlichen australis hierher gebracht.
Daß auch später Power ihn dort beließ, obschon er eine Vor-
arbeitung für eine Monographie, wie er stolz sagt, schrieb, ist be-
zeichnend. Der Übergang in die „Genera-Ins.‘ und den ‚Catalogus“
braucht nicht zu überraschen. Hier ist gerade kein Überfluß an
kritischem Geist zu bemerken. Als Typus für Kleineella kann
australis nicht in Frage kommen, weil ich zunächst nur barbatus
kannte und die Grunddiagnose darauf aufgebaut habe.
3. Amorphocephalus novaeguinea Senna
Nach der in üblicher Weise scharfen Diagnose Sennas besteht
kein Zweifel, daß diese Art nicht zu Amorphocebhalus gehört,
sondern zu Kleineella Strand. Die Kopfform, die für Kleineelia das
typische und primäre Moment ist, war so haarscharf dargestellt,
daß jeder Irrtum ausgeschlossen ist. Außerdem fehit auch der
zapfenartige Fortsatz an der Unterseite der Rüsselbasis nicht.
Alles, was sonst für Kleineella an maßgebenden Momenten zu
fordern ist, ist vorhanden.
Senna vergleicht auch nur mit australis Lac., bemerkt aber,
daß novaeguınea einen in der basalen Hälfte tief gefurchten Pro-
thorax besitzt. Es besteht also weniger Verwandtschaft mit
austyalis, dessen Thorax ungefurcht ist, als mit barbata n. sp.
Vielleicht sind auch beide Arten identisch, was ich aber erst noch
später eingehend ‚untersuchen muß. Nach Sennas Angaben’ sind
12. Heft
S6 R. Kleine:
allerdings, soweit ich bis jetzt urteilen kann, die beiden Arten
verschieden.
Wichtig ist mir vor allem der Umstand, daß auf Neu-Guinea
kein wirklicher Amorphocephalus vorkommt. Die Gattung Kleineella
ist sowohl auf dem australischen Kontinent, auf Neu-Guinea und
auf der östlichen Inselwelt verbreitet. Bis dahin ist aber, soweit
unsere heutigen Kenntnisse reichen, kein Amorphocephalus vor-
gedrungen. Die einzige Art, die ich noch zu dieser Gattung zählen
möchte, ist suleicollis Pasc. Auch hierüber kann man verschiedener
Meinung sein, ich will sie aber doch darin belassen und verweise
auf das bei swleicollis Gesagte. Jedenfalls haben Amorphocephalus
und Kleineella im australischen Gebiet enge Berührungspunkte.
Durch die hier besprochene Art ist der Gattungscharakter von
Kleineella sehr erheblich befestigt, und Amorphocephalus gewinnt
durch die Entfernung von novaeguinea ebenfalls an Klarheit des
gesamten Gattungsbildes.
4. Amorphocephalus Piochardi Bedel!?)
Im Catal. Col. findet sich S. 19 ein Amorphocephalus Piochardi
Baudi und ein Symmorphocerus Piochardi Bedel beschrieben. Die
Sache schien mir nicht unverdächtig. Es hat sich leider wieder
einmal gezeigt, welch unzuverlässiges Hilfsmittel der Catalogus ist.
Die Sache liegt folgendermaßen.
Im Jahre 1877 hat Bedel in den Ann. Soc. Ent. Fr. III, p. 184
ein @ beschrieben, das er zu Amorphocephalus stellte. Das war
insofern ein Fehler, als die neue Art kein Amorphocephalus sondern
ein Symmorphocerus war. Bedel, der so viele grundlegende und
wichtige Arbeiten veröffentlicht hat, hat sich in diesem Falle also
geirrt. Die Zugehörigkeit zuSymmorphocerus war leicht zu erkennen,
denn die Form des Kopfes und des basalen Rüsselteiles ist auch
bei den $9 so charakteristisch ausgebildet, daß kein Zweifel auf-
kommen kann. Als erstes ergibt sich also, daß Bedel zwar die
Gattung verkannt hat, daß im Catalogus die Art aber an der
richtigen Stelle steht und mit dem richtigen Zitat versehen ist.
Schon in demselben Jahre hat Power ebenfalls in den Ann.
p. 488 eine Bestimmungstabelle von beiden Gattungen gegeben,
in der Piochardi nur bei Symmorphocerus erscheint. Das hätte
schon Bedenken erregen müssen. Dieses Zitat findet sich ebenfalls
im Catal. unter Symmorphocerus. Bis hierher wäre also alles
richtig.
Nun tritt mit einmal ein Am. Piochardi mit der Autorschaft
Baudis?0) auf. Sehen wir uns den Aufsatz Baudis an. Er spricht
dort von einem Am. Piochardi Bedel und setzt schon in Klammer
19) Es war mir leider nicht möglich, in der Bibl. des Stett. Vereins die
erforderliche Literatur zu finden. Herr Gebien-Hamburg hat sich der Mühe
unterzogen, mir bei Feststellung der liter. Unterlagen behilflich zu sein;
ich danke ihm dafür hiermit bestens.
20) Boll. Mus. Torino IX, 1894 (im Cat. 1877) nr. 173, p. 10.
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis, 87
„Symmorphocerus Sch. sec. Senna‘ hinzu. Baudi beschreibt das $
zu.dem von Bedel beschriebenen 9. Am Schluß seines Aufsatzes
weist er noch darauf hin, daß Senna die Art zu Symmorphocerus
stellt und sagt ausdrücklich ‚Symmorphocerus Sch. a motivo della
carina elevata che gli sovrasta sul capo‘“. Auch über die Fundorte
gibt Baudi Auskunft, schon der Titel genügt. ‚„Viaggio del Dr.
E. Festa in Palestina, nel Libano e regioni vicine.‘“ Selbst genaue
Fundortsangaben werden gemacht: Quadi-Seir all’est del Giordano.
Es besteht also über die Zugehörigkeit der Art und über den Ort
ihres Vorkommens gar kein Zweifel. Es wäre wirklich interessant,
zu wissen, wie v. Schoenfeldt darauf kommt, den Amorphoc.
Piochardi, was die Patriaangaben anlangt, mit ? zu versehen.
v. Schoenfeldt hat die falschen Angaben erst zu Papier gebracht,
aber auch gleich in so solider Form, daß es nicht so ganz einfach
ist, sich durch dies Wirrsal hindurchzufinden. Das Zitat Pics ist
richtig, es fehlt aber der Hinweis auf die Synonymie Desbrochers.
Die Synonymie muß also lauten:
Am. Prochardi Bedel, Ann. Soc. Ent. Fr. 1877, Bull. p. 184: —
Baudi, Bull. Mus. Torino IX, 1894, no. 173, p. 10. Pic, Ann. Soc.
Ent.. Fr. .1905,: Bull. p. 280.
syn. Diliger Desbr. Frelon 1894—95, no. 7, p. 99.
Damit ist Piochardi definitiv zu Symmorphocerus gebracht.
Power, der die Typen selbst gesehen haben muß, hätte sonst die
Art nicht so selbstverständlich zu dieser Gattung gestellt.
5. Amorphocephalus sulcicollis Pascoe
Diese Pascoesche Art aus Australien schließt sich an barbatus
und novaeguineae an. Was einige Bedenken erregen könnte, ist
der + tief eingesenkte Kopf, der mit den anderen Arten, die ich
hierher zähle und in der Gattung Kleineella Strand vereinigt habe,
nicht übereinstimmt. Die sonstigen Eigenschaften sind aber so
abweichend vom eigentlichen Amorphocephalus-Typ, daß kein
Grund besteht, die Art etwa bei letzter Gattung zu lassen. Für die
Abtrennung sprechen auch zoogeographische Rücksichten. Ich
habe mich über diesen Gegenstand an geeigneter Stelle ausge-
sprochen.
Unklare, vermutlich falsche Aıt.
Amorphocephalus Mniszechi Power?!)
Die Art ist nach einem ® beschrieben und scheinbar niemals
wieder aufgefunden. Das ist recht schade, denn es war mir nicht
möglich, durch Augenschein Klarheit über diese Art zu gewinnen.
Es geht nur soviel aus der Diagnose hervor, daß die Art zur Amor-
phocephalus-Verwandtschaft zählt. Verdächtig ist vor allen Dingen
die Bezeichnung: ‚thorace valde rotundato, non minus lato antice
quam postice, oblique striato in lateribus prope basin“. Hier
muß man erst einmal sehen, was los ist. Vorläufig lehne ich die
21) Ann, Soc. Ent. Fr. 1878, p. 487.
12, Heft
88 R. Kleine
Art für Amorphocephalus ab, wie im australischen Gebiet überhaupt
keine echte Art dieser Gattung vorkommt. Die Zugehörigkeit: zur
Verwandtschaft scheint mir hinreichend gesichert. Es kommt aber
auch keine Anlehnung an andere verwandte Genera in Frage. Vor
allen Dingen ist es nötig, das $ zusehen. Die Australier sind am Kopf
von dimorpher Bildung. Ich muß also vorläufig skeptisch bleiben.
Bestimmungstabelle der Amorphocephalus-Arten.
1. Neben den Augen innenseits eine + tiefe Schrägfurche 2
Neben den Augen innenseits keine Schrägfurche T
2. Schrägfurche hinten offen | 3
Schrägfurche hinten geschlossen coronatus Germar
3. Mandibelnhälften ungleich | 4
Manldibelnhälften gleich 6
4. Rippen auf Oberseite und seitlich gleich scharf punktiert 5
Rippen auf Oberseite kräftig punktiert, seitlich sehr verflacht
Jickelii‘ Schaufuss
5. Prothorax grob und tief punktiert, am ganzen Körper stark _
behaart intermedius Kleine
Prothorax nicht punktiert, unbehaart senegalensis Power
6. Mandibeln klein, Prothorax nur an den Seiten und an der Basis
punktiert. Rippen überall gleich kräftig dahomeensis Senna
Mandibeln groß, Prothorax überall punktiert, Rippen an den
Seiten obliteriert ' princeps Kleine
7. Rüsselaufsatz nicht dreieckig
Rüsselaufsatz dreieckig _ diadematus Power
8. Jederseits neben dem Auge eine über den Hals nach hinten
gerichtete Vorwölbung hospes Kolbe
Ohne Vorwölbung imitator Fähr.
Die coronatus-Gruppe.
Einen recht einheitlichen, von allen anderen Arten scharf ge-
schiedenen Typus stellen diejenigen Arten dar, die sich um coronatus
scharen und davon abzuleiten sind. Es sind folgende: coronatus
Germ., intermedius Kl., senegalensis Pow., princeps Kl., Jickeli
Schaufuss, dahomeensis Senna.
Als wichtigstes gemeinsames Moment sind die neben den
Augen liegenden Schrägfurchen zu betrachten, die bei coronatus
geschlossen, bei allen anderen Arten offen sind. Mag auch die
Form im einzelnen wechseln, jedenfalls ist der Grundcharakter
dadurch nicht beeinträchtigt. Der Rüsselaufsatz ist ebenfalls von
übereinstimmender Gestalt, wenn auch im einzelnen natürlich
variierend. Von verschiedener Form ist der Rüsselvorderrand und
die Mandibeln. Fühlerglieder 3—8 quer, sonst variabel, im all-
gemeinen aber doch von recht übereinstimmendem Typus.
Thorax einheitlich, nur in 3 auf Funktierungs — Be-
haarung verschieden.
> sicht
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 89
Wichtig als Gruppenmerkmal ist auch die Form und Behaarung
der Hinterschienen des dg, die vom ® total verschieden sind. Das
Merkmal ist als sekundärer Geschlechtscharakter von Bedeutung.
Was die Form des Geschlechtsapparates anlangt, so sind sowohl
die Parameren wie der Penis nicht ganz einheitlich. Erstere. sind
vornehmlich bei Zrinceps äußerst schlank, auch der Penis ist bei
dieser Art recht abweichend. Natürlich gelten die Difierenzen nur
für Kleinigkeiten, die Grundform ist gegeben. Alles andere ist
aus der Bestimmungstabelle der Arten zu sehen.
Zoogeographisch finden wir ein festumschriebenes Gebiet vor.
Das ganze Mittelmeerbecken, Kleinasien, wenigstens in der Küsten-
region, Nordrand Afrikas. Das ist das sichere Verbreitungsgebiet
von coronatus. Nach mir unkontrollierbaren Angaben soll die Art
in den Sudan vorstoßen, was nach Lage der Dinge sehr wohl möglich
ist. Im Sudan würde coronatus auf Jickelii treften und damit gegen
die Ostküste hin ausstrahlen; mehr ım Süden des Gebiets findet sich
intermedius und princefs. Im westlichen Afrika, Dahomee und
Kamerun, sicher auch noch im Hinterland findet sich dahomeensis
und senegalensis. Die Verbreitung geht also wahrscheinlich quer
durch Afrika hindurch, aber nur nördlich des Aquators. Daß dieser
Weg tatsächlich von den Amorphocephalus-Arten dieser Verwandt-
schaft, wenn auch nicht direkt nachweisbar der coronatus-Gruppe,
gegangen wird, ist an diadematus klar erkennbar.
Die coronatus-Gruppe bildet also einen Komplex, die Afrika
nördlich des Äquators und das Mittelmeerbecken bewohnt. Ich
bin der Meinung, daß Amorphocephalus überhaupt eine alte Gattung
ist, darauf läßt die weite Verbreitung im allgemeinen und die
Neigung, Ableger zu bilden, schließen. Die coronatus-Gruppe ist
eine mehr nördliche Form, die wahrscheinlich vor dem Absinken
auch die Sahara und das Mittelmeerbecken bewohnt hat. Jeden-
falls ist der Verbreitungskreis klar und scharf erkennbar. Auf die
sonstigen verwandtschaftlichen Verhältnisse werde ich bei Be-
sprechung des Gattungscharakters näher eingehen. Nur soviel
möchte ich hier sagen, daß m. E. ein Übergang auf andere ver-
wandte Formen nur über diadematus erfolgen kann.
Amorphocephalus coromatus Germar
Germar: Reisen in Dalmatien p. 247. 1817.
Coronatus ist der Typus der Gattung. Die Art ist hinreichend
bekannt, und es hätte eigentlich wenig Zweck, die Diagnose zu
wiederholen. Aber es ist eben keine Wiederholung. Ich habe
Germars Originalbeschreibung leider nicht einsehen können, aber
wir wissen ja, wie die Artbeschreibung der älteren Autoren, die
oft die erste und damit charakteristische Art auffanden, aussahen.
Auch bei Schoenherr??) ist noch herzlich wenig zu sehen, von der
Bedeutung der Art ist noch nichts zu ahnen. Auf Grund der von
22) Gen. Curc. I. 1833, p. 330.
12. Heft
90 R. Kleine: 4
Gylienhal verfaßten Diagnose ist die Art nicht wiederzuerkennen.
Aus diesem Grunde hat sie auch wohl Lacordaire??) etwas aus-
führlicher wiederholt. Aber auch Lacordaire konnte sich über
den Umfang der Gattung noch kein Bild machen, da ihm außer
coronatus nur noch eine weitere Art zur Verfügung stand, die er
auch a. a. O. beschreibt. Und diese Art ist, ‚wie ich nachge-
wiesen habe, mehr mit Symmorphocerus verwandt als mit Amorpho-
cebhalus und von mir zu Klein£ella Strand gestellt. Es muß aber
darauf ankommen, den Typus genau festzustellen, um die ver-
wandtschaftlichen Verhältnisse einigermaßen aufklären zu können.
d Grundfarbe: braunviolett bis violettschwarz, in allen Ab-
stufungen bis hellkirschrot. Es bliebe bei den hellen Arten festzustel-
len, obessich um tatsächliche Farbenabweichungen handelt oder um
immature Imagines; mir scheint das letztere der Fall zu sein.
Verdunkelungen sind am Halsring, z. -T. an den Fühlerkanten,
an Basis und Spitze von Schenkel und Schienen, an den Hüft-
ringen und der Seitenkante des Metasternums wahrnehmbar; am
ganzen Körper + glänzend.
Kopf breiter wie lang, in der Mitte nur schwach vom Halse
getrennt, Hinterecken gerundet, aber stark über den Hals vor-
tretend, Mittelpartie tief eingesenkt, von den Hinterecken aus
a eine tiefe, seitlich
I + scharf begrenzte
lang-rechteckige Ver-
tiefung nach dem
Vorderkopf gehend,
Vorderkopf sehr tiet
eingesenkt. Mit Aus-
nahme der vertieften
Partien fein und
dichter und daneben
einzeln und stärker
punktiertt und mit
N einzelnen + langen
Abb. 3. Abb. 5. Abb. 2. Haaren besetzt, a
terecken deutlich kurz stark und dichter behaart; seitlich
hinter den Augen dicht punktiert, sonst glatt, Unterseite spiegel-
glatt, schwach gewölbt, mit sehr flachem Mittelkiel. Augen wenig
prominent, langelliptisch.
Apophysen breit, leicht geschwungen, stark punktiert, ohne
merkliche Behaarung, der hinter den Fühlern liegende Rüssel-
aufsatz schildförmig, hinter den Fühlern stark geschwungen,
Außenecke nach hinten gebogen, stumpflich, nach der Rüsselbasis
zu etwas verengt, hinten struppig behaart. Oberseits mit deutlicher
Mittelfurche, Ränder. stark, Mitte weniger punktiert. Nach dem
Spitzenteil zu bis zum Vorderrand vorstoßend, aber verflachend.
32) Gen. Col. VII. 1866, p. 423.
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 91
Der kurze Spitzenteil abschüssig, nur am Vorderrand stärker
punktiert, dieser jederseits der Mitte zapfenartig vorspringend,
Ränder daselbst scharf aufgebogen, Mitte eingebuchtet. Unter-
seite des Basalteils wie beim Kopf. Spitzenteil klobig verdickt,
neben der Mundhöhle abgeplattet und + dicht punktiert und auf
dem Rand auch zuweilen behaart. Mandibeln kräftig, ungleich,
rechte + geschwungen, linke viel robuster, eckig, grob, grubig
punktiert.
Fühler den Hinterrand des Prothorax nicht berührend,
kräftig, Basalglied groß, 2. gestielt, deutlich breiter wie lang,
3—8 + perlig, nach der Außenseite hin wenigstens die Mittel-
glieder um ein Geringes verengt, 9 und 10 von napfförmiger Gestalt,
Endglied zugespitzt. Alle Glieder locker aneinandergefügt, nur
das 3. etwas dicht aufsitzend. Alle Glieder + lang behaart, nach
der Spitze zu auf der Innenseite mit zunehmender Unterbehaarung,
die aber erst auf dem 6. deutlich wird, auf dem 9.—11. fast das
«ganze Glied bedeckt.
Prothorax elliptisch, am Halse so eng wie an der Basis, im
hinteren Drittel am stärksten erweitert, Oberseite etwas ab-
geplattet, aber keine Mittelfurche, vor dem Halse nicht eingeschnürt,
Hinterrand undeutlich und schmal, überall dicht und fein punktiert,
am Hinterrand und gegen die Seiten mit größerer und grober
Punktierung. Seiten hinter den Hüften stark eingezogen, Skulptur
wie auf der Oberseite. Unterseite gewölbt, zart punktiert.
Elytren nicht breiter wie der Prothorax, parallel, nur am
Absturz verengt, gemeinsam abgerundet, Außenecken rundlich;
gerippt-gefurcht, Rippen breiter wie die Furchen, nur die sechste
deutlich schmaler, vierte und fünfte den Absturz nicht erreichend,
vierte am.kürzesten, alle Rippen dicht und meist in mehreren
Reihen scharf punktiert. Furchen nirgends gitterfurchig, sondern
nur + kräftig und weitläufig tief punktiert.
Vorderhüften sehr eng, Mittelhüften weniger dicht stehend,
+ halbkugelig. Dicht, aber nicht allzu kräftig punktiert.
Schenkel keulig, Stiel lang, Keule mäßig dick, an den Vorder-
schenkeln ist der Stiel am kräftigsten, Skulptur‘ nur aus feiner
Punktierung bestehend, Behaarung fehlt. Vorderschienen seitlich
gesehen schmal, leistenförmig, auf der Mitte nach innen verdickt,
an der Spitze erweitert, zweidornig. In Aufsicht außenseits gerade,
innenseits vor der Mitte etwas verdickt, von der Verdickung aus
anliegend bürstenähnlich behaart, Mittelschienen desgleichen,
Hinterschienen gebogen, stark verbreitert, in den unteren ?/, lang,
dicht, zottig behaart, Skulptur wie die Schenkel, vor der Spitze
dicht und intensiv punktiert, in den Punkten zart behaart.
Tarsen o. B. ' .
Metasternum gefurcht, zart punktiert, am Vorder- und Seiten-
rand stark, groß und grubig skulptiert. 1. und 2. Abdominal-
segment breit längsgefurcht, Quernaht deutlich; alle Segmente
fein punktiert, das 3.—5. an den Seiten sehr dicht und tief.
12, Heft
92 R. Kleine:
Paramerenlamellen fingerförmig, nach der Spitze zu entfernt
stehend, vorn leicht behaart, das ganze Organ sehr helltarbig;
Präputialfeld an der Basis auf der Mitte etwas eingebuchtet,
Mittelrinne deutlich, sehr hellfarbig, durchscheinend, nach der
Spitze zu + erweitert, Spitze rundlich.
Q© Unterschieden durch den fadenförmigen Spitzen as
Rüssels, durch das ungefurchte Abdomen und endlich als ganz
sekundäres aber ständiges Merkmal: durch die schmalen und fast
unbehaarten Hinterschienen.
Die Größe ist sehr schwankend je nachdem das Nährsubstrat
in genügendem Maße vorhanden war oder nicht.
Länge inkl. Rüssel 7.5—17.5 mm. 9 8.5—15 mm. Breite
(Thorax) 1.25—2 mm. 9 1.30—2 mm.
Heimat: In Europa: Spanien, Montalban, Pyren. orient.,
Algeciras! in der Sammlung des Herrn Dr. Diek, Zöschen. Süd-
frankreich! Var- und Ostpyrenäen (Power) Draguignon. Italien!
ohne nähere Fundortangabe sehr häulig, ich sah die meisten Tiere
von dort. Im Süden wohl allgemein, so Basilicata, auch Sizilien;
pontische Sümpfe! nördlich bis Toskana, Genua! Pisa| Marcemma!
selbst Lombardei, Dalmatien! Castelnuova! Griechenland: Aetolia!
Moraea, Hagios Vlassios!. Kumanıi! Acarnani! Mehrere Stücke
mit Bezeichnung Rossia. Wohl Kaukasus. Sonst sah ich aus
Kleinasien keine Belege, doch soll die Art dort vorkommen. Afrika:
Algier, nicht selten, auch durch Dr. Diek bestätigt, Marokko! nicht
selten. Die Powersche Angabe ‚Nubien‘“ muß ich bis zur Vorlage
von Beweisstücken mit genauer Fundortangabe bezweifeln. Mög-
lich wäre es aber (vgl. intermedius Kl.). Alle unsicheren Fund-
orte sind fortgelassen.
Im allgemeinen kommen die Amorphocephalus-Arten immer
nur in einzelnen Stücken zu Händen des Bearbeiters. Es ist darum
auch schwer, sich ein Bild von der Variationsbreite der Arten zu
machen. Hierin bildet coronatus eine Ausnahme. Die Art ist lange
bekannt; es hat sich in den Museen ein ziemliches Material an-
gesammelt. Die Verbreitungsgebiete liegen günstig, und so ist es
denn auch möglich gewesen, ein größeres Material herbeizuschaffen.
Wenn ich mein Urteil kurz zusammenfassen soll, so muß ich
sagen, daß die Neigung zum Variieren außerordentlich gering ist.
Eigentlich war sie überhaupt nicht nachzuweisen. Am ersten ist
es noch die Grundfarbe, die + zur Nuancierung neigt, aber ich
lege darauf keinen Wert, weil der Zustand des jeweiligen Alters,
in dem das Tier zur Beobachtung kam, zu berücksichtigen ist.
Bei anderen Gattungen habe ich schon alle Ausfärbungsstadien
aus demselben Fund vor mir gesehen und kann auch den helleren
Exemplaren keinen weiteren Wert als den von Immatura zuü-
sprechen. Wichtig ist auch hier, daß die hellen Exemplare die un-
geschwächte Ausbildung der tiefen, schwarzen Partien schon voll-
kommen erkennen lassen. Das stimmt mit meinen früheren Be-
obachtungen auch vollständig überein.
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 93
. Sonst konnte ich nichts von Bedeutung finden. Die an dem
Rüsselaufsatz befindliche kurze struppige Behaarung ist zuweilen
etwas schwach entwickelt, die Fühlerbehaarung dagegen ist von
großer Constanz. In der Punktierung, die ich an den einzelnen
Körperteilen verschieden stark sah, besteht keine Neigung zur
Variation.
Die sehr erheblichen Größendifferenzen sind belanglos, weil
sie ausschließlich als Folge der zurVerfügung gestandenen Nahrungs-
mengen aufzufassen sind.
Der Sexualdimorphismus ist nicht nur durch die Verschieden-
heit der Rüsselbildung im Spitzenteil und der beim 9 fehlenden
Furchung des 1. und 2. Abdominalsegments ausgedrückt. Beim
& sind vielmehr die Hinterschienen stark gebogen und erweitert,
und auf der Innenseite mit einer, nach der Spitze hin zunehmenden
struppigen dichten Behaarung versehen. Beim Q sind die Schienen
einfach und ohne diese starke Behaarung. Analoge Fälle kommen
vor (cfr. intermedius Kl.).
Die zoogeographischen Verhältnisse sind ziemlich klar und
schön abgerundet. Coronatus ist einer der wenigen Brenthiden,
der noch ins paläarktische Gebiet geht und wohl am weitesten
nach Norden gehende, wenigstens im Paläarktikum. Von Eußsalıs
Reichei sind mir keine so weit nördlichen Fundplätze bekannt,
auch die ostasiatischen Brenthiden, soweit sie paläarktisch sind,
erreichen nicht diese Höhe.
Vor allen Dingen gruppieren sich die Fundorte um das Mittel-
meer herum. In der Sammlung Dieck sah ich Stücke aus Alge-
ciras. Damit ist das Vorkommen bis Spanien sichergestellt.
Dr. Dieck hat sie selbst dort gesammelt. Wie weit die Art in
Spanien selbst nach Norden vordringt, konnte ich leider nicht
feststellen. Da sie in Südfrankreich scheinbar nicht selten ist, so
könnte sie wenigstens an der Ostküste zu finden sein. Diese Ansicht
wird erheblich verstärkt durch die Tatsache, daß in Italien die Fund-
plätze weit nördlich liegen. Es gewinnt damit den Anschein, als
ob der Busen von Genua und Lyon auch besetzt wären. Das Vor-
kommen in Dalmatien ist nichts Überraschendes. Vom westlichen
Griechenland sah ich viele Fundplätze, namentlich v. Oertzen hat
das Tier häufiger gefunden. Bemerkenswert sind die Tiere mit
der Bezeichnung ‚‚Rossia‘. Es kann m. E. doch nur der Kaukasus
in Frage kommen, und coronatus käme dann wenigstens noch an
der Südküste des Schwarzen Meeres vor. Die Fundorte ‚Klein-
asien“ sind leider zu allgemein. Auch in Palästina? Das wäre
doch leicht möglich. Hier ist auch einer der hauptsächlichsten Fund-
plätze von Eupsalis Reiche:.
Ich bin überhaupt der Meinung, daß coronatus früher das
ganze Mittelmeerbecken besetzt hatte und erst später aus den
jetzt öden Gebieten von Tripolis, Bengasi usw. vertrieben wurde.
In Algerien und Marokko ist er nicht minder häufig. Bedenkt man,
daß auch Südspanien besetzt ist, so haben wir einen vollständigen
12. Heft
94 R. Kleine:
Zusammenhang des recht ausgedehnten Gebietes vor uns. Die
Powerschen Angaben über Nubien muß ich vorläufig auf sich be-
ruhen lassen. Möglich ist es sehr wohl, daß coromatus auch in
Nubien vorkommt. Hier wären genaue Angaben vonnöten. Wichtig
ist die Sache darum, weil damit der Beweis erbracht wäre, daß
coronatus tatsächlich auch um das östliche Mittelmeer herum
und auf der afrikanischen Seite nach Westen geht. Aber noch mehr.
Es wäre der Beweis vorhanden, daß die Art auch weit nach Süden
vorgestoßen ist und hier im Contakt mit anderen Arten steht.
Das ist ganz prinzipiell wichtig und ich komme noch bei Be-
sprechung einer anderen Art darauf zurück. Sieht man coronatus
so an, wie sie sich ohne dieses Bindeglied darstellt, dann ist es
eine Art, die scheinbar in der Luft schwebt, ohne Zusammenhang,
ohne Kontakt mit den anderen, an Zahl gar nicht so geringe Arten.
Also auf die nubischen Fundorte muß ich ganz besonderen Wert
legen. Ich verweise hiermit auch auf das allgemein Zoogeogra-
phische, was ich über die Gattung gesagt habe. |
Im verwandtschaftlichen Sinne besteht enge Verbindung mit
meinem neuen intermedius. Mit keiner anderen Art kann so naher
Contakt bestehen. Ich weise auch darum auf das bei Besprechung
dieser Art Gesagte. Man wird dann auch verstehen, warum ich
so großen Wert auf die Klärung der nubischen Fundorte lege. Da
auch der ganze Südrand der Sahara mit Amorphocephalus-Arten
oder doch Gruppeverwandten besetzt ist, so nehme ich an, daß
einst sowohl das abgesunkene Mittelmeerbecken wie die Sahara
ohne Unterbrechung mit Amorphocephalus-Arten besetzt waren;
davon hat coronatus ein großes Areal bewohnt.
Amorphocephalus intermedius n. Sp.
dä Einfarbig violettbraun, Halsrand, Kanten des Rüssels,
vordere Kanten der Fühlerglieder, Schenkel und Schienen an
Basis und Spitze und die Hüften wenigstens im oberen Teil schwarz,
Schenkel aufgehellt; am ganzen Körper + glänzend.
Kopf quer, vom Halse deutlich abgesetzt, in der Mitte in
breiter stumpfer Mittelfurche tief eingesenkt, neben den Augen
jederseits diesen anliegend, eine breite, muldenartige Vertiefung,
zwischen dieser und der vertieften Mittelpartie backenartig auf-
gewölbt, überall einzeln, zerstreut, kräftig punktiert, in den
Punkten lang behaart. Nach dem Rüssel zu in üblicher Weise
vertieft. Kopfseiten ganz von den Augen eingenommen, nur an
der oberen Partie ein kleines freies Stück, hier punktiert und
behaart. Unterseite glatt, hochglänzend, ganz zart zerstreut
punktiert. Augen groß prominent, gerundet, Oberkante + ahb-
geplattet, gegen die Apophysen zapfenartig vorgezogen.
Apophysen nicht sehr groß, aber kräftig, leistenartig, schart-
kantig, undeutlich punktiert, höchstens an den Seiten behaart.
Basalteil tief eingesenkt, der davor liegende Aufsatz flügelartig,
in der Mittelpartie tief eingesenkt, auf dem hinteren spitzen Teil
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 95
kurz behaart, gegen die Fühler zu, stark nach auswärts geschwungen,
Außenecken flach. gerundet, gegen die Außenseiten hin einzeln
zerstreut, aber kräftig punktiert, nach innen zu nur ganz fein und
zart punktiert, an den Seiten fein behaart, Oberseite kahl. Spitzen-
teil sehr kurz, auf Apophysenbreiteerweitert. Der Aufsatz desbas2len .
Teils setzt sich als doppelte Leiste auf dem Spitzenteil fort, eine
+tiefe Rinne einschließend. Vorderrand geschwungen, nach der Mitte
zu vorgebogen und spitz, die Spitze selbst auf kurze Entfernung
hin leistenartig .erhaben. Unterseite des basalen Teiles wie der
Kopf skulptiert. Spitzenteil nach unten ge-
bogen, Mundhöhle dreieckig, die daneben lie- BERL ER
genden flachen Abplattungen auch + dreı-
eckig und auf der Innenseite sehr fein skulptiert,
außenseits gröber und zerstreuter punktiert.
Mandibeln sehr groß, schlank, weit überein-
andergreifend, dimorph, linke viel kräftiger
wie die rechte, + eckig, auf der Mitte mit
einem großen starken Zahn, rechte gerundet,
innenseits mit mehreren kleinen Zähnchen;
einspitzig endigend.
Fühler kurz, robust, Basalglied gedrungen,
verhältnismäßig klein, 2. viel breiter als lang, Abb.6. Abb.8.
kurz, dick gestielt, 3. napfförmig, 4.—8. eckig,
viel breiter ‚als. hoch, 9. quadratisch, 10. etwas höher wie
breit, Endglied allmählich zugespitzt, so lang wie das 9. und
10. zusammen. Alle Glieder locker gefügt. Bis zum 8. sehr grob
grubig, aber einzeln punktiert, z. T. in den Punkten behaart,
9.—11. dicht behaart.
i Prothorax gestreckt, elliptisch, an Hals und Basis gleich
breit, Verbreiterung ungefähr auf der Mitte, Oberseite platt,
überall groß, grob und tief punktiert, die Mitte linienartig schmal,
ohne Skulptur bis ins vordere Drittel. Hinterrand deutlich. hinter
dem Halse schwach querfaltig; überall abstehend und ziemlich
dicht behaart; Seiten wie die Oberseite, nach demHalse zu schnell
abnehmende "Punktierung, Behaarung wie auf der Oberseite,
Unterseite nur noch einzeln, flach aber kräftig punktiert und
weniger stark behaart.
Elytren an der Basis um ein Geringes breiter wie der Thorax
auf der Mitte, parallel, Humerus kräftig, etwas vorgezogen, Ab-
sturz verengt, ‚hinten gemeinsam abgerundet. Oberseite flach.
Sutura sehr breit, 1. Rippe desgleichen, von der 2. ab verschmälert ;
nur die 2. und 6. den Absturz erreichend, auf allen Rippen ein-
reihig punktiert. 1. Furche sehr schmal, unpunktiert, 2. breiter,
von der 3. ab fast so breit wie die Rippen tief punktiert, aber nicht
gitterfurchig, in den Punkten z. T. behaart.
Vorderbeine etwas kräftiger wie die übrigen, Stiel der Keule
breit und flach, Mittelschenkel zarter, Hinterschenkel mittelstark
gestielt, alle Schenkel keulig und kräftig behaart; Schienen gerade,
12. Heft
96 R. Kleine:
auf der Innenseite anliegend kammartig behaart, auf den Hinter-
schienen ist die Behaarung ganz besonders lang. Auf der ganzen
Fläche einzeln punktiert und zerstreut, abstehend behaart. Tar-
sen-o.: B.
Metasternum im basalen Teil längsgefurcht, auf der Mitte
kaum, nach den Seiten hin stark punktiert, aber überall nur ganz
zart behaart. 1. und 2. Abdominalsegment flach und breit gefurcht,
schwächer wie das Metasternum skulptiert und ohne merkbare
Behaarung, auch das 3.—5. nur mit sehr geringer Skulptur.
