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BOR THE PEOPLE
FOR EDVCATION
FOR SCIENCE
LIBRARY
OF
THE AMERICAN MUSEUM
OF
NATURAL HISTORY
ARCHIV ..
FÜR
NATUREESCHICHTE
GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN,
FORTGESETZT VON
W.F. ERICHSON, F.H. TROSCHEL,
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF,
W. WELTNER UND E STRAND
—em.
SIEBENUNDACHTZIGSTER JAHRGANG
1921
Abteilung A
5. Heft -
HERAUSGEGEBEN
VON
EMBRIK STRAND
(BERLIN)
ea.
NICOLAISCHE
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R.STRICKER
Berlin
22.940074
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Fruhstorfer. Die Orthopteren der Schweiz und «der Nachbarländer auf
geographischer sowie oekologischer Grundlage mit Berücksichtigung
der fossilen Arten [Inhaltsverzeichnis p 2621] . ». 2 2.2.2... 1
Weise: Amerikanische Hispinen „7.7. 20... 22 er Ru
Stadler und Schmitt. Die Formen der Vogelrufe . . . 2 2 2 2.2... 276
Die Orthopteren der Schweiz
und der Nachbarländer auf geographischer sowie
oekologischer Grundlage mit Berücksichtigung der
fossilen Arten.
Von
H. Fruhstorfer.
VORWORT.
Während der vielen Jahre, in denen es mir vergönnt war, die
Schweiz in fast all ihren Teilen zu besuchen, konzentrierte sich mein
Interesse auf die geographische Verbreitung der helvetischen Lepi-
dopteren. Nachdem ich jedoch von 1916 bis 1918 hauptsächlich
das Tessin durchstreift Eine: überkam mich eines Tages das
Gefühl, daß auf lepidopterologischem Gebiete wesentlich Neues oder
Wertvolles kaum noch zu erschließen möglich sei. Ich hielt deshalb
Umschau nach anderen Tier- und selbst Pflanzengruppen, mußte
mich aber bald überzeugen, daß infolge hervorragender Vorarbeiten,
z. B. über die Conchylien, sowie die Flora des Tessin außer kleinsten
Beiträgen neuer Standorte, die doch recht belanglos sind, faunistisch
oder botanisch nichts mehr zu tun übrig blieb. Da spielte mir der
Zufall in der Bibliothek meines Freundes Carl Soffel in Locarno
Tümpels Werk über die Geradflügler Mitteleuropas in die Hände.
Zunächst lockten mich nur die Abbildungen. Bald aber erkannte ich,
daß.es mir nach den vielen Tausend Rhopalocerenformen, welche
ich in einzelnen Monographien, wie auch im Seitz, Großschmetterlinge
der Erde behandelt hatte, leicht fallen müsse, die wenigen Orthopteren-
arten der Schweiz zu überblicken. Im August 1918 begann ich dann,
allerdings nur nebensächlich, Orthopteren zu sammeln. Das ein-
geheimste Material wurde nach den Kollektionen der Museen in Genf,
Bern, sowie Zürich bestimmt. Da stellte es sich dann zu meiner
Freude heraus, daß ich nicht nur für das Tessin, sondern sogar
die Schweiz neue Arten erschlossen hatte. Im Laufe des Winters
1918/1919 wurde ich mit der Literatur vertraut und ich faßte den Plan,
einen Katalog der Orthopteren der Schweiz zusammenzustellen. 1919
hatte ich jedoch Gelegenheit, mich im Tessin bis zu Beginn des Winters
ausschließlich den Orthopteren zu widmen. Da mir auch von anderer
Seite, namentlich aus der Nordschweiz, reichliches Material zuging,
ergab es sich von selbst, daß ich über das ursprüngliche Vorhaben
hinausging. Auf Grund der angehäuften Orthopterenserien, der Aus-
wertung der Literatur und meiner persönlichen Erfahrung glaube
ich es jetzt unternehmen zu dürfen, meine Materialsammlung dem
Archiv für a TEN
1921. A.5. 1 5 Heit
D) H. Fruhstorfer:
leider nur sehr kleinen Kreise der Orthopterologen zu unterbreiten.
Die Kenntnis der Landesfauna bleibt indessen immer noch lücken-
haft, weil ausgedehnte Gebiete der Schweiz noch völlig undurchsucht
sind. Andererseits aber ist zu hoffen, daß der Grundstock, der nun
geschaffen ist, besonders jüngere Kollegen veranlassen möge, sich
dieser bisher mit Unrecht vernachlässigten Insektengruppe anzu-
nehmen. Dazu sollte besonders ermuntern, daß wir auf ökologischem
und phänologischem Gebiet bei den Orthopteren noch viele unbe-
schriebene Blätter vor uns haben. Ist es mir doch trotz vielfacher
Umfragen nicht einmal geglückt, eine Methode in Erfahrung zu bringen,
nach welcher der Nachtfang der Geradflügler ausgeführt werden
könnte. Ganz unbeachtet ist auch noch geblieben, daß die früheste
und späteste Erscheinungszeit der Orthopteren namentlich in süd-
lichen Ländern grundverschieden sein muß, je nachdem die Tiere in
einem fast regenlosen Jahre (wie 1919) oder einem solchen mit reich-
lichen Niederschlägen (wie 1920) auftreten. Auch über das Vorkommen
der Geradflügler während der Tageszeit fehlen fast alle Angaben und
es war von hohem Reiz, im Süd-Tessin festzustellen, daß sich das
Auftreten der interessantesten Locustidenarten besondrrs auf die Nach-
mittagsstunden von 2—4 Uhr konzentriert. Vermutlich bedarf es der
ganzen Auswirkung der Mittagssonne, der es erst gegen Nachmittag ge-
lingt, die Blätter und Zweige des Waldrandes und das Gras der Wiesen so
zu durchwärmen, daß sich die Orthopteren, besonders die Locustiden,
behaglich fühlen, aus ihren Verstecken hervorkommen, um sich auf
den Zweigspitzen zu sonnen und ihre Liebesspiele zu beginnen.
Vertretern der Gattungen Ephippigera, Antaxius, Leptophyes,
Thamnotrizon begegnete ich fast nur um diese Zeit; Barbitistes obtusus
traf ich wenigstens im Tessin sogar ganz ausschließlich nur von 2—4
Uhr an und zwar fast immer genau auf denselben nach der Sonne zu
orientierten Zweigen. Selbst die strauchbewohnenden, schatten-
liebenden Phaneroptera und Forficuliden scheinen sich dann am
behaglichsten zu fühlen, während Anterastes raymondi und Oecanthus
pellucens sich erst zeigen oder hören lassen, wenn der Tag zur Rüste geht.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch die Annahme widerlegen,
daß heiße und trockene Jahre die Entwicklung des Orthopterenlebens
befördern, was alle mir bekannten Entomologen, mit denen ich darüber
sprach, voraussetzten. Der phänomenal heiße, regenarme Sommer 1919
hat mich jedoch überzeugt, daß lang anhaltende Trockenperioden eine
geradezu vernichtende Wirkung ausüben. Den einfachsten Beweis
lieferte mir ein Besuch des Monte Generoso. Dort traf ich am 27. Mai,
nachdem kurz vorher einige Gewitter niedergegangen waren, bereits
ziemlich fortgeschrittene Larven von Orphania denticauda Charp.
in großer Anzahl. Dann kamen einige sehr heiße Tage, die das junge
Gras versengten. Als ich am 30. Juni dieselbe Stelle wieder besuchte,
waren die Orphania-Larven bereits spurlos verschwunden und es ge-
lang mir erst am 29. Juli, nachdem es kurz vorher stark geregnet hatte,
eine einzige Imago zu erbeuten. Einen noch drastischeren Beleg
lieferte mir der Monte Boglia. Diesen bestieg ich im Jahre 1918 im
Die Orthopteren der Schweiz. 3
ganzen fünfmal und kam immer mit reicher Beute nach Hause. Es
war mir ganz unmöglich, auch nur ein Prozent der tatsächlich vor-
handenen Individuen, z. B. von Arcyptera fusca Pall. damals mit-
zunehmen und für Psophus stridulus L., der daneben vorkam, galt
dasselbe. 1919 bestieg ich den Monte Boglia wieder. Von der im Vor-
jahre durch allwöchentliche reichliche Regen erweckten Vegetation
waren nur kümmerliche Reste vorhanden. Schon von weitem sah der
gesamte grasige Abhang am Gipfel rot- und braung>brannt aus. Nicht
einmal Calluna vulgaris erreichte seine normale Größe und die Pflanzen
wuchsen kaum höher als 12—15 cm über den Erdboden heraus. Den-
noch dachte ich reiche Ernte an Acridiern zu halten. Aber als ich am
6. Juli 1919 an meine gewohnte Sammelstelle kam, die mir 1918 Un-
massen einlieferte, fand ich von Arcyptera nür wenige Larven vor und
etwa fünf bis sechs Platycleis grisea F., von denen ich im Vorjahre
leicht hunderte hätte erbeuten können. Am 15. August, also in der
besten Fangzeit, war ich wieder oben. Es gelang mir dann, mit viel
Ausdauer, drei bis vier Arcyptera [usca und zwei Psophus stridulus
zu erhaschen, da, wo im Vorjahre ganze Regimenter davonhüpften,
wenn ich die Steilwiesen des Berges durchschritt. Selbst von den so
gemeinen Stenobothrus morio F. und lineatus Panz. waren nur ein paar
Individuen vorhanden. So vernichtend und zerstörend, hatte die bis
in den September hinein andauernde Dürre gewirkt.
Ein weiterer dunkler Punkt im Leben der Orthopteren ist die Art
ihrer Stridulation, über welche seit Fischer-Freiburg 1853 und
Krauss 1873 nur wenig publiziert wurde, so daß wir immer noch auf
die allerersten wirklich genauen Beobachtungen Yersins und die
späteren von Prochnow angewiesen sind, wenn wir von amerl-
kanischen Arbeiten absehen. Da ich selbst nicht musikalisch bin,
so stand ich vor vielen Rätseln, wenn ich immer wieder das mehr
oder weniger harmonische Streichkonzert der Orthopteren auf den
Tessiner Bergwiesen anhörte. Selbst die Frage, wie große Sprünge
denn eigentlich die Orthopteren zu machen imstande sind, bleibt
in den meisten Fällen unbeantwortet. Persönlich versäumte
ich auch, darauf zu achten, nur über Arlopus strepens machte
ich Notizen, die ergaben, daß die Tiere mehrere Meter weit
springen oder Rundflüge von 15—20 Meter Peripherie ausführen,
ehe sie sich wieder zur Ruhe niederlassen.
An Lücken in unserer Kenntnis, die auszufüllen sind, fehlt es
demnach nicht. So waren über das Vorkommen von Thamn. apterus
auf helvetischem Boden bisher zwei Zeilen aus dem Jahre 1882 be-
kannt und wenn ich nun der Lebensweise und Soziologie dieser Art
mehrere Seiten widmen konnte, so illustriert dieses eine Beispiel den
Fortschritt unserer Kenntnisse im Zeitraum weniger Dezennien.
In einigen Fällen war es mir auch möglich, Fundstellen zu registrieren,
die schon 1775 bekannt waren, seither aber in Vergessenheit gerieten.
Möge somit das Buch in seiner Gesamtheit selbst eine Lücke aus-
füllen helfen — was ich fast glauben darf, weil außer dem Heftchen,
Te 5. Heli
4 H. Fruhstorfer:
das Gustav Schoch als ‚„Orthoptera Helvetiae‘‘ 1886 herausgab,
kein zusammenhängendes neueres Werk über Schweizer Orthopteren
existiert.
Zur Herausgabe des Buches aber wurde ich ermuntert durch die
vielfache Unterstützung und das Wohlwollen meiner Schweizer Gönner
und Freunde. Zu besonderem Danke bin ich zunächst dem Herrn
Dr. ©. Schneider-Orelli, Kustos am Entomologischen Museum
des Polytechnikums in Zürich verpflichtet, welcher mir die Arbeits-
räume sowie die Sammlung und Bibliothek des Museums zur Ver-
fügung stellte. Weitere freundliche Hilfe in Bezug auf Material,
Literatur, persönliche und briefliche Mitteilungen erfuhr ich in viel-
fach generösester Weise von den Herren Dr. Paul Born, Herzogen-
buchsee, Dr. Carl am Museum d’histoire naturelle in Genf, Fritz
Carpentier in Zürich, Oberleutnant Fritz Engel in Flums, Albert
Heß in Bern, Dr. Klöti in Zürich, Kutter, Studiosus in Zürich,
Mons. Charles Maerky in Genf, Präparator Naegeli an der
Sammlung der Universität in Zürich, Dr. F. Ris in Rheinau,
Dr. med. Anton von Schultheß-Rechberg in Zürich, dem
Zoologen und Schriftsteller Carl Soffel in Locarno, Dr. med.
R. Staeger in Bern, Oberbibliothekar Dr. Theodor Steck in
Bern, Dr. Otto Stoll, Professor an der Universität in Zürich, Fräulein
Grete und Marie Ruehl in Zürich. Die Herren Prof. Dr. Carl
Schroeter am Polytechnikum, Prof. Dr. H. Brockmann und Prof,
Dr. Hans Schinz an der Universität in Zürich, sowie -Rentier
Alban Vogt in Lugano bestimmten mir unbekannte Arten der
Pflanzenformationen, in welchen Orthopteren leben. Von außer den
Landesgrenzen wohnenden Kollegen unterstützten mich mit Material,
Literatur und Bestimmungen die Herren Dr. R. Ebner und Dr.
Franz Werner, Professoren an der Universität in Wien, Dr. E.
Enslin in Fürth, A. W. Kesenheimer in Frankfurt, Prof. Albert
Knoerzer in Eichstädt, Dr. Adolf Nadig in Mailand, Dr. Roman
Puschnig in Klagenfurt, Dr. Willy Ramme am Zoologischen
Museum in Berlin, Prof. Dr. Adalbert Seitz in Darmstadt, Dr.
Embrik Strand am Deutschen Entomologischen Museum in Berlin-
Dahlem, Reg.-Rat Dr. Friedrich Zacher in Berlin-Steglitz.
Die von mir gesammelten Schweizerischen Oıthopteren sind
ausnahmslos dem Entomologischen Museum des Eidgenössischen
Polytechnikums in Zürich einverleibt, so daß sie von Interessenten
jederzeit dort eingesehen werden können.
Zürich, Januar 1921.
H. Fruhstorier.
Die Orthopteren der Schweiz. 5
Einleitung.
Kapitel 1. Vorarbeiten früherer Forscher.
Die Schweiz, seit zwei Jahrhunderten das auserlesene Reiseziel
von Naturfreunden und Gelehrten, zählt zu den orthopterologisch
am- gründlichsten durchforschten Ländern Europas. Der erste Ver-
such, einen Überblick über die Fauna der helvetischen Geradflügler zu
gewinnen, geht sogar auf das Jahr 1775 zurück, als Joh. Casp. Fuessly
sein bekanntes ‚Verzeichnis Schweizerischer Inseckten‘‘ zusammen-
stellte. Fuessly beschrieb bereits zwei neue Arten, deren eine,
Locusta cantans sich noch heute zu behaupten vermag. Fuesslys
Verzeichnis umfaßte das Gesamtgebiet der Schweiz — ja selbst das
Veltlin, das damals noch der Eidgenossenschaft untertan war. Arten
aus dem Jura, von Genf, Zürich, dem Tessin und ‚„Bündten‘“ werden
aufgezählt. Auf Fuessly folgte Joh. Jac. Hagenbach — dem es
in der Hauptsache darum zu tun war, nur das Wichtigste und scheinbar
Neue der Landesfauna in seinem Büchlein ‚‚Symbola faunae insectorum
Helvetiae“, Basilea 1822 vorzuführen. Von 10 neu beschriebenen
„Species“ überdauerten zunächst nur zwei Arten die Kritik späterer
Jahrzehnte bis es neuerdings Herrn Dr. W. Ramme glü-kte, die
Rechte einiger Blattiden wieder herzustellen. Dann trat eine
längere Pause ein, bis der verdiente und berühmte Oswald Heer
in einem heute fast vergessenen topographischen Werke ‚Der
Kanton Glarus 1846“ eine Lokalfauna zusammenstellte, die über
ein bloßes Namensverzeichnis aber nicht hinausging.
Wir kommen nun zum leuchtendsten Gestirn der Orthopterologie
des vorigen Jahrhunderts, zum Freiburger Arzt Heinrich Fischer,
dem Zeitgenossen Herrich-Schäffers, dem Begründer der wissen-
schaftlichen Orthopterologie, den selbst Brunner nur durch Aus-
dehnung unserer Artkenntnisse, nicht aber durch neue oder wissen-
schaftlichere Methoden zu übertreffen vermochte. IndemFischer’schen
Prachtwerke ‚Orthoptera Europaea‘“, Lipsiae 1853 wurde das gesamte
biologische und systematische Material, das frühere Forscher ermittelten,
vereinigt, durch anatomische Details verbessert, tind namentlich
der geographischen Verbreitung die größte Aufmerksamkeit gewidmet.
Da sich Fischer vielfach auf von Bremi, Heer und von Heyden
gesammeltes Schweizer Material stützte, verdanken wir ihm die erste
eingehende Kenntnis der hervorragendsten Vertreter der Landes-
fauna. Wir kommen dann zu Dr. Alexandre Yersin (1829 —1863),
der in Morges wohnte und einige grundlegende Arbeiten über die
Stridulation der Orthopteren, die Verwandlung der Feldgrille (1858),
die Gewohnheiten der interessanten Sumpfgrille Nemobius heydeni
(1857) veröffentlichte. Yersin ist auch die Entdeckung des Anon-
conotus alpinus Yers. zu verdanken und eine mustergültige Be-
obachtung des intimen Lebens dieser alpinen Locustide.
Als wirklicher Begründer der ÖOrthopterologia Helvetica aber
muß unstreitig Meyer-Dür gelten, der in seinem unter dem be-
scheidenen Titel: „Ein Blick auf die schweizerische Orthopteren-
"5. Heft
6 H. Fruhstorfer:
Fauna‘ 1859—1860 erschienenem Heftchen ein kritisches Verzeichnis
aller damals bekannten Arten herausgab. Meyer-Dür erschloß
durch seine Sammelreisen Tessin, Engadin und besonders Wallis.
Der allein schon durch seine Vielseitigkeit hervorragende Meyer-
Dür brachte als erster phänologische und oekologische Beobachtungen,
wie er ja auch als Bahnbrecher für die Zoogeographie und Klimatologie
der helvetischen Lepidopteren zu gelten hat. Meyer-Dür ist ferner
eine Einteilung der Schweiz nach faunistischen Bezirken geglückt —
wie er ja auch die Verbreitung der einzelnen Arten nach vertikalen
Zonen ganz richtig erfaßte. Seine Schilderung einer regionalen
Wanderung durch das Wallis, die Mittelschweiz und den Jura in
seiner klaren, von Begeisterung getragenen und doch nicht über-
schwänglichen ‘Sprache bleibt heute noch vorbildlich und wird
auf Jahrzehnte hinaus mit Interesse und Nutzen gelesen werden.
Auf Meyer-Dür, dem Erforscher des Wallis, folgte der eifrige Frey-
Geßner, dem wir die erste intime Kenntnis des südlichen Tessin
verdanken. Ihm glückte dort die Auffindung des Edelsteins der
Schweizer Orthopteren, Thamnotrizon chabrieri, von Anterastes raymondt,
Thamnotrizon fallax, Barbitistes obtusus, Leptophyes laticauda und
Podisma schmidti, ferner die Entdeckungder Platycleis saussureana Frey-
Geßner im Wallis. Frey-Geßner fiel zuerst der große Gegensatz der
Faunen vom Wallis und Tessin auf, über die er sich 1878 in den Mitteil.
Schw. Ent. Gesellschaft, p. 78 sehr richtig äußerte: „Die Gegend
zwischen Sion und Leuk möchte ich das Land der Acridier, den süd-
lichen Tessin das Land der Locustinen nennen. Warum? Die heißen
kurzgrasigen und sandigen Ebenen und Hügellehnen des Wallis eignen
sich vorzüglich zur massenhaften Entwicklung der Acridier, während
die Gebüsch und teilweise Schatten liebenden Locustinen an den
von unten bis oben mit Laubholz üppig bewachsenen Berghalden
des Tessiner Seegebiets einen äußerst angenehmen und günstigen
Aufenthalt gefunden und in Besitz genommen haben.“
Das Resultat der Reisetätigkeit Meyer-Dürs und Frey-
Geßners hat Gustav Schoch in einem Katalog: ‚Orthoptera
Helvetiae 1886“ zusammengefaßt. Leider verlegte Schoch das
Hauptgewicht seiner Arbeit auf heute ganz wertlose Bestimmungs-
tabellen, während der eigentliche Katalog nur als flüchtig zusammen-
gestellt beurteilt werden muß, — enthält er doch z. T. übertriebene
Höhenangaben, von denen jene für Arcyptera fusca — 3000 m im
Berner Oberland — also bereits über der Schneegrenze, als die phan-
tastischste zu gelten hat.
In den letzten Jahrzehnten verringerte sich das Interesse für
die ÖOrthopteren, so daß nur noch eine Arbeit von Bedeutung
zu registrieren ist —- jene von Dr. A. v. Schulthess über das
Domleschg. (Mitt. Schw. Ent. Ges. 1903), welche auch Briquets und
Dr. ©. Stolls xerothermische Theorien berücksichtigt.
Schulthess glückte der Nachweis des Vorkommens von Bryo-
dema tuberculata und Stenobothrus pullus als neu für die Schweiz.
Die Orthopteren der Schweiz. 7
'Mir selbst war es vergönnt, 1918 und 1919 besonders im Tessin
zu sammeln. Als ersten Bericht über meine orthopterologische Tätig-
keit publizierte ich das Büchlein ‚Tessiner Wanderbilder“, Stuttgart
und Zürich 1920, in welchem ich sechs für die Schweiz neue Arten
registrierte.
Bei der intensiveren Bearbeitung der Ausbeute im Jahre 1920
war ich in die angenehme Lage versetzt, zwei neue Arten Hphippigera
aus dem Bezirk Tessin zu konstatieren, nämlich Ephippigera persicaria
Fruhst. und pliniana Fruhst., deren Diagnose in diesem Werke ent-
halten sein wird.
Das Jahr 1920, in welchem meine freie Zeit leider sehr beschnitten
war, widmete ich dem Besuch der Südtäler des Kantons Graubünden
und erfüllte dadurch einen bereits von Frey- Geßner in den siebziger
Jahren des vorigen Jahrhunderts ausgesprochenen Wunsch. Von dem
Resultat wäre aber Frey-Geßner sicher sehr enttäuscht gewesen.
Weder das Bergell, noch das etwas artenreichere Puschlav boten
für die Schweiz neue Arten und wenn es mir nicht geglückt
wäre, noch in der letzten Stunde im Bergell einen neuen Standort
für den hochinteressanten und sehr seltenen Antazxius brunneri zu
entdecken, hätte ich die Südtäler ganz unbefriedigt verlassen. Viel
ergiebiger war dagegen das Engadin, wo es mir beschieden war, Gompho-
cerus livoni als neu für die Schweiz und Platycleis rhaetorum als neue,
einstweilen sogar endemische Form zu entdecken. Selbst ein Besuch
des Unterengadin, als bereits Nachtfröste eingetreten waren, hatte noch
die Auffindung von Zocusta caudata als neuen civis helveticus im Gefolge.
Kapitel 2. Faunistische Bezirke.
Im allgemeinen trägt die gesamte heutige Tierwelt der Schweiz
den Stempel der landläufigen Fauna von Mitteleuropa. Eine Aus-
nahme macht nur der Südfuß der Alpen, dieser Vorhof des Mittel-
meeres mit seinen südlichen, z. T. sogar ursprünglich afrikanischen
Elementen. Aber auch innerhalb der Landesgrenzen läßt sich die
Örthopterenfauna auf Bezirke verteilen, von denen ein jeder seine
Eigentümlichkeiten aufweist und Arten besitzt, die in den Nachbar-
regionen nicht beobachtet wurden.
Der Versuch einer regionalen Gliederung der Schweizer Orthopteren-
fauna wurde bereits von Meyer-Dür unternommen, und in großen
Zügen bewährt sich seine Einteilung auch noch in der J etztzeit. Den-
noch begegnet die faunistische Abgrenzung vieler Arten noch immer
großen Schwierigkeiten, weil sich sehr oft ergibt, wie wenig genau die
Verbreitung der einzelnen Arten bekannt ist. Sind doch große Teile
der relativ kleinen Schweiz orthopterologisch noch völlig undurch-
forscht,!) besonders die östlichen, an Voralberg und Tirol angrenzenden
Gebiete und vor meiner Reise im Jahre 1920 auch der ganze Süden
des Landes, insonderheit das Puschlav und Bergell.
Graber teilte Tirol, das faunistisch die größte Übereinstimmung
mit der Schweiz zeigt, in zwei Regionen, den Norden und Süden. Auch
!) Anmerkung: z. B. der gesamte Kanton Freiburg.
5. Heft
8 H. Fruhstorfer:
für die Schweiz würde, soweit dieselbe erforscht ist, eine Gliederung in
ein trans- und cisalpines Gebiet wahrscheinlich ausreichen. Zudem
lassen sich selbst zwischen Nord und Süd für einige Arten und Genera
keine scharfen Grenzen ziehen. Insbesondere sind einige bisher als
borealalpin aufgefaßte Acridier nach Süden vorgedrungen und fassen
dort langsam aber stetig Fuß, was sich für Podisma pedestris und
Gomphocerus sibiricus mit Sicherheit nachweisen ließ, weil sie mir selbst
im südlichen Tessin z. T. sogar noch im Sotto Ceneri begegnet sind.
Weit seltener sind dagegen die Fälle, daß mediterrane Formen nördlich
der Alpen Boden gewinnen, was in der Schweiz bis zur Stunde nur
wenigen Arten geglückt ist (Mantıs religiosa, Conoc. mandibularis,
Antaxius pedestris, Arlopus tergestinus, Meconema brevipenne).*)
Meyer-Dür unterschied, allerdings ohne dies besonders hervor-
zuheben, vier Bezirke, die jeweils von verschiedenen Orthopteren-
arten bewohnt sind.
I. Jura und die Massive des Waadtlands.
II. Mittelland.
III. Genfer Seebecken.
IV. Wallıs.
Meyer-Dür zog demnach Graubünden und Tessin nicht in Be-
tracht seiner regionalen Einteilung, vermutlich, weil er das ihm zu-
gängliche Material als zu gering erachtete, um sich darüber zu äußern.
. Die vier von Meyer-Dür abgegrenzten Areale wurden durch
spätere Funde bestätigt, müssen aber heutzutage um vier weitere
Bezirke vermehrt werden und zwar die faunistischen Regionen:
V. Zentralalpen und Alpen der Urkantone.
VI. Graubünden.
VII. Tessin, Misox.
VIII. Bergell, Puschlav.
Hierversuche ich eine kurze Characteristik der acht Bezirke zu geben:
"1. Bezirk: Der Jura.
Der Nordsaum der Schweiz, der Jura, mit seinem gleichartigen
orographischen Aufbau wurde oft durchsucht. Im Schutze seiner
wie ein Spalier wirkender Hänge, die noch ein Strahl der Mittelmeer-
flora bestreicht, konnten sich zwei Arten einbürgern, die zu den
interessantesten der Schweiz gehören. Es sind dies: Anonconotus
alpinus, welche der Jura mit einigen Bergen des Waadtlandes und
Wallis gemeinsam besitzt, und Ephippigera erucigera, die bisher nur
aus der Provence vermeldet wurde. Der Ursprung beider
ist auf das Südwest-Refugium zurückzuführen, von wo aus sie
durch das rhodanische Einzugsgebiet in die Schweiz vorzudringen
vermochten. Die subalpine Region des Jura, die durch das Vorkommen
von Alchemilla alpina, Nigritella, ja selbst von Leontopodium und Dryas
ausgezeichnet ist, beheimatet außer dem schon genannten Anonconotus
auch die grandiose Orphania denticauda als alpinen Bestandteil seiner
Fauna. Als weiterer interessanter Komponent des ersten Bezirkes
!) Anmerkung: Außerdem noch Thamnotrizon fallax, Podisma schmidti.
Die Orthopteren der Schweiz. 3)
muß unbedingt noch Platycleis saussureana genannt werden. Auch
diese Art hat der vom Dauphine bis zum Rhein hinziehende Jura
aus dem Südwest-Refugium empfangen, ebenso wie er ja auch viele
südwestliche Pflanzen im regelmäßigen Zuge in .die Schweiz leitet.
Bemerkenswert erscheint ferner der große Reichtum des Jura an
Vertretern der Gattung Platycleis, weil alle fünf bisher aus Helvetien
bekannten Arten dort vorkommen. Höchst wahrscheinlich beherbergt
der Jura noch zwei bis drei weitere, z. T. neue Platycleis-Formen.
Dem Jura schloß ich, allerdings nur zögernd, die colline und alpine
Zone des Waadtlandes an, das übrigens noch ungenügend durch-
forscht ist und bei genauerer Bekanntschaft in seiner faunistischen
Zusammensetzung vielleicht mehr Ähnlichkeit mit Wallis als dem Jura
aufweisen dürfte. Das Vorhandensein von A. alpinus, Orph. denticauda
in beiden Distrikten, zu denen sich gewiß auch noch Pl. saussureana
gesellen wird, rechtfertigt indessen die Vereinigung der beiden sonst
so ungleichen Unterbezirke.
II. Bezirk: Das mittelschweizerische Hügel- und Tiefland.
Ein zoogeographisch fast interesseloser Kreis, ohne scharfes
Gepräge, ein wahres Receptaculum für triviale mitteleuropäische
Arten und einem Zerfließen der Formen höherer und tieferer Zonen,
wie sich bereits Meyer-Dür äußerte. Als Charakteristikum mag ein
gewisser Reichtum an Locustiden gelten, von denen Xrphidium dorsale
außerhalb dieser Region noch nicht konstatiert wurde. Barbitistes
serricauda, Phan. falcata besitzt der Bezirk gemeinsam mit dem Jura,
ebenso Lept. punctatissima, die sehr seltene Isophya pyrenaea da-
gegen mit dem Domleschg. Die am Vierwaldtstättersee entdeckte
Gryllide Nemobius heydeni, die später für den Hallwylersee nachgewiesen
wurde, findet sich auch am Genfersee. Von den übrigen im Herzen
des Landes vorkommenden Arten mögen allenfalls noch die Bewohner
xerothermischer Stationen, wie Sphing. coerulans und Con. tuberculatus
erwähnt werden, von denen letzterer am Zürichsee, begünstigt durch
das Föhnklima, eine seiner nördlichsten Stationen erreicht. Übrigens
ist gerade dieser Bezirk in seinen weitaus größten Teilen durchaus
unerforscht, sind doch selbst die Voralpen des Kantons Zürich
noch fast ganz ‚terra 'ncognita“, weil wir z.B. vom Schnebelhorn
bisher nur zwei Arten!) kennen, und von den Randbergen des
Wäggitales noch nicht einmal so viele. Dabei ist noch überall auf
reiche Ernte zu rechnen, was Herr Dr. Paul Born bewiesen hat,
der 1919 auf mein Ersuchen die Umgebung des Burgäschisees und den
Napf explorierte und am ersteren eine ungemein reiche Fauna der
1) Das Schnebelhorn-Gebiet wurde auf Anregung des Herrn Prof. Dr.
Hescheler mit Unterstützung der Schweiz. Naturschutz-Kommission neuer-
dings von den Herren Dr. A v. Schulthess, Präp. Nägeli und mir selbst
durchforscht, sodaß wir jetzt einen besseren Ueberblick über die Fauna dieses
Grenzgebirges des Kantons Zürich bekamen.
5. Heft
10 H. Fruhstorfer:
Sumpfwiesen, auf dem Napf aber einen zahlreichen Einschlag alpiner
Arten erschloß. Freilich ergeben die Orthopteren nirgendwo so isolierte
und charakteristische Stationen, wie wir sie aus dem Föhnbezirk der
Urkantone durch Hypericum coris L. und Sedum hispanicum L. aus
der Pflanzengeographie kennen. Als sehr reich erwies sich dagegen
die colline und montane Umgebung von Flums im Wallenseegebiet,
allerdings auch ohne jede Eigentümlichkeit, wenn wir davon absehen,
daß Engel Barbitistes serricauda als neu für St. Gallen entdeckte
und Thamnotrizon apterus dort in der Schweiz eine der am
weitesten nach Norden vorgeschobene Station hat, die durch
die Auffindung der Art im Juni 1920 auf den Südhalden der
Carfirsten noch überholt wurde.
III. Bezirk: Das lemanische Becken.
Nächst Bezirk VIII. weitaus die kleinste der acht Regionen,
bietet sie doch einige Besonderheiten, die darin gipfeln, daß mehrere
mediterrane Arten dort einstweilen den Endpunkt ihres Vordringens
erreichten. Es sind dies Tridactylus variegatus, Gryllus burdigalensıs
und Paracinema tricolor,*) die sich weiter nördlich in der Schweiz
nicht mehr fanden, ja nicht einmal ins benachbarte Wallis ein-
zuziehen vermochten. Zwei weitere Species berühren bei Genf
nahezu die Landesgrenze: Arcyptera flavicosta, der am Sal&ve
und Sten. pulvinatus, der am Mont Vouache am Rhonedurchbruch
beim Fort l’Ecluse, in Anzahl angetroffen wurde und sich dort
inmitten einer mediterranen Vegetation einstellt, die nahe dem
Genfersee dann plötzlich Halt macht und in die charakterlose
campestre mitteleuropäische Flora des eigentlichen Seebeckens über-
gebt, resp. von ihr abgelöst wird. In dieser Formation finden wir
auch Sten. elegans, der sich sonderbarerweise bisher nicht im
Mittelland der Schweiz einbürgerte, wie er ja auch in Tirol nur ganz
isoliert vorkommt. St. elegans ist übrigens nicht mediterraner Her-
kunft, sondern sibirischen Ursprungs. Die Art hat aber Genf
dennoch über die lemanische Lücke zwischen den Alpen und dem
Jura erreichte. Interessanter erscheint das Vorkommen von Arlopus
thalassinus, der vermutlich als Relikt aufzufassen sein dürfte aus
der Periode, in welcher das Wallis seine vielen südlichen Arten
über das rhodanische Einzugsgebiet empfangen hat, vorausgesetzt,
daß die Species nicht durch passive Einwirkung des Menschen event.
mit südlichen Pflanzen transportiert wurde. ein Faktum, das ın
tiergeographischen Fragen bisher viel zu wenig beachtet wurde.
Ein Analogon wurde neuerdings durch Dr. Reverdin erschlossen,
nämlich das gleichfalls inselartige Auftreten von Ascalaphus longicorne
im Tale der Allaudon bei Genf, eine Art, die auch im Wallis ähnlich
der Arl. thalassinus zu den landläufigen Komponenten der Fauna zählt,
bisher aber von ihrem mediterranem Ursprungsherde völlig ab-
geschnitten war.
!) Ferner die neuerdings entieckten Meconema brevipenne, Thamn. fallaw,
Podisma schmidti.
Die Orthopteren der Schweiz. 11
IV. Bezirk: Wallis.
Zoogeographisch die interessanteste orthopterologische Provinz
der Schweiz, galt sie bisher auch noch als die weitaus reichste und für
Blattiden sowie Forficuliden trifft dies auch heute noch zu, während
ihr sonst, was Artenzahl angeht, Tessin den Rang abgelaufen hat.
Die heiße Talspalte des Wallis selbst ist voller Gegensätze, die jedoch
dem Aufkommen einer reichen Orthopterenfauna nur förderlich sind.
In der Talfurche ist es zunächst das Geschiebe der Rhone mit seinen
z. T. sandigen, z. T. sumpfigen Partien, welche der Entwicklung der
großen Acridier, die Wallis kennzeichnen, Vorschub leisten. Dort ist die
Heimat der drei Arlopus-Arten und von Oedaleus nigrofasciatus, die in
der Schweiz sonst nur ganz vereinzelt vorkommen, hier aber durch
massenhaftes Auftreten der Landschaft ihren Stempel aufdrücken.
Und in der heißen Niederung, dort, wo die Rhone das Felsentor von
St. Maurice verläßt, fand sich auch die Königin der europäischen
Locustiden, Saga serrata, allerdings so sporadisch, daß wir annehmen
müssen, es handle sich um mit Pflanzen eingeschleppte Findlinge,
die sich nicht als Dauerbewohner einzubürgern vermochten.
Aus dem Acridier-belebten Rhonetal erheben sich inselgleich die
stets von hochgetürmten Burgen überragten Felshügel, von welchen
der Tourbillon orthopterologisch als der berühmteste gilt. Auf ıhm
und seinen Nachbarn kommt die Vegetation der sterilen Walliser
Felsenheide zur vollsten Entwicklung, die in E’phedra helvetica einen
endemischen Vertreter erzeugte und durch strauchige, goldblütige
Leguminosen (Ononis natrixz) und purpurne Teucrium und Astralagus
charakterisiert wird. Diese Kalkhügel sind die klassischen Stellen,
wo im Grase die Mantis lauert und Oedaleus mit roten und blauen
Flügelfahnen die Halden ziert. Dort auch bewegen sich, meist un-
beachtet und unerkannt, die unscheinbaren Stenobothrus haemorhoidalis,
sowie vagans und stigmaticus, die mit ihren einfachen und vornehmen
Farben sich kaum von ihrem flechtenüberzogenem Substrat abheben.
Sie bilden gleichfalls eine von ihren südlichen Stammesgenossen weit
getrennte xerotherme Tiergesellschaft, die in vergangenen Zeiten
größerer Trockenheit und Wärme den Weg längs des Genfersees durch
das Tor von St. Maurice hierher gefunden hat. Die Brücke aber, die
einst Wallis mit Südfrankreich verband, ist vermutlich längst 'ein-
gestürzt. Als letzter Zwischenpfeiler haben sich wenige Stellen süd-
lich von Genf (Tal der Allaudon) und trockene Wiesenhügel er-
halten, auf denen Forel die mediterranen Ameisen fand. Wenn wir
aber emporschauen zu der schneegekrönten Südbarriere, welche Wallis
von seinem piemontesischen Paralleltale, dem Valle d’Aosta trennt,
so finden wir dort längs der uralten Völkerstraßen des Simplon, des
St. Bernhard und dem Col Ferret sowie anderen Pässen, soweit sie
nicht Firn und Eis ungangbar machen, wiederum Eingangstore geöffnet.
Dort fluten über den penninischen Wall in langsamem aber stetem
Zuge Myriapoden und Forficuliden des Südens und Südostens. Chelv-
dura aptera bildet hierfür das sprechendste Beispiel, da sie am Simplon
5. Hett
12 H. Fruhstorfer:
die nördlichste Station ihres Vorkommens erreichte und die gesamte
Bergkette bis zum großen St. Bernhard bereits besiedelt hat. Diese
unscheinbare Forficulide aber zeigt uns, wenn auch nur mit schwachen
Konturen, den nördlichen Umriß einer botanisch wichtigen Provinz,
welche Wallis, das ganze Alpensegment Piemonts und Dauphing bis
zu den Seealpen hin umfaßt, während Tessin, Veltlin, die Alpen des
Comer- und Gardasees eine zweite Provinz bilden. Das Val Antigorio
trennt nach Christ beide, das penninisch-cottische Gebiet der West-
alpen und das insubrische der Ostalpen. Anonconotus, Ephippiger
und Forficula aptera sind Leitorthoptera der penninischen, Pachy-
trachelus und endemische Podisma jene der insubrischen Region.
Ebenso wie über die penninische Alpenwand südliche Elemente ein-
strömen, halten über die Nordbarriere, welche das Rhonetal einschnürt,
borealalpine Arten ihren Einzug im Wallis. Kommen doch von der
Gemmi an bis zur Furka alle drei Podisma-Arten, darunter die
alpine P. frigida nebeneinander vor. Auch der Zugang zu den hoch-
getürmten Koulissen des Walliser Nordwalles hat seine Eigentümlich-
keiten. Dort, wo Genista radiata die graublauen Geröllhalden ver-
goldet, Pyrola secunda die Felsen ziert und die Bärentraube schlangen-
gleich aus dem Dickicht hervorkriecht, finden sich Sten. apricarius
und höher oben nahe den Gletscherseen und Gletscherzungen Anechura
bipunctata und die von Heß entdeckte Chelidura aptera. Es scheint
sogar, daß, abgesehen von den-Resten der xerothermischen Periode
die Wallis besiedelten, als die Gletscher der Würm-Eiszeit ihren plötz-
lichen Rückzug antraten und den spärlichen piemontesischen In-
filtrationen der Einfluß der Nordbarriere und der Kontakt mit Waadt-
land im Wallis zu dominieren. Die Orthopteren, wenigstens die geo-
graphisch empfindlichen, wie Barbitistes, Isophya. Phaneroptera,
gehören noch den in der Ostschweiz weit verbreiteten Arten an. Erst
im südlichen Graubünden und besonders im Tessin macht sich die
einschneidende klimatische Differenzierung bemerkbar, weil nur dort
die mediterranen Vikarianten auftreten. welche den trivialen mittel-
europäischen Artenstrom ersetzen und ergänzen. Aber eine Eigen-
tümlichkeit besitzt Wallis ausschließlich, denn nirgendwo im Schweizer-
land erreichen die Orthopteren so bedeutende Erhebungen, wie in
diesem Bezirk. Podisma frigida bewohnt am Sparrhorn noch Höhen
von: 2600—2800 m und wird bis 2600 m noch von Podisma pedestris
begleitet, die im Tessin nach meinen Erfahrungen nirgendwo über
1900 m hinauf gelangt.
Die Ursache dieser Erscheinung finden wir in der hoch empor-
gerückten Schneezone des Wallis, die ihrerseits wieder auf das noch
heute vorherrschende xerothermisch trockene Klima des Wallis zurück-
zuführen ist. Darum steigen auch die Bäume im Wallis höher als im
Tessin, und umgekehrt kommt die Alpenrose (Rhododendıon ferru-
gineum) nirgendwo unterhalb 800 m vor, während sie im Tessin
noch die Ufer des Lago Maggiore auf 210 m erreicht.
Die Orthopteren der Schweiz. 13
Übersicht der Arten, welche
A. dem Wallis,
Ohelidura aptera
Chelidura acanthopygia
Apnlebia maculata
Aphlebia punctata
Eetobius ericetorum
Ectobius nicaeensis
Chrysochraon dispar
Chortippus apricarvius
Gomphocerus maculatus
Gomphocerus antennatus
Arlopus thalassinus
Oedaleus nigrofasciatus
Barbitistes serricauda
Leptophyes punctatissima
Phaneroptera falcata
Saga serrata
B. dem Tessin eigentümlich sind.
Ectobir's neolividus
Eetobius vittiventris
Stauroderus cruciatus
Barbitistes obtusus
Leptophyes laticauda
Phaneroptera 4-punctata
Meconema brevipenne
Anterastes raymondi
Thamnotrizon chabrieri
Thamnotrizon fallax
Ephippigera perforata
Ephippigera bermansi
Ephippigera persicaria
Ephippigera pliniana
Gryllus desertus
Gryllus burdigalensis
Ephippigera crucigera
Die Zahl der jedem Bezirk eigentümlichen Arten ist ungefähr
dieselbe, das Plus des Wallis kann jeden Augenblick im Tessin wieder
ausgeglichen werden. Zwei Arten fallen ohnedies auf jeder Seite aus:
Leptophyes und Phaneroptera, deren Vikarianten einander ablösen.
Es kommen somit für das Wallis vierzehn Arten in Betracht, von
denen acanthopygia sowie die Blatüiden mitteleuropäischer, dispar,
maculatus, falcata, antennatus sibirischer, serricauda, serrata,
punctatissima pontischer Herkunft, thalassinus, nigrofasciatus und
crucigera als westlicher oder mediterraner Abstammung zu
gelten haben. Im Wallis überwiegen somit selbst in den
Arten, welche in ihrer Verbreitung auf diesen Bezirk beschränkt
sind, die östlichen oder vielleicht besser gesagt, mitteleuropäischen
Formen. Da Chel. aptera als lombardisches Element aufzufassen ist,
so treffen sich unter den im Wallis vorhandenen, im Tessin fehlenden
Arten Orthopteren von nicht weniger als fünf verschiedenen Ursprungs-
gebieten. Die zoogeographischen Verhältnisse des Wallis sind somit
äußerst kompliziert, ganz im Gegensatz zum Tessin, wo sie sich sehr
einfach gestalten, weil dessen fünfzehn Wallis fehlenden Arten restlos
als mediterranen Ursprungs zu gelten haben — selbst Th. fallax
nicht ausgenommen, der zwar mehr dem dinarisch-pontischen Herde
zuneigt, aber auch in Norditalien und selbst in Südfrankreich noch
verbreitet ist.
V. Bezirk: Zentralalpen, Urkantone.
Die faunistischen Grenzen dieser Region lassen sich am wenigsten
scharf umschreiben, weil sie mit Bezirk II den Voralpen und Hügeln
des schweizerischen Molasselandes vielfach verschmelzen und zu-
dem die weitaus größten Teile des Gebietes noch gänzlich unerforscht
sind. Dennoch ist kaum anzunehmen, daß wir noch irgendwelche
5. Heft
14 H. Fruhstorfer:
Besonderheiten zu erwarten haben, sondern eben nur Wiederholungen
der Arten des Jura, der Walliser- sowie Tessiner Alpen. Charakterisiert
wird das Gebiet durch die boreal-alpinen Formen, welche über der
Baumgrenze vorkommen, und andererseits durch die plebs prativaga
am Fuße ihrer Massive, die sich im Mittellande verliert. Die boreal-
alpinen Elemente des Bezirkes V rekrutieren sich aus den Arten:
Gomphocerus sibiricus, Podisma frigida, P. alpina, P. pedestris.
VI. Bezirk: Graubünden.
Der vielgestaltigste Kreis des Landes, in welchem sich die zoo-
geographischen Verhältnisse der gesamten Schweiz wiederspiegeln!
Leider sind nur zwei relativ eng begrenzte Gebiete von Graubünden
wirklich durchsucht: die Umgebung von Pontresina und das Domleschg.
Nach den Örthopteren dieser beiden Lokalitäten beurteilt, werden
die hohen Erhebungen von Graubünden von einer trivial-alpinen
Fauna bewohnt. Von den nach Süden offenen Tälern, dem Bergell
und Puschlav waren vor meiner Reise 1920 nur einige Arten bekannt,
die darauf schließen lassen, daß mediterrane und sogar ausschließlich
lombardische Elemente dort eine bequeme Zugangsstraße finden.
Außerdem vermittelt das nach Südwesten orientierte Misox einen
natürlichen Anschluß an die insubrische Fauna des Tessin. Vor 1920
waren folgende Arten aus Kreis VI. in der Literatur registrieit:
Anechura bipunctata Bryodema tuberculata
Chelidura acanthopygia Psophus stridulus
Sten. miniatus Caloptenus italicus
morio Podisma pedestris
„ viridulus ir frigida
„„ variabilis 2 alpına
„. parallelus Tettix bipunctatus
Arlopus tergestinus * , . kraussi
Arcyptera fusca „.. subulatus
Sphingon. coerulans Isophya pyrenaea
Oedipoda coerulescens Antaxius pedestris
miniata = brunnert
Parapleurus alliaceus Thamnotrizon apterus
Mecostethus grossus Platycleis brachyptera
Chrys. brachypterus Er: roeseli
*Gomphocerus sibiricus Es saussureand
rufus *Locusta viridissima, cantans
maculatus Barbitistes serricauda
Pachytylus cinerascens Decticus verrucivorus
Drei Arten sind in ihrer Verbreitung innerhalb der Schweiz auf
Graubünden beschränkt: Stenobothr. pullus, Bryodema tuberculata,
Antazius brunnert.
Von diesen wurde pullus nur noch an einer Stelle in den Basses
Alpes westlicher als im Domleschg gefunden, und Bryodema tuberculata
erreicht im Unterengadin und Domleschg tatsächlich seine West-
Die Orthopteren der Schweiz. 15
grenze. Sehr interessant erscheint die Infiltration des ausschließlich
lombardischen Ant. brunneri, der von den Dolomiten in Südtirol
bis zu den grajischen Alpen verbreitet ist. Er wurde zuerst am Piz
Languard entdeckt undees scheint, daß er über den Bernina- oder den
Ofenpaß nach dem Engadin gelangte. Da brunneri neuerdings auch
von Silvaplana eingeliefert wurde, dürfte allenfalls auch die hohe
Schwelle der Maloya als Eingangstor in Betracht kommen. Jeden-
falls bildet A. brunneri ein prächtiges Paradigma für die bei Pflanzen
und Myriapoden längst bekannte Tatsache, daß auch über die Bündner-
pässe stets neue südliche Formen einströmen.
Seit der Niederschrift vorstehender Zeilen hat sich durch einige
Funde, welche mir 1920 geglückt sind, die Physiognomie der Grau-
bündner Fauna wesentlich verändert. Außer Stenobothrus apricarius,
den ich als neu für den Bezirk im Domleschg sammelte, war es mir
vergönnt, in G@omphocerus livoni Azam und Locusta caudata zwei für
die Schweiz neue Arten zu entdecken und durch Platycleis rhaetorum
eine überhaupt neue und anscheinend in Helvetien endemische Form.
Außerdem sind durch die Konstatierung des Auftretens von Antaxius
brunneri sowohl im Puschlav wie im Bergell zwei Einfallspforten
für diese streng lokalisierte lombardische Art nachgewiesen.
VII. Bezirk: Tessın und das bündnerische Misox.
Die zoogeographischen Verhältnisse des Tessin sind weniger
kompliziert als jene von Graubünden, weil wir im Tessin es ausschließ-
lich mit einer Fauna des Südabhanges der Alpen zu tun haben. Aber
gleichwie Graubünden und selbst Wallis empfängt auch das Sonnen-
stübchen des helvetischen Landes Zuzug von zwei Hauptregionen. Da
war es eine der reizvollsten Aufgaben, welche ich mir in den Jahren
1918 und 1919 stellte, die Richtlinien zu verfolgen, auf denen sich
die Orthopteren in langsamem aber stetem Fortschreiten von Nord
nach Süd und umgekehrt bewegen. Wenn wir die faunistische Ver-
teilung der Tessiner Orthopteren vornehmen, empfiehlt es sich, den
Hauptbezirk in drei weitere Unterregionen zu zerlegen, als welche A,
B und C ın Vorschlag gebracht werden.!)
A umfaßt das Gebiet der vier Haupttäler: Val Maggia, Val Ver-
zasca, Val Leventina, Val Blenio und ihrer Randberge. Die in Be-
tracht kommenden Bergzüge beheimaten eine durchaus einheitliche
Fauna, die sich ohne weiteres erklärt durch die geologische Monotonie
der Tessiner Alpen, die ja weiter nichts als Zungen des mächtigen
Gotthardstockes darstellen und aus kristallinischem Urgestein be-
stehen. Selbst die vier tiefeingeschnittenen Paralleltäler bieten nichts
Charakteristisches.
B soll die Subregion von Locarno und zwar von Brissago an bis
etwas nördlich über Bellinzona hinaus umfassen, das Tessindelta
mit eingeschlossen.
!) Chenevardin seinem bekannten „Catalogue des Plantes Vasculaires du
Tessin 1910“ stellte für die Pflanzenverteilung fünf Kreise auf.
5. Heft
16 H. Fruhstorfer:
.C den Sotto Ceneri, welch’ letzterer auch noch den Südarm der
gleichfalls vom Gotthard abzweigenden Adulagruppe der Alpen um-
schließt, da wo der Gneis in Triasbildung übergeht.
Zwischen A und © bestehen scharfe Gegensätze. A besitzt zufolge
der Gleichförmigkeit des Substrates dem überall dominierenden
kristallinischen Gneis keinerlei eigentümliche Arten, Ü dagegen eine
Reihe von Species, ja sogar weitaus die größte Anzahl von Orthopteren,
welche in der Schweiz überhaupt nur dort heimisch sind. Aber zwischen
beiden bildet B eine verbindende Brücke, allerdings bereits mit schritt-
weise bemerklicher Abnahme endemischer Formen, aber auch einer
interessanten und noch durchaus ungenügend erforschten Mischung
der Nord- und Südfauna, wo Arten beider Regionen an denselben
Orten nebeneinander vorkommen.
Von Subregion A. kennen wir bisher:
Chrysochraon brachypterus Gomphocerus sibiricus, rufus
Stenobothrus lineatus Arcyptera fusca
" haemorhoidalıs Sphingonotus coerulans
5, rufipes Oedipoda miniata, coerulescens
= viridulus Psophus stridulus
morio Podisma frigida, pedestris, alpina
miniatus Locusta viridissima, cantans
” biguttulus “ Platycleis grisea
Thamnotrizon cinereus, apterus Decticus verrucivorus
Antazius pedestris Anechura bipunctata
Wie diese Liste beweist, handelt es sich um zentraleuropäische,
der großen Masse nach sogar alpine Arten, die fast ausnahmslos auch
auf der Nordseite der Alpen vorkommen, selbst Ant. pedestr‘s nicht
ausgeschlossen, der ursprünglich eine mediterrane Infiltration, nun-
mehr auch am Nordfuß der Alpen sich einbürgerte (Domleschg, Waadt-
land). Was dem Bezirk A an Artenzahl jedoch 'abgeht, ersetzt er
durch die ungeheuere Menge an Individuen. Wenn wir von Mitte Juli
an seine Alpweiden und Matten in einer Höhenlage von 1000 bis
etwa 1600 m durchwandern, erheben sich ganze Armeen von hüpfenden,
zirpenden und schwirrenden Acridiern, wie Gomphocerus, Stenob. mor:o,
viridulus, Arcyptera und Decticiden, die einen wahren Hexensabbat
aufführen, während an geeigneten Stellen Podisma alpina in solchen
Massen vorkommt, daß es aussieht, als bewege sich das eben abge-
mähte Gras. Selbst in trocknen Jahren, wo tiefer im Süden das Or-
thopterenleben nahezu erstirbt, wie z. B. 1919, bedingt die Aspirations-
kraft der Alpen mit ihrer unversiegbaren Feuchtigkeit und den,
wenigstens zeitweise einsetzenden berüchtigten insubrischen Regen-
güssen eine stete Nährquelle für die gefräßigen phytophagen Orthopteren
und ihre Feinde, die Decticiden und Locustiden. Evident ist auch die
Expansionskraft der boreal-alpinen Arten, von welchen sich zwei
erst in neuerer Zeit den Süden des Landes erobert haben; es sind dies
Gomph. sibiricus und Podisma pedestris, welcheMeyer-Dür und Frey-
Geßner im Südtessin noch nicht antrafen.
Die Orthopteren der Schweiz. 17
Subregion B.
oder jenes prächtige Areal, in welchem im Mai und Juni Cistus salvr-
folius seine delikaten Blumen auf den Felsstirnen zwischen Ponte Brolla
und Ronco öffnet und Sazifraga cotyledon uns vom blauenden Spiegel
des Langensees bis hinauf in die Schluchten des Val Centovalli, Val
Mergoscia und Val Verzasca begleiten. Das ‚Locarnais“ hat mit dem
„Luganais“ noch einige orthopterologische Perlen gemeinsam, so
Barbitistes obtusus, Ephipp. perforata, pliniana, und hier wie dort
führt Mantis religiosa ihre schwerfälligen Rundflüge aus, aber es fehlt
doch schon der überwältigende Reichtum des Mendrisioto. Durch die
Abwesenheit der Kalkflora verarmt die Vegetation, und wenn auch bei
Monti noch Kentranthus ruber sogar die Fahrwege umsäumt, Lacerta
viridis unendlich häufiger über die Mauern huscht als bei Lugano,
ändern sich doch die faunistischen Verhältnisse. Unter den Con-
chylien fehlen nach Dr. Stoll (Vierteljschrft. Naturf. Ges. Zürich 1899)
bereits alle ausgesprochen südlichen Formen, welche der Fauna von
Lugano ihr entschieden mediterranes Gepräge verleihen. Auch die
lepidopterol. Verhältnisse zeigen bedeutende Modifikationen. Während
am Monte Generoso die lombardische Melitaea aurinia comacina Tur.
in ihrer reinen Form auftritt, ja selbst auf dem Monte Lema in den
Malcantone ein noch bunteres Kleid trägt (Mel. aurinia volupis Fruhst.),
begegnen wir am Monte Leone über Brissago bereits wieder der trivialen
nordtessinischen und überhaupt alpinen Mel. aurinia merope Prunn.
Auf dem Motto d’Arbino über Bellinzona aber taucht eine noch namen-
lose Form auf, welche alle dreı miteinander verbindet, indessen bereits
entschieden nach der nördlicheren Hauptrasse gravitiert. Von Or-
thopteren fehlt, soweit wir eben in dem recht vernachlässigtem Gebiet
orıentiert sind, bereits das Juwel des Sotto Ceneri, der malachitfarbene
Thamnotrizon chabrieri, auch die anscheinend, wenigstens in der
Schweiz, recht kalkstete Orphania denticauda ist verschwunden.
Dafür treten Pachytylus danicus und migratorius in Erscheinung, die
mir im Sotto Ceneri nirgends begegneten. Der Monte Tamaro be-
heimatet die 1918 als neu für den Tessin erschlossene Platycleis
saussureana, von der es bisher nicht geglückt ist, andere Tessiner
Stationen zu ermitteln. Wie in die Subregion C sind ins Locarnai -
bereits vorgedrungen: Ephippigera perforata, Antazius pedestris,
Conoc. tuberculatus, Mantis .religiosa, Caloptenus italicus, Phan.
4-punctata.
Im allgemeinen kann man sagen, daß die mediterranen Arten im
Unterbezirk B namentlich beim Aufsteigen ins Gebirge sich rasch
vermindern und dann ganz ausbleiben, weil sie den wärmebindenden
Kalk und seine Begleitpflanzen vermissen. So kommt es, daß die
Fauna des Locarnais bereits wesentlich ärmer an Arten ist, während
an einigen günstigen Stellen die Individuenmenge kaum hinter dem
Sotto Ceneri zurückbleibt.
Dem ‚„Locarnais“ eigentümlich aber sind zwei Ephippigera-
* 22 ” ” . C
Arten, die einstweilen sogar noch als Endemismen für die gesamte
Archiv für Naturgeschichte. o
1921. A.5 2 5. lVeft
18 HA. Fruhstorfer:
Schweiz gelten dürfen. Es sind dies Zph. pliniana, die anscheinend
von ihrem Verbreitungszentrum den Vorbergen des Camogh& bei
Bellinzona bis zum Monte Boglia im Luganais vorgedrungen ist, und
Ephipp. persicaria, die, soweit eben unsere geringen Kenntnisse von
ihrer Verbreitung reichen, dem Locarnais angehört. Es ist übrigens
nicht unwahrscheinlich, daß EZ. persicaria im Tessin die nördliche
Ephipp. ephippiger ersetzt. Neuerdings wurde auch noch die nord-
italienische Eph. bormansi als am Lago Maggiore vorkommend,
beobachtet.
Subregion (.
Von ihr sind bisher bekannt:
Forficula auricularıa Platycleis grisea
Chelidura albipennis “ roeseli
Eetobius lapponicus 55 bicolor
er neolwvidus Orphamia denticauda
a vittiventris Mantis religiosa
*Oecanthus pellucens Decticus verrucivora
Gryllus campestris * Antaxius pedestris
„. melas * Ephippigera perforata
* Barbitistes obtusus £ a. pliniana
*Leptophyes laticauda Acridium aegyptium
Meconema varia Parapleurus alliaceus
x Pr brevipennis Chrysochraon brachypterus
* Phaneroptera 4 punctata Stenobothrus nigromaculatus
Xiphidion fuscum E lineatus
*Oonocephalus mandibularis en viridulus
Stauronotus gener = stigmaticus
iz cruciatus E* rufipes
* Anterastes raymondi un vagans
Gomphocerus rufus S bicolor
* Epacromia strepens ELon pulvinatus
Oedipoda coerulescens es elegans
*Caloptenus italicus % dorsatus
* Podisma schmidti 5 parallelus
* Platyphyma giornae Tettix bipunctatus
* Thamnotrizon chabrieri , kraussi
Thamnotrizon cinereus
Von diesen Arten kommen die mit * bezeichneten überhaupt nur
im Südtessin vor und nur ganz wenige berühren eben noch die .Peri-
pherie der Subregion B, fünf von diesen Species waren neu für die
Schweiz und nicht weniger als 13 zugleich neu für den Tessin. 26 von
51 Arten davon sind südlichen, z. T. mediterranen, z. T. lombardischen
Ursprungs. Die übrigen gehören zur mitteleuropäischen oder wenn
man will, sibirischen plebs ubiquista. Diese Mischung südlicher und
nordisch-alpiner Elemente verdankt ihre Ursache dem Zusammen-
wirken eines Klimas unendlicher Feuchtigkeit und voller Insolation
Die Orthopteren der Schweiz. 19
der italienischen Sonne, sowie dem großen Reichtum an südlichen
Pflanzen, denen die Orthopteren folgen. Das wechselreiche Substrat
des Sotto Ceneri, die buschigen Sumpfgelände, die mit Eichen-
und Laubwald bestandene, von klaren Flüßchen durchrieselte colline
Zone, endlich die mit einer märchenhaften Vegetation bekleideten
Kulissen der bis zu 1700 m emporragenden dolomitischen Luganeser
Alpen und Voralpen bilden den Rahmen dieser höchsten faunistischen
Produktion des Schweizer Gebietes. Das Tessin erweist sich demnach
nicht allein als ein Foyer einer pompösen Vegetation, sondern es
bildet auch eine Oasis an der Peripherie der sterilen lombardischen
Ebene, die dazu verhilft, den klimatisch empfindlichen Bewohnern
des Alpensüdfußes vom Ortler und Adamello an bis zum Monte Rosa
und den Grajischen Alpen weiterzuleiten. Beispiele: Thamnotrizon
fallax, Anterastes raymondı.
Die gesamte insubrische Südregion der Schweiz wird, was die
Vielseitigkeit der Komponenten ihrer Flora und Fauna angeht, nur von
zwei Gebieten übertroffen, nämlich den Südtiroler Bergketten
am Gardasee und den Steilabstürzen der piemontesischen und Meer-
alpen. Unter diesen bevorzugten Verhältnissen ist es denn auch nur
selbstverständlich, daß der insubrische Bezirk die bisher als am reichsten
geltende faunistische Provinz der Schweiz, das Wallis, bereits über-
. flügelte. Arten, die im Wallis sich noch nicht vom trivialen zentral-
europäischen Typus zu separieren vermochten (Barbitistes serricauda,
Phaneroptera falcata, Leptophyes punctatissima, Ephippigera vitium),
sind in den nach der Lombardei offenen Thälern bereits energisch
nach der italienischen Fauna zu orientiert (Phaner. 4-punctata, Barb.
obtusus, Lept. laticauda, Ephipp. perforata). Nur in einem Punkte
zeigt sich Tessin und seine Paralleltäler dem Wallis unterlegen, nämlich
in der Armut der Forficuliden sowie auch der Blattiden, die durch die
bedeutend niedere Schneegrenze des insubrischen Regengebietes be-
gründet ist. Im Wallis finden sich am Sparrhorn nahe dem Aletsch-
gletscher Orthopteren der Gattung Podisma noch auf 2800 m, demnach
in einer Höhe, wo die Hauptgipfel des Tessin (Basodino, Cristallina,
Tencia) bereits ihre Eis- und Firnkappe tragen. Nirgendwo ist es mir im
Tessin geglückt, auf Erhebungen über 2300 m Spuren von Orthopteren-
leben zu entdecken, meistens bleiben sogar die Podismen schon auf 1900
und 2000 m zurück. Umgekehrt scheinen alpine Arten im insubrischen
Gebiet weniger tief ins Tal herabzugehen, wie im Wallis, wo Podısma
pedestris noch bei Bex im Rhönetal beobachtet wurde. Die Orthopteren
stehen somit im Gegensatz zu den Pflanzen, von denen gerade Tessin
den Record in den Tiefenzonen erreicht, so mit Aconitum napellus
bei Capolago auf 275 m, im Wallis dagegen auf 1000 m.
Geographisch und ethnologisch mit dem Tessin eng verbunden,
wird hier das Misoxtal oder Mesoleina der Region VII angegliedert.
Orthopterologisch ist dasinteressante Tal, das eine herrliche Parnassius
apollo-Rasse, werophytus Fruhst., birgt, noch nicht durchforscht.
Immerhin kannte schon Dr. Fischer-Freiburg eine Art von dort.
Die wenigen Species, welche ich selbst vom Val Calanca kommend,
2* 5. Heft
20 H. Fruhstorfer:
bei Überschreitung des Passo Buffalora fand, gehören nordalpinen
trivialen Arten an. Exemplare aus der Talsohle hatte ich bei meinen
drei früheren, nur den Lepidopteren gewidmeten Besuchen nicht
beobachtet. Die bekannte Talstufe bei Soazza dürfte ebenso wie
die berühmtere Porta im Bergell und die Talenge von Brusio auch
eine orthopterologische Trennungslinie vorstellen und bedeuten.
VIIL Bezirk: Puschlav und Bergell.
In ihrer Gesamtheit betrachtet und aufgefaßt, gleicht die Or-
thopterenfauna der östlichen Graubündner Südtäler (des Puschlav
und Bergell) jener des Tessin, so daß ich beide ursprünglich der Tessiner
Region anzugliedern und unterzuordnen beabsichtigte. Eine Statistik
der dort angetroffenen Arten ergab aber ein solches Minus der
Specieszahl, daß es vorzuziehen sein dürfte, Bergell, Puschlav als
Region VIII dem helvetischen Faunenbild einzurahmen. In Parallele
mit dem Tessin fehlen im Bezirk VIII selbst so gemeine Arten wie
Cal. italicus, Epaeromia strepens, Platyphyma giornae, Conoc. mandı-
bularıs. Dagegen hat von selteneren, bemerkenswerten Arten Be-
zirk VIII eigentlich nur Barbitistes obtusus, der auf eine Affinität
von VIII mit VII schließen läßt und nur durch Antaxius brunneri
besitzt VIII eine einzige Species, welche Tessin bisher fehlt. Unter
sich differieren Bergell—-Puschlav insofern, als Puschlav Phaneroptera
4-punctata und Mantis religiosa beheimatet, die im Bergell ausfallen,
während dieses mit Chort. vagans eine Species besitzt, welche sich
allerdings bei flüchtigem Besuch sowie ungünstiger Witterung im
Puschlav nicht konstatieren lieb.
Die Armut der Region VIII, die doch auch zur südalpinen Rand-
zone gehört, im Vergleich mit dem ausgedehnteren Vorhof des Mittel-
meeres, dem Tessin, muß auf die Nähe der Gletscherregion, also dem
der Entwicklung der Fauna hinderlichen Kältereservoir der Alpen,
sowie die etwas erhöhte Lage über dem Meeresniveau zurückgeführt _
werden. Auch fehlt das Seeklima, sowie der Südföhn, der im Bergell
durch einen Nordostföhn und im Puschlav durch Nordföhn ersetzt
wird. In den engen Tälern von VIII bleiben zudem die von der
Niederung und vom Comosee heraufwallenden Nebel länger hängen
als im Tessin und häufiger noch als in VII stößt hier der warme Wind
des Südens gegen die Alpenmauern, welche der Wasserdampf nicht
passieren kann, so daß er sich bei sinkender Temperatur zu Nieder-
schlägen verdichtet. Noch wirkungsvoller und entscheidender dürften
dann auch die größeren Temperaturminima sein, von denen sich in
VIII von Tal zu Tal die geringe Differenz von nur 1° ergibt, die aber
doch hinreicht, das Faunenbild zu verarmen.
So hat Castasegna im Bergell bei 700 m ein Temperaturminimum
von —8, das 770 m hohe Brusio dagegen nur —7. Diese un-
bedeutende Differenz reicht aber anscheinend bereits aus, um Mantis
religiosa und Phaneroptera 4-punctata aus dem Bergell zu vertreiben.
resp. deren Aufkommen dort zu verhindern. Und wenn wir vollends
Die Orthopteren der Schweiz. 21
beachten, daß das Minimum von Locarno nur — 3,6, jenes von Bellin-
zona bloß — 6,8 erreicht, so wird das Fehlen der für Tessin so ton-
angebenden Gattung Ephippigera erst recht verständlich. Zudem ist
VIII sowohl von den südlichen Kalkpflanzen wie auch den charakte-
ristischen illyrisch-dinarischen Sträuchern (dem Perückenbaum, der
Zieresche und der Hopfenbuche) entblößt, in deren Begleitung die
östlichen und mediterranen Orthopterenarten im Tessin auftreten.
Und wenn schon im Tessin der Anteil der trivialen baltischen
Arten 85 Prozent der Gesamtflora ausmacht, so ist er in VIII ein noch
höherer. Zudem geben die Bergamaskeralpen noch weniger von ihrem
floristischem, wie faunistischem Reichtum an Endemismen an die
Region VIII, wie an den Tessin ab.
Floristisch sind Bergell—Puschlav relativ scharf vom Tessin
geschieden, weil ihnen die Buche und dem letzteren auch Sarothamnus
scoparia fehlt. Im südlichen Puschlav wird Fagus silvatica durch
Pinus silvestris ersetzt, so daß wir von dort vielleicht noch Forfi-
culiden erwarten dürfen, welche die Föhre begleiten, wie Chelid.
acanthopygia oder Blattiden wie Aphlebia maculata.
Kapitel 3. Kurze Skizzen interessanter Fundstellen.
Umgebung von Zürich.
Die landschaftlich hervorragende und mannigfaltige Umgebung
Zürichs wurde im vorigen Jahrhundert sehr häufig, aber dennoch nur
oberflächlich auf Orthopteren durchsucht. Meyer-Dür kannte
bereits den Katzensee, auch erwähnt er den Albis.
Es existiert ferner ein Verzeichnis von Arten, die im Kanton
Zürich gefunden worden, von Dietrich, doch ist dieses nicht er-
schöpfend. Dietrich, der die Stelle eines Lehrers und zugleich Kon-
servators am Museum des Polytechnikums innehatte, verfügte über
sehr wenig freie Zeit und war zudem so schlecht bezahlt, daß er nur
unbedeutende kurze Ausflüge unternehmen konnte.
Wenn auch heute noch im Bezirk der Stadt Zürich, so z. B. nahe
der Universität und dem Polytechnikum an warmen Sommerabenden
Locusta viridissima lärmt und der melodische Ruf von Thamn. cinereus
bis gegen 1! Uhr ertönt, muß dennoch eine Verarmung der Or-
thopterenfauna im ganzen Kanton konstatiert werden. Ist es mir doch
auf keinem der zehn bis zwölf Ausflüge in die. weiteste Umgebung
Zäürichs 1920 möglich gewesen, Imagines von Leptophyes, Isophya
und Barbitistes zu beobachten, die Dietrich registrierte und Dres.
Schulthess, Huguenin und Stoll vor 10 und 20 Jahren noch
relativ häufig antrafen. Persönlich verwendete ich meine freie Zeit
um die von früheren Orthopterologen nicht beachteten Gebiete des
Türler, Pfäffiker und Lützelsees zu durchstreifen. Die Fauna stellt
sich, wie nicht anders zu erwarten, als durchaus homogen dar und als
Begleiterin einer üppigen, prächtigen Flora auch reich an Individuen.
Dennoch enttäuscht die Anzahl der Arten, von welchen nur die trivialen
Sumpfwiesenbewohner anzutreffen sind. Infolge der großen Feuchtig-
5. IIeft
22 H. Fruhstorfer:
keit, verbunden mit relativ hohen Temperaturen des atlantischen
und Föhnklimas erfolgt die Entwicklung vieler Species bereits recht
frühzeitig.
Das Areal des Kantons Zürich ist zwar recht klein, aber dennoch
geologisch und orographisch so variiert, daß wir es in drei orthoptero-
logische Bezirke aufteilen müssen. Wir haben zu beachten:
A. Die Fauna der Niederung, insbesondere des Seengebietes.
B. jene der Nagelfluh-Erhebungen (Ütliberg, Albis, Bachtel,
sowie der Lägern, eines Jura-Höhenrückens),
©. die subalpine Fauna der Hörnlikette mit dem Schnebelhorn.
Vom Seengebiet erwähnen ältere Autoren den Katzen-, Greifen-
und Hüttensee. Dem Greifensee wird ein großer Reichtum an Tettix
subulatus zugesprochen, von welcher Art sich ansehnliche Kolonien
namentlich am Südostufer bei Rietikon finden, was neuerdings Herr
Dr. v. Schulthess am 20. IX. 1920 wieder beobachtete.
Ein milder Herbst ermöglicht mehreren Arten eine lange Lebens-
dauer und am Greifensee überwintert Tettix subulatus in großer Menge
und wie es scheint, alljährlich. Bei Affoltern fand Herr Professor
Dr. Otto Stoll in den Jahren 1900-1901 Conocephalus mandibularis
in großer Anzahl. Abgesehen vom Bodenseeufer bei Bregenz ist Affoltern
die nördlichste Station dieser paläotropischen Art.
Affoltern, Türlersee, 19. VI. 1920.
In Sumpfwiesen inmitten von Menyanthes trifoliata und Epi-
pactis palustris Larven von Xrphidium fuscum, Locusta viridissima
in großer Anzahl, sowie einige Imagines von Chrysochraon dispar.
Auf den mit Hängemooren bedeckten Anhöhen beim Wengibad Decticus
sehr häufig, und einzelne Chrys. brachypterus, Chort. lineatus, rufipes,
viridulus, sowie die ersten erwachsenen Platycleis roeseli. An den
mit Senecio aquaticus, Carex elata bestandenen Ufern des Türlersees
Larven von Chort. dorsatus, Mecostethus, Parapleurus, Plat. roeseli
und Imagines von Chort. viridulus, während Argynnis ino über Phrag-
mites hinwegsetzt und Melitaea dietynna und athalia an feuchten
Stellen des Ufers sich in kleinen Gruppen ansammeln.
Türlersee, 27. VIll. 1920.
Die Flora hat den Höhepunkt ihrer Entwicklung zwar schon
überschritten, dafür wimmelt es jetzt in der hochaufgeschossenen
und immer noch blumenbunten Vegetation von Orthopteren. In der
überquellenden Feuchtigkeit der Ufer gedeihen Achillea ptarmica,
Pulicaria dysenterica, Buphthalm. salicifolium, Filpendula ulmaria,
Knautia agrestis, Scabiosa succisa, Lysimachia vulgaris, und dort
bewegen sich Xiphidion fuscum, Chort. dorsatus, parallelus, Meco-
stethus, Parapleurus, Gomphocerus rufus in chaotischer Fülle. Auf den
etwas trockneren Hängen jedoch, die durch blaue und purpurne Blüten
von Gentiana asclepiades, eruciata, Centaurea nigre nemoralis, Serra-
tula tinctoria einen melancholischen Hauch empfangen, stellen sich
Chort. rufipes, Tettix subulatus, Chelidura albipennis, Thamn. cinereus,
sowie als große Seltenheit Ectobia lapponica sowie E. sylvestris ein.
Die Orthopteren der Schweiz. 23
Riedwi iesen bei Ebertswil, südlich vom Türlersee, am Fuße
des Albis, 16. IX. 1920.
Die meisten Pflanzen. so Lysimachia, Aconitus, schon verblüht.
Filipendula und Equisetum dominieren. Scabiosa, Lythrum salicaria,
Cirsium oleracea, Mentha, Angelica, Centaurea, Stachys palustris,
Lathyrus pratensis bilden ein wirres, unschönes Dickicht. Decticus,
Chort. dorsatus, Gomp. rufus, Mecostethus sind darin noch nicht selten.
Besonders zahlreich erscheinen jetzt CO'hrys. dispar, bevorzugen aber
entschieden bereits abgemähte Stellen, wo sich die $& hurtig, die
22 träge fortbewegen. Tham. cinereus ist ebenfalls noch häufig.
Pfäffikersee, 11. IX. 1920.
Flora stellenweise noch üppiger als am Türlersee, Angelica, Ly-
thrum salıcarıa, Bupatoriumcannabinum, Alismadominierenundnirgend
wo sah ich so hochaufgeschossene Gentiana cruciata und asclepiades
in so dichten Beständen, als an dessen sumpfigen Ufern. Unter den
ÖOrthopteren findet sich recht häufig eine weinrot gefleckte Farben-
abweichung von Mecostethus grossus. Individuen treten vielleicht noch
massenhafter auf als am Türlersce, aber die Artenzahl ist geringer,
so fehlen Chrys. dıspar und Plat. roeseli.
Ütliberg, 873m, Albis, 880 m.
Der Molasserrücken des Albis, der eine Nagelfluhkappe trägt
und stellenweise noch reich bewaldet ist, verläuft fast genau Nord— Süd.
Der Westabhang bietet den Orthopteren die günstigsten Entwicklungs-
möglichkeiten und demnach die reichste Beute. Dort entdeckte Herr
Naegeli als neu für den Kanton Sphingonotus coerulans. Am Öst-
abhang fand ich am 18. IV. im Lonicera- und Amelanchiergebüsch
unter Luzula silvatica, Viola, Polygala, Bellidiastrum, Anemone,
Euphorbia, Polygonatum verticillatum Larven von Leptophyes bosci
und Thamnotrizon cinereus. Oben auf dem Kamm aber, da wo sich
der Blick auf den Türlersee erschließt, unter Prunus avium, Rubus,
Alchemilla, Larven von Plat. grisea und C'hrysoch. brachypterus.
Lägern, 862 m, 12. IX. 1920.
Botanisch berühmte Juraerhebung (dessen Felsendach Alysssum
montanum, Sesseli libanotis schmücken), die wegen des Vorkommens
von Parnassius apollo schon Esper bekannt war und von dem auch
Fuessly bereits berichtete. Genau Ost—-West streichend, sind dessen
Hänge über den Weinbergen von Wettingen am ergiebigsten. Schon
auf dem Zugang zu den Rebgärten erheben sich die xerophilen Oedi-
poda miniata und coerulescens. Die mageren Wiesen beherbergen die
trivialen Ch. biguttulus, lineatus und parallelus, sowie @omphoc. rufus.
Auf Brachfeldern stellen sich, wenn Gentiana ciliata blüht, Platy-
cleis grisea massenhaft ein. Am Rande des Buchenwaldes auf Quercus
robur ist Meconema thalassina äußerst selten. Im Gehölz selbst zwischen
Luzula nivea, silvatica, verblühtem Lathyrus findet sich spärlich
5. Heft
24 H. Frubstorfer:
Thamn. cinereus, der auch noch das Gehege durchwandert, wenn
die Temperatur aut — 4 Grad gesunken ist, was am 31. X. 1920 der
Fall war.
Schnebelhorn (rund 1300 m), 3. VI. 1920.
Das Schnebelhorn, berühmt wegen seines Pflanzenreichtums,
gilt als der höchste Berg des Kantons Zürich. Es verliert sich mit
seinen Ausläufern im Osten ins malerische Tal des Toggenburg
(St. Gallen). Auf 800 m zwischen Euphorbia cyparissias, Ranunculus,
Hieracium, Leontodon crispus, Coronilla und Anthyllis bereits Ima-
gines von Ohrysochraon brachypterus $ Q. Auf etwa 1000 m in einer
Lichtung im Buchenwalde im Mentha silvestris, Rubus und Sanicula
europaea-Dickicht Larven von Thamnotr. cinereus, Plat. grisea und
Imagines von Ectobius.
29. VIII. 20.
Auf etwa 1000 m stridulieren in großer Anzahl Nemobius silvestris
am Fuße von Tannen und Haseln. Im Corylusbusch selbst Forficula
auricularia. Am ‚Roten‘, 1250 m, auf einer schön begrünten, mit
Sorbus aria und Fraxinus bewachsenen Nagelfluh-Halde zwischen
Gentiana ciliata, campestris, Daucus carotta, Seseli libanotis, Cam-
panula prächtig malachitgrüne Plat. brachyptera, zahlreiche Chrys.
brachypterus, @omph. sibiricus, Thamn. cinereus und einige C'hortippus
lineatus. Über Adlerfarrn und Ononis spinosa hinweg rasseln einige
Psophus stridulu.. Nahe dem Gipfelrücken inmitten von Rubus,
Salvia glutinosa, hunderten von Rosa pendulina sowie Solidago spärlich
Podisma alpina und häufig Ch. viridulus. Auf der Südseite des Höhen-
zuges auf einer Waldwiese unter dem Tierhag einzelne Plat. roeseli.
In dem zwischen Nagelfluh-Wänden tief eingeschnittenen Tößtale
selbst aber, ungeachtet einer erstaunlichen Vegetation von Adeno-
styles (von denen jedes Blatt zerfressen ist), Cirsium, Thalietrum aqui-
legiifolium, Filipendula ulmaria und Angelica silvestris, deren Blüten
Dipteren und Hymenopteren in Menge anlocken, keine Orthoptera.
Lowerzersee im Kanton Schwyz, 11. VII. 1920.
Bei gleichem Niveau über dem Meere (etwa 450 m) bleibt die
Flora des Seeufers an bunter Fülle hinter jener der Züricher Seen
zurück. |
Die Pflanzenformationen sind ungefähr dieselben: Lysimachia,
Lythrum, Epilobium dominieren, Gentiana cruciata erscheint seltener
und als neu tritt nur Gentiana pneumonanthe hinzu. Die Orthopteren-
fauna aber verarmt namentlich an Individuen. Larven von Gomph.
rufus und Chortippus dorsatus, ganz wenige Imagines der grünen
Varietät von Platycleis roeselı und spärliche Chrysochraon dispar ist
alles, was Mitte Juli dort vorkommt.
Mythen, Weg zum Haggenegg, 11. VII. 1920.
Die über dem Lowerzersee sich aufbauenden Hänge der Mythen
erwiesen sich floristisch und faunistisch ebenfalls ungemein arm.
In Moorwiesen bis etwa 1000 m Erhebung nur Chort. parallelus, selten
Die Orthopteren der Schweiz. 35
Decticus, aber zahlreiche Locusta viridissima-Larven. Dort aber, wo
Molinia coerulea alle Hängemoore purpurn färbt, Filipendula ulmaria
in dichten Gruppen zusammensteht, kommen einzelne Larven von
Plat. roeseli und Chort. dorsatus vor. Auf etwa 1200 m, wo Erebia
oeme und melampus ihre schlaftrunkenen Flüge ausführen, aber
zeigen sich noch einige Chort. viridulus.
Gurfirsten im Kanton Glarus, 23. VI. 1920.
Auf den der vollen Südsonne ausgesetzten Schrattenkalkwänden
des etwa 2100 m hohen Leistkammes, die in einem selbst in den Alpen
fast beispiellosen Absturz sich gegen den Wallensee senken, entwickeln
sich schon frühzeitig Orthopteren. Eine günstige Lokalität zwischen
Leubegg und Quinten (etwa 1000 m Seehöhe) ergab inmitten einer in
Frühjahrspracht erblühten Vegetation, über welcher Parnassius
apollo, Melanargia galaihea, Melitaea athalia und Lycaena arıon
schwebten, schon sieben Species Geradflügler. Zunächst fielen Podisma
pedestris und Platycleis grisea-Larven auf, die sich mit grünen SS von
Lacerta agilis zusammen in Rasenbändern inmitten von Satureia
calamintha, Teucrium montanum, Globularia cordifolia, Saponaria
ocymoides, Oxytropis montana, Veronica fruticulosa versteckten.
Voll entwickelte Decticus täuschten springende grüne Rana esculenta
vor, wenn sie in der aus Digitalis ambigua, Leontodon incanus, Ge-
ranium sanguineum, Erigeron alpinum, Aster alpinus, Bupleurum
ranunculoides kombinierten Pflanzenformation untertauchten. Thamn.
apterus, die überraschendste Beute des Tages, umklammerte Stengel
von Sanguisorba officinalis, während inmitten von Euphrasia rost-
koviana, Orchis globosus, Onobrychis montana die trivialen Stourod.
morio, Ch. lineatus und biquttulus über der Malmschicht bei Quinten
konzertierten.
Leistkamm, 1. X. 1920.
Besuchte die Nordabdachung des Leistkammes zwischen Amden
(9C0 m) und dem Gipfel. Über Amden unter Steinen der Einfassungs-
mauern Forficula auricularıa. Auf etwa 1100 m, da, wo der Blick die
gesamte Amdener Höhe und den Mattstock umfaßt (1930 m), in
einem Ried Ch. parallelus, lineatus, dorsatus- und einzelne Platycleis
roeseli. Höher oben in nassen Wiesen Mecosthetus grossus. An einem
Bache unter Alnus viridis-Gebüsch Podisma alpina, die sich auch nahe
dem Gipfel auf etwa 2000 m, wo nur'noch Gentiana brachyphylla,
sowie die kleine Potentilla crantzi blühen, noch einzeln vorfindet,
trotzdem die übrige Vegetation sowie das Vaccinietum bereits
Frostspuren zeigen.
Rothenbrunnen (625 m) ın Graubünden, 7. X. 20.
Ein geschickt gelegener Oıt, um das Domleschg zu explorieren,
das durch die oft zitierte Arbeit meines Freundes, Dr. v. Schulthess,
orthopterologisch erschlossen wurde. Rothenbrunnen ist auch land-
schaftlich voller Reize, und wo man geht und steht, fällt der Blick
5. Heft
26 H. Fruhstorter:
auf eine die umliegenden Höhen krönende Ruine, während von den
Bergen die Fenster der Maiensässe und Dörfer, wie Katzenaugen in
der Abendsonne herableuchten. In der Niederung am Rheinufer
Erlen und Weidengebüsch, dazwischen bereits das roteste Rot und
das goldenste Gold des Herbstes. In den Altwässern des Rheins auf
den durch die Septemberüberschwemmung verschlammten Sand-
bänken die mit Juncus alpinus, Equisetum und spärlichen Veronica
beccabunga bewachsen sind, in einiger Anzahl Epacromia tergestina,
wie auch Tettix subulatus. Das umgebende, von Typha durchsetzte
Schilf aber beleben Pachytylus danicus und migratorius, die, aufge-
scheucht, sich 20—30 m weit in Sicherheit bringen. Inmitten von
Rubus und Centaurea jacea eujacea aber fand sich eine langgeflügelte
Platycleis bicolor und Chelidura albipennis als neu für Graubünden.
Auf dem hoch über dem Rhein gelegenen, nach Westen orientierten
Burghügel von Nieder-Juvalta der mit Pinus cembra und Crataegus
bestanden war, viele fast erwachsene Larven von @ryllus campestris,
die. sich zwischen Satureia montana, Thymus, Calamintha, Ononis
tummelten. Trotz der späten Nachmittagsstunde ertönte von überall
her das scharfe Klirren der C'hort. biguttulus, dazwischen Zirpen von
parallelus, dorsatus, lineatus, und als neu für Graubünden Chort. apri-
carius. Tettix bipunctatus gerät ins Netz, Psophus überfliegt die dürren
Halden und Oedipoda coerulescens belebt den über Liasschiefer
führenden Pfad, während Antazius pedestris wie eine Spinne über das
Gestein hinwegrutscht.
Aversertal und Passo della Duana.
Das landschaftlich ebenso imposante wie wechselreiche Tal gilt
heute als ein floristisches Dorado, das der berühmte Oswald Heer
vor 1850 durchforschte, während Dr. Fischer-Freiburg schon eine
von Heer dort beobachtete Orthoptere erwähnt. Der Reichtum
an Orthopteren des Aversertales hält jedoch, nach meinen freilich nur
ephemeren Erfahrungen vom 25. VII. 1920, nicht Schritt mit der
floristischen Fülle. Bis Cröt (1600 m) fand sich überhaupt nur Chort.
viridulus, wenngleich die feuchten Schluchten blaupurpurn aussehen
von all den Mulgedium und Adonostylesblüten, aus denen die weißen
Schirme gigantischer Heracleum sphondylium hervorleuchteten und
Oreina speciosa zu Hunderten aus demtropischen Blattgewirr funkelten.
Erst dort, wo oberhalb Cröt der Wald zurücktritt, Polemonium
coeruleum alle Felsen ziert, Dianthus superbus und caryophilus neben
Oxytropis campestris blühen, Argynnis pales palustris, Chrysophanus
hippothoe, sowie virgaureae fliegen, beginnen Larven von Platycleis
spec. häufig zu werden und Chort. lineatus aufzutreten. Podisma
alpina, die tiefer im Tale nur ganz selten Adenostyles-Horste bewohnte,
belebt hier inmitten von Aconitum und Juniperus das Vaccinietum.
Bei Cresta selbst (etwa 2000 m) begegnen wir dann unter Grünstein-
und Schieferplatten Anechura bipunctata.
In der obersten, genau Nord—-Süd orientierten Stufe, dem Val
Bregalga (etwa über 2000 m), inmitten von Carex foetida, bicolor, micro-
Die Orthopteren der Schweiz. Pi
glochin stellen sich wiederum Podisma alpina, Chort. viridulus und
parallelus ein, Anechura begleitete uns bis etwa 2100 m und zeigte sich
. neben Cychrus rostratus und Carabus unter Steinen.
Anechura hat anscheinend den Passo della Duana (2000 m) über-
schritten, denn sie fand sich auch auf der Bergeller Seite von der
Alpe Cadrin bis hinab zur Alpe Pianvesto (1800 m).
Engadin von Maloja bis Pontresina. Bernina, Alpe Grüm.
Vom Bergell kommend, durchsuchte ich am 6. und 7. VIII. 1920
das Oberengadin von Maloja bis Pontresina. Die Fauna erwies sich
aber mit Ausnahme der Umgebung von Pontresina durchweg als sehr
arten- und individuenarm. Auf der Südseite der Engadiner Seen
zeigte sich überhaupt nur eine Art (Gomphocerus sibiricus), während
auf den Weideplätzen der Paßhöhe von Maloja trotz der üppigen Vege-
tation von Sanguisorba, Geranium silvaticum, Dianthus superbus,
Geum rivale sich nur Podisma alpina neben Chort. parallelus einstellte.
Faunistisch bevorzugter erwies sich die Nordseite des Hochtales.
Die dortigen der Südsonne exponierten sterilen, mit Euphrasia, Sa-
tureia alpına, Calamintha acınos, Erigeron alpinum, Saxifraga aizon,
moschata, Phaca alpina, Viccia cracca, Pimpinella saxifraga, Laser-
pitium panax, Thalictrum minus, Galium boreale bewachsenen Halden
waren mit Chort. viridulus, biguttulus, vagans, lineatus und Staur.
morio besiedelt. Hier sah ich ferner zuerst den aktivsten aller hel-
vetischen Acridier Stauroderus miniatus, der mit seinem an eine auf-
gezogene Weckeruhr erinnernden Geschnarr die ganze Landschaft
belebt. Bei St. Moritz begegnen wir dann auf kurzgrasiger Wiese
Platycleis brachypterus. In noch größerer Anzahl findet sich diese Art
am Statzersee.unter Lonicera coerulea, Salix pentandra, Petula to-
mentosa, Potentilla erecta, Cirsium heterophyllum, Campanula scheuch-
zeri, barbata, Allium senescens, Scirpus caespitosus in Gesellschaft
von Mecostethus grossus, C'h. parallelus, viridulus, sowie Gomph. st-
biricus. Ein wirklich bunt bewegtes Bild und große Individuenmenge
ergab jedoch erst ein felsiger mit Betula tomentosa, Salix daphnoides,
Lonicera, Knautia silvatica, Ccntaurea scabiosa, Sedum acer, alpestre
bedeckter Hügel nahe dem Schloßhotel bei Pontresina. Alle bisher
vom Engadin aufgezählten Arten (mit Ausnahme von Mecostethus
und P. alpina) stellten sich hier ein, ferner eine Platycleis brachypterus
verwandte neue Form Platyeleis rhaetorum, die in ihrem grauen
Kleide in Anzahl durch den kurzen Rasen dahinschoß. Staur. miniatus
führte sowohl auf Steinen wie auch Üentaureastengeln seine Balz aus,
mit seinem lebhaften, gereizten, hastigen Geschwirr alle übrigen
Arten übertreffend. Decticus war massenhaft vorhanden, ebenso
Plat. grisea.
Die subalpine Zone von Pontresina bis zum Berninahospiz und
selbst zur Alp Grüm aufwärts bietet keine Besonderheiten. Allerdings
kam ich bei trübem Wetter und erst in den Abendstunden dort oben
an. Podisma frigida war in bescheidener Anzahl vorhanden und be-
wegte sich träge zwischen den Azalea procumbens-Polstern dahin
oder ließ sich zwischen Carex, Juncus und Eriophorum scheuchzeri
5. Heft
238 H. Frubstorfer:
mit den Fingern hervorholen. Nur um weniges reicher scheint die
Fauna des Heutales zusammengesetzt zu sein, wo auf Riedwiesen
zwischen Carex sempervirens, Luzula alpina, spadicea, sich Deeticus
in einer Zwergform einstellt. Am Rande kleiner Wasserläufe
zwischen Vaceinium und Juniperus lassen Gomphocerus sibiricus ihre
triviale Musik ertönen, während Podisma pedestris in großer Menge
wie Frösche umherspringen.
Der Schafberg (2733 m).
Der vielbesuchte Schafberg hat der Schweizer Fauna bereits
die nur auf seinen Höhen in Anzahl vorkommende Erebia flavofasciata
thiemei geschenkt und überrascht nun auch die Orthopterologen mit
einem für die Fauna neuem Gomphocerus, dem livoni Azam der bisher
nur aus den Basses Alpes bekannt war. Die erstaunlich reiche und
bunte Flora des Berges begünstigt die Entwicklung einer an Arten
und Individuen mannigfachen Orthopterenfauna, so daß der Schaf-
berg als eine der 'ergiebigsten bisher erschlossenen Fundstellen ın
Graubünden gelten kann. Schon etwa 100 m über Pontresina erheben
sich beim Durchschreiten steiler grasiger mit Peucedanum ostruthium,
Laserpitium panax und Epilobium bedeckten Halden ganze Schwärme
von Gomphocerus sibiricus. Sehr häufig sind Chortippus lineatus, br-
guttulus, auch schnurren hier einzelne Staur. miniatus. Über alle hin-
weg rasselt Psophus stridulus, während sich dessen 2? wie Käfer
oder Grillen, Schutz suchend, in Steinhaufen verkriechen.
Etwas höher noch, da wo Hieracium amplexicaule, sowie inty-.
baceum mit seinen lichtgelben Blüten und drüsigen, klebrigen Stengeln
ganze Horste bildet, führt Staur. miniatus im Sonnenglast seine Liebes-
turniere noch häufiger als weiter unten vor. Beim weiteren Ansteigen,
da wo die Flora ein subalpines Gepräge annimmt, Bupleurum stellatum,
Senecio carniolicus, doronicum, Hypochoeris uniflora dominieren,
hüpfen schwerfällige Podisma pedestris, während über ihnen Erebia
melampus sowie tyndarus auf Blüten saugen. Bis 2600 m musiziert
Chortippus viridulus noch recht zahlreich inmitten von Luzula spadicea,
lutea, Phyteuma orbiculare, Chrysanthemum alpinum und den
golden hervorleuchtenden Blüten von Sieversia reptans, Poten-
tilla grandifolia, während Erebia alecto anteborus Fruhst. sowie Er.
gorge und Argynnis pales über Arctostaphylus alpinus und Salıx ser-
pyllifolia hinwegsetzen. Podisma frigidus der in der Sonnenbestrahlung
gewandter als die übrigen Gattungsgenossen das Weite zu suchen
versteht, hat Podisma pedestris abgelöst. Auf den höchsten Terassen
des Berges endlich, da wo im Juli Erebia thiemei gaukelt, hören wir
allerdings nur selten, das recht vernehmliche Zirpen der G@omphocerus
livoni, die übrigens sehr schwer zu erjagen sind, weil sie sich außer-
ordentlich scheu im Juniperus- und Bärentraubengestrüpp zu verbergen
und zu verkriechen wissen.
Die Orthopteren der Schweiz. 29
Muottas Muraigl (2450 m), 10. VIII. 1920.
Der breit: Rücken dieses Berges lieferte gleich neben der von
Prof. Senn angelegten botanischen Station Podisma frigida, die sich
dort in kurzem Rasen aufhält. Verfolgt man dann die Wasserleitung
längs der Pieris callidice und Erebia gorge fliegen, in südlicher Richtung
einige 100 m weit, so gelangt man an eine Stelle, an w.lcher @ompho-
cerus livoni vorkommen. Sie sind aber noch spärlicher als am Schaf-
berg, selbst die 29, die leicht mit den neben ihnen auftretenden sehr
gemeinen 92 von Gomphocerus sibiricus verwechselt werden können.
@. livoni findet sich auf den Muottas in Gesellschaft von C'hort. lineatus,
parallelus und einzelnen Podisma pedestris, inmitten einer Vegetation
von Gentiana campestris, Saxifraga aspera, aizon, Juncus, Campanula,
Calluna und Juniperus. An -feuchten, von Peucedanum ostruthium
überragten Stellen aber zeigen sich einzelne Podisma alpina.
Scanfs (1670 m), 21.—24. X. 1920.
Scanfs liegt nahe dem alten Hauptort des Engadin, Zuoz, da wo
sich das Hochtal des Oberengadin bereits merklich zusammenschließt
und auf der Nordseite von fast ganz kahlen Bergen umwallt wird.
Deren Südabhänge aber sind trotz der vorgeschrittenen Jahreszeit
‘noch mit einer relativ reichen Flora geschmückt, die ihrerseits wıeder
einer großen Individuenzahl von Orthopteren Existenzbedingungen
gönnt und schafft. Die Orthopteren aber erwiesen sich analog wie
im Vorjahre im Tessin als kältebeständig und nahmen an Individuen-
zahl nicht einmal ab, als am Morgen des 24. X. starker Frost eintrat
und das ganze Engadin mit Reif überdeckte, während auf den Bergen
bis etwa 2000 m herab Neuschnee gefallen war. Chortippus dorsatus,
Iineatus und namentlich biguttulus in hellgrauen und grünen Formen
waren so zahlreich, daß ich ohne Mühe 70 Exemplare innerhalb einer
Stunde einheimste. Psophus stridulus überflog mit lautem Schnarren
die aus Gentiana verna, Campanula pusila, persicifolia, patula, Cala-
mintha acinos, Scabiosa lucida, Polygala chamaebuxus, Saponaria
ocymoides, Centaurea scabiosa, Carduus defloratus, Euphorbia cy-
parissias bestehende Pflanzengemeinschaft. Auf dem abwechselnd
über Sediment- und Silikatgestein hinwegführenden Pfade zeigten
sich einige Oedipoda coerulescens, und erst bei etwa 1900 m Erhebung,
im Lärchen-, Tannen- und -Arvenwald, verlor sich die Individuen-
menge. Im Vaccinietum bewegten sich dort zwischen Hieracıum
peleterianum, pilosella und auricula nur noch einige C'hort. parallelus.
Auf der Alpe Griatschouls (etwa 2100 m) aber, war mit Ausnahme
schwarzer Galeruca, die sehr häufig blieben, jedes Tierleben erloschen,
trotzdem Viola calearata dort noch in reichstem Flor stand.
Unterengadin. Ardez (1450—1550 m), Dorf Fetan (1650 m).
Am 23. X. begab ich mich, trotzdem es in Scanfs schneite, tal-
wärts, um bei langsam sich aufheiterndem Himm :1 cine freudige Über-
. raschung zwischen Ardez und Fetan zu erleben. Zunächst fanden sich
die nach Süden gerichteten, mit Thalietrum foetidum bewachsenen
5. Heft
30 H. Fruhstorfer:
Abhänge der Ruine Steinsberg (1525 m) von Chort. variabilis, lineatus
und namentlich auch Plat. grisea bevölkert. Entsprechend dem licht-
grauen Triaskalksubstrat dominieren hier hellere Formen als bei
Scanfs. Noch reicher besiedelt erwies sich eine isolierte Felskuppe,
die über einem Stoppelfeld aufragt. Dort inmitten einer Pflanzen-
formation von Globularia willkommi, Campanula persicifolia, Galium
molugo, Helianthemum nummularium, Veronica spicata und Laser-
pitium siler ein Orthopterenleben von beinahe sommerlicher Bewegt-
heit. Staur. morio, Decticus, Psophus und vor allem Arcyptera fusca
waren vorhanden. Das sprühendste Leben entwickelte sich am Fuße
des Hügels, am Rande des Stoppelfeldes, wo sich inmitten von Ber-
beris, Rosa, Urtica, Artemisia absinthium, vulgaris die genannten
Arten und noch Plat. grisea und Chort. lineatus, biquttulus, rufipes,
parallelus tummelten. Im Stoppelfeld selbst fand sich noch eine ver-
spätete Plat. roeseli. Auf der Straße, die nach Fetan führt, erhob
Oedipoda miniata zahlreich ihre rote Fahne und zwar, ein bisher einziger
Fall, in Gesellschaft von Podisma pedestris. Auf einem kahlen Wiesen-
hang dicht vor dem Dorfe Fetan aber ertönte die lauteste Musik.
Staur. morio versuchte alle anderen Arten, wie C'hort. variabılis, lineatus,
Psophus und auch die sehr häufigen Arc. fusca im Lärmen zu über-
bieten. Dagegen benahm sich die für die Schweiz neue Locusta caudata,
von welcher ich zwei 92 antraf, bereits recht melancholisch. Die Tiere
ließen sich, ohne den geringsten Flugversuch zu unternehmen, mit den
Fingern greifen. Die Berge über Fetan, der Piz Cotschen (3030 m) sowie
der Piz Minschun (3070 m), die bis nahe den Gipfel mit Grashalden be-
deckt sind, dürften Ende August ziemlich wahrscheinlich Rekord-
höhen für alpine Arten, wie Gomphocerus, Podisma frigida, pedestrs
sowie einige Chortippus ergeben, die vermutlich jenen des Wallis
(der Belalp) gleichkommen.
Region VII, Tessin.
Ostseite des Val Ticino, Täler und Berghänge der Adulagruppe
der Tessiner Alpen.
Faido, 10. VII. 1919.
Auf den steinigen, mit bunter Vegetation bedeckten Hängen
über dem Orte 10 Arten Orthopteren, darunter Sien. haemorhoidalıs,
die beiden Oedipoda.
Passo Predelp, 10. VII. 1919.
Matten und Fettweiden zwischen 1000 und 1600 m inmitten reichster
Vegetation von Phy.euma, Campanula, Chrysanthemum, Geranıum
und Scabiosen, auf denen ganze Trauben von Hoplia farinosa hängen,
eine verheerende Menge von Sten. morio, viridulus, Plat. grisea, Decticus
und Gomph. sibirieus, an Wassergraben, die mit Polygonum bistortum
bewachsen, sehr häufig Podisma alpina formosanta Fruhst.
Val d’Osogna,7 IX. 1918.
Ein landschaftlich grandioses Seitental der Riviera. Die höheren
Lagen im September bereits arm an Orthopteren. Zwischen 2000
Die Orthopteren der Schweiz. 31
bis 2100 m auf kurzgrasigem steinigem Rücken einer Felsrippe
spärlich Podısma pedestris und alpina formosanta Fruhs..
Pizzo CGlaro, 2723 m, 9. VIII. 1918.
Höhen von 1000 m reich an Orthopteren. Die Fauna noch von
derselben Zusammensetzung wie jene vom Passo Predelp und Faido.
Spärlich Sten. haemorhordalıs.
Motto della Croce, 1260 m, 29. X. 1918.
Auf grasigen Hängen, die von Corylus und Fagus silva.ica um-
rahmt sind, Ephipp. pliniana. Im abgefallenen Buchenlaub Ant.
pedestris.
Monti di Piano Dolce, 31. X. 18.
Nach starkem Nachtfrost auf mit Buchen und Birken bestandener
Magerweide, die der Südsonne ausgesetzt war, Ephippigera pliniana
in Anzahl, Psoph. stridulus, Arcypt. fusca, Chrys. brachypterus, Gomph.
rufus, Podisma alpina in der Südtessiner Rasse.
Motto d’Arbino, über dem ValMorobbia, etwa 1700 m,
3: W1E:1919.
Fauna wie am Predelp, nur auf dem Rücken der Motto Pod. pe-
destris im Rhododendron- und Vaccinium-Gebüsch in großer Menge.
Auf Alnus viridis viele Leptophyes lavicauda-Larven. Abends um
7 Uhr lärmt Sten. morio noch in ungebrochener Kraft. Gomph. sibiricus
und P. pedestris sind noch ebenso zahlreich wie am Vormittag.
Pizzo Camoghe, 2226 m, 24. VIII. 1919.
Bereits durch O. Heer berühmt, der auf dessen Gipfel Androsace
charpentieri Heer entdeckte, sowie vermutlich Tettix kraussi, welche
Fischer-Freiburg in großen Enthusiasmus versetzte. (Die Androsace
kommt nur noch auf dem Garzirola und dann am Monte Legnone
am Comersee vor. Ihre insulare Absonderung verdankt sie wohl den
tief eingeschnittenen Tälern und dem Becken des Comersees, die ihrer
Ausbreitung im Wege stehen. Das Verbreitungszentrum der Art ist
von so kleinem Umfang, daß Christ annimmt, es handle sich ver-
mutlich um Relikte eines früher weiter ausgedehnten Vorkommens).
An Örthopteren war der Berg, 1919 wenigstens, nahe dem Gipfel
sehr arm, Pod. pedestris die einzige Species, welche bis zur Höhe hinauf-
geht, während die tieferen Grashänge nur Sten. parallelus und dorsatus
auflieferten. Reicher wurde die Fauna erst im Val Caneggio, wo Thamn.
apterus und auf den steinigen Weiden über Isone, wo Oed. miniatus,
Sten. haemorhoidalis und St. stigmaticus auftreten.
Monte Baro, 1860 m, 25. 10.X. 1918.
Nach einigen schweren Regentagen und als am Gipfel bereits
Schnee lag, bestiegen. Dort fand sich Pod. pedestris als neu für den
Südtessin auf etwa 1800 m inmitten von Alnus viridis, kümmerlichen
Solidago, Gentiana germanica, Campanula. Auf 1600 m außergewöhn-
lich dunkle Sten. dorsatus, lineatus in grünen und braunen Varietäten,
St. haemorhoidalis.
Monte Boglia, 1520 m.
Mein Favoritfangplatz 1918, den ich fünfmal besuchte. Die
günstigste Stelle nahe dem Gipfel, da, wo der breite Gürtel des den
5. Hefi
32 H. Fruhstorfer:
mittleren Teil des Berges bedeckenden Buchenwaldes sein Ende er-
reicht und magere, von Calluna, Sarothamnus, Juniperus, Adlerfarn
usw. durchsetzte Hänge stets der Sense entgehen. In diese sterilen
Partien flüchten sich auch die Orthopteren der abgeheuten Wiesen
die einen reichen Flor von Centaureen, Campanula glomerata, Dianthus,
Chrysanthemum tragen. Durch ihre Größe fallen zunächst Arc. fusca
auf, deren 22 plump und ungeschickt davonspringen, während die
wie Vögel zwitschernden Sg sich mit einem Satz 1—2 m weit entfernen.
Die 292 von Psophus stridulus bewegen sich unbebolfen wie Frösche,
ihre 55 verstehen es dagegen mit Cicindelengeschwindigkeit dem sie
deckenden Netz zu entkommen. Decticus in unheimlicber Menge,
weniger dominierend Plat. grisea. Selten bleiben Plat. bicolor, die sich
neben Chrys. brachypterus im hohen Grase zu verbergen wissen. Von
Stenobothrus fallen rufipes auf und besonders Iineatus, beide in dem
intensiven südlichen Kolorit.
Besonders interessant war ein Besuch am 3. X. 1918, weil tags
vorher bis auf 500 m herab Neuschnee gefallen war. Dennoch aber
blühten noch bis etwa 1200 m Höhe Potentilla, Aster amellus, Carduus,
Achillea, Centaurea, Salvia glutinosa, Solidago, Origanum, während
nahe dem Gipfelkamm Gentiana ciliata, germanica, Polygala pede-
montana und Euphrasien die rotbraun gefrornen Grashalden zierten.
In den vereinzelten Ericetum- und Farrenoasen noch ein wahres Sym-
posion zirpender und schrillender Orthopteren. Von Arcyptera jetzt
viele tote Exemplare, die von Decticus angefressen waren, Ephippigera
perforata und pliniana spazierten schwerfällig und neugierig durchs
Calluna-Gebüsch und selbst Plat. bicolor war noch in ein paar Exem-
plaren vorhanden. Tiefer unten aber am Saume des mit C’yclamen
bestickten Buchenwaldes zerrte T’hamnotriz. cinereus seine langen
Beine und die häufigen Sten. biguttulus sowie Gomph. rufus waren in
solcher Menge vorhanden, daß das abgefallene dürre Buchenlaub durch
die vielen einspringenden Orthopteren in fortwöhrender raschelnder
Bewegung gehalten wurde, sodaß es selbst wie belebt erschien.
Am 19. XI. bestieg ich den Boglia zum letzten Male. Wieder lag Neu-
schnee, der Boden war beim Verlassen von Lugano hart gefroren und
bei 0 Grad um 8 Uhr morgens mit Frost bedeckt. Oben am Gipfel
unterbrachen Schneeflecken die mageren, gelbbraunen Grasflächen;
Gent. germanica und ciliata aber blühen dennoch an geschützten Stellen.
In den Schluchten hört man das Rieseln gefrorner, aber in der Mittags-
sonne auftauender Erde, welche zusammen mit toten Blättern dem
Abgrund zustrebt. Die Anzahl der noch auf 1400 m vorkommenden
Arten hat sich erheblich verringert und natürlich auch die Individuen-
zahl. Gomph. rufus, St. rufipes, biguttulus und Chr. brachypterus allein
behaupten noch das Feld.
B. Berge und Täler der Westseite des Tessinflusses.
Val Bedretto, 26. VII. 1919.
Die Wiege des Tessinflusses, der dort im Liasschiefer entspringt,
und ein enges Tal passiert, in welchem Urgestein mit sedimentären
Schichten wechseln. Auf ungefähr 1700 m Erhebung im dichtesten
Die Orthopteren der Schweiz. 33
Rhododendron- und Vaccinium-Gestrüpp Pod. frigida, entsprechend
der frühen Jahreszeit nur in einem Exemplar, dafür phänomenale
Mengen von Gomph. sibiricus, der mit jedem Schritt talwärts noch
an Menge zunahm. Tiefer unten, zwischen den Dörfern Bedretto
und Villa, auf frisch gemähten Wiesen, Pod. alpina formosanta Fruhst.
in ganzen Scharen. Meist reiten die Tiere in copula durch die Stoppeln.
Val Redorta, 17. VIII. 1918.
Eines der nördlichsten Seitentäler des Val Verzasca, von wo aus
ein landschaftlich hochinteressanter Übergang ins Val Maggia möglich
ist. Zwischen dem Monti Pesci negro und der Alpe Redorta in den
späten Abendstunden Thamnotr. apterus im Vaccinium nahe dem
Pfade, sonst nur Sten. morio und rufipes.
Val Bosco, Seitental des ValMaggia, 29. VIII. 1918.
Auf Waldwegen zwischen 1000 und 1100 m in großer Anzahl
Thamn. apterus in besonders dunklen Exemplaren. Steile Grashänge
über dem Dorfe Bosco (etwa 1560 m) liefern nur die trivialsten Species.
ValCocco,18. X. 1918, nahe den zyklopischen Schutzmauern der
Alpe Cocco, dicht unter dem 2100 m hohen Übergang ins Val d’Osola,
Thamnotr. apterus in den Vormittagsstunden.
Val d’Osola, Seitental des Val Verzasca, 18. X. 1919.
Unter Lärchen und Edeltannen, im Alpenrosen- und Juniperus-
Gehege @Gomph. sibiricus und in Anzahl Thamn. apterus.
Pizzo Costiscio, etwa 2250 m, 16. VIII. 1918.
Beim Übergang vom Val Maggia ins Val d’Osola zwischen dem
Pızzo Mesne und Costiscio Gomph. sibiricus als einzige Orthopteren
auf etwa 2000 m Erhebung auf starkem Winde ausgesetztem, von
Erebia mnestra, pronoe und Arg. pales umflatterten Grasrücken.
Ü. Berge der Verzasca-Gruppe der Tessiner Alpen.
Val Piancascia, 6. VIII. 1918.
Ein grandioses Seitental des Val Verzasca, das ich von der Ost-
seite beim Übergang über die Bocchetta di Lodrino von Lodrino an
der Gotthardbahn aus erreichte. In diesem von Naturforschern viel-
leicht nie besuchten Hochtale trafich die ersten Thamn. apterus, welche
mir im Tessin begegneten. Tiefer unten, da, wo sich das Val Piancascia
mit dem Val Carrechio vereinigt, Oed. miniata und coerulescens, während
über ihnen die im Tessin seltene Satyrus cordula dahinschwebte.
Monte di Carasso, 1722 m, 5. X. 1918.
Auf dem Weg zur Bocchetta d’Albagno (etwa 2000 m), vom Dorfe
Monte Carasso ausgehend, begann ich bei den Monti di Freghiscio
(etwa 1400—1500 m) auf einer üppigen Weide über einem Wald-
streifen mit herrlichen dickstämmigen Edeltannen zu sammeln. Psoph.
stridulus, Arcypt. fusca, St. morio ın Anzahl, Thamn. cinereus, Sten.
viridulus, rufipes relativ selten, häufiger Chrys. brachypterus, St. bicolor,
Gomph. rufus. Auf etwa 1600 m auf einem mit Senecio abrotanifolia
bestandenem Hange Eph. perstcaria 2 in einer oberseits violetten
Form.
Archiv ilir Naturgeschichte
1921, A. 5. 3 5.Heft
34 H. Fruhstorfer:
Il Gaggio, 2272 m, 5. X. 1918.
Der Gaggio ragt als breiter Grasrücken über die Bochetta d’Al-
bagno empor. Nahe dem Gipfel fanden sich in den Abendstunden
noch massenhaft G@omph. rufus, St. parallelus inmitten einer Vegetation
von Euphrasia und Gentiana germanica, während tiefer unten die Hütten
der Alpe d’Albagno schon bis zum Dache im Schnee begraben lagen.
Cıma di Sassello, 1896 m, 27. X. 1918.
Von der Station Reazıno im Tessindelta ausgehend, durch prächtige
Kastanienhaine zu den Monti di Ditto (867 m). Der Nordwind bringt
bereits einen goldenen Blätterregen und dazwischen hinein fallen und
platzen die reifenden Früchte. Thamn. griseus verbirgt sich im rascheln-
den Laub. Höher oben in der Nähe der von mächtigen Acer pseudo-
platanus beschatteten Monti di Motta und Monti di Gola Secca (1310 m)
zwischen verstreuten Felsblöcken im kurzen Grase Gomph. rufus,
Sten. bicolor, viridulus und ed. coerulescens zu ungezählten Tausenden.
Jeden Quadratfuß Bodens bedeckten Dutzende von Acridiern, die
mit ihrem Streichkonzert die herbstliche Luft erfüllten. Nächst dem
Monte Boglia und den Fettwiesen bei den Monti von Predelp unterm
Passo Predelp das imposanteste Bild reichen Orthopterenlebens des
gesamten Tessins! Höher oben, inmitten Adlerfarrn, Calluna, dem
immer niedriger werdenden Sarothamnus, und da, wo noch Centaureen,
Scabiosen und Thymus serpyllum blühen, werden die Örthopteren
seltener, 2s treten aber dafür etwas bessere Arten wie Chrys. brachypterus
auf.
Umgebung von Locarno.
Piano di Magadino, 1. IX. 1918.
Die einzige von mir durchsuchte Stelle nahe Quartino, wo ein
vom Tamaro kommender Bach Geschiebe abgelagert hat, das mit
Hippophaes und Epilobium bewachsen ist. Dort fand sich sehr selten
Caloptenus italicus und in ziemlicher Anzahl Sphing. coerulans, beide
neu für den Tessin. Nahe dabei auf einem mit Tanacetum, Hippophaes,
Artemisia, Salix purpurea bewachsenem Damme Pach. danicus und
migratorius.
Losone bei Locarno, 14. IX. 1918.
Auf einer sumpfigen Wiese nahe der Maggia Parapl. alliaceus,
Sten. variabilis in der grünen Varietät, parallelus und namentlich
dorsatus, letztere nur in der grünen Form, in ungeheuren Mengen,
daneben viele Conocephalus. Etwas höher auf mit Eichen, Kastanien,
Linden bewachsener Felsrippe über Calluna und Sarothamnus hinweg-
fliegend, Mantis religiosa. Gelegentlich auch Phaner. 4-punctata
auf Hasel und Eiche, während Satyrus dryas Blüten besuchte und
Satyrus statilinus sich auf Felsstirnen setzte.
Umgebung von Giubiasco, 20. VIII. 1918.
Der nördlichste Punkt, an welchem ich längs des fast wasserleeren
Bettes eines kleinen Baches im Hasel- und Eichengebüsch Phan. 4-
punctata antraf, während auf den Terassen eines Weinberges sich C'onoe.
tuberculatus tummelten und neben ihnen die zweite Generation von
Die Orthopteren der Schweiz. 35
Argynnis dia, selene flog, sowie die unterseits augen- und silberlcse
Arg. niobe, Satyrus dryas mit seinen schwarzen Flügeln gegen das in
der Sonne blinkende Grün absticht und Pap. podalirius wild dahin-
stürmt.
Monte Tamaro, 1967 m, 25. VIII. 1918.
Auf etwa 1700 m Erhebung auf grasigem, mit Alnus viridis be-
wachsenem Hang die für den Tessin neue Plat. saussureana, in Ge-
sellschaft von Gomph. sibiricus, Chrys. brachypterus, seltenen sten.
haemorhoidalis. Auf dem Gipfel noch einige spärliche St. rufipes.
Pizzo Leone, 1665 m.
Die Nordhalde mit ihren steilen Gneiswänden trägt noch aus-
gedehnte Buchenwaldreste. In deren Unterholz zwischen Vacc. myr-
tillus und uliginosum, sowie Adlerfarn, Podisma alpina formosanta
Fruhst. Darüber hinweg setzten in kühnen Sprüngen zahlreiche
Thamn. apterus und griseus, sowie OP? von Ant. pedestris.
Monte Ghiridone, 2191 m, 26. IX. 1919.
Der Ghiridone stellt die höchste Erhebung der Randberge des
Langensees im Süden von Locarno vor. Als ich ihn erstieg, lag auf der
Nordseite bis etwa 1000 m herab Schnee. Dennoch fand sich dort
im mit Molinia coerulea durchsetzten Grünerlen- und Rhododendron-
gebüsch T’hamn. apterus, als einzige Orthoptere, welche bei dem trüben
Wetter zum Vorschein kam.
Umgebung von Lugano, 1918.
Monte Salvatore, 915 m, 18. XI.
Trotz der vorgerückten Jahreszeit herrschte auf dem Südhang
des Berges reges Orthopterenleben. Von Pflanzen blühten nur noch
Aster alpinus, einige Dianthus seguieri und aus dem dürren Laub lugt
die zweite Genera,ion von Polygala pedemontanum und P. chamaebuxus
hervor. Auf den mit Nelken und Scabiosen bestandenen Felsbändern
lärmt Aklopus strepens, während im vergilbten Buchen- und Hasel-
laub Platyphyma giornae die wenigen Tage, welche ihnen die November-
fröste noch gönnen, ausnutzen und zu tausenden, zumeist in copula,
als ein wahres Charakteristikum der Landschaft das Fallaub beleben.
Monte San Giorgio, 1100 m.
Der südlichste der von mir 1918 besuchten Berge der Luganeser
Voralpen, den ich ebenso wie den Monte Boglia fünfmal besuchte
und einer neuen Rasse der Melitaea aurelia, der schönen mendrisiota
Fruhst. in zwei Generationen dort begegnete. Der San Giorgio ist
berühmt als die einzige schweizerische Station für Iris graminea L.,
welche ich im Juni dort zwischen 900—1000 m in Anzahl blühend
fand. Der sonstige Reichtum des Berges an seltenen Pflanzen aber
hat sich in den letzten Jahren durch Waldverwüstung fast völlig er-
schöpft und sind es jetzt hauptsächlich seine Ausläufer und einige Moore
an seinem Südfuße, welche noch als Refugien in Betracht kommen.
Auf Höhen über 600 m finden sich am San Giorgio nur wenige und
triviale Orthopteren, weil seine trockenen, kurzgrasigen, mit. Ile,
3* 5. Heft
36 H. Fruhstorfer:
Corylus, Mespilus, Tilia, Quercus, Larix und Fraxinus bestandenen
Abhänge nur eine arme Fauna aus G@omph. rufus und den gemeinsten
Stenobothrus aufkommen lassen. Auf der Kammhöhe zwischen Onidium
silasfolium, Valeriana tripteris sehr häufig Sten. viridulus und lineatus.
Am 20. XI. nahe dem mit Lärchen und Buchen bestandenen
Gipfel zwischen Aster alpinus, Campanula und Colchicum alpinum
der Acridier Arlopus strepens in Anzahl. Die Tiere waren sehr scheu,
flogen bei Annäherung hoch auf und setzten sich erst auf viele Meter
Distanz wieder zu Boden, sodaß im Laufe einer Stunde nur wenige
Exemplare, aber fast jedes von anderer Färbung, erbeutet werden
konnten. i
Cademario in den Malcantone, etwa 800 m, 24. XI. 1918.
Der letzte Ausflug im Jahre. Auf dem Wege zur Höhe blüht noch
Pol. pedemontanus ünd auf den Wiesenterassen und am Rande der
Kastanienhaine finden sich St. parallelus, bicolor und sehr häufig
Platyphyma giornae. Selbst auf der Nordseite des Monte San Bernardo,
deren Quellflüßchen und feuchte Partien der Straße bis 10 cm mit
Eis bedeckt waren, stellte sich noch eine Arlopus strepens ein, die aller-
dings, es war bereits 4 Uhr nachmittags, ihre sonstige Behendigkeit
verloren hatte.
Region VIII, Graubündner Südtäler.
Das Bergell oder Val Bregaglia (Praegallıa).
Das Bergell darf wahrscheinlich als das landschaftlich grandioseste
und bewegteste Tal der Schweiz gelten, dessen eis- und schneebedeckte
Gebirgsmauern an Steilheit, Wildheit und Romantik von keinem
andern übertroffen werden Nirgendwo finden sich auf so kleinem
Raum größere Kontraste geologischer und klimatischer Verhältnisse
wie hier. Ein einziger ‘Blick umfaßt einen Ausschnitt der Arktis vom
Gletschereis der 3300-3400 m erreichenden Hochgipfel und zu-
gleich ein Bild meridionaler Üppigkeit, das grüngesättigte Tal, wo der
Granatapfel im Freien gedeiht. So nahe ıücken die Berge an die
Talsenke, daß den Hauptort des Bergell, Vicosoprano (1070 m) im
Winter während zweier Monate, und das südlichere Bondo (etwa
800 m) sogar vier Monate kein Strahl der Sonne trifft.
Das Bergell senkt sich von Maloja bis Chiavenna in sechs oro-
graphischen Stufen, von denen jedoch nur dreien eine Bedeutung für
die Verbreitung der Orthopteren zukommt. Die unterste reicht von
Chiavenna bis zur berühmten und bekannten pflanzengeographischen
Grenze, der Talenge von La Porta (etwa 900 m). Hier macht der
vom Engadin kommende Baum Sibiriens, die Lärche, Halt, um von
der mediterranen Kastanie abgelöst zu werden, die sich zwischen Soglio
und Castasegna zu einem prächtigen Wald zusammenschließt.
Als Charaktertiere dieser niedersten Stufe dürfen Chortippus
vagans und Barbitistes obtusus gelten. Erstere hält sich streng an die
Pflanzengrenze und ist kaum 100 m über die Porta hinaus vorgedrungen.
B. obtusus dagegen, der auf den Wiesenterassen der glacialen Talstufe
Die Orthopteren der Schweiz. 37
von Soglio Anfang August sehr häufig vorkommt, fühlt sich auch noch
in der mittleren Stufe, bei Vicosoprano, heimisch, hat also die Tal-
sperre überschritten.
Recht zahlreich erscheint in der untersten Stufe Antazius pe-
destris, der dort im Gegensatz zum Tessin, wo ich ihn ausschließlich
als Strauchbewohner kennen lernte, Mauernischen, besonders bei
Soglio und Spino bewohnt. Die Orthopteren der zweiten für Gerad-
flügler in Betracht kommenden Stufe, von der Porta bis Casaccia,
lernte ich nur unvollkommen kennen, doch dürfte sie keine Besonder-
heiten bieten. Die dritte Zone von Casaccia (1460 m) bis Maloja (1800 m)
ist floristisch durch das massenhafte Auftreten der grandiosen Um-
bellifere Peucedanum ostruthium ausgezeichnet und charakterisiert
_ durch Mengen von G@omphocerus sibiricus, Podisma alpina und pedestris,
welche namentlich den Anschwemmungsboden der Maira bevölkern.
Auf den Blättern riesenhafter Heracleum sphondylium, die anderthalb
Meter emporschießen, aber ertönt die laute Musik der Thamnotrizon
apterus.
Im allgemeinen weist die ganz aus kristallinen Schiefern be-
‚stehende Bergkette im Norden des Bergell mit ihren nach Süden
gerichteten Hängen im Einklang mit der herrlichen und reichen Flora
die meisten Orthopterenarten auf. Barbitistes obtusus steigt dort bis
1600 m empor, Antazius pedestris bis 1400 m, ebensohoch Oedipoda
miniatus, während Chortippus vagans auf etwa 1300 m zurückbleibt.
Auf den sonnenüberfluteten Höhen des Duana-Gebirges über
Soglio aber begegnete ich noch am 15. und 16. X. 1920 auf 1800 bis
2000 m Erhebung inmitten einer Vegetation ven Trifolium, Lotus,
Polygala vulgaris, Campanula glomerata, D. carthusianorum, Cen-
taurea uniflora, Alchemilla pratensis, Melandrium rubrum, Potentilla
spec., Hieracium auricula, pilosella in Anzahl Decticus, Chortippus
Inneatus, biguttulus, parallelus und Staurod. morio, während Podisma
pedestris zahlreich das Vaceinietum besiedelte. Auf der Gneisterasse
von Soglio versammelten sich. auf einem einzigen Busche von Quercus
sessiliflora manchmal sechs bis acht Antazius pedestris. Letztere Art
wird dann in großer Erhebung im Bergell anscheinend nicht unter
1900 m von der Antazius brunneri abgelöst, eine äußerst seltene oli-
gochone Species, welche auf der Alpe Cavio am Monte Marcio Mitte
Oktober neben Podisma pedestris, Stauroderus morio, Chortippus
biguttulus und parallelus vorkommt.
Ausschließlich auf die Duanaseite beschränkt ist ferner Anechura
bipunctata, welche ich nur über Soglio zwischen den Alpen Cadrin
(2200 m) und Pianvesto (1800 m) antraf, während ich sie weiter südlich
am Monte Gallegioni vergeblich suchte.
Die nach Norden gerichteten granitischen Talhänge der schnee-
und eisgekrönten Ausläufer der Bernina-Disgraziakette, von denen ick
nur das Val Bondasca durchsuchte, besitzen analog ihrer dürftigen
Flora auch nur eine armselige Orthopterenfauna trivialster Arten.
Locustiden fehlen, nach meinem übrigens nur einmaligen Besuch
beurteilt, anscheinend gänzlich und von Acridiern begegnet man außer
5. Heft
38 H. Fruhstorfer:
Podisma pedestris nur den Arten der Talwiesen. Selbst Anechwa
scheint zu fehlen, jedenfalls traf ich sie in der Nähe der Sciorahütte
(2100 m) nicht an.
Die oberste und unterste Talstufe des Haupttales zeichnen sich
durch einen relativ großen Reichtum an Individuen aus, deren Ent-
wicklung durch die wie ein Spalier wirkenden, von Gletschern glatt
geschliffenen Gneiswände namentlich über Soglio gefördert wird.
Dort schwirren manchmal gleichzeitig Dutzende von Locusta viridissima
über der üppigen Vegetation von Centaurea dubia, scabiosa, Hera-
cleum sphondylium, Laserpitium panax, Genista tinctoria, Oytisus
nigricans, Dianthus carthusianorum und Pteris aquilina, während im
Grase Decticus verrucivorus ihren räuberischen Gelüsten nachgehen.
Aus den lichten, aus Tilia platyphylla, Corylus, Betula, Fraxinus,
Sorbus aria zusammengesetzten Buschwäldchen der Plotta (dem
östlichen Riegel der Porta) aber ertönt noch bis Mitte Oktober und
zwar tausendfach das harmonische und sanfte Zirpen von Nemobius
silvestris.
Das Puschlav oder Val Poschiavino.
Dem Puschlav fehlt die schroffe Kälte‘ des Bergell, dafür besitzt
es namentlich in seinen unteren Partien auch nicht dessen melodische
Weichheit. Das im Gegensatz zum Bergell weitere, längere und leider
auch den menschlichen Eingriffen mehr ausgesetzte Tal durchwanderte
ich von der Alp Grüm kommend, und durchstreifte Höhenstufen von
2100 mbis zuetwa500 m. Örthopterologisch zerfällt das ValPaschiavino
in vier Stufen, die sich jedoch nicht ganz mit den vier Zonen decken,
welche Dr. Brockmann für die Vegetation des Tales gelten lässt.t)
Der oberste Bezirk, der für Geradflügler in Betracht kommt, erstreckt
sich von der Alp Grüm (2100 m) bis Cavaglıa (etwa 1700 m). Zu ihm
gehören auch die Bergketten des Tales, von denen ich leider nur ein:
kennen lernte, die besonders behandelt wird. In ihren höchsten Er-
hebungen ist diese Stufe charakterisiert durch Anechura bipunctata,
die dort in großen Kolonien unter Steinen zusammenlebt. Auf der
vom blinkenden Weiß des gleichnamigen Gletschers beherrschten Alp
Palü fanden sich am 12. VIII. 1920 inmitten einer Sumpfwiesen- und
Moorvegetation von Carex und Juncus vorherrschend Chort. parallelus
und Larven von Podisma pedestris. Unterhalb der Alp kamen die
ersten Gomphocerus sibiricus zum Vorschein. Je weiter talwärts, desto
zahlreicher werden die Individuen, um auf der Pian von Cavaglie
(1700 m) bereits in ganzen Scharen aufzutreten und neben ihnen,
namentlich auf Anschwemmungsboden, Ch. parallelus in gewaltigen
1) Dr. Brockmann unterscheidet:
1. Kulturzone bis zur oberen Grenze des Weinstockes bis etwa 850 m.
2. Montanzone bis zur oberen Grenze der Buche, etwa 1450 m.
3. subalpine oder Coniferenzone bis zur mittleren Baumgrenze, etwa 2260 m,
4. Alpine Zone bis zur Schneegrenze die im Puschlav wie auch im Bergell
und überhaupt südlich der Alpen tieferliegt, alsnördlich derselben (Engadin, Wallis).
Die Orthopteren der Schweiz. 39
Mengen. Auch Decticus macht sich bemeiklich, der von der Niederung
mit den zahlreichen Crepis, Leontodon hispidus, Viola, Galium rubrum
bis hierher vorgedrungen ist. GI ich unterhalb Cavaglia, da wo der dem
Piz Palü (3900 m) entquellende Cavagliasco in brausenden Kaskaden
ins Tal binabstürzt, verschwinden die sibirisch-alpinen Podismen,
um den illyrisch-mediterranen Elementen Platz zu machen und es
beginnt die zweite Stufe.
Neben den trivialen Chort. biguttulus laufen hier wie Spinnen
Antaxius brunneri sowie auch Ant. pedestris auf nackten Gneisfelsen
und Barbitistes obtusus belebt in Anzahl die Blätter der Rubussträucher.
Auf etwa 1500 m erscheinen die ersten Staur. morio, die mehr spektakeln
als höher oben hunderte von @omphocerus sib’ricus. Vom unteren
Tale herauf folgt Oedipoda miniata bis hierher dem Schienenstrang,
begleitet von Psophus stridulus und Chort. lineatus. Als große Selten-
heit zeigt sich auch Stauroderus miniatus, der wie im Engadin seine
Liebestänze aufführt und dadurch die Aufmerksamkeit auf sich lenkt.
Die dritte Stufe setzt unterhalb Cadera (1500 m) ein, um bei
Le Prese (965 m) aufzuhören. Chrysophanus virgaurea theages Fruhst.
verschwindet nun, um von Melanargia galatbea in einer helleren Form
als im Tessin abgelost zu werden. In Getreidefeldern beginnen Locusta
viridissima zu lärmen und Platycleis grisea zirpt auf sterilen Halden.
Forficula auricularia findet sich allenthalben, sowohl im Gebüsch
wie auch unter Steinen, sehr selten dagegen Ectobia-?? mit kurzen
Flügeln. Barbitistes obtus ıs ist jetzt ständiger Gast, sowohl der Hasel-
sträucher, als auch der Nesseln, welche die Wiesengräben überwuchern.
Auf dem steinigen Wege gesellt sich zu Oedipoda miniata nunmehr,
jedoch viel zahlreicher Oedipoda coerulescens. Von Poschiavo (1000 m)
bis an das Ende des schon von der Alp Grüm aus sichtbaren, so herr-
lich gelegenen Sees verflacht sich das Tal. Die Wegränder sind bereits
mit südlichen, aber zum Teil durchaus trivialen Pflanzen bestanden.
Linaria vulgaris, Galeopsis tetrahit, ladanum, Artemisia vulgaris,
Centaurea dubia, Leonurus cardiaca und Sedum rupestre stellen sich
ein und in ihrem Gefolge auch die banalen Arten Chort. dorsatus,
Thamnotrizon cinereus, die hauptsächlich Nesseln und Heracleum
sphondylium besiedeln. Centaurea scabiosa und viele Distelarten
schmücken die Ufer des Poschiavo-Sees, auf denen in der abendlichen
Dämmerung Barbitistes obtusus, Antaxius pedestris und Thamn. cinereus
konzertieren.
Die vierte Stufe beginnt unterhalb der pflanzengeographischen
Grenze, welche hier bei etwa 960 m am Bergsturz von Meschino ein-
setzt, der ähnlich wie die Porta im Bergell das Tal verengt und ver-
sperrt. Bis hierher dringt die weiße Artemisia absinthicum vor, während
tiefer unten Kastanien und Feigenbäume am Rande von Tabak-
feldern stehen. Von Brusio an dominiert Platycleis grisea als die
häufigste Orthoptere. Als interessante Standorte der untersten Stufe
können der durch Prof. Dr. Broekmann bekannt gewordene Kapellen-
hügel von St. Antonio bei Campascio (636 m), sowie die nächste Um-
gebung des Grenzortes Campocologno (553 m) gelten. Auf ersterem,
b. Heft
40 H. Fruhstorter:
der aus Silikatgestein besteht, das vom Bernina- und Palügletscher
glatt geschliffen wurde, treffen Kastanie und Rebe zusammen,
auch sind einige von Rubushecken umwucherte Celtis australis!)
dort einstweilen noch der Vernichtung entgangen. Veronica spicata,
tourneforti, Asperula cynanchica, Satureia acinos blühen neben
Calluna vulgaris. Chort. bigutiulus in grünen Exemplaren, neben solchen
die Ch. vagans sowie rufipes vortäuschen, sind häufig, ebenso große
hellgraue und am Thorax grau gebänderte Stücke. Chort. lineatus
trägt bereits das südliche Gewand, während Ch. rufüpes sein nordisches
Alltagskleid anbehält. Oed. miniata findet sich auch hier, neben der
zahlreicheren Oed. coerulescens. Inmitten von Trifolium arvense, Eri-
geron canadense schnarren auf steinigen Brachfeldern Arcytera fusca,
eine Art, die nach meinen Beobachtungen dem Bergell fehlt. Im
Haselgestrüpp finden sich nur selten Phaneroptera 4-pvnctata, während
Parapl. alliaceus von Wasser überrieselte Wiesen bevölkert. Ein von
Juncus effusus, Equisetum arvense, Mentha spicata bestandenes
Ried bei Campocologno ist belebt von Xiphidron fuscum, der sich dort
neben Chort. dorsatus und Ch. parallelus sehr häufig zeigt.
Dicht bei Campocologno ändert sich das Florenbild von neuem.
Prunus mahaleb durchsetzt das Gebüsch, anstelle der bisher dominieren-
den Contaurea dubia tritt nun Centaurea jacea bracteata auf. Dianthus
seguieri dekoriert alle Rasenbänder und Peucedanum austriacum
und cervaria erheben ihre Schirme. Mantis religiosa stellt sich nun
ein, die den Weinstock bis hierher begleitet.
Ponzione Romerio (2500 m).
An seinem Fuße, in dem Felsenchaos des Bergsturzes von Meschino
waren um sieben Uhr morgens Oedipoda coerulescens und miniatus
b reits munter und kreuzten den steinigen Weg. Die darauf folgende
Zone menschlicher Siedelungen bei Stavello, mit steriler, von
Gesteinstrümmern erfüllter Umgebung, auf denen Nesseln, Berberis,
Hippopha&s, Rubus sich zu einem wüsten Gestrüpp vereinigen, blieb
durchaus unergiebig, ebenso der sich anschließende Lärchenwald,
den eine neue Straße, Fauna und Flora verwüstend, durchzieht. Erst
nahe der Alpe San Romerio (1800 m), bis zu welcher Galium rubrum,
Dianthus caryophyllum, Sedum rupestre, album emporsteigen, machen
sich die alltäglichen C’hkortippus wieder bemerklich. In der subalpinen
Zone und auch dort nur über der jetzigen Koniferengrenze, treten
* Gompbhocerus sibiricus in Anzahl auf, die zwischen Bupleurum stellatum,
Gentiana campestris, Arnica, Campanula barbata konzertieren. Den
Gipfel selbst erreichen Podisma pedestris, welche das von Senecio
abrotanifolius, Dianthus carthusianorum durchsetzte Juniperus-Ge-
strüpp beleben und dort, von, am 13. VIII. noch nicht voll enöwickelten,
Chort. parallelus begleitet werden.
Beim Abstieg beobachtete ich auf einem mit Rubus, Nesseln und
Disteln bestandenen Molinia-Hang einige Thamnotrizon apterus.
!) Die zur Tertiärzeit in ganz Mitteleuropa existierte.
Die Orthopteren der Schweiz. 41
Verzeichnis
der aus der Schweiz bisher bekannten fossilen Orthopteren,
mit Streiflichtern auf die geologischen Perioden und ihre Phyletik.
„In der Gebirgswelt der Schweiz spiegelt sich
die Geschichte der Erde.“ O. Heer.
Das Erscheinen fossiler Insekten in der Schweiz deckt sich mit
jener Formation, aus der überhaupt, soweit dies paläontologische
Funde konstatieren ließen, die ersten Hexapoden den Erdball be-
völkerten, nämlich der Carbonperiode. Ein großes Mittelmeer, die
Thetys, bildete damals die Scheide zwischen einem gewaltigen, von
Europa über Nordasien nach Nordamerika reichenden Nordkontinente
und einem von Südamerika über Afrika nach Indien sowie Australien
sich ausdehnenden Südkontinente. Das Klima war mild und feucht,
vermutlich auf der ganzen Erde ziemlich gleichartig und bis in die
Polarregion frostfrei. Eine üppige Flora, jedoch von erstaunlicher
Gleichmäßigkeit, breitete sich vom Polarkreis bis Südaustralien aus.
Von Pflanzen traten Equisetaceen, Bryophyten und Cycadeen. auf,
mit ihnen die ersten Spinnen und Reptilien. Um chronologisch vor-
zugehen, seien aber auch zwei vorhergehende fossilienführende
Formationen hier kurz erwähnt.
a Paläozoiecum.
Sılurformation.
Im Sılur existierten nur Gefäßkryptogamen mit Skorpionen
als den einzigen Landtieren, sowie Fischen als den Vertretern der
Wirbeltiere.
Devonformation.
Im älteren Devon finden wir neben einer reicheren Flora auch
eine mannigfaltige Tierwelt. Außer Farnen und Lycopodiaceen treten
Gymnospermen auf, nämlich Ginkoiden. Von Arthropoden die ersten
Myriapoden und von höheren Tieren neben den Fischen die Vorläufer
der heutigen Amphibien, die Stegocephalen.
Carbonformation.
Entsprechend der gleichmäßigen Flora verrät auch die Fauna
der Carbonperiode noch eine gewisse Monotonie in den Insektenformen.
Von Orthopteren sind in der Hauptsache nur Blattiden bekannt,
diese jedoch in einer erstaunlichen Artenfülle — zählt doch Handlirsch
nahezu 400 Arten allein aus europäischen Fundstellen auf — von denen
auch zwei auf Helvetien entfallen.
Die Carboninsekten übertreffen ihre Epigonen um ein -vielfaches
—- die kleinsten Carboninsekten würden heute als groß oder mittelgroß
gelten. Um die Mitte des Obercarbon bevölkerten fingerlange Schaben,
armlange, libellenähnliche und handlange ephemeridenähnliche Tiere die
Waldmoore.: Lautlos verbrachten die nur flatternden Urahnen unserer
Orthopteren ihr nurdemrohesten Fraße und der einfachsten Geschlechts-
5. Heft
42 H. Fruhstorfer:
funktion gewidmetes Dasein. Die damaligen Blattiden lebten in Farn-
büschen, nährten sich aber vermutlich von allerlei Detritus (1150).!)
Gegen das Ende des Carbon treten höher organisierte Formen
auf, ihre Große nimmt dagegen ab.
Von den 45 Arten Protorthopteren des Obercarbon erwähnt
Handlirsch, daß sie durch Sprungbeine bereits von den Paläo-
dietyopteren zu unterscheiden waren.
Die Protoblattoiden zeigten in Bezug auf ihre Flügel eine weit-
gehende Ähnlichkeit mit den Protorthopteren und im Gegensatz zu
den Paläodietyopteren waren die Flügel bereits horizontal beweglich
und konnten in der Ruhe über das Abdomen zurückgeschlagen werden.
Auch waren beide schon echte Landtiere (1447).
Örthopteren der Carbonformation.
Progonoblattina helvetica Heer 1864 (Blattina helvetica Heer,
Viertelj. Nat. Ges. Zürich, 287, f. 1). — Prog. helvetica Hdlsch., Foss.
Ins., 229; 6. 24, £.5.
Vdflglänge 36 mm, also ähnlich unserer cosmopol. Peripl. americana.
Progonoblattina heeri Hdlsch. 1908, Fossil. Insekt., 230, t. 26, f. 6.
Vdfllänge 29 mm, Flügel vermutlich zweimal so lang als brait.
Beide entstammen dem Öbercarbon und wurden im Walliser
Anthracitschiefer von Brayer d’Arbignon oder Erbignon, wie Heer
schreibt, gefunden und die Typen im Museum von Lausanne auf-
bewahrt.
Permformation.
Aus dieser obersten resp. jüngsten der primären Perioden sind
bisher Schweizer Fossilfunde nicht registriert. Der Nordkontinent
erstreckte sich damals von Nordamerika bis Nordasien. Eine Thetys
trennte ihn von dem ausgedehnten Südkontinent, der sich von Süd-
amerika bis Australien ausdehnte. Im Osten existierte ein großer
pazifischer Ozean. Das Klima, im Anfang jenem der Carbonperiode
noch analog, änderte sich gegen das Ende der Permzeit. Die südliche
Hemisphäre war einer Glazialzeit unterworfen, die sogar Indien um-
faßte und ihre Wirkung auf die nördliche Halbkugel erstreckte, wo
das milde feuchte Carbonklima stellenweise in ein trockenes Wüsten-
klima überging. Die Pflanzenwelt stellt eine im Rückgang befindliche
Carbonflora dar, mit Glossopteris als Neubildung im kalten Indien,
sowie zahlreicheren echten Koniferen. Neue Tiertypen treten nicht
auf, dagegen verschwinden die Trilobiten. Von Orthopteren dominieren
immer noch die Blattiden, daneben tauchen Mantiden auf.
!) Die Seitenzahlen beziehen sich auf das klassische Werk von Hand-
lirsch, Fossile Insekten, dem auch der Ueberblick über die geologischen For-
mationen entlehnt ist, soweit nicht Kayser’s Lehrbuch der Geologie zu Rate
gezogen wurde.
Die Orthopteren der Schweiz. 43
Mesozoicum.
Triasformation.
Auch aus dieser Periode fehlen noch Schweizer Dokumente.
Das Meer gewann damals eine ungeheuere Ausdehnung und die
Landmassen waren auf das nördliche Europa— östliche Nordamerika
einerseits und Südafrika sowie Argentinien andererseits beschränkt.
Bei einem der Permzeit ähnlichen W üstenklima blieb die Landflora
arm —- angiosperme Pflanzen fehlen noch, es traten aber die ersten
echten Säugetiere auf. Insektenreste aus den Triasschichten sind un-
gemein selten, was auf eine große Armut an Landarthropoden schließen
läßt.
Liasformation.
Während dieser Periode existierte wieder eine Thetys, welche den
größten Teil Europas und Asiens bedeckte, eine große skandinavische
Insel und zahlreiche kleine Inseln im Meere umschloß. Damals bestand
ein brasilianisch-äthiopischer und ein chinesisch-australischer Kon-
tinent. Die Liasflora besteht wie jene der vorhergehenden Perioden aus
Equisetaceen, Farnen, Cycadeen und Koniferen. Angiospermen
waren noch nicht vorhanden.
Im Lias fanden sich 45 Vertreter der Locustoidea, aber noch
keine Acridioiden. Die Lias-Locustoiden verteilen sich auf drei Familien,
von denen die Elcaniden und Locustopsiden nicht mehr existieren.
Diese waren stumm, während die Lias-Grylliden, die sich bis jetzt
kaum wesentlich veränderten, ein dem heutigen ähnliches Zirp-
organ besaßen. Handlirsch (1162) schließt daraus, daß schon in der
Trias zirpende Locustiden vorhanden waren. Aus der Blattaeiformen-
reihe liegen einige mantidenartige Spec’es der heute ausgestorbenen
Familie Haglidae und Geinitziidae vor (1162).
Die Elcaniden zeichnen sich durch lange typische Locustoiden-
fühler, gut entwickelte Sprungbeine und im @ Geschlecht durch eine
lange Legescheide aus. Flügel mit Stridulationsorganen wurden da-
gegen nicht gefunden.
Das Flügelgeäder erinnert im allgemeinen mehr an jenes der
Acridioiden als an jenes der rezenten Locustoiden.
Auch in der Schweiz wurden fossile Liasorthopteren gefunden
und zwar in dem durch O. Heer berühmt gewordenen Fundort Scham-
belen im Aargau, der heute jedoch gänzlich ausgebeutet und völlig
verfallen ist.!)
Die Pflanzenwelt, in welcher die Liasorthopteren lebten, wurde
von Heer rekonstruiert und wir wissen durch ihn, daß außer Cycadeen
oder Sagobäumen auch zwei Arten Nadelhölzer ( Aracarites) Vorläufer der
heutigen Araucarien, sowie Thuites (nächst den heutigen T'huia) existier-
ten. Am Boden wucherten Pilze und Farrenkräuter, Equwisetum und Bam-
busium anstelle des jetzigen Phragmites. Auch fanden sich Cyper-
1) Nach freundl. brieflieher Mitteilung des Herrım Prof. Dr. ©. Stoll und
mündlicher des Herrn Dr. Klöti,
5. Hef!
44 H. Fruhstorfer:
gräser auf feuchten und sumpfigen Stellen (Cyperztes), sodaß die
Blattiden und Acridier jener Epoche Nahrung vorfanden. Von Säuge-
tieren sind zur Liaszeit große Ichthyosaurus an anderen Stellen im Aar-
gau als die Zeitgenossen unserer Blattiden und Elcaniden entdeckt
worden.
Orthopteren der Liasformation aus der Schweiz.
Genus Elcana Giebel
Elcana obtecta Heer 1865 —- Calotermes obtectus Heer, Urwelt
Schweiz, 86. — Elcana obtecta Hdlsch., Foss. Ins., 413.
Nur ein 20 mm langer Flügel vorhanden.
Elcana plagiata Hag. 1858.
Termes plagiatus Hag., Linn. Ent., XII, 181. — Elcana plagiata
Halsch., 1. c., 415.
Nur ein 13 mm langer Htflg].
Elcana signata Heer 1865.
Chlathrotermes 'signatus Heer, 1. c., 85, t. 7, f. 8. — Elcana sıqnata
Halsch., 1. c., 416.
Vdflgl. 12 mm lang, mit schwarzen Flecken.
Elcana maculata Heer 1865.
Calotermes maculatus Heer, ]. c., 86, t. 7, f.7. — Elcana maculata
Halsch., 1. c., 418.
Vdflgl. 10 mm, schwarz gefleckt.
Elcana troglodytes Hag. 1858.
Termes troglodytes Hag.,]. e., 181. — Elcana troglodytes Hdlsch.,419.
Locustidae incertae sedıis.
Acridomima deperdita Heer 1865.
Acridütes deperditus Heer Urw. 84, t.7, f.4, U. — Acridomima
deperdita Halsch., 422.
Scheint nach der schlecht erhaltenen Type in die Verwandtschaft
der Elcaniden zu gehören. Vdfllänge 34 mm.
Gomphocerites heeriana Hdlsch. 1908.
@. bucklandi Heer, Liasinsel 1852, 15, £. 43. — @. heeriana Hdlsch.,
425.
Ziemlich dicke Htbeine von Locustiden.
Locustidae liasinus Heer 1865.
Aeridiites liasinus Heer. 84, nom. nud. Nur ein ziemlich dickes
Htb>in vorhanden.
Blattoide.a.
Schambeloblattina formosa Heer 1852.
Blattina [ormosa Heer, Liasinsel, 15, f. 41, 42. — Schambeloblattina
formosa Hdlsch. 1908, 433, t. 40, f. 85.
Größe der Blatt. orientalis L. Vdflgl. 15 mm.
Die Orthopteren der Schweiz. 45
Mesoblattina angustata Heer 1864.
Blattina angustata Heer, Viert. nat. Ges. Zür. II, 288, 299, £.6. —
Mesoblattina angustata Hdlsch., 434.
Ein 8 mm langer, schlanker Flügel.
Mesoblattina media Heer 1865.
Blattina media Heer, Urw. Schw., 83. — Mesobl. media Hdlsch.,
nom. nud., 434.
Leider enthält der schwarze Mergel, in welchem die Orthopteren
von Schambelen singeschlossen sind, sehr viel Schwefelkies und ver-
wittert trotz der sorgfältigsten Aufbewahrung so sehr, daß die wert-
vollen Typen Heers, welche im Züricher Museum vorhanden sind, in
kurzer Zeit verloren sein werden. (Handlirsch, p. 411.)
Juraformation.
Aus der Juraformation sind trotz der Häufigkeit der Funde aus
benachbarten Ländern schweizer Dokumente einstweilen nicht bekannt.
Land und Wasser waren in der Hauptsache während der Juraperiode
noch ähnlich verteilt wie zur Liaszeit. Das Meer gewann zwar zuerst
an Ausdehnung. um in den obersten Stufen der Periode jedoch wieder
zurückzutreten. Fauna und Flora gleichen noch jener der Liasformation,
aber gegen den Schluß treten als neuer Typ die Vögel in Erscheinung.
Örthopteren, besonders Elcanidae sind nun reichlich vorbanden.
Man kennt nun auch 3G, deren Flügel indessen noch jenen der 99
‘ gleichen, also ohne Zirpepparat sind. Deren Sprungbeine tragen blatt-
artige, bewegliche Anhänge, ähnlich denen der rezenten Arten, welche
sich auf das Wasser begeb:n können. Verwandte und Vorläufer der
heutigen Conocephalus, Phaneroptera und @ryllacrıs sind aus Soln-
hofen, der Malmstufe, nachgewiesen.
Einen besonderen I ortschritt zeigen einige den heutigen Pseudo-
phylliden nahestehende Locustidae, so der prächtig erhaltene C'yrto-
phyllites musicus Hdlsch. (521) aus dem Eichstädter Malm, bei welcher
sich das Geäder bereits zu einem Tonapparat umbildete.
Weitaus der interessanteste Fund aber ist jener einer Phasmide,
deren Feststellung Handlirsch geglückt ist. Da die Art sehr häufig
auftrat und in fast allen geologischen Sammlungen vertreten ist,
reklamiere ich sie auch für die Schweiz.
Phasmoidae.
Chresmoda obscura Germar 1839.
Leop. Car. Ak., 201, t. 22, £. 4. — Chr. obscura Halsch., 525.
Man fand Exemplare im erhärteten Schlamm eines ausgetrockneten
, Meeres, ziemlich weit von der Küste abgelagert, sodaß anzunehmen
ist, daß die Chresmoden nach Analogie unserer heutigen Hydrometren
auf der Oberfläche des Wassers herumlaufen konnten.
Reich ist das Insektenmaterial aus dem Malm, den lithographischen
Schiefern Bayern, Englands und Spaniens. Man kennt 26 Locustoidea,
aber noch keine Acridioidae und Dermaptera. . 12 der Arten gehören
5. Heft
46 H. Fruhstorfer:
zu den ausgestorbenen Elcanidae. Die Fauna des lithographischen
Schiefers macht auch sonst einen tropischen Eindruck wegen ihrer
Locustiden, die den größten rezenten tropischen Arten gleichkommen.
Die Durchschnittsgröße der Malminsekten beträgt etwa das Doppelte
von jener der Liasarten gleicher Breitengrade. Auch ist es nur natürlich,
daß ein tropisches Gebiet, wie es die von Korallenriffen umgebenen
Küsten der über das heutige Mittelmeer verteilten Inseln des Jura-
und Kreidemeeres neue und hochspezialisierte Formen entstehen ließ.
Kreideformation.
Das Meer breitete sich wieder weiter aus und überflutete nun
Gebiete, welche seit langer Zeit trocken gelegen waren. Klimazonen
sind scharf ausgeprägt, Süßwasserbildungen blieben selten, infolge-
dessen sind Kreideinsekten nur spärlich zu finden. Es entstanden
jedoch die ersten Laub- und Blütenpflanzen, die Angiospermen. Die
Fauna wird charakte,isiert durch das Aussterben der im Jura noch
so gewaltig entwickelten Saurier-, dagegen das Auftreten vieler neuer
mariner Formen und das Zunehmen der Vögel und Säugetiere. Von
Örthopteren ist nur eine hoch spezialisierte Blattoidenart aus Nord-
amerika bekannt.
Kaenozoicum.
Eozän bis Pliozän.
Im Laufe der Tertiärperiode entwickelten sich nach und nach
die gegenwärtig in bezug auf die Verteilung von Land und Wasser
herrschenden Verhältnisse.
Noch im Alttertiär bestand die Thetys, welche vom atlantischen
Ozean über das heutige Mittelmeer und Südasien bis in die malayische
Region reichte und die südlichen von den nördlichen Kontinenten
trennte. Europa war mit Nordamerika durch ein über Island und
Grönland reichendes Festland verbunden, desgleichen scheint das
nördliche Asien noch in Verbindung mit Alaska gestanden zu baben.
Vermutlich existierten auch Landverbindungen zwischen Ostindien
und Afrika, sowie zwischen Asien und Australien. Der im Mesozoicum
vorhandene südpazifische Kontinent scheint dagegen bereits ver-
schwunden gewesen zu sein. Die Verteilung von Land und Wasser
unterlag vielen Schwankungen, und in der Tertiärzeit wurden auch
die Alpen, Karpathen, Apenninen, Kaukasus, Atlas, Himalaya und die
Cordilleren aufgerichtet. Vielleicht steht mit diesen grandiosen Ver-
änderungen auch im Zusammenhang, daß zu Beginn der Tertiär-
zeit das Klima in unseren Breiten tropisch und selbst in Nordgrönland
und Spitzbergen noch .elativ warm war, nacb und nach kälter
wurde. Zum Schluß der Periode hatten sich dann den heutigen analoge
klimatische Verhältnisse ausgebildet.
Bedeutend sind auch die Veränderungen, welche sich mit dem Ende
des Mesozoikums in der Tier- und Pflanzenwelt vollzogen hatten.
Die Angiospermen gelangten zur prächtigen Entfaltung und parallel
damit einige Tiergruppen. so die plazentalen Säugetiere, die Vögel
Die Orthopteren der Schweiz. 47
. und jene Insekten, welche auf Angiospermen angewiesen sind. Die
großen Saurier jedoch sind mit Ausnahme der Krokodile ver-
schwunden, Ammoniten und Brachiopoden stark zurückgetreten.
Die Zahl der aufgefundenen Tertiärinsekten ist bereits enorm.
Dennoch sind aus der Schweiz nur wenige Arten bekannt. Berühmt
sind dagegen die Funde von Oeningen in Baden, das so nahe der Schweiz
liegt, daß man alle von dort ermittelten Arten als auch in Helvetien
lebend betrachten kann, weshalb solche ausnahmslos hier registriert
werden.
Örthopteren aus Oeningen.
Dermapter.a.
Forficula recta Heer 1865.
Urwelt der Schw., 367, f. 226. — Handlirsch, 690.
Nach Heer nahe verwandt mit der rezenten F. annulipes Luc.
Forficula minuta Heer 1865.
Urwelt, 367, — Handlirsch, 690.
Sehr ähnlich der jetzigen Labia minor L.
Forficula primigenia Heer 1865.
Urw. d. Schw., 367, f. 227. —- Hdlsch., 691.
Von dieser F. auricularia L. nahestehenden Art sind nur die
Zangen erhalten.
Blattoidea.
Blatta colorata Heer 1864.
Blattidium coloratum Heer, Viert. Nat. Ges. Zürich IX. 291, 301,
f. 9. — Blatta colorata Heer, Urw. 1865, 366, f. 229.
Habituell ansehnlicher als die jetzige Phyllodr. germanica.
Mantoidea.
Mantis protogaea Heer 1849.
Ins. Oen. II, 21, t. 1, £. 8. — Hdlsch., 693.
Größe der Mantis religiosa, Thorax länger (nach Heer), Beine
(nach der Abbildung beurteilt), jedoch viel kürzer.
Acridioidea.
Pachytylus spec. 1888.
Schöberlin, Soc. Ent. IIE, 51.
Acridium oeningense Scudd. 1895.
Geol. Mag. II, 118, t. 6, £.2. — Hadlsch. 688.
Oedipoda oeningensis Heer 1849.
Insekt. Oening. II, 20, f. 2, f. 4. — Hdlsch., 688.
Habitus gleich jenem kleiner 2? von Pach.. migratorius.
Oedipoda germari Heer 1865.
Urwelt der Schweiz, 367. — Halsch., 688.
Ohimarocephala fischeri Heer 1865.
Oedipoda fischeri Heer, 1. c., 367, f. 224. —: Chim. fischeri Scud.,
Tert. Ins. 1890, 224. — Hälsch., 688.
5. Heft
48 H. Fruhstorfer:
Etwa von der Größe unserer heutigen Oed. coerulescens 35 und :
zwar solchen von besonders stattlichem Ausmaß.
Gomphocerus femoralis Heer 1849.
Ins. Oen. II, 20, t.1, £.7. — Halsch., 688.
Den Umrissen nach von der Größe der @. maculatus, auffallend
durch sehr dicke Beine.
Tettigidea gracilis Heer 1865.
Tetrix gracilis Heer, Urwelt, f. 228. — Tettigidea gracilis Scudd.,
Tert. Ins. 1890, 220.
Habituell dem heutigen 7. subulatus L. nahekommend, Beine
robuster. Vermutlich der Vorahne dieser unserer häufigsten Tettigiden-
Art.
Locustidae, s.].
Phaneroptera vetusta Heer 1849.
Heer, Ins. Oen. II, 3, t. 1, £.2. — Hadlsch., 682.
Fast genau wie die heutigen helvet. Arten, nur die Elytren nach
hinten breiter, mehr abgerundet.
Drymadusa speciosus Heer 1865.
Decticus speciosus Heer, Urw., 366, f. 222. — Drym. spec. Scudd.,
Scudd., Geol. Mag. II, 1895, 117.
Ausgezeichnet durch schön weiß gefleckte Elytren, spezifisch
der südourop. D. albifrons F. näher stehend als der mitteleurop. veruei-
vorus. Nach Heer die häufigste Heuschrecke Oeningens, von der zwar
keine ganzen Exemplare, wohl aber zahlreiche Elytren und Htbeine
gefunden wurden. Die Tertiärinsekten waren demnach nicht nur
generell den heutigen analog, sondern auch quantitativ. anscheinend
bereits ebenso verteilt.
Gryliidae.
Nemobius troglodytes Heer 1865.
@ryllus trogl. Heer, Urw., 367, f. 225.
?Nemobius troglodytes Scudd., Tert. Ins. 1890, 234. — Hdlsch., 685.
Heers Abbildung und Text widersprechen sich. Die Figur 225
zeigt eine Gryllide habituell unserem jetzigen Gryllus frontalıs Q_ weit
überlegen, im Text aber sagt Heer, daß so auffallend kleine Heimchen
jetzt nur in außereurop. Ländern vorkommen.
@ryllotalpa strieta Heer 1865 nom. nud.
Heer, Urw., 367. — Hdlsch., 686.
Eine Jange, schmale Werre (Heer).
Sämtliche Arten aus dem oberen Miocän.
Im Tertiär sind die Locustiden durch 44 Arten vertreten und
die Acridioidea durch 28. Unter den Locustiden sind bereits alle
heutigen großen Familien (Zocustidae, Gryllidae, Trydactylidae, Gryllo-
talpidae) repräsentiert. Von Phasmiden fanden sich vier Arten, von
Die Orthopteren der Schweiz. 49
Dermapteren im unteren Tertiär vier und im oberen 14 Species.
Es scheint somit, daß diese Gruppe damals auch nicht viel mehr Arten
als heute umfaßte. Von Mantiden sind nur drei bekannt, von Blattoiden
34, also prozentual schwächer als im Jura, aber doch noch stärker
als in der Jetztzeit (1174).
Am interessantesten und wichtigsten erscheint das Auftreten
der Acridier, die wegen ihrer phytophagen Lebensweise auf angiosperme
Pflanzen angewiesen sind, die erst in der Kreidezeit auftraten. Auch
die jetzigen Phasmiden sind Anpassungsformen an angiosperme
Pflanzen, die jurassischen Ahnen waren es noch nicht, wohl aber läßt
die Annahme der Stabform der tertiären Arten auf einen Anfang der
Anpassung schließen (1179).
Die Flora der Miocänperiode, welche O. Heer auf fünf Stufen
verteilte, war im Laufe der Formation großen Veränderungen unter-
worfen. In der untersten Stufe, der unteren Süßwassermolasse, sind
nur wenige fossile Arten erhalten. Sehr reich ist aber die zweite, die
aquitanische Stufe Heers, in welcher in der Hauptsache immergrüne
Bäume und Sträucher, darunter viele Palmen, existierten. In der
letzten Stufe, welche uns hier wegen der obermiozänen Oeningerfunde
am meisten interessiert, aber traten die Palmen schon wesentlich
zurück, dagegen Ahorn- und Pappelarter dominierten. Während
demnach zuerst Arten vorberrschten, wie wir sie jetzt in verwandten
Formen von den asiatischen und australischen Subtropen und Tropen
kennen, weichen in der oberen Molasse die tropischen Formen immer
mehr zurück. Im Olıgozän wurden sie durch vorwiegend amerikanische
Typen verdrängt und in den obersten Stufen nähert sich die Flora
immer mehr der mediterranen, sowie der heutigen.
Es ist sicher interessant, die Pflanzenformationen der Oeninger-
funde an der Hand von Heers Urwelt hier. kurz mit Rücksicht auf
die gleichzeitigen Orthopterenfunde zu rekapitulieren.
Ein märchenhaftes Bild muß der Oeninger Wald geboten haben,
mit einer phantastischen, uns traumhaft dünkenden Konzentration
der Flora aller Erdteile, und seiner Mischung von jetzt europäischen,
amerikanischen, nordasiatischen und tropischen Baumgattungen.
Neben Fieus tiliaefolia, dieser Zierde von ÖOeningen, gedizhen
Liriodendron, wie sie jetzt die Gärten von Washington schmücken,
und Diopyrus, Laurus und dichte Bestände von Kampferbäumen,
wie sie heute in Südjapan und China zu Hause sind, während
Tamarinden und Gleditschien seit etwa einer Million Jahren von
Europa verschwunden, jetzt durch die Hand des Menschen wieder
ihren Einzug halten. Das Unterholz setzte sich aus Myrten, Caesalpinien,
Cassıa, Akazıen zusammen. Von Quercus und Acer fanden sich damals
in Oeningen fass ebensoviele Arten, als wir heute aus ganz Europa
kennen, daneben noch Juglans, Platana, Ulmus, sowie Lederpappeln von
rezentem Gepräge. Am sumpfigen Rande der Wälder erhob die Lait-
Archiv für Naturgeschichte.
1921. A. 5. 4 5. Heft
50 H. Fruhstorfer:
pflanze der Molasse, die Palme Sabal major!) ihre herrlichen Fächer,
während ein Rotang Calamopsis seine 30—40 m langen seilartigen
Stengel mit zierlichen Fiederblättern am Boden streckte, und jetzt
gleichfalls rein tropische Lianen der Gattung Bignonia ihre grünen
Guirlanden um die Stämme wickelten. Neben all diesen Blütenpflanzen
fehlten aber auch düstere Gymnospermen nicht. Wie heute noch
im südlichen Anam erfüllten Pinus die in der Sonne erglühende Luft
mit ihrem würzigen Dufte. Die ganze Herrlichkeit jedoch noch über-
ragend, erhoben Sequoia langsdorfi und sternbergi ihre kühnen W ipfel.
Aber auch Alnus, Betula, Carpinus existierten bereits, Froletarier
mageren Bodens neben den Königen tropischer Üppigkeit. Mit diesem
fabelhaften Reichtum der Flora, von dem unsere jetzige nur einen ganz
schwachen Abglanz vorstellt, harmonierte indessen in keiner Weise die
Oeninger Orthopterenfauna. Die uns überkommenen Tertiärreste sind,
namentlich was die eigentliche Waldfauna angeht, äußerst dürftig.
Dies kann nicht allein darin seinen Grund haben, daß in der Regel
hur Tiere erhalten blieben, welche nahe dem Seeufer oder im Wasser
selbst lebten, etwa durch einen Bacn dorthin geschwemmt, oder
(wie Heer vermutet), durch giftige Gase getötet wurden. ?) Von
Waldorthopteren sind uns nur Phaneroptera vetusta und allenfalls
Blatta colorata Heer. überliefert, die eine übergroße Auswahl an Wohn-
und Nährpflanzen zur Verfügung hatten. Sehr zu verwundern ist auch,
daß wir keine Orthopterenreste kennen von Gattungen, welche die
heutige Uferflora bevölkern, wie Parapleurus, Mecostethus, Arlopus,
Xiphidion. Dabei existierten in Oeningen Schachtelhalme und Phrag-
mites, Cyperaceen, auch Osmundaceen von Größe unserer heutigen
Arten, ja selbst Peucedanites, Ranunculus, Typha, Myrıca oeningensis
und Sparganum standen am Rande der Seen und der Moore, sodaß
wir uns in eine Landschaft versetzt fühlen, wie sie heute etwa die Ufer
des Luganer Sees in der Bucht von Agno oder des Lago dı Muzzano
darstellen. Von der Artengemeinschaft der Moor- und Sumpffauna
der Miozänzeit ist uns nur eine Tettigide erhalten geblieben,
während die Gryllide Nemobius troglodytes sich vermutlich ım Vaccı-
nietum neben Efeu und Vitis und vielleicht im Fallaub der damaligen
neun Arten Ilax verborgen gehalten hat.
1) Im Eozän entwickelte sich in unsern Breiten ein afrikanisches Klima.
Cocos, Phönix, Sabal gediehen damals selbst in England, während Gewächse mit
fallendem faub sich in hohe nördliche Breiten zurückzogen. Die Tethys reichte
im Mitteleozän bis ins Herz von Afrika und die mediterranen Nummnliten
drangen bis ins anglo-gallische Becken vor. Araucaria, Eucalyptus, Sequoia,
Platanus, Alnus, Populus, Ulmus fanden sich als Zeitgenossen im oberen Londonton,
während im vermutlich auch eozänen Bernstein vier Palmen, Magnolien, Cinna-
momum, Laurus, Sequoia, Taxodium, Thuja neben Quercus und Acer gleichzeitige
Formationen bildeten. (Kayser).
?) Die in den Oeninger See gefallenen Insekten wurden von einem feinen
Kalkniederschlag sofort verhüllt, sodaß selbst ganz zarte Mücken konserviert
wurden.
Die Orthopteren der Schweiz. 51
Von den offenes Gelände bewohnenden Arten sind uns dagegen
mehrere bekannt, von denen Mantıs protogaea inmitten der vielen
Oeninger-Papilionaceen (vielfach rein tropischer, aber auch den unseren
homologen Gattungen, wie Leontodon, Scorzoneura), auf reiche Beute
an Dipteren, Hemipteren gelauert haben dürfte, und ihr wahrscheinlich
auch Larven von Decticiden und Phaneropteriden zum Opfer fielen.
Die Oeningerfunde von drei Oedipodiden lassen ferner darauf schließen,
daß auch steinige Halden vorhanden waren und Drymadusa speciosus,
der Vorläufer des rezenten Decticus albifrons, dürfte seine weiten
‚ Sprünge auf trocknen Standorten inmitten von Lotus, Colutea, O’ytisus,
Carduus ausgeführt haben.
Resumptiv gesprochen steht jedoch die Oeninger Orthopteren-
fauna !) nicht im Einklang mit der tropischen bunten und reichen
Flora, ja die Tertiärreste führen uns Vertreter einer Fauna vor, die
nach keiner Richtung von der jetzigen abweicht.
Orthopteren der Quartärperiode und mutmaßliche
Herkunft und Verbreitung der rezenten Arten.
Diluvium.
Nach Heer sind seit der diluvialen Zeit keine neuen Arten mehr
entstanden, wohl aber viele erloschen und in der Mischung der Species
große Änderungen vor sich gegangen. Mit der Tertiärperiode schließt
ein Zeitalter, welches im großen und ganzen andere Tier- und Pflanzen-
arten besaß. Die größte Umbildung muß somit an den Schluß der
pliozänen Zeit verlegt werden.
Ablagerungen, die sich mit Sicherheit in die Günz-Mindel-Eiszeit
verweisen lassen, kennen wir nicht. So beschränkt sich denn der
Nachweis, daß sich mit den Glazial- und Interglazialzeiten auch die
Fauna änderte, lediglich auf die jüngere Hälfte des Eiszeitalters.
Hier aber tritt der Faunenwechsel mit überzeugender Deutlichkeit
hervor, aber gering nur sind die Unterschiede zwischen der älteren
und jüngeren arkto-alpinen- und.der älteren und jüngeren Interglacial-
Fauna. Elemente, welche in den älteren Formen eine Rolle spielten,
z. B. Elephas antiquus, meridionalis und Ursus spelaeus, verschwinden
in den jüngeren oder treten zurück. Man bemerkt keine fort-
schreitende Entwicklung der -einzelnen Arten, trotz einschneidender
Klimaänderungen und dadurch bedingter weitgehender Migrationen,
auch nicht trotz eines überraschend langen Zeitraumes, den wir nur
nach hunderttausenden von Jahren zu schätzen vermögen. Eine Ent-
!) Die Orthopteren gehören ziemlich sicher einer späteren Epoche als die
tropischen Pflanzen an, wie den nach Kayser (631) miozäne Korallenriffe
nicht: nördlicher als von Malta, Kleinasien und Java bekannt sind. Immerhin
war es am Anfang des Miozän bei uns noch ıecht warm, es gediehen
einzelne Palmen, Kampher, Zimmtbäume, Cypressen, Magnolien, Myrten. Im
Laufe der Epoche sank jedoch die Temperatur, sodaß am Ende des Miozän
Palmen aus Mitteleuropa verschwanden.
4* 5, Heft
52 H. Fruhstorfer:
wicklung zeigt lediglich der Mensch, dessen Spuren wir in der Riss-
eiszeit oder besser gesagt in der darauf folgenden Interglazialzeit vor
der letzten oder Würmeiszeit begegnen. (Penck u. Brückner.) Zuerst
der paläolithische Mensch (der nicht nur Jäger, sondern vermutlich
auch Kannibale war), der Zeitgenosse des Ursus spelaeus, Machaerodes,
Rhinoceros etruscus, Elephas antiquus, der Mousterienmensch. Dieser
besaß nur gehämmerte, geschlagene Steinwerkzeuge und jagte damit
den Elefanten, besonders aber das Renntier. Er lebte in Höhlen, von
denen in der Schweiz jene des Wildkirchli am Säntis und das
Keßlerloch bei Schaffhausen die bekanntesten sind. Während
der Würmeiszeit verschwindet der Mousterien, ein Hiatus in
der Entwicklungsgeschichte gähnt, und wir treffen dann den
neolithischen oder Magdalenien-Menschen erst während des Rück-
zuges der Würmeiszeit an, deren letzt> Phasen der Homo sapiens als
Pfahlbauer und Elephas primigenius, das Mammuth, als seın Jagd-
tier miterlebten.
Der Nordfuß der Alpen trägt nach Penck während der Inter-
glacialzeit den typischen Wald des baltischen, im Süden den des
illyrischen Florengebietes und im Innern, bis 1150 m hinauf gleichfalls
Pflanzen südöstlichen Gepräges; nicht der leiseste Anklang an die
arkto-alpine Flora mengt sich dazwischen, welche sich später am
Nordrand der Alpen ausdehnte.
Die Glacialflora der letzten Würm-Eiszeit, welche Nathorst
am Greifensee entdeckte, setzt sich aus hochnordischen bezw:
hochalpinen Formen, wie Dryas octopetala, Saliz polarıs, Betula nana,
Polygonum vivipara, Loiseleuria procumbens, wie wir sie heute fast
analog, z. B. über dem Spansee im Kanton Glarus vorfinden, wo
dieselben Pflanzen bereits neben den großen Schneefeldern blühen,
welche die Junisonne rasch wegtaut.
Leider stehen den sehr reichen diluvialen Pflanzen- und selbst
Käferfunden keinerlei Dokumente für die Beurteilung der damaligen
Orthopterenfauna gegenüber. Es ist jedoch in hohem Grade wahr-
scheinlich, daß die beiden rezenten arktischen Arten Tettix fuliginosus
Zett und Podismopsis poppiusi Miram., die heute noch in den Mooren
Finnlands leben, Zeitgenossen des Mousterien- wieauch des Magdalenien-
Menschen gewesen sind und wahrscheinlich neben dem Elephas meri-
dionalis wie dem späteren Elephas primigenius die Schweizer Fluren
bevölkerten. Vermutlich waren sie vergesellschaftet von den rezenten
borealalpinen Podisma frigida, pedestris und Gomphoceus sibiricus,
wie esdenn auch sonst nordische Tierformen sind, welche der Diluvial-
fauna ihr Gepräge verleihen.
Wir stehen nun inmitten der alten viel umstrittenen Frage der
Glacialperioden, wegen deren Lösung ich mich an den geologisch so
hochgeschulten Freund und Gönner, Dr. F. Ris in Rheinau wandte.
Ein Brief von ihm löst meines Erachtens das Problem in einer so klaren
und konzisen Weise, daß mir der Abdruck gestattet sein möge:
Die Orthopteren der Schweiz. 53
Rheinau, 24. III. 1920.
„Die Fragestelluug spitzt sich nun auf das folgende zu, indem
die ganze Masse der „sibirischen‘“‘, ‚baltischen‘ Insektenwelt oder
wie man diesen Grundstock unserer Fauna sonst genannt hat, hier
außer Betracht fallen soll. Wohin sind in den Eiszeiten die tertiären,
die mediterranen, die Gebirgs-, die wärmeliebenden Insekten aus-
gewichen? Kurz, die Elemente, die nicht dem vom atlantischen zum
stillen Ozean hinüberziehenden Waldgürtel angehören, deren Bei-
mischung der Alpen- und insbesondere der Südalpenfauna ihre be-
sondere Note gibt. Wir mögen hier füglich von der Vierteilung des
ganzen Eiszeitphänomens absehen, welche Erscheinung allerdings die
eine wichtige Folge hat, daß mit der viermaligen Wiederholung eines
analogen Phänomens immer weniger einzelne Formen die ganze Prüfung
überstanden und sich daraus die geringe Zahl sehr alter, ‚tertiärer‘
Formen in Mitteleuropa wohl erklären dürfte. Wir können als Grund-
lage für unsere Betrachtungen ohne alle Einschränkung die Ausdehnung
des Eises in der letzten Eiszeit (Würm-E. bei Penck u. Brückner)
annehmen — auf die sich denn auch die wichtigsten Signaturen aller
Karten beziehen. Die vorletzte (Riss-E. bei P. u. B.) Vereisung war
erheblich größer, die Riss-Würm-Interglazialzeit wahrscheinlich länger
als die Zeit, die unsere Gegenwart von der Höhe der Würm-Eiszeit
trennt. Aber all dieses hat geographisches und geologisches, aber
kaum zoogeographisches Interesse, außer den spärlichen fossilen Funden
aus der Riss-Würm-Interglazialperiode.
Für uns kommt nun eigentlich fast alles auf die Lage der Schnee-
linie in der letzten Eiszeit an; dies ist der Kernpunkt unserer Frage.
Ihre tiefe Lage auf der ganzen Nordfront der Schweizeralpen, im Wallis
und in Graubünden bedingte die absolut vollständige Vereisung unseres
Alpenlandes, das innerhalb der schweizer Landesgrenzen nur im
äußersten Süden einige nicht vereiste Ketten enthielt. Die Verhältnisse
an der Nordfront lasse ich hier außer Betracht.
Nun aber kommt das Wichtige: wesentlich höher als auf der Nord-
front und im Innern der Alpen lag die Schneelinie im Süden, im Süd-
osten und im Südwesten der Alpenkette. Sie lag soviel höher, dal
eine vollständige Vereisung nur noch die zentralen Stöcke ergriff,
von denen dann überaus mächtige Talgletscher, aber immerhin doch
nur Talgletscher, (die noch in ihrem Verlauf zwischen den Ketten
unter die Schneelinie herabtraten), in das Alpenland vorstießen (im
Gegensatz zur Rhöne-, Rhein-, Linth-, Reuss-Vergletscherung, die
erst draußen im Vorland unter die Schneelinie zu liegen kamen).
Wir haben also im Süden, SO, SW Verhältnisse, die eine Vergrößerung
der heute noch an den großen Talgletschern zu beobachtenden Phäno-
mene bedeuten, aber nichts davon prinzipiell Verschiedenes. Die
Bergketten, welche diese Täler, resp. Talgletscher begleiten, treten
in ihren niedrigeren, peripheren Teilen unter die Schneelinie herab,
so daß der ganze Südrand der Hauptkette, vom Tessin westwärts
und von der Adda ostwärts, umsäumt war mit einem Kranz von Berg-
ketten, oder Spornen, die während der Höhe der Vereisung auch
5. Heft
54 H. Fruhstorfer:
einer Gebirgsfauna und zwar oben einer Hochgebirgsfauna, unten
am Fuß und in den ganz peripheren Teilen einer wärmeliebenden
Gebirgsfauna Zuflucht bieten konnten. Eine prekäre Zuflucht, wo
das verfügbare Areal klein war (Tessin), eine immer bessere, je größer
dies wurde, d. h. je weiter sie einerseits westwärts (nach dem Piemont,
den Seealpen, der Provence), andererseits ostwärts (besonders große
Areale in den Bergamasker, dann die weiteren Venetianischen Alpen
und endlich die dinarischen Gebirge) vorrücken. So haben wir rings
um den Südrand der Alpen ein zwar durchaus zerstückeltes, aber doch
sehr wirksames Refugium —- aus dem nun eben alle die Herrlichkeiten
des Wallis, Tessin, Engadin, Südtirol stammen: am reichsten, wo die
größten und besten Stücke des Gesamt-Refugiums wirksam waren,
am spärlichsten, wo die Stücke kleiner, oder weiter entfernt, oder
wirksamer abgesperrt waren.
Gehen Sie von dieser klaren und eigentlich unabweislichen Auf-
fassung der geographisch-geologischen Grundlage aus, so reihen sich
die zoogeographischen Phänomene restlos ein, soweit der eigentliche
Südrand der Alpen in Betracht fällt. Wenn Sie z. B. Borns Darstellung
seiner Orinocaraben aus Piemont und den Seealpen vergleichen, so
folgt bei diesen zum Polymorphismus so sehr neigenden Arten die
Menge der Formen ohne weiteres aus der Zerstückelung des Refugium-
Areales in die vielen einzelnen Sporne; ebendaraus folgt die Verbreitung
der Formen nicht nach Tälern, sondern nach Bergketten; und »ndlich
die Armut der zentralen Stöcke im Vergleich mit den die Sporne bilden-
den Ketten. Ebenso können Sie die Homogeneität der Orinocaraben
in den Nord- und ÖOstteilen der Schweizeralpen ableiten aus deren
Herkunft aus einem großen und einheitlichen (nördl. und nordöstl.)
Refugium, im Gegensatz zu den zahlreichen Stücken und Spornen im
Piemont und den Seealpen usw. usw.
Eine Hilfshypothese, die nicht durch so handgreifliche Tatsachen
zu belegen ist, wie die Grenzen der Vereisung, ist nun die Annahme
einer ‚„xerothermischen“ Periode nach Abschluß der Vereisung. Sie
ist für den Südrand der Alpen entbehrlich, wohl auch für die Phä-
nomene im Jura, der ebenen Schweiz und Süddeutschland. Kaum
zu entbehren ist sie aber für Erklärung der Flora und Fauna im heutigen
Wallis und wohl auch im Engadin und dem zentralen Graubünden
(siehe Briquet). Ich habe die Argumente für und gegen im Laufe
der Jahre verfolgt und neige persönlich durchaus für die Annahme.
Wohlgemerkt: es ist aber eine Hilfshypothese von durchaus sekundärer
Bedeutung neben der Refugienfrage im allgemeinen.
Gegen ‚‚Refugien‘‘ irgendwelcher Art, anders als für ganz kümmer-
liche, rein nivale Floren und Faunen im Innern der Schweizeralpen
nehme ich persönlich ebenso entschieden Stellung wie Briquet.
Die geographisch-geologische Grundlage kommt zuerst; wo phyto-
oder zoogeographische Argumente in anderer Richtung zu zielen
scheinen, sind sie mit aller erdenklichen kritischen Schärfe auf ihre
Haltbarkeit zu prüfen. Der umgekehrte Weg führt sicher zu Fehl-
schlüss en.
Die Orthopteren der Schweiz. 55
Eine Alpenfauna in unseren Landesgrenzen hängt also von zwei
Faktorengruppen ab: 1) von der Lage der fraglichen Gegend zu den
Refugien nach Entfernung und Verbindungsmöglichkeit, 2) von den
aktuellen Verhältnissen der fraglichen Gegend.“
In den Refugien muß unter den auf einen engen Raum zusammen-
gepreßten Tieren ein furchtbarer Kampf ums Dasein entbrannt sein,
der sich mindestens dreimal wiederholte. Während der Oscillationen
wurden die anfänglich noch vorhandenen Tertiärtypen (El. meridionalis,
antiquus, Hippopotamus, Machaerodes usw.) vernichtet und durch
boreale Formen ersetzt.
Alluvium.
In der Alluvialzeit verschwanden auch diese und mit den Säugern
auch wohl die arktischen Orthopteren. Gleichzeitig mit dem neo-
lithischen Menschen aber dürften in der xerothermischen Periode (also
in der Tapeszeit, als die Eiche die Espe der Postglazialzeit ab-
löste) auch die heutigen Spezialitäten des Wallis (Azlopus, Oedaleus)
ihren Einzug gehalten haben.
Wir kommen nun zur Gegenwart, nachdem wir das Entstehen
der Fauna durch etwa dreißig Jahrmillionen verfolgten. Und während
wir dem Hin- und Herfluten der Orthopteren während der Glazial-
periode nirgendwo zu folgen vermochten, sind wir jetzt imstande,
den Richtlinien nachzugehen, auf denen, allerdings nur tropfenweise,
neue Elemente in die Schweiz einwandern. Werfen wir aber zuerst
noch einen Blick zurück auf die den glazialen Refugien entstammenden
Arten, so dürfen wir annehmen, daß:
dem Südostrefugium. dem Südwestrefugium.
Barbitistes serricauda Chelidura aptera
Leptophyes laticauda Paracinema tricolor
Podisma mendax Chortippus pulvinatus
Locusta caudata Barbitistes obtusus
Meconema brevipenne
Anonconotus alpınus
Anterastes raymondi
Antaxius pedestris
3 brunneri
Thamnotrizon chabrieri
Ephippigera erucigera
mn verforata
b: pliniana
+ bormansı
= persicaria
Arlopus strepens
F tergestina
Oedaleus nigrofasciatus
Gomphocerus livoni
entstammen.
b. Heft
56 H. Fruhstorfer:
Das Überwiegen der südwestlichen Elemente gegenüber den südöst-
lichen ist ein erstaunliches, vier westlichen Species steht immer nur eine
östliche Art gegenüber. Dieses Mißverhältnis mag zunächst darin be-
gründet sein, daß die Berührungsfläche der Schweiz im Osten mii dem
Südostrefugium der Bergamaskeralpen eine geringere ist als jene des
Westens mit dem einstigen Südwestrefugium. Auch scheinen die
hohen Pässe der Bernina-Alpen eine unübersteigliche Barriere zu
bilden, während umgekehrt das Stromgebiet der Rhöne und der niedere
Höhenzug des Jura ihr bequemes Einfallstor weit öffnen.
Faunistische Vergleiche mit den Nachbarländern.
Übersicht der in der Schweiz und in Tirol vorkommenden Arten.
Labidura riparia Ohortippus haemorhoidalis
Labia minor 7 rufipes
'Forficula auricularia iR viridulus
a 2 decipiens 2 morio
Anechura bipunctata „ apricarius
Chelidura albipennis » pullus
bu acanthopygia R pulvinatus
® aptera x elegans
I: mutica R dorsatus
Ectobius lapponicus : parallelus
» Panzeri Gomphocerus sibiricus
6 lividus * rufus
» Punctatissimus I antennatus
„. sylvestris k maculatus
„» helveticus * e livoni
„» neoliwvidus Arcyptera fusca
vittiventris Arlopus strepens
Aphlebia maculata ” thalassina
B5 punctata en tergestina
Loboptera decipiens
Phyllodromia germanica
Blatta orientalis
„. americana
„. australasiae
Mantis religiosa
Mecosthethus grossus
Parapleurus allvaceus
Paracinema tricolor
a brachypterus
dispar
Stauromotus genei
maroccanus
„Chortippus lineatus
= stigmaticus
* 7 nigromaculatus
a miniatus
Sphingonotus coerulans
Oedipoda miniata
. coerulescens
Oedaleus nigrofasciatus
Pachytylus migratorius
y cinerascens
Psophus_ stridulus
Bryodema tuberculata
Acridium aegyptium
Caloptenus italicus
Podisma frigidus
e alpina
he pedestris
3 schmadti
Platyphyma giornae
Tettix bipunctatus
„ subulatus
Die Orthopteren der Schweiz. 57
* Thamnotrizon chabrieri
* Saga serrat«
Platycleis grisea
Tettix kraussi
Orphania denticauda
Barbitistis serricauda
7 obtusus ” brachyptera
Isophya pyrenaea in bicolor
Leptophyes laticauda BUT rhaetorum
5 punclatissima A roeseli
* bosci $ R saussureana
Phaneroptera falcata x spec. nov.
4-punctata Decticus verrucivorus
7 ylopsis klirfolia Ephippigera vitium
*
Meconema thalassina 5 persicaria
“ brevipenne % eh pliniana
Xiphidium fuscum a perforata
+ „. dorsale * n erucigera
Conocephalus tuberculatus zu A bormansı
Locusta viridissima Oecanthus pellucens
N cantans Nemobius sylvestris
A caudata a heydeni
Anonconotus alpinus Gryllus campestris
Antaxius pedestris „. .. domesticus
F$ brunneri „ . desertus
Anterastes raymondı » burdigalensıs
Gryllotalpa vulgaris
Tridactylus variegatus
Thamnotrizon cinereus
3 fallax
2 apterus
Alle aus der Schweiz aufgezählten Arten finden sich auch in
Tirol, mit Ausnahme der mit * versehenen Arten, als da sind:
** Saga serrata
Platycleis rhaetorum
* Forficula decipiens
** Ohrysochron dispar
** Ohortippus stigmaticus 5 saussureana
F* " nigromaculatus Ephippigera persicaria
** Gomphocerus livoni = pliniana
** Xiphidium dorsale * 3 erucigera
* Thamnotrizon chabriert : :£ bormansı
Dagegen leben in Tirol:
** Poecilimon fieberi
** Leptophyes albovittata
** Pachytrachelus striolatus
** Aphlebia brevipennis
* Trywalis nasuta
Ohortippus petraeus
* Acrotylus patruelis u $ gracılis
Podisma baldensis Er r frater
cobellw * Platycleis intermedia
Sa Ephippigera limbata
** Troglophilus cavicolus
Sr x neglectus
*Gryllomorpha dalmatına
* Trigonidium rieindeloides
5. Heft
58 H. Fruhstorfer:
also 17 Species, welche der Schweiz fehlen. Die Fauna von Tirol über-
ragt jene der Schweiz um etwa 6 Arten, von denen ein kleiner Teil
im Laufe der Jabre vermutlich noch in der Schweiz entdeckt wird.
Andererseits aber ist zu beachten, daß Tirol noch weiteren Zuwachs
bekommt, namentlich an bisher nicht genügend beachteten Species,
z. B. der Gattung Ectobius. Aber das Plus der Fauna Tirols z.B. an
Grylliden vermag die Schweiz niemals einzuholen, weil ihre dem
Mittelmeer genäherten Areale sich nicht so weit nach Süden
erstrecken, wie dies in Tirol der Fall ist. Zudem befindet sich
Tirol noch näher dem Südost-Refugium, dessen Einfluß wir sofort er-
kennen, wenn wir dem Ursprung der 17 Arten nachgehen, welche
der Schweiz fehlen. Da sind es zunächst die drei Endemismen Tirols:
Chelidura mutica, Podisma baldensis, P. cobellii, die ihre Heimat höchst-
wahrscheinlich in den Bergamasker Alpen, dem Südwest-Refugium,
haben, wo wenigstens die beiden letzteren Arten weiter verbreitet
sein dürften, aber dort noch nicht entdeckt sind. Eine der Arten,
Chortippus petraeus, ist sibirischen Ursprungs und daher ohne Be-
deutung. Die mit * versehenen Arten sind meridional, sodaß es gleich-
gültig ist, ob sie aus dem östlichen Refugium, oder aus dem Südwesten
in Tirol eingezogen sind. Nicht weniger wie 10 Arten, alle jene, welche
zwei ** tragen, sind dinarischen oder pontischen Ursprungs. Die 14
in Tirol fehlenden, aber die Schweiz bewohnenden Arten ergeben eine
wesentlich verschiedene Mischung. Wenn wir die dr:ı Endemismen
ausscheiden, bleiben noch sechs Arten (**) sibirisch-pontischer Her-
kunft, vier Arten (*) sind meridional, eine westlich-alpin (Gomphocerus
livon‘) und eine lusitanisch (?) (Platycleis saussureana).
Die Schweiz übertrifft an Artenzahl das relativ reiche Nieder-
Österreich, das nur 100 Orthopterenarten beheimatet und selbst das
große Deutschland mit rund nur ebensoviel sicheren Arten. 12 der in
Deutschland vorkommenden Arten fehlen in der Schweiz. Es sind dies:
Tettix *kiefferi *Leptophyes albovittata
„ bolivari, ceperoi *Gampsocleis glabra
* Arcyptera flavicosta * Platycleis tesselata
Tachycines asymorum Fa montana
*Sphingonotus cyanopterus * M yrmecophora acervorum
* Barbitistes constrictus ‘
Davon sind 10 (*) sibirisch-pontischer, also östlicher Herkunft,
der Rest meist lokalisierte Tettigiden, z. T. westlicher, z. T. meridionaler
Abstammung.
In Deutschland fehlen dagegen von den in der Schweiz vor-
kommenden Arten:
Ohelidura aptera mutica Podisma schmidtı
E ctobius neolividus !) Platyphyma giornae
Paracinema tricolor Barbitistes obtusus
Ohortippus pulvinatus Leptophyes laticauda
*Gomphocerus livoni Meconema brevipenne
Arlopus tergestinus * Anonconotus alpinus
E) E. punctatissimus.
Die Orthopteren der Schweiz. 59
Antaxius pedestris, brunneri Platycleis rhaetorum
Anterastes raymondi Ephippigera persicaria, pliniana
** Thamnotrizon Fallax, chabrieri + perforata, bormansi
** Saga serrata
von welchen zwei (*) alpiner, zwei (**) südöstlicher Abstammung
sind, während alle übrigen im Mediterrangebiet wurzeln.
Es sind also beinahe ausschließlich südliche Elemente, die zu-
dem fast ausnahmslos den Südfuß der Alpen bewohnen, !) welche die
Fauna der Schweiz von der deutschen Fauna differenzieren.
Von größter Bedeutung für die Einschätzung der Schweizer Fauna
sind naturgemäß ihre Beziehungen zur französischen Orthopteren-
welt. Gegenüber dem verschwenderischen Reichtum dieses Landes,
aus dem wir bereits an die 2C0 Arten kennen, erscheint die helvetische
Fauna sehr arm. Wenn wir aber von der Fauna des französischen
Südens mit ihren italienischen und selbst afrikanischen Elementen
als zu ausgesprochen mediterran absehen und noch weniger den Westen
mit seinem Überwiegen lusitanischer Elemente in Betracht ziehen,
ergibt sich eine Speciesreihe, mit welcher die Schweizer Liste zu kon-
kurrieren vermag. Im großen und ganzen beheimaten die Schweiz und
der vorwiegend alpine Osten Frankreichs dieselben Formen. Von
112 Arten, “welche aus dem Azam’schen Katalog zusammengestellt
wurden, erreichen 22 nicht mehr den schweizerischen Boden.
** Aphlebia subaptera Oeles variabilis (sibirisch)
** Ameles decolor (B. A.) ** Pyrgomorpha grylloides (B. A.)
2 rezmob. raymondı (B. A.) ** Podisma pedemontana
„» montivagus (H. A. ** Tettix bolwvarı (B. A.)
„ petraeus (B. A.) (sibir.) ** , _ceperoi (B A.)
Er En amichhst (B.-A;) ** Ephippigera terrestris (B. A.)
rt , binotatus * Barbitistes fischeri (B. A.)
Ber... jestimis ** Anonconotus appennigenus(B.A.)
er sauleyi (B. A.) ** Platycleis tesselata
Arcyptera flavicosta (sibir.) ** MW yrmecophila acervorum
**Gryllodes pipiens ** Nemobius lineatus
Zehn (**) dieser Arten sind mediterraner Herkunft, z. T. sogar
mit lusitanischem Einschlag, zwei sind in Frankreich endemisch
(Stenob. montivagus und Barb. fischeri), vier sind auch sonst weit ver-
breitet, sibirisch-pontischen Ursprungs und acht der Species besitzt
Ostfrankreich gemeinsam mit Piemont. Von letzteren sind aber weitere
fünf Arten auch wieder allgemein mediterran. Am interessantesten
dürften Anonconotus appenninigenus, und Podisma pedemontana sein,
die ihre Heimat im Südwest-Refugium haben. Von Schweizer Arten,
welche nicht auf französischem Boden auftreten, haben wir, von den
nicht genügend bekannten Ectobien abgesehen, nur:
** Aphlebia maculata Antaxius brunneri
** Bryodema tuberculata * Platycleis rhaetorum
** Podisma schmidti -Ephippigero persicaria
** Locusta caudata “ pliniana
1) Hierzu gehört auch Loboptera decipiens.
5. Heft
60 H. Frubstorfer:
Von diesen sind vier Formen östlicher Abstammung, welche somit
in der Schweiz ihre Westgrenze erreichen. Antaxius brunneri, der
sonst nur noch in Südtirol vorkommt, muß als lombardisches Element
aufgefaßt werden und der kleine Rest sind drei endemische Arten.
Ungefähr dieselben Verhältnisse ergeben sich, wenn wir die
Schweizer Fauna jener des Piemont gegenüberstellen.
Von den Locustiden und Grylliden, welche zum Vergleich zu-
sammengestellt wurden und Piemont bewohnen:
Orphania denticauda Meconema thalassinum
Barbitistes serricauda Xiphidium fuscum
. E yersinv Oonocephalus tuberculatus
a obtusus Locusta viridissima, cantans
Leptophyes laticauda - * Anonconotus alpinus
# punctatissima Fr “ ghiliani
bosci Antaxius brunneri
Phaneroptera falcata m pedestris
4-punctata * Rhacocleis discrepans
er Tilopsis hlirfolra Anterastes raymondi
Thamnotrizon chabrieri Ephippigera perforata
” apterus a vitrum
e; eS htoralis er R bormansi
# cinereus + nn borelli
fallax Fr IN terrestris
r Pachytrachelus striolatus Oecanthus pellucens
Platycleis grisea Nemobius sylvestris
ss roeseli e heydeni
e brachyptera * 3 lineolatus
Decticus verrucivorus Gryllus campestris
u) „ Polichopoda palpata „ domesticus
geniculata „ desertus
Forficula decipiens (Mt. Cenis) ** ,, burdigalensis
Ohel. acanthopygia (Susa) * Arachnocephalus yersinı
„ aptera (Mt. Cenis) ** M yrmecophila acervorum
* Podisma pedemöntana auch im _ Gryllotalpa vulgaris
Friaul. Tridactylus variegatus
fehlen 15 Arten ausschließlich mediterraner Herkunft der Schweiz.
Sieben dieser Species hat Piemont mit Ostfrankreich gemeinsam.
Auch sind es fast dieselben Arten, welche die Schweiz besitzt und
nach Piemont vorgedrungen sind, die indessen Frankreich nicht
erreicht haben. Abgesehen von den drei endemischen Arten,
die aber vermutlich später auch in Piemont wenigstens in Vikarianten
entdeckt werden, sind es in der Hauptsache nur Locusta caudata,
Bryodema tuberculata und Podisma schmidti, die Piemont fehlen. Gom-
phocerus livoni und Platycleis saussureana kennen wir zwar von Frank-
reich, einstweilen jedoch nicht von Piemont, doch ist deren Auffindung
dort wohl nur eine Frage der Zeit, und Gomphocerus livoni dürfte so-
gar über Piemont ihren Eingang in Helvetien gefunden haben.
Die Orthopteren der Schweiz. 61
Selbst die Fauna des am Südfuß der Cadorischen und Julischen
Alpen gelegenen Friauls hat mit der helvetischen Fauna noch den
weitaus größten Prozentsatz ihrer Arten gemeinsam und nur zwei
der von Lea Mei von dort aufgezählten Species, Rhacocleis discrepans
und bormansi, beides mediterrane Elemente, fehlen der Schweiz.
Faunistische Vergleiche innerhalb der Schweiz.
Überblicken wir die Verbreitung der helvetischen Orthopteren
innerhalb des Landes, so ergibt sich, daß 61 Arten überall vorkommen,
also sowohl im Süden wie im Norden des Landes. Es sind dies:
Labia minor
Chelid. albipennis
Anechura bipunctata
Forf. auricularia
Ectobius panzeri
„ lwvidus
» lapponicus
Phyll. germanica
Blatta orientalis
Peripl. amer’cana
Mantis religiosa
Tettix bipunctata
„ kraussi
„ subulatus
Parapleurus alliaceus
Ohrys. brachypterus
Gomph. rufus
2 sibiricus
Stauronotus genei
Podisma pedestris
Pr frigida
% alpına
Platyphyma giornae
Caloptenus italıcus
Xiphidium fuscum
Conoceph. tuberculatus
Locusta viridissima
+ cantans
Antaxius pedestris
Anterastes raymondı
Thamnotrizon griseus
ir apterus
Gryllus campestrıs
„ . domesticus
Chort. ‚stigmaticus
„ migromaculatus
„ Miniatus
„. Iineatus
»» haemorhoidalis
„ viridulus
„ rufipes
„ morio
„ biguttulus
„bicolor
„ vagans
„. dorsatus
„ parallelus
Arcypt. fusca
Meeosteth. grossus
Psophus stridulus
Pachyt. migratorius
Oedipoda minvata
bs coerulescens
Sphingon. coerulans
Orphania denticauda
Meconema thalassina
Platycleis grisea
k bicolor
r roeselt
f saussureand
Decticus verrucivorus
Ephipp. vitium
Oecanthus. pellucens
Nemobius sylvestris
Gryliotalpa vulgaris
Außerdem sind folgende Species in der Schweiz nur nördlich
der Alpen beobachtet worden:
5. Heft
62 H. Fruhstorfer:
Labidura riparia Barbitistes serricauda
Chel. acanthop., aptera, mutica Isophya pyrenaea
Aphlebia maculata Leptophyes punctatissima
Paracinema tricolor $ bosci
Chrysoch. dispar Phaner. falcata
Gomph. maculatus, livoni Xiphidium dorsale
Gomph. antennatus Antaxius brunneri
Chortippus apricarius Platycleis brachyptera
Arlopus thalassinus, tergestinus Ephipp. erucigera
Oedaleus nigrofasciatus Ephipp. ephippiger.
Bryodema tuberculata Saga serrata
Trydactylus variegatus Nemobius heydeni
Locusta caudata Loboptera decipiens
Viel weniger Arten sind ausschließlien auf den Süden des Landes
beschränkt:
Forficula decipiens Thamn., chabrieri
Barbitistes obtusus Eph. perforata, pliniana,
Leptophyes laticauda „„ persicaria, bormansi
Phaneropt. 4-punctata Gryllus desertus
Sechs der Schweizer Arten sind Bewohner alpiner Regionen, wenn
sie auch im Norden oder Osten Europas z. T. in die Ebene herabkommen.
Chelid. aptera Orphania denticauda
Podisma frigida Anoncon. alpına
2 pedestris Chort. miniatus
Gering ist die Zahl der Arten, welche als pontischer oder südöst-
licher Herkunft gelten:
Aphlebia maculata Meconema thalassına
a punctata Locusta caudata
Ectobius panzeri Thamnotr. griseus
Parapleurus alliaceus 2 fallax
Barbitistes serricauda e apterus
Isophya pyrenaea Platycleis bicolor
Leptophyes punctatissima Saga serrata
R boscei
3 laticauda
Von den Arten pontischen Ursprungs war nur eine 7%. fallaz !)
auf den Süden der Schweiz beschränkt. Sie ist demnach höchstwahr-
scheinlich längs dem Südfuß der Alpen in den Tessin geleitet worden,
während die übrigen vermutlich durch das Rheintal Eingang fanden,
soweit sich nicht auch ihnen die burgundische Pforte geöffnet bat.
Als lusitanischen Ursprungs haben wohl nur zwei Arten zu gelten:
Plat. saussureana und Eph. erucigera.
Nahezu 45 Prozent der Orthopteren der Schweizer Fauna gehören
der großen und trivialen Masse der campestren und collinen mittel-
europäischen Formengruppe an, welche im synom.-system. Verzeichnis
!) TA. fallax wurde durch Charles Maerky neuerdings am Mont Pelerin,
Bezirk III, entdeckt.
Die Orthopteren der Schweiz, 63
dieses Werkes als baltischer, mitteleuropäischer und sibirischer Her-
kunft aufgeführt sind. Ihr Vorhandensein und ihre Überzahl erklärt
sich recht natürlich durch die Fühlung mit Bayern, Voralberg und
Württemberg, von wo aus ihre Imigration durch die großen Lücken
am Bodensee und bei Basel erfolgte. Aber nicht alle sibirischen Ele-
mente hat die Schweiz aus dem Osten oder Norden empfangen. Eine
solche nordöstliche Art, Chort. elegans, wurde bisher nur bei Genf
und im Wallis beobachtet, sodaß sie sich zweifelsohne Eingang durch
die burgundische Pforte verschaffte.
Zum Schluß seien noch diejenigen Arten südlicher Herkunft
registriert, welche im systematischen Teile des Buches als orientalisch,
paläotropisch und mediterran aufgefaßt wurden.
Labia minor Acridium aegyptiacum
Forficeula decipiens Barbitistes obtusus
Ectobius neolividus Phaner. 4-punctata
Mantıs religiosa Meconema brevipenne
Chort. pulvinatus Conoceph. tuberculatus
Arlopus strepens Antaxius pedestris
% thalassinus », brunneri
N, tergestinus Anterastes raymondı
Oedaleus nigrofasciatus Thamn. chabrieri
Pachytyl. migratorvus Platycleis grisea
? danicus Ephipp. perforata
Oedipoda miniata 2 cruciger@
ei coerulescens I bormansi
Nemobius sylvestris Gryllus desertus
= heydeni ? burdigalensis
Sphingon. coerulans Trydactylus variegatus
Platyphyma giornae Loboptera decipiens
Zwei weitere Formen wurden als aethiopisch bezeichnet:
Paracinema tricolor und Gryllus domesticus.
Erstere kommt nur bei Genf vor und gehört demnach auch dem
Gros der mediterranen Arten an, welche postglazial und vermutlich
sogar in den Steppenperiode längs der Rhöne vorgedrungen sind.
Endemismen fehlten vor meinen Reisen völlig, es sind auch
jetzt nur, von Ectobien abgesehen, drei bis vier bekannt.
Zacher erklärt das Nichtvorhandensein endemischer Arten in
Deutschland als durch die kurze Zeit bedingt, welche seit dem
Rückzug der Gletscher verflossen ist. In der Schweiz dürfen wir
aber als Hauptursache dieses Ausfalls die fast völlige Vereisung des
Landes, welche nur kleine und kleinste Areale frei ließ, annehmen,
denn so wie wir uns den wirklich ansehnlichen eisfrei gebliebenen
Refugien nähern, sei es in Südtirol, sei es in den piemontesischen
Alpen, treten die indigenen Species fosort in Erscheinung (Podisma.
Anonconotus, Antaxius, Rhacocleis, Ephippigera, Chelidura).
5. Heft
64 H. Fruhstorfer:
Verzeichnis der Arten, ihrer Synonyme und Fundstellen.
Ordnung Dermaptera, Ohrwürmer.
Genus Labidura Leach 1815.
Edinb. Eneyel. IX, 118.
Labidura riparia Pall. 1773.
Forficula riparia Pall. Reise Rußl. 2 Anh., 727.
Labidura riparia Brunn., Prodr., 5, Genf. — L. riparia Schoch, 32,
Genf. -— L.riparia Burr, 3, Geneva. — ZL.riparia Zacher, 48. —
L. riparia Azam, Cat. Orth. France 1901, 8. — L. riparia La Baume,
Mitt. Westpreuß. Prov. Mus. 1920, 9. i
„Nach Schoch nur in einem Exemplar bisher bei Genf gefunden,
in neuester Zeit nicht wieder beobachtet und somit kein ständiger
Bewohner des Landes.“ (Fruhstorfer, I. 1921.)
Meine obigen Angaben kann ich angenehmerweise durch einen
Mitte V.1921 ausgeführten Besuch am Genfer Museum dank dem
Entgegenkommen des Herrn Dr. J. Carl und Mons. Charles Maerky
bereits ergänzen. Bis etwa 1900 war nur das Rudiment eines ® be-
kannt, das Frey-Geßner an der Jonction, ohne Kopf und mit nur
einer Zangenhälfte aufgefunden hatte. Erst Maerky entdeckte durch
Zufall, daß die Art sowohl an der Arve, wie auch an der Rhöne überall
recht häufig vorkommt, wo Cicindela riparia angetroffen wird. Man
fängt die Tiere auf einfache Weise dadurch, daß man die Hand dort
schräg in den Sand steckt, wo sich eine Cicindele in ihrem Gang ver-
steckt hat. Es scheint fast, daß die Labidura riparia den Puppen der
Cicindela riparia nachstellen.
R. Pirotta, der in den Atti della Societa Italiana di Scienze
Naturali vol. XXII. Milano 1878 ein interessantes Verzeichnis in-
subrischer Orthopteren zusammengestellt hat und den ich bei den im
Tessin vorkommenden Arten oft zitieren werde, bemerkt, daß Lab.
riparia am Tessinfluß bei Oremona sehr häufig vorkommt.
In Südtirol nach Dalla Torre bis Bozen.
Im ganzen westlichen und südlichen Frankreich fast das ganze
Jahr über unter Steinen und Angeschwemmtem, am Meeresufer und
an Wasserläufen (Azam). An der Ostseeküste auf kahlen Dünen,
wo sie schräge Gänge in den Sand hineinwühlen, die bis zu
14 cm tief gehen und manchmal 31 cm lang angelegt werden. Durch
das Aufwühlen entstehen kleine Sandhügael, unter denen die Zabidura
sitzen und zwar mit dem Kopf nach innen. Die Spitzen der Sandhügel
bewegen sich manchmal und dies verrät den Brachvögeln (Numenius
arquatus und phaeopus) ihren Aufenthalt. Die Vögel finden sofort,
wo ein Ohrwurm steckt, kommen herangeflogen und fassen nach ihrer
Beute sicher und rasch zu (LaBaume).
Kosmopolit.
Helvetia: III. Genf (Schochb). Sierne bei Genf, Exenevey,
Etrembi:öre, im Sande der Arve, IX.— X. (Maerky).
Die Orthopteren der Schweiz. 65
Genus Labia Leach 1813.
Labia minor L. 1758.
Forficula minor L., Syst. Nat. X, 423.
Copiscidis minor Meyer-Dür, 28, überall gemein. — C. minor
Frey-Geßner, Murith., 73.
Labia minor Brunn., Prodr., 10. — L. m. Finot, 65, III—X. —
L. m. Redtenbacher, 17. — L. m. Burr, 5, England, Schonen in Schwed.
— L. m. Zacher, 50. — L. m. Fruhst., Tess. Wand., 15.
Paläotropisch, auch in Argentinien, Nordamsrika (vermutlich
eingeschleppt).
Fliegt an warmen Sommertagen um Bäume und Misthaufen
(Brunner). Fast in ganz Frankreich, sich bei schlechtem Wetter
versteckt haltend, aber an heißen Abenden zusammen mit Staphylinen
um Unrathaufen fliegend (Finot). Auf gedüngten Wiesen, setzt sich
gern auf weiße Mauern, Tücher (Redtenbacher). In Südtirol wie
die vorige Art bis Bozen verbreitet (Dalla Torre) Nach Meyer-
Dür in der gesamten Schweiz.
I. La Döle, Morges (Maerky).
II In der Umgebung von Bern recht häufig in den Dorfgassen
herumfliegend (Steck)
III. Sehr gemein auf Dünger bei Genf (Maerky).
IV Wallis (Frey-Geßner)
VII. Tessin, Lugano, 12. VIIL.* Nur einmal ein Exemplar auf dem
Tischtuch im Hotelzimmer gefangen.
Genus Chelidurella Verh. 1902.
‚Zoolog. Anzeiger, 187.
Chelidurella acanthopygia Gene 1832.
Forficula acanthopygia Gene-Saggio, Mon. Forf., 13. — F. a. Fisch.,
83. — F. a. Meyer-Dür, 27., Mitt. Schw. E. Ges. 1862, 36. — F. a. Frey-
Geßner, M. Schw. E. G. 1864, 154.
Chelidura acanthopygia Frey-Geßner, Murith., 73. — Ch. a. Brunn.,
Prodr., 24. — Ch. a. Finot, 72. — Oh. a. Schoch, 32, vereinzelt. —
Ch. a. Buır, 9. :
Chelidurella acanthopygia Zacher, 53.
Mitteleuropäisch.
Im Frühjahr unter Steinen und dürrem Laub, später auf Bäumen
und Gesträuch, namentlich Nadelholz, Südgrenze Susa und Triest
(Brunner).
Im Herbst an Gesträuch, überwintert unter Rinde, abgefallenem
Laub und Moos, erscheint dann im Frühjahr wieder (Finot). Nord-
tirol (Graber), Südtirol (Dalla Torre). In Frankreich in allen
bergigen Strecken, ausgenommen den Alpen,. weit verbreitet, am
häufigsten im Herbst (Azam). R
Archiv für Naturgeschichte ER INT A
ek 5 5.Hefi
66 ‘ H. Fruhstorfer:
Nach Meyer-Dür findet sich Chelidurella acanthopygia mit
Forf. albipennis zusammen in Blätterbüscheln aber nur einzeln und
sehr selten.
I. Jura, 6.IV. (Schoch). Waadt (Meyer-Dür). Morges,
Mont Tendre (Frey-Geßner).
Il. Aarau, Burgdorf (Meyer-Dür). Aargau (Frey-Geßner,
Mus. Genf).
Im August unter Platanenrinde, häufig in Bremgarten bei Bern
und zwar ın förmlichen Nestern (Meyer-Dür), Mehrenbach, bei
Zürich, Larve, IV. 1915 (Kutter). Zürichberg (Mus. Genf).
III. Peney bei Genf, 8. IX.—19. X. Gd. Saleve, 8. IX. (Museum
Genf). Pt. Saleve, auf niederen Eichenbüschen, V., VI. (Maerky).
IV. Wallis (Frey-Geßner). |
VI. Occurit praeterea in Helvetia, in Pinu Larice prope vicum
„St. Moritz‘, Alprum Rhaeticarum, 6000° s. m. ineunto Augusto
(Heyden, Bremi teste Fischer).
Um Pontresina in Lärchenwäldern bis 6700 ° Höhe, ım Mai, auf-
fallend von denjenigen der ebeneren Schweiz durch die dunklere Körper-
und hellere Kopffarbe (Frey-Geßner).')
VII. Tieino (Pirotta). Piemont (Pirotta).
Genus Chelidura Latr. 1825.
Fam. nat., 410.
Chelidura aptera Charp. 1825.
Forfieula aptera Charp., Hor. Ent., 69. —- F. alpina Meyer-Dür, 27
und simplex Meyer-Dür.
Chelidura apterce Brunn., Prodr., 25. —- Ch. a. Schoch, 32; hoch-
alpin. —- Ch. a. Redtenbacher, 21. Südtirol. --- Ch. a. Azam 1901, 11/12.
- Ch. a. Burr, 10. Larche, Le lLuoran.
Alpine Art.
In den Monaten August und September in Lärchenwäldern unter
Baumrinde und Steinen (Brunner) Valle Locano am Mont Oenis
(Fischer) sonst lange Zeit nur aus den Piemonteser Alpen und dem
Wallis bekannt gewesen. 1901 erwähnt jedoch Azam die Art aus
den Pyrenäen, von Larches, Dourbes und den Basses Alpes. Nach
Dalla Torre dringt sie in Südtirol bis zum Saarntal vor. Nadig
beobachtete sie häufig im oberen Val Sesia auf etwa 2000 m unter
Steinen.
Nach Azam trifft man Ch. aptera vom 15. IX. bis 15. X. ın Lärchen-
wäldern gelegentlich unter Rinde, häufiger unter Steinen, fast immer
unter wenigstens ein Jahr alten Holzabfällen in der Nähe geschlagener
Stämme. Auch in ausgetrockneten Flußbetten begegnet man Oh. aptera
an weniger steilen Stellen, dort wo sich Detritus von Lärchen ange-
sammelt hat. de Bormans war einmal am 27. X. Zeuge einer Copula.
!) Diese Angabe bezieht sich auf CA. mutica Krauss. Man vergleiche den
Nachtrag.
Die Orthopteren der Schweiz. 67
Das $ lag mit dem Rücken auf der Erde, das $ mit den Beinen auf dem
Boden, in der Weise, daß das $ seine Zangen gegen den Leib des 2
hielt.
IV. Vom Simplon über den Monte Rosa bis zum St. Bernhard
(Meyer-Dür); Lötschental, nach brieflichen Angaben von R. Heß,
Mattmark, neben normalen Exemplaren auch solche mit verkürzten,
stark einwärts gekrümmten Zangen (Maerky).
Ch. aptera dürfte eine Art sein, welche Wallis auf dem Wege
über die penninischen Alpenpässe vom SW-Refugium aus gefunden
hat und nicht durch die rhodanische Pforte dorthin gelangt ist; aptera
erreicht am Simplon den nördlichsten Punkt ihrer Verbreitung.!)
Genus Anechura Scudd. 1876
Ent. Notes V. 29.
Anechura bipunctata F. 1781.
Forfieula bipunctata F., Spec. Ins. I, 340.
Forficula biguttata Meyer-Dür, 27. Gemmi. -— F. b. Frey-Geßner,
Murith., 72.
Forficula fabric'i Frey-Geßner, Mit. Schw. Ent. Ges. 1864, 154
und 1878, 12.
Anechura biguttata Fisch., 72.
Anechura bipunctata Brunn. Prodr., 19. — A. b. Finot 69. —
A.b. Schoch, 1886, 32. — 4.b. Burr, 8. — 4.b. Zacher, 55. -— 4.b.
Stäger, Erlebnisse, 22— 40. — 4. b. Fruhst., Walliser Wand. 1920.
Zentralasiatisch. Tibet-Turkestan.- Sardinien, Sizilien.
Nach Zacher Glazialrelikt.
In Frankreich am Mont Cenis, den Basses Alpes, Pyrenäen.
In Frankreich ist Anechura sehr gemein unter Steinen nahe dem
Schnee und den Gletschern. In weniger als einer Stunde ließen sich
auf einem Raum von kaum 100 Quadratmetern 700 Exemplare zu-
sammenraffen (Azam).
In Tirol vom Großglockner bis zu den Dolomiten (Redtenbacher).
I. Dent de Morcles (Yersin, Mus. Genf.).
IV. Wallis. Oberhalb Fully im Unter-Wallis bereits IV. Gorner-
gletscher, VII. (Kutter). Anfang Mai unter Steinen schon Kolonien
bestehend aus je einem @ und einer Schär Larven in mindestens zwei
Häutungsstadien. Die Eier müssen sich sehr ungleich entwickeln
(Frey-Geßner). Binntal (Steck). Lötschental, 1400-2000 m
(Fruhstorfer). Belalp, 2200-2400 m (Stäger). Ebenalp, Col
de Balme, Val Ferret, Chesieres, St. Bernard (Mus. Genf). Mont Bret,
Savoyen (Mus. Genf).
V. Mürren, pagi Bernensis (Heyden teste Fischer). Rautialp,
auf der Rautispitze, Glarus 1650 m, V. (Kutter). }
VI. Locis elevötis frigidioribus in Helvetiae Alpibus prope
glaciem (Heer eam prope „Engadin“, 5400‘ s. m. et Avers, 7000 °.)
1) Anmerkung: Hier muß Chelidura mutica Krauss eingeschaltet werden
— ein neuer Bewohner Graubündens.
5* 5. Heft
68 H. Fruhstorfer:
Prope $. Moritz in Rhaetia: 6000‘, D. de Heyden, frequentius repere-
runt (Fischer).
Eine echt alpine Form, überall unter Steinen im Oberengadin
vom V.— VII. (Frey-Geßner, 1863). Guarda, Unterengadin (Mus.
Genf).
Pontresina (Schulthbess), Schafberg einzeln, Aversertal, 1900 m,
Passo della Duana bis 2200 m, Ende VII. (Fruhstorfer),
VII. Von Mitte X. an fanden sich in den zahlreichen Kolonien
von F. biguttata auch die SS vor, besonders nahe dem Gotthardsee
unterhalb Motta di dentro (Frey, 1872).
VIII. Bergell, etwa 1800 m, Puschlav, Alp Grüm, 1900—2000 m.
4. bipunctata beobachtete ich in großer Menge nahe dem Guggi-
see im Lötschental auf etwa 2000 m am 14. VII. 19. Da wo die Vege-
tation von Juniperus, Rhododendron, zwei Arten Salıx, Daphne striata
sich vollständig verliert und neben großen Gneisplatten bereits einige
Schneeflecken liegen, stellt sich bipunctata unter mäßig großen, flachen
Steinen häufig ein. Zunächst fanden sich nur ?2 unter einem Stein,
häufig sogar in Gesellschaft von Ameisen, Juliden, Zlater rugosus,
ja selbst mit großen Lithobius. Dann stieß ich auf ein Pärchen
das zusammen wohnte, dem 5 war aber der Kopf bereits (von Scolo-
pendern?) angefressen. Die $5 scheinen übrigens gerne in Gesell-
schaft zu leben, denn ich fand mehrmals 5— 6 zusammen und wieder-
holt auch ein $ mit 2 9 unter einem Stein, also Polygamie. Der
äußerst scharfe Geruch der Tiere, der an Schwefelsäure, aber noch
mehr an jenen der tropischen Juliden erinnert, dient den Anechura
vielleicht als Erkennungszeichen oder Lockmittel. Daß er aber keinen
‚Schutz gegen Feinde bildet, beweisen die vielen von ÜCarabiciden,
Spinnen und Lithobiiden angefressenen Kadaver und Flügel-
rudimente, die man unter den Steinen findet. 3& blieben zu-
nächst noch selten, wiederholt aber lagen tote SS neben einem
lebenden 9. Ob sie. vom Q getötet oder an Erschöpfung ein-
gegangen waren? Viele von den 99 hatten ihre Eier, etwa 20—30,
in eine mehrere Quadratzentimeter große Grube bereits abgelegt.
Lüpfte man einen Stein, unter dem sich Brut befand, so flüchteten die
>9 in das Loch, mit hoch heraufgebogenem Hinterleib um sich
peitschend und mit zur Abwehr geöffneter Zange, die drohend heraus-
gestreckt wird. Sind die Eier noch nicht abgelegt, so bleibt das %
auch beim Aufheben des Steines ganz ruhig sitzen und zwar stets auber-
halb der dann natürlich noch leeren Höhle. 4A. bipunctata findet sich im
Lötschental vom Guggisee abwärts bis unter Ferden, etwa 1300 m.
Zwischen Goppenstein und Ried beobachtete ich am 12. VII. 1919
unter flachen Steinen der Wiesenumwallungen bereits ganze Kolonien
fast reifer Larven, dagegen nur vereinzelte Imagines.
Nach Stäger steigt A. bipunctata bis 2400 m hinauf. Die Tiere
lieben Kräuter, die sie in ihren Bau tragen. Manchmal finden sich die
29 inmitten einer Schar junger Larven, die Stäger auf 50—60-schätzt,
während ich am Guggisee nur etwa 10-20 Imagines bei einer Mutter
sah. Nimmt man der Alten eine der Larven fort, so wird :solche
Die Orthopteren der Schweiz. 69
nach einer Weile wieder zurückgeholt. In günstigen Jahren trifft man
die Larven schon in den ersten Julitagen. Die 50—60 Eier eines Ge-
leges sind elfenbeinfarben, und liegen zu einem Häuflein vereint in
der flachen Grube unter einem Stein, der nicht nur als Bollwerk gegen
Feinde, sondern gleichzeitig als Wärmeregler zu dienen scheint. Einer-
seits hält er die Sonnenstrahlen ab und andererseits speichert er Wärme
auf für die Not kalter Nächte. Die etwa 2 mm große Larve liegt im
Innern der nur 1 mm langen Eischale aufgerollt wie ein Igel. Die Larven
schleppen Reste der Eischalen sehr oft mit sich herum, und manche
vermögen solche nicht zu entfernen und gehen dann zu Grunde.
Stäger fand nie Anechura-$S in einem Nest anders als tot und ver-
mutet, daß die $% deshalb von den ?? nach der copula getötet und
aufgefressen werden, was sicher häufig der Fall ist, nach meinen
Beobachtungen aber dennoch nicht generalisiert werden kann. Viel-
fach werden die $Z vertrieben und flüchteten unter einen benachbarten
Stein, wo sie über kurz oder lang verendeten. Ende Juli waren noch
einzelne lebende alte $Z anzutreffen, die mit 2 in einem Behälter
zusammengebracht, sich in stundenlang dauernden Liebesorgien er-
gingen, die von denen der Forf. auricularia nicht wesentlich abweichen.
Häufig findet man schneeweiße Larven, die, vom 16.— 21. VII. im
Dunkeln gehalten, sich nicht verfärbten, aber, ans Licht gebracht,
schon nach 6-8 Stunden sich völlig schwärzten. Die Eireife ist un-
gleich und es kommt gelegentlich vor, daß am 17. VIII. die 35 einer
Kolonie schon voll entwickelt sind, während die 9? noch vor der
letzten Häutung standen. Ende August findet man dann in allen
Kolonien geschlechtsreife Tisre. Ob wohl im Herbst noch eine copula
stattfindet?
Sehr interessant schildert Stäger die Brutpflege und die Anlage
der Vorratskammern. Die ursprünglich flache Grube wird zunächst
auf 1—2 cm vertieft, um die kleine Brut leicht beisammenbhalten zu
können. Mit dem Größerwerden der Larven wird die Vertiefung noch
mehr ausgeschachtet, sodaß sie 3—4 cm beträgt. Vor der eigentlichen
Nestkammer dehnt sich meistens ein 7—8 cm langer und ebenso breiter
flacher Hof oder Vorraum aus, der Spielplatz der Jungen. In diesen
‘ Vorraum werden auch die eingeheimsten Kräuter abgelagert. Von
Pflanzen werden mit Vorliebs Lotus cormiculatus und Potentilla aurea
eingetragen, manchmal findet: sich nur eine Art, einmal aber traf
Stäger nicht weniger als 11 Species in einem Vorratsraum und in den
zerkauten Überresten von Hieracium, Leontodon, Helianthemum,
Ohrys. alpinum, Cerastium, Trifolium alpinum, Camp. scheuchzert,
Poa annua und Polytrichum juniperium. Neben den Kräutern finden
sich auch tierische Überreste, leere Raupenbölge, Puppenhülsen,
Gehäuse von Psychiden und die Zangen der Anechura-33. Von Raupen
wird zuerst der Kopf angefressen, dann bohren sich die Zangler mit
dem sanzen Vorderteil ihres Körpers tief in die Raupe hinein, reißen
wie Hunde die Eingeweide heraus und verteidigen sich rückwärts
mit den Zangen gegen zudringliche Konkurrenten. Es scheint, daß
die Larven bis zur zweiten Häutung Vegetabilien vorziehen, während
5. Heft °
70 H Fruhstorfer:
die älteren Stadien zur Fleischnahrung übergehen. Für die Pflanzen-
kost im Jugendalter sprechen die großen Kräuteranhäufungen in den
jungen Kolonien im Juli. In älteren Augustkolonien werden die Heu-
stöcke immer kleiner, dafür liegen dann immer mehr Tierbälge im Nest.
In der Gefangenschaft fraßen die Anechuren auch Honigkuchen von
Megachile und Osmia, ferner Tegenaria domestica-Spinnen sowie Loc.
viridissima und Panorpa. (Stäger).
Im Bergell scheint Anechura bipunctata wenigstens nach meinen
geringen Erfahrungen sehr lokalisiert zu sein. Ich begegnete ihr nur
einmal beim Abstieg vom Passo della Duana zwischen der Alp Brüsce
und Pianvesto (1930—-1800 m) und zwar sehr spärlich. Viel häufiger
stellte sich bipunctata im Puschlav ein, wo sie von 1800 m aufwärts
am Wege zur Alp Grüm zahlreich auftritt. Man begegnet dort unter
Gneisplatten manchmal großen Ansammlungen unter einem einzelnen
Stein. Anscheinend sind die Imagines manchmal nicht mordlustig,
denn zweimal traf ich einen Engerling, einmal eine Nacktschnecke
und zweimal einen blauen Sphodrus amesthystinus Dej. und sehr oft
Pterostichus multipunctatus in ihrer Gesellschaft.
Genus Apterygida Westw. 1840
Introd. Classif. Ins. 2 Gen. Syn., 44.
Apterygida albipennis Charp. 1825.
Forficula albipennis Charp., Hor., 68. — F.a. Meyer-Dür, 27
und freyi, 28. — F. a. Frey-Geßner, Mur., 79.
Chelidura albipennis Brunn., Prodr., 21. — Ch.a. Finot, TI,
IIL.—X., überwintert gelegentl. — C'h. a. Schoch, 32 -— C'h. a. Fruhst.,
Tess. Wanderb.. 1920, 9—33, 88.
Forficula media Hagenb., Symb., 16, f.7, 8.
Apterygida media: Burr., 8. — A. albipennis Zach., 56.
Mitteleuropäisch. Mediterran (?).
Gemein im Norden, seltener im Süden Frankreichs, Ende des
Sommers an feuchten Stellen im Gebüsch. Digne, Savoyen (Azam).
Auf Gebüsch und Schlingpflanzen längs der Wasserläufe (Finot).
Im Frühjahr unter Steinen, Rinden und trocknem Laub (Redten-
bacher).
Nord- und Südtirol (Graber). | |
Im Sommer und Herbst in Blätterbüscheln von Erlen (?) und
Weiden längs der Flußufer (Meyer-Dür). :
II. Basel (Hagenbach), Burgdorf, Gyrix bei Aarau (Meyer-
Dür), Zürich (Dietrich).
Bei Wengibad* und am Ufer des Türlersee. Auf Lonicera, Alnus,
Rubus, Lysimachia, Eupatoria, am Pfäffikersee*, 11. IX. 20.
III. La Plaine* bei Genf, 15. V.21, Vernier*, 18. V:21, Marais
de Sionnet*, 29. V.21, Versoix-Mies*, 1. VI. 21.
IV. Wallis (Frey-Geßner).
VI. Rothenbrunnen*, 7. X., im dichten Gestrüpp.
Die Orthopteren der Schweiz. 71
VII. Tessin*. Von der Denti della Vecchia-Gruppe bis zum Monte
Bisbino. Auf allen Hügeln bei Mendrisio und am San Georgio, bis 800 m.
Monte Generoso und Passo San Bernardo, bis etwa 1000 m, VI.-XT.
VIII. Bergell*, bei Soglio, nirgendwo gemein, anscheinend nicht
über 1000 m. Am 12. X. 1920, in abgestorbenen Rubusstengeln.
Ein steter Begleiter von E. neoliwvidus und wie diese im Schling-
pflanzen-Gewirr der Moore und in dem grünen Vorhang, der die Berg-
wässerchen des San Giorgio umsäumt. An trockeneren Stellen mehr
vereinzelt. Die ersten Exemplare Anfang VI., der Höhepunkt der
Entwicklung von Ende VIII. bis Mitte IX., wo sie dann auch Hasel-
und Eichengebüsch bevölkern und, wo immer man hinschlägt, in Ge-
sellschaft von E. neolividus, Phan. 4-punctata und Podisma schmidtı
in Anzahl in den Schirm oder das Netz fallen. Anfang XI. die letzten
Stücke bei Ligornetto auf bereits erfrorenen Clematis-Ranken.
In der Umgebung von Zürich tritt A. albipennis sehr spärlich
an Waldrändern auf. Auch im Bergell war die Art nirgendwo gemein,
doch traf ich sie dort noch Mitte X. in abgestorbenen Rubusstengeln,
in denen sich auch überwinternde Imagines der Biene Ceratina cyanea,
Larven der Faltenwespe Hoplopus Taevipes und Nester der Sphegide
Diphlebus unicolor (nach frdl. briefl. Mitteilungen des Herrn Dr. BE. Ens-
lın) befanden.
Viel günstiger scheinen dıe Bedingungen für die Entwicklung der
Art im lemanisch-rhodanischen Bezirk zu sein. Dort begegnete ich
den ersten Exemplaren bereits Mitte V., die ich auf Cornus sanguineus
bei La Plaine fand. - - Am 13. V. traf ich A. albipennis im Quercus
sessiliflora-Gehölz bei Vernier neben zahlreichen Hetobius Tapponicus
und in Gesellschaft von Silpha 4-punctata. Am 29. V. auf Fiche und
Cornus im NMarais de Sionnet, sowie am 1]. VI. auf reichblühender
Pinus silvestris neben Ohel. acanthopygia.
Genus Forficula L. 1758.
Systema Nat. X, 423.
Forficula aurieularia L. 1758.
F. a. Meyer-Dür, 27, überall. — F. a. Frey-Geßner, Murith., 73. —
F. a. Zacher, 57. — F. a. Fruhst., Tessiner Wanderbilder.
Ursprünglich vermutlich. orientalisch, jetzt Kosmopolit.
In der Schweiz im gesamten Gebiet. Auch im Tessin überall an-
zutreffen, hauptsächlich vom Hochsommer an und von der Niederung
bis etwa 1000 m Erhebung im dichten Gebüsch, neben E. neolividus
und A. albipennis. Mein höchster Fundort der Passo San Lucio, etwa
1450 m, wo auricularia sehr spärlich unter Steinen am 24. VI. antraf.
Markante Unterschiede zwischen auricularia der collinen und
montanen Stufe bestehen nicht, doch scheint, daß Imagines aus
bedeutenderer Höhe (Dalpe etwa 1000 m, Monte Generoso 1000 m,
Valzeina 1100 m) im allgemeinen größer sind und sehr lange Zangen
tragen (fa. forcipata Steph. 1835). Andererseits ist gerade die Form
mit gerundeten Zangen auf den Bergen häufiger als bei der tal-
d. Hof:
72 H. Fruhstorfer:
bewohnenden auricularia. Am prägnantesten tritt fa. cyclobia Fieb.
(1853) bei Individuen aus dem Valzeina, [100 m, auf, am häufigsten
war sie am Generoso, von Flums und Dalpe liegt nur je ein Stück
vor. Exemplare mit rein hellgelben Zangen lieferte Wallis (Toubillon*,
17. VII).
Bei Zürich fanden sich die ersten fast erwachsenen Individuen
am Albishang Mitte Mai 1920, als Oypripedium blühte, auf Phyteuma
spicatum.
Nach brieflichen Mitteilungen fand Herr Heß F. auricularia
am Chasseral (Berner Jura) auf 1600 m, im Gasterental (Berner
Oberland) auf etwa 1600 m, im Schweizer Nationalpark im Unter-
Engadin nach einem Regenfall bei Alp Murter auf Blüten, etwa 2300 m,
am Munt la Schera, auf 2500 m und am Ofenbergpaß, auf 2150 m.
Im regenarmen Jahre 1919 begegnete ich F. auricularia im süd-
lichen Tessin nur spärlich, dagegen erschienen sie in dem durch Über-
schwemmungen berüchtigten Jahre 1920 sowohl im Bergell wie auch
im Puschlav in großer Menge. F. auricularia war überall gegenwärtig
in Brennesseln, im Gestrüpp und Gebüsch, unter abgefallenem Laub
und massenhaft unter Steinen, auf Feldern und Mauern, sehr gern auch
in Blattwinkeln von Heracleum sphondylium.
Die höchste Erhebung, an der ich im Bezirk VIII. F. auricularıa
antraf, war 1900 m am Gallegione, wo die Tiere neben Carabus ca-
tenulatus angustior Born und Pterostichus multipunctatus Dej. unter
Steinen sich sehr spärlich einfanden. Eine Anzahl traf ich auch noch
am 14. X. auf etwa 1850 m bei der Alpe Tombler zu einer Zeit, als
Centaurea plumosa noch massenhaft blühte und Decticus sowie Chort.
Iineatus und parallelus noch häufig, dagegen Anechura bipunctata
bereits verschwunden waren.
Im Puschlav trat der Ohrwurm weniger gemein auf, auch scheint
er dort Höhen über 1500 m nicht zu erreichen, denn ich sah ihn nicht
mehr über Cadera, während er über Cavaglia und bis zur Alp Grüm,
etwa 2000 m, von Anechura abgelöst wird.
Im Bergell beobachtete ich am 6. VIII., daß F. auriceularia unter
Steinen in Gesellschaft kleiner Ameisen lebt. Hebt man nun einen Stein
auf, so werden die Ameisen unruhig und greifen die Forficuliden an.
Diese wissen aber durch schnelles und gewandtes Krümmen des Hinter-
leibes ihre Liliputanerfeinde schnell abzuschütteln.
Forficula deeipiens Gene 1832.
Mon. Forf. 11.
Forficula decipiens Brunn., Prodr., 17. — F. d. Redt., Derm. Orth.
Oest. 1900, 18.
Mediterran. >
Nach Brunner im Schilf und -Gebüsch, auch am Mont Cenis
vorkommend. Die einzige Angabe-für die Schweiz findet sich bei
Redtenbacher. Persönlich fand ich die Art nicht im Tessin, auch
sind mir Stücke aus der Schweiz nicht bekannt. Es ist aber fast aus»
Die Orthopteren der Schweiz. 73
geschlossen, daß ein Bestimmungsfehler seitens Redtenbachers
vorliegt.
Sonstige Verbreitung: Spanien, Italien, Sardinien, Dalmatien,
bis in die Türkei und Kleinasien.
In Frankreich findet sich F. decipiens besonders im Süden, im
Sommer und Herbst, wo sie sich tagsüber an den Blattachseln von
Artischocken und Salat in Gärten aufhalten. -
Phyletische Gruppe ®othecaria (Blattodea). .
Die Blattoiden lassen sich in großer Formenzahl bis zum mittleren
Oberkarbon verfolgen, während die Mantoiden nur bis zum Perm
zurückreichen. Handlirsch vermutet, daß beide in den Proto-
Blattoidea wurzeln und von diesen abgeleitet werden können. Manche
von den Protoblattoiden, die aus dem Oberkarbon Nordamerikas be-
kannt sind, so z. B. die Oryctoblattinidae, erinnern in Geäder leb-
haft an Mantoiden, hatten aber noch keine Fangbeine und keinen freien
Kopf. Andere Protoblattoidea nähern sich wieder mehr dem Typus der
ältesten Blattoidea, sodaß eine Grenze zwischen beiden Ordnungen
kaum zu erkennen ist. Nachdem pun zwischen den Flügeln gewisser
Protoblattoidea und jenen der Palaeodietyoptera eine sehr weitgehende
Übereinstimmung herrscht, glaubt Handlirsch vollkommen berechtigt
zu sein, die bisher nur hypothetischen Ahnen durch reelle zu ersetzen,
die vermutlich landbewohnenden Protoblattoidea. Diese bilden das
Bindeglied zwischen den Blattaeformien und den Palaeodictyopteren.
Die Blattoiden hatten im Palaeozoikum ihren Höhepunkt erreicht
und sind seither in stetem Rückgang.begriffen, während die Mantoidea
im Gegenteil im Aufschwung begriffen sind (Handlirsch).
Genus Aphlebia Brunner 1865. |
Brunner, Syst. Blatt., 66.
Aphlebia maculata Schreber 1781.
Blatta maculata Schreb:, Naturf. XV, 89, t. 3, £. 17/18. — B. m.
Meyer-Dür, 13; Fischer 101, t. 7, f. 9,10.
Aphlebia maculata Schoch, 33. —- A. m. Burr, 14. — A. m. Zach. 60.
Pontisch. |
In Südtirol bis Bozen (Dalla Torre).
Wurde nachMeyer-Dür von Bremi als in der nördlichen Schweiz
vereinzelt vorkommend angegeben. Meyer-Dür hat die Art nicht
gefunden und Brunner, sowie Schoch berichten. dasselbe.
Nach Brunner im Juni unter dürrem Laub und auf Nadelhölzern
in ganz Deutschland häufig: a ee Ira
IV. Wallis. Aphlebia maculat« wurde durch Frey-Gessner
in einiger’ Anzahl in Wallis gesammelt ‘und befinden sich mehrere
Stücke in der Collection Locale im Athenäüm-in«Genl. _
5. Heft
74 ' H. Fruhstorfer:
Aphlebia punctata Charp. 1825,
Blatta punctata Charp. Horae ent., 77.
Bl. p. Fischer, 103, t.7, f. 11.
Aphlebia punctata Brunn.., 41; Burr, 14.
Hololampra p. Burr, 152.
Pontisch.
Type aus Austria. Nach Brunner im Mai und Juni unter dürrem
Laub. Neu für Helvetien.
Ill. Saleve 'Frey-Gessner).
IV. Siders, Martigny, V., VI. (Frey-Gessner).
In mäßiger Anzahl von Exemplaren, die Frey- Gessner sammelte
und am selben Ort wie vorige Art aufbewahrt.
Genus Eetobius Stephens 1835.
Illustr. Brit. Ent., Band VI., 45.
Lucas Will. John, Mon. Brit. Orthopt. London 1920, Ray Soc. 73.
Eetobia Westw., Intr. Mod. Class. Ins. 11, 1840, 44.
Eetobius lapponicus 1745.
Blatta lapponica, Fauna Suec., 863; Fischer, 105; Meyer-
Dür, 13; Frey- Geßner, Jahr. Nat. Ges. Graub. 1865, 32, Pfäffers;
Mitt. Schw. Ent. Ges. 1878, 13; Murith., 74.
Ectobia lapponica Brunner, Prodr., 31; Schoch, 32; Finot, 77,
V.-—IX.; Burr, 12; Zacher, 62.
Ectobia perspierllaris Herbst 2 1786, Füssly’s Arch., 186, t. 49,
fig. 11.
Ectobia lapponica var. Frey-Gessner, Jahr. Nat. Ges. Graub. 1865,
32, Monte Luna, VIII.
Ectobius lapponicus Luc., 1. c., 74—-77, t. 8, £. 1, V-IX.
2 Blatta concolor Hag. Symbolae, 22, fig. 11.
Blatta livida und concolor Fisch., 108.
Ectobia concolor Brunn., Prodr., 36.
Sibirisch.
Oothek von E. lapponicus rotbraun, mit leicht gekerbter dorsaler
Partie. Larven mit rotgelbem Thorax (11. IV. 20, Zürich).
Sibirisch.
Auf niedrigem Gebüsch, Haselnuß, Farren, Nesseln fliegend.
Fehlt im Süden, erscheint in Italien vereinzelt im Gebirge (Brunner).
In Nord- und Südtirol (Graber). In Frankreich überall mit Aus-
nahme der sehr heißen Gegenden. Im Süden trifft man sie somit nur
auf den Bergen, unter Moos, Fallaub gegen Ende des Sommers (Azam).
Auf Kräutern, Sträuchern, Eichen während des Sommers, Wald von
Fontainebleau, V.— VIII. (Finot). In Laub- und Nadelholzwaldungen
der ganzen Schweiz bis an die Kienholzregion gemein (Meyer-Dür).
I. Jura. An den Südabhängen sehr häufig (Steck).
“TI. Basel (Hagenbach). Zürich (Dietrich. Am Hömli*,
3. VI. 20 in Mentha longifolia, Sanicula europaea und Rubusformation,
Die Orthopteren der Schweiz. 75
Strahlegg, 19. V., Scheidegg, IL., VII. (Naegeli). Quinten am Wallen-
see, 18. VI, Rorschach (Schoch). Um Bern, V., VI, sehr häufig
(Steck). Pfäffers (Frey-Gessner). Glarus (Schoch). Türlersee*,
27. VII 20.
III. Genf (Museum Genf).
IV. Wallis, Pfynwald, 23. VI. 88 (Frey-Gessner).
V. In Helvetia, D. de Heyden in monte,,‚Rosenlaui‘‘ (1330 m)
ineunte mense Augusto feminam reperit (Fischer). Weißenburg,
Vättis (Schulthess).
VI. Vulpera, 28. VII. 19 (Carl).
VII. Ende VII. bei Lugano in Gesellschaft von Z. kivida 9 häufig,
mit kürzeren Decken (Frey-Gessner). Salvadore, 1. V. (Schoch).
Mendrisio (Frey-Geßner). E. lapponicus wurde von mir 1919 nur
selten beobachtet, war aber von V. (Vico---Morcote) bis Ende IX.
bei Ligornetto anzutreffen.
Nach brieflicher Mitteilung des Herrn Dr. Ramme ist Ectobius
perspicillaris Herbst synonym mit Ect. lapponicus 9. Von Herbst
aus der Mark Brandenburg beschrieben, stimmt die Type genau mit
den ?2 überein, die Ramme massenhaft in der Mark sammelte. Auch
kommt in Brandenburg nur E. lapponicus vor — ein überzeugendes
Argument für die Synonymie der beiden ‚Arten‘.
Die von Meyer-Dür und Frey-Gessner als Bl. perspicillarıs
aufgeführten Ectobien gehören vermutlich zu Eect. lucidus Hagenbach,
eine Art, die neben lapponicus sowohl im Wallis wie auch bei Pon-
tresina auftritt, von welchen beiden Lokalitäten Bl. perspieillaris
von diesen Autoren erwähnt wurde.
E. lapponicus scheint in der Umgebung von Zürich in manchen
Jahren sehr selten zu sein. 1920 begegnete ich ihr nur ein paar Mal
im VIII. an den Ufern des Türler See’s, wo sie Feldränder bewohnt
und sich gelegentlich auch in Hasel, Cornus und Eichenbüschen findet.
Eetobius nigrus Ebner
Eetobius lapponicus var. nigra Ebner, D. E. Z. 1915, 565, Abruzzen,
ist eine habituell kleinere, äußerst zierliche Art, die im Tessin i in der
Regel nur auf Bergen in einer Höhe von über 1000 m vorkommt,
sich gelegentlich aber auch in der Ebene findet (Ligornetto). Auf den
Bergen lebt E. nigrus mit Vorliebe im Ericetum.
V. Monte Luna, VIII. (Frey- Gessner).
VI. Pontresina*, 27. VIII. 20.
VII. Ligornetto*, 19. VI. 19. Corno di Gesero*, 3. VII. 19, .etwa
1600 m. Monte Boglia*, VII., 1400 m. Monte Generoso*, 27.N.,
etwa 1200 m.
‘ Eetobius Iueidus Hagenbach 1822.
Blatta lucida Hagbch., Symbol., 18, f.9 8.
Blatta helvetica Hag., 20, f. 10 oO, Ak
Ectobia hemiptera F. 6, Ent. Syst. 11, 12 9; BE. lappomica Brunner,
Prodr., 32. part.‘
5. Heft
76 HB. Fruhstorfer:
Blatta hemiptera Meyer-Dür, 13, partim.
Eetobia livida Auctores, nec Fabricius: Schoch, 33; Dalla Torre
(Nordtirol), Redtenbacher, Zacher usw.
Blatta punctulata Frey-Geßner, Jahr. Nat. Ges. Graub. 1865, 32,
Pfäffers, VII.
Blatta perspicillarıs Meyer-Dür sowie helvetica Meyer, 13, Frey-
Geßner, M. Schw. E. Ges. 1864, Pontresina.
Ectobius perspieillaris Lucas, 78, vom 17. VI.—26. IX.
Blatta sylvestris Poda. Ins. Mus. Graecensis 1761.
Blatta sylvestris Scopoli, Ent. Carniola 1763, 104.
Ectobia sylvestris Ramme, Orthopt. Beiträge, 1921, 113/125.
Oothek kohlschwarz, mit vielen äußerst tiefen Längsrillen. Dorsale
Partie sehr scharf gezähnt. Larven dunkelrotbraun oder schwarz.
Pontisch. |
Im Norden und im zentralen Frankreich. Ende des Sommers
auf Bäumen und Gebüsch, auch unter abgefallenem Laub. Im Dept.
Var und den Basses Alpes selten. In Nadelholzwaldungen besonders
der nördlichen Schweiz, jedoch seltener als pallida Ol. (wohl livida F.
vera!) (Meyer-Dür).
Es ist das Verdienst Dr. Ramme’s, diese Spezies als durchaus
verschieden von E. lapponicus erkannt zu haben. Ramme ist geneigt,
für die in Europa weit verbreitete Form (wir kennen sie von Krain und
Dalmatien, Süddeutschland und der gesamten mittleren Schweiz,
Teilen von Ost- und vermutlich auch Zentralfrankreich) den Namen
E. sylvestris Poda (Scopoli) zu restituieren. Nach den Erfahrungen
mit ähnlichen Ausgrabungen unter den Schmetterlingen, bei denen
sich Stichel sogar ın den Gattungen vergriffen hat, möchte ich als
den ersten sicheren Namen aber E. lucidus Hgbch. (weil durch eine
sehr gute Abbildung gestützt) gelten lassen.
Als Bl. lueida hat Hagenbach ein Z einer hellen Form dargestellt,
als Blatta helvetica das dazu gehörige 9.
Viel häufiger als diese hellen Exemplare sind ungemein dunkle
Stücke, welche an EZ. nigrus Ebner erinnern. Nach dem mir
vorliegenden Material scheinen die dunklen Exemplare (kenntlich
an dem scharf abgegrenzten schwarzen Diskus des Thorax der von
einem glänzenden elfenbeinfarbenem hyalinen Rande umgeben ist)
einer Frühjahrsform anzugehören. Im Gebirge jedoch kommen auch
im Sommer dunkle Exemplare vor (Pontresina, Tarasp, Randa),
wie denn überhaupt die dunkle Form in der ganzen Schweiz von der
Niederung bis 18C0 m Erhebung verbreitet ist. '
Vom Tessin besitze ich nur ganz lichte E. lucidus, ebenso aus
dem Wallis (VII.). Eine Anzahl Ectobien des Genfer Museums, soweit
sie datiert sind, beweisen, daß auch bei Genf und im Jura vom VII.
bis IX. helle Exemplare vorkommen.- Vorausgesetzt, daß sich diese
hellen Exemplare nicht als eine Form von E. lapponicus entpuppen,
oder überhaupt einer dritten Art angehören, ließe sich bei E. Tuerdus
an das Vorhandensein von zwei Zeitformen denken, ein für mittel-
Die Orthopteren der Schweiz. 77
europäische Orthopteren ganz neue, bisher nicht beobachtete Er-
scheinung. Doch bedarf es noch vieljähriger Beobachtungen an ganz
sicher bestimmtem Material, bis wir darüber zur Klarheit kommen.
Am zuverlässigsten lassen sich 2. lapponicus und lucidus mit Hilfe
der Oothekarien erkennen, die unverkennbar differieren, während bei
‘ den nicht aus dem Gebirge stammenden E. lucidus-Imagines doch
manchmal ein Zweifel aufkommen kann.
Das von Brunner, t.1, fig. 7g dargestellte Oothek gehört zu
E. lucidus, nicht lapponicus, wie Brunner, der beide Arten vereinigte,
annahm. Jedenfalls müssen einstweilen zwei Formen ausgeschieden
werden.: a) eine helle Form: lucidus Hagenb., b) eine dunkle Form:
sylvestris Ramme.
A. Ectobius lucıdus forma lucida Hagenb.
I. Jura, St. Prey (Mus. Genf). -— III. Genf (Frey-Geßner). —
IV. Wallis, Sierre (Museum Genf). Tourbillon, 17. VII. 1919*, -—
VII. Tessin, Pedrinate*, VII. Ligornetto*, 17. VII. bis Ende IX.
B. Ectobius lucidus fa. sylvestris Ramme
I. Jura, Schafmatt, etwa 800 m (Schoch). — II. Basel (Hagen-
bach). Zürich, Dallikon, 15. V. 21. Glattbrugg, 22. V.21. Weiningen,
5. VI. 21. Strahlegg (Schnebelhorn), 27. V.20 (Naegeli). — ILI. Mor-
ges, Mornex am Saleve, Thoiry (Museum Genf). Vernier, #18. V.21. —
IV. Sierre (Museum Genf). Randa, 22. Vll. 20 (Naegeli). — VI. Pon-
tresina, 7. VIII. 19 (Schulthess). Kurhaus Tarasp auf blühender
Linde, 17. VIIL. 18 (Car]).-
1921 beobachtete ich die ersten E. lueidus in einem Wäldchen
bei Vernier, Genf, am 18. V., wo ich Sg antraf, welche gegen 5 Uhr
abends auf Eichenstämmchen emporliefen. Gelegentlich ließen sie
sich fallen, um dann in großer Schnelligkeit auf Zweige von Lathyrus
montanus oder Halme von Anthoxanthum odoratum emporzuklettern.
Viele Exemplare fanden sich auch am Boden des Gehölzes im Schatten
der Eichen, wo sie in Gesellschaft von Erdspinnen und hunderten
von Larven sowie einigen Imagines von Nemobius silvestris zwischen den
Kräutern von Convallaria majalis, Polygonatum, Lathyrus, Asperula,
Phyteuma spicatum, Juncus pilosa, multiflora, besonders aber Veronica
teucrium grandiflora, sowie V. chamaedrysheraumlaufen. Das schönste
Bild bieten sie am sonnenbeschienenen Waldrande. Dort setzen sie
sich etwa einen Meter hoch über dem Erdboden, gelegentlich zu vier
oder fünf Exemplaren auf die Oberfläche oder die Spitzen der jungen
Quercus sessiliflora-Blätter, um, wenn sie gestört werden, schnell auf
der Unterseite des Eichenlaubes zu verschwinden. In ihrer Nähe
findet sich gelegentlich eine Apt. albipennis, sowie die baumbewohnende
Silpha 4-punctata, während Malachiden zu Dutzenden in copula auf
den Zweigen sitzen, Dipteren und Hymenopteren geschäftig herbei-
fliegen und der Kot von Tausenden von Maikäfern als erdiger Regen
unaufhörlich von den Wipfeln auf die unteren Äste der Eichen herab-
rieselt. 22 sind im Mai noch sehr selten, auf etwa 30 3d fing ich nur
5. Heft
78 HA. Fruhstorfer:
eines. Mehrere E.lucidus fanden sich auf einem mit mannigfaltiger
Vegetation (Orchis simia, militaris, purpurea, maculatus, Lathyrus
sativus, montanus, Vicia hirsuta, sepium, lutea, sativa bobarti, Tri-
follum montanum, Potentilla rupestris, argentea, fragariastrum,
Saxifraga granulata, Peucedanum cervarıa, Phalangium liliago) be-
decktem Abhang um die sechste Stunde auf den Halmen des Ruch-
grases, während noch einige Ascalaphus coccaius träge über sie hinweg-
flogen.
ä Dr. Ramme schrieb mir: „Daß Sie als Flugzeiten von EZ. lueidus
die späten Nachmittagsstunden festgestellt haben, deckt sich insofern
mit.meinen Erfahrungen, als ich die besten Resultate bei Z. lapponicus
an der Ostsee zwischen 5 und 7 Uhr hatte. Da kamen SS wie 99 zahl-
reich im Walde auf die Pflanzen, namentlich Himbeerbüsche und man
findet sie dann auch in copula.“
Bei Zürich ist. E. lueidus entschieden häufiger als EZ. lapponicus,
wenigstens brachte Herr Naegeli im Glatt-Tale vom 15.-- 22. V. 1921
eine ansehnliche Serie davon zusammen. Im Tessin begegnete ich nur
der hellen Form, welche sich dort im üppigen Pflanzengewirr der Moore
von Ligornetto Meride in Gesellschaft von E. neolividus aufhält.
Eetobius neolividus Ramme & Fruhst. spec. nova.
Blatta livida Pirotta, A. S. J. 1878, 27, Ticino.
Blatta livida Frey-Geßner, M. Schw. Ent. Ges. 1878, 13, Lugano.
Ectobia livida Fruhst., Tessiner Wanderbilder, 9--.33, 1920.
Mediterran.
Differiert von Ectobius lucidus Hag. durch die bedeutendere
Größe, die glasigeren, durchsichtigeren und glänzenderen Elytren,
von E. livida F. außerdem noch durch die rundlicheren und breiteren
Flügel der 99.
VII. Tessin. Ende VII. in Gesellschaft von EZ. lapponica bei Lugano,
sehr veränderlich (Frey-Geßner). Von den Denti della Vecchia bis
zum Monte Bisbino auf Höhen bis zu 1000 m. Auf allen Hügeln und
Vorbergen des Monte San Giorgio* bis zu 800 m, von Ende V. bis An-
fang XI. Sehr häufig im Moor von Ligornetto* und bei Meride*. .
VIII. Bergell*, unter Laub, Ende VII. bei der Plotta von Soglıo,
1000 m.
Die neue seit Frey-Geßner unter dem Namen livida
kursierende Art ist eines der Charaktertiere des südlichen Tessin.
Sie bewohnt das dichteste Gebüsch und jenes typische Durcheinander
von Sträuchern und Schlingpflanzen, welches die Moore von Ligornetto
und Meride auszeichnet, ferner trifft man sie sehr häufig auf Corylus
und Quercus. neolividus zählt im Tessin zu den am frühesten auf-
tretenden, Gebüsch bewohnenden Spezies, die sich fast immer in Ge-
sellschaft von Apt. albipennis und vielfach auch Podisma schmidti
findet. Den ersten Exemplaren begegnete ich im Mai, den letzten am
4. XI. 1919, an welchem Tage das Abklopfen von Clematis vitalba
-Ranken, deren Blätter bereits erfroren waren, noch recht behende
Ect. neolividus ergab, während ihr steter Begleiter, Apt. albipennis,
Die Orthopteren der Schweiz. 79
schon recht träg und schläfrig geworden war und sonst nur noch T’hamn.
fallax,” Eph. perforata, Phan. 4-punctata und Antazxius pedestris in
ihrer Nähe vorkommen. So häufig jedoch neolividus im Tessin in Er-
scheinung trat, so selten blieb er 1920 im Bergell. Vielleicht bildeten
die ungemein starken Regenfälle des Jahres, welche gewaltige Über-
schwemmungen im Gefolge hatten, die Ursache des spärlichen Vor-
kommens. Zudem fand ich im Bergell neolividus nur am Erdboden,
wo sie sich in Gesellschaft von Nemobius sylvestris unter Laub versteckt
hielten.
Dr. Ramme hat E. neolividus auch in Südtirol (Bozen, Gardasee)
beobachtet und vermute ich, daß die von Dalla Torre als E. hivida
aus Südtirol erwähnten Ectobien eben auch zu neolividus gehören und
bisher nur mit der viel bleicheren und schmäleren kovrdus zusammen
vermengt und verwechselt wurden.
Am Genfer Museum befinden sich Exemplare von Hyeres, Sizilien,
Curzole in Dalmatien.
Eetobius vittiventris Costa 1847.
blatta vittiventris Costa, Ann. Ac. Asp. Natur., vol.1, Ort. 31.
— Bl. v. Pirotta, Ticino.
Ectobia vittiventris Frey-Geßner, Mur. 74, Wallis. — E. v., Brunner,
Prodromus, Genf. — E. v. Finot, 79, Var, Montpellier. -— EZ. v. Burr,
13, Genf.
E. perspicillaris var. vittwventris Burr, 152.
Äthiopisch. Algerien bis Cap.
Nach Brunner von Toscana bis Spanien. In Frankreich außer-
ordentlich selten, nur aus Montpellier und Draguignan bekannt. Kennt-
lich an ihren langen Flügeln und der ‚„couleur testace clair“ (Azam).
VII. Tessin, Moor von Ligornetto*, VIII. 1920.
Die Art wurde von mir nur im Tessin beobachtet, wo sie zudem
sehr selten ist und neben EZ. neolividus vorkommt. Unter 100 neolividus
fand sich ein sicheres Pärchen vittiventris.
Es ist sehr zweifelhaft, ob die von Frey- Geßner, Brunner
und Burr erwähnten E. vittiventris wirklich zu dieser Art gehören.
Eetobius lividus F. 1793.
Blatta livida, Ent. Syst. 11, 10, Fischer, 108.
Ectobia livida Brunner, Prodr. 35. — B.1. Finot, 78, part. I—-XI.
— E. 1. Burr, 13. :- E. 1. Zacher, pro parte, 66.
Blatta DREIER Meyer-Dür, 13.
Ectobia pallida Frey-Geßner, Mur., 74
Ectobia vittiventris Schoch, 33 (etwas seltener als liwida recte
lucidus Hagenb.).
Sibirisch.
I. Jura, Bieberstein bei Aarau, 19. IV. (Schoch). —- Il. Burg-
dorf, Mitte IX. einzeln in lichten Waldungen. Von Föhren geklopft
Meyer). -- .III. Saleve, Thoiry; (Dept.. ‚Ain)..(Mus.... Genf). —
IV. Wallis (Frey- Geßner). Tee
5. Heft
30 °H. Fruhstorfer:
Eet. lividus wurde bisher als gemeine weitverbreitete Art _aufge-
faßt, weil kvidus mit einigen anderen Arten verwechselt wurde. In
der Tat ist jedoch lövidus sowohl in Deutschland wie auch in der Schweiz
außerordentlich selten, und Dr. Ramme schreibt mir darüber: ‚Ihre
E.livida $ von Bieberstein werde ich vielleicht zum lvida-Typus
erheben, da der Fabricius’sche Typus (ebenfalls ein) auf dem Trans-
port von Kiel ins Berliner Museum beschädigt wurde.
Die von Redtenbacher, Dalla Torre als Eet. vida aus dem
südlichen Tirol erwähnten Z. lividus gehören vermutlich zum weitaus
größten Teile zu Eetobius lucidus Hagenb. und neolividus Ramme
& Fruhst. !) ;
Exemplare aus Nimes und Hyeres am Museum in Genf.
Eetobius punetatissimus Ramme 1921.
„Die Art ist auf den ersten Blick an der scharfen gleichmäßigen
Punktierung der Elytren E. lapponieus gegenüber kenntlich. Manch-
mal geht die Punktierung auch auf den Discus des Pronotums über.
