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FOR THE PEOPLE
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THE AMERICAN MUSEUM
OF
NATURAL HISTORY
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ARCHIV
NATURGESCHICHTE
GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN,
FORIGESETZT VON
W.F. ERICHSON, F.H. TROSCHEL,
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF,
W. WELTNER UND E STRAND
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NEUNUNDACHTZIGSTER JAHRGANG
1923
Abteilung A
5. Heft
HERAUSGEGEBEN
VON
EMBRIK STRAND
de
NICOLAISCHE
VERLAGS-BUCHHANDLUNG RSTRICKER
Berlin
Inhaltsverzeichnis.
h Seite
— Ahl. Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae. insbesondere
der Unterfamilie der Chaetodontinae. (Mit 2 Tafeln). . . » - - 1
Verhoeff. Zur Kenntnis der Landasseln Palästinas. (Mit einer Doppeltafei) 206
Blüthgen. Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halietus Latr.
(Mit :38..Eiguren) ; .... 2. an er vr en a eg ep ae 232
2.4- Augdi yhrr
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie
Chaetodontidae
insbesondere der Unterfamilie Chaetodontinae.
Von
Ernst Ahl, Berlin.
(Mit 2 Tafeln.)
Übersicht.
I. Allgemeines über die Familie Chaetodontidae .. . . . - 1
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Literaturverzeichnis . » . . . 2.2.2... a ne 200
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Ganz besonderen Dank schulde ich dem inzwischen leider
verstorbenen Herrn Geheimrat Prof. Dr. Kükenthal für die Über-
lassung eines Arbeitsplatzes sowie für die Erlaubnis zur Durch-
arbeitung und Benutzung der großen Sammlungen des Berliner Zool.
. Museums und für die vielen Anregungen insbesondere durch seine
Vorlesungen. Zu großem Danke bin ich auch vor allem Herrn Prof.
Dr. Pappenheim vom Zool. Museum Berlin verpflichtet für seine
liebenswürdige Unterstützung in den wissenschaftlichen Arbeiten.
Ebenso ist es mir eine angenehme Pflicht, für Auskünfte wissenschaft-
licher Art sowie für Überlassung von Material den Herren Prof. Dr.
Tornier, Prof. Dr. Hartmeyer, Prof. Dr. Dahl, Dr. Duncker-
Hamburg, Prof. Dr. Brühl, Dr. Kuntzen, Dr. Arndt und anderen
meinen besten Dank auch an dieser Stelle auszusprechen.
I. Allgemeines über die Familie Chaetodontidae.
Die Schwierigkeiten, die Familie der Chaetodontidae zu um-
grenzen. sind außerordentlich groß, da .eine starke Annäherung an
andere Familien, besonders die Carangiden und Scorpididen, besteht.
Daher kommt es auch, daß fast jeder Systematiker die Familie etwas
anders umgrenzt wissen will. Bis vor Cuvier stellte man in die Gattung
„Chaetodon“ nicht nur Angehörige der jetzt zur Familie Chaeto-
Archiv für Naturgeschichte
1093. A. 5. 1 5. Heft
9) Ernst Ahl:
dontidae gehörenden Fische, sondern auch eine Anzahl von anderen
Formen, die jetzt ganz anderen Familien, z.B. den Acronuridae,
Cichlidae, Anabantidae, Percidae usw., angehören. Erst Cuvier
begrenzte durch seine Einteilung in Gattungen und Familien diese
Formenkreise besser, und zwar erstmalig im ‚„Regne animal“ und
später zusammen mit Valenciennes in dem Riesenwerk „Histoire
naturelle des Poissons“. Cuvier benennt diese Familie „Squamipennes“,
worunter heute eine größere Einheit verstanden wird, der die Familie
Chaetodontidae untergeordnet ist, und faßt unter diesem Begriff
folgende Gattungen zusammen: Chaetodon, Chelmon, Heniochus,
Zanclus, Ephippus, Drepane, Scatophagus, Taurichthys, Holacanthus,
Pomacanthus, Platax, Psettus, Pimelepterus, Dipterodon, Brama,
Pempheris und Toxotes. Man hat unwillkürlich das Gefühl, als wenn
hier in dieser Gruppe eine Anzahl Gattungen vereinigt sind, mit denen
man nichts anzufangen gewußt hat und die man deshalb alle in einen
Topf geworfen hat. Günther (Catalogue of Fishes) teilt deshalb,
nachdem er eine Anzahl Gattungen, wie Platax, Pseltus, heraus-
genommen hat, die Familie in 3 Gruppen, Chaetodontina, Scor-
pedina, und Toxotina, von denen heute jede (wenn auch mit
etwas anderer Verteilung der Gattungen) als Familie anerkannt wird,
und von denen uns hier nur die „Gruppe“ Chaetodontina interessiert.
Er stellt dazu die Gattungen Chaetodon, Chelmo, Heniochus, Hola-
canthus, Pomacanthus, Scatophagus, Ephippus, Drepane und Hypsi-
notus. Ungefähr um dieselbe Zeit veröffentlichte Kaup (Archiv
für Naturgeschichte, 1860, I, XXVI, p. 133) einen Artikel über die
Chaetodontidae, die er in 5 Unterfamilien einteilt, und zwar: 1. Unter-
familie: Dipterodontinae, mit den Gattungen Dipterodon und
Pimelepterus. 2. Unterfamilie: Drepaninae, mit den Gattungen
Ephippus, Drepane und Scatophagus. 3. Unterfamilie: Henjochinae,
mit den Gattungen Therapaina, Chelmon, Henjochus und Zanclus.
4. Unterfamilie: Chaetodontinae, mit den Gattungen Cktharoedus,
Coradion, Eteira, Chaetodon, Linophora. 5. Unterfamilie: Psettinae,
mit den Gattungen Holacanthus, Pomacanthus, Centropyge, Plataz
und Psettus. Trotz der Genauigkeit, mit der Kaup dieses System
aufgestellt hat, scheint es nicht den natürlichen Verwandtschafts-
verhältnissen Rechnung zu tragen, und ist deshalb auch von späteren
Forschern fallen gelassen worden. — Klunzinger schließt die Gruppen
Scorpidina, Toxotina und die Gattungen Pimelepterus, Psettus und
Platax aus, da „nur in dieser Ausdehnung die Diagnose scharf“ wird,
und unterscheidet 2 Gruppen: Chaetodontini und Drepanini, und in
seiner späteren Arbeit (Fische des Roten Meeres) 3 Unterfamilien:
Chaetodontinae, Holacanthinae, und Drepaninae. — Bleeker faßt
den Familienbegriff weiter, indem er folgende Unterfamilien und
Gattungen dazu stellt: Pimelepteriformes, mit Prmelepterus; Protera-
canthiformes, mit Proteracanthus = @vrella, Chastodipteriformes, mit
Harpochirus = Drepane und Ilarches = Ephippus; Scathophagiformes,
mit Ephippus = Scatophagus; Taurichthyiformes, mit -Chelmon,
Prognathodes, Taurichthys = Heniochus, Hemitaurichthys, Coradıon,
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 3
Tetragonoptrus — Chaetodon, Megaprotodon; Holacanthiformes, mit
Ohaetodontoplus, Holacanthus, Acanthochaetodon;, Plataciformes, mit
Platax; Zancliformes, mit Zanclus. B
Wie verschieden auch noch in neuester Zeit die Ansichten aus-
einander gehen, zeigen vor allem die Arbeiten von Jordan und
seinen Mitarbeitern. 1898 (Jordan und Evermann, Fishes of North
and Middle America) teilt er die Squamipinnes in 4 Familien: 1. Ephip-
pidae. 2. Chaetodontidae. 3. Zanclidae. 4. Teuthididae. Zu 1 rechnet
er COhaetodipterus und Parapsettus, und zu 2 Prognathodes, Forcipiger,
Chaetodon, Pomacanthus, Holacanthus, Angelichthys. Derselbe Autor
teilt 1903 (Jordan und Fowler, A Review of the Japanese Chaeto-
dontidae, Proc. U. S. Nat. Mus. 1903, p. 5—13) die in Frage kommenden
Fische folgendermaßen ein: Familie Platacidae mit Platax und Psettus,
und die Familie Chaetodontidae, mit 2 Unterfamilien: Chaetodontinae
mit Chaetodon, Coradion, Microcanthus, Heniochus und die Unter-
familie Pomacanthinae mit Holacanthus. 1906 (Jordan und Seale,
Fishes of Samoa, p. 335) macht er folgende Angaben: Familie Ephip-
pidae, mit Ephippus (= Scatophagus), Drepane und Platax, und
Familie Chaetodontidae, mit Forcipiger, Megaprotodon, Gonochaetodon,
Chaetodon, Microcanthus, Heniochus, Holacanthus. 1913 (Jordan
und Snyder, Cat. Fishes Japan, p. 209) faßt er in der Familie Platacidae
die Gattungen Platax, Chaetodon, Coradion, Holacanthus, Hensochus
und Microcanthus zusammen.
Ich führe diese Beispiele hier nur an, um zu zeigen, wie verschieden
die Ansichten der Autoren bei der Begrenzung der Familie sind.
Boulenger, wohl einer der besten Systematiker der Gegenwart,
faßt die Gattungen Ephippus, Parapsettus, Scatophagus, Chaetodon,
Chelmo, Heniochus, Holacanthus, Pomacanthus, Platax, zur Familie
der Chaetodontidae zusammen, und schließt die Familie Drepanidae
mit der einzigen Gattung Drepane hier an. — Regan (On the Classi-
fication of the Percoid Fishes, Annals and Magazine of Natural History,
1913, p. 127) gibt 4 Familien an: Ephippidae mit Ephippus, Platax
und Parapsettus, Drepanidae mit Drepane, Scatophagidae mit Scato-
phagus (hierzu s. Gill, Proc. U. S. Nat. Mus. XIII, 1891, p. 355), und
Chaetodontidae mit Chaetodon, Chelmo, Heniochus, Holacanthus,
Pomacanthus.
Ich selbst bin auf Grund vergleichender Untersuchungen des
Knochenbaues und der Jugendzustände usw. der in Frage kommenden
Fische zu dem im nachfolgenden zu besprechenden Ergebnis gekommen,
mit dem ich mich der Auffassung Boulengers, wenigstens in den Grund-
zügen, anschließen würde.
Als zur Familie Chaetodontidae gehörena betrachte ich alle Fische
mit folgenden Merxmalen: Körper hoch, zusammengedrückt. Rücken-.
und Afterflosse, zum mindesten der weiche Teil derselben, beschuppt.
3—t Analstacheln. Maul klein, endständig, meist mehı oder wenige:
vorstreckbar. Kieferränder mit Reihen von kleinen, horsten- oder
bürstenförmigen Zähnen. Keine Ineisiven und Kaninen. Palatin-
knochen größtenteils zahnlos. Ein hoher Exoceipitalfortsatz vorhanden,
1# 5.Hef
4 Ernst Ahl:
23—24 Wirbel (10 + 14 oder (Scatophagus) 10 + 13) Seitenlinie richt
unterbrochen, nicht auf die Schwanzflosse fortgesetzt, Augen seitlich,
von mäßiger Größe.- Untere Strahlen der Brustflosse geteilt, Bauch-
flossen mit einem Stachel und 5 Strahlen. Pseudobranchien gut
entwickelt.
“Die meisten dieser Arten (wenigstens alle von mir untersuchten)
haben das als Tholichthys bezeichnete Jugendstadium. Bei diesen
Jugendformen sind die dorsalwärts stark gewölbten Kopfknochen
vergrößert in Form von Panzerplatten, Verlängerung der Inter- und
Präoperkulumknochen, großen Schulter-Nackenknochen, postorbitalem
Knochenknoten, an den sich vielfach ein starker Supraskapularstachel
anschließt. Bei dem Größenwachssum der Tierchen werden diese
Vergrößerungen schnell resorbiert. Die Größe, in der das Tholichthys-
stadium noch zu finden ist, schwankt je nach den Arten, indem bei
manch :n nur ganz winzig kleine Tiere von noch nicht einem Zentimeter
Totallänge diese Charaktere besitzen, während es sich bei anderen Arten
bis zu einer Größe von 2cm erhält. Höchstwahrscheinlich ist diese
Jugendform ein Charakteristikum der zur Familie Chaetodontidae
g-hörenden Fische. B_kannt sind diese Formen von den Gattungen
Ohaetodon, Heniochus, Holacanthus, Pomacanthus, Ephippus, Seato-
phagus und noch einigen anderen. Von Platax, Drepane und anderen
hie: hr gı hörenden Formen sind solche Larvenformen bisher noch nicht
b kannt geworden, was aber bei der großen Unkenntnis über alle diese
Gruppen nicht für einen gegenteiligen Beweis herangezogen werden darf.
Die weitere Einteilung der Familie schlage ich folgendermaßen vor:
1. Unterfamilie: Chaetodontinae; Chaetodon, .Coradion, Hemi-
taurichthys, Heniochus, Microcanthus, Vinculum, - Parachaetodon,
Chelmonops, Chelmon, Prognathodes, Forcipiger. — 2. Unterfamilie:
Holacanthinae; Holacanthus, Acanthochaetodon, Chaetodontoplus,
Angelichthys, Pomacanthus (in wieweit diese Gattungen. berechtigt
sind, werde ich in einer späteren Arbeit zu prüfen suchen). — 3. Unter-
familie: Scatophaginae; Scatophagus. — 4. Unterfamilie: Ephip-
pinae; Ephippus (ob Parapsettus überhaupt der Familie angehört,
erscheint mir sehr zweifelhaft; sollte es sich jedoch herausstellen,
daß dies der Fall ist, so wäre die Gattung ohne Zweifel in die Nähe
von Ephippus zu setzen). — 5. Unterfamilie: Platacinae; Platax.
— 6. Unterfamilie: Drepaninae;' Drepane. |
. Als Diagnose der hier zu behandelnden Unterfamilie Chaeto-
dontinae möchte ich folgende vorschlagen: Chaetodontiden mit stark
zusammengedrücktem und hohem Körper; Mundspalte klein, nicht
bis zu den Augen reichend. Kieferränder mit feinen, borsten- und
bürsten- oder haarförmigen Zähnchen besetzt. Vomer- und Palatın-
‚zähne fehlen meist. Rücken- und Afterflosse lang, bei ersterer der
stachlige Teil meist wenig kürzer als der strahlige. Wenigstens. der
weiche Teil meist bis an den Saum mit Schuppen überdeckt. Die
nicht beschuppte Kiemenhaut nur bis zur Mitte od r dem Ende der
Zwischendeckel gespalten. Schuppen. fein. gezähnelt oder nahezu
nackt. Kiemendeckel und Praeoperculum. ohne eigentlichen -Dorn.
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 5
Bauchflossen brustständig, mit 1,5 Strahlen, Afterflosse mit 3—4
Stacheln. 6—7 Kiemenhautstrahlen. ‘ Pseudokieme groß, Darm
mehrfach gewunden, Blinddärme in mäßiger Zahl. Seitenlinie un-
unterbrochen.
II. Systematischer Teil.
A. Bemerkungen zum systematischen Teil und den Tabellen.
Die Tabellen in der jetzt veröffentlichten Form sind unvollständig,
da ich die Maße der Körperhöhe usw. nicht angegeben habe, doch
habe ich diese anderen Maße nur wegen der sich ergebenden Un-
genauigkeiten oder völligen Belanglosigkeit und Unwichtigkeit nicht
aufgeführt.
Die Körperhöhe dieser Fische ist wegen der starken Beschuppung
der Rücken- und Afterflosse so schwer und so wenig genau fest-
zustellen, daß ich sie bei den hier vorliegenden Tabellen vollkommen
fallen gelassen habe, da sie bei einer Nachprüfung nur zu Verwechs-
lungen Anlaß geben würde. — Als sehr gutes und konstantes Maß
hat sich die Höhe des Schwanzstieles im Verhältnis zur Körperlänge
bewährt; ich habe dieses Maß in den Tabellen der Kürze halber mit
P. C. — pedunculus caudalis bezeichnet.
Die Arten lassen sich am besten unterscheiden:
1. durch den verschiedenen Verlauf der Schuppenreihen, die
Größe und Anordnung der Schuppent), ferner
2. durch die Ausbildung der Schnauze, des Kopfes, der Nacken-
region?) und dann
1) Bei einzelnen Gruppen sind die regelmäßig gerundeten Schuppen der
unteren Körperhälfte (unterhalb der Seitenlinie) so angeordnet, daß sie entweder
in horizontal oder in schräg nach oben oder schräg nach unten laufenden Längs-
reihen angeordnet sind. Bei anderen Arten wiederum finden sich in der
Körpermitte hinter den Brustflossen große, fünf- bis sechseckig geformte
Schuppen, die sich entweder auf den vorderen Teil des Körpers beschränken
oder aber fast den ganzen Körper mit Ausnahme der Brust-, der Kopf- und
der Flossenbeschuppung bedecken. Bei einzelnen Arten wiederum treffen die
Schuppenreihen der oberen und der unteren Körperhälfte in spitzen, nach vorn
gerichteten Winkeln in der Körpermitte zusammen (siehe auch das bei der
Gattung Chaetodon Gesagte).
2) Die Profillinie der Schnauze, des Kopfes und des Nackens verläuft bei
den einzelnen Arten sehr verschieden. Bei einigen Arten verläuft sie konvex,
oder gerade, oder konkav, oder aber die Schnauze ist sattelförmig eingedrückt
oder abgesetzt, der Interorbitalraum ist konvex erhaben, usw. Ein wichtiges
Merkmal bildet auch die Länge der Schnauze, die bei einigen Arten sehr lang
vorgezogen sein kann, und auch das Hauptmerkmal einiger Gattungen bildet
(Forcipiger, Prognathodes, C'helmonops, C'helmon). Ferner können die Kiemen-
deckel auch wichtige Merkmale zeigen, so kann das Präoperculum z. B. mehr oder
weniger stark gezähnelt sein, sein unterer Winkel kann etwas vorgezogen sein
und dergl. mehr.
5. Heft
Ernst Ahl:
Ve
3. durch den Verlauf der Seitenliniet). Das erstgenannte Merkmal
ist zuerst von Bleeker angewendet und von mir zum Teil weiter durch-
geführt worden; das 2. und 3. Artmeıkmal habe ich zum erstenmale
angewandt und bin damit in der Lage gewesen, zum Teil die von
Bleeker vorgeschlagene Einteilung (namentlich innerhalb der Gattung
Chaetodon) unterstützen zu können. Nur den einen Nachteil hat diese
Methode, daß sie sich nur schwer zur Unterscheidung größerer Gruppen
gebrauchen läßt, und sich der Verlauf der Seitenlinie und der andern
oben angegebenen Merkmale nur sehr schwer so in Worte kleiden läßt,
daß diese Charaktere zur Bestimmung zu verwerten sind. Ist man jedoch
in der Lage, eine größere Anzahl von Arten miteinander vergleichen
zu können, so fällt es bei eiriger Übung nicht schwer, die Arten an Hand
dieser Merkmale sicher zu unterscheiden.
Die Schuppen in einer horizontalen Reihe von der oberen Ansatz-
stelle des Kiemendeckels bis zu der letzten Schuppe der Schwanz-
wirbelsäule (Schwanzbeuge) habe ich als L. lat. bezeichnet; als
L. transv. betrachte ich die Schuppen vom ersten Rückenflossenstachel
zur Ansatzstelle der Bauchflossen, doch dürfte diese Zählung nicht
immer sehr genau sein, da es beim besten Willen vielfach nicht möglich
ist zu entscheiden., ob eine Schuppe noch zur Beschuppung des Körpers
oder schon zu der der Rückenflosse gehört.
Ferner habe ich, vielfach mit negativem Erfolge, versucht, auch
andere Merkmale zur Unterscheidung der Arten und deren Einteilung
zu benutzen. So habe ich u. a. die Gestalt, Form und Fältelung der
Schuppen hier angezogen, die Beschuppung der Kiemendeckel, die
Bezahnung, die Kiemendornen und noch viele andere Merkmale.
Diese Unterschiede, die sich da finden, sind aber zum Teil zu gering-
fügig, oder sie sind zu variabel, um darauf großes Gewicht legen zu
können. Näheres hierüber habe ich bei der Gattung Chaetodon aus-
geführt.
B. Abkürzungen,
P. €. = pedunculus caudalis, = Höhe des Schwanzstieles,
D. = pinna dorsalis = Rückenflosse.
A. = pinna analis = Afterflosse.
L. lat. = linea lateralis = Seitenlinie, hier gebraucht, um die Anzahl
der Schuppen in einer horizontalen Reihe vom oberen Ansatz
des Kiemendeckels bis zur Schwanzbeuge festzulegen.
!) Die Seitenlinie folgt bei den meisten Arten der hohen Wölbung des
Rückens, und endet entweder an dem vom Ende der Rückenflossenbasis und
der oberen Kante des Schwanzstieles gebildetem Winkel oder schon vor diesem,
oder aber sie läuft dem Rücken parallel und ist dann bis zum Ende des Schwanz-
flossenstieles durchgeführt usw. Bei einigen Arten ist sie in der Rückenmitte
winkelig gebrochen oder in den verschiedenartigsten Kurven gebogen, oder‘
sie verläuft auch auf der Basis der weichen Rückenflosse oder in kurzem Ab-
stand davor. Gerade hier ergeben sich eine ganze Anzahl der verschiedenartigsten
Ausbildungsweisen, die ich bei den einzelnen Arten näher geschildert habe.
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 7
L. transv. = lines transversalie = Schuppen in der Linie vom ersten
» Rückenflossenstachel zur Bauchflosse. Die Zahl über dem Strich
gibt die Schuppenzahl über der Seitenlinie, die unterhalb desselhen
die unter der Seitenlinie an.
Kopflänge = Länge von der Schnauzenspitze zum Winkel der Kiemen- .
deckel.
Schzauze — Entfernung von der Schnauzenspitze bis zur senkrechten
vom vorderen Augenrand.
Körperlänge = Länge von der Schnauzenspitze bis zur Schwanzbeuge.
Totallänge —= Länge von der Schnauzenspitze bis zum Ende des
Schwanzes.
Augenlänge — Durchmesser der Augenhöhle in der horizontalen
gemessen.
Die in den Tabellen bearbeiteten Fische liegen,
wenn nicht anders angegeben (z. B. trocken), in Alkohol.
€. Spezieller Teil.
Bestimmungstabelle der Gattungen der Unterfamilie
Chaetodontinae.
&. Schnauze lang vorgezogen, schnabelähnlich.
b. 9—11 Rückenflossenstacheln.
c. 9 Rückenflossenstacheln Chelmon.
cc. 11 Rückenflossenstacheln Chelmonops.
bb. 12—13 Rückenflossenstacheln.
d. Schuppen groß, etwa 40 Schuppen in der I. lat.
Prognathodes.
dd. Schuppen klein, etwa 75 Schuppen in der L. lat. Foreipiger
aa. Schnauze kurz oder mäßig lang.
e. kein Stachel der Rückenflosse besonders (fadenförmig)
verlängert.
f. Schnauzenicht, oder rur mitrudimentären Zähnenbesetzt,
wulstig, 8—10 Rückenflossenstacheln. Coradion.
ff. Zähne gut ausgebildet, borstenförmig.
g. Rückenflosse mit 6—7 Stacheln, die ersten weichen
Rücken- und Afterflossenstrahlen (plataxähnlich)
verlängert Parachaetodon.
gg. Rückenflosse 10—16 Stacheln.
h. Schuppen groß, etwa 30—50inL.lat. Chaetodon.
hh. Schuppen klein, mehr wie 60.
i. 60—75 Schuppen in L. lat.
k. Zähne klein, borstenförmig, 21—26 Strahlen
in der Rückenflosse Hemitaurichthys.
kk. Zähne groß, stark und lang, 17 Strablen in
der Rückenflosse Microcanthus.
ii. 88—90 Schuppen in einer Längsreihe.
Vinculum.
ee. 4. Rückenflossenstachel (oft fadenförmig) verlängert
Heniochus.
5, Heft
8 Ernst Ahl:
Gattung: Forcipiger Jordan u. Mc. Gregor
Forcipiger Jordan u. Mc Gregor, in Jordan u. Evermann, Bull-
47 U. $S. Nat. Mus. 1898, p. 1671 (longvrostris).
Diese Gattung unterscheidet sich von C'helmon Cuvier, durch die
lange und hohe stachelige Rückenflosse, die aus 12 starken Stacheln
zusammengesetzt ist (9 be' Ohelmon). Die Schnauze ist, wie bei Ohelmon,
sehr lang und schlank, das endständige Maul klein und im vorderen
Teil mit schwachen Zähnen besetzt. Von Prognathodes, einer noch
näher verwandten Gattung, unterscheidet sich Forcipiger durch die
kleineren Schuppen, von denen etwa 75 in der L.lat. liegen. Brust-
flossen außerordentlich lang.
Typus der Gattung ist F. longirostris (Broussonet).
2 vikariierenae Arten, von denen die eine, F. longirostris, von
Afrika bis zu den Sandwichinseln vorkommt, während die andere,
" F. flavissimus Jordan u. Mc. Gregor an der Westküste Amerikas
vorkommt.
Der lange Schnabel dient wahrscheinlich dazu, kleine Beutetiere
aus den Spalten der Korallenbauten herauszuholen, und nicht zum
„Schießen“ von Insekten, wie das von einigen Autoren angenommen
wird. Zudem steigen die Arten auch nicht in den Flußmündungen
aufwärts, sondern sind typische Korallenbewohner.
Forecipiger longirostrie (Broussonet)
Ruysch, Coll. nov. pisc. Amboin. p. 30, tab. 15 fig. 19.
Ohaetodon longirostris Broussonet, Dec. ichth. I, p. 6 tab. 7; Linne-
Gmelin, syst. nat. ed. 13a p. 1263; Bloch-Schneider, Syst. p. 231;
Lacepede, Poissons, IV, p. 454, 473. i |
Chelmon longirostris Cuvier, Regne animal ed. Ia, II, p. 334; Cuv.-Val.
Poissons VII, p. 89 (67) tab. 175; Bleeker, Verh. Bat. Gen. XXIII,
Chaet. p. 20; Day, Fish. Br. India II p. 10.
Chelmon longirostris Günther, Cat. Fish. Il, p.38; Günther, Fische
Südsee, p. 48; Day Fish. India p. 109.
Prognathodes longirostris Bleeker, Chaet. p. 33; Bleeker, Atlas, Chaet.
p. 23 tab. 4 fig. 5.
Forcıpiger longirostris Jordan u. Seale, Fish. Samoa, p. 336; Weber,
Siboga Exp. 1913, p. 310; Jenkins, Fish. Coll. Haw. Isl. Bull.
U. $. Fish; Comm. XXI, p. 471 (mit Angabe der Färbung des
lebenden Tieres).
D XII 21—24 A III, 17—19 L. lat. etwa 75 L. transv. 12/30.
Schnauze lang, spitz, röhrenförmig, etwa 31/,—3°/, (bei großen)
in der Augenlänge. Präoperculum gezähnelt. Seitenlinie der Wölbung
des Rückens folgend bis zur Mitte der Schwanzflossenbasis. Rücken-
flosse hinten abgerundet, die Stacheln weit zus der Flossenscheide
herausragend. Afterflosse endet hinten in einem abgerundeten Winkel.
Brustflossen sehr lang.
Färbung (in Alkohol): ein großer, dreieckiger, dunkelbrauner
Fleck geht vom Nacken bis zum Winkel des Operculum und der oberen
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw.
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5. Heft
10 Ernst Ahl:
Brustflossenbasis, und von ca im rechten Winkel etwas über dem
unteren Augenrand durchs Auge und zieht sich in einem schmalen
Streifen auf der Oberseite der Schnauze bis zur Spitze derselben hin.
Ein runder schwarzer Fleck am hinteren Winkel der Afterflosse;
Schwanzflosse grau; Rücken- und Afterflosse im hinteren senkrechten
Teile mit einer braunen, intramarginalen Linie. Der ganze übrige
Körper einschl. der Flossen weißlichgelb.
Verbreitung: Bekannt aus dem ganzen indopacıfirchen Gebiet
von Afriza bis zu den Sandwichinseln. Doch kommt die Art immer nur
vereinzelt und nirgends häufig vor. Im indoaustralischen Archipel
kennt man ihn nur von den eig ntlicken Molukken. Mir liegt auch
ein Exemplar aus Tsingtau, China, vor, von wo die Art bisher nicht
bekannt war. Nach Jordan u. Seale l.c. soll die Art sogar ostwärts
sich ausdehnen. bis zu den ‚off-shore islands of Mexico“, was wohl
aber eine Verwechslung mit der vikariierenden, nahe verwandten Art
F. flavissimus Jordan u. Me. Gregor ist. Länge bis 18cm.
Farbe im Leben (nach Jordan u Seale): leuchtend gelb, von
einer Linie, die den vorderen Teil der Rückenflosse mit dem Brust-
flossenstiel und einem Punkt hinter den Bauchflossen verbindet.
Schuppen der Seiten mit Orange untermischt Oberer Teil der Schnauze
bis zum Nacken und Operkularregion kohlschwarz; untere Teile des
Kopfes und, Brust abgerissen (abruptly) schwarz; Rückenflosse, After-
flosse, Bauch- und Brustflosse gelb. Ein großer schwarzer Fleck auf
‘ den letzten Strahlen der Afterflosse; Schwanzflosse grau. — Eir Ssück
von Pago Pago war im Leben glänzend gelb, tiefer und mit Orange
gemischt nach hinten, ein schwarzes Dreieck auf dem Kopf, bleifarbig-
weiß nach unten; Bauch- und Brustflossen gelb; Schwanzflosse farblos;
ein großer kohlschwarzer Fleck auf der Afterflosse. — Farbe im Leben
(nach Dahl): ?/, der Körpeiseiten gelb, hirten in Orange, vorn ins
Grünliche übergehend. Kopf und Vorderrücken oben schwarz, unten
weiß bis zur Brustflosse. Schnabelrand oben schwarz. Brustflosse,
Schwanzflosse und Hinterrand der weichen Rücken- und Afterflosse
grau, bei den beiden letzteren das Grau schwarz begrenzt. Auf der
Afterflosse unter der Schwanzbasis ein großer runder schwarzer Fleck.
Fundort dieses Stückes: Ralum, Bismarckarchipel.
Foreipiger flavissimus Jordan u. Mc. Gregor
Forcipiger flavissimus Jordan u. Me. Gregor, Fish. coll. Revillagigedo
Archipelago, U. S. Fish. Comm. 1898, p. 279; Jordan u. Evermann,
Fish. N. and M. Amer. II, p. 1671.
D XII 22, A IM 17, L. lat. 75, 1. transv. 9/38.
Schnauze 1*/, ma! im Kopf, Auge 6!/, mal im Kopf. Maul klein,
an der Spitze der vorgezogenen Schnauze. Seitenlinie mit dem Rücken
zusammenlaufend. Rückenflossenstachela sehr lang, der 5. am längsten.
Schwanzflosse halbmondförmig, der obere Lappen länger.
Farbe leuchtend orange, am tiefsten an der Basis der Rücken-
flosse. Kopf und Nacken scharf schwarz bis wagerecht zum unteren
Augenrand, unterhalb dieses Punktes rötlich perlfarbig. Brust und
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 11
Unterkiefer nahezu weiß. Präorbitalknochen heller als die Backen,
die mit braun gefleckt sind. Mitte des oberen Teiles des Kopfes heller.
Brustflosse leicht dunkel. Rücken- und Afterflosse wie der Köper gefärbt,
die letzten Strahlen der letzteren mit einem großen schwarzen Fleck,
senkrecht oblong, sein größter Durchmesser ein wenig länger als der
Augendurchmesser, nicht in Form eines Augenfleckes wie bei F.
longwrostris; die weichen Strahlen der Rücken- und Afterflosse schwärzlich
an der Spitze, der äußerste Rand hell. Schwanz scharf schwärzlich.
Diese Art ist sehr nahe verwandt mit dem ostindischen F. longi-
rostris,; die amerikanische Art jedoch unterscheidet sich durch den
tieferen Körper, und den viel größeren Afterflossenfleck, der bei der
vikariierenden ostindischen Art ziemlich kreisrund ist. — Felsen-
inseln an der Westküste von Mexiko; Clarion und Socorro-Inseln.
Gattung: Prognathodes Gill
Prognathodes Gill, Proc. Ac. Nat. Sci. Phila. 1862, p. 238 (pelta).
Rückenflosse 13 Stacheln, in einer horizontalen Reihe etwa
41 Schuppen.
Eine einzige, anscheinend sehr seltene Art in Westindien, deren
Lebensweise mit der der Gattung Forcipiger übereinstimmen dürfte.
Prognathodes aculeatus (Poey)
Chelmon aculeatus Poey, Memorias, II, 202, 1860, Juli.
Chelmo pelta Günther, Cat. II, p. 38, 1860, September.
Prognathodes aculeatus Poey, Synopsis, p. 354, 1868; Eigenmann u.
Horning, Rev. Chaet. in Ann. N. Y. Ac. Sci. IV, 1887, p. 2; Poey,
Enumeratio, 1875, p. 63; Jordan u. Evermann, Fish. N. a. M.
America, II p. 1671..
D XII 19, A III 15 L. lat. 40 L. transv. 8/19.
Schnauze mäßig vorgezogen, ungefähr gleich der Hälfte des
Kopfes. Profil steil, konkav. Maxillare erreicht die Mitte der Schnauze;
Präeperculum klein gezähnelt. Rückenflossenstacheln lang und sehr
stark; weiche Afterflosse höher als weiche Rückenflosse. Schwanz-
flosse abgestutzt.
Einförmig rötlich braun, mit durchscheinenden longitudinalen
Streifen, die den Schuppenreihen folgen. Stachlige Rückenflosse und
ihre Basis schwörzlich. Weiche Rückenflosse mit Orange eingefaßt;
die anderen Flossen gelblich oder farblos. Rand des Kiemendeckels
orange; Okularband dunkel, schmaler als das Auge, ohne helleren
Rand, nicht unter das Auge gehend. — Heimat: Westindien (Havanna,
Cuba) anscheinend sehr selten.
Gattung: Chelmon Cuvier
Chelmon, Cuvier u. Valenciennes, Histoire Nat. des Poissons VII, p.87.
Schnauze lang vorgezogen, die Zähne in dem ziemlich kleinen
Maule sind in hintereinander liegenden bürstenförmigen Bändern
angeordnet. (Es stehen eine große Anzahl (5--8) solcher Zahnbänder
5. Hett
12 net Ahl:
hintereinander, von denen jedes wieder aus 4—5 Zahnreihen gebildet
wira, sodaß diese Bezahnung einen ganz eigenartigen Eindruck macht.
Zähne selbst klein und haarförmig.) Rückenflosse mit 9 Stacheln;
in einer horizontalen Reihe liegen etwa 40—50 Schuppen.
Nur wenige Arten, deren Verbreitungsgebiet sich von Afrika
durch den ganzen Indo-pazifischen Ozean eıstreckt, bis zur Küste
Australiens. Auch über diese Gattung gilt das bei Forcipiger Gesagte
(s. auch Chelmon rostratus).
Chelmon rostratus (Linne) typ.
Seba, Thes. III p. 68 tab. 25 fig, 17; Gronow, Mus. I p. 48 No. 109;
Gronow, Mus. Ip. 49 No. 110, II p. 38; Gronow, Zoophyl. p. 69 No. 233;
Jaculator-Fish , Schlosser, Ace. Fish. Bat. coll. Jac. Phil. Transact. 54
p- 89 tab. 9.
Chaetodon rostratus Linne, Mus. Ad. Frid. p. 61 tab. 31 fig.2; Linne
Syst. nat. ed. 10a p. 273; Linne-Gmelin, Syst. nat. ed. 13a p. 1244;
Bloch, Ausl. Fische III, p. 78 tab. 202 fig. 1; Bloch-Schneider,
Syst. p. 221; Lacepede, Poissons, IV, p. 457, 486; Shaw, Zool.
IV, p. 337 tabl. 47; Gronow, Cat. ed. Gray, p. 73.
Chaetodon enceladus Shaw, Nat. Misc. p. 2 tab. 63.
Ohelmon marginalis Richardson, Contr. ichth. Austral. in Ann, Nat.
Hist. X, 1842, p. 29; Günther, Cat. Fish, II p. 36; Macleay, Fish.
P. Darwin, in Proc. Linn. Soc. N. S.Wales, II. p. 352; Klunzinger,
Austr. Fische, in Sitzber., Ak. Wien, 1879, p. 361.
Chelmon rostratus Günther, Cat. Fish, II. p. 36; Kner, Zool. Reise
Novara, p. 103; Day, Fish. India, p. 110 tab. 28 fig. 3; Cuvier,
Regne anımal ed. Ia II p. 334; Bennett, Life of Raffles, p. 689;
Cuvier-Valenciennes, Poissons, VII p. 87 (66); Cantor, Catal.
Mal. Fish. p. 158; Cuvier, Regne animal, III. Poissons pl. 40
fig. 1; Bleeker, Verh. Batav. Gen. XXIII Chaet. p 20; Bleeker,
Chaet p. 30; Bleeker, Atlas, Chaet. p. 22 tab. 7 fig. 2; Day, Fish.
Brit. India, II p. 11.
D IX 26-31, A III 17—21, L. lat. 46-50, L. transv. IX. (20)
22—23.
Schnauze lang, röhrenförmig, etwa 4—5mal der Augenlänge.
Seitenlinie bis zur Basis der Schwanzflosse in hohem Bogen verlaufend.
Präoperculum fein gezähnelt. Rückenflosse hinten abgerundet, After-
flosse in abgerundetem Winkel. Schwanzflosse abgestutzt.
Kopf und Körper mit 5 braunen Binden, die weiß und braun
gerandet sind. Das erste (Okularband) von der Höhe des Nackens
über das Interoperculum, das zweite vom Anfang der stacheligen
Rückenflosse über den Kiemendeckel zur Bauchflosse; das dritte
von der Mitte der stachligen Rückentlosse in die Gegend des Afters,
das vierte von der weichen Rücken- zur Afterflo.se, und das fünfte
schwarze auf dem -Schwanzstiel. Von der Stirn zur Schnauzenspitze
ein dunkles Band. Ein großer, runder, schwarzer, weiß eingefaßter
Fleck in der Mitte der weicher Rückenflosse, innerhalb des 4. Quer-
13
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw.
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5. Hett
14 Ernst Ahl:
bandes. Jede Schuppe mit hellem Zentrum, so den Schuppenreihen
folgend Linien oildend, weiche Rücken- und Afterflosse mit braunem
Randsaum (in Alkohol). — Heimat: Küsten von Afrika, Mauritius,
Östindischer Archipel bis Südsee, China, Neuholland, auch ia die Flüsse
hinaufsteigend. Länge bis 17 cm.
Chelmon rostratus (Linne) subsp. marginalis Richardson
D IX 30. A III 21, L. lat. 50, L. transv. 9/22.
Länge der. Schnauze etwa halbe Kopflänge. Etwas längerer
Präopercularrand als bei der subsp. typica. Kopf und Körper: mit
4 bräunlichen Querbinden, mit braun und weiß gerandet; manchmal
ein unbestimmter schwärzlicher Fleck in der Mitte der weichen
Rückenflossen, innerhalb des 3. Querbandes; das 4. Band rund um
den Schwanz. — Westküste von Australien, auch im Süßwasser.
Vielleicht kommt dieser Form sogar Artberechtigung zu.
Farben des lebenden Tieres nach Cantor (subsp. typica): Grund-
färbung des Körpers und der Flossen silbrig, mit einer frontalen und
5 lateralen senkrechten Bändern; alle außer dem 5. orange- oder
ockerbraun mit schwarzbraun eingefaßt, auf dessen Außenseite mit
weiß; der Augenfleck in der weichen Rückenflosse schwarz, weiß
umrandet; das 5. Seitenband schwarz mit weißem Rande. Weiche
Rücken- und Afterflosse mit schwarzem Rand, die Basis dieses Bandes
begrenzt von einer weißen, zwischen zwei schwarze eingeschlossenen
Linie; die vordere Hälfte der Schwanzflosse hellockerfarbig, das
übrige ebenso wie die Brust- und Bauchflossen weiß, die letzten winzig
mit schwarz gefleckt. Iris hellgold orange, longitudinal vom Okular-
band getrennt.
Der Fisch wird von den Malayen sowohl frisch als auch zubereitet
gegessen. — Einige Autoren geben an, daß dieser Fisch Insekten durch
einen Wassertropfen „herabschießt‘“, und begründen diese Meinung
mit einem Brief Schlossers in den Philosophical Transactions, IV p. 89.
Ich schließe mich der Ansicht Bleekers an, der dies für einen Trug-
schluß hält, da dies positiv bisher von niemand gesehen worden ist,
und auch er selbst während seines langen Aufenthaltes in Indien
dies niemals zu beobachten Gelegenheit hatte. Meiner Ansicht nach
handelt es sich sicher um eine Verwechslung mit dem Schützenfisch,
Toxotes jaculator, der dieselben Gewässer bewohnt und die vorerwähnte
Nahrungsaufnahme hat. Auch ist das Maul dieses Chelmon viel zu
klein und schwach, und die Zähne viel zu klein und weich, um damit
überhaupt erfolgreich auf Insekten Jagd machen zu können.
Chelmon mülleri Klunzinger
Chelmo miüller; Klunzinger, Austr. Fische, $.. B. Ak. Wiss. Wien, .
1879, p. 361.
D IX 29—30, A III 21, L. lat. 50. L.transv. 9/25 (vorn 10/22).
Schnauze auffallend kurz, aber doch, der Gattung entsprechend,
schmal, röhrig; sie ist 21/,mal in der Kopflänge enthalten. Der
eigentliche Kieferteil, auch wenn er zurückgezogen ist, ist kürzer
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 15
als der Augendurchmesser. Präorbitalknochen und Präorperculum
hinten gezähnt. Schwanzflosse abgestutzt.
Farbe ist gleich der von Chelmon rostratus, die Binden sind aber
gleichmäßig braun, nicht weiß gesäumt, auch etwas breiter. Die
Bauchflossen sind schwarz. — Länge 12 em. — Fundort: Port Darwin.
Chelmon ?pulcher Steindachner
Ohelmo mulcher Steindachner, Ichthyol. Beitr. in S. B. Ak. Wiss. Wien,
1874/75 p. 382.
D?A? L.lat. 39, L. transv. 11/13? (19 ?).
Größte Körperhöhe etwa zweimal in Totallänge, Kopflänge'
etwa 4!/,mal, die Länge der Schnauze verhält sich zur Kopflänge
wie 1:2%/,, das Auge zur Kopflänge wie 1:4°/,; Stirnbreite etwa 1?/,
Augenlänge. Die Profillinie des Kopfes fällt von der Basis des ersten
Rückenflossenstachels sehr steil, fast vertikal zum Auge ab, und
biegt hier rasch zur Schnauze um. Die Länge der vordersten Zähne in
der Mitte des Unterkiefers beträgt fast einen halben Augendurch-
messer. Präoperculum fein gezähnt. Der Knochenrand über dem Auge
tritt stark hervor und bildet eine Art Kante. Rücken- und Afterflosse
hinten abgerundet. Schwanzflosse hinten abgestutzt.
Die Grundfarbe des Körpers ist gelblich; drei bis vier schmale,
schwach ausgeprägte Binden ziehen von der Basis der stachligen
Rückenflosse, den Querschuppenreihen folgend, bis zur Höhe der
Brustflossen herab. Die Breite einer Binde gleicht der Breite einer
Schuppenreihe. Ein schwärzlicher Strich oder Fleck liegt am unteren
und oberen Teile des Auges. Eine schwärzlich blaue Binde beginnt
nahe über der Basis des ersten Rückenflossenstachels wie ein schmaler
Reif, steigt in weiterem Verlaufe höher die Stacheln hinan, una nimmt
zugleich rasch an Breite zu. Die größte Breite erreicht: diese Binde
in der Mitte des gliederstrahligen Teiles der Rückenflosse und überdeckt
ihn hier von der Basis an bis zu dem schmalen hellen Randsaum, der
die ganze Rückenflosse ziert. Ähnlich verhält es sich mit der After-
flosse, doch erreicht die dunkelblaue Binde auf dieser Flosse nicht
ganz die beträchtliche Breite wie auf der Rückenflosse, indem das
ganze basale Längenviertel der Afterflosse die Grundfarbe des Rumpfes
zeigt. Auch ist der helle Randsaum am Ende der Gliederstrahlen der
Afterilosse ein wenig breiter als auf dem entsprechenden Teile der
Rückenllosse. Ein goldbrauner Streif begrenzt ferner die dunkelblaue
Alterflossenbinde am oberen Rande und ein heller Saum am hinteren
Rande. Die Schwanzflosse ist am oberen und unteren Rande hellgelb.
Der mittlere Teil trägt einen indigoblauen schmalen Streif Jängs dem
oberen Rande jedes über die Mittellinie der Flosse gelegenen Strahles
und längs dem unteren Rande der übrigen unteren Strahlen. Eine
graue Längsbinde beginnt am unteren xleinen schwarzen Augenfleck,
und zieht längs dem Präorbitale zur Seite der Mundspalte herab.
Fundort: Mauritius. — Das typische Exemplar dieser Art befindet
sich im Museum ‚zu Cambridge (Mass.).
5. Heft
16 Ernst Ahl:
‚Leider gibt Steindachner nicht die Zahl der Rücken- und After-
flossenstrahlen an, sodaß die a offen bleiben muß.
"Gattung: Chelmonops ‚Bleeker
Chelmonops Bleeker, Notice sur les Genres et sur les especes des
Chstodontoides de la sousfamille des Tavrichthyiformes, Versl. Med.
Kon. Ak. Wet. X p. 4 (1876). )
Schnauze bei weitem nicht 'so lang wie bei: C’helmon, Zähne in
bürstenförmiger Anordnung. Rückenflosse mit 11 allmählich an Länge
zunehmenden Strahlen; in einer ‚horizontalen Reihe ungefähr 43
bis 55 Schuppen. — 2 Arten von Australien. —, Typische Art: C.
truncatus (Kner).
Diese Gattung verbindet. die Gattung Chelmon mit Chaetodon.
Chelmonops truncatus (Kneı)
‚Ohaetodon iruncatus Kner, Sitzber. Ac. Wiss. Wien, XXXIVp. 442 tab. 2.
Chelmon truncatus Günther, ‚Cat. Fish. I. p. 516; Kner, Novara-
fische, p. 103 (Fußnote). Ta
D XI 26, A III 21, L. lat. 43-44.
Schnauze vorgezogen, Präoperculum gezähnelt.. Die Seitenlinie
bildet bis senkrecht unter dem 9. Stachel der‘ Rückenflosse einen
aufsteigenden Bogen, fällt aber dann rasch gegen den Schwanz ab
und endet erst am kurzen Stiel desselben gradlinig.. ‘4 Blinddärme.
Rückenflosse hinten in einem spitzen Winkel ausgezogen, Afterflosse
hinten in einem rechten Winkel endend. Schwanz Sbg Ren oder
schwach eingekerbt.
Man unterscheidet auf silberglänzendem GHünde 5 uni schwärze
und 3 graue vertikale Bänder. Das erste und schmalste schwarze
reicht von der Basis des ersten Rückenflossenstachels in schiefer
Richtung durch das Auge gehend bis zum Rande des Unterdeckels.
Das zweite schwarze Band läuft von der Basis der 3 ersten Rücken-
flossenstacheln bis zur Brust herab, wo es unmittelbar vor den Brust-
flossen mit jenem der anderen Seite zusammentrifft und - daselbst
einen fast viereckigen schwarzen Fleck bildet. Das 3. entspringt
von der Basis des 6.—9. Rückenflossenstachels und erstreckt sich
bis zum Bauchrande, wo es an der Analgrube endet; das 4. und breiteste
von allen zieht von der Spitze des weichen Teiles der Rücken- bis
über die Afterflosse herab und nimmt an letzterer die Breite vom
zweiten Stachel bis gegen den hinteren Rand der Flosse ein; das 5.
endlich umgibt ringförmig die Basis der Schwanzflosse. Das erste
hellere graue Band verläuft zwischen den beiden vorderen schwarzen
und reicht bis zum unteren Rande des Vordeckels herab; das zweite
grauliche schiebt sich in ähnlicher Weise zwischen der zweiten und
dritten schwarzen Binde ein und erstreckt sich von der Basis des
4. und 5. Rückenflossenstachels allmählich schwächer werdend bis
unter die Brustflosse; in gleicher Weise nimmt den Raum zwischen
der 3. und 4. schwarzen Binde die letzte graue ein, die über den
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 17
Stacheln der Afterflosse allmählich verschwindet. Der hintere Rard
der Rücken- und Afterflosse ist schwarz gesäumt, die Brustflossen
sind hell, die Bauchflossen er die Schwanzflosse erscheint
schmutzig gelb.
Chelmonops trochilus (Günther) (Tafel 1, Fig. 2)
Chelmo trochilus Günther, New Fish. in- Ann. a. Mag. N. Hist. (4) XIV,
1847, p. 368.
D XI 26—27, A III 18—20, L. lat. 54-55, L. transv. 9/22.
Körper so hoch wie lang, außer Kopf und Schwaazflosse. Länge
der Schnauze 2!/, in der des Kopfes, etwa 12/;—/,; der Augenlänge.
Präoperculum gezähnelt. Seitenlinie der Wölbung des Rückens folgend
bis zur Basis des Schwanzstieles durchgeführt. Hinterer Teil der
weichen Rücken- und Afterflosse .in einen spitzen Winkel ausgezogen,
die Hinterränder beider Flossen vertikal. Schwanzflosse abgestutzt
oder schwach eingekerbt. Die geringste Höhe des Schwanzstieles
größer als das Auge und etwa 9mal ın der Körperlänge und etwa
5mal in der größten Körperhöhe enthalten.
Silbrig; Kopf und Körper. mit 5 schwarzen Querbinden; die erste
ist das Okularband, viel schmaler als das Auge, vom Nacken zum
Interoperculum reichend, über dem Auge mit weiß begrenzt; die 2.,
kaum breiter als die.1., geht von den 3 vorderen Rückenflossenstacheln
über das Operculum zur Brust vor den Bauchflossen; die 3., zweimal
so breit wie die'l., vom 6.-—8. Rückenflossenstachel zum Bauche;
die 4. zwischen den spitzigen Winkeln der Rücken- und Afterflosse;
die 5. ist schmal und geht ıund um die Mitte des freien Teiles des
Schwanzes.. Ein unt stimmtes und unvollständiges Band zwischen
dem ersten und zweiten, und ein anderes zwischen dem zweiten und
dritten Band. Einige irreguläre schwärzliche Flecken in den Zwischen-
räumen. Hinterer Rand der Rücken- und Afterflosse schwärzlich.
Schwanzflosse einförmig rötlich. Bauchflossen schwarz, mit gelblichem
Stachel.
Australien; fast 16 cm lang.
3 u 7 - Auge in
{ = atalog otal- L.
22 Nr. länge D. A. L. lat. | granar. Knrher-
3 Kopf |.Schnauze länge P.C.
1. | 5.039 | 156 | | Fo | 54 | Ye f. 4 | 2, | 12 | P>A
S P.C.in| gonfin |Ko Al u
22 Körper- nn u re Fandort Erhaltung ER er
3 länge | örper änge | | ( gr
+ | 9 le e.ü.3 130 | - Sydney. ° | sehr gut |. Hamb. Museum
Archiv für „Naturgeschichte 6)
1923. A. 5 a 5. Heft
18 Ä Ernst Ablinn«lt ush 2in:
- Sehr nahe verwandt mit C. iruncatus Kner, den ich. sitssäi
nur von der Beschreibung und Abbildung kenne; der Hauptunterschied
ist eigentlich nur die verschiedene Anzahl der Schuppen. der L. lat.,
sodaß es vielleicht später möglich sein wird, bei besserer: Kenntnis
die Arten en zu können.
“ Gattung: "Parachaetodon Bleeker
© = Parachaeiodon Bleeker, Notice sur les Genres et les especes des
Chetodonteides de la Sousfam. des Taurichthyiformes. Versl. en Med.
Kon. Ak. Wet. X (1876) p.4...
Typus dieser Gattung ist P. ocellatus (Cuv. u. Val.). Diese Gattung
zeichnet sich vor allem durch die sehr geringe Anzahl Rückenflossen-
stacheln (6-7) aus, sowie durch den fast kreisrunden Körper. Der
„plataxähnliche“ Eindruck dieser Gattung wird dadurch hervorgerufen,
daß die Stacheln 'der Rückenflosse rasch an Höhe zunehmen, von den
folgenden Gliederstrahlen aber noch an Höhe überragt werden, und
erst die hinteren wieder niedriger werden. Dasselbe ist bei der After-
flosse der Fall, Zähne klein, bürstenförmig, Schnauze nicht sehr :
vorgezogen. Fräoperculum fein gezähnelt. — 2 Arten, P. ocellatus
‚Cuv. u. Val.) und P. townleyi (de Vis).”
Verbreitung: Indien, Malayischer Archipel bis zu den Philippinen,
Küsten von Madras und China, Australische Küste.
Parachaetodon ocellatus (Cuv. u. Val.)
Valentin, Amp. Üg. 173; Klein, Miss. Pisc. III p. 37 taf. 11 ki. e
Platax ocellatus Q. u. V., Poiss. VIL p . 229.
Chaetodon oligacanthus Bleeker, Verh. et, Gen. XXIII Chaet. pe 16;
Bieeker, Faun. ichth. Jav. spec. nov. Nai. T. Ned. Ind. p. 105;
Günther, Cat. Fishes, II p. 34, 516; Kaup, Art. Chaet Ned T. I
p. 129; Kaup, Chaet. Archiv Naturgesch. 1860, p. 156; Kner,
Zool. Reise Novara, Fische, p. 102; Day, #ishes. of Inoia, 1876,
0109; Steindachner, Wien, N Ss. B. 60, p. 561; Macleay, Fish.
Port Darwin, Proc. Linn. Soc. N. 8. Wales II, 1878, p. 351;
Klunzinger, Austr. Fische, $S. B. Ak. Wien, 80, E p- 260.
Sarothrodus oligacanihus Bleeker, Troisitme mem. ichth. Halmahera,
Ned. T. Dierk. I p. 156.
Tetragonoptrus oligacanthus Bleexer, One. not. ichth. Ternate, Ned.
...T. Dierk. I p. 234. i
Chaetodon Re Day, Fishes of Br. India, 1889, p. 10.
Parachaetodon ocellatus Bleeker, Atlas, IX, p. 24 pl. 15, fig. 4; Weber,
Siboga-Exp: 1913, p. 309; Bleeker, Chaei. p. 35. ’
D VI-VI 28- 31, AIU 1922, L. lat. etwa (40?—) 44 —48
(532).
Länge des Kopfes (bei erwachsenen Fischen) über 3 (—4) mal.
Auge 9—10 mal in der Körperlänge enthalten. Auge kaum 3 mal
im Kopf und,Schnauze kürzer als das Auge oder kaum so lang. Schwanz-
stiel (b i erwachsenen) breiter als der Augendurchmesser. Schwanzstiel
7—7?/mal in Länge und'etwa 6-—6%/,mal in gıößter Höhe. Der Fisch
Inaeht einen entschienen plataxähn’ichen Ei ndruck, dadurch hervor-
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 19
gerufen, daß die Stacheln der Rückenflosse rasch an Höhe zunehmen,
der 6. ist der längste, von den folgenden Gliederstrahlen aber noch
an Höhe überragt werden und erst die hinteren wieder niedriger werden.
Dasselbe ist bei der Afterflosse der Fall. Präoperculum fein, stumpf
gezähnelt. Seitenlinie in sehr flachem Bogen bis kurz vor das Ende
der Rückenflorsenbasis.
Färbung: gelblichweiß (in Alkohol); von der Stirn zur Schnauzen-
spitze ein dunkler, schwarz umranaeter, schmaler Streifen; Okularband
v»3m Nacken über das Auge bis über das Operculum, manchmal ‚bis
zur Brust reichend und sich dana öfters vor den Brustflossen ver-
einigead, schwarz eingefaßt; außerdem noch 3 etwas schräge, breite
Bänder über dem Körper; das 1. vom ersten Strahl der Rückenflosse
am Kiemendeckel vorbei, über den Ansatz der Brustflosse und dann
rückwärts umbiegend hinter den Bauchflossen endend: das 2. vom
stachligen Teil der Rückenflosse zum stachligen Teil der Afterflosse
und das 3. vom weichen Teil-der Rückenflosse zum weichen Teil der
Afterflosse. Über dem Schwanzstiel ein ovales, weiß umsäumtes
‚Band. Ein schwarzer Augenfleck in der weichen Rückenflosse, der bei
einigen Exemplaren klein und verschwommen, bei manchen aber sehr
gut und scharf ausgeprägt ist. Bei allen Exemplaren fehlt aber die
weiße Zone um den Augenfleck, der auf der Bleekerschen Abbildung
so deutlich ist. Rücken- una Alfterfosse dunkler gerandet. Die über
den Körper ziehenden Querbinden auch auf die Rücken- und After-
flosse fortgesetzt. Das Okularband und der Stirnstreifen sollen bei
lebenden Exemplaren rot, mit schwarzer Umränderung sein. Hinterer
Teil der Bauchflossen manchmal schwarz. Bei einigen Exemplaren
auf jeder Schuppe ein dunkler Fleck, sodaß der Fisch wie genetzt
aussieht. — Heimat :: Indien, Malayischer Archipel bis zu den Philippinen,
Küsten von Madras und China (nach Bleeker) Australien (Port Darwin).
— Erreicht bis fast 15 cm Länge. — Einheimischer Name auf Batavia
„Kepper-lawut“ in Sundan ‚Kiper“.
Parachaetodon townleyi (de Vis)
Chaetodon Townleyi de Vis, New Austr. Fish in the Queensland
Museum, in Proc. Linn. Soc. N. S. Wales IX, 2, 1884, p. 454.
D VI 28, A III 20, L. lat. 54.
Schnauze ein wenig vorgezogen, länger als der Augendurchmesser.
Bauchflosse erreicht die Afterflosse. Rückenflossenstacheln nehmen
gleichmäßig an Länge zu bis zum 6.
Sechs braune bis schwarze Querbinden, das 6. schmal über den
Schwanz nahe an der Basis. Das 1. mehr oder weniger doppelt, vom
Nacken durch das Auge, das gegenüberliegende auf der Brust treffend.
Das 2. über den Rand des Opereulum. Das 3., 4. und 5. von der Spitze
‘der Rückenflosse bis zum Grund der Afterflosse. Der dorsale Teil des
4. nimmt mehr oder weniger die Form eines Fleckens an, das 5. unter-
brochen in der Mitte ihres hinteren Randes durch einen großen, weiß
gesäumten schwarzen Fleck auf dem Schwanzstiel. Länge 1—3 Zoll.
— Fundort: Moreton. Bay. |
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Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 21
‚Gattung: Vineulum Me. Culloch
Vinculum Me. Culloch, Biol. Res. Endeavour 2, p. 110.
Typus dieser Gattung ist V. sexfasciatum (Richardson). Körper-
‘form elliptisch, stark an Brassen erinnernd. Seitenlinie der Wölbung
‚des Rückens folgend, auf den Schwanzstiel fortgesetzt. Schwanz-
flosse eingeschnitten. 10 Rückenflossenstacheln und 20—21 Strahlen.
Schuppen ungefähr 88—90 in einer Längsreihe. Präoperculum gezähnelt,
der Winkel nicht ausgezogen. Schnauze vorgezogen, Zähne nicht
sehr klein. Diese Gattung zeichnet sich besonders durch die sehr
kleinen und zahlreichen Schuppen aus. — Nur eine Art, V. sexfasciatus
(Richardson). — Heimat: Küste von West- und Südwest-Australien.
Vinculum sexfaseiatum (Richardson)
Chaetodon sexfasciatus Richardson, Ann. a. Mag. Nat. Hist. X, 1842,
p-26; Günther, Cat. Fish. II p. 35; Klunzinger, Austr. Fische,
S. B. Ak. Wien, 80 I p. 360.
D X 20-21, A III 16-19, L. lat. etwa 88—90.
Schnauze ziemlich vorgezogen, etwas länger als das Auge.
Auge etwa 31/,mal im Kopf und etwa 11?/,mal im Körper enthalten.
Kopflänge etwa 31/,mal in der Körperlänge. Präoperculum recht-
winkelig, gezähnelt. Bauchflossen reichen über den After bis zum
Ansatz des zweiten Afterflossenstachels. Rücken- und Afterflosse
hinten stark abgerundet. Schwanzflosse tief eingeschnitten. Die ge-
ringste Höhe des Schwanzstieles etwas über 8mal in der Körperlänge
und etwas über 5mal in der größten Körperhöhe enthalten. Seiten-
linie der Wölbung des Rückens folgend bis zur Schwanzflossenbasis.
Körperfarbe silbrig grau, nach dem Rücken zu dunkler; 6 dunkle
breite Bänder. Schnauze bis zur Stirn. schwärzlich; das Okularband
geht von der Höhe des Nackens durch das Auge und etwas dahinter
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23 HRR OR ) s!Brastähl:
über den Winkel des Präoperceulum bis in die Gegend der Bauchflossen.
Etwas breiter oder ebenso breit als das Auge; das 2. entspringt vor dem
1. Rückenflossenstachel und zieht sich hinter der dunkel gefärbten
Brustflossenwurzel bis ungefähr in die Mitte zwischen After und
Bauchflossen hinab; es ist breiter als das Auge. Das 3. entspringt
zwischen dem 3.—6. Rückenflossenstachel und reicht bis zum Anfang
der Afterflosse; es ist am breitesten. Das 4. Band geht vom 8.—
bis 10. Rückenflossenstachel bis zum Anfang der weichen Afterflosse;
ungefähr so breit als das Auge Das 5. Band verbindet die weiche
Rücken- und Afterflosse.. Das 6. und schmalste Band geht über die
Schwanzwurzel. Weicher Teil der Rücken- und Afterflosse schwärzlich
mit verhältnismäßig breitem, weißem Saum. Schwanzflosse gelblich
(im Leben wahrscheinlich orangegelb), nach dem Ende zu schwärzlich
werdend, ebenfalls hinten weißlich gesäumt. Bauchflossen schwarz,
der 1. Str.hl jedoch weiß gefärbt. Brustflossenwurzel schwarz, Brust-
flossen selbst mit einer dunklen Binde nahe an der Basis. — Bis 25 cm.
— Heimat: Küste von West- und Südwest-Australien.
‘Gattung: Mierocanthus Swainson
Microcanthus Swainson, Class. Anim. II, 1859, p. 215 (strigatus).
Typus der Gattung ist M. strigatus (Langsdorf) C. u. V. Körper-
form nicht sehr hoch, 11 Rückenflossenstachel, 17 Strahlen, ungefähr
60 Schuppen in einer Längsreihe. Seitenlinie der Krümmung des
Körpers folgend, auf den Schwanzstiel reichend bis zum Ansatz der
Strahlen. Präoperculum sehr stark und lang gezähnelt. Schnauze
etwas vorgezogen, Zähne groß, borstenförmig, an die der Gattung
Holacanthus erinnernd. Schwanzflosse ziemlich stark eingekerbt.
Besonders ausgezeichnet durch die Kürze der weichen Rücken- und
Alterflosse. — Nur 1 Art M. strigatus (Langsdorf) C. u. V’ — Heimat:
Japanische und chinesische Gewässer, Hawai, Ostindien bis Australien.
Microcanthus strigatus (Langsdorf) C. u. V.
Chaetodon strigatus C. u. V. VII, p. 25 pl. 120; Temminck u. Schlegel,
Fauna Japonica, Pisces, p. 80, taf. 41 fig. 1; Bleeker, Verhand.
Batav. Gen. XXVI Japan p. 94; Günther, Cat. Fishes II, p. 34;
Waite, Rec. Austr. Mus. IV p.189; Steindachner u. Döderlein,
Fische Japans, II 1883 p 23; Nyström, Kong. Vet. Ak. Handl.
1887 p. 18; Ishikawa, Prel. Kat. 1897 p. 52; Steindachner, Reise
Aurora 1896 p. 202; Günther, Fische, Südsee, p. 47.
Hemitaurichthys strigatus Jordan u. Snyder, Check List. 1901, p. 90.
Neochaetodon vittatus Castelnau, Proc. Zool. Soc. Vict. II, 1873, p. 130;
Castelnau, Proc. Linn. Soc. N. S. Wales III 1879 p. 375.
Microcanthus strigatus Jordan u. Seale, Fish of Samoa, Bull. Bur.
Fish. p. 346; Jordan u. Fowler, Japanese Chaet. Proc. U. 8.
Nat. Mus. XXV 1903 p. 541; Jordan u. Snyder, Cat. Fish Japan
p. 213; Seale, Fishes of Hongkong, Phil. Journ. Sci. IX, 1914
p. 73. (Färbung des lebenden Fisches).
DXI17, A II 14, L. lat. etwa 60, L.transv. 10/21.
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 23
. "Schnauze. etwas vorgezogen, doch etwas kürzer als der Augen-
durchmesser. Augenlänge etwa dreimal im Kopf und etwa 91/,mal
im Körper enthalten. Präoperculum außerordentlich stark gezähnelt.
Kopflänge etwa 31/;mal in der Körperlänge und etwa 4mal in der
Totallänge enthiten. Zähne borstenförmig und verhältnismäßig
groß. Bauchflossen gerade den After erreichend. Der 2. Afterflossen-
stachel außerordentlich stark und lang, viel länger als der kleine und
schwächliche 3. Weiche Rückenflosse nicht höher als der stachlige
Teil; weiche Rücken- und Afterflosse hinten abgerundet. Schwanzstiel
höher als das Auge, seine geringste Höhe etwa 7?/3mal in der Körper-
länge und etwa 4!/,malin der größten Körperhöhe enthalten. Schwanz-
‚flosse ziemlich stark eingekerbt. Der silbrige Körper ist mit 5-- 6 Längs-
binden geziert, deren 1. den oberen Teil der Rückenflosse einnimmt;
die 2. zieht sich vom 1. und 2. Rückenflossenstachel über den Rücken
.In die weiche Rückenflosse, die 3. von der Höhe des Nackens bis zum
unteren Ende der weichen Rückenflosse, die 4. von der Mitte des
‚Nackens über den Körper bis zur Schwanzwurzel, die 5. von der höchsten
Stelle des Schädels über den höchsten Rand des Kiemendeckels bis
zum hinteren Ende der Afterflosse, und die 6. entspringt auf der
Schnauze, geht durchs Auge über den Kiemendeckel, den Brustflossen-
ansatz zum Anfang der weichen Afterflosse. Die Form und Anzahl
(5—6) der Binden variiert etwas. Die Bauchflosse ist schwärzlich
grau gefärbt. — Heimat: Chinesische und japanische Gewässer, Ost-
indien bis Hawai und zur australischen Küste. Länge über 20 cm.
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länge präparat, der Art
2.1 7, 31, 13,9 | leidlich | Nangasaki Berendt
Färbung des lebenden Fisches (nach Temminck u. Schlegel):
Die Grundfarbe ist hellbläulich grau, mit grünlich vermischt, und in
den unteren Teilen in weißlich übergehend. Die Brustflossen, die
. Schwanzflosse und die Bauchflossen sind an der Basis hellgelb grünlich
gefärbt. Die Iris des Auges ist grauweißlich, mit gelb untermischt.
‚Die Körperbänder sind grünlich braun, an schwarz grenzend; sie
‚variieren mehr oder weniger, in der Weise, daß das unterste öfters
5. Hett
24 Ernst Ahl:
von mehreren unregelmäßigen Flecken begleitet wird, ‘die zuweilen
ein 7. Band bilden. — Name des Tieres in Japan „Simahatate, Kago-
kakidai, Shimayakkodai“. Man fängt ihn in den Buchten von Nagasaki
und Simbari im Sommer von Zeit zu Zeit. |
. Gattung: Heniochus Cuvier u. Valenciennes
Henvochus Cuv. u. Val., Hist. Poiss. VII 1831 p. 92 (macrolepidotus).
Taurichthys Cuv. u. Val., Hist. Poiss. VII 1831 p. 146 (varius).
Diphreutes Cantor, Malayan Fishes, 1850, p. 159 (macrolepidotus;
Ersatz für. Heniochus, da Anklang an Henvoche, einer früheren
Schmetterlingsgattung).
Körper sehr zusammengedrückt und erhöht; Stirn bei Erwachsenen
.oft mit knöchernen Erhebungen; 11—13 Rückenflossenstacheln, der
4. verlängert und oft fadenförmig; Maul ziemlich kurz; keine Palatin-
zähne. Kein Stachel am Präoperculum; Schuppen mäßig groß. — Von
Ostafrika durch den Indopazifischen Ozean bis zur Südsee und Hawai.
— 7 Arten. — Verwandt mit C'haetodon, aber gut unterschieden durch
die Verlängerung des 4. Rückenflossenstachels.
Heniochus varius (Cuv. u. Val.)
Ruysch, Coll. nov. pisc. Amb. p. 39, tab. 20, fig. 5, 6; Renard, Poiss.
Mol. Itab. 30 fig. 164, Iltab. 10 fig. 42; Valentyn, Amb. fig. 71, 161, 429.
Taurichthys varıus Cuv. u. Val., Poiss. VII p.148 (111) tab. 181;
Cuvier, Regne animal ed. ill. Poiss. tab. 41, fig. 2; Bleeker, Verh.
Bat. Gen. XXIII, Chaet., p.25; Bleeker, Atlas Ichth. Chaet.
p. 27 tab. 3 fig.2; Bleeker, Chaetod. p. 42.
Taurichthys viridis Cuv. u. Val., Poiss VII, p. 151 (114).
Henvochus varıus Günther, Cat. Pish. II p. 41; Jordan u. Seale, Fish.
Samoa, p. 347.
Diphreutes varius Bleeker, En. Poiss. Amb. Ned. T. Dierk. II p. 283.
Diphreutes viridis Bleeker, En. Poiss. Amb. Ned. T. Dierk. II p. 283.
DX1I22—25, A III 17—19, L. lat. 52—55, L.transv. 10—11, 22—24.
Schnauze kaum vorgezogen, kaum so lang als das Auge. 4. Rücken-
flossenstachel verlängert. Über jedem Auge befindet sich ein horn-
ähnlicher Zapfen, der an das Horn der Ziegen oder die Krickeln der
Gemsen erinnert. Man kann feststellen, daß ein Teil der Tiere kleine,
gerade Hörner besitzt, und ein anderer Teil große, gemsenähnlich
gebogene; meine Vermutung, daß es sich hierbei um sekundäre Ge-
schlechtsmerkmale handele, wurde durch die anatomische Untersuchung
einiger Exemplare bestätigt. Danach sind die Tiere mit den kleinen
Hörnern Weibchen und die mit den großen, gebogenen, Männchen.
Bei einem hier vorliegenden Tier ist das eine (rechte) Horn noch gegabelt
(ähnlich der Augensprosse beim Hirsch), was den geweihähnlichen
Eindruck dieser Bildung noch erhöht. Ein 3., stumpfkonischer Aus-
wuchs befindet sich auf der Höhe des Nackens über dem Kopfe; auch
dieser Zapfen scheint beim Männchen größer zu sein. Pıäopereulum
gezähnelt; Brust- und Bauchflossen sehr groß. Kopf etwa 3mal in
‚der Körperlänge. Rückenflosse hinten abgerundet, Afterflosse in einem
De)
Zur Kenntnis der Knochenfischtamilie Chaetodontidae usw.
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26 Ernst Ahl:
abgestumpften Winkel, Schwanzflosse abgestutzt; die - geringste
Höhe. des Stieles größer als der Augendurchmesser und etwa 8mal
in der Körperlänge enthalten. Seitenlinie schräg aufsteigend bis in
die Gegend unter dem 5.—6. Stachel, dann zur horizontalen um-
biegend und unter dem Anfang der weichen Rückenflosse abwärts
zur Schwanzflossenbasis sich erstreckend.
Körperfärbung (in Alkohol) braunschwarz; eine weißliche Binde .
geht vom Anfang der stachligen Rückenflosse über das Operculum
zur Brust; Brust weißlich grau; diese Färbung sich häufig bis unter
die Augen erstreckend. Ein weißes Band von der stachligen Rücken-
flosse an der Basis derselben entlang bis zum unteren Rand des
Schwanzstieles. Weiche Rücken- und Schwanzflosse grau. Bei einigen
Exemplaren dunkle Längslinien, den Schuppenreihen folgend. Bauch-
und Afterflosse schwarz. — Heimat: Östindien, nicht sehr selten,
Südsee, anscheinend selten und nicht überall vorkommend; Samos
Neuguinea, Neupommern, Bismarckarchipel. — Länge bis 18 cm.
Einheimischer Name auf Batavia „Karbo“.
Färbung im Leben (nach Jordan u. Seale), von einem Exemplar
aus Apia: olivenbraun, schwärzlich unten, wo schwarze Streifen den
Schuppenreihen folgen; Lippen, Kopf und Nacken schwarz; Brust
grau, nicht schwarz, wie von Bleeker abgebildet; ein graues oliven-
farbiges Band zum vorderen Teil der stachligen Rückenflosse; ein
hell weißes Band von der Spitze der langen Rückenflosse zur unteren
Basis der Schwanzflosse; Rückenflosse oliven, die 1. Stacheln dunkel;
Schwanzflosse helloliven; Bauch, After und Brustflosse schwarz.