Copulationsapparat: Paramerenlamellen wie bei coronatus,
aber stärker und bis zur Mitte fein behaart, nur auf den Lamellen
Punk lien Penis von coronatus nicht zu unterscheiden.
Q Differenzen gegen das d. Fadenförmiger Rüssel, ungefurch-
tes Abdomen und Fehlen der starken Behaarung an den Hinter-
schienen.
Länge: $ 9 mm inkl. Rüssel; 2 10 mm. Breite (Thorax):
&R 1.25 mm zirka.
Heimat: Englischer Sudan, Wau, (Bahr ei Ghasal), Somali,
Br.-Ostafrika.
dQ im Besitz des Herrn kgl. Schulrat J. N. Ertl, Mihkichen)
dem ich diese interessante und für die Systematik ... Art
verdanke.. 1.3 im Berliner kgl. Museum.
In A. intermedius tritt eine äußerst interessante und für das
allgemeine Verständnis der Gattungssystematik wichtige Art ent-
gegen. Ich stelle sie unmittelbar hinter coronatus, weil sie mit
dieser Art die größte Ähnlichkeit besitzt und keine andere auch
nur im Entfernten den Charakter so kopiert wie intermedius das
tut. Auf diese Dinge im einzelnen komme ich noch zurück. Imi
allgemeinen, d. h. vom Standpunkt des rein Habituellen aus be-
trachtet, erscheint sie zunächst wenig mit coronatus Gemeinsames
zu haben, das kommt daher, daß die Größe und Gestalt weniger
zu coronatus neigt als zur senegalensis Verwandtschaft. Sie gehört
ganz zweifellos beiden Typen an.
1. Was mit coronatus verbindet:
Mit coronatus verbindet zunächst einmal die Kopfform. Ich
kenne keine Art, die den coronatus-Kopf so getreu wiedergibt als
intermedius. Man glaubt ihn im kleinen Maßstab vor sich zu sehen);
die eigenartigen langen Eindrücke neben den Augen, die tiefe
Einsenkung auf der Mitte kenne ich nur von diesen beiden Arten.
Nur eins stimmt am Kopf nicht überein, das sind die Augen, die
bei coronatus klein sind und von normaler Form, bei intermedius
aber groß, den ganzen Kopf einnehmend und dabei von einer
Gestalt, wie ich sie noch bei keiner anderen Art gesehen habe.
Der Rüsselaufsatz ist ebenfalls coronatus ähnlich, aber nicht
übereinstimmend. Dagegen erblicke ich wieder eine bestimmte
Ähnlichkeit in den Fühlern. Allerdings, wenn man das grob Habi-
‚tuelle anführt, dann scheint das nicht der Fall zu sein. Trotzdem
ist es aber so. Die starke Anlage zur Querbildung der einzelnen
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. -97
Glieder ist bei beiden Arten ganz gleichmäßig vorhanden, auch
das rein Proportionale ist deutlich ausgeprägt. Der einzige Unter-
schied besteht eigentlich nur darin, daß coronatus- gerundete
Glieder hat, intermedius dagegen ausgesprochen eckige.
Auf einen weiteren Umstand muß ich noch verweisen, der
auch von Bedeutung ist, das ist die Dimorphie der Hinterschienen
beim & und 9, die ich in der senegalensis-Gruppe vollständig ver-
misse. Ich habe sie bisher nur noch bei coronatus gesehen und ver-
weise auf die diesbezügliche Anpbildung: Allerdings tritt die Di-
morphie bei ’beiden Arten nicht ganz gleichmäßig auf, denn während
coronatus außer der Behaarung auch noch eine starke Verbreite-
rung der Schienen beim & besitzt, sind sie bei intermedius in beiden
Geschlechtern von gleicher Gestalt. Copulationsorgan mehr näch
coronatus als nach der senegalensis neigend.
Die senegalensis-Untergruppe.
Hierher zähle ich senegalensis Pow., diadematus Pow., daho-
meensis Senna.
Mit dieser Gruppe, obschon das Äußere so eminent dafür
spricht, hat intermedius doch weniger Übereinstimmung als mit coro-
natus. Für die Verwandtschaft spricht zunächst der Habitus und die
Größe, die in dieser Gruppe so ziemlich konstant ist und nicht an
coronatus heranreicht. Ferner ist die Skulpturierung des Thorax zu
nennen, die in einer Art und Weise auftritt, wie ich sie nur von
dieser Gruppe kenne: tiefe, große, grubige Punktierung, massig,
rugos, die nur darin variiert, als sie in der Ausdehnung bei
den einzelnen Arten wechselt, d. h. entweder den ganzen
Prothorax einnimmt oder auf dem Diskus und vor dem Halse
fehlen kann.
Und endlich ist durch die Form der Flügeldecken, wenigstens
durch die Anordnung der Rippen eine ausschließliche Überein-
stimmung mit dieser Gruppe zu konstatieren, nicht aber mit
coronatus.
Intermedius ist also eine vermittelnde Art, sie verbindet den
coronatus-Komplex, der heute allerdings aus nur einer bekannten
Art besteht mit dem senegalensis-Komplex. Vielleicht finden sich
auch noch weitere Arten, die das hier entworfene Bild noch zu
vertiefen vermögen.
Bedenkt man nun, daß intermedius coronatus mit der sene-
galensis-Gruppe verbindet, vorausgesetzt, daß die coronatus-Funde
aus Nubien richtig sind, so wird man vom zoogeographischen
Standpunkt aus den Wert dieser neuen Art zu würdigen wissen.
Es besteht nicht nur die Vermutung, daß intermedius mit der
senegalensis-Gruppe verbunden ist, sondern Gewißheit, weil ich
diadematus von denselben Fundplätzen von Wau kenne und anderer-
seits die Verbreitung bis Togo verfolgen konnte. Damit kommen
wir aber ganz ungezwungen zu senegalensis und HERDOTBENSS.
(Siehe das bei den Arten Gesagte.)
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 12. 7 12. Heft
98 R. Kleine:
Amorphocephalus senegalensis Power
Ann. Soc. Ent. Fr. 1878, p. 486.
d Kopf sehr breit und kurz, am Hinterrand in der Mittelpartie
unmittelbar auf den Hals übergehend; neben den Augen leisten-
förmig, flach vertieft, von hier aus gegen die Kopfmitte eingesenkt,
die Einsenkung am Hinterrand nur flach, nach dem Rüssel zu
sehr tief, ohne jede Skulptur oder Behaarung, Augen- und Hinter-
rand einzeln punktiert und beborstet. Unterseite wie bei inier-
medius Kl. Augen sehr groß, den ganzen seitlichen Kopf ein-
nehmend.
Rüssel im basalen Teil größer als der Spitzenteil, ersterer
gegen den Kopf wenig verengt, doch von auffallend breiter Form,
Apophysen rhomboid, kräftig, Kanten rundlich, schwach punk-
tiert, nicht behaart, der vor der Vertiefung liegende Aufsatz groß,
flügelförmig, Vorderrand geschwungen, die Ecken sanft zurück-
gebogen, stumpflich, gegen den Kopf stark verschmälert, Mitte
gefurcht, Furche nach vorn verflacht und verbreitert, nach hinten
so stark vertieft, daß der Aufsatz getrennt wird, die hinteren
Enden behaart, auf der Fläche + zerstreut punktiert aber nicht
behaart. Spitzenteil kurz, breit, Vorderrand nach der Mitte zu
zugespitzt, an der Spitze erhöht. Mandibeln wie intermedius,
Fühler desgleichen.
Der Prothorax stimmt in der Form auch mit intermedius
überein, aber wie auch Power in seiner Diagnose mit Recht sagt,
ist die Oberseite zum größten Teil vollständig glatt und unpunktiert,
nur an den Seiten, wenigstens in der basalen Hälfte, und der
basale Teil der Oberseite in geringer Ausdehnung tief grob, groß
punktiert. Behaarung bis auf einige ganz zerstreut rudimentäre
Härchen fehlend; Unterseite etwas gewölbt, glatt.
Elytren von üblicher Form. Sutura breit und flach, 1. Rippe
sehr breit, 2. mäßig breit und flach gedrückt, von der 3. ab all-
gemein schmaler werdend; 3. und 4. den Absturz nicht erreichend,
5. kurz vor dem Absturz unterbrochen, am Absturzrand selbst
aber wieder auftretend; alle Rippen zart und zerstreut punktiert,
unbehaart. Furchen + tief, mit Ausnahme der ersten, die nur
schwache Punktierung besitzt, kräftig, weitläufig punktiert.
Beine stark an intermedius erinnernd, die Hinterschienen des
d mit der gleichen starken Behaarung. Im allgemeinen schienen
mir die Schenkel aber weniger keulig, namentlich an den Hinter-
schenkeln.
Metasternum lang und zart gefurcht, nur an den Mittelhüften
und Seiten kräftig punktiert, sonst ohne merkliche Skulptur und
Behaarung. 1. und 2. Abdominalsegment längsgefurcht, gegen
das 3. zu verschmälert. . Skulptur wie beim Metasternum, . 4.
kürzer wie das 3. Apicalsegment zerstreut, aber kräftig punktiert.
Das Copulationsorgan ist bei allen Amorphocephalus-Arten
und z. T. auch in der weiteren Verwandtschaft sehr überein-
\
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. . 99
stimmend gebaut und wenig zur Artscheidung zu verwenden.
Das gilt auch hier. Für Arttrennung kommt das Organ nicht
in. Frage. Re
© in üblicher Weise unterschieden.
Größenangaben bei Power stimmen, ich sah keine Differenzen
dagegen.
Heimat: Power nennt den Senegal, ich sah außerdem auch
Stücke aus Kamerun inf., so z. B. Satsche.
Zu senegalensis ist nicht viel hinzuzufügen. Die verwandtschaft-
lichen Verhältnisse der nächsten Umgebung sind klar, denn es
kann nur intermedius Kl. zum Vergleich herangezogen werden.
Wie alle coronatus-Verwandten, sind die Hinterschienen des &
dicht behaart und der Kopf durch die charakteristische Längs-
furchuag neben den Augen gekennzeichnet. Im Kopfbau besteht
nur mit intermedius Kl. Übereinstimmung, auch die Mandibeln
sind bei beiden Arten gleich geformt. Die Trennung liegt vor
allen Dingen in der bei senegalensis vollständig fehlenden, bei
intermedius dagegen sehr starken Behaarung. Eine sehr wichtige
Differenz liegt auch in der Skulptur des Prothorax. Power sagt
von senegalensis ausdrücklich, daß nur die Basis und die Seiten
stark skulptiert seien. Dem ist auch tatsächlich so. Die Ober-
seite ist nicht nur vollständig glatt, sondern auch ohne jede Be-
haarung. Nur an den Seiten, in der Region der tiefsten Punktie-
rung findet sich hin und wieder ein zerstreutes Härchen, das aber
nur bei sehr guter Vergrößerung sichtbar ist.
Die Elytren weisen bestimmte Differenzen auf. Während bei
intermedius nur die 2. und 6. Rippe den Absturz erreichen, ist es
bei senegalensis gerade umgekehrt, denn hier ist es die 3. und 5.,
die den Absturz nicht erreichen, die 4. kurz vor demselben eine
Unterbrechung erleidet, aber den Absturz doch erreicht. Die
Punktierung ist schwächer, Behaarung fehlt vollständig.
Ferner ist auf die nackten Beine hinzuweisen, die bei inter-
medius sehr, stark behaart sind.
Ein Zweifel könnte nur insofern aufsteigen, als Kollision mit
dahomeensis Senna befürchtet werden könnte. Diese Art ist die
einzige, die in ganz analoger Weise gebaut ist und vor allen Dingen
auf dem Thorax ganz dieselbe Skulptur besitzt. Ich habe dahomeen-
sis nicht gesehen. Senna,sagt, daß seine Art von senegalensis in
folgenden Punkten verschieden sei: 1. Die Mandibeln sind viel
kleiner, 2. durch die Fühler, die ‚subtransversaux‘“ sind. Die Diffe-
renz in der Thoraxpunktierung habe ich bei beiden Arten ganz
gleichmäßig gefunden. Senna bildet seinen dahomeensis ab. Mir
scheint die Zeichnung etwas schematisch®). Ist die Thoraxpunktie-
rung aber richtig, dann kann ich gegen senegalensis keinen Unter-
schied entdecken. Endlich sollen auch die Flügeldecken am Apex
anders geformt sein.
34) Ann. Soc. Ent. Fr. 1894, p. 408,
Pi 12. Heft
100 R. Kleine:
Richtige Abbildung vorausgesetzt, ist der Spitzenteil des Rüssels
sehr klein und nur wenig über den Rüsselaufsatz vorstehend, ja, der
Aufsatz sieht fast wie der Spitzenteil selbst aus, es ragt nur in der
Mitte ein kleiner halbkreisförmiger Vorsprung hervor. Die ganze
Sache sieht ein bißchen komisch aus. Ich werde Sennas Abbildung
bei dahomeensis wiedergeben.
. Eine Art, die ich leider nicht einsehen konnte, die aber ohne
jeden Zweifel in die coronatus-Gruppe gehört, ist A. Ich
lasse die Originaldiagnose hier. folgen.
Amorphocephalus Jickelii Schaufuss
Nunquam otiosus B. II, 1876, p. 402.
& Obscure ferrugineus; capite pone oculos utrinque bicarinato,
subtus inermi; rostro basi disco triangulari proedito, apice ante
antennas brevissimo, mandibulis porrectis, inaequalis; antennis
articulis 3—8 transversis, 9—11 elongatis; thorace laevi, ad basin
distincte punctulato; elytris conjunctius subrotundatis, profunde
sulcatis, interstitiis in disco deplanatis ad latera carinatis, laevibus.
Long.: 12 mm, lat.: 21% mm.
Heimat: Habab, Anseba, Ägypten, Küstengebiet des Roten
Meeres, wahrscheinlich auch in Erytraea.
Tickeli scheint eine recht seltene Art zu sein, denn alle Be-
arbeiter, die sich mit dem Stoff irgendwie befaßt haben, haben
übereinstimmend mitgeteilt, daß sie die Art nicht kennen.
Es ist aus dem Schaufußschen Aufsatz auch leider nicht zu sehen,
wohin die Type gekommen ist. Glücklicherweise hat Schaufuß
ein d vorgelegen, wodurch es möglich war, die Stellung innerhalb
der Gattung genau festzulegen.
Er vergleicht die neue Art mit australis, imitator und coronatus,
weitere gab es zu seiner Zeit noch nicht. Der Vergleich mit ersterer
Art hat wenig Sinn, weil australis und das Gros der australischen
Verwandten hier überhaupt nicht hergehört, sondern wie ich schon
eingangs besprochen, einen Typus für sich ausmacht. Gegen diese
Art bestehen nicht nur Art- sondern überhaupt Gattungsunter-
schiede. Er trennt vor allen Dingen auf Grund des bei australis
vorhandenen Rüsselfortsatzes auf der Unterseite desselben und
der Fühlerglieder. Das andere, was er anführt, ist nebensächlich.
Das Wichtigste, die grundlegend trennende Form des Kopfes hat
er nicht berücksichtigt. Auf Grund analogen Materials aus beiden
Gruppen geht hervor, daß keine Verwandtschaft besteht.
Weiter wird imitator Fähr. zum Vergleich herangezogen.
Die Schaffung sicherer Vergleichsmomente ist hier nicht leicht,
denn niemand hat auch diese Art wieder gesehen und die Type
soll ein @ sein. Das ist bei Amorphocephalus schade und nicht
ohne Belang, weil die Geschlechter dimorph sind. Es wäre gewiß
wichtig gewesen, die Mandibelformen kennen zu lernen. -Schaufuß
trennt auf Grund der Fühler und der bei imitator fehlenden Furche
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 101
neben den Augen. Auf jeden Fall ist nähere Verwandtschaft der
beiden Arten abzulehnen.
Dahingegen ist Jickeliv mit coronatus zu vergleichen, denn
beide Arten sind eng verwandt. Schaufuß trennt beide Arten
folgendermaßen:
coronatus: Fühlerglieder 2—8 perlschnurförmig, Mandibeln
beim & scharf gebogen.
Jickelii: Fühlerglieder 3—8 quer, 9—11 länger als breit.
Kopf über den Augen nach hinten schräg schmal gefurcht, die
Furchen hinten nicht seitlich gerandet. Mandibeln beim &
ungleich. 2
Was sonst noch gesagt, erscheint mir unwesentlich. Wichtig
ist auch, daß die Rippen auf den Flügeldecken flach, an den
Seiten aber stark sind. Vgl. hierzu rinceps Kl. Wichtig ist
der Umstand, daß der Rüsselteil sehr kurz ist; ich kenne das nur
von Princepds. ö
Über die Einreihung in die coronatus-Gruppe kann gar kein
Zweifel bestehen, und die engere Stellung zu den einzelnen Arten
anlangt, so habe ich mich darüber schon ausgesprochen. Die
Vaterlandsangabe ist sehr wichtig, denn es ist damit ein weiterer
Contakt der coronatus-Gruppe hergestellt. Die Verwandtschaft mit
imitator ist auch schon aus „oogeographischen Ursachen bedenklich.
Ich lehne sie mit ruhigem Gewissen ab.
Amorphocephalus princeps n. Sp.
d Von kurzer gedrungener Gestalt. Grundfarbe: mittleres
Braunviolett, Halsring, Schenkel an Basis im größeren Umfang,
ander Spitze weniger ausgedehnt schwarz, Schienen mit Ausnahme
der Mittelpartie, der Rüssel an den Seiten der einzelnen Organ-
partien, Mandibeln und Fühler angedunkelt; am ganzen Körper
+ glänzend, aber kein Hochglanz.
Kopf robust, ungefähr doppelt so breit als lang, Hinterrand
in der Mitte in größerer Breite unmerklich in den Hals übergehend,
neben den Augen eine trapezförmige Mulde, die an sich wenig vertieft,
neben den Augen von einem steilen Rand begrenzt ist; das gilt auch
von der die Mulde nach dem Kopfinnern zu begrenzenden Auf-
wallung. Wenigstens nach der Kopfbasis hin erheben sich die
Ränder recht stärk. Kopfmitte mit flacher Mittelfurche, nach
dem Rüssel zu in bekannter Weise tief abfallend. Die mulden-
artigen Vertiefungen nach hinten zu offen. Fast überall + einzeln,
zerstreut punktiert und in den Punkten lang behaart, nur die
Mulden sind frei. Die Skulptur geht aber bis in die tiefsten Kopf-
partien. Seiten die Augen in gleicher Breite umrandend, der hinter
den Augen liegende Teil mehrfach so breit wie der davorliegende,
stark punktiert und behaart. Unterseite abgeflacht, kaum merklich
punktiert, in den Punkten anliegende, kurze und zarte Härchen
Augen elliptisch, viel länger als breit, Vorderseite gerade, groß,
nach vorn gerundet, wenig prominent.
12. Heft
102 R. Kleine:
Basalteil des Rüssels mehrfach so lang wie der Spitzenteil.
Apophysen klobig, eckig, + rhombisch punktiert und behaart.
Der Rüsselaufsatz breit, flügelartig, nach vorn sanft geschwungen,
gegen die Basis allmählich verschmälert, Mittelpartie breit, flach
eingesenkt, gegen die Basis nimmt die Vertiefung zu, hinten rund-
lich ausgeschnitten, Hinterecken gerundet, in üblicher Weise
robust behaart. Auf der ganzen Fläche zerstreut punktiert und
z. T. auch in den Punkten behaart. Spitzenteil sehr kurz, in der
Mitte ganz gering nach innen eingebogen, undeutlich skulptiert.
Abb. 10. Abb.ıı. Unterseite des Basalteils wie die Kopf-
unterseite in Form und Skulptur, Spitzen-
teil nicht schnautzenartig aufgeworfen, vor
der Mundhöhle nicht ausgehöhlt, überhaupt
diese ganze Partie im Gegensatz zu den
sonstigen Gattungsgenossen nur recht mini-
mal entwickelt.
Mandibeln sehr groß, gleichmäßig ge-
{iormt, an der Basis fast in der gesamten
Breite des Vorderrandes, Außenkante sichel-
artig geschwungen, Innenkante gezähnt,
Zähne stumpf, einzeln grob punktiert.
Fühler robust, gedrungen, den Hinterrand
des Prothorax nicht erreichend. Basalglied
groß, aber von normaler Form, 2. breiter
wie lang, 3. + walzig, Vorderrand wie auch
Abb: 19. Abb. 12 bei den folgenden Gliedern abgeschrägt,
| 4.—8. von gleicher Form, + quadratisch,
Vorderrand wie beim 3. locker gestielt, Stiel mehr nach
der Innenseite gerückt, 9. und 10. mehr rundlich, nur wenig,
aber doch merklich vergrößert, enger gestielt, Endglied lang, all-
mählich zugespitzt. Behaarung auf allen Gliedern, vom 5. ab
stärker werdend, vom 9. ab die ganze Fläche eng bedeckend.
Thorax gedrungen, am Halse etwas weniger verschmälert wie
an der Basis, größere Ausrundung in der Mitte, vor dem Halse
deutlich kragenförmig verengt, Hinterrand flach aufgebogen.
Oberseite auffallend abgeplattet, überall punktiert, auf der Ab-
plattung am wenigsten, aber nicht ganz fehlend, nach der Seite
hin an Tiefe und Größe zunehmend. In den Punkten behaart,
auf der Abplattung kahl. Seiten gleichmäßig stark punktiert,
nach dem Halse zu verschwindet die Punktierung mehr und mehr.
Unterseite gewölbt, nur sehr schwach skulptiert und einzeln be-
haart,; Hüftringe ganz rudimentär.
Elytren wenigstens so breit wie der Thorax an seiner breitesten
Stelle, parallel, nur am Absturz verengt, abgeplattet, Humerus
spitz vorgezogen, aber wenig prominent, Hinterecken gemeinsam
abgerundet. Sutura breit, dachförmig, nur an der Basis etwas
verengt. 1. Rippe sehr breit, breiter noch wie die Sutura, die
folgenden gegen die Seiten immer schmaler werdend, in der Form
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 103
nicht scharfrippig, sondern leicht gewölbt, 8. und 9. Rippe voll-
ständig verschwunden, der Scitenrand der Decken scharfkantig
umgebogen, Seiten glatt. 3. und 5. Rippe den Absturzrand nicht
erreichend, 4. kurz vor demselben zwar unterbrochen, aber doch
am Absturz selbst wieder erscheinend. Alle Rippen äußerst fein
punktiert. Furchen undeutlich weitläufig punktiert und vereinzelt
mit kurzen, sehr schütten Haaren versehen. Hinterer Deckenrand
eng und dicht punktiert.
Beine sehr schlank, Vorderbeine kaum größer, jedenfalls aper
nicht stärker wie die übrigen. Schenkel aller Beine keulig, Stiel
plattgedrückt, einzeln nadelstichig punktiert und nur wenig be-
haart, Keule kräftig, gröber, wenn auch nur einzeln punktiert,
hin und wieder quergrubig, + behaart. Schienen gerade, Vorder-
und Mittelschienen auf der Mitte verdickt, sonst aber zart, Hinter-
schienen breit, namentlich an der Spitze. Skulptur gleichmäßig,
leichte Punktierung und einzelne Behaarung, Vorder- und Mittel-
schienen auf der Mitte unteren Hälfte der Innenkante kammartig
beborstet, Hinterschienen dagegen mit langer, struppiger Behaarung
an dieser Stelle. 1. Tarsenglied kegelig, 2. von gleicher Form aber
erheblich kürzer, 3. groß rhombisch. Skulptur gering, auf dem
3. Gliede fast ganz fehlend, Behaarung auch nur auf dem 1. und
2. merklich ausgeprägt. Alle Sohlen filzig. Klauenglied von nor-
maler Form, so lang wie das 2. und 3. Tarsenglied zusammen,
einzeln punktiert und behaart, Klauen normal. Hüften o. B. grob,
runzelig punktiert.
Metasternum nur schwach gefurcht, zart punktiert und un-
behaart, nur gerade am Seitenrand mit zunehmender, grober
Punktierung, unmittelbar an den Decken mit dichter einreihiger
Punktreihe.
1. und 2. Abdominalsegment breit längsgefurcht, vor dem
3. plötzlich abgebrochen, Quernaht an den Seiten sehr tief, auf
‘“ der Mitte + verflacht, Skulptur wie beim Metasternum. 3. Segment
größer wie das 4., sehr spärlich punktiert, 5. am Rande stark,
auf der Mitte nur schwach 'punktiert. Ränder stark behaart.
Das Copulationsorgan ist von typischer Form. Die Parameren
sind äußerst schlank und schmal, die Lamellen tief gespalten, aber
verhältnismäßig breit, am Spitzenteil punktiert und behaart. Im
Verhältnis zum Penis sind sie von bedeutender Länge und über-
ragen denselben sehr beträchtlich. In den Einzelheiten stimmt
die Art aber mit den übrigen Gattungsgenossen überein. Der
Penis ist von normalem Bau, in der Nähe der Präputialbasis schlank
nach innen gebogen, Ränder stark verdunkelt, Mittelfurche
nur an der Spitze deutlicher erkennbar, hier sehr tief und
aufgehellt.
® In üblicher Weise verschieden. Die Hinterschienen ohne
struppige Behaarung. Abdomen nicht befurcht.
- Länge einschl. Mandibeln: 11.5 mm. Breite (Thorax): 2 mm.
Heimat: Sennar, dicht hinter dem Zusammenfluß des Dinder
12. Heft
104 R. Kleine:
und Rahad, Anglo-ägyptischer Sudan, ungefähr unter dem
14. Breitengrade, Mougalla, Sudan.
& Type im Kgl. Zool. Museum, Berlin, 2 Type im Besitz
von Herrn Professor Werner in Wien.
Amorphocephalus princeps ist eine neuere Art aus der coronatus-
Gruppe. Ich war einige Zeit im Zweifel, ob es nicht vielleicht
Jickelii Schaufuss sei, aber die Originaldiagnose über diese Art
läßt keinen Zweifel aufkommen, wie das Tier aussieht. Wie ich
noch auseinandersetzen werde, ist Jickelii tatsächlich sehr nahe
verwandt. Was beiden Arten ganz gleich ist, das ist die eigenartige
Form im Kopf und Rüsselbau. Zunächst ist beiden Arten die
muldenartige Vertiefung an den Augen eigen, bei beiden ist die
Mulde hinten offen. Ferner ist auf die Art und Weise der Rüssel-
bildung vor den Fühlern zu verweisen. Die Amorphocephalus-
Arten im engeren Sinne, d. h. so, wie ich sie mir jetzt in der Gattung
vorstelle, haben alle einen Spitzenteil, der kleiner ist wie der
Basalteil. Aber eine so eminente Verkürzung habe ich noch bei
keiner Art kennen gelernt, sie scheint mir auch nur noch vei Jickelit
in gleicher Weise vorzukommen.
Was die Arten in der Kopfform trennt ist die Gestalt der
Mandibeln. Von Jickehii sagt Schaufuss, daß sie inaequalis seien.
Sie ähneln damit also entweder coronatus direkt, oder wenn sie
von schlankerem Bau sind, dann wenigstens senegalensis oder
intermedius. Das letztere ist mir sogar das Wahrscheinlichere, denn
der Gesamthabitus der Mandibeln spricht mehr für diese Form
wie für coronatus. Sei dem nun wie es sei, jedenfalls hat Srinceps
wie die Abbildung deutlich zeigt, keine inaequalen Mandibeln,
sondern vollständig gleichförmige, die noch dazu von der robusten,
eigenartigen Form sind, wie ich sie bei keiner anderen Art gesehen
habe.
Über die Fühler läßt sich wenig sagen. Bei Jickelii sollen sie
vom 3.—8. Gliede transversis sein, vom 9.—11. elongatis. Das'ist
leider ein bißchen wenig, vor allem ist der Begriff zu wenig exakt
gefaßt. Princeps hat erst vom 4. Gliede aus quere Fühlerglieder,
das 9. und 10. ist + quadratisch, von verlängert möchte ich nicht
gerade sprechen.
Auch der Thorax weist bestimmte Differenzen auf. Bei
Jickelii soll der Thorax nur an der Basis punktiert sein, sonst aber
glatt, Princeps dagegen ist auf dem ganzen Thorax punktiert,
wenn auch in wechselnder Stärke.
‚„ Am meisten sind es aber die Elytren, die mich stutzig gemacht
haben. Die Rippenbildung soll bei Jickelii auf den Decken nur
schwach entwickelt, oder doch wenigstens sehr flach sein, an den
Seiten dagegen stark und scharf. Das ist aber bei Princens direkt
umgekehrt der Fall. Hier sind die Rippen auf.den Decken stark
und kräftig entwickelt und an den Seiten total verschwommen,
ja fast verschwunden. -
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 105
Mit anderen Arten ist keine Kollision zu befürchten.
In zoogeographischer Hinsicht besteht enger Anschluß an die
coronatus-Verwandtschaft. Ich will hier nicht. näher darauf ein-
gehen, sondern verweise auf den allgemeinen Überblick bei Be-
sprechung der Gruppe und auf das, was ich über die zoogeogra-
phischen Zustände der Gattung gesagt habe.
Amorphocephalus dahomeensis Senna
Ann, ‘Soc. Ent. Fr. 1894, LXIII, p. 407.
Brevis, rubro-castaneus saturatus, nitidus. Capite lato, in
medio excavato, lateribus prope oculos plica obliqua, elevata,
instructo; rostro basi excavato, ad latera appendicibus crassis,
obtusis, munito, postea erecto, ampliato, lobiformi, antice inclinato
et in medio sulcato; parte apicali brevissima, mandibulis parvis;
antennarum articulis 20-90 subtransveısis, 10° sub-
quadrato, apicali conico,; prothorace nonnihil latiore
antice quam basi, ad latera antice punctis minutis
rare Sparso, postice et supra prope basin majoribus
et crebriobrius, in dorso obsoletissime punctulato, niti-
do; elytris striatis, striis vix punctulatis, apici singulo
elytro rotundato breviterque marginato. — Long.
6'/, mill.; lat, max. proth. 1V, mill.
Heimat: Abbeokuta, Dahome. Abb. 14.
Dahomeensis gehört zu denjenigen Arten, die ich in den Samm-
lungen nicht sah. Über den Umfang der Art und ihre Stellung
besteht aber kein Zweifel. Einmal sind Sennas Diagnosen)in jedem
Falle gut und klar und dann wird auch Vergleich mit den ver-
wandten Arten angestellt. Endlich hat Senna noch eine Abbildung
des Tieres gegeben, die zwar Einzelheiten, auf die es ankommt,
leider nicht erkennen läßt, aber doch ein wichtiges Hilfsmittel ist.
Nach Sennas Interpretation handelt es sich um eine rotbraune
Art; das ist mir auffallend, weil ich in Westafrika keine solche Art
kennen gelernt habe. In der ganzen coronatus-Verwandtschaft
finden sich nur violettbraune bis fast schwarze Arten. Der Autor
besaß auch nur ein männliches Exemplar; es ist also wohl möglich,
das es ein unreifes Stück war. ‚Auf die Möglichkeit will ich wenig-
stens hingewiesen haben, denn sie hat viel Wahrscheinlichkeit für
sich. Die Farbenangabe kann aber keinen diagnostischen Wert
besitzen. Starke Farbendifferenzen sah ich bei coronatus häufig.
Über die Zugehörigkeit zu coronatus-Gruppe kann nach
Sennas Diagnose und. Abbildung kein Zweifel bestehen. Senna
vergleicht dahomeensis mit senegalensis und diadematus. Habituell
ist das vollständig berechtigt, bei näherer Untersuchung zeigen
sich aber gegen diadematus derartig große Differenzen, daß auf
einen Vergleich mit dieser Art verzichtet werden kann. Erstens
besitzt diadematus keine Vertiefungen neben den Augen und
scheidet damit überhaupt aus der ganzen Gruppe aus, zweitens
ist der Kopf ganz anders geformt und drittens ist der Rüsselaufsatz
12. Heit
106 R. Kleine:
nicht + rechteckig, flügelartig, sondern spitzdreieckig ohne Mittel-
furche. Die Gegenüberstellung mit senegalensis ist aber gut, und
die angeführten Differenzen halten Stand. Ich verweise auf die
Bestimmungstabelle.
Die Zeichnung nach Sennas Originalabbildung.
Wenn die Abbildung, die Senna gibt, richtig ıst, so sind die
Fühler ausgesprochen quer. Das ist nur bei Jickelii der Fall, auch
die Thoraxpunktur ist dem ähnlich, dagegen scheinen mir gegen-
über den Mandibeln doch recht ansehnliche Differenzen zu be-
stehen, denn Schaufuß nennt sie ausdrücklich inaequalis, porrectis,
während sie bei dahomeensis nach Senna nur klein seın sollen,
außerdem sind sie nach der Abb. zu urteilen auch gleichmäßig.
Am auffallendsten scheint mir aber die Form des vorderen Rüssels
zu sein; wenn da die Abb. stimmt, muß ich diese Art der Vorder-
randbildung als ganz einzig dastehend bezeichnen, denn nirgends
habe ich gesehen, daß der Rüsselaufsatz in einer derartigen Weise
die Ausbildung des Vorderrandes beeinträchtigt hat; das ist nicht
einmal bei frinceps der Fall, obschon da der Spitzenteil aufs
äußerste reduziert ist. Genauere Prüfung bleibt also in dieser
Hinsicht vorbehalten. Es ist schade, daß Sennas Zeichnung so
schematisch ausgeführt ist. Es wäre besser gewesen, nur das
Trennende wiederzugeben und dann in seinen Einzelheiten.
Das Vorkommen in Westafrika im Verein mit noch anderen
Arten derselben Gruppe rundet das zoogeographische Bild schön
ab; in allen anderen verweise ich auf das, was ich bei der Zu-
sammenfassung dieser Gruppe gesagt habe.
Gruppe verschiedener Typen.
Amorphocebhalus diadematus Power
Ann. .Soc. Ent. Fr. VIII, 1878, p. 486.
& Einfarbig braunviolett bis violettschwarz, Schenkel und
Schienen + aufgehellt; am ganzen Körper + mattglänzend.
Kopf quer, an den Augen seitlich steil aufsteigend, nach dem
Hals zu trapezförmig gebildet und fast über den Hals hinüber-
reichend, in der Mitte zu einer tiefen Mittelfurche eingesenkt und
dadurch den Gattungstyp charakterisierend. Die trapezoiden Auf-
höhungen nach den Augen hin scharf, nach der Mitte zu flach
eingerundet, gegen den Rüssel steil abfallend, in der Gegend des
vorderen Augenrandes sehr vertieft. Auf der Aufwölbung grob
und einzeln punktiert, nach der Vertiefung zu läßt die Punktierung
nach, an den Seiten der Aufwölbung zerstreut punktiert, Hinter-
und Seitenränder derselben behaart, sonst nur sehr spärliche Be-
haarung; hinterer Augenrand punktiert; Unterseite vollständig
glatt, sehr einzeln punktiert, in den Punkten je ein anliegendes
Härchen. Augen fast die ganzen Kopfseiten einnehmend, pro-
minent, rundlich bis schwach elliptisch, gelb oder schwach ge-
färbt, hinterer Augenrand behaart.