Letzterer ist hell rostrot, das Abdomen beim 5 hellbraun, am Rand
und dem letzten Segment aufgehellt. Beim 9 sind auch auf den anderen
Segmenten helle Partien eingesprengt.“ (Ramme).
Mediterran.
Dalmatien, 2 53, 2 27 am Museum Berlin (Ramme), Korsika
(Mus. Genf).
Helvetia: I. Jura, 1 3, 26. III. (Schoch). — III. Genf (Frey-
Geßner). — IV. Wallis, 4 $$, darunter eines aus Visp, 30. V. (Coll.
Schoch). — VII. Tessin, Mendrisio (Frey-Geßner).
Nach dem vom Monat März datierten Exemplar der Coll. Schoch
scheint E. punctatissimus zu überwintern.
Eetobius panzeri Stephens 1835.
Illustr. Brit. Ent., 47.
E. panzeri W. Lucas, Brit. Orth. 1920, 81, t. 7, f.2, t. 8, £. 34.
Blatta ericetorum Meyer-Dür, 13. — B. e. Frey-Geßner, M. Schw.
Ent. Ges. 1872, 17.
Ectobia ericetorum Frey-Geßner, Murith., 74. — E. e. Brunner,
Prodr., 34 (Siders). — E. e. Schoch, 32, Wallis. — E. e. Finot, 77.
Ectobia panzeri Burr, 12, Wallis. — E. p. Zacher, 65, Südschweiz.
Pontisch.
Im Zentrum und im Norden von Frankreich. Auf Gebüschen,
im Heidekraut, in Waldlichtungen. Im Wald von Fontainebleau auf
Molinia coerulea, VIII.—X. (Finot). In Großbritannien nach Lucas
von VI. bis Mitte IX., Hauptflugzeit VIII. In der Schweiz nur im
Wallis.
IV. Sierre (Frey-Geßner) (Museum Genf). Wallis (Schoch)
(Mus. Zürich). Wallis, $ 9, Coll. Museum Dresden, teste Dr. Ramme.
Größe $ vom Vorderrand des Pronotums bis zur Elytrenspitze 0,78;
© bis zum Unterleibsende 0,64.
1) Exemplare aus Gargnano V, Gardasee, sind bleicher, matter, schmaler
als Tessinstücke.
Die Orthopteren der Schweiz. 81
Frey-Geßner berichtet, daß er E. panzeri auf Pinus sylvestris
und unter auf der Erde ausgebreiteten Blättern großer Disteln, sowie
in Artemisia-Büschen angetroffen habe.
Ectobius nicaeensis Brisout 1852.
2:8. B..#r.,.Bulli;:58.
Ectobia nicaeensis Brunn., Prodr., 34. — E. n. Finot, 77. — E.n.
Azam, 17. — E. n. Redtenbacher, 27.
Ectobia tridentina Targ.-Tozz., B. S. E. J. 1881, 180; — E.t. Burr,
12 und 152.
Mediterran.
Nach Brunner von der Größe der E. ericetorum. Findet sich in
Nizza vom 15. -30.1V. am Fuße von Olivenbäumen und vom 1.-—15.VIl.
auf Sträuchern (Bormans teste Azam). In einem großen Teil der
Basses Alpes im VI. an trockenen Stellen unter Kräutern (Azam).
Nizza, Digne (Finot). Südtirol bis Trient (Dalla Torre). Toscana
(Mus. Zürich). Nizza, Sarepta (Museum Genf).
Neu für Helvetien. IV. Wallis, 1$ (Frey-Geßner) (Museum
Genf).
Genus Loboptera Brunner 1865
Syst. Blattarum, 79.
Loboptera deeipiens Germar 1817
Blatta decipiens Germ., Reise Dalm., 249.
Polyzosteria limbata Fischer, Orth., 92, t. VII, f. 1.
Lob. decipiens Redt., 29, Burr, 16.
Äthiopisch. Nordafrika, Cap.
Von Portugal und Spanien durch ganz Südeuropa bis Kleinasien
und Syrien verbreitet, besonders am Meeresufer unter Steinen und
Seetang (Redtenbacher). Durch die ganze iberische Halbinsel,
auch in Südfrankreich gemein (Burr).
Neu für Helvetien. IV. Wallis (Maerky).
Eine der interessantesten Entdeckungen auf Schweizer Boden,
umsomehr als die Art bisher aus Südtirol nicht ermittelt wurde. Die
Einwanderung ins Wallis ist vielleicht auf passive Weise erfolgt und
kann nur durch die rhodanische Pforte erfolgt sein, denn es ist kaum
anzunehmen, daß ein Seestrandbewohner wie Loboptera decipiens
von Piemont aus über die Alpenpässe ins Wallis gelangt ist.
Genus Phyllodromia Serv. 1839.
Ins: Orth;,:105.
Phylicdromia germanica L. 1767.
Blatta germanicaL. Syst. Nat. ed. XII, 667. — B. g. Meyer-Dür, 13.
Phyllodromia germanica Frey-Geßner, Mur., 74. — Ph.g. Schoch,
33. -—- Ph. g. Burr, 16. — Ph. g. Zacher, 68.
Kosmopolit.
In Nord- und Südtirol (Graber).
Gemein in Nord-Frankreich, verbreitet sie sich jetzt auch im Süden
in Cafes, Hotels, wo sie häufig in Gesellschaft von Bl. orientalis sich
Archiy für Naturgeschichte
1921. A. 5. 6 5. Heft
82 H. Fruhstorfer:
finden und die Oothekarien von Ende XI. bis XII. mit sich herum-
tragen (Azam).
Überall in der Schweiz mehr oder weniger häufig, zumal in Küchen
und Bäckerstuben, wo sie den Tag über versteckt bleiben, nachts aber
mit ungemeiner Schnelligkeit herumlaufen (Meyer-Dür).
Nur in Häusern, durch die ganze Schweiz, oft massenhaft und
lästig (Schoch).
War vor etwa 50 Jahren im Berner Mittelland in Küchen sehr
häufig, verschwand aber in der Regel mit Errichtung neuer Koch-
herde. Am 15. IX. 1913 ein Exemplar auf dem Fußsteig der Zeughaus-
gasse in Bern (Steck).
(enus Blatta L. 1758.
Syst. Nat. X, 424.
Blatta orientalis L. 1758.
Blatta o. L. (Syst. Naturae X, 424).
Stylopyga orientalis Meyer-Dür, 12. — St. o. Frey-Geßner,
Murith., 74.
Periplaneta orientalis Brunn., Prodr., 49.
Blatta orientalis Heer, 1846. 268. — Bl. o. Schoch, 33. — Bl. o.
Zacher, 71.
Kosmopolit.
Seit einem Dezennium in allen Dörfern des Kantons Glarus ver-
breitet (Heer).
Allenthalben in Bäckerstuben, Mühlen, finsteren Küchen und
Warengewölben oft zum Überdruß häufig (Meyer-Dür).
Scheint die Bl. germanica allmählıg zu verdrängen (Schoch).
Auch jetzt noch in vielen städtischen Wohnungen in Bern häufig,
was auf die Straße verirrte Individuen beweisen (Steck).
Genus Periplaneta Burm. 1838..
Handb. Ent. II. 502.
Periplaneta americana L. 1758.
Blatta americana 1. Syst. Nat. X, 424. — Bl. a. Schoch, 33.
Periplaneta americana Meyer-Dür, 12. — P. a. Brunn., Prodr.,
50, t. 1, f. 11. —- P. a. Frey-Geßner, Muritb., 73. — Zacher, 73.
Kosmopolit.
In einem Kolonialwarenmagazın in Burgdorf zahlreich (Meyer-
Dür).
Durch ihre Eierbüchsen in Magazine eingeschleppt (Schoch).
Periplaneta australasiae F. 1775.
Blatta a. F., Syst. Ent., 271.
Peripl. a. W. Lucas, Brit. Orth., 105, t. VI—XI.
Kosmopolitisch (ursprünglich palaeotropisch).
Nach W. J ‚Lucas die häufigste Blattide in Kew-Gardens.
Die Orthopteren der Schweiz. 83
Neu für Helvetia. II. Zürich, Botanischer Garten. Im III. sehr
häufig und zwar Larven und Imagines nebeneinander. Eine große
Serie Exemplare verdanke ich Herrn Prof. Dr. Hans Schinz, der die
Tiere auf mein Ersuchen in den Glashäusern des Botanischen Gartens
in Zürich sammeln ließ.
Unterordnung Mantodea.
Gattung Mantis L. 1758.
Linne, Syst. Nat. X, 425.
Mantis religiosa L. 1758.
Gryllus religiosus L. Syst. Nat. X, 425.
Mantis religiosa Fuessly, Verz. 1775, 22. — M. r. Meyer-Dür, 13.
— M. r. Frey-Geßner, M. Schw. Ent. Ges. 1878, 13. — M. r. Brunn.
Prodr., 59. —- M. r. Frey-Geßner, Murith., 1881, 74. -— M. r. Finot, 87,
VIL—XI. — M. r. Schoch, 33. — Zacher. 78. —- M.r. Stoll, 169, ein
typisches Steppentier. — M. r. Fruhst., Tess. Wanderbilder 1920.
M. r. Fruhst., Walliser Wanderbilder 1920. -— M. r. Heß, Soc. Entom.
1920, 1. VII., 28.
Orientalisch, palaeotropisch.
In Südtirol nordwärts bis Brixen (Dalla Torre).
Die Art kannte bereits Fuessly aus der Schweiz, der sie in Ar-
lehnung an Rösel ‚‚das wandelnde Blatt‘ nennt. Im Herbst, sagt er,
findet man diese Fangheuschrecke ausgewachsen bei Genf, Luggaris
und in großer Menge bei Leuck im Wallıs
I. Biel, IX. (Steck), Genfer Jura, bis 500 m (Schoch), Thoiry
(Mus. Genf).
II. Bern. Wurde mir einmal lebend vom Markt gebracht, wahr-
scheinlich mit Gemüse aus der Provence eingeschleppt (Steck).
Ill. Genf (Fuessly, Meyer-Dür), Saleve (Meyer-Dür),
Eierpakete in meinem Garten* in Florissant bei Genf, aber niemals
Larven oder Imagines.
Umgebung von Genf in den Jahren 1887 und 1888 einige Stücke
bei Pregny, Grand Saconnex, Morillon (Heß), Chigny, Waadtland,
11. IX. 1906 (Forel leg. teste Heß), Aire (Dr. Car!).
Mantis religiosa ist ein ständiger Gast auf den Abhängen, nament-
lich des kleinen Saleve in Savoyen, einer durch das Kalksubstrat
begünstigten xerothermischen Station. Von dieser Enclave aus ver-
fliegen sich die Mantis recht häufig auf Genfer Gebiet und von solchen
Irrgästen stammen auch die Eierpakete, welche ich fand. Weil aber
dem Alluvialboden von Genf der wärmeausstrahlende Kalkfels fehlt,
der den Mantis am Sal&ve so sehr behagt, entwickeln sich hier weder
Jugendstadien, noch vermögen sich die Imagines dauernd niederzulassen.
IV. Wallis, Leuk (Fuessly).
Sehr häufig im Wallis, zumal um Sitten und .Siders, VII., VIII,
auf sonnigen, kümmerlich überwachsenen Weideplätzen (Meyer-Dür).
6* 5 Heft
84 H. Fruhstorfer:
Wallis, über Siders hinaus rhoneaufwärts von Heß in den Jahren
1914-1919 erbeutet: unterhalb Außerberg, bei Baltschieder (gegen-
über Visp), sodann im unteren Visptal. Bei Stalden VIIL.—IX. zahl-
reich; sie kommt auch bis gegen Visperterminen hinauf vor (oberhalb
den sog. ‚„‚Heidenreben‘“), Naters bei Brig im Sommer 1919 mit Sicher-
heit ein Stück fliegend, ohne es aber erbeuten zu können (felsiges Gebiet)
(Heß). Saviese (Museum Genf).
Felsenheide des Tourbillon*, 17. VII. 1919 zahllose Larven neben
Imagines von (al. italicus, Sphing. coerulans, Oed. miniata, St. vagans,
haemorhoidalis, besonders nahe der Ruine und im Burghofe selbst.
(Fruhstorfer). |
VII Luggaris = Locarno (Fuessly), Eierpakete Ende IV. am
Salvatore und Generoso, an der Unterseite loser Steine, das ausge-
wachsene Insekt Ende VII. überall da, wo lichte Gebüschplätze und
trockene Stellen mit Gras, Heidekraut, Sarothamnus der Freßlust
dieser Tiger unter den Orthopteren genügende Beute an Kleinvieh
zuzogen, doch stets nur im Tal und an den niedersten Berglehnen
(Frey-Geßner), . Bellinzona, Lugano, Malcantone, Ascona (Heß),
Val Mesoleina in allen unteren Gemeinden bis Lostallo-Cabbiolo, so-
weit noch Weinbau getrieben wird (Thomann, nach briefl. Mitteilung
des Herrn Heß).
VIII. Puschlav, am 15.V1II. 1920 ein 5 unterhalb Campocologno*.
Puschlav von Brusio abwärts, hauptsächlich in den Weinbau treibenden
Fraktionen Campascio und ÜCampocologno (briefl. Mitteilung von
Thomann an Herrn Heß), Umgebung von Brusio, etwa 1906—
1908, Prof. Dr. Brockmann leg. (mündliche Berichte).
Mantis religiosa beobachtete ich 1918 ziemlich häufig im Tessin,
diesem seit Fuessly und Frey-Geßner vergeßenen Fundplatz der
Art, den Meyer-Dür schon nicht mehr erwähnt und der dem-
zufolge Brunner und Schoch entging, ebenso wie ihn auch Burr
und Zacher nicht registrierten. Die ersten Exemplare fanden sich
über den durch ihre Tritonen berühmten Teichen von Losone am 14. IX.,
wo sie inmitten reichster Vegetation von Adlerfarn, Besenginster,
Rosa, Rubus, Cornus und Quercus-Gebüsch auf kurze Strecken auf-
flogen, um sich dann wieder niederzulassen, so daß sie sehr leicht zu
erbeuten waren. Häufig zeigte sich religiosa auch auf grasigen Terassen
über Monti della Trinita bei Locarno und zwar in Gesellschaft von
Con. tuberculatus; vereinzelte Stücke trafich am 7. X. im Val Centovallı
und am 11. X. am Rande von Weinbergen über Piandesio bei Locarno.
Außerdem teilte mir der Zoologe Karl Soffel mit, daß er Mantıs
noch Mitte XI. vor seinem Hause auf Monti gefangen habe.
1919 traf ich die ersten Larven auf steilem Hang nahe der Kapelle
San Stefano bei Chiasso im niederen Eichen-, Sarothamnus-, Erica-,
Ruscus- und Centaurea-Gebüsch, in Gesellschaft von Oed. coerulescens.
Plat. giornae-Larven und Imagines von St. pulvinatus, Cal. italicus.
Die erste Imago am 3. IX. als auch Oee. pellucens, Ant. raymondı
zum Vorschein kamen und im Grase sich noch verspätete Sten. vagans
und St. haemorhordalis zeigten.
Die Orthopteren der Schweiz. 85 ‚
Prof. Dr. Werner (Ortbopteren Waldviertel), schreibt über Mantıs:
Vorerst fand ich, daß sie mit großer Gier die Larven einer Blattwespe
(Clavellaria) verzehrt; ich traf sie zuerst auf einer kleinen Waldblöße,
nahm eine große Menge von Larven mit, die von den Fangheuschrecken
mit Hintansetzung jedes anderen Futters gefressen wurden. Während
dieser Zeit hielten die Tiere sogar untereinander Frieden. Dagegen
konnte ich auch durch die reichlichste Fütterung mit Fliegen und
Heuschrecken (auch die relativ große Sattelheuschrecke, Ephippiger
vitium, wurde überwältigt) nicht verhindern, daß die größten Mantis-?Q
über die SS und die schwächeren 9 herfielen und sie bis auf die Flügel
und Beine auffraßen. Das 9 fliegt ziemlich ungern und lebt vorwiegend
im Grase; das 3 fliegt viel und findet sich auch auf Gebüsch.
Im Sommer 1909 war Mantıs religiosa an den oben angegebenen
Orten recht selten und die ersten Imagines (PP) fingich erst am 30. VIIT.,
also fast einen Monat später als im Vorjahre. Es ist diese Erscheinung
jedenfalls auf den strengen Winter und nassen Sommer dieses Jahres
zurückzuführen (Werner).
In Frankreich ist Mantis religiosa sehr gemein im Süden und im
Zentrum, geht aber bis zum Norden und es sind nur wenige Departe-
ments im Nordosten, aus denen sie noch nicht signalisiert wurde
(Azam), Le Havre, Reims, Dijon, Besangon (Zacher).
Phyletische Gruppe: Orthopteroidea.
Die Verwandtschafts- und Ursprungsverhältnisse der Or-
thopteroidea sind komplizierter als bei den Blattoiden. Es lassen sich
jedoch zwei scharf getrennte Gruppen erkennen, von denen die
Loeustoiden fast immer lange Fühler von mehr als 30 Gliedern be-
sitzen und bei denen das männliche Stridulationsorgan, soweit vor-
handen, aus veränderten Cubitaladern der beiden Vdflgl. besteht,
während das Gehörorgan an der Vordertibie zu suchen ist (Locustiden,
Grylliden, Gryllotalpiden, Tridactyliden).
Die Ahnen der Orthopteroiden sind vermutlich in den Prot-
orthoptera des Oberkarbon und Perm zu suchen, die offenbar aus
den Palaeodietyopteren hervorgegangen sind. Es ist sehr wahrschein-
lich, daß sich im Trias die stummen Locustopsiden und Elcaniden
entwickelten und andererseits die bereits stimmbegabten Vorfahren
der Locustiden und Grylliden. Es ist anzunehmen, daß alle diese
Formen nur drei Tarsenglieder besaßen, eine Zahl, die von den
Grylliden und Acridioiden beibehalten wurde, während bei den Lo-
custiden eine Vermehrung eintrat und bei den Tridactyliden eine
Reduktion.
Die Gryllacriden und Stenopelmatiden stammen vermutlich von
stridulierenden Formen ab.
Die Acridioiden führen höchstens 25 Fühlerglieder und die
Stridulationsorgane. bestehen bei den nicht stummen Arten aus einer
Leiste an den Htschenkeln, die sich an einer Ader der Vdflgl. reibt
oder es reibt sich eine Stelle der Htbeine an der Basis des Htleibes,
5. Heft
86 H. Fruhstorfer:
und das Gehörorgan findet sich an den Seiten des ersten Abdominal-
ringes. Das Stridulationsvermögen ist in selbständiger Weise ent-
standen und die dazu dienenden Organe sind bei Acridioiden und
Locustoiden nicht homolog. Die Gonapophysen der Acridier sind
reduziert, die Styli erhalten. Weil aus dem unteren Tertiär bereits
echte Acridioiden vorliegen, ist es sehr wahrscheinlich, daß sich diese
während der Kreidezeit aus Locustopsiden entwickelten (Hand-
lirsch).
Bei den Acridiern liegen die Tympanalorgane jederseits am ersten
Abdominalsegment. Sie bestehen aus dem Trommelfell, dem Typanum
und dessen Einfassung (Schroeder, Handbuch der Entomologie
1912, 160). t
Ordnung SALTATORITIA.
Familie Tettigidae.
Genus Tettix Charp. 1841.
Charp. in Germars Zeitschr. Ent. IIJ, 315.
Tettix bipunetatus L. 1758.
@Gryllus bipunctatus L., Syst. Nat. Ed. X, 427. — @. b. Fuessly,
Verz. 1775, 22.
Tetrix obscura Hagenb., 42, f. 26.
Tetrix bipunctata Heer 1845, 268.
Tettix bipunctata Meyer-Dür, 22,
Tettix linnei Frey-Geßner, S. E. G. 1864, 154. — T. !. var. vıttata
Frey-Geßner, |. c.
Tettixz bipunctata Frey-Geßner, 1. c. 1878, 11! — T. b. Frey-Geßner,
Murith. 1881, 86. — T. bipunctatus Brunn., Prodr., 236. — T. b. Schoch,
39. — T. b. Finot, 166, V.—IX. — T. b. Burr, 75. — T. b. Zacher, 89.
Sıbirisch.
Nord- und Südtirol (Graber).
Bey uns in den Gärten gemein (Fuessly).
Diese Art findet sich das ganze Jahr durch (überwinternd) an
allen trocknen Feldbördern und Anhöhen, bis in die montane Region
hinauf überall häufig (Meyer-Dür).
I. Jura. Berner Jura, Hellköpfli (Born).
II. Basel (Hagenbach), Aareufer, 24. IV. (Schoch).
Flums, VII. in großer Anzahl in einem Steinbruch (Engel).
Burgaeschisee, selten neben den dort sehr häufigen 7. subulatus (Born),
Zürich, Riesbach, 23. VI. 91, Katzensee (Naegeli),, *Moor von
Stadel im Glattal, 24. V., im Carecetum zwischen Peucedanum palustre,
Epilobium, Orchis militaris, Pedicularis palustre.
IV. Im Wallis überall ohne Unterschied des Terrains und bis
2000 m (Frey-Geßner), Sanetschpaß, *22. VII., etwa 1000 m,
Val Nendaz, *1000 m, 17. VIL., Fully (Gams).
V. Glarus (Heer), Glärnisch, Werbenalp, 2. VIII. 1918 (Nägeliı),
Glarus, V. 1878 (Schoch).
Die Orthopteren der Schweiz. 87
VI. Bei Pontresina am Rosatsch, noch bei 7000 Fuß Höhe (Frey-
Geßner), Vals (Rühl), Rothenbrunnen*, 7. X., auf Zweigen von
Pinus silvestris.
VII. In der zweiten Hälfte des April am Salvatore (Frey- Geßner)
Agno, im Delta, 26. V., Monte Caprino, 24. V., Vico Morcote, 20. V.,
Monte Boglıa, 1400 m, VII, auf 1000 m, im VII. (Fruhstorfer).
VIII. Bergell*. VIH. bei Spino auf mit Sedum album und rupestre
bewachsenen Schutthalden
Tettix türki Krauss 1876.
Entom. Monatsbl., 103.
Brunner, Prodr., 240; Azam, Cat. Orth. Basses Alpes, 34, sowie
Catal. Orth. France,, 62: Burr, 74.
Pontisch.
Von Serbien bis zu den Basses Alpes. Auf dem Sande der Bleone
und Asse bei Digne (Azam). Südtirol bis Roveredo (Dalla Torre).
Neu für Helvetien.
IV. Die Art wurde von Frey-Geßner im Wallis gefunden. In
dem Schoch’schen Katalog des Museums in Genf existiert darüber
eine schriftliche Eintragung von Seiten Frey-Geßners, doch ist
kein genauer Fundort angegeben.
Tettix kraussi Sauley 1888.
Bull. Soc. Ent. France, 135.
Tettix obscura Hag., 42, f. 26.
Tettix kraussi Finot, 167. — T. k. Burr, 76. — T. k. Zacher, 87.
Tettix bipunctata Fisch., 426.
Baltisch oder sibirisch.
Vorderrand des Halsschildes gewinkelt. Mittlere Fühlerglieder
zweimal so lang als breit. Medianflecken schräg gestellt. Fühler
dicker als bei 7. bipunctatus.
Aus Südtirol 1883 durch Cobelli nachgewiesen, polare Grenze
nach Dalla Torre das Fleimsertal.
I. Jura, 15. V., 6. VIIL, Gislifluh, 1. VIII, X., Solothurner
Jura, VII. (Schoch).
II. Aareufer, 6. VI, 25. XI. (Schoch), Burgaeschisee, selten,
VII. (Born)..
IV. Siders, Chandolin, 20. VIII. (Schulthess).
VI. Graubünden, Rosatsch, 7000 ‘, 14. VI. (Schoch).
VII. Monte Camogshe, 7000 ° (Heer teste Fischer), Locarno,
IX.,X., an Gartenmauern, besonders jenen des alten Kastells, nicht
häufig. Passo Pairolo, etwa 1000 m, 20. VI., San Salvatore. Monte
Boglia, VII., sehr selten neben dem häufigeren T. bipunctatus. San
Stefano, Chiasso, IX., Arzo-Meride, 20. IX., 600 m. Monte Caprino,
24. V., überwinterte Exemplare. (Fruhstorfe.:).
Die Art wurde als neu für die Schweiz mit Sicherheit erst durch
mich nachgewiesen, wenngleich ich nicht zweifle, daß Exemplare
von denen Fischer begeistert mitteilö: „„Amic. Heer varietatem belis-
simam griseo-fucoque variegatam in Monte Camoghe, 7000° s. m.
pagı Ticinensis observavit“ zu T. kraussi gehörten.
5. Heft
88 - H. Fruhstorfer:
Am 20. VI. fand sich der stets seltene Tettix kraussi am Passo
- Pairolo auf etwa 1000 m inmitten üppigster Vegetation neben Un-
mengen von st. parallelus und VII. auf dem Monte Boglia von
1000— 1400 m neben dem etwas häufigeren T. bipunctatus.
Tettix subulatus L. 1761.
Gryllus subulatus L., Fauna Suwec., 236. — Fuessly, Verzeichnis
1775, 22.
Tettix subulata Meyer-Dür, 22. — T. s. Finot, 167, IIL.— IX.
Tettix subulatus Frey-Geßner M. Schw. E. G. 1878, 11.
Tettix subulata Frey-Geßner, Mur. 1881, 86. — T. s. Heer, Glarus,
268. — T. s. Brunn., Prodr., 237. — T. s. Schoch, 39. — Ts. Burt, TU:
— T.s. Zacher, 82.
Sibirisch.
Nord- und Südtirol (Graber).
In der ebenen und collinen Region sehr häufig und überall ver-
breitet, oft schon im Frühling, da sie überwintern (Schoch).
I. Jura.
II. Zürich (Bistrieht, Katzensee (IX., 85), Meilen (Schultheß),
Burgaeschisee, massenhaft. (Born). Große Kolonien am Süd-
ostufer des Greifensees bei Rietikon, 30. IX. 20 (Schultheß),
Umgebung des Türlersees.* Sehr häufig im Spätherbst und zeitig im
Frühjahr auf Waldblößen in der Umgebung von Bern (Steck).
III. Sehr häufig in meinem Garten in Florissant* bei Genf, IX.
bis X. La Plaine*, 25. V.21. Versoix-Mies*, 1. VL 21.
IV. Im Wallis überall bis 2000 m Höhe, etwas weniger häufig
als T. bipunctata (Frey-Geßner).
V. Glarus (Heer).
VI. Bündten (Fuessly), Rothenbrunnen,* Domleschg, 7. X. 20,
in vielen Varietäten auf trocknendem Schlamm.
VII. In.der zweiten Hälfte IV. im ausgewachsenen Zustand am
Salvatore, wo sie überwintern (Frey-Geßner).
Das trockene Jahr 1919 war der Entwicklung der Tettigiden im
Tessin entschieden ungünstig. Im Herbst des Jahres beobachtete
ich überhaupt nur einzelne Exemplare, während ich noch Ende V.
zahlreichen überwinterten Tettigiden begegnete.
In der Hauptsache war es T. bipunctatus, der in Erscheinung
trat, so am 23. V. bei Vico Morcote auf grasigen Hängen mit Serapias
longipetala, Trifolium incarnatum und längs den mit Aristolochia be-
standenen Wegrändern Am Monte Caprino, als Fraxinus ornus blühte,
neben zahlreichen Larven von Leptophyes, Pl. grisea und Imagines von
St. rufipes. Geradezu massenhaft Anfang VI. im Delta von Agno
am Luganersee auf Sumpfwiesen mit Iris pseudacorus, Juncaceen
neben tausenden von Larven von Xiphidion fuscum und vielen
von Par. alliaceus.
Im lemanischen Bezirk gelangte T. subulatus 1921, begünstigt
durch steten Wechsel von regnerischen und sonnigen Tagen zu reicher
Entfaltung. In einer besonders interessanten Umgebung fand sich die
Die Orthopteren der Schweiz. 89
Art am 1. VI. auf dem durch die intensive Trockenheit des Winters
1920/21 weit hinaus zugänglichen Seeufer bei Les Urenees- Versoix.
Dort war T. subulatus zahlreich in schönen moosgrünen und hellen
Farbenvarietäten inmitten einer Pflanzenformation von Nasturtium
officinale, Veronica beccabunga, Carex goodenowi, pilosa, Polygonum
hydropiper, aber namentlich Ranunculus reptans, sowie dem hell-
grünen Eleocharis acieularis. Die Tiere belebten dort die feuchtesten
Stellen, in Gesellschaft von kleinen Cikaden, ganz jungen Larven von
Xiphidion fuscum und sprangen über offene Schalen von Anodonta
cygnea subspec. und toten Stücken von Limnaea stagnalis und deren
Varietäten arenaria und auricularia. Am. 4. VI. einige Exemplare auf
einem, am steinigen Strande wie ein Teppich ausgebreitetem Horste
von Littorella lacustris und zwar ganz nahe der neuen Station für
Paracinema_ tricolor.
Bei Winterthur kamen am Fuße des Irchel 1921 die ersten über-
winterten Exemplare bereits Ende März zum Vorschein (Klöti,
mündlicher Bericht).
Unterfamilie Tryzalinae.
Gattung Parapleurus Fischer 1853.
Orth. Europ. 1853, 297, 369.
Parapleurus alliaceus Germ. 1817.
@ryllus alliaceus Germ., Faun. Ins. Eur. XI, t. 19.
@ryllus parapleurus Hagenb., Symb. Ins. Helv. 1822, 34, f. 21.
Basilea.
Gomphocerus paraplerus Heer, 1846, 208.
Parapleurus typus Fisch., 364.
Mecostethus parapleurus Meyer-Dür, 14. — M. ». Dietrich 332. —
M.». Frey-Geßner, Mur. 1881, 83.
Parapleurus alliaceus Brunn. 1882, 96. — P. a. Schoch, 36. —
P. a. Finot, 105, VIL.—X. — P. a. Burr, 31. —- P. a. Zacher, 94. —
P.a.. Fruhst., Tess. Wand., 29.
Pontisch.
P. alliaceus (typus Yersin). Vibrationen werden bci dieser Art
nur dann ausgeführt, wenn sich mehrere Individuen begegnen. alliaceus
bringt dann mit den Musikbeinen !) sowohl lange wie auch kurze und
schnelle Töne hervor. Nur die letzteren sind, obgleich deutlich, nur
dann hörbar, wenn der Beobachter sich ganz in der Nähe befindet
und dauern kaum mehr als eine halbe Sekunde. Die Bewegungen
werden mit solcher Rasanz ausgeführt, daß die Beine die Elytren
viel mehr zu schlagen, als zu reiben scheinen ( Yersin).
Gemein in ganz Frankreich, aber auf gewisse feuchte Wiesen
lokalisiert, wo sie hin und wieder einigen Schaden verursacht (Finot).
1) Den Ausdruck Musikbeine für die Hinterbeine der männlichen Acridier
führte ich ein, weil dadurch ein Gegensatz geschaffen ist zu den Hinterbeinen
der 29, die nicht mit Schrillkanten versehen sind.
5 Heft
90 H. Fruhstorfer:
In Voralberg in den Sumpfwiesen am Bodensee bei Bregenz ın
Gesellschaft von St. grossum, Cl. dorsatus und paralleus (Krauss).
In Tirol auf sumpfigen Auen und Wiesen bis 3500 Fuß eine der
gemeinsten und daher schädlichsten Arten der Wiesentalfauna. Auch
ın Südtirol bis Riva und Ala (Graber).
"An gleichen Orten wie M. grossus, jedoch nördlich nicht über
Schlesien hinausreichend und südlich die Alpen nicht verlassend
(Brunner).
Sehr gemein auf sumpfigen Wiesen des Tieflandes, besonders in
der Nähe der Seen (Meyer-Dür).
I. Jura, Gimel, Aargau (Museum Genf).
II. Basilea (Hagenbach), Turici (Bremi teste Fischer),
Zürichberg (Dietrich), Dübendorf, VIII. (Klöti), Aarau, Burg-
dorf, VIIL.—IX. (Meyer-Dür), Flums, VII., VIII. (Engel), See-
ufer in der Umgebung von Zürich,* so am Türler-, Pfäffiker-, Lützel-
see, VIII, IX. Auf Sumpfwiesen in der Umgebung von Bern am
Solnhofenmoos, Münchenbuchseemoos (Steck).
III. Genf (Brunner).
Am 4. VI.21 auf trockener Wiesenhalde inmitten von ganzen
Fluten rosiger Onobrychis sativa, vielen Centaurea scabiosa, Salvıa
pratensis, Galium mollugo und anderen trivialen campestren Pflanzen,
allerdings ganz nahe dem Ufer des Genfer Sees bei Les Crenees* (Ver-
soix). Ferner in einem 1921 zufällig ausgetrocknetem Sumpf neben
ziemlich großen Larven von Paracinema tricolor in einer aus (arex
goodenowi, flava, pilosa, Schoenus tabernaemontani, Iris pseudacorus
bestehenden Pflanzenformation.
IV. Wallis, Sitten, *bereits Mitte VII. von mir im Rhönesumpf
in Gesellschaft von Pl. roeseli, M. grossus, St. parallelus, dorsatus
angetroffen, Bex (Schulthess).
V. Glarus (Heer). -
VI. Bünden (Meyer-Dür).
VII. Tessin: 1918.* Sumpfwiesen bei Losone, Anfang IX. neben
St. dorsatus, parallelus, viridulus, bicolor fa. virescens sehr häufig.
1919.* Giubiasco, 20. VII. in Sümpfen am Tessinufer inmitten einer
Vegetation von N asturtium aquaticum, Lythrum salicaria, Epil.rosmarını-
folium. Delta im Luganersee bei Agno, Moore von Ligornetto, Meride,
bis Ende IX.
VIII. Poschiavino, nahe Campocologno,* am 15. VIII. 1920 auf
einer mit Mentha spicata, Equisetum arvense, Juncus bestandenen
Sumpfwiese in Gesellschaft von C'hort. dorsatus und porallelus, sowie
Xiphrdion fuscum.
Bergell.* Auf der alten Talstufe südlich von Soglio in reich be-
wässerten Wiesen inmitten von Heracleum, Geranıum, aber sehr
spärlich, nur 15 erbeutet.*
Ufer des Luganersees, besonders in der Bucht von Agno, im
Delta des Vedeggio, wo alliaceus verhältnismäßig spät ım Jahre er-
scheint, dann aber in so großen Mengen, daß die Tiere gefangen und als
Die Orthopteren der Schweiz. 91
Fischköder zu sieben Franken das Pfund verkauft werden. Sie bevor-
zugen mit Bidens tripartitus bestandene Orte dicht am Seestrand.
Moor von Meride bis Ende IX., etwa 500 m, zusammen mit Eph.
perforata, Thamn. fallax, Ant. pedestris.
Giubiasco im Tessindelta, von Ende VII. an, ım Verein mit
St. parallelus.
Interessant ist das Vorkommen einer gelb- bis rotbraunen Form,
die ich nirgends erwähnt finde und die eine solche Veränderung des
Gesamtbildes der Art hervorruft, daß ich lange glaubte, M. grossus L.
vor mir zu haben. Der weiße und schwarze Seitenstreifen der Elytren
hebt sich bei der braunen Form besonders scharf ab, und bei extremen
Stücken der Art partizipieren auch die Schenkel und Schienen an der
braunen Verfärbung.
Parapleurus erscheint in der Nähe von Zürich nicht in den großen
Mengen, die ich vom Tessin her gewohnt war. Ohne gerade selten zu
sein, ist die Art auch nirgends gemein. alliaceus bewohnt hier die dichteste
aus Phragmites, Cirsium oleraceum, Lythrum salicaria, Eupatoria,
Gentiana cruciata, Filipendula ulmaria, Lysimachia vulgaris, Serratula
tinctoria, Achilles ptarmica usw. zusammengesetzte Ufervegetation.
Die Art tritt sehr spät auf, am Lützelsee erst dann, wenn dessen Ufer
bereits sich von tausenden von Colchicum autumnale violett färben.
Mecostethus grossus und Xiphidion dorsatus, neben den gemeinen
Sumpfwiesen-Chortippus, befinden sich stets in ihrer Gesellschaft.
Die 22 sind ziemlich träge, die $$ aber haben die Gewohnheit, der
Chort. parallelus, auf hohe und lange Grashalme zu springen und sich
auf diesen, wie Affen an einer Kletterstange, blitzschnell herunter-
zulassen.
Gattung Paracinema Fischer 1853.
ÖOrthopt. Europ., 352.
Paraeinema tricolor Thunb. 1815.
@ryllus tricolor Thunb., Mem. Ac. St. Petersb. V, 245.
Paracinema tricolor Brunn., Prodr., 97. — P. t. Schoch, 36. —
2% Binot; 106, VIL=-& Pt. Burn 30:
Äthiopisches Element.
Im Süden im Schilf und ‘auf nassen Wiesen häufig (Brunner).
Südtirol, Mitte VIII. im hohen Ufergras bei Levico im Valsugana,
in Gesellschaft von Pl. brevipennis und Pl. bicolor (Graber).
Südtirol, am Caldonazzosee und an der Brenta bei Levico (Cobellı).
Im mittleren und südlichen Frankreich, auf Wiesen, Waldlichtungen
und sterilen Orten. aber selten und sehr lokalisiert (Finot).
Italien von Venedig und Neapel bekannt (Burr). Gemein bei
Pavia, Milano (Pirotta).
III. Bei Genf, aber sehr selten (Schoch). Chancy (Maerky).
Nach dem Material in Genfer Sammlungen bisher nur ım süd-
lichen Teile des Kanton Genf -— an der Rhone bei Chancy beobachtet —-
hatte ich Gelegenheit, am 4. VI. 1921 deutlich erkennbare Larven
5. Heft
92 - H. Fruhstorter:
auch in nördlicher Richtung und zwar bei Les Crenees aufzufinden.
Die Tiere sind sehr lokalisiert und bewohnen einen in der Hauptsache
mit hohen und breiten Horsten von Carex goodenowi bestandenen
Sumpf. Sie bewegen sich dort über dem, 1921 phänomenalerweise
ausgetrockneten, mit toten Schalen von riesigen Limnaea stagnalis
und den Varietäten arenaria und auricu’aria bedeckten Boden, in
Gesellschaft einiger Nymphen von Platycleis grisea und Parapleurus
alliaceus. Es wäre sehr interessant, festzustellen, wie weit nördlich
Paracınema tricolor vorgedrungen ist. Bis Morges scheint sie noch _
nicht gelangt zu sein, sonst hätte sie Dr. Yersin sicher bereits von
dort erwähnt.
Genus Chrysochraon Fischer 1853.
Orthopt. Europ., 296.
Chrysochraon dispar Heyer 1817.
Podisma dispar Heyer, in Germars Faun. Ins. Eur., fasc. 17, t. 7.
Chortippus dispar Meyer-Dür, 18.
Stenobothrus dispar Frey-Geßner, Mur., 83.
Chrysochraon dispar Brunn., Prodr., 18, f. 27. —- C'h. d. Schoch, 36.
— Ch.d. Finot, 107, VI.—IX. — Ch. d. Fisch., 309. — Burr, 31. Nur
im Genfer Seebecken. — Ch. d. Zacher, 95.
Sibirisches Element.
Selten, auf feuchten Alpwiesen der Waadtländer und Walliser
Berge (Meyer-Dür).
; In Frankreich, besonders im Pariser Becken, in den Sümpfen
beı Nantes, Fontainebleau (Finot).
Pyrenäen (Azam).
Fehlt in Spanien, findet sich jedoch in ganz Österreich (Burr).
In Tirol ist die Art nach Dalla Torre noch nicht beobachtet.
In Deutschland in Thüringen, Brandenburg und Schlesien häufig.
Im Harz in Gesellschaft von M. grossus (Zacher).
Im Spreewald sonnten sich (18. VIII. gegen 10 Uhr) die Tiere zu
hunderten auf den Blättern von Iris pseudacorus; sie saßen stets
paarweise; das @ immer oben, wenige Zentimeter tiefer (am gleichen
oder dem benachbarten Blatt) das $: auf den anschließenden Wiesen
war dispar selten zu finden (Leonhardt, Ent. Zschft. Frkft. 1920, 96).
I. Jura, Weißenstein bei Solothurn, VII. Berner Jura, Hell-
köpfli, darunter 2 22 der macropteren Form (Born). Waadtländer
Berge (Meyer).
II. Emmental, Napf, 31. VIII. 19, 1 © fa. macroptera (Born).
Ütliberg (Dr. Schulthess, 1919), Affoltern *am Albis, am 19. VI.
in mit Menyanthes, vielen Orchideen, besonders Epipactis palustris,
bestandenen Sumpfwiesen, in Gesellschaft von Unmengen von Lo-
custa vir. und einigen Xiphidion-Larven. Ebertswil am Albis,* 16. IX,
in absterbender Vegetation. Lowerzersee,* Schwyz, 14. VII. 20
inmitten von J,ysimachia, Lythrum, Filipendula, Gentiana pneumo-
Die Orthopteren der Schweiz. 93
nanthe, spärlichen Gent. cruciata, neben seltenen Platycleis roeseli
und Larven der gemeinen Sumpf-Chortippus.
III. ad Lacum Lemanum (Yersin teste Fischer), Genfer See
(Brunner, Burr).
Am 29. V.21 im Marais de Sionnet* bei Genf zahlreiche Larven
neben solchen von Ch. dorsatus und Plat. roeseli, ın einer reichen
Vegetation von Öarex panicea, vesicarla, goodenowi, Cladium mariscus,
Schoenoplectus lacustris, Filipendula ulmaria, Potentilla anserina,
Senecio aquaticus, Valeriana divisa, Ranunculus flammula, Viola
stagnina, sowie Orchis laxiflora und auch einer Imago der macropteren
Form.
IV. Im Wallıs selten, auf feuchten Wiesen, dort in Gesellschaft
von Ch. dorsatus (Frey-Geßner).
V. Gstaad* in Lauenental, 1200 m, 21. VII., an einem regnerischen
Tag auf nassen Wiesen, viel häufiger als Chr. brachypterus, neben
St. parallelus, virıdulus, Pod. alpina und St. morio schon um !/,10 Uhr
morgens die ersten Exemplare. Braune 29 häufiger als grüne, auch
zwei rosenrote Exemplare und ein langflügliges braunes 9.
‘Die Verbreitung dieser Art, die Schoch nur aus den Waadtländer
Bergen meldete, trotzdem sie von Yersin bereits am Genfer See
und durch Frey-Geßner im Wallis entdeckt wurde, hat eine große
Ausdehnung erfahren. Born sammelte sie im Jura, ich selbst bei
Gstaad und Dr. Schulthess am Ütliberg. Daraus geht hervor, daß
dispar im gesamten Mittelland und den Voralpen vorkommt. Es ist
deshalb auch nicht erstaunlich, daß Born dipar am Napf gefunden
hat, der mit 1410 m die präglaziale Landoberfläche überragt, von
der er selbst einen Teil bildete, ehe ihn die Erosion, die ihn jetzt von
der übrigen Rumpffläche der schweizerischen Molasse-Region durch
reife Täler trennt, zu isolieren vermochte. In der Riss-Eiszeit war auch
der Napf unter Eis begraben, seine heutige Gestalt verdankt er der
Riss-Würm-Interglazialzeit (Penck-Brückner, 600).
An günstigen Lokalitäten ist dispar durchaus nicht selten, was
die Beobachtung Leonhardts beweist, und auch das Vorkommen
bei Gstaad, wo dispar entschieden zahlreicher auftrat, als die neben
ihm vorkommende Pod. alpina und dies noch dazu an einem regnerischen
Tage, inmitten einer langanhaltenden Niederschlagsperiode. Die
Gstaader Exemplare neigen in hohem Maße zur Variation, braune
Exemplare zahlreicher als grüne, auch langflüglige Stücke vorhanden.
Auch bei Zürich ist dispar nicht selten; viele Larven und er-
wachsene Stücke am 23. VI. 1920 sowohl in Sumpfwiesen bei Affoltern
am Albis, neben Unmengen von Larven von Loc. viridissima, Pl. roeseli,
Mecostethus und Imagines von St. viridulus, als auch am Türlersee. An
beiden Orten inmitten üppigster Vegetation von Orchis masculus,
Epipactis palustris, Senecio aquaticus, Menyanthes trifoliata.
Den Höhepunkt der Entwicklung erreicht Chr. dispar in der
Umgebung Zürichs erst gegen Mitte September, wenn die Vegetation
schon im Absterben begriffen ist; SS und 92 finden sich im ver-
worrensten Dickicht, doch noch häufiger auf gemähtem Boden. Die
5 Neit
94 H. Frubstorfer:
dd wissen sich hurtig in Sicherheit zu bringen, die 2? aber sind träge
und leicht zu erbeuten. Die 22 variieren von hellgrau bis rotviolett,
verlieren aber bald nach dem Trocknen ihre Farbe.
Chrysochraon brachypterus Ocsk. 1826.
@Gryllus brachypterus Ocsk., Acta Acad. Leop. XIII, 609.
Chortippus brachypterus Meyer-Dür, 18.
Chrysochraon brachypterus Grab., 24, V.—IX. — Ch. b. Brunn.
1882, 99. — Ch. b. Frey-Geßner, Mur., 83. — Ch. b. Schoch, 36. —
Ch. b. Fisch., Orth., 309. — Ch. b. Finot, 108, VIIL.—X. — Ch. b. Burr,
32. — Ch. b. Azam, 1913, 218. — Ch. b. Zacher, 97. —- Ch. b. Nadig, 128.
Val Sesia. — Ch. b. Fruhst., Tess. Wand., 29, 54, 71.
Sibirisch.
Chrysochraon (Opomala Yersin) brachypterus, gemein auf den
Alpen und im Jura, gehört zu denjenigen Acridiern, deren Stridulation
sich durch ihre Schärfe am meisten den Locustiden nähert, aber sich
von ihnen durch die leicht erkenntliche Weise, wie sie trılliert wird,
unterscheidet. Sie‘dauert weniger als eine halbe Sekunde und ihr
Klang erinnert an ıi oder den Ton rrii. ° Ihre Intensität steht in
Beziehung zur Kürze der Flügel und ist infolgedessen einer der
schwächsten unter denen, die wir überhaupt hören können ( Yersin),
Die Angaben Yersin’s über das Stridulieren dieser Art wider-
sprechen sich, denn eingangs erwähnt Yersin die Stärke des Tones,
im Schlußsatz, den ich für richtiger halte, dessen Schwäche.
An gleichen Lokalitäten wie dispar, aber häufiger. In feuchten
Alpwiesen, wo die langflügelige Varietät oft gefunden wird, bis zu be-
deutender Höhe. Fehlt in Norddeutschland, existiert jedoch im Amur-
gebiet (Brunner).
Auf Bergwiesen in Frankreich, sehr lokalisiert, in den Pyrenäen,
Mont Dore und im Jura (Finot).
Dröme, Cheval-Blanc, Basses Alpes (Azam).
In Spanien nur von Collsacabra aus etwa 1000 m Erhebung
bekannt (Burr).
Piemont im Val Sesia (Nadig).
In Tirol von V. bis IX. auf moos- und flechtenreichen mageren
Wald- und Bergwiesen bis 6000 Fuß Höhe in den Schiefer- und 4000 Fuß
in den Kalkalpen überall gemein. Auch in Südtirol im Hochgebirge
häufig, so Seiseralpe, Dos dei Morti, Monte Baldo (Graber).
In Süddeutschland stellenweise häufig, so bei Regensburg, in
Oberbayern, im Schwarzwald, dort über 1000 m Erhebung. In Ruß-
land und bis zum Amur (Zacher).
Auf mittleren und höheren Bergwiesen der Alpen und des Jura,
von Ende VII. bis Ende VIII. (Meyer-Dür).
a) Chr. brachypterus brachypterus.
I. Jura, Weißenstein (Meyer-Dür), Berner Jura, Hellköpfli
(Born), Col de Seppey bei Aigle (Azam).
Die Orthopteren der Schweiz. 95
II. Monti Pilati pagi Lucernensis (Imhoff teste Fischer),
Flums, VII., VIIL., sehr häufig (Engel), Burgaeschisee, VIII, Emmen-
tal, Napf, 31. VIII. (Born), Gstaad,* neben Chr. dispar, 21. VII. 19,
auf nassen Wiesen, Albiskamm,* 18. 1IV.20, Larven, am 16. V.20
Imagines inmitten Blättern von Angelica silvestris, Laserpitium latı-
folium, wenn Pyrola secunda, Cephalantera ensifolia, Platanthera
bifolia, Cypripedium calceolus, Lilium martagon, Convallaria majalıs,
Melittis melyssophyllum, Centaurea montana blühen. Albis* überm
Türlersee, 16. IX. 20.
Schnebelhorn,* 3. VI. 20, auf grasigem Hang nahe dem Waldrande,
inmitten Rubus, Euphorbia cyparissias, Mentha, Ranunculus, Leonto-
don crispus. 29. VIll. 20, sehr häufig auf trockener Waldblöße (Nagel-
fluhsubstrat), am Fuße von Sorbus aria und Hasel, sowie Esche, neben
Gomph. sibiricus, Thamn. cinereus, Platyel. brachypterus und 99 von
Ch. lineatus.
IV. Auf trockenen, kurzgrasigen Bergwiesen der gesamten be-
waldeten Region des Wallıs (Frey-Geßner).
V. Bönigen am Seitenberg (Meyer-Dür), Engelberg (Dr. Schult-
hess), Weißenburg, etwa 900 m (Huguenin).
VI. Sarn bei Thusis, Brigels, 1300 m (Schulthess), Vals, 1250 m,
VII (Rühl).
b) Chrys. brachypterus chrysober yllus.
VII.“ Tessin, 1918,* Pizzo Claro, etwa 1000 m, 9. VIII. Monti
di Croce, 29. X, etwa 1200 m. Piandolce, 31. X., etwa 13 m. Monte
.di Carasso, etwa 1500 m, 5. X. Monte Tamaro und Monte Gradicioli,
etwa 1200—-1400 m, 22.—25. VIII, neben St. lineatus, parallelus.
Pizzo Leone, Südabhang, 1400 m, 5. X., neben Pod. alpına. Monte
Boglia, sehr häufig, von 1200—1500 m, VIIIL.—X., auf kurzgrasigen,
trockenen, nach Süden exponierten, steilen Hängen im Ericetum
sehr häufig.
Tessin, 1919.* Motto d’Arbino, Val Morobbia, etwa 1000 m, 3. VII.
Denti della Vecchia, etwa 1500 m, 5. IX., auf steinigem, kurzgrasigem
Hang, als bereits @en. germanica blühte und Lon. alpigena, Rub. saxatılıs,
Coton. tomentosa reifende Früchte angesetzt hatten, neben St. morio,
Iineatus, bicolor, Gomph. rufus.
Gesamtgebiet des Monto Generoso. Die ersten Exemplare 27. VI.
auf etwa 1000 m auf üppiger Matte, mit Phyt. halleri, Camp. per sicı-
folia, Rhinanthus, neben hellgrünen auch silbergraue Exemplare,
mit dunkel olivgrünen Streifen am Kopf, Thorax und Abdomen.
Generoso-Crocetta, etwa 1200 m, ein langflügeliges ? inmitten
Teuerium, Stachys, Anth. vulneraria, Pol. vulgaris, Helianthus und
Knautia, neben St. parallelus und Psophus.
Generoso-Camoscio, 22. IX., etwa 1410 m, neben @omph. sibvricus,
rufus, Sten. parallelus, morio, lineatus, Psophus sowie Thamn. apterus
und unzähligen Decticus.
Arzo-Meride, 500—-800 m, VIII. bis Ende IX. in sumpfigen
Wiesen neben Par. alliaceus, Eph. perforata, Ant. pedestris, Gomph.
rufus. (Fruhstorfer).
5. Heft
96 HA. Frubstorfer.
Ein Ubiquist, der das ganze Gebiet bewohnt und von mir von
500 m Erhebung an bis zum Gipfel des Monte Boglıa (1500 m) verfolgt
werden konnte. Im Tessin zieht er entschieden Erhebungen zwischen
1000 und -1400 m vor, wo er dann auf trockenen Hängen im Ericetum
häufig anzutreffen ıst, während er in der Niederung in Sumpfwiesen
wie bei Meride (500 m) nur einzeln vorkommt.
In der Nordschweiz scheint Chr. brachypterus die zuerst er-
scheinende Orthoptere zu sein. Larven, die bereits erkennbar waren,
schon am 18. IV. 20 auf dem Kamm des Albis inmitten einer reichen
Vegetation von Prunus avium, Sambuc. ebulus, Angelica sılvestris
und myrmecochoren Pflanzen. Am 16. IV. Larven auf magerem,
trockenem Hang neben solchen von St. lineatus. Die ersten Imagines
am 3. VI. auf dem Kamm der vom Hörnli zum Schnebelhorn hinzieht,,
in üppigster Vegetation und zwar in der grünen und olivenfarbenen
Spielart, neben Larven von Locusta viridissima und Decticus.
Am Albis lösen beide Chrysochraon einander ab in der Weise,
daß am Türlersee, an seinem Fuße sich Chr. dispar findet; sowie wir
aber auf die etwas trockneren Hänge, kaum 50 m über dem Talboden
ansteigen, sich sofort Chr. brachypterus einstellt. Chr. brachypterus ver-
schwindet übrigens im Herbst zeitiger als dispar, was etwa Anfang
September der Fall ist. Alle von mir in der Nordschweiz gesammelten
QQ tragen rosafarbene Flügelstummelt), Individuen aus dem Tessin, wo
brachypterus unendlich zahlreicher in Erscheinung tritt, besitzen
smaragdfarbene. Redtenbacher kennt nur letztere, ebenso
Finot. Trotz der langen Diagnose, die Fischer brachte, wird die
Farbe der Elytren nicht erwähnt. Da für die Südrasse kaum ein Name
existieren dürfte, möchte ich dieselbe als C'hr. brachypterus chryso-
beryllus subsp. nova hier einführen.
Genus Gomphocerus Thunberg 1815.
Mem. Acad. St. Petersbg. V, 221.,
«omphocerus maeulatus Thunberg 1815.
Gomphocerus maculatus Thbg., 1. c., 221.
Gomphocerus biguttatus Heer, Glarus 1846, 208.
Stenobothrus biguttatus Fisch., 346.
Chortippus biquttatus Meyer-Dür, 15.
Stenobothrus biguttulus Frey-Geßner, Mur., 1881, 8].
Gomphocerus maculatus Brunn., Prodr., 132. — @. m. Schoch, 37.
—. @. m. Finot, 133, VL—X. —-- @. m. Burr, 48. —: @. m. Zacher, 104.
Sibirisch, geht bis Spanien.
Gomph. maculatus (biguttatus Yersin). Der Gesang zeigt eine ge-
wisse Analogie mit demjenigen von St. mollis, er wird aus 9-12 je
ungefähr eine Sekunde langen Tönen gebildet. "Die letzteren ertönen
ein wenig langsamer und stärker als dieersteren. Um die Klänge hervor-
) Anmerkung. Ebenso eine große Menge Individuen, welche ich 1921
in der Umgebung von München und Passau sammelte.
Die Orthopteren der Schweiz. 9
zurufen, erhebt das $ seine beiden Musikbeine durch eine langsame
Bewegung und während sie sich an die Elytren anlehnen, erzittern
sie in einer kaum sichtbaren Weise. Wenn sie aber die Höhe erreicht
haben, fallen sie unvermittelt herab, indem sie sich zugleich von den
Elytren entfernen, wodurch eine kurze Pause zwischen jedem Ton
cintritt.
In Frankreich eine frühe und überall gemeine Art, auf Wiesen
und Waldlichtungen nicht selten (Finot).
In Spanien auf den Bergen und an der Küste (Burr).
In Nordtirol schon Ende V. die Copula beobachtet, bis in den
November hinein vorkommend. Nur an zwei Stellen, dort aber gemein,
In Südtirol bisher nicht beobachtet (Graber).
In ganz Deutschland. In Bayern im Kaisergebirge bis 1500 m,
Durch ganz Rußland und Sibirien bis zum Amur (Zacher).
Im Flachlande der mittleren Schweiz selten, häufiger in den
wärmeren Gegenden des nördlichen Jura und an den trockenen Berg-
lehnen des mittleren Wallis, zumal um Siders, doch nirgends sehr
zahlreich (Meyer-Dür).
I. Jura (Meyer-Dür).
II. Biberbrück, 6. VIIL., in mäßiger Anzahl (Nägeli).
Ill. Genf, Veyrier bei Genf, 11. VII.
IV. Siders (Meyer-Dür). Geht nicht so hoch wie @. rufus.
Bewobnt kurzgrasige und trockene Talwiesen bei Martigny, Sion
(Tourbillon) und Umgebung von Sierre (Frey-Geßner). Zermatt
(Schulthess). Champery, Saas (Maerky).
V. Glarus (Heer).
VI. Alpibus Rhaeticis (Bremi, teste Fischer). Rothenbrunnen,
Brigels (Dr. Schulthess).
In der Schweiz sehr lokalisiert, wenngleich, anscheinend mit Aus-
nahme der Südregion VII, überall verstreub und auch ziemliche Höhen
erreichend (Zermatt, 1600 m).
Gomphocerus antennatus Fieb. 1853.
Chort. antennatus Fieb., Syn., 12.
Gomphocerus a. Brunner 1882, 132. — @. a. Burr, 48.
Pontisch. Von Sarepta bis Wien.
Neu für Helvetia.
I. Jura, Col de Marchairy. — III. Vevey, Saleve. — IV. Bex.
Die Art wurde von Charles Maerky entdeckt und ist an den
angegebenen Lokalitäten, nach dem Material seiner Sammlung be-
urteilt, nicht sehr selten. Auch in der Collection Locale im Athenäum
in Genf ist eine kleine Serie vorhanden.
. Gomphocerus rufus L. 1761.
Gryllus rufus L., Fauna suec. 1761, 239. — @. r. Fuessly, Verz.
1775, 23.
Stenobothrus rufus Fisch., 348. Helvetia (Bremi, Yersin).
Ohortippus rufus Meyer- Dür, 15.
Archiv für Dar iressohlohks
1921. A. 5. 2 5. Heft
98 H. Fruhstorfer:
Gomphocerus rufus Dietrich, 332. — @. r. Frey-Geßner, Mur., 81.
— @.r. Brunn., Prodr., 131. — @. r. Schoch, 37. — @. r. Finot, 132,
VIL—IX. — @.r. Burr, 48. — @.r. Zacher, 101. — @.r. Fruhst,,
Tessin. Wand. 20, 29, 38, 54, 83.
Sibirisch.
Gomph. rufus läßt nur einen Ton hören, der 3—4 Sekunden
dauert. Er hat einen silbernen Klang und wird schneller trilliert
als die einer anderen Art. Wenig Acridier lassen ihre Musikbeine durch
kürzere und schnellere Bewegungen vibrieren als @. rufus und ist dies
vielleicht die Ursache des eigentümlichen Charakters ihres Tones
(Yersin).
In Nord- und Südtirol (Graber).
Die Art kannte bereits Fuessly, der sie als nicht selten auf
Wiesen und Feldern bezeichnet.
In Frankreich nach den Angaben Finots anscheinend auf den
mittleren Teil von Fontainebleau und Paris bis Lyon beschränkt,
weder aus dem Norden, noch aus dem Süden gemeldet.
In Spanien fehlt die Art, sie findet sich aber in Ligurien, VIIL
bis IX. häufig bei Voltaggio (Burr).
Nördlich von Rom und durch Oberitalien bis Serbien (Zacher).
In Nordtirol von VI—XI. im Laubgebüsch und Waldlichtungen
bis 7000 Fuß, auch im Süden von der Niederung bis hoch ins Gebirge
häufig. Am Monte Baldo mit Plat. giornae nicht selten in Sauer-
und Schlehdornhecken (Graber).
Von Brandenburg und Schlesien durch ganz Mitteldeutschland,
in den bayrischen Alpen bis 1500 m. Vom südlichen Rußland bis
Transbaikalien (Zacher).
Durch das ganze Gebiet auf heißen sonnigen Hügeln und steinigen
Weideplätzen bis in die subalpine, selbst montane Region hinauf
ziemlich häufig (Meyer-Dür).
I. Solothurner und Berner Jura, sehr gemein, (Born).
II. Zürichberg, Lägern (Dietrich), Katzensee, sehr häufig,*
Burghölzli, 7.IX (Naegeli), Seeufer der Umgebung von Zürich,
nicht sehr gemein. Schnebelhorn am Strahlegg, VII. (Naegeli).
Flums, VI.—VIIL, überall sehr zahlreich. Burgaeschlisee, gemein
neben St. grossus, Plat. roeseli. Emmental, Napf, 31. VIII. (Born).
Auf Waldblößen um Bern sehr häufig (Steck).
IV. Wallis bis über die Waldregion (Frey-Geßner). Zermatt,
Visperterminen ‚1350 m.
VI. Vals, etwa 1000 m, sehr gemein, Vättis (Rühl]).
VI. Tessin, 1918, *Val d’Osola, 1200 m, 18. IX., in Gesellschaft von
@. sibiricus, Thamn. apterus im Rhododendrongestrüpp. Monte Boglia,
Anfang IX., etwa 1200—1400 m. Il Gaggio, 5. X. 18, auf 2100 m
in Gesellschaft von St. parallelus, bicolor sehr häufig. Salvatore,
18. XI. San Giorgio, 800—1000 m, 21. XI. 1919*.. Umgebung
von Chiasso und Mendrisio von Ende VII. bis Ende XI. in allen be-
kannten Varietäten. Monte Generoso, von 1200—1400 m, neben
St. lineatus, viridulus, rufipes, Psophus, Arcyptera.
Die Orthopteren der Schweiz, 99
Ein echter Ubiquist, der sich von der Talsohle bis zu Erhebungen
von 2200 m überall zu Hause fühlt, und ebenso gern felsige, von der
Sonne ausgedörrte, Grashalden bewohnt, wie die fettesten Sumpf-
wiesen, wo er sich inmitten von Equisetum, Phragmites, Juncus
tummelt und sich auch im Gehege findet, zwischen niederen
Eichen, Origanum und Clematis. Er tritt erst spät in Erscheinung,
harrt aber als ungemein kältebeständig bis tief in den Herbst hinein
an xerothermischen Stationen des Südtessin aus und zwar bis etwa
800 m Erhebung, während ich ihn Anfang X. noch am Monte Gaggio
auf 2200 m in großer Anzahl vorfand, wo er neben den anderen winter-
harten Species St. biguttulus, dorsatus, parallelus sich tummelte, als
tiefer unten schon fußhoher Schnee lag. Ende XI. ist er in der südlichen
Umgebung von Lugano neben Azlopus strepens, Plat. giornae, Oed.
coerulescens und St. rulipes, sowie viridulus überhaupt überall anzu-
treffen, wo die Kultur das Orthopterenleben noch nicht vernichtete.
Nächst St. biguttulus, bicolor stellt @. rufus unstreitig unsere ge-
schmeidigste Orthoptere dar, die jedem äußeren Einfluß nachgibt,
und in eine endlose Serie von Farben- und Form-Abänderungen sich
auflöst, was anscheinend bisher noch nicht bekannt war... Auch die
Schenkelfarbe wechselt, von fast schwarzbraun bis zu hellgelb, und
die Flügellänge, die bei alpinen Exemplaren anscheinend mit der Höhe
abnimmt, denn 22 aus 2200 m Erhebung tragen nur noch stark ver-
kürzte Elytren. Auch scheint es, daß sich im Süden eine meridionale
Rasse ausbildet, analog St. Iıneatus, fervidior Fruhst., rufipes u. eruen-
tata Fruhst., also mit progressiver Rötung des Abdomens und Auf-
hellung des gesamten Rückens.
Folgende Formen lassen sich leicht separieren:
a) fa. insubrica. Gelblich, Abdomen unten hochgelb, oben aus-
gedehnt weinrot. Thorakalkiele gebogen und deshalb einander
genähert, St. haemorhoidalıs und vagans vortäuschend.
Umgebung von Chiasso und Mendrisio. IX.
Generoso-Crocetta IX.19 etwa 1200 m.
b) fa. velata Pusch., Stirn, Thorax und Elytren breit, grauweiß.
Überall in der Nord- und Südschweiz.
c) fa. murina. Dem sSten. apricarius analog. Graubraun.
Flügeldecke schwarz gefleckt.- Überall.
d) fa. legnosa. Entspricht der fa. nigrina Fieb. bei bicolor. Stirn,
Thorax, Elytren fast schwarz. Seiten des Thorax, Kopf und Pro-
notum holzfarben. Abdomen unten hellgelb, oben hellbraun.
Generoso, 1. IX., etwa 900 m, zwischen Eupatorium cannabinum,
Origanum vulgare, Alnus und Clematis.
Castagnola, 10. IX. 18, auf Weinbergsterassen
e) fa. alpicola, kleiner, gedrungener. Elytren kürzer, rotbraun.
Il Gaggio, 2200. m, 5. X. 18.
f) fa. pygmaea. Noch kleiner, robuster, Körper, sowie Elytren
schwärzlich, Schenkel rotbraun.
Monte Boglia, X. 18, etwa 1400 m.
GE Sekt
100 H. Fruhstorfer:
Gomphoecer:s sibirieus L. 1767.
Gryllus sibiricus L. Syst. Nat. XI, 701.
Chortippus sibiricus Meyer-Dür, 15. — COh.s. Frey-Geßner, M.
Schw. Ent. G. 1864, 154. — Ch. s. 1. c. 1869, 17.
Stenobothrus sibiricus Frey-Geßner, 1. c. 1878, 12. — St. s. Frey-
Geßner, Mur., 81.
Gomphocerus sibiricus Brunn., Prodr., 129. — @. s. Schoch, 37. —
G. s. Finot, 131, VIIL, IX. — @. s. Burr, 47. — @. s. Zacher, 26 und 100.
— G@. s. Nadig, 128 (1800-2000 m). — @. s., Fruhst., Tess. Wand.,
48, 60, 87.
Sibirisch-alpin.
@. sibiricus findet sich auf etwa 1500 m Höhe auf den Bergen
nahe Vevey und besonders häufig beim Rocher de Nayes, Wenn
das $ striduliert, reibt es mit beiden Musikbeinen seine Elytren,
wodurch ein kurzer Klang tre, tre, tre entsteht. Diese unter
sich gleichartigen Tönen folgen sich mit großer Geschwindigkeit, so
daß 5-—7 in der Sekunde produziert werden, die aber dennoch zu er-
kennen sind. Man darf dies wahrscheinlich darauf zurückführen,
daß eine Note während des Hebens oder Senkens der Musikbeine ent-
steht, während die übrige mit der kurzen Pause zusammenfällt, welche
die einzelnen Noten separiert. Die einzige Variation, welche die Musik
der sıbiricus zeigt, scheint die kürzere oder längere Zeitdauer zu sein,
während welcher das $ dieselbe unterhält. Es scheint jedoch, daß der
Gesang nicht über eine Minute ausgedehnt wird, häufig dauert er nur
die Hälfte der Zeit. Es kommt vor, daß die letzten Noten einer der
langen Serien plötzlich sich abschwächen und einen Klang annehmen,
ähnlich der Silbe ririri. Es ist möglich, daß in diesem Fall das er-
miüdete Insekt nicht mehr die Kraft hat, die Beine gegen die Elytren
zu stützen, um den üblichen Ton zu erzeugen ( Yersin).
In Frankreich nicht weit verbreitet, sondern mit Ausnahme der
Pyrenäen, wo sie von 1800—2000 m Höhe vorkommt, recht lokalisiert.
Bei Chanrousse, Isere, Dröme (Finot).
In Italien in den Apenninen, in Spanien im Norden, den höchsten
Teilen der Cordillera Carpentana und den Pyrenäen (Burr).
In Nordtirol von VI.—X. in den Schieferalpen bis 7500 Fuß
überall gemein, im Kalkgebirge lokalisiert. Im Süden auf der Seiser-
alpe, im Fassatal, am Jaufen bis 7000 Fuß und mit Psophus bis 4000 Fuß
herabgehend (Graber).
In Deutschland 1777 im Harz gefunden, sichere Fundorte aber
in den bayerischen Alpen bei Tegernsee bis 2000 m.
In Rußland bis Transbaikalien und den Kaukasus (Zacher).
Der Ton gehört nicht zu den lauteren und kann in der Stärke am
ehesten mit dem des St. variabilis verglichen werden. Der Rhythmus
ist einfach, ungefähr wie rig-rig-rig, welche Reihe abwechselnd bald
lauter, bald gedämpfter abgespielt wird. Das 2 befindet sich unweit
des Musikanten und frißt Gras (Frey-Geßner, 1878).
I. Waadtländer Alpen (Meyer-Dür).
Dıe Orthopteren der Schweiz. 101
II. Emmental, Napf, 31. VIII. (Born), *Schnebelhorn, 1000 m,
29. VIII. 1920.
III. Geht vom Saleve bis zum Tal der Arve herab (Jullien).
IV. In pago Valesiaco (Yersin), Simplon (Fischer).
Im Wallis am Eggischhorn, sehr gemein, am St. Bernhard und
Simplon, auch sonst überall über der Waldregion. Auf der Furka neben
den drei Podisma-Arten (Frey-Geßner). Mayenwand, Furka, Visper-
tal, ob Zermatt (Meyer-Dür). Grimsel (Mus. Berp), Chandolin
(Mus. P. T.H.). Belalp (2000 m), neben Decticus und den drei Po-
disma (Dr. Stäger). Rothhorn, VIII, 2500 m, Zermatt, VIII.
(Kutter). Visperterminen (Naegeli).
V. Gotthard (Latreille, teste Fischer), Susten (Mus. Bern),
Gotthardstraße bis Göschenen (Meyer-Dür), Kleine Scheidegg,
2300 m, 24. VIII. (Born).
VI. In alpibus Rhaeticis, St. Moritz, 6000° frequens et ineunte
mense Augusto apparens (de Heyden, teste Fischer). Pontresina
(Frey-Geßner), Savognin (Dr. Schulthess), Latsch bei Bergün,
7. VIII. (Naegeli), Lenzerheide, 1500 m (Stoll), in einer kleinen
Rasse. Charaktertier des Engadin, von Maloja bis St. Moritz und hinauf
zur Bernina, Schafberg* bis 2600 m, Muottas Muraigl,* 2400 m, 9. bis
20. VIII. 20, Piz Lunghino,* 2000—2200 m, 8. X. 20 im Vaccinietum.
VII. Tessin, bei Airolo, Mitte VII., auf 2000-2200 m die ersten
eben geschlüpften Exemplare (Frey-Geßner, 1869).
Tessin, 1918.* Monte Piancascia, 16. VIII., etwa 2000 m, Monte
Tamaro, 25. VIII, etwa 1700 m, Val d’Osola, 18. IX., etwa 1200 m,
Val d’Osogna, 17. IX., 1900 m.
Tessin, 1919.* Passo Bernardo, 1400 m, 18.VI., Passo Pairolo, etwa
1400 m, 20. VI., Passo Lucio, etwa 1400 m, 24. VI., Corno di Gesero,
3. VIL., etwa 1600 m, in ungeheuerer Menge zwischen Rhododendron,
Almus viridis, Vace. uliginosum, vitis idaea, auch auf mit Arnica be-
standenen grasigen Abhängen, in Gesellschaft von St. morio, besonders
zahlreich die grüne Varietät viridopicta.
Monti Predelp über Faido, etwa 1200 m, 10. VII, nächst St. morıio
und virdulus, Platyel. grisea, Decticus, in erschreckender Menge auf
mit Phyteuma, Campanula und Chrysanthemum bewachsenen Matten,
in violetten, gelben, grünen und der normalen grauen Varietät.
Val Bedretto im Rhododendron-, Juniperus-, Alnus-Gestrüpp und
auf Alpenweiden in unheimlicher Menge, 25. VII.
Passo Campolungo, 29. VII.
Camoghe, 24. VIUL., nahe dem Gipfel, neben Pod. pedestris, als
bereits Gentiana germanica blühte.
Generoso, besonders am 22. IX., Passo Camoscio, 1400 m, neben
Th. apterus, Psophus, Chrys. brachypterus, St. lineatus, morio auf
hochgrasigen Abhängen inmitten von Gentiana asclepiades, germanica,
cilvata, Aconit. napellus und Chrys. heterophyllum.
VIII. Casaccia, Bergell,* auf allen Höhen über 1400 m, Puschlav,*
Alp Grüm bis Cavaglia, Pne Romerio bis 2400 m.
5. Haft
102 H. Fruhbstorfer:
.G. sibiricus vermutlich ein boreal-alpines Glazialrelikt, wurde,
von mir 1918 als neu für den gesamten Südtessin erschlossen und 1919
konnte ich noch eine weitere Reihe unbekannter Standorte ermitteln.
Auch im Tessin hat sich sibiricus als ein zuverlässiger Höhenmesser
erwiesen, der wohl nirgends unter 1200 m anzutreffen ist und als
dessen Favoritaufenthalt Höhen von 1400—1800 m zu gelten haben.
Im nördlichen Tessin stellt @. sibiricus nächst St. morio entschieden
das Hauptkontingent der Orthopteren, welche vor dem Wanderer
reihen- und scharenweise aufspringen und in verheerender, er-
schreckender Menge vorhanden sind. Weiter nach Süden verliert sich
die Art immer mehr, auf einigen der Berge der Val Verzasca-Alpen
tritt er nur noch einzeln auf, am Monte Boglia fand ich sibirieus über-
haupt nicht, und auf den Denti della Vecchia und am Generoso er-
scheint er nur spärlich. Der südlichste Punkt an welchem ich @. s.
noch massenhaft vorfand, waren die Motto d Arbino.
Als Erscheinungszeit nennt Graber VIL—X., Finot nur VIIL,
IX., während ich selber die Erstlinge im Südtessin, wo sie wegen der
größeren Trockenheit ohnehin später auftreten als im Norden, erst
am 20. VI. 19 beobachtete und zwar auf etwa 1400 m inmitten einer
farbenbunten Vegetation (Tess. Wanderbilder, 48), neben Pod. pedestris.
Anfang VII. waren sie dann auf den Corno di Gesero im Alnus viridis-
und Rhododendron-Gehege in unendlicher Menge vorhanden, wo sie
mit St. morio um die Wette und zwar bis Einbruch der Dunkelheit,
also etwa 7 Uhr, lärmten. Ende VII. bildeten sie im Juniperus- und
Rhododendron-Gestrüpp im Val Bedretto ein Charakteristikum der
Landschaft, wo sie von etwa 1800 m bis All Acqua (etwa 1600 m)
auf jeden Schritt talwärts an Menge znahmen. Die ersten Exemplare
aber beobachtete ich 1918 auf einemKamm, der zum aussichtsberühmten
Monte Piancacia (2000 m) hinüberleitetee Dort vernahm ich ihre
angenehmen Zirptöne inmitten der grandiosen Einsamkeit der Val
Maggia-Alpen, in der nur hin und wieder ein Vöglein (Accentor alpinus)
sein dünnes, ängstliches Stimmcehen ertönen läßt und Erebia gorge
und mnestra schemenhaft von Fels zu Fels huschen. 1919 begegnete
ich den letzten @. sibiricus Ende IX., als Rauhreif bereits den vege-
vegetationsberühmten Kamm des Monte Generoso bedeckte und
Colchicum autumnale und Leontodon autumnalis den nahenden Berg-
winter kündeten.
Im Bergell und Puschlav erscheint @. sibiricus auf Höhen über
1400 m überall als Begleiter von Podisma alpina und pedestris. Auf
Anschwemmungsboden und nahe dem Waldrande bei Cavaglia schwirren
tausende von Exemplaren. @. sibiricus aber ist vollends ein Charakter-
tier des gesamten Engadin und er findet sich als fast einzige Orthoptere,
selbst noch auf der tierarmen, bewaldeten Südseite der Seen. Auch
bei Pontresina sehr gemein, erscheint söbiricus dort in prächtigen
Farbenvarietäten, nämentlich der 22. Am Schafberg geht die Art
bis nahe zum Gipfel, dort von dem viel selteneren Gomphocerus livoni
begleitet. Auch im Heutal dominiert @. sibiricus, mit seiner Musik
an sonnigen Tagen die gesamte Landschaft belebend.
Die Orthopteren der Schweiz. 103
Born sammelte @. sibiricus 1919 am Napf (1400 m) und ich selbst
am 29. VIII. 1920 am Schnebelhorn (etwa 1000 m), wodurch die Art
zum ersten Male für die Molasseregion der Schweiz nachgewiesen wird.
Zwei Formen verdienen beachtet zu werden und zwar eine Stand-
ortsmodifikation von bedeutend kleinerem Habitus ($ 16 mm, 2 18 mm
gegen 20 mm und 22mm der normalen Tessiner oder Graubündner
Form), welche ich als @omph. sibiricus deminutus forma nova be-
zeichne. Fundort: VI., Lenzerheide.
Außerdem tritt neben graubraunen oder schwarzgrau gefärbten,
in der Zahl überwiegenden Individuen sowohl im Tessin, wie namentlich
bei Pontresina eine Färbungsvarietät auf. viridopieta forma nova,
mit grünen Lateralpartien des Thorax und grünen Schenkeln.
Gomphocerus livoni Azam 1892.
Catal. Prov. Ins. Orth. observes jusqu’& ce jour dans les Basses
Alpes, Digne 1892, 25.
Cat. Orth. Frange 1901, p. 17, — Burr, 48.
Alpine Art.
Neu für Helvetien.
VI. Graubünden, Schafberg bei Pontresina,* etwa 2400—2600 m,
9. VIII. 20, Muottas Muraigl,* 2300—2400 m, 10. VIII. 20, Arosa,
1850 m (Coll. Schulthess), Vals, 1000 m (Rühl).
VIII. Puschlav,* zwischen Cadera (1500 m) und Cavaglia (1700 m).
Von Azam in den Basses Alpes im Grase nahe dem Lac d Allos,
2300 m, entdeckt.
Die $& dieser Art machen ganz den Eindruck eines Chortippus,
durch die nur unmerklich verdickten Antennen, den schmalen Thorax
und die nicht erweiterten Vorderbeine. Das Q@ ist sehr schwer von
@. sibiricus-2 zu trennen, ein ganz sicheres Merkmal konnte bei übrigens
geringem Material bisher nicht ermitteln. Burr hebt hervor, daß die
Flügel kürzer als die Elytren sind, was durchaus zutrifft, sich aber bei
@. siblrieus-?Q sehr oft ebenfalls konstatieren läßt. Dennoch ist von
eine hervorragende Species, die sich allein schon durch den nicht
geschwollenen Hals der $& sofort von @. sibiricus differenzieren läßt.
Brunner bestimmte das eine oben aus Arosa erwähnte & der
Coll. Schulthessals ‚‚Stenob. nigro-maculatus“, womit das chortippoide
Aussehen der @. livoni-$S wohl ausreichend umschrieben sein mag.
Charakteristisch für die- Art sind ihre Zirptöne.
@. livoni musiziert viel leiser als @. sibiricus, aber das Stridulieren ist
dennoch deutlich vernehmbar!). Die Tiere sind sehr scheu, wissen sich
mit großer Behendigkeit im Juniperus- und Arctostaphylus-Gebüsch
recht geschickt zu verstecken und bleiben darin lange verborgen. Am
Schafberg tritt @. hvons erst dort auf, wo @. sibiricus, Podisma pedestris
und Ch. viridulus zurückbleiben, etwa von 2400-2600 m an. Wie sein
Vorkommen im Puschlav auf geringerer Höhe beweist, stellt er sich
wahrscheinlich am Schafberg auch auf niederen Erhebungen ein und
ist mir dort bei meinem einmaligen Besuch wohl nur entgangen.
!) Der Klang metallisch, von ganz reinem Ton.
5. Heft
104 H. Frubstorfer:
Über die Pflanzenformationen, in denen @. livoni sich heimisch
fühlt, vergleiche man Seite 28. :
Stauronotus maroccanus Thunberg 1815.
Gryllus m. Thunbg., Mem. Act. Pet., 244.
Gryllus eruciatus Charp., Horae, 137.
- Stauronotus cruciatus Fisch., 352, t. 17, £. 11a—d. — St. er. Pirotta,
1878, 23.
St. m. Brunner, Prodr., 136. — St. m., Finot, 135, VII. — St. m.,
Burr, 49.
Mediterran. Von Cypern, Sizilien, Sardinien bis Spanien, VII.
bis X., häufig als Landplage (Burr).
Helvetien: VII. Tessin. Nur durch die Angabe Pirotta’s
„Monte Generoso“ bekannt, die auf briefliche Mitteilung von Frey-
Geßner zurückzuführen ist.
Stauronotus genei Ocskay 1832.
Acta Leop., 961.
St. g. Fischer, 355. — St. g., Brunner, 137 (Tessin). — St. g. Burr, 19.
St. g., Pirotta (Ticino), 23.
Mediterran. Syrien bis Algerien. Venedig bis Portugal.
Im Süden und Südwesten von Frankreich häufig, entfernt sich
nicht sehr weit vom Meere, VIL.—XI. (Finot). Bis Bordeaux (Burr).
Helvetien, lokalisiert. IV. Wallis (Frey-Geßner). Sierre.
In mäßiger Anzahl in der Sammlung Maerky. — VI. Tessin (Pi-
rotta, Brunner).
Gattung Chortippus Fieb. 1852.
Fieber in Kelch, Orth. Oberschl., 1.
Karny, Orth. Küstengeb. Österr.-Ungarn D. E. Z. 1907, 40.
Als ältester Name. für die als Stenobothrus so bekannte Arten-
gemeinschaft hat unbedingt C’hortippus Fieb. einzutreten, eine Tat-
sache, die ich zu spät bemerkte, sodaß ich mich in diesem Werke
und auch in meinen Tessiner Wanderbildern stets an die traditionelle
Genusbezeichnung Stenobothrus hielt. Das Verdienst, auf die Syno-
nymie von Stenobothrus mit Chortippus hingewiesen zu haben, gebührt
Karny. Entgegen den Anschauungen der neueren Orthopterologen,
welche Chortippus in einzelne vollwertige Genera auflösen, möchte
ich wieder zur Auffassung Brunners und Redtenbachers zurück-
kehren und die modernen ‚‚Genera“ einfach als Artengruppen behandeln,
wie ich es ja auch fast durchweg mit vielen Lepidopterengenera in
Seitz, „Großschmetterlinge der Erde‘ durchführte. Wie haltlos
die C'hortippus-Unterabteilungen in Wirklichkeit sich erweisen, mag
das Beispiel von Chortippus miniatus dartun, den neuere Autoren
mit Stenobothrus lineatus usw. in Verbindung bringen, nur weil dessen
Valve einen Zahn besitzt, während miniatus nach dem Geäder, der
gesamten Struktur der Elytren und insbesonders seiner Lebensweise
vielmehr und de facto dem ‚‚Stauroderus‘‘ morio stammverwandt ist.
Die Orthopteren der Schweiz. 105
Artengruppe Stenobothrus Fischer 1853.
Orthopt. Europ., 296, 313.
Stenobothrus stigmaticus Rambur 1839.
Gryllus stigmaticus Ramb., Faun. Andal., 11, 93.
Sten. stigmaticus Brunn., Prodr., 106. — St. st. Burr, 33. — St. st.
Finot, 113, VIL—IX. — St. st. Zacher, 109.
Sibirien.
In mageren Wiesen, selten in Süddeutschland (Brunner).
Durch die ganze spanische Halbinsel, in Ligurien selten (Burr).
Neu für Helvetien.
III. Villeneuve, 26. VI. (Mus. Genf).
IV. Wallis, Felsenheide des Tourbillon, *Mitte VII., neben St.
haemorh., sowie vagans.
VII. Tessin, 1919. Auf mageren Wiesen über Isone auf einem
Ausläufer des Camogh6, 24. VIII, etwa 800 m, neben den trivialsten
Arten.
An beiden Lokalitäten sehr selten, nur je ein Exemplar erbeutet.
Die nach Azam im nördlichen und mittleren Frankreich häufige,
im Süden dagegen sehr seltene Art wird aus Tirol bisher nicht signalisiert,
ist aber wahrscheinlich nur übersehen worden und dürfte dort auch
vorkommen. Aus Norditalien vermeldet sie Dubrony von Voltaggio
in Ligurien.
Stenobothrus nigromaeulatus Herr.-Schäff. 1840.
Acrydium nigromaculatum Herr. Schäff., Nomenel. Entom. II,
Orth., 10.
Stenobothrus nigromaculatus Brunn., Prodr., 105. — St. n. Finot,
112, VIL—IX. — St. n. Burr, 34. — St. n. Zacher, 112.
Sibirisch.
In Frankreich selten, Canigou, Basses Alpes (Azam).
In Spanien und Portugal (Burr).
In Deutschland weit verbreitet, im Norden selten, gemein bei
Regensburg. Ganz Osteuropa bis Omsk in Sibirien (Zacher).
Neu für Helvetien.
In der Schweiz u: selten, nur von drei Lokalitäten
mit Sicherheit bekannt, jedoch bei Visperterminen in Anzahl neben
den trivialen Arten auftretend.
IV. Wallis, Viege (Schulthess), Visperterminen. VII, 20.
1350 m (Naegeli,8 33, 4 92 leg.).
VII. Tessin, *Monte Boglia, IX. 1918, auf etwa 1000 m in Gesell-
schaft von St. bicolor, rufipes, viridulus, lineatus, Plat. grisea.
Stenobsthrus lineatus Panz. 1796.
Gryllus lineatus Panz., Faun.. Germ., fasc. 33, f. 9.
Gomphocerus lineatus Heer, Glarus, 1846, 208.
Chortippus lineatus Meyer-Dür, 17.
Stenobothrus lineatus Fisch., 325. — St. I. Graber, 24, Ende V.—X.
— St. 1. Frey-Geßner, M.Sch. E. G. 1878, 16. — St. I. Frey-Geßner,
5. Heft
106 H. Fruhstorfer:
Murith., 83. — St. 1. Brunn., Prodr., 105. — St. I. Schoch, 37. — Sı. *
Finot, 111, VL—X. — St. |., Burr, 33. — St. 1. Zacher, 114—117. —
St.1. Fruhst., Tess. Wand., 10, 38, 54, 77, 31.
Sibirisch.
St. lineatus produziert eine gewisse Anzahl Töne dadurch, daß
er seine Musikbeine durch lang ausgezogene und abwechselnde Be-
wegungen an den Elytren streicht. Die eine der Noten!) ist stets stärker
und von anderem Klange als die folgenden und sie erinnern an auf-
einanderfolgende in, in, in. Die zwei Töne dauern zusammen un-
gefähr eine Sekunde und das Insekt wiederholt sie bis zu 20 Mal, ohne
eine Pause. Die $& keiner anderen Species lassen eine auffallendere
Veränderung ihrer Stridulation erkennen, wenn sie sich in Gegenwart
eines ® befinden. lineatus bedient sich dann seiner beiden Musikbeine
die vier oder fünf Ma] in der Sekunde eine klare, aber dennoch nur
schwach erklingende Note produzieren, die der normalen Note ‚in‘
entspricht. Der Gesang wird während einer ganzen Minute fortgesetzt.
Während dieser Zeit bleibt das © auf der Erde oder im Grase
versteckt, so daß es unmöglich war, zu beobachten, ob es ähnlich wie
andere Arten Stridulationsbewegungen ausführt. Wenn das $ seinen
Gesang durch Störungen unterbrechen muß, setzt esihn sonderbarerweise
nur mit einem Bein fort, um vier oder fünf Töne hervorzubringen,
die dann das zweite Bein wiederholt. lineatus kann auch einige Laute
hervorbringen, während er geht oder während er frißt. Im letzteren
Fall steigt er auf einen Grashalm, an den er sich in vertikaler Position
nur mit den Mittelbeinen anklammert, dann schneidet er ein Blättchen
ab, das er mit Hilfe der Vorderbeine an die Mandibeln führt. Während
des Kauens wird das Blatt langsam vorwärts bewegt, und zwar so
lange, bis es verschwunden ist. Zu gleicher Zeit scheint das Tier eine
Art Wohlbehagen dadurch auszudrücken, daß es seine Musikbeine
abwechselnd und gemächlich über die Elytren streichelt. Auf diese
Weise entsteht eine schwache Note, die nur dann hörbar ist, wenn
man sich ganz nahe dem Insekt befindet ( Yersin).
Auf trockenen Wiesen in ganz Europa, mit Ausnahme des hohen
Nordens, steigt bis auf die höchsten Alpen. In südlichen Gegenden
viel seltener und nur im Hochgebirge (Sierra Nevada, Valencia, im
Velebit und dem Kaukasus) (Brunner).
In Frankreich von den Pyrenäen bis zum Elsaß überall gemein,
auf Wiesen und Waldlichtungen (Finot).
In Spanien auf die Gebirge beschränkt, Sierra Nevada, Cordillera
Carpetana, Pyrenäen und Burgos.
In Nordtirol von den Wiesen der Talsohle bis auf die höchsten
Bergscheiden der Schieferalpen, bei Innsbruck bis 6000 Fuß.
In Südtirol am Monto Misone mit grisea auf hohen verdorrten
Gewächsen sehr häufig und in besonders prächtigen Exemplaren.
Am Monte Baldo bis 5000 Fuß, schöne karmesinrote Spielarten auf
der Seiseralpe, Fassatal, Meran, Bozen. Von Ende V.—X., vermutlich
zwei Generationen (Graber).
!) Yersin verwendet sehr oft den Ausdruck „Note“ an Stelle von „Ton“.
Die Orthopteren der Schweiz. 107
In Deutschland weit verbreitet, von Westpreußen und Schlesien
bis Bayern und Württemberg. Durch Rußland bis zum Kaukasus
und Sibirien (Zacher).
Durch das ganze Gebiet allenthalben auf Weiden und grasreichen
Abhängen, auch noch auf Bergweiden bis 4000 Fuß gemein (Meyer-
Dür):
I. Solothurner Jura, Weißenstein, VII, VIII. Berner Jura,
Hellköpfli (Born). Häufig am Südabhang des Jura bei Biel (Steck).
II. Rigi, Klösterli (Bremi, teste Fischer). Einsiedeln (Stoll).
Flums, VIL.—VIII., massenhaft (Engel). Curfirsten*, 23. VI., neben
Decticus, Larven von Pl. grisea, inmitten reicher Vegetation auf etwa
1000 m; auf kurzgrasigen Wiesen neben St. morio über Quinten, etwa
500m. Am 1.X. auf etwa 1000 m in einem Ried neben Plat. roeseli,
sowie den gemeinen Chortippus. In der Umgebung von Zürich nahe
dem Wengibad* am 19. VI.20 auf einem Hängemoor, inmitten reichster
Vegetation neben einzelnen Chrys. brachypterus, Plat. roeseli und Un-
massen von Decticus.
III. Am 18. V. 21 am Rhoneufer bei Peney* fast völlig erwachsene
Larven inmitten interessanter Vegetation von Lathyrus sativus,
montanus, Vicia hirsuta, sepium, lutea, sativa bobarti, Trifolium
montanum, Phalangium liliago, Potentilla rupestris, fragariastrum,
argentea, Saxifraga granulata, Peucedanum cervaria und vielen
Gräsern in Gesellschaft von Locusta, Platycleis. grisea-Larven und
seltenen Zctobius lapponicus-Sd.
IV. Im Wallis noch weiter verbreitet als St. morio, das $ ist sehr
geräuschvoll, wenngleich es mit weniger Kraft als St. morio-$3 lärmt
(Frey-Geßner). Felsenheide des Tourbillon*, 19. VII., in der südl.
Form mit hellgelben Striemen und hochrotem Abdomen (fervidıor
Fruhst.) neben St. vagans, haemorhoidalis, Calopt. italicus, Oed. miniatus,
Plat. grisea zwischen Euph. seguieriana, Teucrium montana, Üen-
taurea calcitrapa usw. Val Nendaz*, 17. VII. in einer dunkleren Form
neben Pod. alpina, Plat. saussureana. Lötschental, etwa 1500 m,
15. VII. neben St. morio, Arcyptera, Decticus. Zermatt, VIII. (Kutter).
Visperterminen (Naegeli).
V. Glarus (Heer).
VI. In Alpibus Rhaeticis var. wolaces (Bremi, teste Fischer).
Vals, 1250 m, VII. (Rühl).- Domleschg (Schulthess). Rothen-
brunnen*, 7. X. 20, auf steinigen Halden sehr veränderlich. Bei Pon-
tresina* am Schafberg und Muottas Muraigl,* von 1800—2400 m, violette
Varietät nicht allzuselten. Lenzerheide, 1500 m, auffallend kleine
helle Exemplare.
Scanfs,* Oberengadin, 21. X. 20, auf Gneis, Bündnerschiefer und
Kalksubstrat, inmitten einer noch ziemlich reichen Flora von Üen-
taurea scabiosa, Carduus, Campanula pusilla, patula, Satureia alpına,
Polygala chamaebuxus, Saponaria ocymoides neben den gemeinen
Chortippus, Psophus stridulus, Oedipoda, von 1700 bis etwa 1900 m,
nachdem der Reif des nächtlichen Frostes weggetaut war. Ardez-Fetan,*
Unterengadin, 23.X.21, auf Kalksubstrat, in einer überreichen
5. Heft
108 H. Fruhstorfer:
Pflanzenformation neben vielen Seite 30 aufgezählten Orthopteren-
arten.
VII. ValCanaria, pagi Tieinensis (Bremi, testeFischer), Generoso
bis zum Kamm, von MitteX. an (Frey- Geßner).
Tessin, 1918.*
forma lineata Pz.
Val Redorta, 17. VIIL., etwa 1200 m, Monte Baro, 25. X., etwa
1600 m. Monte Camoghe, 25. VIII, etwa 1200 m, zwischen Calluna
und Sarothamnus. Monte Tamaro, 1500 m, 25. VIII.
forma obscura Zacher
Pizzo Claro, 9. VIII., etwa 1200 m. Monte Baro, 25. X., 1500
bis 1600 m, in Gesellschaft von ganz dunklen St. dorsatus, bicolor,
parallelus. Monte Boglia, 1400 m, sehr häufig. Monte San Giorgio,
etwa 1000 m, 20. VII. Monte Tamaro, 25. VIIL, neben Pl.
saussureand.
Tessin, 1919.*
forma fervidior Fruhst.
Parklandschaft von Ligornetto bis Meride,* von Mitte VI. an.
San Giorgio bis zum Gipfel von etwa 1000 m an. Monte Bisbino
bei Chiasso, 21. VIII. Monte Generoso, besonders an der Simonetta-
Crocetta. Monte Boglia, von Anfang VI. an.
forma interposita forma nova.
Dorsale Partie des Thorax und die Elytren graubraun. Laterale
Partien des Thorax grün. Monte Generoso, auch VIII. bei Soglio
und Brusio.
VIII. Puschlav.* Cadera,. etwa 1500 m bis Campocologno. Pne
Romerio, bis 1800 m. Bergell bei Soglio und bis etwa 2000 m auf dem
Gallegioni..
forma violacea Fischer 1853.
Pontresina*, Schafberg* Muottas Muraigl* 10. VIIL., PneRo-
merio*, etwa 1800 m, VIII., Frutigen, 1 @ (M.P.H. in Zürich).
forma myrina forma nova.
Nur der Thoraxrücken und die Schenkel violett oder rötlich.
Alles übrige grün. Flums, VI, VII, 5 Exemplare, Serbien, 2 99
Unser ansehnlichster Stenobothrus und zugleich eine der am
frühesten erscheinenden Arten. Graber meldet sie schon von EndeV.,
Finot von VI. an. Ich selbst sah die ersten Exemplare Mitte VI.
in der Parklandschaft zwischen Ligornetto und Besazio, wo trockene
und feuchte Hänge abwechseln, Kastanien und Eichen kurzgrasige
Wiesen beschatten. Die Tiere selbst finden sich nur in der prallsten
Sonne, inmitten von Buphthalmum, Chrysanthemum und in Gesellschaft
von St. rufipes und dem dann noch seltenen St. bicolor, sowie Larven
von Pl. grisea F. Später, von Anfang VII. an, begegnet man lineatus
in größerer Erhebung, von 1000—1500 m weit zahlreicher, neben
Chrys. brachypterus, morio und Larven von Arcypteva Jusca.
Die Orthopteren der Schweiz. 109
Die Hauptentwicklung fällt jedoch VIII. und IX., dann bildet
lineatus ein Charakteristikum der höheren Berge des südlichen
Tessin, wo er neben P. stridulus, A. fusca überall gegenwärtig ist,
wo reiche Vegetation vorhanden. Es hieße eine aestivale Flora der
montanen Zone des Tessin schreiben, wollte man alle Pflanzen aufzählen,
welche blühen, wenn lineatus den Höhepunkt seiner Entwicklung
erreicht. lineatus verschwindet jedoch früher als seine ersten Be-
gleiter rufipes, viridulus, bicolor und wird bereits selten, wenn Ende IX.
Gentiana cıliata, germanica erblühen und Euphrasia den Boden mit
weißen und gelben Fleckchen betupft. Im Sotto Ceneri tritt eine
meridionale Lokalrasse in Erscheinung. Dortige Exemplare über-
treffen solche aus der Nordschweiz, Böhmen usw. in der Größe, der
lebhafteren Färbung des hochgelben Hinterleibes und dessen feurig
roter Spitze. Diese intensivere Abdominalfärbung wiederholt sich
sogar selbst bei der dunklen, braungestreiften fa. obscura Zach., die
besonders am Generoso sehr zahlreich vorkommt. Die Hinterschenkel
dieser Südrasse, welche ich mit fervidior subsp. nova umschreibe,
sind zumeist hell weinrot oder rotgelb, deren Knie nur manchmal braun
geringelt. Exemplare mit rotgestreiftem Thorax sind nicht selten
und natürlich auch Transitionen zu der nördlichen Hauptform vor-
handen. jervidior dominiert auch in der Talsohle des Wallis, wo ich sie
am Tourbillon in Anzahl sammelte. In der Region VIII. dagegen
gelangt sie nirgendwo, wenigstens nicht in so nassen Jahren wie 1920
zur Entwicklung.
Artengruppe Omocestus Bolivar 1878.
Ann. Soc. Espan. VII, 427.
Omocestus haemorhoidalis Charp. 1825.
Hor. Ent., 165.
Chortippus haemorhoidalis Meyer-Dür, 16, Wallis. — Ch. h. Frey-
Geßner, M. Ss. E. G., 1872, 17.
Stenobothrus haemorhoidalis Frey-Geßner, Mur., 82. — St.h.
Brunner, Prodr., 114. — St. h. Schoch, 37. — St. h. Finot, 117, VI.— VII
— St. h. Fruhst., Walliser Wanderbilder.
Omocestus haemorhoidalis Burr, 37. — O. h. Zacher, 118,
Sibirisch. |
In ganz Frankreich, aber selten (Finot). Auf Brachfeldern noch
XI. im Dept. Var (Azam). Nordtirol bei Innsbruck, selten (Graber).
Einzeln beı Völs auf Wiesen, häufig auf dem Kalvarienberg bei Kastel-
ruth, VIII, IX. (Krauss). Fast in ganz Deutschland, Österreich,
durch Rußland bis Sibirien, ziemlich häufig in Spanien, in Portugal
nur stellenweise (Zacher).
I. Jura, Thoiry (Dept. Ain) (Mus. Genf.)
II. Flums (Engel).
III. Genf, Sal&ve (Schoch). Saleve, 15. IX.—20.X. Jussy,
La Plaine, VI.—X., sehr gemein (Maerky).
5. Heft
110 H. Fruhstorfer:
IV. Häufig im IX. auf dem Tourbillon bei Sion und an analogen
Lokalitäten, an derselben Stelle leben die grüne und braune Varietät
nebeneinander (Frey-Geßner). Saas-Fee, 1800 m (Mus. Genf).
Felsenheide des Wallis vom Tourbillon* bis Grimisuat, 17.—19. VII.
in mäßiger Anzahl inmitten der bei St. vagans umschriebenen Pflanzen-
formation und derselben Orthopterengemeinschaft und zwar in einer
kleinen Form, aber wie dies Frey-Geßner beobachtete, in der grünen
und braunen Farbenvarietät, die fast im gleichen numerischen Ver-
hältnis auftreten.
VI. Unterengadin, Schuls (Dr. Car]).
VII. Tessin, 1918.* Pizzo Claro, 9. VIII, etwa 1200 m. — Pian-
dolce bei Bellinzona, 31. X., etwa 1000—1200 m. — Monte Baro,
25. X., etwa 1600 m. — Monte Tamaro, 25. VIII, etwa 1700 m, über-
all sehr selten. — Pizzo Leone, etwa 1400 m, neben P. alpina, X.
Tessin, 1919.* “Monte Camoghe, 24. VIIIL., oberhalb Isone auf
kurzgrasigen, steinigen, mit Calluna und Sarothamnus durchsetzten
Hängen. — Monte Boglia, etwa 1000 m, neben St. dorsatus, rufipes,
viridulus. — Ligornetto-Meride, etwa 500 m, XI. — Faido, 10. VII,
“etwa 750-—850m, auf steilenHängen neben Oed. miniata, coerulescens,
den gemeinen Stenobothriden, Platyclers, sehr spärlich und wie überall
im Tessin nur in einer braunen Form.
Monte Baro, 25. X.18, auf etwa 1600 m, fast ganz schwarze
Exemplare. Für die stets ansehnlichere, robustere und in der Regel
stark verdunkelte Rasse des Tessin möchte ich hier den Namen fantinus
subspec. nova vorschlagen, so daß wir in der Schweiz zwei geographische
Unterarten zu beachten haben: a) C'h. haemorrhoidalis haemorrhoidalis
Charp. Namenstype aus Schlesien, Schweiz, nördlich der Alpen.
b) Ch. haemorrhoidalis fantinus Fruhst., Tessin.
Omoecestus viridulus L. 1758.
Gryllus viridulus L. Syst. Nat. X, 433.
Gomphocerus viridulus Heer, Glarus 1846, 208.
Chortippus viridulus Meyer-Dür, 17.— Ch v. Frey-Geßner, L. E.M.
G. 1864, 154.
Stenobothrus viridulus Dietrich, 332. — St. v. Frey-Geßner, 1. c.
1878. — St. v. Frey-Geßner, Mur. 1881, 83. — St. v. Brunn., Prodr.,
111. — St. v. Fisch., 329. — St. v. Schoch, 37. — St. v. Finot, 116,
Ende VL—IX. — St.v. Nadig, 128, Val Sesia.
Omocestus viridulus Burr, 39. — O.v. Zacher, 124.
Sibirisch.
Im ganzen nördlichen und mittleren Europa. Steigt auf die höchsten
Alpen, soweit die Wiesen reichen, fehlt jenseits derselben vollständig,
während er sich westlich bis nach der Wolga ausbreitet (Brunner).
In ganz Frankreich, aber häufiger im Norden und den gebirgigen
Regionen (Finot).
In Spanien vermutlich nur im Gebirge, geht östlich bis Sibirien
und der Mongolei (Burr).
Die Orthopteren der Schweiz, 314
In Nord- und Südtirol von Ende VIL—X. auf den Schieferalpen
von 47000 Fuß gemein, im Kalkgebirge selten. Am Dos dei Morti
mit Orphania denticauda zusammen auf 6—7000 Fuß (Graber).
Helvetia: Auf höheren Alpweiden bis 5500 Fuß, im VIIL, IX.
gemein (Meyer-Dür). 10003000 m (!!) durch das ganze Alpen-
gebiet verbreitet (Schoch)
I. Jura (Yersin teste Fischer). Solothurner und Berner Jura
(Born). Dombresson (Schulthess).
St. Cergue*, 2, VI.21, auf etwa 1000 m, in einer Waldwiese
mit Geranium, Anthyllis, Plantago und anderen trivialen Pflanzen.
II. Hüttensee, Zürich (Dietrich). Lägern, 1. VIII. Zürich-
berg, 14. IX. Ütliberg, 17. VIII. Biberbrück, 6. VII, Albis*, 16.V.20,
Wengibad* bei Affoltern, 16. V.20. Türlersee,* 19. VI., sehr zahl-
reich. Flums, VI.—VII, unendlich häufig. Rigi, 16. VIII. Wiggis,*
Glarus, 27. VL, zahlreich inmitten reicher Vegetation auf 1900 m.
Emmental, Napf, 31. VIII. (Born).
Schnebelhorn, VII., (Naegeli).
IV. Wallis, überall gemein, besonders auf Höhen über 1500 m
(Frey-Geßner, 1881). Gemmi (Meyer-Dür). Chandolin (M. P.T.
H.) Zermatt, VIII. (Kutter).
V. Gstaad,* 21. VII. neben St. parallelus, morio, Chrysochraon
dispar, Pod. alpina, in sehr feuchten Wiesen. Schwarzsee am Fuße
der Stockhornkette, Kanton Freiburg, Wiggis (Steck). Brienzergrat,
Handeck (Meyer-Dür). Glarus (Heer). Klöntal, 11. VIII., 85.
Frohnalpstock, 16. VIII. (Naegelı).
VI. Frequens in Helvetiae Alpibus, ineunte mense Augusto
ex gr. in monte Bernina (de Heyden, teste Fischer). Um Pontresina
bis zu 6800 Fuss. Schafberg, Val Muraigl. Gemein im Oberengadin,
VL, VII (Frey-Geßner, 1864). Avers (Heer, teste Fischer).
Inner Ferrera bıs Cresta,* Vals, 1000 m, VII, massenhaft (Rühl).
Lenzerheide, 1500 m, (Stoll). Schafberg,* bis etwa 2600 m. Heutal.
VII. Tessin. Bei Mendrisio, Ende IV., in Gesellschaft von St.
variabilis (Frey-Geßner, 1878).
Tessin 1918.* Monte Tamaro, 25. VIII, etwa 1400 m, neben St.
varallelus, lineatus, Plat. saussureana, Pod. alpına.
Val Bosco, etwa 1200 m, 24. VII. Piano di Magadino, 1. IX.
Monte di Croce bei Bellinzona, 29. X., etwa 1200 m. Monte Boglıa,
vom VII. bis 20. XTL., von 1200—1400 m, sehr gemein, neben St. rufipes,
morio, lineatus, Plat. bicolor, Psophus, Arcyptera. Monte Salvatore,
etwa 700 m, 18. XI. Monte San Giorgio, etwa 800 m, 20. XI.
T«ssin1919.* Vico Morcote, Ende V., etwa 400 m, neben St. rufipes,
bicolor. Dosso Bello bei Mendrisio, etwa 500 m, Ende V. Ligornetto,
von Mitte VI. an bis Ende XI. Sassalto bei Caslano, Ende XII., neben
St. dorsatus, bicolor, rufipes und Pl. giornae. Passo Predelp, 1000—
1700 m, in ungeheurer Menge neben Pod. alpina, St. morio, rufvpes,
Deciicus und Arcypiera.
Über diese weit verbreitete Art ist nur zusagen, daß Frey- Geßner
jedenfalls überwinterte Exemplare Ende IV. bei Mendrisio ange-
5.Hef
112 H. Fruhstorfer:
troffen hat, wie ich selbst viridulus von Ende V. bis Ende XI. im
südlichen Tessin vorfand und somit auch für viridulus einen phäno-
logischen Rekord aufzustellen vermag. Gewiß ist ferner, daß diese
Species sich in den kühleren und feuchteren Gebieten des nördlichen
Tessin und im Mittelland der Ostschweiz behaglicher fühlt, als im Süden.
Solche verheerenden Massen, wie sie Mitte VII. bei den Monti
Predelp über Faido 1919 vorkamen, begegneten mir niemals in den
Luganer Alpen. Die Höhenangaben Meyer-Dürs und Schochs
(1000-3000 m) sind nach beiden Extremen unrichtig, weil viridulus
bereits in der Niederung und in allen Tälern vorkommt, andererseits
wohl nirgends über 2600 m hinaufgeht. Die Höhe von 3000 m, welche
Schoch angibt, wird in Helvetien nur von einer Art ungefähr er-
reicht, und dies ist Pod. frigida, welche Dr. Stäger am Sparrhorn
im Wallis noch auf 2800 m antraf. Die Vermutung Grabers, daß
viridulus Urgebirge vorzieht, scheint sich nach meinen Tessiner Er-
fahrungen zu bestätigen. Doch vermute ich, daß auch viridulus weniger
durch das Substrat, als die mit dem kristallinischen Gestein (das
Feuchtigkeit intensiver bindet als sedimentäre Felsarten) zusammen-
hängende geringere Evaporation. angezogen wird.
Omocestus rufipes Zett. 1821.
Gryllus rufipes Zett., Orth. Suec. 1821, 89.
Gryllus ventralis Zett.,, 1. c.
Omocestus ventralis Kirby, Catal. 1910, 174.
Chortippus zetterstedti Meyer-Dür, 17. — Ch. z. Frey-Geßner,
M. Sch. E. G. 1864, 154.
Gomphocerus rufipes Heer, Glarus 1846, 208.
Stenobothrus rufipes Fisch., 331. — St. r. Frey-Geßner, 1. c. 1878,
11 u. 16. — Murith. 1881, St. r. Brunn., Prodr., 83. — St. r. Schoch, 37.
— St. r. Finot, 116, IV. —XI — St. r. Stoll, 174.
Omocestus rufipes Burt, 38. — O.r. Zacher, 122.
Baltisch (?)-mediterran (Algerien).
Die Stridulation von St. viridulus und St. rufipes gleicht sich der-
maßen, daß es nicht möglich ist, dieselbe gesondert zu beschreiben.
Sie wird durch eine kurze, zitternde, schnelle und lang ausgedehnte
Bewegung der beiden Musikbeine hervorgerufen. Der Ton, anfangs
sehr schwach, gewinnt an Intensität und behält dann eine gleich-
mäßige Stärke. Er hat einen brillanten und metallischen Klang, der
einem vrrriii ähnelt. Bei wridulus ist die Note stärker als bei rufüpes,
sie überschreitet bei rufipes selten 7 oder 8 Sekunden, bei viridulus
etwa 15 oder 20 Sekunden. Dies sind die einzigen Differenzen, die ich
angeben kann, jedoch habe ich die beiden nie zusammen musizieren
hören, weil viri ulus die Alpen und den Jura, rufipe; aber die Ebene
bewohnt. Der Gesang der beiden Arten unterliegt keinen wesentlichen
Veränderungen, wenn das $ einem 2 begegnet ( Yersin).
Auf trockenen Wiesen in ganz Europa, von Schweden bis zum
Mittelmeer, jedoch im Norden sehr selten. Im Gebirge steigt diese
Art bei weitem nicht so hoch wie St. viridulus (Brunner).
Die Orthopteren der Schweiz. 113
In ganz Frankreich IV.—XI., in den westlichen und nördlichen
Teilen Spaniens, auch in Portugal (Burr).
Ligurien, gemein, VIII. und IX. (Dubrony).
Sardinien, Sizilien, Algerien (Zacher).
In Südtirol bis 6000 Fuß, z.B. Seiseralpe, Monte Baldo, von Ende
V.—-XI in vermutlich zwei Generationen (Graber, 1867).
In ganz Deutschland, Österreich und in Rußland (Zacher).
Helvetia: Eine der gemeinsten Arten des Tieflandes, besonders
auf Torfmooren (?). Erscheint schon zu Ende V. und dauert bis X.
(Meyer-Dür).
In den Voralpen und Alpen überall, aber vereinzelt (Schoch).
I. Solothurner und Berner Jura (Born).
II. Flums, VI—VIII (Engel). Aargau (Frey-Geßner). Burg-
aeschisee neben Mecost. grossus, Plat. roeseli, Xiphidium fuscum.
Ill. Versoix*, am Seeufer zwischen Lysimachia vulgaris, Rhino-
lophus minor und verschiedenen Gräsern, 1. VI. 21.
IV. Im Wallis neben O. viridulus in der gesamten Ausdehnung des
Kantons gemein, mehr im Tal als auf den Höhen verbreitet (Frey-
Geßner).
V. Glarus (Heer). ;
VII. Gemein um Lugano, IV., V. Mte. Bre, Salvatore. In
der zweiten Hälfte IV. am Salvatore, wie er ja auch im Aargau zu-
erst erscheint. Von Mitte X. an bis zur Spitze des Monte Generoso
(Frey-Geßner).
Tessin 1918.* Monte Tamaro, nahe dem Gipfel, 25. VIIL., auf etwa
1900 m. Ein Charaktertier des Monte Boglia, IX., X., etwa 1200
bis 1500 m. Losone, IX., etwa 300 m. Castagnola, 10. IX. 18. Monti
Groce über Bellinzona, 29. X. 18, etwa 1000 m. Piandolce, 31. X. 18,
etwa 1200 m. Gorduno, 18. X. 18, etwa 500 m. Monte Carasso, 1400 m,
12x, 18.
Tessin 1919.* Monte Salvatore, etwa 700 m, 20. V. auf kurzgrasigen,
felsigen Hängen. Vico Morcote, Ende V. auf trockenen Wiesen. Lago
Origlio, VI., in besonders schönen Exemplaren. Generoso-Crocetta,
und Camoscio, bis 1400 m. Caslano-Sassalto, 6. VI., neben St. biguttulus-
d. Caslano-Sassalto, 24. XII. noch zahlreich neben St. dorsatus, bi-
color, Plat. giornae, Ail. strepens inmitten von Ruscus, Rubus, Coro-
nilla emerus.
Die Art fast stets in Begleitung von St. viridulus L. auftretend,
hat mit diesem die lang ausgedehnte Erscheinungszeit gemeinsam.
Dadurch, daß ich ihn bei Caslano noch Ende XII. in Anzahl antraf,
möchte ich fast schließen, daß die Tiere ebenso wie viridulus über-
wintern. Den ersten rufipes begegnet man südlich von Lugano von
Ende V., bis etwa 800m Höhe, in ganz frischen Exemplaren. rufüpes
tritt jedoch viel seltener als viridulus auf. Im Gegensatz zu den prati-
colen virsdulus liebt rufipes viel mehr sterile, felsige, trockene, heiße
Südhalden und bevorzugt sogar mit Gebüsch bestandene Orte wie
Archiv für Naturgeschichte
1921. A. 5. 8 5. Heft
114 H. Fruhstorfer:
am Monte Boglia und am Monte Generoso, wo er dann sowohl im
Grase, wie auch auf den Sträuchern selbst vorkommt, was schon Krauss
in Istrien beobachtete. In der Nordschweiz bildet er, nach Stoll, ein
ständiges Glied xerothermischer Gesellschaften.
Ähnlich wie bei St. lineatus, den rufipes im Südtessin stets be-
gleitet, haben wir auch bei St. rufipes eine entschiedene, meridionale
Rasse zu konstatieren, welche Brunner bereits auffiel. Das & erscheint
im Süden ganz schwarz, mit glänzendem, grell scharlachrotem Ab-
dominalende und feuerroten Hinterschenkeln. Vielleicht dürfte
auf solche Individuen der Name cruentata Brull& (Exp. Moree, p. 9,
t. 30, f. 3. 1835) anzuwenden sein, eine Umschreibung, welche jeden-
falls auf die Schweizer Südform übertrage, die gewiß in allen insubrischen
und mediterranen Fundstellen sich wiederholt.
Es wäre von höchstem Interesse, allenfalls durch Aufzucht, fest-
zustellen, ob rufipes tatsächlich in zwei Generationen auftritt, was
Graber annahm. |
Artengıuppe Stauroderus Bol. 1897.
Annales Sc. Nat. Porto IV, 224.
Stauroderus pullus Phil. 1830.
Gryllus pullus Pbil. Orth. Berol., 38, t. 2, £. 9.
Stenobothrus pullus Brunn., Prodr., 117. —- St. p. Schulth., Mitt.
Schw. Ent. Ges. 1903, 31.
Stauroderus pullus Burr, 42. —- St. p. Zacher, 131.
Baltisch.
In Nordtirol einzeln auf Wiesen am rechten Innufer bei Wattens,
im August, in Gesellschaft von Staur. morio und Chortippus pratorum
(Krauss).
Von Philippi in der Jungfernheide bei Berlin und von Dr. Schult-
hess im Domleschg entdeckt. Die dem Domleschg nächstliegenden
Fundorte sind das Allgäu, wo sie Dr. Krauss in Gesellschaft von Bryo-
dema tuberculata aufgefunden hatte, sowie Innsbruck. Die Heimat
der Art ist sonst das nördliche und östliche Europa.
VI. Graubünden, Domleschg, Rothenbrunnen.
Aufsterilen, sonnigen Plätzen, Heiden, sandigen Flußufern, trocknen
Hügeln und Feldern (Schulthess).
In Frankreich wurde St. pullus von Azam an vegetationslosen
Stellen bei Queyras, 1300 m, gefunden, ferner am Friedhof von Briangon
(B. S. E. F. 1907, 267). Zacher fand St. pullus bei Berchtesgaden.
Stauroderus apricarius L. 1758.
Gryllus apricarius L., Syst. Nat. X, 433.
Chortippus apricarius Mever-Dür, 17. — Ch. a. Frey-Geßner,
Jahr. Nat. Graub. 1865, 36.
Stenobothrus apricarius Frey-Geßner, Murith., 82. —- St. a. Brunn.,
Prodr., 110. — St. a. Schoch, 37. —- St. a. Finot, 115, VIL, VIII,
selten,
Die Orthopteren der Schweiz. 115
Stauroderus aprıcarvus Burr, 41. — St. a. Zacher, 129.
Sibirisch, bis Spanien.
Sten. apricarius bewohnt mittlere und höhere Alpen, wo er, die
Sonne suchend, striduliert. Während des Konzertes bewegt er seine
beiden Beine kurz und schnell um ungefähr 90 Töne in 14 oder 15
Sekunden zu produzieren. Außer der Hauptnote, deren Klang ein tin
ist, entdeckt ein aufmerksames Ohr noch eine andere viel schwächere,
welche die übrigen verbindet durch einen i-Laut, so daß alles zusammen
wie itinitinitin erklingt. Die ersten Töne dieser Serie sind sehr schwach,
sie nehmen aber an Stärke zu. Obgleich sehr schnell, sind die Noten
doch genügend verschieden, daß man sie mit einer gewissen Präzision
zählen kann. Die zwei Töne des Gesanges scheinen davon herzurühren,
daß der eine durch die Aufwärts-, der andere durch die Abwärts-
bewegung der Musikbeine entsteht, die sich auf die Elytren stützen,
jedoch mit ganz verschiedenem Druck. Die Stridulation differiert
nicht wesentlich vom gewöhnlichen Gesang, wenn sich ein $ einem 9
gegenüber befindet ( Yersin).
Die Species ist die abgeblaßte und gleichsam verkümmerte Form
von St. morio F. Auf Holzschlägen und im Gebüsch an Waldrändern
im nördlichen und mittleren Europa, geht südlieh nicht über die
Alpen (Brunner). — In Voralberg bei St. Anton gegen den Arlberg
Ende IX. zahlreich auf Wiesen und Steinhaufen (Krauss). — Bei
Berchtesgaden von Zacher entdeckt. — Selten bei Innsbruck (Graber).
— In Frankreich häufig am Mont Dore, in den Pyrenäen so am Massiv
du Canigou, der Chartreuse. — Col d Allos, Basses Alpes (Azam). —
In Spanien (Burr).
I. In Helvetia australi prope Nayes, in Alpibus Latobriganı,
Vaud, exeunte VIII. (Yersin teste Fischer). Waadtländer Alpen
(Meyer). Reculet (Mus. Genf).
IV. In der subalpinen und montanen Region der Walliser und
Waadtländer Alpen auf trockenen Abhängen und Steingeröll, VIIL.,
IX., doch nicht häufig. Striduliert sehr lärmend (Meyer-Dür).
--- Sehr lokalisiert und selten in der Schweiz. Auf dem Eggischhorn,
während sie Meyer-Dür bei Visp gefunden hat (Frey-Geßner). —
*Felsenheide des Wallis am Tourbillon und bei Grimisuat auf steinigen,
kurzgrasigem, mit Astralagus, Ononis natrix bewachsenem Hang,
sehr spärlich neben C'h. haemorrhordalis, vagans. — Zermatt (Kutter).
VI. Domleschg*, Rothenbrunnen, 625 m, 5. X.20, sehr selten,
nur ein Exemplar in Gesellschaft der gemeinen Chortippus, Psophus,
Antaxius pedestris auf steinigem Hügel. Klosters (Frey-Geßner).
Stauroderus miniatus Charp. 1825.
Horae Ent., 155.
Stenobothrus miniatus Fisch., 339. — St. m. Frey-Geßner, 1878, 13.
— St. m. Brunn., Prodr., 108. — St. m. Schoch, 37. - St. m. Finot, 113.
— St. m. Burr, 35. — St. m. Zacher, 117. — St.m. Nadig, 128, Val Sesıa,
Chortippus miniatus Frey-Geßner, M. Sch. E.G. 1864, 154, Pontre-
sina, Vl, VIL,
Alpine Art, bis Bulgarien und Griechenland.
gr 5. Heft
116 H. Frubstorfer:
Sehr selten ın Frankreich nur von Larche, Basses Alpes durch
Brisout bekannt (Finot).
Piemont, Val Sesia, von Dr. Nadig gefunden.
Südtirol, auf Wiesen bei Völs, Ende VIII. (Krauss). Stelvio,
VII. 1877 (Pirotta).
Nordtirol, Hinterdux, VIIL, selten (Graber).
Auf steinigen Berghängen in den Alpen, von Genf bis Siebenbürgen
ziemlich selten. Nördliche Grenze nach Rudow, südliches Thüringen.
(Brunner).
IV. Alpen bei Genf (Brunner).
VI. In Rhaetia loco St. Moritz(de Heyden testeFischer, 1853).
Von Meyer-Dür, VI., VII. 1863 am Schafberg ob Pontresina,
auf 6800 Fuß und im Val Rosegg als neu für die Schweiz gesammelt
(Frey-Geßner, 1864). Septimer (Schulthess). Schuls (Carl).
Auf der Südsonne exponierten Geröllhalden bei Sils* am 6. VIII.
Pontresina* ziemlich häufig, Schafberg* bis etwa 2200 m, 9.—21., VIII.
Piz Lunghino über Maloya,* 8. X. 20, etwa 2000 m, im Vaccinietum
selten.
VII. In Monte Gotthard (Bremi et Heer leg. teste Fischer).
-— Bei Airolo von Mitte VII. an zwischen 1100 und 1500 m, in Gesell-
schaft von St. morio und lineatus (Frey-Geßner).
VIII. *Puschlav bei Cadera, etwa 1500 m, selten, neben Oedipoda
miniata. Wahrscheinlich auch über Casaccia in Bergell. Die Angabe
Frey-Geßners von 1864, daß miniatus neu für Helvetien gewesen
sei, ist irrtümlich, weil ja Fischer miniatus bereits 1853 aus der
Schweiz kannte, wo sie Heer etwa um das Jahr 1833 erschlossen haben
dürfte, als er seine berühmte Reise in den Südtessin ausführte und am
Monte Öamoghe Androsace charpentieri entdeckte.
Nach dem geringen Material in Schweizer Sammlungen scheint
miniatus überall sehr selten zu sein.
Die 9? treten in drei Formen auf: a) einer ganz hellbraunen, mit
unbedeutenden, schwarzbraunen Makeln auf den Elytren, die an 99
von St. morio eıinnern. b) die häufigeren; dunkelbraunen, welche
22 von Gomphocerus sibiricus vortäuschen. Thorax in der Regel breit
weiß liniiert, Elytren mit markanten, schwarzbraunen Makeln. Htflgl.
etwas mehr geschwärzt, als bei den hellbraunen 99. c) 2 forma
smaragdina, Kopf, Thorax und die Oberseite der Schenk :]l dunkelgrün,
ebenso der Innenrand der Elytren. Diese durchweg stark gebräunt,
Flügel gleichmäßiger verdunkelt, als bei den breunen Formen. Die
grünen QQ täuschen ebensolche ?? von Gomph. sibiricus vor, in deren
(resellschaft sie sich auch befinden.
Am 6. VIII. 20 erbeutete ich St. miniatus auf mit Bündner-
schiefer übersäter, mit Euphrasia, Satureia alpina, Vicia cracca, Aster,
Erigeron, Phaca alpina, Galium boreale, Galeopsis labdanum, Hippo-
crepis comosa und Peucedanum cervaria, Sedum album und Carduus
defloratus bestandener Südhalde. C’hort. viridulus und biguttulus, sowie
einige Psophus und Oedipoda, fanden sich in ihrer Gesellschaft. Sie
fallen sofort durch ein durchdringendes, schnarrendes, aber nicht un-
Die Orthopteren der Schweiz. 117
angenehmes Geräusch auf, das an jenes von Psophus stridulus erinnert,
sich jedoch lauter, durchdringender als dieses, aber durchaus nicht un-
angenehm anhört. Dabei sind die Tiere äußerst lebhaft und ent-
schieden hurtiger, auch gewandter, alsdieneben ihnen herumspringenden
Oh. biguttulus. Sie erwiesen sich aber auch sonst noch viel temperament-
voller, als alle mir bisher bekannt gewordenen Örthopteren, denn
einige Exemplare führten zu meiner Überraschung einen rasenden
Liebestanz auf, der mich etwas an das herausfordernde Gebahren
der indischen Kampfhähne erinnerte. Die C'h. miniatus erhoben sich
vom Erdboden, flogen etwa einen Meter weit und setzten sich dann
auf eine größere Steinplatte, den Kopf der Sonne zugewandt. Der
ganze Körper gerät dabei in eine zitternde Bewegung und sie schlagen
schwirrend, mit großer Geschwindigkeit ihre Elytren, diese gegen
einander reibend. Die hochaufgerichteten Elytren scheinen als Resonanz-
boden zu dienen, auch werden die Hflgl. lebhaft bewegt. Dabei fiel
mir auf, daß das während dieser Balzstellung verursachte Geräusch
durchaus verschieden ist von jenem, das beim Auffliegen erzeugt
wird. Am 7. VIII. beobachtete ich Oh. miniatus in noch größerer
Anzahl auf einem steinigen Hügel nahe Pontresina. Sie be-
fanden sich dort in Gesellschaft von Plat. grisea, rhaetorum, @. sibiricus,
Chort. lineatus, vielen bicolor und zahllosen St. morio. Die Brunst-
und Balzstellung wurde an diesem Tage (infolge der intensiveren
Hitze der früheren Beobachtungszeit) noch häufiger und von einer
größeren Anzahl von Individuen ausgeführt. Stets aber saß nur ein
balzendes $ auf einem Stein, das aber entweder seine schwirrenden
Bewegungen einstellte, wenn ich es genauer betrachten wollte, oder
davonsprang. Verfolgt man aber die liebestollen miniatus mit dem
Netz, so verlassen sie den Erdboden oder die für ihre Symposien mit
Vorliebe gewählten Steinplätten, fliegen schnurrend einige Meter
weit auf Grashalme oder Centaureenstengel, die sie dann mit ıhren
vorderen Beinpaaren umklammern, um sich von neuem ihrem Liebes-
taumel zu ergeben.
Am 9. VIII. fing ich einige Exemplare auch auf dem Schafberg,
wo sie jedoch kaum über 2400 m hinaufgehen, aber inmitten der
lauten Pracht einer an Blüten überreichen Vegetation ebenso spektakeln,
wie unten im Tale. Im Puschlav begegnen wir ihnen auf trockenen
Wiesen längs des Bahndammes, neben zahlreichen Oedipoda miniata,
coerulescens, Psophus stridulus und Ch. lineatus, auf etwa 1500 m.
Da es noch relativ früh am Morgen war, etwa 8—8!/,, bemerkte ich
an jenem Tage keine Balzstellung.
Gegen den 20. VIII. fand sich St. miniatus bei Pontresina noch recht
zahlreich, die Elytren und, Flügel der $$ waren aber bei den meisten
Exemplaren bereits beschädigt, oder zerfranst. Die 92 hatten jedoch
ihr Gewand noch in besserem Zustand erhalten, auch traten sie in den
drei üblichen Farbenvarietäten auf. Ein 9 beobachtete ich jedoch
noch nach einer langen Regenperiode, am 8.X. am Piz Lunghino
über Maloja, auf etwa. 2000 m zwischen Vaccinium myrtillus, uliginosum,
vitis-idaea, Calluna vulgaris, Rhododendron und Euphrasia, neben
5. Heft!
118 H. Frubstorfer:
Gomph. sibiricus, die bereits selten werden, sowie Ch. parallelus und
viridulus. |
Stauroderus morio F. 1793.
@ryllus morio F., Ent. Syst. II, 56.
Oedipoda scalaris Fisch.-Waldh., Orth. Ross. 1846, 317, t. 16, £. 5.
Stenobothrus melanopterus Fisch., 340.
Chortippus morio Meyer-Dür, 17.
Stenobothrus morio Frey-Geßner,M. Sch. E. G. 1878, 13. —- Murith.,
109, St. m. Brunn., Prodr. 82. — St. m. Schoch, 37. — St. m. Finot,
114, VIL—IX. — St.m. Nadig, 128, Val Sesia.
Stauroderus m. Burr, 41. — St. m. Zacher, 128.
Sıbirisch.
St. morio (melanopterus Yers.) striduliert varlierter und eklatanter
als irgend eine andere Art, die ich kenne, nur Arcyptera [usca über-
trifft ihn in beiden Beziehungen. Allein schon das Schwirren der Elytren
während des Fluges ist so laut, wie der Gesang mancher anderen Arten.
Das Tier durchfliegt nur kurze Distanzen, erhebt sich jedoch bis zu
einer Höhe von 2 oder 3 Metern. Sowie er zur Erde niederkommt,
beginnt er sogleich zu musizieren. Er beginnt mit einer starken Note
vom Klange eines sssin, die er seinen Elytren entlockt, dadurch, daß
er seine Musikbeine mit einer kurzen, schnellen, anhaltenden Bewegung
während einer Sekunde vibrieren läßt. Auf diesen Ton folgt unmittelbar
ein anderer, aus einer einzigen, aber anhaltenden Bewegung der Beine
resultierend, die nur bei der Abwärtsbewegung die Elytren berühren.
Auf diese Weise wird ein starker und scharfer Ton vom Klange eines
„‚trrrrraa‘“ hervorgebracht, der mindestens eine halbe Sekunde dauert
und tiefer ist als ein anderer. morio wiederholt bis 22 mal den Ton
auf sssssin, dann jene auf trrrrraa. |
Am Morgen, oder an lichten Momenten an regnerischen Tagen,
geben sich einige auf der Erde spazierende morio damit zufrieden,
daß sie von Zeit zu Zeit den Ton auf ssssin hören lassen ( Yersin).
In Frankreich, besonders in den Alpen und Pyrenäen, in Spanien
auf die Gebirge des Nordens und der Mitte beschränkt. — Alpen Nord-
italiens, Abruzzen (Zacher). — Von Ende V. bis IX. massenhaft, des-
halb schädlich. — Umgebung von Innsbruck, bei Meran bis 6000 Fuß
gemein, im Süden nur auf Alpweiden des Monte Baldo (Graber). —
In Deutschland anscheinend nur in Baden häufig, im Norden sehr
lokal. — In ganz Rußland, Sibirien und dem Nordkaukasus. —
Diese lautschnarrende Feldheuschrecke ist als Glazialrelikt anzusehen,
das einerseits das südliche Skandinavien und Norddeutschland, anderer-
seits die höheren süddeutschen Mittelgebirge bewohnt, die Alpen,
Pyrenäen und die Abruzzen, oberhalb 2000 m (Zacher). — Eine sub-
alpine Art, die zumal auf den unteren südlichen Staffeln der Berner-,
Walliser Alpenkette stellenweise in enormer Zahl’auftritt (Meyer-Dür).
I. Jura (Schoch).
II. Flums, VII., VIII, sehr gemein (Engel). — Curfirsten,
19. VI. 20 auf kurzgrasigen Wiesen über Quinten, etwa 800 m neben
St. lineatus, Decticus..
Die Orthopteren der Schweiz. 119
IV In valle fluminis Rhodani (Yersin, teste Fischer) — Bei
Obergestelen VIII. und dann von Inden bis zum Leukerbad in Ge-
sellschaft von A. variegata, Oed. stridula, miniatus und coerulescens
(Meyer-Dür). — Die größte Individuenzahl im Wallis zwischen 1000
und 2000 m, auf stark der Sonne ausgesetzten Abhängen. Das & ist
ein hervorragender Musikant (Frey- Geßner). — Chandolin (M. P. H.).
Val Nendaz, *17. VIII., 1000 m in Gesellschaft von Arcyptera, Po-
disma, St. lineatus, viridulus, Plat. saussurea und Pod. alpina in
trockenen, aber auch feuchten Wiesen. 18. VII. auf der Felsenheide
des Tourbillon,* wo sie durch ihr Lärmen das harmonische, durch
St. vagans, haemorhoidalıs, Cal. italicus, Oed. miniata, Sphing. coerulans
geschaffene Bild stört. — Bei Visperterminen weitaus die dominierendste
Art (Naegeli). Zermatt (Kutter).
V. Matt, pagi Glarnensis (Heer, teste Fischer).
VI. Dissentis, Engadin (Heer, teste Fischer).
Sarn bei Chur, Domleschg, Brigels (Schulthess).
Vals, etwa 1200m, VII. (Rühl). Unter-Engadin (Schoch).
Bzi Ardez,* Unterengadin, am 23. X. 20 noch massenhaft neben
Arcyptera fusca, Psophus stridulus, alle anderen Arten durch ihr Lärmen
übertreffend.
VII. In monte ‚„Camoghe‘“ pagi Tieinensis (7000° s. m.), Val
Canaria (Heer, teste Fischer). |
Tessin, 1918.* Pizzo Claro, 9. VIII., etwa 1000 m, Val Piancascıa,
6. VIII, ValRedorta, 17. VIIL, etwa 1500 m, Tamaro, 25. VIII,
etwa 1700 m, Val Bosco, 28. VIII, etwa 1600 m, Monte Boglıa,
IX., X., etwa 1200—1400 m, Monte Carasso, 5. X. 18, etwa 15 00m,
überall in erschreckender Menge.
Tessin 1919.* Corno di Gesero, 3. VII., Passo Predelp, — 10. VII. v.
1000— 1900 m, neben Pod. alpina, St. viridulus, Decticus, Val Bedretto,
25. VII., von 1000—1800 m, gemeinsam mit G@omph. sibiricus unter
Rhododendron. Monte Boglia, VII., VIII, Monte Generoso, auf der
Crocetta, von 800—-1200 m, am Passo Camoscio, 22. IX., in mäßiger
Anzahl.
VIII. Charaktertier des Bergell, wo sie von 1400---2000 m alle
Alpweiden vom VIII. bis Mitte X. mit ihrem Lärm erfüllt. Puschlav,
dort einsetzend, wo sich unter Cavaglia auf 1700 m Gomph. sibirieus
verliert und bis etwa 1200 m hinabgehend. Auf allen Randbergen des
Tales, doch nicht in so ungeheuren Mengen wie im Tessin oder Wallis.
Bei Soglio stridulierte St. morio am 6. VIII. 20 bereits um 5 Uhr
morgens auf einer von Nässe triefenden Wiese, die bereits von Platy-
cleıs grisea, Decticus und Ch. parallelus belebt war.
A. Stauroderus biguttulus L. 1758.
Gryllus biguttulus L., Syst. Nat. X, 433.
Stenobothrus variabilis Fisch., 342. — St. v. Grab , 23, V—XI —
Ohortippus biguttulus Meyer-Dür, 15.
Chortippus varvabilıs Meyer-Dür, 15.
Gomphocerus biguttulus Heer 1846, 208.
5. Haft
120 p H. Frubstorfer:
Stenobothrus variabilis Frey-Geßner, Mitt. Schw. E. G. 1878, 11, IV.
Stenobothrus biguttulus Frey-Geßner, Mur., 82. — St.v. Brunn.,
Prodr., 121. —- Schoch, 37. —- Finot, 123, f. 84, 85, VIL—IX.
Stauroderus biguttulus Burr, 43.
Stauroderus variabilis £. biguttulus Zacher, 137.
B. Stauroderus bicolor Chp. 1825.
@ryllus bicolor Charp., Hor. Ent., 161.
Chortippus mollis Meyer-Dür nec Charp.,‘ 16.
Stenobothrus bicolor Brunn., Prodr., 120, t. 5, f. 289. —- St. b. Schoch,
37. — 8t.b. Finot, 122, VL.—XI.
Stauroderus bicolor Burr, 44.
Stauroderus variabilis f. bicolor Zacher, 136.
Sibirisch, bis Algier und Tunis.
St. biguttulus die gemeinste Art in der Umgebung von Morges
während des Monats September und zugleich eine von jenen, deren
Stridulation den brillantesten und metallischsten Klang hervorbringt.
Wenn das 4 allein ist, läßt es eine bis drei Töne hören, von denen der
erstere kürzer als die nachfolgenden ist. Sie gewinnen an Schall und
Dauer bis zur letzten, die mehr als zwei Sekunden unterhalten wird.
Wenn ein $ nahe einem ® singt, läßt es seine Musikbeine wie beim
gewöhnlichen Gesang vibrieren, aber die Bewegungen, welche die ersten
Noten hervorbringen sollen, sind von keinem für uns wahrnehmbaren
Geräusch begleitet. Aber auch wenn die Note deutlich wird, ist sie
weicher als jene des normalen Konzertes und ein wenig länger. Ich
sah einigemale das @ dem $ antworten durch eine zitternde Bewegung
der Hinterbeine, aber ohne daß ein Toon hervorgebracht wurde ( Yersin).
Sten. bicolor (Charp.) Yersin. Wenige Acridier haben eine kürzere
Stridulation als diese Art, die kaum eine halbe oder ein Drittel Sekunde
dauert und sich nur aus einem Ton zusammensetzt und erst nach einer
Pause wiederholt wird, so daß man nur alle zwei Sekunden eine Note
zählen kann. Der Klang differiert von jenem von St. Eiguttulus dadurch,
daß er etwas schwächer und weniger metallisch ist. ( Yersin).
Die Variabilität dieser protistischen Species bietet eines der er-
staunlichsten Beispiele einer fast unbegrenzten Variationsmöglichkeit
innerhalb der Art. In der gesamten Insektenwelt dürften mit ihr wohl
nur die indo-malayische Hypolimnas bolina und allenfalls einige Eu-
thaliiden rivalisieren. Doch übertrifft biguttulus, selbst vorausgesetzt,
daß zwei Arten unter diesem Namen vereinigt sind. auch diese Para-
digmen noch durch seine morphologische Gestaltungsfähigkeit, in
der Größe, Körperform, Flügellänge, Färbung der Hinterschenkel,
dem Kolorit der Flügeldecken, wie auch des Abdomens. In noch
reicherem Maße als selbst bei Gomph. rufus wiederholen sich die
Zeichnungselemente fast aller Stenobothriden innerhalb dieser Art
"und es existieren Formen, welche die Koloriteigentümlichkeiten und
Nuancen von St. vagans, haemorhoidalis, rufipes, ja selbst von vıri-
dulus-?Q, dorsatus, elegans, sowie apricarius wiederholen und dadurch
zu Täuschungen Veranlassung geben.
Die Orthopteren der Schweiz. 121
Die Zachersche Theorie, daß jetzt getrennte Arten, die sich in-
dessen sehr ähnlich sehen, aus einer einzigen praeglazialen Kollektiv-
species entstanden sind, läßt sich auf die Formengruppe bicolor-— bi-
guttulus ohne weiteres anwenden. . Alle mit biguttulus verwandten
und die, diese heute noch vortäuschenden Arten, mögen einer gemein-
samen Wurzel entstammen, einer praeglazialen, uniformen Species,
die nach allen Rückzugsgebieten ausstrahlte, um sich postglazial im
Herzen Europas wiederzufinden. Oder sollen wir bei der ungeheuren
Mamnigfaltigkeit der tertiären Insekten gerade den umgekehrten Fall
annehmen und voraussetzen, daß die heutigen fluktuierenden Färbungs-
und Formenkombinationen Reste einer früheren zahlreicheren Arten-
fülle vorstellen?
Jedenfalls besitzen wir in biguttulus eine der empfindlichsten Or-
thopteren und die Sensibilität dieser Kollektivspezies macht sich auch
geographischen Einflüssen gegenüber geltend, wenngleich diese br-
guttulus weniger scharf umzuprägen vermögen, als etwa St. Iineatus
und rufvpes.
Die unbegrenzte Abstufungs- und Modifikationsfähigkeit der
Kollektivspecies, die von Japan bis Birma im Osten sowie Spanien und
Algerien im Westen sich ausdehnt, erfaßten Fieber und Fischer
1853 gleichzeitig. Ihnen folgte Meyer-Dür, der sogar seine eigenen
Wege wandelte und die Artberechtigung von Ch. mollis Charp. erkannte,
also einer Form, die erst 60 Jahre später oelegentlich der Wieder-
auffindung der Type durch Dr. Ramme in ihre alten Rechte ein-
gesetzt wurde. Persönlich empfinde ich eine große Genugtuung, die
Verdienste des genialen und vielseitigen Forschers Meyer-Dür
hervorzuheben, der seiner Zeit weit vorausgeeilt war und als erster
Biologe Schweizer Insekten zu gelten hat. Meyer-Dür überragt
turmhoch viele von jenen, Fa es beliebte, mit Geringschätzung
auf ihn herabzublicken, weil er arm war, worin sich z. B. Prof.
Courvoisier in Basel gefiel.
Wie alle früheren Autoren faßte Meyer-Dür die biguttulus-
Formen als zu einer Kollektivspecies gehörig auf. Er vereinigte sie,
vermutlich aus praktischen Gründen, unter dem jüngeren Namen
varvabilis, ein Verfahren, dem sich neuerdings auch Werner und
Zacher anschlossen. Graber ließ für Tirol nur eine Art gelten:
variabelis Fieb., von welcher er annimmt, daß sie in zwei Generationen
auftritt, weil sie von Ende V.— XI. vorkommt, und von den höchsten
Alpen bis zur Po-Ebene in unzähligen Varietäten auftritt.
Yersin glaubte auf Grund ‘einer musikalischen Beobachtungen
die in Frage kommenden Formen auf drei Arten verteilen zu dürfen.
Durch die Entdeckung Ramme’s erscheint dies garnicht so unwahr-
scheinlich, wenigstens dürfen wir, nach Ramme den von Charpentier
beschriebenen Oh. mollis als sichere Art auffassen. Es bleibt nun frei-
lich die Frage offen, ob Yersin wirklich die von Charpentier-
Ramme aufgestellte Species vor sich hatte, oder eine andere der vielen.
Abzweigungen der biguttulus— variabilis-Serie.
5. Heft
122 . H. Fruhstorfer:
Cobelli unterscheidet für Südtirol zwei Arten: bicolor und biguttulus,
wieauch Finot. Ebenso geht Burr vonder Annahme aus, daß bicolor und
biguttulus als zwei Species zu gelten haben, weil bscolor in England,
Schottland und Irland existiert, biguttulus dort jedoch fehlt, zudem
wurde bicolor in ganz Spanien und Portugal gefunden, biguttulus
nur an ganz wenigen Orten.
Auf Grund der Morphologie der Geschlechtsorgane lassen sich,
nach Untersuchungen seitens des Herrn Dr. Klöti, irgend welche
Differenzialcharaktere zwischen den beiden ‚‚Arten‘ jedoch einstweilen
nicht erkennen.
Phänologisch gehört bicolor zu den ausdauerndsten Arten und
konnte ich seine Erscheinungszeit von Ende V. bis Ende XII. ver-
folgen, damit einen Rekord sowohl für frühes als auch spätes Datum
aufstellend, da Cobelli nur die Zeit vom 4. VII. bis 20. XII. kannte,
Graber nur Ende V. bis XI. und Finot VI. bis XII. biguttulus— bicolor
kommt aber südlich von Lugano sicher noch bis in den Frühling hinein
vor, war er doch Ende XII. in Gesellschaft von Plat. giornae und
St. dorsatus, viridulus und rufipes inmitten einer Vegetation von
12 blühenden Phanerogamen am Sassalto von Caslano noch sehr
zahlreich. Frey-Geßner erwähnt zudem biguttulus schon aus der
zweiten Aprilhälfte bei Lugano, wobei höchstwahrscheinlich nur
überwinterte Individuen in Betracht kamen.
Ch. biguttulus ist sicher die gemeinste und über das ganze
Gebiet am dichtesten verbreitete Art, die ich von der Talsohle bis
2100 m Höhe hinauf beobachten konnte.
Die vertikale Verbreitung ist übrigens sehr relativ, die Art geht
auf Grasbergen, wie z. B. dem Gaggio, bei Bellinzona viel höher hinauf,
als auf felsigem Substrat, oder nördlicherer geographischer Lage des
Fundorts.
Schneefälle und selbst geringe Temperaturminima beein-
trächtigen das Vorkommen von St. biguttulus nur unwesentlich. Am
2. XII. 19 lagen am San Salvatore etwa 40 cm Schnee, an schnee-
freien Stellen aber musizierten bicolor genau so wie im Mai oder Juni.
I. Jura (Meyer-Dür): — Il. Zürich, Katzensee, 13. IX.,
Zürichberg, 14.IX., Ütliberg (Naegeli), Albis*, etwa 1000 m, 19. VI.,
Curfirsten*, 23. VI, etwa 1000 m, Flums, VI--VIII (Engel),
massenhaft. — III. Genf (Meyer-Dür). — IV. Im Wallis die ge-
meinste und am weitesten verbreitete Art, ihre Anzahl vermindert
sich in höheren Lagen, weil sie dort von (Ch. parallelus abgelöst wird
(Frey- Geßner). — V. Glarus (Heer). — VI. Graubünden, Domleschg,
Brigels (Schulthess). Vals, etwa 1060 m, VII. 19 (Rühl). — Rothen-
brunnen*, Engadin, Schafberg,* bis etwa 2000 m. Scanfs, 21 —24.X.
bis etwa 1900 m. Unter-Engadin, Ardez,* 23. X., bis etwa 1600 m. —
VII. Im Tessin überall von der Talsohle bis 2000 m. Am Gaggio* am
5. X. noch über 2100 m auf der Sonne exponierten Grashalden, während
die tiefer gelegenen Alphütten schon bis zum Dach von Schnee bedeckt
waren. Am Boglia* am 19. XI., auf etwa 1000 m, am San Giorgio,
Die Orthopteren der Schweiz. 123
am 20. XI. sehr gemein. Bei Caslano* am 24. XII. spärlich neben
den viel häufigeren St. dorsatus
Im Tale der Glatt bei Zürich sammelte Naegeli 1921 die ersten
Imagines bereits Anfang VI., neben ihnen auch Chort. rufipes in beiden
Geschle htern.
Von den durch Fieber usw. benannten Koloritvarietäten möchte
ich nur aussondern:
a) fa. nigrina Fieb.
Oh. var. var. f. nigrinus Fien., 102.
Ch. var. var. c. nigrinus Meyer-Dür, 16.
Pronotumseiten und Htschenkel hell ockergelb, Decken schwärzlich,
meist obne weißen Endfleck.
Weitaus die interessanteste, markanteste Form, die sich bei
Gomph. rufus wiederholt. Thorakalseiten und Schenkel ausgesprochen
holzfarben.
Flums, VII. — Ligornetto-Meride, 17. IX. 19, etwa 500 m, neben
Gomph. rufus, Par. alliaceus, Chrys. brachypterus, St. parallelus. —
Monte Carasso, 5.X. Soglio, VII.
Extrem gefärbte Exemplare sind sehr selten, aber sowohl in der
Schweiz, wie auch sonstwo, weit verbreitet. Fass] sandte mir Stücke
vom Erzgebirge in Böhmen.
b) fa. virescens Fieb. und prasına Fieb.
Am Fuße trockener Berglehnen im Jura, Oberhasletal, Wallıs,
Genfersee (Meyer-Dür). Losone, IX. 18 auf nassen Wiesen neben
Unmengen von St. parallelus, dorsatus. Salvatore, XI. S. Martino,
9. IX. Ligornetto, XI. Ardez, Scanfs, X., zahlreich.
c) fa. leuconota Puschn.
(St. big. var. leuconotus Pusch., Carinthia, II, 1896.)
var. meridionalis Brunn. ı.1., mit breitem weißen Streifen von
der Stirne an durch den Thorax.
Eine Form, die sich nach Puschnig, V. Z. Bot. G. Wien 1910, 18 in
Niederösterreich bei St. haemorhoidalis und als fa. velata bei Gom-
phocerus rufus wiederholt. Überall häufig vom Monte Boglia bis zum
Monte Bisbino, vom Salvatore bis San Stefano-Chiasso.
Monte Croce, 29. X. 18, etwa 12C0 m, Il Gaggio, 5. X. 18, etwa
1800 m, Monte Boglia, Anfang X., etwa 1200— 1400 m. Monti di Ca-
rasso, 5. X. 14, auf etwa 1560 m, selten, neben der landläufigen br-
guttu.us und bicolor. Ardez, Scanfs, X. 2], häufig.
Staurederus mollis_ Charp. 1825
@ryllus mollis Charp., Hor. ent., 164.
Stenobothrus mollis Brunn., Prodr., 121.
Mitteleuropäisch, vermutlich sibirisch.
Die Art wurde von allen Autoren von Fischer- Fr. und Brunner
än, bis heutigentags mit St. biquttulus synonymiert. Dr. Ramme
hat die spezifische Verschiedenheit der Form eıkannt, ıhr erst den
5. Heft
124 H. Fruhstorfer:
Namen St. posthumus beigelegt, aber später unter den Doubletten
des Berliner Museums die Type Charpentiers entdeckt.
Die St. mollis-Exemplare sind kleiner als St. biguttulus und nament-
lich jene Form, welche als St. variabilis kursiert, der Thorax schmäler.
Mit Sicherheit hat Dr. Ramme die verkannte Form aus der Mark
Brandenburg nachgewiesen. — Unter den ihm zur Ansicht übersandten
Exemplaren meiner Ausbeute an Chort. biguttulus vom Bergell 1920
befanden sich einige Stücke, welche sich mollis näherten, ohne jedoch
alle Charakteristika der Art zu besitzen. Da nun Yersin neben
St. biguttulus und variabilis eine dritte Form als St. mollis unterschieden
hat und deren Lautäußerungen abweichend von den Vikarianten
konstatierte, zähle ich hier St. mollis zu den Schweizer Arten, mit dem
Vorbehalt einer Nachbestimmung reicheren Materials, das der Zufall
vielleicht einmal aus der Umgebung von Morges oder einer anderen
Lokalität der lemanischen Region zu Tage fördert.
Helvetia: III. Umgebung von Morges (Yersin).
St. mollis (Charp.) Yersin. Der normale Gesang setzt sich aus
20—30 Tönen von steigender Intensität zusammen. Die ersteren dauern
weniger als eine halbe Sekunde und sind schärfer als die letzteren,
die zudem viel langsamer sind. Es kommt sogar vor, daß die 8 oder
10 Töne, mit welchen die Stridulation aufhört, jede fast eine Sekunde
erreichen. Jede Note wird durch eine zitternde Bewegung hervor-
gerufen, die mit beiden Musikbeinen ausgeführt wird. Der Klang ist
weniger silbern als bei St. parallelus, dem er sonst sehr ähnelt. Wenn
das $ einem @ begegenet, ändert es seinen Gesang und gibt ihm einen
weicheren Charakter. Die Bewegung der Beine, welche die erste Note
hervorbringen, ist kurz, so daß sie einer einfachen Erschütterung gleicht.
Die Art ist sehr gemein auf den sandigen Wiesen am Genfer See und
führt gern ein Manöver aus, das sich zwar auch bei anderen, aber doch
besonders häufig bei dieser Spezies beobachten läßt. Während des
Nachmittags sieht man sie gelegentlich ihre Elytren ausbreiten und ihre
Flügel entfalten, um damit in raschen Bewegungen sich anzustellen,
als wollten sie einen Flug unternehmen oder sich eines fremden Körpers
entledigen. Zur selben Zeit erhebt sich eines der Musikbeine vertikal,
die Schienen so g’gen die Schenkel gelegt, daß die Tarsen sich nahe der
Basis der Elytren befinden. Dieses Flügelschlagen wird von einem
hörbaren Geräusch begleitet, das vielleicht entfernte Ähnlichkeit
mit der Stridulation hat (?)( Yersin).
Stauroderus vagans Fieber, 1848.
Oedipoda vagans Fieber, Eversm. Addit. Orth. Ross., 12.
Chortippus vagans Meyer- Dür, 16.
Stenobothrus vagans Frey-Geßner, Murith., 82. — St.v. Brunn.,
Prodr., 118. — St. v. Schoch, 37. —- St. v. Finot, 12, VO.-- XI —
St. v. Fisch., 329.
Stauroderus vagans Burr, 43. —- St. v. Zacher, 132
Sibirisch.
Die Orthopteren der Schweiz. 125
St. vagans, der von Fully bis Sitten im Wallis sehr häufig ist,
erinnert in seiner Stridulation und die Art ihrer Ausführung an St.
lineatus, wenn letzterer sich einem 9 gegenüber befindet. Esist die Regel,
daß vagans auf Steinen am Wegrande sitzt und dort mit kurzer, regel-
mäßiger Bewegung seiner Musikbeine die Elytren in der Weise streichelt,
daß er vier Töne in der Sekunde hervorbringt. Diese sind scharf
akzentuiert, die eine von der anderen deutlich abgesondert, unter sich
egal und vom Klange eines &&& oder ırr&&®, analog jenen von St. pa-
rallelus. Die Zeit, während der Gesang ausgeführt wird, scheint sehr
veränderlich, bei einigen Individuen zählte ich zwei oder drei, bei
anderen jedoch bis 15 Sekunden ( Yersin).
In ganz Frankreich, aber häufiger im Süden, auf Bergwiesen,
an sterilen Orten und im Gehölz. Von Fontainebleau bis Hyeres
(Finot). Im Süden eine Form mit kürzeren Flügeln (Azam). In
ganz Spanien den Sommer über, auch aus Portugal bekannt. In
Ligurien bei Voltaggio (Burr). Oberitalien, Abruzzen, Südtirol
(Zacher). Bei Innsbruck selten (Graber). Der Fundort Trient von
Brunner bedarf der Bestätigung. (Cobelli). Vielfach in Süd-
tirol im Kiefernwald, wo meist auch Calluna wächst. Im lichten
Pinus silvestris-Wald bei Atzwang ist vagans der einzige Vertreter
der Gattung und daher leicht zu sammeln (Brief von Dr. Krauss
an Dr. La Baume, l.c., 16). Bei Danzig an lichten Stellen der
Kiefernheide an der Küste der Danziger Bucht, besonders auf Heide-
kraut (La Baume, 1912). In ganz Deutschland mit Ausnahme des
Nordwestens, durch Rußland bis zum Amur (Zacher).
I. Jura. Aus dem Jura wurde vagans bisher nicht vermeldet,
doch ist sein Vorkommen dort in hohem Maße wahrscheinlich, weil
die edaphischen Bedingungen: lichte Föhrenwälder, ja sogar Föhren-
Neupflanzungen anstelle kleiner, wenig ertragreicher Felder, vor-
handen sind (Vorlesung von Prof. Brockmann in der bot. Abteilung
der Universität, 2. X]. 20).
V. loco Matt, pagi Glarnensis (Heer, teste Fischer).
IV. In Helvetia australi loco „Fulli“ page Valesiaci ( Yersin
teste Fischer). Bis jetzt nur in der Talsohle des Wallis von Siders
bis nach Fouly hinunter, im August in Menge angetroffen (Meyer-Dür). .
Selten im Wallis, nur auf einigen Terassen am Hügel des Goubin
Schlosses bei Sierre (Frey-Geßner). Siders, 3. IX. 1908(Schultheß).
Tourbillon*, 17. VII., sehr häufig neben St. haemorhoidalıs.
VII. Tessin,* S. Stefano, Chiasso, VII.—IX. Ligornetto, 28. VI.
Val Tresa, 18. VII.
VIII Bergell,* zwischen Spino, 800 m und den Höhen über Soglio
bis etwa 1300 m.
St. vagans wurde von mir am 18. VII. 19 zuerst am Tourbillon
bei Sitten beobachtet. Ein Bewohner der Felsenheide, den ich von
Sitten bis zu den mit Ononis natrix geschmückten Hügeln bei Ayent
verfolgen konnte. vagans findet sich in der Hauptsache auf flechten-
überzogenem Juragestein, wo er inmitten einer Vegetation von Teucrium
montana, Galeopsis angustifolia, - Allium sphaerocephalum, Asperula
P2
126 H. Fruhstorfer:
cynanchica, Euphorbia seguieriana, Trifolium arvense, Centaurea
calcitrapa und viel Sedum recht häufig auftritt. Er erscheint am zahl-
reichsten in den Nachmittagsstunden, im dürren Grase, neben sehr
kleinen Stenob. haemorhoidalis und lineatus, hat aber eine entschiedene
Vorliebe für die grauen Felsen, denen er sich in der Farbe gut anpaßt.
Er befindet sich auf diesen in Gesellschaft von Caloptenus italicus,
Oedipoda miniatus, coerulescens, während sich im dürren Grase massen-
haft graue Platycleis grisea und Larven von Mantis religiosa aufhalten.
Alle Nuancen von hell rotgelb, bis zu felsengrau und fast schwarzgrau,
sind vorhanden, der Thorax dementsprechend grau oder rotgelb
gestreift.
Im Tessin, für den ich vagans als neu nachgewiesen hatte, fing ich
die ersten Exemplare am 28. VII. 19 in der Parklandschaft von Besazio
neben St. pulvinatus inmitten von Pteridium, Juncus, Schoenus ferru-
gineus, Lathyrus pratensis, Doryenium herbaceum, Centaurium minus,
Leontodon incanus tenuiflorus, diversen Centaurea und Aster alpinum,
ohne sie jedoch zu erkennen. Mit Bewußtsein sammelte ich sie erst
am 2. VIII. zwischen S. Stefano und der Sumpfniederung von No-
vazzano, auf einem mit Föhren, Pteridium, Sarothamnus, Juniperus,
Calluna vulgaris bewachsenem felsigen Hügel auf Amphibolitsubstrat.
Sie sitzen dort im dürren Grase und wissen sich geschickt im Ericetum
zu verbergen und sich ebenso energisch aus dem Netz zu befreien.
Sie sind ungesellig, jeder lebt für sich allein, während sich in ihrer Nähe
einige (aloptenus italicus, Oedipoda coerulescens und besonders Platy-
phyma giornae in mäßiger Anzahl tummeln.
Anfang September traf ich vagans dann auch noch auf den Wein-
bergsterrassen und Brachfeldern zwischen Pedrinate und S. Stefano
bei Chiasso auf etwa 500 m Erhebung. Sie bewegen sich dort inmitten
Euphorbia helioscopia L., Panicum sanguinale, Setaria glauca und
Centaurium neben St. viridulus, rufipes. bicolor und haemorhordalis
und flitzen wie ein Weberschifflein aus dem Netz, während ihre Mit-
gefangenen ruhig abwarten, was mit ihnen geschieht. Im Föhrenwald
war am 3. IX. vagans infolge der Dürre bereits sehr selten geworden.
Einige Exemplare auch im Tal der Tresa, in der Palina mit Pinus
silvesiris, Castanea sativa, Quercus cerris, pubescens, Pteridium und
Sarothamnus neben Plat. giornae, Ephipp. perforata und Lept. caudata,
aber sehr lokalisiert.
Die letzten vagans fanden sich 7. IX. 19 über Chiasso zwischen
Vacallo und Sagno, etwa 600 m auf trockenen Wiesen, neben vielen
St. dorsatus, bicolor, Gomph. rufus, welch letztere in Farbenspielarten
auftreten, die vagans vertäuschen. Lugano hat vagans auf seinem Wege
nach Norden anscheinend noch nicht erreicht, er teilt mit St. pulvinatus
ungefähr denselben Verbreitungsbezirk.
Unter ganz anderen Verhältnissen lernte ich Ch. vagans im Ber-
gell kennen. Er bewohnt dort Höhen von 800 bis etwa 1300 m und ich
begegnete der Art zuerst auf der Straße, die von Spino nach Stampa
führt, unterhalb der pflanzengeographischen Grenze der Porta. Die
Tiere sind dort auf steinigen Hängen, die mit Sedum album, rupestre,
Die ÖOrthopteren der Schweiz. 127
Rumex acetosella fa glauca, Festuca glauca bewachsen sind, sowie auf
dem Wege selbst und auf den Steinplatten der Straßenmauern, neben
Oedipoda miniata, den gemeinen Chortippus nicht selten. In gleicher
Gesellschaft findet sich vagans inmitten von Veronica spicata, auch
auf der Plotta, auf den Gneisplatten des Weges der von Coltura nach
Soglio führt. Ferner begegnet man der Art südlich von Soglio auf dem
Pfade zur Alpe Leira an W aldlichtungen, die mit Sarothamnus, Calluna
und Pteris aquilina umsäumt sind. vagans hält sich jedoch streng an die
Florengrenze, in der Weise, daß er nördlich der Porta kaum 100 m über
diese hinaus vorkommt und zugleich mit der edlen Kastanie zurück-
bleibt und nicht mehr in die Lärchenwälder, die sich vom Engadin bis
hierher ausdehnen, eindringt. vagans traf ich, allerdings bereits sehr
spärlich geworden, auch noch Mitte X. bei Spino und auf der Plotta,
wenn sich Oedipoda miniata nur noch mit zerrissenen Flügeln zeigt,
und ebenso zerzauste Locusta viridissima über mit Leontodon autum-
nalıs, hispidus und Centaurea nigra bewachsene Halden hinwegsetzen,
aber aus den lichten Wäldchen die melancholische Stimme von Ne-
mobius silvestris noch tausendfach ertönt.
Artengruppe Chortippus Fieb. 1852.
(Fieber in Kelch, Orthopt. Oberschlesien, 1.)
Chortippus elegans Charp. 1825.
Horae Entom., 153.
Ohortippus elegans Meyer-Dür, 17. — Ch.e. Burr, 45. — Oh. e.
Zacher, 139.
Stenobothrus elegans Brunn., Prodr., 125. —- St. e. Schoch, 37. ---
St. e. Finot, 126, VIL.-—-IX. — St. e. Zacher, 139.
Sıbirisch.
In ganz Frankreich, hauptsächlich im Norden, nirgendwo häufig,
auf feuchten Wiesen nahe dem Wasser (Finot). Aus Spanien bisher
nur von zwei Lokalitäten erwähnt, Ferro] und Chielana. Hauptsächlich
auf trockenen, sandigen Plätzen, doch auch in Sumpfwiesen (Burr).
In Tirol nur im Norden (Dalla Torre). In Österreich selten, aber
bis Istrien, Serbien, dann durch Rußland bis Semipalatinsk. In Deutsch-
land weit verbreitet, doch lokal, in der Mark dagegen überall, auch bei
Regensburg nicht selten (Zacher). .
Halvetia: An gleichen Orten wie Chort. dorsatus doch weniger
verbreitet und viel früher erscheinend (Meyer-Dür).
I. Waadtland (Schoch). —
Ill. Ad lacum Lemanum prope Morges non infreg. (Yersin,
teste Fischer). Genfersee (Schoch).
IV. Sierre, Viege (Mus. Genf).
Die Stridulation des St. elegans steht durch die Dauer, die Intensität
und den Klang in naher Beziehung zum Konzert des St. pulvinatus.
Sie dauert etwas mehr als eine halbe Sekunde. Gewöhnlich wird die
Note mehrmals bis fünfmal hintereinander wiederholt, mit Intervallen
von ungefähr einer Sekunde, ehe die Tiere eine längere Ruhe von
5. Heft
128 ‘"H. Fruhstorfer:
unbestimmter Dauer eintreten lassen. Die stärkeren Töne werden
durch zwei Musikbeine ausgeführt, doch läßt sich häufig beobachten,
daß eine von ihnen einen kürzeren Bogen als die andere beschreibt. Die
normale Stridulation, also der normale Weckruf der SS und zugleich
derjenige, wenn das Insekt allein geigt, ist der häufigste. Sie ändert
sich aber erheblich, wenn mehrere Individuen derselben Art vereinigt
sind. Wenn aber das $ einem ? begegnet oder selbst dem einer ver-
wandten Art, hört es sofort zu singen auf, richtet seine Antennen gegen
das 9, um sich ihm dann so weit als möglich zu nähern. Das & be-
ginnt dann wieder :einen gewöhnlichen Gesang, aber es führt ihn
auf eine so zarte Manier auf, daß man schon den Bewegungen seiner
Hinterfüße folgen muß, um ihn überhaupt wahrzunehmen. Es kommt
dann vor, daß das $ die Stridulation mehr als 100 mal wiederholt,
ohne im geringsten seine Stellung zu verändern. Während der ganzen
Zeit bleibt das 9-ebenso unbeweglich wie das $, entfernt es sich aber,
was sehr häufig der Fall ist, so versucht das $ ihm zu folgen. Verliert
das $ das 9, so läßt es nur die fünfte Note hören, die dann allerdings
so schrill als möglich ertönt und länger als beim normalen Gesang
unterhalten wird. Außerdem verrät das 3 eine ungewöhnliche Auf-
regung, sucht und läuft rechts und links, bis es einem neuen 9 oder
anderen SS begegnet. Auf die neu hinzugekommenen 3S scheint sich
aber dieselbe Unruhe zu übertragen, sie antworten mit derselben Note
und mehrere von ihnen begleiten sogar das erstere während seiner
Verfolgung. Wenn aber dann eines der $S nach einiger Zeit den ge-
wöhnlichen Lockruf ertönen läßt, wiederholen ihn die anderen ebenfalls.
Wenn die 99 allein sind, führen sie mit ihren Hinterbeinen dieselben
Stridulationsmanöver wie die $5 während ihres normalen Lockrufes
aus. Die Bewegungen, welche die fünfte Note hervorrufen, sind aber
nicht immer gut zu erkennen, und es war unmöglich, den Ton, der ihre
Folge sein dürfte, zu erfassen ( Yersin).
Striduliert von Ende VI. an und verschwindet mehr oder weniger
vollständig vom VIII. an. Es beginnt dann St. dorsatus aufzutreten,
aber es ist sehr selten, daß sie zusammen stridulieren. Eine der Arten
scheint demnach die andere abzulösen ( Yersin).
Chortippus dorsatus Zett. 1821.
@Gryllus dorsatus Zett. Orth. Suec. 82.
Chortippus dorsatus Fieber 1853, 117. — C'h.d. Meyer-Dür 17. —
Ch. d. Burr 46. — Ch.d. Zacher 142.
Stenobothrus dorsatus Fisch, 320. — St. d. Brunner, Prodr., 126. —
St. d. Schoch, 37. — St. d. Fruhstorfer, Tessiner Wanderbilder 1920,
Walliser Wanderbilder, 1920.
Sibirisch.
Auf feuchten Wiesen gemein im nördlichen und mittleren Europa,
südliche Grenze Ligurien (Brunner). Häufig in Frankreich, doch
selten im Süden (Finot). In Spanien nur in Nord-Catalonien (Burr).
Oberitalien, ganz Österreich (Zacher).
Am gemeinsten in feuchten W iesen der Talsohle, wo sie sehr häufig
im hohen Ufergrase, auf Schilf und Weiden kletternd gefunden wird,
Die Orthopteren der Schweiz. 129
aber auch im stehenden oder ‚„schleichenden‘“‘ Wasser schwimmt.
Im Herbst mehr auf sterilen Plätzen und auf feuchten Bergwiesen
bis 6000 Fuß. InSüdtirol allgemein in der Niederung, im Gebirge aber
seltener. Am Monte Baldo neben Podisma baldensis (Graber). Hier
und da stellenweise in ziemlicher Menge an feuchten Orten an Straßen,
auf grasigen Hügeln, VIII., doch nicht auf den Alpen (Meyer- Dür).
Häufig auf Hochmooren und feuchten Alpenwiesen (Schoch).
I. Dombresson bei Neuchatel, massenhaft Anfang IX. in Ge-
sellschaft von St. parallelus und Parapl. alliaceus.
II. prope Turicum (Bremi, teste Fischer). Hüttensee (Diet-
rich). Glattbrugg, 31. VIII. Katzensee, 13. IX. Ütliberg, 23. VII.
(Naegeli). Goldbach (Stoll. An allen Seeufern massenhaft vom
VIII.-- 20. IX. ım Kanton Zürich, Zug und Schwyz.* Burgdorf, Gurten
(Meyer-Dür). Auf Sumpfwiesen bei Bern, Selhofenmoos (Steck).
III. Lacum Lemanum ( Yersin, teste Fischer).
IV. Im Wallis auf feuchtem Terrain häufig in großer Menge
(Frey-Geßner). Ober-Wallis von Lax bis Möril, scharenweise am
Wege (Meyer-Dür). Sumpfwiesen im Rhonetal* bei Sitten, 17. VII.
in großer Anzahl neben St. parallelus, Mecost. grossus, Plat. roeseli
in sehr veränderlichen Exemplaren.
VII. Tessin, 1918.* Pizzo Qlaro, 9. VIIL., Monte Bar in interessanten
Varietäten, fast schwarz, mit weißem Saum der Elytren, 25. X., etwa
1600 m, Cademario, 24. XI. auf 800 m, am Waldrande.
Tessin 1919.* Moor von Ligornetto, 12. VIIL., inmäßiger Anzahl an
Feldrainen und im Röhricht des Sumpfes in Exemplaren, die St. elegans
vortäuschten. Sagno, etwa 650 m, 21. VIIL. über Chiasso auf frisch-
gemähten, trockenen Wiesen, in ungeheurer Anzahl. Jedes Stück
anders, neben St. bicolor, parallelus. San Martino-Chiasso bis Castell
San Pietro, 500—700 m, IX., weniger häufig neben St. vagans, Iineatus
Gomph. rufus. Meride, Ende XT., 500 m. Sass-Alto di Caslano, 24. XI.
neben St. bicolor noch sehr häufig, während Helleborus niger blüht
und noch zwölf andere Phanerogamenarten in Flor stehen. Monte
Camoghe, 1200 m, 24. VIIL, auf fetten Wiesen. Monte Boglia,
auf steinigen, dürren Hängen, etwa 1000 m, Anfang VIII. Generoso,
VII.
VIII. Auf Düngerwiesen bei Soglio,* 1000 m, VIIL—X. 1920,
massenhaft. Puschlav,* von Poschiavo bis Brusio, längs der Straße,
besonders in Nesseln. Anfang bis Mitte VIII.
Die ersten dorsatus Mitte VII ım Wallis, die letzten Hoch‘ am
24. XII. in großer Zahl bei Caslano, sodaß sie wahrscheinlich über-
wintern.. Die Veränderlichkeit der Art ist sehr groß, sie übertrifft
gewiß jene von parallelus, wenn sie auch hinter biguttulus zurückbleibt.
Aber von der Modifikationsfähigkeit werden sowohl die Färbung
wie auch die Struktur und Größe der Tiere berührt. Alle Nuancen,
von einfacher grauer Färbung bis zu solchen mit fast schwarzen
Flügeldecken, mit weißen Seitenstreifen und rotbraunem Thorakalfeld,
scw:e pfirsichfarbene und gelblichweiße Stückesind vorhanden. Auch die
Länge der Elytren wechselt, namentlich bei den 292. Die Abdominal-
Archiv für Naturgeschichte
1921. A.B. 9 5, Hott
130 H. Fruhstorfer:
spitze kann erreicht (häufigste Form) oder überragt werden. Es
existieren (jedoch selten) indessen auch Exemplare, deren Elytren
kaum über die Mitte des Hinterleibes hinausragen, sodaß solche In-
dividuen (forma brevipennts Ramme, forma nova) kurzflüglige Chort.
parallelus vortäuschen.
Von Farbenvarietäten verdienen besonders zwei ausgeschieden
zu werden:
a) forma nigripennis forma nova.
Kopf, Thorax, Elytren fast schwarzbraun, Elytren mit weißem
Streifen. (Monte Baro, Tessin.)
b) forma pallilis forma nova.
Thorax oberseits hellgrau, ebenso die Elytren. Die Elytren weiß
gestreift. Seiten des Thorax grün. (Hauptsächlich im Süden der
Schweiz, bei Chiasso.)
Was Standorte angeht, zeigt sich C'h. dorsatus wenig wählerisch.
Am zahlreichsten doch wohl in Sumpfwiesen, so bei Losone, Locarno,
fühlte er sich auch am Monte Boglıa auf sterilen, der Südsonne ex-
ponierten Hängen heimisch, wofür auch sein Vorkommen zwischen
Vacallo und Sagno auf trockenen Wiesenterrassen spricht. Buschige
und waldige Stellen, wie sie Ch. rufipes, Chrys. brachypterus und
Gomph. rufus vorziehen, liebt dorsatus sicher nicht. Schwimmende
Exemplare, von denen Graber spricht, hatte ich keine Gelegen-
heit zu beobachten.
Dagegen ist dorsatus äußerst kältebeständig, traf ich ıhn doch
noch auf 1600 m am Monte Baro am 25. X., nachdem schon wiederholt
Schnee gefallen war, in auffallend dunklen, kurzflügeligen, lateral
weißgestreiften Exemplaren; am 24. XI. 1918 bei Cademario auf
etwa 800 m neben ganz vereisten Quellen. Noch widerstandsfähiger
bewährte sich Ch. dorsatus 1919 südlich von Lugano, wo er so ziemlich
die ausdauerndste Orthoptere vorstellte. dorsatus fand sich dort am
Sassalto von Caslano allerdings an einer xerothermischen Stelle par
excellence am 20. XII. neben Ch. rufipes, viridulus, Platyphyma giornae
und Ch. variabilis, bei starkem Ostwind, der das leise gewordene
Stridulieren dieser Arten übertönte.
Nachdem am 23. XII. eine Lage Schnee von mehreren Zenti-
metern Dicke gefallen war, ergab sich, daß alle Begleitarten von Ch. dor-
satus entweder verschwunden, oder der Kälte erlegen waren. Nur
dorsatus behauptete das Terrain, wo er unter Pimpinella saxifraga
Helleborus niger noch in späten Nachmittagsstunden fröhlich herum-
sprang und sogar laut und vernehmlich stridulierte.
Das regenreiche Jahr 1920 erwies sich der Entwicklung der Art
noch günstiger und hatte ich Gelegenheit, ihn nun auch nördlich der
Alpen zu beobachten. Schon am 19. VI. fanden sich Larven an den an
Pflanzen überreichen Ufern des Türlersees, inmitten von Iris pseuda-
corus, Senecio aquaticus, Carex elata, hunderttausenden von Caltha
palustris, Trollius europaeus und vielen Orchideen neben Imagines von
Die Orthopteren der Schweiz. 131
Oh. viridulus. Gegen Ende August aber, wenn die Flora ihren Höhe-
punkt bereits überschritten, finden sich an allen Ufern der Seen in der
Umgebung von Zürich in wahrhaft wildbewegten Gesellschaften von
Xiphidion, Mecostethus, Parapleurus, Gomphocerus, selteneren C'hryso-
chraon diıspar gewaltige Mengen von Ch. dorsatus, als die weitaus
dominierende Orthoptere. Gegen den 20. IX. aber trifft man nur noch
an den Flügeln zerzauste Exemplare, also zu einer Zeit, wo wenigstens
bei Zürich C’hrys. dispar erst in voller Entwicklung steht.
In ungeheuren Mengen begegnen wir Ch. dorsatus ım Bergell,
namentlich auf den Fettwiesen beim Dorfe Soglio, zwischen 1000
und 1200 m. Dort sitzen die Tiere an den vielen nebel- und regen-
reichen Tagen in den Vormittagsstunden namentlich auf tiefgezackten
Blättern des massenhaft vorhandenen Heracleum sphondylium,
eine neben der anderen, aber zumeist PP, von brauner oder grüner
Färbung, um auf die erwärmenden Sonnenstrahlen zu warten. Im
Puschlav beobachten wir die gleiche Erscheinung, doch ist dort die
Individuenmenge nicht mehr so groß.
Auch im Engadin fiel mir Ch. dorsatus nirgendwo auf, größere
Mengen zeigten sich nur bei Scanfs, zwischen 1700 und 1800 m, auf
Schiefer und Kalksubstrat, zwischen dem 20.— 24. X. 1920, die auch
hier den starken Frost des 24. X. sowie den vorausgegangenen Schnee-
fall unversehrt und in der Anzahl anscheinend unvermindert über-
dauerten.
Chortippus parallelus Zett. 1821.
Gryllus parallelus Zett., Orth. Suec., 85.
Stenobothrus parallelus Fisch., 321. — St. p. Graber, 23, V.—X. -—
St. p. Brunner, Prodr., 127. — St. p. Schoch, 37. — St. p. Finot, 129,
VL-—X. — St. p. Nadig, 128, Val Sesia.
Ohortippus pratorum Meyer-Dür, 18. — Ch.p. Frey-Geßner,
Mur., 8.
Chortippus parallelus Burr, 46. — Ch. p. Zacher, 145.
Sıbirisch.
Steigt in den Alpen bis 1200 m (Brunner). Ungemein häufig
in ganz Frankreich, ebenso durch Spanien, und Portugal (Finot,
Burr). In Ligurien gemein, VII., VIIL. (Dubrony). Italien, Abruzzen
Sızılien (Zacher). In Nordtirol von der Niederung bis 7000 Fuß im
Hochgebirge; dort trifft manschön karmoisinrote, violette, gelbe Spiel-
arten (Graber). Südtirol, VIL—X., gemein (Cobelli). In ganz
Deutschland bis zum nördlichsten Rußland jenseits der Polargrenze.
In Sibirien bis zum Amur (Zacher).
Mit St. biguttulus wohl der gemeinste Acridier und über das ganze
Flach- und Hügelland in wahrer Unzahl verbreitet. Doch bewohnt
er nur fette Wiesen, grasige Abhänge und Viehweiden,. erscheint aus-
gebildet im Juni, zeigt sich aber bis in den September und schrillt un-
ermüdlich in-mannigfaltigen Modifikationen von den frühen Morgen-
stunden an, bis in den späten Abend. Er ist bis auf die Alpenwiesen
von 4000-4500 Fuß Höhe verbreitet. Die Form parallelus ist die
9* 5. Heft
132 H. Fruhstorfer:
häufigere, die Flügeldecken des @ etwas länger als die Hälfte des
Hinterleibes, montanus dagegen mehr auf den Bergen, hauptsächlich
aber auf Torfmooren vorherrschend, hat beim Q etwas kürzere Flügel-
decken als die Hälfte des Hinterleibes und zeichnet sich noch durch die
schwarzgeränderten Seitenkiele des Thorax aus. Die Stridulation ist
am lebhaftesten an der heißen Sonne und wird auffallend schwächer,
sowie das Tier sich in den Schatten begibt (Meyer-Dür).
Ungemein häufig, besonders auf Alpweiden, wo er mit St. biguttulus
in Anzahl rivalısiert, den er aufden höheren Bergen fast vollständig
ersetzt, während er diesem die trockneren und niederen Strecken der
Täler überläßt und vor ihm zurückweicht (Frey-Geßner).
I. Jura, Dombresson.
Il. Hüttensee (Dietrich). Zürichberg, Katzensee (Naegeli).
Türler-, Lützel-, Pfäffikersee*, bei Baar im Kanton Zug.
Schnebelhorn,* VIL, VIIL, bis 1200 m. Haggenegg,* Schwyz,
1000 m, VII. Flums, VI., VIL, unsäglich gemein (Engel). Burg-
aeschisee, Emmental, Napf, 31. VIII. (Born), Selhofenmoos bei
Bern (Steck).
IV. Val Nendaz*, 17. VIl., 1000 m neben Podisma alpina, Plat.
roeseli, saussureana, Decticus auf sehr nassen Wiesen. Rhonetal bei
Sitten, 17. VII. neben Ch. dorsatus, Mec. grossus, Plat. roeseli. Moore
bei Grimisuat und Ayent.
V. Klöntal, Glarus (Naegeli). Kleine Scheidegg, 2300 m (Born).
Gstaad*, 21. VII, 1000 m neben Chrys. dispar, Pod. alpina, auf nassen
Wiesen.
VI. Vals, 1000 m (Rühl). Lenzerheide, 1500 m (Stoll). Engadin*
von Maloja bis Pontresina. Am Schafberg* bis 2400 m, wahrscheinlich
sogar 2600 m. Muottas Muraigl* (2400 m). Heutal, 2000 m. Scanfs*,
20.24. X. 20, bis 1900 m.
VI. Tessin, 1918.* Pizzo Claro, Anfang VlII. Gemein bei
Losone, Anfang IX. in. Gesellschaft mit dorsatus. Tamaro, 25. VIIL,
etwa 1700 m, am Gaggio, 5. X., noch auf 2200 m. Val Redorta, 17. VIL.
etwa 1400 m. . Val Osogna, 7. IX., etwa 1700 m. Cademario, 24. XII,
etwa 800 m.
Tessın, 1919.* Monti Giovascio, -etwa 1000 m, 11. VI. Larven
bereits massenhaft, Imagines vereinzelt auf fetten Alpweiden.
Auf den ansteigenden Waldwiesen, da, wo am 11. VI. nur wenige
Larven herumsprangen,hüpften am 20. VI. ineinemherrlichen bunten Flor
zwischen Scabiosa gramuntia agrestis, Knautia drymeia, Crepis biennis,
Rhinanthus major, Chrysanth. leucanthemum hunderte, jaselbst tausende
von parallelus. Wenn man den blütenheiteren Grasteppich durch-
schritt, sprangen sie reihen-, ja manchmal regimenterweise vor uns
auf, verstört und hastig wie ein fliehendes Heer. St. parallelus Zett.
stellte sich nirgendwo in solchen kompakten Massen und auch nicht
entfernt in so weitgehender Variation ein, als hier auf etwa 1000 m
Erhebung. Später fand sich parallelus wieder inmitten einer geradezu
märchenhaften Vegetation von Narcissus poeticus, Anthericum lilhago
und Paradisia Iiliastrum sowie Campanula patula und ein einziger
Die Orthopteren der Schweiz. 133
Streifzug mit dem Netz brachte hunderte von Larven und einige
Imagines (Fruhstorfer, Wanderbilder. Monte Generoso, 27. VI.,
auf etwa 10001200 m neben Chrys. brachypterus, St. bicolor und
Thamn. apterus. Monte Camoghe, besonders auf etwa 1000 m, 24. VIII.
Monte Bisbino, auf trockenen Hängen im Ericetum neben Plat. bicolor.
Ligornetto, Meride, bis Ende X. hauptsächlich im Moor und sumpfigen
Wiesen, sehr gemein.
VIII. Puschlav,* bis 2500 m, VIII, Bergell,* von der Talsohle
bis 2000 m am Gallegione und im Val Bondasca, Mitte X. noch zab]-
reich auf der Alpe Cavio, 1900 m.
Die Höhenangaben Brunners (1200 m) waren schon von Graber
1867 überholt, der mit 7000 Fuß ungefähr die wirklich bedeutendste Er-
hebung angab, die parallelus erreicht. Jedenfalls begegnete ich S$t.
parallelus noch auf 2200 m Erhebung am Monte Gaggio am 5. X. 1918,
als die Alphütten unter seiner Fangstelle bereits bis zum Dach mit
Schnee bedeckt waren, so daß die Art nicht allein hohe vertikale Stand-
orte erreicht, sondern auch die in solcher Erhebung eintretenden
Temperaturminima zu überdauern vermag.
An den meisten Lokalitäten bleibt parallelus sehr beständig
und zwar sowohl in der Niederung (Moor von Ligornetto) wie auch
auf den Bergen (Generoso, 1200—1400 m). In der dolomitischen
Denti della Vecchia-Gruppe aber erreicht parallelus ein Variabilitäts-
maximum, wie es Puschnig 1910 (V.Z.B.G. Wien, 15) für die
Karawanken nachgewiesen hat. Alle Farbenabstufungen von hell-
grün bis dunkelbraun waren vorhanden, daneben auch noch Kombi-
nationen der dunkelsten Färbungen (z.B. am Thorax) mit ganz
hellen der Flügeldecken. Puschnig, Orthopt. Kärnten, unterschied
zwei Hauptformen pratensis und silvestris und glaubt ‚in den ganzen
sich kreuzenden, durcheinanderwogenden, durch Übergänge sich
verbindenden Variationsverhältnissen etwas wie „Formsonderung und
Artbildung‘‘ voraussetzen zu dürfen.‘
1920 erschien C'hort. parallelus in der Umgebung von Zürich überall
häufig, besonders an den mitüppigster Vegetation bestandenen Seeufern
von VII. bis Ende IX. $ und 9 lieben es, zwischer den Gras- und
Schilfhalmen sich zu tummeln und auf die Spitze der Halme zu springen,
an denen sie sich dann hurtig, wie Affen an einer Kletterstange, herab-
gleiten lassen, eine Gewohnheit, der auch Parapleurus alliaceus-SS
huldigen. Mitte VII. trafich C'h. parallelus in mäßiger Zahl in Molinia
und Filipendula Umgebung auf etwa 1000 m an den kleinen Mythen
im Kanton Schwyz. In gewaltigen Mengen belebte Ch. parallelus
den Anschwemmungsboden bei Cavaglia im Puschlav auf etwa 1700 m,
wo sie neben Gomph. sibiricus die dominierende Orthoptere vorstellte.
Die Art geht dann im Puschlav hinab bis Campocologno, wo sie sich
in Sumpfwiesen findet und belebt andererseits auch noch die Kuppe
des Pne Romerio neben Podisma pedestris und Gomph. sibiricus auf
etwa 2500 m Erhebung. Die Tiere waren aber am 13. VIII. noch nicht
völlig entwickelt. C'h. parallelus bewohnt auch das Bergell, von Maloja
an bis zur Landesgrenze, ohne jedoch irgendwo durch Massenent-
5. Heft
134 H. Fruhstorfer:
wicklung aufzufallen. Im ValBondasca findet sich Ch. parallelus
neben St. morio und Podisma pedestris auf Flach- und Hängemooren
bis etwa 2000 m.
Mitte X. war Ch. parallelus noch auf 2000 m Erhebung neben
Ch. morio und variabilis sehr zahlreich auf der Alpe Cavio, ferner
begegnete ich ihnen noch bis 1900 m im Vaccinietum bei Scanfs im
Oberengadin gegen Ende X. 1920.
St. parallelus (pratorum Yersin) läßt sich in seiner Stridulation,
die mehrere interessante Abweichungen zeigt, sehr leicht beobachten.
Keine andere Acridier-Art weist übrigens in der Dauer des normalen
Gesanges so viele Differenzen auf wie parallelus, die jedoch alle auf
den Einfluß der Hitze zurückzuführen sind. Niemals wiederholt das
& schneller seine Noten, als während der heißesten Tage des Mit-
sommers; die normale Stridulation dauert dann kaum lönger als eine
Sekunde. Sie wird schon merklich länger während des Monats Sep-
tember, und wird zu dieser Zeit selten in weniger als zwei “ekunden
ausgeführt. Dieselbe Erscheinung l#ßt sich auch Leobachten während
der verschiedenen Tagesstunden, ja sogar, wenn man dem Schatten
eines Baumes auf einer Wiese folgt. Man bemerkt dann, daß der
parallelus, welcher unmerklich von der Sonne in den Schatten gerät,
allmählich die Schnelligkeit seines Gesanges verlangsamt. Die
Stridulation verlängert sich dann auf 4 oder 5 Sekunden und statt
7 oder 8 Noten läßt er dann 12— 14 ertönen. Die Modifikationen sind
dann so ausgeprägt, daß, wenn der Klang nicht seinen Charakter be-
halten würde, es unmöglich wäre, den Gesang wieder zu erkennen.
Am interessantesten ist es, parallelus an den lauen Abenden, welche
auf heiße Augusttage folgen, zu beobachten. Dann stridulieren sie sogar
noch nach 10 Uhr abends, aber so langsam und faul, daß man den
Einfluß der ermattenden Saison spürt und das Gefühl hat, daß sie
auch noch die letzten Momente der Dämmerung genießen wollen.
parallelus ist der einzige Acridier, der im Schatten und nach Sonnen-
untergang noch geigt.
Sehr häufig wiederholt parallelus seine Musik, um dann eine Pause
von drei Sekunden eintreten zu lassen. Dann kommt es vor, daß ein
3 aus der Nachbarschaft antwortet, in der Weise, daß jenes musiziert,
während der erste schweigt. Diese Art der Konversation wiederholt
sich auch dann, wenn das eine $ den durch Schatten verursachten
anormalen Gesang anstimmt. Auch nach kühlen Nächten ändert sich
die Musik, die dann nur aus einer Note besteht, die stark trilliert
und während weniger als einer Sekunde unterhalten wird. Beobachtet
man das Insekt in diesen frühen Morgenstunden, so sieht man, wie es
die Sonne sucht, sich erwärmen läßt und das eine Hinterbein stets
tiefer als das andere hält. Während der Musik werden aber beide gegen
die Elytren gerieben, abwechselnd und nur kurz, ein Verfahren, das
von jenem während des normalen Gesanges abweicht. Erst nachdem
das Tier v’llig von der Sonne durchwärmt is*, beginnt es seine normale
Stridulation. Der anormal- Gesang ist ziemlich selten im Scmmer,
wird aber mit der vorrückenden Saison immer häufiger ( Yersin).
Die Orthopteren der Schweiz. 135
Chortippus pulvinatus Fisch.-W. 1846.
Oedipoda pulvinata Fisch.-W., Orth. Ross., 305, t. 23, £. 4.
Oedipoda pulvinatus Frey-Geßner, M. Sch. E. G. 1872, 19.
Stenobothrus pulvinatus Brunn., Prodr., 123. — St. p. Schoch, 37.
— St. p. Burr, 45. — St. p. Finot, 125, VIL.—XI. — St. p. Fruhstorfer,
. Wanderbilder.
Mediterran.
Gemein im mittleren und südlichen Frankreich, geht nicht nörd-
licher als Paris. Liebt Wiesen, Waldlichtungen und trockene Orte,
ist im Herbst ausgewachsen (Finot). In Norditalien gemein, im VIII.
und IX., in ganz Spanien von VIL.— XII. (Burr). In Südtirol im
Vallunga, an der Etsch (Cobelli). Die Art ist neu für die Schweiz
denn dievonFrey-Geßnerangegebene Fundort „am Fuße derVouache“
bei Genf liegt ziemlich weitab von der Schweizer Grenze am Rhone-
durchbruch. Alle Exemplare gehören zur kurzflügeligen Form dechivus
“ Bris. 1848, so daß die helvetischen Stücke als Ch. pulvinatus dechivus
Bris. zu umschreiben sind. Im Süden Frankreichs scheinen aber neben
kurzflügeligen dechivus auch besonders langflügelige Exemplare auf-
zutreten, weil Finot, 1. c., 126 ausdrücklich angibt: ‚Dans les types
meridionaux la longueur des &lytres estbien plus grande.“ AuchBurr
bemerkt, daß bei südlichen pulvinatus die Elytren und Flügel besser
als bei zentraleuropäischen Stücken entwickelt seien.
III. Umgebung von Genf, sehr selten, bei Vilette (Maerky). —
IV. Wallis, Sierre (Maerky). — VII. Tessin*, nur südlich von Lugano.
Die Fundstellen unter III. und IV. sind neu und wurden nach
Besichtigung der Coll. Maerky während der Korrektur eingeschoben.
Krauss hat das Vorkommen dieser Art ganz richtig dargestellt,
indem er Orth. Istriens 1878, 33 sagt: Bevorzugt trockene, steinige,
vegetationsarme Lokalitäten, kommt aber auch auffeuchten Wiesen vor.
In der Parklandschaft von Besazio fand sich pulvinatus auf z. T.
sterilen, z. T. sumpfigen Hängen, inmitten der bei St. vagans ge-
schilderten Pflanzenformation. Den ersten pulvinatus begegnete ich
am 7. VII.19 nahe der Kapelle von San Stefano-Chiasso (etwa 500 m)
im ausgedorrten Grase zwischen niederen Eichen, Sarothamnus, Calluna
vulgarıs, Ruscus aculeatus und verschiedenen Centaureen. Die Tiere
halten sich ganz nahe dem Boden und führen nur kurze, unbedeutende
Sprünge aus. In ihrer Begleitung Larven von Mantis religiosa, Oedi-
poda coerulea, Plat. giornae und Imagines von Calopt. italicus. Am
28. VII. fand sich pulvinatus bei Besazio, neben Plat. grisea und nahe
dem Dorfe, inmitten reicher Vegetation von Clematis recta, Chrys.
corymbosum auf dem Wege zur Kapelle San Agata, etwa 600 m. Am
12. VIII. im Moor von Ligornetto einige verirrte Exemplare neben
Stenob. dorsatus, als Gentiana asclepiadea blühte und im Ried Thamn.
chabrieri, fallax neben Phaneroptera 4-punctata, Ariphridion fuscum
und Conocephalus sich tummelten. Nördlicher und isolierter liegt die
Station am Südfuß des Sassalto von Caslano, wo pulvinatus inmitten
einer grandiosen, insubrischen Vegetation von Peucedanum oreoselinum,
5. Heft
136 H. Fruhstorfer:
venetum, Gallium purpureum, Anthericum ramosum, Teucrium mon-
tanum, Satureia calamıntha, Clematis recta, Aster linosyris, abgeblühten
Dictamnus albus sich neben St. rufipes, Plat. giornae bewegt.
Gattung Areyptera Serv. 1839.
Ins. Orth., 743.
Areyptera fusca Pallas 1773.
Gryllus fuscus Pall., Reise II, Anhang, 727.
Steteophyma variegatum Fisch., 1853, 358.
Arcyoptera variegata Meyer-Dür, 7. u. 14. — A.v. Frey-Geßner,
M. Sch. E. G. 1872, 17. — A. v. Frey-Geßner, Mur., 81.
Stethophyma fuscum Brunn., 141. — St. f. Schoch, 37. —- St. f.
Finot, 137, VIL.—X., nur bis 1000 m.
Arcyptera fusca Burr, 50. — A. f. Zacher, 149.
Sibirisches Element, das sich in Spanien verliert.
Arcyptera fusca (Sten. variegatus Yersin) macht sich unter allen
Acridiern durch die Intensität ihrer Stridulation bemerklich. Die
Musik besteht normalerweise aus fünf Tönen, zwei starken und kurzen,
einer etwas schärferen und längeren und zwei ähnlich den ersten.
Die zwei starken Töne dauern zusammen weniger als eine Sekunde.
Sie werden durch eine lang anhaltende Bewegung der Musikbeine
hervorgerufen, welche übrigens die Elytren nur beim Zurücksinken
berühren. Die schärfere Note entsteht durch eine zitternde, kurze
Bewegung der Beine, die ungefähr zwei Sekunden lang unterhalten
wird. Es kommt vor, daß Arcyptera, während sie im Gras marschiert
oder am Morgen, wenn sie anfängt zu singen, nur die starke Note ein
oder zweimal hintereinander hören läßt ( Yersin).
Nordtirol, bis 6000 Fuß, manchmal wegen ihrer großen Gefräßig-
keit schädlich. Im äußersten Süden Tirols selten (Graber). Nord-
tirol in der Finstermünz, bei Landeck (Krauss). Südtirol am Ada-
mello, im Fassatal, ber Tione (Cobelli),. Auf grasigen Abhängen
oder im Ericagebüsch der bewaldeten Region hoher Berge in Frank-
reich nicht selten. Basses Alpes, Pyrenäen, bis 1000 m. Grande-
Chartreuse (Finot). Auf üppigen Gebirgswiesen im südlichen Europa,
auch nördlich von den Alpen. Im ganzen Jura und in den Alpen
der Schweiz und Österreichs, wo die Species bis 1500 m steigt. Findet
sich außer am Südabhang der Alpen (Tessin, Sondrio) in Italien nicht,
ebensowenig in Dalmatien (Brunner).
I. In montibus Jurassicis ex gr. ad „La Coudre‘‘ prope Savigny
frequentiss., exeunte Junio; in Alpibus prope Morges ad lacum Le-
manum abundans ( Yersin, teste Fischer).
III. Saleve (Mus. Basel).
IV. Auf allen Wiesen und Wegen von Niederwald bis Obergesteln
in endloser Zahl, bei Münster bleibt sie zurück, erscheint aber ober-
halb Inden und Leuk wieder zu Tausenden (Meyer-Dür, 7). Belebt
im Wallis und Tessin die Alpwiesen. Überaus häufig ist sie auf allen
Wiesen um das Leukerbad bis nach Inden hinunter, dann wieder im
Die Orthopteren der Schweiz. 137
Oberwallis von Obergesteln bis gegen den Rhonegletscher. —- Manche
92 sind von enormer Größe, haben dann aber sehr verkürzte Flügel-
decken (Meyer-Dür, 14). Im Wallis unter der Furka häufig und bis
8000 Fuß ansteigend (Frey-Geßner). Wallıs, Val Nendaz*, auf
etwa 1000 m, in Gesellschaft von Pod. alpina, Decticus, Plat. saussureana.
Am Sanetsch* unter Zanfleuron, etwa 1200 m. Lötschental, unter Ried,
etwa 1500. m, 1917 sehr gemein, 1919 sehr selten. Chandolin (Schult-
hess). Visperterminen, Zermatt (Naegeli).
V. Glarner Alpen (Heer, Fischer). Weißenburg, Kanton Bern
(Schoch). St. Gotthard, unter der Teufelsbrücke (Bremi, teste
Meyer-Dür).
VI. Rhaetien, Samnaun (Bremi, teste Fischer.)
VII. Tessin, 1918.* Pizzo Claro, 9. VIII, etwa 1000 m, Piandolce,
31. X. 1918, etwa 1300 m. Monti dı Ditto, 27. IX., etwa 1000 m.
Monte Boglia, IX.— XL, 1200—-1500 m, sehr gemein, neben Decticus,
Plat. bicolor, Ps. stridulus, 19'9.* Auf dem Weg zu den Corno di
Gesero, 3. VII., über Carena, neben Decticus, Psophus, St. lineatus sehr
gemein. Generoso-Crocetta, 1200 m, Ende VII., Anfang VIII,
selten, neben Psophus, St. morio, lineatus, rufipes. Passo Predelp,
10. VII., von 1000— 1400 m, nicht so gemein wie der neben ihr vor-
kommende Gomph. sibiricus. Pne di Trosa bei Locarno,* 1800 m.
Monte Bre, 1000 m.
Arcyptera fusca ist mehr als ihr ständiger Begleiter P. stridulus
an üppige Vegetation gebunden, liebt zwar feuchte Düngerwiesen,
findet sich aber dennoch nirgends im eigentlichen Moorgebiet. In
regenreichen und selbst in trockenen Jahren, dann aber fast nur
auf Urgestein, zählt fusca zu dem durch Häufigkeit dominierenden
Örthopteren des gesamten Tessin und bildet unter den alpinen
Acridiern weitaus die stattlichste Erscheinung, während Ps. stridulus
sich durch seine Färbung und sein Lärmen bemerkbar macht.
Aber auch die fusca-$& bringen beim Auffliegen ein papiernes Geräusch
zustande, während die 2% durch ihre wuchtigen Sprünge auffallen.
Arcyptera flavicosta Fisch. 1853.
Stauronotus flavicosta Fisch., Orth. europ., 353, t. 17, f. 12, 12a.
Stethophyma flavicosta Brunn., Prodr., 1882, 143. — St. fl.
Finot, 138.
Arcyptera flavicosta Burr 1910, 51, Sal&ve, Nizza. — A. fl. Zacher,
150.
Sibirisch, bis Spanien verbreitet.
Nicht in der Schweiz, nur vom Sal&ve bekannt. Nach Finot in
Frankreich nur bei Nizza und am Saleve gefunden. Dubrony nennt
die Apenninen bei Voltaggio in Ligurien als einzigen Fangplatz, Burr
außerdem Portugal und Spanien. Westpreußen, die Mark, Mecklen-
burg, der Harz und Frankenjura (Zacher).
5. Hett
138 H. Fruhstorfer:
Genus Ailopus Fieb.
Arlopus Fieb., Lotos, V. 1853, 100.
Epacromia Fisch., XI. 1853, 296.
Aeolopus Kirby, Catalog 1910, 190.
Ailopus strepens Latr.
Acridium strepens Latr., Hist. Nat. Crust., 154.
Arlopus thalassinus Frey-Geßner, M. Sch. E. G. 1878, 11.
Epacromia strepens Brunn., Prodr., 145. — E. str. Finot, 140,
IX.—V.
Epacromia strepens Burr., 53. — E. str. Zacher, 151. — EB. str.
Fruhst., Tess. Wand.
Mediterran.
In Frankreich nicht nördlicher als Bordeaux und Montelimar,
man findet sie ausgewachsen fast das ganze Jahr und fast überall
(Finot). Häufig während des ganzen Jahres auf der iberischen Halb-
insel und in Norditalien. Schwierig zu fangen (Burr). In Tirol mit
Ausnahme der nördlichsten Täler bis etwa 2500 Fuß an sterilen Plätzen,
besonders den Olivengärten bei Arco und Riva, VIL.— X. (Graber).
Nach Rudow auf dürren Sandbergen in Mecklenburg. Entgegen
Zacher halt: ich mit Burr und Redtenbacher dafür, daß Rudow
diese Art und nicht die feuchtigkeitsliebende A.thalassinus inMecklen-
burg (als den einzigen Fundort nördlich der Alpen) beobachtete.
III. An der Arve bei Genf, stets in Gesellschaft von A. tergestinus
(Maerky).
IV. Wallıs (Mus. Genf).
VII. Tessin. Bereits in der zweiten Aprilhälfte ım Agnodelta
bei Lugano, dann Ende VII. am Seeufer bei Lugano und von Mitte X.
bei Mendrisio auf Gras in der Weinbergregion des Generoso (Frey-
Geßner). Salvatore, 18. XI.*, etwa 700 m. Mte. San Giorgio*,
20. XL, etwa 1000 m, sehr zahlreich. Cademario*, Malcantone,
etwa 800 m, 24. XI.
1919. Hügel bei Chiasso*, von VII. bis 20. XI. Muzzano, XI., 1905.
Mendrisio, XI. 1905. Lugano, Locarno (Coll. Schulthess).
Fischer-Freiburg hat Al. strepens noch nicht erkannt, sondern
als Form von Ail. thalassinus F. aufgefaßt. Frey-Geßner, der
strepens bei Mendrisio fand, schloß sich auch der Fischer’schen An-
sicht an. Da aber seither Arl.thalassinus von keinem Autor und Sammler
aus dem Tessin erwähnt wurde und ich selbst innerhalb zweier Jahre
stets nur Aul. strepens beobachtete, ist es so gut wie ausgeschlossen,
daß Ail. thalassinus tatsächlich bei Lugano vorkommt. Auch die Zeit-
angaben Frey-Geßners (zweite Aprilhälfte) harmonieren viel mehr
mit strepens. Dieser überwintert regelmäßig in der Schweiz, was nicht
für thalassina gilt, die unseren Winter nicht zu überdauern vermag,
wenngleich man dies in Südfrankreich gelegentlich beobachtete.
Ail. strepens ist im Tessin ein Bewohner kurzgrasiger, steiniger, sonniger
Abhänge, der sich auch gern auf Felsen setzt. Zirpt sehr laut und verrät
sich dadurch schon auf große Distanzen. Von mir als neu für die Schweiz
Die Orthopteren der Schweiz. 139
zuerst mit Sicherheit nachgewiesen. Die ersten Exemplare Anfang
Juli bei Chiasso und am 21. VIII. 1919 am Monte Bisbino. strepens
ist sonst der späteste Vogel der Schweizer Orthopteren, dessen Haupt-
flugzeit erst X. beginnt und XII. endet. strepens vermag hohe Kälte-
grade zu überdauern. Mir selbst ist strepens noch am 24. XI. 1918
bei Cademario nahe Lugano begegnet, zu einer Zeit, in der die Quellen
und Bächlein, ferner teilweise die Straßen, schon mit einer dichten Eis-
schicht überdeckt waren. Aucham 18. XI. 1919 bewegte sich A. strepens
noch bei Besazio im kurzen Gras und abgefallenen Laub neben den
Schneeresten. Sie hatten durch die Kälte nichts an ihrer Aktivität
eingebüßt. Einige von ihnen führten ihre Halbkreis- oder Kreisflüge
innerhalb einer Distanz von 1-2 m aus, andere aber erhoben sich,
aufgescheucht, viele Meter hoch in die sonnige Morgenluft und ließen
sich erst auf 10—15 m Entfernung nieder. Noch interessanter war
das Auftreten von E. strepens am 1. XII. 1919 am Monte Salvatore,
nachdem wenige Tage vorher etwa 40 cm Schnee gefallen und am 1. XII.
der Gipfel und die Hänge des Berges noch mit, einer 25—30 cm hohen
Schneelage bedeckt waren. An schneefreien Stellen aber blühte Helle-
borus niger, Daphne cneorum und Tragopogon pratensis und zwischen
ihnen tummelten sich Acl. strepens im Verein mit Gomph. rufus, Sten.
bicolor und Tettix kraussi.
Dr. Schneider-Orelli beobachtete Epacr. strepens Ende März
1921 am Monte Generoso noch auf etwa 1000 m Erhebung, nahe der
Station San Antonio, in Anzahl fliegend. Es handelt sich auch hier um
überwinterte Exemplare.
Ailopus thalassinus F. 1793.
Gryllus thalassinus Ent., Syst. IL, 57.
Arlopus thalassinus Meyer-Dür, 15. — A.th. Frey-Geßner, M.
Sch. E. G. 1872, 17. — A. th. Frey-Geßner, Mur., 83.
Epacromia thalassina Fisch., 361. — E.th. Brunn., Prodr., 147,
Genf, nördlich bis Parıs. — EZ. th. Finot, 141, überwintert. — E. th.
Burr, 53. — E. th. Zacher, 152.
Tropisch-mediterrane Art.
Epacr. thalassina auf feuchten Stellen am Genfersee ziemlich
häufig, liebt es, auf der Erde zu laufen, auf welcher sie ihre Nahrung
sucht. Wird sie erschreckt, so fliegt sie eine ziemlich große Distanz
und produziert durch das Schlagen der Flügel ein ziemlich starkes
Geräusch. Gewöhnlich vereinigen sich mehrere Männchen, setzen sich
Seite an Seite, dann aber wechseln sie wie spielend den Platz, ent-
fernen oder nähern sich und der eine steigt auf den andern. Während
dieser Spielerei führen sie anhaltende Bewegungen mit einem, aber noch
häufiger mit den beiden Musikbeinen gleichzeitig aus. Einer von ihnen
läßt, während er sich entfernt, durch eine schnelle und kurze Vibration
eines seiner Musikbeine ein sehr schwaches, taubes Geräusch, während
wenigstens einer halben Sekunde, ertönen. Er rückt dann etwas ab
von seinem Platze, läßt das andere Bein vibrieren, bewegt sich wieder
vorwärts, um die stridulierenden Bewegungen fortzusetzen, dazu bald
5. Heft
140 H. Frubstorfer:
das rechte, bald das linke Bein verwendend. thalassina 3 wiederholt
diese Kunststücke so lange, bis er einem anderen Individuum, sei es $
oder 2 begegnet, denen gegenüber er dann seine Bewegungen wieder-
holt (welche ? Frage des Autors des Buches!). Ein einziges Mal sah ich
ein $ die zitternden Bewegungen mit zwei Musikbeinen ausführen.
Das $ war allein, den Kopf auf die Erde gestützt, das Abdomen und die
ganze hintere Partie des Körpers hoch erhoben, in der Weise, daß ein
Winkel von ungefähr 45 Grad entstanden war. Wenn das $ sich seiner
beiden Hinterbeine auf einmal nur dann bedienen kann, wenn er diese
unbequeme Stellung einnimmt, dann kann man allerdings leicht ver-
stehen, daß cr dies nur selten ausführt. Das ® produziert die
vibrierenden Bewegungen viel seltener als das $. (Yersin).
Bewohnt das südliche und mittlere Frankreich, geht im Norden bis
zum Walde von Fontainebleau, hält sich auf Brachland nahe demW asser
auf, einzelne Individuen überwintern (Finot). In Ligurien von
Ende VIII. an sehr häufig, überwintert und hält sich dann bis Mitte V.
(Dubrony). In Italien im Sommer gemein, ebenso durch die ganze
iberische Halbinsel (Burr). Am sandigen, binsenbewachsenen Innufer
bei Wattens häufig. Die grüne Spielart selten (Graber). Im Valle
Lagarina auf feuchten Wiesen und am Ufer der kleinen Seen von
Marco, VIII, IX. (Cobelli). In Istrien auf feuchten Wiesen und
Sumpfland bei Monfalcone bis an die Dünen, Ende VIL.—X. (Krauss).
In ganz Süddeutschland, aber sehr lokal (Zacher).
„Helvetia“ (Charpentier, Serville, Yersin teste Fischer).
III. Genf (Brunner, Schulthess).
IV. Visp(Frey-Geßner). Siders(Schulthess). Sion,* 17. VII. 19
VII. Tessin, alle Fundortsangaben von Frey-Geßner beziehen
sich auf Aul. strepens.
Bei Arlopus thalassinus vermögen wir noch in der Gegenwart den
Weg zu rekonstruieren, den die Art eingeschlagen hat, um von den
Gestaden des Mittelmeeres ins Wallis, (wo sie jetzt, obgleich von ihren
Stammesgenossen völlig abgeschnürt, dennoch massenhaft auftritt), zu
gelangen. Die Beweise für den Talweg, und daß sie durch die burgundische
Pforte gewandert, bilden die kleinen Kolonien der Art, welche sich
bei Genf noch heute als Relikte der postglazialen Steppenperiode finden.
Vermutlich wird sich auch noch der ständige Begleiter von A. tha-
lassinus, nämlich Azl. tergestinus, bei Genf ermitteln lassen, weil diese
Art von früheren Autoren fast nie erkannt, mit Arl. thalassinus zu-
sammengezogen und wohl nur deswegen nicht vom Genf r Seebecken
erwähnt wurde.)
Ailopus tergestinus Charp. 1825.
Gryllus ‚tergestinus Charp., Hor. Ent., 139, Type aus Triest.
Arlopus tergestina Meyer-Dür, 15. — A. t. Frey-Geßner, Murith., 83.
Epacromia thalassina var. Fisch., 361.
!) Anmerkung. Die Entdeckung ist inzwischen durch Mons Charles
Maerky’s Eifer tatsächlich erfolgt.
Die Orthopteren der Schweiz. 141
Epacromia tergestina Brunn., Prodr., 147. — E.t. Schoch, 38. —
E.t. Finot, 142, VI., VII — E.t. Stoll, 169. — E.t. Schulth., 31,
Siders, Domleschg.
Orientalisch, mediterran (China bis Sarepta, Triest bis Spanien).
A.tergestinus liebt nach Finot salzige, vom Meere zeitweise über-
schwemmte Wiesen. Nach Brunner kommen die größten Exemplare
bei Triest, die kleinsten bei Sarepta vor. Krauss fand die Art beı
Innsbruck. Aus Südtirol bisher unbekannt.
E.tergestinus und eine Farbenvarietät, Z. viridis Mab., fanden
sich auf der Insel Oleron, auf mit Spartina striata, Obione portulacoides,
Suaeda und Statice bewachsenen Strandwiesen. tergestina dort sehr
häufig, klettert auf die Pflanzenstengel, um auf diesen die Nacht zu
verbringen. Wenn Zpacromia dann nachts oder morgens von der
Flut überrascht wird, kann das schlaftrunkene Insekt dem steigenden
Wasser nicht entgehen und läßt sich eintauchen. Während der Ebbe
findet man dann die völlig durchnäßten und flugunfähigen Epacromia.
Mit den ersten Sonnenstrahlen aber erholen sie sich schnell und unter-,
nehmen ihre ausgedehnten, andauernden Flüge (R. Mabille, A. 8.
-E. F, 1906).
III. Sierne bei Genf, auf kleinen, beweglichen Sandinseln und am
Strande der Arve sehr häufig. Larven bereits am 20. V.21 ın Anzahl
vorhanden (Maerky). Veyrier, Etrembi£ere, längs der Arve, La Plaine,
auf Sandbänken der Rhone, Thonons, Bouveret, Villeneuve, überall
in Gesellschaft von A. strepens, vorwiegend in der grauen, selten in
einer grünen Farbenvarietät.
IV. Wallis, von Visp bis Siders. Pfynwald, 14. VIII. 85 (Schult-
hess).
VI. Graubünden, Domleschg (Schulthess). Rothenbrunnen*,
7.X.1920, 625 m.
VII. Tessin, Locarno, 18.X.08 (Schulthess).
Aus der Schweiz ist A. tergestinus seit 1825 durch Charpentier
bekannt, der Exemplare von Studer empfangen hatte. Meyer-
Dür vermutete deren Vorkommen in der südlichen Schweiz, Schoch
nannte auf Frey-Geßners Funde fußend, Visp als Standort, den
Dr. Schulthess bestätigte und Siders wie auch das Domleschg als
weitere Stationen neu einführte.
Auf verschlammten, von Typha, Juncus alpinus, Equisetum,
Phragmites, Veronica beccabunga umgebenen Sandbänken der ein-
gedämmten Altwasser des Rheins bei Rothenbrunnen am 7. X. 1920
nicht sehr selten. Die scheuen Tiere sind ihrer Umgebung gut ange-
paßt, daher sehr gut gedeckt. Aber selbst bei vorsichtigster Annäherung
erheben sie sich sofort und schwirren auf kürzere oder weitere Strecken
nahe dem Schlamm- oder Sandboden dahin. Lassen sie sich dann
wieder auf dem Sande nieder, sind sie relativ leicht zu er-
beuten. Fliegen sie aber ins hohe Schilf, dann wissen sie sich so gut
zu verbergen, daß ein Erhaschen unmöglich wird. Auf dem schlammigen
Substrat leisten ihnen Tettix subulatus Gesellschaft, während sie im
5. Heft
142 H. Fruhstorfer:
Phragmites-Röhricht von Pachytylus danicus und migratorius um-
schwirrt werden, die darin ihre weiten Rundflüge, auf 20-30 m Ent-
fernung hin, ausführen.
Genus Mecostethus Fieb. 1853.
Lotos III, 99.
Meecostethus grossus L. 1758.
Locusta grossus L., Syst. Nat. X, I., 433.
Gryllus grossus Fuessly, 23, Veltlein.
Stetophyma grossus Dietr., 332, Hüttensee.
Mecostethus grossus Meyer-Dür, 14. — M. g. Frey-Geßner, Mur., 83.
— M. g. Schoch, 36. —: M. g. Finot, 104, VIIL—X. — M. g. Burr, 54.
— M.g. Zacher, 153.
Sibirisches Element.
Ein überaus behendes Tier (?), in feuchten Wiesen und Wasser-
gräben im ganzen nördlichen Europa, von Lappland bis zu den Alpen
und hier bis zu bedeutender Höhe am Rigi (Brunner). In Südtirol
nicht selten, im Schilf um den See bei Völs, Ende VIII. (Krauss).
In ganz Frankreich, aber weniger häufig im Süden (Finot). In Nord-
tirol von VIL—X., wo sie bis 6500 Fuß am Patscherkofl emporgeht
und auch sonst im Hochgebirge in quellreichen, moorigen Holzschlägen
mit Gomph. sibiricus, rufus, St. viridulus und Pod. alpina oft massen-
haft und in den schönsten Spielarten angetroffen wird (Graber).
Häufig und an denselben Orten wie Par. alliaceus, doch erscheint sie
früher und ist bis auf Alpwiesen von 4000 Fuß verbreitet. Immer im
tiefen Grase an sehr nassen Stellen, hüpft plump und unbehülflich.
In zahlloser Menge am Lowerzer See, auf dem Böniger Moose, scheint
übrigens durch die ganze Schweiz verbreitet (Meyer-Dür).
II. Hüttensee (Dietrich). Katzensee (Schulthess). Lowerzer
See (Bremi, Meyer-Dür), in zahlloser Menge. Böniger Moos (Meyer-
Dür). Burgaeschisee, sehr gemein (Born), Amden, 900 m, 22. VII.
(Klöti). Curfirsten*, am Waldrand auf Sumpfwiesen, 1. X. etwa
1200 m auf dem Weg zum Leistkamm. Rigi, 1800 m (Brunner).
Münchenbuchseemoos, Selhofenmoos bei Bern (Steck). An allen
Seeufern bei Zürich, Türlersee, 19. VI., Larven. Imagines zahlreich,
VIII, IX. Pfäffikersee,* dort Exemplare mit weinrotem Thorax nicht
selten, 11. IX. Lützelsee,* 11. IX. Thalwil,* 20. IX.
III. Genfer Seebecken (?).
IV. Wallıs*, schon Mitte VII. einzeln bei Sion in Sumpfwiesen.
Siders (Schulthess).
V. Kleine Scheidegg, 2000 m (Born). Glarus, Mehrenalp,* etwa
1000 m., VII.
VI. Engadin, Statzersee* bei Pontresina, VIII. Unterengadın,
bis 1400 m. Brigels (Schulthess). Vals (Rühl). Disentis, 1100 m.
Lenzerheide, 1500 m (Stoll).
VI. Lugano, 20. X. 1902 (M.P. H.).
VIII. Veltlein (Fuessly).
Die Orthopteren der Schweiz, 143.
Dieser auch in Nordspanien und Nordportugal noch vorkommende
typische Sumpfwiesenbewohner wird südlich der Alpen, z. B. in Italien,
nur vereinzelt angetroffen.
Im Tessin bin ich der Art nirgendwo begegnet, möglich, daß sie
nördlich von Lugano, im Vedeggiotale, auftritt. Im Wallis erscheint
M. grossus bereits Mitte VII. in den Sümpfen des Rhonetales bei
Sitten, inmitten einer reichen Vegetation von Phragmites, Equisetum,
Mentha und Epipactis palustris in Gesellschaft von St. dorsatus, pa-
rallelus, Plat. roesei. Am 0Burgaeschisee sehr häufig, neben vielen
Thamn. griseus, Xiphidion [uscum usw.
Bei Zürich, namentlich am Pfäffikersee, sind Exemplare nicht
selten mit weinroten lateralen Partien des Kopfes, des Thorax und
der Oberseite der Schenkel. Manchmal erscheint auch die Brustplatte
rot gefleckt oder bespritzt (forma vinula forma nova). M. grossus
zählt wie Ch. parallelus, Tettix subulatus zu den Arten, welche auch
unterwegs sind, wenn trübes oder regnerisches Wetter herrscht. Ich
kann mich aber der Anschauung Brunners, daß grossus ein bewegliches
Tier sei, nicht anschließen, denn es ist sehr leicht, selbst an sonnigen
Tagen, die Sg der Art im Schilf oder Gestrüpp mit der Hand zu fangen
und die 2? sind wohl neben Podisma pedestris-?Q vermutlich die
schwerfälligsten Orthopteren unserer Fauna.
| Genus Psophus Fieb.
Lotos 3, 122.
Psophus stridulus L. 1758.
Gryllus stridulus L., S. Nat. X, 432.
Gryllus stridulus L., 8. St. Nat. X, 432. —:@. str. Fuessly 1775, 23.
Pachytylus stridulus Fisch., 399.
Oedipoda stridula Meyer-Dür, 20.
Oedipoda stridulus Heer 1846, 208.
Psophus stridulus Frey-Geßner, Murith., 85. -—- P. str. Brunner,
Prodr., 175. — P. str. Schöch, 38. — P. str. Finot, 157, VIL—X. —:
P. str. Schulthess 1903, 35. —- P. str. Burr, 55, — P. str. Nadig, 128.
Sıbırisch.
Ebenso wie Pachyt. cinerascens striduliert auch Ps. stridulus
nicht und ihre Elytren haben keine Saiten und ausgesprochene Inter-
valle. Aber das Männchen bringt durch die Flügelbewegung dennoch
ein klapperndes Geräusch hervor, das so lange dauert, als das Insekt
fliegt. Die PP? springen dagegen schwerfällig wie Kröten im Grase
(Frey-Geßner).
Von den sonnigen Hügeln der Niederung steigt sie auf dem Kalk-
gebirge bis zur oberen Legföhrengrenze (6—7000 Fuß) (Graber).
Voralberg im Bregenzer Wald, am Arlberg, überall häufig (Krauss).
In Frankreich auf die gebirgigen Gegenden beschränkt, nur ganz
ausnahmsweise einzeln im Tale (Finot).
Verbreitung in der Schweiz:
5, Heft
144 H. Fruhstorfer:
I. Jura ob Solothurn, Gislifluh bei Aarau (Meyer-Dür). Val
de Joux (Klöti). Solothurner und Berner Jura, Hellköpfli (Born),
in 2 Exemplaren, bei welchen die Elytren die Htlbsspitze erreichen.
Überaus häufig auf den Randen-Hochwiesen, von 700-—900 m (Dr. Ris).
In Schaffhausen ein Heuschreck, den auch das löbl. Publikum kennt
(Dr. Ris). — II. Schnebelhorn, Kanton Zürich, 3000 Fuß (Bremi,
teste Fischer). Albis (Meyer-Dür). Vor etwa 30 Jahren am Irchel
(Dr. Ris). Flums, z. T. SS mit sehr langen Elytren (Engel). Schnebel-
horn*, 29. VIII.20, über On. spinosa und Adlerfarn hinwegfliegend,
selten. — III. —- IV. Ob Inden im Wallis kommen 92 mit kurzen
Flügeldecken in auffallender Größe vor (Meyer-Dür). Wallis, überall
auf trockenen Weiden und kurzgrasigen Abhängen (Frey-Geßner). °
Zermatt, sehr häufig (Kutter). — V. In der Wart, pagi Glaronensis,
prope Schwandten (Heer, teste Fischer). Kandertal (Meyer-Dür).
— VI. Rhaetia prope Flims, 3500 Fuß (Heer, teste Fischer). Dissentis
Brigels, Domleschg, Oberengadin (Schulthess). Vals (Rühl). Lenzer-
heide, 1500 m (Stoll).
Rothenbrunnen,* 7. X. 20.* Schafberg bei Pontresina,* aber kaum
höher als 1900 m. Umgebung von Pontresina.
Ps. stridulus fand ich stets nur an trockenen, vegetationsarmen,
xerothermischen Lokalitäten. Er steigt im Öberengadin bis 1850 m.
Im allgemeinen geht die Art nicht unter 900—-800 m herab und so-
mit ist das massenhafte Auftreten im Domleschg bei 650 m ein un-
gewöhnliches. Die 2? können durch kein Mittel zum Auffliegen ge-
bracht werden, während die 22 bei Berlin ausgebildete Elytren tragen,
gleich gut fliegen und ebenso schnarren wie die $& (Schulthess).
VII. Lugano (Heer, teste Fischer). Tessin 1918.* Inmitten
sehr reicher Vegetation, aber auch an dürren Hängen am Monte Boglia,
VIIL—X., sehr häufig. Monte Tamaro, 25. VIII., etwa 1600—-1700 m.
Piandolce ob Bellinzona, 31. X., 1200—1300 m. Mte. di Carasso,
5.X., etwa 1400 m. — Tessin 1919.* Infolge der Dürre sehr selten.
Monte Boglia, VIII. Monte Camoghe über Isone, 1200 m, 24. VIII.
Generoso-ÜCrocetta, Ende VII., etwa 1200 m. Monte Bisbino, 21. VIIL.,
auf etwa 1000 m. Locarno, Mte. Bre, 1000 m, IX. (Klöti). Mesocco
(Heer, teste Fischer). — VIII. Puschlav, anscheinend recht lokalisiert,
von mir nur bei Cadera längs des Schienenstranges der Berninabahn
beobachtet, 17. VIIL, etwa 1400-1500 m, wo die Art in Gesellschaft
von Gomph. livoni, Ch. lineatus, Oedipoda miniatus vorkommt.
Psophus stridulus gehört zu den Charaktertieren der Tessiner
Alpen, die uns stets begegnen, wenn wir Höhen von 1000 m Erhebung
überschritten haben. Fuessly sagt 1775, daß er auf Brachäckern,
trockenen Viehweiden und Wiesen ziemlich gemein sei, auf ersteren
würde man ihn aber heutzutage vergeblich suchen. Genauer ist schon
die Fischersche Umschreibung ‚‚in Helvetia regione etiam subalpina‘“,
sowie die „trockenen Abhänge und blumenreichen Schutthalden‘“,
von denen Meyer-Dür spricht.
Die Orthöpteren der Schweiz. 145
Gewiß ist, daß wir siridulus niemals an feuchten Stellen antreffen,
was von seinem treuen Begleiter, Arcyptera fusca, eher gesagt werden
kann, weil sich dieser auf üppigen, von Wassergräben durchzogenen
Fettwiesen noch sehr behaglich fühlt. 1918 recht häufig, zeigte sich
stridulus 1919 im Tessin nur sehr selten. Am Generoso wie am Monte
Boglia und Monte Bisbino beobachtete ich stridulus nur über der
Buchenregion auf grasigen Hängen, wo er sich in Gesellschaft von
Chrys. brachypterus, St. parallelus, lineatus, morio, Decticus, Arcyptera
findet, aber mit seinen roten Flügelfahnen und seinem papierenen .
Geräusch weitaus die auffallendste Erscheinung bildet.
Je nach den Jahren erweist sich Psophus mehr oder weniger
kältebeständig. Im sehr milden Tessiner Herbst von 1918 fand er sich
Ende X noch häufig auf Höhen von 1200—1300 m, 1919 dagegen, wo
sehr früh Nachtfröste eintraten, verschwand die Art jedoch schon
Anfang X., was aber vielleicht mehr auf seine Seltenheit in diesem
anormal trockenen Jahre zurückzuführen sein dürfte. Im Ober-
und Unterengadin blieb dagegen stridulus recht aktiv und beobachtete
ich laut schnarrende Exemplare bis auf etwa 1800 m bei Scanfs
vom 21.—24. X. 1920 und noch zahlreicher auf den Triaskalkhügeln
bei Ardez.
Gattung Oedaleus Fieb.
Fieber, Lotos III, 126.
Oedaleus nigrofaseiatus D> Geer 1773.
Acrydium nigrofasciatum De Geer, Mem. Ins. III, 493, t. 41, £. 5.
Pachytylus nigrofasciatus Fisch., 397.
Oedipoda nigrofasciata Meyer-Dür, 21. — Oe.n. Frey-Geßner,
Mur., 85. Oe. n. Pirotta, 29.
Pachytylus nigrofasciatus Brunn., Prodr., 169.
Oedaleus nigrofasciatus Schoch, 38. — Oe. n. Finot, 155, VIL—IX.
— Oe.n. Stoll, 172. — Oe. n. Burr, 56, Wallis. — Oe. n. Zacher, 160,
Thüringen.
Oedaleus flavus Kaıny, D. E. Z. 1907.
Paläotropisch.
Im mittleren und südlichen Frankreich gemein, geht nördlich
bis Paris, ist aber im Süden von viel ansehnlicherer Gestalt (Finot).
In Italien gemein, ebenso in Spanien und Portugal (Burr). Nur
in Südtirol zwischen Weinbergen bei Brixen in Gesellschaft von St.
petraeus, am Lago di Levico und bei Meran (Graber). Bei Völs,
Bozen, am Calvarienberg und am Rüchelberg bei Meran (Krauss).
II. Hüningen, in campis prope H. haud procula Basilea (Fischer).
— IV. In alpibus Valesiacus frequ. (Charpentier, Yersin, teste
Fischer). Nur bei Siders auf dem trockenen, heißen Burghügel in
Gesellschaft von Calopt. italicus und Oed. coerulans, jedoch in großer
Menge (Meyer-Dür). -— VII. Tieino (Pirotta). Lugano (Stoll).
Archiv für Naturgeschichte
1921. A. 5. 10 5. Heft
146 H. Fruhstorfer:
Gattung Pachytilus Fieb. 1852.
Fieber in Kelch, Orth. Schlesiens 1852, 5.
Pachytilus migratorius L. 1758.
Gryllus locusta migratorvus L., Syst. Nat. X, 432.
Gryllus migratorius Heer 1846, 209.
Pachytylus migratorium Brügger, Jahresb. Sct.w. Nat. Ges. 1875,
171. m unteren Misoxtal vereinzelt.
Pachytylus migratorius Fischer, 393. — P. m. Brunn., Prodr. 172.
— P. m. Schoch, 38. — P. m. Burr, 57. — P. m. Tümp. 1908, 249,
Schaffhausen.
Orientalisch, von der Mongolei bis Frankreich.
Sehr selten im Süden Frankreichs, einmal ein $ bei Paris gefangen
(Finot). In Tirol anscheinend nur periodisch auftretend. 1861 ein
Exemplar, Gurglerferner, tot; 1876 Voralberg; 1886 Meran (Dalla
Torre).
Helvetia: I.. Biel (Brunner). — Il. Ein ganz isoliertes Vor-
kommen findet sich am Rhein bei Schaffhausen. Hier ist die Species
endemisch und hat einen eigentümlichen Typus, in dem sie zunächst
kleiner als im östlichen Europa ist, dann aber auch viel dunkler ge-
zeichnet erscheint; namentlich fehlen niemals die beiden dunklen
Längsstreifen am Pronotum. Im Jahre 1875 erhielt ich die nämliche
Varietät von Biel (Brunner). In den letzten Jahrzehnten wurde, nach
freundlicher Mitteilung des Herrn Dr. F. Ris, P. migratorius im Rhein-
tal nicht mehr aufgefunden. — III. Am Saleve und bei Genf mit
P. danicus zusammen. Wenige Tage später sich auch bei Villeneuve
einstellend (Maerky). — IV. In agro Valesiaco tempore hiberno
turbatim apparere festur (Charpentier, testeFischer). Saviese,
Sion, Brig, Berisal (Coll. Maerky). — V. Glarus. Der furchtbare
Heuschreckenzug, welcher 1338 aus dem Orient herkam, und die
östliche Schweiz furchtbar verheerte, scheint nach unseren Chroniken
auch in unser Land eingedrungen zu sein. Seit der Zeit sind
diese Tiere nicht mehr erschienen (Heer). —- VI. Rothenbrunnen, *
7.X.20, nicht sehr häufig, sehr scheu, weit fliegend, meistens nur
mühsam zu erhaschen und stets in Gesellschaft von Pach. danicus. —
VII. Tessin, 1918.* Magadino, Giubiasco, X. neben P. danicus,
nicht häufig. Einzeln im Gebüsch des Tessindeltas, besonders auf dem
mit Erigeron canadense, Tanacetum vulgare bestandenem Damm der
von der Tessinbrücke nach Quartino führt. Im Fliegen weit ausholend,
sehr scheu, schwierig zu erbeuten.* Locarno, Maggiadelta, IX. (Klötı).
Misox (Brügger).
Bedeutenden und wirklich schädlichen Invasionen der Wander-
heuschrecke scheint die Schweiz seit 1338 nicht mehr ausgesetzt
gewesen zu sein. Nur aus dem letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts
liegen einige Berichte vor, doch melden auch diese wesentliche
Schädigungen für nur sehr beschränkte Landstriche.
Einer der Wanderzüge wurde erwähnt von Chr. G. Brügger,
Verhandl. Schw. Naturf. Ges. 1875, p. 169—-187 unter der Aufschrift:
Die Orthopteren der Schweiz. 147
„Über die Verheerungen der Wanderheuschrecke im ostschweizerischen
Rheingebiete“: |
Am 1. VII. 1875 wurden im Fläscher Ried (etwa 475 m) in einer
den Überschwemmungen des Rheins ausgesetzten Alluvialebene
Acridium migratorius in großer Menge beobachtet. Es handelte sich
hauptsächlich um Larven von 1—3cm Länge und nur wenige aus-
gewachsene Individuen. Am meisten hatten die Getreidefelder von der
Invasion zu leiden, in denen ein ungefährer Schaden von 6000 Franken
bis zum 1. VII. angerichtet wurde. Die Getreidefelder boten das Aus-
sehen von Stoppelteldern mit halbdürren, entblätterten Halmen, die
oben geknickt oder abgefressen waren, während der Boden mit halb-
zernagten Ähren bedeckt war. Die zarten Rispen des Hafers waren
fast gänzlich verschwunden, während die härteren Weizen- und Roggen
ähren mehr Widerstand boten und deshalb vielfach nur halbdurchfressen
oder zernagt am Boden lagen. Mais, Kartoffeln und Hanf blieben
verschont, wenngleich an manchen Hanfstengeln Dutzende der braunen
Gesellen herumkletterten oder sich oben auf dem grünen Blätterdache
sonnten. Auch Schilf wurde nicht verschmäht, Gentiana pneumo-
nanthe, Pulicaria dysenterica, Valeriana angustifolia und Centaurium
minus aber nicht angetastet. Bei von Brügger gefangen gehaltenen
Individuen wurde soga Kanibalismus beobachtet, wobei es vor allem
auf die saftigen Keulen und Sprungbeine abgesehen schien, aber auch
Larven und schwächere matte Individuen als Opfer fielen.
Auf Anraten Brügger’s wurden die Larven mit Dreschflegeln
totgeschlagen, ferner zwei Fuß tiefe und ebenso breite Gräben und
Fallgruben ausgehoben, die Tiere hineingetrieben, getötet und dann
mit Erde bedeckt. Auch wurden 400 Hühner zu 1,20 Frs. angeschafft
und diese auf die Heuschreckenweide geführt. Am 9. VII. konnte der
Gemeindevorstand von Fläsch bereits berichten, daß sich die Masse
der Tiere entschieden verringert habe, denn viele Tausende, ja Millionen
sind in den Gräben vertilgt worden.
Am 20. VII. waren Heuschrecken nur noch in einem sumpfigen
Winkel des Fläscher Rieds vorhanden, wo sie mit rauher Binsen- und
Schilfkost vorlieb nahmen. Am 12. IX. wurde dann gemeldet, daß
die Tiere nun völlig verschwunden seien, allerdings auch von den
400 Hühnern nur noch 170 übrig geblieben waren. Der Rest wurde
durch Füchse, Hunde, Raubvögel usw. vernichtet.
Brügger setzt voraus, daß das Fläscher Ried im Herbst 1874
von einer Schar Wanderheuschrecken okkupiert wurde, deren Ent-
wicklung ein schöner Herbst begünstigte. Auch der nicht gefrorene,
von einer hohen Schneeschicht geschützte Erdboden des darauf-
folgenden Winters und die von April an rasch steigende hohe Frühlings-
wärme von 1875 dürften die Fortpflanzung sowie Überwinterung und
die Entwicklung der Brut begünstigt haben. Nachforschungen, die
Brügger 1875 mit großer Umsicht und Energie anstellte, ergaben
das Vorhandensein von Pachytylus auf schilfbewachsenen, häufig
überschwemmten Sandflächen des Rheins und seiner bedeutenderen
Zuflüsse (Landquart, Hinterrhein, Vorderrhein\. Die Tiere hielten sich
10* 5. Heft
148 H. Fruhstorfer:
in der Ebene bis etwa 850 m auf, doch drangen sie im Schanfiggtale
bis Arosa (1892 m) vor. Sowohl in Chur wie in Thusis trieben sie sich
in den Gassen und öffentlichen Plätzen herum und gelangten abends
durch die offenen Fenster sogar in Öafes und Weinstuben. Im Vorder-
ıheintal drangen sie bis in die Nähe von Jlanz (700 m) vor, auch fanden
sie sich von Chur bis Jenins und im Landquarttale bis Grüsch. Im
an das Fläscher Ried angrenzenden Balzerser Ried fanden sich P. mi-
gratorius am 21. VII. 75 noch reichlich, während sich bis Vaduz nur
wenige Exemplare verirrten. Dagegen war das linke Rheinufer im .
Gebiet des Kanton St. Gallen von Buchs und Sevelen bis Azmos
und Trübbach (nahe Fläsch) von Scharen der ‚Pachytylus in allen Ent-
wicklungsstadien völlig überschwemmt. Doch befanden sich darunter
mehr geflügelte, als Larven und besonders die grüne Varietät.
Bei Nachforschungen, die Brügger anstellte, ergab sich, . daß
im Naturalienkabinett von Chur ein Fläschchen existierte, das Wander-
heuschrecken mit dem Etikett ‚Felsberg, Rheinufer 1866‘ enthielt,
die der Geologe Prof. Theobald dort gesammelt hatte.
In früheren . Jahrhunderten drangen die Wander-Orthopteren
von Südrußland über Ungarn der Donau entlang bis ins südwestliche
Bayern vor, wo sie besonders 1333—1339 verheerend auftraten. Von
dort aus fanden sie einmal ihren Weg in die Ostschweiz bis an den
Zürichsee und ins Glarnerland, wo sie nach Heer seither nicht mehr
erschienen, während Bayern von ihnen noch 1748 und 1749 über-
flutet wurde.
(Angaben in excerpto nach den ausführlichen, z. T. weitschweifigen
Berichten Brügger’s.) |
Während die Arbeit Brügger’s gelegentlich Beachtung fand,
so durch Dalla Torre und laut brieflichen Mitteilungen auch durch
Prof. Tarnuzzer in Chur, scheint eine kleinere Studie gänzlich in
Vergessenheit geraten zu sein, wenngleich sie sich an jene Brüggers
in denselben Verhandlungen unmittelbar anschließt (p. 188---190).
Es handelt sich um einen Artikel von Albert Müller ın Basel, betitelt:
„Über das Auftreten der Wanderheuschrecke am Ufer des Bieler-
sees“. Das wesentlichste dieses Aufsatzes soll hier in excerpto wieder-
gegeben werden.
Durch Zeitungsnachrichten angeregt, besuchte Müller die Um-
gebung von Erlach, namentlich Vinelz und Lüscherz am Südostufer
des Bieler Sees. Kurz vor seinem Besuch hatten die Pachytylus in einem
Landgute bei Neuveville während etwa fünf Tagen 15 Jucharte schön
stehenden Hafer , total abgeweidet. Als Müller in den ersten August-
tagen 1875 bei Erlach ankam, waren die meisten Orthopteren bereits
vernichtet. Man hatte nämlich am 19. VII. die gesamte Schuljugend
und einen Teil der erwachsenen Bevölkerung aufgeboten, um in ge-
meinschaftlichem Treiben der Plage Meister zu werden. Die Or-
thopteren ließen sich auch an das Seeufer treiben, worauf sie sich er-
hoben und über die Köpfe der Jäger hinweg das Weite suchten. Was
an Tieren jedoch gepackt werden konnte, wurde in mit Petroleum ge-
tränkten Strohfeuern teils erstickt, teils verbrannt oder zertreten und
Die Orthopteren der Schweiz. 149
in Gruben eingescharrt. Müller vermutet, daß die Tieferlegung
des Bieler Sees die Tiere angezogen hat, wodurch ausgedehnte kahle
sandige Flächen geschaffen wurden. Müller fand, daß auf einem
Juchard. von Rebenstecklingen alles Blattwerk, ja sogar die noch
geschlossenen Augen völlig verschwunden waren. Die Getreidefelder
boten genau denselben Anblick wie das Fläscher Ried, nur wurden
hier auch Gerste, Erbsen, Kartoffelkraut nicht verschmäht und sogar
der Hanf angetastet. Vom noch grünen Mais fraßen die Heuschrecken
den Stengel samt den Blättern, die Stengel selbst wurden nahe dem
Boden durchgebissen und solche von weniger als Daumendicke völlig
konsumiert. Auch die Vegetation am Seeufer hatte gelitten; vom Phrag-
mites waren die weicheren Teile weggefressen, die niedrigen Pflanzen
bis zur Wurzel abgeäst und die Binsen sahen aus, als sei eine Weiß-
glut über sie hinweggegangen. (Müller.)
Über das Auftreten der Wanderheuschrecke in Tirol existiert ein
hochinteressanter Artikel von Prof. Dr. K. W. v. Dalla Torre,
Entomologisches Jahrbuch 1920, den ich mir aus Zeit- und Platz-
. mangel hier wiederzugeben leider versagen muß. Die ältesten Berichte
gehen dort bis 591 zurück, die letzte bedeutendere Invasion fand 1780
statt. Später wurden nur noch verirrte Stücke gefunden, so XII. 1886
bei Meran.
Pachytilus danieus L.
Gryllus danicus L., Syst. Nat. XII, 702. — @r.d. Fuessly, 23.
Pachytylus danicus Burr, 57. — P.d. Zacher, 167.
Pachytylus cinerascens F. 1781, Spec. Ins. 1, 961. — P. c. Fischer,
395. — P. c. Meyer-Dür, V. u. 19. — P. ce. Brügger. — P. c. Frey-Geßner,
Mur., 84. — P. ce. Brunner, 172, — P. c. Schoch, 38. — P. c. Stoll, 172,
—- P.c. Bugnion, Faune Col. Valais 1890, 13.
Pachytylus migratorius Tümpel, 249, t. 19 exerrore. — P. m. Finot,
1890, 154, VIL.—XI.
Palaeotropisch, bis Japan und Neu-Seeland.
Häufig im Süden Frankreichs, selten im Zentrum des Landes,
gelegentlich bis Paris vordringend. Im Süden verbringt sie den Winter
und verschwindet erst im Frühling (Finot). In Voralberg auf einer
Sumpfwiese im Schilf, auf etwa 1000 m. An den Abhängen oberhalb
Gries bei Bozen auf Quercus pubescens (Krauss). In der Stadt Ro-
vereto einzelne Exemplare (Cobelli). Sestola (Turati leg.). Gegen
Ende VIII. 1858 verbreitete sich cinerascens in kleineren Trupps
über verschiedene Gegenden der Schweiz und wurde in Lausanne
dann um Murten, Bern, Burgdorf bis über Aarau hinaus häufig auf
den Feldern beobachtet. Im Wallis öfter verheerend (Meyer-Dür).
I. Waadt (Meyer-Dür). — Il. Rheintal (Brunner, Schoch).
Rorschach (Stoll). Thuner See, 21. IX. 1841. Murten, Bern, Burg-
dorf, Aarau (Meyer-Dür). Umgebung von Bern, stets einzeln (Steck).
— III. Vor etwa 10 Jahren in Gesellschaft von P. migratorius in u. kei
Genf, dann einige Tage später auch von Villeneuve signalisiert.
— IV. Viesch (Meyer-Dür). Wenn sie auch manchmal in großer
5. Heft
150 H. Fruhstorfer:
Menge vorkommt (Unter-Wallis — teste Yersin), tritt sie niemals
als Wanderheuschrecke auf (Brunner). — VI. Domleschg (Stoll).
Rothenbrunnen*, 7. X. 1920. — VII. Bey Lugaris (Fuessly). Monte
St. Gotthard (Bremi, teste Fischer). Diese Angaben dürften sich
auf Exemplare aus der Umgebung von Bellinzona beziehen. Von mir
bei Giubiasco und Magadino, IX. 1918 nicht sehr häufig und stets in
Gesellschaft ven P. migratorius angetroffen, Locarno, Maggiadelta,
IX. (Klöti).
Genus Oedipoda Serv. 1831.
Serville, Ann. Sc. Nat. 22, 287.
Oedipoda miniata Pall. 1771.
Gryllus miniatus Pall., Reise I, 467 u. 49.
Oedipoda fasciata Fisch., 167, ‚Helvetia‘.
Oedipoda germanica Meyer-Dür, 21. —Oed. g. Frey-Geßner, Mur. 85.
Oedipoda miniata Dietr., 332, Tößtal. — O. m. Brunn., 162. — O. m.
Schoch, 38. — O. m. Finot, 149, VIL.—-XIL. — O. m. Zacher, 167. —
OÖ. m. Stoll, 171. — O. m. Schulthess 1903, 33. — ©. m. Burr, 58. —
OÖ. m. Zacher, 169.
Orientalisch. In Spanien sehr selten.
Oed. miniata (fasciata Yersin) führt allein oder in Gesellschaft
zweierlei Bewegungen aus. Es schien mir, daß bei einigen seltenen
Gelegenheiten, wenn die langsamere Stridulation einige Male hinter-
einander ausgeführt wurde, sich ein Ton hören läßt. Dagegen produziert
die zitternde Bewegung einen Klang zwischen rrrii und rrru, der unge-
fähr so lange wie bei Parapleurus anhält ( Yersin).
In Frankreich sehr häufig im Sommer und im Herbst. Einige
Exemplare überwintern in günstigen Jahren in der Provence (Finot).
Südtirol, bis 6000 Fuß, Seiseralpe, Kastelruth im Fassa und Fleimser-
tal, bei Moena, Cavalese und bei Runkelstein im Sarntal (Graber).
Tione, Adamello (Dalla Torre). |
Sehr ungleich über das ganze Gebiet verteilt, an manchen Stellen
gesellschaftlich oder auch nur einzeln mit O. coerulescens, an anderen
vorherrschend oder ausschließlich (?). Im allgemeinen viel seltener als
coerulescens; auch scheint sie mehr an wärmere Gegenden, zumal an
felsige Berglehnen der Kalkformation gebunden zu sein, während
coerulescens ohne Wahl überall, zumal in der Molasseformation vor-
kommt (Meyer-Dür).
I. Jura (Meyer-Dür). Jura, an heißen Südhalden (Stoll).
Felsenheide bei Bözigen, sehr häufig (Steck). —- II. Otelfingen,
Schaffhausen. Lägern, VII. 1915, etwa °00 m, (Stoll) Tößtal
(Dietrich. — IV. Im Wallis, oberhalb Leuk sah ich 1856
nur miniata, um Siders, Sitten und längs des Jura leben beide Arten
gemischt (Meyer-Dür). Im Wallis weniger häufig als Oed. coerulescens
und nicht so hoch als diese vorkommend. Zwei Exemplare von
Sierre haben rote und blaue Bänder auf den Htflgln. neben-
einander (Frey-Geßner). Follaterres, 28. VI. 1912. Obergestelen,
1370 m (Brunner). Sitten, 25. VI. 1912. Am Tourbillon*, Mitte
Die Orthopteren der Schweiz. 151
Juli 1919, eine echte Felsenheuschrecke, die auf mit Flechten über-
decktem Gestein neben Cal. italicus und St. vagans zum Cha-
rakteristikum der Tourbillonfauna gehört. Auch im Val Nendaz,*
an felsigen Straßen, Böschungen neben Oed. coerulescens. Bei V'sper-
terminen, 1350 m, VII., bereits in Anzahl (Naegeli), — V. Gut-
tannen, 1000 m (Brunner). — VI. Rothenbrunnen*. Ardez*-Fetan,
1550 m, 23. X. 20 neben Podisma pedestris. — VII. Tessin, 1918.*
Val Pincascia, 900 m, 6. VIII. Mergoscia, etwa 600m, 11. VIII.
Monte Tamaro und Gradicioli, 23.—- 25. VIII, bis etwa 1000 m. Lo-
sone, Anfang IX. neben Mantis religiosa. Monte Bre, Locarno, 15. IX.,
etwa 1000 m.
Tessin 1919.* Faido, 800—--900 m, auf sterilen Halden, 10. VII.
Monte Camoghe, über Isone, etwa 1200 m, Ende VIII neben Oed.
coerulescens, Decticus, St. lineatus, morio, nicht sehr häufig, am liebsten
am steinigen Wege oder nahe den zwischen Farren, Calluna, Saro-
thamnus und Juniperus verstreuten Felsblöcken. — VII. Locarno,
Mte. Bre, IX. bis 1000m. — VIII. Bergell,* Anfang VIII. auf
Gneisfelsen der Plotta bei Soglio. An der Straße bei Promontogno
auf Mauern selten. Am Monte Gallegione auf lichtem Waldwege,
bis 1400 m. Auf der Plotta, 9. X. bereits mit zerrissenen Flügeln,
sehr spärlich. Puschlav,* vom Bergsturz von Meschino bis etwas über
Cadera, etwa 900—-1500 m.
Im Tessin liegen alle Fundorte der schönen Art im Gebiet des
kristallinischen Urgesteins. Auf Kalksubstrat glückte es mir miniatus
nirgendwo zu beobachten. Auch erreicht die Art im Tessin anscheinend
nicht die Häufigkeit wie im Wallis, wo sie schon Ende VI. auftritt,
aber wo immer miniatus vorkommt, dienen die brennendroten Flügel-
fahnen dazu, um den feurigen Reiz der südlichen Landschaft noch
mehr zu erhöhen. Vom Wald entblößte, mit Gebüsch bedeckte
felsige Bergabhänge und Bergpfade sind ihr Lieblingsaufenthalt. Allein
begegnet man ihr nirgendwo und der Kontrast mit der stets neben ihr
auftretenden O. coerulescens ist malerisch ein besonders wirksamer.
Im Puschlav und Bergell erschien Oed. miniata im regenreichen
Jahre 1920 nicht sehr zahlreich. Die Art fand sich schon um 7 Uhr
morgens in Gesellschaft der häufigeren Oed. coerulescens. Mitte X.
begannen die Exemplare bei Soglio bereits zu verschwinden, ver-
mutlich nur infolge der beständigen Regen- und Nebeltage, während
miniatus sich im trockenen Unterengadin noch am 23. X. äußerst
aktiv zeigte.
Oedipoda eoerulescens L. 1758.
Gryllus coerulescens L., Syst. Nat., 432.
Oedipoda fasciata Fisch., 411, Helvetia.
Oedipoda coerulescens Meyer-Dür, 21. — O0. c. Heer, 1846, 208. —
O. c. Dietrich, Mitt. Schw. Ent. Ges. 1867, 331. — O. c. Frey-Geßner,
Mur., 85. —-O. c. Schoch, 38. —- Brunn., Prodr., 164. —O. c. Finot, 152,
VIL—--IX. — O.c. Stoll, 170. — O.c. Schulthess, 32. — O.c. Nadig,
128, nicht häufig. —- ©. c. Burr, 58,
5. Heft
152 H. Fruhstorfer:
Äthiopisch-mediterran. Von Zanzibar bis Syrien. Von der
Wolga bis Spanien.
Durch die ganze Schweiz, hauptsächlich in der collinen, seltener
in der montanen Region. An manchen Orten, wie bei Burgdorf, aus-
schließlich, an anderen, wie bei Solothurn und im Jura, mit Oed.
miniata vermischt (Meyer-Dür).
Wie schon aus der großen Allgemeinverbreitung zu schließen,
fällt die ganze Schweiz in das Area] dieser Art hinein. In der Tat ist
Oed. coerulescens so verbreitet und häufig, daß es zweifelhaft erscheinen
kann, ob diese Art bei der Frage der xerothermischen Relikten über-
haupt erwähnt werden darf. Indessen zeigt doch ihr Auftreten ge-
wisse Besonderheiten, die diese Erwähnung zu rechtfertigen scheinen.
Wie schon ihre durchaus wirksame Schutzfärbung andeutet, ist coe-
rulescens Bewohnerin sandiger und steiniger, trockener und vegetations-
armer Strecken unseres Landes. Sie findet sich allerdings auch im
ebenen Lande, auf sandigen Wegen, Brachäckern, trockenem Heide-
land, fliegt aber hier mehr vereinzelt, während an heißen, trockenen
Abhängen eine so starke Häufung der Individuenzahl eintritt, daß
Oed. coerulescens an solchen Stellen mit Recht als „gemeine Art“ be-
zeichnet werden kann.
Wenn daher auch die weite Verbreitung, welche Oed. coerulescens
seit dem Rückzug der Gletscher erlangt hat, die xerothermischen Be-
ziehungen nur noch verschwommen erkennen läßt, so spricht die
ausgesprochene Xerophilie und Thermophilie dieser Heuschrecke doch
stark dafür, daß solche Beziehungen bestehen. Besonders verbreitet
sich die Art an den trockenen Südhalden des Jura und der Voralpen
und tritt im Molassegebiet merklich zurück (Stoll).
Helvetia. In allen Teilen bis etwa 1000 m, bei V!sperterminen
1350 m, Zermatt, VII, VIII., 1600 m.
Im Tessin überall, vom Tale bis etwa 1200 m, an einigen Orten
in Gesellschaft von O. miniatus, so am Gradizioli, im Val Centovallı,
Val Pincascia, am Camogh& oberhalb Isone.
Sehr häufig bei Chiasso, so am Monte Bisbino, bei San Stefano,
St. Agata, über Besazio, am Dosso Bello-Generoso, am Muschel-
kalkfelsen von Caslano, dort und bei Pedrinate bis Mitte XI. angetroffen
In Gesellschaft von Oed miniatus und Chort. vagans am Gallegione
im Bergell auf Gneisplatten und im Sarothamnus-Gestrüpp bis etwa
1400 m, Anfang und Mitte X. bereits recht spärlich. Im Puschlav
häufiger, sehr gemein am Kapellenhügel bei Campascio und am Wege
von Poschiavo bis etwas über Cadera, etwa 1500 m. Im Engadin
bei Scanfs bis 1800 m, am 24. X. noch in großen Mengen und sehr
aktiv, ebenso längs der Straße bei Ardez, am Fuße von Dolomitfelsen.
Als interessanter und ungewohnter Standort der Art wird hier das mit
Alluvialkies bedeckte Dach des Universitätsgebäudes in Genf er-
wähnt. Dort beobachtete ich am 30. V. 21 in einer circummediterranen
Pfla nzenformation von Vulpia ciliata, Scleropoa rigida, ferner Poa
annu a, Cerastium viscosum, Reseda lutea, Larven in einiger Anzahl.
Die Orthopteren der Schweiz. 153
Die entwickelten Tiere waren Ende VIII. 1920 in großer Anzahl vor-
handen. Vermutlich wurde die Art durch Pflanzenerde aus dem Wallis
auf die jetzige Fundstelle verschleppt.
Genus Bryodema Fieb. 1853.
Lotos, III., 129.
Bryodema tuberceulata F. 1775.
@ryllus tuberculatus F., Syst. Ent., 290.
Bryodema tuberculata Brunn., Prodr., 167. — B.t. Schulth., 1903,
== B.t. Burr,-59..—.B.t. Zacher,: 175.
Sibirisch.
Die Verbreitung dieser Art ist höchst eigentümlich, Gattung und
Art sind aber zweifellos sibirischen Ursprungs, da selbe von Nord-
china bis an das Kaspische Meer und Sarepta an der Wolga nachge-
wiesen wurde. Im europäischen Norden hat sie Finnland und Däne-
mark erreicht, im Ostseegebiet werden westpreußische und mecklen-
burgische Stationen genannt. Außerdem Hamburg, die Lüneburger
Heide, Frankfurt a. d. Oder und Glogau in Schlesien. Dann entsteht
eine weite Lücke bis zu den bayerischen und Nordtiroler Alpen. Dort
wurde tuberculata in relativ neuester Zeit durch Graber im Bett der
Riß und Isar im IX. zwischen Kalkgeröll und Zwergkiefern auf
etwa 3000-4000 Fuß Erhebung im IX. beobachtet. Später auf ähn-
lichen Lokalitäten bei Hindelang im Allgäu (Schulthess).
Der von Dr. v. Schulthess entdeckte Fundort im Domleschg
und Unterengadin ist somit die am weitesten nach Südwesten vor-
geschobene Station der prächtigen Art.
Durch Krauss (Zool.-Bot. Verh. Ges. 1883, 220) wurde außerdem
noch der Plansee bei Reute in Nordtirol ermittelt, anstelle des früheren
Fangortes Meran, der sich als falsch herausgestellt hat.
Helvetia nur VI.: Tarasp (v. Büren), Schuls-Vulpera, Boscia
über Ardez, Domleschg (Schulthess). Auf Schweizer Boden zuerst
von Herrn v. Büren 1895 bei Tarasp gefunden. Fliegt nach Graber
schon zwischen 6 und 7 Uhr morgens hoch in der Luft, hebt und senkt
dabei ihre Flügel rhythmisch wie ein Vogel und schwebt in lang-
gezogenen Wellen auf und nieder und läßt dabei ein harmonisch
klingendes schrrr hören. Auch das 2 macht Musik und ist der Ton,
den beide Geschlechter hervorbringen, ähnlich dem Geklapper von
Psophus stridulus, jedoch weicher (Schulthess).
Dr. Carl hat Br. tuberculata auf dem Geschiebe des Scarlflusses
bei Schuls gefunden und darüber, Comptes Rend. Sociöte Phys. et
Hist. Natur. Geneve 1903, 607, berichtet.
Br. tuberculata fliegt oft minutenlang in der Luft herum, dabei
ständig ein an- und abschwellendes, weithin hörbares Geräusch er-
zeugend. Während bei Ps. stridulus beide Geschlechter schnarren,
lärmt bei B. tuberculata nur das 4, da die sehr plumpen 9 selten fliegen
(Enslin, Ent. Rdschau 1921, 22).
5. Heft
154 HA. Fruhstorfer:
Genus Sphingonotus Fieb. 1852.
In: Kelch, Orth. Oberschles. 2 und Lotos, Syn., 124.
Sphingonotus coerulans L. 1767
Gryllus coerulans Syst. Nat. I, 701. — @.c. Fuessly, 23.
Oedipoda coerulans Fisch., 406-408. — O.c. Meyer-Dür, 21. —
O.c. Frey-Geßner, Murith., 86.
Sphingonotus coerulans Brunn., Prodr., 151. — Sph. c. Schoch, 38.
— Sph. c. Stoll, 170. — Spk. ce. Schulth., 32. — Sph. ec. Burr, 61. —
Sph. c. Zacher, 178.
Sibirisch. Auch auf Kuba!
In Frankreich nicht über Paris hinausgehend, weil sie im Norden
von Sph. eyanopterus ersetzt wird. An trockenen oder sandigen Stellen
von IX. bis Ende XI. (Azam). Südtirol am Levicosee, Valsugana,
Passeier-, Sarntal (Graber). Die an sonnigen, steinigen -Halden
und auf den Geschiebebänken der Flüsse und Bäche fliegende Art ist
bis jetzt aus dem Wallis und der Umgebung des Genfer Sees, ferner
von sandigen Stellen an der Aare bekannt. In den Alpen sammelte
sie Heer nach Fischers Angabe noch im Urserental und neuerdings
ist sie durch Dr. Schulthess aus dem Domleschg nachgewiesen worden
(Stoll).
I. Ütliberg, 20. VII. 1919 neben Oed. coerulescens (Naegeli).
Meiringen, Brienz, in großer Menge (Meyer-Dür).. Aarau, häufig.
Ende VIII. 1911 noch zahlreich auf dem Kirchenfeld in Bern. Ein
Exemplar dort noch am 1. X. 1914, seither durch Bebauung des Areals
verschwunden (Steck). Flums, selten (Engel). — III. Ad lacum
Lemanum (Yersin, teste Fischer). Villeneuve, Morges, Fossard,
Jonction bei Genf auf Kieshaufen, Chancy (Maerky). — IV. In
pago Valesiaco (Bremi, Fuessly, teste Fischer). Siders im
Wallis, nicht sehr häufig (Meyer-Dür). Im Wallis, sehr gemein,
am .Tourbillon bei Sion, in Sierre und Martigny, außerdem
von Viege bis zur .Rhonemündung auf dem heißen Sand des
Alluviums (Frey-Geßner). Tourbillon*, Mitte VII. neben
Oed. miniata, coerulescens, (Cal. italicus, St. haemorhordalis, vagans,
Plat. grisea.. — \V. Urserental in monte Gotthard, etwa 1200 m
(Fischer). — VI. In Bündten (Fuessly). — VII. Tessin. Bisher
von mir als neu für den Tessin, ausschließlich bei Quartino auf Ge-
schiebebänken in Gesellschaft von Oed. coerulescens gefangen, 1. IX. 18.
Klöti sammelte sie im Maggiadelta bei Locarno, IX.
Sphingonotus coerulans ist eine mediterrane Art, die längs des
Lago Maggiore in den Tessin eingedrungen ist und mit großer Wahr-
scheinlichkeit auch noch an anderen Lokalitäten bei Locarno auf-
gefunden wird.
Im Fluge läßt sich coerulans durch ihre kühneren, entschiedeneren
Bewegungen leicht von der neben ihr vorkommenden, viel häufigeren
O. coerulescens unterscheiden. Interessant ist die Fuessly’ sche Fund-
stellenangabe: ‚‚Bündten“. Eine Verwechselung, wie man annehmen
könnte. mit Oed. coerulescens liegt nicht vor, weil Fuessly diese Art
aus Graubünden ‚als sehr gemein‘ gleichfalls aufzählte.
Dıe Orthopteren der Schweiz. 155
Genus Platyphyma Fisch.
Örthopt. Eur. 1853, 373.
Pezotettix Burm. 1840 teste Kirby, Catal. 1910, 398.
‚Platyphyma giornae Rossi 1794.
@ryllus giornae Rossi, Mant. Ins. II, 104.
Pelecyclus giornae Frey-Geßner, M. Schw. E. G. 1878, 16.
Platyphyma giornae Brunn., Prodr., 230. — P.g. Schoch, 39,
bis 2000 m (!). — P.g. Finot, 165, VIL—XI. und IX.—IV. — P.g.
Burr, 69.
Mediterran. Von Portugal bis zum Bosporus. Algerien.
Die Larven erscheinen im Juli, das vollkommene Insekt über-
dauert in den südlichen Gegenden den Winter bis zum März. Steigt
in den südlichen Alpentälern weit hinauf, dann durch Krain und
Serbien bis zum Bosporus. In Andalusien die var. rufipes (Brunner).