‚Färbung nach Dahl, von einem Stück aus Ralum, Bismarck-
archipel: Schwarz, nach oben ins braungelbe, Schwanz und hintere
Rückenflosse graubraun. Weiß sind: Kehle, Brust und eine Querbinde
von letzterer über den Kiemendeckel, welche oberhalb grüngelblich
wird, nur die 1. Rückenflossenstacheln wieder weiß, Endrand der
Afterflosse hinten, dann‘! ein Querband. über die Schwanzwurzel bis
zum Ende des größten Stachels der 1. Rückenflosse; ein kleineres
112 mm langes 2. Exemplar stimmt vollkommen mit diesem 126 mm
langen Exemplar überein.
Heniochus pleurotaenia n.n. (Tafell, Fig. 5)
Henviochus varıus (nec C. V.) Kner, Zool. Novara, Fische p. 103.
DXI—X123—35, ATI 8, L. lat. 50-52, L. transv. 12—13/
24—25
Dies Art, zuerst von Kner als Varietät von varius beschrieben,
kommt anscheinend neben dieser Form vor, mit der sie auch nahe
verwandt ist. Körper, Gestalt ähnlich der des H. varius, nur etwas
höher, Stirnprofil steiler. Über den Augen 2 Hörner, ähnlich denen der
Weibchen des varius (meine sämtlichen Stücke scheinen auch Weibchen
zu sein; bei jungen Exemplaren sind diese Hörner schwächer entwickelt
und wachsen erst bei zunehmendem Alter). Darüber ein stark vorg-
gezogener Auswuchs, und an der Basis der Rückenflosse der Ansatz
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 97
eines zweiten. Schnauze etwas kürzer als der Augendurchmesser,
Präoperculum gezähnelt. Kopf etwas über dreimal im Körper enthalten.
Die ersten 3 Rückenflossenstacheln kürzer als bei varıus, der 4. lang,
seine Länge etwas über 2!/, in der Körperlänge. Weiche Rückenflosse
hinten abgerundet. Der 2. Afterflossenstachel am stärksten, seine
Länge gleich der des 3. und 4!/,mal in der Körperlänge und gleich
dem 8. Rückenflossenstachel. Weiche Afterflosse hinten abgerundet.
Die Brustflosse ist bedeutend kürzer als bei varius, 3mal in der Körper-
länge enthalten und gleich der Bauchflosse, die den Anus bedeckt
und bis zur Basis des 1. Afterflossenstachels reicht. Der Bauchflossen-
stachel ist gleich dem 9. Rückenflossenstachel und fast 5mal in der
Körperlänge enthalten. Schuppen regelmäßig angeordnet, mit 9 Radien
(11-—12 bei varıus). Seitenlinie bis zur Basis der Schwanzflosse, ebenso
gebogen wie bei varius, nur die Umbiegungsstellen nicht so scharf
ausgeprägt, mehr abgerundet. Schwanzflosse abgestutzt.
Die Schnauze wird von einer schwarzen Binde umgeben, die bis
hinter den Mundwinkel reicht und sich nach rückwärts bis zum oberen
Augenrand fortsetzt, nach unten aber in eine verschmilzt, welche die
Medianlinie bis zum Istmus einnimmt. Die braune Augenbinde erstreckt
sich mit verschwimmenden Hinterrande vom Rücken herab bis etwas
unter das Auge; die 3. und 4. beginnen zwischen dem 3. und 6. Rücken-
flossenstachel als einfache breite Binden, teilen sich aber in der Höhe
der Seitenlinie dann gablig. Ihr vorderer Ast läuft senkrecht gegen
den Bauch herab und umgürtet diesen, indem er zugleich die Bauch-
flossen bis an die Spitzen überzieht. Der hintere Gabelast läuft schief
zur Afterflosse herab, allmählich breiter werdend, sodaß er den ganzen
weichen Teil der Flosse schwarzbraun färbt. Zwischen beiden Gabel-
ästen schiebt sich eine helle Binde ein, die ein Dreieck bildet, dessen
Basis den Raum zwischen dem After und der Basis der Afterflossen-
strahlen einnimmt. An die 4. schwarzbraune Binde grenzt nach hinten
und oben ebenfalls eine helle, die längs der Basis der weichen Rücken-
flosse zum Schwanzstiel herabzieht, und, immer schmäler werdend,
am unteren Rande desselben endet. — Fundort: Padang.
Länge bis 14 cm.
In der Färbung erinnert diese Form also mehr an H. monoceros Ü.\V.,
doch stimmt sie in ihrem ganzen Habitus sehr mit H. varıus überein.
An morphologischen ‘Unterschieden glaube ich zu bemerken, daß
sich anscheinend kurz vor der Rückenflosse ein Ansatz zu einem
weiteren Auswuchs zeigt, den meine anderen Exemplare von varıus
nicht besitzen. Auch zeichnet sich die Brustflosse durch ihre geringere
Länge gegenüber der des varius aus. Die Schuppen zeigen statt 11—12
"bei varius nur 9 Radıer.
5. Heft
28 Ernst Ahl:
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4. Bis f.3 6,5 Padang leidlich gut | Schoede Cotype
Heniochus singularius Smith u. Radeclıffe
Heniochus singularius Smith u. Radcliffe, New Philippine Fish, Proc.
U. 8. Nat. Mus. 40, 1911, p. 321, fig. 2
D XII 25, A III 17, L. lat. 44 (50), L. transv. 11/26.
Körpergestalt trapezförmig. Maul klein, endständig. Lippen
dick und fleischig, die Zähne verbergend. Knöcherne Erhebungen
über den Augen und an der Stirn mäßig entwickelt; Präoperculum
schwach gezähnelt; Zähne klein, dicht gestellt, Schuppen mäßig groß,
regelmäßig angeordnet. Seitenlinie vollständig, mäßig gebogen,
parallel der Wölbung des Rückens. Erster bis dritter Rückenflossen-
stachel kurz, 4. Stachel lang, 1,90 ir der Länge enthalten. Weiche
Rückenflosse abgerundet, Afterflosse mit stumpfem Winkel; Schwanz-
flosse abgestutzt.
Farbe in Alkohol: Kopf und Nacken umzogen von alternierenden
Bändern von schwarz und dunkelsilberweiß; das 1. Band, kohlschwarz
von Farbe, umzieht das Maul und dehnt sich nach hinten auf der
Schnauze bis zum vorderen Nasenloch aus. Das 2., silberweiß, gebt
parallel mit dem 1. und dehnt sich rückwärts auf der Spitze des Kopfes
bis zu den knöchernen Erhebungen über den Augen aus; das 3., das
schwarze Okularband, ungefähr so breit als das Auge, kreuzt die Stirn,
breitet sich nach unten vor und durch das vordere ?/, des Auges aus
und vereinigt sich mit dem entgegengesetzten auf der Unterseite
des Kopfes; das 4., dunkel silberweiß, bedeckt den Raum zwischen
dem Okularband und der Basis der Rückenflosse und breitet sich nach
unten aus über den hinteren Rand des Auges und die Opercularregion
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 99
und vereinigt sich mit dem entgegengesetzten auf der Brust, wo es
sich bis zur Basis der Bauchflossen ausdehnt; hinterer Rand des
Operculum schwarz; Spitzen der Lippen gelblich; Körper hinter der
senkrechten vom Anfang der Rückenflosse bis zur Basis der Bauch-
flossen einschließlich der Bauchflossen und der Alterflosse schwarz.
Eine hellere Zone mitten im schwarzen, am breitesten bauchwärts,
dehnt sich vom 3.—5. Rückenflossenstachel aus, abwärts und riickwärts
bis zur Basis der Afterflosse, in die schwarze Färbung der Afterflossen-
strahlen übergehend; das übrige der Rückenflosse, die Schwanzflosse,
der hintere Abschnitt des Schwanzstieles und die Brustflossen go'dgelb;
Basis der Brustflosse und die Gegend darunter, einschließlich der
Bauchflossen und Afterflossenstacheln kohlschwarz. — Länge 22,8 cm.
— Fundort: Philippinen. _
Farben im Leben: Obere Teile der silbernen Bänder am Kopf
leicht dunkel, mit schwachem metallenem Schimmer, erster und zweiter
Rückenflossenstachel schwarz; 3. Stachel grau, diese Farbe als ein
helleres diagonales Band fortgesetzt über die schwarze Färbung des
Körpers zur Mitte der Afterflosse; die Zentren der Schuppen auf dem
dunkleren. ventralen Teilen des Rumpfes etwas perl- oder purpur-
farbig, gerändert mit dunkler braun; Schuppen unter dem hinteren
Teil der Rückenflosse schwarz, teilweise mit Rändern herum, die
Zentren mit einer stahlblauen Zone, die nach der Basıs der Afterflosse
zu kleiner wird; Rückenflosse von der Spitze des 5. Stachels zur Basis
des 6. und diagonal. entlang ihrer Basis, einschließlich des oberen
und hinteren Teils des Schwanzstieles,' und der ganzen Schwanzflosse,
orange; vordere und hintere Ränder der Afterflosse purpurschwarz;
Basis der Brustflosse, einschließlich der Basis der Strahlen und des
schuppigen Teiles, schwärzlich, das übrige zitronengelb; Bauch-
flossen schwarz.
Heniochus monoceros Cuv. u. Val.
Heniochus monoceros. Cuv.u. Val., Poiss. VII p.100 (76) tab. 176
(1831); -Bleeker, Verh. Bat. Gen. XXIII Chaet. p. 22; Günther,
Cat. Fish. II p. 3!; Günther, Fische Südsee, p. 49, tab. 38;
Jordan u. Seale, Fish. Samoa. p. 347.
Taurichthys monoceros Bleexer, Poiss. Madagaskar, p. 96; Bleeker,
Atlas, Ichth. Chaet. p. 28, tab. 3 fig.3; Bleeker, Chaet p 44.
D XII 25—26 (—28), AIII19, L. lat. 57—58, L. transv. 9/24.
Schnauze etwas vorgezogen, wenigstens Augenlänge. Präoperculum
gezähnt. Kopf fast dreimal im Körper. Der 4. Rückenflossenstachel ist
in einen langen Faden ausgezogen. Ein konischer Höcker über jedem
Auge (der bei meinen jungen Exemplaren fehlt) und ein 3. auf der
Mitte des Nackens. Rückenflosse hinten rund, Afterflorsse in einem
runden Winkel, Schwanzflosse leicht eingekerbt, die geringste Höhe
des Stieles etwa 81/,—81/, in der Körperlänge. Seitenlinie der Wölbung
em Rückens folgend, abgerundet, bis zum Anfang der Schwanzflossen-
asis.
5. Heft
50 Ernst Ahl:
Grundfarbe weiß (nach hinten hellgelb im Leben). Der Vorder-
kopf ist schwarz, mit Ausnahme der Schnauzenspitze. eines Querbandes
zwischen den Augen und über dem Hinterhaupt, welche weiß sind.
Der Nacken selbst und die 3 vorderen Stacheln braun. Ein schwarzes
Band, das nach unten an Breite zunimmt, steigt von dem 5., 6. und
7. Rückenflossenstachel nach dem Bauche hinunter und erstreckt
sich über die Bauchflosse und die Afterflossenstacheln Ein 2. schiefes,
weniger tiefschwarzes Band von den letzten Rückenflossenstacheln
zur hinteren Hälfte der Afterflosse. — Mauritius, Ostindischer Bi;
Schifferinseln, Gesellschaftsinseln, Samoa, sehr selten.
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2.0, EB 8,4 | Mauritius gut Moebius
Die Einzelheiten der Färbung stimmen bei Exemplaren von den
äußersten Grenzen der Verbreitung genau mit einander überein. Doch
ist bei jungen Exemplaren das Schwarz des Vorderkopfes nicht so weit
verbreitet wie es Günthers Figur zeigt.
Heniochus cehrysostomus Parkinson
Ruysch, Coll. nov. pisc. Amb. p. 21 tab. 11 fig. 14.
Chaetodon chrysostomus Parkinson, ap. C. V. Poiss. VII, p. 99 (75).
Heniochus chrysostomus Ouv., Val. Poiss. VII p..99 (75); Cuvier, Regne
arımal, ed. ill. Poiss. tab. 40, fig. 2; Bennett, Zool. Voy. Bloss.
p. 62 tab. 18 fig. 1; Güniher, Cat. Fish. Ip .11; Günther,
Fische der Südsee, p. 49 tab. 39 fig. a; indechnen Ichthyol.
Beiträge XVI S. B. Ak. Wien 1893 p- 12, taf. 2, fig. 1; Weber,
Sibogaexpedition, 1913, p. 310.
?Heniochus permutatus Ed. Bennett, ap. C..V. Poiss, VII p. 99 (75).
Heniochus melanistion Bleeker, Derde bijdr. ichth. Banda, Nat.
TAN: Ind.VI: 998.
Heniockus drepanoides Thiolliere, ap. Montrouzier, Fauna Woodlark,
. 166. I
FR chrysostomus Bleeker, En. Poiss. Ceram, Ned. T. Dierk.
II, p. 180;: Bleeker, Atlas, Chaet. p. 29, tab. IV, fig.4 (Tau-
richthys); Bleeker, Chaet. p. 45 (Taurichthys). |
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Chaetodontidae usw.
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Heft
5.
52 Ernst Ahl:
Heniochus permutatus Jordan u. Seale, Fish. Samoa, p. 346. a
D XI-—XII (19—) 22—23 (—24), A III 18-—19 (—20), L. lat.
50—53 (45 nach Günther), L. transv. 10/21—23 (7/25 nach Günther).
Schnauze wenig vorgezogen, kaum so lang als das Auge; Prä-
operculum gezähnelt. Über jedem Auge eine Anzahl kleiner Er-
hebungen, von denen eine gewöhnlich etwas größer ist; nur bei älteren
Exemplaren. Der 4. Rückenflossenstachel ist außerordentlich lang
und hinten mit einer bandartigen Membran versehen, die bis zu seiner
Spitze reicht. Weiche Rückenflosse hinten rund, Afterflosse in einem
spitzen Winkel endigend. Seitenlinie im abgerundeten Bogen, der
Wölbung des Rückens folgend, bis zur Schwanzflossenbasis.
Grundfarbe weiß (in Alkohol); ein gebogenes, schwarzes Band,
vom Nacken durch den hinteren Teil des Auges über das Operculum,
den Brustflossenstiel zu den Bauchflossen. Ein 2. schiefes Band vom
3.-—6. Rückerflossenstachel bis über die hinteren ?/;, der Afterflosse;
Breite dieses Bandes etwas wechselnd, ein 3. Band entlang der Basis
der strahligen Rückenflosse, auf die Basis der Schwanzflosse übergehend.
Oberer Teil der Schnauze schwarz, hinterer Saum der Afterflosse weiß.
Bei jungen Exemplaren inmitten des schwarzen Bandes auf der After-
flosse ein schwarzer Augenfleck. Bauchflossen schwarz. — Länge
bis 15cm. — Madras bis Südsee. Wenn diese Art überhaupt in der
Javasee vorkommt, so ist sie jedenfalls dort selten; denn abgesehen
von der Angabe voa Tjllatjap (Südküste von Java, nach Steindachner)
ist sie bisher nur bekannt östlich einer Linie Celebes-Flores im Indo-
australischen Archipel und bis zu den Gesellschaftsinseln, Otaheite
und Samoa; nirgends häufig.
Heimatlicher Name auf den Gesellschaftsinseln ‚Tihitsihi“ oder
„Pene‘“.
Farbe des lebenden Tieres (nach Jordan u. Seale): 3 dunkel-
braune Bänder, das 1. schwärzlich, mit weiß abwechselnd; gelblich
getönt in den Zwischenräumen, Schnauze und Lippen orange; Stirn
trübe orange mit einem schwarzen medianen Streifen; Rückenflosse
wie der Körper geförbt, der hintere Teil und die Schwanzflosse düster
gelblich; Bauchflossen schwarz; Afterflosse mit einem schwarzen,
grau eingefaßten Augenfleck in der Mitte der schwarzen Zone, mehr
ausgeprägt in der Jugend; der lange Rückenflossenstachel schwarz,
die Spitzen der Stacheln weißlich.
Farbe des lebenden Tieres (nach Dahl) schwarz und weiß quer-
gebändert. Schnauze orange fi silberne Binde von vor dem Auge
bis zur Basis der Bauchflossef. Eine zweite gelblichweiße Querbinde
vor den ersten kurzen Stacheln der Rückenflosse bis zum Ende der
Stacheln der Afterflosse. Eine 3. über das Ende des langen Rücken-
flossenstachels und der 4 folgenden über die Schwanzbasis nebst
Endrand der Afterflossen. Iris gelblichweiß. Schwanz und hintere
Rückenflosse gelblich grau (Ralum). 3 ee
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 33
Heniochus intermedius Steindachner
Heniochus intermedius Steindachner, Ichth. Beiträge XVI, 8.B.
Ak. Wien, 1893, p. 222, taf.2, fig.2; Jordan u. Seale, F'sh.
Samoa, p. 347.
D X125—26, A III 18, L. lat. 45—48, L. traasv. 11—12/1/19—22.
Dorsalstachel mäßig fadenförmig verlängert, hinten mit einer
breiten, weißen Hautfalte, welche bis zur Stachelspitze reicht. Ein
gezähnter, ziemlich großer Höcker über jedem Auge nach außen
gerichtet. Schnauze rüsselförmig vorgezogen, etwas länger als das
Auge; Präoperculum äußerst zart gezähnt.
2 Querbinden von braun violetter Färbung am Rumpfe, an den
Rändern verschwommen; die vordere zieht von der Spitze der 3 ersten
Rückenflossenstacheln, vorne schwach bogenförmig gekrümmt,
konvex, zum Bauchrande zwischen der Ansatzstelle der Bauchflossen
und. der Afteröffnung, dehnt sich nach vorne an der Oberseite des Kopfes
in der Regel bis zur dunkleren, quergestellten Augenbinde und an den
Seiten des Kopfes mindestens über den ganzen Kiemendeckel aus.
Unterhalb der Brustflosse nimmt die erste Körperbinde an Tiefe der
Färbung sowie auch an Breite rasch zu und zieht sich nach hinten
als mehr oder minder schmaler Saum längs dem ganzen unteren Rand
der Afterflosse fort, bei einigen Exemplaren, deren Afterflosse hell-
violett gefärbt ist, auch über den ganzen hinteren ansteigenden Rand
der Afterflosse. Die 2. Rumpfbinde wie bei H. macrolepidotus, nahe
unterhalb der Spitze des 5.—9. oder 10. Rückenflossenstachels be-
ginnend. Sie reicht bei keinem Exemplar ganz bis zur Spitze des
5.—8. oder 5.—9. Rückenflossenstachels hinauf und verliert sich auf
den 5.—7. letzten Gliederstrahlen der Afterflosse. Die Afterflosse
selbst ist zuweilen ihrer ganzen Ausdehnung nach gleichmäßig
schokoladebraun, oder im mittleren Längenteil etwas heller als im
vorderen und hinteren Längendrittel. Die Bauchflosse ist intensiv
dunkelviolett gefärbt. Die Oberseite der Schnauze und die Oberlippe
dunkel goldbraun. Die ganze Schwanzflosse, die obere Hälfte aes
'gliederstrahligen Teiles der Rückenflosse und die Brustflosse bis auf
einen dunkelbraunen Fleck im vordersten Teile der Strahlen und
vor deren Basis sind hellgelb, die untere Hälfte der gliederstrahligen
Rückenflosse orangegelb. Die Unterseite des Kopfes und die ganze
Brustgegend ist silberweiß, metallisch glänzend. Der große Zwischen-
raum zwischen den beiden Rumpfbinden ist (bald weißlich gelb,
Bd) zitronengelb.e — Länge bis 14cm. — Heimat: Rotes Meer
ei Suez.
Heniochus maerolepidotus Linn&
Ruysch, Nov. coll. Pise. Amb. p'1, 3, 21, 40, teb. 1, fig. 3, tab. 2,
fig. 4, tab. 20, fig. 4; Renard, Poiss. Mol. I tab. 3, fig. 13, tab. 31,
fig. 168, IItab. 1 fig. 1 tab. 14, fig. 66 tab. 16, fig. 75; Valentyn, Amb.
fig. 18, 201, 324, 372, 509; Artedi, Deser. pisc. p. 94, No. 6; Artedi,
Dynon. p.80 No.9; Seba, 'Thes. III, p. 66, fig. 25, fig.8; Linne,
Archiv für Naturgeschichte
1933 A.5 3 5. Heft
34 Ernst Ahl:
Mus. Ad. Frid. I p. 65, tab. 33, fig.3; Klein, Miss. Pisc. 1V, p. 37,
tab. 11, fig.2; Klein, Miss. Pisc. p. 40, "tab. 12, fig. 4; Gronow, a
Id. p. 37, No. 194; Gronow, Zoophyl. p. 69, No. 934.
?Chaetodon acuminatus Linne, Mus. Ad. Frideri. I, p. 63, tab. 235,
fig.3; Linne, Syst. nat. ed. 10a p. 273; Linne-Gmelin, Syst.
nat. ed. 13a, p. 1241; Lacepede, Poiss. IV, p. 455, 479.
Chaetodon macrolepidotus Linng, Syst. nat. ed. 10a, p.274; Linne
Gmelin, Syst. nat. ed. 13a, p. 1247: Bloch, Ausl. Fische 11T,
p- 69, tab. 200, fig. 1; Bloch u. Schneider, Syst. p. 231; Lacepede,
Poiss. IV., D. 455, 479, tab. 11, fig. 3, tab. 12 He.1
Chaetodon bifasciatus Shaw, Gen. Zool. IV. p- 342; Gronow, Cat.,
ed. Gray, p. 75.
?Heniochus acuminatus Cuv. u. Val. Poiss., VIL, p. 98 (77).
Heniochus macrolepidotus Cuv. u. Val., Poiss., VII, p. 93 (70); Rüppell,
N. Wirb. Fische p. 31; Schlegel, Fauna Japonica, Poiss. p. 82,
tab. 44, fig. 1; Rich., Rep. ichth. Chin. Rep. 15th meet. Brit.
assoc. p. 246; Bleeker, Verh. Bat. Gen. XXIII Chaet. p. 21;
Günther, Cat. Fish. II, p.39; Günther, Fische Südsee, p. 48,
tab. 37; Klunzinger, Syn. Fische, Rot, Meer, p. ???; Day, Fish.
Malabar, p.23; Day, Fish. India, p. 110 tab. 28, fig. 3; Day,
Fauna Brit. India, II, p. 12; Klunzinger, Fische Roten Meeres,
p.58; Günther- Playfair, Fish Sansibar, p. 37; Steindachner-
Döderlein, Beitr. Kenntnis Fische Japans (I) 1883 p. 24; Macleay,
Fish. Port Darwin, Proc. Linn. Soc. N. S. Wales II, 1878 p. 352;
Jordan u. Fowler, Jap. Chaet. Proc. U. 8. Nat. Mus. XXV,
1903, p. 542; Jordan u. Seale, Fish. Samoa, p. 346; Jenkins,
Fish, Haw. in Isl. Bull. U. S. Fish. Comm. XXII, p. 475 (Färbung
des lebenden Tieres).
Heniochus acuminatus Jordan u. Seale, Fish. Samoa, p. 346; Weber,
Sibogaexpedition, 1913, p. 310.
Diphreutes macrolepidotus Cantor, Cat. Mal. Fish. p. 159.
Chaetodon mycteryzans Gronow, Cat. ed. Gray, p. 76.
Heniochus diphreutes Jordan, Japanese Fishes Proc. U. 8. Nat.
Mus. XXVI, 1903, p. 694, fig.3; Jordan, Tanaka u. Snyder,
Cat. Fish. Japan, Journ. Coll. Sci. Tokyo XXXIH 1913, p. 212.
D XI-—XII 24—27, A III 16—19, L. Jat. 42—46 (—50), L. transv.
10—11/22-—24.
Schnauze vorgezogen, länger als der Augendurchmesser. Prä-
operculum gezähnelt. Der 4. Rückenflossenstachel ist in einen außer-
ordentlich langen Faden ausgezogen, dessen Membran meistens bis
an die Spitze desselben reicht. Ein sehr kleiner Höcker über jedem Auge,
keiner auf dem Nacken. Die Seitenlinie läuft dem Rücken parallel,
daher vorn stark gebogen, dann fast gerade schief absteigend, am
Schwanze horizontal bis zur Flossenbasis. Rückenflosse hinten ab-
gerundet, der stachlige Teil bis zu den Stachelspitzen geschuppt.
Afterflosse hinten winkelig. Schwanzflosse abgestutzt.
'Körperfarbe (in Alkohol) weiß; die obere Seite der Schnauze
und ein Querband zwischen den Augen schwarz. Körper mit 2 breiten
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw.
Jopuasltff n3 - 0paX
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5. Heft
Zr
36 Ernst Ahl:
schwarzen Querbinden; die vordere von den ersten Rückenflossen- °
stacheln über den Rand des Kiemendeckels und die Basis der Brust-
und Bauchflossen zum Abdomen, und sich über die Bauchflossen
erstreckend. Diese Binde ist von wechselnder Breite, in dem sie vielfach
bis zum Anfang der Afterflosse reicht und den Rand dieser ‚Flosse
außen begleitet. Die hintere Binde steigt von dem 6.—10. Rücken-
flossenstachel nach der Afterflosse herab, deren hintere Hälfte sie
bedeckt. Die strahlige Rücken- und die Schwanzflosse sind hellgelb.
— Länge bis 20 cm. — Heimat: Weit verbreitet und häufig, vom Roten
Meere und der Ostküste Afrikas durch den ostindischen Archipel
bis an die Nordküste Australiens und die verschiedenen Teile Poly-
nesiens.
Der von Jordan als H. diphreutes ee Fisch stellt
nicht einmal eine Gegendvarietät des H. macrolepidotus vor, indem
mir diese Färbungszufäll'gkeit auch von den veıschiedensten Gegenden,
Ostafrika und Südsee, vorliegt. Auch kann ich an Hand des mir
vorliegenden Materials die beiden Formen diphreutes und macrolepidotus
mit schmalem und breitem bis zur Afterflosse reichenden ersten Bande
restlos verbinden, sodaß derA rt diphreutes meiner Ansicht nach nicht
einmal der Charakter einer Varietät gebührt.
Sehr junge Exemplare von 2!/,—3 cm haben den Charakter der
Tholichthysform: unbeschuppte rauhe Kaochenplatten oben am Kopf,
in der Gegend des Suprascapula, des Humerus, und am Präoperculum;
letzteres noch mit einer kurzen, breiten, dornartigen Vorragung.
Die Schnauze ist ferner wenig vorgezogen, daher das Kopfprofil mehr
gerade, nicht konkav. Der Vorderrücken ist wenig erhaben, sein Profil
nicht so steil, die Gestalt des Körpers daher nicht so bucklig, sondern
mehr länglich oval. Der 4. Rückenflossenstachel ist zwar mehr oder
weniger verlängert (etwa 1!/, in der Körperhöhe) aber steif, stechend,
ohne Faden.
Einheimischer Name in Japan „Kohatate“ und ‚„Hatatatedai“,
auf arabisch „Abu gorn‘‘ (Hornfisch), auch ‚„Kanaf“ (wie Platax
heißt) oder „Abu beraq“ (Fahnenträger); in Pondichery nennt man
ihn „talparete“; auf Samoa nennt man ihn „Laulaufau‘“, und bei den
Malayen auf Batawia „Gayan“. — Das Fleisch dieses Fisches soll
ausgezeichnet sein, von den ansässigen Eingeborenen am Roten!
Meere wird es nicht gegessen, so wenig als das anderer Chaetodonten,
höchstens von den Beduinen.
Trotz des mir vorliegenden großen Materials ist es mir nicht
möglich, irgendwelche geographische Formen abspalten zu können;
alle Abweichungen, die man vielleicht findet, kommen ebenso gut
auch an den verschiedensten Fundorten vor.
Farben des lebenden Tieres (aus Ralum, nach Dahl): silberweiß;
schwarz sind Oberseite des Kopfes und ein Querband zwischen den
Augen über der gelblichen Iris; breite Querbinden von der Bauchflosse
(inel.)hier sich schmal über den Staechelteil der Afterflosse ausdehnend;
Über dieBasis der gelben Brustflosse, den Hinterrand desKiemendeckels
und den kurzen ersten Stachel der Rückenflosse, dann eine breite Binde
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 37
hinter der Mitte der, Körperseiten, den Hinterteil der Afterflosse und
den mittleren kurzen Stachelteil der Rückenflosse. Gelb sind die
Schwarzflosse. und Hinterteil der Afterflosse mit der geschuppten
Basis und der Rand zwischen den kurzen Stacheln der Rückenflosse
bis zu den stark verlängerten, vorn weißen Stacheln. — Eine zweite
Farbenbeschreibung, ebenfalls von Dahl; weiß mit Silberglanz, auch
die lange Rückenflosse weiß; schwarz sind: 2 breite Seitenbinden,
die 1. vom Vorderrand der Rückenflosse mitten über die Brustflossen
mit den ganzen Bauchflossen über den Endrand der Afterflosse fast
bis zur Spitze; die 2! vom 5. —7. letzten Stachel der Rückenflosse bis
zum Hinterrand der Afterflosse.. Gelb sind: Brustflossen, Schwanz-
flosse und weicher Teil der Rückenflosse. Oberseite des Kopfes grau,
dahinter das weiß mit gelben Anflug. — Ein Exemplar von Apia zeigte
im Leben folgende Farben (nach Jordan): Kopf grau; Schnauze
oben schwarz, ein grauer Streifen zwischen den Augen; kein Okular-
band; 2 schwarze Bänder; das 1. von den kurzen Rückenflossenstacheln
über die Brust, Bauchflossen und den ganzen vorderen Teil der After-
flosse; das 2. die letzten Rückenflossenstacheln und den größten Teil
der weichen Afterflosse umschließend; ein kurze; weißes Band dahinter;
2. Rückenflosse und Schwanzflosse glänzend golden; Brustflossen
golden; Lippen hell; der lange Stachel weiß.
Gattung: Hemitaurichthys Bleeker
Hemitaurichthys Bleeker, Notice sur les genres et sur les especes des
Chaetodontoides de la soufamille des Taurichthyiformes, Versl.
en Med. Kon. Ak. Wet. X (1876) p. 5.
Typus der Gattung ist H. polylepis (Bleeker). Körperform
elliptisch, Seitenlinie der hohen Wölbung des Rückens, folgend in der
Mitte abgeknickt, auf den Schwanzstiel fortgesetzt. 11—12 Rücken-
flossenstachel, 24—25 Strahlen. 60—75 Schuppen in einer Längs-
linie. Winkel des Präopercvlum etwas ausgezogen und schwach ge-
zähnelt. Schnauze wenig vorgezogen, Zähne klein, bürstenförmig.
Schwanzflosse sanft abgerundet oder abgestutzt. — 2 Arten. — Ver-
breitung der Gattung: Neu-Guinea bis Amboyna, Mawitius. Vielleicht
vikariierende Arten, doch ist die letztere, H. zoster Bennett, anscheinend
sehr selten.
Nahe verwandt mit Heniochus Cuv. u. Val., doch leicht zu unter-
scheiden durch den nicht- verlängerten 4. Rückenflossenstachel. Von
Chaetodon durch die größere Zahl der Schuppen in einer horizontalen
Reihe zu unterscheiden; von Microcantus Swainson verschieden durch
die höhere Anzahl weicher Rücken- und Afterflossenstrahlen sowie die
schwächere Bezahnung und nicht so stark gezähnten Präopercel.
Hemitaurichthys polylepis (Bleeker)
Ohaetodon polylepis Bleeker, Act. Soc. Indo-Nederl. II p. 54; Günther,
Cat. Fish. II. p. 35. u
5. Heil
38 Ernst Ahl:
Tetragonoptrus polylepis Bleeker, Sept. mem. ichth. Timor, N. T.
Dierk. I, p. 270.
Hemitaurichthys polylepis Bleeker, Rev. Chaet. p. 50; Bleeker, Atlas,
ichth. IX, p. 30, taf. 16, fig. 4.
D XII 24—25. A III 19—21, L. lat. 60—65, L. transv. 14/28.
Schnauze leicht vorgezogen, zugespitzt, und kürzer oder ebenso
lang als das Auge. Das Auge etwa dreimal im Kopf und etwa 10?/,mal
in der Körperlänge, Kopflänge etwa 31/,in Körperlänge. Präopereulum
rechtwinkelig, Spitze vorgezogen, sehwach gezähnelt im Winkel.
Körper seitlich stark zusammengedrückt, Zähne klein, borstenförmig.
Weicher Teil der Rückenflosse hinten abgerundet, Afterflosse hinten
(etwas winkelig) abgerundet. Schwanzflosse steil abgerundet oder
rundlich abgestutzt. Seitenlinie der Wölbung des Rückens folgend
bis zur Sehwanzflossenbasis.
Kopf gelblich braun; Körper mit 2 sehr breiten dunkelgelben
Bändern: das 1. dreieckig vom 3. bis 9. Rückenflossenstachel bis zum
Kiemendeckel bei der Ansatzstelle der Brustflosse in einem Punkte
zusammenlaufend; das hintere convex, von den letzten 3—4 Rücken-
flossenstacheln bis zum Rüeken des Schwanzstieles sich nicht unter
die Seitenlinie erstreckend. Iris ‚goldig oder rötlich mit gelber oder
goldiger Pupillenumrandung. — Bei dem mir vorliegenden, allerdings
stark ausgebleichtem Stück glaube ich eine dunkle Binde wahrnehmen
zu können, die sich über das letzte Drittel des Schwanzes erstreckt.
— Dieser schöne Fisch bewohnt die Meere von Amboina, Timor und
Neu-Guinea (neuer Fundort).
Hemitaurichthys zoster (Bennett) (Taf. 2, Fig. 7)
Chaetodon zoster Bennett, Proc. Comm. Zoel. Soe. I p. 61; Günther,
Cat. Fish. II, p.33; DBleeker, Chaet. p.5l (pro parte sub A.
polylepis); Bleeker, Atlas, p. 31 (pro parte sub H. polylepis);
Peters, M. B. Ak. Berlin, 1876, p. 437.
D XI-XII 24—25, A HI 19—21, L. lat. etwa 75. L. transv.
etwa 46 (16/30).
Länge des Kopfes etwa 31/,mal in Körperlänge, größte Körperhöhe
etwa 1%/,mal in Totallänge.e Augendurchmesser etwa 31/,—/, und
Schnauzenlänge fast dreimal in Kopflänge enthalten. Präoperculum
rechtwinkelig mit vorgezogener Spitze, schwach gezähnelt; Körper
elliptisch, nicht so stark zusammengedrückt als bei H. polylepis.
Schnauze mäßig vorgezogen, zugespitzt; Zähne klein, borstenförmig.
Rückenflossenstacheln ziemlich hoeh und schlank. Weicher Teil
der Rückenflosse hinten abgerundet. Afterflosse endet hinten in einem
abgerundeten Winkel. Die geringste Höhe des Schwanzstieles etwa
9!/,mal in Körperlänge und etwa 6!/,mal in Körperhöhe enthalten;
Schwanzflosse ganz abgerundet. Seitenlinie der Wölbung des Rückens
folgend bis zur Schwonztlossenbasis.
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 39
Auge in
;| Katalog
Nr. A. L. lat.
Laufende
Nr
o
NS
Totallänge
Qg
H. polylepis 1.| 1877| 13,8) "os | ® |ea.60| “, | 3 |1|10,IP>A
M.H.
H. zoster. 1.| 9474 118,1] %/, | Yo (ea. | _t _131/,-/4 1 |ü.11| A-%,P
167/30?
o
ce P.C. in | Kopf in | Körper
5 5|P.C. -
gr Körper | Körper | lunge Fundort Erhaltung Sammler (Geber)
„a
H. polylepis 1.| 9 31/, | 11,2 |Neu-Guinea | leidlich | Vom Hamb. Mus.
gut freundl. zur Ver-
fügung. gestellt
H. zoster. 1.) 9/, | 3%), | 15,2 | Mauritius | leidlich Moebius
gut
Grundfärbung bräunlich schwarz. Kein Okularband. Eine breite,
silberweiße Mittelzone erstreckt sich vom 6.—9. Rückenflossenstachel‘
geht an der Kiemenspalte vorbei bis zur Ansatzstelle der Brustflossen
und erstreckt sich weiter über die Brust und den Bauch bis zur Ansatz-
stelle des ersten und zweiten Afterflossenstachels. _Bauchflossen
weißlieh mit dunkler Querbinde. Schwanzflosse weiß. Brustflossen
grau. — Heimat: Mauritius. — Länge: über 18cm.
Gattung: Coradien Kaup
Coradion Kaup, Chaet. in Archiv f. Naturgesch. XX VI, 1860, p. 146.
Type dieser Gattung ist ©. chrysozonus. Körperform rundlich
oder winkelig, nahezu vertikale Basis des größten Teiles der weichen
Rücken- und Afterflosse. Geringe Anzahl, nur 8—10 Rückenflossen-
stacheln, große Zahl, 25—30, weiche Rückenflossenstrahlen. Kurze
kaum sichtbare Zähnchen hinter den dicken wulstigen Lippen. Kleine
eigentümliche Mundöffnung, hieran beteiligt sich eine Wulstelung
und Fältelung der verdiekten Lippen. Kiemendornen schwach und
teilweise baumförmig verästelt. Präoperculum gezähnelt. Die Seiten-
linie mit deutlichen Porenröhren bricht sich winkelig unter dem
6. Rückenflossenstachel, geht längs des Rückens herab und zieht
über die Mitte des Schwanzstieles zur Schwanzflosse. 45—50 Schuppen
in einer Längsreihe. Schwanzflosse rundlich oder abgestutzt.
2 Arten. Beide Arten kommen, nicht sehr selten, im Bereich der
Südsee und des Malayischen Archipels westlich von Sumatra vor.
Wohi mehr der Fauna der ostindischen Inseln angehörend, und in der
5. Heft
40 | Ernst Ahl:
(australischen) Südsee nur eingewandert, nach der Häufigkeit der
Fundorte (Südsee nur Bismarckarchipel) zu schließen. Die Eigen-
tümlichkeit der Mundöffnung und der Bezahnung weist dieser Gattung
unter den Chaetodonten eine Stellung an, vergleichbar mit der Stellung
von Cheiloprion unter den Pomacentridae. Nicht unwahrscheinlich
wird die Art der Ernährung bei beiden eine ähnliche sein.
Coradion chrysozonus (Kuhl u. v. Hass.)
Nieuh. Gedenk. v. Zee. en. Lantr. p. 276 fig. 1; Will. Hist. Pise. App.
p. 6, tab. 5 fig. 4; Valentyn, Amb. fig. 266.
Chaetodon chrı ysozonus Cuv. u. Val. VII p. 82; Cuvier, Regne animal.
Poiss. pl. 37 £. 2; Günther, Cat. II p. 34; Kner, Novarafische,
p. 101; Bleeker, Verh. Bat. Gen. XXIII Chaet. p. 17.
Chaetodon guttatus Gronow, Syst. ed. Gray p. Tl.
Chaetodon labiatus Kuhl u. v. Hass., Cuv. u. Val. VII, p. 8. ;
Tetragonoptrus chrysozonus, Bleeker, Enum. Poiss. Amb. Ned. T.
Dierk. Il. S. 282.
Coradion chrysozonus Kaup, Arch. Naturgesch. XXVI 1860 p. 146;
Bleexer, Atlas, IX, p. 25 taf. 14 fig. 5; Weber, Sibogaexp. 1913,
p. 309; Bleeker, Chaet. p. 37.
DIX 27-30, selten VIII 30 und X 26, A III 19—21, L. lat. 42—45,
L. transv. 1011/1923.
Schnauze eigentlich wenig vorgezogen, einen wulstigen Eindruck
‚mächend und länger als das Auge. Präoperceulum gezähnelt; Schwanz-
stiel über 8mal in der Körperlänge enthalten; Auge etwa 31/,mal
im Kopf und etwa 10?/,mal im Körper enthalten, bedeutend kleiner
(etwa 3/,) als der Schwanzstiel; Kopf etwas über areimal in der Körper-
länge. Rücken- und Afterflosse abgerundet; die Bauchflossen reichen
bis zum 3. Afterflossenssrahl.
Schnauze schwärzlich; Okularband von der Rückenflosse durch
das Auge, an der Kehle mit dem gegenüberliegenden zusammen-
stoßend und nach hinten verlängert, fast bis an die Basis der Bauch-
flossen. Bei dem einen Exemplar aus dem Bismarckarchipel ein
schwärzlicher Stirnstreifen. Körper mit 2 sehr breiten Bändern, das
1., dunkelste, vom stachligen Teil der Rückenflose zu den Bauch-
flossen und der Afteröffnung, manchmal soll dieser Streifen oberhalb
der Brustflosse sich teilen ; der 2. Streifen vom hinteren Teile der weichen
Rücken- zur weichen Afterflosse, nur wenig sichtbar; Schwanzstiel
mit einem schwarzen Bande, dessen Breite scheinbar sehr varliert;
Rückenflosse mit einem schwarzen, hell umränderten Fleck im weichen
Teile, deı besonders bei dem hier vorliegenden Stück aus Ralum
sehr groß ist; Rücken- und Afterflosse mit einer intramaginalen Linie;
Bauchflossen schwarz. Auf jeder Schuppe ein großer weißer Fleck,
pesonders deutlich und groß auf dem ersten breitem dunklen Bande.
Fundart: gemein in Bavawıa und Java; Molucken und Malayischer
Archipel. Günther gibt ein Stück aus China an. Neu ist sein Vorkommen
im Bismarckarchipel, von wo mir ein sehr gutes Stück, gesammelt
von Dahl, vorliegt,
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw, 41
3 Auge in
5 .| Katalog | Total- L
ge Nr, länge i # 2 a transv. | „ng | Schnau-| pyrmer P.cC
A P = p .L
1.201 138 | | 2, | a2 18% | 2% | 10%, | AP
2.| 1269| 15,1 °]z0 ®haı 42 "0/20 3, 1, | 10%, | A=°/,P
P.C. in | Kopf iin | Körper- Sammler
Körper | Körper | länge a (Geber)
Laufende
Nr.
1 Eu ER Re) 3 11,3 Ralum sehr gut Dahl
2.| 8), |ü.3 | 1235 Java gut ?
Im übrigen scheint die Färbung dieses Fisches ziemlich variabel
zu sein, wie auch Kner in seinem Werke über die ‚„Novarafische“
angibt. Ich gebe seine Ausführungen deshalb im Auszug wieder.
Die Vergleichung mehrerer Exemplare liefert den Nachweis, daß
nicht nur Färbung und Zeichnung, sondern auch anderweitige Ver-
hältnisse variebel sein können. Zunächst zeigen sie die Unzuverlässigkeit
der Ocellen zum Behufe der Artenunterscheidung; so z. B. besitzen
2 Exemplare den weiß umringten Augenfleck an den Gliederstrahlen
der Rückenflosse, bei einem 3. fehlt aber jede Spur eines solchen.
Nicht minder differieren die dunklen Vertikalbinden; bei einem reicht
die unpaarige mediane nur von der Oberlippe bis zu den Narinen,
bei 2 anderen fast bis zur Augenbinde. Die vom Beginn der Rücken-
flosse über den Deckel zu den Bauchflossen verlaufende, breiteste,
schwarze Binde, ist unterhalb der Brusvflossen stets einfach, über
ihnen aber öfters gabelig in zwei schmälere geteilt. Die dritte von der
weichen Rückenflosse zur Afterflosse herabziehende dunkle Binde
ist bald so schwarz wie die vorige, bald graulich oder garnicht sichtbar;
die ihren vorderen Saun bildende weiße Linie zwar bei allen unseren
Individuen deutlich, sonst allerdings nicht angegeben. Auch der hell
umrinste schwarze Augenfleck an der Schwanzflossenbasis ist von
ungleicher Größe und geht öfters in eine senkrechte Binde über.
Endlich reicht die Okularbinde bald nicht bis an die Kehle (wohl
Verwechslung mit C. melanopus, den er auch für synonym mit chryso-
zonus hält, wie vielleicht auch manch anderer Cherakter [der Verfasser]).
bald setzt sie sich sogar längs der Medianlinie des Bauches fast bis zu
den Bauchflossen fort. Stets sind aber die Zentren der seitlichen
Schuppenreihen, welche unterbrochene Längslinien bilden, und von
denen wohl Gronows Benennung guitatus herrührt, von intensiv
weißer Farbe, die gerade innerhalb der schwarzen Pectoralbinde am
grellsten erscheint (Fig.2 auf pl.38 des Cuvierschen Regne animal
gibt sie teils zu schwach, teils als bräunliche Striche an). Nicht
d. Heft
42 s Ernst Ahl:
unerwähnt will ich lassen, daß sich bei der Untersuchung des inneren
Baues die beiden Individuen mit einem Augenfleck an der Rücken-
flosse als Männchen, das ocellenlose als Weibchen herausstellte. Sollte
etwa hierin ein Geschlechtsunterschied liegen, so dürften dann
vielleicht als solche auch folgende anzusehen sein. Bei beiden Männchen
zerschmelzen die linke und rechte Okularbinde an der Kehle und setzen
sich vereinigt am Bauche fort, bei dem Weibchen aber nicht. Ferner
ist bei beiden Männchen der hintere Rand der Rücken- und After-
flosse mehr abgerundet, beim Weibchen fast senkrecht abgestutzt und .
endlich reichen die Spitzen der Bauchflossen bei ersteren bis zum
dritten, bei letzterem bloß bis zum ersten Afterflossenstachel zurück.
Soweit Kner. Er gibt unter den Synonymen dieser Art auch
C. melanopus an, den ich unbedingt für art verschieden von chryso-
zonus halte. Vielleicht stellt sich das ocellenlose Weibchen mit den
senkrecht abgestutzten Flossen einmal als melanopus heraus. Auf das
Vorhandensein der Augenflecke glaube ich auch keinen großen Wert
zu legen, bei den beiden hier vorliegenden Stücken ist der Augenfleck
bei dem aus Ralum stammenden Stück sehr groß, während er bei
dem aus Java stammenden Tiere bedeutend kleiner ist.
Färbung des lebenden Tieres (nach Dahl): Körperseiten mit 2
weißlichen, oben verschmälerten Querbinden; eine hinter dem Auge
und eine hinter der Körpermitte; auf der Mitte der levzteren die Schuppen
gelb gefleckt. Dann ein Band vor der Brvstflosse, vor dem Auge
zur Stirn und über die Schwanzbasis weiß. Schwarz sind: die Bauch-
flossen, ein Fleck hinter dem Weiß der Schwanzbasis una ein weißlich
umzogener Fleck an der Basis der (weichen) Rückenflosse, ein Strich
über der Basis der Brustflossen und ein Band vom Bauch über das
Auge oberhalb orange werdend, und oberhalb des Maules; ein Fleck
im zweiten Rückenstachel. Orange alles andere, und Brust- und
Schwanzflossen grau und der Rand der Rücken- und Afterflosse in
gelb übergehend, und mit einer bläulichen Binde davor; eine graue
gelbgefleckte Binde hinter der Brustflosse. — Einheimischer Name
des Fisches in Batavia „Kepper lawut“.
Zu dieser Art scheinen mir auch 2 J ungfische von etwa 6 mm Länge
aus dem Hamburger Museum zu gehören; Färbung gelblich mit weißer
Querbinde vor dem Schwanzstiel, Bauchflossen sehr groß, schwärzlich
braun. Diese Tierchen stammen aus dem Brackwasser einer Fluß-
mündung von Neupommern. Doch ist es bei der Kleinheit der Fische
nicht ausgeschlossen, daß sie einer ganz anderen Art angehören.
Coradion melanopus (Cuvier u. Valenciennes)
Chaetodon melanopus C. u. V. VII, p. 84 (64) 1831; Bleeker, Treiz.
mem. ichth. Amb. Versl. Kon. Ak. vet. XV. p. 25.
?Chaetodon festivus Desjardins, Proc. Zool. Soc. London 1833 p. 177.
Coradion melanopus Bleeker, Atlas IX 1878 p.26, taf.13, fig. 1;
Bleeker, Chaet., p. 39.
Coradion chrysozonus (zum Teil?) Kaup, Archiv f. Naturgesch. 1860,
p. 147.
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 45
Chaetodon. chrysozonus ?Kner, Novarafische, p. 102 (s. €. chr.).
Tetragonoptrus melanopus Bleeker, Enum. poiss. Amb. in Ned. T. Dierk.
II, p 282.
DXO_27, A III 17—19, L. lat. etwa 40 (44?), L. transv. (etwa 30)
9—12/18—20.
Schnauze etwas vorgezogen, nicht so wulstig als bei ©. chryso-
zomus und länger (etwa 1!/,) als das Auge. Präoperculum schwach
gezähnelt; Schwanzstiel fast 8mal in der Körperlänge enthaltend,
Auge etwa 3!/, im Kopf und etwa Fir „mal in der Körperlänge,
kleiner als der Schwanzstiel (etwa %/,—5/g; Kopf etwa 2®/,mal im
Körper. Rücken- und Afterflosse hinten nahezu senkrecht abgestutzt.
Auf der Stirn ein schmaler schwärzlicher Streifen bis zur Schnauzen-
spitze. Ein breites dunkles Band vom ersten Stachel der Rückenflosse
durch das Auge bis zum Interoperculum, nicht auf die Keble übergehend,
doch unten zusammenstoßend. Körper mit 2 sehr breiten Bändern,
das erste vom stachligen Teil der Rückenflosse über den hinteren Rand
des Kiemendeckels zu den Bauchflossen bis zur Afteröffnung; dieses
Band teilt sich oberhalb der Brustflosse in 2 fast gleich breite Äste,
die dann nebeneinander nach oben ziehen. Das 2. Band geht vom
Anfang der weichen Rückenflosse bis zum Anfang der weichen After-
flosse. Schwanzstiel mit einem schwarzen Bande. Rücken- und After-
flosse je mit einem schwarzen, hell umränderten Augenflecken im
vorderen Ende des weichen Teiles. Zweiter Rückenflossenstachel
schwarz. Weicher Teil der Rücken- und Afterflosse mit einer bläulichen
intramaginalen Linie und grauem Rande. Bauchflossen tiefschwarz.
Die hellen Flecken auf den Schuppen des chrysozonus kaum angedeutet.
“ — Heimat: Amboina, Ceram, Molukken, neu für den Bismarckarchipel.
— Länge bis fast 12 cm.
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Färbung des lebenden Tieres (nach Dahl): weiß, oben mit
grünlichem Schimmer. Schwarz sind eine Querbinde durchs Auge,
eine vor und eine hinter der Basis der Brustflosse, letztere beide
5. left
44 Ernst Ahl:
unten auf den ganz schwarzen Bauchflossen verbunden, nach oben
alle drei gelbbraun werdend; schwarz ferner ein Fleck hinter dem
zweiten Rückenflossenstachel und ein weiß umsäumtes Auge oben
an der weichen Rückenflosse und vor der Afterflosse.. Eine jederseits
weiß begrenzte Binde über der Schwanzwurzel. Vor den beiden Augen-
flecken eine graubraune jederseits breit orangefarbige Querbinde.
In der Verlängerung der schwarzen Schwanzbinde auf Rücken und
Afterflossen eine orangefarbige, schwarz und weiß ausgelegte Querbinde.
Rückenflosse grünlich grau. Brust- und Schwanzflosse durchscheinend
grau. Iris bei orange reich gelblich.
Gattung: Chaetodon (Artedi) Linne
Chaetodon Arted‘, Genera, 1738. p. 51 (zahlreiche Arten, der zuerst
erwähnte gehört zu Pomacanthus). |
Tetragonoptrus Klein, Historia. Pisc. 1744, p. 37 (viele Arten,
striatus USW.).
Chaetodon Linne, Systema Naturze, 10. ed. 1758, p. 222 (umfaßt alle
bekannten Chaetodontidae).
Chaetodon Cuvier, Regne animal, 2. ed. 1829, p. 189 (striatus, carpi-
stratus, 1. Beziehung des Namens auf die gegenwärtige Gruppe).
Rabdophorus Swainson, Class. Fishes, II, 1839, p. 21 (ephippium,
Schuppen der unteren Hälfte in nahezu horizontalen Reihen).
Oitharoedus Kaup, Archiv f. Naturgesch. XXVI, Pt. I, 1860, p. 141
(meyeri, Schuppen der unteren Hälfte des Körpers in horizontalen
Reihen, Schuppen klein).
Linophora Kaup, Archiv f. Naturgesch. 1860 XXVI], I (auriga, Schuppen °
in Reihen laufend abwärts und rückwärts).
Sarothrodus Gill, Proc. Ak. Nat. Sci. Phila. 1862, p. 238 (O’haetodon
Cuvier, nec Artedi; Ersatz für C’haetodon, der letztere Name auf
Pomacanthus übertragen). R
Tholichthys Günther, Ann. Mag. Nat. Hist. 1868, p. 457 (osseus,
Larveaform).
Tetragonoptrus Bleeker, Rev. Famille Chaetodontoides, 1877 p. 52
(striatus, Schuppen unten in horizontalen Reihen; stachlige
Rückenflosse nicht mehr als die Hälfte länger als die weiche).
Chaetodontops Bleeker, Rev. Famille Chaetodontoides, 1877 p. 53
(Schuppen unten in absteigenden Reihen).
Hemichaetodon Bleeker, Rev. Familie Chaetodontoides 1877, p. 53
(capistratus, Schuppen unten laufend abwärts und rückwärts
mit den oberen einen Winkel bildend).
Lepidochaetodon Bleeker, Rev. Familee Chaetodontoides 1877 p. 54
(unvmaculatus, Schuppen vorn sehr vergrößert).
Gonochaetodon Bleeker, Rev. Famille Chaetodontoides, 1877, p. 54
(triangulum, Körper sehr hoch, die Basis der hinteren Hälfte
der weichen Rückenflosse und. Afterflosse vertikal).
Ozxychaetodon Bleeker, Atlas Ichth. Chaet. 1877/78 p. 51 (lineolatus,;
Schuppen sehr groß, Schnauze zugespitzt).
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 45
Anisochaetodon Klunzinger, Fische des Roten Meeres, 1884 p. 54
(auriga).
Megaprotodon Guichenot, Rev. Zool. 1848 p. 12 (bifascialis).
Eteira Kaup, Arch. f. Naturgesch. XXVI. 1860 p. 147 (triangularis).
Körper kurz, tief, seitlich zusammengepreßt, Kopf klein., meist
gänzlich beschuppt; Schnauze kurz oder von mäßiger Länge. Maul-
spalte klein, endständig, die Kiefer ‚bestanden mit verhältnismäßig
langen schlanken, biegsamen borstenähnlichen Zähnen; keine Palatin-
zähne. Vomer manchmal mit Zähnen besetzt; Präoperculum leicht
gezähnelt oder ganzrandig; ohne Stacheln; eine einzige, zusammen-
hängende Rückenflosse, der stachlige Teil teilweise beschuppt (Flossen-
scheide), der strahlige Teil vielfach bis zum Randsaum mit feinen
Schuppen bedeckt, 11—15 Stacheln in der Rückenflosse; kein Stachel
der Rückenflosse besonders verlängert. Afterflosse mit 3—4 Stacheln,
Beschuppung ähnlich der Rückenflosse. Körper mit ziemlich oder
mäßig großen Schuppen bedeckt, die etwas unregelmäßig angeordnet
sind. Kiemenöffnungen ziemlich eng, die Membranen eng mit dem
Istmus verbunden. 6 Kiemenhautstrahlen.
Eine sehr große Gattung eigenartiger und schöner Fische. Kaup
hat als erster eine Unterteilung der großen Gattung C'haetodon versucht,
aber nur zum Teil mit Glück. So auffallend auch die Anordnung
der Zähne ist, z. B. bei C'haetodon (Citharoedus Kaup) trifasciatus M. P.
wegen des auf die vordere Seite der Kiefer beschränkten platten Zahn-
bündels, so gibt es doch auch alle Übergänge, in dem die Zähne mehr
und mehr auch auf aie Seiten der Kiefer sich erstrecken, wie bei den
- übrigen von Kaup als Citharoedus aufgeführten Arten, die sich von den
Chaetodon Kaups im engeren Sinne oft kaum unterscheiden lassen.
Besser erscheint mir Bleekers Einteilung hauptsächlich nach Größe,
Gestalt und Anordnung der Schuppen in Verbindung mit anderen
Merkmalen. Doch zeigt auch dieses System seine große Mängel, indem
man die einzelnen Gruppen zum Teil durch Zwischenformen verbinden
kann. Doch scheinen mir die von Bleexer angegebenen Merkmale
‘den natürlichen Verwandtschaftsverhältnissen am meisten Rechnung
zu tragen. Ich habe auch noch versucht, die Gestalt der Schuppen
mit heranzuziehen, habe mich aber von der Unmöglichkeit überzeugen
müssen. Dasselbe gilt von den Kiemendornen, die bei einigen Arten
sogar zur Charakteristik der Unterarten (z. B. C'haetodon trifasciatus
M.P.) herangezogen werden können, bei den meisten Arten aber
vollkommen versagten. Ebenso führte auch der Vergleich der Anzahl
und Anordnung der Schuppen auf dem Kiemendeckel zu keinem
Ergebnis.
Die Gattung Megaprotodon Guichenot = Hteira Kaup steht der
Untergattung Gonochaetodon Bleeker so nahe, daß ich sie auch nur als
Untergattung von C'haetodon betrachten kann. Da auch bei C'haetodon
trifasciatus, welcher Art C'haetodon (Megaprotodon) strigangulus in der
Zahnbildung am meisten sich nähert (Crtharoedus Kaup) die Zähne
_ allein zur Bildung einer Gattung nicht genügen, so bleibt als Eigen-
5. Heft
46 Ernst Ahl:
tümlichkeit der Gattung Megaprotodon nur die Zahl der Stacheln und
Strahlen in der Rücken- und Afterflosse (4 Afterflossenstacheln).
Was die unterscheidenden Merkmale der einzelnen Arten anbetrifft,
so muß ich hierzu bemerken, daß diese Tiere sich, rein morphologisch
betrachtet, ohne die Zeichnungen und Färbungen zu beachten, ver-
hältnismö Big wenig unterscheiden. Die Schuppen und Flossenformen
stimmen bei einer großen Anzahl von Arten völlig überein, vielfach
ist auch die Art und Anordnung der Beschuppung sehr ähnlich, sodaß
eine Anzahl Autoren, insbesondere Bleeker, eine große Anzahl von Arten
eingezogen haben. Nach der Durcharbeitung eines sehr großen Materials
von Chaetodonten bin ich nun im Gegensatz dazu zu dem Ergebnis
gekommen, daß im großen und ganzen viel zu wenig Arten unterschieden
werden. Ich möchte hier nur auf ein Merkmal hinweisen, das augen-
scheinlich bisher von keinem einzigen Forscher zur Artunterscheidung
innerhalb der Gruppe Chaetodon herangezogen worden ist, und das
ist der Verlauf der Seitenlinie. Es ist doch wohl ausgeschlossen, daß
innerhalb einer und derselben Art 2, 3 oder gar 4 verschiedene Aus-
bildungsweisen der Seitenlinie sich entwickelt haben, sodaß man dieses
Merkmal sehr gut zur Artunterscheidung gebrauchen kana. Nur einen -
Nachteil hat diese Methode: Es ist sehr schwer, fast unmöglich, den
Verlauf der Seitenlinie in Worten so zu schildern, daß er beim Bestimmen
der Fische von großem Wert ist. Wenn man aber in der Lage ist,
eine Anzahl von Arten nebeneinander zu vergleichen, fällt es bei
einiger Übung sehr leicht, an Hand der Verlaufs der Seitenlinie fest-
stellen zu können, ob die Tiere artverschieden sind oder nicht. Ein
anderes gutes Merkmal bildet auch das Stirnprofil und die Ausbildungs-
weise der Schnauze und des Kopfes, doch ist es mit diesen Merkmalen .
genau so wie mit den oben angeführten, sie erfordern eine gewisse
Kenntnis und vor allem Vergleichsmaterial. Sehr charakteristisch
für die Chaetodonten ist die Ausbildung der Zeichnung des Körpers,
die sich auch in Alkohol sehr gut erhält. Ich habe nun die Beobachtung
machen können, daß innerhalb der einzelnen Arten die Zeichnung
so gut wie garnicht variiert, daß sie im Gegenteil sehr konstant und
daher für die Art charakteristisch ist. Bei einer Anzahl von Arten,
die man bisher nur als Varietäten einer Art ansah, habe ich mit Hilfe
der oben angegebenen Merkmale nachweisen können, daß wir es hier
mit gut zu unterscheidenden Arten zu tun haben. Ich habe deshalb
auch großen Wert auf die Angaben der Zeichnung gelegt, da ich glaube,
dadurch eine Erleichterung der Bestimmung zu geben.
Die Gattung C'haetodon kann man leicht folgendermaßen einteilen:
Untergattung: Chaetodon s. str. 10—16 Stacheln in der Rückenflosse,
3—4 Afterflossenstacheln. Schuppenreihen des Unterkörpers
schräg aufwärts oder horizontal oder abwärts führend, manchmal
ein winklig auf die oberen treffend, jedoch nicht in einem größeren
Winkel als 45 Grad.
Gruppe I. Ovale Körperform, Schuppen regelmäßig gerundet,
Schuppenreihen der unteren a horizontal oder nur
wenig schräg ansteigend.
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 47
Sektion A. (,Citharoedus“ Kaup). Stachlige Rückenflosse
_ aur wenig länger als die weiche und mit 12 Stacheln. Kopf-
profil stumpf; Zahnbündel nur im vorderen Teile der Schnauze.
J.. lat. etwa 50-—55, weiche Rücken- und Afterflosse stumpf
und abgerundet.
Sektion B. (‚„Rabdophorus“ Swainson). Stachelige Rücken-
flosse fast zweimal so lang als die weiche, und mit 12
bis 16 Söacheln.
Gruppe II. Mehr rhomboide Körperform, Schuppen regelmäßig
abgerundet und ir Längsreihen angeordnet. Alle diese Arten
haben den Schädel mehr oder weniger zugespitzt; die siachelige
Rückenflosse kaum 1Y/,mal länger als die weiche; diese letztere
und die Afterflosse stumpf und abgerundet, 3 Stacheln in der
Afterflosse und 10—14 Stacheln in der Rückenflosse.
Sektion C. („Chaetodon“ Cuvier). Horizontale oder nur wenig
schräge Anordnung der Schuppenreihen unter der Seitenlinie.
Sektion D. (‚Paracoradion“ E. Ahl). Schuppen klein, etwas
schräg nach oben und hinten ansteigend. Stachelige Rücken-
flosse kürzer als die weiche. L.lat. etwa 50, Schwanz ein-
gekerbt, Rücken- und Afterflosse stark abgerundet. Körper-
form rund.
Sektion E. (‚„Hemichaetodon“ Bleeker). Schuppen regel-
mäßig gerundet, etwa 45 Reihen. Längsreihen der Schuppen
schräg und schnell nach hinten absteigend. 12 Rücken-
flossenstacheln.
Sektion F. (‚Chaetodontops“ Bleeker. Die Arten dieser
Sektion sind bemerkenswert durch die Anordnung der Längs-
reihen der Körperschuppen, die alle in einer Linie oder Kurve
sehr schräg gegen den Rücken ansteigen. Ihr Körper nähert
sich mehr der ovalen Form als der rhomboiden, und alle
haben die weiche Rücken- und Afterflosse stumpf und ab-
gerundet. Der stachlige Teil der Rückenflosse viel weniger
als die Hälfte länger.
Gruppe Ill. Durch die Schuppenbildung eines mehr oder
weniger großen Körperabschnittes ausgezeichnet; der hintere
Schuppenrand schräg abgerundet in einem stumpfen Winkel.
Diese Schuppen sind viel größer als die anderen, ihre Längs-
' reihen wenig bestimmt, aber ihre transversalen Reihen im
Gegensatz dazu stark ausgeprägt. Die Angehörigen dieser
Gruppe haben einen rhomboiden Körper, 11—13 Rücken-
flossenstachel, 3 Afterflossenstachel und niemals mehr als
45 Schuppenreihen zwischen dem Kopf und der Schwanzflosse.
Sektion G. (‚Lepidochaetodon“ Bleeker). Die großen un-
regelmäßigen Schuppen nehmen nur den vorderen Teil des
Körpers ein, die Mitte und der hintere Teil des Körpers haben
regelmäßige gerundete Schuppen, die in regelmäßigen Längs-
reihen angeordnet sind.
5. Heft
48
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Ernst Ahl:
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Ex
a I. Untergatitung 6.
Untergat|tungN.
Chaetodon
Chaetodontinae
Stammbaun: der Untergattungen, Gruppen und Sektionen
der Gattung Chaetodon.
Sektion H. (,Linophora“ Kaup). Die großen unregelmäßigen
Schuppen nehmen den vorderen und mittleren Teil des
Rumpfes ein. Gewöhnlich 13 Rückenflossenstachel, seltener
11, 12, 14; Schnauze spitz. |
Sektion IT. (‚Oxychaetodon“ Bleeker). Die großen irregulären
Schuppen nehmen den ganzen Rumpf ein, und lassen den
kleinen, regelmäßigen Schuppen nur Platz auf dem Schwanz
und der Brustgegend. Die Arten haben ein sehr spitzes Maul
und niemals mehr als 35 senkrechte Schuppenreihen.
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 49
. Untergattung: Gonochaetodon Bleeker. Unregelmäßige Form der
Schuppen, deren Reihen einen spitzen Winkel in der Mitte der
Körperhöhe bilden, 11 Rückenflossenstacheln, weiche Rücken-
. Elosse spitzwinkelig und hinterer Rand senkrecht. Schnauze kurz.
Untergattung: Megaprotodon Guichenot. Körper oval, stachelige
Rückenflosse um das Doppelte länger als weiche. Schuppen
schräg abgerundet, und deren Reihen einen stumpfen Winkel
bildend, etwa 25 Schuppenreihen. Vomer zahnlos. Die äußere
Zahnreihe länger als die inneren. 14 Rückenflossenstacheln.
4 (sehr selten 5) Afterflossenstacheln.
Untergattung: Chaetodon.
Sektion Oitharoedus Kaup. Stachlige Rückenflosse nur wenig
länger als die weiche und mit 12 Stacheln. Kopfprofil' sehr
stumpf; L. lat. etwa 55, weiche Rücken- und Afterflosse
stumpf und abgerundet.
Chaetodon meyeri Bloch u. Schneider
Valent. III. p. 455 f. 347; Renard, Poiss. Mol. fig. 25 fig. 135.
Chaetodon meyeri Bl. Schn., Syst. ichth. p. 223; Cuv. Val. Hist., Nat.
Poiss. p. 19 (15); Cuvier, Regne Animal, Poiss. pl. 37 fig. 2 p. 106;
Günther, Cat. II p. 13; Bleeker, Act. Soc. Sei. Ind. Neerl. I.
Vischs. Amb. p. 38. E
Citharoedus meyeri Kaup, Archiv f. Naturgesch. p. 141.
Tetragonoptrus meyeri Bleeker, Atlas, IX p. 32 XVL, fig.5; Bleeker,
Chaet. Verh. Ak. Amsterdam XVII, 1871, p. 55; Bleeker, Onz.
not. ichth., Ternate, Ned. T. Dierk. I p 234.
Holacanthus flavo-niger Lacep , IV, p. 529, 538, pl.'13, fig. 2.
D XII 23—25, A III 20—21, L. lat. 50—54. L.transv. 9 (10)
22—25. |
Schnauze stumpf, aber ‚länger als der Augendurchmesser; Prä-
operculum kaum gezähnelt. Vertikale Flossen, hinten abgerundet,
kaum winkelig. Seitenlinie zieht in einem ruhigen Bogen der Wölbung
des Rückens folgend, dann unter den letzten Stacheln der Rücken-
flosse einen scharfen Knick nach oben bildend und von da schräg
abwärts in der Richtung auf das Ende der Rückenflossenbasis, aber
schon ungefähr nach ?/, der weichen Rückenflosse aufhörend. Nur
im vorderen Teil der Schnauze ein plattes Zahnbündel. |
Körper, Kopf und. Flossen mit. bogigen schwarzen Streifen, einer
‚über die Unterlippe; der zweite rund um die Schnauze. Der 3. vom
Nacken durch das Auge fast bis zur Basis der Bauchflossen; diese
‚Streifen sind hellgelb eingefaßt; der vierte geht vom ersten Rücken-
‚flossenstachel bis zur Suprascapula (bei einigen Exemplaren kaum
‚angedeutet); der fünfte am oberen Ende der Rückenflosse, geht dann
abwärts über das Präoperculum und von hier am Bauche enilang
und durch die Basis der Afterflosse, der sechste geht konzentrisch
‚mit dem vorigen, berührt. das Ende des Operculum und die Wurzel
‚der Brustflossen und zieht sich dann fort bis zum oberen Teil des
Schwanzflossenstieles, der 7., 8. und 9. sind ebenso gebogen, und strahlen
Archiv für Naturgeschichte
1923; A. 5. 4 5 Heft
50 | Ernst Ahl:
von der Brustflossenwurzel aus; Schwanzflosse mit 2 schmalen Bändern;
Operculum mit einem vertikalen weißen Strich; Bauchflossen hell;
Afterflosse mit 2 Streifen, von denen der äußere eine hellere Mittel-
zone zeigs. — Heimat: Molukken, Ostindien, neu für Bismarckarchipel
und für Ostafrika. — Länge bis 153 mm.
E Katal Total L ee:
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N AN er 5 I Fe ‘ Ralum sehr gut; Dahl
2,1 39:1 31.118,83 Ralum sehr gut Dahl
3:78, 137, 10,6 Jaluit sehr gut | Steinbach
4,| 81, 8 ala 12,2 Jaluit sehr gut |, Steinbach
5.1.82, | 3%. I. 144 Jaluit gut Finsch
6.1 8 31/, | 9,5 | Ost-Indien | leidlich v. Borck
7.| 8, |3Y/s-'/.| 12,2 \MikindaniD.0.Afrika| sehr gut Grote
Färbung eines lebenden Tieres aus Ralum (nach Dahl): Rücken
mit einzelnen braunen Flecken. Körperoberseite grau bis zum Auge
mit etwa 6 gebogenen dicken Bändern. Stirn schwarzgrau. Kopf
mit grüngelben und schwarzen Querbinden; eine gebogene schwarze
Binde hinter dem Maul und eine durchs Auge; Schwanz grüngelb mit
abwechselnd orangefarbener und schwarzer Querbinde und durch-
sichtigem Ende; Rückenflosse mit orange nach hinten gelben Rand,
etwas schwarz und dann hinten grüngelb mit orange Punktbinde;
Brustflossen durchscheinend mit gelber Basis, Bauchflossen gelb;
Afterflosse von außen gelb, schwarz mit gelblicher Mischung, orange,
gelb, schwarz, gelb. Kiemendeckel mit gelber Binde, ebenso neben
dem Bauch. — Ein anderes Exemplar von demselben Fundort hat
folgende Farbenbeschreibung: Seiten hellgrau mit gebogenen schwarzen
Längsbinden; durchs Auge und über die Schnauze ein schwarzes und
‚gelb begrenztes Querband; Kopf oben grau, Bauch und Brustflossen
gelb. Rücken und Schwanzflossen schwarz, gelb und orange. Hintere
Rückenflosse mit 2 schwarzen Bändern und dazwischen Orangeflecken,
Schwanz mit 3 schwarzen Bändern und dazwischen Orangelinien.
'Afterflosse schwarzgelb gerandet und gebänaert. Rücken vorn grünlich
mit Orangeflecken.
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 51
Das mir vorliegende Stück aus Mikindani, Deutsch-Ostafrika,
unterscheidet sich nur wenig von den anderen mir vorliegenden Stücken.
Mir ist überhaupt bei dieser Art aufgefallen, daß die Länge und An-
ordnung der Bänder etwas variiert, auch bei Tieren von demselben
Fundort, sodaß man hierauf bei dieser Art wohl kein großes Gewicht
legen darf Bei diesem Stück nun ist diehinter der Augenbinde gelegene.
Binde etwas breiter als bei sämtlichen anderen Stücken, ebenso ist
auch die Bänderung der Afterflosse etwas breiter, sodaß die gelbe
Grundfarbe derselben nur wenig in schmalen Linien zur Ansicht
kommt. Doch sind diese Unterschiede zu gering und vielleicht auch
zu wenig konstant, um den Tieren hierauf einen Charakter als Unter-
art zusprechen zu können.
Chaetodon ornatissimus Solander
COhaetodon ornatissimas Solander, in Cuv. u. Val. Poiss. VII p. 22 (17);
. Lesson. Zool. Voy. Coquille II p. 179 Atl. Poiss. tab. 30 fig. 1
(nicht gut); Bleeker, Act. Soc. Sci. Ind. Nerl. II. Achtste bijdr.
vischf. Amb. p.55; Günther, Cat. Fish. Il, p.15; Günther,
Fische Südsee, p. 38, taf. 30 fig. B; Kner, Zool.,. Novarafische,
p. 98; Jordan u. Seale, Fish. Samoa, p. 345; Seale Bishop
Museum, 1901, p. 100; Jenkins, Fish. Hav. Isl. Bull. U. S. Fish.
: Comm. XXII, p. 472 (Färbung des lebenden Fisches).
Chaetodon ornatus Gray, Zool. Misc. p. 33, 1834; Griff., Anim. Kingd.
X. p. 323, taf. 20.
Citharoedus orantissimus Kaup, Chaet. Arch. f. Naturgesch. XXVI
I, p. 141.
Tetragonoptrus ornatissimus Bleeker. En. Poiss. Amb. Ned. T. Dierk.
II, p. 282; Bleeker, Atlas, Chaet. p. 32, taf. 13, fig 2; Bleeker,
Chaet. p. 57.
D XII 24-27, A III (19-—) 21-—23, L. lat. 50—56, L. transv.