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 107
Basalteil des Rüssels: Apophysen schmal, gestreckt, steil, in
der Mitte etwas vorgebogen, punktiert, auf der Vorwölbung kurz
struppig behaart, der hinter den Fühlern liegende aufgewölbte Teil
diademartig, vorn stark verbreitert, Ecken nach hinten gebogen,
scharfspitzig, nach dem Kopf zu stark verlängert, zugespitzt, so
daß das Gebilde eine + pteilartige Figur bildet, Oberseite stark
punktiert. Spitzenteil unmittelbar an den Fühlern sehr ver-
schmälert, in dieser Verschmälerung die Fühler eingebettet, die
schmale Brücke tief gefurcht, seitlich stark kantig, gegen den
Vorderrand schnell erweitert, Vorderrand nach der Mitte zu zu-
gespitzt, Mitte zapfenartig vorstehend, Grundfläche chagriniert.
Unterseite des Spitzenteilsnach unten gebogen und stark schnauzen-
artig, klobig verdickt, einzeln punktiert
a Rn Mandibeln kräftig aber Abb: IM, ADbINS TE IR,
schlank, einzeln punktiert und behaart,
rechte Mandibel an der Basis breiter
wie die linke, also Dimorphie der Man-
dibeln.
Fühler kräftig, Basalglied groß,
klobig, 2. kurz, stielartig, breiter wie
lang, 3. + kegelig, fast auf das 2. auf-
sitzend, 4.—8. walzig, fast quadratisch,
locker aneinandergefügt, 9. und 10.
tonnenförmig, Spitzenglied so lang wie
das 9. und 10. zusammen, konisch.
Nur das 9.—11. Glied stärker beborstet,
aber kein Glied ohne Behaarung.
Prothorax elliptisch, tonnentörmig, am Hals wie vor denDecken
gleich breit, Oberseite wenig gewölbt, an den Seiten und vor den
Decken tief, groß grubig punktiert, vor dem Halse an Intensität ab-
nehmend, aber nicht vollständig verschwindend, auf der Mitte
+ glatt,' mit Andeutung einer Mittelfurche; Seiten wie die Ober-
seite skulptiert; Unterseite + platt, vor dem Halse jederseits
der Mitte ein tiefer Eindruck, einzeln grob punktiert, Hüftringe
schwach, überall mit Ausnahme der oberseitlichen Mittelpartie
einzeln abstehend behaart.
Decken parallel, oberseits platt gedrückt, gerippt-gefurcht,
an den Seiten undeutlich gitterfurchig, auf der Oberseite die
Rippen durchgängig breiter wie die Furchen, dachförmig, wenig
scharf, an den Seiten markanter ausgeprägt. Sutura an der Basis
verengt, 3.5. Rippe auf dem Absturz verkürzt; alle Rippen +
flach querfurchig, nicht punktiert, Furchen + weitläufig punktiert,
an den Seiten intensiver. In der Furche behaart, namentlich auf
dem Absturz stärker als auf den anderen Flügelteilen. Hinterrand
zusammenstoßend, nicht ausgebuchtet, Außenecken stumpf.
Hüften stark punktiert. Beine mittelgroß. Schenkel keulig,
Vorderschenkel mit sehr breitem, zusammengedrücktem Stiel,
Keule daher wenig größer als Stiel, nur erheblich dicker. Schenkel
Abb. 18 und 19.
12. Heft
108 R. Kleine: :
der anderen Beine, namentlich der mittleren, mit zartem Stiel,
vor dem Knie einige kräftige Eindrücke, sonst wenig skulptiert,
Schienen gerade, wenig auf der Mitte verstärkt, einzeln punktiert
und einzeln behaart. Tarsen von normaler Form. Klauenglied
kräftig.
Metasternum gefurcht, grobpunktiert und einzeln kurz be-
haart. 1. und 2. Abdominalsegment breit und flach gefurcht,
Punktierung und Behaarung wie das Metasternum, 3.—5, Segment
fein punktiert.
Copulationsorgan: Paramerenlamellen sehr schmal, gegen die
' Spitze noch weiter verschmälert und dort fein behaart. Penis +
klobig, Präputium hellbraun, auf der Mitte aufgehellt.
Q Durch folgende Merkmale unterschieden: Rüssel im Spitzen-
teil fadenförmig, drehrund, überall scharf, tief und von mittlerer
Dichte punktiert. Vorderschenkel nicht breiter wie die übrigen.
1. und 2. Abdominalsegment nicht längsgefurcht.
Die von Power angegebenen Größen (10—12 mm) treffen zu.
Heimat: Senegal (Power), Bissao, Senegambien! Wau, Engl.
Sudan! Togo!
Power hat diadematus zugleich mit senegalensis beschrieben,
und da die Arten sehr nahe verwandt sind, so verweist er auf die
senegalensis Diagnose und gibt nur die Abweichungen an. Die
.Mandibeln sollen bei senegalensis groß und schlank sein, bei dia-
dematus aber velut apud A. coronatum. Das könnte zu irrigen
Auffassungen führen, wenn man die Arten nicht kennt. In Wirklich-
keit ist diadematus auch mit recht ansehnlichen, schlanken Man-
dibeln ausgestattet, aber darin hat Power recht, und mir ist das
auch aufgefallen, daß nämlich die Mandibeln dimorph sind. Wäh-
rend coronatus aber die stärkere Mandibel auf der linken Seite hat,
hat sie diadematus auf der rechten.
Die Punktierung des Thorax ist auch nicht so bestint
partiell wie bei senegalensis und dahomeensis Senna®). Darauf muß
ich aufmerksam machen, weil sonst Irrtümer leicht möglich sind.
Power sagt von senegalensis ausdrücklich von der Thoraxpunktie-
rung: ‚„punctato tantum in lateribus prope basin“. Auch bei
dahomeensis ist das der Fall, wie das in Sennas Diagnose nachzu-
lesen ist. Übrigens gibt es auch eine Abbildung, die keinen Zweifel
aufkommen läßt. Das ist bei diadematus aber nicht der Fall.
Zwar ist die Punktierung vor dem Halse auch etwas weniger
intensiv wie auf dem anderen Teil des Thorax, aber niemals habe
ich sie verschwinden sehen. Höchstens die Mittelpartie des Diskus
ist in geringem Umfang frei.
Der Vergleich mit senegalensis hinkt also. Soweit aus den
Diagnosen hervorgeht, ist senegalensis und dahomeensis eine
Gruppe, die durch die Art und Weise der Thoraxpunktierung und
der fehlenden Behaarung auf Thorax und Elytren verbunden,
25) Ann. Soc. Ent. Fr. LXIII, 1894, p.. 407.
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis, 109
durch die Form! des basalen Rüsselaufsatzes aber getrennt ist.. Dia-
dematus gehört einer anderen kleinen Gruppe an, die mit. + tief
und groß punktiertem Thorax versehen ist und wo die Punktierung
bis dicht vor den Hals’ reicht. Ferner ist diese Gruppe durch +
starke Behaarung auf Thorax und Elytren, übrigens auch auf den
Schenkeln, wie überhaupt auf dem ganzen Körper ausgezeichnet.
Hierher gehört diadematus Pow. und intermedius Kl. Die Trennung
findet bei diesen beiden Arten auch wieder vornehmlich durch
die ganz verschiedene Form des Kopfes und Rüsselaufsatzes statt.
Die verwandtschaftliche Stellung ist also festgelegt. Die hier
kurz erwähnten 4 Arten bilden eine größere Gruppe, die sich durch
den allgemeinen Habitus zu erkennen gibt. Im engeren Kreise
ist dann wie schon gesagt diadematus nur mit intermedius ver-
gleichbar. |
Der Hinweis auf die Verwandtschaft mit coronatus erscheint
mir einigermaßen gewagt. Verwandt sind alle Arten + mit coro-
natus, das müssen wir fordern, denn coronatus ist der Typus. Aus
diesem Grunde habe ich auch diejenigen Arten der alten Gattung
Amorphocedhalus, die diesen Anforderungen nicht genügen, daraus
entfernt. Aber die Verwandtschaftlichkeit erhält erst eine größere
Bedeutung, wenn man intermedius zum Vergleich heranzieht.
Wie ich mir die Verhältnisse denke, ist bei der genannten Art
nachzulesen. Intermedius ist auf der einen Seite einem kleinen
coronatus ähnlich, auf der anderen einem diadematus, daher der
von mir gewählte Name. |
Bei einer ganzen Anzahl von Arten beschränkten sich die
sekundären Geschlechtsmerkmale nicht auf die difforme Bildung
des vorderen Rüsselteils. Auch bei diadematus tritt_noch ein
weiterer Faktor hinzu. Es sind nämlich beim & die Vorderschenkel
an der Basis äußerst breit, fast so breit wie die Keule selbst, nur
viel plattgedrückter, beim @ dagegen unterscheiden sich die
Schenkelstiele nur insofern, als die Stiele des mittleren Beinpaares
schwächer sind, das ist aber immer der Fall.
Die geographische Verbreitung ist ohne Zweifel eine äußerst
große, wenigstens in der Ausbreitung von Ost nach West. Die
meisten Sammler sind wohl nicht weit über die Küste hinaus-
gekommen, darum kennt man auch die meisten Fundorte von
daher. Durch gütige Vermittlung von Herrn Schulrat Ertl, Mün-
chen, erbielt ich die Art nebst anderem Material vom Unterlauf
des Wau (Bahr el Ghasad), also aus dem südlichen englischen
Sudan. Der Fundort liegt ungefähr auf derselben Höhe wie in
Senegambien, um ein Geringes südlicher, aber ungefähr 40 Breiten-
grade weiter östlicher. Verfolgt man die seitliche Ausbreitung und
kennt den Reichtum Kameruns an Amorphocephalus-Arten, So
findet sich an dieser weiten Verbreitung nıchts besonders Eigen-
tümliches, die Zwischengebiete sind noch zu wenig exploriert,
um einen Überblick oder gar ein Urteil zu gestatten. Ich werde
noch an anderen Arten ‘den Nachweis einer sehr weiten Ver-
12. Heft
110 er R. Rleine:
breitung erbringen. Wenn also auch keine Beweise für eine große
Verbreitung von Nord—Süd vorzuliegen scheinen, so ist sie doch
in der Richtung Ost—West sicher.
Amorphocephalus hospes Kolbe
Entomolog. Nachrichten XI, 1885, p. 188.
Von dieser einzigartigen Art liegen mir zahlreiche Stücke aus
den verschiedensten Sammlungen vor, an der Hand des umfang-
reichen Materials werde ich einige mir wichtig erscheinende Er-
gänzungen zu Kolbes Originaldiagnose geben.
d Grundfarbe. Kolbe sagt: rubrocastaneus, das ist richtig;
es kommen aber starke Schwankungen und alle Übergänge vom
hellsten Kastanienbraun bis zum Violettbraun in einer Tiefe vor,
die von der Durchschnittsfärbung der meisten Arten, ein + tiefes
Violettbraun, nicht abweicht. Ich halte die hellen Exemplare
Abb. 20. nicht für immatura, sondern muß hospes in
der Grundfärbung eine große Variationsbreite
zusprechen. Es muß also heißen: Grund-
farbe hellkastanienbraun bis tiefviolettbraun.
In üblicher Weise ist der Halsring tief
schwarz, Augenränder, die Kanten des viel-
gestaltigen Rüssels, die Mandibeln auf der
Innenkante schwarz. Fühler stark verdunkelt.
Die Füße sind aber nicht concoloribus, wie
die Diagnose angibt. Die Schenkel sind an
Abb. 22.,\ ‚Abb. eb der, Basis afımar ae großem Umfang
schwarz, an den Knien meist stark angedunkelt, Schienen
an Basis und Spitze und auch meist die Tarsen. In der
Regel wird ein intensiver Hochglanz entwickelt, ist der Glanz
verloren, so liegen sekundäre Einflüsse vor.
Kopf auffallend groß, fast quadratisch, am Hinterrand: glatt,
plan, in den Hals unmerklich übergehend, hinter den Augen in
seitlicher Fortsetzung des Hinterrandes zapfenförmig vorgestülpt.
Von den Augen allmählich nach der Mitte zu abfallend, eine
kräftige, nach dem Rüssel zu dreieckig erweiterte Vertiefung
bildend. Skulptur auf dem Kopfe selbst nur sehr spärlich, aus
zerstreuten und behaarten Punkten bestehend, die zapfenförmigen
Vorstülpungen stark beborstet, hinter den Augen überhaupt stärker
behaart. Von den Augen nach den Apophysen zu erfolgt der
Absturz schnell, Oberkante des Absturzes stark borstig, büschelig
behaart; Unterseite spiegelglatt, nur einzelne kleine Pünktchen
mit sehr feiner Behaarung finden sich an den Seiten. Augen rund,
wenig prominent, verhältnismäßig klein und weit nach vorn ge-
rückt, gelb oder schwarz.
Basalteil des Rüssels größer wie der Spitzenteil. An der Basis
tief ausgehöhlt gegen den Aufsatz steil, plötzlich aufsteigend.
Apopbysen klein, zungenförmig, anliegend, nach den Augen hin
zugespitzt, mit Ausnahme der aufgeworfenen Ränder punktiert
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u, ihr Verwandtschaftskreis. 111
und . behaart. Rüsselaufsatz + sechseckig. Vorderseiten nach
der Verengerung kantig, verhältnismäßig breit auf den Spitzenteil
übergehend. Außenecken rundlich, Seiten bis zu den Apophysen
sanft geschwungen, Hinterseiten stumpflich, in der Mitte tief aus-
gehöhlt, steil, die nicht ausgehöhlten Partien struppig behaart,
stumpfe Mittelfurche über den ganzen Aufsatz gehend, Oberseite
zerstreut, kräftig punktiert, ohne Behaarung. Spitzenteil kurz,
breit, Vorderrand geschwungen, Mitte spitz vorgezogen, einzeln
punktiert. Unterseite des Basalteils glatt, wie der Kopf skulptiert,
Mittelkiel schwach, Spitzenteil schnauzenförmig aufgeworfen.
Mandibeln kräftig gebogen, beiderseits gleich, vor der Mitte und
an der Spitze mit einem stumpfen Zahn, grob punktiert. Fühler
ungefähr bis zur Mitte des Prothorax reichend, robust. Basalglied
kräftig, 2. stark quer, viel breiter als lang, 3. + kegelig, kurz,
Unterkante gerundet, locker gefügt, deutlich gestielt, 4.—7. ein-
ander gleich, breiter als lang, eckig, Unterkante etwas rundlich,
locker gereiht, 8. ungefähr quadratisch, 9. und 10. länger als breit,
das 10. erheblich länger, Endglied so lang wie das 9. und 10. zu-
sammen, allmählich zugespitzt. Alle Glieder sehr grob und grubig
punktiert, stark beborstet, schon vom 2. ab mit beginnender
Unterbehaarung. Die Angaben in Kolbes Diagnose sind im all-
gemeinen richtig, nur ist einzuwenden, daß das 9. und 10. Glied
faktisch nicht gleich lang sind, vielmehr ist das 10. bestimmt
immer länger wie das 9.
Prothorax walzig, an beiden Enden gleich schmal, in der
Mitte nur wenig erweitert, Oberseite platt, zart aber zerstreut
punktiert, unbehaart. Nach den Seiten nimmt die Intensität der
Punktierung zu, in den Punkten allgemein mit einem kräftigen
Haar versehen; Hinterrand schmal aber deutlich. Seiten im
wesentlichen wie die Oberseite skulptiert, Unterseite gewölbt,
zart punktiert, am Halsrand schärfer, Hüftringe undeutlich.
Flügeldecken etwas breiter wie der Thorax, parallel, erst am
Absturz verschmälert, gemeinsam abgerundet, deutlich gerippt-
gefurcht. Sutura breit, flach, an der Basis etwas verengt, 1. Rippe
sehr breit und flach, von der 2. an nach und nach schmaler werdend.
Verschmälerung aber doch nur gering, alle Rippen mit Ausnahme
der 3. und 5 den Absturz erreichend, an der Obliterierungsstelle
tief eingedrückt, einreihig, dicht eng punktiert. Furchen +
schmaler wie die Rippen, weitläufig grob punktiert, unbehaart.
Vorder- und Mittelhüften eng stehend, halbkugelig, kräftig
skulptiert. Vorderbeine etwas kräftiger wie die übrigen, Mittel-
beine am schwächsten. Schenkel äußerst robust, Stiel sehr kurz
und breit, an den Mittel- und Hinterbeinen den Trochanter weit
überragend, plattgedrückt, Keule sehr lang, verhältnismäßig breit,
zerstreut, kräftig punktiert; Schienen breit, seitlich zusammen-
gedrückt, auf der Innenkante + kammartig beborstet; Tarsen
kurz, gedrungen, sonst 0. B. Klauenglied schmächtig, verlängert,
behaart, Klauen klein.
12. Heit
112 R. Kleine:
Metasternum und die beiden ersten Abdominalsegmente längs-
gefurcht, Quernaht wenigstens an den Seiten deutlich, 4. kürzer
wie das 3., 5. von normaler Form. Mit Ausnahme einer an den
Decken liegenden starken und großen Punktierung äußerst zart,
nadelstichig punktiert.
Copulationsorgan sehr zart, Parameren kurz, Lamellen schmal,
breit getrennt, nur an den Spitzen behaart, hellgelb, fast durch-
sichtig; Penis von üblicher Form, fast ganz durchsichtig, nur an den
Seiten verdunkelt.
Q Spitzenteil des Rüssels fadenförmig, rundlich mit flacher
Mittelfurche. Abdomen ungefurcht.
Länge: & 5.5—12 mm; 9 gleiche Differenzen. Breite (Thorax):
& 0.75—1.75 mm; 9 gleiche Differenzen.
Heimat: Sansibar (Autor)! Deutsch Ostafrika! Witu! Kipini!
Tendaguru! Lindi! Mikesse! Bez. Morogoro! S. Galla! Britisch
Ostafrika! Tanganika! Abessynien! Somali! Nord Nyassa! Langen-
burg! Kinga Gebirge! Betschuana Protekt.! Kalahari! Kakir Kang!
Britisch SW. Afrika! D. SW. Afrika! Windhuk! Okahandja! Da-
mara bis Ngami See! Transvaal! Elisabethville! Jankishyo! Beleg.
Kongo!
Kolbe nennt seine neue Art hospes. Ein gut gewählter Name.
Nicht als ob die Art überhaupt nicht zu Amorphocephalus passe,
im Gegenteil, sie kann nur zu den Arten gehören, die ich unter
Am. i. sp. zusammenfassen werde. Und doch bleibt ihr ganzer
Habitus eigenartig. Das liegt daran, daß wir hier eine Kopf-
bildung vorfinden, die keine andere Art besitzt, auch nicht an-
deutungsweise und dadurch hospes zu einem etwas abseits stehenden
Typus stempelt. Wie gesagt, kann über die Zugehörigkeit zum
Massiv der afrikanischen Arten gar kein Zweifel bestehen. Habituell
müssen wir vollständige Übereinstimmung konstatieren, nur in
den Einzelheiten sind auffallende Differenzen vorhanden. Als
bedeutendsten Unterschied muß ich die Kopfform bezeichnen.
Der Quadratkopf, der bei hospes ganz ausgesprochen zur Aus-
bildung gekommen ist, findet sich nirgends wieder. Die Augen
sind verhältnismäßig klein, wenig prominent und nebenbei gesagt,
auch’in der Größe wechselnd. Es scheinen mir hier + dimorphe
Einflüsse vorzuliegen. Beim & sind die Augen meist auffallend
klein und lassen große Partien der Kopfseiten frei, die 22 dagegen
haben so große Augen, daß zuweilen fast die ganzen Seiten ein-
genommen sind. Nach meinen Beobachtungen kommen zwar
ganz beträchtliche Differenzen vor, aber die Tatsache, daß hier
dimorphe Erscheinungen ganz eigenartiger Natur vorliegen, läßt
sich nicht leugnen. Außerdem ist auf die merkwürdige Form der
hinteren Kopfanhänge zu verweisen. Dafür habe ich, selbst wenn
der ganze, große Verwandtschaftskreis in Betracht gezogen wird,
keine Analogon gefunden. Endlich ist auch auf die merkwürdige
Anordnung und Stärke der Behaarung hinzuweisen. Alle anderen
Teile des Kopfes sind ohne Belang. Der Rüsselaufsatz entspricht
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 113
dem anderer Afrikaner, nur die schnauzenartige Aufwulstung auf
der Rüsselunterseite kam mir auffallend klein vor. |
Durchaus in den Rahmen der afrikanischen Arten passend ist
die Form der Beine, so starke robuste Schenkel hat keine andere
Art. Dimorphe Bildungen, wie sie die zur coronatus-Gruppe ge-
hörigen Arten ganz allgemein haben, konnte ich nicht feststellen.
Der Penis ist auffallend hell, fast. durchsichtig, die Parameren
weichen zwar in der Grundform nicht ab, sind aber, was die La-
mellen anlangt zart und klein und bedecken den Penis nicht.
Wesentliche Differenzen konnte ich eigentlich nur in der
Ausfärbung feststellen. Ich habe schon davon gesprochen und
wiederhole noch einmal, daß mir die hellen Stücke nicht als imma-
tura vorkommen, sondern, daß die Variationsbreite tatsächlich
groß ist. Das gilt in gleichem Umfang auch von der Größe. Die
Schwankungen sind geradezu enorme, ich war oft im Zweifel,
ob diese Zwerge, die sich noch durch helle Ausfärbung auszeichneten,
nicht fremde Elemente sein könnten. Ich mußte nach eingehender
Untersuchung feststellen, daß es tatsächlich echte hosdes waren.
Über den verwandtschaftlichen Stand läßt sich leider noch
wenig sagen, weil ohne Zweifel noch zu große Lücken in der Kennt-
nis der tatsächlich lebenden Arten vorhanden sind. Wenn ich
meinen ganz unverbindlichen Standpunkt präzisieren soll, so
möchte ich sagen: Vom Gros der coronatus-Verwandten hebt sich
diadematus vor allen Dingen auch dadurch ab, daß neben den Augen
keine rinnenartigen Vertiefungen laufen, sondern sich im Gegenteil
Aufwulstungen befinden. Im Grundtyp ist diadematus unbedingt
zu coronatus gehörig, die Kopf- und Rüsselform stellen ihn abseits.
(Übrigens fehlt auch die Dimorphie der Beine.) Wichtig erscheint
mir die Umbildung des Kopfes, die, durch die nach hinten gerich-
teten Aufwulstungen, schon auf eine gewisse, wenn auch nur weit-
läufige Verwandtschaft mit hosdes hinweist und uns Fingerzeige
gibt, wo der Anschluß zu suchen ist.
Diadematus ist nach Powers Angaben eine westafrikanische
Art. Das darf man aber nicht allzu wörtlich nehmen. Ich habe
Fundplätze aus dem englischen Sudan nachgewiesen, und wenn
man bedenkt, daß hospes bis ins Somaliland hinaufgeht und auch
sonst an der Ostküste Afrikas weit verbreitet ist, ja selbst
ins Innere vordringt, so sind die Berührungspunkte sehr wohl
gegeben. |
Sehen wir uns unter diesem Gesichtspunkt die Verbreitung
von hospes an. Von Somali geht sie über Britisch- und Deutsch-
Ostafrika. Dort ist sie ganz allgemein verbreitet und an vielen
Stellen gefunden, auch auf den vorgelagerten Inseln. Streicht
dann ins Innere, bewohnt noch nördliche Teile Transvaals, ist in
Betschuanaland und in Südwestafrika deutschen und englischen
Anteils zu finden, geht aber nicht aufs Kap selbst und fehlt in
Westafrika mit Ausnahme des südlichen Teiles. Das ist eine ganz
eigenartige Verbreitung, aber sie ist nicht etwa einzig dastehend.
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 12. 8 12. Heft
114 R. Kleine:
Ich verweise hier z. B. auf Eupsalis Kolbei Kl.2*) Über den in
Caffaria lebenden imitator Fähr. konnte ich mir, da ich kein Tier
dieser etwas obskuren Art sah, kein Bild machen. Es wäre inter-
essant zu erfahren, ob und wie groß die Verwandtschaft mit
hospes ist, denn beide Arten müssen sich in Transvaal oder
Betschuanaland treffen.
Amorphocephalus imitator Fähr.
Öfs. Kongl. Vet. Ak. Förh. 1871, p. 434.
Elongatus, ferrugineus, glaber, nitidus; fronte excavata;
rostro basi lamina canaliculata instructo, antice sublineariz; thorace
oblongo-ovato, infra basin constricto: elytris punctato sulcatis.
@ Long. (rostr. excl.) 8—10, lat. 11%—1°?/, mm.
Caput latitudinevix brevius, basiconstrictum verticebrevissimo,
fronte fovea profunda impressa, lateribus ante oculos tuberculo
munitis, ferrugineum, nitidum, tuberculisinfuscatis, oculi majusculi,
laterales, subrotundati, convexi; rostrum porrectum, capite duplo
longius, extrorsum tenue, sublineare, alutaceum, basi supra lamina
subhexagona elevata, capite parum angustiore, sulco medio subbi-
partita,instructum. Antennaemediumthoracis attingentes, validius-
culae, fusco-ferrugineae, tenuiter griseo-pubescentes, articulis 2—10
transversis, ultimo latitudine duplo longiore, acuminato. Thorax
latitudine baseos feretriplo longior, leviter rotundato-ampliatus, basi
apicequetruncatus, intra basin constrictus et transversim impressus,
supra modice convexus, obsoletissime et parce punctulatus, ferru-
gineus, nitidus, margine apicali infuscato. Elytra-linearia, latitudine
thoracis media parum latiora, antice conjunctim emarginata,
humeris oblique calloso-elevatis, apice conjunctim obtuse subro-
tundata, latitudine triplo longiora ; parum convexa, distincte sulcata,
ante apicem lacunosa, sulco suturali latiore, sublaevi, reliquis in
dorso evidentius, ad latera obsoletius, punctatis. Corpus subtus
et pedes ferruginea, pectoris lateribus, fortiter punctatis, exceptis,
laeviusculas femoribus modice clavatis, muticis; tibiis basi intus
sinuatis; tarsis subtus tomentosis.
Über die Fähraeussche Art, die niemand wieder gesehen hat,
herrscht vollständiges Dunkel. Soviel ist gewiß, daß es ein echter
Amorphocephalus ist. Ich füge die Originaldiagnose bei, um
wenigstens einen ungefähren Begriff zu geben, wie das Tier aus-
sehen könnte.
Die Gattung Hadramorphocephalus.
Hadramorphocephalus n. g.
aögos: gedrungen. Amorphocephalus gen. Brenth.
d Kopf quer, Hinterrand unmerklich in den Hals übergehend,
Hinterecken scharf gerundet, von Auge zu Auge tief ausgehöhlt,
nach dem Basalteil des Rüssels zu eine tiefe Höhle bildend, Unter-
2®) cfr. Archivfür Naturgeschichte. 82. Jahrg. 1916. Abt. A. 4. Heftp. 98.
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 115
seite glatt. Augen die ganzen Kopfseiten einnehmend, schief -auf-
sitzend, prominent, langelliptisch, gegen den Rüssel + abgeflacht.
Basalteil des Rüssels länger wie der Spitzenteil; dicht vor den
Augen mit seitlichen Apophysen, neben denselben tief ausgehöhlt,
vor der Aushöhlung bis zu den Fühlern mit einem schildartigen
Aufsatz, der im vorderen Teil deutliche Fühlerbeulen bildet, in
diesem Teil stark verengt. Spitzenteil vor den Fühlern so stark
verengt, daß nur noch eine ganz schmale Brücke bleibt, hierauf
kurz nach vorn erweitert, doch bleibt der Spitzenteil schmaler
wie der Basalteil. Vorderrand stumpf,
dreieckig eingebuchtet, Unterseite ge- Abb. 27. ee Fi ir 2
rundet, ohne Mittelkiel, Vorderrand tief
ausgerundet. Mandibeln kräftig, recht-
eckig gekrümmt, zusammenstoßend.
Fühler sehr kurz, kaum die Mitte des
Prothorax erreichend, elfgliederig, vom
3.—10. Gliede breiter als lang.
Prothorax kugelig, fast so breit als
lang, Hinter- und Vorderteil gleichmäßig
verflacht, nach oben und unten stark
gewölbt.
Elytren sehr gedrungen, so breit
als der Prothorax, kurz, gegen den Ab-
sturz verengt, hinten gemeinsam abge-
rundet, gerippt-gefurcht, alle Rippen mit
Ausnahme der 4. den Deckenhinterrand
erreichend, oberseits breiter wie die Fur-
chen, an den Seiten so breit wie diese.
Rippen an den Seiten deutlich gitter--
furchig, oberseits nur punktiert.
Vorderhüften vollständig, Mittel- ob Alt N
hüften fast zusammenstehend + hemisphärisch, Trochanteren breit,
dick. Vorderbeine nicht größer wie die übrigen. Schenkel aller Beine
keulig, Keule lang, kräftig, auf kurzem, robustem Stiel. Vorder-
schienen groß, breit, ineinem langen, nach außen gerichteten breiten
Zahn endigend, der bis zum Klauenglied reicht, Mittelschienen an der
Basis verengt, nach der Spitze etwas erweitert, plattgedrückt, auf
der Unterkante in 2 Dornen endigend, Oberkante in einer dorn-
artigen Spitze ausgehend; Hinterschienen kurz, an der Basis schmal,
gebogen, nach der Spitze zu stark erweitert, seitlich plattgedrückt,
Bedornung wie bei den Mittelschienen. Erstes Tarsenglied der
Vorderbeine (von unten gesehen) länger als das 2. und 3. Klauen-
glied, etwas verdickt, Klauen normal; 1. Tarsenglied an den Mittel-,
namentlich aber an den Hinterbeinen deutlich größer und robuster.
Metasternum, 1. und 2. Abdominalsegment längsgefurcht.
Ouernaht zwischen denselben mindestens in der Mitte deutlich.
Paramerenlamellen mittellang, fingerförmig aufgespalten, den
Penis weit überragend, Penis vor der Spitze verdickt, Präputialfeld
8*+ 12. Heft
116 R. Kleine:
dunkel, ductus ejaculatorius weit nach hinten im Präputium
gelegen.
Q Spitzenteil des Rüssels schmal, vierkantig, Mandibeln klein,
aber vorstehend. Sonst wie bei £&.
Typus der Gattung H. Calvei Power.
Die Differenzen gegen Amorphocephalus sind so bedeutend,
daß ich die Art in manchen Sammlungen unter ganz falschen
Gattungen fand, weil es eben nicht möglich ist, sie bei Amorpho-
cephalus unterzubringen. Das einzige, was überhaupt noch
an diese Gattung erinnert, ist die Form des Kopfes, die tiefe Ein-
senkung desselben und die weit vorstehenden Augen sind in
beiden Genera ganz gleichmäßig. Auch der basale Teil des Rüssels
ist insofern noch an Amorphocephalus erinnernd, als hinter den
Fühlern der schildförmige Aufsatz vorhanden ist. Auch die Apo-
physen sind an den Seiten vorhanden. Damit sind aber auch die
Charakteristika erschöpft, die beiden Gattungen eigen sind.
Die Form des Spitzenteils am Rüssel ist beim ä& nun ganz
anders wie bei den Amorphocephalus-Arten. Schon dicht vor den
Fühlern verengert sich der Rüssel bis auf eine Brücke, und die
Gesamtbreite wird kaum bedeutender als das sonst bei den 22
der Fall ist. Das ist ein ganz prinzipieller Unterschied.
Die Form der Fühler ist nur für Hadramorphocephalus charakte-
ristisch, kein Amorphocephalus besitzt solche, trotz der daselbst
vorhandenen Mannigfaltigkeit.
Die bei Calvei vorhandene Form des Prothorax gibt es bei
keinem einzigen Amorphocephalus, auch nicht andeutungsweise.
Es ist eine in der Gruppe der Trachelizini sonst kaum beobachtete
Form.
Ebenso wie der Thorax, sind die Elytren von sehr gedrungenem
Bau und bestimmter Anlage der Rippen.
Endlich ist auf die Art der Vorderschienen hinzuweisen, die
in der Familie der Brenthidae, soweit ich Kenntnis habe, nicht
ihresgleichen haben, nicht einmal andeutungsweise. Die Los-
trennung von Amorphocephalus ist daher geboten, ja direkt er-
forderlich.
Hadramorphocedhalus Calvei Power ö
Ann. Soc. Ent. Fr. (5) VIII, 1878 p. 485.
Von sehr gedrungener Gestalt, schmutzig ziegelrot, einfarbig,
Halsring schwarz, Schenkel am Knie, Schienen an Basis und
Spitze etwas verdunkelt; am ganzen Körper hochglänzend.
Kopfeinsenkung einzeln grob punktiert und zerstreut, lang
behaart. Apophysen dreieckig vorspringend, tief, grob punktiert,
einzeln behaart. Der basale Rüsselteil herzförmig, in der Mitte
flach gefurcht, einzeln sehr grob und groß punktiert, nur an den
Seiten behaart, am Hinterrand, nach der Kopfaushöhlung zu lang
behaart. Unterseite des Kopfes. spiegelglatt, Rüssel im basalen
Teil grob aber einzeln, Spitzenteil dichter und zarter punktiert,
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 117
wenig behaart, Mittelteil breit, flach gefurcht. Fühler an den
basalen Gliedern grob punktiert, alle behaart, vom 3. ab nach
den Vordergliedern an feiner, dichter Unterbehaarung zunehmend.
Thorax auf dem Diskus fein punktiert und unbehaart, nach
den Seiten und dem Hinterrand zu an Intensität zunehmend und
stärker behaart, Hinterrand stark längs gefurcht, Furche tief und
breit, Rippen schmal und scharf, Unterseite zerstreut punktiert,
unbehaart, der gefurchte Hinterrand bis an die Hüfte gehend.
Rippen auf der Oberseite ganz zerstreut, aber grob und +
tief punktiert; auf den schmalen Seitenrippen ist die Punktierung
deutlich einreihig, die breiteren Rippenpartien flach. Nach dem
Absturz zu geht die Punktierung in eine + tiefe Körnelung über,
die am Deckenrande sehr tief und scharfkantig wird; überall auf
den Rippen zerstreut + lang behaart, auf dem Absturz kürzer
aber dichter.
Hüften auf dem oberen Teil grob punktiert und etwas behaart.
Schenkel an der Basis stärker, auf der Keule nur sehr schwach,
aber immer zerstreut und + grob punktiert, vor den Knien stark
grubig und dicht skulptiert. Vorderbeine im allgemeinen stärker
wie die übrigen. Auf Ober- und Unterkante einzeln kräftig be-
haart. Vorderschienen fein, flach behaart, an den scharfen Seiten-
kanten abstehend behaart, Mittel- und Hinterschienen überall
einzeln, grob punktiert und in den Punkten + borstenartig be-
haart. Tarsenglieder 1—3 kräftig borstig-hornig, Klauenglied
nur einzeln, anliegend, kurz behaart.