Sehr gemein in Südfrankreich und dort namentlich an Bächen und
am Meeresstrand (Finot). Gemein in ganz Spanien mit Ausnahme
des Nordens und in Portugal. Kommt im trockenen Laub vor und wird
oft in Copula gesehen (Burr). Umgebung von Trient und Riva auf
Schleh-, Sauerdorn- und Brombeerhecken, massenhaft ferner auf
immergrünen Eichen (Graber).
IV. Saviese, Saillon bei Sion, Brig (Maerky). Neu für Wallis
und die gesamte Westschweiz. — VII. In zahlloser Menge von der Tal-
sohle bis auf die Spitze des Salvatore und die Kämme des Generoso (?),
von Mitte bis Ende X. (Frey-Geßner).
Tessin 1918.* Monte Salvatore, 18. XI. Cademario, etwa
800 m, 24. XI. Tessin 1919.* Larven Anfang VII. bei S. Stefano-
Chiasso in Gesellschaft von Mantis, Oed. coerulescens, Nymphen und
Imagines von Sten. pulvinatus, Caloptenus italicus. Imago vom 20. VIII
an am Monte Bisbino, Caslano noch Ende XII.. Im allgemeinen südlich
von Lugano überall, bis etwa 800 m hinauf, verbreitet.
Pl. giornae ist ein Charaktertier des Sotto Ceneri, das selbst nördlich
von Lugano noch nicht beobachtet wurde. Die frühesten Exemplare
treten auf, wenn auch Epacromia strepens zum Vorschein kommt
und die ersten Mantis religiosa ihre Raubzüge ausführen. Bis zu einer
Erhebung von 800 m sind sie dann an geeigneten Stellen überall häufig,
wo wir reiche Vegetation antreffen, doch finden sie sich nicht wie
Podisma schmidti ım eigentlichen Gebüsch, sondern ziehen den Erd-
boden vor. Außerordentlich kältebeständig, trifft man sie Ende XI.
noch sehr zahlreich inmitten von Schneeflecken an, in welche sie,
aufgescheucht, hineinspringen, aber hilflos sitzen bleiben. Die ersten
Exemplare beobachtete ich 18. XI. 1918 am Monte Salvatore auf
etwa 700 m, wo sie im vergilbten Buchen- und Hasellaub zu Hunderten
herumsprangen. Man findet sie im prallen Sonnenschein, wie auch
im Halbschatten der’ Büsche. Die Tierchen sind im Fallaub leicht
kenntlich an ihrem kurzen, jedoch heftig ansetzenden Sprung. Sie
nutzen die wenigen Tage, die ihnen die Novemberfröste noch gönnen
und das 9 trägt das befruchtende $ im Sprunge mit fort. Die einzelnen
5 Heit
156 H. Fruhbstorfer:
Pärchen geben ihre Copula selbst dann nicht auf, wenn sie der Sammler
ergreift und, wie ich es getan, in Zeitungspapier wickelt. In ihrer Ge-
sellschaft finden sich noch einige verspätete E’ph. perforata und Thamn.
cinereus. Am 24.XI. traf ich giornae noch häufig im lichten Kastanien-
wald bei Cademario, wenngleich damals schon alle Quellen und feuchten
Stellen der Landstraße mit diekem Eis bedeckt waren. 1919 begegnete
ich Pl.giornae, allerdings nur noch in einzelnen Exemplaren,
am 24. XII. an der Südhalde des Sassalto von Caslano, inmitten einer
Vegetation von zwölf blühenden Arten Phanerogamen, darunter
Cytisus emeriflorus, Helleborus niger neben zahlreichen Sten. dorsatus,
einigen St. bicolor rufipes, viridulus und Epacromia strepens.
Unterfamilie Acridiinae.
Genus Aeridivm Geoffr. 1762.
Hist. abr. Ins. Paris.
Acridium aegyptium L. 1764.
Gryllus aegyptius L., Mus. Lud. Ulr., 138.
Acridium tataricum Meyer-Dür, 19. — A.t. Frey-Geßner, M.
Sch. E. G. 1864, 154. — 4A. t. Brügger, Jahresb. Schw. Nat. Ges. 1875,
171. Im unteren Misoxtal vereinzelt.
Acridium aegyptium Brunn., Prodr., 213. — A. ae. Burr., 69. —
A. ae. Schoch, 38. — 4A. ae. Zacher, 182. — A. ae. Finot, 159, V.—IV.
Mediterran.
Diese im ganzen Gebiet des Mittelländischen Meeres bäufige
Species, deren kräftige Flugorgane sie bis über die Alpen führen, ist
im III. vollständig ausgewachsen und fliegt bis VI. Im Herbst findet
man ziemlich entwickelte Larven, welche überwintern (Brunner).
Im Herbst ausgewachsen, überwintert sie häufig. Sie hält sich
fast immer auf Bäumen und Sträucheın, verursacht aber trotz ihrer
Größe keinen ernstlichen Schaden (Finot). Ausgewachsene Stücke
das ganze Jahr über, unreife Formen, die oft gleichmäßig grün oder
gelb sind, finden sich im Herbst und leben den Winter über (Burr).
Südtirol auf Quercus pubescens an den südlichen Hängen über Gries
bei Bozen, IX. ein Pärchen (Krauss). Bei Bozen und Meran (Dalla
Torre). Manchmal in der Stadt Rovereto, das ganze Jahr über mit
Ausnahme des Juli bei Trient (Cobellı).
Helvetia: II. Bern. Auf dem G>müsemarkt in Bern ebenso wie
Mantis religiosa mit fremdem Gemüse eingeschleppt!) (Steck) —
III. Villeneuve (Maerky). --- VII. Tessin, Bremi, unverbürgt nach
Meyer-Dür(!. Ende IV., Anfang V. am Monte Br& bei Lugano
(Frey-Geßner). Umgebung von Chiasso (Fontana leg.). Misox
'Brügger).
Gattung Podisma Latr. 1829.
Cuv. Regne Animal V, 188.
Die Gattung Podisma umfaßt nur flugunfähige Arten mit ver-
kümmerten Flugorganen, was zur Folge hat, daß ebenso wie beim Genus
1) Man vergleiche den Nachtrag.
Die Orthopteren der Schweiz. 157
Ephippigera sich Species mit geringer Verbreitungsmöglichkeit, also
Endemismen ausgebildet haben, von denen die Hälfte der aus Europa
bekannten Arten nur auf bestimmten Gipfeln oder kurzen Gebirgs-
ketten vorkommen. Italien besitzt vier Podismo-Species, welche nicht
als mediterran bezeichnet werden können, weil sie sich nur auf meer-
fernen Gebirgen finden. Von den drei mitteleuropäischen Arten ge-
hören zwei der alpin-arktischen Artgenossenschaft an (frigida und
pedestıis), drei weitere Podismen dürfen unbedenklich als pannonische
Elemente bezeichnet werden (salamandra, fieberi, schmidti), von
denen letztere bis in die Alpen der Provence vorgedrungen ist. Pod.
pedestris kommt von Japan und Sibirien zu uns, alpina geht von den
Pyrenäen bis zum Amur, sodaß wir sie als sibirische Elemente be-
zeichnen dürfen. Einige Zeit lebte ich in der Hoffnung, daß sich
im Puschlav noch eine für die Schweiz neue und endemische
Podisma entdecken ließe. Ein Blick auf die Karte der insubrischen
Vergletscherung in Penck und Brueckner bewies mir jedoch,
daß allenfalls neue Arten nur aus dem gewaltigen, unvereist gebliebenen
Refugium der Bergamasker Alpen zu erwarten sind.
Verbreitung der Arten der Gattung Podisma:
mitteleuropäische Arten: pannonische Arten:
frigida, alpına, pedestris schmidti, fieberi, salamandra
italienische Arten: iberische Art: alpine Art:
costae, pedemontanus, cobellii, baldensis Pyrenaeus proesseni
Podisma schmidti Fieb. 1853.
(Lotos, III, Juni, 119).
_Podisma schmidti Burr, 71. — P. schm. Fruhst., T. Wanderb.
Pezotettix mendax Fisch., Novb. 1853, 371. — P. m. Frey-Geßner,
M. Sch. E. G. 1878, 13, neu für die Schweiz. — P. m. Schoch, 39. —
P. m. Brunn, Prodr., 228, Tessin. — P. m. Nadig 1918, 128, Val Sesia,
auf etwa 1000 m.
Illyrisches Element.
Häufig auf Haselstauden und Brombeeren am Südabhang der
Alpen, von Ligurien durch Tessin bis Siebenbürgen. Ibr nördlichstes
Vorkommen Wien, das südlichste Norddalmatien (Brunner).
Auf buschigem Laubholz, besonders Erlen und Haselstauden, vom
Talboden bis 5000 Fuß ins Gebirge (Graber). Um Trient und in den
Euganeen von verschiedenem Gebüsch (Castanea, Corylus, Lonicera)
abgeklopft (Krauss). Adamello (Dalla Torre). Piemont, Val Sesia
(Nadig). Ligurien, im Apennin häufig, aber nur an einzelnen Stellen
(Dubrony). Gemein in den südlichen Alpen, aber lokal verteilt.
In der Provence, von woher sie weder Finot noch Azam vermelden,
in den Apenninen, Ligurien (Burr). In Bulgarien wurde sie durch
Dr. Forel entdeckt (M.P.H. Z.).
III. Caux bei Montreux (Burr). --- VII. Tessin 1919.* Umgebung
von Mendrisio und Chiasso. Pedrinate, VII. Monte Bisbino, 21. VIII.
5. Heft
158 H. Fruhstorfer:
Ligornetto, Meride, VI—XI. Ponzione d’Arzo, 20. X., etwa 800 m.
Monte Generoso, bis etwa 1000 m. Monte Boglia, VIII., etwa 1000 m.
Denti della Vecchia, Ende VI. unter der Alpe Giovascio, etwa 900 m
Tesserete (?). Ziemlich häufig im Gras, auf Gebüschen, an Wald-
säumen und besonders gern in Hecken längs der Straßen am Mte.
Generoso noch in halber Höhe des Berges (Frey-Geßner).
Eine illyrische Art, die westwärts bis zur Provence vorgedrungen
ist, auch in den Apenninen vorkommt, bildet mit ?. salamandra, sowie
fieberi die kl:ine Gruppe der collinen Arten im Gegensatz zu den
rein alpinen Arten, von denen übrigens alpina und pedestris auch ge-
legentlich in die Ebene herabkommen. Die Art hat Frey-Geßner
als neu für Tessin entdeckt und sehr richtig beobachtet, daß sie gern
in Hecken längs der Wege lebt.
Über ihre Erscheinungszeit war nur bekannt, daß sie Dr. Krauss
in Istrien im Juli „schon“ in copula fand, was ihn überraschte. Ich
selbst beobachtete die ersten 33 bereits am 2. VI. 19 im Dickicht an
der Peripherie des Moores von Ligornetto, als Ophrys muscifera und
arachnites dort blühten. Am 16. VI., als Epipactis palustris massen-
haft aufgeschossen war, ließ sich P. schmidti schon zahlreich zwischen
Lonicera-, Viburnum-, Cornus- und Ülematisgehängen erbeuten,
neben den ersten Blattiden, der bleichen Eetobius neoliwidus und den
Forfieuliden Apt. albipennis und auricularia.
Im August blieben P. schmidti immer noch spärlich, während sie
am 7. IX. entschieden den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreichten
und sowohl im Gestrüpp von Filipendula ulmaria, wie auch im Gehege
eines lichten Eichen- und Haselwäldchens, neben der gleichfalls jetzt
zahlreichen Phaneroptera 4-punctata in Anzahl zu erbeuten wären.
Jeder Schlag mit dem Streifnetz lieferte 2-—3 Exemplare und in ihrer
Gesellschaft waren Ectobius neolividus, Apt. albipennis jetzt sehr ge-
mein, außerdem Antaxius pedestris F., Ephippigera perforata, Lepto-
phyes caudata-Q, Barbitistes obtusus, Thamnotrizon fallax. Die letzten
Exemplare erbeutete ich am 28. X. zwischen Riva San Vitale
und Meride-Tremona im Hasel- und Eichenbusch neben Phaneroptera
4-punctata und Meconema brevipenne.
Am Monte Bisbino geht schmidti bis etwa 1000 m Erhebung auf
mageren, von Calluna vulgaris bestandenen, von Birken und Hasel
umsäumten Bergweiden, in Gesellschaft von St. parallelus, Psoph.
stridulus und Platycleis grisea, sowie bicolor.
Am Monte Boglia, auf etwa 1000 m, ist Mitte VIII. schmidti sehr
selten, ebenso am Generoso, wo ihr Frey-Geßner bis etwa 800 m
hinauf begegnete. Auch nördlich von Lugano gewinnt schmidti Boden,
weil ich sie am 30. VI. etwas unter den Monti Giovascio auf sehr
feuchtem Hang in etwa 900 m Höhe antraf, da, wo gelegentlich Thamn.
apterus sich zeigt und in geringer Entfernung sich Millionen von Sten.
parallelus tummeln.
Die Örthopteren der Schweiz. 159
Podisma frigida Bohem. 1846.
Gryllus frigidus Bohem., Övers. Vet. Akad. Förhandl., 80.
Podisma frigida Meyer-Dür, 19. — P. f. Frey-Geßner, M. Sch. E. @.
1878, 12,15.
Podisma frigidum Burr, 70.
Pezotettix frigidus Schoch, 38. — P. /. Tümpel, 252.
Pezotettix. frigida Fisch., 366. — P.f. Grab., 21, VIL.—-IX. Ab-
domen rot, violett, grün, braun.
Boreal-alpin, auch in Sibirien.
Für die Schweizer Rasse der Kollectivspecies wird hier der Name
strandi subspec. nova vorgeschlagen. Die Diagnose gab bereits
Brunner, l.c., mit seiner Angabe: ‚‚Die aus Norwegen und Lappland
stammenden Exemplare haben eine rötliche Färbung und etwas größere
Statur, während die alpinen dunkel olivengrüne Farbe zeigen.‘
Bevölkert die Weiden des Schlernplateaus, 8000‘, in großer Zahl.
Anfangs IX. häufig in Copula im niederen Grase. Geht wohl unter den
Tiroler Heuschrecken am höchsten, selbst Gomph. sibiricus hält sich
etwas tiefer (Krauss). Auf dem Übergang von Campitello ins Fassa-
tal (Graber). In Frankreich, woher Finot die Art nicht kannte,
findet sich /rigida bei Plane auf 2350 m nahe dem Monte Genevre,
sowie auf dem Plateau von Gondran, nahe Briangon (Azam). In Lapp-
land und in Norwegen (Burr, Strand).
I. Dent de Morcles, etwa 1800 m neben Pod. alpina, Plat. brachy-
ptera, Anonconotus alpinus (Yersin). IV. In Alpibus Helvetiae Simplon
ineunte mense Augusto (de Heyden, teste Fischer). Rhonegletscher,
neben P. alpina und pedestris (Meyer-Dür). Furka, ebenso (Frey-
Geßner). Grimsel, 2100 m. Mayenwand, Mattmark, 2100 m (Steck).
Belalp, 2000 m. Sparrhorn, 2600—-2800 m (Stäger). Visperterminen,
VII. noch ziemlich selten, etwa 1350 m (Naegeli). — V. Maderaner-
tal (Bremi). —- VI. In Rhaetia in montibus Bernina (de Heyden,
teste Fischer). Sılvaplana, Maloya, 1800 m. DBergün, 1375 m,
17. VIII. (Schulthess). Bernina* auf Polstern von Loiseleuria pro-
cumbens, dicht neben mit Eriophorum und Carex bestandenen Mooren.
Muotas Muraigl* nahe der Station im niederen Grase, 2400 m, VIII
selten. Schafberg* bei Pontresina, bis etwa 2600 m, Mitte VIIL —
VII. Tessin. St. Gotthard, 2000-2200 m, Mitte VII., dann wieder
Ende X. (Frey-Geßner). Val Bedretto,* 1900 m, 27. VII. 1919,
spärlich im Rhododendron.
Podisma frigida muß, abgesehen .von borealen Fundorten, als rein
alpine Art gelten, die vom Großglockner bis zu den Cottischen Alpen
bei Briangon verbreitet ist. Man findet sie nicht wie P. pedestris ın
den Abruzzen, noch ist sie auf die Pyrenäen übergegangen, wo sie
übrigens durch eine Vikariante, P. pyrenaeum Fisch., ersetzt wird.
Schweizer Fundstellen, namentlich jene des Gebiets der Zentral-
alpen, der Region V, sind noch durchaus ungenügend bekannt, sicher
ist jedoch, daß sie von allen Arten die größten vertikalen Erhebungen
erreicht. Dr. Stäger sandte mir eine ganze Anzahl Larven, die er am
Sparrhorn zwischen 2600 und 2800 m erbeutete.
5, Heft
160 H. Fruhstorfer:
In Graubünden, wo ich Pod. [rigida zuerst in Anzahl beobachten
konnte, findet er sich am weitesten verbreitet und seine Lebensweise
ändert sich je nach der Umgebung und Tageszeit, in welcher wir die
Art beobachten. Die Tiere sind abends gegen 4 Uhr, wenn dichte Nebel
den Berninapaß oder die Höhen bei der Alp Grüm einhüllen, äußerst
träge und bewegen sich müde und langsam zwischen den Loiseleuria-
polstern nahe den vom Eise glattgeschliffenen, mit Geographieflechten
überdeckten Felskuppen, zwischen welche sich kleine Moore einbetten.
Sie übertreffen aber alle Verwandten an Behendigkeit, wenn wir ihnen
im Sonnenschein, z. B. nahe dem Gipfel des Schafberges begegnen.
Die frigida beleben dort das niedere, aus Juniperus, Arctostaphylus
alpinus, Phyteuma orbiculare, Chrysanthemum alpinum, Juncus
alpinus, Luzula spadicea u. lutea bestehende Gestrüpp und treten
da auf, wo Pod. pedestris zurückbleibt. Sie finden sich in Gesellschaft
der sehr lauten Chort. viridulus, des seltenen und scheuen Gomphocerus
livoni und verstehen es, hurtiger als alle übrigen Podisma aus dem
Netz zu entkommen.
Podisma pedestris L. 1761.
Gryllus pedestris L., Fauna Suec., 239.
Podisma pedestris Meyer-Dür, 19. — P. p. Frey-Geßner, Murith., 84
— P.p. Burr, 71. — P. p. Zacher, 184.
Gomphocerus pedestris Heer, 208.
Pezotettix pedestris Fisch., 369. — P.p. Brunn., Prodr., 226. —
P.p. Schoch, 39. — Finot, 163, VIIL, IX. — P.»p. Schulth., 1903,
36. — P. p. Tümpel, 252, 20. — P. p. Nadig, 128, Colle d’Olen., VIII.
Sibirisch und zugleich boreal-alpin.
Im hohen Norden, dann wieder in den Alpen, Wengernalp, Rhone-
gletscher, während sie in der hügeligen Schweiz und im Jura fehlt
(Brunner). Bei Innsbruck, am Schlern, Traunstein. In Kärnten
und bei Wien tritt sie ins Hügelland und geht dann bis zur Wolga.
Am Südabhang der Alpen ist sie nur aus dem Dauphine, Sardinien,
Südtirol, bekannt, isoliert auch in den Abruzzen (Brunner). In
den Pyrenäen, den Basses Alpes, am Col du Lautaret, wo sie Rasen-
bänder in der Nähe der Glotscher bevölkert, außerdem Grande Char-
treuse (Finot). In Spanien in den Pyrenäen, z. B. dem Picos de
Europa. Eine var. carpetanum Bol. beim Escorial und La Granja
(Burr). Nur auf Kalkgebirge, bis zu etwa 5500 Fuß, namentlich an
trockenen Plätzen auf Steinggröll, mit Gomph. rufus stellenweise
gemein. Von VI.---IX., VI. schon in copula. In den nördlichen Tälern
Südtirols allenthalben verbreitet (Graber). Im Norddeutschland,
im Fichtelgebirge in einer kleinen Varietät, in den bayerischen Alpen.
Durch ganz Rußland und Sibirien bis zur Mongolei und Japan
(Zacher). Von Fass] im Erzgebirge auf 800 m gesammelt.
I. Jura, in montibus Jurassicis, mens. Julio---Septemb., locis
sylvaticis, sterilibus, juxta viam publicam frequentissime (Fischer).
Jura, Döle (Mus. Genf.) —- II. Flums und am Alvier in großer Menge,
VII, VII. (Engel). Curfirsten, etwa 1000 m,* 23. VI. 20, Larven.
Die Orthopteren der Schweiz. 161
Emmental, Napf, 31.VIlI. (Born). — Ill. Saleve, zahlreich neben
Gomph. sibiricus und Arcyptera fusca. — IV. Rhonegletscher, VIII.
neben alpina und frigida (Meyer-Dür). Nur auf Weiden hoher Alpen
über der Waldregion, sehr verbreitet und zahlreich in Gesellschaft
von P. frigida auf der ganzen Ausdehnung der Berge im Norden und
Süden des Wallis (Frey-Geßner). Wallis, überall, selbst bei Bex
im Rhonetal, Simplon, Bella-Tola (Schulthess). Sanetschpaß*,
22. VII. Belalp, 2000 m (Stäger). Visperterminen, 1350 m (Naegeli)
— V. In Alpium Helvetiae tractu centrali montes, 7000 ° s. m. alt
pagi Glanernsis frequentat (Heer cfr. Brunner-Heer, Kant. Glarus,
208) usque ad Vallem Maderan (Bremi teste Fischer). Uri, 2000
bis2700 m (Zacher). Krönte, etwa 2000 m (Born). Erst bei 3000 m(!).
(sie) in der Gotthardgruppe (Schoch). Wengernalp (Brunner),
Kl. Scheidegg, 2200 m, 24. VIIL. (Born. — VI. Tschiertschen
‚bei Chur, Domleschg, Versam, Oberhalbstein, Bernina, Zernez (Schult-
hess). Ardez*, neben Oedipoda miniata, 23. X.20, etwa 1500 m.
Schafberg*, bis 2500 m, VIII. Heutal*, 2000—2400 m, an Bachufern.
Muottas Muraigl,* im Juniperusgestrüpp. — VII. Tessin.* Val d’Osogna,
7. IX., etwa 2000 m in Gesellschaft von Pod. alpina, Monte Bar,
etwa 1800 m, 25.X. 1919.* Passo Pairolo, etwa 1400 m, 20. VI,
im Erica carnea-, Sorbus aria-, Amelanchier-, Pinus pumilo-, Rhodo-
dendron-, Lonicera alpigena-, Helleborus nigra- und Fagus-Gestrüpp.
neben Horminum pyrenaicum, Rubus sawatılis, Lotus corniculatus,
Coronilla vaginalıs, Coronilla emerus repens Chen., Ranunculus thora,
Saponaria ocimoides, Satureia alpina und in Gesellschaft von völlig
erwachsenen Gomph. sibiricus. 3. VII. Motto d’Arbino, über dem
Val Morobbia, etwa 1500—1600 m, im Alnus viridis-, Rhododendron-,
Juniperus-, Vaccinum vitis idaea-Gebüsch, in großer Zahl neben
Gomph. sibiricus. Monte Camoghe, 24. VIII., ganz nahe dem Gipfel,
etwa 2100 m, auch auf der Isoneseite im Val Caneggio, etwa 1400 m,
in Gesellschaft von St. lineatus, Thamn. apterus im Molinia-Gras. —
VIII. Bergell,* auf allen Höhen über 1400 m. Val Bondasca, von
etwa 1400—1800 m. Alpe Cavio am Marcio, 1900—2000 m, Mitte X,
Über Casaccia, etwa 1500 m, auf Geröll massenhaft. Puschlav,* von
der Alpe Grüm, 2000 m, bis Cavaglıa, 1700 m, sehr häufig. Ponzione
Romerio, von 2200-2500 m.
P. pedestris, eine sibirische und zugleich boreal-alpıne Art, gilt als
treuer Begleiter des Gomph. sibiricus und findet sich auch vielfach in
Gesellschaft seiner Genusgenossen P. frigida und alpina. Von mir
1918 am Monte Baro als neu für den Süd-Tessin aufgefunden, ließ er
sich 1919 auch für die dolomitische Denti della Vecchia nachweisen,
die.er vom Monte Camoghe aus in unaufhaltsamem Vormarsch er-
reichte. Dort bewegen sich die froschplumpen 22 bereits am 20. VI.
im düsteren -Buschwald von Fagus silvatica, Pinus pumilio und im
Rhododendron- und Bhica-Gestrüpp in mäßiger Anzahl, während
sie Anfang VII. auf dem Corno di Gesero bereits massenhaft auf-
treten. Im Gegensatz zu @. sibiricus hat pedestris den Monte Generoso
noch nicht erreicht, auch fand ich die Art nicht am Tamaro. Auch für
Archiv für N“turgeschichte
1921. A.5. 11 5. Hett
162 H. Fruhstorfer:
das Schweizer Mittelland war die Art neu. Born fand sie am Napf,
1400 m, und Engel massenhaft auf den Curfirsten und den Höhen
von Flums. Bei Bex im Wallis verirrt sich pedestris bis ins Rhonetal.
pedestris ist sonst zweifellos die Art, die mit alleiniger Ausnahme
von frigidus, der ıhn hierin noch übertrifft, am höchsten in den Alpen
emporsteigt. Immerhin ist mir außer dem Schafberg, 2600 m, und
den Bergen im Puschlav, 2500 m, keine Station bekannt, welche die
phantastische Angabe von Schoch ‚erst bei 3000 m, in der Gotthard-
gruppe‘ rechtfertigen würde.
Durch das Auffinden von pedestris am Monte Baro auf etwa 1800 m
inmitten von Schneeflecken ist eine phänologische Verschiebung von
Grabers IX. auf Ende X. im Tessin ermöglicht, die sich 1920
im Bergell und Unterengadin bestätigte.
Graber nahm an, daß pedestris nur im Kalkgebirge vorkäme.
Im Tessin tritt pedestris aber gerade in der Urgebirgsregion am zahl-
reichsten auf, was mir so recht auf dem Üorno di Gesero an der Grau-
bünden-Tessiner Grenze auffiel, wo pedestris auf Granit- und Gneis-
substrat in verheerender Menge vorhanden war. Im Gotthardgebiet
ist pedestris noch sehr gemein, weiter südlich wird sie dann etwas
spärlicher und am Mte. Boglia und Mte. Generoso, ja selbst am Mte.
Tamaro begegnete ich pedestris überhaupt nicht mehr. Vermutlich
verhindert aber nicht das Substrat, sondern die im Sotto Ceneri
herrschende Trockenheit das massenhafte Auftreten der Art, die eben-
so wie @. sibiricus auf die Respirationskraft der Alpen angewiesen ist,
um die ihr zusagende Feuchtigkeit vorzufinden.
Podisma pedestris bildet eines der Charaktertiere der Graubündener
Südtäler. Im Val Bondasca begegnet man ihr schon auf 1300 m Er-
hebung im Geröll eines Wildbaches, inmitten von Gentiana ramosa,
Daphne mezereum, Saxifraga stellaris, Achillea millefolıum, dann
wieder unter der Alpe Naravedra, etwa 1800 m, neben Ch. morio
und parallelus, sowie Larven von Ch. dorsatus auf Moorboden. Dann
über Soglio bei der Alpe Cadrin, 2200 m, im Vaccinietum zwischen
Hieracium und Bupleurum stellatum. Über Casaccia auf An-
schwemmungsboden zwischen Salix, Epilobium, Centaurea scabiosa
und in Gesellschaft von Pod. alpina, sowie Gomph. sibiricus massen-
haft. Ferner im Engadin, von Maloja an bis zur Alpe Grüm und der
Bernardinapaßhöhe, besonders am Schafberg, dort bis 2600 m in-
mitten reichster Vegetation. Auch im Heutal zählt Podisma im Juni-
perus- und Rhododendron-Gestrüpp an Bachufern neben lärmenden
Gomph. sibiricus zu den dominierenden Arten. Interessant ist, das
beständige Häufigerwerden der Art je nach der vertikalen Erhebung im
Puschlav zu beobachten. So waren am 12. VIII. 1920 zwischen der
Alp Grüm (2100 m) und der Alpe Palü (etwa 1900 m) nur einige pedestrıs
Larven zu sehen, neben Ch. parallelus, der einzigen Orthoptere. Im
gelichteten Arven- und Lärchenwald unter der Alpe Palü wurden die Tiere
schon zahlreicher, bis sie auf der Pian von Cavaglia (etwa 1900 m)
in gewaltigen Massen auftraten. Man sah dort ganze Nester von
Die Orthopteren der Schweiz. 163
kopulierenden Tieren zusammen, die am Wege im kurzen Gestrüpp
und sogar auf flechtenbewachsenen Felsen saßen. Am Ponzione
Romerio findet sich P. pedestris erst ganz nahe der Gipfelkuppe, da
wo alle drei Arten Vaccinium bereits zurückbleiben, Juniperus seine
blauen Beeren auf dem Spalier der Gneisplatten reifen läßt, zwischen
den feinen Blattfiedern von Senecio abrotanifolus, den Rosetten
der Arnica, Blüten von Campanula barbata und Dianthus_ car-
thusianorum. In seiner Begleitung nur Gomph. sibiricus und noch nicht
ausgereifte Ch. parallelus. Im Bergell ist pedestris Mitte X. noch recht
aktiv auf dürren bebuschten Alpweiden in 1900 m Höhe, inmitten von
Alchemilla, Potentilla und Melandrium rubrum. In geradezu sommer-
licher Fülle und Beweglichkeit traf ich sie auf der Alpe Cavio am
Marcio, am 15. und 16. X. 1920 und zwar auf Rasenbändern, in
denen noch einige Achillea millefolium blühten, von Achillea moschata
nur verdorrte Rosetten vorhanden waren, in Gesellschaft von Chort,
variabilıs, parallelus, lärmenden morio und seltenen Antaxius brun-
neri, wie auch auf fast vegetationsloser Kuppe, wo einige Wind-
tannen ihre nackten und kahlen Aste wie scheußliche Gespenster er-
heben, verdorrte Öentaurea uniflora stehen und nur noch Lotus corni-
culatus alpına einige verspätete Blüten hervorbringt. Noch später
fand ich pedestris am 23. X. 1920 bei Ardez-Fetan, längs der Straße am
Fuße von Dolomitfelsen, in Gesellschaft von Arcyptera fusca und
Oedipoda miniata.
Podisma alpina Koll. 1833.
Gryllus alpinus Koll., Beitr. Landesk. Oesterr. III, 83.
Podisma alpina Meyer-Dür, 19, 4000—6000 Fuß. — P. a. Frey-
Geßner, Murith., 84. —
Podisma alpinum Burr., 10.
Podisma alpina Zacher, 186.
Pezotettix alpinus Brunn., Prodr., 224. — P. a. Schoch, 39, 2000
bis 3000 m (sic!). — P. «a. Nadig 1918, 128, Val Sesia.
Pezotettix alpina Finot, 163. — P. a. Fisch., 368.
Sibirisch.
P. alpina ist eine Charakterart aller Bergzüge Helvetiens, wo sie fast
überall in Höhen, welche 1000 m überschreiten, auftritt! Gemeinsam
mit P. pedestris und Gomph. sibiricus, neben denen sie ja in der Regel
vorkommt, gehört alpina zu den typischen Herdentieren, die fast
immer in ungeheueren, z. T. schädlichen Massen auftreten. Im Jura,
auf def Curfirsten, den Glarner Kalkalpen, im Wallis und dem nörd-
lichen Tessin begegnet man alpina bereits Ende VI. und fast überall
in gewaltigen Mengen. Im südlichen Tessin dagegen erscheint alpina
etwas später, auf einigen Bergen völlig isoliert (Mte. Boglia), auf
anderen nur in kleinen Kolonien (Pizzo Leone, Mte. Generoso), woraus
hervorgeht, daß dieser Podisma das heiße, trockene italienische Klıma
des Sotto Ceneri usw. nicht mehr zusagt. Wer den Hexensabbat
mit angesehen hät, den alpina auf den stets von Wasser überrieselten,
noch hochgrasigen oder auch eben gemähten Düngerwiesen im Wallıs
11* 5 Het
164 H. Fruhstorfer:
und Obertessin aufführen, wo sie regimenterweise nebeneinander
und fast immer aufeinander dahinreiten, so daß es aussieht, als wäre
das gemähte Gras lebendig geworden, wird ohne weiteres ver-
stehen, daß die sterilen trockenen Hänge des Südtessin den alpina
nicht mehr genügen.
Im Gegensatz zu den durchaus starren und deshalb erdgeschicht-
lich vermutlich viel älteren P. pedestris und frigida, befindet sich alpina
noch in vollster Evolution. Die lokale Differenzieung in der Schweiz,
wenigstens was die Rasse des Jura, im Gegensatz zu jener der Hoch-
alpen angeht, beobachtete zuerst der geniale Meyer-Dür (cf. p. 8).
Drei Jahrzehnte später hat dann Brunner festgestellt, daß in der
Nähe von Wien zwei Entwicklungstypen der Kollektivart existieren,
die er als var. alpina und var. collina trennte, je nach ihrem Standort
und Habitus. Die beiden Formen alpina und collina bilden, sagt
Brunner, ein vorzügliches Beispiel für die Entstehung der Arten
durch allmählige Modifikationen der Charaktere. Die gedrungenere
alpine Form ist offenbar das letzte Extrem einer mit langen Flug-
organen und dreieekigem Pronotum-Rande versehenen Species, welche
am Amur vorkommt und für welche die var. collina den Übergang
bildet.
Auf helvetischem Boden geht die Differenzierung noch weiter
und müssen wir drei ‚morphologische Stadien ausscheiden, die sich
von Norden nach Süden abstufen. Dabei bleibt die Frage offen,
ob wir in ihnen den Beginn des Erlöschens oder der Abschwächung
der derzeitigen Rassencharaktere, oder die Anfänge der Artbildung
zu erkennen haben. Die drei helvetischen Arealformen sind:
a) forma subalpina Fischer. Charakteristikum: Hellere Grundfarbe,
Thorax nach hinten stark verbreitert ohne schwarze Medianflecken,
die schwarzen Seitenstreifen bei den 29 sehr schmal. Schenkel der
Htbeine, auch jene der $5 kaum schwarz gefleckt. Habitus analog
Exemplaren aus dem Schwarzwald und Norddeutschland. Elytren
fast einfarbig, nur ganz schmal gelb gesäumt, klein, lappenförmig,
in der Größe jene von Pod. schmidti nur wenig übertreffend, sodaß
ein breiter Raum am Rücken der beiden ersten Abdominalsegmente
unbedeckt bleibt. Patria: Jura, Wallıs.
b) forma alpina Br. (die Rasse des Molasselandes, der Kalk-
voralpen und Hochalpen) $ Q mit markanten schwarzen Lateralstreifen
und schwarzen Medianflecken am Pronotum, Schenkel der Htbeine
bis zur Mitte und häufig darüber hinaus ganz schwarz. Elytren breiter,
länger, prägnanter und ausgedehnter gelb eingefaßt als bei subalpina
(Fisch.) Fruhst. Anklänge an forma alpina Br. aus der Umgebung von
Wien vorhanden, doch bleiben die Elytren der Schweizer Exemplare
kleiner. Patria: Säntis, Curfirsten, Glarus, Graubünden.
c) forma formosanta forma nova. Besitzt ausgebildete Flügel-
decken, welche das dritte Segment überragen und den Rücken des
Abdomens vollkommen bedecken. Elytren in der proximalen Hälfte
bereits ausgedehnt gelblichgrün abgegrenzt, während sich das größere
Die Orthopteren der Schweiz. 165
distale Feld schwarzbraun verfärbt. Die schwarze Thorakalstreifung
bei formosanta noch prominenter als bei den $ © der forma alpina
und namentlich, verglichen mit den nur schwach und schmal ge-
bänderten Exemplaren von subalpina des Jura und Wallis. Die
schwarze Ringelung der Htschenkel aber etwas geringer, als bei alpina
Br. Im Gegensatz zu collina Br. aus der Umgebung Wiens und be-
sonders solcher von Mehadia in Ungarn bleiben die Flügeldecken in
der Länge zurück und erinnern dadurch an die von Brunner, Pro-
dromus 225, erwähnten Exemplare vom Semmering. & Q von formo-
santa sind zudem habituell kleiner und schlanker gebaut als collina-
Individuen von N.-Österreich und Ungarn, schließen sich in der Größe
dagegen collina aus Triest (?) an, ohne jedoch die Flügellänge der
ungarischen oder illyrischen collina zu erreichen.
Patria: Tessin.
Während der Korrektur des Abschnittes über die Podisma-Arten
fand ich in der Coll. Charles Maerky noch eine vierte Schweizer
Form, welche collina Brunn. im Wallis vertritt. Bei ihr gehen die
Elytren über die Flügelmitte der $$ Exemplare hinaus. Als Fundort
ist Zinal genannt, der bei der Zuverlässigkeit Maerkys im Etikettieren
sich ziemlich sicher bestätigen wird. Um eine klare Übersicht zu ge-
winnen, werden hier die vier schweizerischen Lokalrassen und Formen
nach ihrer geographischen Verbreitung aufgezählt.
A. forma subalpina Fischer, Jahresb. Mannh. 1850, 27.
Pod. subalpina Fisch., Orth., 368.
Podisma alpina hinter dem Weißenstein-Kurhaus in so schön
dunkelgrünen Exemplaren, daß mir ihr Zusammengehören m't denen
der Alpen noch etwas zweifelhaft erscheint (Meyer-Dür).
Podisma alpina Frey-Geßner, Murith., 8. — P.a. Yersin,
Dent de Morcle.
I. Jura (Reutti, Yersin teste Fischer). Jurakamm beim
Kurhaus Weißenstein in feuchten, grasigen Niederungen (Meyer-
Dür, 8). Jura und Chasseral (Meyer-Dür, 19). Weißenstein,
Solothurner Jura, VII. (Born). Neuenburger Jura (Schulthess).
Colombier, Gimel, La Döle (Museum Genf). Waadt, Dent de Morcles,
neben P. frigida, Plat. brachypterus., Ac. alpinus, etwa 1800 m
(Yersin). — V. Wallis. Die Art erscheint auf etwa 1000 m
Erhebung stets in großer Menge. Es ist diejenige Orthoptere,
die am tiefsten in. die Wälder eindrinst (Frey - Geßner).
Rhonegletscher, VIII, in Gesellschaft mit pedestris und frigida
(Meyer-Dür). Furka, neben den beiden übrigen Podisma (Frey-
Geßner). Val Nendaz,* 17. VII. 1919, 1000 m, in Gesellschaft von
Decticus, Arcyptera, Psophus, St. lineatus, rufipes, viridulus, auf
hochgrasigen Wiesen gleich über dem Hauptdorfe Nendaz. DBelalp,
2000 m (Stäger). — Außerhalb der Schweiz: Schwarzwald, Branden-
burg, Vogesen (Coll. Fruhstorfer).
5. Heft
166 H. Fruhstorfer:
B. forma alpina Br.
Pezotettix alpına Fisch., Orth., 369.
Podisma alpina Meyer-Dür, 19.
Auf allen Alpen der mittleren Schweiz von 4000—6000 Fuß
(Meyer-Dür).
Pezotettix alpina Fisch., Orth., 368. Habit. frequentissime mensibus
Aug. et Septbr. in Alpibus Helvetiae Rhaeticis, Glaronensibus, 7000 ‘,
Monte Rigı.
Podisma alpina forma alpina zählt zu den am frühesten er-
scheinenden Orthopteren der Nordschweiz. Weit vorgeschrittene
Nymphen finden sich schon Ende Mai auf der Sonne ausgesetzten
grasigen mit Veratrum album bestandenen Halden und die ersten
Imagines traf ich Ende VI. an schattigen Stellen noch kurz vor Sonnen-
untergang, auf dem Wege nach dem Öbersee, wo sie sehr zahlreich
Brennesseln bewohnten oder sich unter Petasitesblättern versteckten.
Anscheinend sind sie nicht sehr kältebeständig, denn Mitte und Ende
X. traf ich sie nicht mehr im Bergell und Engadin. Dagegen begegnete
ich ihnen am 1. X, am Leistkamm auf etwa 1000 m im Alnus viridis-
Gebüsch an Bachufern und auch noch hoch oben auf 2000 m, wo nur
noch Gentiana brachyphylla und Potentilla crantzi blühten und das
Vaceinietum schon Frostspuren zeigte.
Im Engadin tritt Pod. alpina nach meinen geringen Erfahrungen
anscheinend nirgendwo massenhaft auf. An vielen Orten scheint sie
völlig zu fehlen. Ich beobachtete sie nur bei Maloja in Moorwiesen
und auf den Muottas Muraigl am Rande von Wasseradern, die mit
einem üppigen Gestrüpp von Peucedanum ostruthium, Aconitum
napellus bewachsen sind, während unweit von ihnen pedestris sich träge
fortbewegen und Podisma frigida neben Gomph. sibiricus und livoni
im ‚Juniperus und Vaccinium sich aufhalten.
Im Bergell zeigte sich alpina nur bei Casaccia, wohin sie höchst-
wahrscheinlich von Mäloya aus gelangt ist und im Puschlav scheint
sie über die nächste U mgebung der "Alp Grüm hinab nicht vorzu-
kommen.
Im Aversertal beleben sie das sattgrüne Dickicht von Adenostyles,
Mulgedium, Heracleum und Angelica, während sie auf 2000 m am Ein-
gang ins Val Bregalga sich auf Anschwemmungsboden im offenen
Gelände zwischen niedrigem Carex und Juncus fortbewegen.
Il. Larven am 30. V.20 am Urmiberg*, etwa 1000 m. Schnebel-
horn, am 3. VI. nahe dem Gipfel*, etwa 1200 m, junge Larven,
Imagines 29. VIII. 20*. Flums und Curfirsten, VIL, VIIL, sehr
zahlreich (Engel). Curfirsten*, 1000 m, unter Alnus viridis, ferner
am Gipfel, etwa 2000 m neben Gentiana brachyphylla, Potentilla.
X. Larven schon über Obstalden* am Walensee, etwa 900 m in mit Ve-
ratrum album bestandenen Wiesen, 9. VI. 20. Emmental, Napf,
3. VIII. (Born). Rigi (Fischer). Säntis (Coll.M.P. Z.).
V. Alpibus Glaronensibus (Mühlebachalp, 7000’ s. m. Heer,
teste Fischer). Frohnalpstock, 15. VII, Werbenalp am Glärnisch,
Die Orthopteren der Schweiz. 167
12. VIII. (Naegeli.. Weg zum Obersee* bei Näfels, etwa 900 m,
auf Petasites und in Brennesseln, 27. VI. 20. Gstaad *, 21. VII., 1250 m,
in Gesellschaft von Chrys. dispar und brachypterus auf sehr nassen
Wiesen. Wengernalp (Mus. Bern). Stockhornkette, Pfeife, Schlibühl
(Steck).
VI. Tschiertschen bei Chur, VIII, Savognin, VIII, 1200 m
(Schulthess). Valzeina, 1100 m (Rühl). Maloja*, 6. VIII., 1800 m,
Cresta Avers*, etwa 1600—1900 m, 25. VII.
Val Bregalga*, etwa 2000 m, 26. VI.
Muottas Muraigl*, 8. VIIL., etwa 2300—2400 m.
VIII. Bergell,* über und bei Casaccia, etwa 1400 m, 6. VIII. 20
neben @omph. sibiricus, Podisma pedestris sehr häufig im Epilobium
Salıx, Centaurea scabiosa, Geranium phaeum-Gestrüpp. Puschlav,*
bei der Alpe Grüm, etwa 2000 m.
Als alpina subvar. carinthiaca Puschn. wurde eine Form eingeführt,
welche gegenüber fa. alpina aus Nieder-Österreich die Elytrenreduktion
noch ausgeprägter zeigen (Z. Bot. Ges. Wien 1910, 45).
Eine der forma formosanta verwandte Form erwähnt Brunner
vom Semmering, von der er sagt, daß dortige Stücke einen Übergang
von forma collina zu forma alpina bilden., während collina im Wiener
Wald beginnt und sich durch Krain bis Siebenbürgen verbreitet.
Nordtirol, Schieferalpen, VIL.—IX. (Graber). Oberstdorf, Allgäu
(Ramme leg., Coll. Fruhstorfer).
C. forma formosanta.
Podisma alpina Fruhst., Tess. Wand. 1920, 88.
VII. Tessin 1918.* Tamaro, 25. VIII, auf etwa 1700 m, in Ge-
sellschaft von Plat. saussureana, @omph. sibiricus ım hohen Grase
und zwischen Alnus viridis und anderem Gebüsch. Val d’Osogna,
zwischen 1900 und 2000 m, 1 @ am 7. IX. 18. Monte Boglia, Anfang
IX., etwa 1400 m. Auf der Südosthalde des Pizzo Leone nahe dem
Gipfelrücken, auf etwa 1500 m, 7. X.18, in Gesellschaft von Chrys.
brachypterus, St. bicolor und Ch. parallelus auf kurzgrasigen, trockenen
Viehweiden. Misox, Passo di Buffalora,* etwa 2000 m, im Steingeröll,
neben Edelweiß, auf einem Kalkriegel, der sich inmitten des
kristallinischen Urgesteins erhebt, 28. VII.
Tessin 1919.* Passo Predelp, von etwa 1000—1500 m, an Wasser-
sräben, die mit Polyg. bistortum bewachsen, 10. VII. Val Bedretto,
1060—1200 m, 25. VII., in gewaltigen Mengen, zumeist in copula,
in hochgrasigen Düngerwiesen. Monte Boglia, 1400 m, VII, sehr
selten. Generoso-Crocetta, 29. VII., sehr selten, etwa 1200 m.
Generoso-Camoscio, 22. IX., etwa 1400 m, streng lokalisiert, zwischen
Juniperus, Calluna vulgaris, Rhododendron, Aconitum napellus, Cen-
taurea, Carduus rhaeticus, Achillea sudetica, Colchicum alpinum sowie
Gentiana germanica neben Chrys. brachypterus und St. Ivneatus.
D. forma prox. eollina Brunner.
IV. Wallıs, Zinal, etwa 1700 m. (Maerky).
Brunner kannte der collina analoge Formen der Podisma alpına
noch nicht aus den Westalpen, denn er spricht im Prodromus davon, daß
5. Heft
168 H. Fruhstorfer:
„alpina forma alpina westlich nur bis Belluno vorkomme, am Süd-
abhang der Alpen aber sonst vollkommen fehle.“ Burr zieht die
Belluno-Form übrigens und gewiß mit Recht, bereits zu forma collina.
Ich vermute, daß Belluno-alpina-collina der fa. formosanta bereits
sehr nahe stehen werden, was ja auch für Exemplare gilt, welche ich
am Penegal bei Bozen sammelte.
Verbreitung außerhalb der Schweiz: Isere, Mont-Dore, Gavarnie
(Finot), Südtirol, Seiseralpe, als var. collina von Graber auf-
geführt. St. Vigil (Ramme) }).
Genus Caloptenus Burm. 1838.
Burmeister, Handbuch ERBE. II, 637.
Caloptenus italieus L. 1758.
Gryllus italicus L., Syst. Nat. X, 432. — @. it. Fuessly, 23.
Caloptenus italicus Meyer-Dür, 19. — C.it. Dietrich, 332. —
©. it. Frey-Geßner, Mur., 84. — (©. it. Schoch, 38. — C. it. Brunn., 217.
— (. it. Cobelli, VIL—XI — C. it. Finot, 160, VIL.—IX. — (. it.
Schulthess, 36. — (. it. Burr, 73. — (. it. Zacher, 187. — 0. it. Frubst.,
Tess. Wanderb.
Sibirisch, von Korea bis Spanien.
Cal. italicus bewegt seine Hinterbeine entweder allein oder wenn er
in Gesellschaft anderer $& oder auch der 99 sich befindet, während
der Dauer einer drittel oder einer halben Sekunde. Das Q antwortet
dem 3, indem es seine Hinterbeine einigemale über seine Elytren gleiten
läßt. Es war jedoch unmöglich, einen Ton wahrzunehmen, der die
Folge dieser Stridulationen gewesen sein könnte (Yersin).
Sehr gemein im mittleren und südlichen Frankreich, wird aber
nördlich von Paris seltener. Im Süden des Landes manchmal schädlich.
Mons. Azam fand einmal eine ganze Kolonie tot auf Setaria-Gräsern,
wo sie durch einen Pilz, Entomophthora grylli Fres. getötet wurden
(Finot). In ganz Deutschland, in heißen Jahren, sogar noch in der
Mark Brandenburg häufig (Zacher). Nordtirol, sehr lokal und selten,
aber von Brixen südwärts an steilen, steinigen Plätzen im Eichen-,
Kastanien- und Brombeergestrüpp bis zu 30004000 Fuß überall
gemein. Im Süden zumeist die forma sicula Burm. (Graber). An
den Abhängen der Brennerstraße zwischen Innsbruck und Schupfer
in ziemlicher Anzahl neben der Mauereidechse Lacerta muralis Wagl.
Ferner im Süden bei Völs, Bozen, Meran (Krauss). Im Trentino
vom. VIL—IX. (Cobelli).
Helvetia. I. Jura. In Gesellschaft von Oedipoda , miniata,
P. stridulus, Oed. coerulescens sehr häufig auf der Felsenheide bei
Bözingen (Steck). — I. Zürich (Fuessly). Lägern, Zürich
(Dietrich). Rheinau, Glattfelden, Würenlos, Baden auf steinigen,
ne Berghalden (Meyer-Dür). Biberstein, Aargau, 20. VII.
(Klöti). Ende IX. drei Exemplare am Ostermundingerberg bei Bern
”) Man vergleiche den Nachtrag.
Die Orthopteren der Schweiz. 169
(Steck). — III. Genf (Fuessly).t) — IV. In der mittleren Schweiz
fehlt die Art. In ungeheuerer Zahl jedoch jenseits der Berner Alpen-
kette im Oberwallis, von Sitten bis über Leuk hinauf. Er liebt steinige,
trockene Schafweiden, Schutthalden und sitzt, schwach stridulierend,
oft zahlreich an den Chausseemauern (Meyer-Dür). Im Wallıs
auf trockenen, der Sonne ausgesetzten Abhängen bis 1200 m im ganzen
Kanton verbreitet (Frey-Geßner). — Wallis, am Tourbillon*,
am 17. VII. sehr häufig in Gesellschaft von St. vagans, haemorhoidalis,
Oed. miniata, coerulescens und jungen Larven von Mantis religvosa. Visper-
terminen, bereitsimVII. (Naegeli). Zermatt (Kutter). — VI. Bündten
(Fuessly). Massenhaft im Domleschg (Schulthess). — VII. Canton
Tieino (Pirotta). Tessin 1918*. In Geschieben bei Magadino, 1. IX.,
sehr selten. Tessin 1919.* Generoso, Südabhang gegen Mendrisio,
VIII. Caslano, auf Muschelkalk, in Gesellschaft von St. pulvinatus, .
VIII. 1919. Umgebung von Chiasso, San Stefano, etwa 500 m, VII.
bis IX. Bei Ligornetto-Besazio, San Martino, Mte. Bisbino.
Die Art ist ein B>wohner der Walliser Felsenheide, in
welcher ich italicus am Tourbillon äußerst zahlreich antraf. Bei
Locarno scheint :talicus selten zu sein, weil ich ıhn nur ein-
mal im Tessin-Delta bei Magadino beobachtete. Äußerst zahl-
reich erscheint Caloptenus italicus dagegen auf allen Hügelketten
über Mendrisio und Chiasso. Die ersten Exemplare fanden sich am
7. VII. bei San Stefano-Chiasso auf einem steinigen, ausgedörrten,
mit niederen Eichen, Ruscus, Sarothamnus, Calluna vulgarıs und
Centaurea bewachsenen Rücken in Gesellschaft von Larven von Oed.
coerulescens, Plat. giornae, Mantis religiosa und Imagines von sten.
pulvinatus. Die Tiere halten sich mit Vorliebe dicht am Erdboden auf
und sehen da, wo sie auf Felsen oder Steinen sitzen, wie hingeklebt
aus, so harmoniert ihr Kolorit mit jenem der Umgebung. 3 wie auch
99 wissen sich sehr geschickt im ausgetrockneten Gras zu verbergen
und namentlich dies verstehen es, durch Rutschen auf dem Erd-
boden sich Nachstellungen zu entziehen.
Unterordnung LOCUSTODEA.
Familie Phaneropteridae.
Genus Orphania Fisch. 1853.
Orth. Europ., 222.
Orphania denticauda Charp. 1825.
Barbitistes denticauda Charp., Hor. Soc. Ent., 99; Alpibus Hel-
vetiae, t. 3, f. 3, 6.
Polysarcus denticaudus Meyer-Dür, 24.
Orphania denticauda Fisch., 223. gg Frey-Geßner, Murith., 80.
#0:d.. Brunn., Phäner., 35." 0! d: Brunn,” Prodr., 256. Or.
hoch, 34.2.0. Finot, 176, VIL, VII. — O.d. Griffini, 8. — O.d.
!) Auch bei Chenes, am Pt. Saleve, Mont Vouache.
5. Heft
170 H. Fruhstorfer:
Burr, 81. — O.d. Lea Mei, Alpes Marit. — O. d. Zacher, 190. — O.d.
Nadig, 129. — O. d. Fruhstorfer, Z. f. wiss. Insektenbiolog. 1920, 66-67;
Wanderbilder, 66.
Pontische oder alpine Art.
Auf feuchten Wiesen als die erste vollständig entwickelte Laub-
heuschrecke im VI., meistens vereinzelt, trat jedoch in den Jahren
1871 und 1872 im östlichen Siebenbürgen verwüstend auf.
Auffallend ist die Variation in der Größe, welche sich wesentlich
durch die Länge der Legescheide kundgibt. Man kann annehmen,
daß sie von Westen gegen Osten zunimmt. Die mir bekannten
kleinsten Dimensionen. finden sich im Schweizer Jura, die größten
in Mehadia und Dalmatien. Bedorhung der Vorderschienen und
Hinterschenkel variiert ebenfalls (Brunner). In Südtirol an den
grasigen Steilwänden des Dos dei Morti in Judikarien, Ende VII.,
auf 6000—7000 Fuß Höhe, unter Rhododendron und niederem Laub-
holz (Graber). Adamello (Cobelli). Das @ legt mehr als 100 Eier,
fast auf allen Bergen Frankreichs vorkommend; Vogesen, Alpen,
Pyrenäen. (Finot).
Orph. denticauda frißt in der Gefangenschaft Salat- und Wein-
blätter. Die Art war Ende VIII. bei Saint-Veran, Htes Alpes, sehr
selten, Ende VII. 1907 aber so zahlreich, daß sie der „‚Heuernte sich
schädlich fühlbar machte“ (Azam, Bull. S. E. F. 1909, 92).
Auf den piemontesischen Alpen, Colle S. Giovannı (Griffini).
Madonna delle Finestre, Entraque, Alpes Maritimes (Lea Mei).
Val Sesia, im Hintergrund des Tales bis zu den unteren Alpen häufig
(Nadig). Württemberg, bei Tübingen, VI., VII, im Elsaß nur
oberhalb 1200 m von Doederlein beobachtet... Am Abhang des
Riesengebirges, bei Jiein in Nordböhmen Im Osten bis Sieben-
bürgen und Bulgarien, Bosnien, Dalmatien (Zacher).
Helvetia: Hier und da in den tieferen Alpengegenden der süd-
lichen und westlichen Schweiz, zumal in den Waadtländer Alpen, doch
stets selten. Variiert vom braunen ins apfelgrüne (Meyer-Dür).
I. Jura, La Chaux de Fond (Fischer). Jura, bei Neuchätel
und Morges (Brunner). Dombresson, Val de Ruz, im Neuenburger
Jura, am Rande von Getreidefeldern (Schulthess). Jura, bei Genf
(Frey-Geßner). In agro Latobrigo (Vaud) prope a Noyes ( Yersin
teste Fischer). Waadtländer Alpen, zwischen 1300—2000 m (Meyer-
Dür). Rocher de Naye (Burr).
II. Bürgeln ob Weißenburg, Kanton Bern, etwa 2000 m (Schult-
hess).
IV. Im dichten Gestrüpp der Alpen, zwischen 1300-—2000 m,
aber sehr selten (Frey-Geßner). Les Plans ober Bex, Unterwallis
(Schulthess).
VII. Monte Generoso, von der Alpe Melano bis nahe an 1400 m,
Larven Ende V., Imagines VII., nahe dem Gipfel. Generoso-Ürocetta,
29. VII. 1919,1 2 (Fruhstorfer).
Orphania striduliert mit einem Ton, der zwischen dem Gesang
der L. viridissima und jenem von Dect. verrucivorus steht und der sehr
Die Orthopteren der Schweiz. rt
schwer in Noten wiederzugeben ist. Nähert man sich den Orphania,
so daß sie ängstlich werden, so verliert ihre Stridulation an Intensität,
ohne jedoch aufzuhören, deutlich zu bleiben. Man vernimmt sie dann
weniger kontinuierlich und weniger klar trilliert. Die Elytren, welche
während des gewöhnlichen Gesanges lebhaft bewegt werden, führen dann
kaum bemerkbare Reibungen aus. Aber während sie sich kreuzen,
um ihre Ruhestellung einzunehmen, geben diese Organe einen kurzen,
scharfen, intensiven Ton von sich, der sonderbar kontrastiert mit der
sonstigen Schwerfälligkeit des üblichen Gesanges. Die Orphania-3s
stridulieren in der Sonne und zwar auch häufig dann, wenn sie sich im
Grase fortbewegen. (Yersin).
Von mir als neu für den Tessin nachgewiesen, wo die Larven
schon am 27. V.19 recht weit vorgeschritten und auf etwa 1000 m
Erhebung ziemlich zahlreich vorhanden waren. Sie bewegten sich
dort, mit ihren kurzen Antennen vorsichtig herumtastend, inmitten
einer sinnverwirrend bunten Vegetation von Anthericum Iiliago,
Ranunculus, M yosotis, Viola, Galium, Lithospermum purpureo-coeruleum,
Helleborus niger, der Orchidee Cephalantera ensifolia, der blauen und
purpurnen Polygala pedemontana, Convallaria majalıs und vor allem
der in rotpurpurner Pracht leuchtenden Paeonia feminea, der nur am
Generoso!) vorkommenden Liliaceae Asphodelus albus, während in der
Nähe an halbschattigen Stellen unter Ostrya carpinifolia, Lonicera
alpigena, Sorbus aria Unmassen von Dentaria pentaphylla gedeihen.
Die Larven hüpfen zwischen all diesen Pflanzen mit kurzen Sprüngen
und sind infolgedessen leicht zu erhaschen, wie denn auch von der
Imago bekannt ist, daß sie sich plump und unbeholfen fortbewegt.
Die Legescheide des @ besitzt die für erwachsene Exemplare
charakteristischen Zähne noch nicht, sondern ist glatt und glänzend
grün. Die ganze Oberseite der $ Q-Larven aber bleibt matt dunkel-
grün, wodurch sie sich von den neben ihnen vorkommenden glänzend
grasgrünen Larven von Loc. viridissima und cantans sofort unterscheiden.
Am 31. V., als ich an den ersten Standort zurückkehrte, waren
jedoch die Orphania-Larven samt und sonders verschwunden, und
wenn sie nicht etwa den Berg höher hinaufgewandert sind, da wo sie
noch etwas Feuchtigkeit infolge der kühleren Nächte finden konnten,
waren sie wohleingegangen. Das zunderdürre, von der Sonne verbrannte
Gras, lieferte ihnen sicherlich -nicht das, was sie zu ihrer Nahrung
brauchten, nämlich junge Triebe oder kleine Insekten, sowie Spinnen-
tiere. Auf den Schmetterlingsfang aber werden sich die plumpen
Orphania kaum verlegen können. dazu bedarf es der Gewandtheit
der Loc. viridissima- und Platycleis-Larven, die übrigens am 31. V.
auch bereits abwesend waren.
Den ersten Imagines begegnete ich am 29. VII. 19 in einer halb-
schattigen, steinigen, mit Molinia coerulea bewachsenen Schlucht,
wiederum in üppigster insubrischer Vegetation. zwischen den
1) Anmerknng: In der Schweiz, sonst im Mittelmeer-Gebiet weit ver-
breitet; neuerdings auch im Wallis gefunden.
5. Heft
172 | H. Fruhbstorfer:
Umbelliferen Molopospermum peloponnesiacum, Laserpitium siler,
Pleurospermum austriacum, Aconitum lycococtonum, napellus, Cirsium
erysithales, Dianthus monspessulanus, durchsetzt von niederen Fagus,
Corylus und Quercus-Büschen, während Thamn. apterus äußerst zahl-
reich, fallax sowie griseo-aptera spärlich das Molinia-Gras belebten
und Barbitistes obtusus alpina Fruhst. sich auf Corylus-Blättern sonnte
und Leptophyes caudata im Halbschatten zirpte. Das 2 schlich träge
im Grase dahin und blieb schwer und unbeholfen liegen, als ich es ın
die Hand nahm.
Unter durchaus verschiedenen Verhältnissen lernte Puschnig
(Carinthia, 109. Jahrg., 1921, 68—70) Orphania denticauda kennen.
Sowohl auf den Karawanken, wie auch im Gebiete der Saualp kommt
Orphania über 2000 m Erhebung vor, wenngleich man sie einmal am
28. VI. 1908 auch auf 1200—1400 m am Jovanberg, Karawanken,
gefunden hat.
Puschnig sah auf ‚dem Gertruskgipfel (2038 m) zwischen den
schiefrigen Steinplatten auf dem starrblättrigen Rasen der Alpenheide
(Azalea procumbens) eine auffällige, gelbbraun gefärbte, über 3 cm
lange, sehr wohlgenährte Laubheuschrecke herumkriechen. Langsam
und schwerfällig schiebt sie ihr wohlgefülltes, dickes Bäuchlein über
das Gezweig. Die kurzen, gelbgrünen Flügelschuppen, die nur mehr
als Zirporgane von den einstigen Flugwerkzeugen übrig blieben,
sind in reibender Gegenbewegung tonerzeugend tätig, und die für eine
Laubheuschrecke recht kurzen, nicht einmal körperlangen Fühler
bewegen sich tastend umher.“
Früher schon beobachtete derselbe Autor ein erwachsenes Weibchen
am 15. IX. 1907 auf dem Hochobir, in der Nähe des Rainer-Schutz-
hauses (2043 m). Es kroch träge im kurzen Grase zwischen Büscheln
von Gentiana germanica herum und begann im Grase zu fressen.
Nach Puschnig ist Orph. denticauda ‚zweifellos eine Ostform,
eine pontische Form,. welche da in unserem mitteleuropäischen Alpen-
gebiete als immerhin fremdartige Erscheinung sich findet. Dafür
spricht vor allem ihre weite Verbreitung im Osten, von den Gebirgs-
gegenden der Balkanländer bis zu den ungarischen und galizischen
Ebenen, während sie westwärts in gleichen Breitenlagen fehlt; dafür
spricht das ausgesprochen reichere und intensivere Vorkommen in den
Ostgebieten, insbesondere am Ostrande der Alpenkette; weiter das
größer- und stattlicherwerden der Form von Westen nach Osten;
vielleicht auch die weitere Formenbildung der Gattung im Heimat-
gebiete; eine verwandte, kleinere Form, Orphania scutata Br., wurde
von Brunner für Serbien, von Werner für Bosnien-Herzegowina
angegeben. Dafür spricht endlich die Analogie mit einer Reihe von
pontischen Pflanzenvorkommnissen in Kärnthen.“
Karny hielt 1909 (Orthopt. Istriens, D. E. Z.) Orphania für eine
pontische Art und Ebner (B.E.Z. 1914) wunderte sich über das
Vorkommen von denticauda auf großer Höhe in den Abruzzen.
Ich selbst betrachtete 1920 denticauda für keine pontische Spezies,
weil sie im Osten nicht über Siebenbürgen und Serbien hinausgeht,
Die Orthopteren der Schweiz. 173
sondern für eine subalpine Art und Puschnig schrieb mir unterm
4. IV. 21: „Die Orphania- Verbreitungsfrage halte ich trotz der in meiner
kleinen Arbeit vertretenen Ansicht ihrer pontischen Herkunft (Dr.
Krauß- Tübingen hält sie, wie er mir schrieb, für eine dinarische Form)
für noch lange nicht erledigt. Ihre Auffassung als ‚‚alpine‘“ Art dünkt
mir zum mindestens durchaus diskutabel. Es fehlt eben hier wie bei
den meisten Arten an einer wirklich eingehenden und gleichmäßigen
Überblick und Vergleich erlaubenden Kenntnis des Vorkommens.“
Nach Azam soll Orphania scutata allerdings auch in Westeuropa
auf dem Col de Valgelage (Dep. Basses Alpes) gefunden worden sein.
Ebner (in litt.) bestätigt die Angabe, nach Vergleich mit herzego-
winischen Stücken. Es ist dies ein Beispiel für die nicht ganz seltenen
faunistischen (und floristischen) gleichartigen Vorkommnisse im
Osten und Westen Europas, getrennt durch eine breite, freie Mittel-
zone. Schon S mroth hat diese Erscheinung im Sinne seiner
- Pendulationstheorie gedeutet.
Zeitschr. wiss. Ins. Biol. 1920, 35 äußert sich R. Ebner über die
Frage der Herkunft von Orphania denticauda: ‚Sein Verbreitungs-
gebiet erstreckt sich von den Pyrenäen längs der Alpen bis nach Ungarn,
Galizien, Siebenbürgen, Serbien, Bosnien, Dalmatien und Bulgarien;
isolierte Fundorte sind Nordböhmen und die Abruzzen. In diesem
weiten Gebiete bewohnt Polysarcus vorwiegend die höher gelegenen
Regionen, geht zum Teil schon in Württemberg, namentlich aber von
Wien an ins Hügelland herab, um im Süden anscheinend wieder größere
Höhen zu erreichen.‘
Redtenbacher (1905) bezeichnet das Tier als pontisch, und
zwar gehört es zu den Arten jener Abteilung, ‚welche vorherrschend
in den Bergländern des südöstlichen Europas ihre Heimat hat. Sie
bilden den Übergang zur mediterranen Fauna und sind gleich dieser
vorherrschend auf steinigen, mit Gras und Buschwerk bewachsenen
Bergabhängen, besonders häufig in der Nähe von Schwarzföhren-
und Eichenbeständen, sowie von Haselsträuchern, aber auch auf Feldern
und Weingärten, seltener auf Heideboden zu finden.“ Die relativ
weite Verbreitung nach Westen und Norden bildet nach Redten-
bacher keinen Grund, diese und andere Arten nicht zur pontischen
ÖOrthopterengruppe zu rechnen. Zacher (1917) stellt Polysarcus
zu den charakteristischen Formen des süddeutschen Gebietes, seine
Liste über diese Region umfaßt nur Vertreter der pontischen und der
mediterranen Fauna. Neuerdings hat La Baume (1920) eine zoo-
geographische Gliederung der europäischen Orthopteren vorgenommen.
Auch nach dieser kann man Polysarcus am ehesten der ‚„‚pontischen
Gruppe“ zuzählen, denn es käme außer dieser nur die „europäische
Gruppe“ in Betracht, welche Arten enthält, deren Schwerpunkt der
Verbreitung in Mitteleuropa gelegen ist und die nach Osten nur bis
zum Ural reichen. Die weite Verbreitung unserer Art in Südost-
und im südlichen Mitteleuropa scheint mir aber mehr für die erste
Einreihung zu sprechen, ebenso die Tatsache, daß Pol. denticaudus -
von Osten nach Westen an Größe abnimmt (Ebner).
5. Heft
174 H. Fruhstorfer:
Ein ganzähnliches Vorkommen hat übrigens Isophya pyrenaea Serv.,
doch steigt diese in den Ostalpen bedeutend höher im Gebirge empor.
Aber nicht einmal /sophya kann als alpine Art angesehen werden,
umso weniger Polysarcus, da er doch in den Alpen vorwiegend nur an
den Rändern und — wenigstens im östlichen Teil — nur im Hügel-
land vorkommt (Karny, briefliche Mitteilung).
Hingegen mag Platycleis abbreviata Serv. (= saussureana) mit
Recht als alpin bezeichnet werden. Podisma pedestris L. gehört aber
nach ihrer Verbreitung zweifellos zur \,eurasiatischen Gruppe“
(La Baume), trotzdem sie im Westen vorwiegend höhere Lagen be-
vorzugt, doch läßt ihr Vorkommen im ebenen Nordostdeutschland
und in Asien die Bezeichnung als alpine Art wohl nicht zu.“ (Ebner.)
Es stehen sich somit nach der heutigen Auffassung zwei Theorien,
die sich die Wage halten, gegenüber. Beide besitzen einen unbestreit-
baren heuristischen Wert. Das wichtigste Argument aber für die
pontische Herkunft der Orphania, das Auftreten zweier Arten im Osten,
wurde durch die Entdeckung Azam’s wieder ausgeglichen. Überlassen
wir deshalb die wirkliche Entscheidung über den Ursprung der O. denti-
cauda der Zukunft.
Genus Barbitistes Charp. 1825.
Hor. Ent., 101.
Aus der Gattung sind sechs osteuropäische und vier mediterrane
Arten bekannt.
Barbitistes serricauda F. 1794.
Locusta serricauda F., Ent. Syst. IV, 455. — L.s. Hagenb., 23,
ohne Patria.
Odontura serricauda Dietr., M. Sch. E. G. 1867, 328. —O. s. Krauss,
part. 1873, 2. — O. s. Graber, 268, VIIL—X.
Barbitistes serricauda Meyer-Dür, 25. — B. s. Heer, Glarus, 208. —
B.s. Frey-Geßner, Mur., 78, VI., VII. — B.s. Brunn., Phaner., 52;
Prodr., 1882, 268, VIIL—X. — B. s. Schoch, 34. — B. s. Finot, 177.
— B. s.v. taurinensis Griff., 10. — B. s. Burr, 83. — B. s. Zacher, 19.
Odontura serricauda Fisch., 229.
Barbitistes fischeri Frey-Geßner, Jahr. Nat. Ges. Graubünden
1865, 36; Mitt. Schw. E. Ges. 1872, 18.
Pontisches Element.
Auf verschiedenem Gebüsch der Innsbrucker Umgebung, z. B.
Lonicera, Berberis, Corylus, Salix. Die Larven kommen Ende IV.
zum Vorschein, VIIIL.—X. (Graber). Auf niedrigem Gebüsch, VI.
bis X., vereinzelt. In den Alpen auf sonnigen Felsen mit weit aus-
gebreiteten Füßen sitzend. Im Ural auf Blumen, meist Compositen
(Brunner). Auf einer Straße im Dept. Dröme, die an einem steilen,
zum Teil sogar überhängenden Berge vorbeiführt, einmal an einem
Tage 12 39, 20 99, die vermutlich von den Bäumen, auf denen sie ihre
Nahrung suchten, herabgefallen waren (Azam, Bull. S. E. F. 1913, 222).
Selten in Frankreich, Vogesen und Basses-Alpes (Finot). Mont Dore
Die Orthopteren der Schweiz. 175
und Beynes bei Digne (Azam). Bei Bregenz, am Pfändter auf Alnus
(Krauss). Von Tirol bis Wien (Burr). Nicht selten bei Regensburg
und Tübingen. Von Nordungarn bis zum Ural und zur Krim (Zacher).
Helvetia; Variiert wie Orph. denticauda vom Braunen ins Grüne.
In den wärmsten Geländen der nördl. und westlichen Schweiz, stets
selten (Meyer-Dür). Auf Büschen und Bäumen von Laub- und
Nadelholz. Selten und vereinzelt in der nördlichen und westlichen
Schweiz (Schoch).
I. Jura, bei Biel (Mus. Bern). Jura (Brunner). Weißenstein,
25. VIII. (Mus. Genf.
II. Zürichberg, 8. VII. 66 (Dietrich). Dübendorf (Meyer-Dür).
Aarau (Diebold). Zürich (Stoll). Bern (Mus. Bern). Weißenburg,
Berner Oberland (Schulthess). Bremgartenwald, VIIL—IX. (Steck)
Burgaeschisee, VIII. (Born). Flums, Mitte VII., weit vorgerückte
Larven (Engel).
III. Trelex bei Nyon, VII. (Maerky).
IV. Auf Bäumen und Büschen bei ‘Sierre und Martigny, sehr
selten, VI., VII. (Frey-Geßner). Nioue, 21. VIII. (Museum Genf).
V. Glarus bis zur Baumgrenze (Heer).
VI. Rhaetien (Bremi, teste Fischer). Schuls, 23. VII. 19, Larve
auf Dolden. Kurhaus Schuls, Imago, 17. VIII. 18, auf Dolden, Echium
(Carl).
Bei dieser Art, deren Verbreitung innerhalb der Schweiz wir noch
nicht im entferntesten kennen, müssen wir an eine östliche Ein-
wanderung durch das Rheintal von Voralberg und Tirol und event.
vom Norden von den Vogesen und der Rauhen Alb her denken. Im
Rheintal dürfte serricauda noch an einigen Stellen zu entdecken sein,
hat sie doch Engel noch im Seeztal bei Flums aufgefunden.
Nach Dr. Steck ist die Art bei Bern auf Holzschlägen, besonders
auf Brombeersträuchern recht häufig. Ein Stück hat sich sogar in
den Garten Stecks auf dem Kirchenfeld verirrt. In der Umgebung
von Zürich scheint das Tier im Aussterben begriffen zu sein, denn weder
einer meiner Bekannten, noch der Verfasser dieser Arbeit bekamen
je ein Stück zu sehen. Interessant ist, daß nach Angaben von Azam
B. serricauda in Beynes bei Digne neben B. obtusus vorkommt.
Nach Knoerzer fand sie sich bei Eichstädt, nicht gerade selten,
vom Hochsommer bis zum Herbste, auf niederem Gebüsch und ein-
mal auf Rosa gallica. Bei Regensburg scheint serricauda häufiger zu
sein und Knoerzer traf die Art auch bei Wasserburg am Inn im
Herbste auf Blüten großer Compositen.
‚Barbitistes obtusus Targ. 1881.
Bull. Soc. Ent. Ital. 183.
B. obtusus Brunn., Prodr., 269. — B.o. Krauss, Verh. Zool. B. G.
.1883, 223. — B. o. Burr, 83, Monte Generoso. — B.o. Fruhst., Tess.
Waänderb., I., IIl., 20.
B. serricauda var. Frey-Geßner, M. Sch. E. G. 1872, 14—15 und 17,
vr, Raab
5. Heft
176 H. Fruhstorfer:
B. serricauda Brunn., 1878, 54. — B.s. Griffini, 9, partim. —
B.#.. -Burru 83;
Odontura serricauda Krauss, 1. c., 1873, 2.
Mediterran.
In Südtirol höher als im Norden, bis 5000 Fuß gehend. Im Sarn-
tal mit Ant. pedestris auf Clematis, an Felsblöcken. In Iudicarien
mit Th. cinereus auf Corylus (Graber). Brentagruppe, Adamello,
VII, VIII. (Cobelli). Anfang IX. zahlreich bei Bad Ratzes in Süd-
tirol, besonders auf Wachholder (Krauss). Die von Griffini als
serricauda erwähnten Exemplare aus der Umgebung von Turin, den
Alpi Biellesi und anderen Fundorten in Piemont gehören vermutlich
auch zu dieser Art. Sonst nur von Cagliari bekannt, woher Targioni’s
Type stammt. In Frankreich bisher nur von Azam am Fuße des
Montagne de Beyne neben Barb. serricauda gefunden.
Helvetia: VII. Tessin. Bei Lugano auf Gebüsch an Waldsäumen.
An Hecken bei Mendrisio von Mitte VIII. an. Mitte X. verschwindet
die Art (Frey-Geßner).
Tessin 1919:* Pedrinate, 7. VII., auf Cornus. Besazio-Meride,*
Ende VII. bis Ende IX., immer auf denselben Corylus- und Quercus
cerris-Büschen, neben ihnen Lept. caudata, Pod. schmidti, Oec. pellucens,
Apt. albipennis. Locarno, Monti, etwa 600 m (Carl Soffel).
VIII. Bergell,* von 800—1500 m, namentlich bei Soglio, Vico-
soprano. Puschlav,* von den Ufern desLago di Poschiavo, etwa 1000 m
bis unterhalb Cavaglia, etwa 1700 m.
Auf Schweizer Gebiet tritt B. obtusus in zwei Koloritformen in
Erscheinung:
a) einer einfarbigen, hellgrünen im Farbenton an die neben ihr
vorkommende Leptophyes laticauda erinnernd (fa. viridescens).
b) einer dunkel smaragdgrünen, deren Rücken von zwei bis vier
prominenten gelben Streifen durchzogen wird und deren Segmente
dorsal und lateral reich gelb punktiert sind, so daß solche Exemplare
Barb. serricauda vortäuschen (forma pieta).
Im Tessin fand sich 1919 nur erstere, im Puschlav nur forma
pieta, im Bergell begegnet man beiden mit einem Vorwiegen von
forma viridescens.
Über die Färbung der Namenstype aus Sardinien aber äußerte
sich Targioni in seiner Artdiagnose in keiner Weise.
Zusammen mit Thamn. chabrieri zählt Barb. obtusus zu den
edelsten und seltensten der südlichen Locustiden, die im Tessin
1919 stets solitär lebte und daher in ihrer Anzahl und Ver-
breitung äußerst beschränkt war. Barb. obtusus liebt mehr noch
als Zept. caudata, neben der sie stets vorkommt, den Halb-
schatten hoher Büsche, am liebsten solebe, die kleine Flußläufe
umsäumen. obtusus ist aber dennoch äußerst licht- und wärmeempfindlich
und kommt nach meinen Erfahrungen im Tessin nur in den Nach- .
mittagsstunden von 2—4 Uhr zum Vorschein. Vermutlich bedarf es
der ganzen Auswirkung der Mittagssonne, der es erst gegen Nach-
mittag gelingt, die Blätter und Zweige des Waldrandes und das Gras
Die Orthopteren der Schweiz, 177
der Wiesen so zu durchwärmen, daß sich die Orthopteren, besonders
die Locustiden, behaglich fühlen, aus ihren Verstecken hervorkommen,
um sich auf den Zweigspitzen zu sonnen und ihre Liebesspiele zu be-
ginnen. Auch fand ich SS und 92 niemals auf demselben Busch ver-
eint, sondern stets nur auf wenigstens I—2 m von einander entfernten
Eichen, Corylus usw.-Sträuchern. Es erscheint, daß alle Barbitistes
tagsüber getrennt leben, sich nur anschmachten, ja sogar vielleicht
erst nachts kopulieren und das $ zu diesem Zweck das musizierende
& langsam anschnürt. Auch beobachtete ich bei Meride, daß Bar-
bitistes stets dieselben nach der Sonne orientierten Zweigspitzen der -
Eichen und Hasel bewohnten.
Die ersten Imagines $ 2 traf ich im Sumpfgebiete von Novazzano,
zwischen Pedrinate und Balerna auf Cornus sanguinea, nahe dem
Falloppiaflüßchen, während nebenan im Sumpf hunderte von Fel-
pendula ulmaria, Equisetum, Epilobium, Lythrus, Phragmites, Gratiola
in üppigster Formation standen, Petasites sonnenschirmgroße
Blätter entfaltete und Gladiolus segetum blühte.
Über das Auffinden von Barb. obtusus schrieb ich in den Tessiner
Wanderbildern III., Societas Entom. 1921, 28, unterm 7. VII. 1919:
Kam dann an ein Bäctlein, das von Alnus, Salıx und Eschen umsäumt
war, aus dem blauäugige Veronica beccabunga bervorlugten, Calli-
triche palustris L. im Wasser weich dahinflutete. Aus dem Alnus
glutinosa-Gehölz holte ich Podisma schmidti Fieb. in Anzahl, zumeist
in copula heraus, Am Wasser Tussilago Blätter so groß wie ein
Sonnenschirm und im Halbschatten hoher Bäume blühte eine Gladiolus
segetum Ker. Das war nun ein großes Ereignis für mich, weil die Sieg-
wurz aus der Nähe von Lugano nur durch ein Exemplar aus dem
Herbarium von Lausanne aus den vierziger Jahren des vorigen Jahr-
hunderts bekannt war. Auch sprach der Botanicus Voigt erst wenige
Tage vorher mit mir darüber, daß Gladiolus wohl zu den durch die
Kultur vernichteten Arten der Flora des Tessins gehören müsse. Kaum
hatte ich diese botanische Seltenheit eingeheimst, als ich am Ufer eines
'Flüßchens im Haselnußgebüsch ein $ von Barbitistes obtusus Targ.
herausholte, ein Tier, das sich hier, es war ungefähr 3 Uhr, auf Zweig-
spitzen sonnte. Mit ihren frischfarbenen Flügeldecken, den prächtig
rostroten Beinen und dem smaragdgrünen am Thorax gelb linierten
Körper, erschien mir die so seltene Locustide wie ein wahres Juwel,
wie ein rosenroter Zukunftstraum. Auf einem Strauch gegenüber
erbeutete ich dann noch ein © der so spärlich vorkommenden Art,
das erste Exemplar, das mir in die Hände geriet und das vermutlich
zum musizierenden & hinüberäugte.‘
Weitere Exemplare traf ich dann erst wieder bei Meride am
19. VIII, als das Orthopterenleben nahezu seinen Höhepunkt er-
reichte, und zwar um 1 Uhr zuerst ein Q auf einem Corylus-Strauch,
das sich vermutlich zu einem benachbarten $ begeben wollte und zu
einer Zeit, als Ephip. perforata äußerst zahlreich, Thamn. fallax spär-
lich auftrat. B.obtusus hält sich dann neben Lept. caudata, Thamn.
Archiv für Naturgeschichte
1921. A. 5. 12 5. Heß
178 H. Fruhstorfer:
chabrieri, Phaner. 4-punctata, Ant. pedestris, Pod. schmidti bis
Ende IX.
Unter ganz anderen Verhältnissen lernte ich B. obtusus im von
Regen überschütteten Jahre 1920 kennen, wo die Art im Bergell
stellenweise fast gemein war und garz im Gegensatz zum Tessin eine
Vorliebe für nasses Wetter bekundete. Die ersten Exemplare fanden
sich dort auf der Plotta bei Soglio am 28. VII. am Rande eines Busch-
waldes, der von Wasser überrieselt war, inmitten von Lythrum salicaria,
Lysimachia vulgaris, Aconitum napellus, Iycococtonum, Salvia gluti-
nosa auf Spiraea aruncus, während im Rubus-Gebüsch Locusta viri-
dissima lärmte. Am 29. VII. begegnete ich obtusus in den Vormittags-
stunden, im berühmten Kastanienwald von Castasegna, am Rande
eines Wasserfalles, wiederum im Schatten auf Spiraea, während ich
in der Mittagszeit, durch sein weithin hörbares, äußerst melodisches,
metallisches Zirpen aufmerksam gemacht, ein $ aus Brennesseln
hervorholte. Am 30. VII. sammelte ich obtusus im Lärchenwald über
Promontogno am Rande des Mairaflüßchens auf Rubus, wo die JS
in der bunten, an B. serricauda erinnernden Färbung mit hochgestellten
Beinen äußerst ruhig saßen, oder sich in Brennesseln verborgen hielten.
Nahe Coltura, am Rande eines Wäldchens jagte ich obtusus aus
Mentha- und Urticagestrüpp heraus, während ganz in der Nähe auf
großen nackten Granitblöcken Antaxius pedestris im vollsten Sonnen-
licht sich tummelte. Selbst auf Alnus viridis und zwar etwa 3 m über
dem Boden hielt sich obtusus auf. Bei Vicosoprano, etwa 1050 m,
fing ich ein @ im völlig durchnäßten Rubus- und Urticagestrüpp
schon um 8 Uhr morgens. Die wirkliche Favoritpflanze der Art aber
entdeckte ich erst am 3. VIII. an einem gewitter- und regenreichen
Tage, an dem mir nur mittags einige Sonnenblicke vergönnt waren.
Aber gerade während der wenigen Minuten, in denen die Wolken sich
verzogen, kamen die Barbitistes wie auf ein Zauberwort zum Vorschein
und setzten sich gemächlich auf die, Acanthus vortäuschenden, Blätter
der häufigsten Pflanze des unteren Bergell, auf Heracleum sphondylium,
wo sie sich in besonders großer Anzahl am Rande von Wassergräben und
nahe der Kaskade des Baches Drogputeinfanden. Gelegentlich besuchten
sie auch die breiten Blätter des Geranium silvaticum. Manchmal
sitzen mehrere Exemplare nebeneinander, die Fühler meist parallel
vorgestreckt, ein Bild vornehmer Ruhe, während nebenan im Tha-
lietrum minus- und Angelica silvestris-Gestrüpp sich Thamn. cinereus
in beständiger Unruhe und in unberechenbaren Sprüngen fort-
bewegt und Chort. dorsatus, parallelus in großen Mengen, Ch. lineatus
und biguttulus etwas seltener, sich zeigen. In dem Moment aber, wo
Wolken- oder Nebelschleier die Sonne von neuem bedecken, ver-
schwinden die obtusus, so geheimnisvoll, wie sie gekommen. Am 4. VIII.
besuchte ich, von der Alpe Leira zurückkehrend, dieselbe Stelle nochmal
bei vollkommen wolkenlosem Himmel und fand auch nicht ein Exemplar!
So erweist sich Barbitistes im Bergell als extrem hygrophil, während
ich sie im Tessin als ausgesprochen xerophil kennen lernte,
Die Orthopteren der Schweiz. . 179
Im Puschlav begegnete ich B. obtusus am 12. VIII. nachmittags
an einem sonnenklaren Tage, in einem mit Urtica bewachsenen Graben
am Rande einer Steilwiese auf etwa 1400 m, dann am Ufer des Poschiavo-
sees neben T’hamn. cinereus zwischen Nesseln und Carduus in den
Abendstunden. Am 16. VII. vormittags bei trübem Wetter wieder
hart am Ufer des Sees, Le Prese gegenüber, auf Galeopsis tetrahit
und Alnus incana, während in der Nachbarschaft auf einer mit Cle-
matis vitalba überwucherten Mauer Antaxius pedestris sich versteckte.
Am 17. VIII. endlich zeigten sich mir die letzten B. obtusus in einer
besonders malerischen Umgebung, nämlich hoch oben auf etwa 1700 m,
nahe Cavaglia. Wie damals am 3. VIII. verbarg sich auch heute
wieder die Sonne gelegentlich hinter dichten Nebelschwaden, während
obtusus sich mit vorgestreckten Fühlern und hochgestellten Beinen
auf Rubusblättern zur Schau stellte und zwar in der bunten Form,
sodaß sie wie Smaragde und Rubine auf der frischgrünen Unterlage
sich ausnahmen, während neben ihnen gelegentlich Podisma pedestris
saßen, mit eng an den Leib gedrückten Beinen, sodaß sie von oben
gesehen, kleine Fische vortäuschten.
Pirotta, l.c., meldet Barbitistes obtusus unter dem Namen
B. serricauda aus dem Val Malenca, Valtellino, VII. 1877.
Barbitistes obtusus alpinus subsp. nova.
Fruhst. Tess. Wanderb. I. 77.
ö kleiner als obtusus-33, kürzer, schlanker, Kopf, Thorax und
Abdomen reichlicher schwarz punktiert, Elytren mit tiefer eingedrückter
und deutlicher geschwärzter Furche oder Grube. ® gleichfalls zierlicher,
Vdschenkel lebhafter rotbraun punktiert und Elytren markanter
gelb gesäumt als bei der Talform.
alpıina-$: Long. corporis 16, obtusus-$: 18, serricauda-&: 15,
alpina-Q: 18, obtusus-Q: 22, serricauda-Q: 16—17 mm.
Patria: Tessin, Sotto-Ceneri, Monte Generoso, Mte. Boglia, 1200
bis 1400 m. 4433, 19.
Die in Atti Soc. Ital. Pavia 1918, 129 erwähnten Barbitistes
serricauda Nadig gehören nach freundlicher mündlicher Mitteilung
des Herrn Dr. Nadig zu B. obtusus alpinus Fruhst.
Im Gegensatz zur hygrophilen Talform B. obtusus bevorzugt
B. obtusus alpinus anscheinend der Sonne ausgesetzte, steinige, mit
niederem Gebüsch bestandene Hänge. Das erste Exemplar am 29. VII.
1919 am Generoso zwischen Simonetta und Crocetta, inmitten der bei
Orphania denticauda geschilderten, imposanten Pflanzenformation.
Ein $ sonnte sich in den Nachmittagsstunden auf Corylus und ent-
fernte sich selbst nicht, als ich mit dem Netz und im Übereifer daneben
geschlagen hatte, sondern kam wieder zum Vorschein. Ein 2 traf ich
an derselben Stelle, am 1. IX., als Gentiana asclepiades auch diese
Höhen dekorierte, die ersten Ant. pedestris sich neben Lept. caudata
und Eph. perforata zeigten. Auch am Monte Boglia stellte sich B. obtusus
bereits am 15. VIII. auf Eichen und Hasel-Stockausschlag ein, in der
gleichen Artengemeinschaft wie am Generoso, auf heißem steilen,
felsigem, aber dicht bebuschten Hang.
12* 5, Heft
180 H. Fruhstorfer:
Genus Isophya Brunner 1878.
Monogr. Phaner., 64.
Die Gattung umfaßt 14 pontische Arten, von an nur I. py-
renaea Frankreich und Lusitanien erreicht.
Isophya pyrenaea Serv. 1839.
Barbitistes pyrenaea Serv., Ins. Orth. 1839, 481.
Isophya pyrenaea Finot, 180, Pyrenäen, VIII. — I. p. Burr, 84. —
I. p. Zacher, 194. — I. p. Azam 1901.
Barbitistes camptoxypha Meyer-Dür, 25.
Isophya camptoxypha Brunn., Phan., 64.; Prodr., 280, t. er 1.16;
Isophya camptoxipha Schulth. 1903, Eu Knörzer, 30.
Pontisch. (Südrußland bis zu den Pyrenäen.)
In den Pyrenäen auf Wiesen, der Erde, im Grase (Finot). Sehr
selten in Frankreich, Dep. Yonne, Olermond- Ferrant, 600—1300 m
(Azam). Südtirol bis Rovereto (Dalla Torre).
Helvetia: Neben Lept. punetatissima Bosc., zumal auf Hasel-
stauden, doch seltener (Meyer-Dür)., — I. Jura (Meyer-Dür).
— II. Mittelschweiz, Basel, Zürich, Burgdorf, Bern (Meyer-Dür). —
VI. Graubünden, Domleschg (Schulthess).
Die Bestimmung Meyer-Dürs wurde von Brunner angezweifelt;
das Wiederauffinden der Art durch Schulth‘ss im Domleschg
bestätigt jedoch ihre Richtigkeit. Knörzer traf sie wieder-
holt bei Eichstädt in lichten Wäldern im VI. und Anfang VII. auf
Grashalmen und noch häufiger Larven dieser Species.
Genus Leptophyes Fieb. 1852.
Synopsis, 1853, 50. — Kelch, Orth. Oberschles. 1852, 3, 5.
Auf fünf pontische Arten, welche Brunner aufzählt, entfällt
nur eine sechste mitteleuropäische (punetatissima).
Leptophyes punetatissima Bosc. 1792.
Locusta punctatissima Bosc., Actes Soc. Hist. Nat. Paris 44, t. 10,
fig. 5, 6.
Locusta autumnalis Hagenb., 25, £. 14.
Odontura punctatissima Frey- Geßner, Mur., 78. —0O. p. Fisch., 232.
Helvetia.
Leptophyes punctatissimaMeyer-Dür, 24. — L.p. Brunn., Prodr.,
286. — L. p. Schoch, 34. — L. p. Finot, 181, VIIL—X. — 1. p. "Griffini,
11. — L.p. Burr, 86. — L.p. Zacher, 195.
' Pontisch- Baltisch.
Fast in ganz Frankreich, doch seltener im Süden. Die Eier werden
in Ritzen der Rinde von Bäumen abgelegt. Man findet sie vielfach
nach starkem Wind von den Gipfeln hoher Bäume herabgeweht.
Manchmal auch in Sümpfen (Finot). Griffini nennt drei Fundorte
aus Piemont. Ligurien von Anfang VII.—IX. auf Erlen, Eichen.
Ziemlich häufig, besonders an kühlen und feuchten Stellen (Dubrony).
Südtirol, von Cobelli nicht erwähnt, jedoch nach Dalla Torre
Die Orthopteren der Selweiz. 181
. bis Rovereto vorkommend. In ganz Deutschland und Südeuropa (?).
Fehlt in Österreich (Redtenbacher). Teile von Rußland, Kaukasus,
Palästina (Zacher). Die 22 der vicariierenden Art L. albovittata Koll.
legen ihre Eier in die feinsten Ritzen alter Zäune. Dabei wird der
Körper stark gekrümmt, sodaß die Legescheide fast unter die Brust
und in senkrechter Richtung nach unten kommt. Die braunen, 5 mm
langen Eier fanden sich beim Zerschneiden des Holzes, zum Teil einzeln,
zum Teil in Reihen eingelegt (Krauss, Orth. Tirols 1873, 2). Bei
Eichstädt häufig auf niederem Buschwerk und schon im VII., während
die neben ihr auf trockenen, sonnendurchglühten Hängen auf Geranium
sanguineum und Rhamnus saxatilis lebende Z. albovittata erst im IX.
und X. erschien (Knörzer). Im Elsaß zwischen 300 und 700 m,
meist auf niederem Gebüsch in der Sonne sitzend, doch nie in großer
Menge (Döderlein, Zacher).
Helvetia: Im Herbst auf Gebüsch an Waldsäumen und auf
grasigen Steinhalden (Meyer-Dür). In der mittleren und nördlichen
Schweiz auf Eichen und Hasel, nicht sehr selten (Schoch).
I. Jura (den ganzen Jura entlang) (Meyer-Dür). — II. Basilea,
„Autumnus in ambulacrorum arboribus hospes“ (Hagenbach).
Basel, Zürich, Burgdorf (Meyer-Dür). Basel (Fischer). Gysula-
fluh, 24. VIII. Bremgartenwald bei Bern (Schoch). Albis*, 18. IV. 20,
Larven. Aargau (Mus. Genf). Bieberstein auf Juniperus, 21. IX. (Mus.
Zürich). — III. Mont Pelerin, Villeneuve, Archamps (Maerky).
Champel, 26. VIII. (Frey-Geßner). — IV. Häufiger als Barb. serri-
cauda, VI., VII., auf den Föhrenhügeln bei Sierre, sowie Eichen und
Haselnuß bei Martigny (Frey-Geßner).
Larven neben solchen von Platycleis grisea am 18. IV. neben der
Falletsche am Albis inmitten einer Vegetation von Luzula silvatica,
Carex flacca, davalliana, pendula, Orchis masculus, purpureus, Bell.
michelli, Anemone nemorosa, Polygala vulgarıs, chamaebuxus, Lonicera@
alpigena usw. auf Blüten von Leontodon erispus. (Fruhstorfer.)
Leptophyes laticauda Friv. 1868.
Odontura laticaud« Friv., Mon. Orth. Hung. 102, t. 7, £.1.
Barbitistes ruficosta Frey-Geßner, M. Sch. E. G. 1872, 19, t. 1, f. 2.
Barbitistes autumnalis Meyer-Dür, 25.
Leptophyes laticauda Brunn., Phaner., 79; Prodr., 285. — L.1.
Schoch, 34, nur im Tessin. — L. 1. Griffini, 10. — L. I. Burr, 86, Men-
drisio.
Leptophyes punctatissima Fruhst., Tessiner Wanderb., 6—38,
52, 59, 85, 88.
Pontisch.
In Lachens in Frankreich, Voltaggio und Mendrisio, wo sie auf
Eichen von Ende VII.—IX. vorkommt (Burr). Rivoli, Colle S. Gio-
vanni, Piemont (Griffini). Von Dalmatien, Triest bis in den Tessin
und Ligurien, VIL—X. (Brunner). Südtirol, bis Caldonazzo (Dalla
Torre). s
5. Heft
182 H. Fruhstorfer:
Helvetia: Auf jungen Hasel- und Eichengebüsch (Meyer-Dür).
-— III. Trelex bei Nyon, VII. (Maerky). — VII. Tessin, Mendrisio,
auf Hecken und am Waldessaum (Frey-Geßner). Tessin 1919: *Motto
d’Arbino, 14—1500 m, 3. VII., auf Alnus viridis, Larven sehr zahlreich.
Maglio di Colla, etwa 1000 m, 18. VI., Larve. Monte Boglia, 1000
bis 1400 m, VIIL.—IX. Generoso-Crocetta, 1. IX. Camoscio, 22. IX.,
1000—1200 m. Maroggia, VIII. San Agata bei Tremona, 600 m,
28. VII. Meride, Larven auf Corylus, 2. VI., zahlreich. Imago Ende
VII. bis 20.IX. San Stefano-Chiasso, 3. IX. neben Ant. raymondi.
San Martino-Chiasso, 9. IX., in Blätterbüscheln. Sassalto-Caslano,
in der Palina auf Corylus, 6. VIII., 500 m. Ponzione d’Arzo,* etwa
800 m, 20. IX. Tesserete (Diebold).
L.laticauda, nächst Phan. 4-punctata unstreitig die häufigste der
strauchbewohnenden Locustiden des Tessin, trat im Jahre 1919 erst
sehr spät in Erscheinung. Die erste Imago beobachtete ich nahe der
Kapelle San Agata am 28. VII., während Frey-Geßner bereits
den Juni als Datum der Vicariante punctatissima für das Wallis nannte,
Larven waren zwischen Besazio und Meride schon Anfang VI. häufig
und sogar auf dem Motto d’Arbino, auf 1400—1500 m auf Alnus
viridis sehr zahlreich. Die Imagines erreichten den Höhepunkt ihrer
Entwicklung Ende VII., Anfang VIII, als auch Barb. obtusus in
voller Brunst sich befand, die ersten Ant. pedestris, Ant. raymondiı
auftraten und Oee. pellucens sein melodisches Gezirp ertönen ließ,
Laticauda bevorzugt den Halbschatten, am liebsten sogar in der Nähe
sumpfiger Wiesen oder am Rande kleiner Flußläufe, ohne jedoch
felsiges Terrain ganz zu vermeiden, weil sie ja auch am Monte Generoso
bis 1400 m angetroffen wird. Im niederen, mit Gräsern, Zuzula nivea
und Fragaria vesca durchsetzten Gestrüpp findet sie sich gelegentlich
auch, und dann neben Ant. raymondi. Aber gleich den edleren und
selteneren B. obtusus bevorzugt laticauda der Sonne exponierte und
von dieser durchwärmte Zweigspitzen von Corylus und Quercus, wo
wir sie besonders in den Favorit-Nachmittagsstunden der Locustiden,
zwischen 2 und 4 Uhr, antreffen. Trotz der vielen Larven, die eine reiche
Ernte versprachen, fing ich 1919 nie mehr als 3—4 Exemplare an einem
Tage und der Einfluß der Trockenheit machte sich immer mehr geltend.
Schließlich waren die laticauda sogar gezwungen, selbst die Zweigspitzen
zu meiden und am 9. IX. beobachtete ich sie bei San Martino-Chiasso
nur noch in den allerdichtesten Blätterbüscheln, die von Clematis
vitalba umschnürt waren, wo die Leptophyes immerhin Schutz vor
der Evaporation, noch etwas Feuchtigkeit und reiche Beute an
Kerftieren fanden. Dies zu einer Zeit, als niederes, dichtes Gebüsch
noch einige Larven von Thamn. chabrieri belebten. Die letzten
Exemplare lieferte der Monte Generoso am 22. IX. auf einer Höhe
von etwa 1000-1200 m, wo die Leptophyes in den späten Nachmittags-
stunden auf Hasel und Eiche anzutreffen waren, neben Ap. albipennis,
F. auricularia, BE. lapponica, neolividus, Eph. perforata, Ant. pedestris,
während nahe dem Erdboden im Molinia-Grase Thamn. apterus und
fallax ihre Seitensprünge ausführten. Bei Meride begegnete ich den
Die Orthopteren der Schweiz. 183
letzten Exemplaren am 20. IX., als Aster alpinus bereits unter den
Blütenpflanzen dominierte und zwar bis in die späten Abendstunden
hinein, neben Ant. raymondi und Oec. pellucens.
Es ist sehr wahrscheinlich, daß einige der von Griffini, Finot,
Dubrony erwähnten Fundorte der L. punct. sich gleichfalls auf
L. laticauda beziehen. Sicher ist, daß im südlichen Tessin, von Maglio
di Colla und Tesserete an, bis Chiasso nur ZL. laticauda vorkommt.
Brunner fand einige Unterschiede zwischen den Tessiner und
adriatischen Exemplaren, so die etwas kürzere Legescheide. Trifft
dies wirklich zu, so kann für Tessiner Exemplare der Frey- Geßnersche
Name wieder in seine Rechte eingesetzt werden, so daß wir umschreiben
dürfen: L. laticauda ruficosta Frey.
Leptophyes, welche Maerky bei Trelex neben Lept. punctatissima
und Barbitistes serricauda auffand, sind bedeutend kleiner als meine
große Serie von Individuen aus dem Tessin. Ihr Ovipositor ist schmäler
als bei L. laticauda ruficosta, länger und gerader als bei L. punctatissima.
Jedenfalls beheimatet die Schweiz zwei stark differenzierte geographische
Rassen der Kollektivspezies, so daß wir zu beachten haben:
L. laticauda Frivald., Lemanische Region.
L. laticauda ruficosta Frey-Geßner. Insubrische Region.
L. laticauda ist die neben B. obtusus einzige Orthoptere, welche ich,
in der Südschweiz allerdings nur im Larvenzustande, auf Alnus und
zwar A. viridis, antraf. Es ist dies recht erstaunlich, weil sich die
Imagines bei Mendrisio in der Regel als recht wählerisch erwiesen
und mit Sicherheit nur auf Quercus und Corylus anzutreffen waren.
Auch Zacher, 33 fiel es auf, daß aus Erlengebüsch bisher noch gar
keine Orthopteren bekannt sind.!) Ein botanischer Bestimmungs-
fehler meinerseits ist jedoch ausgeschlossen, weil auf den Motto
d’Arbino, wo ich die Leptophyes-Larven einheimste, andere Strauch-
gewächse als Grünerlen und Rhododendron nicht vorkommen.
Genus Phaneroptera Serv. 1831.
Ann. Sc. Nat., :22, :158.
Phaneroptera faleata Scopoli 1763.
Gryllus falcatus Scopoli, Entom. Carn. 1763, 108. —@. f. Fuessly, 23.
Phaneroptera falcata Meyer-Dür, 24. — Ph.f. Dietrich, 329. —
Ph. f. Brunner, Phan., 211. — Ph. f. Frey-Geßner, Mur., 78. — Ph.f.
Schoch, 35..— Pk.f. Finot, 182; VIL—XI. — Ph.f. Stoll, 172. —
Ph. f. Zacher, 198,
Sibirisch.
Auf Wiesen und waldigem Gebüsch in ganz Mitteleuropa zwischen
dem 45. und 48. Breitengrade, reicht südlich nicht über die Alpen-
täler hinaus (Brunner). In Frankreich nördlich bis Paris, am Canigou,
bei Grenoble, in den Hautes Alpes, Gavarnie (Burr). Nach Griffini
in Piemont, doch wahrscheinlich mit quadripunctata verwechselt,
!) Dr. Krauss fand Barb. serricauda auf Erle. Dubrony Lept. puncta-
tissima.
5. Heft
184 H. Fruhstorfer:
die dort auch vorkommt. In Ligurien vom VIL.—X. gemein (ob wirk-
lich falcata?) (Dubrony). In Südtirol bis Bozen (Dalla Torre).
Ob die Bestimmung richtig?, denn Dalla Torre gibt 4-punctata
als-bis Meran vorkommend ebenfalls an, eine Art schließt aber die
andere aus, das willsagen, 4-punctata ersetzt falcata südlich der Alpen.
In Deutschland nur ım Süden, östlich durch Südrußland und Si-
birien zum Amur und Japan (Zacher).
Helvetia: Gewöhnlich nur einzeln oder in kleinen Gesellschaften
auf Gebüschen an heißen Berghalden des Jura (Meyer-Dür).
Helvetia (Bremi, teste Fischer). I. Jura (Meyer-Dür). Ein
Exemplar auf der Felsenheide bei Bözingen, Biel, am 11. VIII. 1911
(Steck). — II. Basel, Aarau, Irchel, Kanton Zürich (Meyer-Dür).
1860 am Zürichberg, dann nicht wieder (Dietrich). Höngg
(Schneider). Lägern, 14. VIII. 15. Weesen, VIII (Coll. Fruh-
storfer). Baden, Rheinau, Glattfelden, Schloßfelsen von Sargans
(Stoll). Interlaken (Schoch). — III. Am Fuße des Saleveberges
bei Genf (Fuessly). — IV. Wallis, ziemlich häufig auf Artemisia,
Disteln, in Weinbergen, VII., IX (Frey-Geßner).
Diese auf den Norden der Schweiz beschränkte Art, deren Aus-
breitung hauptsächlich durch Dr. Stoll erforscht wurde, bietet ein
prächtiges Beispiel eines xerothermischen Reliktes, in weit höherem
Maße noch als Conoceph. mandibularıs, der jenseits seines südlichen
Verbreitungszentrums nur ganz sporadisch vorkommt. Falcata folgt
der Föhnzone im Sinne Christs, wofür ihr Vorkommen im Aartal .
und bei Sargans im Rheintal spricht und dann noch an rein xero-
thermischen Lokalitäten mit vermehrter Insolation, wie im Jura.
Ihr postglaziales Eindringen in die Schweiz durch die burgundische
Pforte kann als mit Sicherheit verfolgbar, angenommen werden.
Phaneroptera quadripunetata Brunn. 1878.
Monogr. Phaneropt. 212.
Phaneroptera quadripunctatus Brunn., Prodr., 291, t. 8, f. 66, au. b.
— Ph. qu. Finot, 183, VIL.—XI. — Ph. qu. Griffini, 7. — Ph. qu. Burr,
88. — Ph. qu. Zacher, 200, Elsaß. — Ph. qu. Fruhst., Wanderbilder
1920, 12, 24, 27, 38, 83.
Gryllus falcatus Fuessly, 22, partim „Luggaris“.
Phaneroptera nana Frey-Geßner, M. S. E. G. 1878, 14.
Mediterran und paläotropisch.
Vertritt vom Südabhange der Alpen ab bis zum mittelländischen
Meere die Ph. falcata Scop. (Brunner). Ersetzt im südlichen
Frankreich Phaner. falcata Poda., Venedig, Sizilien, Sardinien,
Malaga (Burr). In Südtirol in der Niederung seltener als in den Vor-
bergen, bis 2500 Fuß, VIIL—X. in strauchartigem Laubholz, auf
mit Brombeere, Schlehe und Eichen überwucherten Steinhalden,
mit Mantis religiosa, Oec. pellucens, Rh.raymondi, überall häufig
(@raber). Piemont (Griffini), Ligurien. Südtirol, Meran, Rovereto
(Brunner). Südtirol, Valle Lugarina, VIIL.—XI. (Cobelli). In
Die Orthopteren der Schweiz. 185
Deutschland nur im Elsaß, Südeuropa, Kleinasien, China, Japan (?)
(Zacher).
Helvetia: VII. Luggaris, Locarno (Fuessly, 1775). — Von
Mitte VII. an am Monte Salvatore und bei Mendrisio, später auch
noch bis Ende X. bei Mendrisio (Frey-Geßner). ‚Tessin 1918.*
Giubiasco, 20: VIII., Losone, IX., Meride, am San Giorgio, etwa
500 m, 20. XI., in Weinbergen, in Gesellschaft von Ant. pedestris.
Tessin. 1919.* Moor von Ligornetto, bis etwa 800 m, am Ponzione
d’Arzo und Mte. San Giorgio. Manchmal 5—6 auf einem Hasel-
strauch. Umgebung von Maroggia, am Monte Bisbino und bei
Pedrinate-Chiasso, sehr gemein. Monte Boglia und Monte Generoso,
bis etwa 1000 m. — VIII. Puschlav,* zwischen Campascio und
Campocologno, etwa 600 m, am 15. VIII. 20, im Gebüsch an Mauern,
selten.
Eines der Charaktertiere des südlichen Tessin und von Bellinzona
und Locarno an bis Chiasso überall anzutreffen, wo eine Hecke Kultur-
land umsäumt oder sonstwie lockeres oder dichtes, stark besonntes
Gebüsch steht. 4-punctata meidet auch Sumpfland nicht, was ihr
Vorkommen in den Mooren von Ligornetto und Meride beweist; sie
findet sich aber auch, wenngleich seltener, an felsigen Gehängen und
in Weinbergen. Larven bereits Anfang VI. bei Ligornetto massenhaft
vorhanden, neben Nymphen von Conocephalus, Thamn. fallax und
den Imagines von P. schmidti, St. rufipes. Die ersten ausge-
wachsenen Exemplare fielen mir etwa Anfang VII. zur Beute, wenn
auch Ephipp. perforata, Meconema, Ant. pedestris und Thamn. chabrieri
in das Netz des sammelnden Jägers geraten.
Ihren Kulminationspunkt erreicht Ph. 4-punctata Anfang IX. zur
selben Zeit mit ihrer Begleiterin, der Pod. schmidti. Man kann dann
von jedem Haselstrauch oder auch aus dem niederen Gestrüpp 5—6
Exemplare mit einem einzigen Streifzug des Netzes erbeuten, nament-
lich zwischen 2 und 4 Uhr nachmittags, wenn sich Lept. caudata,
Barb. obtusus, Eph. perforata und Oec. pellucens auf Zweigspitzen
sonnen und im Binsen- und Equisetum-Dickicht Ant. pedestris, Thamn.
fallax sich tummeln und Aster alpinus und Centaurea jaces bracteata
blühen. Ende X. sind 4-maculata neben Pod. schmidti immer noch
zahlreich, wenn bereits die letzten Ant. raymondi verschwunden sind,
aber Meconema brevipenne in Erscheinung. tritt; letzte Exemplare
beobachtete ich am 20. XI. 1918 im völlig erforenen Weinlaub bei
Meride. Die Tiere lebten dort in Gesellschaft von Ant. pedestris, waren
bereits ganz erstarrt und blieben, herabgeschüttelt, in dem rot und
braun gefrorenen Fallaub wie tot liegen, sodaß man sie auf dem Erd-
boden, wo sie grüne Blätter vortäuschten, hätte aufnadeln können.
Höher wie 1000 m trifft man Phan. 4-punctata im Südtessin nicht mehr
an. Gelegentlich aber ziehen die Tiere dem Lichte nach und man findet
sie an den Fenstern der Landhäuser von Locarno und Lugano.
5. Heft
186 H. Frubstorfer:
Tylopsis liliifolia F. 1793.
Locusta llirfolia F., Ent. Syst. II, 36.
Phaner. lilifolia Fisch., Orth., 237..— Ph. !. Pirotta 1878, 28,
Tessin.
Tylopsis I. Brunner, 294. — T. I. Azam, Cat. France, 73. — T, 1.
Redtenbacher, Südtirol, häufig.
Mediterran.
Von Vorderasier bis Spanien. Neapel, Istrien, Dalmatien, Herze-
gowina. Vom VIL.—X. auf Kräutern und Sträuchern, geht von Süd-
frankreich bis zu den Basses Alpes (Azam). Südtirol bis Rovereto
(Brunner, Dalla Torre).
Helvetia: VII. Kanton Ticino (Bremi, teste Pirotta).
Neuere B richte über das Vorkommen dieser Art im Tessin feblen.
Familie Meconemidae.
Genus Meconema Serv. 1831.
Ann. Se. Nat: XXII, 157.
Meconema thalassina De Geer 1771.
Locusta thalassina De Geer, Mem. Ins. III, 1771, 433.
- Locusta varia F., Ent. Syst. II, 42, 1793.
Gryllus arboreus Fuessly, 23.
Meconema varıum Fisch., 240.
Meconema varia Meyer-Dür, 24. — M.v. Frey-Geßner, M. Sch.
E. G. 1878, 16; Murith., 79. — M.v. Brunn., Prodr., 296. — M.v.
Finot, 185, VIL—X. — M.v. Griffini, 15. — M.v. Firulist., Tess.
Wanderbild. 1920, 14.
Meconema varium Schoch, 35. — M.v. Burr, 89.
Meconema thalassinum Z ach., 202.
Pontisches Element. Vom Kaukasus bis Spanien.
Eier unter Baumrinde, die Larven häufig und in großer Zahl in
Eichengallen (Brunner) Rudow fand einmal eine junge Larve in
Gallen von Üynips argentea aus Serbien (E. Zeitschr. Frankfurt 1919, 70).
Spät im Herbst ausgewachsen, wird manchmal in Häusern, am Fenster
emporkrabbelnd, angetroffen, selbst noch XI. (Burr). In ganz Frank-
reich, aber häufiger im Norden (Finot). Nordtirol auf Gebüsch an
der Brennerstraße, VIII. (Krauss, 1873). Piemont, auf dem Piazza
d’Armi in Turin (Griffini). Toscana, Südtirol (Brunner, Zacher).
Sestola (Turati leg.).
Am moosigen Stamm der Linden- und Ulmenbäume, zwischen
deren Moos und Rinde er vermutlich seine Eier legt, den Sommer
über sich aber oben in der Krone dieser Bäume aufhält (Fuessly).
Durch die ganze Schweiz, von der campestren bis in die subalpine
Region, im Spätherbst auf verschiedenen Gesträuchen, zumal
Haseln und Eichen gemein (Meyer-Dür).
I. Jura, Weißenstein bei Solothurn, IX. (Born). — II. Zürich,
Lindenhof (Fuessly). Herzogenbuchsee (Born). — Ill. Genf
Die Orthopteren der Schweiz. 187
(Fuessly). — V. Beatenberg, Berner Oberland, 1300 m (Brunner).
Matt, etwa S00 m, Glarus (Heer, teste Fischer). — VI1.?— VII. Reich-
lich bei Mendrisio, von Mitte X. an (Frey-Geßner). Locarno,* Monti,
ein gelegentlicher Gast an hellerleuchteten Fenstern. Ligornetto-
Meride,* 28. VII. bis Ende X. Monte Caprino* bei Lugano, Ende IX.
1919 trat M.thalassina im Tessin nur äußerst spärlich auf, in
regenreichen Jahren wird sie, wie dies ja schon Frey-Geßner
beobachtete, sicher häufiger vorkommen. Das erste: Exemplar am
28. VII. zusammen mit Larven von Phan. 4-punctata, Ephipp. per-
forata, Oec. pellucens und den ersten Imagines von Lept. laticauda
und den seit VI auftretenden Pod. schmidti. Häufiger Mitte VII.
neben den ersten Ephippigera, Thamn. chabrieri und Larven von
Ant. pedestris. Die letzten Ende IX. am Monte Caprino neben Ant. ray-
mondi, zahlreichen Oee. pellucens, spärlichen Leptophyes, auf Hasel
und Eichen.
Wie hoch thalassina im Tessin auf die Berge geht, konnte ich nicht
feststellen, weil ich die Art in erwachsenem Zustand weder auf dem
Boglia, noch Generoso beobachtete.
Meconema brevipenne Yers. 1860.
Ann. Soc. France 519, t. 10, £. 7—9.
Meconema brevipenne Krauss, Z. B. Ges. 1873, 3. — M.b. Brunn.,
Prodr., 298. — M.b. Redtenbach. 1900, 99. — M.b. Burr, 89. —
M.b. Fruhst., Tess. Wanderb. 1920, 32.
Meconema brevipennis Finot, 186, IX.
Meconema meridionale Costa, Fauna Napoli, X., 1860, 14, t. 10,
f. 2/3; Caudall, Gen. Insect. 1912, 138, fasc. 4, t.2, 1.5.
Mediterran. Von Istrien bis zur Provence. Neapel.
Ende VIII, Anfang IX. mehrere erwachsene Exemplare zwischen
Atzwang und Völs auf Ostrya, Corylus, Lonicera, Clematis. Am 14. I.
ein Pärchen auch in Oberitalien, Monte Venda, etwa 500m, auf
Kastaniengebüsch. Wie Meconema varium richtet brevipenne, wenn
sie ruhig auf einem Blatte sitzt, die vorderen Beine nach vorne. Beim
Abklopfen der Gesträuche fällt sie sehr leicht herab und ist bequem
zu fangen (Krauss). Auf Sträuchern an Bachufern, sehr selten
(Finot). Hyeres, Nizza (Azam). Bei Sestola von Em. Turati im
Apennin Modenese IX. 1919 gefunden.
Neu für die Schweiz.
III. Mont Pelerin, in Gesellschaft von Thamn. fallax, zahlreich in
beiden Geschlechtern (Maerky). — VII. Zwischen Riva San Vitale
und Meride*, 28. X. 1919, nur ein 9.
In einem durch Nachtfröste schon schütter und durchsichtig
gewordenen Wäldchen aus Eiche, Hasel, Esche zwischen zwei vom
Monte San Giorgio herabrieselnden strauchüberwucherten Wässerchen
in Gesellschaft von Spinnen, Pod. schmidti, Phan. 4-punctata ge-
funden, während auf den Wiesen nur noch Cucuballus und Campa-
nula trachelium blühten. |
5. Heft
188 H. Fruhbstortfer:
Die Entdeckung dieser meridionalen Art im lemanischen Gebiet
seitens Maerkys ist sehr interessant und dürfte die Einwanderung
dieser Meconema zugleich mit jener von Podisma schmidti erfolgt sein,
die Burr von Caux bei Montreux vermeldet. Intensives Sammeln
in der Nähe von Genf wird vielleicht auch noch den Weg zeigen,
den diese Spezies durch die rhodanische Pforte vom Mittelmeer bis
ins Waadtland gefunden hat, wenn wir nicht annehmen, daß sie
allenfalls, wie dies für Thamn. fallax fast gefordert werden muß,
über die lombardisch- piemontesische Eingangspforte auf den Mont
Pelerin gelangt ist.
Familie Conocephalidae.
Genus Xiphidium Serv. 1831.
Ann. Se. Nat. XXII, 159.
Xiphidium fuseum F. 1793.
Locusta fusca F., Ent. Syst. II, 43.
Xiphidium fuscum Fisch., 247. — X. f. Meyer-Dür, 23. — X. f.
Frey-Geßner, M. Sch. E. G. 1878, 16. — X.f. Brunn. Prodr. 301;
Murith., 79. — Schoch, 34. — X. f. Finot, 187, VIL—XI — X. f.
Burr, 91. — AX.f. Zacher, 206.
Xiphidion fuscum Fruhst., Tess. Wanderb. 1920, 5 usw.
Sibirisch.
(Gemein in ganz Frankreich (Finot). In Spanien nur im Norden
(Burr). Auf Wiesen in Piemont (Griffini, 16). Bei Bregenz in den
Riedern am Bodensee (Krauss). Auf Binsen, Schilf, Weiden, an
stehenden und langsam fließenden Gewässern mit Plat. brevipennis
und Epaeromia thalassina auf der Strecke Zirl-Schwatz überall. An
Wassergräben bei Bozen und im Valsugana, VIII., IX. (Graber).
In Rußland und Sibirien bis zum Amur, Syrien, Turkestan, Persien
(Zacher).
Helvetia: In sumpfigen Moorwiesen und an Seen auf Carex
und Schilf, ziemlich häufig (Meyer-Dür). Erhebt sich in den
Alpen bis zu 1200 m (Brunner).
Sehr gemein auf feuchtem Terrain, sich an den Stengeln des
Schilfes, der Juncaceen und Üyperaceen, sowie anderer Wasserpflanzen
aufhaltend (Frey-Geßner).
II. Turicum, frequens (Bremi, teste Fischer). Katzen-
see, Thuner See (Meyer-Dür). Affoltern, 19. VI.20*. Larven,
neben solchen von Loc. viridissima und Imagines von Ch.
dispar. Türlersee*, 7.IX.20. Pfäffikersee, Lützelsee,* 11. IX. 20.
Solhofenmoos bei Bern (Steck). Burgaeschisee (Born). — III. Ufer
des Genfer Sees bei Versoix, nur wenige, noch ganz junge Larven auf
Eleocharis acieularis-Polstern, die mit Ranunculus reptans und Na-
sturtium officinale durchsetzt sind, am 1. VI. 21. — IV. Wallis, sehr
gemein (Frey-Geßner). — V. Berner Oberland, Sigriswyl, 1200 m
(Brunner). — VI.? — VII. Agno* im Delta, VIII. Ligornetto- -Meride,*
Die Orthopteren der Schweiz. 189
28. VIIL—X. Mendrisio (Frey-Geßner). — VIII. Puschlav* bei
Campocologno (600 m) inmitten Juncus, Equisetum arvense, Mentha,
neben Parall. alliaceus, C'hort. parallelus, dorsatus.
Ein Charaktertier der Sümpfe von Ligornetto-Meride und noch
massenhaft im Delta bei Agno, wo die Larven schon am 26. V. neben
einzelnen Nymphen von P. alliaceus in Unmenge vorhanden waren,
während überwinterte Tettix subulatus sich zusehends verminderten.
Im Moor von Ligornetto hunderte von Larven am 2. VI. Tierchen
von zartem Grün, mit markanten schwarzen Rückenstreifen, die aller-
liebst mit ihren langen schwarzen Fühlern spielen, aber sich auch
schleunigst auf und davon zu machen verstehen. Inmitten einer
feenhaften Vegetation, wenn Ophrys muscifera und arachnites blühen,
Eriophorus angustifolium, Tetragonolobus siliquosus, Lathyrus pratensis,
Rhinanthus angustifolius, das Phragmites und Juncus-Ried dekorieren,
die ersten Pod. schmidti, Bet. neolividus und Apt. albipennis zum Vor-
schein kommen. Imago am 28. VII, wenn @entiana asclepiades die
chaotische Üppigkeit von Equisetum, Scutellaria galericulata, Gratiola,
Lysimachia vulgaris, Scrophularia nodosa, Euphrasia, Potentilla,
Stachys palustris, Galium verum und mollugo an Schönheit überbietet,
Thamn. fallax, chabrieri, Plat. roeseli, Meconema thalassina heran-
gereift sind, Conocephalus sowie Phaneroptera sich, jedoch noch im
Larvenstadium befinden. Anfang VIII. in Unzahl bei Agno neben
Parapl. alliaceus, Gomph. rufus, inmitten von Mentha pulegium, Angelica
sylWestris, Typha shuttleworthi und zwar sowohl Imagines wie auch
noch Unmengen von Larven, auch solchen von Gomph. rufus und Para-
pleurus.
Die Eier von X. fuscum sind 5 mm lang, dünn, zylindrisch, beid-
seitig abgerundet, von grauweißer oder grünlicher Farbe. Man findet
sie in den Falten der Blätter des ‚kleinen Schilfs‘ in vertikaler Position
und manchmal in großer Menge neben den Gallen, welche die Diptere
Lipara nahe der Spitze des Schilfs anbringt (M. Giraud nach Perris,
A. 8. E. F. 1876, 228).
Das Zirpinstrument von X. fuscum ist entsprechend jenem von
Loe. viridissima und Decticus verrucivorus gebaut, nur viel feiner,
zarter. Auf der Schrillkante finden sich bei den einzelnen $% nur
30-—33 Zirpplatten (Klöti).
Xiphidium dorsale Latr. 1804.
Locusta dorsalis Latr., Hist. Nat. Crust., 133.
Xiphidium dorsale Meyer-Dür, 24. — X.d. Brunn., Prodr., 302. —
X.d. Finot, 189, VIL—IX. — X.d. Burr, 91. — X.d. Zacher, 208.
Baltisches Element. Geht östlich nicht über Moskau—-Charko
hinaus.
In Norddeutschland häufiger als fuscum (Brunner). Diese
Art, rascher als /uscum, findet sich hier und da in Nordfrankreich an
den feuchten Stellen von Wiesen und Sümpfen. Im Süden bei
Hyeres (Finot). Nordtirol (Zacher). Nur in einem Teil von Ruß-
land. In Süddeutschland lokal und selten (Zacher).
5. Heft
190 H. Fruhstorfer:
II. Katzensee, Thuner See (Meyer-Dür).
Mit X. fuscum in sumpfigen Moorwiesen und an Seen auf ur
und Schilf ziemlich häufig, z. BB am Thuner See, am Katzensee.
dorsale ist seltener und weniger verbreitet (Meyer-Dür).
In neuerer Zeit wurde die Art nicht mehr gefunden, wenigstens
fehlen Belegexemplare in allen Züricher Sammlungen.
Über das Zirpen von Xiphidion hat Allard Untersuchungen an-
gestellt (Proc. Ent. Soc. Wash. 1910, 32, vol. 12, ferner vol. 13, 84, 1911
und Entom. News Phil., vol. 22, 1911, 28, 154).
Die Eiablage hat Hancock beschrieben und abgebildet (Psyche,
vol. 11, 69—71 t.5, 1904).
Genus Conocephalus Thunb. 1815.
Mem. Ac. St. Petersbg. V, 218.
Conocephalus tubereulatus Rossi 1790.
Locusta tuberculata Rossi, Fauna Etrus. 1, 269.
Conoceph. tuberculatus Brunn, Prodr., 305. — €. t. Burr, 92.
Conoceph. mandibularıs Charp., Hor. Ent. 1825, 106. — Ch. m.
Frey-Geßner, M. Sch. E. G. 1878, 17. — C. m. Brunn., Prodr., 305. —
C. m. Graber, 1. c., 13, VIT—X. — CO. m. Schoch, 35. — C. m. Finot,
190, VIL.—X. — C. m. Stoll, 173. — ©. m. Zacher, 204. — ©. m. Fruhst.,
Tess. Wanderb. 1920, 13, 19, 25.
Paläotropischen Ursprungs.
Die Art hat einen sehr charakteristischen, äußerst scharfen Zirp-
ton, den sie ununterbrochen Abends und Nachts hören läßt (Krauss,
1873). In Frankr:ich vom Süden bis Paris; auf nassen und sumpfigen
Wiesen (Finot). Piemont, überall, häufig (Griffini). In Ligurien
von Ende VIII. bis Anfang X., manchmal karminrote Exemplare
(Dubrony). Voralberg bei Bregenz, im VIII. auf Riedwiesen nahe
dem Bodensee (Krauss, 1873). In Südtirol auf den Vorbergen, in
Gesellschaft von Mantis religiosa, Pachyt. striolatus, Oec. pellucens.
Man trifft schön rosenrote, tiefviolette, schmutzig graugelbe, meist
aber grüne Varietäten, diese bisweilen mit roten Linien am Pronotum
(Graber). In ganz Südeuropa, ganz Afrika, durch Südrußland bis
Turkestan und China (Zacher).
Helvetia: Im Gegensatz zu Phan. falcata ist ©. mandibularis ein
Bewohner feuchter, hochgrasiger Strecken mit keineswegs südlicher
oder pontischer Vegetatiovr und ihr Auftreten an solchen Stellen
desto auffälliger (Stoll).
II. Lachen und Feldbach (Zürichsee) (Schoch). Affoltern am
Albis, 500 m, VIII. 1901 (Stoll). Sarnerse, Kanton Obwalden
(Doederlein leg. teste Zacher). — III. Rhone, unterhalb Genf
(Sehoch). Collonges sur Rhone, Chaney (Maerky), nicht selten.
— VII Helvetia australis in pago tieinensi (Bremi, teste
Fischer). Conocephalus mandibularis neu für die Schweiz, flog und
hüpfte bei Mendrisio und im Agnodelta zahlreich herum (Frey-
Geßner). Tessin 1918.* Giubiasco, auf heißen, sehr trockenen Wein-
Die Orthopteren der Schweiz. 191
bergterassen häufig, 20. VIII. Tessindelta, Magadıno, im Sumpf,
1.1IX. Losone bei Locarno, in feuchten Wiesen neben zahlreichen
St. parallelus, dorsatus, variabilis. Auf vegetationsreichen Weinbergs-
terassen bei Monti über Locarno, sehr zahlreich, unter Kentranthus
ruber und Phytolaca decandra. Auf heißen, kurzgrasigen, steinigen
Südhalden des Monte Bre, neben Mantis religiosa, Oed. coerulescens.
Weinberge bei Castagnola, 10.1IX. Tessin 1919.* Maroggia, VII.
In den Mooren von Ligornetto und Meride von Ende VIII. bis Ende IX.
Sumpfwiesen bei Novazzano nahe Balerna, darunter die Bose
farbene Varietät. (forma persicaria forma nova.)
Eine in zweifacher Beziehung beachtenswerte Art, die von ihrem
mediterranen Verbreitungsherd den gesamten südlichen Tessin bereits
besiedelte und auch in der Föhnzone des ostschweizerischen Depressions-
gebiets einige sichere Stationen besitzt und dadurch unter den hel-
vetischen Orthopteren eine durchaus ungewöhnliche geographische
Stellung einnimmt. Eigentümlich erscheint dann auch die Art und
Weise, mit welcher dieser typische Sumpfbewohner gelegentlich durch-
aus wasserarme, sterile und sogar steinige, sonnige Südhalden besiedelt,
eine Tatsache, die bereits Graber 1867 für Tirol und weniger ent-
schieden Krauss für Istrien 1878 konstatierten. Sowohl in Tirol wie
auch im Südtessin begegnen wir Conocephalus von Mantis religiosa
und Oec. pellucens vergesellschaftet, während sie in ihrer gewohnten
sumpfigen Umgebung stets neben Xrphidion fuscum, St. parallelus,
dorsatus anzutreffen ist, als Imago in der Regel erst Ende VII., wenn
Thamn. fallax, chabrieri, Ephipp. perforsta sowie Phaneroptera
4-punctata bereits ausgereift, Pulicaria dysenterica und Senecio aquaticus
im Ried erblüht sind und Mentha longifolia ihren betäubenden Geruch
verbreitet. Im Gegensatz zu den kältewiderstehenden Spätlocustiden
verschwinden dagegen die Conocephalus bereits, wenn die Tage kürzer
werden und die ersten Temperaturminima als Folge reichlicher Schnee-
fälle im Gebirge eintreten. Übrigens übersah ich, mir Notizn über
das erste und letzte Auftreten der Conocephalus zu machen.
Wie in Tirol treten recht häufig braune, statt grüne Exemplare
auf, als sehr selten prächtig rosafarbene, während mir violette man-
dibularis, welche Graber erwähnt, nicht begegnet sind.
Familie Loeustidae.
Die: Lautorgane der Locustiden stimmen im wesentlichen mit
denen der Grillen überein. Auch hier trägt der am Grunde der Flügel-
decken gelegene Teil den Tonapparat. Die Lage der Flügel ist aber
im Gegensatz zu den Grillen so, daß die linke Decke die rechte über-
dacht. Infolgedessen liegt die Schrillader im linken, die Schrillkante
und der Resonanzapparat im rechten Flügel. Die Arbeitsteilung ist
bei diesen Tieren fortgeschritten, so daß sie infolge der starken Rück-
bildung mit dem zweiten Musikapparat (Schrillader im rechten, unteren
und Schrillkante im linken, oberen Flügel) keinen oder nur einen ganz
schwachen Ton hervorbringen können. Durch viele Versuche am
5. ITeft
192 HA. Fruhstorfer:
lebenden Tier bin ich zur Überzeugung gekommen, daß sie bei künstlich
vertauschter Flügellage nicht imstande sind, einen Ton hervorzubringen.
Diese Lage der Decken scheint ihnen so ungewohnt und unpassend,
daß sie sofort wechseln und dann ruhig weiter musizieren. (Klöti).
Genus Locusta Geoffr. 1762.
Hist. Insectes I, 396.
Locusta viridissima L. 1758.
Gryllus viridissimus L., Syst. Nat. X, 429. — @. v. Fuessly, 307.
Locusta viridissima Heer, Glarus, 208. — L. v. Meyer-Dür, 24. —
L. v. Frey-Geßner, 1881, Mur., 79. — L. v. Graber, 264, VII.—X. —
L. v. Brunn., Prodr., 307. — L.v. Schoch, 35. — L. v. Finot, 191. —
L. v. Burr, 93. — L. v. Zacher, 211. — L. v. Fruhst., Tessiner Wander-
bilder, 10; Wall. Wanderbilder.
Sibirisch und mediterran.
Locusta viridissima läßt gegen Ende des Sommers ihren Gesang
hören und zwar. von Sonnenuntergang die ganze Nacht hindurch.
Erst im Herbst singt sie auch während des Tages. Sie wiederholt ihr
zie, zic, zic, der ihr den Namen ‚‚chanterelle‘“ seitens der waadt-
ländischen Landleute eingebracht hat, fast unendlich, sich nur von
Zeit zu Zeit durch Intervallen von der Dauer einer einzigen Note
unterbrechend ( Yersin).
Locusta viridissima hört man an sonnigen Tagen ihr helles, weithin
schallendes zirr zirr zirvr ununterbrochen geigen. Zum Unterschied
von anderen Laubheuschrecken sitzen diese immer etwas erhöht
über dem Boden, auf Weidenbüschen, den Stengeln der Kohldistel,
ja sogar auf Apfel- und Birnbäumen. Bei Dübendorf hörte ich sogar ein
Tier dieser Art auf der Spitze eines etwa 8m hohen Kirschbaumes.
An günstigen Stellen sind meist viele Tiere ziemlich nahe beisammen.
Den Kopf nach unten am Stengel sitzend, streichen sie unermüdlich
ihre Decken übereinander. Ich habe Tiere beobachtet, die 14 Minuten
lang ununterbrochen musizierten. Bei trübem Wetter zirpen sie sehr
selten, doch habe ich im Tösstockgebiet auch bei tüchtigem Regen
einige gehört. Auch die Nacht hindert sie nicht am Musizieren. Es
schien mir diesen Sommer, besonders im August, daß sie bei Eintritt
der Dunkelheit besonders gern zirpen und in gewissen Gegenden kann
ein solcher Heuschreckenchor einem geradezu den Froschteich des
Frühlings ersetzen. Meinen Tieren, die ich zwecks weiterer Beobachtung
zu Hause halte, scheint auch erst der Abend und die Nacht die nötige
Musikstimmung zu bringen.
Sehen wir uns die Deckflügel des $ von L. viridissima etwas näher
an, so wird es uns nicht befremden, das Musikorgan an ihrem Grunde
zu finden. Der ganze Apparat wird durch die drei sogenannten Anal-
adern gebildet, die hier ziemlich verworren verlaufen, während sie beim
weiblichen Flügel gerade sind. Wichtig sind vor allem drei Queradern.
Die erste, diekste bildet die Schrillader. Sie ist auf der Flügelunterseite
stark erhaben und trägt die Schrillplatten. Im mikroskopischen
Die Orthopteren der Schweiz. 193
Präparat ist sie auch von oben sichtbar, weil sie durch den Flügel hin-
durchschimmert. Eine zweite und dritte Querader grenzen ein rhom-
bisches Feld ab, das aber im linken Vorderflügel seine frühere Be-
deutung als Resonator verloren hat und von einem verworrenen, feinen
Aderwerk durchzogen ist. Im rechten (unteren) Vorderflügel sind die
Lageverhältnisse der Adern ähnlich. Eine nicht mehr gebrauchte,
daher rückgebildete 1. Querader (frühere 2. Schrillader), sowie zwei
weitere, den sogen. Spiegel (Resonator) einrahmende Queradern sind
vorhanden. Die Schrillkante wird von der 3. Analader gebildet, die
nach dem Flügelrande stark verdickt und erhaben ist. Daß diese Stelle
das Widerlager ist, auf dem die Schrillader hin- und herstreicht, habe
ich, wie frühere Beobachter, dadurch erfahren, daß ich die fragliche
kleine Flügelpartie herausschnitt, wodurch die Tonbildung trotz leb-
hafter Flügelbewegungen unterblieb. Die Lage der Schrillkante ist
von allen Teilen des Zirpapparates am längsten unbekannt geblieben.
Jeder Teil der den Spiegel umgebenden Adern ist von irgend einem
alten Autor als Schrillkante angesehen worden und erst Regen hat
1903 die Stelle richtig erkannt. Es ist, wie schon erwähnt, der äußerste
Teil der 3. Analader, nahe dem Hinterrand des Flügels.
Über die Tonhöhe der Zirplaute sind wir noch gar nicht unter-
richtet. Meine wenigen Untersuchungen darüber dürfen keinen An-
spruch auf Vollständigkeit und unbedingte Genauigkeit machen.
Es standen mir zu den folgenden Ermittlungen weder Phonograph
noch Stroboskop zur Verfügung. Ich habe einfach die immer ge-
brauchten Schrillplatten nach der früher erwähnten Art ermittelt, ferner
die Anzahl der Flügelbewegungen in der Sekunde durch gleichzeitiges
Tippen mit dem Finger und genauer Uhr abgezählt und die beiden
Zahlen multipliziert. So erhielt ich folgende Werte: Bei 93 ange-
strichenen Schrillplatten und einer Zeit von T/go, "/a, und !/,; Sekunden
für die einfache Flügelbewegung pro Sekunde: 1860, 2232, 2604
Schwingungen, bei 92 Schrillplatten: 1840, 2208, 2576 Schwingungen,
bei 90 Schrillplatten: 1800, 2160, 2520 Schwingungen. Man sieht auch
hier, daß die Tonhöhe bei den einzelnen Tieren stark wechselt, was
auf die verschiedene Zahl der Schrillplatten, sowie die wechselnde
Geschwindigkeit der Flügelbewegungen zurückzuführen ist. (Klötı.)
Besitzt ein geringes Flugvermögen und bedient sich ihrer Flügel
nur als Fallschirm. Die Eier legt das @ nicht selten in den Straßen-
staub (Graber). Im südlichen Europa unterhalten die Sg besonders
des Abends von den Baumwipfeln herab einen Chorus, aber in den
nördlicheren Gegenden ziehen sie Brennessel vor (Burr,. Ganz
Europa von Schweden bis Sizilien. In Rußland von Finnland bis zur
Krim, in Sibirien bis zum Amur (Zacher).
In Wiesen, Gärten, Feldern, im Grase wie auf Gebüschen gemein
(Meyer-Dür). Verbreitet durch die ganze Schweiz bis in die Alpen,
aber nie in Gesellschaften (Schoch). i
II. Zürich (Dietrich). Larven inmitten reicher Vegetation auf
dem Hörnli* in der bei Chrys. brachypt. geschilderten Pflanzen-
Archiv für Naturgeschickte
121. A, 5 13 5.Heft
194 H. Fruhstorfer:
formation auf etwa 800 m Höhe. Affoltern,* Sumpiwiesen, 19. Vl.,
Larven massenhaft. — IV. Wallis (Frey-Geßner). Sion*, Ayent,
im Gebüsch nahe Sumpfwiesen, Mitte VII. — V. Glarus (Heer). —
VI. Disentis, 1100m (Stoll). — VII. Tessin,* Val Verzasca bei Brione,
19. VIII. 1918. In den Straßen von Mendrisio, 16. VI. 1919. Über
Faido, 10. VIL, im Berberis-Gebüsch einige Exemplare auf etwa
1000 m. — VIII. Bergell bei Soglio,* sehr häufig, VIIL, Mitte X.
Puschlav* unter Cadera, etwa 1400 m, dann bis Brusio, ca. 800 m).
Das Jahr 1919 war der Entwicklung der L. viridissima ım Tessin
entschieden ungünstig, denn die Art ist zweifellos, schon wegen ihrer
Nahrung, an mit reichlicher Feuchtigkeit gesättigte Vegetation ge-
bunden. Im Wallis, wo es1919 viel regnete, war viridissima an buschigen
Sumpfrändern relativ häufig, auch noch im nördlichen Tessin, so bei
Faido. Im Sotto Ceneri aber begegnete ich nur einem Exemplar,
das mir am 16. VI. in Mendrisio auf die Schulter flog. Wie sehr Z. viri-
dissima an Feuchtigkeit hängt, bewies mir ein Ausflug nach Affoltern,
wo auf einer Sumpfwiese Larven der Art zu hunderten vorhanden
waren, weit zahlreicher selbst als Larven von der sonst viel gemeineren
Xiphidion fuscum, welche dort neben ihr vorkamen.
Im Bergell namentlich bei Soglio zählt L. virıdissima zu den
Charaktertieren der Landschaft, durch ihre Größe, Munterkeit und
Häufigkeit. Man findet sie besonders Anfang VIII. etwas über Soglio,
namentlich in der Nähe der Schalensteine!), welche die Orthopteren
umschwirren. Die Tiere beleben das aus Adlerfarn, Ononis spinosa,
Galıum, Campanula glomerata und hunderten von Dianthus car-
thusianorum zusammengesetzte Gestrüpp, beim Auffliegen ihre zart
rosafarbenen Hinterflügel zur Schau stellend. In ihrer Gesellschaft
befinden sich Oedipoda miniata und coerulescens, sowie Chort. vagans,
biguttulus, lineatus und Plat. grisea.. Gegen Mitte X. fanden sich
viridissima neben den Schalensteinen inmitten einer Vegetation von
Dianthus seguieri, Satureia calamintha, Stachys, Galeopsis tetrahit
neben Decticus, aber auch auf der Pian de Luther an trockenen Hängen,
wo sie über die goldgelben Blüten von Leontodon, Hieracium und
vertrocknende Trifolium arvense hinwegsetzen, während im nahen
Gebüsch Nemobius silvestris seine melancholische Stimme ertönen
läßt und einzeine bereits zerfetzte Oedipoda miniata über die Fels-
stufen hinwegspringen.
Auch im Puschlav läßt sich L. viridissima sehr häufig hören,
wo sie mir besonders in mit Unkraut durchwucherten kleinen Getreide-
feldern unterhalb Cadera auffielen, in denen sie spektakelten, ohne
daß man ihrer, selbst bei längerem Suchen, habhaft werden konnte.
Bei Soglio beobachtete ich am 3. VIII. 20, daß die SS gegen
vier Uhr Nachmittags ihr Konzert beginnen. Einmal sah ich 2 38,
') Den Schalensteinen wurden von ihrem Entdecker ein prähistorisches
Alter zugesprochen, nach meinen Beobachtungen handelt es sich bei ihnen
aber um Gebilde der Neuzeit, die von Hirtenknaben zum Zeitvertreib oder als
Spielgelegenheit aus den Granit- oder Gneisblöcken ausgebohrt werden.
Die Orthopteren der Schweiz. 195
die von einem @ angelockt wurden. Der eine von ihnen zeigte das
Bestreben, ungehindert zum © zu gelangen, das zweite, etwas höher
sitzende Exemplar aber hatte nur Augen für den Nebenbuhler, den er
zum Kampf herausfordert : (Fruhstorfer).
In Obsrrickenbach im Engelbergertal saßen, krabbelten und wiegten
sich beide Geschlechter der Locusta viridıssima auf den weißen Blüten-
dolden der Peucedanum palustre, sichtbar für jeden, in großer Anzahl,
ohne sich im geringsten durch die Passanten, nicht mal durch die
Kinder stören zu lassen. Als ich eines Morgens bei Aufbruch zu einer
Tour recht frühzeitig in den Garten kam, bot sich mir ein reizender
Anblick. Auf den großen, breiten Blättern von Rumex alpinus saßen,
vielmehr lagen in schräger Haltung an die eine Blattseite gelehnt,
die Locusta viridissima schlafend, alle in gleicher Richtung der Sonne
zugekehrt, ganz leicht am Blattansatz angeheftet. Es wären ohne
weiteres einige Dutzend Exemplare zu greifen gewesen. Das helle Grün
der Tiere stach von dem dunklen Grün der Rumexblätter in reizvoller
Weise ab; man konnte diese letzteren abschneiden, ohne daß die von
Tau ganz nassen Schrecken sich rührten (Ruehl, Soc. Entom. 1921, 30).
Locusta caudata Charp. 1845.
Locusta caudata Charp., Orth. deser., T. 33. — L. c. Fieber, Lotos
1835, VIL, 171. — L. c. Fischer, 1853, 252, t. 14, £.7. — L. c. Graber,
264, Südtirol, IX. — L. ec. Brunner, Prodr., 308. — L. c. Redtenbacher,
1900, 104. — L. c. Burr, 13. — L. c. Zacher, 213.
Sıbirısch.
Neu für Helvetien.
Böhmen neben L. viridissima auf Kartoffeln, Nesseln, jungen
Birken (Fieber). SüdtirolaufNesseln, Hollunder, an Zäunen (Graber).
In Getreidefeldern, selten (Redtenbacher). Südtirol bis zum Monte
Baldo, Sachsen, Schlesien, Holstein, Brandenburg. Östlich von Klein-
asien bis Turkestan, Sibirien (Zacher).
VI. Helvetia: Unter-Engadin, Ardez,* etwa 1500 m, 23. X. 20.
Auf einem Triaskalkfelsen der mit Rosa, Berberis, Rubus, Urtica,
Artemisia vulgaris, absinthium, hauptsächlich aber Laserpitium siler
bewachsen war. Das 9 saß träge auf einem Rasenpolster, während
in seiner Gesellschaft Platycl. grisea, Chort. lineatus, biguttulus,
Psophus stridulus, besonders aber Arcyptera fusca und Staur. morio
sich tummelten. Ein zweites © bei Fetan,* etwa 1650 m, am selben
Tage auf Moränenschutt, neben Rubus und Epilobium angustifolium,
und so träge, daß ich es mit den Händen greifen konnte. Tarasp,
Fontana, 16. VIII. 1918, ein $ (Carl).
Locusta caudata ist unstreitig ein östliches Element, das jetzt
langsam auf helvetischen Boden vordringen wird. Nächster Fundort
Südtirol, wo sie ihre polare Grenze nach Dalla Torre bei Sterzing
erreicht. In der Sammlung Schulthess Exemplare aus Böhmen,
der Ukraine, Charkoff, Banat.
13* 5. Heft
196 H. Fruhstorfer:
Locusta cantans Fuessly 1775.
@Gryllus cantans Fuessly, 23, t.1, £.5a, b.
Locusta cantans Heer, Glarus, 208. — E c. Fischer, 253. — L. e.
Meyer-Dür, M. Sch. E. G. 1878, 13. — L. c Frey-Geßner, Murith , 79.
—L. c. Brunn, Prodr., 309. — L. c. Schoch, 35. — L. c. Finot, 192
VII., VII. — 1% Burr, 93. — L. c. Zacher, 214. — L. c. Fruhst.,
Wanderbilder 1920, 81.
Sibirisch.
Locusta cantans geht ebenso wie L. viridissima auf Bäume, ohne
indessen die niedere Vegetation der Weideplätze zu verachten. Auch
sie singt während der Sommerhitze abends und nachts und erst vom,
September ab auch von Mittag an. Der Modus ihrer Stridulation ist
je nach der Tageszeit der Beobachtung verschieden. So lange die
Sonn: am Horizont steht, setzt er sich aus Tiraden zusammen, die
höchstens während zwei oder drei Sekunden unterhalten und durch
eine Ruhe von ebensolcher Dauer unterbrochen werden. Später werden
die Tiraden länger, während die Stille sich kaum merklich ausdehnt. Die-
selbe zu bemerken wird aber fast ganz unmöglich, wenn die Nacht
vollständig hereingebrochen ist. Die Noten, aus denen dieser Gesang
zusammengesetzt ist, sind kürzer als bei viridissima und unter sich ver-
bunden, ihr Klang ist fast derselbe, aber von geringerer Intensität
(Yer sin).
Bei Tage verhalten sie sich ruhig, beginnen aber bald nach Sonnen-
untergang ein weittönendes Konzert, das gegen Mitternacht zunimmt
und vor der Morgendämmerung verstummt; dabei fliegen 35 und 29
oft weit und anhaltend herum. Gern auf Sauerdorn und Hollunder
(Graber). Gemein, in den Vogesen, über 800 m. Grande-Chartreuse
(Finot). In Piemont am Colle delle Finestre, Colle Ciriega (Griffini).
Voralberg, um Bregenz. Meist auf Gebüsch und häufig bei Völs, Seiß,
Kastelruth (Krauss, 1873). Am Brenner, bis 5000 Fuß, im Hafer
(Graber). Neuerdings auch im bayer. W ald bei Z wiesel, am Rachel,
800 m, gefunden. Ganz Norddeutschland (Zacher). Böhm. Erz-
gebirge, 800 m (Fass]).
Helvetia: I. Jura. Vallorbes, von Fuessly entdeckt. Nayes pagi
Latobrig. (Yersin, teste Fischer). Gimel, Colombier (Mus. Genf).
— II. Schnebelhorn, Kanton Zürich, 1200 m (8 chulthess). Burgdorf
(Meyer-Dür). Gurtental bei Bern (Steck). — III. Im Kanton Genf
ziemlich häufig. Collonges am Saleve, Etrembiere (Maerky). —
IV. Wallis, zwischen 1000 und 1500 m, hunderte auf Hecken
und Zäunen, während die Wiesen gemäht wurden. Val d’Anniviers,
1000 bis 1500 m, auf Kartoffelkraut (Frey-Geßner). Bex
(Schulthess). — V. In Helvetiae austr. Alpibus (Fischer).
Glarus (Heer). Oberhalb Guttannen (Meyer-Dür). Über Ob-
stalden*, auf dem Weg zur Mehrenalp, etwa 1200 m, neben Thamn.
cinereus im Aconitum, Epipactis atropurpurea- und latifolia- Gestrüpp,
am 18. VIL.20. — VI. Klosters, 1200 m (Stoll). — VI. Tessin.
Nahe Airolo, Mitte VII., einige ausgewachsene Exemplare an Gebüsch,
Die Orthopteren der Schweiz. 197
Kartoffelkraut, Sauerampfer, Nesseln usw. (Frey-Geßner). Monte
Generoso*, Crocetta, 8. VIII. und 1. XI., 1200 m.
1919 blieb L. cantans außerordentlich selten, und so oft ich sie
auch schon von Anfang VII. an konzertieren hörte, glückte es mir
doch erst sie am 8. VII. und am 1. IX. am Monte Generoso zu be-
obachten. Die cantans leben dort auf 1200 m Erhebung im üppigsten
Grase versteckt, zu einer Zeit in der Thamn. apterus den Höhepunkt
seiner Entwicklung erreicht, Barb. obtusus alpinus Fruhst. sich auf
Haselsträuchern ergeht, blaues und gelbes Aconitum, Chrysanth. hetero-
phyllum, Gentiana asclepiades, Centaurea alba eualba und Galium
purpureum dort oben blühen.
Familie Deetieidae.
Genus Anonconotus Camerano 1878.
Atti Acad. Torino 1878, 1191.
Analota Brunn., Prodrom. 1882, 316.
Anonconotus alpinus Yers. 1857.
Pterolepis alpina Yers., A. S. E. F. 1857/58, 111—122. t. 4, f. 1—9.
— Pt. a. Frey-Geßner, M. Sch. E. G. 1873, 151, Reculet. — Pt. a.
Meyer-Dür, 23.
Pterolepis alpinus Frey-Geßner, Murith., 79.
Analota alpina Brunn., Prodr., A Schoch, 35. — A. a.
Finot, 193, VIII — A. a. Nadig, 129. Val d’Otro.
Anoncomotus alpinus Burr 95. — A. a. Griffini 1892, 25. 1893. 4.,
— A. a. Lea Mei, 1904, 2.
Alpine Art.
In Südtirol bis zum Monte Baldo (Dalla Torre). Eine typische
Form der hohen alpinen Zone, welche VII. -IX. auf grasigen Abhängen
zwischen 2000 und 2400 m im oberen Valle d’Otro vorkommt. Das
Q ist größer und von lebhafter grüner Farbe, im Aussehen an den
Edelstein der Ebene, Thamn. ch ıbrieri erinnernd (Nadig).
Nach Azam, Cat. 1892 sind Exemplare aus den Basses Alpes
größer und dunkler als schweizer A. alpinus.
Alpina lebt in Gesellschaft von Pod. frigida, alpina, Gomph. sv-
biricus und Plat. brachypterus auf Alpweiden über Morcles, dem
höchsten Dorf des Kantons Waadt, besonders bei den Chalets von
Rosseline und Leux und dem Berge Fally, auf Erhebungen über 2000 m.
Alpina frißt in der Gefangenschaft Brot, tote Dipteren und Orthopteren
und hat eine Vorliebe für die Stengel der Platanenblätter. In der
Sonne ist das Tier lebhafter als im Schatten und liebt es, seine An-
tennen und Tarsen peinlichst sauber zu halten. Die Tiere springen
nicht häufig und niemals weit, die SS können leicht an Fensterscheiben
emporklettern, was die P? vergeblich nachzumachen trachten. Nach
der Begattung, die Yersin l.c., 119 ausführlich beschreibt, beginnt
das & wieder zu stridulieren, während das @ sich den Sonnenstrahlen
5. Heft
198 ‘H, Fruhstorfer:
aussetzt, bis es eine Stellung findet, die ihm zusagt, in der es dann
lange unbeweglich verharrt.
Während der Begattung bringt das .$ zwischen der Subgenital-
platte und der Basis der Legeröhre eine volumineuse Samentasche an.
Die $& stridulieren nur in der Sonne, selten, wenn sie allein sind, und
immer während und nach der Begattung mit einem ® oder einem
weniger legitimen Versuch mit einer Larve (Yersin).
Helvetia: I. Jura, bei Genf, im Departement Ain, von der
Rhododendronzone bis zum Kamm des Gebirges (Frey-Geßner).
Reculet (Frey-Geßner). Waadtland: Dent de Morcles, 2000 m
(Yersin, Meyer-Dür). Dent de Jamant. Rocher de Nayes (Frey-
Geßner). — IV. Wallis: Grand Chavalard, 2000—2500 m, Grand-
Chateau, über Fully, 2000 m. Pacoteires, über Alesses, 2100 m, IX. 19
(Dr. Gams leg.). — VII. Tessin (Ghidini, Mus. Genf).
er diese prächtige, rein alpine Art fehlen mir persönliche Er-
fahrungen. In der Schweiz findet A. alpinus seine Ostgrenze, ja er
geht nicht östlicher als den Jura bei Genf und einige an die Waadt-
länder Alpen angrenzende Berge des Wallis.
Da alpinus ganz Piemont vom Monte Rosa bis zu den Alpes Mari-
times und die franz. Südalpen bis zum Col du Lautaret bewohnt,
dürfen wir ihn als einen Vorposten betrachten, der von den Cottischen
und Grajischen Alpen aus über den Jurakamm ins Waadtland vor-
gedrungen ist, als einer der charakteristischsten Relikte, die sich in
dem an Endemismen auch heute noch so reichen SW-Refugium er-
halten haben, was schon ein Blick auf die Tabelle der Verbreitung
der bisher bekannten Arten beweist, die ich hier mit all den Fund-
orten anfüge:
Anonconotus alpinus Yersin 1857.
Jura des Dept. Ain, Reculet, Waadtländer und angrenzende
Walliser Alpen, Piemont, Val Sesia, am Fuße des Monte Rosa, Bar-
donecchia, Col des Acles, Seealpen: Colle Puriac, Argentera, Mad.
delle Finestre (Lea Mei), Basses Alpes, auf allen Bergen über 2000 m,
Chanrousse Isere, Dröme (Azam), gemein am Col de Lautaret, VII,
La Grave (Finot). Südtirol (Ramme).
Anonconotus ghihani Cam. 1878 (Atti R. A. Torino 1878, 1191).
Piemont, Monti Biellesi (Ghiliani), Seealpen: Colle Puriac,
Argentera (Lea Mei).
Anonconotus apenninigenus Targ. 1881.
Apenninen nahe Florenz (Targ.), Basses Alpes, Col de Valjelaye,
2300 m, bei Briangon am Plateau de Gondran (Azam).
Letztere Art muß in den Seealper noch gefunden werden, denn
sie wird von diesen aus den Apennin erreicht haben.
Genus Antaxius Brunner 1882.
Prodromus, 324.
Das Genus Antaxius dürfte seine Heimat auf der iberischen Halb-
insel haben, woher sechs Arten bekannt sind, während noch drei fran-
Die Orthopteren der Schweiz. 199
zösichen Boden erreichen, im Osten dagegen, in Krain, sich nur noch
eine Spezies findet und eine Art auf Sardinien vorkommt.
Antaxius pedestris F. 1793.
Locusta pedestris F., Ent. Syst. II, 45.
Pterolepis pedestris Fisch., 260.
Pachytrachelus pedestris Burm., Handb. Ent. II, 1839, 711. —
P. ». Meyer-Dür, 23. — P. p. Frey-Geßner, M. Sch. E. G. 1878, 15.
Antaxius pedestris Brunn., Prodr., 326. — A. p. Schoch, 35. —
A. ». Finot, 197, VHL—IX. — A. p. Griffini, 27. — A. p. Schulth,,
37. — A. p. Burr, 101, südl. Alpen, an Gesträuch. — A. p. Nadig, 129.
— A. p. Fruhstorfer, Tess. Wanderb., 4, 24, 26, 29, 34, 38, 84, 86.
Mediterrane Art. Genus vorwiegend lusitanisch.
Lombardei und Piemont, an verschiedenen Orten (Griffini).
Am Südabhang der Alpen von Piemont bis Tirol, auf Gebüsch ziemlich
häufig (Brunner). Im Sarntal bis 2000 Fuß im IX. auf Berberis,
Clematis, Erl-, Hasel- und Brombeerstauden, häufig auch in copula
gefunden. Diese durch ihre dunkle Färbung leicht zu sehende Orthoptere
sucht sich nicht ins Dickicht zu retten, wie die Thamnotrizon- Arten,
sondern springt seitwärts, oder entgeht ihren Verfolgern durch ge-
schickte Windungen auf den Zweigen, die sie mit den Vorderbeinen
umklammert (Graber). VII. bis XI., manchmal auf Mauern (Co-
belli). Im Südtirol bis Ratzes und Schlern (Dalla Torre). Im
Preißelbeergebüsch am Schlern, in 4500 Fuß Höhe über Ratzes in
Gesellschaft von Pod. alpina collina Brunn., im IX. Außerdem bei
Atzwang, Völs, Bozen, Eppan im Gebüsch (Krauss). Sarntal(Graber),
Südfrankreich von den Basses Alpes bis zu den Pyrenäen; bei Cannes
noch XII. (Finot). Ziemlich häufig in den franz. Pyrenäen, nahe
Gavarnie, auch in den Basses Alpes (Burr). Nördlich der Alpen
findet sie sich bisher nur in einem kleinen, bewaldeten Tälchen am
Wege von Ragaz nach Bad Pfäffers, zusammen mit Thamn. apterus
(Schulthess). Von Voralberg meldet sie Redtenbacher 1900.
Fischer-Freiburg kannte sie von Genf und Dr. Steck beobachtete
sie 1909 im Waadtlande.
Helvetia: III. prope Genevam coll. Heyden (teste Fischer).
In einer Mauernische der von Yvonne nach Aigle führenden Straße
am 6.X.09 (Steck). — VI. Zwischen Ragaz und Pfäffers (Schult-
hess). Graubünden, Domleschg (Schulthess). Rothenbrunnen*,
7.X. 20, auf steinigen Halden. Tessin: Val Canaria, Mendrisio, Mitte
X. (Frey-Geßner). — VII. Tessin 1918.* Val Verzasca, unterhalb
Brione, etwa 600 m, auf steiniger Wiese. Motto della Croce ob Bellin-
zona, etwa 1200 m, 29. X., im abgefallenen Buchenlaub. Weinberge
von Meride, am 20. XI, in Gesellschaft von Phan. 4-punctata, auf
Rebstöcken. Die Tiere blieben nach dem Abschütteln, inmitten des ab-
gefallenen rot- und braungelb gefrorenen Weinlaubes, mit gestreckten,
parallel gelegten Fühlern wie tot auf dem Boden liegen. 1919 fing ich
das erste Exemplar, ein 9, bei Meride, 12. VIII, etwa 500 m, die letzten
Stücke am 22. IX. am Passo Camoscio auf etwa 1400 m und am 4. X].
5. Heft
200 H. Fruhstorfer:
wiederum bei Meride. — VIII. Bergell bei Soglio,* 27. VIL.—6. VIIL,
besonders in Mauernischen, ebenso Mitte X., dann noch bis etwa
1400 m emporgehend, wo sie bei der Alpe Tombler auf steinigen Halden
in Adlerfarngestrüpp nicht sehr selten ist. Ferner in Rubushecken
und auf Steinhaufen. Am 17. und 18. X. auf Quercus sessiliflora Sm.
Puschlav, von Brusio und den Ufern des Poschiavosees aufwärts bis
Cavaglia, etwa 1700 m, hier neben Ant. brunneri auf Felsen.
Die Art ist außerordentlich veränderlich. Im Tessin dominiert
eine braune Form, die in allen Nuancen zu rotbraun und graubraun
erscheint. Auch die Farbe der Schenkel ändert sich von hellgelb zu
graubraun. Seltener ist eine nigristische Abänderung, mit fast ganz
schwarzem Abdomen und Thorax. Mit der dunklen Grundfarbe
kontrastiert dann lebhaft das stets hellgraue oder hellgelbe Thorakal-
ende und die manchmal hellgelben Schenkel. Die Elytren der viel
selteneren $S sind immer schwarz, mit dem bekannten gelblichen
oder weißlichen Endfleck, jene der 29, und zwar bei allen Farben-
spielarten, licht grün.
Beiden Geschlechtern gemeinsam aber ist die im lebenden Zu-
stande prächtig hellfleischfarbene Ventralpartie des Abdomens, die
sonderbarerweise von keinem der Autoren erwähnt wird, und wodurch
namentlich die 2? von solchen ähnlicher Arten der Genera Pachy-
trachelus und Thamnotrizon sofort mit Sicherheit differenziert werden
können.
Ant. pedestris gehört neben E. perforata, Phan. 4-punctata, Ant.
raymondi zu den am spätesten auftretenden Locustiden der Süd-
schweiz, dafür aber auch zeitlich zu den ausdauerndsten, denn man
findet sie noch Anfang XI., wenn bereits empfindliche Nachtfröste
sich fühlbar machen und Schnee bis tief ins Tal herab gefallen ist.
Im Tessin bewohnte A. pedestris 1919 dichtes Gebüsch; ich
war deshalb sehr erstaunt, die Art im Bergell 1920 vorzugsweise als
fast ausschließlichen Mauer- und Steinhaufenbewohner kennen zu
lernen. Nur ganz vereinzelt traf ich ihn abseits von solchen Verstecken,
während pedestris auch im Puschlav wieder dichtes Gestrüpp bevor-
zugte, wenn er nicht hohe Felswände bewohnte, wie bei Cavaglia. In
Brusio weckte mich einmal Morgens um vier Uhr ein @ durch einen
kräftigen Biß. aus dem Schlafe; ich hatte das Tier vermutlich tags
vorher mit in meine Herberge eingeschleppt. Am Monte Generoso
findet sich pedestris auf felsigen, kurzgrasigen Hängen inmitten von
niedrigen, von Ziegen verbissenen und abgenagten Fagus und Corylus-
Gebüsch, wo er neben drei Thamnotrizon-Arten, den gemeinen Ohor-
tippus und Locusta cantans vorkommt.
Im Bergell scheinen sie sich durch ihren Aufenthalt in den Trocken-
mauern vor dem täglichen heftigen Talwind schützen zu wollen. Die
Tiere sitzen dort, die Hinterbeine hochgestellt, die Fühler aber über
ihr Versteck h’naus gestreckt. Nähert man sich, so w’ssen sie sich schnell
in den Tiefen der Ritzen zu verkriechen. Sie verstehen es übrigens, wenn
man sie im Freien überrascht, geschickt zu springen und auch von
ihren Haftbeinen Gebrauch zu machen. Fast immer machen sie den
Die Orthopteren der Schweiz. 201
Eindruck großer Spinnen, namentlich wenn sie auf oder unter Fels-
blöcken sitzen und, aufgescheucht, in Felsspalten verschwinden oder
sich in mit Humulus lupulus überdeckten Steinhaufen oder mit Cle-
matis vitalba verdeckten Mauern verkriechen.
Als ich im Oktober 1920 nochmals nach Soglio im Bergell zurück-
kehrte, waı Antaxius pedestris aus Mauernischen und Ritzen ver-
schwunden. Andauerndes Suchen ergab jedoch ihre Anwesenheit
unter einer geschneitelten (zu Futter oder- oder Streuzwecken be-
schnittenen) etwa 1,5 m hohen und vielleicht 30 Jahre alten Eiche. Der
Baum wuchs aus einem vom Bondascagletscher glatt geschliffenen
Gneisfelsen heraus, der seinerseits wieder von einer etwa 1,5 m hohen
Trockenmauer überbaut war. pedestris beobachtete ich zunächst
nur am Fuße der Eiche, wo etwas Erde und Rasen den Felsen deckten.
Erst später schenkte ich den Ästen und dem Blätterwerk der Quercus
sessiliflora meine Aufmerksamkeit, veranlaßt durch Rascheln in den ab-
gefallenen Blättern, das hinaufkriechende A. pedestris verursachten.
Es ergab sich dann ein schönes Bild, weil ich mit einem Blick zu-
nächst vier Exemplare überschaute, die paarweise nahe zusammen-
saßen. Alle befanden sich auf der Oberseite der Blätter, mit
dem Kopf nach oben, die $$ mit weit klaffenden ÜOerci. Freß-
bewegungen irgend welcher Art wurden von keinem der Tiere aus-
geführt. Dagegen begannen die PP? insofern ihre Stellung zu ver-
ändern, als sie sich mit dem Kopf nach unten wendeten. Ein 2 begann
einen seiner Fühler zu putzen, dabei pumpende Bewegungen des
Abdomens ausführend. Meine Beobachtungszeit erstreckte sich auf
eine Stunde, innerhalb welcher ick keine Lautäußerung wahrnehmen
konnte. Später kamen vom Erdboden noch weitere zwei Paare An-
taxius langsam emporgestiegen. Alle streckten ihre Fühler, die seit-
lich divergierten und stellten die Vorderbeine so hoch, daß sie fast einen
rechten Winkel bildeten, keines aber führte nennenswerte Bewegungen
aus. Namentlich ein fahlgrau gefärbtes 2 verharrte in vollkommener
Apathie auf seinem Blatte.
Soglio. 17.X.20. Wegen Regenwetters und zwei Touren auf die
Alpe Cavio konnte ich erst am 17. X. meine Beobachtungen fortsetzen.
Weil ich mich diesmal unbehutsam und rasch näherte, floh ein 4,
- das auf der Oberseite eines Blattes saß und versteckte sich auf der Unter-
seite desselben, aber so. daß ein Teil seines fleischfarbenen Abdomens
sichtbar wurde. Das Tier war aber dennoch gut gedeckt, denn seine
Farbe harmonierte mit jener der trockenen braunen Blätter. Ein 2
kam von den höheren Ästen der Eiche und bewegte sich an einem $
vorbei, ohne dieses zu beachten. und das £ selbst ließ sich auch nicht
stören. Um 2 Uhr nachmittags kam ich an dieselbe Stelle zurück,
keinerlei Veränderung in der Position der Tiere. Zwei 3 saßen noch
genau so, wie ich sie um 12 Uhr verlassen hatte. Es waren aber zwei
weitere 29 hinzugekommen, die den nach Süden gerichteten Teil der
Eiche bewohnten, auf welche jetzt die Westsonne fiel. Um 4 Uhr
sah ich wieder nach und fand, daß die 29 sich nunmehr entfernt hatten.
Die 8 aber verharrten immer noch in derselben trägen Beschaulich-
5. Heft
202 H. Fruhstorfer:
keit, trotzdem es kühl wurde und leichte Nebelschleier die Sonne für
Augenblicke verhüllten.
Zirptöne von A. pedestris vermochte ich im Bergell nicht zu hören.
Auch Herr Dr. Ramme in Berlin, dem ich einige Exemplare lebend
gesandt hatte, vernahm keine Lautäußerungen, wenngleich die Tiere
sehr munter waren und gierig vorgelegte Apfelschalen fraßen.
Wenn ich aber nicht irre, hörte ich A. pedestris in den späten Abend-
stunden im Puschlav musizieren, wie es denn überhaupt wahrschein-
lich ist, daß die Art nachts lärmt.
Antaxius brunneri Krauss 1873.
Pterolepis brunneri Krauss, Verh. Z. bot. Ges. Wien 23, 20, t.1,
f. 8—15.
Antaxius brunneri Brunn., Prodr., 327. — A. b. Schoch, 35, Piz-
Languard. — A. b. Tümpel, 269, Graubünden. — 4. b. Burr, 101. —
A. b. Nadig, 129. — A. b. Griffini 1893, 26.
Lombardisch.
Bei Trient von Mitte IX. bis Mitte X., selten, sehr lokal (Co-
belli). An felsigen Orten auf kurzem Rasen, sodann in niederen
Tannenbäumchen, aus denen das 5 seinen einfachen Zirpton dem von
Thamn. cinereus ähnlich, auch bei Tage hören läßt. Bad Ratzes
(Krauss). Piemont, Biellese (Griffini). Piemont, Boscaglia delle
Sesia, Valle d’Otro (Nadig).
Helvetia. VI. In einem kleinen Tal an der Straße von Ragaz nach
Pfäffers!) (Burr). Piz Languard, bei Pontresina, von Dr. Hoffmann
aus Marktstift gesammelt (Krauss). Als neuer Fundort ist Silvaplana
zu registrieren, wo Dr. v. Schulthess ein @ gefunden hat, das ich in
seiner Sammlung am 14. III. 19 unter einer größeren Serie Antazius
pedestris F. eingereiht fand.
VIII. Puschlav, unter Cavaglia*, etwa 1600 m, am 12. VIII. 20
einige Larven auf Felswänden. DBergell*, 15. u. 16. X. 20, nahe der
Alpe Cavio, 1900 m.
A. brunneri ist als ein rein lombardisches Element anzusehen,
das von Piemont aus in das südliche Tirol und vermutlich über das
Puschlav ins Engadin vordringen konnte.
Im Jahre 1920 hatte ich Gelegenheit, A. brunneri selbst zu be-
obachten. Mitte VIII. traf ich die ersten Exemplare, ziemlich weit vor-
geschrittene Larven, auf gewaltigen, überhängenden Felsblöcken, die von
Erebia goante umflattert wurden und auf denen einige verlorene Chort. bi-
guttulus saßen. Die brunneri fanden sich in Gesellschaft von 4. vedestris,
sahen gleich diesen wie große Spinnen aus, wissen auch wie
solche davonzulaufen und sich in den Felsspalten zu verstecken. Im
Bergell begegnete ich brunneri-3& bei der Alpe Cavio, etwa 1900 m,
am 15. X. 20 auf mit einigen blühenden Achillea bestandenen Rasen-
bändern, welche hohe Gneiswände noch gangbar gestalten. Das Tier,
welches ich gegen 10 Uhr beobachtete, zirpte sehr laut und befand
) Diesen Fundort halte ich für sehr fraglich.
Die Orthopteren der Schweiz. 203
sich in Gesellschaft von C'hort. biguttulus, welche mit sommerlicher Verve,
im prallen und doch schon herbstlich gemilderten Sonnenschein, ihr
scharf klingendes Stridulieren ertönen ließen. Tags darauf stieg ich
nochmals zu der sonnigen und einsamen Alp hinauf, um auch des 9
habhaft zu werden, was mir auch glückte. Den 92 begegnete ich noch
etwas höher oben, wieder in den Nachmittagsstunden im warmen
Sonnenschein, am Fuße von 20—-30 m hohen Gneiswänden, welche
von einigen Schneetannen überragt werden, die nackt und kahl wie
scheußliche Gespenster aussehen, während an ihrem Fuße noch Cen-
taurea uniflora nervosa mit ihren purpurnen Blüten die sonst fahlen
Grashänge schmückt. brunneri sind zweifellos thermophile Tiere par
excellence, die sich nur an heißen, wie ein Spalier wirkenden Felsen
oder deren Näbe behaglich fühlen und dort munter dahinhüpfen.
In ihrer Gesellschaft unter meist verblühten Centaureen, verdorrten
aber noch intensiv duftenden Achillea moschata (der Iva) und der
einzigen, sonst noch in Blüte stehenden, Lotus corniculatus waren
Podisma pedestris und Chort. morio äußerst zahlreich, etwas seltener
Chort. parallelus und tiefer unten Ch. biguttulus.
Nach Erzählungen Frey-Geßner’s an Mons. Maerky, hat
ersterer auf Mauern der Alpe Reculet am Reculet (Jura bei Genf)
in Mauernischen IX., X. Antazxius brunneri sehr zahlreich angetroffen.
Ich möchte aber vermuten, daß eine Verwechslung mit Ant. pedestris
vorliegt, denn nur dieser liebt es, sich in Anzahl in Mauern zu verstecken,
während A. brunneri wohl überall nur vereinzelt vorkommt, was die
bisherigen spärlichen Funde beweisen.
Genus Anterastes Brunn. 1882.
Prodromus, 328.
Anterastes raymondi Yers. 1860.
Pterolepis raymondi Yers., A. S. E. F. 1860, 524.
Rhacocleis dorsatus Krauss, Verh. Z. Bot. Ges. 1873, 4. — Rh. d.
Frey-Geßner, M. Sch. E. G. 1878, 16, t. 20, £. 17—20.
Anterastes raymondi Brunn., 329. — A. r. Schoch, 35. — 4. r
Finot, 199, VIIL.—XI. — A. r. Griffini, 24. — A. r. Burr, 103. — A. r.
Fruhstorfer, Tess. Wanderbilder, 1920, 26, 30.
Mediterran. Spanien bis zur Herzegowina. Einer mediterranen
Art (raymondi) steht nur eine pontische (serbicus Br.) gegenüber.
Auf den Vorbergen bis 2500 Fuß in Südtirol, mehr an der Ober-
fläche des Gebüsches und daher leichter zu sehen und zu sammeln
als Pachytr. striolatus (Graber). Zwischen Atzwang und Völs im
Gebüsch, VIIL—IX. Außerdem auf dem Lido (Krauss). In der
Stadt Rovereto einmal Anfang X. ein @ auf einer Mauer (Cobelli).
Im Gestrüpp im südlichen Frankreich und von Hyeres durch die südl.
Alpentäler bis Triest, Fiume, Dalmatien, außerdem bei Neapel
(Brunner). Herzegowina (Redtenbacher). Nur an wenigen Stellen
im südlichen Frankreich auf Gestrüpp und Eichenzweigen. Bei
Cannes noch im November (Finot). Dem Süden Frankreichs eigen-
204 H. Fruhstorfer:
tümlich, hält sich die Art auf Eichenzweigen und in trockenen
Kräutern, VII., IX. auf (Azam). In Piemont bei Monterone sehr
selten (Griffini). Selten auf Eichen und Gestrüpp, äußerst aktiv
und schwierig zu fangen. Spanien, Katalonien, Pegli, Neapel, Genua
und Bozen (Burr).
Helvetia: VII. Tessin: Als neu für die Schweiz fand sich von Mitte
X. ab die zarte und langbeinige dorsata, die in weiten Sprüngen an den
Erica-Halden einiger Hügel oberhalb Mendrisio herumhüpft, sich aber
bei der Verfolgung nach jedem Sprung tief unter der üppigen Pflanzen-
decke verkriecht. Ziemlich selten, während mehreren Tagen nur
sechs Individuen (Frey-Geßner) — Caslano,* 6. VIII. San Stefano,*
3.IX Tremona, 17 IX., 2, 20.IX., d. Monte Caprino,* gegen-
über Lugano, 16. IX. neben Meconema varia, L. caudata und Oee.
pellucens.
Nach meinen bisherigen Erfahrungen muß A.raymondi als die
seltenste der Tessiner Locustiden gelten, die Anzahl der von mir 1919
gesammelten Exemplare bleibt sogar noch hinter jenen von TA.
chabrieri zurück. Auch gehört A. raymondi neben All. strepens, Meco-
nema brevipenne Yers., den Ephippigera und Ant. pedestris zu den
phänologisch spätesten Arten der schweizerischen Orthopterenfauna,
die den Höhepunkt ihrer Entwicklung und Erscheinung erst im X.
erreicht, wenn die Hauptmasse der besseren Locustiden längst schon
wieder in der Abnahme begriffen ist Die erste Imago am 6. VIII.
bei Caslano, die nächste erst am 3. IX. bei San-Stefano, nahe Chiasso.
Da die Tiere zudem manchmal erst gegen Abend zum Vorschein
kommen, so führt die Art vielleicht eine nächtliche Lebensweise.
Auch tagsüber suchen sie wenigstens den Halbschatten auf und
Krüger fing einige $$ nachts am Köder. Alle bisherigen Funde sind
aber rein zufällige.
Bei San Stefano begegnete ich raymondi im langen Gras und
zwischen Fragaria vesca unter Eichen, - Rubus-, Erica-, Sarothamnus-,
Mespilus-, Clematis- und Viburnum-Gebüsch in Begleitung von zahl-
reichen Oee. pellucens und 22 von Leptophyes caudata, während in der
Nähe auf sterilen Hängen Mantis religiosa flog und Ch. vagans seine
behenden Sprünge ausführte.
Bei Tremona-Rancate im Mendrisioto fand sich raymondi im Hasel-
und Cornus sanguwinea-Gesträuch.
Genus Thamnotrizon Fisch. 1853.
Pholidoptera Wesm., Bull. Acad. Brux. 1838, 592 (Kirby, 197).
Olynthoscelis Fisch. Wald., Bull. Mose. 1839, 110 (Burr).
Thamnotrizon Brunn., Prodr., 332 (Finot, Tümpel, Zacher).
Ein pontisches Genus, dessen 17 östlichen Arten nur zwei
mediterrane gegenüberstehen.
Thamnotrizon griseoaptera De Geer 1773.
Locusta griseoaptera De Geer, Mem. Ins. III, 436.
Locusta cinerea Hagenb., Basilea.
Die Orthopteren der Schweiz. 205
Grylius cınereus Gmel., Syst. Nat. 1789, 2071.
Pterolepis cinerea Meyer-Dür, 23. — Pt. c. Frey-Geßner, Murith., 79.
Thamnotrizon cinereus Brunner, Prodr., 343. — Th. c. Fisch., 266.
— Th. c. Schoch, 36. — Th. c. Finot, 203, VIL.—X. — Th. c. Griffini, 23.
— Th. c. Zacher, 219, Schweiz. — Th. c. Nadig, Val Sesia, 129.
Olynthoscelis griseo-aptera Burr, 106.
Pontisch. Nach Karny baltısch.
Thamn. cinereus hat eine höchst charakteristische Stridulation,
welche jener von Ephipp. terrestris Yers. und Platyel. sepium Yers.
gleicht. Es ist ein einziger kurzer Ton von höchstens !/; Sekunde, der
eine Stille, die acht bis zehnmal länger ist, folgt. terrestris und sepium
rufen etwas lauter als cinereus, bei welch letzterem der Gesang beinahe
klagend sich anhört und sich durch die Silbe ‚si‘ ausdrücken läßt. Immer
aber, wenn sich mehrere $& von cinereus begegnen, scheint eines von
ihnen Zorn auszudrücken, indem sie lebhaft drei oder vier Töne
hart, durchdringend wiederholen, die durch ungleiche Ruhe unter-
brochen werden und sich wie kri, kri, kri anhören. cinereus singt haupt-
sächlich nur abends, am Tage nur im Schatten von Bäumen oder wenn
er in Hecken versteckt ist ( Yersin).
Das Zirpen von Thamn. cinereus fällt sofort auf durch die ver-
hältnismäßig langen Unterbrechungen von einem Zirpton zum andern;
dsirr—dsirr— dsirr tönt es alle 4—7 Sekunden, je nach der Zahl deı
Männchen, die beisammen sind. Läßt sich ein Weibchen in der Nähe
blicken, so kann cinereus in Aufregung geraten und 2—3 mal in der
Sekunde zirpen. In solchen Fällen ist auch das ı spitzer, der Ton
höher.
Interessant sind die Flügeldecken dieser Tiere. Sie sind nur ganz
kurz, als runde, bräunliche Schuppen ausgebildet. Das Weibchen
entbehrt ihrer ganz. Fliegen können diese Tiere natürlich nicht, denn
die eigentlichen Tragflächen, die fächerförmig zusammenlegbaren
Hinterflügel, wie sie das grüne Heupferd, der Warzenbeißer, die Schwert-
schrecke besitzen, sind bei dieser Art gänzlich verkümmert und mit
bloßem Auge kaum zu sehen. Sie stellen nichts anderes dar als einen
fast kreisrunden Ausschnitt aus der Decke einer langflügligen Laub-
heuschrecke. Das Musikorgan ist sehr gut ausgebildet. Jeder wird die
wichtigsten Teile sofort auffinden. Die Schrillader ist stark ausgebildet,
sowohl in der Breite als in der Länge und besitzt 101—112 Schrill-
plättchen. Die Schrillkante der rechten Decke wird durch den Hinter-
rand des Flügels gebildet und ist in Präparaten gut kenntlich an der
tiefbraunen Färbung (Klöti).
In den südlichen Grafschaften Englands außerordentlich gemein,
an „brambles‘‘ und dichten Hecken, im Spätsommer und Herbst
ganze Schwärme im Wald von Fontainebleau. Seltener im Süden,
doch bei Susa in Piemont und in Spanien im Norden und am Picos
de Europa gefunden (Burr). Hügel bei Turin, in den piemontesischen
Alpen (Griffini). In Nordtirol häufig, vom VIL.—XI., besonders
unter Gebüsch an Waldrändern und in Holzschlägen, mitunter auch auf
Mentha- und Salvia-Arten in Ziergärten. Jm Süden bis 5000 Fuß
5. Heft
206 H Fruhstorfer:
gehend, so am Monte Misone in Iudicarien, neben Pez. mendax und
Th. apterus unter Corylus. Bei Meran unter Efeu und Brennesseln
in Schloßruinen. Monte Baldo (Graber). In ganz Deutschland.
Im Süden bis Griechenland und in Rußland bis zum Ural (Zacher).
Helvetia: Im ganzen Gebiet, besonders am Saume von Nadelholz-
waldungen (nach Meyer-Dür und Schoch). — I. In Monte Col
de Chaude prope Morges ad lacum Lemanum ( Yersin). Berner Jura,
Hellköpfli, häufig (Born). — II. Basel (Hagenbach). Oberstraß,
im Garten, Zürichberg, VII., IX. (Dietrich). Rehalp, 5. X. Burg-
hölzli, 8. IX. Ütliberg, 17. VII. (Naegeli). Goldbach, Zürich,
VII. Einsiedeln (Stoll. Lägern*, VIIL—X. Winterthur,
14. XI. 20.* Bern, VIII. (Mus. Bern). Herzogenbuchsee. Burgaeschi-
see (Born). Ungemein häufig, in Gesellschaft von M. grossus, Tettix
subulatus, Plat. roeseli, Xiph. fuscum, St. viridulus. Flums, VL.—VIIL,
häufig (Engel). — III. Conche* bei Genf, 6. VI. 1921, massen-
haft. VII. Monte Gotthard exeunte Julio (Bremi, teste Fischer).
— Tessin. 1918. *Monti di Ditto bei Locarno, 27. X., etwa 800 m,
Salvatore, 18. XI.,. auf trockenem Laub, Pizzo Leone, 7. X., 1200
bis 1400 m, Monte dı Carasso, 5. X., etwa 1500 m. Tessin* 1919. Li-
gornetto, im Moor, VII., VILLL, selten, neben 7%. fallax, Conoc. mandi-
bularis. Generoso-Örocetta, 1200 m. IX., auf feuchten Hängen neben
den häufigeren Th. fallax, apterus. Maroggia, VIII., nachts am He-
terocerenköder. — VIII. Bergell,* namentlich bei Soglio sehr häufig,
von VIII. bis Mitte X. Puschlav* bei Brusio und Le Prese, Mitte VIII.,
selten.
Im Schweizer Mittelland scheint die Art sehr häufig zu sein, so
z. B. am Burgaeschisee bei Herzogenbuchsee, in der Nähe von Flums,
ferner auch im Jura und am Schnebelhorn. In der Umgebung von
Zürich möchte ich griseoaptera dagegen als selten bezeichnen und be-
obachtete ich auf meinen zahlreichen Ausflügen nur ganz wenige
Exemplare an Waldrändern des Türlersees, auf dem Albis und den
Lägern. griseoaptera zäblt zu den am frühesten reifen Orthopteren
und man begegenet Imagines, z. B. bei Flums, schon Mitte VI. Dennoch
sind die Tiere äußerst kältebeständig, denn ich fand solche am 31. X.
im Walde auf von der Sonne intensiv bestrahlten Lichtungen inmitten
von verdorrten Luzula vergnügt herumspringend, trotzdem in den
Nächten vorher so starker Frost einfiel, daß junge Hasen in den
Stallungen im Freien erfroren. Selbst am 14. XI. 20 hörte ich in der
Nähe von Winterthur noch einige griseoaptera in einem Gehege von
Rubus, niederen Fagus, jungen Abies alba und hochaufgeschossenem
Calamagrostis epigeios und arundinacea lebhaft zirpen.
In überraschender Menge aber traf ich junge Larven am 6.VI. ganz
nahe bei Genf, zwischen Vilette u. Conche, in einem Strauchdickicht,
welches dort die Steilufer der Arve bekleidet, inmitten bunter und
reichster Vegetation von Prunus spinosa, avium, Cornus, Viburnum,
Robinia, Quercus, Acer campestris, Evonymus, Rubus, Clematis,
Ranunculus, Coronilla, Vieia cracca, ÖOrnithogallum pyrenaicum,
Hypericum villosum, Glechoma hederacea, Lathyrus pratensis, Molinia
Die Orthopteren der Schweiz. 207
coerulea, Holeus, aus denen überall die blauen Augen von Lithospermum
purpureo-coeruleum hervorleuchteten. Dutzende von Larven sprangen
beim Vorübergehen vom grasigen Boden auf das Blattgewirr der
Sträucher, aber neben hunderten von Th. griseo-aptera zeigten sich
nur wenige Plat. roeseli.
Im Tessin war die Art in den Jahren 1918 und 1919 außerordentlich
selten, wenngleich sie von der Niederung, den Mooren von Ligornetto
und Meride bis 1200 und 1400 m Erhebung vorkam. Aber sowohl
am Generoso wie auch am Pizzo Leone bei Brissago blieb cinereus
an Häufigkeit hinter Th. apterus und selbst fallax zurück. Aber sie
fühlt sich analog Gomph. rufus, mit dem sie vielfach zusammenlebt,
sowohl im hohen Grase und dem Schilf der Sümpfe, wie am Rand-
gebüsch der Hecken und Wälder heimisch.
Ungemein häufig tritt griseo-aptera im Bergell auf, wo sie nament-
in der Nähe von Soglio zu den dominierendsten Erscheinungen der
Örthopterenfauna zählt. Man begegnet ihnen überall, schon vor dem
Dorfe längs der Mauern, in Nesseln, ja selbst im Garten des berühmten
Hotels von Soglio wo sie im Bandgras und im Unkraut munter umher-
springen. Am zahlreichsten trifft man sie aber auf feuchten Wiesen
inmitten tausender von Heracleum sphondylium-Blättern, wo sie,
verglichen mit den gelegentlich dort in vornehmer Ruhe sich sonnenden
Barbitistes obtusus durch ihre beständigen Kreuz- und Quersprünge
unangenehm auffallen.
Thamnotrizon fallax Fisch. 1853.
Orth. europ., 265, t. 13, £. 15.
Pterolepis austriaca Frey-Geßner, M. Sch. E. G. 1878, 16.
Th. fallax Brunn., Prodr., 343 — Th. f. Schoch, 36, Tessin. —
Th. f. Finot, 201, VIL—IX — Th f. Griffini, 24. — Th. f. Burr 105.
— Th. f. Fruhst., Tess. Wanderbilder 1920, 8, 11, 18, 20, 24, 33, 82, 86.
Pontisch. Von der Dobrudscha bis zur Provence.
Nach Redtenbacher in Tirol, von Dalla Torre nicht erwähnt.
In Waldwiesen und auf Gebüsch, von Ligurien, längs dem Südabhang
der Alpen, Tessin bis Istrien, dann über Wien (austriacus Türk) bis zur
Dobrudscha (Brunner). Im Gestrüpp hügeliger Plätze, selten in
Frankreich, häufiger nach Osten, von Tirol an. Im Vorherbst ziemlich
gemein in Italien bei Pegli (Burr). Selten in Frankreich, Drome,
Provence, Lourdes (Finot). Selten in Piemont und von Monterone
durch Malfatti bekannt (Griffini). In Ligurien von VI.—X. (Du-
brony).
Helvetia: Waadtland, Südtessin. — III. Mont Pelerin (Maerky).
— VII. Tessin. Mendrisio, von Mitte X. ab (Frey-Geßner). Moore
von Ligornetto und Meride, Ende VII. bis Anfang XI. Caprino-
Cavallino, gegenüber Lugano, 13. VIII. auf dem seidenen Rock einer
Dame, die /allax aus dem Ostrya-Gebüsch aufgescheucht hatte.
Generoso-Crocetta, 8. VIII. und Camoscio, 22. IX. 1000-1200 m.
Monte Bisbino bei Chiasso, VIII. Sassalto bei Caslano, etwa 500 m,
Anfang VIII. (Fruhstorfer).
5. Heft
208 H. Fruhstorfer:
Thamn. fallax findet sich nur im Sotto Ceneri, wo er nördlich von
Lugano bis Jetzt nicht gefunden wurde. Er zählt zu den Charakter-
tieren des Moores von Ligornetto, diesem Refugium herrlicher Pflanzen
und seltener Insekten!
Doch auch dort ist fallax nicht häufig, wenn sich auch weit vor-
geschrittene Larven schon von Mitte VI. an, in Gesellschaft von
Xiphidion, Planeroptera, Conocephalus-Larven und Imagines von
Pod. schmidti und Sten. rufipes antreffen lassen.
Th. fallax sind schwer zu fangen, weilsie durch weit ausholende
Sprünge sich zu retten wissen und dann im üppigsten Pflanzengewirr
verschwinden. Erstelmago am 28. VII. in Gesellschaft weniger Plat.
roeseli, Meconema varium, Lept. caudata, als im Parke von Besazio
St. pulvinatus häufig wurde. Am zahlreichsten und in den schönsten
Exemplaren am 31. VIIL, wenn das ÖOrthopterenleben seinen
Höhepunkt erreicht, inmitten von Salix aurita, Mentha, Filipendula
ulmaria, Phragmites, Equisetum neben Parapl. alliaceus, Chrys. brachypt.
Ail. strepens, Gomph. rufus, Ant. pedestris, Ephipp. perforata, während
sich im höheren Gebüsch Barb. obtusus, Lept. laticauda, Thamn. cha-
brieri, Phan. 4-punctata auf den Zweigspitzen sonnten. Das letzte 9
fing ich am 4. XI. 1919 in einem Akazien-, Tamus communis- und
Clematis vitalba-Dickicht, dessen Blätter bereits erforen waren und
abfielen. Auf den Bergen geht fallas bis etwa 1400 m und begegnete
ich ihnen am Monte Generoso in mäßiger Zahl in mit Molinia coerulea,
bedeckten steinigen und buschigen Hängen neben den häufigeren
Th. apterus, Ant. pedestris, Chrys. brachypterus. Die letzten beobachtete
ich auf dem Passo Camoscio am 22. IX. 1919 auf mit Gentiana asclepiades,
germanica bestandenen Alpweiden in Begleitung von Arcyptera fusca,
Psophus und Stenob. lineatus.
Maerky entdeckte Th. fallawx auf dem Mont Pelerin (900 m)
nahe Vevey, einer Station, die noch zur lemanischen Region gehört.
fallax fand sich dort’ neben der gleichfalls meridionalen Meconema
brevipenne und es bleibt die Frage offen, ob beide Arten durch die
rhodanische Pforte oder über Piemont ihren Weg in die Schweiz ge-
funden haben. Die Annahme, daß Th. fallax allenfalls als Begleiter
meridionaler Pflanzen, welche höchstwahrscheinlich über Piemont
ins Wallis gelangten (Tulipa australis, Poa madridensis), in der kaum
noch hypothetischen xerothermischen Periode den penninischen Alpen-
wall überschritt, hat viel wahrscheinliches, umsomehr als die Art
in Italien und im Osten sehr häufig, in Frankreich dagegen, von wo-
her wir sie nur aus der Provence, Drome, Lourdes und den südlichen
Basses Alpes (Azam) kennen, sehr selten vorkommt.
Thamnotrizon chabrieri Charp. 1825.
Locusta chabrieri Charp., Hor. Ent. Ross., 119.
Pterolepis chabrieri Frey-Geßner, M. Sch. E. G. 1878, 14.
Thamnotrizon chabrieri Fisch., 263. — Th. ch. Brunn., Prodr., 335.
-— Th. ch. Schoch, 36. — Th. ch. Finot, 250, VII. — Th. ch. Griffini, 21.
— Th. ch. Lea Mei, 25, Friaul. — Th. ch. Nadig, Val Sesia. —
Die Orthopteren der Schweiz. 209
Thamnotrizon chabrieri malachiticus Fruhst., Tess. Wanderb.,
14, 20, 26, 30.
Olynthoscelis chabrierı Burr, 104.
Mediterran. Von Griechenland bis Spanien.
Im dichten Gebüsch, außerordentlich wild, und schwierig zu fangen.
Im östlichen Teile der Mittelmeergegend. Nördlichstes Vorkommen
bei Laibach, auch in Calabrien, Sizilien. Fehlt im südlichen Frank-
reich (Brunner). Durch Serville aus der Provence nachgewiesen,
woher sie auch Fischer 1853 erwähnte. Marquet fand sie auf Cistus
in Banjuls-sur-Mer (Finot). Basses Alpes, im Norden des Depart.
Var (Azam). Aus Piemont von Eremo und Moncalieri bekannt
(Griffini).
In der mittleren Region der Basses Alpes findet sich chabrieri
zwischen 600—1200 m nicht selten (Azam, Cat. 1892).
In Istrien waren am 7. XI. die Eichenbüsche und namentlich ein
ulmusartiger Strauch reich mit 7'h. chabrieri bevölkert. Allenthalben
tönt aus den Büschen ihr scharfer, in Pausen immer nur einmal hervor-
gebrachter Zirplaut, aber nur an solchen Stellen, die noch von der
Nachmittagssonne getroffen werden. In den schattigen Partien regt
sich nichts, obwohl auch dort alles von der schönen Art belebt ist
(Ramme, B.E.Z. 1913, 6).
Helvetia: VII. Scheint gesellschaftlich zu leben, wenigstens
fanden sie sich Ende VII. nur an zwei Stellen, das eine Mal in einer
kurzen, aber dicht verwachsenen Hecke von Cornus, Clematis, Crataegus,
Lupulus, Urtica, Galium u. dergl., die ich zertreten mußte, um die
flüchtigen Tiere binauszutreiben. Die andere Stelle oberhalb Men-
drisio, auf einem der vielen malerischen, mit Kastanienbäumen be-
setzten und stellenweise mit Laubholzbüschen, Sarothamnus und Erica
überwachsenen Hügel. Von Mitte bis Ende X. fand sich chabrieri
dann immer noch an denselben Orten, diesmal in Gesellschaft von
Thamn. fallax (Frey-Geßner). Zwischen Lugano und Gandria in
Mauerritzen (Schulthess). Tesserete, IX. 1919 (Diebold). Ma-
roggia, VIII. Nachts am Apfelköder (Krüger). Mendrisio (Frey-
Geßner). Das erste Exemplar 1 $ 12. VIIL., bei Ligornetto* auf niederen
Quercus lanuginosa, zugleich mit den ersten E’ph. perforata, Ant. pedestris
Im Moor von Ligornetto 1 9 am 31. VIII. neben 7%. fallax, Con.
mandibularıs, Xiphidion, Phaneroptera und in der Nordostecke des-
selben in einem undurchdringlichen Chaos von Akazien, Alnus, Evo-
nymus, Equisetum und Solanum nigrum. An einem Feldwege,
der über dem Moor von Meride ins Dorf führte, fing ich auf den Zweig-
spitzen eines Gestrüpps von Corylus, Juniperus, Evonymus, Rubus
und Rosa ein zweites @ neben Barb. obtusus, Lept. caudata. Das letzte
Stück, ein d, am 20. IX. bei Meride auf demselben Feldweg in einem
Dickicht von Rubus, Rosa, Salix, Evonymus, Mentha, Eqursetum,
Cornus, Ulmus campestris und Ulmus scabra, als Oec. pellucens,
Pod. schmidti, Eph. perforata, Phan. 4-punctata den Höhepunkt der
Häufigkeit erreichen und Ant. raymondi auf Cornus sanguinea als große
Seltenheit auftritt.
Archiv für Naturgeschichte.
1921. A. 5. 14 5.Heft
210 _ H. Fruhstorfer:
Chabrieri ein typisch mediterranes Element der Südtessiner
Fauna, bisher nur südlich von Lugano beobachtet, wurde 1919 auch
bei Tesserete (also nördlich von Lugano) in Anzahl gesammelt, scheint
demnach auf dem Vordringen nach Norden zu sein. C'habrier:, im Tessin
überall selten, findet sich bereits am Monte Barro am Leccoarm des
Comosees nach Angaben Dr. Nadig’s äußerst zahlreich im ARubus-
Gehege. Chabrieri, von der schon Burr schreibt, daß er es liebt, sich
gelegentlich auf dem äußersten Zweig einer Hecke zu sonnen, scheint
der einzige Thamnotrizon zu sein, welcher die Oberfläche des Dickichts
bewohnt, wo sie in raschen Sprüngen herumturnen und sich bei Ver-
folgung, darin gleichsam untertauchend, zu verbergen wissen.
Die übrigen Arten (fallax, cinerea, apterus) dagegen versuchen
sich durch Seitensprünge zu retten und werden deshalb leichter
wiedergefunden, auch bevorzugen sie zudem entschieden niederes,
am liebsten sogar feuchtes Gestrüpp (Moor von Ligornetto),
Nomenklatorisch herrscht noch große Unsicherheit über den
einzelnen geographischen Formen der Kollektivspecies. Schon Char- -
pentier basierte seine Type auf zwei scharf getrennte Lokalformen,
weil er als „Habitat Gallıia meridionali“ und ‚‚in agro Tergestino“ an-
gibt. Trotzdem nun Serville (1853) südfranzösische Fundorte wieder-
holte, meldet Brunner im Prodromus, daß chabrieri in Südfrankreich
fehle. Die Art kommt aber in der Provence, wenn auch selten, vor,
was Finot, Azam sowie Burr bestätigen. Charpentier nennt
seine Exemplare viel größer als solche von Th. apterus und sagt, daß
sie Dect. verrucivorus gleichkommen, wenn nicht übertreffen. Das paßt
nun gar nicht auf Tessiner Exemplare, die Herr Dr. E. Strand für
mich am Berliner Museum mit Charpentiers Type zu vergleichen die
Freundlichkeit hatte. chabrieri aus dem Tessin bleiben auch weit hinter
solchen aus Dalmatien im Habitus zurück, die gelbgrüne Umsäumung
des Thorax ist schmäler, das Pronotum bedeutend kürzer. Es besteht
für mich somit kein Zweifel, daß wir es mit vier bisher verkannten
Arealformen der prächtigen Art zu tun haben, welche ich wie folgt
aufteilen möchte:
Th. chabrieri chabrieri Charp., Südfrankreich.
Th. chabrieri malachiticus Fruhst., Südtessin.
Th. chabrieri schmidti Fieb. 1861, von Laibach bis Dalmatien,
Griechenland.
Th. chabrieri magnificum Costa (Atti Acad. Nap. 1863, 31, f£.1a,
b, 2).
Neapel, Calabrien, Sizilien.
Thamnotrizon apterus F. 1795.
Locusta aptera Ent. Syst., 45.
Pterolepis aptera Meyer-Dür, 23. (cinerea partim). — P. a. Frey-
Geßner, M. Sch. E. G. 1878, Pfäffers.
Thamnotrizon apterus Fisch., 262. — Th. a. Graber, 266, V.—XI.
— Th. a. Krauss 1873, 6. -— Th. a. Brunn., Prodr., 341. -— Th. a. Schoch,
36. — Th. a. Finot, 201. — Th. a. Griffini, 21. — Th. a. Schulthess, 38.
Die Orthopteren der Schweiz. 211
— Burr, 105. — Th. a. Zacher 1917, 218; 1919, 97, 101. — Th. a.
Nadig, 129, Valle d’Otro. — Th. a. Fruhst., Tess. Wanderb. 1920,
72.0 5.:01,.79,- 81,86, 92.
Pontisch-alpin.
In Nordtirol im Lisensertal in Wacholderbeständen bis 7000 Fuß,
im Valdertal bei Innsbruck zu Tausenden. In Südtirol mit Barbit.
serricauda oder am Dos dei Morti mit Orphania denticauda auf 6000 Fuß,
in Stenico in Judicarien neben Pachytracheles striolatus (Graber).
Brentagruppe, Adamello. Monte Baldo, Pasubio, Val di Sole (Cobelli).
Auf der Seißer Alp im Gebüsch von Rhod. ferrugineum auf etwa 5500
Fuß Höhe, außerdem bei Atzwang, Völs, Ratzes, Bozen, nicht selten.
Am Arlberg, in der Finstermünz, in Voralberg bei Dalaas (Krauss).
Piemont bei Chialamberto, Monti Biellesi und Macugnaga (Griffini).
Selten in Südfrankreich, aber gemein in Tirol und den nördl. Alpen.
In den südl. Alpen mehr lokal (Burr).
In Istrien fand sich Thamn. apterus in einer Rodung im Fichten-
wald unter Brombeeren, Himbeeren, Salvia glutinosa äußerst zahl-
reich. Besonders am Spätnachmittag und gegen Abend kündigen sich
die apterus durch ihr scharfes metallisches Zirpen an; oft scholl es aus
den Holzschlägen wie vielstimmiges Vogelgezwitscher. Die Wirkung
dieser Insektenstimme ist sehr eigenartig, doppelt reizvoll bei herein-
brechender Dämmerung inmitten des düsteren, schweigsamen Waldes
(Ramme, B.E.Z. 1913, 4).
Bei Berchtesgaden, im Allgäu auf etwa 1000 m Höhe. DBene-
diktenwand, Brauneck, etwa 1450 m (Zacher, 1917). Erstaunlich
häufig zeigt sich T’h. apterus im Berchtesgadener Gebiet, zumeist in Ge-
sellschaft von Th. cinereus, von 600—2000 Meter, auf Waldwiesen und
Lichtungen, besonders gern im dichten Gestrüpp und an steilen
Abhängen. Die Tiere waren nicht scheu, sondern ließen sich
ziemlich leicht mit der Hand fangen (Zacher, 1919).
Helvetia: Auf ausgerodeten, steinigen Waldplätzen in warmen
Alpentälern der Schweiz (Brunner). — I. Jura, Colombier, Le Coin
am Saleve (Museum Genf). — II. Flums (Engel). Gurfirsten*,
etwa 1000 m, 23. VI. 1920. — IV. Wallis. Alp. Valesiac. (Bremi,
teste Fischer). — VI. Pfäffers, 685m (Brunner). Taminatal,
Vättis, 950 m. . Im Vorderrheintal zwischen Jlanz und Brigels, Dom-
leschg, Avers, 1950 m (Schulthess). Versam, Mitte VII. (Steck).
— Tessin: 1918.* Val Pontirone, 27. VII., etwa 1200 m. Val Redorta,
etwa 1500 m, 17. VIII. Val Pincascia, 6. VIIL, 1000m. Val
Bosco, 28. VIII., etwa 1200 m. Val d’Osola, in Gesellschaft von
Gomph. sibiricus, 1200 m, 18. IX. Pizzo Leone, 1400 m, 7. X.
Val Coceho, 27. VIII. im Vaccinietum bei der Alpe Coccho, etwa 1600 m,
vormittags im hellen Sonnenschein. Tessin 1919.* Weit vorgeschrittene
Larven bereits 13. VI. bei Bedigliora, Malcantone, auf 600m, an
mit Adlerfarn bestandenem Waldrande, und am 11. VI. auf den Denti
della Vecchia auf 1000 m in feuchter, mit @eum rivale, Chaeroph. hirsu-
tum und Lys. nemorum bewachsener Schlucht. Die ersten Imagines
am :27. VI. am Generoso auf ungefähr 1000 m neben Chrys. brachypt.,
14* 5. Heft
212 H. Fruhstorfer:
St. biguttulus, rufipes. Kulminationspunkt der Entwicklung am 8. VIL.,
wo ich am Generoso-Ürocetta 17 Exemplare erbeutete, während am
22. IX. am Generoso-Camoscio noch die dunkle Berg- und die hellere
Talform auftraten. Monte Boglia, etwa 1200 m, VIII. Monte Ca-
moghe, im Val di Sertena, 24. VIII. auf 1200—1300 m, spärlich.
Monte Gridone,* 26. IX., etwa 1400 m, nur 1& zwischen Rhododendron,
Vaccinium inmitten großer Schneeflecken. Misox (Frey-Geßner).
— VII Bergell,* über Casaccia, 1500 m, auf Heracleum
sphondylium, 6. VIII. 20. Vor den Ruinen von $. Gaudenzio am
8. X.20 im Rubusgehege. Puschlav* nur einmal unter San Romerio,
etwa 1700 m, am 13. VILL
Exemplare aus tieferen Lagen (Maroggia) sind in der Regel lichter
gefärbt als solche der hohen Fundstellen. Die Färbung der Htschenkel
varliert von gelblichgrau, mit kaum erkenntlichen schwarzen Streifen
(Brigels, Pizzo Leone) bis zu solchen, die fast ganz schwarz erscheinen.
(Val Bosco). Das Maximum melanotischer Verfärbung des Thorax
erreichen Exemplare aus dem Val Bosco, 28. VIII., während die 99
von Brigels, dem Pizzo Leone, am hellsten bleiben.
Th. apterus gehört zu den Charakterorthopteren des gesamten
südl. Tessin und wenn sich auch vielleicht sogar eine Talform. unter-
scheiden läßt, ist er doch sonst ein ausgesprochener Gebirgsbewohner,
der sich auf Höhen von 1000—1400 m am behaglichsten fühlt, wenn-
gleich er an einigen Stellen selbst bis 1600 m hinaufgeht. Die apterus
verraten sich durch ihr lautes Zirpen schon auf große Distanzen, wissen
sich aber durch weit ausholende Seitensprünge, die namentlich die $&
manchmal auf mehrere Meter hin ausführen, in Sicherheit zu bringen.
Die Jagd auf sie bildet immer einen interessanten Sport, namentlich
wenn sie, hart am felsigen Abgrund, sich an steilen Abhängen vorwärts
bewegen. Manchmal aber machen sie doch eine Ruhepause und lassen
sich gelegentlich mit der Hand ergreifen. Nach einer Mitteilung
Krügers kommt die Talform bei Maroggia gelegentlich an das weiße
Tuch, das für den Nachtfang von Lepidopteren aufgespannt wird.
Die Tiere bewohnen den Waldrand oder Lichtungen im Gehölz und
kommen mit Vorliebe erst gegen 4 Uhr aus ihren Verstecken hervor,
um auf von der Sonne erwärmten Waldwegen zu promenieren. Ge-
legentlich aber begegnet man ihnen, allerdings nur auf großer Höhe,
auch im prallsten Sonnenschein. In den hochgelegenen Seitentälern
der Verzasca- und Val Maggia-Alpen sind sie nirgends selten. Am
häufigsten aber. fand sich apterus an den Westflanken des Monte
Generoso, wo allerdings bei intensivster Pürsche am 8. VIII. 1919 auf
etwa 1200 m, nahe der Crocetta, 17 Exemplare erbeutete. Den Favorit-
aufenthalt der apterus bilden im Tessin die dort so häufigen Horste
des Pfeifengrases (Molinia coerulea L.) und es scheinen bestimmte Be-
ziehungen der Orthopteren zu diesem langsträhnigen Grase zu be-
stehen. Vermutlich bietet die weiche Graminae den Thamnotrizon eine
besonders geschätzte Nahrung. Wo immer ich Molinia antraf, begann
ich auf apterus zu suchen: an allen Hängen des Generoso, am Monte
Camoghe, im Val Bosco, Val d’Osola usw. und niemals vergeblich.
Die Ortbopteren der Schweiz. 213
In den nördlicheren Teilen des Tessin lebt apterus vergesellschaftet
- mit Gomph. sibiricus, Pod. alpina und pedestris. Im Sotto Oeneri
finden sie sich schon von Ende VI. an, in Gesellschaft von Orphania
denticauda, sowie Barb. obtusus; später im VILI. und IX. gemeinsam mit
Th. fallax, griseo-aptera, Antaxius pedestris, Leptophyes und Eph.
perforata. Ohne Molinia-Umgebung fing ich apterus auf den Cur-
firsten am 23. VI. 20 inmitten einer märchenhaften Vegetation von
Sap. ocymoides, Satureia alpina, Teuerium montanum, Euphrasia,
Ozxytropis montana, Onobr. montana, Erig. alpinum, Geranium san-
quineum, Leontodon incanus, Orchis globosus. Dort turnte ein S auf
einer Sanguisorba, auf der es sich recht geschickt versteckte, aber, da
es noch weich war, sich sogar mit der Hand fangen ließ. Immerhin
hatte das $ schon Liebeshändel überstanden, denn von einem Hinter-
bein waren ihm von einem Nebenbuhler die Schienen weggebissen,
wenn die Untat nicht auf Konto der dort existierenden Lacerta
agilis oder der damals schon erwachsenen Decticus verrucivorus zu
setzen ist.
Im Bergell zeigte sich apterus ebenfalls ohne seine Favoritumgebung
und zwar sowohl in einem Dickicht von Mentha, wie besonders im prallen
Sonnenschein auf einer zur wild dahinbrausenden Ordlegna hin
geneigten, mit Mulgedium, Epilobium und meterhohem Heracleum
sphondylium bewachsenem Böschung. Später im Herbst fand sich
apterus zwischen von Rubus und Rosa umrankten Steinhaufen bei
der Ruine S. Gaudenzio.
Im Puschlav begegnete ich Th. apterus nur an einer Stelle,
jedoch wieder in gewohnter Umgebung, auf einer mit Nesseln, Disteln
und Rubus durchsetztem Molinia-Halde. apterus war dort ziemlich
zahlreich und konzertierte so laut, daß ich aus der Ferne glaubte, Vögel
singen zu hören. Ihr Zirpen klang melodischer und vielleicht sogar
weniger geräuschvoll, als jenes von Locusta viridissima. Übrigens
verstummten alle wie auf ein gegebenes Zeichen, als ich näher kam
und in den Molinia-Horst eindrang, um einige zu fangen, was mir hier
bei der Behendigkeit der Tiere nicht glückte.
Genus Platycleis Fieb. 1852.
Kelch, Grundl. Orthopt. Schlesien 2; Lotos III, 1853, 400.
Platycleis grisea F. 1793.
Locusta grisea Ent. Syst. II, 41. — L. g. Hagenb., 32.
Platycleis griseus Meyer-Dür, 23. — P. g. Frey-Geßner, M. Sch. E.
G. 1878, 16; Murith., 80. — P. g. Brunn., Prodr., 347.
Platycleis grises Graber, 15, V.—XI — P. g. Schoch, 36. —
P. g. Finot, 205. — P. g. Burr, 109. — P. g. Zacher, 222. — P.g. Nadig,
129, Val Sesia. — Fruhst., Tess. Wanderb., 12, 25.
Mediterran, aber jetzt über ganz Europa verbreitet.
Platycleis grisea differiert in der Stridulation durch die Langsam-
keit, mit welcher sie ihre Note wiederholt, wodurch eine größere Ähnlich-
keit mit dem Gesang der Grillen erzeugt wird, als mit jenem der Gattung
8. Hett
214 ° H. Fruhbstorfer:
Locusta. Es ist trotzdem sehr leicht, den Gesang der I. grisea zu unter-
scheiden, weil er schwächer und ein wenig kürzer als jener der Grillen
sich anhört ( Yersin).
Gemein, durch ganz Europa, hauptsächlich im trockenen Gras.
In England am häufigsten auf Kalkboden zwischen Ononis arvensis.
In Südspanien von VI—IX. (Burr). In Nordtirol bis 3500 Fuß, an
steilen, sonnigen Stellen überall gemein, im Süden bis 5000 Fuß vor-
kommend (Graber). Südtirol, sogar in der Stadt Rovereto, Adamello,
Caldonazzo (Cobelli). In Sibirien, Kleinasien, Algerien, den Ca-
narischen Inseln (Zacher).
Helvetia: Auf trockenen, steinigen Hügeln und Berglehnen,
zumal längs des Jura gemein (Meyer-Dür).
I. Jura (Meyer-Dür). Juragipfel (Brunner)). Weißenstein
bei Solothurn, VII. (Born). Felsenheide bei Bözingen-Biel häufig
(Steck). — I. Basel, Bern (Hagenbach). Lägern (Dietrich),
Larven am Hörmli*, 3. VI. 20. Thunersee (Brunner). Flums,
VL, VII, sehr gemein (Engel). Curfirsten, 23. VI. 20, vom
Wallensee an bis 1500 m Erhebung, Larven sehr zahlreich, unten bei
Quinten fast erwachsen, höher oben noch sehr klein. — III. Genf
(Brunner). La Plaine*, 15. V. 21, Larven inmitten Eryngium cam-
pestre, Poa compressa, Orchis simia, militaris, am 1. VI. bei Versoix
auf trockenen Grashalden zwischen Onobrychis vieifolia, Lathyrus
sativa, Centaurea scabiosa, ferner am 6. VI. bei Villette-Conche
auf Wiesen sehr zahlreich. — IV. Wallis sehr gemein von der
Niederung bis auf die Alpen, jedoch nicht über der Wald-
region (Frey-Geßner). Siders, IX., am Tourbillon*, Mitte VII.
sehr zahlreich in Gesellschaft von 0Oed. miniata, St. vagans,
Cal. italicus, jedoch nur in einer grauen Varietät, die sich
sehr gut dem flechtenbedeckten Sediment-Gestein anpaßt. Visper-
terminen (Naegeli). — VI. Domleschg (Schulthess). Schuls,
IX. (Schoch). Pontresina*, Schafberg*, VIII., Ardez*, 1500 m,
23. X. noch massenhaft. — VII. Häufig bei Mendrisio, in Gesellschaft
von Meconema varia (?), Deeticus, Locusta und Xiphidium (Frey-
Geßner). Tessin;* 1918: Pizzo Claro, 9. VIIL, sehr gemein, etwa
1000 m. Monte Boglia, 1400 — 1500 m, 3.—5. IX., sehr häufig.
Tessin, 1919:* Faido, 9. VIIL., 800 m. Passo Predelp, 1000 m, 10. VII.
Val Bedretto, 25. VII. Camoghe, über Isone, 24. VIII. Vom Passo -
Pairolo bis zum Monte Bisbino, 1000—1200 m. Val Tresa, 13. VI.
Caslano, VIII. Pedrinate, VII. Meride, VII. — VIII. Bergell.* Bei
Soglio, VIII, sehr gemein, bis etwa 1500 m. Auch noch Mitte X.
am Fuße von Gneisfelsen, auf 1200—1400 m. Puschlav,* Anfang VIII.,
bei Cadera, auf trockenen Hängen. Von Brusio bis Campocologno.
Eine der trivialsten Arten des Tessin sowie Wallis und von der Tal-
sohle bis etwa 1500 m auf sterilen Halden und auch inmitten üppiger
Vegetation überall verbreitet, einer der Hauptkomponenten der-
jenigen Örthopterengemeinschaft, die jedem Wanderer, besonders
auf den Bergen, zuerst auffällt. Am Tourbillon im Wallis fand sich
Pl. grisea sowohl im dürren Grase, als auch auf steinigen Wegen, sowie
Die Orthopteren der Schweiz. 215
den Kalkfelsen selbst. Im Tessin begegnete 1919 den ersten
Exemplaren bereits am 13. VI. im Val Tresa, am 16. VI. am Dosso
Bello bei Mendrisio, besonders auf den, intensivster Sonnenbestrahlung
ausgesetzten, ehemaligen Weinbergsterassen zwischen Buphthalmum
salwcifolium, Chrys. leucanthemum und neben St. rufipes und lineatus.
Plat. grisea erscheint in zwei Färbungstypen: einer vorherrschend
grünlichen und einer vorwiegend braungrauen.
Exemplare aus dem Tessin sind in der Regel ansehnlicher, als
solche aus der Ostschweiz und dem böhm. Erzgebirge.
Im Bergell und Puschlav eine der gemeinsten Arten. Über Soglio
fand sich die Art am Fuße hoher, wie ein Spalier wirkender Gneis-
felsen, Mitte X. noch sehr zahlreich zwischen spärlichen Gentiana
bavarica und vielen Alchemilla und Potentilla, während neben ihnen
Staur. morio lärmt und im Adlerfarrengestrüpp noch einige Ant. pe-
destris sich verbergen. Im Unter-Engadin begegnete ich Pl. grisea
massenhaft noch am 23. X.20 bis etwa 1500 m, namentlich auf den
Abhängen bei der Ruine Steinsberg und am Fuße eines mit üpp'gster
Vegetation überwucherten Kalkfelsen neben Arc. fusca, Psophus,
Decticus, C'hort. morio, lineatus, biguttulus und sehr seltenen Plat.
roeseli. Ein von mir weggeworfenes Exemplar, ein 9, wurde von
einem anderen grises-2Q aus dem Artemisia absinthium-Gebüsch,
in welches ich es geschleudert hatte, wieder hervorgeholt. Als
ich nach einiger Zeit nachsah, war bereits die Chitinhülle der
Hinterschenkel weggefressen, sodaß der Muskel bloßlag. Die
Kannibalin hielt während der Manlzeit nicht still, sondern schleppte die
zuckende Beute vor sich her. Im Bergell beobachtete ich am 6. VIII.
die Art schon um 5 Uhr morgens zwischen Felsen herumspringend,
während im nassen Gras sich Decticus und Chort. parallelus bewegten.
Platycleis bicolor Philippi 1830.
Locusta bicolor Phil., Orth. Berol., 24, t. 1, £. 5.
Platycleis bicolor Meyer-Dür, 23 — P. b. Frey-Geßner, Murith., 80.
— P. b. Brunner, Prodr., 362. — P. b. Schoch, 36. — P. b. Finot, 212,
IX. — P. b. Zacher, 224.
Decticus bicolor Fischer, 273. — D. b. Dietrich, 330.
Platycleis bicolor Fruhst., Tessin. Wanderb., 28.
Pontisch. ß
In Getreidefeldern, auf Wiesen, namentlich in feuchten Gräben
im ganzen östl. Mitteleuropa, fehlt in Frankreich, geht südl. nicht
über die Alpentäler hinaus (Brunner). Bewohnt die nördl. und bergiger
Strecken von Nordfrankreich und hält sich auf trockenen Wiesen
(Finot). Häufig bei Freiburg in Baden an unkultivierten grasigen
Stellen am Schloßberg, Kaiserstuhl (Fischer). Nach Burr nicht
südlich der Alpen, doch wurde sie von Graber mit Plat. roeseli und
Par. tricolor zusammen im Valsugana bei Levico gesammelt. In der
pannonischen Region, Südrußland, Sibirien bis zum Amur (Zacher).
Helvetia: I. Jura (Zacher, Schoch). Reculet (Maerky). —
II. Zürichberg, IX. (Dietrich) Zürich, VIII. 1913 (Schulthess).
5. Hett
216 H. Fruhstorfer:
Otelfingen (Stoll). — III. Vouache (Frey- Geßner). — IV. Im Wallis
auf trockenen Wiesen (Frey-Geßner). Siders, 25. VII. (Schult-
hess. — V. Guttannen, 1000 m, Handeckfall, Haslital, etwa
1200 m (Meyer-Dür). — VI. Rothenbrunnen*, 7. X.20. — VII.
Tessin, 1918.* Monte Boglia, 1400—1500 m, auf sehr trockenen
mit Calluna, Sarothamnus, Centaurea bestandenen, grasigen, trockenen
Halden, ganz nahe dem Boden. 1919.* Monte Bisbino, 21. VII.,
etwa 1200 m. Ponzione d’Arzo, 20. IX., etwa 900 m.
Diese für die Südschweiz neue Art wurde von mir 1918 am Monte
Boglia von VIIL.—X. nicht allzu selten angetroffen. Die Tiere halten
sich ganz nahe dem Erdboden, auf kurzgrasigen mit Calluna vulgaris,
Juniperus durchsetzten Abhängen, die wegen ihrer Sterilität stellen-
weise niemals gemäht werden. In ihrer Gesellschaft befinden sich
dort Arcyptera fusca, Psophus stridulus, Decticus, Plat. grisea, St.
lineatus, rufipes, Chrys. brachypterus. 1919 beobachtete ich bicolor
am 21. VIII. zwischen 1000 und 1200 m auf einer mageren, mit Calluna
vulgaris bestandenen, von Birken und Hasel umsäumten Bergweide,
in Gesellschaft von St. parallelus, dorsatus, bicolor, Chrys. brachypterus,
Pod. schmidti, Ps. stridulus und Plat. grisea auf der Ostseite des Monte
Bisbino, allwo der Blick auf den Comosee fällt. Zwei Exemplare
lieferte auch der .Westhang des Bisbino, wo die bicolor unter ganz
kurzem, kaum 10 cm hohem Calluna vulgaris und magerem Peuce-
danum oreoselinum am Rande eines Hasel-, Buchen-, Eschen- und
Eichengehölzes auftraten.
Am 20. IX. 19 begegnete ich bicolor auf einer ringsum von Busch-
wald umgebenen Sumpfwiese am Ponzione d’Arzo, südlich vom Monte
San Giorgio, zwischen Juncus, Succisa pratensis, Knautia arvensis.
Burr kannte sie 1910 nicht vom Südfuß der Alpen, während Redten-
bacher 1900 bicolor bereits aus Südtirol registriert, sich auf Graber
(1867) stützend, der bicolor im Valsugana zusammen mit Plat. roeseli
und Paracinema tricolor bei Levico gefunden hatte. Es ist ziemlich
gewiß, daß bicolor von Norditalien aus in den Tessin eingedrungen
ist, denn nördlich des Gotthard gilt sie als sehr selten. In weniger
dürren Jahren wird man sie wahrscheinlich auch am Monte Generoso
finden, denn bicolor muß über diesen hinweg auf den Monte Boglia
gelangt sein, wenn sie nicht den Weg über Porlezza eingeschlagen hat.
Im Jahre 1919 fehlte bicolor infolge der Trockenheit am Monte
Boglia. Ein Exemplar der langgeflügelten Form erbeutete ich am
7. X. 1920 im Rubusgestrüpp bei Rothenbrunnen.
Platycleis roeseli Hagenb. 1822.
Locusta roeseli Hagenb., 39, f. 24 Q, Basilea.
Platycleis brevipennis Meyer-Dür.
Decticus brevipennis Fisch., 274, Dietrich, 330.
Platycleis brevipennis Frey-Geßner, Mur., 80.
Platycleis roeseli Schoch, 36. — P. r. Finot, 210, VL—IX. —
P. r. Griffini, 20. — P. r. Burr, 113. — P. r. Zacher, 231. — P. r. Nadig,
129, unteres Valle d’Otro. — P.‘r. Fruhst., Tess. Wanderb., 11.
Die Orthopteren der Schweiz. 217
Sibirisches Element.
Plat. roeseli (brevipennis Yers.), die im Kanton Waadt sehr häufig
ist, unterhält während einer unbestimmten Zeit eine lange undeutlich
trillierte Note, die einem entfernten Brummen gleicht. Wenn man
Ende Juni oder Anfang Juli Gelegenheit hat, die ersten Stridulations-
versuche der jungen $& zu hören, so bemerkt man, daß ihr Ton
(dessen Klang durchaus charakterisiert ist) nur während einiger Augen-
blicke anhält, dann längere oder kürzere Zeit unterbrochen wird
und wieder beginnt, um sich von neuem zu unterbrechen, wodurch
eine große Unregelmäßigkeit entsteht. Immerhin läßt das Insekt
von Zeit zu Zeit den vollen kontinuierlichen Ton hören. roeseli singt
nur in der Sonne ( Yersin).
In Nordtirol von VI. bis X. in feuchten Wiesen, Getreidefeldern,
manchmal verheerend und bis 4000 Fuß Höhe. In Südtirol bisher
nur im Valsugana bei Levico in Gesellschaft mit Pl. bicolor gefunden
(Graber). Fast ganz Nord- und Mitteleuropa. Im Süden bis Bosnien,
Bulgarien, in Rußland bis zum Ural und im Kaukasus (Zacher).
Von Schweden bis Istrien auf nassen Wiesen und im Gebüsch häufig.
Scheint in Frankreich zu fehlen (Brunner). Finot erwähnt da-
gegen, daß die Art in ganz Frankreich von VI. bis IX. auf feuchten
Wiesen vorkommt. Häufig im Elsaß, bei Tübingen, Freiburg i. Baden
und in Bayern (Zacher). In Piemont in den Sümpfen von Stura
und an anderen Orten der Umgebung Turins (Griffini).
Helvetia: Im VII. und VIII. auf feuchten Bergwiesen des Jura
wie der Alpen stellenweise ziemlich gemein. Auch im Mittelland in
Sumpfgegenden, wie um Burgdorf. Versteigt sich bis auf die höheren
Alpenwiesen, z. B. auf die Gemmi, wo sie VIII. auf 5000 Fuß zahl-
reich ist (Meyer-Dür).
I. Jura (Meyer-Dür). Weißenstein bei Solothurn, Berner Jura,
Hellköpfli (Born). — II. Basel (Hagenbach). Zürich (Dietrich).
Dübendorf (Klöti). Bern (Charpentier). Burgdorf (Meyer-Dür).
Burgaeschisee, VIII., sehr zahlreich. Emmental, Napf, 31. VIII.
(Born). Wengibad*, 19. VI.20. Türlersee*, 19. VI. 20. Einsiedeln
(Stoll). Ragaz (Schoch). Flums VII., VIII, sehr selten (Enge!).
Schnebelhorn, Strahlegg, 12. VII. (Naegeli). Tierhag*, VIII. Albis*,
13. VI.21. — III. Marais de Sionnet*, 5. VI.21, Conche* bei Genf. —
IV. Seltener als Pl. grisea und mit Vorliebe weniger trockene Stellen
aufsuchend, sie findet sich nicht sehr zahlreich in Wiesen der Ebene
bis auf die Alpen, ohne jedoch die Waldregion zu überschreiten (Frey-
Geßner). Wallis, Gemmi, 5000 Fuß (Meyer-Dür). Sumpfwiesen
bei Sitten*, Mitte VII., bei Grimisuat*, Val Nendaz,* etwa 1000 m,
in Gesellschaft von P. saussureana. Lötschental (Diebold). Zermatt,
1600 m (Kutter). — V. Klosters, 1200 m (Schoch). Ardez,* 23. X.
20, etwa 1500 m. — VII. Ligornetto,* 28. VII. 1919, sehr selten.
Diese nach Graber von VI.—X. vorkommende Art ist über
die ganze Schweiz verbreitet, wurde jedoch als neu für den Tessin
erst durch meine Reisen erschlossen. Ein echter Sumpfwiesen-
bewohner, geht roeseli im Wallis dennoch bis etwa 1500 m auf der
5. Heft
218 H. Fruhstorter:
Gemmi empor. Auf größeren Höhen, so namentlich im Engadin von
1600— 1800 m an, wird sie von Pl. brachyptera abgelöst. Im Tessin fand
sich roeseli ausschließlich am 28. VIII. 1919 als große Seltenheit
im Moor von Ligornetto, zwischen Juncus, Phragmites und Schoenus,
Tetragonolobus, Stachys palustris, Lysimachia vulgaris, Scrophularia
nodosa am Rande von Wassergräben, neben gewaltigen Mengen von
Xiphidion fuscum, Conc. mandibularıs sowie einigen Thamn. fallax.
Mitte VII. war roeseli bereits in den Sumpfwiesen bei Sion im
Wallis neben M. grossus, St. dorsatus, parallelus sehr gemein, auch ist
sie es neben den häufigeren Pl. saussureana, P. alpina, Decticus, Ar-
cyptera im Val Nendaz auf etwa 1000 m Erhebung. An beiden
Lokalitäten treten neben Individuen mit grünumrandeten, auch solche
mit gelbgesäumtem Thorax auf, während Puschnig in Kärnten
nur hell- und dunkelbraune Individuen bemerkte.
Bei der großen Seltenheit von roeseli im Tessin ist es schwer zu
entscheiden, ob wir es mit Vorposten aus der lombardischen Ebene
oder mit Relikten zu tun haben. Außerordentlich häufig kommt
roeseli am Burgaeschisee vor, wo sie neben Unmengen von Thamn.
cinerea, Mec. grossus, Xiph. fuscum, Chrys. brachypterus auftritt.
In moorigen Strecken bei Zürich erscheinen fast erwachsene
Larven schon am 19. VI., so bei Wengibad, am Albis und am Türler-
see. An beiden Lokalitäten inmitten reichster Vegetation, bei Wengi
am Rande nasser Wiesen im Pieris- und Filipendula-Gestrüpp, neben
Chrys. brachypterus und am Türlersee in einer Formation von Senecio
aquaticus, Listera, Platanthera, Orchis ustulatus, purpureus, maltaris,
masculus neben Larven von Mecos. grossus, Parapleurus und Imagines
von St. viridulus.
Im Jahre 1921 waren P. roeseli noch früher entwickelt. Ich be-
gegnete sehr weit fortgeschrittenen Nymphen im Marais de Sionnet
bei Rieulebeau im Halbschatten hoher Eichen und Weiden am 5. VI.
zwischen fußhohen Seirpus silvestris, Iris pseudacorus, Carex goodenowi.
Außerdem am 6. VI. in derselben überreichen Pflanzenformation,
welche bei Thamn. griseo-aptera erwähnt wurde, zwischen Villette
und Conche nahe Genf-Florissant, doch sehr spärlich. In großer Indi-
viduenmenge aber trat P. roeseli am. 13. VI. 21 in einem Flachmoor
am Albis bei Zürich auf, wo die fast erwachsenen Larven neben hunderten
von solchen der Loc. viridissima, von Decticus und einzelnen von
Chrys. dispar und Chort. dorsatus eine üppige Vegetation von Equi-
setum, Gentiana, Orchis, Rhinanthus, Juncus effusus, Scirpus sil-
vestris, Carex flava, hostiana und remota bevölkerten.
Im Unterengadin fand ich ein Exemplar noch am 23. X. in einem
Stoppelfelde, während in der Nähe sich hunderte von Plat. Bier
Psophus, Arcyptera usw. tummelten.
Platyeleis brachyptera EL. Viel.
@ryllus brachypterus L., Fauna Suec., 237.
Locusta brachyptera Hagenb., 28, f. 15 8, £.16 9.
Die Orthopteren der Schweiz. 219
Platycleis brachypterus Meyer-Dür, 23. — P. b. Frey-Geßner, Mur.,
80. — P. b. Brunn., Prodr., 356. —- P. b. Schoch, 36. — P. b. Finot, 208,
VIIL—X. — P. b. Zacher, 229.
Platycleis brachyptera Nadig, 129, Val Sesia. — P. b. Griffini, 20,
Courmajeur.
Sıbirisch.
Plat. brachypterus konzertiert ähnlich wie Pl. grisea, aber wenn
der Ruf von grisea etwa einem ‚„eri“ gleicht, ähnelt jener von P.
brachypterus mehr einem „rmü‘ (Yersin).
Auf feuchten Bergwiesen des Jura wie der Alpen, VII., VIII,
stellenweise ziemlich gemein. Auf Heideland und feuchten Waldwiesen
von Lappland bis zu den Alpen und östlich bis zum Ural (Brunner).
Böhmisches Erzgebirge, 800 m (A. H. Fass] leg... "Hauptsächlich
im Norden Frankreichs, wo sie auf Heideland und in Lichtungen feuchter
Gehölze vorkommt. Gemein auf den Vogesen (Finot). In Piemont
bei Courmajeur durch Camerano entdeckt (Griffini). In Nord-
tirol meist in einer Höhe von 5—-7000 Fuß, VIIL.—X., besonders auf
Vaccinium, Azalea, Rhododendron, mit Chrysochraon brachypterus,
Gomphocerus sibiricus, Pezotettix alpina. Bei Matrei bereits auf 1000 m.
In Südtirol auf der Seiseralp mit Podisma alpina massenhaft (Graber).
Östlich bis zum Ural und Amur. In Deutschland fast überall, aber
stellenweise selten (Zacher).
Helvetia: I. Jura (Meyer-Dür), VII. VIII. Jura (Brunner,
Schoch). Solothurner Jura, Weißenstein, sehr gemein (Born).
Waadtländer Alpen, Dent de Morcles, etwa 1800 m, neben Pod. alpina,
frigidus, Anc. alpinus. — Il. Basel (Hagenbach). Aargau (Frey-
Geßner). Schnebelhorn*, Kanton Zürich, etwa 1200 m, 29. VIII.
20, Napf im Emmental, 31. VIIL, 1400 m (Born). Pilatus, 15. IX.
(Schoch). — III. Villeneuve (Maerky). — IV. In größeren Gesell-
schaften auf fetten Wiesen, zwischen 1060 und 2000 m, im Wallis
(Frey-Geßner). Lötschental (Diebold). — V. Kleine Scheidegg,
2200 m, 24. VIII. (Born). — VI. Chur, 580 m, Savognin, 1200 m,
bei Oberhalbstein, Vättis, 950 m, Brigels, 1300 m, Silvaplana, Schuls,
1290 m (Schulthess). Vals, 1100 m, VII. (Rühl). Statzersee*
bei Pontresina, VIII., St. Moritz*, VII.
Plat. brachyptera beobachtete ich Anfang VIII. zum ersten Male
auf dem Wege von St. Moritz nach Silvaplana. Die Tiere tummeln
sich dort am Fuße von Pinus cembra am Waldrande im kurzen Grase
in Gesellschaft von Gomph. sibiricus und Chort. viridulus. Die brachy-
pterus sind außerordentlich gewandt, viel hurtiger als die übrigen
in der Schweiz vorkommenden Platycleis-Arten. Zahlreicher fand sich
brachypterus in der sumpfigen Umgebung des Statzersees, sowohl
dicht am Salix pentandra- und Lonicera-Gebüsch, wie auch inmitten
von Carex, Juncus und Allium senescens, neben Mecosthetus grossus
und Chort. parallelus. Besonders schön malachitgrüne Exemplare
am Schnebelhorn, 29. VIII. 20 auf etwa 1200 m Erhebung, in einer
vegetationsreichen Lichtung, wo sie unter Sorbus arıa, Fraxinus,
Corylus zwischen Buphthalmum salicifolium, Campanula patula,
5. Halt
220 | H. Fruhstorfer:
Daucus carota, Ononis sich in Gesellschaft von Chrys. brachypterus,
Ohort. lineatus, Gomph. sibiricus und Thamn. cinereus allerdings sehr
spärlich einstellten.
Platycleis brachyptera forma restrieta forma nova.
5 2 einer Serie Pl. brachyptera aus dem Engadin differieren von
Exemplaren aus Norwegen, Thüringen, dem Schnebelhorn (Kanton
Zürich) sowie aus dem Lötschental durch kleinere Gestalt, kürzere
Elytren und dunklergrüne Partien derselben, die ein breiteres braunes
Feld frei lassen. Entsprechend dem viel dunkleren Gesamtkolorit
der Exemplare erscheinen auch die Tympanalorgane der Elytren
brachyptera gegenüber mehr geschwärzt. restricta dürfte eine alpine
Form der weit verbreiteten Kollektivspezies darstellen, und gilt es noch,
zu untersuchen, ob solche vielleicht nur in Graubünden vorkommt.
Patria: Engadin, Umgebung von St. Moritz, Statzersee bei Pon-
tresina, 7.—20. VIII. 1920, etwa 20 $ 2 (H. Fruhstorfer leg.).
Sılvaplana (Dr. Schulthess leg.).
Platycleis brachyptera forma rhaetorum forma nova.
Habituell kaum von Pl. brachyptera verschieden, Thorax etwas
schmaler, dessen Ränder höher aufgeworfen, die U-förmige Zeichnung
und Einkerbung in dessen Mitte schärfer, kompletter. Flügel graubraun,
etwas schmaler und länglicher als bei brachyptera, mit schwächerer
Skulptur. Hinterleib unten grün, Analsegment des $ rundlicher
eingekerbt als bei Pl. brachyptera, der Lappen erheblich stumpfer.
Cerci und der basale Zahn kürzer, stumpfer als bei brachyptera. Sub-
genitalplatte minder tief und mehr rundlich ausgeschnitten. Lege-
röhre der 2 breiter, weniger gekrümmt. Diese hauptsächlich durch
das Fehlen jeglicher grüner Färbung am Thorax wie :m Costalsaum
der Flügeldecken ausgezeichnete Form vermittelt den Übergang von
Pl. brachyptera zu Pl. saussureana. Von letzterer ist sie durch den
grü en, statt braunen Hinterleib und durch die wie bei brachyptera
prominent schwarzgestreiften Hinterschenkel leicht zu unterscheiden.
Auch ist das Oviscapt von rhaetorum viel länger, schmaler, stärker
gekrümmt.
Als wesentlichster Unterschied zwischen Pl. brachyptera und rhae-
torum muß insbesondere die Lebensweise der beiden Formen gelten.
Die Differenz ist somit eine biologische und um so auffallender, wenn
man, wie ich Gelegenheit hatte, beide Formen innerhalb weniger Stunden
zu beobachten. Vormittags fing ich am Statzersee eine Anzahl PI.
brachyptera restricta, die sich dort im sumpfigen Gelände kaum vom
Fleck bewegten, wenngleich sie sich im Netz viel lebhafter zeigten als
etwa Pl.roeseli oder Pl. saussureana. Die braune rhaetorum aber
bewohnte einen steinigen, namentlich von Chort. miniatus belebten,
der heißen Sonne ausgesetzten, nur mit niederer Vegetation bedeckten
trockenen Hang. Die Tiere waren sehr unruhig und huschten mit der
Behendigkeit von Cieindelen durch das Gras, sich immer dicht am
Erdboden haltend. Im Netz waren sie noch hurtiger als Pl. brachyptera
restricta.
Die Orthopteren der Schweiz. 221
Dr. Schulthess fing Pl. rhaetorum bereits ein Jahr vor mir,
bei dem jetzt verfallenen ersten Restaurant am Schafberg (auf etwa
2200 m) inmitten einer grandiosen Vegetation, darunter ein langflügeliges
& und bestimmte die Tiere als Pl. saussureana, denen sie in der at ja
viel mehr gleichen als Pl. brachyptera.
Patria: Engadin, Pontresina, nahe dem Schloßhotel zahlreich,
7.---20. VII. 1920 (H. Fruhstorfer, etwa 20 3 2 leg.). Schafberg,
2200 m IX. 1919, 4. Clavadel bei Davos, 1 2 (Dr. Schulthess leg.).
Pl. rhaetorum dürfte wahrscheinlich im alpinen Graubünden
überall verbreitet sein; daß sie nicht auf das Engadin beschränkt ist,
beweist schon ihr Vorkommen bei Davos.
Pl. brachyptera ist vermutlich die erste Orthoptere, bei der eine
Modifikation je nach dem Standort nachgewiesen wird, und be-
sonders interessant, weil beide Formen auf kurze Distanzen neben
einander vorkommen. Die neuen Varietäten schließen jedoch ein-
ander vollständig aus, Sumpfgelände wird von forma restricta
bewohnt, felsige Hänge von rhaetorum. Pl. brachyptera verändert sich
demnach je nach dem Substrat und nimmt je nach ihrer Umgebung
völlig neue Lebensgewohnheiten an, so daß auch ich mich täuschen
ließ und glaubte, zwei verschiedene Spezies beobachtet zu haben.
Erst durch die Untersuchung der Genitalorgane, welche völlige
Identität der Valven der beiden fraglichen Formen ergab, ließ ich
mich überzeugen, nicht doch zwei, wenigstens ökologisch differente
Arten entdeckt zu haben.
Die hygrophile Form restricta findet sich in Gesellschaft von ty-
pischen Sumpfwiesenbewohnern wie Mecostethus grossus, während sich
die xerophile rhaetorum neben den extrem thermophilen Pl. grisea,
sowie Chort. miniatus tummeln. Doch ist dabei zu beachten, daß
Pl. brachyptera anscheinend nur in der alpinen Region fähig ist,
sich in dieser bisher beispiellosen Modifikation der äußeren Umgebung
anzupassen, denn in der Niederung wäre eine solche Wandlungs-
fähigkeit bei der weiten Verbreitung der Art und deren großer
Häufigkeit längst aufgefallen. Aber weder Brunner, Redten-
bacher, noch Burr oder Zacher äußern sich darüber.
Platycleis brachyptera forma deminuta forma nova.
Exemplare bedeutend kleiner als solche aus Nordeuropa, dem
Schnebelhorn und der forma restricta, das Grün bleicher, etwas schmäler
als bei normalen brachyptera. Infolge der Kleinheit der Exemplare sind
sowohl die Cerci wie auch die beiden Zähnchen am Abdominalende
zierlicher als bei der Nominatform. Kiel der Subgenitalplatte flacher.
Patria: Villeneuve am Genfer See (Maerky leg.). Type am
Museum des Entomologischen Instituts des Polytechnikums in Zürich.
Nach dem prächtigen Material das mir Herr Prof. Ebner in Wien
in generöser Weise zu Verfügung gestellt hat, möchte ich den Namen
Plat. alpina Fieber 1853 (Namenstype aus den steirischen Alpen)
wiederherstellen. Dabei gehe ich von der Voraussetzung aus, dab
Exemplare aus Nieder-Österreich, Umgebung von Wien und Ungarn
5. Heft
222 H. Fruhstorfer:
mit P. brachyptera aus den steirischen Alpen habituell übereinstimmen.
Wir hätten demnach zu beachten:
Platycleis brachyptera brachyptera L. Von Lappland bis zu den
Alpen, Deutschland, Voralpen der Nord- und Ostschweiz, Wallis.
Platycleis brachyptera forma hygrophila restrieta Fruhst. Engadin,
Rhätische Alpen.
Platycleis brachyptera forma xerophila rhaetorum Fruhst. Pon-
tresina, Schafberg, bis 2200 m, Davos.
Platycleis brachyptera forma deminuta Fruhst. Genfer See,
Villeneuve.
Platycleis brachyptera alpına Fieb. Ostalpen, Pannonien.
Exemplare von Pl. alpina sind schlanker und die Elytren wesent-
lich länger als bei Pl. brachyptera aus dem Norden Europas und den
Voralpen der Schweiz.
Platycleis saussureana Frey-Geßner 1872.
Mitth. Schw. Ent. Ges. IV, 8, t.1, f.a,b und Fangnotiz, 1. c.
1870, 317.
Platycleis saussurianus Frey-Geßner, Murith., 80.
Pl. saussureana Brunn., Prodr., 357. — Pl. s. Schoch, 36. — Pl. s.
Finot, 209. — Pl. s. Burr, 112. — Pl. s. Nadig, 129, Val Sesia. — Pl. s.
Tümpel, 265. — Pl. s. Karny, D. E. Z. 1907, 28. — Pl. s. Fruhstorfer,
Walliser Wanderbilder.
Pl. abbreviata Zach., 228, Apenninen. — Pl. a. Ebner, D. E. Z.
1905, 549, Abruzzen, 1600 m, VIII.
Lusitanisch-alpin.
Auf überschwemmten Wiesen in der alpinen Region einiger Berge
Frankreichs, Vogesen, Mont Dore, Canigou (Finot). Französischer
Jura (Azam). Gemein auf Matten der alpinen Zone der Vogesen,
Normandie, Bagnols sur l’Orne, Apenninen (Zacher). In der ganzen
Schweizer Alpenkette bis Appenzell (Brunner).
Im Jura und Alpen, bis 3000 m (!), aber vereinzelt (Schoch).
I. Jura bei Genf, auf üppigen Grasstellen der Alpweiden (Brunner),
Solothurner Jura, Weißenstein, sehr häufig. Emmental, Napf, 31. VII.
selten (Born). Dent de Morcles (Frey-Geßner). — HH. Appen-
zell (Brunner). Speer in St. Gallen (Krauss leg. teste Brunner).
Amden, 900 m, in Sumpfwiesen neben M.grossus, 22. VIII. (Klötı).
— IV. In einem feuchten Tobel bei Luc, Val d’Anniviers entdeckt,
später auch Zinal, Dent de Nendaz, Simplon, Furka, Eggisch-
horn gefunden, ferner im Val d’Entremont, Val de Bagnes. Überall
auf den Alpen, aber lieber auf feuchten, von Wässerchen überrieselten,
als auf trockenen Wiesen (Frey-Geßner). Val Nendaz*, 1000 m
bis 1200 m, häufig in Gesellschaft des dort seltenen Pl. roeseli an
Gräben fetter Düngerwiesen. Les Plans sur Bex (Schulthess). —
V. Alpenkette bis Appenzell (Brunner). Gadmensättli, Berner
Alpen (Frey-Geßner). Hasliberg (Schulthess). — VIJ. Brigels
(Schulthess). — VI. Monte Tamaro*, 25. VIII. 1913, etwa 1700 m.
Die Orthopteren der Schweiz. 223
Eine vorherrschend alpine Art, deren Verbreitungszone sich in
der letzten Zeit sehr erweiterte, weil sie selbst aus Nordspanien durch
Zacher vermeldet wird. Ihre Heimat ist demnach wahrscheinlich
in Lusitanien zu suchen, von wo aus sie auf zwei Heerstraßen den
Osten erreichte. Vom Norden Spaniens aus die Normandie und im
Süden von den Pyrenäen an den Mont Dore, die Abruzzen, Apenninen
und unsere Alpen. Östlich hat saussureana die Schweizer Grenze
noch nicht verlassen. Redtenbacher vermutetindessen ihr Vorkommen
in Voralberg. Durch meine Reisen wurde saussureana als neu für den
Tessin erschlossen. Frey-Geßners Angaben über die Lebensweise
sind sehr zutreffend, jene von Schoch phantastisch, weil saussureana
wohl nirgends auf Erhebungen über 1800 m ihre Existenzbedingungen
findet.
Am Tamaro lebt saussureana Ende VIII. streng lokalisiert im Grün-
erlen und Rhododendron-Gestrüpp, sowie kurzgrasigen Halden, sehr
vereinzelt auf etwa 1700 m Ende VIII., während sie im Wallis schon
Mitte VII. auftritt, begleitet von Thamn. cinerea, Plat. grisea auf
trockenen, von Plat. roeseli, Chort. lineatus, viridulus, Decticus,
Arcyptera fusca, Pod. alpina auf feuchten Wiesen.
Frey-Geßner traf sie im Wallis sowohl auf den Abhängen der
Berner wie auch der penninischen Alpen.
Platycleis saussureana forma rugosa forma nova.
(Platycleis decorata Azam, Bull. Soc. Ent. Fr. 1913, 222.)
g habituell größer als P. saussureana Frey aus dem Wallis, vom
Tessin, den Abruzzen usw. und in der Hauptsache dadurch unterschieden
daß die Elytren nicht einfarbig braun, sondern mit Ausnahme der
gebräunten Stridulationsapparate gleichmäßig dunkel grün gefärbt
sind. Die Statur der SS ist zudem größer, die Elytren sind grobkörniger.
Patrıa::Ourfirsten, Hängemooreüber Amden, etwa900m (Klöti leg.).
Die interessante Form ist in der Schweiz weit verbreitet, denn ich
glaube Exemplare von der Döle, welche ich in der Sammlung Maerky
in Genf sah, hierzu stellen zu dürfen. Außerdem vermute
ich, daß die von Azam als Pl. decorata Fieber, 1. c. aufgeführten Platy-
clevs auch zu rugosa gehören. Azam schrieb über den Fund der bisher
nur aus Spanien bekannten P. decorata: ‚„J’ai capture cette &spece
sur la-montagne de Seppey sur le bord de la route qui va d’Aigle &
Interlaken en compagnie de Decticus, Locusta cantans, Arcyptera
fusca, Chrys. brachypterus, Podisma alpina.“
I. Jura, La Döle (Maerky). Aigle, Waadtland (Azam). —
II. Curfirsten, Amden, 21. VIII. 1919 (Klöti). Pilatus, 15. IX. 1884
(Museum Zürich).
Redtenbacher, Dermat. usw., 1900, 123, schreibt, daß die
Geschlechtsorgane von Pl. saussureana gleich jenen von Pl. brachyptera
seien. Nach dem großen Material, das mir zur Verfügung steht, finde
ich aber, daß die Cerei von saussureana robuster gebaut, ferner länger
behaart, mit tieferen Grübchen versehen, sowie intensiver rotbraun
gefärbt sind, als jene von Pl. brachyptera. Das wesentlichste Merkmal
5. Heft,
224 H. Fruhstorfer:
bilden jedoch die gleichfalls stärkeren Zähne, welche viel weiter an die
Spitze der Oerei vorgerückt sind und bei dem Exemplar vom Pilatus
mit dem Stamme der Cerci zusammen sogar eine Gabel bilden.
Zacher und Ebner sind geneigt, dem Beispiele Kirby’s folgend
P. saussureana mit Pl. abbreviata Serv. zu vereinigen. Die Beschreibung
Serville’s bezieht sich auf eine Form, welche der rugosa nahestehen
muß. Ob aber Exemplare der Pyrenäen, woher Serville’s Type
stammt, identisch sind mit solchen aus dem Wallis, der Heimat der
saussureana Frey-Geßner? Die Diagnose Serville’s hier kopierend:
„‚Decticus abbreviatus Serville, Orth., 490.
Corps assez trapu, d’un brun verdatre. Prothorax ayant les
carenes laterales du disque assez prononcees, l’intermediaire saillante
mais tres courte, n’occupant que le tiers posterieur. Elytres sensiblement
plus courtes que l’abdomen, aussi large a l’extremite qu’ä la base,
arrondies au bout, verdätre, un peu transparentes. Antennes et pattes
de la couleur du corps. Ailes paraissant nulles ou au plus rudimentaires.
Montagnes fort @lev&es pres de Bagneres, vers la fin du mois d’aout.“
glaube ich, daß wir.selbst die spezifische Identität der beiden Formen
angenommen, auf alle Fälle zwei Lokalrassen zu beachten haben:
Pl. abbreviata abbreviata Serv. Pyrenäen, Spanien.
Pl. abbreviata saussureana Frey-Geßner. Wallıs, Jura, Abruzzen.
dazu forma rugosa Fruhst. der Voralpen, Teile des Jura.
Verbreitung der Gattung Platycleis.
östliche Arten | südwestl. lusitanische Arten
sibirisch- pontisch- a f : iberi
centraleurop. shädstlich italienisch französisch ınediterran iberisch
uordöstl.
grisea vittata strieta sabulosa intermedia | carpetana
montana nigrosignata |marmorata | marqueti laticauda decorata
brachyptera | modesta saussureana | buyssoni affinis oporina
bicolor fusca azami tesselata saussureana
roeseli domogledi abbreviata | sepium.
oblongicollis
amplipennis
prenjica, raia
Platycleis saussureana.
Alpen — Jura — Vogesen — Nordspanien
Pyrenaeen — Basses Alpes
Apennin — Abruzzen.
Genus Deetieus Serv. 1831.
Ann. Sc. Nat. XXIL,- 155.
Deectieus verrueivorus L. 1758.
Gryllus verrucivorus L., Fauna Suec., 237. — @. v. Fuessly, 22.
Die Orthopteren der Schweiz. 225
Decticus verrucivorus Heer, Glarus, 268. — D. v. Fisch., 282,
D. v. Meyer-Dür, 22. — D. v. Dietrich, 330. — D. v. Brunn., 363.
— D. v. Frey-Geßner, Mur., 80. — D. v. Finot, 214, VI. bis IX. —
D. v. Griffin, 18. — D. v. Burr 114. — D. v. Zacher 235.
Sibirisch.
Piemont: Courmayeur, Colle delle finestre (Griffini). In Frank-
reich überall, in den Alpen bis 2300 m. In Spanien nur im Gebirge
(Burr). In Nordtirol V.—X. bis 7000 Fuß, gemein. In Südtirol im
Valsugana neben P. tricolor (Graber). Fast ganz Europa und Nord-
asien, durch Sibirien bis zum Amur (Zacher).
Halvetia: Auf dürren Viehweiden und in trockenen Wiesen
gemein (Fuessly). Überall durch das ganze Gebiet auf trockenen
und steinigen Weiden, besonders in den Voralpen und am Jura gemein
(Meyer-Dür). Der Feuerfresser, dem die mutwillige Jugend
glimmenden Zunder vorhält, welchen er gierig zerbeißt (Dietrich).
I. Jura (Meyer-Dür). Weißenstein, Solothurner Jura, VII.
(Born). — Il. Zürieh (Dietrich). Glattbrugg bei Zürich, fleckenlose,
grüne Form (Naegeli leg). Larven bei Würenlos,* 2. V.20, am
Hörnli,* 3. VI. 20, 800 m. Curfirster,* 23. VI, von etwa 400-1000 m,
bereits erwachsen. Die Tiere sprangen auf den steilen mit reichster
Vegetation bedeckten Halden wie Frösche im hohen Gestrüpp herum.
Schnebelhorn, 12. VII., Strahlegg (Naegeli). — Flums, VII, VIIL,
sehr gemein. — IV. Vom unteren Wallis bis zur Furka, ohne Unter-
schied auf trockenen und nassen Wiesen und von der Talsohle bis über
die Waldzone hinauf (Frey-Geßner). Belalp, VIII., 2000 m (Dr.
Stäger) neben @. sıbir. und den drei Podisma-Arten. Visperterminen
(Naegeli). Zermatt (Kutter). — V. Alpen bis zu2000 m (Brunner).
— VI. Rhaetia, St. Moritz, 6000 Fuß (de Heyden, teste Fischer).
Heutal,* kleine Form, auf Moorwiesen, VIII., etwa 2100 m. Ardez-
Fetan,* 1500—1650 m, 23. X. 20. — VII. Tessin,* überall vom Val Be-
dretto bis zum Monte Bisbino. Pizzo Claro, 9. VIII. 18, etwa 1200 m.
Val Bosco, 28. VIII. 18, etwa 1200 m. Monte Boglia, IX.—X., etwa
1200—1400 m in Unmenge. Exemplare aus dem Tessin reicher schwarz
gesprenkelt als solche von den Lägern. Tessin* 1919. In gewaltiger
Menge schon Anfang VII. auf den Corno di Gesero resp. deren Matten
im Val Morobbia. Sehr gemein bei Dalpe-Faido. — VIII. Bergell,*
von VIII. bis Mitte X., von der Talsohle bis etwa 1900 m, überall
gemein. Puschlav,* von Campocologno bis zur Station Cavaslia,
1700 m, überall massenhaft.
Dectieus verrucivorus stellt die auffallendste und vielleicht nächst
Sten. morio individuenreichste Species derjenigen Orthopteren-
gemeinschaft dar, welche im Tessin alle höheren Lagen besiedelt.
Doch bedarf auch sie zu ihrer Massenentwicklung ein hohes Maß von
Feuchtigkeit, was mir 1919 besonders im Sotto Ceneri auffiel, wo
verrucivorus nur recht spärlich zum Vorschein kam. Jedenfalls fehlten
1919 überall, namentlich aber am Monte Boglia jene verheerenden
Massen, denen ich VIII. bis IX. 1918 dort begegnete. Im nördlichen
Tessin, besonders aber in der Nähe des Gotthardstockes, wo auch 1919
Archiv für Naturgeschichte :
.1921. A. 5. 15 5.Heft
226 H. Fruhstorfer:
reichliche Niederschläge fielen, trat verrucivorus dagegen in gewohnter
unheimlicher Menge auf. Die ersten Individuen am 3. VII. im Val
Morobbia, auf etwa 1000—1200 m, in Gesellschaft von Arcyptera fusca,
S. morio, wo sie durch weite und ungestüme Flüge, welche sie aus-
führten, auffielen.
Decticus ist einer der gefährlichsten Räuber und möchte ich es
seiner Mordgier zuschreiben, daß sich in den von ihm besiedelten
Gebieten so wenig gute Arten vorfinden, weil sie durch ihn vernichtet
werden. Decticus erwacht sehr früh. Ich begegenete einer Anzahl ?9
am 6. VIII. schon um 5 Uhr morgens, wo sie in Gesellschaft von Chort.
parallelus durch das nasse Gras hüpfen, während neben ihnen auch
Plat. grisea von Fels zu Fels sprang. Zudem sind sie kältebeständig,
denn sie fanden sich noch am 23. X. 20 bei Fetan sehr zahlreich zwischen
1500 und 1600 m, ungeachtet sehr starker vorausgegangener Nacht-
fröste. Auch im Bergell war die Art bis 1800 m hinauf Mitte X. 1920
noch sehr zahlreich, sich dort neben Chort. Iineatus, morio, parallelus,
Podisma pedestris inmitten einer reichen Flora von Centaurea uniflora,
Dianthus, Achilles, Alchemilla, Potentilla, Hieracium, Trifolium,
Polygala, Melandrium noch sehr behaglich fühlend.
Dect. verrucivorus striduliert auf dieselbe Weise wie Zoe. viridıssima,
nur vielleicht etwas weniger schnell. Aber er lärmt nur während des
Tages. Am Morgen, ehe er anfängt und am Abend, ehe er aufhört, stößt
er zunächst einige isolierte Schreie aus, die an ihrer Intensität und am
Klange leicht zu erkennen sind. ( Yersin.)
Die Musik von Deeticus, die aus abgerissenen, ziemlich kräftigen
zrr-Lauten besteht und beim lebhaften Zirpen rasch, aber nicht so
anhaltend wie bei Zocusta viridissima erzeugt wird, ertönt immer vom
Boden her. Es ist mir nicht bekannt, daß der Warzenbeißer von hoher
Warte herab zirpt. Auch scheint er, wenigstens in unserer Gegend,
den hellen Sonnenschein zu lieben und fast nur in ihm zu musizieren.
Bei Nacht habe ich ihn nie gehört, immer war der nächtliche Sänger
ein grünes Heupferd. Wo Warzenbeißer und Heupferde zusammen
ein Gebiet bewohnen, sind sie immer scharf getrennt. Bei Opfikon,
an der Glatt, ist der Damm mit den hohen Kohldisteln nur vom grünen
Heupferd, das zu Hunderten musiziert, bewohnt, während ein etwa
50 cm tiefer gelegener, z. T. aus Streuland, z. T. aus Fettwiese be-
stehender Platz nur vom Warzenbeißer besiedelt ist.
Die Schrillkante, der wichtigste Teil des Tonapparates, liegt auch
beim Warzenbeißer am hinteren Flügelrand, neben dem Spiegel.
Sie ist nichts anderes als eine Verdickung der letzten Analader, die den
Hinterflügelrand zu begrenzen scheint (Klöti).
Familie Ephippigeridae.
In dieser vorwiegend lusitanischen Artengruppe ist die Schweiz
recht spärlich bedacht, da wir mit Sicherheit nur fünf einheimische
Arten kennen, gegen acht, die Italien, neun, die Frankreich be-
wohnen und namentlich 50 Arten der lusitanischen Halbinsel.
Die Orthopteren der Schweiz. 227
Die Zirporgane sind bei beiden Geschlechtern gleich entwickelt,
sodaß die bei den Orthopteren allein stehende Erscheinung vorkommt,
daß das 2 ebenso zirpt wie das &. Die Begattung der Ephippigeriden
spielt sich anders ab, als bei den sonstigen Laubheuschrecken, indem
bei ihnen das 2 auf dem Rücken der 99 sitzt. Dagegen wird, wie bei
den übrigen Locustiden dem 2 ein Spermatophor an die weibliche
Geschlechtsöffnung gehängt, der nach einigen Tagen vertrocknet
abfällt (Tümpel).
Die Ephippigeridae sind omnivor und sicher carnivor. Sie schrillen
auch, wenn man sie zwischen den Fingern hält, während andere
ÖOrthopteren nur stridulieren, wenn sie ungestört bleiben. Sie sind
schwerfällig und man trifft sie, langsam in Gestrüpp und Gebüsch
dahinkrabbelnd, wo sie sich der Umgebung gut anpassen. Wegen ihrer
Unfähigkeit zu fliegen ist die Verbreitung der einzelnen Arten eine
geringe und infolgedessen die Formenvermehrung eine sehr große
(Burr).
E. ephippiger legt nach Beobachtungen von Xambeu (1903) in
den Ostpyrenäen im Herbst ungefähr 50 Eier auf einmal, die dann Ende
des Frühjahrs im folgenden Jahre ausschlüpfen. Um die Eier zu legen,
bohrt das @ das Oviscapt in die Erde, wohin die Eier eines nach dem
anderen aus der geöffneten Valve gleiten.
Eph. confusus Finot legt in Algier seine Eier in das Zellgewebe
vertrockneter Asphodelus. Das 9 bearbeitet die Epidermis der Zweige
mit seinen Mandibeln, rückt dann einige mm vor, biegt das Abdomen
zurück und drückt es, ohne sich zu bewegen, ins Innere des Zweiges,
der ein sehr schwaches, leicht zu durchdringendes Gewebe besitzt.