10—11/24—25.
Schnauze stumpf, kaum vorgezogen, mit etwas eingedrücktem
oberen Profil, so lang oder etwas kürzer als der Augendurchmesser;
Auge etwa dreimal in der Kopflänge und etwa 10—16®/;mal in der
Körperlänge enthalten. Kopflänge etwa 31/,—3!/, in der Körperlänge.
Präoperculum fein gezähnelt ; Rücken- und Afterflosse hinten abgerundet
oder mit einem abgerundesen Winkel; Schwanzflosse gerade abgerundet;
die geringste Höhe des Stieles größer als der Augendurchmesser und
etwa 8—8!/,mal in der Körperlänge und etwa 6—6!/,mal in der größten
Körperhöhe. Seitenlinie in gleichmäßigem Bogen der Rückenwölbung
folgend bis unter die letzten Rückenflossenstacheln, wo sie, nach einer
scharfen Ausbuchtung nach oben, nach unten abbiegt, auf das Ende
der Rückenflossenbasis zu läuft, aber noch davor aufhört.
Kopf mit 6 vertikalen schwarzen Bändern; das 1. quer über die
Unterlippe, das 2. rund um die Schnauze, das 3. ist das Okularband,
das bis auf die Brust reicht; das 4. Band ist eine schmale Binde über
das Präoperculum, welche sich als schwarze Randlinie entlang der
ganzen Schuppenscheide der Rückenflosse fortsetzt; die 5. geht über
4 5.Heft
592 . Ernst Ahl:
das Operculum; und die 6. am Rande der Kiemenspalte; die 3 ersten
leuchtend gelb gerändert (in Alkohol). Körper mit 6-7 schiefen
orangefarbener grau geränderten Bändern, die nach hinten ansteigen.
3 parallele, gelbe (in Alkohol) Bänder erstrecken sich zwischen aer
Brustflosse und der Kehle. Rückenflosse mit schwarzem Bande
nahe am Rande, dann ein weißes Band, und ein sehr schmaler schwarzer
Saum; Afterflosse mit einer breiten schwarzgrauen (in Alkohol) Binde,
dahinter einem gelben, und dann einem schwarzen Endsaum. Schwanz-
flosse mit einem schwarzen Bande in der Mitte und einer schwarzen
Binde vor dem hyalinen Endsaum. ‚Bauchflossen hell. — Heimat:
Hawai, Samoa, Tahiti, Guam, Neu-Guinea, Ravotonga, >
Molukken bis Polynesien. — Länge bis 170 mm.
Chaetodon ornatissimus Sol. var.:Kaupi E. Ahl v.n.
Kaup beschreibt in seinem Artikel über Chaetodonten im Arch.
f. Naturgesch. 26 p. 142 eine Varietät, der er aber keinen Namen
beilegt, und die ich deshalb zu Ehren des Beschreibers var. Kaupi
benenne. Er beschreibt sie kurz folgendermaßen: D XIII 21, A III 20
mit mehr wagerecht gehenden Längsstreifen. Augenstreifen. nur bis
zur Spitze der Brust, 2. nur zum Rande des Opercels. Heimat ist nicht
angegeben.
2 u 4 N Auge in
SE atalog otal- T,
er | Nr. länge | - D. A Le transv. "Kopf Schnau- Koae pP.
1.| 6269 | 121 ey, | 2. | 55 lo | 3 ı | 10%, | P>A
2.120388. 9,9: 14/5 | a BER L.378<A | ; 9% P>A
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DE BER TE ne re Ba Aal u 5 ra ln STarsın MR 10). ta PA
SE en a en nr a Fundort Erhaltung Sammler (Geber)
a Ä
1. 1°707,* | 83/5101 10.0 | Samoa | sehr gut Godeffroy typ.
Br a) Si, 8,3 ‚Ralum sehr gut ni Dabla ei, "type.
a Be 1,6 Samoa gut Thilenius typ,
4.|\f.81/, | 32/,-Y/, | 12,4 Samoa sehr gut Thilenius typ.
5.1.8 | 32,-/ 1.105 Matupi | sehr eut Heinroth, Mencke | typ. .
Färbung des lebenden 'lıeres (fi. typ., nach Dahl) hopf von
vorn schwarz. gelb, schwarz, gelb, schwarz (durchs Auge) gelb, quer-
gebändert. Ein Stirnfleck vor dem Auge olivengräulich; 3 senkrechte
schwärzliche Streifen auf dem Kiemendeckel, der hintere schmal,
am Rande, der vordere nach oben in einen seitlichen Rückenstreif
sich- fortsetzend. Körperseiten orange und grau schräg gebönaert
(6) graue Bänder, die 2. und 4. Orangebinde über der Basıs der Brust-
flosse verbunden, die 5. und 6. unterbrochen, voro nach dem Kiemen-
deckel sich. hebend. Rücken und Bauch gelblich, Bauch: und Brust-
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 53
flossen orange. Alle anderen Flossen schwarz, gelb, schwarz, nur
vorn fehlt das Schwarze meistens und am Schwanz der Rand grau
‚(Stück aus Ralum).
Färbung nach Jordan u. Seale: Farben eines lebenden Stürkes
von Apia grau; Kopf und Brust golden, 5 oder 6 schwarze vertikale
Streifen über dem Kopf, die Zwischenräume gelb, diese alle parallel
mit dem Okularband, welches am breitesten ist; 3 orange Bänder
vor der Brustflosse; 6 schräge Streifen am Körper aufwärts und rück-
wärss reich orange braun; ein 7. Streifen von dunkelbrauner Farbe auf
d r Afteiflosse, die eingefaßt wird von einem schmalen schwarzen
Streifen, dann einem gelben und dahinter einem schwarzen; Rücken-
flosse mit 2 gelben und 1 schwarzem Streifen, Schwanzflosse mit
2 schwarzen Streifen und 1 trüben gelblichen Streifen dazwischen;
Basis der Flosse grau; Bauchflosse golden. Bru.tflosse trübe orange;
Brust vorn schwarz beim Zusammentreffen der Okularbänder.
In Otaiti wird cieser Fisch nach Solander ‚parahah‘“ genannt,
während Lesson und Garnot den Namen „parara outou‘ angeben,
Auf Samoa wird er „Tifitifi a’au“ genannt (nach Jordan).
Sektion: Rabdephorus Swainson
Körperform oval, Schuppen regelmäßig gerundet; horizontale
oder nur wenig schräge Längsreihen der Schuppen der unteren Körper-
hälfte. Stachlige Rückenflusse fast zweimal so Jang als aie weiche,
und mit 12-—16 Stacheln.
Chaetodon blackburni Desjardins
Renard f. 22, No. 121.
Diadodon blackburni Desjardins, Compt. Rend. Soc. Hist. Nat. Isle.
de France; Cuvier Regne animal, Poissons, pl. 37, fig. 3; Günther,
Cat. Fish. II, p. 32.
D XVI1 22, A III 16-17, I. lat: 43, L. transv. 7/18.
Schnauze leicht vorgezogen, so lang oder wenig länger als der
Augendurchmesser. Präoperculum am unteren Rande unbestimmt
gezähnelt. Rücken und Afterflosse hinten mit nahezu rechtem ab-
gerundetem Winkel. Schwanzflosse abgestvutzt, der Stiel niedrig und
etwa 11}/,mal in der Körperlänge und etwa 7mal ia der größten Körper-
höhe enthalten. Kopf etwa 3°/,mal in der Körperlänge. Seitenlinie
in hohem Bogen bis zum End» der Rück»nflossnbasis.
S 3 A Auge in
8x ut ER i ah ur Tr 2
B , ang N .
8 r nge | | transv Kopf Schnau- Rosden P.c
1.| 9468 | ss | , |-», | 4 | 7, | .3 Fr 1 7") era
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= P.C. in | Kopf in | Körper Ss 1
sAjt.0.ın P = = h Sammler
E a Körper | Körper | länge Sunkoxs Erkalmup ): (Geber)
= .
% 11"), | 3/5 | 8,2 \ Mauritius gut Moebius
Chaetodon blackburni Desj.
5. Heft
54 A:
Das Okularband, etwas schmaler als das Auge, geht vom ersten
Rückenflossenstachel bis zum Rande des Präoperculum. Schnauzen-
spitze schwarz. Der vordere Teil des Körpers hellfarbig, nach hinten
zu dunkler werdend und die weiche Rückenflosse, Afterflosse und den
dazwischen liegenden Teil des Schwanzstieles schwarz färbend. Un-
gefähr sechs schmale dunkle Streifen steigen von Kopf und Brust
schräg nach hinten an. DBauchflosse und Schwanzflosse weiß (in
Alkohol). — Fundort: Mauritius. — Länge etwa 10 cm.
Chaetodon luetuosus Cuv. u. Val. A
Ohaetodon luctuosus Cuv. u. Val., Poiss. VII p. 37; Quoy u. Gaimard,
Voy. Freye. Zool. p. 382; Günther, Cat. 2 p. 33. |
Citharoedus luctuosus Kaup, Chaet. Arch. f. Naturgesch., XXVI
1860 p. 142.
D 14—17, A III 16.
Schnauze kurz, stumpf, und gleich dem Augendurchmesser.
Körperform ähnlich dem C'haetodon trifasciatus. Körper braunschwarz
(nachgedunkelt?) mit schmalen Längsstreifen (Cuv.). — Heimat: -
unbekannt.
Chaetodon plebejus Broussonet
Linne Gmelin, p. 1299.
Chaetodon plebejus Broussonet, ap. Cuv. Val., Poiss. VII p. 68 (84);
Günther, Cat. II: p.5; Günther, Fische Südsee, p. 35 taf. 32
fig.B; Day, Fish. Ind. p. 104 taf.26, fig.3; Day, Fish. Brit.
India II p.3; Steindachner, Ichth. Beitr. XVL S. B. Ak. Wien
1893 p. 13; Jordan u. Seale, Fish. Samoa, p. 345.
D XIV 17—19, A (III?) IV—V 15—17 L. lat. 43—45, L. transv.
6-—7/(13—) 15—17.
Schnauze ziemlich kurz, nicht so lang wie das Auge; Präoperculum
kaum gezähnelt. Rücken- und Afterflosse hinten abgerundet. Schwanz
rundlich abgestutzt.. Schuppenreihen laufen horizontal. Die Seiten-
linie ist nur schwach gebogen und geht bis zum Ende der Rücken-
flossenbasis.
Augenbinde schmaler als das Auge, am vorderen und hinteren
Rand hell (blau?) eingefaßt und reicht von der Höhe des Nackens
bis zum unteren Rande des Interopereulum. Ein großer, schwarz-
brauner Augenfleck am Schwanzstiel, der nach vorne noch ein wenig
über denselben hinausragt und von einem hellen (bläulichen?) Ring
umschlossen ist. In der Mitte der weichen Rücken- und Afterflosse
eine gelbliche Binde, die sich nach vorne bei der stachligen Rücken-
flosse mehr oder minder weit erstreckt. Weiche Rücken- und After-
flosse mit einem hellen Saum. Schwanzflosse mit breitem hellem
Randsaum, der nach vorne durch eine schmale, dunkle Querbinde
abgeschlossen wird, ein sehr großer, längs ovaler mattdunkler Fleck,
stets länger als der Kopf und in seiner größten mittleren Höhenaus-
dehnung höher als das Auge, liegt ungefähr zwischen der 5.
bis 30. Schuppenreihe der Seitenlinie, die den Fleck in seiner Länge
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Uhaetodontidae usw. ‘95
durchläuft. ° In der Mitte- jeder Schuppenreihe liegt eine schmale
Binde oder Rleckenreihe. — Heimat: Südsee, Neu-Guinea, Indien?,
selten. — Länge etwa 10 cm.
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Die Anwesenheit von 4—5 Afterflossenstacheln würde die Not-
wendigkeit ergeben, diese Art zur Gruppe Megaprotodon zu stellen;
doch zeigt sie in allen anderen Merkmalen, daß sie ein echter Chaetodon
ist. Auch durch dieses Bindeglied erweist sich aie Hinfälligkeit der
„Gattung‘“ Megaprotodon.
Chaetodon maculiceps (Ogilby).
Megaprotodon maculiceps Ogilby, New Fish, Proc. R. Soc. Queensland
23, 1910 p. 14.
DXIV 18, A IV 15, L. lat 46, L. transv. 6/15.
Schnauze leicht vorgezogen und stumpf zugespitzt, 1,25 im
Augendurchmesser. Präoperculum gezähnelt. Schuppen mäßig groß,
die in der Mitte des Körpers etwas größer als die vorderen Schuppen
und viel größer als die auf dem Schwanz, die schnell nach hinten an
Größe abnehmen. Rücken- und Afterflosse hinten abgerundet,
Schwanztlosse schwach gerundet. Brustflosse zugespitzt.
Färbung (in Alkohol): hellrötlich, mit 5 ziemlich breiten dunklen
Längsbinden, die der Wölbung des Rückens folgen über der Seiten-
linie, und 12 viel schmaleren Linien unterhalb derselben; ein großer,
schwarzer elliptischer Fleck bedeckt den mittleren Teil der Seite von
oberhalb der Mitte der Brustflossen bis unterhalb des vorderen Drittels
der weichen Rückenflosse; ungefähr-?/, desselben sind unter, der Rest
über der Seitenlinie; ein großer, ovaler, schwarzer Fleck an der Seite
des Schwanzes, teils unter dem Ende der weichen Rückenflosse und
teils auf dem Schwanzstiel, über dessen oberes Ende er sich ausdehnt,
aber dessen unteren Rand er nicht erreicht. Okularband geht von
kurz vor der Rückenflosse durch das Auge zum Interopereulum, am
dunkelsten oben, und etwas unterbrochen durch einen helleren Fleck,
wo es den Nacken verläßt. Opereulum mit mehreren großen dunkel-
braunen Flecken. Weiche Rücken- und Afterflosse je mit einem
5. Heft
56 Ernst Ahl:
schmalen dunklen intramarginalen Band, welches sich auf der ersteren
bis zu den hinteren Strahlen ausdehnt; Schwanzflosse mit einem
breiten hellbraunen Basalband und einem dunkelbraunem, "etwas
bogenförmigen mittleren Band. — Fundort: Moreton Bay. — Länge
7,5 mm.
Chaetodon trifaseiatus Mungo Park (typ.).
Valentyn, Amb. Fig. 93, 450; Renard, Poiss. Mol. I tab. 30 nd 10;
Seba, Thes., IH. p. 101, tab. 29, fig. 10.
Chaetodon trifasciatus Mungo Park, ne Linn. Soc. III 34 (1792);
Jordan u. Seale, Fish of Samoa, p. 344,; Waite Rec. Austr. Mus.
V p. 32; Weber, Sibogaexp. 1913 p. 304; Lac., Poiss. IV p. 495;
Günther, Playfair, Fish. Sansıbar p. 34; J enkins, Fish. Hawai,
Isl. Bull. U. 8. Fish. Comm. 23 p . 475 (Färbung des lebenden
Fisches); Day, Fish. Brit. India, 1889 p.2; Klunzinger, Fische
Rot. Meeres 1884, p. 56; Sauvage, Hist. Nat. Madagaskar p. 254
(1891).
Tetragonoptrus trifasciatus Bleeker, Atlas, Chaet. 35, tab. 15; Bleeker
Chaet. p. 69.
Chaetodon vıttatus Bloch u. Schneider, Syst. Ichth. 227, 1801.
Chaetodon vittatus Günther, Fische Südsee, p. 41; Günther, Cat. I
p. 23; Beechey, Voy. Zool. p. 61 pl. 17 fig. 3; Cuv. u. Val. VI
p. 34 (26); Bleeker, Verh. Batav. Gen. XXIII Chaet. p. 18;
Klunzinger, Syn. Fish. Rot. Meer p. 114; Day Fish. Ind. p. 103
pl. 27, fig. 5 (1876); Kner, Nowarafische, p. 100; Bennett, Voy.
Blossom. Zool. p. 61, tab. 16 fig. 3.
Chaetodon tau-nigrum Cuv. Val., Poiss. VII p. 2 (29); Günther, Cat.
Fish. II, p. 32; Günther, Fische Südsee, p. 47.
Chaetodon austriacus Rüppell, N. Wirb. Fische, p. 30 taf. 9.
Chaetodon ovalis Thiollieıe, Fauna, Woodlark, p. 164 (1857).
COhaetodon pepek Montrouzier, Fauna Woodlark, p. 164.
Ohaetodon trifasciatus var. arabica Steinaachner, Denk. Ak. Wien, 71,
p. 138, pl. 2 fig. 3
Ohaetodon engen oe u, Räuber, Zool. Erg. Reise Rot.
Meeres, 1877, p. 1
Chaetodon bellus Sol. A SS.
Ortharoedus vittatus Kaup, Chaet. Arch. f. Naturgesch. 26, 1860, p. 142.
‚Ortharoedüus austriacus Kaup, Chaet. 1. e. p. 142.
Citharoedus taunigrum Kaup, Chaet. 1.c. p. 142.
Sarothrodus vittatus Bleeker, Trois. Mem. Ichth. Halmahera Ned. T.
Dierk. I p. 156.
Tetragonoptrus vittatus Bleeker, Onz. Not. Ichth. Ternate Ned. T.
Dierk. I p. 234. :
D (XH—) XIU (20—) 21 (—23), A III (18—) 20
(—21), L. lat. (307—) .38. transv. 5/13.
Schnauze ‚kurz, stumpf, ISImEe 2/,; bis ®/, des Augendurch-
messers. Pıäoperculum ein ganz klein wenig gezähnelt. Rücken-
und Afterflosse enden hinten: in einem abgerundeten Winkel. Kiemen-
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. _ 57
dornen ziemlich gleich groß. Seitenlinie steigt in schrägem Bogen gegen
‚den Rücken an, und bricht unter der weichen Rückenflosse völlig ab,
tritt jedoch (allerdings wenig sichtbar) in halber Höhe des Schwanz-
stieles längs 5—6 Schuppen wieder zutage. |
Färbung (in Alkohol) (typ.): Körper mit vielen schwarzen Streifen,
den Schuppenreihen folgend, der Streifen unmittelbar unter der Seiten-
linie manchmal mit einem etwas stärker angedeuteten punktartigen
Fleck (der nicht breiter als der Streifen selbst ist). Streifen sind bis
unterhalb der Körpermitte scharf ausgeprägt. Schnauze schwarz.
Stirn dunkel. Okularband vom Nacken durch das Auge bis über die
Brust schmaler als das Auge. Hinter dem Okularband noch ein
schmaler Streifen bis zum Präoperculum oder eine Spur darüber.
‚Okularband beiderseits und der schmale Streifen dahinter vorne weiß
begrenzt, eine schwarze goldumränderte Binde an der Basis der Rücken-
flosse reicht etwas auf den Schwanzstiel. Schwanzstiel dunkelgrau.
Auf der Schwanzflosse eine schwarze, heller eingefaßte Binde. An
der Basis der Afterflosse eine schwarze, goldumränderte Binde, After-
flosse schwärzlich, mit hellem Randsaum. Auf der weichen Rücken-
flosse zwei schmale dunkle Streifen. Bauchflossen hell. — Heimat:
Südsee von Hawai bis Sumatra. — Länge bis 12 cm.
Chaetodon trifasciatus Park subsp. eaudifaseiatus subsp. n.
Kiemendornen alternierend, indem zwischen je zwei größeren
ca. 1—2 kleinere stehen.
Grundfarbe (in Alkohol) bei allen mir vorliegenden Exemplaren
etwas heller als bei der subsp. typ., die auf den Schuppenreihen entlang
laufenden Längsstreifen sind schon etwas oberhalb der Körpermitte
nicht mehr so deutlich sichtbar als bei der subsp. typ. Der schwarze
Streifen hinter dem Okularbande etwas breiter. Die bei der Haupt-
form nur angedeutete fleckartige Verbreiterung des direkt unter der
Mittellinie liegenden Längsstreifen sehr stark ausgeprägt. Kopfbinden
nicht so scharf begrenzt und so hell eingefaßt als bei der Südseeform.
Schwarze Binde an der Rückenflossenbasis nicht so scharf eingefaßt,
etwas heller, sich fast bis über den ganzen Schwanzstiel erstreckend.
Hinter dieser Binde der Schwanzstiel scharf weiß abgesetzt, nicht
grau wie bei der Hauptform. Schwarze Binde der Afterflosse nur
an der Basis goldig weiß umgrenzt, nicht so breit, Afterflosse hell,
weißlich, gegen den Rand bezw. den hellen Endsaum zu eöwas dunkler
werdend; die bei der Stammform auf dem Nacken zusammenfließende
ÖOkularbinde oben offen bleibend, verschwindend. — Fundort: West-
.küste Sumatras über Madagaskar bis Ostküste Afrika: . |
Chaetodon trifasciatus Park. subsp. austriacus Rüppell
Mundpartie schwarz, auf der Stirn und Hinterstirn drei bis vier
schwarze Quer- und Schräglinien, die obersten ein. Dreieck bildend.
Okularband etwas breiter als bei der Stammform vom ersten Stachel
der Rückenflosse an beginnend und auf der Brust zusammenstoßend.
‘ Das dahinterliegende Band bedeutend breiter als bei der Südseeform
ö,Heft
58 | Ernst Ahl:
Die den Schuppenreihen folgenden dunklen Längsstreifen sind ober-
halb der Körpermitte nach hinten verbreitert. Der längliche Fleck
des unterhalb der Seitenlinie liegenden Streifens außerordentlich groß,
Afterflosse schwarz, an der Basis gelb umrandet. Schwanzstiel und
Schwanzflosse schwarz, letztere mit breitem, hellem Endsaum. Weiche
Rückenflosse nur an ihrem äußeren Rande eine breite schwarze Binde
mit hellem Flossensaum. Kiemendornen alternierend, groß und klein,
mit ziemlich starken Größendifferenzen. — Fundort: Rotes Meer.
Chaetodon trifaseiatus Park subsp. arabiea Steindachner
‘ Schnauze kurz, stumpf, ebenso lang oder unbedeutend länger
als das Auge. Zöhne haarförmig, auf die vordere Seite der Kiefer be-
schränkt,. Rücken- und Afterflosse mit elliptisch gerundetem hinveren
Winkel.
Grundfarbe des Kopfes und Rumpfes kirschrot mit einem
schwachen Stich ins gelbliche. Tiefer rote Längslinien am Rumpfe,
der Richtung und der Zahl der Schuppenreihen entsprechend. Mund-
spalte bis zur Schnauzenspitze ringsum schwarzbraun und zwar nach
hinten bis zu dem vertikal gestellten weißlichen Streif, der die gleich-
falls schwarzbraune Augenbinde nach vorne unterhalb des Auges
begrenzt. Die Okularbinde ist nur wenig schmäler als das Auge, nament-
lich in dem unter letzterem gelegenen Teile und reicht nach oben von
der Oceipital-Gegend an mit der Binde der entgegengesetzten Seite
vereinigt, bis zum Ende der Rückenflosse. Die hinter der Oxularbinde
gelegene und von dieser durch einen schmalen Längsstreif von weiß-
licher Färbung getrennte, nur wenig schmälere schwarzbraune Vorder-
deckelbinde setzt sich am Rumpfe anfänglich als schmalen Saum über
die Schuppenscheibe der Rückenflosse fort, nimmt im weiteren Verlauf,
der Höhenzunahme der Schuppenscheide gegen den letzten Rücken.
flossenstachel entsprechend, allmählich an Breite zu und dehnt sich
zuletzt über den gliederstrahligen Teil der Flosse bis zu dem weiß
gesäumten freien Rand der Strahlen aus. Ohne Unterbrechung ver-
breitet sich diese schwarzbraune Färbung herauf über die ganze Höhe
und Länge des Schwanzstieles, sowie über den größten Teil der
Schwanzflosse, die nur im hinteren Längendrittel oder -viertel eine
wässrig gelbe Randzone zeigt, die durch einen intensiv gelben Streif
nach vorne scharf abgegrenzt wird. Die Färbung des unteren Rand-
teiles des Rumpfes mit Einschluß der Afterflosse entspricht genau
jener des obersten Randteiles des Rückens und dessen Flosse, indem
die samtartige braunschwarze Färbung sich über die Gliederstrahlen
der Afterflosse bis zum freien Flossenrande sowie über die Schuppen-
scheide der Afterflossenstachel hinabzieht, zugleich aber nach oben,
merklich weiter über den Rumpf sich fortsetzt, als es in entgegen-
gesetzter Richtung unterhalb der Rückenflosse der Fall ist. Ein
schwetelgelber Streif trennt die schwarzbraune Färbung am Schwanz-
stiele und der Afterflossengegend scharf von der Grundfarbe des
Rumpfes, weniger scharf ist dieser Streif im oberen Verlaufe der
schwarzen Binde unterhalb und vor dem gliederstrahligen Teile der
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 59
Rückenflosse ausgeprägt. Ungefähr 40 Schuppen in gerader Linie
zwischen dem hinteren Kopfende und der Basis der Schwanzflosse.
— Fundort: Arabische Küste bei Macalla. — Länge etwa 16cm.
Unter dem Namen Ü. tau-nigrum hat Cuv. einen kleinen Fisch
beschrieben, der sich als die Jugendform von (©. trifasciatus heraus-
gestellt hat. Ich habe sämtliche Übergänge von dieser Form zur
Färbung des ausgewachsenen Tieres vor mir.
Das Okularband ist schmal, das dahinterliegende schmale Band
nicht vorhanden oder nur angedeutet. Auf den Schwanz zwischen
dem Ende der Rücken- und Afterflossen befindet sich eine schwarze
Linie, an welche sich ein schwarzes Dreieck anschließt, sodaß das
ganze die Figur eines liegenden T. bildet. Alle Flossen blaß. Längs-
streifen des erwachsenen Tieres schon vorhanden, doch meist in Punkte
aufgelöst. Afterflosse manchmal mit schwärzlichem Saum. Die hier
beschriebene Form ist das Jugendstadium der subsp.typ. und der
subsp. caudilasciatus:
Unter dem Namen (. trifasciatus var. Klunzingeri beschreiben
Koßmann u. Räuber einen kleinen Fisch, von dem mir leider kein
Exemplar vorliegt, von dem die Verfasser jedoch eine leidliche Abbildung
liefern. Diese genügt, um zu erkennen, daß es sich bei diesem Fisch
um die Jugendform der subsp. austriacus handelt.
Es fehlt bei diesem Fisch gänzlich sowohl die schwarze Färbung
der Mundgegend als auch die schwarze Binde hinter dem Augenband
des Erwachsenen. Die Augenbinde ist oberhalb des Auges gelb gesäumt.
Ein orangegelber Fleck auf der Stirne ohne schwarze Quer- und Schräg-
- linien. Die Rückenflosse hat keine schwarze Binde. Afterflosse schwärz-
lich. Schwanzflosse schwärzlich, an der Wurzel gelb, Schwanz schwarz,
mit einem gelben Fleck, dicht beim Ende der Rückenflosse. Der
Rumpf ist überall mikroskopisch fein blau punktiert; die Punkte
rücken zu 13—14 Längsbändern zusammen. Länge 3 cm.
Färbung des lebenden Tieres der subsp. typ. (nach Jordan u. Seale)
nach einem Exemplar von Apia: Orange. oben grauer, mit vielen violett
blauen Streifen; Kopf mit schwärzlichen Linien, Stirn braun; ein
goldner Streifen, dann das Okularband, dann ein weißlicher Streifen,
hinten gelb, dann bräunlich, weißlich und purpurschwarz, der schwarze
Streifen parallel mit dem Okwarband; die stachlige Rückenflosse
hellgelb mit einer purpurnen Binde dahinter; die weiche Rückenflosse
gelb, schwarz, gelb, violett, graupurpur, violettgrau, die Außenseite
cremebraun, das schwarz von gold umgeben; Schwanzstiel schiefer-
farben, dann weißlich, golden, schwarz, golden, und durchscheinend,
das schwarz ein breites Band bildend; Afterflosse mit einem goldenen
Streifen an der Basis, dann schwarz, auf den Stacheln stark braun
werdend, dann golden, dann dunkelbraun, dann golden, die schwarze
Zone von gold umgeben, wie bei der Rückenflosse; Brust golden mit
einem schwarzen Fleck; Bauchflossen golden; Brustflossen bleich gelb.
— Ein anderes Stück von Ralum (nach Dahl:) Körperseiten orange
mit 14 violetten in der Mitte deutlicheren Längsstreifen; Kopf von
vorn schwarz, gelb, schwarz (durchs Auge) gelb, weiß, schwarz, (bei.
5. Heft
Ernst Ahl
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Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw.
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5. Heft
62 Ernst Ahl:
den letzteren schmal und nur in der Mitte) Bauch und Rücken mit
Flossen gelblich. Weiche Rückenflosse im Anfang (gelb) orangerot
(bläulich), gelb, weiß, orangegefleckt (bläulich) gelbweiß, gelb, schwarz,
(nach hinten erweitert) gelb. Schwanzflosse grau, gelb, schwarz, gelb,
gelbweiß; Afterflosse gelb, orangeschwarz, orange, schwarz-gelb,
(das schwarz vorn in orange übergehend). Rand des Kiemendeckels
orangerot, Iris schwarz vorn und hinten gelb. Dazu noch eine Farben-
beschreibung desselben Autors: Körperseiten weißgrauorange mit
violetten Längsstreifen. Schwarz s'nd: Vorderende des Kopfes, Queı-
binde über das Auge und eine schmälere über dem Kiemendeckel nach
oben verlängert; Querbinde über die Schwanzflosse und Rundbinde
der Basis der After- und hinteren Rückenflosse; beide Binden nach
vorn schmäler; gelb sind: Querbinde vor und hinter dem Auge; Be-
grenzung des schwarz der Rückenflosse, innere Begrenzung der
schwarzen Afterflossenbinde und äußere der Schwanzbinde. Orange-
gelb die andere Begrenzung der beiden letzten schwarzen Binden.
ÖOrangerot: Rand des Kiemendeckels, des Bauches in der Aftergegend
und das Ende’ der hinteren Rückenflosse. Schwarzorange: After-
flosse, vorn mit gelbem Rand; grau: Basis und Endrand der Schwanz-
flosse; gelblich: Rückenflosse.
Färbung des lebenden Tieres der subsp. ausiriacus (nach Klun-
zinger): Farbe zitronengelb mit etwa 13 schwärzlichen his violett
schwarzen Längsstreifen, wovon die unteren und oberen etwas bogig
sind; die vierte derselben meist gegen hinten zu in einen länglichen Fleck
erweitert. Die Gegend um den Mund, eine bogige Binde, die schmäler als
das Auge ist, über den Nacken, durch das Auge zur Kehle und Brust,
ferner eine noch schmälere bogige Binde vom vorderen Teil der Rücken-
flosse hinter dem Auge vorbei an dem Winkel des Vordeckels: tief-
schwarz. Die schmalen Zwischenräume zwischen diesen Bändern
gelb. Stirn und Hinterstirn gelb mit drei bis vier schwarzen Quer-
und Schräglinien, Rückenflosse gelb, Rand des weichen Teils mit
einer schwarzen Binde und orangefarbenem Endsaum. Afterflosse
tiefschwarz mit hellgelber Basallinie und orangefarbenem Saum.
Schwanz und Schwanzflosse schwarz. Die breite Randzone der
letzteren weißhyalyn oder rosa. — Auch Rüppell gibt in seinem Werke
eine Farbenbeschreibung des Fisches, von dem ich nur einige ergänzende
Auszüge der Farbenbeschreibung, die Klunzinger nicht angibt, wieder-
gebe. Er spricht von 11 schmalen grauen Streifen, die sich über dem
Körper hinziehen, von denen der vierte von oben gezählt nach hinten
zu sich etwas erweitert. Brustflossen rosenrot, Bauchflosse zitronen-
gelb; schwarze Binde der Rückenflosse orangegelb gesäumt; die drei
ersten Stacheln und der freie Rand der Afterflosse orangegelb. Oben
und unten am Seitenrande der Schwanzflosse ein gelber Fleck
(wohl nur individuelle Abweichung; Klunzinger erwähnt diese
Flecken nicht, auch kann ich bei einem Exemplar nichts dergl. ent-
decken). Der hintere rosenrote Rand der Schwanzflosse durch einen
gelben Streifen von der schwarzen Basis derselben getrennt.
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 63
Einheimischer Name des Fisches in Batavia ‚‚Kepper-lawut“, in
Samoa „Tifitifi tala“.
Der von Blyth als Chaetodon Layardi beschriebene Fisch (Kelaart,
Prodrom. Faun. Zeylon. Append. p. 50) soll nach Day auch ein
Chaetodon trifasciatus sein.
Chaetodon lunulatus Quoy et Gaimard (spec. dub.).
Chaetodon lunulatus Quoy et Gaimard, Zool. Voy. Freyc. p. 391.
D XI 21, A III 19.
Schnauze stumpf, Rücken gerundet, ebenso wie seine Flosse,
die ziemlich erhöht ist. Schwanzflosse abgestutzt. Schuppen groß,
die Seitenlinie fast gerade, wendet sich nach oben und endet gegen
die hinteren ?/; der Rückenflosse. Die Farbe dieses C'haetodon ist
ein wenig silbernes weiß, mit feinen braunen Längsstreifen. Die
Wangen werden durchschnitten von einer senkrechten, schwarzen
Binde, die durch das Auge geht. Die Schwanzbasis ist bedeckt von
einem schwarz und weißen Augenfleck. — Länge 1 Zoll (pouce). —
Fundort: Sandwichinseln.
Chaetodon melanopterus Guichenot
Chaetodon melanopterus (Guichenot) Maillard, Notes sur l’ile de la
‚Reunion, Fauna, ichth. p. 6; Günther Playfair, Fishes Sansibar,
p. 34; Sauvage, Hist. Nat. Madagaskar, p.256 pl.29 fig. 4;
Boulenger, Fish. Muscat, Proc. Zool. Soc. London 1878 p. 657.
D XIIl 21—22, A III 22 (28), L. lat. 32.
Schnauze ebenso kurz als bei Chaetodon trifasciatus; aber das
Profil seines Kopfes ist schräger, seine Rücken- und Afterflosse sind
abgerundet und hoch, was dem Körper des Fisches eine fast kreisrunde
Gestalt gibt, dergestalt, daß seine ganze Länge gleich seiner Breite
ist, Kopf und Schwanz nicht mitgerechnet. Die Zähne dieser Art
sind. spitze Borsten, wie bei den anderen Arten dieser Gattung. Prä-
opereulum gezähnelt. Die Grundfarbe dieses O’haetodon ist gelb, mit
braunen Streifen in longitudinaler Richtung, und überall übersät mit
sehr kleinen schwarzen Punkten, die den Körper wie mit Sand bestreut
erscheinen lassen. Die Gegend um den Mund, das Okularband und
eine ihm parallele Linie, die sich vom ersten Rückenflossenstachel bis
zum Operculum hinzieht, sind schwarz; alle diese Bänder haben eine
gelbe Einfassung. Aber was diesem Fisch einen sehr unterschiedlichen
Charakter gibt, ist die vollkommen schwarze Färbung seiner senk-
rechten Flossen; nur der äußerste Rand der Schwanzflosse ist gelb,
wie es auch der Rand ist, der die Basis der Afterflosse begrenzt. Die
Bauch- und Brustflossen sind auch gelb. — Fundort: Reunion und
Muscate, Seychellen, Aden.
Günther gibt eine ziemlich abweichende Farbenbeschreibung
seiner Exemplare von Aden an: Grundfarbe des Körpers glänzend
gelb mit dunkleren Längsstreifen, den Schuppenreihen folgend. Bei
allen seinen Stücken ist keine Spur der Punktierung des Körpers,
wie sie Guichenot angibt, zu finden. Die Schnauzenspitze ist schwarz,
5.Heft
Ernst Ahl:
ebenso das Okularband und ein anderes parallel mit ihm laufendes
vom 1. Rückenflossenstachel zum Winkel des Präoperculum; das
Okularband ist schmaler als der Augendurehmesser und dehnt sich
rund um die Brust aus. Die senkrechten Flossen sind ganz schwarz,
außer den Enden der stachligen Rücken- und Afterflosse, die gelblich
sind und dem letzten Viertel der Schwanzflosse, das weiß it.
Zu dieser Art gehört wahrscheinlich ein mir vorliegendes Jung-
fischchen von 2,2 cm Länge von den Seychellen. Es zeigt die typische
Jungfischzeichnung der Ü. trifasciatus ,„Gruppe“ (taunigrum) am
Schwanzstiel, unterscheidet sich aber von den typischen Stücken
dieser Art durch die fast fehlende, in Längsstreifen angeordnete
Punktierung des Körpers, die man nur bei aufmerksamer Betrachtung
ganz wenig angedeutet findet, und die weniger aus Punkten besteht,
als vielmehr eine (kaum sichtbare) helle Längsstreifung erkennen läßt.
Ferner ist die Basis der Rückenflosse etwas dunkler und die Afterflosse
ziert ein, gegen die Basis hin breit gesäumtes weißes Band von schwarzer
Färbe und ziemlicher Breite; das Okularband reicht nur a zum Pan:
operculum. Flossen dunkel.
Chaetodon fallax sp..n.
Chaetodon modestus Jordan u. Fowler (nec. Schlegel), Japanese
Chaet. Proc. U. 8. Nas. Mus. XXV. 1903 p. 535.
D XII 25, A III 21, L. lat. 46, L. transv. 4/14.
Schnauze voıgezogen, zugespiszt; Auge etwas größer als die
Schnauze und 22/, im Kopf, Maul klein, Rückenflossenstacheln ungefähr
gleich lang vom 3., der 1. und 2. kürzer; weiche Rückenflosse mit
einem stumpfen Winkel; 2. Afterflossenstachel am längsten, weiche
Afterflosse hoch und abgerundet; Schwanzflosse abgestutzt, mit
scharfen Rändern (edges.). Seitenlinie hoch und parallel dem Rande
der Rückenflosse, dann auf den Schwanzstiel herabsteigend bis- zur
Schwanzflossenbasis. Schwanzstiel ungefähr gleich dem Auge.
Farbe (in Alkohol) hellbraun, oben dunkler; Seiten mit Reihen
von dunklen Längslinien, die sich hinten nicht teilen; ein schwärzlich
braunes Band durch das Auge, gleich dem Augendurchmesser, hinter
heller begrenzt; ein schwärzliches Band an der Basis der Schwanzflosse.
Ein braunes Band über die Basis des: Schwanzstieles; Bauchflossen
schwärzlich braun; Schwanz- und Brustflossen hell; Schnauzenspitze
schwärzlich. — Länge 25/,, Zoll (inches). — Heimat: Misaki.
Bei kleineren Stücken ist ein breites bräunliches Querband auf
dem vorderen Teil des Rückens, getrennt durch eine weiße Zone hinter
dem dunklen Okularband; das helle Band dehnt sich aus von vor der
Rückenflosse senkrecht über die Kiemendeckel zur Brust; der Augen-
fleck in der Rückenflosse ist breit mit weiß gesäumt, sich nach unten
ausdehnend, vor dem Rand auf den Schwanzstiel als eine unbestimmte
helle Binde. Die hintere Hälfte des Schwanzstieles weiß; das Profil ist
nahezu senkrecht von der Schnauzenspitze zum Anfang der ee
flosse. |
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 65
" Bei sehr jungen‘Exemplaren breitet sich das schwärzlich braune
Band auf den Schwanzstiel aus entlang der Basis der Afterflosse, und
das Band an der Schwanzflossenbasis erscheint. Die Schnauze ist.
konvex und die Nackenschuppen sind groß. ah
Chaetodon ephippium C. u. V.
Ruysch, Nov. Coll. pisc. Amb. p..3tab. 2, fig. 9; Renard, Poiss. Mol. I
tab. 55 fig.239?; Valentyn, Amb. fig. 407.
Chaetodon ephippium Cuvier u. Val., Poiss. VII, p. 80 (61) tab. 174:
Lesson, Zool. Voy. Coq. II, p. 174, tab. 29, fig. 1; Bleeker, Vierde
"bijdr. ichth. Amboina, Nat. T. Ned. Ind. V, p. 337; Bleeker,
Bijdr. ichth. Flores, Nat. T. Ned. Ind. VIp. 327; Thiolliere, Fauna
- Woodlark, p. 162; Günther, Cat. Fish. II p.7; Günther, Fische.
Südsee, p. 36, tab. 27, fig. a u. b; Jordan u. Seale, Fish. Samoa,
p- 343; Seale, Bishop. Mus. 1901, p. 97; Jordan u. Snyder, Fish.
Havai, Bull. Bur. Fish. XXVI 1907, p. 216.
Chaetodon principalis Cuv. u. Val., Poiss. VII, p. 81 (62).
Chaetodon Garnoti Lesson, Zool. Voy. Coq. II, p. 174.
Rabdophorus ephippium Swainson, Nat. Hist. Fish. II. p.211., . _
Linophora ephippium Kaup, Chaet. Arch. f. Naturg. XXVI, I p. 156.
Linophora prineipalis Kaup, Chaet. Arch. f. Naturg. XXVI, p. 156.
C'haetodon Mulsanti Thiolliere, Fauna Woodlark, p.163. °
Chaetodon pepek. Montrouzier, Fauna Woddlark, p. 163. Bu
Tetragoneptrus ephippium Bleeker, Sept. ichth. Timor, Ned. T. Dierk.
1. p. 270; Bleeker, Chaet. p. 65; Bleeker,-Atlas Chaet. p. 36 tab. 16
fig. 2. > ar ESOR,
.. D (XII—) XII (--XIV) (23—) 24—26. “A Br;
A III 21—23, L. lat 36 (—39), L_transv 8. (—9) 15—16 (®/,, nac
Günther) ir
Schnauze spitz, vorgezogen, 1!/;—2mal so lang’ als das ‚Auge,
das 31/, bis fast 4mal in der Kopflänge enthalten ist. Präoperculum.
am Winkel gezähnelt. Die Kopflänge 3--31/,mal in der Körperlänge.
Rücken- und Afterflosse hinten abgerundet, erstere hat den 4. und
5. Strahl zu einem Faden ausgezogen. Schwanzflosse abgestutzt, der
oberste und unterste Strahl etwas verlängert. Die geringste Höhe:
des. Schwanzstieles etwa 9mal in der Körperlänge und etwa 5!/, bis’
6mal in der größten Körperhöhe enthalten. Seitenlinie der Wölbung:
des Rückens folgend bis zum Ende der Rückenflossenbasis. Bi.
Das schwarze Okularband ist auf einen kurzen, schmalen, wenig:
deatlichen vertikalen Strich durch das Auge reduziert. Grundfarbe.
gelb, mit einigen dunklen (in Alkohol fast silbrig schimmernden)
Längsstreifen auf jeder, Seite des Bauches. Ein sehr großer, sattel-
förmiger, tiefschwarzer Fleck auf dem Rücken, unter und auf der
Basis der weichen Rück:nflosse. Dieser Fleck verlängert sich in den
Rücksnflossenfad:n und hat unten einen breiten, weißen Saum. Die
eich Rück:nflosse über dm schwarzen Fleck ist ‘gelb und weiß,
welche beidsn Farben durch einen orangefarbenen und schwarzen.
Archiv für Naturgeschichte,
1923. A. 5. ) 5 Tleft
66 Ernst Ahl:
Streifen getrennt sind. Afterflosse weiß und gelb, mit einem orange-
farbigen Streifen zwischen beid:n Farben.
Verbreitung: Ostindischer Archipel und Südsee bis zu. den Hawai-
Inseln, ferner China und Indien (Ceram). nicht selten — Länge bis
285 mm.
Chaetodon ephippium C. u. V. var. prineipalis C. u. V.
Diese anscheinend außerordentlich seltene Varietät wurde neuer-
dings wieder von Jordan u. Seale in einem jungen Exemplar auf-
gefunden, das sie fälschlich für den Jungfisch der Form ephippium
hielten. Die Varietät zeichnet sich insbesondere dadurch aus, daß
sie außer dem schwarzen Sattelfleck auf dem Rücken noch einen
ähnlichen auf der Afterflosse hat (Afterflosse schwarz mit einem
w:ißen Bande darum, und schwärzlichem Randsaum). Grundfarbe
bläulichgrau mit einigen Längsstreifen.
Junge Stücke dieser Art kan man leicht für eine verschiedene.
Art halten. Mir liegen mehrere Exemplare davon vor. Ihnen fehlt
noch natürlich ‘der verlängerte Rückenflossenfaden; doch besitzen
sie bereits den charakteristischen unten weiß gesäumten Sattelfleck;
außerdem besitzen sie jedoch noch ein deutlich sichtbares Okular-
band, schmaler als das Auge, und ein schwarzes, ocellenförmiges,
weiß gesäumtes Band auf dem Schwanzstiel. Mit zunehmendem
Alter verschwinden diese beiden Bänder.
. Wenn Jordan u. Seale sagen, daß der als Ü. principalis be-
schriebene Fisch die Jugendform darstellt, so glaube ich dem wider-
sprechen zu müssen, da keins der mir vorliegenden Stücke den für
diese Form charakteristischen Afterflossenfleck zeigt. Vielmehr glaube
ich, daß wir .es hier mit einer besonderen Varietät (wie oben schon
ausgeführt) zu tun hsben, von der Jordan u. Seale ein junges
Exemplar vorgelegen hat.
Von den Bewohnern der Gesellschaftsinseln wird dieser Fisch
„Pa-ra-ra-e-ia“ genannt und auf Samoa „Tifitifi taiona“, „‚Tifitifi ila‘“,
„Tifitifi tusi“.
Färbung des lebenden Tieres (nach Dahl) aus Ralum: Körper-
seiten grünlichgrau mit 5 violetten Längsbändern in der Mitte und
senkrechter Binde über der Brustflosse, nach unten mehr weißlich.
Orange sind: Kehle bis zur Bauchflosse, Schnauze gänzlich, mit einem
Strich bis zum Auge; einige Flecke auf der Basis aer Brustflossen;
Ränder der Schwanzflosse, Basalrand in rot übergehend, hinten um
die hintere Rückenflosse vor den schwarz-weiß-schwarzen Rand,
hinten in rot übergehend. Gelb sind: Rand der Rückenflosse und
hinten ausgehend (unien orange) Afterflosse, Bauchflosse. Rot eine
Linie vor der Basis der Afterflosse. Schwarz ein großer Fleck auf dem
Hinterrücken. Weiß die innere Begrenzung desselben. Brust- und
Schwanzflosse durchscheinend mit schwarzen Punktstreifen neben.
den. Strahlen. — Ein anderes Exemplar vom selben Fundort zeigte
folgende Farben: Seiten gelblichgrau, unten heller, nach der After-
flosse einfach graugelb: Außenrand der Rücken-, Schwanz- und After--
67
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw.
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flosse, Bauchflossen ganz, Bauchkante, Seiten des Kopfes unter und!
Fleck oben und unter dem Auge, Kopfseiten in orange ‚übergehend.
Orange: Grundstreif der Brustflossen, Hinterteil der Schwanzseiten
und Querbinde des erhabenen Rückenteiles hinten, Fortsatz den
Rückenflosse unten rot: quere Binde auf dem erweiterten Bauchteil
hinten. Violett: 6 Längsbänder an den Seiten. Schwarz: Rückenfeld
und Strich’durch Auge. Weiß: Band um den schwarzen Rückenteil,
um schwarz begrenzten senkrechten Teil der Rückenflosse. — Färbung
eines Stückes von Apia (nach Jordan u. Seale): Hellgrau oliven
an der Seite mit 5-—6 hellvioletten Streifen; Rana des Kiemenaeckels
violett; -Kopfseiten grau. Grauer präorbitaler Fleck, der schwarze
Okularstreifen sehr ‚eng und schmal; ein schmaler schwarzer Streifen
gleich einem Federstrich vom'4. "Rückenflossenstächäl abwärts und
vorwärts’in die Nähe der Brustflossenbasis; Schnauze und Brust
glänzend orangegelb, vorn am leuchtendsten; ein glänzend orange-
gelber Streifen über der Brustilossenbasis innen und außen; Rücken
mit schwarzem “Sattel nach unten breit weiß umgrenzt; ‘stächlige
Rückenflosse gelb am Grund, dann grau, dann ein schwarzer Streifen,
dann orangebraun, dann oliven mit schwärzlichen Linien; Faden
orange, vorn gelb, hinten weiß eingefaßt;; weiche Rückenflosse schwarz,
gerandet mit gelb, orangebraun, schwarz, weiß, und endlich schwärzlich;
Afterflosse weiß, gerandet mit gelb, grauorange, graugelb und zum
Schluß schwärzlich, das gelbe vorherrschend; das orange ein leuehtender
Streifen; Schwanzflosse durchscheinend dunkelgrau, mit tief Orange-
fleck an, ‚der Basis, ie, Enden und der unse Rand ‚grangegelb.
:Chaetodon AN ROURRARRET IR Benniett
Chaeiodon xanthocephalus Bennett, Proc. Comm. Zool. Soc. II, p. 182,
1832; „Günther, Cat. Fish. AT. p:33; Day, Fish. Ind. p. 104,
pl. XXVI fig. 4; Day, Fish. Brit. Ind. U, p- 3 ; Günther-Playfair,
Fish. Sanzibar, p. 36.
Chaetodon nigripinnis Peters, Arch. f. Naturg. 21,1855,p. 246; Günther,
Fast Bish. TE, P- 32; Sauvage, Poiss. Madagaskar, p- 200, pl. 29,
„fig. 4.
D (XII) XIV 25 (—27), A III 29 24, L. lat. 36—38, L Hüner,
(8--) 9 (--11?)/(15-—) 16—17 (—18?).
Schnauze mäßig vorgezogen, spitzig, der Unterkiefer den Ober-
kiefer überragend, länger als der Augendurchmesser. Präoperculu
unbestimmt gezähnelt. Rücken- und Afterflosse hinsen abgerundet,
Schwanzflosse abgestutzt oder schwach eingekerbt.. Seitenlinie in
einem Bogen bis zum Ende der Rückenflossenbasis.
‚Farbe goldgelb, das Okularband ist rückgebildet und nur als ein
Fleck über und unter dem Auge sichtbar. Über den Körper laufen
etwa 5--7 dunklere sehr schmale senkrechte, gebogene Reifen vom
4.9. Rückenflossenstachel abwärts. Rücken- und Afterflosse schwarz
mit weißem Rande. Schwanz- und Bauchflosse gelblich, die erstere
mit. schwarzen Streifen entlang den‘ Strahlen, bei den oberen über
> ee er ee se ee. EEE ee ee ee ee an
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 69
'und bei den unteren unter derselben. — Länge bis etwa 20 cm. —
rn: Ostafrikanische Küste bis Ceylon.
Name des Fischesin der Macuasprache (Mosambique) „nicupecupe“.
Der von Peters unter dem Namen (©. nigripinnis beschriebene
Fisch stellt weiter nichts als die Jugendform des ©. zanthocephalus dar ;
bei ihm ist das Okularband noch deutlich. ausgebildet, und es findet
sich, wie bei so vielen Jugendformen, ein schwarzes Band über dem
Schwanzstiel. Sonst stimmt der Fisch in allen Punkten mit den er-
wachsenen überein.
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3.) 8Y/, | 3/;, | 6,8 | Mozambique | leidlich Peters Type ‚von
' inne
Chaetodon nigripinnatus Desjardins
Eikedher nigripinnatus Desjardins, Dix. rapp. de la Soc. Hist. nat.
Maurice (1836) p.57; Sauvage, Hist. nat. Madagaskar, Poiss.
p. 261.
- Da ich die Originalbeschreibung des Fisches nicht zur Hand hatte,
bin ich nur auf die kurze Bemerkung Sauvages angewiesen.
„Der C. nigripinnatus von Desjardins ist der Art C. migripinnis
Peters sehr. nahe verwandt Er ist bemerkenswert durch seine sehr
entwickelten Rücken- und Afterflossen, von schwarzer Farbe am
äußeren Rand ünd mit rot gesäumt an der Basis und durch 5 trans-
versale braune Linien über den Körper.“
Chaetodon semeion Bleeker
Chaelodon semeion Bleeker, Verh. Kon. Ak. :Wet. XVII, Chaet. p. 67;
Vierde Bijdr. 'ichth. ‘Cocos. Nat. T. Ned. Ind. VIII p. 450;
Günther, Fische Südsee, p. 37, taf. 28; Günther, Cat. Fish. IL,
Br Fowler, Proc. Ac. Nat. Sci. Phila. 1899, p. 492; Jordan
u. Seale, Fisch Szmoa, p. 343.
Tetragonoptrus semeion Bleeker, Atl. Chaet. p. 37 taf. XII; Bleeker,
“. Chaet. p. 68.
«= -D XIV 25-28, A TII 23-25, L. lat. 34-39, L. transv. 6/13- -15
ö. Heft
70 Ernst Ahl:
Schnauze vorgezogen, zugespitzt, etwa 11/,—1?/;mal so lang
als das Auge. Augendurchmesser etwa 31/,—3°/mal im Kopf und etwa
12—12!/,mal im Körper enthalten. Kopflänge in Körperlänge etwa
31/,—3!/,mal; Präoperculum kaum gezähnelt. Rücken- und After-
flosse hinten abgerundet. 2. und 3. Rückenflossenstrahl zu einem
mehr oder weniger langen Faden verlängert, auch die Spitzen der
hinteren konkaven Schwanzflosse verlängert. Die geringste Höhe des
Schwanzstieles ist größer als aer Augendurchmesser und etwa 9—91/,ma
in der Körperlänge und etwa 52/,—6mal in der größten Körperböhe
enthalten. Seitenlinie in schrägem Bogen bis unter die letzten Stachel
gehend und dann auf der Basis der weichen Rückenflosse bis zum
Ende der Flosse. a
Körperfarbe (in Alkohol) goldgelb; das schwarze Okularband
geht von der Höhe des Nackens bis zum Interoperculum; es ist schmaler
oberhalb und bedeutend breiter unterhalb des Auges. Jede Schuppe
mit einem kleinen (weiß gesäumten?) Fleckchen in der Mitie. Rücken-
und Afterflosse mit; einem schwarzen, sich nach hinten stark ver-
breiterndem Bande nahe ihrer Basis, und mit einem schmalen schwarzen
und gelben Saum; Schwanzflosse hellgelblich; Bauchflossen goldgelb
(orangerot).
Das Verbreitungsgebiet dieser prachtvollen A:t ist die Südsee
bis Celebes. Die Art ist ziemlich selten in de: Südsee und kaum häufiger
in Ostindien. Am häufigsten soll sie noch bei den Gesellschafts- und
Schiffer-Inseln sein. — Länge bis 201 mm.
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35-1 LE Neu-Guinea |sehr gut | Schoede
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-
1.) 8%, 139.1. 18 Samoa sehr gut | Godeffroy
2.129 3/, | 12,6 | Neu-Pommern | sehr gut | Schoede
3.1945
4.
Färbung des lebenden Tieres (nach Jordan u. Seale): Tief
zitronengelb oder orangegelb mit blauschwarzen Fleckchen auf den
Schuppen; Stirn grau. Okularband schwarz; Brust- und Bauchflossen
zitronengelb; Rückenflosse gelb, schwärzlich gestreift, die Spitzen
der Stecheln licht hellgelb, eine blaue Linie trennt dies von der Körper-
farbe; der letzte Teil der Rückenflosse breit schwarz, mit dunkelgelb
gerandet, hellgelb, grau und schwärzlich, zum Schluß bräunlich;
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 71
Rückenflossenfaden gelb; Afterflosse mit weniger schwarz und viel
‚mehr orange, sonst ähnlich. Schwaazflosse hellbräurlich, hinten
durchscheinend; oberes und unseres Ende, sowie die Mitte bräunlich,
‚ein gelblicher innerer Streifen begleitet den braunen Rand.
Chaetodon decoratus E. Ahl sp. n. (Taf. I, Fig. 6)
D XIV 22, A III 20, L. lat. 35, L. transv. 6/13.
Schnauze vorgezogen, zugespitzt, etwı 1!/;mıl so lang als das
"Auge. Augendurchmesser etwa 3!/,mal im Kopf und etwa 9!/,mal
im Körper enthalten. Kopflänge in Körperlönge etwa 3mal. Prä-
opereulum sehr klein gezähneli. Rücken- und Afverflosse hinten ab-
“gerundet, ohne verlängerten Rückenflossenfaden, der sich aber
vielleicht, wie bei dem nahe verwandten Ü. semeion erst bei größeren
Exemplaren ausbildet. Bauchflossen den After bedeckend, doch nicht
bis zum Afterflossenanfang reichend. Schwanzflosse gerade abgestutzt,
“bei dem einzigen mir vorliegenden Exemplar sehr beschädigt, sodaß
es ungewiß ist, ob die Enden, ähnlich wie bei C. semeion, etwas ver-
'längeıt sind. Die geringste Höhe des Schwanzstieles ist gleich dem
Augendurchmesser und etwa 91/,mal in der Körperlänge und etwa
'6!/,mal in der größten Körperhöhe enthalten. Seitenlinie in hohem
Bogen bis zum Ende der Schwanzflossenbasis.
Körperfarbe (in Alkohol) goldgelb; das schwarze Okularband
geht von der Höhe des Nackens bis zum Interoperceulum und ist unter-
halb des Auges nicht breiter als oberhalb; schmaler als das Auge.
Jede Schuppe der hinteren Körperhälfte mit einem kleinen schwarzen
Fleckchen iı der Mitte; der weiche Teil der Rücken- und Afterflosse
mit einem nicht sehr breiten Bande nahe der Basis, und einem weißen
Endsaum mit darin verlaufenden schmaler schwarzer Binde; sonst
.. der weiche Teil der Rücken- und Afterflosse grau gefärbt. Schwanz-
stiel mit einer breiten schwarzen Binde; Bauch- und Brustflossen
. gelb; Schwanzflosse grau. — Länge 8,5 em. — Fundort: Yokohama.
Die Art ist sehr nahe verwandt mit (©. semeion, unterscheidet
sich aber von ihr, außer sonstigen morphologischen Merkmalen vor
‚allem durch die geringere Zahl der weichen Rücken- und Afterflossen-
strahlen sowie die abweichende Färbung.
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decoratus
5. Heft
72 ey en) Ernst Ahl:
Chaetoden leucopleura Günther-Playfair
Chactodon lescopleura Günther-Playfair, Fish. Sanzibar, p.35, pl. 6 re 3.
D XII 23—24, A III 26, L. lat. 27, L. transv. 5/13.
Schuppen groß; Schnauze vorgezogen und zugespitzt; ihre Länge
ist 11/,mal des Augendurchmessers. Präoperculum ganzrandig. Die
senkrechten weichen Flossen hinten mit einem stumpfen Winkel.
Schwanzflosse leicht ausgerandet, der obere Lappen ein wenig vor-
gezogen. Rückenflossenstacheln niedrig, der 5. am längsten und
gleich der Schnauzenlänge. Afterflossenstacheln stark, der 2. stärker
und kaum länger als der 3.
Okularband etwas schmaler als der Kigendurchmiedker, braun
oben und unten und gelb auf der Wange; es geht von dem Anfang
der Rückenflosse rund um die Kehle. Rücken und Bauch bräunlich,
in weiß oder gelb in der Mitte der Körperseiten aufgehellt. 5 oder 6
longitudinale gelbe Streifen auf dem Bauch, der höchste ausgehend
von der Achsel der Brustflosse. Schwanz gelb. Schwanzflosse gelb
mit einem breiten, weißer oder grauen Rand; senkrechte Flossen gelb,
mit einer grauen intramaginalen Linie im weichen Teile. Hinterer
Rand des Operculum gelb; Bauchflossen gelb, Brustflossen weiß.
Maul schwärzlich, mit mehreren gelben Linien über dem Interorbital-
raum, zwei gelbe kreisförmige Flecken auf dem Nacken. — Heimat:
Sanzibar.
Chaetodon leucopygus E. Ahl sp.n. (Taf, II, „Fie.12))
D XII 22-23, A III 18, L. lat. 31, L. transv 5/13
Schnauze vorgezogen und zugespitzt, ungefähr 1*/ „— 14/,mal
. des Augendurchmessers, der etwa dreimal im Kopf und etwa 9mal
im Körper enthalten ist. Fräoperculum nur am unteren Rande schwach
gezähnt. Rücken- und Afterflosse enden hinten in einem fast rechten
. Winkel. Schwanzflosse schräg abgestutzt, der obere Lappen etwas
größer als der untere.- Die geringste Höhe des Schwanzstieles etwa
8mal in der Körperlänge und etwas über 6mal in der größten Körper-
höhe enthalten. Rückenflossenstacheln ziemlich niedrig, der 5. am
längsten, länger als die Schnauze und etwa 2mal in der Kopflänge
enthalten. Seitenlinie sehr schräg ansteigend, dann winkelig ab-
“brechend, und auf der Basis der Rückenflosse entlang laufend bis zu
deren Ende.
Färbung (in Alkohol) weißlich, nach dem Rücken und dem Bauch
zu ins bräunliche übergehend, und diese Farbe in Form eines breiten,
nach “vorn verwaschenen Bandes über den Schwanzstiel ziehend.
Okularband vom ersten Rückenflossenstachel über das Auge bis zur
Kehle, wo es sich mit dem der anderen Seite vereinigt und sich bis zum
Ansatz der; Bauchflossen hinzieht. Intermaxillare (Schnauze) dunkel-
braun, wie das Okularband, das etwas schmaler.als der Augendurch-
messer ist. Brust- und Batchflossen weißlich. Rücken-, After-,
Schwanzflosse und hinterer Teil des Schwanzstieles gelblichweiß,
weicher Teil der Rücken- und Afterflosse mit einer schmalen 'intra-
marginalen dunklen Linie und weißem Saum; Rückenflosse vom
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 13
17. Strahl ab dunkelbraun gefärbt. Schwanzflosse himten mit einem
durchsichsigen milchweißen, halbmondförmigen Rande, davor einer
hellbraunen und vor dieser eine milchweiße Binde. Inmitten der
Schuppenreihen des unteren Körperabschnittes: verlaufen schmale
‚dunkle Linien. ; EN: |
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e: Auge in’
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Er Körper | Körper | länge Bmpiaft ie (Geber)
1 ER 3 91 Daressalam gut Stuhlmann Type von
, leucopygus
Chaetodon fremblii Bennett
Chaetodon fremblii Bennett, Zool. Journ. IV p. 42, 1829; Kaup, Chaet.
Arch. Naturg. XXVI 1860, p. 149; Günther, Cat. I. p. 16;
Günther, Fische Südsee, p. 39, fig. B; Steindachner, $. B. Ak.
Wiss. Wien, 1900, p. 488?; Jordan u. Seale, Fish. Samoa, p. 346;
. Jenkins, Fish. Havai Pull. U. S. Fish. Comm. XXII p. 474
‘© (Färbung des lebender Fisches).
Chaetodon frehmlii Cuv. u. Val., Poiss. VII, p. 24, 1831.
D XII 21, A III 17, L. lat. 50, L. transv. 10/23.
Schniuze ist etwas vorgezogen und länger als der Augen-
durchmesser. Rücken- und Afterflosse hinten abgerundet.
Hellge)b mit 7 oder 8 dunkler gerandeten, etwas schiefen Längs-
binder, die sich auf den 'Kopf fortsetzen, aber dıselbst gebrochen
sind. Kein Okularband. Die miitleren dieser Bänder setzer sich’in
dem blauen Rand eines großen schwarzen Fleckes fort, der den hintersten
Teil der Rücken- und Afterflosse und den Schwanz dazwischen ein-
nimmt. Hinterer Teil des Schwanzstieles weiß; ein schwarzer. Fleck
auf dem Nacken, vor dem ersten Rückenflossenstachel. Schwanzflosse
grau an der Basis, schwarz in der Mitte und weiß am Rande — Fundort:
Sandwichinseln, sehr selten.
: Chaetodon Bennetti Cuv. u. Val.
Chaetodon Bennetti Cuv. u. Val., Foiss. VII p. 84 (64); Bleeker, Diagn.
na. vischs. Bätavia, Nat. T. Ned. Ind. IV, p. 467; Günther, Cat.
Fish. II p.12; Günther, Fische Südsee, p. 37, taf. 29, fig. 4a;
Kaup, Chaei. Ned: T. Dierk. Ip. 129; Playfair, Fish. Sanzibar,
p- 35; Jordan u. Seale, Fish.’ Samoa, p. 344.
I N EM 5. Heft
-
Lau fende
Nr.
74 - Ernst Ahl:
Chaetodon vinctus Bennett, Zoll. Beechey’s Voy., p. €2 vaf. 17, fig. 1
(sehr schlecht).
Sarothrodus Bennetti Bleeker, Trois mem. ichth. Halmah. Ned. T.
Dierk. I p. 156.
Meg. Bennetti Bleeker, Enum. Pciss. Amb. Ned. T. Dierk
I. p. 282; Bleeker, Chaet. p. 60; DBleeker, Atlas, Chaet. p. 34,
vaf. XIV fig. 2
Coradion Benneiti Kaup, Chaet. Arch. f. Naturg. p. 147.
D XIL-XIV 17—19, AIIL 15—17, L. lat. 40—40, L. transv.
9—10/17—20.
Schrauze stumpf, kaum länger als das Auge; Auge 3—31/,mal
im Kopf und etwa 10—-13mal in der Körperlänge enthalten. Kopf
im Körper 31/,—3°/,. hräoperculum klein, aber deutlich gezähnelt.
Rücken- und "Afterflosse hinten abgerundet, Schwanzflosse hinten
abgestutzs. Die geringste Höhe des Schwanzstiels etwa 81/,--8%/, mal
in der Körperlänge und etwa 5°/,—6mal in der größten Körperhöhe
enthalten. Seitenlinie in sehr flachem Bogen bis zum Ende der Rücken-
flossenbasis.
Körperfärbung gelb; das Okularband ist schmäler als das Auge,
braun, heller in der Mitte, mit ziemlich breiten, blävlichen Rändern; es .
reicht vom Nacken bis über das Interoperculum; unterhalb der hinteren
Rückenflossenstacheln wird der Körper durch einen großen, runden,
schwarzen, blau eingefaßten Fleck auf und unter deı Seitenlinie geziert;
2 blaue Bänder steigen in schiefer Richtung vom Operculum gegen die
‚Afterflosse herab, das eine üver, das andere unter der Brustflosse.
Sonst keine andere Zeichnung. Weicher Teil der Rücken- und After-
flosse mit einem weißen Saum, ebenso der hintere Abschnitt des
Schwanzes weiß.
Diese außerordentlich schöne Ar: bewohrt die Meere von Tahiti,
Taumotu-Inseln, Gilbert-Inseln. Kingsmill-Inseln, Ostindien, bis zur
ostafrikanischen Küste; nicht häufig. — Länge bis 180 mm.
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D.O. Afrika
3.) £9 | 3%, | 12,8 | Apaman Insel |sehr gut | Godeffroy
Zur Kenntnis der Knocbenfischfamilie Chaetodontidae usw. 75
Exemplare der afrikanischen Küste zeigen einen etwas breiteren
weißen Schwanzsaum und weiße Flossenränder, auch lieg; der etwas
größere Seitenfleck in einer schwärzlichen Zone, es erscheint so, als
ob der schwarze Farbenton des Fleckes über die blaue Umrahmung
hinweg verwaschen sei. Doch halte ich diese Unterschiede für nicht
genügend, um diesem Fisch aen Charakter einer Unterart zuzusprechen
und ihm demeıtsprechend einem Namen zu beleger. — Die von
Benne.t gegebene Figur zeigt irrtümlicherweise neun Rückenflossen-
stacheln und hatte zur Beschreibung von Cuvier gedient.
Chaetodon speculum Kuhl u. v. Haß.
Chaetodon speculum (Kuhl u. v. Haß.) Cuv. u. Val. Poiss. VII p. 75;
Bleeker, Bijdr. ichth. Banda, Nat. T. Ned. Ind. II, p. 242;
Günther, Cat. Fish. II, p. 12; Jordan u. Seale, Fish. Samoa
p- 347; Weber, Sibogaexp. 1913, p. 304.
?Chaetodon spilopleura Reinw. ap. C. V., Poiss. VII. p. 76.
Ostharoedus speculum Kaup, Chaet. Arch. für Naturg. XXVI, p. 145.
Tetragonoptrus speculum Bleeker, Enum. Poiss. Amb. Ned. T. Dierk.
II, p. 282; Bleeker, Rev. Chaet. p. 62; Bleeker, Atlas, Chaet.
p. 34, taf. 13, fig. 3.
?Citharoedus spilopleura Kaup, Chaet. Arch. für Naturg. XXVIp. 146.
D XIV 17—19, A III 15—17, L. lat. 40, L. transv. 9—10/18.
Auge etwa 2?/, bis 3mal im Kopf und etwa 9'/, bis 10!/, in der
Körperlänge enthalten. Schnauze kürzer oder knapp so lang als
der Augendurchmesser, nicht sehr vorgezogen. Präoperculum nicht,
oder nur sehr schwach gezähnelt (kaum merkbar unter dem Winkel).
Schwanzstiel höher als Augendurchmesser und nicht ganz 9mal in
der Körperlänge und fast 6mal in der größten Körperhöhe enthalten.
‚Flossen hinten abgerundet. Seitenlinie geht in sehr flachem Bogen
bis zum Ende der Basis der Rückenflosse.
Auge in
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Nr. länge transv. Kopf
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2.1.9 .|34/, [11,3 Matupi ‘sehr gut | Heinroth u Mencke
3.| 8), |31, | 88
Neu-Pommern | sehr gut Schoede
5, Heft
GB. sur anbieten) ent Ahern
- - Das nur wenig schmalere Okularband geht durchs Auge von
‚der Höhe des Nackens und vereinigt sich auf der Brust. Körper sonst
einfarbig gelb. Ein großer ovaler Fleck von der Größe des ‘Kopfes
ziert den Rücken, unter der Mitte der Rückenflosse; Schwanzflosse
hinten mit einem hyalinen (braunen?) Rande. Bauchflossen ‘gelb.
Heimat: Südsee, Molucken bis Neu-Guinea. — Länge über 13,4 cm:
Über die Jungfische sagt Weber folgendes: Von den drei jungen
Exemplaren sind die beiden jüngsten von 12 und 16 mm noch deut-
lich im Tholichthysstadium.. Das größere unterscheidet sich nur
unbedeutend durch die Färbung von den erwachsenen und zwar durch
einen schwarzen Saum am weichen Teil der Afterflosse, der den älteren
Exemplaren fehlt. Dies ist offenbar eine Jugendzeichnung. Diese
zwei jüngeren zeigen nämlich diesen Saum viel deutlicher; derselbe
setzt sich bei dem jüngsten Exemplar auf die Schwanzwurzel, und
‘zart auslaufend ‘auf die weiche Rückenflosse fort. Letztere Fort-
setzung fehlt dem Exemplar von 16 mm bereits. Auch ist die Fort-
setzung auf die Schwanzwurzel auf einen ganz schmalen Streifen
reduziert und also bei dem’ ältesten Exemplar (28mm) ganz ver-
schwunden. Diese jungen Exemplare zeigen den Rumpffleck, nur ist
der Anfang oval mit vertikaler Längsachse, dann wird er fast rund und
darauf erst oval mit horizontaler Längsachse.
Chaetodon zanzibariensis Günther-Playfair
Chaetodon zamzibariensis Günther-Playfair, Fish. Zanzibar p. 33,
. tab. 6 fig.1. aHs
Tetragonoptrus zanzibariensis Sauvage, Poiss. Madagaskar p. 9.
D XIV 17, A III 16, L. lat. 45—48, 1. transv. 9/17—18.
Schnauze nur sehr wenig vorgezogen, und knapp so lang als der
Augendurchmesser, Präoperculum leicht gezähnelt. Kopflänge etwa
‚31/5 bis 3°/, in der Körperlänge. Rücken- und Afterflosse enden hinten
rund oder in einem abgerundeten Winkel Schwanz konvex, die
geringste Höhe des Schwanzstieles größer als der Augendurchmesser
und etwa 8!/, bis 81/, mal in der Körperlänge und etwa 5?/, bis 5°),
in der größten Körperhöhe enthalten. Seitenlinie in noch flacherem
Bogen als bei CO. speculum bis zum Ende der Rückenflossenbasis
Körperfarbe gelblich (in Alkohol); das schwarze Okularband
ist schmaler, ungefähr halb so breit als das Auge und geht (jedoch
nicht bei allen Exemplaren) bis auf die Brust. Ein schwarzer Fleck
an der Seite und unter dem Ende des stachligen Teiles und im Anfang
des strahligen Teiles der Rückenflosse. ?/, dieses Fleckes befinden
sich unter der Seitenlinie. Schwanzflosse mit einem breiten, weißen
Saum. Sonst der ganze Körper und die Flossen gelb, mit schmalen,
dunkleren, den Schuppenreihen folgenden Längslinien — Heimat:
Küsten von Zanzibar, Ostafrika, Madagaskar, Seychellen. — Länge
etwa 1530 mm |
Junge Exemplare von etwa 2 —3 cm Länge haben einen verhältnis-
mäßig viel größeren Seitenfleck und eine sehr schmale schwarze Intra-
marginallinie in der Afterflosse (Seychellen). |
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 77
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7.1 8 | £3:|: 34 Seychellen | sehr gut > E B;
Oiäktollen ocellifer Frenz
Chaetodon ocellifer Franz, Japanische Knochenfische, Abh. Ak. nn
chen Suppl. Bd. IV ‘Abh. 1, p 49 pl. V fig. 35 (1910)
D XIILXIV 18. A IIL 18, L.lat 43.