Metasternum zerstreut, groß punktiert, nach den Seiten zu
sehr groß, aber nicht tief. 1. und 2. Abdominalsegment desgleichen,
vor dem Metasternum mit einer Reihe sehr großer + flacher
Punkte. 3.—4. Segment ohne merkliche Skulptur, 5. wieder grob
und dicht punktiert, auf der Mitte weniger, 3.—5. wenigstens an
den Seiten behaart.
2 Spitzenteil des Rüssels allgemein tief grubig, dicht punk-
tiert, alles andere wie beim (£.
Power gibt Maße von 8—12 mm Länge und 2—4 mm Breite
an. In der Länge sind die Schwankungen richtig angegeben, die
Breitenverhältnisse des Prothorax haben aber nur in dem Ver-
hältnis von 12:4 ihren richtigen Ausdruck. Der Thorax’ist eben
tatsächlich fast eine Kugel und ergibt dadurch eine so merk-
würdige Proportion, wie ich sie sonst noch nicht bei den Bren-
thiden kennen gelernt habe.
Über die Verbreitung sagt Power: Assez commun au Senegal.
Ich sah auch nur Tiere von demselben Fundorte, es scheint also,
als ob die Verbreitung tatsächlich nur eine sehr beschränkte ist.
Assez commun ist schließlich jede Art, wenn man sie zu finden
weiß, ich sah sie in den Sammlungen nicht häufiger wie andere
Amorphocepbhalus.
Gegen die von Power aufgestellte Artdiagnose ist wenig zu
sagen. Es ist eigentlich eine Gattungsdiagnose, da wir den ab-
12. Heft
118 R. Kleine:
weichenden Typus sehr schön erkennen können, vom Wesen der
Art aber eigentlich nichts erfahren als die Farbe und Größe.
Es war mir nicht möglich, irgendwelche wichtige Differenzen
innerhalb der Art herauszufinden, so daß ich an eine recht große
Constanz der morphologischen Elemente glauben muß. Das ist
auch um so wahrscheinlicher, als Calver ganz isoliert dasteht.
Bis jetzt wenigstens noch. Es finden sich keine Übergänge zu
Amorphocephalus. Die isolierte Stellung hat auch den markanten
Typus ausgebildet.
Die Zugehörigkeit zum großen Verwandtschaftstyp der
Amorphocephaliden ist natürlich ganz ohne Zweifel. Abgesehen
von der Kopfform (und dem basalen Rüsselteil), hat auch das
Copulationsorgan eine Grundform, die dem ganzen Verwandtschafts-
kreis (d. h. auch den anliegenden Gattungen, z. B. Symmorphocerus)
eigen ist.
Wenn ich noch ein Wort über die Stellung zu den anliegenden
Gattungen sagen soll, so bleibt es schließlich gleich, ob sie vor
oder hinter Amorphocephalus zu stehen kommt. Alle sonstigen
umliegenden Gattungen: Eusystellus Kl., Cordus Schönh., Peri-
cordus Kolbe, ferner Symmorphocerus Schönh., Kleineella Strand
haben einen Prothorax, der proportionell immer viel länger als
breit ist und haben eine Beinbildung, die übereinstimmt. Selbst
der plumpe Amphicordus improportionalis Heller ist noch lange
nicht so improportioniert wie Calver und von normaler Beinbildung.
So kann Hadramorphocephalus wohl als zur Verwandtschaft
gehörig angesprochen werden, aber doch nur in dem Sinne, daß
sie einen Seitenzweig darstellt, der wenig kräftige Schosse gebildet
hat, und wie es scheint, ganz isoliert geblieben ist. Es wird weiteren
Untersuchungen und Forschungen vorbehalten bleiben, ob sich
noch andere ähnliche Formen finden, die zur Klärung der Ver-
hältnisse beitragen.
Die Gattung Acramorphocephalus.
Acramorphocephalus n. g.
äxga: Nasenspitze, Amorphocebhalus gen. Brenth.
g Kopf quer, Hinterrand in der Kopfmitte mit dem Halsrand
gleich, ven den Augen nach der Mitte zu steil abfallend und eine
sich nach dem Rüssel zu weiter vertiefende Senkung bildend;
Unterseite platt, von der Mitte mehrere flache Querfurchen aus-
gehend. Augen groß, wenig prominent, an der Basis des Kopfes
stehend, weit nach der oberen Kopfkante gerückt, rundlich, nach
unten zu aber bestimmt verschmälert.
Basalteil des Rüssels kürzer wie der Spitzenteil, oder höchstens
von gleicher Länge, ersterer vom Kopf bis zu den Fühlern sehr
schnell keilförmig verschmälert, Apophysen steil stehend, den
tiefen Raum der basalen Rüsseleinsenkung wandartig bekleidend;
vor. den Fühlern ein herzförmiger, diademartiger Aufsatz von
verschiedener Form; Unterseite gerundet, Spitzenteil lang, wenig
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 119
erweitert, Vorderrand stumpf vorgezogen. Unterseite nicht schnau-
zenartig verdickt, aberim Spitzenteil seitlich lang und tief gefurcht,
vor der Mundhöhle tief länglich eingedrückt. Mandibeln klein.
Fühler lang, den Hinterrand des Prothorax erreichend, dünn.
Basalglied groß, klobig, 2. + keilförmig, stielartig eingefügt,
3. sehr verlängert, außer dem Spitzenglied das längste von allen,
auf einem langen, spindelartigen Stiel stehend, nach innen bauchig
verdickt, 4.—8. länger als breit, Außenseite glatt, Innenseite
häufig ausgebuchtet, vom 4. langsam an Größe bis zum 8. ab-
nehmend, 9. und 10. Glied nur wenig vergrößert, tonnenförmig,
Endglied lang-eiförmig. Alle Glieder mit Ausnahme des 3. locker
zusammengefügt.
Prothorax am Halse weniger zusammengedrückt als an den
Flügeldecken, im vorderen Drittel oder auf der Mitte stark er-
weitert, Oberseite in der vorderen Hälfte + gerundet, in der
hinteren etwas plattgedrückt, mit oder ohne feiner Mittelfurche,
Hinterrand deutlich; Seiten vor den Vorderhüften aufgewulstet,
hinter den Hüften eingezogen; Unterseite + gerade am Halse
zurückgebogen.
Elytren so breit oder breiter wie der Thorax an seiner breitesten
Stelle, doppelt so lang wie dieser, oberseits abgeplattet, Humerus
normal, am Absturz in der Mitte gemeinsam zusammenstoßend
oder flach ausgeschnitten, Außenkanten scharf vortretend, Rippen
und Furchen gänzlich verschwunden oder nur noch rudimentär
vorhanden, höchstens an den Seiten und auf dem Absturz deutlich.
Vorder- und Mittelhüften dicht stehend, halbkugelig, gegen
die Trochanteren etwas vorgezogen. Beine äußerst zart und
schlank, Vorderbeine um etwas länger wie die übrigen. Schenkel
keulig, Stiel schmal, etwas zusammengedrückt, Vorderbeine an
der Übergangsstelle zur Keule unterseits mit kurzer, zungenartiger
Vorwölbung oder ohne diese, Keule kräftig, gebogen, seitlich
zusammengedrückt oder rundlich. Schienen der Vorderbeine +
gekrümmt, in der Mitte etwas verdickt, an der Spitze nach innen
erweitert, hier mit einem ganz rudimentären Dörnchen; Mittel-
und Hinterschienen gerade, auf der Mitte etwas verdickt, an der
Spitze zweidornig. Tarsen sehr schlank und zart, so lang wie die
Schiene. Grundform kegelig, 1. Glied länger als die anderen,
Sohlen filzig, Klauenglied o. B., Klauen desgl.
Metasternum an der Basis gefurcht, Abdominalsegmente 1
und 2 desgleichen, Quernaht nur an den Seiten deutlich. 3. und
4. Segment schmal, 5. halbkreisförmig, auf der Mitte tief, rundlich
eingedrückt.
2 Rüssel fadenförmig, 1. und 2. Abdominalsegment nicht
gefurcht, 5. nicht eingedrückt, Schenkelstiel zarter, Schenkelkeule
kräftiger.
Typus der Gattung: A. Gebieni n. sp.
'Zu den neuen Formen, die mit Amorphocephalus nicht gemein-
sam sind, aber in deren Nähe gehören, zählt auch diese Gattung.
12. Heft
120 R. Kleine:
Ich habe schon durch den Namen zu erkennen gegeben, daß ich
die Gattung nur zur Amorphocephalus-Verwandtschaft stelle, nicht
etwa nach der Symmorphocerus-Seite. Ich mache zur Bedingung,
daß alle Formen, die sich um Amorphocephalus gruppieren, den
eingesenkten Kopf, ganz gleich welcher Form im speziellen haben
müssen. Von diesem Gesichtspunkt aus habe ich die Bearbeitung
der ganzen Gruppe vorgenommen. Meine schon mehrfach aus-
gesprochene Ansicht, daß Amorphocephalus kein Gattungs- sondern
Gruppentyp ist, wird wieder bestätigt.
Die wichtigsten Differenzen sind folgende: der Kopf ver-
schmälert sich schon etwas, der basale Rüsselteil aber dermaßen,
daß Kopf und Rüssel eine spitz-dreieckige Figur bilden, wodurch
ein ganz eigenartiges Bild zustande kommt. Die Fühler sind sehr
schlank, das 3. Fühlerglied ist, vom 11. abgesehen, das längste
von allen, was bei Amorphocephalus und den anderen Gattungen
niemals der Fall ist. Der Prothorax hat ganz andere Ausmaße
wie Amorphocephalus. Die Elytren sind vollständig glatt, ohne
Spur von Rippen und Furchen. Endlich ist auf die Form der
Beine zu verweisen, die auch ganz originell ist. Die Vorderschenkel
haben zuweilen am Übergang vem Stiel zur Keule einen zungen-
artigen Auswuchs, den ich bisher bei keiner anderen Brenthiden-
gattung in dieser oder ähnlichen Form sah, die Schienen sind
stark gekrümmt, ohne Dornen am Ende, die Tarsen lang.
Bestimmungstabelle der Arten.
1. Fühlerglieder 3—8 walzig, 3. Glied länger wie die übrigen.
stabilis Kleine
Fühlerglieder 3—8 nach außen ausgebogen, nodos 3. Glied
sehr lang. 2
2. Vorderschenkel an der Unterseite des Stieles buchtig erweitert,
die anderen Schenkel normal, Thorax und Elytren wenigstens
teilweise behaart Gebieni Kleine
Vorderschenkel an der Unterseite des Stieles nicht buchtig er-
weitert, Schenkel klobig, keulig, Keule sehr groß und dick,
Thorax und Elytren unbehaart Schoutedeni Kleine
Acramorphocephalus Gebieni n. Sp.
Q Einfarbig, violettbraun, Schenkel auf der Keule aufgehellt,
am ganzen Körper matt, fettig glänzend.
Kopf in der mittleren Vertiefung unskulptiert, neben den Augen
mit zunehmender grober Punktierung und struppiger Behaarung,
die nach der vertieften Mitte zu sich verliert. Seiten glatt, 'hinterer
Augenrand bis zur untersten Stelle kräftig, z. T. einreihig punk-
tiert. Unterseite zerstreut, grübchenartig punktiert, in den Punkten
zart, anliegend behaart.
"Aushöhlung des basalen. Rüsselteiles glatt, Apophysen durch
+ tiefe Punktierung ausgezeichnet, namentlich auf den hohen
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 121
Kanten, Behaarung sehr kurz, kaum sichtbar. Der hinter den
Fühlern liegende diademartige Aufsatz herzförmig, abgestumpft,
in seiner Tiefe erweitert, hinten-unten struppig behaart. An den
Seiten und oberseits mit Ausnahme der im hinteren Teil nicht
gefurchten Mittelpartie grob punktiert, Punktierung nach dem
Spitzenteil zu feiner und dichter werdend; vor dem Spitzenteil
eine feine tiefe Mittelfurche bildend. An den Seiten befindet sich
ein an der Basis der Apophysen beginnender, bis unter die Fühler
reichender tiefer, langer Einschnitt. Seiten und Unterseiten nur
ganz einzeln punktiert. Der drehrunde
Spitzenteil bis dicht vor dem Vorder-
rande tief und dicht punktiert, unbe-
haart.:
Fühler auf den Basalgliedern tief
punktiert, vom 3. ab nur nocn mit sehr
undeutlicher, z. T. ganz verschwundener
tiefer Punktierung, Behaarung auf dem
1.—4. Gliede lang, aber nur auf der
Innenseite, vom 5. ab mit dichter Unter-
behaarung, die nach den Spitzengliedern
zu an Stärke zunimmt und das ganze
Glied + bedeckt; Stiel und Oberkante
etwas verdunkelt.
Prothorax sehr fein chagriniert, flach,
zerstreut punktiert, an den Seiten mit
Ausnahme der breitesten Stelle einzeln
abstehend behaart.
Flügeldecken hin und wieder flach, einzeln punktiert,
in der hinteren Hälfte zerstreut lang behaart. Die Haare
in weitläufigen Streifen angeordnet, auf dem Absturz ist
die Behaarung am dichtesten, aber immer noch einzeln,
niemals dicht.
Beine fast ohne jede Skulptur. Schenkel der Vorder-
beine an der Basiser weitert. Metasternum und Abdominal-
segmente 1—4 sehr flach, zart punktiert, Apicalsegment
stärker. Abdomen äußerst spärlich und anliegend zart
behaart.
Länge (inkl. Rüssel) 11.5 mm; Breite (Thorax) 2 mm.
Heimat: Belg. Kongo, Duma, Ubangi-Distrikt. Abb: 31
& nicht gesehen. Ein $ im Hamburger Museum. Dies RT
schöne und ganz eigenartige Tier ist meinem Kollegen Gebien ge-
widmet. Seine Verdienste um die Koleopterenforschung sind hin-
reichend bekannt.
Zoogeographisch haben wir also einen zentralafrikanischen
Vertreter der Amorphocephalus-Gruppe vor uns. Der afrikanische
Kontinent beherbergt ohne Zweifel noch eine ganze Reihe inter-.
essanter Tiere, nicht nur aus der Gattung Amorphocebhalus an
sich, sondern auch aus den verwandten Gattungen. Es läßt sich
Abb. 32.
12. Heit
199 R. Kleine:
natürlich noch nicht ahnen, wie weit die Verbreitung sich erstreckt,
weil bestimmte Beweise vorliegen, daß die hierhergehörigen Tiere
tatsächlich z. T. recht weit verbreitet sind und sowohl in der
Richtung Nord— Süd wie Ost—West größere Gebiete bewohnen
können. Andererseits ist es auch sehr wohl möglich, daß Acra-
morphocephalus eine vikariierende Form ist und Amorphocephalus
im zentralen Afrika ersetzt. Weitere Funde müssen erst auf-
klären, wie die Verhältnisse liegen, und ob man ihnen auch nicht
mehr als sekundären Wert zuerkennen kann.
Acramorphocephalus Schoutedeni n. Sp.
Q Indie nächste Verwandtschaft von Gebieni gehörig und durch
folgende Merkmale getrennt:
Unterseite des Kopfes unskulptiertt und unbehaart. Apo-
physen unpunktiert, chagriniert und am Rande eine Reihe läng-
licher verloschener Punkte. Der diademartige Aufsatz zwischen
den Fühlern stark vertieft; nur an den spitzen Vorderecken tief
punktiert, sonst nur sehr fein, z. T. dicht,
z. T. so in der Einsenkung zwischen den
. Fühlern, fast ohne Skulptur.
Prothorax fein chagriniert, dicht,
Abb. 33 wenn auch nur flach punktiert, nur am
er Halse ohne Punktur, ohne jede Behaarung.
Flügeldecken vollständig unbehaart.
Beine groß, schlank, kräftig. Schenkel sehr robust, keulig,
Keulen klobig, dick, seitlich etwas zusammengedrückt, an den
Knien nicht eingedrückt, punktiert und zart behaart, Stiel an der
Basis ohne Erweiterung, viel schmächtiger wie die Keule und scharf
abgesetzt, unskulptiert. Schienen der Vorderbeine gebogen, der
hinteren glatt, auf der Mitte verdickt, Tarsen sehr schlank.
Abdomen flach punktiert, aber überall und ziemlich dicht.
Länge inkl. Rüssel 17 mm; Breite (Thorax) 2.8 mm zirka.
g nicht gesehen.
Heimat: Belgischer Kongo, Region de Sassa. Von Calmaut
gesammelt. Type im Kongo-Museum. Ich widme’ diese distinkte
Art Herrn Dr. Schouteden, der mir das Material in liebenswürdiger
Weise zur Verfügung stellte. Die Verwandtschaft mit Gebieni ist
groß. Die Unterschiede sind aber so beträchtlich, namentlich im
Schenkelbau, ferner in der Behaarung usw., daß kein Zweifel
über die Artberechtigung aufkommen kann. Schoutedeni ist die
größte Art, die ich kennen gelernt habe. v. Schönefeldt hat das
Tier als diadematus ? bezeichnet. Keine Ahnung von Ähnlichkeit.
Acramorphocephalus stabilis n. sp.
8 Kopf sehr breit, von den Augen gleichmäßig steil nach
der Mitte zu abfallend, zwischen den Augen verengt, nach dem
Hinterrande zu erweitert und unmerklich in den Hals übergehend
(nur in der Mitte). Hinterecken scharf gerundet. Steilabfall gegen
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u, ihr Verwandtschaftskreis. 193
den Rüssel nicht vorhanden, weil die Kopfmitte schon von der Basis
an gleich tief ist; überall sehr zart, an den Augen in mehreren
Reihen grob punktiert und hier auch behaart. Seiten schmal,
glatt, glänzend, nur der hintere Augenrand behaart. Unterseite
stark abgeplattet, zerstreut, fein punktiert und kurz, äußerst zart
behaart. Augen rundlich, unterseits + spitz, oberseits abgeflacht.
Apophysen schartkantig, steilwandig geschwungen, im basalen
Teil etwas ausladend, punktiert und schwach behaart. Rüssel-
aufsatz eichelförmig, an dem spitzen Ende bartartig struppig be-
haart, Mittelpartie kaum etwas vertieft, einzeln zart punktiert,
unbehaart, Seiten kräftig punktiert und behaart. Spitzenteil (von
den Fühlerbeulen an gerechnet) so lang wie der
Basalteil, Unterkante nur sehr wenig verschmälert,
gegen den Vorderrand daher auch nur sehr mäßig
erweitert. Der Aufsatz vom basalen Teil flach auf
den Spitzenteil übergehend; Unterseite des Spitzen-
teils von den Fühlern an auf der Mitte mit einer
langelliptischen tiefen Grube, die vor der Mundhöhle
wieder verflacht. Vorderrand seitlich sanft geschwungen,
gegen die Mitte schwach vorgezogen. Mandibeln kurz,
kräftig, rechte etwas breiter wie die linke; wie der Abb. 34.
Vorderteil des Rüssels einzeln punktiert und zart
behaart.
Fühler lang und schlank. Basalglied groß, klobig,
2. stielartig, 3. kegelförmig, viel länger wie breit, mit
Ausnahme des Spitzengliedes das längste von allen,
4.—8. walzig, länger wie breit, gegen die Spitze zu
nehmen die Glieder eine mehr tonnenartige Form an.
9. und 10. Glied von reiner Tonnenform, etwas größer
wie das 4.—8., aber kürzer als das 3., Endglied
allmählich zugespitzt, höchstens so lang wie das 9.
und 10. zusammen. Alle Glieder locker stehend, das Abb. 35
3. auf langem dickem Stiel. Das 9 —11. Glied mit 154
dichter Unterbehaarung, die aber niemals die Basis erreicht und
beim 9. schon vor der Mitte aufhört. Sonstige Behaarung nur
sehr spärlich, das Basalglied am Grunde stark skulptiert.
Prothorax elliptisch, an der Basis schmaler wie am Halse,
hinter demselben flach eingezogen, Hinterrand deutlich breit auf-
gebogen, Oberseite gewölbt, ohne Spur von Mittelfurche, zerstreut
und flacn punktiert, nur vor dem Hinterrand etwas intensiv
skulptiert, kurz, zart behaart. Seiten am Hinterrand und hinter
den Hüften stark verengt, wie die Oberseite skulptiert, Behaarung
leicht, nur in den Vertiefungen stärker und anliegend. Unterseite
dicht punktiert und anliegend, kraus behaart.
Elytren an der Basis breiter wie der Thorax, parallel, erst am
Absturz verengt, dortselbst dreieckig ausgeschnitten, Hinter-
ecken gerundet. Rippen sehr undeutlich, nur auf dem Absturz
und zuweilen an den Seiten schärfer ausgeprägt, Sutura dachförmig,
12. Heft
124 R. Kleine:
flach, aber noch steiler als die folgenden Rippen, 1. und 3—5. Rippe
den Absturz nicht erreichend, alle Rippen einreihig zart punktiert.
Furchen deutlich weitläufig punktiert, auf Rippen und Furchen
+ lang, zart, seidig behaart, auf der Oberseite sehr zerstreut, nach
dem Absturz zu dichter und kürzer.
Beine groß und schlank, Vorderbeine kaum größer wie die
übrigen, Schenkel stark keulig, Keule sehr kräftig an verhältnis-
mäßig dünnem Stiel, dieser + zusammengedrückt, überall zerstreut
punktiert und einzeln aber kräftig behaart. Schienen schwach ge-
bogen, Hinterschienen am wenigsten, auf der Mitte knotig ver-
dickt und nach innen etwas vorgewölbt, Vorderschienen an der
Spitze erweitert, Skulptur und Behaarung wie bei den Schenkeln,
Vorderschienen auf der unteren Hälfte der Innenkante zart kamm-
artig behaart. Tarsen schlank, kegelförmig, 2. Glied am kürzesten,
doch ist die Verkürzung nur gering; Skulptur und Behaarung
sehr zart. Hüften wenigstens im oberen Teil dicht punktiert und
sehr kräftig behaart, die Vorderhüften an der Basis glatt.
Metasternum in der hinteren Hälfte schmal und tief gefurcht,
flach punktiert und kurz aber kräftig behaart. 1. und 2. Abdominal-
segment breit längsgefurcht, Quernaht deutlich, 4. Segment am
kürzesten, 5. in der Mitte fast kreisförmig und ziemlich tief ein-
gedrückt. Skulptur und Behaarung wie das Metasternum.
Copulationsorgan: Paramerenlamellen kurz, gedrungen, Mittel-
spalt im Verhältnis zu den einzelnen Lamellen schmal, Behaarung,
gesamte Innenleiste und Spitzen behaart. Präputium sehr lang
und stark verdunkelt.
‚2 Außer der normalen Dimorphie in der Rüssel-Abdomen-
bildung wäre noch zu sagen: die Schenkel sind längsgestielt, und
die Keule ist viel kräftiger, die kammartige Behaarung auf den
Vorderschienen fehlt fast ganz, das 5. Abdominalsegment ist
nicht eingedrückt, das 4. nicht schmäler wie das 3.
Länge (einschl. Rüssel): $ 10.5—13.3 mm, Breite (Thorax):
1.75—2 mm; 2 9—11 mm, (Breite Thorax): 1.50—1.75 mm.
Heimat: Gabun, Kamerun an mehreren Stellen gefunden, so
Barombi, Mundame, Nord-Kamerun, Südkamerun, Bipindi, Johann
Albrechtshöhe, .N.-Nyassa-See, Unyika, Spanisch-Guinea, Nko-
lentangan, Namiong b. Lolodorf. 38 1 2 im Kgl. Museum Berlin,
1 & im Dresdener Museum, je 1 d2 im Stettiner und Dahlemer
Museum.
Auch bei siabilis hat sich gezeigt, daß außer den gewöhnlichen
Geschlechtsdifferenzen, die für die ganze Gruppe + gelten, auch
noch spezifische Unterschiede vorhanden sind. Es ist zunächst
auffallend, daß im weiblichen Geschlecht die Schenkel viel zarter
sind, wenigstens am Keulenstiel; die Keule selbst ist aber kräftiger
als beim Männchen, woraus sich ergibt, daß die weiblichen Schenkel
einen mehr differenzierten Eindruck hervorrufen. Ferner muß ich
auf die etwas verschiedene Bildung der Vorderschienen, nament-
lich in Hinsicht auf die Behaarung der Innenseite hinweisen.
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 195
Dimorphe Erscheinungen an den Beinen sind bei den Amorpho-
cebhalus-Verwandten sens. lat. gar nicht selten, dagegen habe ich
noch eine weitere Differenz beobachtet, die ich noch bei keiner
anderen Art sah, und die darin besteht, daß das 5. Abdominal-
segment beim 3 tief rundlich eingedrückt ist, beim Q dagegen nicht.
Die Verbreitung scheint mir ziemlich beschränkt zu sein. Ich
sah Material aus den verschiedenen Museen, aber alles stammte
ungefähr aus derselben Gegend von Gabun bis Angola. Tiefer
ins Innere scheint die Art nicht vorgedrungen zu sein, sondern
wird dortselbst von Gebieni abgelöst. Die Arten neigen demnach
zum vikariieren, nicht zum Vermischen.
Ich habe die Art aus dem Amorphocephalus-Verband sens.
strict. herausgenommen. M. E. mit vollem Recht. Ich konnte
bisher nur die 29 vergleichen, weil ich von Gebieni kein Männchen
kenne. Aber es genügt auch vollständig so. Mit Acramorpho-
cebhalus stimmt überein: die Kopfform, die eigentümliche Zu-
spitzung gegen den Spitzenteil des Rüssels, das verlängerte 3. Fühler-
glied, die Neigung zur Obliteration der Deckenskulptur, vor allem
der Rippen und endlich die fast konform gebauten Beine. Alle
diese Eigenschaften trennen von Amorphocedhalus. Dazu kommt
noch für das S, das ich von siabilis in genügend Exemplaren
vor mir sah, hinzu, daß der Rüssel vollständig in zwei gleiche Teile
zerlegt wird, während Amorphocephalus einen sehr kurzen Spitzen-,
dagegen einen recht langen Basalteil besitzt. Und endlich lege
ich auch Wert darauf, daß das letzte Abdominalsegment eingedrückt
ist. Copulationsorgan von erheblich anderer Form wie die Amorpho-
cephalus-Arten.
Allem Anschein nach hat sich diese kleine und doch interessante
: Gruppe im westlichen Afrika von den echten Amorphocephalus-
Arten abgesondert. Das westliche Afrika scheint hierzu mehr
geeignet wie die anderen Gebiete des Kontinents, denn wenn auch
sonst noch eigenartige Formen vorkommen, so entfernen sie sich
doch vom Grundtyp nicht so weit, um deshalb losgetrennt zu werden.
Die Gattung Mieramorphocephalus.
Micramorphocephalus n. g.
uwxoös klein, Amorphocephalus gen. Brenth.
Kleine, zierliche, aber wohl proportionierte Arten von bräun-
licher bis tiefvioletter Grundfarbe.
d Kopf quer, Hinterrand unmerklich in den Hals übergehend,
Hinterecken +, zum Teil sehr scharf gerundet, von den Augen
nach der Mitte zu + steil abfallend mit tiefer Mittelfurche, die
immer an der Basis beginnend, sich entweder nach vorn zu er-
weitert oder überall gleich breit bleibt, gegen den basalen Rüssel-
teil tief ausgehöhlt ; Unterseite glatt. Augen langelliptisch, in der
Mitte des Kopfes stehend (d. h. zwischen Rüssel und Hinterrand).
Basalteil des Rüssels so breit wie der Kopf, etwas länger wie
der Spitzenteil, Apophysen mit dem Rüsselaufsatz breit verwachsen
12. Heft
126 R. Kleine:
und mit demselben ein Ganzes bildend. Der vertiefte Teil von den
apophysenartigen Fortsätzen eingeschlossen, Mittelpartie steil auf-
steigend, mit tiefer, breiter Mittelfurche, die sich auch auf den
Spitzenteil fortsetzt. Der erhöhte, aufsatzartige Teil wulstig, nach
den Fühlern zu stark verschmälert, eine stumpfliche, undeutliche
Fühlerbeule bildend. Spitzenteil schmaler wie der Basalteil, ent-
weder nur wenig schmaler und kürzer oder stark verschmälert und
verlängert; die auf dem Basalteil befindliche Mittelfurche bis auf
den Vorderrand fortgesetzt. Vorderrand schwach vorgebogen.
Mandibeln klein, eckig gekrümmt oder sehr klein, spitzig, weniger
gekrümmt. Unterseite an den Fühlern stark verengt, vom Rüssel-
aufsatz überragt.
Fühler fast den Hinterrand des Thorax erreichend, schlank
und zart und nicht keulig verdickt, aber gegen die Spitze zu deut-
lich dicker werdend. Basalglied groß, schlank, 2. länger als breit,
3. kegelig, desgleichen, 4.—10. länger als breit, walzig, nach der
Spitze hin etwas an Länge zunehmend, 9. und 10. wenig länger
wie die vorhergehenden oder vom 4. an walzig, länger als breit,
nach der Spitze zu + rundlich-perlig, aber immer länger als
breit bleibend, Endglied kaum so lang wie das 9. und 10. zusammen,
allmählich zugespitzt.
Prothorax walzig, an Hals und Basis gleichmäßig, aber nur
wenig verschmälert, Mitte daher wenig und sanft gerundet; Hinter-
rand verschwommen, Oberseite schwach gewölbt, basaler Teil mit
+ deutlicher Mittelfurche.
Elytren an der Basis etwas breiter wie der Thorax, parallel,
gegen den Absturz mäßig verschmälert, gemeinsam abgerundet,
Oberseite plattgedrückt, gerippt gefurcht, erste Rippe verbreitert,
Furchen ohne Gitterung.
Vorder- und Mittelhüften eng stehend, halbkugelig, Hinter-
hüften o. B. Beine schlank und zart, Vorderbeine kaum kräftiger.
Schenkel keulig, Stiel zart, Keule schlank, wenig stark, Schienen
gerade, auf der Innenseite in der Mitte schwach verdickt, Vorder-
schienen an der Spitze quer, alle Schienen kurz zweidornig. Tarsen
von normaler Form, 1. Glied kegelig, 2. desgl., kürzer, 3. von
üblicher Gestalt, Klauenglied kurz, robust, Klauen normal. Alle
Tarsen filzig.
Metasternum nur an der Basis kurz längsgefurcht. Erstes
Abdominalsegment immer breit gefurcht, 2. entweder bis zum
3. oder vor demselben abbrechend. 4. Segment schmaler wie das 3.
Apicalsegment in der Mitte breit längs eingedrückt.
Parameren groß, kräftig, Lamellen !/, gespalten, Spalt schmal,
selbst an der Spitze wenig getrennt, Grundform messerartig, vorn
spitz. Penis an der Basis des Präputialfeldes etwas verengt, dann
schwach erweitert, vorn + scharf zugespitzt, stark gekrümmt.
Q Rüssel im Spitzenteil schmal, vierkantig, Vorderrand vor-
gebogen, Mandibeln klein, Abdominalsegmente auf der Mitte nicht
gefurcht. |
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 127
Mit Micramorphocephalus tritt ein ganz:neuer Typus der
Amorphocephalinae auf. Ich habe schon bei Besprechung der
anderen afrikanischen Gattungen darauf aufmerksam gemacht,
daß es falsch wäre zu glauben, Amorphocebhalus sei der Allein-
herrscher in dem dunklen Erdteil. Die Differenzen, die sich in
den abgezweigten Gattungen ergeben haben, sind so verschieden-
artig, daß es erst einer eingehenden Untersuchung bedarf, um
sich ein Bild von der ganzen Sache zu machen. Das Erscheinen
immer neuer, z. T. ganz eigenartiger Typen beweist zur Genüge,
daß wir bisher nur erst einen Bruchteil der ganzen Verwandtschaft
kennen und demnach nur vortasten dürfen.’ |
Daß es sich nicht um eine rein zufällige Sache handelt, wird
durch den glücklichen Umstand bewiesen, daß mir drei Arten zur
Verfügung stehen, die, ohne jeden Zweifel alle in die Gattung
gehörend, dennoch scharfe Abweichungen besitzen. Das ist auch
zu verstehen, denn die eine Art ist aus Togo, die andere aus Deutsch-
Ostafrika. Damit dürfen wir uns der Hoffnung hingeben, daß auch
noch weitere Verwandte auftauchen werden, die wahrscheinlich ım
Innern leben. Es handelt sich also bei den bis heute noch kleinen
Gattungen nicht immer um ein enges Gebiet, sondern können auch
große Gebietsteile bewohnt sein. Die Ouerverbreitung, die ich schon
mehrfach als ein Charakteristikum der Amorphocephalus-Verwandten
nachgewiesen habe, tritt auch hier wieder klar in Erscheinung.
Die grundlegenden Eigenschaften bestehen darin, daß der
Rüssel vollständig umgebildet ist. Es gibt keinen Verwandten,
der von Amorphocephalus, ja selbst von Symmorphocerus abzu-
leiten wäre und dessen Apophysen mit dem Rüssel selbst ver-
wachsen wären. Hiervon macht nur die neue Gattung Perisym-
morphocerus eine gewisse Ausnahme. Aber auch dort liegen die
Dinge noch anders. Micramorphocephalus läßt die Apophysen noch
in voller Deutlichkeit erkennen, wenigstens in dem dem Kopf zu-
gewandten Teil. Der Charakter des Organes ist also ohne Zweifel
sichergestellt. Während bei allen anderen Formen die Apophysen
mit dem Rüssel nur in mittelbarem Zusammenhang stehen, sind
sie in der neuen Gattung direkt verwachsen und bilden mit dem
Aufsatz ein Ganzes, das die basale Aushöhlung einschließt. Der
Aufsatz selbst ist stark reduziert, mehr in die Breite gezogen und
von der Basis bis zum Vorderrand breit geteilt, so daß der eigent-
liche Grundcharakter des Aufsatzes, der sonst scharf ausgeprägt
ist, vollständig verloren geht. Zu erwähnen ist ferner der Umstand,
daß der Spitzenteil das Bestreben hat, sich zu verschmälern.
M. frater nimmt noch eine + vermittelnde Stellung ein, indem
der Spitzenteil hier nicht geradezu spindelförmig wird, sondern
nur stark verengt, soror aber hat einen vollständig spindelförmigen
Spitzenteil, der in seinem Aufbau stark an die Asiaten erinnert.
Die Mandibeln sind in jedem Fall klein, auch dadurch entfernt
sich Micramorphocephalus von den anderen Gattungen, wenigstens
afrikanischer Provenienz. i
12. Heft
128 R. Kleine:
Die Tarsen falleıı durch den äußerst zarten, zierlichen Gesamt-
habitus auf. Der Allgemeineindruck wird noch dadurch erhöht,
daß die Beine schlank und dünn sind, auch Eigenschaften, die-den
Afrikanern meist nicht liegen, sondern mehr den Asiaten. Nur
Acramo» phocephalus macht hiervon eine Ausnahme.
Es bestehen also ohne Zweifel große Anlehnungen an den
asiatischen Formenkreis. (Auch die Kopf-Rüsselunterseite ist damit
übereinstimmend.) Es wird zweifellos interessant sein, die Kon-
vergenzerscheinungen zu prüfen. Bis jetzt erscheint nur das
Material noch zu gering.
Typus der Gattung: M. frater n. sp.