Wenn ein Ei gelegt ist, wird das Oviscapt herausgezogen und dann
noch zwei- oder dreimal an derselben Stelle eingeführt. Wenn bereits
eine größere Anzahl Eier gelegt sind, wird die Rinde nicht mehr
präpariert; das ? legt dann wahllos die weiteren Eier ab, sodaß alle
Asphodelus-Zweige tatsächlich mit Eiern gespickt sind (Peyerimhoff,
Ann. Soc Fr. 1908/09, 508/09.)
Genus Ephippigera Latr. 1825.
Fam. nat. r&gne anım.; Serville, Ann. Sc. Nat. 1831, 165.
Ephippigera ephippiger Fiebig 1784.
Ges. Nat. Freunde, 263, t. 4, f. 6—8.
Epleippigera vitium Serv., Ann. Se. Nat. 22, 1831, 165. — E. v.
Fisch., 214. — E. v. Meyer- Dür, 25.— E.v. Graber, 268, VIIL—X. —
E. v. Frey-Geßner, Mitt. Schw. E. Ges. 1878, 17: Murith,, 78. —
E. v. Brunn., 390. — E. v. Finot, 219, VIL.—IX. — E. v. Schoch, 36.
— E. v. Tümpel , 271, t. 22. — E. v. Burr, 118. — E. v. Zacher, 239.
— E. v. Oudemans, Nederlandsche Insecten 1919, 222. — E. v.
La Baume, Mitt. Westpreuß. Prov. Museum 1920, 37.
Mitteleuropäisch.
E. ephippiger stellt heutzutage eine typisch mitteleuropäische
Art vor, über deren Ursprung die Meinungen auseinandergehen.
15* 5. Heft
| 2328 H. Fruhstorfer:
Redtenbacher und neuerdings La Baume sind geneigt, ephippiger
zu den pontischen Elementen zu zählen. Zacher dagegen nimmt
lusitanischen Ursprung an. Aber wenn auch das Verbreitungszentrum
der Gattung zweifelsohne im lusitanischen Gebiet zu suchen ist, wo
jetzt noch die Hauptmasse aller bekannten Verwandten, etwa 50 Arten
vorkommen, dürfen wir kaum nach Zacher annehmen, daß ephippiger
etwa von Spanien aus südlich der Alpen nach Osten vorgedrungen ist,
denn gerade südlich der Alpen bleibt ephippiger, und wie es auch ihre
Vikariante, E. persicaria Fruhst., jetzt für den Tessin beweist, überall
selten.
Das Schwergewicht ihrer heutigen Verbreitung liegt vielmehr
im östlichen Europa, wo sie von Ungarn an bis Siebenbürgen, Serbien
und Bulgarien als recht häufig gilt, auch noch nach Südrußland, Beß-
arabien übertritt. Nach Westen zu büßt sie an Individuenzahl ein;
sie ist zwar bei Wien noch ziemlich gemein, während sie in Tirol, der
Schweiz und in Südfrankreich nur spärlich vorkommt. In Spanien
verliert sie sich vollständig, wo sie nach Burr erst neuerdings und
auch dort nur an vier Stationen beobachtet wurde. Deutschland
hat sie nach Zacher an zwei weit getrennten Gebieten erreicht, einmal
im Rheinland durch die burgundische Pforte, das andere Mal Ober-
schlesien und Westpreußen, vom pontischen Gebiet aus längs der
March und nach La Baume längs der Weichsel.
Das von ephippiger besetzte Gebiet erinnert etwas an jenes von
Orphania denticauda, die auch von den Pyrenäen an bis Serbien und
Bulgarien verbreitet ist und nach Osten an Häufigkeit und sogar in
der Größe zunimmt, aber verräutlich eher als eine alpine, statt einer
pontischen Art zu gelten hat.
Brunners Angabe aber: „überall in den südlichen Alpentälern“
ist sicher teilweise irrig, weil südlich der Alpen in der Hauptsache E.
ephippiger zurücktritt und entweder ganz verschwindet oder nur noch
vereinzelt neben E. perforata vorkommt. Redtenbachers Angabe:
Südtirol bezieht sich höchstwahrscheinlich partiell auch auf E. per-
forata. Ferner bedürfen die Finotschen Lokalitäten gewiß noch einer
Sichtung. E. ephippiger bleibt in Piemont nach Griffini anscheinend
selten und wird nur von Rivarossa und Monterone erwähnt. Auch
die Angaben Grabers „Südtirol“ beziehen sich ziemlich sicher z. T.
auf E. perforata, was Burr insofern schon erkannte, als er annimmt,
daß E. vitium in Tirol überhaupt nicht vorkomme.
Über die einzelnen Stationen, an denen E. ephippiger beobachtet
wurde, existiert bereits eine reiche Literatur, von der ich einige Aus-
züge, von Nord nach Süd mich richtend, bringe:
Am 7.X.1896 in der Heide bei Barneveld zwischen Apeldoorn
und Amsterdam sehr zahlreich. Am 3. XT. 1896 wurde bei Veenhuizen
ein Exemplar noch lebend angetroffen, was für Mitteleuropa wahr-
scheinlich einen Rekord bedeutet (Oudemans).!)
1) Der meinem spätesten Tessiner Exemplar, 18. XI. 1918, bereits sehr nahe
kommt,
Die Orthopteren der Schweiz. 299
Bei Darmstadt ist ephippiger ebenso gemein wie bei Mainz. Man
findet die Tiere wenige Minuten vor der Stadt in Gesellschaft von
je vier Arten Blattiden, @ryllus, Oed. miniata, Sphing. coerulans und
Cal. italicus (Seitz).
Engel fand E. ephippiger bei Coblenz—W inningen im September
gemeinsam mit vielen Meconema varıum, Chort. vagans, Psophus
stridulus in einer schön rötlich überhauchten Form.
Eine der interessantesten Stationen und zugleich ihre nördlichste,
ist ihr Vorkommen in Westpreußen zwischen Thorn und Marien-
werder. La Baume vermutet, daß die Art neben anderen pontischen
Tierarten, gleich den dort sporadisch vorkommenden Pflanzen, durch
die Weichsel verschleppt wurde.
Nach Schuster, E. Z. F. 1920, 84 häufig im Mainzer Becken.
Die für Vögel wie Insekten außerordentlich günstige Temperatur
der Jahre 1917, 1918 und 1919, günstig namentlich durch die gleich-
mäßige Wärme ohne Regenniederschläge, hat auch das Heer der
Sattelträger, dieser aus dem Süden bei uns eingebürgerten Laub-
heuschrecken, beträchtlich vermehrt. Die dickleibigen Tiere saßen
auf dem Erdboden im Grase; nur ganz kleine Kieferpflänzchen. waren
außer dem nicht sehr üppigen Graswuchs noch vorhanden, ab und zu -
saß dann einmal eine E’phippigera in etwas höherer Lage. Unbeholfen
springen die Sattelträger ab, wenn man nach ihnen greift, ebenso
auch vom Rand des Netzes herunter, unbeholfen, aber ganz nach Art
einer Heuschrecke. Sonst kriechen sie träge, beim Bemerken eines
nahenden, vielleicht gefährlichen menschlichen Wesens etwas schneller
über die Gras- und Moosdecke des Bodens dahin.
Prof. Dr. Werner, Orthopt. Waldviertel, schreibt: ‚Auf Wach-
holder fast ausnahmslos paarweise, indem jeder Busch nur von einem
Paare, nur ganz große von zwei oder mehr Paaren bewohnt waren.
Auf denselben Büschen fanden sich in der Regel Phaneroptera falcata
und die Wanze Pentatoma juniperi. 1909 fand sich Ephippiger auf den
verschiedensten Sträuchern, auf Föhren, Eichen, Haselnuß, Liguster. “
Ephippigera vitium lebt in erster Linie von Laub, besonders Eichen-
, laub, frißt aber auch Insekten, selbst die eigenen Artgenossen, besonders
tote (Tümpel, 324).
E. ephippigera schadet dem Weinstock, weil die Tiere außer den
Blättern auch noch die Beeren und die grüne Rinde der Reben an-
greifen, ebenso werden sie gelegentlich dem Tabak durch Blattfraß
gefährlich (Zacher).
In Südtirol auf Brennesseln, im Unterholz, dann in Weinbergen,
an Hecken. In Stenico, Judicarien, an der Ringmauer des Kastells,
VIIL—X. (Graber).
In ganz Frankreich aber selten und lokalisiert im Norden. Häufiger
im Süden wo sie auf Büschen und selbst Bäumen vorkommt (Azam).
In den höheren Teilen des Dep. Var und der Basses Alpes existiert
eine der moguntiaca Schust. benachbarte dunklere Varietät silvscola
Azam.
5. Heft
230 H. Fruhstorfer:
In den Basses Alpes findet sich nach Azam (Cat. Orth. B. Alpes
1892) E.ephippiger in Wiesen, Hecken, Weinbergen und selbst auf
Bäumen von der Ebene bis etwa 1200 m.
In einer kleinen Sammlung Orthopteren von Grenoble, welche mir
stud. Meldal überbrachte, fand sich E. ephippiger in Gesellschaft
von Arcyptera fusca, Decticus, Locusta cantans, Chort. parallelus,
biguttulus, viridulus.
Helvetia: I. Im nördlichen Jura bei Basel sehr selten (Meyer-
Dür). Jura bei Genf (Brunner). Freiburg? (Burr). Reculet (Frey-
Geßner). — III. Bossey am Saleve, Thoiry (Maerky). Aigle (Museum
Genf). — IV. In agro Valesiaco Helvetiae (Bremi, teste Fischer).
Im Wallis nicht häufig, nur hier und da auf Weinbergen, Wacholder
(Frey-Geßner).
Ephippigera persicaria spec. nova.
&. Habituell größer als E. ephippiger, die hintere Partie des Thorax
höher gewölbt. Letztes Abdominalsegment fast gerade, nicht oval
ausgeschnitten. Supra-Analplatte kürzer, in der Mitte tiefer gefurcht, .
aber fast ohne Spitzen. Subgenitalplatte dreieckig ausgeschnitten,
sehr breit, kurz, ganz stumpf, ohne Spitzen. Scapularfeld der Elytren
oben dunkler braungelb als bei E. ephippiger, mit breitem, milch-
weißem lateralen Rande vor dem kastanienbraunen Saum. Thorax
rotviolett überlaufen. Abdomen oben pfirsichfarben, mit schmalen,
rotbraunen, statt wie bei ephippigera grünen Ringen. Fühlerwurzel
hellgrün. Fühler rotgelb.
Tessin* 1918: Monte Carasso etwa 1600 m, im Vaccinietum auf
mit Juniperus und Senecio abrotanifolia bewachsenen, grasigen Ab-
hängen 7.X. nur 1 9. Alpe di Orino über Cugnasco etwa 1200 m,
21. X. auf Pteridium aquilınum.
Es ist nicht ausgeschlossen daß E. persicaria die jedenfalls sehr
nahe verwandte E. epkippiger im Tessin ersetzt.
Ephippigera erueigera Fieb. 1853.
Syn. Lotos 202. Sizilien.
Ephippigera erucigera Brunn., Prodr. 391. — E. c. Burr 118.
Carcassone.
Ephippigera bitterensis Marquet, Bull. Soc. Hist. Nat. Toulouse
1876, 150. — E. b. Finot 220.
Mediterran.
Bewohnt den Südwesten Frankreichs. ist nicht selten in den Wein-
bergen von Montpelier, Beziers, Narbonne, liebt Weinbeeeren und ist
Ende des Sommers und im Herbst ausgewachsen (Finot). Von
Fieber ursprünglich aus Sizilien beschrieben.
Über Eph. erucigera berichtet Schoch, Mitt. Schw. E. G. vol. 8,
daß die Art in Südfrankreich den Weinbergen schädlich wurde und
daß man versuchte, solche in Anzahl zu fangen, um sie zu vertilgen.
Man warf zu diesem Zwecke Fleischabfälle und Pferdefleisch abends
in die Rebgärten, die dann am nächsten Morgen von hunderten von
Die Orthopteren der Schweiz. 231
schmausenden Ephippigera bedeckt waren. Einem Kaninchen, das
sich in einer Schlinge gefangen hatte, nagten die Z. crucigera während
der Nacht beide Ohren ab.
Helvetia: I. Solothurner Jura, Moutier, IX. 1919, auf etwa 800
bis 900 m (Klöti- leg.).
Die Tiere, nur SS, saßen schon in den Vormittagsstunden von
10 Uhr an auf Rubus-Gestrüpp wo sie lebhaft zirpten und dadurch die
Aufmerksamkeit ihres Beobachters auf sich zogen.
E. crucigera darf den schönsten Entdeckungen unter allen hel-
vetischen Orthopteren zugezählt werden. Der Fundort Moutier wird
kaum vereinzelt bleiben, man wird die Art auch an anderen Stellen
des Jura auffinden. Sie gehört zu den mediterranen Species, welche
analog Anonc. alpinus, Plat. saussureana vom SW-Refugium aus
ihren Eingang in die Schweiz gefunden haben. Auch zu ihrer jetzigen
ganz insularen Station werden sich verbindende Brücken finden
lassen und es dürfte höchstwahrscheinlich sein, daß EZ. cerucigera sich
im Dauphine (Grande Chartreuse) einstellen wird, und an anderen
Stellen des langausgesteckten rhodanischen Einzugsgebietes, aus
dem wir sie noch nicht kennen.
Am Museum in Genf befinden sich Ephippigera -Exemplare
vom Reculet und von Aigle, welche allenfalls zu E. erucigera gehören,
doch konnte ich selbe nicht näher untersuchen.
Die helvetischen Exemplare differieren kenntlich von solchen
südfranzösischer Herkunft sodaß wir E. crucigera in drei lokale Rassen
aufzulösen vermögen:
E. cerucigera cerucigera Fieb., Sizilien.
E. crucigera bitterensis Margu., Südfrankreich.
E. crucigera eustratia subspec. nova. Schweizer Jura.
Exemplare kleiner, schlanker, als südfranzösische Individuen.
Thorax bedeutend schmäler, mit intensivem gelben Saum der lateralen
Partien und in der Mitte, sowie am Rande violett überhaucht. . Ab-
domen dunkler als bei südfranzösischen Exemplaren, die Ringe
schmäler, schärfer abgesetzt, lebhafter gelb.
Ephippigera perforata Rossi 1790.
Locusta perforata Rossi, Fauna Etrusca I. 267, t. 8, £. 3,4.
Ephippigera perforata Meyer-Dür, 25. — E. p. Brunn., 394. —
E. p. Griffini, 12. — E. p. Burr, 119. — E. p. Fruhst., Wanderb.
Ephippigera perforatus Finot, 223.
Ephippigera vitium Frey-Geßner, partim, M. Sch. E. G. 1878, 17,
Monte Generoso; E. v. Pirotta, Monte Generoso, Mendrisio.
Mediterran.
Aus Frankreich von Gavarnie, (Pyr.) und St. Sever in den Landes
bekannt, vermutlich aber weit verbreitet und bisher mit E. ephrppiger
verwechselt. Toscana (Rossi). Calabrien (Brunner). Ligurien,
Pegli, VII. —Ende IX. häufig (Dubrony). Piemont, selten (Griffini).
Die Graberschen Lokalitäten für E. vitium gelten zum Teil auch
für diese Art, obenso Redtenbacher’s Angabe ‚Südtirol‘.
5. Heft
232 H. Fruhstorfer:
Helvetia: VII. Tessin: Von Mitte X. an Wald- und Gebüsch-
rändern, auf großblättrigen Pflanzen bei Mendrisio überall zu sehen.
Ein Exemplar auf einem Erlenstrauch am Kamme des Monte Generoso
auf etwa 1230 m (Frey-Geßner). Tessin, 1918.* Mergoscia, 600 m,
11. VIIL, Larve. Losone, Anfang IX. im Hasel- und Eichengebüsch.
Monte Salvatore, 18. XI. ein $ am Südabhang auf kurzgrasigem,
felsigen, mit Ostrya bewachsenem Terrain, zwischen Aster alpinus,
Dianthus, Scabiosa und dürrem Laub, unter welchem die Herbst-
generation von Polygala chamaebuxus sowie pedemontanum blühte,
neben zahlreichen Plat. giornae, vielen Gomph. rufus, Sten. bicolor
und einzelnen Thamn. cinereus, Ep. strepens. Monte Boglia, etwa
1400 m, IX.—X., im Ericetum auf dem Boden krabbelnd, oder auf
Gebüsch.
Tessin, 1919:* Mendrisioto auf allen Vorbergen und am Mte.
San Giorgio selbst von Anfang VIII. bis Ende XI. Ponzione d’Arzo,
etwa 800 m, 20. XI., braungrüne Form auf Corylus. Hügel, bei
Chiasso. Monte Generoso, auf der Crocetta, 1. IX., 1200 m, und am
Wege zum Camoscio, 22. IX., 1000 m, sehr selten. Tesserete, IX.
(Diebold leg.).
Umgebung von Maroggia, besonders nachts, wo die Tiere im VIII.
und IX. auf Zweigspitzen der Sarothamnus scoparia-Büsche frei sitzen
und lebhaft knarren (Krüger).
E. perforata, leicht kenntlich durch das dunkelbraun umrandete,
sonst aber stroh- oder schwefelgelbe Scapularfeld der Elytren, wurde
bereits von Bremi nach Mitteilungen Meyer-Dür‘s im Tessin ge-
funden. Frey-Geßner beachtete später diese Angaben nicht, sondern
bestimmte die von ihm bei Mendrisio gesammelten Exemplare wieder
als vitium und so blieb die Art unsicher, bis ich 1918 am Salvatore
ein @ fing, das ich mit Gewißheit als perforata-Q erkannte.
Dennoch sind Tessiner Exemplare nicht absolut identisch mit
einer Anzahl von Eph. perforata, ohne weiteren Fundort als „Italien“
am Genfer Museum.
Südlich von Lugano scheint Z. ephippiger nach meinen Erfahrungen
zu fehlen, sodaß das Mendrisioto ausschließlich von perforata beherrscht
wird. perforata befindet sich jedoch im langsamen Fortschreiten
nach Norden, denn 1919 begegnete ich Exemplaren am Monte Boglia.
Diebold hat sie neben Thamn. chabrieri bei Tesserete, IX., gefunden
und auch bei Locarno und Bellinzona gewinnt E. perforata an Boden,
weil sie sich bereits die Bergflanken des Cima dell’Uomo erobert hat,
wo sie neben Eph. persicaria vorkommt, also den Tessiner Reprä-
sentanten der Eph. ephippiger und diesen sogar zu verdrängen scheint,
weil sie häufiger ist. |
Die erste Nymphe traf ich am 7. VII. 19 bei San Stefano-Chiasso
am Tage, an dem ich Sten. pulvinatus als neu für den Tessin konstatierte,
neben Larven von Mantis religiosa, Plat. giornae, Oed. coerulescens
und Imagines von Cal. italicus. Das erste in der Parklandschaft von
Besazio am 12. VIII. auf Quercus lanuginosa, das, mit den Fingern ge-
Die Orthopteren der Schweiz. 233
halten, ängstlich zirpte, neben T’hamn. chabrieri, Mee. varıum und
Larven von Ant. pedestris.
Den Höhepunkt der Entwicklung erreicht perforata gegen Ende
VIII, Anfang IX.. Am 19. VII. erbeutete ich im Moor von Meride
auf einer nassen, fetten Wiese am Rande von mit Frlipendula ulmaria,
Mentha,longifolia bewachsenen Wassergräben fünf bis sechs Exemplare
hintereinander. Am 7. IX. stieg deren Zahl auf neun, die durch kläg-
liches Zirpen ihre Anwesenheit im Streifnetz verrieten. In ihrer Ge-
sellschaft traf ich T’hamn. fallax, Ant. pedestris, Pod. schmidti, Par.
alliaceus, Chrys. brach. Je mehr sich der Herbst nähert, desto
zahlreicher treten Individuen mit bräunlicher Grundfarbe auf, mit
welcher die hochgelben Ränder der Abdominalsegmente lebhaft
kontrastieren, ebenso die lauchgrüne Unterseite des Pronotums, während
das Abdomen unten gelblichgrün bleibt. Die Flügeldecken dieser
dunklen Stücke erinnern in der Färbung an geröstetes Brot. Am
Generoso geht E. perforata bis etwa 1200.m, doch scheint sie dort nur
spärlich aufzutreten, denn ich fing nur 1 Q am 1.IX. auf Corylus
neben Barbit. obtusus alpinus Fruhst., während daneben im Molinia-
Abhang Th. apterus, sowie fallax ihre Sprünge ausführten. Am
22. IX. wieder ein Q auf etwa 1000 m auf Quercus cerris am Wege zum
Passo Camoscio als Chrys. heterophyllum, @entiana asclepiades, Pim-
pinella magna blühten. Am 4. XT., nachdem bereits Schnee gefallen
war, fiel mir 1919 das letzte perforata-Q zur Beute, das ich von einer
Quercus lanuginosa, auf einer mit erfrorenen Kastanien- und Eichen-
blättern bedeckten Wiese in der Parklandschaft von Besazio herab-
schüttelte, als noch Ononis spinosa, Genista germanica, Dianthus,
Parnassia palustris blühten und im Sonnenglanz Thamn. fallaz,
Sten. bicolor, viridulus, rufipes, Gomph. rufus, Plat. giornae, Ep. strepens
sich munter bewegten. Am 18. XI. hörte ich dann bei Meride Z. per-
forata im Eichenbusch inmitten großer Schneeflecken lebhaft zirpen,
doch bekam ich kein Exemplar zu Gesicht.
E. perforata zählt demnach zu den kältebeständigsten Locustiden
des Sotto Oeneri und überdauert gemeinsam mit Ant. pedestris, Phan.
4-punctata alle anderen Arten, selbst den zuletzt erscheinenden Ant.
raymondi. Durchaus nicht wählerisch in ihren Standorten begegnen
wir ihr von der Talsohle, wo sie sowohl niederes Gebüsch, wie die unteren
Äste hoher Eichen bewohnt, bis hinauf zu 1200 m, auf trockenen,
felsigen Abhärgen. Die entschiedenste Vorliebe aber zeigt E. perforata
für üppig bewachsene Sumpfwiesen, ganz im Gegensatz zu B. ephippiger,
welche kurzgrasige, steinige, dürre Halden vorzieht und in Deutschland
sich sogar auf Sandboden behaglich fühlt.
Ephippigera pliniana spec. nova.
3. Habituell kleiner als E. perforata. Die Skulptierung des
Thorax um vieles zarter. Elytren ohne den für Z. ephippiger und
E. perforata charakteristischen braunen Rand am Scapularfeld. Sub-
genitalplatte des @ tiefer und rundlicher ausgeschnitten als bei E. per-
5. Heft
234 H. Frubstorfer:
forata, die Platte unten mit hohem, aber schmalen rectangularem Kiel.
Ovipositor des 2 schlanker, gerader als bei E. perforata.
Q dunkler grün als 22 von E. perforata, Thorax schmäler, feiner
skulptiert, aber mit tiefer eingeschnürten Querfalten. Oviscapt länger
als bei Hp. ephippiger und perforata, fast ganz gerade, von 22—25 mm
Länge gegen 18—19 mm bei Eph. ephippiger. Elytren dunkler gelb-
braun als bei Z. perforata, ohne den braunen Rand, der sowohl ephippiger,
wie auch perforata eigentümlich ist, während ihn Brunner nur der
E. perforata zuschreibt.
VI. Tessin.* Am Motto d’Arbino über Bellinzona auf etwa 1260 m
bei den sogenannten Monti della Croce, nahe dem eisernen Kreuz am
29. X. 1918, auf steinigen, der Südsonne ausgesetzten Halden laut
zirpend im Grase am Fuße von Buchen und Haseln. Monti Piandolce
überm Val Morobbia auf demselben Bergrücken, 1200—1300 m,
am 31. X. 1918 gleichfalls auf grasigen, steinigen, leicht bebuschten
Hängen, lebhaft musizierend und dadurch, trotz ihrer vorzüglichen
Anpassung an die Umgebung, relativ leicht zu entdecken. In ihrer Ge-
sellschaft fanden sich Arcyptera, Psophus, C'hrys. brachypterus, Oedi-
poda, Gomph. rufus und die gewöhnlichen Chortippus.
Monte Boglia, 3.—5. IX. 1918. Monte il Gaggio bei Bellin-
zona, 5. X. 1918, etwa 1600 m.
Familie Sagidae.
Genus Saga Charp. 1825.
Horae Ent. Ross.,95.
Saga serrata F. 1793.
Locusta serrata F. 1973, Ent. Syst. II, 47.
Saga serrata Brunn., Prodr., 408. — S. s. Finot 1890, 224, VIL—IX.
— S. s. Frey-Geßner, M. Sch. E. G. 1908, 274. — 8. s. Burr, 133.
Pontisch.
Saga serrata ist ziemlich wahrscheinlich als ein Relikt einer post-
glazialen ‚‚xerothermischen“‘ Klimaperiode anzusprechen, die das
Rhonetal nach dem Rückzug der Gletscher erreichte und zwar auf
dem Wege über das burgundische Einfallstor und das Genfer Seebecken.
Gattung und Art sind pannonisch-pontischen Ursprungs, wenn auch
heute bis Lusitanien verbreitet. Aber in allen westlichen Ländern,
Spanien, Südfrankreich, Italien scheint sie sehr selten zu sein, während
sie nach Osten immer häufiger wird und dort sogar nördlich bis Wien
vordringt.
de Bormans fand Saga Anfang VIII. bei Susa, im Mont Cenis-
gebiet. Burr nennt das Escorial bei Madrid, Niles und noch andere
Fundorte in Spanien, das ganze südliche Frankreich, Voltaggio in
Ligurien. Nach Brunner geht serrata von Spanien bis zum Ural.
Nach einer Mitteilung von Dr. Schulthess hat Forel in Bul-
garien das Vorkommen von Saga serrata dort dadurch entdeckt, daß
Die Orthopteren der Schweiz. 235
er von Ameisen verschleppte Beine dieser Art auffand und dann mit
Erfolg in der Nähe der Ameisennester auch nach den Imagines suchte.
Helvetia: IV. Von Lacreuse bei Brangon (Follat£res) in der Nähe
von Martigny in einem Exemplar gefunden, das Anfang VII. an einem
Pflanzenstengel saß und dessen Nymphenhaut noch unterhalb der
Saga an der Pflanze hing. Nach Frey-Geßner wurde auch einmal
eine Saga zwischen Villeneuve und Bex in der „plaine du Rhone“
gefunden.
GRYLLODEA.
Familie DOecanthidae.
Genus Oecanthus Serv. 1831.
Revue möth.
Oecanthus pellucens Scop. 1763.
Gryllus pellucens Scop., Ent. Carn., 32.
Acheta italica Cyrillo, Specim. entom. Neap., t.7, £.5,6 8 2.
Oecanthus pellucens Fisch., 165. — Oe. p. Meyer-Dür, 26. — Oe. p.
Frey-Geßner, M. Sch. E. G. 1872, 17, Wallis; 1. c., 1878, 15, Tessin;
Murith., 76. — Oe. p. Krauss 1878, 92. — Oe. p. Brunn., Prodr., 421. —
Oe. p. Schoch, 33. — Oe. p. Finot, 232, VIL.—IX, auf Disteln.. —
Oe. p. Griffini, 3. — Oe. p. Burr., 137 — Oe. p. Zacher, 242.
Sibirisch. Im Westen bis Frankreich.
In collibus Salernitanis prope Neapolin, quiescens floribus aut
foliis incumbit, pedibus extensis (Cyrillo). Vespere et tota nocte
clamat — sub folio latet — adventantes observat, ad minimum stre-
pitum tacet (Wulffen, teste Panzer). Sein lauter, aber angenehmer
metallischer Zirpton, den er Abends und fast die ganze Nacht hindurch
ertönen läßt, ist bei der Häufigkeit des Tieres für die Nacht der südl.
Länder ebenso charakteristisch, wie für den Tag der Gesang der Zi-
kaden (Krauss). In Südtirol bis Trient und Stenico (Dalla Torre).
In Weinbergen, den Landleuten bekannt durch ihre einförmige,
melancholische Stridulation., ‚‚Vairet‘ genannt, ein Tier, welches das
Reifen der Trauben anzeigt (Griffini). Auf Eichen, Eschen, Brom-
beeren, vorherrschend jedoch auf Oytisus nigricans, deren Blüten sie
in Gefangenschaft frißt (Zacher, nach Singer).
Helvetia: II. Aargau (Frey-Geßner). — II. Genf, selten
(Schoch). Satigny, Coppet, Thoiry, Etrembiere, Monnetier (Maerky).
— IV. Am Burghügel bei Siders, VIII., 1858 von niedrigen Pflanzen
abgeschöpft (Meyer-Dür). Auf Artemisia campestris im Wallıs
(Frey-Geßner). Sierre, 25. VII. (Schoch‘. -— VI. Tessin, bei
Mendrisio, von Mitte VI!. ab (Frey-Geßner, sowie Fruhstorfer).
Locarno (Schoch). Nur südlich von Lugano, dort jedoch vom Gene-
roso bis zum Monte Bisbino,* auf allen Vorbergen und Ausläufern des
Monte San Giorgio,* bis etwa 800 m. Sassalto bei Caslano,* 6. VIII.,
Larven.
Oec. pellucens tritt im Tessin als Wahrzeichen des Hochsommers
in Erscheinung, beobachtete ich doch die ersten Larven nicht vor dem
5. Heft
236 H. Frubstorfer:
6. VIII., wo sich am Sassalto dann allerdings bis je fünf auf kleinen
Abies douglasi-Bäumchen fanden, die sich erst gegen fünf Uhr Abends
bemerklich machten. Imagines fielen mir nicht vor dem 21. VIII.
in Anzahl auf, als sich bereits die ersten Mantis zeigten und auch
Plat. giornae das niedere Gestrüpp belebte. Das Abklopfen von Eichen-
und Haselbüschen ergibt dann je 2—-3 Exemplare, die im Schirme des
Sammlers und auf der Erde schnell zu laufen verstehen, aber nur
unbedeutende Sprünge auszuführen vermögen. pellucens unbeschädigt
für die Sammlung zu bergen, ist jedoch fast unmöglich. Von Ende VII.
bis etwa den 20. IX. erreicht Oecanthus das Maximum ihrer Ent-
wicklung. Man trifft sie dann in Gesellschaft von Leptophyes, Ect.
neolividus, Ap. albipennis, Forf. auricularia, ganz besonders aber mit
dem Spätling und der Dämmerungsorthoptere Anterastes raymondi
von !/,6 Uhr an im Cornus- und Corylus-Gestrüpp, aus welchem heraus
ihr melancholisches Zirpen den nahenden Abend kündet.
Koloristisch lassen sich zwei Q? Formen unterscheiden: a) eine hell
strohgelbe und b) eine leicht gebräunte, bei beiden Geschlechtern seltenere.
Die $3 sind entweder grünlich oder licht braungelb. Oec. pellucens
frißt nach Redtenbacher, p. 133 Insektenlarven, Blattläuse und die
Eier befinden sich im Mark weicher Stengel, was Louis Salvi in
„Memorie intorne le Locuste grillajole al sommo filosofo signor Giulio
Pontedera“, Verona 1750 (zitiert in: Histoire naturelle des Orthopt.
par A. Serville, 359) zuerst beobachtete.
Das 2 durchbohrt mit seinem Oviscapt die zartesten Gewebe
oder die noch grünen Schößlinge und öffnet sich dort einen Weg zum
Mark, wo es seine Eier legt. Wenn das erste solche Nest präpariert
ist, beginnt dasselbe Manöver an einer anderen und wenig entfernten
Stelle. Die Nester enthalten in der Regel nur ein paar Eier, die parallel
der Länge der Zweige nach gelegt werden. Der Kanal, welcher zu diesen
Nestern führt, befindet sich auf der Seite der Zweige, die zur Erde
gewendet ist. Die Eier schlüpfen erst gegen das Sommersolstitium
aus. Nach dem Auskriechen ziehen sich die Larven an verborgene Orte
zwischen den Pflanzen zurück, wo sie sich verstecken (E. Perris,
A. S. E. F. 1869, 460).
Der Eingang zur Höhlung, welche das oder die Eier enthält,
bleibt häufig offen. Manchmal aber wird ein Pfropfen aus dem Zell-
gewebe angefertigt, welches durch das Oviscapt ausgebohrt wird
(als analog gewissen Crabroniden, wie Solenius). ;
Häufig findet man mit der Lupe nahe dem Eiergewölbe oder
Depot noch ein zweites kleineres Loch, ohne speziell präparierte Öffnung
und schneidet man etwa Ende IX. die Centaurea nigra-Stengel auf,
so findet man darin Chalcidierlarven, welche die Oecanthus-Eier bereits
aufgefressen haben, während die Chalcidier-Larven sich ihrerseits
wieder eine kleine Höhlung bohrten, in welcher sie sich verpuppen.
Um ihre Eier zu legen, entfernt die C'haleidier-Mutter den Verschluß
der Oecanthus-Gallerie, reinigt dieselbe und wenn es ihr paßt, entfernt
sie sich durch eine neugebohrte Oeffnung, welche dann dem bewaffneten
Auge das Vorhandensein der Eiparasiten verrät.
Die Orthopteren der Schweiz. 237
Am häufigsten fand Perris die Oec. pellucens-Eier auf Centaurea
nigra, es wurden aber auch auf Verbena, Scrophularia, Pulicaria, Daueus,
Mentha, Cichorvum, Eryngium, Eupatcrium, Agrimonia, Solidago,
Ononis, Cirsium, Carlina, Mellotus, Lythrum, Epilobium, Althasa,
Rumesx, Hypericum, Cannabis, Spiraea, Lysimachia, Vitis und trotz
der Stacheln sogar auf Dipsacus Eier abgelegt (Perris, A. S. E. F.
1869, 457—461).
Eine amerikanische Verwandte, Oec. fasciatus Fitch, verfährt
ähnlich. Wenn das Q einen geeigneten Rubiaceenzweig vor sich hat,
präpariert es ihn ın der Weise, daß es mit seinen Mandibeln daran
herumbeißt. Das Oviscapt wird dann in einem rechten Winkel unter
den Leib an die angenagte Stelle geführt und dort eingebohrt. Die
Perforation erfolgt durch rotierende Bewegungen des am distalen
Teil gezähnten Legestachels. Das Abdomen, von einer Seite zur anderen
bewegt, nimmt Anteil an der Operation. Nachdem das Ei in das
Mark gelegt ist, wird das Oviscapt wieder herausgezogen und die durch-
bohrte Rinde weiterhin etwas genagt. Es sind durch Perris bereits
vier Arten Chalcidier-Schmarotzer aus pellucens-Eiern bekannt
(Peyerimhoff, A. S. E. F. 1908/09, 570).
Familie Gryllidae.
Genus Nemobius Serv. 1839.
Nemobius sylvestris Bose 1782.
Actes Soc. Hist. Nat. Paris, 44, t. 10, £. A,B.
Gryllus syWestris Meyer-Dür, 26. — @. s. Frey-Geßner, M. Sch.
E. 6. 1878, 15; Murith,, 77.
Nemobius sylvestris Brunn., Prodr., 424. — N. s. Fisch., 184. —
- N. s. Schoch, 33. — N. s. Finot, 234. — N. s. Griffini, 5. — N. s. Burr,
139. — N. s. Zacher, 245.
Mediterran.
Nemob. sylvestris. Der Gesang dieser Art ist ganz unregelmäßig
und wird durch eine Folge von schwachen Noten charakterisiert,
von welchen einige kaum eine halbe oder eine Drittel Sekunde dauern,
während andere sich auf 2—3 Sekunden verlängern. Die Töne werden -
trilliert und durch Ruhepausen unterbrochen, die jedoch kürzer als
die Töne dauern. Die Noten und die Stille folgen ohne jede bestimmte
Reg 1 (Yersin).
VL, VII, ausgewachsen unter Laub an Waldrändern (Brunner).
Südtirol, bis Bozen (Dalla Torre). Sehr gemein in Wäldern von ganz
Frankreich im Gras, toten Blättern und Moos (Finot). Exemplare
aus Piemont sehr klein, intensiv schwarzbraun, sehr häufig (Griffini).
Helvetia: Im Herbst zahlreich an steinigen, trockenen Wald-
rändern, besonders der mittleren Schweiz (Meyer-Dür).
I. „„Gex‘ inter Genevam et Lugdonum (Goureau, teste Fischer).
— II. Burgdorf (Meyer-Dür). Zürichberg, 14.X. (Schoch).
‚Schnebelhorn*, 1000—1200 m im Haselgebüsch, nur gehört. —
III. Vernier,* Geneve, 18.— 25. V. ?1. Villeneuve, Saleve (Maerky).
5 Heft
238 — H. Fruhstorfer:
— IV. Wallis (Frey-Geßner). Berisal, VIII. (Schulthess). —
VII. Von Mitte VII. bei Mendrisio (Frey-Geßner). Tessin 1918.*
Monte Tamaro, auf Wegen und unter totem Laub von Kastanien,
etwa 1000 m, 25. VIII. Losone, Anfang IX. Salvatore, etwa 800 m,
am 18.XI. — VIII. Bergell, bei Soglio,* unter abgefallenem Laub,
Anfang VIII. in Gesellschaft von Ectobia, Mitte X. zu tausenden am
Rande und im Buschwald selbst, der die Plotta überzieht.
Die melancholischen Töne von Nemobius silvestris waren bei
Soglio, namentlich in den Nachmittagsstunden, überall hörbar, doch
dauerte es lange, bis ich den Urheber derselben unter trockenem
Fallaub und Moos namentlich auf von Corylus, Fraxinus, Quercus
überschatteten Felsbänken aufstöberte.
Nemobius hatte mich namentlich in den Sommermonaten 1920
auf dem Schnebelhorn im Kanton Zürich getäuscht, wo ich dessen
Konzert stets deutlich wahrnahm, jedoch glaubte, es rühre von einer
Locustide her, sodaß ich immer auf den Haselbüschen darnach suchte,
statt unter ihnen, wo sie tatsächlich musizierten.
Ich vermute auch, daß das angenehme und häufige Zirpen, welches
mir (namentlich in der Zeit von 9—11 Uhr abends) in den Anlagen der
Stadt Zürich, nahe der Universität, besonders vom VIII. bis Ende IX.
auffiel, auch von Nemobius herrührt, wenn es nicht von dem jedoch
in Zürich viel zu seltenen Thamn. cinereus ausgeführt wird.
Dr. Schneider-Orelli begegnete sehr gut kenntlichen Larven
von Nemobius silvestris im Moor von Ligornetto bereits Ende III. 21.
In der Umgebung von Genf im Gehölz von Vernier, das mir die
vielen Ectobius lucidus lieferte, fanden sich in der bei dieser Art be-
schriebenen Vegetation und in deren Gesellschaft auf abgefallenem
Laub, namentlich an sonnigen Tagen, welche auf Gewitterregen folgten,
Nymphen und schon einige Imagines. Erstere waren in Unzahl vor-
handen, sodaß das Fallaub von ihnen nur so wimmelte. Es scheint,
daß auch für Nemob. silvestris die Nachmittagsstunden von 4—6 Uhr
die zusagendsten sind, denn vormittags sah ich nur vereinzelte Stücke.
Nemobius heydeni Fisch. 1853.
Gryllus heydeni Fisch., 185. — @. h. Yersin, A. 8. E. F. 1857, 761.
— @. h. Meyer-Dür, 27. — @. h. Saussure, M. Sch. E. G. 1868, 89. —
Nemobius heydeni Brunner, Prodr., 425. — N. h. Frey-Geßner,
Murith., 77. — N. h. Schoch, 34. — N. h. Finot, 235, VII. — N. h.
Griffini, 6, an Bergbächen. — N. h. Burr, 139. — — N. h. Zacher, 244.
— N sh: Krauss, DIE:-2::1909, 139. x
Mediterran.
Gryllus heydeni liebt feuchte Orte, besonders das hohe Gras der
Sümpfe. Sie ist weicher, geschmeidiger als die Feldgrille, aber weniger
kriegerisch und vermöge der langen Borsten seiner Füße und seiner
Cerci kann sie auf der Oberfläche des Wassers laufen. Es scheint auch,
daß sie Erdgänge anlegt, doch sind diese nur oberflächlich. Die Paarung
erfolgt wie bei der Feldgrille, wenn nicht das schon vorher den Sperma-
tophor abstößt. Das 2 steigt dann aufden Rücken desS und die Paarung
Die Orthopteren der Schweiz. 239
findet statt mit Hilfe der analen Haken des $. Gelegentlich aber ge-
lingt es dem $ nicht, den Spermatophor einzuführen und in diesem
Fall entfernt und frißt es. denselben. Das Q legt Eier, indem es
den Legestachel in die Erde senkt. Einen Monat nach der Eiablage
schlüpft die Larve aus (Saussure, M. Sch. E. G. 1868, 89).
Heydeni erscheint bereits Ende V., sowie Anfang VI, ist jedoch
am häufigsten im VII., einige Exemplare überdauern aber die Trocken-
heit des- Sommers und halten sich bis Ende VIII. Er benutzt die
Vorder- und Hintertarsen im wahren Sinne des Wortes als Bürsten,
um sich zu reinigen ( Yersin).
Südtirol bis Trient (Dalla Torre). Sehr selten in Südfrankreich
auf feuchten Wiesen, an Bachufern und sumpfigen Strecken. Im
Dept. Var, Draguignan, bei Digne, Basses Alpes (Azam).
Laut einer Karte, die Dr. Krauss am 24. X. 1908 von Tübingen
aus an Dr. Schulthess richtete, fanden sich heydeni in auffallend
dunklen, fast schwarzen Exemplaren beinahe ohne Zeichnung auf
Riedwiesen am badischen Ufer des Bodensees, insbesonders bei Allens-
bach, vis a vis der Insel Reichenau. Verglichen mit italienischen und
Südtiroler Exemplaren handelt es sich um eine melanistische, durch
das Klima bedingte Farbenvarietät. Die Sumpfgrille wurde nach
Zacher am 9. V1.1908 zuerst zwischen Binsengewächsen, Orchis
incarnatus, traunsteineri, coriophorus, Allium schoenoprasum, Gentiana
utriculosa und Iris sibirica gefunden. Dann wieder am 11. VIII. 1908
an derselben Stelle in Gesellschaft von Parapleurus alliaceus, St. dor-
satus, parallelus, Tettix subulatus, Xiphidium fuscum, Platycleis roeseli
und Deeticus.
Helvetia: I. In sumpfigen Gegenden des Kantons Waadt, stallen-
weise häufig (Meyer-Dür). An Fluß- und Seeufern, Mooren der
Westschweiz (Schoch). — II. Helvetia de Heyden specimen unum ®
ineunte mense Augusto ad declivitatem nemorosam littorum lacus qui
vocatur „Vierwaldstädter See‘ prope „Alpnach“ detexit (Fischer).
Vierwaldstädter See, nahe der Axenstraße (Schulthess). Hall-
wilersee, VI., Bünzer Moos (Krauss). — III. Bouveret, Veyrier,
Etrembiere, überall am Fuße des Saleve, im abgefallenen Laub
herumspringend (Maerky). Zwischen Bouveret und Vouvry (Frey-
Geßner). — IV. Wallis (Frey-Geßner). — VII. Lungo le rive
dei laghi e dei fiume del Kanton Ticino (Pirotta).
Genus 6ryllus L. 1758.
Grylius eampestris L. 1758.
Gryllus campestris Syst. Nat. X. 425. — @. c. Fuessly 22. —
@. c. Meyer-Dür 26. — @. c. Frey-Geßner Mur. 77 — @. c. Brunner
Prodr. 428. -—@. c. Schoch 34. —:@. c. Griffini 4. — @. c. Burr 140.
— @. c. Zacher 249.
Sibirisch.
Steigt in den Alpen und im Balkan bis zu 2000 m (Brunner).
5. Heft
240 H. Fruhstorfer:
Helvetia: In der ganzen Schweiz. — II. Um Bern ziemlich häufig
(Steck). — IV. Geradezu massenhaft in Außerberg an der Lötsch-
berg-Bahnlinie (Steck). — VI. Rothenbrunnen* Larven Anfang X.'
ziemlich zahlreich. — VII. Tessin. Überall, 22 laufen gelegentlich
Abends auf Feldwegen. — VIII. Larven Anfang und Mitte X. ziem-
lich zahlreich, aber nur bei Soglio, nirgendwo auf größeren Erhebungen.
Gryllus campestris cephalota Ramme, ÖOrthopt. Beiträge (Archiv
f. Nat. 1920 A. 12) (1921), 152 fand sich V. 1919 bei Maroggia.
Im vorzeitigen Frühling 1921 lärmten die Grillen am 10. IV. ın
größter Anzahl am Südabhang des Irchel nahe dem Schloß Teufen
auf grasigen, mit Ranunculus, Leontodon, Cardamines bewachsenen
Wiesen, während am Rande naher Weinberge Muscari racemosum zu
hunderten zusammenstanden und auf dem Rücken des Berges Carex
flacca zahlreich, Luzula pilosa einzeln, Luzula silvatica aber zu Millionen
in Blüte standen. Das schmetternde Konzert der Tiere ließ sich sicher
an derselben Stelle bereits Anfang April vernehmen, wie denn
ganz in der Nähe von Teufen überwinternde Tettix subulatus schon
Ende März in Anzahl vorhanden waren, hervorgelockt durch die seit
sechs Wochen anhaltende milde und sonnige Witterung. (Fruh-
storfer.)
Wenn sich zwei Feldgrillen begegnen, von welchen dann eine
die andere verjagt, lassen sie einen schnelleren und einen lauteren Ton
hören, als ihren gewöhnlichen Gesang. Wenn diese Begegnung aber
zwischen Individuen verschiedener Geschlechter stattfindet, so gibt
das $ einen süßeren, aus nur einer Note bestehenden Ton von sich,
den es viel länger als den üblichen Gesang unterhält (Yersin).
Das Zirporgan der Feldgrille besteht aus zwei Teilen, der Schrill-
ader und aus der Schrillkante. Interessant ist nun, daß diese beiden
Teile doppelt vorhanden sind. Untersuchen wir die linke Flügeldecke,
so finden wir hier auch eine Schrillader auf der Unterseite und am
rechten Flügel die zugehörige Schrillkante. Es liegt der Gedanke nahe,
daß die Feldgrille die Flügelstellung beim Musizieren wechseln könnte.
Zunächst muß jedoch noch der Beweis erbracht werden, daß die beiden
Teile, Schrillader und Schrillkante, die Töne hervorbringen. Er ist
schon längst gegeben worden. Schon der alte Roesel berichtet in
seinen „Insektenbelustigungen“ vom Jahre 1749 über seine Versuche
mit der Feldgrille. Er spaltete mit der Schere einer männlichen Grille
die Vorderflügel der Länge nach durch. Als das Tier die Flügel an-
einander rieb, um zu musizieren, „‚gaben sie keinen hellen Klang mehr,
sondern einen solchen, den eine Geige von sich gibt, deren Boden einen
Sprung bekommen, so daß man ganz deutlich wahrnahm, daß das In-
strument ihres Gesanges Schaden erlitten“. Später wiederholte Lan-
dois diesen Versuch und kam zum gleichen Ergebnis. Neuere ein-
gehende Untersuchungen von Kreidl, Regen u.a. haben uns über
alles Wissenswerte der Tonerzeugung bei der Feldgrille (@ryllus cam-
pestris) aufgeklärt. Sie haben uns vor allem vier wichtige Fragen be-
‚antwortet:
Die Orthopteren der Schweiz. 241
1. Innerhalb welcher Grenzen bewegt sich die Schwingungszahl
der Stridulationstöne von Gryllus campestris?
2. Wie oft werden bei der Erzeugung des Tones die Flügeldecken
übereinander geschlagen?
3. Wie viele Zirpplatten (Erhöhungen auf der Schrillader) werden
hierbei von der Schrillkante angestrichen?
4. Welche Teile der Flügeldecke sind als schwingende Häute für
die Tonerzeugung von hervorragender Bedeutung?
Zur Beantwortung der 1. Frage, d. h. zur Ermittlung der Höhe
des Zirptones, ließen die beiden Forscher eine oder besser zwei Grillen
in einen Aufnahmephonographen zirpen. Um sicher zu sein, daß die
Aufnahme erfolgt sei, wurde dann die „bezirpte‘‘ Wachsscheibe nach
Art einer Grammophonplatte in Drehung versetzt und man vernahm
aus dem Trichter den aufgenommenen hübschen Wettgesang der beiden
Grillen. Um die Schwingungszahl der Schrilltöne zu bestimmen, wurde
die Anzahl der eingegrabenen Wellenlinien auf der Wachsplatte in mm
ermittelt und diese Zahi multipliziert mit der Länge des in einer Se-
kunde zurückgelegten Weges der Platte. Bei 32 solchen Aufnahmen
mit verschiedenen Tieren konnte festgestellt werden, daß der Schrillton
der einzelnen Tiere wechselt und zwar von 4125 bis 4234 Schwingungen
in der Sekunde. Das heißt, die Tonhöhe ist im Mittel bei Gryllus
campestris das C°. Spätere Versuche ergaben z. T. noch niedrigere
Werte, z. B. 3157 Schwingungen als untere Grenze. Das diese Unter-
suchungsart sehr genau ist, aber auch umständlich, wird man nicht
bestreiten können. Zur Ermittlung der Anzahl der Flügelbewegungen
in der Sekunde wurde die stroboskopische Methode angewandt, welche
kurz in folgendem bestand: Eine Grille wurde mehrere Tage in einem
flachen, offenen Gefäß im dunkeln Zimmer gelassen. Wenn sie musiziert,
wurde das Licht einer Bogenlampe durch einen Konkavspiegel auf
das Tier geworfen. Zwischen Lampe und Spiegel befand sich eine
Messingscheibe mit fünf am Rand gelegenen, gleich weit von einander
entfernten Löchern. Die Scheibe konnte beliebig schnell in Um-
drehung versetzt werden. Durch die Löcher fiel das Licht auf den
Spiegel, beleuchtete also schußartig die Grille. Daß für diese Versuche
eine unheimliche Zeit und Geduld erforderlich war, läßt sich begreifen.
Die Quintessenz war, zu ermitteln, bei welcher Unterbrechung des
Lichtes die Flügeldecken scheinbar still standen. Dies war der Fall
bei 6—8 Unterbrechungen pro Sekunde. Das heißt die Flügeldecken
der zirpenden Grille bewegten sich in der Sekunde 6—8 mal hin und
zurück. Wie man sieht, wechselt die Geschwindigkeit der Flügel-
bewegungen, was natürlich auf die Tonhöhe einen Einfluß hat. Die
Schrillader fährt also in der Sekunde höchstens 16 mal über die Schrill-
kante. Da sich aber nicht nur ein Flügel, sondern beide zugleich gegen
einander bewegen, verdoppelt sich die Geschwindigkeit. Schrillader
und Schrillkante bestreichen sich demnach in der Sekunde 32 mal.
Die Zeit, die von der Schrillkante gebraucht wird, um über die Schrill-
ader zu laufen, beträgt /,, Sekunde. Aus dieser Zahl, sowie aus der
Archiv für Naturgeschichte
1921. A, 5. 16 5.Heft
242 H. Fruhstorfer:
Anzahl der Zirpplatten auf der Schrillader, welche über die Schrill-
kante streichen, ıst es ebenfalls möglich, die Tonhöhe, d. h. die Zahl
der Schwingungen in der Sekunde, zu erhalten. Es wäre dies also eine
Probe für die Richtigkeit des ersten Befundes durch die phonographische
Aufnahme. Die Rechnung erfolgt nach der Formel: S = n/t, wobei
] die Länge der Schrillader in mm, n die Zahl der Zirpplatten auf den
mm und t die Zahl in Sekunden bedeutet, die während des einmaligen
Bestreichens der Schrillader verfließt. In unserem Fall beträgt t = !/,,,
l.n läßt sich durch Zählung unter dem Mikroskop feststellen, nur ist
hier zu beachten, daß wir nicht wissen, ob die letzten kleinsten Plättchen
an beiden Enden der Ader außer Betracht fallen. Um dies zu ermitteln,
haben Kreidl und Regen die Schrillader der etwas abgehobenen
Flügeldecke mit einer ganz feinen Schicht geschmolzener, weißer
Vaseline überzogen und nach dem ersten Zirpen die Flügel unter dem
Mikroskop untersucht. Es zeigte sich, daß von 131—138 Zirpplatten
der verschiedenen Versuchstiere mindestens 131 durch das Streichen
von dem Vaselinhäutchen befreit waren, somit auch die kleinsten
Endplatten der Schrillader benutzt wurden. Berechnet man nun nach
obiger Formel die Schwingungszahlen, so ergeben sich folgende Zahlen,
wenn].n = 131 undl/t = 32, resp. 28, resp. 24 ist:
Schwingungszahl = 131 x 32 = 4192
n = 181 X 28 — 3088
A —= 131 x 24 = 3144
Diese Schwingungszahlen stimmen sehr gut mit den zuerst gefundenen
Werten überein.
Um die letzte Frage nach der Mitwirkung der einzelnen Flügel-
felder als Resonatoren bei der Tonbildung zu beantworten, blieb nichts
anderes übrig, als die fraglichen Teile nacheinander herauszuschneiden
und die Wirkung zu beobachten. Zuerst wurde das seitliche Flügel-
feld (Lateralfeld) bis zur Radialader abgetrennt. Der Ton blieb un-
verändert. Da Spitzenfeld (Apikalfeld) wurde abgeschnitten. Der
Ton war etwas schwächer, aber gleich rein. Das Wurzelfeld (Basal-
feld) wurde entfernt. Der Ton war etwas schwächer, sonst gleich.
Der Spiegel, das diagonale Schrillfeld, die Harfe und das kleine Schrill-
feld wurden zerstört. Der schrille Ton war gänzlich aufgehoben.
Damit ist erwiesen, daß die hellen, dünnen, von Adern eingeschlossenen
Häutchen die für die Tonbildung wichtigsten Teile sind. Indessen
ist die Wichtigkeit der vier genannten Felder nicht gleichwertig. Es
hat sich gezeigt, daß der Ton am meisten leidet bei Entfernung des
diagonalen Schrillfeldes und der Harfe. Diese beiden sind also die
wichtigsten Resonatoren.
Wir haben zu Anfang festgestellt, daß das Zirporgan, d. h. Schrill-
ader und Schrillkante, doppelt vorhanden sind, und es wird interessieren
zu vernehmen, daß es den Männchen der Feldgrille wirklich möglich
ist, die Flügelstellung zu wechsen. Regen hat einem Tier den Teil
des linken Flügels, der die Schrillkante trägt, herausgeschnitten. Das
operierte Männchen versuchte zu zirpen, bewegte einige Male die
Flügeldecken gegen einander, bemerkte dann aber sofort, daß etwas
Die Orthopteren der Schweiz. 243
am Instrument nicht klappte. Es gab keinen Zirplaut, sondern nur
ein schwaches Geräusch. Das Tier machte heftige Anstrengungen,
preßte die Decken gegeneinander, lief hin und her, aber das Zirpen
wollte nicht gelingen. Nach einiger Zeit wechselte es unter heftigen
Bewegungen des Abdomens die Decken und begann im umgekehrten
Sinn die linke über die rechte Flügeldecke zu streichen. Dabei erging
es ihm aber wie einem Rechtshänder, der plötzlich mit der Linken
arbeiten soll. Manchmal gelang es gar nicht, oft ordentlich, größten-
teils aber schlecht. Trotzdem musizierte der kleine Kerl aus Leibes-
kräften weiter. Nach dem Konzert brachte er die Flügeldecken wieder
in die alte Lage. Die Fähigkeit, beim Zirpen die Rollen der Flügel-
decken zu vertauschen, ist also noch vorhanden, aber die Übung fehlt
(Klöti).
Grylius domesticus L. 1758.
Syst. Nat. X. 428.
Gryllus domesticus Fuessly, 22. — @. d. Heer, Glarus, 245. —
@. d. Meyer-Dür, 27. — @. d. Frey-Geßner, 77. — @.d. Brunner, Prodr.
432. —@. d. Schoch, 34. — @. d. Griffini, 5. — @. d. Zacher, 252.
Athiopisch.
Nach Brunner ein nordafrikanischer Typus der auf Madera
noch im Freien vorkommen soll (Brunner) und in Ägypten und Al-
gerien auch außerhalb der Häuser lebt (Zacher). Südtirol bis Trient
(Dalla Torre).
Nach Karny (Zeitschrift für wissenschaftliche Insektenbiologie,
Bd. XIII, 1917, 33) ließen sie ihr Gezirpe in Polen in einem Unterstand
besonders zur Zeit der Abenddämmerung, während der Nacht und im
Morgengrauen vernehmen; aber auch an trüben Tagen, selbst zur
Mittagszeit, machen sie sich so bemerkbar. Der Lieblingsaufenthalt
der Tierchen ist die eine Wand der Deckung, in welcher ein großer
Kachelofen eingebaut ist. Dort halten sie sich in den Spalten auf
und kommen bei Nacht auch aus ihren Verstecken hervor, um an den
Wänden, am Boden usw. herumzulaufen. Man findet dann neben er-
wachsenen Individuen beider Geschlechter auch Larven aller Stadien.
Helvetia: II. In den Häusern nahe bei Stuben und Backöfen,
besonders aber in den Badwohnungen der Stadt Baden sehr gemein-
(Fuessly). — IV. Wallis. (Frey-Geßner). — V. Glarus. Nach
Heer unter dem Namen ‚„Heimimuch“ in Bäckerläden. — VII. In
alten Häusern über dem Castello di fero in Muralto, nahe dem Herde
recht zahlreich (Klöti, mündl. Mitteilung).
Verhältnisse von Schrillader und Schrillkante sind ähnlich wie bei
Gryllus campestris und Gryllotalpa., nur daß alle Ausmaße geringer
sind, die Zahl der Zirpplatten aber bedeutend größer, gegen 200. Auch
ist nach meinen gelegentlichen Beobachtungen die Zahl der Flügel-
bewegungen erheblich größer. Bis 10 Hin- und Herbewegungen werden
in der Sekunde ausgeführt, so daß, weil beide Flügel gleichzeitig ein-
ander entgegenkommen, die Dauer eines Striches der Schrillkante
16* 5 Nett
244 H. Fruhstorfer:
über die Schrillader im Grenzfall !/,, Sekunde dauert. Dementsprechend
ist auch der erzeugte Zirpton ein beträchtlich höherer als bei der
Feldgrille und dürfte im Durchschnitt etwa 6500 Schwingungen in der
Sekunde haben. Immerhin muß ich gestehen, daß ich noch zu wenig
Beobachtungen angestellt und die Zahl der Flügelbewegungen nur
mit einer Stoppuhr und fortgesetztem langen Zählen und Klopfen
mit einem Finger beobachtet habe. Zudem fehlt mir noch eine sogen.
Galtenpfeife,-die es erlaubt, die Tonhöhe unmittelbar im Freien vor
dem zirpenden Tier durch Veränderung der Röhrenlänge und ihres
Durchmessers, der sogen. Maulweite, zu prüfen (Klöti).
Grylius burdigalensis Latr. 1804.
Hist. nat. Ins., XIL, p. 124.
Fischer, Orth. europ., 175; Brunner, Prodr., 434; Finot, 240,
VI-—VIIL; Redtenbacher, 137; Azam, 59; Burr, 142; Fruhstorfer,
Tessiner Wanderbilder, 61.
Paläotropisch.
Im Mai ausgewachsen, in Getreidefeldern und trockenen Wiesen
(Brunner). Südtirol bis Rovereto (Dalla Torre). In Europa
von Spanien bis Siebenbürgen, in Südtirol(Redtenbacher). InFrank-
reich geht sie nordwärts bis zur Touraine und die Bretagne (Azam).
Helvetia: III. Umgebung von Genf, La Plaine, Aire, auf
sandigen Inseln in der Arve, früher auch am Depot der Tram an
der Jonction (Maerky).
VII. Tessin, Passo San Lucio*, Denti della Vecchia-Gruppe,
24. VI. 1919, etwa 1400 m, auf einer mit Calluna, Juniperus und
Vaceinium-Gestrüpp bewachsenen, mit Gneistrümmern übersäten
Halde zwischen Potentilla und Arnica montana in Gesellschaft von
Gomph. sibiricus-Larven. Da sich nur etwa 150 m höher die Alpe
Cottina befand, so ist anzunehmen, daß die Grille sich entweder von
dort entfernt oder mit Hausgerät aus dem Tale von Maglio di Colla
aus hinauf verschleppt wurde.
Also wieder eine mediterrane lombardische Art, die auf dem
Vormarsch nach der Schweiz begriffen ist. Vermutlich ist sie sogar
über den Luciopaß vom Comerseegebiet durch den Handelsverkehr
passiv ins Val Colla gelangt, wenn sie nicht selbst aktiv langsam von
dem Seebecken aus diese Höhe erreicht hat. Bis jetzt galt burdigalensis
als Kind der Ebene. Latreille kannte sie von Bordeaux. St. Severs
und Tours, Fischer, nennt Cartagena und Sizilien als Standorte,
ferner Malaga, Granada und Sevilla für die dunklere Form arvensis
Rambur. Burr kennt burdigalensis aus ganz Spanien, doch ist sie im
Norden dieses Landes seltener, als bei Almeria und Cartagena. Redten-
bacher weist sie auf Feldern und trockenen Wiesen von Südtirol,
Krain, Ungarn, Siebenbürgen und dem ganzen Mittelmeergebiete nach.
Außerdem ist die Art von Kleinasien, Turkestan, der Kirgisensteppe,
Tunis, Senegambien, Oberguinea, Madagaskar und Ostindien ge-
kommen. Aus dem Gebirge aber erwähnt kein Autor burdigalensis.
Die Art ist demnach nicht nur neu für die Schweiz, sondern auch für
\ Die Orthopteren der Schweiz. 245
die höheren Stufen der Alpen. Vermutlich findet sich diese Grille in
einem günstigeren Jahre als 1919 häufiger in der Südschweiz. Ins-
besondere wäre es interessant, festzustellen, ob sie auch an den Ufern
des Luganer Sees bereits ihre Heimat gefunden hat.
Durch Frey-Geßner und Maerky wurde die Art für die le-
manische Region nachgewiesen, so daß @. burdigalensis auch durch das
rhodanische Tor ihren Einzug in der Schweiz hält.
Grylius desertus Pall. 1771.
(Reise Russ. Reich I, 468.) |
Gryllus melas Frey-Geßner M. Sch. E. G. 1877, 11.
Gryllus capensis Fisch., 182.
Gryllus desertus Brunn., Prodr., 430. — @. d. Schoch, 34. — @. d.
Finot, 239 IV.—VII — @. d. Griffini, 4 bei Turin. — @. d. Burr,
V.—VI — @. d. Zacher, 252.
Paläotropisch. Ganz Afrika und Asien.
An Stellen üppiger Vegetation V. VI. im ganzen südl. Europa
jenseits der Alpen (Brunner). Südtirol bis Rovereto (Dalla Torre).
Im südl. Frankreich und gelegentlich bis Fontainebleau. Auf um-
geackerten Feldern unter Erdballen, Steinen im Frühjahr (Azam).
Helvetia: IV. Im Wallis, aber selten (Schoch., — VII.
Gryllus melas als neu für die Schweiz, am Seeufer bei Lugano, Anfang
V. zwischen dem Fabrikkanal und dem Fuß des Monte Bre (Frey-
Geßner).
Familie Gryllotalpidae.
Die Gryllotalpiden zeichnen sich vor den anderen Gruppen durch
eine weitgehende Reduktion der Gonapophysen und Styli, sowie der
Stridulationsorgane und des Sprungvermögens aus. Die Verlängerung
des Prothorax und die Umwandlung der Vbeine in Grabwerkzeuge ein
Zeichen höherer Spezialisierung. Die Gryllotalpiden sind ein junger
Seitenzweig der Grylliden, mit denen sie die langen Cerei noch gemein-
sam besitzen (Handlirsch).
Genus Grylliotalpa Latr. 1802.
Grylliotalpa vulgaris Latr. 1804.
(Hist. Nat. Crust. Ins. III, 275.)
Gryllus gryllotalpa Fuessly, 22, — @. g. Meyer-Dür, 27.
Sibirisch.
In ganz Europa von Schweden bis Spanien und zum Ural. Im
August ausgewachsen (Brunner).
Helvetia: In flachen Feldern und Gärten bis in die subalpine
Region (Schoch.
Gryllotalpa singt abends während des Frühlings und Anfang
des Sommers. Sie läßt im Innern ihres Ganges oder auch
auf dem Erdboden einen einzigen Ton hören, der schwer, aber
schwach ist und trilliert wird. Packt man @ryllotalpa zwischen
5. Heft
246 H. Fruhstorfer:
den Fingern, so stößt sie einige scharfe und kurze Schreie aus und zur
selben Zeit scheidet sie durch den Anus eine stinkende Flüssigkeit
aus, deren sie sich ohne Zweifel als Verteidigungsmittel bedient
(Yersin, 1854).
Die Maulwurfsgrille, die den größten Teil ihres Lebens unter der
Erde zubringt, kommt zur Paarungszeit im Mai des Abends an die
Oberfläche. Das Gezirp der Männchen ist bedeutend schwächer und
der Ton tiefer als bei Feldgrille und Heimchen. Daher wird die ‚‚Werre“
zur Paarungszeit so wenig beachtet. Daß sie trotz ihres schweren Körpers
ordentlich fliegt, habe ich vor sechs Jahren sehen können, und meine
Beobachtungen werden von Landois und anderen bestätigt. Sie
soll sich sogar auf niedere Sträucher setzen und von doıt aus ihre Liebes-
werbungen ertönen lassen.
Das Musikorgan der Männchen gleicht demjenigen der Feldgrillen,
nur daß viel weniger Schrillplatten vorhanden sind. Ich habe bei
zehn Tieren die Zahlen 76—85 gefunden. Wechselt man den Tieren
die Flügeldeckenlage, so kommt man durch längere Versuche zur
Überzeugung, daß sie auch in dieser Lage so gut musizieren können
wie gewöhnlich. Sie scheinen also noch eine tiefere Entwicklungsstufe
einzunehmen als die Grillen, denen das wechselseitige Musizieren schon
abgeht. Bei den Maulwurisgrillen kann jeder Flügel sowohl Geige als
Bogen sein, bei den übrigen zwei Grillen nur eins von beiden.
Auch das Weibchen der Werre verfügt über einen, wenn auch stark
rückgebildeten Musikapparat. Die Schrillader besitzt viel weniger
Schrillplatten und die Schrillkante erhebt sich nicht so stark über die
umliegenden Flügelteile. Die abgerissenen Töne, die man etwa hört
wenn ein Weibchen einem Männchen begegnet, rühren nicht von diesem
verkümmerten Organ her, sondern werden durch ein- bis zweimaliges
rasches Auf- und Zuklappen der Flügeldecken erzeugt (Klöti).
Familie Tridaetylidae.
Die Tridactyliden differieren von den Grylliden und Gryllotalpiden
durch den Mangel der Stridulationsorgane, durch den Besitz normaler
Styli in beiden Geschlechtern und das Vorhandensein von zwei Gonapo-
physenpaaren (Handlirsch, 1233). Es ist nicht ausgeschlossen, daß
die Tridactyliden von den Elcaniden abzuleiten sind, mit denen sie
lappenartige Schwimmanhänge an den Htschienen gemeinsam besitzen,
wodurch die amphibiotische Lebensweise der Tridactyliden erklärt
wird (Handlirsch, 1234, 1235).
Genus Tridaetylus Olıv. 1789.
Tridaetylus variegatus Latr. 1809.
(Hist. Nat. Crust. Ins. XII, 119.)
Tridactylus variegatus Goureau, A. 8. France 1837, Collonges
bei Geneve. — T. v. Frey-Geßner, M. Sch. E. G. 1873, 151. — T. v.
Brunner, Prodr., 454. — T. v. Schoch, 34. — T. v. Finot, 248, IV.—V.
- Die Orthopteren der Schweiz. 247
— T.v. Griffini, 2, Stupinigi. — T. v. Burr, 149, weit nach Asien hinein.
— T. v. Zacher, 260, nicht in Deutschland.
Mediterran.
Im feinen Sand am Ufer von Bächen und Flüssen, wo es sich in
Löcher eingräbt und bei hellem Wetter massenhaft herumhüpft.
Folgt der Rhöne aufwärts bis Genf, wo sich der letzte Fundort am Ein-
fluß der Arve befindet (Brunner). Im feuchten Sand von Fluß-
und Seeufern, in großer Menge vorkommend und den Sand mit seinen
Schutzgalerien durchlöchernd. Bei der ersten Kälte im Herbst ver-
schwindet das Tier in seinen 1-2 Dezimeter vlefen Galerien, um erst
wieder bei der ersten Hitze des kommenden Frühjahres zu erscheinen
(Azam). Nach Finot bei Cannes und Antibes im IV., V., nach
Brunner erst VII, VIII. ausgewachsen. In Südtirol bis Bozen
(Dalla Torre).
Helvetia: III. Genf, am Rhoneufer, nahe der Jonction. Frey-
Geßner hat beobachtet, daß Tr. variegatus von den Algen, welche
den Schlamm und Sand bedeckten und durchsetzten, Stücke abrıß
und verschlang.
Mein Buch möchte ich damit abschließen, daß ich noch einen
Dichter und Seelenforscher zu Worte kommen lasse und zwar einen
der größten von ihnen, Lafcadio Hearn! In seinem ‚„Lotos, Blicke
in das unbekannte Japan“ widmet Hearn sein gedankenreichstes
und poesieverklärtestes Kapitel einer Kusa-Hibari, wie die Japaner
winzige Grillen nennen, die in Käfigen gehalten werden.
Auch Lafeadio Hearn hielt sich eine solche Kusa-Hibari oder
Graslerche und er erzählt von seinem Gefangenen:
„Am Tage schläft oder meditierter, wenn er nicht gerade mit einigen
Blättchen der Eier- oder der Gurkenpflanze beschäftigt ist. Alltäglich
bei Sonnenuntergang erwacht seine winzige Seele und dann beginnt
das Zimmer von einer unbeschreiblich zarten, geisterhaft süßen Musik
zu erklingen, ein dünner, dünner, silbern zitternder Triller, sanft wie
Aeolsharfen, Die ganze Nacht über singt das kleine Atom so und ver-
stummt erst, wenn die Tempelglocken den nahenden Morgen verkünden.
Der zarte Sang ist ein Sang der Liebe, einer unbestimmten Liebe zu
etwas Ungesehenem und Unbekanntem. Der winzige Sänger singt den
Sang seiner Rasse, fehlerlos, als verstünde er die genaue Bedeutung
jedes einzelnen Tones: Es ist ein Sang der organischen Erinnerung,
einer tiefgründenden, verschleierten Erinnerung und er singt nach der
Braut, die nie kommen wird.“
Eines Abends fand Lafcadio seinen Sänger tot, neben einer
steinharten, vertrockneten Eierp'lanze; offenbar hatte er drei oder
vier Tage keine Nahrung erhalten. Aber noch am Vorabend seines
Todes hatte er wunderbar gesungen. „Und doch tapfer sang er bis zum
Ende, ein entsetzliches Ende, denn er hatte seine eigenen Beine auf-
gegessen. ‘“
5. Heft
248 H. Fruhstorfer:
„Aber, seine eigenen Beine aus Hunger verzehren zu müssen, ist
im Grunde genommen das Schlimmste nicht, was einem Wesen ge-
schehen kann, dem von den Göttern der Fluch der Sangesgabe zu teil
geworden. “
Nachwort.
Die Abkürzung M.P.H.Z. oder M.P.Z. bedeutet, daß die be-
treffenden Exemplare im Museum des Entomologischen Instituts
der Eidgenöss. polytechnischen Hochschule in Zürich aufbewahrt sind.
Ein * hinter den Fundorten besagt, daß ich die vorher erwähnten
Arten und Formen an diesen Lokalitäten selbst zu sammeln oder zu
beobachten Gelegenheit hatte.
Zürich, den 21. Juni 1921.
H. Fruhstorfer.
Faunistischer Nachtrag.
Unter dem Titel „Beitrag zur rhätischen Orthopterenfauna“
hat Frey- Geßner im Jahresber. der Naturforsch. Gesellschaft
Graubündens 1865, p. 30—37 eine etwas flüchtig geschriebene Studie
herausgegeben, welche mir erst nach Abschluß meines Manuskriptes
zugänglich wurde. Ich konnte die von Frey-Geßner angegebenen
Fundorte somit nicht mehr vollständig im Hauptteile dieses Buches
verwenden, sondern muß solche hier nachtragen. Übrigens liegen die
interessantesten Fundorte, welche Frey-Geßner in seiner Arbeit
angab, noch im Gebiete des Kantons St. Gallen, gehören somit zu.
meiner Region II. Hier werden nur die wichtigeren Arten zitiert, die
Frey-Geßner’schen Namen, soweit sie von der heutigen Nomen-
klatur abweichend sind, wurden in Klammern beigesetzt.
Anechura bipunetata F. Monte Luna, Vasaner- und Schlößlikopf, VIH.
Im Oberengadin vom V.— VII.
Eetobia lapponica var. Kleiner als lapponica, überwiegend schwarz,
kaum der Grund des ersten Tastergliedes gelb, 1. VIII. Monte Luna.
Ectobia punetulata L.?? false, recte Fieb. Syn., p.4, Brunner, Prodr., 37,
Calandaschau bei Pfäffers, Ende VII.
Eetobia lapponica L. Zahlreich bei Pfäffers an Waldrändern.
Platycleis roeseli (brevipennis Frey-Geßner). Liebt üppigen Graswuchs,
z.B. Ruine Wartenstein, Böden ob Ragaz, Piz Lun.
Plat. brachyptera F. Zahlreich im lichten Gebüsch des Pizalun.
Thamnotrizon apterus F. Nicht selten an der Calanderschau, Böden ob
Pfäffers.
Antaxius pedestris F. Zahlreich an der Gebüschhalde der Calandaschau.
Nahe am Felskopf des Pizalun.
Locusta cantans Füssli. Stel'enweise häufig auf üppigem Graswuchs,
z. B. in Böden ob Ragaz, Ruine Freudenberg, Waldrand bei Pfäffers.
Die Orthopteren der Schweiz. "249
Meconema varia Serv. Mayenfelder Allmend.
Barbitistes fischeri Yers. Über diese Art äußerst ich Frey-Geßner
später, Mitt. Schweiz. Ent. Ges. 1877, 18, ausführlicher. Die Art ist
zweifelsohne falsch bestimmt, weil sie bisher nur aus dem südl.
Frankreich bekannt ist. Das Exemplar, welches Frey-Geßner
vorgelegen hat, ist zudem im Jahre 1865 verbrannt. Wahrschein-
lich handelte es sich um Barb. serricauda* oder Isophya campto
zipha, wenn nicht eine der östlichen Leptophyes die Ursache der
sonderbaren Namensgebung gebildet hat.!) Ein Besuch der leicht
zugänglichen Fundstelle, Ruine Steinsberg bei Ardez im Unter-
engadin, wo Frey-Geßner sein „fischeri 9“ 1862 beobachtete,
wird die Frage vielleicht klären helfen.
Arcyptera fusca Pall. (variegata Frey-Geßner). Sagliainstal bei Lavin,
Martinsbruck.
Mecostethus grossus L. Nahe Valans, Klosters.
Gomphocerus sibiricus L. Vereinatal, Alp Sardasca, Piltnerhöhe (Voral-
berg).
Chortippus apricarius L. Klosters, Ausgang des Schlapinatales.
Ch. morio F. Ruine Wartenstein bei Ragaz, Zenez, Lavin, Klosters.
Ch. lineatus Pz. Auftrockenen Grashalden, Böden ob Pfäffers, Piz Lun,
Mayenfelder Allmend, Lavin.
Chrysochraon brachypterus Ocsk. (Chort. oczkayi Frey-Geßner). Nicht
selten an trockenen Berghalden, in Böden ob Pfäffers, Pız Lun,
Monte Luna. |
Podisma pedestris L. Mayen’elder Allmend am Waldrand, Alp Lasa
am Schlößlikopf.
Caloptenus itelieus L. Gemein an sonnigen, steinigen Berghalden
um Ragaz.
Psophus stridulus L. Nicht selten am Piz Lun, bei Klosters.
Oedipoda coerulescens L. Häufig am Eisenbahndamm bei Rag. z und
Mayenfelder Allmend.
Gryllus campestris L. Hoch :m Monte Luna. (Auf welcher Höhe?)
Gryllus domestieus L. In Häusern überall heimisch, so auch in Bündten.
Nachtrag zu Labidura riparia Pall. Seite 64.
Die Art wurde von Oronzio Gabriele Costa im IV. und V. 1826
im Krater des Vesuvs entdeckt. Dr. Krauß fand sie 1885 auf 1200 m
ebenfalls im Vesuvkrater und zwar überall dort, wo heiße Wasser-
dämpfe dem Sand- oder Aschenboden entströmen, denselben durch-
feuchten und erwärmen, unter Lavastücken und in Gesellschaft von
kleinen Carabiden, Staphyliniden und Scolopendriden. Sie waren in
allen Entwicklungsstadien vorhanden. Costa vermutet, daß L. riparıa
am Vesuv bei der bedeutenden, konstanten Bodenwärme von 45
bis 690R. wohl das ganze Jahr über vorkommt. Da Vegetabilien
1) Diese Annahme findet dadurch ihre Bestätigung, daß Dr. Carl wenige
Kilometer östlich von Ardez Barb. serricauda wiederholt gefunden hat.
5. Heft
250 - H. Fruhbstorfer:
im Krater fehlen, besteht ihre Nahrung aus den im Krater einheimischen
Coleopteren und zufällig in denselben geratenen Insekten.
Nachtrag zu Chelidurella acanthopygia Gene Seite 65/66.
Am 1. VI.21 in mäßiger Anzahl auf reichblühenden Pinus sil-
vestris und P. austriacus bei Versoix und zwar häufiger in den Ästen
nahe dem Gestrüpp am Erdboden, als auf den oberen Zweigen in 2—3 m
Höhe. Die Tiere fanden sich dort in Gesellschaft von vielen kleinen
Trichopteren, Spinnen und seltenen Apt. albipennis.
Einzelne Exemplare auch auf Rosen im Garten des Grafen Pour-
tal&s bei Les Crenees- Versoix.
Nachtrag zu Seite 66 und 67.
Chelidura mutica Krauss. 1886.
Beitrag z. Orth.-Kunde, 140, t.5, £.2. — Redtenbacher, 120.
Burr, 10. Dalla Torre, Polare Grenzen. 1909.
F. acanthopygia Fisch., 83. Meyer-Dür, part. 27. Frey-Geßner
1864, 154. |
Chelidura acanthopygia Fruhst., Orth. Schweiz, 66 partim.
Lombardisch?
. Bisher nur aus Südtiral bekannt, wo sie durch Heller am Monte
Baldo, von Cobelli im Val Lagariına gefunden wurde. Nach Dalla
Torre geht sie in Südtirol bis Rovereto.
Helvetia: VI. Occurit praeterea in Helvetia, in Pinu Larice prope
vicum „St. Moritz‘‘, Alpium Rhaeticarum, 6000 ° s. m. ineunto Au-
gusto (Heyden, Bremi, teste Fischer).
Um Pontresina in Lärchenwäldern bis 6700 ° Höhe, im Mai,
auffallend von denjenigen der ebeneren Schweiz durch die dunklere
Körper- und hellere Kopffarbe (Frey-Geßner). *Arosa, IX. 18
(Kutter). Klosters, auf Lärchen (Dr. med. Arthur Müller). Pon-
tresina, 2 53, M.P.H. Zürich. Pontresina, 1 & (Coll. Fruhstorfer).
Diese durch Bremi und von Heyden schon etwa 1850 im Engadin
entdeckte, später auch von Meyer-Dür wiedergefundene Art wurde
weder von Fischer, noch den bisherigen Schweizer Autoren erkannt,
wenngleich Frey-Geßner bereits Unterschicde Chel. acanthopygia
gegenüber auffielen. Da mir vor 1921 nur ganz wenig Material von
Ch. acanthopygia zugänglich war, hatte auch der Autor dieses Werkes
früher keine Gelegenheit, zur Klarheit zu kommen, umsomehr als ich
die aus Pontresina und Arosa vorliegenden Exemplare für Larven der
altbekannten acanthopygia hielt. Erst durch das Exemplar aus
Klosters (Graubünden) in der Sammlung des Herrn Dr. Müller in
München und die von mir bei Genf im VI. gesammelten, wirklichen
acanthopygia gelang mir die Feststellung der höchst prägnanten Art.
Das einstweilen engbegrenzte Verbreitungsgebiet (Südtirol, Grau-
bünden) wird vermutlich durch spätere Funde (Piemont, Basses-Alpes)
noch erweitert.
Die Orthopteren der Schweiz. 251
Nachtrag zu Parapleurus alliaceus Seite 89.
Dr. Arth. Müllers hat beobachtet, daß die Spinne Epeira
diadema die am Levicosee häufigen Par. alliaceus mit ihrem Netz über-
schüttet, dadurch fängt und dann aussaugt. Eine Beobachtung Favres
findet dadurch auch auf Tiroler Gebiet ihre Bestätigung.
Nachtrag zu Podisma alpina Seite 169.
. Exemplare aus Südtirol differieren von P. alpina collina Br. der
Wiener Gegend und formosanta Fruhst. durch kürzere Körperform
und weit über die Abdomenmitte hinausragende Elytren. Die Färbung
des Thorax, der Flügeldecken erscheint lebhafter, heller, auch sind
die Schenkel namentlich der 29 kaum schwarz geringelt (irena forma
nova).
Südtirol, Penegal (H. Fruhstorfer leg.). St. Vigil, 7.—8. VIII
1913 (Ramme leg.).
' Nachtrag zu Chort. vagans Seite 124.
Über die Auffindung von Ch. vagans schrieb ich in den Tessiner
Wanderbildern III., Societas Ent. 6, 23./24 unterm 2. VIII. 1919:
„Begab mich talwärts in das lichte Föhrenwäldchen, wo ich am 7. Juli
Cikaden musizieren hörte. Diese waren heute verstummt, aber auf den
Glimmerschieferfelsen, die mit grauen Flechten überzogen waren und
auf denen Farrenkraut, Calluna vulgaris, sowie einige Juniperusstauden
standen, regten sich lebhafte Acridier. Ich erkannte sie sofort, trotz-
dem die Art neu für den Tessin war. Hatte ich sie doch am 18. Juli
schon im Wallis beobachtet, an ihrer längst bekannten Fundstelle
bei Sion. Als Stenobothrus vagans Fieb., von der schon Schoch,
Orth. Helvetiae schrieb, daß sie nur in der Talsohle des Wallis existieren,
stelle ich sie hier vor. Nun waren es mit einem Male auch Tessiner
Bürger, die ich herzlich willkommen hieß. Ich erbeutete etwa 30
Exemplare, die sich behend und energisch aus dem Netz zu befreien
versuchten. vagens lebt im Tessin recht ungesellig, jedes Tier hält sich
für sich allein. Sie sind auch nicht leicht zu fangen, weil sie es lieben,
sich im Ericetum und in den Farren zu verstecken. In ihrer Gesell-
schaft befanden sich auch einige Caloptenus italicus, viele Platyphyma
giornae, ein wahres Charaktertier des südlichen Tessin und einige
Oedipoda coerulescens. Ch. vagans zählt zu den Arten, welche die Trocken-
heit lieben. Für Föhrenwälder gelten sie nach Redtenbacher als
typisch und sie sind, wo immer sie auftreten, Wegweiser mageren, der
Südsonne ausgesetzten Bodens. Als ich mich am 17. August zwischen
Novaggio und dem Tresatal ganz unerwartet in einer Föhrenschonung
mit demselben Unterholz und demselben Substrat, wie hier bei San
Stefano, befand, fing ich sofort an, nach Ch. vagans zu suchen. . Und
siehe, schon nach kurzem Bemühen hatte ich die Freude, diesen aus
Sibirien gekommenen Acridier auch tatsöchlich zu erbeuten. vagans
ist sonst von Portugal bis zur Herzegowina verbreitet und von Sieben.
5. Heft
252 H. Fruhstorfer:
bürgen bis zum Meere. Man kennt ihn auch von Belgien, von Thüringen,
aus der Nähe Wiens und Engel fand ihn zahlreich im September
1920 bei Coblenz.“
Für Schweizer Gebiet unsichere Arten.
Genus Poeeilimon Fischer 1853.
Orthoptera Europ., 225.
Die Gattung existiert in 14 Arten im pontischen und zwei Arten
im italienisch-mediterranem Gebiet.
Poecilimon ionieus Kollar 1853.
Barbitistes ionicus Koll., Fieber, Syn., 52.
Odontura tesselata Fischer, Orth., 227, t. 12, £. 7, Tessin; Pirotte
28, Ticino.
Poecilimon ionicus Brunner, Phan. 49, Prodr., 260; Burr, 82.
Pontisch.
Nach Angaben Fischer’s durch Bremi im Tessin gefunden.
Sonstig> Fangstellen: Neapel, Corfu, Epirus, Dalmatien. Fischer’s
Öriginalexemplar aus der Züricher Sammlung ist nicht mehr vorhanden.
Vermutlich lag von Seiten Bremi’s eine Fundortsverwechselung vor.
Wenn im Tessin wirklich Poecilimon auftreten, dürfen wir viel wahr-
scheinlicher Poee. fieberi Fieb. von dort erwarten, die mit ihren Stationen
in Istrien, Krain und besonders Monte Baldo (Brunner) dem Tessin
näher rückt, als die genannte griechische Art.
Barbitistes yersini Brunn. 1882.
Prodr., 270.
Nadig, l.c., 129.
Illyrisch.
Nach Dr. Nadig im unteren Teile des Valle d’Otro, auf Gebüsch,
besonders Rubus.
B. yersini Nadig stellt neben Rhacocleis diserepans die einzige aus
dem Val Sesia aufgezählte Art vor, welche bisher nicht in der Schweiz
beobachtet wurde.
Genus Pachytrachelus Fieb. 1853.
Fieber, Synops. 1853, 45.
Pachytrachelus striolatus Fieb. 1853.
Syn., 45.
Thamnotrizon striolatus Krauss 1873, 6.
P. striolatus Brun., Prodr., 331; — P. st. Burr, 113. — P.st.
Tümpel, 1908, 270.
Dinarisch, nur aus Istrien, der Herzegowina und Südtirol be-
kannt, geht bis an den Lago Maggiore.
In Südtirol von der Niederung vom VIIL—X. bis 2100 Fuß
iemlich allg mein verbreitet im Dickicht, namentlich unter Epheu,
Clematis, Brennesseln, Brombeerhecken an Felsen, Mauern mit T%.
Die Orthopteren der Schweiz. 253
cinereus’und Ant. raymondi. Bozen, Meran, Ala, Trient, Monte Baldo
(Graber).
. Häufig in der Umgebung von Atzwang, Völs und Eppan im Ge-
büsch (VIIL., IX.). Die 22 fressen Ameisen, welche wie bei den Mantis
mit den Vorderbeinen festgehalten werden (Krauss).
Eine südöstliche Spezies, welche im langen Gras in Tirol vorkommt,
ebenso am Lago Maggiore (Burr).
Frißt zuweilen Ameisen, welche mit den Vorderbeinen festgehalten
werden, das Chitinskelett wird wieder ausgespieen. Larven grün,
auch die Seitenlappen des Pronotums, mit drei braunen Längsstreifen
über den ganzen Körper (Tümpel).
Die Art wird, da sie nach Burr am Lago Maggiore vorkommt,
über kurz oder lang auf Schweizer Boden übertreten, wenn sie nicht
überhaupt bereits die Umgebung von Brissago besiedelt.
Nach Dalla Torre geht sie in Südtirol bis Bozen und Meran.
. Genus Rhacocleis Fieb. 1853.
Fieber, Synopt. europ. Orth. Lotos, 38.
Rhacocleis discrepans Fieb. 1853.
Rhacocleis discrepans Brunn., Prodr., 321. — R. d. Burr, 98. —
R. d. Finot, 195. — R. d. Nadig, 129.
Pontisch. Vom Bosporus bis zur Provence.
Diese Spezies, von Herr. Schäffer 1835 als Decticus germanicus
benannt, hat einen großen Verbreitungsbezirk und variiert außer-
ordentlich in der Größe, indem sie gegen Osten kleiner wird. Die
kleinsten Individuen stammen aus der Dobrudscha. Sonst von Dal-
matien über Görz bis Venedig, Florenz, im Peloponnes (Brunner).
In der Provence vom VIII. bis X. an krautigen, unkultivierten
Stellen (Finot). In Frankreich selten, häufiger in Ost- und Südeuropa,
an einigen Stellen in Savoyen gefunden (Burr).
Sehr selten in der Provence, zwischen trockenen Kräutern an stark
der Sonne ausgesetzten Stellen, gelegentlich in Gesellschaft von Anter-
astes raymondı (Azam).
Es ist nicht ausgeschlossen, daß diese Art oder Trötkeieh Rhacocl.
bormansi Brunn. auch auf Schweizer Gebiet noch entdeckt wird, weil
sie vom Val Sesia (-Südabhang des Monte Rosa) durch Dr. Nadig
vermeldet wird. Dr. Lea Mei registriert Rh. bormansi aus dem Friaul,
Venetien, wo sie neben Thamnotrizon chabrieri auftritt.
Ephippigera bormansi Brunner 1882.
Prodromus, 393; Azam, Cat. Basses Alpes, 44 und Cat. France, 68;
Burr, 120.
B. vitwum, Pirotta, 1. c., Varese.
Mediterran.
Bei Madonna del Monte nahe Varese von Bormans entdeckt,
außerdem von Azam auf dem Cheval Blanc, nahe dem Col de la Cine,
Basses Alpes gefunden, wo sie nur über 1200 m, im IX. vorkommt.
5. Heft
254 - -H. Frühstorfer:
Ghidini, der frühere Präparator des Museums in Genf erklärte
Mons. Charles Maerky in Genf gegenüber, daß er Eph. bormansı
in Anzahl südlich von Locarno am Lago Maggiore beobachtete. Wenn
keine Verwechselung mit Eph. perforata Rossi oder E. pliniana Fruhst.
vorliegt, ist es natürlich, daß wir diese norditalienische Grenzart im
Tessin erwarten dürfen.
Ephippigera borelli Griffini 1893.
Boll. Mus. Zool., Turino, 13 u. 138; Burr, 152.
Mediterran.
„Olivaceus, basi purpurescens, apice fuscus. Elytrae flavo ferru-
gineae. Abdomen supra purpurascens, nigro et flavido variegata,
subtus flavescens. Pronotum unicolor, perparum rugosum, supra
pallide et sordide violaceo roseum.
Ovipositor 24—26 mm.“
Piemont, Colle Ciriegia, Ende VIII. (Borelli leg.).
Arten, welche in Tirol gefunden wurden, aber aus der
Schweiz noch nicht bekannt sind.
Aphlebia brevipennis Fisch. 1853.
Blatta br. Fisch., Orth., 102, t.7, £. 12.
Aphlebia b. Brunner, Prodr. 43.
Pontisch.
Serbien, Steiermark bis Südtirol. In Südtirol bis Caldonazzo
(Dalla Torre).
Tryxalis nasuta L. 1764.
Gryllus nasutus, Mus. Lud. Ulr., 118.
Truxalis nasuta Finot, 152, VIL—X.
Tryzalis nasuta Fisch. 299, t. 15, f. 1—2.
Azam, Cat. France, 39. VIL—XI. Acrida n. Burr, 29.
Paläotropisch. Ganz Afrika, Asien, Australien.
Im Herbst im ganzen Litorale des Mittelmeers mit -Vorliebe in
feuchten Wiesen (Finot). Auch auf krautigen Waldlichtungen (Azam).
Am Südabhang d»r Alpen, nördlich bis Budapest (Brunner). Auf
der iberischen Halbinsel nur im Osten und an der Südküste (Burr).
In Südtirol bis Arco und Rovereto (Dalla Torre).
Chortippus petraeus Brisout 1855.
Acridium petraeum Bris., A. S. E. F., 114.
Stenobothrus petraeus Brunner, Prodr., 115; Azam, 189, 23.;
Finot, 118.
Omocestus p. Burt, 33.
Sibirisch.
Basses Alpes, Col dela Cine, Cheval Blanc, über 1500 m (Azam).
In Südtirol bis Rovereto (Dalla Torre).
Die Orthopteren der Schweiz. 255
Acrotylus patruelis Sturm 1840.
Gryllus patruelis Sturm, Fortsetzung von Panzers Fauna, t. 18.
Acrotylus patruelis Brunn., 156; Burr, 60.
Mediterran.
Südtirol, Rovereto (Brunner).
Leptophyes bosei Fieber-Brunner 1878.
Brunner, Mon. Phaner., 82; Prodromus, 288; Burr, 87.
Illyrisch.
Von Istrien bis zu den Alpen von Unterösterreich. In Südtirol bis
zum Fassatal und am Adamello (Dalla Torre).
Leptophyes albovittata Kollar 1833.
Barbitistes albo-vittatus, Beitr. Landesk., 76.
Odontura albo-vittata Fisch., 233, t.12, f.16. O.a. Graber, 18.
Leptophyes albovittata Brunn., 287; Burr, 87, Südtirol.
Pontisch.
Nach Zacher vom Ural und Kaukasus bis Südtirol. Auf Sträuchern,
namentlich Brombeer, Nesseln, Salvien, Menthen im Juni. Ersetzt
im östlichen Europa L. punctatissima (Brunner). Bei Kastelruth
auf Gesträuch. Valsugana auf Bohnen- und Weinlaub in Maisfeldern.
Monte Baldo, etwa 700 m, VIIL, IX. (Graber). Nord- und
Südtirol (Dalla Torre).
Poeeilimon fieberi Ullrich 1856.
Fieber, Syn. 1853, 51.
Brunner, 260, Monte Baldo; Redtenbacher, 87; Burr, 82.
Illyrisch.
Auf mageren Wiesen bis hoch ins Gebirge. Dalmatien, Krain
(Brunner). Südtirol bis Trient (Dalla Torre).
Pachytrachelus graeilis Brunner 1861.
Thamnotrizon gr. Brunn., V. Z. B. Ges. 16, t. 14, f. 15; Graber,;
le, XX.,377;. Redtenbacher,. 11H.
Illyrisch-pontisch.
In schattigem Gebüsch neben P. striolatus, jedoch, mit größerem
Verbreitungsgebiet. Südtirol, Recoaro; Siebenbürgen bis Steiermark.
(Brunner).
Von Serbien, Siebenbürgen an, durch Steiermark bis Südtirol
(Redtenbacher).
Auch diese Art wird trotz Graber und Redtenbacher von
Dalla Torre nicht erwähnt.
Pachytrachelus frater Brunner 1882.
. Prodromus, 331, Süddalmatien; Redtenbacher 1900, 111.
Illyrisch.
5. Heft
256 H. Fruhstorfer:
Von Serbien, Siebenbürgen, Südungarn bis Südtirol. Aus Süd-
tirol nur durch Redtenbacher bekannt, Dalla Torre zählt sie
in „Polaren Grenzen“ nicht auf.
Platycleis intermedia Serv. 1839.
Decticus intermedtus Serv., Orth. ‚488, Montpellier.
Platycleis intermedia Brunn., 349;: Finot, 205; Azam, Cat. 1901,
157; Burr, 108.
Mediterran. Von Spanien bis Griechenland, Kleinasien.
Nur im Süden von Frankreich, auf Kräutern, an unkultivierten
Stellen, vom VIL.—XI. (Azam). In Spanien vom VIL.—XII. (Burr).
In Südtirol bis Völs am Schlern (Dalla Torre).
Ephippigera discoidalis Fieb. 1853.
Lotos, 203, Dalmatien, Portugal (?).
Ephippigera limbata Fisch., Orth. Europ. 1853, 216, t. 10, f.7;
Dalla Torre 1909.
Ephippigera sphacophila Krauss, Orth. Istrien 1878, 81, t. 5, f. 2.
Dinarisch.
Für Südtirol durch Dalla Torre nachgewiesen, geht dort bis
Condino.
Lebt an heißen, trockenen Stellen besonders auf Disteln, findet
sich aber auch auf Cistus, Erica arboreum und häufig im Grase, wo man
sie laut zirpend einander nachlaufen sieht. Die Eiablage geschieht da-
durch, daß sich das @ schräg an den Pflanzen aufstellt und die Lege-
scheide, ohne das Abdomen zu krümmen, einsticht. Für jedes Ei
wird eine besondere Öffnung gemacht (Krauss).
Gryliomorphus dalmatinus Ocsk. 1832.
Acheta dalmatina Ocsk., Act. Ac. Leop., 959.
Gryllus apterus Fisch., 173.
Gryllomorphus dalmatinus Brunner, 444.
Gryllomorpha dalmatina Finot, 242; Azam, Cat. 1901, 102;
Burr, 146, Südtirol.
Illyrisch-mediterran.
Von Istrien und Dalmatien bis Neapel, Südfrankreich, Spanien,
Algier.
; In Kellern, unbewohnten Häusern, unter Steinen an Häusern,
X. und XI. ausgewachsen (Azam). Nach Finot das ganze Jahr über.
In Südtirol bis Rovereto.
Troglophilus negleetus Krauss. |
Tr. n. Krauss, Orth. Istrien, 86, t. 5, £.2; Brunner, 412; Redten-
bacher, 129.
Pontisch.
Von Griechenland bis Krain (Redtenbacher). In Südtirol bis
Rovereto (Dalla Torre).
Die Orthopteren der Schweiz. 257
Troglophilus cavicolus Koll. 1833. |
Locusta cavicola, Beitrag Landeskunde III., 80.
Raphidophora cavicola Fisch., 201,t. 11, f. 2—2d.
Troglophilus cavicola Brunn., 411; Redtenbacher, 129.
Pontisch.
Von Serbien, Griechenland bis Wien und Südtirol.
In Kalksteinhöhlen und in schattigen Laubwäldern, an Fels-
wänden, unter Laub und Steinen (Brunner). Südtirol bis Meran
(Dalla Torre).
Trigonidium cieindeloides Serv. 1838.
Serville in Rambur, Faune Andal., 39; Fischer, Orth., 169,
t. 9, fig.5—5b; Brunner, 423; Finot, 2.3; Azam, 1901, 104; Redten-
bacher, 133; Burr, 137, Südspanien, Minorca.
Paläotropisch. Von ÖOstindien bis Algerien und den Kanaren.
In feuchten Wiesen in einigen Mittelmeergegenden nicht selten
(Brunner). In Frankreich sehr selten, nur bei Hyeres und auf Korsika
(Azam). Auf Kräutern und im Schilf, besonders in Siimpfen (Finot).
Von Redtenbacher aus Südtirol erwähnt, von Dalla Torre nicht
vermerkt.
Verzeichnis der Literatur über
die Orthopteren der Schweiz und ihrer Nachbarländer.
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ra: 5, Heft
260
H. Fruhstorfer:
Alphabetisches Verzeichnis der Gattungs- und Artnamen.
(Zusammengestellt von Embrik Strand.)
Acridium Geoffr.
aegyptwum L. u. : » ».- 156
Acrotylus patruelis St. 255
Anechura Scudd.. . .. . - 67
bipunctata F. 67, 248
Antacius Brumn. . .. .... 198
pedestris F. 199, 248
brunneri Kraus . . . . - 202
Anterastes Brunn. . ... .- 203
raymondi Yers.. .. - . - 203
Aphlebia Brunn. - ..... 73
maculata Schreb... . . . - 73
punctata Charp. . . . . - 74
brevipennis Fisch.
Apterygida Westw. . . . . - 70
albipennis Meg.
Arcyptera Serv.
Mae Ball, 55%. 98% 136, 249
flavicosta Fisch. . . . . - 137
Adlopus Fieb. .... +... 138
strepens Latr. ; . 2... 138
thalassinus F.e .. . .- . » 139
tergestinus Charp.. . . » - 140
Anonconotus Cam. . . » » - 197
unina Dermiiarn e 197
Barbitistes Charp. . . - - - 174
(efr. p. 249)
serricauda F. ... .... 174
obtusus Targ. iu un.“ 175
— f. viridescens n. . 176
+ L.plela Di Ve 176
— L.alpimu.:2. 08% 179
yersint Brunn. : url: sure 252
el et 82
orientahs L. . . 4." .... 82
Bryodema Fieb. ... . . . 153
tuberculata F.
Caloptenus Burm.
tUaheus 2% 168, 249
Chelidura Latt. ........ 66
üpiera Charp. ©... 0 vets 66
mutico Kraus... . .» . 250
Chelidurella Verh. .. .. . 65
acanthopygia Gene . 65, 250
Ohortippus Fieb. . . .
Chortippus Fieb. . . .
elegans Charp. . . .
dorsatus Zett.
parallelus Zett. . .
pulvinatus Fisch... .
petraeus Bris.
Chrysochraon Fisch.
dispar Heyer
brachypterus Ocsk. .
— chrysoberyllus n.. . . »
Conocephalus Thunb. . . . .
“ tuberculatus Rossi
Decticus SeIv. . .. .
verrucworus L. . . .
Ectobius Steph.
lapponicus L.
lucidus Hag.. . - .
. . .
- . .
neolividus Ramme & Fruhst. 78
vittiventris Costa . .
woidas Bis Sr
punctatissimus Ramme . .
panzeri Steph. . . .
nicaensis Bris. . . .
Ephippigera Latr. . .
ephippiger Fiebig. .
discoidalis Fieb. . .
persicaria nn... . .
borellii Griff.
crucigera Fieb. . . .
— f. eustratia. n.. .
perforata Rossi... .
pliniana n.
bormansı Br.
Forficula L:. . . . 4
auricularıa L.
decipiens Gene...
Gomphocerus Thunb.
maculatus Thunb.
antennatus Fieb. . .
PA BENDER
rufus formae novae
sibiricus 1.
. . .
. . .
Die Orthopteren der Schweiz.
pag
Gomphocerus livoni Azam .
Gryllomorphus dalmatinus Ocsk. 256
Gryllotalpa Latr.. ... . - 245
vulgaris Latt. ..». .. >. 245
N ie RER 239
campestris L. 239, 249
domesticus L. 243, 249
burdigalensis Latr. . . . - 244
desertus Pall.
Isophya Brunn.
Dyrenaea SeIV..: ..... 180
Bra lesch.. . lass. 65
EEE 0 EAN Ca Ge FR 65
Labidura Leach . .... . 64
riparia Pall.. . ... .64, 249
Leptophyes Fieb.
punctatissima Bosc .
laneaude FEv: a: -..0..
Boser ‚Fieb,.: .3.85%5- arts
albovittata Koll.
Loboptera Br.
decipiens Germ. . . . . . 8
Boensia Geollt: : =. .1un aus 192
MMSAMaL. ... “7.0.0 192
caudata Charp.. . . . . . 195
cantans Fuessly . . 196, 248
EIELT SR EEE RIERHER 83
vahinse Lu. 2.08 nn 83
Meconema SeIv. . . 2... 186
thalassina De Geer . 186
brevipenne Yers. . . . - - 187
DEREN u a. 249
Meeostethus Fieb. . . . . . 142
grossus L. : 142, 249
— f. vinulan.. . . 143
Nemobius Nerv. . ..... 237
sulwestris. Bose... 202% 237
heydenm. Fisch. ...... - .:. 238
Oecanthus Sewv. . 2.2... 235
pellucens Scop.. . ....... 235
Oedaleus Fieb.. .. . . . . 145
nigrofasciatus D.G. . . .. 145
Oedipoda Serv.. . . . - N)
mine Ball. : r.r2::..8 150
coerulescens L. . . . 151, 249
Omocestus Bol... . . ....
haemorrhoidalis Charp.
. 103 |Omocestus haemorrhoidanis
fantinus n.
Orphania Fisch.
denticauda Charp.
Pachytilus Fieb. . . . Be
migratorius L. . . -
GaRLEUS TE 4
Pachytrachelus Fieb.
Taler Bes sr
streolatus Fieb. . . .
gracıhıs Br.
alliaceus Germ.
Periplaneta Burm. . .
americana L.
germanica L.
Platycleis Fieb.
grisea F.
— f. diminuta n.
saussureana Frey- Gessn. .
TaErugosa mil...
Platyphyma Fisch. . .
giornae Rossi
Podiısma Latr.
— strandi n.
pedestris L.
alpına Koll... . .
— f. formosante n.. . . -
Poecilimon Fisch. . .
ionicus Koll... . -
vorıdulus L. . .. ...
rufipes Zett.. . . .
. . .
. . .
Paracinema Fisch.
tricolor Thunb... . .
Parapleurus Fisch. . .
australasiae F. . .
Phaneroptera Nerv. . .
falcata Scop.. . . -
quadripunctata Brunn.
Phyllodromia Serv.. .
. . .
intermedia Nerv. . .
. . .
. . .
bicolor Phil... . .
roesei, Hag.: .... .
brachyptera L. . .
— f. restrieta n. . -
— f. rhaetorum n. .
em eh ah Kerl. €
schmidti Fieb. . . .
frigida Boh. . . .
. . .
. . .
5. Heft
262 H. Fruhstorfer.
j pag. |.
Poeetlimon fveberi Ullr. . . 255 | Stenobothrus stigmaticus Ramb.
Psophus Fieb. . . . . .. . 143| nigromaculatus H.-Sch.
stridulus L.: - . .... = 143, 249 | - Tineatus Panzı. »"7’. 105,
Rhacocleis Fieb. . . . . . . 253| -- formae novae. }
discrepans Fieb. '. . .v. . 259 | Tetiw Charp. : : . . »
Saga. Charp. „vu! 7.072234 | bipunctatus L: . +. .%
serrata F. . . ATETETrTe Krauss ; „LE
Sphingonotus Fieb.. 2. ..154| kraussi Sauley .
toerdlans Ir. I MR 154 subulatus L.
Stauroderus Bol. . . . . . . 114 | Thamnotrizon Fisch. :
pullus Phil... . .. .. . 114| griseoaptera De Geer
apricarius L. . . . 114, 249| Jallax Fisch. . I
miniatus Charp. . . . . . 115| chabrieri Charp. Sa
— f. rg Bine enll6) = aplerus' Bu: 12. 2a a
morio F.. » . 20... 118,249 Trideetylus Olıv. . 3
biguttulus L.. . . . . . . 119| variegatus Latr. :
bieolor Charp. .=. . . . . 120 | Trigonidium cieindelordes Serv.
mollis Charp. . . . . . . 123 | Troglophilus cavicolus Koll.
vagans Fieb.. . . . 124, 251| neglectus Krauss . ;
Stauronotus Tylopsıs hilifola F.
maroccanus Thunb. . . . . 104 | Xiphidium Serv. .
genei Ocsk. . . .......:104| /uscum F.
Stenobothrus Fisch. . . . . . 105| dorsale Latr..
Inhaltsübersicht.
VERWOrh Sn ir a ER N RE TETE N ei Ee
Allöcmeine Binleitung MERAN REN Tr
Kapitel 1. Vorarbeiten früherer Forscher. . . ... 2.2.2...
Kapitel 2. Faunistische Gebiete der Schweiz. . . . . 2.2...
Kapitel 3. Interessante Fundstellen . .. ..: 2 2222200.
Verzeichnis der aus der Schweiz bisher bekannten fossilen Orthopteren mit
Streiflichtern auf die geologischen Perioden und die Phyletik der
Orthopteren 7 RN Er ER
Orthopteren der Quartärperiode und mutmaßliche Herkunft und Ver-
hraikııp. der ‚resimten. Arten... 1. A ENDE ELRTE
Faunistische Vergleiche mit den Nachbarländern und innerhalb der Schweiz
Verzeichnis der Arten, ihrer Synonyme und Fundstellen . . 2.2. .2....
Vaanıntischer Mackie Sy a Te I a ET ERTANR
Für Schweizer Gebietimsichere Arten . . .. .. 2 20.0 en. elee
Arten, welche in Tirol gefunden wurden, aber aus der Schweiz noch nicht be-
kanat Bill... "2200 Ko I ee u ET
Verzeichnis der Arbeiten über Orthopteren der Schweiz und ihrer Nachbar-
and 2 A a ET Er RETTEN
Pag.
105
. 105
Amerikanische Hispinen.
Von
J. Weise.
Die folgenden Arten befinden sich im Deutschen Entomologischen
Museum in Berlin-Dahlem und stammen hauptsächlich aus der Samm-
lung von Prof. Dr. Kraatz.
Cephalolia distineta Baly. 1 typisches 2? von Bugaba ist an der
hellen Färbung in Verbindung mit dunklen Beinen kenntlich, ziemlich
schlank gebaut, 7,5 mm lang, sehr blaß bräunlich gelb, Fühler tief
schwarz, Hinterbrust, Bauch und Beine pechschwarz, die Schenkel-
basis etwas rötlich. Halsschild quadratisch, fast so lang als breit,
an den gerundeten Vorderecken wenig vorgezogen.
Cephalolia bella Baly. 2 Typen von Bugaba haben dieselbe Form
und Größe wie die vorige und unterscheiden sich sofort von den durch-
weg kleineren verwandten Arten mit einer gelben Längsbinde auf
den Flügeldecken durch die auffällig starke Punktierung der letzteren.!)
Sceloenopla (Pseudhispa) quadricoloer n.sp. Hlongata, supra
viridis, elytris imbo angusto basali limboque latiore laterali et apicali
(cupreo maculatis) flavis, angulo postico laterali obtuse-rotundato;
subtus flava, antennis, pro- et mesosterno, coxis tarsisque nigris. —
Long. 85—9,5 mm. Callanga.
Die bis jetzt bekannte größte Art dieser Gruppe, in Farbe und
Zeichnung der Pseudh. clara am ähnlichsten, aber durch die größten-
teils helle Unterseite, schwarze Fühler und Tarsen, das fast einfarbige
Halsschild und die hintere Außenecke der Flügeldecken verschieden,
welche stumpfwinklig-abgerundet ist. Oberseite lebhaft grün, ziem-
lich matt, der Vorder- und Hinterrand des Thorax schmal gelblich
rot, ein Saum der Flügeldecken, welcher an der Basis fein, am Seiten-
und Hinterrande breit und mit einigen schwärzlich-kupferigen Makeln
versehen ist, nebst Hinterbrust und Beinen gelb, Tarsen, Hüften
und Trochanteren, Vorder- und Mittelbrust sowie die Fühler schwarz.
An letzteren ist die Unterseite des Basalgliedes rötlich, die ersten sieben
Glieder sind kahl oder sehr spärlich behaart und mäßig glänzend, jedes
der vier Endglieder kurz, dicht behaart, matt. Stirn eben, dicht und
zart gerunzelt, mit feiner Mittelrinne; vorn in eine Spitze zwischen
die Fühler verlängert, die unten plötzlich zu einer Mittelleiste des
glatten Clypeus abfällt. Diese Leiste ist oben niedrig und fein, ver-
1!) Die Beschreibung von Cephalolia dorsalis Baly ist unvollständig. Die
Oberseite wird schwarz genannt, mit einer schwarzen keilförmigen, nach hinten
verbreiterten Nahtbinde vor der Mitte der Flügeldecken. Wahrscheinlich ist
die Grundfarbe der letzteren rot oder gelb.
5. Heft
264 J. Weise:
breitert und erhöht sich allmählich nach vorn und trennt zwei weite
Gruben, welche von dem etwas wulstartigen Seiten- und Vorderrande
begrenzt sind. Das Halsschild ist etwas länger als an der Basis breit,
dicht und mäßig stark punktiert, die Seiten konvergieren nach vorn
sehr wenig, im vorderen Drittel etwas stärker. Flügeldecken noch
kräftiger wie das Halsschild punktiert, die 5 ersten (ganzen) Reihen
und die achte regelmäßig, die beiden dazwischen liegenden im ersten
Fünftel fast regelmäßig, dahinter verworren und vermehrt, die beiden
letzten Reihen auf dem Schulterlappen und am Hinterrande ver-
doppelt, dazwischen auf eine starke Reihe beschränkt. Die erste,
zweite und vierte Längsrippe deutlich, jedoch fein und niedrig. Die
Flügeldecken treten an der Basis schräg heraus, sind hinter der
Schulter leicht verengt, sodann wieder allmählich verbreitert, ihre
Schulter- und hintere Außenecke verrundet-stumpfwinkelig., Der
Hinterrand ist neben der Außenecke sanft ausgeschweift und bildet
dann einen sehr schwachen gemeinschaftlichen Bogen. Die dunklen
Makeln des Seitensaumes bestehen aus einem Längsflecke, der den
Schulterlappen einnimmt (die Epipleuren daneben bleiben grün),
einer Linie in der letzten Punktreihe vor und neben der hinteren
Außenecke, sowie einer breiteren Querlinie vor dem Spitzenrande.
Sceloenopla (Mierodonta) Kraatzi n. sp. d. (Cuneiformis, nigra,
prothorace cerebre punctato fulvo vitta media nigra, elytris quradri-
costatis fulvis, pone medium obscure aeneis vel nigro-coeruleis,
margine laterali apicem versus valde dilatato. — Long. 13 mm.
Peru: Vilcanota.
Lang dreieckig, schwarz, Thorax und vordere Hälfte der Flügel-
decken hell rostrot; ersterer hat eine schwarze Mittelbinde, die etwas
schmaler als die Stirn ist. Die Flügeldecken haben die hintere Hälfte
metallisch dunkelgrün, an den Seiten dunkelblau und eine schwarze
Nahtbinde, welche bis in die abgekürzte Punktreihe reicht, hinter
dieser auf die Nahtkante beschränkt ist. Die rote Farbe reicht in dem
Raume zwischen der Naht und der dritten Rippe bis hinter die Mitte,
außen nur bis vor die Mitte. Die beiden ersten Fühlerglieder sind klein,
die folgenden fünf zusammengedrückt und mäßig verbreitert, Glied 3
ist das längste, ziemlich doppelt so lang wie die beiden ersten
zusammen, Glied 4—7 nehmen allmählich an Länge mehr wie an Breite
ab, 8-10 sind schmal und kurz, das Endglied länger. Halsschild
wenig breiter als lang, nach vorn verengt, an den Seiten zweimal
ausgebuchtet, oben dicht punktiert, die Mittellinie glatt mit feiner
Rinne. Die Scheibe der Flügeldecken hat 4 Rippen, von denen die
vierte schwächer wie die andern und hinten mit ihnen fast verbunden
ist; die Intervalle sind doppelreihig punktiert und die einzelnen Punkt-
paare durch Querleistehen getrennt. Der abgesetzte Seitenrand er-
weitert sich gleichmäßig.nach hinten, so daß die Flügeldecken ihre
größte Breite kurz vor der abgestutzten und mit einigen undeutlichen
stumpfen Zähnchen versehenen Spitze erlangen; dieser Rand ist bis
zur Mitte quer gerieft, dahinter dicht verworren und etwas runzelig
Amerikanische Hispinen. 265
punktiert. Die Vorderschenkel erweitern sich, ähnlich wie bei den
übrigen großen, dreieckigen Arten, an der Vorderseite in eine hohe,
scharfe Längsleiste, die Vorderschienen sind mit einem langen, ge-
krümmten Dorne bewehrt. Der Penis ist klein, fast gleich breit und
am Ende breit abgerundet.
Metaxycera purpurata Guer. Bei normal gezeichneten Stücken
hat das Halsschild eine durchgehende, hinten verbreiterte schwarze
Längsbinde auf rotem Grunde und auf den schwarzen Flügeldecken
ist ein Saum am Basal- und dem Anfange des Nahtrandes nebst 3 ab-
gekürzten Querbinden jeder Decke rot. Die erste läuft sehr schräg
vom Ende der Schulterbeule nach hinten und innen, die zweite, dicht
hinter der Mitte, und die dritte vor dem Hinterrande sind gerade.
Bei einem Stücke von Columbien ist die schwarze Thoraxbinde
nur noch vor dem Schildehen vorhanden und die 3 Querbinden jeder
Decke sind in je 2 kleine, gerundete Makeln aufgelöst, auch hängt
der rote Basalraum nicht mehr mit dem kurzen Nahtsaume zusammen.
Die Gattung Charistena umfaßt 3 schlanke Arten:
1. ruficollis F. Schwarz, die Flügeldecken meist bläulich-schwarz,
ihr Basalrand zwischen der ersten und zweiten Rippe, der Thorax
oben und unten nebst einem mehr oder weniger großen Teile an der
Basis der Vorderschenkel (seltener aller Schenkel) gelblich rot. Die
Naht und die drei Rippen jeder Flügeldecke hoch, scharf begrenzt.
Zwischen die fünfte und sechste Punktreihe schiebt sich auf dem
hinteren Teile der Schulterbeule ein Punkt, oder eine Reihe von
drei Punkten. Das Kopfschild ist glänzend schwarz, wenig gewölbt,
etwas breiter wie lang, nach oben verengt und nahe der Fühlerwurzel
breit abgerundet, unten fällt es sanft zu einem schmalen, ebenen
Querstreifen ab. Die Mittelrinne der Stirn ist breit und tief, stärker
wie die Augenrinne. L. 4—4,8 mm. Tropisches Südamerika.
ab. lineola n. ab.: Auf den Flügeldecken ist das erste Viertel oder
Drittel der ersten Rippe rotgelb. Brasilien: Sao Paulo.
2. Deyrollei Baly. Schwarz, Prosternum oder die Vorderbrust mit
Ausnahme einer Makel neben den Hüften, die Basis der Vorder- oder
aller Schenkel, das Halsschild und eine Längsbinde am Seitenrande
vor der Mitte der schwarzen oder bläulich schwarzen Flügeldecken
rotgelb. Die beiden ersten Rippen jeder Decke kräftig und hoch, die
dritte schwächer, die Basalkante stark erhöht und der erste Punkt
der 4 inneren Reihen auffällig groß und tief. Kopfschild schwarz,
ziemlich so lang wie breit, vorn im Bogen ausgeschnitten, nach oben
verengt und die abgerundete Spitze viel höher als die Fühlerwurzel,
in der Mitte glatt, an den Seiten punktiert. Stirn vorn rötlich gelb,
die Augenrinne tief, die Mittelrinne weit und sehr flach. — L. 5—5,5 mm.
Columbien, Panama.
3. Bergi Duviv. Etwas länger und flacher wie die beiden vorigen
Arten, schwarz, eine Makel an der Basis der Schenkel (wenigstens
der Vorderschenkel), das Kopfschild und Halsschild rotgelb, Stirn
und Flügeldecken oft grünlich schwarz, letztere sehr schwach gerippt.
d. Heft
n —
266. 0 .J. Weise:
Die erste Rippe ist vorn unbedeutend gewölbt, erhebt sich erst hinter
der Mitte und ist hinten am höchsten. Die zweite ist schmaler, die
dritte sehr schmal, beide sind nur hinter der Mitte erhöht. Die doppelten
Punktreihen der Intervalle sind kräftig, das Halsschild ist in der Mitte
fast glatt, an den Seiten und im Quereindrucke vor der Basis ziemlich
dicht punktiert. Das Kopfschild bildet eine Querwulst, die nicht dicht
punktiert ist.
Ich beziehe diese Art, von der ich durch Staudinger 1 Exemplar
aus Cayenne erhielt und ein anderes aus Paraguay (Reich) aus der
Collect. Haag, des Deutsch. Ent. Museums vergleichen kann, auf
Bergi, obwohl die Fühler nicht mit der Beschreibung übereinstimmen.
Ihre 6 ersten Glieder sind fast kahl, Glied 3 kürzer oder so lang wie
2, 4—6 jedes kürzer wie 3, die folgenden, von denen das zehnte und
elfte zu einem verbunden ist, sind dicker als die vorhergehenden und
ziemlich dicht gelblich behaart.
Hispa porosa Germ. habe ich im Col. Catalogus, pars 35 p. 23
zu Anoplitis gestellt, sie gehört aber nach einem typischen Stücke
(Brasilien, Schaum) zu Chalepus, und mit ihr ist tenuis Chap. identisch.
Langgestreckt, schwarz, unten glänzend, oben fast matt, 2 breite
Längsbinden des Halsschildes und eine Längsbinde jeder Flügel-
decke gelblich rot. Letztere nimmt den Raum zwischen der zweiten
und vierten Rippe von der Basis bis hinter die Mitte ein. Der Clypeus
ist lang rechteckig, fein körnig punktiert. Fühler normal, ziemlich
kräftig, Glied 3 wenig länger wie 2, die ersten vier Glieder wenig:
glänzend, die andern matt, die 5 Endglieder unbedeutend dicker wie
die vorhergehenden. Thorax dicht punktiert, etwas breiter als lang,
an den Seiten hinten fast parallel, vor der Mitte gerundet-verengt,
rotgelb, ein feiner Seitensaum und eine Mittelbinde, hinten so breit-
wie das Schildchen, nach vorn verengt und mit einem schmalen Vorder-
randsaume verbunden; schwarz. Flügeldecken wenig breiter wie das
Halsschild, parallel, an den Seiten äußerst fein gesägt, hinten mit
etwa 5 längeren dornförmigen Zähnchen, auf der Scheibe mit zehn
Punktreihen und vier Rippen: Die beiden ersten kräftig, die vierte
schwächer, die dritte nur an der Schulter und vor der Spitze vorhanden.
Xenoehalepus bogotensis n.sp. Elongatus, niger, femoribus‘
anticis subtus prothoraceque fulvis, hoc nigro - quadripunctato,
articulo tertio antennarum elongato, elytris vitta laterali pone medium
oblique abbreviata flava signatis. — Long. 5 mm. Bogota (Bonneuil).
Eine schlanke kleine Art, die an dem sehr langen dritten Fühler-
gliede und der Thoraxzeichnung leicht zu erkennen ist.
Schwarz, die Unterseite der Vorderschenkel nebst dem Halsschilde
rötlich gelb, letzteres mit 4 schwarzen Punkten, 2 neben einander
wenig vor der Mitte und 2 in gleichem Abstande von einander auf der
Basalkante. Außerdem ist das Pro- und Mesosternum und ein feiner
Seitensaum des Bauches rötlichgelb, auf den Flügeldecken ein Seiten-
saum gelb. Dieser reicht vorn bis an die erste, nahe der Mitte bis an
die zweite Rippe und ist dahinter schräg abgekürzt, indem der Hinter-
.
1 a VE N
u
Amerikanische Hispinen. 267
rand eine Linie bildet, die von der vierten Punktreihe nach hinten
und außen läuft und den Seitenrand in ?/, Länge erreicht. Clypeus
wenig länger als breit, fast quadratisch, gewölbt, grob gekörnt und
gerunzelt. Fühler mäßig dick fadenförmig, Glied 3 länger wie die
beiden ersten oder die heiden folgenden zusammen, unterseits in der
Nähe der Mitte etwas ausgeschweift. Stirn sparsam punktiert und
behaart, mit 3 Längsfurchen, die durch 2 Längskiele getrennt werden.
Halsschild quer, vor der Mitte verengt, hinten leicht ausgeschweitt,
dicht punktiert. Flügeldecken mit 10 ganzen Punktreihen und 2—3
Punkten neben dem Schildchen, die beiden ersten Rippen kräftig,
die beiden äußeren schwächer, die dritte in der Mitte weit unter-
brochen.
Xenochalepus platymerus H. Lüc. Brasilien (Schaum). Eine aus-
gezeichnete Art, deren eigentümlicher Umriß durch die Abbildung
von Lucas gut wiedergegeben ist. Die Scheibe der Flügeldecken ist
bis zur zweiten primären Rippe eben, dann fällt sie schräg bis zur
vierten Rippe ab, die sehr schwach, niedrig und wenig deutlich ist
und den ausgebreiteten Seitenrand begrenzt auf dem die neunte und
zehnte Punktreihe liest. Dieser Rand erweitert sich von ungefähr
i/, der Länge ab allmählich bis an das letzte Viertel, um sich dann
in leichter Rundung zur schmalen Spitze zu verengen, welche einen
gemeinsamen viereckigen Ausschnitt besitzt, der etwas länger wie
breit ıst. Die Schulter tritt nach außen in einem rechten Winkel vor,
welcher von der dritten Rippe gebildet wird, die bald dahinter ver-
schwindet; nachher ist der Raum zwischen der zweiten und vierten
Rippe mit 2, später mit 3 unregelmäßigen Punktreihen besetzt. Der
Clypeus ist gerunzelt, viereckig, konkav, nach oben ansteigend und
etwas verengt; er geht oben in eine kleine dreieckige, höckerartig
erscheinende Fläche über, die jederseits in eine rötliche Grube zur
Einlagerung des ersten Fühlergliedes abfällt. Die Stirn hat eine feine
Mittelrinne und eine tiefere Augenrinne jederseits. Das Halsschild -
verengt sich nach vorn und ist vor und hinter der Mitte leicht aus-
gebuchtet, auf der Scheibe dicht, nicht tief punktiert, mit einer durch-
gehenden flachen glatten Mittelrinne. Der Körper ist schwarz, das
Pro- und Mesosternum, der vordere Zipfel des Metasternum, die Basis
der Vorderschenkel, ein Ring über der Basis der Mittelschenkel nebst
Halsschild und Flügeldecken gelb, rötlich angehaucht; eine breite
Mittelbinde des Thorax (nicht ganz den Vorderrand erreichend) und
auf den Flügeldecken eine ausgedehntere Zeichnung schwarz. Diese
besteht aus einem Nahtsaume (im ersten und letzten Drittel ziemlich
den Raum bis zur ersten Rippe einnehmend, dazwischen auf die Naht-
kante beschränkt), einem kurzen Striche an der Basis zwischen den
beiden ersten Rippen und einer unregelmäßigen Längsbinde, welche
am Seitenrande unter der Schulter beginnt, dann den Raum zwischen
der zweiten und vierten Rippe ausfüllt und hinter der Mitte eine
große Längsmakel bildet, die bis an den Seiten- und Hinterrand und
an die erste Rippe reicht,
5. Hett »
268 J. Weise:
Xenochalepus posticatus Baly. Ein Stück, von J. Metz in Bra-
silien bei Santos gesammelt, weicht durch schwarze Beine, an denen
nur die Basis der Vorderschenkel gelb gefärbt ist, und eine schwarze
schmale Längsmakel der Flügeldecken im ersten Viertel des- Seiten-
randes ab, welche dort die Epipleuren mit Ausnahme der äußersten
Basis überzieht: auch die 5 letzten Fühlerglieder sind dicht behaart,
matt, und verschmälern sich allmählich, während die breiteren
Glieder 3—6 unbehaart, matt und mit sehr feinen Längsrippen unregel-
mäßig bedeckt sind. Die beiden ersten Glieder sind kahl und glatt,
nicht zylindrisch, Glied 1 quer, 2 doppelt so breit wie lang. Auf den
zehnreihig punktierten Flügeldecken sind die beiden inneren Rippen
kräftig, die vierte ist schwächer und die dritte endet schon in 1/, der
Länge. Baly’s Angab&: second and „third interspaces rather strongly
costate ist in „fourth‘‘ zu verbessern, in der Abbildung die linke
Flügeldecke falsch gezeichnet, da die zweite Rippe nicht in der
Schulterecke entspringen kann. Die Art läßt sich sicher von den
ähnlich gefärbten durch die letzte Punktreihe der Flügeldecken
unterscheiden, die sich desto mehr vom flach ausgebreiteten und an
der äußeren Kante verdickt:n abgesetzten Seitenrande entfernt je
mebr dieser hinter der Mitte erweitert ist.
Bal’osus conspersus Ws. Ein Exemplar aus Brasilien (Schaum)
ist auf den Flügeldecken viel dunkler als normal gefärbt, indem die
schwarzen Fleckchen, die über dieselben verteilt sind, sich vergrößert
haben, teilweise zusammenfließen und den größten Teil der Flügeldecken
einnehmen; ein zweites Stück aus Paraguay (Fiebrig) ist sehr bell
gef#rbt, die Fleckchen auf den Flügeldecken sind sehr klein und die
beiden schwarzen Punkte des Halsschildes nur durch eine rötliche
Trübung angedeutet.
Baliosus varius Ws. Ein Exemplar von Santos (J. Metz), 4 mm
lang, Halsschildeinfaroig, blaß gelv, hat auf den Flügeldecken folgende
schwarze, bläulich schimmernde Zeichnung: einen Basalsaum, der
sich von der Schulterbeule schräg nach innen und hinten bis neben
die Naht zieht, dann auf dem ersten Intervalle einen Strich bis zur
Mitte bildet, an den sich eine länglich viereckige Makel zwischen der
ersten und dritten Rippe anschließt, eine Querbinde vor dem Hinter-
rande uud den Zahn an der hinteren Außenecke.
Baliosus viridanus Baly. 2 Stücke aus Bolivien.: Cochabamba
(Germain). Diese kleine Art erinnert durch den Körperbau an eine
Uroplata, durch Farbe und Zeichnung an eine Pseudhispa. Der
Körper ist 4mm lang, blaß rötlich gelb, kaum glänzend, die Mitte
der Hinterbrust zuweilen angedunkelt, Fühler, Schienenspitze und
Tarsen schwarz, eine breite gemeinschaftliche, hinten abgekürzte
Längsbinde der Flügeldecken grün; der übrig bleibende helle und
breitere Seitensaum hat je ein längliches und schwärzliches Fleckchen
in Y/, und ?/, Länge, und der noch breitere Spitzensaum in der Mitte
eine ahoh gefärbte grade, schmale Querbinde. Fühler mit 11 deut-
lich getrennten Gliedern, von denen die 5 letzten verdickt sind. Stirn
Amerikanische Hispinen, 269
matt, ohne Punkte, Halsschild quer viereckig, dicht punktiert, schmaler
wie die Flügeldecken, diese ziemlich parallel, hinten breit gemein-
schaftlich abgerundet, vorn mit 9, hinten mit 10 Punktreihen und
einer abgekürzten am Schildchen. Die 4 inneren (ganzen) Punktreihen
sind regelmäßig und stark, mit 2 feinen primären Rippen, und werden
(ausgenommen im letzten Viertel) von der grünen Farbe bedeckt,
die sich aber nahe der Basis und in der Mitte noch bis über die beiden
folgenden Punktreihen ausdehnt. Diese bilden von !/, der Länge bis
zur Mitte, die beiden folgenden vor der Mitte nur eine Reihe. Die dritte
und vierte Rippe treten nur hinter der Mitte deutlich hervor.
In meinen beiden Katalogen der Hispinen ist nachzutragen, daß
Baly die Art, Biol. ©. Am. VI, t.3, f. 8, abgebildet hat.
Baliosus latus n.sp. Parum elongatus, sat latus, subtus niger,
fulvo-variegatus, supra flavus, antennis, vitta media sublaevi pro-
thoracis, scutello, macula communi basali, striola marginali apiceque
elytrorum nigris, his bicarinulatis. — Long. 6 mm Paraguay (Fiebrig).
Einem breit gebauten, abgeflachten C’halepus ähnlich, auf den
Flügeldecken mäßig, auf Kopf und Thorax stärker glänzend, unten
schwarz, das Pro- und Mesosternum, der vordere Zipfel der Hinter-
brust, das erste Bauchsegment mit Ausnahme des Hinterrandes,
eine Makel an der Seite der folgenden Segmente und die Schenkel
bis vor die Spitze rötlich gelb. Oberseite gelb, Fühler, eine Mittel-
binde des Halsschildes, das Schildchen, ein Längsstrich unter der
Schulter und das letzte Drittel oder Viertel der Flügeldecken nebst
einer gemeinschaftlichen kleinen Makel hinter dem Schildchen sch waızz.
Kopfschild quer, gewölbt, glatt. Fühler kurz, ziemlich dünn, die 5 End-
glieder deutlich verbreitert, Glied 1 und 2 kurz, 3 länger, 4—6 jedes
so lang als 1, aber eine Spur breiter, 7—10 jedes so lang wie 3. Stirn
glatt mit einer verloschenen Mittelrinne, der Hals schwärzlich. Thorax
um die Hälfte breiter wie lang, hinten fast parallel, vor der Mitte
gerundet-verengt, in den Vorderecken ein nach vorn gerichteter
Borstenkegel, die Mitte der Scheibe glatt, die Seiten punktiert, vor
der Basis jederseits ein weiter Quereindruck. Flügeldecken in den
Schultern schräg heraustretend und breiter wie das Halsschild, nach
hinten unbedeutend erweitert, am Ende breit gemeinschaftlich ab-
gerundet und sehr kurz gezähnelt, oben mit 101/, regelmäßigen Punkt-
reihen und 4 Rippen. Von letzteren ist die erste ganze und die zweite
vor der Mitte kräftig und deutlich, hinter der Mitte nebst den beiden
äußeren Rippen fein, niedrig, undeutlich. Die gemeinschaftliche
schwarze Makel ist etwas länger als breit und reicht gewöhnlich bis an
die erste Rippe, kann jedoch bis auf einen kurzen Nahtstrich schwinden;
die schwarze Spitzenfärbung bildet eine gemeinschaftliche querovale
Makel, in deren konvexen Vorderrand die gelb gefärbte erste Rippe
noch ein Stückchen hineinläuft. Die Beine sind kurz, namentlich die
Schienen.
Physocoryna parvula n.sp. Fusca, albido-flavo-variegata, pro-
thorace sat obsolete foveolato, elytris fortiter punctatis, lateribus
3. Heft
270 u J. Weise:
antice vıx denticulatis, apice sublobatis. — Long. 3 mm Paraguay
(Fiebrig).
Kaum halb so groß wie scabra und durch folgende Punkte sicher
verschieden: Die Vertiefungen und Erhöhungen des Halsschildes sind
bedeutend flacher, die Flügeldecken sind an den Seiten mit äußerst
kleinen Zähnchen besetzt, die erst unter starker Vergrößerung sichtbar
werden, hinten in einen viel kleineren, nur dreizähnigen Lappen er-
weitert, und die Reste der unterbrochenen und unregelmäßig ver-
bundenen Rippen der Scheibe haben zwar ungefähr dieselbe Lage, sind
aber viel niedriger und steigen nur zu unbedeutenden Höckern oder
Zähnen auf. Die Körperfarbe und Fühlerbildung ist in beiden Arten
ziemlich übereinstimmend.
Octotoma marginicollis G. Horn. Mexiko. Die Flügeldecken sind
veränderlich gefärbt. Horn nennt die hintere Hälfte braun, Baly
die Flügeldecken gelblich pechbraun mit einigen gelben Flecken;
selten sind sie einfarbig verschossen gelb (Var. a), dann färbt sich
die hohe, unregelmäßig ringförmige Runzel und der von ihr um-
schlossene Raum unmittelbar hinter der Mitte schwärzlich (sehr häufige
Var. b), endlich werden die Decken schwärzlich (an einigen Stellen
etwas heller wie an anderen) jedoch treten außer dem Schildchen
eine kleine Quermakel auf dem verdickten Basalrande nahe der
Schulter und ein kurzer Längsstrich auf der zweiten Rippe vor der
gerundeten Runzel lebhaft gelb hervor.
Octotoma Championi Baly aus Mexiko (Klingelhofer) ist mit
plicatula am nächsten verwandt, aber viel schlanker gebaut, 5 mm
lang, die Flügeldecken, welche am Außen- und namentlich am Hinter-
rande stärker bedornt sind, haben zwei Einschnürungen, eine lange
und schwache vor der Mitte und eine kürzere und tiefere weit hinter
derselben, ferner tritt die hintere Außenecke viel stärker heraus und
der Spitzenrand ist sehr deutlich ausgeschweift und nahe der Naht
in einen zweizähnigen Zipfel ausgezogen. Die kielförmigen Er-
hebungen jeder Decke weichen erheblich ab. Sie bestehen hauptsäch-
lich aus folgenden Leisten: eine sehr schräg von vorn nach außen
und hinten ziehende innen neben der Schulter, bald dahinter eine
ähnliche, aber weniger schräge; dann folgen zwei Leisten, von denen
jede einen annähernd rechten Winkel bildet, dessen Scheitelpunkt
nahe der Naht liegt und durch eine kurze Querleiste mit ihr verbunden
ist, eine vor, die andre hinter der Mitte. An der Spitze endlich liegt
eine kurze Längsleiste, die nach hinten mit der Naht divergiert. Die
Fühler sind dünner wie die von plicatula, mit welcher die Färbung
ziemlich übereinstimmt. Das Halsschild, welches kaum Y/, von der
Länge der Flügeldecken besitzt, hat einen durchgehenden Quereindruck
hinter dem aufgeworfenen Vorderrande und eine viel tiefere schwärz-
liche Quergrube jederseits vor dem Basalrande.
Octotoma brasiliensis n. sp. Elongata, parum convexa, subopaca,
nigricans parce ferrugineo-variegata, antennis octo-articulatis apicem
versus sensim dilatatis, prothorace, ruguloso-punctato, elytris sat
Amerikanische ‘Hispinen. 271
fortiter striato-punctatis, costis tribus interruptis. — Long. 3,8 mm.
Brasilia (Schaum).
Die bis jetzt bekannte kleinste Art, in der Körperform an scabri-
pennis erinnernd, aber vor dem Hinterrande stärker erweitert und
durch die regelmäßigere Skulptur der Flügeldecken von den übrigen
Arten abweichend.
Gestreckt, abgeflacht, schwärzlich, rostrot gefleckt, ziemlich
matt. Fühler 8-gliedrig, mit Ausnahme der beiden ersten Glieder
rostrot, Glied 5 und 6 etwas stärker wie die vorhergehenden, 7 noch
breiter und mit dem achten eine lange Keule bildend. Stirn matt,
äußerst dicht und zart punktuliert, mit durchgehender Mittelrinne,
pechschwarz, ein unbestimmter Längsstrich neben jedem Auge rötlich.
Thorax um die Hälfte breiter wie lang, die Seiten fast parallel, vor
‚der Mitte leicht konvergierend, in den Vorderecken kurz zahnförmig
ausgezogen, die Scheibe dicht runzelig punktiert, in der Mitte mit
einer Querleiste, vor und hinter dieser quer vertieft, die Mittellinie
glatt, rostrot, ähnlich auch der hintere Teil des Schildchens. Flügel-
decken an der Basis fast gradlinig heraustretend und in den Schultern
bedeutend breiter wie das Halsschild, dahinter leicht verengt, sodann
parallel, nahe der Spitze wieder allmählich erweitert und hinten breit
gemeinschaftlich abgerundet, nahe der Naht sanft ausgeschweift,
oben abgeflacht, in 8 Reihen stark punktiert, mit 3 leistenförmigen
primären Zwischenstreifen. Der erste ist vorn und hinten abgekürzt -
und viermal unterbrochen, so daß er aus 5 Stücken besteht, eins in
der Mitte und je 2 davor und dahinter. Die zweite Leiste ist dreimal
unterbrochen: in !/, Länge, unmittelbar hinter der Mitte und am
Beginn des Abfalles zur Spitze; die dritte ist ganz, nur auf einer kleinen
Stelle in der Mitte etwas niedriger. Die siebente und achte Punkt-
reihe sind auf einer langen Strecke in der Mitte auf eine Reihe be-
schränkt. Die Scheibe ist pechschwarz mit einigen rostroten Längs-
fleckchen, der erweiterte abgesetzte Spitzenrand, ein Seitensaum
der Brust und des Bauches ist nebst den Beinen ebenfalls rostrot,
die Mitte der Schenkel und Schienen aber angedunkelt.
Uroplata variegata n. sp. Elongata, apice leviter dilatata, rufo-
flava, nitida, fronte parce punctulata foveola impressa, prothorace
erebre punctato, elytris apice subtruncatis striato-punctatis, quadri-
costatis, costa tertia medio lönge interrupta, fascia subbasalı angu-
loque laterali-postico nigro-coeruleis, fasciis 'duabus obsoletis intus
abbreviatis rufescentibus. — Long. 6 mm. Paraguay (Fiebrig).
Eine schlanke, eigentümlich gezeichnete Art. Lebhaft rötlich
selb, die Flügeldecken mehr gelb, glänzend> eine gemeinschaftliche
stumpfwinkelige Querbinde dicht hinter der Basis und die hintere
Außenecke metallisch schwärzlich blau, eine Querbinde in der Mitte
und eine zweite, von der hinteren Außenecke schräg nach innen und
vorn ziehende Binde, beide an der ersten Rippe abgekürzt und auf
derselben undeutlich. verbunden, rötlich braun. Die erste dieser
Binden ist noch einigermaßen deutlich, die zweite sehr verloschen,
5. Heft
272 J. Weise:
Die Fühler reichen bis hinter die Schulter, ihre beiden ersten Glieder
sind etwas mehr gerötet wie die folgenden, Glied 3 merklich länger
als 2, 7 und 8 leicht verdickt, letzteres mit einer mäßig scharfen, zu-
sammengedrückten Spitze. Die Stirn hat wenige Punkte und eine
kleine Mittelgrube. Thorax kaum um die Hälfte breiter wie lang,
an den Seiten etwas gerundet und nach hinten sehr wenig, nach vorn
stärker verengt, dicht punktiert, vor dem Schildchen mit einer weiten
Grube und vor dieser eine kleine gerundete Stelle glatt. Flügeldecken
breiter wie das Halsschild, bis zur Mitte parallel, dann allmählich
und schwach erweitert und in den ziemlich rechteckigen Hinterecken
am breitesten, am Ende abgestutzt und sehr kurz und fein gezähnelt,
mit 4 Rippen, von denen die dritte vor der Mitte unterbrochen ist.
Die beiden ersten Intervalle haben regelmäßige Doppelreihen starker
Punkte (das erste eine kurze Zusatzreihe neben dem Schildchen),
die folgenden beiden sind an der Basis zusammen zweireihig, in der
Mitte dreireihig und erst hinter der Mitte, wo die dritte Rippe wieder
erscheint, vierreihig punktiert.
Uroplata coaretata n. sp. Pallide flava, nitidula, femoribus inter-
mediis dorso infuscatis vel apice nigricantibus, vittis duabus protho-
racis, fascia basali et subapicali vittaque laterali elytrorum, hac
medio introrsum flexa, viridicoeruleis; elytris thorace valde latioribus,
lateribus sat coarctatis, angulo postico in laminam trigonam acutam
- lateraliter productis. — Long. 5—5,5 mm. DBrasilia (Schaum);
Paraguay (Fiebrig).
In der Zeichnung an submarginalis erinnernd, aber in der Körper-
form sehr verschieden. Mäßig gestreckt, das Halsschild klein, die
Flügeldecken viel breiter, an den Seiten ausgeschweift und an der
hinteren Außenecke in einen großen, spitzen, dreieckigen und konkaven
Zahn seitlich weit ausgezogen. Blaß gelb, der Rücken der Mittel-
schenkel mehr oder weniger angedunkelt, oder die Spitzenhälfte
wenigstens oberseits pechschwarz, 2 Längsbinden des Thorax (eine
hinter jedem Auge) und eine ausgedehnte Zeichnung der Flügeldecken
metallisch grünlich blau. Letztere besteht aus einer Basalbinde, die
das Schildchen frei läßt, also auf jeder Decke einen nach hinten ge-
öffneten Bogen bildet, der sich am Seitenrande unter der Schulter
fortsetzt, dann nach innen zieht, auf dem Raume zwischen der ersten
und zweiten Rippe gradlinig nach hinten läuft (nur bleibt ein punkt-
förmiger Fleck unmittelbar hinter der Mitte auf der ersten Rippe frei),
in ®/, der Länge schräg nach außen zieht, den ganzen Seitenzahn
bedeckt und eine schmale gemeinschaftliche Querbinde vor der Spitze
bildet. Von der gelben Grundfarbe bleibt außer dem erwähnten Punkte
der ersten Rippe eine große gerundete Makel hinter der Basis, eine
halbovale Längsmakel an den Seiten, die Naht mit Ausnahme der
Basis, eine gemeinschaftliche, nach innen verbreiterte Querbinde vor der
Spitze und ein Spitzensaum übrig. Fühler kurz, 8-gliedrig, die beiden
Endglieder bilden eine schwache und ziemlich kurze Keule. Halsschild
um die Hälfte breiter wie lang, bis vor die Mitte an den Seiten ziem-
Amerikanische Hispinen. 273
lich parallel, dann zu den zahnförmig vorgezogenen Vorderecken
verengt, in der Mitte mäßig dicht, an den Seiten dichter punktiert
und vor der Basis quer eingedrückt. Flügeldecken in 101/, Reihen
punktiert, die beiden ersten Rippen kräftig, die vierte etwas schwächer,
die dritte fein in der Mitte weit unterbrochen, die vier Punktreihen
5—8 ın der Mitte auf zwei beschränkt. Der Hinterrand ist schwach
konvex, sehr fein und kurz gezähnelt.
Uroplata obscurella n. sp. Elongata, sordide ochracea, opaca,
antennis, vittis quatuor prothoracis (intermediis antice abbreviatis),
plagis duabus communibus elytrorum pedibusque nigris, basi extrema
femorum punctoque femorum anticorum flavis. — Long. 55,5 mm
Paraguay (Fiebrig).
Gestreckt und fast parallel, matt, verschossen ockergelb, Fühler,
4 Längsbinden des Thorax, von denen die beiden: mittleren vorn ver-
schmälert und abgekürzt sind, die Flügeldecken (mit Ausnahme
einer gemeinschaftlichen Querbinde nahe der Mitte, eines schmalen
Seitensaumes und der Basis der dritten Rippe) und die Beine nicht
tief schwarz, die Basis aller Schenkel und ein punktförmiger Fleck
auf dem Rücken der Vorderschenkel verschossen gelb. Fühler schlank,
das dritte Glied nicht ganz so lang wie die beiden ersten zusammen,
und das achte etwa von der Länge der drei vorhergehenden Glieder.
Stirn rechteckig, eben, undeutlich punktuliert, mit feiner Mittel-
rinne. Thorax etwas breiter als lang, von der Basis zur Mitte wenig,
davor stärker verengt, flach punktiert, die Mittellinie schwach erhöht.
Flügeldecken etwas breiter wie das Halsschild, ziemlich parallel,
hinten unbedeutend breiter als vorn, der schmal abgesetzte Seitenrand
hat an der hinteren Außenecke 2 Zähnchen, ist am Hinterrande er-
weitert, fein gezähnelt und an der Nahtecke gemeinschaftlich flach
viereckig ausgeschnitten. Der Rücken ist in 101/, regelmäßigen Reihen
punktiert, von denen je 2 durch eine Rippe getrennt werden. Die
beiden ersten Rippen sind kräftig, die vierte ist viel schwächer und
die dritte nur im ersten Drittel vorhanden. Ein gelb gefärbtes Stück
der ersten Rippe läuft vor und hinter der hellen Querbinde noch
in die schwarze Färbung der Scheibe hinein. Die Beine sind schlank.
Uroplata maeulicollis Ws. Ein Stück aus Paraguay (Reich) weicht
von dem aus Brasilien beschriebenen Typ durch blaß bräunlich gelbe
Beine mit schwärzlichen Trochanteren ab und besitzt auf den gelben
Flügeldecken folgende schwärzlich-grüne Zeichnung: auf der ersten
und zweiten Rippe je 4 strichförmige Längsflecke, eine Schultermakel
und die dritte und vierte Rippe, ausgenommen eine kurze Unter-
brechung hinter der Mitte. Die Punktreihen 5—8 sind auf einer ziem-
lich langen Strecke in der Mitte unregelmäßig und auf 2 oder 3 Reihen
vermindert. Körperform und Zeichnung des Kopfes und Halsschildes
sind normal.
Uroplata nigritarsis n. sp. Oblonga, rufo-flava, antennis (articulo
primo excepto), metasterno tarsisque nigris, prothorace crebre
punctato punctis duobus elytrisque coeruleo-aeneis, his parce flavo-
variegatis. — Long. 3—3,5 mm. Paraguay (Fiebrig).
Archiv für Naturgeschichte
1921. A. 5. 18 5.Hoft
274 J. Weise:
Von den übrigen kleinen Arten durch die Farbe der Fühler und
Tarsen in Verbindung mit der Zeichnung des Halsschildes abweichend. _
Wenig gestreckt, rötlich gelb, Fühler, mit Ausnahme des ersten roten
Gliedes, Hinterbrust und Tarsen schwarz, 2 kleine, punktförmige Makeln
neben einander in der Mitte des Halsschildes und die Flügeldecken
metallisch bläulich grün, letztere mit einigen gelblich roten Fleckchen:
ein Längsstrich an der Basis und zwei punktförmige Striche dahinter
auf der ersten Rippe, ein Querfleck dicht hinter der Mitte von der
zweiten Rippe bis zum Rande und an diesem mehr oder weniger weit
nach vorn verlängert, endlich eine Quermakel in der Spitze. Fühler
kurz, Glied 3 das längste. Halsschild um die Hälfte breiter als lang,
in der Mitte am breitesten und nach vorn stärker als nach hinten
gerundet-verengt, dicht punktiert, die Vorderecken spitzwinkelig
vorgestreckt. Flügeldecken breiter wie das Halsschild, parallel, hinten
gemeinschaftlich abgerundet und verloschen gezähnelt, auf dem
Rücken mit 4 Rippen, von denen die erste die stärkste, die dritte in
der Mitte unterbrochen sit. Ihr hinterer Teil verbindet sich am Ende
mit der vierten und zieht schräg nach vorn bis dicht neben die zweite
Rippe, der vordere Teil endet in !/, Länge und in dem Raume zwischen
beiden sind die Punktreihen 5—8 auf 3 vermindert.
Bei einem Exemplare sind die beiden Thoraxflecke nur noch
angedeutet, so daß ihr völliges Verlöschen wahrscheinlich ist.
Heterispa bogotensis n. sp. Subtus nigra, pro- et mesosterno,
apice metasterni femoribusque subtus flavis, supra sordide sub-
testaceo-flava, opaca, antennis, vertice, macula laterali et basali
prothoraeis, scutello apiceque elytrorum nigris, horum carina prima
crassiuscula, secunda et quarta subtilissimis, tertia medio longe inter-
rupta. — Long. 6—6,5 mm. Bogota (Schaum).
Von der Größe der vinula, durch Farbe und Zeichnung sofort
von den übrigen Arten zu unterscheiden. Oberseite verschossen gelb
mit rotbräunlichem Anfluge, matt, Fühler, Scheitel, eine Längs-
binde an den Seiten des Halsschildes (hinten abgekürzt) und ein
Fleck vor dem Schildehen (nach vorn verengt und verblaßt), das
Schildchen, oft auch die Umgebung desselben auf den Flügeldecken
bis zur ersten Rippe nebst der Spitze und deren dornförmigen Zähnchen
schwarz. Dieser Spitzensaum ist verschieden breit, er nimmt zwischen
der Naht und der ersten Rippe etwa das letzte Fünftel oder Sechstel
ein, verschmälert sich bis zur zweiten Rippe, verbreitert sich dann
allmählich wieder bis zur vierten Rippe und ist zwischen dieser und
dem Seitenrande sehr schmal. Die weißliche Spitzenmakel der ver-
wandten Arten fehlt, oder ist durch einen verloschenen, sehr kleinen,
rötlichen Fleck angedeutet. Die Unterseite ist schwarz, das Prosternum
und ein Seitenstreifen der Vorderbrust, das Mesosternum und der
vordere Zipfel der Hinterbrust nebst einem größeren oder kleineren
Teile von der Unterseite der Schenkel rötlich gelb. Die erste Rippe
der Flügeldecken ist kräftig, hinter der Basis am höchsten, sodann
bis zum Ende niedriger und gleichmäßig hoch, die zweite, die hinten
hoch aufsteigt, und die vierte sind schmal, niedrig, aber deutlich, die
u aan Sb
« ’
Die Formen der Vogelrufe.
Von
H. Stadler und C. Schmitt.
Ruf ist beim Vogel der lautliche Ausdruck für kurze
Empfindungen von wechselnder Stärke oder für rasch ablaufende
Willensregungen. Rufe sind demnach gewöhnlich kurz, oft nur ein-
oder zweisilbig. In bestimmten Lebenslagen werden sie aber auch
häufig länger, ja sehr lang, und werden, musikalisch-metrisch
gesprochen, zu Strophen; psychologisch bleiben sie Rufe.
Die Zahl der Vogelrufe ist Legion. Was ihre Schreibung und
Beschreibung betrifft, so herrscht in der Fachliteratur nnd in den
laufenden vogelkundlichen Zeitschriften ein Chaos. Aber auch der
im Freien beobachtende Feldornithologe wie der Liebhaber, der
seine Stubengenossen verhört, steht der unermeßlichen Menge ihrer
Rufe fast ratlos gegenüber. Wer soll sie alle aufzeichnen und sich
merken!
Die Ursache dieser unüberwindlich scheinenden Schwierigkeiten
ist der Mangel eines Einteilungsprinzips. Wir geben ein solches in
der vorliegenden Arbeit und wollen zeigen, daß die Ueberein-
stimmung der Vogelrufe, auch von systematisch weit
entfernten Arten, außerordentlich und überraschend ist.
Die gleichen Rufformen gehen durch die gesamte Vogel-
welt hindurch, mit einer Gesetzmäßigkeit, daß man von
irgend einem neuentdeckten Vogel die Art seiner Rufe
glatt voraussagen kann — ausgenommen ihre Klangfarbe
und ihre Aussprache (Phonetik). Diese sind von Art zu Art
verschieden, für die meisten außerordentlich bezeichnend —
„spezifisch“.
Elf Formen sind es, auf die man sämtliche Vogelrufe
der Welt zurückführen kann.
A. Einfache (kurze) Rufe.
I. Die einfachste Form ist der Einzelton von verschiedener
Länge, musikalisch darstellbar durch die Notenzeichen
10 iu 12 13 44
V Sechzehntel-, % Achtel-, ! Viertel-, 7 Halb-, ©
Die Formen der Vogelrufe. rien
103
und a Ganznote. Die zwei ersten Formen dieser Eintonrufe sind
fast immer | gestoßen, sodaß wir über die sie darstellenden Noten
16
das Zeichen des Stakkato setzen: L = für gewöhnliches,
17
1 !
L L für scharfes Stakkato.
Viertel-, halbe und ganze Noten sind nicht gestoßen.
"Die Musterbeispiele!) für gestoßene Eintonrufe sind u.a.
das pink?) des Buchfinken und der Kohlmeise, gig des Rot-
hänflings, gä des Berghänflings, widd und wädd der Rauch-
schwalbe und 'Zwergseeschwalbe, idd oder igg der Fluß- und
Trauerseeschwalbe, bitt des Rotkehlchens, pix der Schwarz- und
der Singdrossel, das dem Drosselpix sehr nahestehende ze des
Trauerfliegenfängers, ak und rak der Blaurake, die zi-Laute
der Meisen, das gi und go unserer Wildhühner und des Haus-
huhns, die cha und ka aller Schwäne, Gänse und Enten, Möven
und übrigen Wasservögel (so auch des Baßtölpels).
Schärfer gestoßen sind meist die gick und gäck der Spechte,
besonders des Buntspechts und des Dreizehenspechtes, das
scharfe iss (isst) der Wasser- und Wiesenpieper, das weichere
ist der Gryll-Lumme, das zick des Kirschkernbeißers, das leise
zick der Zaungrasmücke, das pitt des Sanderlings.
Länger (meist Viertelnoten) sind das melancholische sü der
Tannenmeise, das zü der @oldammer, die klanglich sich sehr
nahe stehenden Lockrufe („fit“) der Bergstelze, des Stein-
!) Die zahlreichen Beispiele dieser Arbeit sind fast nur der europäischen
Vogelwelt entnommen; eine Menge Stichproben von Exotenrufen haben uns
. darüber belehrt, daß diese sich völlig wie die Rufe unserer einheimischen
Arten verhalten. Da es kaum Jemanden geben wird bis jetzt, der die Vogel-
stimmen des Erdkreises beherrscht, so haben wir vorerst davon abgesehen, Rufe
afrikanischer, südamerikanischer, australischer Arten aufzuführen.
2) Die Aussprache (Phonetik) müßte von rechtswegen in Anführungs-
zeichen „— “* („pink*, „gig*) gesetzt werden — denn unsere menschliche
Sprache kann Vogellaute meist nur annähernd oder kaum wiedergeben. Der
Einfachheit halber schreiben wir die gebräuchlichen Silbendarstellungen ohne
Anführungszeichen.
5. Heft
378 H. Stadler und ©. Schmitt:
schmätzers, der Blaukehlchen, des Hausrötels, des schwarz-
kehligen Wiesenschmätzers, das zib der Singdrossel, der
wundervolle weiche Pfiff des Steinadlers.
Ein langausgehaltener Eintonruf, musikalisch eine Ganznote,
ist das Zischen und Fauchen mancher Arten, so der Schleier-
eule, des Steinkauzes, des Auerhahns, der Großtrappe, des
weißen Storches, des Fischreihers, der Samtente, der Gänse,
junger Wendehälse und Mauersegler, das Blasen der brütenden
Meisen.
Am Zischen der Vögel beobachten wir zugleich, daß diese
Eintonrufe leicht schwingen — was in Noten wiederzugeben ist
104
als | u ]:; wenn wir genau hinhören, entdecken wir
dieses Zittern (Tremulieren) der Töne auch bei sehr vielen anderen
Vogelarten — so besonders häufig beim Wintergoldhähnchen; wir
haben hier vor uns den ÜUebergang zum eigentlichen Roller
(s. S. 285), für den wir das Zeichen Fig. 17, S. 285 verwenden,
II. Form (Figg. 1, 2, 4, 6, 33, 24, 35, 3): einem Hauptton von be-
liebiger Länge geht ein gewöhnlich kürzerer Ton voraus. Die Ver-
bindung der Töne ist am häufigsten legato. Seltener ist die Stakkato-
form, wie das iddi der Weißen Bachstelze. Der erste Ton kann
dem Hauptton gleichwertig sein, so im vierten Beispiel und ist dann
musikalisch ein Auftakt; häufig ist er kürzer: ein Vorschlag
von verschiedener Länge. So unterscheiden wir sieben Unter-
arten von Vorschlags- und Auftaktrufen; in den Auftaktformen
wieder legato- und stakkato-Art.
Pr:
1 Li dwidd des Zilpzalps (Vorschlag sehr kurz)
[89]
er
1; L d’lip des Feldspatzen (Vorschlag kurz)
Länge des Haupttons (Auftakt), jedenfalls nicht kürzer
>, (delü der Heidelerche: erster Ton von der ungefähren
a [| bins
als eine Achtelnote.
s5 HF undz 1; DBachstelzen -iddi und -idde: Rufe
mit gestoßenem einfachem Auftakt.
Die Formen der Vogcelrufe. 279
33 5
MEZ REN A dede(de)i des Gartenspötters: der
! ] | und ? ] I einfache Auftakt ist aufgelockert in
2—3 kürzere, gleichhohe Töne.
24 8 zieli der weißen Bachstelze:
> die Töne des gelockerten Auf-
> takts sind in der Höhe ver-
! | und schieden.
35 Es
— nn
| 5 ! bis ner kra der Krähen: der Vorschlag oder
Auftakt ist aufgelöst in 32 und noch
kürzere Töne, so daß er musikalisch
30
genau zu schreiben wäre ELLLLLLT ie und enthält ein deut-
- liches r oder r/l — der Auftakt (Vorschlag) ist ein Roller.
Die bekanntesten Beispiele dieser Rufformen sind:
1. Unterart: Zipzalp-dwidd: die oft ununterscheidbaren dwitt
des Waldrotschwanzes und plitt des Seeregenpfeifers, Kleiber-
dwett und -dwitt, das sehr ähnliche dwett des Steinhuhns,
Eichelhäher-, Tannenhäher-ch(r)a, Fischreiher- und Löffler-
cha, Bläßhuhn-kau, Gänse-ch(r)a, Rauchschwalben - Ti,
Kramtsvogel - wi; wä von Dorndreher und Rotkopfwürger,
die Wanderrufe (wiss) der Laubvögel (Zilpzalp, Fitis, Buchen- und
Berglaubsänger), das wüdd des Kleibers, das widd (der Gerten-
schlag) des Tüpfelsumpfhuhns, das zipp der Rohrweihe.
2. Feldspatzenart: d’lip (Fig. 2), tschack (Schackern) der
Wacholderdrossel, tschütt des Leinfinken, tschla des Seiden-
rohrsängers, schilp des Haussperlings, zwi des Erlenzeisigs,
das huidd des Ziegenmelkers, das jef von Schell- und Schrei-
adler, das tschuck der Zwergohreule, das Quaken der Wald-
schnepfe, das kratt der Brandseeschwalbe und des Ziegen-
melkers, das Quak der Enten-22, die klangvollen djü der Wasser-
läufer (des Gambett-, Bruch-, Sumpf-, Wald-, Hellen und
Dunklen Wasserläufers), der Gertenhiebton (dwidd) des Tüpfel-
sumpfhuhns, das kiik des Kleinen-, das djak des Zwerg-
Sumpfhuhns.
. 3. Heidlerchenart: delü (Fig. 4): Rufemitgebundenem Auftakt:
kiwitt des Waldkauzes, küiff des Steinkauzes, chrii des Schwarz-
5. Heft
280 H. Stadler und ©. Schmitt:
halstauchers, krät des Nachtreihers, sli der Sturmmöve, wuitt
der Wasserralle, des Kleinen und des Zwergsumpfhuhns,
deli der Trauerseeschwalbe, krülück der Brandseeschwalbe,
gelick des Säbelschnäblers, iib der Gryli-Lumme.
4. Gartenspötter - dede (de)i: Fig. 5 und 33, die klang-
31 32
9 AT s Gr en
vollen und weichen ! 1 ] üüü und tt üüüü des Großen
Brachers und des Triels.
5. iddi (Fig. 6) und idd& (Fig. 7) der Weißen Bachstelze.
Hierher gehören das öid des Austernfischers, das atz& der Fluß-
seeschwalbe. manche zei des Erlenzeisigs.
6. Bachstelzen-zieli: Fig.8 und 24. Diese Abart des Auftaktrufs
ist außerordentlich bezeichnend für viele Vögel. Hierzu gehören:
das ki&widd des Waldkauzes, das kiöwi des Kiebitzes, viele
dedi des Gartenspötters. das Zigeliz des Stieglitzes, das fiai
der Kohlmeise, manches zi&öib des Rebhuhns, die kratzigen chaörrja
33
DER
oder kürreatt der Brandseeschwalben, das sanfte « ? des
Gold- und des Kiebitzregenpfeifers.
7. Eine besondere Art des Vorschlagrufs ist das kra der
Rabenvögel in seinen verschiedenen Abschattungen des Haupt-
tons (lang gedehnt, breit, kurz). Raben- und Nebelkrähe, Saat-
krähe, Kolkrabe lassen diese kra bis zum Ueberdruß hören; seltener
bringen es Dohle, Elster und Eichelhäher. Krähenartige Rufe von
34
un
der Form 1 sind auch die tiefen kra des Kaiseradlers,
das krau des Seeadlers, das kra des Samterpels.
Zu dieser Rufform gehören ferner das rrä (schräp) des Wiede-
hopfs, rrä der Blaurake, krak des Flamingo, rra der Houbara-
trappe, kröp der Zwergtrappe, rräb des Stockerpels, krlik des
Krik- und Spießerpels, das hölzerne Knäken des Kneckerpels,
Die Formen der Vogelrufe. 281
rra des Braunen Sichlers, kri des Schwarzspechts, grü(l) des
Bienenfressers, trli der Feldlerche. — Auch der Vorschlag im
Entenquak ist häufig ein leiser Roller (der Vorschlag schwingt).
Das Intervall zwischen Vor- und Hauptton kann beliebig
wechseln. In den bisherigen Beispielen ist der Vorton kaum oder
nur etwas tiefer als der Hauptton. Ebenso häufig ist aber, in den
Rufen anderer Arten, der Vorschlag oder überhaupt der erste Ton
3
ER ’
höher: “, Musterbeispiele hierfür sind das kijä der Dohle,
der Elster, des Heherkuckucks, viele jiüb des Buchfinken (da-
her ihre häufige große Aehnlichkeit mit leisen Dohlenrufen), das
kliä des Sehwarzspechts, viele tschak der Kramtsvögel, das
zierrr der Schwanzmeise, das giä der Sturmmöve, das kgiürr und
keiorr der Höckerschwäne, das gellende ja und jo der Raubmöven.
Auch in Stakkatoart kann der erste, unbetonte, Ton höher
sein als der Hauptton — so im idö der Weißen Bachstelze, im
zidü des Eisvogels.
Die Rufe der Gattung I (Eintonrufe) werden ungemein häufig
36
FR:
verziert mit kurzen Vorschlägen y| und treten damit über
zur Form II: im gick der Spechte, im zi der Meisen und Ammern,
im witt der Rauchschwalbe ist ein kurzer Vorschlag oft sehr
deutlich. Die Tatsache, daß wir vor diesen Lauten einen
Konsonanten hören — g, z, w — beweist ja auch schon, dab dem
Vokallaut etwas vorausgeht.
Für viele Einton- und Vorschlagrufe ist es nun bezeichnend, daß
sie verdoppelt oder ohne Pause noch länger gereiht werden,
so daß mehrere in gleicher Höhenlage bleibende Einzeltöne eine
höchst bezeichnende Rufform bilden. So ruft der Grünspecht viel
37 38
häufiger gigi | und gigigi | | (Triole) als einzelne gi; so
20
bringt die Amsel hinter einzelnen dack mehrere dack in
° ‘ .
Reihe: dackdack, dackdack, dackdack. Der Grünlinggickert |
gi gi gigik
2827. H. Stadler und ©, Sehmitt:
21
und IAEIESEN 3
gjickgjickgjick
ähnlich gickert der Rothänfling. Der Waldkauz lockt mit leisem
jüdd und jüddü abwechselnd in der gleichen Rufreihe.
Werden diese Töne noch länger gereiht, so entstehen Ruf-
strophen; davon später (unter Form VIII.).
Form III: 10 und 11 — Musterbeispiel: Lockruf düü des
Gimpels, Lockruf ülü des Zwergfliegenschnäppers. D.h.: ein
zweiter Ton wird einem Hauptton angehängt, in gleicher Höhe
oder in tieferer Lage. Die Verbindung beider Töne ist gewöhnlich
legato (gebundene Art): Fig. 10, häufig sind beide Töne aber auch
gestoßen — Form Illa: 12. Beispiel: tite der Baumläufer.
Die bekanntesten Beispiele für die Form III sind außer
Gimpel - düü und Meisen - dää: das jüü (jüb) des Buch-
finken, das jüü oder düü des Waldlaubvogels, das düü des
Seidenschwanzes, das wiö des Zilpzalps, das si& der Schaf-
stelze und der Weißen Bachstelze, das zi@ (der Wanderruf) der
Feldlerche, das wi& des Kramtsvogels, das zjije der Wein-
drossel, die klanglich von einander häufig ununterscheidbaren sii von
Amsel, Zippe, Buchfink, Rotkehlchen, Schwarzplatte, Kirsch-
kernbeißer, Kohlmeise, Baumpieper, Star, das zie von Rohr-
44 45
ammer und Rotkehlpieper, das zül und üddd N zN der
IM)
Heidlerche und (selten) der Haubenlerche, das herzhafte zije der
Sumpfmeisen, das hohe bije der Kornweihe, die bije und biil
des Flußregenpfeifers, die kratzigen ii-Rufe der Falkenvögel
(Bussard, Habicht, Weihen), das bää oder gää der Dorpgrasmücke
und der Rohrsänger, die näselnden bää oder dää von Kohlmeise,
Blaumeise, Weidenmeise, Tannenmeise, das Quäken der Berg-
finken, das schafartig nasale mää des großen Raubwürgers,
das jammernde näselnde ää des Mittelspechts, das liü des
Austernfischers. das psiau und bije der Sturmmöve, die häu
und küau der $ilbermöven, das ülü des Zwergfliegenfängers,
das illi der jungen Rauchschwalbenr, das ilü der Heidlerche.
Beispiele für die gestoßene Form Il=1IlIIa (Fig. 12):
zide der @ebirgstelze, zide(de) des Distelfinken, die einander
oft so ungeheuer ähnlichen igge der Flußseeschwalbe und des
Rothänflings.
Die Formen der Vogelrufe, 283
Form Fig. 10 und 20 gehen: häufig ineinander über oder ver-
treten sich oft in der gleichen Rufreihe. So erscheint das dwidd
des Zilpzalps in der gleichen Rufreihe als wie, die scharfen
wisst (die Wanderrufe) der Laubvögel schwanken zwischen wisst
und wi@ hin und her.
s
IV. Form: (Fig. 15) — Beispiel: chräi des Eichelhähers,
üld von Fitis nnd Waldrötel. D.h.: ein zweiter höherer Ton wird
einem Hauptton angehängt in legato; wir sagen, der höhere Ton
wird hinaufgeschlagen. Akzentuiert ist der Tiefton, wenn auch der
höhere zweite Ton das Gegenteil vortäuscht — einer der vielerlei
physiologisch begründeten Irrtümer des menschlichen Hörens.
Weitere Beipiele: das üüd des Berglaubvogels, des Grünlings,
der Nachtigall, das gräi des Schwarzstirnwürgers, das chräi
des Pirols, das wäf(i)d der Dorngrasmücke, bäi des Kanarien-
finken und des Girlitzes, das ähnliche bäi des Steinsperlings,
wui des Schreiadlers, die flötenden üüd von Sand- und See-
regenpfeifer, das hellere kiit des Steinwälzers.
Form V. Eine besondere Rufform ist sodann dasRufen in der Form
14
f ii : auf einen höheren Ruf der bisher besprochenen Formen
mit guten Tönen folgen ein bis zwei oder auch mehr tiefere kurze
Eintonrufe, gewöhnlich von völlig verschiedener Klangfarbe.
Der erste ist der Lockruf, der zweite warnt. Hierzu zählen all die
zahlreichen Schmatz- und Schnalzlaute, die mit dem Lockruf
verbunden werden: das fit teck teck des Hausrötels, des
Steinschmätzers, des Schwarzkehligen Wiesenschmätzers,
der Blaukehlchenformen, das * zeze des Grauen Fliegenfängers,
das #° teck teck des Trauerfliegenschnäppers, das ÜG rock (teck)
des Braunkehlchens, das ÜÜd rock (teck) des Waldrötels, das
Üt teck teck des Hausrotschwanzes, das Ü hähä (Lachen) der
Lachseeschwalbe und der Raubseeschwalbe, das Ü!T arı und
UT aa der Flußseeschwalbe, die kratt „a und {ra babababa
der Brandseeschwalbe, das chrä cha-cha-cha-cha des Fisch-
reihers, das PIX dack-dack der Drossel, das fit Zezezeze der Berg-
stelze, das ziji qydadäds der Schwarzkopfmeise, das zizi zürrr
der Schwanzmeise und Haubenmeise, das pink gürr der Kohl-
5. Heft
13
RER
T
v
984 H. Stadler und ©. Schmitt:
meise und des Buchfinken — hier ist der Wechsel der Klang-
farbe besonders sinnenfällig. Da die meisten tiefer gestellten „Töne“
dieser zusammengesetzten Rufe Geräusche sind, sodaß ihre Tonhöhe
unbestimmbar ist, so schreiben wir sie mit unserem Zeichen für
15
7
Geräusche, dem doppelt durchstrichenen Notenkopf: 8
Im bü nuü des Uhus, im Steinkauz-Kläffen Ef ax dä, im
7 ded& der jungen Stieglitze wechselt die Klangfarbe nicht, ab-
gesehen natürlich von der mit dem Tonwechsel überhaupt ver-
bundenen Aenderung der Klangfarbe.
Zuweilen häufig werden Rufbestandteile umgestellt; so geht
dem hohen pix der Amsel gewöhnlich das tiefe dack dackdack
voraus,
48
>
VI. Form ' f Br Musterbeispiele: das eindringliche
ili des Jungen Mausers und des Wespenbussards; d. h. einem meist
längeren Hauptton geht ein tieferer T'on gebunden voraus und folgt
ein ebensolcher nach: der Ruf ist eine Verbindung von Form II
und III (Fig. 4 und Fig. 10). Häufig gleiten die Töne zueinander
hinüber (Glissando). Notenwert und Höhe der Nebentöne können
beliebig wechseln von Art zu Art; selten sind sämtliche drei Töne
unter sich gleich, betont ist der mittlere Ton.
Beispiele: Das jammernde fi des Waldkauzes, das quiekende
50
Geschrei des Rothalstauchers > , oft durchgeschliffen =
51 52
Fo PATER : ,/
| | | ‚ das rn sii (Spriehen) des Stars, der
Schwunsch des Grünlings, das huihu des Pfeiferpels, das huähu
des Eidererpels, das chrüüdo der Schwarzschwänzigen Pfuhl-
schnepfe, die Trompetenrufe des Kranichs und der @änse.
Die Formen der Vogelrufe. 285
53 5
Pas
Die Form = — die Umkehrung von 48 — ist selten.
Vor 5
Form VII. Die Rufformen II—V werden je nach der Art oft
intereinander wiederholt, zuweilen in „endlos“ langer Reihe, so
vom Zilpzalp und vom Zwergfliegenfänger, aber jeder einzelne Ruf
ist vom andern durch eine Pause von wechselnder Länge getrennt
und bleibt für sich — eine Ruffolge im Gegensatz zu den Einzel-
rufen der Form I, die ohne Pause meist schnell gereiht werden und
Strophen — Rufstrophen — bilden (s. S. 282 und 288). Wird das
Tempo einer Tonkette noch schneller, so entsteht der Eindruck des
Rollers, d.h. der einzelne Ton ist für unser Ohr nicht mehr genau
unterscheidbar, und als neuer Bestandteil tritt hinzu ein Laut r
oder Il oder r. Wir schreiben den Roller je nach seiner Länge
l
54
E Er (er EEE BER EW je nach seiner
IN 194. ic
Schwingungshöhe: !); je nach seiner
17 Fr | Be / | Tongüte:
= die Töne sind rein;
39
— die Töne sind unrein;
Es : N e die :
106
eg N 7 ie; — die Töne sind Geräusche.
') Die Unterschiede der Schwingungshöhe veransehaulichen am deutlichsten
die Beispiele von Vogelliedern: die schabend-scharrenden Töne im Lied der
Schilf- oder der Teichrohrsänger zit{grn — schwingen nur ganz leis: unsere
Form 19a. Die Nachtschwalbe, der Wachtelkönig haben ein grobes Schnarren
mit hohem Schwingungsausschlag: 19c. Das Schnurren (Tremolieren) der
Turteltaube bewegt sich in seiner Ausschlagstärke (Amplitude) zwischen diesen
zwei Extremen: 19 b.
986 H. Stadler und ©. Schmitt:
Das allbekannte Beispiel hierfür ist der Zaunkönig; wenn sein
Warnen heftiger und heftiger wird, gehen die einzelnen Töne über
in aufgeregtes „Zerren“: helle Roller.
Viel häufiger als aus Eintonrufen entstanden findet sich aber
der Roller als selbständige Rufform, unabhängig aus seiner Ab-
leitung etwa aus Eintonrufen: seine Klangfarbe ist anders als die
irgend eines Einzelrufs, oder ein Eintonruf in dieser Klangfarbe
fehlt der nämlichen Vogelart. So zirrt und zerrt der Zaunkönig
in anderer Klangfarbe als er tickt, diese zirr werden auch anders
vorgetragen als das aufgeregte zerr der schnellen Rufreihe. Ihre:
Klangfarbe ist die des Uhraufziehens und sehr ähnlich dem gleichen
„Uhraufziehen“ der Nachtigall und des Sprossers.
Ungemein häufig ist des Absinken des Rollers am Schluß:
59 60
Gr
-——m .
ie ı und V ‚oderumgekehrt, dasHinaufschlagen
61 ®
des letzten Tons = Sb und re L . Für die Roller
—
mancher Arten ist es bezeichnend, daß sie von Anfang an absinken:
63
N
n- L . Von Form 59 ist das Musterbeispiel der Klirrer
des Girlitzes, von der Form 61 das chriiii der Schleiereule
und das „Trillern“ des Schwarzen Milans; Schleiereule und
Schwarzer Milan rufen aber auch in der Form 59. Fallende
Roller sind die zirreb des Rebhuhns, die karja der Brachschwalbe,
manche krja der Brandseeschwalbe. 17, 59, 61 vertreten sich
fortwährend bei der gleichen Vogelart und beim gleichen Tier;
auch das Seeschwalben-zirrre erscheint häufig in der Form 17 und 59.
Diese Roller sind ungeheuer verbreitet in der Vogelwelt, jeder
Vogel besitzt sie für irgend eine Lebenslage oder zum Ausdruck
irgend einer Stimmung. Wenn man sie einteilen will, so könnte
man sie wohl nach dem sinnenfälligsten ihrer Erscheinung einteilen,
nach ihrer Tonhöhe. Dann gehören zusammen in hoher Tonlage:
das Klirren des Girlitzes, des Seidenschwanzes, des Bergfinken,
das „Uhraufziehen“ vom Zaunkönig, Nachtigall und Sprosser,
das ganz-hohe zirr des Kleibers,*des Halsband- und des Zwerg-
fliegenschnäppers, das sirr der Baumläufer, das zirr der
Mehlschwalbe und der Uferschwalbe, das leise sri der Amsel,
das scharfe sri und sirr des Mauerseglers und des Bienenfressers,
Die Formen der Vogelrufe. 987
das zirr und zirrl der Rohrammer, das Schnirpfen Her abfliegenden
&oldammer, -das bürr des Teichhuhns und der Alpendohle,
das dürr des Mornell-, Halsband-, Seeregenpfeifers, das gürr
und dirr der Strandläufer und des "Sumpfläufers, das kürr und
kirig des Steppenhuhns.
Dann gehören zusammen in der Mittellage: Das Schnarren
der Misteldrossel, das Knarren von Nachtigall und Sprosser,
das Hassen (kerr) der Raben-, Nebel- und Saatkrähen, das kerr
und zerr des Teich-, des Schilf-, des Seggen-, des Sumpfrohr-
sängers, das ärrr der Diekschnabellumme.
Es gehören schließlich zusammen die tiefen oder jedenfalls
tiefklingenden Rufe arr (orr) und karr (korr) des Haubentauchers
und des Nordseetauchers, das karr des Eissturmvogels, das
Gurren der Entensturmvögel (P’rion), das orrr des Lunds und
des Tordalken, das grunzende rrö des Pelikans, das tiefe karr des
Kolkraben, das Gurren der Tauben und der Sandflughühner
(Pterocles-Arten), das dumpfe tiefe Rollen des Waldkauzes, das
Schnarren von Tafel-, Pfeif-. Spieß-, Moor-, Schellente, Reiher-,
Samt- und Trauerente, Brandgans, das hurr der Eiderente,
die tiefen Knarrer der Säger, die wuchtigen karr des Drossel-
rohrsängers.
Viele dieser Roller müßte man schreiben nicht! wie Fig. 17,
64 65
zum
sondern Ir oder er ‚ d.h. der Laut schwingt nicht
sofort, sondern erst nach einiger Zeit, was wir mit zwei ge-
bundenen gleichhohen Tönen ausdrücken. Diese Abart des Rollers
ist ungemein häufig. Nicht wenige Roller würden sich bei ein-
dringlicher Untersuchung als noch weit verwickelter erweisen. Vom
sirr des Mauerseglers haben wir diese beschrieben in: Verhandlungen
der Ornithol. Ges. in Bayern, Bd. 13, 1916, p. 154.
Diese Roller werden sogar zu Rufstrophen gereiht, wobei der
einzelne Roller seine Tonhöhe etwas wechseln kann. Das be-
zeichnende Beispiel hierfür ist die Misteldrossel, deren Schnarren
zuweilen in ein langes leidenschaftliches Zetern ausartet, dann der
Austernfischer und die Trottellumme der Helgoländer Felsen.
Eine besondere Art des Rollers ist das „Killern‘ geängstigter
Eulen, z. B. von Waldkauz und Waldohreule, oder das ähnliche
Schlottern des Waldkauzes. Seine musikalische Form ist weniger
Fig. 17 als ‚ und der mitklingende Konsonant ist
5. Heft
288 H. Stadler und ©. Schmitt:
keineswegs r, sondern ein sehr deutliches mit unserer Zunge fast
nachsprechbares I. Am gleichen Killern der Milane und überhaupt
der Raubvögel zeigt sich, daß es in der Vogelsprache Mittellaute
gibt, die 1 oder r zugleich sind — diese Mittelstellung nimmt der
Konsonant ein, der z. B. im Milanwiehern mitschwingt.
68
Seltener ist die Form des Rollers 18 oder Nagel L ;‚d. h-
die Tonkette geht von Anfang an gleichmäßig aufwärts. Immerhin
ist sie so bemerkenswert, daß wir sie als Form VlIa führen
möchten; wir kennen sie als tiefen Roller des Sperlingkauzes und
hohes helles Klirren des Tannenhähers. Das zornige Warnen von
Kohl-, Blau-, Sumpfmeise geht erst im Lauf des Rollers in die
ET .
Höhe und verlangsamt sich zum Schluß: errrrrr ar ll)
eddedöddE, Am merkwürdigsten ist das Schnurren der Hauben-
4
meise. Es verläuft oft in der Form gurlTr IN oder
19
N N BEN : ziemlich regelmäßig hinaufgehend und wieder
heruntergebogen bis ganz unregelmäßiges Auf und Ab.
B. Rufstrophen.
Wir waren auf S. 287 bereits bei der einfachsten Form der
Rufstrophen angelangt: Einton- oder Vorschlagrufe werden pausen-
los gereiht zu längeren bis sehr langen Tonketten; alle Töne bleiben
annähernd auf gleicher Höhe und bilden musikalisch eine Reihe —
Reihenmotive.
Form VIII. Diese Tonketten wären in Noten zu setzen als
69 rl
ee a
1) /. ist das musikalische Zeichen für u. s. f.
Die Formen der Vogelrufe. 289
72 |
.. m rer
al #2 WR.
illiiur Kant
je nach der Schnelligkeit ihres Ablaufs oder der Größe ihrer
Notenwerte.e Psychologisch sind diese Tongebilde Warnrufe;
musikalisch muß man sie Strophen nennen — s. Journal f.
Ornithol. 1917, Festschrift für Reichenow, p. 227; Vogelsprache
(Kosmosverlag Stuttgart 1919), p. 25.
Seen .e
kuckuck, das warnende Schmetzen der Grasmücken, des Dorn-
drehers, der Flußseeschwalbe, das Schneppern (Schnirpfen) des
Rotkehlchens, das Lärmen der Amsel, des Grünspechts, des
Grauspechts, des Hellen Wasserläufers, die merkwürdigen
dackdack-Reihen der Nachtschwalbe, das endlose bibibibibi des
Wachtel-Q, das Knabbern und Tettern der Mittelschnepfe und
der Kleinen Sumpfschnepfe, das Plittern der Haselhühner, das
Keckern der Enten, des Hauben- und Rothalstauchers, der
Kormorane, der Möven und Seeschwalben.
Solche Rufstrophen laufen nun keineswegs geradeaus, sondern
die Höhe ihrer einzelnen Töne kann wechseln. Ebenso häufig wie
bezeichnend ist die Rufstrophe von der Form IX, in der die Töne
von Anfang an und meist sehr gleichmäßig absinken: das Fall-
22
motiv Un; . Hiefür ist das Musterbeispiel das Sigi:
si
des Flußuferläufers und das gi we
S!oi des Grünspechts. Diese Ton-
folge kann
74
verkürzt werden zu [
75
kann verlängert werden zu Ltttrirr
Archiv für Natuıgeschichte
1921. A. 5. 19 5. Heft
290 H. Stadler nnd ©. Schmitt:
76
kann punktierte Noten enthalten
77
kann Pausen enthalten er N)
L>
Ey,
Obwohl diese Rufform nichts anderes ist als eine Erweiterung der
Form III = 10, so ist sie doch so häuflg und vor allem so
bezeichnend, daß man sie als eigene Art IX aufstellen muß. Die
bekanntesten Beispiele dafür sind: das zi,; .
2zi der Schwanzmeise
(bemerkenswerterweise erst abwärtsziehend, wenn es mehr als drei
Töne sind), das hingeworfene gleiche Rufen von Kohlmeise,
Haubenmeise, Tannenmeise, das merkwürdige gedämpfte SÜ.
SUsü
des Kleibers, die etwas stärkeren Rufe der Blaumeise, das
isS.
iss.
'°:os des Wiesenpiepers und des Wasserpiepers, das Kichern
der Lachtaube, die klagenden iije (das Wehgeschrei) des Chors
der Flußseeschwalben.
Nicht so häufig wie diese Fallmotive ist die gleichmäßig
ansteigende Tonkette — Form IXa = Steigmotiv — hierin ähnelnd
den Verhältnissen beim Roller. Die Musterbeispiele für diese Form sind
78
der Fluchtruf des Waldwasserläufers: > II T f
das helle Rufen des Zwergtauchers: Fig. 23 BB
das ähnliche aufsteigende deded& der Rauchschwalbe,
das durchgeschliffene aufwärtsgerichtete Knatzen vom Kiebitz,
der A-dur-Dreiklang der Eisente.
Form X. Werden die Töne dieser absinkenden Reihe so eng
verbunden, dab sie ineinander übergehen, d.h. werden sie durch-
Die Formen der Vogelrufe. 29)
24
. . s ... .
geschliffen, so entsteht das Tonbild jRaR : das hiiiä (Miauen)
von Bussard und Hühnerhabicht, des Bartgeiers, des Eichel-
hähers, des Stars, des Amerikanischen Katzenvogels.
Dieses hiliä haben anscheinend alle Falkenvögel (Adler,
Bussarde, Habicht-Sperber, Milane) mit Ausnahme der eigentlichen
Falken? Auch der Schwunsch des Grünlings ist häufig nur ein
durchgeschliffenes abwärts ziehendes iieä.
Dieselbe Rufform erscheint als häßlich nasales abwärts ziehendes
r7
an _.
"an der Raben- und Nebelkrähe, der Saatkrähe, des Kolk-
raben, des Eichelhähers.
Es mag noch darauf hingewiesen sein, daß Rufform IX und X
im Grunde nichts anderes sind als Erweiterungen der Form III
12
RER
4 und 10 (8. 282).
Form XI. In diesen verschiedenen Rufstrophen kann das Auf
und Ab der Töne aber auch ganz unregelmäßig sein. Die Amsel,
der Grünspecht, der Grauspecht schreien Strophen hinaus in der
80 81
Form ( | ji ! | ! ; der Zwergtaucher
ändert in ähnlicher Weise seine klangschönen Rufe immerfort ab.
62
sl re En dent
Der Turmfalk ruft seine langen gigigigi in der Form BRL IE RE
83 8 85
x — ; EEE ; m. 2
86
u.ä. Das Meckern der Bekassine geht
19* 5. Heft
292 H. Stadler und ©. Schmitt:
hinauf und herunter. Die Kornweihe keckert ihre Rufstrophen
in allen erdenklichen Ausführungen:
Se
u.s.f. Die Tonfigur der Rufstrophe kann beliebig wechseln und
wenn diese länger ist, die verschiedenartigsten Melodienlinien auf-
weisen wie ein Lied. An diese Verhältnisse muß man denken,
wenn es nicht gelingen will, Rufformen in unserer Anordnung
(unserem System) unterzubringen.
Wir vermeiden bei unseren Darlegungen absichtlich, auf die
absolute Tonhöhe all dieser Rufe einzugehen. Die Tonhöhe-
bestimmung der Vogellaute ist ein Forschungsgebiet für sich und
würde die vorliegenden Erörterungen nur unnötig belasten. Die
relative Tonhöhe ergibt in genügender Weise von selbst der Hör-
eindruck. Im Ruf adi ist die erste Silbe a tiefer als die zweite di;
in ide ist der Ton i höher als der Laut e. Die Tonhöhe geht ab-
wärts in der Reihenfolge der Vokale ie ao u; das ä, das.man
so oft im Vogelruf hört (noch öfter zu hören glaubt, in ihn hinein-
legt), wäre in dieser Reihe vor e zu stellen, ö vor o; das sehr
häufige ü ebenfalls zwischen i und e, aber näher an i. Die voll-
ständige Reihe in der Tonhöhe absteigender Vokale ist demnach
iüäeaö ou. Wennein Ton eine Kleinigkeit („eine Schwingung“)
tiefer steht als der Nachbarton, wie das düü des Gimpels, so
setzen wir ihn in der Buchstabenschrift mit dem gleichen Vokal
euren URlar Bun Im sii der Amsel ist das zweite i eine Winzig-
keit tiefer als das erste, das widd des Kleibers ist höher als sein
wedd, im kija von Dohle und Elster sind erster und zweiter Ton
weiter von einander entfernt als im — sonst gleichen — kliä des
Schwarzspechts. Das hiüäe des Bussards enthält eine ganze Stufen-
leiter von Tonhöhen. Solche Hörübungen empfehlen wir allen, die
Feldvogelkunde treiben; sie sind eine treffliche Vorschule für die
Bestimmung der absoluten Tonhöhe, worauf der wissenschaftliche
Arbeiter nicht dauernd verzichten kann, und sind notwendig für
das Abhören des Gesangs: die richtige Beurteilung und Erkennung
der Melodielinie eines Liedes, d.h. das Auf- und Abgehen der Töne
und ihrer gegenseitigen Lage zu einander in der Gesangstrophe.
Ganz lehrreich sind in dieser Hinsicht die Arbeiten von Erich Hesse,
so seine letzte Veröffentlichung im Journal f. Ornithol. 1919, p. 392
bis 430 (Zur Ornis des Leipziger Gebiets). Hesse ist offensichtlich
kein Musiker, hat aber ein gutes Gehör: so gibt er mit der Silben-
schrift anschauliche Bilder von Lautäußerungen, Rufen und Ruf-
strophen, seiner Vögel.
Die Formen der Vogelrufe. 293
Wir müssen es uns auch versagen, an dieser Stelle einzugehen
auf die Bedeutung all dieser Rufformen im Leben des Vogels —
auf die Psychologie der verschiedenen Rufarten. Unsere Er-
örterung beschäftigt sich nur sozusagen mit ihrer Morphologie:
dem musikalischen Aufbau, der Gestalt. Die Bedeutung der einzelnen
Rufformen ist zudem von Vogelart zu Vogelart, ja unter Umständen
in verschiedenen Tonhöhen so verschieden wie ihre Häufigkeit.
Der Roller ist ein Warnruf beim Zaunkönig, ein Lockruf beim
Haubentaucher, dab zirr und zer der Nachtigall drückt ganz ver-
schiedene Stufen oder sogar Arten der Erregung aus. Auf eine be-
deutsame Tatsache sei jedoch hingewiesen: Die Warnrufe aller
Vogelarten stimmen merkwürdig überein; stets sind es scharfe
harte Einzelschläge oder eindringlich girrende oder keckernde Ton-
reihen — Warnstrophen. Und gleich erstaunlicherweise werden die
Warnlaute einer Art verstanden von allen Nachbarn, welchen
anderen Arten immer sie angehören mögen — eine wirklich
allgemeinsame („internationale“) Sprache innerhalb einer
Tierklasse von überragender lebensgeschichtlicher Bedeutung.
Die Häufigkeit der einzelnen Rufformen und die Gelegen-
heit, sie zu hören, sind von Art zu Art sehr verschieden; der
Stubenvogelliebhaber und der Tiergärtner bekommen von ihren
Pfleglingen Ruflaute zu hören, die der Feldornithologe fast niemals
vernimmt.
Wir wollen die Rufformen, wie wir sie besprochen haben, nun
hintereinanderschreiben, sodaß sie der Stimmenbeobachter mit einem
Blick übersieht.
A. Einfache (kurze) Rufe.
Form I. Eintonrufe, Gattung (Typus): pink von Kohlmeise
und Buchfink, gick der Spechte.
Form H. Vorschlagrufe und Auftaktrufe — einem Hauptton
geht ein oder mehrere kurze Töne voraus, gewöhnlich im legato —
l
Verde
Beispiele: Zilpzalp-dwitt Li ‚ Feldspatz d’lip und Dohlen-.
3 4
Po
x
kjä kı , Heidelerchen-delü e ‚ iddi und idd& der
6 7
3.3
ee
Weißen Bachstelze (Auftakt gestoßen) [J und N ;
5. Heft
294 -H. Stadler und C, Schmitt:
5
3
>
Gartenspötter - dedede! ? ! } ] ‚Bachstelzen-zieli l ! |
9
Br ER
Krähen -kra 177 i 10 +
an BEN
Form III. Nachschlagrufe 7}, und Lg : ein zweiter
Ton wird einem Hauptton angehängt in legato. Gattung: @impel-
düü, Meisen-dää; ülü des Zwergfliegenschnäppers.
Form IlIa. Fig. 12 (8.291) — beide Töne sind gestoßen;
ist der betont erste Ton. Beispiel: Baumläufer-tite.
Form IV. Zweisilbenrufe, deren zweiter Ton hinaufgeschlagen
13
Glen
wird: ' Y Beispiel: Häher-chräi, Fitis-üid.
14
Form V. Rufe von der Form fir : auf einen höheren
guten Ton — es ist meist der Lockruf — folgen zwei oder mehr tiefere
Töne, gewöhnlich von anderer Klangfarbe. Gattung fit tock SE
von Hausrotschwanz und Schwarzkehlchen.
48
Form VI. / ! \ = Verbindung von I und III: einem meist
längeren Hauptton geht ein meist tieferer Ton voraus und folgt ein
ebensolcher nach. Gattung: Grünlings - Schwunsch, Wespen-
53
>
bussard-dilii. Umkehrung ' 1 (selten).
Die Formen der Vogelufe.. 995
17
Form VII. Roller re : Knarren, Zirren, Klirren, Killern
der Eulen und Raubvögel (fälschlicherweise immer „Triller“ ge-
nannt).
18
Form VIla. nn : der Roller zieht gleichmäßig aufwärts:
Gattung: Sperlingskauz-Roller, Tannenhäher-Klirren.
ee s
Untergattung ae BB : Zorniges Warnen der Meisen.
Untergattung (s. Fig. 4 S. 293): Schnurren der Haubenmeise.
B. Rufstrophen.
Form VIII. Reihenweisen 1 | | 2 und
21
%] | $] %] "/.: der gleiche einfache oder verzierte Ton
wird mehrmals wiederholt. Lärmen (Warnstrophen) der Amsel
und des &rünspechts.
22
Form IX. Fallweisen Un; : in einer Tonkette sinken
die Töne von Anfang an und gleichmäßig ab. Gattung: Sigi;
des Flußuferläufers, Kichern der Lachtaube.
Form IXa. Umkehrung: Steigweisen Fig. 23 (S. 290) — die
Töne gehen gleichmäßig aufwärts — Fluchtruf des Waldwasserläufers.
b. Heft
296 H. Stadler und C. Schmitt:
Form X. Durchgeschliffene Fallweise
— ein Abkömmling von IX.: die Töne der gleichmäßig ab-
sinkenden Kette werden durchgeschliffen. Gattung: hiiiä von
Bussard, Eichelhäher, Star.
Form XI. Zusammenhängende Rufstrophen von be-
liebigem Aufbau. Beispiel: die Lärmstrophen von Amsel,
Grünspecht, Turmfalk, Kornweihe.
Der Leser mache nun die Probe aufs Exempel und gehe die
ihm bekannten Vogelrufe durch, oder verhöre die Hühner, Gänse
und Enten eines Geflügelhofs oder die fremdländischen Vögel eines
Tiergartens; lese nach in Friderich-Bau’s „Deutschen Vögeln“
oder in Voigts „Exkursionsbuch“ oder in Schulz: Ornithol. Tage-
buchblätter von meiner Lapplandreise 1909 (Ornithol. Monatsschrift
1914), die zahlreiche Vogelrufe in Silbenschreibungen enthalten.
Er wird sich überzeugen, daß er sämtliche Rufe, die er selbst hört
oder aufgezeichnet vorfindet, unter den 11 von uns aufgestellten
Formen unterbringt. Er darf nur nicht vergessen, daß derselbe
Vogel verschiedene Rufformen vereinigt (kombiniert), nach
einander bringt und in den längeren Rufreihen das Tempo ab-
ändert von Mal zu Mal (zusammengesetzte Rufstrophen). Es sind
fast immer Lärmstrophen.
So ruft der Gartenbaumläufer
92
ıtpietrbtbbreeeef
zi dü' ssi ssi zirr
VII. IV. I. VI.
93
ER er in 22 -
Riale, ARZNZ
witte rille witte ee dwitt
ruft der Grünspecht BE 13 Ds m uliijl
gigi gi gi
Va. iB
ruft der Sanderling
VII. XI.
Die Formen der Vogelrufe, 297
95 i Mare
ruf6 der Wiesenpieper ;. i L ) if = Lift |
ist. ist iss.) iss
1SS IS...
1SS.
1SS
I. Illa. I
96
ruft die Kleine Sturmschwalbe ob EN Re |
IF ’Itv
wib wıb u& us
I III.
So ist es beinahe ein Unterscheidungsmerkmal in Zweifels-
fällen, daß die Graue Bachstelze fast nie einzelne zi oder ze
ruft, sondern diese in kürzerer oder längerer Reihe bringt:
97
® . . ”
| [ | I zezezeze, dab die Bergstelze dagegen ihren sehr
98
en SERAERRSBIN,
Vor allem aber darf sich der Beobachter nicht irre machen
lassen durch die ungemeine Verschiedenheit der Klangfarben. Es
gehört im Anfang ein gewisser Entschluß dazu, das absinkende
Schwanzmeisen - sisisisi gleichzusetzen dem grundverschieden
klingenden Kichern der Lachtaube, oder das dwidd des Kleibers
dem Gertenschlag (widd) des Tüpfelsumpfhuhns, oder die tiefen
korr des Kolkraben dem Schnarren der Misteldrossel oder dem
Klirren des Girlitzes gleichzusetzen. Grade diese Rollerrufe zahl-
loser Vogelarten unterscheiden sich sozusagen in nichts als in
Klangfarbe und Mitlauten — und werden durch diese so ungeheuer
verschieden für unser Ohr!
Wenn der Beobachter darauf achtet, wird er zu seiner Ver-
wunderung merken, daß er die Rufformen seiner Vögel wiederfindet
in den Rufen und Pfiffen seiner eigenen Spezies. Der pflügende
Bauer ruft seinem Ochsen zu: h6& oder hei; der Gassenjunge pfeift
5 Hefi
298 H. Stadler und C. Schmitt:
| 68
seinem Kameraden (Fig. 13) oder (Fig. 4) oder Er Va ‚ ein
ui
Kind kichert Dip; ein Schulbub summt die Tonreihe
Ihin :
hir :
hin;
100
un “+ vor sich hin; auf weite Entfernung pfeift ein
16
Pe 3
Eckensteher einem andern nach in der Form hr ‚ der
Bahnschaffner pfeift auf seiner Pfeife einen hohen Roller. Der
lallende Säugling, das sprechenlernende Kind hat sämtliche von
uns unterschiedenen Lautgebilde Es ist wohl kein Zufall, daß die
einfachen Ausdruckslaute des Menschen mit den Rufen der Vögel
bis in Einzelheiten hinein übereinstimmen.
Alle diese Rufformen finden sich nun auch wieder als normale
Erscheinung von ungeheuerer Häufigkeit in den Liedern der
Vögel — als Liedmotive —, aber gewöhnlich in anderer Klang-
farbe. D. h. die Klangfarbe der Tonfolge (Fig. 10) im Lied der
Dorngrasmücken ist anders als die ihrer rauhen gää-Rufe; das
zirr von der Form 17a des Kleibers hat klanglich nichts zu tun
mit dem schönen Pfeifen desselben Vogels von der gleichen
musikalischen Form; das knaunzig-jammernde Rufen (Fig. 16) des
Waldkauz-2 ist klanglich grundverschieden von dem prachtvollen
Okarina-hüvü im Lied des Waldkauz-g'.
Manche Vögel bringen jedoch in ihren Liedern ihre Rufe tat-
sächlich auch in deren Klangfarbe; d. h. die Lieder sind zusammen-
gesetzt aus den Rufen selbst und verraten sich damit als zurück-
geblieben gegenüber den musikalisch weiter entwickelten Vettern —
so besteht das Lied der Weißen Bachstelze größtenteils aus schnell-
gereihten verschiedenen Rufen, das Lied des Haussperlings gar nur
aus einem Ruf schilp, der zipzalpartig in etwas wechselnder Ton-
höhe gereiht wird.
Schwierig ist es zuweilen, im Einzelfall zu entscheiden, ob
man eine bestimmte Rufform oder das Bruchstück eines
Die Formen der Vogelrufe.
299
Liedes vor sich hat. Ist das zü’l zü’l und ü, lü der Heidelerche
101
NSnpnERELER
Keierte ' er, Wu
102
[ der Haubenlerche: ist sie Lockruf oder kurzes Singen?
Im letzten Fall möchten wir dafür eintreten, daß ein bestimmtes
Liedmotiv als Lockruf verwendet wird — ein fast einzig dastehendes
Beispiel der Vertauschung von Lied und Ruf. Erst in unserer
menschlichen Zivilisation erscheint wieder ähnliches: Jungen oder
Mitglieder eines Vereins haben einen besonderen Erkennungspfiff
— die Parole — entnommen irgend einem Lied oder Musikstück.
Anhang.
Die wissenschaftlichen Namen der angeführten Vogelarten.
Adler: Aguila.
Alpendohle: Pyrrhocoraz pyrrhoe.
Amerik. Katzenvogel: Galeoscoptes
carolinensis.
Amsel: Planesticus merula (L.).
Auerhuhn: Tetrao w‘ogallus L.
Austernfischer: Haematopus ostra-
legus L.
Bachstelze, weiße: Motacilla alba L.
Bartgeier: @ypaetus barbatus (L.).
Baßtölpel: Sula bassana.
Baumläufer: Certhia.
Baumpieper Anthus trivialis (L.).
Bekassine: Gallinago gallinago (L.).
Bergfink: Fringilla montifringillal.
Berghäufling: Acanthis flavi-
rostris (L.).
Berglaubsänger: Phylloscopus bo-
nelli (Vieill.).
Bergstelze: Motacilla cinerea Tunst.
Bienenfresser: Merops apiaster L.
Bläßhuhn: Fulica atra L.
Blaukehlchen: Zusciniassvecica (L.).
Blaumeise: Parus caeruleus L.
Blaurake: Coracias garrulus L.
Brachschwalbe: Glareola pratincola
ug
Brandgans: Tadorna tadorna (L.).
Brandseeschwalbe: Sterna sand-
vicensis Lath.
Brauner Sichler: Plegadis falei-
nellus (L.).
Braunkehlchen: Sazxicola rubetra
(L.).
Bruchwasserläufer: Totanus gla-
reola (L.).
Buchenlaubvogel: Phylloscopus si-
bilatrix (Bechst.).
Buchfink: Fring:lla coelebs L.
Buntspecht: Dryobates.
Bussard: Buteo buteo (L.).
5. IIeft
300 H. Stadler und
Dickschnabellumme: Uria lomvia
(L.).
Distelfink: Carduelis carduelis (L.).
Dohle: Coloeus monedula (L.).
Dorndreher: Lanius collurio L.
Dorngrasmücke: Sylvia communis
Lath.
Dreizehenspecht: Picoides tri-
dactylus.
Drroel Turdus philomelos Brehm.
Drosselrohrsänger: Acrocephalus
arundinaceus (L.).
Dunkler Wasserläufer:
thropus (Pall.).
Eichelhäher:
(L.).
Eiderente:
(L.).
Eisente: Clangula hyemalis (L.).
Eissturmvogel: Procellaria gla-
cialis L.
Eisvogel: Alcedo atthis ispida L.
Elster: Prca pica (L.).
Entensturmvögel: Prion.
Erlenzeisig: Spinus spinus (L.).
Eulen: Striges.
Feldlerche: Alauda arvensis L.
Feldspatz: Passer montanus (L.).
Fischreiher: Ardea cinerea (L.).
Fitis: Phylloscopus trochilus (L.).
Flamingo: Phoenicopterus anti-
um Brehm.
Flußregenpfeifer:
Tot. ery-
Garrulus glandarius
Somateria mollissima
Charadrius du-
bius.
Flußseeschwalbe: Sterna hirundo L.
Flußuferläufer: Actitis hypoleucos
(L.).
Gambett-Wasserläufer: Totanus
totanus (L.).
Gartenbaumläufer: Certhia brachy-
dactyla Brehm.
Gartenspötter:
(Vieill.).
Gebirgsstelze :
Tunst.
Gimpel:
Motacilla cinerea | Katzenvogel:
©. Schmitt:
Girlitz: Serinus canarius germa-
nicus Laubm.
Goldammer: Emberiza citrinella L.
Goldregenpfeifer: Pluvialis en
rus (L.).
Grasmücken: Sylviidae.
Grauer Fliegenfänger: Muscicapa
ficedula (L.).
Grauspecht: Picus canus Gm.
Großer Bracher: Numenius arguata
(L.).
Großer Raubwürger: Lanius excu-
bitor L.
Großtrappe: Otis tarda L.
Grünfink, Grünling: C'hleris chloris
(L.).
Grünspecht: Prcus viridis.
Grylilumne: Cepphus grylle (L.).
Habicht: Astur gentilis (L.).
Halsbandfliegenfänger: Muscicapa
collarıs Bechst.
Halsbandregenpfeifer: Charadrius
hiaticula L
Haselhuhn: Bonasa bonasia (L.).
Haubenlerche: @Galerida cristata
(L.).
Haubenmeise: Parus cristatus L.
Haubentaucher: Podiceps ceristatus
(L.).
Haushuhn: Gallus domesticus L.
Hausrötel, Hausrotschwanz: Phoe-
nicurus ochruros (Gm.).
Haussperling: Passer domesticus
(L.).
Heherkuckuck: Coccystes glanda-
rius (L.).
Heidlerche: Lullula arborea (1.).
Heller Wasserläufer: Totanus nebu-
larius (Günn.).
Houbaratrappe: Otis houbara Gm.
Hühnerhabicht: Astur gentilis (L.).
Kaiseradler: Aquila melanattus(L.).
Hypolais icterina | Kanarienfink: Serinus canarius
canarius (L.).
Galeoscoptes caroli-
nensis.
Pyrrhula pyrrhula (L.).| Kiebitz: Vanellus vanellus (L.).
Die Formen der Vogelrufe.
Kiebitzregenpfeifer: Squatarola
squatorola (L.).
Kirschkernbeißer: Coccothraustes
coccothraustes (L.).
Kleiber: Sitta europaea Wolf.
Kleine Sturmschwalbe: Thalass:-
droma pelagica (L.).
Kleine Sumpfschnepfe: Lymno-
eryptes gallınula (L.).
Kleines Sumpfhuhn: Porzana
parva (Scop.).
Kleinspecht: Dryobates minor.
Kneckente: Querquedula querque-
dula (L.).
Kohlmeise: Parus major L.
Kolkrabe: Corvus corax L.
Kornweihe: Circus cyaneus (L.).
Krähen: Corvus.
Kramtsvogel: Turdus paris L.
Kranich: Megalornis grus (L.).
Kuckuck: Cuculus canorus L.
Lachmöve: Larus ridibundus L.
Lachseeschwalbe: @elochelidon
anglica (Mont.).
Lachtaube: Streptopeliarisoria (L.).
Laubvögel: Phylloscopus.
Leinfink: Acanthıs linaria (L.).
Löffler: Platalea leucorodia L.
Lund: Fratercula arctica (L.).
Mauersegler: Micropus apus \L.).
Mauser: Buteo buteo (L.).
Mehlschwalbe: Delichon urbica (L.).
Meisen: Paridae.
Milan, schwarzer: Milvus migrans
(Bodd.). RB
Misteldrossel: Turdus vıseivorus L.
Mittelschnepfe: Gallinago media
(Lath.).
Mittelspecht: Dryobates . (L.)
Moorente: Nyroca nyroca (Güld.).
Mornellregenpfeifer: Eudromias
morinellus (L.).
Nachtigall: Zuscinia megarhynchos
Brehm.
Nachtreiher: N ycticoras nycticorax
(L.).
301
Nachtschwalbe: Caprimulgus eurc-
paeus L.
Nebelkrähe: Corvus corniz L.
Ortolan: Emberiza hortulana L.
Pelikan: Pelecanus onocrotalus L.
Pfeifente: Mareca penelope (L.).
Pfuhlschnepfe, schwarzschwänzige:
Limosa limosa (L.).
Pirol: Oriolus oriolus. (L.).
Rabenkrähe: Corvus corone L.
Raubseeschwalbe: Sternatschegrava
Lep.
Raubmöven: Stercorarius.
Raubvögel: Raptat res.
Raubwürger: Lanius excubitor L.
Rauchschwalbe: Hirund rustica L.
Rebhuhn: Perdix perdix L.
Reiher: Ardea cinerea (L.).
Rohrammer: Emberiza schoeniclus
Rohrsänger: Acrocephalus.
Rohrweihe: Circus aerugin sus (L.).
Rothänfling: Acanthis cannabina
(Ir)
Rotkehlchen: Eruhacus rubecula
L.).
Rotkehlpieper: Anthus cervinus
(Pall.).
Rotkopfwürger: Lanius senator L.
Saatkrähe: Corvus frugilegus.
Säbelschnäbler: Recurvirostra avo-
setta L.
Säger: Mergidae.
Samtente: Oidemia fusca (L.).
Sanderling: Caldris alba (Pall.).
Sandflughühner: Pterocldae.
Sandregenpfeifer: Charadrirus hia-
icula L.
Schafstelze: Motacilla flava L.
Schelladler Agurla clanga Pall.
Schellente: Glaucionetta clangula
(L.).
Schilfrohrsänger: Acrocephalus
sch en baenus (L.).
Schleiereule: Tyto alba (Scop.).
Schreiadler: Agquila pomarına
Brehm.
5. Heft
302
Schwanzmeise: Aegithalos caudatus.
Schwarzdrossel: Planesticus merula
(L.).
Schwarzer Milan: Milvus migrans
(Bodd.).
Schwarzhalstaucher: Podicr ps
nigricollis Brehm.
Schwarzkehlchen, Schwarzkehliger
Wiesenschmätzer: Sazicola tor-
quata (L.).
Schwarzkopfmeisen:
lustris u. salicarius.
Schwarzplatte: Sylvia atricapılla
L.)
Parus pa-
Schwarzschwänzige Pfuhlschnepfe:
Limosa limosa (L.).
Schwarzspecht: Dryocopus martius
Schwarzstirnwürger: Lanius
minor Gm.
Seeadler: Haliaeetus albieilla (L.).
Seeregenpfeifer: Charadrius alexan-
drinus L.
Seggenrohrsänger:
aquaticus (Gm.).
Seidenrohrsänger: Cettia cettı.
Seidenschwanz: Bombycilla garru-
lus (L.).
Sichler, brauner: Plegadis falei-
Acrocephalus
nellus (L.).
Silbermöve: Larus argentatus
Pontopp.
Singdrossel: Turdus philomelos
Brehm.
Sperber: Accipiter nısus (L.).
Spießente: Dafila acuta (L.).
Sprosser: Zuscinia luscinia (L.).
Star: Sturnus vulgaris L.
Steinadler: Agwila chrysaetos (L.).
Steinhuhn: Caccabis saxatıhs
(Meyer).
Steinkauz: Carine noctua (Scop.).
Steinschmätzer: Oenanthe oenanthe
(L.).
Steinsperling: Petronia petronia(L.).
Steinwälzer: Arenariainterpres (L.).
Steppenhuhn: Syrrhaptes para-
doxus (Pall.).
H. Stadler und C. Schmitt:
Stieglitz: Carduelis carduelis (L.).
Stockente: Anas platyrhynchos L.
Strandläufer: Tringa.
Sturmmöve: Larus canus L.
Sturmseeschwalbe; kleine: Tha-
lassidroma pelagica (L.).
Sumpfhuhn, kleines: Porzana
parva (Scop.).
Sumpfläufer: Limicola falcinellus
(Pontopp.).
Sumpfmeise: Parus palustris L.
Sumpfrohrsänger: Acrocephalus
palustris (Bechst.).
Sumpfschnepfe, kleine: ZLymno-
cryptes gallinula (L.).
Tafelente: Nyroca ferina (L.).
Tannenhäher: Nucifraga caryo-
catactes (L.).
Tannenmeise: Parus ater L.
Tauben: Columbidae.
Teichhuhn, grünfüssiges: Gallinula
chloropus (L.).
Teichrohrsänger: Acrocephalus
streperus (Vieill.).
Tordalk: Alca torda L.
Trauerente: Oidemia nigra (L.).
Trauerfliegenschnäpper: Musci-
capa hypoleuca (Pall.).
Trauerseeschwalbe: Hydrochelidon
nigra (L.).
Triel: Oedienemus oedienemus (L.).
Tüpfelsumpfhuhn: Porzana por-
zana (L.).
Turteltaube:
(L.).
Uferschwalbe: Riparia riparia(L.).
Uhu: Bubo bubo (L.).
Wacholderdrossel: Turdus pilaris
L
Streptopehia turtur
Wachtel: Coturnix coturnix (L.).
Wachtelkönig: Crex crex (L.).
Waldkauz: Strix aluco L.
Waldlaubvogel: Phylloscopus sibi-
latrix (Bechst.).
Waldrötel, Waldrotschwanz: Phoe-
nicurus phoenicurus (L.).
Die Formen der Vogelrufe.
Waldschnepfe: Scolopax rusticola
L
Waldschwirrvogel: Phylloscopus
sibilatr"x (Bechst.).
Waldwasserläufer: Tringa ocro-
phus L.
Wasserläufer: Totanus. |
Bruch-W.: Totanus glareola (L.).
Dunkler -W.: Totanus erythropus
(Lall.).
- Gambett-W.: Ttanus totanus (L.).
Heller -W.: Totanus nebularius
| (Gunner).
Wald-W.: Tringa ocrophus L.
Wasserpieper: Anthus spinoletta
Wasseralle: Rallus aquaticus L.
Weidenlaubvogel: Phylloscopus
collybita (Vieill.).
303
Wendehals: Iyn& torgurlla L.
Wespenbussard: Pernis apivorus
(L.).
Wiedehopf: Upupa epops L.
Wiesenpieper: Anthus pratensis(L.).
Wiesenschmätzer, braunkehliger:
Sazıcola rubetra (L.).
Wiesensenmätzer, schwarzkehliger:
Sazicola torquata (L.).
Zaungrasmücke:
(L.).
Ziegenmelker: Caprimulgus euro-
Sylvia curruca
paeus L.
Zilpzalp: Phylloscopus collybita
(Vieill.).
Zippe: Turdus philomelos Brehm.
Zwergfliegenschnäpper: Zrythro-
sterna parva (Bechst.).
Zwergohreule: Otus scops (L.).
Weidenmeise: Parus atricapsllus. | Zwergseeschwalbe: Sterna minuta
Weihe: Ovreus.
Weindrossel: Turdus musicus L. Zwergsumpfhuhn: Porzana pusilla.
Weiße Bachstelze: Motacilla alba | Zwergtaucher: Podiceps ruficollis
L
(Pall.).
Weißer Storch: Creonia ciconia (L.). | Zwergtrappe: Otis tetrax L.
5. Heft
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ARCHIV
NATURGESCHICHTE
_ @EGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN,
FORTGESETZT VON
W. F. ERICHSON, F.H. TROSCHEL,
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF,
W. WELTNER UND E. STRAND
— de.
SIEBENUNDACHTZIGSTER JAHRGANG
1921
Abteilung A
6. Heft
HERAUSGEGEBEN
VON
EMBRIK STRAND
(BERLIN)
—ıao
NICOLAISCHE
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R.STRICKER
Berlin
Inhaltsverzeichnis.
Knisch. Hpydrophiliden aus Matto Grosso. (Erster Teil)
Kessel. Neue Monotomiden, Cueujiden und Passandriden aus der Samm-
lung des Deutschen Entomologischen Museums in Berlin
Derselbe. Über die Stellung der Passandriden im System :
Lehmann. Systematisch-Hemipterologische Studien (Tesseratominae and
Dinidorinae). (Mit 2 Textfiguren).
Krausse [und Strand]. Über einige ausländische Hans and Waldmiuke
Bickhardt. Die Histeriden des aethiopischen Faunengebieis. Teil I
(Hololeptinae, Trypeticinae, Teretriinae, Abraeinae und Ben
(mit 16 Textfiguren) . b Be >
Derselbe. Die Histeriden des nahen Banmen Seht Teil II
(Dendrophilinae, Tribalinı und Platysomini) (mit 7 Textfiguren) .
Mohr. Die geograpische Verbreitung der Anoa-Arten auf Oelebes (mit
2 Textfiguren) .
Laubmann. Beiträge zur Orskählunsr von Pbinuied im Alir.
Ulmer. Über einige Ephemeropteren-Typen älterer Autoren (mit 21 Text-
figuren) Re h ; .
Kleine. Über die Steilung der Doperiieb ‚inrhehall der Panihe ie
Brenthidae (mit 3 Textfiguren) .
Derselbe. Bestimmungstabelle der Gstg Estenorrhinue“ Tmeordeire
(mit 11 Textfiguren) .
Derselbe. Die Gattung Dephagan” Bahr (mit 29 Mextügnren De
einer Karte) ee RE Yale ST
146
215
229
268
275
282
Hydrophiliden aus Matto Grosso.
(Erster Teil.)
Von
Alfred Knisch in Wien,
Von der Firma Dr. O. Staudinger u. A. Bang-Haas in Blasewitz.
Dresden erhielt ich eine umfangreiche Originalausbeute von Hwydrophiliden
aus Corumba im Staate Matto Grosso, West-Brasilien. Die Resultate der Durch-
arbeitung derselben seien im folgenden, da das Material noch nicht zur Gänze
aufpräpariert ist, vorerst in zwangloser Reihenfolge wiedergegeben; ein syste-
matisches Verzeichnis am Schlusse der Arbeit wird das Bild der Hydrophiliden-
fauna von Corumba vervollständigen. Die Typen der neu beschriebenen Arten
befinden sich durchwegs in meiner Sammlung.
Hydrochous.
. Die Gattung Hydrochous, welche bis vor kurzem aus Südamerika
überhaupt noch nicht nachgewiesen war, ist bei Corumba durch eine
Reihe von Arten vertreten. Zwei derselben sind mit den aus Central-
amerika bekannt gewordenen H. debilis Sharp und obscurus Sharp
äußerst nahe verwandt, wenn nicht identisch.
H. metallipes Knisch. Diese von mir jüngst auch nach Exem-
plaren aus Paraguay beschriebene Art liest mir aus Corumba in An-
zahl vor.
H. duealis Knisch nov. spec.
Dem H. metallipes und Drakei m. zunächst verwandt. Von ersterem
durch weniger gestreckte Körperform, weniger scharf getrennte
vordere Medianmulden auf dem Halsschilde, gröbere Skulptur der
Flügeldecken und einfarbig schwarze, nicht metallische Schenkel
verschieden. Von H. Drakei m. durch bedeutendere Durchschnitts-
größe, etwas gestrecktere Körperform, weniger lebhaft metallische
Oberseite und durch die einfarbig schwarzen Schenkel leicht trennbar.
Die vorderen Medianmulden auf dem Halsschilde sind weniger scharf
als bei metallipes m. getrennt, aber nicht zu einer Grube verschmolzen
wie dies bei allen übrigen Hydrochous-Arten der Fall ist.
Long.: 4,5—5,4 mm.
Fünf Exemplare aus Corumba in meiner Sammlung.
H. Drakei Knisch. Diese Art erhielt ich nunmehr in größerer
Anzahl aus Corumba. Die Färbung derselben nuanciert in schwarz-
blau; ein einzelnes Exemplar gleichen Fundorts in meinem Besitze,
das ich durch einen besonderen Namen hervorheben zu müssen glaube,
Archiv fiir Naturgeschichte.
1921. A. 6. 1 6 Heft
P) - Alfred Knisch:
fällt durch einfarbig schwarze Oberseite auf; ich bennene diese
Aberration:
H. Drakei-nigrinus Knisch nov. aberr.
Die Länge der Art variiert von 3,1—4,5 mm.
H. seeretus Knisch nov. spec.
Mit H. Drakei und purpureus m. zunächst verwandt. Von ersterem
durch hellere Färbung, viel dichter und ziemlich gleichmäßig grob
punktierten Halsschild; besonders aber durch den zwischen dem
3. und 6. Intervall am Beginne des letzten Drittels der Flügeldecken
hervorragenden Höcker, von letzterem außerdem durch wesentlich
bedeutendere Durchschnittsgröße verschieden.
Mäßig gestreckt, die Flügeldecken viel breiter als der Halsschild.
Die Oberseite metallisch grün, die Flügeldecken gelblich grün, stellen-
weise bläulich schimmernd. Die Extremitäten einfarbig gelbrot oder
rötlichgelb. Der Kopf mäßig grob und ziemlich dicht, auf der Stirn
jederseits der Mittelfurche mit grubenförmiger Längsvertiefung oder
ohne diese, grob und dicht punktiert. Der Halsschild etwas länger
als breit, die ersten zwei Fünftel ziemlich parallelseitig, dann gegen
die Hinterecken deutlich und meist etwas ausgeschweift verengt;
die Punktierung desselben grob, sehr dicht und tief, und die mulden-
förmigen Vertiefungen treten meist nicht sehr deutlich hervor. Die
Flügeldecken viel breiter als der Halsschild, knapp hinter der Mitte
etwas bauchig erweitert und daselbst am breitesten, gegen die ab-
gestutzte Spitze stark verengt, sehr seicht aber grob punktiert-
gestreift. Die ungeraden Intervalle derselben etwas deutlicher hervor-
tretend; sämtliche-/wischenräume den Punktstreifen ungefähr gleich-
breit, rückwärts gegen die Spitze wesentlich schmäler. Streifen 4—-9
rückwärts vor dem bis weit gegen die Naht reichenden zehnten Streifen
endigend, auch die inneren Streifen vor der Spitze verkürzt. Die
ungeraden Intervalle verbreitern sich stellenweise ein wenig und
tritt an solchen Stellen meist eine hellere Grundfarbe hervor. Sehr
auffällig ist der zwischen dem dritten und sechsten Intervall am Be-
ginne des letzten Drittels gelegene, rundliche Höcker. Ein aberrantes
Exemplar ist dunkelgrün, stellenweise purpurn gefärbt und die
Intervalle der Flügeldecken sind schmäler als die Punktstreifen.
Die Beine lang und kräftig.
Long. 4,4 4,8 mm.
Patria: Corumba. Eine geringe Anzahl in meiner Sammlung.
H. purpureus Knisch. Von dieser Art besitze ich eine Serie aus
Corumba. Ferner kenne ich zwei Exemplare aus Argentinien: Buenos-
Aires leg. ©. Bruch.
H. variabilis Knisch nov. spec.
Eine äußerst veränderliche Art. Mittelgroß, gestreckt, schwarz,
häufig grün, goldgrün, blaugrün oder purpurfarbig, metallisch glänzend.
Die Extremitäten rötlichgelb, nur die Fühlerkeule, die äußerste Spitze
der Kiefertaster, der Schenkel und der Klauenglieder meist ge-
Hydrophiliden aus Matto Grosso. 3
schwärzt. Auf dem Kopf die Stirn grob und unregelmäßig, der Clypeus
feiner punktiert. Von den Stirneindrücken ist die kurze Mittelfurche
stets deutlich, die seitlichen Vertiefungen sind meist nur durch grobe
Punkte angedeutet. Der Halsschild nur unwesentlich länger als breit,
verkehrt trapezförimg oder fast quadratisch. Die Eindrücke auf
demselben sind nur schwach angedeutet, niemals tief muldenförmig,
meist aber ganz verschwunden. Die Punktierung des Halsschildes ist
ziemlich grob, unregelmäßig, wenig dicht; manche Stücke zeigen
größere glatte Stellen. Die Erhabenheiten zwischen der groben Punk-
Punktierung tragen feine, wenig dicht angeordnete, mit gewöhnlicher
Lupenvergrößerung kaum wahrnehmbare Pünktchen. Eine deutliche
Chagrinierung ist nicht vorhanden. Die Flügeldecken gestreckt, hinter
der Mitte wenig verbreitert, punktiert gestreift, auf der Scheibe mehr
oder wengier einfach gereiht punktiert. Die Punkte der Streifen
mäßig grob, rund, dicht hinter einander stehend. Die inneren Inter-
valle flach, die äußeren kielig, nur die Zwischenräume 5, 7 und 9
treten stellenweise durch größere Breite oder höhere Kielung deutlicher
hervor.
Long. 2,8—3,4 mm.
Patria: Corumba. In Anzahl in meiner Sammlung.
Ich war ursprünglich geneigt, die einfarbig schwarze Form als
eine selbständige Art zu betrachten, konnte aber damit nicht Stand
halten, da sich in dem umfangreichen Materiale alle Farbenübergänge
fanden und sonstige konstante Merkmale fehlten. Dieser Hydrochous
ist vielleicht nur eine durch fast oder ganz erloschene Halsschild-
mulden gekennzeichnete Form des mir de natura unbekannten
H.obscurus Sharp.
H. eorruscans Bruch. Diese sehr variable, mit H. debilis Sharp
nahe verwandte, vielleicht sogar identische Art liegt mir in großer
Anzahl aus Corumba vor. Sie ist sehr weit verbreitet und ungemein
häufig.
H. argutus Knisch nov. spec.
Charakteristisch durch die grobe Skulptur und die schwarze
Grundfärbung der Oberseite. Klein, wenig gestreckt, die Flügeldecken
hinter der Mitte bauchig erweitert. Die Oberseite schwarz, auf dem
Kopf und Halsschild, seltener auch auf den Flügeldecken mit metallisch
blauem, grünem oder küpfrigen Schimmer, stark glänzend. Die Fühler,
Kiefertaster und die Beine gelbrot, an letzteren die Knie und die
Spitzen der Klauenglieder schwärzlich. Der Kopf besonders auf der
Stirn sehr grob und dicht punktiert. Der Halsschild trapezförmig,
am Vorderrande am breitesten, nach rückwärts stark und fast gerad-
linig verengt, mit stark vorgebogenem Vorderrande, grob, dicht und
tief, stellenweise runzelig punktiert, mit meist undeutlichen Mulden.
Die Flügeldecken wenig gestreckt, hinter der Mitte bauchig erweitert,
besonders rückwärts ziemlich gewölbt, punktiert gestreift, die Punkt-
1* 6. Heft
4 Alfred Knisch:
streifen mit sehr groben, rundlichen Punkten, deren Zwischenräume
sehr schmal, nur die ungeraden Intervalle nennenswert gekielt.
Long. 2,3—2,6 mm.
Patria: Corumba. In Anzahl in meiner Sammlung.
| H. Richteri Bruch. Von dieser minutiösen Art liegen mir vier
Stücke aus Corumba vor. Ich kenne auch ein einzelnes Exemplar
aus Argentinien (Buenos-Aires?) aus der Coll. Kraatz des Deutschen
Entomologischen Museums. NR ER: |
Hydrochous speec.? Es liegt mir ein einzelnes Exemplar. einer
dem H. pumilio m. ähnlichen, vielleicht neuen Art vor, welches nur
2 mm Länge mißt, sonst durch gestreckte Körperform und einfarbig
braune Oberseite, welche nur am Kopf einen leichten Metallglanz
besitzt auffällt. Da die Hydrochous-Arten in ihrer Färbung einer
gewissen Variabilität unterliegen, und die Beschreibung daher kein
vollständiges Bild dieser Art ergeben würde, enthalte ich mich der-
selben.
Berosus.
Das Corumba-Material enthält 31 Berosus-Formen von welchen,
mit Inbezug zweier fraglicher, sieben bereits bekannt und zweiund-
zwanzig neu sind. Zwei weitere nur in einzelnen Stücken vorliegende
Arten ließ ich vorläufig unberücksichtigt. Von den bereits bekannten
Arten ist nur eine, nämlich Zruncatipennis Cast. auch aus Centrala-
amerika nachgewiesen, während die übrigen sechs bisher nur aus
Brasilien bezw. Argentinien bekannt geworden sind. Die Gattung
besitzt besonders in der neotropischen Region viele Vertreter. Ich
beabsichtige die Berosus der neuen Welt einer kritischen Revision
zu unterziehen und habe bereits die meisten Typen derselben studiert;
die Mitteilung weiteren Materials ist mir sehr erwünscht.
Enoplurus.
B. truncatipennis Cast. Besitze ich auch in einigen Stücken ($9Q)
aus Corumba.
B. obseurus Cast. — Diese Art wurde vom Autor (Hist. Nat. II,
1840, 56) mit nur wenigen Worten kenntlich gemacht. Sie gehört,
im Gegensatz zu der von Zaitzev (Hor. Soc. Ent. Ross. XXXVIII,
1908, 359) gegebenen systematischen Stellung der Subgattung
Enoplurus an und ist dem truncatipennis Cast. nahe stehend. B. ob-
scurus Cast. unterscheidet sich von letzterem u. a. durch gelben Clypeus
und dunkel metallische Stirn, gleichmäßig, sehr weitläufig und mäßig
grob, dazwischen äußerst fein punktierten, meist nur beim @ im Grunde
sehr fein chägrinierten Halsschild und ziemlich grob und mäßig weit-
läufig verworren punktierte Zwischenräume der Flügeldecken. Der
Halsschild zeigt auf der Mitte eine dunkle, oft verwaschene, in ihrer
Ausdehnung variable, nicht metallische Längsvitta. Das $ ist an dem
erweiterten und länger beborsteten Glied 2 und 3 der Vordertarsen
kenntlich. Die seit Castelnau (1840) kaum mehr beachtete und
Hydrophiliden aus Matto Grosso. 5
erkannte Art erhielt ich in vier Exemplaren ($ @) aus Corumba. Sie
scheint sehr selten zu sein.
B. stenocoptus Jens.-Haar. (Reg. i. 1.). — Von dieser Art besitzt
das Wiener naturhistorische Museum eine kleine Serie aus Paraguay:
Centurion, von Reimoser gesammelt. Diese Stücke haben eine
Länge zwischen 5,7—6,5 mm gegenüber 5Y/,;,mm des Typus laut
Diagnose. Es liegt mir ferner durch die Güte des geschätzten Autors
eine Cotype von B. obsoletus Jens.-Haar. vor, welcher unbedingt
nur als © dieser Art aufzufassen ist, da die Unterschiede bloß in der bei
Berosus 2 sehr häufigen bedeutenderen Größe und der Chagrinierung
der Intervalle der Flügeldecken liegen. Ich sandte ein 2 von den
Stücken aus Centurion an Mr. Jensen-Haarup zum Vergleich und
erhielt hierauf folgende Mitteilung, welche die Synonymie beider
Formen bestätigt: ‚I have compared the Berosus stenocoptus with
the type specimen and have found that the specimen from the Vienna
Museum fully agrees with the typic stenocoptus; it is slightly larger
than the specimen I have found, and perhaps a little more distinctly
punctured, but otherwise they are quite alike.“ Zu bemerken ist,
daß Halsschild und Flügeldecken beim 2 im Grunde fein chagriniert
sind. Beim & ist die Chagrinierung des Halsschildes weniger deutlich
und die Flügeldecken sind im Grunde glatt glänzend.
Aus Corumba liegen mir von dieser Art sechs Exemplare (9) vor.
_B. retieulatus Knisch. — Von dieser über Südamerika weit ver-
breiteten Art besitze ich eine große Serie ($ Q) aus Corumba.
B. subtilis Knisch nov. spec.
. Mit patruelis Berg und reticulatus m. nahe verwandt. Von
ersterem durch viel feiner punktierten Kopf und Halsschild, ferner
durch zweifarbigen, nicht metallischen Kopf und auf der Scheibe
nur angedunkelten, nicht metallischen Halsschild, von letzterem
durch geringere Durchschnittsgröße, schlankere Körperform, durch
die Färbung, nicht oder kaum chagrinierte und daher glänzendere
Oberseite sowie durch schärfer eingeschnittene Punktstreifen der
Flügeldecken und gröbere Punktierung derselben wesentlich ver-
schieden.
Gestreckt-oval, mäßig gewölbt, der Kopf auffallend blaßgelb,
nur die Mitte der Stirn und ein länglich-dreieckiger Flecken auf dem
Clypeus schwärzlichbraun, der Halsschild schmutziggelb, in der Mitte
in größerer Ausdehnung, sowie seine Punktierung dunkel graubraun
oder schwärzlich, meist mit durchscheinender, rötlichgelber Mittel-
linie, die Flügeldecken graugelb mit schwarzer Schulterbeule und .
einer größeren Anzahl zerstreuter, länglicher, schwarzer Flecken
auf den Intervallen ‘derselben. Die Kiefertaster, die Fühler und die
Beine gelb, erstere mit angedunkelter Spitze. Die Mittel- und Hinter-
schienen und die Tarsen zum Teil angedunkelt. Der Kopf ziemlich
fein und mäßig dicht, auf der Stirn etwas stärker punktiert, mit äußerst
fein gekieltem Scheitel. Der Halsschild etwa doppelt so breit als lang,
6. Heft
6 Alfred Knisch:
nach vorne geradlinig verschmälert, die Vorder- und Hinterecken
desselben gleich stark abgerundet, mit groben, tiefen, dunklen
Punkten stellenweise weitläufig, stellenweise weniger zerstreut punktiert,
nur beim @ in gewisser Ausdehnung fein chagriniert. Das Schildchen
dunkel, grob und dicht punktiert. Die Flügeldecken ziemlich ge-
streckt., hinter der Mitte schwach verbreitert, an der Spitze mit einem
von der Naht ziemlich weit abgerückten, scharfen äußeren, und
einem kürzeren, zahnförmigen, inneren Dorne, zwischen den Dornen
tief, mehr oder weniger halbkreisförmig ausgeschnitten, fast furchen-
förmig tief punktiert-gestreift. Die Zwischenräume mäßig gewölbt,
ziemlich grob und dicht, das erste und die äußeren Intervalle in mehr
oder weniger einfacher Reihe punktiert, niemals chagriniert. Die:
Punkte, besonders hinter der Mitte härchentragend. Die ganze Ober-
seite zwischen der Normalpunktierung mit eingestreuten feinen
Punkten. An der Unterseite der Mesosternalkiel in einen langen,
nach unten gerichteten Zahn erweitert. Das letzte Abdominalsternit
beim $ weniger tief ausgeschnitten und Glied 2 und 3 der Vorder-
tarsen erweitert. Die Klauen lang, flach gebogen und zart. |
Long. 3,5—3,9 mm.
Patria Brasilien: Corumba 2 Exemplare (3 2) in meiner Sammlung.
Paraguay: Centurion leg.Reimoser. Einige Stücke im Wiener
naturhistorischen Museum. -
B. speeiosus Knisch nov. spec.
Von B. subtilis m., mit welchem er in der Größe übereinstimmt,
durch gelbe Färbung der Oberseite sowie durch die Grundchagrinierung
des Halsschildes und beim @ auch der Flügeldecken hinlänglich ver-
schieden.
Länglich-eiförmig, mäßig stark gewölbt, gelb, die Stirn, eine
geteilte Medianlängsmakel auf dem Halsschilde, die Schulterbeule
und einige unbestimmte Flecken auf den Flügeldecken etwas dunkler
gelbbraun, jedoch nicht stark hervortretend. Die Punktstreifen der
Flügeldecken oft schwärzlich durchscheinend; eine metallische Färbung
fehlt gänzlich. Der Kopf mäßig fein und zerstreut, auf der Stirn
etwas kräftiger punktiert. Der Halsschild doppelt so breit als lang,
mit in der Anlage rechtwinkligen Vorder-, und stumpfwinkligen,
stark gerundeten Hinterecken, zerstreut und mäßig fein punktiert,
bei beiden Geschlechtern, beim @ jedoch deutlicher chagriniert.
Die Flügeldecken länglich-oval, an der Spitze mit je einem langen,
scharfen, äußeren. und beim @ ebenfalls sehr scharfen aber kürzeren
inneren Dorne; beim & fehlt der innere Dorn und die Spitzen der
Flügeldecken sind an der Naht nur schwach zahnförmig vorgezogen;
der äußere Dorn scheint daher auch beim 3 viel weiter von der Naht
entlegen als dies beim © der FaH ist. Die Flügeldecken sind mäßig
fein, genügend tief, außen seichter punktiert-gestreift. Die Punkte
der Seitenstreifen viel gröber als jene der inneren Streifen. Die Zwischen-
räume sind durchwegs flach, nirgends gekielt, ziemlich fein und in
einfacher Reihe. nur das zweite und dritte, eventuell auch das vierte
Hydrophiliden aus Matto Grosso. 7
Intervall sind unregelmäßig zweireihig punktiert, auf dem dritten
Zwischenraum sind außerdem größere Punkte weitläufig eingestreut.
Die Intervalle sind beim 2 ım Grunde chagriniert, beim $ glatt. Das
Kinn stark glänzend, auf der Basalhälfte mit einigen äußerst subtilen
Pünktchen. Die Mesosternallamelle vor den Mittelhüften in einen
kräftigen, nach rückwärts. gerichteten Zähn endigend, das Metasternum
in der Mitte mit einem vertieften Längsstrichel. Das fünfte Abdominal- .
segment mit einem breiten, flachen Ausschnitt. Die Beine mäßig
schlank. Beim $ Glied 2 und 3 der Vordertarsen erweitert. Die
Klauen lang, flach gebogen und schlank, im Grunde gezähnt.
Long. 3,2— 3,9 mm.
Patria: Corumba. Eine kleine Reihe ($ 2) in meiner Sammlung.
B. patruelis Berg. — Von dieser Art liegt mir eine Reihe. von
Exemplaren $ und 9 aus Corumba vor, von welchen einige Stücke
mit unregelmäßiger, fast dreireihiger Punktierung des zweiten und
dritten Intervalls- der Flügeldecken auffallen. Die Medianvitta des
Halsschildes variiert sehr in ihrer Ausdehnung und oft ist sie auf
eine verwaschene, unscheinbare Andunklung beschränkt. Sie ist
häufig durch die gelbe Grundfarbe geteilt und oft, aber nicht immer
metallisch. Die Punktierung des Halsschildes ist stets grob aber nicht
sehr dicht, die Mittellinie ist häufig geglättet. Sehr charakteristisch
sind die langen Kiefertaster und die überaus langen, schlanken Beine
mit sehr langen, zarten Klauen.
Die Größe der Art varliert zwischen 3—4,3 mm.
Berosus s. str,
5b. maseulinus Knisch nov. spec. (3).
In Gestalt und Größe ungefähr dem Enoplurus truncatipennis
Cast. ähnlich, unterscheidet sich aber von diesem sofort durch die
subgenerischen Charaktere und durch die abnormale Bildung der
Vorder- und Mittelklauen.
Gestreckt-oval, regelmäßig, aber nicht stark gewölbt, bräunlich-
gelb glänzend, die Stirn, ein Längsmittelfleck auf dem Clypeus, ein
variabler Flecken in der Mitte des Halsschildes, sowie eine größere
Anzahl von Makeln auf den Flügeldecken verschwommen schwärzlich.
Die Extremitäten rötlichgelb, die Unterseite sowie die äußerste Spitze
der Kiefertaster und die abnormalen Klauen schwarz. Der Kopf
vorne fein, rückwärts sehr dicht mit Punkten von zwei verschiedenen
Größen übersät, auf dem Scheitel mit scharf kielig erhobener Naht.
Der Halsschild fast doppelt so breit als lang, von oben gesehen naeh
vorne gerundet verengt, etwas gröber als der Kopf und ebenso dicht
mit Punkten in zwei verschiedenen Größen übersät; vom Vorderrande
hinter der Mitte der Augen verläuft gegen die Scheibe zu eine dichte
Reihe größerer, härchentragender Punkte.!) Die Flügeldecken lang-
1) Diese Praediscalreihe größerer, bei wohl erhaltenen Stücken härchen-
tragender Punkte wurde bisher fast gar nicht beachtet, ist aber immerhin be-
6. Heft
8 ‚Alfred Knis
gestreckt-oval, mäßig hoch gewölbt, an der Spitze jederseits schräg
abgestumpft, mit zehn feinen, besonders an der Basis nur mäßig
vertieften Punktstreifen, von welchen 6 und 7 an der Schulterbeule
verkürzt sind. Die Zwischenräume derselben sind durchwegs flach,
vorne sehr fein und dicht, rückwärts aber grob und weniger dicht
und daselbst härchentragend punktiert. Die ungeraden Intervalle
tragen auf ihrer vorderen Hälfte je eine, wenig regelmäßige Reihe
größerer Punkte; eine Chagrinierung des Grundes ist auf der ganzen
Oberseite beim 3 nicht bemerkbar. Das Kinn spiegelglatt, stark
glänzend mit einer Anzahl feiner Punkte. Das Prosternum vor den sehr
stark vortretenden Vorderhüften sehr kurz und in der Mitte mit einer
kleinen stumpfkieligen Erhabenheit. Das Mesosternum mit einer
sehr kräftigen Lamelle, deren Grenze an der Vorderseite konkav,
an ihrem Kulminationspunkte aber konvex ist. Die scharf begrenzte
erhöhte Medianpartie des Metasternums entsendet vor den Hinter-
hüften nach rückwärts jederseits einen freiliegenden, zahnförmigen
Fortsatz und ist in der Mitte längsgrübchenförmig vertieft. Das
Abdomen runzelig, der erste Ventralbogen ohne scharfen Mittelkiel,
das fünfte Sternit beim 3 rückwärts sehr breit und flach dreieckig
ausgeschnitten, jederseits des Ausschnittes mit einem kräftigen Zahne
bewehrt, dazwischen flach niedergedrückt. Sehr interessant ist die
Bildung der Beine. Dieselben sind ziemlich lang und mäßig kräftig,
die Vorder- und Mittelschenkel sind bis über die Hälfte, die Hinter-
schenkel bis zu zwei Drittel pubeszent. Die Trochanteren der Hinter-
schenkel nach rückwärts stiftförmig verlängert und daselbst kahl,
glänzend; die Schienen etwa so lang als die Schenkel, an ihrer Vorder-
seite mit sehr langem, inneren Endsporn, die Tarsen etwa so lang
als die Schienen, beim $ zwei Glieder der Vordertarsen stark erweitert
und mit langen, dichten, goldgelben Haaren besetzt. Die Vorderklauen
des $ an der Basis spitzwinklig, die äußeren derselben ein wenig länger
als die inneren und auffallend lamellenförmig verbreitert, einfarbig
schwarz, stark glänzend. Die Mittelklauen ähnlich denen der Vorder-
beine, die Hinterklauen aber ohne Lamelle, sehr lang und flach bogig.
Long. & 6,6—7,7 mm.
© unbekannt.
Patria: Corumba. Zwei 5 in meiner Sammlung.
B. elegans Knisch nov. spec.
Diese Art erinnert bei flüchtiger Betrachtung an Enoplurus
truncatinennis Cast., von welchem sie durch die subgenerischen
merkenswert, da sie oft und bei beiden Geschlechtern und zwar hauptsächlich
größerer, feiner punktierter Arten auftritt; sie kommt sowohl bei Enoplurus
(aegyptiacus Kuw., punctatissimus und miles Lec., truncatipennis Cast., obscurus
Cast., stenocoptus Jens.-Haar., obscurifrons und reticulatus Knisch u. a., als
auch bei Berosus s. str. (signaticollis Charp., striatus Say, mezxtcanus Sharp,
elegans Knisch, dehiscens Jens.-Haar. u.a.) vor, wenngleich nicht in so aus-
geprägtem Maße als dies bei dieser Art der Fall ist.
Hydrophiliden aus Matto Grosso. 6)
Charaktere und außerdem durch höher gewölbte, rückwärts spitzere
Körperform, viel gröbere und mehr zerstreute Punktierung von Kopf
und Halsschild und differente Skulptur der Flügeldecken leicht zu
unterscheiden ist.
‘ Länglich-oval, hoch gewölbt, rückwärts zugespitzt. Rötlich-gelb-
braun, eine größere Mittelpartie der Stirn, eine geteilte, unbestimnite,
oft in mehrere Flecken aufgelöste Medianvitta des Halsschildes und
eine größere Anzahl unbestimmter, verschwommener Flecken auf den
Flügeldecken schwärzlich. Oft ist auch die äußerste Spitze der Kiefer-
taster angedunkelt. Eine metallische Färbung ist nirgends sichtbar.
Die ganze Oberseite lebhaft glänzend. Der Kopf mäßig fein, auf der
Stirn etwas gröber und ziemlich zerstreut punktiert, am Scheitel
mit einem feinen Längskiel. Der Halsschild kaum doppelt so breit
als lang, die Vorderecken desselben in der Anlage etwas spitzwinklig,
jedoch abgerundet, die Hinterecken sehr breit gerundet, mäßig grob
und nur weitläufig punktiert, am Hinterrande ohne eine vertiefte
Reihe größerer Punkte. Der Halsschild, das Schildehen und seltener
auch der Kopf im Grunde mikroskopisch fein genetzt. Die Flügel-
decken länglich-oval, rückwärts zugespitzt, die Spitzen derselben
einzeln zahnförmig vorgezogen, das Abdomen weit überragend, auf
der Scheibe fein und schärfer eingeschnitten, gegen die Seiten zu
viel gröber und seichter punktiert-gestreift. Die Punktstreifen innen
schärfer begrenzt als außen, wo sie auf die Intervalle übergehen.
Der Seitenrand mit einer Reihe subtiler, entfernt gestellter Kerb-
pünktchen. Die Intervalle:der Flügeldecken sehr flach, ziemlich fein,
weitläufig und nicht sehr deutlich punktiert, nur der dritte Zwischen-
raum trägt eingestreute, größere Punkte. Bei den mir vorliegenden
Stücken sind die Intervalle durchwegs im Grunde glänzend glatt.
Das Kinn ebenfalls glänzend glatt. Das Mesosternum mit einer scharfen
Längslamelle, welche vor den Mittelhüften ın einen langen, nach
rückwärts gerichteten Zahn ausläuft. Das Abdomen im Grunde
gerauht, nicht punktiert, der erste Ventralbogen nur zwischen den
Hinterhüften hoch gekielt; das fünfte Sternit an der Spitze sehr tief
rundlich ausgeschnitten, der Ausschnitt im Grunde mit zwei kleinen
Zähnen. Die Mittel- und Hinterschenkel bis über die Mitte pubeszent,
beim $ zwei Glieder der‘ Vordertarsen etwas erweitert und länger
behaart als beim 9. Die Klauen lang und kräftig, flach gebogen, .
im Grunde gezähnt.
Long. 5,8—6,4 mm.
Patria: Corumba. Einige Stücke (4 2) in meiner Sammlung.
Von B. auriceps Boh. u. a. durch die Gestalt, nicht metallischen
Kopf, weitläufiger punktierten Halsschild, weniger deutliche, nicht
metallische Makel auf demselben und durch die ausgezogenen Spitzen
der Flügeldecken wesentlich verschieden.
B. uniformis Knisch nov. spec.
Dem B. elegans m. ähnlich, jedoch durch wesentlich geringere
Größe, nach rückwärts weniger zugespitzte Körperform, tiefer ein-
6. Heft
10 Alfred Knisch:
geschnittene Punktstreifen der Flügeldecken, schmälere Intervalle
derselben und durch nicht zahnförmig ausgezogene, sondern ab-
gerundete Spitzen der Flügeldecken verschieden.
Oval, mäßig gesireckt, hoch gewölbi. Braungelb, auf der Stirn
und der Halsschildmitte meist etwas angedunkelt, die Flügeldecken
mit unbestimmten verschwommenen dunklen Flecken. Das Endglied
der Kiefertaster oft mit angedunkelter Spitze. Die ganze Oberseite
glänzend. Der Kopf mäßig fein und wenig dicht, auf der Stirn etwas
gröber, innerhalb der Augen in größerer Ausdehnung sehr dicht
gedrängt punktiert; der Scheitel mit feinem Längskiel. Der Halsschild
kaum doppelt so breit als lang, mit in der Anlage rechtwinkligen,
abgerundeten Vorder- und sehr breit gerundet abgestutzten Hinter-
ecken. Die Punktierung desselben mäßig grob und weitläufig. Auf
den Erhabenheiten zwischen der Punktierung von Kopf und Hals-
schild sind feine Pünktchen weitläufig eingestreut. Eine vertiefte
Punktreihe vor dem Hinterrande ist nicht vorhanden, doch ist die
Punktierung daselbst meist etwas dichter. Der Grund des Halsschildes
ist glänzend glatt, nirgends chagriniert. Die Flügeldecken oval, rück-
wärts nicht zahnförmig ausgezogen, sondern einzeln schmal abgerundet,
ziemlich grob punktiert-gestreift mit mäßig flachen Intervallen;
die letzteren etwas feiner, seichter, undeutlicher ‚als der Halsschild
und ziemlich zerstreut einreihig, nur die Zwischenräume 2—4 unregel-
mäßig zweireihig punktiert; das drivte Intervall mit wenigen einge-
streuten Punkten. Das Kinn spiegelglatt, nur an der Basis mit einigen
mikroskopischen Pünktchen. Die Mesosternallamelle vor den Mittel-
hüften in einen kräftigen Zahn endigend. Die Medianpartie des Meta-
sternums rückwärts erhoben und in der Mitte grubenförmig vertieft,
die Erhabenheit rückwärts freiliegend. Das Abdomen grob gerunzelt,
der erste Ventralbogen nur zwischen den Hinterhüften gekielt. Das
fünfte Sternit tief ausgeschnitten und im Grunde des Ausschnittes
mit zwei deutlichen Zähnchen bewehrt. Die Mittel- und Hinter-
schenkel bis über die Mitte pubeszent. Zwei Glieder der Vordertarsen
beim 3 etwas erweitert. Die Klauen lang und kräftig, im Grunde
winklig und sehr subtil gezähnt.
Long. 4—4,6 mm.
Patria: Corumba. Eine Reihe ($ 2) in meiner Sammlung.
B. palposus Knisch nov. spec.
Gestreckt, flach gewölbt, bräunlichgelb. der Kopf metallisch
grün, eine mäßig ausgedehnte, durch die Grundfarbe geteilte
Medianviitta auf dem Halsschild verwaschen schwärzlich, kaum
metallisch. Auf den Flügeldecken einige unbestimmte Flecken
verwaschen schwärzlich. Die Extremitäten bräunlichgelb, das
Endglied der Kiefertaster fast in seiner ganzen Länge
braunschwarz. Die ganze Oberseite sehr stark, wie poliert
glänzend. Der Kopf mößig fein und mäßig dicht mit Punkten in zwei
Größen übersät, der Scheitel schr subtil gekielt. Die Kiefertaster
beim 5 sehr lang, besonders ihr Endglied gestreckt, vorne gerade,
=
Hydrophiliden aus Matto Grosso. 11
rückwärts konvex, beim Q etwas kürzer, bei beiden Geschlechtern
fast in seiner ganzen Länge braunschwarz. Der Halsschild mindestens
doppelt so breit als lang, nach vorne minimal verengt, ziemlich weit-
läufig mit mittelmäßigen Punkten übersät, dazwischen feine Punkte
eingestreut. Der Seiten- und Hinterrand mit einer vertieften Punkt-
reihe, derselbe ist beim £ seltener, beim 2 aber stets, im Grunde fein,
großmaschig genetzt. Das Schildehen mit einigen kräftigen Punkten,
im Grunde chagriniert. Die Flügeldecken gestreckt, hinter der Mitte
mäßig bauchig erweitert, rückwärts fast dreieckig zugespitzt, ziemlich
scharf eingeschnitten punktiert-gestreift, in den Streifen mit groben,
dicht aufeinander folgenden Punkten. Die Intervalle mäßig breit
und flach, beim $ mäßig grob und unregelmäßig, mehr oder weniger
zweireihig punktiert, auf dem dritten, fünften und siebenten Zwischen-
raum mit wenigen größeren Punkten; in’ und hinter der Mitte sind
die Punkte borstentragend. Beim 9 sind die Intervalle im Grunde
äußerst regelmäßig, dicht und deutlich chagriniert, die Punktierung
tritt deshalb weniger deutlich hervor und größere Punkte auf den
ungeraden Zwischenräumen fehlen. Das Kinn spiegelglatt, nur in der
Basalpartie mit einigen mikroskopischen Pünktchen. Das Prosternum
in der Mitte des Vorderrandes flach dreieckig ausgeschnitten. Meso-
sternum mit einer Lamelle, welche vor den Mittelhüften in einen
scharfen, nach rückwärts gerichteten Zahn endigt. Das Metasternum
auf der erhobenen Mittelpartie mit glattem Längsgrübchen. Das
Abdomen runzelig, der erste Ventralbogen nur zwischen den Hinter-
hüften gekielt. Das fünfte Segment mit einem breiten und mäßig
tiefen Ausschnitt in dessen Grund sich zwei beim $ schmal und
beim © breiter ‚getrennte und kräftigere Zähnchen befinden. Die
Vorderschenkel bis zur Mitte, die Mittelschenkel bis über die Hälfte
und die Hinterschenkel bis zu zwei Drittel pubeszent. Die Vorder-
tarsen beim $ mit äußerst breitem, klobigen zweiten Glied, welches
an seiner Unterseite mit Saugwarzen besetzt ist; auch das dritte
Glied nach vorne erweitert und wie das zweite mit langem Borsten-
büschel besetzt. Das Endglied derselben langgestreckt. Beim 2 sind
die Basalglieder nur wenig breiter als das Endglied. Die Klauen bei
beiden Geschlechtern stark verlängert, ziemlich stark gebogen un
im Grunde winklig. |
Long. 3,4—4,8 mm.
Patria: Corumba. Eine Reihe (4 ?) in meiner Sammlung.
B. eorumbanus Knisch nov. spec.
Länglich-eiförmig, mäßig stark gewölbt. Der Kopf schwärzlich-
blau oder grün, stark metallisch, der Halsschild einfarbig schmutzig
braungelb, selten mit einer schr minimalen Andeutung einer Median-
vitta. Die Flügeldecken schmutzig braungelb, glänzend, mit schwärz-
licher Schulterbeule, einer schrägen Querbinde hinter der Mitte und
unbestimmten, verschwommenen, schwärzlichen Flecken vor der
Spitze; die Kiefertaster, Fühler und Beine etwas heller, erstere selten
mit angedunkelter Spitze des Endgliedes. Der Kopf ziemlich grob
6. Heft
[4
12 Alfred Knisch:
und ziemlich dicht punktiert, mit feinem Längskiel am Scheitel.
Der Halsschild doppelt so breit als lang, mit fast rechtwinklig an-
gelegten, abgerundeten Vorder- und breit abgerundeten Hinter-
ecken, grob und zerstreut punktiert, am Hinterrande mit einer
unregelmäßigen Reihe dicht gestellter, nicht, oder nur wenig ver-
tiefter Punkte. Die Flügeldecken länglich-oval, hinten gemeinsam
abgerundet, regelmäßig punktiert gestreift. Die ‘Intervalle derselben
flach, sehr deutlich gegen die Spitze zu gröber, unregelmäßig zwei-
reihig, der Nahtzwischenraum und die seitlichen Intervalle in ein-
facher Reihe punktiert; auf dem dritten Zwischenraum sind wenige,
etwas größere Punkte weitläufig eingestreut. Die erhabenen Stellen
der ganzen Oberseite tragen zwischen der Punktierung weitläufig
eingestreute feine, nur mikroskopisch erkennbare Pünktchen; eine
Chagrinierung des Grundes ist nicht wahrnehmbar. Das Kinn spiegel-
glatt, mit einigen mikroskopischen Pünktchen. Das Mesosternum
flach gekielt und vor den Mittelhüften in einen dreieckigen Zahn
erhoben. Am Abdomen der erste Ventralbogen nur am Vorderrande
leicht erhoben, das fünfte Sternit an der Spitze mäßig tief aus-
geschnitten und im Grunde des Ausschnittes mit zwei Zähnchen
bewehrt. Die Beine normal: beim $ das zweite Glied der Vordertarsen
verdickt und länger beborstet als beim 9. Die Klauen lang und flach
gebogen.
Long. 4—5,1 mm.
Patria: Corumba. In Anzahl ($ 2) in meiner Sammlung.
Ein einzelnes, großes Exemplar besitzt eine schwarze Median-
makel auf dem Halsschilde und ist auf den Intervallen der Flügel-
decken etwas dichter punktiert, ohne sich sonst wesentlich zu unter-
scheiden. In Ermangelung eines genügenden Materials vermag ich
nicht zu unterscheiden, ob diese Form von corumbanus spezifisch
getrennt werden kann.
B. Holdhausi Knisch nov. spec.
Sehr leicht kenntlich an der äußerst groben und dicht gedrängten
Punktierung von Kopf und Halsschild, den äußerst groben Reihen
grubenförmiger Punkte, und den glänzend glatten, skulpturlosen
Zwischenräumen der Flügeldecken.
Kurz-oval, vorne schmäler, sehr hoch gewölbt mit stark ab-
gesetztem, fast quadratischen Halsschilde. Der Kopf schwarz, me-
tallisch kupfrig, purpur oder grün schimmernd, der Halsschild
schmutzig gelb, mit einer länglich-ovalen, bisweilen durch die grund-
farbene Mittellinie geteilten, schwarzen oder schwach metallischen
Makel. Die Flügeldecken bräunlich- oder rötlichgelb, stark glänzend,
eine variable Anzahl verschwommener, unbestimmter Flecken auf
den Flügeldecken, das Schildehen, die Naht gegen die Spitze sowie
die grubenförmigen Punkte im Grunde schwarz. Die Kiefertaster
und die Beine hellgelb, die Spitze der ersteren, die äußerste Spitze
der Schienen sowie die Tarsen schwarz. Der Kopf sehr grob und
runzelig, nur gegen die Oberlippe zu mäßiger grob punktiert, am
Hydrophiliden aus Matto Grosso. 13
Scheitel mit einem feinen, longitudinalen Mittelkiel. Die Kiefertaster
besonders beim $ schlank. Der Halsschild von den Flügeldecken
stark abgesetzt, fast quadratisch, von oben gesehen nach. vorne nur
sehr wenig verschmälert, von der Seite gesehen mit gerundeten Vorder-
und stark abgerundeten Hinterecken, äußerst grob und dicht ge-
drängt punktiert, auf den schmalen Zwischenräumen zwischen den
groben Punkten mit eingestreuten feinen Pünktchen; glänzend glatt,
ohne Chagrinierung. Das Schildchen mit einigen sehr groben, gedrängt
liegenden Punkten. Die Flügeldecken kurz-oval, sehr hoch gewölbt,
ihr Seitenrand gegen den Halsschild sehr stark aufgebogen, an der
Spitze sind sie einzeln schmal gerundet, äußerst grob, grubenförmig
gereiht punktiert, mit glänzend glatten, chagrinlosen Zwischen-
räumen. Außerdem trägt der Seitenrand eine Reihe mäßig dicht
gestellter, an den Schultern grubenförmiger, nach rückwärts allmählig
feınerer Punkte. Das Kinn spiegelglatt, unpunktiert oder 'nur an
der Basis mit einigen sehr subtilen Punkten. Das Mesosternum mit
einer unscheinbaren Lamelle, vor den Mittelhüften plötzlich in einen
sehr kräftigen Zahn auslaufend. Das Mittelfeld des Metasternums
breit und hoch erhoben, rückwärts in zwei freiliegende stumpfe Zähne
auslaufend, in der Mitte mit einer grubenförmigen Vertiefung. . Das
Abdomen runzelig punktiert mit eingestreuten grübchenförmigen
Punkten; der erste Ventralbogen in seiner ganzen Länge fast dach-
förmig gekielt, das fünfte Sternit bei beiden Geschlechtern mit einem
tiefen, winkligen Ausschnitt, dessen Grund niedergedrückt und mit
zwei sehr unscheinbaren Zähnchen besetzt ist. Die Mittel- und Hinter-
schenkel nur an der Basis in mäßiger Ausdehnung pubeszent, sonst
glänzend glatt. Die Vordertarsen beim $ nicht erweitert und in der
Regel noch kürzer und weniger dicht behaart als beim 2. Die Klauen
mäßig flach gebogen, im Grunde winklig. Die $ sind an der geringeren
Durchschnittsgröße und an den längeren, schlankeren Kieferntastern,
deren Endglied besonders gestreckt und vorne flach konkav ist kenntlich.
Long. 4,5—5,2 mm.
Patria: Corumba. In kleiner Anzahl ($ 2) in meiner Sammlung.
Argentinien (ohne Detailfundort) leg. K. Schuel 1910. Ein
Exempiar im Wiener naturhistorischen Museum.
Ich erlaube mir diese hochinteressante Art Herrn Kustos
Dr. Karl Holdhaus zu widmen.
B. Marquardti Knisch nov. spec.
Dem B. Holdhausi m. zunächst verwandt, überaus ähnlich,
jedoch durch geringere Größe und durch die fast einfarbige Oberseite
leicht zu trennen.
Küurz-oval, Kopf und Halsschild im Verhältnis zu den Flügel-
decken sehr schmal, sehr hoch gewölbt. Die ganze Oberseite bräunlich-
‘oder rötlichgelb, stark glänzend. Die Stirn häufig mit leichtem
metallischen Schimmer jedoch ohne schwarze Grundfarbe. Die
Flügeldecken meist mit einigen sehr unscheinbaren dunklen Flecken.