. Körper tief, zusammengedrückt, Auge groß, Maul eh klein,
Maxillare sehr kurz, Brust- und Bauchflosse zugespitzt. Seitenlinie
verläuft hoch; Rücken- und Afterflosse hinten abgerundet. — Farbe
bräunlich, ein schön dunkelbraunes Band auf jeder Seite quer über
den Kopf, mitten durchs Auge. Ein großer, runder, brauner Fleck
unter der weichen Rückenflosse, mitten auf die Seitenlinie fallend.
— Nur von drei kleinen Exemplaren von 1,85— 3, 3c cm Länge bekannt.
— Fundort: Nagasakı.
..Chaetodon earens Seale -—--- -
Ohartidın carens Seale, Phil. Journ. Sei V, 1910, p.:115, taf. 1 fig.1.
D XII 21, N III 17. L. lat. 38. L. transv. 7/20.
5. Heft
78 Ernst Ahl:
Kopf von mäßiger Größe, charakterisiert durch das große Auge
und die kurze spitze Schnauze; das Profil von der Schnauzenspitze
zum Anfang der Rückenflosse bildet einen Winkel von ungefähr
45 Grad. Maul klein, Zähne bürstenähnlich, in mehreren Reihen,
leicht vorragend, Rückenflossenstacheln ziemlich lang und säbelförmig.
Farbe (in Alkohol) sepiabroun; kein Okularband; Nackengegend
und Spitze des Kopfes kaum Cunkler, mehr gewürznelkenbraun; ein
breites, schwarzes Band breitet sich von der Mitte der stachligen
Rückenflosse nach hinten aus und nimmt ziemlich die ganze After-
flosse ein, ausgenommen ein schmaler, weißer Rand und eine kleine
Partie an der Basis der Afterflossenstacheln. Schwanzflosse gelb mit
einer leicht düsteren Auswaschung in ihrem letzten Drittel; Bauch-
flossen braun mit einigen unbestimmten gelblichen Punkten; Brust-
en gelblich weiß. — Länge: 108 mm. — Heimat: Bantayan-
nseln.
® Chaetodon nippon Döderlein
Chaetodon nippon Steindachner u. Döderlein, Fische Japans II 1883,
p. 23, pl. 4 fig. 2; Jordan, Tanaka u. Snyder, Cat. Fish. Japan,
p. 210, 1913.
?Osteochromis larvatus Franz, Abh. Ak. München, 1910 p. 52, taf. V,
fig. 43.
D XIII 19, A III 16, L.lat. 35—40, L. transv. 8—9/1/18—19,
Schnauze wenig vorgezogen, vorne stumpf zugespitzt, kürzer
oder kaum so lang als das Auge. Präoperculum äußerst fein gezähnt.
Rücken- und Afterflosse hinten abgerundet. Seitenlinie ist bogen-
förmig gekrümmt und endigt unmittelbar unter dem hinteren Basis-
ende der Rückenflosse. Schwanzflosse abgestutzt, die geringste Höhe
des Stieles größer als der Augendurchmesser und etwa 7°/, mal in der
Körperlänge und etwa 5?/, bis Y/,mal in der größten Körperhöhe
enthalten.
= Auges in
1 Ka ’ Fi ar t nr Schnau-
3 # 228 te a Körper Pt.
1. 12.062 | 14,9;.| 17 |s@/ 0.) a0) 817 73 2], | 9,, | P>A
b=1
5 .|P.C. in | Kopfin | Körper- Sammler
DD =
ce Körper | Körper | länge Enndak BERN (Geber)
1.0287 1.321 |:125 Yedo ‘sehr gut | Döderlein Type. von
nippon
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 79
Körperfärbung (in Alkohol) mehr oder. minder dunkel bräunlich-
gelb. Ein breites, schwörzliches Band zieht sich über den hinteren
Teil der stachligen Rückenflosse und über den ganzen gliederstrahligen
Teil derselben, kreuzt den Rumpf vor Beginn des Schwanzstieles
und bedeckt hierauf nach vorne ziehend die Afterflosse. Der freie
Rand der Gliederstrahlen in der Rücken- und Afterflosse ist schmal
hell gesäumt. Schwaazflosse und hintere Hälfte des Schwanzstieles
weiß. Hintere Hälfte der Schwanzflosse wässerig schwärzlich., —
Länge bis 15cm. — Heimat: Japanische Küste bei Toxio, Yedo,
Yokohama.
Von den Fischern „Oyosciracodai“ (Yosciwara, eine Ortschaft
am Golfe von Suruga, am Fuße des Fusihama) genannt.
Chaetoden daedalma Jordan u. Fowler
Chaelodon daedalma Jordan u. Fowler, Chaet. Japan, Proc. U. S. Nat.
Mus. XXV, 1903, p. 538. (mit Abb.).
D XII bis XIII 22, A III 16, L. la.. 46, L. transv. 6/18.
Kopf klein, das Profil darüber schräg vertikal, und die Schnauze
vorgezogen, Auge kleiner als die Schnauze, Zähne gekrümmt und in
borstenähnlichen Bändera auf jedem Kiefer vorragend. Weiche Rücken-
und Afterflosse abgerundet. Schwanzflosse gerade abgestutzt. Seiten-
linie hoch, gewölbt, gleichlaufend mit der Rückenflosse, und unbe-
stimmt auf dem Schwanzstiel.
Farbe (in Alkohol) dunkel schwarzbraun, die Schuppen üoerall in
ihrem Innern bleichgelb und ihre Ränaer breit eingefaßt mit schwarz-
braun, ein schönes genetztes Muster bildend. Die Enden der weichen
Rücken- und Afterflosse und die Schwanzflosse breit gelb gesäumt.
Brustflosse schwärzlich mit einem großen gelben Fleck in ihrer Mitte.
Bauchflossen und der Raum davor und zwischen ihrer Basis tief dunkel-
braun; entlang den Seiten sind longitudinale dunkle Bänder gebildet,
dem Verlaufe der Schuppenreihen folgend. — Totallänge 6®/, Zoll
(inches). — Heimat: Nafa, Okinawa, Yonekichi, Koneyama,
Chaetodon deeipiens E. Ahl sp. n.
Chaetodon nippon (nicht Döderlein) Jordan u. Fowler, Jap. Chaet,
Proc. U. S. Nat. Mus. XXV, 1903, p. 537.
Nach genauem Vergleich der mir vorliegenden Type von Ch. nıppon
Döderlein mit der Beschreibung von Jordan u. Fowler komme.
ich zu dem Ergeonis, daß letzteren beiden eine andere Art vorgelegen
haben muß, weswegen ich diese Art auch de» Namen deeipiens (gleich
täuschend) gegeben habe.
D XII 20, A II 17, L. lat., 49 L. transv. 4/20.
Schnauze nicht sehr vorgezogen und zugespitzs, kürzer als der
Augendurchmesser, der etwas über 3mal in der Kopflänge enthalten
ist. 1. und 2. Rückenflossenstachel kurz, die anderen ungefähr gleich
lang; weiche Rückenflosse hinten mit stumpfen Winkel, Afterflosse
abgerundet. Schwanzflosse schräg abgestutzt, die oberen Strahlen
5. Heft
80 | se nie tee
etwas länger. Seitenlinie höch, den Rand der Rückenflösse begleitend,
dann abwärts auf den Schwänzstiel bis zur Basis der Schwanzflosse.'
Schwanzstiel zusammengedrückt, dreimal im Kopf enthalten. |
Farbe (in Alkohol) dunkelbraun, die stachlige Rückenflosse hinten,
die weiche Rückenflosse und die weiche Afterflosse sehr tief dunkel-
braun, die zwei letzteren schmal weiß gesäumt: Kopf dunkel oben,
die Lippen’ schwärzlich; Schwanzflosse weißlich, der Randteil breit
grau. Auf.den Seiten sind Züge von vielen unbestimmten Längsbändern.
— Fundort: Misaki. — Länge 5U/,, Zoll (inches). — Heimatlicher Name
„Shirakodai“ (kleiner weißer Barsch).. ai Stay
Chaetodon howensis Waite
Chaetodon howensis Waite, Rer. Austr. Mus. V, p. 35. RE
DXII25, A III 18, L.lat. 48, L. transv. 10/24.
Präoperculum gezähnelt, sein Winkel schwach ausgezogen.
Schnauze mäßig vorgezogen. Hinterer Rand der Rückenflosse ein
wenig abgerundet. Schwanzfiosse schwach gerundet, der Stiel sehr
kurz, seine geringste Höhe 2mal des Augendurchmessers. Die
Seitenlinie folgt der.hohen Wölbung des Rückens und ist auf der
Mitte der Schwanzflosse fortgesetzt bis zur Basis der Strahlen.
Färbung: Grundfarbe weiß, alle Stacheln gelb; Zeichnungen
dunkelbraun oder schwarz. Eine breite mediane Linie beginnt auf
der Oberlippe, geht durch die Nasenlöcher, verschmälert sich und
endet in einem Punkt über die Augen. Ein breites Okularband,
schmäler als das Auge, beginnt hinter diesem Punkt und geht schräg
vorwärts und abwärts zum Interoperculum. Von drei Körperbändern
entspringt das erste von. der Basıs der vorderen drei Rückenflossen-
stacheln, geht über das Operculum vor der Brustflosse und den Bauch-
flossen, das nächste Band, das breiteste, geht vom 6. bis 8. Rücken-
flossenstachel in den Raum zwischen den Bauchflossea und der After-
flosse; das 3. Körperband verbindet die. vorderen: Teile der Rücken-
und Afterflossenstrahlen. Das Schwanzflossenband ist kaum. auf
dem Schwanzstiel und umschließt den basalen Teil der Strahlen.
Die Rücken- und Afterflossen sind in Einklang mit den Körper-
zeichnungen gefärbt, die Brustflossen farblos, die Bauchflossen schwarz.
— Fundort: Lord Howe-Inseln. — Länge: 157 mm.
Sektion: Chaetodon s. str. = Tetragonoptrus Bleeker.
Mehr rhomboide Körperform, Schuppen regelmäßig abgerundet,
und durch deutlich in Längsreihen angeordnete Schuppen gekenn-
zeichnet. Alle diese Arten haben einen mehr oder weniger zugespitzten
Schädel; die stachlige Rückenflosse kaum 1!/,mal länger als die weiche;
die letztere und die Afterflosse stumpf und abgerundet, drei Stacheln
in der Afterflosse und 10—14 in der Rückenflosse. Horizontale oder
wenig schräge Anordnung der Schuppenreihen unter der Seitenlinie.
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 81
Chaetodon notophthalmus E. Ahl sp. n. (Taf. H, Fig. 10)
DXI25, A III 19, L: lat. 47, IL. transv. 8/22. |
Schnauze etwas vorgezogen, ungefähr gleich dem Augendurch-
messer; Präoperculum ganzrandig. Rücken- und Afterflosse hinten-
abgerundet, Schwanzflosse abgestutzt, die geringste Höhe des Stieles
größer als der Augendurchmesser und etwa 81/,mal in der Körper-
länge und etwa 6!/,mal in der größten Körperhöhe enthalten. Seiten-
linie der Wölbung des Rückens folgend und bis zum Ende der Basis
der weichen Rückenflosse reichend.
Färbung (in Alkohol) goldgelb; das braune, nicht sehr scharfe
Okularband geht bis über das Interoperculum und vereinigt sich mit
dem entgegenegsetzten in einem nicht sehr deutlichen Fleck auf der
Brust; eine sehr breite, aber wenig deutliche Binde geht vom 3. bis
5. Rückenflossenstachel hinter den Kiemendeckeln über den Brust-
flossenansatz zur Bauchflosse und hinter dieselbe. Die Brust zwischen
den Kiemendeckeln und diesem Bande leuchtend hellgelb. Ein
anderes, nur leicht angedeutetes Band geht von den letzten Stacheln
der Rückenflosse zur Mitte der Afterflosse. Ein nicht sehr deutliches
Band umzieht den Schwanzstiel. Ein tiefschwarzer länglicher Fleck
befindet sich auf den letzten Stächeln und den ersten Strahlen der
Rückenflosse. Zwischen den breiten Körperbinden in der unteren
Körperhälfte besitzt jede Schuppe einen leuchtenden silberweißen
Fleck; diese Flecken bilden etwa 8—10 Längsreihen. Weiche Rücken-
und Afterflosse mit einer schwarzen, intramaginalen Linie vor dem
weißen Endsaum. Schwanzflosse mit einem nur angedeuteten halb-
mondförmigen Bande und hellem Randsaum. DBauchflossen gelb.
— Fundort unbekannt. — Länge 135 mm.
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ER Katalog | Total- N Lit L. FT Een ZUR ARTE A:
Ei Nr. länge 2 "—* | transv. Kopf Schnau- Förper. P.c
1 204151135 |, | | | el) ı | 11 | P>A
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gr Körper | Körper | länge Randgıf a a (Geber)
3 a | 37; | 11,1 | ? gut |F.E. Schulze | . Type der
Art
: Beschreibung der Type: Der Körper ist sehr hoch, fast kreisrund;_
oberes Kopfprofil konkav, unteres Kopf- und Körperprofil konvex.
Der Körper geht ganz unmerklich in die Flossen über, die sehr hoch
geschuppt sind. Kopf mittelgroß, ungefähr 32/,mal in der Körper-
länge enthalten. - Das Präopereulum ist nicht gezähnelt, der untere
Rand etwas konvex gebogen. Maul nicht sehr groß, Schnauze spitzig,
Archiv für Naturgeschichte.
1923. A. 5. 6 5. Heft
84 Ernst Ahl:
Zähne borstenförmig. Auge ziemlich groß, gleich der Schnauzenlänge
und etwa 31/,mal in der Kopflänge und etwa ll1mal in der Körperlänge
enthalten. Interorbitalraum etwas größer als das Auge. Schuppen
nicht sehr groß, in regelmäßigen Reihen angeordnet. Die Seitenlinie
geht vom oberen Rande des Operculums, im sanften Bogen der Wölbung
des Rückens folgend, bis zum Ende der Basis der weichen Rücken-
flosse. Schwanzstiel ziemlich kurz und hoch, etwa 81/,mal in der
Körperlänge und etwa 6!/;mal in der Körperhöhe enthalten, größer
als der Augendurchmesser. Stachlige Rückenflosse auffallend niedrig,
der 5. Stachel am längsten und etwa Smal in der Körperlänge ent-
halten, ebenso lang als der 3. Afterflossenstachel. Strahlen der weichen
Rückenflosse länger als die letzten Stacheln und gleichmäßig gerundet.
2. Stachel der Afterflosse am stärksten, aber kürzer als der 3., der
gleich dem 5. Rückenflossenstachel ist. Brustflossen (3. Strahl) länger
als die Bauchflössen und etwa 4!/,mal in der Körperlänge enthalten.
Die Bauchflossen erreichen den After nicht. Die Stıahlen sind be-
deutend länger als der Stachel und enden in einer ausgezogenen Spitze.
Der Bauchflossenstachel selbst ist etwas über 6mal in der Körper-
länge enthalten.
Chaetodon modestus Temm. u. Schlegel
Chaetodon modestus Temm. u. Schlegel, Faun. Jap. Poiss. p. 80
taf. 41, fig.2, 1847. Kaup, Arch. für Naturgesch. 26, 1860,
p. 153; Steindachner u. Döderlein, Fische Jap..p. 23, 1884;
Günther, Cat. Fish. II p. 10, 1860; Bleeker, Ichth. Faun. Jap.
1853, p. 8; Seale, Fish. Hongkong, Phil. Journ. Sei. IX, 1914,
Pin. 72:
en ocellatus Gronow, Cat. Fish. Ed. Gray, 1857 p. 68 (nicht
ocellatus Bloch).
Coradion modestum Jordan u. Snyder, Cat. Fish. Jap. 1913 p. 211.
Coradion desmotes Jordan u. Fowler, Proc. U. S. N. Mus. XXV 1903,
. 539.
D XI 21-23, A III (16—) 18—20, L. lat. 46, L. transv. 13/25—28.
Körper sehr hoch, kurz, und seitlich zusammengedrückt. Stach-
liger Teil der Rückenflosse sehr hoch; Schnauze vorgezogen, ungefähr
ebenso lang oder etwas länger als das Auge; Präoperculum gezähnelt.
Weiche Rücken- und Afterflosse abgerundet und hinten fast senkrecht
abgestutzt. Seitenlinie im hohen Bogen bis zum Ende der Rücken-
flossenbasis.
Färbung (in Alkohol) hellbraun; Okularband vom 1. Rücken-
flossenstachel durch das Auge bis zum Interopereulum fast so breit
als das Auge, braun, mit schwärzlichem Rande. Ein schmales schwärz-
liches Band von der Supraoceipitalregion zur Schnauzenspisze; ein
breites, braunes, schwarz eingefaßtes Band vom stachligen Teil der
Rückenflosse zum Bauch, und ein ähnliches, ebenso breives Band
von der weichen Rücken- zur Afterflosse. Ein schwarzer, hell ein-
gefaßter Augenfleck zwischen dem 3. und 7. Strahl der weichen Rücken-
flosse auf der oberen Hälfte. Schwanzbasis mit einem braunem Band
a ae
ir Ya Din ae en
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw, 83
nach hinten grau; Bauchflossen schwärzlich. — Heimat: Japanische
und chinesische Gewösser, nicht überali vorkommend. Im Sommer
ziemlich gemein in der Bucht von Nagasaki; er wird gegessen. —
3 Auge in
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Laufende
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Körper | Körper | länge Fundort Erhaltung Sammler (Geber)
1.| 8%, 128/,-*,| 5,1 Japan leidlich, Schlegel Type der
entschuppt Art
=r8: |. 3%), 102 Japan leidlich, Schlegel Type der
- entschuppt Art
EP Pat 7 PR Be 9,3 Kobe gut Gordon u. Smith
5,6 u.3 I 10,7 Yedo gut Hilgendorf
Bei dem kleinsten mir vorliegenden Exemplare fällt besonders
die leuchtend silbrig weiß gefärbte Brust auf.
Farbe im Leben (nach Temm. u. Schlegel): Grundfarbe weiß mit
grauem Schimmer, das zum großen Teil durch vier Querbänder von
hellbrauner Farbe bedeckt wird, die den Körper dieses Fischer
schmücken. Das 1. dieser Bänder ist schmal; es beginnt vor dem
1. Rückenflossenstachel, zieht sich durchs Auge und verlängers sich
über das Präoperculum. Das 2. entsteht zwischen dem 5. und 7. Strahl
der Rückenflosse; es zieht sich nach vorn bis zur Basis der Brust-
flossen und nimmt nach unten den Zwischenraum zwischen den Bauch-
flossen und dem After ein und verbreitert sich noch über den ganzen
weichen Teil der Bauchflossen. Das 3. Band ist ebenso breit als das
vorhergehende; es breitet sich aus zwischen der Basis des weichen
Teiles der Rücken- und Afterflosse. Das 4. ist schmal und befindet
sich auf der Basis der Schwanzflosse. Man sieht einen runden Fleck
von schwarzer Farbe und mittlerer Größe auf dem oberen Teil des
weichen Rückenflosse. . Die Schwanzflosse ist schwärzlichgrau; aie
Brustflossen von einem sehr hellen Praun sind an ihrem hinteren
Rande von einer breiten schwärzlichen Kante umzogen. Schwarz
befindes5 sich noch bei den ersten beiden Stacheln der Rückenflosse
und den harten Stacheln der Bauchflossen. Die Iris des Auges ist
weiß wie Milch, vermischt mit gelb. Nach dem’ Tode werden die
Farben dieses Fisches blaß und das Weiß verwandelt sich in ein bräun-
liches Gelb.
6* 5. Heft
84 He oO Brnst Ahl:
Der einheimische Name dieses Fisches ist in J apan „Hatatate‘‘ oder
„Yakkodai‘, bei den Chinesen , ‚Tseen tsui! la“ oder ‚‚Tseen tsui
lap‘ oder „Tsim tsuy lap“.
Chaetodon aureofaseiatus Macleay
Chaetodon awreofasciatus Macleay Fish. Port Darwin, 1878 p. 351,
tab. $S fig. 3, Proc. Lina. Soc. N. S. Wales II; Klunzinger, Austr.
Fische. $8.B. Ak. Wien, 80 I p. 360.
D XI 21—22; A III (16—) 19—20, L. lat. 40—45, L: traasv.
12— 3/27. — Höhe des Körpers gleich der Länge ohne Schwanzflosse;
Schnauze kurz; Maul sehr klein; Zahnbündel ziemlich platt; Rücken-
und Afterflosse hinten. abgerundet;- Schwanzilosse abgestutzt. —
Färbung einfarbig gelblichbraur, eine hellere, goldige; dunkel ge-
säöumte schmale.Einde vom.Nacxen durch da, Auge zur Brus‘, cine
zweite vom oberen Ende der Kiemenöffnung herab über die Basis
deı Brustflosse gegen..den Bauch, denselben nicht ganz erreichend.
— nr etwa 10cm. — Heimat: Port Darwin.
Chactodon oetofaseiatus Bloch
en Amb. fig. 300°; Klein, Miss. Pisc. III, p. 36, tab. 9 ig. 3;
Seba, Thes. III, p..67, tab. 25, fig. 12.
Chaelodon oviofasciatus Bloch, Ausl. Fische III p. 113 tab. 215, Ei E
Linne Gmelin, Syst. Nat. ed 13a, p. 1262; Bloch- Schneider, Syst.
p: 223; Lacepede, Poiss. IV, p. 491, 492; Cuy. u. Val. Poiss. VII,
p. 17; Bleeker, Verh.. Bataw. Gen. 18, Chaet. p. 16; Günther,
Cat, Fish. II, p..17: Kner, Zool. Reise Nowara, Fische p- 98. ;
Day, Fish. Ind. 1876, p. 108; Day, Fish. Brit. Ind. 1889, p. 9.
Chaetodon octolineatus Gronow, Cat. Fish. ed Gray, p. 69.
Oitharoedus octofasciatus Kaup, Chaet. Arch. für Naturg. XXVI
1860, p. 142
Tetragonoptrus octofasciarus Bleeker, En. Poiss. Amp. Ned. T. Dierk.
II. „B 282; Bleeker, Atlas Chaet. tab. 14, fig. 3; Bleeker, Chaet.
D x 19-22 (seltener XII 18—19), A ITL 16-—18, L. lat. 46-48
(—50), L.transv. 12/2] —22 (—24).
Schnauze ziemlich stumpf, kaum so lang als der Augendurchmesser;
Präopereulum . leicht gezähnelt (bei meinen Exemplaren; Günther
sagt ganzrandig, während Kner wiederum schreibt: Vordeckel ist
ringsum deutlich und am abgerundeten Winkel und dem unieren
Rande sogar ziemlich stark gezähnt). Rücken- und Afterflosse hinten
abgerundet. Schwanzflosse hinien nur schwach abgerundet, oder
abgestutzt, die geringste Höhe des Schwanzstieles etwa 81/,— 8%, in
der Körperlänge und etwa 6!/,-?/, in der größten Körperhöhe enc-
halten. Seitenlinie in ziemlich flachem Bogen bis zum Ende der
Rückenflossenbasis.
.. Körperfarbe gelb; über aie Stirn zu den Lippen ein schwarzer Längs-
streifen; Augenstreifen geht bis zur Brus‘, der zweite über das Oper-
85
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw,
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5. Heft
86 Ernst Ahl:
culum und die Brust zu den Bauchflossen; der dritte vor, der vierte
hinter das After, der fünfte, sechste und siebente über die hinteren
Teile der Rücken- und Afterflosse, aer siebente Streifen gehs über
den Schwanzstiel, wo er sich öfter zu einem ovalen, weiß umgrenzten
Augenfleck ausbreitet (Geschlechtsunterschiede?); der achte bildet
den Flossenrand, der an der Rückenflosse nach innen weiß gesäumt
ist. Schwanzflosse mit einem schmalen schwarzen Querstreifen,
hinter dem eine bräunliche Binde läuft. Brustflossen gelb. Zwischen
der 4. und 5. Binde manchmal ein großer schwarzer Augenfleck, der
aber meist verwaschen ist und auch sehr oft fehlt. — Heimaö: Singapur,
Bangka, Java, Celebes, Amboina, Ceram, Neu-Guinea, Zanzibar.
In Batavia wird dieser Fisch ‚„‚Kepper-lawut“ genannt und in
Madras „Munja cooli min“. — Länge bis 101 mm.
Chaetodon flavirostris Günther
Chaetodon flavirostris Günther, Fische Südsee, p. 41, pl. 32, fig. 3;
. Jordan u. Seale, Fish, Samoa p. 341.
D XII 26"A III 20, L. lat. 4.
Schnauze kurz, spitz, kaum so lang als das Auge, mit konkavem
oberen Profil; der obere Teil des Nackens steht höckerartig vor.
Schwanz- und Afterflossen hinten abgerundet. Das Okularband ist
nur unter dem Auge deutlich abgegrenzt, etwas schmäler als das
Auge und erstreckt sich über das Interoperculum. Der Nackenhöcker
ist schwarz. Schnauze vor dem Okularband gelb. Der ganze Körper
schwarz braun. Ein schwarzes, hell gesäumtes vertikales Band erstreckt
sich von der Mitte der weichen Rückenflosse bis zu den Afterflossen-
stacheln herab. Die Teile hinter diesem Bande sind grau. Die Rücken-
und Afterflosse mit breitem schwarzem Saum. Schwanzflosse mit einem
schmalen, schwarzen, halbmondförmigen Querbande in der Mitte.
Bauchflossen schwarz. — Fundort: Freundschaftsinseln (Vavau).
Chaetodon corallicola Snyder
Ohaetodon corallicola Snyder, Fish. Havai, Bull. U. S. Fish. Comm.
XXL, p.531, pl.11, fig.20; Jordan u. Seale, Fish. Samoa,
p. 341.
D XII 21, A III 18, L. lat. 30, L. transv. 4/12.
Vorderes Profil zwischen Schnauze und Rückenflosse ziemlich
steil, leicht konvex über dem Auge, Schnauze kurz, etwas kürzer
als das Auge. Seitenlinie aufwärts gebogen una sich konstant nöhernd
dem Rücken, bis sie nahe dem Ende der Rückenflosse verschwindet,
sich nicht auf den Schwanzstiel ausdehnend. Schwanzflosse abgestutzt,
obere Strahlen länger als die unteren.
Farbe (in Alkohol) dunkelsilbrig, bräunlich am Rücken, die dunkle
Farbe in der Gegend der Brustflossen nach unten gehend. Schuppen
auf den größeren Teil des Körpers mit dunkleren Zentren und helleren
Rändern. Hinterer Teil des Körpers mit vielen dunklen Flecken,
ungefähr halb so groß als aie Pupille, Kopf mit einer senkrechten,
bräunlichschwarzen Binde, deren hinterer Rand von der Einlenkung
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 87
der Rückenflosse durch den hinteren Rand des Auges geht, dann sich
nach rückwärts umbiegt bis zum Anfang der Bauchflossen. Breite
dieses Bandes etwas weniger als der Augendurchmesser. Interorbital-
region, Schnauze und Oberlippe dunkelbraun; Rücken- una Afterflosse
schmal dunkel gerandet, Strahlen mit weißem Rand; schuppiger Teil
der Rückenflosse mit großen, unregelmäßigen dunklen Flecken, durch
schmale, helle Zwischenräume getrennt, die die Form eines Netzwerkes
annehmen. Schwanzflosse hell, breit dunkel gesäumt, Brustflossen
hell; Bauchflossen schwärzlich gegen den freien Rand. — Fundort:
Sandwichinseln.
Chaetodon mitratus Günther
Chaetodon mitratus ‚Günther, Cat. Fish. II, p. 16.
D XIII 19, A III 14, L. lat. 35, L. transv. 6/15.
Schnauze mäßig vorgezogen; Präoperculum sanzrandig; Rücken-
und Afterflosse hinten abgerundet.
Das Okularband kreuzt den Kopf über dem Auge und reicht
nicht bis zum Interoperculum. Ein breites, schräges braunes Band
von der Höhe des Nackens gegen den weichen Teil der Afterflosse,
die von ihm nicht erreicht wird; ein zweites parallel am Rücken entlang
- zur unteren Seite des Schwanzes; Schwanzflosse, Afterflosse- und
Bauchflossen gelblich, die Rückenflosse mit einer schmalen, braunen,
intramarginalen Linie. — Heimat unbekannt, vielleicht Mauritius?
Chaetodon sedentarius Poey
Chaetodon sedentarius Poey, M&m. de Cuba II, p. 203, 1858; Eigen-
mann u. Hornung, Chaet. N. Am. Ann. N. Y. Ak. Sei. IV, 1887, p 8;
Jordan u Evermann, Fish. N. and M. Am. II p. 1675, 1898;
Boeke, Rapp. Col. Curakao 1919, p. 90; Evermann u. Marsh,
Fish. of Porvorico, p. 219, pl. 34.
Chaetodon gracilis Günther, Cat. "u p- 20, 1860.
Sarothrodus sendentarius Poey, Syn. Pise. Cub. p. 364, 1868, Poey,
Enum. Pisc. Cuba, p. 62, 1875.
D XII 23, A III 19, L. lat. 33—42, L. transv. 7—8/17.
Schnauze mäßig vorgezogen, kaum so lang wie das Auge; Prä-
operculum leicht gezähnelt, Kopf etwa 31/,—31/,mal in der Länge
enthalten. Rücken- und Afterflosse hinten abgerundet; Schwanz
abgestutzt, die geringste Höhe des Schwanzstieles nur wenig größer
als der Augendurchmesser und etwa 9mal in der Körperlänge und
etwa 61/,--!/,;mal in der größten Körperhöhe enthalten, Seitenlinie
in sanftem Bogen der Wölbung des Rückens folgend. bis zum Ende
der Rückenflossenbasis.
Körper gelblich, nach oben zu dunkler; Okularband aunkelbraun,
vom ersten. Rückenflossenstachel bis über das Interoperculum reichend;
oberhalb des Auges so breit, unterhalb desselben schmaler werdend,
vorn weiß eingefaßt, hinten von einer breiteren gelben Binde begleitet.
Ein sehr breites schwarzbraunes Band vom hinteren Teil der weichen
Rückenflosse über den Schwanzstiel bis zum hinteren Teil der weichen
5. Heft
88 | 0. Ernst Ahl;
Afterflosse. Schwanzflosse leuchtend gelb, desgl. die Bauchflossen.:
Rückenflosse mit einer sehr schmalen, schwarzen, intramarginalen
Linie vor dem weißen Randsaum, ebenso Afterflosse mit einem schmalen
weißen Randsaum. — Heimat: Westindien, ziemlich selten. — Länge
etwa 11cm.
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sedentarius
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RN Hartmeyer
Chaetodon robustus Günther
Chaetodon robustus Günther, Cat. Fish. II, p. 18.
D XII 22, A III 18, L. lat. 35, L. transv. 5/15.
Schnauze mäßig vorgezogen, so lang als der Augendurchmesser
und etwas konisch; der untere Rand des Präoperculum leicht gezähnelt.
Rücken- und Afterflosse hinten abgerundet.
Das Okularband ist viel schmaler als das Auge, und reicht über
das Interoperculum, es scheint etwas heller unter dem Auge zu sein.
Ein braunes vertikales Band vom 3. und 4. Rückenflossenstachel
bis hinter die Basis der Brustflosse, ein anderes viel breiteres ist weiß
'eingefaßt, und dehnt sich von den Spitzen der letzten. 5 Rückenflossen-
stacheln über die ganze weiche Rückenflosse abwärts bis zum hinteren
Drittel der Afterflossenbasis aus; es nimmt die ganze weiche Rücken-
flosse ein mit Ausnahme eines hellen Randes und einer schmalen
bräunlichen, intramarginalen Linie, während es sich nicht‘ auf die
Afterflosse ausdehnt. Ein schmales braunes Band rund um den freien
Teil des Schwanzes; ein einzelner brauner Streifen in der Mitte der
oberen Fläche des Kopfes. Jede Schuppe des Schwanzstieles innerhalb
und außerhalb des braunen Bandes hat einen silbrigen Fleck. Schwanz-
flosse, Afterflosse und Bauchflossen weißlich (in Alkohol). — Fund-
ort unbekonnt.
Chaetodon trieinetus Waite
Chaetodon tIricinctus Waite, Rec. Austr. Mus. IV, p. 45; Waite, Rec,
‘ Austr.: Mus. V, p. 32.
D XII 20, A III 17, L. lat. 40, L. transv. 14/26,
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 89
. Präoperculum gezähnelt. Körper kurz, hoch und stark zusammen-
gepreßt. Schwanzflosse abgerundet; die Seitenlinie bildet eine mäßige
Kurve vom ÖOpereulum bis zum Ende der Rückenflosse, wo sie bei
der Vereinigung dieser rlosse mit dem Schwanzstiel endet.
Färbung: Grundfarbe gelblich (in Alkohol), vertikal vollkommen
durchzogen von drei breiten, schwarzen Bändern; das erste (das
ÖOkularband) umfaßt die Basis des 1. Rückenflossenstachels, geht
durch das Auge und schräg abwärts auf die Brust; das zweite ist 2mal
so breit als das erste; es entspringt vom 4.—8. Stachel und mit einem
Bogen nach vorn nimmt es den unteren Rand zwischen den Bauch-
‚flossen und der Afterflosse ein und ist unten schmäler als oben. Das
3. Band ist dem zweiten an Breite gleich, es beginnt am 10. Stächel,
und ein Band von der Grundfarbe lassend einen Augendurchmesser
breit, reicht es bis zur Basis des 3. Afterflossenstachels. Die Schwanz-
flosse hat ein gleiches Endband, vorn konvex; die paarigen Flossen
nr. Be Merkmale. — Länge bis 185 mm. — Fundort: Lord Howe-
nseln
In einem späteren Bericht gibt Waite nach einem besseren Exemplar
Ergänzungen der Färbung, die ich im Auszug wiedergebe. — Die
Grundfarbe ist hellgelb. Die Stirn des Kopfes von der Schnauze bis
über die Augen ist glänzend orange; das ist auch die Farbe der oberen
und unteren Endungen des Okularbandes, des häutigen Saumes des
Operculum, des angrenzenden Teiles des Körpers und der oberen
Basis der Brustflosse: die innere Basis dieser Flosse ist völlig orange,
die Membranen der Rücken- und Afterflosse, außer wo sie wie die
Körperbinden gefärbt sind, sind von der glänzendsten Orangefarbe,
die auch die breiten Ränder der Rücken- und Afterflossenstrahlen
färbt. Diese Farbe ist abgegrenzt von der blasseren Grundfarbe
durch eine schmale, weiße Linie, die hinten stärker ausgedrückt ist.
Die Schwanzflossenstrahlen mit Ausnahme eines grauen hinteren
Saumes, sind auch leuchtend orange. — Die Brustflosse hat einen
ausgezogenen oberen Winkel, und nicht die in der Figur dargestellte
Gestalt
Chaetodon striatus Linne
Seba, III p 259; — Klein, Miss. IV pl. 10, fig. 4, pl. 11, fig. 4;
Duhamel, Pöches, IV, pl. 13, fig. 3; Artedi, Syn. p. 95, 1738 No. 1;
Linne, Amoen. Ak. L+p: 595, 1749.
Chaetodon spec. Gronow, Zoophyl. No. 235.
Chaetodon striatus Linne, Syst. Nat. ed. X, p. 275, 1758; — Linze,
Syst. Nat. ed. XII. p. 464, 1766; Bloch, Ichth. taf. 205, fig. 1,
1787; — Gmelin, Syst. Nat. I p. 1249, 1788; Bloch- Schneider,
Syst. Ichth. p. 222, 1801; Turton, Linn. Syst. Nat. I p. 772,
1806; Cuv.-Val., Poiss. VII, p. 10, 1831; Storer, Syn. Fish.
N.Am. p. 338, 1845; Gronow, Öat. Fish. Brit. Mus. p. 68, 1854;
Poey, Mem. de Cuba I. p- 371, 1860; Castelnau, Anim. Am.
Sud. Poiss. 19, 1850 p. 61; Günther, Cat. Fish. II, p. 8, 1860;
Eigenmann u. Hornung, Rev. Chaet. N. Am. Ann. N. Y. Ak. Sc.
5. Heft
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Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 91
IV. p.8, 1887; Jordan u. Evermann, Fish. N. a. Middle Am.
II p. 1677, 1898; Cuvier, Regne animal. Ill. Poiss. pl. 37, fig. 1;
Kaup, Chaet. Arch. f. Naturg. XXVI, 1860, p. 152; Boeke, Rapp.
Curagao 1919, p. 91; Evermann u. Marsh, Fish. Portorico p. 249,
pl. 34.
Sarothrodus striatus Poey, Syn. Pisc. Cuba. 352, 1868; Poey, Enum.
Pisc. Cub. p. 62, 1877.
D (XI—) XI (— XII) (19—20—) 21—22, A III (16—) 17—18,
L. lat. 38—42, L. transv. 7— 8/16.
Schnauze wenig vorgezogen, kaum so lang wie der Augendurch-
messer, der kaum dreimal in der Kopflänge enthalten ist. Präoperculum
am Winkel leicht gezähnelt. Seitenlinie in gleichmäßigem Bogen bis
zum Ende der Rückenflosse. Rücken- und Afterflosse enden hinten
in einem etwas stumpfen Winkel.
Seiten weißlich, den Schuppenreihen folgend dunkle Bänder,
die oberhalb der Körpermitte nach hinten und oben, die unterhalb
nach hinten und unten laufen. Das Okularband von der Höhe des
Nackens durch das Auge bis zum Unterrand des Interoperculum,
manchmal undeutlich auf der Brust fortgesetzt bis zum Ansatz der
Bauchflossen; schmaler als das Auge. Ein breites schwarzes Band
vom 2., 3. und 4. Rückenflossenstachel hinter den Brustflossen bis
in die Mitte des Bauches zwischen den Bauchflossen und der After-
flosse. Ein ähnliches Band von den letzten fünf Rückenflosserstacheln
zur Mitte der Afterflosse, dann das nächste oben mit dem vorigen
zusammenstoßend, über den Schwanzstiel, das letzte Band über die
Mitte der Schwanzflosse, auf der weichen Rücken- und Afterflosse
fortgesetzt. Schwanzstiel häufig dunkler marmoriert. Die senkrechten
Flossen mit einem breiten gelblichen Saum. Bauchflossen schwarz.
Junge Stücke haben einen bestimmten. runden, schwarzen, weiß-
gerandeten Fleck nahe des oberen Teiles des 4. Bandes. — Länge
bis 14,3 cm. — Heimat: Westindien bis Brasilien, von den älteren
Autoren fälschlich für Ostindien registriert, ziemlich häufig.
Chaetodon striatus L. var. dorsimacula E. Ahl var. n.
Günther, Cat. II. p. 9.
A III 16. Ein runder dunklerer Fleck, wo das 4. Band die Basis
der Rückenflosse kreuzt.
Chaetedon striatus L. var. albipinnis E. Ahl var.n.
Das fünfte, über den Schwanz, die weiche Rücken- und After-
flosse ziehende Band fehlt, daher die weiche Rücken- und Afterflosse
und der Schwanz gelblich weiß gefärbt. Schwanz mit einem breiten,
durchsichtigen Rande.
D XI 19.
Einheimischer Name in Curagao „Tjamba geel“.
5. Heft
92 B vr Ernst Ahl;
Chaetodon hoefleri Steindachner
‚Chaetodon. Hoefleri Steindachner, Fische Afrikas 1881, p. 14; Roche-
brune, Act. Soc. Linn. Bordeaux VI, p. 84; Osorio, Jorn. Lisboa
(II) V p. 196; Pellegrin, Ann. Monaco VL p. 55; Boeke, Rapp.
Cura6ao 1919, p. 255; Fowler, Fishes West Afrika, Proc. U. S.
Nat. Mus. 56, 1920, p.'259.
D XI— 22-94, Alu 18; L. tränsv. 7/1/15.
‚Schnauze mäßig vorgezogen, ebenso lang wie das Auge. Weiche
Rücken- und Afterflosse hinten abgerundet, die: Schwanzflosse am
hinteren Rande fast senkrecht abgestutzt, der 1. Strahl der Bauch-
flosse in eine fadenförmige Spitze ausgezogen.
Vier braune Querbinden am Kopfe und Rumpfe; die vorderste
schwach gebogene Querbinde beginnt oben an der Basis des 1. Rücken-
flossenstachels, nimmt bis zum oberen Augenrande allmählich an Breite
zu und von dem unteren Augenrande bis zum unteren Rande des
Zwischendeckels, an dem sie endigt, an Breite ab. Die 2. Querbinde
beginnt von dem 3.—6. Rückenflossenstachel und endigt an. der Basis
des untersten Brustflossenstrahles, sie ist fast ihrer ganzen Längen-
ausdehnung nach von gleicher Breite. Die 3. Querbinde ist schwach
verkehrt S-förmig gebogen und zieht von den zwei letzten Rücken-
'flossenstacheln fast bis zur Basis der Afterflosse herab. Die letzte,
4. Querbinde des Rumpfes kreuzt den Schwanzstiel und zieht sich nach
oben und vorne auf den gliederstrahlig’n Teil der Rückenflosse und
nach unten auf den der Afterflosse weit fort. Freier Rand der Rücken-
und Afterflosse hell gesäumt, vor diesen eine schwärzliche Linie. Die
Schwanzflosse trägt fast in der Mitte ihrer Länge eine halbmond-
förmige hellbraune Querbinde, welche nach vorne konvex ist. Bauch-
"flossen zunächst der Basis rötlichgelb nach hinten zu perlgrau.,, Ein
hell golagelber Fleck liegt fast auf jeder Rumpfschuppe zwischen der
2. und 3. Leibesbinde und entspricht seiner Ausdehnung der Größe
der einzelnen Schuppen. Von der Höhe der Brustflosse angefangen
bis in die Nähe des Bauchrandes herab sind diese Flecken stark in die
Länge gezogen und bilden regelmäßige, fast zusammenhängende
Längsstreifen, während sie weiter nach oben eine kreisrunde Form
annehmen. Die Grundfarbe des Rumpfes ist bei Weingeistexemplaren
matt bräunlichgelb. Zwischen dem oberen Ende der Kiemenspalte
und der Basis der Schwanzflosse liegen etwa 42—44 Schuppen in einer
Längsreihe.
Heimat: Goree, Levrierbay, Cape Blanco. — Länge bis 15 cm.
Die Jungen haben den gewöhnlichen Augenfleck auf dem hinteren
Teil der weichen Rückenflosse noch sehr deutlich bei einem Exemplar
"von 4cm Länge. Das schmale Querband auf dem Schwanzstiel und
den angrenzenden Flossen blaßt mit dem Alier aus.
Chaetodon lueiae Rochebrune
Chaetodon luciae Rochebrune, Bul. Soc. Philom. (7) IV p. 160; Roche-
brune, Act. Soc. L. Bordeaux VI. p. 83, pl. IV fig. 1.
D XII 21, A III 16, L. lat. 46, L. transv. 5/12.
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 93.
‚Schnauze wenig vorgezogen, gleich dem Augendurchmesser;
Stirnprofil konkav. Präoperculum am Rande nicht gezähnelt. Rücken-
und Afterflosse hinten abgerunde.. — Grundfarbe hell goldbraun,
auf dem Rücken dunkler; die großen Schuppen tragen einen braunen
Saum am freien Rand: Okularband braun, halb so breit wie der Augen-
durchmesser, ein wenig unter das Opereulum reichend; ein zweites
breiteres braunes Band enispringt am Grund des 3. Rückenflossen-
stachels und steigt senkrecht herab, indem es unter den Brust-
flossen hindurch .. geht;. Schwanzflosse keilförmig abgestumpft. Alle
Flossen hellbraun. — Länge 7,8cm. — Fundort: Sainte Lucie (Kap
Vert.) (Senegambien).
Chaetodon Sanctae Helenae Günther
Chaetodon Sanctae Helenae Günther, Fish. $. Helena, Proc. Zool.
Soe. London 1868, p. 227; Fowler, Fishes West Afrika, Proc.
U. S. Nat. Mus. 56, 1920, .p. 221.
D XIII 21—22, A III 19, L. lat. 53.
Schnauze leicht vorgezogen, ein wenig länger als das Auge, oberes
Profil konkav; Präoperculum nicht gezähnelt. Weicher Teil der Rücken-
und Afterflosse niedrig, regelmäßig abgerundet.
Körper einförmig olivenfarbig; das Okularband ist viel schmaler
als der Augendurchmesser und viel blasser unter dem Auge, nicht
unter das Präoperculum sich erstreckend. Die äußere Hälfte der Rücken-
und Afterflosse ist gelb mit einem schmalen, schwarzen Saum; die
gelbe Farbe kreuzt den Schwanzstiel; Schwanz- und Bauchflossen
einförmig hellfarbig. — Länge 5t/, Zoll (inches). — Fundoit: St. Helena.
Chaetodon 'Sanetae Helenae Gthr. var. uniformis E. Ahl var.n.
Ebenda beschreibt Günther auch eine merkwürdige Vairetät
dieses Fisches, bei der der Körper einförmig gefärbt ist, una die kein
Okularband besitzt. Da das Fehlen bezw. Vorhandensein eines Okular-
bandes ein sehr gutes Merkmal zur Erkennung der Arten bildet, so
benenne ich diese ausgezeichnete Varietät neu.
| Chaetodon triehrous Günther
Chaetodon trichrous Günther, Fische Südsee, p. 40, pl. 36, fig. a;
Jordan u. Snyder, Fish. Tahiti, Proc. U. $S. Nat. Mus. XXIX
1905, p. 355, fig.2,; Jordan u. Seale, Fish. Samoa, p. 342.
DXI23, A III 18.
Schnauze nicht länger als das Auge, mit etwas konkavem oberen
Profil. Schuppen ziemlich groß, Rücken- und Afterflosse hinten
abgerundet Sal schwarze Okularband erstreckt sich vom 1. Rücken-
flossenstachel bis zum Ende der Bauchflossen und ist breiter unter,
als über dem Auge. Ein sehr breites, schwarzes Band quer über den
Körper über die Afterflossenstacheln. Schnauze und Körper vor
dem Bande weiß, hinter demselben gelb. Rücken- und Afterflosse
mit äußerst schmalem schwarzen Saume; Schwanzflosse ohne alle
Binden (nach Gthr.).
5. Heft
94 | Ernst Ahl:
Färbung (nach Jordan u. Snyder): Schnauzenende schwarz.
Das Okularband verengt sich auf der Wange, wo es nur wenig breiter
als die Pupille ist, dann verbreitert es sich wieder in dem Maße, wie
es nach rückwärts geht. Der mittlere, dunkle, vertikale, linsenförmige
Fleck geht vom Rücken zum Bauch, ist unscharf an den Rändern
und etwas gebrochen, mit der Neigung, in Alkohol auszublassen; viele
der Schuppen dieser Gegend haben einen hellen, zentralen Fleck.
Der Fleck ist auch nach hinten verteilt, der ganze hintere Teil des
Körpers, einschließlich der weichen Rücken- und Afterflosse, ist
nahezu schwarz, leicht mit gelblich untermischt. Die Schuppen hinter
dem Fleck haben weiße Zentren, ebenso wie es die vor ihm haben,
nur in weniger auffälliger Weise. Den Längsreihen der Schuppen
folgend, nehmen die entsprechenden Reihen von Flecken den Charakter
von Streifen an, konvergierend und schmaler zusammengehend am
Schwanzstiel. Hinter dem Fleck war der Körper im Leben gelb, die
Schwanzflosse glänzend gelb, etwas von der Farbe in Alkohol noch
bleibend. Der ganze übrige Körper mag mit gelb gemischt gewesen sein.
Die Bauchflossen sind schwarz. Die weiche Rücken- und Afterflosse
hat einen schwarzen Rand, schmal gerändert mit weiß oder gelb. —
Länge 120 mm. — Fundort: Tahiti, sehr selten.
Chaetodon maeulatus Sauvage
Chaetodon tachete Lienard, Dix. rapp. Soc. Hist. Nat. Maurice, (1839)
p. 36.
Chaetodon maculatus Sauvage, Hist. Nat. Madagaskar, Poiss. p. 259
(nec Bloch).
D XII 23, A III 18.
Farbe graugelblich, übersät mit einer großen Zahl kleiner runder
schwarzer Flecke von verschiedener Größe. Von der Mitte des Körpers
und von da absteigend nach unten, bilden diese Flecke Längsreihen
in der Zahl von 6, deren letzte fast ausgelöscht ist und sich nur aus
xleinen Punkten zusammensetzt. Das Okularband ist schwarz, breit
und hellgelk auf jeder Seite eingefaßt; der Teil des Bandes, der sich
unter dem Auge befindet, ist in seiner ganzen Länge durch eine kleine,
gelbe Linie geteilt. Ein orangefarbenes Band bedeckt einen Teil der
weichen Rückenflosse und umgibt den Schwanzs5iel. Die Schwanz-
flosse trägt eine hellgelbe Querbinde und einen halbmondförmigen,
schwarzen Fleck, und endigt hinten mit einem weißlichen Band.
Rücken- und Afterflosse sind schwarz gesäumt und enden mit einem
breiten, gelben Bande (Lienard). — Fundort: Mauritius.
Chaetodon miliaris Quoy et Gaimard
Chaetodon miliaris Quoy et Gaimard, Voy. Assrolabe, n.280; Quoy
et Gaimard, Voy. Uran. Zool. p. 380, pl. 62, fig.6; Quoy et
Gaimard, Voy. Bonite, Poiss. p. 163, pl. 2, fig.2; Cuv. u. Val.,
Poiss. VII, p. 26; Bleeker, Verh. Ak. Amsterdam XVII, 1877,
p. 72?; Günther, Fische Südsee, p. 46 (zum Teil?); Günther,
Cat. Fish. II, p. 31; Kaup, Chaet. Arch. Naturg. XXVI, p. 154;
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 95
Jordan u. Seale, Fish. Samoa, p. 341. Weber, Sıbogaexp.
1913, p. 306 (zum Teil?).
Ohaetodon mantelliger Jenkins, Bull. U. S. Fish. Comm. XIX, 1899,
(1901) p. 394. |
D XIII 22—23, A III 19—21, L. lat. 48—52, L. transv. 8/20.
Schnauze leicht ausgezogen, ungefähr gleich dem Augendurch-
messer. Schwanzstiel höher als der Augendurchmesser. Seine geringste
Höhe etwa 91/,—10%/, in Körperlänge und etwa 6- 6?/, in der größten
Körperhöhe. Seitenlinie in flachem Bogen der Wölbung des Rückens
folgend bis zum Ende der Rückenflossenbasis. Schwanz gerade, nicht
abgerundet, fast etwas eingekerbt. Präoperculum nicht gezähnelt.
Körperfarbe (in Alkohol) weißlich grau, die äußere Körper-
umrahmung violett. Körper mit ungefähr zehn schmalen, stumpfen
dunklen Punktbändern, jedes Band aus einer Reihe von dunklen
schwarzbraunen Punkten bestehend, Bänder vertikal oder steil schräg
nach hinten und aufwärts ansteigend. Okularband oberhalb des Auges
fast gleich dem Augendurchmesser, unterhalb schmäler werdend und
bis zum Präoperculum oder etwas darüber reichend. Etwas unterhalb
der Rückenflosse beginnend. Ein schwarzes Band rund um den
Schwanzstiel.e Weiche Rücken- und Afterflosse abgerundet, vielfach
mit einem schmalen dunklen Rand. Bauchflossen hell. Zwischen den
dunklen Punktbändern noch undeutliche Flecken auf den Schuppen.
= Katalog Total L Auen
o= otal- 1
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E | P.C, in | Kopf in | Körper- Sammler
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a
1.| 101), | 4 13,6 | Sandwich- gut Deppe
Inseln
2.| 91), | 3%), | 13,5 | Sandwich- gut, Deppe
ie Inseln verblaßt
3.| 9, | 3Y, | 6,2 | Sandwich- gut Deppe
Inseln
u Bei le BD Havai gut, ab- Heynacher
gestoben
BD. 10-/2 1.0975 0 .126o Havai gut Heynacher
6.| 10 f.4 | 13,1 Ost-asiatische| gut, Friedel u.
Expedition | bestoßen, Stephany
verblabt
5. Heft
96 ‚urait aabikal » Ernst Ahl:
Bekannt ist diese Art anscheinend nur von den Sandwichinseln, wo
sie sehr selten zu sein scheint. — Länge bis 162 mm.
Farbe im Leben (nach Jenkins): Grundfarbe hellgelb; Kinn
und vorderer Teil der Schnauze rot. Okularband ein wenig breiter
als die Pupille unterhalb und ein wenig schmäler als das Auge oberhalb
desselben. Interorbitalraum gelb. Ein gelber Streifen von der Breite
der Pupille geht über die Schnauze von einem Auge zum andern.
Ungefährt acht senkrechte Reihen schwarzer Flecke, jeder kleiner
‘ als die Pupille, an den Seiten des Körpers sich ausdehnend, reichend
vom Anfang der Rückenflosse bis zur Körpermitte, undjede3. Schuppen
reihe einnehmend. Schwanzstiel schwarz, das Schwarz sich in einer.
schmalen Linie ein kurzes Stückchen an der Basis der Rücken: und
Afterflosse ausdehnend; Schwanzflosse glänzend gelb, die allgemeine
gelbe Körperfarbe wird noch glänzender gelb auf den hinteren Teilen
der Rücken- und Afterflosse. Äußerer Rand der weichen Rücken-
und Afterflosse, besonders hinten schwarz. Bauchflossen gelb. Iris
nahezu weiß,. mit dunklen Stellen oben und unten, wo das Okularband
durch das Auge geht.
Chaetodon garretti E. Ahl sp. n.
Chaetodon miliaris (nec Quoy et Gaimard) Günther, Fish. shäße,
taf. 35, fig.a; Jordan u. Seale, Fish. Samoa, p. 344 (Anmerk.):
DXII 22 (XIV 21?), AIIT 19 (III 16?), L. lat. 44, L. transv. 6/20.
Schnauze kurz, aber zugespitzt und ein wenig kürzer als das Auge.
Rücken- und Afterflosse hinten abgerundet.
‚Das Okularband ist etwas schmäler als das Auge und reicht vom
höchsten Punkte des Nackens bis über das Interoperculum, wird
aber nach unten etwas blasser, und hat einen weißlichen Rand. Der
ganze Fisch ist gelb mit einem purpurbraunem Fleck auf jeder Schuppe;
Schwanzstiel mit einem schwarzen oder blauen Bande, das hinten
weiß gerandet ist; Rücken- und Afterflosse mit einem schmalen,
schwärzlichen Saum; Schwanz- und Bauchflossen hell, ohne Zeichnung.
— Jüngere Exemplare bis zu 4 Zoll Länge zeigen einen runden
schwarzen Fleck auf dem oberen hinteren Rückenflössenlappen
(Verwechslung mit einer anderen Art?). — Fundort: Samoa.
Garrett (der Sammler dieser Fische) bemerkt, daß „die Ab-
bildungen der (von mir bei ©. miliaris) zitierten französischen Reisenden
keine richtige Idee der Färbung geben; die in der Reise der Bonite
sei die bessere inbezug auf die Körperform des Fisches“. — Auch
hieraus dürfte erhellen, daß es sich hier um eine andere Art handelt,
denn die genannten Abbildungen stimmen sehr gut mit den hier
vorliegenden Exemplaren von CO. miliarıs überein. |
Da zwar in keiner Sammlung ein Exemplar dieser Art bisher
vorhanden ist, jedoch die Beschreibung Garretts und Günthers
und vor allem die sehr gute Abbildung eine gute Artkenntnis ver-
mitteln, habe ich nicht. gezögert, diesen Fisch neu zu benennen.
Jordan u. Seale schreiben auch von dieser Art: „Wir haben Nach-
richten von zwei jungen Exemplaren von Samoa, die mit Günthers
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 9%
Tafel übereinstimmen, aber wir sind nicht imstande gewesen, die
Stücke aufzufinden, von denen wir diese Nachrichten:hatten. Diese
repräsentieren wahrscheinlich eine noch unbeschriebene Art. Die
beiden Autoren geben auch die Farbenbeschreibung dieser beiden
Exemplare folgendermaßen an: Die Farbe eines lebenden Tieres
von Apia, olivengelb, hellgelb auf Kopf und Brust; schmale glänzend
blaue Streifen entlang den Schuppenreihen; weiche Rückenflosse
mit schwarzem Rand, Afterflosse mit einem etwas breiteren und einem
weißen Streifen an der Basis und einem am Rande; ein schwarzer
Fleck am Grunde des Schwanzstiels mit zwei glänzenden gelben
Flecken und vorn und hinten hell eingefaßt; Schwanzflosse hinter
dem Band weißlich. Jung. — Das andere Stück vom selben Fundort
war grau mit schrägen blauen Streifen, aufwärts und rückwärts; der
ganze Umriß des Körpers tief goldgelb; Okularband breit, die Partie
davor golden; Rücken- und Afterflosse ganz golden, die weiche Rücken-
flosse dunkel am Grunde und mit einem dunklen Rande, die Rücken-
und Afterflosse glänzender gelb nahe dem Rande; Schwanzflosse
farblos, ein breites schwarzes Band am Schwanzstiel goldig umrändert.
Vielleicht hat Jordan u. Seale aber noch eine von ©. garretti
verschiedene Art vorgelegen, da er in beiden Beschreibungen stets
von schmalen Streifen, nicht aber von Punkten spricht, möglich aber
auch, daß er diese „Punktreihen‘‘ mit dem Namen ‚Streifen‘ be-
zeichnet hat, wodurch sich dann wohl dieser scheinbare Widerspruch
aufklören würde.
Es ist scheinbar überhaupt, seitdem Bleeker damit angefangen
hat, die Sitte bei vielen Systematikern einge: issen, sämiliche gefleckten
O.-Arten zu der Art miliarıs zusammenzuziehen.. Nach dem mir
vorliegenden Material una den verschiedenen Beschreibungen bin ich
zu der Ansicht gekommen, aaß wir es hier mit einer ganzen Reihe
von Arten zu tun haben, deren endgültige Klärung erst nach der
Durcharbeitung eines außerordentlich großen Materials sicher gestellt
werden kann. Soweit es mir bisher angängig erschien, habe ich die
verschiedenen Arten zu.trennen gesucht, und hoffe, dadurch auch
mein bescheidenes Anteil zur Klärung der ‚‚miliaris-Gruppe“ bei-
getragen zu haben. hir
Chaetodon punctulatus E. Ahl sp. n. (Taf. IL, Fig. 8)
D XII-—XIII 22, A III 18—19, L. lat. 40, L. transv. 8/14—13.
Schnauzenlänge gleich dem Augendurchmesser. Präopereulum
etwas gezähnelt. Oberes Profil des Kopfes schräg, Schnauze kaum
vorgezogen, etwas zugespitzt. Hinterer Rand der Rückenflosse stark
abgerundet, ebenso auch die weiche Afterflosse. Schwanzflosse
hinten abgestutzt oder schwach eingekerbt, und seine geringste Höhe
91/,—101/,mal in der Körperlänge enthalten. Ungefähr gleich dem
Augendurchmesser. Die Seitenlinie folgt im hohen Bogen der Rücken-
kante und endet am Ende der Basis der weichen Rückenflosse; sie
liegt höher’ als bei .C. miliaris.,
Archiv für Naturgeschichte,
1923. A. 5, 7 5.Heft
98 © 0 Ernst Ahl:
Das Okularband beginnt an dem Nacken vor dem ersten Stachel
der Riückenflosse und ist fast so breit als das Auge. Unterhalb des
Auges schmal und nur schwach angedeutet bis zum Präopereulum;
bräunlich gefärbt, oberhalb des Auges vorn und hinten: hell ein-
gefaßt. Körper gelb (in Alkohol). Auf jeder Schuppe ein dunkler
(violetter) Fleck, den Schuppenreihen folgend, Längsstreifen bildend,
ähnlich wie bei ©. cutrinellus angeordnet, doch nicht so scharf aus-
geprägt. Rücken- und Afterflosse mit einem schwarz-weißen Saum;
Bauchflossen weißlich, Schwanzflosse hell, Schnauze hell. — Fundort:
Amboina, Neu-Guinea. — Länge bis 12 cm.
= Auge in
Be Katalog | Total- ; y L.lat. L.
c Nr, lange transrv. Kopf a Körper P.c
1.1 7lel.ıL9 I, | So 123, ,.63 |..1 9 |PL=A
ee, oe, aa 9 | P<A
3. 2898112301 8, | 35 | 00 | 9, |£3 | 1 | 9, \pr=A
M.H
eins
© | P.C.in | Kopf in | Körper- { Sammer
Sr Körper | Körper | länge zanet Brheikung (Geber)
„a
| 1.4.10 3!/, | 10,0 Amboina sehr gut | v. Martens Type der
A
rt
2,1 100°) | 100 Amboina |sehr gut| v. Martens Type der
Art
3.129 4591037/,27710,1 Neu-Guinea gut |Vom Hamburger| Cotype
TShls Mus. freundl. zur
Verfüg. gestellt
Beschreibung der Type: Länge des Kopfes 31/,mal, Höhe des
Körpers 1,6mal in der Körperlänge, Augendurchmesser fast dreimal
und Länge der Schnauze fast dreimal in der Kopflänge. Interorbital-
raum schwach konvex, gleich dem Augendurchmesser. Präoperculum
etwas gezähnelt, rechtwinkelig abgerundet. Körper hoch, kurz, seitlich
stark zusammengepreßt. Oberes Profil des Köpfes schräg, Schnauze
kaum vorgezogen, etwas zugespitzt. Oberes Profil mit dem unteren
ungefähr einen rechten Winkel bildend. Der erste Rückenflossen-
stachel kurz und ungefähr zweimal im Augendurchmesser enthalten.
Die Rückenflossenstacheln nach hinten bis zum vierten an Länge
zunehmend und dann in ungefähr gleicher Höhe oder ganz gering
ansieigend in die Gliederstrahlen übergehend. Der letzte Stachel,
der längste, ist etwa 21/,mal im Kopfe enthalten. Der hintere Rand
dieser Flosse ist stark abgerundet und reicht bis zum Schwanzstiel.
Der erste Afterflossenstachel ist länger und stärker als der 1. Rücken.
flossenstachel, etwa 4mal im Kopf, der zweite am stärksten, etwa,
ee a SE ee ee ee ee en
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 99
kürzer als der dritte, und fast zweimal im Kopf, der dritte am längsten,
etwa 5°/„mal in der Körperlänge enthalten. Der strahlige Teil ist
ähnlich gerundet wie der der weichen Rückenflosse. Der Bauch-
flossenstachel ist etwa 5!/;,mal im Körper enthalten und länger als der
3. Afterflossenstachel. Der 1. Strahl fast !/, länger als der Stachel,
den Bauch bedeckend, doch nicht ganz bis zum After reichend und
gleich der Brustflosse. Die Schwanzflosse ist hinten abgestutzt oder
schwach eingekerbt. Ihr Stiel sehr kurz und seine geringste Höhe
lOmal in der Körperlänge und 7!/,mal in der größten Körperhöhe
enthalten; ungefähr gleich groß wie der Augendurchmesser. Schuppen
in regelmäßigen Reihen.
Chaetodon Güntheri E. Ahl sp. n.
Ohaetodon mıliarıs (nec Quoy et Gaimard) Günther, Proc. Zool. Soc.
London, 1871, p. 658.
D XIII 22, A IlI 19, L. lat. etwa 39.
Die Höhe des schuppigen Teiles des Körpers ist 2/, der Totallänge
(ohne Schwanzflosse). Schnauze etwas zugespitzt, kurz, kaum länger
als das Auge. Die weiche Rücken- und Afterflosse ist stumpf ab-
gerundet. — Körper von fast einförmiger oliven Farbe (in Alkohol).
Die schuppige Scheide der Rückenflosse gelb, jede Schuppe mit einem
unbestimmten violetten Fleck an der Basis. Das Okularband beginnt
vor dem 1. Rückenflossenstachel, ist schmaler als der Augendurch-
messer und gelb gerandet. Es ist noch schmaler unter dem Auge und
auch blasser, aber reicht über das Interoperculum. Schwanzflosse
ohne irgendwelche Zeichnung. Die weiche Rücken- und Afterflosse
mit einem schmalen, schwarzen und weißen Saum, und leicht mit
schwarz untermischt gegen das Ende. Das kleinere Exemplar scheint
einen runden schwärzlichen Fleck zwischen dem 7. und 13. Rücken-
flossenstrahl nahe am Ende der Flosse zu haben (nach Günther).
— Fundort: Manado. — 2 Exemplare von 5 und 4 Zoll (inches)
bekannt.
Chaetodon dolosus E. Ahl sp. n.
Chaetodon miliaris (nec Quoy et Gaimard) Sauvage, Hist. Nat.
Madagaskar.
Chaetodon chrysurus (Lienard, Six, Rapp. Soc. Hist. Nat. Maurice
1835, p. 30) (nec Desjardias).
Ein braunes Band, das vom 1. Rückenflossenstachel entspringt,
geht bis zum Ende der Schnauze, breitet sich auf jede Seite aus und
bedeckt einen Teil der Augen, das hintere dieses Augenbandes ist mit
einem hellgelben Saum eingefaßt. Ein anderer Rand von derselben
Farbe durchschneidet dieses Band und steigt zwischen den beiden
Augen hinab. Der vordere Teil des Körpers ist hellgrau. Jede Schuppe
trägt einen kleinen braunen Tüpfel. — Fundort: Mauritius. — Der
Fisch hat mit ©. mikaris nichts zu tun und ist irrtümlich von Sauvage
zu dieser Art gezogen worden. Daher habe ich ihm den Namen dolosus
= trügerisch gegeben.
7* 5, Heft
100 ‚ Ernst Ahl:
Chaetodon guttatissimus Benneit
Chaetodon guttatissimus Bennett, Proc. Zool. Soc. London 1832 p. 183;
Günther, Cat. Fish. p. 26; Günther, Fish. Zanzibar, p. 34;
Day, Fish. Ind. 1876, p. 106, pl. 27 fig. 4.
Ohaetodon miliaris (nec Quoy et Gaimard); Day, Fish. of Brit. Ind.
1869, P- 1,
Tetragonoptrus miliarıs Bleeker, Atl. Chaet. p. 39 (p. parie); Bleeker,
Chaet. p. 74 (p. parte).
D XII 22, A u 17—19, L. lat. 32--(38), L. transv. 6?/12?
Schnauze leicht vorgezogen und kaum länger als der Augen-
durchmesser; Länge des Kopfes 41/,mal, Höhe des Körpers 2mal
in der Totallänge, Augendurchmesser3mal in Kopflänge, Präopereulum
gezähnelt. Rücken- und Afterflosse hinten abgerundet. Seitenlinie
in mäßig hohem Bogen, der Rückenwölbung folgend, bis zum Ende
der Rückenflossenbasis.
Okularband vom Nacken durch das Auge bis zum unteren Rande
des Interoperculum; schmaler als das Auge oberhalb desselben, und
noch schmaler unterhalb; scharf gelb begrenzt; Körper gelblich (bei
dem mir vorliegenden Exemplar weißlichgrau), jede Schuppe mit
einem schwarzen Fleck. Rücken- und Afterflosse purpurbraun (dunkel-
grau), dicht schwarz punktiert, am Rande eine feine schwarze Linie,
nach außen von einem breiten weißen oder gelben- Saum begleitet.
Schwanzflosse gelblich, mit einem nach vorn gerichteten, in der Mitte
verbreiterten winkligem Band; Schwanzflosse rund, Bauchflossen
hell. Jede Körperschuppe mit einem schwarzen Punkt. — Heimat:
westlich von Sumatra über Indien bis nach Ostafrika.
3 i Br | Auge ip.
S2 Lee: Base Fr, er er tr Ei Schnan-!
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1.1. 9469| Sa | 22. 7 29, |.sen.]| er ol a ?
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1.1 117), |.3Y,? 7 | Mauritius sehr Moebius
schlecht
Chaetodon punctatofasciatus Cuv. u.. Val. typ.
‚Chaeiodon punctatofasciatus C. u. V., Poiss. VII, p. 28 (22); Bleeker,
je ichth. Banda, Nat. T. Ned. Ind. II p. 238; Günther, Cat.
Fish. II, p. 27; Jordan u. Seale, Fish. Samoa, p. 343; Weber,
Adibogaezp, Fische, 1913, p. 308.
Ohaetodon punetatolineatus Gronow, Cat. Fish. ed Gray, 1854, p- 70.
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 101
Tetragonoptrus punctatofasciatus Bleeker, Atl. Chaet. p. 40 tab. 12,
fig. 3; Bleeker, Chaet p 74.
Citharoedus punctatofasciatus Kaup, Chaet. Arch. f. Naturgesch.
„X XVl p. 144.
Ohaetodon multscinetus Garrett, Proc. Cal. Ac. Sci. 1863, p. 65; Günther,
Fische Südsee, p. 44, taf. 34, fig. B; Jenkins, Hav. Fish. Bull.
U. S. Fish. Comm. XXII p. 472.
D XIII 23—24, A III 17—18 (—19), L. lat. 3537, L. transv. 7/13.
Schnauze leicht vorgezogen und so lang wie der Augendurchmesser,;
Präoperculum ganzrandig; Auge etwa 3mal im Kopf und über 10mal
in Körperlänge. Rücken- und Afveıflosse hinten abgerundet. Schwanz-
flosse abgestutzt. Schwanzstiel sehr schmal, seine geringste Höhe
über lOmal in der Körperlänge und über 7—7!/,mel in der größten
Körperhöhe enthalten. Seitenlinie im hohen Bogen der‘ Rücken-
wölbung folgend bis gegen das Ende der .Rückenflossenbasis.
Das Okularband besteht nur aus einem hellen, dunkelgerandeten
Fleck über und einem hellen, dunkelgerandeten Streifen bis zum
Rande des Präoperculum. Ein schwarzer Fleck auf der Höhe des
Nackens. Rücken mit etwa 7—8 senkrechten dunklen Bändern.
Jede Schuppe der Seiten mit einem dunklen zentralen Fleck. Rücken-
und .Afterflosse mit einer schwarzen Linie vor dem weißen Rande;
Schwanzflosse gelblich an der Basis und grau nach dem Ende zu,
beide Farben durch ein schwarzes Band getrennt, über den Schwanz-
stiel ebenfalls ein gelbliches Band, nach der Flosse zu durch eire
“schwarze Linie getrennt. Bauchflossen hell. — Länge etwa 10 cm. —
Heimat: Ostindien und Südsee, außer Hawai, selten.
- Chaetodon punetatofaseiatus ©. u. V. subsp. multieinetus Garrett
Die von Garrett aufgestellte Art ©. multicinetus stimmt in den
‚meisten Merkmalen mit C©. punctafasciatus überein, sodaß sie nur als
Unterart zu dieser Art zu stellen ist. — Bei dieser Form reicht das
Okularband von der Höhe des Nackens durch das Auge bis zum Rande
des Präoperculum. Körper nur mit 6 braunen Bändern, jede Schuppe
mit einem schwachen, braunen Fleck. Färbung der Flossen wie bei
der typischen Form. — Heimat: Hawai, selten.
Färbung des lebenden Tieres der sub. sp. multieinetus (nach
Jenkins): Körper weiß, das Weiß sich auf die Rücken- und After-
flosse ausdehnend bis zu der schwarzen Linie längs dieser Flossen.
Jede Schuppe mit einem braunen Fleck; die schwarze Linie auf der
Rücken- und Afterflosse läuft ungefähr in einem Abstand von !/;
von außen gemessen an diesen Flossen entlang; außerhalb dieser
‚ Linie ist die Rückenflosse gelb und die Afterflosse weiß; .die dunkle
Linie der Afterflosse geht auf den Bauch über bis zur Basis der Bauch-
flossen als eine gelbe Linie; Seiten des Körpers von fünf Querbändern
von hellbrauner Farbe und Augenbreite geschmückt; ein braunes
Okularband unter dem Auge, schwarz darüber, so breit wie die Pupille;
gerade darüber ein schwarzer Fleck vor der stachligen Rückenflosse:
5. Heft
102 Ernst Ahl:
gelb an den Rändern des oberen Teiles des Kiemendeckels und die
Präoperculum; ein dunkler, braune Flecke einschließender Ring,
rund um die Bası:. der Schwanzflosse, ein schwarzer halbmonaförmiger
Fleck geht über die Schwanzflosse ungefähr in «er Mitte; Bauchflossen
weiß; Brustflossen durchscheiner.d.
= Katal Total L at
© „| Katalog | Total- B Sa
Er; Nr, länge ; a transv. Kopf Schnau- Korper | 2.
1:7 1227) 99/8 ES sieh 37 Een 3 1 107, VPRER
2. 1228| 9,1 fa u 35 Mes f.3 1 10, |. PX
3.| 5584 | 8,4 lea Sfr 35 Han f.3 | 10 r=A
4.| 5584 | 8,6 si iR 35 4 f.3 f. 1 fe. ü, 10) SB
:| P.C,in | Kopf in | Körper« : Sammler
Körper | Körper | länge BanaE Erhaltung (Geber)
Laufende
Nr
1.je.ü.10| 31), 7,9 ? gut v. Borck typ.
N a A 77 ? gut Kaup typ.
3.fe.ü.10| 3%, 7,0 Amboina . gut |v. Rosenberg | typ.
ar 20 037 Amboina gut |v. Rosenberg | typ.
Chaetodon pelewensis Kner typ.
Chaetodon punctatofasciatus var. — Günther, Cat. Fish. II p. 515
Chaetodon pelewensis Kner, S.B. Ak. Wien, 1868, p. 306 Günther
Fische Südsee, p. 43 tab. 31, fig.B; Jordan u. Seale, Fish
Samoa, p. 340.
C'haetodon germanus De Vis, New Austr. Fish. Proc. Linn. Soc. N. S.