Ich bezeichne frater als Typus. Es ergibt sich hierbei eine offen-
sichtliche Schwierigkeit insofern, als der Gattungstyp von Anfang
an auf mehrere Arten basiert werden muß. Gewiß ist der Grund-
typ gewahrt, denn sonst könnten die Arten nicht in der Gattung
zusammengefaßt werden, und es besteht nicht der mindeste Zweifel,
daß alle Arten unbedingt in die Gattung gehören. Trotzdem
sind so bestimmte Verschiedenheiten vorhanden, daß ich den
Habitus sämtliche Arten zugrunde legen mußte, um Unklarheiten
zu vermeiden. Die Festlegung eines Gattungstyps bei Begründung
derselben auf mehrere berechtigte Arten hat also auch seine
Schattenseiten.
Bestimmungstabelle der Arten.
Hinterecken des Kopfes nach hinten über den Hals gezogen,
Spitzenteil des Rüssels nicht sehr verlängert, nicht leisten-
’förmig verschmälert, vor der Spitze ohne Haarbüschel, Fühler
schlank, walzig. 2.
Hinterecken des Kopfes gerundet, Spitzenteil des Rüssels ver-
längert, leistenförmig schmal, Spitze mit Haarbüscheln an den
Seiten, Fühler nach der Spitze zu keulig verdickt.
soror Kleine
2. Fühler schlank, die Glieder länger als breit frater Kleine
Fühler gedrungen die Glieder breiter als lang
consobrinus Kleine
Micramorphocephalus frater n. Sp.
d Einfarbig rotbraun, + angedunkelt, Halsring, Kanten
der Apophysen, des Halsringes, des Rüsselvorderrandes und der
Mandibelspitzen schwarz, Fühlerglieder an den Spitzen, Schenkel-
stiel und Knien und Hüftringe angedunkelt: am ganzen Körper
mäßig glänzend.
Kopf mit tiefer, breiter, aber wechselnd ausgebildeter Mittel-
furche, die sich nach dem Rüssel zu vertieft, die Furche unskulptiert,
die Abhänge neben den Augen einzeln punktiert und lang behaart;
Hinterrand sehr scharf nach hinten gegen den Hals vorgezogen,
mit einigen Punkten und abstehenden Haaren besetzt; Seiten nur
am hinteren Augenrand punktiert und behaart; Unterseite glatt,
weitläufig aber kräftig punktiert, anliegend behaart.
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 129
Apophysen groß, zungenförmig,.an der Basis in voller-Breite
mit dem Rüssel verbunden, die Spitzen auf den Kopf übergreifend,
Innenkante dicht vor dem Aufsatz lang nach innen beborstet, auf
der Fläche einzeln punktiert und zart, abstehend behaart. Der
eigentliche Aufsatz klein, viel‘ breiter wie lang, jederseits der
tiefen Mittelfurche dreieckig, punktiert und zart behaart, auf dem
verkürzten und etwas verschmälerten Spitzenteil fortgesetzt, eine
tiefe, bis an den Vorderrand reichende Mittelfurche bildend.
Spitzenteil seitlich steil abstürzend, am Vorderrand wenig er-
weitert, wenigstens am Vorderrand punktiert und behaart; dieser
selbst geschwungen, in der Mitte etwas nach vorn zugespitzt;
Unterseite wie der Kopf skulptiert, Mundhöhle kurz, nur bis zur
Tiefe der Mandibelgelenke reichend. Mandibeln eckig, gebogen,
auf der Innenkante stumpf, undeutlich gezähnt,
nur gering skulptiert. et De
Fühler schlank, nach der Spitze zu nicht
keulig verdickt, 9. und 10. Glied zwar wenig aber
bestimmt verlängert. Endglied schmal, allmählich
zugespitzt ; Behaarung auf allen Gliedern intensiv,
gegen die Spitze an Stärke zunehmend; alle Glieder
locker gestellt.
Prothorax an der Basis mit kurzer Mittelnaht,
von der zwei seitliche kurze Eindrücke abzweigen.
Grundfläche äußerst fein chagriniert, grob zerstreut
punktiert, in den Punkten einzeln, lang, abstehend
behaart, Punktierung an den Seitem weniger
intensiv aber behaart ; Unterseite wenig skulptiert.
Decken platt gedrückt, Sutura breit, + dachförmig, 1. Rippe
sehr breit, an der Basis mit der Sutura verbunden, die folgenden
Rippen schmaler und steiler.
Alle Rippen einreihig punktiert. 1., 3.—5. den Hinterrand
nicht erreichend. 1. und 2. Furche glatt, von der 3. an weitläufig
und flach punktiert, zerstreut kräftig behaart, auf dem Absturz
kürzer und dichter, auf dem Diskus fast unbehaart.
Schenkel einzeln punktiert, abstehend behaart, Schienen
desgl. Behaarung intensiver, gröber, anliegender, Vorderschienen
auf der Innenkante kurz kammartig behaart, Spitzen der Mittel-
und Hinterbeine mit dichtem Haarkranz. Alle Tarsen kräftig
behaart.
Metasternum zerstreut aber kräftig punktiert, nach den Seiten
zu an Stärke zunehmend, fein, anliegend behaart.
1. Abdominalsegment breit, 2. nur bis zur Hälfte eingedrückt,
hier fast ohne Skulptur, sonst wie auch das 3.—5. punktiert und
dicht, kurz behaart.
Penis: Präputium hell, fast durchsichtig, Mittelfurche tief
dunkelrotbraun, schmal, streifig.
Länge: 6 mm; Breite: 1 mm zirka.
Q nicht gesehen.
Archiv für Naturgeschichte
1916. A. 12,
Abb. 37.
") 12. Heft
130 R. Kleine:
Heimat: Deutsch-Ostafrika, Tendaguru-Lindi, Mikesse.. 2 &
dieser äußerst interessanten Art im Kgl. Zool. Museum Berlin.
Micramorphocephalus soror n. Sp.
d& Einfarbig völlig violettbraun, Verdunkelungen wie bei
fraterg + stark glänzend. Kopf quer, unmerklich in den Hals
überg&hend, Mittelfurche an der Basis spitz, nach dem Rüssel zu
allmählich verbreitert, von den Augen sanft abschüssig, überall
einzeın punktiert und kräftig behaart, hinterer Augenrand schart
aber nicht über den Hals vorgezogen, über den Augen scharf ge-
kielt und bis an die Vorderkante des Kopfes reichend. Die Vorder-
kante über und neben den Augen kräftig punktiert und kurz, aber
stark behaart. Seiten: der hinter den Augen liegende Teil
schmaler wie der vor denselben, Hinterrand punktiert und behaart.
Vorderkante des Kopfes auch an den Seiten durch kurze, borstige,
Abb. 41, ETge Behaarung geschmückt. Unterseite glatt, glän-
“* zend, unter den Augen eine Reihe kräftiger, behaarter
Punkte, sonst nur sehr zerstreut punktiert und anliegend
kurz behaart. Augen langelliptisch.
Basalteil des Rüssels nicht länger ‚wie der Spitzen-
teil, in der Grundform wie frater, auch die Punktierung
und Behaarung ebenso. Spitzenteil sehr verschmälert.
Die vom Rüsselaufsatz kommende Mittelfurche nur gut
bis zur Hälfte gehend und kräftige Seitenkanten bildend,
dann verschwindend, vorderster Teil glatt, vor dem
Vorderrand etwas aufgewölbt. Punktierung sehr fein
und zerstreut. Seiten stark abschüssig, am Vorderrand
nur wenig verbreitert, unmittelbar am Vorderrand
seitlich ein sehr dicht und fein punktiertes Fleckchen,
aus dem ein starkes Büschel gekrümmter Haare entspringt;
Vorderrand kaum merklich vorgebogen; Mandibeln klein, schwach
gebogen.
Fühler kräftig, nach der Spitze zu stark verdickt, + keulig,
Basalglied groß, 2. ohne Stiel ungefähr quadratisch, 3. kegelig,
4.—8. rundlich-walzig, aber bestimmt länger wie breit, 9. und 10.
vergrößert, 9. + gedrungen, 10. mehr verlängert, Endglied sehr
kräftig, lang, allmählich zugespitzt. Behaarung auf allen Gliedern
stark, nach der Spitze zu dichter und kräftiger werdend.
Prothorax wie bei frater, im basalen Teil mit feiner, fast bis
zur Mitte reichender, flacher Mittelfurche, die in einen flachen Kiel
übergeht, neben der Übergangsstelle der Furche zum Kiel eine
seitliche stumpfe Erhebung. Grundfläche sehr dicht chagriniert,
grob tief einzeln punktiert, vor dem Halse etwas weniger, in den
Punkten kurz aber struppig behaart. Seiten ähnlich skulptiert,
nur am Halse + glatt, Behaarung wie oben; Unterseite o. B.
Decken von frater nicht verschieden. Beine desgl.
Metasternum schmal, längsgefurcht, kräftig punktiert, 1. und
2. Abdominalsegment vollständig breit gefurcht mit Ausnahme
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 131
der Vertiefung + kräftig punktiert, 3.—5. Segment von =
‘ kräftiger Skulptur.
2 Spitzenteil des Rüssels vierkantig, Mittelfurche bis auf den
Vorderrand gehend und hier divergierend, Vorderrand zungenförmig
vorgestreckt, seitlich des Vorderrandes die auch beim & .vor-
handene büschelartige Haarwulst nicht fehlend. Metasternum
kurz an der Basis scharf gefurcht, 1. Abdominalsegment und
Metasternum mit rudimentärerFurche. Skulptur wie beim (.
Länge: $2. 6 mm; Breite SQ 1 mm zirka. Aue
Heimat: Togo, Sokode-Basari, Säkpäkko-Wapuli, #
von Schröder und Graf Zech gesammelt.
1 82 in der Sammlung des Kgl. Zool. Museums Berlin.
Im wesentlichen ist es die Form des vorderen Riüissels,
die beide Arten trennt. Selbst wenn der Verbreitungskreis
beieinanderläge, wäredennoch kaum Verwechslung möglich;
ich habe deshalb auch auf die Wiedergabe des Copu-
lationsorgans verzichtet. Es scheint mir, angesichts der
unverkennbaren Artdifferenzen nur von nebensächlicher
Bedeutung. Eine ganz merkwürdige Auszeichnung, die
ich bisher noch bei keiner anderen Brenthide sah, ist
der eigenartige Haarschmuck neben dem Rüsselvorderrand, der
bei beiden Geschlechtern vorhanden ist. Auch das ist ein recht
wichtiges, wohl zu beachtendes diagnostisches Hilfsmittel.
Abb. 43.
Micramorphocephalus consobrinus n. SP.
d Die Art ist mit soror nahe verwandt, es genügt, die wich-
tigsten Differenzen festzulegen.
Spitzenteil des Rüssels bis zum Vorderrand mit einer an der
Basis tiefen, gegen den Vorderrand an Tiefe nachlassenden Mittel-
furche, aber deutlich über den ganzen Spitzenteil gehend und nicht
wie bei soror nur bis zur Hälfte. Vorderkanten des Rüssels nicht
büschelartig beborstet sondern nur überall einzeln kräftig behaart.
Fühler nicht keulig. Basalglied groß, + dreieckig, 2. breiter wie
lang, 3. kegelig, ungefähr quadratisch, 4. bestimmt breiter als
lang, 5.—10. quadratisch mit rundlichen Ecken, 9. und 10. etwas
größer. Endglied so lang wie das 9. und 10. zusammen, schlank.
Behaarung kräftig, nach den Spitzengliedern zu an Dichte zu-
nehmend.
Länge: 7 mm; Breite 5.8 mm zirka.
Heimat: Belgischer Kongo, Region de Sassa, von Colmant
gesammelt. Type im Kongo-Museum.
Diese noch nachträglich von mir aufgefundene Art ist darum
sehr wichtig, weil sie ohne Zweifel meine Vermutungen bestätigt,
daß die beiden ost- bzw. westafrikanischen Verwandten keineswegs
isoliert sind, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach in Innerafrika
Übergangsformen, die den Verwandtschaftskreis weiter klären,
besitzen. Das ist nun geschehen. Die Anlehnung findet aber mehr
an soror statt als an frater. Auch das ist- wichtig, denn es gibt
9* 12. Heft
132 R., Kleine:
wichtige Fingerzeige, wie weit die sich um soror scharende Ver-
wandtschaft ihren Einfluß auszuüben imstande ist. Mit frater
kommt schon kein Vergleich wegen des ganz abweichenden Rüssel-
baues in Frage.
Die wesentlichsten äußeren Differenzen liegen also im Rüssel-
und Fühlerbau, wodurch consobrinus von beiden Verwandten ge-
schieden wird.
Die Gattung Leptamorphocephalus.
Leptamorphocephalus g. n.
Aentös schmal, Amorphocephalus gen. Brenth.
& Kopf quer, Hinterrand unmerklich in den Hals übergehend,
Hinterrand sanft gerundet, von Auge zu Auge tief ausgehöhlt, nach
dem Basalteil des Rüssels zu eine tiefe Höhle bildend, Unterseite
glatt. Augen die ganze Kopfseite einnehmend, gerade aufsitzend,
+ prominent, zuweilen mit Erhöhungen
Abb. sb Abb A eben ‚den Augen und starker Prominenz
(nodosifer, wahrscheinlich auch varvolosus).
Rüssel an der Basis tief ausgehöhlt.
Apophysen. von verschiedener Form, kurz,
scheibig (sumatranus, laborator) oder lang,
gestreckt (nodosifer).. Basaler Rüsselaufsatz
von verschiedener Form, eckig oder flaschen-
förmig, ohne deutliche Mittelfurche, Be-
'haarung meist ganz fehlend oder nur rudi-
mentär vorhanden. Spitzenteil so lang wie
der Basalteil, stark verschmälert, an der
Spitze zuweilen flügelartig erweitert (laborator,
AH a sumatranus). Unterseite bei allen Arten
A; zwischen Kopf und Vorderrand des Rüssels
mehrfach stark eingebuchtet. Spitzenteil unterseits beim $ zu-
weilen erweitert, auf jeden Fall in beiden Geschlechtern von den
Fühlern aus mit + langer schmaler Vertiefung, vor der eine zungen-
förmige Vorstülpung liegt, die nach den Mandibeln zu sich zurück-
biegt. Mandibeln klein, gleichmäßig. Fühler von verschiedener
Form, quer (sumatranus) oder + quadratisch (laborator) oder länger
. als breit (laevis) oder knotig, nodos (nodosifer, varialosus).
Prothorax walzig, hinten und vorn ungefähr gleich stark
verengt, seitlich wenig vorgewölbt, Hinterrand meist undeutlich,
keine deutliche Mittelfurche, höchstens schwache Andeutungen
(nodosifer).
Flügeldecken gegen den Absturz zu allmählich schmaler wer-
dend, einzeln stumpflich zugespitzt. Rippen von sehr wechselnder
Stärke, niemals scharf und kräftig, am meisten noch bei laborator
entwickelt, auch sumatranus ist kräftig ausgebildet oder + ganz
fehlend (nodosifer), die 1., 3.—5. Rippe den Absturz nicht er-
reichend, Furchen flach, oft ohne jede Punktierung.
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 133
Beine äußerst schlank, Schenkel keulig, Schienen gerade, nur
auf der Mitte innenseits verdickt, Vorderschienen an der Spitze
quer, alle Schienen zweidornig. 1. Tarsenglied kegelig, 2. mehr
gedrungen, kürzer wie das erste, 3. größer gespalten, Klauenglied
kräftig, gedrungen, Klauen normal. Abdominalsegmente 1 und 2
und Metasternum gefurcht, vom 3. Segment ab steil nach auf-
wärts gebogen.
Paramerenlamellen kräftig, messerartig, hinter der Trennungs-
stelle derselben stark hüftenartig erweitert, Penis robust, an der
Basis des Präputialfeldes nicht verengt.
Q Rüssel im Spitzenteil drehrund, nodosifer, wahrscheinlich
auch variolosus, oder + viereckig, sumatranus, laevis, laborator,
dann stark bis zum Vorderrand gefurcht.
Typus der Gattung L. laborator n. sp.?”)
Bestimmungstabelle der Arten.
1. Fühlerglieder knotig verdickt, sehr schlank, zart, Rüssel der
992 rund. 2
Fühlerglieder nicht knotig verdickt, robust. Rüssel der 29
+ eckig. 3
2. Rotbraune Art, Körper granuliert, Flügel gerippt
variolosus Power
Pechschwarze Art, Körper glatt, Flügel glatt nodosifer Kleine
3. Fühlerglieder breiter wie lang 4
Fühlerglieder länger wie breit. laevis Power
4. Prothorax ohne Mittelfurche, Beine zart und schlank. Kopf
einfach. 5
Prothorax mit hinfälliger Mittelfurche, Beine robust, Kopf
‚ dreifurchig. mentaweicus Senna
5. Grundfarbe schmutzig ziegelrot, Schenkel behaart, 7.—9. Rippe
obliteriert. laborator Kleine
5. Grundfarbe violettbraun, Schenkel unbehaart, alle Rippen
scharf ausgeprägt. | sumatranus Senna
Leptamorphocephalus laborator n. Sp.
Unter dem Dahlemer Material fand ich ein 9, das meiner
Meinung nur zu sumatranus gehören konnte. Sennas Diagnose
ist ausnahmsweise dürftig ausgefallen, aber vollständig hinreichend,
um eine sichere Identifizierung zu gewährleisten. Die Art scheint
selten zu sein. Senna beschrieb ein d. Ich habe die Type
gesehen. Das mir aus dem Dahlemer Museum vorliegende Tier
ist neu.
Q Grundfarbe einfarbig schmutzig ziegelrot, Halsring, Kopf
und Rüssel an den Kanten, Fühlerglieder wenigstens an den
27) Wie ich über die typische Art denke, confr. das bei Micramorpho-
cephalus p. 123 Gesagte.
12. Heft
134 R. Kleine:
Spitzen geschwärzt, Schenkel und Schienen nur in sehr geringem
Umfang in der Kniegegend verdunkelt, hochglänzend.
Kopf von den Augen nach der Mitte + steil abfallend, Mittel-
partie bis an den unmerklich in den Hals übergehenden Hinter-
rand gleichmäßig vertieft. Neben den Augen stark punktiert und
lang behaart, in der Vertiefung nur sehr zerstreut punktiert und
in den Punkten zart behaart. Apophysen + kreisförmig, ab-
geplattet, einzeln punktiert und behaart. Rüsselaufsatz + stumpf-
lich-eckig, in der Mitte mit zarter Furche, nach allen Seiten hin
abfallend, zerstreut punktiert, nur an den Seiten etwas, an den
Hinterseite auch nur wenig behaart. Spitzenteil in üblicher Weise
verschmälert, Oberseite mit tiefer, nach dem Vorderrand zu breiter
werdenden Furche, Ränder derselben kräftig, Grundform + eckig-
kantig, Skulptur gering. Mandibeln klein, Vorderrand vorgebogen.
Unterseite des Kopfes an der Basis breit, unter den Apöphysen
tief nach innen eingekerbt, dann wieder erweitert und gegen den
Spitzenteil mit einer zweiten, mehr stumpfen Einbuchtung. Mittel-
partie bis zur zweiten Einbuchtung schwach kielartig vorgewölbt,
von hier aus furchenartig vertieft; Vorderrand sehr tief eingesenkt,
nach hinten zu mit einer zungenartigen Vorstülpung; mit Aus-
nahme des Spitzenteiles sehr zart und zerstreut punktiert, in den
Punkten zarte, lange Härchen. Augen gelb, rundlich, an den
Apophysen abgeplattet, wenig prominent, an der Basis des Kopfes
stehend.
Fühler kräftig, bis über die Mitte des Prothorax reichend.
Basalglied mäßig groß, 2. ohne Stiel breiter als lang, 3. Kegelig,
etwas verlängert, 4.—8. breiter als lang, doch sind die Differenzen
nur gering, 9. und 10. quadratisch, + kugelig, vordere Kante
gering verschmälert, Endglieder so lang wie das 9. und 10. zu-
sammen. Nur das Endglied dichter behaart, 9. und 10. wenigstens
z. T. nackt, alle anderen Glieder tief punktiert und einzeln
lang behaart, mit Ausnahme des 3. alle Glieder sehr locker gefügt.
Thorax gedrungen, am Halse etwas enger als an der Basis, in
der Mitte:schwach erweitert, am Halse nicht furchig oder faltig,
Hinterrand rundlich aber deutlich aufgebogen; Oberseite schwach
gewölbt, fein chagriniert, überall zerstreut kräftig punktiert, in
den Punkten lang, anliegend behaart; Seiten desgl.; Unterseite
gewölbt, sonst wie die Oberseite.
Elytren an der Basis in Thoraxbreite; nach dem Absturz zu
langsam aber ständig verschmälert, hinter der Flügelmitte nimmt
die Verschmälerung schneller zu wie vor derselben, Hinterecken.
stumptlich gerundet, in der Mitte dreieckig eingeschnitten. Ober-
seite + abgeplattet, Rippen nur auf der Deckenkante schärfer,
sonst nur flach, von der 7. ab ganz obliteriert. Sutura platt, nach
der Basis zu verengt, 1. Rippe im hinteren Viertel endigend, nicht
auf den Absturz gehend, 2. durchgehend, 3. vor der Basis verkürzt,
nach hinten zu nur ungefähr die Deckenmitte erreichend, 4. im
hinteren Viertel endigend, 5. nur bis hinter die Mitte gehend,
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 135
6. bis auf den Absturz gehend, 7. nur am Absturz selbst etwas
entwickelt, sonst wie auch die folgenden verschwommen. Furchen
breit, flach-wellig, zwischen der Sutura und zweiten Rippe am
Absturz aufgewulstet. In den Furchen weitläufig punktiert, in
den Punkten lang, anliegend behaart. Auf dem Absturz die in
der Flügeltiefe vorhandene Gitterung durchscheinend. Hinter-
rand unterseits auffallend breit weißfilzig.
Beine zart und schlank, Vorderbeine kaum größer wie die
hinteren, Mittelbeine deutlich schwächer. Schenkel keulig, Keule
länger wie der Stiel, dieser schmal, rundlich, wenig plattgedrückt,
Keule wenig robust, aber gestreckt, lang, auf Stiel und Keule
einzeln punktiert und anliegend behaart, an den Seiten mehrfach
flach quergefurcht. Schienen zart, Vorderschienen von vorn nach
hinten, Mittel- und Hinterschienen mehr seitlich zusammen-
gedrückt. Vorderschienen an der Spitze quer erweitert, zweidornig,
Dornen weit entfernt stehend, Mittel- und Hinterschienen in üb-
licher Weise bedornt; ‘überall einzeln kräftig punktiert und be-
haart. Vorderschienen innenseits mit engem, bürstenartigen Haar-
besatz. Erstes Tarsenglied kegelig, zweites kurz von ähnlicher
Form, Endglied groß, tief gespalten, Klauenglied kräftig, Klauen
normal, überall einzeln punktiert und behaart, Sohlen filzig.
Vorderhüften sehr eng stehend, kegelig, zapfenförmig vor-
stehend, Mittelhüften gleichfalls sehr eng, halbkugelig, Hinter-
hüften verhältnismäßig klein, sonst aber von üblicher Form. Alle
Hüften einzeln punktiert und behaart.
‚ Metasternum im basalen Teil gefurcht, sonst spiegelglatt,
einzeln punktiert und anliegend behaart.
1. und 2. Abdominalsegment ohne Längsfurche, schwach ge-
wölbt, Querfurche nur wenig entwickelt aber deutlich vorhanden,
Skulptur wie beim Metasternum, 3. Segment breiter wie das 4.,
-Apicalsegment zugespitzt, vom 3. ab schnell und stark vertieft.
Länge 9.1 mm; Breite (Thorax) 1.5 mm.
Heimat: NO. -Sumatra, Tebing-tinggi, von Dr. Schultheiss ge-
sammelt. 1 2 im Dahlemer Museum.
1. Differenzen gegen laevis.
laevis. laborator.
Fühlerglieder länger wie breit, . Fühlerglieder breiter als lang,
Spitzenglieder viel länger als Spitzenglieder + viereckig,
breit. (Power: sensiblement plus kugelig.
allong& que les precedents.)
Grundfarbe violettbraun, dun- Grundfarbe schmutzig ziegel-
kel, (Power: piceofuscus). rot.
Heimat: Indien. Heimat: Sumatra (Nordost).
Sicher finden sich auch peim männlichen Geschlecht noch
weitere und tiefergehende Differenzen, die ich aber leider nur die
QQP vergleichen konnte, so muß ich mich bei dem oben ee
bescheiden.
12. Heft
136
2. Differenzen gegen sumalranus.
R. Kleinet
Obschon mir das & zur
Verfügung steht, will ich nur diejenigen Merkmale heranziehen,
die auch für das Q@ in Frage kommen.
sumalranus.
Fühler nach der Spitze zu
keulig verdickt, alle Glieder mit
Ausnahme des Endgliedes quer,
dicht aneinandergefügt, scharf
eckig, niemals rundlich, stark
behaart.
Prothorax unpunktiert, un-
behaart.
Alle Rippen scharf ausgepräft
1. und 3.—5. den Absturz nicht
erreichend, in den Furchen ohne
Haare.
Schenkel unbehaart.
Metasternum und Abdomen
ohne merkbare Skulptur, un-
behaart.
Grundfarbe violettbraun.
laborator.
Wie oben, sehr locker gefügt,
niemals scharfkantig, schwach
behaart.
Prothorax zerstreut punktiert
und anliegend behaart.
Nur 1.—6. Rippe sichtbar und
nur die 2. und 6. den Absturz
erreichend, Furchen behaart.
Schenkel behaart.
Metasternum und Abdomen
punktiert und behaart.
Grundfarbe schmutzig ziegel-
rot.
3. Differenzen gegen mentaweicus.
mentaweicus.
Kopf dreifurchig.
Augen schwarz.
Fühlerglieder breiter wie lang,
auf dem Innenrand kürzer wie
außen, zusammengedrückt, eng
stehend, Endglied kürzer wie
das 9. und 10. zusammen.
Prothorax vor dem Hals seit-
lich eingedrückt, oberseits mit
zarter Mittelfurche.
Beine robust.
laborator.
Kopf von den Augen aus ab-
schüssig.
Augen gelb.
Fühlerglieder gleichm. breit
auf beiden Seiten, locker gestellt,
Endglied so lang wie das 9. und
10. zusammen.
Nicht eingedrückt, ohne Mit-
telfurche.
Beine zart und schlank.
Auf den Vergleich von variolosus ist besser zu verzichten. Es
muß in Asien noch eine zweite Form geben, die im Grundtyp von
den hier angezogenen Arten etwas abweicht.
Hierher gehört
varıolosus und eine mir vorliegende noch neue Art.
Ich sah noch folgende:
Leptamorphocephalus laevis Power
Ann. Soc. Ent. Fr. VIII, 1878, p. 486.
Ich halte laevis für sehr nahe verwandt mit sumatranus; in
vielen wichtıgen Eigenschaften stimmen beide Arten überein. Für
Power mag die kümmerliche Diagnose hinreichend gewesen. seim;)
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschattskreis. 137
denn er war derjenige, der die ersten beiden Arten aus Asien be-
schrieben hat. Inzwischen hat sich die Sachlage aber wesentlich
verschoben. Sowohl Senna wie ich selbst haben einige neue Arten
beschrieben, und so erscheint es geboten, auch laevis genauer fest-
zulegen.
Grundfarbe tief violettschwarz, die sonst in üblicher Weise
verdunkelten Stellen nicht erkennbar, Schenkel auf der Keule,
Schienen und Tarsen aufgehellt, am ganzen Körper mäßig glänzend.
Kopf quer, Hinterrand ganz allmählich in den Hals über-
gehend, von den Augen zur Mitte sanft vertieft, dicht neben den
Augen in reihenförmiger Anordnung punktiert und beborstet, in
der Vertiefung nur sehr einzeln punktiert, in den Punkten lang
behaart, Hinterecken gerundet, aber wenig scharf. Unterseite
flach, ohne deutlichen Mittelkiel äußerst gering skulptiert und be-
haart. Augen groß, rundlich, gegen den Rüssel etwas abgeplattet,
wenig prominent, dunkel, den Hinterrand des Kopfes berührend,
vorn aber einen kleinen Raum freilassend.
Apophysen wie bei sumatranus, höchstens etwas breiter und
robuster, auch in der Punktierung und einzelnen, struppigen Be-
haarung ähnlich. Der Rüsselaufsatz ist auch von großer Ähnlich-
keit. Die Einsenkung an der Basis ist sehr tief, steigt aber schnell
nach aufwärts und geht so unmerklich in den Rüsselaufsatz über,
bildet also keinen eigentlichen Abschluß, wie z. B. die Afrikaner.
Immer bleibt eine deutliche Mittelfurche zu erkennen. Dieser Teil
des RRüsselaufsatzes ist wenig skulptiert und nur ganz einzeln und
undeutlich behaart. Der Aufsatz selbst ist nur im vorderen Teil
erhaben und + platt, bildet nach der Basis zu einen rundlichen,
segmentartigen Bogen und fällt dann ab, ohne Skulptur, an den
Seiten leicht behaart. Gegen den Spitzenteil runden sich die Vorder-
kanten ab und münden auf dem Spitzenteil selbst, setzen sich dort
als dammartige Leisten fort, die nach dem Vorderrand hin di-
vergieren. Spitzenteil von eckiger Form wie bei sumatranus.
Über den Spitzenteil des $ kann ich mir leider kein Urteil er-
lauben, weil ich in meinem Material nur 99 vorfand. Nach Powers
Diagnose ist /aevis in ganz ähnlicher Form gebaut wie laborator
und sumatranus, d. h. der Spitzenteil ist verengt und nur in der
vorderen Partie etwas erweitert. Ich verweise hier auf die Ab-
bildung bei Zaborator. Vorderrand in der Mitte spitz vorgezogen.
Skulptur nicht deutlich erkennbar, wenn wirklich vorhanden,
äußerst fein. Unterseite wie sumatranus, die auf dem Spitzenteil
liegende, rinnenartige Vertiefung fast ganz verschwunden, die
daranschließende zungenartige Aufwulstung tropfenförmig, Fühler
schlank, wenigstens bis an den Hinterrand des Prothorax reichend,
nach der Spitze zu wenig, aber bestimmt dicker werdend. Basal-
glied lang aber verhältnismäßig schlank, nicht klobig, zweites ohne
Stiel quadratisch, 3. kegelig, etwas länger wie die folgenden,
4. kegelig walzig, 5.—8. von ähnlicher Form, nach der Außenseite
verjüngt, 9. und 10. viel länger als breit, walzig, Endglied wenigstens
12. Heft
138 R. Kleine:
so lang wie das @. und 10. zusammen, ganz allmählich zugespitzt.
Alle Glieder lang borstig behaart, vom 7. ab mit dichter Unter-
behaarung; vom 4. ab + locker stehend.
Prothorax walrig, am Halse stärker verengt wie an der Basis,
in der Mitte nur wenig erweitert, vor dem Halse sehr flach furchig,
Hinterrand kräftig, imbasalen Teileine, allerdings ganz rudimentäre,
Mittelfurche. Oberseite wenig gewölbt, fein chagriniert, einzeln
aber kräftig punktiert und in den Punkten lang behaart; an den
Seiten, namentlich über den Hüften, läßt Skulptur und Behaarung
nach, Unterseite ohne merkliche Skulptur.
Die Elytren erinnern sehr stark an sumatranus, doch ist die
7. Rippe noch weit ausgebildet, wenn sie auch nicht die Basis er-
reicht, selbst die 8. ist am Absturz noch klar erkennbar, überhaupt
sind die Seitenrippen in ihrer Anlage noch undeutlich
vorhanden, die Grundfläche ist aber an den Seiten doch
platt. Punktierung und Behaarung siehe sumatranus.
In der Form der Beine, die in der ganzen Gruppe
sehr einheitlich ist, vermag ich wenig Unterschiedliches
zu finden. Die kammartige Beborstung auf den Vorder-
schienen scheint mir etwas kräftiger, auch alle Tarsen
haben eine gan” auffallend starke Behaarung, das kann
aber auch rein individuell sein. Es stand mir nicht ge-
nügend Material zur Verfügung. Hüften auch sumatranus
ähnlich, aber durchgängig niedriger.
Metasternum nur im basalen Teil eingedrückt, beim
g wahrscheinlich allgemeiner. Punktierung zerstreut,
Abb. a7. Pehaarung sehr schwach.
1. und 2. Abdominalsegment ohne Furche, wie üblich,
beim $ nach Powers Angaben längsgefurcht, entspricht also dem
Gattungscharakter vollständig. Alles andere wie sumatranus.
Powers Längenmaße 9—11 mm lang und 2--21, mm breit,
stimmen.
Die Patriaangabe läßt bei Power zu wünschen übrig. ‚Indien‘
ist viel und nichts. Das mir zur Verfügung stehende Material
stammte aus Darjeeling. Das Verbreitungsgebiet wird also durch
meine Feststellung nicht erweitert, es wird nur zum ersten Male
ein Punkt fixiert.
Die Feststellung dieser Art in Indien ist ungemein interessant.
Es ist nämlich so, daß die in Asien auftretende Gruppe, nicht isoliert
dasteht. Zweifellos stellt Zaevis den Grundtyp der asiatischen Arten
dar, daran muß festgehalten werden, schon aus dem Grunde, weil die
Mehrzahl der bis jetzt bekannten Arten zu diesem Typus zählt.
Ich verfolge ihn von Indien aus, leider kenne ich die Westgrenze
nicht, sehe ihn in Malakka und Sumatra und während er in Indien
noch ganz rein auftritt, mischt er sich schon in Malakka, und das
mir zur Verfügung stehende Material beweist, daß er auch auf
Sumatra vorhanden ist. Nun liegen mir auch Formen aus Afrika
vor, die hierher gehören, aber eine Gattung für sich bilden. Wenn
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 139
auch die Unterschiede recht beträchtliche sind, so ist doch un-
verkennbar, daß nur nähere Verwandtschaft mit dem asiatischen
Typus vorhanden ist, nicht mit dem afrikanischen. Schon aus
diesem Grunde hätte ich die genauen westlichen Fundorte gern
gekannt. Geht laevis bis Ceylon westwärts, dann ist es nicht un-
möglich, daß Anklänge auch auf die Afrika verbindende Inselwelt
vorkommen könnten. Das wäre zoogeographisch natürlich äußerst
wichtig.
Leptamorphocephalus sumatranus Senna
Notes Leyd. Mus. XVI, 1894, p. 195.
d Einfarbig violettbraun, Halsring, Fühlerglieder an. Vorder-
und Hinterkanten, Kopf und Rüssel an den Seitenkanten und die
Schenkel am Knie geschwärzt, Schienen + angedunkelt, am ganzen
Körper intensiv glänzend.
Kopf quer, kurz, Hinterrand unmerklich in den Hals über-
gehend, Hinterecken gerundet, deutlich vom Hals abgesetzt,
von den Augen aus ganz allmählich
gegen die Kopfmitte abstürzend,
neben den Augen einige keilförmig
angeordnete behaarte Punkte, sonst
ohne Skulptur, glatt, glänzend; Seite
hinter den Augen schmal, ohne
Skulptur; Unterseite spiegelglatt,
in der Mitte nur schwach gekielt,
äußerst. fein zerstreut punktiert
mit anliegender zarter Behaarung.