‚Kopf und’ Halsschild äußerst grob und dicht gedrängt, die Stirn stellen-
6. Heft
14 Alfred Knisch:
weise etwas runzelig, der C]ypeus etwas feiner punktiert; auf den
schmalen, erhabenen Stellen zwischen den groben Punkten mit feinen
Pünktchen weitläufig übersät. Der Scheitel mit einem meist längeren
Median-Längskiel. Der Halsschild breiter als lang, von oben gesehen
nach vorne verschmälert und die Vorderecken breit gerundet. Von
der Seite betrachtet, sind die Vorderecken in der Anlage schwach
spitzwinklig, breit gerundet, die Hinterecken sehr stark abgestumpft.
Der Halsschild ist einfarbig ohne Längsvitta. Die Flügeldecken
breit-oval, stark: gewölbt, deren Spitzen einzeln schmal gerundet,
sehr grob grubenförmig gereiht punktiert, die Punktreihen gegen
die Spitze zu ein wenig vertieft und die Intervalle daselbst etwas
gekielt. Außerdem zeigt sich am Seitenrande eine Punktreihe. Die
Zwischenräume schmäler als die Punktreihen, ansonsten glänzend
glatt, nur Intervall 3, 5 und 7 tragen je eine Reihe weitläufig einge-
gestreuter Pünktchen. Das Kinn spiegelglatt. Die Mesosternallamelle
wenig hervortretend, vor den Mittelhüften in einen sehr kräftigen
aufgerichteten Zahn endigend. Das Metasternum in der Mitte hoch
erhoben, die Seiten der Erhabenheit nach rückwärts in zwei frei-
liegende, abgestumpfte Ecken auslaufend, die Mitte mit einer glatten
Grube. Das Abdomen grob gerunzelt, der erste Ventralbogen in seiner
ganzen Länge grob und fast dachförmig, vorne aber höher gekielt.
Das fünfte Sternit mit einem tiefen Ausschnitt, welcher im Grunde
flachgedrückt und mit zwei unscheinbaren Zähnchen besetzt ist.
Die Mittel- und Hinterschenkel bis über die Mitie pubeszent. Beim
& die Vordertarsen nur wenig erweitert. Die Klauen ziemlich lang,
flach gebogen, an ihrer Basis winklig, nicht zweizahnig.
Long. 3,4—4 mm.
Patria: Corumba. In Anzahl ($ 2) in meiner Sammlung.
Ich widme diese sehr charakteristische Art dem Disponenten
der coleopterologischen Abteilung der Firma Dr. OÖ. Staudinger und
A. Bang-Haas Herrn. Marquardt in Blasewitz-Dresden.
B. Wintersteineri Knisch nov. spec.
Gleichfalls dem B. Holdhausi und Marquardti m. nahestehend, von
beiden jedoch durch geringere Größe, ebenfalls grob, aber mehr run-
zelig punktierten Kopf und Halsschild, eine ziemlich konstante, große
Interoculargrube auf ersterem, in der Mitte meist fein longitudinal
gekielten Halsschild und stets durch die feine aber deutliche Punktierung
aller Intervalle der Flügeldecken, im allgemeinen auch schon durch
die Färbung verschieden.
Verhältnismäßig breit oval, hoch gewölbt. Der Kopf im Grunde
schwarz mit metallisch grünem, kupfrigen oder purpurnem Glanze,
der Halsschild schmutziggelb mit einer länglichen, dunklen, metallisch
schimmernden, oft durch die Grundfarbe schmal geteilten Längsvitta,
bisweilen auch am Seitenrande mit je einem unscheinbaren, dunklen
Flecken. Die Flügeldecken rötlich — oder bräunlichgelb, mit zwei
fast stets deutlichen Schrägreihen dunkler Flecken und auch vor
der Spitze in variabler Ausdehnung angedunkelt. Die Extremitäten
Hydrophiliden aus Matto Grosso, 15
_ zötlichgelb oder hellgelb, bisweilen das Endglied der Kiefertaster
an der Spitze und die Tarsen stellenweise schwärzlich. Der Kopf
grob und dicht runzelig, auf dem Clypeus stets weniger grob punktiert,
zwischen den Augen in der Mitte der Stirn mit einer mehr oder weniger
oft bis auf den Clypeus ausgedehnten länglichen, flachen Grube.
Der Scheitel mit einem scharfen Längsmittelkiel.e. Der Halsschild
wesentlich breiter, aber kaum doppelt so breit als lang, von oben
betrachtet mit stark abgerundeten Vorderecken; von der Seite gesehen
sind dieselben spitzwinklig angelegt, stark abgerundet. Die Hinter-
ecken sehr stumpf. Die Skulptur des Halsschildes ist eine sehr grobe
und dicht runzelige Punktierung; die schmalen Erhabenheiten
zwischen derselben mit deutlichen, feinen Punkten. Die Längsvitta
ist häuffig durch eine glatte, oft scharf kielige Mittellinie geteilt. Die
Flügeldecken breit - oval, hoch gewölbt, mit einzeln schmal ge-
rundeten Spitzen, grob aber seicht punktiert gestreift. Außerdem
der Seitenrand mit einer Reihe mäßig distanter, rundlicher Pünktchen.
Die Intervalle der Streifen etwas breiter als die letzteren, vorne
ziemlich flach, rückwärts ein wenig gekielt, durchwegs deutlich und
unregelmäßig zerstreut punktiert, nur die drei oder vier äußeren
Zwischenräume wenig tief und fast einreihig punktiert. Der dritte
Zwischenraum mit einigen eingestreuten, größeren Punkten. Die
Intervalle sind im Grunde glänzend glatt ohne eine Mikroskulptur.
Das Kinn ist spiegelglatt und höchstens an der Basis mit einigen
mikroskopischen Punkten. Die Mesosternallamelle wie bei den ver-
wandten Arten in einen scharfen, dreieckigen Zahn endigend. Das
Mittelfeld des Metasternums besonders rückwärts hoch erhoben, in
der Mitte mit einer länglichen Grube. Das Abdomen unter der Pu-
beszenz sehr rauh, runzelig punktiert, der erste Ventralbogen in seiner
ganzen Länge gekielt, das fünfte Sternit mit einem breiten, tiefen
Ausschnitt, dessen Grund zwei deutliche Zähnchen trägt. Die Mittel-
und Hinterschenkel bis weit über die Mitte pubeszent. Beim $ das
dritte und besonders das zweite Vordertarsenglied stärker als das
vierte; beim Q sind die Glieder 2-—4 ungefähr gleich stark. Außerdem
sind die Kiefertaster beim & schlanker als im weiblichen Geschlecht.
Die Klauen lang und flach gebogen.
Long. 2,9— 3,4 mm.
Patria: Corumba. In Anzahl ($ %) in meiner Sammlung.
Ich widme diese sehr hübsche und ausgezeichnete Art meinem
langjährigen Freunde Fritz Wintersteiner (Fred E. Winters) derzeit
in Santa Barbara, Californien.
5. Zimmermanni Knisch nov. spec.
Ebenfalls eine sehr charakteristische Art. Von B. Holdhausi m
durch geringere Durchschnittsgröße, schmälere Körperform und
einfarbig schwarze oder schwarzbraune, stark glänzende Oberseite
leicht trennbar. Te
Länglich-oval, stark gewölbt, einfarbig schwarz oder schwarz-
braun. Die Extremitäten rötlichgelb, oft mit teilweise angedunkelten
6. Hofi,
16 . Alfred Knisch
Kiefertastern, Tarsen und Klauen. Eine metallische Färbung fehlt
gänzlich. Die ganze Oberseite äußerst grob, ähnlich wie bei Holdhausı m.
skulptiert; eine Grundskulptur ist nicht vorhanden. Das Kinn weit-
läufig und deutlich punktiert, zwischen der Punktierung spiegelglatt
glänzend. Das Mesosternum in einen sehr kräftigen, breit drei-
eckigen Zahn erhoben,. Der Zahn an seinem Kulminationspunkte
querkieli.. Die Metasternal-Mittelpartie sehr hoch erhoben, nach
rückwärts in zwei sehr breite, stumpfe Zähne auslaufend, dazwischen
mit einer grubenförmigen, hinten offenen Vertiefung. Das Abdomen
unter der Pubeszenz grob gerunzelt-punktiert mit in der ganzen Länge
dachförmig gekieltem ersten Ventralbogen. Das fünfte Sternit mit
einem tiefen, rundlichen Ausschnitt, dessen Basis niedergedrückt ist,
im Grunde des Ausschnittes mit zwei winzigen, nur mikroskopisch
erkennbaren Zähnchen. Die Vorderschenkel bis vor der Mitte, die
Mittel- und Hinterschenkel an ihrer Vorderseite kaum bis zur Mitte,
nach rückwärts schräg verlaufend und am Hinterrande derselben
bis über die Mitte pubeszent, die unbehaarten Stellen glatt, stark
glänzend. Die Klauen sichelförmig gebogen, zweizahnig.
Long. 3,8—4,5 mm.
Patria: Corumba. In Anzahl in meiner Sammlung.
Ich widme diese charakteristische Art dem Bearbeiter der
Corumba-Dytisciden Herın Alois Zimmermann in München.
B. fratellus!) Knisch nov. spec.
Mit B. Wintersteineri und egregius m. sehr nahe verwandt. Von
ersterem durch weniger breit-ovalen Habitus und durch die Skulptur
der Oberseite verschieden. Die Punktierung des Halsschildes ist
ebenso grob, die eingestreuten feinen Pünktchen sind aber in viel
geringerer Zahl; die Intervalle der Flügeldecken sind etwas spärlicher
und etwas gröber punktiert. Von B. egregius m. unterscheidet sich
diese Art -durch kräftiger punktierte Intervalle der Flügeldecken
und eine jener des B. Wintersteineri analoge Zeichnung derselben,
Die Art macht demnach den Eindruck einer Bastardform der beiden
genannten Arten.
Long. 3—3,2 mm.
Patria: Corumba. Einige Stücke in meiner Sammlung.
B. cognatus Knisch nov. spec.
Mit B. moerens Sharp und /ratellus m. verwandt. Von beiden
Arten jedoch durch geringere Größe und schlankere Körperform,
von ersterem insbesondere durch gestrecktere Flügeldecken und
feinere Skulptur der Intervalle derselben, von letzerem insbesondere
durch dunklere Färbung und feinere Skulptur der ganzen Oberseite
hinlänglich verschieden.
1) In der nearktischen Region gibt es einen B. fraternus Lec. = striatus Say,
welcher mit dieser Art aber nicht näher verwandt ist.
Hydrophiliden aus Matto Grosso. 1%,
Gestreckt-oval, vorne wesentlich schmäler, ziemlich gewölbt.
Schmutzig braungelb, der Kopf schwärzlich, kaum glänzend. Der
Halsschild in der Mitte und am Hinterrande in größerer Ausdehnung
schwärzlich, sodaß die gelbe Grundfarbe nur an den Vorderecken
in größerer Ausdehnung und am Seitenrande zum Vorschein tritt.
Die Flügeldecken schmutzig gelbbraun, auf der Scheibe dunkler mit
einer größeern Anzahl verwaschener schwärzlicher Flecken. Die
Extremitäten rötlichgelb.b Der Kopf mäßig grob, äußerst dicht ge-
drängt, stellenweise runzelig punktiert. Der Halsschild kaum doppelt
so breit als lang, von oben gesehen ziemlich parallelseitig, weniger
dicht, aber viel gröber als der Kopf punktiert, zwischen der Punktierung
mit eingestreuten, mikroskopischen Pünktchen. Die Flügeldecken
ziemlich gestreckt, hinter der Mitte am breitesten und von da nach
vorne geradlinig verengt, rückwärts gemeinsam regelmäßig gerundet,
ziemlich gewölbt, kaum vertieft punktiert-gestreift. Die Punkte der
Streifen grob und sehr dicht aufeinander folgend. Die Intervalle
schmal, wenig breiter als die Punktstreifen, besonders seitlich ein wenig
gewölbt und daselbst noch schmäler als innen; dieselben sind fein,
einreihig punktiert. Die Beine ziemlich lang und schlank mit kräftigen,
stark gebogenen im Grunde winkligen Klauen.
Long. 2,4 mm.
Patria: Corumba. Drei Exemplare in meiner Sammlung.
B. insignis Knisch nov. spec.
Von B. egregius m. durch bedeutendere Durchschnittsgröße,
breit und flach furchenförmig punktiert gestreifte Flügeldecken, deren
Intervalle mit deutlichen Punkten besetzt sind, und durch die auf-
fallende Zeichnung der Flügeldecken verschieden.
Regelmäßig eiförmig, vorne verschmälert, hoch gewölbt, braun
oder rötlichbraun, der Kopf und ein mehr oder weniger ausgedehnter
Mittelfleck am Halsschilde metallisch purpurn, kupfrig oder grün,
die Schulterbeule und eine größere Anzahl variabler Flecken oder zwei
bis drei Schrägbinden auf den Flügeldecken verwaschen schwärzlich.
Die Extremitäten gelb oder rötlichgelb, das Endglied der Kiefertaster
an der Spitze meist schwärzlich. Der Kopf etwas weniger grob, meist
aber dichter als bei egregius m. punktiert, in der Mitte zwischen den
Augen mit einer grubenförmigen Vertiefung und feinem Scheitelkiel.
Der Halsschild breiter als bei der genannten Art, zweimal so breit
als lang, sehr grob, ziemlich dicht, stellenweise etwas runzelig punktiert
mit sehr wenigen auf den Erhabenheiten zerstreuten feinen Pünktchen.
Das Schildchen länglich dreieckig, sehr grob und sehr dicht gedrängt
punktiert. Die Flügeldecken regelmäßig eiförmig, hinten gemeinsam ab-
gerundet, breit aber seicht furchenförmig punktiert gestreift, die Punkt
streifen an der Innenseite schärfer begrenzt, nach außen mehr oder
weniger flach, auf den nächsten Zwischenraum verlaufend, in den
Streifen grob und dicht gedrängt punktiert, die Punkte stellenweise in
die Breite gezogen, nicht sehr tief. Die Intervalle der Flügeldecken mäßig
flach, rückwärts etwas kielig erhoben, mit je einer nicht ganz regel-
Archiv für Naturgeschichte
1921. A. 6. 2 6.Heft
18 Alfred Kniseh:
mäßigen Reihe deutlicher Punkte; auf den drei oder vier äußeren
Zwischenräumen sind diese Punkte wesentlich feiner und nur bei
starker Lupenvergrößerung sichtbar. Das Kinn spiegelglatt, mit
einigen sehr subtilen Pünktchen. Die Mesosternallamelle vor den’
Mittelhüften in einen kräftigen, etwas nach rückwärts gerichteten,
vorne bogenförmig begrenzten Zahn erhoben. Das Metasternum auf
der erhabenen Mittelpartie mit einem länglichen, glatten Grübchen.
Das Abdomen runzelig, glänzend, der erste Ventralbogen bis über
die Mitte und ziemlich hoch gekielt, das Analsegment mit einem breiten,
mäßig tiefen Ausschnitt in dessen Grund sich zwei kleine Zähnchen
befinden. Die Beine ziemlich lang und mäßig schlank, mit flach bogigen,
nicht überaus langen, an der Basis winkligen Klauen.
Long. 3,6—4,2 mm.
Patria: Corumba. Eine kleine Reihe in meiner Sammlung.
B. eonsobrinus Knisch nov. spec.
Dem B. egregius m. zunächststehend, von diesem aber durch die
sehr grobe und äußerst dicht runzelige Punktierung von Kopf und
Halsschild, auf welchem die feinen Pünktchen ganz fehlen oder nur
in sehr geringer Anzahl vorhanden sind, durch die rippenartig erhobenen
Zwischenräume der Flügeldecken und deren lebhafte Färbung bezw.
Zeichnung leicht zu unterscheiden.
Etwas gestreckt-oval, hoch gewölbt, gelbbraun oder bräunlich-
gelb, der Kopf und die Mittelpartie des Halsschildes metallisch purpurn,
grün oder kupfrig, die Seiten des Halsschildes, die Schulterbeule und
zwei oder drei Schrägbinden oder eine größere Anzahl Flecken auf
den Flügeldecken verwaschen schwärzlich. Die Extremitäten gelb,
nur die Spitze des Endgliedes der Kiefertaster, bisweilen auch die
Tarsen zum Teil schwärzlich. Der Kopf zwischen den Augen mit
einer seichten Grube, äußerst grob und dicht gedrängt runzelig punktiert,
auf dem Scheitel mit einem deutlichen Kiel. Der Halsschild etwa
eineinhalb mal so breit als lang, von oben gesehen mit parallelen
Seiten, noch gröber als der Kopf, fast ebenso dicht und runzelig
punktiert, mit nur wenigen kleinen eingestreuten Punkten. Die
Flügeldecken wesentlich breiter als der Halsschild, hinten gemeinsam
abgerundet, sehr regelmäßig und grob punktiert gestreift, die Punkt-
streifen den Intervallen gleichbreit und deren Punkte sehr dicht ge-
drängt aufeinander folgend. Der Seitenrand undeutlich gekerbt
punktiert. Die Zwischenräume im Gegensatz zu jenen bei B. egreyius
rippenförmig erhoben, glänzend glatt, nur die ungeraden Intervalle
mit einigen sehr subtilen Pünktchen. Das Kinn spiegelglatt, an der
Basis miöo einigen Punkten. Die Mesosternallamelle mit einem
kräftigen, bogig begrenzten, nach rückwärts gerichteten Zahn. Die
Medianpartie des Metasternums mit einem glatten, länglichen Mittel-
grübchen. Das Abdomen glänzend, mäßig fein aber dicht und tief
punktiert. Der erste Ventralbogen flach gekielt, das Analsegment
mit einem breiten, mäßig tiefen Ausschnitt, dessen Grund zwei Zähnchen
trägt. Die Schenkel bis zu zwei Drittel pubeszent. Die Tarsen länger
Hydrophiliden"aus Matto Grosso. 19
als die Schienen, beim $ die Vordertarsen nur mäßig erweitert. Die
Klauen lang und flach bogig, deren Basis winklig vorgezogen.
Long. 3,2—3,6 mm.
Patria: Corumba. Eine kleine Reihe ($ 2) in meiner Sammlung.
B. egregius Knisch nov. spec.
Von B. Wintersteinerı m., dem er in der Größe gleichkommt,
durch gescrecktere Körperform, weniger grobe und weniger dichte
Skulptur des Halsschildes, viel feinere Punktierung der Zwischen-
räume der Flügeldecken und im allgemeinen auch schon durch die
braune oder rötlichbraune Grundfärbung wesentlich verschieden.
Etwas gestreckt-oval, hoch gewölbt, braun oder rötlichbraun.
Der Kopf auf dunklem Grunde metallisch grün, kupfrig oder purpur-
farbig. Der Halsschild braun oder rötlichbraun mit schwärzlicher,
seltener durch die Grundfarbe geteilter Längsvitta, oft auch die Seiten
mit je einem dunklen Flecken; bisweilen sind sämtliche Flecken ver-
schwommen oder gänzlich fehlend. Die Flügeldecken auf der Schulter-
beule, an der Naht und an den Seiten mit vereinzelten dunklen, nicht
scharf hervortretenden Flecken. Die Extremitäten rötlichgelb oder
hellgelb, das Endglied der Kiefertaster an der Spitze, sowie die Mittel-
und Hintertarsen meistens schwarz. Die ganze Oberseite glänzend.
Der Kopf grob, runzelig, an Dichte variabel, auf dem Clypeus wesentlich
feiner punktiert, auf der Mitte der Stirn meist mit einer Längsgrube,
welche aber oft nur durch grobe Punkte angedeutet ist; der Scheitel
fein longitudinal gekielt. Die Erhabenheiten zwischen der groben
Punktierung mit eingestreuten feinen Pünktchen. Der Halsschild
wesentlich breiter, aber kaum zweimal so breit als lang, nach vorne
etwas gerundet verengt, von der Seite gesehen mit schwach spitz-
winklig angelegten, abgerundeten Vorder- und sehr stumpfen Hinter-
ecken, grob und ziemlich dicht runzelig punktiert, auf den Erhaben-
heiten zwischen den Punkten mit eingestreuten feinen Pünktchen,
im Grunde ohne Mikroskulptur. Die Flügeldecken etwas gestreckt-
oval, hoch gewölbt, deren Spitzen einzeln schmal gerundet, vorne
seicht, fast einfach gereiht, rückwärts tiefer und durchwegs grob
punktiert gestreift. Die Punkte der Streifen gröber als jene des Hals-
schildes. Der Seitenrand gekerbt punktiert. Die Zwischenräume den
Punktstreifen gleichbreit oder nur wenig schmäler, vorne kaum, rück-
wärts deutlich gekielt, oft nur mikroskopisch erkennbar und un-
regelmäßig punktiert, nur auf den Intervallen 3 und 5 treten deutlichere
Punkte in geringer Anzahl hervor. Das Kinn glatt, an der Basis mit
einigen Punkten. Die Mesosternallamelle mit einem scharfen,
dreieckigen Zahn. Die Metasternalmitte besonders rückwärts hoch
erhoben, mit einer zentralen, glatten Längsgrube. Das Abdomen
unter der Behaarung grob gerunzelt punktiert. Der erste Ventralbogen
in der Mitte der ganzen Länge nach gekielt, das fünfte ‚Sternit tief
ausgeschnitten und der Ausschnitt im Grunde mit zwei subtilen
Zähnchen besetzt. Die Mittel- und Hinterschenkel etwa bis zur Mitte
2* 6. Heft
30 Alfred Knisch:
pubeszent. Beim $ das zweite und dritte Glied der Vordertarsen
etwas erweitert, perlförmig, beim 2 die vier ersten Glieder an Stärke
gleich. Die Klauen mäßig lang, ziemlich stark gebogen und an der
Basis winklig erweitert.
Long. 2,9—3,6 mm.
Patria: Corumba. In Anzahl ($ 2) in meiner Sammlung.
B. singularis Knisch nov. spec.
Plump, hochgewölbt, oben braungelb, Kopf und eine größere
Medianpartie des Halsschildes metallisch grün mit karminrotem
Schimmer; die Extremitäten rötlichgelb, auf den Flügeldecken einige
verschwommene Flecken schwärzlich. Der Kopf besonders auf dem
Scheitel grob und dicht punktiert, zwischen den Augen mit einem
Längseindruck, der Scheitel gekielt. Der Halsschild im Verhältnis zu
den Flügeldecken sehr kurz, etwa zweieinhalbmal so breit als lang,
sehr grob und dicht punktiert, vor dem Hinterrande mit einer ver-
tieften Punktreihe und mit kurzer, geglätteter Mittellinie. Die Flügel-
decken sehr breit und plump, breiter als der Halsschild, kurz hinter
der Mitte gerundet bauchig erweitert, die Spitzen einzeln sehr
schmal abgerundet, nicht ausgezogen, mit zehn, ziemlich scharf ein-
geschnittenen Punktstreifen, deren Punkte ziemlich dicht gestellt
sind. Die Intervalle vorne flach und nur rückwärts ein wenig konvex,
grob und sehr dicht punktiert, sodaß die Punktierung der inneren
Zwischenräume auf drei, der mittleren auf zwei, nicht erkennbare
Reihen zurückgeführt werden kann; die zwei äußeren Intervalle in
einfacher und fast regelmäßiger Reihe punktiert. Einzelnen Punkten
entspringen lange, sehr subtile Härchen. Zwischen der groben
Punktierung sind weitläufig feine, nur mikroskopisch erkennbare
Pünktchen eingestreut. Die ungeraden Zwischenräume ohne hervor-
tretende grobe Punkte. Die Mesosternallamelle vor den Mittelhüften
in einen kräftigen Zahn erhoben. :Die Beine mäßig lang und mäßig
kräftig. Die Klauen lang und schlank, flach gebogen.
Long. 4,1 mm.
Patria: Corumba. Ein einzelnes Exemplar in meiner Sammlung.
Es liegt mir ferner ein 2 Berosus aus Corumba vor, der in Gestalt
und Größe, besonders aber durch den stark queren Halsschild dieser
Art gleicht. Der letztere ist aber feiner und weniger dicht und die
Flügeldecken sind mehr oder weniger unregelmäßig einreihig punktiert
und im Grunde sehr markant chagriniert. Diese Form ist vielleicht
das © der obigen Art; leider liegt mir nicht genügendes Material vor
um die Unterseite und die Geschlechtsmerkmale einer kritischen
Prüfung unterziehen zu können. |
B. seriatus Berg? — Ich besitze aus Corumba eine Reihe von
Berosus $ und 9, welche fast vollständig auf die Beschreibung von
B. seriatus Berg’ (Ann. Soc. Cient. Argent. XIX, 1885 p. 222) passen:
Ihr Halsschild ist aber nicht ‚‚dimidio latius quam longius‘‘, sondern
Hydrophiliden aus Matto Grosso. 21
er ist fast zweieinhalbmal so breit als lang und die Flügeldecken sind
hinter der Mitte ziemlich wesentlich erweitert. Die Berg’sche Art,
welche nur nach drei Exemplaren aus Buenos Aires kenntlich gemacht
wurde, ist mir bis heute de natura unbekannt geblieben und so kann
ich erst nach Sicht typischen Vergleichsmaterials die Zugehörigkeit
der Corumba-Stücke klären.
B. bonaerensis Berg? — Kann ebenfalls erst nach Erhalt von
Vergleichsmaterial geklärt werden. Aus Corumba liegt mir eine An-
zahl $ und 9, anscheinend dieser Art angehörig vor.
_B. stieticus-eonfinis Knisch nov. aberr.
Eine in Größe, Körperform und Skulptur der Oberseite recht
variable Form. Dem 2. sticticus Boh. ähnlich jedoch durch bedeutendere
Durchschnittsgröße, breitere, höher gewölbte, vorne und rückwärts
weniger verengte Körperform, gröbere Punktierung von Kopf und Hals-
schild, und im allgemeinen durch gröbere Sn der Flügeldecken
verschieden.
Oval, ziemlich stark gewölbt, gelbbraun, glänzend; je zwei un-
‘scheinbare rundliche Flecken nahe der Naht der Flügeldecken, meistens
auch die Schulterbeutel und eine kleinere Makel gegen den Seitenrand
in der Mitte der Flügeldecken schwärzlich; die Stirn und ein sehr
unscheinbarer Flecken auf dem Halsschilde, etwas dunkler als die
Grundfarbe. Die Extremitäten rötlichgelb. Der Kopf ziemlich grob,
und tief, vorne etwas feiner punktiert, auf dem Scheitel mit sehr
subtiler Kielung. Der Halsschild doppelt so breit als lang, mit spitz-
winklig angelegten, abgerundeten Vorder- und sehr stumpfen Hinter-
ecken, ebenso grob und tief wie die Stirn aber etwas zerstreuter punktiert
im Grunde stets glatt, glänzend. Die Flügeldecken oval, viel breiter
als der Halsschild, die Spitzen derselben einzeln schmal abgerundet,
auf der Scheibe ziemlich scharf eingeschnitten, seitlich aber viel
seichter und breiter punktiert-gestreift, die Seitenstreifen auch mit
kräftigeren Punkten. Der Seitenrand mit einer Reihe von Kerbpunkten.
Die Zwischenräume der Streifen nicht sehr breit, flach, mäßig grob
und mäßig dieht punktiert, die Intervalle 3,5 und 7 mit eingestreuten
groben Punkten; der zehnte Zwischenraum glatt, punktlos. Das Kinn
spiegelglatt, an der Basis deutlich punktiert. Die Mesosternallamelle
in einen dreieckigen Zahn auslaufend. Das erhobene Mittelfeld des
Metasternums mit einem Grübchen. Das Abdomen grob gerunzelt,
der erste Ventralbogen fast in seiner ganzen Länge, vorne aber höher
gekielt, das fünfte Sternit ziemlich breit und mäßig tief ausgeschnitten,
die Basis des Ausschnittes bogenförmig. Die Mittel- und Hinter-
schenkel bis über die Mitte pubeszent. Beim & das zweite Glied der
Vordertarsen etwas erweitert. Die Klauen ziemlich lang und ge-
bogen, mit kleinem Basalzähnchen.
Long, 2,8—3,6 mm.
Patria: Corumba. In Anzahl (49) in meiner Sammlung.
6: Heft
922 Alfred Knisch:
B. stieticus-aberrans Knisch nov. aberr.
Von B. vicarius m. durch gewölbtere, vorne schmälere Körper-
form, schmäleren Halsschild, hellere, konstant bräunlichgelb gefärbte,
jederseits der Naht mit je zwei dunklen Flecken versehene Flügel-
decken und die kräftigere Skulptur, namentlich kräftigere und etwas
dichtere Punktierung von Kopf und Halsschild getrennt. Die Punkt-
streifen der Flügeldecken sind meist etwas tiefer als bei vicarius. Der
Vertiefung der Punktstreifen entsprechend sind die Intervalle meist
weniger flach.
Von B. stieticus form. nom. durch geringere Durchschnittsgröße,
vorn und rückwärts immer zugespitzte, weniger gerundete und
weniger gewölbte Körperform und durchschnittlich feinere Skulptur
der Oberseite verschieden. Es ist aber nicht zu übersehen, daß das
Tier einer großen Variabilität unterliegt.
Long. 2,1—2,5 mm.
Patria: Corumba. In Anzahl in meiner Sammlung.
B. nigrinus Knisch nov. spec.
Gestreckt-oval, vorne und rückwärts zugespitzt, ziemlich ge-
wölbt, einfarbig schwarz, glänzend. Kopf und Halsschild mäßig fein
und mäßig dicht, stellenweise etwas längsrissig punktiert, im Grunde
glänzend glatt. Die Flügeldecken hinter der Mitte am breitesten,
seitlich in regelmäßigem Bogen gerundet, mit zehn mäßig tiefen, aus
groben Punkten bestehenden Punktstreifen. Die Intervalle etwas
breiter als die letzteren, fein und in einfacher Reihe, nur der zweite
Zwischenraum etwas verworren punktiert. Die ungeraden Intervalle
viel gröber und etwas runzelig punktiert.
Long. 2,4 mm.
Patria: Corumba. Ein einzelnes Exemplar in meiner Sammlung.
Die Art steht durch ihre Form und Skulptur dem B. stictieus Boh.
nahe, von welchem sie sich jedoch durch einheitlich tiefschwarze
Färbung sofort unterscheidet.
B. viearius Knisch nov. spec.
Dem B. Ussingi Jens.-Haar. zunächst verwandt, jedoch durch
die geringere Größe, besonders vorne weniger gewölbte und daselbst
schmälere Körperform und durch die feinere Skulptur der ganzen
Oberseite different.
Oval, hinter der Mitte der Flügeldecken am breitesten, nach
vorne wesentlich verschmälert, rückwärts ziemlich gewölbt. Die
Oberseite schwarzbraun, nirgends metallisch, stark glänzend; der
Vorderkopf, die Seiten des Halsschildes und der Flügeldecken etwas
heller, bräunlichgelb. Bei weniger dunklen Stücken treten auf den
Flügeldecken neben der Naht je zwei, auf der Schulterbeule und am
Seitenrand in der Mitte je ein größerer, schwarzer Fleck wenig deutlich
hervor. Die Extremitäten rötlichgelb, die Schenkel, besonders an der
Hydrophiliden aus Matto Grosso.. »3
Basis dunkler. Der Kopf deutlich, mäßig fein und zerstreut, auf dem
Clypeus feiner punktiert; der Längskiel auf dem Scheitel kaum an-
gedeutet oder fehlend. Der Halsschild mehr wie doppelt so breit
als lang, mit in der Anlage (von der Seite gesehen) spitzwinkligen,
abgerundeten Vorder- und sehr stumpfen Hinterecken, sehr deutlich,
tief und etwas weitläufig punktiert, die Punkte an Größe variabel.
Kopf und Halsschild zwischen der obligaten Punktierung meist mit
sehr weitläufig eingestreuten feinen Pünktchen, im Grunde stets
glänzend glatt. Die Flügeldecken oval, rückwärts ziemlich stark
gewölbt mit einzeln gerundeten, nicht vorgezogenen Spitzen, deutlich,
aber nicht sehr tief punktiert-gestreift. Die inneren zwei oder drei
Streifen etwas schärfer eingeschnitten, die äußeren hingegen gröber
punktiert. Der Seitenrand mit einer losen Reihe feiner Kerbpünktchen.
Die Zwischenräume der Punktstreifen durchwegs flach mit sehr weit-
läufig angeordneten, äußerst subtilen Pünktchen, die Intervalle 3,
5 und 7 mit eingestreuten groben Punkten. Das Kinn spiegelglatt,
an der Basis mit einigen mikroskopischen Pünktchen. Die Mesosternal-
lamelle vor den Mittelhüften in einen nach hinten gerichteten Zahn
erhoben. Die Mittelpartie des Metasternums stark erhoben und in
der Mitte mit einem glatten Grübchen. Das Abdomen grob runzelig
punktiert und pubeszent; der erste Ventralbogen in der Mitte in
seiner ganzen Länge, zwischen den Hinterhüften, aber. viel höher
gekielt. Das fünfte Abdominalsternit mit einem gerundeten Ausschnitt,
dessen Grund nach rückwärts gebogen oder winklig vorgezogen ist.
Die Mittel- und Hinterschenkel, besonders letztere bis weit über die
Mitte pubeszent. Die Glieder der Vordertarsen beim 2 gleichbreit,
beim $ das zweite Glied gegenüber dem vierten anscheinend etwas
verdickt. Die Klauen ziemlich lang, flach gebogen.
Long. 2—3 mm.
Patria: Corumba. In reicher Anzahl in meiner Sammlung.
Die Art steht auch dem, mir de natura unbekannten B. festivus
Berg nahe, von welchem sie sich aber nach der Beschreibung zu schließen,
durch mangelnde Grünfärbung der Oberseite, sowie auch durch die
auf dem dritten, fünften und siebenten Zwischenraum der Flügeldecken
eingestreuten groben Punkte unterscheidet.
B. minimus Knisch noy. spec.
Der kleinste Berosus. Von »ticarius m. durch geringere Durch-
schnittsgröße, hellere Färbung, konstantes Auftreten von je zwei
dunklen Flecken auf der Scheibe nahe der Naht der Flügeldecken
und durch wenig hervortretende größere Punkte auf den ungeraden
Intervallen der Flügeldecken; von multimaculatus Jens.-Haar. eben-
falls durch geringere Größe, nicht metallischen Kopf und durch
weniger zahlreiche dunkle Flecken auf den Flügeldecken verschieden.
Oval, ziemlich gewölbt, braungelb oder graugelb, die Stirn, häufig
ein größeres Mittelfeld auf dem Halsschilde, je zwei konstante Flecken
6. Heft
24 Alfred Knisch.
neben der Naht und je einer am Seitenrande der Flügeldecken, sowie
die Schulterbeule dunkelbraun oder schwärzlich; die Extremitäten
rötlichgelb oder blaßgelb. Auf dem Kopf der Clypeus mäßig fein
und mäßig dicht, auf der Stirn etwas gröber und etwas weitläufiger
punktiert. Der Scheitel in der Mitte mit einem sehr subtilen Längskiel.
Der Halsschild doppelt so breit als lang, mit schwach spitzwinklig
angelegten, abgerundeten Vorder- und stumpfen Hinterecken, im
Verhältnis zur Größe des Käfers ziemlich grob, mäßig dicht, auf der
Scheibe etwas feiner und weitläufiger punktiert, im Grunde glänzend
glatt, seltener stellenweise etwas gerunzelt. Die Flügeldecken oval,
ziemlich gewölbt, an der Spitze einzeln abgerundet, mäßig tief punktiert
gestreift; die Punkte der äußeren Streifen viel gröber und wenig ver-
tieft. Die Zwischenräume derselben mäßig flach, an den Seiten und
rückwärts schmal, nur die inneren sehr subtil und spärlich punktiert,
die Intervalle 3, 5 und 7 mit etwas deutlicheren Punkten. Die Meso-
sternallamelle vor den Mittelhüften in einen kleinen, dreieckigen
Zahn endigend. Das Abdomen grob gerunzelt, der erste Ventralbogen
in größerer Ausdehnung mit einem Medianlängskiel, das fünfte Sternit
mit einem mäßig tiefen, im Grunde bogenförmig begrenzten Ausschnitt.
Die Mittel- und Hinterschenkel bis über die Mitte pubeszent.
Long. 1,6—2,1 mm.
Patria: Corumba. In Anzahl in meiner Sammlung.
Neue Monotomiden, Gucujiden u. Passandriden
aus der Sammlung des Deutschen Entomologischen Museums
in Berlin,
Fritz Kessel, Kaltwasser, Kr. Lüben !).
Thione australis m. = Elongata, eylindrica, castanea, nitida,
glabra; caput magnum et elongatum, antice modice emarginatum,
supra bases antennarum tenuiter impressum parce subtiliterque
punctatum, punctis ubique fere rotundatis. Oculi parvi, non promi-
nuli. Tempora longa, ter oculis longiora. Genae ante oculos paulum
excavatae. Antennae breves, marginem posticum capitis non attin-
gentes, primo articulo magno, clava biarticulata. Prothorax fere
1t/, longior quam latus, capite angustior, lateribus sinuatis, antice
latissimus, parcissime subtilissimeque punctatus, punctis perpaulum
elongatis, in medio tenuiter in longitudinem sulcatus, angulis
postieis fortiter rotundatis, anticis obtusis. Scutellum parvum,
longius quam latum. Elytra seriatim punctata, non striata, apice
non conjunctim rotundata, fere truncata, plus bis longiora quam
simul lata, seria suturali sola paulum impressa, intra marginem et
humerum 4 seriis puncetarum. Pygidium fortiter sed parce et non
profunde punctatum, nonnullis setis longis obteetum. Ultimo articulo
tarsorum 3 antecedentibus multo longiore.
Long. 4!/, mm.
1 Exemplar i im D.E.M. stammend. aus Cairns ara
Thione nigra m. Elongata, cylindrica, nigra, nitida glabra;
caput magnum, non elongatum, antice modice emarginatum, supra
bases antennarum tenuiter impressum, sat perspicue et dense punc-
tatum, punctis posticis fortioribus, rotundatis, anticis subtilibus, per-
paulum elongatis. Oeculis modicis, non prominulis. Tempora sat
longa, oculis bis fere longiora. Genae ante oculos paulum excavatae.
Antennae breves, caput non superantes, sed marginem posticum
fere attingentes, primo articulo magno, clava uno modo articulo
composita. Prothorace duplo fere longiore quam antice lato, capite
paulo angustiore, lateribus sinuatis, antice latissimo, medio impunctato,
ceteris partibus sat fortiter et sat dense punctatis, punctis paulum
elongatis, in medio tenuissime longitudinaliter sulcatus, basin versus
ultra duobus suleis parvis, angulis posticis fortiter rotundatis, anticis
obtusis, basi marginata. Elytra intra marginem et humerum 4 striis,
striis vix perspicue punctatis, apice non conjunctim rotundatis,
fere truncatis, circiter 21/, longioribus quam simul latis. Pygidium
nonnullis setis longis obtectum. Ultimo articulo tarsorum 3 antece-
‚dentibus multo longiore.
- 4) Die Korrektur habe ich allein gelesen. Strand.
6. Heft
96 Fritz Kessel:
Long. 3!/,—4 mm.
Type im D. E.M. stammend aus Cap York (Queensland).
Vom Vorhergehenden durch die Punktur von Kopf und Hals-
schild, die Fühlerbildung und schließlich auch durch die Färbung
sofort zu unterscheiden.
Ferner besitzt das Entom. Mus. in Dahlem noch eine mit Hoplo-
cephala spec.? bezeichnete Art, die eine Throne zu sein scheint. Leider
ist das Exemplar beschädigt, sodaß sich der Vergleich mit den bisher
beschriebenen Arten nicht durchführen läßt. Sie stammt aus Sumatra
und steht der eben beschriebenen nigra sehr nahe, weicht aber von ihr
ab durch die Punktur des Halsschildes, die außer der punktfreien
Mitte noch auf jeder Seite einen punktfreien Raum sehen läßt. Da
aber im übrigen die Ähnlichkeit eine so große ist, ziehe ich sie einst-
weilen mit zu nigra. Im folgenden gebe ich eine kurze vergleichende
Übersicht über die mir bekannt gewordenen Thione (— und Shoguna)-
Arten. (Shoguna chlorotica Fairm. kenne ich nicht).
= z © 6 “le =
IS S SQ % “ S
z siz |: || Ss |M ls
sıe/8ı8|5|s|8
SIS|Ss|ıS)2|r|/3
S S N | S Se
Fühlerkeule zweigliedrig 1| 2| 3) ı|5| —| 7
Fühlerkeule eingliedrig -—|—- |—-|-—- 6 —
Kopf dicht punktiert -|—-| 3|-—|—-|6| —
Kopf nicht dicht punktiert 1| 21-| 4) 5|—|7
Halsschild fein punktiert . 11 2.781 4] SI] zZ
Halsschild grob punktiert : -—|-|1-|-|-;6| —
Punkte am H.K. rundlich —|—| 3| 4|5|/6|7
Punkte am H.K. langgezogen . 1| 21-1 —|-|— | —
Kopf mit Mittelfurche —- | 2|1- | —|- | - | —
Kopf ohne Mittelfurche . TE a en 1!- |3| 41 5 1 6 9
Halsschild gegen die Basis mit 2 Längslinien | — | — | — | 41 — | 6| —
ir gegen die Basis ohne 2 Längslinien | — | 2 —-— | 5l1— |I—
Kastanienbraun BUN 1| 2 451 —
Schwärzlich oder schwarz a -|-|-|-|-[|6|7
Halsschild mit Spur von Mittelfurche —1:2]) — 12108]. Be
2 ohne Spur von Mittelfurche . —-|-|I-|-| -| —-|7
3 ersten Tarsenglieder unten mit lang. Haaren 1.1 201 8. 74. 1 Bil
3 ersten Tarsenglied, unten ohne lange Haare | — — — — | - | - | —
Letzt. Tarsengl.länger alsalle vorhergehenden 4 2 |» |!) BT
Letzt. Tarseng]. nicht längeralsdie vorhergeh. | — |
Unter den von Grouvelle bestimmten Tieren findet sich aus
der Sammlung Kraatz eine Nadel mit vier von Grouvelle als
Cathartus advena Wath. bezeichneten Tieren. Näheres Zusehen ergab
4
-
Neue Monotomiden, Cucujiden und Passandriden, 97
jedoch, daß das 2. Exemplar von oben kein (©. adv. sei, so ähnlich er dem-
selben im Habitus auf den ersten Blick sehen mag. ‘Auch läßt sich das
Tier in keiner der von Grouvelle in den Ann. Soc. entom. Fr. 1912,
pg. 384/85 aufgestellten Gattungen und Untergattungen der Silva-
ninen unterbringen. Wegen seiner Ähnlichkeit mit Cathartus benenne
ich die Untergattung, die es in der Gattung Silvanus bildet, Cathar-
thoides und das Exemplar selbst wegen seiner Herkunft aus Kamerun
africanus. Es wird charakterisiert durch folgende Merkmale (Optik:
Binok. Mikr. 142 X lin. s. flg. Note):
Ovalis convexus, piceo-ferrugineus, pubescens; oculi grosse
granulati, magni; cap!te parum triangulari, antice iruncato, TUgOSso,
haud longiore quam inter oculos lato, temporibus nullıs. Antennae
clava abrupta, 3-articulata, articulis duobus primis parum incrassatis,
ceterorum tertio longissimo, 40°—5° subaequalibus 6%—-8° latioribus
quam longis. Prothorace rugoso tertia parte longitudinis latiore
angulis anticis fortiter rotundatis, posticis acutis, lateribus subti-
lissime dentati, marginatis. Elytris seriatim pubescentibus, striis
seriatim punctatis, prothorace fere 31/, X longioribus (vergl. flg.
Note), apicem versus in ?/, longitudinis latissimis. Tarsi simplices,
4° articulo perparvo.
Long. fere 2 mm.
1 Exemplar in der Sammlung des Deutschen Ent. Museums in
Berlin aus Kamerun (Conradt). Die Diagnose der Untergattung
Cathartoides fällt, da bisher nur ein Stück bekannt, mit der Artdiagnose
zusammen.
Die Untergattung unterscheidet sich von Selvanus s. str. durch
die deutlich gerandeten Halsschildränder, von Cathartus durch die
nicht gelappten, sondern stark abgerundet »n Vorderecken des Hals-
schildes und die (sensu Grouvell2) nicht progressive sondern brüsk
abgesetzte Fühlerkeule. In der von Grouvelle l.c. gegebenen Tabelle
der Silvaninen müßte Cathartoides hinter Silvanus zu stehen kommen.
Es würde dann dort heißen:
18. Tarses simples; bords lateraux du prothorax non rebordßs.
— Tarses simples; bords lateraux du prothorax rebordes, etc.
Anm.: Meine persönliche Meinung geht dahin, daß es wünschenswert wäre,
wenn überall bei den Originalbeschreibungen kurz die angewandte Vergrößerung
angegeben würde. Wie oft schwankt man bei der Bestimmung bei Angaben wie:
sehr fein punktiert, kaum sichtbar behaart. Man selbst arbeitet im speziellen
Fall vielleicht gerade mit einer wesentlich stärkeren Vergrößerung als der Autor
bei der Anfertigung der Beschreibung und infolgedessen erscheint einem das,
was ihm sehr fein, kaum sichtbar erschien, grob und sehr deutlich sichtbar.
Die Mühe der Angabe ist eine sehr kleine und dem später Vergleichenden bleiben,
bisweilen nicht leicht zu bannende, Zweifel erspart. Größte Vorsicht erscheint mir
auch bei allen vergleichenden Angaben wie: länger als, doppelt so breit als
geboten. Das Auge unterliegt ohne korrekte Messung nur zu leicht optischen
Täuschungen. Bei breiten Tieren bin ich wenigstens geneigt bei Schätzungen
die Breite im Verhältnis zur Länge und bei langen Tieren das Verhältnis der
6. Hett
28 Fritz Kessel:
Länge zur Breite zu überschätzen. Daß es anderen ebenso geht, zeigt mir z. B.
die Bestimmung des Airaph. geminus Kr. und seiner v. ruthenus Solsky. Bei
den zahlreichen durch meine Hand gegangenen Tieren dieser Art waren sehr
viele als ruthenus bestimmt; die sich bei mikrometrischer Messung als Stamm-
form entpuppten. Bei allen solchen Angaben steht die kleine Mühe exakter
Messung in keinem Verhältnis zu dem dadurch erreichten Nutzen.
Laemophloeus Casteln.
Diese Gattung hat im Laufe der Zeit einen sehr großen Umfang
angenommen, ohne daß sie meines Wissens in brauchbare Subgenera
zerlegt worden wäre. Die alte Einteilung Zaemophloeus s. str. und
Cryptolestes läßt sich nicht beibehalten, wenn man die Gesamtheit
der Formen übersehen will. Abgesehen von den durch Sharp u.a.
auf sehr abweichende Formen begründeten Gattungen Rhabdophloeus,
Silvanophloeus, Rhinophloeus etc. glaube ich folgende Subgenera
aufstellen zu sollen.
1. Brontophloeus. Das 1. Fühlerglied ist beim Männchen abnorm
gebildet. (Hierher: recticollis Rtt.; uneicornis Rtt.; denticornis Casey;
planulatus Grouv.; diemenensis Bl.; Fauveli Grouv.; basalis ( Dysmerus)
Casey; Beccarüi Grouv.; addendus Shp. ; Fairmairei Grouv.; iteratus Shp.
— ]1 Arten).
Das 1. Fühlerglied ist bei allen folgenden Formen beim 3 normal
gebildet.
2. Passandrophloeus. Bei den SS sind entweder die Wangen,
ähnlich wie bei den Passandriden, über die Basis der Maxillen ver-
längert oder- die Maxillen selbst zeigen irgnedwelche zahnförmigen
Auszeichnungen. (Hivrher zur 1. Gruppe: @ermaini Gr. und macro-
gnathus Rtt.; zur 2. Gruppe: spinosus Grouv,; convexiusculus Grouv.;
anticus Shp.; championi Shp.; hoplites Shp. —— T Arten.
Maxillen bei allen folgenden Formen beim & einfach.
3. Fraetophloeus. Bei den $$ sind die Flügel am Apikalende
nicht abgerundet sondern abgestutzt und der Außenwinkel ist etwas
nach außen vorgezogen. (Hierher: carimcollis Grouv.; ditomoides
Grouv.; incertus Grouv.; divaricatus Grouv.; fractipennis Motsch.
— 5 Arten).
Bei allen folgenden Formen bei den $$ der Außenwinkel der
Flügeldecken nie nach außen gezogen.
4. Truncatophloeus. Der Clypeus ist vorn gerade abgestutzt.
(Hierher etwa 50 Arten.)
5. Sinuatophloeus. Der Ulypeus zeigt in der Mitte eine Aus-
buchtung. (Hierher der Rest der Formen, etwa 80 Arten. Dieses
Subgenus läßt sich noch bequem in Gruppen zerlegen. Je nachdem
der Vorderrand des Clypeus nur eine, oder drei, oder fünf Ausbuchtungen
zeigt, unterscheide ich: sinuati, trisinuati, quinquesinuati.)
Neue Monotomiden, Cueujiden und Passandriden. 99
Nachstehend gebe ich eine kurze Übersicht der Subgenera.
o R % %a|5% %
SSISS LSB 88
Laemophloeus SS SESIEIS ISIS
Sun Eurs
Beim & 1. Fühlerglied abnorm gebildet . . . . 1l|l-| -| -| —
Beim & 1. Fühlerglied normal le ee ler” 5
Beim $ Maxillen besonders ausgezeichnet . . . | —| 2| —| — | —
Beim 5 Maxillen normal Daie 1). —/N7 31 °&|:5
. Beim & Außenwinkel der Flgd. nach en en —|— 31 —| —-
Beim g'! Außenwinkel der Flgd. nicht nach außen
gezogen . . RE Wehr 1 2| — 4 5
V.-R. des Clypeus as eekmte nn See, re | —-| — 4| —
V.-R. des Clypeus ausgebuchtet . . . . . . — | | —-|— 5
Laemophl. (Truneatophloeus) mobilis ee Von Grouvelle
benannt, aber, soweit ich sehen kann, noch nicht publiziert. Ich lasse
daher Diagnose nach der mir vorliegenden Type folgen:
Elongatus, sat depressus, ferrugineus, nitidulus, glaber. Capub
elypeo truncato, fortiter non parce punctatum, fere tam longum
quam latum, stria interantennali nulla medioque non longitudinaliter
striatus. Oculi non magni, sat prominuli, non grosse granulati, marginem
anticum prothoracis non attingentes. Antennae leviter clavatae,
articulis 2 et 3 subaequalibus, marginem posticum prothoracis non
superantes. Prothorax dense fortiterque punctatus, Imm longus
quam latus, basin versus paulum angustatus, utrinque unistriatus,
angulis anticis obtusis, posticis subacutis, ante mediam basin non
impressus, lateribus haud dentatis. Scutellum transversum, trian-
gulare. Elytra magis duplo longiora quam simul lata, 5-striata, con-
junctim rotundata, intervallis alternantibus angustioribus, stria
suturali sat impressa.
Long. 2!/, mm.
1 Exemplar aus der Sammlung des Deutschen Entomologischen
Museums. Stammt aus Sansıbar.
Gehört nach seinem ganzen Habitus und der feinen Chagrinierung
der Oberseite in eine Gruppe mit celematidis Er., corticinus Er., granu-
latus Woll. etc.
Laemophloeus (Truncatophloeus) insularis m.
Elongatns, angustus, ferrugineus, nitidulus, tenuissime pubescens,
sat convexus. ÜCaput celypeo truncato fortiter densissimeque rugose
punctatum, longius quam latum, stria interantennali nulla, fronte
longitudinaliter non striata, supra bases antennarum leviter impressa.
Oculi non magni, non grosse granulati, paulum prominuli, tempora
longa. Antennae breves, marginem "posticum prothoracis haud
attingentes, articulis 2 et 3 subaequalibus, leviter clavatae. Prothorax
6. Heft
30 - Fritz Kessel:
minus fortiter denseque, non rugose, punctatus, punctis paulum
elongatis, lateribus haud dentatis, basin versus angustatus, utrinque
unistriatus, angulis anticis obtusis, posticis rectis, paulum promi-
nulis et ante basın positis, ante mediam basin non impressus. Scutellum
transversissimum, semicirculare. Elytra plus 2!/, X longiora quam
simul lata, 6-striata, striis punctatis, intervallis angustis, stria suturali
vix magis impressa, conjunctim apice rotundata, lateribus non cari-
natis, striis paulum elevatis.
Long. 2!/, mm. a
1 Exemplar im Deutschen Entomologischen Museum. Stammt
aus Sotschi (Samoa?).
Eng verwandt mit jüniperi Grouv., alternans Erichs., hypobori
Perris und clematidis Erichs., ähnlich auch dem mobilis Grouv. Von:
letzterem durch die stark runzelige Punktur von Kopf und — in
geringerem Maße — Halsschild verschieden. Von hypobori Perris
durch wenig deutliche Fühlerkeule, schärfere Hinterecken des Hals-
schildes und die rugose Punktur des Kopfes, von clematidis Er. durch
viel dünnere Fühler und schärfere Hinterwinkel des Halsschildes,
von alternans Er. und juniperi Grouv. durch nicht so spitze Hinter-
winkel des Halsschildes und die rugose Punktierung des Kopfes
verschieden.
Laemophloeus (Sinuatophloeus) felix m.
Ovalis, depressus, nitidus, testaceus, glaber. Caput clypeo trisi-
nuato, parce subtilissimeque punctatum, transversum, stria inter-
antennali nulla, fronte et vertice in longitudinem striatis, supra bases
antennarum levissime impressa. Oculi sat magni, non grosse granulati,
haud prominuli, temporibus brevibus, angustatis; antennae graciles,
leviter clavatae, articulo 3 secundo perspicue longiore, marginem
posticum prothoracis superantes. Prothorax capite paulo fortius,
sed parce subtiliterque punetatus, transversus, capite-paulo latior,
lateribus rotundatis, basin versus angustatus, angulis anticis rectis,
postieis acutis, paulum prominulis, ante mediam basin non impressus,
utrinque unistriatus, striis profundis. Scutellum transversum, trian-
gulare. Elytra minus 2 X longiora quam simul lata, punctatostriata,
striis subtilissimis, suturali, discoidali et intrahumerali solis melius
perspicuis, lateribus vix plicatis, humeris acutis, dentatis, conjunstim
rotundata, pygidium obtegentibus, duabis maculis nigris juxta scu-
tellum duabusque in disco, marginem non attingentibus. Mandibuli
angusti, valde producti, labrum transversissimum, perparvum.
Long. 3mm. -
1 Exemplar im Deutschen Entomologischen Museum aus Cairns
(Australien).
Laemophloeus (Sinuatophloeus) ignotus m.
Ovalis, depressus, nitidus, niger, tenuissime pubescens. Caput
clypeo trisinuato, parce subtiliterque punctatum, transversum, stria
interantennali nulla, fronte et vertice in longitudinem striatis, supra
bases antennarum levissime impressa; oculi sat magni, non grosse
Neue Monotomiden, Cuenjiden und Passandriden. 31
granulati, paulum prominuli, temporibus brevibus, non angustatis,
ante marginem anticum prothoracis stria transversa.. Mandibuli
angusti, producti, labrum sat magnum, antice rotundatum. Antennae
gracilis, leviter clavatae,, articulo 3 secundo perspicue longiore, mar-
ginem posticum prothoracis attingentes. Prothorax parce subtiliterque
punctaius, transversus, capite paulo latior, lateribus leviter bisinuatis,
basin versus paulum modo angustatus, angulis antieis acutis, posticis
acutis, utrinqgue unistriatus, juxta strias intus impressum. Elytra
minus 2 x longiora quam sımul lata, punctato-striata, striis sub-
tilissimis, suturali post medium duabusque discoidalibus solis melius
perspicuis, lateribus fortiter plicatis, humeris perspicuis, haud dentatis,
conjunctim rotundata, pygidium obtegentibus, nigra, in singulo elytro
4 maculis flavis, maculis 1, 2 et 3 ante medium et conjunctis, quarta
libsra ante apicem.
Long. 21/, mm.
1 Exemplar im Deutschen Entomologischen Museum. Stammt
aus Samoa.
Die beiden vorstehend beschriebenen Arten sind sehr ausgezeichnet
durch die langen, schmalen, von der Oberlippe nur sehr wenig bedeckten
Mandibeln und die sich nach hinten verjüngende Körperform.
Laemophl. (Sinuatophloeus) juveneus m.
Ovalis, depressus, nitidulus, tehuissime pubescens, niger, protho-
race, pedibus, labro, mandibulis, palpis et articulis 1—3 vel 4 flavo-
rufis. Caput elypeo 3-sinuato, sat fortiter sed non dense punctatum,
transversum, stria interantennali nulla, supra bases antennarum
leviter impressum, fronte verticeque non longitudinaliter striatis,
oculi sat magni, paulum prominuli, non grosse granulati, temporibus
brevibus, haud angustatis. Prothorax transversus, leviter cordi-
formis, capite paulo subtilius et pareius punctatus, lateribus haud
dentatis, angulis antieis productis, postieis acutis, utrinque unistriatus.
Scutellum transversum, triangulare. Elytra minus 2 X longiora
quam simul lata, 6-striata, intervallis latis, punetatis, non conjunctim
rotundata, non plicatis nec carinatis lateribus. Antennae graciles,
clava vix perspicua, articulo 3 secundo longiore, marginem posticum
prothoracis superantes.
Long. 2 mm.
Type im Deutschen Entomologischen Museum. Stammt aus
Cairns (Australien).
v. nigricans m. Antecedenti simillimus, sed prothorace femori-
busque nigris.
* x
*
Da meine Übersiedelung nach Südamerika mich in den nächsten
Monaten an jeder weiteren Publikation hindern wird, will ich hier
gleich noch eine neue Ancistria aus der Sammlung des Herrn Pro-
6. Heft
ep) "Fritz Kessel:
fessor Fuller Baker aus Los Banos (Philippinen) anschließen.
Die zahlreichen neuen Psammoecus-Arten, welche ich von dort erhielt,
muß ich einer gelegeneren Zeit vorbehalten. °
Aneistria (Obaneistria) Bakeri Kessel
Der A. longior Grouv. von Sumatra ähnlich, aber die Fühler
schon vom 5. Gliede ab nach innen deutlich erweitert, der Kopf über-
all stark längsrunzelig punktiert, Halsschild bereits von der Mitte ab
nach hinten deutlich verschmälert, nur fast zweimal so lang als an der
breitesten Stelle breit, ohne schmale punktfreie Fläche auf der Scheibe,
ohne oder nur mit sehr schwachem Querwulst an der Basis, ohne
tiefe Seitenrandfurche und ohne Kielchen in deren Mitte, Flügeldecken
etwa 41/, mal so lang als zusammen breit.
Ganz schwarz, langgestreckt. Kopf ungefähr so lang als (mit
den Augen) breit, überall dicht längsrunzelig punktiert, mit vorn
scharf eingegrabener, nach hinten erlöschender Mittelfurche. Neben
der Mittellinie mit 2, sich hinter der Fühlereinlenkung nach außen
krümmenden, sodaß die tiefe Artikulationsgrube des 1. Fühlergliedes
wulstförmig begrenzt erscheint. Oberlippe etwa halbkreisförmig,
vorn mit wenigen Härchen besetzt. Mandibeln lang und dünn. Augen
groß und flach, vor ihnen unter der Fühlerwurzel eine 2. Grube, in
die das 1. Fühlerglied eingelegt werden kann, hinter ihnen die Schläfen
kaum halb so lang als der Längsdurchmesser der Augen. Kopf hinten
deutlich halsartig abgeschnürt, A'bschnürung grob, aber nicht längs-
runzelig punktiert. Halsschild vorn feiner und weitläufiger, nach
hinten gröber und an den Seiten auch dichter punktiert, die Mitte
des Hinterrandes ein wenig vorgezogen, sodaß derselbe schwach
doppelbuchtig erscheint, Seiten- und Hinterrand gerandet, die Seiten-
randung erlischt kurz vor dem Vorderrand. Im hinteren Drittel stark
verschmälert. Schildehen halbkreisförmig, mit einem Längskiel.
Flügeldecken mit 8 ziemlich feinen, nur hinten stärker kielförmig
erhabenen Streifen, die Zwischenräume quergerunzelt, am Ende
mit dem eigentümlichen Fortsatz, der sich etwa so charakterisieren
läßt: Der 1. und der 7. Streifen erheben und verlängern sich scharf
kielförmig über das Apikalende der Flügeldecken hinaus, das so ent-
standene 2. Apikalende bogenförmig ausgerandet. Zwischen dem
1. und 7. Streifen eine tiefe Grube in deren Mitte der 2. Streifen mündet.
Vor der Grube verbinden sich der 3. und 5. Streifen. Nach der Ver-
bindungsstelle zielt der verkürzte 4. Streifen. Zwischen den beider-
seitigen emporstehenden 1. Streifen ein klaffender Zwischenraum,
Etwa in der Mitte der Seiten sind die Flügeldecken eingeknifft, augen-
scheinlich zur Aufnahme der Schenkelspitzen, die Streifen daselbst
bis zum 6. von außen unterbrochen. Beine und Tärsen pechbraun.
Bauch mit 5 Sterniten, das erste' am längsten, das 2. kürzer, aber
deutlich länger als das 3. Das 3. und $. gleichlang, das 5. noch kürzer,
alle stark der Länge nach gerunzelt. Hinterbrust mit scharfer Mittel-
rinne, die sich vor den Hinterhüften längsgrubig vertieft, an den Seiten
fein und wenig dicht punktiert.
Über die Stellung der Passandridae im System, 33
Fühler: 1. Glied dieht und längsgekielt, 2. Glied kurz, etwas
kugelig, das 3. gestreckt, das 4. wieder kürzer, vom 5. ab nach innen
erweitert und mit gelben Borsten besetzt.
Borneo (Sandakan).
1 Exemplar in der Sammlung von Herrn Professor Fuller Baker
in Los Banos (Philippinen) und ihm gewidmet.
Über die Stellung der Passandridae im System.
Von Da
Fritz Kessel,
Kaltwasser, Kr. Lüben.
Die Stellung der Passandrıdae im Dystem ist seit langem eine
schwankende. Erichson (Naturg. Ins. Deutschl. III, 1845—48, p. 304),
Lacordaire (Gen. Col. II, 1854, p. 390-417), Leconte (Classif.
of the Col. of N.-Amer. Part. I, 1861—62, p. 93—96) ziehen die
Passandriden zu der alten Familie der Cucujiden. Auch Seidlitz
und Reitter stellen in ihren Faunenwerken die Gattungen Prostomis
und Laemotmetus zu den Cucujiden. Schwankend steht in neuester
Zeit Ganglbauer. In seiner Übersicht der Clavicornier-Familien
(Käfer von Mittel-Europa 1899, III, p. #11) stellt er die Passandriden
als eigene Familie auf. In einer Anmerkung (l.c. p. 565) bemerkt
er aber, er wolle die Trennung infolge der Verwandtschaft der Pro-
stomis-Larve mit verschiedenen Cucujinen-Larven wieder aufgeben
und bezieht dann die Passandriden als Subfamilie in die Cucujiden ein.
Thomson (Skand. Col. V, 1863, p. 101) begründet auf Pro-
stomis eine eigene Familie (Prostomidae). Jacquelin Duval (Gen.
Col. d’Eur. II, 1857— 59, p. 188— 89) stellt die Passandriden als selb-
ständige Familie auf. FIN
Versuchen wir Klarheit zu gewinnen. Von Passandriden- Gattungen
sind mir bekannt. g.worden: Passandra, Hectarthrum, Catogenus,
Scalidia, Ancistria, Laemotmetus, Prostomis und Aprostomis. (Die
von Ganglbauer erwähnte [l.c. p. 624] Gattung Passandrina st
mir bisher unbekannt geblieben.) Diese Gattungen stimmen alle
darin überein, daß die Epimeren der Mittelbrust nicht bis an die
mittleren Hüfthöhlen reichen. Dieses Merkmal trennt die Passan-
driden sehr scharf von allen Cucujiden-Gattungen, die sämtlich als
integrierendes Merkmal das Heranreichen der Epimeren der. Mittel-
brust an die Mittelhüften haben. Andrerseits werden die Passandriden °
durch die Stellung der Mittelbrust-Epimeren an die Eroöyliden heran-
gerückt. Wenn man also die Passandriden in die alte Familie der
Cueujiden einbezieht, dann ist eine scharfe Abgrenzung der Cucujiden
Archiv für Naturgeschichte
1921. A. 6. 3 6. Heft
34 Fritz Kessel:
von den Erotyliden nicht möglich. Eher könnte man versucht sein,
den Passandriden einen Platz unter den Erotyliden anzuweisen. Aber
auch von diesen sind sie durch ein deutliches, sehr charakteristisches
Merkmal unterschieden: durch die die Maxillen bedeckenden Wangen-
fortsätze. (Dieses Merkmal fehlt den bisher zu den Passandriden
gerechneten Gattungen Narthecius und Cheilopoma, die daher unter
die Erotyliden zu verweisen sind. Grouvelle hatte bereits (Ann.
Soc. ent. de Fr., 1908, p. 453 und 456) eine eigene Unterfamilie: Nar-
theciinae aufgestellt.) Es wird sich also empfehlen für die Passandriden
eine eigene Familie aufzustellen mit folgenden beiden charakteristischen
Merkmalen: Epimeren der Mittelbrusö von der Begrenzung der Mittel-
hüften ausgeschlossen. Maxillen auf der Unterseite durch einen Fortsatz
der Wangen mehr oder weniger bedeckt. Diese beiden Merkmale ermög-
lichen nach allen Richtungen hin eine scharfe Abgrenzung. Innerhalb
der Passandridae lassen sich zwei Gruppen gut von einander trennen.
Die Passandridae genuini sind sehr ausgezeichnet durch die Form des
letzten Fühlergliedes. Dieses ist haken- oder sichelförmig gebogen
und an der Außenkante scharf kielförmig. Es sieht etwa so aus, als
ob man von dem an sich schon flachen Gliede an den beiden Seiten
von dem Chitin so viel weggechnitten hätte, daß oben eine ganz scharfe
Kante entsteht. Die andere Gruppe, zu der die Gattungen Prostomis
und Laemotmetus zählen, zeigt ein normales rundes Endglied und,
was bei der” anderen Gruppe ebenfalls fehlt, leichte Keulenbildung.
Den Übergang im Fühlerbau bildet Gattung Ancıstria. Die Passan
driden lassen sich wie folgt übersehen:
Familie Passandridae.
Epimeren der Mittelbrust von der Begrenzung der Mittelhüften
ausgeschlossen. Fühler 11-gliedrig (Grenze gegen die Cucujiden).
Maxillen unten von einem Fortsatz der Wangen bedeckt. (Flügel-
decken den Hinterleib bedeckend.) (Grenze gegen die Erotyliden).
1'' Letztes Fühlerglied hakenförmig gebogen, mit scharfer Außen-
kante. Tarsen fünfgliedrig. Vordere Hüfthöhlen offen. Wangen-
fortsätze vorn abgerundet Passandrinae.
2 Prosternalfortsatz an der Spitze nicht nach unten gebogen (Körper
oft lang und schmal, aber stets mehr oder weniger flach, nicht
exakt walzenförmig). Passandrini.
3“ Auf den Flügeldecken zwischen der Naht und der glatten Fläche
mehr als 2 Streifen oder zwischen Naht und Schulterbeule über-
haupt keine breitere ungestreifte Fläche. Catogenus.
3° Auf den Flügeldecken zwischen der Naht und der glatten Fläche
höchstens 2 Streifen. Flügeldecken immer mit einem breiteren
glatten Zwischenraum.
4' Fühlerglieder kugelförmig, Fühler daher kurz, oft sehr dick
Hectarthrum.
4' Fühlerglieder mehr walzenförmig, Fühler daher länger und.
schlanker’ Passandra.
Über die Stellung der Passandridae im System, 35
2' Prosternalfortsatz an der Spitze nach unten gebogen. (Körper
sehr lang und schmal, fast exakt walzenförmig.)
5‘ "Nur das letzte Fühlerglied flachgedrückt, mit scharfer oeger
Außenkante. (1. Tarsenglied der Vordertarsen nicht so lang als
2—4 zusammen.) Scalidva.
5’ Die fünf letzten Fühlerglieder flachgedrückt. Am letzten Gliede
die kielförmige Außenkant® nicht deutlich (1. Tarsenglied der
Vordertarsen mindestens so lang als 2—-4 zusammen.) Ancistria.
1’ Letztes Fühlerglied nicht hakenförmig gebogen, nicht mit scharfer
kielförmiger Außenkante. Tarsen viergliedrig. Vordere Hüft-
höhlen geschlossen. Fortsätze der Wangen vorn abgerundet oder
spitz Prostominae.
l. Tribus: Laemotmetin:.
6'' Die Fortsätze der Wangen vorn abgerundet Laemotmetus.
2. Tribus: Prostomint.
6° Die Fortsätze der Wangen vorn spitz Prostomis.
Wenn Ganglbauer infolge der Verwandtschaft der Pro-
stomis-Larve mit verschiedenen Cucujinen-Larven glaubt, die Passan-
driden nicht als eigene Familie aufstellen zu sollen, so kann ich mich
diesem Standpunkt nur bedingt anschließen, sofern es sich nämlich
nur um die Abgrenzung in einem Werk unserer Fauna handelt. Die
bei uns vorkommenden Gattungen Prostomis und Laemotmetus mit
je einer Art als eigene Familie aufzustellen (s. Thomson), ist vom
Standpunkt der Sysiematik nicht ratsam, obgleich die Unterschiede
sowohl von den Cucujiden wie auch von den Passandriden so scharfe
sınd, daß man den Gedanken wohl erwägen könnte.. Die genuinen
Passandriden sind aber in der Familie der Cueujiden nicht unter-
zubringen und die Form der Prostomis-Larve würde dann nur darauf
hinweisen, daß wir die Prostominen als Bindeglied zwischen. den -
Cueuj iden und-den Passandrinen aufzufassen haben.
Bei der Gattung Aprostomis Grouv., die ich nicht kenne, scheinen
nach der Diagnose Grouvelles die Epimeren der Mittelbrust an
die Mittelhüften heranzureichen. Sie dürfte daher we zu den Passan-
driden, sondern zu den Cucujiden gehören.
Anm. Da der Heır Verfasser z. Z. in Brasilien ist, habe: ich allein die
Korrektur gelesen und bin also für eventuelle Druckfehler verantwortlich.
Strand.
Se 6. Beft
Systematisch-Hemipterologische Studien,
(Tesseratominae und Dinidorinae.)
Von
Dr. Hans Lehmann,
Neustadt a Haardt.
(Mit 2 Textfiguren.)
Die zoologischen Museen von Basel, Berlin-Dahlem, Breslau,
Dresden und Hamburg sandten mir wiederum zum Vergleich und zur
Bearbeitung wertvolles Hemipteren-Material. Den Herren Direktoren
der Museen sei für ihre freundliche Unterstützung meiner. Studien
mein bester Dank ausgesprochen.
Tesseratominae.
Oncomeris ostraeipterus Montz,
0. ostracipterus war bisher von Neu-Kaledonien, Salomons-
Inseln und der Insel Woodlark bekannt. In der Berlin-Dahlemer
und in der Hamburger Sammlung sind nun je ein Exemplar vom
Festland von Neu-Guinea.. Während das Berlin-Dahlemer Stück
vollständig mit der Beschreibung von Horvath. (Termesz. füzet.
XXIII, S.358) übereinstimmt, zeigt das Hamburger Stück einige
Abweichungen:
Die Jugen sind nicht gelb sondern schwarz gefärbt, auch fehlen
an den Coxen die rötlichen Flecke. Die Wanze ist von Fruhstorfer
(Hattam Arsak) gesammelt.
Ich konnte beide Stücke mit dem TypuR. der sich im Dresdener
Museum befindet, vergleichen.
Die Gattung Embolosterna Stä'
Von der Gattung Embolosterna sind bis jetzt 5 Arten bekannt,
die sämtlich auf Borneo leben. Alle Arten sind nicht häufig.
Bestimmungstabelle.
1. Die Seitenecken des Pronotums abgerundet und nicht zu Hörnern
verlängert vacca Martin
Die Seitenecken des Pronotums zu Hörnern verlängert 2
2. Scutellum einfarbig (kein apikaler Fleck) unicolorus Distant
Scutellum zweifarbig (apikaler Fleck vorhanden) 3
3. Der apikale Fleck des Scutellums proximal von 3 Seiten begrenzt,
die 2 stumpfe Winkel miteinander bilden . (Siehe Abbildung 1b)
rubromaculata Lehmann
Der apikale Fleck des Scutellums proximal gerundet 4
Systematisch-Hemipterologische Studien. 3%
4. Oberseite kastanienbraun. Apikaler Fleck des Scutellums klein.
(Siehe Abbildung 1a). taurus Westwood
Oberseite olivengrün. Apikaler Fleck des Scutellums bis zur
Basis der Spitze des Scutellums reichend. (Siehe Abbildung 1e)
; olivacea Horvath
_ Unter dem unbestimmten Material des Breslauer Museums be-
findet sich auch die unbearbeitete Ausbeut : aes berühmten Breslauer
Arztes, Prof. Dr. Neisser, der während seiner dermatologischen
Studien in den fernen Tropen auch noch Zeit und Muße fand Ento-
mologie zu treiben. Er hielt sich längere Zeit auf Java, Sumatra,
Borneo und Balı auf. E. rubromaculata m. befand sich unter en
Material.
b.
Fig.1. Embolosterna.
a. taurus Westwood, 5. rubromaculata Lehmann, c. olivacea Horvath.
Emboiosterna rubromaculata Lehmann
Lehmann, Entomologische Rundschau, ‚Jahrg. 37, Heft €
8.23 (1920).
Kopf: dreieckig, svark punktiert, Ozellen untereinander viermal
soweit entfernb wie jeds Ozelle von ihrem Auge. Fühler abgebrochen.
Rüsselglied 2 länger als 3 und 4 zusammen, Glieder 3 und 4 gleich
lang. Schwarzbraun mit grünem Schimmer. Augen rotbraun.
Brust: Seitenecken zu großen Hörnern verlängert. Vordere
Seitenränder der Hörner distalwärts abgerundet und mit den hinteren
Seitenrändern einen rechten Winkel bildend. Hintere Seitenränder
fast eine gerade Linie bildend. Vorderer Rand und vordere Seiten-
y
6. Heft
38 Dr. Hans sun
ränder schwach und stark punktiert. Die ganze Fläche des Pronotums
fein punktieri. Von der distalen Hälfte der hinteren Seitenränder
gehen mehrere parallele schwächer und stärker ausgeprägte Be
furchen aus. Schwarzbraun mit grünem Schimmer.
Schildchen: Schwarzbraun mit grünem Schimmer. Spitze mit
braunrotem Fleck, der proximal von drei Seiten begrenzt wird, die
zwei stumpfe W inkel bilden. Connexivum schwarzbraun. Elytren
schwarzbraun. Membran erzfabrig glänzend.
Unterseite, Beine, Mundgliedmaßen schwarzbraun. Prosternum
ganz, Meso- und Metasternum teilweise tomentiert.
Fortsatz des Metasternums schwarzbraun, ausgehöhlt und durch
eine ventrale tiefe Furche ausgezeichnet.
Q Länge 23mm. Größte Breite (Hornspitze — Hornspitze)
24 mm. Breite dicht hinter den Hörnern 15,5 mm.
Borneo. (Breslauer Museum, Ausbeute Neisser).
Tesseratoma aethiops Distant und Tesseratoma hornimanni Distant
Bei der Durchsicht der Sammlungen fand ich, daß beide Arten
nicht scharf getrennt und miteinander verwechselt werden. Auch
Schouteden schreibt ın seinem klassischen Werk ‚Faune ento-
mologique de l’Afrique tropicale“ Tome I, Fascicule II Arminae et
Tesseratominae, S. 224, daß er diese beiden Arten jahrelang verwechselt
habe. Erst als ihm zu seiner Monographie ein großes Material zum
Vergleich zur Verfügung stand, fand er die Unterschiede der beiden
Arten auf.
In fast allen Sammlungen geht die weit verlreigle aethiops
unter dem Namen der seltenen hornimanni. Hornimanni besitzt an
allen Femoren am apikalen Ende je zwei lange Dorne. Aethiops hin-
gegen ist meistens unbedornt oder in seltenen Fällen nur mit zwei
kleinen kurzen Dornen verschen.
Auch durch den verschiedenen Bau der Metasternalfortsätze
unterscheiden sich beide Arten leicht. Schon Bergroth gibt in seiner
Arbeit: ‚‚Contributions a l’etude des Pentatomides“ (Revue ento-
mologique 1891, Bd. X, S. 213) folgendes über den Metasternalfortsatz
bei hornimanni Distant an: ‚„Pars elevata metasterni ultra coxas
medias parum productum.“ Bei allen übrigen Tesseratoma-Arten
erstreckt sich dieser Fortsatz hingegen bis zu den vorderen Coxen.
Die bisher bekannten Stücke von hornimanni stammen aus
Kamerun (Museum Paris, Stockholm, coll. Bergroth und
Schouteden), vom Kongo (Banzyville und Hoch Sangha Museum
Paris, coll. Schouteden). Unter dem unbestimmten Material des
Hamburger Museums sind 7 Exemplare dieser schönen afrikanischen
Tesseratoma-Art. (Kamerun: Mukonje-Farm bei Mundame am Mungo-
Fluß und Esosung-Bakossi).
Systematisch-Hemipterologische Studien. 63
Tesseratoma nemorivaga Distant
Noch seltener als hornimanni Disvant ist nemorivaga Distant.
Schouteden hält sie nur für eine helle Varietät von hornimannt.
Ich möchte mich dieser Anschauung anschließen.
Unier dem unbestimmten Material der ‚‚Inner-Afrika-Expedition
des Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg 1910/11“ (Hamburger
Museum) befindet sich ein 2-Exemplar dieser Art aus dem Belgischen
Kongo, Mungo-Bondo, Uelle-Distrikt, gesammelt von Dr. Schubotz.
Eneosternum delegorguei Spinola
Diese Tesseratominen-Art gehört dem südlichen Afrika an. (Kap
und Kaffraria). Im Hamburger Museum befinden sich 4 Stück, 2 33
und 2 99, vom kleinen Waterberg aus der ehemaligen Kolonie Deutsch-
Südwest-Afrika. Der distale Rand des Pronotums zeigt eine dunkle
breite Querbinde. Sie sind von H. Thomsen gesammelt. Ein anderes
Exemplar © von der Farm Neitsas, Bezirk Grootfontain (Dtsch.
Südwest-Afrika), gesammelt von Dr. med. Fock, besitzt ein un-
gezeichnetes gelbes Pronotum.
Cyelogastridea nigromarginalis Reuter
© Süd-Kamerun, Molundu. ‚Inner-Afrika-Expedition des Herzogs
Adolf Friedrich zu Mecklenburg, 1910/11.“ Gesammelt von Dr. Arnold
Schultze (Hamburger Museum).
Dinidorinae.
Patanocnema maeculata n. sp.
Bis jetzt zählte man zur Gattung Patanocnema nur eine Art,
P. ovata. ‚Die Inner-Afrika-Expedition des Herzogs Adolf Friedrich
zu Mecklenburg 1910/11‘ (Hamburger Museum), hat uns aus dem
Belgischen Kongo, Duma (Ubangi-Distrikt), eine neue Art gebracht.
Fig. 2. Patanocnema maculata n.sp. °/, n. Gr.
6. lleit
40 Dr. Hans Lehmann
ovala maculata
Rüssel Glied 4 reicht bis zu den | Glied 4 reicht nur bis zu den
Hinterhüften Mittelhüften
Fühler ... Glied 3 mit schwarzer Quer- Glied 3 ohne schwarze Quer-
binde binde
Pronotum . Schwarz mit rötlichen Seiten- Schwarzbraun mit braunen
rändern Längsbinden in der distalen
Hälfte und gelblichen Seiten-
rändern
Skutellum . Spitze des Skutellums mit Basis des Skutellums mit zwei
drei gelben Flecken gelbbraunen, Spitze mit drei
gelbbraunen Flecken
Connexiv... Glatter Querfleck auf der Die Segmente gelb mit ver-
Mitte der Segmente gelb.
Vorder- und Hinterränder der
Segmente schwarzbraun
waschenen,
Flecken
unregelmäßigen
Schwarzbraun, 15 mm lang, 2 29. Beide Stücke zeigen stark
erweiterte Hinterschienen, wie es auch von den 9% der ovata Karsch
her bekannt ist (Hamburger Museum).
Über einige ausländische Haus- und
- Waldmäuse.
Von
Dr. Anton Krausse,
Eberswalde.
Lg
In meinen Notizen und in literis hatte ich früher einige Mus-
Rassen oder - Varietäten benannt; diese Namen möchte ich beibehalten
und hier mitteilen; es handelt sich um schon bekannte, aber —- soweit
mir bekannt —- noch nicht benannte Formen. Einige sonstige Notizen
erlaube ich mir bei dieser Gelegenheit beizufügen.
Mus (Mus) musculus Jamesoni n. subsp.
North Bull ist eine kleine Insel in der Bucht von Dublin. Hier
fand Dr. H. L. Jameson, ‚sandfarbige Hausmäuse‘‘, wie sie Herr
Dr. R. Scharff-Dublin in einem Briefe an mich (13. Juli 1920) be-
Über einige ausländische Haus- und Waldmäuse. 41
zeichnet. Diese Form ist von Jameson kurz erwähnt (auch abgebildet)
in seiner Arbeit „On a probable case of protective coloration in the
House Mouse [Mus musculus]'“, Linn. Soc: London, Zool., Vol. XXVI,
1897. Trouessart in seiner „Faune des Mammiferes d’Europe‘,
1910, erwähnt diese Varietät, pag. 146, gelegentlich der kurzen
Beschreibung von Mus musculus faeroensis Clarke und sagt: Auf
North Bull ‚,il s’est form& une race distincte de Souris‘‘, die.er kurz
so beschreibt: ‚‚le dessus est d’un gris päle, le dessous flave ou d’un
blanc jaunätre“. Für die irländische Form habe ich den Namen
Mus musculus Jamesoni n. subsp. gewählt, zu Ehren des Verfassers,
der sie zuerst beschrieben hat.
Mus (Mus) sylvaticus bergensis n. subsp.
. Die aus der Gegend von Bergen, Norwegen, stammende Form
der Waldmaus scheint — Trouessart, Barrett-Hamilton —
von der schwedischen Form (aus der Gegend von Upsala) des Mus
sylvaticus —- vide Trouessart, ]. c., p. 149 —- so verschieden zu sein,
daß sie eine besondere Bezeichnung verdient, wie auch Trouessart
meint: ‚„ils pourraient constituer une sous-espece distinete“. Nach
diesem Autor sind die Tiere von Bergen ‚plus roux sur les flancs,
plus fonc&es sur la ligne dorsale et plus jaunes dessous“ als die Stücke
von Upsala (l.c. p. 149). Zur Bezeichnung dieser Form habe ich
den Namen Mus sylvaticus bergensis n. subsp. gewählt.
‚Mus musculus und Mus sylvaticus auf Island.
Gelegentlich der Beschreibung von Mus (Mus) sylvatieus islandicus
Thienemann 1824 sagt Trouessart, l.c. p. 152, die Reisenden be-
haupteten, daß Mus musculus, die Hausmaus, in Island nicht existiert.
Ich zweifelte an der Wahrheit dieser Behauptungen und. wandte mich
‚an den Zoologen der Universität Reykjavik; der Curator des Natur-
historischen Museums daselbst, Herr B. Sämundsson, hatte die
Güte, mir folgendes mitzuteilen (1. 1. 13. Sept. 1920): „‚Auf Ihre Anfrage
hin muß ich behaupten, daß die Angabe, daß Mus musculus nicht
in Island vorkomme, gar nicht zutrifft. Wir sind leider mit diesen
hübschen Haustierchen allzu reichlich — auch hier in der Haupt-
stadt —- gesegnet.“ Es würde interessant sein, die isländischen Haus-
mäuse mit unseren Formen vergleichen zu können. — Hinsichtlich
der isländischen Waldmaus fügt Herr B. Sämundsson hinzu: „Mus
silvaticus, die Waldmaus, die bier im Freien sehr zahlreich vorkommt,
kann sich auch, besonders in strengen Wintern, in den Wohn- und
Schafhäusern einfinden‘‘; vide Trouessart, 1..c. p.152, auch meine
Mitteilungen in der ‚Zeitschr. f. Ferst- u. Jagdwesen‘“, Juli-Heft 1918.
Mus (Mus) museulus im Norden.
Nordische Hausmäuse scheinen noch wenig hinsichtlich ihrer Rassen
und Varietäten untersucht zu sein. Bei Altum — Fors’zoologie I,
1876, —- der sich sonst wenig um die Rassen usw. bekümmerte, finde
6. Heft
42 Dr. Anton Krausse,
ich die Bemerkung, daß im Norden (nähere Angaben sind leider nicht
gemacht) Hausmäuse vorkommen, die an den Seiten hellgraue oder
fast weißspitzige Grannen zeigten, „wodurch dann die Varietät der
nordischen Hausmäuse angedeutet wird“ (l.c. p. 171).t) '
Leider ist es schwierig, von all diesen Lokalitäten Material zu
beschaffen. Herren, die vielleicht an jenen Lokalitäten sammeln
und untersuchen können, bin ich gern bereit, Vergleichungsmaterial
aus Deutschland zu besorgen.
Eberswalde, Zoologisches Laboratorium der Forstakademie,
Moltkestr. 19 I, Oktober 1920.
!) Auf Wunsch des Herrn Verfassers sei es mir gestattet, einige ihm brieflich
gemachte Bemerkungen über diese vermeintliche nordische Varietät der Haus-
maus hier anzuhängen. Ich habe seiner Zeit in Norwegen die Mäuse studiert
und kann die zitierte Bemerkung von Altum insofern bestätigen, als solche
Exemplare der Hausmaus dort gefunden werden, ich habe aber den bestimmten
Eindruck gehabt, daß es sich dabei um individuelle Abweichungen, die durch
allmähliche Übergänge mit anderen Farbenabänderungen verbunden sind, und
nicht um Rassenunterschiede handelt. Jedenfalls würden die eventuellen
Rassenmerkmale nur auf Grund eines reichhaltigen und genau lokalisierten
Materiales festgestellt werden können, sodaß inscfern mit der Angabe von Altum,
die sich vielleicht sogar nur auf Untersuchung eines einzigen Exemplares gründet,
recht wenig anzufangen ist, vor allen Dingen auch, weil er über die Lokalität
nichts mitzuteilen hat, dena die Angabe ‚‚nordische‘‘, kann sich auf Norwegen,
Schweden, Finnland, Nord-Rußland, Sibirien usw. beziehen, also auf ein so un-
geheures Gebiet, daß in demselben zweifellos mehr als eine Rasse der Hausmaus
vorkommt. Übrigens ist die Hausmaus von Linn& in erster Linie auf Grund
schwedischen Materials beschrieben worden, also hat die schwedische Form
als die forma prineipalis zu gelten und die eventuelle mitteleuropäische
wäre dann mit einer Varjetätsbezeichnung zu belegen. FEmbrik Strand.
a rn a en
Die Histeriden
des aethiopischen Faunengebiets.
Teil I.
(Hololeptinae, Trypeticinae, Teretriinae, Abraeinae
| und Saprininae.)
| Von
TR: Bickhardt 2;
(Mit 16 3 Abbildungen im Text.)
Geographisch umfaßt das hierunter behandelte Gebiet das tropische
Afrika einschließlich der Kapverdischen und der weiter südlich ge-
legenen Inseln der Westküste sowie der Madegassischen Subregion,
jedoch ausschließlich der kanarischen Inseln.
Bezüglich der allgemeinen Angaben über die Familie Histeridae
sowie der Einteilungsmotive verweise ich auf meine Bearbeitung in
den Genera Insectorum ?) sowie auf die Einleitung zu dem bereits
erschienenen Tribus Histerini des aethiopischen Faunengebiets °),
wo auch die angewandte Terminologie an Hand zweier Figuren ein-
gehend erläutert ist.
Ich beabsichtige nach und nach die gesamte Familie der Histeridae
Afrikas in der nachstehend gewählten Form zu bearbeiten, so daß nach
Fertigstellung ein Handbuch vorliegen wird, das bei nicht zu hohen An-
sprüchen für die Coleopterologen ein erwünschtes Hilfsmittel zur
Bestimmung ihrer Bestände an Afrikanern dieser Familie bilden wird.
Hier sind zunächst die ersten Unterfamilien Hololeptinae, Trype-
ticinae, Teretriinae, Abraeinae und Saprıininae behandelt.
In den nachstehenden Tabellen sind alle Unterfamilien, Triben
und Genera der Erde aufgeführt. Die nicht in Afrika vorkommenden
Formengruppen sind eingek'ammert. Die mir bekannt®n Arten sind
durch ein Sternchen vor der Vaterlandsangabe gekennzeichnet.
Tabelle der Unterfamilien.
1. Der Kopf ist wagrecht vorgestreckt, nicht nach unten geneigt:
auf der Unterseite ist er frei, nicht vom Prosternum bedeckt %. —
la. Der Kopf ist nach unten geneigt, in der Ruhelage liegen die
Mandibeln an dem Vorderrand des Prosternums an 3. — 2. Die
!) Die Korrektur habe ich allein gelesen und bin also für eventuelle
Druckfehler verantwortlich. Strand.
®2, Bickhardt, Familie Histeridae in Genera Insectorum Fasc. 166. 1916/17.
®?, Biekhardt, Die Histerini des aethiopischen Faunengebiets, in Ab-
handl. des Vereins f. Naturkunde, Cassel, v. 55, 1919.
6. Tleft
44 H. Biekhardt:
Mandibeln sind lang sichelförmig, frei vorgestreckt. Die Kehle ist
nicht vom Prosternum bedeckt. Die Körperform ist flach und breit
1. Subfam. Hololeptine. —- 2a. Die Mandibeln sind vom Kopfschild
(Epistom) bedeckt. Die Kehle wird vom Prosternum bedeckt. Die
Körperform ist gestreckt, walzenförmig (2. Subfam. Trypanaeinae.)
— 3. Die Fühler sind’ unter dem Stirnrand (Seitenrand der Stirn)
eingefügt. Die Gelenkgrube der Fühler ist nicht in den Stirnrand
eingeschnitten 4. —- 3a. Die Fühler sind in einer in den Stirnrand
eingeschnittenen, nach vorn offenen Grube auf der Stirn neben dem
Vorderrand der Augen eingelenkt!) 6. — 4. Das Prosternum hat
keinen besonderen, durch eine mehr oder weniger deutliche Naht
abgetrennten, Fortsatz (Kehlplatte) 5. — 4a. Das Prosternum ist
mit einem besonderen, oft durch eine Naht abgegrenzten, Fortsatz °
(Kehlplatte) versehen %. — 5. Die Mandibeln sind vom Epistom
bedeckt, sie sind ebenso wie die Oberlippe von oben nicht sichtbar.
Die Fühlergeißel ist 6-gliedrig. Das Halsschild ist so lang oder länger
als die Flügeldecken. Der Körper ist gestreckt, walzenförmig 3. Sub-
fam. Trypetieinae. — 5a. Die Mandibeln ragen aus dem Epistom hervor,
dazwischen ist die Oberlippe sichtbar. Die Fühlergeißel ist 7-gliedrig.
Die Fühlergrube liegt auf der Unterseite der Halsschildseiten vor den
Vorderhüften. Das Halsschild ist kürzer als die Flügeldecken. Die
Körperform ist oval. 6. Subfam. Saprininae. — 6. Der Körper ist
länglich, walzenförmig. Das Prosternum ist an der Basis ausgerandet,
das Mesosternum hat vorn in der Mitte eine mehr oder weniger vor-
springende in die Ausrandung des Prosternums hineinragende Spitze.
4. Subfam. Teretriinae. — 6a. Der Körper ist oval oder gerundet,
oft fast kugelig. Das Mesosternum ist vorn gerade abgestuft oder
ausgerandet, zuweilen auch leicht zugerundet. 5. Subfam. Abraeinae.
— 7. Der Fühlerschaft ist gegen die Spitze stark abgeplattet und
lappenförmig erweitert. Die Fühlergrube liegt im Vorderwinkel des
Halsschilds und ist meist durch die Brustplatte von unten fast ganz
verdeckt (nur von vorn sichtbar). Meist sind die Beine sehr stark
abgeflacht und verbreitert, selten sind sie sehr stark verlängert und
dann weniger abgeplattet oder drehrund. Die Tiere leben in Symbiose
mit Ameisen und Termiten. 9. Subfam. Hetaeriinae. — 7a. Der
Fühlerschaft ist gegen die Spitze mehr oder weniger keulenförmig
verdickt, jedoch nicht plattenförmig (flach) erweitert. Die Fühler-
grube liegt auf der Unterseite des Halsschildes (in den Vorderwinkeln
oder weiter zurück vor den Vorderhüften), sie ist gewöhnlich von unten
sichtbar. Gewöhnlich sind die Beine nur mäßig verbreitert. 8. —
8. Die Fühlergrube liegt in dem Vorderwinkel des Halsschilds auf
dessen Unterseite. Die Kehlplatte des Prosternums hat keinen Ein-
schnitt (Rinne) zum Hindurchlegen der Fühlergeißel. 8. Subfam.
Histerinze. — 8a. Die Fühlergrube liegt in der Mitte der Seiten auf
!) Bei @Iymme und Peploglyptus entspringen die Fühler direkt auf dem
Stirnrand. Vergl. auch Sphaericosoma, bei dem die Fühler ebenfalls dicht am
Rande eingelenkt sind.
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 45
der Unterseite des Halsschildes vor den Vorderhüften. Die Kehlplatte
des Prosternums ist mit einem Einschnitt für die Lagerung der Fühler-
- geißel versehen. %. Subfam. Dendrophilinae.
1. Subfam. Hololeptinae. Be
Bickhardt, in Wytsman, Genera Insect. Fasc. .166, p. 22. —
Die Körperform ist flach abgepla.tet, die Oberseite kaum oder nur
schwach gewölbt. Der Kopf ist wagerech; vorgestreckt, die Mandibeln
sind lang, sichelformig. An den Seien des Kopfes ist von oben —
jedoch nur bei vorgestrecktem Kopf — eine seitliche grubige Aus-
randung sichtbar. Die Kehle ist frei, nicht vom Prosternum bedeckt.
Die Angehörigen der Unterfamilie leben unter flach aufliegender
Baumrinde. Pen ck
Tabelle der Gattungen.
l. Die Mandibeln sind in beiden Geschlechtern gleichlang. Der
Stirnrand bildet vor den Augen eine vorspringende Ecke (Zähnchen). 2.
— 2. Die Oberlippe ist ziemlich groß, vorn in der Mitte tief aus-
gerandet (eingeschnitten); die beiden dadurch entstehenden Seiten-
lippen sind vorspringend, etwa so lang als je an der Basis breit. 3.
— 3. Der Körper ist auf der Oberseite sehr stark abgeplattet. 4.
— 4, Die Schienen sind am Außenrand unbewehrt. (1. Genus Dimalus
Marseul.) — 4a. Die Schienen sind am Außenrand gezähnelt. 5.
— 5. Die Mandibeln sind am Innenrand ohne Zahn. Das Kinn ist
breiter als lang, vorn tief eingeschnitten. (2. Genus Petalosoma Lewis).
— 5a. Die Mandibeln tragen am Innenrand nahe der Mitie einen
Zahn. ‘Das Kinn ist quer, am Vorderrand bogenförmig ausgerandet.
(3. Genus Phylioma Erichson.) — 3a. Der Körper ist auf der Öber-
seite ziemlich stark gewölbt. Die Mandibeln sind kräftig. Das Fro-
sternum ist nach vorn verengt. (4. Genus Eutidium Lewis.) —
2a. Die Oberlippe ist sehr kurz, die durch die Ausrandung ge-
bildeten Seitenlappen sind sehr klein, tuberkelförmig. 6. — 6. Das
Prosternum ist ziemlich breit und flach, der Vorderrand ist abgestutzt.
5. Genus Hololepta Paykull. — 6a. Das Prosternum ist schmäler,
teilweise konvex, der Vorderrand läuft in eine meist abgerundete
Spitze aus. Subgenus Lioderma Marseul. — la. Die linke Mandibel
ist beim & viel kräftiger und etwas länger als die rechte. Der Stirn-
rand verläuft vor den Augen- gerundet (ohne Vorsprung). (6. Genus
Oxysternus Marseul.) —
1. Genus Dimalus Marseul. (in Südamerika).
2. Genus Petalosoma Lewis (in Südamerika).
3. Genus Phylloma Erichson (in Südamerika).
4. Genus Eutidium Lewis (in Südamerika).
- 5. Genus Hololepta Paykull
Hololepta. 1811, Paykull, Monogr. Histeroid. p. 101; 1834,
Erichson, in Klug, Jahrb. Ins. Vol.1, p.87; 1853, Marseul,
Monogr. Hister. ‘p. 135; 1854, -Lacordaire, Gen. Col. Vol. 2,
p. 249; 1857/59, Jacquelin du Val, Gen. Col. d’Eur. Vol. 2, p. 98;
6. Heft
46 H. Bickhardt:
1885, Schmidt, Best.-Tab. in Berl. Ent. Zeitschr. Vol.29, p. 281;
1891, Seidlitz, Fauna Balt. et Fauna Transsylv. p. 45; 1899,
Ganglbauer, Käfer v. Mitteleur. Vol.3, p. 353; 1909, Reitter,
Fauna Germanica, Vol.2, p.280; 1912, Kuhnt, Ill. Best.-Tab.
Käfer Deutschlands, p- 365; 1916/17, Bickhardt, in Wytsman,
Genera Inseci. Fasc. 166, p. 25.
Der Körper ist oblong, meist parallelseitig, wenig konvex, meist
sehr flach gedrückt. Der Kopf ist horizontal vorgestreckt, nicht in
das Halsschild zurückziehbar. Die Stirn ist glatt, zuweilen mit feinen
Querstreifen jederseits oder mit einem kleinen Höckerchen ver-
sehen; der Seitenrand ragt zahnförmig vor den Augen hervor. Die
Fühler sind zwischen den Augen und der Wurzel der Mandibeln ein-
gefügt, gegen die Spitze verdickt; die Geißel hat sieben Glieder, die
Fühlerkeule ist pubeszent mit deutlichen Quernähten. Die Ober-
lippe ist sehr kurz, ausgerandet, die beiden Seitenlappen sind sehr
klein, oft tuberkelförmig. Die Mandibeln sind vorgestreckt, sichel-
förmig, mehr oder weniger lang, gegen die Spitze hin leicht gebogen,
unten ausgehöhlt zur Aufnahme der Maxillen. Das erste Glied der
Kiefertaster ist kurz, das zweite und dritte gestreckt, walzenförmig;
das Endglied ist kürzer als das dritie. Das Kinn ist breit ausgehöhlt,
vorn ausgerandet, die übrigen Mundteile verdeckend. .
Das Halsschild ist quer, vorn zur Aufnahme des Kopfes aus-
gerandet; an den Seiten mehr oder weniger gerundet, manchmal
mit stumpfer Ecke nahe der Seitenmiite. Das Schildchen ist klein,
dreieckig. Die Parapleuren sind von oben sichtbar. Die Flügeldecken
sind kurz, ..an der Spitze schräg nach innen abgestutzt, mit meist
kräftigem Subhumeralstreif und meist nur kurzen Rudimenten von
Dorsalstreifen.
Das Propygidium ist groß, mehr oder weniger quersechseckig,
horizontal; das Pygidium ist kurz, senkrecht zur Körperachse gesiellt.
Das Prosternum ist breit und meist eben, an der Basis abgerundet,
vorn mit sehr kurzer Kehlplatte, die den Kopf völlig frei läßt und
entweder breit abgestutzt (Hololepta, s. str.) oder in eine Spitze vor-
gezogen!) ist (Subgenus Lioderma). Das Mesosternum ist kurz, vorn
breit ausgerandet.
Die Vorderschienen sind am Außenrand vierzähnig, am Innen-
rand nahe der Basis mit einem meist kräftigen Zahn versehen, der
beim Anlegen an den Vorderschenkel in eine Aushöhlung desselben
eingreift. Die Tarsalfurchen der Vordertibien sind S-förmig gebogen.
Typus des Genus. —- H. plana Fuessly (Europa).
Tabelle der Arten.
l. Propygidium ohne gebogene Furchen auf der Oberseite. 2.
— la. Propygidium mit einer gebogenen tiefen Furche jederseits
der Scheibe; die Furchen sind zuweilen vereinigt. 13. — 2. Flügel-
!) Bei den afrikanischen Lioderma-Arten ist die Zuspitzung des Pro-
sternums nur schwach oder undeutlich.
ne
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 47
decken miö 2 vollständigen Dorsalstreifen. L. 9/,;, mm. Westafrika.
1. H. strigilata J. Schm. —: 2a. Flügeldecken höchstens mit einem
vollständigen Dorsalstreifen, meist nur mit abgekürzten Streifen. 3.
—- 3. Subhumeralstreif bis zur Basis reichend. & — 3a. Sub-
humeralstreif vorn abgekürzt. 12. — 4. Erster Dorsalstreif voll-
ständig, oder nur kurz unterbrochen. 5. — 4a. Erster Dorsalstreif
kurz, basal, mit kurzem apikalem Appendix; Halsschild mit Marginal-
und Lateralssreif; Stirn mit feinen Stirnstrichelehen. 11. —5. Stirn
mit zwei kurzen Sireifenstücken. 6. — Ööa. Stirn ohne Streifen.. 8.
— 6. Prosternum jederseits gestreift; Flügeldecken mit inneren
und ätißeren Subhumeralstreif. L. 9mm. 2. H. burgeoni Desb. —
6a. Prosternum ohne Streifen; Flügeldecken mit nur einem Sub-
humeralstreif.!) %. — 7. Erster Dorsalstreif vollständig; Propygidium
auf der Scheibe fein punktiert; Halsschild seitlich punktiert miö
einzelnen länglichen Punkten die zuweilen zusammenfließen. L. 61/, mm
3. H. optiva Lew. —: 7a. Erster Dorsalsireif in der Mitte undeutlich
oder unterbrochen; Propygidium auf der Scheibe glatt; Halsschild
mäßig punktiert. L. 7!/;mm. 4. H. comis Lew. — 8. Halsschild
nur mit Marginalstreif. 9. -— 8a. Halsschild mit Marginal- und
Lateralstreif. 10. — 9. Körperform flach; Propygidium schwach
konvex, auf der Scheibe völlig glatt, nur am Rande punktiert;
Prosternum breit und flach. L. 9—10 mm. Ost-Afrika (Natal bis
Abessinia). 5. H. seissoma Mars. — 9a. Körper schwach konvex;
Propygidium mit erhobener Mittellinie, überall in der Mitte feiner
punktiert; Prosternum schmäler und mäßig konvex. L. 8Y/,—9 mm.
Westafrika (Quangogebiet, Kongo). 6. H.liebmanni n. sp. —
10. Laveralstreif zuweilen unregelmäßig, Stirn schwach eingedrückt.
L. 9— 10 mm. %. H. striatidera Mars.”) — 11. Körperform breit-oval,
Halsschild an den Seiten punktiert. L. 11—--12 mm. Ostafrika.
8. H. africanae ?) Lew. — lla. Körperform oblong, Halsschild glatt.
L. 7!/,mm. le de Prince. 9. H. synthexis Lew. — 12. Erster Dorsal-
streif der Flügeldecken vollständig, Stirn mit 2 Streifen. L. 9 mm.
10. H. alligans Mars. — 12a. Erster Dorsalstreif kurz, basal, mit
kurzem Appendix an der Flügeldeckenspitze. L. 14—16 mm.
1) H.optiva und comis sind nach der Beschreibung nur unwesentlich von
einander verschieden, die von Lewis gegebenen Merkmale sind variabel. Ich
halte comis für eine zweifelhafte Art. Vielleicht sind auch beide Formen nur
Varietäten von Lioderma nudum Lew., wie aus dem schmalen Prosternalkiel
zu folgern ist. Mir liegen ‚solche Stücke von Span. Guinea (Nkolentangan),
aus Uelleburg, aus Bipindi (Süd-Kamerun) usw. vor, die mit pinguis zusammen
gefunden und kaum von ihm zu unterscheiden sind.
®, H. prona Lew., von dem ich ein vom Autor bezetteltes Stück besitze,
ist nichts anderes als eine unbedeutende Varietät von H. striatidera mit etwas
breiter unterbrochenem 1. Dorsalstreif.
3, Auch H. africanae Lew. scheint mir nur eine etwas größere Varietät
von H. striatider« Mars. mit stärker unterbrochenem Dorsalstreif zu sein.
6. Heft
48 H. Bickhardt:
11. H. dilatata J. Schm.!) — 13. Pygidium punktiert. 14. —
13a. Pygidium glatt. 18. — 14. Zweiter Dorsalstreif.der Flügeldecken
vollständig. Pygidium sehr fein punktiert. L. 4/,mm. Ostafrika.
16. H. parva Bickh.?) — 14a. Zweiter Dorsalstreif kurz, basal.
Punktierung des Pygidiums kräftiger. 15. — 15. Prosternum vorn
ausgerandet, zweilappig ($) oder schwach ausgebuchtet (2). Mittel-
afrıka. 12. H. sternineisa Mars. — 15a. Prosternum vorn abgestutzt
oder abgerundet. 16. — 16. Prosternum äußerst breit, ohne Ein-
schnürung vor der Spitze, Kinn ohne Längstuberkel in der Mitte.
L. 7Y/,—8 mm. Togo, Congo. 14. H. malariae Lew. — 16a. Pro-
sternum weniger breit. Kinn des $ mit Längstuberkel in der Mitte. 1%.
— 17. Prosternum nach vorn deutlich verschmälert. L. 10—11 mm.
13. H. sedistriata Desb. — 17a. Prosternum nach vorn nicht schmäler
werdend, vor der Spitze schwach ?) eingeschnürt (mit feiner, zu-
weilen erloschener Quernaht). L. 61/,—8}/,mm. 15. H. semicineta
Mars.) — 18. Halsschild seitlich mit einzelnen Punkten. 2. Dorsal-
streif länger als der 1., mit langem apikalen Ergänzungsstreif, zuweilen
auch vollständig. -Seitenfurchen des Propygidiums hinten nicht zu-
sammenstoßend. L. 6 mm. Südafrika.- 1%. H. glabra Fäirs. —
18a. Halsschild vollständig glatt. 2. Dorsalstreif kürzer als der 1.,
mit kurzem Appendix an der Spitze. Seitenfurchen des Propygidiums
hinten zusammenstoßend. 18. H. paropsis Lew.’)
1) H. dux Lew. ist auf Grund eincs unbedeutend abweichenden $ von
H.dilatata begründet. Die angegebenen Unterschiede sind rein individueller
Natur und so geringfügig, daß eine Abtrennung völlig überflüssig erscheint.
Mir liegt im übrigen ein Exemplar von H. dux aus Adamaua (dem Originalfundort)
vor, das am besten beweist, daß diese Form als Art unhaltbar ist.
2, H. parva scheint mit H. glabra Fährs. nahe verwandt zu sein. Da ich
letztere Art nur in wenigen Stücken sah, muß ich parva vorläufig als ee:
Art bestehen lassen.
3, Diese sehr schwache Einschnürung ist nur bei seitlich auffallendem
Licht deutlich zu sehen, sie stellt eine sehr feine Querlinie dar, die seitlich etwas
mehr einschneidet als auf der Oberseite des Prosternums; zuweilen ist sie erloschen,
Re bei abgeriebenen Stücken.
‚ Desbordes hat mit Recht (Ann. Soc. ent. Fr. v. 86, p. 167, 1918)
H. Ural Mars. zu semicincta gezogen; ich gehe noch einen Schritt weiter
und ziehe auch H. arcifera Mars. als Synonym zu semicincta. Tatsächlich lassen
sichdie genannten Formen, die nur individuelle Abweichungen der sehr variabelen
und weit verbreiteten Art darstellen, nicht als Spezies auseinanderhalten. Mir
liegen Stücke aus folgenden Gegenden vor: Senegal, Togo, (Bismarckburg),
Liberia, Kamerun (Joko, Jaunde Station), Congo (Sankuru, Kassai), Ostafrika
(Derema, Mikindani), Sansibar, Nätal, Südafrika ([Drege leg.], Kerei.
5, H. trulla Lew. ist offenbar = paropsis Lew. Die von Lewis angegebenen
und von Desbordes in seiner Tabelle danach aufgestellten Unterschiede sind
individueller Art. H. paropsis Lewis variiert in ähnlichem Umfange wie
H. semicincta Mars. |
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 49
1.. H. strigilata J. Schm. 1889, H.s., J. Schmidt, in Ent.
Nachr. v. 15, p. 329.
Breit-oval, fast parallelseitig, abgeflacht, schwarz, glänzend.
Stirn konkav, mit zwei sehr feinen Streifen. Mandibeln lang, innen
bis dicht vor die gekrümmte Spitze ziemlich stark verbreitert und
schräg nach unten abgeflacht. Halsschild mit dünnem Marginal- und
kräftigem Lateralstreif, die parallel und stark einander genähert
sind, beide erlöschen in der Vorderecke, die Seiten sind punktiert
und schräg gestrichelt. Flügeldecken mit kräftigem Subhumeral-
streif, der ebenso wie die beiden dünnen Dorsalstreifen vollständig
ist; Epipleuren gerunzelt. Propygidium auf der Scheibe viel feiner
als an den Seiten punktiert; Pygidium eben, ziemlich kräftig punktiert.
Prosternum in der Mitte verschmälert., an der Basis breiter. Vorder-
schienen mit 4 Zähnchen. L. 9/, mm.
.*Westafrika (J. Schmidt).
2. H. burgeoni Desb. 1917, Z.b., Desbordes, in Bull. Soc.
ent. France, p. 212.
Mäßig lang, abgeflacht, schwarz, glänzend. Stirn mäßig depreß,
mit 2 Streifen. Halsschild quer, an den Seiten depreß, hier mit zahl-
reichen langen und kräftigen Stricheln, Randstreif hinter dem Kopfe
unterbrochen. Flügeldecken mit einem langen äußeren Subhumeral-
streif, der die Basis erreicht und einem kurzen apikalen inneren Sub-
humeralstreif. Der 1. Dorsalstreif ist vollständig, der zweite in der
Mitte unterbrochen, der dritte sehr kurz. Propygidium ohne Furchen,
an den Seiten punktiert, auf der Scheibe fast glatt. Pygidium gleich-
mäßig und fein punktiert. Prosternum ziemlich kurz, vorn gestrichelt,
Kiel mit 2 Streifen. Vorderschienen mit 4 Zähnchen. L. 6 mm.
Belg. Kongo (Desbordes).
3. H.optiva Lew. 1914, H.o., Lewis, in Ann. nat. Hist. (8)
v.13, p. 237.
Oblong, flach gedrückt, schwarz, glänzend. Kopf mit 2 Streifen
(äußerst fein punktiert). Halsschild mit ziemlich feinem Lateralstreif,
der in der Vorderecke hakig gebogen ist und deutlichem Marginalstreif,
an den Seiten mit einem schmalen Band einzelner Punkte, die zum
Teil länglich sind und in der Mitte der Seiten teilweise zusammen-
fließen sowie vorn hinter der Vorderecke sich mehr ausbreiten.
Flügeldecken mit hinten wenig verkürztem Subhumeralstreif; erster
Dorsalstreif fein aber deutlich vollständig; 2. kurz, fein, etwa von
t/. der Flügeldeckenlänge, mit sehr kurzem Apikal-Supplementär-
streift. Propygidium mit 2 Grübchen, im Umkreis mit ziemlich groben
Punkten, einige davon schwach ocelliert, nach innen werden die
Punkte immer feiner bis sie auf der Scheibe‘ immer weniger und
äußerst fein werden; Pygidium dicht punktiert, einzelne Punkte
zusammenfließend. Prosternum mit schmalem Kiel, Basis dreieckig
verbreitert. Vorderschienen mit 4 Zähnen. L. 6!/, mm.
*Französisch Congo (Lewis), Togo (coll. Biekhardt).
4. H. comis Lew. 1914, H.c. Lewis, in Ann. nat. Hist. (8) v. 13,
p. 236.
Archiv für Naturgeschichte i
1921. A. 6 4 5 Teft
50 ”- H. Bickhardt:
Oblong-oval, abgeflacht, schwarz, glänzend. Kopf mit 2 Streifen.
Halsschild mit Lateralstreif, der vorn kurz neben der Vorderecke
endigt, in der Mitte der Seiten ist eine kleine Gruppe Punkte, die nach
vorn durch spärlichere und feinere Punkte fortgesetzt ist. Flügel-
decken mit Subhumeralstreif, der bis zur Basis reicht, in der Mitte
sehr breit und hinten etwas verkürzt ist. Erster Dorsalstreif fein,
vor der Mitte unterbrochen oder undeutlich; 2. Dorsalstreif kurz,
basal, mit sehr kleinem Supplementstreif an der Spitze. Propygidium
mit 2 seichten punktierten Grübchen, Scheibe glatt, umgeben von
zerstreuten Punkten von verschiedener- Größe; Pygidium dicht
punktiert. Prosternum mit schmalem Kiel, an der Basis dreieckig
verbreitert. Vorderschienen mit 4 Zähnchen, die beiden Spitzen-
zähne kräftig und dicht zusammenstehend. L. 7!/, mm.
Kongo (Lewis).
5. H.scissoma Mars. 1860, H. s. Marseul, in Monogr. Hister.
Suppl. p. 599, t.11, £. 10; 1885, H.v. maura Lewis, in Ann. nat.
Hist. (5) p. 16, p,205; 1907, 1.c. (7) v.19, p. 312.
Breit-oval, abgeflacht, schwarz, glänzend, glatt. Stirn eben,
ohne Streifen. Halsschild an den Seiten schwach winklig gebogen,
Randstreif fehlend, seitlich mit zerstreuten Punkten. Flügeldecken
mit Subhumeralstreif, der bis zur Basis reicht, erster Dorsalstreif
vollständig, 2. kurz, basal mit kurzem Appendix an der Spitze. Pro-
pygidium sechseckig, mit zerstreuten Punkten ringsum, an der Spitze
jederseits mit schwachem Eindruck. Pygidium ziemlich kräftig und
mäßig dicht punktiert. Mentum ausgehöhlt mit dreieckigem Eindruck
vor dem Prosternum. Letzteres eben, breit, in der Mitte verschmälert.
Vorderschienen mit 4 Zähnen. L. 9 mm.
g mit Grube in der Vorderecke.
*Natal (Marseul), Dt.-Ost-Afr. [Lindi, Usambara, Kerei, Zanzibar]
(coll. Bickhardt); Dar-es-Salaam, Pangani, Kwai, Mhonda, Fundu
w. Pemba [unter feuchter Baumrinde], Kilwa, Tanganjika-S., Langen-
burg (Zool. Mus. Berlin).
Biologische Bemerkung: Nach Methner unter der Rinde
von Urwaldbäumen.
6. Hololepta liebmanni n. sp.
Lata ovata, depressa, nigra, nitida; antennmis piceis. Fronte plana,
haud striata. Thorace lateribus parce punctato, stria marginal unica
subangulata. Elytris sulco subhumerali forti basin attingente, dorsalibus
1. integra (vel subirterrupta), 2. b,evi appendiculata, margine inflexo
laevi. Propygidio linea longitudinali subelevata postice biimpnesso,
undique (in medio subtilius) punctato; pygidio convexo, sat fortiter
punctato. Prosterno parallelo, amtice subconvero, basi triangulariter
dilatato, tibiis anticis 4-dentatıs.
S angulo antico subjoveolata.
L. 8—9!/, mm.
*Kuango- und Congogebiet.
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets, 51
Mit H. scissoma Mars. von der Ostseite des Kontinents am nächsten
verwandt, jedoch durch folgende Merkmale leicht zu unterscheiden.
Die Vorderecke des Halsschildes ist beim & nicht ausgebuchtet, das
Grübchen in der Vorderecke ist viel kleiner, oft nur als etwas stärkere
Vertiefung des daselbst endigenden Marginalstreifs anzusprechen,
Das Propygidium ist mehr konvex, in der Mittellinie schwach er-
hoben und auf der ganzen Oberfläche — an den Seiten grob, auf der
Scheibe feiner — punktiert, das Prosternum ist paral.elseitig und
schmäler als bei scissoma sowie vorn mäßig konvex, bei scissoma ist
das Prosternum auch nach vorn etwas verbreitert.
Bei der Hälfte der Stücke findet sich auf dem Halsschild jeder-
seits hinter den Mandibeln nicht weit vom Vorderrand ein kleiner
eingestochener Punkt.
Auch mit H. optiva Lew. besteht einige Ähnlichkeit; letztere
Art hat jedoch deutliche Stirnstreifen und außer dem Marginal- auch
einen Lateralstreif auf dem Halsschild.
Mir liegen 6 Exemplare vom Kuango- (Quango-) und 2 Stück
vom Kongo-Gebiet (J. Schmidt) vor. '[ypen in meiner Sammlung.
— Auch in der Sammlung des Zool. Museums Berlin nachträglich
7 Exemplare (Congo) festgestellt.
Ich widme die schöne Art meinem Freunde W. Liebmann aus
Arnstadt, der sich während des Krieges um die Erforschung der
Käferfauna von Rumänien und Palästina verdient gemacht hat.
7. H.striatidera Mars. 1853, H.s. Marseul in Monogr. Hister.
p. 151, t.I, £. 9; 1885, H. v. prona Lew. in Ann. nat. Hist. (5)
v. 16, p. 204.
Oval, breit, mäßig abgeflacht, schwarz, glänzend. Stirn schwach
eingedrückt, ohne Streifen. Halsschild an den Seiten mit zerstreuten
Punkten besetzt, Randstreif sehr fein, kaum winklig gebogen. Lateral-
streif gut ausgebildet, $ mit ausgerandeter Vorderecke und rundlichen
Grübchen dahinter. Flügeldecken mit glatten Epipleuren, Subhumeral-
streif sehr kräftig, bis zur Basis reichend, wo er jedoch dünner ist;
erster Dorsalstreif wenig oder gar nicht unterbrochen, bei der var.
prona Lew. ist ‘die Unterbrechung des ersten Dorsalstreifs größer.
2. Dorsalstreif kurz mit kurzen Supplementstreif an der Spitze.
Propygidium dem Rande entlang mit gröberen Punkten spärlich
besetzt, auf der Scheibe glatt, an der Spitze mit 2 Grübchen. Py-
gidium dicht punktiert. Prosternum an der Basis sehr breit, zwischen
den Vorderhüften schmäler; Mentum beim $ mit Längskiel. Vorder-
schienen mit 4 Zähnen. L. 9 mm.
*Capland (Marseul), Durban, Zanzibar, Congo (coll. Bick-
hardt), Busoga [Uganda], W. Usambara (Zool. Mus. Berlin).
8. H.africanae Lew. 1898, H.a. Lewis, in Ann. nat. Hist. (7)
vr24D:- 108.
Breit-oval, abgeflacht, schwarz, glänzend. Kopf hinter den Man-
dibeln mit zwei äußerst feinen gebogenen Stricheln (die zuweilen
auch bei anderen Hololepta-Arten vorkommen und nicht mit den
kurzen kräftigeren Querstreifen verwechselt werden dürfen). Hals-
4* 6. Heft
592. H. Bickhardt:
schild in der Vorderecke beim $ ausgerandet und hinter der Ausrandung
mit tiefer runder Grube, Marginalstreif sehr fein und vor der Hinter-
ecke etwas abgekürzt, Lateralstreif an der Basis und vorn (beim 2
besser sichtbar) etwas verkürzt, Seiten mit einigen zerstreuten Punkten.
Flügeldecken mit breitem Subhumeralstreif, der die Basis erreicht.
Erster Dorsalstreif kurz, basal mit einem Appendix an der Spitze,
2. sehr kurz. Propygidium mit-2 punktierten Eindrücken am Spitzen-
rand, Seiten punktiert, Scheibe und Hinterrand glatt. Pygidium
dicht und grob punktiert, Prosternum breit, besonders an der Basis.
Metasternum vorn jederseits mit ziemlich feinem Randstreif. Vorder-
schienen mit 4 Zähnen. Mentum des $ ziemlich fein gekielt. L. 12 mm.
*Ostafrika (Lewis), Amani, Kerei, Majo (coll. Bickhardt),
Tanga, Derema, Usambara (Zool. Mus. Berlin).
Biologische Bemerkung: Nach Methner unter Rinde von
Urwaldbäumen.
9. H. syntexis Lew. 1909 H. s. Lewis, in Ann. nat. Hist. (7)
p- 267.
Oblong, abgeflacht, schwarz, glänzend. Stirn fast eben, mit 2 un-
deutlichen kurzen Quersireifen. Halsschild glatt, auch seitlich nicht
punktiert, Randstreif fein, schwach winklig gebogen, Lateralstreif
ziemlich kräftig, nahe dem Randstreif, jedoch dessen winkliger Biegung
nicht folgend, beide Streifen neben den Augen endigend. Flügeldecken
mit kıäftigem, bis zur Basis reichenden Subhumeralstreif, erster
Dorsalstreif kurz mit feinem Appendix an der Spitze, 2. Dorsalstreif
noch kürzer, Epipleuren glatt. Propygidium gla;st, außen herum
zerstreut und ungleichmäßig punktiert, an der Spitze. mit 2 Ein-
drücken, Pygidium dicht und ziemlich kräftig punktiert, Rand schwach
erhoben. Prosternum fast parallel, an der Basis verbreitert. Vorder-
schienen mit 4 Zähnen, letzter (promixaler) Zahn kurz. L. 71/,—8 mm.
*St. Thomas (Lewis), Prinzen-Insel [Golf v. Guinea, West-
afrika] (coll. Bickhardt).
10. H.alligans Mars. 1880. HZ. a. Marseul, in Journ. Sc. Lisboa
v. 25, p. 39.
Lang elliptisch, eben, glatt. Stirn mit 2 Streifen. Halsschild mit
feinem Marginalstreif, Lateralstreif hinter den Augen endigend, ein-
wärts mit zerstreuten Punkten. Flügeldecken mit kräftigem Sub-
humeralstreif, der vor und hinten verschmälert und etwas verkürzt
ist; erster Dorsalstreif vollständig, 2. und 3. kurz, basal, ersterer
mit kurzem Appendix an der Spitze. Propygidium außen mit groben
zerstreuten Punkten; Pygidium dicht und kräftig punktiert. Mentum
eben, vorn ausgerandet. Mesosternum kurz, vorn abgerundet. Vorder-
schienen mit 4 Zähnchen. L. 9 mm.
Angola (Marseul).
ll. H.dilatata F. Schm. 1892, H.d. Fr. Schmidt, in Ent. Nachr.
v. 18, p. 17; 1904, H. dux Lewis, in Ann. nat. Hist. (7) v. 14, p. 138.
Breit-oval, fast parallelseitig, abgeflacht, schwarz, glänzend.
Stirn ohne Streifen. Halsschild mit winklig gebogenem Randstreif,
seitlich ziemlich dicht punktiert, Vorderecke beim $ etwas vorgezogen,
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 53
mit länglichem Grübchen. Flügeldecken mit vorn etwas abgekürztem
Subhumeralstreif, ersterDorsalstreif kurz, basal, mit kurzem Supplement
an der Flügeldeckenspitze, zweiter Streif sehr kurz. Epipleuren
runzlig. Propygidium ringsum ziemlich zerstreut punktiert, Mittel-
linie undeutlich erhoben; Pygidium grob und sehr dicht punktiert.
Prosternum breit, an der Basis dreieckig verbreitert. Vorderschienen
mit 4 Zähnen. L. 141/, mm.
*Westafrika [Gabun] (J. Schmidt), Kondue-Massai [Congo],
Joko [Kamerun], /damaua (coll. Bickhardt), Makomo-Campo-
gebiet [Span. Guinea] (Zool. Mus. Berlin).
12. H.sternineisa Mars. 1886, H.s. Marseul, in Notes Leyden
Mus. v. 8, p. 150; 1886, H.. parvifossa Marseul, 1. c. v.8, p. 150;
1888, H. sternincisa 3. Schmidt, 1. c. v. 10, p. 121; 1889, H. s. Marseul,
Fe: vw. 115 p.46,
Oval, hinten verschmälert, ziemlich flachgedrückt, schwarz,
glänzend. Kopf ohne Streifen. Halsschild mit vollständigem Rand-
streif, beim & mit einer runden Grube, die von der Vorderecke ziemlich
weit entfernt ist. Flügeldecken mit beiderseits etwas abgekürztem
Subhumeralstreif, Dorsalstreifen 1—3 immer kürzer werdend, 1 mit
einem Appendix an der Spitze, zuweilen von einzelnen Punkten be-
gleitet. Propygidium jederseits mit einer kurzen Furche, hinten mit
zerstreuten Punkten. Pygidium dicht punktiert. Mentum ausgehöhlt
mit Längskiel. Prosternum vorn zweispitzig , oder ausgerandet 9.
Vorderschienen mit 4 Zähnen. L. 10 mm.
Zuweilen ist bei $ die Grube am Vorderrand des Halsschilds auf
eine kaum merkliche Vertiefung und die Ausrandung des Prosternums
auf einen sehr flachen Bogen reduziert (var. parvifossa Mars.).
*Oentral- u. Westafrika [Niam-Niam] (Marseul), Niam-Niam,
Joko [Kamerun] (coll. Bickhardt), Jaunde-Station [Kamerun],
Makomo - Campogebiet, Nkolentangan [Span. Guiana], Wari [Niger]
(Zool. Mus. Berlin).
13. H.sedistriata Desb. 1917, H.s. Desbordes, in Bull. Soc.
ent. Fr. p. 213.
Länglich, abgeflacht, schwarz, glänzend, glatt, Kopf eben, ohne
Streifen. Halsschild an den Seiten winklig gebogen, Randstreif vorn
unterbrochen. Flügeldecken mit vorn und hinten abgekürzten Sub-
humeralstreif, erster Dorsalstreif mit apikalem Supplementärstreif,
2. kürzer, 3. sehr kurz. Propygidium an den Seiten spärlich punktiert,
mit 2 gebogenen Furchen. Pygidium kräftig und dicht punktiert,
an der Spitze glatt. Mentum ausgehöhlt mit Längskiel in der Mitte.
Prosternum vorn mäßig verschmälert, ohne Streifen. L. 7 mm.
& mit Grube in der Vorderecke, die vom Vorderrand sehr weit
entfernt liegt.
Belg. Kongo (Desbordes).
14. H. malariae Lew. 1895, H. m. Lewis, in Deutsche ent. Z.
p. 261. 1898, H. m. Lewis, in Ann. nat. Hist. (7) v. 2, p. 158.
Oblong-oval, flach gedrückt, schwarz, glänzend. Kopf hinter
den Mandibeln mit schwachem Eindruck, ohne Streifen. Halsschild
6. Heft
54 H. Bickhardt:
glatt, Seitenrand in der Mitte schwach winklig gebogen, Lateralstreif
fein, Zwischenraum sehr schmal, Vorderwinkel beim 2 schwächer,
beim & stärker ausgerandet, vor dem Schildehen mit dünner Mittel-
linie, die bis zur Mitte der Scheibe reicht, Oberseite äußerst fein
punktuliert: Flügeldecken mit vorn und hinten abgekürztem Sub-
humeralstreif, Dorsalstreifen 1' von etwa !/,. der Flügeldeckenlänge,
Appendix etwa ebensolang, 2 halb so lang als der 1., 3 kurz. Pro-
pygidium jederseits mit gebogener Furche, letztere ist an beiden
Enden durch Punkte fortgesetzt, Spitzenrand mit 2 Eindrücken.
Pygidium ausgerandet, kräftig und dicht punktiert. Prosternum
sehr breit, vorn fast ebenso breit als hinten, an den Hüften schwach
gebuchtet. Vorderschienen mit 4 Zähnen.
ö mit deutlichem Grübchen in der Vorderecke, Pygidium etwas
weniger dicht punktiert. L. 71/,—8 mm.
*Togo (Lewis), Bismarcksburg [Togo], Jeko [Kamerun], San-
kuru-Kassai [Congo] (coll. Biekhardt), Nkolentangan [Span. Guinea],
Jaunde-Stat. [Kamerun] (Zool. Mus. Berlin).
15. H.semieineta Mars. 1853, H.s. Marseul in Monogr. Hister.
p. 159, t. 4, £. 16; 1853, 7. arcifera Mars. 1. c. p. 159, t. 4, f. 17; 1860,
H. arciteneus Mars. ]. c. Suppl. p. 598, t. 11, £. 9; 1898, Lewis, in Ann.
nat. Hist. (7) v.2, p. 159.
Oblong-oval, mäßig abgeflacht, schwarz, glänzend. Stirn glatt,
ohne Streifen. Halsschild an den Seiten mit einzelnen Punkten besetzt,
Randstreif kräftig, winklig gebogen, Lateralstreif fehlend, Vorder-
ecke des $ mit runder Grube, bei kleineren Exemplaren mit kaum
wahrnehmbarem seichtem Eindruck. Epipleuren glatt, 1. u. 2. Dorsal-
streif kurz, letzterer mit einem längeren Supplementärstreif an der
Spitze, 3. Dorsalstreif sehr kurz, Subhumeralstreif vor der Basis
abgekürzt. Propygidium jederseits mit einer gebogenen Furche, im
Umkreis der glatten Scheibe mehr oder weniger mit einzelnen Punkten
besetzt. Pygidium dicht punktiert. Pros“ernum ziemlich breit, Men-
tum beim $ mit stärkerem, beim © mit schwächerem oder ohne Längs-
tuberkel. Vorderschienen mit 4 Zähnen. L. 61/,—81/, mm.
*Senegal (Marseul), Senegal, Liberia, Bismarckburg [Togo], Joko,
Jaunde-Stat. [Kamerun], Sankuru-Kassai [Congo], Mikindani, Kerei,
Derema [Ost-Afr.], Natal (Col. Biekhardt), Joh. Albrechtshöhe,
Bibundi, Bez. Bare, Eubolowa, [Kamerun], Nkolentangan [Span.
Guinea], Fernando-Po, Njam-Njam [West-Afr.], Amani, Aruscha-
Meru, Litema-Geb., Sigi, Kwai, Kilimandjaro [Ost-Afr.] (Zool. Mus.
Berlin). \
Biologische Bemerkung: Nach Methner unter Baumrinde
im bewaldeten Hügelland am Fuß des Gebirges bei Ngerengere und
Upogoro [Ost-Afrika).
16. H.parva Bickh. 1911, 7. ». Bickhardt, in Ent. Blätt. v.7,
p- 206.
Länglich, parallelseitig, stark abgeflacht, schwarz, glänzend.
Stirn eben, mit 2 Punkten auf der Mitte des Scheitels.. Halsschild
seitlich mit spärlichen, zerstreuten Punkten, Randstreif seitlich
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 55
undeutlich, vorn fehlend. Flügeldecken mit beiderseits abgekürztem
Subhumeralstreif, 1. Dorsalstreif kurz, 2. vollständig. Propygidium
jederseits mit kräftiger Seitenfurche, die sich vorn einander nähern,
jedoch nicht vereinigt sind, außen zerstreut punktiert; Pygidium
äußerst fein punktiert. Prosternum breit, eben. Vorderschienen
mit 4 Zähnen. L. 41/, mm.
& Kinn mit deutlichem Längskiel.
*Ostafrika [Kerei] (Bickhardt).
17. H.glabra Fährs. 1851, 7.g. Fähraeus, in Boheman, Ins.
Caffr. v.1, p.556; 1860, H.g. Marseul, in Monogr. Hister.. p. 596,
Du, L 8.
Länglich-parallelseitig, stark abgeflacht, schwarz, glänzend. Stirn
eben, ohne Streifen. Halsschild an den Seiten gebogen, mit feinem
vollständigem Streif, der in der Mitte etwas undeutlich ist, Vorder-
ecken mit Grube (beim $), an den Seiten mit einzelnen zerstreuten
Punkten. Flügeldecken mit glatten Epipleuren, Subhumeralstreif
vorn und hinten verschmälert und abgekürzt, Dorsalstreifen 1 und 2
parallel, kurz, der innere länger mit Appendix an der Spitze, zuweilen
auch vollständig. Propygidium hinten außen punktiert, mit gebogener
tiefer Furche jederseits. Pygidium kurz, glatt. Mentum tief aus-
gerandet, ausgehöhlt. Prosternum breit, eben. Vorderschienen mit
4 Zähnen. L. 6 mm.
*Kaffraria (Marseul), Gelo I., Jaunde-Stat. [Kamerun], Fer-
nando-Po (Zool. Mus. Ber!l.).
18. H. paropsis Lew. 1898, H.p. Lewis, in Ann. nat. Hist. (7)
v. 2, p. 157; 1905, A. trulla Lewis, 1. c. (7) v. 15, p. 302.
Länglich-oval, abgeflacht, schwarz, glänzend. Kopf ohne Streifen,
zwischen den Mandibeln schwach eingedrückt. Halsschild in den
Vorderecken beim $ schwach ausgerandet, dahinter mit kleiner runder
Grube. Flügeldecken mit vorn und hinten abgekürztem Subhumeral-
streif, Dorsalstreifen 1 und 2 kurz, basal, ersterer mit kurzem Appendix
an der Spitze. Propygidium mit vollständiger gebogener Furche
ringsum, am Hinterrand mit einigen kleinen Punkten, Pygidium
matt, unpunktiert. Prosternum breit und seitlich gebuchtet. Mentum
beim & sehr fein und undeutlich gekielt. L. 7 mm.
Ostafrika [Usambara] (Lewis).
1. Subgenus Lioderma Marseul
1857, Lioderma Marseul, Monogr. Hister. p. 469; 1889, Schmidt,
Ent. Nachr. Vol. 15, p. 72; 1910, Biekhardt, Ent. Blätt. Vol. 6, p. 226.
1853, Leionota Marseul, Monogr. Hister. p. 196; 1854, Lacordaire,
Gen. Col. Vol.2, p.250; 1916/17, Bickhardt, in Wytsman, Genera
Insect. Fasc. 166, p. 29.
Von Hololepta Paykull, durch das am Vorderrand zugespitzte
Prosternum, die an der Unterkante meist gezähnelten Hintertibient)
2) Bei den afrikanischen Arten ist die Unterkante der Hintertibien nicht
gezähnelt.
6. Heft
56 H. Bickhardt:
und den stets vorhandenen vollständigen zweiten Dorsalstreif der
Flügeldecken verschieden.
Da aber eines oder mehrere dieser Merkmale auch bei vielen Holo-
lepta-Arten auftreten, so ist eine scharfe Trennung oft nicht möglich.
Ich kann daher Lioderma Marseul, mit J. Schmidt nur als Unter-
gattung und nicht wie Marseul und Lewis als vollwichtiges Genus
auffassen, zumal auch Übergangsformen vorhanden sind.
Typus des Subgenus. — ZL. quadridentatum Fabricius (Süd- und
Mitteleuropa).
Tabelle der Arten.
l. Dorsalstreifen sämtlich abgekürzt. (Spitze des Prosternums
vorspringend, seitlich der Spitze mit je einem schwachen Tuberkel.)
L. 11mm. 2a. L. sternalis Lew.!) — la. Ein Dorsalstreif der Flügel-
decken stets vollständig. ?%. 2. Zweiter Dorsalstreif der Flügel-
decken vollständig, erster abgekürzt, basal, mit apikalem Appendix. 3.
— 2a. Erster Dorsalstreif der Fld. vollständig, zweiter abgekürzt,
mit kurzem Appendix an der Spitze. 5. — 3. Oberseite blauschwarz.
Prosternum vorn zegabelt ($) oder ausgerandet (9). L. 13—141/, mm.
Togo. 1. L.insignis Schm. — 3a. Oberseite schwarz, Prosternum
vorn einfach. 4& — 4. Subhumeralstreif vorn abgekürzt; Hals-
schild mit einem kräftigen, -winklig gebogenen Marginalstreif,
Punktierung der Seiten nur in der Nähe der Vorderecke deutlich
und einfach. L. 11—13 mm. Kamerun, Congo. 2. L. acutipectum
Lew. — 4a. Subhumeralstreif bis zur Basis reichend; Halsschild
mit sehr feinem Marginal- und unregelmäßigem Lateralstreif,
Punktierung der Seiten von der Basis bis zur Vorderecke reichend,
grob und teilweise unruhig. L. 8—1lmm. Capland, Abessinien.
3. L. caffrum Er. — 5. Stirn mit 2 kurzen Querstreifen hinter den
Mandibeln; Pygidium grob punktiert; Körperform oblong. L. 7,
—9 mm. Kamerun, Gabun, Kongo. 4. L. nudum Lew.?). — 5a.
Stirn ohne Streifen; Pygidium sehr grob punktiert, mit schmalem,
schwach erhobenem Rand; Körperform breit oval. L. 8—9 mm.
5. L. pinguis Schm.
1. L.insignis J. Schm. 1889, ZL.x. J. Schmidt, in Ent. Nachr.
v.15, p. 70.
Öblong-oval, mäßig konvex, grünlich schwarzblau, Propygidium
und Pygidium grünlich erzfarben. Stirn ohne Streifen. Halsschild
!) L. sternalis halte ich für L. acutipectum Lew. mit unterbrochenem
2. Dorsalstreif. Dies geht schon daraus hervor, daß das Spitzenstück des 2. Streifs
vic] länger ist, als das des ersten. Auch die Prosternalbildung entspricht voll-
ständig einem ä von acutipectum meiner Sammlung, das vom ‚Congo portugais‘“
stammt und von J. Schmidt den Namen H. Theryi in litt. erhalten hatte.
2) Hololepta arcuata Lew. ist nichts anderes als Lioderma nudum, wenn man
die Beschreibungen vergleicht. Die Punktierung des Halsschildes ist variabel.
Die bei arcuata angegebenen Streifen an den Seiten der Prosternum-Spitze sind
bald deutlich, bald weniger deutlich ausgebildet; sie finden sich auch bei anderen
Arten (caffrum, pinguis).
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 57
an den Seiten dicht punktiert, Randstreif sehr schwach winklig ge-
bogen. Flügeldecken mit kräftigem, beiderseits abgekürzten, vorn
dünner werdenden Subhumeralstr: if, Dorsalstreif 1 kurz, 2 vollständig,
gebogen, 3 kaum angedeutet; Epipleuren glatt. Propygidium hinten
beiderseits mit Eindruck, kaum dicht punktiert, in der Mitte fast
glatt, Mittellinie der Länge nach schwach erhoben; Pygidium sehr
dicht punktiert. Kinn seitlich gerandet; Prosternum in der Mitte
schmal, an der Basis verbreitert. Mesosternum an den Seiten ge-
randet. Vorderschienen mit 4 Zähnen. L. 14!/, mm.
Beim & ist eine Besonderheit des Halsschildes, wie sonst bei den
Hololepta-Arten, kaum wahrnehmbar, dagegen ist eine seltene Aus-
zeichnung des Prosternums — wie sie sonst nur noch bei Hololepta
sternincisa und bei ziner südamerikanischen Art vorkommt — sehr
auffallend und deutlich!) Der Vorderrand ist tief eingeschnitten,
so daß das Prosternum vorn zweilappig gegabelt aussieht. Beim ©
ist der Vorderrand nur seicht ausgerandet und in der Mitte dreieckig
eingedrückt. Außerdem befindet sich bei beiden Geschlechtern hinter
der Ausrandung ein kleines Grübchen (eingestochener Punkt).
*Westafrika [Togo] (coll. Biekhardt), Lolodorf [Kamerun]
(Zool. Mus. Berlin).
2. L. acutipeetum Lew. 1905, L.a. Lewis in Ann. nat. Hist.
(7) v.15, p. 302; 1906, Hololepta sternalis Lew. 1. c. (7) v. 17, p. 337;
1914, Z. a. Bickh. in Ent. Blätt. v. 10, p. 309 (&).
Oblong, mäßig konvex, schwarz, glänzend. Kopf fast eben, ohne
Streifen. Halsschild mit schwach winklig gebogenem Randstreif,
g mit tiefer runder Grube in der äußersten gerundeten Vorderecke,
Punktierung nur vorn in der Nähe der Vorderecke deutlich. Flügel-
decken mit vorn und hinten abgekürztem Subhumeralstreif, 1. Dorsal-
streif basal von !/, der Deckenlänge, 2. vollständig, gebogen, 3. sehr
kurz, basal. Propygidium seitlich spärlich punktiert, Pygidium etwas
konvex, dicht punktiert. Prosternum an der Basis dreieckig, vorn
schmal. Mentum ohne Kiel. Vorderschienen mit 4 Zähnen. L. 11
—13 mm.
*Kamerun (Lewis), Kribi [Kamerun], Congo portug. (coll.
Bickhardt), Nkolentangsn [Span. Guinea] (Zool. Mus. Berlin).
3. L. eaffrum Er. 1834, L.c. Erichson, in Klug, Jahrb. Ins.
v.1, p.94; 1853, L.c. Marseul, in Monogr. Hister. p. 219; 1860,
Buppl. P.'606, 1: 1154-7.
Länglich-oval, fast parallelseitig, ziemlich konvex, schwaız,
glänzend. Stimm mit punktiertem Eindruck und 2 kurzen Streifen.
Halsschild mit sehr schwach (kaum) winklig gebogenem Marginal-
streif und kräftigem_Lateralstreif, Seiten kräftig und unregelmäßig
punktiert, Punkte teilweise zusammenfließend, Vorderecke beim 4
schwach ausgerandet. Flügeldecken mit kräftigem Subhumeralstreif,
!) J. Schmidt hatnur 1 Exemplar gekannt und zwar nicht, wie er annahm,
ein d, sondern ein 9. Ich habe die vorstehende Beschreibung auf Grund von
2 Stücken ergänzen können, die mir aus Togo zugingen.
6. Neft
58 H. Biekhardt:
der dünner werdend die Basis erreicht, erster Dorsalstreif in der Mitte
breit unterbrochen, 2. vollständig oder mit kurzen Unterbrechungen.
Propygidium ringsum mit groben zerstreuten Punkten, Mittellinie
sehr schwach erhoben. Pygidium konvex, kräftig und dicht punktiert.
Mentum ausgehöhlt. Prosternum an der Basis dreieckig, vorn schmal
vorspringend, abgestu‘zt. Vorderschienen mit 4 Zähnen. L. 8—11 mm.
*Kaffraria (Erichson), Cap, Harrar [Abessinien] (coll. Bick-
hardt), Dar-es-Salaam (Zool. Mus. Berlin).
4. L.nudum Lew. 1885, L. n. Lewis, in Ann. nat. Hist. (5) v. 16,
p- 216; 1895, Hololepta arcuata Lew. in Ent. Monthly Mag. v. 6, p. 186.
Oblong-oval, oben schwach konvex, schwarz, glänzend. Stirn
mit zwei kurzen gebogenen Streifen nahe der Basis der Mandibeln,
sonst ohne Eindruck. Halsschild mit sehr feinem Marginalstreif,
Lateralstreif ebenfalls fein, beide hinter dem Auge endigend, die Seiten
mit teilweise zusammenfließenden Punkten besetzt, Punktierung vorn
am breitesten. Flügeldecken mit Subhumeralstreif, der die Basis
erreicht und in der Mitte breit ist, 1. Dorsalstreif vollständig, in der
Mitte ziemlich fein, 2. Dorsalstreif basal, von !/, Flügeldeckenlänge,
mit kurzem apikalen Appendix, 3. Dorsalstreif sehr kurz. Propygidium
seitlich mit zerstreuten Punkten, Scheibe und Basalrand glatt, Apikal-
rand mit Eindruck; Pygidium dicht punktiert. Prosternum vorn
schmal, hinten dreieckig, an der Basis am breitesten, vorn seitlich
auf dem abschüssigen Teil mit 2 Streifen, der äußere kurz und un-
deutlich, der innere länger, sehr deutlich, gebogen, vorn nicht ganz
mit dem gegenüberliegenden zusammenstoßend. Vorderschienen mit
4 Zähnen. L. 8—9 mm.
*Aschanti (Lewis), Gabon, Sankuru-Kassai, Kondue [Congo],
Franz. Congo, Barombi [Kamerun] (coll. Biekhardt), Bipindi,
Jaunde-Station [Kamerun], Bismarckburg [Togo], Nkolentangan
[Span. Guinea] (Zool. Mus. Berlin).
5. L. pinguis J. Schm. 1892, Z. p. J. Schmidt, in Ent. Nachr.
2:18, B.,L7;
Oval; ziemlich konvex, schwarz, glänzend. Stirn uneben, ohne
Streifen. Halsschild mit schwach winklig gebogenem Randstreif,
Lateralstreif an den Augen aufhörend, Seiten gestrichelt-punktiert.
Flügeldecken mit vollständigem Subhumeralstreif; erster Dorsal-
streif vollständig, 2. kurz, mit kurzem Appendix an der Spitze, Epi-
pleuren glatt. Propygidium vorn und seitlich mit länglichen Punkten
besetzt, an der Spitze mit 2 Grübchen; Pygidium grob runzlig punktiert
oder gestrichelt, Rand schwach erhoben. Prosternum vorn ziemlich
schmal, an der Basis dreieckig verbreitert. Vorderschienen mit vier
Zähnen. L. 81/,—9 mm.
*Gabon (J. Schmidt), Barombi [Kamerun], Sierra-Leone (coll.
Bickh.), Bismareckburg [Togo], Joh. Albrechtshöhe [Kamerun],
Nkolentangan, Makomo-Campo-Geb. [Spar. Guinea], Akonangı
[W. Afr.] (Zool. Mus. Berlin).
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebicts. 59
6. Genus Oxysternus Marseul (in Westindien).
2. Subfam. Trypanaeinae (in Südamerika).
3. Subfam. Trypeticinae.
Bickhardt, in Wytsman, Genera Insect. Fasc. 166, p. 52.
Die Körperform ist walzenförmig, langgestreckt. Der Kopf ist
stark nach abwärts geneigt und liegt mit den Mandibeln am Vorder-
rand des Prosternums an. Die Fühlergeißel ist sechsgliedrig, die Geißel-
glieder zwei bis sechs sind schwach obkonisch ohne seitliche Er-
weiterung. Die Fühlerkeule ist zusammengedrückt. Das Prosternum
ist lang viereckig, ohne Kehlplatte. Die Flügeldecken sind so lang
oder kürzer als das Halsschild, ohne Streifen. Die Schienen sind
kaum verbreitert. Die Angehörigen der Unterfamilie leben in den
Gängen von Borkenkäfern und anderen im Holze bohrenden Insekten,
wo sie deren Larven (teilweise auch den ausgebildeten Insekten)
nachstellen.
Tabelle der Gattungen.
1. Der Kopf ist nach vorn schnauzenförmig verschmälert, die
Stirn mit dem Epistom ist länglich viereckig mit stark konvergierenden
Seiten. Der Vorderrand des Halsschilds ist schwach ausgerandet
oder gerade. %. — 2. Das Prosternum ist rechteckig, etwa 1!/, mal
so lang als breit. Das Mesosternum ist nach vorn plötzlich verengt,
die Vorderhüften erscheinen neben dem Mesosternum eingelenkt.
(1. Genus Trypeticus Marseul). — 2a. Das Prosternum ist vorn breiter
als hinten, etwa 2 mal so lang als breit. Die Vorderhüften sind (und
erscheinen auch so) neben dem Prosternum eingelenkt. %. Genus
Pygocoelis Lewis. — la. Der Kopf ist stark gewölbt, fast kugelig,
Stirn und Epistom sind konvex, ohne Seitenrand. Der Vorderrand
des Halsschildes ist zugerundet und ragt etwas über den Kopf vor.
3. Genus Trypobius Schmidt.
1. Genus Trypeticus Marseul (im indomalayischen Gebiet).
2. Genus Pygocoelis Lewis
1897, Pygocoelis Lewis, Ann. Mag. Nat. Hist. (6), Vol. 20, p. 194,
364; 1910, Bickhardt, Ent. Blätt. Vol. 6, p. 227; 1916/17, Biekhardt,
in Wytsman, Genera Insect. Fasc. 166, p. 54.
Der Körper ist langgestreckt walzenförmig. Der Kopf nach ab-
wärts geneigt. Die Stirn ist länglich viereckig mit nach vorn stark
konvergierenden Seiten, ohne Naht mit dem Epistom verwachsen.
Die Fühler sind wie bei der Gattung Trypeticus Marseul. Das Pro-
sternum ist doppelt so lang als breit, vorn am breitesten. Das Meso-
sternum ist am Vorderrand schwach und ziemlich weit zugerundet,
an den Seiten ausgebuchtet. Die Vorderhüften sind neben der Basis
des Prosternums eingelenkt. Das Pygidium ist vollständig ausgehöhlt,
doch ist beim einen Geschlecht der erhabene Rand schmäler als bei
dem anderen.
6. Haft
60 - H. Biekhardt:
Die übrigen Charaktere entsprechen denen der Gattung Trypeticus!)
Marseul.
Typus des Genus.
P. africanvs Lewis.
Tabelle der Arten.
1. Halsschild auch am Vorderrand mit Randlinie. Prosternum
außer dem feinen Randstreif mit einer seitlichen Furche (oder Eindruck)
im mittleren Teil. L. 3?/,mm. Kamerun. 1. P. duplicatus Lew. —
la. Halsschild nur seitlich mit Randlinie. & — 2. Prosternum
auch an der Basis gerandet, ziemlich kurz. Halsschild im vorderen
Teil teilweise gestrichelt. L. 2)/,mm. Madagascar. 2. P. str’gosi-
frons Lew. — 2a. Prosternum nur seitlich und vorn gerandet; Rand-
streif seitlich zuweilen abgekürzt. 3. — 3. Stirn eben oder schwach
konvex; Körperform . gedrungener. Prosternum dicht runzlig
punktiert. 4 — 3a. Stirn muldenförmig konkav; Körperform
schlank. 5. — 4. Prosternalstreifen seitlich vollständig, fast gerade.
Kleinere Art. L. 21/,mm. Togo, Kamerun. 3. P. africanus Lew.
— 4a. Prosternalstreifen seitlich nur hinten (bis zur Mitte etwa)
ausgebildet. Größere Art. L. 4 mm. Kongo. 4. P. rugisternus
Bickh. — 5. Prosternum konvex (Randstreif etwas gedrungener).
Stirn hinten zwischen den Augen mit einem Längstuberkel. 21/, mm.
Madagascar. 5. P. tuberculifrons n.sp. — 5a. Prosternum flach,
zuweilen etwas uneben. Stirn ohne Tuberkel. 6. — 6. Stirn zwischen
1) Der Körper ist langgestreckt, walzenförmig, oben glänzend. Der Kopf
ist stark, fast senkrecht, nach unten geneigt. Die Stirn ist länglich viereckig
mit nach vorn stark konvergierenden Seiten, ohne Naht mit dem Epistom ver-
wachsen. Die Mandibeln sind kurz und breit mit scharfer Spitze, kurz vor der
Spitze steht innen ein kleines Zähnchen. Die Oberlippe ist sehr viel breiter .als
lang, vorn sehr breit zugerundet. Die Fühler sind ziemlich lang. Der Schaft
ist keulenförmig, gegen die Spitze stark verdickt. Die Fühlergeißel ist sechs-
gliedrig. Das erste Geißelglied ist doppelt so lang und breit wie das folgende,
die Glieder zwei bis sechs nehmen allmählich, doch wenig an Dicke zu und sind
dicht gedrängt aneinander gereiht. Die Füblerkeule ist zusammengedrückt,
gerundet vicreckig mit fast gerader Basis und breiterem zugerundetem Ende.
Die Fühlergrube unter dem Vorderwinkel des Halsschildes ist flach und un-
deutlich. Das Prosternum ist rechteckig, länger als breit. Das Mesosternum
ist vorn abgestutzt, an die Basis des Prosternums angelegt. Die Vorderhüften
erscheinen (gegenüber allen anderen Histeriden) neben dem Mesosternum ein-
gelenkt, anstatt neben der Basis des Prosternums; infolgedessen verengt sich
das Mesosternum plötzlich nach vorn und dringt zwischen die Hüften ein.
Das Halsschild ist länger als breit, mit vorn undeutlicher werdendem seitlichem
Marginalstreif. Das Schildchen ist klein, dreieckig. Die Flügeldecken sind so
lang oder kürzer als das Halsschild, ohne Streifen. Das Propygidium ist quer
sechseckig. Das Pygidium gerundet dreieckig, zuweilen konvex, manchmal
auch abgeflacht. Die Vorder- und Mittelschienen sind kaum verbreitert, am
Außenrand kräftig gezähnelt. Die Hinterschienen haben nur wenige feine Zähnchen
kurz vor der Spitze. Die Tarsen sind lang und schlank.
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 61
den Augen jederseits konvex aufgetrieben, dazwischen mit vertiefter
Mittellinie. Seitenstreifen des Prosternums sehr fein, teilweise obsolet;
Mitte des Prosternums vorn schwach eingedrückt, Prosternum sehr
breit. L. 3—3!/,mm. Usambara. 6. P. usambicus Kolbe. — 6a. Stirn
zwischen den Augen (außer dem in der ganzen Breite erhobenen vorderen
Scheitelrand) nicht aufgetrieben, ohne vertiefte Mittellinie. Seiten-
streifen des Prosternums kräftiger und sehr deutlich. %.— 7. Vorderer
Scheitelrand konvex, in sanfter Wölbung in die Stirn übergehend;
Prosternum etwas breiter. Körper größer: 31/,—31/,mm. Kamerun.
7. P. dissimilis n.sp. — Ta. Vorderer Scheitelrand gegen die Stirn
fast kantig abgesetzt (in nach vorn offenem Bogen von Auge zu Auge
reichend); Prosternum schmäler. Körper kleiner, viel schlanker als
vorige. L. 21/,—2%/, mm. Ostafrika. 8. P. gracilis n. sp.
1. P. duplieatus Lew. 1897, P.d. Lewis, in Ann. nat. Hist. (6)
v.20, p. 194.
Walzenförmig, schwarz, glänzend. Stirn fein gestrichelt, Scheitel
nicht dicht punktiert. Halsschild etwas länger als breit, hinter den
Augen niedergedrückt, Vorderecke etwas abgerundet, Oberseite
seicht, gleichmäßig und nicht sehr dicht punktiert, Randstreif seitlich _
gekielt, vorn vollständig und fein gekerbt. Flügeldecken wie das Hals-
schild punktiert. Propygidium kräftig und ziemlich dicht, Pygidium
gröber und entsprechend dichter punktiert. Prosternum doppelt so
lang als breit, vorn mit einem schwach gekerbten Randstreif, seitlich
ist nur im hinteren Drittel ein feiner unregelmäßiger Streif ausgebildet,
im Mittelteil ist seitlich eine seichte Furche oder Eindruck, die Öber-
fläche ist mikroskopisch gestrichelt mit zerstreuten länglichen Punkten.
Mesosternum wie das Prosternum skulptiert, aber sämtliche Punkte
länglıch, Vorderrand gebogen ohne Randstreif, seitlich gefurcht.
Metasternum mit Binochuiche in der Mitte, Punkte nahe der Furche
länglich, seitlich mehr oval. Vorderschienen mit 5 Zähnchen.
L. 3°/, mm.
Kamerun (Lewis).
2. P.strigosifrons Lew. 1905, P.s. Lewis, in Ann. nat. Hist.
(7) v.16, p. 605.
Walzenförmig, schwarz, glänzend. Stirn dicht gestrichelö, mit
einem kleinen Grübchen auf dem Scheitel, Rostrum vorn abgestutzt,
schwach gebuchtet Halsschild im vorderen Teil teilweise gestrichelt,
sonst ziemlich dicht und grob punktiert, Punkte seicht, nach vorn
größer werdend, Marginalstreif deutlich. Flügeldecken weniger
dicht und feiner punktiert. Pygidium grob und dicht mit Augen-
punkten besetzt, beim 2 weniger konkav als beim $. Prosternum
doppelt so lang als breit, alle 4 Seiten gerandet, an den Vorderhüften
seitlich sowie vorn und hinten gebuchtet, Punktierung ziemlich seicht,
Punkte länglich. Mesosternum im Mittelteil vorn vorspringend, Rand-
streif vorn unterbrochen, Punktierung weniger dicht als auf dem
Prosternum; Metasternum ähnlich punktiert. Vorderschienen mit
4 Zähnen.
6. Heft
62 H. Bickhar'dt:
Das Prosternum ist kürzer als bei africanus Lew. Die Gestalt
ist schmäler und kleiner als bei usambicus Kolbe.
Madagasca, (Lewis).
3. P. africanus Lew. 1895, Trypeticus a. Lewis, in Deutsche ent.
Z. p. 265; 1897, P. a. Lew. in Ann. nat. Hist. (6) v. 20, p. 194.
Walzenförmig, ziemlich langgestreckt, braun, glänzend. Stirn
schwach eingedrückt, Rostrum ziemlich kurz, ziemlich breit und vorn
abgestutzt, weniger dicht punktiert als die Stirn, Punkte etwas rissig
(langgestreckt), zwischen den Augen ist ein kleines Mittelgrübchen.
Halsschild nahezu quadratisch, Vorderecken kurz gerundet, Marginal-
streif deutlich, Oberseite deutlich und ziemlich dicht punktiert. Flügel-
decken etwa so lang wie Kopf und Halsschild zusammen, weniger
dicht punktiert als das Halsschild. Propygidium wie das Halsschild
punktiert. Pygidium auf der Oberseite konkav, Punktierung gröber
und tiefer als auf dem Propygidium. Prosternum mit schmal erhöbenem
Vorder- und Seitenrand, vorn und hinten abgestutzt, vorn etwas
breiter als hinten, runzlig und längsgestrichelt, Mesosternum mit
erhobenem Seitenrand, vorn schwach gebuchtet, wie das Prosternum,
jedoch weniger dicht, skulptiert. Metasternum mit kräftiger Längs-
rinne in der Mitte, Skulptur aus Punkten bestehend.
L. 2!/, mm.
*Togo, Kamerun (coll. Biekhardt), Bismarckburg [Togo], Joh.
Albrechtshöhe [Kamerun] (Zool. Mus. Berlin).
4. P.rugisternus Bickh. 1911, P.r, Biekhardt, in Ent. Blätt.
v. 7, p. 207.
Walzenförmig, ziemlich gedrungen, schwarz, glänzend. Kopf
fein und ziemlich dicht, auf der Stirn längsrissig punktiert. Halsschild
mäßig fein punktiert, Randstreif nur seitlich, kräftig eingeschnitten,
Seitenrand scharfkantig. Flügeldecken wie das Halsschild punktiert.
Propygidium ziemlich dicht, fein und tief punktiert; Pygidium aus-
gehöhlt mit groben Augenpunkten besetzt. Prosternum vorn etwas
breiter als hinten, dicht längsrunzlig punktiert, Vorderrand aus-
gebuchtet und dick gerandet, Basis ungerandet, an den Seiten nur
im hinteren Drittel mit kräftigem Randstreif. Mesosternum längs-
runzlig punktiert, seitlich mit ziemlich tiefer Randfurche. Vorder-
rand ohne Marginalstreif. Vorderschienen mit 4 Zähnchen.
L. 4 mm.
*Congo [Kondu£] (coll. Bickhardt).
5. P.tubereulifrons n. sp.
Elongatus, ceylindricus, niger nitidus; elytrorum margine, antennis
pedibusque rufescentibus. Fronte concava, postice in medio tuberculi
brevi, subtiliter (partim aciculata) punctulata; clypeo antice bilobo,
vertice sat subtiliter punctato. Thorace antice subtilius densiusque quam
in medio et postice punctato, stria marginali lateribus forti flexuosa.
Elytris minus dense haud fortiter punctatis. Propygidio sat dense
punctato, pygidio excavato margine tenui elevata, punctis sparsis ocellatis.
Prosterno subconvexo, subrugose punctato, stria laterali tenwi subsinuata
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 63
antice continuata; mesosterno metasternoque fortius punctatis lateribus
striatis, hoc in medio longitudinaliter sulcato. Tibiis anticis 5-dentatis.
Long. 2?/, mm.
*Madagascar (Diego Suarez) [Ch. Alluaud 1893].
Im Habitus und in der Größe dem P. africanus Lew. sehr ähnlich,
jedoch durch viel weniger dichte Punktierung des Halsschilds, viel
feinere und etwas geschwungene Randlinie des Prosternums und
durch den Tuberkel am Grunde der Stirn leicht von dieser Art zu
unterscheiden.
Mir liegt nur ein Exemplar 9 aus der Sammlung von J. Schmidt
vor. Es ist daher zweifelhaft, ob der kurze Stirntuberkel auch beim
& vorhanden ist. Type in coll. m..
6. P. usambicus Kolbe. 1897, P.u. Kolbe, in Deutsch-Ost-
Afrika IV, Coleopt. p. 104; 1899, P. u. Lewis, in Ann. nat. Hist. (7),
2,4:9:21,811.
Walzenförmig, länglich, parallelseitig, schwarz, glänzend; Mund-
teile und Beine pechbraun. Stirn mit Rostrum muldenförmig ein-
gedrückt, zwischen den Augen jederseits konvex aufgetrieben, da-
zwischen mit vertiefter Mittellinie Halsschild punktiert, Punkte
vorn dichter stehend. Flügeldecken mäßig fein, nicht dicht punktiert.
Pygidium beim 9 stärker, beim $ schwächer ausgehöhlt, grob punktiert,
Propygidium bedeutend feiner und dichser punktiert. Prosternum
fast parallelseitig, vorn etwas breiter, ziemlich dicht punktiert, die
Punkte wie auch auf dem Mesosternum etwas in die Länge gezogen;
seitlich fein, am Vorderrand etwas dicker gerandet, vorn etwas aus-
gebuchtet ebenso wie an der Basis, letztere ungerandet. Voerder-
schienen am Außenrand mit 5 Zähnchen.
L. 3—3!/, mm:
*Derema [Usambara] (Kolbe), Amani, Mkulusumi [1000 m]
(coll. Bickhardt).
7. P. dissimilis n. sp.
Elongatus, eylndricus, niger, nitidus, antennis pedibusque rulo-
piceis. Fronte sı.beencava aciculata-punctata;, vertice convexo, Punctato.
Thorace haud dense antice densius subtiliusqgue punctato, pone oculos
impresso;, stria marginal lateribus sinuata, antice nulla. Elytis vix
subtilius haud dense punctatis. Propygidio vix fortius, pygidio grosse
punctatis, hoc margıne elevata, concavo. Prosterno subplano, punctis
longis vix dense impositis, striüis lateralibus sat fortibus subrectis, apice
quoque marginato. Mesosterno antice trumcato, lateribus marginato
punctis longis sat fortibus; metasterno in medio sparsius punctato,
longitudinaliter sulcato. Trbiis anticis 5-denticulatis. L. 31/;—31/, mm.
*Joh. Albrechtshöhe [Kamerun] (Zool. Mus. Berlin).
Mit usambieus Kolbe und gracilis m. verwandt; von ersterem
durch den auch in der Mitte erhobenen Hinterrand der Stirn (Vorder-
rand. des Scheitels), die kräftigeren Prosternalstreifen, das schmälere
Prosternum und die in die Länge gezogenen Punkte desselben, die
weniger dicht angeordnet sind, verschieden. Von gracılis durch die
6. Heit
64 H. Bickhardt:
Stirnbildung, das weniger schmale Prosternum und die viel robustere .
Gestalt getrennt.
Es liegen nur 2 Ex. vor.
8. P. gracilis n. sp.
Elongatus, angustatus, cylindricus, niger, nitidus; antennis pedi-
busque rufobrunneis. Fronte subconcava, dense aciculata, clypeo fere
laevi, vertice sat dense punctato, antice arcuatim subelevato. Thorace
antice 5 subrugose densissime, vel Q dense, postice haud dense fortiusque
punctato, stria marginali lateribus fortiter sınuato, antice nulla. Elytris
minus punctatis. Propygidio sat dense vix fortiter punctato, Pygidio
grosse partim ocellato-punctato, $ punctis minutissimis intermiatis,
margine modice, 2 valde elevata. Prosterno subplano, haud dense punctato,
strüis lateralibus sat tenuis subsinuatis, apice quoque marginato. Meso-
sterno metasternoque sat fortiter punctatis (punctis longis), lateribus
marginatis, hoc in medio longitudinaliter sulcato. Tibris anticis 5-denti-
culatıs.
Long. 21/,—2?/, mm.
*Ostafrika [Amani] (coll. Bickhardt).
Mit den beiden vorhergehenden Arten verwandt und durch die
bei dissimilis angegebenen sowie die in der Tabelle angegebenen Kenn-
zeichen von ihnen getrennt. P. gracilis ist die schlankste der bekannten
Arten.
5 Ex. (Typen) in meiner Sammlung (leg. Dr. Eichelbaum).
Bisher mit usambicus vermengt.
3. Genus Trypobius J. Schmidt
1893, Trypobius Schmidt, Ent. Nachr. Vol. 19, p. 15; 1897, Lewis,
Ann. Mag. Nat. Hist. (7), Vol.20, p. 364; 1916/17, Bickhardt, in
Wytsman, Genera Insect. Fasc. 166, p. 55.
Der Körper ist langgestreckt, walzenförmig. Der Kopf ist stark
gewölbt,- fast kugelig. Die Stirn und das Epistom sind konvex, ohne
Seitenrand, sie sind ohne Naht verwachsen. Das Epistom' ist nach
unten umgeschlagen, daher von vorn nicht zu sehen. Die Fühler sınd
am Rande der Stirn vor den Augen eingefügt. Die Fühlergeißel ist
sechsgliedrig, die Fühlerkeule ist gerundet, zusammengedrückt. Das
Prosternum ist nahezu parallelseitig, an der Basis schwach ausgerandet.
Eine Kehlplatte fehlt. Das Mesosternum springt vorn in der Mitte
in einer sehr stumpfwinkligen abgerundeten Spitze in die ausgerandete
Basis des Prosternums vor. Das Halsschild ist parallelseitig. Die
Vorderrand ist zugerundet und ragt etwas über den stark geneigten
Kopf vor. Das Schildchen ist klein, aber deutlich erkennbar. Die
Flügeldecken sind nicht länger als das Halsschild, ohne Streifen. Das
Propygidium ist quer, das Pygidium stark nach unten geneigt. Die
Beine sind mäßig lang. Die Vorder- und Mittelschienen sind mäßig
erweitert, am Außenrand gezähnelt. Die Hinterschienen sind schwach
dreieckig verbreitert, gegen die Spitze mit einzelnen Dörnchen besetzt.
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 65
Die Tarsen sind schlank und ziemlich lang, das Endglied ist stark
verlängert und trägt zwei Klauen.
Typus des Genus. — T. paradoxus Schmidt.
Tabelle der Arten.
1. Halsschild gleichmäßig punktiert, ohne glatte Mittellinie
oder Längsfläche; Prosternum fein und spärlich punktiert. Körper
dick, robust. L. 4—41/,mm. Kamerun. 2. T. pingwis Lew. —
la. Halsschild vor dem Schildehen mit mehr oder weniger deutlicher
glatter Mittellinie; Prosternum ziemlich kräftig’ punktiert. Körper
schlanker, kleiner. L. 2%/,-3}/,mm. 1. T. paradoxus J. Schm.!)
1. T. paradoxus J. Schm. 1893, T. p. J. Schmidt in Ent. Nachr.
v. 19, -p. 16; 1897, T. aethiops Lew. in Ann. nat. Hist. (6) v. 20, p. 195;
1897, T.cylindraseus Lew. ibidem p. 196; 1920, T.p. Bickhardt,
in Stett. ent. Zeit. v.81, p., Fußnote.
& walzenförmig, langgestreckt, schwarz, glänzend. Stirn fein,
an den Augen fast gestrichelt-punktiert, auf dem Scheitel mit einem
größeren Punkt. Mandibeln konkav. Halsschild seitlich stark ge-
schweift, Marginalstreif seitlich kräftig geschwungen, im Vorder-
winkel aufhörend; dicht punktiert, auf der Scheibe mit einem von
der Basis bis zur Mitte reichenden, glatten schmalen Band, am Vorder-
rand mit undeutlicheren Punkten und feinen Stricheln. Flügeldecken
feiner und zerstreuter, längs der Naht dichter punktiert. Propygidium
und Pygidium dicht punktiert. Sternum samt erstem Sternit dicht
punktiert; Prosternum nach vorn schwach verbreitert, vorn und
hinten ausgeschweift, nur an der Basis ohne Randstreif; Mesosternum
mit vorn unterbrochenem Randstreif; Metasternum mit Längsrinne
in der Mitte. Vorder- und Mittelschienen mit 4 Zähnchen. L. 2°/,
—31/, mm.
2 fast doppelt so breit; Halsschild etwas weniger dicht punktiert,
hinter den Augen mit tiefem Eindruck, Seitenrand mit deutlich vor-
springendem Zähnchen?) an der vorgebogenen Randecke.
*Gabon, Kamerun (J. Schmidt, J. Lewis) (coll. Bieckhardt).
2. T. pinguis Lew. 1897, T. p. Lewis in Ann. nat. Hist. (6) v. 20,
p. 19.
Walzenförmig, langgestreckt, schwarz, glänzend. Kopf konvex,
fein und zerstreut punktiert mit einem größeren Punkt auf dem
Scheitel, Clypeus vorn zweibuchtig. Halsschild mit kräftigem, deut-
lich geschwungenem Randstreif, der in der Vorderecke endigt, Seiten-
rand der Basis mit eckigem Zähnchen, hinter dem Auge mit deut-
1) T. aethiops Lew. ist das 9, T. cylindraceus Lew. das d von T. paradozus.
Schmidt hat das mehr oder weniger deutliche Zähnchen am Halsschildrand
nicht erwähnt, es ist aber bei den mir vorliegenden Typen vorhanden. Ferner
hat Schmidt eine ganz unzutreffende Größe angegeben. Andere Unterschiede
sind nach den Lewis’schen Beschreibungen nicht zu finden. Das Grübchen
auf dem Scheitel ist bei allen Arten vorhanden, aber zuweilen undeutlich. ß
2) Dies Zähnchen ist auch beim 3, aber schwächer, ausgebildet..
Archiv für Naturgeschichte
1921. A. 6. 5 6 Heft
66. H. Bickhardt:
lichem Eindruck, Oberseite deutlich nicht sehr dicht punktiert, ohne
. glatte Längslinie. Flügeldecken an der Basis mit schmalem glattem.
Rand, Punkte wie auf dem Halsschild, ebenso auch auf Propygidium
und Pygidium. Prosternum an der Basis schwach ausgerandet, parallel-
seitig, Lateralstreifen tief und gerade, am Vorderrand fortgesetzt,
schwach punktiert, Vorder- und Seitenrand etwas erhoben. Meso-
sternum vorn mit stumpfer Spitze, seitlich mit breiter Rinne,
Punktierung des Meso- und Metasternums weniger dicht als auf der
Oberseite; Metasternum mit Längsrinne. Vorderschienen mit fünf
Zähnchen. L. 4'/, mm. z
*Kamerun (Lewis), Joh. Albrechtshöhe [Kamerun] (Zool. Museum
Berlin).
4. Subfam. Teretriinae.
Bickhardt, in Wytsman, Genera Insect. Fasc. 166, p. 55.
Der Körper ist kurz, walzenförmig. Die Fühler haben eine sieben-
glicedrige Geißel. Das Prosternum ist an der Basis tief ausgerandet,
das Mesosternum ist vorn in der Mitte in einer Spitze ausgezogen,
die in den Ausschnitt des Prosternums hineinragt. Eine Kehlplatte
ist nicht vorhanden. Flügeldecken und Halsschild sind annähernd
gleichlang. Die Arten leben unter Rinde in den Gängen von Borken-
käfern und anderen holzbohrenden Insekten.
Tabelle der Gattungen.
1. Das Halsschild ist am Vorderrand nicht ausgerandet, sondern
gerundet oder breitlappig vorspringend, so daß der Kopf mehr oder
weniger von oben bedeckt ist. 2. — 2. Der Kopf ist groß, das Hals-
schild ist vorn zugerundet, der Körper ist länger. (l. Genus Trypo-
lister Bickhardt). — 2a. Der Kopf ist klein, das Halsschild ist nach
vorn in eine breite Platte ausgezogen, der Körper ist kürzer. 2. Genus
Xiphonotus Marseul. — la. Das Halsschild ist am Vorderrand zur
Aufnahme des Kopfes ausgerandet. 3. — 3. Das Prosternum ist
mit seitlichen Randstreifen versehen (Prosternalstreifen), das Py-
gidium ist gleichmäßig konvex. 3. Genus Teretrius Erichson. —
3a. Das Prosternum ist nicht gerandet (ohne Prosternalstreifen),
das Pygidium ist bei vielen Arten doppelt gestaltet, indem der obere
Teil konvex, der untere Teil fast eben oder konkav ist. (Bei einigen
wenigen Species ist das Pygidium einfach.) 4. Genus Teretriosoma
G. Horn.
1. Genus Trypolister Bickhardt (in Südamerika)
2. Genus Xiphonotus Lacordaire.
1854, Xiphonotus Lacordaire, Gen. Col. Vol.2, p.278; 1856,
Marseul, Monogr. Hister. p. 141; 1916/17, Bickhardt, in Wytsman,
Genera Insect. Fasc. 166, p. 57.
Der Körper ist ziemlich langgestreckt, walzenförmig, vorn im
vorderen Teil des Halsschilds verschmälert, hinten abgestumpft.
Der Kopf ist klein, rundlich, unten tief in das Halsschild eingesenkt,
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. -67
von oben nicht sichtbar. Die Stirn ist eben, ohne Streifen. Das
Epistom ist mäßig lang. Die Mandibeln sind dick und kurz, gekrümmt,
am Innenrand tragen sie einen Zahn, am Außenrand ein Höckerchen,
zum Teil sind sie vom Epistom bedeckt. Die Fühler sind auf der Stirn
eingefügt, sie liegen in einer Rinne auf der Unterseite des Kopfes,
die sich in eine tiefe Ausrandung des Vorderbrustrandes fortsetzt
und in einer breiten Fühlergrube vor den Vorderhüften endigt. Das
Mentum ist etwa viereckig, breiter als lang, vorn ausgerandet. Die
Lippentaster haben drei, die Kiefertaster vier Glieder. Das Pro-
sternum ist schmal und lang, hat Längsstreifen an den Seiten und ist
an der Basis tief ausgeschnitten; nach vorn verbreitert es sich etwas.
Eine deutliche Kehlplatte fehlt. Das Mesosternum ist breiter als
lang, seitlich und vorn gerandet, in der Mitte der Vorderseite ist es
in eine Spitze ausgezogen, die in den Ausschnitt des Prosternums
hineinragt. Das Metasternum ist sehr lang, ziemlich schmal — be-
sonders vorn — und in der Mitte mit einer Längsfurche versehen.
Das Halsschild ist länger als breit, parallelseitig, ohne Randstreifen,
vorn plötzlich gebuchtet verengt, in eine vorn abgestutzte Platte
auslaufend; dieser Vorsprung des Halsschilds, der über den Kopf
hinwegragt, ist vorn und seitlich mit einem Randstreif versehen.
Das Schildcehen ist deutlich, aber sehr klein. Die Flügeldecken sind
kürzer als das Halsschild, parallelseitig, ohne Streifen, und an der
Spitze abgestutzt. Das Propygidium ist kurz, quer. Das Pygidium
ist halbkreisförmig, konvex, teilweise auf die Unterseite umgeschlagen.
Die Beine sind mäßig lang. Die Vorderschienen sind verbreitert, am
Außenrand gezähnelt und auf der Oberseite mit einer undeutlichen
Tarsalfurche versehen. Die Mittel- und Hinterschienen haben außen
nur eine mit spärlichzn Zähnchen besetzte Längsleiste.e Die Tarsen
sind fünfgliedrig, das Klauenglied hat nur eine Klaue,
Typus des Genus. — X. Chevrolati Marseul.
X. chevrolati Mars. 1856, X.c. Marseul, in Monogr. Hister.
pP. 143,825, £ 1.
Walzenförmig, länglich, braunrot, glänzend, überall dicht und
sehr fein punktiert. Kopf von oben nicht sichtbar. Stirn breit, eben.
Epistom an der Spitze schwach ausgerandet. Oberlippe kurz, abge-
rundet, bewimpert. Mandibeln innen mit einem Zahn, außen mit
kräftigem Mittel-Tuberkel. Halsschild zylindrisch, vorn verschmälert
und lappenförmig über den Kopf hinausragend, gerandet und vorn
abgestutzt. Schildchen sehr deutlich, dreieckig. Flügeldecken ohne
Streifen, an der Spitze gerade- abgestutzt. Propygidium quer, Py-
gidium halbkreisförmig. Prosternum nach. vorn verbreitert, längs-
gestreift, an der Basis tief ausgerandet. Mesosternum vorn in der
Mitte spitz vorspringend, Meso-Metasternalnaht deutlich, fein. Meta-
sternum mit Längsrinne in der Mitte und seitlich. Beine ziemlich
lang. Vorderschienen vorn verbreitert, außen mit 6—-'7 Zähnchen
besetzt. L. 2 mm.
Capland (Marseul).
5* 6. Hett
68 - H. Bickhardt:
3. Genus Teretrius Erichson
1834, Teretrius Erichsen, in Klug, Jahrb. Ins. p. 201; 1854,
Lacordaire, Gen. Col. Vol.2, p. 277; 1856, Marseul, Monogr. Hister.
p. 129; 1858, Jacquelin du Val, Gen. Col. Vol. 2, p. 112; 1885, Schmidt,
Berl. Ent. Zeitschr. Vol.29, p. 284; 1891, Seidlitz, Fauna Balt. und
Fauna Transsylv. p. 46; 1899, Ganglbauer, Käfer v. Mitteleur. Vol. 3,
p. 395; 1908, Fuente, Bol. Soc. Arag. Cienc. Nat. p. 202; 1909, Reitter,
Fauna Germanica, Vol.2, p. 294; 1912, Kuhnt, Ill. Best.-Tab. Käfer
Deutschlands, p. 375; 1916/17, Bickhardt, in Wytsman, Genera
Insect. Fasc. 166, p. 58.
Der Körper ist, kurz walzenförmig, glänzend. Der Kopf ist ziemlich
breit, in das Halsschild versenkt. Die Stirn ist gewölbt, ohne sicht-
bare Trennungslinie gegen das Epistom. Die Oberlippe ist kurz, quer,
vorn schwach gerundet. Die Mandibeln sind ziemlich kräftig, oben
konvex, gekrümm:, am Innenrand mit einem Zahn besetzt. Die Augen
sind ziemlich flach. Die Fühler sind in einem rundlichen Grübchen
auf der Stirn vor den Augen eingelenkt. Der Schaft ist gebogen,
im zweiten Drittel stumpfwinklig erweitert. Die Fühlergeiß:l ist
siebengli :drig, die einzelnen Glieder werden gegen die Spitze kürzer
und wenig breiter. Die Fühlerkeule ist länglich oval, behaart, deut-
liche Nähte sind nicht wahrnehmbar. Die Fühlergrube ist deutlich
ausgebildet, sie liegt unter der Mitte der Halsschildseiten vor den
Vorderhüften. Das Mentum ist nach vorn verschmälert,' etwas kürzer
als an der Basis breit, vorn ausgerandet. Die Lippentaster sind kurz
dreigliedrig, die Kiefertaster viergliedrig. Das Prosternum isö breit,
an der Basis tief ausgerandet, an den Seiten mit Längsstreifen (Pro-
sternalstreifen) versehen, vorn meist gerade oder gebogen abgestutzt,
ohne Kehlplatte. Das Mesosternum ist kurz und breit, vorn in der
Mitte mit vorspringender stumpfer in den Einschnitt des Prosternums
hineinragender Spitze. Das Halsschild ist fast quadratisch. kaum breiter
als lang, stark gewölbt, an den Seiten gebuchtet, vorn mit einer Aus-
randung für den Kopf. Der Marginalstreif ist fein. Das Schildchen ,
ist sehr klein, punktförmig. Die Parapleuren sind von oben kaum
sichtbar. Die Flügeldecken sind kurz, etwas länger als das Halsschild,
an der Spitze schwach gerundet. Streifen sind nicht vorhanden.
Das Propygidium ist geneigt, kurz und quer; das Pygidium ist stark
gerundet und teilweise auf die Unterseite umgeschlagen. Die Beine
sind mäßig lang. Die Schenkel sind verbreitert und abgeflacht, sie
sind mit einer Längsrinne zur teilweisen Aufnahme der Schienen in
der Ruhelage versehen. Die Vorderschienen sind abgeplattet, in der
Mitte rundlich schaufelförmig verbreitert und am Außenrand ge-
zähnelt; auf der Oberseite liegt die wenig deutlich begrenzte Tarsal-
furche. Die Mittel- und Hinterschienen sind gegen die Spitze erweitert
und am Außenrand mit einzelnen Zähnchen besetzt. Die Tarsen sind
fünfgliedrig, das Klauenglied und die Klauen selbst sind sehr fein.
Typus des Genus. — T. piceipes Fabrieius. (Europa.)
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 69
Tabelle der Arten. })
l. Mesosternum ohne Längsfurche oder Längseindruck auf dem
vorspringenden Mittelteil. %. — la. Mesosternum mit Längsfurche
oder Längseindruck auf dem vorspringenden Mittelteil. 13. — .
2. Vorderschienen mit 7—11 kleinen Zähnchen am Außenrand;
größere Arten von 3—4 mm Länge ?). 3. — 2a. Vorderschienen mit
5—6 Zähnchen am Außenrand; kleinere Arten bis 21/, mm Länge. ?)
8. — 3. Erstes Sternit seiölich mit einem Längsstreif. Metasternum
mit Längslinie in der Mitte. L. 31/,mm. Abessinien. 1. T. aestivus
Lew. — 3a. Erstes Sternit ohne Seitenstreif. 4. — 4. Meso- und
Metasternum fein und sehr zerstreut punktiert;: auch die Oberseite
feiner punktiert. L. 3 mm. 2. T. punetulatus Fährs. — 4a. Meso-
und Metasternum weniger fein punktiert. 5. — 5. Metasternum
mit Längsfurche in der Mitte; Prosternum vor dem Basalausschnitt
konkav. L. 31/,—4 mm. 3. T. pilimanus Mars. — 5a. Meta-
sternum ohne Längsfurche; Prosternum vor dem Basalausschnitt
eben oder konkav. 6. — 6. Prosternum ziemlich dicht punktiert;
Vorderschienen mit 10—-11 Zähnchen; 1. Sternit mit seitlicher Punkt-
reihe. L. 31/,mm. 4. T. praedator Lew. — 6a. Prosternum zerstreut
punktiert; Vorderschienen mit 7—8 Zähnchen. %. — 7. Vorderrand
des Prosternums stärker gerandet; Streifen fast parallel; Pygidium
länger. L. 31/,mm. 5. T. antelatus Lew. — Ta. Vorderrand des
Prosternums schwächer gerandet; Streifen allmählich mäßig nach
vorn divergierend; Pygidium mehr quer. L. 21/,mm. 6. T. ery-
thraeus Lew. — 8. Flügeldecken mit schiefem Humeralstreif. Hinter-
schienen mit nur ‘einem Dörnchen am Außenrand. L. 3 mm. 7.
T.segnis Mars. — 8a. Flügeldecken ohne Humeralstreif; Hinter-
schienen mit mehreren Dörnchen am Außenrand. 9.— 9. Prosternum
jederseits mit 2 Streifen, die je an der Basis verbunden sind; die inneren
sind parallel, die äußeren divergieren nach vorn. L. 1!/, mm.
8. T. quadristriatus Lew. — 9a. Prosternum jederseits mit 1 Streif
(außer dem weiter seitlich am Grunde des Prosternums verlaufenden
oft undeutlichen Nebenstreif). 10. — 10. Prosternum zwischen
1) Die Merkmale der Teretrius-Arten sind, wie auch Desbordes (Ann.
Soc. ent. Fr. v. 84, p. 465, 466 (1916) festgestellt hat, ziemlich variabel. Ich
habe die nachfolgende Tabelle wegen zu geringen eigenen Materials im wesent-
lichen auf Grund von Merkmalen aufgestellt, die ich den Beschreibungen der
Autoren entnommen habe. Es scheint mir aber, als ob eine Anzahl Arten mehr-
fach (infolge der variablen Kennzeichen) beschrieben worden sind. Die Stärke
der Behaarung am Innenrand der Vorderschienen, die Deutlichkeit der Naht
zwischen Meso- und Metasternum, die Deutlichkeit der Längsfurche auf dem
Metasternum, selbst die Stärke der Punktierung wechseln ziemlich erheblich
bei den einzelnen Individuen. Viele der behandelten Arten werden wohl noch
eingezogen werden müssen.
2) Ausnahme T. erythraeus Lew. von 2!/,mm Länge.
3) Ausnahme T. segnis Mars. von 3 mm Länge.
" 6. Reft
70 H. Bickhardt:
den Streifen schwach gefurcht, Streifen vorn zusammentreffend,
ziemlich undeutlich infolge der Punktierung. L. 1°/,mm. 9. T. afrieus
Lew. — 10a. Prosternum nicht gefurcht, Streifen parallel oder
divergierend. 11. — 11. Prosiernalstreifen parallel, lang. L. 1?/, mm.
10. T. rectistrius Lew. — 11a. Prosternalstreifen nicht parallel oder
kurz und deutlich. 1%. — 12. Prosternalstreifen in der Mitte ein-
ander genähert, vorn und hinten divergierend; Metasternum mit
mehr oder weniger feiner Längsfurche in der Mitte. L. 1?/,-2 mm.
11. T. subelongatus Desb. — 12a. Prosternalstreifen kurz und un-
deutlich. Das letzte Sternit (vor dem Pygidium) mit halbkreisförmig
überragendem Vorsprung in der Mitte des Hinterrandes. L. 1?/, mm.
12. T. distinetus Lew. — 13. Mesosternum nur auf dem vorspringenden
Mittelteil mit Längseindruck. 14. — 13a. Mesosternum und Meta-
sternum der ganzen Länge nach gefurcht. 15. — 14. Prosternum
vor der ausgeschnittenen Basis konkav; größere Art. Vorderschienen
mit 7—8 Zähnchen. L. 31/,mm. 13. T. converisternus n.sp. —
14a. Prosternum nicht konkav; kleinere Art, Vorderschienen mit
5—6 Zähnchen. L. 1%/,—2 mm. 14. T. marshalli Lew. — 15. Meta-
sternum fast vollständig glatt. L. 2—2!/, mm. 15. T. alluaudi
Desb. — 15a. Metasternum mehr oder weniger punktiert. 16. —
16. Randstreif des Halsschilds am Vorderrand breit unterbrochen;
Mesosternum in der Mitte (auf dem vorspringenden Teil) ungerandet.
16. T. braganzae Lew. —- 16a. Randstreif des Halsschilds vollständig.t)
1%. — 17. Clypeus eingedrückt; Meso- und Metasternum mit groben
länglichen Punkten spärlich besetzt. 17. T.insınuans Mars. —
17a. Clypeus eben oder konvex; Prosternalstreifen kurz, undeutlich.
18. — 18. Prosternum ohne Eindruck vor dem Ausschnitt an der
Basis. L. 1?/;, mm. 18. T. mozambicus Mars. — 18a. Prosternum
mit dreieckigem Eindruck vor dem Basalausschnitt. 19. T. corticalis
Woll.
1. T. aestivus Lew. 1885, T.a. Lewis, in Ann. nat. Hist. (5)
v.15, p. 470; 1911, l.c. (8) v.8, p. 77.
Walzenförmig, mäßig lang, schwarz, glänzend, überall dicht
punktiert. Stirn konvex, Lateralstreif über den Augen. Halsschild
mit vollständigem Marginalstreif, Zwischenraum breit. Prosternum
an der Basis mit tiefem Ausschnitt, grob punktiert, Streifen fast
parallel, nur am Vorderende schwach divergierend. Mesosternum
in der Mitte vorn vorspringend, gerandet, Querstreif ausgebildet.
Metasternum punktiert, mit Längslinie in der Mitte. 1. Sternit
seitlich mit Längsstreif. Pygidium punktiert, sehr fein gestrichelt-
runzlig. Vorderschienen mit 8 Zähnchen am Außenrand. L. 31/, mm.
Abessinien (Lewis).
2. T. punetulatus Fährs. 1851, T.p. Fähraeus, in Bohem., Ins.
Caffr. v. 1, p. 546, 595; 1862, T. punctatellus Mars. in Monogr. Hister.
Suppl. p. 673, t.3, f.3 (1861).
1) Hierher auch 20. T. ellenbergeri Desb., dessen Beschreibung mir erst
nach Aufstellung der Tabelle zuging.
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 41
Kurz-walzenförmig, breit, pechschwarz, glänzend. Fühler rötlich.
Kopf konvex, fein und zerstreut punktiert. Halsschild ziemlich kräftig
und zerstreut punktiert, Randstreif vollständig, vorn fein. Flügel-
decken, Vorderrand, Schulter und Naht etwas erhoben und
glatt, Punktierung regelmäßig und zerstreut, doch etwas kräftiger
als auf dem Halsschild. Propygidium wenig dicht punktiert, Umriß
5-seitig; Pygidium halbkreisförmig, konvex, umgeschlagen, etwas
feiner und zerstreuter punktiert. Prosternum schmal, an der Basis
tief ausgeschnitten, kräftig punktiert, vorn gerade abgestutzt mit
Randstreif, der sich als äußerer Seitenstreif nach hinten fortsetzt,
innere (eigentliche Prosternalstreifen) vorn etwas abgekürzt,
divergierend. Mesosternum mit vorspringender Spitze in der Mitte,
vollständig gerandet, wie das Metasternum fein und sehr zerstreut
punktiert. Vorderschienen am Außenrand mit 8 Zähnchen, innen
mit gelben Haaren besetzt; Mittelschienen mit 5; Hinterschienen
mit 4 Dörnchen am Außenrand. L. 3 mm.
*Capland (Fähraeus), Span. Guinea [Nkolentangan], Ostafrika
[Lindi] (Zool. Mus. Berlin).
3. T. pilimanus Mars. 1856, 7. p. Marseul in Monogr. Hister.
p. 134, t. 3, £. 1; 1902, T. p. Lewis in Ann. nat. Hist. (7) vol. 10, p. 276.
Kurz-walzenförmig, ziemlich breit, schwarzbraun, glänzend;
Beine und Fühler rötlich. Kopf fein punktiert, Stirn konvex. Hals-
schild fein und dicht punktiert, Randstreif vollständig. Flügeldecken
kräftiger und weniger dicht punktiert als das Halsschild, mit glatter
Schulter. Pygidium fein punktiert. Prosternum länglich, in seiner
ganzen Länge jederseits gestreift, an der Basis kräftig aus-
gerandet und konkav, vorn etwas verbreitert mit Randstreif am
Vorderrand. Mesosternum mit starkem Vorsprung in der Mitte, Rand-
streif vollständig, Metasternum mit Längsfurche in der Mitte,
beide punktiert, ebenso auch das 1. Sternit. Vorderschienen mit
langen Haaren am Innenrand, außen mit 8—-10 Zähnchen besetzt.
Mittelschienen mit 8, Hinterschienen mit 6 Dörnchen bewehrt.
L. 4 mm.
*Capland (Marseul, coll. Bickhardt, Zool. Mus. Berlin).
4. T. praedator Lew. 1911, 7T.p. Lewis in Ann. nat. Hist. (8)
v-8, P. 11. -
Walzenförmig, schwarz, glänzend, gleichmäßig und ziemlich
dicht punktiertt. Kopf konvex; Halsschild vollständig, hinter dem
Kopf feiner gerandet. Pygidium konvex, mikroskopisch gestrichelt
und gleichmäßig nicht sehr dicht punktiert. Prosternum ziemlich
dicht punktiert, Punkte ziemlich groß und flach, Streifen parallel.
Mesosternum deutlich gerandet, wie das Metasternum und erste
Sternit spärlich und ziemlich fein punktiert. Vorderschienen
mit 10— 11 Zähnchen, am Innenrand gegen die Spitze mit einigen
gelben Haaren besetzt; Mittelschienen mit 7— 8, Hinterschienen mit
4—5 Dörnchen am Außenrand. L. 31/, mm.
6. Heit
72 | H. Bickhardt:
Weniger robust als T. pilimanus Mars., sonst oberseits sehr
ähnlich. Einige Exemplare haben auf dem 1. Sternit eine Punktreihe,
die dem Streifen bei aestivus entspricht. Eier
Senegambien und Zentralafrika (Lewis).
‘5. T. antelatus Lew. 1914, T.a. Lewis in Ann. nat. Hist. (8)
v.13, p. 237.
Walzenförmig, mäßig lang, schwarz, glänzend. Kopf konvex,
fein punktiert. Oberseite sonst deutlicher und gleichmäßig punktiert;
Halsschild mit vollständigem Randstreif, der vorn feiner ist. Pygidium
länger und weniger quer als bei punctulatus Fährs. Prosternum vorn
merklich gerandet, ‘Streifen etwa parallel, vorn sehr wenig diver-
gierend, Kiel und Vorderteil ziemlich grob und zerstreut punktiert
mit einer Punktreibe entlang den Streifen. Mesosternum deutlich
gerandet, ebenso wie das Metasternum spärlich punktiert. Vorder-
schienen mit 7—8 Zähnchen. L. 3!/, mm.
Schmäler als punctulatus Fährs., Vorderrand des Prosternums
stärker gerandet, Streifen mehr parallel, Punktierung des Meso-Meta-
sternums gröber.
Congostaat (Lewis).
6. T. erythraeus Lew. 1908, T.e. Lewis in Ann. nat. Hist. (8)
v.2, p. 140. -
Walzenförmig, mäßig lang, schwarz, glänzend; auf der Oberseite
gleichmäßig und ziemlich dicht punktiert. Halsschild mit vollständigem
Randstreif. Flügeldecken hinter der Schildchenpartie mit etwas
erhobener Naht, ebenso ist die glatte Schulter etwas erhöht. Pygidium
gleichmäßig, nicht dicht punktiert. Prosternum mit 2 Streifen, die
allmählich nach vorn divergieren, Oberfläche mikroskopisch
gestrichelt, mit einzelnen größeren runden flachen Punkten. Meso-
sternum vorn in der Mitte mäßig scharf vorspringend, Randstreif
vorn vollständig, aber fein, seitlich nicht über die Hüften nach hinten
reichend, so daß eine merkliche Unterbrechung zwischen diesem und
dem Randstreif des Metasternums besteht; Meso- und Metasternum
spärlich punktiert, Punkte kleiner und nicht rund wie die des Pro-
sternums. Vorderschienen mit 7—8 Zähnchen. L. 21/, mm.
*Erythraea (Lewis), Ghinda. [Erythraea], Tanganyika (coll.
Bickhardt).
7. T.segnis Mars. 1856, T. s. Marseul, in Monogr. Hister. p. 135,
t. 3, f. 2.
Kurz-walzenförmig, schwarz, glänzend; Fühler braun. Stirn
konvex, fein punktiert. Halsschild gleichmäßig ziemlich kräftig und
wenig dicht punktiert, Randstreif vollständig. Flügeldecken kräftiger
punktiert als das Halsschild, mit schiefem Humeralstreif und
kielförmig erhobener Naht. Pygidium mäßig konvex, fein punktiert.
Prosternum mit vorn etwas abgekürztem und mäßig divergierendem
Streifen, an der Basis tief ausgerandet, eben, punktieri. Mesosternum
mit vorn vorspringender Spitze, kräftig .punktiert, ohne Trennungs-
linie mit dem Metasternum verbunden, Vorderschienen außen mit
»
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 13
6 Zähnchen besetzt, Mittelschienen mit 4, Hinterschienen mit 1 (End- )
Zähnchen besetzt. L. 3 mm.
Capland (Marseu]).
8. T. quadristriatus Lew. 1902, T.g. Lewis in Ann. nat. Hist.
(7) v.10, p. 277.
Walzenförmig, schwarz, glänzend, Fühler und Beine rötlichbraun.
Kopf konvex, punktiert, Punkte ziemlich ‚grob und der Basis entlang
weniger dicht. Halsschild ähnlich punktiert, nach der Basis zu jedoch
größer und oval geformt, Randstreif vollständig, vorn sehr fein. Flügel-
decken feiner punktiert, auf der Scheibe weniger dicht. Pygidium
gleichmäßig nicht dicht punktiert. Prosternum vorn fein gerandet,
Oberfläche etwas undeutlich und runzlig punktiert, Kiel mit zwei
Streifen aufjeder Seite, diejean der Basis verbunden sind,
die inneren sind parallel, die äußeren divergieren etwas
nach vorn. Mesosternum in der Mitte ziemlich stumpf vorspringend,
gerandet; Meso- und Metasternum nicht dicht punktiert. Vorder-
schienen mit 5 Zähnchen. L. 11/, mm.
T. mozambicus Mars. ist etwas größer und im Umriß ähnlich.
Ostafrika [Mashonaland, Salisbury] (Lewis).
9. T.africus Lew. . 1908, T. «. Lewis in Ann. nat. Hist. (8)
v.2, p. 139.
Ww alzenförmig, mäßig lang, braun, glänzend, Oberseite punktiert.
Auf dem Kopfe sind die Punkte nahe der Basis am größten. Hals-
schild mit vollständigem Randstreif, Punktierung nahe der Basis am
gröbsten, an der Vorderecke dichter und feiner. Flügeldecken an
der Basis am stärksten punktiert. Propygidium und Pygidium gleich-
mäßig und nicht sehr dicht punktiert. Prosternum ziemlich grob
punktiert, vorn gerandet, Kiel schmal und zwischen den Streifen
schwach gefurcht;. die Streifen laufen nach vorn allmählich zu-
sammen, sie sind ziemlich undeutlich infolge der Punktierung. Meso-
sternum in der Mitte stumpf vorspringend und schmal gerandet,
. Oberfläche wie auch die des Metasternums kräftig und wenig dicht
punktiert, Metasternum seitlich gestreift. Vorderschienen mit sechs
Zähnchen, Hinterschienen mit 3 Dörnchen, Enddorn zweispitzig.
1 1%), mm.
Togo (Lewis).
10. T.reetistrius Lew. 1906, T.r. Lewis in Ann. nat. Hist. (7)
=.19: 9,18%;
Walzenförmig, rötlich braun (immatur), gleichmäßig ziemlich
dicht auf der Oberseite punktiert. Kopf konvex; Halsschild mit
vollständigem Randstreif. Prosternum vorn gerandet, Kiel mit
parallelen S:reifen (der ganzen Länge nach). Meso-
sternum mit vollständigcem Randstreif, Oberfläche ziemlich spärlich
punktiert; Metasternum ähnliceh punktiert, Punkte im hinteren
Teil jedoch etwas gröber. Vorderschienen mit 5 Zähnchen. L. 1?/,mm.
Madagascar [Nord-Androy, Imanombo] (Lewis).
6. Teft
74 HH. Bickhardt:
1l. T.subelongatus Desb. 1916, T.s. Desbordes, in Ann. Soc.
ent. Fr. v. 84, p. 466.
Walzenförmig, ziemlich lang, ziemlich konvex, schwarz-braun,
ziemlich glänzend, überall punktiert. Stirn ziemlich convex. Halsschild
mit vollständigem Randstreif. Flügeldecken fast gleichmäßig
punktiert, an der Schulter sind.die Punkte kaum größer. Propygidium
und Pygidium etwas geneigt, letzterer stark konvex. Prosternum
vorn verbreitert, abgestutzt und gerandet, Streifen in der Mitte
einander genähert, vorn und hinten divergierend. Meso-
sternum gerandet. Metasternum stark punktiert, mit mehr oder
weniger feiner Längsfurche in der Mitte. Vorderschienen gezähnelt,
Mittel- und Hinterschienen mit je 3 Dörnchen. L. 13/,—2 mm.
Madagascar (Lewis).
12. T.distinetus Lew. 1902, 7T.d. Lewis in Ann. nat. Hist. (7)
v. 10, p. 278.
Walzenförmig, pechfarben, glänzend. Fühler mit langen gelben
Haaren auf dem Schaft. Kopf konvex, Lateralstreif ziemlich kräftig,
Oberseite, ebenso. wie das Halsschild ziemlich grob und wenig dicht
punktiert. Flügeldecken etwas weniger grob punktiert. Halsschild
mit vollständigem deutlichem Marginalstref. Propygidium und
Pygidium gleichmäßig nicht dicht punktiert. Prosternum merklich
gerandet, vorn abgestutzt, Oberseite gleichmäßig und deutlich punktiert,
Streifen kurz und undeutlich. Mesosternum vorn ziemlich spitz
vorspringend, mit feinem Randstreif, Punktierung wie auf dem Pro-
sternum und ebenso auch auf dem Metasternum. Das letzte’ Ab-
dominalsegment vor dem Pygidium hat in der Mitte des Hinterrandes
einen halbkreisförmigen überragenden Vorsprung (wahrscheinlich 2).
Vorderschienen mit 5 Zähnchen.
Delagoa Bai (Lewis).
Biolog. Bemerkung: T. distinctus wurde in den Gängen von
Xylopertha und. Sinoxylon in Akazienrinde angetroffen.
13. Teretrius convexisternus n. sp.
Oylindrieus, sat fortiter parum dense punctatus, niger, nitidus;
antennis pedibusque rufis, antennaum clava [ulva. Fronte convezxa.
Thorace stria marginali integra antice tenwissima. KElytris humeris
anguste laevibus. Prosterno parum dense punctato, longütudinaliter.
convexo, basi profunde inciso et triangulariter concavo, antice truncato
haud distinete marginato striüis antice modice divergentibus antice abbre-
viatis. Mesosterno in medio valde acuminato et impresso, stria antice
integra, subtiliter disperse punclulato. Tibiis anticis 7 denticulatis,
intermediis T-, posticis 5-spinosis. L. 31/, mm.
*Sudan.
Dem T.kraatzi Mars. im Habitus sehr ähnlich jedoch etwas
schmäler. Sehr ausgezeichnet durch das convexe Prosternum und
die Bewehrung der Mittelschienen: den beiden sehr kleinen Dörnchen
an der Basis folgen zwei verhältnismäßig schr große und dann —
nach größerem Zwischenraum — ein kleinerer und dicht dahinter
WE EB TUE,
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 75
(an der Spitze) zwei noch kleinere Dornen. Die Punktierung der Ober-
seite ist etwa wie bei pilimanus Mars., jedoch etwas gröber; die Punkte
auf dem Prosternum sind tiefer und kleiner als bei den verwandten
Arten, an der Basis ist das sonst längskonvexe Prosternum tief drei-
eckig ausgerandet und in der Verlängerung der Ausrandung dreieckig
eingedrückt (konkav). Der Vorsprung des Mesosternums hat einen
flachen grübchenartigen Längseindruck.
1 Ex. (Type) von Gaona (?) im Sudan (wahrscheinlich ist Garua
in Nordkamerun gemeint) in meiner Sammlung.
14. T. marshalli Lew. 1902, T. m. Lewis in Ann. nat. Hist. (7)
v:10,p. 276
Walzenförmig, ziemlich kurz, schwarz, glänzend. Kopf oben
konvex, fein und ziemlich spärlich, entlang der Basis und den Seiten
gröber punktiert, mit Streif über den Augen. Halsschild und Flügel-
decken gleichmäßiger punktiert, Nahtwinkel schmal glatt. Propy-
gidium und Pygidium gleichmäßig punktiert. Prosternum vorn ab-
gestutzt und gerandet, Oberfläche seicht punktiert, Streifen vorn
_ etwas divergierend.. Mesosternum vorn gerandet, Vorsprung
hinter dem Randstreif mit Eindruck. Vorderschenkel deutlich
punktiert, Vorderschienen am Außenrand mit 5—-6 Zähnchen.
L. 13/,—2 mm.
Mit T. punctulatus Boh. vergleichbar, jedoch viel kleiner, mit
gröberer Punktierung auf Halsschild und Flügeldecken.
Ostafrika [Mashonaland, Salisbury] (Lewis).
15. T. alluaudi Desb. 1916, 7. «a. Desbordes in Ann. Soc. ent.
Fr. v. 84, p. 465.
Kurz-walzenförmig, schwarz-braun, glänzend, punkiiert, Rand
der Flügeldecken rötlich. Halsschild gleichmäßig wenig dicht punktiert.
Flügeldecken punktiert, im Umkreis des Schildchens fast glatt, Basal-
eindruck mit größeren Punkten. Propygidium und Pygidium gleich-
mäßig punktiert. Prosternum mit 2 Streifen. Mesosternum vorn
gerandet, fast glatt, mit Längsfurche in der Mitte, Metasternum
fast glatt. Vorderschienen mit 4, Mittelschienen mit 3, Hinterschienen
mit 2 Zähnchen.
Die Trennungslinie zwischen Meso- und Metasternum fehlt
meistens. L. 2—2!/, mm.
Madagascar [Nord-Androy] (Desbordes).
16. T.branganzae Lew. 1900, T.b. Lewis in Ann. nat. Hist.
62=9.6,.-.9,,289:
Walzenförmig, schwarz, glänzend; Beine und Fühler rötlich;
Oberseite ziemlich dicht und kräftig punktiert, Punkte teilweise (unter
starker Vergrößerung) augenföürmig. Kopf ziemlich konvex. Hals-
schild mit deutlichem Marginalstreif, der am Vorderrand fehlt,
vor dem Schildehen sind die Punkte dichter gedrängt. Flügeldecken
mit sehr deutlichem glattem Schulterfleck. Prosternum am Vorder-
rand mit Marginalstreif, an den Seiten nur einige Randpunkte, unregel-
mäßig aber deutlich mit einigen Punkten besetzt; Seitenstreifen
6. Heft
76 SE Bickhärdt:
des Kiels deutlich, die Basis nich, ganz erreichend, nach vorn
divergierend; an der Basis dreieckig eingedrückt. Mesosternum
vorn in der Mitte stark stumpf vorspringend, Vorsprung unge-
randet, seitlich mit schiefem Randstreif, der nicht mit dem Rand-
streif des Metasternums verbunden ist; Meso- und Metasternum
mit gemeinsamer Mittelfurche, ohne deutliche Quernaht an
der Trennungsstelle; Punktierung des Sternums grob, spärlich und
unregelmäßig. Vorderschienen mit 6 Zähnchen. L. 2 mm.
St. Thomas [Golf von Guinea] (Lewis).
17. T.insinuans Mars. 1862, T.i. Marseul in Monogr. Hister.
Suppl. p. 675; 1861, l.c. t.3, £.5.
Kurz walzenförmig, robust, braunschwarz, glänzend. Beine
und Fühler rötlich; mäßig dicht und ziemlich kräftig punktiert,
Fühlerschaft gelb behaart. Kopf konvex, Clypeus eingedrückt.
Halsschild mit vollständigem Randstreif, Punktierung kräftig,
zerstreut. Flügeldecken mit erhobener glatter Schulter. Propygidium
kurz, konvex, ziemlich kräftig, ebenso auch das Pygidium, punktiert.
Prosternum kurz, mit tiefen zerstreuten Punkten besetzt, an der
Basis mit tiefem Ausschnitt; Streifen kurz und fein; der äußere Streif
vorn als Randstreif fortgesetzt. Mesosternum vorn mit scharfem
Vorsprung, Randstreif vollständig; Meso- und Metasternum
mit kräftiger Längsfurche in der Mitte, beide mit groben
länglichen Punkten spärlich besetzt. Vorderschienen am Innenrand
mit einigen gelben Haaren, außen mit 5 Zähnchen; Mittelschienen
mit 3, Hinterschienen mit 2 Dörnchen nor zweispitzig) bewehrt.
L. 2 mm.
Caffraria (Marseu)).
18. T. mozambicus Mars. 1856, T. m. Marseul in Monogr. Hister.
p. 138, t. 3, £.5, |
W 'alzenförmig, ziemlich lang, pechschwarz; Fühler und Beine
bräunlich. Kopf schwach konvex, Stirn punktiert. Halsschild kräftig
und ziemlich dicht punktiert, Randstreif vollständig. Flügeldecken
mit erhobener Naht, Punktierung dichter und ebenso kräftig wie auf
dem Halsschild. Pygidium senkrecht, fein punktiert. Prosternum
länglich, punktiert, an der Basis tief ausgerandet, ohne deutlichen
Eindruck, mit zwei kurzen obsoleten Streifen. Mesosternum vorn
in der Mitte vorspringend, mit Randstreif, mit einer Längsfurche in
der Mitte, die sich auf dem Metasternum fortsetzt. Vorderschienen
mit 5 Zähnchen am Außenrand. L. 1?/, mm.
*Madagascar (Marseul) (Zool. Mus. Berlin).
Bemerkung: Mir liegen 6 Exemplare aus Ostafrika (Amani,
Usambara, Dr. Eichelbaum) vor, die nach der Beschreibung zu dieser
Art gehören. Sie sind jedoch etwas größer und gestreckter..
19. T. cortiealis Woll. 1867, T. c. Wollaston in Col. Hesperid. p. 81.
Kurz walzenförmig, schwarz, glänzend; dicht und tief punktiert.
Prosternum hinten in der Mitte schmal dreieckig ein-
gedrückt und neben dem Eindruck jederseits mit einem undeut-
ee N
7 2 Bl 1 1 ee ee 5
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. rer
lichen vorn ausgelöschten Streifen) Meso- und Metasternum
in derMitte mit Längsfurche, unter sich im Bogen vereinigt (?).
Beine pechrötlich; Vorderschienen außen mit 5—6 Zähnchen, Mittei-
‘schienen mit 3—4, Hinterschienen mit 2—3 Dörnchen besetzt. Fühler
bräunlich, Schaft dunkler. L. 1?/, mm.
*Kapverdische Inseln (S. Jago), Kamerun.?)
Unter Feigenrinde.
20. T. ellenbergeri Desb. 1914, T.e. Desbordes in Bull. Mus.
Hist. nat. p. 227.
Walzenförmig, parallelseitig, glänzend, schwarz; Fühler und
Beine sowie Prosternum und teilweise die Flügeldeckenspitze rötlich.
Oben und unten gleichmäßig punktiert. Marginalstreif auch vorn
vollständig. Prosternum vorn gerandet, Streifen tief und deutlich
punktiert, vorn schwach divergierend und den Vorderrand nicht
ganz erreichend, Ausrandung an der Basis spitzwinklig etwa ein Drittel
der ganzen Länge einnehmend. Mesosternum mit Randstreif, der
nur vorn an der äußersten Spitze unterbrochen ist; Längsrinne ziem-
lich tief und auf das Metasternum fortgesetzt; Meso-Metasternalnaht
fehlend; Punktierung ziemlich kräftig und weitläufig. Vorderschienen
mit 5—6 spitzen Zähnchen. L. 2—2!/, mm.
Franz. Congo [Ogowe] (Desbordes).
4. Genus Teretriosoma 6. Horn
1873, Teretriosoma G. Horn, Proc. Amer. Philos. Soc. Vol. 13,
p. 347; 1885, Lewis Ann. Mag. Nat. Hist. (5), Vol. 15, p. 456; 1903,
ibidem (7), Vol. 12, p. 420; 1916/17, Bickhardt in Wytsman, Genera
Insect.: Fasc. 166, p. 59.
Der Körper ist kurz, gedrungen, stark konvex, fast walzenförmig.
Der Kopf ist mittelgroß, die Stirn ist mäßig gewölbt, nach unten
geneigt. Ein Stirnstreif fehlt. Die Fühler sind auf der Stirn eingefügt.
Die Fühlergrube ist groß und flach, sie liegi auf der Unterseite des
Halsschildes vor den Vorderhüften. Das Prosternum ist kurz und
breit, ohne seitliche Prosternalstreifen, an der Basis ist es ausgerandet,
an der Spitze abgestumpft. Das Mesosternum hat in der Mitte des
Vorderrands einen Vorsprung (mehr oder weniger stumpfe Spitze),
der in die Ausrandung des Prosternums hineinragt. Die Randlinie
des Mesosternums ist vollständig. Das Halsschild ist etwa so lang
als die Flügeldecken, fast quadratisch, vorn mit einer Ausrandung
zur Aufnahme des Kopfes. Die Flügeldecken sind kaum länger als
breit (zusammengenommen), auf der Oberseite punktiert, ohne
1) T. eylindricus Woll., Cat. Col. Canar. p. 164 (1864), der von Lewis
wohl irrtümlich zu Teretriosoma gestellt worden ist, weil die Prosternalstreifen
erloschen sind, dürfte nahe mit der vorstehenden Art verwandt sein. Er gehört
zur pälaarktischen Fauna (Canarische Inseln).
?2) Ein Teretrius meiner Sammlung aus Kamerun (Joko, Staudinger)
scheint mir zu dieser Art zu gehören.
6. Neft
78 - H. Bickhardt:
Streifen. Das Schildchen ist äußerst klein. Das Propygidium ist kurz,
quer. Das Pygidium ist bei den meisten Arten von zweierlei Form,
indem der obere basale Teil quer oval und schwach konvex ist, während
der untere (auf die Unterseite umgebogene) Teil in der Längsrichtung
schwach konkav und in der Querrichtung sehr schwach konvex ist;
bei ganz wenigen Arten ist das Pygidium einfach. Die Beine sind
mäßig kurz. Die Vorderschienen sind an der Basis schmal, gegen
die Spitze zu verbreitert. Die Vorderschienen sind am Außenrand
fein und dicht dornig gezähnelt, ebenso die Mittelschienen; die Hinter-
schienen sind weniger dicht bedornt. Die Tarsen sind dünn, das
Klauenglied hat zwei Klauen. Re
‚Typus des Genus. — T. chalybaeum G. Horn.
T.afrum Lew. 1893, 7. a. Lewis, in Ann. nat. Hist. (6) vol. 11,
p. 427; 1909, T.'saginatum Lewis in Ann. nat. Hist. (8) vol. 4, p. 292;
1911, T. flavielavis Bickhardt, in Ent. Blätt. v. 7, p. 208; 1914, Tere-
trius ciliatipes Desbordes in Bull. Mus. Hist. nat. Paris p. 228.
Kurz walzenförmig, kräftig, schwarz; Fühler und Beine von gleicher
Farbe, Tarsen pechfarbig. Kopf konvex, gleichmäßig mäßig dicht
punktiert. Halsschild wenig über den Kopf vorragend, an den Seiten
abgerundet, vorn und seitlich wie der Kopf punktiert, vor dem
Schildehen eingedrückt und gröber sowie dichter punktiert, Marginal-
streif kräftig, an der Basis etwas einwärts gekrümmt. Flügeldecken
wie das Halsschild deutlich punktiert, der glatte Basalrand ist äußerst
schmal oder undeutlich. Propygidium und Pygidium auf ihrem
‚konvexen Teil mit Augenpunkten wenig dicht besetzt, die Spitze
des Pygidiums ist schwach konkav und deutlich gerunzelt. Prosternum
am Vorderrand mit Randstreif, ziemlich dicht und schwach runzlig
punktiert, Basis mit kaum wahrnehmbarem dreieckigen Eindruck,
ohne Streifen. Mesosternum vorn stumpf vorspringend, Randstreif
deutlich ausgebildet, jedoch vorn obsolet werdend; Meso- und Meta-
sternum mit Ausnahme des Mittelteils ziemlich grob und zerstreut
punktiert. Vorderschienen mit 5—6, Mittelschienen mit 5 Zähnchen,
Hinterschienen mit 5 Dörnchen. L. 3—3!/, mm.
*Zentralafrika (Lewis), Gabun, Kongo [Kondue, Kassai] (coll,
Bickhardt), Lolodorf [Kamerun], Span. Guinea (Zool. Mus. Berlin).
Bemerkung: Die eingehende Untersuchung von T. saginatum
Lew. und flavielavis Biekh. ergibt, daß die erstere Form auf kleinere,
die letztere auf größere Exemplare von afrum zu beziehen ist. Weitere
spezifische Unterschiede lassen sich nicht feststellen. Noch muß
hervorgehoben werden, daß die bei vielen größeren Teretrius -Arten
vorhandene Bewimperung des Innenrandes der Vorderschienen sich
auch bei 7. afrum bei einem Geschlecht findet. Auf solchen Stücken
basiert der Desbordes’sche Teretrius ciliatipes, der sonst von kleinen
Exemplaren des afrum nicht zu unterscheiden Ist.
I ee ei TE eh nn cc
Pe
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 79
5. Subfam. Abraeinae.
Bickhardt, in Wytsman, Genera Insect, Fasc. 166, p. 61.
Die hierher gehörigen Tiere zeichnen sich aus durch die auf der
Stirn (nicht unter dem Stirnrand) eingelenkten Fühler und durch
die meist geringe oder sehr geringe Körpergröße. Die Oberseite ist
entweder mit Längsrippen besetzt oder einfach eben und punktiert
(selten auch ganz glatt). Dorsalstreifen in der sonst bei den Histeriden
üblichen Form sind nicht vorhanden, doch sind zuweilen kurze schräge
Linienfragmente (ähnlich wie bei Paromalus) entwickelt.
Die Mittel- und Hinterschienen sind schlank, die Vorderschienen
selten erheblich verbreitert.
Die Tiere leben zumeist im Mulme vermoderter Bäume, ın Mist-
beeten usw. Onthophilus sulcatus Fabricius ist ein regelmäßiger Be-
wohner feuchter Maulwurfsnester, wo er den daselbst in Menge vor-
kommenden .Milben nachstellt; die übrigen Onthophilus-Arten leben
zumeist im Dünger oder unter faulenden Vegetabilien. Von den
Abraeus-Arten sind mehrere myrmecopbil.
Tabelle der Gattungen.
1. Die Oberseite ist mit erhabenen Rippen besetzt. %. —
la. Die Oberseite ist eben, punktiert oder auch ganz glatt, ohne
erhabene Rippen. 5. — 2. Die Kehlplatte ist groß und breit, die
Körperform ist oblong. 3. — 2a. Die Kehlplatte ıst kurz, die Körper-
form ist stark gerundet. 4. — 3. Die Flügeldecken und das Halsschild
sind gleich breit. Die Unterseite des Halsschildes hat verschiedene
grubige Vertiefungen. Die Fühlergrube liegt im Vorderwinkel des
Halsschildes. (1. Genus Glymma Maıseul) — 3a. Die Flügeldecken
sind etwas breiter als das Halsschild. Die Unterseite hat keine grubige
Vertiefungen. Die Fühlergrube liegt neben dem Vorderwinkel des
Halsschilds nahe dem Seitenrand. (2. Genus Peploglyptus Le Conte)
— 4. Die Oberseite ist unbehaart (ohne Börstchen usw.). Das
Prosternum hat seitlich nur kurze undeutliche Prosternalstreifen
an der Basis. (3. Genus Onthophilus Leach) — 4a. Die Oberseite,
besonders die Rippen sind mit Börstchen und Schuppen besetzt. Das
Prosternum hat zwei kräftige seitliche Längskiele. 4. Genus Epiechinus
Lewis — 5. Das Halsschild hat eine tiefe Seitenfurche; zwischen
dieser und dem Marginalstreif ist der Rand aufgewulstet. Die Körper-
form ist oval oder länglich oval. 6. — 5a. Das Halsschild hat keine
tiefe Lateralfurche und keinen verdickten Rand. Der Körper ist
kurz-oval oder rundlich, meist stärker gewölbt. 8. — 6. Das Prosternum
ist vierteilig, indem der Basal- und Apikalteil.durch zwei verkehrt
lanzettförmige Seitenblätter von einander getrennt sind. 7. Genus
Phloeolister Bickhardt — 6a. Das Prosternum ist einfach, oft mit
einem sattelförmigen Quereindruck. 7. — 7. Das Halsschild hat
eine deutliche, oft tiefe Querfurche in oder nahe der Mitte; das Pro-
sternum hat meist einen kräftigen Quereindruck hinter der Mitte,
6. Heft
80 H. Bickhardt:
Die Oberseite ist unbehaart. (5. Genus Plegaderus Erichson). —
7a. Das Halsschild hat keine Querfurche. Das Prosternum ist ohne
Quereindruck. Die Oberseite ist mit kurzen Börstchen- weitläufig
besetzt. (6. Genus Eubrachium Wollaston.) — 8. Die Hintertarsen
haben fünf Glieder. Die Vorderschienen sind erweitert. Der Körper
ist meist stärker gewölbt. 9. — 8a. Die Hintertarsen haben vier
Glieder. Die Vorderschienen sind kaum erweitert. Der Körper ist
weniger gewölbt. 12%. — 9. Das Schildchen fehlt. 10. — 9a. Das
Schildehen ist deutlich, wenn auch klein. 11. — 10. Die Kehlplatte
ist groß und durch eine Naht vom Prosternum getrennt. Die Flügel-
decken haben ein oder zwei Subhumeralstreifen. Der Rand der Flügel-
decken ist einfach konvex. Das Propygidium ist von den Flügeldecken
bedeckt. 8. Genus Bacanius Le Conte — 10a. Die Kehlplatte fehlt.
Die Flügeldecken haben keine Subhumeralstreifen. Der Flügeldecken-
rand bildet eine scharfe Marginalkante. Das Propygidium ist frei.
(11. Genus Abraeomorphus Reitter.. — 11. Die Kehlplatte ist
deutlich vorspringend. Die Flügeldecken sind außen scharfkantig
gerandet. 9. Genus Anapleus G. Horn — 11a. Die Kehlplatte fehlt.
Die Flügeldecken haben keine scharfe Marginalkante. 10. Genus
Abraeus Leach — 12. Das Schildchen fehlt. 1. Subgenus Aeletes
Horn, — 12a. Das Schildchen ist klein aber deutlich. 13. — 13. Die
Vorderschienen sind kurz und weitläufiger bedornt. Das Mesosternum
hat vorn eine vorgezogene abgestutzte Spitze. 2. Subgenus Hala-
eritus Schmidt — 13a. Die Vorderschienen sind ziemlich dicht mit
Haaren bewimpert (nicht mit Dörnchen besetzt). Das Mesosternum
ist vorn mehr oder weniger zugerundet, zuweilen auch gerade.
12. Genus Aecritus Le Conte
I. Genus Glymma Marseul (in Mittelamerika).
2. Genus Peploglyptus Lee. (in Mittelamerika).
3. Genus Onthophilus Leach (im paläarktischen u. nearktischen
Gebiet).
4. Genus Epiechinus Lewis
1891, Epiechinus Lewis, Ent. Monthly Mag. Vol. 2, p. 319; 1892,
Ann. Mag. Nat. Hist. (6), .Vol. 10, p. 232; 1916/17, Bickhardt, ın
Wytsman, Genera Insect. Fasc. 166, p. 66.
Die Gattung ist von Onthophilus verschieden durch folgende
Merkmale: Die Fühlergrube besteht aus einer Aushöhlung im Vorder-
winkel des Halsschildes. Das Prosternum ist seitlich durch zweı Längs-
kiele gerandet, die entweder nach vorn konvergieren und sich da ver-
einigen oder fast parallel verlaufen. Das Meso- und Metasternum
tragen grubige Vertiefungen von verschiedener Gestalt und Ausdehnung;
oft hat das Metasternum eine Längsfurche in der Mitte. Die Oberseite,
besonders die Rippen und das Halsschild, sind mit Börstchen besetzt.
Die Schenkel und Schienen sind verhältnismäßig kurz.
2 en .- >
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 81
Die übrigen Charaktere entsprechen denen der Gattung Ontho-
philus!) Leach.
Typus des Genus. — E. costipennis Fähraeus.
Tabelle der Arten.
l. Metasternum mit groben, tiefen, runden Punkten besetzt
(Fig. 1). %. — la. Metasternum einfach punktiert. 3. — 2. Meso-
sternum einfach punktiert, Prosternum mit einem kurzen Tuberkel
im Vorderteil, Halsschild mit Punktreihen längs der Rippen. L. 2!/, mm.
‚Ostafrika. 1. E. seriepunctatus Bickb. — 2a. Mesosternum wie das
Metasternum punktiert, Prosternum ohne Tuberkel, Halsschild unregel-
mäßig punktiert. L. 2!/,mm. Ostafrika. 2. E. punetisternus Lew.
3. Mesosternum mit einem Tuberkel?) in der Mitte. L. 1?/;, mm.
Ostafrika. 3. E. tuberculisternus Lew. — 3a. Mesosternum ohne Längs-
tuberkel in der Mitte. 4. — 4. Metasternum in seiner ganzen Länge mit
breiter. tiefer Längsrinne (Fig. 2). Meso-Metasternum seitlich in
größerer Ausdehnung stark vertieft. L. 21/, mm. Ostafrika. 4. E. sulci-
sternus Bickh. — 4a. Metasternum mit nur teilweise breit ver-
1) Der Körper ist rundlich, stark gewölbt. Der Kopf ist klein, nicht sehr
tief in das Halsschild eingelassen. Die Stirn ist in der Mitte ausgehöhlt mit
kräftigen Randkielen neben den Augen. Der Clypeus ist deutlich abgesetzt;
die Oberlippe ist kurz, quer, vorn zugerundet. Die Mandibeln sind kurz mit
scharfer Spitze, innen ist ein kleines Zähnchen vorhanden. Die Fühler sind auf
der Stirn vor den Augen eingefügt. Der Schaft ist gegen die Spitze verdickt,
etwas zusammengedrückt und gebogen. Die Fühlergeißel hat sieben Glieder,
von denen das erste länger und dicker ist als die fclgenden, das zweite Geißelglied
ist etwa so lang als das dritte und vierte zusammen, die übrigen Glieder werden
gegen die Spitze allmählich kürzer und dicker. Die Fühlerkeule ist verkehrt
eiförmig mit deutlichen Quernähten. Die Fühlergrube ist rundlich und ziemlich
tief, sie liegt im Vorderwinkel des Halsschildes und ist von unten teilweise von
der Brustplatte bedeckt. Das Prosternum ist mäßig erhoben, kurz und breit,
mit zwei Streifen, die Basis ist schwach ausgebuchtet, der Vorderrand ist breit
zugerundet. Das Mesonotum ist kurz, quer, vorn schwach zweibuchtig. Die
Quernaht zur Abgrenzung vom Metasternum ist deutlich ausgebildet. Das
Halsschild ist breiter als lang, nach vorn stark verengt. Auf der Scheibe ver-
laufen mehrere Längsrippen, die zuweilen abgekürzt oder erloschen sind. Das
Schildchen ist klein, dreieckig. Die Flügeldecken sind wenig gewölbt, an den
Seiten gerundet, mit mehreren stärkeren oder schwächeren Längsrippen ver-
sehen. Das Propygidium ist quer sechseckig und steht fast senkrecht zur Körper-
achse, das Pygidium ist halbelliptisch, vollständig auf die Unterseite .um-
geschlagen. Die Beine sind ziemlich lang und schlank. Die Schienen sind nicht
erweitert, schmal, innen mit feinen Härchen und außen mit kleinen Dörnchen.
besetzt. Auf den Vorderschienen sind deutliche Tarsalfurchen eingcgraben.
Die Tarsen sind lang und schlank, fünfgliedrig, das Klauenglied ist so lang als
das erste Tarsenglied und mit zwei Klauen bewehrt.
2) E. resimus und lcceratus Schm. haben einen ähnlichen Tüberkel, jedoch‘
haben beide keine mittleren Kiele auf dem Halsschild, wie fuberculifrons.
“Archiv für Naturgeschichte
1921. A.6. 6 6. Heft
82 rer H.-Bickhardt:
tiefter Mittelrinne (Fig. 3—8), Mesosternum in geringerer Ausdehnung
oder nur schwach vertieft. 5. — 5. Metasternum mit 3 Gruben im
Dreieck. von denen die beiden vorderen auf das Mesosternum über-
greifen, die hintere runde in einer größeren Längsvertiefung (Fig. 3)
in der Mitte liegend. L. 2mm. Capland. 5. E. costipennis Fährs.
— 5a. Die Längsvertiefung auf dem Metasternum schmal rinnen-
förmig, ohne Grübchen oder nur vorn in ein Grübchen erweitert
(Fig. 4-8). 6. — 6. Halsschild außer dem Seitenrand noch mit je
3 Längsrippen auf jeder Seite, von denen nur die äußere etwas ab-
gekürzt ist. Metasternum mit 4 Grübchen. L. 1?/, mm. Madagascar.
6. E. perrieri Fairm. — 6a. Halsschild außer dem Seitenrand höch-
stens mit einer vollständigen Längsrippe auf jeder Seite. 7. —
7. Die Metasternalfurche ist schmal, fast ohne Andeutung eines
Grübchens, auch die beiden Grübchen am Vorderrand des Meta-
sternums sind sehr klein und wenig tief. Große Art. L. 2°?/, mm.
Span. Guinea, Kamerun. 7. E. kuntzeni n. sp. — Ta. Die Metasternal-
furche endigt vorn in einem mehr oder weniger deutlichen Grübchen.
Die Vertiefungen auf dem Meso-Metasternum sind ausgedehnter.
Kleinere Arten. 8 — 8. Halsschild mit Augenpunkten besetzt,
Körperform oval. L. 1?/,—21/;,mm. Madagascar. 8. E. hova Lew.
— 8a. Halsschild einfach punktiert, Körperform rundlich. 9. —
9. Mesosternum gegen das Metasternum geneigt (nicht in derselben
Ebene liegend), in der Mitte vor dem Hinterrand mit sehr feinem
etwas vorspringendem Zähnchen (Fig. 5). Meso-Metasternalnaht
stumpfwinklig. Seitengruben klein. L. 1?/, mm. Gabun. 10. E. resi-
mus J. Schm. — 9a. Mesosternum und Metasternum in derselben Ebene
liegend. 10. — 10. Längsrinne des Metasternums noch auf das Meso-
sternum übergreifend (Fig. 4). L. 21/, mm. Senegal, Abessinien.
9, E.novemcostatus Mars. — 10a. Längsrinne des Metasternums
nicht auf das Mesosternum übergreifend. 11. — 11. Quernaht des
Meso-Metasternums in der Mitte vertieft und am Vorderrand durch
eine dreizackige (zweibuchtige) Überragung des Mesosternums begrenzt
(Fig. 6). L.2mm. Gabun. 11. E.laceratus J. Schm. — 11a. Quer-
naht des Meso-Metasternums gar nicht oder nur schwach in der Mitte
vertieft, ohne zahnförmige Begrenzung am Vorderrand. 1%. —
12. Meso-Metasternum mit 2 Querfurchen, von denen die hintere
sich seitlich verbreitert und vertieft (Fig.7). L. 11/, bis 1?/, mm.
Zansibar, Gabun. 12. E. bipartitus Lew. — 12a. Meso-Metasternum
nur mit 1 schwachen Quernaht, seitlich davon mit seichter Vertiefung
(Fig. 8). L. 2mm. Togo, Kamerun. 13. E. rappi n. sp.
1. E.seriepunetatus Bickh. 1911, E.s. Biekhardt, in Archiv
f. Naturgesch. i911 v.1, Suppl. 1, p.5.
Rundlich, konvex, schwarz, mäßıg glänzend, mit schuppenartigen
Borsten besetzt; Stirn mit Mittel- und je einem Seitenkiel von ungefähr
gleicher Länge. Die Seitenkiele konvergieren nach vorn, zwischen
den genannten Kielen nahe dem Scheitel noch je ein kleiner Tuberkel.
Halsschild mit erhobenem Seitenrand; Lateralrippe in der Mitte
stark erhoben, vorn und hinten abgekürzt, die 4 mittleren Rippen
4 Ui
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 83
nur am Vorderrand schwach angedeutet. die 2 mittelsten am kürzesten,
auf diesen Rippen und in ihrer Fortsetzung bis zum Hinterrand ver-
laufen je 2 Punktreihen, die seitlich und nach
hinten zu unregelmäßiger werden. Zwischen
den Punktreihen, besonders zwischen den 2
mittleren ist das Halsschild völlig unpunk-
tieıt. Flügeldecken mit erhobenem Rand
und 3 Dorsalrippen, Naht mäßig erhoben,
Zwischenräume mit je 2 Reihen Grübchen.
Propygidium und Pygidium kräftig punktiert.
Prosternum breit, Streifen gerade, vorn
konvergierend ohne zusammenzustoßen, da-
zwischen mit kurzem glatten Längstuberkel.
Mesosternum vorn zweibuchtig, die Vorder-
ecken mit Eindrücken (Fig. 1); Metasternum
sehr grob punktiert, Mittellinie mäßig ver-
tieft. Vorderschienen mit kurzen Dörnchen
besetzt. L. 24) y mm. £ Fig.1. Epiechinus serie-
*Ostafrika [Tanga] (coll. .Biekhardt). punctatus Bickh,
2. E. punctisternus Lew. 1891, Onthophilus p. Lewis in Ann.
nat. Hist. (6) v.8, p. 403; 1891, Z.p. Lew. in Ent. Monthly Mag.
v.2, p. 319.
Rundlich, konvex, matt, beborstet. Kopf mit einem Kiel jeder-
seits, die sich vorn vereinigen und einen dreieckigen Raum einschließen,
der vorn glatt, hinten gerunzelt ist, vor dem Nacken mit 3 Kielen,
von denen der mivtelste der längste ist. Halsschild mit erhobenem
Außenrand und einer Lateralrippe jederseits, hinter dem Kopfe mit
4 kurzen Rippen mit gleichen Abständen untereinander. Flügeldecken
mit 5 beborsteten Rippen, Nahtrippe schwächer erhoben als die übrigen,
Zwischenräume mit je zwei Reihen großer Punkte, dazwischen glatt.
Propygidium und Pygidium svark gerunzelt. Prosternum mit Seiten-
kielen, die nach vorn etwas konvergieren, an der Basis ist ein flacher
runder Eindruck. Mesosternum vorn zweibuchtig mit einer unregel-
mäßigen Grube jederseits in der Vorderecke, ohne deutliche Naht
gegen das Metasternum, Meso-Metasternum mit tiefen, großen, runden
Punkien unregelmäßig und weitläufig besetzt, Mittelfurche des Meta-
sternums fein und durch die Punkte unterbrochen. L. 2!/, mm.
Ostafrika (Lewis).
3. E. tubereulisternus Lew. 1885, Onikophilus Lewis, in Ann,
nat. Hist. (5) v. 16, p. 213; 1891, Bit. Lewis, in Ent. Monthly Mag.
v.2, p. 319.
"Rundlich, konvex, ziemlich matt-schwarz, beborstet. Stirn runzlig,
Rand erhoben, Mitte schwach gekielt. Halsschild spärlich punktiert,-
Seitenrand gewinkelt, Scheibe mit 8 Rippen (von.denen die mittleren
wohl nur angefangen sind?) Auf den Flügeldecken sind die Naht,
der Seitenrand und 3 (?) Rippen erhoben, die Zwischenräume Yreihig
punktiert. Propygidium und Pygidium gerunzelt. Prosternum
6* 6. Heft
84 ..» H. Bickhardt:
schwach konkav, Seitenstreifen vollständig. Mesosternum quer, in
der Mitte mit einem Tuberkel, Metasternum spärlich punktiert und
mit Längsrinne L. 1?/, mm.
Zansibar (Lewis).
4. E. suleisternus Bickh. 1911, E. s. Biekhardt, in Archiv für
Naturgesch. 1911, lv. 1, Suppl. 1, p. 6.
Mit E. seriepunctatus stimmt die Kopf- und Flügeldeckenskulptur
nahezu überein, doch sind die Grübchen auf den Zwischenräumen
der Flügeldecken noch flacher. Ferner bestehen folgende Unterschiede:
die Punktierung des Halsschildes ist unregelmäßig, die Prosternal-
streifen sind nicht völlig gerade, sondern in der vorderen Hälfte schwach
einwärts gebogen, der feine Kiel in der Mitte des Prosternums fehlt.
Wesentlich verschieden ist die Bildung des Meso-Metasternums. Von
Mesosternum liegt nur der mittlere Teil und der Vorderrand in der
Ebene des Metasternums. Die Seiten sind siark vertieft bis auf den
schmalen Seitenrand, der ebenfalls erhoben ist. Das Metasternum
ist in seiner ganzen Länge mit einer tiefen und breiten Mittelfurche
versehen (Fig. 2). Die Punktierung des Sternums ist fein und weit-
läufig. L. 21/, mm. .
*Ostafrika [Tanga] (coll. Bickhardt).
Sn
8.070 eco
Be ER,
o oe» °
Fig. 2. Fig. 3.
Epsechinus suleisternus Bickh. Epiechinus costipennie Fährs.
5. E. eostipennis Fährs. 1851, Onthophilus c. Fähraeus, in Bohem.,
Ins. Caffr. v.1, p. 549; 1862, O. ec. Marseul, in Monogr. Hister. Suppl.
p: 866, t. 8, f.1; 1891, O. c. Lewis, in Ann. nat. Hist. (6) v. 8, p. 404;
1891, Epiechinus ce. Lew. in Ent. Monthly Mag. v. 2, p. 319.
“. Rundlich, konvex; schwarzbraun, mäßig glänzend. Fühler-
keule rot. Kopf auf dem Scheitel konvex und punktiert, Stirn konkav
mit 4 kleinen Grübchen hinter dem Epistom, über den Augen erhoben
und mit Längskiel in der Mitte, Seitenrand bis auf das Epistom eben-
falls erhoben gerandet. Halsschild spärlich und ungleichmäßig punktiert,
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 85
Seitenrand schmal erhoben, mit 2 kräftigen und breiten Seitenfurchen,
die durch eine erhobene Rippe getrennt sind, Vorderrand schwach
erhoben, 4 kurze Rippen nach rückwärts entsendend. Schildchen
sehr klein. Flügeldecken mit erhobenem Außenrand, der sich hinten
der ersten Dorsalrippe nähert, Naht und 4 weitere Rippen fein gekerbt,
parallel, Zwischenräume mit je zwei Reihen größerer weitläufiger
Punkte, im 2. bis 4. Zwischenraum außerdem mit einer feineren
Punktlinie zwischen den gröberen Punktreihen. Propygidium mit
erhobenem Seitenrand und drei kleinen Kielen, die sich in der Mitte
einander nähern, Pygidium rundlich, umgeschlagen. Kehlplatte
runzlig punktiert. Mesosternum vorn tief zweibuchtig. Metasternum
mit 3 tiefen Gruben (im Dreieck angeordnet), eine auf jeder Seite
und eine mehr rückwärts in der Mitte (Fig. 3). Vorderschienen
schmal, fein gezähnelt. L. 2 mm.
*Capland (Marseul, Bickhardt).
6. E. perrieri Fairm. 1898, E.p. Fairmaire, in Bull. Soc. ent.
Fr. p. 324. |
Kurz oval, mäßig konvex, pechbraun, matt, beborstet. Stirn
seitlich und in der Mitte kurz gekielt, Fühler rötlich. Halsschild mit
erhobenem Seitenrand. Seiten winklig gebogen, jederseits auf der
Scheibe mit 3 schmalen Rippen, die äußere vorn etwas abgekürzt.
Flügeldecken mit 4 schmalen Längsrippen, von denen die vierte sehr
kurz ist und in der Mitte mit der dritten sich vereinigt, Naht weniger
stark erhoben, Zwischenräume zweireihig grob punktiert. Propygidium
mit zahlreichen Rippen, Pygidium gerunzelt. Mesosternum quer er-
hoben, Metasternum mit 4 Grübchen, Zwischenräume konvex. Vorder-
schienen mit 4 Zähnchen. L. 1?/, mm.
Madagascar (Fairmaire).
7. E. kuntzeni n. sp.
Orb’cularıs, convezus, niger, subnitidus, setosus, fronte margine
laterali elevata, carına media tenwi quoque elevata. Thorace haud dense
punctato, mangine laterali elevata, costa laterali utringue abbreviata
subelevata, carinis 4 anticis brevibus. Elytıis margine costis 6 suturalique.
subelevatis, interstitüis seriatim punctatis. Propygidio pygidioque sat
fortiter punctatis. Prosterno lato punctulato, strüis rectis antıce con-
vergentibus haud conjunctis.- Mesosterno antice bisinuato, angulis anticıs
impressis. Metasterno ocellato-punctato utrinque subfoveolato, Ilinea
media sat tenw. L. 2°/, mm.
*N. W. Kamerun [Moliwe bei Yes; Span. Guinea Fakueın
tangan].
Die vorn und hinten abgekürzte, wenig erhobene en:
des Halsschilds, die sämtlich ziemlich gleichmäßig erhobenen Dorsal-
rippen (1 Subhumeral-, 5 Dorsal-, 1 Suturalrippe) der Flügeldecken,
zwischen denen je eine Reihe eröberer Punkte verläuft (bei der Naht-
rippe nahe deren Außenrand, bei den übrigen Rippen nahe dem
Innenrand der Rippe), die wenig ausgedehnten Eindrücke des Meso-
“ und Metasternums (je ein kleines Grübchen in jeder Vorderecke des
6. Heft
86 H. Bickhardt:
Mesosternums und am Vorderrand des Metasternums etwa hinter
dem Mesosternalgrübchen stehend) und die erhebliche Körpergröße
unterscheiden die neue Art leicht von den übrigen bekannten Spezies.
Die Längsfurche des Metasternums ist schmal und endigt vorn ohne
Grübchen an der Meso-Metasternalnaht, die sehr deutlich und einfach ist.
Je 1 Ex. (Typen) von den angegebenen Fundorten. Herrn Dr.
H. Kuntzen, dem ich die Zusendung des Materials aus dem’ Zool.
Museum Berlin verdanke, gewidmet.
8. E.hova Lew. 1885, Onthophilus h. Lewis, in Ann. nat. Hist.
(5) v. 15, p. 473; 1891, E. h. Lewis in Ent. Monthly Mag. v.2, p. 319;
1898, E. saprophagus Fairm., in Bull. Soc. ent. Fr. p. 324; 1916,
E. hova Desbordes, in Ann. Soc. ent. Fr. v. 84, p. 486.
Oval, convex, schwarz, glänzend, beborstet; Fühlerkeule und
Tarsen gelb. Stirn gleichmäßig eingedrückt. Halsschild mit Augen-
punkten besetzt, Seitenrand stärker verbreitert; Lateralrippe parallel,
stark erhoben. Flügeldecken mit erhobener Naht und 4 Rippen,
Zwischenräume mit je 2 Punktreihen, dazwischen mit je einer Reihe
feinerer Punkte. Prosternum seitlich gerandet. Mesosternum vorn
zweibuchtig; Metasternum seitlich mit je einer tiefen Grube und einer
nicht immer deutlichen Längsfurche in der Mitte. L. 1°/, mm.
Madagascar (Lewis).
9. E.novemeostatus Mars. 1856, Onthophilus n. Marseul, in
Monogr. Hister. p. 563, t. 11, £.7; 1891, Z. n. Lewis, in Ent. Monthly
Mag. v.2, p. 319.
Kurz-oval, konvex, schwarz, mäßig glänzend. Stirn mit er-
hobenem Rand und Mittelkiel. Fühler rot. Halsschild nicht dicht
punktiert, Seitenrand und Lateralrippe erhoben, am Vorderrand mit
undeutlichen Anfängen weiterer Rippen. Auf den Flügeldecken sind
die Naht, der Seitenrand und vier Rippen erhoben und mit kurzen
Börstchen besetzt, Zwischenröume mit je zwei Punktreihen. Pro-
pygidium und Pygidium runzlig punktiert. ohne Rippen. Prosternum
breit, Seitenstreifen vorn konvergierend, runzlig; Mesosternum seitlich
mit flachem, unbestimmt umgrenzten Eindruck (Fig. 4), Meso-Meta-
sternalnaht und eine weitere Quernaht schwach vertieft; Mittelfurche
des Metasternum in einer kleinen noch auf das Mesosternum
übergreifenden Grube beginnend. Vorderschienen außen spärlich
bedornt. L. 21/, mm.
*Senegal (Marseul), Abessinien (coll. Bickhardt).
Bemerkung: Beschreibung nach einem von Lewis (1885)
mit der Type verglichenen Siück.
10. E. resimus J. Schm. 1895, E.r. J. Schmidt, in Ent. Nachr.
v. 21, p. 32.
Rundlich, konvex, mattschwarz, punktiert, grau beborstet.
Stirn in der Mitte gekielt. Halsschild mit schwach winkligem Seiten-
rand, der ebenso wie eine parallele Lateralrippe erhoben ist. Auf
den Flügeldecken sind der Rand, die Naht und vier Rippen erhoben,
ee ee
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets.
die Zwischenräume je mit 2 Punktreihen versehen.
87
Propygidium
und Pygidium dicht und kräftig punktiert, ohne Rippen. Prosternum
breit, mit vorn schwach konvergierenden Lateralstreifen; Meso-
Metasternum spärlich punktiert; Mesosternum gegen das Metasternum
geneigt (nicht in derselben Ebene liegend), Vorderecken vertieft, Meso-
Metasternalnaht winklig gebogen, Metasternum ebenfalls in den Vorder-
ecken vertieft (vergl. Fig. 5), Mittelfurche in einer kleinen rundlichen
Grube hinter der Meso-Metasternalnaht beginnend. L. 1?/, mm.
*Gabun (coll. Bickhardt).
o
o
0.0 0 ,.°
o 0°
Fig. 4.
Fig. 5.
Epiechinus novemcostatus Mars. Epiechinus resimus J. Schm.
11. E.laceratus J. Schm. 1895, E. 1. J. Schmidt, in Ent. Nachr.
v.21, p. 33.
Rundlich konvex, schwarz, schwach
glänzend, punktiert, beborstet. Stirn mit
Mittelkiel. Halsschild spärlich punktiert;
Rand schwach gewinkelt und ebenso wie die
Lateralrippe erhoben. Auf den Flügeldecken
sind der Rand, die Naht und 4 Rippen er-
hoben, die Zwischenräume _zweireihig punk-
tiert. Prosternum breit, Seitenstreifen nach
vorn konvergierend. Meso- und Metasternum
spärlich punktiert, an den Seiten mit Ein-
druck, ebenso die Quernaht in der Mitte ver-
breitertt und vertieft mit am Vorderrand
dreizackiger Begrenzung (Fig. 6); Mittel-
furche des Metasternums in einem Grübchen
hinter der Meso-Metasternalnaht entspringend.
L. 2 mm.
*Gabun (coll. Bickhardt).
Fig.6. Epiechinus
laceratus J. Schm.
6. Heft
88 -- H. Bickbhardt:
12. E. bipartitus Lew. 1885, Onthophilus b. Lewis, in Ann. nat.
Hist. (5) v. 16, p. 213; 1891, O.b. Lewis, ibid. (6) v. 8, p. 404; 1891,
Epiechinus b. Lew. in Ent. Monthly Mag. v.2,p.319.
Rundlich, konvex, schwarz, ziemlich matt, beborstet. Stirn runzlig,
Rand erhoben, in der Mitte etwas gekielt. Halsschild spärlich punktiert,
Seitenrand stark erhoben. Flügeldecken mit 4 erhobenen Rippen
sowie Naht und Seitenrand, Zwischenräume je mit zwei Punktreihen.
Propygidium und Pygidium gerunzelt. Prosternum schwach konkav,
Randstreifen ganz. Mesosternum quer, Vorderecken vorn mit ver-
tiefter Linie (Fig. 7); Metasternum mit erhobenem Seitenrand und
eingedrückter gebogener Querfurche im vorderen Sechstel; erstes
Abdominalsegment am Vorderrand mit tiefer Querrinne. L. 1?/, mm.
*Zanzibar (Lewis), Zanzibar, Amani (coll. Bickhardt).
Fig. 7. Fig. 8.
Epiechinus bipartitus Lew. Epiechinus rapps n. sp.
13. E.rappi n. sp.
Differt a E. bipartito statura . majore, pwunctis intervallorum
elytrorum majoribus, impressione transversa‘ postica meso-metasterni
deficiente. L. 2 mm.
*Togo (coll. Bickhardt), Molliwe, Bibundi [Kamerun] (Zool.
Mus. Berlin).
Mit E.bipartitus Lew. am nächsten verwandt, jedoch größer;
mit gröberen Punkten, besonders auf den äußeren Zwischenräumen
der Flügeldecken. Meso-Metasternum nur mit der zwischen beiden
liegenden vorderen Quernaht, Seiten des Meso-Metasternums nur
seicht eingedrückt (Fig. 8).
Ich widme die neue Art Herrn O. Rapp in Erfurt.
5. Genus Plegaderus Erichson (im paläarktischen und nearktischen
Gebiet).
6. Genus Eubrachium Wollaston (westliches Mittelmeergebiet,
kanarische Inseln).
en
Die Histeriden ‚des aethiopischen Fauuengebiets, 89
7. Genus Phloeolister Bickhardt
1916, Phloeolister Bickh. in Wytsman, Genera Insect. Fasc. 166,
E40.
E Die Körperform ist gerundet, stark gewölbt. Der Kopf ist ziem-
lich groß. Die Fühler sind auf der Stirn vor den Augen eingefügt.
Der Fühlerschaft ist gegen die Spitze verbreitert, von der sieben-
gliedrigen Geißel ist das erste Glied doppelt so breit und wenig länger
als das zweite; das zweite Glied ist so breit, aber doppelt so lang als
das folgende Glied, die Glieder drei bis sieben sind etwa so lang als
breit und nehmen nur sehr wenig an Dicke zu. Die, Fühlerkeule ist
scharf abgesetzt, pubescent und mit einzelnen längeren Haaren besetzt.
Die Fühlergrube liest auf der Unterseite des Halsschilds vor den,
Vorderhüften. Das Prosternum besteht aus einem fast glatten Basal-
teil, einem ebenfalls fast glatten Apikalteil und zwei grob punktierten
blattartigen schwach konvexen Seitenteilen, die in der Mitte zusammen-
stoßen und dadurch den Basis- und Spitzenteil voneinander trennen
(vergl. Taf. 3, Fig. 20d, 1. c.); seitlich ist das Prosternum ohne Rand-
furchen. Mesosternum und Metasternum sind ohne Naht verwachsen. Das
Halsschild ist seitlich fein gerandet, außerdem aber mit einer etwas
vom Rande abliegenden Lateralfurche versehen, durch die ein auf-
gewulsteter Rand abgetrennt wird. Das Schildchen ist sehr klein,
undeutlich. Die Flügeldecken sind stark aufgetrieben, mit undeutlichen,
sehr schwachen Andeutungen von Dorsalstreifen. Das Propygidium
ist vie] breiter als lang, quer, das Pygidium ist fast kreisrund, es steht
senkrecht. Die Vorderschenkel haben am Außenrand einen schwachen
stumpfen Zahn, die Vorderschienen sind stark verbreitert. Die Hinter-
tarsen sind — wie die übrigen — fünfgliedrig.
Die Gattung steht nach ihrem Habitus und auch systematisch
zwischen Eubrachium Wollaston und Anapleus Horn. Sie ist mit
Plegaderus Erichson, und Eubrachium W ollaston, infolge der Struktur
des Halsschilds, der Fühlerbildung usw. näher verwandt, jedoch
durch das vollständig abweichende Prosternum und die Körperform
gänzlich verschieden. Auch die Fühlerbildung ist etwas anders, da
da »rste Glied der Geißel bei Phloeolister viel breiter ist; endlich
weicht auch das Mesosternum wesentlich ab.
Die neue Gattung ersetzt offenbar das paläarktische und neark-
tische Genus Plegaderus Erichson, sowie das mediterrane Genus
Eubrachium Wollaston, in Afrika. PBisher sind Vertreter von den
genannten Genera auf dem afrikanischen Festland noch nicht auf-
gefunden worden.
Typus des Genus. — P. braunsi Bickhardt.
P. braunsi Bickh. 1916, P.b. Bickhardt, in Wytsman, Genera
Insect. Fasc. 166, p. 71.
Rundlich-kugelig, schwarz, mäßig glänzend; Fühler und Beine
rötlich. Stirn konvex, dicht fein punktiert, in der Mitte mit schwachem
Längsgrübchen. Halsschild dicht punktiert, stärker glänzend, Lateral-
furehe nahezu glatt, neben der Lateralfurche seitlich in der vorderen
6. Heft
90 H. Bickhardt:
Hälfte schwach eingedrückt. Flügeldecken viel gröber und dicht
punktiert, neben der Naht auf der hinteren Hälfte stark niedergedrückt,
wodurch die Naht ziemlich stark erhoben erscheint. Propygidium
und Pygidium ziemlich grob und dicht punktiert. Auf dem Prosternum
sind die Seitenlappen kräftig punktiert, Basis und Spitze sind fast
glatt. Mesosternum grob punktiert und mit Längsrinne. Vorder-
schienen abgerundet-dreieckig verbreitert. L. 11/,—-1!/, mm.
*Oapland [George] (coll. Bickhardt).
8. Genus Bacanius Le Conte
1853, Bacanius Le Conte, Proc. Acad. Nat. Sc. Philad. Vol. 6,
p- 291; 1854, Lacordaire, Gen. Col. Vol.2, p.271; 1856, Marseul,
Monogr. Hister. p. 567; 1858, Jacquelin du Val, Gen. Col. d’Eur.
Vol. 2, p. 109; 1886, Reitter, Wien. Ent. Zeit. Vol. 5, p. 273; 1899,
Ganglbauer, Käfer v. Mitteleur. Vol. 3, p. 402; 1909, Reitter, Fauna
Germanica, Vol. 2, p. 297; 1912, Kuhnt, Ill. Best.-Tab. Käfer
Deutschlands, p. 377; 1916/17, Bickhardt, in Wytsman, Genera
Insect. Fasc. 166, p. Tl.
Der Körper ist oval, gewölbt, klein. Der Kopf ist rundlich, die
Stirn ist gewölbt, mit dem Epistom ohne Naht verwachsen. Die Ober-
lippe ist vorn zugerundet. Die Fühler sind auf der Stirn zwischen den
Augen eingefügt. Der Schaft ist gekrümmt und gegen die Spitze stark
verdickt. Die Fühlergeißel hat sieben Glieder, das erste Glied ist
etwa doppelt so dick als das zweite und fast ebenso lang, das zweite
ist so lang als das dritte bis fünfte zusammen, vom dritten ab sind
die einzelnen Glieder kürz und perlschnurartig aneinander gereiht.
Die Fühlerkeule ist scharf abgesetzt, zusammengedrückt, oval,
pubescent, mit deutlichen Quernähten. Die Fühlergrube ist groß
und flach, ohne deutliche Umgrenzung, sie liegt unter den Seiten des
Halsschilds vor den Vorderhüften. Zur Anlegung der Fühler in die
Fühlergrube ist der Vorderrand der Brustplatte mit einer schmalen
Rinne versehen. Das Prosternum ist kurz und flach, parallelseitig
mit deutlichen Prosternalstreifen, an der Basis sehr flach ausgebuchtet.
Die Kehlplatte ist groß und breit, vorn schwach gerundet und vom
Prosternum durch eine deutliche Quernaht getrennt. Das Meso-
sternum ist sehr stark quer, der Vorderrand ist in der Mitte etwas
vorgezogen und ragt in die seichte Ausrandung des Prosternums hinein.
Das Halsschild ist gewölbt und hat einen feinen Randstreif. Ein
Schildchen ist nicht wahrnehmbar. Die Flügeldecken sind gewölbt,
viel länger als das Halsschild und mit deutlichem Subhumeralstreif
versehen. Das Propygidium ist kurz, es ist von den Flügeldecken
bedeckt. Das Pygidium ist halboval, wenig gewölbt und größtenteils
auf die Unterseite umgeschlagen. Die Beine sind mittellang. Die
Vorderschienen sind abgeplattet, in der Mitte nach außen stark ge-
rundet-erweitert, am Außenrand mit sehr kleinen Zähnchen besetzt.
Die Mittel- und Hinterschienen sind gegen die Spitze erweitert. Die
a A a nm
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 91
Tarsalfurche ist nicht scharf abgegrenzt. Die Tarsen sind fünfgliedrig.
Das Endglied ist mit zwei Klauen bewehrt.
Typus des Genus. — B. tantillus Le Conte (Nordamerika).
Tabelle der Arten.
1. Halsschild vor der Basis mit einer Querlinie gröberer Punkte.
2%. — la. Halsschild vor der Basis ohne Querlinie gröberer Punkte. 5.
— 2. Oberseite fast überall dicht runzlig punktiert; Kopf mit feinem
Längseindruck. L. 1!/,mm. Kamerun. 1. B. camerunus Bickh. —
2a. Oberseite einfach, nicht runzlig, punktiert; Kopf ohne Längs-
eindruck. 3. — 3. Querraum an der Basis des Halsschilds hinter
der Querlinie punktiert, Oberseite kräftiger punktiert. ‘L. 1 mm.
Seychellen. 2. B. atomarius Sharp. — 3a. Querraum an der Basis
des Halsschildes hinter der Querlinie glatt. Oberseite weniger stark
punktiert. 4. — 4. Innerer Subhumeralstreif der Flügeldecken apikal,
nur bis zur Mitte reichend. Flügeldecken mäßig fein und ziemlich
dicht punktiertt. L. l.mm. Ostafrika. 3. B. usambaricus Bickh.
— 4a. Innerer Subhumeralstreif der Flügeldecken vollständig. Flügel-
decken äußerst fein punktiert. Querlinie vor der Basis des Halsschilds
stärker gekrümmt als beim vorigen. L. %/,—1l mm. 4. B. inopinatus
J. Schm. — 5. Innerer Subhumeralstreif der Flügeldecken nur bis
zur Mitte reichend. Flügeldecken ziemlich kräftig punktiert.
L. ?2/;—*/; mm. Seychellen. 5. B. ambiguus J. Schm. — 5a. Innerer
Subhumeralstreif der Flügeldecken vollständig. Flügeldecken fein
punktiert. L. ?/,—?/;, mm. Ostafrika. 6. B. africanus Bickh.
1. B. camerunus Bickh. 1912, B. c. Bickhardt, in Ent. Mitteil.
v. 1, p. 29.
Gerundet, konvex, pechbraun. Stirn mit schwachem Längs-
eindruck. Die ganze Oberseite dicht runzlig punktiert, nur die Scheibe
des Halsschilds weniger gerunzelt und der schmale Querraum zwischen
Basis und Transversallinie des Halsschildes völlig glatt. Die Sub-
humeralstreifen der Flügeldecken sind gegen die Spitze stark ver-
tieft, der innere ist vorn abgekürzt, der äußere vollständig, geschwungen.
Von den undeutlichen Dorsalfurchen ist die zweite fast vollständig.
Prosternum fast quadratisch, Streifen schwach gebuchtet, an der
Basis kaum punktiert, glänzend, im übrigen dicht, fast runzlig punktiert
und weniger glänzend. Meso-Metasternalnaht tief, den Rand des
Metasternums nicht erreichend; das sehr kurze Mesosternum erscheint
dadurch kissenförmig erhoben; Randstreif des Mesosternums voll-
ständig, ein zweiter äußerer Streif fein, vorn unterbrochen. Pygidium
matt, fast runzlig punktiert. Vorderschienen verbreitert. L. 1!/, mm.
*Kamerun [Lolodorf] (coll. Biekhardt).
2. B. atomarius Sharp. 1885, B. a. Sharp, in Trans. Roy. Dublin
Soc. v.3, p. 128; 1908, B. a. Scott, in Fauna Hawaiiensis v. 3, p. 510,
t. 15, f. 37; 1913. B. a. Scott, in Trans. Linn. Soc. Lond. (2) v. 16, p.229.
Kurz oval, konvex, rötlich, ziemlich dicht und kräftig punktiert.
Halsschild sehr deutlich, jedoch mäßig kräftig punktiert, mit einer
6. Heft
92 H. Biekhardt:
e
Querlinie größerer Punkte vor der Basis, Querraum dahinter punktiert.
Flügeldecken auf der Scheibe kräftig und nicht sehr dicht, an der
Spitze schwächer und dicht punktiert. Zwischen den gröberen Punkten
sind auf Halsschild und Flügeldecken noch sehr kleine Pünktchen
eingestreut. Pygidium dicht punktiert. Prosternum kräftig punktiert,
etwa 1?/,mal so lang als an der Basis breit, Streifen nur im Basal-
teil ausgebildet. Meso-Metasteınalnaht fein, unpunktiert, dicht davor
auf dem Mesosternum eine gebogene Querreihe grober Punkte.
Metasternum seitlich grob, in der Mitte undeutlich punktiert. Vorder-
‚schienen stark verbreitert. L. 1 mm.
Seychellen [Honolulu, Hawai-Inseln] (Sharp, Scott). Ar:
3. B. usambarieus Bickh. 1911, B.u. Bickhardt, in Arch. f£.
Naturg. 1911, v.1, Suppl.1, p.8.
Gerundet, gewölbt, pechbraun, glänzend. Stirn fein und ziemlich
dicht punktiert. Halsschild seitlich gerandet, ziemlich fein und ziemlich
dicht, Flügeldecken etwas kräftiger punktiert. Halsschild mit Quer-
linie vor dem Schildchen, diese verläuft seitlich sehr nahe und ziemlich
parallel der Basis und ist vor dem Schildchen etwas nach vorn aus-
gebogen, so daß hier der glatte Zwischenraum etwas breiter wird.