Wales, 1884 IX 2. |
D XIII 23—24, A III 17—18, L. lat. 38—42 (44°), L. cransv. 7/15.
Die Schnauze ist konkav, nur wenig vorgezogen, etwas zugespitzt
und so lang wie das Auge. Präoperculum, kaum sichtbar, fein gezähnelt.
Rücken- und Afterflosse hinten abgerundet, die geringste Höhe des
Schwanzsöieles etwa 1l0Omal in der Körperlänge und etwa 7mal in
der größten Körperhöhe enthalten. Seitenlirie der Körperwoölbuag
folgend bis zum Ende der Rückenflossenbasis.
Ober- und Unterlippe schwarz, Okularband sehr schmal, hell,
vorn und hinten schwarz gesäumt, über dem Auge nur sehr klein,
unter demselben schwächer werdend, nur bis an den Rand des Prä-
operculum reichend Vor dem ersten Rückenflossenstachel ein
länglicher, dreieckiger, hellgelber Fleck, an welchem nach vorne quer
über den Nacken ein großer, tiefschwarzer Fleı k grenzt Noch vor dem
Ende der Prustflossen beginnen schief nach auf- und rückwärts an-
steigend dunkle Streifen und Binden und zwar sechs breite Binden,
zwischen welche bei vielen Exemplaren je eine schmale und schwächere
z Tu at
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 103
streifeaförmige sich einschiebt. Nach vorne lösen sich diese Bänder
in Flecken auf, Rückenflosse mit einem schmäleren, Afterflosse mis
'einem breiteren, schwarzen, intramarginalen Bande vor dem hellen
Randsaum. Schwanzstiel orangefarbig; Schwanzflosse mit einem
schwarzen Halbmond, quer über die Mitte. Bauchflossen hell. —
Länge etwa 8cm. — Heimas: Palau-Inseln, Samoa, Tonga, Tahiti,
Paumotu-Inseln, Heue Hebriden, Fate; selten.
Chaetodon pelewensis Kner subsp. germanus De Vis
Die australische Form unterscheidet sich eigentlich nur durch
die größere Anzahl Körperbinden, auch scheint die Anzahl der
Schuppenreihen der L. lat. etwas größer zu sein.
Nacken ziemlich bucklig vor der Rückenflösse. Kein Okularband.
Ein unbestimmtes, dunkles Band über die Stirn und ein schwarzer
Fleck auf dem Nackenbuckel. Körper mit ungefähr acht schrägen
‚Bändern, die nach vorn absteigen. Ein diesen paralleles auf der Basis
der Afterflosse. Weiche Rückenflosse mit einem schmalen schwarzen
intramarginalen Rande. Schwanzflosse mit einem schmalen schwarzen
Band in der. Mitte und breitem durchsichtigen Rande. Afterflosse
mit einem lederbraunen, schwarz gerönderten, intramarginalen,
konzentrischen Band und braunem Saum. — Fundort: Queensland.
ni Auge in
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S®@| Nr lingse - ai Tai trausy Schnau
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] e- Körper | Körper | länge Enadar Brhalkong (Geber) Bubep:
8
ei. 104 1 39,71, 76,9 | Südsee sehr gut | Godeffroy | typ.
Farbe im Leben (nach Jordan u. Seale): Gelboliven, hellgelb hinten,
grau an den Seiten; Stirn schwarz; Okularband gelb, an jeder Seite
von. schwarz und grau eingefaßt: Präorbitale gelb; Präopercel gelb,
Flecken und wellenförmige Bänder purpurschwarz; Rückenflosse braun-
oliven, heller hinten, ein ‚breiter goldner Rand abgesetzt durch eine
schwarze Linie; Schwanzflosse helleuchtend orange, wie bei Hola-
. canthus Nlavissimus, dann hellgelb, dann, schwarz, die Flosse meistens
durchscheinend; Afterflosse cremebraun, mit einem schwarzen Streifen
oben und unten, der Saum schmutzig erünlichgrau; Bauchflosse dunkel;
Brustflosse. farblos; ein schwarzer Fleck auf dem Nacken vor der
. Rückenflosse. — Einheimischer Name in Samoa „tifitifi i’u sama“
(orange-Schwanz).
5. Heft
104 Ernst Ahl:
Chaetodon eitrinellus Broussonet. typ.
Chaetodon citrinellus Broussonet ap. C. u. V. Poiss. VII. p. 27; Günther,
Fische Südsee, p. 47, taf. 35, fig. B (var.); Jordan u. Ever-
mann, Proc. U. S. Nat, Mus. 1902; Jordan u. Seale, Fish. Samoa,
1906. p. 344; Günther, Cat. Fish. IL, p. 33; Cuvier, Regne animal
Poiss. pl. 39, fig. 1; Bleeker, Sumatra, Nat. T. Ned. Ind. V _p. 501;
Kaup, Chaet. Arch. Naturg. 1860, p. 154; Weber, Sibogaexp.
1913 p. 306; Ogilby, Mem. Queensland, Mus. I 1892. p. 54; Jordan
u. Evermana, Proc. U. S. Nat. Mus. 1903 p. 357.
Tetragonoptrus milarıs (nec Quoy et Gaimard) Bleeker, Chaet. p. 72;
. Bleeker, Atl. Chaet. 39, tab. 15. |
Tetragonoptrus citrinellus Bleeker, Onz. Not. ichth. Ternate, Nat.
T. Dierk. I p. 234.
Ohaetodon nigripes De Vis, Proc. Linn. ‚Soc. N. S. Wales. IX 1884
P. ABS. e
D XIV—XV 20—21, AIII 16, L. lat. 40—42, L. transv. 6—7/14.
Schnauze ziemlich vorgezogen und gleich oder ein klein wenig
länger als das ‘Auge, spitzig. Rücken- und Afterflosse enden hinten
in einen abgerundeten Winkel. Präoperculum hinten etwas gezähnt.
Seitenlinie der Rückenwölbung folgend bis zum Ende der Rücken-
flossenbasis. Bi a
ÖOkularband etwas schmaler als das Auge, vorn und hinten scharf
gelb umrändert und sich von der Rückenflossenbasis bis über das
Präoperculum erstreckend. Körper gelblich, jede Schuppe mit einem
dunklen, bräunlichen Fleck, Fleckenreihen dep Schuppenreihen
folgend; Flecken nach hinten kleiner und blasser werdend. Die Flecken-
reihen steigen oberhalb der Körpermitte etwas an, unterhalb 'etwas
nach abwärts. Kein schwarzer Fleck am Schwanzstiel. Afverflosse
mit einem breiten, schwarzen Streifen an ihrem unteren Rande, und
einer breiten hellgoldgelb glänzenden Binde darüber. Rückenflosse
mit einer sehr schmalen intramarginalen Lnie im weichen Teil. Bauch-
flossen hell. — Länge bis 13cm. — Heimat: Ostindischer Archipel
und Südsee. |
Chaetodon eitrinellus Br. var. semipunetatus E. Ahl var. n.
Der von Günther, Fische der Südsee dargestellte Fisch ist in der
Färbung so abweichend, daß ich diesen Fisch als besondere Varietät
anzusehen geneigt bin. Sollte es sich herausstellen, was ich anzu-
nehmen glaube, daß diese Färbungsvarietät auf Havai beschränkt
ist, so wäre ihr der Charakter einer Unterart zuzusprechen.
Färbung: gelb, das goldig eingefaßte Okularband geht vom
1. Rückenflossenstachel durch das Auge bis zum Rand des Inter-
opereulum; schmaler als das Auge. Die Schuppenreihen der Seite
der vorderen Körperhälfte tragen je einen schwarzbraunen Fleck. in
ihrer Mitte, während die Schuppenreihen der hinteren Körperhälfte
und des Bauches nur einen kaum sichtbaren goldgelben Fleck tragen.
Stachliger Teil der Rückenflosse mit einem weißlichen Bande über
EEE ZEN ERRO
ZA ET ne
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 105
der Schuppenscheide, weicher Teil mit einem goldbraunen Endsaum,
der durch eine schwarze Linie von der gelben Grundfarbe getrennt
wird. Afterfiosse mit einem breiten schwarzen Saum. Schwanzflosse
goldig gefleckt.
Chaetodon eitrinellus Br. subsp. nigripes De Vis
D XIV 23, A III 18, L. lat. 35.
Schnauze vorgezogen, konisch; Rücken- und Afterflosse spitzig
an ihrem hinteren Ende. Okularband schmäler als der Augendurch-
messer, aber erweitert an seinem unteren Ende. Körper und Flossen
einförmig bräunlich grau, letztere Farbe hinten vorherrschend. After-
flosse mit einem breiten, schwarzen Saum, beginnend an einem Punkt
‚an der Spitze und sich ausdehnend über den größten Teil der Strahlen.
— Heimat: Queensland.
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Ei . en a: Fundort Erhaltung Sammler (Geber) subsp.
=)
ca. 10 | 3%, 7,2 | Neu-Guinea | sehr gut | Neu-Guinea Conyp. | typ.
Berta, 10° 1734, 79 Jaluit sehr gut Steinbach typ.
3.| :£.9 3%, 2,9 |Neu-Hannover leidlich S.M.S. Planet typ.
a0. 3%, 7,2 Jaluit leidlich Finsch typ.
ee. 15835..1..2,6 Amboina leidlich v. Rosenberg typ.
Das eine mir vorliegende Exemplar aus Amboina zeigt eine etwas
größere Fleckung als die anderen Stücke, auch ist das gelbe und
‘schwarze Band der Afterflosse und das Okularband etwas breiter. Diese
Unterschiede halte ich aber für zu unbedeutend und durch das eine
Exemplar für zu wenig charakterisiert, da es auch auf individueller
Abweichung beruhen kann, um hierauf eine neue Un;erart zu be-
gründen. ’
Färbung des lebenden Tieres (nach Jordan u. Seale) nach einem
Stück von Apia: Trübe hell olivengelb mit Reihen blauer Punkte
auf den Schuppenreihen; Vorderkopf braun, hell; Okularband eng
eingefaßt an beiden Seiten mit gräulichweiß, dieser Rand gelb ver-
waschen bei größeren Exemplaren; die Afterflosse mit einem breiten,
schwarzen Saum, worüber sich ein glänzend gelbes Band hefindet.
5.Heft
106 robohh Ernst Ahl:
Schwanzflosse einförmig orange, ziemlich glänzend; weiche Rücken-
flosse: gelb, mit einer schmalen schwarzen, dann einer weißen Linie.
Einheimischer Name des Fisches auf Samoa ‚‚Tifitifi uli“. ‚‚Tifi-
tıfı lanıfı“ oder ‚Manini‘“.
Chaetodon quadrimaculatus Gray
Chaetodon guadrimaculatus Gray, Zool. Miscell. 1831, p. 33; Günther,
Cat. Fish. II, p. 13; Günther, Fische Südsee, p. 38 taf. 30, fig. A;
Jordan u. Evermann, Bull. U. S. Fish. Comm. XXIII 1903 (1905)
p. 373, pl. 49; Jordan u. Seale, Fish. Samoa, p. 345; Jenkins,
Hav. Fish. Bull. U. S. Fish. Comm. XXII, p. 473 (Färbung des
- lebenden Fisches). |
D XIV 22, A III 17, L. lat. 40—42, L. transv. 8/(14?) 17.
Schnauze etwas vorgezogen, und kaum so lang als der Augendurch-
messer. Präoperculum leicht gezähnelt. Rücken- und, Afterflosse mit
hinterem abgerundeten Winkel; Schwanzflosse rundlich abgestutzt,
die geringste Höhe des Schwanzstieles etwas kleiner als der Augen-
durchmesser und etwa 1Omal in der Körperlänge und etwa 6!/,mal
in der größten Körperhöhe enthalten. Seitenlinie der hohen Wölbung
des Rückens folgend bis zum Ende der Rückenflossenbasis.
Färbung (in Alkohol): Das Okularband beginnt von der Höhe
des Nackens, ist ungefähr so breit als der Augendurchmesser, schwärz-
lich über dem Auge, hell unter dem Auge, beiderseits mit schwarz _
eingefaßt, bis auf das Interoperculum reichend. Die obere Hälfte
des Körpers schwärzlich, mit zwei leuchtend weißen ‚Flecken, der
eine unter der Mitte der. stachligen, der andere unter der Mitte der
weichen Strahlen der Rückenflosse. Die schwarze Zone des Rückens
wird von dem Okularband durch einen hellen Streifen getrennt. Über
dem Anfang des Schwanzstieles zieht sich die schwarze Zone als eine
breites Band hinüber. Jede Schuppe der Körperseiten mit einem
schwachen, zentralen Fleck. Weiche Rücken- und Afterflosse mit
einem leuchtenden, schwarz eingefaßten, intramarginalen Bande;
Bauchflosse und Schwanzflosse helle. — Länge über 6 Zoll (inches).
Fundort: Sandwichinseln, Upolu.
Auge in
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<2 2 H i< E B:- op tr a Schnau-
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1.| 9939 | 88. “, | y, la || 2% | £ı leid | P<A
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= = Körper | Körper | länge Fundort Arhalineg (Geber)
-
1.1040 | 31,1 8 Upolu leidlich | Godeffroy
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 107
Die von. Günther, Südseefische, reproduziertte Abbildung von
Garrett zeigt den Fisch nicht in den natürlichen Farben, auch kommen
sonstige Ungenauigkeiten in dieser Zeichnung vor. Eine mir vorliegende,
an Ort und Stelle angefertigte Originalzeichnung zeigt den Fisch
folgendermaßen: Körper leuchtend zitronengelb, auf der Stirn, hinter
dem Kiemendeckel oberhalb der Brustflosse, auf der Afterflosse und
der Schwanzflosse in goldgelb übergehend. Okularband über dem
Auge dunkelrotbraun, unter dem Auge hellgoldbraun, vorn und hinten
in seiner ganzen Ausdehnung mit einer schwarzen inneren und einer
weißen äußeren Linie eingefaßt. Rückenzone schwarz, die beiden
hellen Flecken leuchtend silberweiß. Darunter jede Schuppe des
Körpers mit einem kleinen, zentralen, schwarzen Fleck, der nach
unten zu in rot übergeht und schließlich ganz verschwindet. Be-
schuppter Teil der Rückenflosse gelbbraun, darüber, besonders im
weichen Teil, ein vorn bläuliches, hinten weißes, schwarz gerandetes
Band; der übrige Teil der Rückenflosse gelb. Afterflosse goldgelb
mit einem entsprechenden, weißen, schwarz eingefaßten Band.
Schwanzflosse goldgelb mit weißem Rand. Brustflossen blaßgelb,
Bauchflossen goldgelb. — Dieses Aquarell wurde von dem früheren
Landtagsabgeordneten Wendroth dem Zool. Mus. Berlin geschenkt
und zeichnet sich durch sehr große Genauigkeit in der Anfertigung aus.
Sektion: Paracoradion E. Ahl
Schuppen klein, Reihen etwas schräg nach oben hinten ansteigend.
Stachlige Rückenflosse kürzer als die weiche. 10 Stacheln. 50 senk-
rechte Schuppenreihen. Schwanz eingeschnitten. Rücken- und After-
flosse stark abgerundet. Körperform rund.
Chaetodon ocellipinnis Macleay
Chaetodon ocellipinnis Macleay, New Fish. Port. Jakson, Proc. Linn.
Soc. N.S. Wales III, 1879, p. 33 pl. 3.
DX 23, A DI 19, L. lat. 50.
Schnauze kürzer als der Augendurchmesser; Maul klein; Prä-
operculum stark gezähnt. Weiche Rücken- und Afterflosse hinten
abgerundet. Schwanz lang und gegabelt.
Farbe hellbraun mit sechs schwarzen, senkrechten Bändern,
das erste durchs Auge, das zweite hinter dem Operculum bis zur
Bauchflosse, das dritte von der stachligen Rückenflosse zum Bauche,
das vierte vom Anfang der weichen Rückenflosse zur Afterflosse, das
fünfte nahe am Schwanze, und das sechste auf dem Schwanz. Unter
und ein bißchen vor der Brustflosse ist ein großer weißlicher Fleck;
auf der weichen Rücken- und Afterflosse ein großer, schwarzer, weiß
umrandeter Augenfleck, der auf der Rückenflosse vom dritten zum
achten, und der auf der Afterflosse vom 2. zum 5. Strahl. — Länge
3 Zoll (inches), 4 Linien (lines). — Fundort: King George’s Sund.
Sektion: Hemichaetodon Bleeker
Schuppen regelmäßig gerundet, etwa 45 Reihen. Längsreihen
der Schuppen schräg und schnell nach hinten absteigend. 12 Rücken-
“ flossenstacheln.
5. Heit
108 Ernst Ahl:
Chaetoden capistratus Linne
Ohaetodon capsstratus Linne, Syst. Nat. ed. X 275, (1758); Linne, Syst.
Nat. ed. XII, p. 465 (1766): Bloch, Ichth. taf, 205, fig. 2 (1787);
Gmelin, Syst. Nat. p. 1250 (1788); Wahlbaum, Artedi, Syn. p. 414,
(1792); Bloch u. Schneider, Syst. Ichth. p. 292, (1801); urton,
Linn. p. 772 (1806); Risso, Eur. Merid. III, p. 432 (1827); Cuv.
.. u. Val., Poiss. VII, p. 64 (1831); Gronow, Cat. Fish. II, p. 67,
(1854); Günther, Cat. Fish. IL, p. 12, (1860); Jordan u. Gilbert,
Syn. Fish. N. Am. p. 940, (1883); Jordan, Cat. Fish. N. Am. p. 102
(1885); Eigenmann u. Hornung, Rev. Chaet., N. Am. Ann. N. Y.
Ace. Scı: IV, 1887; Jordan u. Evermann, Fish. N. a. M. Am. (1898)
p. 1677; Arnold, W. Aq. Kunde 1913, p. 757; Gienke, Bl. Ag.
Kunde 1913, p- 784; Brüning, W. Ag. Kunde 1916, p- 347; Jordan
u. Thompson, Fish. Tortugas, Arch. Bull. Bur. Fish. 24, 1904,
p. 248; Evermann u. Marsh., Fish. Portorico p. -49, pl. 35;
Boeke, Rapport, Curacao 19-9, p. 1;
Sarothrodus capistratus Poey, Enum. n.62 (1875).
Chaetodon brice, Smith, Bull. U. S. Rich, Comm. 1897 p. 102—103
(mit Abb.); Jordan u. Evermann, Fish, North. a. Mr. Am. II,
p. 1678 (1898).
DXIH—XIH 18—21, A IT 18—19, L. lat. (37—-) 39—43, L. transv.
(4—) 6/(16—) 17 (—19).
Schnauze etwas vorgezogen, nahezu so lang ne etwas kürzer
‚als der Augendurchmesser. Präoperculum unbestimmt gezähnelt.
Schuppen ziemlich groß, regelmäßig angeordnet. Weiche Rüczen-
und Afterflosse enden hinten in einem Winkel. Die geringste Höhe
des Schwanzstieles etwas geringer als das Auge und etwa 8!/, bis 9/,
in Körperlänge und etwa 6—6?/;mal in Körperhöhe. Seitenlirie
schräg ansteigend, unter dem Anfang der weichen Rückenflosse um-
biegend und sich bis gegen das Ende der Rückenflossenbasis hin-
ziehend.
Färbung (in Alkohol) ee das schwarze Okularband ist
weiß gerandet, viel schmaler als das Auge und erstreckt sich von der
Höhe des Nackens bis auf das Interoperculum, doch nicht auf die
Brust. Ein großer, schwarzer, weißgerandeter Fleck befindet sich
vor dem Winkel, der durch die Rückenflosse und den Schwanzstiel-
rücken gebildet wird. Schmile, schwärzliche, schräge Linien befinden
sich auf den Schuppenreihen; die oberhalb der Rör permitte aufwärts
und rückwärts, die unterhalb abwärts und rückwärts sich erstreckend.
Ein graues, schwarz eingefaßtes Band befindet sich in der Mitte der
Schwanzflosse und ist fortgesetzt auf der weichen Rücken- und After-
flosse. - Bauchflossen weißlich, Schwanzflosse, weiche Rücken- und.
Afterflosse mit «weißem Endsaum. -- Heimat: Westindien, häufig.
Der junge Fisch ist als C. bricei bekannt: und zeigt im Leben
folgende Farben: (nach Jordan u. Evermann): Allgemeine Körper-
farbe perlgrau; ein glitzerndes, kohlschwarzes Band von ungefähr
?/, Augenbreite, das nach vorne gebogen ist, beginnt ein kurzes Stück
109
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw.
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5 Heft
110 Ernst Ahl:
vor der Rückenflosse und geht nach unten durchs Auge und dann
abwärts und rückwärts zum unteren Rande der Kiemenöffnung; über
dem Auge ist dieser Streifen auf jeder Seite von einem sehr schmalen
hellen Streifen eingefaßt; ein dunkles schwärzliches Band, 1!/,mal
so breit wie das Auge, geht senkrecht über den Körper von der Basis
der Rückenflosse bis zur mittleren Linie des Bauches; der vordere
Rand dieses Bandes geht vom vorderen Teil der Rückenflosse bis zum
hinteren Winkel des Kiemendeckels, ganz schräg abwärts und rück-
wärts hinter die Basis der Erustflosse; hinter diesem Band und getrennt
von ihm durch einen Zwischenraum von etwas mehr als Augenbreite
ist ein anderes dunkles Banc, dunkler und ?/, breiter, der voraere Rand
vorwärts gebogen und der hintere Rand auf dem Schwanzstiel; ungefähr
2/, dieses Bandes einschließend, und sich ausdehnend vom dorsalen
bis zum ventralen Körperrand ist ein großer, runder Augenfleck, mehr
als 11/,mal der Augengröße, bestehend aus einem dunkelblauen Fleck,
der von einer schmalen, weißen Zone umgeben ist, die einen Teil der
Basis der weichen Rückenflosse bedeckt; unmittelbar darüber, und
in der Ausdehnung. des schwarzen Bandes auf der Rückenflosse ist
ein anderer ähnlicher, aber kleinerer Augenfleck, ungefähr von Augen-
größe, die ersten 8—9 Strahlen der weichen Rückenflosse einnehmend;
ein schmales, durkelbraunes, senkrechtes Band auf den Schwanzstiel,
getrennt von der Basis der Schwanzflosse und von jenem Teil des
‘ breiten Körperbandes hinter dem Augenfleck durch schmale weiße
Zwischenräume: Kopf vor dem Oxularband und Brust grünlichgelb;
ein schwarzer Fleck auf dem Kiemendeckel; stachlige Rückenflosse
dunkel, das senkrechte dunkle Band geht auf die ersten 7 Ssacheln;
weiche Rückenflosse dunkel, mit scharf begrenztem bleichem Rand;
der schuppige Teil der Afterflosse dunkel, mit einem schmalen dunklen
Rand; der unbeschuppte Teil gelblichweiß; Schwanz- und Brust-
flossen hell; Bauchflossen dunkel; gelb gerandet (nach einem Exemplar
von 1'/, Zoll (inches).
Färbung des erwachsenen Fisches im Leben (nach Arnold):
Die Grundfarbe des Körpers ist ein leuchtendes schwefelgelb. Ein
tiefschwarzer Strich zieht sich vom Rücken durch das Auge bis zum
unteren Kiemendeckelrande. Dieser Strich ist, um noch auffälliger
zu erscheinen, an den Seiten weiß eingefaßs. Von der Mittellinie des
Körpers ziehen sich nach dem Rücken und dem Bauche zu zahlreiche
Reihen dunklbrauner länglicher Striche nach hinten und oben bezw.
unten. Ein großer, fast runder, schwarzer, von einem weißen Rand
umzogener Fleck befindet sich in der hinteren Körperhälfte in der
Höhe des Winkels der Rückenflosse und des Schwanzstieles. Über
den Körper selbst laufen zwei breite, braune Querbinden, von denen
die erste, vom 2.—4. Rückenflossenstachel beginnend, sich bis hinter
die Basis der Bauchflossen erstreckt, und die zweite das ganze hintere
Viertel einnimmt, sich teilweise auf die mit feinen Schuppen bis über
die Hälfte bedeckten Rücken- und Afterflosse erstreckend. Durch
den oberen weichen Teil der Rückenflosse, durch die Schwanzflosse
und durch den unteren Teil der Afterflosse zieht sich ein braungelbes,
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 411
schmales Band, welches an den Seiten von schmalen, dunklen Bändeın
eingefaßt ist. Die Bauchflosse sowie der äußere Rand der Schwanz-
flosse sind: zart bläulich schwarz gefärbt.
Gienke teilt mit, daß ein in Gefangenschaft gehaltenes Stück
jede Fleischnahrung verschmähte und sich ausschließlich von den
‘an den Scheiben und den Korallenstücken hängenden, von der Sonne
gebildeten Algen ernährte.
Sektion: Chaedontops Bleeker
Die Arten dieser Gruppe sind bemeıkenswert durch die Anordnung
der Längsreihen der Körperschuppen. die alle in einer Linie oder
Kurve sehr schräg gegen das Rückenprofil ansteigen. Ihr Körper
nähert sich mehr der ovalen Form als der rhomboiden und alle haben -
die weiche Rücken- und Afterflosse stumpf und abgerundet. Die
stachlige Rückenflosse viel weniger als die Hälfte länger.
Chaetodon dorsiocellatus E. Ahl sp.n. (Taf. I, Fig. 1)
D XII 25, A III 20, L. lat. 42, L. transv. 7/17.
Schnauze vorgezogen, spitz, nicht ganz so lang wie das Auge
(bei jungen). Präoperculum gezähnelt. Rücken- und Afterflosse
hinten abgerundet. Schwanzflosse ziemlich abgestuizt, die geringste
Höhe des Schwanzstieles etwas über 8mal in der Körperlänge und etwa
6mal in der größten Körperhöhe enthalten. Seitenlinie geht ziemlich
gerade bis unter den Anfang der weichen Rückenflosse und folgt
etwas unterhalb der Basis dieser Flosse (zwischen Seitenlinie und
Rückenflossenbasis nur eine Schuppenreihe) bis zum Ende derselben.
Färbung (in Alkohol) bräunlichgelb; das schwarzbraune Okular-
band ist etwas schmaler als das Auge und geht von der Basis des
1. Rückenflossenstachels bis an den unteren Rand des Interoperculum.
Stirnpartie grau. Zwischen dem 8.—14. Strahl der weichen Rücken-
flosse befindet sich ein schwarzer, sehr schmal hell umrandeter Augen-
fleck. Über die Basis der Schwanzflosse zieht sich ein hellgelbes,
-jederseits dunkler umrandetes Band. Der vordere, etwas breitere,
schwarze Rand setzt sich auch in die weiche Rückenflosse bis zum
Augenfleck und in die weiche Afterflosse foıt, wo er sich sehr verbreitert
und undeutlich wird. Weiche Rücken- und Afterflosse außen mit
durchsichtigem Rand, dann folgt nach innen eine schwarze und eine
gelbe Linie. Färbung der Rücken- und Afterflosse grau. Bauchflossen
hell, ebenso die Schwanzflosse. — Länge 3,7 cm. — Heimat: Takao.
Beschreibung der Type; troözdem das Tier noch sehr jung ist,
ist es mir unmöglich, es in irgendeine der bekannten Arten einzureihen.
Mir liegen eine große Anzahl von Jungfischen zahlreicher Arten vor,
sodaß ich über die systematische Stellung dieses Tieres nicht im
Zweifel bin. Körper länglich rund; oberes und unteres Profil einen
spitzen Winkel bildend und ziemlich gradlinig verlaufend. Maul
- verhältnismäßig groß, Schnauze spitz, bei alten wahrscheinlich erheblich
länger als das Auge. Auge selbst groß, etwa 2°/;mal im Kopf und etwa
61/,mal in der Körperlänge enthalten, Interorbitalraum kleiner als
5. Heft
112 Ernst Ahl:
der Augendurchmesser und über dreimal im Kopf enthalten. Schuppen
ziemlich gleichmäßig groß und in regelmäßigen Reihen. Rücken-
flossenstackeln sehr hoch, der 4. und 5. am höchsten und gleich der
Länge der mittleren Schwanzflossenstrahlen, kürzer als die Brust-
flossen und Bauchflossenstrahlen und länger als die Stacheln der
After- und Bauchflossen. 2. Afterflossenstachel am stärksten und
längsten, etwas kürzer als der Bauchflossenstachel. Brustflosse ziemlich
groß, gleich den Bauchflossenstrahlen. Bauchflossenstrahlen über
den After bis zum Anfang der Afterflosse reichend. Bauchflossen-
stachel gleich dem 3. Rückenflossenstachel. Der Fisch ist anscheinend
am nächsten verwandt mit C. lunula, fasciatus und bella-maris.
2 ns % Auge in
<2 re Koz i x ad Met Schnau
3 E 8 a3 “| Kopf a “| Körper| P.c.
1. | 20 416 | 3,7 12/o5 8/20 42 hr 2°], %e Fe
®
© =|P.C.in | Kopf in | Körper- Sammler
a Fundort Erhal -
= Körper | Körper | länge er Ehalinng (Geber)
1.je.ü.8| 21/, | 3,0 Takao sehr gut Sauter Type von
C. dorsiocellatus
Chaetodon adiergastos Seale
Chhaetodon adiergastos Seale, Phil. Journ. Sei. V 1910, p. 115taf. 1, fig. 2.
D XII 26, A III 21, L. lat. 31, L. transv. 4/14.
Schnauze klein und zugespitzt, ihre Länge ungefähr gleich dem
Augendurchmesser, Schwanz abgestutzt. Seitenlinie gebogen und hoch,
beim hinteren Winkel der Rückenflosse endend. |
Färbung (in Alkohol) gelblich mit zahlreichen schrägen braunen
Linien, die sich nach unten und vorwärts über die ganze Seite erstrecken,
jede Linie die Mittellinie einer Schuppenreihe andeutend; ein kohl-
schwarzes Okularband von größerer Breite als das Auge, das sich
oben nicht mit dem anderen vereinigt und dessen unterer Rand auf
dem Subopereulum endigt. Dieses Band ist sehr bestimmt und scharf
umgrenzt, und es ist ohne weißen Endsaum, obgleich die Kiemen-
deckel und das Kinn auch weiß sind. Auf der Schulter in der
Mitte zwischen dem 1. Rückenflossenstrahl und dem Interorbital-
raum ist ein kleiner schwarzer Sattel, nicht im Zusammenhang mit
dem Okularband stehend. Schnauze gelb, ungefleckt; weiche Rücken-
und Afterflosse braun, mit dunklen Enden, die ein ziemlich schmales
Band über die hintere gelblich weiße Zone haben, letztes Drittel der
Flosse braun: Bauchflossen gelblich mit einigen sehr unbestimmten
.dunkleren Flecken. Brustflossen gelblich. — Heimat: Bantayan-
Inseln. — Länge 116 mm.
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 113
Chaetodon bella-maris Seale
‚Ohaetodon fasciatus Günther, Cat. IE, p. 24 (p. parte).
Chaetodon bella-maris Seale, Fish. Hongkong, Phil. Journ. Sci. IX,
1914, p. 72 taf. 1 fig.1.
D XII 23—26, A III 19—22, L. lat. 37—40, L. transv. 7/12.
Oberes Profil des Kopfes schräg, Schauze nicht sehr stark vor-
gezogen. Präoperculum schwach gezähnelt, besser gesagt geriffelt,
fast rechtwinkelig abgerundet. Rücken- und Afterflosse hinten mit
abgerundetem Winkel. Schwanzflosse fast senkrecht abgestutzt mit
runden Ecken, mit einer Spur einer Einkerbung. Die geringste Höhe
des Stieles etwa 8%/,—9 mal in der Körperlänge enthalten, etwas größer
als das Auge. Die Seitenlinie geht fast in gerader Linie bis zur Mitte
der Rückenflosse und von da in schwachem Bogen bis zum Winkel
der Rückenflosse und des Schwanzstieles.
Der Körper dieses Fisches ist (in Alkohol) gelblich, mit nach
hinten etwas ansteigenden, auf der Körpermitte am besten sichtbaren,
den Schuppenreihen folgenden, dunklen Längsbinden. Oberlippe
und obere Schnauzengegend schwarz. Das Okularband ist schwarz,
etwas breiter als das Auge oberhalb des Auges und kaum schmaler
unterhalb, etwas ‚‚höher‘ hinaufgehend als bei (. fasciatus, die Stirn
freilassend. Hinter dem Okularband eine breite silberweiße Binde,
ebenso gebogen wie das Okularband und wie dieses nicht über das
Operkulum hinausgehend. Okularband vorn schmal silberweiß gesäumt.
Hinter der breiten weißen Binde die Nackengegend schwarz und
diesesschwärzlich, dieweiße Binde scharf begrenzend, bis zum Operculum
ausbreitend. Die Strahlenhäute des stachligen Teiles der Rücken-
flosse schwarz, eine schwarze Linie begrenzt den weichen Teil der
Rückenflosse bis etwas unterhalb des abgerundeten Winkels. After-
flosse mit einem breiten schwarzen Endsaum bis über den Winkel
der Flosse. Schwanzflosse mit einem breiten schwarzen, ellipsen- _
förmigen Bande, der dahinterliegende Teil der Flosse weißlich durch-
scheinend. Bauchflossen gelblich. — Fundort: Takao, Kanton,
Hongkong.
Der mir vorliegende Jungfisch dieser Art ist den jungen von
C. lunula und fasciatus außerordentlich ähnlich und unterscheidet
sich in der Hauptsache nur durch die etwas breitere und steilere K.opf-
zeichnung.
Färbung im Leben (nach Sesle): Gelblich, ein schwarzes Okular-
band, das etwas größer als die Augenbreite oberhalb und kaum weniger
unterhalb desselben ist; dieses Band läuft oben zusammen; das Band
ist vorn und hinten weiß begrenzt; Schnauze gelb; die Spitze der Ober-
lippen schwarz; 'ein großer, schwarzer, keilförmiger Fleck auf den
Schultern von der stachligen Rückenflosse zum weißen Rand des
Okularbandes; diese schwarze Zone hat eine schmale schwarze Zinke -
von ihrem 'hinteren Rande zur oberen Spitze des Kiemendeckels;
einschmaler schwarzer Rand auf der Rückenflosse; ein breites, schwarzes,
submarginalee Band auf der hinteren Hälfte der Schwanzflosse;
Archiv für Naturgeschichte.
1923. A. 5. 8 5. Heft
114 | Ernst Ahl:
Schwanzflossenspitze weiß; 12—-14 ziemlich breite, unbestimmte,
bräunliche Linien, die sich schräg vorwärts und abwärts auf den
Schuppenreihen hinziehen; Afterflosse gelblich, mit einem marginalen
braunen Band; Brust- und Bauchflossen gelblich.
Die Bedeutung aes von Seale vorgeschlagenen Namens bella-maris
ist mir bisher nicht klar geworden.
= Auge in
SE Katalog | Total- ä 7% Llst L.
E Nr. länge transv: Kopt nz Köper| P.c.
E.N2QAB | a. | 12er Innos. | BR | al ı |ca.7|A>P
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M.H. R -40?
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= .„| P.C. in | Kopfin | Körper- Sammler
o,. .
>= =) Körper | Körper | länge nz Eine (Geber)
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1.| £.8..|ca. 21,| 3,4 Takao sehr gut Sauter
24] 9 3//, | 10,7 Canton ; schlecht | Vom Hamburger
| Mus. freundl. zur
Verfüg. gestellt
3.| 8%, | 3%, | 13,2 | Hongkong | sehr gut Salmin
Chaetodon Iunula (Lacepede)
Pomacentrus lunula Lacepede, Foiss. ıV p. 507, 510, 513.
Chaetodon lunula C. u. V. VIlp. 59 pl. 173; Günther, Cat. Fish. IIp. 25;
Günther, Fische Südsee, p. 42 taf. 33; Day, fish. Ind. 1876,
p. 108: Jordan u. Seale, Fish. Samoa, p. 340; Günther Playfair,
Fish. Zanzibar, p. 34; Bleeker, Bijdr. ichth. Halmah. Nat. T.
ned. Ind. VI, p.57; Jenkins, Hawai, Fish. Bull. U. S. Fish.
Comm. XXII, p. 473 (Färbung des lebenden Fisches).
Chaetodon fasciatus (nee Forskäl) Kaup, Chaet. Arch. f. Naturgesch.
XXVI, p. 150.; Day, Fish. Biit. Ind. 1889, p. 8; Weber, Sıboga-
exped. 1913, p. 304.
Chaetodon ocellatus (nee Bloch nec C. u. V.) Bleeker, Bijdr. iehth. Timor,
Nat. T. Ned. Ind. VI, p. 211.
Sarothrodrus lunula Bleexer, Trois. Mem. ichth. Halmahera, Ned.
T. Dierz. I, p. 156.
Tetragonoptrus fasciatus Bleeker, Onz. No:. ichth. Ternate, Ned. T.
Dierk. Ip. 234; Bleeker, At]. Chaet. p. 41, taf. 12, fig. 2; Bleeker,
Chaet. p. 77.
Tetragonoptrus biocellatus Bleeker, Sept. mem. ichth. Timor, Ned.
'T. Dierk. I p. 269.
Tetragonoptrus lunula Bleeker, Poiss., Madagaskar, p. %.
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontida& usw. 115
D XII 23—26 (selten XI 24 oder XIII 24). Günther gibt
(Fische Südsee) D XII 16 an, doch dürfte es sich hier um einen Druck-
fehler handeln. A III 18—21, L. lat. 33—40 (33?), L. transv. (6—?)
7—8/12— 14.
Schnauze etwas vorgezogen und etwas länger als das Auge. Prä-
operculum Jeicht gezähnelt. Weiche Rücken- und Afterflosse hinten
mit abgerundetem Winkel. Geringste Höhe des Schwanzstieles etwa
S!/,—9mal in der Körperlänge. Seitenlinie schräg ansteigend bis zur
Mitte der stachligen Rückenflosse, von da bogenförmig bis zum Ende
der Rückenflossenbasis.
Das Okularband ist breiter als das Auge, geht über die Scheitel-
gegend und endigt am Rande des Präopereulum. Kopf hinter dem
ÖOkularband weiß. Lücken zwischen der Brust£losse und stachligen
Rückenflosse schwarz mit drei goldgelben schief aufsteigenden und
konvergierenden Bändern, sodaß sie so eine oder besser gesagt zwei
lorbeerblattartige schwarze Zeichnungen einschließen. Der übrige
Teil des Körpers gelblich mit schrägansteigenden dunklen (purpur-
roten) Streifen. Ein schwarzes keulenförmiges Band läuft entlang der
Basis der weichen Rückenflosse und endigt in einem breiten Querband
auf dem Schwanze; Rücken- und Afterflosse mit dunklem (purpur-
rotem) Längsbande und mit schwarzem Saume. Schwanzflosse mit
schwarzem Querbande innerhalb des Randes. Rand farblos. Bauch-
flossen hell. — Länge über 20 cm.
Heimat: Ganzer ostindischer Archipel, sowie ganz Polynesien.
Borneo, Celebes, Mauritius, Küsten von Zanzibar, Ostafrika, Andaman-
Inseln und Küsten von Australien.
Von dieser Art liegen mir eine ganze Anzahl verschiedener Wachs-
tumsformen vor, die ziemlich gut mit den von Günther in den Fischen
der Südsee abgebildeten Formen übereinstimmen. Ich gebe deshalb
auch die Günthersche Beschreibung mit einigen Änderungen und
Ergänzungen wieder.
In sehr jungen Exemplaren sind noch die für das tholichthys-
Stadium charakteristischen Suprascapular-, Humeral-, und Prae-
opercular-Knochenplatten vorhanden. Die obere Fläche des Kopfes
ist ganz knöchern, ohne bedeckende Haut, und die Schnauze äußerst
kurz und gewölbt. Dagegen sind die Schuppen in regelmäßigen Reihen
entwickelt, und es ist eine bestimmte Farbenzeichnung vorhanden.
Ein breites Okularband steigt vom Nacken zum Rande des Inter-
operculum herunter und ist von der dunklen Färbung des Rückens
durch ein breites, silbriges Band getrennt. Der Schwanzstiel ist schwarz
und diese Farbe setzt sich eine kurze Distanz auf die Basis der Rücken-
und Afterflosse fort. Die weiche Rückenflosse ist mit einem großen
schwarzen, weißgerandeten Augenfleck geziert. Schwasnzflosse ein-
farbig, ohne Rand. 2
Bei etwas älteren Exemplaren von etwa 3—6cm Länge ist die
Schnauze bereits in der für die Art charakteristischen Weise ausgezogen,
Der dreieckige Fleck auf dem Rücken ist scharf abgegrenzt, ist aber
einfarbig schwarz oder schwärzlich, ohne Bänder; und endlich zeigt sich
+ 5. Heft
yondıg 2 MUB i
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Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 117
noch sehr scharf und deutlich auf der weichen Rückenflosse jener
große, runde, schwarze, weiß eingefaßte Fleck, der, zusammen mit
dem auf dem Schwanzstiel sich befindenden gleichartigen Fleck, die
Hauptursache war, daß diese jungen Exemplare als C. biocellatus
von 0. u. V. als besondere Art beschrieben wurden.
Bei noch etwas älteren Exemplaren nähert sich die Färbung
immer mehr und mehr der der alten. Der an der Basis der Rückenflosse
befindliche Streifen tritt immer mehr und mehr hervor und nimmt
den schwarzen Augenflecken der weichen Rückenflosse in sich auf,
der immer kleiner wird und später gänzlich verschwindet. Kein einziges
meiner Exemplare hat eine Zeichnung, wie sie Günther in seinen
Südseefischen, Fig. B, darstellt.
Bemerkenswert ist noch, daß das schwarze Caudalband mit dem
Alter des Fisches von der Basis der Flosse gegen ihren hinteren Rand
rückt.
Das einzige mir vorliegende Stück aus Deutsch-Ostafrika von
4,3 cm Länge zeigt bei schärferer Ausprägung der Farbenunterschiede
einen im Gegensatz zu Südseefischen außerordentlich großen und
scharf umrandeten Augenfleck. Ob sich erwachsene Exemplare auch
so gut unterschieden, kann ich bei dem Mangel an Material nicht
entscheiden.
Von den Eingeborenen der Sandwichinseln wird dieser pracht-
volle Fisch ‚„Ki-ka-kapu“ genannt, von denen der Gesellschaftsinseln
„Pa-ra-ra“, und auf Samoa „Tifitifi laumea“.
Färbung im Leben (nach Jordan u. Seale): tiefgolden, ein
wenig oliven überhaucht und dunkler nach oben, Kinn grau, Fleck
hinter dem Okularband hellgrau; das schräge schwarze Band vorn
und hinten hellgoldbraun eingefaßt, ein schwärzlicher Fleck am
1. Rückenflossenstachel mit goldbraun dahinter; ein Fleck am Schwanz-
stiel und ein Streifen an der Rückenflosse golden; ein brauner Schatten
über die Rücken- und Afterflosse neben den schwarzen Flecken und
dunkelbraunen Bändern. Bauchflossen golden mit etwas dunkel;
Brustflossen und Rand der Schwanzflosse farblos.
Chaetodon fasciatus Forskäl
Chaetodon fasciatus Forskäl, Deser. anim. p. 59; Linne-Gmelin, Nat.,
p. 1266; Cuv. u. Val. VII p. 61 (47); Günther, Cat. II p. 24;
Klunzinger, Syn. Fische Roten Meeres, 1870, p. 110; Lacepede,
Poiss. IV, p. 456; Klunzinger, Fish. Rot. Meeres 1884 p. 56;
Rüppell, N. W. Fische p. 28; Kaup, Chaet. Archiv f. Naturgesch.
XXVI, 1860, p. 150 (p. parte).
Chaetodon flavus Bloch u. Schneider p. 225; Rüppell, Atlas, Fische,
p. 40, Taf. 9 fig. 1.
D XII 24—26, A III 18—19, L. lat. 34—37, L. transv. 6—7 (8)]
10—12.
Schnauze länger als das Auge (etwa 11/;mal), Schwanzstiel etwas
größer als das Auge und etwa 9—9!/,mal in Körperlänge. Seitenlinie
ım hohen Bogen, vorn mehr gerade, bis zum Ende der Rückenflossen-
5. Heft
Ernst Ahl
118
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Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 119
basis. Körper länglich oval, Bauchkante gerade, Rücken nicht sehr
steil ansteigend, Schnauze ziemlich vorgezogen. Präoperculum leicht
ealmals Rücken- und Afterflosse enden hinien in einem abgerundeten
Winkel.
Das Okularband geht von: der Stirn durch und etwas hinter dem
Auge bis zum unteren Rand des Präoperculum oder in die Nähe des-
selben dahinter. Unterhalb des Auges nach vorn weiß eingefaßt. Ein
breites weißes Band hinter dem Okularband. Dahinter schwärzlich
braun. Körper mit schwärzlichen Bändern, die nach hinten schräg
ansteigen, das oberste verbreitert. Weiche Rücken- und Afterflosse
mit schwarzem Rand, erstere noch mit einem schmalen Band, nahe der
Basis der Flosse. Schwanzflosse mit hellem Endrand und einem
schwarzen Querband nahe vor dem Endsaum; Bauchflossen weißlich.
Über den Schwanzstiel eine weiße und dahinter eine schwarzpraune
Binde. — Länge bis 16cm. — Heimat: Rotes Meer.
Färbung im Leben (nach Klunzinger): Körper und Flossen gelb.
Ein breites schwarzes Band vom Scheitel durch das Auge zum Winkel
des Vordeckels oben mit dem der anderen Seite verbunden, sein
vorderer Rand ist unter dem Auge weiß. Hinter ihm bis zum oberen
Rande des Deckels herab eine breite weiße Binde. Körperseiten mit
9—12 braunschwarzen, schief nach hinten oben ansteigenden Binden,
deren vorderste oben am Nacken meist zu einem Flecken zusammen-
fließen. Die Binden setzen sich nicht in die Flossen fort. Der Rand
der weichen Rücken- und Afterflosse vor dem Winkel schwarz. Über
der Basis der weichen Rückenflosse eine bogige schwarze oder braune
Binde. An der Schwanzflosse gegen hinten eine halbmondförmige
schwarze Querbinde, ihr Randteil weiß hyalin. Zuweilen findet sich
auch eine quere Reihe zinnoberroter Punkte. Die Lippen rosenrot.
— Von den Arabern „Tabaq‘‘ oder ‚Kuss‘ oder „Tabak el Kuss“
genannt.
Sehr gemein am Korallabhang und in tieferen Brunnen der
Brandungszone des Riffes. Nährt sich von Algen (Korallen?) wird
weniger mit der Ange], als mit dem Ringnetz auf der Klippe mit anderen
Fischen gefangen. Trotz der Häufigkeit werden die Chaetodon-Arten
nicht häufig gefangen, da sie nielt anbeißen. Die C’haetodon werden
nicht gegessen. — Die jungen Exemplare dieser Art sind kaum von
denen von lunula zu unterscheiden; sie haben einen schwarzen hell
gesäumten Augenfleck in der Rückenflosse, und das schwarze Augen-
band reicht weit herab.
Chaetodon selene Bleeker
Ohaetodon selene Bleeker, Bijdr. ichth. Solor. Nat. T. Ned. Ind. V,
p. 76; Günther, Cat. Fish. II, p. 30.
Tetragonoptrus selene Bleeker, Enum. Poiss. Amb. Ned. T. Dierk.
Il, p. 282; Bleeker, Chaet. p. 84; Bleeker, Atl. Chaet. 9, p. 44,
taf. 15, fig. 5.
D XII 21—22, A. III 18—19, L. lat. 28-30, L. transv. 5/10.
5. Heft
120 Ernst Ahl:
Schnauze vorgezogen, zugespitzt, viel länger (etwa 1'/,mal)
als das Auge. Präopereulum am Winkel gezähnelt; Rücken- und
Afterflosse hinten abgerundet. Schwanzflosse abgestutzt oder schwach
konkav, die geringste Höhe des Schwanzstieles größer als der Augen-
durchmesser und etwa 81/;mal in der Körperlänge enthalten. Die
Seitenlinie geht schräg gerade aufwärts bis ungefähr zum 6. Rücken-
flossenstachel, und fällt von da winkelig ab bis zum Winkel der Rücken-
flosse mit dem Schwanzstiel. |
Färbung (in Alkohol) gelb. Das Okularband geht vom ersten
Rückenflossenstachel durch das Auge bis zum unteren Rande des
Interopereulum; es ist oberhalb des Auges schwarz, hinten von einem
hellen Streifen begrenzt, unterhalb des Auges gelblich oder bräunlich
mit einem hinteren hellen Streifen; zwischen den Augen zwei gelbe
(orange) Bänder. Ein breites schwarzes Band zieht- sich an der
Rückenflossenbasis. entlang, geht über den Schwanzstiel hinweg bis
zur Mitte der Afterflosse und ist nach unten zu hell begrenzt. Weiche
Rücken- und Afterflosse mit einem blauen und violetten intramarginalen
Streifen. Die Schuppen oberhalb der Seitenlinie je miö einem großen
hellen (karmosinroten oder goldgelben) Fleck; diese Flecken zu Reihen
angeordnet, die den Schuppenreihen folgen. Unterhalb der Seiten-
linie laufen auf den Schuppenreihen helle (tiefgoldgelbe) Streifen nach
hinten und oben. Iris gelblich. Schwanzflosse in ihrer hinteren Hälfte
mit einem breiten violetten Bande; dahinter ist die Schwanzflosse
hyalin. — Diese Art scheint auf die Meere von Celebes und die Molukken
beschränkt zu sein. — Länge bis 160 mm.
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Verfüg. gestellt
Chaetodon humeralis Günther
Chaetodon humeralis Günther, Cat. Fish. Il, p. 19 (1860); Günther,
Fish. Central Am. p. 419, pl. 65, fig. 3; Jordan, Cat. Fish. North.
Am. p. 102 (1885); Eigenmann u. Horning, Chaet. N. Am., Ann.
N. Y. Ak. Sci. IV, 1887, p. 8; Evermann u. Jenkins, Proc. U. 8.
Nat. Mus. 1891, p. 160; Jordan u. Evermann, Fish. N. A. M, Am,
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 121
1898, II p. 1674; Gilbert u. Starks, Fish. Panama Bay, M&m.
Cal. Ak. Sci. IV, 1904, :p. 149; Günther, Fische Südsee, p. 40:
' DXIIT 19-20 A III 16—17, L. lat. 30-34, L. transv. 5—7/17.
Schnauze leicht vorgezogen, ebenso lang oder etwas kürzer als
der Augendurchmesser; unterer Rand des Präoperculum gezähnelt,
Schuppen ziemlich groß, Seitenlinie im gleichmäßigen Bogen der
Wölbung des Rückens folgend und bis zum Ende der Rückenflossen-
basis reichend. Rücken- und Afterflosse hinten abgerundet. Schwanz-
flosse abgestutzt oder nur schwach nach außen gerundet, die geringste
Höhe des Schwanzflossenstieles etwa 7—7!/,mal in der SRRERRNAS
enthalten.
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Farbe (in Alkohol) silberweiß (nach Jordan goldgrau). Jede
Schuppe mit einem hellsilberweißen Zentrum. Das schwarze Okular-
band ist schmaler als das Auge und geht von der Höhe des Nackens
durch das Auge bis zum unteren Rande des Interopereulum. Ein braun-
schwarzes (Humeral-) Band vom 1. bis 3. Rückenflossenstachel bis
5. Heft
®
122 Ernst Ahl:
zur und unter die Basis der Brustflosse, breiter als das Auge; ein
anderes breites Band von den Spitzen der letzten Rückenflossen-
stacheln über die Basıs der weichen Rückenflosse bis zur Mitte der
Basis der weichen Afterflosse. Rücken- und Afterflosse mit einem
breiten braunschwarzen Bande vor dem weißen Randsaum. Über
die Basis der Schwanzflosse ein schwarzes Band, in der Mitte der
Flosse ein manchmal halbmondförmiges schwarzes Band und ein
drittes vor dem durchscheinenden Ende dieser Flossen, Bauchflossen
dunkel. Färbung junger Exemplare ganz ähnlich mit nur ganz wenigen
Abänderungen, z. B. Schwanzflosse, weiche Rücken- und Afterflosse
durchscheinend, noch ohne Bänder, die erst später auftreten, und
zwar zuerst die der Rücken- und Afterflosse, dann die der Schwanz-
flosse, die gewissermaßen von dem am Schwanzstiel befindlichen aus
nach hinten geschoben werden. — Heimat: Pazifische Küste (des
tropischen Amerika von Guayana bis Panama. — Länge bis etwa
14 cm.
Ziemlich häufig besonders in der Umgebung von Felsen und felsigen
Inseln; die jungen trifft man zum Teil nicht selten in den bei der Ebbe
zurückbleibenden Tümpeln.
Chaetodon aya Jordan
Chaetodon aya Jordan, Proc. U. S. Nat. Mus. 1886, p. 225; Eigenmann
u. Horning, Chaet., N. Am., Ann. N. Y. Ak. Sci. IV, 1887, p. 8.
— Jordan u. Evermann, Fish. N. a. M. Amer. I, p. 1675.
D XD18, A TI 172 lat. 36, L. transv. 9/17.
Kopf 2!/,mal im Körper, Schnauze 2?/, im Kopf enthalten. Körper
kurz und hoch, stark zusammengedrückt, Schnauze schmal, scharf,
beträchtlich vorgezogen, ihr Umriß bildet vor dem Auge einen scharfen
Winkel mit dem Kopfprofil. Oberes Profil steil und gerade von vor
dem Auge bis zum 1. Rückenflossenstachel. Auge groß, ungefähr
‚so lang wie die Schnauze (bei jungen Stücken); 2. Rückenflossenstachel
am längsten. Schwanzflosse etwas abgerundet; weiche Rücken- und
Afterflosse weniger beschuppt wie gewöhnlich. Die Seitenlinie läuft
sehr hoch und hört plötzlich unter dem 1. Strahl der weichen Rücken-
flosse auf.
Farbe (in Alkohol) hellgelblich, mit zwei schrägen, kehlschwarzen
Querbändern, und sonst keinem anderen Flecken oder Augenflecken;
aas 1. Band schließt den 1. und 2. Rückenflossenstachel ein, geht
dann abwärts und vorwärts, dicht hinter der Profillinie, durch das
Auge und über die Wangen, wo es schwächer ist; dieses Band ist ein
wenig schmaler als das Auge. Das 2. Band ist mehr als 2mal so breit
als das erste, beginnt plötzlich mit nahezu der ganzen Membran des
4. und 5. Rückenflossenstachels und bedeckt den 5. Stachel von seiner
Basis bis zur Spitze. Der hintere Rand des schwarzen Bandes verläuft
von nahe der Spitze des 4. Stachels in schräger Linie über die Rücken-
flosse und den Körper nahe der Basis des letzten Afterflossenstrahles.
Der vordere Rand verläuft in einer leicht konkaven Linie, von nahe der
Basis des 4. Stachels zur Mitte der Basıs der ‚Afterflosse. Der untere
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 123
Rand folgt der Basis der Afterflosse ohne etwas von ihr einzuschließen.
Dieses Band ist am breitesten auf der Rückenflosse und verengert
sich allmählich nach hinten; Mittellinie der Stirn mit einem dunklen
Schatten, kein Schwarz auf der weichen Rückenflosse, Schwanzflosse,
Schwanzflossenstiel, Afterflossen, Brustflossen, Bauchflossen oder
Kiemendeckeln.
Fundort: Golf von Mexiko im ziemlich tiefen Wasser. Nur von
der Type bekannt. Die Type ist 1!/, Zoll (inches) lang, und im Magen
von Neomaenis aya von den ‚„Snapper Banks“ gefunden worden.
Chaetodon eques Steindachner
Chaetodon eques Steindachner, S. B. Ak. Wien 112 (1903) p. 19, fig. 1.
D XIII 20, A III 16, L. transv. 10/1/15, L. lat., ca. 40.
Körperform erhöht, Schnauze stark und spitz vorgezogen. Prä-
operculum wenig gezähnelt. Der 3. Rückenflossenstachel sehr lang
und stark, etwas weniger als 3mal in der Totallänge. Seitenlinie endet
nach hinten nächst der Basis der mittleren Gliederstrahlen der Rücken-
flosse. Rücken- und Afterflosse hinten abgerundet, Schwanzflosse
rundlich abgestutzt.
Eine schwarzbraune Binde zieht von der Basis der zwei ersten
Rückenflossenstacheln nach vorne zum Auge und nimmt unter dem-
selben rasch an Breite und Intensität der Färbung ab. Sie steht an
ihrer breitesven Stelle in einiger Entfernung über dem Auge der Länge
desselben nicht sehr bedeutend nach und ist am ganzen hinteren Rande
hell gesäumt. Viel breiter ist die gleichfalls tiefbraune Rumpfbinde,
die an dem größten mittleren Höhendrittel des 5. Rückenflossen-
stachels beginnt und im Bogen bis über die Afterflosse herabzieht,
auf welcher sie in der Längsmitte des obersten Gliederstrahles der
Afterflosse zugespitzt endigt. Diese Binde ist am vorderen Rande
silberweiß gesäumt. — Länge 10cm. — Fundort: Küste Yukatan.
Chaetodon nigrirestris (Gil])
Sarathrodus nigrirostris Gill, Proc. Ak. Nat. Sei. Phila. 1862, p. 243.
C haetodon nigrirostris Jordan u. Gilbert, Proc. U. S. Nat. Mus. 1882,
p. 365. — Eigenmann u. Horning, Chaet. N. Am. ‚Ann. N.Y. Ak.
Sci. IV, 1887, p. 7; Jordan u. Evermann, Fish. N. a. M. Am.
p- 1673; Gilbert u. Starks, Fishes of Panama Bay, Calif. Ak.
Sci. IV, 1904, p. 148; Jordan u. Mc. Gregor, U. S. Fish. Comm.
Rep., 1898 p. 279.
DXH 24, AIIT19—20, L. lat. etwa 44—48, L. transv. 11/1/22.
Interorbitalrand über den Augen (ähnlich den Heniochusarten)
deutlich gezähnelt. Präoperculum mit ebwas vorgezogener Spitze,
ziemlich stark gezähnelt. Körper sehr kurz und hoch, nach hinten
steil abfallend, seitlich stark zusammengedrückt, oberes Profil des
Kopfes schräg, Schnauze mäßig vorgezogen. Bauchprofil niedrig,
fast eine gerade Linie bildend. Hinterer Rand der Rückenflosse ab-
gerundet. Afterflosse ebenfalls abgerundet, ähnlich der Rückenflosse.
Schwanzflosse leicht abgerundet, fast rund abgestutzt; die geringste
5.Heft
124 . Ernst Ahl:
Höhe des Stieles etwa 8!/, in der Körperlänge. Seitenlinie sanft an-
steigend bis ungefähr zum 10. Rückenflossenstachel und dann der
Linie des Körpers in etwa ?/, Augenbreite folgend; sie geht dann auf
der Mitte des Schwanzstieles e.ıtlang bis zur Basis der Strahlen.
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Grundfärbung silbrig grau, jede Schuppe mit einem perlgrauen
Rand und silberhellen Zentrum, am Rücken etwas dunkler und gegen
den Bauch zu etwas helleı bis silberweiß werdend. Schnauzengegend
oben mit einem sattelförmigen schwarzen Fleck, der die vorstülpbare
Schnauze freiläßt und bis etwas unter den Mundwinzel reicht. Vom
1. Rückenflossenstachel zieht sich ein breites, dunkles Band bis in die
Augengegend herab, doch nicht bis zum Auge reichend, auf der Mitte des
Nackens vereinigt. Dieses Band ist hinten von einem halb so breiten,
silberweißen Streifen begrenzt. Über den Augen nach der Stirn zu
jederseits ein schmaler Fleck, der sich manchmal zu einer Binde ver-
einigt. Eine ganz schmale Augenumränderung. Kiemendeckelhaut
und äußerer Rand des Kiemenaeckels schwarz, ebenso die Ansatzstelle
der Brustflosse. Ein breites schwarzes Band von der höchsten Stelle
des Körpers der Rückenflossenbasis folgend und auch auf diese hin-
übergehend bis über den Schwanzstiel. Rücken- und Afterflosse mit
einem durchsichtigen Rande. Brust-, Bauch-, After- und Schwanz-
flossen einfarbig hell (silber bis grauweiß).
Fundort: Westküste Mexikos (Las Tres Marias). Panama, Cape
san Lucas, San Benedicto, Scoro, Clarim-Inseln, sehr selten.
Chaetodon dichrous Günther
Chaetodon dichrous Günther, Fish. St. Helena, Proc. Zool. Soc. London,
1869, p. 239 pl. XVI.
D X11 20, A III 15; L. lat. 51—53, L. transv. 11/23.
Schnauze ziemlich vorgezogen, ein wenig länger als das Auge,
oberes Profil konkav; Präoperculum leicht gezähnelt. Rückenflossen-
stacheln stark; der 3. und 4. am längsten, ®/, der Kopflänge; weicher
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Cbaetodontidae usw. 125
Teil der Rücken- und Afterflosse niedrig, abgerundet. — Körper
'zweifarbig; der vordere Teil bis zum 4. Rückenflossenstache! und die
untere Hälfte des Fisches sind einfarbig braun; das übrige (einschl.
Schwanzstiel und Schwanzflosse) rötlich weiß. Die Schuppen der
Seitenlinie silbrig. — Fundort: St. Helena und Ascension.
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Chaetodon ocellatus Bloch
Chaetodon ocellatus Bloch, Ichth. taf. 211, fig.2, 1787; Walbaum,
Artedi, Gen. p. 414, (1792); Turton, Sysi. Nat. I, p. 777 (1806);
Jordan, Cat. Fish. North. Am. p. 102, (1885); Eigenmann u.
Horning, Chaet. N. Am. Ann. N. Y. Ak. Sei. IV 1887, p. 7; Jordan
u. Evermann, Cat. Fisb. N: a.M Am II, p. 1674 taf. 249; Cuv.
u. Val., Poiss. VII, p. 75; Günther, Cat. Fish. II, p. 10; Jordan
u. Thompson, Fish. Tortugas, Bull. Bur. Fish. 1904, 24 (1905)
p- 248; Poey, Ann. Soc. Esp. IV, p. 136 pl 7; Boeke, Rapport,
Curagao 1919 p. 90.
Chaetodon bimaculatus Bloch, Ichth. taf. 219, fig. 1, 1790; Walbaum
Artedı, Gen. p. 415 (1792); Cuv. u. Val., Poiss. VII, p. 67 (1831);
Storer, Syn. Fish. N. A. p. 338, (1845); Poey, Mem. Cuba II,
p. 371 (1860); Günther, Cat. Fish. II p. 9 (1860); Poey, Enum.
Pisc. Cuba p. 62 (1875); Jordan u. Gilbert, Syn. Fish. N. A. p. 940
(1882); Kaup, Chaet. Arch. für Naturg. XXVI, p. 155 (1860);
Poey, Ann. Sc. Esp. IV, p. 136, pl. 7.
Sarothrodus bimaculatus Cope, Trans. Am. Phil. Soc. 1870 p. 474;
Poey, Enum., Pisc. Cuba, p. 62, 1875; Godde, Bull. U. $. Nat.
Mus. V, p.43, 1876.
Sarothrodus maculocincetus Gill, Proc. Ak. Nat. Sei. Phil. p. 99 (1861).
Chaetodon maculoeinctus Jordan u. Gilbert, Syn. Fish. N. Am. p. 616,
1882.
Sarothrodus amplezicollis Poey, Enum. Pise. Cuba, p. 63 (1875).
Chaetodon amplexicollis Poey, Ann. Soc. Esp. IV, p. 136, pl. 7.
D XI (—XIllI) (19—) 20—21, A III 16-17, L. lat., 34—35,
L. transv. 6/15—16.
5.Heft
196 Ernst Abl:
Schnauze vorgezogen, länger als der Augendurchmesser. Prä-
operculum leicht gezähnelt. Seitenlinie gewölbt, nicht ganz bis zum
hinteren Ende der weichen Rückenflosse gehend. Weiche Rücken-
und Afterflosse hinten winkelig; die Schwanzflosse hinten ziemlich
gerade abgestutzt.
Färbung (in Alkohol) goldgelb; auf jeder Schuppe ein glänzendes
Fleckenzentrum; das Okularband ist schmäler als das Auge und geht
vom Nacken zum unteren Rande des Interoperculum, Manchmal
ein schwärzlicher Fleck ober. auf dem Kiemendeckel.: Ein großer,
manchmal verschwimmender, schwärzlicher Fleck in der Mitte der
Basis der weichen Rückenflosse; ein anderer kleiner, tiefschwarzer
an der Spitze des Flossenwinkels, der allerdings manchmal durch
Beschädigung der Flossen fehlt. (Blochs Figur des (©. ocellatus). Den
jungen Stücken fehlt dieser Flecken gänzlich. Afterflosse mit einer
unbestimmten schwärzlichen Marginallinie. Bei jungen Exemplaren
läuft eine breite schwarze Binde von den großen schwarzen Dorsal-
flecken zur Basis der Afterflosse, die aber bei zunehmendem Alter
verschwindet (Gills C. maculocinctus). — Heimat: Westindien, ziemlich
gemein. — Länge bis 17,5 cm.
| Auge in
L.
transv.
‘| Katalog | Total-
N. dauge D.. A. L. lat
Laufende
Nr
Schnau-
Kopf sa
Körper 184,783
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17° 3 10,9 Cuba sehr gut, Museum Paris
ZUNEB MEiU.31 E18 Cuba sehr gut Poey
Buhl 8215 3 14,7 Habana leidlich Poey
gut
auea.8, 3 9,6 ? trocken ?
Bei lebenden Tieren manchmal ein schwarzes Band von der Mitte
der stachl’gen Rückenflosse, zur Bauchflosse etwas winklig, d’e konkave
Seite nach vorn. Oder der Körper kann gefleck5 sein, mit einem ovalen
hellen Fleck vor dem Winkel (nach Thompson). — Einheimischer
Name in Curacao „Tjamba blanco“.
Zur Kenntnis der Knochentischfamilie Chaetodontidae usw. 197
Chaetodon ataeniatus Poey
Sarothrodus ataeniatus Poey, Syn., p. 353, 1868.
Chaetodon ataeniatus Jordan u. Evermann, Fish. N. u. M. Am. 1898,
II p. 1676.
Körper oval, Höhe zweimal in der Totallänge; Auge etwa 3mal
im Kopf; Schuppen nicht in Reihen, entgegengesetzte Richtung wie
bei C. capistratus habend; Schuppen in der L. lat. 35, die Reihen enden
am Ende der Rückenflosse. — Farbe stahlgrau; Flossen gelblich;
Okuiırband vorhanden, aber sonst kein anderes Querband; unter
dem Ende der Seitenlinie und über der Mitte des Schwanzstieles eın
schwarzer Augenfleck, der kleiner ist als der bei Ü. capistratus. —
Fundort: Havanna; nur von einem jungen Exemplar bekannt, das
vielleicht das junge von C. unicolor Sauvage darstellt.
Chaetodon unicolor Sauvage
Chaetodon unicolor Sauvage, Bull. Sci. Phil. IV, p. 222 1880; Jordan
u. Evermann, Fish. N. a. M. Am. 1898, II p. 1676.
D XIH 19, A III 15, L. lat. 40.
Körperhöhe 2mal in der Länge enthalten. Maul zugespitzt, ein
wenig länger als der Augendurchmesser. Präoperculum gezähnelt.
Körperfarbe einförmig braun, dunkler auf dem Rücken; ein
breites Okularband; äußeres der weichen Rücken- und Afterflosse
von heller Farbe. Bauchflossen grau. — Länge 8cm. — Heimat:
Martinique.
Chaetodon dayi E. Ahl sp. n.
Chaetodon? Day, Fish. Ind. p. 109.
D XIV 26, A III 23.
Grundfarbe des Körpers eine Art von Lawendelfarbe (violett?),
eine Linie von der 1. Rückenflosse zur Schnauze gelb; Kinn, Kehle und
unterer Teil des Kopfes, und eine Linie von der Spitze des Operculum
zur Basis der Brustflossen glänzendorange, die Membran zwischen
den Rückenflossenstacheln gelb mit einem blauen Fleck, der sich
in eine Linie fortsetzt zum oberen Teil der weichen Rückenflosse und
auch auf die Afterflosse; weiche Rückenflosse grün mi: einem
gelblichen Rand. Afterflosse und Bauchflosse gelb. Schwanzflosse
lawendelfarben. Die Strahlen purpurn und eingefaßt an den Seiten
mit gelb und außen mit orange. Lippen rot. — Länge 6 Zoll (inches).
— Fundort: Tellicherry.
‚Beschrieben nach einer Zeichnung und einer getrockneten Haut.
Chaetodon obseurus Boulenger
Chaetodon obscurus Boulenger, Fish. Muscat. Proc. Zool. Soc. London
1887, p. 657.
D.XIIl 22, A III 18, L. lat. 38, L. transv. 5/17—18.
Schnauze vorgezogen, länger als der Augendurchmesser; oberes
Kopfprofil konkav, steil vom Nacken absteigend; Präoperculum nicht
5, Heft
128 © Ernst Abl;
gezähnelt. Seitenlinie nahe bis zum‘ Schwanzstiel sich erstreekend.
Schuppen nahezu 2mal so hoch als lang, die Löngsreihen aufwärts '
und. rückwärts gerichtet. Weiche Rücken- und Afterflosse winkelig,
nicht ausgezogen. Schwanzflosse abgestutzt. !
Dunkelbraun, jede Schuppe mit schwarzem Zentrum; Schnauze,
Stirn, Nacken, Kinn und Kehle gelblich; Rücken- und Afterflossen-
stacheln, Rand der weichen Rücken- und Afterflosse und Bauchflossen
schwarz; Schwanzflosse schwarz, mit einem breiten gelben Rand.
— Totallänge 5'/, Zoll (inches). — Fundort: Muscat.
Chaetodon melanotus Bloch u. Schneider
Chaetodon melanotus Bloch u. Schneider, Syst. p. 224 (1801); Cuv.
v. Val., Poiss. VII, p. 54; Kaup, Chaet. Arch. für Naturg. XXVI,
p- 150; Kaup, Art. Chaet. Ned. T. Dierk. I, p. 127; Klunzinger,
Syn. Fish. Rot. Meeres, p. 109; Günther, Fische Südsee, p. 44;
Day, Fish. Ind. p. 108, tab. 28, fig. 1; Steindachner, Ichth.
Beitr. XVI,p. 230, 1893; Day, Fish. Brit. Ind. p. 9; Klunzinger,
Fisch. Rot. Meeres p. 57; Weber, Sibogaexp. 1913, p. 307. .
C'haetodon dorsalis Reinwardt, Rüpp. Atl. R. Afr. Fisch. p. 41, vab. 9.
fig. 2; Rüppell, N. W. Fische p. 28; Cuv. u. Val., Poissons VII,
p. 70 (53); Bleeker, Bijdr. ichth. Banda, Nat. T. Ned. Ind. II
p. 240; Gü.ther, Cat. Fish. II, p.28; Playfair, Fish. Zanzibar,
p- 34; Kner u. Steindachner, N. Fish. S. B. Ak. Wien. 1866 p. 361.
Chaetodon mearginatus Ehr. ap. ©. V., Poiss. VII, p. 57; Rüppel, N. W.
Fische, p. 28.
Chaetodon Abkortani C. u. V., Poisse. VII, p. 58.
Tetragonoptrus melanotus Bleeker, Onz. n. ichth.. Ternate Ned. T.
Dierk. I, p. 228; Bleeker, Chaet. 1877, p. 82; Bleeker, Atl. Chaet.
43, tab. 14.
Tetragonoptrus dorsalis Bleeker, Poiss. Madagaskar, p. 95.
D. XII—XIII 19—22, A III 16—20, L. ‘at. 37 (-—40), L. transv.
6/1416. |
Schnauze vorgezogen und nahezu gleich oder gleich dem Augen-
durchmesser. Präoperculum unbestimmt gezähnelt. Weiche Rücken-
und Afterflosse hinten abgerundet oder mit schwach abgerundevem
Winkel. Geringsue Höhe des Schwanzstiels größer als der Augendurch-
messer und etwa 91/, bis 1Omal in der Körperlänge enthalten.
Das schwarze Okularband ist viel schmaler als das Auge und setzt
sich über das Interoperculum fort; auf der Brust 1—2 schwarze Flecke;
oberer Teil des Körpers bräunlichschwarz, der untere mit schrägen
schwärzlichen Streifen, cie den Schuppenreihen folgen; die dunkle
Rückenzone dehnt sich bis zum Schwanzstiel avs. Inmitten der dunklen
Rückenzone findet sich ein, vielfach zwei, seltener auch gar kein heller
Fleck. Schwanzsteil oben und unten mit einem schwarzen Flecken,
die zu einem Bande zusammenfließen können. Vielfach auch ein
schwarzer, in kleine Punkte aufgelöster Fleck an oer Basis der After-
flosse. Weiche Rücken- und Afterflosse sowie Schwanzflosse außen
mit einem breiten weißen Rande, der von der gelblichen Grundfärbung
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 129
dieser Flosseu durch eine schwarze Linie abgegrenzt wird. ‚Bauchflossen
hell.
Verbreitung: Malayischer Archipel, Rotes Meer, ‚Küsten von Ost-
afrika, Mauritius, Indien und China bis zu den Insela Viti und. Samoa,
ziemlich selten. — Länge bis 15,7 cm.