Augen groß, fast die ganze Kopf-
seite einnehmend, nur der Hinter- Abb. 48 Abb. 49. Abb. 6t;
rand einen schmalen Streifen frei-
lassend, prominent, rundlich, an den Apophysen. abgeflacht.
Basal- und Spitzenteil des Rüssels gleich ‘lang. Basis tief
eingesenkt, gegen den Aufsatz steil ansteigend, Apophysen +
rechteckig, platt, an den Ecken abgerundet, am Kopf und Rüssel-
aufsatz angeheftet, in der Tiefe der Rüsselbasis nicht überall be-
rührend, sondern eine kleine Öffnung lassend, die platte Fläche
licht punktiert aber nicht behaart. Rüsselaufsatz umgekehrt herz-
förmig, flaschenartig, an der steilaufsteigenden Basis schwach.nach
innen gerundet, ohne Behaarung Seiten und Hinterecken sanft ge-
rundet ‚gegen die Fühler schmal,aberschlank verengt, nur imvorderen
Teil eine flache, aber doch deutliche furchenartige Einsenkung,
die gegen die Mitte rundlich ausläuft. Spitzenteil stark verengt,
nicht breiter wie der weibliche Rüssel zu sein pflegt, scharfkantig,
viereckig, in der vorderen Hälfte flügelartig an der Unterkante
erweitert, Oberkante in Fortsetzung des schmalen Teiles bis an
den Vorderrand schmal bleibend, die oberen Ränder breit und
kräftig, Mittelfurche breit, + tief, Vorderrand geschwungen, in
der Mitte vorgezogen. Auf'dem ganzen Spitzenteil kaum merkbare
Abb. 50.
12. Heft
140 R. Kleine:
Skulptur. Unterseite im basalen Teil wie in Abb. 44. Spitzenteil
siehe Abb. 49. Der zunächst schwache Mittelkiel wird sehr scharf-
kantig und endigt stumpflich, die davorliegende zungenartige Vor-
stülpung mehr tropfenförmig. Die vordere Erweiterung seitlich
vertieft, nur einen schmalen Rand lassend, unter den Mandibeln
wulstförmig grob punktiert. Mandibeln sehr klein, zangenförmig,
ohne Bezahnung, sich an den Spitzen nur berührend.
Fühler robust, kurz, höchstens bis zur Mitte des Prothorax
reichend, keulig, gegen die Spitze zu ganz allmählich verdickt.
Basalglied groß, 2. breit stielartig angeheftet, breiter wie lang,
3. kegelig, nicht deutlich breiter wie lang, 4.—8. eckig, erheblich
breiter wie lang, nach und nach größer und breiter werdend,
9. und 10. vergrößert, das 9. noch breiter wie lang, 10. ungefähr
quadratisch, Endglied sehr robust, so lang wie das 9. und 10. zu-
sammen, basaler Teil geradlinig, dann schnell zugespitzt. Alle
Glieder + tief grubig punktiert und beborstet, vom 6. ab auch mit
sehr feiner, auf den Spitzengliedern stärkeren Unterbehaarung.
Prothorax walzig, an Hals und Decken gleichmäßig und nur
wenig verengt, Mitte daher kaum erweitert, Oberseite abgeflacht,
ohne Skulptur, Hinterrand flach aufgebogen, vor dem Hals nicht
zusammengezogen; Seiten breit, flach wellig-furchig, namentlich
über den Hüften; Unterseite gewölbt, vor den Hüften klein, kreis-
förmig abgeplattet unskulptiert.
Elytren an der Basis breiter wie der Thorax, nach der Mitte
zu etwas erweitert, am Absturz verengt, einzeln abgerundet,
Ecken stumpflich, Humerus spitz vorgezogen, Oberseite platt.
Alle Rippen ausgebildet, an den Seiten kräftiger wie oben, schmaler
wie die Furchen. 1., 3. und 5. Rippe sehr verkürzt, auch die 4. den
Absturz nicht erreichend, aber doch länger, 8. vor dem Absturz
von der 7. und 9. eingeschlossen. Keine Rippe skulptiert. Furchen
z. T. sehr breit und unpunktiert, zwischen der Sutura und der
2. Rippe am Absturz. aufgewulstet. Unterrand des Absturzes
wenig filzig.
Beine sehr schlank, Vorderbeine etwas größer, aber nicht
kräftiger. Vorderhüften sehr eng, + halbkugelig, bis zapfenförmig,
Mittelhüften etwas weiter entfernt, hemisphärisch, Hinterhüften
0. B. Schenkel keulig, Stiel und Keule ungefähr gleich lang,
ersterer etwas gebogen, letztere kräftig aber schlank, Skulptur und
Behaarung fehlt, nuran den Knien einige kräftige Punkte. Schienen
gerade, nur in der Mitte innenseits etwas verdickt, Vorderschienen
an der Spitze quer, zweidornig, Mittel- und Hinterschienen o. B.
Skulptur und Behaarung sehr schwach, im wesentlichen auf die
Beborstung der unteren Innenkante beschränkt, an den Tarsen
alle Schienen kammartig beborstet. Tarsen o. B. 1. und 2. Glied
mit einer vor der Spitze angeordneten Borstenreihe, sonst ohne
Skulptur, Sohlen filzig, Klauenglied gedrungen, dick, behaart,
Klauen klein.
Metasternum gefurcht, ohne jede Skulptur.
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 141
1. und 2. Abdominalsegment breit, flach eingedrückt, Quer-
naht zart, aber deutlich, 3. größer als das in der Mitte eingedrückte 4.
5. von üblicher Form. Alle Segmente ohne Skulptur, nur das 5.
am Rande einzeln punktiert und behaart. Vom 3. Segment ab das
Abdomen nach oben gebogen.
Copulationsorgan. Paramerenlamellen lang fingerartig, äußerst
zart, zugespitzt, bräunlich, gelb behaart, hinter der Spaltung stark
erweitert, durchsichtig, gelblich. Penis stark gebogen, Präputialteil
auffallend hell, im basalen Teil angedunkelt, Ränder bis vor der
Spitze braunschwarz.
Länge: 8.5 mm; Breite (Thorax) 1.1 mm. zirka.
Heimat: Malakka ! Tengah-Gebirge ! Ost- Java!Sumatra!(Type).
Sumatrana paßt sich dem Rahmen der asiatischen Arten
voll und ganz an. Das ist mir um so wichtiger, als ich von den
anderen mir vorgelegenen Arten nur 92 sah. Über die verwandt-
schaftliche Stellung habe ich mich bei der Besprechung von laborator
näher ausgelassen, ich verweise also darauf.
Einschneidende dimorphe Eigenschaften konnte ich nicht
finden. Die für die Gruppe charakteristische Kopfform unterseits
wiederholt sich auch beim &, nur mit dem Unterschiede, daß der
Spitzenteil des Rüssels noch einmal eingekerbt ist, daß also das &
nicht nur 2 sondern 3 Einkerbungen besitzt. Die dritte ist auf
Abb. 49 zu sehen, sie liegt unmittelbar vor der allgemeinen Ver-
breiterung des Rüssels. Die zungenartige Vorstülpung ist auch
beim & vorhanden, dagegen durch den abweichenden Bau der
Mandibeln bedingt, sind die neben der Mitte liegenden Partien
sehr wesentlich anders geformt. Im großen und ganzen besteht
aber Übereinstimmung.
Von auffallender Form sind die Parameren, die bei keiner
anderen Gruppe oder Gattung so eigenartig gebaut sind. Das gilt
auch für den Penis, namentlich in seitlicher Ansicht stellt er ein
ganz eigenartiges Gebilde dar und differiert gegen alle mir sonst
bekannten Arten nicht unbeträchtlich. Da die Arten alle nahe
verwandt sind, dürften erhebliche Abweichungen kaum zu er-
warten sein.
Gegen laborator und laevis ist vor allem die Form des Rüssel-
aufsatzes anzuführen. Mit variolosus kann ich mir aber keine
näheren Beziehungen vorstellen.
Die Fundorte liegen im südlichen Malakka, Sumatra und
Java. Das ist wichtig. Laevis, bestimmt noch in Indien beheimatet,
wird in Malakka durch sumatranus abgelöst. Dann geht die Art
wohl durch ganz Sumatra und ist auch nochin Java. Ausdrücklich
stand auf dem Fundort: ‚Java occ.‘“, zu finden. Also ein ganz
anständiges Gebiet, das von diesem Typus der großen Verwandt-
schaft besetzt ist.
Leptamorphocephalus mentaweicus Senna
Ann. Mus. Civ. Stor. Nat. Genova, XXXIX, 1898, p- 237.
12. Heft
142 R. Kleine:
Rubro-castaneus nitidus, capite brevissimo, transverso, supra
trisulcato, oculis magnis, nigris, prominentibus, basin capitis
attingentibus; rostro prope basin profunde excavato, appendicibus
lateralibus crassis, elevatis, externe subangulatis, parce pilosis;
deinde elevato, subquadrangulo, lateribus leviter retrorsum obliquis;
prorostro apicem versus gradatim dilatato, lateribus recurvis,
medio sulcato, marginibus sulci anguste carinatis; mandibulis
mediocribus, sat robustis. Antennis crassis, compressis, subclavatis,
articulis 3.0°--10.0 subaequalibus, latioribus, quam longioribus,
antice posticeque suboblique truncatis, margine interno breviore
quam externo; articulo apicali pyriformi, acuminato, lateribus
longitudine inaequalibus, breviore duobus praecedentibus unitis.
Prothorace subbrevi, antice transversim impresso, fere aeque lato
quam basi, medio curvato-ampliato, supra dimidio basali tenue
canaliculato, scabriusculo praecipue lateribus. Elytris regulariter
sulcato-subcostatis, sulcis omnino impunctatis, pedibus sat robustis,
tarsis brevibus. Corpore infra dilutiore, sparsim punctulato,
punctis pilis brevissimis munitis; rostro antice medio carinato,
abdomine basi impresso, segmento apicali conspicue foveolato.
Die Diagnose Sennas läßt keinen Zweifel darüber aufkommen,
daß es sich um eine in jeder Hinsicht mit sumatranus verwandte
Art handelt. Die Darstellung des männlichen Rüssels beweist die
Zugehörigkeit zu dieser Verwandtschaft. Die wesentlichsten
Unterschiede liegen in der Gestalt des Kopfes. Bei sumatranus
abfallend, bei mentaweicus trisulcata®); es findet sich also wahr-
scheinlich neben der Mittelfurche noch eine seitliche Erhöhung.
Näheres könnte nur der Augenschein lehren. Der Rüsselaufsatz
ist subquadrangulo, hat also mit Jaborator nichts gemein, sondern
mit laevis-sumatranus. Die Fühler sind insofern verschieden, als
sie erstens mehr kompress und nicht locker gestellt sind wie
bei sumatranus, dann, was sehr wichtig ist, daß der Innenrand
kürzer ist als der äußere, eine Eigenschaft, die ich nicht oft bei der
Amorphocephalus-Verwandtschaft gesehen habe. Das Endglied ist
kürzer als das 9. und 10. zusammen. Das habe ich auch noch
bei keiner anderen Art kennen gelernt.
Der Thorax ist insofern von Interesse, als er im basalen Teil
Spuren einer Mittelfurche besitzt, Senna macht darauf auch an
einer weiteren Stelle aufmerksam. In der Tat ist die Sache nicht
unwichtig., Die anderen hierhergehörigen Verwandten besitzen
sie nicht.
„Pedibus robüstis“. Ich müßte schon ein Tier sehen, sonst
haben die Verwandten alle zarte und schlanke Beine.
Die Größe gibt Senna mit zirka 10 mm an, also eine Art von
Durchschnittsgröße.
Fundort: Si Oban, Mentawei.
28) Hierin besteht eine gewisse Ähnlichkeit mit nodosifer. Das Merkmal
kommt also öfters vor.
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 143
Ganz: zweifellos ist mentaweicus mit sümatranus sehr nahe
verwandt, aber hinreichend geschieden. Sennas Autorschaft bürgt
auch für Sicherheit in der Artbegründung. Damit wäre auch im
mittleren Sumatra eine hierhergehörende Art festgestellt. Sicher
gibt es hier noch weitere interessante Formen, die der Ex-
plorierung warten.
Leptamorphocephalus nodosifer n. Sp.
© Einfarbig. pechschwarz, Schenkelkeule und Schienen auf
der Mitte und vor der Spitze rotbraun, am ganzen Körper +
fettigglänzend, nur die Beine mit etwas stärkerem Glanz.
Kopf quer, Hinterrand ganz allgemein und deutlich vom
Halse abgesetzt, in der mittleren Partie am wenigsten. Vom
Hinterrand der Augen abfallend, nach vorn zu aber kantig-schräg
gekielt, Mitte tief längsgefurcht, Furche am Hinterrande schmal,
streifig, nach dem Rüssel zu breiter werdend und in der Aus-
höhlung ein spitzwinkliges Dreieck bildend.
Zwischen der Mittelfurche und dem seitlichen
Absturz von den Augen her eine kleine Er-
höhung, daher dreifurchig (siehe auch menta-
weicus).. Nach der Rüsselbasis zu steil ab-
stürzend. Die Schrägflächen unskulptiert, neben
den Augen zweireihig punktiert, Absturz zum
Rüssel grob punktiert, Hinterecken scharf ge-
rundet. Seiten vor den Augen klein halbkreis-
förmig ausgehöhlt. Unterseite platt, einzeln punk-
tiert, an der Basis mit feiner Mittelfurche, davor
schwach gekielt, nach den Apophysen zu stark Abb. 52.
verengt. Augen groß und sehr prominent.
Basalteil des Rüssels etwas kleiner wie der Spitzenteil. Die
Aushöhlung an der Rüsselbasis in der Mitte durch die vom Kopf
herkommende dreieckige Einsenkung gebildet, neben derselben,
an den Apophysen tief abstürzend und mit denselben nicht ver-
wachsen. Apophysen groß, seitlich gesehen zungenförmig, nach dem
Kopf zu stumpflich endigend, ohne Skulptur. Rüsselaufsatz +sechs-
eckig, Eckenstumpflichaberdeutlich. Basis unmerklich in das Kopf-
dreieck übergehend, steil aufsteigend, muldenförmig ausgehöhlt,
Ränder stark geschwungen, Mittelfurche sehr undeutlich. Der größte
Teil des Aufsatzes liegt im Absturz, die dicht hinter den Fühlern
liegende Partie plan, Ränder hier nicht geschwungen, auf den Rüssel
übergehend und hier noch auf einige Entfernung eine recht kräftige
Mittelfurche bildend. Nur an den etwas rauhen Kanten stark
punktiert, sonst ohne Skulptur. Spitzenteil drehrund, scharf und
tief punktiert, Mandibeln klein. Unterseite unter den Apophysen
stark und lang ausgeschnitten, an den Fühlern wieder etwas, wenn
auch nur wenig, erweitert, Punktierung vorhanden, namentlich
auf dem Spitzenteil, aber nur sehr flacb und undeutlich. Ein-
kerbung am Vorderrand keilförmig, Fühler lang, dünn, weit über
12. Heft
144 ; R. Kleiner
den Hinterrand des Prothorax hinausreichend. Basalglied becher-
förmig, klobig, verdickt, 2. das kürzeste von allen, kegelig, länger
als breit, Stiel kräftig, vom 3. ab knotig, seitlich stark zusammen-
gedrückt, flächenartig. In Aufsicht der Schmalseite die Basis
schmal, die Spitzen knotig verdickt, alle Glieder gleich stark, in
Seitenaufsicht die Außenkante schlank gerundet, Innenkante jedes
Gliedes in der oberen Hälfte stark verdickt, 9. und 10. Glied
kegelig, sonst aber nicht vergrößert, Spitzenglied am größten, aber
nicht so groß wie das 9. und 10. zusammen. Behaarung nur auf
der Innenkante, Punktierung fast ganz fehlend. Alle Glieder fest
aufsitzend, nur die letzten eng gestielt.
Thorax an Hals und Decken gleich schmal, Mitte ausgebogen,
. vor dem Halse .nicht besonders stark zusammengezogen, Hinter-
rand deutlich. Oberseite + gewölbt, im basalen Teil mit deutlicher,
wenn: auch nur zarter Mittelfurche, Grundfläche fein und sehr
dicht chagriniert, Punktierung flach und undeutlich. Seiten hinter
den Vorderhüften eingezogen, Skulptur wie die Oberseite. Unter-
seite vor den Hüften gewölbt, am Halse zurückgezogen, Skulptur
wie die Oberseite. Hüftringe sehr kräftig.
Decken an der Basis höchstens so breit wie der Thorax an
seiner breitesten Stelle, gegen den Absturz ganz allmählich ver-
schmälert, einzeln stumpflich gerundet, in der Mitte flach drei-
eckig gekerbt, in seitlicher Ansicht vom Thorax aus etwas auf-
gewölbt, gegen den Absturz ganz allmählich abfallend. Rippen
ganz rudimentär, verflacht, auf dem Absturz verschwinden die
Rippen fast vollständig. Sutura flach, an der Basis verengt, sonst,
soweit noch erkennbar, vom typischen Bau der asiatischen Arten.
Nur die 2. und 6. Rippe deutlich bis zum Absturz zu verfolgen,
die seitlichen Rippen nur noch angedeutet. Rippen mit einer un-
deutlichen Punktreihe, Furchen frei. Jede Spur von Behaarung
fehlt.
Beine groß, kräftig aber schlank, Vorderbeine kaum kräftiger,
Mittelbeine kleiner und schmächtiger. Vorderhüften zapfenartig
vorgewölbt, Mittelhüften hemisphärisch, Hinterhüften o. B.
Vorderschenkel an der Basis sehr breit und flach, Schenkelkeule
groß, im Verhältnis zum Stiel aber nur mäßig stark, auch die anderer
Schenkel von ähnlichem Bau, Stiele etwas schmächtiger, Skulptur
fast vollständig fehlend. Schienen sehr schlank, gerade, innenseits
auf der Mitte verdickt, kaum merklich punktiert, nackt. Tarsen
schlank, 2. Glied kaum kürzer wie das erste, nur sehr spärlich an
den Vorderrändern beborstet, Sohlen filzig, Metasternum hoch-
glänzend, längsgefurcht, zerstreut, aber kräftig punktiert, in den
Punkten hin und wieder anliegend kurz behaart.
1. und 2. Abdominalsegment gewölbt, Quernaht deutlich,
Skulptur wie beim Metasternum, 3. Segment kürzer wie das 4.
Apicalsegment sehr stark punktiert; vom 3. ab stark nach auf-
wärts gebogen.
Länge: 11.1 mm; Breite (Thorax) 1.75 mm.
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 145
Heimat: Sumatra. (Leider ohne nähere Angabe) 1 9 im
Stettiner Museum.
Nodosifer weicht von den anderen Asiaten, die bisher be-
sprochen sind, in vielen Dingen beträchtlich ab. Ich kann auch
nur nähere Anklänge an variolosus Power entdecken und bespreche
diese Verhältnisse auch zunächst.
Power hat von seiner Art auch nur ein Q kennen gelernt, das
ist recht zu bedauern, weil es nicht gut möglich ist, sich ein Bild
von der Statur des männlichen Rüssels zu machen. Dem Spitzen-
teil des weiblichen Rüssels nach zu urteilen, muß derselbe länger
sein wie der Basalteil. Das würde natürlich in den Rahmen der
asiatischen Arten wohl hineinpassen. Power sagt von seiner Art,
daß der Kopf kurz und breit sei, das ist leider bei allen Arten der
Fall, ohne Kommentar haben derartige Gemeinplätze keinen Sinn.
Auf Grund dieses Merkmales wäre also keine Verwandtschaft
nachweisbar. Wohl ist aber von größter Wichtigkeit, was er über
die Form der Fühler sagt. Daraus ergibt sich, das sein variolosus
genau denselben Fühlerbau hat wie nodosifer, für den ich denn
auch diesen Namen gewählt habe. Hierin liegt überhaupt ein
äußerst wichtiges Moment; der Fühlerbau hat in keiner anderen
Art, selbst wenn wir Amorphocephalus als große Gattung auffassen,
seinesgleichen. Das gilt auch für die außergewöhnliche Länge,
auch Power sagt von seiner Art, daß die Glieder ‚longis, nodosis... .“.
seien. Auch die Angaben über die Deckenstruktur ist wichtig:
variolosus soll breite Streifen besitzen, das stimmt, die Beine (er
spricht allerdings nur von den vorderen) sollen schlank und lang
sein. In Wirklichkeit gilt das für alle Beine.
Was von variolosus trennt, ist die Grundfarbe, dann die ge-
samte Skulptur, die ‚„tuberculis setigrisque spiramentis fere in
toto corpore ist. Bei nodosifer ist der Körper absolut nackt, nur
Metasternum und Abdomen sind punktiert. Ferner sagt Power
von seiner Art, daß die ‚‚striis impunctatis, at in interstitiis punc-
tatis‘ seien, bei nodosifer ist das Umgekehrte der Fall. Den Maßen
nach ist seine Art auch viel gedrungener.
Mehr läßt sich aus der kümmerlichen Diagnose nicht erkennen.
Von der laevis-mentaweicus-Verwandtschaft würde trennen:
1. der Kopf, 2. die Fühler, 3. der Rüssel, 4. die gänzliche Obli-
teration der Elytren.
Es ist recht schade, daß kein näherer Fundort zu ermitteln
war. Die Powersche Art stammt von Malakka. Vielleicht lebt
nodosıfer im westlichen Sumatra, und es hätte sich dann
innerhalb des großen asiatischen Artenmassivs eine besondere
Gruppe abgespalten. Daß beide Grundformen zusammengehören, ist
sicher. Es bleibt nur abzuwarten, wie der Rüssel im männlichen
Geschlecht beschaffen ist.
Für eine sehr auffällige Erscheinung halte ich auch das gänz-
liche Obliterieren der Rippen. Power sagt auch von variolosus
die Decken seien breit gestreift, also eine ganz ähnliche Erscheinung.
Archiv für Naturgeschiehte
1916. A. 12. 10 : 12. Heft
146 R. Kleine:
Jedenfalls haben wir in beiden Arten eine äußerst interessante
Form vor uns, die, durch die eigenartigen Fühlerglieder schon
allein eine besondere Stellung unter der Verwandtschaft einnimmt.
Sumatra hat überhaupt ganz heterogene Formen, die uns nur
noch nicht bekannt sind, die aber ohne Zweifel den Wert von
Genera besitzen. Ich verweise hier nur auf die Gattung Eusystellus
Kleine mit nur 9 Fühlergliedern, um einen Hinweis zu geben,
welchen Wandlungen die Amorphocephalus-Arten fähig sind.
Leptamorphocephalus varıolosus Power
Ann. Soc. Ent. Fr. VIII, °1878,:p. 485.
Die Art konnte ich nicht einsehen und im deutschen Material
auch nicht finden, ich gebe Powers Diagnose nachstehend wieder,
damit ein Vergleich mit nodosifer möglich ist.
® Brevis, rubrocastaneus, rubris annulis in pedibus, parum
nitidus, tuberculis setigrisque spiramentis fere in toto corpore.
Capite lato, brevissimo, oculis prominentibus, antennis tenuibus,
longis, nodosis, ultimo articulo sat crasso, ovato elongatoque;
thorace brevi, lateribus in medio rotundatis; elytris late striatis,
in striis impunctatis, at in interstitiis punctatis; anterioribus
pedibus longis, tenuibusque.
Long. 81, mm; larg. 2 mm.
\
Malacca.
Die Gattung Kleinöella Strand!)
Bestimmungstabelle der Arten.
1. Prothorax tief gefurcht, plattgedrückt 3
Prothorax flach gefurcht, meist nur im basalen Teil, nicht platt-
gedrückt. 2
2. Fühlerglieder 4—8 quadratisch, stark behaart, Spitzenteil des
Rüssels unterseits am Vorderrand tief ausgeschnitten, Prothorax
kräftig längsgefurcht compressicornis Kleine
Fühlerglieder 4—8 walzig, Spitzenteil des Rüssels unterseits
rundlich, am Vorderrand nicht ausgeschnitten, Prothorax kaum
gefurcht. australis Lac.
3. Kopf gewölbt.
Kopf eingesenkt sulcicollis Pasc.
4. Dunkle Arten. ;
Hellrotbraune Art. novae-guineae Senna
5. 3. und 4. Fühlerglied länger als die folgenden, 9. und 10. nicht
länger als das 8. piceonitens Kleine
3. und 4. Fühlerglied nicht länger als die folgenden, 9. und 10.
länger wie das 8. barbata Kleine
!) efr. Archiv f. Naturgesch., dieses Heft, p. 162.
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 147
Kleineella sulcicollis Pascoe
Ann. Mag. Nat. Hist. X, 1872, p. 321.
& Einfarbig violettbraun, Halsring, Kopf und Rüssel an den
Seitenkanten, Mandibeln, Fühlerglieder wenigstens an der vorderen
Kante, Schenkel aller Beine an der Basis in + großem Umfang
und vor den Knien geschwärzt, Schienen an Basıs und Spitze und
die Tarsen verdunkelt; stark glänzend.
Kopf quer, Mittelpartie tief eingesenkt, mit dem Hals gleich,
schmal dreifurchig, neben den Augen steilwandig erhöht, einen
scharfen, vom hinteren Augenrand nach der Rüsselbasis führenden
geschwungenen Kiel bildend, Oberkante
desselben kräftig punktiert, Absturz-
wände dagegen nur sehr zart und zer-
streut; Vorderteil eine tiefe Aushöhlung
bildend. Kopfseiten vollständig von den
Augen eingenommen, nur über denselben
bleibt ein schmaler Streifen stehen. Un-
terseite glatt, wenig gewölbt, ohne Kiel
oder Furche, unskulptiert. Augen groß,
prominent, die ganzen Seiten einneh-
mend, rund.
Basalteil des Rüssels länger wie der
Spitzenteil, am Kopf tief ausgehöhlt. Abb. 53. Abb.'56.
Die Augenkiele weit auf den Rüssel über-
gehend, gegen den Aufsatz allmählich er,
ansteigend. Apophysen sehr groß, schild- zo
förmig, abgeplattet, punktiert, im vor-
deren Teil gefurcht, mit Aufsatz und Abb. 54.
Kopf lose verbunden. Aufsatz in zwei
großen, flachen Fühlerbeulen aufgelöst, die durch eine, auf der Mitte
amschmalsten werdendeMittelfurche getrennt werden; auf der Fläche
zerstreut aber kräftig punktiert. Auf dem Spitzenteil erweitert
sich die Mittelfurche sehr beträchtlich, die Seitenränder, die scharf
wallartig sind, werden durch die verlängerten Ränder des
Aufsatzes gebildet. Der Spitzenteil ist erheblich schmaler wie der
Basalteil, nur durch die schräg abfallenden Seiten erscheint er
verhältnismäßig breit, Skulptur fehlt. Vorderrand seitlich ge-
schwungen, in der Mitte eingebogen, an der Einbuchtung punktiert.
Unterseite an den Apophysen verengt, dann wieder kurz erweitert,
darauf schmal bis zur Spitze, am Spitzenteil, unter dem Aufsatz
eine kurze, zapfenartige Vorwölbung, vor derselben platt, ohne
besondere Merkmale, nicht skulptiert. Mandibeln gleich, eckig ge-
bogen, scharfkantig, einspitzig.
Fühler von mittlerer Stärke, bis über die Mitte des Prothorax
reichend, kräftig, Basalglied höchstens doppelt so groß wie das
zweite, kegelig-walzig, nach der Basis zu wenig enger werdend,
2. gestielt, ohne Stiel breiter wie lang, 3. kegelig, so lang wie breit,
10* 12. Heft
148 R. Kleine:
3.—6. breiter wie lang, nach der Außenseite etwas vorgewölbt,
7. + quadratisch, 8. etwas länger wie breit, 9. und 10. erheblich
verlängert, walzig. Endglied allmählich zugespitzt, so lang wie
das 9. und 10. zusammen; alle Glieder kräftig punktiert, Basalglied
fast kahl, vom 2. ab mit zunehmender Behaarung, die auf den
3 letzten Gliedern sehr dicht und kräftig ist.
Prothorax schlank, an den Decken enger wie am Halse, Seiten
stark erweitert, stärkste Erweiterung mehr nach hinten zu gelegen.
Oberseite plattgedrückt, mit tiefer, schmaler, bis dicht an den
Hals gehender Mittelfurche, im vorderen Drittel flache Ouerwälste,
überall gleichmäßig einzeln aber kräftig punktiert; Hinterrand
oberseits fast vollständig obliteriert. Seiten nur sehr zerstreut und
zart punktiert, am Hinterrand breit gerunzelt. Unterseite un-
deutlich punktiert, Hinterrand ähnlich wie an der Seite, Hüftringe
nur flach.
Elytren so breit wie der Thorax, an der Basis vom Humerus
gegen die Naht zurückweichend, Humerus selbst aber wenig pro-
minent, Seiten schwach erweitert, fast parallel, am Absturz wenig
verengt, gemeinsam abgerundet. Oberseite total abgeflacht;
Sutura platt, 1. und 2. Rippe breiter wie die übrigen, flach wellig,
4. und 5. den Absturz nicht erreichend, alle Rippen, meist mehr-
reihig, punktiert. 1.—3. Furche schmaler wie die Rippen und
wenig deutlich punktiert, Suturalfurche sehr schmal und bestimmt
unpunktiert, von der 4. ab weitläufig und z. T. flach punktiert.
Beine schlank, Schenkel keulig, Keule schmächtig, lang, Stiel
breit, an der Basis flach; Schienen vorn gerade, hinten auf der
Mitte ausgebogen, Hinterschienen kräftiger wie die übrigen;
Tarsen o. B.; Klauenglied kräftig, Klauen klein. Skulptur überall
nur aus einzelnen, kräftigen Punkten bestehend, Schienen auf der
unteren Hälfte der Innenkante einzeln behaart, Tarsen und Klauen-
glied einzeln behaart. Hüften der Vorder- und Mittelbeine eng
stehend, + halbkugelig, schwach punktiert.
Metasternum mit durchgehender zarter Mittelfurche, zart
punktiert, an den Seiten aber sehr grob.
1. und 2. Abdominalsegment + breit längsgefurcht, Quernaht
deutlich, Skulptur wie beim Metasternum, vor dem 3. Segment
stark punktiert, 3. größer wie das4. Apicalsegment auf der Mitte
eingedrückt, 3. und 4. kräftig, 5. sehr kräftig und dicht punktiert.
Paramerenlamellen fingerförmig getrennt, an der Spitze ver-
dunkelt und punktiert, hintere Partie stark divergierend, trapezoid,
an den Seiten + verdunkelt. Penis mit + dunklem Präputialfeld,
zugespitzt, an der Basis des Präputiums nicht verdunkelt.
Q Spitzenteil des Rüssels kurz, dicht punktiert, der horn-
artige Fortsatz auf der Unterseite fehlend. Beine sehr schlank,
Hinterschienen nicht besonders verbreitert, Tarsen schlank, Klauen-
glied kurz. 1. und 2. Abdominalsegment breit längsgefurcht.
Länge: & 10 mm, 2 11 mm; Breite (Thorax): $2 mm, 22 mm.
Heimat: Sydney! Gayndah! Ost-Australien!
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 149
Die mir zur Verfügung stehende Zahl war zu gering, um mir
ein Urteil über die Variationsbreite zu ermöglichen.
Suleicollis Pasc. ist die einzige Art, die mit einem Schein des
Rechts noch zur Amorphocebhalus zu bringen wäre. Aber auch
nur mit einem Schein, denn in Wirklichkeit sind die Differenzen
sehr bedeutend. Ich muß kurz darauf eingehen. Der größere
Verwandtschaftsgrad wird dadurch vorgespiegelt, daß der Kopf
in der Mitte nach Art der Amorphocephalus-Arten eingesenkt
und nicht wie bei Kleineella erhaben ist. Das ist aber auch
der einzige Grund, der zur Hinübernahme nach Amorphocepha-
lus verleiten könnte. Sehen wir aber genauer zu, so sind die
Merkmale so zurücktretend, daß die von mir gewäblte Stellung
berechtigt ist.
Wiealle Kleineella-Artenhat auch suleicollis einen dreifurchigen
Kopf. Das kommt bei Amorphocephalus niemals vor. Ähnliche
Erscheinungen gibt es nur bei Leptamorphocephalus vereinzelt, so
bei mentawercus Senna und bei meinem neuen Euystellus rex. Also:
es finden sich wohl Anklänge an das asiatische Verbreitungsgebiet,
aber nicht an das airikanische. Außerdem ist die Einsenkung
auch dadurch sehr speziell gebildet, als neben den Augen eine hohe
und scharfe Kielung läuft, bei Amorphocephalus ist das direkte
Gegenteil der Fall, hier findet sich meist eine Furchung. Und
der Kiel läuft auch noch auf den basalen Rüsselteil über. In
Wirklichkeit ist also der Kopf auch bei sulcicollis Pasc. von einem
Bau, der in seinen primären Eigenschaften dem Gattungstyp ent-
spricht, nur mit dem Unterschied, daß keine flache Wölbung vor-
liegt, sondern eine Vertiefung. Alle sonstigen Merkmale trennen
natürlich von Amorphocephalus. So gibt es daselbst auch niemals
einen gefurchten Thorax, während die Kleineella-Arten sämtlich
gefurcht sind, auch australis Lac. ist gefurcht, wenn auch nur
schwach. Anklänge finden sich nur sehr geringem Umfangs bei
einzelnen Asiaten. Ich lehne also jede Zusammengehörigkeit mit
‚Amorphocephalus prinzipiell ab, halte beide Gattungen für weit
getrennt und sehe gewisse Bindeglieder, natürlich in weitestem
Sinne in den asiatischen Verwandten. Über die Differenz gegen
diese siehe die Bestimmungstabelle.
Mit den eigenen Gattungsverwandten kann keinerlei Un-
klarheit bestehen, dafür sorgt schon die Kopfform ganz allein.
Im übrigen besteht größere Hinneigung zu der novae-gurneae-
barbata-prceonitens-Gruppe als zu australis iniolge des außerordent-
lich tiefgefurchten Prothorax.
Die bei der Gattung allgemein vorhandene Dimorphie des
unteren Kopf-Rüsselteiles tritt auch bei suleicollis in vollem Umfang
in Erscheinung, außerdem kommt hinzu, daß die Beine, wie mir
scheint ebenfalls dimorph sind. Nicht im speziellen, sondern mehr
im allgemeinen. Sie sind schlanker, namentlich die Schienen sind
sehr elegant gebaut, die Tarsen sind, namentlich gilt das vom
Metatarsus, länger, die Klauenglieder scheinen mir aber gedrungen
12, Heft
150 R. Kleine:
zu sein. Leider war das Material nicht umfangreich genug, um mir
ein klares Bild zu machen.