Flügeldecken mit einem geraden inneren, von der Spitze zur Mitte
reichenden, und einem vollständigen, geschwungenen äußeren Sub-
humeralstreif, ferner einem ebenfalls vollständigen, geschwungenen
Randstreif. Pygidium fein punktiert. Prosternum fast quadratisch
mit parallelen Seitenstreifen und dicht punktierter Kehlplatte.
Mesosternum sehr kurz, Vorderrand in der Mitte mit vorgezogener
Ecke, wodurch er zweibuchtig erscheint; Meso-Metasternalnaht aus
kräftigen Punkten gebildet, Seitenstreifen stark gebogen, Meta-
sternum vorn fast unpunktiert. Vorderschienen verbreitert. L. 1 mm.
*Ostafrika [Amani] (coll. Bickhardt).
4. B. inopinatus J. Schm. 1893, B.i. J. Schmidt, in Bull. Soc.
ent. Fr. p.CHL N
Gerundet, stark konvex, braun, glänzend; Kopf und Halsschild
heller, Oberseite ziemlich dicht kaum wahrnehmbar, Halsschild deutlich
punktiert. Halsschild gerandet, Querlinie vor der Basis gekrümmt,
gekerbt, erhoben, Querraum dahinter glatt. Flügeldecken gegen
die Spitze schwächer punktiert, an der Basis mit mehreren undeutlichen
schiefen Stricheln; äußerer Subhumeralstreif niedergedrückt, der
innere in der Fortsetzung des Halsschildrandes verlaufend, beide
vollständig, Randstreif apikal, bis zur Hälfte reichend. Pygidium
sehr fein punktiert. Prosternum fast quadratisch, Streifen schwach
gebogen, Kehlplatte punktiert. Mesosternum stark zweibuchtig,
vorn ungerandet, Randstreifen seitlich stark gekrümmt, Meso-Meta-
sternalnaht deutlich, Meso-Metasternum nur vor den Hüften spärlich
punktiert. Vorderschienen verbreitert, fein gezähnelt. L. #/,—I mm.
*Seychellen [Mahe] (coll. Bickhardt).
5. B. ambiguus J. Schm. 1893, B. a. J. Schmidt, in Bull. Soc.
ent. Fr. p. CI; 1913, B. a. Scott, in Trans. Linn. Soc. Lond. (2) v. 16,
p- 228,
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 98
Ziemlich rundlich, ziemlich konvex, braunrot, glänzend. Stirn
vorn eben, sehr fein punktiert. Halsschild gerandet, ziemlich dicht,
Flügeldecken noch kräftiger punktiert. Letztere mit einem schiefen
undeutlichen Dorsalstreif und einem inneren apikalen Subhumeral-
streif, der bis zur Mitte reicht, der äußere Subhumeralstreif ist hinten
abgekürzt, der Rand-(Epipleural-)streif vollständig, Naht erhoben.
Propygidium und Pygidium sehr fein punktiert. Prosternum kurz,
Streifen etwas gebogen, Mesosternum vorn zweibuchtig, punktiert,
Randstreif unterbrochen, seitlich schief. Metasternum punktiert,
vorn in der Mitte fast glatt. Vorderschienen gerundet-verbreitert,
fein gezähnelt. L. ?/,—*/, mm.
*Seychellen [La Digue] (coll. Biekhardt).
Biologische Bemerkung: Unter Algen am Strande auf
Sandboden gefunden.
6. B. africanus Bickh. 1911 B. a. Biekhardt in Archiv für Naturg,
1311 v.];-8uppl.l;-Pp: 7.
Gerundet, stark gewölbt, braun, stark glänzend. Stirn eben,
kaum erkennbar punktuliert. Halsschild mit feiner Seitenrandlinie,
sehr fien und nicht sehr dicht punktiert, eine Querlinie nahe der Basis
(vor dem Schildchen) fehlt. Flügeldecken fein, etwas deutlicher als
das Halsschild punktiert.- Naht erhoben, innerer Subhumeralstreif
ganz. Pygidium kaum erkennbar punktiert. Prosternum fast
quadratisch, an den Seiten äußerst fein obsolet gerandet (Seiten-
streifen, gerade und fast parallel), Kehlplatte stärker als die Ober-
seite punktiert; Mesosternum vorn wenig gebuchtet, die Trennungs-
linie zwischen Meso- und Metasternum deutlich, Seitenstreifen stark
gebogen; Metasternum äußerst fein und weitläufig punktiert. Vorder-
schienen verbreivert, fast parallelseitig, fein gezähnelt. L. 3/,„—?/, mm.
*Ostafrika [Amani, Bomoleberg] (coll. Bickhardt).
9. Genus Anapleus G. Horn
1873, Anapleus G. Horn, Proc. Amer. Philos. Soc. Vol. 13, p. 311;
1913, Bickhardt, Eni. Mitteil. Vol.2, p. 175; 1916/17, Bickhardt,
in Wytsman, Genera Insect. Fasc. 166, p. 73; 1886, Abraeodes, Reitter
Wien. Ent. Zeit. Vol. 5, p. 272.
Die Körperform ist gerundet oval, die Oberseite ist gewölbt.
Der Kopf ist klein. Die Stirn ist schwach konkav, ohne sichtbare
Trennungslinie gegen das Epistom. Die Fühler sind auf der Stirn
über der Basis der Mandibeln eingefügt. Die Fühlerschaft ıst ge-
krümmt. Die Geißel ist siebengliedrig, das erste Glied ist mäßig lang,
das zweite halb so groß, die folgenden klein, annähernd gleichlang.
Die Fühlerkeule ist infolge ihceer Größe knopfförmig abgesetzt, eiförmig,
mit deutlichen Nähten versehen. Die Fühlergrube ist groß und seicht,
sie liegt unter der Mitte der Halsschildseiten vor den Vorderhüften.
Die Brustplatte trägt einen Einschnitt zur Durchlegung des Fühlers
in der Richtung nach der Fühlergrube. Das Prosternum ist breit,
6. Heft
94 " H. Bickhardt:
an der Basis gerade oder schwach ausgebuchtet, mit zwei Streifen
versehen. Die Kehlplatte ist kurz, vorn abgestumpft. Das Meso-
sternum hat einen schwach vorragenden zugerundeten Vorderrand.
Das Halsschild hat keinen Randstreifen. Das Schildchen ist äußerst
klein, dreieckig. Die Flügeldecken sind außen ziemlich scharf gerandet.
Das Propygidium ist viel breiter als lang. Das Pygidium ist senkrecht
zur Körperachse geneigt. Die Vorderschienen sind schwach gebogen
und mäßig verbreitert: die Mittel- und Hinterschienen sind ziemlich
schmal. Tarsalfurchen sind kaum angedeutet.
Typus des Genus. — A. marginatus Le Conte (Nordamerika).
Fig. 9. Vorderschien® von Fig. 10.
Anapleus setosellus Bickh. Fühler von Anapleus setosellus Bickh.
A. setosellus n. sp.
Rotundatus, convezus, miger, submitidus; amtennis pedibusque
rufescentibus, supra setul’s albis brevibus seriatim ornatus. Frente
sat dense rugose punctata, inter oculos subimpressa. Thorace elytrisque
lateribus marginatis, »llo sat dense sat fortiter punctato, linea antescutellari
transversali subarcuata notato. Elytris fortiter punctatis rugose stri-
gosisque. Propygidio pygidioque subrugose punctatis. P:;osterno leto
truncato strüs subdistnetis antice divergentibus, mesosterno antice
truncato strüs lateribus tantum notatis, sutura mesometasternali recta
valde erenulata; metasterno longitudinaliter medio sulcato. Trbirs anticis
extus subdilatatis. L. 1—1!/, mm.
*Natal [Pietermaritzburg], Ost-Afrika [Ussure, Unyamyembe|.
Die erste afrikanische Art dieser Gattung. Von den 3 bekannten
Arten durch viel gröbere Skulptur und die in Reihen angeordnete
spärliche Beborstung sehr verschieden. Es besteht einige Ähnlichkeit
mit Abraeus persetifer Desbordes. Letzterem fehlt aber in ersterer
Linie das Gattungskennzeichen, der scharfe in der Fortsetzung des
‘ Halsschildrandes verlaufende Flügeldeckenrand. Außerdem ist
Anapleus setosellus gröber skulpciert, insbesondere auf den Flügel-
decken. Letztere sind sehr kräftig punktiert und längsgerungzelt.
Die Punktlinie vor dem Schildehen hebt sich nicht sehr deutlich ab.
Es liegen 17 Exemplare aus Pieter Maritzburg (Schwarze) vor.
Typen im Dresdner Museum und in meiner Sammlung. Ferner fanden
sich in der Sammlung des Zool. Museums Berlin Exemplare aus Ost-
Afrika von Ussure und Unyamyembe (Methner).
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 95
10. Genus Abraeus Leach
1817, Abraeus Leach, Zool. Miscell. Vol. 3, p. 76; 1853, Le Conte,
Proc. Acad. Nat. Sc. Philad. p. 288; 1854, Lacordaire, Gen. Col.
Vol. 2, p. 280; 1856, Marseul, Monogr. Hister. p. 577; 1858, Jacquelin
du Val, Gen. Col. d’Eur. Vol. 9, p. 114; 1862, 0. G. Thomson, Skand. Col.
Vol. 4, p. 254; 1885, Schmidt, Berl. Ent. Zeitschr. Vol. 29, p. 284;
1886, "Reitter, Wien. Ent. Zeit. Vol. 5, p.273; 1899, Ganglbauer,
Käfer v. Mitteleur. Vol. 3, p. 403; 1908, Fuente, Bol. Soc. Arag.
Cienc. Nat. p. 202; 1909, Reitter, Fauna Germanica, Vol. 2, p. 294;
1912, Kuhnt, Ill. Best.-Tab. Käfer Deutschlands, p. 377; 1916/17,
Bickhardt, in Wytsman, Genera Insect. Fasc. 166, p. 73.
Der Körper ist gerundet, die Oberseite meist stark gewölbt.
Der Kopf ist mäßig gewölbt. Die Stirn ist ohne Naht mit dem Epistom
verwachsen. Die Oberlippe ist verhältnismäßig lang, vorn abgerundet.
Die Mandibeln haben ein Zähnchen am Innenrand. Die Fühler sind
auf der Stirn vor den Augen eingelenkt. Der Fühlerschaft ist ziemlich
lang, gekrümmt und gegen die Spitze verdickt. Die Fühlergeißel
ist siebengliedrig, das erste Glied ist ziemlich kurz, viel dicker als die
folgenden. Die Keule ist zusammengedrückt, verkehrt eiförmig, mit
deutlichen Quernähten. Die Fühlergrube ist ziemlich groß und flach,
sie liegt unter den Seiten des Halsschilds vor den Vorderhüften.
Das Prosternum ist kurz, flach und viel breiter als lang, die Seiten sind
gerade und laufen entweder parallel oder divergieren nach vorn.
Die Basis ist gerade abgestutzt oder schwach zugerundet, der Vorder-
rand ist meist gerade. Das Mesosternum ist viel breiter als lang und
als das Prosternum, es ist am Vorderrand gerade abgestutzt oder
schwach ausgebuchtet, der Randstreif ist meist nur seitlich aus-
gebildet, in der Mitte ist er in der Regel breit unterbrochen. Das
Halsschild ist stark gewölbt und mit feinem Randstreif versehen.
Das Schildchen ist sehr klein, undeutlich. Die Flügeldecken sind meist
stark gewölbt, ohne Subhumeralstreif und ohne Dorsalstreifen, doch
sind zuweilen kurze verwischte basale Andeutungen von Streifen
vorhanden. Das Propygidium ist breiter als lang, stark geneigt. Das
. Pygidium ist gewölbt und auf die Unterseite umgeschlagen. Die
Beine sind ziemlich lang. Die Vorderschienen sind abgeplattet und
ziemlich stark verbreitert, die Tarsalfurche ist undeutlich begrenzt.
Die Mittel- und Hinterschienen sind schmal. Die Tarsen haben fünf
Glieder, das Endglied ist mit zwei Klauen bewehrt.
Typus des Genus. — A. globosus Hoffmann (Europa).
Tabelle der Arten.
1. Oberseite mit Börstchen besetzt. %. — la. Oberseite ohne
Borsten oder Haare. 4. — 2. Halsschild vor der Basis mit einer Quer-
linie (Punktreihe) vor dem Schildchen. L. 1 mm. DBelg. Congo.
1. A. persetifer Desb. — 2a. Halsschild vor der Basis ohne Quer-
linie von Pünkten, höchstens der Basis entlang schwach eingedrückt. 3.
— 3. Oberseite dicht grob und etwas runzlig punktiert, fast matt.
6. llefi
96 H Bickhardt:
Stirn zwischen den Augen eingedrückt. L. 2—2!/,mm. Süd- und
Westafrika. 2. A. setulosus Fährs. — 3a. Oberseite dicht, aber nicht
runzlig punktiert, höchstens die Spitze der Flügeldecken etwas ge-
runzelt, glänzend. Stirn zwischen den Augen nicht eingedrückt.
L. 2 mm. Ostafrika. 3. A.echinaceus J. Schm. — 4. Halsschild
mit einer Querlinie von Punkten vor dem Schildchen. 5. — 4a. Hals-
schild ohne Punkt-Querreibe vor dem Schildchen. 10. — 5. Flügel-
decken mit apikalem Subhumeralstreif. Halsschild seitlich der
Punkt-Querlinie mit kurzen Längsstricheln. L. 1—1!/,mm. Ost-
afrika. 4. A. bacaniofermis Bickh. — 5a. Flügeldecken ohne Sub-
humeralstreif, Halsschild ohne Längsstrichel. 6. — 6. Halsschild
am Vorderrand gerunzelt. Erstes Geißelglied des Fühlers sehr breit
und kurz. L. 2mm.': Capland. 5. A. rugicollis Mars. — 6a. Hals-
schild nicht runzlig punktiert. %. — Sternum fast runzlig punktiert,
Querlinie vor dem Schildchen fast gerade. L. 11/,mm. Senegal,
Abessinien. 6. A. cyclonotus Mars. — 7a. Sternum einfach punktiert,
Querlinie vor dem Schildehen gebogen. 8. — 38. Größere Art
(2—2!/,mm). Sternum ziemlich dicht punktiert. Querlinie vor dem
Schildchen winklig gebogen. Capland. 7. A. curtulus Fährs.. —
8a. Kleinere Arten (?/,—l mm). Sternum weniger dicht punktiert.
Querlinie vor dem Schildchen einfach gebogen. 9. — 9. Fühlerschaft
lang, gebogen, an der Spitze schwach verdickt, 1. Geißelglied lang,
schlank, 2.. halb so lang als das 1. — Vorderschienen mit geradem
Innen- und schwach gebogenem Außenrand. L. ®/,mm. Ostafrika.
8. A. infimus Desb. — 9a. Fühlerschaft nicht sehr lang,. auf einer
Längsseite gerade, auf der anderen winklig gebogen, 1. Geißelglied
verkehrt konisch, 2. um !/, länger als das 1., schmal. Vorderschienen
am Außenrand zur Spitze gerundet verbreitert, vor der Basis aus-
gebuchtet. L. I mm. Ostafrika. 9. A. rugosifrons Desb. — 10. Flügel-
decken dicht und kräftig, auf der hinteren Hälfte teilweise nadelrissig
punktiert. Pygidium glatt. Vorderschienen außen winklig verbreitert.
L. 1!/,mm. Capland. 10. A. instabilis Mars. — 10a. Flügeldecken
ziemlich dicht punktiert, quer über die Mitte mit einem Querband
grober Punkte besetzt. Pygidium schwach punktiert. Vorderschienen
außen gerundet verbreitert. L. 1?/, mm. Capland. 11. A. misellus Fährs.
1. A. persetifer Desb. 1919, A. p. Desbordes, in Bull. Soc. ent.
Er.'»..487.
Kugelig, überall punktiert, oberseits mit kurzen hellen Borsten
besetzt, wenig glänzend, schwarz; Fühler und Beine rot. Kopf fast
runzlig punktiert. Halsschild weniger dicht aber kräftiger punktiert,
vor der Basis mit einer queren Punktlinie. Flügeldecken ohne Streifen,
vorn wie das Halsschild, hinten nadelrissig punktiert. Propygidium
und Pygidium dicht punktiert. Prosternum kurz, breit. Mesosternum
vom Metasternum durch eine kräftig gekerbte Linie getrennt. Letzteres
mit kräftiger Längslinie in der Mitte. L. 1 mm.
Belg. Congo (Desbordes).
2. A. setulosus Fährs. 1851, A. s. Fähraeus, in Bohem., Ins.
Caffr. v.1, p. 547; 1862, A.s. Marseul, in Monogr. Hister. p. 690,
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 97
t.4, f£.2; 1906, A. setiger Lew., in Ann. Mus. Stor. Nat. Genova,
v. 62, p. 405.
Rundlich, konvex, mattschwarz, dicht grob und fast runzlig
punktiert, mit hellen Borsten reihig besetzt; Fühler und Beine braun.
Stirn eingedrückt. Halsschild vollständig gerandet, an der Basis
quer eingedrückt. Flügeldecken mit vorspringenden Schultern, ohne
Streifen, Naht hinten erhoben. Prosternum kurz, quer, vorn kaum
verbreitert. Mesosternum vorn abgestutzt, Randstreif unterbrochen.
Vorderschienen in der Mitte gerundet verbreitert, gezähnelt. L. 14,
bis 2!/, mm.
*Capland (Fähraeus), Westafrika, Natal [Pieter Mariszburg]
(coll. Bickhardt u. Mus. Dresden), Ostafrika [N W.-Usagara, Kwai,
Dschegga-Land] (Zool. Mus. Berlin).
Bemerkung: A.setiger Law. läßt sich von A. setulosus nicht
trennen. Der angebliche Unterschied in der Fühlerbildung besteht
nicht. Der vorn glatte Rand des Mesosternums ist nur sichtbar, wenn
Pro- und Mesosternum nicht zusammengeschoben sind, wie es bei
gewöhnlicher Körperhaltung im toten Zustand öfter der Fall ist.
Mir liegt ein typisches Stück des setulosus aus Natal und eine Reihe
weiterer Stücke aus Pieter Maritzburg (Mus. Dresden) vor.
3. A. echinaceus J. Schm. 1895, A. e. J. Schmidt, in Ent. Nachr.
v.21, p. 34. A
Rundlich, stark konvex, schwarz, punktiert, mit kurzen Börstchen
auf den Flügeldeck:n reihig und zerstreus besetzt. Halsschild dicht,
hinten schwächer punktiert. Flügeldecken kräftiger und dicht, an der
Spitze gerunzelt punktiert. Propygidium und Pygidium dicht punktiert.
Unterseite dicht punkti rt, Prosternum ohne Streifen. Vorderschienen
mäßig verbreitert, außen gerundet, an der Spitze ausgerandet, mit
6— 7 Zähnchen besetzt. L. 2 mm.
*Ostafrika (J. Schmidt).
4. A. bacanioformis Bickh. 1911, A.b. Bickoardt, in Arch.
f. Naturg. 1911, v.1, Suppl.1, p. 6.
Gerundet, konvex, schwarz, glänzend; Beine und Fühler rot,
die Fühlerkeule braungelb. Stirn ziemlich dicht und fein punktiert.
Halsschild fein und dicht punktiert, seitlich gerandet, an der Basis vor
dem Schildehen mit einer kurzen gebogenen Querlinie, die ein spar-
samer punktiertes, querdreieckiges Feld einschließt; seitlich in der -
Fortsetzung der Querlinie eine Reiue paralleler kräftiger Längsstricnel,
die nach außen zu immer kürzer werden. Flügeldecken ziemlich dichö
und etwas gröber als das Halsschild punktiert, ohne Dorsalstreifen,
seitlich mit dünnem apikalem Subhumeralstreif, der bis zur Mitte
reicht; Epipleuren gegen die Spitze zu fein längsgestrichelt. Pygidium
ähnlich den Flügeldecken punktiert. Prosternum vorn sehr breit,
nach der Basis zu stark verengt, ebenso wie das Mesosternum sehr fein
und zerstreut punktiert, letzteres nur seitlich gerandet. Mittelfurche
des Metasternums der ganzen Länge nach deutlich. Vorderschienen
allmählich verbreitert, Außenrand gerundet. L. 1—1!/, mm.
*Ostafrika [Tanga, Amani] (coll. Bickhardt).
Archiv für Naturgeschichte,
1921. A.6. 7 6. Heft
98 - H. Biekhaidt:
5. A. rugicollis Mars. 1856, A. r. Marseul, in Monogr. Hister.
p. 583, t. 14, £.1. ;
Gerundet, kugelig, schwarz, wenig glänzend. Fühler braunrot.
Erstes Geißelglied kurz, sehr breit, zweites viel länger und schmäler,
verkebrt konisch. Stirn dreieckig erhoben, Scheitel gerunzelt punktiert.
Halsschild mit einer Querlinie grober Punkte in Form einer Klammer
vor dem Schildchen, an den Seiten gerandet, kräftig und ziemlich
dicht, vorn am Rande runzlig punktiert. Schildchen klein, dreieckig.
Flügeldecken ziemlich kräftig und dicht punktiert, Epipleuren ge-
runzelt; Dorsalstreif schief, ziemlich lang, undeutlich, Pygidium
kräftiger punktiert, ebenso die Unterseite. Prosternum kurz, breit,
seitlich undeutlich gestreift, an der Basis ausgerandet. Mesosternum
kurz, vorn zugerandet mit vorn unterbrochenem Randstreif. Beine
rötlich. Vorderschienen stark verbreitert, außen gerundet. L. 2 mm.
*Capland (Marseul), Natal (coll. Biekhardt), Ostafrika [Uny-
anyembe] (Zool. Mus. Berlin).
6. A. eyelonotus Mars. 1856, A.c. Marseul, in Monogr. Hister.
p-. 584, t. 14, f. 2.
Oval-gerundet, kugelig, pechbraun, glänzend. Kopf klein, Scheitel
gerunzelt, Stirn konvex, zwischen den Augen dreieckig erhoben.
Fühler rötlich, Schaft lang, an der Spitze verdickt, erstes Geißelglied
kurz und dick, 2. schlanker und. doppelt so lang, die übrigen kurz;.
Keule länglich-oval: Halsschild dicht, gleichmäßig und ziemlich kräftig
punktiert; vor dem Schildehen mit einer fast geraden Querlinie.
Flügeldecken mit hinten schwach erhobener Naht, Punktierung
dicht, untermischt mit gröberen Punkten, Dorsalstreifen schief rudi-
mentär. Pygidium fein punktiert. Prosternum viel breiter als lang,
vorn verbreitert, an der Basis abgestutzt, gegen das Mesosternum
kräftig abgesetzt, beide fast runzlig punktiert. Vorderschienen stark
verbreitert und außen in der Mitte abgerundet. L. 1!/, mm.
Senegal, Abessinien (Marseul).
7. A. eurtulus Fährs. 1851, A.c. Fähraeus, in Boheman, Ins.
Caffr. v.1, p. 548; 1862, A.c. Marseul, in Monogr. Hister. p. 689,
t. 4, £.1.
Rundlich, konvex, schwarz, glänzend; Fühler braun, Keule rot,
_ Oberseite punktiert. Punktierung der Stirn fein und ziemlich dicht,
auf dem Epistom runzlig, auf dem Halsschild und den Flügeldecken
wenig dicht, am Vorderrand des ersteren und seitlich der Scheibe
der Flügeldecken kräftiger. Propygidium grob und tief ebenso auf
dem Pygidium jedoch etwas weniger dicht punktiert. Prosternum
K kräftig und sehr gedrängt, etwas schwächer auf dem Meso-
sternum, zerstreuter auf der übrigen Unterseite punktiert. Stirn
konvex, vorn winklig auf das Epistom vorspringend. Halsschild
mit vollständigem Randstreif, der seitlich kräftig, am Vorderrand
sehr fein ist; vor dem Schildchen mit winklig gebogener Querlinie
von vertieften Punkten, die sich bald dem Rande nähert und diesem
ziemlich lange folgt. Flügeldecken an der Spitze einzeln abgerundet;
Die. Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 99
Dorsalstreifen schief, deutlich, 1. und 3. bis zur Mitte reichend, 2 weiter
hinten beginnend und auf die Epipleuren herabreichend. Propygidium
vorn winklig begrenzt. Pygidıum gerundet. Prosternum breit und
kurz, eben, seitlich gerandet, vorn verbreitert. Vorderschienen ver-
breitert und ın der Mitte außen gerundet, fein gezähnelt. L. 2!/, mm.
Capland (Fähraeus).
8. A.infimus Desb. 1914, A.i. Desbordes, in Voy. Alluaud
et Jeannel, Col. XI, p. 377.
Rundlich, konvex, dunkel rotbraun; Oberseite gleichmäßig und
mäßig dicht punktiert. Stirn konvex, Epistom eben. Kkirstes hühler-
glied (Schaft) lang, gebogen, an der Spitze schwach verdickt, 2. Glied
vie] kürzer, zylindrisch, 3. Glied halb so lang als das 2., die übrigen
noch kürzer, gleichlang; Keule dicht behaart. Halsschild mit einem
Querstreif vor.dem Schildchen, der in der Mitte ziemlich weit abbiegt
und dann dem Basalrand bis zur Hinterecke folgt. Flügeldecken
ohne Streifen. Propygidıum und Pygidium mit weniger dichter
Punktierung als auf den Flügeldecken. Prosternum fast rechteckig,
in der Mitte sehr schwach verschmälert, seitlich fein gestreift, mit
einzelnen feinen Punkten besıtzt. Mesosternum ebenso punktiert,
Meso-Metasternalnaht aus groben Punkten bestehend. Metasternum
deutlicher punktiert, besonders seitlich. Vorderschienen mit geradem
Innenrand und schwach gebogenem Außenrand, fein bedornt. L. ?/, mm.
Ostafrika [Kilimandjaro] (Desbordes).
9. A. rugosifrons Desb. 1914, A. r. Desbordes, in Voy. Alluaud
“et Jeannel, Col. XI, p. 378.
Rundlich, konvex, wenig dicht punktiert außer dem runzlig
punktierven Kopf; braunrot, Kopf dunkler, Beine und Fühler heller.
1. Fühlerglied (Schaft) nicht sehr lang, auf der einen Seite winklig
gebogen, auf der anderen gerade, 2. Glied verkehrt konisch, 3. Glied
gesireckt, um !/; länger als das 2., die übrigen klein, dicht gedrängt.
Auf dem Halsschild vor dem Schildehen mit einer groben Punkt-
Querreihe in Form einer Klammer, vom Schildchen ziemlich weit
abgerückt. Schildchen unsichtbar. Flügeldecken undeutlich ge-
streift. Prosternum quadratisch, mit 2 Streifen. Mesosternum nicht
gerandet; Meso-Metasternalnaht aus sehr großen Punkten gebildet;
Metasternum vorn sehr fein,-nach hinten zu immer gröber punktiert.
Vorderschienen breit, an der Basis ausgebuchtet, in der Mitte gerundet,
außen fein bedornt. L. 1 mm.
Ostafrika [Tanga] (Desbordes).
10. A. instabilis Mars. 1869, Aerıtus i. Marseul, in Berl. Ent. Z.
v.13, p. 292; 1918, Abraeus v. Bickhardt, in Ent. Blätt. v. 14, p. 235.
Kurz oval, gewölbt, rötlich, glänzend. Stirn undeutlich, Hals-
schild dicht punktiert, Randstreif des letzteren vollständig, fein.
Flügeldecken dicht und kräftig punktiert, auf der hinteren Hälfte
nadelrissig. Naht erhoben, Dorsalstreifen obsolei. Pygidium glatt.
Unterseite außer dem Prosternum runzlig punktiert; Prosternum
lang, sehr fein punktiert, vorn breiter, Streifen fast parallel. Meso-.
7* 6. Heft
100 H. Bickhardt:
sternum gerandet, vorn so breit als die Basis des Prosternums.
Vorderschienen außen winklig verbreitert. L. 1!/, mm.
Capland (Marseul).
11. A. misellus Fährs. 1851, A. m. Fähraeus, in Bohem. Ins.
Caffr. v. 1, p.549; 1862, A. monilis Marseul in Monogr. Hister.
p: 691, 1.4, £.8.
Gerundet, konvex, rotbraun, glänzend; Fühler und Beine rot.
Stirn konvex, punktiert. Halsschild dicht punktiert, an den Seiten
mit Randstreif. Flügeldecken ziemlich dicht punktiert, ein breites .
Querband grob punktiert, Streifen undeutlich, Propygidium etwas
kräftiger, Pygidium schwach punktiert. Prosternum kurz, quer,
vorn kaum breiter, Mesosternum vorn abgestutzt, Randstreif unter-
brochen. Vorderschienen gerundet verbreitert, gezähnelt. L. 1?/, mm.
Capland (Fähraeus).
11. Genus Abraeomorphus Reitter (in Europa).
12. Genus Aecritus Le Conte
1853, Ae. itus Le Conte, Proc. Acad. Nat. Sc. Philad. Vol. 6, p. 288;
1854, Lacordaire, Gen. Col. Vo]l.2, p. 281; 1856, Marseul, Monogr.
Hister. p. 595; 1858, Jacquelin du Val, Gen. Col. d’Eur. Vol. 2, p. 115;
1862, C. G. Thomson, Skand. Col. Vol.4, p.252; 1885, J. Schmidt, Berl.
Ent. Zeitschr. Vol. 29, p. 284; 1888, Lewis, Biol. Centr.-Amer. Col.
Vol.2 (1), p. 238; 1899, Ganglbauer, Käfer v. Mitteleur. Vol. 3, p. 405;
1908, Fuente, Bol. Soc. Arag. Cienc.. Nat. p. 202; 1909, Reitter,
Fauna Germanica, Vol. 2, p. 294; 1912, Kuhnt, Ill. Best.-Tab.
Käfer Deutschlands, p. 378; 1916/17, Bickhardt, in Wytsman, Genera
Insect. Fasc. 166, p. 76.
Der Körper ist oval, oben mäßig gewölbt. Der Kopf ist ziemlich
klein, konvex. Die Stirn ist mit dem Epistom ohne Naht verwachsen.
Die Oberlippe ist ziemlich lang und an der Spitze abgerundet. Die
Fühler sind mäßig lang, auf der Stirn vor den Augen eingefügt. Der
Schaft ist schwach gebogen und gegen die Spitze verdickt. Die Fühler-
geißel ist siebengliedrig, das erste Glied ist dicker und fast doppelt
so lang als das zweite, die übrigen Glieder sind klein, fast gleichgroß.
Die Fühlerkeule ist oval, pubescent. Die Fühlergrube ist undeutlich, :
sie liegt auf der Unterseite des Halsschilds vor der Vorderhüfte. Das
Prosternum ist eben, meist parallelseitig, mit einer schwachen Ver-
schmälerung in der Mitte, mit Prosternalstreifen am Seitenrand, vorn
und hinten abgestutzt. Das Mesosternum ist vorn meist abgestutzt
oder breit zugerundet. Das Halsschild ist breiter als lang, nach vorn
gerundet verschmälert mit feinem Marginalstfeif. Das Schildchen
ist sehr klein, dreieckig. Die Flügeldecken sind an der Spitze meist
abgestutzt, punktiert, zuweilen mit obsoleten schrägen Streifen-
rudimenten. Das Propygidium ist kurz, stark quer. Das Pygidium
ist gerundet dreieckig, konvex, stark geneigt. Die Beine sind schlank.
Die Vorderschienen sind nach außen nur schwach verbreitert, mit
EEE we
Die Histeriden des aethiopischeu Faunengebiets. 101
Wimperhaaren besetzt. Die Vorder- und Mitteltarsen haben fünf, die
Hintertarsen nur vier Glieder.
Typus des Genus. — A. fimetarius Le Conte. (Nordamerika.)
Tabelle der Arten.
1. Halsschild mit einer Querlinie an der Basis vor dem Schildchen. 2.
— la. Halsschild ohne Querline vor dem Schildchen. 9. —
2. Flügeldecken mit einem Querband stärkerer Punkte über die Mitte
(an der Naht sind die Punkte weniger grob). L. 1 mm. Ostafrika.
1. A. csikii Bickh. — 2a. Flügeldecken ziemlich gleichmäßig punktiert.
3. — 3. Halsschild im vorderen Teil feilenartig rauh punktiert, Quer-
linie vor dem Schildchen unregelmäßig, aus groben ovalen Punkten
bestehend, Flügeldecken mit sehr flachen Augenpunkten besetzt.
fettglänzend. L. ?/,-?/, mm. Capland. 2. A. megaponerae Bickh.
— 3a. Halsschild nirgends feilenartig punktiert, Flügeldecken nicht
mit flachen Augenpunkten besetzt, lebhaft glänzend. 4. — 4. Hals-
schild ziemlich dicht mit ganz kurzen kräftigen Längsstricheln besetzt;
Flügeldecken ebenso dicht mit etwas dünneren Längsstricheln besetzt,
die hinten in einem breiteren flachen Punkt endigen. Quer-aum
hinter der Transversallinie des Halsschildes (vor dem Schildchen)
glatt. */, mm. Ostafrika. 3. A. methneri n.sp. — 4a. Halsschild
und Flügeldecken mit mehr oder weniger rundlichen Punkten besetzt,
Flügeldecken höchstens stellenweise gestrichelt oder gerunzelt (an
der Spitze). 5. — 5. Spitze der Flügeldecken dicht gestrichelt, Stirn
deutlich punktiert, Querlinie vor dem Schildchen schwach gebogen.
Punktierung der Flügeldecken dicht, Naht erhoben. Prosternalstreifen
vorn und hinten divergierend. L. ?/;,mm. Natal. 4. A. apicestr’gosus
n. sp. — 5a. Spitze der Flügeldecken nicht gestrichelt. 6.— 6. Flügel-
decken (bei starker Lupenvergrößerung) völlig glatt. Querlinie vor dem
Schildchen gerade. L. */,;—1l mm. Madagascar. 5. A. alluaudı
J. Schm. — 6a. Flügeldecken deutlich punktiert. %. — 7. Quer-
linie vor dem Schildchen aus kurzen kräftigen Längsstricheln bestehend,
etwas gebogen. Flügeldecken kräftiger als das Halsschild punktiert.
L. */,—1l mm. Ostafrika. 6. A. eichelbaumi Bickh. — 7a. Quer-
linie vor dem Schildehen aus groben, selten mäßig ovalen Punkten
bestehend, fast gerade. 8 — 8. Querraum vor dem Schildchen
glatt, Querlinie sehr schwach gebogen. Kopf fast glatt, Mesometa-
sternum mit flachem Eindruck. Sternum kaum deutlich, Oberseite
mäßig dicht punktiert. L. 2/,—°/,mm. Ostafrika. 7. A. impressı-
sternus Bickh. — 8a. Querraum vor dem Schildehen mit einzelnen
Punkten, Querlinie gerade. Mesometasternum ohne Eindruck. Pro-
und Mesosternum deutlich punktiert. Oberseite dicht punktiert.
L. 1 mm. Ostafrika. 8. A. multipunctus Bickh. — 9. Oberseite
einfach und ziemlich fein punktiert, ohne Strichel oder Runzeln.
Sternum noch feiner punktiert. L. ®/,—®/, mm. Madagascar.
8. A. madagascariensis J. Schm. — 9a. Flügeldecken vor der Spitze
gestrichelt oder gerunzelt. 10. — 10. Flügeldecken im hinteren
Drittel gestrichelt, die übrige Oberseite ziemlich fein punktiert.
6, Hcit
102 - B. Bickhardt:
L. 1%/,- -1?/,mm. Capland. 10. A. lightfooti Lew. — 10a. Flügel-
decken vor der Spitze gerunzelt, ebenso die Seiten des Halsschildes;
die ganze Oberseite grob punktiert, wie auch das Sternum. L. */, mm.
Ostafrika. 11. A. rugosus Bickh. *
l. A. esikii Bickh. 1918, A.c. Bickhardt, in Ann. Mus. Nat.
Hungar. v. 16, p. 288.
Rundlich, konvex, pechfarben, glänzend; Fühler und Beine
rötlich. Stirn zwischen den Augen quer erhoben, Scheitel schwach
runzlig punktiertt. Halsschild gerandet, fein und dicht punktiert,
Querlinie vor der Basis vor dem Schildehen schwach gebogen, Quer-
raum dahinter spärlich punktiert. Schildchen sehr klein, eingesenkt.
Flügeldecken ziemlich dicht punktiert. mit einem Querband stärkerer
Funkte über die Mitte. Propygidium ziemlich dicht punktiert, hinter
der Mitte aufgetrieben und fast glatt, Pygidium fein punktiert. Pro-
sternum breit, quer vorn verbreitert, Streifen vorn divergierend, wie
das Mesosternum spörlier punktiert; letzteres mit vorn.breit unter-
brochenem Randstreif. Vorderschienen mäßig verbreitert. L. ] mm.
*Ostafrika [Moschi] (coll. Bickhardt und Ungar. Nat. Mus.
Budapest), Kilwa, Ussure, Dar es Salaam (Zool. Mus. Berlin).
Biologische Bemerkung: Nach Methner nur an faulenden
Pflanzenstoffen (nicht an Aas oder Kot oder un.er Rinde).
2. A. megaponerae Bickh. 1914, A.m. Bickhardt, in Proc.
Rhodes. Scientif. Associat. v.13, pt.3, p.41, t. £.1; 1916, Bickh.
in Ent. Blätt. v.12, p.1.
Rundlich, mäßig gewölbt, pechbraun mit rötlichen Beinen. Stirn
konvex, fein punktiert. Halsschild mit Randlinie, vorn tief und feilen-
artig rauh, hint:n einfach punktiert, Querlinie vor der Basis unregel-
mäßig, der sehr schmale Querraum vor dem Schildchen fast glatt.
Flügeldecken fettglönzend, fast matt, ziemlich dicht und fein mit
Augenpunkten besetzt, ‘die sebr flach und im Grunde eben sind und
zuweilen in der Längsrichtung zusammenfließen; seitlich auf der
hinteren Hälfte mit deutlichem Dorsalstr:if. Propygidium fein
punktiert, Pygidium glats. Prosternum fast rechteckig, Streifen nach
vorn und hinten divergierend, zerstreut und sehr fein punktiert. Meso-
sc>rnum kurz, ebens wie das Metasternum punktiert. Vorderschienen
mäßig verbreitert. L. ®/,-5/,mm.
*Süd-Rhodesia [Bulawayo] (coll. Bickhardt).
3. A. methneri Bickh. n. sp.
Suborbiceularis, convezus, piceus, nitidus, antennis pedibusque
dilutioribus. Fronte sat dense subtiliter punctata (punctis longis).
Thorace marginato sat fortiter punctato (punctis longis), linea ante-
scutellari transversa punctorum majorum modice sinuata, spatio
laevi. Elytris aequaliter punctatis, (striolis brevissimis vel punctis longis
a tergo foveolis haud. profundis terminatis), sutura elevata. Propygidio
pygidioque subtiliter punctatis (punctis rotundis). Prosterno subquadrato,
sat fortiter punctato, strüs utrinque wir divergentibus. Mesosterno fere
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 103
rugose punctato; metasterno sat aequaliter punctato (punctis® longis).
Tibiis anticis subdilatatis. L. */, mm.
*Ost-Afrika [ Ussure].
Sehr ausgezeichnet durch die ziemlich dichte Skulptur der Ober-
seite, die auf Kopf, Halsschild und Flügeldecken aus kurzen stäbchen-
förmigen Stricheln (in die Länge gezogenen Punkten) besteht, die
außerdem auf den Flügeldecken je in einem sehr flachen Punkte
(Grübchen) endigen. Die Naht ist hinter dem Schildchen ziemlich
stark erhoben. Die Punktierung des Metasternums ist ähnlich der des
Halsschilds.
Ein Ex. (Type) von Geh. Reg. Rat Methner gesammelt (VII. 11)
im Zool. Mus. Berlin. Dem Entdecker zu Ehren benannt.
4. A,apicestrigosus Bickh. n. sp
Ovalis, piceus, convexus, nitidus; antennis pedibusque rufo-piceis,
Fronte subtilistime punctata. Thorace marginato, sıbtiliter punctato,
linea antescutellari transversa vix sinualta, spatio fere laevi. Elytris
fortius dense punctatis, apice strigosis, sutura subelevata, stria dorsalı
obligua obscleta. Propygidi: pygidioque subtiliter punctatis. Prosterno
subquadrato, haud perspicue punctulate, striüis utrinque divergentibus;
Mesosterno brevi, punctato, sultura meso-melasternali arcuata valde
crenulata antice depressa; metasterno in medio m ılto svbtilius punctulato.
Tibiis antieis subdilatatis. L. *, mm.
.*Natal.
Durch die an der Spitze dicht gestrichelten Flügeldecken aus-
gezeichnet. Die Punktierung der Flügeldecken ist ebenso dicht wie bei
multipunctus, jedoch kräftiger. Der auf dem Spitzendrittel der Flügel-
decken ebenfalls gestrichelte A. lightfooti is, viel größer und hat keine
Querlinie vor dem Schildchen.
1 Exemplar (Type) in m. N (ex coll. J. Schmidt, als
A. lightfooti bestimmt).
5. A. alluaudi J. Schm. 1895, A. a. J. Schmidt in Ann. Soc. ent.
Fr. v.64, p. OXXXIV.
Rundlich- oval, ziemlich konvex, schwarz, glänzend. Halsschild
kaum wahrnehmbar punktiert, Rands.reif vollständig, Quers,reif
vor der Basis gerade. Flügeldeck:n, Propygidium und Pygidium glatt,
Naht in der Mitte schwach erhoben. Prosternum quadratisch, Streifen
parallel, vorn divergierend. Mesosternum mit unterbrochenem Rand-
streif und einem dreieckigen Eindruck; Meso-Metasternalnaht mäßig
deutlich. Vorderschienen zur Spitze schwach erweitert. L. */.—l mm.
*Madagascar [Ambre-Gebirge, 1200 mm] (coll. Bickhardt).
6. A. eichelbaumi Bickh. 1911, A.e. Biekhardt in Archiv f.
Naturg. 1911, v.1, Suppl. 1, p. 9.
Gerundet, mäßig konvex, pechbraun, glänzend; Fühler und
Beine gelbbraun. Stirn konvex, fein punktiert. Halsschild gerandet,
fein und dicht punktiers, mit einer fast geraden, vor dem Schildchen
nur schwach gebogenen Querlinie, die aus sehr kurzen kräftigen
6. Heft
104 H. Bickhardt:
Parallelstricheln besteht; der eingeschlossene Raum vor dem Schildchen
ist glatt. Flügeldecken ziemlich dicht und etwas kräftiger als der Hals-
schild punktiert, Naht schwach erhoben. Propygidium und Pygidium
fein und weniger dicht punktiert. Prosternum fast quadratisch, fein
und weitläufig punktiert, Seitenstreifen fast parallel: Mesosternum
kurz, in der Mitte mit einem schwachen dreieckigen Eindruck, mäßig
dicht punktiert. Vorderschienen wenig erweitert. L. */,—1 mm.
*Ostafrika [Amani, Usambara] (coll. Bickhardt).
7. A.impressisternus Bickh. 1918, A.i. Bickhardt, in Ann.
Mus. Nat. Hungar. v. 16, p. 287.
Oval, ziemlich konvex, braunschwarz, glänzend. Fühler und
Beine gelblich. Stirn konvex, nahezu glatt. Halsschild gerandet,
fein punktiert, Querlinie vor dem Schildchen fast gerade, Querraum
dahinter glatt. Flügeldecken ziemlich dicht punktiert, Naht schwach
erhoben. Propygidium und Pygidium fast glatt. Prosternum fast
quadratisch, Streifen nach vorn und hinten kaum divergierend;
Mesosternum kurz, nach dem Hinterrand zu schwach abfallend, Meta-
sternum von beiden Seiten nach der Mitte zu ebenfalls vertieft, so
daß eine vorn an der Naht der beiden Segmente breiteste, nach hinten
dreieckig schmäler werdende Senkung (flache Aushöhlung) entsteht.
Sternum kaum deutlich zerstreut punktiert. Vorderschienen mäßig
verbreitert. L. */,-/, mm
*Ostafrika [Moschi] (coll. Bickhardt).
8. A. multipunetus Bickh. 1911, A. m. Bickhardt, in Arch. f£.
Naturg. 1911, v.1, Suppl.1, p. 9.
Kurz oval, konvex, pechschwarz, glänzend. Fühler und Beine
rotbraun. Stirn konvex, fein punktiert. Halsschild mit Randstreif,
dicht punktiert, vor der Basis quer vor dem Schildchen mit einer
geraden Punktlinie, der schmale Raum vor dem Schildehen mit einigen
kleinen Punkten besetzt. Flügeldecken dicht punktiert, Naht erhoben,
mit undeutlichem Dorsalstreif. Propygidium und Pygidium sehr
fein punktiert. Prosternum mit nach vorn und hinten divergierenden
Streifen, Mesosternum wie Prosternum punktiert. Vorderschienen
mäßig verbreitert. L. 1 mm.
* Ostafrika [Dar-es-Salaam, Amani] (coll. Bickhardt).
9. A. madagaseariensis J. Schm. 1895, A. m. J. Schmidt in
Ann. Soc. ent. Fr. v.64, p. OXXXIH.
Rundlich, ziemlich konvex, braunschwarz, Fühler und Beine
heller. Kopf fein, Halsschild ziemlich dicht, gegen die Basis stärker,
Flügeldecken etwas weniger dicht punktiertt. Halsschild mit voll-
ständigem Randstreif; Flügeldecken mit mehreren undeutlichen
Stricheln in der Nöhe der Schulter. Pvgidium und Propygidium fein
punktiert. Prosternum mit vorn und hinten divergierenden Streifen.
Mesosternum mit unterbrochenem Randstreif; Meso-Metasternalnaht
deutlich. Vorderschienen nach der Spitze zu mäßig verbreitert.
L. ®/,—*, mm.
*Madagascar [Diego-Suarez] (coll. Bickhardt).
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 105
Biologische Bemerkung: Unter der Rinde des roten Baobab
(Adansonia) gefunden.
10. A.lightfooti Lew. 1893, A.T. Lewis, in Ann. nat. Hist. (6)
v.11, p. 429.
Oval, konvex, braun, glänzend. Kopf zwischen den Augen eben,
fein und spärlich punktiert, Epistom runzlig. Halsschild mit voll-
ständigem Randstreif, Punktierung seicht, nicht dicht, am feinsten
vor dem Schildehen: Schildchen glatt, deutlich. Flügeldecken im
Umkreis des Schildchens sehr fein und spärlich, auf der Scheibe und
seitlich kräftiger (ähnlich wie auf dem Halsschild), dicht und gestrichelt
auf dem Spitzendrittel punktiert. Propygidium und Pygidium mit
einer mikroskopisch feinen Punktierung besetzt, letzteres mit einigen
gröberen Punkten in der Vorderecke. Prosternum glatt, Streifen an
der Basis rechtwinklig verbunden, vorn allmählich divergierend.
Mesosternum vorn stumpf vorspringend, Randstreif vollständig,
ebenso wie das Metasternum mit größeren flachen Punkten nicht
dicht besetzt. L. 1Y/,—1?/, mm.
Capland (Lewis).
11. A.rugosus Bickh. 1911, A. r. Bickhardt in Arch. f. Naturg.
1911, vol. 1, Suppl.1, p. 10.
Fast kreisrund, gewölbt, schwarz, glänzend. Fühler und Beine
rötlich. Die Ober- und Unterseite stark punktiert, am dichtesten auf
dem Halsschild, am gröbsten auf den Flügeldecken. Seiten des Hals-
schilds und Spitze der Flügeldecken längsrunzlig. Eine Querlinie
auf dem Halsschild fehlt. Prosternalstreifen vorn divergierend:; Meso-
sternum kurz, ebenso wie das Metasternum grob punktiert. Vorder-
schienen nach der Spitze zu nur schwach erweiter;s. L. */, mm.
*Ostafrika [Usambara] (coll. Bickhardt).
1. Subgenus Aeletes G. Horn
1873, Aeletes G. Horn, Synopsis, p. 356; 1885, Schmidt Berl.
Ent. Zeitschr. Vol.29, p. 284; 1908, Scott, Fauna Hawaiiensis (5),
Vol.3, p.511; 1916/17, Bickhardt, in Wytsman, Genera Insect.
Fasc. 166, p. 78.
Die Untergattung ist von Acritus Le Conte verschieden durch
das völlig fehlende Schildchen (dieses ist bei äußerer Untersuchung
nicht zu sehen). Die übrigen Charaktere entsprechen denen des Genus
Acritus !) Le Conte.
Typus des Subgenus. — A. politus G. Horn (Nordamerika).
Tabelle der Arten.
1. Halsschild mit einer Querlinie vor der Basis, Oberseite einfach
punktiert, nicht gestrichelt. L. °/, mm. 1. A. daubani Scott. —
la. Halsschild ohne Querlinie vor der Basis, Oberseite gestrichelt
punktiert. 2%. — 2. Größer und breiter oval, weniger depreß, Meso-
3) Vergl. Seite 100.
6. Heft
106 anne H: Bickhardt:
Metasternalnaht nur als feine Linie ausgebildet. Strichel der Ober-
seite nach der Mitte zu mehr oder weniger konvergierend. L. 5/, mm.
2. A. davidsoni Scott. — 2a. Sehr klein, oblong-oval, stärker
abgeflacht, Meso-Metasternalnaht mit einzelnen gröberen Punkten
in der Mitte. Strichel der Oberseite in der Längsrichtung mehr oder
weniger parallel verlaufend. L. ?/;mm. 3. A. fryeri Scott.
1. A. daubani Scott. 1913, A. d. Scott, in Trans. Linn. Soc.
London (2) v.16, p. 230, t. 14, f£. "2728.
Länglich oval, mäßig konvex, glänzend rotbraun, Beine u.
Fühler heller. Kopf fast glatt. Punktierung des Halsschildes ziemlich
weitläufig, Abstand doppelt so groß als ihr Durchmesser, vor der
Basis mit schwach gebogener, gekerbt-punktierter Querlinie, die nicht
brs zur Hinterecke reicht, Querraum dahinter glatt. Punktierung
der Flügeldecken weniger kräftig als auf dem Halsschild, flach und
weitläufig, Flügeldecken bei gewöhnlicher Vergrößerung unpunktiert
erscheinend. Propygidium außerordentlich fein punktiert, Pygidium
glatt. Prosternum 1Y/, mal so lang als an der Basis breit, die Streifen
sind in der hinteren Hälfte fast parallel, vorn divergieren sie ziemlich
stark. Mesosternum mit vollständigem Randstreif. Meso-Metasternal-
naht aus groben Längspunkten bestehend. Mesosternum und Meta-
sternum in der Mitte meist unpunktiert, letzteres seitlich ziemlich
kräftig und zerstreut punktiert. L. ®/, mm.
Seychellen (Scott).
2. A. davidsoni Scott. 1913, A.d. Scott, in Trans. Linn. Soc.
Lond. (2) v. 16, p. 231, t. 14, . 29, 30.
Ziemlich breit-oval, etwas depreß, rotbraun. Halsschild und
Flügeldecken mäßig dicht punktiert, Punkte vorn und hinten in
äußerst feine Strichel ausgezogen, wodurch eine dichte Strichelung
entsteht. Die Strichel sind schwach gebogen und so angeordnet, daß
sie nach der Mitte der Halsschildbasis und nach der inneren Basal-
ecke der Flügeldecke zu etwas konvergieren, dort sind auch die Punkte
etwas gröber und dichter angeordnet. Am Basalrand des Halsschilds
verläuft (unmittelbar am Rande) die übliche besondere Punktreihe.
Propygidium und Pygidium ebenfalls dicht und fein gestrichelt
punktiert (Richtung der Strichel meist quer). Prosternum etwas
länger als breit, am schmalsten in der Mitte; Mesosternum mit vorn
in der Mitte unterbrochenem Randstreif, längs desselben mit einer
feinen Punktreihe. Meso-Metasternalnaht nur als feine Linie erkennbar.
Meso- und Metasternum kräftig punktiert, an den Seiten des letzteren
weitläufiger als in der Mitte, ebenfalls in kleine Strichel (die die Längs-
richtung innehalten) ausgezogen. Erstes Abdominalsegment ähnlich,
aber etwas weitläufiger skulptiert, am Hinterrand fast glatt. L. °/, mm.
Seychellen (Scott).
3. A. fryeri Scott. 1913, A. f. Scott, in Trans. Linn. Soc. Lond.
(2) v. 16, p. 232, t. 14, rf. 31, 32.
Oblong-oval, sehr "klein, depreß, rötlich; Fühler und Beine heller.
Kopf unpunktiert. Halsschild und Flügeldecken fein und dicht ge-
m A U nn m
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 107
‚strichelt, dazwischen mit äußerst feinen Pünktchen; die Strichel
meist in der Längsrichtung angeordnet, an den Spitzen der Flögel-
decken etwas nach dem Nahtwinkel zu konvergierend. Pygidium
äußerst fein quergestricbelt, an der Spitze ganz glatt. Prosternum
etwa 11/, mal so lang als an der Basis breit, Streifen vorn etwas mehr
als hinten divergierend; Oberfläche schwach konvex, mit feiner
Strichelung. Meso-Metasternalnaht deutlich, im mittleren Teil aus
etwa 6 gröberen Punkten bestehend. Meso-Metasternum und erstes
Abdominalsegment fein gestrichelt- punktiert, Strichel kurz und
in der Längsrichtung verlaufend, Punkte sehr fein. L. 2/, mm.
Seychellen (Scott).
2%. Subgenus Halacritus J. Schmidt
189,, Halacritus J. Schmidt, Bull. Soc. Ent. France, p. CIII;
1909, Reitter, Fauna Germanica, Vol.2, p. 297; 1914, Bickhardt,
Ent. Blätt. Vol. 10, p. 310; 1916/17, Bickhardt, in Wytsman, Genera
Insect. Fasc. 166, p. 80.
Die Untergattung ist von Acritus Le Conte verschieden durch das
am Vorderrand in Form einer stumpfen Ecke vorgezogene Meso-
sternum und durch die erweiterten Vorderschienen, die mit kurzen
Dörnchen besetzt sind. Die Prosternalstreifen divergieren ziemlich
stark nach vorn. Die Körperform ist mehr länglich oval. Die sonstigen
Charaktere entsprechen denen der Gattung Acritus!) Le Conte. Die
Tiere leben am Meeresstrand unter Algen usw.
Typus des Subgenus. — H. punctum Aube (Europa).
H. algarum J. Schm. 1893, H. a. J. Schmidt, in Bull. Soc. ent.
Fr. p. CHI; 1913, 7. a. Scott, in Trans. Linn. Soc. Lond. (2) v. 16,
p. 229, t. 14, £.26.
Oval, konvex, rötlich, glänzend. Stirn eben, kaum deutlich
punktiert. ‘Halsschild gerandet, wie die Flügeldecken fein punktiert.
Letzterer mit mäßig erhobener Naht und einem schiefen, kurzen, deut-
lichen Dorsalstreifan der Basis. Propygidium und Pygidium unpunktiert.
Prosternum an der Basis schwach gebuchtet, Streifen vorn stark
divergierend.. Mesosternum mit gebuchteten Seiten, in der Mitte
stumpf vorspringend, Randstreif vollständig, vorn etwas abstehend.
Meso- und Metasternum sehr fein und zerstreut punktiert. Vorder-
schienen verbreitert. am Außenrand kurz bedornt, vor der Spitze
ausgerandet. L. ®/,—1!/, mm.
*Seychellen (Indien, Ceylon) (coll. Bickhardt).
Biologische Bemerkung: Unter Algen oft in Menge an den
Küsten gefunden; kommt wahrscheinlich an allen Küsten des indischen
Ozeans vor.
1), ‚efr.-,p. 100.
6. Heft
108 H. Bickhardt:
6. Subfam. Saprininae.
Bickhardt, in Wytsman, Genera Insect. Fasc. 166, p. 80.
Die Körperform ist oval oder oblong, meist ist die Unterseite
mehr gewölbt als die Oberseite. Das Prosternum hat keine gesonderte
Kehlplatte und ist zwischen den Hüften stark, oft kielförmig, erhoben.
Die Flügeldecken sind mit Dorsalstreifen versehen, die parall I dem
Seitenrand (nicht parallel der Naht) verlaufen und nach der Spitze
zu abgekürzt sind. Das Propygidium ist fast ganz von den Flügel-
decken bedeckt. Das Pygidium ist meist groß, gerundet-dreieckig.
Die Vorderschienen sind verbreitert, am Außenrand gezähnelt oder
bedornt. Die Tarsalfurchen sind nur undeutlich abgesetzt.
Tabelle der Gattungen.
1. Die Vorderschienen sind schlank sichelförmig, nach beiden
Enden verschmälert. Die Tarsalfurche ist sehr lang (etwa ?/, der Tibien-
länge). Die Vordertarsen entspringen nicht am apikalen Ende der
Tibien, sond rn an der Außenseite der Schienen vor der Spitze.
(9. Genus Saprinodes Lewis) — la. Die Vorderschienen sind an der
Basis am schmalsten und verbreitern sich von da ab mehr oder weniger
stark bis zur Spitze. Die Tarsalfurche ist von normaler Länge. Die
Tarsen entspringen am Ende der Schienen. %. — 2. Das Prosternum
hat zwischen den Vorderhüften keine Streifen (Prosternalstreifen).t)
Die Flügeldecken sind kaum gestreift (nur der Nahtstreif ist deutlich
entwickelt). (1. Genus Satrapister Bickhardt) — 2a. Das Prosternum
hat zwischen den Vorderhüften Seitenstreifen (Prosternalstreifen),
die an der Basis entspringen und mehr oder weniger weit nach vorne
reichen. Die Flügeldecken sind mit Dorsalstreifen versehen. 3. —
3. Die Prosternalstreifen biegen unmittelbar vor den Vorderhüften
wit auf die Abdachung des Prosternums hinab ?) und verlaufen
daselbst als tiefe Furche parallel zum Prosternalkiel nach vorn.
(2. Genus Euspilotus Lewis) — 3a. Die Prosternalstreifen biegen gar
nicht oder nur wenig auf die Abdachung des Prosternums herab,
im letzerem Falle verlaufen sie aber geschwungen und konvergieren
wieder mehr oder weniger nach der Spitze des Prosternums. 4.
— 4. Die Klauen sind von normaler Länge und Krümmung. 5. —
4a. Die Klauen sind lang und dünn, mehr oder weniger borstenformig.
€. — 5. Die Stirn ist am Außenrand (Innenrand der Augen) stets
deutlich gerandet. %. — 5a. Die Stirn hat keinen Randstreif. 8.
— .6. Die Klauen sind gleichlang. Die Flügeldecken haben höchstens
Andeutungen eines fünften Dorsalstr ifs. Die Vorderschienen haben
2—3 sehr große Zähne an der Spitze. (7. Genus Xenonychus Wollaston.)
— 6a. Die innere Klaue ist viermal so lang als die äußere. Die Flügel-
deeken haben fünf Dorsalstreifen (und einen Nahtstreif). (8. Genus
!) Auch Saprinus Pipitzi Marseul hat zwischen den Vorderhüften keine
Prosternalstreifen. Die Flügeldecken sind aber bei dieser Art sehr kräftig gestreift.
2) Ähnlich sind die Prosternalstreifen von Platysaprinus; diese Gattung
ist aber sonst nicht mit Euspilotus zu verwechseln (vergl. Beschreibung).
a A 1 a U nn
Di a re
Mi Se A m = u a in
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 109
Chelyoxenus Hubbard). — 7. Die Hinterschienen sind mehr oder
weniger flach gedrückt, ihr Außenrand ist mit einer oder zwei Reihen
Borsten oder Dörnchen besetzt. 9. — 7a. Die Hinterschienen sind
gegen die Spitze am Außenrand verdickt. Die Verdickung ist un-
regelmäßig mit Dörnchen und Borsten besetzt. 6. Genus Pachy-
lopus Erichson — 8. Die Vorderschienen sind ziemlich stark erweitert,
am Außenrand gezähnt und mit deutlicher Tarsalfurche versehen.
Die Oberseite ist kräftig punktiert. 10. Genus Gnathopeus Jacquelin
du Val — 8a. Die Vorderschienen sind nur schwach erweitert, am
Außenrand fein bedornt. Die Taralfurche ist undeutlich. Die Ober-
seite ist äußerst fein punktuliert. (ll. Genus Myrmetes Marseul.) —
9. Die Mittel- und Hinterschienen sind stark abgeplattet und stark
verbreitert, fast parallelseitig. Der Außenrand dieser Schienen ist
mit spärlichen Härchen besetzt. (12. Genus Platysaprinus Bickhardt).
— 9a. Die Mittel- und Hinterschienen sind allmählich und meist
nur mäßig gegen die Spitze verbreitert. Ihr Außenrand ist mit zwei
Reihen Dörnchen oder Borsten besetzt. 10. — 10. Die Stirn hat
keinen erhabenen Querstreif. Die Prosternalstreifen verlaufen parallel
oder divergieren nach vorn. Von der Seite gesehen ist das Prosternum
von hinten nach vorn m.ist eben oder schwach gewölbt. 3. Genus
Saprinus Erichson — 10a. Die Stirn hat einen erhabenen Querstreif.
Die Prosternalstreifen konvergieren nach vorn. Das Prosternum ist
vor der Spitze meist etwas niedergedrückt. 11. — 11. Die Stirn ist
fein punktiert oder fein gerunzelt, ohne gröbere winklige Querrunzeln.
(Msist sehr kleine Arten) 4. Genus Hypocacculus Bickhardt. —
lla. Die Stirn hat ein bis zwei kräftige winklig gebogene Quer-
runzeln. (Die Vorderschienen haben zwei bis drei große Zähnchen
an der Spitze, die mehr oder weniger durchscheinend sind). 5. Genus
Hypocaccus Thomson
I. Genus Satrapister Bickhardt (in Südamerika).
2. Genus Euspilotus Lewis (in Südamerika).
3. Genus Saprinus Erichson
1834, Saprınus Erichson in Klug, Jahrb. Ins. Vol.I, p. 172; 1854,
Lacordaire, Gen. Col. Vol.2, p. 274; 1855, Marseul, Monogr. Hister.
p. 327; 1858, Jacquelin du Val, Gen. Col. d’Eur. Vol. 2, p. 111; 1862,
C. G. Thomson, Skand. Col. Vol. 4, p. 235; 1885, Schmidt, Berl.
Ent. Zeitschr. Vol. 29, p. 302; 1899, Ganglbauer, Köf. v. Mitteleur.
Voi. 3, p. 380; 1908, Fuente, Bol. Soc. Aragon. Cienc. Nat. p. 189;
1909, Reitter, Fauna Germanica, Vol.2, p.291; 1912, Kuhnt, Ill.
Best.-Tab. Käf. Deutschl. p. 373; 1916/17, Bickhardt, in Wytsman,
Genera Insect. Fasc. 166, p.&4.
Biologie: Mattei, Ill. Natur. Sicil. Vol. 19, p. 14 (1906).
Der Körper ist ziemlich dick, meist oval, die Oberseite ist meist
etwas weniger gewölbt als die Unterseite. Der Kopf ist ziemlich klein,
nur wenig-ın das Halsschild eingelassen. Die Stirn ist wenig gewölbt,
zwischen den Mandibeln plötzlich stark verengt. Zwischen Stirn und
6. Heft
110 H. Biekhardt:
Epistom befindet sich keine oder nur eine leicht vertiefte Trennungs-
linie. Die Oberlippe ist kurz, vorn ausgerandet. Die Mandibeln sind
ziemlich stark und kurz, gekrümmt mit scharfer Spitze. Die Fübler
sind unter dem Stirnrande vor dem Innenrande der Augen. in dem
Winkel zwischen Epistom und Stirn eingefügt. Der Schaft ist kurz,
gegen die Spitze verdicki. Die Fühlergeißel ist siebengliedrig, das
erste Glied giößer als die folgenden, das letzte sehr breit und kurz.
Die Fühlerkeule ist gerundet, mehr oder weniger dick, aus vier
Glied:rn zusammengesetzt. Die Füblergrube is, ziemlich tief, rundlich,
an der Seite des Pıosternums vor den Vorderhüften liegend. Das
Mentum ist klein, quer viereckig, am Vorderrand ausgebuchtet. Die
Paraglossen reichen kaum bis zur Spitze des zweiten Tastergliedes.
Die Lippentaster sind dreigliedrig, das dritte Glied ist merklich länger
als das zweite; die Maxillartaster sind viergliedrig, das Endglied ist
etwa so lang als die beiden vorhergehenden. Das Prosternum ist
stark erhoben, die Oberkante schmal mit zwei Längsstreifen, die
parallel nach vorn verlaufen oder (noch häufiger) nach vorn divergieren.
Zuweilen endigen die Streifen in einem über der Fühlergrube gelegenen
Grübchen. Das Mesosternum ist ‚breiter als lang. Das Halsschild
hat einen meist deutlich ausgebildeten Marginalstreif, der zuweilen
an der Basis verkürzt ist. Regelrechte Lateralstieifen (etwa wie bei
Platysoma oder Hister) sind nicht vorhanden, doch treten zuweilen
kürzere Furchen, die ähnlich verlaufen, aber meist abgekürzt sind, auf.
Das Schildchen ist klein, dreieckig. Die Flügeldecken sind in größerer
oder geringerer Ausdehnung punktiert; bei den meisten Arten bleibt
ein größerer oder kleinerer Raum um das Schildchen herum unpuntiert.
Meist sind vier schräg zur Richtung der Naht verlaufende Dorsal-
streifen vorhanden, die fast immer an der Spitze der Flügeldecken
mehr oder weniger abgekürzt sind. Sehr oft ist der vierte Dorsal-
streif an der Basis im Bogen mit dem parallel der Naht verlaufenden
Suturalstreif verbunden. Zuweilen ist der Nahtstreif vorn abgekürzt.
Der innere Subhumeralstreif verläuft meist parallel zum ersten Dorsal-
streif und endigt vorn da, wo der schräge Humeralstreif erlischt,
zuweilen sind beide Streifen im stumpfen Winkel vereinigt. Der äußere
Subhumeralstreif ist fast immer nur durch ein ganz kurzes Streifenstück
an der Basis und nahe dem Rande angedeut-t. Zuweilen fehlt der eine
oder andere der beiden Streifen. Ganz selten ist der äußere Sub-
bumeralstreif in größerem Umfang ausgebildet. Meist sind zwei Rand-
sireifen vorhanden, von denen der innere of, als Spitzenstreif auf dem
Hinterrand der Flügeldecke fortgesetzt ist und an der Nahc dann ın
den Nahtstreif übergeht. Das Propygidium ist zum größten Teil
von den Flügeldecken bedeckt. Das Pygidium ist groß, halb elliptisch
bis dreieckig und stark geneigt, oft senkrecht zur Körperachse gestellt.
Die Beine sind meist ziemlich lang und kräftig. Die Vorderschienen
sind zur Spiize verbreitert, am Außenrand mit Zähnen oder mit kurzen
Dornen besetzt, am Innenrand mehr oder weniger stark bewimpert.
Die Tarsalfurche auf der Oberseite der Vorderschienen ist nur un-
deutlich begrenzt. Die Mittel- und Hinterschienen sind zur Spitze
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 111
nur mäßig erweitert, außen mit Dörnchen meist unregelmäßig und
in zwei bis drei Reihen besetzt, innen bewimpert. Die Enddornen
aller Schienen sind klein. Die Tarsen sind fünfgliedrig, mit einzelnen
Borsten besetze.
Typus des Genus. — 5. semistıvatus Scriba (Eu:opa).t)
Tabelle der Arten.
1. Flügeldecken gelbrot mit schwarzen oder schwarz bezw. grün-
schwarz mit rötlichen oder gelbroten Makeln (Gruppe I nach Marseul-
Schmidt). 3. — la. Flügeldecken einfarbig?) schwarz oder braun
oder metallisch gefärbt, höchstens an der Spitze der Flügeldecken
heller. 2. — 2. Vierter Dorsalstreif nicht mit dem Nahtstreif im
Bogen verbunden ?) (Gruppe Il nach Marseul). 8 — 2a. Vierter
Dorsalstreif im Bogen mit dem Nahtstreif verbunden (Gruppe III
nach Marseul). 12. — 3. Flügeldecken gelbrot mit schwarzer Naht
und hemdenknopfartigem schwarzen Fleck hinter dem Schildchen.
1. 8. eruciatus F. — 3a. Flügeldecken schwarzgrün oder schwarz
mit rötlichem oder gelblichem Fleck. 4. 4. Halsschildseiten auf
der Unterseite mit Wimperhaaren besetzt. Flügeldecken mit gelb-
lichem zweilappigem Fleck an der Spitze. L. 5mm. Madagascar.
2. S.erichsonn Mars. — 4a. Halsschild am Seitenrand nicht be-
wimpert. Flügeldecken mit rötlicher Makel nahe der Mitte. 5. —
5. Vierter Dorsalstreif an der Basis nicht nach dem Schildchen um-
gebogen. 6. — 5a. Vierter Dorsalstreif an der Basis mit dem Naht-
streif im Bogen verbunden®). Dorsalstreifen fein. Flügeldecken
schwarz mit roter Makel von rhombischer Form. L. 3}/,mm. Trans-
vaal. 6. S. pulcher Bickh. — 6. Farbe dunkel schwarzgrün. Makel
groß, rundlich, undeutlich umschrieben. Prosternalstreifen vorn
seitlich herabgebogen, divergierend. L. 3°/,mm. Capland, Natal.
3. S. nitidus Wiedem. — 6a. Farbe schwarz. Flügeldecken hinter
1) Nicht aufgenommen in der nachstehenden Tabelle sind S. semistriatus
Scriba und S. punctatissimus Er., die in Egypten vorkommen. Exemplare des
Berliner Zoolog. Museums, die die Fundortangabe ‚„‚Abessinien“ (coll. Schaufuß)
tragen, halte ich für falsch (bezw. irrtümlich) bezettelt. Mir sind unter vielen
tausenden aethiopischen Histeriden diese beiden Arten- sonst nie zu Gesicht
gekommen. ;
2) Nicht aufgenommen ist in der Tabelle: $. multistriatus Roth, der nicht.
ausreichend beschrieben, vielleicht überhaupt kein Saprinus ist- (vergl. N. 23
„Seite 123).
3) Vergl. auch $8. buqueti, bei dem der Basalbogen vom 4. Dorsalstreif
zum Nahtstreif zuweilen undeutlich ist oder fehlt.
4) Vergl. auch Hypocacculus amoenulus, der sich, abgesehen von dem
schwach erhobenen wenig gebogenen Stirnstreif, durch schwarzgrüne Färbung,
längere Dorsalstreifen, fehlenden Apikalstreif und weniger dichte sowie etwas
gröbere Punktierung der Flügeldecken, ferner durch stärkere Bezahnung der-
Vorderschienen von 8. pulcher unterscheidet.
6. Heft
112 H. Bickhardt:
der Mitte mit gelber zackiger Quermakel. Prosternalstreifen vorn
kaum auf die abfallenden Seiten des Prosternums herabgebogen. %.
— 7. Prosternalstreifen ganz, vorn mäßig divergierend. Stirn punktiert.
Dorsalstreifen 3 und 4 obsolet, verkürzt. L. 6 mm. Angola, Cap-
Verdische Inseln. 4. 8. equestris Er. — Ta. Prosternalstreifen vorn
undeutlich. Stirn runzlig. Dorsalstreifen 3 und 4 nicht verkürzt.
L. 6mm. Senegal, Cap Verdische Inseln. 5. S. perinterruptus Mars. 9.
— 8. Halsschildseiten unten mit Wimperhaaren besetzt. (Zwischen-
räume der Flügeldecken runzlig, Halsschild kupfrig). 9. — 8a. Hals-
schild außen nicht bewimpert. 10. — 9. Nahtstreif vorn kaum
abgekürzt, 4. Dorsalstreif fehlend oder obsolet. L. 5l/;,mm. Cap-
land. 7. 8. versicolor Mars. — 9a. Nahtstreif kurz, apikal, 4. Dorsal-
streif kräftig, etwas gebogen nach dem Schildchen zu. L. 4—6 mm.
Madagascar. 8. 8. fulgidicollis Mars. — 10. Halsschild hinter dem
Kopfe runzlig, im übrigen dicht gestrichelt. Dorsalstreifen der dicht
gerunzelten Flügeldecken kaum kurz angedeutet. Körper klein.
L. 3mm. Madagascar. 9. 8. coeruleatus Lew. — 10a. Halsschild
nicht gestrichelt. Flügeldecken nicht gerunzelt, höchstens im ersten
Zwischenraum. #1. — 11. Punktierung der Flügeldecken in den
Zwischenräumen bis zur Basis reichend. L. 6—-8mm. Fast ganz
Afrıka. 10. S. splendens Payk. (rasselas Mars.). — lla. Punktierung
der Flügeldecken nur bis zur Mitte reichend, die Zwischenräume
außer dem ersten, der einige Strichelung zeigt, glatt. L. 6—-7 mm.
Fast ganz Afrika. 11. 8. elegans Payk. — 12. Flügeldecken grün
oder grünblau-metallisch. 13. — 12a. Flügeldecken schwarz oder
braun, zuweilen erzglänzend. 15. — 13. Seitenrand des Halsschilds
unten mit Wimperhaaren besetzt. 14. — 13a. Seitenrand des Hals-
schilds nicht bewimpert; Flügeldecken dicht gestrichelt punktiert.
L. 4-6 mm. Tropisches Afrika. 14. S. bicolor F. — 14. Oberseite
grünmetallisch, messingglänzend, ziemlich kräftig und dicht punktiert
mit Ausnahme des hinteren Teils der Scheibe des Halsschilds und der
Schildchengegend der Flügeldecken. Halsschild ohne Eindruck hinter
den Augen. L. 3!1/,mm. Capland. 12. $. pseudobicolor Mars. —
14a. Oberseite grünblau, Halsschild mit Purpurglanz; Punktierung
der Flügeldecken viel weitläufiger und feiner als beim vorigen. Hals-
schild mit Eindruck hinter den Augen. L. 4mm. Angola. 13. $. pur-
puricollis J. Schm. — 15. Halsschildseiten unten mit Wimperhaaren
besetzt; Basalbogen des 4. Dorsalstreifs zum Nahtstreif undeutlich;
Prosternum sehr schmal. L. 4mm. Senegal, Capland. 15. $. bu-
queti Mars. — 15a. Halsschildseiten unten nicht bewimpert; Basal-
bogen des 4. Dorsalstreifs deutlich; Prosternum weniger schmal!) 16. ,
Zwischanräume 1-3 der Flügeldecken bis zur Basis punkiert.
1%. — 16a. Zwischenräume 1—3 an der Basis glatt, höchstens der 1.
zuweilen punktiert. 19. — 17. Innerer Subhumeralstreif länger
als der 1. Dorsalstreif. Flügeldecken dicht gestrichelt punktiert mit
Ausnahme der Schildchengegend. L. 4 mm. Angola, Senegal,
1) Vergl. Bemerkung am Schluß der Tabelle.
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets, 113
Abessinien. 16. S. intricatus Er. — 17a. Innerer Subhumeralstreif
so lang als der erste Dorsalstreif. 18. — 18. Halsschild ohne deut-
lichen Eindruck hinter den Augen, Dorsalstreifen 1—-4 allmählich
kürzer werdend. L. 2?/, mm. Natal. 17. 8. areolatus Fährs.. —
18a. Halsschild mit deutlichem Eindruck hinter den Augen. Dorsal-
streifen 1—4 gleichlang. L. Imm. Abessinien. 18. 8. strigel Mars.
— 19. Flügeldecken dicht gestrichelt oder runzlig punktiert. 20.
— 19a. Flügeldecken einfach punktiert. 21. — 20. Spitzenrand
der Flügeldecken glatt, glänzend. L. 3—4 mm. Tropisches Afrika.
19. S. cupreus Er. — 20a. Flügeldecken bis zum Spitzenstreif punktiert.
L. 3mm. Senegal. 20. 8. brunnivestis Mars. — 21. Vorderschienen
mit zahlreichen Zähnchen, Flügeldecken ziemlich fein und mäßig dicht
punktiert, glänzend. L. 2—31/,mm. Senegal, Ostafrika, Arabien,
Mittelmeergebiet. 21. 8. chaleites Ill. — 21a. Vorderschienen mit
4 schwachen Zähnchen, Flügeldecken sehr dicht und fein punktiert,
ziemlich matt. L. 2—3 mm. Madagascar. 22. $. basalis Fairm.
Bemerkung: Die Nummern 16 bis 21 scheinen zum größten
Teil keine guten Arten zu sein. Meiner Ansicht nach handelt es sich
fast durchweg um Formen des 8. chalcites Ill., der ein sehr weites Ver-
breitungsgebiet hat und sehr stark varlırt. Vielleicht läßt sich $. cu-
preus Er. (mit der einen oder anderen der Formen zusammengezogen)
als Art aufrecht erhalten. Die übrigen betrachte ich zum mindesten
als zweiielhafte Arten.
1. 8. eruciatus F. 1792, $.c. Fabricius, in Ent. System. v.1,
p. 75; 1855, 8. c. Marseul, in Monogr. Hister. p. 354, t. 16, f. 1; 1885,
8. c. J. Schm. in Berl. ent. Z. v. 29, p. 303; 1899, 8. c. Lewis, in Ann.
nat, Hist. (7) v.9, t.1, f£.1; 1885, 8. flavipennis Peringuey, in Trans.
S. Afric. Soc. v. 3, p. 85; 1891, 8. c. Lewis, in Ann. nat. Hist. (6) v. 8,
p- 39.
Oval, mäßig konvex, schwarz, glänzend; Flügeldecken gelbrot
mit schwarzer Naht und hemdenknopfförmigem schwarzen Fleck in
der Nähe des Schildchens. Stirn runzlig, Streif sehr fein. Halsschild
auf der Scheibe fein, an den Seiten kräftiger punktiert mit einem
runzligen Eindruck vorn hinter den Augen; Randstreif fein, nicht
unterbrochen, an der Basis etwas abgekürzt. Flügeldecken fein, in
den Zwischenräumen etwas kräftiger, fast runzlig punktiert; Dorsal-
streifen kaum die Mitte erreichend, der erste etwas länger, der 4. sehr
kurz, auch an der Basis abgekürzt, öfter undeutlich, Nahtstreif fast
vollständig; Subhumeralstreifen sehr kurz, der innere mit der Humeral-
linie verbunden. Propygidium wenig dicht punktiert, Pygidium mit_
kräftigen länglichen Punkten, mit einem Eindruck jederseits der Basis
und einem glatten schmalen Längsband. über die Mitte. Prosternum
mit sehr feinen parallelen Streifen, die öfter abgekürzt sind. Meso-
. sternum mit feinem unterbrochenem Randstreif. Vorderschienen
mit 5-6 Zähnchen am Außenrand.
*Senegal, Abessinien, Capland, D. S. W. Afr. [Windhuk, Karibib],.
D. 0. Afr. [Ngogo] (coll. Biekhardt, Zool. Mus. Berlin, Mus. Ham-.
burg).
Archiv für Naturgeschichte
1921. A. 6. 8 6. Ileft
114 H. Biekhardt:
2. 8. erichsoni Mars. 1855, $.e. Marseul, in Monogr. Hister.
p. 363, t. 16, £. 8.
Oval, wenig konvex, schwarz, wenig glänzend. Fühler braun,
Keule rötlich. Stirn eben, gerunzelt, Streif wenig deutlich, vorn ge-
buchtet. Halsschild seitlich bewimpert, Vorderecken schwach ein-
gedrückt, Punktierung auf der Scheibe fein, seitlich und vorn kräftig,
Randstreif fast ganz. Flügeldecken kräftig, dicht runzlig punktiert,
Schultern, Spitzenrand, Schildchengegend und ein kleiner Fleck
auf dem 2. Zwischenraum glatt, an der Spitze mit zweilappigem
gelblichweißem Fleck; Nahtreif vorn abgekürzt, Dorsalstreifen
1—4 bis zur Mitte reichend, der 3. zuweilen abgekürzt oder undeutlich,
- Humerallinis dem 1. Dorsalstreif parallel, innerer Subhumeralstreif
-undeutlich, kurz, äußerer fehlend. Pygidium schmal gerandet, dicht
punktiert. Prosternum fein punktiert, in der Mitte wenig verschmälert,
Streifen vollständig, divergierend, vorn verbunden. Mesosternum
punktiert, Randstreif vollständig. Vorderschienen mit 7—8 ziemlich
kräftigen Zähnchen. L. 5 mm. £
* Madagascar . (Marseul, coll. Bickhardt), Diego-Suarez,
Najanga (Zool. Mus. Berlin).
3. 8. nitidus Wiedem. 1817, S.n. Wiedemann, Zool. Mag. (1)
v.2, p.29; 1855, S.n. Marseul, in Monogr. Hister. p. 364, t. 16, £. 9.
Ziemlich rundlich, wenig konvex. dunkel-schwarzgrün, mit einem
rötlichen, runden Fleck auf der Mitte der Flügeldecken, glänzend.
Fühler und Beine braun. Stirn wenig konvex, fein punktiert, Stirn-
streif vollständig. Halsschild punktiert, an den Seiten fast runzlig,
mit Eindruck hinter dem Auge, Randstreif an der Basis etwas verkürzt.
Flügeldecken fein und wenig dicht auf der hinteren Hälfte punktiert,
Punktierung längs der Naht etwas weiter nach vorn reichend; Naht-
streif ganz, Dorsalstreifen 1 und 3 nicht die Mitte erreichend, 2 un-
deutlich, 4 fehlend; innerer Subhumeralstreif freiliegend, Humeral-
linie etwas vor der Basis im Winkel mit dem 1. Dorsalstreif verbunden;
äußerer Subhumeralstreif kurz, basal. Pygidium dicht punktiert,
an der Spitze fast glatt. Prosternum in der Mitte verschmälert,
Streifen auf der Seitenrand herabgebogen, vorn divergierend. Meso-
sternum fein punktiert, Randstreif ganz. Vorderschienen mit 7—8
Zähnchen. L. 3°%/, mm.
*Capland, Natal. (Typen im Mus. Hamburg), (coll. Bickhardt,
Zool. Mus. Berlin).
4. 8. equestris Er. 1843, S.e. Erichson, in Arch. f. Naturf. (1)
v.9, p. 226; 1855, 8. e. Marseul, in Monogr. Hister. p. 358, t. 18, f. &;
1867, S. e. Wollaston, in Col. Hesperid. p. 82.
Oval, wenig konvex, schwarz, glänzend, Fühler braun, Keule
rötlich. Stirn dicht punktiert, Streif unterbrochen. Halsschild auf
der Scheibe fein und dicht, an der Basis kräftiger und an den Seiten
runzlig punktiert, mit einem Grübchen hinter den Augen, Randstreif
vollständig. Flügeldecken auf der hinteren Hälfte fein und zerstreut
punktiert, ebenso auf den Epipleuren; mit einem gelben zackigen
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets, 115
Querfleck in der Mitte, der vom inneren Subhumeral- bis über den
4. Dorsalstreif reicht; an der Basis des 2. und 3. Zwischenraums mit
seichtem Quereindruck; Nahtstreif an der Basis etwas abgekürzt,
Subhumeralstreifen kurz, der innere von der Humerallinie nicht
deutlich abgesetzt, Dorsalstreifen 1—4 fein, stark abgekürzt, undeut-
lich, besonders der 3. und 4. Pygidium dicht punktiert. Prosternum
ziemlich breit, Streifen nach vorn und hinten divergierend. Meso-
sternum punktiert, Randstreif ganz. Vorderschienen mit 8—9 Zähnchen.
*Angola, Benguella, Cap-Verdische Inseln (Typen im Zool. Mus.
Berlin, coll. Bickhardt).
5. 8. perinterruptus Mars. 1855, S. p. Marseul, in Monogr. Hister.
p. 359, t. 16, £.5.
Mit 8. equestris Er. sehr nahe verwandt und vielleicht nicht
spezifisch verschieden. S. perinterruptus soll sich durch gerunzelte
Stirn, richt verkürzte 3. und 4. Dorsalstreifen und vorn undeutliche
oder abgekürzte Prosternalstreifen von equestris Er. unterscheiden.
L. 6 mm.
Senegal, Cap-Verdische Inseln (Marseul).
6. 8. pulcher Bickh. 1911, 8.9. Bickhardt in Ent. Blätt. v. 7,
. 214.
: Oval, stark gewölbt, schwarz, auf den Flügeldecken mit einer
roten Makel von undeutlich umgrenzser rhombischer Form. Der Fleck
reicht etwa vom 4. Dorsalstreif ab bis wenig über den inneren Sub-
humeralstreif nach außen und verbreitert sich allmählich nach außen
zu. Stirn fein punktiert, Stirnstreif ganz. Halsschild an den Seiten und
am Vorderrand wenig kräftig punktiert, hinter den Augen mit deut-
lichem Eindruck. Randstreif vollständig. Flügaldecken auf der hinteren
Hälfte innen mit mäßig groben Punkten ziemlich dicht besetzt; von
den 4 Dorsalstreifen reichen die beiden inneren kaum bis zur Mitte,
die beiden äußeren und der innere Subhumeralstreif etwas über aie
Mitte hinaus; der vierte Dorsalstreif an der Basis im Bogen mit dem
Nahtstreif verbunden, letzterer am Spitzenrand als Apikalstr -if fort-
gesetzt und in den Randstreif übergehend. Pygidium dicht punktiert.
Prosternalstreifen nach vorn divergierend, daselbst etwas auf die
Seiten herabgebogen, dann im Bogen vorn zusammenstoßend. Meso-
sternum vorn gerandet, fein punktiert. Vorderschienen am Außen-
rand fein gezähnelt. L. 31/, mm.
*Südafrika [Kimberley] (Bickhardt).
7. 8. versicolor Mars. 1855, 8. v. Marseul, in Monogr. Hister.
B.:37654.10, £I9,
Rundlich oval, konvex, dunkelgrün mit goldglänzenden Flügel-.
decken und kupfrigem Halsschild, die Seiten bläulich. Fühler rötlich.
Stirn eben, punktiert, Streif fein, ganz, vorn gebogen. Halsschild
seitlich bewimpert, seitlich breit runzlig punktiert, schwach ein-
gedrückt, Randstreif fein, vollständig. Flügeldecken dicht, in den
Zwischenräumen runzlig, nach innen feiner punktiert, Schildchen-
+ 6. Heft
116- HA. Bickhardt:
gegend glatt. Humerallinie unzusammenhängend, äußerer Subhumeral-
streif kräftig, innerer lang, freiliegend. Dorsalstreifen 1—3 wenig
deutlich, die Mitte überragend, 4. fehlend, Nahtstreif ganz. Pygidium
dicht und gleichmäßig runzlig punktiert. Mesosternum mit ganzem
Randstreif. Prosternum groß, Streifen ganz, stark divergierend.
Vorderschienen mit 12—15 feinen Zähnchen besetzt. L. 5t/, mm.
Capland (Marseul).
8. 8. fulgidicollis Mars. 1855, 8. /. Marseul, in Mönogr. Hister.
p. 392, t. 16, f. 32.
Länglich oval, schwach konvex, goldig grün mit kupfrig glänzendem
Halsschild. Fühler rötlich. - Stirn uneben, gerunzelt, ebenso das
Epistom, Streif ganz, auf das Epistom vorspringend. Halsschild
außen bewimpert, seitlich punktiert und mit einem fast runzligen
Eindruck, der von dem Grübchen hinter dem Auge ausgeht, die Basis
jedoch nicht erreicht, Scheibe kaum deutlich punktiert, Randstreif
fast ganz. Flügeldecken dicht punktiert, an der Basis gegen die Schulter
runzlig, seitlich und. in der Schildchengegend glatt; Nahtstreif nur
hinten deutlich, als Spitzenstreif fortgesetzt, 4. Dorsalstreif basal
kurz, gebogen, 2. noch kürzer, 1.,3. und Humeralstreif fehlend; Sub-
humeralstreifen kurz, deutlich. Pygidium dicht punktiert, Propygidium
fast runzlig. Prosternum vorn verbreitert, fein punktiert, Streifen
gebuchtet. Mesosternum grob, zerstreut punktiert, Streif vollständig.
Vorderschienen mit 6 Zähnchen. L. 4—-6 mm.
*Madagaskar (Marseul, coll. Bickhardt).
9, 8. coeruleatus Lew. 1915, S.c. Lewis, in Ann. nat. Hist.
(7) v.16, p. 611; 1914, S.c. Lew. ibidem, v. 14, t. 15, £. 9.
Rundlich, mäßig konvex, blau, etwas glänzend, Fühler rötlich
braun, Keule dunkler. Kopf dicht und runzlig punktiert, Stirnstreif
vorn unterbrochen, mit kleinem Grübchen auf dem Scheitel. Hals-
schild mit vollständigem Randstreif, hinter dem Kopfe runzlig
punktiert, im übrigen dicht gestrichelt. Flügeldecken mit einigen
Andeutungen von Streifen nahe der Schulter, Humerallinie am.
deutlichsten, vollständig dicht und runzlig punktiert (ohne Strichel,
wie auf dem Halsschild), Randstreif mit dem Spitzenstreif verbunden
und in den Nahtstreif fortgesetzt, der durch die dichte Punktierung
undeutlich ist. Pygidium dicht punktiert. Prosternum mikroskopisch
gestrichelt und unregelmäßig punktiert, Streifen gebuchtet, vorn
und hinten im-Bogen verbunden. _ Mesosternum vorn nahezu gerade,
Randstreif schwach ausgebuchtet, Oberfläche seicht und nicht dicht
punktiert; Metasternum mit kleineren Punkten. L. 3 mm.
Madagaskar (Lewis).
10: 8. splendens Payk. 1811, Heister s. Paykull, in Monogr.
Histeroid. p. 53, t:4, f.8; 1811, Hister elegans Payk. ibid. p. 57, t. 5,
f.1; 1855, Saprinus rasselas Mars. in Monogr. Hister., p. 379, t. 16,
f.21; 1855, S. splendens Mars. ibid. p. 380, t. 16, f. 22.
Oval-gerundet, wenig konvex, blaugrün metallisch, ziemlich
glänzend, auf dem Halsschild zuweilen goldglänzend. Fühler braun.
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 5E7
Stirn ziemlich eben punktiert, zuweilen runzlig, Streif ganz, gebogen.
‚Halsschild auf der Scheibe sehr fein, außen kräftiger und in dem
Eindruck längs der Seiten fast runzlig punktiert; Randstreif kräftig,
an der Basis abgekürzt. Flügeldecken kräftig und ziemlich dicht
punktiert, am Rande und in der Schildcehengegend glatt; erster Zwischen-
raum mit schiefen Stricheln, Humerallinie gerade, Nahtstreif und
4. Dorsalstreif an der Basis abgekürzt, Dorsalstreifen 1— 3 bis zur
Mitte reichend, innerer Subhumeralstreif fehlend, äußerer basal,
mäßig lang, Randstreif ganz. Pygidium gerandet, an der Basis jederseits
eingedrückt und grob-runzlig punktiert, an der Spitze erhoben und
weniger stark punktiert. Prosternum mit vollständigen, fast parallelen
Streifen. Mesosternum mit meist ganzem Randstreif. Vorderschienen
mit 6—7 Zähnchen. L. 6 mm.
*Tropisches Afrika und Südafrika; auch Madagaskar.
Bemerkung: S. splendens und rasselas lassen sich auf Grund
längerer Erfahrung beim Durcharbeiten großer Mengen von Tieren
nicht spezifisch trennen. Die Länge des Randstreifs des Halsschilds
und die Ausdehnung seiner Punktierung sind erheblichen Schwankungen
unterworfen. Auch die übrigen geringen Unterschiede, wie die Ab-
kürzung des Randstreifs der Flügeldecken, die Unterbrechung des
Randstreifs des Mesosternums usw. sind nicht konstant. Die geringen
Farbenabweichungen spielen überhaupt keine Rolle. $. splendens
ist über das gesamte tropische Afrika verbreitet und die häufigste
afrikanische Saprinus-Art.
Biologische Notiz: Stets an Kot (Methner).
11. 8. elegans Payk. I811, Mister e. Paykull, in Monogr. Histeroid.
p. 57,t.5,f£.1; 1855, 8. e. Marseul, in Monogr. Hister. p. 383, t. 16, f.25.
Grün-metallisch glänzend, Flügeldecken bläulich, Kopf und Hals-
schild goldglänzend. Fühler bräunlich. Stirn punktiert, Streif ganz.
Halsschild mit einem seitlichen, runzlig punktierten Eindruck in der
vorderen Hälfte; Randstreif nicht unterbrochen, an der Basis ab-
gekürzt. Flügeldecken auf der hinteren Scheibe bis zur Mitte punktiert,
Nahtstreif, 4. Dorsalstreif und Humerallinie an der Basis abgekürzt,
äußerer Subhumeralstreif kurz, basal, innerer fehlend. Dorsalstreifen
bis zur Mitte reichend, 1. und 3. etwas kürzer als 2. und 4. Erster
Zwischenraum mit einzelnen schiefen Stricheln. Pygidium schmal
gerandet, kräftig punktiert, seitlich an der Basis mit runzligem Eindruck.
Prosternum mit parallelen Streifen. Mesosternum mit vollständigem
Randstreif. L. 6 mm.
*Cap, Senegal, Abessinien (Marseul), Gauda [Galla-Land]
(Zool. Mus. Berlin).
Bemerkung: S$. elegans Payk. ist wahrscheinlich auch nur eins
Rasse des splendens Payk.
12. 8. pseudobicolor Mars. 1855, S. p. Marseul, in Monogr. Hister.
p- 436, t. 17, £. 64.
Gerundet-oval, wenig konvex, grün-metallisch, Halsschild und
Kopf violett-kupfrig. Fühler braun, Keule gelblich. Stirn eben, fein
6. Heft
118 H. Bickhardt:
und dicht punktiert, Streif halbkreisförmig, vollständig. Halsschild
seitlich bewimpert, ohne Eindruck, dicht punktiert, am kräftigsten
an den Seiten und an deren Basis, auf dem hinteren Teil der Scheibe
glatt. Flügeldecken ziemlich kräftig und ziemlich dicht punktiert
mit Ausnahme der Schulter und der Schildchengegend; Streifen
kräftig, 1—-4 die Mitte etwas überragend, der erste zuweilen fast ganz,
4. Dorsalstreif im Bogen mit dem feinen Nahtstreif verbunden; Humeral-
linie kurz, schief, äußerer Subhumeralstreif dicht am Randstreif
liegend, innerer ziemlich lang, fast bis zur Spitze reichend, freiliegend.
Pygidium gleichmäßig und nicht dicht punktiert. Mesosternum glatt,
Randstreif ganz; Prosternum fast gerade, Streifen ganz, vorn stark
divergierend, im Bogen verbunden. Vorderschienen verbreitert, mit
7—8 Zähnchen. L. 31/, mm.
*Capland (Marseul, coll. Biekhardt).
Bemerkung: Ein oberseits vollständig blaues Stück mit feinerer
Punktierung der Flügeldecken und kürzeren feineren Dorsalstreifen
— aber mit fehlendem Eindruck auf dem Halsschild — entspricht
besser der Beschreibung Marseuls bezüglich der Skulptur. Doch
möchte ich die obigen Stücke als die verbreitetere Form dieser an-
scheinend auch sehr variabelen Art ansprechen.
13. 8. purpuricollis J. Schm. 1890, $S. p. J.Schmidt, in Ent.
Nachr. v. 16, p. 42.
Rundlich, mäßig konvex, grünblau, Halsschild und Kopf bläulich-
kupfrig, Beine und Fühler braun, Fühlerkeule gelblich. Stirn dicht
punktiert, Streif vollständig. Halsschild bewimpert, an den Seiten
leicht geschwungen, in der Mitte fein, seitlich dicht punktiert, Scheibe
hinten fast glatt, hinter dem Auge mit deutlichem Eindruck. Flügel-
decken hinten dichter, vorn feiner punktiert, Schulter und Schildchen-
gegend glatt, äußerer Subhumeralstreif deutlich, inn:rer mit der
Humerallinie verbunden, vollständig, erster Dorsalstreif fast voll-
ständig, 2—4 kürzer, jedoch die Mitte überragend, 4 mit dem voll-
ständigen Nahtstreif verbunden. Pygidium dicht punktiert. Pro-
sternum mit vorn divergierenden Streifen, die sich im Bogen ver-
einigen. Vorderschienen mit 6—8 Zähnchen. L. 4 mm.
*Angola (coll. Bickhardt), SW.-Afrika [Windhuk, Hereroland]
(Zool. Mus. Berlin).
14. 8. bieolor F. 1801, Heister b. Fabricius, in Syst. Eleuth. v.1,
p: 86; 1855, Saprinus b. Marseul, in Monogr. Hister. p. 439, t. 17,
f. 66; 1862, S. gabonensis Mars. ibid. p. 468, t. 16, f. 27; 1862, 8.
rhytipterus Mars. ibid. p. 469, t.16, f£.28; 1869 S. lautus Wollaston
(nec Erichson) in Ann. nat. Hist. (4) v. 4, p. 311; 1917, 8. gabonensis
Desbordes, in Voy. Afr. or. angl. Babault p. 10.
Länglich-oval, wenig konvex, dunkel metallisch mit bronze-
farbenem Halsschild und dunkel-grünblauen Flügeldecken. Fühler
braun, Keule rötlich. Stirn dicht punktiert, Streif meist vollständig.
Halsschild mit einem Eindruck hinter den Augen, an der Basis und
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 119
seitlich ziemlich kräftig punktiert, Randstreif etwas vor der Basis
verkürzt. Flügeldecken dicht und fein gestrichelt, zuweilen längs-
runzlig punktiert, in der Schildehengegend und längs der Seiten meist
glatt, zuweilen auch vollständig punktiert; Streifen deutlich, Dorsal-
streifen 1-4 etwas über die Mitte reichend, vom 1-4. allmählich
kürzer werdend, letzterer mit dem Nahtstreif im Bogen verbunden;
Humerallinie sehr tief, in den inneren Subhumeralstreif übergehend
und mit diesem gleichsam einen 5. Dorsalstreif bildend, der den
übrigen parallel verläuft und etwas länger ist als diese; äußerer Sub-
humeralstreif dem Randstreif anliegend, kaum deutlich. Pygidium
ziemlich kräftig und ziemlich dicht, gegen die Spitze etwas feiner,
punktiert. Mesosternum gerandet und sehr schwach punktiert.
Prosternum eben, schmal, Streifen parallel, vorn kaum divergierend.
Vorderschienen verbreitert, außen mit 8—-9 kleinen Zähnchen. L. 4
bis 6 mm.
*Tropisches Afrika (alle Sammlungen).
Bemerkung: Desbordes hat bereits in dankenswerter Weise
S. rhytipterus mit 8. gabonensis versinigt. Er hätte auch noch einen
Schritt weitergehen und beide obige Formen zu 8. bicolor F. als Syno-
nyme stellen sollen. Tatsächl’ch bestehen keinerlei spezifische Unter-
schiede.e Das Wesentliche: .die Halsschildskulptur, die Bildung des
Humeralstreifs, der mit dem inneren Subhumeralstreif gewissermaßen
einen 5. Dorsalstreif bildet, ferner die Prosternalbildung stimmen
völlig überein. Das einzig Verschiedene, die Skulptur der Flügeldecken,
ist sehr variabel. Ich besitze mehrere Stücke, die auf den Flügeldecken
sogar vollkommen bis zum Schildehen dicht punktiert sind. Über-
gänge sind zahlreich zu finden. Auch diese Art ist häufig und über
das ganze tropische Afrika verbreitet.
15. $. buqueti Mars. 1855, $. db. Marseul, in Monogr. Hister.
p- 696, t.19, £. 136.
Oval, ziemlich konvex, schwarz, ziemlich glänzend. Fühler
rötlich. Stirn wenig gewölbt, runzlig punktiert, Streif vorn undeutlich,
Epistom sehr schmal. Halsschild bewimpert, runzlig punktiert,
vorn breit eingedrückt. Flügeldecken dicht runzlig punktiert, Schultern
und Schildchengegend fast glatt, Streifen in der dichten Punktierung
wenig deutlich, Nahtstreif vollständig mit dem 4. Dorsalstreif undeutlich
ım Bogen verbunden, letzterer bis zur Mitte reichend, 2. und 3. etwas
länger, 1. fast die Spitze erreichend, Humerallinie nicht ganz die Basis -
erreichend, mit dem inneren Subhumeralstreif verbunden und bis
zur Spitze fortgesetzt, parallel dem 1. Dorsalstreif, Randstreif ganz.
Pygidium gewölbt, gleichmäßig ziemlich kräftig und dicht punktiert.
Mesosternum fast glatt, Randstreif ganz. Prosternum schmal, Streifen
deutlich, sehr genähert, vorn verbunden. Vorderschienen mit vier
ziemlich starken Zähnchen. L. 4 mm.
*Senegal, Capland (Marocco, Algier, Tunis).
16. 8. intrieatus Er. 1843, 8. i. Erichson, in Arch. f. Naturg.
(1) v 17, p. 123; 1862, 8. . Marseul, in Monogr. Hister. p. 470, t. 16,
1.29,
6. Heft
120 H. Bickhardt:
Rundlich-oval, konvex, schwarz, auf der unpunktierten Ober-
seite ziemlich glänzend. Fühler braun, Keule röclich. Oberseite dicht
punktiert, und zwar fein auf der Stirn, kräftig und runzlig auf den
Halsschildseiten, gestrichelt auf den Flügeldecken mit Ausnahme
der Schildchengegend, die glatt ist. Punktierung des Pygidiums
gleichmäßig und kräftig. - Stirn konvex, Streif vorn unterbrochen.
Halsschild mit Grübchen hinter den Augen; Randstreif fein, vorn ohne
Unterbrechung, nicht ganz bis zur Basis reichend. Flügeldecken
ziemlich kräftig gestreift; Dorsalstreifen etwa bis zur Mitte reichend,
wo sie in der dichten Strichelung verschwinden, an der Basis kurz
hakenformig gebogen, 4. Dorsalstreif im Bogen mit dem Nabtstreif
verbunden, der sich als Apikalstreif und Randstreif fortsetzt. Äußerer
Subhumeralstreif kurz, basal; innerer ziemlich lang, fast mit der
Humerallinie verbunden. Pygidium an der Spitze konvex. Prosternum
an der Basis verbreitert, Streifen kräftig, gebuchtet, divergierend,
ohne auf den abfallenden Rand hinabzubiegen, vorn verbunden.
Mesosternum breit ausgebuchtet, Randstreif ganz, Punktierung
ziemlich kröftig und wenig dicht. Vorderschienen verbreitert, mit
8—10 kleinen Zähnchen. L. 4 mm.
*Angola (Typen im Zool. Mus. Berlin).
17. 8. areolatus Fährs. 1851, S. a. Fähraeus, in Bohem. Ins.
Caffr. v.1, p. 542; 1855, $. a. Marseul, in Monogr. Hister. p. 447,
t. 18, T. 72.
Rundlich-oval, schwarz metallisch, glänzend. Fühler und Beine
braun. Stirn fein gerunzelt, Stirnstreif unterbrochen. Halsschild
fein punktiert, an den Seiten gerunzelt, ohne deutlichen Eindruck })
hinter den Augen, Randstreif abgekürzt. Flügeldecken dicht gestrichelt-
punktiert, außen und in der Schildchengegend glatt, Dorsalstreifen
dünn, 1—4 bis zur Mitte reichend, allmählich kürzer werdend, 4 mit
dem Nahtstreif im Bogen verbunden, Humerallinie fein, undeutlich,
Subhumeralstreifen kurz, der äußere neben dem Randstreif, der innere
frei, nicht über den 1. Dorsalstreif hinausragend. Pygidium konvex,
dicht und gleichmäßig punktiert. Mesosternum mit vollständigem
Randstreif, fein und zerstreut punktiert. Prosternum fast eben,
Streifen vorn wenig divergierend, fast parallel. Vorderschienen ver-
breitert, außen mit 6—-7 Zähnchen. L. 2°/, mm.
*Natal (Fähraeus) (Zool. Mus. Berlin).
18. 8. strigil Mars. 1855, S. s. Marseul, in Monogr. Hister. p. 444,
t. 17, £. 70.
Gerundet oval, schwach konvex, schwarz, erzglänzend. Stirn
dicht und fein punktiert, Streif vorn undeutlich. Halsschild hinter
den Augen mit deutlichem Grübchen, auf der Scheibe fein punktiert,
an den Seiten gerunzelt, Randstreif vollständig. Flügeldecken nadel-
rissig dicht punktiert, Schultern und Schildchengegend glatt glänzend.
!) Bei den von Erichson bezettelten Stücken des Berliner Museums
ist der Eindruck hinter den Augen recht deutlich.
Die Histeriden. des aethiopischen Faunengebiets. 121
Dorsalstreifen fein, gleichmäßig bis zur Mitte reichend, 4 mit dem
Nahtstreif im Bogen vereinigt; Humerallinie undeutlich, nicht mit
dem inneren Subhumeralstreif verbunden, letzterer nicht über dem
1. Dorsalstreif hinausragend; äußerer Subhumeralstreif kurz, basal.
‘Pygidium fein und dicht punktiert. Mesosternum vollständig gerandet,
zerstreut punktiert. Prosternum mit Streifen, die nicht auf den ab-
fallenden Rand herabbiegen und vorn divergieren. Beine rötlich,
Vorderschienen verbreitert, mit 8 Zähnchen besetzt. L. 3 mm.
*Abessinien (Marseul, coll. Bickhardt).
19. 8. eupreus Er. 1838, 8.c. Erichson, in Klug, Jahrb. Ins.
v.1l, p.182; 1855, $.c. Marseul, in Monogr. Hister. p. 448, t. 18,
2.73; 1851, S. natalensis Fährs. in Bohem. Ins. Caffr. v.1, p. 543;
1862, S.n. Mars. in Monogr. Hister. p. 472, t. 16, £. 31.
Kurz-oval, erzglänzend, ziemlich konvex, Fühler rötlich, Keule
braun. Stirn dicht punktiert, auf dem Scheitel mit einem kleinen
Grübchen, Stirnstreif vorn unterbrochen. Halsschild mit einem
schwachen Eindruck hinter den Augen, ziemlich dicht und fein,
seitlich etwas kräftiger punktiert, auf der Scheibe fast glatt, Rand-
streif fast ganz. Flügeldecken dicht runzlig punktiert, Seiten- und
Spitzenrand sowie Schildchengegend ausgedehnt glatt. Naht-
streif ganz, mit dem 4. Dorsalstreif an der Basis verbunden, letzterer
in der Mitte abgekürzt, 1—-3 allmählich länger werdend, Humeral-
linie fehlend, innerer Subhumeralstreif lang, gerade, äußerer kurz,
dicht am Rande. Pygidium dicht und gleichmäßig punktiert. Pro-
sternum mit vollständigen Streifen, die vorn und hinten divergieren.
Mesosternum mit vollständigem Randstreif, Punktierung fein und
zerstreut. Vorderschienen mit 6—-7 spitzen Zähnchen. L 3—4 mm
*Capland, Benguela (Typen im Zool. Mus. Berlin), SW.-Afrika
[Okahanja, Hereroland], Kamerun [Moliwe, Nssanakang]), Togo
[Bismarckburg], O.-Afrika [Kilimandjaro], Ascension (Zool. Mus.
Berlin).
20. 8. brunnivestis Mars. 1855, 8. b. Marseul, in Monogr. Hister.
p. 449, t. 18, f. 74.
Ziemlich gerundet, konvex, dunkel erzglänzend.. Beine und
Flügeldecken rotbraun, Stirn fein punktiert, Stirnstreif undeutlich.
Halsschild ‚fein punktiert, auf der hinteren Scheibe fast glatt, hinter
den Augen mit Eindruck (Ausrandung), Randstreif vollständig.
Flügeldecken dicht runzlig punktiert, Seitenrand und Schildchen-
gegend in ziemlicher Ausdehnung glatt; Nahtstreif vollständig, an
der Basis im Bogen mit dem 4. Dorsalstreif vereinigt, Dorsalstreifen
1—4 parallel, gleichlang, etwas über. die Mitte reichend, Humeral-
linie undeutlich, innerer Subhumeralstreif lang, gerade, äußerer kurz,
basal, Randstreifen vollständig. Pygidium ziemlich dicht und gleich-
mäßig punktiert. _ Mesosternum fein und zerstreut punktiert, mit
vollständigem Randstreif. Prosternum in der Mitte verschmälert,
Streifen in der Mitte einander genähert, vorn divergierend und sich
6. Heft
122 H. Bickhardt:
gerundet vereinigend. Vorderschienen gerundet verbreitert, mit 7—8
spitzen Zähnchen besetzt. L. 3 mm.
*Senegal (Marseul, coll. Bickhardt, Zool. Mus. Berlin).
21. 8. chaleites Ill. 1807, 8. c. Illiger, in Mag. v. 6, p. 40; 1855,
S. c. Marseul, in Monogr. Hister. p. 445, t. 18, £. 71; 1885, S. c. J. Schm.
in Berl. ent. Z. v. 29, 305; 1899, $. ec. Ganglbauer, in Käf. v. Mitteleur.
= 3, p. 384; 1909, S. c. Reitter, in Fauna germ. v.2, p. 292; 1801,
S. affinis Paykull, in Monogr. Histeroid. p. 76;.4.7, 2.2: 12072
rufipes Gyllenhal, in Ins. Suec. v. 1, p. 90; 1862, S.v. georgicus Marseul,
in Monogr. Hister. p. 471, t. 16, £. 30: S. dubius Motschulsky, in Bull.
Soc. Nat. Moscou; 1911, $. angoranus Bickh. in Ent. Blätt. v. 7,
p. 110; 1912, 1. c. v. 8, p. 89; 1916/17, 8. chaleites Bickh. in Wytsman,
Genera Insect. Fasc. 166, p. 87.
Rundlich, schwach konvex, erzfarben, glänzend, Fühler braunrot,
Keule heller. Stirn dicht und fein punktiert, Streif vorn unterbrochen.
Halsschild fein und zerstreut punktiert, Scheibe fast glatt, mit deut-
lichem Eindruck hinter den Augen; Randstreif fein, vor der Basis
etwas verkürzt. Flügeldecken ziemlien fein und mäßig dicht punktiert }),
so daß der Grund der Flügeldecken deutlien sichtbar bleibt, Schultern,
Seitenrand und Schildchengegend in ziemlicher Ausdehnung glatt;
erster Zwischenraum von schiefen Stricheln g.furcht; Nahtrtreif
ganz, an der Basis im Bogen mit dem 4. Dorsalstreif vereinigt, 2.
und 4. bis zur Mitte, 1. und 3. etwas darüber hinaus reichend; Humeral-
linie kurz, undeutlich, innerer Subhumeralstreif kurz, freiliegend,
äußerer kurz, basal. Pygidium ziemlich dicht und gleichmäßig punktiert.
Mesosternum punktiert, Randstrsif vollständig. Prosternum in der
Mitte verschmälert, vorn vorgebogen, Streifen in der Mitte einander
genähert, an der Basis und vorn divergierend. Vorderschienen mit
zahlreichen (8—9) spitzen Zähnchen. L. 2 —31/, mm.
*Senegal. Orlog-River, D.SW.Afrika [Okahandja, Windhuk,
Gobabis, Südl. Hereroland), Benguella, Moja, Artu, Ganda- Ali,
Kiriame], Ostafrika, Ascension [Mittelmeergebiet].
22. 8. basalis Fairm. 1898, $. b. Fairmaire, in Bull. Soc. ent.
Fr. v. 67, p. 323.
Rötlich metallisch, etwas erzglänzend; Beine pechfarben, Fühler-
keule bräunlicb. Kopf konvex, ziemlich fein und dicht punktiert,
vorn ohne Querkiel auf der Stirn. Halsschild mit gerundeten Vorder-
ecken, auf der Scheibe ziemlich fein, seitlich kräftiger punktiert, vorn
jederseits schwach eingedrückt. Flügeldecken sehr dicht und ziemlich
fein punktiert, ziemlich matt, nur in der Schildchengegend zwischen
dm Naht- und 4. Dorsalstreif glänzend glatt; Nahtstreif fast voll-
stänaig, hinten undeutlich werdend, mit dem 4. Streif im Bogen
vereingt, Dorsalstreifen 1—4 fast bis zur Mitte reichend, die Zwischen-
1) Mir liegen aus der östlichen Mittelmeergegend von Cypern und Klein,
asien auch Formen vor, die dicht gestrichelt punktierte Flügeldecken haben
also an die afrikanischen Formen intricatus und strigil erinnern.
Dit U De Da Ze m ua nn 9
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 123
räume der 3 ersten Streifen weniger punktiert, ziemlich glänzend.
Pygidium dicht punktiert. Vorderschienen an der Spitze verbreitert
und schwach 4-zähnig. L. 2—3 mm.
Madagaskar (Fairmaire).
* *
*
Nicht aufgenommen in die Tabell« ist die folgende zweifelhafte
Art, deren Gattungszugehörigkeit nicht einmal feststeht.
23. Saprinus multistriatus Roth; 1851, S. m. Roth, in Arch. f.
Naturg. (1) v.17, p. 123.
„Ss. aenescens, nitidus; thoracis lateribus punctatis, elytrorum
stria suturali integra, secnnda tertia et quinta abbreviatis, quarta
et sexta integris, arcuatis; limbo inter striam sexta integris, arcuatis;
limbo inter striam sextam et lateralem quatuor striis seu suleis exarato.
Long. corp. lin. 2—2?/,; lat. lin. 11/,—2.”
Ob es sich überhaupt um einen Saprinus bandelt, ist zweifelhaft,
da über die Punktierung der Flügeldecken, die Skulptur des Kopfes
und der Unterseite nichts gesagt ist. Es könnte also auch ein Epitoxus
oder Exosterrus oder P: obolosternus in Frage kommen. Sellte wirklich
ein Snprinus in Frage kommen, dann wäre die obige Diagnose etwa
so in die jetzt üblichen Bezeichnungen zu übersetzen: ‚Oberseite
erzglänzend glatt; Halsschild seitlich punktiert; Flügeldecken mit
vollständigem Nahtstreif und 2. Dorsalstreif; Hwumerallinie und
innerer Subhumeralstreif zusammen einen weiteren äußeren Dorsal-
streif (sexta) bildend, der vollständig ist, 1., 3. und 4. (quinta, tertia,
secunda) abgekürzt, Epipleuren mit 4 Streifen. L. 4—5!/, mm.“ —
Saprinen mit 4 Epipleuralstreifen kenne ich nicht; da Roth die
Punktierung des Halsschilds angegeben hat, hätte er wohl auch eine
solche der Flügeldecken erwähnt, wenn sie vorhanden gewesen wäre.
Ich halte Saprınus multistriatus also nicht für einen Saprınus, vermag
ihn aber mangels ausreichender Beschreibung auch in keiner anderen
Gattung unterzubringen. Gattung und Art sind also als zweifelhaft
anzusehen.
4. Genus Hypocaceulus Bickhardt
1916/17, Hypocacculus Bickhardt, in Wytsman, Genera Insect.
Fasc. 166, p. 95. i
Die Gattung steht zwischen Saprinus Erichson und Aypocaccus
Thomson in der Mitte. Sie umfaßt kleine und sehr kleine Arten, die
bisher teils diesem teils jenem Genus’ zugerechnet wurden. Das neue
Genus unterscheidet sich von Saprinus durch die erhaben gerandete
Stirn (Der Rand hat die Form eines feines Querkieles) und die durch-
schnittlich geringere Größe. Die Prosternalstreifen sind dicht zu-
sammengerückt und konvergieren gradlinig nach vorn, wo sie sich
meist in sehr spitzem Winkel vereinigen. Von Hypocaccus ist die
Gattung verschieden durch die gleichmäßig punktierte oder gleich-
mäßig fein gerunzelte Stirn; größere winkelförmige @uerrunzeln
fehlen, auch ist Hypocacculus durchschnittlich kleiner.
6. Jeft
124 ° —H. Bickhardt:
Die übrigen Charaktere entsprechen denen der Gattung Saprinus!)
Erichson. |
Typus des Genus, — H. metallescens Erichson. (Europa.)
Tabelle der Arten.
‘ 1. Flügeldecken ohne erkennbare Dorsalstrsifen in der dicht
runzligen Punktierung, nur der Nahtstreif ist ausgebildet; vor und
binter der Mitte mit je einer gezackten glatten Querbinde in der sonst
grobrunzligen Punktierung TI, 1?/,—21/;, mm. Capland. 1. 7. braunsi
n. sp. — la. Flügeldecken mit deutlichen Dorsalstreifen. Anordnung
der glatten Stellen auf den Flügeldecken anders. 2%. —2. Flügeldecken
hinter der Mitte mit mehreren (oft kleinern) schaf umschriebenen
glänzenden Feldern in der sehr dichten (meist runzligen) Punktierung.
3. — 2a. Flügeldecken ohne scharf umgrenzte glänzend glatte Flecken
hinter der Mitte. Gewöhnlich nur mit glattem Feld an der Basis
des 4. Zwischenraumes (zuweilen auch im 2. Zwischenraum an der
Basis). Seltener sind die Flügeldecken auch vollständig punktiert. 8.
— 3. Halsschild mit mehreren deutlichen glatten Flecken in der
dichten Punktierung (außer dem üblichen glatten Fleck auf der
Scheibe). 4. — 3a. Halsschild nur mit glattem Diskalfleck auf der
hinteren Scheibe, sonst ziemlich gleichmäßig punktiert. %. —4. Hals-
schild am Außenrand unten bewimpert. 5. — 4a. Halsschild nicht
bewimpert. 6. — 5. Flügeldecken im 4. Zwischenraum mit einem
großen glatten Subscutellarfleck und dahinter in Höhe der übrigen
Subapikalflecken mit einem unregelmäßigen glatten Fleck, der meist
durch einen feinen glatten Streif mit dem Subscutellarfleck verbunden
ist. Pygidium ziemlich fein punktiert mit schmaler glatter Längsbinde,
die besonders in der basalen Hälfte deutlich ist. Prosternum mit
parallelen Streifen, die erst an der äußersten Spitze zusammenstoßen.
L. 2!/,mm. Abessinien. 2. H. pretiosus J. Schm. — 5a. Flügel-
decken auf dem 4. Zwischensaum mit 2 fast runden, weit von einander
abstehenden glatten Flecken. Pygidium dicht punktiert. Prosternal-
streifen vor den Hüften konvergierend. L. 3 mm. Senegal. 3. H. no-
dieri Desb. — 6. Pygidium mit 2 glatten Längsbinden, die die Basis
erreichen. Prosternalstreifen von der Basis bis zu den Vorderhüften
konvergierend, von da ab nach vorn parallel verlaufend. Mesosternal-
streif vorn undeutlich unterbrochen. L. 2—21/,mm. Capland. 4.
H. beatulus Lew. —- 6a. Pygidium ganz gleichmäßig ziemlich grob
punktiert, nur an der Spitze feiner. Prosternalstreifen bis zu den
Vorderhüften konvergierend und daselbst spitzwinklig zusammen-
stoßend und endigend, Prosternum von da ab messerscharf erhoben
bis zur Spitze fortgesetzt. Mesosternalstreif vorn deutlich ganz. Naht-
streif doppelt. L. 21/,mm. Ostafrika. 5. H. aurosus n. sp. —
7. Halsschild bewimpert. Prosternalstreifen in sehr spitzem Winkel
neben den Hüften zusammenstoßend und dann endigend. Nahtstreif
doppelt. L. 21/,mm. Westafrika (Niger). 6. H. Schmidti Richt. —
!) Vergl. Seite 109,
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 125
7a. Halsschild nicht bewimpert. Prosternalstreifen vorn parallel.
Im 4. Zwischenraum mit einem kurzen 5. Dorsalstreif. L. 2!1/, mm.
Ostafrika. 7. H. carinifer Desb. — 8. Flügeldecken in der vorderen
Hälfte im Umkreis des Schildchens glatt. 9. — 8a. Flügeldecken
vollständig punktiert. 1%. — 9. Flügeldecken sehr dicht punktiert,
zuweilen matt oder fast matt; die glatten Felder im vorderen Teil
scharf abgegrenzt, glänzend. 10. — 9a. F lügeldecken weniger dicht
punktiert, glänzend; der glatte vordere Teil nicht scharf abgegrenzt!)
13. — 10. Der 1. Dorsalstreif viel länger als die übrigen, bis fast zur
Spitze reichend und am Ende geschwungen. 11. — 10a. Der 1. Dor-
salstreif kürzer oder wenig länger als die übrigen. 12. — 11. Körper-
form oval, 1. und 3. Zwischenraum bis zur Basis dicht punktiert;
Flügeldecken zwischen den Punkten matt. L. 21/,mm. Capland,
S. W. Afrika. 8. H. specillum Mars. — lla. Körperform kurz oval,
alle Zwischenräume an der Basis unpunktiert; Flügeldeckın zwischen
den Punkten mehr oder weniger glänzend. L. 11/,—21/, mm. Senegal,
Congo, Zanzibar (paläarkt. Gebiet). 9. H. rubripes Er, — 12. Braun;
Punktierung der Flügeldecken ausgedehnter, die glatten Felder des
4. und 2. Zwischenraums nur !/, der Gesamtlänge (kaum) erreichend;
Spitzenrand breit glatt; Pygidium fast glatt (kaum wahrnehmbar
punktiert). L. 2!/,mm. Ostafrika. 10. H. pavianus n. sp. — 12a.
Erzglänzend; Punktierung der Flügeldecken höchstens bis zur Mitte
reichend (nur im 3. Zwischenraum bis fast zur Basis reichend); Spitzen-
rand schmäler glatt; Pygidium fein punktiert. L. 1/1,—2 mm. Cap-
land, Ostafrika. 11. A. interpunctatus J. Schm. — 13. Halsschild
mit schwachem Eindruck (Grübchen) hinter dem Auge?). 14. —
13a. Halsschild ohne Eindruck hinter dem Auge. 15. — 14. Flügel-
decken mit undeutlich umgrenztem, dreieckigem rotem Fleck. Pro-
sternum ziemlich breit, Streifen parallel oder vorn schwach diver-
gierend und im Bogen verbunden. L. 21/,-3 mm. Capland. 1.
H.amoenulus Fährs. —- 14a. Flügeldecken einfarbig dunkel erz-
glänzend, zuweilen hinten mit rötlichem Schimmer. Prosternum
schmal, Streifen geradlinig nach vorn konvergierend oder parallel bis
zur Spitze. L. 2!/,—2?/,mm. Somaliland, Ostafrika. 13. H. aeneo-,
virens J. Schm. — 15. Oberseite grün erzglänzend, zuweilen mit
rötlichem Schimmer, oval, Halsschild nicht bewimpert; Prosternal-
streifen geradlinig nach vorn schwach konvergierend oder parallel,
an der Spitze winklig zusammenstoßend, Prosternum schmal. L. 2 mm.
Capland. Ostafrika. 14. H. harmonicus Mars. — 15a. Oberseite
kupfrig oder erzglänzend; Halsschild bewimpert oder nicht bewimpert,
im letzteren Falle Form kurz oval; Prosternalstreifen anders. 16.
16. Halsschild bewimpert; Prosternum sehr schmal, Streifen vor
den Hüften zusammenstoßend. ie 23/, mm. Senegal. 15. H. sub-
1) Vergl. Ks H.rubripes Er., bei dem die Punktierung bald mehr, bald
weniger scharf abgegrenzt ist.
2) Vergl. auch H. Be J. Schm., der ein sehr schwaches Grübchen
hinter dem Auge hat.
6. Heft
126 H. Bickhardt:
metallesceens Desb. — 16a. Halsschild nicht bewimpert, mit sehr
schwachem Grübchen hinter dem Auge; Prosternum breiter, Streifen
parallel, erst an der Spitze im Bogen verbunden. L. 1?/,mm. Senegal.
16. H.splendidulus J. Schm. — 17. Halsschild am Außenrand unten
bewimpert, Farbe bräunlich. 18. — 17a. Halsschild nicht bewimpert,
Farbe schwarz. blauschwarz oder erzglänzend. 19. — 18. Stirnkiel
fast gerade; Randstreif des Halsschilds vollständig; innerer Subhumeral-
streif lang. L. 2!/;,mm. Senegal. Sambesi. 17. H. grandını Mars.
— 18a. Stirnkiel gebogen; Randstreif des Halsschilds vorn unter-
brochen; innerer Subhumeralstreif kurz. L. 11/,—2 mm. Capland.
18. H.gratus J. Schm. — 19. Kopf, Seiten des Halsschilds und
Flügeldecken runzlig punktiert; Nahtstreif auf der Scheibe verdoppelt.
L. 2!/,—3 mm. Matabeleland. 21. H. asper Lew. — 19a. Punktierung
der Oberseite einfach, nicht runzlig; Nahtstreif einfach. %0. — 20.
Oberseite kupfrig-erzglänzend. Punktierung der Flügeldecken gleich-
mäßig, ohne glatten Apikalrand. L. 2 mm. Madagascar. 19. H. per-
parvulus!) Desb. — 20a. Oberseite blauschwarz. Punktierung der
drei ersten Zwischenräume der Dorsalstreifen fast reihig; Apikalrand
glatt. L. 21/;—3 mm. 20. H. coerwleoniger Desb.
1. H. braunsi n. sp. (Fig. 11—15).
Ovalis, convexiuscu'us, aeneo-metallicus;, antennis pedibusque rufo-
aeneis, antennarum clava fulva. Fronte dense ruJ0sa, carına transvers@
lateribus subsinuata, in medio evanescente. Thorace lateribus ciliato,
dense rugose punctato opaco, areis compluribus laevibus nitidissimis
distinctis, stria marginali tenui post caput subintegra. Elytris valde
rugose dense punctatis opacis, strüs suturali dimidiata, subhumerali
externa brevi indistinctis, ceteris nullis, fascia transversa angulata ante
medium, alia ante apicem minore (saepe areis compluribus minoribus
compositis) laevibus mitidissimis, margine
apicali quoque laevi. Propygidio rugose punc-
tato. Pygidio dense rugose punctato, fascüis
duabus longitudinalibus saepe interruptis lae-
vibus. FProsterno rugose punctato, striis antice
convergentibus subdistinctis amtice angulatim
connexis. Mesosterno valde rugoso, stria mar
ginali subdistineta subintegra. Metasterno
in medio late laevi, angulis anticis margineque
| €
Fig. 11. Hypocacculus Fig. 12. Rechter Fühler von
braunsi Bickh. Hypocacculus braunsi Bickh.
1) H. perparvulus Desb., von dem der Autor nichts über die Bewimperung
des Halsschilds angibt, scheint nahe verwandt mit H. gratus zu sein.
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 127
posteriore rugosis. Segmento primo abdominali rugoso, areis duabus
laevibus. Tibirs antieis dilatatis 6 denticulatis. L. 1°/,—2!/, mm.
Capland [Willowmore] Dr. H. Brauns (coll. Bickhardt).
Hervorragend schöne Art, die infolge des Fehlens der Dorsal-
streifen (die wegen der dicht runzligen matten Oberseite verschwunden
sind) und der von der üblichen Anordnung völlig abweichenden glatten
glänzenden, etwas erhoben erscheinenden gezackten Bänderung der
Flügeldecken von allen bekannten Arten weit getrennt ist. Der vordere
Querkiel des Kopfes ist in der Mitte fast erloschen. Der Nahtstreif
und der basale kurze äußere Subhumeralstreif sind in der dichten
Runzelung nur schwer zu erkennen. Die gerunzelten Stellen der Ober-
seite und Unterseite sind hell-bronzefarbig, matt, die Flecken bezw.
Bänder dunkel bronzefarbig, spiegelglatt, stark glänzend. Der Bau
des Fühlers (Fig. 12), des Kopfes und des Halsschilds sind ähnlich
denen von H.pretiosus J. Schm. und Verwandten, mit denen die
neue Art noch am ehesten verglichen werden kann. Auch diese Arten,
die nur in geringer Individuen-Zahl bisher gefunden wurden, scheinen
termitophil oder myrmecophil zu sein. H. braunsi wurde von Dr.
H. Brauns in Willowmore bei Hodostermes-Arten (havilandi, viator
usw.) gefunden und auch aus der Larve gezüchtet. Ich bin daher
auch in der Lage, die Larve hier beschreiben zu können. Die neue
Art wurde dem Entdecker zu Ehren benannt. Die Abbildung der
Imago verdanke ich der Freundlichkeit Hofrat Prof. Dr. K.M. Hellers
in Dresden.
Fig. 13. Fig.14. Larve von Fig. 15. Kopf der Larve von
Rechte Vorderschiene Hyp. braunst Bickh. Hyp. braunsi Bickh.
von Hyp. braunsi Bickh,
Die Larve (Fig. 14 u. 15) ist gelblich-weiß; der Kopf und das erste
Thorakalsegment sind schmal, etwas länger als breit, vom 2. Thorakal-
segment ab ist der Körper stark aufgetrieben (ähnlich jedoch weniger
als bei den Monoplius-Larven), die Segmente sind viel breiter als lang
(Fig. 14). Die Mundteile sind außer den krumm-säbelförmigen pech-
braunen Mandibeln sehr wenig chitinisiert, wenig dunkler als der
übrige Körper. Die Fühler sind 3 gliedrig, das Endglied ist sehr klein.
Die Lippentasten sind 2-gliedrig und sitzen auf verwachsenem Tasten-
6. Heft
128 8. Bickhardt:
träger und sehr langem Stipes; die Maxillartaster sind dreigliedrig;
einschließlich Stipes und Tasterträger verhältnismäßig sehr groß und
lang. Die Abdominalsegmente sind querfaltig, das 9. Segment trägt
zwei kurze gekrümmte Cerci. Die Beine sind kurz und sehr dünn,
fast fadenförmig.
Die physogastrische Form des Abdomens ist bei den termitophilen
Coleopteren und ihren Larven weit verbreitet, sie dürfte nach Was-
mann als Anpassungserscheinung aufzufassen sein.
2. H. pretiosus J. Schm. 1890, Saprinus p. J. Schmidt, in Deutsch.
ent. Z. p.83; 1916/17, H.p. Bickhardt, in Wytsman, Genera Ins.
Fasc. 166, p. 97.
Oval, ziemlich konvex, kupferglänzend, Fühler und Beine. rot.
Stirn dicht runzlig punktiert, Querkiel gerade. Halsschild bewimpert,
dicht punktiert mit mehreren deutlichen glatten Flecken. Flügeldecken
sehr dicht punktiert, mit glatten Flecken im 4. und 2. Zwischenraum
an der Basis und im 1., 3. und 4 Zwischenraum nahe der Spitze, Seiten
unpunktiert; Dorsalstreifen 1 und 3 nahe der Spitze endigend, 2.
4. und innerer Subhumeralstreif (der mit der Humerallinie verbunden
ist) kürzer, Nahtstreif, durch eine Punktreihe verdoppelt erscheinend,
vollständig und mit dem 4. Dorsalstreif verbunden. Propygidium
dicht punktiert, an der Basis fast glatt; Pygidium seitlich dichter
punktiert. Prosternum mit vorn parallelen Streifen, die einander
‚stark genähert sind und vorn zusammenstoßen; Mesosternum fein
punktiert. Vorderschienen mit 6 Zähnchen, die proximalen beiden
sehr klein. L. 21/, mm.
*Abessinien (J. Schmidt), Ostafrika [Ussure] (Zool. Mus. Berlin).
3. H.nodieri Desb. 1918, H.n. Desbordes, in Bull. Soc. ent.
Fr. p. 325.
Gerundet-oval, mäßig konvex, erzglänzend. Stirn gerunzelt
punktiert, Querkiel .gerade. Halsschild bewimpert, gerunzelt
punktiert mit mehreren glatten Flecken, Diskalfleck länglich, gegen
die Basis spitz zulaufend, die Seiten gerade, fast parallel. Flügel-
decken stark punktiert, Schultern und drei Flecken an der Spitze
glatt, Spitzenrand schmal glatt; Streifen undeutlich, innerer Sub-
humeralstreif mit dem Humeralstreif kaum verbunden, äußerer
fehlend; Dorsalstreifen ziemlich lang, fast gleichlang, Nahtstreif mit
dem 4. und dem Spitzenstreif verbunden. Propygidium und Pygidium
dicht punktiert. Prosternum verschmälert, Streifen vor den Hüften
konvergierend; Mesosternum punktiert. Vorderschienen mit fünf
Zähnchen. L. 3 mm.
Senegal (Desbordes).
‘4. H. beatulus Lew. 1898, Saprinus b. Lewis, in Ann. nat. Hist.
(7) v.2, p. 179.
Kurzoval, konvex, kupferglänzend. Kopf ziemlich dicht mit
schwachen Augenpunkten besetzt, Stirnstreif vollständig, vorn gekielt
und gerade, seitlich gebuchtet. Halsschild wie der Kopf punktiert,
Randstreif vollständig, auf der Scheibe vor dem Schildchen ist ein
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 129
dreieckiger glatter Raum, ferner auf jeder Seite mit 2 basalen, 2 mitt-
leren und einem vorderen (hinter dem Auge) glatter Flecken, die
zuweilen verbunden sind. Flügeldecken wie das Halsschild punktiert
mit einem glatten Raum zwischen dem Naht- und 4. Dorsalstreif,
ferner einem glatten unregelmäßigen Band dahinter, Apikalrand und
ein weiterer Flecken zwischen dem 2. und 3. Streif ebenfalls glatt,
letzterer hinten quer durch über den 3. und 4. Streif erweitert,
Schulterfleck ebenfalls glatt, ebenso ein kleiner Raum in seiner Ver-
längerung nahe der Spitze. Propygidium vollständig punktiert,
Pygidium mit zwei glatten Längsbinden, die die Basis berühren.
Prosternum an der Basis gestrichelt, Streifen hinten vereinigt, zwischen
den Hüften dicht zusammenlaufend und von da ab parallel, seitlich
des Kiels mit einer gebogenen Rippe, Kehlplatte rauh punktiert.
Mesosternum vorn breit gebuchtet, deutlich und ziemlich dicht punktiert
Randstreif vorn undeutlich unterbrochen. Metasternum meist glatt.
L. 2—2!/, mm.
Capland. (Lewis).
Bemerkung: Wurde in Gesellschaft von Hodotermes havilandi
Sh. von L. Peringuey entdeckt.
5. H. aurosus n. sp.
Ovatus, convexus, cupreonitens, antennis pedibusque piceis. Fronte
dense rugose punctata, carina recta. Thorace haud cilato, lateribus dense
rugose, disco multo minus punctato areis compluribus laevibus parum
distinctis, stria marginali antice tenuissima integra. Elytris dense sat
Jortiter punctatis, areis laevibus basalıibus in quarto et secundo, apicalibus
in primo, tertio quartoque interstitiis,; margine, apicali anguste laevi;
laterıbus subtiliter punctulatis; striüis dorsalibus 1—3 versus apicem
abbreviatis, 4. subhumeralique interna (cum humerali juncta) brewioribus;
suturali geminata cum 4. arcuatim conjuncta. Propygidio pygid’oque
sat grosse aequalıter punctatis. Prosterno postice trianguları antice
acutissime carınate, strüis indistinctis basalibus mox pone coxas coeuntibus.
Mesosterno amice late sinuato marginatoque, punctis sparsis. Tibüis
anticıs dilatatis 5-denticulatis. L. 21/, mm.
*Ostafrika.
Mit H. pretiosus sehr nahe verwandt, jedoch durch viel gröbere
Punktierung der Flügeldecken und der Pygidien sowie wesentlich
verschiedene Prosternalbildung scharf getrennt (vırgl. Bestimmungs-
tabelle). Das Halsschild ist nicht bewimpert, doch auch bei pretiosus
nur spärlich mit Wimperhaaren besetzt.
Ein Ex. (Type) in meiner Sammlung (von Staudinger).
6. H.schmidti Richt. 1889, Saprınus s. Richter, in Entomol.
Nachr. v. 15, p. 124; 1909, $. s. Lew. in Ann. nat. Hist. (8) v. 4, p. 302.
Rundlich oval, kupfrig erzglänzend. Stirn runzlig punktiert,
mit Querkiel. Halsschild bewimpert, dicht, an d«n Seiten runzlig
punktiert, die hintere Scheibe glatt. Flügeldecken sehr dicht punktiert,
an der Basis mit 2 kleineren und am Schildchen einem gemeinsamen
größeren glatten Fleck, ein weiterer im zweiten Zwischenraum und
Archir für Naturgeschic hte
1021. A.6. 9 6. Heft
130 H, Biekhardt:
3 vor der Spitze; Nahtstreif ganz mit dem 4. Dorsalstreif vereinigt,
Dorsalstreifen lang, die hinteren glatten Flecken erreichend, 2 und 4
etwas kürzer, der innere Submarginalstreif ziemlich lang, der äußere
undeutlich. Prosternum mit hinten divergierenden, vorn bald ver-
“ bundenen Streifen, die an der Spitze verlöschen. Mesosternum fein
punktiert. Vorderschienen mit 5 Zähnchen. L. 2!/, mm.
* Westafrika [Niger] (coll. Bickhardt).
7. H. carinifer Desb. 1914, Saprinus c. Desbordes, in Voy. Alluaud
et Jeannel, Col. XI, p. 381.
Ziemlich gerundet, braunschwarz, glänzend. Stirn runzlig
punktiert, Querkiel gerade. Halsschild überall fein punktiert, auf
der Scheibe weitläufiger und noch feiner. Flügeldecken kräftig
punktiert mit einem viereckigen glatten Fleck an der Basis des 2.
Zwischenraumes und einem größeren am Schildehen, weitere unregel-
mäßige glatte Flecken am Ende des 1., 3. und 5. Zwischenraumes;
innerer Subhumeralstreif von !/, Flügeldeckenlänge freiliegend, Dorsal-
streifen 1— 3 über die Mitte reichend, 4 etwas kürzer, im Bogen mit
dem vollständigen Nahtstreif verbunden, ferner ein kurzes Stück
eines 5. Dorsalstreifs freiliegend auf der Scheibe zwischen dem Naht-
und 4. Dorsalstreif. Prosternalstreifen kräftig, vorn parallel, im Bogen
verbunden. Mesosternum etwas ausgerandet, mit vollständigem Rand-
streif. Metasternum mit Längsstreif in der Mitte. Mesosternum und
Seiten des Metasternums spärlich punktiert. L. 21/, mm.
Ostafrika (Desbordes).
8. H.specillum Mars. 1855, Sap,inws s. Marseul, in Monogr.
Hister. p. 700, t.19, £.139.
Oval, wenig konvex, metallisch erzglänzend. Fühler rötlich.
Stirn eben, gerunzelt, Queikiel vollständig. Halsschild dicht runzlig
punktiert, an den Seiten mehr matt. hintere Scheibe dreieckig glatt,
Randstreif vollständig. Flügeldecken äußerst dicht punktiert, matt,
Ssitenrand und Spitzenrand sowie Schildchengegend (rundlich) und
ein Jang viereckiger Fleck an der Basis des 2. Zwischenraumes glatt
glänzend; alle glatten Flecken scharf abgegrenzt. Streifen ziemlich
deutlich, 1. Dorsalstreif an der Spitze gebuchtet, fast ganz, die übrigen
allmählich kürzer werdend, 4 mit dem vollständigen Nahtstreif im
Bogen verbunden; äußerer Subhumeralstreif fehlend, innerer lang,
freiliegend. Pygidium gewölbt, fein, gleichmäßig und dicht punktiert.
Mesosternum zerstreut punktiert, Randstreif ganz. Prosternum
länglich dreieckig, Streifen ganz, konvergierend. Vorderschienen mit
5—6 Zähnchen, die vier distalen ziemlich kräftig. L. 21/, mm.
*Capland (Marseul), Okahanja [D.S.W.Afr.] (Zool. Mus.
Berlin).
9. H.rubripes Er. 1834, Saprinus r. Erichson, in Klug, Jahrb.
Ins. v.1, p. 193; 1891, S. r. Seidlitz, Faun. Balt. ed. II, p. 204; 1891,
S.r. Seidlitz, Faun. Transsilv. p. 219; 1899, Hypocaccus r. Ganglb.
Käf. v. Mitteleur. v. 3, p. 390: 1909, H.r. Reitter, Faun. germ. v.2,
p- 293; 1855, S. rufipes Marseul, in Monogr. Hister. p. 692, t. 19, £. 133;
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 131
1885, A. rufipes J. Schmidt, in Berl. Ent. Z. v.29, p. 313; 1834, $.
granarius Erichson, in Klug, Jahrb. Ins. v.1, p. 191; 8. granarius
Marseul, in Monogr. Hister. p. 693, t. 19, £. 134; 1885, 7. var. granarius
J. Schmidt, in Berl. Ent. Z. v.29, p. 313 ;1855, S. var. arenarius
Marseul, in Monogr. Hister. p. 691, t. 19, £. 132.
Oval, bronzefarben, seltener dunkelbraun (var. arena;ius); Fühler
und Beine braunrot. Stirn dein körnig quergerunzelt, Randkiel vorn
gerade. Halsschild an den Seiten mehr oder weniger kräftig und ziem-
lich dicht punktiert, auf der hinteren Scheibe in Dreieckform nahezu
glatt, Randstreif vollständig, vorn sehr fein. Flügeldecken mit weit
nach hinten reichendem Subhumeralstreif, 1. Dorsalstreif fast voll-
ständig, hinten geschwungen, Dorsalstreifen 2—4 etwa bis zur Mitte
reichend (2. etwas länger), 4. mit dem Nahtstreif an der Basis im
Bogen verbunden, letzterer ganz oder hinten erloschen (var. ganarius).
Punktierung nur auf der hinteren Hälfte bis zum 2. Dorsalstreif nach
außen ziemlich dicht und ziemlich kräftig punktiert, Spitzenrand
glatt, ohne Apikalstreif. Pygidium fein und ziemlich dicht punktiert.
Prosternum hinten ziemlich breit, Streifen nach vorn stark konver-
gierend und vor der Spitze in sehr spitzem Winkel zusammenstoßend.
Mesosternum vorn breit ausgebuchtet und gerandet, Punktierung
zerstreut und mäßig fein. Vorderschienen mit 5—6 ZäÄhnchen.
L. 11/,—2!/, mm.
Senegal (Zool. Mus. Berlin), Congo, Zanzibar (coll. Bickhardt).
Südeuropa, Mittelmeergebiet. Egypten, Sinai, Syrien.
10. H. pavianus n. sp.
Breviter ovatus, comvexus, niger, nitidus, antenmis pedibusque
„piceis. Fronte rugulosa, antice acute transversim carınata, carına recta.
Thorace lateribus anticeque late subrugose dense punctato, disco laevi
sed area antescutellari transversim sat late punctata; stria marginali
integra. Elytris plus quam dimidio postico dense punctatis, punctis in
1. et 3. interstitis basin versus valde ascendentibus, margine apicali sat
late impunctato;, striis 1—4 subdimidiatis, duabus externis longior bus,
4. cum suturali integra arcuatim conjuncta,; subhumerali interna sat
longa disjuncta. Pygidio fere laevi, Propygidio subtiliter denseqwe
punctulato. Prosterno striis antice valde cenvergentibus, antice angulo
acaulissimo junctis. Mesosterno sat fortiter punctato, stria marginal
antice in medio sat distamte integra. Tibiis anticis 6-denticulatıs.
L. 21/, mm.
*Ostafrika.
Mit H. specillum und rubripes Er. verwandt, jedoch durch die
in der Tabelle angegebenen Merkmale leicht zu unterscheiden. Auch
mit H. interpunctatus J. Schm., der auch in Sizilien vorkommt, ver-
wandt, jedoch größer, schwarz gefärbt, am Hinterrand des Halsschilds
vor dem Schildehen mit ausgedehnterer Punktierung. Auf den Flügel-
decken reicht die dichtere Punktierung weiter (bis zum vorderen Drittel)
nach vorn, im ersten und besonders im dritten Zwischenraum erreichen
die Punkte fast die Basis. Im punktierten Teil sind die Flügeldecken
9* 6. Heft
132 H. Biekhardt:
fast matt. Der glatte Spitzenrand ist breiter wie bei @nterpunctatus.
Die Dorsalstreifen sind teilweise an der Basis nach innen gekrümmt.
H. pavianus oder H. specillum sind bisher öfter mit interpunctatus
verwechselt worden.
2 Exempl. aus Ikutha, Afr. or. von Geheimrat Hauser in Er-
langen erhalten. Typen in coll. Hauser und in meiner Sammlung.
11. H.interpunetatus J. Schm. 1885, Saprinus i. J. Schmidt,
in Berlin. Ent. Zeit. v. 29, p. 313; 1916/17, Zypocacculus vi. Bickhardt,
in Wytsman, Gen. Insect. Fasc. 166, p. 97.
Erzfarben, glänzend, Fühler und Beine rot. Stirn runzlig, mit
kielförmigem Stirnstreif. Halsschild an den Seiten fast runzlig
punktiert, hinten auf der Scheibe glatt. Flügeldecken auf der hinteren
Hälfte dicht punktiert, matt glänzend; die Punktierung reicht im
ersten und dritten Zwischenraum ein Stück weiter zur Basis hinauf.!)
Nahtstreif vollständig, mit dem 4. Dorsalstreif im Bogen vereinigt,
Dorsalstreifen 3 und 4 bis zur Hälfte reichend, 2 wenig länger, 1 länger
als2. Prosternum mit stark konvergierenden Streifen, in sehr spitzem
Winkel zusammenstoßend. Vorderschienen mit 6 Zähnchen.
L. 11/,—2 mm.
Capland, Zanzibar, (Sizilien) (coll. Bickhardt).
12. H. amoenulus Fährs. 1851, Saprınus a. Fähraeus, in Bohem.
Ins. Caffr. v. 1, p. 544; 1862, S. a. Marseul, in Monogr. Hister. p. 441,
t. 12, £. 4. s
Oval, konvex, dunkelgrün metallisch, mit dreieckigem rotem
Fleck auf den Flügeldecken, glänzend. Fühler braun, Keule rot. Stirn
gleichmäßig punktiert mit vorn erhobenem, gebogenem Querstreif.
Halsschild-Vorderecken mit schwachem Eindruck, Punktierung auf
der Scheibe undeutlich, außen kräftig, wenig dicht. Flügeldecken
hinten gröber, sonst kaum deutlich punktiert; Streifen kräftig, gekerbt,
1. Dorsalstreif im hinteren Drittel verkürzt, 2—4 allmählich länger
werdend, 4 mit dem Nähtstreif im Bogen verbunden, der nicht ganz
die Spitze erreicht, Spitzenstreif fehlend. Humerallinie schief, innerer
Subhumeralstreif freiliegend, kurz, äußerer kaum deutlich. Pygidium
gleichmäßig ziemlich kräftig punktiert. Prosternum eben, ziemlich
schmal, Streifen parallel, vorn verbunden Mesosternum spärlich und
fein punktiert, Randstreif ganz. Vorderschienen dreieckig verbreitert,
mit 3 größeren und 2 kleineren Zähnchen. L. 3 mm.
*Capland (Fähraeus), Kissuani (Zool. Mus. Berlin).
13. H.aeneovirens J. Schm. 1890, Saprinus a. J. Schm. in
Deutsche ent. Z. p. 84; 1916/17, H. a. Bickhardt, in Wytsman, Genera
Ins. Fasc. 166, p. 96.
Ziemlich gerundet, konvex, erzfarben, Flügeldecken grünlich
erzglänzend; Fühler und Beine rot. Stirn sehr fein und zerstreut
punktiert, Querkiel sehr dünn, schwach gebogen. Halsschild auf der
!) Bei afrikanischen Stücken geht die Punktierung im 3: Zwischenraum
oft bis zur Basis hinauf.
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 133
hinteren Scheibe kaum deutlich, vorn etwas stärker, an den Seiten
kräftiger und etwas dichter punktiert, Vorderecken mit kleinem
Grübchen. Flügeldecken hinten längs der Naht über die Mitte hinaus
nach außen bis zum 2. Dorsalstreif ziemlich dicht und kräftig punktiert,
Streifen kräftig, punktiert, Nahtstreif ganz mit dem 4. Dorsalstreif
verbunden, Dorsalstreifen weit über die Mitte reichend, etwa gleich-
lang (1. und 4. etwas kürzer), innerer Subhumeralstreif kurz, freiliegend,
äußerer undeutlich. Pygidium punktiert. Prosternalstreifen vor den
Vorderhüften parallel. Vorderschienen mit 5—6 Zähnchen. L. 21/,
—23/, mm.
*Somaliland, Zanzibar, Ostafrika (coll. Biekhardt, Zool. Mus.
Berlin).
14. H.harmonieus Mars. 1869, Saprinus h. Marseul, in Berl.
Ent. Z. v.13, p. 291.
Oval, ziemlich konvex, grün erzglänzend mit rötlichem Schimmer
auf den Flügeldecken. Stirn fein punktiert, mit Querkiel. Halsschild
gleichmäßig punktiert, Punkte seitlich stärker, auf der Scheibe sehr
fein (oder ganz glatt), ohne Eindruck hinter den Augen; Randstreif
ganz. Flügeldecken zerstreut punktiert auf der hinteren Hälfte, Dorsal-
streifen kräftig, punktiert, vor der Spitze abgekürzt, fast gleichlang,
2—3 etwas kürzer, 4 mit dem Nahtstreif im Bogen verbunden, letzterer
nicht ganz die Spitze erreichend;; Humerallinie und innerer Subhumeral-
“streif undeutlich, rudimentär. Pygidium gleichmäßig, dicht und fein
punktiert. Prosternum schmal, eben, Streifen fast parallel, ganz,
vorn verbunden. Mesosternum spärlich punktiert, Randstreif kräftig.
Vorderschienen verbreitert, mit 5 Zähnchen. L. 2 mm.
*Capland (Marseul), Ostafrika (coll. Bickhardt), Nubien
(Zool. Mas Berlin).
15. H. submetalleseens Desb. 1918, H. s. Desbordes, in Bull. Soc.
ent. Fr. p. 326.
Rundlich-oval, ziemlich konvex, erzglänzend. Stirn runzlig
punktiert, Querkiel gerade. Hallsschid bewimpert, vorn und seit-
lich punktiert, auf der hinteren Scheibe glatt. Flügeldecken hinten
innen ziemlich kräftig punktiert, vorn glatt, Streifen kräftig, punktiert,
innerer Subhumeralstreif mit der Humerallinie verbunden, äußerer
fehlend; Dorsalstreifen 1 und 2 lang, 3 und 4 fast die Spitze erreichend.
Propygidium und Pygidium dicht und wenig kräftig punktiert. Pro-
sternum sehr schmal, Streifen vor den Hüften vereinigt. Mesosternum
fein punktiert. Vorderschienen mit 5—6 Zähnchen. L. 2°/, mm.
*Senegal [Kal&] (Desbordes), Ostafrika [Ussuri] (Zool. Mus.
Berlin).
16. H. splendidulus J. Schm. 1890, Saprinus s. J. Schmidt,
in Deutsche Ent. Z. p. 87; 1916/17 A. s. Bickhardt, in Genera Insect.
Fasc. 166, p. 97.
Ziemlich gerundet, konvex, kupfrig goldglänzend; Fühler und
Beine pechfarben. Stirn dicht und fein punktiert, Querkiel gebogen.
Rand des Halsschilds dicht punktiert, die hintere Scheibe fast glatt,
6. Heft
134 H. Biekhardt:
Vorderecken mit schwachem Grübchen. Flügeldecken auf der hinteren
Hälfte innen dicht und fein punktiert, Nahtstreif vorn abgekürzt
(über die Mitte reichend), Dorsalstreifen an der Spitze etwas verkürzt,
innerer Subhumeralstreif fast mit der Humerallinie verbunden,
äußerer fehlend. Prosternalstreifen kräftig, parallel, ziemlich weit
von einander entfernt, vorn im Bogen verbunden; Mesosternum
fein punktiert. Vorderschienen mit 5 feinen Zähnchen. L. 1?/, mm.
*Senegal (coll. Bickhardt).
17. H. grandini Mars. 1870, Saprinus g. Marseul, in Ann. Soc.
ent. B lg. v. 13, p. 117.
Oval, ziemlich konvex, rotbraun oder dunkelgrün metallisch;
Fühler und Beine rot. Stirn dicht, fast runzlig punktiert, Querkiel
fast gerade. Halsschild außen bewimpert, wenig dicht punktiert,
Punkte ziemlich kräftig, besonders an den Seiten, ohne Eindruck;
Randstreif fein, vollständig. Flügeldecken überall grob, an der Spitze
dicht punktiert; Streifen punktiert, kräftig, 1—-3 gleichlang, vor der
Spitze endigend; 4 kürzer, mit dem vollständigen Nahtstreif im Bogen
verbunden. Humerallinie schief, fast mit dem inneren Subhumeralstreif
verbunden, letzterer lang; äußerer Subhumeralstreif dicht am Rand-
streif und diesem parallel. Pygidium an der Spitze gewölbt, gleich-
mäßig punktiert (wie das Halsschild). Prosternum schmal kielförmig,
an der Basis verbreitert, Streifen ziemlich stark einander genähert,
fast parallel. Mesosternum mit vollständigem Randstreif, gleichmäßig
fein punktiert. Vorderschienen verbreitert, RR Hinterschienen
verbreitert mit langen Härchen. L. 2!/,m
*Senegal (Marseul), Angola, Ost-Afrika PiWentbale: Steppe](Zoolog.
Mus. Berlin).
18. H. gratus J. Schm. 1895, Saprinus g. J. Schmidt, in Ent.
Nachr. v. 21, p. 32; 1918, 7. g. Bickhardt, in Ent. Blätt. v. 14, p. 237.
Rundlich-oval, mäßig konvex, braun, glänzend, Beine rot.
Oberseite ziemlich dicht punktiert. Stirn dicht und fein punktiert,
Querkiel fein, vollständig. Halsschild bewimpert, an den Seiten
dichter punktiert; Randstreif hinter dem Kopf unterbrochen.
Flügeldecken nach der Basis zu zerstreuter punktiert, äußerer
Subhumeralstreif mit dem Randstreif zusammenfließend, innerer
kurz, freiliegend, undeutlich; Dorsalstreifen fast gleichlang, vor der
Spitze abgekürzt, Nahtstreif vollständig, mit dem 4. Streif verbunden;
Apikalstreif fehlend. Pygidium dicht punktiert. Prosternum ziemlich
breit, mit parallelen Streifen, die an der Basis divergieren und vorn
abgekürzt sind. Vorderschienen mit 5—-6 Zähnchen. L. 11/,—2 mm.
*Capland (J. Schmidt), Witu [Lamu. Wangi], Orlog River
(Zoolog. Mus. Berlin).
19. H. perparvulus Desb. 1916, 7. p. Desbordes, in Ann. Soc.
ent. Fr. v. 84, p. 493.
Cval, ziemlich konvex, erzglänzend, Ober- und Unterseite punktiert,
außer dem Prosternum. Stirn- Querkiel schwach gebogen. Halsschild
mit vorn unterbrochenem Randstreif. Flügeldecken mit kräftigen
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 135
Streifen, innerer Subhumeralstreif freiliegend, Humerallinie neben
dem 1. Dorsalstreif, 1— 3 fast gleich, ziemlich lang; 4 kürzer, mit dem
Nahtstreif verbunden. Prosternalstreifen vorn parallel, nicht verbunden.
Vorderschienen mit 6—7 Zähnchen. L. 2 mm.
Madagaskar (Desbordes).
20. H. eaeruleoniger Desb. 1918, H. c. Desbordes, in Ann. Soc.
ent. Fr. v. 86, p. 191.
Kurz oval, mäßig konvex, blauschwarz, Fühler und Beine
rötlich, überall punktiert. Stirn dicht punktiert, Querkiel gebogen.
Halsschild nicht bewimpert, Vorderecken ohne Grübchen, Seiten
dichter punktiert. Flügeldecken mit kräftigen Dorsalstreifen, die vor
der Spitze endigen, 3 am längsten, 4 mit dem Nahtstreif verbunden,
letzterer gegen die Spitze verlöschend; innerer Subhumeralstreif
freiliegend, äußerer fehlend. Punktierung nicht dicht, in den 3 ersten
Zwischenräumen fast reihig angeordnet, nach dem Schildchen und
den Seiten zu spärlicher, vor der Spitze aufhörend. Spitzen-
rand schmal glatt. Propygidium und Pygidium dicht punktiert.
Pro-, Meso- und Metasternum punktiert; Prosternum verschmälert,
Streifen vor den Hüften einander sehr genähert, nur vorn verbunden.
Vorderschienen mit 6 Zähnchen. L. 21/,—-3 mm.
Ostafrika (Desbordes).
21. H. asper Lew. 1901, 7. a. Lewis, in Ann. nat. Hist. (7) v. 8,
. 383.
. Oval, konvex, schwarz, Oberseite vollständig dicht punktiert.
Kopf runzlig punktiert, Querkiel vollständig, gerade. Halsschild
runzlig punktiert außer der Scheibe, Randstreif vollständig, vorn
äußerst fein. Flügeldecken wie der Kopf punktiert, Zwischenräume
im allgemeinen längsrunzlig, innerer Subhumeralstreif kurz, freiliegend,
Dorsalstreifen 1—4 fast vollständig, doch an der Spitze etwas in der
Punktierung erlöschend, Nahtstreif vollständig, auf der Scheibe
verdoppelt, mit dem 4. Streif an der Basis verbunden und an der
Spitze fortgesetzt; letztere schmal glatt. Pygidium dicht punktiert.
Prosternum sehr schmal, Streifen nach vorn konvergierend und in
spitzem Winkel vor den Hüften zusammenstoßend. Mesosternum
vorn breit ausgebuchtet, Randstreif ganz; Punktierung grob; Meta-
sternum mit Längsfurche in der Mitte. Vorderschienen etwas ver-
breitert, mit 6—7 Zähnchen. L. 21/,—3 mm.
Matabeleland (Lewis).
5. Genus Hypoecaccus €. €. Thomson
1867, Hypocaccus C. G. Thomson, Skand. Col. Vol. 9, p. 400;
1885, Schmidt, Berl. Ent. Zeitschr. Vol. 29, p. 302; 1899, Ganglbauer,
Käf. v. Mitteleur. Vol. 3, p. 382; 1899, Lewis, Ann. Mag. Nat. Hist.
(7), Vol.4, p.3, f.6, 7; 1909, Reitter, Fauna Germanica Vol. 2,
p. 291; 1916/17, Bickhardt, in Wytsman, Genera Insectorum, Fasc. 166,
p. 98
6. Heft
136 H. Bickbardt:
Die Körperform ist oval oder oblong. Die Stirn ist vorn durch
eine erhabene Querlinie (kielförmigen Rand) vom Epistom getrennt.
Auf der Stirn sind ein oder zwei kräftige, winklig gebogene Querrunzeln.
Die Mandibeln haben an der Basis einen erhobenen Rand. Die Ober-
lippe ist vorn abgestutzt. Das Prosternum ist zwischen den Hüften
schmal, gratförmig, mit dicht nebeneinanderlaufenden, vorn meist in
spitzem Winkel vereinigten, hinten an der Basis plötzlich stark
divergierenden Streifen. Die Vorderschienen haben 2 bis 3 große
Zähnchen en der Spitze des Außenrandes, die mehr oder weniger
durchscheinend sind, dahinter stehen noch einige kleinere Zähnchen.
Die Hinterschienen sind mit kräftigen Dornen, oft mit Borsten unter-
mischt, besetzt. Die sonstigen Charaktere entsprechen denen der
Gattung Saprinus !) Erichson.
Typus des Genus. — H.»ugiceps Duftschmidt. (Europa)
Tabelle der Arten.
1. Körper oblong, parallelseitig, fast walzenförmig. L. 2°/, mm.
Sambesi. 1. H.teretricides J. Schm. — la. Körper oval, oder kurz
oval. 2%. — 2. Nahtstreif vorn abgekürzt, Dorsalstreifen fein, nicht
die Mitte erreichend, Punktierung der Oberseite spärlich und sehr
fein. L. 21/,mm. Madagaskar. 2. H. disjunctus Mars. — 2a. Naht-
streif ganz, mit dem 4. Dorsalstreif verbunden. Punktierung viel
kräföiger. 3. 3. Flügeldecken bis zum Schildchen punktiert, an
den Seiten breit rot, sonst schwarz. Stirn punktiert mit einer winkligen
Querfurche hinter dem Querkiel. L. 2!/,mm. Natal. 3. H. »ubr:-
catus Lew. — 3a. Flügeldecken in der Schildchengegend glatt, ein-
farbig dunkelkupfrig oder braun mit Erzschimmer. Stirn mit 2 ge-
winkelten oder gebogenen Querfurchen. 4. — 4. Stirn punktiert
und vorn gestrichelt, mit undeutlicher winkliger Querfurche hinter
dem Querkiel. Punktierung der Flügeldecken fein und nicht dicht.
Vorderschienen gerundet erweitert. L. 3°2/;,mm. Sansibar. 4. H. acri-
dens J. Schm. — 4a. Stirn glatt mit 2 gebogenen oder winkligen
Querfurchen hinter dem Querkiel.e. Punktierung der Flügeldecken
stärker und ausgedehnter, oft matt chagriniert. Vorderschienen kaum
im Bogen verbreitert. L. 2!/,—-3°?/, mm. Afrika, Mittelmeergebiet usw.
5. H.apricarius Er.
1. H. teretrioides J. Schm. 1899, Saprinus t. J. Schmidt, in
Deutsche Ent. Z. p. 154; Hypocaccus t.
Oblong, fast parallelseitig, konvex, schwarz-erzglänzend. Stirn
mit Querkiel, gerunzelt, mit zwei gewinkelten, nicht sehr deutlichen
Furchen. Halsschild mit vollständigem Randstreif, vorn und seitlich
gestrichelt-punktier*, ein schmaler Seitenrand und die hintere Scheibe
sind glatt. Flügeldecken mit etwa gleichlangen, die Mitte etwas über-
ragenden Dorsalstreifen, innerer Subhumeralstreif mit dem Humeral-
streif verbunden und etwa gleichlang; 4. Dorsalstreif etwas kürzer,
1!) Vergl. Seite 109.
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 137
”
mit dem Nahtstreif an der Basis verbunden; auf der hinteren Hälfte
bis zum 2. Dorsalstreif punktiert, an der Naht reicht die Punktierung
ziemlich weit nach vorn. Prosternum mit dicht zusammenliegenden
Streifen, die vorn kaum divergieren und sich dann vereinigen. Meso-
sternum vorn ausgebuchtet, spärlich punktiert. Vorderschienen
mit 6 Zähnchen. Hinterschienen mit einzelnen langen Dörnchen
besetzt. L. 2?/, mm.
*Sambesi (coll. Bickhardt).
2. H. disjunetus Mars. 1855, Saprinus d. Marseul, in Monogr.
Hister. p. 731, t. 20, £. 163.
Kurz-oval, schwach konvex, pechbraun, bronzeglänzend. Punk-
tierung des Halsschilds an den Seiten, des hinteren Teils der Flügel-
decken und des Pygidiums sehr fein und wenig deutlich. Fühler und
Beine braunrot. Stirn eben, Querkiel wenig erhoben, leicht gebogen,
dahinter mit 2 winkligen Querfurchen. Halsschild mit vollständigem
Randstreif. Flügeldecken mit feinen Streifen; Nahtstreif kaum bis
zur Mitte reichend, Dorsalstreifen nur !/, der Deckenlänge erreichend,
» 4 noch kürzer, öfter fehlend; Humerallinie schief, dicht am 1. Dorsal-
streif, innerer Subhumeralstreif kurz, freiliegend, undeutlich; äußerer
fehlend. Prosternum ziemlich schmal, Streifen vor den Hüften parallel,
Mesosternum mit vollständigem Randstreif, glatt. Vorderschienen
mit 5 Zähnchen. L. 2!/, mm. |
*Madagaskar (Marseul, coll. Bickhardt, Zool. Mus. Berlin).
3. H. rubrieatus Lew. 1899, 7. r. Lewis, in Ann. nat. Hist. (7)
v.4, p.26.
Ziemlich breit oval, schwarz, Flügeldecken seitlich breit rot
(an der Schulter bis zum 2. Streif). Kopf gleichmäßig und deutlich
nicht sehr dicht punktiert, mit: gebogenem
Querkiel, dahinter mit einem Längskiel
(Figur 16). Halsschild mit vollständigem
Randstreif, kurz und spärlich fein be-
wimpert, Punktierung wie auf dem Kopfe, =
aber etwas dichter hinter der Vorderecke, ne
und weniger dicht auf der Scheibe. Flügel- al
decken mit fehlendem äußeren Subhumeral-
streif,innerer kurz, freiliegend, Humerallinie schief, 1. Dorsalstreif vor
der Spitze abgekürzt, an beiden Enden einwärts gebogen, 2. und 3.
an der Basis auch gebogen, kaum über die Mitte reichend, 4. gleich
dem 3., an der Basis im Bogen mit dem Nahtstreif verbunden, letzterer
vollständig; Punktierung längs der Naht bis zum Schildchen, nach
außen bis zum Randstreif reichend, ähnlich der des Halsschilds, am
Außenrand feiner. Pygidium ebenfalls ähnlich, aber dichter punktiert.
Prosternum hinter den Hüften dreieckig erweitert, Streifen nicht
die Basis erreichend, in Höhe der Hüften dicht zusammentreffend
und von da nach vorn parallel sehr dicht zusammen verlaufend.
Vorderschienen etwas erweitert, mit 7 Zähnchen. L. 22/, mm.
*Natal (Lewis), DSW.Afr., Südl. Hereroland (Zool. Mus. Berlin).
6. Heft
Hypocaccus rubricatus Lew.
138 H. Bickhardt:
4. H. acridens J. Schm. 1890, Saprinus a. J. Schmidt, in Ent.
Nachr. v. 16, p. 53.
Oval, konvex, dunkel kupfrig, Fühler und Beine rotbraun. Stirn
mit Querkiel, punktiert und vorn gestrichelt, mit undeutlicher winkliger
Querfurche. Halsschild seitlich punktiert, Vorderecken gestrichelt.
Flügeldecken auf der hinteren Hälfte innen fein punktiert, Streifen
fein, erster Dorsalstreif die Mitte weit überragend, die folgenden
allmählich kürzer werdend, 4 kaum die Mitte erreichend, mit dem
vollständigen Nahtstreif verbunden. Innerer Subhumeralstreif kaum
freiliegend (kaum von der Humerallinie getrennt), ziemlich lang,
äußerer dicht am Randstreif. Pygidium konvex, ziemlich dicht
punktiert. Prosternalstreifen ganz, parallel, hinten divergierend;
Mesosternum spärlich punktiert. Vorderschienen im Bogen erweitert,
mit 5 schmalen spitzen Zähnchen. L. 2?/, mm.
*Ostafrika (coll. Bickhardt).
5. H. apriearius Er. 1834, Saprinus a. Erichson, in Klug, Jahrb.
Ins. v.1, p.194; 1855, S. a. Marseul, in Monogr. Hister. p. 725,
t.20, £.158; 1885, HZ. a. J. Schmidt, in Berl. ent. Z. v.29, p. 316;
1899, H. a. Ganglbauer, in Käf. v. Mitteleur. v.3, p. 391; 1854,
S. metallicus Wollaston, in Ins. Mader. p. 217; $. metallicus Brulle,
in Webb et Berth., Ins. Canar. p. 59; 1862, S. rasilis Marseul, in Monogr.
Hister. p. 495, t. 17, f.51; 1864, S. mundus Wollaston, in Cat. Col.
Canar. p. 176; 1864, S. m. Marseul, in l’Abeille v.1, p. 355;. 1895,
H. a. J. Schmidt, ibidem, v.28, p.177; 1811, Hister brasiliensis
Faykull, in Monogr. Histeroid. p. 66, t.6, f.2; 1855, Saprinus b.
Marseul, in Monogr. Hister. p. 726, t.20, f.159; 1910, H. var. bra-
siliensis Bickhardt, in Ent. Blätt. v. 6, p. 225.
Oval, bronzefarbig, Fühler und Beine rotbraun. Stirn miu scharfem
Querkiel, gla.:, mit 2 bogenförmigen oder winkligen Querrunzeln.
Halsschild grob und mäßig dicht, gegen die Vorderecken schräg runzlig
punktiert, Scheibe hinten dreieckig glatt. Flügeldecken mit vier
etwa bis zur Mitte reichenden Dorsalstreifen, 4. mit dem Nahtstreif
im Bogen verbunden; 1. Dorsalstreif zuweilen länger. Innerer Sub-
humeralstreif freiliegend. Punktierung meist dicht und kräftig, zuweilen
auch feiner, über die Mitte nach vorn reichend, zuweilen in den äußeren
Zwischenräumen noch weiter ausgedehnt, die äußeren Seiten fast
unpunktiert, zwischen der Punktierung mehr oder weniger chagriniert
(matt). Prosternalstreifen vor den Hüften parallel. Mesosternum
spärlich und fein, zuweilen auch gröber punktiert. Vorderschienen
mit 6 Zähnchen. L. 21/,—3°/, mm.
*Afrika, Madagaskar, Ascension, Mittelmeergebiet, Malayischer
Archipel, Montevideo [Kosmopolit].
6. Genus Pachylopus Erichson
1834, Pachylopus Erichson, in Klug, Jahrb. Ins. Vol. 1, p. 196;
1854, Lacordaire, Gen. Col. Vol.2, p.'276; 1869, Zimmermann,
Trans. Amer. Ent. Soc. Vol.2, p.253; 1896, Schmidt, Bull. Soc.
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 139
. Ent. France, p. 205; 1899, Lewis, Ann. Mag. Nat. Hist. (7), Vol. 4,
p.2, t.2, f.8; 1908, Fuente, Bol. Soc. Aragon. Cienc. Nat. p. 202;
1916/17, Bickhardt, in Wytsman, Genera Insect. Fasc. 166, p. 101.
Die Körperform ist oblong-oval. Die Oberseite ist ziemlich stark
gewölbt. Der Kopf ist mäßig klein, die Stirn hat einen kräftigen
Querkiel als Trennungslinie gegen das Epistom. Die Öberlippe ist
kurz, zugerundet. Die Fühler sind ziemlich kurz, unter dem Stirn-
rand eingefügt. Der Schaft ist gebogen und gegen die Spitze keulen-
förmig verdickt. Das erste Geißelglied ist viel größer und dicker
als die folgenden, diese sind fast gleich und perlschnurartig aneinander
gedrängt. Der Fühlerknopf ist stark abgesetzt, kugelrund. Die Fühler-
gruben sind seicht und liegen am Abhang des erhobenen Prosternums
vor den Vorderhüften. Das Frosternum ist dachförmig erhoben mit
scharfem Kiel. Das Mesosternum ist breiter als lang. Das Halsschild
ist breiter als lang, am Hinterrand schwach zweibuchtig, mit Rand-
streif versehen. Das Schildchen ist sehr klein. Die Flügeldecken
sind ziemlich lang. Das Pygidium ist gerundet dreieckig, stark —
zuweilen senkrecht — geneigt. Die Beine sind mäßig lang. Die Vorder-
schienen sind ziemlich breit, am Außenrand mit einzelnen großen
Zähnchen (zuweilen auch noch wenigen kleineren Zähnchen gegen
die Basis zu) besetzt, mit gerader aber wenig scharf begrenzter Tarsal-
furche. Die Hinterschienen sind am Außenrand verdickt, am Innen-
rand flach. Der verdickte Teil der Schienen ist mit Dornen und Borsten
unregelmäßig und dicht besetzt. Die Vordertarsen sind einfach, die
Mittel- und Hintertarsen mit Börstchen besetzt. Das Klauenglied
trägt zwei kleine gleichlange Klauen.
Typus des Genus. — P. dispar Erichson.
Tabelle der Arten.
1. Halsschild an den Seiten kräftig, teilweise runzlig punktiert;
am Außenrand bewimpert. Dunkelgrün metallisch. L. 3mm. Süd-
westafrika. 1. P. glaucus Bickh. — 1a. Halsschild glatt oder ganz
schwach in der Vorderecke punktiert, nicht bewimpert. 2. — 2. Flügel-
decken rot mit schwarzem Skutellarfleck und Hinterrand. Nahtstreif
kurz, apikal, kaum bis zur Mitte reichend. L. 21/,mm. Ostafrika.
2. P. rubieilliee Lew. — 2a. Flügeldecken braun oder schwarz, teil-
weise erzglänzend. Nahtstreif ganz. 3. — 3. Nahtstreif im Bogen
mit dem 4. Dorsalstreif verbunden, Dorsalstreifen 1 - 4 kräftig, kaum
über die Mitte reichend. Prosternum mit Streifen. L. 2?/,—3?/, mm.
Cap Verdische Inseln. 3. P. paivae Woll. — 3a. Nahtstreif gerade,
ganz, Humerallinie fein, kurz, schräg; Dorsalstreifen fehlend. Pro-
sternum ohne Streifen. L. 6mm. Capland. 4. P. dispar Er.
1. P. glaucus Bickh. 1914, P. g. Bickhardt, in Michaelsen, Beitr. z.
Kenntn. der Land- und Süßw.-Fauna D.-Südwestafr. Col. II, p. 280.
Oval, konvex, dunkelgrün metallisch, glänzend; Fühler und Beine
rötlich. Stirn außer zwei winklig gebogenen Querrunzeln glatt, vorn
mit erhobener Quernaht. Halsschild an den Seiten ziemlich kurz
6. Heft
140 H. Bickhardt:
und spärlich bewimpert, ziemlich dicht und kräftig, an den Seiten
teilweise gerunzelt punktiert, der hintere Teil der Scheibe glatt.
Flügeldecken hinter der Mitte ziemlich dicht punktiert, jedoch nur
bis zur Verlängerung des 4. Dorsalstreifs, Dorsalstreifen 1—-4 hinter
der Mitte abgekürzt, 4. mit dem Nahtstreif im Bogen vereinigt, innerer
Subhumeralstreif schief, kurz, nicht mit der Humerallinie verbunden,
der äußere Subhumeralstreif fehlt. Pygidium punktiert. Prosternum
kielförmig, Streifen vorn konvergierend und zusammenstoßend.
Mesonotum glatt, vorn gerandet. Vorderschienen mit 4 kräftigen
Zähnen. L. 3 mm.
*Siüdwestafrika (Zool. Mus. Hamburg).
2. P. rubieilliae Lew. 1899, Hypccaccus r. Lewis, in Ann. net.
Hist. (7) v.4, p. 25.
Oval, schwarz glänzend, Flügeldecken rot mit schwarzem Skutellar-
fleck und Hinterrand. Kopf und Halsschild glatt (ohne Punkte),
ohne Furchen; ersterer mit deutlichem Querkiel, Halsschild mit voll-
ständigem Randstreif. Flügeldecken hinten fein und nicht dicht
punktiert, äußerer Subhumeralstreif fehlend, innerer kurz und nach
der Spitze zu gelegen, Humerallinie schief, Dorsalstreifen 1—3 kurz,
nicht die Mitte erreichend, 4 sehr kurz, nur einige Punkte auf der
Scheibe angedeutet, Nahtstreif apikal, vorn in eine Punktreihe auf-
gelöst. Pygidium gleichmäßig sehr fein, nicht dicht punktiert. Pro-
sternalkiel schmal, an der Basis etwas verbreitert, Streifen parallel
vorn verbunden, hinten ebenfalls zusammenlaufend. Mesosternum
nur. vorn gerandet. Vorderschienen mit 6 Zähnchen, Hinterschienen
sehr kräftig. L. 2'/, mm.
*Ostafrika [Usambara] (Lewis, coll. Bickhradt).
3. P.paivaeWoll. 1867, Saprinus p.W ollaston in Col.Hesperid. p.85.
Oval, erzglänzend. Stirn unpunktiert jedoch mit 2 unregelmäßigen
Stricheln vorn, Querkiel stark, gerade. Halsschild glatt, nur unmittel-
bar an der Basis mit tiefen Punkten und zuweilen hinter der Vorder-
ecke mit wenigen undeutlichen Punkten. Flügeldecken auf der hinteren
Hälfte fein und spärlich punktiert, Punktierung nach außen undeutlich
werdend; Streifen tief, Humerallinie fein, schief, Dorsalstreifen 1—4
ziemlich gleichlang, kaum über die Mitte reichend, 4 mit dem ganzen
Nehtstreif im Bogen verbunden. Prosternum gebuchtet, in der Mitte
fein gekielt, vorn und hinten verbreitert, Streifen an der Spitze meist
verbunden, in der Mitte sehr stark genähert, vorn und hinten diver-
gierend. Meso- und Metasternum glatt. Vorderschienen mit 5 großen
Zähnen.
var. P. ‚„approximata“ Woll. Halsschild hinter der Vorderecke
zuweilen auch seitlich deutlicher punktiert, Flügeldecken dichter
und tiefer punktiert. 23/,—3°/, mm (11/;—1?/, lin.) [nur auf S. Jago)].
*Cap Verdische Inseln [St.Vinzent, Fogo und S. Jago] (Wollaston,
coll. Biekhardt).
4. P. dispar Er. 1834, P.d. Erichson, in Klug, Jahrb. Ins. v. 1,
p. 197, t.2, f.4; 1856, P. d. Marseul, in Monogr. Hister. p. 100, t. 3,
t.1; 1862, P. d. Marseul, ibid. p. 510.
N un
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 141
Oval, stark gewölbt, pechschwarz, glänzend, unpunktiert. Fühler
und Beine rötlich-braun. Stirn gewölbt, Querkiel vorn fast gerade,
dahinter mit tiefer gebogener Furche. Halsschild mit vollständigem
Randstreif, der sich etwas an der Basis fortsetzt. Flügeldecken hinten
an der Naht in eine lange Spitze ausgezogen (9) oder gerade abgestutzt
(3); Nahtstreif kräftig, vollständig, Humerallinie fein, schief, kurz.
Dorsalstreifen fehlend. Pygidium fein punktiert. Prosternum scharf
kielförmig erhoben, ohne Streifen, vorn zugespitzt; Mesosternum
ziemlich lang, vorn ausgebuchtet und gerandet; Metasternum zwischen
den Hinterhüften breit eingedrückt (9); erstes Abdominalsegment
nach hinten verlängert und in eine mäßig breite. vorn dreieckig ab-
gestutzte Spitze ausgezogen. Schenkel dick, am Innenrand mit langen
gelben Härchen besetzt; Vorderschienen mit 2 kräftigen stumpfen
Zähnen bewehrt, Mittel- und Hinterschienen zur Spitze keulig verdickt,
die breite Außenweite bürstenartig mit Dörnchen dicht besetzt.
Vordertarsen dünn, Hintertarsen viel dicker, mit langen Dörnchen
besetzt. L. 6 mm.
*Capland (Typen im Zool. Mus. Berlin, coll. Biekhardt).
Biologische Bemerkung: Höchst wahrscheinlich myrmekophil
oder termitophil.
7. Genus Xenonychus Wollaston (im paläarktischen Gebiet).
8. Genus Chelyoxenus Hubbard (im nearktischen Gebiet).
9. Genus Saprinodes Lewis (in Australien).
10. Genus Gnathoneus Jacgelin du Val
1858, Gnathoncus Jacquelin du Val, Gen. Col. d’Eur. Vol. 2, p. 112;
1867, Thomson, Skand. Col. Vol.9, p. 391; 1885, Schmidt, Berl.
Ent. Zeitschr. Vol. 29, p. 283; 1899, Ganglbauer, Käf. v. Mitteleur.
Vol. 3, p. 378; 1908, Fuente, Bol. Soc. Arag. Cienc. Nat. p. 188;
1909, Reitter, Fauna Germanica Vol.2, p.290; 1912, Kuhnt, Ill.
Best.-Tab. Käf. Deutschl. p. 372; 1916/17, Bickhardt, in Wytsman,
Genera Insect. Fasc. 166, p. 104.
Die Gattung ist mit Saprinus Erichson verwandt, jedoch in
folgenden Punkten verschieden: Die Stirn ist nicht (auch nicht am
Seitenrand neben den Augen) gerandet, die Vorderschienen haben
zwischen dem zweiten und dritten Zahn einen größeren Zwischenraum
als zwischen den übrigen Zähnen. Der Nahtstreif ist höchstens auf der
vorderen Hältfe der Flügeldecken deutlich entwickelt.
Die übrigen Charaktere entsprechen denen des Genus Saprınus !)
Erichson.
Typus des Genus. — @. rotundatus Kugelann. |
6. rotundatus Kug. 1792, Heister r. Kugelann, in Schneid. Mag.
p. 304; 1855, Saprinus r. Marseul, in Monogr. Hister. p. 503, t. 19,
f. 119; 1910, @. r. Bickhardt, in Junk-Schenkling, Col. Cat. pars 24,
p. 108; 1916/17, @. r. Bickh. in Wytsman, Genera Ins. Fasc. 166,
!) Vergl. Seite 109, Rt
6. Heft
142 BH. Bickhardt:
p. 104. (Die übrige Literatur und Synonymie siehe in den 3 letzt-
genannten Werken).
Oval, wenig konvex, pechbraun, glänzend; Fühler und Beine
meist heller. Stirn schwach konvex, fein punktiert, ohne Streifen.
Halsschild mit vollständigem Randstreif, überall punktiert. Flügel-
decken ziemlich kräftig bis kräftig punktiert, an der Basis und an den
Seiten ist die Punktierung feiner. Nahtstreif (bei den mir vorliegenden
afrikanischen Stücken) kurz, basal, daneben ein noch kürzeres Rudiment
eines 5. Streifs, Dorsalstreifen 1—4 deutlich, 2—4 bis zur Mitte, 1 bis
fast zur Spitze reichend, Humerallinie schief, dicht am 1. Streif,
innerer Subhumeralstreif lang, freiliegend, äußerer basal, kurz; Apikal-
streif ganz. Pygidium punktiert. Mesosternum vollständig gerandet,
fein und zerstreut punktiert. Prosternum fein punktiert, groß, eben,
Streifen in der Mitte parallel vorn konvergierend und zusammen-
stoßend, hinten (an der Basis) divergierend. Vorderschienen mit 5
spitzen Zähnchen, Zwischenraum des 2. und 3. größer als die übrigen.
L. 2°/, mm.
*Zansibar [Kosmopolit] (coll. Bickhardt).
11. Genus Myrmetes Marseul (im paläarktischen Gebiet).
12. Genus Platysaprinus Bickhardt (in Südamerika).
Zusammenstellung
der behandelten Gattungen und Arten.
(Die Zahl der zweifelhaften Arten ist in Klammer gesetzt.)
Genus Hololepta Payk. 16 Arten ( 2 Arten)
Subgenus Lioderma Mars.
Genus Pygocoelis Lew.
» Trypobius J. Schm.
„ Xtphonotus Mars.
» . Teretrius Er.
» Teretriosoma G. Horn
„ Epiechinus Lew.
„» Phloeolister Bickh.
„» Bacanius Lec.
„ Anapleus G. Horn
„; Abraeus Leach
„ Aecrüus Lec.
Subgenus Aeletes G. Horn
€ Halacritus J. Schm.
150}
—
HVmmeoe-m oO (to 00 OD
fe
Genus Saprinus Er. Ihe," (7 Arten)
„ Hypocacculus Bickh. 187 z (1 Art)
„ Hypocaccus Thoms. Di
» Pachylopus Er. 4- .,
„.. Gnathoncus Jaau. Duv. Fa
20 Genera (+ Subgenera) mit 137 + 10 Arten
Sue er ae .
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets.
Index.
Seite
a) Genera !), Subgenera. Prypobius I. Behm.=.\... .70 -
Abraeodes Reitt: 93 |(Trypolister Bickh.) . .....
(Abraeomorphus Reitt.). . . . . 100 |(Xenonychus Woll.) ..... -
Ares leneh. ale re“ 95 | Xiphonotus Mars. . .. 2...
Ba Tec nes 100 x 4
Aeletes G.Hom ........ et
Anapleus BREOTn ech. 093 acridens J. Schm. . .. .....:
ee 99 acutipectum Bow 5 RR
(Ohelyoxenus Hubb.). ... . . . 14] | @eneovirens I Schr 3 sw:
(Dimalus Mats.). ....... PER. 25, SE ar
Epiechinus Lew... . . . . . - so |wethiops Lew... .....-
(Eubrachium Woll.) ..... .- 88 af finis ug Be
(Euspilowws Lew.) . ......» 109 « ER Br ERS
Dr africanus Bickh. (Bacan.)
(Zutidium Lew.) u. 00.000 45 2 ee
Gnathoneus Jacqu. Duv. 141 E: ae Bw lEygoel.) 7
(@iymma Mars.) „130% 80 aprious. Lew... an ee
Halaeritus I. Schm. . . . 2... 107 a TE ee
u I ee ee
e BrlaamE MOLE,H 52. u ae ah
Hypocacculus Bickh. . . . . . . 123 R l
- |alluaudi J. Schm. (Aecritus) . . .
Hypocaceus Thoms. ..... . 135 4 4
i x 55 alluaudi Desb. (Teretrius). . . .
ne a ambiguus. J. Schm. .. . .... 0. -
Lioderma en ER Ba 56 amoenubus Fährs.. .. .....%
(Myrmetes ATBL)EIFE ee 142 angoranus Bickh. ...... .°.
(Onthop nee BEE 80 untelabus LEW. . 7. Di ah
en TER = apicestrigosus Bickh. n. sp. . . -
Pachylopus Er... ...... r approzimatus Woll. .....
(Peploglyptus Lee.). . ... . - 80 |apricarius Er... . 222...
(Petalosoma, Lew.) . :. .... 45 Jarcifera Mars. .. ......
Phloeolister Bickh Be ilal ae, wre ve 89 arciteneus Mars re
(Phylloma Er.) ........ 48 |areuata Lew... -.. 2.0».
(Platysaprinus Bickh.) . . . . . 142 I|arenarius Mars. . : 2...
(Plegaderus Er.)........ 88 |areolatus Fährs. ........
emgocaelis: Lew... mnak ar). 59 EEE N
(Saprinodes Lew.) te etc Yale 141 atomarius Sharp. a N I Re
Depemme- Wr. 325 SEEN 109 |aurosus Bickh. 1.5. . . . . -
(Satrapister Bickh.) ..... . 109 |bacanioformis Biekh. ..... .
Teretriosooma G.Horın ..... 7. pasalts, Halt, .: .. ru... le
Pearehaus BE. Fee. Belkhentulus: Lew... ..... ee We
(Trypeticus Mars.) ... . ..... 59 |bicolor F..... 2.2.00.
I) Die eingeklammerten Genera
geführt, sie kommen nicht im tropischen Afrika vor.
2) Die gesperrt gedruckten Namen sind Synonyme.
143
sind nur in den Gattungstabellen auf
144 H. Bickhardt:
Seite
bipartitus Lew. . . . 2.2... B8 1 fryers Beat. 7. ne
braganane Lew: 15.49 75 | fulgidicollis Mars. . 2...»
brasiliensis Payk. .... 138 |gabonensis Mars... .....
braunsi Bickh. (Phloeolister) 89 |georgicus Mars. . . . 2...
brauns? Bickh. n. sp. (Hypo- slabra Fähre: .. Auen
RBORIDB): 2 27 Ne, ER 126 | JJaucus Bickh. . 22.2...
brunnivestris Mars... ..... 121 | gracilis Bickh. n.8P.. . .. . .
buqueli Mars. ..... “0.0. MW lgranariusEr.......
burgeoni Desb. ........ 49 | grandini Mars... 222.2...
caffrum Er... .......% 57 |gratus J.Schm. ........
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Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets.
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Die Histeriden
des aethiopischen Faunengebiets,
Teil II. |
(Dendrophilinae, Tribalini und Platysomini.)
Von
TH. Bickhardt'').
(Mit 7 Textfiguren.)
Im folgenden werden die Subfamilie Dendrophilinae und von
den Histerinae die Tribus: Tribalini und Platysomini behandelt.
Mir standen außer meinem großen Sammlungsmaterial vor allem die
Histeriden des zoologischen Museums in Berlin, einschließlich der
Typen Erichsons, zur Verfügung, für deren Überlassung ich Herrn
Dr. H. Kuntzen ganz besonderen Dank schulde. =
Bei den Arten, die ich selbst besitze oder die ich gesehen habe,
ist ein Sternchen (*) angebracht.
Von den Histeriden des afrikanischen Faunengebiets sind bis
jetzt, außer den vorstehenden Unterfamilien bearbeitet:
die Unterfamilien Hololeptinae, Trypeticinae, Teretriinae,
Abraeinae, Saprininae im vorliegenden H>ft vom Arch. f. Naturg.
III. die Unterfamilie Histerinae, Tribus Histerini in den Ab-
handlungen des Vereins f. Naturkunde Cassel, v. 55, p. 1—158 (1919).
7. Subfam. Dendrophilinae.
Bickhardt, 1916/17 in Wytsman, Genera Insect. Fasc. 166, p. 107.
Die Fühlergrube befindet sich unter den Seiten des Halsschildes
vor den Vorderhüften. Die Kehlplatte ist ziemlich schmal. An den
Seiten der Kehlplatte hat die Vorderbrust einen Einschnitt (Rinne),
durch den die Fühler parallel der Mittellinie des Körpers auf die
Unterseite des Thorax gelegt werden, wo sich die Fühlergrube vor den
Vorderhüften oder mehr nach den Seiten hin ausdehnt. Die Fühler-
grube ist dem Seitenrand mehr oder weniger genähert und ohne deut-
liche Umgrenzung.
Tabelle der Gattungen.
1. Die Oberseite ist mit einzelnen Tuberkeln besetzt. (1. Genus
Phoxonotus Marseul) — la. Die Oberseite ist eben (ohne Tuberkeln).
2. — 2. Die Flügeldecken sind gestreift. 3. — 2a. Die Flügeldecken
haben außer dem Nahtstreif (auch dieser fehlt oft) keine deutliche
!) Die Korrektur habe ich allein gelesen und bin also für eventuelle
Druckfehler verantwortlich. ’ Strand.
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 147
Dorsalstreifen. Das Schildchen fehlt; das Mesosternum ist öfter mit
einer zackigen Querlinie versehen; das Pygidium weist im weiblichen
Geschlecht oft besondere Skulpturen in Form von Runzeln, Furchen,
Tuberkeln usw. auf. 9. — 3. Das Metasternum hat jederseits einen
zweiten inneren Lateralstreif; diese Streifen verlaufen parallel oder
fast parallel; der Nahtstreif ist durch eine Punktreihe ergänzt (ver-
doppelt)!). 8. Genus Diplostix nov. gen. — 3a. Das Metasternum
hat nur den gewöhnlichen, schief nach außen verlaufenden geschwunge-
nen Randstreif; der Nahtstreif ist einfach?). 4. — 4. Die Körperform
ist oval oder gerundet oval. 5. — 4a. Der Körper ist langgestreckt,
fast parallelseitig, die Dorsalstreifen sind fein und fast gerade. 9. Genus
Eutriptus Wollaston. — 5. Die Kehlplatte ist kurz, die Vorderschienen
sind am Innenrand gerade. 6. — 5a. Die Kehlplatte ist lang, die
Vorderschienen sind innen gekrümmt. %. — 6. Alle Schienen sind
stark verbreitert, die Tarsalfurchen aller Schienen sind undeutlich.
(2. Genus Dendrophilus Leach) — 6a. Die Mittel- und Hinterschienen
sind nur schwach erweitert, die Tarsalfurchen aller Schienen sind
deutlich. (3. Genus Dendrophilopsis Schmidt) — 7. Der Seitenrand
des Halsschilds ist abgeflacht (die Vorderecken sind fein zugespitzt),
der Vorderrand hat einen tiefen Eindruck hinter den Augen. Die
Seiten des Halsschilds sind stärker punktiert als die Scheibe. Die
Punktierung der Oberseite besteht aus feinen, zu kurzen Querreihen
geordneten Punkten. Die drei inneren Dorsalstreifen der Flügeldecken
sind am Schildchen vereinigt. (4. Genus Homalister Reitter) — 7a.
Das Halsschild ist gleichmäßig gewölbt, ohne Eindrücke hinter den
Augen. Die Punktierung der Oberseite ist einfach. Höchstens zwei
Streifen (meist Naht- und 4. Dorsalstreif) vereinigen sich an der Basis
der Flügeldecken. 8. — 8. Die Oberseite ist gleichmößig dicht und
stark (auf den Flügeldecken kaum schwächer als auf dem Halsschild)
punktiert. Die Körperform ist gerundet. (Die Stirn ohne. Streif.)
(5. Genus Kissister Marseul) — 8a. Nur das Halsschild ist punktiert,
die Flügeldecken sind glatt, oder zerstreut und sehr fein punktuliert.
Die Körperform ist oval. 9. — 9. Der Stirnstreif fehlt, der Körper
ist stärker gewölbt; die Flügeldecken sind an der Spitze dicht ge-
strichelt. 6. Genus Xestipyge Marseul. —- 9a. Der Stirnstreif ist
vorhanden, der Körper ist weniger gewölbt; die Flügeldecken sind
an der Spitze nicht gestrichelt.- 7. Genus Careinops Marseul. — 10. Dar
Körper ist oval und ziemlich stark gewölbt; das Halsschild hat vor
der Mitte der Basis eine mehr oder weniger halbkreisförmige, manchmal
unterbrochene Linie. Das Propygidium ist länger und an der Basis fein
gerandet (durch eine Querlinie, die seitlich in einem kleinen Haken
endigt). (10. Genus Pachylomalus Schmidt) — 10a. Der Körper
!) Bei Diplostix suavis J. Schm. ist die Verdoppelung des Nahtstreifs
nur durch wenige Punkte an der Spitze der Flügeldecken markiert.
2) Bei Eutriptus ist neben dem Nahtstreif auch zuweilen eine’ sehr feine
weitläufige Punktreihe wahrzunehmen. Sonstige Beziehungen zu. Diplostix
bestehen indessen nicht. =
10* 6. Heft
148 H. Biekhardt:
ist oblong, öfter mit fast geraden Seiten, die Oberseite ist weniger
gewölbt, oder flach. Das Propygidium ist kürzer und ohne Randlinie
vor der Basis. 10. — 11. Das Prosternum ist mit Seitenstreifen
(Prosternalstreifen) versehen. 11. Genus Paromalus Erichson. —
lla. Das Prosternum hat keine Seitenstreifen. Il. — 12. Die
Flügeldecken haben keinen Nabtstreif, die Körperform ist mehr
parallelseitig. (12. Genus Mierelomalus Lewis) — 12a. Die Flügel-
decken haben einen Nahtreif, der zuweilen obsolev ist. Der Körper
ist mehr oder weniger oblong. (13. Genus Isolomalus Lewis).
l. Genus Phoxonotus Marseul (in Südamerika). — 2. Genus
Dendrophilus Leach (im paläarktischen und nearktischen Gebiet). —
3. Genus Dendrophilopsis J. Schmidt (im paläarktischen Gebi:t). —
4. Genus Homalister Reitter (im paläarktischen Gebiet). — 5. Genus
Kissister Marseul (im paläarktischen Gebiet).
6. Genus Xestipyge Marseul
1862, Xestipyge Marseul, Monogr. Hister. p. 6; 1889, Lewis, Ann.
Mag. Nat. Hist. (6), Vol. 3, p. 284; 1916/17, Bickhardt, in Wytsman,
Gen. Insect. Fasc. 166, p. 112.
Marseul gibt überhaupt keine Gattungsdiagnose, er schreibt
wörtlich: „Carcincps radula, se rattachant aux Epierus par la forme
de son front et l’epaisseur du corps. On pourrait l’appeler Xestipyge!‘'
Ich bin der Ansicht, daß Xestipyge als Gattung bestehen bleiben kann.
Der fehlende Stirnstreif und die stärkere Wölbung (größere Hühe)
des Körpers, ferner die starke Strichelung der Flügeldecken an der
Spitze sind Differenzen gegenüber dem Genus Carcinops Marseul,
die genügen, um das Genus aufrecht zu erhalten. — Typus des
Genus: X. radula Marseul.
X. radula Mars. 1862, X. r. Marseul, Monogr. Hister. p. 6,
t. 9. £.1 (1861); 1889, X. r. Lewis, in Ann. nat. Hist. (6) vol. 3, p. 285.
Oval, ziemlich konvex, schwarz, mäßig glänzend; Fühler ‘und
Beine braun. Stirn gerundet, konvex, über den Augen erhoben, ohne
Streifen, fein und dicht gestrichelt, Epistom geneigt. Oberlippe kurz,
quer. Halsschild, auf der Scheibe sehr fein, seitlich deutlicher ge-
strichelt, _Vorderecken vorspringend, spitz, Randstreif vollständig,
vorn feiner und dichter am Rande gelegen als seitlich. Schildehen
sehr klein. Flügeldecken an der Spitze gerade abgestutzt, fast parallel-
seitig, an der Spitze mit Längsstricheln; Streifen kräftig, an der Spitze
in der dichten Längsrunzelung undeutlich, Dorsalstreifen 1—4 ganz,
4 mit dem Nahtstreif im Bogen an der Basis verbunden, letzterer
ziemlich weit von der Naht verlaufend, nach der Spitze zu mit der
Naht divergierend, 5. Dorsalstreif vorn abgekürzt, gestückelt; innerer
Subhumeralstreif bis zur Schulter reichend, äußerer kräftig, voll-
ständig, an der Schulter winklig; Epipleuren fein gerunzelt, 2 streifig.
Propygidium sechseckig, geneigt, ziemlich lang; Pygidium wenig
konvex, umgeschlagen, beide dicht und fein löngsgestrichelt, matt.
Unterseite fein gerunzelt. Prosternum ziemlich groß, eben, Streifen
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 149
parallel; Kehlplatte kaum geneigt, vorn gerandet und abgerundet.
Mesosternum vorn ausgebuchtet, gerandet. Vorderschienen gebogen,
ziemlich stark verbreitert, an der Spitze verschmälert, mit drei
Zähnchen und an der Spitze mit langem, auswärts gerichtetem Dorn.
Mittel- und Hinterschienen gebogen, ziemlich lang, außen mit einigen
Dörnchen. Tarsen fadenförmig, erstes und letztes Glied sehr lang.
2 mm.
*Capland (coll. Bickhardt).
%. Genus Careinops Marseul
1855, Carcinops Marseul, Monogr. Hister, p. 83; 1858, Jacquelin
du Val, Gen. Col. d’Eur. Vol. 2, p. 108; 1885, J. Schmidt, Berl. Ent.
Zeitschr. Vol. 29, p. 283; 1899, Ganglbauer, Käf. v. Mitteleur. Vol. 3,
‘p. 373; 1908, Fuente, Synops. Histerid. p. 185; 1909, Reitter, Fauna
Germanica, Vol. 2, p. 287; 1912, Kuhnt, Ill. Best. Tab. Käf. Deutschl.
p. 371; 1916/17, Bickhardt, in Vi ytsman, Gen. Insect. Fasc. 166,
112.
n 1855, Careinus Marseul, Monogr. Hister. t. 8, f. 1—12.
Der Körper ist oval, flach oder wenig gewölbt, klein. Der Kopf
ist klein, gerundet. Die Stirn ist eben, ohne sichtbare Trennungslinie
gegen das Epistom, der Randstreif ist fein, mehr oder weniger auf das
Epistom ausgedehnt und manchmal auch dieses ganz umfassend. Die
Öberlippe ist kurz, quer. Die Mandibeln sind ziemlich kräftig, ge-
bogen, vorn zugespitzt und innen meist mit einem Zähnchen besetzt.
Die Fühler sind unter dem Stirnrand zwischen den Augen und der
Basis der Mandibeln eingefügt. Der Schaft ist ziemlich kurz, wenig
gekrümmt, gegen die Spitze verdickt. Die Fühlergeißel hat 7 annähernd
gleiche kurze Glieder, das erste und letzte Glied sind wenig länger
als die übrigen. Die Fühlerkeule ist oval, zusammengedrückt, behaart,
aus vier Gliedern zusammengesetzt, mit wenig deutlichen Nähten
Die Fühlergrube liegt wenig vertieft unter dem Seitenrand des Hals-
schilds vor den Vorderhüften Das Prosternum ist viel länger als breit,
an der Basis abgerundet mit kräftigem gebogenem Randstreif Die
Kehlplatte ist deutlich abgesetzt, etwas über die Vorderwinkel des
Halsschilds hinausragend, vorn abgerundet und mit feiner Randlinie
versehen. Das Nesosternum ist viel breiter als lang, vorn meist nur
schwach ausgebuchtet, mit vollstöndigem Randstreif. Die Trennungs-
linie gegen das Metasternum ist deutlich. Das Metasternum hat seitlich.
nur eine schief nach außen verlaufende, geschwungene Randlinie.
Das Halsschild ist breiter als lang, wenig gewölbt, an der Basis schwach
gebogen, seitlich nach vorn in schwachem Bogen verschmälert. Der
Randstreif ist fein, zuweilen unterbrochen. Die Flügeldecken sind
etwas länger als das Halsschild, wenig konvex, an der Spitze ab-
gestutzt. Die Epipleuren haben 2—3 Streifen, von denen der innere
als stark herabgebogener äußerer Subhumeralstreif (wie bei einigen
Epverus-Arten) angesprochen werden könnte. Die Dorsalstreifen
sind tief, punktiert. Der Suturalstreif ist stets einfach. Das Pro-
6. Haft
150 H. Bickhardt:
pygidium ist quer sechseckig; das Pygidium ist konvex, beide sind
gegen die Körperachse geneigt. Die Schenkel sind oval, flachgedrückt,
auf der Innenseite mit einer Rinne versehen. Die Vorderschienen
sind stark gebogen, gegen die Spitze verbreitert, außen mit 2—3
Zähnchen besetzt. Die Tarsalfurche ist wenig deutlich begrenzt. Die
Mittel- und Hinterschienen sind zur Spitze mäßig verbreitert, etwas
gebogen, mit zwei Reihen Dörnchen oder Borsten besetzs. Die Tarsen
sind 5-gliedrig. — Typusdes Genus: (©. quattuodecimstriata Stephens.
Tabelle der Arten.
1. Innerer Subhumeralstreif fehlend; 5. Dorsalstreif vorn ab-
gekürzt. L. 1°/, mm. Belg. Kongo. 1. €. alberti Desb.!) — la. Innerer
Subhumeralstreif kräftig ausgebildet, meist vollständig, 5. Dorsal-
streif ganz. %. — 2. Nahtstreif vor der Basis deutlich abgekürzt,
Pygidium nur an der Basis deutlich punktiert, sonst fast glatt. L. 2 mm.
Kaffraria, Ostafrika. 2. €. minuta Fährs. — 2a. Nahtstreif ganz,
wenn auch vorn in eine Punktreihe aufgelöst, Pygidium dicht punktiert.
3. — 3. Epistom.- vorn hinter dem Streif eingedrückt, Stirn über
den Augen etwas erhoben, Randstreif jederseits vor den Augen unter-
brochen; Halsschild auch auf der Scheibe (also durchweg) mit gröberen
Punkten zwischen der feinen Grundpunktierung. L. 1?/, mm.
Abessinien. 3. €. saleme n.sp. — 3a. Epistom und Stirn gleich-
mäßig konvex, Randstreif ganz; Halsschild nur an den Seiten mit
gröberen Punkten besetzt. L. 21/,mm. Zansibar, St. Thomas, Ins.
Madagascar usw. (Kosmopolit). 4. €. 14-striata Steph.
1. €. alberti Desb. 1919, ©. a. Desbordes, in Bull. Soc. ent. Fr.
. 186.
R Oval, mäßig konvex, schwarz, glänzend. Kopf fein punktiert,
Stirnstreif ganz, sehr fein und wenig deutlich. Halsschild fein punktiert
mit einzelnen gröberen Punkten dazwischen, Randstreif ganz. Flügel-
decken glatt, Streifen‘ gekerbt, äußerer Subhumeralstreif kaum an
der Basis angedeutet, innerer fehlend; Dorsalstreifen 1—4 fast ganz,
der erste hinten in eine Punktreihe aufgelöst, 5 im vorderen Drittel
‘ abgekürzt, Nahtstreif noch viel kürzer. Propygidium nur an der
Basis punktiert, Pygidium glatt. Prosternum mit kurzen parallelen
Streifen. Mesosternum vorn ausgerandet, mit vollständigem Rand-
streif. L. 1%/,mm. — Belg. Kongo (Madyre, Haut Ouelle).
2. €. minuta Fährs. 1851, Dendrophilus m. Fähraeus, in Boheman,
Ins. Caffr. v.1, p.551; 1862, ©. palans Marseul, in Monogr. Hister.
p. 9, +. 9; £.:7 (1861).
Oval. wenig konvex, pechschwarz, glänzend. Fühler und Beine
rötlich. Kopf fast eben, dicht fein punktiert, Streif fein, ganz. Hals-
schild sehr fein und sehr dicht, an den Seiten etwas gröber punktiert,
an der Basis vor dem Schildehen mit feinem Grübchen, Randstreif
!) Desbordes sagt nichts über den Nahtstreif, auch fehlen Angaben
über den inneren Lateralstreif des Metasternums. Ich bin daher im Zweifel,
ob die Art zu (arcinops oder zu Diplostix gehört. Mir ist die Art unbekannt.
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 151.
fein, ganz. Schildehen klein. Flügeldecken an der Spitze gerade
abgestutzt, fein punktiert, hinten mit gröberen zerstreuten Punkten;
Streifen kräftig, gekerbt, Dorsalstreifen 1—5 nach innen gekrümmt,
ganz, Nahtstreif an der Basis etwas abgekürzt, einfach, innerer Sub-
humeralstreif an der Schulter unterbrochen, äußerer kurz, obsolet;
Epipleuren punktiert, mit 2 Furchen. Propygidium sechseckig,
konvex, ziemlich kräftig, Pygidium sehr fein punktiert. Prosternum
eben, parallel, mit 2 Streifen, an der Basis abgerundet, Kehlplatte
geneigt, punktiert, vorn abgerundet. Mesosternum fein punktiert,
vorn ausgebuchtet, Randstreif ganz. Vorderschienen krumm, außen
verbreitert, mit 2 kleinen Zähnchen und an der Spitze mit nach außen
gerichtetem Dorn: Hinterschienen mit 2 Dörnchen, bewimpert. L.2 mm.
*Kaffraria (Fähraeus), Ostafrika [Tanga] (coll. Bickhardt),
[Nordwest-Upogoro] (Berl. Mus.).
3. €. salome n. sp.
Ovalis, depressus, piceo-brunneus, nitidus; aniennis pedibusque
rufis. Fronte fere plana, sparsim punctulata, clypeo impresso, stria
antice arcuata ante ccules ulringue interrwpta, post oculcs continuata.
Thorace toto sparsim punctato, stria marginali integra lateribus sat
ferti antice tenuissima; foveola antescutellari vimpressa. Elytris strüis
fortibus crenulatis, dorsalibus suturali suhhumerali interna integris,
quinta suturalique bası conjunctis. Propygidio subtihiter pygidioque
subtilissime sparsiusque punctatis. Prosterno strüs subparallelis leviter
sinwatis. Mesosterno antice leviter emarginato, stria integra. Tibiis
anticis contortis 2-dentatis, denticulis 2 minutissimis posterioribus,
spina apicalı longa extus arcuata. L. 1*/, mm.
*Abessinien (Raffray, ex coll. J. Schmidt).
Mit ©. 14-striata Steph. verwandt, jedoch durch das eingedrückte
Epistom, den seitlich vor den Augen unterbrochenen Randstreif der
Stirn, das gleichmäßig ziemlich grob punktierte Halsschild und die
weniger geschwungenen Dorsalstreifen der Flügeldecken, ferner auch
durch geringere Größe hinreichend unterschieden.
1 Exemplar (Type) in meiner Sammlung.
4. €. quattuordeeimstriata Steph. 1832, C. quw. Stephens, in Ill.
Brit. Ins. v.5,.p. 412; 1885, ©. gu. J. Schmidt, in Berl. ent. Z. v. 29,
p. 299; 1899, O. qu. Ganglbauer, in Käf. v. Mitteleur. v.3, p. 374;
1909, ©. qu. Reitter, in Fauna germanica v.2, p.287; 1910, C. qu.
Kolbe, Mitteil. Zool. Mus. Berl. p. 21; 1913, C. qu. Scott, Trans. Linn.
Soc. Lond. (2) v.16, p.225; 1834, ©. pumilio Erichson, in Klug.,
Jahrb. Ins. v. 1, p. 169; 1855, $. p. Marseul, in Monogr. Hister. p. 91,
t. 8, f. 4 ; 1845, ©. nana Leconte, in Boston Journ. v. 5, p. 61, t. 4, f. 4.
Länglich-oval, wenig konvex, pechschwarz, glänzend. Kopf
fein punktiert, Stirn konvex, vorn und seitlich mit deutlichem Rand-
streif. Fühler und Beine rotbraun. Halsschild dicht und fein punktiert,
seitlich mit einzelnen gröberen Punkten untermischt, Randstreif
ganz, vorn sehr fein. Schildchen klein. Flügeldecken fein punktiert,
Naht erhoben; Streifen deutlich, gekerbt; Dorsalstreifen 1—5 voll-
6. Heft
152 H. Biekhardt:
ständig, Nahtstreif auch ganz, vorn mit dem 5. verbunden, innerer
:Subhumeralstreif ganz, äußerer undeutlich, sehr kurz, Pygidium
‚dicht und fein punktiert. Prosternum mit gebuchteten Streifen.
Mesosternum vorn schwach ausgebuchtet. Vorderschienen mit 2
‚weit auseinanderstehenden Zähnen, dahinter mit mehreren kleineren
‚Zähnchen. L. 2!/, mm.
® *Kosmopolit, Zansibar, St. Thomas (Mittelmeergebiet, Java,
Nordamerika) (coll. Bickhardt), Süd-Afrika, Madagaskar (Berl. Mus.).
[ii .8. Genus Diplostix n. gen.
© Mit Carcinops Marseul nahe verwandt, jedoch durch gewölbtere,
zuweilen walzenförmige Gestalt, durch verdoppelten Nahtstreif der
Flügeldecken, durch einen zweiten inneren Lateralstreif des Meta-
sternums, der mit dem gegenüberliegenden parallel oder fast parallel
verläuft und durch stärker gezähnte Vorderschienen verschieden.
® Typus des Genus. — D. (Carcinops) togoensis Lew.
®» Bemerkung: Hierher gehören außer den im folgenden auf-
8eführten afrikanischen Arten noch Diplostix (bisher Careinops) duleis
Dew. und suavis J. Schm. aus Sumatra, striadisternum Lew. aus Ceylon
“ind 1 oder 2 neue Arten aus Sumatra, die an anderer Stelle werden
:publiziert werden.
s\
‘8 Tabelle der Arten.
® 1. Oberseite stark gewölbt, Körper dick, größere Arten (2—-3 mm).
2. — la. -Oberseite schwach konvex, kleinere Arten (bis 1?/, mm) 3.
— 2. Halsschild auf der Scheibe bis zum Vorderrand ohne gröbere
Punkte. Pygidium undeutlich mit feinsten Pünktchen besetzt (fast
glatt). L.3 mm. Togo. 1. D. togoensis Lew. — 2a. Halsschild pur
m hinteren Drittel der Scheibe ohne gröbere Punkte; Pygidium
deutlich punktiert. L. 2 mm. Ostafrika. 2. D. geministriata Bickh.
&- 3. Körperform ziemlich konvex, fast parallelseitig, 5. Dorsalstreif
mit einem der beiden Nahtstreifen an der Basis verbunden, der andere
abgekürzt. L. 1!/,mm. Madagaskar. 3. D. madagascariensis Mars.
tr 3a. Körper länglich oval, Nahtstreifen beide gleichmäßig vorn
abgekürzt. 4. — 4. Halsschild auch auf der Scheibe (also durchweg)
‚mit kräftigen Punkten besetzt; Mesosternum vorn in der Mitte tief
"ausgerandet. L. IY/;mm. Ostafrika, Südafrika, Westafrika (Nord-
Are Arabien). 4. B. mayeti Mars. — 4a. Halsschild nur an den
Seiten mit gröberen Punkten zwischen der feinen Grundpunktierung;
“"Mesosternum vorn schwächer und breiter ausgerandet. L. 1'/,—1?/, mm.
‘Vapland, Natal. 5. D. delicatula T ährs.
tr 1. D. togeensis Lew. 1895, Carcinops t. Lewis, in Deutsch. ent.
-. p. 265.
‚+ Oval, konvex, schwarz, glänzend. Kopf glatt mit kleinem
}!@rübchen nahe der Basis, Streif ganz, deutlich. Halsschild außer
‚ter Scheibe stark und tief, etwas zerstreut punktiert, mit Grübchen
Nor dem Schildehen und Punkten löngs des Basalrandes, Flügel-
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 153
decken mit 5 vollständigen gekerbten Dorsalstreifen, 4. und 5. an der
Spitze in Punkte aufgelöst, Nahtstreif verdoppelt, bis zur Mitte
reichend, der äußere der beiden Nahtstreifen bildet eine Punktreihe.
Propygidium wie das Halsschild punktiert, Pygidium glatt. Pro-
sternum mit vorn (hinter der Kehlplatte) erhobenem Kiel, Streifen
gebuchtet, vollständig. Mesosternum ziemlich breit ausgerandet,
Rand°treif vollständig, auf das Metasternum fortgesetzt und dort
parallel; Sternum glatt. Vorderschienen mit 4—5 Zähnchen, die ersten
4 gleichweit von einander entfernt, Mittel- und Hinterschienen ver-
.breitert, an der Spitze abgerundet. L. 3 mm.
*Togo (Lewis), Bismarckburg (coll. Bickhardt).
2. D. geministriata Bickh. 1912, Carcinops g. Bickhardt in Ent.
Mitteil. v. 1, p. 292.
Oval, gewölbt, schwarz, glänzend. Fühlerkeule rot. Stirn glatt,
mit vollständigem kräftigem Randstreif. Halsschild an den Seiten
und vorn weitläufig mit kräftigen Punkten besetzt, auf dem hinteren
Drittel der Scheibe glatt (mit Ausnahme der stets vorhandenen Punkt-
reihe an der Basis). Flügeldecken mit vollständigen ersten bis fünften
Dorsalstreifen und ebensolch«m inneren Subhumeralstreif. Der Nabt-
streif ist doppelt und reicht wenig über die Mitte nach vorn. Der
äußere dieser beiden Streifen ist (ebenso wie der 4. und 5. Dorsalstreif
gegen die Spitze zu) in eine Punktreihe aufgelöst. Das Propygidium
ist noch etwas kräftiger als das Halsschild, das Pygidium fein und
ziemlich weitläufig punktiert. Prosternum gekielt, Randstreifen
ziemlich tief und etwas geschwungen. Mesosternum tief ausgerandet,
vorn mit kräftigem Randstreif. Vorderschienen mit 5 Zähnchen.
Der Abstand des dritten vom vierten Zähnchen ist größer als die
übrigen. L. 2 mm.
*Ostafrika [Amani] (coll. Bickhardt), SO.-Usagara (Berl. Mus.).
3. BD. madagascariensis Mars. 1855, Carcinops m. Marseul, in
Monogr. Hister. p. 99, t. 8, f. 12.
Länglich oval, ziemlich konvex, fast zylindrisch, pechschwarz,
‚glänzend. Kopf fein punktiert, Stirn wenig konvex, vollständig schmal
gerandet. Beine und Fühler braun, Keule heller. Halsschild sehr
fein punktiert mit etwas gröberen Punkten dazwischen, Randstreif
ganz. Schildchen sehr klein. - Flügeldecken fast parallelseitig, Streifen
ganz, der 5. an der Basis mit dem Nahtstreif verbunden, Nahtstreif
auf der hinteren Hälfte verdoppelt. Epipleuren 2-streifig. Pygidium
wenig dicht und fein punktiert. Prosternum kurz, schmal, an der
Basis abgerundet, Streifen elliptisch. Mesosternum vorn stark aus-
gerandet, Randstreif ganz. Vorderschienen krumm, außen verbreitert,
mit 4 Zähnchen und dahinter gekerbt; Mittelschienen mit 4, Hinter-
schienen mit 2 Dörnchen besetzt. L. 1'/, mm.
Madagaskar. (Marseul).
4. BD. mayeti Mars. 1870, Carcinops m. Marseul, in Ann. Soc.
ent. Belg. v.13, p.94; 1885, ©. m. J. Schmidt, in Berlin. ent. Z.
v. 29, p. 299; 1899, ©. m. Ganglbauer, in Käf. v. Mitteleur. v. 3, p. 374.
6 Heft
154 A. Biekhardt:
Länglich oval, wenig konvex, pechschwarz, glänzend, Fühler
und Beine rötlich, Keule heller. Stirn eben, fein punktiert, Streif
ganz, Epistom beim einen Geschlecht tief ausgehöhlt. Halsschild
überall fein punlii'ert mit einzelnen gröberen Punkten dazwischen,
Randstreif ganz. Schildchen sehr klein. Flügeldecken an der Spitze
gerade abgestutzt, auf der Scheibe fein punktiert, innen Subhumeral-
streif und Dorsalstreifen I1—5 ganz, 5 an der Basis zum Schildehen
umgebogen, Nahtstreif fein, verdoppelt, im vorderen Drittel abgekürzt,
Epipleuren 2-streifig, Propygidium und Pygidium sehr fein und
wenig dicht punktiert. Prosternum mit feinem Streif; Mesosternum
vorn stark ausgerandet, Randstreif ganz. Vorderschienen mit 4 weit-
gestellten Dörnchen. L. 11/, mm.
*Dar-es-Salaam, Grahamstown, Sierra Leone (Egypten, Arabien,
Marseille) (coll. Biekhardt), Usambara [Derema] (Berl. Museum).
5. D. delicatula Fährs. 1851, Paromalus d. Fähraeus in Boheman,
Ins. Caffr. v. 1, p. 550; 1855, Carcinops plebeja Marseul, in Monogr.
Hister. p. 98, t. 8, f. 11; 1862, ©. d. Marseul, in Monogr. Hister. p. 17,
t.9, £.21 (i861).
Oval, mäßig konvex, pechbraun, glänzend. Fühler und Beine
rötlich. Kopf gerundet, fein punktiert, konvex, Streif ganz, Epistom
kaum eingedrückt. Halsschild mit spitzen vorspringenden Vorder-
ecken, sehr fein punktiert, an den Seiten mit einzelnen gröberen
Punkten dazwischen, Randstreif ganz. Schildchen sehr klein. Flügel-
decken an der Spitze gerade abgestutzt; Streifen ziemlich kräftig,
gekerbt; innerer Subhumeralstreif und Dorsalstreifen 1—5 vollständig
einwärts gekrümmt, 5. an der Basis nach dem Schildehen zu 'um-
gebogen, Nahtstreif verdoppelt, an der Basis abgekürzt, Epipleuren
mit 2 kräftigen punktierten Furchen. Pygidium senkrecht, rund,
wenig konvex, fein und zerstreut punktiert. Prosternum oval, Streifen
vorn und hinten verbunden, Kehlplatte so lang wie das Prosternum,
vorgebogen, vorn abgerundet und gerandet. Mesosternum vorn breit
ausgerandet, Randstreif kräftig, ganz. “Vorderschienen krumm, am
Ende mit kräftigem, nach außen gerichtetem Dorn und 3 kleinen
Zähnchen, Mittel- und Hinterschienen spatelförmig verbreitert, an
der Spitze abgerundet und außen im vorderen Drittel abgestutzt.
L. 11/,—1?/, mm.
*Kaffraria, Capland (coll. Bickhardt).
Bemerkung: (. »plebeja Mars. ist nach der Beschreibung von
©. delicatula Fährs. nicht zu unterscheiden.
9, Genus Eutriptus Wollaston
1862, Eutriptus Wollaston, Trans. Ent. Soc. Lond. p. 157; 1895,
Marseul, L’Abeille, Vol. 1, p. 345 (1864); Schmidt, ibidem, Vol. 28,
p: 176; 1916/17, Bickhardt, in Wytsman, Gen. Insect. Fasc. 166, p. 114.
Der Körper ist langgestreckt, fast walzenförmig, sehr glatt.
Der Kopf ist mittelgroß. Die Stirn ist mit vollständigem Streif versehen.
Die Oberlippe ist kurz. Die Mandibeln haben innen ein Zähnchen.
Die Histeriden. des aethiopischen Faunengebiets. 155
Die Fühler sind unter der Stirnecke eingefügt. Der Fühlerschaft
ist groß, wenig gebogen, gegen die Spitze stark verdickt. Die Fühler-
geißel ist sechsgliedrig, die Fühlerkeule abgestutzt, ohne erkenn-
bare Gliederung, länglich-kugelig. Die Fühlergrube liegt auf der
Unterseite des Thorax vor den Vorderhüften. Das Prosternum ist
schmal, zweistreifig, an der Basis vorspringend und abgerundet.
Die Kehlplatte ist groß und breit, vorn gerundet. Das Mesosternum
ist kurz, vorn zur Aufnahme des Vorsprungs des Prosternums schwach
ausgerandet. Das Halsschild ist quer viereckig, vorn mit ziemlich
tiefem Ausschnitt für den Kopf. Ein Marginalstreif ist vorhanden.
Das Schildchen ist klein, dreieckig. Die Flügeldecken sind mit schwachen
Streifen versehen. Das Propygidium ist fast senkrecht geneigt. Das
Pygidium ist auf die Unterseite umgeschlagen. Die Beine sind kräftig,
die Schenkel dick. Die Schienen haben innen keine Bewehrung. Die
Vorderschienen sind breit, gebogen, am Außenrand mit Zähnen besetzt.
Die Hinterschienen sind an der Basis schmal, dann plötzlich verbreitert
und an der Spitze mit zwei Dornen besetzt. Die Tarsen sind fünfgliedrig
mit einfachen Klauen. Die Gattung Eutriptus zeigt sowohl Charaktere
von Carcinops wie von Paromalus. Mit ersterer Gattung hat sie die
regelmäßige Streifung der Flügeldecken, mit letzterer die verlängerte
Form, die Brustbildung und die Fühlergruben gemein. E. putricola
ist auf die kanarischen Inseln beschränkt, wo die Art ausschließlich
in den modernden Euphorbienstämmen und unter deren Rinde —
soweit die Feuchtigkeit des Bodens reicht — ziemlich häufig gefunden
wird. — Typus des Genus: E. putricola W ollaston.
Eutriptus usambaricus n. sp.
Elongatus, subeylindricus, niger, nitidus,; amtennis pedibusque
brunneo-piceis. Fronte convexa, subtilissime punclulata, cum elypeo antice
. impresso marginata. Thorace subtilissime punctulato, fere laevi, stria
marginali tenui integra. Elytris strüis subkumeralibus interna et externa
(seu marginali) integris, dorsalibus 1. et 2. integris, 3. basali dimidiata
(sew subintegra) 4., 5. basalıbus brevissimis apendicibus apicalibus
tenurssimis auctis, sulurali tenuissima ultra medium abbreviata. Pro-
pygidio brevissimo pygidioque punctulatis. Prosterno striüs sinwatıs
utringue divergentibus. Mesosterno antice emarginato, stria marginal
integra. Tibris anticis extus 4-denticulatis, postice erenulatis. L. 11/;
bis 1?/, mm.
*Ostafrika [Usambara, Kwail (P. Weise leg., Methner leg.)
(Berl. Museum und coll. Bickhardt).
Viel kleiner als die einzige bisher bekannte Art (E. putricola Woll.
von den Canarischen Inseln). Die Seiten sind weniger parallelseitig,
nach vorn und hinten schwach gerundet verengt. Der innere Sub-
humeralstreif ist vollständig, wenn auch sehr fein, die inneren Dorsal-
streifen sind durch deutliche kurze Streifenstücke an der Basis markiert,
auch an der Spitze der Flügeldecken sind sie angedeutet, jedoch
durch viel feinere Punktlinien, die in seltenen Fällen auch das basale
Streifenstück erreichen.
6. Hett
De
-
156 H. Bickhardt:.
Es ist sehr bemerkenswert, daß diese bisher nur auf den Canarischen
Inseln gefundene Gattung jetzt auch durch eine Art vom afrikanischen
Kontinent, und noch dazu von der Ostseite repräsentiert wird.
T'ypen i im Zoolog. Museum Berlin und in meiner Sammlung.
10. Genus Pachylomalus J. Schmidt (im indomalayischen Gebiet).
Il. Genus Paromalus Erichson
1834, Paromalus Erichson, in Klug, Jahrb. Ins. Vol. 1,.p. 167;
1854, Lacordaire, Gen. Col. Vol. 2, p. 272; ‚1855, Marseul, Monogr.
Hister. p- 100; 1858, Jacquelin- Duval, Gen. Col. d’Eur. Vol. 2,
p. 107; 1885, Schmidt, Berl. Ent. Zeitschr. Vol.29, p. 283; 1899,
Ganglbauer, Käf. v. Mitteleur. Vol. 3, pP. 374; 1908, Fuente, Bol.
Soc. Arag. Cienc. Nat. p. 170; Reitter, Fauna Germanica, Vol. 2,
p. 287; 1912, Kuhnt, Ill. Best.-Tab. Käf. Deutschl. p- 371; 1916/17,
Bickhardt, in W ytsman, Gen. Insect. Fasc. 166, p. 116; 1919, Desbordes,
in Ann. Soc. ent. Fr. v. 87, p. 403.
Der Körper ist länglich oval, mehr oder weniger abgeflacht. Der
Kopf ist klein, gerundet; die Stirn ist meist flach gewölbt, mit dem
Epistom ohne Naht verwachsen und von einem beide umfassenden »
Marginalstreif umrandet. Die Oberlippe ist kurz, quer. Die Mandibeln
sind ziemlich kurz und breit, gleicblang, innen mit einem Zähnchen
besetzt. Die Fühler sind unter dem Stirnrand am Grunde der Man-
dıbeln eingefügt. Der Schaft ist mäßig lang, keulenförmig, leicht
gekrümmt; die Fühlergeißel ist siebengliedrig, das erste Glied ist viel
länger und dicker als die Glieder zwei bis sechs. das Endglied ist stark
verbreitert und legt sich becherförmig an die Keule an. Die Fühler-
keule ist eirund, zusammengedrückt, pubescent. Die Fühlergrube
ist seicht und liegt unter den Seiten des Halsschilds vor den Vorder-
hüften. Das Mentum ist kurz, halbkreisförmig, in der Mitte schwach:
ausgerandet. Die Lippentaster haben drei, die Kiefertaster vier
Glieder, von denen je das erste sehr klein ist. Das Prosternum ist
mäßig erhoben, schmal, an der Basis gerundet, an den Seiten
gestreift. Die Kehlplatte ist schmal, an den Seiten gerandet. Der
Brustrand trägt einen Einschnitt, durch den die Fühler gelegt werden.
Das Mesosternum ist etwas breiter als lang, am Vorderrand ausgerandet,
an den Seiten mit kräftigem Randstreif. Quer über das Mesosternum
verläuft außerdem noch ein feiner, meist gezackter Querstreif, dessen
Form ziemlich veränderlich ist. Das erste Ventralsegment trägt
zuweilen eine besondere Geschlechts- Auszeichnung in Form eines
Höckerchens oder Längskieles.. Das Halsschild ist breiter als lang,
an der Basis gerundet, am Vorderrand zur Aufnahme des Kopfes
mit einer meist schwach zweibuchtigen Ausrandurg versehen. Die
Seiten sind kaum gebogen und haben einen feinen Marginalstreif. Das
Schildehen ist nicht zu erkennen. Die Flügeldecken sind länger als das
Halsschild und außer zwei bis drei kurzen, feinen, obsoleten, oft ganz
erloschenen, schrägen Linienrudimenten an der Basis sind sie ohne
Dorsalstreifen; ein Nahtstreif fehlt. Das Propygidium ist quer, gerundet
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 157
sechseckig. Das Pygidium ist stark geneigt und oft bei einem der
Geschlechter mit verschiedenartigen Ornamenten (eingegrabenen oder
erhabenen Skulpturen) versehen. Die Beine sind kurz, die Vorder-
schienen verbreitert, stark gekrümmt, mit einem langen nach außen
gekrümmten Enddorn, der Außenrand ist mit drei bis vier Zähnchen
besetzt. Die Tarsalfurche ist undeutlich begrenzt. Die Hinterschienen
sind schmal, schwach gebogen, gegen die Spitze wenig verbreitert,
die mittleren an der ganzen Außenkante, die hinteren nur an der
Spitze mit spärlichen Dörnchen besetzt. Die Tarsen sind fünfgliedrig,
zusammengedrückt, die Glieder eins bis vier sind kurz, das Endglied
viel länger, mit zwei Klauen versehen. —Typus des Genus: P. com-
planatus Panzer (Europa).
Tabelle der Arten.
1. Querstreif des Mesosternums obsolet, meist sogar fehlend,
Q mit Geschlechtsauszeichnung auf dem Pygidium (Figur 1). L. 1Y,
bis 2 mm. Seychellen. 1. P. alluaudi J. Schm. — la. Querstreif
auf dem Mesosternum deutlich ausgebildet. 9 ohne Geschlechts-
auszeichnung. 2%. — 2. Vorderschienen auf der Innenseite des distalen
Endes fersenartig verbreitert (Figur 2). L. 2 mm. Seychellen. 2. P.
caleiger Scott. — 2a. Vorderschienen normal geformt. 3. — 3. Meso-
sternal- Querstreif einfach gebogen, die konvexe Bogenseite nach vorn
gerichtet. L. 2 mm. Seychellen. 3. P. gardineri Scott. — 3a. Quer-
streif des Mesosternums dreibogig, der mittlere Querbogen mit seiner
konvexen Seite nach hinten gerichtet, zuweilen sind die Bogenstücke
auch gerade oder fast gerade. & — 4. Die drei Teile des
Querstreifs des Mesosternums gebogen, die 2 nach vorn-außenge-
richteten Ecken fast spitzwinklig.. 5. — 4a. Die drei Teile
des Querstreifs annähernd gerade, die Ecken stumpfwinklig (Fig. #). 6.
—: 5. Halsschild viel feiner als die Flügeldecken punktiert, Randstreif
hinter dem Kopf unterbrochen. L.2 mm. Natal, Ostafrika, Kamerun.
4. P. exiguus Tährs. — 5a. Halsschild dicht und fast ebenso kräftig
punktiert wie die Flügeldecken, Randstreif vollständig. Metasternum
nadelrissig punktiert. L. 21/,mm. Ostafrika, Gabun. 5. P. aeisternus
Desb. — 6. Größere Art. Oberseite nicht sehr dicht punktiert, ziemlich
konvex. L. 21/,-3 mm. Insel Principe. 6. P. longicornis Lew. —
6a. Kleinere Art. Oberseite ziemlich dicht punktiert, depreß. L.1?/, mm.
Cap Verdische Inseln (Wollaston), Gabun, Togo (coll. J. Schmidt).
7. P. digitatus W oll.
1. P. alluaudi J. Schm. 1893, P. a. J. Schmidt, in Bull. Soc.
ent. Fr. p. C; 1913, P. a. Scott, Trans. Linn. Soc. London (2),
vol. 16, p. 225.
Oblong, fast parallelseitig, depreß, schwarz, glänzend; Mundteile
und Beine rotbraun. Kopf sehr fein punktiert, Streif ganz. Hals-
schild hinter den Augen eingedrückt, dicht und fein, seitlich deutlicher
punktiert, mit kleinem Punkt vor dem Schildchen, Randstreif hinter
dem Kopf unterbrochen. Flügeldecken stärker aber weniger dicht
6. Heft
®
158 H. Bickhardt:
punktiert, an der Basis eingedrückt, mit einem schiefen, fast bis zur
Mitte reichenden Streif; Naht hinten schwach erhoben. Propygidium
dicht, Pygidium kaum weniger dicht aber sebr fein punktiert. Pro-
sternum zweistreifig, zwischen den Hüften sehr wenig schmäler;
Mesosternum vom Metasternum kaum deutlich getrennt, auf der
hinteren Mitte mit Querstrichen oder Punkten; Metasternum sehr
fein zerstreut punktiert. Vorderschienen mit 4 Zähnchen. L. 1Y,
bis 2 mm. @ mit unregelmäßig gekrümmten Figuren auf dem Py-
gidium und mit Randfurche auf demselben. L. 11/,-2 mm.
*Seychellen [Digue] (coll. Bickhard!t).
2. P. ealeiger Scott. 1913, P. c. Scott, in Trans. Linn. Soc.
London, (2) v.16, p. 227, t. 14, f. 24, 25.
Schmal-oblong, mäßig konvex, braunrot, glänzend. Kopf ziemlich
dicht und kräftig punktiert, bei starker Vergrößerung mit sehr feiner
Grundpunktierung, Randstreif nicht vor den Augen fortgesetzt.
Halsschild auf der Scheibe ziemlich konvex, nach vorn verschmälert,
N
..r. os CH)
“er Le)
Fig.1. Fig. 2. Fig. 3.
Pygidium von Vorderschiene Mesosternum
Par, alluaudi J. Schm: von Par. caleiger Scott.
Seiten schwach gerundet, dicht punktiert, mit schwachem Eindruck
hinter dem Auge, Randstreif fein, vollständig. Flügeldecken dicht
und stark punktiert, Punkte an der inneren Basis feiner, mit schwachem
undeutlichem Quereindruck an der Basis. Propygidium und Pygidium
fein und ziemlich dicht punktiert. Prosternum zwischen den Streifen
schmal, wenig breiter an der Basis; Streifen fast parallel, zwischen
den Hüften schwach gebuchtet, vorn am Ende konvergierend, jedoch
nicht zusammenstoßend, Kehlplatte fein punktiert.- Mesosternum (Fig. 3)
nur seitlich gerandet, Randstreif in der Vorderecke schwach einwärts
gebogen, vorn breit unterbrochen. Querstreif ganz, deutlich, zwei-
spitzig (dreibuchtig), der Mittelbogen fast so groß als die beiden Seiten-
bogen zusammen, schwach gebogen, die konvexen Seiten nach hinten
gerichtet. Meso-Metasternalnaht kaum erkennbar. Mesosternum vor
dem Querstreif punktiert, dahinter glatt. Metasternum und
l. Sternit dicht und ziemlich stark punktiert, seitlich noch stärkere
Punkte. Vorderschienen an der Spitze stark einwärts gekrümnit,
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets, 159
innen mit fersenartigem Vorsprung (Fig. 2), außen mit 4 Zähnchen
a L. 2 mm.
“Seychellen [Sılhouette, Mahe)].
3. P. gardineri Scott. 1913, P. g. Scott, in Trans. Linn. Soc.
London (2), v. 16, p. 226, t. 14, £. 23.
Ziemlich breit oval, schwarz, glänzend; Fühler und Beine rötlich
braun. Kopf dicht und fein punktiert, Randstreif ganz. Halsschild
dicht und fein punktiert, Randstreif ganz, vorn feın. Flügeldecken
kräftig und dicht punktiert, Punktierung an der Basis innen feiner,
außen kräftiger als sonst, Basis von der Mitte nach außen zu schwach
quer eingedrückt, ein äußerer Dorsalstreif ziemlich undeutlich bis
zur Mitte reichend, ein dünner Subhumeralstreif kaum sichtbar, ohne
Nahtstreif; Naht hinten erhoben. Propygidium dicht, ziemlich kräftig,
Pygidium sehr fein, an der Basis etwas stärker punktiert, letzteres
ohne Geschlechtsauszeichnung. Prosternum mit sehr fein punktierter
Kehlplatte, Kiel zwischen den Streifen schmal, etwas breiter an der
Basis; Streifen fast parallel, zwischen den Hüften schwach gebuchtet.
Mesosternum vorn ausgerandet, Randstreif vorn breit unterbrochen;
Querstreif vertieft, einfach gebogen (die konvexe Seite des Bogens
nach vorn gerichtet), nicht bis zum Seitenrand reichend. Meso- und
Metasternum sowie das 1. Sternit sehr fein zerstreut und ziemlich
undeutlich punktiert, etwas stärker nur im hinteren und äußeren
Teil des 1. Sternits. L. 2 mm.
Seychellen [Mahe, im Mulm einer Kokospalme].
4. P. exiguus Fährs. 1851, P. e. Fähraeus, in Boheman, Ins.
Caffr. v.1, p. 552; 1862, P. e. Marseul, in Monogr. Hister. p. 28, t. 9,
f.10 (1861).
Oval, depreß, schwarz, glänzend. Fühler und Beine rötlich.
Stirn schwach konvex, fein punktiert, Randstreif ganz, deutlich.
Halsschild breiter als lang, kaum wahrnehmbar punktiert, Randstreif
deutlich, vorn unterbrochen. Flügeldecken wenig dicht und ziemlich
kräftig punktiert, Humerallinie und einzelne Dorsalstreifen kurz an-
gedeutet, Nahtstreif fehlend, Epipleuren schwach 2streifig. Pro-
pygidium und Pygidium sehr fein punktiert. Prosternum ziemlich
kurz und breit, seitlich mit deutlichen Streifen, Kehlplatte stark
vorspringend, vorn abgerundet, seitlich gerandet. Mesosternum
vorn ausgerandet, mit kräftigem Randstreif an den Seiten, Quer-
streif zweiwinklig.. Vorderschienen krumm, abgerundet und ver-
breitert, mit 3 kleinen Zähnchen nach der Spitze zu; Mittelschienen
mit 3 Dörnchen, Hinterschienen unbewehrt. L. 2 mm.
*Natal (Fähraeus), Zanzibar, Amain, Gabon (coll. Bickhardt),
Dar-es-salaam, Pangani, Derema, Kwai, Amani, Kilimandjaro (Berl.
Museum).
5. P. acisternus Desb. 1914, P. a. Desbordes, in Voy. Alluaud
et Jeannel Col. XI, p. 372.
Oval, ziemlich depreß, schwarz, glänzend, Fühler und Beine
heller. Ober- und Unterseite dicht und kräftiger punktiert als bei
6. Heft
160 H. Bickhardt:
den meisten bekannten Paromalus-Arten der gleichen Größe.
Punktierung auf dem Metasternum nadelrissig. Halsschild mit voll-
ständigem Randstreif. Flügeldecken mit undeutlichen Dorsalstreifen,
ohne Nahtstreif. Prosternum mit 2 tiefen Streifen, die parallel sind
und an der Basis in kurzem Bogen sich vereinigen. Mesosternum
vorn ausgerandet, Randstreif vorn durch die Ausrandung unterbrochen.
Querstreif 2winklig (3buchtig), der Mittelteil fast gerade (quer).
Vorderschienen mit 4 Zähnchen. L. 21/, mm.
*Englisch Ost-Afrika [Bura, Taita-Hills] (Desbordes), Gabon
(coll. Bickhardt).
6. P. longicornis Lew. 1906, P. I. Lewis, in Ann. Mus. Stor.
nat. Genova v. 42, p. 401.
Oblong-oval, ziemlich konvex, schwarz, glänzend, Oberseite fein,
nicht dicht punktiert. Kopf vorn schwach niedergedrückt, Streif
vollständig, vorn gerundet; Fühler ziemlich
PA: lang, besonders der Schaft., erstes Geißelglied
so lang als die 3 folgenden. Halsschild mit
vorn ziemlich breit unterbrochenem Rand
Querstreif d. Mesosternum Streif. Flügeldecken wie das Halsschild
von Par. longicornis Lew. Punktiert. Propygidium und Pygidium fein
und spärlich punktiert, ohne besondere Ge-
schlechtsauszeichnung. Prosternum ‘mit 2 Streifen, die nicht ver-
bunden sind. Mesosternum mit bhalbsechsseitigem Querstreif.
(Fig. 4). Vorderschienen mit 4 Zähnchen. L. 21/,—3 mm.
Insel Principe (Golf von Guinea) [Roga Infante Don Henrique]
(Lewis).
7. P. digitatus Woll. 1867, P. d. Wollaston, in Col. Hesperidum
88,
N Oblong-oval, depreß, schwarz oder pechfarbig, Oberseite ziemlich
gleichmäßig (auf den Flügeldecken etwas tiefer) ziemlich dicht punktiert.
Fühler und ‘Beine rötlich-braun, Keule gelhbraun, Halsschild mit
vorn unterbrochenem Randstreif. Flügeldecken nur mit einer kurzen
undeutlichen Schulterlinie. Prosternalstreifen ganz. Mesosternum
mit 3tailigem Querstreif, die Streifen gerade. Vorderschienen breit,
krumm, außen mit 4 Dörnchen, an der Spitze mit langem scharfem
Außendorn; Mittelschienen mit 3 (außer den ganz kleinen), Hinter-
schienen mit 2 Dörnchen. L. 1?/, mm.
*Cap Verdische Inseln [St. Jago, Foco] (Wollaston), Gabon,
Guinea, Togo (coll. Biekhardt), Kamerun [Bibundi], Moliwe bei
Vietoria, Soppo, Joh. Albrechtshöhe], Span. Guinea [Nkolentangan]
(Berl. Museum).
Biologische Bemerkungen: Unter Feigen- und Euphorbien-
Rinde.
12. Genus Mierolomalus Lewis (im paläarktischen Gebiet und auf
Java). — 13. Genus Isolomalus Lewis (in Amerika).
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 161
8. Subfam. Histerinae.
1916/17, Bickhardt in Wytsman, Genera Insectorum, Fasc. 166,
. 120.
: Die Fühler sind unter dem Stirnrand eingelenkt. Der Fühlerschaft
ist gegen die Spitze keulig verdickt, jedoch nicht plattenförmig erweitert.
Die Fühlergrube liegt im Vorderwinkel des Halsschildes oder
unmittelbar dahinter am Seitenrand. Sie ist zuweilen undeutlich
oder gar nicht ausgebildet.
Das Prosternum hat eine deutliche, oft durch eine Naht besonders
abgegrenzte Kehlplatte. Diese Kehlplatte hat keine Rinne (Einschnitt)
zum Hindurchlegen der Fühlergeißel (Ausnahme: Triballodes Schmidt).
Tabelle der Tribus.
l. Das Mesosternum ist am Vorderrand gerade abgestutzt !)
oder schwach gerundet vorgezogen (selten breit aber flach ausgerandet).
Ein eigentlicher Stirnstreif, der Stirn und Epistom trennt, fehlt.?)
Das Halsschild hat keine Lateralstreifen. Der Außenrand der Vorder-
schienen ist fein bedornt (selten mit zahlreichen feinen Zähnchen
besetzt). 1. Tribus Tribalini. — la. Das Mesosternum ist am Vorderrand
ausgebuchtet oder in eine vorspringende Spitze vorgezogen, selten
gerade abgestutzt. Die Vorderschienen sind am Außenrand mit
einigen größeren Zähnchen, selten mit zahlreicheren kleineren ?)
Zähnchen besetzt, ein Stirnstreif ist gewöhnlich vorhanden, wenn
auch zuweilen nur seitlich ausgebildet. %. — 2. Das Mesosternum
hat in der Mitte des Vorderrandes eine mehr oder weniger vorspringende
Spitze, die in einen Ausschnitt des Prosternums hineinragt. 4. Tribus
Exosternini. — 2a. Das Mesosternum ist in der Mitte des Vorderrandes
mehr oder weniger ausgerandet zur Aufnahme des an der Basis meist
abgerundeten Prosternums. Selten ist das Mesosternum gerade ab-
gestutzt; in diesem Falle hat das Halsschild einen oder mehrere Lateral-
streifen. (Ausnahmen Macrosternus Marseul, Asolenus Lewis und
Baconia Lewis). 3. — 3. Die Tarsalfurche der Vorderschienen ist
gerade, nur am Innenrand deutlich gerandet. 3. Tribus Histerini. —
3a. Die Tarsalfurche der Vorderschienen ist S-förmig, stärker vertieft,
scharf begrenzt. 2. Tribus Platysomini.
1. Tribus Tribalini.
1916/17, Bickhardt in Wytsman, Gen. Insect. Fasc. 166, p. 121.
Die Körperform ist oval-kahnförmig. Die Stirn hat keinen
eigentlichen Stirnstreif; zuweilen ist ein kurzer, undeutlicher Schräg-
streif an den Seiten der Vorderstirn (bei einzelnen T'rrbalus) entwickelt.
Das Halsschild hat keine Lateralstreifen.
1) Siehe auch unter 2a.
2) Vergl. auch Tribalus onustus Lew.
8) Vergl. Genus Apobletodes Lew., Hister multidens J. Schm. usw.
Archiv für Naturgeschichte
1921. A. 6. 11 6 Heft
162 H. Bickhardt:
Das Mesosternum ist am Vorderrand gerade abgestutzt oder
schwach gerundet vorgezogen (selten breit, aber flach, ausgerandet).
Der Außenrand der Vorderschienen ist fein bedornt.
Tabelle der Gattungen.
1. Flügeldecken mit kräftigen Dorsalstreifen !) %, — la. Flügel-
decken ohne Dorsalstreifen !) oder höchstens mit undeutlichen Rudi-
menten von solchen an der Basis. Nur ein Nahtstreif ist zuweilen
ausgebildet. 5. — 2. Die Fühlerkeule besteht aus einem massiven
Stück. (4. Genus Tribalister G. Horn). — 2a. Die Fühlerkeule ist aus
mehreren Gliedern zusammengesetzt, die Nähte sind mehr oder weniger
deutlich. 3. — 3. Die Oberseite ist dicht punktiert; die Flügeldecken
sind zwischen den Streifen mit regelmäßigen Punktreihen besetzt.
(2. Genus Stietostix Marseul). — 3a. Die Oberseite ist glatt, höchstens
sind die Flügeldecken äußerst fein (nicht reibig) punktuliert. 4. —
4. Die vorhandenen Dorsalstreifen reichen sämtlich bis zur Spitze
der Flügeldecken, die Vorderschienen sind deutlicher und dichter
bedornt. (1. Genus Epierus Erichson). — 4a. Die Dorsalstreifen
sind nach hinten in Punktstreifen aufgelöst und verkürzt. Die Vorder-
schienen sind weniger deutlich und feiner bedornt. (Das Prosternum
ist breiter, die Arten sind kleiner als bei Zpierus). (3. Genus Pare-
pierus Bickhardt). — 5: Die Flügeldecken haben an den Seiten einen
abgesetzten kielförmigen Rand. 8. — 5a. Die Flügeldecken haben
keinen abgesetzten Rand. 6. — 6. Die Fühlergrube ist sehr groß
und reicht von der Vorderecke bis vor die Vorderhüfte. An den Seiten
der Kehlplatte befindet sich ein Einschnitt zum Hindurchlegen der
Fühler. (6. Genus Triballodes J. Schmidt). — 6a. Die Fühlergrube
ist von normaler Größe, sie liegt im Vorderwinkel des Halsschildes.
Ein Einschnitt neben’ der Kehlplatte fehlt. %. — 7. Der Körper ist
fast kugelig gewölbt, die Fühlergrube ist undeutlich” begrenzt und
größtenteils von der Brustplatte von unten bedeckt. Verbreitungs-
gebiet: Süd- und Mittel-Amerika. (7. Genus Idolia Lewis). — 7a. Der
Körper ist oval, die Unterseite meist stärker gewölbt als die Oberseite.
Die Fühlergrube ist deutlich und scharf begrenzt, zum größten Teil
von unten sichtbar. Verbreitungsgebiet: Europa, Asien, Afrika,
Australien. 5. Genus Tribalus Erichson — 8. Die Fühlergrube ist von
unten sichtbar, sie liegt etwas hinter den Vorderecken des Hals-
schilds. 8. Genus Sphaerieosoma Marseul — 8a. Die Fühlergrube
ist von unten durch die Brustplatte völlig verdeckt. Sie liegt im
Vorderwinkel des Halsschilds. (9. Genus Caerosternus Le Conte).
l. Genus Epierus Erichson (Amerika, Süd-Europa, Südost-Asien).
— 2. Genus Stietostix Marseul (Nord-Amerika, Australien). —
3. Genus Parepierus Bickhardt (Indo-malayisches Gebiet, Australien,
Neu-Seeland). — 4. Genus Tribalister G. Horn (in Nordamerika). __
!) Vergl. auch Tribalus mixtus Mars. mit 3 deutlichen Dorsalstreifen.
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 163
5. Genus Tribalus Erichson
1834, Tribalus Erichson, in Klug. Jahrb. Ins. Vol.1, p. 164;
1854, Lacordaire, Gen. Col. Vol.2, p. 269; 1855, Marseul, Monogr.
Hister. p. 151; 1858, Jacquelin-Duval, Gen. Col. d’Eur. Vol. 2, p. 104;
1899, Ganglbauer, Käfer v. Mitteleur. Vol. 3, p. 371; 1908, Fuente,
Bol. Soc. Arag. Cienc. Nat. p. 169; 1916/17, Bickhardt, in Gen. Insect.
Fasc. 166, p. 127.
1868, Triballus Gemminger u. Harold, Cat. Col. Vol. 3, p. 781;
1885, Schmidt, Berl. Ent. Zeitschr. Vol. 29, p. 282.
Der Körper ist oval, die Unterseite meist stärker konvex als die
Oberseite. Der Kopf ist mittelgroß. Die Stirn ist konkav oder schwach
konvex, sie überragt die Augen, so daß diese von oben nicht zu sehen
sind; ohneTrennungslinie gegen das Epistom. Die Oberlippe ist halbkreis-
förmig. Die Mandıbeln sind ziemlich groß, gekrümmt, am Innenrand
mit einem Zahn versehen. Die Augen stehen wenig vor. Die Fühler
sind unter dem Stirnrand vor den Augen eingefügt. Der Schaft ist
ziemlich lang, gegen die Spitze schwach verdickt. Die Fühlergeißel
ist siebengliedrig, das erste Glied ist länger, das letzte breiter als
alle übrigen. Die Fühlerkeule ist aus vier Gliedern zusammen-
gesetzt, fast kreisrund, zusammengedrückt, behaart. Die Fühler-
grube liest im Vorderwinkel des Halsschilds und ist vom Brust-
rand nicht völlig überdeckt. Das Mentum ist trapezförmig,
Vorder- und Hinterrand gerade; die Paraglossen sind kurz,
gerandet. Die Lippentaster sind dreigliedrig, das erste Glied ist sehr
klein, die beiden folgenden sind mehr als doppelt so lang als breit,
gleichlang. Die Kiefertaster sind viergliedrig, das erste Glied ist sehr
klein, das zweite ist doppelt so lang als breit, gegen die Spitze stark
verdickt, das dritte ist kürzer, zylindrisch, das Endglied etwas kürzer
als 2 und 3 zusammen, an der Spitze abgestumpft. Das Prosternum
ist länger als breit, zweistreifig, an der Basis verbreitert und ab-
gestutzt. Die Kehlplatte ist kurz, vorn abgerundet. Das Mesosternum
ist kurz, vorn fast gerade. Das Metasternum ist vom Mesosternum
durch eine deutliche Naht getrennt, gewölbt, meist mit Längsfurche.
Das Halsschild ist quer nach vorn <tark verschmälert mit schwach
gebogenen Seiten. Ein Randstreif ist vorhanden, Lateralstreifen
fehlen. Das Schildchen ist Klein, punktförmig. Die Flügeldecken
sind mehr oder weniger gewölbt, nach hinten stark verengt. Dorsal-
streifen sind sehr undeutlich !) oder fehlen. Subhumeralstreifen meist
ausgebildet (vergl. Untergattungen). Das Propygidium ist quer sechs-
eckie, das Pygidium dreieckig; beide sind harabgeneigt. Die Beine sind
ziemlich lang und schlank. Dis Schenkel sind fast walzenförmig, am
Innenrand mit tiefer Rinne zur Aufnahme der Tibien in der Ruhelage.
Die Vorderschienen sind abgeflacht, nach der Spitze zu verbreitert,
außen unbewehrt oder mit feinen Zähnchen dicht b>setzt. Die Tarsal-
grube ist wenig deutlich begrenzt. Die Mittelschienen sind mäßig,
t) Ausnahme T. mixztus Mars. (vergl. diesen).
al 6. Heft
164 H. Bickhardt:
die Hinterschienen kaum gegen die Spitze verbreitert, mit wenigen
Dörnchen am Außenrand. Die Tarsen sind kurz, fünfgliedrig. —
Typus des Genus: T.capensis Paykull.
Tabelle der Subgenera.
1. Flügeldecken mit deutlichen Dorsalstreifen, die bis zur Spitze
reichen; Vorderschienen außen mit 6-—8 feinen Zähnchen oder auch
nur fein bewimpert!). (Typus 7. mixtus Mars.) 1. Subgenus
Atribalus nov. — la. Flügeldecken ohne deutliche Dorsalstreifen,
nur mit Rudimenten von solchen; Vorderschienen außen fein und
kurz bedornt oder beborstet. 2%. — 2. Flügeldecken nur mit einem
äußeren geschwungenen Subhumeralstreif (gleichzeitig Randstreif),
der zuweilen noch undeutlich oder abgekürzt ist; Oberseite mehr
oder weniger depr«ß, einfach punktiert; Stirn konkav. (Typus T.
capensis Payk.). 2. Subgenus Tribalus Er.) s. str.). -— 2a. Flügel-
decken neben den äußeren, vollständigen, mit einem vollständigen,
fast geraden inneren Subhumeralstreif; Oberseite gleichmäßig
konvex. oft stark gewölbt, Punktierung aus einer feinen Grund-
punktur mit gröberen Punkten untermischt bestehend; Stirn eben oder
konvex. (Typus: T. agrestis Mars.). 3. Subgenus Eutribalus?) nov.
1. Subgenus Atribalus n. subg.
1. T. mixtus Mars. 1857, 7. m. Marseul, in Monogr. Hister.
P:437, 1.11, 11.
Oval; konvex, braunschwarz, ziemlich glänzend, Oberseite dicht
punktiert. Fühler und Beine rötlich. Stirn mäßig konvex, vor den
Augen in Form einer kurzen Tuberkel erhoben, dahinter mit kurzem
Randstreif. Halsschild mit fast rechtwinkligen Vorderecken, letztere
ohne Eindruck, Randstreif fein, vollständig. Flügeldecken an der
Spitze gerade abgestutzt, Nahtstreif und Dorsalstreifen 1—3 fein,
ziemlich deutlich, ersterer vollständig, die letzteren vor der Spitze
mehr oder weniger undeutlich werdend, äußerer Subhumeralstreif
an der Basis abgekürzt. Propygidium ziemlich lang, Pygidium konvex.
Prosternum ziemlich breit, mit 2 Streifen, Kehlplatte sehr kurz. Meso-
sternum vorn gerade abgestutzt, Randstreif vorn ganz. Vorder-
schienen in der Mitte schwach verbreitert, außen mit 6—8 feinen
Zähnchen. L. 3 mm.
*Capland (Marseul), Cap (coll. Bickhardt).
1) Hierher eine noch unbeschriebene Art aus Bogota.
2) Hierher äuch 7. scaphidiformis Ill. und minimus Rossi aus der paläark-
tischen Region sowie T. punctillatus Bickh. von Formosa.
3) Hierher die meisten indo-australischen Arten wie T. colombius Mars.,
opimus Lew., ogieri Mars., koenigius Mars., acceptus Mars., doriae Mars., tropicus
Lew., pumilio Schmidt, montanus Lew., australis M’Leay, bomba Mars. usw.
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 165
2. Subgenus Tribalus Er. (s. str.).
Tabelle der Arten.
1. Oberseite ziemlich depreß, Körperform gerundet oder ziemlich
breit-oval. Größere Arten 21/,—31/,mm. 2. — la. Oberseite konvex
oder ziemlich konvex, Körperform oval oder oblong-oval. Kleinere
Arten 1?/,-2mm. 5. — 2. Braunschwarz ohne Metallschimmer,
erundet, Naht stark erhoben, daneben fast rinnenförmig nieder-
gedrückt, überall ziemlich kräftig, auf dem Halsschild sehr dicht
punktiert, letzteres vor dem Schildchen breit eingedrückt und runzlig.
L. 3mm. Abessinien. 2. T. fastigiatus Mars. — 2a. Schwarz- oder
dunkelgrün-metallisch, breit-oval, weniger kräftig punktiert. 3. —
3. Oberseite äußerst fein punktiert, auf der Scheibe der Flügeldecken
fast glatt; Basalrand des Halsschilds vor dem Schildehen schmal
quer eingedrückt, gerunzelt. L. 21/,-3 mm. Höhlen bei Tanga.
5. T. cavernicola Lew. — 3a. Oberseite deutlich, Halsschild sehr
dicht punktiert. 4. — 4. Basalrand des Halsschilds vor dem Schild-
chen sehr schmal, etwas stärker, selten runzlig, punktiert, jedoch
ohne Eindruck; Flügeldecken wie das Halsschild, jedoch weniger
dicht punktiett. L. 3mm. Capland, Natal. 3. T. capensis Payk.
— 4a. Basalrand des Halsschilds vor dem Schildchen breit ein-
gedrückt mit Längsfältchen; Flügeldecken viel feiner und weniger
dicht punktiert als das Halsschild. L. 2?/;,mm. Abessinien. 4. T.
impressibasis n. sp. — 5. Körperform oblong-oval, Oberseite dunkel-
metallisch, dicht punktiert, Subhumeralstrsif undeutlich, oft unter-
brochen oder abgekürzt. L. 2mm. Capland. 6. T. ascaphus Mars.
— 5a. Kirperform oval, Oberseite pechbraun, weniger dicht punktiert;
Subhumeralstreif fein aber deutlich. 6. — 6. Oberseite konvex,
Kopf kaum deutlich punktiert, Unterseite sehr fein punktiert. L.
2 mm. Abessinien. 7. T. rubrieulus J. Schm. — 6a. Oberseite
wenig konvex. Flügeldecken neben der Naht etwas eingedrückt, Kopf
deutlich und dicht punktiert, Unterseite deutlich punktiert. L. 2 mm.
Mashonaland, S. W. Afrıka. 8. T. amnicola Lew.
2. T.fastigiatus Mars. 1881, 7. /. Marseul, in Ann. Mus. Genova
v.16, p. 618.
Gerundet, mäßig konvex, glänzend, braunrot; Beine und Fühler
rötlich; Oberseite dicht punktiert. Stirn vorn eingedrückt, an den
Seiten erhoben. Halsschild mit spitzen Vorderecken, die eingedrückt
sind, Randstrsif ganz, Rand schmal erhoben, gleichmäßig punktiert,
vor dem Schildchen eingedrückt und runzlie. Flügeldecken an der
Spitze gerade abgestutzt, Naht dachförmig erhoben, Dorsalstreifen
1—3 schief, fein und nur bis zur Mitte ziemlich deutlich, äußerer Sub-
humeralstreif fein, ganz, Epipleuren 2-streißig. Pygidium und Pro-
pygidium konvex, wie die Flügeldecken punktiert. Unterseite wie
die Oberseite punktiert, Prosternum konvex, breit, seitlich mit Streifen,
die geschwungen nach vorn divergieren: Kehlplatte kurz, breit, gerandet.
Mesosternum vorn gerade, Randstreif fein, vorn ganz. Meso-Meta-
6. Heft
166 H. Bickhardt:
sternalnaht gerade, gekerbt. Vorderschienen schwach verbreitert,
außen gezähnelt. L. 3 mm.
*Agaos, Abessinien (Marseul), Abessinien (Raffray), Hareb
[Erythraea] (coll. Bickhardt), Ostafrika [Ngulu, Dar es Salaam]
(Berl. Museum).
Bemerkung: Der mit der vorstehenden Art vom Autor ver-
glichene T. leionotus ist nie beschrieben worden; er muß in den Kata-
logen gestrichen werden.
3. T. capensis Payk. 1811, 7.c. Paykull, in Monogr. Histeroid.
p. 80, t.8, £.3; 1855, T.c. Marseul, in Monogr. Hister. p. 156, t. 9,
f. 2; 1851, T. pieipes Tähraeus, in Boheman, Ins. Cafft. v.1, p. 545;
1916/17, T.e. Bickhardt, in Wytsman, Gen. Insect., Fasc. 166, t. 6,
fig. 3, 3a.
Oval, ziemlich dick, oberseits wenig konvex (fast depr«ß), dunkel-
metallisch, glänzend, Oberseite dicht punktiert. Fühler und Beine
braunrot. Stirn konkav, Stirnrand seitlich vor den Augen erhoben.
Halsschild mit spitzen, eingedrückten Vorderecken, Randstreif fein,
nicht unterbrochen. Flügeldecken mit erhobener Naht und drei undeut-
lichen kurzen Dorsalstreifen, Subhumeralstreif fein, gebuchtet, Epi-
pleuren mit 2 Streifen. Propygidium und Pygidium fein punktiert.
Prosternum breit, kurz, konvex, Streifen vorn divergierend. Meso-
sternum kaum deutlich gerandet. Vorderschienen außen gekerbt.
L. 3 mm.
*Capland, Natal (Marseul), Cap, Grahamstown (Coll. Bick-
hardt), Capland (Berl. Museum).