Die hellen Flecken auf dem Rücken können bei einigen Exem-
plaren aus Iccien, Afrika urd dem Roten Meere fehlen, dach habe
ich Exemplare von demselben Fundort mit und ohne die hellen Flecken,
sodaß darauf wohl weniger Gewicht gelegt werden kann, als aies
gewöhnlich geschieht. Vielleicht bilden diese Flecken einea sekundären
Geschlechtsunterschied. — Ein mir vorliegendes Exemplar aus Mikin-
dani, Deutsch-Ostafrixa, zeigt die schwarzen, schrägen Streifen in
etwas anderer Form, indem sie nach oben und hinten immer zu breiter
werden und schließlich miteinander verschmelzen und auf diese Weise
die schwarze Rückenzone bilden, Diese Streifen sind auch bedeuvend
schärfer ausgeprägt als bei anderen mir vorliegenden ‚Stücsen von
anaeren Funaorten. Ich halse jedoch diese Unteischiöde für Ani
genügend, um eine Unverart darauf zu begründen, zumal die Variabilitä
dieser Art auch ziemlich bedeutend ist.. - Die Seitenlinie steigu fast
graalinig schief bis zum hinseren Dritsel der stachligen Rücxenflosse
auf, senst sich dann in weitem Bogen und hört vor. dem Ende der
Rückenflosse auf. Ihre-Röhrchen sird schmal una haben gegen das
Ende of, einige kurze Ausläufer.
Färbung im Leben nach Exemplaren aus dem Roten Meer (nach
Klunzinger): Weiß, ins bläuliche oder grauliche, die Seiten (außer
Kopf, Brust ünd Schwanz) mit vielen schwärzlichen, den Schuppen-
reihen folgenden, schief von vorn und unten nach hinten und oben
aufsteigenden Bind®n. Körper gegen Rücken schwärzlich, Kopf und
Schwanz zitronengelb, Lippen dunkelbraun. Eine zitronengelbe Färbung
umgibt den Körper. Eine schwarze nach vorn etwas konvexe Binde,
welche schmäler als das Auge ist, zieht vom Nacken durch das Auge
zur Brust. An den Seiten des Schwanzes ein großer schwarzer Flecken.
Bauch-, Rücken- und Afterflosse zitronengelb. Brustflossen hyalin.
Schwanzflosse hinten hyalin, vorn gelb und etwas vor der Mitte mit
einem schwarzen queren Streifen. -- Färbung eines lebenden Stückes
von Ralum (nach Dahl): Körperseiten' blaugrünlichweiß, nach oben
in schwärzlich übergehend; dicht dunkel schräg gestreift. Rücken,
Kopf, Bauch und Schwanz orangegelb nebst den Flossen. Nur der
schmale Rand der Rückenflosse und die größte Endhälfte der Schwanz-
flosse grau. Brustflossen durchscheinend mit: gelber Basis. Eine
schwarze Querbinde durchs Auge zum Rücken bis zur Kehle, und auf:
der Schwanzwurzel zwei schwarze Flecken. —. Färbung eines "lebenden
Fisches von Apia (nach Jordan u. Seale): Grau, der Umriß überall
glänzend gelb; ein breiter, schwärzlicher Fleck nimmt den ganzen
Rücken ein, unten von dunkler, weißlicher Farbe begrenzt; ein großer
weißlicher Fleck inmitten des Rückens. Schuppen mit dunklen Reihen
verschiedener schwärzlicher. Flecken, die aufwärts und rückwärts
laufen und oben streifenähnlicher sind, während unten die, Tüpfel
Archiv für „Naturgenchichte,
192 9 5, Heft
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Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 131
getrennt sind, und zwar am schärfsten an der Basis der Afterflosse,
wo sie in einem schrägen, kohlschwarzen Fleck von unregelmäßiger
Umgrenzung gesammelt sind; ein schwarzer Streifen hinten entlang
der Seitenlinie, der sich zu einem kohlschwarzen Flecken unter den
letzten Strahlen der Rückenflosse erweitert; ein kleinerer schwarzer
Fleck über den letzten Afterflossenstrahlen am Ende des Schwanz-
stieles; Okularband schmal, an beiden Seiten glänzend gelb gerandet;
der Abschnitt davor bräunlich gelb, hellgelb an der Kehle, ein dunkler
Fleck an der Brust; die stachlige Rückenflosse tief bräunlichgelb.
Weiche Rückenflosse erst dunkel, dann gelb, dann ein breites
schwärzliches Band mit einer schwarzen Linie oben, dann hellgelb,
mit dunklem Rande; Afterflosse breit hellgelb, mit einem bräunlichen
Schatten darüber, dann dunkel, dann eine schwarze Linie, dann hell-
gelb; Schwanz glänzend gelb, mit einem schmalen schwärzlichen
Schatten, dann eine schwärzliche Querbinde, die hintere Hälfte durch-
scheinend, Brustflossen farblos, hellgelb an der Basis; Bauchflossen
goldgelb. — Ein anderes Exemplar von Apia hatte die untere Hälfte
der Körperseite bläulichgrau, darüber schwärzlich mit einer hellen
Zone; der Rand ringsherum gelb, golden oben, orange unten, mit
schwarzen Merkmalen, Brustflossen und auch der breite Rand der
Schwaazflosse farolos.
Einheimischer Name des Fisches auf Samoa „Tifitifi pulepule
7266
pa’ipa’i“.
Chaetodon ocellicauda Cuv. u. Val.
Chaetodon ocellicauda C. u. V., Poiss. VII, p. 69; Günther, Cat. Fish.
Il, p. 29; Kaup, Chaet., Arch. Naturgesch. XXVI, p. 150;
Playfair, Fish. Zanzibar. TIGEN,
D XI 20, A III 17—18, L. lat. 34—47, L. transv. -6/12 (—16?).
Schnauze vorgezogen, länger als der Augendurchmesser. Prä-
operculum nicht, oder kaum merkbar gezähnelt. Seitenlinie ähnlich
wie bei ©. melanotus, mit dem die Art auch sehr nahe verwandt ist.
Rücken- und Afterflosse hinten abgerundet. Geringste Höhe des
Schwanzstieles etwa 101/,—?/, in der Körperlänge enthalten.
Körper mit dunklen Streifen, schräg nach "hinten ansteigend.
Unterhalb der Rückenflosse eine große, dunkle Zone, die aber im
Gegensatz zu O. melanotus, ziemlich scharf abgegrenzt ist und in
ihrer Mitte gewöhnlich einen hellen Fleck umschließt. Diese Zone
geht nicht bis zum Schwanzstiel, sondern erstreckt sich nur bis unter
den Anfang der weichstrahligen Rückenflosse. Das Okularband ist
viel schmaler als das Auge una geht nichs über den Kiemendeckel
hinweg im Gegensatz zu Ü. melanotus, wo es auf der Brust noch einen
oder zwei große Flecke bildet. Ein großer, schwarzer, hell vm-
rahm.er Augenfleck auf jeder Seite des Schwanzstieles, manchmal
seine ganze Höhe einnehmerd; Bauchflossen weiß, Rücxen- und
Afterflosse mit einem weißlichen Saum und einem schmalen dunklen
Bande davor; Schwanzflosse mit einem schmalen schwärzlichen Streifen
über ihrer Mitte, SERIE ESEL" VER |
9* 5. Heft
132 | Ernst Ahl:
Auge in - |
»| Katalog | Total- L.
Nr. | länge i 2 "| transv.
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Körper | Körper | länge usdos i EatNog . (Geber)
Laufende
Nr
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Mencke?
2.1104. 395..1.6,8 Ralum sehr gut Dahl |
Be Ba Al Amboina | leidlich v. Martens
4.| 9%, | f.3 | 4.2 | Neu-Guinea | leidlich Schoede
5.| 91, | f.3 | 3,9 | Neu-Guinla | leidlich Schoede
gut
Heimat: Indischer Ozean, Südsee, von Neu-Guinea bis zu En
Molukken, Sansibar, selten. — Länge bis 103 mm.
Färbung im Leben nach einem Exemplar von Ralum (nach
Dahl): Körperseiten meergrünblau mit dichten schwärzlichen Schräg-
streifen. Umrahmung rings am Körperrande, am Kopf und Schwanz
breiter, am Bauch am schmalsten, an den Bauchflossen weiß unter-
brochen, orangegelb. Über der Pupille eine fast gleichbreite Binde vom
Bauch bis zum Rücken sch warz, ebenso einrunder Fleck ander Schwanz-
basis. Alles schwarz von, orangegelb eingeschlossen. Ein Teil (?/,)
der Schwanzflosse und Brustflosse mit Ausnahme der gelben Basis
.hyalin. Bauchflossen weiß mit schmalen gelben nn Vorderrand
aller anderen Flossen orangegelb.
Chaetodon Reinwardti Kaup
Chuatden melanotus (nec Bl. Schn.) Reinwardt ap. C.n. V., Poiss.
VIL.n:71;
Chaetodon natd Kaup, Arch. f. Nabpzzesch 1860, XXVI p. 150.
D XI 25, A III 13 (18?).
Von rundlicher Körpergestalt, mit zugespitzter Schnauze; aber
. die Stirn erhöht und senkrecht, wie bei ©. collarıs. Seine Körperhöhe
‚ist mehr als die Hälfte. der Totallänge. — Außer. dc Okularband,
hat er einen schwarzen Rand am weichen Teile der Rücken- und
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 133
Afterflosse, und zwei schwarze Flecken auf der Schwanzflosse, einer
oben und einer unten. Die Bauchflossen sind schwarz, aber seine
anderen Flossen und die Grundfarbe sind gelb. — Länge 4 Zoll (pouces).
-—— Heimat: Molukken.
Ich glaube nicht, daß es sich, wie Bleeker anzunehmen scheint,
um eine irrtümlich gebildete, um nicht zu sagen, gefälschte Art handelt.
Die Abweichungen in der Zahl der Strahlen sind auch wohl zu bedeutend,
um diese Art mit (. melanotus Bloch ohne weiteres identifizieren zu
können. .Auch hat C. u. V. ein Exemplar vorgelegen.
Chaetodon auripes Jordan u. Snyder
Chaetodon aureus (nec Bloch) Schlegel, Fauna, Jap. Poiss. 1847, p. 81,
pl. 42, fig. 1; Richardson, Ichth. China, 1846, p. 246; Günther,
'Cat: Fish. II, 1860, p. 29; Ishikawa, Prel. Cat. 1897, p: 52;
Bleeker, Vierde Bijdr. ichth. Japan, p. 15; Bleeker, Zesde bijder.
Vischf. Japan p. 36; Seale, Fish. Hongkong, Phil. Journ. Sei.
IX, 1914, p. 71.
Chaetodon auripes Jordan u. Snyder, Chaet., List 1900, p. 90 (Ersatz
für aureus). r
Chaetodon collaris (nec Bloch) Jordan u. Fowler, Jap. Chaet. Proc.
“ U. 8.-Nat. Mus. XXV, 1903, p. 534; Jordan u. Snyder, Cat.
Fish. Jap. Journ. Coll. Sei. Toyko, 1913, p. 209.
D XII 23—25, A III 20, L. lat. 42—43, L. transv. 7/15.
Schnauze etwas vorgezogen und zugespitzt, etwas kürzer als der
Augendurchmesser, Präoperculum gezähnelt. Rücken- und After-
flosse hinten abgerundet; Schwanzflosse abgerundet oder rundlich
abgestutzt, die geringste Höhe des Stieles etwa 9mal in der Körper-
länge. Seitenlinie der- Wölbung des Rückens folgend.
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2.) £.9 | 34, [129 Yedo gut Hilgendorf
5. Heft
134 Ernst Ahl:
Farbe (in Alkohol) goldbraun; Okularband so breit wie das Auge
und vom 1. Rückenflossenstachel bis zum unteren Rand des Inter-
operculum; hinten von einem fast halb so breiten silberweißen Band
begleitet, und vorne unterhalb des Auges von einem schmalen, weißen;
auf den Schuppenreihen laufen dunkelbraune Streifen, die sich nach
hintenzu teilweise gabeln. Bauchflossen goldbraun. Weicher Teil
der Rücken- und Afterflosse mit dunkelbraunem Rana und davor
einem weißen intramarginalen Streifen. Schwanzflosse mit breitem,
weißem Endsaum, der durch ein schmales schwarzes ‚Band von der
Körperfarbe abgetrennt wird. ' |
Heimat: Südjapan und Riukiu-Inseln. — Länge 155 mm.
Färbung im Leben (nach Temm. u. Schlegel): Grundfarbe ist
ein sehr glänzendes gelb, das ins bräunliche zieht nach dem Rücken zu,
auf der Schwanzflosse und auf die weiche Rücken- und Afterflosse,
und in goldgelb nach den unteren Teilen, sodaß diese Farbe gleich-
mäßig die Brustflossen und die Afterflossen bedeckt. Ein ziemlich
breites schwarzes Band entspringt kurz vor der Rückenflosse und
steigt jederseits über das Auge hinweg über das Präoperculum bis zum
Interopereulum. Es ist nach hinten von einem grauweißen Bande
begleitet, das sich bis zur Basis des Operculum ausbreitet; nach vorne
ist ein ähnliches Band, aber es ist sehr groß (?) und wird nur unter
dem Auge sichtbar. Die ganze Schnauze ist grau, mit Ausnahme des
Oberkiefers, der schwarz ist. Die Farbe der Körperseiten des Fisches
ist geziert von ungefähr 20 Längsbinden, stärker ausgeprägt auf dem
Rücken, blasser und unbestimmter auf den unteren Teilen; diese
Bänder gehen schräg nach hinten und steigen ein wenig an, die oberen
sind ein wenig S-förmig gekrümmt und oft an ihrer Spitze geteilt.
Die Stacheln der Rücken- und Afterflosse ebenso wie die Spitze der
Membranen, die sich zwischen diesen Stacheln befinden, sind schwarz.
Die weiche Rücken- und Afterflossen sind mit einem. schwärzlichen
Rand versehen, der nach innen von einem goldgelben Bande gefolgt ist.
Die Schwanzflosse hat an ihrem hinteren Ende ein breites, weißliches
Band, das von der Grundfarbe durch eine schwarze Linie getrennt
wird. Die Iris ist bläulich schwarz.
Einheimischer Name in Japan: „Chochouwo“, „Uchiwadai‘
in China ‚‚Ho-paou-kin“ und ‚„Ho-paou-kam“.
Chaetodon nieropunetatus Sauvage
Chaetodon nigropunctatus Sauvage, Bull. Soc. phil. Paris (1880) p. 222;
Sauvage, Hist. Nat. Madagaskar 1891, p. 257, pl. 29, fig. 2.
D. XT11'22,-A. IM IE BL 31.
Schnauze zugespitzt, ebenso lang wie der Augendurchmesser;
Schnauzenlinie verbreitert oberhalb der Augen; Präoperculum kaum
gezähnelt, nur am unteren Rand. Rücken- und Afterflosse hinten
zugespitzt.
Körperfarbe braun, mit kleinen, nahestehenden schwarzen
Punkten, die fünf Reihen über und 18 Reihen unter der Seitenlinie
bilden, und sich bis auf die senkrechten Flossen erstrecken, auf welchen
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 135
sie'sehr viel kleiner sind. Kein Okularband. Vorderer Teil des Kopfes
von weniger dunkler Farbe als der übrige Körper; Brust- und Bauch-
flossen von dunklerer Farbe, Schwanzflosse braunschwärzlich, mit
einem breiten gelbgrauen Bande am Rand. — Länge 120 mm. —
Fundort: Mascate.
Chaetodon eollare Bloch |
Seba, Thes. III, p. 66, tab. 25, fig. 10.
Typische Form. |
Chaetodon collare Bloch, Ausl. Fische III p. 116, tab. 216, fig. 1;
Bloch Ichth. 6 p. 87; Linne-Gmelin, Syst. Nat. ed. 13a p. 1263;
Bloch-Schneider, Syst. p. 223; Cuvier u. Val., Poiss. VII, p. 53 (41);
Seale, Fish. Hongkong, Phil. Journ. Sci. IX, 1914 p. 72.
Var. praetextatus Cantor
Chaetodon praetextatus Cantor, Cat. Mal. Fish. p. 156, tab. 3; Günther,
Cat. Fish. II p. 22.
Var. duplicollis E. Ahl v.n.
Chaetodon praetextatus Day, Fish. Malabar. p. 31; Day, Fish. Ind.
p. 107, tab. 27, fig.6; Day, Fish. Brit. Ind. p.8; Day, Fish.
“ Cochin, Proc. Zool. Soc. 1865, p. 16.
Var. knerii E. Ahl v.n. |
Ohaetodon collarıs Kner, Zool. Novara, Fische p. 99.
Var. parallelus Gronow
Chaetodon collare Bleeker, Verh. Bat. Gen. XXIII Chaet. p. 19.
Chhaetodon viridis Bleeker, Top. Bata. Nat. Gen. Arch. N. Ind. II, p.250.
Tetragonoptrus collaris Bleeker, M&m. ichth. Chine Ned. T. Dierk.
IV p.140; DBleeker, Chaet. p. 80; Bleeker, Atl. Chaet. p. 42,
tab. 11, fig. 2.
Chaetodon parallelus Gronow, Cat. ed. Gray, p. 70.
?Chaetodon praetextatus Jordan, Proc. U. S. Nat. Mus. XXV, 1903,
p-. 356.
D XII (24—) 26—28, AIII 20--22, L. lat. 34—38, L. transv.
7/15—18.
Schnauze ziemlich kurz, ungefähr gleich oder etwas länger als der
Augendurchmesser, Präoperculum fein gezähnelv. Rücken- und After-
flosse bilden einen hinten stumpf abgerundeten Winkel und ihr hinterer
Rand steht nicht senkrecht, sondern neigt sich stark nach vorn. Seiten-
linie schräg aufsteigend, bis.zur Basis der Rückenflosse, der sie dann
folgt. — Küsten von Indien, China, Japan und Malayischer Archipel
(Südsee anscheinend fehlend).
Typische Form.
Bläulichgrau (blau nach Bloch), nach dem Bauch zu heller,
einfarbig. Kopf weiß; eine schwarze Binde über die Schnauze hinter
dem Maule; zwischen den Augen anscheinend eine graue Binde. Okular-
band von der Höhe des Nackens durch das Auge bis zum unteren Rande
des Interopereulum; ungefähr so breit als das Auge. Dahinter eine
etwas mehr als halb so breite, nach hinten scharf abgegrenzte weiße
Binde, die sich auf der Brust mit der der anderen Seite vereinigt.
5. Hefo
136 "Ernst Ahl:
Bauchflossen schwarzbraun; weiche Rückenflosse mit einer hellen
(gelben) intramarginalen Linie; der Schwanz innen bräunlich, außen
hellgelb, oder weiß, beide Farben durch ein breites dunkles, nach dem
Körper zu gebogenes 'schwarzbraunes Band getrennt. — Pen
Japan.
5 ; Augein
© „:| Katalog | Total- T
s@| N. länge ; a urn Schrans [
RS x ) Kopf Z Körper) P.O.
©
rn
= „| P.C.in | Kopfin | Körper- Sammler
& Fund
sr Körper | Körper | länge az Erhaltung (Geber)
E
1.09%: 03.117 Japan Haut Bloch Type der Art
Fi PER . .collare
Chaetodon collare Bi. var. praetextatus Cantor
Kopf, Kiemendeckel und Kehle schwarz; auf dem Kinn ein runder
weißer Fleck; ein weißes Band verbindet die Kehle mit dem Mund-
winkel, ein zweites, ebenso die Kehle einschließend, geht schräg auf-
wärts und vorwärts vor den Augen über die Stirn, ein drittes, schmales,
rückwärts gebogenes weißes Band auf der Stirn zwischen den Augen;
ein breites weißes Band umgibt die Brust, sich verschmälernd, während
es senkrecht zwischen dem Präoperculum und dem Auge aufsteigt,
und setzt sich vor dem ersten Rückenflossenstachel foıt; Körper und
schuppiger Teil der Rücken- und Afterflosse hellgraubraun; jede
Schuppe ein klein wenig schwarz gefleckt und auf dem Körper mit.
einem kurzen zentralen dunklen Band, so Reihen von parallelen
‘schräg rückwärts ansteigenden Linien bildend; Rückenflossenstacheln
zinnoberrot ‚ihre Membran hellgraubraun. Rand der weichen Flosse
schwarz (das äußerste Ende der Strahlen farblos), unten begrenzt
von einer schmalen weißen Linie, unter der ein breites zinnoberrotes
Band liegt, das sich allmählich nach hinten erweitert; bei einigen
ist das letztere unmittelbar unter den schwarzen Rand gelegen und
der ganzen Länge nach von einer schmalen weißen Linie getrennt;
auf der vorderen Hälfte der Schwanzflosse ein senkrechtes, zinnober-
rotes Band, dann ein schmaleres schwarzes, hinter dem der Rest der
Flosse weiß ist; Afterflossenstacheln hellbraungrau. Membranen
schwarz; Rand des weichen Teiles schwarz (die äußersten der Strahlen
farblos), nach oben begleitet von einem breiten, halbmondförmigen,
Zinnubertaten Bande; Bauchflossen schwarz, Brustflossea bräunlich
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 137
oder schwärzlich am Stiel, die Strahlen bräunlich weiß, Membran
durchscheinend, Iris milchweiß oder lederfarbig.
See von Pinang, erreicht 0 Zoll (inches) Länge und soll gegessen
werden.
Über die Kopffärbung sagt Günther: Grundfarbe weiß, mehrere
schwarze breite Bänder: eines um die äußerste Schnauze; das zweite
‚schräg, rund um die Schnauze hinter dem Maul, das dritte, das Okular-
band, breiter als das Auge und durch einen weißen Streifen über dem
Auge in zwei geteilt; das vierte nimmt das Opereulum ein (dasselbe
wie oben, Farben nur in umgekehrter Weise).
Chaetodon collare Bl. var. duplieicollis E. Ahl v.n.
Färbung (nach Day) hauptsächlich bräunlich oliven, jede Schuppe
mit einem hellen zitronengelben Fleck in ihrer Mitte. Ein bläulichweißes
Band geht vor der Rückenflosse über den Opercel und abwärts bis
zur Kehle, wo es sich verbreitert. Ein zweites Band geht über das
Präorbitale und über die Wange zur Kehle (gegenüber) vom Augenrand
gibt es ein anderes schmales bläulich weißes Band, welches zum
Mundwinkel geht und dann abwärts zur Kehle. Eine bläulichweiße
Linie zieht sich über die Stirn bis zum Auge, wo sie aufhört. Rücken-
und Afterflosse rötlichviolett gefärbt, das obere Viertel des weichen
Teiles ist geziert (gerändeıt) mit sechs Bändern in folgender Anordnung
von außen: weiß, schwarz, scharlachrot, schwarz, perlweiß und schwarz.
Die Farben sind schwach bis auf die Stacheln ausgebreitet. After-
flosse mit drei Reihen geziert: weiß, schwarz und scharlachrot.
Schwanzflosse in der hinteren Hälfte perlweiß, durch ein schwarzes
Band von der scharlachroten Basis getrennt. Brustflossen durch-
scheinend. Bauchflossen schwarz, Augen nußbraun. — Küsten von
Indien.
Chaetodon collare Bloch var. knerii E. Ahl v.n.
Färbung (nach Knner): Seiten in der Richtung nach rück- und
aufwärts dunkel gestreift und zwar meist deutlich mit 8—10 breiten
Streifen von braungelber Farbe auf grünlichgelbem Grunde. Gewöhnlich
bedeckt die Oberlippe eine schmale schwarze Binde; die ebenso gefärbte
zweite oder Augenbinde ist über dem Auge breiter als dieses, ihr
vorderer Rand konkav, der hintere noch stärker konvex; indem sie
durch das Auge zieht, setzt sie sich nach vorne bis zur Narine fort,
unterhalb des Auges biegt sich ihr hinterer Rand konkav ein, und am
Unterdeckel erreicht sie ihr Ende, ohne an der Kehle sich fortzusetzen
oder mit jener der anderen Seite sich zu vereinigen. Diese Augenbinde
wird nach vorne durch einen schmalen weißen Saum begrenzt, nach
hinten aber von einer breiten weißen Binde, die quer über das Hinter-
haupt zieht, und vorne konkav, hinten aber stark gewölbt ist und sich
über dies noch in zwei bis drei rundliche Lappen auszieht, sodann
schief nach vor- und abwärts über die beiden Hauptdeckelstücke
herabläuft und gleichfalls am Rande des Unterdeckels endet. Hinter
dieser weißen Binde folgt noch quer über den Vorderrücken eine breite
5. Heft
138 Ernst Ahl:
schwarze, die bis zur Rückenflosse reicht und über den Brustflossen
erlischt. Rücken- und Afterflosse sind bis zu ihrem Winkel schwarz
gesäumt und weiter hinein mit einer weißlichen Längslinie geziert.
Durch die Mitte der Schwanzflosse zieht ein breites, schwarzes Querband,
ihr Saum erscheint weißlich. Manche Exemplare zeigen am Rücken
noch jetzt eine hellrötliche Färbung, die gegen das grün der Seiten
des Rumpfes absticht; bisweilen gewahrt man am Schultergürtel die
deutliche Spur eines roten Augenfleckes. — Von Java und Hongkong.
Chaetodon collare. Bl. var. parallelus Gronow
Körperfarbe (nach Bleeker) violettglänzend oder goldgrün;
Iris gelb, rotbraun gefleckt, Rand der Pupille golden; auf dem Kopfe
zwei senkrechte violettbraune oder schwärzliche Binden, die vordere
umschließt die Schnauze und das Kinn und wird innen hinter dem
Mundwinkel durch einen weißen senkrechten Streifen geteilt; die hintere
geht durch das Auge vom Nacken bis zur Kehle, wo sie sich mit der
Ökularbinde der anderen Seite vereinigt; sie ist: breiter als das Auge;
vorne wird sie von.einer schmalen weißen Binde und hinten von einem
breiteren weißen Bande begrenzt. Auf dem Körper zwischen den einzelnen
schräg ansteigenden Schuppenreihen eine dunkelgrüne oder violett-
grüne Binde, diese Binden schräg nach hinten und oben ansteigend
und in die Rückenflosse mehr oder weniger eindringend; auf den
Schuppen an den Seiten und auf einzelnen der Rücken- und After-
flosse ein gelblicher oder goldener Fleck. Auf den freien Teil der stach-
ligen Rückenflosse und den Brustflossen goldig oder rosenrot. Die
Bauchflossen purpurrot oder schwarz. Auf der strahligen Rückenflosse
und dem freien Teil der Afterflosse vom dritten Stachel ab und der
Schwanzflossenwurzel bis-zur Mitte karmosinrot; auf der strahligen
Rückenflosse eine intramarginale, weiße, rotbraun umränderte Binde;
auf der Afterflosse eine rotbraune intramarginale Linie, Saum weiß.
Auf der hinteren Hälfte des Schwanzes eine senkrechte, purpurrote
oder rotbraune Binde, nach hinten milchweiß begrenzt und am hinteren
Ende breit gelb. — Heimat: Sumatra, Nias, Pinang, Java, Celebes.
Die Art kommt nicht sehr häufig vor und ist sehr ungenau bekannt,
zumal sie auch in einer großen Anzahl von verschiedenen Formen
auftritt. Ich halte es für sehr gut möglich, daß man bei großem Ver-
gleichsmaterial sehr gut verschiedene gute Arten herausschälen könnte.
Chaetodon unifaseiatus Gronow
Uhaetodon unifasciatus Gronow, Cat. ed. Gray, p..69.
Chaetodon. collaris Günther, Cat. Fish. II, p. 21 (nec collare Bloch).
D XII 26, A III 21, L. lat. 35, L. transv. 7/18.
Die Schnauze ist stumpf und wenig länger als der Augendurch-
messer; Präoperculum gezähnelt. Weiche Rücken- und Afterfiosse
hinten mit einem abgerundeten Winkel.
Körper mit vielen schrägen und longitudinalen gelblichen Streifen,
den Schuppenreihen folgend. Das Okularband ist so breit als das Auge
und ‚breitet sich vom Öceiput bis zum Ansatz der Bauchflossen aus,
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 139
hinten auf dem Nacken mit einem breiten dunkelbraunen, quergelegenen
Flecken; das Band hat hinten und vorn einen gelben Rand; Bauch-
flossen braun; die weiche Rücken- und Afterflosse und die Schwanz-
flosse weißlich; die zwei letzteren mit einer schmalen, bräunlichen
Linie nahe am Rande. — Heimat: Japan?
Chaetodon reticulatus ©. u. V.
Chaetodon reticulatus C. u. V., Poiss. VII, p. 32 (24) tab. 171; Less.,
Zool. Voy. Cog. Poiss. p. 178, tab. 30, fig. 2; Günther, Cat. Fish.
II, p. 22; Kaup, Art, Chaet. Ned. T. Dierk. I p. 126; Jordan
u. Seale, Fish. Samoa, p. 342; Kner, Novarafische, p. a
Chaetodon superbus Broussonet, ap. C. u. V., Poiss. VII, p.3
Chaetodon collaris (nec Bloch) Günther, Fische Südsee p- 40, En, 31,
fig. a
Citharoedus collarıs Kaup, Chaet. Arch. Naturgesch. XXVI p. 144,
1860. . :
?Chaetodon bellicosus Quoy et Gaimard, Voy. Aströlabe.
D XI 26—27, AIII 21—22, L. lat. 44 (nach Günther, Südsee-
fische 35—38), L. transv. 81/18.
Schnauze stumpf, mit eingedrücktem oberen Profil, ungefähr
so lang oder etwas länger als der Augendurchmesser, der etwa 3mal
im Kopf enthalten ist; Präoperculum fein gezähnelt. Rücken- und
Afterflosse hinten mit einem abgerundeten Winkel. Schwanzflosse
‚abgerundet, die geringste Höhe des Stieles etwa 8!/,mal in der Körper-
länge enthalten. Seitenlinie in grader Linie, schräg aufsteigend, bis
zu den letzten Stacheln der Rückenflosse, dann in scharfem Winkel
umbiegend und nahe der Rückenflossenbasis bis kurz vor deren Ende
verlaufend.
Das schwarze Okularband ist so breit als das Auge, etwas schmaler
am Auge selbst, vorn und hinten mit gelbem Rand; es erstreckt sich
von der Höhe des Nackens über den ganzen Nacken bis an die Basis
der Bauchflossen, die ebenfalls schwarz sind. Schnauze braunschwarz.
Zwischen den Augen eine gelbeingefaßte graue Binde. Vorderster
Teil des Rumpfes hinter dem Okularband weißlichgrau, nach der Brust‘
zu in gelb übergehend, ungefleckt. Nach diesem Bande der obere Teil
des Körpers einschl. des beschuppten Teiles der Rückenflosse, tauben-
grau, nach unten zu in schwarz übergehend. Jede Schuppe mit einem
leuchtendgelben (oder blauen?) Fleck, diese Flecken können manchmal
zu unvollständigen Längsbinden zusammentreten; da diese Flecken
den Schuppenreihen folgen, bilden sie schiefe Punktreihen. Weiche
Rückenflosse mit einem gelben Rand, in dem eine feine schwarze Linie
verläuft. Afterflosse von außen mit einem gelben Rand, der nach innen
von‘ einer schwarzen und grauen Linte begleitet wird. Hinter dem
Winkel ein scharlachroter Fleck. Schwanzflossenstiel und Wurzel
mit einem: breiten, schwarzen Bande, dem eine graue Zone folgt, dann
vier ungefähr gleichbreite Bänder, schwarz, gelb, schwarz, hyalin.
Diese außerordentlich schöne Art ist im Bezirk der sogenannten
Südsee verbreitet, ziemlich selten.
5. Heft
140 Ernst Ahl:
- Augein
| Katalog | Total- | L. :
Nr. länge D. a u. transv. |’
Kopf
Laufende
Nr
Schnau- Körper PC.
ze ; E
1.\14981| 13,2 | 2, |. 4 as ir 2/5 |. 5. 9
2.113637 | 13,0 | 127, | 3% | 44 1 Ms Be 10/5; | A<P
© . :
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S P.C. in | Kopf in | Körper- - ; Sammler
[e) -
= ei Körper | Körper | länge Banlurk FumıE, (Geber)
=)
1.1 OR Samoa gut Thilenius
2.| sy, |2.37,| 108 | Jamit |sehr gut | Steinbach .
In Otaiti wird dieser Fisch „‚pararaeia‘, in Samoa ‚„Matagi pule-
pule‘“ oder „Tifitifi a’au‘“ genannt. |
Günthers Abbildung in den Fischen der Südsee ist sehr gut, nur
sind die Farben noch bedeutend glänzender. nr
Farbe im Leben nach emem Stück von Apia (nach Jordan u.
Seale): Schwarz, taubengrau.oben und hinter dem Okularband; die
Flecken auf den Schuppen leuchtendgelb unten, grau oben. Rand des
Okularbandes golden. Stirn und Schnauze hellgrau. Lippen golden.
Rückenflosse hellgrau, golden eingefaßt mit einem dunklen und weißen
Streifen. Schwanzflosse schwarz, dann hellgrau, schwarz, gelb, schwarz,
dann ein hellgrauer Rand; Afterflosse schwarz, hinten scharlachrot
mit zwei schwarzen Streifen, einem trübgelben und weißen Rande.
Bauchflossen und Brust schwarz, mit dem Okularband verbunden.
Brustflossen farblos.
Sektion Lepidochaetodun Bleeker
Die großen unregelmäßigen Schuppen nehmen nur den vorderen
Teil des Körpers ein, die Mitte und der hintere Teil des Körpers haben
regelmäßig gerundete Schuppen, die in regelmäßigen Längsreihen
angeordnet sind. |
Chaetodon unimaculatus Bloch
Chhaetodon unimaculatus Bloeh, Ausl. Fische III, p. 75; Bloch, Ichth.
taf. 201 (1787); Bloch-Schneider, Syst. p. 221; Cuvier u. Val.,
Poiss. VII,p. 55; Cuv., Regne animal, Poiss. tab. 39, fig. 3; Bleeker,
Bijdr. ichth. Banda, Nat. T. Ned. Ind. II, p. 241; Günther, Cat.
Fish. II, p. 11; Günther, Fische Südsee, p. 39; Playfair, Fish.
Zanzibar, p. 32; Day, Fish. Ind. p. 102 (1876); Day, Fish. Brit.
Ind. II (1889) p. 7; Jordan u. Seale, Fish. Samoa, p. 342.
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 141
Citharoedus unimaculatus Kaup, Chaet. Arch. f. Naturgesch. XXVI,
. 145.
Ben unimaculatus Bleeker, Onz. n. ichth. Ternate, Ned.
T. Dierk I p.234; Bleeker, Chaet. p. 87, 1877; Bleeker, Atlas,
- "Chaet. p.45, taf. XIII. fig. 5.
„Chaeiodon sphenospilus Jenkins, Bull. U, S. Fish. Comm. XIX 1899
(1901) p. 395.
D XII (XIV) (21) 22-24, A III 19-20, L. lat. 45 -46,
L. transv. 8/19.
Schnauze nur wenig vorgezogen, nur wenig länger als der Augen-
durchmesser. Präoperculum nicht, oder kaum merkbar gezähnelt.
Rücken- und Afterflosse hinten abgerundet. Schwanzflosse ziemlich
gerade abgestutzt. Die geringste Höhe des Schwanzstieles ist etwa
91/, in der Körperlänge enthalten. Seitenlinie in nicht zu hohem
Bogen der Körperwölbung folgend bis zum Ende der Rückenflossen
basis.
Die Grundfarbe des Körpers ist (in Aklohol) gelblich. Das schwarze
Okularband ist so breit oder etwas breiter als das Auge, und reicht
von der Höhe des Nackens quer über die Brust. Ein etwas schmäleres
schwarzes Band zieht sich über den hinteren Teil der Rücken- und
Afterflosse und quer über den Schwanzstiel. Ein großer schwarzer
Fleck auf der Seitenlinie, unterhalb der sechs hinteren Rückenflossen-
stacheln. Die Schuppen der mittleren Reihen mit dunkleren Bändern.
| Diese typische Form bewohnt die Südsee und Ostindien bis zur
Westküste von Sumatra. Auf Hawai ‚befindet sich eine etwas ab-
weichende Form (subsp. phenospilus) und vom Malayischen Archipel
bis zur Küste von Ostafrika eine andere, etwas abweichende Form
(subsp. interruptus). — Länge über 15 cm.
Chaetodon unimaculatus Bl. subsp. sphenospilus Jenkins
. Farbe im Leben: Flossen und oberer Teil des Körpers gelb, be-
sonders glänzend auf den Bauchflossen und der Afterflosse, Okular- -
band schwarz, senkrecht durch das Auge gehend,.seine Breite an der
Kopfseite gleich dem Auge, an der Oberseite des Kopfes bedeckt es den
‚ Zwischenraum von etwas oberhalb der Augen bis zum 1. Rückenflossen-
‚stachel. Gesicht vor dem Okularband weiß. Schnauzenspitze dunkel;
unterer Teil des Körpers, unter dem Ende der Brustflosse weiß. Ein
großer schwarzer Fleck an der oberen Körperseite unter dem 8. bis
10..Stachel, sich senkrecht ausdehnend von der 3. Schuppe unter
der Rückenflosse bis ungefähr zur 10. Schuppe von den Afterflossen-
'stacheln. Oberer Teil des Fleckes bildet einen runden schwarzen
Fleck, unterer Teil, unter der 11. Schuppe von der Rückenflosse, wird
schmaler und viel heller als der obere Teil, sodaß er eine lange, schlanke,
‚nach unten gerichtete. keilförmige . Verlängerung bildet. Vor dem
"unteren Teil des Seitenfleckes, über der Brustflosse sieben hellgelbe
‚schräge Bänder; ein schwarzes Band um die Mitte des Schwanzstieles,
‚vorn und. hinten durch ein weißes Band begrenzt. Weiche Rücken-
5. Heft
143 Ernst Ahl:
und Afterflosse mit einem schwarzen submarginalen Band, am
breitesten hinten auf den horizontalen Strahlen, und sich zu einer
dünnen Linie verschmälernd auf den mittleren und vorderen Strahlen,
innerhalb desselben ein weißes Band, und außerhalb desselben eine
schmale weiße Randlinie. (Jenkins.) — Fundort: Hawai.
Auge in
| Katalog | Total- D. A L. lat. i
Nr. länge transv.
Laufende
hnau-
Kopf Sr vn Körper | P.C.
Dumas, 35 46 I ca.3 1 107, ER
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gr Körper | Kürpar Mlahge Fundort Erhaltung! (Geber) subsp.
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1.| 9Y/, 131/,-2/3| 10,2 |Ind.Ocean! leidlich | Bloch typ. Type der
gut | 1 2, Ark
2.| 9) |3/a-t/,| 12,8 |Ind.Ocean| leidlich | Bloch typ-
gut
31 ,9%/1°| 785 87 | Jaluit gut Finsch typ.
4.1. 9%), 1739, | 1162: | Talassım gut Schoede‘ typ.
5.| 8%/, \f.31/, | 7,6 |Mauritius| sehr gut | Moebius | interruptus Typ der
subsp.
Chaetodon unimaculatus Bloch subsp. interruptus E. Ahl subsp.n.
(Taf. II, Fig. 9)
Diese Unterart unterscheidet sich von der typischen dadurch,
daß das Okularband bedeutend schmaler als das Auge ist und nur
bis an den Rand des Kiemendeckels reicht. Es ist scharf hell (weıß)
gesäumt, ebenso wie der runde schwarze Seitenfleck, und das Band,
das über den hinteren Teil der weichen Rücken- und Afterflosse sowie
über den Schwanzstiel läuft, und schmaler als bei der Stammform ist.
Auch ist die Körperform, verglichen mit den Südseefischen, etwas
‘höher und die Schnauze etwas kürzer. — Fundort: vom Malayischen
Arehipel bis zur Küste von Ostafrika, Mauritius.
Farben eines lebenden Stückes von Apia (subsp. typ.) (nach Jordan
u. Seale) hell leuchtend hellgelb, nach unten bläulichgrau werdend; Oku-
larband breit, unten zusammenstoßend, schwach mit grau eingefaßt; -
"Schnauze grau, die goldenen Schuppenränder bilden schmale, schräge,
gelbe Streifen auf der Schulter. Ein schwarzer Seitenfleck, breitgrau
gesäumt, mit einer nach unten gerichteten keilförmigen Verbreiterung
Zar Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 143
von dunkelgrauer Farbe. Rückenflosse hellglänzend gelb. Ein
schwarzes Band über ihrem hinteren Teil und über den Schwanzstiel,
und die Afterflosse, wo es schmaler ist; das Band ist vorn und. hinten
grau eingefaßt, das hintere Ende sehr schmal. Schwanzflosse farblos.
Afterflosse tief goldgelb, dunkier als die Rückenflosse. Bauchflossen
tief goldgelb, Brustflossen farblos. — Ein anderes Stück vom selben
Fundort war im Leben hellgolden oberseits, grau beiderseits der
Schultern und vorderen Teil der Seiten, mit winkelförmigen, vertikalen
Bändern, von dunkelgelber Farbe, der Winkel nach dem Schwanz
zu gerichtet. Okularband sehr breit, von der Rückenflosse, über der
Brust zusammentreffend. Schnauze und Vorderkopf grau. Ein großer
runder schwarzer Fleck inmitten der Seiten des Rückens von grau
umgeben. Rücken- und: Afterflosse hellgelb. Ein schwarzes Band
hinten auf beiden, sich über den Schwanz ausdehnend, an beiden
Seiten mit grau eingefaßt. Dahinter ist der Rand der Rücken- und
Afterflosse weißlich gerandet, Schwanzflosse grauweiß an der Basis
hinter dem Band. Der Rest der Flosse, wie der Brustflosse, durch-
scheinend mit schwarzen Flecken; Bauchflossen goldgelb.
Einheimischer Name in ÖOtaiti ‚‚palhala‘‘ oder auch „parha-
parhahatiani“. Auf Samoa wird dieser Fisch ‚Tifitifi pulepule“ oder
„Tifitifi samasama“ genannt.
Chaetodon dahli E. Ahl sp. n. (Taf. I, Fig. 3)
‚DX1UI23, A III 19—20, L. lat. 32. L. transv. 5/13.
Körperform rundlich, Schnauze zugespitzt, ausgezogen. Prä-
operculum leicht gezähnelt. Schuppen gleichmäßig, in schräg an-
steigenden Reihen geordnet. Seitenlinie steigt schräg bis unter den
6. Rückenflossenstachel an und geht dann im Bogen, der Wölbung
des Rückens folgend, bis zum Ende der Rückenflossenbasis. Rücken-
flossenstacheln hoch, der fünfte am längsten. 2. Afterflossen-
stachel am stärksten und gleich dem dritten. Die Bauchflossen sind
gleich den Brustflossen, bedecken den After und reichen bis zum
Anfang der Afterflosse. Das kleinste Exemplar noch im Tholichthys-
stadium. Rücken- und Afterflosse hinten abgerundet. Schwanz-
flosse abgerundet, die geringste Höhe des Stieles etwa 8—81/,mal in
der Körperlänge und etwa 5!/, bis 5!/;mal in der größten
Körperhöh: enthalten.
Färbung (in Alkohol) gelblich, auf dem Rücken dunkler, nach
dem Bauch und den Kiemendeckeln zu heller. Das braunschwarze
Okularband geht von der Höhe des Nackens durch das Auge bis zum
unteren Rande des Interoperculum und ist nur halb so breit als das
Auge. Inmitten der weichen Rückenflosse ein schwarzer Fleck, der
sich nach oben und unten zu einer intramarginalen Linie auszieht.
Afterflosse mit einem dunklen intramarginalen Streifen. Die weichen
Teile beider Flossen mit weißem Rand. Schwanzflossenbasis mit
einem schmalen, schwarzen Streifen. Bauch- und Schwanzflossen
hell. — Fundort: Ralum, Bismarckarchipel. — Länge der Type:
23cm, 1
5, Heft
144 Ernst Ahl:
“ Auge in
ı| Katalog | Total- A. | E lat.
länge j j transv.
; Kopf
5
Schnau-
| Laufende m
Nr.
“ Körper PC,
1:|204121/29: 3, | Y: b82 alasygllmiayz [rec] Var gr
ZU SAT EA 32 5/15]. 22,7 84, | 2 Paper
3.120417: 20 8/1. 4a. | 808 lei: | 2a | PR
® !
-5 | P.C. in | Kopf in | Körper- Sr : Sammler
= Ai Körper | Körper | länge un Beer -(Geber)
Aa Ä
1.| 81, | 2%, | 2,35 Ralum sehr gut Dahl Type der
; » 3 rt
2.| 8 Ban 9: Ralum sehr gut | Dahl Cotype
7a tt: 21, | 1,6 - Ralum sehr gut Dahl Cotype
Drei mir vorliegende junge Exemplare konnte ich mit keiner
bekannten Art identifizieren, und habe sie deshalb hier als neue Art
beschrieben. Da die jungen Chaetodonten manchmal ziemlich ver-
schieden von den alten aussehen, so erscheint es vielleicht angebracht,
die jungen Tiere als besondere Art zu beschreiben, bis eine vorliegende
Reihe sie mit einer ev. schon bekannten Art verbindet. Doch. glaube
‚ich, nach allem mir zur Verfügung stehenden Material zu urteilen, hier
eine noch unbeschriebene Art vor mir zu. haben, oie ich zu Ehren
. des S mmlers, Professor Dr. Dahl, vom Zool. Mus. Berlin, der dem
Museum eine sehr große Sammlung von Südseefischen. überwiesen
hat, C. dahlii, benenne.
Farbe im Leben (nach Dahl): Bauch nebst; Bauchflosse und After-
flosse goldgelb, nach oben -olivengrün. Schwaz eine gebrochene
Binde über das Auge und ein Fleck vor dem Ende der Rückenflosse.
_Weißlich die Begrenzung des letzteren und Kiemendeckel, Brustilussen,
Schwanzflosse und Rand der hinteren Rücken- und Aftertlosse.
Chaetodon kleini Bloch .
kn kleini Bloch, Ausl. Fische; Bloch, Ichth. IV, p. 7 taf. 218;
Bloch-Schneider, Syst. p- 225; FO) V.,.VII, p. 30 (23); Kaup,
Art. Chaet. Ned. T. Dierk. 7 p- 128; Peters, .Berl.-Mon. 1876,
p. 832; Day, Fish. Ind. 1876, p. 106; Day, Fish. Brit. Ind.. 1889,
p- 6; Günther- Playfair, _ Fish. Zanzibar,. p- 33; .Sauvage, Hist.
Nat. Madagaskar 1891, p. 258; Jordan u. Seale, Fish. Samoa,
p. 342; Günther, Cat. II, p- 29; Ruysch, Coll. nov. Pise. Amb.
p. 14, tab. 8, fig. 22; Renard, Poiss. Mol. I tab. 5 5, fig. 39; ‚Klein,
Miss. Pisc. Iv, p- 37 No. 8, tab. 10, fig. 2
Ohaetodon melamomystaz Blcch u. Schneider, Syst. ichth. 1801, p: 294.
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 145.
Citaroedus melanomystar Kaup, Chaet. Arch. für Naturg. 1860, p. 145.,
Chaetodon melastomus :Bloch u. Schneider, Syst. ichth. p. 224. |
Citarodus melastomus Kaup, Chaet. Arch. für Naturg. 1860, p. 144.
Chaetodon ilavescens Benr.ett, Proc. Comm. Zvoi. Soc. 1830 p. bl.
Chaetodon virescens C. u. V., Poiss. VIEL, p. 30; Bleeker, Verh. Batav.
Gen. XXIII, Chaet. p. 18. |
Tetragonoptrus Kleinii Bleeker Atl. Chaet. p. 45, tafel 11; Bleeker,
Chaet. Verh. Ak. Amsterdam, 1877, p. 88; Blecker, Men. ichth.
Chine. ‘Ned. T. Dierk. IV, p. 140.
Tetragonoptrus melastomus Bleeker, Onz. N ot. dur Ternate, Ned._T.,
; Dierk. I p. 234. - =
D xx 22—25, -A:HI 18—20,'°T, lat. 132) 33— 34.
..L..transv. 5 (—6) 11--12 (—13).
Schnauze etwas abgestumpft, gleich dem kugendurchmesser.
Präoperculum nicht gezähnelt. Rücken- und Afterflosse enden hinten’
rund: Seitenlinie in schrägem Bogen bis zum stächligen-Teil des’Endes'
der Rückenflosse, und von da schräg abwärts zum Ende der Rücken-
flossenbasis.
Das Okularband beginnt am ersten Stachel der Rückenflosse
oder kurz davor und reicht bis zu den Bauchflossen; es ist-fast-so
breit als das Auge. Schnauzenspitze schwarz. Weicher Teil der Rücken-
und Afterflosse mit einem schmalen schwärzlichen Saum. Bauch-|
flossen schwärzlich. Körper mit einem ganz schwach angedeuteten.
breiten Rande von der Rückenflosse zu den Bauchflossen; vom Beginn‘
der Afterflosse an, ebenfalls der Körper dunkler, doch nur schwach‘
ausgeprägt (in- Alkohol). Schwanzflösse abgestutzt‘ oder schwach ein-|
geschnitten. — Ziemlich weit verbreitet, von Ostafrika bis Neu-Guinea,
Karolinen- und Küsten ‘der chinesischen See. Länge bis 125 mm.
Bei einer ‚Reihe mir vorliegender‘ Tiere aus .Ostafrika scheinen
der Körper-und die Stirn etwas steiler anzusteigen, auch zeigen ein!
Teil der Tiere Reihen von schwachen Punkten auf den Schuppen, die‘
besondeıs auf dem unteren Körperteil mehr hervortreten. Doch sind,
diese Unterschiede viel zu geringfügig, um darauf etwa eine: Unterart;
begründen zu können.
Färbung des lebenden Tieres (nach Dahl) von Rälum: Körper-
seiten hinten mit Afterflosse orange, die weiche Rückenflosse in gelb.
übergehend. Schuppen am Körper in der Mitte mit bläulichweißem
Fleck. Nach vorn die Körperseiten graugelblich mit dunklerer unbe-
stimmter Binde hinter den Brustflossen. Binde durchs Auge, und
Schnauze bläulichschwarz, ebenso der größte hintere Teil der Bauch-
flossen. Iris vorn und hinten gelblich, oben und unten schwärzlich.
Brustflossen durchscheinend gelblich. Rand der weichen Rücken-
und Afterflosse von außen weiß, schwarz gerandet. - „„Schwanzflosse
goldgelb, hinten blaugrau. -
Bei jungen Exemplaren bis zu 3,6cm Länge liegt ein Vorne,
unten und hinten hell umsäumter brauner Augenfleck am oberen Rand-
teile des 4.—19. Gliederstrahles „der Rückenflosse. _ Diese jungen!
Arckiv für Naturgeschich
rebiv + Ben ichts, 10 5. Heft
Ernst Ahl
146
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Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 147
Exemplare zeichnen sich auch dadurch aus, daß bei ihnen der 2. Rücken-
flossenstachel am längsten ist, und die anderen sich nach hinten schnell
verjüngen. Erst bei etwas größeren Exemplaren stellt sich allmählich
die normale Größe der Stacheln ein. Außerdem zeigt der Kopf auch
die für das Tholichthys-Stadium charakteristischen Schilder-
vergrößerungen, wie die anderen Arten ja auch.
“ Chaetodon melanopoma Gthr. Playfair
Chaetodon melanopoma Gthr. Playfair, Fish. Zanzibar, p. 35 pl. 6 fig. 2.
D XII 25, A III 21, L. lat. 25.
Schuppen groß, Schnauze leicht vorgezogen und ein wenig länger
als der Augendurchmesser, Präoperculum sehr unbestimmt gezähnelt.
Rücken- und Afterflosse an ihrem hinteren Ende abgerundet. Die
Seitenlinie steigt von der Suprascapula bis zur Basis des 4. Rücken-
flossenstrahles an, läuft entlang der Basis der weichen Rückenflosse
und verliert sich gegen das Ende dieser Flosse. — Das Okularband
hat die Gestalt eines dunklen Fleckes, der sich in der Breite fast bis
zum Winkel der Operculum, und in der Länge bis zum äußersten
Suboperculum erstreckt. — Färbung gelb, mit dunkleren Linien,
die, nahezu vertikal, den Schuppenreihen folgen. Der weiche Teil der
Rücken-, After- und der Schwanzflosse hat helle Ränder und schwarze
Intramarginallinien. — Fundort: Aden.
Sektion Linophora Kaup
Die großen unregelmäßigen Schuppen nehmen den vorderen und
mittleren Teil des Rumpfes ein. Schnauze spitz.
Chaetodon auriga Forskäl
Ruysch, Coll. nov. pisc. Amb. p. 12, tag. 10, fig. 6; Valentyn, Amb.
III, p.385, fig. 116; Renard, Pa Mol. I, tab. 5, fig. 37, tab. 39,
fig. 198 II tab. 31, fig. 145; Seba, Thes, II, p- 67, tab. 25, fig. 11.
Chaetodon aurisa Forskäl,. De anim. p. 60, No. 81; Linne-Gmelin,
Syst. Nat. ed. 13a, p. 1266; Bloch-Schneider, Syst. p. 226; C. u. V.,
Poiss. VII, p. 79 (60); Rüppell, N. W. Fische Rot. Meeres, p. 28;
Bleeker, Vierde bijdr. ichth. Cleb. Ned. T. Dierk. V p.164; Günther,
Cat. Fish. II, p. 7; Klunzinger, Syn. Fish. Rot. M. p. 775; Day,
Fish. Ind. p. 106, tab. 27, fig. 3; Klunzinger, Fische Rot. M. p. 56;
Steindachner, S. B. Ak. Wien. 1900, 488; Jordan u. Seale, Fish.
Samoa, p. 339; Day, Fish. Brit. Ind. p- 5; Weber, Sibogaexp.
Fish. 1913, p- '303.
Chaetodon setifer Bloch, Ausl. Fische IX, p. 101 tab. 425 f.1; Bloch-
Schneider, Syst. p. 225; C. u. V., Poiss. VII, p. 76, (58); Lesson,
Zool. Voy. Cogq. III, p. 175, tab. 29 fig. 2: Cuvier, Regne anim.
a. en. ill. Poiss. tab. 38, fig. 1; Guerin, Icon. Reen. an. Poiss.
tab. 22 fig. ir Jenyns, Zool. Beagle, Fish. p-. 61; Günther, Cat.
Fish. I, . 6; Günther, Fische Südsee, p- 36 tab. 25 ‚üg,..B;
Kner, Z nn Novara, Fisch. p 57; Richardson, Ichth. China,
p. 246; Jordan u. Snyder, Cat. Fish. Japan, p. 210; Günther-
10* 5. Heft
148 Ernst Ahl:
Playfair, Fish. Zanzibar, p. 32; Jordan u. Seale, Fish. Samoa,
p. 338; Smith u. Swain, Proc. U. $. Nat. Mus. V, 1882, p. 137;
Seale, "Bishop Mus. 1901, p. 98; Ishikawa, Prel. Cat. 1897, -p. 53;
Jordan u. Fowler, Jap. Chaet. Proc. U. $. Nat. Mus. XXV,p. 531.
Pomacentrus setifer Lacepede, Poiss. IV, p. 506, 511, 512.
Pomacentrus filamentosus I.acepede, Poiss. ep: 511.
Chaetodon sebanus C. u. V., Poiss. VII, p. 74 (57).
Chaetodon lunaris Gronow, "Cat, ed. Gray, p 0.
Linophora auriga Kaup, Chaet. Arch. f. Naturgesch. XXVL p. 156;
Kaup, Ned. T. Dierk I, p. 128.
Sarothrodus auriga is Trois. Mem. ichth. Halmah. Ned. T. Dierk.
en; "Dane 1202 ®
T eit.agonoptrus auriga Bleeker, Onz. not. iehth. Tarnäte, Ned. T.: Dierk
I, p. 234; Bleeker, Chaet. 1877, p. 92; Bleeker, At. Chaet. 1X,
p. 47, tab. 11, fig. 4
D (XI-XII-) XII (XV) 23>—25, AI: 19-2, Ei It. 33
(36), L. transv. 6 (12—) 13 (—l4).
Schnauze vorgezogen, ke Y,—/smal länger als der Yuan:
durchmesser. Präoperculum schwach gezähnelt. Rücken- und After-
flosse abgerundet, der 4. oder 5. Rückenflossenstrahl bei erwachsenen
Tieren peitschenförmig verlängert. Schwanzflosse nur schwach gerundet,
abgestutzt, die geringste Höhe des Schwanzstieles etwa 8°%,—9maäl
in der Körperlänge. Seiteölinie genau der hohen Wölbung des Rtückens
‚folgend bis zum Ende der Rückenflossenbasis.
“Das schwarze Okularband ist schmaler über und en inter.
. dem Auge und reicht über das Inter operculum: Bei vielen Exemplaren
ist es unter dem Auge näch vorn von einem-hellen Streifen begrenzt.
Der vordere Teil des Rückens mit fünf (sehr selten sechs) schiefen,-
schwärzlichen, nach vorwärts absteigenden Streifen; der übrige Teil
des Körpers mit auf diesen senkrecht stehenden Streifen, die nach‘
vorne ansteigen. Diese Streifen können linear entwickelt sein oder
sich nach außen hin verbreitern. Ein keilförmiges, schiefes Band mit
breiter Basis von der weichen Rückenflosse gegen das Ende der After-
flosse, welches daselbst spitz endet. Dieses Band ist bei der Form
auriga sehr stark entwickelt, bei setifer nur schwach sichtbar oder
fehlend. Der größte Teil der unpaaren Flossen und der Rückenteil
des Schwanzes gelblich. Rückenflosse mit schwarzem Saum, der sich
auch auf den oberen Teil der Rückenflossenpeitsche erströcken kann.
Manchmal ein schwarzer Fleck auf der Rückenflosse, der aber ver- '
schwimmt und nie so deutlich. ist, wie bei sefifer. Schwanz- und After-
flosse mit schwarzer, intramarginaler Linie und weißem Saum. Bauch-
flossen weißlich. — Länge bis 18 &m. — Die subsp. auriga nur im Roten
Meer..
- Chaetodon auriga Forskäl subsp. setifer Bloch
Diese weit verbreitete und ziemlich häufige Form wird von
Günther und auch von Jordan als selbständige Art betrachtet.
Doch findet ı man auch bei genauestem Vergleich keine anderen Ee-
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 149
schiede als einige leichte Farbenabänderungen, sodaß es sich hier bei
diesen Fischen ohne Zweifel um ein und dieselbe Art handelt, die in
zwei Unterarten, der subsp. auriga im Roien Meer, und der subsp.
setifer von: Ostafrika bis zu den Sandwichinseln und den Küsten von
China und Japan, auftritt.
= ı Das schwarze Okularband ist schmaler über. und breiter unter
dem Auge und reicht über das Interoperculum. Oft ist es unter dem
Auge nach vorn von einem hellen Streifen begrenzt, doch kann diese
Linie auch fehlen. Der vordere Teil des Rückens mit fünf (seltener
sechs) schiefen, schwärzlichen, nach vorwärts absteigenden Streifen;
der übrige Teil des Körpers mit auf diesen senkrecht stehenden Streifen,
die nach vorne aufsteigen. Diese Streifen können linear entwickelt
sein oder sich nach. außen hin verbreitern. Das bei der subsp. auriga
so scharf ausgeprägte keilförmige Band nur sehr schwach entwickelt
oder garnicht vorhanden. Der größte Teil der unpaaren Flossen und
der Rückenteil des Schwanzes gelblich. Ein abgerundeter schwarzer
Fleck auf dem höchsten Teil der Rückenflosse hinter dem 5. Strahl.
Rückenflosse mit schwarzem Saum, der sich auf den oberen Teil der
Rückenflossenpeitsche erstrecken kann. Schwanz- und Afterflosse
mit schwarzen Intramarginallinien und weißem Saum. Bauchflossen
weißlich.
Die Jugendform hat keinen verlängerten Rückenflossenstrahl
und ist von ©.u. V. als ©. sebanus beschrieben worden.
Einheimischer Name bei den Arabern: „Abu berak“ (Flaggen-
fisch), auch Hy oder „Schausch“. Auf Samoa „Si?u“ oder
„Lifitifi sama‘“
Färbung im Leben der subsp. auriga (nach Kine: matt-
weiß; eine schwarze Binde vom Nacken durch das Auge zur Kehle,
unter dem Auge breiter und weiß gesäumt. Schiefe schwärzliche
Streifen; die vorderen 5—6 laufen schief von oben nach vorn, die 8—10
hinteren schief von oben nach hinten. Die hinteren derselben ver-
fließen oft zum Teil gegen oben zu einem schwarzen Dreieck. Lippen
rötlich. Über den Augen vier orangegelbe Querlinien. Brust- u. Bauch-
flossen weiß hyalin. Hinterer Teil der Rückenflosse zitronengelb,
gegen oben feurigrot, mit schwarzem Saum, der auch auf den ver-
längerten. Strahl übergeht. Afterflosse orange, mit schwarzer und
dann weißer Randlinie. Schwanzflosse zitronengelb, gegen hinten
mit einer halbmondförmigen, blaßgelben, weiß gesäumten, dann mit
einer spindel- oder linsenförmigen, dunkelbraunen, schwarz gesäumten
Zone. Der Rand endlich ist weiß hyalin.
Färbung eines lebenden Fisches der subsp. setifer von Samoa
(nach Jordan u. Seale) vorne grau, nach hinten tief zitronengelb
mit entgegengesetzten violettgrauen Streifen. Stirn grau, mit tief
orangegelben ‚Querlinien. Okularband breit, unten mit dem entgegen-
gesetzten zusammentreifend. Weiche Rückenflosse schwarz gerandet,
mit einem großen schwarzen Fleck, Schwanzflosse zitronengelb. Ein
leuchtend. ‚hellgelbes Band, vorn und ainien braun begrenzt. Ende
5. Heft
Ernst Ahl
150
1971398
1971398
aafıyas
1971998
197198
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197198
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1971998
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151
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw.
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5. Heft
159 El kei Ernst All:
der: Schwanzflosse durchscheinend; Afterflosse grau an der Basis,
“orange dahinter und außen -von einer schwarzen und gelben Linie
begrenzt. Brust- und Bauchflossen hellgrau.
“ Chaetodon decussatus C. u. V.
Chaetodon. decussatus C.u. V., Poiss. VII, p. 41; Kner, Zool. Reise
\ Novara, Fische, p. 101; Bleeker, Deser. pisc. Java, Nat. T. Ned:
Ind: XXI p. 329. . nu % e
" Ohaetodon vagabundus (nec Linne) Bennett, Fish. Ceylon tab. 7; Day,
Fish. Brit. Ind. 1889, p. 4. _ |
Chaetodon pictus (nec Forskäl) Günther, Cat. Fish. II, p. 24; Klunzinger,
Syn. c
E Fish. Rot. Meer; Day, Fish. Ind..I, p. 105, tab. 26, fig. 6. a
D XIII 22—25, AIII 20, L. lat. 30—35, L. transv. 5—6/15—14.
Schnauze ziemlich, vorgezogen, zugespitzt, sehr steiles Kopf-
profil, ebenso Nackenprofil. Kopf etwas kleiner als bei vagabundus.
Präoperculum am unteren Rande gezähnelt. Schwanzflosse abgestutzt. _
Seitenlinie schräg ansteigend, dann scharf umbiegend, und der Rücken- _
linie folgend, in sanftem Bogen zum hinteren Ende der Rückenflossen-
basis. — Das Okularband geht vom ersten Stachel der Rückenflosse
und ist so breit wie das Auge. — Grundfarbe ein graues weißlich oder
gelblich. Über den Körper verlaufen graue, schiefe Linien, von welchen
die über der Brustflosse gegen den Rücken ansteigen, während die
übrigen darauf senkrecht stehen und gegen die Afterflosse hin abwärts
laufen. Der weiche Teil der Rücken- und Afterflosse, sowie der: sich
dazwischen befindende Teil’des Schwanzstieles vollkommen schwarz. -
Eine weißliche oaer gelbliche Linie am Rande der Afserilesse. Die
Schwanzflosse ist gelb mit schwarzem Rand und schwarzer, in der
Mitte verlaufender Querbinde. Die Brust- und Bauchflossen sind
weiß oder gelb. Rücken- und Afterflosse hinter winkelig.
Heimat: Nikobaren, Golf von Bengalen.
In Pondichery wird er „Tarate“, in Vizagapatam „painah‘‘
genannt.
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„Meereskunde
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 158
- Chaetodon vagabundus Linn&
Auysch; Coll. nov. pisc. Am. p.28, tab. 14, fig.17; Valent., Amb.
fig. 34; Ren., Poiss. Mol. I, taf. 21, fig. 116, tab. 23, fig. 126,
II, tab. 22, fig, 107; Klein, Miss. pisc. IV, p. 36, tab. 2, fig. 2.
C'haetodon vagabundus Linne, Mus. Frid. IL, p. 71; Linne, Syst. Nat.
ed. 10a, I, p. 276; Linne-Gmelin, Syst. Nat. ed. 13a p. 1251;
Bloch, Ausl. Fische III, p. 88, tab. 204, fig.2; Bloch-Schneider,
Syst. p. 222; C.u. V., Poiss. VII, p.50 (38); Bennett, Fish.
- Ceylon, tab. 7; Bleeker, Verh. Bat. Gen. XIl, Chaet. p.18;
Günther, Cat. Fish. II, p.25; Günther, Fische Südsee I, p. 43;
- Kaup, Chaet. Arch. #. Naturgesch. XXVI, p. 154; Day, Fish.
‘Ind. I, p. 105, taf. 24, fig. 1; Günther- Playfair, Fish. Zanzibar,
p. 34; Day, Fish. Brit. Ind. p. 4; Steindachner, Ichth. Beitr.
XVI, 1893, p.15; Weber, Sibogaexp. 1913, p. 307; Jordan
u. Snyder, Cat. Fish. Japan, p. 210; Klunzinger, Fische Rot. Meer,
p. 56; Jordan u. Fowler, Jap. Chaet., Proc. U. S. Nat. Mus.
XXV, 1903, p. 532;, Kner, Novara Fische, p. 221.
?Chaetodon pictus. Forskäl, Deser, Anim. p. 65; Bloch-Schneider,
Syst.;p. 226; .C. u. V., Poiss., VII, p. 55 (42); Bleeker, N. bijdr.
Pere. Nat. T. Ned. Ind. II p. 177; Kaup, Ckaet., Arch. f. Naturg.
XXVI, p. 154.
Tetragonoptrus vagabundus Bleeker, Onz. not. ichth. Ternate Ned.
T. Dierk. 1, p. 234; Bleeker, Atlas, Chaet. p. 48, tab. 16, fig. 1;
Bleeker, Chaet. 1877, p. 9.
Chaetodon nesogallicus C. u. V., Poiss. VII, p. 63 (48); Bleeker, Bijdr.
ichth. Banda, Nat. T, Ned., Ind. II, p. 241; Günther, Cat. Fish.
Tl, p. 10.
D (XI--XII—) XIII (— XIV) 22—25, A III 20—22, L. lat 30-35,
L. transv. 5—6/14—15.
Schnauze ziemlich vorgezogen, zugespitzt und etwa 1?/, des
Augendurchmessers. Präoperculum fein gezähnelt Rücken- und
Afterflosse enden hinten mit einem abgerundeten Winkel. Schwanz-
flosse sanft abgerundet, die geringste ‘Höhe ihres Stieles ist etwa
9—91/,mal in der Körperlänge enthalten. Seitenlinie in hohem Bogen
der Rückenlinie folgend bis zum Ende der Rückenflossenbasis.
Das Okularband ist so breit als das Auge und reicht vom höchsten
‘Punkte des Nackens bis über das Interopereulum. Körper weißlich
mit geraden, grauen, schiefen Linien, von welchen die über der Brust-
flosse gegen den Rücken ansteigen, während die übrigen gegen die
Afterflosse hin abwärts laufen. Ein breites schwarzes Band auf dem
beschuppten Teil der Rückenflosse steigt abwärts, kreuzt den Schwanz-
stiel und tritt auch auf die Afterflosse über. Rückenflosse mit breitem
schwarzem Saume; Schwanz- und Afterflosse mit einem schwarzen
Streifen vor dem weißen Rande. Schwanzflosse außerdem mit einem
schwarzen, nach vorne gebogenen Halbmonde.
. 9. Heft
154 Mr Ernst Ahl:
Heimat: Rotes Meer, Ostküste Afrikas, die Küsten von Aden,
Madagaskar, Mauritius, über Indien, China und Japan, Indomalayischem
Archipel bis Neu-Guinea, Samoa und Hawai. — Länge bis 161 mm.
Chaetodon vagabundus L. var. pietus Forsk.
Die obere Kopfprofillinie ist etwas länger als die untere. Die
hinteren Rückenflossenstacheln sind wenig kürzer als die mittleren.
Die Gliederstrahlen sind kaum höher. Die Rücken- und Afterflosse
hinten bald mehr winkelig, bald gerundet. Vordeckelrand undeutlich
gezähnelt. Schwanzflosse abgestutzt oder leicht gerundet.
Farbe weiß (gelb?) mit schiefen violetten Linien, von denen die
oberen sechs von vorn und unten nach hinten oben, die übrigen zwölf
zu den vorigen winkelig abwärts laufen. Eine schwarze Binde vom
Nacken durch das Auge zum Zwischendeckel (bis auf die Brust?);
sie ist ein wenig schmäler als das Auge und oben von beiden Seiten
zusammenhängend. Eine schiefe schwarze Binde geht durch die Basis
des Schwanzes, die Rückenflosse hinter den Stacheln ist schwarz.
Die Schwanzflosse hat in der Mitte eine gelbe, mondförmige, dunkel
gerandete Zone. Die Stirne mit fünf gelben Querlinien. — Heimat:
Rotes Meer, Indischer Ozean und Indomalayischer Archipel. — In
Tel. „Peinah“, in Arrak „Khyeng-khayowk“.
Diese Form müßte einmal daraufhin untersucht werden, ob ihr
nicht doch Artberechtigung zugestanden werden müßte. (Siehe
Nachtrag.)
Die Jungen der typischen Form sind von C. u. V. als ©. nesogallicus
beschrieben worden. Während Bleeker den (. nesogallcus als Jugend-
form von Ü. auriga betrachtet, halte ich ihn als zu der vorliegenden
Art gehörig. Bei der großen Zahl mir zur Verfügung stehenden Stücke
finde ich alle Übergänge vom C. nesogallicus Stadium bis zu den
erwachsenen Tieren. Die Jungen von ©. auriga sind ähnlich gefärbt,
nur fehlt ihnen die dunkle Binde, die die Rückenflosse mit der After-
flosse verbindet. Bei jungen Stücken ist die Schnauze nur sehr schwach
rüsselförmig vorgezogen, und ein tiefschwarzer nach unten und hinten
gelbeingefaßter Augenfleck liegt am oberen Rande der gliederstrahligen
Rückenflosse und zwar nächst der Übergangsstelle des oberen Rücken-
flossenrandes in den unteren. Dieser Augenfleck wird mit zunehmender
Körpergröße immer kleiner und geht schließliich vollkommen in dem
schwarzen Rückensaum auf. Eine schwarze, ziemlich breite, nach vorn
nur sehr undeutlich abgegrenzte Querbinde zieht vom oberen Rande
der letzten fünf Rückenflossenstacheln unter schwacher Bogen-
krümmung zum Schwanzstiel, kreuzt diesen und verläuft unter diesem
- Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 155
vertikal über den gliederstrahligen Teil der Afterflosse bis zum 3. After-
flossenstachel. Rücken- und Afterflosse mit einem hellen Randsaum,
der aber nicht immer vorhanden ist, und vor dem eine schmale schwarze
Binde läuft. Das vordere Drittel der Schwanzflosse ist gelb, hinten
von einer mäßig breiten dunklen Querbinde begrenzt. Die hintere
Hälfte der Schwanzflosse ist durchsichtig, ohne Querbinden, die
erst später nach und nach deutlicher hervortreten.
Färbung im Leben (nach Dahl) von typischen Stücken aus
Ralum: unten weiß, etwas silbern, oben schwach grüngelblich grau;
Querstreifen auf Kopf und Hinterende schwarz, zwischen den zwei
hinteren Querstreifen gelb. Schwanzflossenende bläulich, ebenso
Rand der Rückenflosse. Fünf Querstreifen auf dem Kopf orange.
Ein anderes Exemplar vom selben Fundort war folgendermaßen
gefärbt: Körperseiten weißlich nebst Brustflossen, Bauchflossen und
Kopf, doch eine breite schwarze Binde senkrecht über das Auge;
Schnauze oben dunkel und Stirn mit fünf orange Querbinden. Körper-
seiten mit bläulichen aufeinander senkrecht stehenden Streifen quer-
über. Ende des Körpers mit Flossen schön gelb; schwarz sind bier
zwei oben und unten konvergierende Querbinden über den Schwanz.
Rand der hinteren Rückenflosse und breite Querbinde auf ?/, des
Körpers (unten unterbrochen); Rand der Afterflosse gelb, weiß, schwarz,
auf dem oberen Rand der Rückenflosse eine blaue Linie. Ende der
Schwanzflosse durchscheinend. — Farben eines anderen lebenden
Tieres von Samoa (nach Jordan u. Seale) grau, oliven oben, nach
hinten golden werdend; schräge Streifen von purpurgrau treffen
in Winkeln zusammen. Okularband breit, nicht hell eingefaßt, außer
unten vorne. Stirn grau mit sechs orange Querbinden; erste Rücken-
flosse schwarz, mit einem medianen gelben Streifen, der sich erweitert
und den größten Teil der weichen Rückenflosse einnimmt. Ein breiter
schwarzer Rand an der weichen Rückenflosse. Ein schwarzes Band
an ihrer Basis, vorn und hinten gelb eingefaßt, welches den Schwanzstiel
kreuzt und unter der Mitte der Afterflosse endet. Afterflosse sonst
dunkelgelb, grau an der Basis, mit schwarzem und hellgelbem Rande;
Stacheln sehr hellgelb, Schwanzflosse goldgelb mit einem schwarzen
Querband, einem anderen schwarzen Querband dahinter und einer
farblosen Spitze. Bauchflossen und Brust£losse hell.