Eine gewisse seitliche Stellung nimmt sulcicollis innerhalb der
Gattung aber auf alle Fälle ein. So habe ich gefunden, daß die
09 ein breit und deutlich gefurchtes 1. und 2. Abdominalsegment
besitzen. Ich konnte leider nur noch australis darauf hin unter-
suchen, bei der das nicht der Fall ist. Es bleibt vorläufig noch
abzuwarten, ob nur sulcicollis diese Eigenschaft besitzt, oder ob
auch die anderen Arten mit tiefgefurchtem Thorax ähnliche Er-
scheinungen aufweisen. Jedenfalls ist soviel klar, daß die ganze
Gattung noch etwas Unfertiges, entweder in der Evolution oder
Rückbildung begriffenes Etwas ist.
Kleineella novae-guineae Senna
Ann. Mus. Stor. Nat. Genova (2), XIV 1894, p.560.
& Elongatus, robustus, fusco-brunneus, sat nitidus,
femoribus tibiisque, brevi apice que exceptis, brunneis-rubris,
capite brevi, angulis posticis perparce prominulis, supra
punctulato, trisculcato, sulco medio latiore, infra convexo,
scabriusculo, oculis basin capitis non attingentibus, valde
prominentibus, nigris; rostro basin excavato, utrinque appendi-
cibus subtuberculiformibus munito, deinde elevato, ampliato,
lateribus ante apicem subangulato, antice emarginato, man-
dibulis parvis, sat robustis; rostro infra cornu verticali
basali armato, deinde subfoveolato, marginibus foveae Jlatis,
elevatis, punctulatis, inter antennas ovalescentibus et in carina
angusta mediana prolongatis, cujus lateribus, altera carina angustior
utringue conspicitur: antennarum articulis 3—10 aequa-
libus, subquadratis, ultimo cylindrico, apice acuminato
duobus praecedentibus conjunctis, subaequali; prothorace oblongo,
basi minime latiore quam apice, lateribus regulariter arcuatis,
supra usque pone medium sulcato, sat crebre punctato,
punctis, prope sulcum at apicem versus minoribus nel carentibus;
elytris in medio vix latioribus quam prothorace, basi emarginatis,
apici singulo elytro explanato-rotundato, in dorso late sulcatis,
sulco impunctatis, sulco 1 valde angusto, interstitio 2 lato
in tertio apicali, subdepresso, deinde angustiore convexo,
interstitio sequente a medio elevatiore quam 2, caeterıs
subaequalibus, angustis, carinatis; pedibus fere ut in A. australi
Lacord. tarsis gracilioribus, metasterno abdomineque basin leviter
impressis.
Long. 13 mm.
Ighibirei (Neu-Guinea).
Zu vergleichen mit barbata Kl.
Kleineella piceonitens n. SP.
Die neue Art ist mit barbata sehr nahe verwandt. Es dürfte
genügen, auf die wichtigsten Differenzen einzugehen.
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 151
d Einfarbig pechbraun, fast schwarz, Beine mit Ausnahme
der Schenkelbasis, der Knien und Basis der Tibien hellrotbraun;
überall hochglänzend.
Kopf dreifurchig, im wesentlichen wie bei barbata, nach der
Rüsselbasis zu in der Mitte nur wenig erweitert, an den Augen
und auf den leistenartigen Erhöhungen grob und einzeln punktiert.
Augen groß, prominent. Unterseite gegen den Rüssel allmählich
verschmälert, äußerst grob und zerstreut punktiert, fast grubig.
Rüssel dem von barbata ähnlich, Einzelheiten sind durch die
Abbildungen zu ersehen, der zapfenariige Fortsatz auf der Unter-
seite ın der Mitte des Rüssels befindlich, äußerst kurz, die basale
Partie bis zu den Fühlern schmaler wie der Kopf, stark grubig
punktiert, Spitzenteil noch weiter verschmälert, mit breiter und
tiefer Mittelfurche, die nach den
Fühlern zu durch eine Einlage,
die eine Fortsetzung des grob-
punktierten Basalteiles ist, aus-
gefüllt wird; an den Mandibeln
kräftig erweitert und geschwun-
gen. Mandibeln wie barbata,
Fühler bis hinter die Mitte des
Prothorax reichend, schlank.
Basalglied groß, 2. sehr kurz,
ohne Stiel breiter wie lang, das
kürzeste von allen. 3.—5. Glied
verlängert, gegen das 5. an Abb. 59. Abb. 57. Abb. 58.
Länge abnehmend, innenseits
gerade, außenseits + vorgewölbt, 6.—8. walzig, schief, 9. und 10.
von ähnlicher Form, nicht größer wie die vorhergehenden, End-
glied so lang wie das 9. und 10. zusammen. Alle Glieder locker
gestellt. Behaarung nur auf den 3 Spitzengliedern deutlich, sonst
nur spärlich auf der Außenkante, vor der Vorderkante sind die
Glieder runzelig gefurcht.
Prothorax wie bei barbata Kl.
Elytren desgleichen. Beine desgleichen. Metasternum und
Abdomen desgleichen.
Copulationsorgan. Die Parameren sind von auffallender
Kleinheit und Zartheit. Die Lamellen sind stark reduziert, klobig,
schnittartig gespalten, von messerartiger Form, an der Spitze
unbehaart. Hinter den Lamellen stark verengt und dann plötzlich
weit auseinandergespreizt. Nur die Lamellenkanten und die Spitze
verdunkelt, sonst hell. Penis sehr groß, von den kleinen Parameren
nur wenig bedeckt, schmal, schlank. Präputium verdunkelt,
namentlich an den Rändern, Mittelrinne durchgehend, aufgehellt,
nach vorn löffelartig erweitert. In Seitenaufsichtt + gekrümmt.
Q nicht gesehen.
Länge: 10:3 mm; Breite: 2 mm.
Heimat: Tahiti, Papete.
we
12. Heft
152 R. Kleine:
Original im Kgl. Zool. Museum zu Berlin.
Ich habe diese Art zunächst für barbata gehalten, mußte mich
aber bald überzeugen, daß ich im Irrtum war. Die Differenzen
liegen vor allen Dingen im Rüsselbau, und ich verweise deshalb
auch auf die Abbildungen, die am besten den Unterschied wieder-
geben. Der Kopf ist auch insofern wesentlich anders gebaut, als
die Mittelrinne sich gegen den Absturz nicht scharfrandig erweitert,
sondern ganz allmählich darauf übergeht. Der zapfenartige Fort-
satz auf der Unterseite ist klein und weit nach vorn gerückt. Vor
allen Dingen muß ich auf die Fühler aufmerksam machen. Bei
barbata sind die Glieder 3 und 4 nicht verlängert und die Glieder 9
und 10 nicht so kurz wie die vorhergehenden, bei Piceonitens ist
aber das direkte Gegenteil der Fall.
Endlich brauche ich nur auf das vollständig verschieden ge-
formte Begattungsorgan hinzuweisen.
Mit anderen Arten besteht keine Verwandtschaft. Das isolierte
Vorkommen ist äußerst interessant.
Kleineella compressicornis Kleine
Zool. Meded. s. Rijks Mus. Nat. Hist. Leiden Deel III,
Afl. 4. p. 275. /
Einfarbig violettbraun, fast violettschwarz, Schenkel und
Schienen auf der Mitte aufgehellt, am ganzen Körper, soweit
nicht die rugose Skulptur beeinträchtigt, hochglänzend.
Kopf stark quer, Hinterrand in der Mitte wulstartig auf-
gewölbt, nach den Seiten zu verflacht, deutlich vom Halse getrennt,
Mittelfurche flach, am Halse beginnend bis in den Rüsselgrund
gehend, sich nach und nach erweiternd.. Neben den Augen mit
breiten, + tiefen Furchen, die nach dem Hinterrand des Kopfes
verlaufen, vor den Augegen, gegen die Apophysen stark abschüssig.
Überall mit einzelnen groben, kraterähnlichen Punkten besetzt.
Der Hals hinter den Augen stark punktiert. Unterseite flach,
kaum schwach gewölbt, ohne Kiel oder Furche, einzeln krater-
ähnlich punktiert, in den Punkten meist anliegend behaart. Augen
hemisphärisch, die ganzen Kopfseiten einnehmend, prominent, gelb.
Basalteil des Rüssels so lang wie der Spitzenteil. Apophysen
sehr groß, elliptisch, schief stehend, nur an Basis und Spitze den
Kopf bzw. den Rüssel berührend, sehr zart und einzeln punktiert,
an der basalen Außenkante dicht, an der Spitze länger, aber zer-
streut behaart. Basalteil des Rüssels sehr schmal, tief ausgehöhlt,
nach den Fühlerbeulen zu allmählich ansteigend und über die
Apophysen hinweggreifend. Der aufsatzartige Rüsselteil sechs-
eckig, Mittelfurche hinter den Fühlern tief durch zwei elliptische
Wülste begrenzt, nach dem Spitzenteil zu fast ganz obliteriert.
Neben der Mittelfurche jederseits eine längere ebenso tiefe Furche,
die von scharfen Seitenrändern begrenzt wird. Grobe Punktierung
auf den äußeren Kanten, sonst nur sehr zerstreut und zart punk-
tiert. Fühlerbeule spitz. Spitzenteil rundlich, eng und tief punk-
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 153
tiert. Unterseite gegen die Fühler lang dreieckig, in eine feine
lange Leiste auslaufend, die bis zum tiei ausgeschnittenen Vorder-
‘ rand läuft. Die über dem Dreieck liegende Partie unter den Apo-
physen stark eingebuchtet, so daß dieselben weit darüber hinaus
stehen, hierauf tritt wieder Verengerung ein, die an den Fühlern
wieder etwas an Breite zunimmt und dann auf den Spitzenteil
übergeht. Fühler bis über die Mitte des Prothorax reichend, robust.
Basalglied klobig, groß, 2. kurz, breiter als lang, 3. kegelig,
länger als breit, 4.—8. mehr oder weniger quadratisch, walzig,
9. und 10. etwas verlängert, aber nicht breiter, Spitzenglied länger
wie der 9. und 10. zusammen. Alle Glieder locker gestellt, grubig-
runzelig und grob punktiert, vom 4. ab mit zunehmender dichter
Behaarung.
Prothorax bis dicht vor dem Halse sehr grob, groß, grubig
punktiert, fast granuliert, in der hinteren Hälfte mit kräftiger,
glänzender Mittelfurche. Auf den die Punkte umgebenden Wällen
einzeln behaart. Seiten wie die Oberseite skulptiert, auf der Unter-
seite läßt die Skulptur nach.
Elytren wie bei australis Lac. Die Behaarung auf Rippen und
Furchen ist aber bedeutend intensiver.
Beine mit Ausnahme etwas stärkere Behaarung wie australis
Lac. Auch in der Skulptur des Metasternums und der Abdominal-
segmente besteht kein Unterschied.
Länge: 14 mm; Breite (Thorax): 2.3 mm zirka.
Heimat: Insel Waigeoe.
Typ im Rijks Museum Nat. Hist. zu Leiden.
Im wesentlichen liegen die Differenzen gegen australis Lac.
in der Form von Kopf, Rüssel, Fühler und Prothorax. Da ich
nur ein 9 besitze, kann ich auch leider nur dieses zum Vergleich
heranziehen. Ich möchte, was die Kopfform anbelangt, noch
darauf aufmerksam machen, daß die Unterseite bei beiden Arten
absolut verschieden ist. Es genügt, darauf hinzuweisen, daß
australis einen runden Spitzenteil hat, der nicht durch eine tiefe
Rinne getrennt ist und deren Vorderrand nicht ausgebuchtet ist,
während compressicornis, wie in der Diagnose auch angegeben,
einen von der Basis an tief ausgefurchten Spitzenteil besitzt. In
der Furche liegt eine schmale Leiste, die weit vor dem Vorderrand
aufhört und so eine tiefe Ausbuchtung bildet. Endlich ist der
Prothorax bestimmt und tief gefurcht, ohne indessen eine platte
Form zu besitzen.
Rein verwandtschaftlich sind also compressicornis und australis
eng zusammengehörig. Die tiefe Furchung des Prothorax gilt
als starke Anklänge an die swleicollis Verwandten, was übrigens
“auch durch die unterseitige Rüsselfurchung der Fall ist. Bei
vielen Arten der suleicollis-Gruppe kommt sie vor, sicher aber
bei barbata Kl. und Piceonitens Kl.
‚Von ganz eminentem Interesse ist aber das Vorkommen.
Australis sah ich nur von der Ostseite des australischen Festlandes.-
12. Heft
154 R. Kleine:
Nun findet sich die nahe Verwandte auf der Insel Waigeoe, d. h.
unter dem 130° östl. Länge, nördlich der Halbinsel Berou Halma-
heira gegenüber. Das ist überhaupt der westlichste Fundort, den
ich bis heute an einer Kleineella kenne.
* RL *
Die beiden Arten Kl. australis und barbata habe ich nicht
wieder mit aufgeführt. Die ausführliche Diagnose mit allen
Bemerkungen sind in der betr. Arbeit!) nachzulesen, also leicht
zugängig.
Katalog.
Amorphocephalus Schoenherr
Schoenh. Gen. Curc. V, 1840, p. 485. — Lacord. Gen. Col. VII,
1866, p. 422. — Power, Ann. Soc. Ent. Fr. 1878, p. 480. —
v. Schoenfeldt, Gen. Ins. Pars. 65, 1908, p. 29.
coronatus Germ. Reis Dalm. 1817, p. 247. — Guer. Ic. Regn.
Anim. 1829—1844, t. 36, 7, 7a—b. — Gyll. in Schoenh. Gen.,
Curc. I, 1833, p. 330. — Duval et Fairm. Gen. Col. d’Eur.
1857—68, t. 4£., 19 $. — Lacord. Gen. Col. VII, 1866, p. 423. —
Redtb. Faun. Austr. ed. 3, 1874, p. 384. — Power, Ann. Soc.
Ent. Fr. 1878, p. 481 et 486. — Biologie Brenske, Deutsch.
Ent. Ztg. 1884, p. 32 und 99. — Kleine, Ent. Bl. 1916,
p. 281. — Mittelmeergebiet, Kaukasus, Kleinasien, Nordafrika,
Nubien (?).
dahomeensis Senna. Ann. Soc. Ent. Fr. LXIII, 1894, p- 407 —
Dahome.
diadematus Power, Ann. Soc. Ent. Fr. 1878, p. 486. — Senegal,
Togo, Engl. Sudan.
hospes Kolbe, Ent. Nachr. XI, 1885, p. 188. — Ostafrika von
Somali bis Transvaal swl. und südl. Innerafrika.
imitator Fähr., Öfs. Kongl. Vet. Ak. Förh. 1871, p. 434. — Power,
Ann. Soc. Ent. Fr. 1878, p. 481 et 486. — Caffraria.
intermedius Kleine, Archiv f. Natwurgeschichte, 1916, A. 12, pg. 94.
Engl. Sudan, Somali, Br. Ostafrika.
Jickelii Schauf., Nunqu. Ot. II, 1876, p. 402. — Power, 1. c.,
p. 481 et 487. —- Nubien.
drinceps Kleine, Archiv f. Naturgesch. 1916, A. 12, pg. 101. Sudan.
senegalensis Power, Ann. Soc. Ent. Fr. 1878, p. 486. — Senegal,
Kamerun.
Hadramorphocephalus Kleine
Archiv f. Naturgeschichte, 1916, A. 12, pg. 114.
Calvei Power, Ann. Soc. Ent. Fr. 1878, p. 485. — Senegal.
!) Kleine: Mastax, ein neues Brenthidengenus aus Queensland. Archiv
f. Naturgesch., dieses Heft p. 162. RN
Die Gattung Amorphocephalus Schoenherr u. ihr Verwandtschaftskreis. 155
Acramorphocephalus Kleine
Archiv f. Naturgeschichte, 1916, A. 12, p. 118.
Gebieni Kleine, 1. c., p. 120. — Belg. Kongo.
Schoutedeni Kleine, 1. c., p. 122. — Belgischer Kongo.
stabilis Kleine, 1. c., p. 122. — Kamerun, Span. Guinea, Zentral-
afrıka.
Mieramorphocephalus Kleine
Archiv f. Naturgeschichte, 1916, A. 12, p. 125.
consobrinus Kleine, 1. c., p. 131. — Belgischer Kongo.
frater Kieine, 1. c., p. 128. — Deutsch-Ostafrika.
soror Kleine, 1. c., p. 130. — Togo.
Leptamorphocephalus Kleine
Archiv f. Naturgeschichte, 1916, A. 12, p. 132,
laborator Kleine, 1. c., p. 133. — Malakka.
laevis Power, Ann. Soc. Ent. Fr. 1878, p. 486. — Darjeeling,
West- Java.
mentaweicus Senna, Ann. Mus. Civ. Stor. Nat. Genova XXXIX,
1898, p. 237. — Mentawei.
nodosifer Kleine, 1. c., p. 143. — Sumatra.
sumatranus Senna, Not. Leyd. Mus. XVI, 1894, p. 195. — Sumatra.
variolosus Power, Ann. Soc. Ent. Fr. 1878, p. 485. — Malakka.
Kleine&ella Strand (Masitax Kl.)
Archiv f. Naturgeschichte, 1916, A. 12, p. 162.
australis Lacord. Gen. Col. VII, 1866, p. 423, nota 2. — Ostküste
von Australien.
barbata Kleine, 1. c., p. 164. — Ostküste von Australien.
compressicornis Kleine, Zool. Meded. Leiden, Deel III, 1917, p. 275
— Waigeoe.
novae-guwineae Senna, Ann. Mus. Stor. Nat. Genova XIV 1894,
p: 560. — Neu-Guinea.
piceonitens Kleine, 1. c., p. 150. — Tahiti.
sulcicollis Pascoe, Ann. Mag. Nat. Hist. 1872, p. 321, t. 15f. 9a—b.
— Power, Ann. Soc. Ent. Fr. 1878, p. 481. et 487. — West-
australien.
Eusystellus Kleine
Ent. Mitteil. Bd. VI., 4/6 1917 p. 174.
rex Kleine, 1. c., p. 177. — NW.-Sumatra, Borneo.
Figurenverzeichnis.
Abb. 1 Hautflügel, 2 Kopf des 4, 3 Fühler, 4 Hinterschienen des $,
5 Parameren und Penis von Amorphocephalus coronatus Germ.
Abb. 6 Kopf des $, 7 Augenform, $ Fühler, 9 Parameren von
Amorphocephalus intermedius Kleine.
Abb. 10 Kopf des &, 11 Fühler, 12 Parameren, 13 Penis von
Amorphocephalus princeps Kleine.
Abb. 14 Habitusbild von Amorphocephalus dahomeensis Senna.
12. Heft
156 Dr. Anton Krausse:
Abb. 15 Kopf des 3, 16 Fühler, 17 Oben: Vorderschenkel, unten:
Mittel- und Hinterschenkel, 18 Parameren, 19 Penis von
Amorphocephalus diadematus Power.
Abb. 20 Kopf des 9, 21 Fühler, 22 Penis von Amorphocephalus
hospes Kolbe.
Abb. 23 Vorderschienen und Tarsen, 24 Hinterschienen und Tarsen,
25 Kopf des &, 26 Rüssel des 9, 27 Fühler, 28 Parameren,
29 Penis von Hadramorphocephalus Calvei Power.
Abb. 30 Kopf des 2, 31 Fühler, 32 Vorderbein von Acramorpho-
cephalus Gebieni Kleine.
Abb. 33 Schenkel von Acramorphocephalus Schouledeni Kleine.
Abb. 34 Kopf des d, 35 Fühler, 36 Parameren und Penis von
Acramorphocephalus stabilis Kleine.
Abb. 37 Kopf des g, 38 Fühler, 39 Parameren und Penis von
Micramorphocephalus frater Kleine.
Abb. 40 Kopf aes g, 41 Fühler von Micramorphocephalus sororKleine
Abb. 42 Prorostrum, 43 Fühler von Micramorphocephalus conso-
brinus Kleine.
Abb. 44 Abdomen, 45 Kopf des @ von oben und unten, 46 Fühler
von Leptamorphocephalus laborator Kleine.
Abb. 47 Fühler von Leptamorphocephalus laevis Power.
Abb. 48 Kopf des 3, 49 Rüsselunterseite des &, 50 Fühler, 51 Be-
gattungsapparat von Leptamorphocephalus sumatranus Senna.
Abb. 52 Kopf des $ und Fühler von Leftamorphocephalus nodosifer
Kleine.
Abd. 53 Kopf des 8, 54 Kopf des Z in Seitenansicht, 55 Fühler,
56 Begattungsorgan von Kleineella sulcisollis Pascoe.
Abb. 57 Kopf des 4, 58 Fühler, 59 Begattungsapparat von
Kleineella piceonitens Kleine.
Mensch und Ameise.
Von
Dr. Anton Krausse, Eberswalde.
Im ersten Hefte des vierten Bandes — Juli 1917 — der ‚,‚Zeit-
schrift für angewandte Entomologie“ hat H. Stitz eine schöne
Arbeit über ‚die Beziehungen der Ameisen zum Menschen und
ihre wirtschaftliche Bedeutung‘ publiziert, von der zu wünschen
wäre, daß sie in einer dritten Auflage von Prof. Escherichs Werk
„Die Ameise“ aufgenommen werden könnte. — Im folgenden
möchte ich noch einige literarische und andere Notizen zu diesem
Kapitel herbeibringen. Bezüglich der Formica yufa L. als Ver-
tilgerin forstschädlicher Insekten sei auf eine interessante Dispu-
tation von Forstmännern — anknüpfend an einen Vortrag des
Mensch und Ameise, 17
Forstmeisters Siebert über ‚Beobachtungen und Erfahrungen
beim letzten Nonnenfraß‘“ — hingewiesen, publiziert in den ‚‚Ver-
handlungen des Pommerschen Forstvereins“, 1912, Stettin 1913.
Ähnliche Beobachtungen machten weiter Wachtl: „Die Nonne“,
Wien 1907, p. 22, ebenso Herrmann: ‚Die Nonne‘‘, 33. Bericht
des Westpreussischen Bot.-Zool. Vereins, Danzig 1911, p. 240;
auch Prof. Eckstein — ‚Die Nonne“, Neudammer Forstl. Be-
lehrungshefte, 1910, p. 11 — führt die Ameisen als Feinde der
Nonnenraupen an. Wie mir Herr Prof. Wolff (Eberswalde) mit-
teilt, hat Herr Prof. Eckstein öfters die Teilung von Formica-
kolonien mit gutem Erfolge vorgenommen. — Beim Rüsselkäfer-
fang — auf den Kastanien — beobachtete ich bei Sorgono, Sar-
dinien, oft Camponotus vagus Scop., die Ameisen suchten eifrig
die Bäume nach Polydrosus parallelus Chevr. ab. Dort betätigten
sich die Ameisen oft als Sanitätspolizei, ich fand sie oft — so die
eben erwähnte Art — an menschlichen Exkrementen; ebenso
räumten sie mit faulenden Früchten und Abfällen auf. Gegen
„Reißen‘“, erzählte uns ein hiesiger Arbeiter, sei es gut, den Arma. e.
hin und wieder in einen Ameisenhaufen zu stecken und sich beißen
und bespritzen zu lassen. Wie die ‚wilden Indianer‘ zuweilen
ihre Mitmenschen mit Hilfe von Ameisen gequält haben sollen, lasen
wir oft als Sextaner mit Schaudern; daß ähnliches auch bei uns
im frommen Mittelalter vorgekommen, zeigt sich in Wernhers
„Meier Helmbrecht‘“. — Die Ernteameisen (Messor) habe ich auf
Sardinien oft beim Stehlen ertappt ; einmal wohnten wir in einem
Hause (in Asuni), wo Weizen aufbewahrt wurde über unserem
Zimmer, eine dicht begangene Ameisenstraße (Messor barbarus)
beobachtete ich hier monatelang, die in dieser Zeit fortgeschleppte
‘ Quantität dürfte eine erhebliche gewesen sein. Die Tiere transpor-
tierten ihre Körner bis spät in die Nacht hinein (im Sommer). —
Im Hause belästigte uns in Oristano, Sardinien, Tetramorium
meridionale; in Süditalien, schrieb mir Prof. Emery, sei Tetra-
morium caespitum als Hausameise lästig (,Zoologische Notizen
von Sardinien“, „Archiv für Naturgesch.“, 1915). In Eberswalde
hauste einmal Lasius niger brunneus Latr. als unangenehmer Gast
in unserer Wohnung. Gar nicht selten erkundeten die Ameisen
(so der Camponotus vagus, bei Sorgono) zum Trocknen ausgelegte
Insekten, die meist an Ort und Stelle zerlegt, stückweise fort-
geschleppt wurden; es hieß da gut aufpassen. Das Balkenwerk
eines Hauses, in dem wir längere Zeit wohnten, in Sorgono, Sar-
dinien, stellte ein einziges riesiges Ameisennest dar, und zwar
handelte es sich um die auffällige Art Cremastogaster scutellaris;
die Tiere waren indes nur in den eingemauerten Balken, anderes,
freies Holzwerk (unter dem Dache) war nicht zerfressen. Eine
interessante Ameisenfalle für den Garten wurde neuerdings in
der in Frankfurt a. ©. erscheinenden Zeitschrift: ‚Der praktische
Ratgeber im Obst- u. Gartenbau‘, 32. Jahrg., Nr. 38 (23. Sep-
tember 1917) abgebildet und beschrieben (von H. St.):. „Schon
12. Heft
158 Dr. Anton Krausse:
manches Mittel wurde zur Vertilgung der Gartenameisen empfohlen
und war doch nicht so recht wirksam. Bei mir hat sich das folgende
Verfahren gut bewährt: A) Steintopf oder Topf von gebranntem
Ton. B) Brettchen. Auf den Boden des Topfes wird etwas Honig
oder Sirup verstrichen. Die Wand des Topfes wird innen mit
Schreibkreide angestrichen, das an den Topf angelehnte Brettchen
leicht mit Honig oder Sirup betupft. Durch die Süßigkeit auf
dem Brettchen angelockt, laufen die Ameisen auch auf den Rand
des Topfes und nach innen. Auf dem Kreidestreifen haben sie
keinen Halt mehr und fallen in den Topf, auch ist durch die Kreide
der Rückweg versperrt, so daß sie immer wieder in den Topf
zurückfallen. Sind nun genügend Ameisen im Topf gefangen,
werden sie mit siedendem Wasser übergössen. Ist der Topf dann
gereinigt und wieder getrocknet, kann er von neuem verwendet
werden.‘“ Als Ameisenlarven- und Ameiseneier-Feind beobachtete
ich auf Sardinien auch einen Ohrwurm (Biolog. Centralbl. 1911:
„Euborellia moesta Gene, ein Dermapteron, als Räuber von
Ameisenlarven auf Sardinien“). Bezüglich der Spinnen habe ich
eine Notiz publiziert im Archiv für Naturgesch., 1913: ‚Eine Spinne,
Zodarium migriceps Sim. an den Abfallplätzen der Ernteameisen
auf Sardinien‘. Daß unsere beiden Termiten auf Sardinien ziem-
lich selten sind, liegt vielleicht mit daran, daß die dortige Ameisen-
fauna eine auch quantitativ sehr reiche ist (Krausse, Über sardische
Ameisen, Archiv für Naturgesch., 1912; Emery, Contributo alla
conoscenza delle formiche delle isole italiane, Annali del Museo
Civico di Storia Naturale di Genova, Ser. 3a, Vol. VI, 1915). Die
Ameise in der Dichtkunst würde ein besonderes Kapitel abgeben.
Das ‚Gehe hin zur Ameise, du Fauler, siehe ihre Weise an und
lerne‘ des Psalmisten ist jedermann in Luthers Übersetzung bekannt
(vide: Krausse, Entomologisches im Alten Testament; Zeitschr.
für wissensch. Insektenbiologie, 1908), ebenso unsere Kinderfabel
„Eine faule Grille sang‘; der Lateiner erinnert sich an die alte
Fabel (Phaedrus):
„Formica et musca contendebant acriter
Ouae pluris esset.. .““
Ein nicht übles Gedicht las ich einmal in Italien: Le formiche von
Guido Mazzoni, beginnend:
„sopra un popol di minime formiche
io mi son fatto paventoso dio...“
Es würde in mancher Hinsicht interessant sein, auch dieses
Kapitel, die Literaturen der einzelnen Völker durchsuchend, aus-
führlicher zu bearbeiten.
Nachträglich möchte ich — relata refero — eine echt
russische Entlausungsmethode erwähnen: der von den Läusen
geplagte Homo sapiens L. zieht sich gänzlich aus und legt Hemd,
Hose usw. auf einen Ameisenhaufen, während er dann in einiger
Entfernung in puris naturalibus eine Pfeife raucht, säubern indes
die eifrigen Ameisen gründlichst die läusewimmelnden Hüllen.
Über einige einheim. Mäuse u. einige bei Mäusen gefundene Milben. 159
Über einige einheimische Mäuse
und einige bei Mäusen gefundene Milben.
Von
Dr. Anton Krausse, Eberswalde.
Als ich vcr einiger Zeit begann, mir zu meiner Orientierung
die Eberswalder Mäuse etwas genauer anzusehen, war ich, über-
zeugt, daß diese hier in der Nähe Berlins weder in systematischer
noch geographischer Beziehung etwas neues bieten würden. Schon
lange bekannt war (Altum), daß hier in Eberswalde die Hausmaus
Mus musculus L., nicht vorhanden ist, an ihrer Stelle findet sich
in den Häusern die Waldmaus, Mus sylvaticus L., und zwar in
drei verschiedenen Unterarten. Unter diesen drei Eberswalder
Waldmausformen ist eine neue Subspecies — von Herrn Prof.
M. Wolff in der Nähe der Forstakademie gefunden — ein ganz
besonders merkwürdiges Tier, sie gleicht eher einer jungen Ratte
als einer Waldmaus, nur das Vorhandensein des bekannten Fersen-
fleckes veranlaßt den Systematiker diese auffallende Form zu den
Waldmäusen zu stellen. Diese neue Subspecies beschreibt Herr
Prof. Noack — als Mus sylvaticus discolor — in der „Zeitschr.
für Forst- u. Jagdwesen‘“ (im Druck). Die beiden anderen, eben-
falls in der Stadt gefangenen Waldmausformen sind Mus sylva-
ticus intermedius Bell. und Mus sylvaticus Wintoni B.-H., nach
den Ausführungen des ebengenannten Säugetierforschers in der-
selben Zeitschrift (im Druck). Die Verbreitung von Mus sylva-
ticus intermedius Bell. ist besonders interessant (vgl. Trouessart,
Consp. Mamm. Europae, 1910); ich kann noch weiter hinzufügen,
daß diese Form auch in der Tucheler Heide vorkommt. Unter
dem zoologischen Material, das Herr Prof. M. Wolff bei seiner
Übersiedlung von Bromberg nach Eberswalde mitgebracht, fand
ich zwei Männchen, aus der Tucheler Heide stammend, die mir
gütigst überlassen wurden. Bei beiden Exemplaren ist der rote
Ton nicht sehr intensiv, speziell sind die Seiten ziemlich dunkel.
Der Rücken ist durch zahlreiche, in der zweiten Hälfte schwarze
Haare ziemlich dunkel. Die Unterseite ist rein weiß. Die Färbung
des Grundes der Oberseite ist tief dunkelgrau, die des Grundes
der Unterseite fast ebenso dunkelgrau. Die Schnauze ist oben
und besonders an den Seiten graulich, Ober- und Unterlippen
sind weiß. Ein gelbes Brustband ist nicht vorhanden, ein gelblicher
Brustfleck von minimaler Ausdehnung ist nur durch wenige gelbe
Haare schwach. angedeutet. Die unteren Schnurrhaare sind weiß,
die mittleren an der Basis schwarz, sonst weiß, die oberen fast
ganz schwarz, nur an der Spitze weiß. Schwanz oben graubraun,
unten weiß. Ohr besonders am Rande und innen mit kleinen
gelben Haaren ziemlich dicht besetzt. Die oberen Nagezähne sind
12. Heft
160 Dr. Anton Krausse:
dunkelgelb, die unteren hellgelb. Länge des Körpers 82 mm (resp.
86 mm), des Schwanzes 73 (resp. 72), des Fußes 22 (resp. 23) mm.
Diese Form ist demnach zu Mus sylvaticus intermedius Bell. zu
stellen (vide Trouessart 1. c.). Wie erwähnt, stammen die beiden
Tiere aus der Tucheler Heide, und zwar, wie mir Herr Prof. M. Wolf
angab, aus der Oberförsterei Rittel (Reg.-Bez. Marienwerder,
Prov. Westpreußen); sie wurden von Herrn Forstassessor Ernst
Schröder gesammelt, von dessen Hand in jedem Alkoholglase ein
Notizzettel lag mit folgenden Bemerkungen: I. „Gefunden am
22. Nov. [1913]; in der Nähe des Nestes davonlaufend; Jagen 25 1.“;
II. „Gefunden am 22. Nov. [1913]; kam aus dem Nest, als ich zu
graben anfing; c. 75 cm tief im Neste c. 7000 Puppen“ [sc. der
Forleule, Panolis flammea Schiff... — Die von Hilzheimer als
Mus sylvaticus flavo-brunneus beschriebene Waldmausform (Acta
soc. pro fauna et flora fennica, Bd. 34, Helsingfors 1910/1911)
lernte ich durch die Güte des Herrn Prof. Dr. Jacobi, Direktor
des Kgl. Zoolog. u. Anthropol.-Ethnogr. Museums zu Dresden,
kennen, und zwar Exemplare aus Sachsen und Böhmen. Die mir
gütigst zur Ansicht eingesandten Exemplare sind folgendermaßen
bezeichnet: A. Mus sylvaticus L. $, Hainspach i. Böhmen, Sept. 02,
Bienert, No. B 4299; B. Mus sylvaticus L .2, Ostra-Gehege, Dresden,
12. 4. 03, No. B4298. — Hilzheimers Exemplare stammen”aus
Württemberg.
Beim Fang der Waldmäuse in Eberswalde sollte ich eine
weitere Überraschung erleben. In einer Brauerei und in einer
Bäckerei wurde eine zierliche Maus in größerer Anzahl gefangen,
die man bei oberflächlicher Betrachtung für eine Hausmaus hätte
halten können. Es handelte sich indes um die aus Ungarn be-
schriebene ‚‚Ährenmaus“, Mus spicilegus Pet., und zwar um eine
neue Subspecies, die Herr Prof. Noack Mus shicilegus germanicus be-
nannt hat und ebenfalls in der ‚Zeitschr. f. Forst- u. Jagd wesen“
beschrieben wird (im Druck). Wie Herr Prof. Matschie gütig mit-
teilte, ist ihm ein Exemplar einer weißbäuchigen Maus aus Pom-
mern bekannt; die Arbeit Millers, der diese Mäuse von Königsberg
erwähnt, war mir bisher nicht erreichbar. Herrn Dr. G. Horväth
verdanke ich Stücke der Mus spicilegus Pet. (Nominatform) aus
Budapest. Auf diese interessanten „Ährenmäuse“, die allerdings
hier in Eberswalde in den Häusern leben — im Freien habe ich
sie noch nicht gesehen — und auch, wie mir Herr Dr. G. Horväth
schreibt, in einem Kohlenkeller zu Budapest gefangen wurden
(die Nominatform), während der Beschreiber (Petenyi) ausdrück-
lich betont, sie lebten fern von menschlichen Wohnungen, möchte
ich Sammler und Beobachter besonders hinweisen; einiges über
die neue Subspecies werde ich in der mehrfach »genannten Zeit-
schrift mitteilen (im Druck).