4. T. impressibasis n. sp.
Ovalis, subdepressus, nigroaeneus, nitidus; antennis pedibusque
rufis; fronte subconcava, s.ıbtrlissime punctulata. Thorace angulıs
antieis impressis, dense punctato, stria marginal integra. Elytris multo
subtilius sparsiusque punctulatis, sutura elevata, striis dorsalibus obso-
letissimis, brevibus, subhumerali externa integra subarcuata;, epipleuris
bistriatis. Propygidio subtiliter pygidio vix perspicue punetulatıs.
Prosterno striis utringue divergentibus, mesosternoque subtiliter punctu-
latis, hoc stria marginali antice cbsoleta, transversa crenulata. Trbiis
anticis extus breviter spinulosis. L. 2°,, mm. j
*Abessinien, Frer-Tal (coll. Bickhardt).
Zwischen Tr. copensis urd caverniccla in der Mitte stehend und
durch die in der Tabelle angegebenen Unterschiede hinreichend unter-
schieden. Der Findruck an der Halsschildhasis vor dem Schildehen
ist viel breiter als bei cavernicerla, ebensobreit wie bei fastigiatus und
dicht längsrunzlig. Sonstige Verwandtschaft mit der letztgenannten
Art besteht jedoch nicht.
1 Fx. (Type) aus dem ungarischen Nationalmuseum, wo sich
noch mehrere von mir irrtümlich als fastigiatus bestimmte Stücke
befinden. ’
5. T. eavernieela Lew. 1908, T.c. Lewis, in Ann. nat. Hist. (8)
v.2, p.150; 1008 T.c. Lewis, in Sjöstedt, Kilimandj. Meru Exp. 7,
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 467
2 p.15; 1911, T.c. Lewis, in Ann. nat. Hist. (8), v. 8, p. 86.; 1914,
T.tanganus Desbordes, in Voy. Alluaud et Jeannel, Col. XI, p. 374.
Oval, ziemlich depr<ß, etwas erzglänzend; Kopf vorn konkav,
Seitenrand erhoben, fast unpunktiert. Halsschild gleichmäßig, fein
und ziemlich dicht punktiert, Randstreif vollständig, Mitte des Basal-
randes schmal quer eingedrückt, gerunzelt. Fliigeldecken mit kurzen,
schiefen, undeutlichen Dorsalstreifen, fast glatt (äußerst fein punktiert),
ebenso die Pygidien. Prosternum deutlich punktiert, Kehlplatte ge-
randet, mikroskopisch gestrichelt, Streifen vorn und hinten diver-
gierend. Mesosternum mit sehr feinem Randstreif, der in der Mitte
unterbrochen ist, gleichmäßig, zerstreut und sehr fein punktiert;
Meso-Metasternalstreif deutlich markiert, gekerbt (16 Kerbzähnchen),
Fühler hellbraun, Beine dunkelbraun. L. 3 mm.
Tanga, Mkulumusi - Höhle (Lewis); Tanga, Sigahöhle (Dr.
Eichelbaum und v. Varendorff, coll, Bickhardt); Tanga
(Desbordes).
. Bemerkung: T. tanganus Desb. ist offenbar — cavernicola Lew.
Die von Lewis als glatt bezeichneten Flügeldecken und Pygidien
sind in Wirklichkeit gleichmäßig äußerst fein punktiert. Sonstige
Unterschiede sind nicht aufzufinden.
6. T.ascaphus Mars. 1869, T. a. Marseul, in Berl. ent. Z. v. 13,
. 290.
F Oblong-oval, etwas konvex, schwarz-metallisch glänzend, überall
dicht und fein punktiert, Fühler und Beine rot. Halsschild mit scharf
vorspringenden Vorderecken. Flügeldecken mit sehr feinem. wenig
deutlichem Subhumeralstreif; mehrere Dorsalstreifen nahe der Basis
deutlich entwickelt, ziemlich gerade, Naht in der Mitte dachförmig
erhoben. L. 2 mm.
*Tafelberg (Marseul), Cap, Willowmore [Dr. Brauns], Gra-
hamstown (coll. Biekhardt), Orlog-River (Berl. Mus.).
7. T.rubrieulus J. Schm. 1890, T. r. J. Schmf&t, in Ent. Nachr.
Vv. 16, P- 41.
Oval, ziemlich konvex, pechbraun, Flügeldecken rotbraun, Fühler
und Beine rot. Stirn konkav, kaum deutlich punktiert. Halsschild
mit eingedrückten Vorderecken, ziemlich dicht punktiert, Randstreif
ganz. Flügeldecken etwas schwächer punktiert, Dorsalstreifen sehr
undeutlich, äußerer Subhumeralstreif und zwei Randstreifen deutlich
aber sehr fein. Propygidium dicht, Pygidium zerstreut fein punktiert.
Prosternalstreifen vorn und hinten divergierend, Mesosternum fein
punktiert, Randstreif vorn undeutlich. Vorderschienen dicht bedornt.
L. 2mm. — *Abessinien (coll. Biekhardt).
8. T.amnicela Lew. 1900, T.a. Lewis, in Ann. Nat. Hist. (7)
T.D,m: 252: Bra
Oval, wenig konvex, pechbraun, Flügeldecken hinten teilweise rot,
glänzend; Oberseite kaum dicht aber deutlich punktiert, Stirn ein-
gedrückt. Halsschild mit Eindruck in der Vorderecke, Randstreif
vollständig. Flügeldecken neben der Naht etwas eingedrückt, mit
kurzen undeutlichen Dorsalstreifen, Prosternalstreifen vorn und hinten
6. Heft
168 H. Bickhardt:
divergierend, Mesosternum fein punktiert, Randstreif deutlich voll-
ständig. Vorderschienen außen bedornt. L. 2 mm.
*Salisbury, Mashonaland (Lewis), S. W. Afrika [Omaruru] (coll.
Bickhardt), Südafrika (Berl. Museum).
3. Subgenus Eutribalus n. subg.
l. Stirn vor den Augen mit ziemlich kräftigen, nach vorn stark
konvergierenden Streifen; Randstreif des Halsschilds am Vorderrand
ohne Unterbrechung fortgesetzt. L. 3 mm. Ostafrika. 9. T. onustus
Lew. — la. Stirn ohne Streifen vor den Augen; Randstreif des Hals-
schilds vorn hinter dem Kopfe unterbrochen. 2. — 2. Prosternum
sehr breit, Streifen vorn schwach divergierend; die gröberen Punkte!)
der Oberseite stehen zerstreut; Körperform rundlich; größere Art,
21/,—3 mm. Westafrika (Senegal, Bismarckburg [Togo], Kamerun,
Gabun, Kongo). 10. T. agrestis Maıs. — 2a. Prosternum ziemlich
breit, Streifen vorn nahezu parallel; die gröberen Punkte!) der Ober-
seite, besonders der Flügeldecken, stehen dichter als beim vorigen;
Körperform oval; kleinere Art. 2—2!/,mm. Zansibar. 11. T. eggersi
n. Sp.
"9 T. onustus Lew. 1892, T.o. Lewis, in Ann. nat. Hist. (6),
v. 9, p. 350.
Oval, konvex, schwarz, glänzend. Kopf fein punktiert, hinten
mit einzelnen stärkeren Punkten, fast eben, vor den Augen mit jeder-
seits kräftigen, nach vorn stark konvergierenden Streifen, die vorn
in der Mitte nicht verbunden sind. Halsschild wie der Kopf punktiert,
Randstreif auch vorn vollständig. Flügeldecken auf der Scheibe fein
punktiert, seitlich und hinten mit gröberen Punkten dazwischen.
Pygidium wie der Kopf, jedoch dichter punktiert. Prosternum und
Mesosternum sehr fein punktiert, ersteres mit schwach gekerbten
Streifen, Mesostgrnum mit vorn breit unterbrochenem Rand'treif,
Meso-Metasternalnaht gerade, gekerbt. Metasternum vor den Hinter-
hüften mit einigen gröberen Punkten. L. 3 mm. — *Zanzibar (Raff-
ray) [Typen Lewis’], Tanga, O. Afr. (coll. Bickhardt).
10. T. agrestis Mars. 1855, T.a. Marseul, in Monogr. Hister.
p. 155, t. 9, £.1; 1894, T. corpulentus Lew. in Ann. Soc. ent. Belg.
v.38, p. 216.
Rundlich, stark gewölbt, schwarz, glänzend. Stirn mäßig konvex,
punktiert. Fühler rötlich. Halsschild mit spitzen Vorderecken, Rand-
streif fein, vorn in der Mitte unterbrochen; Punktierung zerstreut,
fein, an den Seiten etwas kräftiger, an der Basis dichter. Flügeldecken
an der Spitze gerade abgestutzt, ohne Nahtwinkel; grob und zerstreut
punktiert, dazwischen mit einer sehr feinen Grundpunktierung,
Dorsalstreifen nur durch ein undeutliches, median gelegenes, schiefes
Streifenrudiment angedeutet; 2. Subhumeralstreifen vollständig,
!) Die Stärke der Punkte und ihre Anordnung (dicht oder weniger dicht)
variieren stark. Die Körperform scheint aber ziemlich konstant zu sein.
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 169
parallel; Epipleuren mit 2 Furchen. Pygidium und Propygidium
fein punktiert. Prosternum breit, mit 2 Streifen, die sehr schwach
nach vorn und hinten divergieren; Mesosternum nur an den Seiten
gerandet. Vorderschienen nach vorn verbreitert, kaum bewimpert.
L. 3 mm.
*Senegal (Marseul), Falls of Samlia, Riv. N’Gamie (Mocquerys
[Type Lewis’]), Kamerun, Bismarckburg [Togo], Gabun (coll. Bick-
hardt), Kamerun [Moliwe, Joh. Albrechtshöhe]), Span. Guinea
[Nkolentangan] (Zool. Mus. Berlin).
Bemerkung: T.corpulentus Lew. ist von T. agrestis Mars.
nach den Beschreibungen nicht zu unterscheiden.
1l. T.eggersi n. sp.
Ovalis, convexus, niger, nitidus; supra undique subtilissime
punctulata, punctis majoribus sparsis intermixtis. Fronte convexa,
haud striata. Pronoto angulis anticis acutis, stria marginali post caput
late interrupta. Elytris striis subhumeralibus integris, externa satis
flexuosa, dorsali unica tenui brevi media obsoleta. Propygidio pygi-
dioque punctis multo minoribus intermixtis. Prosterno sat lato, plano,
striis subparallelis, mesosternoque vix perspicue punctulatis, hoc
stria marginali antice late interrupta; sutura meso-metasternali
crenulata. Tibiis anticis extus vix perspicue crenulatis. L. 2—21/, mm.
*Zanzibar [Raffray] (coll. Biekhardt), Dar es Salaam, Ngeren-
gere (Zool. Mus. Berlin).
Mit T. agrestis Mars. verwandt, jedoch durch die in der Tabelle
angegebenen Unterschiede von dieser Art getrennt. Die Art ist bisher
vielfach verkannt und verwechselt worden, wie die Stücke meiner
Sammlung, die sämtlich das Fundortetikett „Zanzibar, Raffray“
tragen, beweisen. Als Artetiketten sind an ihnen nämlich angebracht:
an 1 Ex. „T..agrestis Mars.“ von Lewis bestimmt; an 2 Ex. ,„T.
onustus Lew.‘ von Lewis bestimmt; an 1 Ex. „T.affinis Lew.“
(nom. in litt.) von Lewis bestimmt; an 2 Ex. T. arboreus Lew. (nom.
in litt.) von J. Schmidt bestimmt. Alle stimmen völlig überein
und gehören einer neuen Art an, die ich dem verdienstvollen Ipiden-
spezialisten H. Eggers freundschaftlich widme.
6. Genus Triballodes J. Schmidt (Südost-Europa). — 7. Genus
Idolia Lewis (Mittel- und Süd-Amerika).
8. Genus Sphaericosoma Marseul
1868, Sphaericosoma Marseul, Col. Hefte, Vol. 4, p. 104; 1916/17,
Bickhardt, in Wytsman, Gen. Insect. Fasc. 166, p. 130.
1854, Sphaerosoma Lacordaire, Gen. Col. Vol.2, p.270; 1855,
Marseul, Monogr. Hister. p. 162.
1861, Sphaeroderma Le Conte, Class. Col. N. Amer. Vel. 1, p. 76.
Der Körper ist kugelig. Der Kopf ist klein. Die Stirn ist konvex,
ohne Trennungslinie gegen das Epistom. Die Oberlippe ist kurz,
halbmondförmig. Die Augen sind ziemlich flach. Die Fühler sind
unter dem wenig vorspringenden Stirnrand vor den Augen eingefügt.
6. Heft
170 33: H. Bickhardt: vb. SEES
Der Fühlerschaft ist ziemlich lang, zur Spitze allmählich verdickt.
Die Fühlergeißel ist schlank, siebengliedrig; das erste Glied ist zylin-
drisch, viel länger als die folgenden. Die Fühlerkeule ist eiförmig,
behaart, aus vier Gliedern zusammengesetzt. Die Fühlergrube liegt
unter den Halsschildseiten, etwas hinter den Vorderecken. Das Pro-
sternum ist kurz, etwa so lang als breit, zweistreifig, an der Basis
schwach ausgebuchtet. Die Kehlplatte ist kurz, gerundet, mit deut-
lichem Randstreif. Das Mesosternum ist breit, seitlich schwach ge-
rundet, vorn gerade, ohne Trennungslinie gegen das Metasternum.
Das Halsschild ist quer, nach vorn stark verschmälert, mit schwach
gerundeten Seiten. Nur ein Marginalstreif ist ausgebildet. Das
Schildchen ist sehr klein, dreieckig. Die Flügeldecken sind doppelt
so lang als das Halsschild, mit abgesetztem Seitenrand, an der Spitze
abgestutzt, ohne Streifen. Das Propygidium ist geneigt, quer. Das
Pygidium ist halbkreisförmig, senkrecht gestellt. Die Beine sind
schlank. Die Schenkel sind ziemlich lang, in der Mitte schwach verdickt,
am Innenrand mit tiefer Längsrinne zur Aufnahme der Schienen.
Von den Schienen. sind die vorderen stärker, die hinteren schwächer
gegen die Spitze verbreitert. Die Tarsalfurchen sind auf allen Schienen
mäßig tief ausgehöhlt. Die Tarsen sind fünfgliedrig. — Typus des
Genus: S. ovum Marseul.
S.ovum Mars. 1855, $.v. Marseul, in Monogr. Hister. p. 164,
I
Rundlich, konvex, pechbraun, glänzend; Mundteile, Beine und
Fühler rötlich. Oberseite mit groben Punkten mehr oder weniger
dicht besetzt, dazwischen mit sehr feiner (mikroskopischer) Grund-
punktierung. Stirn konvex, vor den Augen erhoben, ohne Streif hinter
dem Epistom. Fühler auf der Stirn eingelenkt (einwärts der Augen).
Halsschild mit ziemlich spitzen Vorderecken, Randstreif deutlich,
vollständig. Punktierung dichter und etwas feiner als auf den Flügel-
decken. Schildchen klein, dreieckig. Flügeldecken an der Spitze
abgestumpft, Seitenrand erhoben, einen Seitenkiel bildend, der an
der Basıs deutlicher ist. Punktierung in der Randfurche dichter.
Pygidium dicht punktiert. Prosternum kurz, Kehlplatte abgesetzt
und geneigt. Mesosternum ohne gröbere Punkte. Metasternum und
erstes Sternit sehr kräftig punktiert. Beine an der Basis mit weitem
Zwischenraum. Vorderschienen verbreitert, außen gekerbt. L. 2!/, mm.
— Madagascar (Marseu]).
9. Genus Caerosternus Le Conte (Nord-Amerika).
2. Tribus Platysomini Bickhardt. *
1916/17 in Wytsman, Gen. Insect. Fasc. 166, p. 131.
Körper oval oder oblong, öfter auch walzenförmig; im ersteren
Fall ist die Oberseite meist abgeflacht. Die Stirn und das Epistom
(seltener nur das letztere) sind meist konkav. Das Prosternum ist
on der Basis mehr oder weniger abgerundet, selten gerade abgestutzt,
die Kehlplatte ist meist groß und vorspringend; das Mesosternum
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. -171
ist am Vorderrand stärker oder geringer ausgerandet, selten gerade
abgestutzt oder zweibuchtig. Die Vorderschienen haben eine meist
tiefe, scharf abgegrenzte, länglich S-förmige gebogene!) Tarsalfurche.
Tabelle der Gattungen.
1. Die Hinterschienen haben nur eine (bedornte) Außenkant:».
Das Propygidium ist ziemlich lang, annähernd senkrecht zur Körper-
achse geneigt. Die Kehlplatte ist ziemlich schmal. 2. — la. Die
Hinterschienen haben zwei bis drei Längskanten am Außenrand,
von denen eine oder mehrere bedornt oder behaart sind. Das Prc-
pygidium ist viel breiter als lang, schräg geneigt. Die Kehlplatte ist
ziemlich breit. 5. — 2. Das Propygidium hat zwei ziemlich kräftige
Höcker (knotige Verdickungen) am Spitzenrand. (24. Genus Cornillus
Lewis). — 2a. Das Propygidium hat keine Höcker. 3. — 3. Die
Körperform ist oval, das Prosternum hat meist keine Streifen.
(23. Genus Omaledes Erichson). — 3a. Der Körper ist oblong, parallel-
seitig. Das Prosternum ist seitlich mehr oder weniger deutlich gestreift.
4. — 4. Das Prosternum ist schmäler, der Körper ist breiter. Die
Oberseite flacher; die Flügeldecken sind neben der Naht niedergedrückt.
Das Mesosternum ist vorn gerandet. (25. Genus Diplogrammieus
Lewis). — 4a. Das Prosternum ist breit, der Körper ist ziemlich
schmal, fast walzenförmig. Die Oberseite ist gewölbt. (26. Genus
Ebonius Lewis). — 5. Das Prosternum ist an der Basis sehr breit
gerade abgestutzt. Das Mesosternum ist zur Aufnahme des an der
Basis eckigen Prosternums | | förmig ausgerandet. 11. Genus
Macresternus Marseul. — 5a. Las Prosternum ist an der Basis mehr
oder weniger abgerundet, das Mesosternum ist am Vorderrand im
Bogen ausgerandet, selten schwach zweibuchtig, noch seltener gerade
abgestutzt. 6. — 6. Die Vorderschienen haben am Innenrand nahe
‘der Basis einen Zahn und dahinter eine starke Ausrandung. %. —
6a. Die Vorderschienen haben am Innenrand nahe der Basis keinen
Zahn und keine Ausrandung. 8. — 7. Die Fühlergrube ist von unten
durch die Brustplatte verdeckt; die Dorsalstreifen sind sämtlich,
wenn auch zum Teil abgekürzt, vorhandenen. (1. Genus @ylistix Mar-
seul). — 7a. Die Fühlergrube ist von unten offen; die Dorsalstreifen
fehlen zum größten Teil, die vorhandenen sind abgekürzt. (2. Genus
Althanus Lewis). — 8. Die’Vorderschienen haben am Außenrand zwei
größere stumpfe Zähne (große Arten). 9. — 8a. Die Vorderschienen
haben am Außenrand mindestens drei Zähnchen (kleine Arten). 11.
— 9. Die Hinterschienen haben am Außenrand zwei Reihen Dörn-
chen, sie sind daselbst vor der Spitze ausgebuchtet. 20. Genus
Placodes Erichson. — 9a. Die Hinterschienen haben am Außenrand
drei Reihen Dörnchen; eine Ausbuchtung vor der Spitze fehlt. 10.
— 10. Das Mesosternum ist am Vorderrand längs der Ausrandung ohne
Randstreif. (21. Genus Plaesius Erichson). — 10a. Das Masosternum
!) Die Oylistolister- und Diaphorus-Arten haben nur eine schwach S-förmige,
manchmal fast gerade und wenig tiefe Tarsalfurche,
6. Heft
172 H. Biekhardt:
hat am Vorderrand längs der Ausrandung eine tiefe Randfurche.
(22. Genus Hyposolenus Lewis). — 11. Die Stirn und das Epistom
sind nicht durch eine Quernaht getrennt. 12. — 11a. Stirn und
Epistom sind durch eine Quernaht, die nur in seltenen Fällen kurz
unterbrochen ist, getrennt. Kehlplatte des Prosternums meist mit
Randstreif. 18. — 12. Das Prosternum ist zwischen den Hüften
gestreift!). 13. — 12a. Das Prosternum hat zwischen den Hüften
keine Streifen; das Mesosternum hat vorn keinen Randstreif. 1%.
— 13. Auf dem Halsschild ist ein innerer Lateralstreif vorhanden,
oder wenigstens durch eine Punktreihe, die in der Vorderecke am
deutlichsten ist, dargestellt. Der äußere Subhumeralstreif ist fast
vollständig. Große Arten (8—9 mm). Neu-Seeland, Neu-Caledonien.
(6. Genus Sternaulax Marseul.) — 13a. Halsschild ohne Lateral-
streif (nur mit Marginalstreif). 14. — 14. Körper langgestreckt,
parallelseitig, meist walzenförmig. 15. — 14a. Körper oval oder
oblong, Oberseite meist stark abgeflacht, Subhumeralstreif zuweilen -
vorhanden. 7. Genus Diaphorus Marseul. — 15. Die Flügeldecken
haben keinen Subhumeralstreif, das Pygidium hat einen erhobenen
Außenrand. 8. Genus Cylindrolister n. gen. — 15a. Die Flügeldecken
haben einen äußeren, öfter auch einen inneren Subhumeralstreif,
das Pygidium ist eben oder konvex, ohne erhobenen Außenrand. 16.
— 16. Farbe pechbraun oder schwarz; Nahtstreif nicht an der Basis
der Flügeldecken fortgesetzt; Mesosternum ohne Längsfurche in
der Mitte. Stirn und Epistom mit gemeinsamem Randstreif (wie bei
Pachycraerus Mars.). 5. Genus (ylistolister Bickhardt. — 16a. Farbe
metallisch-blau oder grün; Nahtstreif an der Basis bis fast zum Sub-
humeralstreif fortgesetzt; Mesosternum mit Längsfurche in der Mitte.
4. Genus Sternoglyphus Desbordes. — 17. Vorderschienen mit vier
größeren Zähnchen; Mesosternum vorn einfach ausgerandet.
10. Genus Placodister Bickhardt. — 17a. Vorderschienen fein ge-
zöhnelt (zahlreiche kleine Zähnchen); Mesosternum vorn zweibuchtig.
9, Genus Apobletodes Desbordes. — 18. Das Prosternum ist sehr
groß und breit; der Körper ist stark abgeflacht. 12. Genus Apobletes
Marseul. — 18a. Das Prosternum ist weniger breit, besonders zwischen
den Vorderhüften; die Oberseite ist meist konvex. 19. — 19. Das
Pygidium ist völlig glatt, mit 2 Gruben in den Außenecken nahe der
Basis. Oberseite depreß. (13. Genus Liopygus Lewis.) — 19a. Das
Pygidium ist mehr oder weniger punktiert, ohne tiefe Gruben. 20.
— 20. Das Halsschild ist auch an der Basis kräftig gerandet; Rand-
streif zuweilen am Schildchen unterbrochen; Mandibeln an der Basis
kanneliert. (18. Genus Silimus Lewis.) — 20a. Halsschild nur seitlich
und meist auch am Vorderrand mit Randstreif (nicht an der Basis).
21. — 21. Hinterschienen kaum bewehrt, nur die äußere der beiden
Längskanten schwach und undeutlich gezähnelt. Propygidium meist
glatt (oder nur stellenweise sehr fein punktiert). (18. Genus Idister
Marseul.) — 2la. Hinterschienen normal bewehrt (d. h. beide Längs-
!) Vergl. auch Oylistolister perexiguus Desb,
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 173
kanten mit einzelnen Dörnchen besetzt oder gezähnelt). Propy-
gidium meist kräftig und ziemlich gleichmäßig punktiert. 22. —
22. Halsschild mit lappig vorgezogenen Vorderecken. Prosternal-
streifen an der Basis ein Dreieckig bildend. Pygidium in der Mitte
deckelförmig erhöht. (3. Genus Operelipygus Marseul.) — 22a. Hals-
schild, Prosternum und Pygidium einfach, letzteres zuweilen mit
erhobenem Rand. %3. — 23. Körperform länger oder kürzer oval,
mäßig gewölbt. 24. — 23a. Körperform langgestreckt, walzen-
_förmig, stärker gewölbt. (15b. Subgenus Cylistosoma Lewis.) —
24. Seitenrand des Halsschilds aufgebogen. Alle Schienen abgeflacht
und breit. (19. Genus Nagelius Lewis.) — 24a. Halsschild bis zum
Seitenrand gewölbt, Mittel- und Hinterschienen nur mäßig zur Spitze
erweitert. 25. — 25. Kehlplatte sehr kurz, vorn ungerandet; Pro-
sternalkiel seitlich kräftig gestreift; Mesosternum vorn gerade ab-
gestutzt; Spitze der Flügeldecken ziemlich grob zerstreut punktiert,
Streifen am Vorderrand der ziemlich breiten Punktierung aufhörend.
16. Genus Caenolister n. sp. — 25a. Kehlplatte groß und lang, vorn
gerandet; Prosternalkiel ohne Streifen!); Mesosternum vorn mehr
oder weniger ausgerandet; Spitze der Flügeldecken meist unpunktiert,
selten sehr schmal gerunzelt oder punktiert, Streifen die Spitze fast
erreichend. 26. — 26. Randstreif der Kehlplatte des Prosternums
dicht am Rande bis zur Basis (oder darüber hinaus) verlaufend
Prosternum zwischen den vVorderhüften schmal; Körper oval,
Oberseite stärker konvex. (14. Genus Eurylister Bickh.) — 26a.
Randstreif der Kehlplatt:2 vor der Basis mehr oder weniger ein-
wärts gebogen, zuweilen sehr undeutlich; Prosternum zwischen
den Vorderhüften breiter; Körper meist oblong (seltener oval).
27. — 27. Das Pygidium ist konvex oder eben bis zum Rande (meist
kleinere Arten). 15. Genus Platysoma Leach. — 27a. Das Pygidium
hat einen aufgebogenen Außenrand (meist größere Arten). 15a. Sub-
genus Platylister Lew.
1. Genus Cylistix Marseul (Cylistus Mars.) (Asien, Nordamerika).
— 2. Genus Althanus Lewis (Malayischer Archipel). — 3. Genus
Opereipygus Marseul (Süd-Amerika).
4. Genus Sternoglyphus Desbordes.
1916, Sternoglyphus Desb. in Ann. Scc. ent. Fr. v. 84, p. 475.
Der Körper ist gestreckt, parallelseitig, walzenförmig, metallisch
glänzend. Der Kopf ist in das Halsschild zurückziehbar, die Mandibeln
sind gezähnt, der Stirnstreif fehlt. Die Fühler sind unter dem Stirn-
rand eingelenkt, die Fühlergrube ist tief, sie liegt in der Vorderecke
des Halsschilds. Auf den Flügeldecken ist der Nahtstreif an der Basis
fortgesetzt und reicht fast bis zum Subhumeralstreif. Das Prosternum
ist zusammengedrückt und ragt mit der Basis in den Ausschnitt des
1) Ausnahme Platysoma striatifrons Desb., bei dem der Kiel gestreift ist.
Außerdem ist bei einigen Arten (P. alexandri) die Basis zuweilen fein gerandet.
6. Heft
174 HA. Bickhardt:
Mesosternums. Letzteres ist vorn stark ausgerandet; es hat eine Längs-
furche, die sich auf das Metasternum fortsetzt. Die Vorderschienen
sind außen gezähnelt, innen bewimpert, die Tarsalfurche ist zwei-
buchtig, kräftig. — Typus des Genus: S. decorsei Desbordes.
Tabelle der Arten.
1. Pygidium fast eben. Prosternalstreifen vorn konvergierend,
stark einander genäbert, ihr Zwischenraum nur so breit als die Streifen
selbst. L. 31/,mm. Madagaskar. 1. 8. decorsei Desb. — la. Pygidium
konvex. Prosternalstreifen vorn nicht konvergierend, ihr Zwischen-
raum 3 bis 4mal so breit als die Streifen selbst. L. 2°/,mm. Mada-
gaskar. 2. 8. metallipennis Desb.
1. S. decorsei Desb. 1916, S. d. Desbordes, in Ann. Soc. ent. Fr.
v. 84, p. 476.
Langgestreckt, parallelseitig, walzenförmig, blau metallisch.
Kopf vorn fein, hinten gröber punktiert, Stirn konvex, Olypeus konkav.
Halsschild fast ganz punktiert, nur seitlich hinten glatt, die Seiten
geschwungen, Randstreif vorn unterbrochen. Flügeldecken mit
punktierten Streifen, äußerer Subhumeralstreif ganz, innerer apikal,
bis zur Mitte reichend, Humerallinie kurz, kräftig; 1. Dorsalstreif
an der Spitze erlöschend, 2—4 ganz, 5 apikal, an der Basis kaum an-
gedeutet, Nahtstreif rinnenörmig. Propygidium mäßig konvex,
nicht dicht punktiert; Pygidium fast eben, spärlich punktiert. Pro-
sternum zusammengedrückt, glatt, Streifen vorn konvergierend und
nur durch einen Zwischenraum getrennt, der nicht breiter ist als die
Streifen selbst; Kehlplatte gerandet. Meso- und Metasternum fein
punktiert mit gemeinsamer Längsfurche in der Mitte. Vorderschienen
mit 3 Zähnchen. L. 31/,mm. — Madagaskar [Imanombo, Androy]
(Desbordes).
2. 8. metallipennis Desb. 1916, S. m. Desbordes, in Ann. Soc.
ent. Fr. v. 84, p. 477.
Langgestreckt, parallelseitg, walzenförmig, grünblau metallisch.
Kopf punktiert, Stirn schwach konvex, Clypeus fast eben. Halsschild
punktiert, Randstreif vorn unterbrochen. Flügeldecken mit punktierten
Streifen; äußerer Subhumeralstreif ganz, innerer Subhumeralstreif
apikal, bis zur Mitte reichend, öfter undeutlich, Humerallinie kurz,
kräftig; 1. Dorsalstreif an der Spitze erlöschend, 2—5 fast voll-
ständig. Nahtsireıf rinnenförmig. Propygidium‘ und Pygidium
mäßig konvex, fein und spärlich punktiert. Prosternum mäßig ver-
engt, fast eben, undeutlich purktiert, Streifen vorn fast parallel, ihr
Zwischenraum 3 bis 4 mal breiter als die Streifen selbst. Meso-Meta-
sternum fein punktiert, mit gemeinsamer Längsfurche in der Mitte.
Vorderschienen mit 3 Zähnchen. L. 2°/,mm. — Madagaskar [Ima-
nombo] (Desbordes).
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 175
5. Genus Eylistolister Bickhardt
1918, Oylistolister Bickh. in Ent. Blätt. v. 14, p. 238.
Der Körper ist walzenförmig. Der Kopf ist ziemlich groß, mit
kräftigen Mandibeln. Stirn und Epistom sind obne Trennung linie mit-
einander verwachsen, mit gemeinsamem Marginalstreif am Außenrand
(und zuweilen am Vorderrand des Epistoms). Die Fühlergrube ist
ziemlich tief und liegt unter Jer äußersten Vorderecke des Hal: schilds.
Das Halsschild ist sehr stark gewölbt, mit einem Randstreii verseben.
Die Flügeldecken haben einen äußeren, zuweilen auch einen inneren
Subhumeralstreif und 6 Dorsalstreifen (die inneren zuweilen verkürzt).
Propygidium und Pygidium sind konvex. Das Prosternum ist schmal.
erhoben, an der Basis abgerundet, kräftig gestreift. Das Mesosternum
ist vorn kräftig ausgerandet. Die Vorderschienen sind mäßig verbreitert,
am Außenrand gezähnelt, mit schwach S-förmiger Tarsalfurche. Die
Mittel- und Hinterschienen sind außeA spärlich bedornt. — Typus
des Genus: ©. pulvinatus J. Schmidt.
Tabelle der Arten.
1. Mesosternum mit vollständigem (oder fast vollständigem)
Randstreif. 2%. — la. Mesosternum mit vorn breit unterbrochenem
Randstreif. 3. — 2. Alle Dorsalstreifen vollständig, Punktierung
des Kopfes ziemlich grob. L. 2°/,-31/;, mm. Madagaskar. 1. €.
riehteri J. Schm. — 2a. Der 3. und 4. Dorsalstreif apıkal, kaum
bis zur Mitte reichend. Kopf nur hinten mit einigen gröberen Punkten,
sonst sehr fein punktiert. L. 21/, mm. 2. €. fairmairei Thery. —
3. Randstreif des Halsschilds vollständig. Die Dorsalstreifen 'basal,
kurz oder fehlend, nur der 1. bis zur Mitte reichend. Nahtstreif apikal,
“halb. L. 3 mm. Madagaskar. 3. €. epilissus Lew.!) — 3a. Randstreif
des Halsschilds hinter dem Kopfe unterbrochen. 4& — 4. Dorsal-
streifen basal, kurz oder fehlend, nur der 1. ziemlich lang. Prosternum
ohne Streifen. Sehr klein. L. Imm. Madagaskar. 4. €. perexiguus
Desb.!) — 4a. Dorsalstreifen 2-- 3 ganz, der l. an der Spitze wenig
verkürzt. Größere Arten. L. 21/,-31/,mm. 5. — 5. Äußerer Sub-
humeralstreif apikal, halb; Dorsalstreifen 4. und 5. apikal, ziemlich
gleich!ang, Nahtstreif ganz. Körper walzenförmig. L. 3 mm. Mada-
gaskar. 5. €. pulvinatus J. Schm. — 5a. Äußerer Subhumeralstreif
ganz. 5. Dorsalstreif fehlend. Nahtstreif an der Spitze verkürzt.
Körper oben depreß. L. 3-—-31/,mm. Madagaskar. 6. €. obliquus Lew.
1. €. richteri J. Schm. 1889, Plafysoma r. J. Schmidt, in Ent.
Nachr. v.15, p. 335; 1893, P. r. J. Schmidt, in Bull. Soc. ent. F'r..
p. XCIX; 1913, P.r. Scott, Trans. Linn. Soc. London (2), vol. 16,
p- 225.
Gestreckt, zylindrisch, schwarz, glänzend; Oberseite sehr fein
punktiert; Kopf, Halsschild, Flügeldeckenspitze deutlich Buregel,
1!) Vielleicht gehören diese beiden Arten, die ich nicht kenne, zu. Euiriptus‘
Woll. Vergl. p. 154.
6. Heft
176 H. Biekhardt:
mäßig und zerstreut punktiert, Pygidium und Propygidium kräftiger
punktiert. Stirn schwach konvex zusammen mit dem eingedrückten
Clypeus gerandet, Trennungslinie zwischen beiden undeutlich. Hals-
schild seitlich gebogen, Randstreif hinter dem Kopf unterbrochen.
Flügeldecken mit 6 ganzen Dorsalstreifen, der erste an der Spitze
schwach abgekürzt, der 5. vorn undeutlich oder in eine Punktreihe
aufgelöst. Nahtstreif an der Basis nach außen gebogen, äußerer
Subhumeralstreif über die Mitte reiehend. Sternum fein
punktiert. Prosternalstreifen an der Basis divergierend, Kehlplatte
abgestumpft, gerandet. Mesosternum vorn ausgerandet und mit
Randstreif. Vorderschienen mit 4—5 Zähnchen, Mittelschienen mit 4,
Hinterschienen mit 3 Dörnchen. L. 3—31/,mm. — *Madagaskar
(coll. Biekhardt). £
2. €. fairmairei Thery. 1899, Teretrius f. Thery, in Ann. Soc.
ent. Belg. v.43, p.211; 1895, Platysoma richteri J. Schm. in Ann.
Soc. Ent. Fr. v. 44, p. CXXXI.
Cylindrisch, schwarz, glänzend, Beine, Mundteile und Rand der
Flügeldecken rötlich. Fühler heller. Kopf wenig konvex, auf dem
Scheitel mit einigen gröberen Punkten, sonst sehr fein punktiert;
Stirn vom Epistom nicht getrennt, mit gemeinsamem kräftigem
Randstreif. Halsschild fast quadratisch, Oberseite zerstreut und grob
sowie ziemlich gleichmäßig punktiert, Randstreif vorn unterbrochen.
Flügeldecken länger als das Halsschild, parallelseitig, an der Spitze
abgerundet, glatt außer einigen Augenpunkten an der Spitze. Sub-
humeralstreif abgekürzt, Dorsalstreifen 1, 2, 3 ganz, 4 und 5
in der Mitte abgekürzt, apikal. Nahtstreif vollständig; Epipleuren
mit sehr feinem undeutlichen Streif. Propygidium und Pygidium
mit groben Augenpunkten besetzt. Prosternum mit 2 feinen Streifen, -
die in der Mitte unterbrochen sind, Kehlplatte verbreitert, vorn fein
gerandet und glatt. Mesosternum fein punktiert, ziemlich tief aus-
gerandet, Randstreif fein, vorn nicht unterbrochen; Metasternum mit
feinem Längsstreif in der Mitte. Vorderschienen mit 5 Zähnchen,
Mittelschienen mit 4, Hinterschienen mit 3 Dörnchen. L. 2!/, mm. —
*Madagaskar (Superbieville) [Thery], Diego-Suarez (coll. Bickhardt).
3. €. epilissus Lew. 1905, C'ylistosoma e. Lewis, in Ann. nat.
Hist. (7) v.16, p. 344.
Ziemlich langgestreckt, walzenförmig, schwarz, glänzend. Stirn
und Clypeus ausgehöhlt, Randstreif nur seitlich, Punktierung aus
feineren und gröberen Punkten bestehend. Halsschild wie der Kopf
punktiert, Randstreif ganz, an der Basis etwas gekerbt; vor dem
Schildehen mit kleinem Punkt. Flügeldecken mit in der Mitte unter-
brochenem äußeren und sehr kurzen, ziemlich tiefem, basalem
innerem Subhumeralstreifen; 1. Dorsalstreif basal, etwa bis zur
Mitte reichend, 2—3 nur durch 2 Punkte an der Basis angedeutet,
Nahtstreif apikal, fein, in Punkte aufgelöst, etwa bis zur Mitte reichend.
Propygidium und Pygidium mit groben und feinen zerstreuten Punkten
besetzt. Prosternum mit 2 Streifen. Mesosternum breit ausgebuchtet,
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 241
vorn nicht gerandet, seitlich mit deutlichem Streif. Metasternum
mit Längsrinne. Vorderschienen mit 4—5 Dörnchen. L. 3mm. —
Madagaskar [Imanombo] (Lewis).
4. €. perexiguus Desb. 1916, C'ylistosoma p. Desbordes, in Ann.
Soc. ent. Fr. v. 84, p. 474.
Langgestreckt, walzenförmig, schwarz, glänzend, Oberseite fein
punktiert. Kopf ohne Streif, Stirn konvex, Clypeus konkav, Mandibeln
mit 2 Zähnchen. Halsschild und Flügeldecken gleichlang; Randstreif
des Halsschilds vorn unterbrochen, ohne Punkt vor dem Schildchen.
Flügeldecken mit unterbrochenem äußeren Subhumeralstreif, innerer
kurz, basal, 1. Dorsalstreif basal, ziemlich lang, 2. nur durch einen
Punkt angedeutet, die übrigen Dorsalstreifen und Nahtstreif fehlend.
Prosternum ohne Streifen. Meso- und Metasternum mit tiefer
Längsfurche in der Mitte. Propygidium und Pygidium nicht dicht
punktiert. Vordarschienen mit 4 Zähnchen. L. 1 mm. — Madagaskar
[Imanombo, Androy] (Desbordes).
Bemerkung: Mir scheint ©. perexiguus das infolge mangel-
bafter Ernährung der Larve in der Entwicklung zurückgebliebene
und deshalb in seinen Merkmalen vielfach reduzierte Individuum
einer der übrigen Arten, wahrscheinlich epilissus Lew., zu sein. Diese
Möglichkeit erwähnt auch Desbordes bei Beschreibung des einzigen
ihm bekannten Exemplars.
5. €. pulvinatus J. Schm. 1895, Platysoma p. J. Schmidt, in
Bull. Soc. ent. Fr. p. CXXXII.
Oblong, fast een schwarz, glänzend, Beine dunkles;
braun. Stirn zusammen mit dem eingedrückten Epistom gerandet,
hinten punktiert. Halsschild zerstreut und nicht regelmäßig punktiert,
vor dem Schildchen fast glatt, Randstreif hinter dem Kopf unter-
brochen. Flügeldecken an der Spitze mit einigen Punkten, Subhumeral-
streif etwas über die Mitte reichend, 1. Dorsalstreif an der Spitze
etwas verkürzt, 2., 3. und Nahtstreif ganz, 4. und 5. fast bis zur Mitte
reichend, ersterer mit einem punktförmigen Basalrudiment. Pro-
pygidium und Pygidium zerstreut mit Augenpunkten besetzt. Pro-
sternum punktiert, vorn konkav, Streifen fast parallel, an der Basis
divergierend; Mesosternum breit und tief, ausgerandet, Randstreif
in der Mitte breit unterbrochen. Vorderschienen mit 4 Zähnchen.
L.3 mm. — *Madagaskar [Diego-Suarez] (J. Schmidt, coll. Bick-
hardt). :
6. €. obliquus Lew. 1902, Platysoma o. Lewis, in Ann. nat. Hist.
(7) v.10, p. 228.
Langgestreckt, depreß, schwarz, glänzend. Kopf vorn sehr schwach
eingedrückt, fein punktiert und nur über den Augen gerandet. Hals-
schild mit Randstreif, der hinter dem Kopfe unterbrochen ist. Flügel-
decken mit vollständigem äußerem Subhumeralstreif, der
innere fehlt; 1. Dorsalstreif an der Spitze schwach verkürzt, 2—3 ganz,
4 sehr kurz, apikal, 5 fehlend, Nahtstreif länger als der 4., schief und
an der Spitze abgekürzt. Propygidium und Pygidium schwach
Archiv für Naturgeschichte
1921. A. 6 12 6.Heft
178 H, Biekhardt:
konvex, gleichmäßig nicht dicht punktiert, Spitze des letzteren fast
glatt. Prosternum mit 2 Streifen, die vorn divergieren und nach
hinten nicht über die Hüften hinausgehen. Mesosternum breit aus-
gebuchtet, nur in den Vorderecken mit kurzen gebogenen Streifen-
stücken. Metasternum und 1. Sternit mit deutlichem Lateralstreif.
Vorderschienen mit 4 Zähnchen. L. 3—31/, mm. — Madagaskar [Fort
Dauphin] (Lewis).
6. Genus Sternaulax Marseul (Aulacosternus Mars.) (Westpazi-
fisches Gebiet).
7. Genus Diaphorus (Marseul) Bickhardt
1860, Diaphorus Marseul in Monogr. Hister. p. 854.
Der Körper ist oval oder oblong, oben meist abgeflacht. Der
Kopf ist breit, nur seitlich über den Augen, zuweilen auch hinten
gerandet. Die Oberlippe ist sehr kurz und breit. Das Halsschild hat
keinen Lateralstreif, der Marginalstreif ist deutlich, zuweilen auch
ein Stück an der Basis fortgesetzt. Die Flügeldecken haben selten
einen Subhumeralstreif, Dorsalstreifen sind vorhanden. Das Pro-
pygidium ist breit, meist quer, das Pygidium ist geneigt, meist
halbkreisförmig, eben, mit oder ohne Seiteneindruck an der Basis
oder seitlich mit rinnenartiger Vertiefung längs des erhobenen Außen-
randes. Die Kehlplatte des Prosternums ist groß, ohne Randstreif;
der Prosternalkiel ist zwischen den Hüften ziemlich breit gestreift.
Das Mesosternum ist breiter als lang, vom Metasternum meist deutlich
getrennt, vorn ausgerandet, selten zweibuchtig, mit vorn zuweilen
unterbrochenem Randstreif. Die Beine sind relativ kurz. Die Vorder-
schienen haben eine schwach S-förmige Tarsalfurche, der Außenrand
ist mit Zähnchen besetzt, ebenso auch die Mittel- und Hinterschienen.
Das Genus !) ist von Marseul nur auf Apobletes errans begründet,
es ist aber besonders ‚geeignet zur Aufnahme der madegassischen und
einiger afrikanischer bisheriger Apobletes-Arten. - Es unterscheidet
sich von Apobletes, mit dessen Habitus es übereinstimmt, durch das
Fehlen des die Stirn vom Ülypeus trennenden Querstreifs sowie durch
die vorn ungerandete Kehlplatte.
Typus des Genus: Diaphorus errans Marseul (Tasmanien?).
Tabelle der Arten.
1. Flügeldecken mit äußerem Subhumeralstreif an der Schulter. 2.
— la. Flügeldecken ohne Subhumeralstreif. 6. — 2. Randstreif des
Halsschilds vorn breit unterbrochen. L. 2Y/,mm. Madagaskar.
1. D. nigritulus Lew. — 2a. Randstreif des Halsschilds ganz. 3.
3. Pygidium mit schmal erhobenem Außenrand längs einer kräftigen
Rinne. 4. — 3a. Pygidium an der Spitze nicht gerandet, nur mit
seitlichem Eindruck nahe der Basis. 5. — 4. Mesosternum mit jeder-
!) Von Marseul nur als Subgenus gedacht und ohne eigentliche Diagnose
in die Welt gesetzt, daher bis jetzt ignoriert.
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 179
seits der Ausrandung unterbrochenem Randstreif; 4. Dorsalstreif
ohne Rudiment an der Basis. L.3 mm. Madagaskar. 2. D. ovas Mars.!)
— 4a. Mesosternum mit vollständigem Randstreif; 4. Dorsalstreif
mit basalem Appendix. L. 2?/,mm. Madagaskar. 3. D. aulacopygus
Desb.!) — 5. Oblong, ziemlich parallelseitig; 5. Dorsalstreif die Mitte
erreichend; Nahtstreif etwas kürzer ?). Propygidium größer, fast
ebenso groß wie das Pygidium. L. 2°/,-4 mm. Madagaskar. 4. D.
striatellus Mars. — 5a. Oval, ziemlich breit; 5. Dorsalstreif und Naht-
streif fast gleichlang, fast die Basis erreichend.?) Propygidium sehr
kurz, viel kleiner als das Pygidium; letzteres ziemlich krättig jederseits
eingedrückt. L. 2—2!1/,mm. Madagaskar. 5. D. goudoti Desb. —
6. Nahtstreif, 4. und 5. Dorsalstreif fehlend. Größere Arten. (51/,
bis 8 mm). 7. — 6a. Innere Dorsalstreifen, wenn auch teilweise ab-
gekürzt, vorhanden, Nahtstreif nur selten fehlend. Kleinere "Arten
(bis 5l/, mm). 9. — 7. Epistom schwach konkav; Stirn fast eben;
Körper stark abgeflacht; Mesosternum vorn zweibuchtig. L. 5!/, mm.
Madagaskar. 6. D. taeiturnus Mars. — 7a. Epistom mit tiefer Grube
oder mit einem Tuberkel in der Mitte der Stirn; Körper dicker, oben
stärker konvex; Mesosternum einfach ausgerandet. L. 7—--8mm. 8.
— 8. Epistom mit tiefer Grube; 3. Dorsalstreif ganz. L. 8 mm.
Südafrika. 7. D. fossistoma Mars. — 8a. Epistom konkav, Stirn
mit schwach erhobenem Tuberkel in der Mitte; 3. Dorsalstreif breit
unterbrochen. L. 7 mm. Ostafrika. 8. D. tubereulifrons Lew. —
9. Randstreif des Halsschilds jederseits hinter dem Auge unterbrochen,
Mittelteil des Streifs dem Vorderrand stark genähert, seitlich rückwärts
gebogen; Nahtstreif fehlend. L. 11/,mm. Gabon. 19. D. minusculus
J. Schm. — 9a. Randstreif des Halsschilds einfach, ganz oder hinter
dem Kopfe unterbrochen; Nahtstreif ausgebildet. 10. -—— 10. Randstreif
des Halsschilds hinter dem Kopfe unterbrochen. 14. — 10a. Rand-
streif des Halsschilds ganz. 14. — 11. Dorsalstreifen 1--4 ganz;
Randstreif des Mesosternums ganz. L. 11/;mm. Madagaskar. 12. D.
punetatiirons Desb. — 1lla. Dorsalstreifen 1---3 ganz, der erste zu-
weilen an der Spitze verkürzt; Randstreif des Mesosternums vorn
unterbrochen. 12. -— 12. Breit-oval; Pygidium dicht punktiert; der
3. Dorsalstreif zuweilen unterbrochen. L. 3%/,—4!/,mm. Madagaskar.
1) D. aulacopygus ist ebenso wie wahrscheinlich ovas auf Grund eines
Einzelstückes beschrieben. Ich halte beide für aberrante Stücke der gleichen
Art (vergl. die Bemerkungen zu den Arten selbst im Anschluß an die Diagnose).
i 2) Die Merkmale dieser beiden Arten sind der Tabelle von Desbordes
in Ann. Soc. ent. Fr. v. 84, p.467 (1916) entnommen, sie stimmen jedoch
bezüglich des striatellus nicht mit Marseul’s Beschreibung und Abbildung
überein. Nach Marseul sind der 5. Dorsal- und der Nahtstreif fast gleichlang
und reichen über die Mitte hinaus nach vorn. Da die Type von striatellus
nicht im Pariser Museum ist, also auch von Desbordes nicht benutzt werden
konnte, ist eine genaue Feststellung leider nicht möglich. Was Desbordes
veranlaßt, bei Abfassung seiner Tabelle von Marseul’s Angaben ech
abzuweichen, ist mir nicht bekannt.
12* 6. Heft
180 H. Bickhardt:
9. D. latiusceulus J. Schm. — 12a. Oblong, ziemlich parallelseitig;
Pygidium zerstreut oder kaum punktiert. 13. — 13. Prosternum
breit und flach; 5. Dorsalstreif deutlich; größere Art. L. 5--51/, mm.
Madagaskar. 10. D. mitis Lew. — 13a. Prosternum ziemlich schmal;
5. Dorsalstreif rudimentär oder fehlend; kleinere Art. L. 21/,—2!/, mm.
Madagaskar. 11. D. androyanus Desb. — 14. Mesosternum mit breit
unterbrochenem Randstreif; Dorsalstreifen 1—3 ganz, 4 an der Basis
etwas abgekürzt. L. mm. Madagaskar. 13. D. nepos Desb. —
l4a. Mesosternum mit vollständigem Randstreif; 4. Dorsalstreif
ganz. 15. — 15. Fünfter Dorsalstreif etwa so lang als der Nahtstreif;
alle Dorsalstreifen kräftig, gekerbt; Pygidium seitlich kaum ein-
gedrückt; Körperform breit-oval. L. 21/,-2!1/,mm. Madagaskar.
D. planipygus J. Schm. — 15a. Fünfter Dorsalstreif viel kürzer als
der Nahtstreif; Pygidium seitlich mit flachem Eindruck. Außenrand
neben dem Eindruck verdickt und erhoben. Körperform oblong,
parallelseitig. L. 2°?/;mm. Madagaskar. 15. D. almeidae Lew. —
15b. Fünfter Dorsalstreif länger als der Nahtstreif. 16. — 16. Pro-
sternum mäßig breit; Halsschild deutlich punktiert, ohne Grübchen
vor dem Schildchen; Pygidium mit sehr schwachem Seiteneindruck;
Körperform fast parallelseitig. L. 1?/,mm. Madagaskar. 16. D.
exhaustus J. Schm. — 16a. Prosternum breit; Halsschild kaum
punktiert, mit einem Grübchen vor dem Schildchen; Pygidium mit
deutlichem Seiteneindruck; Körperform oval. 1%. — 17. Seiteneindruck
des Pygidiums breit und flach, seine Punktierung etwas dichter und
gröber. L. 21/,—2!/;,mm. Madagaskar. 17. D. incognitus J. Schm.
— 17a. Seiteneindruck des Pygidiums rundlich, deutlich, seine
Punktierung spärlicher und feiner. L. 1?/,,—1*/,mm. Madagaskar.
18. D. frater J. Schm.
1. D. nigritulus Lew. 1892, Apobletes n. Lewis, in Ann. nat. Hist.
(6) v.9, p. 342.
Oblong-oval, schwarz, glänzend. Kopf mit gröberen und feineren
Punkten besetzt, Streif nur über den Augen, breit und ziemlich tief;
Stirn schwach eingedrückt. Halsschild seitlich (etwas vom Rande
abgesetzt) zerstreut punktiert, Randstreif vorn breit unterbrochen,
Basalrand seitlich punktiert. Flügeldecken punktiert-gestreift, Dorsal-
streifen 1-4 ganz, 5. apikal etwas über die Mitte reichend, Sub-
humeralstreif kurz, basal, gebogen, Nahtstreif viel kürzer,
auch hinten abgekürzt, Spitzenrand mit einigen Punkten. Propygidium
und Pygidium wie die Halsschildseiten punktiert. Prosternum mit
sehr feinen Pünktchen (wie auch die Halsschild-Scheibe) besetzt,
seitlich der Kehlplatte mit einzelnen gröberen Punkten, mit 2 Streifen,
die vor den Hüften divergieren. Mesosternum glatt, vorn sehr schwach
zweibuchtig, Randstreif kräftig, vollständig; Meso-Metasternalnaht
deutlich. Metasternum mit zerstreuten Punkten, die ın der Mitte
undeutlich werden. Vorderschienen mit 5 Zähnchen. L. 21/,mm. —-
Madagaskar [Tamatave] (Lewis).
2. D. ovas Mars. 1853, Macrosternus o. Marseul, in Monogr. Hister.
p. 245, t. 6, f.4.
-
Die Histeriden des aethiopischen Fannengebiets. 181
Oval, flach, pechschwarz, glänzend. Stirn fein punktiert, in der
Mitte schwach konkav, Randstreif nur seitlich längs der Augen. Hals-
schild kurz, Randstreif ganz. Flügel-
decken mit kräftigen Streifen, 1. basal, FRE
nur bis zur Mitte reichend, 2. und 3. er
ganz, 4. und 5. kurz, apikal, Nahtstreif / I
etwasl änger; Subhumeralstreif basal, Fig, 5. Mesosternum, "
bis zur Mitte reichend. Propygidium quer, oe ar
punktiert. Pygidium punktiert, mit er-
hobenem Außenrand. Prosternum groß, mit 2 Streifen;
Mesosternum vorn ausgerandet, mit jederseits der Ausrandung kurz
unterbrochenem Randstreif. Vorderschienen mit 4 Zähnchen. L. 3 mm.
— *Madagaskar (Marseul) (coll. Biekhardt).
Bemerkung: D.ovas Mars. und aulacopygus Desb. scheinen
sehr nahe verwandt, vielleicht auch nur Formen derselben Art zu
sein. — Unter den Histeriden Madagaskars gibt es eine ganze Reihe,
die manchmal erhebliche individuelle Abänderungen aufweisen, hier
scheinen neue Arten im Entstehen begriffen zu sein. Die Type Marseul
ist nicht mehr im Pariser Museum (nach Desbordes).
3. D. aulacopygus Desb. 1916, Apobletes a. Desbordes, in Ann.
Soc. ent. Fr. v. 84, p. 469.
Oblong, ziemlich breit, flach, schwarz, glänzend; Beine kaum
heller. Kopf fein punktiert, Stirn eben, Clypeus konkav. Halsschild
fein punktiert, Randstreif ganz. Flügeldecken fast glatt, nur
vor der Spitze punktiert, äußerer Subhumeralstreif basal,
über die Mitte reichend, Dorsalstreifen 1—3 ganz, nur der ]. an der
Spitze schwach abgekürzt, 4—6 nur an der Spitze markiert, 4. mit
einem Appendix an der Basis. Propygidium und Pygidium gleich-
mäßig punkti rt, letzteres gerandet und seitlich mit kräftiger Rinne.
Prosternum ziemlich breit, Streifen in der Mitte einander genähert,
vorn nicht divergierend. Mesosternum kaum ausgebuchtet, Streif
ganz. L. 2?/,mm. — Madagaskar (Desbordes).
Bemerkung: Mir liegt ein Stück vor, das eine Zwischenstellung
zwischen ovas und aulacopygus einnimmt. Die Stirn ist eben mit
ganz schwacher Quererhebung am Vorderrand, der 4. Dorsalstreif
hat kein basales Rudiment, das Mesosternum ist vorn ziemlich tief
(sehr schwach zweibuchtig) ausgerandet, der Randstreif kröftig und
ganz, die sonstigen Merkmale stimmen mit beiden Arten überein.
(Vergl. auch die Bemerkung zu ovas.)
4. D. striatellus Mars. 1853, Macrosternus s. Marseul, in Monogr.
Hister. p. 246, t. 6, £.5.
Oval, ziemlich flach, pechschwarz, glänzend. Kopf punktiert,
Stirn konkav mit einem Zahn über der Fühlerwurzel, nur seitlich
bis zu diesem Zahn gerandet. Halsschild fein punktiert, mit Punkt
vor dem Schildchen, Randstreif ganz. Flügeldecken fein und
ziemlich dicht punktiert, Streifen deutlich, punktiert, 1—4 ganz,
5 und Nahtstreif vor der Basis abgekürzt, Subhumeralstreif basal,
6. Heft
182 H. Bickhardt:
bis zurMitte reichend. Pygidium wenig konvex, punktiert,mit schwachem
Eindruck jederseits an der Basis. Prosternum mit zwei Streifen
bis zur Mitte reichend. Pygidium wenig konvex, punktiert, mit
schwachem Eindruck jederseits an der Basis. Prosternum mit
2 Streifen, Kehlplatte lang. Mesosternum vorn breit ausgerandet,
Randstreif ganz. Vorderschienen mit 4 Zähnchen. L. 23/,—4 mm.
— Madagaskar (Marseul).
5. D. goudoti Desb. 1916, Apobletes g. Desbordes, in Ann. Soc.
ent. Fr. v. 84, p. 470.
Oval, mäßig abgeflacht, schwarz, glänzend; Fühler und Beine
heller. Stirn schwach konkav, fein punktiert, nur neben den Augen -
gerandet. Halsschild fast glatt, Randstreif ganz, vor dem Schildchen
mit eingestochenem Punkt. Flügeldecken an der Spitze ziemlich
stark punktiert, Streifen punktiert, äußerer Subhumeralstreif
an der Schulter kräftig entwickelt, Dorsalstreifen 1—4 ganz,
nur der l. an der Spitze etwas verkürzt, 5. und Nahtstreif gleichlang,
über die Mitte reichend. Propygidium und Pygidium dicht punktiert,
letzteres seitlich ziemlich kräftig eingedrückt. Prosternum breit,
Streifen vorn divergierend. Mesosternum kaum ausgerandet, Rand-
streif ganz. Vorderschienen mit 4 Zähnchen. L. 2—24/, mm. —
Madagaskar (Desbordes).
6. D. taciturnus Mars. 1853, Macrosternus t. Marseul, in Monogr.
Hister. p. 244, t. 6, f. 2.
Oblong-oval, abgeflacht, pechschwarz, glänzend. Stirn schwach
konvex, fein punktiert, Streif fein, nur seitlich, bis zur Fühlerwurzel
reichend. Halsschild quer, Randstreif vorn unterbrochen. Flügel-
decken mit parallelen Seiten. Dorsalstreifen deutlich, 1 vor der Spitze
etwas verkürzt, 2 und 3 ganz, die übrigen fehlend. Propygidium
quer, wenig dicht punktiert. Pygidium in der Mitte aufgetrieben
mit erhobenem Rand, kräftig und wenig dicht punktiert. Prosternum.
ziemlich groß, mit 2 Streifen, Kehlplatte sehr lang, horizontal. Meso-
sternum vorn zweibuchtig ausgerandet, ohne Randstreif. Abdominal-
segmente quergestreift. Vorderschienen mit 4 Zähnchen. I. 5!/, mm.
— *Madagaskar (Marseul), Tananarivo, Diego-Suarez (coll. Bick-
hardt), Amber-Gebirge, Hot-Pruna, Tananarivo (Mus. Berlin).
7. D. fossistoma Mars. 1870, Apobletes f. Marseul, in Ann. Soc.
ent. Berlg. v. 13, p. 63.
Oblong, fast parallelseitig, ziemlich dick, schwarz, glänzend.
Kopf nur hinten und seitlich über den Augen deutlich gerandet, Epistom
mit tiefer Grube, vorn ausgebuchtet, ebenso wie die Oberlippe. Man-
dibeln robust, innen gezähnelt. Halsschild seitlich fein punktiert,
Randstreif kräftig, nur bis zu den Augen reichend. Flügeldecken
mit zweistreifigen Epipleuren, Dorsalstreifen 1-3 ganz, die übrigen
fehlend. Propygidium zerstreut punktiert; Pygidium mit tiefer Rinne
jederseits, und daneben schmal erhobenem Rande, Punktierung
zerstreut, auf der konvexen Mitte sehr fein. Prosternum mit 2 Streifen,
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 183
Kehlplatte ungerandet !); Mesosternum vorn ausgerandet, ohne
Randstreif vorn, nur seitlich fein gerandet. Vorderschienen mit
4 Zähnchen. L. 8mm. — *Mittel-Südafrika (Marseul), Cap (coll.
Bickhardt).
8. D. tubereulifrons Lew. 1898, A. t. Lewis, in Ann. nat. Hist.
(7) v.2, p. 159.
Oblong, schwach quadratisch, mäßig depreß, schwarz, glänzend.
Stirn mit schwach erhobenem Tuberkel in der Mitte, davor konkav,
vor den Augen deutlich erhoben, über dem Vorsprung ist der Rand-
streif zweibuchtig und endigt vor der ersten Ausbuchtung, hinten
setzt sich der Streif am Hinterrand des Kopfes fort, entlang dem
Streif stehen einzelne Punkte. Halsschild mit Eindruck in der Vorder-
ecke, Randstreif fein, schwer zu sehen. hinter dem Kopf unterbrochen.
Vorderecken punktiert, auch die Hinterecken schwach punktiert,
skutellarpunkt seicht. Flügeldecken mit feiner, schräger Humeral-
linie, 1. Dorsalstreif sehr fein, an der Spitze abgekürzt, in der Mitte
öfter ausgelöscht, 2. deutlicher und ganz, 3. in der Mitte breit unter-
brochen. Propygidium quer punktiert, Pygidium seitlich eingedrückt,
in der Mitte konvex, Punkte deutlich innerhalb des Eindrucks, fein
und weniger dicht in der Mitte. Prosternum glatt, mit 2 Streifen,
Streifen schwach gebuchtet, nicht ganz bis zur Basis reichend; Meso-
sternum vorn breit ausgerandet, ohne Randstreif am Vorderrand.
Vorderschienen mit 5 Zähnchen. L. 7 mm. — Ostafrika [Usambara]
(Lewis).
9. D. latiuseulus J. Schm. 1893, Apobletes I. J. Schmidt, in Ent.
Nachr. v.19, p. 8.
Oval, depreß, schwarz, glänzend; Beine heller. Stirn und Clypeus
eingedrückt, fein punktiert, Punktierung des Eindrucks stärker,
Randstreif nur neben den Augen. Halsschild unpunktiert, Randstreif
vorn etwas unterbrochen. Flügeldecken ohne Subhumeralstreif,
Dorsalstreifen 1—3 ganz, 4 und 5 nur an der Spitze markiert, Naht-
streif kurz, schief. Epipleuren mit 2 Streifen. Propygidium und
Pygidium dicht punktiert, letzteres an den Seiten tief eingedrückt,
längs des Eindrucks gerandet. Prosternum breit, Streifen vorn schwach
divergierend. Mesosternum schwach zweibuchtig, Randstreif kurz
unterbrochen. Vorderschienen mit 5 Zähnchen. L. 33/,—-4!/, mm.
— *Madagaskar [Andrangoloaka] (J. Schmidt, coll. Biekhardt).
'10. D. mitis Lew. 1906, Apobletes m. Lewis, in Ann. nat. Hist.
(7) v.18, p. 183.
Oblong-oval, depreß, schwarz, glänzend. Kopf sehr fein punktiert,
vorn schwach eingedrückt, ohne Streifen. Randstreif des Halsschilds
sehr fein, hinter dem Kopfe fehlend. Flügeldecken ohne $ub-
humeralstreif, 1. Dorsalstreif an der Spitze abgekürzt, 2—3 ganz,
4 bis zur Mitte reichend, 5 kürzer als 4, Nahtstreif kürzer als 5, schwach
!) Marseul’s Angabe ‚‚mentonniere .... reborde&e“ trifft für die Stücke,
die mir vorgelegen haben, nicht zu.
6. Heli
184 H. Bickhardt:
schief. Propygidium und Pygidium deutlich, aber nicht dicht punktiert,
letzteres mit schwachem Eindruck jederseits an der Basis und schwach
erhobenem Rande neben dem Eindruck. Prosternum mit 2 Streifen,
die vorn schwach divergieren und die Basis nicht ganz erreichen.
Mesosternum vorn zweibuchtig, nur seitlich mit kurzem gebogenem
Streifenstück. L. 5—5!/, mm. — Madagaskar [Androy, Ambovombe]
(Lewis).
ll. D.androyanus Desb. 1916, Apobletes a. Desbordes, in Ann.
Soc. ent. Fr. v.84, p. 469.
Oblong, parallelseitig, mäßig konvex, schwarz, glänzend; Beine
heller. Stirn schwach konvex, Epistom mäßig eingedrückt, fein
punktiert, nur über den Augen gestreift. Halsschild fein punktiert,
Randstreif etwas unterbrochen. Flügeldecken kräftig gestreift,
Subhumeralstreif fehlend, Dorsalstreifen 1-3 ganz, 4 apıkal, kurz,
5 fehlend oder sehr kurz, Nahtstreif schief, kurz. Propygidium
punktiert, nach der Spitze zu weniger. Pygidium kaum punktiert,
an den Seiten kaum schwach eingedrückt, an der Spitze glatt. Pro-
sternum wenig breit, mit 2 Streifen, die vorn divergieren. Meso-
sternum zweibuchtig, Randstreif nur seitlich markiert. Vorderschienen
mit 4 Zähnchen. L. 21/,—2'/, mm. — Madagascar [Androy] (Des-
bordes).
12. D. punetatifrons Desb. 1916, Apobletes p. Desbordes, in Ann.
Soc. ent. Fr. v.84, p. 472.
Oblong-oval, schwarz, glänzend; Beine kaum heller. Stirn
schwach konkav, punktiert, nur neben den Augen gestreift. Hals-
schild fein punktiert, vorn mit etwas größeren Punkten. Rand-
streif unterbrochen. Flügeldecken punktiert-gestreift, Sub-
humeralstreif fehlend, Dorsalstreifen 1—4 ganz, 5 über die Mitte
reichend, Nahtstreif kürzer, 5-6 die Spitze nicht ganz erreichend.
Propygidium und Pygidium gleichmäßig punktiert, letzteres fein
gerandet, an den Seiten kaum schwach eingedrückt. Prosternum
ziemlich breit, mit 2 Streifen. Mesosternum zweibuchtig, Rand-
streif ganz. Vorderschienen mit 4 Zähnchen. L. 1Y/, mm. — Mada-
gascar [Fort-Dauphin] (Desbordes).
13. D.nepos Desb. 1916, Apobletes n. Desbordes, in Ann. Soc.
ent. Fr. v. 84, p. 471.
Oblong-oval, fast parallelseitig, schwarz, glänzend; Beine heller.
Stirn eben, Epistom konkav, fein punktiert, nur neben den Augen
gestreift. Halsschild fein punktiert, Randstreif ganz. Flügeldecken
kräftig gestreift, Subhumeralstreif fehlend, Dorsalstreifen 1— 3 ganz,
4 an der Basis etwas verkürzt, 5. urd Nahtstreif fast gleichlang, bis
zur Mitte reichend. Propygidium und Pygidium gleichmäßig nicht
dicht punktiert, letzteres seitlich ziemlich tief eingedrückt. Pro-
sternum mit 2 Streifen, die vorn divergieren. Mesosternum zwei-
buchtig, Randstreif nur seitlich‘ markiert. Vorderschienen mit vier
Zähnchen. L. 4 mm. —- Madagascar [Amboanio] (Desbordes).
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 185
14. D. planipygus J. Schm. 1895, Apobletes p. J. Schmidt, in
Bull. Soc. ent. Fr. p. CXXXI.
Breit oval, ziemlich flach, schwarz, glänzend; Fühler und Beine
pechbraun. Stirn schwach eingedrückt, fein punktiert, nur über den
Augen gerandet. Halsschild fein, seitlich deutlicher punktiert, Rand-
streif ganz, vor dem Schildchen mit eingestochenem Punkt. Flügel-
decken an der Spitze fein punktiert, Streifen kräftig, gekerbt, Sub-
humeralstreif fehlend, erster Dorsalstreif hinten abgekürzt, 2—4
ganz, 5 und Nahtstreif etwa gleichlang, vor der Basis abgekürzt,
letzterer schief. Epipleuren mit 2 Streifen. Propygidium seitlich
schmal glatt, sonst ziemlich dicht punktiert, ebenso auch das Pygidium;
letzteres eben, seitlich kaum eingedrückt. Prosternum mit 2 Streifen,
die hinten kaum, vorn stärker divergieren; Mesosternum schwach
zweibuchtig ausgerandet, Randstreif ganz, Vorderschienen mit
4 Zähnchen. L. 21/,-2!1/,mm. — *Madagascar [Diego - Suarez]
(J. Schmidt, coll. Bieckhardt).
15. D. almeidae Lew. 1899, Apobletes a. Lewis, in Ann. Nat.
Hist. (7), vol.4, p.7.
Oblong, parallelseitig, ziemlich depreß, schwarz, glänzend. Kopf
nur seitlich über den Augen gestreift, vorn schwach uneben, spärlich
punktiert. Halsschild ähnlich punktiert, Punkte jedoch verschieden
groß; Randstreif ganz, vorn mehr vom Rande abgenickt, Basalrand
nach außen zu punktiert. Flügeldecken mit einzelnen Punkten am
Spitzenrand, Dorsalstreifen 1, 2 und 4 ganz, 3 in der Mitte schwach
unterbrochen oder undeutlich, 5 sehr kurz, apikal, Nahtstreif bis
über die Mitte nach vorn reichend, etwas schief. Propygidium schmal
quer, mit zerstreuten Punkten, Pygidium balbkreisförmig, seitlich
mit flachem Eindruck an der Basis, Außenrand neben den Eindrücken
verdickt und erhoben: Punktierung wie auf dem Propygidium. Pro-
sternum mit 2 Streifen, Streifen vor den Hüften stark divergierend,
an der Spitze etwas einwärts gebogen, hinten nicht verbunden. Meso-
sternum breit ausgebuchtet, Randstreif ganz, seitlich der Aus-
randung ist der Rand verbreitert und erhoben. Vorderschienen mit
4—5 Zähnchen. Tarsalfurchen flach und annähernd gerade. L. 2°/, mm.
*Madagascar [Andrangoloaka, 1600 m] (Lewis), Madagascar
[ohne nähere Angabe] (coll. Bickhardt).
16. D. exhaustus J. Schm. 1893, Apobletes e. J. Schmidt, in Ent.
Rachr. 197.99.
Oval, fast parallelseitig, schwarz, glänzend; Beine braun. Stirn
vorn eingedrückt, fein punktiert, Randstreif nur neben den Augen.
Halsschild fein, seitlich stärker punktiert, Randstreif ganz. Flügel-
decken ohne Subhumeralstreif, Dorsalstreifen 2—4 ganz, der erste
an der Spitze, der 5. an der Pasis schwach abgekürzt, Nahtstreif bis
zur Mitte reichend. Propygidium und Pygidium fein punktiert,
letzteres an der Basis jederseits mit sehr kleinem kaum deutlichem
Eindruck. Prosternum mäßig breit, Streifen vorn schwach diver-
gierend. Mesosternum vorn schwach zweibuchtig ausgerandet,
6. Heft
186 H. Bickhardt:
Randstreif ganz. Vorderschienen mit 4 Zähnchen. L. 1?/, mm.
— *Madagascar [Diego-Suarez) (J. Schmidt, coll. Bickhardt).
17. D. ineognitus J. Schm. 1893, Apobletes i. J. Schmidt, in Ent.
Nachr. v.19, p. 8. |
Oval, depreß, pechfarben; Beine heller. Stirn eben, Clypeus
schwach eingedrückt, Stirnstreif nur neben den Augen. Halsschild
mit vollständigem Randstreif, vor dem Schildchen mit eingestochenem
Punkt. Flügeldecken mit hinten schwach verkürztem 1. Dorsal-
streif, 2—4 ganz, 5 vor der Basis, Nahtstreif in der Mitte abgekürzt,
3—D etwas geschwungen. Epipleuren mit 2 Streifen. Propygidium
und Pygidium punktiert, letzteres seitlich an der Basis mit flachem
Eindruck, der außen von einem Rande begleitet ist. Prosternum
breit, Streifen vorn divergierend. Mesosternum schwach zweibuchtig,
Vorderecken eingedrückt, Randstreif ganz. Vorderschienen mit
4 Zähnchen. L. 21/,—21/,mm. — *Madagascar [Andrangoloaka,
1600 m, Diego-Suarez] (J. Schmidt, coll. Bickhardt).
18. D.frater J. Schm. 1895, Apobletes f. J. Schmidt, in Bull.
Soc. ent. Fr. p. CXXXI.
Mit ©. incognitus J. Schm. nahe verwandt, jedoch kleiner;
Pygidium konvex mit rundlichem Eindruck jederseits an der Basis,
die allgemeine feine Punktierung ist mit viel kleineren spärlicheren
Punkten untermischt als bei incognitus; an der Basis zwischen den
beiden Grübchen fehlen die gröberen Punkte ganz. L. 1?/,—1?/, mm.
— *Madagascar [Diego-Suarez] (J. Schmidt, coll. Bickhardt).
19. D. minuseulus J. Schm. 1893, ©. m. J. Schmidt, in Ent.
Nachr. v.19, p. 6.
Oval, fast parallelseitig, pechbraun, glänzend; Beine heller. Stirn
vorn schwach eingedrückt, über der Fühlerwurzel etwas erhoben,
Streif neben den Augen ziemlich lang. Halsschild mit schiefen, schwach-
gebogenen Vorderecken; Randstreif hinter den Augen jederseits unter-
brochen, Mittelteil des Streifs dem Vorderrand stark genähert, seitlich
rückwärts gebogen. Flügeldecken mit 3 vollständigen Dorsalstreifen
(1 und 2 hinten kaum abgekürzt), 4 apikal, nicht bis zur Mitte reichend,
5 sehr kurz, Naht- und Subhumeralstreifen fehlend, Epipleuren
mit 1 Streif. Propygidium kurz, am Basalrand mit wenigen kleinen
Punkten, Pygidium zerstreut, feinpunktiert. Prosternum sehr breit,
mit 2 Streifen, die vorn stark divergieren. Mesosternum vorn sehr flach
(kaum) ausgerandet, Randstreif kräftig, vollständig. Vorderschienen
mit 3 Zähnchen. L. kaum 1!/, mm. — *Gabun (J. Schmidt, coll.
Bickhardt).
8. Genus Cylindrolister n. g.
Mit der Gattung Diaphorus Mars. verwandt, aber von lang-
gestreckter, parallelseitiger Körperform. Die Oberseite ist mäßig
konvex. Das Halsschild hat völlig gerade Seiten und ist vorn fast
breiter als hinten. Das Prosternum zwischen den Hüften ziemlich
schmal. Die Streifen divergieren stark nach vorn. Die übrigen
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 187
Charaktere entsprechen denen der Gattung Diaphorus Mars. —
Typus des Genus: Ü. quadricollis Lew.
€. quadricollis Lew. 1894, Platysoma 9. Lewis, in Ann. nat. Hist.
(6) v.14, p: 177.
Gestreckt, parallelseitig, depreß, schwarz, glänzend. Fühler
und Beine pechbraun. Kopf vorn eingedrückt, nur über den Augen
kurz gerandet, fein und nicht sehr dicht punktiert. Halsschild vorn
so breit wie hinten, Seiten gerade, Randstreif fein, vollständig, hinter
den Augen mit feinen Punkten, sonst glatt. Flügeldecken mit feinen
und schwach gekerbten Streifen, 1. Dorsalstreif hinten abgekürzt,
2—4 ganz, 5 apikal etwas über die Mitte reichend, 6 etwas kürzer und
schief. Propygidium deutlich punktiert mit Ausnahme des Hinter-
randes, Pygidium ähnlich punktiert, die Seitenränder erhoben und
innen von einer Rinne begleitet. Prosternum mit 2 Streifen, Streifen
vor den Hüften divergierend, an der Basis verbunden, vorn kaum
die Naht erreichend; Kehlplatte ungerandet, spärlich punktiert.
Mesosternum breit ausgerandet, Randstreif in der Mitte schwach
unterbrochen. Vorderschienen mit 4 Zähnchen. \. 3°/, mm. —
*Madagascar (Lewis), Andrangoloaka (coll. Bickhardt).
9. Genus Apobletodes Desbordes.
1919, Apobletodes Desb. in Bull. Soc. ent. Fr. p. 184.
Der Körper ist oval, abgeflacht, schwach konvex. Der Kopf ist
mäßig konvex, ohne Querstreif. Die Fühler sind unter dem Stirnrand
eingelenkt, der Schaft ist keulenförmig: die Fühlergrube liegt unter
der Vorderdecke des Halsschildes. Das Halsschild hat keinen Lateral-
streif, der Marginalstreif ist höchstens an der Vorderecke schwach
angedeutet. Die Flügeldecken sind gestreift, hinten abgestutzt. Das
Prosternum ist groß, die Kehlplatte ohne Randstreif, von Kiel kaum
deutlich abgesetzt, der Kiel ist ohne Streifen, an der Basis schwach
ausgebuchtet. Das Mesosternum ist breit, ausgerandet, in der Mitte vorn
zweibuchtig, ohne Randstreif. Die Schienen sind etwas verbreitert,
die Vorder- und Mittelschienen sind kurz bedornt, die Tarsalfurche
der Vorderschienen ist kräftig zweibuchtig. — Typus des Genus:
A. marseuli Lew. (burgeoni Desbordes).
Tabelle der Arten.
1. Dorsalstreifen 1-3 ganz, 4 bis zur Mitte reichend, apikal.
L. 22/,mm. Westafrika. 3. A. pumicatus Lew. — la. Dorsal-
streifen 1—2 ganz, 3 breit unterbrochen. 2. — 2. Breit oval; 4. Dor-
salstreif meist deutlich, wenn auch kurz apikal. Vorderschienen in
der Spitzenhälfte feiner und dichter gezähnelt. L. 21/,-4 mm. West-
und Ostafrika. ]. A. marseuli Lew. — 2a. Oblong, parallelseitig;
4. Dorsalstreif fehlend oder kaum angedeutet. Vorderschienen in der
6. Heft
188 H. Bickhardt:
Spitzenhälfte gröber und weniger dicht gezähnelt. L. 21/,mm. West-
und Ostafrika. 2. A. pauperatus J. Schm.!)
1. A. marseuli Lew. 1879, Macrosternus m. Lewis, in Ent. Monthly
Mag. v. 16, p. 76; 1893, Apobletes serratipes J. Schmidt, in Ent. Nachr.
v. 19, p. 61; 1919, Apobletodes burgeoni Desbordes, in Bull. Soc. ent.
Fr. p. 185.
Breit oval, die Seiten etwas gerundet, flach gedrückt, schwarz,
glänzend, Fühler und Beine pechbraun. Stirn eben, ohne Randstreif
und ohne Punktierung. Halsschild mit kurzem Randstreif in der
Vorderecke. Flügeldecken mit 2 ganzen Dorsalstreifen, 3 breit unter-
brochen, 4 öfter als Strichel an der Spitze angedeutet; Epipleuren
mit 1 Streif. Propygidium fein zerstreut punktiert, mit undeutlich
erhobener, fast glatter Mittellinie, Pygidium mit einigen Punkten an
der Basis. Sternum unpunktiert, Prosternum breit, zwischen den
Hüften wenig verschmälert, nicht gestreift; Mesosternum vorn zwei-
buchtig, ohne Randstreif. Vorderschienen mit vielen kleinen Zähnchen,
Mittelschienen mit 6—8 Dörnchen, Hinterschienen außen unbewehrt.
L. 21/,—4 mm. —. *Gabon (J. Schmidt), Majo [D.-Ost-Afr.] (coll.
Bickhardt), Span. Guinea [Nkolentangan]), Kamerun [Joh. Al-
brechtshöhe] (Zool. Mus. Berlin). .
Bemerkung: Mir liegen 2 Ex. (aus Ost-Afrika und Span. Guinea)
vor, bei denen das Pygidium in der Basalhälfte stärker punktiert
ist, ferner 1 Ex. (aus Kamerun) bei dem auch der 5. Dorsalstreif durch
einen Punkt an der Spitze angedeutet ist. Sonstige Unterschiede
bestehen nicht.
2. A.pauperatus J.Schm. 1893, A.p. J. Schmidt, in Ent.
Nachr. v. 19, p.7.
Oblong, parallelseitig, dunkelbraun, glänzend, Beine rot. Stirn
eben, ohne Streif. Halsschild mit kurzem Randstreif in der Vorder-
ecke. Flügeldecken: erster Dorsalstreif hinten, zweiter Dorsalstreif
an der Basis wenig abgekürzt, 3 unterbrochen, die übrigen fehlend,
Epipleuren mit einem Streif. Propygidium fein punktiert, an der
Basis jederseits quer eingedrückt; Pygidium deutlich punktiert, Mitte
der Basis glatt. Prosternum breit, ohne Streifen. Mesosternum
schwach zweibuchtig, ohne Randstreif. Vorderschienen mit kleinen
Kerbzähnchen, Mittelschienen bedornt, Hinterschienen unbewehrt.
L. 2!/,mm. — *Gabon (J. Schmidt, Typen), Usambara [Derema]
(Zool. Mus. Berlin).
2a. A. kinduensis Desb. 1917, A.k. Desbordes, in Bull. Soc.
ent. Fr. p. 214.
Ziemlich oval, depreß, glänzend, schwarz; Beine rötlich. Stirn
nur seitlich ‘gerandet. Halsschild ohne Randstreif, die Seiten vorn
gebogen. Flügeldecken mit glatten Streifen. Subhumeralstreifen
!) Hierher auch A. kinduensis Desb., den ich für ein altes Exemplar des
pauperatus halte, bei dem der feine Marginalstreif des Halsschildes in den Vorder-
ecken und der erste Dorsalstreif auf einer kurzen Strecke abgerieben sind. Vergl.
die Beschreibung unter 2a,
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 189
feblend. Erster Dorsalstreif vorn unterbrochen, 2 ganz, 3 an der Basis
und an der Spitze kaum angedeutet, die übrigen fehlend. Epipleuren
mit 1 Streif, der unterbrochen ist. Propygidium eben, punktiert;
Pygidium feiner punktiert. Prosternum breit, ohne Streifen; Meso-
sternum zweibuchtig, ohne Randstreif. Vorderschienen gezähnelt,
Hinterschienen unbewehrtt. L. 2 mm. — B:lg. Kongo [Kındu]
(Desbordes).
3. A. pumicatus Lew. 1907, A. p. Lewis, in Mem. Soc. Esp. Hist.
Nat. v. 1, p. 433; 1907, A. p. Lewis, in Ann. nat. Hist. (7) v. 20, p. 97;
1909, A. p. Lewis, ibidem. (8) v. 4, p. 292.
Oblong-oval, abgeflacht, schwarz, glänzend; Fühler und Beine
pechfarbig. Stirn eben, ohne Streif, unpunktiert. Halsschild mit
dünnem Marginalstreif, der nur um die Vorderecke herum kurz aus-
gebildet ist. Flügeldecken mit 3 vollständigen Dorsalstreifen, 4 apikal,
bis zur Mitte reichend. Propygidium zerstreut und fein, Pygidium
längs der Basis punktiert. Prosternum breit, ohne Streifen. Mesosternum
zweibuchtig, ohne Randstreif. Vorderschienen mit vielen Zähnchen.
L. 22/,;, mm. — Westafrika [Cap St. Juan, Biafra] (Lewis).
10. Genus Placodister Bickhardt
1918, Placodister Bickh. in Ent. Blätt. v. 14, p. 239.
Stirn konvex oder eben, Stirnstreif fehlend; Mandibeln kurz,
robust. Halsschild mit Marginalstreif, zuweilen auch mit Lateralstreif.
Kehlplatte des Prosternums ohne Randstreif, Kiel des Prosternums
ungestreift. Mesosternum vorn ausgerandet, ohne Randstreif; Meta-
sternum seitlich gerandet. Pygidium mit erhobenem Außenrand,
oder einfach konvex. Vorderschienen mit 4 deutlichen Zähnchen.
Die sonstigen Merkmale entsprechen denen der Gattung Platysoma
Leach. — Typus des Genus: P. nudisternus Bickh. (aus Neu-Guinea).
P. mundus Lew. 1899, A. m. Lewis, in Ann. nat. Hist. (7)
v.4, p.6.
Länglich-oval, flach, pechfarbig, glänzend. Stirn eben, sehr
fein punktiert, ohne Streifen, nur an der Basis jederseits kurz gefurcht.
Halsschild mit vollständigem Randstreif. Flügeldecken mit 3 voll-
ständigen Dorsalstreifen, 4 vor der Basis, 5 in der Mitte abgekürzt, Naht-
streif kürzer oder ebenso lang als der 5., auch an der Spitze abgekürzt
und wie der 5. schwach schief verlaufend. Subhumeralstreifen fehlend.
Propygidium mit zerstreuten flachen Punkten, Pygidium konvex,
etwas dichter und gröber punktiert. Prosternum ohne Streifen;
Mesosternum breit ausgerandet, ohne Randstreif. Metasternum mit
Lateralstreif, Meso-Metasternalnaht kaum sichtbar. Vorderschienen
am Außenrand mit 4 Zähnchen. L. 21/,—2°/, mm. — *Ostafrika
[Usambara, Derema] (Lewis), Amani, Derema (coll. Bickhardt),
West-Usambara (Methner, coll. Zool. Museum Berlin).
190 H. Biekhardt:
ll. Genus Maerosternus Marseul
1853, Macrosternus Marseul, Monogr. Hister. p. 239; 1860, ibidem,
p. 850; 1854, Lacordaire, Gen. Col. Vol. 2, p. 253; 1916/17, Bickhardt,
in Wytsman, Gen. Insect. Fasc. 166, p. 155.
Der Körper ist sehr stark abgeplattet, breit oval. Die Stirn hat
einen kleinen Zahn vor den Augen, sie ist seitlich gerandet, ohne
Querstreif zwischen Epistom und Stirn. Die Fühler sind unter dem
Stirnrand eingelenkt. Das Prosternum ist sehr breit, zweistreifig,
an der Basis gerade abgestutzt und in eine |__|förmige Ausrandung
des Mesosternums hineinragend. Die Kehlpiawve ist breit, stark ver-
längert, an der Spitze abgerundet. Das Mesosternum hat vorn keine
Randlinie. Das Halsschild hat einen Marginalstreif, Lateralstreifen
fehlen. Die Flügeldecken haben einen vollständigen Subhumeralstreif.
Das Pygidium ist dreieckig mit erhobenem Rand. Sämtliche Schienen
sind gegen die Spitze erweitert. Die Vorderschienen haben am Außen-
rand einzelne Zähnchen. — Typus des Genus: M. lafertei Marseul.
M. lafertei Mars. 1853, M. !. Marseul, in. Monogr. Hister. p. 243,
t.6, £.1; 1903, M..I. Lewis, in Ann. nat. Hist. v. 12, p. 422; 1916/17,
M. 1. Bickhardt, in Wytsman, Gen. Insect. Fasc. 166, t. 6, fig. 9.
Breit-oval, stark abgeflacht, schwarz, glänzend, Oberseite dunkel-
blau. Kopf breit, Stirn fein punktiert, schwach konkav, mit kleinem
vorspringendem Zahn über der Einlenkung des Fühlers, Randstreif
fein, kurz, vorn fehlend. Halsschild mit stumpfen gerundeten Vorder-
ecken, auf der Scheibe glatt, seitlich punktiert, Randstreif fein, dicht
am Seitenrand, vorn fehlend. Flügeldecken an der Spitze schräg
abgestutzt, beide Subhumeralstreifen vollständig, Humerallinie fast
gerade, basal, erster Dorsalstreif ganz, 2. an der Basis abgekürzt,
3. breit ‚unterbrochen. Propygidium quersechseckig, Pygidium drei-
eckig, beide punktiert, letzteres seitlich an der Basis stark eingedrückt.
Prosternum breit, mit 2 Streifen, die nach vorn stark divergieren,
mit großer breiter Kehlplatte. Mesosternum nicht gerandet, vorn fast
eckig breit ausgerandet. Vorderschienen mit 4 Zähnchen. L. 7-—8 mm.
— *Senegal (Marseul), Usambara [Derema], Majo, Kerei [Ost-Afrika],
Gabon (coll. Bickhardt).
12. Genus Apobletes Marseul
1860, Apobletes Marseul, Monogr. Hister. p. 852; 1916, Desbordes,
in Ann. Soc. ent. Fr. v. 84, p. 466; 1916/17, Bickhardt, in Wytsman,
Gen. Insect. Fasc. 166, p. 136.
Der Körper ist abgeflacht. Die Stirn ist gerandet, der Randstreif
ist meist auch vorn zwischen Epistom und Stirn vollständig. Die
Fühler sind unter dem Stirmrand eingefügt. Das Prosternum ist ge-
wöhnlich sehr breit und abgeflacht; Prosternalstreifen sind zuweilen
ausgebildet. Die Basis ist gerundet, die Kehlplatte groß, vorgezogen,
vorn abgerundet. Das Mesosternum ist vorn ausgerandet, mit einem
Randstreif versehen, der zuweilen unterbrochen ist. Das Halsschild
hat einen Marginalstreif, zuweilen ist auch ein Lateralstreif ausgebildet.
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 191
Das Schildchen ist sehr klein. Die Flügeldecken sind gestreift, ein
Subhumeralstreif ist selten ausgebildet. Das Pygidium ist wenig
geneigt, meist mit erhobenem Rande versehen. Die Vorderschienen
sind gegen die Spitze verbreitert, am Außenrand mit einzelnen Zähnchen
besetzt. — Typus-des Genus: A. tener Marseul.
Tabelie der Arten.
1. Flügeldecken ohne Subhumeralstreif. 2. — la. Flügeldecken
mit einem oder zwei Subhumeralstreifen. 4. — 2. Randstreif des
Halsschilds ganz; 4. Dorsalstreif der Flügeldecken lang, nur wenig
vor der Basis abgekürzt. L. 3 mm. Insel Principe (Golf v. Guinea).
3. A. macer Lew. — 2a. Randstreif des Halsschilds hinter dem Kopfe
breit unterbrochen; 4. Dorsalstreif sehr kurz und apikal, oder fehlend. 3.
— 3. Lateralstreif des Halsschilds fein, in weitem Abstand vom Seiten-
rand verlaufend; 3. Dorsalstreif der Flügeldecken ganz. L. 4—-5 mm.
Westafrika. 1. A. angolensis Lew. — 3a. Lateralstreif des Halsschilds
kräftig, dieht am Rande und parallel zu diesem verlaufend; 3. Dorsal-
streif meist breit unterbrochen. L. 4—-5 mm. West- und Ostafrika.
2. A. foliaceus Payk. — 4. Flügeldecken mit äußerem und innerem
Subhumeralstreif; Nahtstreif vorhanden, bis zur Mitte reıchend.
L. 3mm. Kamerun, Togo. 4. A. servulus Lew. — 4a. Flügeldecken
nur mit einem äußeren Subhumeralstreif; Nahtstreif fehlend. 5. —
5. Äußerer Subhumeralstreif ganz; Mesosternalstreif vorn unterbrochen.
L. 23/,mm. Ostafrika. 5. A. platessae Lew. — 5a. Äußerer Sub-
humeralstreif vorn und hinten abgekürzt; Randstreif des Mesosternums
ganz. L. 3mm. 6. A. externestriatus Desb.
l. A. angolensis Lew. 1879, A. a. Lewis, in Ent. Monthly Mag.
Y.16,Pp. 11.
Oblong-oval, abgeflacht, pechschwarz, glänzend. Stirn eben,
Streif ganz. Halsschild mit vorn abgekürztem Marginal- und schiefem,
ziemlich weit vom Rande verlaufendem, vorn unterbrochenem Lateral-
streif. Flügeldecken mit 3 vollständigen Dorsalstreifen, die übrigen
fehlen. Propygidium grob punktiert, in der Mitte glatt, Pygidium
gleichmäßig mit ziemlich groben Augenpunkten wenig dicht besetzt.
Der Außenrand ist erhoben. Prosternum mäßig breit, ohne Streifen.
Mesosternum vorn ausgerandet, Randstreif kräftig, ganz. L. 4 mm.
—*Angola (Lewis), Gabun, Angola, Kamerun, Congo (coll.Biekhardt).
2. A. foliaceus Payk. 1811, Hololepta f. Paykull, in Monogr.
Histeroid. p. 106, t. 9, £.5; 1853, Macrosternus f. Marseul, in Monogr.
Hister. p. 245, t.6, f.3; 1860, A. migneausxi Marseul, in Monogr.
Hister. p. 855, t.2, f.2; 1891, A. dwvwvieri Lewis, in Ann. nat. Hist.
(6) v.8, p.381; 1892, A. f. J. Schmidt, in Ann. Soc. ent. France,
v. 61, p. 290; 1901, A. f. Lewis, in Ann. nat. Hist. (7) v.-7, p. 241;
1903, A. tristriatus Lewis, ibid. (4) v. 12, p. 420.
Oblong- oval, flach, rötlich braun, glänzend. Stirn kaum ein-
gedrückt, Streif ganz. Halsschild mit Margimalstreif, der in der Vorder-
ecke endigt und einem Lateralstreif, der kräftiger und länger, jedoch
6. Heft
192 H. Bickhardt;|
vorn in der Mitte breit unterbrochen ist. Flügeldecken mit kräftigen
Dorsalstreifen, 1 ganz, 2 an der Basis schwach abgekürzt, 3. mehr
oder weniger unterbrochen, öfter auch ganz, selten ist auch der
4. Streif durch ein kurzes Rudiment an der Spitze angedeutet. Pro-
pygidium quer, meist nur seitlich stärker punktiert. Pygidium konvex,
mit kräftigem erhobenem Rand, grob und wenig dicht punktiert.
Prosternum ohne Streifen, Kehlplatte horizontal. Mesosternum
zweibuchtig ausgerandet, nur seitlich in der Vorderecke kurz gerandet,
selten ist der Rand.treif ganz (sehr fein). Vorderschienen mit 4 Zähnchen.
L. 4/,-5 mm. *Guinea (Paykull), Capland, Senegal (Marseul),
Congo [Itempo] (Lewis]), Senegal, Liberia, Kamerun, Sierra Leone,
Congo, Ostafrika, Abessinien (coll. Bickhardt).
Biologische Bemerkung: Bei Rufisque in einem morschen
Baobab gefunden.
Synonymische Bemerkung: Obgleich Lewis 1901 (a. a. O.)
behauptet, daß Marseul’s Macrosternus foliaceus eine andere als die
Paykull’sche Art sei und ihr 1903 den Namen 4. tristriatus gibt,
bestehen außer dem bald breit unterbrochenen, bald wenig oder gar
nicht unterbrochenen 3. Dorsalstreif keinerlei Unterschiede zwischen
den oben verschiedenfach benannten Arten. Mir haben zahlreiche
Stücke — außer meinem Sammlungsmaterial — vorgelegen, die alle
Übergänge zeigen; insbesondere zeigen 2 Exemplare von Liberia
deutlich, wie die Bruchstücke des 3. Streifs zu einem ganzen kräftigen
Streif zusammenfließen.
3. A. macer Lew. 1906, A. m. Lewis, in Ann. Mus. Stor. nat.
Genova (2), v. 42, p. 399.
Oblong-oval, parallelseitig, depreß, schwarz, glänzend. Kopf
vorn konkav, Querstreif fein, ganz, Oberseite dicht punktiert (feine
und gröbere Punkte untermischt). Halsschild mit äußerst feiner
Punktierung, die besonders hinter der Vorderecke deutlicher ist,
Randstreif ganz. Flügeldecken mit 3 ganzen Dorsalstreifen, 4 an der
Basis schwach verkürzt, vor der Mitte etwas geschwungen, 5 kurz,
apikal. Propygidium unregelmäßig punktiert; Punkte ungleich dicht
und in der Höhe variierend, nicht ganz rund. Pygidium gleichmäßig
dicht und grob mit Augenpunkten besetzt, hinten gerandet. Pro-
sternum ohne Streifen, Mesosternum vorn ausgebuchtet, Randstreif
deutlich. Vorderschienen mit 3—4 Zähnchen. L. 3 mm. — Insel
Prinzipe [Golf von Guinea] (Lewis). .
4. A.servulus Lew. 1897, A.s. Lewis, in Ann. nat. Hist. (7)
v. 20, p. 356; 1902, Platysoma vicinale Lewis, ibidem (7) v. 10, p. 227.
Oblong, schwach konvex, rotbraun, glänzend. Kopf vorn ein-
gedrückt, vor den Augen etwas vorspringend, unregelmäßig punktiert
(einzelne gröbere Augenpunkte untermischt mit kleinen Punkten),
hinter dem geraden Querstreif fließen einzelne der gröberen Punkte
zusammen. Halsschild auf der Scheibe sehr fein, seitlich gröber und
deutlicher punktiert (mit kleineren Punkten untermischt), Randstreif
ganz, seitlich mit etwas erhobenem Rand. Flügeldecken mit gröberen
Punkten an der Spitze, äußerer Subhumeralstreif bis zur Mitte
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 193
reichend, innerer fast ganzt\, dem ersten Dorsalstreif genähert
und ähnlich; Dorsalstreifen 1—4 ganz, 5 vor der Basis, Nahtstreif
in der Mitte abgekürzt; Zwischenräume fein punktiert. Propygidium
mäßig grob und nicht dicht punktiert, mit schwach erhobenem Hinter-
rand; Pygidium stärker und dichter punktiert als das Pygidium, der
Außenrand erhoben. Prosternum ohne Streifen, schwach punktiert,
Kehlplatte deutlich punktiert; Mesosternum spärlich punktiert, vorn
breit und flach ausgerandet, Randstreif ganz. Vorderschienen mit
4 Zähnchen. L.3 mm. — *Kamerun (Lewis), Togo [Bismarckburg]
(Zool. Mus. Berlin).
Bemerkung: Platysoma vieinale Lew. ist nach der Beschreibung
= A. servulus Lew.
5. A. platessae Lew. 1900, A. p. Lewis, in Ann. nat. Hist. (7)
v.6, p. 270.
Öblong, parallelseitig, flach, pechschwarz, glänzend. Kopf vorn
eingedrückt, deutlich aber wenig dicht punktiert, Randstreif nur seitlich,
vorderer Querstreif sehr schwach gebuchtet beiderseits ziemlich
weit vom Seitenstreif getrennt. Halsschild mit deutlichem Rand-
streif, der hinter den Augen endigt, seitlich mit einzelnen zerstreuten
Punkten, Scutellarpunkt klein. Flügeldecken mit vollständigem
äußeren Subhumeralstreif, innerer fehlend, 1.—3. Dorsalstreifen
ganz, der erste an der Spitze wenig verkürzt, 4. an der Basis um V/,
verkürzt, 5 undeutlich, aus 2 oder 3 Punkten bestehend, Nahtstreif
fehlend. Propygidium seitlich ziemlich grob, aber seicht punktiert,
Punkte in der Mitte sehr fein. Pygidium ziemlich dicht mit Augen-
punkten besetzt. Prosternum vor den Hüften stark verbreitert, Kehl-
platte nur an den Seiten fein gerandet. Mesosternum vorn zweibuchtig,
Randstreif vorn unterbrochen und nicht auf den Seiten fortgesetzt.
Vorderschienen mit 3—4 Zähnchen. L. 2°?/, mm. — Ostafrika
[Nguela, Usambara] (Lewis).
6. A. externestriatus Desb. 1919, A.e. Desbordes, in Revue
zoolog. afrie. v.7, 2, p. 72.
Parallelseitig, abgeflacht, schwarz, glänzend. Kopf fein punktiert;
Stirn und Clypeus gemeinsam ausgehöhlt, Streif fast ganz, jederseits
etwas unterbrochen. Halsschild fein punktiert, seitlich mit gröberen
Punkten, Randstreif vorn unterbrochen. Flügeldecken glatt, Streifen
kräftig, äußerer Subhumeralstreif vorn und hinten abgekürzt, Dorsal-
streifen 1— 3 ganz, 4 kurz, apikal, die übrigen fehlend. Propygidium
und Pygidium mit kräftigen Punkten, letzteres kaum gerandet. Pro-
sternum glatt, Kehlplatte vorn gerandet, Kiel nicht gerandet, in der
Mitte verschmälert. Mesosternum sehr breit, kurz, vorn kaum zwei-
buchtig, gerandet. Vorderschienen mit 4 Zähnchen. L. 3mm. —
Belg. Kongo [Kindu] (Desbordes).
13. Genus Liopygus Lewis (Indo-malayisches Gebiet). — 14. Genus
Eurylister Bickhardt (Indo-australisches Gebiet, Nordamerika).
1) Der innere Subhumeralstreif reicht meist nur bis zu der feinen Humeral-
linie; mit dieser zusammen erscheint er als vollständiger Streif.
Archiv für Naturgeschichte
1021. 4.6. 13 _ 6.Heft
194 « H. Biekhardt:
15. Genus Platysoma Leach
1817, Platysoma Leach, Zool. Miscell. Vol. 3, p. 77; 1834, Erichson,
in Klug, Jahrb. Ins. Vol. 1, p. 106; 1853, Marseül, Monogr. Hister.
p. 248; 1854, Lacordaire, Gen. Col. Vol.2, p.255; 1858, Jacquelin-
Duval, Gen. Col. d’Eur. Vol. 2, p. 99; 1862, C. G. Thomson, Skand. Col.
Vol. 4, p. 231; 1885, J. Schmidt, Berl. Ent. Zeitschr. Vol. 29, p. 281;
1891, Seidlitz, Fauna Baltica et Fauna Transsylv. p. 45; 1899, Gangl-
bauer, Käf. v. Mitteleur. Vol. 3, p. 355; 1908, Fuente, Bol. Soc. Arag.
Hist. Nat. p. 169; 1909, Reitter, Fauna Germanica, Vol. 2, p. 280;
1912, Kuhnt, Ill. Best.-Tab. Käf. Deutschl. p. 365; 1916/17, Bick-
hardt, in Wytsman, Gen. Insect. Fasc. 166, p. 138. —- Abbotic Leach,
Trans. Plymouth Inst. p. 156 (1830).
Der Körper ist mehr oder weniger länglich-oval und mehr oder
weniger abgeflacht. Der Kopf ist groß, in der Ruhelage in das Hals-
schild zurückgezogen. Die Stirn hat oberhalb der Einlenkungsstelle
der Fühler einen etwas vorspringenden Winkel. Der Clypeus ist von
der Stirn meist durch eine Querlinie getrennt, nach vorn stark ver-
schmälert, fast immer konkav. Die Oberlippe ist kurz, breit, vorn
ausgebuchtet. Die Mandibeln sind gleichlang, innen mit kleinem
Zahn besetzt. Die Fühler sind unter der erwähnten Ecke des Stirn-
randes zwischen den Augen und Mandibeln eingefügt. Der Fühler-
schaft ist stark gekrümmt, die Fühlergeißel ist siebengliedrig, die
Glieder sind dicht gedrängt und werden nach der Spitze zu breiter.
Die Keule ist oval, zusammengedrückt, viergliedrig, pubeszent mit
einzelnen längeren Haaren. Die Fühlergrube liegt hinter der Vorder-
ecke des Halsschilds in einem Ausschnitt der Brustplatte. Das Mentum
ist quer, vorn unregelmäßig gerandet. Die Lippentaster sind drei-
gliedrig, das zweite und dritte Glied sind annähernd gleichlang. Die
Kieferstater sind viergliedrig, das erste Glied ist klein, das zweite
verkehrt kegelförmig, das dritte walzenförmig, wenig kürzer als das
zweite, das Endglied etwa so lang wie 2 und 3 zusammen. Das
Prosternum ist schmal und an der Basis abgerundet; die Kehlplatte
ist breit und weit vorgestreckt, durch eine Quernaht abgesetzt, vorn
mit Randstreif versehen. Das Mesosternum ist vorn ausgerandet
zur Aufnahme der abgerundeten Basis des Prosternums. Der Marginal-
streif ist zuweilen unterbrochen. Das Halsschild ist quer, selten so
lang als breit. Der Marginalstreif ist wenig deutlich, ein Lateralstreif
ist vorhanden und stets kräftig ausgebildet. Selten ist ein zweiter
innerer Seitenstreif entwickelt. Das Schildchen ist klein, dreieckig.
Die Flügeldecken sind annähernd parallelseitig, von gleicher Breite
wie das Halsschild, an der Spitze gerade abgestutzt. Die Dorsalstreifen
wechseln an Zahl und Länge. Das Propygidium ist quer sechseckig,
das Pygidium abgerundet dreieckig, stark nach unten geneigt. Die
Beine sind ziemlich lang; die Schenkel innen gerandet. Die Schienen
sind dreieckig, mit zwei ungleichen Enddornen, innen doppelt gestreift,
außen mit zwei Längskanten, von denen nur die äußerste gez“hnelt ist.
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 195
Die Vorderschienen haben eine deutlich begrenzte gebogene Tarsal-
. grube. Die Tarsen sind ziemlich dünn, fünfgliedrig. — Typus des
Genus: P. compressum Herbst.
1. Subgenus Patysoma s. str.
Tabelle der Arten.
1. Kopf außer dem Querstreif zwischen Stirn und Epistom noch
mit einem zweiten Streif, der das Epistom vorn umrandet; Prosternum
zwischen den Hüften gestreift.!) L. 3 mm. Belg. Kongo. 1. P. striati-
frons Desb. — 1a. Kopf nur mit üblichem Stirnstreif zwischen Stirn
und Epistom; Prosternalkiel ohne Streifen (höchstens \an der Basis
fein gerandet). 2. — 2. Flügeldecken mit 2 Subhumeralstreifen.
Pygidium am Spitzenrand breit glatt. L. 3!/,;,mm. Senegal, Togo,
Guinea, Abessinien. 2. P. castanipes Mars — 2a. Flügeldecken ohne
Subhumeralstreifen.?) 3. -— 3. Nahtstreif ausgebildet. 4. — 3a. Naht-
streif fehlend.?) %. — 4. Nahtstreif sehr kurz, apikal oder subapikal. 5.
— 4a. Nahtstreif länger, kräftiger, bis zur Mitte reichend. 6.
5. Randstreif des Halsschilds ganz; Dorsalstreifen fein, der 4. Darsal
streif meist über die Mitte reichend oder vollständig, der 5. kürzer;
Körperform oblong-oval. L. 3-5 mm. 3. P. capense Wiedem. —
5a. Randstreif des Halsschilds hinter dem Kopfe unterbrochen;
Dorsalstreifen kräftiger, der 4. nur bis zur Mitte reichend,.der,5. etwa
ebenso lang; Körperform oblong, fast parallelseitig. 1 31, mm.
Ostafrika. 4. P. germanum Lew. —. 6. Vierter Dorsalstreif fast ganz,
5. kürzer als der 4.; Propygidium seitlich ohne Grübchen. L. 2!/, mm.
Ostafrika. 5. P. baliolum Lew. —- 6a. Vierter und fünfter Dorsalstreif
vorn abgekürzt, etwa gleichlang; Propygidium mit 2 schwachen
Grübchen. L. 31/,mm. Abessinien. 6. P. abyssinicum Lew. —
7. Vierter Dorsalstreif sehr fein, kurz, apikal, öfter fast erloschen,
5. obsolet, punktförmig; Halsschild mit vorn unterbrochenem Lateral-
streif. L. 3—3U/,mm. Seychellen. 7. P. tenuimargo J. Schm. —
7a. Vierter und fünfter Dorsalstreif etwa gleichlang, bis etwa zur Mitte
E Flügeldecken reichend; Lateralstreif des Halsschilds vollständig.
L. 4!/,mm. Westafrika. 8. P. alexandri Mars.
1. P. striatifrons Desb. 1919, P. s. Desbordes, in Revue zoolog.
aine.-v. 14:25 D. 78:
Oval, fast rundlich, kon glänzend, schwarz. Beine rötlich.
Kopf eben, kaum punktiert, Stirn mit 2 kräftigen Streifen. Hals-
schild auf der Scheibe kaum, an den Seiten kräftig punktiert, Rand-
streif vorn kaum unterbrochen. Flügeldecken glatt, Streifen gekerbt;
Subhumeralstreifen feblend, Dorsalstreifen 1— 3 ganz, 4—6 apikal,
die Mitte überragend. Propygidium gleichmäßig kräftig, nicht dicht
!) Vergl. die Fußnote bei P. striatifrons Desb.
2) Bei P. capense Wiedem. ist u ein schwaches ‚Rudiment des äußeren
Subhumeralstreifs sichtbar.
8) Bei P. capense fehlt zuweilen auch der Nähtstreif.
13% 6 Hoft
196 H Bickhardt:
punktiert, Pygidium fast glatt, an der Basis kaum deutlich punktiert.
Prosternum in der Mitte zusammengedrückt, Kehlplatte punktiert,
gerandet. Kiel mit 2 Streifen,!) die in der Mitte unterbrochen
sind. Mesosternum glatt, stark ausgerandet, Randstreif kräftig,
vollständig, Querstreif gekerbt. Vorderschienen und Mittelschienen
mit 4, Hinterschienen mit 3 Zähnchen. L. 3mm. — Belg. Kongo
[Itoka] (Desbordes).
2. P. castanipes Mars. 1853, ?. c. Marseul, in Monogr. Hister.
p. 274.t.7,f.18; 1908, P. niloticum Reitter, in Bull. Soc. ent. Egypte,
v.1,p.42; 1911, P. watorıum Lewis, in Ann. nat. Hist. (8) v. 8, p. 79;
1913, P.c. Bickhardt, in Deutsche ent. Z. p. 697.
Oblong-oval, depreß, braun bis schwarz, glänzend; Fühler rötlich,
. Keule heller. Kopf fein punktiert, Stirn konkav, Streif ganz. Hals-
schild seitlich ziemlich ausgedehnt punktiert, Randstreif garz, hinter
dem Kopfe etwas mehr vom Rande abstehend. Flügeldecken am
Spitzenrande rötlich und punktiert, Epipleuren 2-streifig. fein punktiert;
äußerer Subhumeralstreif hinten stark verkürzt, innerer fein, fast
ganz, Dorsalstreifen I—-3 ganz, 4. kaum abgekürzt, 5 und Nahtstreif
je stärker verkürzt, nicht bis zur Mitte reichend. Propygidium kurz,
wie das Pygidium mit groben zerstreuten Punkten besetzt. Mesosternum
breit ausgerandet, Randstreif ganz. Vorderschienen mit 4 Zähnchen.
L. 31/, mm. — *Senegal (Marseul), Togo [Bismarckburg], Erythraea
[Ghinda] (coll. Bickhardt), Togo [Bismarckbung], Span. Guinea
[Nkolentangan] (Zool. Mus. Berlin), Angola (Lewis, Type von via-
torium); ferner in ganz Nordafrika, Aegypten usw.
Bemerkung: P. viatorium Lew. ist nach der Beschreibung
zweifellos —= castanipes Mars.
3. P. capense Wiedem. 1821, P. c. Wiedemann, in Germ. Mag.
-v.4, p. 127; 1853, P. e. Marseul, in Monogr. Hister. p. 266, t. 7, £.11;
1826, P. henningi Sturm, Catal. Käf. p. 62,t. 2,f. 11; 1851, P. sculptum
Fähraeus, in Bohem. Ins. Caffr. v.1, p.554; 1904, P.c. Lewis, in
Ann. Nat. Hist. (7) v. 14, p. 144; 1885, P. punctulatum Lewis, in Ann.
nat Hist. (5) v. 16, p. 207; 1889, ibidem (6) v. 3, p. 279; 1904, P. ce.
Lewis, ibidem (7) v.14, p. 144; 1911, P. pervagatum Bickhardt, in
Ent. Blätt. v. 7, p. 210.
Länglich-oval, ziemlich flach, pechbraun, glänzend; fein und
dicht punktiert. Fühler rötlich. Stirn wenig vertieft,
Stirnstreif gebogen, ganz, schwach eingeschnitten. Halsschild
an den Seiten kräftiger punktiert, Randstreif fein, ganz, dicht am
Rande verlaufend. Flügeldecken mit runzligen zweistreifigen Epipleuren;
Subhumeralstreifen kaum angedeutet, Dorsalstreifen 1—3 ganz,
4. öfter auch vollstöndig, wenig deutlich, 5. und Nahtstreif kurz,
nicht die Mitte erreichend. Propygidium kurz, Pygidium konvex.,
ziemlich dicht und kräftig punktiert. Mesosternum vorn mit ganzem
Randstreif. Vorderschienen mit 4 Zähnchen. L. 41/,-5 mm. —
!) Vielleicht gehört diese mir unbekannte Art in die Gattung Eutriptws
Woll. Desbordes gibt nichts an über die Form der Vorderschienen usw.
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 197
*Capland, Natal (Marseul), Cap, Plafonteine, Willowmore,
Transvaal, Grahamstown (coll. Biekhardt), Cap- Flats, Lydenburg,
Capstadt (Berl. Mus.).
4. P. germanum Lew. 1907, P. g. Lewis, in Ann. nat. Hist.
(7) v.20, p. 98.
- Oblong, fast parallelseitig, schwach konvex, schwarz, glänzend.
Kopf undeutlich punktiert, Stirnstreif vorn gerade, ganz. Halsschild
seitlich punktiert, Randstreif hinter dem Kopf unterbrochen, seitlich
dicht am Rande verlaufend. Flügeldecken mit 3 vollständigen Streifen,
4—5 bis zur Mitte reichend, Nahtstreif sehr kurz, neben der
Mitte des 5. Streifs, Subhumeralstreifen fehlend. Propygidium grob
und wenig dicht, Pygidium ähnlich aber dichter punktiert. Prosternal-
kiel ziemlich schmal, ohne Streifen. Mesosternum breit ausgerandet,
mit deutlichem Randstreif. Beine rot; Vorderschienen mit 4 Zähnchen.
L. 31/, mm. — Ostafrika [Mikindani] (Lewis).
5. P. baliolum Lew. 1889, P. b. Lewis, in Ann. nat. Hist. (6)
2.,:9:279.
Oval, mäßig flach, schwarz, glänzend, fein punktiert. Stirn
eingedrückt, Stirnstreif ganz, über den Augen kräftig. Halsschild
quer, Randstreif ganz, über den Augen gekerbt. Flügeldecken mit
4 ganzen Dorsalstreifen, 5 an der Basis, Nahtstreif in der Mitte ab-
gekürzt. Propygidium quer, grob punktiert ebenso wie das Pygidium.
Prosternum schmal, ohne Streifen. Mesosternum vorn schwach aus-
gerandet, Randstreif ganz, fein. Vorderschienen mit 4 Zähnchen.
L. 2!/,mm. —- *Ostafrika [Sansibar] (Hewis), Zansibar (coll. Bick-
hardt).
6. P. abyssinieum Lew. 1885, P. «. Lewis, in Ann. nat. Hist.
(5) v. 15, p. 461.
Oval, mäßig flach, pechschwarz: Fühler und Beine pechbraun.
Stirn konkav, punktiert, Stirnstreif vollständig. Halsschild quer,
seitlich grob, in der Mitte fein punktiert, mit Randstreif; letzterer
über den Augen schwach gewinkelt. Flügeldecken an der Spitze
zerstreut punktiert, Dorsalstreifen 1—3 ganz, 4—5 vorn abgekürzt,
ungefähr gleichlang, Nahtstreif bis zur Mitte reichend. Propygidium
und Pygidium grob punktiert, ersteres mit 2 schwachen Grübchen.
Prosternum spärlich punktiert; Mesosternum vorn ausgebuchtet,
gerandet. L. 31/;mm. — Abessinien [Raffray] (Lewis).
7. P.tenuimargo J. Schm. 1893, P.t. J. Schmidt, in Bull. Soc.
ent. Fr. p. C; 1913, P. t. Scott., in Trans. Linn. Soc. Lond. (2) vol. 16,
p. 224.
Oblong-oval, ziemlich parallelseitig, depreß, schwarz, glänzend,
Beine rotbraun. Clypeus eingedrückt, Stirnstreif ganz, schwach
gebogen. Halsschild hinten parallelseitig, vorn verschmälert, Seiten
ziemlich deutlich punktiert; Randstreif dünn, dem Rande genähert,
hinter den Augen nicht gewinkelt, vorn unterbrochen. Flügeldecken
parallelseitig, hinten verschmälert; Dorsalstreifen 1—3 vollständig
(3 etwas gebogen), 4 apikal, sehr kurz oder fast erloschen, 5 zuweilen als
Punkt angedeutet. Propygidium und Pygidium zerstreut punktiert,
6. Deft
198 H. Bickhardt:
letzteres an der Spitze mit undeutlichem Grübchen (9?). Prosternum
mäßig breit, zwischen den Hüften verschmälert, Kehlplatte fein
gerandet. Mesosternum breit ausgerandet, Randstreif ganz. Vorder-
schienen mit 4 Zähnchen, Mittelschienen mit 3, Hinterschienen mit
2 Dörnchen, der Enddorn zweispitzig. L. 3-— 33), mm. — *Seychellen
[La Digue] (J. Schmidt, coll. Bickhardt).
8. P. alexandri Mars. 1864, P. a. Marseul in: Abeille v. 1, p. 304;
1894, P. africanum Lewis, in Ann. Soc. ent. Belg. v. 38, p. 215.
Oblong, fast parallelseitig, wenig konvex, schwarz glänzend.
Fühler und Beine rötlich. Stirn eben, Stirnstreif gerade, kräftig.
Halsschild quer, kaum wahrnehmbar punktuliert; Vorderwinkel
stumpf, Lateralstreif kräftig, ziemlich weit vom Seitenrand verlaufend,
vollständig, hinter den Augen gerundet; Randstreif nur am Vorder-
winkel deutlich. Flügeldecken um die Hälfte länger als das Hals-
schild, an der Spitze fein gerunzelt; Epipleuren zweistreifig; Dorsal-
streifen kräftig gekerbt, parallel, 1—3 vollständig, 4—5 etwa bis zur
Mitte nach vorn reichend, Propygidium mit 2 seichten Grübchen,
Pygidium konvex, ohne Rand, beide dicht punktiert. Prosternum
zwischen den Hüften schmal gratförmig; Basis breiter, seitlich fein
gerandet; Kehlplatte sehr undeutlich gerandet und punktiert. Meso-
sternum vorn ausgebuchtet, mit kräftigem Randstreif. Vorderschienen
mit 4 Zähnchen. L. 4!/, mm. — *Afrika, Sierra Leone (Marseul),
Gabun, Liberia, Franz. Kongo (coll. Bickhardt), Span. Guinea
[Benito-Geb.], Kamerun [Soppo], an gährenden Baumsaft (v. Roth-
kirch) (Berl. Museum).
2. Subgenus Platylister Lewis
1892, Platylister Lewis, Ent. Monthly Mag. Vol. 28, p. 102;
1897, Schmidt, Ann. Mus. Stor. Nat. Genova (2), Vol. 17 (Vol. 37),
p. 287; 1916/17, Bickhardt, in Wytsman, Gen. Insect. Fasc. 166,
. 142. '
E Unterscheidet sich von dem Genus Platysoma Leach nur durch
den außen aufgebogenen, erhabenen Rand des Pygidiums. — Typus
des Subgenus: P. ovatus Erichson.
Tabelle der Arten.
1. Mesosternum mit vorn in der Mitte unterbrochenem Rand-
streif; Halsschild mit tiefem rundem Grübchen vor dem Schildchen;
3. Dorsalstreif der Flügeldecken breit unterbrochen. L. 6 mm. Mada-
gascar. 1. P. madecassum Desb. — la. Mesosternum mit voll-
ständigem Randstreif: Halsschild ohne Grübehen vor dem Schildchen;
Dorsalstreifen 1—3 ganz. 2. — 2. Halsschild mit vollständigem
Lateralstreif; 4. Dorsalstreif viel länger als der 5., der nur durch einige
Punkte angedeutet ist; Pygidium mit gröberen | Augenpunkten mäßig
dicht besetzt. L. 67 mm. Westafrika. 2. P. murrayi Mars. —
2a. Halsschild mit in der Mitte (hinter dem Kopfe) unterbrochenem
Lateralstreif; 4. und 5. Dorsalstreif gleichlang, gleichkräftig, kurz;
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets, 199
Pygidium weniger grob und dichter mit gewöhnlichen Punkten besetzt.
L. 6mm. Madagascar. 3. P. friederichsi n. sp.
1. P. madecassum Desb. 1913, P. m. Desbordes, in Bull. Sos.
ent. Fr. p. 272.
Oblong-oval, schwach konvex, schwarz, glänzend. Stirn eben,
mit geradem Stirnstreif, der nicht bis zum Seitenrand reicht. Hals-
schild mit tiefem rundem Grübchen vor dem Schildchen, Lateralstreif
ganz, dem Rande genähert. Flügeldecken mit vollständigem 1. Dorsal-
streif, 2 an der Basıs schwach verkürzt, 3 in der Mitte breit unter-
brochen, das basale Stück nur schwach angedeutet, die übrigen fehlend.
Propygidium in der Mitte mit querer Punktreihe, sonst glatt; Pygidium
mit erhobenem glattem Rande, ziemlich dicht und gleichmäßig, etwas
weniger kräftig als das Propygidium punktiert. Prosternum zwischen
den Hüften etwas verschmälert. Mesosternum wenig tief ausgerandet,
Randstreif in der Mitte unterbrochen. Vorderschienen mit 4 Zähnchen.
L. 6mm. — Madagascar (Desbordes).
2. P. murrayi Mars. 1857, Platysoma m. Marseul, in Monogr.
Hister. p. 403, t. 11, f.3; 1859 P. m. Murray, in Ann. nat. Hist. (3)
v.4, p. 354.
Oblong-oval, depreß, schwarz, glänzend. Stirn eben, Epistom
konkav. Stirnstreif vollständig. Halsschild fast parallelseitig, Rand-
streif fein, nur bis zur Vorderecke reichend, Lateralstreif kräftig, ganz.
Flügeldecken ohne Subhumeralstreif!), Dorsalstreifen 1—3 ganz,
4. kurz, apikal, nicht bis zur Mitte reichend, 5. nur durch einige Punkte
angedeutet, die sich zum Ende des 4. Streifs hinziehen. Propygidium
und Pygidium mit groben Augenpunkten mäßig dicht besetzt, letzteres
mit schmal erhobenem Rande. Prosternum schmal, Kehlplatte vorn
gerandet; Mesosternum vorn ausgebuchtet, mit vollständigem Rand-
streif. Vorderschienen mit 7 Zähnchen. L. 7mm. — *Westafrika
[Old-Calabar; Murray] (Marseul, coll. Biekhardt).
3. P. friederichsi n. sp. -
Elongatus, subparallelus, sat depressus, niger, nitidus. Fronte sub-
convexa, stria irreguları integra; clypeo vis concavo, mandıbulis ad
basın canaliculatis. Thorace subparallelo; stria marginali tenui, lateribus
tantum notata, laterali sat approximata post caput interrupta. Elytris
striüis subhumeralibus nullis, dorsalibus 1—3 integris, 4—5 apicalibus
brevibus subaequalibus, suturali nulla. Propygidio sparsim irregulariter,
Pygidio sat fortiter dense punctatis, hoc margine tenui elevato. Prosterno
inter cozas angustato, mesosterno amtıce in medio emarginato. stria
marginali integra. Tibris anticis 4-dentatis. L. 6mm. — *Mada-
gascar [Tananarivo, Fort Duchesne] (Friederichs leg. ‚!Zool. Mus. Berlin).
Von P. musıayi und madecassum durch die in der Tabelle an-
gegebenen Unterschiede getrennt.
’
!) Marseul gibt im französischen Text seiner Beschreibung irrtümlich
an „‚strie subhumerale entiere“. P. murrayi hat ebensowenig einen Subhumeral-
streif, wie P. atratum und lucifugum, mit denen er die Art vergleicht; es handelt
sich um den Randstreif der Flügeldecke. A
Eine Cotype (von Murray gesammelt) befindet sich in meinem Besitz.
200 H. Bickhardt:
Es liegt nur 1 Ex. vor, das ich dem Entdecker zu Ehren P. frie-
derichsi benenne. ’
3. Subgenus (ylistosoma Lew.
(Europa, Asien, Australien, Amerika).
16. Genus Caenolister n. gen.
Mit der Gattung Platysoma Leach verwandt und ihr im Habitus
völlig gleich. Die Stirn ist konkav vorn im Halbkreis erhoben;- der
Stirnstreif ist vorn gebogen, jederseits abgekürzt. Das Halsschild ist
verhältnismäßig kurz und springt an der Basis im abgerundet stumpfen
Winkel nach dem Schildehen zu vor; Marginal- und Lateralstreif
sind ausgebildet. Flügeldecken gestreift, Spitze ziemlich breit,
punktiert, Streifen vor der Punktierung abgekürzt. Propygidium
quer, Pygidium konvex. Kehlplatte des Prosternums kurz, in
flachem Bogen vorn abgerundet, ohne Randstreif, Prosternal-
kiel seitlich kräftig gestreift!); Mesosternum vorn gerade;
Mesometasternalnaht nur seitlich schwach erkennbar. Vord.rschienen
wenig verbreitert, außen mit einigen kleinen Zähnchin; Tarsalfurcbe
schwach S-förmig. — Typus des Genus: Ü. rectisternus n. sp.
€. rectisternus n. Sp.
Oblongus, sat depressus, niger, nitidus; antennis pedibusque piceis.
Front subtiliter punetulata, concava, margine antice semici.cuları
leviter elevata, stria antice distincta arcuata utringue abbreviata. Thorace
lateribus sparsim punctato, angulis posweis disceque late laevibus, striis
ee
/
Fig. 6. Caenolister rectisternus Bickh. Fig.7. Caenolister rectisternus Bickh.
Rechte Vorderschiene, Pro- und Mesosternum.
marginali tenui inter oculos interrupta, laterali valde approzimata
ante angulos antiecs abbreviata, stria transversali post caput sı brecta.
Elytris apice disperse puwnctat‘s, strüis subhumerali interna dor salibusque
1—3 integris, 4. dimidiata apicali, 5. sutur alique brevissimis apicalibus,
!) Die Streifung des Prosternums ähnelt der gewisser Paromalus-Arten,
vergl. P. occanitis Mars., Monogr. Hister, t, 8, f.41 (Fam. XXIII), 1855.
ae Pr
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets,. 201
ommibus postice abb.eviatis; subhumerali exierna nılla. Propygidic
dimidio amtico sparsim ocellato-punctato, dimidio apicali pygidieque
subtilissime punctulatis. Presterno lobo punctulato, inier coxas furtiter
bistriato, strris postice divergentibus utrinque eceuntibus. Mesosterno
recto, stria marginali antice in medio paullum interrupta. Tribris antiecis
subtiliter 4-dentatis. L. 3!/,mm. — *N. W.-Kamerun [Moliwe b.
Vietoria, II. 1908, Frhr. v. Maltzan] (Berl. Zool. Mus.).
Die Stirn ist vorn im Halbkreis schwach erhoben, der Stirnstreif
ist nur vorn in der Mitte deutlich, seitlich über den Augen fehlt er.
Der Lateralstreif des Halsschilds ist ziemlich tief und erreicht vorn
nicht ganz die Vorderecke, der schmale Rand (zwischen Lateral- und -
Marginalstreif) ist etwas aufgewulstet. Die Flügeldeckenspitze ist
ziemlich breit mit spärlichen, mäßig groben Punkten besetzt, die
Dorsalstreifen sind, soweit die Punktierung reicht, verkürzt. Die Streifen
des Prosternums sind kräftig, nach hinten sehr schwach divergierend
und vorn wie hinten durch dünne Bogenstücke verbunden. Die Zähnchen
der verhältnismäßig schmalen Vorderschienen sind sehr klein und
anders angeordnet als bei Platysoma; die Zwischenräume der Zähnchen
1—3 sind gleich, das 4. sehr kleine Zähnchen steht dicht vor der Basis.
Die Mittel- und Hinterschienen sind etwas breiter als die Vorder-
schienen, außen mit je 3 Dörnchen besetzt, von denen der distale
Außendorn zweispitzig ist.
17. Genus Silinus Lewis (Indo-australisches Gebiet). — 18. Genus
Idister Marseul (Indo-malayisches Gebiet). — 19. Genus Nagelius
Lewis (Indo-malayisches G .biet).
20. Genus Placodes Erichson
1834, Placodes Erichson, in Klug. Jahrb. Ins. p. 103; 1853,
Marseul, Monogr. Hister. p. 229; 1854, Lacordaire, Gen. Col. Vol. 2,
p. 254; 1916/17, Bickhardt, in Wytsman, Gen. Insect. Fasc. 166, p. 148.
Die Gattung unterscheidet sich von Plaesius durch die kürzere,
mehr kreisrunde Fühlerkeule, den nicht oder kaum unterbrochenen
Stirnstreif und die Bildung der Mittel- und Hinterschienen. Diese
sind vor der Spitze am Außenrand ausgerandet und endigen an der
Außenseite mit stumpfem Zahn, während bei Plaesius der Außenrand
gleichmäßig schwach gerundet verläuft. Außerdem ist der Außen-
rand der Hinterschienen nur mit 2 Reihen Dörnchen besetzt, während.
bei Plaesius 3 Reihen vorhanden sind. — Typus des Genus: P. caffer
Erichson.
Tabelle der Arten.
1. Oberseite glatt glänzend. 2. — 1a. Oberseite runzlig punktiert,
matt. 9%. — 2. Prosternum zwischen den Hüften nicht gestreift. 3.
— 2a. Prosternum zwischen den Hüften gestreift. 5. — 3. Körper-
form lang und schmal, fast parallelseitig; Lateralstreif des Halsschilds
nicht geschwungen; Dorsalstreifen der Flügeldecken fast gerade.
L. 11mm. Span. Guinea. 1. P. elongatus n. sp. — 3a. Körperform
oblong-oval; Lateralstreif des Halsschilds mehr oder weniger ge-
6. Heft
202 H. Bickhardt:
schwungen; Dorsalstreifen der Flügeldecken gebogen. 4 —
4. Zwischenraum zwischen Marginal- und Lateralstreif des Hals-
schilds gegen die Mitte wenig verbreitert, Lateralstreif wenig ge-
schwungen. L. 10—1l mm. West-, Zentral- und Ostafrika. 2. P.
senegalensis Payk. — 4a. Zwischenraum zwischen Marginal- und
Lateralstreif des Halsschilds gegen die Mitte stark verbreiiert, an der
breitesten Stelle fast doppelt so breit als bei der vorigen Art; Lateral-
streif stark geschwungen. L. 10—13 mm. Ostafrika. 3. P. ebepinus
Lew. — 5. Der äußere Subhumeralstreif vollständig, fast bis zur
Spitze der Flügeldecke reichend. 6. — 5a. Der äußere Subhumeral-
streif abgekürzt, nur bis zur Mitte der Flügeldecke nach hinten reichend.
L. 10 mm. Kongostaat. 5. P. consimilis Bickh. — 6. Körperform
oblong, fast parallelseitig; Randstreif des Mesosternums längs der
Ausrandung fehlend. L. 12—13 mm. Südafrika. 4. P. eaffer Er. —
6a. Körperform oval; Randstreif des Mesosternums nur kurz unter-
brochen. L. 8&—10 mm. Westafrika. 6. P. intermedius J. Schm. —
7. Vorderrand der Kehlplatte ohne Randstreif. L. 15Y/;, mm. Kongo-
staat. 7. P. opacus Lew. — Ta. Vorderrand der Kehlplatte mit
deutlichen Randstreif. L. 14!/, mm. Südafrika. 8. P. braunsi Lew.
ONE > elongatus n. Sp.
Elongatus, subparallelus, modice convexus, niger, nitidus, anten
narum clava brunnea. Fronte fere plana, stria integra subsinuata.
Pronoto subparallelo; stria margineli tenwi integra, laterali ea valde
approximata, valida haud sinuata, inter oculos late interrupta. Elytris
subparallelis, stria apicali distineta cum marginali connexa, sub-
humeralibus ezterna modice sinuata utrinque (antice minus) abbreviata,
interna profunda medium superante, dorsalibus 1—3 integris haud
punctatis fere rectis, 4.,5. suturalique apicalibus rectis punctatis distinctis.
Propygidio subbifoveclato, in medio laevi lateribus posticeque haud
dense punctatis, pygidio densivs punctato. Prosterno lobo lateribus
marginato, inter coxas haud striato, mesosterno antice profunde emargi-
nato, stria marginali lateribus tantum notata; tibris anticis 2-dentatis.
L. 11 mm. -— *Span. Guinea [Nkolentangan; G. Teßmann leg. 07—08].
Schmäler als alle verwandten Arten; mit P. senegalensis Payk.
am nächsten verwandt, jedoch durch die schmale parallelseitige
Körperform, den geraden Lateralstreif des Halsschilds, die tieferen
fast geraden Dorsalstreifen,!) von denen der 1. bis 3. kaum punktiert
sind, und durch das in der Mitte glatte Propygidium von dieser Art
leicht zu unterscheiden. — 1 Exemplar (Type) im Zool. Mus. Berlin.
2. P. senegalensis Payk. 1811, Hister s. Paykull, ın Monogr.
Histeroid. p. 13, t.4, f.5; 1853, P. s. Marseul, in Monogr. Hister.
p. 232, t.5, £1.
Oval, mäßig konvex, schwarz, glänzend. Stirn breit, in der Mitte
1) Nur der 1. Dorsalstreif ist an der Basis stärker (einwärts) gebogen.
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 203:
Lateralstreif kräftig, vorn hakig umgebogen, schwach geschwungen.
Flügeldecken am Spitzenrand punktiert, Epipleuren kräftig und dicht
punktiert mit 2— 3 Randstreifen, von denen der innere sich am Spitzen-
rand bis zum Nahtwinkel fortsetzt. Äußerer Subhumeralstreif hinten
abgekürzt, innerer bis zur Schulter reichend, Dorsalstreifen dünn,
punktiert, 1—3 ganz, 4., 5. und Nahtstreif kurz, apıkal. Propygidium
mit 2 Grübchen, stark punktiert, ebenso das Pygidium. Prosternum
ohne Streifen; Mesosternum vorn tief ausgerandet, Randstreif nur
seitlich in den Vorderecken, verdoppelt. L. 10— 11 mm. —: *Senegal,
Guinea (Marseul), Togo [Misa-Höhe], Kamerun [Lolodorf, Jaunde-
station, Bipindi, Japoma], Njam-Njam, Wari [Niger], S. Galla, Usam-
bara [Kwai]l, Mombas, Zanzibar (Mus. Berlin), Aschanti, Gabon,
Malanga, Mundame, Junkriver, Assinien (coll. Bickhardt).
3. P. ebeninus Lew. 1885, P. e. Lewis, in Ann. nat. Hist. (5)
v. 15, p. 458; 1898, P. e. Lewis, ibid. (7) v.2, p. 159; 1916/17, P. e.
Bickhardt, in Wytsman, Gen. Insect. Fasc. 166, 1.4 E00)
Oblong- oval, mäßig konvex, . schwarz, glänzend. Stirnstreif
vollständig, zweibogie. Halsschild mit kräftigem, geschwungenem
Randstreif, Zwischenraum zwischen Marginal- und Lateralstreif vor
der Mitte stark verbreitert. Dorsalstreifen der Flügeldecken punkt-
fötmig, 1—3 ganz, 4 an der Basis abgekürzt, 5 undeutlich, ebenso
den Nahtstreif. Propygidium und Pygidium erob ort, Prosternum
ohne Streifen zwischen den Hüften; Mesosternum vorn tief ausgerandet,
Randstreif verdoppelt, nur ın den Vorderecken. L. 10-13 mm. —
*Zanzibar (Lewis), Ostafrika [Dar-es-salaam, Mikindani, Uhehe,
Kisserewe, Neu-Helgoland, Upogoro] (Mus. Berlin), Zanzibar, Bago-
mayo, Mosambique, Lindi (coll. Biekhardt).
4. P. caffer Er. 1834. P. c. Erichson, in Klug, Jahrb. Ins. v.1,
p. 105, t.2, f.2; 1853, P. c. Marseul, in Monogr. Hister. p. 233; 1860,
P. c., Marseul, ibidem, (Suppl.) p. 848, t. 2, £.1.
Oblong-oval, mäßig konvex, schwarz, glänzend. Stirn quer ein-
’ gedrückt, ebenso das Epistom, Stirnstreif-kräftig, ganz, gebuchtet,
in der Mitte einspringend. Halsschild mit vollständigem, feinen Marginal-
streif, der seitlich dicht am Rande, vorne sehr weit vom Vorderrande
verläuft: Lateralstreif kräftig, kaum geschwungen, hinter den Augen
abgekürzt. Flügeldecken ‘am Spitzenrand punktiert, Epipleuren
runzlig punktiert, mit 3 Streifen; äußerer Subhumeralstreif an der
Schulter gebogen, bis fast zur Spitze reichend,!) Dorsalstreifen 1—2
ganz, 3 breit unterbrochen oder nur kurz apikal, 4—5 sehr kurz, apikal,
nur durch einige Punkte angedeutet. Propygidium jederseits schwach
eingedrückt, ziemlich dicht und grob, besonders seitlich, punktiert;
Pygidium nicht ganz so grob, gleichmäßig punktiert. Prosternum
zwischen den Hüften und dahinter mit seitlichem Randstreif; Meso-
sternum vorn tief ausgerandet, nur in den Vorderecken mit drei kurzen
!) Bei meinem Exemplar ist der äußere Subhumeralstreif hinten stark
verkürzt,
6. Haft
204 H. Bickhardt:
Streifenstücken. L. 12 mm. —- *Caffraria (Type Erichsons, Berl.
Mus.), Natal (Marseul), Südafrika (coll. Biekhardt) — Type ge-
sehen.
5. P. eonsimilis Bickh. 1911, P. c. Bickhardt, in Ent. Blätt.
v. 7, p. 208.
Oval, mäßig gewölbt, schwarz, glänzend. Stirnstreif ganz, vorn
einwärts gebuchtet ohne scharfe Ecke. Halsschild mit vollständigem
Marginal- und vorn breit unterbrochenem Lateralstreif. Flügeldecken
auf den Epipleuren runzlig, am Spitzenrand schmal punktiert. Der
innere Subhumeralstreif reicht bis zur Schulter nach vorn, der äußere
nur wenig über die Schulter nach hinten (bis etwa zur Hälfte der
Flügeldecke). Dorsalstreifen 1—3 vollständig, die drei inneren etwa
in der Mitte abgekürzt, gegen ihr Ende (in der Mitte) zu in Punkte
aufgelöst, Nahtstreif daselbst obsolet. Propygidium und Pygidium
grob und dicht punktiert. Prosternum zwischen den Hüften nach der
Basis zu gerandet, die Randstreifen stoßen vorn und hinten fast
zusammen. Mesosternum vorn mit breit unterbrochenem Streif.
Vorderschienen mit.2 Zähnen. L. 10 mm. — *Kongostaat [Kondue],
(coll. Biekhardt).
6. P. intermedius J. Schm. 1889, P. x. J. Schmidt, in Ent. Nachr.
v. 15, p. 330; 1895, P. i. Lewis, in Deutsche ent. Z. p. 266. i
Oval. ziemlich konvex, schwarz, glänzend. Stirnstreif ganz,
gebuchtet. Halsschild mit kräftigem Lateralstreif, der nur bis zum
Auge reicht. Flügeldecken mit punktiertem Spitzenrand, äußerer
Subhumeralstreif vollständig, innerer vorn abgekürzt, Dorsalstreifen
1—3 ganz, 4., 5. und Nahtstreif kurz, apikal, punktreihig. Propygidium
mit 2 Grübchen, grob und ziemlich dicht, Pygidium ebenso aber noch
viel dichter punktiert. Prosternum zwischen den Hüften und dahinter
gerandet; Mesosternum vorn tief ausgerandet mit kurz unterbrochenem
Randstreif. L.B8 20 am. — A schaniıland (J. Schmidt), Togo
[Bismarckburg], Kongo [Kuilo], Gabon (coll. Biekhardt), Togo
[Bismarckburg], Westafrika [Uelleburg, Aconangi], Kamerun [Lolo-
dorf, Japoma, Joh. Albrechtshöhe, Bipindi], Span. Guinea [Nkolen-
tangan] (Berl. Museum).
7. P. opacus Lew. 1900, P. o. Lewis, in Ann. nat. Hist. (7) v. 5,
p. 224 und v. 6, p. 266, t. 10, f. 1; 1904, P. o. Lewis, ibid. v. 14, p. 142.
Oblong, etwas konvex, schwarz, matt. imahneit ganz, zweibogig,
Stirn dahinter grob und dicht punktiert. Halsschild ganz punktiert.
Punktierung seitlich gröber, Randstreif kaum deutlich, Lateralstreif
nicht besonders tief, hinter dem Auge abgekürzt, Zwischenraum mit
4 gleichweit von einander stehenden Punkten. Flügeldecken dicht
runzlig, Streifen undeutlich markiert, ar Subhumeral- und alle
Dorsalstreifen ungefähr vollständig, 3., 4., und 5. Nahtstreif punkt-
streifig. Propygidium und Pride. sebr grob und dicht punktiert.
Prosternum auf dem Kiel ohne Streifen, an der Basis und zwischen
den Hüften ziemlich dicht punktiert, ebenso auch die Kehlplatte,
der Raum dazwischen spärlicher punktiert; jederseits vor den Hüften
Die Histeriden des aethiopischen Faunengebiets. 205
mit kleinem Grübchen. Mescsternum vorn tief ausgerandet, nur seitlich
mit Randstreif. L. 151/,mm. — Franz. Kongo [Kuilo] (Lewis).
8. P. braunsi Lew. 1904, P. b. Lewis, in Ann. nat. Hist. (7) v. 14,
142.
. Oblong, matt schwarz, Oberseite dicht punktiert. Kopf hinter
dem Stirnstreif konkav, mit "groben unregelmäßigen Punkten, besonders
seitlich; Stirnstreif ganz, zweibogig. Halsschild mit ziemlichem feinem
vollständigem Randstreif, längs desselben ist der Seitenrand schmal
glatt, Lateralstreif nur hinter der Vorderecke angedeutet. Flügeldecken
dicht und ziemlich runzlig punktiert, die 6 Dorsalstreifen (einschl.
Nabtstreif) sind vollständig, punktiert, jedoch nur seicht eingedrückt,
der äußere Subhumeralstreif ist glatt und etwas tiefer, er ist an beiden
Seiten abgekürzt, innerer Subhumeralstreif undeutlich, Nahtstreif
und 5. Dorsalstreif sind an der Basis verbunden. Propygidium dicht
punktiert, Punkte grob und flach, oval geformt, zwischen den Punkten
_ retikuliert. Pygidium ähnlich, jedoch mit runden Punkten. Kehl-
platte fein und deutlich gerandet, unregelmäßig und spärlich mit
groben Ppunkten besetzt, Prosternalkiel tief und sehr grob und runzlig
punktiert. L. 14!/, mm. —- Orangefreistaat [Bothaville] (Lewis).
Biologische Bemerkung: Wurde in den Gallerien von Termes
tubicola Westw. gefunden (Dr. H. Brauns).
21. Genus Plaesius Erichson (Indo-australisches Gebiet), —
22. Genus Hyposolenus Lewis (Indo-australisches Gebiet). — 23. Genus
Omalodes Erichson (Neotropisches Gebiet). — 24. Genus Cornillus
Lewis (Neotropisches Gebiet). — 25. Genus Diplogrammieus Lewis
(Neotropisches Gebiet). — 26. Genus Ebonius Lewis (Neotropisches
Gebiet).
Zusammenstellung der behandelten Gattungen und Arten.
(Die Zahl der zweifelhaften Arten ist in Klammer gesetzt.)
Genus Xestipyge Mars. 1 Art
„» Carnicops Mars. 4 Arten
„ Diplostix Bickh. Bu
„ Zutriptus Woll. 1 Art
» Parcmalus Er. 7 Arten
„ot raibalis Br. **
Subgen. Atribalus Bickh. 1 Art
5 Tribalus s. str. 7 Arten
a Eutribalus Bickh. 3 a
„ Sphaericosoma Mars. 1 Art
‚„ Sternoglyphus Desb. 2 Arten
„» Cylistolister Bickh. 647}
‚„ Diaphorus Mars. Bickh. En
» Cylind.olister Biekh. 1 Art
„ Apobletodes Desb. 3 Arten (1 Art)
»» Placod"ster Bichk. 1 Art
, . Macrosternus Mars. ]
2)
6. Tieft
x
206 H. Bickhardt:
Genus Apobletes Mars. 6 Arten
„ Platysoma Leach
Subgen. Platysoma s. str. Biss
= Platylister Lew. B 34:
„‚ Caenolister Bickh. 1 Art
„ Placodes Er. 8 Arten
18 Wenera und 5 Subgenera mit zusammen 89 + l Arten
Index.
a) Subfamilien, Triben, Genera,
Subgenera. (Liopygus Lew.) : . =...»
Seite | Macrosternus Mars. . . ....»
Abbotia Leach 2 194 | (Microlomalus Lew.) . . ... .
(Althanus Lew.) . ».».. 2.» 173 1 (Nageltus: Lew.) 45.) . „sro
Apobleies Mars. > ..2 eueıena 190 |(Omalodes Er.) ........
Apobletodes Desb. . ... ... -» 187 |(Opercipygus Mars.) ..... .
Atribalus Bickh. n.subg. . . . . 164 (Pachylomalus J. Schm.) . . . .
(Aulacosternus Mars.). ... . 178|(Parepierus Bickh.) ..... .
Caenolister Bickh. n. gen.. . . 200.) Peromahe Er... Zar
(Caerosternus I Pe 162 (Diiogöhohua ee).
Onrcin098: MATB- 27.0.4 000 0. 08 149 Päd Ei nase
DaroınuS MarB 14, 149 Rikesdsster BEREh B Be
(Cornsllus Lew.). . . 2.0...“ 205 (Pins Br) 2 FR
Cylindrolister. Bickh. n. gen.. 186 :
(Oylisiz Mass). . - . . . VEN REN RE Fe
Cylistolister Bickh.. . . . . . . 175 | | /olyooma Leach 1. 22.0 ge
(Oylistosoma Lew.). . ».... 200 Platysomini Bickh. ......
(Eylisbun Mars arme a, 173 (Silinus Lew.) „2.2009.
Dendrophilinse' Bickh.. ..%, . \; . 146] Sphmericosoma Mars... ....
(Dendrophilopsis J. Schm.) . . . 148 Sphaeroderma Lec.
(Dendrophilus Leach). . . . . . 148 |Sphaerosomala:. .....
Diaphorus Mars. ....... 178 |(Sternaulax Mars.). .....
(Diplogrammicus Lew.). . . . . 205 | Sternoglyphus Desb. .... . - -
Diplostix Bickh. n. gen. 152 | (Stictostix Mars.) .. 2... -
(ba Aw )v. 205 | Tribalini Biekh.,.. iu a
N TR EN FE „162 |(Tribalister G.Hom). . ... »-
(Burylister Bickh.). . .. - . 193 |(Triballodes J. Schm.) ... . .
Eutribalus Bichk. n. subg. 168|Triballus Gemm. u. Har. . .
Euhipius Wolli . Nu » 1641 Tribaltis Er. u 1 a 2
Histerinae Bickh. . . ..... 161) Zestipyge Mars, . td
(Homalister Beitt.). . - - ... 148
(Hyposolenus 15 a 205 b) Species, Varietates.
(Idister Mais) nee 201
(IdoharLew.) ns sn 169 | abyssinicum Lew.
(Isolomalus Lew.) - % 2... 160 | acisternus Desb. . ... » :. ...%
(Kissister Mars.). . 148 | afrieanum Lew: 7.73 Ar.2%
Seite
Ess" Mara. ee 168
Be Desbi-n. ne EL RTR 150
@lexandri Mars. . . ». >... .. 198
enlluaudi‘d. Schma.', 2.20... 157
Bmertoe Low... een. 185
BIWCDI- Bewer erahnen. 167
androyamus Desb. . . .... . 184
WngolemsisTewein ans em. 191
WReaphusmts. 3. 2.2, 167
aulacopygus Desb. . . ..... 181
Berolungabew. =. rl: 197
Er 205
Bereaochı Desb, .. .. 2... 183
Eee N NEE EEE FERN 203
CHIOGER-SCotb. 0. ee 153
capense Wiedem. ... .. .ı.. 186
empeneis Payk. ». 2 ......... 166
castanipes Mars... . ..... re VB
cavernicola Lew... - . ..... +. 166
eomsemalis Biekb. 3 ...0... 204
eorpulentus Lew. ...... 168
re Wesb.. 2. He 174
delceatule -Fährs.. :... 2. .. 154
RasiaiunWoll.. 2 un. er 150
duwIywIerl Lew: 1... 0m ae, 191
ebemmus Lew...» Wa... ., 203
eggersi Bickh. np. . . .. .. 169
elongatus Bickh. n.sp. . . . . - 202
ORENBSUSE LEW. 2 ne en ne 176
erhaustwus I. Schm.... on... 185
RIIUNS Banea 72 159
exiernestrietus Desb. . . . . - - 193
Tarrmaer Chery. .2°..42%,%, 176
fastigietus- Mars... 0.2. a (19
Mlaeeus Pay. .e0r u. 191
tassistomes Mars. 2:20.00.) 182
Gaschurn 186
friederichsi Bickh. n. sp. 199
TETAENETEIDCOLL 3 er 159
geministriatus Bickh.. .... . 153
germanumsBew. Senke, 197
Toudol. Mesh rue ler. 182
henning1-Stmem. 0% 196
. impressibasis Bickh. n.sp. 166
incognitus’J; Schm.- . .. =. 186
207
Seite
intermedius J. Schm.. . . .. . 204
kinduensis Desb. . "..2... 188
MTerteas Mara a 190
latiusculus J.Schm. .. ,... 183
fsionotus.Marsır. I IE 166
longicornis Lew...» .. . 160
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madagascariensis Mars. . . . . . 153
madecassum Desb. . . .... . 199
Matsenle Lew... 28.0. 188
anHRIE Mars. are 153
metallipennis Desb. ..... . 174
Mieneauxl Mars. 2 u... 191
minusculus J.Schm. ...... 186
manula RaBIE: ae 150
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WEINE MASSE. ran 164
mundus Lew. ; ..... .'.. 189
muRtae Mara. en ac 199
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migrstuluss Bew...» 1 2 u 4 180
lotto BReittb..2 u, ai 196
Dblrgusa Lew. 2", au aan 177
GRSLE Lew Nena Ra 168
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palamıs! Marsa... % 150
pauperatus J.Schm. .. ., . . 188
neresiguüe’ Desb... 4. =. ur 177
pervagatum Bickh. ..... 196
picipes. Rahra Lu Nr 166
planipygus J.Schm. ...... 185
platessae Lewis a ae er 193
DI Eba1.0 Mans mn 154
pulvimalus.J. Beh. 2. er e.y 177
pumicatus Lew. . "2... 189
pu miliocher 151
punctatifrons Desb.. .. .... 184
punctulatum Lew. ..... 196
quadricollis Lew. . . . 2. .1. 187
quattuordecimstriata Steph. ... . 151
radı!G Mars». ea as ee 148
rectisternus Bickh. n.sPp. . . . . 200
richteri, I: BE LIU NER 175
208 E. Mohr:
Seite Seite
rUbrsculUs- I. NSCHIN er ee 167 jkanganus Dash. 1,” rss 167
salome-Bickh.m. SD. - ua Hana 151 |tenuimargo J. Schm. . . .... 197
seulptum Fährs.. . . ..... „..196 |iogoensis Lew... ... „ein ehe 152
senegalensis Payk. . ....» » 202 |tristriatus Lew... . .„..0...% 191
serratipes J.Schm. ..... 188 |tuberculifrons Lew... .. .. » 183
BRWUDE-TEWE En NE: 192 | usambaricus Bickh. n.sp.. . . . 155
stristellus Mare: 0... 5 #1» 181 |viatorium Lew. ... . set EEE
airtatsfrons Desb.; ... 5 „ia. 185 | 7101inale: Lew, Zar, Se 192
aciturnus Mars. . . . u... . 182
Die geographische Verbreitung der Anoa-Arten
auf Celebes.
Von
E. Mohr, Hamburg.
(Mit 2 Figuren im Text.)
In der bekannten Arbeit der Vettern Sarasin über Celebest),
widmet Fritz Sarasin den in den Kalkhöhlen von Latimantjong
gefundenen tierischen Überresten einen beträchtlichen Raum. Be-
sonders die Anoa wird eingehend behandelt, und die Vergleichung
charakteristischer Maße veranlaßte Sarasın schon damals (1905),
die Frage aufzuwerfen, ob nicht etwa die südcelebensische Anoa ein
besondere kleinere Form vorstelle.
Inzwischen hat sich diese Vermutung bestätigt, aber da die Ver-
öffentlichung über dierezente Anoavon Südcelebesin einer Zeitschrift auf
Java erschienen ist, die bei uns leicht übersehen wird, ist die Kenntnis
von diesem Tier nicht weit gedrungen, und ehe ich mich an die Er-
örterung der geographischen Verteilung der Anoa-Arten auf Celebes
mache, ist es wünschenswert, eine Beschreibung dieses von P. A.
Ouwens?) Anoa quarlesi benannten Tieres zu geben.
Ouwens gibt seine Beschreibung nach den ersten beiden ihm
zugeführten Tieren, einem 5 und einem 9.
1) Sarasin, P. u. Fr. Versuch einer Anthropologie der Insel Celebes.
1. Teil: Die Toala-Höhlen von Lamontjong. Materialien zur Naturgeschichte
der Insel Celebes. V. Bd., I. Teil, Wiesbaden 1905.
2)Ouwens, P. A. Contribution & la connaissance des mammiferes de Öelebes.
Bulletin du departement de l’agrieulture aux Indes Neerlandaises. No. XXX VI.
(Zoölogie VI.) Buitenzorg 1910.
.s
Die geographische Verbreitung der Ano-Arten auf Oelebes. 209
Die Farbe des Felles ist ein helles Braun, das beim $ etwas dunkler
ist als beim 9. An allen Füßen über den großen Klauen finden sich
kleine helle Flecke. Im übrigen ist die Färbung des Körpers absolut
einheitlich, ohne irgend einen Flecken oder einen Strich. Weder an
den Wangen, noch zwischen den Kinnbacken, weder am unteren Teil
des Halses noch in den Achseln ist irgendetwas von weißen Flecken
zu sehen. Auch die Haare in den Ohren sind nicht weiß, sondern
dunkelbraun. Das Fell ist langhaarig, weich und wollig.
Der Körper ist stämmig, der Hals ziemlich lang und verhältnis-
mäßig dünn, der Kopf vorne schmal; die Hörner sind spitz, kegelförmig
und mit Querwülsten versehen und stehen in geringer Entfernung
voneinander. Tränendrüsen fehlen. Der Schwanz ist kurz, etwas
länger als bei den Ziegen und erreicht kaum die Mitte zwischen After
‘und Ferse. 2
Einige charakteristische Maße sind folgende:
6) e:
Abstand vom Scheitel bis zum After... . 87cm 90 cm
Benmlserhöhe:.:* 7... nn. en. SSERTERN 62,5 cm
Kopflänge -". ...... .. EBEN er DO BAR EHIERS 19,0. EHI
ange: ne. ur, 14;0.0m .16,b:cm
raßver Hormabstand: ! . . 482... 0... 13,5ch
Ban: der Ohren 2 en. 2 eu... 0 em. 8,8 em
Bananen u en 17 cm
Länge der schwarzen Schwanzquastenhaare . 2 cm
Der Schrei dieser Tiere ähnelt dem eines jungen Karebau; die
Exkremente gleichen denen eines Rindes. Die Tiere sind lebhaft
und springen mit bemerkenswerter Geschicklichkeit und setzen z. B.
leicht über eine Umzäunung von 1,50 m Höhe. Sie waren von Anfang
:an wenig scheu und durchaus nicht bösartig. Sie ließen sich an einem
einfachen Strick willig führen und fraßen gern Maisblätter, Bananen
usw. aus der Hand.
Diese beiden ersten Exemplare, um deren Beschaffung sich der
Gouverneur von ÜCelebes, Baron Quarles de Quarles, verdient
gemacht hat, stammten aus den Wäldern der hohen Berge von Central-
Toradja.
Dann hat man längere Zeit nichts mehr von diesen Tieren: in
Europa gehört und gesehen, bis neuerdings einige Exemplare in den
Zoologischen Garten von Amsterdam gekommen sind. Dort habe ich
die kleine Familie, die sich hier auch vermehrt hat, im Juli und August
1919 mehrfach gesehen und die Beschreibung von Ouwens bestätigt
gefunden. Ich kann noch hinzufügen, daß auch das kleinste Kalb
keine weitergehende Fleckung zeigte als die Alten, nämlich über den
großen Hufen. Da diese Tiere sich aber noch guter Gesundheit er-
freuten, boten sie kein Material um vergleichende Knochenmaße zu
entnehmen. Sie stammen laut brieflicher Mitteilung des Direktors
Dr. ©. Kerbert vom Mandar-Gebirge.
Archiv für Nüturgeschichte.
1921. A. 6. 14 6, Heft
210 E. Mohr:
Jetzt ist nach einer brieflichen Mitteilung des Direktors Dr.
J. Büttikofer auch im Zoologischen Garten von Rotterdam ein
Paar Anoa quarlesi. Dieses Pärchen ist im Berglande hinter Ma-
kassar in etwa 2000 m Höhe gefangen worden.
Ich habe mich nun bemüht, aus der Literatur und den Samm-
lungen soviel Fundorte von der Anoa zusammen zu tragen, wie nur
möglich. Außer einigen wenigen Sammlungs- und Tiergartentieren
waren meine Quellen die Arbeiten von Heller,!) Ouwens und 9a-
rasin. Es genügt, diese Autoren zu berücksichtigen, da sie selbst
schon die Angaben der älteren Autoren zusammen fassen. Diese An-
gaben bezogen sich zum Teil auf Anoa quarlesi, zum Teil auf A. de-
pressicornis und verteilen sich folgendermaßen auf die beiden Arten:
aus: Ouwens, ].c.
Anoa quarlesi Ouwens.
Anoa quarlesı Duwens,
Ouwens: Toradja, Boven Binoewang, wahrscheinlich Palopa.
Sarasin: Berg Bowonglangi, Pik van Bonthain, Lampobattang,
die Landschaften Tjinrana und Leija nordöstlich von Makassar.
Kerbert: Mandar-Gebirge.
Büttikofer: Bergland hinter Makassar.
!) Heller, K.M. Der Urbüffel von Celebes (Anoa depressicornis (H. Smith).
Versuch einer Monographie. Inaug.-Diss. Rostock 1889. Abh. u. Ber. d. Kgl.
Zool. u. Anthrop.-Ethnogr. Mus. Dresden 1980/91.
4a. 25 ie Aue MT
Die geographische Verbreitung der Anoa-Arten auf Celebes. 211
Anoa depressicornis Sm.
Heller: Bezirk Minahassa: Likupang, Lempias, Küste bei Limpe,
Wald zwischen Longowan und Pangku. —- Bezirk Gorantolo: Paybi.
— Bezirk Tolitoli.
Sarasin: Minahassa: Gipfelregion des Klabat, Bone-Gebirge,
Wald bis zur Küste des Tomini-Golfes, Südabfall der Matinang-Kette,
Nähe von Randangan. — Üentral-Celebes: Lindoe-See, Bada und
Topebatu im Possoschen. — Südost-Celebes: Matanna-See, Towuti-
See, zwischen Lalanggatu und Pundidaha, Kendari. — Zitate von
älteren Autoren: Tolitoli, Landschaft Tobungku, Ost-Celebes gegen-
über von Banggai.
In der meinem Aufsatz beigegebenen Karte von Celebes sind die
Fundstellen für A. depressicornis mit senkrechter, die für A. quarlesi
mit wagerechter Schraffierung eingetragen. Es zeigt sich zunächst,
daß die kleine Art vollständig auf Süd-Celebes beschränkt ist, wo sie
sich anscheinend so weit wie möglich vor der andrängenden Kultur
zurück zieht und nur in den hohen Bergwäldern häufiger vorkommt.
Es ist damit keineswegs ausgeschlossen, daß — wie Sarasin aus
einer Bemerkung von Pennant!) schließen zu müssen glaubt --- die
Anoa zuerst von Süd-Celebes bekannt geworden ist, denn das den Ein-
geborenen der Unterschied zwischen den beiden Arten bekannt ist,
zeigt sich bei dem Native-Namen für das Tier, das nach Ouwens
in T'oradja „Anoewang matjetjo“, das ist „kleine Anoa‘“, heißt. Dies
Attribut hätte keinen Sinn, wenn die große Anoa nicht bekannt wäre,
denn wenn dadurch das Größenverhältnis zum Karebau ausgedrückt
werden sollte, würde es ‚kleiner Büffel‘‘ heißen müssen und nicht
‚„‚kleine Anoa‘“.
Die Fundstellen von A. depressicornis verteilen sich auf zwei
mehr oder weniger zusammenhängende Flächen, von denen die eine
die nördliche Halbinsel einnimmt, die andere sich etwa vom Lindoe-
See bis zur Mitte der südöstlichen Halbinsel hinzieht, ohne im Norden
an das Gebiet der A. quarlesi zu stoßen. Immerhin ist es nicht ganz
einwandfrei erwiesen, daß eine große Anoa soweit nördlich in Zentral-
Celebes auftritt, denn gerade aus diesem und dem südöstlichen Teil
der Insel gibt Sarasin nur an, daß er dort Kleidung aus Anoafell (Bada
und Topebatu im Possoschen, Matanna-See, Towuti-See) und ein
Stirnstück mit Hornzapfen{ (Matanna-See) gefunden hätte. Die
Kleidung könnte sehr wohl aus anderen Teilen der Insel importiert
sein. Mit mehr Sicherheit dürfen wir die Gegend am Lindoe-See als
Fundstelle ansprechen, denn das Anoafleisch, das den Reisenden
dort vorgesetzt ‘wurde, wird schwerlich einen weiteren T’ransport
hinter sich gehabt haben.
Ob zwischen den beiden, auf dem Kartenbild isolierten Flächen
eine Verbindung besteht, ist schwer zu entscheiden. Möglich wäre
es schon, aber nachweisbar ist eine solche bisher nicht. Dagegen
!) Pennant, Th. History of Quadrupeds, III. ed., vol. I, London 1793.
14* 6.Hefi
t9
-—
189)
E. Mohr:
Verbreitung der Aroa-Arten auf Celebes.
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BR DRMD
III A- dupvunsomin, Z A. qranlesi , @ Hilbufinde
Die geographische Verbreitung der Anoa-Arten auf Celebes. 213
macht sich etwas anderes bemerkbar, was eventuell auf Isolierung und
Lokalformenbildung bei der großen Anoa schließen läßt.
Schon Heller machte darauf aufmerksam, daß sich an dem
deutschen Museumsmaterial nach den Farbverschiedenheiten zwei
Gruppen bilden lassen.
1. Einfarbig, nur mit hellen Backenflecken (zu ergänzen: und
Flecken über den Hufen);
2. Dasselbe, außerdem an der Innenseite der Beine und häufig
an ÖOber- und Unterhals weiß gezeichnet (zu ergänzen: oft Bauch
heller und Gegend der Geschlechtsteile weißlich).
Leider ist die Etiquettierung der Sammlungs- und Tiergarten-
stücke in den allermeisten Fällen so mangelhaft, daß man selten mehr
als „„Oslebes‘‘ als Herkunftsangabe findet. Aber bei zweien der am
stärksten gezeichneten Tiere ist eindeutig die Minahassa als Her-
kunftsort genannt. Das trifft zu bei dem von Heller als No. 8 be-
schriebenen & des Braunschweiger Museums und einem mit allen
nur möglichen Flecken versehenen montierten Stück im Hamburger
Museum. Von den noch lebenden Tieren im Stellinger Tierpark und
dem Zoo in Hannover, die ebenfalls in dieser starken Weise gefleckt
sind, waren sichere Herkunftsangaben bisher nicht zu erhalten. Auch
über die im Sommer 1920 in München-Hellabrunn lebenden beiden
Tiere war nichts Rechtes zu erfahren.
Es scheint nach allem, daß die am stärksten gefleckte
Form den Norden bewohnt, die nur an den Backen und den Hufen
gefleckte in Zentral- und Südost-Celebes heimisch ist, und sich daran
die auch in der Jugend nur an den Hufen gefleckte A. quarles; von
Süd-Oelebes schließt. Aber erst eine eingehende Untersuchung an
größerem Material von verbürgter Herkunft kann hierüber eine Ent-
scheidung bringen.
Wenn die im Vorstehenden besprochenen Verhältnisse in Betracht
gezogen werden, gewinnt die schon eingangs erwähnte Vermutung
Sarasıns, daß es sich bei den in den Höhlen von Latimontjong ge-
fundenen Tieren um eine kleinere Form als die bekanntere nord-
celebensische handelt, so sehr an Wahrscheinlichkeit, daß ich diese
Höhlen-Anoa — da keine Notwendigkeit vorliegt, sie für eine be-
sondere fossile Art zu erklären — geradezu für Anoa quarlesi halten
möchte. Allerdings ist das einzige, was unbedingt dafür sprechen würde,
der Umstand, daß das Gebiet von Latimontjong mitten im Wobn-
gebiet dieser kleinen Art liegt, und die nächste A. depressicornis recht
weit entfernt ist. Dagegen sprechen die von Sarasin mitgeteilten
Maßzahlen für einige Zähne und Knochen wenn auch nicht ohne
weiteres für A. quarlesi, so doch dafür, daß es sich schwerlich um A. de-
pressicornis handeln kann. Eine Gegenüberstellung der Zahlen möge
das zeigen (Angabe in mm).
6. Haft
914 E. Mohr:
Höhlenfunde A. depressicornis
Kleinste obere Molaren:
Länge 11,5 — 12,0 13,0 (M,)— 15,5 (M,)
Breite 10,5 — 10,75 10,5 — 15,0
Größte obere Molaren:
Länge 16,0 — 17,75 I 19,0 (M,)— 19,25 (M,)
Breite 13,0 — 13,5 12,0 — 15,5
Dalcaueus;. nr 68,5 82,0
Asttapalus , nn Bor 34,0 — 39,0 44,0 — 44,5
F. Sarasin sagt darüber selbst: ‚Daraus ergibt sich, daß die
Zähne unserer drei rezenten Tiere (aus dem Baseler Museum) einer-
seits die Kleinheit der Höhlenzähne nicht erreichen, andererseits an
Größe auch die größten der gefundenen Zähne übertreffen. ....
Freilich ergeben auch andere Skelett-Teile der Höhlenfunde sehr
kleine Maße. So zeigt ein linker, ganz erhaltener, adulter Calcaneus
eine Länge von nur 681/, mm, während ein entsprechender moderner
82 mm mißt. Einige gemessene Astragali zeigen eine Schwankung
in der Länge von 34—39 mm, während zwei rezente 44 und 44!/, mm
erreichen.“
Ob jedoch diese Höhlen-Anoa mit Anoa quarlesi tatsächlich
identisch ist, muß solange dahingestellt bleiben, bis ein ausreichendes
Material zur Vergleichung mit den Höhlenfunden zur Verfügung steht;
aber ob sich bei einem Vergleich artliche Unterschiede erkennen lassen
werden, ist bei der Variationsfähigkeit der Büffelzähne noch sehr die
Frage.!)
1) Der Vollständigkeit halber sei noch der Name Anoa santeng Dubois
genannt. Die Höhlen-Anoa hat aber sicher nichts mit dieser A. santeng zu tun,
ganz abgesehen davon, daß die Reste dieses Tieres nicht auf Celebes, sondern
auf Java gefunden worden sind. Mit der Notiz von Dubois in der Natk. Tijdschr.
Nederl. Indie, 51, 1892 p. 96 über die pleistozäne und tertiäre Wirbeltier-Fauna
von Sumatra und Java ist überhaupt nichts aufzustellen: ‚En Anoa, welke de
grotte eener geit moet hezeten hebben en waarschijnlijk geen andere dwerg-
büffel is dan de kleine santeng, waarvan de javanen verhalen, komt met geene
bekende levende of fossile soort overeen.‘‘ Trotzdem führt Trouessart diesen
Namen an, sowie noch zwei andere aus dem Pliocän von den Siwalik-hills.
Beiträge
zur Ornithologie von Pfronten im Allgäu.
Von
Dr. A. Laubmann, München,
Nachdem im Sommer 1916 durch Professor Dr. B. Hoffmann
aus Dresden!) am Falkenstein bei Pfronten eine kleine Kolonie der
Felsenschwalbe (Ptyonoprogne rupestris rupestris [Scop.]), die erste?)
für ganz Deutschland, entdeckt worden war, stand zu erwarten, daß
in den folgenden Jahren eine Reihe von Ornithologen das genannte
Gebiet aufsuchen würde, um den neuentdeckten, dort hausenden
Sommergästen nachzuspüren. Merkwürdigerweise war dem jedoch
nicht so. Und vielleicht war es gut so; denn auf diese Weise wurden
die Felsenschwalben in ihrem luftigen Reviere in keiner Weise durch
neugierige Beobachter gestört und hatten so Gelegenheit, auch in den
nachfolgenden Jahren an der gleichen Stelle ungehindert ihre Brut
groß zu ziehen.
Begünstigt durch die Nähe meines sommerlichen Wohnsitzes
in Kaufbeuren an der Nordgrenze des bayrischen Allgäu war es mir
in den Jahren 1917, 1919 und 1920 möglich gewesen, auf mehrfachen
Exkursionen das Pfrontener Gebiet mitsamt dem Falkenstein zu
durchstreifen und ich glaube, daß es des allgemeinen Interesses nicht
entbehren dürfte, wenn ich in den nachfolgenden Darlegungen meine
in dem genannten Gebiete auf verschiedentlichen Ausflügen gemachten
Beobachtungen über die Vogelwelt in kurzer Fassung wiedergebe.
In der einzigen die ornithologischen Verhältnisse der Gegend
‘ in eingehenderer Weise berücksichtigenden Arbeit von Prof. B. Hoff-
mann?) hat der Verfasser die geographisch-floristischen Momente
des Gebietes so vortrefflich gekennzeichnet, daß ich mich zur Cha-
rakterisierung dieser Verhältnisse am besten an seine Worte halte.
„Pfronten, das eigentlich aus 13 mehr oder weniger voneinander ent-
fernten Dörfern besteht, liegt im Algäu am Fuße der Alpen — „ad
frontes Alpium“, wie es schon 750 genannt wird —, im Mittel 870 m
hoch, da wo die von Westen kommende Vils sich mit der kleinen,
!)B. Hoffmann, Ornithologisches aus Pfronten; in Verh. Orn. Ges. Bayern,
13, 1, 1917, p. 61—73.
2, Im Mai 1918 war es Dr. Erwin Lindner gelungen, an der Luegsteinwand
bei Oberaudorf unweit der Tiroler Grenze im Inntal eine kleine zweite Kolonie
der Felsenschwalbe auf deutschem Boden zu entdecken. Vgl. hierzu: Orn. Mo-
natsber. 27, 7/8, 1919, p. 85—86; Verh. Orn. Ges. Bayern 14, 2, 1919, p. 148
—149,
3, Verh. Orn. Ges. Bayern 13, 1, 1917, p. 61—73.
6. Heft
216 Dr. A. Laubmann:
von Norden kommenden Faulen Ach vereinigt. Die Vils tritt dann
ins Gebirge mit südlicher Richtung ein, beschreibt einen Bogen und
ergießt sich ostwärts fließend in den Lech, der bald darauf bei Füßen
das Gebirge wieder verläßt. Es werden auf diese Weise ein paar Vor-
berge rückwärts umflossen, und vom Hauptmassiv getrennt, der bsi
Pfronten gelegene 1276m hohe Falkenstein und der Höhenrücken
des Salober, der sich nach Füßen zu erstreckt.
Die einzelnen Dörfer sind durchsetzt von kleinen Gemüse- und
Obstgärten und im weiten Umkreis umgeben von fetten, mit viel
Bärenklaustauden geschmückten Wiesen, zwischen die sich nur ver-
einzelte kleine Felder einschieben. Hier und da finden wir Hecken
und Gebüsche, stärker entwickeltes Strauchwerk an der Vils entlang,
an der sich auch die sogenannten oberen und unteren Weidachanlagen
hinziehen; die Lücken zwischen dem Durcheinander von Sträuchern
und Bäumen füllen hier Hecken von Brombeeren, Himbeeren, wilde
Rosen usw. aus, oder es schießen hochstengliche Kräuter, vor allem
verschiedene Arten von Disteln, Doldengewächsen — darunter die
so überaus starke und hohe Brustwurz (Angelica sylvestris L.) —
und Eisenhut empor, denen sich an lichteren Stellen vielfach die
Stränze (Astrantia) zugesellt. Auf geschlossenen, vorwiegend hoch-
stämmigen und gemischten Wald stoßen wir erst an den Hängen der
Berge. Nur in den Torfmooren stehen, wenn auch mehr oder weniger
zerstreut, einzelne Bäume oder Baumgruppen (Birken, Erlen, Tannen
usw.). Die Beherrscherinnen der ganzen Umgegend von Pfronten
bleiben aber die Wiesen.‘!).
Dieser vortrefflichen Schilderung der Pfrontener Landschaft
blieben nur noch einige kurze Bemerkungen über das Falkenstein-
massiv anzufügen. Während die Nord- und Westseite — die Ostseite
geht mit einer kurzen Absenkung in den ebenfalls bewaldeten Salober-
rücken und somit in jenen Gebirgszug über, der sich vom Falkenstein
aus bis nach Füßen hin erstreckt — von der Talsoble an bis hinauf
zur Gipfelregion b_waldet ist, fällt die Südseite in das Vilstal sehr steil
ab und tritt hier gleich unterhalb des ruinengeschmückten Gipfels
der nackte Fels zu Tage, einen äußerst imposanten Steilabsturz bild.nd,
in welchemdie sogenannte ,„Lourdesgrotte‘ undin den dieselba bildenden
Felsspalten die Brutstätte der Felsenschwalbe sich befindet. Die
Waldungen setzen sich zum allergrößten Teil aus geschlossenen Fichten-
komplexen zusammen, doch fehlen auch größere zusammenhängende
Buchenbestände, namentlich gegen Osten hin auf der Salober-Alpe
nicht, während gegen Süden hinab in das Tal der Vils blumige Alpen-
matten von einzelnen Tannen, Buchen oder Ahornbäumen bestanden
sind und so einen etwas offeneren, freundlicheren Eindruck hervor-
rufen.
Aus älterer Zeit liegen über die Ornis der Pfrontener Gegend
fast keine nennenswerten Aufzeichnungen in der Literatur vor. Einige
wenige Bemerkungen finden sich aus den Berichten Chr. D. Erdt’s
!) Verh. Orn. Ges. Bayern 13, 1, 1917, p. 61—62.
Beiträge zur Ornithologie von Pfronten im Allgäu. 217
in den „Materialien“ der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern
zerstreut wieder. Die erste zusammenfassende Abhandlung über
Pfronten verdanken wir erst der Feder Prof. Hoffmann’s in den
Verhandlungen oben genannter Gesellschaft. Einzelne Beobachtungen
über das Vorkommen spezieller Arten, wie Ptyonoprogne rwpestris
ruwpestris (Scop.), Phylloscopus bonelli bonelli (Vieill.), Phylloscopus
sibilatrıx sibilatriz (Bechst.) oder Acrocephalus arundinaceus arundı-
naceus (L.) finden sich auch, von mir veröffentlicht, in den Ver-
handlungen der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern, in den
Ornithologischen Monatsberichten oder auch im Journal für Ornitho-
logie wieder. Eine kurze Zusammenstellung der auf die Pfrontener
Gegend Bezug nehmenden ÖOrnithologischen Literatur findet sich
am Schluß der vorliegenden Abhandlung.
Ich gebe im Nachfolgenden zunächst eine einfache Liste über
alle für die Pfrontener Gegend bis heute nachgewiesenen Vogelarten
unter Aufführung des jeweiligen Gewährsmannes und schließe daran
noch einige kurze Bemerkungen über die interessanteren Arten an.
Hinsichtlich der Nomenklatur folge ich, wie in meinen früheren
Arbeiten, auch hier den im ‚„‚Nomenklator der Vögel Bayerns‘“!) dar-
gelegten Richtlinien unter Anwendung des striktesten Prioritäts-
prinzips. 2
Liste aller für Pfronten und Umgebung nachgewiesenen Vogelarten.?)
Corvidae.
Corvus corax corax L. — L.
Corvus corone cornixz L. — G.
Cırvus corone corone L. — H.L. G.
Corvus frugilegus frugilegus L. — E.
Pica pica pica (L.). — H.L.
Nucifraga caryocatactes caryocatactes (L.). — H.L.
Nucifraga caryocatactes macrorhynchos Brehm. — G.?)
Garrulus glandarius glandarius (L.). — H.L.
EN ana 5
Sturnidae.
9. Sturnus vulgaris vu’garis L. — L.
!) Nomenklator der Vögel Bayerns von €. E. Hellmayr und A. Laub-
mann, München 1916. Im Auftrage der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern
herausgegeben von C. E. Hellmayr.
2) In diesem Verzeichnis bedeuten die folgenden angewandten Abkürzungen:
E. = Chr. D. Erdt; H. = Prof. B. Hoffmann; L. = A. Laubmann; G. = Dr.
J. Gengler.
®) In den Materialien 8, Verh. Orn. Ges. Bayern 12, 1, 1914, p. 35 erwähnt der
Herausgeber derselben, Dr. J. Gengler, ein am 6. X. 1911 bei Weißensee becb-
achtetes Exemplar dieser Art. Da jedoch leider in diesem ganzen Bericht entgegen
der früheren Gewohnheit auf Nennung der Gewährsleute verzichtet worden
ist, ist diese Angabe ohne Möglichkeit der Nachprüfung fast als wertlos zu be-
trachten.
6. Heft
218
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
u,
18.
19.
20.
21.
22.
23.
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27.
28.
29.
37.
38.
39.
40,
30,
31.
32.
33.
34.
35.
36.
Dr. A. Laubmann:
Orvolidae. |
Oriolus oriolus oriclus (L.). — H.
Fringillidae.
Chlcris chloris chloris (L.). — H.L.
Carduelis carduelis carduelis (L.). — H.L.
Acanthis cannabina cannabına (L.). — H.L.
Spinus spinus (L.). — H.L.
Pyrrhula pyrrhula germanica Brehm. — H.L.
Loxia curvirostra curvirostra L. — H.
Fringilla coelebs coelebs L. — H.L.
Passer domesticus domesticus (L.). — H.L.
Passer montanus montanus (L.). — L.
Emberiza citrinella citrinella L. — H.L.
Emberiza schoeniclus schoeniclus L. — L.
Alaudidae.
Alauda arvensis arvensis L. — H.L.
M otacillidae.
Anthus trivialis trivialis (L.). — H.L.
Anthus spinoletta spinoletta (L.). — H.
Motacilla einerea cinerea Tunst. — H.L.
Motacilla alba alba L. — H. G.L.
Certhiidae.
Certhia familiaris macrodactyla Brehm. — H.L.
Certhia brachydactyla brachydactyla Brehm. — H.L.
Sittidae.
Sitta europaea caesia Wolf. — H.L.
Paridae.
Parus major major L. — H.L.
Parus caeruleus caerwieus L. — H.L.
Parus ater ater L. — H.L.
Parus ceristatus mitratus Brehm. — H.L.
Parus communis communis Baldenstein. — L.H.
Parus atricapillus subsp.? — H.L.
Aegithalos caudatus europaeus (Herm.). — H.
Regulidae.
Regulus regulus regulus (L.). — L.
Regqu’us ignicapillus ignicapillus (Temm.). — H.L.
Laniidae.
Lanius collurio colluwrio L. — H.L.
Muscicapidae.
Museicapa striata striata (Pall.). — H.L.
Ds u u el it Zu a "
Beiträge zur Ornithologie von Pfronten im Allgäu. 219
Bombyeillidae.
41. Bombyceilla garrulus garrulus (L.). — Caplan Huber.!)
Sylviidae.
42. Phylloscopus collybita collybita (Vieill.). — H.L.
43. Phylloscopus trochilus trochilus (L.). — H.L.
44. Phylloscopus bonellv bonelli (Vieill.). — H.L.
45. Phylloscopus sibrlatrix sibilatrix (Bechst.). —
46. Acrocephalus arundıinaceus arundinaceus ( ae
47. Acrocephalus scirpaceus scirpaceus (Herm.). —
48. Acrocephalus palustris (Bechst.). — H.
49. Hypolais icterina (Vieill.). — L.
50. Sylvia hippolais hippolars (L.). — H.L.
5l. Sylvia atricapilla atricapilla (L.). — H.L.
52. Sylvia communis commnis Lath. — H.L
53. Sylvia curruca curruca (L.). — H.L.
54. Turdus pilaris L. — H.L.
55. Turdus viscivorus viscivorus L. — L.
56. Turdus philomelos philomelos Brehm. — H.L.
57. Planesticus merula merula (L.). — H.L.
58. Saxicola rubetra rubetra (L.). — H.L.
SE
59. Phoenicurus phoenicurus phoenicurus (L.). —
60. Phoenicurus ochruros ater (Brehm). — H.1I
61. Erithacus rubecu’a rubecula (L.). — H. L.
Prunellidae.
62. Prunella modularıs modularis (L.). — L.
Troglodytidae.
63. Troglodytes troglodytes troglodytes (L.). — H.L.
64. COinclus einclus meridionalis Brehm. — H.
E Hirundinidae.
65. Hirundo rustica rustica L. — H.L.
66. Delichon urbica urbica (L.). — H.L.
67. Ptyonoprogne rupestris rupestris (Scop.). — H.L.
Micropodidae.
68. Micropus apus apus (L.). — H.L.
Alcedinidae.
69. Alcedo atthis ispida L. — H.
Cuculidae.
70. Cuculus canorus canorus L. — H.L.
Picidae.
71. Picus viridis virescens Brehm. — L.H.
12. Dryobates major pinetooum (Brehm). — H.L.
*) Jahresber. Orn. Ver. München 1897/98, [1899], p. 112.
6. Heft
220 Dr. A. Laubmann:
73. Dryocopus martius martius (L.). —- H.L.
74. Iynz iorquilla torquilla L. — G.
Strigidae.
‚75. Bubo bubo bubo (L.). — Wiedemann.!) z
76. Asio otus otus (L.). — E2)
77. Oryptoglauxz funerea funerea (L.). — Jäckel,?) Wiedemann?)
vB.‘ Mr.
Falconidae.
78. Falco peregrinus peregrinus Tunst. — G. W..®)
79. Falco subbuteo subbuteoe L. — E.')
80. Falco vespertinus vespertinus L. — E.®)
81. Falco tinnunculus tinnunculus L. — H.
82. Aquila chrysaetos chrysaetos (L.). — W.?)
83. Archibuteo lagopus lagopus (Pontopp.). — Jäckel.!0)
84. Buteo buteo buteo (L.). — H.L.
85. Astur gentilis gentilis (L.). — H.E.")
86. Accipiter misus nisus (L.). — H. E."?)
87. Pernis apivorus apivorus (L.). — E."?)
88. Circaetus gallicus (Gm.). — Jäckel!?).
Ardeidae.
89. Ardea cinerea cinerea L. — H.
90. Ardea purpurea purpurea L. — E.")
Anatidae.
91. Anas platyrhynchos platyrhynchos L. — H. G.
Colymbidae.
92. Podiceps ceristatus cristatus (L.). — H.L. E.
Scolopacidae.
93. Actitis hypoleucos (L.). — H.
!) 30. Jahresber. naturw. Ver. Augsburg 1890, p. 61.
%) Verh. Orn. Ges. Bayern, 5, 1905, p. 108.
8) Syst. Übersicht Vögel Bayerns, 1891, p. 68.
4, 30. Jahresber. naturw. Ver. Augsburg 1890, p. 59.
5) v. Besserer, Verh. Orn. Ges. Bayern 5, 1905, p. 190.
°, 30. Jahresber. naturw. Ver. Augsburg 1890, p. 45.
?) Verh. Orn.’Ges. Bayern 7, 1908, p. 107.
8; Erdt, Verh. Orn. Ges. Bayern 5, 1905, 242; 9, 1909, p- 100.
9, J.f. O. 35, 1887, p. 387; 30. Jahresber. naturw. Ver. Augsburg 1890, p. 51.
'0) Syst. Übersicht Vögel Bayerns 1891, p. 21.
'!) Verh. Orn. Ges. Bayern 11, 1, 1912, p. 50.
2) Verh. Orn. Ges. Bayern 7, 1908, p. 82.
'8) Verh. Orn. Ges. Bayern 5, 1905, p. 202.
'4) Syst. Übersicht Vögel Bayerns 1891, p. 16.
'5) III. Jahresber. Orn. Ver. München 1903, p. 165.
Beiträge zur Ornithologie von Pfronten im Allgäu. 221
Rallidae.
94. Fulica atra atra L. — H.
Columbidae.
95. Columba palumbus palumbus L. — H.L.
Phasianidae.
96. Coturniz coturmix coturniz (L.). — H. f.:
Tetraonidae.
97. Tetrao wrogallus urogallus L. — E.!) ?)
Bemerkungen zu einzelnen Arten.
ad 1) Corvus corax corax L.
In der von mir durchgesehenen Literatur fand ich über das Vor-
kommen des Kolkraben in der Umgebung von Pfronten keinerlei
Angaben. Dagegen konnte ich am 2. Juni 1919 gelegentlich einer
Exkursion auf den Falkenstein ein Exemplar dieser Art beobachten,
wie es den Gipfel genannten Berges umflog und dann schwebenden
Fluges über das Pfrontener Tal hin nach dem Aggenstein-Massiv zu
verschwand. Da ich bei meinen späteren Besuchen im Gebiete nie
mehr auf einen Kolkraben gestoßen bin, ist wohl anzunehmen, daß
es sich auch am 2. Juni 1919 nicht um ein im Pfrontener Gelände
horstendes Exemplar gehandelt hat. Jedenfalls war der damals von
mir beobachtete Rabe aus den höheren, südlich von Pfronten schon
im Österreichischen liegenden Bergen auf einem Jagdzug zufällig
bis zum Falkenstein vorgedrungen.
ad 2) Corvus corone cornix L.
Über das Vorkommen der Nebelkrähe bei Pfronten liegt nur
eine einzige Mitteilung vor?). Dieselbe stammt von Dr. J. Gengler
und ist um so interessanter, als es dem Beobachter gelungen war,
im Sommer, am 14. Juni 1904 ım Torfmoos bei Moos am Weißensee
eine alte Nebelkrähe im Verein mit einer alten Rabenkräbe und drei
Jungvögeln zu beobachten. Von diesen jungen Vögeln war einer
„bis auf Kopf, Flügel und Schwanz ganz schmutzig braungrau“, ein
anderer „mattschwarz‘; der dritte hatte grauen Rücken.
Neuerdings sind nun diese während des Sommers außerhalb
der Zugzeit bei uns beobachteten „grauen Krähen‘‘ Gegenstand eines
Meinungsstreites geworden. Stresemann?) vertritt in seiner ‚die
Formen der Gruppe Aegithalos caudatus und ihre Kreuzungen‘ be-
!) Verh. Orn. Ges. Bayern 7, 1908, p. 138.
2) Es mögen hier noch manche Arten fehlen, die sicher im Gebiet vor-
kommen, doch wurden von mir in diese Liste nur diejenigen Aıten aufgenommen,
deren Auftreten einwandfrei nachgewiesen war.
®, Verb. Orn. Ges. Bayern 5, 1905, p. 134; Natur und Offenbarung 52, 1906,
p: 479.
# Stresemann, Über die Formen der Gruppe Aegithalos caudatus und
ihre Kreuzungen; in Beiträge zur Zoogeographie der paläarktischen Region,
München 1919, p. 19—23.
6. Heft
233 Dr. A. Laubmann:
handelnden Arbeit die Anschauung, daß es sich bei diesen ‚‚Sommer-
nebelkrähen‘‘ keineswegs um reinblütige, typische Exemplare von
Corvus corone corniz L. handele, auch nicht um sogenannte ‚‚Bastard-
krähen‘‘, also Nachkommen aus einer Mischehe zwischen Corvus cerone
corone L. und Corvus corone cornixz L., sondern daß man alle diese
fernab vom wirklichen Bastardierungsareal beobachteten und er-
brüteten Exemplare als Rückschläge, wie Stresemann sie nennt,
als ‚‚regressive Sprungvariationen‘‘, also als „atavistische, auf einen
grauen Urahnen rückweisende‘ typische Rabenkrähen zu betrachten
habe. H. Freiherr Geyr von Schweppenburg!) ist anderer
Ansicht. Baron Geyr vertritt, l.c., die Anschauung, daß es sich
bei diesen fern von ihrem eigentlichen Brutgebiet im Sommer an-
getroffenen grauen Krähen doch sehr wohl um reinblütige Nebelkrähben
oder doch Bastardkrähen handeln könne und ferner stimmt dieser
Autor auch der von Stresemann angenommenen Graufärbung der
„Urrabennebelkrähe‘“ keineswegs bei. Vielmehr hält Baron Geyr die
schwarze Färbung dieser Urform für die wahrscheinlichere. Strese-
mann’s Anschauung über diese regressiven Sprungvariationen steht
und fällt naturgemäß mit der hypothetischen Annahme, daß die
Urrabennebelkrähe grau gefärbt gewesen ist. ‚Die Frage, ob die
Urrabennebelkrähe grau, ob sie schwarz war, bleibt nach wie vor
ohne einwandfreie Beantwortung. Wir wissen es nicht; möglich ist
nach den bisher vorliegenden Beobachtungen sowohl das eine wie
das andere.‘“?)
Ohne hier weiter zu dieser sehr interessanten, aber auch ungemein
schwer zu lösenden Frage Stellung nehmen zu wollen, möchte ich bei
dieser Gelegenheit doch das folgende bemerken: Entgegen der Auf-
fassung von Stresemann halte ich mit Baron Geyr ein gelegent-
liches Zurückbleiben typischer reinblütiger Exemplare der Nebel-
krähe im Brutgebiet von Corvus corone corone L. und eine gelegent-
liche Vermischung beider Formen in einer Paarungsgemeinschaft
für sehr wohl möglich, zumal da die Nebelkrähe bei uns in Schwaben
im Winter gar nicht so selten erscheint wie Stresemann annimmt;
im Gegenteil gehört Corvus corone corniz L. zu den mehr oder weniger
regelmäßigen Wintergästen.
Wollten wir in unserem vorliegenden Falle die von Dr. Gengler am
Weißensee beobachteten drei Jungvögel — leider müssen wir uns
bei diesen Erörterungen fast immer auf reine Feldbeobachtungen
stützen ohne beweisende Belegexemplare zur Hand zu haben — als
„regressive Sprungvariationen“ im Sinne Stresemann’s auffassen,
dann müßten wir auch folgerichtig die beiden Eltern, in unserem
Falle also eine typische Rabenkrähe und eine atavistisch graugsfärbte
Rabenkrähe, als typische reinblütige Exemplare von Corvus corone
corone L. auffassen, den einen graugefärbten Elter aber ebenfalls
schon als eine regressive Sprungvariation. Nun müßte aber nach meiner
!) Falco, 16, 4, 1920, p. 17—26.
2) H. Freiherr Geyr von Schweppenburg, Falco, 16, 4, 1920, p. 26.
Baiträge zur Ornithologie von Pfronten im Allgäu. 223
Anschauung aus dem Umstande, daß dies atavistisch regressive Merk-
mal des einen Elter, in unserem Falle also die graue Färbung, über
die Erbmasse des reinblütigen Typus so stark dominiert, der Schluß
gezogen werden, daß bei allen weiteren Mischehen zwischen reinblütigen
Rabenkrähen und solchen regressiv atavistischen Exemplaren dies
regressive Merkmal über das normale die Oberhand gewinnen würde,
ein Moment, als dessen Folge eine allmälige Umförbung der schwarzen
Rabenkrähe in den regressiven Nebelkrähentyp statthaben müßte.
Dem widerspricht aber der tatsächliche Befund; denn die Beobachtung
solcher aberrant gefärbter Exemplare gehört bei uns immerhin noch
zu den Seltenheiten.
Aus solchen Erwägungen heraus stehe ich nun der Bastardierungs-
theorie keineswegs so ablehnend gegenüber wie dies Stresemann
tut. Ich möchte vielmehr — in Anlehnung an Baron Geyr — diese
grauen Krähen als richtige Bastarde ansehen und zwar dürfte diese
Auffassung in all den Fällen klar auf der Hand liegen, in denen als
die beiden Eltern eine typische Rabenkrähe und eine typische
(wenigstens der Färbung nach) Nebelkrähe in Betracht kommen.
Zeigen jedoch die Nachkommen eines schwarzgefärbten Elternpaares
Tendenz in Grau auszuschlagen, so wäre die Annahme vielleicht
gerechtfertigt, in dem einen der beiden Eltern einen Bastard zu er-
blicken, in dem cornöxz-Blut fließt, ohne äußerlich in Erscheinung
getreten zu sein. Dabei scheint die schwarze Färbung prädominierend
zu sein und im Laufe weiterer Generationen das crniz-Blut wieder
zu verwischen.
Haben wir es also nach der Anschauung von Stresemann mit
rein-corone-blütigen Exemplaren zu tun, bei denen gelegentlich Rück-
schläge zum graugefärbten Urtyp vorkommen, so wären nach der
anderen Ansicht diese grauen Krähen als richtige Bastarde aufzufassen,
bei denen corone und corniz-Blut in Mischung vorhanden ist und bei
welchen sich diese Mischung in der Färbung bald mehr bald weniger
ausprägt.
Welche von diesen beiden Auffassungen die richtige ist, ist heute
noch kaum zu entscheiden. Hier dürfte dem Experiment noch manche
Klärung vorbehalten sein.
ad 35) Parus atricapillus abe. ?
Wie in meiner Arbeis ‚Beiträge zur bayrischen Ornithologie“!)
bin ich auch heute noch nicht in der Lage, über die Formenzugehörigkeit
der im Pfrontener Gebiet vorkommenden Weidenmeisen etwas ge-
naueres anzugeben. Vergleichsmaterial aus diesem Gebiet liegt eben
bis heute noch nicht vor und so verbleiben alle eventuellen An-
schauungen hierüber bis zu einem gewissen Grade nur Vermutungen.
Immerhin erscheint es berechtigt zu sein, aus analogen Gebieten
Schlüsse auf unser Gelände zu abstrahieren. So verdanken wir neuer
dings Stresemann und Sachtleben?) eine äußerst inhaltsreiche
1) Verh. Orn. Ges. Bayern 14, 3, 1920, p. 212.
2) Verh. Orn. Ges. Bayern 14, 3, 1920, p. 228—269.
6. Heft
224 Dr. A. Laubmann:
Abhandlung über die europäischen Mattkopfmeisen, der wir in Bezug
auf die Formenzugehörigkeit der Weidenmeisen des oberbayerischen
Voralpenlandes folgendes entnehmen können.
„In der näheren Umgebung Münchens ist noch P. a. salicarius
heimisch: Min. 58,5, Max. vermutlich 65,5 mm!) (ermittelt 64,5 mm).
— Material 6 Exemplare.
Bei Ascholding?) lebt eine zu montanus überleitende Paarungs”
gemeinschaft: Min. 60,2, Max. 67 mm. — Material 30 Exemplare.
Formel: P .a. salicarius > montanus.
Am Herzogstand stehen die Mattkopfmeisen noch näher mon-
tanus. Min. 61,2, Max. vermutlich 68 mm (ermittelt 67 mm). —
Material 7 Exemplare. Formel: P. a. salicarıus < montanus.
Bei Mittenwald lebt der echte P. a. montanus: Min. 62,5, Max.
vermutlich 69,5 mm (ermittelt 69 mm). — Material 25 Exemplare.“
Wenn wir diese geographischen Verhältnisse auf die Pfrontener
Gegend anwenden dürfen, so würde dem Gebiet am Herzogstand
vielleicht das Falkenstein-Massiv gleich zu setzen sein, so daß für
die von Hoffmann und mir hier beobachteten Weidenmeisen die
Formel P. a. salicarius < montanus angewendet werden könnte.
Die von ©. E. Hellmayr?) am Nebelhorn bei Oberstdorf im
Allgäu beobachteten Exemplare dürften demnach wohl als typische
Parus atricapillus montanus Baldenst. angesehen werden, während
die Vögel vom Elbsee bei Aitrang — ein von mir am 8. Juni 1920 am
Elbsee dem Nest entnommener Jungvögel befindet sich in der Samm-
lung des Münchener Museums — und wohl auch noch die aus der Kauf-
beurer Gegend, entsprechend der Ascholdinger Paarungsgemeinschaft
mit der Formel P. a. salicarius > montanus bezeichnet werden könnten.
Wenn Hoffmann?) schreibt: ‚Im Tale der Dürren Ach kam mir
einmal die durch ihren braunen Oberkopf ausgezeichnete Alpen-
meise zu Gesicht‘, so mag es sich auch in diesem Falle wohl nur um
ein Exemplar jener mit der Formel P. a. salicarıus < montanus zu
bezeichnenden Paarungsgemeinschaft gehandelt haben. Wie schon
oben bemerkt, dürfte der typische Parus atricapillus montanus erst
in den höheren Berglagen auftreten.
Ich selbst traf die Weidenmeise am 2. Juni 1919 am Nordhang
des Falkensteins bei Benken an und auch auf meinen zahlreichen im
heurigen Jahre in das Gebiet unternommenen Exkursionen habe ich
jedesmal die Weidenmeise am Falkenstein beobachten können.
1) Die normale Pendelweite der Größenvariation am Flügel beträgt bei den
größeren europäischen Rassen etwa 7 mm; unsere Feststellungen decken sich
hier mit denen Kleinschmidt’s [Str. u. Sachtl.]
2) Ascholding an der Isar in der Hochebene südlich von München [Anmerk.
d.>y,1 a
8) Verh. Orn. Ges. Bayern 14, 3, 1920, p. 212, Fußnote 3.
4, Verh. Orn. Ges. Bayern 13, 1, 1918, p. 66.
Beiträge zur Ornithologie von Pfronten im Allgäu. 225
. ad 44) Phylloscopus bonelli bonelli (Vieill.).
Was die Verbreitung dieser Laubvogelart bei uns in Bayern
betrifft, so mag es mir gestattet sein, auf meine diesbezügliche Arbeit
im Journal für Ornithologie hier zu verweisen!).
Am Falkenstein gehört die Art zu den gewöhnlichen Brutvögeln
und tritt hier sowohl an den Nordhängen wıe auch auf der Südseite
an den Hängen gegen das Vilstal hinab sehr zahlreich auf. In ihrem
Vorkommen bevorzugt sie am Falkenstein mehr aufgeschlosseneres
Gelände, also namentlich blumige Wiesenhänge, welche mit schönen
großen Exemplaren einzelstehender Tannen, Fichten, Buchen, Ahorn
oder auch Föhren bestanden sind. In den Waldungen auf dem 'al-
boden habe ich im Pfrontener Gebiet den Berglaubvogel nicht an-
getroffen, dagegen zeigte er sich allenthalben an den Hängen über
den Ortschaften. Am 12. Juli 1920 konnte ich am Südabhang unterhalb
des Falkenstein-Unterkunftshauses in unmittelbarer Nähe der soge-
nannten Lourdes-Grotte eine ganze Familie, 2 alte Vögel mit 3 jungen
Exemplaren in einem alten Bergahornbaum beobachten. Die alten
Vögel waren eifrigst damit beschäftigt, ihren hungrigen Jungen Nahrung
herbeizuschaffen.
ad 45) Phylloscopus sibilatrix sibilatrix (Bechst.).
Hoffmann?) traf den Waldlaubvogel im Pfrontener Gebiet
nicht an. Dagegen konnte ich?) die Art auf dem Weg vom Falken-
stein über den Salober an den Alatsee in den Buchenwaldungen an
der Salober-Alpe häufig beobachten, weite Strecken sogar in Gemein-
schaft mit dem Berglaubsänger. Gengler*) erwähnt die Art aus der
Umgebung des Weißensees, also auch noch aus unserem in Frage
stehenden Gebiet. Die Verbreitung dieser Art bei uns im Allgäu scheint
überhaupt eine recht sporadische zu sein. Nach Erdt kommt diese
Laubvogelart bei Kaufbeuren nicht vor und erst nach langem ver-
geblichen Suchen habe ich, aufmerksam gemacht durch Prof. Dr.
A. Ries, Bamberg,?) die Art bei Bernbach in der sogenannten Hornau
getroffen. Am 13. Mai 1920 konnte ich die Art auch erstmals für
das Elbseegebiet bei Aitrang im Allgäu nachweisen. Ich traf hier
auf ein singendes Männchen, habe den Vogel aber späterhin nicht
mehr entdecken können.
ad 46) Acrocephalus arundinaceus arundinaceus (L.).
Weder Hoffmann noch Gengler (l.c.) führen den Drosselrohr-
sänger für das Gebiet an. Dagegen ist es mir‘) am 7. Juli 1919 gelungen
im Röhricht des Weißensee diese Art festzustellen. Ich wagte damals
noch nicht die Art als Brutvogel anzusprechen; nachdem es aber
am 2. Juli 1920 nochmals möglich war, die Vögel am gleichen Platze wie
!) Journ. f. Ornith. 68, 1920, p. 245272.
2) Verh. Orn. Ges. Bayern 13, 1, 1917, p. 69.
8 Verh. Orn. Ges. Bayern 13, 3, 1918, p. 223.
4, Natur und Offenbarung 52, 1906, p. 482. »
5, in lit. Brief-vom 12.1. 1919.
®, Ornith. Monatsber. 1921, p. 1—4.
Archiv für Naturgeschichte
1921. A. 6. 15 6.Heft
226 Dr. A. Laubmann:
im Vorjahre aufzufinden, zweifle ich nicht mehr daran, daß es sich
hier um,den ersten Nachweis des Brutvorkommens dieser Art für
Schwaben und Neuburg handelt. Die Tatsache, daß Hoffmann
die Art für den Weißensee nicht anführt, mag vielleicht darin be-
gründet sein, daß Hoffmann seinerzeit nicht bis an das Ostende
des Sees vorgedrungen war. Ich hörte und sah den Drosselrohrsänger
nämlich am Ostende des Sees in dem hier völlig versumpften Röhricht
vom Rande eines kleinen Föhrenwäldchens aus, das bis an di; Straße
Weißensee—-Füßen heranreicht. Vgl. hierzu meine zusammenfassende
Darlegung in den ÖOrnithologischen Monatsberichten.!)
ad 67) Piyonoprogne rupestris rupestris (Scop.).
Unstreitig die interessanteste Vogelart des ganzen Gebietes ist
die am Falkenstein hausende Felsenschwalbe Wie schon mehrfach
erwähnt, wurden die Felsenschwalben hier im Sommer 1916 von
Prof. B. Hoffmann?) für die Wissenschaft entdeckt. Ich habe jedoch
Grund zu der Annahme, daß dieses Jahr keineswegs identisch ist mit
dem Jahre des Einzuges dieser Schwalbenart bei uns in Deutschland.
Einer liebenswürdigen Mitteilung von Prof. Dr. Ries, Bamberg,?)
kann ich nämlich das folgende entnehmen:
Am 22. August 1912 besuchte Prof. Ries von Pfronten aus den
Falkenstein; bei dieser Gelegenheit konnte derselbe vom Fenster
des Unterkunftshauses aus gegen die Felswände des Steilabfalles ın
das Vilstal hinab seglerähnliche Vögel anfliegen sehen. Auf Befragen
des Wirtes nach diesen Vögeln gab dieser die dahingehende Auskunft,
dieselben seien schon alle Sommer, die er da heroben zu bringe, hier
und auch in diesem Jahre täglich in den Felsen zu beobachten. Weiter
bemerkte Prof. Ries, die Färbung dieser Vögel habe ihn unwillkürlich
an die unserer Uferschwalbe erinnert. Es unterliegt nach alle dem
meiner Anschauung nach absolut keinem Zweifel, daß wir es hier schon
mit Felsenschwalben zu tun haben. Prof. Ries war damals nicht auf
diesen Gedanken gekommen, sondern hatte im ersten Augenblick
auf Alpensegler geraten. Es bleibt also immer noch das Verdienst
Prof. Hoffmanns als erster die Aıtzugehörigkeit dieser Felsen-
bewohner richtig erkannt zu haben. Interessant ist es aber, daß hier
am Falkenstein schon seit manchen Jahren eine ormithologische
Seltenheit gebrütet und Junge großgezogen hatte, unbeachtet und
unerkannt vom Strom der Wanderer, ein typisches lehrreiches Bei-,
spiel, wie leicht eine Art übersehen werden kann. Einmal bekannt
geworden, wurde auch bald mit dem wachsenden Interesse für diese
Art eine zweite Kolonie an der Luegsteinwand bei Oberaudorf durch
E. Lindner?) entdeckt.
Die Falkenstein-Kolonie wurde im August 1916 für die Wissen-
schaft entdeckt. Im folgenden Jahre, am 24. Mai 1917, besuchte ich
!) Ornith. Monatsber. 1921, p. 1—4.
2) Verh. Ornith. Ges. Bayern 13, I, 1917, p. 70—72.
3) in lit. Brief vom 12.1. 1919.
*) Verh. Orn. Ges. Bayern 14, 2, 1919, p. 148—-149.
Beiträge zur Ornithologie von Pfronten im Allgäu. 2
die Kolonie zum ersten Mal und konnte damals nur 2 Vögel um den
Felsabsturz schweben sehen. 1918 kam ich nicht hin. 1919 aber konnte
ich am 2. Juni ebenfalls wieder 2 Exemplare am gleichen Platze kon-
statieren. Im heurigen Jahre, 1920, hatte ich Gelegenheit, den Falken-
stein mehrmals zu besuchen. Am 23. Juni 1920 konnte ich die Felsen-
schwalbe wieder beobachten und zwar diesmal in 3 Exemplaren. Die
Vögel flogen wie gewöhnlich am obersten Felsabsturz unterhalb der
Burgruine am Südabhang gegen das Vilstal an der Wand, in welcher
sich kurz unterhalb der Wirtschaft die Lourdesgrotte befindet. Oft
schwebten sie hier ganz nieder über der hier steil abhängenden Alpen-
wiese, eifrig nach Insekten suchend, oder sie erhoben sich hoch in die
Lüfte und schwebten dann weit draußen dahin, hoch über den weit
unter ihnen versinkenden Bergwäldern. Manchmal ruhten die Vögel
auch auf einem schmalen Felsband in der Steilwand von ihren Sturz-
flügen aus; meistens verschwanden sie aber in der über der Mutter-
gottes-Statue sich öffnenden breiten Felsspalte. Bei meinem Nach-
suchen fand ich auf der abgeplatteten Stelle vor der Grotte eine Menge
Kot und konnte nun auch in ungefähr 15 m Höhe über dieser Stelle
in einer kleinen Spalte das Nest entdecken, zu welchem die Vögel
immer wieder mit Futter zurück kamen, offenbar Junge atzend.
Ein weiteres Nest befand sich vermutlich unweit des ersten an einer
noch tiefer im Geklüft verborgenen Stelle; wenigstens sah ich hier
den dritten alten Vogel immer wieder verschwinden. Das Nest klebte
nach Art eines Rauchschwalben-Nestes an der Wand unter einem
schützenden Felsvorsprung. Aus dem Nest hörte ich feine piri piri,
während die alten Vögel bei ihren seglerähnlichen Flügen rauhe
pripri-Rufe hören ließen, ähnlich denen der Mehlschwalbe.
Am 2. Juli sind die Jungen noch nicht ausgeflogen; wenigstens
kann ich an diesem Tage wie am 23. Juni nur die 3 alten Exemplare
beobachten.
Am 12. Juli dagegen haben die Jungvögel das Nest schon verlassen.
Ich kann 3 Jungvögel auf einer schmalen Felsleiste oberhalb der Grotte
beobachten. Die Vögel sehen so unscheinbar aus, daß ich sie erst
bemerkte, als die alten, diesmal nur 2, immer wieder an die gleiche Stelle,
anscheinend mit Futter, anfliegen. Nur eines der Jungen wagt sich
einmal zu einem kurzen Flug mit den Alten hinaus in die sommerlich
heiße Luft. Die Vögel sind wenig scheu und schießen im Flug manchmal
kaum 2 oder 3m von mir entfernt vorbei.!)
!) Um den Lesern einen Begriff von den durch die Verkehrseinschränkung
entstandonen Schwierigkeiten zu geben, sei bemerkt, daß ich bei jeder Falken-
stein-Exkursion morgens 3 Uhr Kaufbeuren mit dem Rad verlassen habe, um zu-
nächst den etwa 50 km langen Weg nach Pfronten-Ried zurückzulegen. Dann
wurde sofort der Falkenstein erstiegen und am gleichen Tage fuhr ich dann im
Laufe des Nachmittags wieder über Weißensee — Füssen — Roßhaupten nach
Kaufbeuren zurück (60 km).
15* 6.Heft
938 Dr. A. Laubmann.
Literaturübersicht.
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in Tirol; Ornith. Monatsber. 27, 1919, p. 104—105.
2. Gengler, J. Ein Beitrag zur Ornis von Füßen und Umgebung;
Natur und Offenbarung, 52, 1906, p. 478—489.
3. Hellmayr, C. E. Verh. Orn. Ges. Bayern 13, 3, 1918,
p. XVII.
4. Hoffmann, B. Gina aus Pfronten. Verh. Orn.
Ges. Bayern 13, 1, 1917, p. 61—73.
5. Derselbe. Vom Vogelleben im hinterpommerschen Kalle
gebiet nebst einem Vergleich mit der Vogelwelt des Allgäu (Pfronten),
Verh. Orn. Ges. Bayern 14, 1, 1919, p. 89—102.
6. Jäckel, A. J. Systematische Übersicht der Vögel Bayerns
usw.; München "und Leipzig, 1891.
7. X. Jahresbericht (1885) des Ausschusses für Beobachtungs-
stationen der Vögel Deutschlands; Journ. f. Ornith. 35, 1887, p. 337—615.
8. Lindner, E. ÖOrnith. Monatsber. 27, 1919, p. 85—86.
9. Derselbe. - Die Felsenschwalbe in Bayern; Verh. Orn. Ges.
Bayern 14, 2, 1919, p. 148— 149.
10. Laubmann, A. Zum Vorkommen der Felsenschwalbe
(Riparia rupestris rwpestris |Scop.]) am Falkenstein bei Pfronten;
Verh. Orn. Ges. Bayern, 13, 3, 1918, p. 221— 224.
ll. Derselbe. Beiträge zur bayrischen Ornithologie; Verh.
Orn. Ges. Bayern 14, 3, 1920, p. 210— 213.
12. Derselbe. Der Berglaubvogel (Phylloscopus bonelli bonelli
[Vieill.]) und seine Verbreitung in Bayern; Journ. f. Ornith. 68, 1920,
p. 245— 272.
13. Derselbe. Über die Verbreitung des Drosselrohrsängers
(Acrocephalus arundinaceus arundinaceus (L,) im bayrischen Allssız
Orn. Monatsber. 29, 1921, p. 1—4.
14. Materialien zur bayerischen Örnithologie. 1, Jahresber. Orn.
Ver. München 97/98, 1899, p. 83—152.
15. Materialien zur bayerischen Örnithologie 3, III. Jahresber.
Orn. Ver. München 01/02, 1903, p. 139—384.
16. Materialien zur bayerischen Ornithologie 4, Verh. Orn. Ges.
Bayern 5, 1905, p. 77—258.
17. Materialien zur bayerischen Ornithologie 5, Verh. Orn. Ges.
Bayern 7, 1908, p. 68—145.
18. Materialien zur bayerischen Ornithologie 6, Verh. Orn. Ges.
Bayern .9,. 1909, „p. 68— 167. a >
19. Materialien zur bayerischen Ornithologie 7, Verh. Orn. Ges.
Bayern 11, 1, 1912, p.19—106.
20. Materialien zur bayerischen Örnithologie 8, Verh. Orn. Ges.
Bayern 12, 1, 1914, p. 13—40.
21. Wiedemann, A. Die Vögel des Regierungsbezirkes Schwaben
und Neuburg; 30. Jahresber. naturw. Ver. Augsburg 1890, p. ae
—
_ Über einige Ephemeropteren- Typen
älterer Autoren.
Von
Dr. Georg Ulmer,
Hamburg
(Mit 21 Figuren.)
Beim Bearbeiten von Ephemeropteren der Museen zu Brüssel,
Halle, Paris und Wien kam mir eine Anzahl von Typen in die Hände.
Da diese Typen seit 50 oder mehr Jahren, teilweise sogar seit der
ersten Veröffentlichung der Arten, niemals mehr einem Bearbeiter
vorgelegen haben, so erschien es mir wünschenswert, mich genauer
mit ihnen zu beschäftigen. Es handelt sich um Typen Burmeister’s
von 1839 (Zool. Institut Halle), Pictet’s von 1843—1845 (Natur-
histor. Hofmuseum Wien), Hagen’s von 1858, 1860, 1861, 1864
(Museum Wien und Coll. Selys in Museum Brüssel) und endlich
um je eine Type Blanchard’s von 1851 (Museum Paris) und Brauer’s
von 1857 (Museum Wien). Von den meisten derselben kann ich genauere
‚Beschreibungen geben und damit eine Anzahl von Arten klarstellen.
Von Burmeister’s Arten hatte ich nur drei erhalten: über die Typen
Rambur’s (in Coll. Selys) berichte ich hier nicht (mit Ausnahme
einer einzigen), weil schon Eaton sie gedeutet hat.
I. H. Burmeister, Handbuch der Entomologie. H. 2. Abt. 1839.
1. Oxyeypha discolor p. 797 = Tricorythus discolor Burm. (Fig. 1).
Burmeister hat ein Stück, ein 9, gehabt, das er „wegen der
sehr rauhen Flügel und Schwanzborsten für eine Subimago halten“
- würde, „wenn nicht aus der Geschlechtsöffnung‘. der Eierklumpen
schon halb hervorragte.‘“ Im Zoologischen m Halle stehen
drei Exemplare bei ‚‚discoler Br. — Pr. b. sp.“; das diesen Zettel
tragende Stück (No. 1115) ist le Ale Type; es besitzt,
wie übrigens auch die zwei anderen ihm völlig ähnlichen Exemplare,
ein hervorquellendes Eiklümpehen von ockergelber oder hell ocker-
gelber Farbe. Alle drei Stücke sind Imagines, nicht Subimagines,
da die Schwanzborsten sehr lang sind und lange Glieder haben; Bur-
meister war zweifelhaft über das Stadium der Entwicklung, auch
Eaton beschreibt in Revis. Monogr. Rec. Ephem. 1885 p. 139 unter
Tricor ythus discolor Burm. nur die Subimago (nach einem Exemplar
in Hagen’s Sammlung): Esben-Petersen beschrieb das & in Ann.
South Afr. Mus. X. 1913 p. 181 £. 2, 3; es ist im Vergleich zum 9 sehr
dunkel.
6. Teft
230 Dr. Georg Ulmer:
Hier gebe ich die Beschreibung des @ nach der Type, unter Heran-
ziehung der zwei andern oben erwähnten Exemplare. Der Name,
unter dem Eaton und E. Petersen die Art aufführen (Tricorythus
discolor Burm.) ist der jetzt gültige.
Q (trocken): Kopf großenteils schwarz oder grauschwarz, aber
die ganze hintere Partie, hinter den seitlichen Özellen, scharf ab-
gesetzt hellgraugelblich; Augen schwarz, klein, der Raum zwischen
ihnen über 3 mal so breit wie die Augenbreite; die Ozellen auf der
Kuppe hell, Fühlerbasis und erstes Glied schwärzlich, Fühlergeißel
hell gelblichbraun. Pronotum gelblich, aber stark schwärzlich über-
tuscht; Mesonotum vorn dunkel gelbbraun, über den Flügeln und
hinten hell graulichgelb; das Mesonotums jederseits mit einem schwärz-
lichen, nicht scharf begrenzten Längswisch, so daß also in der Quer-
richtung des Mesoscutum von Flügel zu Flügel folgende Färbungen
auftreten: hell-graulichgelb, schwärzlich, braun, schwärzlich, nell-
graulichgelb; Metanotum hellgraulichgelb, schwach schwärzlich über-
tuscht; die Seiten und die Unterfläche der Brust hellgelblich (ocker-
weißlich oder cremefarben), die ersteren hier und da schwärzlich.
Hinterleib oben hellgelblich oder
hell bräunlichgelb, stark schwärz-
lich übertuscht, so daß, besonders
bei zusammengeschobenen Hinter-
leibssegmenter, die Tergite, mit
bloßem Auge betrachtet, sehr
dunkel erscheinen; bei ausge-
zogenen Segmenten sieht man,
daß die Hinterränder und die
Mittellinie schwörzlich sind und
daß grauschwärzliche Schatten
besonders nach den Teergitseiten hin die helle Grundfarbe vielfach
verdecken. Unterfläche des Hinterleibes wie die Brust - Unter-
fläche, ungefleckt. Schwanzborsten mindestens 1?/, mal so lang wie
der Körper, weiß, ungeringelt, dicht bewimpert. Flügel (Fig. 1) sehr
hell bräunlichgrau (hell haselfarben), der Costalraum nicht oder kaum
dunkler; Längsadern etwas dunkler, graubraun, Costa, Subcosta '
und Radius in der basalen Hälfte mehr grauschwärzlich; Queradern
sehr undeutlich:; Aderverlauf und Flügelform wie von Esben-
Petersen (]. e. f. 2) für das $ gezeichnet; Hinterrand dicht bewimpert.
Beine hellgelblich, Vorderschenkel schwärzlichbraun gerandet, Schiene
und Tarsus des Vorderbeines braun.
Körperlänge: etwa 5 mm; Länge des Vorderflügels: 9—-10 mm;
Flügelspannung also etwa 19-2] mm; Schwanzborsten: 8-9 mm.
Fig 1.
2. Baetis eostalis p. 800 — Atalopk'ebie, costalis Burm. (Fig. 2).
Im Zoologischen Institut zu Halle 1%, bezeichnet ‚‚costalss Br.
— Holl. nov.“; es ist die Type. Merkwürdigerweise fügt Eaton
(Trans. Ent. S:oe. London 1871 p. 81) der Beschreibung, die er wört-
lich nach Burmeister gibt, hinzu: ‚“uhimago“, und auch in Monogr.
Über einige Ephemeiopteren-Typen älterer Autoren. 231
Revis. 1884 p. 89 gibt er nur die Burmeister’sche Diagnese in
Übersetzung mit der Hinzufügung „Subimago“; ich finde nirgends
eine Bemerkung, daß die Type
eine Subimago sein soll; Bur-
meister sagt (l.c. p. 801): „Sg“,
und die Type ist auch wirklich
eine Imago; vielleicht wurde
Eaton zu seiner Annahme
durch die Bemeikung Bur-
meisters über die Flügel ver-
leitet: B. spricht nämlich von
„alis subfumatis“; in der Tat
sind die Flügel über weißem
Untergrund ganz schwach bräun-
lich, aber völlig durchsichtig. Die
Art gehörs zur Gattung Atelo-
phlebia Etn. und heißt demnach
A. costalis Burm. Die Genital-
anhänge (Fig. 2) sind ganz gut
erkennbar und zeigen keinerlei
Abweichung von denen der A. Fig. 2.
australasica Pict.!); auch in allen
übrigen Merkmalen ist A.costalis jener Pictet’schen Art völliggleich; die
beiden Arten sind identisch; der von Burmeister gegebene Name
hat die Priorität. Eine Beschreibung der Type erübrigt sich, da ich
kürzlich die Art unter dem Pictet’schen Namen beschrieben habe
(Ark. f. Zoologi, X. No. 4 1916 p. 2 £. 1, 2).
3. Pelingenia dorsalis p. 803 = Campsurus dorsalis Burm. (Fig. 3).
Im Zoologischen Institut zu Halle befindet sich unter ‚dorsalis
Burm. —- Bras.“ ein Campsurus-$ mit einem zweiten Zettel ‚Nov.
Frib.‘‘; Burmeister gibt von seiner Type an, daß sie ein $ gewesen
sei von 10 Linien Körperlänge und der Palingenia longicauda an
Größe wenig nachstehe; die Körperlänge des vorliegenden & ist aber
nur etwa 6 Linien (so groß wie die der Type von Baetis costalis Burm.);
also kann das genannte Exemplar nicht die Type sein; trotzdem
‚möchte ich es als zu dieser Art gehörig betrachten. Das © nämlich,
welches Burmeister beschreibt, ist unter allen bekannten Cempsurus-
Q2 das größte, und ich nehme an, daß zu der Art mit dem größten ©
auch das größte S gehört; die SS der sonst bekannten Arten sind
aber beträchtlich kleiner als das vorliegende £. Die Aderung der
Flügel ferner ist bei diesem 3 völlig so wie bei denjenigen weiblichen
Exemplaren, die alle Autoren (Pietet, Hagen, Eaton) als ‚‚dorsalis““
bezeichnen, und endlich widerspricht auch die Beschreibung durch
Burmeister nirgends. Ich beschreibe hier also das vorliegende &
als Campsurus dorsalis Burm. Dieses $ war bisher unbekannt. Banks
!) Nur den Längswulst am Innenrande der Penisloben kann ich an der Type
nicht deutlich erkennen, da die basale Partie des Penis unsauber ist.
6. Heft
232 Dr. Georg Ulmer:
zeichnet in Psyche XX. 1913. t.4. £.7 die Genitalanhänge einer
brasilianischen Campsurus-Art (,,a large species“), welche er mit Bur-
meister’s Art identifiziert; diese Genitalanhänge sind ähnlich denen
von (©. albifilum Walk., und Banks vermutet, daß die beiden Arten
synonym seien. Aus der Figur von Banks geht zwar hervor, daß
seine Exemplare zu Ü. albifilum gehören, aber nicht, daß sie ©. dorsalis
darstellen. Kein Wort der Beschreibung, besonders auch nichts über
die Nervatur, findet sich an dieser Stelle bei Banks. |
g (trocken): Kopf zwischen den Ozellen schwarz, bis auf diesen
kleinen Raum von dem vorspringenden Pronotum völlig verdeckt,
Unterfläche des Kopfes ockergelb. Pronotum fast so lang wie breit,
die Vorderrandmitte sehr stark stumpfdreieckig vorgezogen, so daß
der Kopf fast gänzlich verdeckt ist; der Vorsprung des Pronotum
und die dahinter liegende Mittel-Partie des Hauptteiles ist violett-
schwarz; dieser violettschwarze Fleck erreicht den Hinterrand des
Pronotum nur an zwei Stellen, nämlich mit seinen streifenartig aus-
gezogenen Hinterecken, so daß zwischen diesen seitlich liegenden
Streifen ein breiter Saum vor der Hinterrandmitte hell graulichgelb
bleibt; hellgelblich sind auch die Seitenteile des Pronotum, aber ‘die
Hinterecken desselben und die seitlichen Teile des Hinterrandes sind
schwarz. Mesonotum ockergelblich, die Mittellinie wenig dunkler,
mit den für Campsurus charakteristischen zwei schwarzen Längslinien
jederseits. Metanotum ockergelblich, hinten schwärzlich. Seiten und
Unterfläche der Brust hell ockergelb, ungefleckt. Hinterleib oben
(bei zusammengeschobenen Segmenten) ganz schwärzlich, die Seiten-
linie g.:Iblich, die Unterfläche hellgraulichgelb, stark grauschwärzlich
übertuscht; das letzte Teergit und die Seitentsile des vorletzten zeigen
deutlich hellere (gelbliche) Grundfärbung und auch die anderen
Tergite scheinen in der Umgebung der Vorderecken hell (gelblich)
durch; letztes Sternit ganz gelblich. Schwanzborsten abgebrochen,
ihre Basis weiß. Beine hell gelblich, die Vorderbeine, mit Ausnahme
der hellen Hüften und Schenkelringe, stark schwärzlich übertuscht.
Flügel durchscheinend, fast farblos. ganz schwach graulich, Costal-
und Subcostalraum des Vorderflügels im basalen Teile braunviolett
oder schwärzlichviolett getönt, eine Färbung, die apikalwärts immer
schwächer wird, so daß das apikale Drittel der genannten zwei
Zwischenräume schon ganz farblos ist wie die Flügelfläche: die Adern
sind in auffallendem Lichte braunviolett: die Basis der Costa in der
Umgebung der großen Querader, und die basalen zwei Drittel der
Subcostaunddes Radiusvonder großen Querader an sind violettschwarz;
in durchfallendem Lichte bleiben diese violettschwarzen Adern sehr
dunkel, die basalen Partien der folgenden Löngsadern werden grau-
lichviolett, und die apikalen Partien der Längsadern wie auch alle
Queradern erscheinen dann. weißlich; im Hinterflügel sind die Adern
ähnlich wie im Vorderflügel, doch sind die drei ersten Längsadern
nicht dunkler. Im Costalraume des Vorderflügels liegen etwa 37 his
40 Queradern, von denen die ersten basalen weniger deutlich sind,
und von denen mehrere, besonders solehe in-der Flügelmitte liegenden,
Über einige Ephemeropteren-Typen älterer Autoren. 333
gegabelt oder mit einander verbunden sind; im Subeostalraume finden
sich etwa 35 bis 37 Queradern, alle einfach; im Radialraume 20 bis
21 Queradern; die Queradern
der Pterostigma-Region stehen
am dichtesten beisammen; auch
auf der übrigen Flügelfläche
sind die Queradern sehr zahl-
reich, sie bilden ein dichtes
Netz und lassen am Außenrande
einen Randsaum frei; der
zweite Gabelast des Cubitus
ist mit der ersten Analader
nur ‘durch Queradern ver-
bunden; die beiden eingeschal-
teten Zwischenraumadern des
Analraumes laufen basalwärts
zusammen und münden mit
gemeinsamem kurzen Stiel in
die Analader I. Der Hinter-
flügel zeigt deutlich die Sektor-
und Mediagabel und besitzt
gleichfalls ein dichtes Netz von
Queradern. Das IX. Sternit ist
in der Hinterrandmitte konkav,;
das Basalglied der Genitalfüße
(Fig. 3) ist sehr klein, kaum
erkennbar, der Apex derGenital-
füße ist nicht verdickt und trägt nur die schwache Innen-
bürste; die Subgenitalplatte (Fig. 3) ist durch einen tiefen und breiten
Ausschnitt bis fast zur Basis gespalten; jede Hälfte hat die Gestalt
eines flachen Hakens, ist in der Mitte des Innenrandes etwas ver-
schmälert und die sehr kurze Spitze ragt nach innen, so daß beide
Haken zusammen zangenartig aussehen; sie sind mehr häutig als
chitinig, aber ihr Außenrand und ihr Apikalrand sind leistenartig
verstärkt. Der Penis ist nicht sichtbar.
Körperlänge: 10 mm; Länge des Vorderflügels: fast 18 mm;
Flügelspannung also etwa 37 mm.
Fig. 3.
IE. Pietet, F. 3., Histoire Naturelle generale et partieuliere des
Nevrepteres. Fam. Eph&mörines. Genf 1843—-1845.
4. Palingenia limbata Serville p. 146—-148. t.12 — Hexagenia limbata
(Serv.) Guer: (Fig. 4).
Pictet gibt an, daß die Figur 1 auf tt. 12 nach einem $ aus dem
Museum Wien, Fig.2 nach einer $-Subimago aus seiner Sammlung
und Fig. 3 nach einem Q aus dem Museum Wien gezeichnet sei; er
zweifle nicht (p. 17), daß diese letztere Figur das © der „‚P. nervosa‘“
darstelle; u Angabe wird ein Schreibfehler sein; es sollte wohl
6. Heft
254 Dr. Georg Ulmer:
heißen „PP. limbata‘‘, da weder Pictet selbst noch ein anderer Autor
eine „nervosa‘‘ beschrieben hat.
Im Wiener Museum sind drei Exemplare mit „Pictet vidit‘
bezeichnet:
a) No. 18, Subimago, &, ‚Am. b. Parriyss“. Nach diesem Exem-
plar ist Fig. 1 gezeichnet worden, sie stellt also, wie übrigens auch
aus den verhältnismäßig kurzen Vorderbeinen zu ersehen ist, keine
Imago, sondern die Subimago dar!). Auf der Dorsalfläche des Hinter-
leibes zeigen sich schattenhaft unter der Subimaginalhaut dunkle
(grauschwärzliche matte) Zeichnungen, wie Pictet sie gibt: eine
Längsbinde in der Mitte und jederseits eine schiefe Längsbinde auf
allen Tergiten II bis IX. Die zwei letzten Glieder der Genitalfüße
sind abgebrochen; die Penisloben sind hakenförmig (Fig. 3).
b) No. 190, Subimago, 9, ,Par.“, ist ganz unvollständig; es
fehlen Hinterleib und Hinterflügel.
c) Subimago 9, ohne weitere Bezeichnung, gibt Pictet’s Fig. 3
ganz gut wieder, wenn man berücksichtigt, daß das Tier jetzt etwa
75 Jahre in der Sammlung steckt und die dunklen Figuren auf dem
Hinterleibe infolgedessen verblichen sind; zu erkennen sind aber noch
der Mittelstreif und die abgekürzten Seitenstreifen, die mehr als
Flecke erscheinen.
Die Art gehört in die Gattung Hexagenia Walsh und müßte also
Hezagenia limbata Serville heißen, vorausgesetzt, daß Pietet dieselbe
Art vor sich gehabt hat wie Serville (in Guerin, Iconogr. Regne
Anim. II. 1. t.40. £. 7-9, Text III. p. 384. 1829—1831). Die An-
sichten darüber schwankten; so zieht Hagen (Synops. Neuropt.
North-Amer., Smithson. Miscell. Coll. 1861. p. 41) die Hezxagenia
limbata Piet. zu einer anderen amerikanischen Art H. bilineata Say,
trennt aber H. limbata Serv. davon ab; Eaton dagegen (Rev. Monogr.
Recent Ephem. or Mayflies, Trans. Linn. Soc. (2) Zool. III. 1883 p. 50)
vereinigt H. limbata Serv. mit H. bilineata Say und gibt dann (l. e.
p. 55) der H. limbata Pict. einen neuen Namen: H. variabilis Etn.?).
Nun existiert glücklicherweise noch eine Type Serville’s (Guerin’s),
die Rambur in Hist. Natur. Nevropt. 1842. t.8. f.2 abbildet und
p. 295 beschreibt, in der Coll. Selys-Longehamps (Museum Brüssel);
diese Type, die ich jetzt hier habe, sahen früher auch Hagen und
Eaton, die Pietet’schen Typen dagegen kannten sie nicht und so
kamen sie zu verschiedenen Resultaten. Um zu entscheiden, um
welche Art es sich bei 4. limbata Pict. eigentlich handelt, muß ich
also auch auf H.limbata Serv. (+ Ramb.) eingehen und, da die
bisher aufgestellten Merkmale zur Unterscheidung der nordameri-
kanischen Arten überhaupt nicht ausreichen, von diesen insgesamt
sprechen. Es handelt sich da nach Eaton (Rev. Monogr. 1883 p. 50
1) Da Pictet sie für eine Imago hielt, ebenso wie das 9 c), deshalb eben
rechnet er die ‚‚limbata‘‘ zu Palingenia und nicht in seine Gattung Ephemera.
2) Auf t.7 f. 11e spricht er noch von „‚limbata“ statt ‚‚variabilis“.
Über einige Ephemeropteren-Typen älterer Autoren, 235
—58) um fünf Arten: 7. mexicana Etn., H. bilineata Say, H. munda
Etn., H. venusta Etn., H. variabslis Etn. Hagen sagt in seiner Be-
sprechung der Hezagenia-Arten (Stett. Ztg. 1890 p. 11—13), einer
Besprechung, die er an die Durchsicht des Eaton’schen Werkes
(Rev. Monogr. 1883—-1888) anschließt, daß er „weit davon entfernt“
sei, „die nordamerikanischen Arten für erledigt zu halten‘; er findet
„keinen durchgreifenden Unterschied!) in Größe, Färbung und Zeich-
nung‘ ‘ für A. bilineate Say und H. variabrlis Etn. (in Eaton’s Werk).
Sicher hatte Hagen die weitaus größte Sammlung von nordameri-
kanischen Hexagenia-Arten — und wenn es ihm nicht gelungen ist,
Unterschiede festzustellen, so kann man schon daraus auf die
Schwierigkeiten schließen. Walsh (Proc. Ent. Soc. Philadelphia II.
1863. p. 197, 199) nennt als Unterschied lebender Stücke die Farbe
der Augen; deren oberer Teil bei 77. bilineata zimtbraun, bei 4. limbata
(variabilis) grüngelb ist (nach dem Abdruck der Beschreibung in
Eaton, A Monograph on the Ephemeridae, Trans. Entom. Soc.
London. 1871. p. 66), fügt aber hinzu, daß ‚trockene Stücke nament-
lich der Männchen sehr schwierig zu trennen“ sind (nach Hagen,
Stett. Ztg. 1890. p. 12); andere als diese 2 Arten unterschied Walsh
nicht. — Liest man nun die Beschreibungen Eaton’s ıl.c. 1883
p. 50 und 55), so vermißt man völlig die Darstellung morphologischer
Unterschiede, abgesehen von der Abbildung des Penis (Fig. 11b,
H. bilineata, Fig. lle H.variabil's); Hagen meint ıl.c. 1890 p. 13),
daß diese Abbildungen nicht gut mit einander verglichen werden
können, da die eine (Fig. Ilc) nach getrocknetem, die andere
nach Spiritus- Material gezeichnet sei; er wird darin Recht haben.
Hagen gab nun selbst schon 1861 (l.c. p. 41 und 42) die Form des
Penis für bilineata und limbatc an; der erstere sei am Apex ‚‚incurved,
oval“, der letztere dort „unguiculated, recurved‘“; obgleich ich nun
im Wiener Museum einen Teil des von Hagen bearbeiteten Materials
(nämlich die Stücke von New-Orleans, Pfeiffer, die er als typisch
für Iumbata betrachtet) vorfand und obwohl ich an zahlreichen anderen
Stücken die Genitalanhänge untersucht habe, bemerkte ich nirgends
Penis-Formen, die im Gegensatz zu ‚incurved“ als ‚recurved‘“ be-
zeichnet werden könnten‘ b>j allen Hexagenia-Arten ist der Penis
(oder besser jeder der 2 Penisloben) nach innen (medial) gebogen;
nur bei stark zusammengetrockneten oder gedrückten Exemplaren
könnten sich die Loben so herumdrehen, daß die Spitze statt medial
zu zeigen in dorsale oder gar laterale Richtung gebracht wäre. Es
ist also auch mit Hagen’s Angabe leider nichts anzufangen. — Aus
Eaton’s Beschreibungen der Hexagenia: Arten ersieftt man, daß
ihm für „bilineata‘“ und „tartabilis“ viel mehr Material vorgelegen
hat, wie für die anderen Arten?); da nun fast kein Stick dem andern
ganz gleich ist in der Färbung, so erklärt es sich denn auch, daß die
!) Die Unterschiede im Bau des Penis, die er p. 13 angibt, teilt er nur nach
den Figuren Eaton’s mit (t.7 f. 11b?, 11ec), nicht nach eigener Anschauung.
2) Mir übrigens geht es ebenso.
6. left
236 Dr. Georg Ulmer:.
Beschreibung der genannten zwei viel weniger prägnant ist als die
der anderen!). Man kann sich nach der Beschreibung, die Eaton
gibt, leicht ‚„belineata‘“-Exemplare vorstellen, die zu ‚‚varvabilis‘“
gehören, und umgekehrt. Es will mir, obgleich ich seit drei Jahren
das ganze Material von Zeit zu Zeit immer wieder vorgenommen
habe, nicht gelingen, nach Eaton’s Darstellungen die Arten sicher
zu bestimmen; paßt einmal irgend ein Färbungsmerkmal einer Art
auf gewisse Stücke, so passen andere Merkmale derselben Art ganz
Fig. 4. Fig. 5.
gewiß nicht. Färbungs-Unterschiede reichen also zur Bestimmung
der nordamerikanischen Arten (wie übrigens wohl der meisten
Ephemeropteren!) nicht aus. Ich gab deshalb die Gruppierung nach
den Eatön’schen Merkmalen ganz auf und suchte nach morpholo-
gischen Unterschieden. Dies Verfahren führte schließlich zum Ziele,
wenigstens bei den $d. Drei Arten kann ich nun mit Sicherheit fest-
1) Hat man nämlich nur wenig Material, womöglich nur ein oder zwei Stück
einer Art, so beschreibt man einfach: Körperteil A hat die Farbe a, B die Farbe b
usw., — hat man aber viele Stücke, dann sieht man viele Abweichungen und .
man muß schreiben: Körperteil A hat die Farbe a oder die Farbe x oder die
Farbe q usw.
' phemer opteren-Typen älterer Autoren. 337
stellen.) Charakteristische Merkmale finden sich nämlich in der
Form und Länge der Vorderbeine, wie besonders in dem Bau der Genital--
organe. Berücksichtigt man die
Vorderbeine allein, so ergeben sich
zwei Gruppen; die eine Gruppe
besitzt V orderbeine von fast Körper-
länge, die andere (H. venusta Etn.
enthaltend) viel kürzere Vorder-
beine. Trennt man das Material
nach dem Bau der Genitalanhänge
so erhält man wieder zwei Gruppen;
die eine zeichnet sich durch
bakenförmige Penisloben und
breite Endglieder der Genitalfüße
(Fig. 4) aus, die andere durch
schnabelartig verlängerte Penis-
loben und dünne Endglieder‘Fig.5);
zur ersten Gruppe gehört wieder
H. venusta und ein Teil des übrigen
Materials, zur zweiten Gruppe ge-
hört der Rest. Nun fragt sich also
nur noch, wiesich die beschriebenen
Arten zu dieser Einteilung ver-
halten, wie also H. bilineata Say,
H. limbata Serv. + Ramb. und
H.limbata Pict. organisiert sind,
und ferner, auf welche Arten sich
Hagen’s, Walsh’s,‘ Eaton’s
Beschreibungen beziehen. Die
Type von H.bilineats Say ist
nicht vorhanden; die Beschreibung
aber, die 1863 Walsh gibt (zitiert
in Eaton, l. c. 1871. p. 66, 67)
und schon der. Ärtname weisen
darauf hin, daß Say Exem-
plare gehabt hat, deren sehr dunkler Hinterleib jederseits eine helle
Längsbinde aufwies (vgl. Fig. 6); dies paßt nur auf Stücke, wie die
schon erwähnten von New-Örleans, die Hagen sah (aber zu limbata
stellte) und andere, die ich aus Texas und Washington vor mir habe;
alle genannten Exemplare besitzen zwei dünne Endglieder an den
Genitalfüßen und schnabelartig verlängerte Penisloben (Fig. 5).
Sieht man sich nun Serville’s Type (in Voll. Selys) und die Figur
Fig. 6. : Fig. 7.
!) Abgesehen vielleicht von der sehr dunklen H. mexicana, welche die vierte
Art darstellen würde; die fünfte, HZ. munda, mit U-förmigen Zeichnungen auf
den Tergiten, sehe ich in meinem Material nicht. A. H. Morgan beschrieb
kürzlich noch e’ne neue Art (H. recurvata Morg., Ann. Ent. Soc. Amer. VI,
1913, p. 39).
6. Heft
238 | Dr. Georg Ulmer:
derselben bei Rambur (1842, t.8 f.2) an, so erkennt man sofort,
daß diese Art niemals hätte „belineata‘‘ genannt werden können,
denn auf ausgedehnterem hellen Grunde liegen drei dunkle Linien
(vgl. Fig. 7), der Hinterleib ist also nicht bilireat, sondern trilineat;
leider ist das Hinterleibsende der männlichen Type!) schlecht erhalten;
man erkennt aber noch sehr gut. daß die Genitalfüße zwei breite
Endglieder hahen. Also ist Z. limbata Serv. (+ Ramb.) nicht Z. bi-
lineata Say. Ein dieser Type sehr ähnliches $ ist im Museum Berlin
aus Texas vorhanden (No. 4538)?); auch bei diesem Exemplare sind
die Endglieder der Genitalfüße breit — und die Penisloben sind nur
einfach hakenförmig, — beides im Gegensatz zu H. bilineata Say!
Unter den Typen Pictet’s (s. vorh.) zeigt die $-Subimago (No. 18)
ebenfalls die einfache Hakenform der Penisloben, so daß kein Zweifel
herrschen kann über die Identität der Picetet’schen H. kmbata mit
der gleichnamigen Serville’s (+ Rambur’s); zudem ist auch die
Zeichnung des Hinterleibes wieder ähnlich, nämlich ‚trilineat“. —
Eaton hatte die H. limbata Pict. in H. variabilis Etn. umbenannt,
weil er annahm, daß limbata Serv. + Ramb. eine andere Art sei
als limbata Pict., der letztere Name in der Gattung also schon vergeben
sei. Da. nun aber feststeht, daß Serville, Rambur und Pictet eine
und dieselbe Art mit dem Namen Iimbata belegten, so ist die Namens-
änderung überflüssig und ZH. variabilis Etn. muß heißen H. limbata
Serv.
Die beiden Arten, die schon so viel Kopfzerbrechen gemacht
haben, unterscheiden sich also folgendermaßen:
a) H.bilineata Say: Hinterleib oben (meist) dunkel, mit einer
Reihe von hellen dreieckigen oder ovalen Flecken jederseits (Fig. 6);
Penisloben schnabelartig nach innen verlängert; Endglieder der Genital-
füße schlank (Fig. 5).
b) H. limbata (Serv.) Guer.: Hinterleib oben hell, mit drei dunklen
Linien (Fig. 7); Penisloben nur hakenförmig gebogen; Endglieder.
der Genitalfüße breit (Fig. 4).
Hagen und Eaton haben augenscheinlich beide Arten mit
einander vermengt, und man muß zugeben, daß manche Formen der
beiden Arten in Färbung und Zeichnung des Körpers wie auch der
Flügel einander sehr ähnlich sind. Der Bau der Genitalorgane trennt
sie aber sicher auch in zweifelhaften Fällen. Hexagenia venusta Etn.
ähnelt, wie gesagt, der H. limbata Serv. in den Genitalanhängen, hat
aber viel kürzere Vorderbeine und abweichende Zeichnung des Hinter-
1) In Coll. Selys sind zwei Typen Serville’s (+ Rambur’s) vorhanden;
beide bezeichnet ‚BE. limbata Nob. Amerig. Septentr.‘‘, die eine-ist No. 47, die
andere mit einem Zettel Hagen’s ‚‚E. limbata Rbr.‘‘ — No. 47 ist die bessere
von beiden, Kopf fehlt, Hinterleib fast völlig erhalten, ein Genitalfuß erkennbar
mit zwei breiten Endgliedern; das andere Stück ist sehr unvollständig, besteht
nur aus Flügeln und Brust, der man eine Schwanzborste kunstreich angefügt hat.
2) Nur sind die Zeichnungen des Hinterleibes etwas mehr ausgedehnt und'
der Außenrand der Hinterflügel ist etwas weniger gedunkelt.
Über einige Ephemeropteren-Typen älterer Autoren. 239
leibes (auf hellem Grunde mit purpurrotem oder dunkelgraubraunem
abgekürzten Flecke jederseits in Tergit II bis VIII). Die in der
Fußnote genannte H.recurvata Morg. ähnelt der H. venusta in der
Länge der Vorderbeine beim &, weicht aber sonst in vielen Stücken ab.
5. Palingenia albicans Perch. p. 149—-150. t. 13. £. 1—3 = Asthenopus
albicans Piet. (nec Perch.) (Fig. 8).
Unter Campsurus albicans Perch. stecken im Wiener Museum
zwei Stücke zusammen, beide bezeichnet ‚Pictet vidit‘‘; beide sind &.
Das eine Stück trägt einen alten blauen Zettel „Shtt.‘“ (wobl der
Sammler Schott?), das andere einen Zettel gleicher Art „Pb.“ Es
sind zwei verschiedene Arten. Pictet’s Figur 1 ist sicher nach dem
ersten Exemplare (Shtt.) gezeichnet, die Figur 2 ebenfalls, Fig. 3
könnte nach jenem zweiten (Pb.) entworfen sein. Die Beschreibung,
die Pictet gibt, paßt gut auf das „‚Shtt.-Stück“, nicht auf das andere;
„Shtt.““ ist also als eigentliche Type zu betrachten. In der Flügel-
färbung ist Pictet’s Figur 1 ganz gut getroffen; wenn ich das Exem-
plar in Armeslänge von mir weg zum Fenster hin halte und auf
hellerem oder dunklerem Untergrunde besehe, trifft die Färbung
genau zu; halte ich das Tier neben Pictet’s Figur auf den weißen
Untergrund der Tafel, so sind die Flügel dunkler, mehr braunviolett;
gegen das Licht betrachtet, tritt die opalblaue Färbung des äußeren
Flügeldrittels stark hervor, und halte ich das Tier links oder rechts
von mir über dunklen Untergrund, so erscheinen die Flügel ganz
milchig weiß mit bläulichem Tone; die Vorderbeine sind in Pictet’s
Figur 1 zu hell gezeichnet. Fig.2 gibt die Form des Pronotum gut
wieder, die Ozellen aber viel zu klein; Fig. 3 stellt das letzte Tarsal-
glied des Vorderbeines mit
den zwei Krallen dar, aber
wohl vom Stücke ‚„Pb.‘“, an
welchem die längere Kralle ER /
am Ende ganz schwach knopf- &N
artigverdickt und die kürzere
am Ende etwas umgebogen
ist; Pietet’sFigurübertreibt
diese Verhältnisse außer-
ordentlich, worauf schon -
Eaton, Rev. Monogr. 1883.
p. 40, hingewiesen hat.
Das Stück ‚Shtt.“ (die
eigentliche Type) ist leider
Q
SSL
>
Rz
% :
unvollständig; es fehlen der N
N \\
Hinterleib und die Hinter-
flügel; von den Beinen ist Fig. 8.
nur ein Vorderbein erhalten,
dem das letzte Tarsalglied 3 PR
mit den Krallen mangelt. Das Vorderbein ist so lang oder länger
wie der Vorderflügel, also ähnlich wie bei ‘Pelymitareys; aber die
6. Heft
240 | Dr. Georg Ulmer:
Tibie ist nur etwa 1!/, so lang wie der Schenkel (bei genannter Gattung
3 bis 5 mal so lang); der Tarsus ist etwa 31/, mal so lang wie die Tibie
(bei Polymitarcys kürzer als die Tibie). Da auch das Pronotum sehr
kurz ist und die Aderung im Analraume eine andere (Fig. 8), so kommt
diese Gattung nicht in Betracht. Ebenso kann es sich auch nicht um
Campsurus handeln, wohin Eaton (l. c. p. 40) die Art brachte; Camp-
surus hat nämlich ein viel längeres Pronotum und viel kürzere Vorder-
beine, deren Glieder noch dazu in einem ganz andern Größenverhältnis
zu einander stehen. Es bleibt nur die Gattung Povilla, die in Gestalt
der Beine und des Pronotum wie in der Flügelnervatur sich ähnlich
wie Pietet’s Type verhält. Nun existiert aber in Süd-Amerika noch
eine in ihre Verwandtschaft gehörige Art, Campsurus curtus Etn.,
welche Eaton früher (Trans. Ent. Soc. 1871 p. 59) als Typus seiner
damals neu aufgestellten Gattung Asthenopus betrachtete; diese
Gattung hatte er 1883 (Rev. Mon. p. 40) wieder fallen lassen und die
Art curtus in die Gattung (ampsurus eingefügt. Campsurus curtus
Etn. zeigt jedoch soviele Eigentümlichkeiten gegen die andern
Campsurus-Arten (sehr kurzes Pronotum, lange Vorderbeine, breitere
Genitalfüße), daß diese Art aus der Gattung Campsurus herauszunehmen
ist; ich setze deshalb Asthenopus wieder in seine alten Rechte ein und
füge hinzu, daß Povilla vielleicht nicht als von Asthenopus gesonderte
Gattung aufrecht zu erhalten sein wird; Povilla Nav. müßte dann,
da erst 1912 aufgestellt, zu gunsten des schon 1871 begründeten
Asthenopws Etn. weichen. Die Type Pictet’s (Shtt.) gehört in diese
Gattung hinein; die Art heißt also Asthenopus albicans Piet.!).
Nun fragt es sich noch, wie paßt Percheron’s Beschreibung
und Figur seiner Ephemera albicans (Guerin-Meneville et Percheron,
Genera des Insectes ..... 6. Liefer., No. 6, t.4, f.1. und Text [ebne
pag.]) zu'der Pictet’schen Art. Die Antwort lautet: schlecht:
Percheron hat sicher eine Campswrus-Art vor sich gehabt, welche
Art aber, ist nicht zu sagen; sicherlich war es kein Asthenopus, obwohl
Pictet bemerkte: ‚„M. Gu£erin en possede quelques debris‘‘; die kurzen
Vorderbeine, das große Pronotum und die Beschreibung der Flügel
sprechen dagegen. Percheron’s Art bleibt also vorläufig als Camp-
surus albicans und Pictet’s Art als Asthenopus albicans stehen, die
von einander weit verschieden sind.
Die zweite Type Pictet’s (Pb.) gehört wahrscheinlich zu dem
kürzlich beschriebenen Campsurus truncatus Ulm. und ist dem
C. quadridentatus Etn. ähnlich.
6. Palingenia indiea (Kollar Mss) Pict. p. 151—152. t. 13. f.4 = Poly-
mitarcys indicus Pict.
Die Type im Wiener Museum ist eine Q-Subimago, Indes orientales,
mit 13 mm Länge des Vorderflügels; die Hinterleibssegmente sind
stark zusammengeschoben, die Dorsalfläche des Hinterleibs ist jetzt
1) Die Gattung enthält dann (außer Povilla) drei Arten: A. curtus Etn.,
A.albicans Pict. und A. amazonicus Hag.
Über einige Ephemeropteren-Typen älterer Autoren. 241
ganz dunkel, doch sieht man mit der Lupe auf den vorderen Segmenten
seitlich die hellere Grundfarbe näher dem Vorderrande hervortreten;
die zwei Eipakete sind fast gänzlich aus dem Körper ausgestoßen.
Im Analraume des linken Vorderflügels finden sich fünf gut aus-
gebildete Längsadern, im rechten Vorderflügel nur 4 und unregel-
mäßig gestaltete Anfänge der fünften Längsader. Die Art ist von
Eaton 1871 (Trans. Ent. Soc. London p. 61) schon richtig in die
Gattung Polymitarcys gebracht worden, sie heißt also Polymatarcys
indicus Pict. Eine Figur der Analpartie des Vorderflügels gab ich
nach Java-Material in Not. Leyden Mus. XXXV. 1913. £.1. Die
mittlere Schwanzborste ist augenscheinlich kürzer und dünner als
die äußeren.
7. Palingenia dorsalis Burm. p. 153—154 t.13 f.5 = Campsurus
| dorsalis Burm.
Im Museum Wien 8 9, sämtlich mit einem alten Zettel „N.c. Y.“
und ‚Pictet vidit‘“ bezeichnet; Pietet gibt an, daß er nur zwei Exem-
plare gehabt habe. Leider sind alle acht Exemplare 29; auch Bur-
meister (Handb. Ent. II. 1839. p. 803) hatte nur $ zur Beschreibung.
Zwar sind die Typen dieser beiden Autoren noch nicht mit einander
verglichen worden (auch ich konnte die Q-Type Burmeisters bisher
nicht erhalten), aber es ist wohl kein Zweifel, daß Burmeister und
Pictet dieselbe Art beschrieben; sie heißt jetzt Campsurus dorsalüs
Burm.
Vgl. hierzu auch die Bemerkungen vorher (bei Burmeister,
Handb., unter Palingenia dorsalis) p. 231.
8. Palingenia longicauda Oliv. p. 155—157. t.14, 14 bis, 15. 1;
—= Palingenia longicauda Oliv.
Pictet gibt an, auch Exemplare von Kollar gehabt zu haben;
in der Sammlung des Wiener Museums sind keine Stücke als solche
bezeichnet. Die Art ist die in der Überschrift genannte.
9. Baetis venosa p. 167—168. t.20. f.1. = Epeorus assimihs Etn.?
Im Wiener Museum sind zwei Exemplare mit „Pietet vidit‘
bezeichnet; das eine ist eine $ und trägt einen Zettel ‚Mann, Fiume,
1853, das andere 'eine $-Subimago mit dem Zettel „Fiume, Mann“;
Die Jahreszahl 1853 macht es fraglich, ob es sich wirklich um eine
Type Pi ctet’s handelt, denn die Arbeit Pictet’s erschien 10 Jahre
früher; aus Dalmatien stammte das Material, das Picetet beschreibt.
Beide Exemplare gehören sicher zu Epeorus assimilis Etn. (Rev.
Monogr. p.239) und nicht zu Ecdyonurus venosus Fabr. — Eaton
rechnet B.venosa Piet. teils zu Ecdyonurus helveticus Etn. (Rev.
Monogr. p. 282), teils zu Eedyonurus venosus Fabr. (ibid. p. 284).
10. Baetis foreipula Kollar MSS. p. 170. = Ecdyonurus forcipula Pict.
Pictet erwähnt in einer ‚‚Ncte‘“ eine der :B! venosa verwandte
Art aus Österreich, Böhmen, Bayern, die ihm von Kollar als B!
Archiv für Naturgeschichte
1921. A.6. 16 6. Heit
242 Dr. Georg Ulmer:
forcipula geschickt war. Typen dieser Art finde ich nicht; zwei von
Kollar gesammelte Zcdyonurus-$3, das eine bezeichnet „Austria“,
das andere „Reichenau“, gehören zu Ecdyonurus venosus Fabr.
11. Baetis flaveola Kollar MSS. p. 186— 187; t. 23. f.4. = Heptagenia
interpunctata Say und H. pulchella Walsh.
Im Museum Wien zwei Exemplare, mit ‚„Pictet vidit‘‘ bezeichnet,
die zwei verschiedenen Arten angehören. x
1. Eine 9-Subimago, mit einem Zettel ‚„Pöp. 852° und einem
zweiten Zettel inHagen’s Handschrift ‚, Baetis flaveola Pict.‘“‘. „Pöp.“
bedeutet augenscheinlich den Sammler Poeppig, der das Tier aus
Tennessee mitbrachte. Eaton (Rev. Monogr. p. 279) betrachtet
Baetis flaveola Pict. als synonym mit Ecdyonurus vertieis Say.; doch
kann diese Gattung nicht in Betracht kommen, da das erste Glied der
Hintertarsen deutlich kürzer ist als das zweite Glied; auch die Be-
schreibung der genannten Art paßt auf die Type Pictet’s nur ober-
flächlich. Es handelt sich sicher um eine Heptagenia-Art und zwar
um H.interpunctata Say; der für diese so charakteristische!) dunkle
Längsstrich in der Mitte des Radialraumes hinter der Bulla des Vorder-
flügels ist sehr deutlich (wenn auch durch die Falten in den nicht glatt
liegenden Flügeln etwas verdeckt). Hagen (Synops. Neuropt. North
Amer. 1861. p.45) bemerkt über dasselbe Exemplar (das er für
Q-Imago hält), es sei zweifellos die Baetis interpunctata Say; auch er
macht schon auf den dunklen Längsstrich aufmerksam. Sein: An-
sicht über die Zugehörigkeit der Type zu der Say’schen Art kann ich
also bestätigen. Eine Beschreibung möge hier folgen:
An dem Exemplare sind die Flügel und der Körper noch im Sub-
imaginalzustande, die Beine dagegen völlig imaginal, nur das linke
Hinterbein noch subimaginal. — Kopf und Brust weißlichgelb; ersterer
mit den für die Imago festgestellten zwei Paar schwarzen Punkt-
flecken; das Paar oben neben den Augen ist schwer sichtbar, weil
durch Faltungen der Haut etwas verdeckt; das Paar unter der Fühler-
basis ist sehr deutlich. Pronotum mit schwarzem länglichen Flecke
jederseits etwa in der Mitte zwischen Seitenrand und Mittellinie.
Hinterleib gelbrötlich, die Hinterränder der Tergite I bis IX schwärz-
lich, die Hinterränder der Sternite hell. Schwanzborsten hellgelblich
oder hellgraulichweiß, nur sehr schwach dunkler’ geringelt und nur
an der Basis. Beine (imaginal!) grünlichgelb, die Schenkel in der
Mitte und am Apex mit je einem sehr deutlichen schwärzlichen Bande,
Apex der Schienen und Gelenke der Tarsalglieder wie die Krallen
nur dunkelbräunlich; hintere Beine im ganzen heller als Vorderbeine.
Am Vorderbeine ist der Tarsus kaum so lang wie die Schiene, diese
etwas länger als der Schenkel: Länge der Tarsalglieder wie bei den
europäischen Arten. Flügel hellgraugelblich, entlang dem Vorder-
rande reiner gelb; die Längsadern sind braun, jedoch die zwei ersten
!) Allerdings zeigen auch andere amerikanische Heptagenia-Arten diese
Flügel-Zeichnung.
Über einige Ephemeropteren-Typen älterer Autoren. 243
Drittel von Costa, Subcosta und Radius, wie auch die Basis der
folgenden Längsadern und alle Adern der Analregion heller, mehr
gelblich; Queradern schwarz, mit Ausnahme der dem Hinterrande
näherliegenden, wo sie gelblich sind, und der großen Costalquerader,
die hell ist und nur nach der Subcosta hin gebräunt ist; die Quer-
adern im basalen Teile des Costal-, Subcostal- und Radialraumes
sind z. 1. verdickt; in der Mitte des Radialraumes ein kurzer dunkler
Längsstrich (s. 0.); vor der Bulla liegen im Costalraume etwa 4 bis 6,
nahe hinter ihr auch 4 (nahe beieinander) und dahinter 10 bis 12 Quer-
adern, alle einfach. Hinterflügel nur unvollständig vorhanden. —
Körperlänge: 7 mm; Länge des Vorderflügels: etwa 91/, mm; Flügel-
spannung etwa 20 mm; Schwanzborsten: 14 mm.
2. Eine $-Subimago, mit einem Zettel „Par. e. 17. 196“ wird
gleichfalls eine Heptagenia sein, u.z. wahrscheinlich H. pulchella
Walsh. Körper hell gelbockerfarben; Tergite II bis VI in der Hinter-
randmitte grauschwärzlich gesäumt. Schwanzborsten gelbweißlich,
Beine gelblich, Schenkel etwas dunkler als Schiene und Tarsus; Vorder-
schenkel mit einer schwärzlichen Binde in der Mitte und am Ende,
die andern Schenkel haben nur die apikale Binde deutlich, ferner ist
an allen Schienen das Ende gebräunt, ebenso die Tarsalgelenke und
die Krallen; am Hinterbein rangieren die Tarsalglieder der Größe
nach vom V. größten, II, I, III, IV; am Vorderbeine II, III, IV, V,
I; Glied I ist etwa ?/, so lang wie Glied II. Die Flügel sind hell grau-
lichweiß, Costal- und Subcostalraum schwach isabellfarben, die Adern
dunkelbraun, Costa, Subcosta und Radius ockergelblich, die Längs-
adern überhaupt etwas heller als die Queradern; die Queradern der
apikalen Flügelhälfte ganz schwach bräunlich umschattet; die Aderung
der Analregion und des ganzen Hinterflügels heller bräunlich ; im Costal-
raume des Vorderflügels fünf Queradern vor der Bulla, etwa 13 bis
14 hinter ihr, alle gerade und regelmäßig; Hinterflügel am Apex nicht
dunkel. Körperlänge: fast 7” mm; Länge des Vorderflügels: 10 mm;
Flügelspannung: 21 mm; Schwanzborsten: 9 mm. Die Figur, welche
Pictet gibt (t. 23. f. 4), ist sicher von diesem Exemplare genommen,
nicht von jenem oben beschriebenen, das zu H. interpunctata gehört.
12. Baetis australasiea Kollar MSS. p. 189—190. t. 24. £. 1,2. — Atalo-
phlebia ccstalis Burm.