Einheimischer Name in Andam ‚Pah-noo-dah“, in Samoa
„‚Tıfitifi mata-ume‘“ und „Samasama“.
5. Heft
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5, Heft
158 Ernst Ahl:
Chaetodon rafflesi Bennett
Renard, Poiss. Mol. I tab. 8, fig. 58; Valent., Amb. fig. 43.
Chaetodon Rafflesi Bennett, Life of Rafles p. 689; Günther, Cat.
Fish. IL, p.27; Günther, Fische Südsee, p. 44, tab. 35, fig. C;
Peters, Berl. Mon. B. 1876, p. 832; Jordan u. Seale, Fish. Samoa,
p- 339.
Chaetodon princeps C. u. V., Poiss. VII, p. 33 (25); Less., Zool. Voy.
Coq. Poiss., p. 177; Bleeker, Verh. Bat. Gen. XXIII, Chaet.
p. 19; Kaup, Chaet., Archiv f. Naturgesch. 26, p. 155.
Chaetodon Sebae C. u. V., Poiss. VII, p. 52 (40).
Sarothrodus princeps Bleeker, Trois. Mem. ichth. Halmahera, Ned.
T. Dierk. I, p. 156. .
Tetragonoptrus Rafflesi Bleeker, Onz. not. ichth. Ternate Ned. T.
Dierk. I, p. 234; Bleeker, Chaet. 1877, p. 97; Bleeker, At]. Chaet.
p. 49, tab. 14, fig. 4.
DXIII21--23, AIIL19, L. lat. (25—) 29—30, L.transv. 4—5/12-13.
Schnauze vorgezogen, viel länger als der Augendurchmesser.
Präoperculum unbestimmt gezähnelt. Kopf etwa 3mal in der Körper-
länge enthalten. Rücken- und Afterflosse hinten abgerundev. Schwanz
ebenfalls abgerundet, die geringste Höhe des Schwanzstieles etwa
9—9!/, mal in der Körperlänge enthalten. Seitenlinie in hohem Bogen
der Körperkrümmung folgend bis gegen das Ende der Rücken-
flossenbasis.
Körperfarbe (in Alkohol) gelb, jede Schuppe miö einem dunkleren
(orangefarbenem) Rand, sodaß der Fisch wie mit einem Netzwerk
überzogen erscheint. Das schwarze Okularband ist nur wenig schmäler
als das Auge und geht vom 1. Rückenflossenstachel bis zum unteren
Rande des Interoperculum. Die weiche Rückenflosse mit einem
nach hintenzu breiter werdenden intramarginalen schwarzen Bande.
Die Afterflosse mit einer schmalen intramarginalen Linie. Schwanz-
flosse mit einem schwarzen Halbmonde quer über die Mitte, dahinter
einer gelben Binde und einem durchsichtigen Randsaum. Bauchflossen
hellgelblich. — Länge bis 155mm. — Verbreitung Ostindischer
Archipel, Südsee, selten.
Bei jungen Exemplaren ist die Andeutung eines Augenfleckes
im weichen Teile der Rückenflosse vorhanden.
Färbung eines lebenden Exemplares aus Ralum (nach Dahl):
Körperseite graugelb mit orangerotgrauen Schuppenrändern. Rücken
ins graue, Bauch ins gelbe übergehend. Gelk sind ferner: Schnauze,
Kiemendeckel, Basis der Brustflosse, Bauchflossen ganz, Rand der
Afterflosse und hinteren Rückenflosse, Binde vor dem Rand der
letzteren, Schwanzbasis und Binde vor dem Endrand der Schwanz-
flosse. Schwarz: Mondfleck quer über die Schwanzflosse, Binde vor
dem Rande der Rückenflosse und quer über das Auge. Endrand der
Schwanzflosse grau. Afterflosse mit schwarzweißer Linie vor dem Rande
und davor orange. — Ein anderes Exemplar vom selben Fundort
war ebenso gefärbt, aber Körperseite mehr gelb mit grauer Schuppen-
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160 mare: Ernst Ahl:
basıs, Bauchflossen schön gelb; Afterflosse vor der schmalen schwarzen
Lirie orange. Diese und Rückenflosse hinten mit gelbem Rand.
Schwanz mit einer schwarzen Querbinde. -- Färbung (nach Jordan .
u. Seale): im Leben tief gelb, grünlich am Körper, sehr glänzend
auf den Flossen, der Körper gewürfelt mit zwei Reihen von rötlich-
- © braunen Querstreifen auf den Enden der: Schuppen; Schnauze braun,
Stirn grau.. Kinn leuchtend gelb. Okularband breit, weiß eingefaßt,
nur unten vorn; weiche Rückenflosse grünlich. auf den Schuppen,
dann hellbraun, dann hellgelb, schwarz und gelb; Stacheln bräunlich
mit grünlichen Membranen. Afterflosse gelblich grün. und purpurn
gefleckö auf den Schuppen, sonst klar braun, mit zwei gelben Bändern
„ auf den letzten Strahlen und einem gelben Rand, mit einer schwarzen
‘und weißen Grenzlinie; Schwanztlosse hellgelb mit einem schwarzen
Band, am breitesten in der Mitte, rein gelb hinten, der Rand rein grau;
Brustflossen grau, Bauchflossen leuchtend golden.
x
Chactodon assarius Waite |
Bene assarius Waive, Ya Westausir. ‚Bes. AU, Mus. VL.1905,
p. 66, pl. 11, fig. 1
D Xu 21, A II 17.
Präoperculum glatt, Körper oval, stark zusammengepreßt, das
obere Profil gerundet, das untere konvex. Rückenflosse hinten mit einem '
‘st stumpfen Winkel, Afterflosse abgerundet. Die Seitenlinie bildet
‚einen. gleichmäßigen Bogen, niedriger als das Rückenprofil und endet
in der Nähe der hinteren Einrenkung der Rückenflosse. =
Farben: Grundfarbe gelb oder hellbraun, Schnauze dunllen,
das dunkle Okularband ist oberseits vollständig und etwas schmäler $
. als das Auge. Über dem Auge ist es vorn und hinten mit einem hellen
Bande eingefaßt, unterhalb desselben reicht es.bis zum Ende des
Subopereulum. Den Körper schmücken in seiner oberen Hälfte vier
sehr schmale, dunkle, vertikale Bänder, leicht nach vorn und: unten
_ geneigt, sie gehen abwärts von der Basis des 4., 6., 8. und 10. Rücken-
flossenstachels. Die Rückenflosse ist schmal schwarz gesäumt; dem
Winkel folgend, wird die Farbe submarginal, das äußere der Strahlen ‘
ist weiß. Ein schwarzer, weiß eingefaßter Augenfleck im Winkel.
Das Ende der Afterflosse bedeckt ein ziemlich breites weißes Band,
in dem ein dunkelbraunes sich befindet, sehr schmal bei den Stacheln,
aber an Breite zunehmend, sodaß es fast die ganze Breite der letzten
Strahlen einnimmt, Brust- und Bauchflossen ohne Zeichnung. Ein
sehr schwaches, breites Band über den Schwanzstiel, in einer Linie
mit dem Afterflossenband. — Länge 119 mm. — Fundort: Gewässer
zwischen Fremantle und Houtman’s Abrolhos..
Chaetodon dixoni Regan
Chaetodon disoni Regan, Ann. a. M. Nat. Hist. xın, 1904 p. 976.
D XUI 21—22, A I 16—17, E. lat. etwa 30. .
Schnauze so m wie das Auge. Weiche Afterflosse spitzig. Weiche
Rückenflosse abgerundet. Schwanzflosse kaum ausgerändert.
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 161
Vorderes ®/, des Körpers mit der stachligen Rückenflosse und der
vorderen Hälfte der Afterflosse grau. Hinterer Teil des Körpers, mit
der weichen Rückenflosse, Schwanzflosse und hinteren Hälfte der
Afterflosse gelb. Ein vertikales, dunkelbraunes Okularband, schmaler
als das Auge, oben mit dem der anderen Seite zusammentreffend und
hinten bis zum Ende des Suboperculum reichend. Eine braune Zone
unter dem vorderen Teil der stachligen Rückenflosse. Einige dunkle
Streifen ziehen sich abwärts von der stachligen Rückenflosse, etwas
schräg nach rückwärts sich hinziehend unter der Mitte der Körper-
seite und mit einem dunkleren Fleck auf jeder Schuppe; der vordere
Teil der Afterflosse wird schwärzlich gegen die Spitze; die weiche
Rückenflosse, Schwanzflosse und Afterflosse mit einer schwärzlichen
intramarginalen Linie, ein schwacher dunkler Fleck auf dem vorderen
Teil der weichen Rückenflosse; ein schwaches dunkles Band über die
Basis der Schwanzflosse. — Totallänge 85 mm. — Fundort: Neue
Hebriden.
Chaetodon ehrysurus Desjardins typ.
Chaetodon chrysurus Desjardins, P.Z.S. 1833, p. 117; Day, Fish.
Brit. Ind. 1889, p. 6.
Chaetodon zanthurus Bleeker, Act. Soc. Ind. Ned. Amboina; De Vis,
Proc. Linn. Soc. N. S. Wales, 1884, p. 457; Jordan u. Seale, Fish.
Samoa, p. 339; Günther, Cat. II, p.29; Sauvage, Hist. Nat.
Madagaskar, p. 261, taf. 29, £.1.
Tetragonoptrus mertensi (nec CO. u. V.) Bleeker, Atlas, Chaet. p.
taf. XVI, fig. 3. .
Tetragonoptrus zanthurus Bleeker, Chaet. 1877, p. 99.
Chaetodon mertensi (nec © u. V.) Day, Fish. Ind. 1876 p. 105, taf. 27,
fig. 2; Klunzinger, Fisch. Roten Meeres, 1884, p. 55.
Chaetodon guttatissimus (nec Bennett) Klunzinger, Syn. Fische Roten
Meeres 1870, p. 112.
DX1II21—24, A TIL 16—19, L. lat. 30-31, L. transv., 5-—6/10—14.
Schnauze etwas vorgezogen, spitz, ungefähr ebenso lang oder
etwas länger als das Auge. Präoperculum kaum merkbar gezähnelt.
Rückenflosse steil abgerundet, Afterflosse mit einem abgerundeten
Winkel. Seitenlinie in regelmäßigem Bogen der Körperwölbung folgend
bis zum Ende der Rückenflossenbasis.
Färbung (subsp. typ.): Okularband bedeutend schmäler als das
Auge, weiß eingefaßt, nicht bis zum Nacken reichend, und nach unten
nur bis zum Präopereulum. Auf dem Nacken ein schwarzer, weiß
eingefaßter, dreieckig hufeisenförmiger Fleck. Körper weiß, mit
7—8 schwarzen Streifen, die winkelig gebogen sind mit nach vorn
gebogener Spitze. Dahinter ebenso angeordnete Reihen von Pünktchen.
‚Ein sehr breites gelbes Band umfaßt den weichen Teil der Rücken-
flosse und zieht sich über den hinteren Teil des Körpers durch den
hinteren Teil der weichen Afterflosse. Rücken- und Afterflosse mit
einer schwarzen intramarginalen Linie. Randsaum weiß. Schwanz-
flosse mit einer schmalen schwarzen Linie im letzten Drittel, dann
Archiv für Naturgeschichte,
1923, A. 5. At 5, Heft
162 Ernst Ahl:
ein gelber Streifen und ein grauer durchscheinender Endsaum. Bauch.
flossen gelb. |
Verbreitung: Mauritius, Ostafrika (?), bis Indien und Westküste
Sumatras.
Auge in
„| Katalog | Total- L.
Nr. länge Ü i transv.
Laufende
Nr
Kopf D.C
Schnau- | Körmes
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1.[13709 | 10,7 | %. | 4. 1 312. | 5, |ü3 |üı |1y, |At=P
2.1 2046 108 |, | 3, | 3ı | Su | 3 |ü1 [caıı | A<P
M.H.
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Re h
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1.171.113, Mauritius sehr gut Sander typ.
2.482/,,.1289, „0.2 Mauritius gut ‚Vom Hamburger typ.
Museum
3.| 11? | 32/,? |ca. 8,5 Kosseir sehr "Klunzinger paucifas-
schlecht ciatus
Chaetodon chrysurus Desjardins subsp. paueifaseiatus E. Ahl subsp. n.
Das mir vorliegende Exemplar ist leideı ziemlich schlecht erhalten,
sodaß ich zum großen Teil auf Klunzingers Beschreibung zurückgehen
muß. Stirn wenig gewölbt, Rückenflosse hinten gerundet, Afterflosse
mehr winkelig. Weicher Teil der Rückenflosse höher als die höchsten
Stacheln. Schwanzflosse abgestutzt. Präoperculum fein gezähnelt.
Farbe: Weiß, oben dunkler. Gegen sechs, je einen stumpfen
Winkel nach vorn bildende, schwarze schiefe Streifen über den vorderen
Teil der Körperseiten laufend. Am hinteren Teil selbst statt deren
winkelförmige Reihen von Punkten. Kopf weiß. Am Nacken vor
der Rückenflosse ein schwarzer, dreieckiger gelb gesäumter Flecken.
Eine braungelb gesäumte Binde läuft von den Seiten des Scheitels durch
das Auge zum unteren Rande des Vordeckels; vom Auge an verjüngt
sie sich gegen oben und unten. Oben stoßen diese Binden beider
Seiten zuweilen zusammen. Der weiche Teil der Rückerflosse und der
angrenzende Teil des Körpers bis zum Schwanze bräunlich ziegelrot.
Auf dem vorderen Teile der Rückenflosse ein (zuweilen hinten noch
ein zweiter) größerer schwarzer Fleck. Der Saum ist schwarz und
dann gelb. Afterflosse ähnlich, aber ohne Flecken, Brustflosse hy'lin,
Bauchflossen gelb. Schwanzflosse schwefelgelb; vor dem hyalinen
Endrand eine dunkelbraun gesäumte, zinnoberrote, halbmondförmige
Querbinde. — Heimat: Rotes Meer, selten.
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 163
Von der typischen Form vor allem abweichend durch die geringere
Anzahl Streifen, (höchstens sechs, bei der Hauptform mindestens
sieben bis acht), die abweichende Färbung des Körpers und der Schwanz-
flosse. Auch scheint mir dieses Tier eine viel schlankere und lang-
gestreckte Körperform zu haben mit ziemlich sattelförmig eingedrückter
Schnauze.
Chaetodon ehrysurus Desj. subsp. madagaskariensis E. Ahl s.n.
Der von Sauvage beschriebene Fisch stellt zum mindesten eine
gut unterscheidbare Unterart, wenn nicht gar eine eigene Art dar.
Leider steht mir kein Exemplar zur Verfügung, sodaß ich auf die
Beschreibung Sauvages angewiesen bin.
D XIII 21, A III 16, L.lat. 40.
Schnavze zugespitzt, so lang als der Augendurchmesser; Präoper-
culum kaum gezähnelt, nur längs des Unterrandes. After- und Rückea-
flosse hinten abgerundet.
Körper von bräunlicher Farbe, bis in die Gegend des 10. Rücken-
flossenstachels sieben schmale Streifen von schwarzer Farbe tragend.
Ein schräges Band von zitronengelber Farbe zwischen dem 10. Rücken-
flossenstachel und der Basis der weichen Rückenflosse, durchzogen
von zwei wenig ausgeprägten Streifen; der dahinterliegende Teil des
Körpers, die Afterflosse und die weiche Rückenflosse von dunklerer
Farbe als der weiche Teil des Körpers; ein schmales graues Band auf
der Schwanzflosse, deren Rand, von heller Farbe, eine dünne schwärz-
liche Säumung trägt; ein Saum von gleicher Farbe auf der Rücken-
und Afterflosse; ein gelb umgrenzter Fleck an der Basis der stach-
ligen Rückenflosse; Okularband schmal, von schwarzer Farbe, gelb
gesäumt, unterhalb des Auges kaum ausgeprägt. — Fundort:
Madagaskar.
Chaetodon ehrysurus Desj. subsp. xanturus Bleeker
Kopf von geldgelber Farbe, Körper und Flossen vorn gelb, hinten
goldig, Iris gelb oder rosenrot; die Augenbinde schmaler als das Auge
und rötlich oder schwarz gefärbt, gelb gerandet, und weder oben noch
unten mit der der anderen Seite zusammenstoßend. Kurz vor dem
1. Rückenflossenstachel ein halbmondförmiger oder hufeisenförmiger
Fleck, rötlich oder schwarz gefärbt, mit gelber Umrandung; von der
Mitte des Schwanzstieles an, nach vorn, den Winkeln der einzelnen
Schuppenreihen folgend, auf jeder Seite eine rötliche oder tiefviolette
Binde; diese Binden sind in ihrer oberen und unteren Hälfte verbreitert.
Bei diesen seitlichen Schuppenreihen sind die hinteren steileren nicht
so gebogen, und dahinter befindet sich eine rötliche kleine Binde.
Auf den weichen Rücken- und Afterflossen und der Schwanzflosse
eine rötliche oder schwarze intramarginale Linie. Schwanzflosse mit
einer schwarzen Binde, Bauchflosse gelb.
Fundort: Der ganze Südseebezirk von der Ostküste Sumatras
bis Hawai, selten, vielleicht sogar artverschieden von (. chrysurus.
Mir steht leider kein Exemplar dieser Form zur Verfügung.
11* 5. Heft
164 Ernst Ähl:
Chaetodon mertensi ©. u. V.
Chaetodon mertensi C. u. V., Poissons VII, p. 47; Günther, Fische
Südsee, p. 45, taf. 36, fig. B; Kaup, Chaet., Arch. f. Naturgesch.
1860, p. 143; Jordan u. Scale, Fish. Samoa, p. 341.
D XIH 23, A III 18.
Schnauze vorgezogen, beträchtlich länger als das Auge. Rand
der Rückenflosse abgerundet, aer der Afterflosse senkrecht, gerade.
Schuppen ziemlich groß.
Okularband schmal, besonders unter dem Auge, und senkrecht sich
von der Mitte des Nackens bis an den unteren Rand des Präoperculum
erstreckend. Körper weiß, mit grauen winkelig gebrochenen Quer-
streifen, deren Winkel nach vorwärts gerichtet sind. Fleckenreihen
von graulichgrüner Farbe zwischen den Streifen. Die weiche Rücken-
flosse und der hintere Teil der Afterflosse mit dem Schwanzteile da-
zwischen hoch gelb. Rücken- und Afterflosse mit einer braunen Intra-
marginallinie. Schwanzflosse mit einem gelben, halbmondförmigen,
hinten braun gesäumten Querbande in der Mitte. Günther gibt die
Bauchflossen mit weiß an, während Jordan sagt: Ventral dark. Jordan
sagt ferner: Von dieser seltenen Art, die bisher nnr bekannt war von
der Originalbeschreibung und von der von Günther gegebenen aus-
gezeichneten Figur, haben wir vier Stück von Apia und Pago Pago.
Diese Art ist zu kennen an der Anwesenheit von vier bestimmten
winkligen Bändern mit einigen klasseren dahinter. Dahinter iso ein
breites, gelves Bano, das sich meist auch auf die Rücken- und After-
flosse erstreckt.
Farbe eines lebenden Tieres von Pago Pago (nach Jordan u.
Seale) bläulichgrau; reich orangegelb hinter dem letzten Rücken-
flossenstachel, am Körper und Rücken- und Afterflossen, einschl.
aller Strahlen der weichen Rüekenflosse und der meisten der After-
flosse; Stirn und ein Ocapularband dunkelbraun. Okularband ober-
halb des Auges breiter, wo es weiß eingefaßt ist, unten sich nicht
treffend. Fünf winklig gebogene schwärzliche Bänder am Körper
hinter der Schulter, der Winkel gegen den Kopf gerichtet. Vier Reihen
von Punkten in der Hohlrundung des letzten Bandes, zwischen ihm
und der ungefleckten goldenen Zone. Rückenflossenstacheln hellgelb.
Der zweite mit einem schwaızen und hellgelben Saum. Afterflosse
düstergrau mit orange gesäumt, hinten wie aie Rückenflosse; Schwanz-
flosse hellgelbgrau an der Basis, dann tief orangegelb, von einer
schwarzen Linie begrenzt, dann gelb. Bauchflossen schmutzig grau,
Brustflossen durchsichtig. |
Garrett sagt, daß diese Art gemein im Paumotu-Archipel sei.
Jordan hat seine Exemplare von Apia und Pago Pago erhalten. Ver-
breitung wahrscheinlich sehr lokal und beschränkt. —- Einheimischer
2266
Name dieses Fisches auf Samoa: „Tifitifi pa’ipa’i“.
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw, 165
Chaetodon argentatus Smith u. Radeliffe
Chaetodon argentatus Smith u. Radcliffe, Proc, U. 8. Nat. Mus. 40,
1911, p. 319.
D XIV 22, A III 16, L. lat. 22 (33?), I, transv. 4/10.
Maul mäßig groß. Präoperculum glatt, außer wenigen schwachen
Zähnelungen nahe dem oberen Winkel und dem horizontalen Ende.
Weiche Rückenflosse gleichmäßig abgerundet; Afterflosse stumpf
rechtwinkelig; Schwanzflosse kurz, schräg abgestutzt.
Farben in Alkohol: Silbrig, getränkt mit einem blassen zitronengelb ;
ein schmaler schwarzer Sattel, über dem oberen Teil des Interorbitale,
das Auge nicht erreichend, eine kleine schwarze Zone auf dem oberen
Teil des Auges und der angrenzenden Interorbitalgegena. Ein unregel-
mäßiger schwarzer Sattel vom vorderen Teil des Anfanges der Rücken-
flosse abwärts über den oberen Teil des Operculum, den oberen Teil
des Präoperculum bis zum hinteren Rand des Auges verdunkelnd.
Eine schwarze Zone geht vom 5.—9. Rückenflossenstachel und hreitet
sich nach unten bis zur Mitte der Seite aus. Ein schwarzes Band
schließt den letzten Rückenflossenstachel ein und das vordere Drittel
der weichen Rückenflosse und breitet sich abwärts und rückwärts
über die Basis der weichen Rückenflosse, den Schwanzstiel und das
hintere Drittel der Afterflosse. Das Ende der weichen Rückenflosse
silbrigweiß, die Spitzen aer Strahlen sehı schmal mit schwarz eingefaßt,
eine schmale intramarginale schwarze Linie unter dem Endband, die
Zore zwischen diesem und dem breiten schwarzen Band, das die Basis
der Flosse kreuzt, trübeweiß. Ein schwärzliches Segment an den
Spitzen der mittleren Schwanzflosseastrahlen. Vor diesem ein ähnliches
weißes Band, begrenzt von einem schwarzen Bandfleck, der an der
Basis der Flosse verblaßt. Die vorderen ?/, der Afterflosse silberweiß,
das hintere Drittel schwarz. Die Membranen der Stacheln und die
Spitzen der verderen Strahlen schwarz. Dunkle oder schwärzliche
Linien breiten sich abwärts und rückwärts und aufwärts und rück-
wärts aus, entlang den Schuppenreihen, ein gewürfeltes Muster bildend.
— Länge: 96 mm. — Heimat: Catanduanes-Inseln Pazifische Küste
des südlichen Luzon, Philippinen Camanguin-Inseln.
Ein zweites Exemplar vom letzten Fundort unterscheidet sich
etwas in der Färbung von der T'ype; die schwarzen Flecke am Körper
sind mehr ausgedrückt, der schwarze Sattel über dem Interorbitale
ist auf der rechten Seite unterbrochen und die schwarzen und weißen
Zeichnungen der Schwanzflosse sind ausgeprägter. Farbe im Leben:
Kinn hell gelb, helle Stellen silbrig, dunklere Stellen schwarz.
Sektion: Oxychaetodon Bleeker
Die großen irregulären Schuppen nehmen den ganzen Rumpf
ein und. lassen den kleinen regelmäßigen Schuppen nur Platz auf
dem Schwanz und der Brustgegend. Die Arten haben ein sehr spitzes
Maul und niemals mehr als 35 senkrechte Schuppenreihen.
5. Heft
166 | Ernst Ahl:
Chaetodon semilarvatus Ehrenberg
"COhaetodon semilarvatus Ehrenberg, ap. C. u. V. Poiss. VII p. 59;
Kluazinger, Syn. Fische Rot. Meeres, p. 111; Klunzinger, Fische
Rot. Meeres, p. 57, taf. 11, fig.1.
D XIH 25—27, A III 20—21, L. lat. 33, L. transv. 6/16,
Körpergestalt hoch, flach gedrückt, fast kreisrund. Schnauze
kurz, nur wenig ausgezogen und etwa 1!/, bis !/;, der Augenlänge.
Rücken- und Afterflosse hinten abgerundet oder sehr stumpfwinkelig.
Schwanzflosse abgestutzt, die geringste Höhe des Schwanzstieles
ist über 8mal in der Körperlänge enthalten. Die Seivenlinie bildet
einen Bogen oder stumpfen Winkel, ihr höchster Punkt liegt unter
dem Anfang der weichen Rückenflosse, und der absteigende Teil
läuft dieht unver dem Rücken bis zum Ende der Rückenflosse. Prä-
opereulum sehr schwach gezähnt.
Färbung: zitronengelb mit 12—13 rost- oder dunkelbraunen
Querstreifen, die gegen den Bauch aufhören, oft wellig verlaufen und.
sich nach oben zu’gabeln. Ein großer, tief schwarzer Flecken erstreckt
sich über alle Deckelstücke und einen Teil der Wangen. Vorn beginnt
er unter dem 1. Viertel des Auges und ist dort leuchtendgelb gerandet,
die Stirn bleibt davon frei. Die Flossen sind gelb, Rücken- und After-
flosse höher gelb. Vor dem hellgelben Saum des weichen Teiles dieser
beiden Flossen eine schwarze Linie. Schwanzflosse gelb, vor ihrem
weißen Hinterrand ein schwarzbrauner vertikaler Streifen oder eine
halbmondförmige Zone. — Länge: 20cm. — Heimat: Rotes Meer.
Arabisch ‚„Makahal“.
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Laufende
1.80.25 0:3 9,4? | Rotes Meer sehr Hemprecht u. | Type der
schlecht Ehrenberg Art
2.| 8? Jeü.3| 94 Rotes Meer sehr Hemprecht u. | Type der
schlecht Ehrenberg Art
3. e.ü,8 3%/, | 15,0 Kosseir _ |sehr gut | Klunzinger
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 167
Diese Art ist dem O. lineolatus zwar sehr nahe stehend, in Form
und Färbung aber wesentlich verschieden und nicht etwa wie Günther
und Kaup vermuten, die Jugendform davon. Diese Fische sollen
sich stets zu zweien, in Paaren, finden.
Chaetodon lineolatus Quoy et Gaimard
Chaetodon lineolatus Quoy et Gaimard, C. u. V., Poiss. VII, p. 40 (31);
Bleeker, Bijdr. ichth. Flores. Naturk. T. Ned. Ind. VI, p.3;
Kaup, Chaet., Arch. für Naturg. XXVI, p. 151; Günther, Cat.
Fish. II, p. 30; Günther, Fische Südsee, p. 45, tab. 24, fig. A;
Klunzinger, Syn. Fisch., Rot. Meeres, p. 111; Günther Playfaır,
. Fish. Zanzibar, p.35; Jordan u. Seale, Fish. Samoa, p. 340;
Quoy et Gaimard, Voy. Astrolabe, 1835, p. 381; Steindachner,
S. B. Akademie Wien, 1900, p. 469; Klunzinger, Fische Rot.
Meeres, p. 57; Jordan, Proc. U. S. Nat. Mus. 25, 1903, p. 357.
Chaetodon lumatus Ehrenberg, C. u. V. Poiss. VII, p. 57; Rüppell,
' N. W. Fische p. 30, tab. 29, fig. 3.
Chaetodon oxycephalus Bleeker, N. bijdr. ichth. Ternate, Nat. T. Ned.
Ind. IV, p. 603; Günther, Cat. Fish. II, p. 27; Peters, Berl. Mon. B.
1876, p. 232.
Chaetodon Tallii Bleeker, Derde, bijdr. ichth. Banda Nat. T. Ned. Ind.
VI, p. 97; Günther, Cat. Fish. II, p. 11.
Tetragonoptrus oxycephalus Bleeker, Onz. not. ichth Ternate Ned. T.
Dierk. I p. 234.
Tetragonoptrus lineolatus Bleeker, Poiss. Madagaskar, p. 95; Bleeker,
Chaet. 1877 p. 103; Bleeker, Atlas, Chaet. p. 51, tab. 13, fig. 2.
D XII (—XIII) 24—28, A III (19—) 20—22 (—23), L. lat. 28.
L.transv. 5—6/14.
Schnauze vorgezogen, etwa 1'/, bis 2mal des Augendurchmessers.
Präoperculum sehr wenig am Winkel gezähnelt, Nacken bucklig.
Rücken- und Afterflosse enden hinten in einen abgerundeten Winkel.
Schwanzflosse hinten mit konvexem Rand. Die geringste Höhe des
Schwanzstieles etwa 9mal in der Körperlänge und etwa 5!/, bis ®/‚mal
in der größten Körperhöhe enthalten. Die Seitenlinie steigt bis zum
Anfang des weichen Teiles der Rückenflosse in fas5 gerader Linie schräg
in die Höhe und ist dana nicht weiter zu verfolgen.
Okularbanc sehr vie] breiter als das Auge, von der Höhe des Nackens
bis an den unteren Rand des Interoperculum reichend. Über
den Augen auf der Mitte der Stirn ein dreieckiger heller Fleex. Über
den Körper eine Anzahl (14—17) schwarze Streifen schräg vertikal
von oben nach unten, den Schuppenreihen folgend (in Günthers Ab-
bildung falsch dargestellt). Von den letzten Stacheln der Rücken-
flosse an zieht sich ein schwarzes halbmondförmiges, breites Band
über die Basis der Rückenflosse, den Schwanzstiel und bei den meisten
Stücken auch über die Basis der weichen Afterflosse, wo es sich ver-
schmälert und aufhört. Bei Exemplaren aus dem Roten Meer eine
schmale schwarze Linie vor dem hyalinen Rand des Schwanzes, bei
Südsee-Exemplaren ist diese Linie etwas breiter, außerdem findet
5. Heft
Ernst Ahl
168
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Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 169
sich bei diesen Fischen eine allerdings nur schwach sichtbare Linie in
der weichen Rückenflosse, die den Exempleren des Roten Meeres fehlt.
Verbreitung: Rotes Meer, Ostafrika bis Sandwich-Inseln. Im
Roten Meer selten, sonst nicht allzu selten. — Länge bis 24 cm.
Grundfarbe des lebenden Tieres weiß, ins bläuliche spielend (nicht
gelb, wie er bei Bleeker gefärbt ist). Rücken-, After- und Schwanzflosse
sind gelb, ebenso die vordere Umrahmung des halbmondförmigen,
sammetschwarzen Bandes, die schmalen Querstreifen lebhaft violett.
Iris rotbraun. — Die Araber des Roten Meeres nennen diese schöne
Art „Mochhella“, die Sandwich-Insulaner „Ka-pu-hi-l“. Bei jungen
Exemplaren (C. tailli\ ist der halbmondförmige Streifen noch nicht
so ausgebreitet, sondern nur auf den hinteren Teil der weichen Rücken-
flosse beschränkt. Dahinter über diesem Schwanzstiel ein schwarzes
Band, der gelbe Fleck inmitten des Okularbandes noch nicht vorhanden.
Chaetodon lineolatus Quoy et Gaimard, var.
oxycephalus Bleeker
Diese schöne Varietät zeichnet sich besonders dadurch aus, daß
bei ihr der dreieckige Fleck im Okularband durch ein breites Band
mit der Körperfarbe verbunden wird, sodaß der auf dem Nacken
stehenbleibende Teil des Okularbandes die Gestalt eines hufeisen-
förmigen Fleckens annimmt. Der unter den Augen-liesende Teil des
Okularbandes breiter als bei der typischen Form. Weicher Teil der
Rücken- und Afterflosse mit 2—3 schwarzen Binden, die im Leben
wahrscheinlich ein rotes Band einschließen. Über dem Schwanzstiel
hinter dem halbmondförmigen Bande eine etwas schmalere schwarze
Binde. Schwanz mit einem bieiteren schwarzen Saum als bei der
Stammform vor dem durchsichtigen Rande. Sonstige Färbung und
Zeichnung wie bei der typischen Form. — Nur aus dem Bereiche der
Südsee von Neu-Guinea ‚Neu-Pommern bis Ternate bekannt.
Vielleicht handelt es sich bei diesen beiden Formen um Geschlechts-
unterschiede, doch bin ich nicht imstande, diese Vermutung durch
irgendwelche Beweise zu stützen.
. Chaetodon dizoster C. u. V.
Chhaetodon dizosterC. u. V., Poiss. VII, p. 527 (396); Cuvier, Regne anim.
Poiss., tab. 39, fig. 2; Günther, Cat. Fish. II, p. 17.
Schnauze vorgezogen, zugespitzt, viel länger als der Augendurch-
messer. Rücken- und Afterflosse hinten abgerundet.
Das Okularband ist schmaler als der Augendurchmesser und
vereinigt sich mit dem andern an der Kehle. Der vordere und untere
Teil des Körpers bläulich oder violett, der hintere und obere gelb.
Ein Dutzend schmale, senkrechte, dunkle Streifen durchziehen den
Körper. Ein schwärzes Querband von den vorderen drei Rückenflossen-
stacheln bis etwas unterhalb der Seitenlinie. Ein anderes schwarzes
Band von den hinteren vier Rückenflossenstacheln an der Basis der
weichen Rückenflosse entlang zum Rücken des Schwanzstieles. Ein
5 Heft
170 Ernst Ahl: /
schwarzes Band rund um den Schwanzstiel. Die senkrechten Flossen
mit einer schwärzlichen intramarginalen Linie. Bauchflossen weißlich.
— Fundort: Mauritius.
Chaetodon faleula Bloch
Chaetodon falcula Bloch, Ausl. Fische IX, p. 102, tab. 425; Bloch-
Schneider, Syst. p. 225; C. u. V., Poiss. VII, p. 41 (31); Bleeker,
Bijdr. ichth. Batoe-eil. Nat. T. Ned. Ind. VII, p. 311; Kaup,
Chaet., Arch. f. Naturgesch. XXVI, p. 151; Günther, Cat. Fish.
II, p. 17, Day, Fish. Ind. p. 104, tab. 26, fig.5; Day, Fauna
Brit. Ind. Il, p. 4; Günther-Playfair, Fish. Zanzibar, p. 33.
Pomacentrus falcula Lacepede, Poiss. IV, p. 506, 511, 513.
D XII 24-28, A III 21—23, L. lat. 25 (—28?), L. transv. 6— 7/14.
Schnauze vorgezogen, zugespitzt und bedeutend länger als der
Augendurchmesser. Präoperculum leicht gezährelt. Rücken- und
Afterflosse hinten abgerundet, Schwanzflosse rundlich abgestutzt,
Seitenlinie in schrägem Bogen bis zur Basis der weichen Rückenflosse,
wo sie verschwindet. — Das Okularband ist etwas schmaler als der
Augendurchmesser und geht vom Nacken durch das Auge bis zum
unteren Rande des Interoperculum. Über den Körper ziehen sich
10—12 schmale Linien, den senkrechten Schuppenreihen folgend.
ER Auge in
| Katalog otal- L.
Nr. länge E a la transv.
Laufende
Nr
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beschäd. Art
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Art
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beschäd.
4.\e.ü.9|jeü.3| 105 Mozambique leidlich Peters
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Er RL 3 10,7 | . Mikindani leidlich, Grote
heschäd.
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 171
Zwei große schwarze dreieckige Fleceke auf dem Rücken, der erste
vom 2.—4. Rückenflossenstachel bis zur Seitenlinie oder etwas darüber
hinaus, der zweite am Ende der stachligen und am Anfang der strahligen
“ Rückenflosse beginnend und bis über die Seitenlinie hinunterreichend.
Ein schwarzes Band über dem Schwanzstiel.e. Weiche Rücken- und
Afterflosse mit schwarzer intramarginaler Linie mit weißem Rand.
Schwanzflosse mit schmaler schwarzer Binde vor dem hyslinen Rand.
Bauchflossen hell. — Länge bis 136 mm. —- Fundort: Von der ost-
afrikanischen Küste über Indien bis nach Amboina.
Günther und Bleeker haben mit dieser Art den sich gut
unterscheidenden, eine vikariierende Art darstellenden C. wlietensis
vereinigt. Durch Vergleich beider Aıten glaube ich, sie trennen zu
müssen, wie es auch Jordan u. Seale schon durchgeführt haben.
©. faleula ist nicht, wie es Bleeker annimmt, die Jugendform von
OÖ. ulientensis.
Chaetodon ulietensis C. u. V.
Chaetodon ulietensis C.u. V., Poiss. VII, p.39:(30); Bleeker, Act.
Soc. Sci. Ind. Neerl. I, Vischs. Amb. p. 39; Günther, Cat. Fish.
II, p.18; Kaup, Chaet., Arch. f. Naturgesch. XXVL p. 152;
Jordan u. Seale, Fish. Samoa, p. 340.
Tetragonoptrus ulietensis Bleeker, Onz. not. ichth. Ternate, Ned. T
Dierk. I, p. 234.
Chaetodon falcula (nec Bloch) Günther, Fische Südsee, p. 49, tab. 24,
fig. C; Seale, Bishop. Mus. 1901, p. 101.
Chaetodon aurora De Vis, Austr. Fish., Proc. Linn. Soc. N.S.Wales
IX, p. 453.
D XII 24—25, A III 20—21, L. lat. 30—31, L. transv. 5/13.
Schnauze vorgezogen, zugespitzt, bedeutend länger als der Augen-
durchmesser. Präoperculum leicht gezähnelt. Rücken- und After-
flosse hinten abgerundet. Schwanzflosse rundlich abgestutzt; die
geringste Höhe des Schwanzstieles geringer als bei ©. falcula, über
10mal in der Körperlänge und über 6mal in der größten Körperhöhe
enthalten. Seitenlinie in schrägem Bogen bis zur Basis der Rücken-
flosse, wo sie verschwindet.
Okularband fast so breit als das Auge, vom Nacken bis zum
unteren Rand des Interoperculum. Körper mit 16—18 schwarzen,
fast senkrechten Linien, den senkrechten Schuppenreihen folgend.
Zwei sehr breite, dunkle, nach unten zu verschwimmende Querbänder.
Das erste vom 2.—5. Rückenflossenstachel bis in die Gegend der.
Brustflosse, das zweite vom Ende des stachligen und Anfang des
strahligen Teiles der Rückenflosse zur Afterflosse hin. Über den
Schwanzstiel ein schwarzes Band, das jedoch den oberen Rand desselben
frei läßt. . Weiche Rückenflosse mit einem leicht angedeuteten, dunklen
Saum, weiche Afterflosse mit zwei schwarzen intramarginalen Linien
vor dem weißen Randsaum, und Schwanzflosse mit einem schmalen,
schwarzen Bande vor dem durchsichtigen Rande, Bauchflossen hell.
— Länge bis 144 mm. — Fundoıt: Von Amboina bis Samoa und
Guam, Tahiti, Kingsmill Inseln, ER
172 Ernst Ahl:
Chaetodon ulietensis ©. u.=aV. var. eonfluens E. Ahl. v.n.
Günther beschreibt in seinen Südseefischen eine Varietät
dieses Fisches, den er für identisch mit O. falcula Bloch hält, und unter-
stützt diese Beschreibung durch eine sehr schöne Abbildung.
Das Okularband ist etwas schmaler als das Auge und erstreckt
sich von der Mitte des Nackens bis über das Interoperculum. Es ist
unter dem Auge tiefer schwarz als über demselben. Der Fisch ist
weißlich, mit gelblichem oder bläulichem Schimmer, mit zwei breiten
schwarzen Binden auf der oberen Körperhälfte. Die vordere, weniger
dunkel als die hintere, von dem 3.—7. Rückenflossenstachel bis hinter
die Brustflosse; die zweite erstreckt sich von den hinteren Rücken-
flossenstacheln ebenso weit nach unten als die erste. Beide Binden
fließen oben auf der Rückenflosse zusammen. Beinahe senkrechte
schwärzliche Streifen entlang den Schuppenreihen der Körpermitte.
Der Körper hinter der zweiten Binde ist orangegelb, welche Farbe
sich über die strahlige Rückenflosse, Schwanz- und Afterflosse aus-
breitet. Ein querer,. runder, schwarzer Fleck, auf dem Schwanzstiel.
Weiche Rückenflosse mit sehr schmalem schwarzen Savm, Schwanz-
und Afterflosse mit einer schwarzen Linie innerhalb des Randes.
Bauchflossen heil.
Fundors: Südsee: vielleicht stellt diese Form die der Sandwich-
inseln vor, und wäre ıhr dann der Charakter einer subsp. zu verleihen.
Chaetodon ulietensis ©. u. V. subsp. aurora De Vis
Das Okularband bedeckt das hintere °/, des Augenraumes, und
vereinigt sich mit dem gegenüberliegenden auf der Brust. Zwei breite,
aber sehr schwache Bänder auf dem Körper, das erste vom 4.—6. Rücken-
flossenstachel zur Bauchflosse, das zweite auf dem vorderen Teil der
weichen Rückenflosse ein glänzend schwarzes Dreieck bildend, geht
zur Afterilosse. Bin schwarzes Band über die Basis der Schwanzilosse.
Hinter dem schwarzen Dreieck ist die Rückenflosse glänzend. braun-
gelb, ihr hinteres Drittel braun. Afterflosse, Schwanzstiel und Schwanz-
flosse gelb, die Flossen mit einer schmalen intramarginalen schwarzen
Linie. Ende der Schwanzflosse durchscheinend. — Fundort: Küste
von Queensland.
Farbe im Leben (von einem typischen Exemplar, nach Jordan
u. Seale): hellgrau oder hellweißlich, leicht bräunlich vorne, bläulich
in der Mitte, mit zwei breiten Querbändern ven tiefgrauer Farbe,
das hintere oben bis schwarz, beide nach unten verblassend,
‘aber augenscheinlich unter der Linie der Brustflosse. Oben dehnen
sie sich auf die Rückenflosse aus, das vordere Band verengt sich und
wendet sich spitzig rückwärts zur Basis der stachligen Rückenflosse.
Die beiden Querbänder und der helle Zwischenraum werden geziert
durch 15 oder 16 schmale, scharfe, nahezu senkrechte Linien von
grauschwarzer Farbe, wie Federstriche. Den Schuppenreihen ent-
sprechend. Die Zone hinter dem zweiten breiten Band leuchtend
goldgelb an Körper und Flossen; Okularband breit, tiefschwarz, ohne
Rand. Schnauze oben dunkel; ein oblonger senkrechter, kohlschwarzer
1 m
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 173
Fleck kreuzt die schmalste Stelle des Schwanzstieles. Die stachlige
Rückenflosse leuchtend hellgelb am Rande. Weiche Rücken- und
Afterflosse goldgelb wie der Körper. Rückenflosse mit zwei schmalen,
nicht parallelen, grauen Streifen; dann hellgelb, braun, und schließlich
mit schwärzlichem Rand. Afterflossenstacheln glänzend hellgelb;
die Flossen mit drei dunklen parallelen Streifen, zwei braunen, einem
schwarzen, dann einem goldenen Rand. tverllosse goldgelb, mit
‚einem schwarzen, gebogenen Querstreifen und einem breiten durch-
scheinenden Erdsaum. Brustflossen farblos. Bauchflossen schmutzig
weiß, Stirn mit verwaschenem, bräunlichgelben Querband. Ein
anderes Stück mit mehr violetten als schwarzen Bändern.
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Chaetodon mesoleueus Forskäl
Chaetodon mesoleucus Forskäl p. 61 (nee Bloch); Linn. Gm£lin, p. 1266;
C. u. V., Poiss. VII p. 56; Rüppell, N. W. Fische, p. 29, taf. 9,
fig. 1; Klunzinger, Syn. Fisch. Rot. Meer, p. 114; Klunzinger,
Fische Rot. Meer, p.57; Kaup, Chaet., Archiv f. Naturgesch.
-XXVL p. 151; Günther, Cat. Fish. IL, p. 28.
Chaetodon hadjan Bloch u. Schneider, p. 227; Lacöpede IV, p. 457.
D XIII 9224, A III 19 (—22), L. lat. 27, L. transv. 3/13.
Schnauze sehr weit vorgezogen, konisch, etwa 1!/,mal so lang
als das Auge. Präopereulum sehr unbestimmt, oder kaum gezähnelt.
Körper hoch, oval. Die Seitenlinie macht einen Bogen und endet
unter der Mitte der weichen Rückenflosse. Rücken- und Afterflosse
spitzwinkelig, die Stacheln sehr niedrig. Bauchflossen bis zum Anfang
der Afterflosse. Zähne sehr klein, und nur im vorderen Teil der fast
röhrenförmigen Schnauze.
Farbe (in Alkohol): das Okularband ist schmaler als das Auge,
nicht sehr scharf ausgeprägt und erstreckt sich vom Nacken bis zum
Interopereulum. Vorderer Teil des Körpers mit Kopf grünlich weiß,
hinterer bräunlich schwarz mit schmalen, schwarzen Streifen, die
nach hinten zu undeutlicher werden. Schwanzflosse mit einem weißen,
5. Heft
174 Ernst Ahl:
nach vorn winkelig gebogenen Band und durchsichtigem Saume.
Bauchflossen weiß. — Fundort: Rotes Meer, sehr selten.
Färbung im Leben (nach Rüppell): die vordere Hälfte des
Körpers bis zum vierten Stachel der Rückenflosse milchweiß. Die
ganze hintere Hälfte desKörpers, der ihr entsprechende Teil der Rücken-
und Aiterflosse und selbst die vier vorderen Stachel der Rückenflosse
dunkel purpurschwarz. Über diesen Teil des Körpers gehen 14 sammet-
schwarze vertikale Linien. Eine schwarze Binde zieht über den vorderen
Teil der Stirn von einem Auge zum andern und verlängert sich etwas
auf dem Präopereulum; Brust- und Bauchflossen weißlich hyalin,
Rücken- und Afterflosse schwarz gerandet, nach hinten zu mit einem
ganz feinen, weißen Saum. Die Basis der Schwanzflosse dunkelpurpur-
schwarz, die hintere Hälfte sammetschwarz, der Endrand rötlich
hyalın. Unfern des Schwanzendes eine halbmondförmige Zeichnung,
deren nach vorn zu gerichtete Krümmung weißlich ist. Die Hornspitzen
des Halbmondes sind gelblich. Iris kastanienbraun. — Dieser Fisch
scheint in Familien zusammen zu leben, die zufällig wandern. Wenigstens
brachte man denselben nur während einer ganz kurzen Zeit im Monat
Juli zu Djetta in nambarer Anzahl zu Markte und dann nie mehr.
— Die arabischen Fischer nennen ihn ‚„Hadjan“.
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Mekka freundl. z. Verfüg. gestellt
Untergattung: Gonochaetodon Bleeker
Unregelmäßige Form der Schuppen, deren Reihen einen spitzen
Winkel in der Mitte der Körperhöhe bilden. Elf Rückenflossenstacheln,
weiche Rückenflosse spitzwinkelig und hinterer Rand senkrecht.
Schnauze kurz.
Chaetodon triangulum Kuhl u. v. Haß (Taf. I, Fig. 4)
Chaetodon triangulum K. u. v. H., C. v. V., Poiss. VII, p. 44 (34); Weber,
Sibogaexp. 1913 p. 308.
Tetragonoptrus triangulum Bleeker, Atl. Chaet. p. 53, taf. 12, fig. 1.
Citharoedus triangulum Kaup, Arch. f. Naturgesch. 1860, p. 143.
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 175
Chaetodon baronessa C.u. V., Poiss. VII, p.45 (34); Günther, Cat.
Fish. II, p. 31; Bleeker, Bijdr. ichth. Banda. Nat. T. Ned. Ind.
II p. 239.
Sarothrodus baronessa Bleeker, Trois. Mem. ichth. Halmahera Ned.
T. Dierk. p. 155.
Tetragonoptrus baronessa Bleeker, Onz. not, ichth.. Ternate Nat. T.
Ned. Ind. I, p. 234.
Gonochaetodon triangulum Jordan u. Seale, Fish. Samoa, p. 337.
D XI 26-28, A III 21—23, L. lat. 30—35, L. transv. 6—11/15—19.
Schnauze vorgezogen, kurz, Kopfprofil steil ansteigend und scharf,
sattelförmig von der Schnauze abgehoben. Präopereulum unbestimmt
gezähnelt. Weiche Rücken- und Afterflosse am höchsten, hinten
abgerundet, steil senkrecht abwärts gehend. Schwanz gerade abgestutzt.
Die im Anfang bogige Seitenlinie hört unter der weichen Rücken-
flosse auf.
Drei Kopfbänaer, das erste auf der Stirn über die Schnauze bis
zur Kehle, das zweite (Okularband) vom ersten Stachel der Rücken-
flosse durch das Auge zu den Bauchflossen, schmaler als das Auge.
Dahinter ein konzentrisches, schmäleres Band, über das Operceulum
und die Seite der Brust. Seiten des Körpers abwechselnd mit hellen
und dunklen Bändern, winkelig nach vorn gebrochen. Die hellen
Bänder breiter als die dunklen. Nach hinten enger und schmaler
werdend, weiche Rücken- und Afterflosse und dazwischen liegender
Teil des Köprers dunkelgrauschwarz. Weiche Rücken- und After-
flosse mit einem schwarzen, weißen Bande vor dem grauen und rot-
braunen Rande. Über den Schwanzstiel bis zur Hälfte der Basis der
Afterflosse ein weißliches Band. Dahinter eine schwarzrotbraune
Binde um den Schwanzstiel.e Schwanzflosse weiß, in der Mitte ein
großer, schwarzrotbrauner, dreieckiger, bandartiger Fleck. Ende
der Schwanzflosse durchsichtig. Bauchflossen grau oder bräunlich.
— Heimat: Westküste Sumatras. — Länge: etwa 12 cm.
Chaetodon triangulum ©. u. V. subsp. baronessa €. u. V. (Taf. II, Fig. 11)
Die Kopfbinden der Hauptform bedeutend breiter und schärfer
ausgeprägt. Von den winkelig gebogenen Binden sind die dunklen
sehr viel breiter als die hellen. Nach den Flossen und nach hinten zu
werden die hellen Bänder immer schwächer, um auf der weichen
Rücken- und Afterflosse dem Raum dazwischen und den Schwanz-
stiel und Schwanzflosse in braunrotschwarz überzugehen. Über den
Schwanzstiel bis in die Afterflosse ein weißer Streifen. Weiche Rücken-
flosse schwarz, weiß, grau, rotbraun gesäumt. Weiche Afterflosse
schwarz, weiß, grau und Schwarzflosse schwarz, rotbraun, schwarz,
weiß und grau gesäumt, Bauchflossen weißlich oder hell. Brustflossen-
ansatz mit dunkler Binde. — Heimat: Inseln der Südsee bis zur Ost-
küste Sumatras. |
Färbung im Leben (subsp. baronessa, nach Dahl): Körperseiten
dunkelbraugrün, nach hinten schwärzlich mit gelblichen, in der Mitte
winkelig nach vorn gebrochenen (etwa 10—12) Querstreifen. Über
5. Heft
Ernst Ahl:
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176
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 177
den Kopf zwei Bogenbinden, in der Mitte schwarz, nach oben und
unten durch braun in rot übergehend. Die vordere über das Auge,
die schmälere hintere über die Kiemendeckel. Maul mit Stirn und
unvollständiger Binde über die glashelle Brustflosse rötlichbraun.
Die übrigen Teile des Vorderendes beim Bogenband gelblich weiß.
Orangerot ein Band und Rückenflossenstrahl nebst Hinterrand der
vorn gelbweißen Rückenflosse; nächster Rand der Afterflosse unvoll-
ständig gelb, weiß, schwarz, orangebraun. Die freie Schwar zflosse
schwarzbraun, grünlich, bell dunkelgelb, schwarzbraun, die Schwanz-
flosse graugelb, schwarz, orange, schwarz. Der gelbe Hinterrand der
2. Rückenflosse setzt sich über die Basis des Schwanzes fort. — Ein-
heimischer Name des Fisches auf Batavia „Kiper“.
Chaetodon larvatus Ehrenberg
Chaetodon larvatus Ehrenberg, ap. C.v.V., Poiss. VII, p.45 (35);
Rüppell, N. W. Fish. p. 28; Günther, Cat. Fish. II, p. 31; Günther,
Playfair, Fish. Zanzibar, p. 36; Klunzinger, Syn. Fisch. Rot.
Meeres, p. 108; Koßmann u. Räuber, Fische Rot. Meeres, p. 12.
Chaetodon Karraf (. u. V., Hist. Nat. Poiss. VIi, p. 46.
Chaetodon. triangulum (var. larvatus u. karraf) Bleeker, Atlas Chaet,
IX, p.54; Klunzinger, Fische Rot. Meeres, p. 57.
D XI 25—27, A III 21—22, L. lat. 33—40, L. transv. 8—10/17—18.
Schnauze ziemlich kurz, ebenso lang oder etwas kürzer als das
Auge. Oberes Kopfprofil abschüssig, fast gerade. Stirne leicht erhaben.
Präopereulum schwach gezähnelt. Vordere Strahlen der weichen
Rückenflosse sind am höchsten. Dieselbe bildet einen nach hinten
gerichteten, nicht sehr spitzen Winkel mit horizontalen, oberen oder
vorderen, und einem etwas nach vorn geneigten hinteren Schenkel.
Die Afterflosse ist ebenfalls an den vorderen Gliederstrahlen höher,
ihr Rand bildet aber einen Bogen.. Die höchsten Strahlen der beiden
Flossen reichen gleichweit nach hinten, bis zur Mitte der Schwanzgflosse.
Diese ist abgestutzt oder ganz schwach eingekerbt. Bauchflossen
etwas verlängert. Seitenlinie fast ohne Krümmung sich bis unter
den Anfang der weichen Rückenflosse erstreckena.
Körper (in Alkohol) abwechselnd mit schmalen hellen und sehr
breiten dunklen, winkelig nach vorn gebrochenen Streifen geschmückt.
Okularbinde hinten weiß gesäumt und den ganzen Kopf und die Brust
bis zu den Bauchflossen einnehmend, schwarzbraun gefärbt. Hinterer
Teil des Körpers und hinterer Teil der Rücken- und Afterflosse sowie
der Schwanz schwarz, nach vorn scharf durch eine helle Binde ab-
getrennt. Weiche Rücken-, After- und Schwanzflosse hellweißlich
und grau eingefaßt. Bauchflossen hell. — Klunzinger gibt über die
Färbung lebender Exemplare folgendesan: Keine schwarze Augenbinde,
sondern der größte Teil des Kopfes, des Nackens und der Brust ist
braunrot. — Länge bis 86 mm. Be
Heimat: Rotes Meer, Ostküste Afrıkas?, Madagaskar?
Archiv für Naturgeschichte, ?
1923. A. 5. 12 5. Heft
Ernst Ahl
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Zär Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 179
Chaetoden larvatus Ehrenb. var. karraf C. u. V.
Unterscheidet sich von der typischen Form durch das Vor-
handensein einer Augenbinde.e Da mir nur junge Exemplare, mit
einem schwarzen, weiß geränderten Fleck auf den Schwanzstiel, der
sich erst später über die weiche Rücken- und Afterflosse ausbreitet,
zur Verfügung stehen, gehe ich hier Klunzingers Beschreibung
frischer Exemplare wieder. — Seiten des Körpers mit abwechselnd
weißlichen und schwärzlichen schiefen Streifen, die je einen nach
vorn gerichteten stumpfen Winkel bilden. Kopf ziegelrot. Eine schwarze
hinten (und bei meinen Exemplaren auch vorn) weiß gerandete quere
Augenbinde. Der hintere Teil des Körpers samt dem hinteren Teile
der Rücken- und Afterflosse schwarz (bei meinen Exemplaren nach
vorn weiß eingefaßt), die letztere hinten weiß, zuweilen ein schwarzer,
weißgerändeter Flecken an der Basis der Schwanzflosse. (Bei allen
meinen Exemplaren vorhanden, außerdem noch weiche Rücken- und
Afterflosse weiß eingefaßt). — Fundort: Rotes Meer.
Vielleicht handelt es sich hier um den Ju ıgfisch der Art; mir stehen
nur kleine Exemplare dieser Form zu Verfügung, während Klunzinger
seine Beschreibung anscheinend nach ausgewachsenen Stücken
gemacht hat.
Untergattung: Megaprotodon Guichenot
Bteira Kaup.
Körper oval, stachlige Rückenflosse um das doppelte länger als
weiche. Schuppen schräg abgerundet und einen spitzen Winkel
bildend. Etwa 25 Schuppenreihen. Vomer zahnlos. Die äußere Zahn-
reihe länger als die inneren. 14 Rückenflossenstacheln, 4 (selten 5)
Afterflossenstacheln.
Chaetodon strigangulus Sclander
Chaetodon strigangulus Solander, ap. Gmelin, Syst. Nat. ed. 13, p. 1269;
C. u. V., Poiss. VII, p. 42 (32), tab. 172; Bleeker, Bijdr. ichth.
Banda Nat. T. Ned. Ind. III p. 239; Bennett, Zool. Voy. Beechey,
p. 60, tab. 17, fig.2; Günther, Cat. Fish. II, p.4; Günther,
Fische Südsee, p. 35, tab. 26, fig. A; Klunzinger, Syn. Fische
Rot. Meeres; Weber, Sibogaexp. Fische, 1913, p. 308; Klunzinger,
Fische Rot. Meer p. 56; Günther, Playfair, Fish. Zanzibar, p. 32.
Chaetodon trifascialis Quoy et Gaimard, Zool. Voy. Uranie II, p. 379,
tab. 62, fig.5; Bleeker, Bijdr. ichth. Batoe, Nat. T. Ned. Ind.
VIII p. 313; Günther, Cat. Fish. II, p.5.
Chaetodon triangularis Rüppell, At]. Reise N. Afr. Fische R. M. p. 42,
tab. 9, fig. 3.
Chaetodon Taunay Quoy et Gaimard, Zool. Voy. Freyzinet, p. 379,
pl. 62, fig. 5.
Chaetodon Leachii C.u.V., Poiss. VII, p.49 (37); Günther, Cat.
Fish. II, p. 6.
Chaetodon bifascialis C. u. V., Poiss. VII, p. 48 (37).
Megraprotodon bifascialis Guichenot,. Revue, Zool. 1848, p. 12.
12* 5.Hıft
180 Ernst Ahl:
Bteira triangularis Kaup, Chaet., Arch. f. Naturg. XXVI, p. 147.
Eteira taunay Kaup, Chaet. Archiv Naturg. XXVI, p. 148.
Sarothrodus strigangulus Bleeker, Trois. Mem. ichth. Halmahera, N. T.
Dierk. I, p. 156.
Tetragonoptrus strigangulus Bleeker, En. poiss. Amb. Ned. T. Dierk.
‚ P- 282.
Megaprotodon triangularıs Seale, Bishop. Mus. 1901, p. 101.
Megraprotodon strigangulus Bleeker, Atlas, Chaet., p. 54, tab. 13, fig. 1;
Bleeker, Chaet. 1877, p. 109.
Megraprotodon trifascialis Jordan u. Seale, Fish. Samoa p. 336.
D XIV 15—17, A IV (—V) 14—16, L. lat. 25—28, L. transv. (5—)
6—7/14—15 (—16).
Körper gestreckt; Schnauze nicht vorgezogen, kaum so lang als
das Auge. Äußere Zähne des Unterkiefers etwas länger als die inneren.
Präoperculum fein gezähnelt. Schuppen in stumpfwinkelig aufeinander
treffenden Reihen, die Spitzen der Winkel nach vorne zeigend. Seiten-
linie in flachem Bogen bis zum hinteren Ende der Rückenflossenbasis.
Die weiche Rückenflosse hinten in einem spitzen Winkel ausgezogen.
Afterflosse winkelig. Die Stacheln der Rückenflosse nach hinten an-
steigend. Schwanzflosse abgestutzt, die geringste Höhe des Stieles
etwa 8?/, bis 9mal in der Körperlänge und etwa 4!/, bis fast 5mal
in der größten Körperhöhe enthalten.
Färbung (in Alkohol): Okularband kaum schmaler als das Auge,
von der Höhe des Nackens durch das Auge bis über das Interoperceulum,
sich auf der Brust mit dem entgegengesetzten vereinigend, beideıseits
hell eingefaßt. Körper mit schwärzlichen, nach vorn winkelig ge
brochenen schmalen Querbinden, die den Schuppenreihen folgen.
Inmitten des Körpers unter der Seitenlinie zwei längsovale helle Flecken.
Weiche Rücken- und Afterflosse mit schmaler, schwärzlicher Intra-
marginallinie vor dem hyalinen Saum. Schwanzflosse schwarz, oben
und unten schmal gelb, am hinteren Rande gelb, schwarz und weiß.
— Heimat: Von der ostafrikanischen Küste und dem Roten Meere
bis zur Südsee, doch anscheinend nirgends häufig. — Länge bis 14 cm.
Bei jungen Exemplaren (C. trifascialis) ist die Schwanzflosse weiß,
doch findet sich von dem weichen Teil der Rückenflosse zur hinteren
Hälfte der Afterflosse eine breite, schwarze, weiß gesäumte Binde, die
dem Fisch ein ganz anderes Aussehen als dem erwachsenen Tier gibt.
— Färbung im Leben von einem Stück von Apia (nach Jordan u. Seale)
grau, weiß unten, mit winkelförmigem Streifen, glänzend graublau,
der Winkel nach dem Kopfe zu. Okularband breit, mit weiß und golden
eingefaßt; Schnauze und Stirn grau, mit Orangeflecken um die Kiefer;
zwei längliche weiße Flecken an der Seite gerade über der Augen-
linie, der eine endet in der Nähe des Endes der Brustflosse, der andere
an der Basis der weichen Rückenflosse; Rückenflosse orange, düster
hinten an der Basis der weichen Rückenflosse, gesäumt mit orange,
schwarz und weiß; Schwanzflosse schwarz, oben und unten orange-
gelb eingefaßt; dahinter ein goldgelbes Querband, ein schwarzes und
dann ein durchsichtiger Rand;. Afterflosse eremorange, mit schwarz
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 181
und weiß gesäumft, Bauchflossen gelblich-weiß, Brusiflosse farblos,
orangegelb an der Basis.
Einheimischer Name auf Samoa „Mutu uli“, und auf Otaiti
„palhaha‘“.
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1A abge Ba ni 2 A 1! Jaluit sehr gut Steinbach
2:1 29-31 12,0 ? trocken | Lamare Piquot
Bu Ba, Tate 10m Jaluit gut Finsch
4. e.ü.81/,| 31, 5,0 Samoa gut Godeflroy
5.18%, 3/96 Südsee sehr gut Godeffroy
Be Mauritius leidlich Moebius
gut
1 a a tel 2 ME 120 Zanzibar sehr gut Salmin
Nachtrag:
';haetodon aphrodite Ogilby
Bei der hier erfolgten Besprechung der Chaetodontinae habe ich
eine Art, Chaetodon. aphrodite Osgilby (beschrieben in: Austr. Mus.
Mem. II, 1889, p. 55) nicht berücksichtigen können, da es mir nicht
möglich war, die Beschreibung dieses Fisches zu erhalten.
Chaetodon vagabundus var. jordani var.n.
Chaetodon vagabundus Jordan & Starks, Fishes from Ceylon. Ann.
Carn. Mus. XI, 1917, p. 457.
Diese Varietät unterscheidet sich von der a en die
völlig schwarze Rückenflosse und die schwarze Afterflosse, die einen
schmalen weißen Rand und einen weißen Streifen am 1. Stachel nach
rückwärts und aufwärts gebogen zum hinteren Rande besitzt.
Fundort: Ceylon.
5, Heft
182 Ernst Ahl:
Chaetodon pietus Forskäl
Chaetodon pietus Jordan & Starks, Fishes from Ceylon, Ann. Carn.
Mus. XI, 1917, p. 458.
Meine schon auf p. 157 ausgesprochene Vermutung, daß es sich
vielleicht um eine von vagabundus und decussatus verschiedene Art
handelt, wird durch Jordn u. Starks bestätigt.
Chaetodon excelsus (Jordan)
Loa excelsa Jordan, New Deep-sea fishes from Hawaii, Proc. D. S,
Nat. Mus., 59, 1922, p. 652.
D. XI 23; A. III 18; Squ. 12—50—15.
Kopf 21/,im Körper, Höhe 1!/,; Auge ebenso lang wie die Schnauze,
34/, im Kopf. Seitenlinie scharf en am Schwanzstiel aufhörend.
Rücken- und Afterflossenstacheln sehr hoch; Schwanzflosse sehr kurz
und abgerundet.
Färbung grau, wahrscheinlich gelb im Leben, mit breiten dunklen,
schwarz gerandeten Querbändern, Schnauze dunkel, heller vor dem
Auge. Ein breites, schwarzes, dunkelgerandetes Band vom Anfang
der Rückenflosse über das Auge bis zur Suborbitalgegend, dann folgt
eine helle Zone vom 2. Rückenflossenstachel zum Bauchflossen-
stschel, dann ein breites dunkles Band, das den Raum zwischen dem
3—7. Dorsalstachel einnimmt und vorn und hinten von einem schmalen,
scharfen, schwarzen Streifen begrenzt wird. Dann folgt ein hellweißes
oder gelbes Band von Augenbreite von den letzten Dorsalstacheln
zu den Analstacheln; dann folgt wieder eine sehr breite dunkle, vorn
und hinten schwarz gerandete, breite Binde, die den größten Teil
der weichen Rücken- und Afterflosse einnimmt. Dann folgt wieder ein
schmales weißes Band, das auch von einem schwarzen Strich begrenzt
wird, und sich auf Rücken- und Afterflosse ausbreitet. In der Mitte
der weichen Rückenflosse befindet sich ein kohlschwarzer Augenfleck
von über Augengröße, mit einem weißen Ring. Bauchflossenstachel
weiß, die Strahlen alle schwarz.
Jordan stellt für diesen Fisch wegen der außerordentlichen Ent-
wicklung der Rücken- und Afterflosse sogar eine besondere Gattung,
Loa. auf, der aber m. E. kaum der Charakter einer Sektion innerhalb
der Untergattung Chaetodon der gleichnamigen Gattung zukommt.
Der Fisch scheint mir am nächsten verwandt zu sein mit Chaetodon
modestus Temm. u. Schlg.
III. Stammesgeschichte.
Die nächsten Verwandten der Chaetodontiden scheinen einer-
seits die Familie der Acronuridae, Zanchidae und Teuthididae, anderer-
seits die der Scorpididae und Carangidae zu sein. Aus welchen dieser
Formen sie sich vielleicht ableiten lassen, kann mit Bestimmtheit
nicht gesagt werden. Manche, besonders die hohen schmalen Formen
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 183
(Platax usw.) haben ziemlich große Ähnlichkeit mit manchen Caran-
giden (z. B. Caranz ciliaris u. a.) jedoch glaube ich nicht an eine nähere
Verwandtschaft zwischen diesen beiden Familien, halte diese Formen
vielmehr nur für Konvergenzerscheinungen. Platax läßt sich leicht
aus der Gattung Ephippus ableiten, mit der er im Bau des Schädels
und der Flossen ziemlich übereinstimmt, während sich z. B. Caranz
ciliarıs ohne Schwierigkeit aus sehr niedrig gebauten Arten, wie Caranz
caballus, über höher gebaute, wie z.B. Ü. plumbeus und (©. gilberti,
ableiten läßt. Auch weichen diese Fische in der Beschuppung und der
Beflossung so außerordentlich ab, daß man sie eben nur als Kon-
vergenzerscheinungen ohne genetischen Zusammenhang ansehen kann.
Für die nahe Verwandtschaft beider Gruppen würde allerdings die
Gattung Parapsettus sprechen, wenn es sich bei diesem Fisch um einen
echten Chaetodontiden handelt; diese Art würde dann direkt ein .
Bindeglied zwischen beiden Familien darstellen. Im Zoologischen
Museum zu Berlin befindet sich leider nur ein einziges Stück dieser
seltenen Form, sodaß ich auf eine anatomische und osteologische
Untersuchung derselben verzichten muß. Rein morphologisch betrachtet
würde ich keinen Augenblick zögern, Parapsettus zu den Carangiden
zu stellen.
Ziemlich nahe verwandt dagegen scheinen mir die Chaetodontidue
mit den Scorpididae zu sein, obwohl auch hier die beiden extremsten
Fälle an Körperhöhe (Platax und Psettus) nur auf rein äußerlicher
Ähnlichkeit bezw. Anpassung an dieselben Lebensbedingungen beruhen.
Psettus unterscheidet sich von Platax ja auch schon auf den ersten
Blick durch die gänzlich rudimentären Bauchflossen, die bei Platax
außerordentlich lang und stark entwickelt sind. Dagegen scheinen
mir die Gattungen Atypichthys und Atyposom« mit den Chaetodonten
in näherer Beziehung zu stehen. Insbesondere die erstere zeigt, morpho-
logisch betrachtet, außerordentliche Ähnlichkeit mit den hier be-
sprochenen Arten der Unterfamilie Chaetodontinae, insbesondere
mit Microcanthus. Auffällig ist bei diesen Scorpididae auch die starke
Beschuppung der Rücken- und Afterflosse, die sie den C'haetodontinae
sehr ähnlich macht. Doch weichen sie, schon rein äußerlich betrachtet,
ziemlich beträchtlich durch ihre Bezahnung und den etwas andern
Bau der Kiemendeckel voneinander ab, die bei den Chaetodontinae
mindestens unten zusammenstoßen, hier aber stark zuseinander-
weichen.
Die drei andern oben genannten Familien der Acronuridae, Zanc-
hdae und Teuthididae sind wohl stammverwandt, jedoch in ganz
anderer Richtung hin so hoch diffenziert, daß sie als Ahnen nicht in
Betracht kommen.
Betrachtet man nun die Jugendformen der Chaetodonten, die
sogenannten Tholichthys, so erinnern die Panzerungen des Kopfes
stark an die eigenartige Kopfbeschilderung der Gattungen Antigonia
und Hypsinotus der Familie Capridae. Allerdings zeigen die Kopf-
schilder dieser Fische eine sehr reiche Skulptur, die den Tholichthys-
formen fehlt, auch sind die Schuppen von Antigonia und Hypsinotus
5. Heft
184 Ernst Ahl:
so außerordentlich verschieden gebaut von denen der Chaetodonten,
indem sie mit verhältnismäßig sehr langen und starken Stacheln an
der gesamten Oberfläche und einer sehr reichen Skulptur versehen sind,
daß sie als Ahnen nicht in Betracht kommen.
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Chaetodontidae
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Perciformes
Stammbaum der Unterfamilien der Familie Ühaetoaontidae.
Über die Stammesgeschichte und das Verwandtschaftsverhältnis
innerhalb der Familie gibt uns auch die Paläontologie keinerlei Aus-
kunft. Es ist sogar sehr zweifelhaft, ob alle als C'haetodontidae be-
schriebenen Versteinerungen überhaupt als solche zu gelten haben.
Von fünf im Berliner Paläontologischen Museum als Platax bezeich-
neten Stücken gehörte nur ein einziges zu dieser (rezenten) Gattung,
eines entpuppte” sich als Ephippus, ein anderes als Carangide und die
beiden letzten als Clupeiden! Sämtliche Stücke, außer dem Ephippus
(der auch als Platax bezeichnet war) trugen auch noch Artbezeich-
nungen ;so waren die drei letztgenannten (1 Carangide und 2 Clupeiden)
als Platax minor bezeichnet! Ich führe diesen Fall hier nur an, um
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 185
darauf hinzuweisen, wie notwendig es einmal wäre die fossilen Ver-
treter dieser Gruppe einer Revision zu unterziehen.
Von der hier besonders betrachteten Unterfamilie C’haetodontinge
ist auch ein fossiler Vertreter beschrieben worden, doch habe ich ihn
hier aus den oben angeführten Gründen und da er mir zwecks Nach-
prüfung nicht zur Verfügung stand, nicht angeführt (Ohaetodon hoeferi,
Gorjanovie-Kramborger, Pisc. foss. p. 60, 1895, und C. hoeferi, Glasnik
Naravosl. Drust. X, p. 30, pl. II, fig. II und pl. III). Bekannt sind
solche fossilen Formen seit dem Eocän, und zwar als marine Ab-
lagerungen, besonders am Monte Bolca. Sie gehören zum größten Teil
anscheinend rezenten Gattungen an.
Da also das paläontologische Material vollkommen versagte, war
ich nur auf die osteologische, anatomische und morphologische Unter-
suchung von Vertretern der einzelnen Unterfamilien angewiesen.
Hiernach bin ich nun zu folgendem Resultat gekommen: (siehe Stamm-
baum).
Schon sehr frühzeitig muß sich die Unterfamilie Drepaninae
von der Hauptmasse der anderen Unterfamilien abgetrennt haben.