Evotomys glaveolus Schr. fing ich einmal, am 6. Aug. v. ]J.,
mittags, in der Nähe von Eberswalde, im Stadtforst. Nach
Trouessart (l. c. pag. 170) ist der Sommerpelz dieser Art ‚mal
ber einige einheim. Mäuse u. einige bei Mäusen gefundene Milben. 161
connu.‘“ Dieses Exemplar zeigte keine bemerkenswerte Abweichung
hinsichtlich : der Winterfärbung, wie sie Tronessart daselbst be-
schreibt. Es handelte sich um ein Weibchen, an dem von mir
vier Mammae gezählt wurden. Im Magen fand ich bei diesem
Exemplar ausschließlich pflanzliche Nahrung.
Die Wanderratte, Mus (EPimys) norvegicus Erxl. (= decumanus
Pallas) ist eine häufige Erscheinung in Eberswalde; ich sah sie
oft am Tage auf den Dächern wie auch auf der Straße herumlaufen.
Ein Exemplar fing ich in einem Keller, dieses bot indes nichts
besonders Bemerkenswertes.
Im Juni 1916 bat mich Herr Prof. A. Brauer um einige Exem-
plare von Microtus agrestis L., welche Art, wie er mir schrieb,
bei Eberswalde nicht selten sei. Es gelang mir indes erst 1917
ein Exemplar zu fangen. Mein Hund stöberte ein Nest in der
Nähe der Stadt (Stadtforst) auf, daraus wühlte er fünf Mäuse
hervor, von denen er vier sogleich auffraß, nur ein Exemplar
konnte ich so erhalten. Es war ein noch nicht ganz ausgewachsenes
Tier. Das Nestmaterial nahm ich mit, um die massenhaft darin
wimmelnden Milben zu konservieren. Es fanden sich drei Arten,
die Herr Pfarrer L. Kneissl zu untersuchen und zu bestimmen so
gütig war:
1. Eugamasus Qudemansi Berl.
2. Haemagamasus Michaeli Oud. 3, %, Nymph.
3. Hypoaspis stabularis.
Die letzte Art ist sehr gemein, fast ebenso die zweitgenannte;
von der ersten Art ist das Weibchen noch gänzlich unbekannt.
Über die Wintervorräte von Microtus agrestis L. hat Herr Prof.
Eckstein interessante Mitteilungen in der Naturwiss. Zeitschr. f.
Forst- u. Landwirtsch., 7. Jahrg., 1909, Heft 12, gemacht. —
Microtus arvalis Pall. zeigte sich bei Eberswalde und Sommerfelde
1917 in beträchtlicher Anzahl. Ein Nest dieser Art, das nicht tief
im Boden war, so daß man es leicht mit der Hand herausheben
konnte, nahm ich am 3. November mit nach Hause; es fanden sich
darin 23 verschiedene Milbenarten; auch diese hat Herr Pfarrer
L. Kneissl gütigst determiniert. Betreffs zweier besonders inter-
essanter Arten sind noch weitere Untersuchungen nötig, diese
beiden sind in der folgenden Liste des hervorragenden Milben-
forschers mit einem Fragezeichen versehen:
I. Gamasiformes.
Fam. Gamasidae.
Eugamasus loricatus (2 Stück).
Haemagamasus Michaeli (zahlreich).
Haemagamasus hirsutus (einige).
Hypoaspis stabularis (zahlreich).
. Laelaps hilaris (einige).
. Haemolaelaps Fahrenholzi? (zahlreich).
. Asca affinis (1 Stück).
Archiv für Naturgeschichte ; 11
1916. A. 12.
NASEN HH
12, Heft
162 R. Kleine:
8. Euiphis Halleri (zahlreich).
9. Liponyssus isabellinus (3 Stück).
10. Discopoma Kraussei nov. spec.? (1 Stück).
11. Macrocheles hypochthonius (einige).
II. Trombidiiformes.
Fam. Trombidiidae.
12. Ryncholophus rhopalicus (1 Stück).
13. Ereynetes sittardiensis (2 Stück).
Fam. Tarsonemidae.
14. Pigmephorus spinosus (2 Stück).
15. Pigmephorus pilosus (3 Stück).
III. Sareoptiformes.
Fam. Oribatidae.
16. Oribates setosa (einige).
17. Oribates fuscomaculata (1 Stück).
18. Oribates Lucasi (einige).
19. Oribatula exilis (einige).
20. Dameosoma Pectinata (einige).
Fam. Sarcoptidae.
21. Rhizoglyphus echinopus (1 Stück).
22. Glycyphagus domesticus (einige).
23. Tyroglyphus longior (2 Stück).
Mastax*), ein neues Brenthidengenus aus
Queensland.
Von
R. Kleine, Stettin.
(Mit 8 Textfiguren.)
Im Dresdener Museum, wo wohl noch viele ungehobene Schätze
liegen, fand sich auch die neue Gattung vor. Sie gehört in das
Tribus der Trachelizini in die nächste Verwandtschaft von Sym-
morphocerus, mit der sie habituell nahe verwandt ist. Sym. kommt
vornehmlich in Afrika vor, stößt nur mit je einer Art nach Klein-
asien und einer anderen bis Bengalen vor. Weiter nach Osten geht
sie aber nicht. Ich nehme daher wohl mit Recht an, daß Mastax
die Symmophocerus-Verwandtschaft auf dem australischen Fest-
land vertritt. Nach der Diagnose in den ‚‚Gen.-Ins.‘“ scheint Dia-
strophus, die in Neu-Caledonien lebt, auch manches Anklingende
zu haben. Ganz ähnlich liegen die Dinge auch bei der in diese
Gruppe gehörenden Gattungen Amorphocephalus und Cordus, die
*) Cfr. Anm. p. 167.
Mastax, ein neues Brenthidengenus aus Queensland. 163
auch von Afrika bis Australien zu finden sind. Sogar im reinen
Gattungstyp, und die auch mehr Ableger gebildet haben. So Amphi-
cordus auf den Philippinen und Zusystellus aufSumatra. Wahrschein-
lich werden wir auch an anderen Stellen noch hierhergehörende
Funde machen, und dann wird eine Gattung nicht so isoliert da-
‚stehen, wie das auf den ersten Augenblick erscheint. Das gilt
auch für Mastax. Über die Differenzen und verbindenden Merk-
male mit Symmorphoceus werde ich mich noch näher äußern.
Mastax n. g. = Knebelbart,
wegen des Anhanges auf der Rüsselunterseite.
d Kopf fast quadratisch, undeutlich vom Halse getrennt,
Hinterecken ganz flach, direkt am Halse angesetzt, oberseits mit
einer großen dreieckigen Vertiefung, die ganz unmerklich flach be-
ginnt sich muldenartig vertieft und steilzur Rüsselbasisabfällt, neben
den Augen bleiben die Ränder steil stehen, nach dem Rüssel zu
sehr stark verengt ; Unterseite platt, mit punktförmigem Eindruck
an der Basis, Mittelkiel schwach entwickelt. Augen sehr groß, den
größten Teil der Kopfseiten einnehmend, langelliptisch, prominent,
groß facettiert. Rüssel wenigstens doppelt so lang wie der Kopf,
nur an den Fühlern so breit wie dieser, Basalteil länger wie der
Spitzenteil. Am Kopf sehr verschmälert, an der schmalsten Stelle
apophysenartige Anhänge, gegen die Fühlerbeulen allmählich er-
weitert, dann gegen den Vorderrand zu zugespitzt. An der Rüssel-
basis tief eingesenkt, nach vorne zu verschmälert und verflacht
sich die Einsenkung und endigt in einer fischschwanzähnlichen
flachen Vertiefung am Vorderrand. Die Rüsseloberseite keine
ebene Fläche, sondern vielfach flach, buckelig, wellig. Vorderrand
dreieckig eingeschnitten, im Einschnitt ein kleiner lippenartiger
Ansatz. Keine eigentlichen Fühlerbeulen. Seitenansicht siehe
Abb. 1. Unterseite an der Basis mit starkem zapfenartigen An-
hang, der dem Saugrüssel einer Fliege ähnlich ist und sich aus dem
Mittelkiel des Kopfes entwickelt. Vor dem Anhang stark lang-
dreieckig vertieft. Von den Augen verläuft je eine stark eckige
Leiste, die sich später vereinigt, kurz vor der Vorderrand abbricht
und in eine schmale kanalartige Vertiefung übergeht. Die unter
den Fühlern liegenden Längseindrücke sehr lang, bis an die Augen
reichend und tief. Mundteile vollständig verborgen. Mandibeln
groß, gekrümmt, zangenartig, am Grunde sehr breit und zusammen-
stoßend, übereinandergreifend, auf der Innenkante zuweilen in der
basalen Hälfte sägezahnartig gezähnt, zweispitzig endigend. Fühler
bis zur Mitte des Prothorax reichend, fadenförmig, dünn, nach der
Spitze zu nicht keulig verdickt. Basalglied nur sehr wenig verdickt,
becherförmig, 2. Glied kurz, vom Stiel abgesehen, fast quadratisch,
3. und 4. + walzig, 5.—8. vonähnlicher Form, innenseitsam Grunde
eingekerbt, Spitzenglieder kaum verlängert, mehr walzig, Endglied
so lang wie das 9. und 10. zusammen; nur das 9. und 10. an der
Spitze und das Endglied mit Ausnahme der Basis stärker behaart,
11* 12. Heft
164 R. Kleine:
Prothorax in der Mitte erweitert, gegen Hals und Decken
gleichmäßig verschmälert, mit + starker grober Punktierung,
Mittelfurche sehr tief, nur das vordere Viertel freilassend, vor den
Decken gegabelt, Hinterrand sehr schmal, Seiten über den Hüften
zusammengedrückt, am Halsrand nicht zusammengezogen.
Flügeldecken doppelt so lang wie der Thorax und mindestens
so breit wie dieser, im vorderen Drittel etwas erweitert, gegen den
Aosturz allmählich aber stark verengt, Hinterrand platt, etwas
aufgebogen, Hinterecken stumpflich. Oberseite platt, Sutura ganz,
1. Rippe zum Teil niedergedrückt, Rippen schmaler wie die Furchen.
1. Rippe stark verkürzt, 2. bis auf den Absturz herabgehend stark,
3.—5. verkürzt, 4. länger wie die 3. und 5., 6. wieder länger aber
nicht bis ans Absturzende gehend, 7. stark verkürzt, 8. etwas länger.
In den Rippen undeutlich weitläufig punktiert.
Vorder- und Mittelhüften wenig getrennt, + Kugelig, Tro-
' chanter o. B. Mittelbeine zarter als die übrigen. Schenkel keulig,
Keule groß, Schienen etwas gekıümmt, seitlich + zusammen
gedrückt, namentlich an den Hinterbeinen, Enddorne klein;
1. Tarsenglied kegelig, 2. und 3. walzig, 2. das kleinste, Größen-
unterschied aber nur gering, Sohlen tilzig, Klauenglied kräftig,
etwas verdickt, Klauen normal.
Metasternum und an der Basis {lach gefurcht.
1. und 2. Abdominalsegment längsgefurcht, Ouernaht deutlich,
3. Segment länger wie das 4., Apikalsegment zugespitzt.
Begattungsorgan fast den ganzen Hinterleib einnehmend,
Parameren schmal, Endlamellen {ingerartig, tief gespalten, dicht
aneinanderliegend, nur auf den Spitzen zart behaart, nach hinten
schmal, gabelförmig geteilt. Penis kürzer wie die Parameren, Prä-
putialfeld verdunkelt, ductus ejaculatorius in der Nähe der Spitze
liegend. Typus der Gattung: M. barbatus.
Mastax barbatus n. sp.
& Einfarbig kastanienbraun, Halsring, Rüsselkanten + und
Schenkel an der Basis schwarz, Schienen auf der Innenkante in
+ großer Ausdehnung und die Tarsen verdunkelt.
Kopf auf der Oberseite äußerst dicht chagriniert und zerstreut
punktiert, Mittelfurche glatt, am Absturz gegen den Rüssel be-
borstet, Borsten gegen den Rüssel gerichtet; Seiten glatt, Unter-
seite glatt, grob punktiert, Punkte in Reihe stehend.
Rüssel fein chagriniert und zerstreut punktiert, Mandibeln
desgl. Thorax im vorderen Drittel und auf dem Diskus nur schwach
punktiert, sonst bis an die Hüften mit großen, grubenartigen Ver-
tiefungen besetzt, Unterseite glatt, fein punktiert.
Elytren auf den Rippen mit einer Reihe weitstehender
Punkte, gegen den Absturz auf den Rippen und in der Furche
kurz beborstet.
Schenkel, Schienen und Tarsen zerstreut, anliegend zart be-
haart, Klauenglied am Ende mit einem langen Haarbüschel.
Mastax, ein neues Brenthidengenus aus Queensland. 165
Metasternum einzeln, aber grob punktiert.
Abdominalsegmente mit Ausnahme des stark punktierten
fünften nur ganz zerstreut und sehr fein punktiert.
® nicht gesehen.
Länge: 13 mm, Breite: Thorax 2 mm.
Heimat: Queensland. 1 8 im Dresdener kgl. Museum.
Wie schon gesagt, besteht Verwandtschaft mit Symmorpho-
cerus und Amorphocephalus.
Ich stelle die neue Gattung unmittelbar hinter Symmorphocerus.
In seiner klassischen Arbeit der Coleopterengenera hat Lacor-
daire auch einen Amorphocephalus australis beschrieben.) Damals
kannte man außer coronatus Germ. noch keine weitere Art, der
Gattungsumfang, der eigentliche Grundcharakter war noch ganz
unbekannt, und es trifft Lacordaire kein Vorwurf, daß er australis
hierhergestellt hat.
Nach und nach ist die Zahl aber ganz erheblich angeschwollen,
und es hat sich herausgestsellt, daß der Typus, wie ihn coronatus
darstellt, auf de facto die Form ist, die die große Überzahl der
Amorphocephalus- -Arten in sich vereinigt.
Nachdem nun über diesen Gegenstand volle Klarheit besteht,
ist es nötig, die einzelnen Arten genauer zu untersuchen, ob sie
mit Recht bei Amorphocephalus stehen oder nicht.
Von allen späteren Systematikern hat sich nur Power ein-
gehender mit dieser Gattung befaßt.?) Power hat daselbst auch
eine Bestimmungstabelle aufgestellt, in der er die Gruppen zunächst
einmal nach der Beschaffenheit des Prothorax teilt (gefurcht und
nicht gefurcht)und dann den großen Teil mit ungeiurchtem Thorax
nach der Form der Fühler scheidet. Ein unglücklicher Griff, wenn
nicht die Fühler bildlich dargestellt sind.
Es ist eigentümlich, daß er gerade auf diese komische Idee
verfiel, denn ich werde noch in einer anderen Arbeit zeigen, daß
es viel bessere und durchgreifendere Merkmale gibt, die auf jeden
Fall zum Ziele führen.
Bei Aufstellung der Gattung Mastax fiel mir vor allen Dingen
die eigenartige Form von Kopf und Rüssel auf. Namentlich ist
der Kopf von einer Gestalt, die dem Gattungscharakter von Amor-
phocephalus direkt entgegen ist. Aus gleichen Gründen hat man
ja auch Symmorphocerus, Cordus usw. getrennt. Was mir dann
weiter wichtig erschien, war der Umstand, daß die als Typus ge-
dachte Art barbatus auf der Unterseite des basalen Rnsschtei
einen zapfenartigen Anhang besaß.
Bei Durchsicht der Ammorphocephalus- Diagnosen fand ich
nun, daß australis einen ‚„subtus processiformi‘‘ besitzen soll.
Das scheint aber Power, der die Art doch gesehen haben muß,
!) Gen. Col. VII, p. 423, Fußnote 2.
2) Notes pour servir & la Monographie des Brenthides. Ann. Soc.
Ent. Fr. 1878, p. 477 ff.
12. Heft
166 R. Kleine:
ein recht nebensächliches Charakteristikum gewesen zu sein, ob-
schon es in der Gattung nur dies eine Mal auftritt. Mir war die
Sache gleich verdächtig. Natürlich kann der ‚‚processiformi‘ auch
eine Konvergenzerscheinung sein und in ganz verschiedenen Gat-
tungen auftreten. (Estenorrhinus Faldermanni Gyll. als einzige Art
der ganzen Gattung.) Aber mir war der Verdacht um so berech-
tigter, als mir australis aus denselben Fundorten gemeldet wurde
wie barbatus. Nun ist der Zweifel gelöst. Im Dahlemer und Har-
burger Museum ist ein prächtiges SP bz. $ von australis, und ich
habe dasselbe eingehend prüfen können. Es hat sich ergeben, daß
australis nicht zu Amorphocephalus, sondern zu Mastax gehört,
und daß nur eine geringe Modifikation meiner ursprünglichen
Auffassung über den Grundcharakter der Gattung nötig war, um
beide Arten hierher zu bringen.
Die Diagnose Lacordaires lautet folgendermaßen: ‚‚Ater, fe-
moribus apice ferrugineus, capite postice haud truncato, inter
oculos trisulcato, subtus processiformi instructo; rostro basi con-
cavo, declivi, apice ante antennas sat elongato; antennis articulis
3—10 cylindricis, minus perfoliatis, prothorace sat dense punctato;
elytris apice truncatis, late sulcatis, sulcis uniseriatim punctatis,
interstitiis argute carinatis.
ä Dazu möchte ich im einzelnen noch folgende Ergänzungen
geben: Die Grundfarbe ist nicht schwarz, sondern tief violett-
braun wie die meisten Tiere der Verwandtschaft, Schenkel auf der
Mitte in + großem Umfang aufgehellt; Thorax und Elytren matt,
sonst glänzend.
Kopf unmerklich in den Hals übergehend, Hinterrand gerade,
Hinterecken flach, Oberseite gewölbt, auf der Mitte flach längs-
gefurcht, seitlich neben den Augen mit etwas tiefer Schrägfurche
(Lac.: inter oculos trisulcato), abgesehen von den Furchen einzeln
grob und tief punktiert; Unterseite + gewölbt, glatt, unter
den Augen zart zerstreut punktiert, neben dem sehr zarten
Basaleindruck einige feine Schrägstriche (der Processus sitzt
nicht am Kopf, wie Lacordaire angibt). Augen groB und
prominent, nach vorn gerückt. Absturz nach dem Rüssel zu
plötzlich.
Rüssel im Basal- und Spitzenteil gleichlang, an der Basis
tief eingesenkt, Einsenkung glatt, ohne Skulptur, die daneben-
liegenden Apophysen blattartig, über der Einsenkung herausragend,
grob, dicht punktiert, nicht mit dem Kopf verbunden. Gegen die
Fühler verbreitert sich der Basalteil und erhebt sich, bildet an den
Fühlern einen + spitzen Vorsprung, um dann schnell wieder
schmaler zu werden, und auf dem Spitzenteil verschmälert dem
Vorderrand zuzustreben. Unterkante des Spitzenteils so breit wie
die größte Breite der Fühlerbeulen. Gegen den Vorderrand all-
mählich verschmälert, in der Mitte eingebuchtet. Der ganze Rüssel
in der Mitte breit und tief gefurcht, hochglänzend und nur einzeln
punktiert. Der zapfenartige Fortsatz an der Unterseite fast den
Mastax, ein neues Brenthidengenus aus Queensland. 167
ganzen basalen Teil an der Wurzel einnehmend, schräg gegen den
Kopf gerundet, zugespitzt, von vorn gesehen breit. Spitzenteil
tief ausgehöhlt, nach den Seiten zu backenartig, scharf aufgewölbt.
Mandibeln groß, rechteckig, auf der Innenkante grobe Sägezähnung,
Ende zweispitzig, dicht scharf punktiert.
Fühler schlank, Basalglied groß, 2. viel breiter als lang, lang
gestielt, 3. gedrungen, an der Basis eingekerbt, 4.—10. walzig-
zylindrisch, nach den vorderen Gliedern zu verlängert, 11. so lang
wie 9 + 10 zusammen, allmählich zugespitzt. 9.—11. mit feiner,
dichter Behaarung, sonst nur sehr spärlich behaart, mit Ausnahme
des 3. alle Glieder gestielt.
Prothorax von der Basis bis zur Mitte mit zwar feiner, aber
deutlicher Mittelfurche, äußerst grob grubig punktiert, Punktie-
rung gegen den Hals zu verlaufend; Seiten desgl., Unterseite glatt,
gegen den Hals seitlich eingedrückt.
Decken gitterfurchig, 1. und 3.—5. Rippe den Absturz nicht
erreichend, zusammenstoßend. Rippen einreihig punktiert.
Beine wie barbatus Kl.
Metasternum an der Basis gefurcht, zart punktiert, am
Deckenrande eine grobe Punktreihe. 1. und 2. Abdominalsegment
breit und flach gefurcht, vor dem 3. linienartig verengt, Ouernaht
deutlich, schwach punktiert, 3. und 4. auch nur mit sehr schwacher
Skulptur, 5. stark punktiertam Deckenrande grob, groß punktiert.
Q durch den fadenförmigen Spitzenteil des Rüssels, das Fehlen
des Fortsatzes auf der Unterseite der Rüsselbasis und das un-
gefurchte Abdomen unterschieden.
Länge $ 15—17 mm, 9 14 mm; Breite $ 2,5—3 mm, 9 2,2 mm.
Heimat: Australien, Nord-Australien, Moreton-Bay (Autor),
Endeavour River! Rockhampton!
Alle Fundorte sah ich aus Queensland. Die Bezeichnung
der Dahlemer Stücke Endeavour River N. S. W. erscheint mir
fraglich.
Durch diese Fundortangaben ist die geographische Umschrei-
bung perfekter geworden, die Gattung ist ausgesprochen auf
Queensland beschränkt. Ich trenne die Arten folgendermaßen:
Kopf gegen den Rüssel ausgebuchtet, Apophysen klein, Man-
dibeln klein, zangenförmig, Prothorax tief gefurcht,
Elytren nicht gitterfurchig barbatus Kl.
Kopf gegen den Rüssel nicht ausgebuchtet, Apophysen
groß, Mandibeln groß, eckig, Prothoraxsehrzart gefurcht
Elytren gitterfurchig australis Lac.
Das Copulationsorgan ist zur Erkennung der Arten wenig
geeignet.
Anm. bei der Korrektur: Da der Name Mastax schon ver-
geben ist, so möge die Gattung Klein&ella Strand heissen.
Strand.
12. Heft
168 R. Kleine: Mastax, ein neues Brenthidenger us aus Queensland.
Abb. 1. Kopf des $ von barbatus in Seiten- und Aufsicht.
2. Fühler.
3. Lage der Rippen auf dem Deckenabsturz.
4. Parameenn.
» 9. Begattungsorgan in seitlicher Ansicht.
6. Fühler von australis.
7. Kopf des $ von australis in Aufsicht.
8 a5 al > ‚„‚ Seitenansicht.
Embrik.Strand: Rezensionen. 169
Rezensionen.
Nur Schriften, die zu dem Zweck an die Redaktion des Archivs für Natur-
geschichte eingesandt werden, können hier besprochen werden. Außerdem
werden sie in den Jahresberichten behandelt werden. Zusendung von
Rezensionsschriften erbeten an den Herausgeber des Archivs:
Embrik Strand, Berlin N. 4, Chausseestr. 105.
Adlerz, Gottfrid. Myrornas liv. Stockholm: Aktiebolaget Ljus.
1913. 243 pp. 8%. 82 Textfiguren. Preis Kr. 4.50.
Der Verf. dieses Buches über ‚Das Leben der Ameisen‘ ist
einer der bedeutendsten der jetzigen myrmecologischen Biologen,
wenn auch sein Name im Auslande nicht von den bekanntesten
ist, was wohl zum wesentlichen Teil seinen Grund darin hat, daß
seine Arbeiten mit wenigen Ausnahmen schwedisch geschrieben
sind. Das sollte aber kein ausreichender Grund sein, denn die
schwedische Sprache ist von der deutschen nicht mehr abweichend,
als daß ein deutscher Zoologe ohne viel Mühe und Zeitverlust
sie so weit kennen lernen könnte, wie es zum Verständnis schwe-
discher zoologischer Arbeiten nötig wäre. Durch die dadurch er-
worbene Fähigkeit, die reiche schwedische zoologische Literatur
benutzen zu können, wäre die darauf verwendete Zeit durchaus
nicht verschwendet, im Gegenteil. Daher sollte die Sprache vor-
liegenden Buches für die Verbreitung desselben hier in Deutsch-
land kein Hindernis sein. Es verdient in höchstem Grade Be-
achtung; demjenigen, der auf diesem Gebiet nicht mehr Anfänger
ist, bietet es, außer übersichtlicher Zusammenfassung aus der
Literatur, bisher unpublizierte Ergebnisse der eigenen Forschungen
und reichen Erfahrungen des Verfassers, während der Laie darin
eine im besten Sinne des Wortes populär-wissenschaftliche, durch
instruktive Abbildungen noch verständlicher gemachte Darstellung
findet, wie er sich zur Orientierung nicht besser wünschen kann.
Es sind in erster Linie die einheimischen, schwedischen Arten be-
handelt, aber auch die in biologischer Hinsicht wichtigsten aus-
ländischen Ameisen sind mit berücksichtigt worden. — Referent
hätte aber gern Literaturhinweise gehabt. — Die Ausstattung ist
gut, und der Preis daher mäßig. Embrik Strand
Mikrokosmos, Zeitschrift für angewandte Mikroskopie, Mikro-
. biologie, Mikrochemie und mikroskopische Technik.
Für den halbjähılichen Bezugspreis von M. 3.60 bietet sie
12 Hefte und zwei reichbebilderte Buchbeilagen aus Spezial-
gebieten der Mikroskopie. Außerdem werden von der Geschäfts-
stelle des ‚„‚Mikrokosmos‘ mikroskopische Präparate, Mikroskope
und viele andere Gerätschaften zum Mikroskopieren zu Vorzugs-
preisen an die Abonnenten abgegeben. Probehefte und Prospekte
versendet die Geschäftsstelle in Stuttgart, Pfizerstraße 5. — Ich
12. Heft
170 Embrik Strand: Rezensionen.
habe schon früher an dieser Stelle auf diese Zeitschrift empfehlend
hingewiesen und kann angesichts der mir jetzt vorliegenden
Hefte 5—11 des X. Jahrganges (1916/17) die Empfehlung nur
wiederholen. Es findet sich darin u. a. ein Artikel von Hanns
Günther über Mikroskopierlampen, der jedem Mikroskopiker
nützlich sein wird. Dasselbe gilt von Artikeln über das Polari-
sationsmikroskop, den Wärmeschrank, das Präpariermikroskop,
die ‚„Untertischlampe‘“ usw, während speziell für Zoologen auf
Artikel über Milben, Suktorien, Magenuntersuchungen an Tieren
und Entwicklungsgeschichte der Wirbeltiere hinzuweisen ist, für
Botaniker auf solche über Algen, Bakterien usw. Strand
Mig, Karl Gottwalt. Duftorgane der männlichen Schmetterlinge.
Bildet Heft 38 der ‚Zoologica“, herausgeg. von C. Chun.
Mit 5 kolorierten Tafeln, darunter 1 Doppeltafel. 34 pp.
groß 4%. Stuttgart, E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhand-
lung Nägele & Dr. Sproesser. 1902. Preis 24 M.
Jedem Kenner exotischer Schmetterlinge werden die eigen-
tümlichen Duftorgane, die so häufig bei den männlichen Faltern
auftreten und manchmal, z. B. bei vielen Noctuiden, ganz bizarre
Gebilde sind, aufgefallen sein, aber auch bei den einheimischen
Faltern sind solche Organe vorhanden, wenn auch durchgehends
nicht so stark entwickelt wie bei Exoten, und daß endlich auch
die Weibchen ‚‚duften‘‘ können, wird jeder praktischer Schmetter-
lingssammler aus Erfahrung wissen, und ebenso daß das ‚Duften“
eine wichtige Rolle im Geschlechtsleben der Falter spielt. Aber
auch für den systematischen Forscher sind diese Organe von
großer Bedeutung, denn sie bieten uns wertvolle Unterscheidungs-
merkmale, die bei der Bestimmung schwieriger Formen manchmal
ausschlaggebend sind. Diese Organe sind also für jeden Schmetter-
lingsforscher, möge er Biologe oder Systematiker oder nur Sammler
sein, von dem größten Interesse, und es ist daher dringend zu raten,
sich auf diesem Gebiete der Lepidopterologie gründlich zu infor-
mieren. Dazu bietet uns die vorliegende ausgezeichnete Arbeit
die beste Gelegenheit; sie untersucht genannte Organe besonders
auf ihren anatomischen Bau, aber auch auf ihre Funktion und
Entwicklung hin und gibt eine in Wort und in Bild ausführliche
und leicht verständliche Darstellung. Auf die prachtvollen Tafeln
möge besonders aufmerksam gemacht werden. Die Arbeit sei zur
Anschaffung bestens empfohlen; vor allen Dingen müßte sie in
den Bibliotheken aller entomologischen Vereine vorhanden sein.
Strand
.
Wundsch
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&
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3
°
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Ö
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&
Arcıhiv für Naturgeschichte, 82 Jahrg.1916. Abt. A.
Süßwasserfischen.
Wundsch: Tafel I.
N Süßwasserfischen. |
Archiv für Naturgeschichte, 82. Jahrg. 1916. Abt. A.
Paul Unger photogr Fig 6
Wundsch: Phot
Fig. 10
‚ußwasserfischen.
Wundsc: Tafel Il.
we; =
X So
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Süßwasserfischen.
Archiv für Naturgeschichte, 82. Jahrg 1916. Abt. A.
Paul Unger photogr.
Wundsch: Photo
” ER, E; e
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Süßwasserfischen.
Wundsch: Tafel Ill.
on Süßwasserfischen.
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Ausgegeben im Juli 1918. E
en ENDEN ANAHENENBNANANANANBUNNBNTBIGLANALNNG! IE DELETE)
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NATURGESCHICHTE
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GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN,
FORTGESETZT VON
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Jeder Jahrgang besteht aus 2 Abteilungen zu je 12 Heften.
(Abteilung A: Original-Arbeiten, Abteilung B: Jahres-Berichte.)
Jede Abteilung kann einzeln abonniert werden.
Anordnung des Archivs.
Das Archiv für Naturgeschichte, ausschließlich zoologischen
Inhalts, besteht aus 2 Abteilungen,
Abteilung A: Original-Arbeiten
Abteilung B: Jahres-Berichte
Jede Abteilung erscheint in je 12 Heften jährlich.
Jedes Heft hat besonderen Titel und Inhaltsverzeichnis, ist
für sich paginiert und einzeln käuflich.
Die Jahresberichte behandeln in je einem Jahrgange die im
Laufe des vorhergehenden Kalenderjahres erschienene zoologische
Literatur.
Die mit * bezeichneten Arbeiten waren dem Referenten nicht
zugänglich.
Die mit } bezeichneten Arbeiten behandeln fossile Formen.
Honorar für Jahresberichte . . 50,— M. pro Druckbogen.
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oder 40 Separata.
Über die eingesandten Rezensionsschriften erfolgt regelmäßig
Besprechung nebst Lieferung von Belegen. Zusendung erbeten an
den Verlag oder an den Herausgeber.
Der Verlag: Der Herausgeber:
Nieolaische Embrik Strand,
Verlags-Buchhandlung R. Stricker Berlin N. 4, Chausseestr. 105
Berlin W., Potsdamerstr. 90.
Inhalt der Jahresberichte.
Heft:
1 I. Mammalia.
2. II. Aves.
3. TII. Reptilia und Amphibia.
4. IV. Pisces.
5. Va. Insecta. Allgemeines.
b. Coleoptera.
6. c. Hoymenoptera.
7. d. Lepidoptera.
8. e. Diptera und Siphonaptera.
f. Rhynchota.
9. g. Orthoptera—Apterygogenea.
10. VI. Myriopoda.
VII. Arachnida.
VIII. Prototracheata.
IX. Crustacea: Malacostraca, Entomostraca, Giganto-
11. x Takosta, [straca, Pyenogonida.
XI. Mollusca. Anhang: Solenogastres, Polyplacophora.
XII. Brachiopoda.
XIII. Bryozoa.
XIV. Vermes.
12. XV. Echinodermata.
XVI. Coelenterata.
XVII. Spongiae.
XVIII. Protozoa.
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Der Bericht enthält Arbeiten von:
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(Abteilung A: Original-Arbeiten, Abteilung B: Jahres-Berichte.)
‘Jede Abteilung kann einzeln abonniert werden.
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Laufe des vorhergehenden Kalenderjahres erschienene zoologische
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Berlin W., Potsdamerstr. 90,
Inhalt der Jahresberichte.
Heft:
1. I. Mammalia.
2. II. Aves.
3 III. Reptilia und Amphibia.
4. IV. Pisces.
D. Va. Insecta. Allgemeines.
b. Coleoptera.
6. c. Hoymenoptera.
7. d. Lepidoptera.
8. e. Diptera und Siphonaptera.
f. Rhynchota.
9. g. Orthoptera—Apterygogenea.
10. VI. Myriopoda.
VII. Arachnida.
VIII. Prototracheata.
IX. Crustacea: Malacostraca, Entomostraca, Giganto-
11. a [straca, Pycenogonida.
XI. Mollusca. Anhang: Solenogastres, Polyplacophora.
XII. Brachiopoda.
XIII. Bryozoa.
XIV. Vermes.
12. XV. Echinodermata.
XVI. Coelenterata.
XVII. Spongiae.
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Archiv für Nalurgeschichte.
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Der Bericht enthält Arbeiten von:
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(Abteilung A: Original-Arbeiten, Abteilung B: Jahres-Berichte.)
Jede Abteilung kann einzeln abonniert werden.
Anordnung des Archivs.
Das Archiv für Naturgeschichte, ausschließlich zoologischen
Inhalts, besteht aus 2 Abteilungen,
Abteilung A: Original-Arbeiten
Abteilung B: Jahres-Berichte
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Laufe des vorhergehenden Kalenderjahres erschienene zoologische
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Berlin W., Potsdamerstr. 90.
Heft:
10.
11.
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Inhalt der Jahresberichte.
Mammalia.
Aves.
Reptilia und Amphibia.
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Insecta. Allgemeines.
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Lepidoptera.
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Rhynchota.
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Crustacea: Malacostraca, Entomostraca, Giganto-
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Laufe des vorhergehenden Kalenderjahres erschienene zoologische
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Inhalt der Jahresberichte.
Mammalia.
Aves.
Reptilia und Amphibia.
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Rhynchota.
Orthoptera—Apterygogenea.
Myriopoda.
Arachnida.
Prototracheata.
Crustacea: Malacostraca, Entomostraca, Giganto-
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über die wissensehaftlichen Leistungen im Gebiete der
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1838-1862 25 Jahrgänge je 10M.
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