Es sind drei Typen vorhanden, 1%, 19, 12 Subimago, letztere
beiden bezeichnet Lotz 11, Lotz 12, die beiden ersteren tragen den
Zettel „Pictet vidit‘, und die Spezies-Etiquette gibt den Fundort
„Sidney, Melbourn>“. Das $ hat noch nichts von der Deutlichkeit
der Zeichnung auf dem Hinterleibe singebüßt. Die Art ist dieselbe
wie Atalophlebia costalis Burm. und wurde von Eaton (Rev. Monogr.
p- 86. t. 10. £.16c) und von mir (Ark. f. Zool. X. No. 4. 1916. p. 2.
f.1, 2) unter dem Namen Atalophlebia australasica Pict.: beschrieben,
Vgl. die Bemerkung über Baetis costalis Burm. w. o., p. 230.
16* 6. Heft
944 Dr. Georg Ulmer:
13. Potamanthus ? inanis Koll. MSS. p. 232—234. t. 24. f.5. = Lepto-
hyphodes n. g. inanis Pict. (Fig. 9—10).
Es sind 8, meist schlecht erhaltene Typen vorhanden, sie tragen
denselben blauen Zettel ‚„Shtt.“ wie Paling. albicans und sind alle
mit „Pietet vidit‘‘ bezeichnet; es sind alles Jg.
Eaton (Rev. Monogr. 1887. p. 297) vermutet, daß diese Art in
die Verwandtschaft der auf seiner Tafel 15 dargestellten Gattungen
gehöre; dort sind dargestellt Hagenulus, Teloganodes, Tricorythus,
Leptohyphes, Caenis, Prosopistoma. Die Gattung Leptohyphes Etn.
könnte am ersten in Betracht kommen; doch sind die Unterschiede
des Potam. inanis Pict. von den Leptohyphes-Arten so stark, daß ich
eine neue Gattung, Leptohyphodes, aufstelle; diese unterscheidet
sich von Leptohyphes hauptsächlich durch die langen Beine (s. w. u.),
während letztere kurze Beine besitzt. Eine genauere Darstellung
ist an anderer Stelle gegeben. Potamanthus ? inanis Piet. führt also
jetzt den Namen Leptohyphodes inanis Pict.; in diese Gattung gehört
auch die von Banks (Psyche XX. 1913. p. 85. t. 4. f£. 10) unter dem
Namen Tricorythus australis beschriebene Art.
Fig. 9.
Eine neue Beschreibung der L. inanis Pict. existiert bisher nicht;
deshalb gebe ich hier eine solche:
3 (trocken): Kopf vor den großen Augen, die den Kopf fast völig
verdecken, schwärzlich; der obere Augenabschnitt schwärzlich, aber.
en den Rändern rotbraun durchscheinend, der untere Abschnitt
schwarz. Brust oben glänzend braun, Pronotum dunkler als die beiden
anderen Nota, die Ränder schwarz. Hinterleib oben weiß, die zwei
letzten Segmente schwärzlichgrau und alle übrigen Tergite besitzen
jederseits an der Seitenlinie einen schwärzlichgrauen Fleck, der auf
den hinteren der weißlichen Tergite (V oder VI bis VIII) größer ist
als auf den vorderen; Seitenlinie schwärzlich; die Unterfläche des
Hinterleibes ist dunkler als die Oberfläche, alle Sternite sind durch-
scheinend bräunlich- oder hellschwärzlichgrau, die Gelenke weißlich.
Über einige Ephemeropteren-Typen älterer Autoren. 245
Unterfläche der Brust graubraun. Schwanzborsten grauweißlich,
schmal schwarz geringelt, in der Zahl von drei vorhanden, stwa so
lang oder kürzer wie die Flügel, die mittlere Schwanzborste anscheinend
etwas länger als die seitlichen. Beine graubraun, die Vorderschiene
schwärzlichbraun, der Vordertarsus weıßlich; die Vorderbeine sind
dünn und lang, etwa so lang wie der Körper, etwas kürzer als der Flügel;
der Schenkel ist wenig mehr als !/, so lang wie die Schiene, diese etwa
5 mal so lang wie der Tarsus; die Tarsalglieder nehmen in der Reihen-
folge II, III (gleich) V, IV, Tan Länge ab; Glied Il ist so Jang wie
Glied III und IV zusammen; Mittelbeine etwas kleiner als Hinter-
beine; Schenkel der Mittelbeine etwa °?/,, der Hinterbeine etwa ebenso
lang wie die Schiene; Mittelschiene etwa 4 mal, Hinterschiene etwa.
3 mal so Jang wie der Tarsus: die Tarsalglieder der hinteren Beinpaare
nehmen in der Reihenfolge V, IV (gleich) II, III, Ian Länge ab; Glied V
ist so lang wie die drei vorbergehenden zusammen, Glied IV ist am
Apex sehr schief; Krallen innerhalb der Paare ungleich, am Vorder-
beine wahrscheinlich gleich (stumpf). Flügel (Fig. 9) fast durchsichtig,
schwach schwärzlichgrau getönt,
der Costalraum ganz und der Sub-
costalraum bis etwa zur Mitte
grauschwärzlich (mit dunkel-
violettem Tone), die Flügelbasis
gelblich ; dieAdern schwärzlichgrau,
bei schiefer Beleuchtung bräunlich;
die Längsadern sind über weißem
Untergrunde mit bloßem Auge
deuilich, die Queradern erst bei
Lupenbetrachtung; die Aderung
verläuft ganz ähnlich wie bei den
bekannten Leptohyphes-Arten (vgl.
Baton, Rev. Mon. t.15 £.25 bis,
und Eaton, Ephemer. in Biol.
Gentr: Amer. 1892431: 89);
der untere Ast des Cubitus (Cu,)
beginnt näher an der Analader I
als an Cu, und ist mit Cu, gar Fig. 10. .
nicht verbunden, beginnt also frei;
die Zwischenraumader No. I im
Analraume ist vor ihrer Basis durch je eine Querader mit A, und A,
verbunden: die Zwischenraumader No.2 ist meist mit No.1 ver-
einigt, so daß beide zusammen eine Gabel bilden; seltener ist: No. 2
unverbunden. Der um das Mesonotum herumlaufende Flügelrand-
saum ist über den Apex des Mesonotum hinaus in je einen langen,
schwach gebogenen, fast gerade nach hinten gerichteten pfriem-
förmigen Fortsatz verlängert. Der Hinterrand des Flügels ist so gut
wie unbewimpert, nur an einigen Exemplaren zeigen sich hier und
da einige Wimperhärchen. Hinterflügel fehlend.. Die Genitalfüße
und der Penis (Fig. 10) sind weißlich oder gelblich durchscheinend;
6. Heft
246 Dr. Georg Ulmer:
in Ventralansicht (Fig. 10) sind die Genitalfüße breit lanzettförmig,
das letzte Endglied scharf zugespitzt; das zweite Glied kurz, am
Apex ausgehöhlt und an der apikalen Außenecke stark vorgezogen;
in dieser Aushöhlung steht die verschmälerte Basis des Endgliedss; das
erste Glied ist kurz, vom zweiten nicht scharf abgesetzt; lateral gesehen,
ist das Endglied schmal, es hat also die Form eines langen dünnen
Blattes, während die zwei ersten Glieder dick sind. Der Penis (Fig. 10)
bildet eine breite Platte mit wulstig erhabenem Seitenrande und
gespaltenem oder tief ausgeschnittenem Apex; die schüsselartige
Vertiefung zwischen den beiden Seitenwülsten wird wenigstens nach
dem Apex hin von einer dünnen Haut überspannt, die bei den vor-
liegenden Exemplaren z. T. zerstört ist, so daß dann der apikale Spalt
tiefer erscheint. Das X. Sternit (Fig. 10) ist sehr kurz, in der Mittte
des Hinterrandes tief ausgeschnitten. Körperlänge: 5—6 mm; Länge
des Vorderflügels: .6—7 mm; Flügelspannung also etwa 13—15 mm;
Schwanzborsten: etwa 5—7 mm.
14. Cloe pumila Burm. p. 253— 254. t. 40. f. 2. = Baetis pumilus Burm.
“ und B. venusiulus Etn.
Im Museum Wien sind 12 Stück als Typen Pictets bezeichnet
mit „Pictet vidit“; ein Stück trägt den Zettel Baden, Kollar. Von
diesen 12 Exemplaren, die alle $5 sind, gehören nur vier zu Baetis
pumilus Burm., die andern 8 gehören dem Baetis venustulus Etn. an.
15. Clioe translueida (Pict.) p. 255—256. t. 40. f.3, 4 = Centroptilum
luteolum Müll.
Pictet schreibt, er habe Exemplare durch Kollar aus Österreich
(und von Turin durch Ferrero) gehabt; ich kann im Wiener Museum
keine Exemplare finden. Die Art ist nach Eaton, Rev. Monogr.
p. 175, Centroptilum luteolum Müll.
16. €loe faseiata Kollar MSS. p. 262— 263. t. 41. f.4. — Callibaetis
fasciatus Pict. (Fig. 11).
Im Wiener Museum ist 19, No. 31, „Pietet vidit‘‘ vorhanden;
Eaton (Rev. Monogr. p. 197) identifiziert diese Art mit Cloe Lorentzii
Weyenbergh (Tijdschr. v. Entom. XXVI. 1883. p. 167. t.10. f.4)
und bringt sie schon richtig in Callibaetis als C. fasciatus Pict. unter.
Die Type ist in nicht sehr gutem Zustande, der Körper ist stark ein-
geschrumpft und vertrocknet; eine genauere Beschreibung, soweit
Farben und Formen noch erkennbar sind, folgt hier:
Nach Pictet war die Oberfläche der Brust bleichbraun, der
Hinterleib dunkelbraun. Jetzt ist die Brust oben graugelblich, der
Hinterleib oben rötlichbraun, unten heller; die Segmente sind am
Hinterrand. etwas dunkler; die ersten Tergite (etwa II bis IV) zeigen
jederseits Spuren von je zwei schwärzlichen Längsstrichen über der
Seitenlinie; die Unterfläche ist ungefleckt. Schwanzborsten hell-
gelblich, an den Gelenken sehr schmal und ziemlich undeutlich braun
(dunkelrotbraun) geringelt. Vorder- und Hinterbeine graugelblich,
Über einige Ephemeropteren-Typen älterer Autoren. 47
Tarsen und Krallen etwas gebräunt, Schenkel ungefleckt (Mittelbeine
fehlend). Die Vorderflügel (Fig. 11) sind länglich, durchscheinend,
etwas matt, farblos mit dunkelgraubraunen Zeichnungen, die in Form
von Binden angeordnet sind; die Binden sind scharf begrenzt, die
beiden inneren mehr rostbraun, die anderen mehr hell rußbraun (fast
umbrafarben) gefärbt; am Vorderrand des Flügels entlang eine von
farblosen Flecken unterbrochene Binde, welche den Costal- und Sub-
costalraum füllt; an der Flügelwurzel ein kleiner Fleck hinter dieser
Binde; weiter apical, etwa auf der Basis der großen Sektorgabel ein
größerer Fleck; als Fortsetzung dieses zweiten Fleckes erscheint eine
kurze Querbinde, die streifenartig die Basis des Analfeldes durchzieht,
so daß beide zusammen (Fleck und Streifen) eine unterbrochene
schiefe Querbinde auf der Flügelbasis bilden; von der Bulla bis zur
Hinterecke des Flügels läuft ın schiefer Richtung eine fast gerade
Querbinde (Mittelbinde); parallel dem Apikalrande verläuft eine lange
Querbinde, schiefer als die Mittelbinde, mit dieser in der Richtung
nach dem Flügelhinterrande konvergierend und an der Einmündung
der Zwischenraumader I des Analfeldes den Flügelrand erreichend;
zwischen dieser (subapikalen) Binde und der Mittelbinde liegt, an der
Vorderrandbinde breit beginnend und mit seiner Spitze etwa die
Mitte der subapikalen Binde erreichend, ein größerer dreieckiger
Fleck, der zwei oder drei farblose Fleckchen einschließt; der Apikal-
rand selbst hat noch einen unregelmäßig ausgezackten Saum, der an
einer oder zwei Stellen mit der subapikalen Binde verbunden ist. Die
Längsadern sind überall dunkler als die Membran, auf den dunklen
Partien rußbraun, auf den hellen gelblich oder braungelblich; die
Queradern liegen sämtlich auf den farblosen Partien und sind weiß:
parallel dem Hinterrande läuft eine treppenstufenartig angeordnete
Reihe von Queradern. Der Hinterflügel, der leider etwas zusammen-
gefaltet ist, scheint von ähnlicher Form und Nervatur zu sein wie der
von (. trıfasciatus Esb.-Pet.; er ist also am Apex stumpf gerundet
verschmälert; ım Costalraume zähle isch etwa neun Queradern. im
dritten Zwischenraum ist wenigstens eine lange eingeschaltete Zwischen-
raumader vorhanden. i E
Körperlänge: 7 mm; Länge des Vorderflügels: Smm; Flügel-
spannung etwa 17mm; Schwanzborsten: etwa 8 mm.
6. Heft
248 Dr. Georg Ulmer:
17. Caenis argentata Kollar MSS. p. 279-280. t. 43. £. 6. — C. halte-
rata Fabr.
Pictet schreibt von einer Type im Museum Wien, aus Sizilien,
einer Q-Subimago. Im Wiener Museum sind drei Exemplare mit
„Pietet vidit‘‘ bezeichnet, davon stammen zwei aus Sizilien, eins
aus Ischl; alle drei sind Subimagines und zwar $3. Unter der- Sub-
imaginalhaut sind die Genitalanhänge der Imago schon deutlich
erkennbar; um Sicherheit zu gewinnen, habe ich von der einen Sub-
imago aus Sizilien die Subimaginalhaut am Hinterleibsende abgezogen
(sie befindet sich jetzt an derselben Nadel über dem Exemplare)
und bin nun gewiß, daß es sich um Caenis halterata Fabr. handelt;
CO. argentata Pict. ist demnach zu streichen. Die Genitalanhänge
gleichen völlig denen vieler anderer 34, die ich in meiner und in fremder
Sammlung gesehen habe (vgl. die allerdings schr kleine Figur bei
Eaton, Rev. Monogr. t. 15 f. 26a); die Fühler sind an der Basis der
Geißel angeschwollen, die Vorderecken des Pronotum (Subimago!)
sind anscheinend abgerundet.
18. Caenis varicauda Kollar MSS. p. 281—282. t. 43. f.5. = Trico-
rythus varicauda Pict.
Im Wiener Museum 45, No. 21, ‚„Piectet vidit‘‘, Ober-Egypten.
In Arch. f. Naturg. 81. 1915, Abt. A, Heft 7. (1916) p. 14 £.15 habe
ich bereits Mitteilung über die Typen dieser schon von Eaton (Rev.
Monogr. p. 139) richtig als Tricorythus varicauda Pict. bezeichneten Art
gemacht. Die Stücke sind gut erhalten.
19. Caenis oophora Kollar MSS. p. 284—285 t. 45 f.4 = Ü. macrura
Steph. (Bgtss.) (Fig. 12).
29, „Pietet vidit‘‘, Sardinia, im Wiener Museum; beide tragen
einen gelben Eiklumpen (daher der Artname); das eine Stück ist
völlig erhalten, das andere an den Flügeln verletzt und ohne Schwanz-
borsten. — Es ist augenblicklich sehr schwierig, die Arten der Gattung
Caenis zu trennen. S. Bengtsson hat in den letzten Jahren eine
Anzahl skandinavischer Arten beschrieben, ohne dabei auf die be-
kannten immer Rücksicht zu nehmen (vgl. Entomol. Tidskr. 1912
p. 107—-108, und ibid. 1917 p. 180— 186). Infolgedessen existieren
jetzt also zwei Caenis-Bearbeitungen, die nebeneinander herlaufen,
die von Eaton (Rev. Monogr.) und die von Bengtsson. Größere
Klarheit wird vielleicht eintreten, wenn letzterer seine Monographie
der schwedischen Ephemeriden —- mit den bisher noch gänzlich
fehlenden Abbildungen — herausgibt. Nach Eaton’s Bearbeitung
würde es sich um (©. robusta Etn. handeln, nach Bengtsson’s Dar-
stellung um Ü. macrura Steph.; dieser letztere Name ist der älteste
(1835) und deshalb möchte ich der Pictet’schen Art diesen Namen
geben.
Eine Beschreibung der Typen folgt hier:
Kopf dunkelkastanienbraun, in der Umgebung der Ozellen schwärz-
lich; Fühlergeifel an der Pas’e nich‘ kenisch angeschwollen. Pronotum
Über einige Ephemeropteren-T'ypen älterer ‘Autoren. 249
heller als der Kopf, rötlichkastanienbraun oder dunkel ziegelfarbig,
der Hinterrand schmal schwärzlich, jederseits der Mittellinie, im
Zusammenhang mit dem dunklen Hinterrandsaume ein schwärzlicher
etwa viereckiger Fleck auf der hinteren
Partie des Pronotum; Vorderecken des
Pronotum (Fig. 12) deutlich vorgezogen,
spitzig; Mesonotum und Metanotum
ähnlich wie das Pronotum gefärbt,
rötlich kastanienbraun, die Nähte
schwärzlich; Unterfläche der Brust
viel heller, graulichgelb, das Prosternit
schmal und die Vorderbüften daher
nahe zusammen. Hinterleib oben röt-
lich, die letzten Segmente mehr grau-
rötlich, alle Tergite sehr stark schwarz
übertuscht,so daß der rötlicheUlntergrund
nur bei Lupenbetrachtung erkennbar ist;
Unterfläche des Hinterleibes graurötlich, nicht dunkel getuscht; Ei-
klümpchen rostfarben. Schwanzborsten weiß, ungeringelt. Hinter-
leibsegmente V bis IX mit deutlichen langzipfeligen Pleuralfortsätzen.
Vorderbeine bellgelblich, die Schenkel nach der Außenkante hin, die
Schienen und Tarsen im ganzen etwas graubräunlich getönt; hintere
Beine ganz hellgelblich oder weißgelblich. Flügel matt, schwach
graulich, Costal- und Subcostalraum schwach schwärzlichviolett,
Costa, Subeosta und Radius dunkelbraunviolett; die ander:n Adern
feiner und heller, grau, in durchfallendem Lichte weißlich. Körper-
länge: etwa 31/, mm; Länge des Vorderflügels: etwa 4/);mm; Schwanz-
borsten: fast 3 mm.
20. Oligoneuria anomala Kollar MSS. p. 291—292 t. 46, 47 = O. ano-
mala Pict.
Im Wiener Museum 19, ‚Pictet vidit‘“, Rio Janeiro, „Shtt “,
„an Dr. Hagen zur Ansicht“. Hagen beschreibt diese Type in Stett.
Ztg. XVT. 1855 p.269 t.3 f.3; er weist schon in Beschreibung und
Figur auf den Unterschi«d hin, der zwischen O. rkenana Imh. und
O. anomala Pict. hinsichtlich der Flügelnervatur besteht; bei ersterer
Aıt ist der Sektor radii (die zweite sichtbare Ader hinter der Costa)
schon von der Basis an frei, völlig vom Radius getrennt, wenn ihm
auch nahe; bei O. anomala dagegen entfernt sich der Sektor erst etwa
in der Flügelmitte vom Radius, nachdem er bis hierher ihm dicht
anliegend verlaufen ist; bei O. anomala sind diese Verhältnisse also
ähnlich wie bei Lachlania Etn. und besonders Noya Nav. (Verh.
8. internat. Zool. Kongr. Graz (1910. 1912. p. 746 f.1). Von Noya
Nav., zu der auch Spaniophlebia pallipes Etn. gerechnet werden
muß, unterscheidet sich Oligoneuria (anomal«e) hauptsächlich durch
folgendes: Noya hat nur zwei Schwanzborsten, Oligoneurre drei;
bei ersterer ist der um das Menosotum heraumlaufende Flügelrand-
saum in einen kürzeren Anhang verlängert als bei letzterer; der untere
Fig. 12.
6. Heft
250 ‚Dr. Geoiıg Ulmer:
Ast des Cubitus ist bei Noya Nav. zwar schwächer ausgeprägt als
die andern Längsadern, aber immerhin sehr deutlich, bei Oligoneuria
dagegen ist er so fein, daß man ihn in auffallendem Lichte kaum
erkennt!); dieser Cubitus-Ast is, bei Noya kurz (er trennt sich
vom Cubitus etwa in der Flügelmitte), bei Oligoneuria dagegen lang
(er trennt sich vom Cubitus nahe der Basis). Es kommt also die neue
Gattung Noya mit der alten Oligoneuria nicht in Konflikt. — Eaton
gibt in Rev. Mon. t. 3 f.2b die Abbildung der Flügel von einer Art,
die er als Oligoneuria anomala bezeichnet; doch ist der Verlauf des
Sektor genau wie bei O. rhenana (s. o.), auch fehlt die Andeutung der
Cubitusgabel, so daß Eatons O. anomala eine andere Art ist als die
Pictet’sche; möglicherweise ist Eaton’s Art mit Spaniophlebia
assimilis Banks (Psyche XX. 1913 p. 84 t.4 f.3, 4) verwandt. Es
herrscht unter den südamerikanischen Arten der Oligoneuria-Ver-
wandtschaft eine starke Verwirrung. — Ob O.rhenana Imh. in der
Gattung bleiben darf (s. o. bez. des Sektor; ferner fehlt der untere
Cubitus-Ast völlig), ist noch nicht klar; jedenfalls behält die von
Pictet beschriebene Art ihren Namen Oligoneuria anomala Piet. —
Es folgt hier die Beschreibung der Type:
Q@ (tocken): Kopf tiefdunkelbraun (dunkel rußbraun); Augen
schwarz, Ozellen hell, schwarz umsäumt; der Zwischenraum zwischen
den Augen ist etwa ebenso breit wie lang (die Länge vom Hinter-
hauptsrande bis zum Hinterende der hinteren Ozellen gerechnet).
Fühler dunkelgraubraun. Brust oben gelbbraun, Pronotum etwas
dunkler als Mesonotum, dieses wieder etwas dunkler als Metanotum;
Pronotum sehr kurz und breit; Seiten und Unterfläche der Brust
wie die Oberfläche gefärbt, das Prosternit dunkler braun. Hinterleib
oben dunkelbraun bis grauschwärzlich, unten bräunlich. (Der Hinter-
leib ist stark geschrumpft). Beine braunschwarz, auf den Flächen
bräunlich durchscheinend; die Beine sind, wie das für die Gattung
bekannt ist, kurz und schwach (wahrscheinlich funktionslos). Schwanz-
borsten in den letzten zwei Dritteln lang behaart, Färbung an der
Basis schwarzgrau, apikalwärts weißlich grau und dort an den Gelenken
breit schwärzlich, grau geringelt; die mittlere Borste scheint ebenso
lang wie die Seitenborsten zu sein. Flügel stark durchscheinend,
milchweiß oder sehr hellgrau, mit sehr schwachem Purpurschimmer,
die Längsadern bräunlichgelb oder hellgelbbraun (etwa haselfarbig),
kräftig, die Queradern schwächer und von etwas hellerer Färbung;
im Vorderflügel ist der Sektor verkürzt (s. 0.); im Radialraume etwa
6 bis 8 Queradern, von denen aber nur die ersten (basalen) 4 oder 6
kräftig sind, während die folgenden immer schwächer werden; im
Costalraume zahlreiche Queradern; bis zur Teilung des Radius zähle
ich etwa 12 und dahinter bis zum Apex etwa ebensoviele: in den
übrigen Längszwischenräumen nur sehr undeutliche Queradern, die
meist nur ın durchfallendem Lichte sichtbar werden; der Cubitus mit
sehr langem Aste, dieser Ast auch in auffallendem Lichte erkennbar,
!) Auch Hagen zeichnet ihn nicht.
Über einige Ephemeropteren-Typen älterer Autoren. 351
besser in durchfallendem Lichte, aber unvergleichlich viel schwächer
als die anderen Längsadern. Die Hinterflügel, in der Type stark
zusammengefaltet, lassen die Nervatur nicht erkennen; Radius und
Media scheinen einen langen, schwach ausgeprägten unteren Gabelast
zu besitzen.
Das IX. Tergit ist am Hinterrande stark konkav und trägt in
diesem Ausschnitte das X. Tergit; die Hinterecken des IX. Tergits
sind in lange scharfe Dornen ausgezogen, welche den Hinterrand
des X. Tergits mindestens erreichen.
Körperlänge: etwa 13mm; Länge des Vorderflügels: 14 mm;
Flügelspannung: etwa 30 mm; Schwanzborsten: etwa 8 mm.
IIE. Hagen, H., Synopsis of the Neuroptera of North America. (Smiths.
Miscell. Coll. 18961).
21. Palingenia hecuba! p.40 = Euthyplocia hecuba Hag.
In Coll. Selys 19, No. 45, „Salle, V. C.“ (Vera Cruz), mit einem
Zettel in Hagens Handschrift ‚„P. Hecuba Hagen“ ; dies ist die Type;
ferner 19, Chiriqui. Eaton sah die Type vor 1871 und nannte die
Art Euthyplocia Hecuba (Trans. Ent. Soc. London 1871 p. 67); ein &,
das Hagen nach Eaton (l.c. p. 67) gesehen haben soll, fand sich
nicht; Hagen (Trans. Ent. Soc. London 1873 p. 312) weiß selbst auch
nichts über ein solches&. Die Beschreibung der Type folgt hier; Eaton
gab eine Beschreibung des $ in Biol. Centr. Americ. 1892 p. 3 t.1
29.98,
Q@ (trocken): Kopf tiefbraunschwarz, Augen schwarz, Ozellen
weißlich, Fühlerbasis schwarz, die sehr feine Geißel weißlich. Pro-
notum dunkelbraun (gelblich rußbraun), vor den Vorderecken und
an allen Rändern schwärzlich; Mesonotum und Metanotum bräunlich-
gelb. (Beine fehlend, die Hüften bräunlichgelb mit dunkelgrauen
Schatten). Hinterleib oben braunschwarz, die Hinterränder fein
schwarz, bei ausgezogenem Hinterleibe sind die vorderen Partien der
Segmente bräunlichgelb; Unterfläche des Hinterleibes hellbräunlich-
gelb, die mittleren Sternite mit dunkelgrauen Schatten, dis letzten
2 oder 3 Sternite ganz schwärzlichgrau. Schwanzborsten (abgebrochen)
weißlich mit braungrauem Tone, an den Gelenken ganz hell. Flügel
mattglänzend, durchscheinend, schwach grau mit leichtem Rosa-
Schimmer; Costal- und Subcostalraum des Vorderflügels dunkler;
Adern braungrau, die vorderen Adern kräftiger und dunkler (sepia-
braun) als die anderen; ın den Zwischenräumen des Cubitus, in den
vorhergehenden Zwischenräumen und im Analraume sind keine ab-
gekürzten Längsadern eingeschaltet (wie das bei Z. anceps Etn. der
Fall ist); im Analraume entspringen die S-förmigen Queradern, die
zum Hinterrand des Flügels hinziehen, also direkt aus der Analader
und nicht aus einer Einschaltader. Hinterflügel verhältnismäßig
klein und schmal; vom Cubitus gehen einige gebogene S-Adern direkt
zum Hinterrande des Flügels. Körperlänge: 22 mm; Länge des Vorder-
flügels: 38 mm; Flügelspannung also etwa 79mm. — Das zweite
6. Heft
252 = ! Dr. Georg Ulmer:
Exemplar der Coll. Selys (». o.) ist der Type völlig gleich. An beiden
ist ein Teil der Ei.r hervorgetreten, aber eine Chitinborste, wie Eaton
(l. ce. 1892 t. 1 f. 3a) sie als in Verbindung mit dem VII. Sternit stehend
zeichnet, ist nicht vorhanden. e
22. Baetis vicaria (Walk.) p. 48 = Ecdyonurus vicarıus Walk.
In Coll. Selys 13, No. 153 + 77, St. Lorenz, Canada, Sacken
1859, mit einem Zettel Hagens ‚B.vicaria‘, auf einem anderen
Zettel als Heptagenia luridipennis bezeichnet. Es ist dies zweifellos
dasselbe Exemplar, das Eaton vor 1871 sah und das er in Rev. Monogr.
1885 p. 280 unter Ecdyurus luridipennis Burm. erwähnt. Mir scheint,
daß das obige $ gut mit der Beschreibung von ‚„Ephemera pudica‘“
Hag. (Synops. Neuropt. North Amer. 1861. p. 39) übereinstimmt,
einer Ecdyonurus-Art, die nach Hagen im Vorderflügel etwas unregel-
mäßige Queradern zeigt und die nach Eaton (Rev. Monogr. p. 280)
mit Eedyurus viearius Walk. synonym ist. Diese Unregelmäßigkeit
in der Lagerung der Queradern findet sich in einer Querzone von
der Bulla zur Basis der Mediagabel hin (s. w. u.) auch bei obigem 3,
und da sie anscheinend sonst bei keiner amerikanischen Art in dieser
Stärke auftritt, so kann sie wohl als Unterscheidungsmerkmal dienen.
Mr. Nath. Banks ist augenscheinlich derselben Meinung, da er mir
als „„‚Heptagenia vicaria Walk.“ 2 92!) mit gleicher Eigentümlichkeit
sandte und in seinem Catal. Neuropt. Insects of the Unit. States
1907 p. 21 ‚„‚pudica Hag.‘“ ebenfells mit ‚„vicaria Walk.“ gleich setzt.
Auch der Penis ist ähnlich so wie ihn Eaton (Trans. Ent. Soc. London
1871 1.6 f.23, 23a) für Eedyurus vicarius Walk. darstellt. Das $ in
Coll. Selys wird also wohl diese letztere Art sein, wenn auch die
Färbung von der für vicarius angegebenen (Eaton, Rev. Monogr.
p. 280) etwas abweicht und in gewissen Stücken (Beine, Schwanz-
borsten usw.), mehr für Eed. verticis Say sprechen würde. Ecdyurus
luridipennis Burm., mit welcher Art Eaton (l.c. p.280) das Tier
identifiziert, kann wohl nicht in Betracht kommen, da Burmeister
(Handb. Ent. II. 2. 1839 p. 801) seine ‚‚Baetis luridipennis“ zu den-
jenigen Arten rechnet, bei denen die Queradern im Pterostigma
„schief stehen, sich verästeln und mit einander verbunden sind, so
ein unregelmäßiges Gitterwerk“ bildend — was bei der Type Hagens
nicht der Fall ist. Es folgt hier eine Beschreibung dieser Type:
& (trocken): Kopf vorn unrein graubräunlich (etwa isabellfarben),
Fühler und Augen isabellfarben, letztere an vielen Stellen schwärzlich.
Pronotum braun, umbrafarben, an den Seiten mehr isabellfarben;:
Mesonotum ockerbräunlich, vorn mehr umbrabraun, hinten hell
gelblich; Metanotum ockerbräunlich; bei anderer . Beleuchtung er-
scheinen Mesonotum und Metanotum mehr hell umbrabraun, nur
der Apex des ersteren bleibt hellgelb; die Seiten und Unterfläche
1) Allerdings haben diese 2 2? den Außenrand des Hinterflügels dunkel ge-
säumt; dieser dunkle Saum wird weder bei E. vicarius noch bei anderen ameri-
kanischen Ecdyurus-Arten (E. canadensis Walk. ist eine Heptagenia!) erwähnt.
Über einige Ephemeropteren-Typen älterer Autoren 253:
der Brust hellgraulichgelb, über den Mittelhüften ziehö am Meso-
notum schräg aufwärts zur Flügelwurzel eine braunschwarze Furche
und weiter dorsal und oral eine weniger auffällige, olivschwärzliche
Furche ebenfalls zur Flügelwurzel. Hinterleib ockerweißlich, etwas
durchscheinend, die Tergite II bis VII schwach rußbräunlich über-
haucht, besonders nach dem Hinterrande hin; die Hinterränder dunkler,
umbrabräunlich und außerdem fein schwarz gesäumt; jeder schwarze
Saum ist in drei Teile getrennt, einen kurzen mittleren und zwei etwas
längere seitliche, die aber die Seitenlinie nicht erreichen; die letzten
Tergite sind nicht durchscheinend, gelbbraun. Unterfläche des Hinter-
leibes nicht dunkler überhaucht; die an die Seitenlinie dorsal wie
ventral sich anschließenden Partien lassen die geschlängelten Tracheen-
stämme hyaliın durchscheinen. Schwanzborsten hell gelblich, etwa
hell strohfarben, deutlich rußbraun geringelt. Vorderbeine ocker-
weißlich, die Tarsen hellstrohfarben; Schenkel etwas hinter der Mitte
und am Apex rußbraun gebändert, die Schiene am Apex rußbraun,
und die Tarsalglieder an den Gelenken deutlich rußbräunlich geringelt;
hintere Beine etwas heller als die Vorderbeine, strohfarben, ähnlich
gezeichnet; Krallen dunkelbraun; alle Hüften sind außen mehr oder
weniger dunkel. Am Vorderbeine sind die Längenverhältnisse der
Glieder normal; Schiene ein wenig länger als Schenkel; Tarsalglied I
halb so lang wie II, dieses gleich III (die folgenden fehlend); auch
am Hinterbeine sind die Verhältnisse ähnlich wie bei den typischen
Arten der Gattung; die Tarsalglieder nehmen in der Reihenfolge V,
I, II, III, IV ab, aber der Taarsus ist nur etwa ?/, so lang wie die Schiene.
Flügel farblos, durebsichtig, der Costal- und Subcostalraum des Vorder-
flügels in der Pterostigma-Region gelblich; der proximale Teil dieser
Region (im Costalraum etwa von der zweiten bis fünften Querader
hinter der Bulla, im Subcostalraume etwa von der zweiten bis vierten
Querader hinter dieser) ist deutlich schwarzpurpurn oder hellkastanien-
braun getuscht; über weißem Untergrunde sind die Adern umbra-
braun, Subcosta und Radius ganz, Costa im apikalen Teile etwas
heller; Basis des Sektor etwas verdickt und dunkler; die Queradern
sind intensiv umbrabraun; die zwischen Costa und Cubitus liegenden
Queradern sind verdickt, im apikalen Flügelteil weniger als im basalen,
wo die verdickten Queradern auch noch in die Analräume hinein-
reichen; im Costalraume etwa 7, fast alle S-förmig geschwungene
Queradern vor der Bulla, 1 oder 2 an der Bulla und etwa 15 gerade,
unverbundene Queradern hinter ihr; an den Bullae der Subcosta,
des Radius und des oberen Sektorastes, wie auch in den folgenden
Zwischenräumen bis zur Basis der Mediagabel stehen die‘ Queradern
enger zusammen als auf den übrigen Teilen der Flügelfläche, und die
Umgebung der Bullae ist etwas gedunkelt, besonders an der Subcosta.
Die Adern des Hinterflügels sind umbrabräunlich, die Basis aller
Längsadern aber heller. Im durchfallendem Lichte erscheinen alle
Queradern des Vorderflügels dunkler umbra als die Längsadern
(isabellfarben), im Hinterflügel weniger. Genitalfüße und Penis sind
hellstrobgelb. ”
6. Heft
254 Dr. Georg Ulmer:
Körperlänge: etwa 11 mm; Länge des Vorderflügels: etwa 14 mm;
Flügelspannung also etwa 30 mm.
23. Cloe mollis p. 52 = Leptophlebia mollis Etn. 1871 (nec 1884).
(Fig. 13—16.)
Hagen sagt darüber nur ‚‚Oloe mollis Asa Fitch in de Selys Long-
champ’s collection. Hab. United States. Unknown to me.“ Doch
trägt die eine der in dieser Sammlung vorhandenen Typen einen
Zettel mit Hagen’s Hand-
schrift ‚‚C. mollis Asa Fitch.“
In Coll. Selys 28, bezeichnet
„12503“, resp. „12504“ und
„94“, „Eph. mollis A.Fitch“;
diese beiden Exemplare sind
unvollständig, beiden fehlen
die Vorderflügel (bis auf ge-
ringe Reste der Basis), einem
auch der Kopf. Eaton hat
wenigstens eines der Stücke
(wahrscheinlich das mit 12504
Fig. 13. Fig. 14.
und 94 bezeichnete) gesehen (vgl. Eaton, Trans. Ent. Soc. London
1871 p. 16 und p. 23), auch davon seine Abbildungen |. c. t.4 f. 28
gegeben; er brachte die Art in die Gattung Leptophlebia (l. c. p. 88);
sie heißt also Leptophlebia mollis Etn., da Eaton der erste ist, der
die Art beschrieb. Die zweite und ausführlichere Beschreibung, die
Eaton unter derselben Überschrift 1884 (Rev. Monogr. p. 97 t.11
f. 17b) gab, stammt sicher nicht von demselben Material ber, sondern
beziebt sich auf eine zwar ähnlich aussehende, aber im Bau der Genital-
füße gänzlich verschiedene Art; die Zept. mollis von 1871 hat näm-
lich ganz normale Genitalfüße, die Lept. mollis von 1884 zeigt dagegen
an diesen eine auffällig verbreiterte Basis; ich gebe hier in den Figuren
15 und 16 zum Vergleiche eine Lateralansicht der richtigen Lept.
mollis (1871) und die Lateralansicht der falschen (1884), erstere nach
der Type in Coll. Selys, letztere nach der Abbildung von Eaton
Über einige Ephemeropteren-Typen älterer Autoren. 255
(l.e. t.11 £.17b). Der Name Leptophlebia mollis (A. Fitch, Hag.)
Etn. (1871) bleibt also für die 2 Stücke der Coll. Selys, während
die Lept. mellis Etn. 1884 unbenannt werden muß; ich nenne diese
letztere Leptophlebia separata (nov. nom.) und verweise bezüglich
dieser Art auf die Beschreibung bei Eaton (Rev. Monogr. 1884 ]. c.).
Die Lept. mollis Etn. (1871) sei nach den Typen hier beschrieben:
Fig. 15.
& (trocken): Brust oben rötlichpechfarben, an den Seiten und
unten ebenfalls; Hinterleib auf Segment II bis VII durchscheinend
weißlich, die Gelenke, besonders der Tergite, matt (gelblichweiß),
die Ganglienkette ganz schwach rötlich markiert; Segmente I und
VIII bis X, wie auch der Apex von VII, rötlich pechfarben. Schwanz-
Fig. 16.
borsten weißlich, kaum merkbar rötlich pechfarben geringelt. Beine
weißlich, die Hüften bräunlich, die Vorderschenkel sehr hell bernstein-
gelblich, die andern Schenkel noch heller. Flügel farblos, durchsichtig,
die Adern farblos, die große Querader und die Basis der Costa und
Subcosta etwas bernsteinbräunlich; Vorderflügel (abgebrochen) 'an
der Basis mit ähnlicher Aderung wie bei Z. marginata L., Hinter-
flügel (Fig. 13) am Apex breit gerundet, mit etwa 9 bis 11 Queradern
im Costalraume, etwa 6 bis 8 im Subeostalraume und ziemlich zahl-
reichen auch in den übrigen Räumen; der andere Flügel desselben
Stückes, nach dem die Figur 13 gezeichnet sit, hat an der Basis zahl-
6. Heft
256 Dr. Georg Ulmer:
reichere Queradern; Mediagabel ohne lange Einschaltader. Die Genital-
füße und die Platten des X, Sternits sind weißlich; das Basalglied
der Genitalfüße ist in Ventralansicht (Fig. 14) schwach gebogen,
apikalwärts allmählich verschmälert, in Lateralansicht (Fig. 15)
fast gerade, an der Basis nicht stark verbreitert; die beiden Platten
des X: Sternits sind am Apex weit von einander entfernt, der Apex
ist stumpfspitzig, der Apikalrand schief und konkav; lateral (Fig. 15)
tritt der Apex als spitze Ecke vor; der Penis ist ventral (Fig. 14) breit,
nicht ganz bis zur Mitte gespalten; das Basalstück ıst viel breiter
als der Apex, vor dem Ende außen plötzlich verschmälert, mit einem
seitlichen und einem schieflaufenden mittleren Kiel, die sich am Ende.
in eine nach innen gerichtete Spitze vereinigen; das Apıkalstück des
Penis ist weniger stark chitinisiert, hell, sein Apikalrand ist abgestutzt
oder schwach konkav, die Innenecke jedes Lobus rundlich, die Außen-
ecke spitz vorgezogen; lateral (Fig. 15) erscheint der Penis als dicker
Stab, in der basalen Hälfte etwas stärker und dunkler als in der apikalen;
der apikale Rand des Basalstückes (s. o.) läuft als schiefer Wulst über
die Fläche hin, die spitze Außenecke des Apikalstückes (s. 0.) erscheint
als kurzer Haken, aber nur undeutlich. Körperlänge: 5 mm.
IV. Hagen, H., in Selys-Longehamps + Hagen, Nevropteres de Sicile
(Ann. Soe. Ent. France (3) V. 1860 p. 741-748).
24. Baetis nov. sp. 9, Bellieri Hagen p. 746 — Ecdyonurus Bellieri Hag.
In Coll. Selys 19, „Heptagenia Bellieri‘“ „Sicile, Chavign.“,
No. 73. Dies Exemplar sah Eaton 1869 (vgl. Rev. Monogr. p. 288);
er beschreibt es kurz an dieser Stelle (p. 287) und schon vorher in
Trans. Ent. Soc. London 1871 p. 154. Neben diesem @ stecken 2&
unter derselben Bezeichnung (Heptagenia Bellieri) ‚„Corse, B. d. Ch.“,
No. 102, resp. No. 99; diese 2 Stücke werden von Hagen in seiner
Arbeit ‚„Nevropteres (Non Odonates) de la Corse.. .‘“ (Ann. Soc.
Ent. France ser. 4. IV. p.38ff.) nicht erwähnt; es unterliegt aber
keinem Zweifel, daß es sich um dieselbe Art handelt. Sie gehört in
die Gattung Eedyonurus. Nun hat kürzlich P. Esben-Petersen
(Entom. Meddel. II. Reihe. IV. 1912 p.351 f. 2) einen Ecdyurus
corsicus n. sp. beschrieben, der völlig mit jenen von Bellier de la
Chavignerie gesammelten Exemplaren übereinstimmt; _Baetis
Bellieri Hagen ist also Ecdyonurus Bellieri Hag. und E. corsicus Esb.-
Pet. ist identisch damit. Da Esben-Petersen die Art schon genau
beschrieben hat, kann ich nur wenig hinzufügen. Das @ (Hagens
Type No. 73) stimmt gut mit der Beschreibung Esben-Petersens
überein; doch sind die Zeichnungen des Hinterleibes undeutlich ge-
worden;‘ die dunkle Tönung der Pterostigma-Region in Costal- und
Subeostalraum des Vorderflügels ist weniger kräftig als beim & (ich
sah typische Exemplare des Z. corsicus); das Tarsalglied I der Vorder-
beine ist etwa ?/, so lang wie das II. Glied, dieses etwa so lang wie das
III., das IV. Glied fast so lang wie das I., das V. ungeführ so lang wie
das II., diese Tarsalglieder nehmen also in der Reihenfolge II, V,
Über einige Ephemeropteren-Typen älterer Autoren. 257
III, I, IV an Länge ab; am Hinterbein ist die Reihenfolge V, I, II,
II, IV. X. Sternit halbelliptisch, der Hinterrand nicht ausgeschnitten.
Die Art steht E. venosuws Fabr. nahe; so ist auch beim & das erste
'Tarsalglied der Vorderbeine etwas mehr als l/, so lang wie das zweite
Glied; gut ausgefärbte Stücke werden sich sofort durch die dunklen
fünfeekigen Flecke auf den Sterniten (bei Z. Bellieri) unterscheiden
lassen; EZ. Bellieri hat im weiblichen Geschlechte das I. Tarsalglied
der Vorderbeine kürzer als: Z. venosus, und die SS der beiden Arten
unterscheiden sich durch den Bau des Penis (vgl. Eaton, Rev. Monogr.
t. 24 f. 46 und Esben- Petersen, 1. e.'f. 2). — Unter den Exemplaren
von „Baetis venosa‘‘ von Corsika findet sich noch ein zweites © dieser
Art (No. 75 + No. 100); es hat die abdominalen Figuren sehr deutlich.
V. Hagen, H., Nevropteres (Non Odonates) de la Corce, recueillis par
M.E. Bellier de la Chavignerie en 1860 et 1861. (Ann. Soc. Ent. France
(4) IV. 1864. pp. 38—45; nebst Additions . . . . 46).
25. Baetis fallax (Hagen) pp. 38, 46 = Ecdyonurus fallax Hag.
In Coll. Selys befindet sich 1 9, ‚„Baetis fallax‘‘, Corse,,, B. Ch“,
No. 72, es gehört aber nicht hierher; die richtige $-Type steht unter
'„Heptagenia fluminum“ No. 80, „Corse, B. Ch.“ (cfr. Hagen |. c, p. 38:
„4. Fluminum Pictet. — Parmi les exemplaires ıl y un mäle qui
est plus petit ... .“); dies sah Eaton und gab davon in Trans. Ent.
Soc. London 1871 p. 155 t. 6 f. 28 Beschreibung und Abbildung (cfr.
Trans. Ent. Soc. London 1873 p. 406). Andere Exemplare, die noch
vorhanden gewesen sind (cfr. Eaton, l.c. 1873, und Hagen, |. c.
p- 46), finde ich in Coll. Selys nicht bezeichnet. Das oben an erster
Stelle genannte 9, obgleich als B. fallax benannt, gehört nicht hierher,
sondern zu Baetis zebrata Hag. (s. Seite 258); von wem die unrichtige
Bezettelung stammt, weiß ich nicht; von Hagen selbst ist kein Buch-
stabe an diesen Typen und auch Eatons Schrift kann ich nicht an
den Zetteln erkennen. Eaton hat die Art 1887 in Rev. Monogr. p. 293
richtig als Ecdyurus fallar Hag. benannt; obgleich seine Beschreibung
hauptsächlich nicht auf dem typischen Exemplar beruhte, ist sie
dennoch für die Type völlig passend, so daß ich nur wenige Ergänzungen
zu geben brauche:
d (trocken): Kopf zwischen Ozellen und Augen rostfarben, um
die Basis der Fühler herum gelbbraun, Vorderkopf dunkel; Basalglied
der Fühler gelbbraun, die Geißel apikalwärts heller werdend; Pro-
notum kastanienbraun, Mesonotum mehr umbrabraun, am Apex
kastanienbraun und vor diesem mit einem hellgelben Flecke: Meta-
notum umbrabraun, jederseits mit einem hellgelblichen Flecke; die
Brust an den Seiten mehr isabellfarben, an der Unterfläche kastanien-
braun, die Hüften jedoch hell wie die Seiten. Hinterleib ockergelb,
alle Segmente, mit Ausnahme des X., mit schwarzem Hinterrandsaume;
die 2 oder 3 letzten Segmente gelbbraun: Ganglienkette deutlich
dunkelbraun markiert. Schwanzborsten an der Basis 'rußbraun,
apıkalwärts allmählich in haselfarbig übergehend, kaum "merkbar
Archiv für Naturgeschichte
1921. A.6. I? 6. Heft
258 Dr. Georg Ulmer:
dunkler geringeit. Alles übrige wie Eaton’s Angaben. Im Costal-
raume des Vorderflügels 6 Queradern vor der Bulla, etwa 16--17
hinter ihr, alle einfach und gerade oder schwach gebogen. Cubito-
anale Region des Hinterflügels schwach entwickelt, mit nur sehr
wenigen Queradern. Die Penisloben (vgl. Eaton’s Figur 28 auf
t. VI in Trans. Ent. Soc. 1871) ähnlich wie bei E. lateralıs Curt. ge-
formt, etwa pilzförmig. Nach Hagen ist das erste Tarsalglied der
Vorderbeine halb so lang wie das zweite (vgl. Hagen, Ann. Soc.
Ent. France (4) IV. 1864 p.46); der Type fehlen die Vorderbeine.
—- Körperlänge: 8 mm; Länge des Vorderflügels: 9 mm; Flügelspannung
also etwa 19 mm; Schwanzborsten: etwa 20 mm.
Hierher gehört noch 1 $ Subimago in Coll. Selys, No. 78, ‚‚Corse,
Ch.“, die unter ‚„‚Heptagenia venosa?“ steht. Die nicht geringelten,
sondern einfach rußbraunen Schwanzborsten, die nur am Hinterrande
dunklen Segmente und die nicht umsäumten Queradern unterscheiden
dies Tier von dem gleichgroßen E. zebratus (s. folg.); auch die Zahl
der Queradern vor der Bulla ist geringer, da zwischen der großen
Querader und der ersten folgenden ein größerer Zwischenraum frei
bleibt; Queradern des Pterostigma nicht verbunden.
26. Baetis zebrata Hagen n.sp. p. 38. = Ecdyonurus zebratus Hag.
Obwohl Hagen 3, 2 und Subimago ($) beschreibt, ist kein
Exemplar in der Coll. Selys als ‚zebrata“ bezeichnet. Trotzdem
sind Stücke dieser Art vorhanden, u. z. 1. das oben p. 257 erwähnte 9
No. 72 „Baetis fallax“‘; 2. eine $-Subimago, No. 71, „Corse, B. Ch.“,
die unter den mit Heptagenia [luminum bezeichneten Exemplaren steht.
Die Beschreibung durch Hagen ist genau genug, um diese 2 Stücke
als zu B.zebrata gehörig sicher zu stellen. Eaton hatte in Trans.
Ent. Soc. London 1871 p.155 die beiden Arten Hagens (B. fallax
und zebrata) für identisch gehalten, Hagen (l.c. 1873 p. 406) wies
auf diesen Irrtum hin, und 1887 hat dann Eaton (Rev. Monogr.
p. 292, 293) die Arten wieder getrennt; B.zebrata steht p. 292 dort
richtig als Ecedyonurus zebratus Hag. Leider fehlt mir zu vollständiger
Beschreibung das $. Eaton läßt in der Beschreibung des $ (l. e. 1887
p. 292) drei Bemerkungen Hagens aus: Penis sehr kurz, die Loben
einander genähert (l.c. 1864. p. 39); das drittletzte (also das lange)
Glied der Genitalfüße besitzt eine lamellöse Erweiterung an der Innen-
seite hinter der Mitte (l.c. 1873 p. 406); der Apikalrand des letzten
Ventralsegments ist (von fallaz) gänzlich verschieden (ibid.).
Q@ (trocken): Kopf oben dunkel (braun mit schwärzlich unter-
mischt). Pronotum bräunlichgelb, an vielen Stellen, besonders nach
den Rändern hin, von schwärzlichen Tönen gedunkelt; Mesonotum
und Metanotum hellgelbbraun (ockerbraun); die Seiten und die Unter-
fläche der Brust stellenweise dunkelbraun. Hinterleib hellgelbbraun
oder schwach rostfarben, die mittleren Segmente etwas durchscheinend
und ein wenig heller; die Tergite II bis IX am Hinterrande mit einem
schwarzen Saume, der seitlich die Hinterecken bei weitem nicht
erreicht; von diesem schwarzen Saume zieht eine mittlere schwarz-
Über einige Ephemeropteren-Typen älterer Autoren. 259
braune oder schwarze Längsbinde nach vorn; ferner zieht jederseits
über der Seitenlinie eine schiefe schwarze Längsbinde, die den Hinter-
rand nicht erreicht, manchmal aber mit dem lateralen Ende des ge-
nannten Hinterrandsaumes sich vereinigt; X. Tergit ungefleckt; die
Sternite (wenigstens vom II. bis VII.) besitzen einen großen schwarz-
braunen etwa vierseitigen Mittelfleck, der vom Hinterrand bis zum
Vorderrande reicht, manchmal einen hellen oder dunklen Punkt jeder-
seits einschließt und nach den Seiten hin nicht scharf begrenzt ist.
Schwanzborsten weißlich, sehr kräftig schwarz geringelt; an der
Basis der Schwanzborsten ist jedes Glied nicht nur an den Gelenken
sondern auch in der Mitte geringelt, am Apex der Schwanzborsten
nur an den Gelenken; wegen der breiten Gelenkringe erscheinen die
Schwanzborsten mit bloßem Auge betrachtet sehr dunkel. Vorder-
schenkel hell rostfarben, hintere Schenkel etwas heller, mehr ocker-
farben, alle mit einem breiten schwarzen Bande in oder etwas hinter
der Mitte und mit einem schwarzen oder braunschwarzen Flecke
am Apex (Knie); Vorderschienen bernsteingelb, hintere Schienen
ockerweißlich, alle Schienen außen nahe der Basis mit einem schwarzen
Punkte; die Tarsen dunkler als die Schienen, gelbbräunlich, an den
Spitzen dunkelbraun; Krallen dunkelbraun; erstes Glied des Vorder-
tarsus nur äußerst wenig kürzer als zweites Glied, dieses kaum länger
als drittes; viertes am kürzesten, fünftes am längsten; am Hinter-
beine rangieren die Tarsalglieder nach der Länge in folgender Reihe:
V,I, II, III, IV; am Vorderbeine ist der Tarsus etwa ®/, so lang wie
die Schiene, diese etwa 5/, so lang wie der Schenkel; das ganze Vorder-
bein etwas kürzer als der Körper. Die Längenverhältnisse der Bein-
glieder sind also normal, bis auf das zweite Glied des Vordertarsus,
welches deutlich kürzer ist als das fünfte. Flügel farblos, durchsichtig,
die Adern über weißem Untergrunde hell umbrafarben, in durchfallen-
dem Lichte sind die Längsadern des Vorderflügels etwas heller gelblich
als die Queradern, diese dann etwa gelbbraun; im Hinterflügel sind
Längs- und Queradern fein; im Vorderflügel aber sind die Queradern
(mit Ausnahme der Analregion) viel kräftiger als die Längsadern und
erscheinen deshalb dunkler; daher sieht der Vorderflügel, besonders
nach dem Costalrande hin, etwas gefleckt aus (mit bloßem Auge
betrachtet); die große Querader ist an der Subcosta schwarz, Costa,
Subeosta und Radius sind an der Basis hellgelblich; im Costalraume
des Vorderflügels liegen vor der Bulla etwa 9, hinter ihr etwa 17 Quer-
adern, fast alle einfach, nur einzelne (1—2) verzweigt, meist gerade,
selten etwas gebogen. Cubito-anale Region des Hinterflügels gut ent-
wiceklt, mit zahlreichen Queradern. Das X. Sternit ist apikal etwas
verschmälert, am Apikalrand schwach konvex.
Subimago & (trocken): Die Zeichnung der Beine, des Hinterleibs
(wenigstens die Seitenstreifen) und der Schwanzborsten ist deutlich
erkennbar; der Penis ist (leider) durch die (sich kreuzenden) Genital-
füße verdeckt; nach Hagen ist der Penis (Imago) kurz und die Loben
sind einander genähert. Flügel hellgraubräunlich getrübt, die Adern
dunkelrußbraun, die schwärzlichen Queradern (außerhalb der Anal-
17% 6,Her
260 te ‘Dr. Georg Ulmer:
region) kräftig und dunkelrußbraun gesäumt; in der Pterostigma-
Region sind viele Queradern-durch nahe der Costa liegende kurze
Verbindungsadern mit einander vereinigt; die Queradern dieser Region
und die Verbindungsadern sind fein; Flügelwurzel nebst. den dort
liegenden Längsadern gelblich. Im Hinterflügel sind die Queradern
nur schwach umschattet. Die Beine (entgegen a: Ba
l. c. p. 39) nicht heller als bei der Imago (2!)
] Körperlänge: etwa 6 mm ($ Subimago), etwa 9 mm (2); Länge
des Vorderflügels: 10 mm ($ Subim.), 12 mm (9); -Flügelspannung
also etwa 21—26 mm; Schwanzborsten: 12 mm (3 Subim.), 15.mm (2).
27. Potamanthus modestus Hagen p. 39 = Habrophlebia modesta Hag.
In Coll. Selys folgende T'ypen, alle mit ‚‚Corse, B. Ch.“ bezeichnet:
18 No. 61; 18 N0.126; 12 No. 133; 1 Subimago $ No.19; 1 Sub-
imago @ No. 107. .(Eine weitere Subimago 9, No. 60 + No. 106, ist
eine Baetis!). Diese Art ist von Eaton richtig in die Gattung Habro-
phlebia gebracht worden und von ihm (Rev. Monogr. 1884. p. 118
t.13 £.22b) wie kürzlich auch von Esben - Petersen (Entom.
Meddelels. X. 1913 p. 22 £. 2, 3) beschrieben worden. Nach den Typen
füge ich noch folgendes hinzu: Flügel auch beim 3 deutlich bräunlich-
grau (sehr hell umbrafarben) getönt (deutlich, aber doch nur schwach!),
besonders im Costal- und Subeostalraume; Adern, auch die Queradern,
bei auffallendem Lichte pechbraun, deutlicher als bei irgend einer
andern Art der Gattung, bei durchfallendem Lichte bräunlichgelb;
nur die Adern in und hinter dem Analraume heller; im Costalraume
vor der Bulla entweder nur wenige (2—3) oder mehr (6-7) ziemlich
kräftige Queradern, hinter der Bulla 3—4 gleichfalls ziemlich kräftige
und dann in der Pterostigma-Region 10—16 stark ausgeprägte Quer-
adern; diese letzteren sind gerade oder schwach gebogen, meist einfach
(bei zwei T'ypen), manchmal (bei einer Type) sind einige wenige Quer-
adern gegabelt; auf der Fläche reichen die Queradern nur vereinzelt
bis zum Außenrande und stehen auch auf der Fläche selbst nicht so
zahlreich wie bei einem $ aus Corsica, das Herr Esben-Petersen
mir freundlichst gab. Der Hinterflügel ist lang, schmal eiförmig, der
Vorsprung stark; im Costalraume etwa 5 deutliche Querädern, keine
‚von. diesen apikal vom Vorsprunge; im Subeostalraume etwa 2—3
deutliche Queradern; auf der Fläche ist die Zahl der Queradern gering.
Die Genitalfüße sind in Ventralansicht kräftiger als bei 7. fusca, be-
sonders ist das Grundglied breiter, der basale Innenvorsprung sehr
stark, der Innenrand. hinter. diesem Vorsprünge eine Strecke weit
‚konvex; die beiden Endglieder sind verhältnismäßig groß; in Lateral-
ansicht ist das Grundglied nur schwach gebogen; der Penis ist ähnlich
wie bei genannter Art, die herabhängenden Anhänge sind wohl ebenso
lang wie dort; die beiden Platten des X. Sternits sind ganz von ein-
ander getrennt, ihre apikale Innenecke ragt etwas weiter vor. — Die
1) Darauf weist schon Eaton 1871 (Trans. Entom. Soc. p. 91).hin; er sieht
sie für eine B. Rhodani Piect. an. et .,
Über einige Ephemeröpteren. Typen älterer Autoren. 361-
Figuren des Hinterflügels und der Genitalanhänge, die Esben-Pe-
tersen l.c. gibt, sind sehr gut.
Die Eier sind z. T. aus dem Hinterleibe vorgetreten und haben
gelbe Färburg, nicht braune, wie Hagen (und nach ihm Eaton) sagt.
Vi. Hagen, H. Synopsis der Neuroptera Ceylons (Verh. Zool. bot. Ges.
Wien VEIE. 1858. p. 471-488; Pars I: ibid. IX. 1859. p. 199— 212).
28. Potamanthus faseiatus Hagen p. 476 = Subim. Ephemera suppo-
= ! sita Etn.
In Coll. Selys, Museum Brüssel, 1 2-Subimago, bezeichnet
„Ceylon, Nietner‘ und in Hagens Handschrift. ‚, Potamenthus fasciatus
Hagen Subim.“, No.58. —: Eaton hatte vor 1871 dies Exemplar
gesehen und gibt davon in Trans. Ent. Soc. London 1871 p. 74 eine
kurze Beschreibung,unter Ephemera fesciata Hag. (dabei eine genauere
Beschreibung des $); später sah er auch eine $-Type des Potamanthus
fasciatus aus Hagens eigener Sammlung und fand, daß diese zu einer
andern Art und Gattung gehört, nämlich zu Atalophlebia!) (Rev.
Monogr. 1883—84 p. 72, 84); Hagen hatte also Exemplare zweier
Arten als eine Art beschrieben. Eaton verbessert diesen Fehler,
indem er dem genannten $ den Namen /asciatus Hag. läßt und für
die obige Subimago den neuen Namen supposita Etn. einführt; so
heißt also jetzt das S: Atalophlebia fasciata Hag. (vgl. Rev. Monogr.
p. 84) und die 9-Subim.: Ephemera supposita Etn. (Rev. Monogr.
p- 72). — Hagens Beschreibung (p. 476) paßt auf keine der Arten
gänzlich und berücksichtigt wohl alle beide; so scheint die Beschreibung
des Hinterleibes eher auf die Ephemer«, die Beschreibung des Vorder-
flügels eher auf die Atalopklebia hinzudeuten. |
Die mir vorliegende T'ype ist nicht ganz erhalten; es fehlen die
Vorderbeine und der Hinterleib ist durch irgendwelche Sammlungs-
schädlinge stark verletzt; es ist vom Hinterleibe nur die vordere Hälfte
erhalten und von diesem Stücke auch nur die obere Decke; die Seiten-.
stücke und alles übrige ist abgefiressen; da die Subimaginalhaut auf
dem Hinterleibe fehlt, so sind die Zeichnungen desto deutlicher erkenn-
bar (Fig. 17). Der Kopf ist ockergelblich und zeigt innen neben den
Augen je einen größeren schwärzlichen Fieck näher dem Hinterrande.
Brust ebenfalls ockergelblich; Vorderrand des Pronotum schwärzlich,
Seiten des Pronotum mit je einem sehr breiten grauschwärzlichen,
nicht scharf begrenzten, Längsstreifen, der durch eine gelbe Längs-
furche in zwei Hälften zerlegt wird: die hinteren Buckel des Meso-
notum braun. Hinterleib oben gelb, die Zeichnungen schwarz; Tergit I
ist bis auf den vorderen Teil einfarbig dunkel; auf Tergit II bis VI
!) Zehn Jahre vorher, in Trans. Ent. Soc. London 1873 p. 393, sagt Eaton
allerdings, daß seine 1871 (ibid. t.4 f. 11, 11a) gegebenen Detailfiguren der
E. fasciata mit dem Bau der Hagen’schen $-Type übereinstimmen; hat er
also zweimal eine Type von Hagen erhalten, einmal (etwa 1872) eine ‚‚E’phemera
fasciata‘“, und das andere Mal (etwa 1883) eine ‚‚Atalophlebia fasciata‘“ ?
6. Heft
2862 Dr. Georg Ulmer:
sieht man jederseits der Mittellinie 2 breite Längsstreifen und weiter
lateral noch je einen dritten (dessen Apex aber schon zerfressen ist);
diese Längsstreifen (im ganzen 6) beginnen am dunklen
Hinterrande der Segmente und reichen fast bis zum
Vorderrande; die zwei mittleren der dunklen Längs-
streifen sind aus breiterer Basis nach vorn ver-
schmälert und dort zusammengeneigt; die daneben
stehenden Streifen haben dagegen (wenig deutlich auf
Tergit II) eine schmale Basis und erweitern sich nach
vorn und außen. Wie ein anderes mir noch vor-
liegendes Exemplar derselben Art erkennen läßt,
ziehen die Streifen, welche dicht über der Seitenlinie
liegen (also die in der Type zum Teil zerfressenen
Streifen) schräg von hinten nach der Vorderecke
hin und sind dorthin zugespitzt, wie in Fig. 17 an
der linken Seite ersichtlich ist. Die Beine sind
graulichgelb, die Tarsalglieder an den Gelenken, das
letzte Glied und die Krallen ganz bräunlich. Die
Flügel sind grau getrübt, der Subcostalraum des
Fig. 17 Vorderflügels ist gelblich getönt; die stärker:n Längs-
Ka» adern sind gelblich, die Queradern im Vorderflügel
schwarz, einige der Queradern im basalen Teile
des Costalraumes sind nach der Subcosta hin dunkler umsäumt
und die Bullae sind durch dunkle Schatten gezeichnet. Länge des
Vorderflügels: etwa 14 mm; Flügelspannung also etwa 30 mm.
29. Potamanthus annulatus Hagen p. 476 — Atalophlebia annulata Hag.
18, No. 59, bezeichnet ‚‚Ceylon, Nietner‘‘ und in Hagens Hand-
schrift ‚Pot. annulatus Hag.“ in Coll. Selys, Museum Brüssel. Diese
Type, die Eaton (außer einer zweiten im Londoner Museum, auch £$)
untersucht hat, ist sehr- unvollständig; sie besteht nur noch aus Kopf,
Brust und einem Vorderflügel. Eaton hat die Art schon als Atalo-
phlebia annulata Hag. gut beschrieben (Rev. Monogr. p. 85 t. 10 f. 16a);
der Vorderflügel der Type hat im Costalraume vor der Bulla 7, hinter
ihr 16 Queradern; Eaton zeichnet 4, resp. 18; doch mag die Zahl
in den Exemplaren variieren.
vH. Blanchard, in Gay, Historia fisica y politica de Chile. VI. 1851.
p. 10%. Atlas, Nevropt. t.% f.3.
30. Ephemera vitripennis Blanch. = Thraulodes vitripennis Blanch.
Nur kümmerliche Reste sind von den Typen im Pariser Museum
verblieben; es ist da vorhanden: 1. 1 Imago ($?), in einzelnen Stücken
auf ein Glimmerplättchen geklebt: Mittelbrust und Hinterleib, von
unbestimmter grauschwärzlicher Färbung, mit einigen Beinresten;
ferner die 2 Vorderflügel und vielleicht Teile des Hinterflügels, so auf-
einandergepreßt, daß nichts weiter erkannt werden kann, als die
Form der Vorderflügel und der ungefähre Verlauf der Adern, die auf
Über einige Ephemeropteren-Typen älterer Autoren, 263
Thraulus hinweisen; die Längsadern sind graubraun, deutlich, die
Queradern fein. Die Nadel ist bezeichnet: Museum Paris, Chili, Gay
15—43 und trägt einen zweiten alten Zettel „Ephemera vitripennis
Blanch.“
2. 1 Subimago (3?), genadelt, ohne Hinterleib; die Vorderflügel
sind ausgespannt, matt bräunlichgrau getönt, die Adern kräftig,
rußbraun, auch die Queradern, die Hinterflügel sind teilweise mit
dem Körper zusammengeklebt und liegen übereinander; in ihnen
scheint die Media gegabelt zu sein ähnlich wie bei T’hraulus laetus
Etn.; Brust und Beine gelbbraun, Vorderschiene und Vordertarsus
mehr graubraun; Länge des Vorderflügels: etwa 7 mm. Die Nadel
trägt wieder den Zettel Museum Paris, Chili, Gay 15—43 und einen
zweiten, alten Zettel ‚„Valdivia‘‘. — Es ist sicher, daß die Art, wie auch
schon Eaton (Rev. Monogr. p. 297) vermutete, in die Gattung T’hraulus
gehört, wie sie von Eaton (Rev. Monogr. p. 106) umgrenzt ist. Ver-
gleicht man die bisher bekannten (und einige kürzlich hier von mir
Fig. 18. Fig. 19.
beschriebene) Thraulus-Arten miteinander, so ergeben sich 2 Gruppen,
welche sich u. a. durch die Nervatur des Hinterflügels gut trennen
lassen. Ich beschränke die Gattung T’hraulus Etn. (Gattungstypus
T. bellus Etn.) auf diejenigen Arten (mit Vorsprung im Hinterflügel,
ungeteiltem X. Sternit und kurzen Genitalfuß-Endgliedern), welche
im Hinterflügel eine stark verkürzte Subcosta und eine einfache unge-
gabelte Media haben (vgl. Fig. 18); es gehören dahin Th. bellus Etn.,
Th. primanus Etn., Th. versicolor Etn., Th. misionensis Esb.-Pet.,
Th. Valdemarı Esb.-Pet., Th: exiguus Etn. und außer den kürzlich
beschriebenen wahrscheinlich auch 7%. marginatus Ulm. Die
sonst hierher gerechneten Arten fasse ich zu einer neuen Gattung
Thraulodes zusammen, deren Hinterflügel eine lange Subcosta und
eine Mediagabel besitzt (vgl. Fig. 19); als Gattungstypus soll Th. laetus
Etn. gelten; außer dieser Art gehört dazu Th. Bomplandi Esb.-Pet.,
Th. colombiae Etn., Th. valens Etn., Th. mexicanus Etn., Th. lepidus
Etn., Th. hilaris Etn. und Th. vitripennis Blanch., da auch bei dieser
die Media eine lange Gabel hat. Blanchard’s Art führt nunmehr
also den Namen T'hraulodes vitripennis Blanch. Die Originalbeschrei-
bung (Kopf oben rötlichgelb; Körper bräunlichgrün; Beine hellgelblich ;
die Schenkel in der Mitte und am Apex dunkelbraun gebändert;
6. Nett
264 R 00. Dr @eorg Ulmer:
Flügel farblos, durchsichtig; Schwanzborsten weißlich, "braun ge-
ringelt) und die Reste der Typen genügen leider nicht zur Feststellung,
ob Th. vitripennis etwa mit einer der andern Thraulodes-Arten identisch
ist oder nicht. Neues, in derselben Gegend aufzusuchendes Material
könnte entscheiden.
VII. Brauer, Fr., Neuroptera austriaca 1857.
31. Potamanthus mesoleucus p. 73 = Ephemerella mesoleuca Brau.
(Fig. 20—21). ;
‚Im Museum Wien 1&, Brauers Type, bezeichnet ‚‚mesoleucus
Brauer, 23. VI. 1857, Prater“.
Diese Art ist von späteren Autoren nicht richtig erkannt worden;
es ist eine Ephemerella-Art (nicht eine Habrophlebia, wie sie von
Eaton, Rostock, Klapälek u.a. bezeichnet wurde), die in der
Färbung des Hinterleibes an Habrophlebia lauta Etn., mehr noch an
Leptophlebia cincta Retz. erinnert; sie muß also heißen Ephemerella
mesoleuca Brau. Der Irrtum in der Deutung der Art geht wohl auf
M.Rostock zurück. In Revis. Monogr. 1884 p. 120 sagt Eaton nämlich,
daß er seine Beschreibung z. T. nach einem & aufgestellt habe,
das von Rostock benannt und ihm 1873 durch Albarda übermittelt
worden war!); er hatte also keine Type Brauer’s, sondern ein säch-
sisches Exemplar Rostock’s vor sich.; und dieses Exemplar war
augenscheinlich’ keine Ephemerella, sondern eine Habrophlebia; das
geht aus der Beschreibung der Genitalorgane durch Eaton (Trans.
Ent. Soc. 1873. p. 397) hervor, wo er sagt, es seien herabhängende
Anhänge am Penis vorhanden und das dritte Glied der Genitalfüße
sei so lang wie das zweite. Von Rostock’s ‚mesoleuca‘‘ existiert
noch eine Type im Dresdener Museum, ein 3, bezettelt ‚„Lusatia,
Rostock“ ; dieses ist eine $ Habrophlebia lauta Etn., also keine meso-
leuca Brau.?). Eaton hat also 1873 (l. c. p. 397) H. lauta unter dem
Namen mesoleuca beschrieben; 1884 (Rev. Monogr.) hatte er kein
Exemplar mehr vor sich und gründete seine Beschreibung der ‚‚meso-
leuca‘‘ (die aber ‚lauta‘“ ist) nur auf Brauer’s Diagnose und seine
Notizen von 1873; so kommt es, daß er H. mesoleuca (Etn.) und
H.lauta für verschieden hält, während er die richtige mesoleuca (Brau.)
gar nicht kennt. In diesen Fehler sind nach ihm alle Autoren ver-
fallen: Ephemerella mesoleuca Brau. blieb unbekannt und Habrophl.
mesoleuca (Rost. + Etn.) galt als eine von H.lauta verschiedene Art.
Es ist wohl sicher, daß weder Rostock?), noch Eaton, noch Kla-
!) 1873 allerdings, in Trans. Ent. Soc. p. 397, sagt Eaton: ‚‚Mr. Albarda. .
sent me types from Brauer of... Pot. mesoleucus“.
2) Daneben stehen noch, auch als ‚‚mesoleuca‘‘, 78, von K. G. Schiller
gefangen, No. 368, die auch unzweifelhafte Stücke der H.lauta Etn. sind.
®) Rostock beschreibt /auta nicht, nennt sie nur; Klapälek gibt eine
kurze Beschreibung nach Eaton; Dr. Tümpel beschreibt nach Rostock und
Eaton, wie er mir freundlichst mitteilt.
Uber einige Ephemeropteren-Typen ‚älterer Autoren. 265
älek (Süßwasserfauna 1909 p.13), noch Tümpel (Geradflügler
ee 1901 p. 92) eine Habropklebia-Art gesehen haben, die
als ‚„mesoleuca‘‘ von H.lauta zu trennen wäre: Habr. mesoleuca ist
sicher identisch mit H. laute. — Brauer’s Art ist also bisher nur aus
der kurzen Beschreibung von 1857 bekannt, weshalb hier eine ausführ-
lichere folgt.
d (trocken): Oberer Augenabschnitt schwärzlich, in der Mitte
und an den Rändern deutlich gelbbraun bis rostfarben; Ozellen: breit
schwarz umsäumt, Vorderkopf hellbräunlichgelb, Fühler umbrabraun.
Pronotum und vorderer Teil des Mesonotum bis (zur Flügelwurzel)
dunkelkastanienbraun, hinterer Teil des Mesonotum, das Metanotum
Fig. 20.
und erste Abdominaltergit pechschwarz. Seiten der Brust glänzend
dunkelrotbraun, die Unterfläche pechschwarz; die Brustseiten mit
gelben Streifen, von denen der deutlichste sich von den gelben Vorder-
hüften nach der Flügelwurzel zieht. Das Pronotum ist von dem Kopfe
weniger verdeckt als bei Z. ignita Poda, ein Paar quergestellter ei-
förmiger kleiner Flecke etwa in der Mitte und die Mittelnaht zwischen
ihnen heller als die Grundfarbe, bräunlich. Hinterleib gelblich weiß,
nur die 3 letzten Tergite rotbraun getuscht; rotbraune Flecke von
etwa Dreiecksgestalt (u.z. je einer jederseits der hellbleibenden
Mittellinie) finden sich in der hinteren Partie der vorhergehenden
Tergite; die Hinterränder der Segmente sind etwas dunkler; die
Ganglienkette ist durch bräunlichgelbe Flecke schwach markiert,
ım übrigen sind alle Sternite einfarbig hell. Schwanzborsten weiß,
ungeringelt oder nur hier und da an den Gelenken schwach gelblich.
6. Heft
266 Dr. Georg Ulmer:
Vorderbeine unrein bernsteingelblieh, hintere Beine, besonders deren
Schienen und Tarsen noch heller, etwa hellstrohgelblich; Vorder-
tarsus deutlich kürzer als die Schiene, III. Glied so lang wie II. Hinter-
beine verhältnismäßig länger als bei E. ignita Poda, der Tarsus aber
nur etwa 1/, so lang wie die Schiene. Flügel farblos, durchsichtig,
Adern weißlich, nur die Subcosta und die große Querader erscheinen
über weißem Untergrunde schwärzlichgrau. Aderung wie bei E. ıgnıta,
im Costalraume des Vorderflügels kaum sichtbare Spuren weniger
Fig. 21.
Queradern vor der Bulla; im Analraume 3 bis 4 längere und einige
kürzere Zwischenraumadern, von den längeren steht das distale Paar
näher zusammen als das proximale; Pterostigma mit etwa 14 sehr
unregelmäßigen, gegabelten und mit einander verbundenen Quer-
adern (an der Subcosta gezählt); Hinterflügel wie bei genannter Art.
Genitalfüße (Fig. 20) gelblichweiß, Penis mehr bräunlich; das Basal-
_ glied ist von dem langen zweiten Gliede nur undeutlich abgesetzt;
dies zweite Glied ist beträchtlich schmäler als bei E. ignit«, mehr
gerade, an der Innenkante in der basalen Hälfte konkav; das kurze
dritte Glied ist auf die Fläche des zweiten herumgeschlagen; lateral
(Fig. 21) sind die Genitalfüße am Ende nach unten gebogen, in der
apikalen Hälfte nicht breiter als der Penis; der Penis ist ventral
(Fig. 20) an der Basis schmäler als hinter der Mitte, bis etwa zur Mitte
gespalten, der Spalt schmal und die beiden Loben scharf zugespitzt,
ihre Spitzen gegeneinander gekrümmt, sich fast berührend!); in Lateral-
ansicht (Fig. 21) ist der Penis schwach S-förmig, sein stumpf gerundeter
Apex zeigt eine kurze nach unten gerichtete Spitze. Das X. Sternit
!) Es ist möglich, daß zwischen den 2 Loben eine feine farblose Membran
ausgespannt ist; ich kann aber zwischen den Loben die Gelenke der mittleren
Schwanzborste von unten her sehen, die Membran müßte also durchsichtig sein.
Über einige Ephemeropteren-Typen älterer Autoren. 267
(Fig. 21, ventral) ist in der Mitte des Hinterrandes in einen stumpf-
spitzigen Vorsprung ausgezogen, dessen seitlicher Abfall nicht gerad-
linig verläuft, sondern einen kleinen stumpfen Höcker aufweist;
lateral (Fig. 20) ragt die untere Ecke des X. Sternits nicht so weit vor
wie bei EZ. ignita. Die Hinterecken des IX. Tergits (Fig. 20) sind viel
weniger vorgezogen als bei dieser Art. Körperlänge: 6 mm; Länge
des Vorderflügels: 6 mm; Flügelspannung also etwa 15 mm; Schwanz-
borsten etwa 6 mm.
Figuren - Erklärung.
Fig.1. Tricorythus discolor Burm., hinterer Teil des Flügels, 2.
Fig. 2. Atalophlebia costalis Burm., Genitalanhänge, &.
Fig. 3. Campsurus dorsalis Burm., Genitalanhänge, £.
Fig. 4. Hexagenia limbata Pict., Genitalanhänge, d.
Fig.5. Hexagenia bilineata Say, Genitalanhänge, d.
Fig.6. Hexagenia bilineate Say, Hinterleib, dorsal, d.
Fig. 7. Hexagentia limbata Pict., Hinterleib, dorsal, 9.
8
Fig. 8. Asthenopus albicans Pict., Vorderflügel, d.
Fig. 9. Leptohyphodes inanis Pict., Flügel, darunter hinterer Teil eines anderen
Flügels, &.
Fig. 10. Leptohyphodes inanis Pict., Genitalanhänge, d.
Fig. 11. Callibaetis fasciatus Pict., Vorderflügel, 9.
Fig. 12. Caenis oophora Pict., Kopf und Pronotum, 9.
Fig. 13. Leptophlebia mollis Etn. (1871), Hinterflügel, Ö.
Fig. 14. Lepiophlebia mollis Etn. (1871), Genitalanhänge, ventral, 3.
Fig. 15. Leptophlebia mollis Etm. (1871) Genitalanhänge, lateral, 3.
Fig. 16. Leptophlebia separata Ulm. (mollss Etn. 1884), Genitalfuß, $, (nach
Eaton).
Fig. 17. Ephemera supposita Hag., Segmente I bis VI des Hinterleibes, 9.
Fig. 18. Thraulus Valdemari Esb.-Pet., Hinterflügel, 3.
Fig. 19. Thraulodes laeius Etn., Hinterflügel, S.
Fig. 20. Ephemerella mesoleuca Brau., Genitalanhänge, ventral, g.
Fig. 21. Ephemerella mesoleuca Brau., Genitalanhänge, lateral, 3.
Über die Stellung der Ulocerinae innerhalb
der Familie der Brenthidae.
Von
R. Kleine, Stettin.
(Mit 3 Textfiguren).
In den ‚Genera Insectorum‘‘ Fasc. 65 ist zu lesen: ‚‚Die Brenthiden .
zerfallen in zwei sehr natürliche Gruppen:
A. Fühler deutlich elfgliedrig, Glieder einander gleich oder
ähnlich. 1. Gruppe Brenthini.!)
B. Fühler neungliedrig, seltener elfgliedrig. 2. Gruppe Ulocerini.‘‘
Daß mit dieser Gegenüberstellung zwei „sehr natürliche‘ Gruppen
geschaffen sind, kann man nicht gerade behaupten, selbst wenn man
davon absieht, daß auch die Brenthini verschiedene Gattungen mit
nur neun Fühlergliedern besitzen. In den ‚Gen. Ins.“ ist die gleiche
Fassung aus Lacordaires Gen. Col. VII. p. 404 übernommen. Wie
liegen die Dinge nun in Wirklichkeit?
Die Ulocerinae umfassen nur zwei Gattungen: Pholidochlamys
Lacord. von Madagaskar und Ulocerus Dalman von Süd- und Mittel-
amerika. Von ersterer Gattung ist nur eine Art bekannt, von letzterer
22. Die eigenartigen Verbreitungsgebiete sind bei den Brenthiden
nicht Absonderliches odergar Unnatürliches. Es sind mehrere Verwandt-
schaften bekannt, die nur in diesen beiden Gebieten leben. An keiner
anderen Stelle der Erde sind bisher verwandte Formen aufgefunden
worden. Die Madagassen und Amerikaner sind unter sich so ein-
heitlich, daß kein Zweifel, auch nicht der geringste, über ihre Zu-
sammengehörigkeit bestehen kann.
In den Gen. Ins. wie im Catal. Col. hat v. Schönfeldt vor den
Ulocerinae das Tribus Eremozenini gestellt. Das ist falsch. Das Tribus
hat hier nichts zu suchen, sondern gehört zu den Amorphocephalini.
Im System hat also die Gattung Diurus Pasc. aus dem Tribus Ithy-
stenini den Ulocerinae vorauszugehen, wie das Lacordaire auch
ganz richtig getan hat.
Die Gattung Diurus ist äußerlich den Ulocerinae äußerst nahe-
stehend. Es kommen sowohl neun wie elfgliedrige Fühler vor, der
Habitus ist der gleiche und endlich nur bei Diurus ist dieselbe kleiige
Beschuppung wie bei den Ulocerinae zu finden.
Die Stellung der Gattung Diurus (auch Heterodiurus Senna
gehört hierher) halte ich für durchaus richtig, trotz des Schuppen-
1) Im Cat. Col. ist die richtige Endung inae für die Unterfamilie und in? für
das Tribus gebraucht; diese Endungen sollen auch hier angewandt werden.
R. Kleine. 2 269
kleides, das sonst im Tribus nicht üblich ist. Die Aufstellung eines
besonderen Tribus ist unnötig, Anflüge kleiiger Beschuppung sind
schon bei Achrionota Pasc., Lasiorrkynchus Lacord., Prodector Pasc.
und Heteroplites Lacord. deutlich erkennbar.
Ist also die systematische Stellung, wie sie in den angeführten
Werken angeordnet ist, an sich unanfechtbar, so bleibt nur noch
übrig, die verbindenden bezw. trennenden Momente zwischen Diurus,
‚Pholidochlamys und Ulocerus festzustellen.
Eine verwandtschaftliche Eigentümlichkeit dieser Gattungen
besteht wie schon angeführt darin, daß der Körper in großem Um-
fange so dicht mit kleiigen Schuppen bedeckt ist, daß bei den meisten
Arten von Diurus und bei allen der Ulocerinae der ganze Körper damit
bedeckt ist, sodaß von der eigentlichen Grundskulptur nichts mehr
zu sehen ist.!) Ich habe das Schuppenkleid zunächst untersucht und
folgendes gefund.n.
Diurus.
Die Beschuppung dieser Arten ist ziemlich bedeutend, die Schuppen
sind von sehr binfälliger Natur, wenigstens an manchen Körperteilen,
während sie an den Fühlern z. B. recht fest haften. Die Schuppen
können in den verschiedensten Formen auftreten. Wo sie aber auch
immer zu finden sind, gleich an welchem Körperteil, immer sind sie in
grubigen Vertiefungen angeordnet, die teilweise so tief sind, daß die
Schuppen der Vertiefung ganz platt anliegen
und damit der Körperoberfläche gleich sind.
In jedem Fall sind die Schuppen durch einen
mehr oder weniger langen, zuweilen wie bei
den kreisförmigen Schuppen der Prosternal-
seiten auch sehr kurzen Stiel versehen. Die
Befestigung der Schuppen ist verschieden;
die langen scheinen mir durchgängig fester
zu sitzen wie die breiten und kreisförmigen.
Wie eine solche tellerförmige Prosternal-
schuppe aussieht, ist in Abb. 1 dargestellt.
Man sieht deutlich eine Verdünnung im Zentrum und.an den Seiten, an
beiden Stellen fällt die Ebene auch nach innen, bezw. unten ab. Deut-
lich sieht man das kurze verdunkelte Stielchen, das etwas nach der
Seite gebogen ist. Es läßt sich aber deutlich wahrnehmen, daß das
Stielchen nicht zentral angeordnet ist. Diese Eigenschaft konnte ich
bei allen breiten Schuppen feststellen.
Wie aus dem Bilde ersichtlich ist die Schuppe sehr dünn, denn
im mikroskopischen Bilde sind alle Einzelheiten ziemlich deutlich
sichtbar. Das trifft aber nur für breite Schuppenformen zu. Auf dem
Metarostrum z. B. ist die Gestalt mehr blattartig und da sind auch
die Schuppen so stark, daß kein Hindurchsehen mehr möglich ist.
Lange Formen, wie sie z.B. auf den Fühlern zu finden sind, sind
Abb. 1.
1!) Vorausgesetzt daß die Tiere ncch frisch sind.
6. ITefi
270 R. Kleine: Über die Stellung
dunkel drehrund und entziehen sich der Durchsicht. Diese Schuppen
haben auch schon Haarform, d.h. ihre Länge beträgt das Vielfache
ihres Durchmessers. Bei den Prosternalschuppen ist das Gegenteil
der Fall. Die Form ist also ganz sekundär, es hängt wesentlich von
der Skulptur der Körperoberfläche ab ob breite, runde, blattartige
oder haarförmige Schuppen zur Entwicklung kommen.
Trotz der verschiedenen Gestalten, in der die Beschuppung auf-
treten kann, ist die Struktur dennoch durchaus einheitlich. An den
Prosternalschuppen kann man die Struktur genau erkennen, bei
dieckeren Schuppen, die kein Licht mehr durchlassen, bleibt die Rand-
zone noch dünn genug um sich zu vergewissern. Ich fand Folgendes:
Die Struktur ist einheitlich und auf das ganze Organ verteilt,
sie besteht zus feinen, sehr eng stehenden Wellenlinien, die z. T,
in ganz eigenartiger Folge angeordnet sind. Während sie seitlich
ineinandergreifen, ist nach innen zu eine mehr linienartig geordnete
Stellung zu beobachten. Zwischen diesen Linien, die, wie es mir
scheint in mehreren Lagen übereinanderliegen, ist der ganze Raum
mit einer durchsichtigen, strukturlosen Masse ausgefüllt, die bei
Aufficht von fast weißer Farbe, einen Stich ins Fahlgelbliche hat.
Die Schuppen sind fest und biegsam wie dünnes Leder; die Neigung
zum Brechen ist gering.
Pholidochlamys.
Gegenüber Diurus, war weder in der Formnoch im mikroskopischen
Bau noch in der Art und Weise der Anheftung der Schuppen irgend-
welche Differenz festzustellen.
Ulocerus.
Im allgemeinen gilt auch bei dieser Gattung das vorher Gesagte.
Es wurden eine ganze Anzahl von Arten untersucht. Bei sehr gedrängtem
Stand der Schuppen, z. B. am Halse, kommt es vor, daß die in Abb. 1
dargestellte Grundskulptur noch durch zarte, nervenartige, von der
Anheftungsstelle ausgehende Verdickungen durchzogen wird. Es ist
aber möglich, wenigstens sah es so aus als ob es sich um Übereinander-
schiebungen handelte.
Anordnung, Form und Aufbau der Beschuppung also bei allen
Gattungen vollständig gleich.
Von anderen Ithystenini wurde Lasiorrhynchus untersucht. Der
Filz besteht hier nicht aus Schuppen und blattartigen Gebilden und
bedeckt den Körper nicht wie bei den besprochenen Gattungen. Es
handelt sich hier vielmehr um haarförmige Gebilde aber nicht um
Haare. Die Organe hatten keinen Kanal und keine Wandverdickungen,
sie waren durchsichtig und hatten eine Skulptur, die mit der von
Diurus durchaus einheitlich war. Eine Verwandtschaft dieser Organe
mit denen von Diurus und den Ulocerinae ist also ganz sicher, die
Entwicklung ist nur nicht so ausgeprägt, vielleicht auch zurück-
gegangen. Jedenfalls ist die Natur der Beschuppung in beiden Ver-
wandtschaftsreihen gleich.
der Ulocerinae innerhalb der Familie der Brenthidae. 371
Zu beachten ist, daß die beschuppten Gattungen der Ithysteninv
mit den Ulocerini nicht zusammen verbreitet sind, sondern auf einer
anderen Seite der Erde wohnen und westlich nicht über Borneo hinaus-
gehen. Obschon die Sache an sich belanglos ist, bemerke ich sie doch
ausdrücklich.
Es wäre nun noch die Frage zu prüfen, ob sich gleiche Beschuppung
nicht auch bei anderen Tribusangehörigen findet. Im allgemeinen ist
Behaarung und Beschuppung in der Familie nicht häufig.
Taphroderini: die stärker behaarten Gattungen Microsebus Kolbe,
Oaenosebus Kleine, Autosebus Kolbe, Megalosebus Kolbe haben echte
Haare, keine Schuppen; die Haarkanäle und Wandverdickungen sind
klar erkennbar. Auch die Elytren sind mit echten Haaren bei
denjenigen Gattungen und Arten versehen, die sonst nackt sind.
Arrhenodini: Hier wurde eine Form der Behaarung bzw. Be-
schuppung gefunden, das als Toment bezeichnet wird. Untersucht
wurde eine ganze Reihe von Gattungen, soweit sich Toment nach-
weisen läßt. Z.B. Baryrrhynchus Lacord., Prophthalmus Lacord.,
Stratiorrhina Pasc. u. A.
Abb. 2. Abb. 3.
Toment vom Prothorax von Abdominalschuppe von Pithoderes:
Stratiorrhina Pascoei Kirsch. Gestri Calabr.
Im mikroskopischen Bau ähnelt das Organ mehr einem Blatte.
Von .der Haftstelle gehen mehrere, nervenartige Stränge nach der
Spitze zu. Je weiter nach vorn umso stärker wird die Verzweigung.
Die einzelnen Nerven sind deutlich als solche zu erkennen. Dunkle
Seitenränder mit gelbem Mittelkanal. Nach der Spitze zu nimmt
die Deutlichkeit ab. Es handelt sich also möglicherweise um ein
Organ, dessen Nervensystem mit dem Körper in direkter Verbindung
steht.
Die Entstehung muß eine andere sein als bei Diurus und den
Ulocerinae. Untersucht wurde das Toment des Prothorax.
Ceocephalini: Zur Untersuchung konnte nur die Gattung Pitho-
deres Calabresi herangezogen werden, da die Ceocephalini keine große
6 Heft
972 - R. Kleine: Über die Stellung
Neigung zu Behaarung bzw. Beschuppung haben. Pithoderes ist ganz
ähnlich beschuppt wie Diurus und die Ulocerinae gibt also ein gutes
Vergleichsbild. Um einen ganz einwandfreien Vergleich zu haben,
wurden die zur Untersuchung benötigten Schuppen vom Metasternum
und dem Abdomen entnommen. Gestalt: blattartig, Befestigung
sehr locker, nicht in einer Vertiefung eingesenkt und dort stielartig
befestigt. Die Skulptur ist eine der Gattung durchaus eigentümliche
und hat mit der Diurus-Ulocerinae nichts gemein. Sie ist ein dichtes
Netz feiner Adern, die alle nach vorn und außen streben und dadurch
einem blattartigen Gebilde ähnlich sehen. Auffällig ist die zarte Quer-
aderung. Jedenfalls besteht mit den in Frage kommenden Gattungen
keinerlei Verwandtschaft. Viel eher lassen sich Anklänge an die
Arrhenodini erkennen.
Es kann also keinem Zweifel unterliegen, daß die Beschuppung
der Ulocerinae sich nur bei Diurus in gleicher Natur wiederfindet.
Die Beschuppung kann convergenter Natur sein und auch in andern
Tribus auftreten (Pithoderes) aber sie ist dann eine eigene Form,
namentlich im mikroskopischen Bau. Die Beschuppung läßt also
keinen Zweifel darüber aufkommen, daß zwischen den Ulocerinae
und den Ithystenini, durch Diurus und Heterodiurus verbunden, enge
Verwandtschaft besteht und daß alle ähnlichen Gebilde bei andern
Tribus auf viel weiter entfernteren Verwandtschaftsgrad schließen
lassen.
Deckenzeichnung.
Meine Untersuchungen über die Deckenzeichnung der Brenthiden!)
haben ergeben, daß sich vier Typen erkennen lassen. 1. Die schwarze
Zeichnung ist nicht an die Deckenrippen gebunden. Sie erscheint
immer dunkel auf hellerer Grundlage und kann die verschiedensten
Formen annehmen. Ihr Aufbau ist durchaus charakteristisch. 2. Die
Zeichnung ist immer hell auf dunkler Grundlage, die Schmuckstreifen
bezw. Flecken sind durchaus an den Rippenverlauf gebunden und
liegen auf den Rippen, die dadurch zuweilen verbreitert werden.
Die Anlage der Zeichnung ist nach einem einheitlichen Schema, unab-
hängig von’ seiner Variationsbreite, angelegt. 3. Die Deckenzeichnung
liegt in den Furchen, nicht auf den Rippen und wird meist von
der kleieartigen Beschuppung verdeckt. Das Schema ist ein bestimmtes.
Zu dieser dritten Gruppe gehören die Ulocerinae, Diurus, wahr-
scheinlich die mir unbekannte Gattung Heterodiurus und z. B. Achri-
onota, bei der keine Verdeckung durch Schuppen stattfindet.
Ich gebe die Untersuchungsergebnisse aus der angeführten Arbeit
in kurzen Auszügen wieder. \
Diurus. ‚Die Zeichnung entsteht nach ganz bestimmten Gesetzen.
Es ist aber durchaus nicht nötig, daß die Entwicklung nur nach einer
einzigen Seite hir zur Ausbildung kommt, ‘es können auch ähnliche
Bedingungen die Entwicklung ermöglichen.
1) Arch. f. Naturgesch. 86, A. 8. 1920 (1921), p. 1—83:
der Ulocerinae innerhalb der Familie der Brenthidae. 273
Über die Anordnung der Streifen wäre zusagen: Auf Rippe zwei
mehrere & lange, meist aber kurze Streifehen ante-, postmedian
und apikal. Auf drei in üblicher Weise basal ünd postmedian bis
apikal, meist in einer Linie verbunden; vier ganz durchgehend, fünf
desgl., nur den Apex freilassend. Die Suturallinie ist also ziemlich
stark ausgeprägt und weicht von der normalen Anordnung nur insofern
ab, als vier sonst nicht ganz über die Decken hinwegreicht. Die Intra-
marginallinie ist auf neun und zehn durchgehend gestreift. Abweichend
ist hier die Lage des Streifens auf zehn statt auf acht.“
Heterodiurus. ‚Die einzige Art, nur in der Type bekannt, stimmt
in den hier in Frage kommenden Punkten wohl mit Diurus überein.
Sie ist ebenfalls beschuppt und differiert durch andere Merkmale.“
Ulocerus. „Auf drei ist der Streifen in vier kleine aufgelöst, die auch
an normaler Stelle stehen, mit Ausnahme des Basalstreifens, der nicht
die Basis berührt. Das könnte aber auch individuell sein. Jedenfalls
ist also auf drei die Streifung ‘normal. Auf vier ante- und postmedian.
Fünf mit langem Basal- und kürzerem Postmedianstreifen; sechs
hat kleine variable Streifen postbasal und median; acht und neun
fast ganz durchgehend gestreift.
Es ist also eigentlich nur der kräftige Ausdruck der Intramarginal-
linie von Bedeutung, doch kommt das bei Amerikanern ganz all-
gemein nicht eben selten vor. Die Ulocerus-Arten sind also trotz ihres
abweichenden Aussehens ohne Schwierigkeiten richtig unterzubringen.
Die kleiige Beschuppung ist ganz sekundär und berechtigt keine
besondere systematische Stellung als Unterfamilie.‘
Pholidochlamys in allen Merkmalen mit Ulocerus übereinstimmend.
In der Zusammenfassung der Gesamtergebnisse heißt es dann:
14. Tribus: Ulocerini.
Stimmt in allen wesentlichen Punkten mit Diurus aus dem
12. Tribus überein. M.E. ist auch die Stellung der Ulocerini ganz
unhaltbar, wenn man bedenkt, daß auch die Diurus- Verwandtschaft
z.T. nur neun Fühlerglieder hat. Die Untersuchung der Decken-
zeichnung hat mir den festen Beweis erbracht, daß Diurus und sein
Verwandtschaftskreis mit den Ulocerin! vereinigt werden müssen.
Die hier ausgesprochene Ansicht ist unbestreitbar. Die Tatsache
allein, daß diese Art der Schmuckstreifenanlage und dem engen Ver-
wandtschaftskreis der Diurus-Ulocerinae-Verwandtschaft eigen ist
und sonst keiner anderen, ist ein sprechender Beweis dafür, daß hier
nicht die Grenze zweier Subfamilien sein kann.
Der Stridulationsapparat.!)
Die Brenthiden besitzen mit seltener Ausnahme alle einen passiven
Stridulationsteil, überwiegend in ganz rudimentärem Entwickelungs-
grad, der aktive ist immer normal entwickelt.
Während: bei den meisten Ithystenini infolge der äußerst schlanken
Gestalt der passive Apparat sehr schmal ist, ist das bei Diurus nicht
1) Cfr.: Über den Stridulationsapparat der Brenthidae. Archiv f. Naturgesch.
84, 1918, A. 10, p. 76 (1920).
Archiv für Naturgeschichte.
1921. A. 6 18 6.Tert
274 ie Bes bertaeee
der Fall. Darin besteht mit den Ulocerini volle Übereinstimmung.
Aber nicht nur im allgemeinen Habitus besteht große Ähnlichkeit,
sondern auch im mikroskopischem Bau. Bei Diurus und Pholido-
chlamys sind die Differenzen in der Ausbreitung der hexacdrischen
Skulptur ganz gering, bei Ulocerus reicht sie mehr bis zur Trennungs-
linie gegen das Deckeninnere. Die Ausdehnung der hexaedrischen
Fläche ıst artlich verschieden, sodaß das Gesamtbild der in Frage
kommenden Gattungen ein durchaus einheitliches, abgeklärtes ist.
Die Beschaffenheit des Stridulationsapparates spricht also Be
für nächste Verwandtschaft.
Flügel.
Es kann aber nicht allein die Decke als vergleichendes Merkmal
in Betracht gezogen werden, es muß auch der Hautflügel selbst ein-
gehend untersucht werden. Nun bietet der E.hynchophorenflügel
allerdings infolge ‘seines starken Allgemeinreduktion wenig Anhalts-
punkte, immerhin sind solche bei sorgfältiger Prüfung sehr wohl zu
finden.
Ich folge hier meinen eigenen Untersuchungsergebnissen über
diesen Gegenstand.!)
Die Grundform ist bei Diurus und den Ulocerinae durchaus
gleich. Die Gesamtpigmentierung stimmt mit Diuus überein. Die
zweite Radialader im Faltungsfeld ist außer den Ulocerinae und Diurus
nur bei noch Lasiorrhynchus kurz, manchmal breit, schwach, niemals
fehlt sie ( Bolbogaster) oder ist sehr 'stark wie das bei den meisten Ithy-
stenini der Fall ist. Andere Tribus kommen nicht in Frage. Die Media
ist bei den Ithystenini und Ulocerinae einheitlich, Cubitus desgl. Die
“ Analis ist bei den Ulocerinae = Diurus. Analis: Bei Diurus sind die
der Analis vorgelagerten Subanaladern mit der Hauptader verbunden,
ganz ähnlich liegen die Verhältnisse bei Pholidochlamys, wo die Ver-
schmelzung gleichfa'ls schon (oder noch) fast perfekt ist. Bei Ulocerus
kann ev. noch kurze Trennung vorhanden sein. In keinem Fall war
also ein Widerspruch festzustellen. Die nahe Verwandtschaft wird
durch den Flügelbau bestätigt.
Der Begattungsapparat konnte nicht zum Vergleich herangezogen
werden. Die Unterschiede sind leider schon artlich so bedeutend,
daß sie jedem System trotzen.
Der Habitus der Ulocerinae ist mit Diurus so bedeutend, daß
man sie ohne Bedenken als am engsten verwandt bezeichnen würde
wenn sie geographisch nicht so weit getrennt wären. Die Trennung
ist natürlich kein Grund. die nahe Verwandtschaft zu bestreiten.
Denn die räumliche Trennung eines Diurus von den Andamanen
bis zu Phyolidochlams auf Madagaskar ist nicht größer als von dort
bis zu den südamerikanischen Ulocerus. Da allz Verkmale für äußerst
nahe Verwandtschaft sprechen, liegt kein Grund vor, den Ulocerinae
den Grad einer Unterfamilie zuzuerkennen. Sie sind höchstens ein
Tribus, sonst nichts. Ich werde sie also in Zukunft nur noch. als
Ulocerint -bezeichnen.
!) Der Brenthidenflügel. Archiv f. Naturgesch. (Im .Druck.)
Bestimmungstabelle der Gattung
Estenorrhinus Lacordaire.
Von
‚R. Kleine, Stettin.
Mit 11 Textfiguren.
Mit Ausnahme der beiden Senna’schen Arten und guttatus Sharp
haben alle bekannten Zstenorrhinus schon der alten Gattung Arrhenodes
Schoenh. angehört. Zu Estenorrhinus gehören auch die irrtümlich
bei Arrhenodes. gebliebenen ornatus Gyll. und transversesignatus Gyll.
Von später publizierten Arten mußte elegans Er. zur Gattung genommen
werden. Nach Festlegung der Synonyma umfaßt die Gattung jetzt
9 Arten, die sämtlich in Zentral- und Südamerika heimisch sind.
Estenorrhinus trennt sich von Arrhenodes durch den schlanken
Allgemeinhabitus, durch die Art und Weise der Schmuckstreifen-
anordnung auf den Decken und endlich durch die abweichend ge-
bauten Parameren. Die Gattung ist also in ihrem Umfang genau fest-
zulegen und durchaus berechtigt.
Sie umfaßt zwei scharf trennbare Gruppen, deren erste
durch die großen Parameren und den nicht vorgestreckten,
eingesattelten Vorderrand des Prorostrums gekennzeichnet wird.
Hierher gehören die Arten der designatus-Verwandtschaft. Die zweite,
größere umfaßt schlankere Arten mit vorgewölbtem Vorderrand des
Prorostrums und kleinen Parameren. Der Gesamthabitus der
Gattung ist aber einheitlich, daran ändert auch die Tatsache nichts,
daß in der ersten Gruppe die Anordnung der Schmuckzeichnung
anders ist äls zuweilen in der zweiten. Wie groß die Variation der
Zeiehnung ist wissen wir nicht, da von manchen Arten die Zahl der
Individuen nur klein ist. Bei genügendem Material hat sich gezeigt,
daß die Variationsneigung nicht. sehr groß ist.
Falsche Arten, Synonyma usw.
Estenorrhinus monilifer Boh., Gen. Cure. V, 1840, p. 467 ist ein
kleines g von E. forficatuws Gyll. Habituell kein Unterschied und durch
Penisautopsie der Typen festgestellt. Die Originalbezettelung, wie
sie bei Schoenherr zu lesen ist, ist noch vorhanden. Die Be-
schreibung Bohemans kann nicht weiter interessieren.
Estenorrhinus foreipitiger Gyll.,1.e. p.478,° - Prof. Sjöstedt
schreibt mir freundlichst :,,Forcipitiger Gy'l. fehlt wie alle Brenthiden
in der Chevrolat’schen Sammlung des Mus. Holm.‘ Nach der.
Diagnose kann es sich auch auf keinen Fall um einen. Estenörrhinus
18* c.mft
276 R. Kleine:
handeln. Das Tier wird mit Amorphocephalus coronatus verglichen,
mit keinem Worte wird ein Arrhenodes zum Vergleich herangezogen.
Ich vermute, daß es sich vielleicht um einen Rhaphidorrhynchus
handelt. Aus der Gattung ist das Tier auf jeden Fall zu entfernen.
6.
e)
Bestimmungstebelle.
Prorostrum zwischen den Mandibeln nicht lippenartig vorgebogen,
sondern von einer Mandibel zur anderen flach nach innen ge-
schwungen; Parameren sehr groß, Lamellen klaffend, nicht
skulptiert 2.
Prorostrum zwischen den Mandib:ln lippenartig vorgebogen,
Parameren klein, Lamellen gegeneinander geneigt, hexaedrisch
skulptiert
Grundfarbe schwarz -
Grundfarbe rötlichbraun 4,
Schmuckbinde schmal, Basalstreifen auf 3. und 5. Rippe
forficatus Gyll.
Schmuckbinde breit, Basalstreifen fehlt quadrisignatus Senna
Durchgehende breite Schmuckbinde ante- und postmedian
designatus Boh.
Keine durchgehenden Binden, Zeichnung verlängert, 4: punkt-
formig, deutliche Apicale auf Rippe 9, die designatus fehlt
guttatus D. Sharp
Unterseite des Kopfes mit & langem, zapfenartigem, nach hinten
gerichtetem Auswuchs Faldermanni Gyll.
Ohne Auswuchs 6.
Antemedianer Teil der Elytren mit Ausnahme der Basalstreifeben
auf Rippe 3 und 5 ohne Schmuckzeichnung formosus Senna
Mit Schmuckzeichnung T.
Grundfarbe rotbraun; Prothorax an den Seiten schwarz, deutliche
Apikalbinden vorhanden elegans Er.
Grundfarbe schwarz; keine Apikalbinde 8
Lange Basalstreifen auf Rippe 5 und 8, die nach der Mitte bis zu
den langen Posthumeralen verbunden sind, postmediane Binde
von 2—-9, die auf den einzelnen Rippen von sehr wechselnder
Länge und auf 3 mit den Apicalstreifen verbunden ist ornatus Gyll.
Basalstreifen auf 3 und 5 kurz, isoliert; antemediane Binde klein,
erst auf 4 beginnend, postmediane Binde nicht mit dem Apikal-
streifen auf 3 verbunden transversesignatus Gyll.
E. designatus Boh.
Gen. Curc. V, 1840, p. 466.
Durch die rotbraune Farbe und den seitlich tiefschwarzen Pro-
thorax von allen anderen Arten grundsätzlich geschieden. Vorder-
rand des Prorostrums flach nach innen geschwungen.
Variationsgrenzen mäßig. Grundfarbe in der Tiefe bis schwarz-
braun wechselnd, meist aber hell. Schmuckstreifen in der Anlage
Bestimmungstabelle der Gattung Estenorrhinus Lacordaire. 917
konstant, nur an der Basis fehlt zuweilen der Punkt auf 4. Die Aus-
dehnung der gesamten Zeichnungsanlage manchmal kurz.
Parameren mit sehr langen, klaffenden Lamellen, die innen im
vorderen Drittel außen bis tief zur Basis kurz. behaart sind. Spitze
lang, dicht behaart. Abb. I. Penisrobust, vorn #stumpflich gerundet,
Praeputium in einer bei den Arrhenodini häufigen Weise stark pig-
mentiert, mit hellem Mittelstreifen.
Fundorte. Columbien: Antioquia (Type), Bogota Mugo, Cauca-
tal. Ecuador: La Tacunga, San Juez, Normandia. Venezuela, Peru.
Ich sah kein Stück aus Brasilien. Mehrere Stücke im Dresdener
Museum trugen die Bezeichnung: Zentralamerika. Ich habe darauf
verzichtet, die Angaben hier aufzunehmen, bevor nicht bestimmte
Orte genannt werden. Sharp führt die Art für Zentralamerika nicht
auf. Die Sache ist also zweifelhaft. .
Type gesehen. Dieselbe ist in sehr gutem Zustande.
Abb. 2. Alb. 3.
. E. forficatus Gyll.
Gen. Cure. I, 1833, p. 314.
Gehört in jeder Beziehung in die designatus-Verwandtschatt.
Grundfarbe immer einfarbig schwarz, meist matt, zuweilen speckig
glänzend oder die Farbe durch einen grau-schmutzigen Überzug
verdeckt. Schmuckbinden meist schwefelgelb, selten etwas rötlich; _
in der Stärke, nicht aber in der Anlage wechselnd. Variation gering
und wesentlich auf die basalen Schmuckstreifehen beschränkt. In
Abb. 4 ist die häufigste und auch typische Zeichnung wiedergegeben.
Begattungsapparat gleich designatus, Parameren stärker pigmentiert,
fast garnicht getrennt und mehr oder weniger parallel laufend.
6 Heft
278 ER H K. Kleine:
Fundorte. Cölumbien: Bogota, Ecuador: Macas, Santa Juez;
Peru: Chanchamayo, Marcapata, Tarapoto, Pozuzu; Bolivia: Yungas
de la Paz; Brasilien: St. Catharina, Theresopclis, Espirito Santo.
Type gesehen. Erhaltungszustand äußerlich gut aber verschieden-
fach geleimt, innere Untersuchung ausgeschlossen. Fundort: Brasilien.
E. guttatus D. Sharp
Biol. Centr. Am. Col. IV, P.6, p.43; t.2, £.11, 11a,
Mit designatus Boh. nahe verwandt, rötlicher von Farbe. Lage
der Schmuckstreifen, bezw. Flecken ganz verschieden. Auf Rippe 3
längerer Basalstreifen, kurzes Streifchen postmedian und apikal,
4 je ein kleiner Streifen, fast punktförmig auf und hinter der Mitte,
5 und 6 ein Pünktchen ante- und postmedian, 5 auch basal, 7 Punkt
postmedian, 8 mit. Posthumerale, 9 apikal. Der Prothorax ist an den
Seiten schwarz. Sonst in allem mit designatus übereinstimmend und
Vikariante desselben. Nach Anlage der Mandibeln und des Vorder-
randes des Prosternums in die designatus-Gruppe gehörig. Sicher
sind die Parameren ebenfalls nach dem designatus-Typus gebaut.
Die starke Reduktion der Elytrenzeichnung trennt die Arten hin-
reichend.
Fundorte. Nicaragua: Chontales, Panama: Volcan de Chiriqui
2500— 4000 Fuß üb. d.M.
Abb. 4. Abb. 5. Abb, 6,
E. quadrifasciatus Senna
Ann. Soc. Ent. Belg. XLI, 1897, p. 232.
Auch diese Art ist sehr nahe mit designatus Boh. verwandt. Grund-
farbe mit forficatus Gyll. übereinstimmend, also schwarz. Die Decken-
binden sind breit, und in der Art von designatus angeordnet. Es handelt
sich also um eine intermediäre Foım, die Grundfarbe und Decken-
zeichnung zweier Arten auf sich vereinigt. Die Schmuckzeichnung
ist so breit wie bei designatus. Basal- und Apikalzeichnung fehlen.
Die vordere Binde erstreckt sich über 7 Rippen, die hintere über 6.
Typus gesehen, rt
Bestin.n.ungstahelle der Gattung Estenonhinvus Lacordaiie. 279
Fundort: Columbia.
Es handelt sich sicher um eine gute Art, die, wie alle designatus-
Verwandten, gleichen Rüsselbau und auch dieselben Parameren haben.
E. Faldermanni Gyll.
Gen. Curc. V, 1840, p. 483.
Durch den langen dornartigen Anhang auf der Kopfunterseite
mit keiner anderen Art zu verwechseln. Vorderrand des Prorostrums
schmal, gerade, nicht nach innen geschwungen.
Variationsgrenzen in der Größe sehr weitliegend, auch das Kopf-
horn sehr verschieden lang, aber beim immer vorhanden. Schmuck-
streifen der Elytren sehr konstant. .
Parameren auffallend kurz, Behaarung der Lamellen im Vorder
teil mittelstark, die Vorderhälfte der Lamellen in hexaederähnlicher
Form skulptiert. Penis an der Spitze stark pigmentiert, nach hinten
zu heller, ohne hellen Mittelstreifen.
Elytren an der hintren Außenecke nicht bedornt sondern ver-
engt.
Fundorte: Brasilien (meist), Paraguay (Berlin). Mexico: Oaxaca
(Dresden).
Type gesehen; in vorzüglicher Beschaffenheit, ein sehr großes 3.
Dohrn hat diese Art auch beschrieben, cfr. Stett. E. Ztg. 1883,
p: 398. Ich konnte das Zitat leider nicht auffinden.
E. elegans Er.
Arch. f. Nat. XIII, 1847, p. 126.
Markante Art, durch die Art der Deckenzeichnung besonders
charakterisiert. Rotbrauner Kopf und Thorax, letzterer an den Seiten
schwarz gestreift; Elytren dunkel. Schmuckstreifen hell, ziemlich
varllierend.
Parameren gleich Faldermanni, Penis auch ähnlich, aber mit
deutlicher, wenn auch schwach aufgehellter Mittelfurche.
Fundorte. Bolivia: Yungas de la Paz; Peru: Mont. Thamm
(Berlin), Chanchamayo (Hamburg); Columbia: Sabanilla (Dresden).
Type gesehen. j
Im Catal. Col. unter Arrhenodes.
E. ornatus Gyll.
Gen. Cure. V, 1840, p. 475.
Mit Ausnahme der schmutzig-gelben, glänzenden Schmuck-
zeichnungen mattschwarz. Die Binden sind ein Kompositum, indem
die Basalbinde mit der antemedianen, die postmediane mit den Rudi-
menten der Basalbinde auf 3 verschmolzen sind.
Vorderrand des Prorostrums vorgewölbt.
6 Neft
250 R. Kleine:
Parameren und Penis gleich Faldermanni.
Fundort: Columbien, Antioquia.
Type gesehen, Erhaltungszustand vorzüglich.
Diese Art ist im Catal. Col. unter Arrhenodes zu finden, ist aber
ein echter Estenorrhinus. :
E. transversesignatus Gyll.
Gen. Curc. V, 1840, p. 474.1)
Bis auf die gänzlich anderen Schmuckzeichnungen der Elytren
keine Differenz gegenüber ornatus. Parameren und Penis von ganz
gleichem Bau. Fundort ebenfalls der gleiche. Es ist nicht unmöglich,
daß es sich nur um eine abweichende Form handelt. Diese Ansicht
hat aber wieder wenig Wahrscheinlichkeit für sich, da erfahrungs-
gemäß die Deckenzeichnung bei Arrhenodes sowohl wie bei Estenor-
rhinus nur sehr geringe Neigung zur Variation hat. Darauf hat
auch schon Sharp hingewiesen. Es muß also vorläufig dabei bleiben,
daß die Art vollberechtigt ist.
Die wohlerhaltene Type gesehen.
Abb. 8. Abb. 9, Abb. 10. Abb. 11.
E. formosus Senna
Ann. Soc. Ent. Belg. XLI, 1897, p. 231.
Sennas vorzügliche Diagnose genügt. Die Art gehört in die
Gruppe mit vorgewölbtem Vorderrand des Prorostrums. Ganz ab-
weichend ist die Anlage der Schmuckzeichnungen, die nur aus einer
postmedianen Binde bestehen. Auch die Basalzeichnung ist merk-
würdig.
Parameren und Penis sind gleich Faldermanni, erstere vielleicht
etwas gedrungener; Penis mit heller Mittelrinne auf dem Praeputium,
das ganze Organ auffallend hell pigmentiert, der Penis fast hyalın
und die Ränder dunkler rotbraun.
Fundorte: Columbia (Senna), Ecuador (Dresden).
I) Zitat im Cat. Col. ist falsch.
Bestimmungstabelle der Gattung Estenorrhinus Lacordaire. 381
Katalog.
. Estenorrhinus Lacordaire
Lacord., Gen. Curc. VII, 1866, p. 431. Schoenfeldt, Gen. Ins. Brenth.
1908, p. 38. — Catal. Col. 7, 1910, p. 24.
designatus Boh. in Schoenh., Gen. Cure., V, 1840, p. 466; Schoenf.,
l.c. t.1, £.6, 6a, 6b, 6c: — Süd-Amerika.
elegans Er., Arch. f. Nat. XIII, 1847, p. 126. var. sexvittatus Senna,
Bull. Soc. Ent. Ital. XXI, 1889, p. 104. — Bolivien, Columbien,
Peru.
Faldermanni Gyll. in Schoenh., Gen. Curc. V, 1840, p. 483. corniger
Gyll., 1. c. p.484. — Labr. et Imh. Gen. Cure. I, 1842, no.4, var. —
singularıs Dej., Lacord., Gen. Col. VII, 1866, p. 431. — Mittel-
und Süd-Amerika.
forficatus Gyll. in Schoenh., Gen. Cure. I, 1833, p. 314. mandibularis
Schoenh., Disp. Meth. Curc. 1826, p. 71. monilifer Boh., Gen.
Cure. V, 1840, p. 467. — Süd-Amerika.
formosus Senna, Ann. Soc. Ent. Belg., XLI,-1897, p. 231. —- Columbien,
Ecuador.
guttatus D. Sharp, Biol. Centr.-Amer. Col. IV, P. 6, 1895, p. 43, t. 2,
f. 11, Lla. — Zentral- Amerika.
ornetus Gyll., in Schoenh. Gen. Curc. V, 1840, p. 475. — Columbien.
quadrifasciatus Senna, Ann. Soc. Ent. Belg. XLI, 1897, p. 232. —
Columbien.
transversesignatus Gyll. in Schoenh., Gen. Curc. V, 1840, p. 474. —
Columbien.
Frl. Dr. Calabresi-Florenz und den Herren Dr. Kuntzen-
Berlin und Prof. Sjöstedt-Stockholm, sei für Überlassung der
Typen herzlichst gedankt.
Figurenverzeichnis.
1. Parameren der designatus-Gruppe.
2. „ „ Faldermanni-Gruppe.
3. Schmuckzeichnung von designatus Boh.
4 AM 3 „ forficatus Gyll.
5. er „ guttatus D. Sharp
eo a „ quadrifasciatus Senna
7 r „ Faldermanni Gyll.
8 5 „ elegans Er.
9 = „ ornatus Gyll.
0 2 „ transversesignatus Gyll.
1 „ formosus Senna
Die Gattung Cyphagogus Parıy.
Von
R. Kleine, Stettin.
- (Mit 29 Textfiguren.)
Unter den Calodromini kenne ich keine Gattung die dem Bestimmen
so beharrliche Schwierigkeiten entgegenstellt wie Cyphagogus. Ich
habe, um Fehlbestimmungen zu vermeiden, in den letzten Jahren auch
keine Determinationen darin mehr ausgeführt. Einer eingehenden Be-
arbeitung stellten sich bisher grosse Schwierigkeiten in den Weg, weil
es nicht möglich war, die notwendigen Typen Prof. Sennas aus Florenz
zu erhalten. Jetzt ist die Bahn frei. Mit Ausnahme von zwei Arten,
die sich in Brüssel befinden, konnte ich alle neueren Arten in typischen
Exemplaren sehen, .ich denke, dass nun die störende Unsicherheit. in
der Bestimmung, so weit es überhaupt möglich erscheint, beseitigt st.
Dass eine gewisse Uebung bei Festlegung so ähnlicher Arten, wie es die
meisten Oyphagogus sind, von nöten ist, darf ich eo ipso voraus-
setzen.
Zum größten Dank bin ich verpflichtet Frl. Dr. Calabresi-
Florenz, die mir die Sennaschen Typen zugänglich machte, Herrn
Hofrat Heller, der mir die Typen von Kirsch und das große Dresdener
Material sandte. Ansehnlich war das Dahlemer Material, das ich Herrn
Kustos Schenkling und das Leidener, das ich Herrn ‘Kustos
van Eecke verdanke. Ferner sei den Herren Dr. Kuntzen-Berlin,
Rektor Schröder-Stettin und Corporaal, Medan gedankt, ich
erhielt durch sie manches wichtige Tier.
Historisches.
Die Gattung wurde 1849 von Parry auf Westwoodi begründet.
Vor dieser Zeit ist nur Whitei von Westwood beschrieben worden.
Obschon diese Art scheinbar niemand wieder gesehen hat, ist die
Zugehörigkeit derselben zu Cyphagogus durch die der Beschreibung
beigegebene Abbildung gesichert. Alle afrikanischen Arten, einschl.
der Madagassen sind keine C'yphagogus, ihre Gattungsidentität kann
nur durch die Typen geklärt werden. Advena Pasc. ist vielleicht mit
Allagogus Gahan verwandt, die Madagassen bilden wahrscheinlich
eine eigene Gattung. Alle später beschriebenen Arten gehören der
Gattung mit Recht an, es sind folgende:
1864 beschrieb Pascoe Odewahni von Australien (ist allen späteren
Bearbeitern unbekannt geblieben).
1875 beschrieb Kirsch Eichhorni und planifrons von Malakka.
1885 beschrieb Lewis signipes von Japan.
Die Gattung Cyphagogus Parry. 383
1893 beschrieb Senna angusticeps und tabacicola von Sumatra,
Modiglianii von Engano.
‚1895 beschrieb Lea delicatus, diorymerus und suspendiosus von
. Australien.
1897 beschrieb Senna bripunctatus von Australien.
1898 beschrieb Senna longulus von Java.
1899 beschrieb Senna Sarasini von Üelebes.
1902 beschrieb Senna incisus, silvanus, simulator und obconiceps
von Sumatra.
1914 beschrieb Kleine rufirostris von Ceylon.
1916 beschrieb Kleine swaviter von Formosa, densepunctatus von
Borneo, elongatus und splendens von N.- Guinea, buccatus und
longisetosus von Sumatra, javanus von Java.
1917 beschrieb Kleine Corporaali von Java.
1920 beschrieb Kleine g/adiator von den Philippinen.
1921 beschrieb Kleine Zggersi von Borneo.
Vergleich zu den verwandten: Gattungen.
Durch die langen Hinterbeine wird Cyphagogus in die Nähe von
Calodromus einerseits und bestimmten Afrikanern, z.B. Cormopus
andrerseits gebracht. Ich suche die Heimat der Gattung wie so vieler
andrer Brenthiden im tropischen, waldreichen Westafrika. Die Bucht
von Guinea ist m. E. die Wiege dieser interessanten Form.!)
In Cormopus findet sich noch ähnliche Grundgestalt wieder.
Daß von dieser Gattung aus Differenzierung und Abspaltung aus-
gegangen ist kann man schon daran sehen, daß sich verwandte, wenn
auch weniger ausgeprägte Formen hypermorpher Beinbildung bei
anderen Afrikanern wiederfindet (Oncodemerus, Allagogus). Wann
sich die Umwandlung in den heutigen Typ vollzogen hat, ist schwer .
zu sagen. Bereits auf Ceylon findet sich eine typische Art. Als die
westlichen Einwanderer bis hierher vorgedrungen waren, hatte sich
die Gattung schon gefestigt. In dieser Geschlossenheit hat sie dann
das große Gebiet von Ceylon bis zur Ostküste Australiens im Süden
und Japan im Norden erreicht. Wäre die Geschlossenheit‘ weniger
groß gewesen, so hätte sich bei dem insularen Vorkommen längst
eine größere Artzahl entwickelt und vor allen Dingen würden nicht
so viele Arten ein so weites Gebiet bewohnen.
Im indomalayischen Gebiet steht die Gattung übrigens keines-
wegs isoliert da; Allaeodromus von Sumatra ist damit verwandt.
Im übrigen könnte ich nur Calodremus noch heranziehen, die in
Hypertrophie der Beine alles übertrifft und em Gegenstück zu
Cormopus ist.
Ist es also auch nicht möglich, den direkten Zusammenhang
mit andern Gattungen nachzuweisen, so ist die von mir angenommene
Entwicklung doch die wahrscheinliche. Mit CO'yphagogus hat sich
\) Gfr, die geographische Verbreitung der Brenthiden Arch. f. Naturgesch.
6, Ilett
284 R. Kleine:
sicherlich auch Calodromus schon weit westlich aus der afrikanischen
Grundform differenziert, denn die Verbreitung der letzteren Gattung
ist fast dieselbe wie von Cyphag-gus, nur daß sich diese auch nach
Australien wandte, jene aber im Nordosten ihre Grenze erreichte.
Die Gruppen innerhalb der Gattung.
Dem großen einheitlichen Gattungsmassiv ist nur eine Art von
abweichendem Bau gegenüberzustellen: diorymerus. Sie ist dadurch
geschieden, daß sie keine Spur eines Thoralkonus hat und die Tibien
der Hinterbeine von ganz anderem Bau sind. Sonst paßt sich die Art
den anderen Australiern durchaus an und es besteht kein Grund,
sie in eine eigene Gattung zu bringen. Die Australier zeigen also
erste Neigung zu weiterer Spaltung.
Von diesem einen Fall abgesehen, ist die Gattung einheitlich.
Gruppen von untergeordneter Bedeutung finden sich insofern, als
es mehrere vollständig bunte Arten gibt, die sonst von ihren Gattungs-
genossen in nichts abweichen. Bunte Arten gibt es außer in Australien,
wo alle bunt sind, auf der Linie Ceylon-Sumatra-Borneo. Eine
andere Gruppe wäre noch zu erwähnen, die dadurch gekennzeichnet
ist, daß das Prorostrum, zuweilen auch das Mesorostrum, rot ist.
Diese Arten finden sich meist im Osten auf der Linie Japan-Philippinen-
Borneo. Auch der bunte Ceylonenser hat ein rotes Rostrum, ver-
bindet also die bunten Arten mit den rotrüsseligen. Schließlich hebt
sich noch eine kleine Gruppe großer, robuster Arten heraus, die durch
planifrons und gladiator dargestellt wird, bei denen Pro- und Meso-
rostrum durch besondere, auffällige Skulptur von den anderen Kopf-
teilen geschieden ist. Diese Gruppe findet sich von Malakka bis zu
den Philippinen.
Lassen sich also auch bestimmte Entwicklungsrichtungen in
der Gattung erkennen, so sind sie doch im Hinblick auf die Festigkeit
derselben ohne Bedeutung. Ich möchte daher auch keine Schlüsse
ziehen, unsere Kenntnis der Arten ist noch zu gering.
Die Gattungsdiagnose.
Nach dem vorliegenden Material muß die Gattungsdiagnose,
die Parrry gegeben hat, revidiert werden. Die Interpretation in den
Gen. Ins. Pars. 65. ist z. T. direkt unrichtig bezw. nicht zutreffend.
So ist der Kopf nach vorn nicht schmaler sondern breiter, der Rüssel
ist nur selten so lang wie der Kopf, meist länger, zuweilen sogar
länger, er ist auch keineswegs durchgängig vorn verbreitert, sondern
oft schmal, manchmal direkt parallel. Die Angaben über Fühlerform
sind überhaupt nicht verwendbar, da die Fühler ganz verschiedene
Gestalt haben. Die Angaben über Thorax und Elytren sind ganz
unzulänglich.
Trotzdem ist es leicht, den Gattungsumfang festzulegen.
Die Auseinandersetzung mit den verwandten Gattungen, namentlich
den Afrikanern, werde ich noch vornehmen. Zunächst soll die Gattung
auf Grund des vorhandenen Materials festgelegt werden.
Die Gattung Cyphagogus Parry. 285
Habitus.
Im allgemeinen sind die Tiere von schlanker Figur, einzelne,
wie tabacicola, suaviter, sogar sehr schlank, wirkliche gedrungene
Formen sind seltener, kommen aber vor: buccatus. Die allgemeine
Proportion wird in der Hauptsache durch die Länge des Kopfes bedingt,
in zweiter Linie kommt erst der Prothorax in Frage; die langen, weit
über den Körper hinausragenden Hinterbeine lassen die Gestalt noch
länger erscheinen als sie in Wirklichkeit ist.
Ausfärbung.
Die Gattung zerfällt in zwei Gruppen, die, so grundverschieden
sie in der Ausfärbung auch zu sein scheinen, dennoch keineswegs
unverbunden nebeneinanderstehen. Eine erste Gruppe ist durch
ihr buntes Kleid auffallend. Hierher gehören die Australier, die alle,
ohne Ausnahme, bunt sind. Es kann hell rotbraun als Grundfarbe
vorherrschen, selbst rötlich, dann ist die Zeichnung dunkel, meist
schwarz. Die mir unbekannte Odewahni scheint am wenigsten Zeichnung
zu haben, ihr folgt bipunctatus, während Corporaali bereits eine breite
Mittelbinde entwickelt. Am weitesten ist die Zeichnung bei delicatus
vorgeschritten, hier sind die Decken schon so in schwarz, daß eventuell
nur noch große Flecken von der Grundfarbe zurückbleiben können.
Bei den besprochenen Arten ist die Zeichnung immer in Binden ent-
wickelt. Das Gleiche gilt auch von Modiglianii, nur daß die Farben um-
gekehrt verteilt sind, die Grundfarbe ist also schwarz und die Zeichnung
ist hell.
Den gebänderten Arten stehen die gestreiften entgegen. Zwei
habe ich kennen gelernt: diorymerus und rufirostris. Sie haben ver-
wandtschaftlich nichts mit den vorherbesprochenen Arten gemein.
Diorymerus steht unter den Gestreiften isoliert da, während rufi-
rostris eine eigene, vermittelnde Stellung einnimmt.
Alle Arten, deren Prorostrum sich rot bis hell rotbraun von den
anderen dunklen Teilen des Kopfes abheben, sind auf Asien beschränkt.
Auch Modiglianii ist so gefärbt. Rufirostris steht aber trotz des gleich-
falls hell gefärbten Prorostrums Zggersi näher, bei welcher die all-
gemeine Hellfärbung sich nicht mehr auf die Elytren erstreckt.
Am weitesten sind die hellen Farbentöne bei suariter und signipes
zurückgegangen, wo nur noch das Prorostrum, Fühler, Beine,
Hals und Hinterrand des Prothorax hell gefärbt sind. Bei den
letzteren Arten ist die Schwarzfärbung schon das stärkste Element.
Alle anderen Arten sind schwarz, eine leichte Aufhellung der
Extremitäten kommt vor. Nur Eichhorni nimmt insofern eine
Sonderstellung ein als hier auch die letzten drei Abdominalsegmente
rötlichbraun sind. ;
Die meisten Arten sind glänzend, manche, so buccatus, sogar
hochglänzend, andere sind aber ganz stumpf: densepunctatus.
6. IIeft
286 02T rs Kleine:
Der Kopf.
Die Grundform des Kopfes ist konisch, die Stärke der basalen
Verschmälerung aber recht wechselnd. Sehr gering ist sie, bei
planifrons, gladiator. und den meisten bunten Arten, auch die longulus-
Verwandtschaft gehört hierher; sehr starke Verschmälerung sah ich
bei angusticeps, Eggersi, rufirostris und tabacicola; ferner sind West-
woodi und densepunctatus ziemlich verengt, die meisten sind von
schwach konischer Gestalt. Alle haben einen gewölbten Kopf, niemals
ist er am Hinterrand eingebuchtet, Mittelfurche fehlt, Skulptur sehr
verschieden. Die Augen sind immer nur klein, ganz nach vorn gerückt
und flach.
Der Rüssel.
In der Regel ist der Rüssel länger als der Kopf, zuweilen sogar
viel länger: tabacieola, longulus javanus, selten nur von Kopflänge
oder kürzer: .diorymerus, Corporaali. Das Metarostrum verschmälert
sich immer keilförmig, mag es nun lang oder kurz sein, einige Arten
tragen eine Mittelfruche, die, immer kurz, meist nur flach ist, aber
auch tief und schmal sein kann. Das Mesorostrum ist nur selten stärker
zur Entwicklung gekommen, meist ist es schwach nach außen gebogen,
kann aber auch so gut wie ganz obsolet sein: angusticeps, rufirostris,
Eggersi. Das Prorostrum ist am Vorderrand von verschiedener Gestalt.
Die Mandibeln sind in der verschiedensten Art und Weise eingelenkt,
immer ist der Vorderrand in der Mitte nach innen gebuchtet. Die
Einbuchtung kann flach oder tief sein, niemals ist sie breit. Eine
Ausnahmestellung nehmen planifrons und glaliator ein, bei diesen Arten
sind Pro-Mesco- und ein Teil des Metarostrums vom übrigen Rüssel
durch Glättung des vorderen Teiles und besondere Skulptur aus-
gezeichnet. Mandibeln dreieckig.
Die Fühler.
Die Fühler sind bei allen Arten kurz, nach vorn etwas keulig.
Das 1. Glied ist zum großen Teil noch unter dem Rüssel verborgen,
das 2. ist in der Regal kurz, ohne Stiel, breiter als lang, zuweilen sind
das 2. und 3. auch von gleicher Gestalt und dann kegelig: Corporaali,
silvanus. Die gebräuchlichste Form der Mittelglieder ist eine rundliche,
zuweilen walzige, nach vorn an Größe, namentlich aber an Breite
zunehmend. Es kommt aber auch vor, daß alle Glieder von 2— 8
gleich sind. Es sind alle breiter als lang: signipes, elongatus, kegelig,
länger als breit: densepunetatus, linsenförmig: splendens. Jedenfalls
besteht eine einheitliche Grundform, mit vielen artlichen Verschieden-
heiten, die systematisch von Wert sind.
Der Prothorax.
Besondere’ Beachtung verdient der Thorakalkonus. Wenn auch
die Gestalt nicht absolut artlich konstant ist, so bleibt sie doch für die
Artbestimmung ein wertvolles Charakteristikum. Welche verschiedenen
Formen zur Ausbildung gekommen sind, zeigen die Abbildungen.
Die Gattung 'Cyphagogus Parıy. 287
Nur bei diorymerus fehlt der Konus ganz, sehr häufig steigt’ er schräg
an, meist ist er aber bucklig, z. T. fast rechteckig aufsteigend: buccatus.
Ganz besonders ist die delicatus-Verwandtschaft ausgezeichnet, deren
Konus immer rundlich ist. Auch in Aufsicht ist die Gestalt keineswegs
einheitlich. So kann die Basis breit und die Oberkante spitz sein:
Eichhorni, longisetosus, oder gleichbreitbleibend mit scharfen Kanten:
delicatus-Verwandte, meist sind die Kanten rundlich aber bestimmt
erkennbar. Meist ist der Konus gefurcht, selten, so bei der delicatus-
Verwandtschaft, glatt. Bei manehen Arten setzt sich die Konus-
furche noch eine kurze Strecke auf die Thoraxoberseite fort.
Die Gestalt des Thorax. ist durchaus einheitlich. Der vordere
Teil ist immer beiderseits so scharf zusammengedrückt, daß nur der
Konus übrig bleibt. Diese komprimierten Stellen sind oft ohne
Skulptur meist schwächer als die Oberseite punktiert, nur bei dense-
punctatus setzt sich die dichte Punktierung auch auf die: Seiten fort.
Behaarung. ist nur selten vorhanden. Die vom Konus stammende
Furche verläuft selten über den ganzen Thorax, so bei: diorymerus,
ebenfalls durchgehend aber ganz schwach: buccatus, elongatus, nur im
vorderen Teil: sufirostris, simulator, nur in der hinteren Hälfte: silvanus.
Die Skulptur ist einheitlich, meist aus großen, einzelnen Punkten
bestehend, denen kleinere untermischt sind, nur. bei densepunctatus
ist die Skulptur wie überall sehr dicht und zart. Keine Art ist ohne
Behaarung, meist ist. die Behaarung in.der Hauptsache mittellang,
der einzelne sehr lange Haare untermischt sind, auch hierin nimmt
densepunctatus eine Sonderstellung ein.
Die Elytren.
Die Elytren sind in der Gestalt vollständig ee
in der Anordnung der Rippen lassen sich zwei Suppen unterscheiden:
l. die 2. Rippe obliteriert im vorderen Drittel, 2. die 2. Rippe geht
durch.
Zur ersten Gruppe gehören nur einige Arten, so z.B. RER
densepunctatus, zur zweiten der große Rest. In der Regel ist die 2. Rippe
etwas auf der Mitte verengt, die nächstfolgenden sind dadurch nach
innen gebogen. Meist sind die Rippen schmaler als die Furchen, die
2. am schmalsten, hier gehören alle diejenigen Arten "hin, deren
Hinterbeine einen geraden Schenkelstiel haben.
Die Rippen sind von verschiedener Beschaffenheit. So können
alle schmal und konvex sein: buccatus und andere, aber auch alle flach
und breit: densepunctatus; oder es sind nur die 2., 4. und 6. schmal,
die übrigen breit: AROTanN.. Corporaeli. Abweichend ist der Rippen-
bau bei splenders: nur die 2. ist an der Basis breit, sonst, wie alle
anderen Rippen, schmal. Mit alleiniger Ausnahme von densepunctatus
sind bei allen Arten die Rippen weitläufig punkklerte und in den
Punkten behaart.
. „Die Furchen sind in wechselnder Stärke gegiker Ganz ohne
Gitterung ist keine Art, doch kann dieselbe, wie bei delicatus und
6. Meft
288. R. Kleine:
diorymerus sehr obsolet sein. Ist die Gitterung deutlicher, so läßt
sie sich an den Seiten zuerst nachweisen, ist bei einigen Arten z. B.
rufirostris u. &. so ausgebreitet, daß nur die Sututalfurche, und auch
die nicht an der Basis, daran frei bleibt.
Ist also der Habitus der Decken auch einheitlich, so sind doch im
speziellen Bau zahlreiche Verschiedenheiten artlicher Natur vorhanden.
Die Beine.
Der Bau der Beine ist gleichartig, von artlichen Differenzen
natürlich abgesehen. Die Vorderschenkel sind zwar kurz aber breit,
kurz gestielt und stark keulig, immer + gekrümmt, die Schienen sind
im vorderen Drittel nach innen =+ erweitert und tragen auf dieser
Erweiterung einen Haarbüschel, der klein werden und sogar ganz
fehlen kann; an der Spitze endigen die Schienen in zwei Dornen, von
denen der eine länger als der andere ist. Die Tarsen sind kurz, die
Einzelglieder unter sich gleichlang, das Klauenglied ist keulig.
Die Mittelbeine sind allgemein zarter. Die Schenkel haben einen
längeren Stiel als an den Vorderbeinen, sind sonst aber von gleichem
Bau, die Schienen haben keilförmige Gestalt und sind meist seitlich
zusammengedrückt. Haarpinsel fehlen, die Dornen sind nur klein
und kurz, der Metatarsus ist länger als das 2. Glied, Klauenglied
zart, keulig.
Von ganz wechselndem Bau sind die Hinterbeine. Immer reichen
die Schenkel über den Hinterleib. Der Stiel derselben ist seitlich
stark zusammengepreßt und gebogen. Bei mehreren Arten bleibt
er gerade, bis zum Ansatz an der Keule; es kommen aber mehrfach
Abweichungen vor. So kann der Stiel am Keulenansatz auf Ober-
und Unterkante flach eingebuchtet und dadurch verengt sein. Das
ist häufig der Fall, oder der Stiel ist oberhalb verengt, unterseits
eckig-rundlich eingekerbt, oder er ist nur auf der Unterseite halb
elliptisch eingekerbt: incisus, ja selbst halbelliptische Kerbung kommt
vor: Westwoodi. Das Längenverhältnis zur Keule wechselt. Die
Skulptur besteht meist aus einer kräftigen Punktierung und kurzen
Behaarung auf Ober- und Unterkante. Die Keulen sind meist auf
der Oberkante skulptiert und lang behaart.
Die Schienen sind von einheitlichem Bau, vom Schenkelansatz
gegen die Tarsen etwas an Breite zunehmend, innenseits platt oder
nach innen eingedrückt, außenseits gewölbt. Bei allgemein stark
skulptierten Arten ist die Punktierung kräftig, Behaarung einzeln
und meist sehr lang. Nur eine Art macht eine Ausnahme: diorymerus;
hier sind die Schienen von ganz anderem Bau. Näheres Abb. 21.
Ein wichtiges diagnostisches Hilfsmittel sind die Hintertarsen
durch ihre verschiedene Form. Der Metatarsus kann kürzer als das
2. und 3. Glied zusammen sein. Dieser Fall ist nicht häufig: Zggersi
(sehr kurz), buccatus, gladiator, Westwoodi, planifrons. Er kann so lang
sein wie Glied 2 und 3 zusammen, ist von walziger Form mit schrägem
angem Stiel: incisus, silvanus, simulcto”, splendens, tabacicola, oder
Die Gattung Oyphagogus Parry. 989
er ist direkt walzig: delicatus, elongatus, javanus, signipes und andere.
Die Form kann rein kegelig sein: hierher gehören verschiedene bunte
Arten und z.B. Eichhorni, obconiceps, longisetosus. In einem Fall
übertraf er an Länge alle Glieder, einschließlich des Klauengliedes:
densepunctatus. Das 2. und 3. Glied ist meist gleichlang, nur dense-
punctatus machte hierin eine Ausnahme; hier ist das 2. bestimmt
länger als das3. Das Klauenglied kann walzig oder keulig sein, Skulptur
und Behaarung ist sehr verschieden.
Metasternum und Abdomen.
Das Metasternum ist meist gefurcht. Die Furche ist immer sehr
schmal, zuweilen tief, manchmal aber sehr flach. Sie kann kurz vor
den Mittelbeinen plötzlich abbrechen oder in der vorderen Hälfte
verschwinden‘ oder nur noch am Abdomen vorhanden sein. Immer
beginnt sie mit einer dreieckigen Vertiefung vor dem 1. Abdominal-
segment. Punktierung mit Ausnahme von densepunctatus auf der
Mitte meist schwach, an den Seiten stark, bei einzelnen Arten ist
überhaupt nur noch an den Deckenrändern Skulptur zu bemerken.
Das 1. und 2. Abdominalsegment kann gefurcht oder ungefurcht
sein, Übergänge sind in allen Stadien zu finden. Skulptur meist gleich
dem Metasternum. 3-5. Segment ohne besondere Merkmale.
Begattungsorgan.
Es wäre erwünscht gewesen, das Begattungsorgan zur Unter-
suchung heranzuziehen; ich habe ungern darauf verzichten müssen,
weil von manchen Arten nur der Typus vorhanden ist und es nicht
sicher war, ob es ein oder ein ® war. Außerdem konnte ich die zarten,
gebrechlichen Tiere auch nicht ohne eventl. Verluste bearbeiten. Wie
das Begattungsorgan aussieht, habe ich in Abb. 27-29 wieder-
gegeben. Die Parameren waren gleich, der Penis im allgemeinen
Bau auch, artliche Differenzen sind aber sicher zu erwarten.
Neue Fassung der Gattungsdiagnose.
Kleinere (ö mm) bis mittelgroße (16 mm) Arten von schlankem,
selten robusterem Bau, von meist schwarzer, seltener rotbrauner
Grundfarbe. Die bunten Arten haben zweifarbige Decken.
Kopf schlank, gegen den Hals konisch, verschmälert, größter
Durchmesser an den Augen, Hinterrand gerade, Oberseite gewölbt,
ohne Mittelfurche; Augen klein, nach vorn gerückt, flach, nicht
prominent.
Rüssel meist länger als der Kopf, Metarostrum nach dem Meso-
rostrum verschmälert, selten mit + obsoleter Mittelfurche; Meso-
rostrum selten normal entwickelt, meist obsolet oder ganz fehlend;
Prorostrum nach vorn wenig erweitert, Vorderrand in der Mitte nach
innen gebogen; Mandibeln dreieckig, nach unten zeigend.
Fühler kurz, von verschiedener Gestalt, 9. und 10. Glied stark
vergrößert, Endglied kürzer als das 9. und 10. zusammen.
Archiv für Naturgeschichte
1921. A. 6. 19 6. Heft
290 R. Kleine:
Prothorax schlank, seltener gedrungen, Seiten parallel, am Halse
seitlich stark zum Einlegen der Vorderschenkel zusammengeprel.t
und nur in der Mitte den schmalen Konus lassend; Hinterecken nur
wenig verschmälert. Oberseite selten mit obsoleter Mittelfurche,
meist stark skulptiert und kürzer und länger behaart. Prosternal-
fortsatz öfter grubig eingedrückt.
Elytren parallel, Humerus normal, Hinterecken rundlich, ge-
meinsam abgerundet, gerippt-gefurcht, Rippen meist schmaler als
die Furchen, aber auch umgekehrt, immer einzeln punktiert und
behaart. Furchen in # großem Umfange gegittert, Gitterung auf
der Oberseite oft fehlend.
Hautflügel zart und schlank, ohne Anallappen, Radius 2 obsolet,
Cubitus nur als pigmentierte Falte erkennbar, Analis lang, dicht
am Hinterrande liegend, keine Verdoppelung derselben, keine Sub-
analadern, keine Axillaris.
Vorderhüften eng stehend, zapfenartig seitlich erweitert, Mittel-
und Hinterhüften ohne besondere Merkmale, Vorderbeine kurz,
gedrungen, Schenkel gebogen, robust; Schienen nach vorn erweitert,
stark gedornt, zuweilen mit Haarbüschel innenseits im vorderen
Drittel. Tarsen gleichlang, Klauenglied zierlich; Mittelbeine zart,
Schenkel von gleicher Gestalt, Schienen ohne Haarbüschel, mit zwei
kleinen Dornen. Metatarsus länger als das 2. Glied, Klauenglied zart.
Hinterbeine sehr lang, weit über den Körper hinausragend. Schenkel
mit langem, gebogenem Stiel, der an der Keule zuweilen auf Ober-
oder Unterseite verschmälert oder eingekerbt ist; Keule innen kräftig,
Schienen klobig, nach den Tarsen zu verbreitert, mit 2 Dornen be-
wehrt, die nur selten fehlen. Metatarsus so lang oder länger als das
2. und 3. Glied zusammen oder kürzer als beide zusammen, Klauen-
glied keulig oder walzig.
Metasternum =+,-gefurcht, selten ungefurcht, 1. und 2. Abdominal-
segment in wechselndem Umfange gefurcht, zuweilen ungefurcht.
Typus der Gattung: Westwoodi Parry.
Geographisches.
Soweit ich die Sache beurteilen kann bin ich der Meinung, daß
Cyphagogus keine primäre, sondern eine abgeleitete Gattung ist. Ich
halte sie deshalb auch keineswegs in ihren heutigen Verbreitungs-
gebieten für ursprünglich, sondern suche ihre Herkunft im äquatorialen
West-Afrika, der Wiege der meisten rezenten Brenthiden. Die Gruppe
der Calodromini mit stark verengtem vorderen Prothorax ist in West-
Afrika noch durch Cormopus Kolbe vertreten in SO-Afrika durch
Allogogus Gahan, auf Madagaskar durch die bisher fälschlich zu
Cyphogogus gerechneten, eine eigene Gattung bildenden Arten. Auf
der lemurischen Brücke sind keine Reste der einstigen Verwandtschafts-
gruppe mehr zu finden, erst in Ceylon tritt der erste echte C'ypha-
gogus auf.
Die Gattung Cyphagogus Parry. 291
Von Ceylon bis zur Gazelle-Halbinsel gegen Osten, bis Tasmania
südlich und Japan nördlich läßt sich das Verbreitungsgebiet verfolgen.
Von Ceylon verläuft die Grenze über Birma, läßt, so weit wie wir
bisher wissen, das indische Festland frei und nimmt den Weg über die
Andamanen. Was in Hinterindien noch leben mag ist unbekannt.
Von Malakka wendet sich die Gattung nach Süden, ist auf Sumatra
und seinen Inseln sehr stark vertreten. Auch Java und Borneo sind
ganz bewohnt. Von Borneo hat Übergang zu den Philippinen statt-
gefunden, die bis Luzon bewohnt werden. Dann tritt die Gattung
wieder in Formosa und Japan auf. Ich lasse es dahingestellt, ob ein
Übergang vom chinesischen Festlande aus stattgefunden hat, möchte
es aber bezweifeln und glaube vielmehr, daß die Besiedelung viel eher
auf dem Zuge der Philippinen vor sich ging. Von Borneo aus
hatte sich die Gattung nach Osten und Südosten gewandt. Über
Celebes und den Molukken nach N.-Guinea bis zur Gazelle-Halbinsel
und südlich über die ganze australische Ostseite bis Tasmania.
Bevor ich den Zusammenhang der Formen bespreche, sollen
zunächst die einzelnen Faunengebiete durchgegangen werden.
Mandschurisches Untergebiet.
Japan.
Von Japan ist nur signipes Lewis bekannt. Ich sah nur Fundorte
von der Insel Higo (Kiuschiu). Weit nach Norden ist also die Gattung
nicht vorgerückt und es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die
Besiedelung von Formosa aus stattgefunden hat.
Das indische Untergebiet umfaßt die meisten Arten, die einzelnen
Untergebiete erfordern spezielle Besprechung.
Ceylonisches Untergebiet.
Von diesem westlichen Posten fand ich drei Arten vor: buccatus
Kleine, die auch auf Sumatra nicht selten ist, dann den endemischen
rufirostris Kleine, und endlich Westwoodi Parry, den ich in der ganzen
Malayıs bis Borneo verfolgen konnte. Buccatus halte ich für eine
westliche Art, Westwoodi als weitverbreitet, bietet nichts von Bedeutung,
dagegen ist rufirostris ein seltsamer Fund, da er starke Anklänge an
die bunten Arten des Ostens besitzt.
Indochinesisches Untergebiet.
Birma.
Wie Indien, ist auch die Bucht von Bengalen von Oyphagogus
frei, erst in Birma finden sich zwei Arten: Eirchhorni Kirsch und
Westwoodi Parıy. Eichhorni scheint ein typischer Vertreter Hinter-
indiens zu sein. Ich sah die an sich häufige Art nur noch von Malakka
mit schwacher Ausstrahlung nach Sumatra und Borneo. Westwoodi
ist ohne Belang.
6. Heft
292 R. Kleine:
Andamanen. |
Nur eine, zweifellos weit verbreitete Art: tabacıicola Senna. Die
weite Verbreitung mancher Arten ist zweifellos darauf zurück-
zuführen, daß sie nicht an den Wald gebunden sind, sondern an
krautartige Pflanzen ihre Nahrung finden. Das gilt auch für diese
Art. Wie schon der Name sagt, ist sie häufig an Tabak gefunden.
Formosa.
Außer signipes fand ich noch die zierliche, kleine suaviter Klein.
vor; .ohne Zweifel mit erster Art nahe verwandt und einen Formen-
kreis bildend.
Malayisches Untergebiet.
Malakka.
Außer den von Birma genannten Arten kommt noch planifrons
Kirsch vor. Sie ist keine Endemisme, sondern findet sich über die
ganze Malayis verbreitet bis zu den Philippinen. Wirklien eigen-
tümliche Formen besitzt also die hinterindische Halbinsel nicht.
Sumatra.
Die Insel hat die meisten Arten aufzuweisen. Von den weitver-
verbreiteten planifrons, Westwoodi und tabacicola abgesehen, sind
Arten vorhanden, die ebenfalls in weiter Verbreitung hier ihre West-
grenze haben, so: lungisetosus Kleine, gladiator Kleine. In Sumatra
finden sich eine ganze Zahl kleiner, meist ganz ähnlicher Arten, die
verwandtschaftlich einander sehr nahe sind und in Sumatra ihr Ver-
breitungszentrum haben. Hierher sind zu zählen: angusticeps Senna,
die auch noch in Java zu finden ist, elongatus Kleine, mit sehr weiter
östlicher Verbreitung (N.-Guinea) und die endemische silvanus Senna,
obconiceps Senna, simulator Senna und incisus Senna. Sie stellen
einen Verwandtschaftskreis kleiner Arten dar, wie ich ihn in seiner
Abgeschlossenheit nicht wieder sah.
Java.
Von westlichen Arten fanden sich: buccatus, Westwoodi und mit
Sumatra gemeinsam: angusticeps. Endemische Arten fand ich zwei:
longulus Senna und javanus Kleine. Sie sind durch die Skulptur
und Behaarung ihres Kopfes bemerkenswert. Die Verwandtschaft
ist indessen für Java nicht typisch, denn der ebenso beschaffene
silvanus fand sich nur in Sumatra. Von größter Bedeutung ist Corpo-
raali Kleine als bunte, mit den Australiern nahe verwandte Art.
Die Sumatra vorgelagerten Inseln.
Mentawei.
Nur gladiator, also ohne Wichtigkeit.
Engano.
Hier ist eine äußerst interessante Art: Modiglianii Senna bekannt
geworden. Ähnlich wie Corporaali von Java ist Modighiani eine
Die Gattung Cyphagogus Parry. 293
bunte Art, wenn auch in umgekehrter Farbenverteilung. Im Habitus
entspricht sie den Australiern und ist ohne Frage damit verwandt.
Die bunten Arten sind also nicht auf Australien isoliert, sondern
haben entweder früher größere Gebiete eingenommen oder sind z. T.
ausgestorben.
Borneo.
Neben Sumatra besitzt Borneo die meisten Arten. Von schon
bekannten sind zu nennen: Corporaali, gladiator, Westwoodi, buccatus,
tabacıcola, Eichhorni. Diesen westlichen Arten steht eine von mehr
östlicher Provenienz entgegen: longisetosus, die allerdings schon in
Sumatra vorkommt. Zwei recht eigenartige Endenismen fanden
sich vor: densepunctatus Kleine, eine mit keiner andern Art verwandten
Form und dann den neuen Zggersi Kleine, der in manchen Merkmalen
an signipes erinnert, ebenso mit rufirostris von Üeylon verwandt ist.
Meine Annahme der söignipes-Einwanderung auf der’ Straße Borneo-
Philippinen-Formosa gewinnt damit an Wahrscheinlichkeit.
Philippinen.
Die Inseln besitzen keine eigentümlichen Arten. Von Westen
kommen: planifrons, gladiator, tabacicola, von SO.longisetosus. Wichtig
ist die Feststellung, daß der auf N.-Guinea gemeine splendens bis
zu den Philippinen (über Celebes) vorgedrungen ist.
Australisches Faunengebiet.
Austromalayisches Untergebiet.
Celebes.
Daß der von N.-Guinea kommende splendens seinen Weg über
Celebes nimmt, ist eben gesagt worden. Es findet sich noch eine
Endemisme vor: Sarasin! Senna. Die Art ist m. E. westlicher Pro-
venienz.
Molukken. -
Nur splendens von Batjan. /
Aru-Inseln.
Dieselbe Art. ;
Neu-Guinea. -
Hier hat splendens ihr Hauptgebiet und ist die häufigste Art.
Ihr steht longisetosus nur wenig nach, während elongatus wahrscheinlich
westlicher Provenienz ist. Sehr bemerkenswert ist die Tatsache,
daß ich mehrfach Stücke von delicatus von N.-Guinea sah. Sollten
keine groben Fundortverwechslungen vorliegen, so hat diese von allen
bunten Arten am weitesten verbreitete, noch in N.-Guinea Heimat-
recht, was für die Beurteilung der bunten Arten nicht ohne Be-
deutung wäre, da dieselben bisher nur vom australischen Festlande
bekannt waren. Splendens kommt auch auf der Gazelle-Halbinsel vor.
6. Heft
294 R. Kleine:
Australien.
Hier gibt es nur bunte Arten: diorymerus Lea in geringer Ver-
breitung, bipunctatus Senna, suspendiosus Lea desgl. Odewahni Pasc.
ist zu unsicher bekannt, um etwas zu sagen. Wirklich verbreitet und
häufiger scheint nur delicatus Lea zu sein, von N.-Guinea über die
ganze ostaustralische Küste dehnt sich das Verbreitungsgebiet aus
und ist wahrscheinlich auch auf
Tasmania
zu Hause. Das wäre der südlichste Punkt, von dem ein C'yphagogus
bekannt ist.
Die Ergebnisse bestätigen die Erfahrung bei anderen Brenthiden.
Die aus dem afrikanischen Waldgebiet gegen Osten vorgedrungene
Urform hat sich in der Malayis umgebildet und fest konsolidiert.
Sie muß hier längere Zeit aufgehalten sein, hat sich dann, immer
dem Rande des alten asiatischen Festlandmassivs folgend, weiter
nach NO. verbreitet, hat, mit wenigen Arten vielleicht nur, die Celebes-
straße überschritten und von N.-Guinea Besitz genommen. Hier
ist es zu keinem Formenreichtum gekommen, denn es finden sich
immer dieselben, wenigen Arten wieder. Es müssen von sehr früher
Zeit an schon schwarze und bunte Arten nebeneinander gelebt haben.
Eine solche bunte Art hat sich mit nach N.-Guinea gerettet und ist,
vor der Abtrennung desselben, von Australien aufs Festland gekommen,
wo eine weitere Differenzierung eingetreten ist. An eine Einwanderung
von OÖ. nach W. glaube ich nicht. Finden sich noch östliche Arten
im Westen vor, so haben wir in den Westgebieten Relikte vor uns.
Die Hauptgebiete der häufigeren Arten sind schon gut erkennbar und
zeigen, nach welcher Richtung die Ausstrahlungen streichen.
Biologie.
Unsere biologischen Kenntnisse dieser Gattung sind wie die der
meisten Brenthidengattungen äußerst gering. Der Umstand, daß
die Weibchen keinen fadenförmigen Rüssel haben, läßt darauf schließen,
daß sie keine Holzbewohner sind, sondern an krautartigen Pflanzen
leben. Von tabacicola und angusticeps sagt Grouvelle, daß sie an
Tabak leben. Das würde meine Annahme über die Nahrungspflanzen
bestätigen.
Bestimmungstabelle.
l. Grundfarbe braun oder rotbraun, Elytren immer bunt 2.
Grundfarbe schwarz, jedenfalls die Elytren immer schwarz und
ohne bunte Zeichnung 8
2. Thoracalceonus fehlt vollständig, Schienen der Hinterbeine gegen
die Tarsen keilförmig erweitert, an der Hinterkante zahnartig
bewährt diorymerus Lea.
Thoracalconus nach Abb. 12 geformt, immer vorhanden, breit,
scharfkantig
Die Gattung Cyphagogus Parry. 295
3. Elytren rotbraun mit dunkler Zeichnung 2
Elytren schwarzbraun mit gelbroter oder hellrotbrauner
Zeichnung 1:
4. Es werden nur auf der Deckenmitte eine Binde oder mehr oder
weniger große Punkte entwickelt
Es werden mehrere Binden (2—3) entwickelt r
Die Zeichnung ist eine schwarze, meist durchgehende Binde,
2. Rippe auf den Elytren verkürzt, 3, 5, 7-9 breit, 4 und 6
schmal, von Sumatra und Borneo Corporaali Kleine.
Die Zeichnung besteht aus zwei schwarzen Punkten, die weder
die Sutura noch den Außenrand berühren, Rippen nicht flach,
sondern aufgewölbt, von N.S.Wales bipunctatus Senna.
6. Kopf an der Basis stark verschmälert, Prothorax- lang und
schmal, Tarsen kurz | suspendiosus Lea.!)
Kopf an der Basis wenig verengt, Prothorax robust, Tarsen groß
delicatus Lea.?)
7. Elytren schwarzbraun mit je zwei rotgelben Binden auf jeder
Decke, Rüssel dicht punktiert, Thoracalconus rundlich abfallend,
breit, Klauenglied zart, keulig Modiglianii Senna.
Elytren bräunlichschwarz, auf der 3.—5. Rippe ein von der
Basis bis ins hintere Drittel reichender rotgelber Streifen, Rüssel
fast ohne Skulptur, Thoracalconus schräg, nicht bucklig, Klauen-
glied robust, walzig rufirostris Kleine.
8. Pro-, Mesorostrum und eine keilförmige Partie auf dem Meta-
rostrum glänzend, von dem matten Kopf und sonstigem Rüssel-
Qu
teil stark abgehoben 3.
Kopf und Rüssel von gleicher Beschaffenheit, entweder alles
matt oder alles glänzend 10.
9. Der glänzende Teil des Rüssels zart punktiert, Vorderrand flach
eingebuchtet, Thoracalconus stark gebuckelt, 1. und 2. Ab-
dominalsegment nicht gefurcht planifrons Kirsch.
Der glänzende Teil an der Basis grob, rugos punktiert. Vorder-
rand tief eingebuchtet, Thoracalconus nicht gebuckelt, schräg,
1. und 2. Abdominalsegment keilförmig, kräftig gefurcht
aladiator Kleine.
10. Prorostrum, Fühler, Schienen und Tarsen der Vorderbeine, die
ganzen Mittelbeine, Tarsen der Hinterbeine und der Prothorax
am Halse in mehr. oder weniger großer Ausdehnung rotbraun
oder chromgelb 11.
Das ganze Tier schwarz, höchstens Fühler und Beine tief schwarz-
braun | 13.
‚ll. Metatarsus der Hinterbeine kürzer als das 2. und 3. Glied zu-
sammen Eggersi n. sp.
!) Bemerkungen bei Besprechung der Art.
2) Die wahrscheinlich hierhergehörige Odewahni Pasc. konnte nicht auf-
genommen werden, da die Diagnose kein hinreichendes Bild.der Art gibt.
- 6. Heft
296
12.
13.
R. Kleine:
Metatarsus der Hinterbeine so lang als das 2. und 3. Glied zu-
sammen +
Alle hellen Partien rotbraun, Metarostrum vor den Augen ge-
furcht. Thoracalconus gefurcht, Punktierung des Thorax grob,
Rippe 2 auf der Mitte verengt, Tarsen der Hinterbeine runzelig
Be + signipes Lewis.
Alle hellen Partien chromgelb, Metarostrum nicht gefurcht,
Thoracalconus ohne Furche, Thorax glatt, Rippe 2 auf der Mitte
nicht verengt, Tarsen der Hinterbeine nicht runzelig
suaviter Kleine.
Kopf über den Augen mit groben, zuweilen zu einer Furche ver-
schmolzenen Punkten, Kopf grob, einzeln punktiert, in den
Punkten behaart 14.
Kopf ohne Augenfurche, unbehaart, selten mit einzelnen Härchen
14.
15.
16.
17.
18.
19.
am Hinterkopf 16.
Unterseite des Kopfes mit mehreren Querwülsten. longulus Senna.
Ohne Querwülste 15.
3. Fühlerglied‘ lang, kegelig, Thoracalconus bucklig, Vorder-
schienen ohne Haarbüschel. Stiel der Hinterschenkel am
Übergang zur Keule oberseits tief halbelliptisch eingekerbt
javanus Kleine.
3. Fühlerglied so lang wie das 2., Thoracalconus schräg, ohne
Buckel, Vorderschienen mit Haarbüschel, Stiel vor der Keule
beiderseits verengt silvanus Senna.
Metatarsus der Hinterbeine ohne Stiel kürzer als das 2. und
3. Glied zusammen 17.
Metatarsus der Hinterbeine länger als das 2. und 3. Glied zu-
sammen 18
Schlanke Art, Thoracaleconus bucklig, Rippen auf der Mitte
schmäler, Stiel der Hinterschenkel an der Keule, unterseits tief,
fast halbkreisförmig eingekerbt, Metasternum gefurcht
Westwoodi Parry.
Gedrungene, robuste Art. Thoracalconus nicht bucklig, fast
rechtwinklig, gerade aufsteigend, Stiel der Hinterschenkel an dar
Keule nicht eingekerbt, nur gleichmäßig oben und unten schwach
verengt. Metasternum ungefurcht buccatus Kleine,
Metatarsus wenigstens so lang wie das 2. u. 3. Klauenglied zu-
sammen, das ganze Tier allenthalben gleichmäßig dicht nadel-
stichig densepunctatus Kleine.
Metatarsus nur so lang wie das 2. und 3. Glied zusammen, Skulptur
niemals nadelstichig 19;
Stiel der Hinterschenkel gerade, am Übergang zur Keule nicht-
verengt oder auf Ober- bezw. Unterseite eingekerbt 20.
Stiel der Hinterschenkel an der Keule verengt oder eingekerbt. 24.
Rüssel schmal, viel länger als der Kopf tabacicola Senna
Rüssel nicht auffallend verschmälert, so lang als der Kopf oder
kürzer, selten etwas länger als dieser 21.
Die Gattung Cyphagogus Parry. 297
21. Metatarsus der Hinterbeine kegelig obconiceps Senna.
Metatarsus der Hinterbeine walzi 99,
22. Vorderschienen mit deutlichem Haarbüschel, Metasternum nur
in dem hinteren ?/, gefurcht angusticeps Senna.
Vorderschienen ohne -Haarbüschel 23.
23. Thoracalconus schräg, nicht bucklig, Fühlerglieder 3—8 breiter
als lang, nach vorn an Breite zunehmend, 9. erheblich größer
als das 10. 1. und 2. Abdominalsegment kurz, flach gefurcht
elongatus Kleine.
Thoracaleconus bucklig, Fühlerglieder 3—8 perlig, robust, mehr
oder weniger glatt. 9. und 10. gleich. 1. und 2. Abdominal-
segment tief längsgefurcht simulator Senna.
24. Stiel der Hinterschenkel am Übergang zur Keule nur oben oder
unten, niemals auf beiden Seiten verengt oder eingekerbt 25.
Stiel auf beiden Seiten eingekerbt 26.
25. Stiel auf der Unterseite halbelliptisch eingekerbt, kleine, zierliche
Art, Fühlerglieder 3—8 nicht linsenförmig platt zwncisus Senna.
26. Untere Hälfte der Fühler, Wurzel der Schenkel und die drei
letzten Hinterleibssegmente rötlich, Thoracalconus bucklig, breit,
1. und 2. Abdominalsegment gefurcht Eichhorni Kirsch.
Das ganze Tier schwarz 27.
27. Kopf stark punktiert, Fühlerglieder 3—8 linsenförmig
splendens Kleine.
Kopf zart punktiert, Fühlerglieder walzig oder kegelig 28.
28. Mit Ausnahme der 2. Rippe alle breit und flach, Vorderschienen
mit Haarbüschel, Metatarsus der Hinterbeine kegelig, Klauen-
glied keulig longssetosus Kleine.
Alle Rippen schmal konvex, Vorderschienen obne Haarbüschel,
Metatarsus der Hinterbeine walzig, Klauenglied mehr walzig
als keulig Sarasin Senna.
Die Arten.
A. Thoracalconus fehlt, Hintertibien zackig, ohne lange Dorne.
€. diorymerus Lea
Proc. Linn. Soc. N.S.Wales XXIII, 1898, p. 633.')
Dunkel violetbraun, glänzend; Körperunterseite und Tarsen
heller, auf jeder Decke ein von der Schulter kommender, bis zum
Absturz reichender gelbroter, schmaler Streifen.
Kopf robust, nicht vom Halse getrennt, hinten gerade, seitlich
fast parallel, an den Augen wenig verengt. Oberseite flach gewölbt,
keine Mittelfurche, Punktierung zerstreut, aber bestimmt; Unterseite
mit flachem Gulareindruck und zarter Mittelfurche.
Metarostrum in Kopfbreite, sehr kurz; Mesorostrum seitlich
zwar kurz, aber fast halbrundlich erweitert. Prorostrum so lang wie
!) Zitat in Cat. Col. ist falsch.
6. Heft
298 Fra] R Kleine:
Meta- und Mesorostrum zusammen. Punktierung zart und sehr zer-
streut, aber bestimmt vorhanden. Vorderrand schwach nach
innen geschwungen. Mesorostrum unterseits mit flachen, breiten Seiten-
kielen und ebensolchem Mittelkiel.
Fühler. 2. Glied länger, 3. und 4. kurz, gleichlang, 5. etwas größer
aber von derselben Gestalt, 6.—7. linsenförmig, 8. breiter als lang,
9. und 10. erheblich vergrößert, 9. das größte, länger als breit, 10. etwa
quadratisch, 11. stumpfkonisch, eben so lang wie das 9. und 10. zu-
sammen.
p) Lo. N,
Prothorax in der vorderen Hälfte stark seitlich komprimiert,
am Hinterrand nur flach eingedrückt. Thoracalconus fehlt vollständig.
Der Thorax setzt sich am Kopf gleichbreit fort, am Halse starke und
dichte Punktierung, hieraus entspringt eine linienartige Mittelfurche,
die über den ganzen Thorax läuft. Punktierung oberseits spärlich,
nach dem Hinterrand kräftig und dicht. Behaarung stark, am Halse
und seitlich an den Eindrücken schwächer, sonst wechselnd.
Elytren. Sutura an der Basis steil dachförmig, nach hinten zu
verflacht, 2. Rippe auf der Mitte sehr verschmälert, 3., 5., 7. und 8.
breit, 4. und 6. schmal, keine Gitterung, alle Rippen soweit möglich
punktiert und in den Punkten behaart.
Vorderhüften sehr groß, platt, muschelförmig. Vorderschenkel
kurz und sehr breit, spiegelglatt, Schienen kantig, ohne Haarbüschel,
dicht chagriniert und behaart, Metatarsus so lang wie 2 und 3 zu-
sammen, alle Tarsen zierlich. Hinterschenkel weit über die Decken
ragend, Stiel gerade, wenig länger als die Keule. Oberkante stark
punktiert und einzeln behaart, Unterseite dicht kammartig behaart.
Keule auf der Innenseite etwas im hinteren Drittel mit einem kräftigen,
nach unten gerichteten Zahn. Skulptur nur auf der Oberseite der
Keule nennenswert. Schienen stark gekrümmt, nach den Tarsen zu
erweitert, am Hinterrande mehrfach zahnartig gekerbt. Tarsen
zierlich, Metatarsus so lang wie 2 und 3 zusammen, vorn meist ver-
dickt, 2 von ähnlicher Form, ‚Klauenglied zart.
Metasternum ungefurcht, 1. und 2. Abdominalsegment ungefurcht,
gerundet. Apikalsegment stark punktiert und behaart. Quernaht
zwischen dem 1. und 2. Segment auffallend deutlich.
Die Gattung Cyphagogus Parry 299
Länge 7,5—10 mm, Breite 1—1,5 mm etwa.
Heimat. Australien: Richmond River N.S.W. (Autor), Brisbane
beide Fundorte (Dresden).
Paratypus des Autors gesehen.
Die Art ist durch die Längsstreifung und das Fehlen des Thoracal-
conus so sicher gekennzeichnet, daß keine weiteren Erörterungen
nötig sind. Bemerkt sei nur, daß sie großer Variation unterworfen
sein muß, eine Eigenschaft, die ich auch bei anderen Arten aus
Australien sah. Die Variation erstreckt sich auf Stärke der Skulptur,
Behaarung und Ausfärbung. So kann der helle Deckenstreifen recht
breit werden oder bis auf eine Rippenbreite reduziert sein. Kopf und
Rüssel sind immer deutlich punktiert. Die Angaben Leas sind irre-
führend. Im übrigen ist seine Diagnose gut.
B. Thoracalconus inimer vorhanden, Hintertibien gedornt.
a) Bunte Arten.
€. Corporaali Kleine
Tijdschrift Ent. Deel X, 1917, p. 177.
Bunte Art. Hellrotbraun, Kopf und Fühler etwas verdunkelt.
Seiten des Rüssels schwarz; Prothorax mit Ausnahme von Spitze
und Basis stark angedunkelt. Elytren mit schwarzer Querbinde
auf der Mitte. Körper mäßig glänzend.
Kopf gewölbt, Oberseite zerstreut, zart punktiert, zwischen den
Augen grubig eingedrückt, hinter den Augen schwach anliegend be-
haart; Unterseite wie Oberseite skulptiert. Gulareindruck rundlich,
in eine feine Längsrinne auslaufend.
Rüssel bis zum Vorderrand dicht punktiert; Unter-
seite, schon an den Augen beginnend, auf den Seiten-
rändern mit langen, einzelnen, nach unten zeigenden
Borsten besetzt, am Vorderrande frei. Vorderrand tief,
rundlich eingebogen, schwarz.
Fühler. 1. Glied groß, 2. fast so groß wie das
dritte, 3. walzig kegelig, mit Ausnahme der drei Spitzen-
glieder das längste. 4.—8. perlig, wenigstens so breit
wie lang, 9. und 10. erheblich vergrößert, quadratisch.
Prothorax oberseits einzeln aber kräftig punktiert, an den Seiten
und auf dem Rand behaart; Conus rundlich abfallend, mit scharfen
Seitenrändern, vor dem Halse tief runzelig skulptiert, seitlich mit
Ausnahme der hinteren Eindrücke wie die Oberseite punktiert und
behaart. . |
Elytren. Sutura im basalen Teil steil dachförmig, nach hinten
zu flach, verbreitert, 2. Rippe nur im basalen Teil und höchstens !/,
der Deckenlänge erreichend, 3., 5 , 7.—9. breit u. flach, 4. u. 6. schmal.
Sutura und die breiten Rippen mit einer Reihe grober, weitläufig
stehender Punkte. Furche nach Verschwinden der 2. Rippe sehr breit,
alle Furchen mit + gitterartiger Punktierung, auf dem Absturz direkt
6. Heft
12
300 R. Kleine:
gitterfurchig. Die breiten Rippen in den Punkten einzeln, zerstreut,
lang weiß behaart, auf dem Absturz stärker und dichter.
Beine. Hinterschenkel am Übergang vom Stiel zur Keule verengt.
Metatarsus der Hinterbeine so lang wie das 2. und 3. Glied zusammen.
Klauenglied nicht verdickt.
Metasternum längsgefurcht, punktiertt. 1. und 2. Abdominal-
segment ungefurcht.
Länge 6 mm, Breite 1 mm.
Heimat. Java, Preangeregentschaft, Tjigembong (Corporaal),
Borneo: Sandakan (Dresden).
Typus gesehen. .
Es handelt sich um eine kleine, zierliche Art, deren Mittelbinde
an den Außenrändern obsolet werden kann. Die Punktierung kann
in der Stärke recht wechseln und ganz schwach werden. Die Form
des Thoracalconus erinnert an die Australier. Da neuerdings die Art
auch auf Borneo gefunden worden ist, muß damit gerechnet werden,
daß auch in der Malayis sich bunte Arten finden, die mit den Australiern
verwandtschaftlich näher zusammenhängen als mit den schwarzen
Arten anderer Gebiete. Für die nahe Verwandtschaft spricht auch
der breite Thoracalconus, der den Australiern ebenfalls eigen ist.
Wegen der Verwandtschaft mit Modiglianii Senna siehe daselbst.
€. bipunetatus Senna
Ann. Soc. Ent. Belg. 1897, p. 227.
d. Subgracilis, rufo-testaceus, nitidus, breviter pilosus, pro-
thorace (margine antico et postico exceptio) nigro-brunneo, elytris
maculis duabus medianis eodem colore (neque marginem lateralem
nec interstitium sutural attingentibus) signatus. Capite modice
elongato, basin versus leviter angustato, supra parum convexo, laevi,
glabro, rostro lato, longitudine capitis spubaequali, depresso, laevi,
apice parum ampliato, modice emarginato; antennis clavatis, com-
pressis, articulis medianuis gracilibus, breviter obconicis, 9 et 10
desuper visis eylindrieis, a latere conspectis illo lateribus recurvis,
hoc subquadrato, apicali dimidio praecedente longiore acuminato.
Prothorace antice valde compresso, cono dorsali antice lato, super
marginem apicalem curvatim declivi, postice rotundato-ampliato,
dorso sat convexo, laeve, breviter piloso. Elytris dimidio prothoracis
longioribus, lateribus parallelis, e tertio apicali usque ad apicem
attenuatis, apice anguste rotundato, supra convexis, punctulato-
striatis, interstitiis elevatis, externe latioribus, dorso punctato, pilosis.
Femoribus posticis peduneulato-clavatis, pedunculo infuscato, tarsis
gracilibus, metatarso postice aeque longo articulis duobus sequentibus
unitis. Corpore infra rufotestaceo, nitido, metasterno apici abdomi-
reque basi modice impressis, segmento apicali medio foveolato.
9. Brevior et robustior, capite vix longiore quam latiore, rostro
ut in $ sed breviore, antennis ibidem, brevioribus, articulis 9 et 10
latioribus quam longioribus, prothorace breviore, cono dorsali antice
Die Gattung Cyphagogus Parry. 304
paullo latiore, elytris itidem brevioribus postico minus attenuatis;
corpore infra edacte ut in d.
Long 51/,—6!/,mm, 2 5 mm etwa.
Heimat. N.S. Wales: Kiama.
C. suspendiosus Lea
Proc. Linn. Soc. N.S.Wales XXIII, 1898, p. 635.
Bright, red, shining, el. obscurely tinged with black about the
middle. Proth. as the sides a. the legs feebly pubescent; el. with
elongate setae on the alternate interstices.
Head smooth, near base deeply constrieted, the part behind
the constrietion much lower than in front. Rostrum not much longer
than wide a feebly but moderately distinetly punctate a with a very
feeble longitudinal impression. Antennae as in the preceding species
(delicatus). Proth. somewhat pear-shaped, finely punctate, the median
line almost incisible. El. much as in the preceding, except that the
alternale interstice are less coarsely punctate. Metasternum a basal
segments of abdomen feebly impreseed along the middle. Anterior fe-
mora stout, intermediate clavate a feebly dentate, posterior pedun-
culate; posterior tıbiae longer than 3 basal joints of tarsi.
Length 5l/,, width ?/, mm.
Hab. Bindogundra, Tamworth, Forest Reefs, N.S.Wales.
Ich kann mir von dieser Art kein rechtes Bild machen. Gegen
delicatus finde ich keinen durchgreifenden Unterschied. Die ganze
Sache ist um so bedenklicher, als delicatus, und damit wahrscheinlich
der ganze Verwandtschaftskreis auffallend stark zur Variation neigt.
C. delicatus Lea
Proc. Linn. Soc. N.S.Wales XXIII, 1898, p. 634.
Rotbraun, vordere Rüsselpartie, Fühler, Seiten des Thoracal-
conus, die hinteren ?/, des Prothorax, zwei oder drei Binden der Elytren,
die Schenkel an der Basis und die Tarsen # verdunkelt, am ganzen
Körper glänzend.
Kopf von Gestalt des diorymerus, am Hinterrande etwas nach innen
gebuchtet, zwischen den Augen gefurcht, überall, wenn auch zart
punktiert. Rostrum gleich diorymerus, das Mesorostrum seitlich
nicht erweitert. Vorderrand tiefer eingebuchtet, überall wie der Kopf
punktiert.
Fühler: 3. Glied lang, walzig, länger als alle Glieder bis zum 8.,
9. und 10. fast quadratisch, 11. so lang wie das 9. und 10: zusammen,
vom 3. ab mit zunehmender Pubeszens.
Prothorax mit gebogenem, sehr breitem, scharfkantigem Conus.
Punktierung sehr zart, aber bestimmt überall vorhanden, keine Mittel-
furche.
Elytren = diorymerus.
6. IIeft
302 R. Kleine:
Beine: Vorderschenkel gleich diory-
merus, Tibien mit Haarbüschel im vor-
deren. Drittel, Mittelbeine ohne be-
sondere Merkmale ; Stiel der Hinter-
schenkel fast so lang als die Keule,
er breit, vor der Keule verengt, zart
punktiert. Keule kräftig, normal, ohne Zahn innenseits. Tibien
normal, Metatarsus walzig, so lang wie das 2. und 3. Segment zu-
sammen. Klauenglied groß, klobig, walzig.
Länge: 4°/,—10 mm, Breite (T'horax): ®/,—1?/; mm etwa.
Heimat. Australien: N.S. Wales alon (Autor), Queensland:
Coen-Distrikt Cape York (Dahlem). Tasmania (?) (Autor), N.-Guinea
(Nat. Mag. Amsterdam).
Die Definition der Art wie sie Lea gibt, trifft nicht ganz zu.
So sind Kopf, Rüssel und Prothorax ganz sicher punktiert. Vielleicht
sind die Tiere mit unscharfen Instrumenten besehen und danach
beschrieben. Es ist aber durchaus zu berücksichtigen, daß diese Art
sicher eine große Variationsbreite hat. Das hat Lea auch schon heraus-
gefunden, wie sich das aus seinen Bemerkungen ergibt. Die Pubeszens
des Prothorax ist sehr wechselnd und kann ganz fehlen; ich sah solche
Stücke mehrfach.
Dann ist die Art der Deckenfärbung auch großen Schwankungen
unterworfen. Die mediane und basale Binde scheint immer vor-
handen zu sein. Die Lea’schen Stücke waren am Apex nicht verdunkelt.
Ich habe in den deutschen Museen mehrfach Tiere nordaustralischer
Herkunft in den Händen gehabt, die sämtlich mit einer Apikalbinde
versehen waren. Ich habe diese Formen, die ich nur aus dem Norden
sah, als Rasse aufgefaßt und als forma tristriata beschrieben (Ent.
Mitt. V, 1916, !/,, p. 16). Die einzelnen Binden können auch zu einem
großen, breiten Band verschmelzen. Die Zeichnung ist also sehr
unsicher.
Delicatus scheint nicht nur die häufigste, sondern auch die am
weitesten verbreitete Art zu sein. Ob Tasmania noch als Fundort
in Frage kommt, ist nicht ganz sicher; nach Leas Angaben scheint
es sich aber um delicatus zu handeln. Während alle bunten Australier
nur vom Festlande bekannt sind, sah ich drlicatus in der forma tristriata
auch von Neu-Guinea, leider ohne nähere Bezeichnung des Fundortes.
Ist die Herkunft richtig, so wäre das insofern von Wichtigkeit, als
damit bewiesen ist, daß die bunten Arten nicht mit Australien isoliert
sind, sondern Anschluß an die Malayen haben (Corporaali von Borneo-
Sumatra, rufiventris von ÜCeylon).
€. Modiglianii Senna
Ann. Mus. Civ. Stor. Nat. Genova XIII, (XXXIII), 1893, p. 258.
Die Verwandtschaft mit Corporaali Kleine ist bedeutend. Das ist
insofern von Wichtigkeit, als ich vermutete, Corporaali möchte nicht
in das malayische Gebiet gehören. Nachdem ich in Modiglianii also
Die Gattung Cyphagogus Parıy. 303
eine bestätigende Art gesehen habe, kann es keinem Zweifel unter-
liegen, daß diese Verwandtschaftsform, die sonst nur auf dem austra-
lischen Festland zu suchen ist, auch in der Malayis vorkommt.
Daß es sich um denselben Verwandtschaftskreis handelt, ist
außer Frage. Der Kopf entspricht z. B. diorymerus, der Thoracal-
conus delicatus, suspendiosus, bipunctatus, also nur eine bei den
Australiern üblichen Form. Nur diorymerus macht eine Ausnahme.
Außerdem sind bunte Arten sonst nicht bekannt. Auch die Art der
Rippenbildung auf den Elytren sah ich nur noch bei den Australiern
in der gleichen Anordnung wie sie Modiglianii und Corporaali haben.
Es kann also keinem Zweifel unterliegen, daß hier direkte Verwandt-
schaft mit den Australiern besteht.
Ist somit die weitere Verwandtschaft festgelegt, so bleiben noch
die Differenzen gegen Corporaali festzulegen.
Modiglianıi Corporaali
Grundfarbe schwarz bis schwarz- | Hellrotbraun.
braun. Elytren hellbraun, mit nur auf der
Elytren mit drei schwarzen Quer- ! Mitte liegender schwarzen Quer-
binden (oder 2 rotgelben Flecken) | binde.
Kopf zwischen den Augen nicht [Kopf grubig eingedrückt.
grubig eingedrückt.
Rüssel nicht oder nur ganz wenig | Rüssel bis zum Vorderrande dicht
punktiert. punktiert.
Vorderrand kaum nach innen ge- | Vorderrand tief, rundlich nach
buchtet. innen gebuchtet.
Sutura gerade, Furchen # glatt, |Sutura im basalen Teil steil dach-
Behaarung auf den Rippen all-| förmig, Furchen # gegittert.
gemein und nur mittellang. Behaarung einzeln und sehr lang.
Klauenglied der Hinterbeine walzig,
klobig. Klauenglied zart, keulig.
Die Differenzen sind hinreichend, die Arten zu trennen. Das
Begattungsorgan habe ich, da es sich um Typen fremder Besitzer
handelt, nicht untersucht.
Länge (total): 6—7 mm, Breite (Thorax): 1—1!/;,mm (Senna).
Heimat. Engano: Bua Bua.!)
Typus gesehen.
Es scheint sich um seltene Arten zu handeln; von Modiglianii
und Corporaali sah ich nur wenige Stücke.
Den anderen bunten Arten steht Modiglianii insofern entgegen, .
als die Verteilung der Farben hier entgegengesetzt ist, nur mit diory-
merus bestehen gewisse Anklänge. Immerhin scheint mir die Ver-
wandtschaft mit dieser Art keineswegs näher als mit den anderen
bunten. Ich bin im Gegenteil der Meinung, daß gerade diorymerus
von allen C’yphagogusarten am weitesten seitlich steht, schon durch
1) Der Fundort ‚‚„Formosa Fuhosho‘“ ist falsch. Das v. Schoenfeldt vor-
gelegene Stück habe ich gesehen, es ist überhaupt kein Cyphagogus, sondern ein
gen. nov. (D. Ent. Nat. Bibl. II, 1911, No. 24, p. 190).
6. Heft
304 R. Kleine:
das gänzliche Fehlen des Thoracalconus und der ganz absonderlichen
Form der Hintertibien, Modiglianii fügt sich dem Grundtypus der
bunten Arten durchaus ein, bleibt aber durch die Art der Farben-
anordnung isoliert.
€. rufirostris Kleine
Stett. Ent. Ztg. 1914, p. 162.
Schlanke, mittelgroße Art. Kopf und Metarostrum schwarz,
die anderen Teile des Rüssels und die Fühler hellrotbraun. Thorax
schwarz, Zone des Conus und der Hinterrand rotbraun. Decken
bräunlichschwarz, 3.—5. Rippe etwa von der Basis bis ins hintere
Drittel rotbraun; Beine dunkler braun, Unterseite hellrotbraun.
Kopf etwas kürzer als der Rüssel, mit kaum sichtbarer, sehr
zerstreuter, feiner Punktierung.
Mesorostrum wenig erweitert, Prorostrum vorn flach eingebuchtet.
Skulptur wie auf dem Rüssel.
Fühler: 2. Glied quer, 3. kegelig aber nicht länger als das 4.
4.—5. + quadratisch, 6.—.8. quer, 9. quadratisch, 10. etwas kürzer,
11. stumpflich.
Thoracalconus schräg, wenig oder nicht gebuckelt, nur im oberen
Teil gefurcht, breit. Thorax im vorderen Drittel zart, sonst kräftig,
wenn auch einzeln punktiert, Behaarung mittellang.
Elytren: 2. Rippe auf der Mitte verengt, alle anderen breit aber
nicht breiter als die Furchen, mit Ausnahme der ersten. Alle Furchen
gegittert.
Vorderschiene ohne Haarbüschel. Stiel der Hinterschenkel
robust, vor der Keule ober- und unterseits verengt, Keule punktiert
und behaart. Metatarsus walzig, so groß wie das 2. und 3. Glied zu-
sammen; Klauenglied walzig.
Metasternum gefurcht, nur am Deckenrand grob punktiert.
1. Abdominalsegment schwach gefurcht, 2. ungefurcht, Punktierung
fehlt.
Länge (total) 7,3 mm, Breite (Thorax) 1 mm.
Heimat. Ceylon (Stettin).
Typus gesehen.
Es handelt sich um eine gute, charakteristische Art, die ich in
die Verwandtschaft der bunten Arten gebracht habe, weil die Decken
ohne Zweifel bunt und nicht etwa nur aufgehellt sind. Da ich mehrere
Stücke zur Hand hatte, ließ sich die Konstanz gut nachweisen.
Was die engere Verwandtschaft anlangt, so möchte ich rwufirostris
nicht den Australiern anreihen, nicht einmal den bunten Malayen
(Corporaali, Modiglianii), weil die Form des Thoracalconus bei allen
diesen Arten nicht nur einheitlich ist, sondern auch eine Form dar-
stellt, die sonst in der Gattung nicht wieder vorkommt. Rufirostris
ist m.E. viel näher mit der signipes-Gruppe verwandt (signzpes,
suaviter, Eggersi). Mit letzterer Art hat sie die helle Färbung der
Körperunterseite gemeinsam. Die Art zeigt m. E., daß die bunten
Arten keineswegs isoliert dastehen, sondern mit denen, deren Pro-
Die Gattung Cyphagogus Parry. 305
rostrum, Fühler, zum Teil auch die Beine und Körperunterseite rötlich-
braun 'ist, in direktem Zusammenhang stehen. So finden sich die
bunten Arten’an beiden Enden des Verbreitungsgebietes.
€. Odewahni Pasc.
Proc. Ent. Soc. Lond. 1864, p. 46.
Rufo- testaceus, nitidus, capite ‚prothorace multo angustiore,
rostro integro; elytris prothorace angustioribus, striato- -punctatüs
pedibus ut in C. advena.
Gawler (Aust. med.). .
Ich habe keine Gelegenheit gehabt, in irgend einer Eumahbee
ein Stück dieser Art zu finden. Es läßt sich nach der:kümmerlichen
Diagnose nicht erkennen, ob Verwandtschaft mit delicatus-suspen-
diosus oder mit diorymerus besteht. Möglicherweise auch nur eine
Variante von delicatus. | !
b) Schwarze Arten
a) Piorehrinn nicht rot, stark glänzend und anders als der Kopf
skulptiert. |
€. planifrons Kirsch
Mitt. Zool. Mus. Dresden I, 1875, p. 46.
d- Einfarbig schwarz. Kopf’am Hinterrand gerade, mit kurzer,
tiefer Mittelfurche, die noch auf eine Strecke hin obsolet erkennbar ist,
matt chagriniert, einzeln punktiert, gegen.den Hals verengt.
Rostrum etwa 1?/,mal so lang wie der Kopf. Auf dem
Metarostrum beginnt dreieckig eine glänzende, einzeln, tief
punktierte Partie, die am Mesorostrum die Seitenränder er-.
reicht und den ganzen vorderen Rüssel einnimmt. Der übrige
Teil ist ‚wie der Kopf matt und chagriniert. Vorderrand
nur flach eingebuchtet.
Fühler kurz, kaum den Prothorax berührend, nach vorn
keulig verdickt. Basalglied groß, & walzig, 2. ohne Stiel etwas
quadratisch, 3. quadratisch-kegelig, 4. rein quadratisch, 5.
‚schon etwas verschoben aber doch noch quadratisch, :6.—9.
breiter als lang # verschoben, an Größe zunehmend, 10. von
gleicher Form aber allgemein kleiner, 11. stumpfkonisch,
kürzer als das 9. und 10. zusammen. Alle Glieder sind [=
seitlich + zusammengedrückt; Skulptur vom 8.—11l. Gliede, _ u
sonst glatt und fast ohne Behaarung. . En
Conus des Prothorax Abb. 14, Furche des Conusabsturz nur
flach, hinter der Furche punktiert, dann folgt eine Partie mit sehr
zerstreuter Punktierung. Hintere Hälfte der Oberseite zwar einzeln
aber groß, grubig punktiert; an den Seiten allgemein: we
Punktierung; überall einzeln, mittellang grau behaart: -
Archiv für a
1921. A. 6.
20 6. Heft
206 R. Kleine:
Decken gerippt-gefurcht. 2. Rippe (erste neben
der Sutura), auf der Mitte verschmälert und vertieft,
alle Rippen auf der Deckenmitte schmaler als die
Furchen, an Basis und Absturz dagegen breiter; 1., 2., 3.
und 4. vereinigt und die 8. und 9. erreichen den Hinter-
rand. Alle Rippen runzelig punktiert und kurz, greis
v behaart. Furchen gegittert, Gitter breit, flach.
Vorder- und Mittelbeine normal. Vorderschiene innen vor der
Spitze mit kräftigem Haarbüschel. : Hinterschenkel mit flachem Stiel,
der vor der Keule verengt und unterseits eingekerbt ist. Schenkelstiel
kürzer und dichter, Keule lang, einzeln behaart. Skulptur aus einzelnen,
großen Punkten bestehend. Schiene etwa so lang wie die Tarsen
zusammen, rundlich-walzig, nach den Tarsen an Umfang zunehmend,
Skulptur wie auf den Schenkeln, vielleicht etwas dichter, Behaarung
mittellang und sehr lang. Metatarsus kürzer als das 2. und 3. Glied
zusammen, rundlich, klobig, rugos gerunzelt, 2. und 3. einzeln, kräftig
punktiert. Behaarung kurz, Klauenglied kräftig aber schlank, keulig.
Metasternum eng aber tief gefurcht, grob einzeln punktiert und
kurz behaart. 1. und 2. Abdominalsegment flach aber bestimmt
gefurcht, Quernaht undeutlich, Skulptur an den Seiten kräftig, sonst
gering. Behaarung desgleichen. 3. Segment kürzer als das 4., Skulptur
gering, Apicalsegment enger punktiert und kurz behaart, am 4. Segment
und am Hinterrand eingedrückt.
Begattungsorgan sehr schlank, Parameren fingerförmig, in der
vorderen Hälfte behaart. Penis mit sehr kurzem Präputum, nach
‚vorn spitz verlaufend.
9. 1. und 2. Abdominalsegment nicht gefurcht, gewölbt.
Länge (total): 12—16 mm. Breite (Thorax): 2—2!/,mm. Typus
gesehen. |
Heimat. Malakka (Type), Sumatra: Palembang (Dahlem),
Soekaranda, Liagangas (Stettin). Philippinen: Mindanao, Iligan
(Dresden).
Die Variationsbreite der Art ist nicht groß. Was Größe anlangt,
so scheinen dem Autor auffallend große Stücke vorgelegen zu haben.
Soviel ist aber gewiß, daß planifrons zu den größten Arten zählt, die
sieh überhaupt in der Gattung finden. Immerhin kann man nicht sagen,
daß sich Riesen und Zwerge beieinander finden. Durchgängig sind
es alles große Stücke mit nur geringen Differenzen. Auch die Skulptur
ändert wenig ab. Auf dem Körper selbst ist das schlecht zu beurteilen,
weil die Skulptur zu wenig homogen ist. Am besten sieht'man den
Umfang der Variation auf dem glatten Teil des Rostrums. Da kann
die Punktierung so gering sein, daß sie sich nur im basalen Teil findet,
sie kann sich aber bis zum Vorderrand, wenn auch nur schwach, aus-
breiten.
Die Länge des Metatarsus an den Hinterbeinen wechselt auch
etwas, doch kommt sie nicht etwa soweit, daß Kollision mit den Arten,
Die Gattung Cyphagogus Parry. 307
die einen langen Metatarsus haben, eintreten könnte. Auf die bestimmt
vorhandene Variationsneigung ist also zu achten.
Planifrons ist mit gladiator nahe verwandt, aber durch die bei
gladiator angegebenen Differenzen hinreichend getrennt. Durchgängig
ist planifrons auch die größere Art, kleine Individuen habe ich nicht
gesehen, während gladiator meist viel kleiner ist und nur selten größere
Individuen hervorbringt.
Die geographische Verbreitung ist keineswegs so einfach, wie das
nach den Angaben im Cat. Col. den Anschein hat. Ohne Zweifel liegt
das Zentrum von planifrons auf den Sundainseln, die Ausstrahlung
ist jedoch bedeutend und erstreckt sich westlich auf Malakka (Type)
und läßt sich östlich bis zu den Philippinen verfolgen. Andererseits ist
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gladiator auch weit nach Westen verbreitet. Ich nehme selbst an, daß
das Zentrum nordöstlich liegt, wahrscheinlich auf den Philippinen,
wo die meisten Stücke gefunden worden sind. Die Fundplätze auf
Borneo und Sumatra geben aber Zeugnis dafür, daß der Vorstoß
weit nach Westen stattgefunden hat. Von Java sah ich keine der
beiden Arten; sie scheinen also auf der bekannten Linie: Philippinen-
Palawan-Borneo-Sumatra-Malakka unter Umgehung Javas gewandert
zu sein.
€. gladiator n. Sp.
Ich gebe die kurze Diagnose der erst kürzlich publizierten Art
der Vollständigkeit halber wieder.
Große robuste, + gedrungene Art, dem planifrons Kirsch ähnlich,
Kopf matt, einzeln zerstreut punktiert. Metarostrum bis zu den
Fühlern von gleicher Beschaffenheit mit einem obsoleten Mittelkiel.
Prorostrum eine glänzende, nach hinten dreieckig vorgezogene Platte
bildend, die aber nicht wie bei planıfrons hochglänzend und glatt,
sondern tief rugos runzelig und punktiert ist; gegen den Vorderrand
läßt die grobe Skulptur auf einer kleinen Fläche nach. Der Rüssel
ist dann spiegelglatt. Fühler ohne besondere Merkmale.
20* 6. Heft
308 % "R. Kleine:
Conus des Prothorax schräg ansteigend, Punktierung‘ allgemein
aber zerstreut, Behaarung weißlich, kurz, auf der Oberseite einige
längere Haare untermischt.
Metasternum sehr schmal, linienartig längsgefurcht, allenthalben
dicht und scharf punktiert. 1. und 2. Abdominalsegment breiter
längsgefurcht, Punktierung weniger deutlich, 3.5. kräftig ‚punktiert
und behaart. Apikalsegment am Hinterrand mit zwei rotblonden
Haarbüscheln.
Länge (total): 10—11,5 mm; Brett (Thorax): 1,5—1,75 mm.
Typus Nr. 13281.
Heimat. Philippinen: Mindanao, Davao, Mt. Banahao, Island
of Basilan (Dresden). Borheo: Sandakan (Dresden). Sumatra:
Cibolangi (Corporaal). Mentawei: Sereinu (Senna). F
b) Kopf und Rostrum gleich-skulpiert, schwarz.
€. longulus Senna
Notes Leyd. Mus. XX, 1898, p. 52.
Schlanke Art. Schwarz, glänzend. Kopf und Rüssel sehr schlank.
Ersterer gegen den Hals nur wenig verengt, kürzer als der Rüssel.
Hinterrand gerade, mit Ausnahme von ‘Stirn und Scheitel einzeln
und sehr zerstreut, aber ‚kräftig punktiert und lang behaart; über
den Augen eine Furche, die auch behaart ist. Seiten zarter punktiert;
Unterseite am Halse mit ‚mehreren Querwülsten.
Metarostrum mit flacher, schmaler Längsfurche, Mesorostrum
wenig erweitert. Prorostrum allmählich breiter werdend, Skulptur
überall nur aus ganz einzelnen kleinen, nadelrissigen Punkten bestehend,
Vorderrand mäßig’ tief eingebuchtet.
Thoracalconus eine glatte schiefe Ebene bildend, sea
— Kanten rundlich, nur im unteren Teil undeutlich gefurcht.
‘/ Skulptur aus einzelnen mittelgroßen, sehr zerstreuten
Punkten bestehend, in den Punkten z. T. kurz, 2. T. sehr
lang behaart; Behaarüng bis an den Hals reichend.
Elytren: Sutura steil, 2. Rippe sehr schmal, alle anderen
breit, Furchen so breit wie die Rippen oder schmaler, nur
| an den Seiten gitterfurchig, : in der Zone der Gitterung sind
sowohl die Rippen wie die Gitter platt und breit.
Vorderschienen mit kleinem Haarbüschel. Schenkelstiel
“| der Hinterbeine vor der Keule oben und unten etwas ver-
Dt, Keule schlank; etwas kürzer als-der Stiel; Metatarsus
welehe, so lang wie das 2. und 3. zusammen. Klauenglied
-walzig, robust.
Metasternum ungefurcht, nur am 1. Abdominalsegment
dreieckig eingedrückt; Abdomen ohne sichtbare Furche.
Länge (total) 8,5 mm, Breite (Thorax) 1.mm.
Heimat. Java oce. Toegoe (Senna).
Be gesehen. |
Die Gattung Cyphagogus Parry. 309
Senna vergleicht longulus mit signipes und KEichhorni. In
Wirklichkeit kommt keine dieser Arten in Frage. Longulus ist mit
javanus und silvanus in Vergleich zu stellen und bildet mit diesen Arten
einen Verwandtschaftskreis, der dadurch gekennzeichnet ist, daß sich
über den Augen eine tiefe Punktreihe befindet, die zu einer zusammen-
hängenden Grube werden kann. Außerdem ist der Kopf bei diesen
Arten auffällig’ kräftig und lang behaart, namentlich in der über den
Augen liegenden Furche halten sich die Haare auffällig lange. Es
kann vorkommen, daß die immerhin zarten Haare verloren gehen,
dann bleibt die starke Punktierung des oberen Augenrandes noch
immer als primäres Merkmal. Im übrigen sind die Arten ziemlich
einheitlich gebaut und geographisch eng begrenzt, doch handelt es
sich um gute Arten. Longulus hat auf der Kopfunterseite auffallende
Querwülste, die den anderen Arten fehlen, javanus und silvanus sind
durch die Fühler gut trennbar; ferner sind der Thoracalconus und
die Hinterbeine verschieden. Die trennenden Merkmale sind konstant
und werden durch die natürliche Variation nicht beeinträchtigt. Von
_ longulus habe ich keine Stück weiter gesehen, javanus und silvanus
waren auf Grund der Diagnosen sicher zu erkennen.
C. javanus Kleine
Entomol. Mitt. V, 1916, 1/4, p. 13.
Gestreckter Gestalt, schmal, schwarz. Vorderteil des Prorostrums,
Fühler, Hals und alle Tarsen rotbraun.
Kopf und Rüssel gleich longulus, Metarostrum mit flacher, aber
deutlicher Mittelfurche.
Fühler perlig, 3. Glied mehr kegelig, 8. stark quer, 9. und 10.
so lang wie breit, Endglied auffallend kurz.
Thoracalconus gleich simulator, nach dem Halse
zu dreieckig, kräftig gefurcht. Punktierung der
Thoraxoberseite zwar grob, groß aber sehr zerstreut.
Behaarung sehr lang.
Elytren: 2. Rippe sehr schmal, alle anderen breit
und so breit als die Furchen. Vorderschienen ohne 7
Haarbüschel. Stiel der Hinterschenkel länger als die
Keule, auf der Oberkante am Übergang zur Keule tief halb-
elliptisch eingekerbt, Keule nur zart punktiert und einzeln, lang
behaart. Metatarsus walzig, so lang wie das 2. und 3. Glied zu-
sammen. Klauenglied robust, keulig.
Metasternum zart gefurcht, am Abdomen dreieckig eingeschnitten.
Punktierung einzeln, grob, Behaarung an den Seiten stark, auf der
Mitte schwächer. 1. und 2. Abdominalsegment flach, breit eingedrückt,
punktiert, an den Seiten stärker.
Länge (total): 6—11 mm, ‚Breite (Thorax: ®/,—1!/, mm.
Heimat. ° Java: Montes Tengger (Dahlem), Preanger (Stettin).
6. Heft
310 R. Kleine:
€. silvanus Senna
Bull. Soc. Ent. Ital. XXXIV, 1902, p. 154.
Von mittlerer Statur, einfarbig schwarz, glänzend.
Kopf kürzer als der Rüssel, am Halse gerade, Oberseite gewölbt,
einzeln aber ansebnlich punktiert, in den Punkten, wenigstens in der
Halsgegend, mittellang behaart, über den Augen eine + tiefe Furche,
in der gleichfalls mehrere kräftige Haare stenen; Seiten und Unter-
seite gleichfalls punktiert.
Rüssel = simulator, auch die Mittelfurche auf dem
Metarostrum ist vorhanden.
ER Fübler: 2. Glied so lang wie das 3., 4.—8. breiter
als lang, nach vorn an Breite zunehmend, 7. und 8.
innen kürzer als außen, 9. und 10. so lang als breit,
1 innenseits ebenfalls verkürzt, 11. kaum so lang wie das
9. und 10. zusammen. Behaarung schwach, 9.—11. mit
dichter Unterbehaarung.
Thoracalconus schräg, ohne Buckel, breit, stumpfkantig, flach,
breit gefurcht, Oberseite des Thorax in der hinteren Hälfte deutlich
schmal gefurcht. Punktierung grob, tief, einzeln, in der Mitte und
nach dem Conus zu dichter und feiner, die Mitte z. T. unpunktiert,
in den Punkten einzeln lang behaart; an den Seiten stehen nur noch
einige aber große Punkte.
Elytren im wesentlichen g’eich simulator.
Vorderschienen mit schwachem Haarbüschel. Stiel der Hinter-
schenkel länger als die Keule, vor derselben beiderseits etwas ver-
schmälert, Keule oberseits kräftig skulptiert und einzeln lang be-
haart. Schienen und Tarsen gleich tabacicola.
Metasternum, 1. und 2. Abdominalsegment schmal, linienartig
gefurent, Punktierung schwach, nach den Seiten zu stärker.
Länge (total): 5—10 mm (Senna).
Heimat. Sumatra: SiRamb6 (Senna), Lau-Rakit (Corporaal),
Mentawei: Sereinu (Senna).
Cotypus gesehen.
€. Westwoodi Parıy
Trans. Ent. Soc. Lond. 1849, V, p. 182, t. 18, £. 9.
&. Einfarbig schwarz, hochglänzend. Kopf kürzer als das Rostrum,
nach dem Halse zu ziemlich beträchtlich verjüngt, Hinterrand gerade.
Skulptur am Hinterkopf aus einzelnen, zarten Punkten bestehend, nach
dem Scheitel zu kräftiger und dichter. Seiten glatt; Unterseite wie die
Oberseite skulptiert und allgemein schwächer.
Metarostrum länger als das Prorostrum, in Kopfbreite, mit Aus-
nahme einer kleinen Mittelpartie am Mesorostrum kräftig punktiert.
Mesorostrum seitlich etwas erweitert, Prorostrum nach vorn nicht
so breit wie das Mesorostrum, Vorderrand in der Mitte klein aber tief
eingebuchtet. Außenecken winklig eingeschnitten, Punktierung bis
zum Vorderrand ganz allgemein kräftig; Mandibeln stark dornig,
übereinandergeschlagen.
Die Gattung Cyphagogus Parry. 31i
Thoracalconus stark, bucklig, auf der Mitte oft quer
stumpf gekerbt, Oberseite des Thorax am Conus flach ge-
furcht, einzeln, kräftig punktiert und zerstreut, lang behaart,
nach den Seiten kürzer behaart und dichter und zarter
punktiert.
.2. Rippe auf der Mitte etwas schmäler als die folgende, alle
anderen gleichbreit, grob punktiert und kurz behaart.
Vorderschienen mit Haarbusch innen. Stiel der Hinter-
schenkel fast so breit wie die Keule, robust; Unter- und Ober-
kante punktiert und behaart, sonst glatt, am Ansatz der
Keule unterseits scharf, halbelliptisch eingekerbt, Keule
mäßig stark, oberseits kräftig punktiert, mit einzelnen sehr
langen Haaren, sonst kurz behaart. Tibien rundlich, klobig, so
groß wie die Keule, punktiert und behaart; Metatarsus
kürzer als das 2. und 3. Glied zusammen, Klauenglied robust,
walzig.
Metasternum schmal gefurcht, dicht kräftig punktiert und behaart,
1. und 2. Abdominalsegment gefurcht, Furche herzförmig. Punktierung
nur an den Seiten kräftig, sonst schwach; Behaarung fehlt in der Mitte
3.—4. Segment nur sehr gering punktiert. Apikalsegment dicht
punktiert und kurz aber auch dicht behaart.
©. 1. und 2. Abdominalsegment nicht gefurcht,
= gewölbt, Apikalsegment weniger intensiv skulptiert.
Länge (total): 6,5—8,5 mm.
Heimat. Ceylon (Autor) und Berlin, Borneo: San-
dakan (Dresden), Birma, Perak (Senna), Sumatra:
Sıibolangit, Banda-Baroe (Corporaal), Si Rambe (Senna),
Soekaranda (Stettin). 16
Singapore (Dresden), Perak (desgl.).
Java: Preanger (Leiden).
Borneo (Leiden).
Westwoodi ist von allen Arten leicht und sicher zu trennen,
die tiefe Einkerbung auf der Unterseite des Hinterschenkelstieles ist
nur dieser einen Art eigen. Die Verbreitung ist sehr groß, trotzdem
habe ich keine Variation gesehen, die sich auf das Hauptmerkmal,
die Schenkelkerbung, erstreckt hätte. Die Tarsen der Hinterbeine
. sind in der Länge nicht ganz konstant.
€. buccatus Kleine |
Entomol. Mitt. V, 1916, 1/4 p. 9.
Robust, einfarbig schwarz, glänzend.
Kopf und Rüssel sehr gedrungen, groß. Kopf kürzer als der
Rüssel, nach hinten verengt aber viel breiter als der Hals, zwischen
den Augen fast so breit wie lang, Hinterkopf fast ohne Punktierung,
nach dem Scheitel zu wird dieselbe stärker.
6. Haft
312 „ent Be Kleine:
Metarostrum mit flacher, zuweilen undeutlicher Mittelfurche,
Mesorostrum gering erweitert, Prorostrum am Vorderrand nicht ganz
so breit wie das Metarostrum an der Basis. Vorderrand klein und flach
eingebuchtet, Punktierung wie auf dem Scheitel.
Fühler: 2. Glied obne Stiel, etwa quadratisch, 3. länger als breit,
kegelig, 4.5. von ähnlicher Gestalt, aber gedrungener und platter, -
vom 6. ab an Breite zunehmend, 8. bedeutend breiter als lang, 9. und
10. von gleicher Gestalt, das 10. kleiner als das 9., Endglied kurz.
Thoracalconus fast rechtwinklig abfallend, scharfkantig, breit,
nur am Übergang zur Thoraxoberseite flach gefurcht. Thorax sehr
kurz, robust, oberseits mit einer = deutlichen, aber immer ziemlich
obsoleten Mittelfurche, die meist am Hinterrande besser zu sehen ist.
Punktierung längs der Mittellinie dicht und fein, diese Partie ist un-
behaart, nach den Seiten zu gröber und zerstreuter, hier lang, einzeln,
weißlich behaart.
Elytren: Alle Rippen gleichbreit und schmaler als die Furchen,
alle Furchen, die erste nur an der Basis, stark gegittert, Rippen einzeln
punktiert, in den Punkten kurz behaart.
Vorderschienen mit kräftigem Haarbüschel. Stiel der Hinter-
schenkel vor der Keule verengt, Keule einzeln punktiert und lang
behaart; Tarsen robust. Metatarsus kürzer als das 2. und 3. Glied
zusammen, Klauenglied klobig, walzig.
Metasternum ungefurcht ‚nur am Abdomen dreieckig eingedrückt
und an den Mittelbeinen ein grubiger Eindruck verschiedener Größe.
Punktierung auf der Mitte schwach.oder fehlend, nach den Seiten
zu an Stärke zunehmend. 1. Abdominalsegment breit, flach, keil-
förmig gefurcht, fast schon mehr flach eingedrückt, dicht tief punktiert
und kurz struppig behaart, auf dem 2. Segment ist die vertiefte Fläche
zur undeutlichen Mittelfurche verengt, Punktierung fehlt fast ganz,
nur an den Seiten etwas stärker.
Länge (total): etwa 7 mm, Breite (Thorax): 1 mm etwa.
Heimat. Sumatra: Tebing-tinggi (Dahlem), Soekaranda (Stettin),
Ceylon (Berlin). Borneo (Dresden). Java: S!zwi Tegal (Leiden).
©. Dohrni Senna ıi. lit. Ein so bezetteltes Stück fand ich in Stettin
von Sennas Hand vor. _
Die Art ist durch hohen Glanz, kurzen Kopf und Rüssel, vor
allen Dingen durch den steilen, rechteckigen Thoracalconus aus-
gezeichnet. Die Variation war auffallend gering. Verwechslung ist
mit keiner anderen Art möglich.
€. densepunetatus Kleine
Entomol. Mitt. V, 1916, No. 1/4 p.4, t. Il, fig. 3.
Von schlanker Gestalt. Schwarz, Rüssel an der Spitze, Fühler
und Beine, namentlich die Tarsen, rotbraun, mit Ausnahme des Kopfes
matt.
Kopf so lang wie der Rüssel, nach dem Halse stark verengt, etwa
auf halbe Augenbreite, überall, auch seitlich und unten äußerst dicht,
nadelstichig punktiert.
Die Gattung Cyphagogus Parry. 313
Rüssel robust, Metarostrum mit flacher, kurzer Mittelfurche,
Mesorostrum wenig erweitert. Prorostrum nicht so breit als das
Metarostrum an der Basis, der ganze Rüssel wie der Kopf punktiert;
Vorderrand halbkreisförmig eingebucht.t.
Fühler schlank, 2.—5. Glied kegelig, länger als breit, 6. etwa
quadratisch, 7.—8. breiter als lang, am Grunde rundlich, vorn gerade,
9. und 10. fast quadratisch oder etwas länger als breit, 11. kaum so
lang wie das 9. und 10. zusammen.
Thoracalconus eine schiefe Ebene bildend, und&utlich gefurcht.
Thorax überall außerordentlich dicht punktiert mit feiner, chagrin-
artiger Unterlage, allenthalben äußerst fein, kurz, seidig behaart.
Prosternum und Hüften dicht punktiert. :
AM.
[u U
Elytren: Sutura wenig steil, 2. Rippe im vorderen Viertel ver-
schwindend, alle Rippen flach, breiter als die Furchen, keine deutliche
Gitterung, keine Einzelpunkte auf den Rippen, sondern überall sehr
dicht chagriniert und kurz greis behaaıt.
Vorderschienen ohne Haarbüschel. Hinterbeine sehr lang. Stiel
der Schenkel dünn, zart, an der Keule etwas schmaler. Keule viel
kürzer als der Stiel, keine grobe Punktierung, einzeln lang. behaart.
Metatarsus sehr lang, so lang als das 2., 3. und Klauenglied zu-
sammen, 2. erheblich länger als das 3., Klauenglied zart. Die Beine
sind überall dicht chagrirartig punktiert.
Metasternum mit nadelrissiger Längsfurche, Abdomen ungefurcht;
chagrinartige Punktierung wie überall.
' Länge (total): 8 mm; Breite (Thorax): ®/,—1l mm.
Heimat. Borneo (Dahlem), Sandakan (Dresden).
Typus gesehen.
Densepunctatus ist eine der eigenartigsten und interessantesten
Arten der ganzen Gattung, jede Verwechslung mit einer anderen ist
völlig ausgeschlossen. Es gibt keine Art; die einen so langen Metatarsus
6, Heft
314 R. Kleine:
besitzt, vor allen Dingen ist die Skulptur so eigenartig und so allgemein
wie bei keiner anderen Art auch nur andeutungsweise. Ich kann mir
auch kein Bild davon machen, wo ich den verwandtschaftlichen An-
schluß zu suchen hätte. Ich habe eine ganze Anzahl Stücke gesehen,
alle ausschließlich von Borneo, es handelt sich wahrscheinlich um
eine Endemisme. Leider war bei den meisten Stücken kein näherer
Fundort angegeben, sodaß es nicht möglich ist, sich ein Bild
über die Verbreitung innerhalb Borneos zu machen. Die Variations-
breite ist äußerst gering.
€. tabacicola Senna
Bull. Soc. Ent. Ital. 1893, p. 294.
Sehr schlanke Art. Schwarz, Rüssel etwa vom vorderen Teil
des Metarostrums- an, Fühler, Schienen = und die Tarsen bräunlich,
am ganzen Körper glänzend.
Kopf schlank, nach dem Halse zu keilförmig verengt, am Hinter-
rand schwach nach innen gebuchtet, zuweilen gerade, Oberseite ge-
wölbt, einzeln aber deutlich punktiert.
Rostrum länger als der Kopf, Meta- und Prorostrum etwa gleich
lang. Mesorostrum wenig erweitert, Prorostrum nach vorn mäßig
erweitert, Punktierung wie auf dem Kopf aber zarter; Vorderrand
sehr flach nach innen geschwungen.
Fühlerglieder 2—8 perlig, nach vorn allmählich an Größe zu-
nehmend, das 3. nicht länger als die anderen, 9. und 10. fast quadratisch.
Thoracalconus in der Form von Eichhorni Kirsch, ge-
furcht; Oberseite ohne Furche, sehr grob, einzeln, grubig
punktiert, in der Nähe des Conus glatt, unskulptiert, vor
dem Hinterrand mit tiefem, querem Eindruck; Behaarung
in den Punkten einzeln, mittellang.
Elytren gitterfurchig, Rippen schmaler als die Furchen,
punktiert und einzeln halblang behaart; Suturalfurche z. T.
ungegittert.
Vorderschienen ohne Haarbüschel. Stiel der Hinter-
schenkel zart, gerade, vor der Keule nicht verengt, Keule
klobig, kürzer als der Stiel, kräftig punktiert und einzeln
lang behaart. Metatarsus so lang wie das 2. und 3. Glied zu-
:./ sammen; Klauenglied kräftig, keulig, nicht walzig.
[3 Metasternum schmal gefurcht. 1. Abdominalsegment flach
‘ keilförmig gefurcht, 2. ungefurcht. Skulptur aus einzelnen
° Punkten bestehend:
Länge (total): 5-6 mm, Breite (Thorax): ®/,—1l mm. Diese
Maaße Sennas habe ich auch gefunden.
Heimat. Sumatra (Senna, Dresden). Diese Stücke stammen
alle aus derselben Quelle (Grouvelle). Medan (Corporaal). NO.-Sum.
Tebing-tinggi (Dahlem). Soekaranda (Stettin). Andamanen, SO.-
Borneo: Mindai (Berlin, beide). Moeara teweh (Leiden).
Die Gattung Cyphagogus Parıy. 315
‘ Philippinen: Luzon Mt. Makiling (Dresden).
Typus gesehen.
Die Art fand ich mit der Bezeichnung grarilis Porv. i. lit. im
Leidener Museum vor.
Tabacicola ist eine der zierlichsten Arten, durch den langen,
schlanken Kopf und Rüssel ausgezeichnet und durch dies markante
Merkmal leicht trennbar. Die Konstanz ist auffallend groß, so daß
die Festlegung der Art auf keinen Widerstand stößt. Die Verbreitung
ist eine sehr große, von den Andamanen bis zu den Philippinen. Nach
Angaben Grouvelles handelt es sich um eine an Tabak lebende
Art, die wahrscheinlich auch an anderen krautartigen Gewächsen
zu finden ist. Dadurch ist die Abhängigkeit vom Walde auch
geringer und die Verbreitungsmöglichkeit größer.
C. obceoniceps Senna
Bull. Soc. Ent. Ital. XXXIV, 1902, p. 154.
Kleine, zierliche Art. Einfarbig schwarz, glänzend. Kopf kürzer
als der Rüssel, sonst in Form von simulator, Punktierung schwach,
in den Punkten hinfällig kurz behaart. Rostrum dichter
punktiert, namentlich nach dem Vorderrande zu, Mitte glatt;
Vorderrand in der Mitte tief eingebuchtet. Fühlerglieder
2.—8. perlig, das 3. kegelig, etwas länger als die übrigen, vom
6. ab etwas abgeplattet und größer werdend, 9. fast quadra-
tisch, 10. breiter als lang. Thoracalconus schräg, nicht ge-
buckelt, breit, Kanten stumpf, Furche undeutlich, erst am
Thorax selbst auf kurze Entfernung hin sichtbar. Punktierung
allenthalben zerstreut, zart, in den Punkten einzeln + lang
behaart.
Elytren: Sutura mäßig steil, 2. Rippe kaum schmaler
als die übrigen, Seitenrippen allgemein etwas breiter; Gitte-
rung nur an den Seiten in geringerem Umfang.
Hinterschenkel mit geradem Stiel, der länger als die
Keule ist, diese selbst klobig, kräftig punktiert und mittel-
lang behaart. Metatarsus der Hinterbeine so lang wie das
2. und 3. Glied zusammen, von kegeliger Form.
Länge (total) 4,75 mm.-
Sumatra: SiRamhe (Senna).
Typus gesehen, Vorderbeine fehlen.
Senna vergleicht diese Art mit incisus. ‘Das ist richtig, beide
Arten sind sehr nahe verwandt, aber gut unterscheidbar. Erstens
sind die Stiele der Hinterschenkel bei obconiceps gerade, bei ıncısus
auf der Unterkante tief halbelliptisch eingekerbt und dann ist der
Metatarsus der Hinterbeine bei obcorniceps kegelig, bei incısus walzig.
€. angusticeps Senna
Bull. Soc. Ent. Ital. 1893, p. 296, t. 2, f. 2.»
Kleine, etwas zierliche Art. Schwarz, etwas ins Braune spielend,
namentlich Fühler und Beine rotbraun.
5 6. Heft
316 R. Kleine:
Kopf kürzer als der Rüssel, gedrungen, nach dem Halse
stark verengt. Hinterrand gerade, Skulptur äußerst fein
und zerstreut, kaum nachweisbar. Metarostrum nach vorn
stark verschmälert und da das Mesorostrum vollständig
obsolet ist, unmerklich in das Prorostrum übergehend, mit
sehr flacher, zuweilen verschwommener Mittelfurche. Skulptur
zwar etwas stärker wie auf dem Kopf aber immer noch sehr
zart. Vorderrand flach eingebogen.
Fühler ohne besondere Merkmale.
Thoracaleconus ohne Buckel, # elliptisch gewölbt, breit.
Kanten rundlich, Furche breit, flach, nicht auf den Thorax
übergehend. Thorax grob punktiert und am Conus glatt,
Punktierung aus groben, länglichen Grubenpunkten und, da-
zwischen verstreut, kleineren zarten Punkten bestehend; Be-
haarung mittellang.
Elytren: Sutura # steil dachförmig, 2. Rippe auf der Decken-
mitte fast ganz verschwindend, alle anderen Rippen schmal; Gitterung
nur an den Seiten: deutlich.
Vorderschienen mit deutlichem Haarbüschel. Stiel der Hinter-
schenkel länger als die Keule, gerade, vor der Keule nicht eingekerbt.
Keule sehr robust, tief punktiert und einzeln lang behaart. Meta-
tarsus so lang wie Glied 2 und 3 zusammen, walzig.
Metasternum nur in den hinteren ?/, gefurcht, 1. und. 2. Abdominal-
segment nur sehr zart gefurcht; Skulptur gering.
Länge (total): 4,5—5,5 mm. Diese Maße Sennas habe ich auch
gefunden.
Heimat. Sumatra (Senna, Dresden). Alle Stücke stammten
aus derselben Quelle. Näherer Fundort war nicht zu ermitteln. Ferner:
Soekaranda (Stettin). NO.-Sum. Tandjong Morawa, Sordang (Leiden).
Java: Preanger (Leiden).
Typus gesehen.
Im Leidener Museum sah ich diese Art als gracilis Pow. 1. lit.
Habituel mit allen denjenigen Arten übereinstimmend, deren Stiele
der Hinterschenkel gerade sind, ist es die einzige, bei der die Schienen
der Vorderbeine innenseits mit einem feinen Haarbüschel versehen
sind. Das Merkmal fand ich als sehr konstant. Die Variationsbreite
ist zwar nicht groß, aber es sind mehrere sehr ähnliche Arten in Kon-
kurrenz, so daß es wertvoll erscheint, ein auffallendes Trennungs-
merkmal zu haben.
Hauptverbreitungsgebiet: Sumatra mit Ausstrahlung gegen
Osten. Ich sah die Art häufiger.
€. elongatus Kleine
Entomol. Mitt. V, 1916, No. 1/4 p.5 t. 2 fig. 7.
Kleine, schlanke Art. Einfarbig schwarz, glänzend; Fühler und
Beine dunkelbraun.
Kopf kürzer als der Rüssel, yach dem Halse wenig verengt;
Punktierung einzeln in weiten Reihen stehend.
Die Gattung Cyphagogus Parry. 317
Rüssel schmaler als der Kopf, fast parallel; Vorderrand flach
eingebuchtet, Punktierung sehr zart und zerstreut.
Fühler: 2.—8. # breiter als lang, nach vorn an Breite zunehmend,
auf der Innenseite etwas eingekerbt, 9. beträchtlich größer als das 10.,
dieses ungefähr quadratisch, Spitzenglied kurz.
Thoracalconus schräg aufsteigend, nicht bucklig, schmal gefurcht;
die Furche setzt sich flach über den Thorax fort, weitläufig, einzeln
punktiert. Punkte länglich, tief, an den Seiten schwache Punktierung,
oberseits lang, an den Seiten kurz behaart.
Elytren: ‚Sutura steil dachförmig, 2. Rippe schmaler als alle
anderen, Furchen breiter als die Rippen, an den Seiten gitterfurchig,
mit Ausnahme der 2. alle Rippen punktiert und sehr zart, kurz,
einzeln behaart.
.. Vorderschienen ohne Haarbüschel. Hinterschenkel wenig länger
als die Keule, am Übergang zu dieser nicht verengt. Keule kurz,
gedrungen, auf der Oberseite und Spitze stärker punktiert und einzeln
lang behaart. Metatarsus so lang wie das 2. und 3. Glied zusammen,
walzig, Klauenglied walzig.
Metasternum zart gefurcht, am Abdomen dreieckig erweitert,
am Deckenrand mit einer Reihe grober Punkte, ebenso an den Mittel-
beinen. 1. und 2. Abdominalsegment kurz, flach gefurcht.
Länge (total) 7 mm, Breite (Thorax) 1 mm.
Heimät. Deutsch-N.Guinea: Simbang, Sumatra: Manna (Leiden).
Typus gesehen.
Verwandtschaft besteht nur mit simulator. Trennung ist am
leichtesten bei Berücksichtigung BER Merkmale:
elongatus simulator
Der Thoracalconus ist schräg, nicht | Bucklig, wenn auch in wechselnder
bucklig. Stärke.
Die Fühlerglieder von 3—-8 haben | Die Fühl:rglieder haben die Form
kaum perlige Form, sondern sind | plattgedrückter Perlen und
immer breiter als lang, nicht ab-| nehmen nach vorn nur wenig an
geplattet, das 9. Glied ist er-| Breite zu, und die großen Glieder
heblich g:ößer als das 10. der Keule (9 und 10) sind fast
Das Abdomen ist nur in geringem | gleich groß.
Umfange und nur ganz flach ge- |Das Abdomen ist immer tief ge-
furcht, zuweilen fehlt di2 Fur-| furcht.
chung gänzlich.
Das Auseinanderhalten aller I Arten mit geradem Schenkel-
stiel ist nicht ganz einfach und erfordert einige Übung.
€. simulator Senna
Bull. Soc. Ent. Ital. XXXIV, 1902 p. 155.
Von- mittlerer Statur, schwarz, Fühler, Tarsen und Schienen
dunkelbraun, am ganzen Körper glänzend.
6. Heft
318 | R. Kleine:
Kopf so lang wie der Rüssel, nach dem Halse verengt,
Hinterrand gerade, Oberseite gewölbt, zerstreut, zart
punktiert, Kopfseiten und Unterseite kaum sichtbar
punktiert, Augen auffallend klein.
Metarostrum vor den Augen mit einer + deutlichen,
flachen Mittelfurche, die nicht an das Mesorostrum heran-
reicht, Mesorostrum schwach erweitert. Prorostrum nach
..'& vorn ziemlich schnell erweitert, Vorderrand eingebuchtet,
4 Punktierung wie auf dem Kopf.
' Fühler wie bei tabacicola.
Thoracalconus am Halse zunächst flach-schräg, dann
steil aufsteigend, gefurcht, Furche noch etwas auf den
Thorax reichend. Oberseite überall rugos, punktiert, nur in
der Conusnähe sind die Purkte dichter und kleiner; Be-
£ _haarung einzeln, mittellang.
Elytren: Sutura auf der Mitte steil dachförmig, 2. Rippe dort-
selbst sehr schmal, alle anderen breit. Suturalfurche in der Mitte
fast verschwunden, Gitterung nur an den Seiten deutlich, Punktierung
der Rippen wie üblich, Behaarung einzeln, mittellang,
Vorderschienen ohne Haarbüschel, Keule der Hinterschenkel
gerade, vor der Keule nicht verengt.. Keule schlank, wenig kürzer
als der Stiel, schwach punktiert und einzeln, lang behaart. Schienen
und Tarsen gleich tabacicola, Klauenglied walzig.
Metasternum schmal gefurcht, unten wenig, nach den Seiten zu
stärker punktiert, 1. und 2. Abdominalsegment mit kräftiger Längs-
furche; I. am Grunde stark grubig punktiert, gegen das 3. ebenfalls
kräftigere Skulptur, dazwischen # glatt.
Hoimas, Sumatra: SiRambe (Senna). Soekaranda (Stettin).
Cotypus gesehen.
€. ineisus Senna
Bull. Soc. Ent. Ital. XXXIV, 1902, p. 153.
Von zierlicher Gestalt. Schwarz, glänzend. Kopf kürzer als der
Rüssel, nach hinten verengt, zart punktiert. Metarostrum mit deutlicher
Längsfurche. Mesorostrum etwas erweitert, Prorostrum am Vorder-
rand tief eingebuchtet. Skulptur überall vorhanden, zwar einzeln
aber kräftig; die Mittelpartie glatt, unpunktiert.
. Fühler gleich obconiceps, nur allgemein breiter und kräftiger.
Thoracalconus bucklig, breit, nur ın
eg Nähe der Thoraxkante schmal und flach
gefurcht, Skulptur und Behaarung gleich
2z obconiceps.
Elytren gleich obeoniceps.
Vorderschienen mit kleinem aber deutlichem Haarbüschel. Stiel
der Hinterschenkel länger als die Keule, dicht vor derselben auf der
Unterseite halbelliptisch eingekerbt. Kerbung nach dem Stiel zu gerade,
Keule schlank, kräftig punktiert und behaart. Tarsen im allgemeinen
Die Gattung Cyphagogus Parry. 319
kurz, seitlich etwas zusammengedrückt. Metatarsus so lang wie das
2. und 3. Glied zusammen, Klauenglied keulig.
Länge 6 mm (Senna).
Heimat. Sumatra: SiRambe (Senna).
Typus gesehen.
Wegen des Vergleiches mit dem nahe verwandten obconiceps
siehe daselbst.
€. Eichhorni Kirsch
Mitt. Zool. Mus. Dresden I, 1875 p. 45.
Schwarz, untere Hälfte der Fühler, Wurzel der Schenkel und die
drei letzten Hinterleibssegmente rötlich. Mit Ausnahme des spiegel-
glatten Kopfes und Rüssels + matt.
Kopf nach hinten verschmälert, etwa um !/, gegen die Augen-
gegend in der Mitte des Hinterrandes dreieckig, # tief, eingedrückt.
: |
: Skulptur aus einzelner Punktierung bestehend. Gulargrube der Unter-
seite groß, flach, dreieckig; Skulptur etwas geringer wie die Oberseite.
Rüssel nur von Kopflänge, Mesorostrum schwach entwickelt;
Vorderrand flach dreieckig eingebuchtet, Skulptur nur kräftiger,
- wenn auch zerstreuter, aus gleichmäßiger Punktierung bestehend,
auf den vorderen Meta- und hinteren Prorostrum zart gefurcht.
Unterseite des Pro- und Metarostrums glatt, das Mesorostrum ist an
den Seiten und in der Mitte kurz gekielt.
Thoracaleconus gebuckelt, breit, Kanten rundlich, Furche un-
deutlich. Oberseite am Conus ungefurcht, am Hinterrand kurz, nadel-
rissig gefurcht. Skulptur grob, tief, im hinteren Drittel bis an die
Hüften reichend, sonst seitlich zarter werdend. Prosternum zwischen
den Vorderhüften pfeilförmig. In der Skulptur allgemeine kürzere
Behaarung, dazwischen oberseits einige lange Haare stehend.
Elytren: Rippe2 und 3 flach und breit, 4.—6. kielförmig, schmaler,
7.—9. wieder breit und flach; überall kräftig behaart.
Schienen der Vorderbeine mit Haarbusch im vorderen Innen-
drittel. Stiele der Hinterschenkel an der Keule ober- und unterseits
rechteckig bis eckig-elliptisch ausgeschnitten. Metatarsus der Hinter-
beine so lang wie das 2. und 3. Glied zusammen, kegelig, vorn nodos.
Behaarung z. T. sehr lang.
Metasternum nadelrissig gefurcht, tief, dicht, rugos punktiert,
kräftig behaart. 1. und 2. Abdominalsegment flach gefurcht, Skulptur
' wie auch auf dem 3. und 4. gering. Apikalsegment dicht punktiert.
Länge 8—9 mm.
6. Heft
320 i R. Kleine:
Heimat. Malakka, Sumatra (Dresden). Perak (Dresden). Birma,
Borneo (Senna), Dresden. Borneo: Mahakkam (Leiden).
Typus gesehen.
Nähere Verwandtschaft besteht nur mit. ERNST und zwar
dadurch, daß bei beiden Arten der Thoracalconus und die Skulptur
des Prothorax sehr ähnlich sind. Da sich die Arten auch geographisch
nicht scharf trennen lassen, ist eine Gegenüberstellung der wichtigsten
Trennungsmerkmale nötig.
€. splendens Kleine
Entomol. Mitt. V, 1916, No. 1/4 p.7 t. II, fig. 6.
Große, robuste, gedrungene Art. ‘Schwarz, glänzend.
Kopf kürzer als der Rüssel, nach dem Halse zu verengt; einzeln
stark punktiert, Punkte länglich, in undeutlichen Reihen stehend.
Hinterkopf spärlich punktiert, Seiten Ma ern Unterseite gleich
der Oberseite skulptiert.
Metarostrum mit kurzer, + + tiefer, innen abe sehr deutlicher
Mittelfurche; Punktierung wie auf dem Kopfe. Mesorostrum wenig
erweitert, Prorostrum vorn von Kopfbreite, Punktierung zarter als
auf Kopf und Metarostrum, Vorderrand mäßig nach innen gebuchtet.
Fühler: 2. Glied klein, 3.—8. linsenförmig, glatt, z. T. länger
als breit, gegen die Spitze breiter werdend, Einzelglieder an der Basis
abgeplattet, Spitzenglieder bedeutend vergrößert, von gleicher Gestalt
wie die vorhergehende, Endglied kürzer als 9. und 10. zusammen.
Thoracalconus nicht von einheitlicher Gestalt, meist nach dem
Eichhorni-Typus geformt, sehr breit. Mittelfurche breit, flach. Thorax
überall grob, groß, länglich punktiert, auch. die vorderen seitlichen
Verengungen haben diese Skulptur, in den Punkten einzelne lange
Haare.
Elytren: 2. Rippe an der Basis verbreitert, sonst alle Rippen
scharfkantig, schmaler als die Furchen. Punktierung weitläufig, darin
lange, weiße Haare. Gitterung überall sehr scharf ausgeprägt.
Vorderschienen mit Haarbüschel. Stiel der Hinterschenkel robust,
wenig kürzer als die Keule, auf der Oberkante am Übergang zur
Keule flach eingebuchtet, unterssits verengt, Keule oberseits kräftig
punktiert und lang behaart. Metatarsus so lang wie das 2. und 3. Glied
zusammen, + walzig, Tarsen keulig.
Metasternum tief gefurcht und grob punktiert. 1. Abdominal-
segment ganz, 2. bis zur Hälfte gefurcht, zarter und einzelner als das
Metasternum punktiert.
Länge (total): 10—13 mm, Breite (Thorax): 1,5—2mm.
Heimat. Deutsch-Neu-Guinea: Stephansort, Sattelberg (Dahlem),
Etappenburg, Hatzfeldhafen, Mäanderberg (Berlin), Gazelle Halbinsel
(Dahlem). Aru-Ins.: Wamma Dobbo, Ureiuning (Berlin). Celebes:
Bonthain (Berlin), Batjan (Leiden). Brit. N.-Guinea: Astrolabe Geb.
Milne Bay (beide Dresden). Salawatti (Leiden). Philippinen: Min-
danao, Kolambugan (Dresden).
Die Gattung Cyphagogus Parry. 321
Typus gesehen.
Splendens ist die variabelste Art von allen. Im Leidener Material
fand ich die Art als pilosus Pow. und moestus Pow. i. lit, im Dresdener
Museum als robusta Senna. Wie mir Frl. Dr. Calabresi freundlichst
mitteilte, existiert keine Beschreibung darüber. Senna hat die Axt
nicht publiziert. Die Größe ist noch hinreichend konstant, dagegen
variiert die Punktierung überall; der Thoracalconus ist nicht so scharf
einheitlich ausgeprägt wie bei den meisten Arten, die Behaarung
wechselt stark, selbst die Länge des hinteren Metatarsus ist variabel.
Unter diesen Umständen ist es wichtig, auf ein Hauptmerkmal zu
achten: die Fühlerglieder in ihrer Form auch variabel, namentlich
das 9. und 10. Glied, sind immer linsenförmig von Gestalt und =#,
meist aber stark zusammengepreßt, sodaß sie oft auf ihrer Fläche
vertieft sind.
Hauptverbreitungsgebiet ist Neu-Guinea. Die an sich häufige
Art ist in ziemlich weiter Verbreitung nach Osten und Nordosten
zu beobachten. Im Osten Ausstrahlung auf die N.-Guinea vorgelagerten
Inseln, im Westen und Nordwesten ist sie bis zu den Molukken, über
Celebes sogar bis zu den Philippinen vorgedrungen.
Anklänge an eine andere Art waren nicht festzustellen.
€. longisetosus Kleine
Entomol. Mitt. V, 1916 Nr. 1/4 p. 11 t. II fig. 1.
Von robustem Bau, einfarbig schwarz, Kopf und Rüssel stark,
sonst mäßig glänzend.
Kopf kürzer als der Rüssel, gegen den Hals verengt, so breit
wie dieser; Punktierung zerstreut und zart, nadelstichig, scharf.
Seiten und um die Augen herum, punktiert; Untersei5e wie die Ober-
seite skulptiert.
Metarostrum dicht vor dem Mesorostrum, zuweilen mit obsoleter
Mittelfurche. Mesorostrum wenig erweitert, Prorostrum am Vorder-
rande nur flach eingebuchtet, Skulptur wie auf dem Kopfe.
Fühler robust, 2. Glied kurz, quer, 3. kegelig, etwas länger als das
4., dieses selbst quadratisch, 5.—8. breiter als lang, 8. nach innen
verschmälert, 9. und 10. gleich groß, in der Gestalt wie das 8., End-
glied kürzer als das 9. und 10. zusammen.
Thoracalconus schräg, nicht gebuckelt; Furchung ganz obsolet,
am Übergang zur Thoraxoberseite schmal, rundlich, nach dem Halse
verbreitert. Mittelfurche fehlt, Punktierung im vorderen Drittel,
auch an den Seiten, dicht und zart, sonst grober und zerstreuter, Mitte
in der vorderen Hälfte ohne Skulptur. In den Punkten zahlreiche
kürzere und einzelne sehr lange Haare.
Elytren: 3. Rippe die breiteste, 2. die schmälste, alle aber flach.
Punktierung und Behaarung wie üblich; Furchen gegittert, nur die
l. im mittleren Teil ohne Gitterung.
Vorderschienen mit Haarbüschel. Schenkelstiel der Hinterbeine
robust, oberseits verengt, unterseits eingekerbt. Keule punktiert
Archiv für Naturgeschichte
1921. A. 6. 21 6.Heit
322 R. Kleine. ®
und einzeln lang behaart. Metatarsus kegelig, so lang wie das 2. und
3. Glied zusammen. Klauenglied robust, keulig.
Metasternum nadelrissig gefurcht, gegen das Abdomen lang-
dreieckig erweitert; Punktierung allgemein kräftig und dicht. Ab-
dominalsegment 1 und 2 nicht gefurcht und an den Seiten punktiert.
Länge (total): 5,5—10 mm; Breite (Thorax): 0,25—1,25 mm.
Heimat. Sumatra: Palembang (Dahlem), Soekaranda (Stettin).
Neu-Guinea (Berlin). Borneo: Sarawak (Stettin), Labuan (Dresden),
Sandakan (Dresden), Balıkpapa (Leiden). Philippinen: Mindanao,
Iligan (Dresden).
Typus gesehen.
Die bei Zichhorni rotbraunen Körperteile sind bei longisetosus
in jedem Falle tiefschwarz, es handelt sich also dort um eine durchaus
einfarbige Art. Die Erkennung des Bichhorni ist daher auch leicht
und ich habe keine nachweisliche Fehlbestimmung gesehen.
Zweifellos sind beide Arten räumlich in getrennten Gebieten
entsvanden. Eichhorni ist westlicher Provenienz, ich sah sie in einer
Linie von Sumatra bis Borneo ziemlich häufig. Darüber hinaus scheint
sie nicht zu gehen.
Bei longisetosus liegen die Dinge umgekehrt. Die weitaus meisten
Stücke sah ich von N.-Guinea, fand sie auch auf den Philippinen
und dann, an Häufigkeit abnehmend, gegen Westen bis Sumatra
vordringen. Darum habe ich longisetosus auch nicht Eichhorni gegen-
übergestellt, sondern den mit ihr gemeinsam vorkommenden splendens.
C. Sarasini Senna
Bull. Soc. Ent. Ital. XXXT, 1899, p. 302 (Sep. p. 3).')
Schlanke Art, schwarz, glänzend.
Kopf lang, nach dem Halse schwach verengt, Seiten nicht gebogen,
sondern + gerade, am Halse fast so breit wie dieser, oberseits konvex,
zerstreut punktiert.
Rüssel etwas länger als der Kopf, Prorostrum nach den Fühlern
mäßig verengt; Mesorostrum nicht erweitert, Prorostrum kürzer als
das Metarostrum, gegen den Vorderrand in Breite des Vorderkopfes
erweitert. Punktierung überall, wie auf dem Kopf, sehr gering. -
Fühlerglieder 4—8 engstehend, + kompreß, zum Teil platt,
ungleich in Form, 9. und 10. etwa gleich groß; Endglied länger als das
9. und 10. zusammen.
Thoracalconus schräg, schwach bucklig, gefurcht@ Thorax schlank,
feiner und grober punktiert und ansehnlich "behaart, am Conus ohne
Skulptur, Mitte mit einer ganz obsoleten Fürche.
Rippen auf den Elytren konvex, schmal, zart punktiert und behaart,
an den Seiten kräftig, oberseits schwach gegittert.
Vorderschienen ohne Haarbüschel. Stiel der Hinterschenkel länger
als die Keule, am Übergang zu derselben oben und unten etwas ver-
!) Zitat im Cat. Col. ist falsch.
Die Gattung Cyphagogus Parry. 323
engt. Metatarsus walzig, so lang wie das 2. und 3. Glied zusammen.
Klauenglied stark keulig, fast walzig.
Metasternum am Abdomen eingedrückt, äußerst zart längsgefurcht;;
1. Abdominalsegment an der Basis etwas eingedrückt, sonst ungefurcht.
Länge bei Senna 1lmm. Diese Maße habe ich auch gefunden.
Heimat. Celebes, Maserang, (Brüssel), Sangi of hoord (Leiden).
Ich muß auf Grund der Senna’schen Diagnose diese Stücks für
Sarasini ansehen. Typenvergleich war nicht möglich, da die Belgier
uns nicht mehr kennen. Unter Berücksichtigung der bei Oyphagogus
üblichen Variation, die z. T. recht bedeutend ist, paßt Sennas Diagnose
recht gut, so daß ich an der richtigen Identifizierung nicht zweifle,
€. signipes Lewis
Journ. Linn. Soc. Zool. XVII, 1884, p. 297.t)
Schwarz, Prorostrum, Fühler, Schienen und Tarsen der Vorder-
beine, die ganzen Mittelbeine und die Tarsen der Hinterbeine heller
rotbraun; Unterseite des Körpers dunkelbraun; 3.—5. Abdominal-
segment rotbraun, am ganzen Körper stark glänzend.
Kopf am Hinterrande nicht eingebuchtet, keine Furche,
lang, gegen die Augen erweitert, Gulargrube der Unter-
seite breit, flach; Oberseite einzeln kräftig punktiert,
Unterseite ohne Skulptur.
Rostrum lang, etwa 1/, über Kopflänge; Meso-
rostrum kaum merklich erweitert. Prorostrum schwach
erweitert, Vorderrand gering nach innen geschwungen.
Skulptur auf dem Metarostrum noch kräftig, nach vorn
zu nachlassend.
Fühler: 2.—8. Glied breiter als lang, 9. und 10. des-
gleichen.
Prothorax mit wenig steilem, flachgefurchtem Conus.
Die Furche setzt sich noch, wenn auch undeutlich, auf
die Thoraxoberseite fort. Punktierung der Oberseite mit
Ausnahme der Conusgegend einzeln und sehr grob; die
Seiten, z.T. sogar noch das Prosternum, mit gleicher Skulptur;
in den Punkten mit einzelnen, längeren Haaren.
Elytren ohne besondere Merkmale.
Vorderschienen ohne Haarbüschel innenseits; Klauenglied zierlich,
kegelig. Klauenglied der Mittelbeine seitlich stark zusammengedrückt.
Schenkel der Hinterbeine mit dünnem, fast doppelt so langem Stiel
wie die Keule, Stiel vor der Keule zwar etwas verengt aber nicht ein-
gekerbt. Skulptur äußerst zart, Behaarung einzeln, lang. Schienen
ohne Besonderes. Metatarsus walzig, so lang wie die beiden folgenden
Glieder zusammen. Metatarsus rugos, grubig skulptiert, 2. Glied
mit schwächerer Skulptur, 3. fast glatt. Behaarung kurz, Klauen-
glied kräftig, walzig.
27
I) Zitat im Cat. Col. ist falsch,
21r2 7 Neit
324 R. Kleine:
Metasternum mit zarter, durchgehender Mittelfurche, die sich
nach dem Abdomen zu dreieckig erweitert und vertieft. Hinter den
Mittelbeinen liegt eine langelliptische Vertiefung; Punktierung einzeln,
an den Seiten liegen mehrere Reihen großer Punkte, in denen meist
je ein Haar steht.
1. und 2. Abdominalsegment längsgefurcht.
Parameren in der Form gleich planifrons, nur allgemein zarter
pigmentiert; die Verteilung des Pigments wie dort. Penis mit sehr
kurzem Präputialteil, vorn breit, mit kurzer Spitze; Präputium hell-
bräunlich, sonst hyalin, nur die Ränder pigmentiert.
Q. 1. Abdominalsegment noch an der Basis gefurcht.
Länge 6—-8 mm etwa.
Heimat. Japan (Autor), auch selbst gesehen (Dahlem); Higo,
Japan (Berlin); Formosa: Taihorin (Dahlem-Berlin), Hoozan (Schön-
feldt, Berlin), Fuhosho (Dresden).
Über die Differenzen gegenüber Eggersi siehe daselbst. Die
Trennung ist zoogeographisch sicher. Trotzdem signipes nicht selten
ist, habe ich sie doch nur von Japan und Fo,mosa gesehen. In sich
ist die Art durchaus einheitlich und neigt auffallend wenig zur
Variation, sodaß die Trennung verwandter Formen nicht allzu
schwierig ist.
y). Wie bei $, Prorostrum =# rot.
C. Eggersi n. sp.
Die Art gehört in die Verwandtschaft von signipes, ist aber schon
durch die gänzlich anders geformten Hintertarsen leicht zu trennen.
* Schwarz, Prorostrum, Fühler, Schienen und Tarsen der Vorder-
beine, die ganzen Mittelbeine, Tarsen der Hinterbeine und die ganze
Unterseite des Körpers hell kastanienbraun.
Kopf robust, wenig kürzer als der Rüssel, nach dem Halse beträcht-
lich verengt, Punktierung zart, zerstreut.
Metarostrum breit angesetzt, Meso-
rostrum ganz verschwunden. Prorostrum IE
nach vorn kaum erweitert, sodaß der ganze
Rüssel # schwach keilförmig ist. Vorderrand 5
schmal und wenig tief eingebuchtet; Punktierung mäßig.
Fühler: 2. Glied quer, 3. etwa quadratisch bis schwach kegelig,
4.—8. quer, an Breite zunehmend; 9. und 10. breiter als lang, 10.
nach innen verschmälert, Endglied kurz.
Thoracaleonus bucklig, breit, ungefurcht. Prothorax einzeln
zerstreut, grob punktiert und ansehnlich behaart, Haare meist kurz,
z. T. auch sehr lang.
Elytren: 2. Rippe auf der Mitte schmal, Gitterung in den Furchen
überall; Behaarung und Punktierung der Rippen ohne Besonderes.
Vorderschienen mit Haarbüschel. Stiel der Hinterschenkel vor
der Keule auf der Oberseite halbelliptisch verengt, unterseits so tief
wie auf der Oberseite mehr scharf eingekerbt. Metatarsus der Hinter-
Die Gattung Cyphagogus Parry. 325
beine kürzer als das 2. und 3. Glied zusammen, klobig, rundlich, ohne
Stiel nicht viel größer als das 2., Klauenglied walzig.
Metasternum kräftig bis dicht vor den Mittelbeinen gefurcht,
im vorderen Viertel plötzlich abgebrochen, vor den Mittelbeinen
nicht vertieft. Punktierung überall dicht, an den Seiten kräftiger.
Abdomen ungefurcht.
Länge total 6,5 mm, Breite (Thorax): Il mm etwa.
Heimat. SO.-Borneo: Timbang Hiang (Berlin) No. 65883.
Die Art ist meinem Studienfreund Oberförster Eggers- Assen-
heim gewidmet.
Die Verwandtschaft mit signipes ist sehr groß und es kann keinem
Zweifel unterliegen, daß Eggersi eine Vicariante von signipes ist.
Die Ausfärbung der vorderen Extremitäten ist in beiden Arten durchaus
einheitlich, auch die Beine stimmen darin überein, während signipes
aber auf der Körperunterseite immer dunkel gefärbt ist, ist sie bei
Eggersi hell kastanienbraun und kommt dadurch rufirostris nahe.
Mit Auffindung dieser Art hat sich demnach das Gebiet der nicht
einheitlich schwarzen Arten beträchtlich erweitert und rundet sich
zu einem gut umschriebenen Komplex innerhalb der einfarbig-schwarzen
ab. Da der Fundort in SO.-Borneo liegt, so muß angenommen werden,
daß die signipes-Gruppe, allerdings in der speziellen Form der Eggerss,
die Insel bewohnt; signipes selbst dürfte nicht mehr zu finden sein.
€. suaviter Kleine
Ent. Mitt. V, 1916, No. 1/4 p. 2.
Mit signipes Lewis nahe verwandte bunte Art, tiefschwarz hoch-
glänzend; Rüssel mit Ausnahme des äußersten Vorderrandes, Fühler,
Hals, Oberseite des Thoracaleonus, Seiteneindrücke des Prothorax
vorn, Beine hell rotgelb. Deckenrand und Abdomen rotbraun.
Differenzen gegen signipes: Die vor den Augen liegende Mittelfurche
des Metarostrums fehlt. Fühlerglieder 1-3 gegen die Spitzenglieder
nur sehr klein; Grundform der Fühler daher auffallend keulig. Thoracal-
conus auf dem Absturz nicht gefurcht, nur am Übergang zur Oberseite
mit flachem Eindruck. Bei signipes ist das Organ tief gefurcht. Pro-
thorax glatt, dort grob, lang, rugos skulptiert; 2. Rippe der Elytren
mit der Mitte nicht verengt, die Rippen daher auch gerade durch-
gehend und nicht nach innen geschwungen wie bei signipes. Tarsen
der Hinterbeine nicht runzelig skulptiert, glatt. Länge: 5 mm.
Heimat. Formosa: Taihorin (Dahlem).
Typus gesehen.
Diese Art ist die zierlichste, die ich überhaupt gesehen habe.
Durch die auffallend bunte Ausfärbung fällt sie noch besonders auf.
Es ist klar, daß hier eine Form der signipes-Verwandtschaft vorliegt.
Untersuchung des Begattungsorgans mußte bei der Kleinheit des
Tieres und da as sich um ein Unikum handelt, unterbleiben.
Ob in suaviter nun eine Ableitung von signipes direkt anzunehmen
ist, bleibt zweifelhaft. Es kann auch umgekehrt sein, denn die Gattung
6. Heft
326 R. Kleine:
die auf den Sundainseln ihr Entstehungszentrum hät oder doch
wenigstens ein Zentrum in der sich der Gattungstypus herausbildete,
ist erst später nach Nordost vorgedrungen und wir müssen daher
signipes als den äußersten Vorposten ansehen. Die Zuwanderung
hat demnach von Formosa aus stattgefunden, darüber besteht m. E.
kein Zweifel mehr. Weitere Funde müssen Aufklärung geben.
€. Whitei Westw.
Cal. of Or. Ent. 1848, t.15 p. 32.
Die kurze Diagnose des Autors lautet: Niger, nitidus, rostro
brevi lato, p‘ceo, prothorace antico contracto, postice rotundato-
ampliato, disco punctato; elytris striis elevatis, glabris, interstitiis
punctatis, tibiis tarsique piceis.
Long. 4 lin.
Nach dieser Diagnose läßt sicn heute kein Cyphagogus mehr
bestimmen, sie paßt auf die allermeisten.
Ich fand die Art in mehreren Sammlungen wieder, es waren
immer Stücke von planifrons oder gladiator. Nach der von Westwood
gegebenen Abbildung hat Whitei ein rotes Prorostrum, ist also mit
signipes oder Eggersi verwandt. Ohne Typenbesichtigung läßt sich
nichts Genaues feststellen. Das Vorkommen einer buntrüsseligen
Art auf den Philippinen ist ohne Schwierigkeiten zu erklären, da
nördlich (Japan, Formosa) und südlich (Borneo), gleiche Formen
vorkommen.
Katalog.
Cpyhagogus Party
Parry, Trans, Ent..Soc. Lond., V, 1849, p. 182. — Lacord., Gen.
Col. VII, 1866, p. 140. — Schoenf., Gen. Ins. (Wytsm.) Brenth. 1910,
p. 5. — Cat. Col. (Jung-Schenkling), 1910, p. 4.
Ta@phroderes, Westw. Cab. of Or. Ent. 1848, t. 15.
Calodromus, J. Thoms. Arch. Ent. I, 1857, p. 119.
angusticeps Senna, Bull. Soc. Ent. Ital. 1893, p. 296, t. 2 f. 2. — Java,
Sumatra.
bipunctatus Senna, Ann. Soc. Ent. Belg. XLI, 1897, p. 227. —
N. S. Wales.
buccatus Kleine, Ent. Mitt. V, 1916, 1—4, p. 9. — Ceylon, Java, Borneo.
Corporaali Kleine, Tijdschr. Ent. Deel X, 1917, p. 177. — Java,
Borneo.
delicatus Lea, Proc. Linn. Soc. N.S.Wales XXIII, 1898, p. 634.
Australien.
densepunctatus Kleine, Ent. Mitt. V, 1916, 1-4, p. 4 t.2 fig.3. —
Borneo.
diorymerus Lea, 1. c. p. 633. — Australien.
Eogersi Kleine, Archiv £. Naturgesch. 1921, A. 6, p. 324. — Borneo.
Die Gattung Cyphagogus Parıy. 397
Eichhorni Kirsch, Mitt. Zool. Mus. Dresd. I, 1875, p. 45. — Malakka
bis Borneo.
elongatus Kleine, Ent. Mitt. V, 1916, 1—4, p. 5, t. 2 fig. 7. — Sumatra,
N.-Guinea
gladiator Kleine, Archiv f. Naturgesch. 192], A, 9, p. 307, £.3, 13.
Sumatra bis Philippinen.
incısus Senna, Bull. Soc. Ent. Ital. XXXIV, 1902, p. 153. —
Sumatra.
javanus Kleine, Ent. Mitt. V, 1916, 1—4, p. 13. — Java.
longisetosus Kleine, l.c. p. 11, t.2, fig.l1. — Sumatra, . Borneo,
Philippinen, N.-Guinea.
longulus Senna, Notes Leyd. Mus. XX, 1898, p. 52. — Java.
Modiglianii Senna, Ann. Mus. Civ. Stor. Nat. Genova XIII, (XXXIII),
1893, p. 258. — Engano.
obeoniceps Senna, Bull. Soc. Ent. Ital. XXXIV, 1902, p. 154. —
Sumatra.
Odewahni Pascoe, Proc. Ent. Soc. Lond. 1864, p. 46. — Australien.
planifrons Kirsch, Mitt. Zool. Mus. Dresd. I, 1875, p. 46. — Malakka
bis Philippinen.
rufirostris Kleine, Stett. Ent. Ztg. 1914, p. 162. — Ceylon.
Sarasini Senna, Bull. Soc. Ent. Ital. XXXI, 1899, p. 302 (Sep. p. 3).
— Celebes.
signipes Lewis, Journ. Linn. Soc. Zool. XVII, 1884, p. 297. — Japan,
Formosa.
sılvanus Senna, Bull. Soc. Ent. Ital. XXXIV, 1902, p.154. —
Sumatra.
simulator Senna, 1. c. p. 155. — Sumatra.
suaviter Kleine, Ent. Mitt. V, 1916, 1—4, p.2. — Formosa.
tabacicola Senna, Bull. Soc. Ent. Ital. 1893, p.294. — Sumatra,
Borneo, Philippinen.
Westwoodi Parry, Trans. Ent. Soc. Lond. V, 1849, p. 182; t. 18, £. 9.
cyrtotrachelus J. Thoms., Arch. Ent. I, 1857, p..119. — Pascoe,
Journ. of Ent. I, 1862, p. 39%. — Lacord. Gen. Col. VII, 1866,
p. 410. — Ceylon bis Borneo.
White: Westw., Cab. of Or. Ent. 1848, t. 15. — Philippinen.
6. Heft
328
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R. Kleine.
Figurenverzeichnis.
Kopf und Rüssel von diorymerus, Corporaali.
Kopf und Rüssel von planifrons.
Kopf und Rüssel von gladiator.
Kopf und Rüssel der meisten Arten.
Kopf und Rüssel von Westwoodti.
Kopf und Rüssel von tabacicola.
Kopf und Rüssel von simulator.
Kopf und Rüssel von angusticeps, rufirostris, Eggersi.
Kopf und Rüssel von longulus, javanus.
Kopf und Rüssel von densepunctatus.
Kopf und Rüssel von buccatus.
Thoracaleonus von delicatus, supendiosus, bipunctatus, Modiglianii,
Corporaali.
Thoracaleonus von gladiator.
Thoracalconus von planifrons.
Thoracaleonus von Eichhorni, splendens, tabacicola, incisus.
Thoracalconus von Westwoodt.
Thoracalconus von buccatus.
Thoracaleonus von simulator, javanus.
Thoracalconus von silvanus, signipes, suaviter, elongatus, longisetosus,
angusticeps, longulus, densepunctatus. k
Hinterschienen normaler Bauart.
Hinterschienen von diorymerus.
Hintertarsen von Eggersi usw.
Hintertarsen von incisus USW.
Hintertarsen von delicatus sw.
Hintertarsen von Eichhorni usw.
Hintertarsen von densepunctatus USW.
Penis von signipes.
Parameren von planifrons.
Penis von planifrons.
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GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN,
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Jede Arne kann einzeln abonniert werden.
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für sich paginiert und einzeln käuflich.
Die Jahresberichte behandeln in je einem eier die im
Laufe des vorhergehenden Kalenderjahres erschienene zoologi gische
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Die mit }' bezeichneten Arbeiten behandeln fossile Formen. *
Honorar für Jahresberichte ; 90,— M. pro Druckbagen, “
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Bericht
über die wissenschaftlichen Leistungen im Gebiete der
Entomologie
1838-1862 25 Jahrgänge je 10M.— 250M,, einzeln je 5M.
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Die ganze Sammlung 2350 M.
Der Bericht enthält Arbeiten von: X
Erichson, Schaum, Gerstaecker, F. Brauer, Bertkau, von Martens, Fowler,
Hilgendorf, Kolbe, Stadelmann, Verhoeff, Wandolleck, R. Lucas, von Seidlitz, *
Kuhlgatz, Schouteden, Rühe, Strand, Ramme, La Baume, Hennings, Grünberg,
Stobbe, Stendell, Nägler, Illig.
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Berlin W, Potsdamerstr. 90. Berlin N 54, LDRRRRARG ne %
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Inhalt der Jahresoerichte.
I. Mammalia.
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b. Coleoptera.
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X Rhynchota.
ERS, g. Orthoptera— Apterygogenea.
0 VE Myriopoda.
; VI. Arachnida.
VIII. . Prototracheata.
IX, Crustacea: Malacostraea, Entomostraca, Gigantostraca,
11. X. Tunicata. ne ala
XI. Mollusca, Anhang: Solenogastres, Polyplacophora.
" .XH. Brachiopoda,
. XIH. DBryozoa.
- XIV. Vermes.
XV. Echinodermata.
XVIJ. Coelenterata.
XVII. Spongiae,
12. XVII. Protozoa.
Archiv für Naturgeschichte
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Honorar von 30,- E%
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Original-Arbeiten
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zoologischen
Inhalts ein
Man wende sich an den Herausgeber
Der Herausgeber:
Embrik Strand
Berlin N 54, Brunnenstr. 183
1838-1862 25 Jahrgänge je
1863-1879 10
1880-1889 10
1890-1899 10
1900-1909 10
1910
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über die wissenschaftlichen Leistungen im Gebiete der
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Die ganze Sammlung 2350 M..
von. Martens,
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Fowler,
Kuhlgatz, Schouteden, Rühe, Strand, Ramme, La Baume, Hennings, Grünberg,
Stobbe, Stendell, Nägler, Illig.
Krolls Buchdrückerei, Berlin Sız.
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