Sie ähnelt in der allgemeinen Körperform, der Entwicklung der senk-
rechten Flossen, der Bezahnung, der Hautstruktur und der Wirbel-
säule den Unterfamilien der Ephippinae und Platacinae, unterscheidet
sich jedoch durch das vorstülpbare Maul und das Fehlen einer Sub-
okularleiste. Ein vorstülpbares Maul haben von den anderen Unter-
familien sonst nur noch die C'haetodontinae, die Holacanthinae, während
alle Unterfamilien mit Ausnahme der Drepaninae eine Subokularleiste
besitzen, die bei den Platacinae allerdings nur schwach entwickelt
sein kann.
Auf einen gemeinsamen Seitenzweig gehen anscheinend die
Scathophaginae, Ephippinae und Platacinae zurück. Allerdings scheinen
sich die Scathophaginae schon bedeutend früher abgezweigt zu haben
als die einander sehr‘ nahe stehenden Ephippinae und Platacinae.
Gemeinsam ist diesen drei Unterfamilien der hohe, zusammengedrückte
Körper, das kleine, endständige, nicht oder kaum vorstülpbare Maul;
‚die Kiefer sind mit Bändern von borstenförmigen Zähnen besetzt;
die Palatinknochen sind zahnlos. Ein erhöhter Oeccipitalfortsatz,
keine Parietalfortsätze, eine, wenn auch bei der Platacinae schwach
entwickelte Subokularleiste. Gemeinsame Unterschiede der Ephıppinae
und Platacinae gegenüber den Scaphotaginae sind: drei Analstacheln
(vier bei den Seathophaginae) Schwanzflosse 17 Hauptstrahlen (gegen
16 bei Se.), 15 davon gegliedert (14 bei Sc.). Kiemenhaut breit am
Isthmus befestigt (Kiemenhaut bildet ein Feld über dem Isthmus,
an dem sie nur schmal befestigt ist.) 24, 10 + 14, Wirbel (23, 10 + 13
Wirbel), Präkaudalwirbel mit Parapophysen vom vierten ab, Rippen
sitzend, außer den letzten zwei Paaren, (die letzten drei Präkaudal-
wirbel mit Parapophysen, Rippen sitzend, hoch angeheftet an den
Zentren oder an den Enden der Neuralbögen bei den Scathophaginae).
Die Ephippinae haben eine wohlausgebildete stachelige Rücken-
flosse und eine breite Subokularleiste, während die Platanicae allmäh-
5. Heft
186 Ernst Ahl:
lich an Höhe zunehmende Rückenflossenstacheln und eine sehr schwache
Subokularleiste besitzen. Die Unterschiede sind. also verhältnismäßig
geringfügig, was wohl auf eine recht nahe Verwandtschaft beider
Gruppen schließen läßt. Durch die schwach ausgebildete Subokular-
leiste kommen die Platxcinae von allen übrigen Formen den Drepaninae
ohne Subokularleiste am nächsten, bezw. vermitteln den Übergang
zu diesen.
Die sehr nahe miteinander verwandten Unterfamilien der Chaeto-
doniinae und. Holacassihinae unterscheiden sich von den vorhin be-
sprochenen Scathophaginae, Ephippinae und Platacinae dadurch, daß
die Kiemenhaut manchmal verbunden, doch frei von Isthmus, oder
noch öfter schmal am Isthmus angeheftet ist. Die Präkaudalrippen
mit transversalen Fortsätzen, die Rippen sind proximal sehr verbreiteıt,
und an den transversalen Fortsätzen angeheftet, mit denen sie ein
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Chaetodontinae
Chaetodontidae
Stammbaum der Gattungen der Unterfamilie Chuetodontinae.
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 187
förmliches. Gelenk bilden. Der Hauptunterschied zwischen diesen
beiden Unterfamilien besteht darin, daß die Aıten der Unterfamilie
Holacanthinae zum mindesten auf dem Präoperceulum einen starken
Dorn tragen, der eine der besten Kennzeichen dieser Gruppe bildet.
Im Stammbaum der Chaetodontinae kann man leicht eine Scheide
ziehen zwischen den einander nahe verwandten, langschnäbeligen
Formen, und den in anderer Weise spezialisierten kurzschnäbeligen
Arten. Wir haben hier eine allmähliche Überleitung von extrem
langschnäuzigen Gattungen, wie Forcipiger und Prognathodes, zu
weniger langschnäuzigen, wie C'helmon, und von diesen über Chel-
monops zu Chaetodon. Bei der Gattung C'haetodon hat es den Anschein,
als sei die Bildung von Aıten und Aufspaltung in Gattungen noch in
vollem Flusse, was ja auch die Überfülle von Arten (etwa 100) inner-
halb dieser einen Gattung zeigt. Von C'haetodon haben sich dann ab-
gespalten die Gattungen Coradion (durch rudimentäre Bezahnung
ausgezeichnet) und Parachaetodon (Verminderung und gleichzeitige
Erhöhung der Rückenflossenstacheln ähnlich wie bei Platax), während
Hemitaurichthys (größere Anzahl von Schuppen) zu Heniochus mit
stark verlängertem 4. Rückenflossenstachel hinüberführt. Eigen-
artig spezialisiert ist auch die Gattung Vinculum durch die kleinen
und überaus zahlreichen Schuppen. Möglicherweise ist diese Form
aus Mierocanthus oder Vorläufern von Mierocanthus hervorgegangen.
Als eine der primitivsten Formen möchte ich Mierocanthus ansprechen,
da sie insbesondere durch die Bezahnung und die starken Dornen am
Vordeckelrand Anklänge an die Holacanthinae zeigt.
Über die Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Gattung
Chaetodon habe ich mich schon früher geäußert und verweise auf das
im systematischen Teil Gesagte (Seite 2* usw.).
IV. Geographische Verbreitung.
Die Arten der hier behandelten Gruppe leben zum größten Teil
in den äquatorialen Teilen des Indischen und Stillen Ozeans und
“ gehen nur in wenigen Arten in den Atlantischen Ozean über. Da die
Chaetodonten zum guten Teil an das Leben auf und an den Korallen-
riffen gebunden sind, ist es nicht verwunderlich, daß die geographische
Verbreitung der Riffkorallen und dieser Fische ziemlich genau über-
einstimmt. Es gibt wohl kein Korallenriff, von dem noch keine Chaeto-
donten bekannt sind, und bei den wenigen, wo dies der Fall nicht ist,
liegt es mehr an der mangelhaften Durchforschung desselben. Diese
Erscheinung beruht wohl auf zwei Ursachen, die erste ist die rein
ökologische, indem die Riffe den plumpen Schwimmern Schutz und
Nahrung gewährer (wie im nächsten Kapitel näher ausgeführt), und
die zweite besteht in der gleichen Anpassungsfähigkeit der beiden so
verschiedenen Tiergruppen. Die Riffkorallen wie die Chaetodonten
sind. Tiere. die zu ihrem Wohlbefinden einer konstanten und hohen
Wärme bedürfen, daher erklärt sich das Vorkommen beider in der
5. Heft
188 Ernst Ahl:
äquatorialen Zone und das Fehlen in den gemäßigten und kalten
Breiten. Ferner bedürfen die Riffkorallen eines gleichmößigen und
ziemlich hohen Salzgehaltes des Meeres. Wird das Wohngewässer
von Riffkorallen auch nur wenig durch einmündende Flüsse ausgesüßt,
so sterben sie ab. Etwas ähnliches müssen wir auch für die Chaeto-
donten annehmen. Es gibt allerdings Chaetodonten, die in die Fluß-
mündungen eindringen, wie z. B. Scatophagus und Chelmon, doch ist
dies eine Ausnahme und nur auf wenige Gattungen beschränzxt. Im
allgemeinen kann man sagen, daß auch diese Fischfamilie, wie die
Riffkorallen in den Gegenden mit auch nur schwach herabgesetzten
Salzgehalt des Meerwassers fehlt.
Betrachtet man das Verbreitungsgebiet der einzelnen Arten der
Chaetodontinae, so fällt es nicht schwer, einzelne Verbreitungszentren
zu unterscheiden. Am auffälligsten ist dieser Unterschied zwischen
den Arten des ‚Indopazifischen Ozeans und denen des Atlantischen.
Beide Faunengebiete besitzen keine einzige gemeinsame Art. Ich will
im folgenden zuerst einmal die einzelnen Verbreitungsgebiete dar-
legen und dann auf das vermutliche Entstehungszentrum und die
wahrscheinlichen Wanderwege näher eingehen.
Die Hauptmasse aller Chaetodonten, fast ?/; aller Arten,. findet
sich in dem ungeheuren Inselmeer des Indo-Australischen Archipels.
Dieses Gebiet wird im Westen und Südwesten begrenzt von der
Malayischen Halbinsel, Sumatra und Java, Bati, Lombok und den
Flores - Inseln, der Nord- und Nordwestküste Austr«liens und im
Norden vom asiatischen Festland und den Japanischen Inseln.
Die nordöstlich davon gelagerten Sandwichinseln bieten in
ihrer Chaetodontenfauna dagegen ein ziemlich abweichendes Bild.
Von den 20 bis jetzt von dort bekannten Arten sind nicht weniger
wie acht dieser Inselgruppe eigentümlich. Im Westen schließt sich
an den Indo-Australischen Archipel ein Gebiet, daß nur wenig ver-
schiedene Arten. besitzt und sich von Indien bis Ostafrika erstreckt,
mit Ausnahme von Madagaskar. Die Grenze gegen den Indo-Austra-
lischen Archipel läuft an der Westküste Sumatras entlang. Daher er-
klärt sich auch, daß wir an der Westküste Sumatras zum Teil andere,
vikariierende Formen finden als an der Ostküste (z. B. Heniochus
varius (C. V.) Ostküste, Heniochus pleurotaenia E. Ahl Westküste,
Chaetodon trifasciatus M. P. typ. Ostküste, C. trifasciatus caudıfasciatus
E. Ahl Westküste, C. unimaculatus Bl. typ. Ostküste, CO. unimaculatus
interruptus E. Ahl Westküste, (©. ulietensis C. V. Ostküste, C. faleula
Bl. Westküste, (. triangulum baronessa C. V. Ostküste, (. triangulum
©. V. typ. Westküste usw.). Das Indisch-Afrikanische Gebiet geht
im Westen an der Küste Ostafrikas entlang bis an die Somaliküste
und zum Cap Guardafui. Nach Norden zu wird es begrenzt durch
den Golf von Bengalen und Vorderindien; das Arabische Meer bezw.
die Küste von Arabien gehört anscheinend nicht zu diesem Gebiet,
doch ist leider davon zu wenig (nur eine Art) bekannt, um mit Be-
stimmtheit: etwas aussagen zu können. Eigentümlich ist auch das
gänzliche Fehlen von O'hgetedon im Persischen Golf, der doch ähnliche
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 189
Bedinguagen wie das Rote Meer bietet. Wahrscheinlich liegt hier
der Mangel an unserer leider noch großen Unkenntnis der Fischfauna
dieses Gebietes.
Auffällig ist die verhältnismäßig große Zahl aer um Madagaskar
und Mauritius vorkommenden uno. für diese Inseln charakteristischen
Arten, die zusammen mit den umliegenden Irseln einen eigenen
Faunenzıeis bilden.
Wie kaum anüers zu erwarten, hat auch das Rote Meer, das ja
nur durch einen verhältnismäßig schmalen Zugang mit dem Indischen
Ozean in Verbindung steht, eine erhebliche Anzahl für dessen Fauna
bezeichnender Arten. Von den 14: dort heimischen Formen sind nicht
weniger als 7 endemisch.
Wenn wir uus jetzt wieder dem Stillen Ozean zuwenden, so werden
wir überrascht sein, im Norden des Indo-Australischen Archipels,
nämlich im Japanischen Meer, eine eigene Region zu finden. Von den
22 dort gefundenen Arten sind nicht weniger wie 10 für die dortige
Fauna charakteristisch.
Das der Ostküste von Australien vorgelagerte große „Wallriff“
hat auch seine eigene Chaetodontenfauna. Von den 17 dorther be-
kannten Formen sind 13 Arten in dieser Region heimisch. Dieses
große Ostaustralische Wallriff wird uns noch sehr viele Überraschungen
bieten, da bisher jede von dort kommende Sammlung fast stets eine
oder mehrere neue Arten gebracht hat, Das Sammeln auf Korallen-
rıffen. bietet ja naturgemäß außerordentlich große Schwierigxeiten,
so daß es uns nicht wunder nehmen darf, wenn wir immer noch mit
neuen Arten dieser Familie bekannt gemacht werden. Ja, ich wage
sogar zu behaupten, daß «ie Fülle der Chaetodontenarten eine weitaus
größere ist, als gewöhnlich angenommen wird, una daß unsere Arten-
kenntnais noch bedeutend zunehmen wird, besonders bei der einmal
erfolgenden Bearbeitung der weiter östlich in den Stillen Ozean sich
erstieckenden Inseln und Inselgruppen, von denen sehr viele, wie
z.B. aie Lord-Howe-Insel, cie bei vier dort vorkommenden Arten
nicht weniger wie drei eigentümliche hat, einen eigenen Faunenbezirk
bilden werden. Leider ist die Fischfausa aieser Inseln so gut wie
unbek«nnt.
Eine gänzlich andere Fauna, die fast eine Zwischenstellung
zwischen dem Tudo-Pacifischen und dem Atlantischen Ozean annimmt,
besitzt die pacilische Küste Mittel-Amerikas. Die drei bis vier von
dort bekannten Arten kommen nirgends sonst vor.
Wenn wir nun zum Gebiet des Atlantischen Ozeans übergehen,
so können wir dort auch wieder zwei oder besser noch drei Unter-
gebiete unterscheiden. Das erste ist Westindien, das zweite die West-
küste von Arfika von Cap Verde bis zur Küste von Guinea, und als
arittes könnte man St. Helena und die Insel Ascension betrachten.
Zu dem Atlantischen Faunengebiet müßte man auch noch ale aus-
gestorbenen Arten im Gebiet des Monte Bolca rechnen, die ja bei der
Verbreitung una den Wanderwegen nicht außer acht gelassen werden
dürfen.
5, Heft
190 Ernst Ahl:
Ehe ich zur Frage des Entstehungszentrums und der Wanderungen
komme, werde ich nicht umhin können, auf die Mittel der Verbreitung
und deren Hemmnisse einzugehen. Al, Mittel zur Verbreitung kämen
hier nur zweierlei in Betracht, und zwar die Eigenbewegung und die
Meeresströmungen. Verschleppung durch irgendwelche natürlichen
oder künstlichen Mittel scheint mir ausgeschlossen. Was die Eigen-
bewegung betrifft, so handelt es sich hier um schlechte und plumpe
Schwimmer, die sich nie weit von den Küsten entfernen und aie sich
nur in den oberen Regionen des Wassers aufhalten. Um sich nun
weiter zu verbreiten, ist es notwendig, daß eine Küste, oder zum
mindesten doch eine Kette nicht allzuweit von einander liegender
Inseln vorhanden ist. Das zweite Mit5el, das zu einer Verbreitung
dienen könnte, wären die-Meeresströmungen. Für erwachsene Tiere
kommt diese wohl so gut: wie garnicht in Betracht, denn ersiens einmal
haben wir gar keine so starken Strömungen, die aiese Fische mit
sich reißen könnten, ohne daß deren Eigenbewegung dagegen an-
kämpfen könnte, und dann spielt zweitens eine langsame Strömung
so gut wie gar keine Rolle. Betrachtet man allerdings die Jugendformen,
so erscheint deren Verschleppen durch Meeresströmungen wohl nicht
ganz ausgeschlossen. Leider wissen wir über das Fortpflanzungs-
geschäft der Chaetodonten garnichts, doch darf man wohl annehmen,
daß diese Fische, wie ja wohl die meisten Peıciformes, Brutpflege üben.
Wenn diese Tiere freischwimmende Eier hervorbröchten, wäre die
Möglichkeit einer Verschleppung durch Meeresströmung ja außer-
ordentlich groß, dagegen spricht dann allerdings das vielfach nur ganz
beschränkte Vorkommen einer Ars auf einer ganz kleinen Inselgruppe.
Ferner ist noch nie ein junger Chaetodont pelagisch treibena gefunden
worden, sondern auch die kleinsten bekannten Tierchen sind stets
auf Korallenbänken gefangen worden.!) Ich glaube also, bei den
Wanderungen der Chaetodonten den verschiedenen Meeresströmungen
nicht den Wert zumessen zu können, den diese bei andern Tierstämmen
mit freischwimmenden Larven (z.B. Riffkorallen, Würmer usw.)
besitzen.
Als ein Hemmnis der Verbreitung käme, neben den Landmassen
wohl als wichtigstes das der großen Meerestiefen in Betracht. Die
Chaetodonten sind Bewohner des Lisorals und so schlechte Schwimmer,
daß ihnen die Überquerung \schon einer b:eiteren Meeresstraße zur
Unmöglichkeit wird. Die großen und tiefen Weltmeere bilden daher
für sie unüberschreitbare Grenzen.
Als zweites Hemmnis käme noch die Temperatur in Betracht.
Es handelt sich bei den Chaetodonten um rein tropische Formen
der Meere mit geringer Amplitude. Sie sind nicht imstande, die ge-
mäßigten und kalten Breitengrade zu besiedeln. Von einigem Einfluß
!) In Smiths. Rep. 1918, p. 486, pl. 4, fig. 1 gibt Longley eine Unterwasser-
photographie des C'haetodon ocellatus Bl., mit der Unterschrift: These dainty
little Fishes are commonly seen in pairs as shown. Auch aus diesem paarweisen
Zusammenleben geht hervor, daß sie höchstwahrscheinlich brutpflegend sind,
W
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 191
ist auch der Salzgehalt des Wassers. Nur sehr wenig Formen (von
aen Arten der Unterfamilie C'haetodontinae eigentlich nur Chelmon
rostratus L.) sind imstande, in Flußmündungen einzudringen, alle
anderen sind, ebenso wie die Ritfkorallen, gebunden an eine bestimmte,
nicht zu geringe Salzmenge des Meereswassers.
Als Entstehungszentrum dieser Gruppe betrachte ich den Indo-
australischen Archipel, insbesondere die Gegend um die Molukien.
Von den elf Gattungen fehlen hier nur drei, nämlich Prognathodes
aus Westindien, Chelmonops und Vinculum von der Ostküste
Australiens. Von diesen drei Gattungen vertritt Prognathodes die
Gattung Foreipiger in Westindien, aus der sie sich auch wahrscheinlich
entwickelt hat. Chelmonops bildet den Übergang von Chelmon zu
Chaetodon und het sich anscheinend aus ersterer Gaitung entwickelt,
die sie in ihrem Heimatgewässer vertritt. Anders verhält es sich mit
der Gattung Vinculum. Diese ist in verschiedener Hinsicht so hoch
spezialisiert, daß eine direkte Ableitung aus irgend einer Form kaum
angängig erscheint. Wie schon erwähnt, nehme ich an, daß Vinculum
mit Microcanthus auf denselben Ursprung zurückgeht. Veinculum
. ist eiae Gattung, die sich schon sehr frühzeitig an isolierter Stelle
ausgebildet haben muß.
Wenn wir uns zuerst einmal die Besiedelung des Indo-Paeifischen
Gebietes betrachten, so glaube ich über die Wanderungen im Indo-
australischen Archipel nicht allzuviel sagen zu müssen, denn in dem
früher ja noch weit mehr zusammenhängenden ungeheuren Inselmeer
war es ja ein leichtes, von einer Inselgruppe zur anderen zu gelangen.
Anders verhält es sich mit der Verbreitung nach Westen zu. Um
an die afrikanische Küste zu gelangen, wären drei Wege denkbar.
Der erste, anfangs am sichersten scheinende, führt an den Kontinenten
‚ über Indien, Persien, Arabien nach Afrika. Der zweite würde über
eine Land- oder Inselbrücke gehen, die sich von Vorderindien über
Madagaskar nach Afrika erstreckt, und der dritte ginge an der Nord-
küste des ehemaligen Gondwanalandes entlang. Der erste Weg ist
nicht eingeschlagen worden, denn, wie schon erwähnt, kennen wir
noch keine Chaetodonten von der persischen Küste (was allerdings
ein Vorkommen derselben nicht ausschließt), und dann werde ich an
Hand der Formengruppe des Chaetodon trifasciatus M.P. zu zeigen
. versuchen, daß dies nicht der Fall ist. Der dritte Weg scheint mir
auch nicht sehr wahrscheinlich, da er nicht das Vorkommen von
Chaetodon auf Madagaskar, Mauritius, den Seychellen usw. erklärt.
Es bleibt also nur der zweite Weg, der eine Land- oder zum mindesten
Inselverbindung zwischen Vorderindien, Madagaskar und Ostafrika
voraussetzt. Von dieser alten Verbindung sind ja auch jetzt noch
Reste vorhanden, die wir als die Inselgruppen der Seychellen, Admi-
ranten, Malediven usw. kennen. Das Vorkommen so vieler eigentüm-
licher Arten um Madagaskar und Mauritius würde dadurch zu erklären
sein, daß hier besonders günstige Lebensbedingungen vorlagen, die
die Entstehung einer Anzahl von z. T. sehr spezialisierten Arten
ermöglichten. Als Beweis für diesen Wanderweg will ich hier nur,
5. Heft
192 Ernst Ahl:
als das beste und treffendste Beispiel, den Formenkreis.des Chaetodon
trifasciatus M P anführen Wenn wir als Entstehungszentrum cieser
Art den Indo-Malayischen Archipel betrachten, so können wir die
dort vorkommende Form als die subsp. typ. betrachten. Diese Form
zeichnet sich durch dunkle Flossen aus, an deren Basis ein schwarzer,
hell eingefaßter Streifen liegt. (Ich führe nur hier dieses eine Merkmal
an, um das Beispiel nicht unnötig zu erschweren, da die andern Merkmale
sich ganz entsprechend verhalten.) Die Exemplare westlich von
Sumatra, der Westküste von Hinterindien, Bengalen, Vorderindien,
Madagaskar, Mauritius und der ostafrıkanischen Küste bis zur Somali-
küste zeigen ganz helle Flossen mit demselben schwarzen Band an
deren Basis (subsp. candıfasciatus E. Ahl). Bei den Stücken aus dem
Roten Meere ist dieses schwarze Band so verbreitert, daß ee fast die
ganze Flosse einnimmt und die ursprüngliche helle Färbung auf die
Randpartien zurückdrängt (subsp. austriacus Rüpp.). Und endlich
beschrieb Steindachner von der Arabischen Küste bei Macalla
einen Chaetodon trifasciatus, bei dem die schwarze Färbung der Flossen
auch auf den Körper übergeht, so daß die eigentliche Körperfärbung
des Fisches sich nur in der Mitte der Körperseiten erhält und rings- _
herum von einer scharf abgesetzten schwarzen Farbschicht umrahmt
wird. (subsp. orabica Stnd.). Diese Art zeigt uns augenscheinlich am
besten und sichersten, wie wir uns die Besiedlung dieser Meeresteile
mit Ohaetodon zu erklären haben. Sie sind höchstwah:scheinlich an
der Küste von Bengalen und Vorderinidien entlang gewandert, bis
zu der Landbrücke, die einst. Vorderindien mit Madagaskar und Afrika
verband. An dieser Brücke entlang kamen sie nach Afrika, von wo
aus sie das Rote Meer eroberten und anscheinend jetzt im Begriff
stehen, die Küste von Arabien und Persien zu besiedeln. Es ist nur
zu bedauern, daß von der Fischfauna der Küsten von Persien und
Arabien so gut wie nichts bekannt ist, so daß wir hier lediglich auf
Vermutungen angewiesen sind.
Die Besiedelung des großen „Wallriffes“ von Australien hat
sich selbstverständlich von Norden her von den dort gelegenen Insel-
gruppen aus vollzogen, nur muß diese Verbindung schon sehr früh
abgebrochen worden sein, so daß sich jetzt fast nur Arten vorfinden,
die für dieses Gebiet charakteristisch sind. Dasselbe gilt für die Lord-
Howe-Inseln und wahrscheinlich auch für alle jene weit östlich vor-
geschobenen Inselgruppen des Stillen Ozeans. }
Wenn wir die Westküste des sropischen Mittel-, Süd- und Nord-
amerika betrachten, fällt uns deren verhältnismäßige große Armut
an Chaetodonten auf,. Bekannt sina von dort 3—4 Arten, die ein
ziemlich großes pazifisches Gepräge tragen. Es sina dies: Forcipiger
flavissimus Jordan u. Me Gregor, der eine vikarlierende Art zu F.
longirostris (Brouss.) aus dem Indo-australischen Archipel daıstellt,
Cihaetodon humeralis Gthr., dessen nächste Verwandten (Ü. selene Blkr.
im Indo-Malayischen Archipel, und (©. aya Jordan in Westindien
beheimatet sind, und der also eine Brücke zwischen diesen beiden
Gebieten schlagen würde, und dann C. nigrirostris (Gill.), der sehr
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 193
nahe verwandt mit dem westindischen ©. aya Jordan ist, und der
zu dem ebenfalls westindischen C. ocellatus Bl. hinüberleiten würde.
©. eques Stär. der ungefähr in der Mitte zwischen Ü. aya Jordan und
CO. nigrirostris (Gill) steht, möchte ich hier übergehen, da seine Fundoıts-
angabe „Mittelamerik.«““ nicht zeigt, ob er von der Ost- oder West-
küste Amerikas stammt. Aller Wahrscheinlichkeit ist die Wander-
straße nach Amerika über eine Brücke gegangen, von der noch jetzt
die Pfeiler bestehen in den Paumotu-Inseln, der Oster-Insel, Sala-y-
Gomez, und den Galapagos-Inseln, welcher Weg ja von Sternfeld
(zur Tiergeographie Papuasiens und der pazifischen Inselwelt, Abh.
Senckenb. Ges. Bd. XXXVI, Heft 4) auf Grund von Untersuchungen
an Reptilien und Amphibien viel eingehender geschildert wurde, als ich
es auf Grund der geographischen Verbreitung der Chaetodontentun kann.
Betrachten wir die westindische Chaetodontenfauna, so fällt es
vor allem auf, daß wir keine einzige Art im Atlantischen Gebiet haben,
die auch dem Indo-pazifischen Gebiet eigen wäre. Und doch muß
eine Verbindung zwischen dem westindischen und dem pazifischen
Gebiet bestanden haben, denn die Verwandtschaftsverhältnisse der
Chaetodonten zeigen deutlich, daß die westindischen Arten von den
Indo-pazifischen abstammen bezw. mit ihnen in einem Stamm zu-
sammenlaufen. Wenn wir uns die westindischen Formen ansehen
und mit den Indo-pazifischen vergleichen, so kommen wir zu folgendem
Ergebnis. Die in Westindien vorkemmende Gattung Prognathodes
mit der einen Art «aculeatus (Poey) ist sehr nahe verwandt mit der
indo-pazifischen Gattung Forcipiger, mit der sie wahrscheinlich in
einem Anfangsglied zusammenläuft. Der westindische Chaetodon
sedentarius Poey steht ungefähr in der Mi‘te zwischen ©. mitratus Glhr
und ©. robustus Gthr. die beide wahrscheinlich dem indo-australischen
Gebiet angehören Chaetodon striatus L ist sehr nahe verwandt mit
©. trieinetus Waite von der Lord-Howe-Insel. ©. capistratus L. steht
ziemlich isoliert da, er bildet ja auch eine besondere Sektion (Hemı-
chaetodon Blkr.) innerhalb der Gattung Chaetodon, die allerdings nahe
verwandt ist mit der Sektion C'haetodontops Blkr., von der sie sich
aller Wahrscheinlichkeit nach ableitet. Chaetodon aya Jordan ist:
verwandt mit O. humeralis Gthr. und (©. nigrirostris Gill, beide von der
westamerikanischen Küste, und leitet sich, ich möchte fast sagen
in direkter Linie von (©. nigrirostris (Gill) ab. Ebenso gehen. wohl
die westindischen Arten (©. ocellatus Bl., CO. ataeniatus (Poey) und
C. unicolor Sauv. mit dem westamerikanischen ©. humeralis Gthr.
auf dieselbe Stammform zurück. Daß wir hier im westindischen
Gebiet sogar eine eigene Gattung, Prognathodes, haben, ist nicht
weiter verwunderlich, da die Verbindung des Atlantischen Ozeans
mit dem Indisch-Pazifischen sehr alten, wahrscheinlich eozänen
Datums ist. Diese Verbindung muß schon im frühesten Eozän!)
1) Diese Verbindung soll bis ins Pliozän hinein bestanden haben; sie muß
aber zu einer Zeit unterbrochen worden sein, welche hinreicht, um für alle. ein-
gewanderten Formen die Ausbildung neuer Arten zu gestatten.
Archiv für Naturgeschichte.
RER 13 ° 5.Heft
194 | Ernst Ahl:
existiert haben, denn wir finden in dessen unteren Ablagerungen
in Europa, im Gebiet des Monte Bolca, schon Chaetodonten, die, wie
ich weiter unten zu zeigen versuchen werde, aus dem westindischen
Gebiet eingewandert sein müssen.
Der Wegzwischen denbeiden Weltmeeren ging aller Wahrscheinlich-
keit nach nicht über den jetzigen Panamakanal, sondern höchst wahr-
scheinlich etwas weiter nördlich in den Golf von Mexiko. Dies wurde
besonders von Kükenthal an Hand der Octokorallen gezeigt. Die
Korallen eignen sich zu derartigen Untersuchungen ganz besonders,
da sie erstens einmal im ausgebildeten Zustand keine Eigenbewegung
haben und ihre Larven zweitens von den Meeresströmungen nach
anderen günstigen Orten verschleppt werden können. Wie nun aus
der Verwandtschaft der Korallenformen hervorgeht, muß eine, wenn auch
geringe Strömung vom Pazifischen zum Atlantischen Ozean hinüber-
gegangen sein, mit der die Korallenlarven leicht von dem einen in das
andere Weltmeer getragen werden konnten. Auch aus den Verwandt-
schaftsverhätlnissen der Octokorallen geht hervor, daß diese Verbindung
nicht lange bestanden haben kann, denn die Anzahl der Arten, die
diesen Weg benutzt haben, ist verhöltnismäßig gering.
Die nächste uns interessierende Frage dürfte die Besiedelung
der Westküste Afrikas mit Chaetodonten sein. Bekannt sind von dort,
von der Guineaküste, zwei Arten, die sich direkt von Ü. striatus L.,
einer der häufigsten Arten Westindiens, ableiten lassen. Aller Wahr-
scheinlichkeit nach bestand zu der Zeit, als die Chaetodonten anfıngen,
das westindische Gebiet zu besiedeln, noch eine sehr lockere, wahr-
scheinlich nur aus einer Inselkette bestehende Landverbindung mit
Afrıka, so daß es nur dieser einen, oder sehr wenigen Formen, die sich
erst in Afrika selbst gespalten haben mögen, gelungen ist, die west-
afrikanische Küste zu erreichen. Diese insuläre Verbindung muß aber
dann sehr bald abgebrochen worden sein, da doch sonst wohl auch noch
andere Arten diesen bequemen Verbreitungsweg beschritten haben
würden. Der Fun« im Gebiet des Monte Bolca aus dem Eozän ließe
sich auch auf diese Weise leicht erklären, indem die Chaetodonten
an der westafrikanischen Küste entlang gegangen sind, und dann
nördlich die Korallenriffe im Gebiet der heutigen Alpen besiedelten.
Im Süden erreichten sie dann das Gebiet der heutigen Insel St. Helena
und Ascension, die mit dem afrikanischen Festland im Zusammenhang
gestanden haben müssen, denn von den beiden dort vorkommenden
Arten, C'haetodon Sanctae Helenae Gthr. und Ü. dichrous Gthr. läßt
sich die erstere von den westafrikanischen Arten C. hoefleri Gthr.
und (©. luciae Rochbr. ableiten. (©. dichrous Gthr. ist zwar in etwas
anderer Richtung spezialisiert, zeigt aber den morphologischen Typus
der westamerikanisch-westindischen Formengruppe Ü. nigrvrostris
Gill. — eques Stdr. — aya Jordan, von der er sich auch wohl ableitet.
Im Gegensatz dazu läßt sich ©. Sanctae-Helenae in folgender Weise (und
damit auch den Weg der Besiedlung zeigend), gut ableiten: O. trecinetus
Waite (Lord-Howe-Insel), ©. striatus L. {Westindien), C. hoefler:. Stdr.
(Cap Verde), ©. luciae Rochebrune (Guinea), ©. Sanctae Helenae
(St. Helena).
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 195
Indo- Pazifischer Ozean Atlantischer Ozean
Sandwich-
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Atlantischer Ozean
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Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodantidae usw.
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5. Heft
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Indo-Pazifischer Ozean Atlantischer Ozean
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V. Lebensweise.
Das Vorkommen von
Korallenriffen angepaßt.
Chaetodonten ist eng an das Leben an den
Nur äußerst wenige Arten mschen hiervon
Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 199
eine Ausnahme, indem sie in das Brackwasser der Flußmündungen
hinaufsteigen. Die überwältigende Mehrzahl aber sind Bewohner
von Korallenriffen oder schroff aus dem Meere heraufsteigender Felsen-
küsten. Ihre Nahrung besteht wohl zum größten Teile aus animalischer
Kost, doch mögen sie auch hier und da pflanzliche Beimischung nicht
verschmähen. Die spitze Schnauze der meisten Arten ermöglicht
diesen, ihre Beute aus den engen Spalten und Röhren herauszuholen,
an denen die Korallenbauten ja so überreich sind. Nach Beobachtungen
in der freien Natur schwimmen die flachen Tiere vorwiegend durch
Schlängelung des Körpers und der mit ihm fest verschmolzenen Rücken-
und Afterflosse. Die kleine fächerförmige und an einem schwachen
Stiele sitzende Schwanzflosse hat sehr an Bedeutung verloren. Die
Tiere wedeln damit wie kleine Hunde, was ungemein drollig aussehen
soll. Auch die Brust- und Bauchflossen sind in fortwährender Bewegung,
um den platten Körper im Gleichgewicht zu halten. Alles dieses zeigt,
daß die Fische vollständig an die besonderen Lebensbedingungen der
Korallenbänke angepaßt sind und außerhalb derselben wahrscheinlich
sich schlecht zu helfen wissen. Man kann auch beobachten, daß sie
sich instinktiv in der Nähe der Felsen halten und niemals weiter ins
freie Wasser hinausschwimmen. Fast ohne Ausnahme halten sich
alle Chaetodonten in den oberen Schichten des Wassers auf, nur sehr
wenige gehen in die Flüsse stromaufwärts.
Die meisten, insbesondere die prachtvoll gefärbten Arten der
Familie, finden sich regelmäßig in der Nähe der Riffe und über Un-
tiefen, spielen hier im Sonnenschein lebhaft miteinander unc scheinen
sich darın zu gefallen, ihre Pracht zur Schau zu bringen. Ihre Schönheit
wird durch die Bewegung noch bedeutend erhöht und deshalb sprechen
alle Beobachter, die sie lebena sahen, mit Entzücken von ihnen. Im
Roten Meere bemerkt man sie, laut v. Heuglin, hauptsächlich in den
Klüften oder brunnenartigen Einsenkungen zwischen den Korallen-
riffen, die auch bei hohem Seegange ruhiges und klares Wasser behalten,
und die mit einem förmlichen Walde von Korallenästen bestanden
sind. Die zwischen den Riffen sich aufhaltenden Fische umspielen
die Korallenstämme in ähnlicher Weise wie Laubsänger die Bäume
umflattern. Scharenweise stehen sie einige Augenblicke vor einem
verzweigten Aste still, schießen dann plötzlich ruckweise vor, bohren
oder beißen an den tierischen Blüten und eilen, alle wie von einem Geiste
beseelt, schnell einer anderen Stelle zu, hier dasselbe Spiel, dieselbe
Jagd von neuem beginnend. Klunzinger scheint zu glauben, daß
sie weniger der Korallentiere als der auf deren Stöcken wachsenden
Algen halber sich zwischen den Korallenbänken aufhalten, und gibt
an, daß sie Algen fressen, widerlegt jedoch auch v. Heuglins Angabe
nicht. Kner fand auch im Magen von ihm sezierter Stücke Reste
von kleinen Krekstieren usw., sodaß man, wohl mit Recht, annehmen
kann, daß sie in der Hauptsache Fleischfresser sind, nebenbei aber,
wie viele Cichliden, auch Pflanzenkost nicht verschmähen.
Über die Fortpflanzung aller dieser.schönen Arten ist nichts bekannt.
Klunzinger gibt an, daß sie selten gefangen werden, weil sie
nicht anbeißen, und sich bei der geringsten Beunruhigung in die un-
5. Heft
200 Ernst Ahl:
zugänglichsien Risse und Klüfie der Korallenbauten zurückziehen.
Mehrere Arten der Familie werden eifrig verfolgt, weil man ihr Fleisch
ungemein schätzt, andere Arten dagegen werden verschmäht. Mehrere
Arten erfahren ihrer schönen Zeichnung halber förmliche Verehrung
seitens der eingeborenen Fischer. Andere werden getrocknet oder zu
Asche verbrannt und sodann als Heilmittel verwendet.
.Die Färbung dieser ‚„Paradiesvögel des Meeres“, wie sie der
älte Brehm so treffend bezeichnet, wird stets als Schutzfärbung
und Anpassung an die bunte Pracht der Korallenwiesen gedeutet.
Ohne dieser bis zu einem gewissen Grade wohl gerechtfeitigten Meinung
entgegentreten zu wollen, glaube ich, auch auf eine andere Weise
die bizarre Formen- und Farbenfreudigkeit erklären zu können. Da
es größeren Räubern nicht gut möglich ist, den kleineren und gewandteren
Fischchen, die sich zudem nie weit aus dem sicheren Schutz der Riffe
entfernen, in. die. Wirrnisse und Schluchten der Korallenbauten zu
folgen, so genießen diese Korallenfische einen verhöltnismäßig guten
Schutz vor größeren Räubern. Auf diese Weise ist der Natur der
weiteste Spielraum zur Entfaltung einer eigentümlich gestalteten
und farbenfreudigen Welt gegeben worden. Diese Vermutung bestätigen
auch alle Beobachter, die das Glück hatten, diese Tiere lebend in ihren
heimatlichen Gewässernsehenzukönnen. Allegeber sie übereinstimmend
an, daß sie diese Fische schon von weither durch das Wasser schwimmen
gesehen haben, und daß sie durch ihre auffallende Färbung schon
in größerer Entfernung die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Diese
allgemein gemachte Beobachtung würde also gegen die erste und
allgemein verbreiterte Ansicht der unbedingten Schutzfärbung sprechen,
wogegen sich dies mit der oben von mir geäußerten Meinung gut
vereinbaren lassen würde. Doch dürfte in dieser Sache, ob Schutz-
oder zufällige Färbung, noch lange nicht das letzte Wort gesprochen
sein, zumal gerade die Erforschung der an Lebensformen und Lebens-
bedingungen so reichen Korallenriffe und ihrer Bewobner noch in den
allerersten Anfängen steckt.
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Zur Kenntnis der Knochenfischfamilie Chaetodontidae usw. 201
Ed. IX, 1878. — Bijär. ıchth. Banda, in: Nat. T. Ned. Ind. II. —
Bijdr. ichth. Batoe-eil., in: Nat. T. Ned. Ind. VIII. — Bijdr. ichth.
Boero, in: Nat. T. Ned. Ind. XI. — Bijdr. ichth. Flores, in: Nat. T.
Ned. Ind. VL — Bijdr. ichth. Halmahera, in: Nat. T. Ned. Ind. VI.
-— Bijdr. ichth. Solor, in: Nat. T. Ned. Ind. V. -— Bijdr. ichth. Timor,
in: Nat. T. Ned. Ind. VI. — Bidrage tot de kennis der vischfauna
van Sumatra, in: Acta Scient. Ind. Neerl. — Derde bijdr. ichth. Banda,
in: Nat. T. Ned. Ind. VI und VII. — Deser. pisc. Java, in: Nat. T.
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Verzeichnis der Abbildungen.
Tafel I.
Fig. 1. Chaetodon dorsiocellatus E. Ahl, 3,7 cm, Type, Cat.-No. 20416.
Fig. 2. Chelmonops trochilus (Günther), 15,6 cm, Cat.-No. 5039.
Fig. 3. Chaetodon dahli E. Ahl, 2,9cm, Type, Cat.-No. 20417.
Fig. 4. Chaetodon triangulum Kuhl u. v. Hass., 9,3 cm, Cat.-No. 14639.
Fig. 5. Heniochus pleurotaenia E. Ahl, 13,6cm, Type, Cat.-No. 17746.
Fig. 6. Chaetodon decoratus E. Ahl, 8,5 cm, Type, Cat.-No. 7572.
Tafel II.
Fig. 7. Hemitaurichthys zoster (Bennett), 18,1 cm, Cat.-No. 9474.
Fig. 8. Chaetodon punctulatus E. Ahl, 11,9cm, Type, Cat.-No. 15712.
Fig. 9. Chaetodon unimaculatus interruptus E. Ahl, 9,0 cm, Type, Cat.-No. 9526.
Fig. 10. COhaetodon notophthalmus E. Ahl, 13,5 cm, Type, Cat.-No. 20415.
Fig. 11. Chaetodon triangulum baronessa C. V., 9,2 cm, Cat.-No. 20392.
Fig. 12. Chaetodon leucopygus E. Ahl, 10,9 cm, Type, Cat.-No. 13610.
5. Heft
Zur Kenntnis der Landasseln Palästinas.
30. Isopoden-Aufsatz
von
Karl W. Verhoeff, Pasing bei München.
(Dazu eine Doppeltafel.)
1. Einleitung und Literatur.
Die Crustacea Isopoda terrestris 18855 von G. Budae-
Lund sind auch für die Isopoden Palästinas von Bedeutung, insofern
als in diesem Buch eine Reihe von Arten beschrieben worden sind,
welche in Palästina oder Syrien vorkommen.
Den ersten eigentlichen Beitrag für diese Länder verdanken wir
A. Dollfus, welcher in seiner ‚Note sur les Isopodes Terrestres
et Fluviatiles de Syrie“‘ Revue biol. Nord d. l. France, Lille 1892,
T. IV einem von zwei Tafeln begleiteten Aufsatz und einem kleineren
Artikel N. X der „Viaggio del Dr. E. Fes:a in Palestina, n.] Libano
e regioni vieine“ Boll. dei Musei di Zool. ed Anat. compar. Torino,
Vol. IX, N. 177, Juli 1894 die folgenden Formen .für Syrien und Pa-
lästina nachgewiesen hat:
1 *Armadillo officinalis Desm.|16. P. contractus Dollf., von Saida
ne bst var. syriaca Dollfus (Sidon)
2. A. albomarginatus Dollf. vom|17. P. laevis Latr. i
Toten Mecır. [P. oliviere Aud. et Sav. ist
nur nach Brandt ange-
3. Armadillidium sanctum Dollf.
a er geben.
. "4, vUrgare Late. VAT. VaNegaa| 8, P, "(Leptotrichus?) pulchellus
B. L. (= rehobotense Verh.). Dollf.
5. A. fallax Bra. 19. Hemilepistus reaumuri Aud.
6. A. depressum Bra. u. Ratz. et Nav.
(Sehr fragliche Angabe!) |20. Metoponorthus pica Dollf., vom
7. A. davidi Dollf. !No. 8-10 ge- Toten Meer.
8 A. fissum B.L. nören zu: |21. M. trifasciatus Dollf., von Ti-
9. A. granum Dollf. ( Schizidium berias.
10. A. festae Dollf. Verh. . |22. x. pruinosus Bra.
11. Porcellio insignis Bra. 23. *M. swammerdami Aud. et Bav.
(wahrscheinlich = meleagris
12. P.inconspicuus Dollf., nur vom B.L.).
Toten Meer bekannt. 24. Leptotrichus panzeri Aud. et 8.
1327 feulneus DL. 25. L. tauricus B.L.
14. P fissöfrons Dollf. 26. *Philoscia elongata Dollf.
15. P barroisi Dollf., vom Toten |27. Ligia italica F.
Meer 28. Asellus coxalis Dollf.
Zur Kenntnis der Landasseln Palästinas. 207
Seit etwa 20 Jahren hat sich als Zoogeograph Herr J. Aharoni
in Rehoboth bei Jaffa um die Erforschung der Tierwelt Palöstinas
und seiner Nachbargebiete große Verdienste erworben.
Bereits in meinem 23. Isopoden- Aufsatz, über mediterrane
ÖOniscoideen, namentlien Porcellioniden, Jahreshefte d. Ver.
f. vaterl. Nat. Württemberg, 73. J. 1917, p. 144—173, berichtete ich
über mehrere neue Isopoden aus Palästina, welche ich Herrn Aharoni
verdanke und im V. Kapitel wies ich aus der Umgebung von Jaffa
folgende 6 Arten nach:
1. Porcellio (Agabiformius) aharoni|4. P. (Metoponorthus) pruwimosus
Verh. B.L.
2. P. (Proporcellio) quadriseriatus |5. Armadillidium rehobotense Verh.
3. P. (Haloporcellio) peni- |[Verh.|6. Armadillo offieinalis B.L.
cilliger Verh.
Neuerdings hat Herr Aharoni seine Isopoden-Sammlung
in Palästira namentlieh durch Untersuchung in der Gegend des See
Genezareth und in der weiteren Nachbarschaft von Jaffa sehr
vervollständigt. Es befinden sich unter seinen Objekten eine Reihe
neuer Formen die im Folgenden beschrieben werden. Ich möchte
aber schon hier hervorheben, daß unter den Neuheiten die Vertreter
zweier aus Syrien und Palästina bisher ganz unbekannter Gruppen,
nämlich Protracheoniscus und Eoporcellio ein besonderes Interesse
beanspruchen, die erst ren weil von Tracheoniscus s. lat. aus den hier
erörterten Gebieten bisher gar keine Art bekannt war, trotz des vor-
wiegend ös5lichen Charakters dies:r Gattung, die letztere als eine
für die Wissenschaft überhaupt neue Unt rgattung von Porcellio,
die als die bisher primitivste von allen betrachtet werder kann.
Die bisher von Herın Aharoni gesammelten Isopoden sind folgende:
1. *Armadillo offieinalis B.L. |12. *P. (Meteponorthus) pruwinosus
2. Armadillidium vulgare B.L. meleagris B. L.
3. *A. rehobotense Verh. 13. P. (Metoponorthus) subterra-
4. Schizidium tiberianum n. Sp. neus n. Sp.
5. *Porcellio ficulneus B.L. 14. P. (Proporcellio) quadriseriatus
6. P. chuldanensis n. sp. Verh.
7. P.tiberianus n. sp. 15. P. (Eoporcellio n. ;ubg.) ex-
8. P. deganiensis n. sp. stinctus N. SP.
9. P.(Agabiformius) aharoni Verh. |16. Leptotrichus naupliensis Verh.
10. P. (Haloporcellio) penicilliger var. plumbeus n. var.
Verh. 17. Protracheoniscus genezarethanus
11. *P. (Metoponorthus) pruwinosus n. Sp.
B.L. (genuinus). 18. C'haetophilosceia aharomii n. SP.
Die bisher aus Palästina-Syrien bekannt gewordenen Oniscotdea
stammen aus folgenden vier Gebiet:n:
1. dem eigentlichen Phönicien westlich und nördlich des
Leontes,
5. Heft
208 Karl W. Verhoeff:
2. dem durcn seinen Salzgehaltö ausgezeichneten una bis 394 m
unter dem Spiegel des Mittelmeeres gelegenen Depressionsgebiet
des Toten Meeres, |
3. der Umgebung des im oberen Jordantal gelegenen See
Genezareth oder Tiberias,
4. dem westlich des Judagebirges sich erstreckenden und von
kurzen, vorwiegend westlica fließenden Flüßchen durchschnittenen
Küstengebiete. ur
. Da die von Dollfus nachgewiesenen. obigen 26 Land-Arten
fast alle aus den Gebieten N. 1 und 2, die. von mir bearbeiteten
18 Arten dagegen alle aus den Gebieten N. 3 und 4 stammen, so liegt
ein namhafter geographischer Gegensatz vor und es ist deshalb
nicht wunderbar, daß die Artenserien von Dollfus und mir weit-
gehend von einander abweichen. Sie haben überhaupt nur die 6 im
vorigen mit Stern * bezeichneten Arten gemeinsam.
Auffallend ist ferner der Umstand, daß bei Dollfus besonders
die Armadillidien, in meiner Serie dagegen die Porcellioniden
gut vertreten sind, nämlich erstere mit 8 Arten gegenüber 3 bei mir
und letztere mit 15 gegenüber 13 Arten bei mir.
Als auffallendste Erscheinung in der bisher festgestellten Fauna
der Land-Isopoden muß ich das völlige Fehlen der Trichonisciden
hervorheben, eine Erscheinung, welche man mit dem wüstenartigen
Charakter der meisten Landstriche in Palästina-Syrien zu erklären
geneigt sein könnte, wenn nicht der Umstand, daß bisher auch keine
Platyarthrus-Art vorliegt, es viel wahrscheinlicher machen würde,
daß das scheinbare Fehlen aller dieser kleineren Formen in ihrer
versteckteren Lebensweise begründet ist. Wenn also auch an eine
Trichonisciden-Fauna, wie wir sie z.B. in Italien oder in den
Südalpen vorfinden, in Syrien-Palästina kaum zu denken ist, so bin
ich trotzdem vollkommen davon überzeugt, daß bei gründlicherer
Sammeltätigkeit Vertreter dieser Gruppe und ebenso der myrme-
kophilen Gattung Platyarthrus nocn werden gefunden werden. Es
unterliegt für micn überhaupt keinem Zweifel, daß mit den bisherigen
etwa 40 Arten die Fauna von Syr’en-Palästina hinsichtlich der
Onisceidea noch längst nicht erschöpft ist, zumal einerseits erst ein
kleiner Teil dieser Länder erforscht wurde und anderseits unsere
Erfahrungen in einer Reihe von andern mediterranen Gebieten uns
bereits den Beweis erbracht haben, daß es zahlreiche Landasseln mit
mehr oder weniger eng begrenztem Areal gibt, die wir als Ende mische
der betreffenden Landstriche anzusehen haben.
Der vorwiegend mesozoische Charakter von Syrien-Palästina
und das Vorherrschen der Gebirge lassen uns eine namhafte sub-
terrane Fauna und somit auch Höhlentiere vermuten, von welchen
in den von mir bearbeiteten Tiergruppen aber bisher ebenfalls nichts
bekannt wurde.
Betrachtungen über faunistische Beziehungen anzustellen wäre
verfrüht, nachdem wir die Isopoden-Fauna der meisten Nachbar-
länder noch weniger kennen als die der hier erörterten.Gebitte, Soviel
Zur Kenntnis der Landasseln Palästinas. 209
steht aber schon fest, daß diese Asselfauna eine ausgesprochen
mediterrane ist, welche durch die meisten Gruppen ihre Be-
ziehungen zu den Ländern Südeuropas beweist und durch Hemi-
lepistus reaumurii mit Nordafrika verbunden ist.
| In den letzten zwei Jahrzehnten hat die Isopoden-Forschung
eine beaeutende Vertiefung erfahren und deshalb sind auch meine
Objıkte nach einer gründlicheren Methode bea:beitet als diejenigen
vor Dollfus 1892—94. Letzterer hat sich größtenteils in seiner
Arbeitsweise an Budde-Lund angescnlossen, d.h. er nat sich bei
der Untersuchung wenigstens der Isopoden von Syrien-Palästina,
auf die Benutzung der Lup: beschränkt.
Von den neueren Autoren wie Carl, Racovitza, Gräve,
Verfasser u.a. zum Teil aber auch noch von Budde-Lund in
seinen neueren Arbeiten wurde der Systematik durch die mikro-
skopische Untersuchung bestimmter Organe eine gründlichere Basis
gegeben. Hierbei zeigte sich freilich, wie auch in verschiedenen anderen
Tiergruppen, daß die Darstellung-n der mikroskopisch.n Pıäparate
nicht immer mit der crforderlichen Genauigkeit angefertigt wurden.
. Gerade die mikroskopisch beobachteten Organe können aber nur dann
unsere Kenntnis der Systematik fördern, wenn sie das Charakte-
sistische treffend zum Ausdruck bringen. Hiermit wil! ich durchaus
nicht behaupten, daß die Präparate mit einem Zeichenapparat bis
in alle kleinsten Kleinigkeiten pedantisch genau nachgezeichnet
werden müßten, ich würde das im Gegenteil für eine zwecklose Mühe-
und Zeitvergeudung halten, wohl aber möchte ich betonen daß der
Autor seine Präparate so gründlich untersuchen muß, daß er wirklich
das Wesentliche darzustellen vermag. Der Vergleich ver-
schiedener Präparate ist, wenn irgend möglich, wichtigstes Kriterium,
schon mit Rücksicht auf die individuellen Eigentümlichkeiten, also
zur eventuellen Feststellung der Variation, oder auch zur Vermeidung
von Mängeln, die sich durch irgend welche Umstände bei der Prä-
paration selbst ergeben können.
Die Mikrophotographie sollte eigentlich der beste ‚„Zeichen-
apparat“ sein und doch würde ich ihre Benutzung für vorliegende
Zwecke für ganz verfchlt halten, weil an den meisten Präparaten
viele Einzelheiten zu sehen sind, welche für den Ausdruck des wissen-
schaftlich Bedeutsamen ganz zwecklos und deshalb nur störend sind.
Es ist mir natürlich zur Genüge bekannt, daß in zahlreichen
Fällen eine äußerst genaue Wiedergabe der Präparat: für die Wissen-
schaft notwendig sein kann, aber das gil; nicht für Systematik und
vergleichende Morphologie. Hier ist vielmehr die Aufgabe des wissen-
schaftlichen Forschers derjenigen des Malers verwandt, wenigstens
insofern als es sich für beide um eine Auswahl des Wichtigen
unter Zurückdrängung des Nebensächlichen handelt. Weder
Forscher noch Maler dürfen reine Naturkopierer sein,
sondern jeder muß die Naturobjekte seiner Aufgabe gemäß
auffassen, der Forscher der Wahrheit, der Maler der Schön-
heit gemäß. Dem Laien und dem Theoretiker scheint ‘oft die
Archiv für Naturgeschichte,
1923. A, 5, 14 5. Heft
210 Karl W. Verhoeff:
Aufgabe des Forschers, die Naturobjekte der Wahrheit gemäß
aufzufassen, nur ein Naturkopieren zu sein. Der Praktiker weiß,
daß diese Anschauung falscn ist, denn er hat erstens auf dem Wege
zur richtigen Auffassung mannigfache Schwierigkeiten zu über-
winden, die sich auf Kons rvierung, Präparasion und Betrachtungs- _
weise beziehen und zweitens eine Auswahl zu treff.n, weil die
Eigenschaften der betreffenden Naturwesen so zahlreiche
sind, daß aus ihnen nur diejenigen hervorgeholt werden
können und sollen, welche für die Erreichung der
dem Forscher vorschwebenden Ziele von Bedeutung
sind, während die Betonung vieler anderer in Zeichnungen oder Ab-
handlungen dieselben nur verwirren oder belasten würden.
Für die mikroskopiscne Untersucnung sind bisher besonders
die Kopforgane, also namentlien Mundgliedmaßen, Antennen und
Antennulen benutzt worden. In meinen neueren Aufsätzen suchte
ien, namentlich für die Porcellioniden, die systematische Be-
deutung der Lage und Beschaffenheit der Wehrdrüsenporen und
die mikroskopische Struktur der Tergite heranzuziehen und ver-
weise in dieser Hinsicht namentlich auf meinen 10. Aufsatz, Zur .
Kenntnis der Porcellioniden, Sitz. Ber. Ges. nat. Freunde Berlin
1907, N.8 p. 229—281, den 15. Aufsatz über Isopoden in Archiv
für Biontologie, Berlin, Bd. II, 1908, p. 338—387 und 24. Aufsatz,
Zur Kenntnis der Ligidien, Porcellioniden und Onisciden in
Archiv für Naturgsschichte, Berlin 1916, 82. J. A, 10. H. p. 107 —169.
Einen neuen Abschnitt in der Systemat'k, B'ologie und Phys’o-
logie der Oniscoidea führte ich dadurch herbei, daß einerseits d’e
Atmungsorgane und die Atmung, anderseits die Larven, Marsupien
und Bruten einem näheren Studium unterzogen wurden. Meine
entsprecnenden Aufsätze sind folgende:
a) Über die Atmung der Landasseln, zugleich ein Beitrag zur
Kenntnis der Entstehung der Landtiere, 21. Aufsatz, Zeitschr. w.
Zool. Leipzig 1920. p. 365—447,
b) Zur Kenntnis der Entwickelung der Trachealsysteme
und der Untergattungen von Porcellio und Tracheoniscus, 22. Aufsatz,
Ges. nat. Fr. Berlin, Sitz. Ber. 1917, N. 3, p 195—223,
c) Über die Larven, das Marsupium und die Bruten der
Oniscoidea, 27 Aufsatz, Arcniv f Nat., 82. J., A, 12.H., 1917,
p. 1—54.
(Eine kürzere Zusammenfassung der letzten Abnandlun;’ erschien
als 28. Aufsatz im Zool. Anzeiger 1920 Bd. LI N. 8/10, p. 169—189.)
Die in den vorgenannten Aufsätzen niedergelegien Untersuchungen
haben in systematischer Hinsicht besonders die Poırcellioniden
beeinflußt. und v.-anlaßten eine bedeutende Veränderung hinsicht-
lich der Auffassung der Gattungen und Untergattungen. Die wichtigste
Konsequenz war die scharfe Scheidung von Porcellio und Tracheoniscus
und der hierdurch zu Tage tretende weitgehende Parallelismus beider
Gattungen.
Zur Kenntnis der Landasseln Palästinas, 1
Der innige Zusammenhang zwischen dem Bau der Atmungs-
organe, der Lebensweise und der Verbreitung der Gattungen
und Arten der Asseln erhöht selbstverständlich unser Interesse für
die in klimatischer Hinsicht vorwiegend extrem beeinflußten,
Formen der Fauna von Syrien-Palästina. Es ist nur zu bedauern,
daß bei der Zartheit des Baues der Trachealsyst.me, diese an kon-
serviertem Material nicht genauer untersucht werden können. Die
betreffenden Forschungen müssen dereinst in diesen Ländern selbst
an lebenden Objekten vorgenommen werden, was ganz besonders
für die noch empfindlicheren Organe der Larvenstufen gilt.
Wenn wir ein» einigermaßen vollständige Zusammenstellung
der Isopoda terrestria von Syrien-Palästina erreicht haben, wird
durch die Zusammensetzung dieser Fauna auch der klimatische
Charakter zum Ausdruck kommen müssen. Vorläufig aber kann ich
schon soviel :agen, daß durch das bisherige Fehlen der Ligidien
und Trichonisciden und die Beschränkung der Onisciden auf
eine einzige Art, d. h. also durch den fast vollständigen
Mangel aller derjenigen Gattungen, welche keine
Trachealsysteme, sondern nur Kiemen besitzen und
wcit mehr als die mit Luftatmungsorganen versehenen Asseln auf
Feuchtigkeit angewiesen sind, der bekannte Charakter
dieser Länder, nämlich als Steppen und Wüstengı biete,
in entscniedenster Weise zum Ausdruck gelangt. Eine
Einschränkung an diesen Schluß nabe ich schon oben gemacht und
betone sie namentlich mit Rücksicht auf jene allerdings »sehr be-
schränkten und insular in Syrien-Palästina vorkommenden Plätze,
welche sich noch eine gewisse andauernde Feuchtigkeit, zumal in
höheren Gebirgslagen erhalten haben. Für solene Plätze kann
man nocn auf Überraschungen gefaßt sein. Spätere Forscher mögen
zu meinen hier entwickelten Gedanken Stellung nehmen.
2. Die zoogeographische Bedeutung der Pleon-Reusen.
In meiner Untersuchung über die Atmung der Landasseln
(Zeitschr. f. wiss. Zool. 1920) habe ich im 7. Kapitel (p. 402) die für
das Leben dieser Tiere sehr wichtige Wasserleitung und die sie
vermittelnden Organe auseinandergesetzt. - Eine besondere Rolle
spielen hierbei die im 8. Kapitel (p. 417 usw.) erörterten Reusen
an den 5. Exopoditen, welche durch eine mehr oder weniger aus-
geprägte Flur von Strahlenhaaren gebildet werden. Nach meiner
Überzeugung „sind die Reusen eine Anpassung an die Wasserleitung,
d.h. sie dienen als Bürsten, welche das von hinten nach vorn fließende
Wasser filtrieren und somit verhindern, daß Fremdkörper zwischen
die Pleopoden gelangen.‘‘ Genaueres über die Aufnahme, Bewegung
und Bedeutung des Wassers im kapillaren Leitungssystem findet
man in meiner genannten Arbeit, in welcher ich auch bereits auf die
großen Verschiedenheiten hingewiesen habe, welche je nach den
Arten und ihrem Feuchtigkeitsbedürfnisse, in der Ausprägung der
14* 5, Heft
91% ‚Karl W. Verhoeff:
Reusen bestehen und auf den Umstand, daß sie den xerophilen Arten
entweder überhaupt fehlen (z. B. Protracheoniscus orientalis U).)
oder doch sehr abgesenwächt sind, .(z. B. bei Porcellio, Be
pruinosus B.L.).
Ich will’ meine früheren Mitteilungen noch. durch einige andere
Beispiele über das Vorkommen oder Fehlen der Reusen ergänzen: -
Porcellio monticolus von der Riviera besitzt gut entwickelte
Reusen an den 5. Pleon-Exopoditen, welche sich quer im Bogen über
diese erstrecken und von innen her etwa ?/, der Exopoditbreite ein-
nehmen. Sie bestehen ar aus den längsten Strahlenhaaren-
Büscheln.
Porcellio montanus aus Süddeutschland: Die Reusen erstrecken
sich fast über die ganze: Breite der 5. Exopodite, reichen also beinahe
bis zum Außenrand und bestehen. vorwiegend aus und
sehr langen Strahlenhaaren.
Porcellio gallicus aus den Pyrenäen besitzt in seinen Reusen vor-
wiegend mittellange Strahlenhaare, entbehrt dagegen der sehr
langen, während sich die Reusen über ?/, der Exopoditbreite erstrecken.
Ähnlich verhält sich auch P. pyrenaeus, doch sind die mittellangen
Strahlenhaare spärlicher. vertreten.
Porcellio scaber und pietus aus Deutschland zeigen ihre nur aus
kurzen Strahlenhärchen gebildeten, über !/, Exopoditbreite sich
erstreckenden Reusen im Vergleich mit den vorigen Arten also’ ab-
geschwächt. ‘Die Strahlenhärchen sind innen wenig länger als außen,
erreichen aber keine Mittellänge.
Porcellio laevis aus Sizilien, eine der bekanntesten RN
Porcellioniden-Arten, fehlen die Reusen völlig und auch von
den kürzesten Strahlenhärchen ist nichts vorhanden. Dasselbe gilt
für , Paraporcellio medionotatus aus Algier.
Tracheoniscus illyricus aus dem istrisch-kroatischen Küstenlande
besitzt schwächere Reusen als unser: besonders hygrophiler, schon
früher von mir besprochener ratzeburgw, indem ihm die sehr langen
Strahlenhaare fehlen; doch sind seine Reusen gleichwohl noch gut
entwickelt, nehmen fast; die ganze Breite der 5. Exopodite ein und
bestehen aus kurzen und mittleren Strahlenhaar-Büscheln.
Da sich aus meinen bisherigen Beobachtungen ergeben hat,
daß die Beschaffenheit der 5. Pleon-Exopodite hinsicht-
lich der Ausprägung der Reusen einen Gradmesser für
das Feuchtigkeitsbedürfnis der ÖOniscoideen darstellt,
so war es von besonderem Interesse die Formen von Syrien- Pa:
lästina auf das Vorkommen von Reusen zu untersuchen.
Es war von vornherein zu vermuten, daß in dem trockenen und
heißen Klima dieser Länder die Reusen als Bestandteile des Wasser-
leitungssystems keine bedeutende Rolle mehr spielen würden und
in der Tat habe ich sie bei den Euporcellio-Arten vollständig‘
vermißt, was ich besonders für. Porcellio ficulmeus betonen muß,
weil diese Art in Palästina der aa Porcellionide zu sein
scheint. in;
Zur Kenntnis der Landasseln Palästinas. 213
Wenn also ein so gemeiner und weitverbreiteter Isopode wie
Oniscus murarius, den wir auch schon von einigen tropischen Plätzen
‚kennen, in Palästina vollständig fehlt, so erklärt sich das bereits voll-
kommen aus seinen Ansprüchen an eine feuchte Atmosphäre.
Nur bei Proporcellio quadriseriatus als einzigem derartigen Por-
cellioniden Palästinas habe ich an den 5. Exopoditen Reusen
nachweisen können, jedoch gehören sie zu. den schwächsten Aus-
prägungen derselben, indem die Flur von innen her in der Quer-
richtung nur bis zur Mitte der 5. Exopodite reicht und nur aus
kleinsten Strahlenhaaren besteht, Zum Vergleich erwähne ich
den Proporcellio corticicolus aus Griechenland (Achaja) an welchem
ich überhaupt keine Reusen vorfand.
Das völlige Fehlen der Reusen betone ich auch für Protracheontscus
genezarethanus, während unser ostdeutscher Protracheoniscus politus
vollständige aus Büscheln von kleinen, mittleren und großen Strahlen-
haaren bestehende Reusen besitzt.
Eine besondere Rolle hinsichtlich der Atmung und eine wichtige
phylogenetische Stellung unter den Landasseln nehmen die
Oniseiden ein, unter welchen bisher nur Oniscus hinsichtlich der
Reusen untersucht worden ist. Wie ich schon früher nachwies, gehört
Oniscus murarius zu denjenigen Formen bei welchen die Reusen am
stärksten entwickelt sind. Dies gilt aber keineswegs für alle Onis-
ciden, obwohl nach meinen bisherigen Untersuchungen Reusen
überhaupt offenbar fast allen Onisciden zukommen.
Ich wiederhole hier was auf $. 411 in meiner Untersuchung ‚über
die Atmung der Landasseln‘“ festgestellt wurde: „‚Die Oniscus nehmen
eine wichtige Mittelstellung ein zwischen den amphibischen
Isopoden einerseits und der großen Masse der echten Landasseln
anderseits, denn sie schließen sich an die ersteren an durch den Mangel
der Trachealsysteme, während sie mit den letzteren im Besitze von
Wasser aufsaugenden Uropoden-Endopoditen übereinstimmen.“
Dasselbe gilt aber überhaupt für alle Onisciden, die also sämt-
lich auf eine Atmung durch Kiemen angewiesen sind, auch die durch
radiäre Luftfurchen ausgezeichneten Onascus. Öthe
Unter den Isopoden sind also die Onisciden die ausge-
sprochensten Land-Kiemenatmer und schon als solche sind sie
auf eine zeitweise Wasseraufnahme angewiesen. Wenn ich a. a. O.
nachgewiesen habe, daß von Oniscus murarius ‚die sämtlichen Exo-
podite ohne erkennbaren Schaden entbehrt werden können,“ obwohl
gerade bei den Kiemenatmern die Exopodite zum Schutze der
Wasserleitung und zur Verhinderung der Kiemenaustrocknung_ be-
sonders wichtig sind, so muß berücksichtigt werden, daß meine Ver-
suchsobjekte sich andauernd in feuchter Luft befanden.- In freier
Natur würden solche Individuen bei der ersten trockenen. Witierungs-
periode zu Grunde gehen. |
Eine ausgezeichnete primitive Stellung unter den Onisciden
nimmt die Gattung C'haetophiloscia Verh. ein, was ich besonders hin-
sichtlich der Pleon-Epimeren schon in meimem 15. Isopoden-Auf-
. >. iteft
214 Karl W. Verhoeff:
satz hervorgehoben habe. (Archiv f. Biontologie, Bd. II, 1908, p. 343.)
Aber auch die Reusen an den 5. Exopoditen dieser Tiere zeigen
insofern ein primitives Verhalten, als sie nicht in der Gestalt eines:
Bogens angeordnet sind, wie ich es z.B. im 21. Aufsatz Abt. 9 für
Onsscus murarius darstellte, sondern in einer dichten, unregel-
mäßig-mehrreihigen Masse, welche aus sehr blassen aber überaus
zahlreichen Strahlenhaaren besteht, die etwa ?/, der Breite der Exo-
podite einnehmen. Diese Strahlenhaare von vorwiegend mittlerer
Länge zeigen uns durch ihre verworrene Anordnung, daß sie sich
in einem noch nicht ausgestalteten Primärzustand befinden, d.h.
sie haben sich noch nicht zu dem Bogen geordnet, den wir sonst bei
reusenführenden Oniscoideen antreffen. Während ich bei Chaeto-
philoscia elongata diese Reusen in beiden Geschlechtern beobachtete,
konnte ich sie bei aharonsi m. nur für das Weibchen feststellen, wobei
jedoch zu berücksichtigen ist, daß die 5. Exopodite dieses Männchens
nicht nur eine ungewöhnliche Gestalt aufweisen, wie wir im Folgenden
noch erörtern werden, sondern auch so stark pigmentiert, daß dadurch
die Beobachtung erschwert wird.
Die Pleopoden-Exopodite von C'haetophiloscia sind aber auch im
Vergleich mit den andern Oniscinen durch ihre schmälere Gestalt
ausgezeichnet. Während bei Chaetophrloscia elongata die 5. Exopodite
länger sind als breit, finden wir bei Philoscia muscorum z. B., daß
sie im Gegenteil viel breiter sind als lang, ein Gegensatz welcher
sich besonders daraus erklärt, daß bei ersteren die Außenlappen
äußerst schmal bleiben, während sie bei letzteren kräftig entwickelt
sind. Trotz des teilweise schmäleren Baues treffen wir auch bei
Chaetophiloscia an allen fünf Exopoditen die breiten Blut-
bahnen, welche sich dem gebogenen Außenrande entlang ziehen
und diesen Organen den Charakter von sekundären Kiemen
verleihen.
Bei dieser Gelegenheit will ich noch die Reusen von drei anderen
Onisciden-Gruppen erwähnen, über welche bisher nichts bekannt
war.
Bei Philoscia muscorum (und zwar affins aus Württemberg)
' bilden sie einen schmalen aber typisch angeordneten Bogen, welcher
aus Büscheln von mittleren und sehr langen Strahlenhaaren besteht
und die ganze Breite der Exopodite einnimmt. Der Bogen ist vor-
wiegend 1-—2reihig, nur außen und innen in der Nähe der Ränder
sind die Büschel dichter angeordnet.
Die Reusen von Lepidoniscus germanicus sind im ganzen von
sehr ähnlicher Beschaffenheit, bestehen vorwiegend nur aus einer
Reihe von Strahlenbüscheln, deren Strahlen von außen nach innen
- allmählich länger werden und innen sehr lang sind.
Bei Paraphiloscia pygmaea fand ich die Reusen am beschränkte-
sten, indem sie nur aus kurzen Strahlen bestehen.
Es scheint also, daß Reusen bei allen Oniscinen vorkommen,
wenn sie auch nach den Formen eine sehr verschiedene Ausprägung
zeigen.
Zur Kenntnis der Landasseln Palästinas. 215
Unter den Porcellioniden Palästinas konnte ich nur den
schwächsten Typus der Reusenausbildung feststellen, während
den meisten Formen die Reusen vollständig fehlen, ein Zeichen,
daß sie in dem trockenen Klima auf direkte Wasser-
aufnahme nicht angwiesen sind.
Wenn trotzdem dort eine Form wie Chaetophiloscia aharonuı
vorkommt, welche durch ihre gut entwickelten Reusen im Verein
mit reiner Kiemenatmung beweist, daß sie in ihrer Existenz von
Feuchtigkeit abhängt, so zeigt auch diese Tatsache, daß meine
obige Vermutung, es möchten auch in Palästina amphibische Iso-
poden noch nachweisbar sein, berechtigt ist.
3. Ueber neue und alte Isopoden aus Palästina und Schlüssel für einige
wenig bekannte Gruppen.
Die große Zahl der bisher bekannt gewordenen und in der pal®-
arktischen Region am reichlichsten vertretenen Porcellioniden
stellt der Systematik um so größere Schwierigkeiten als die Fassung
der Gattungen und Untergattungen längere Zeit eine sehr unklare
war. In den schon genannten Aufsätzen habe ich diesem Übelstande
abzuhelfen und durch Heranziehung neuer Charaktere die Unter-
suchung selbst zu vertiefen gesucht. Von der Bedeutung der Wehr-
drüsenporen, der Tergitstrukturen und besonders der Atmungs-
organe ist schon die Rede gewesen.
Eine neue Übersicht der näher verwandten Porcellioniden-
Gattungen dürfte zur Klärung der Systematik sehr wünschenswert
sein. Die durch den Mangel der Trachealsysteme und Myrmekophilie
ausgezeichnete Gattung Plathyarthrus bleibt hierbei unberücksichtigt,
ebenso die Kugler C'ylisticus.
a) Porcellioniden- Gattungen.
A. Rücken ungewöhnlich stark gewölbt, die Pereionepimeren
wenigstens der vorderen Segmente mehr oder weniger senkrecht
abstürzend, weshalb der Rumpf von vorn betrachtet im Profil
halbkreisförmig erscheint. Stirn unter abgerundet-stumpfem Winkel
vortretend und unter ihr der Vorderkopf aufgetrieben, wobei
keine Verbindungsleiste der Seitenlappen zustande kommt. Rücken
ohne Körnelung, Pleon mit zwei Paar Trachealsystemen.
1. Leptotrichus B. L.
B. Rücken mehr oder weniger gewölbt, aber niemals so stark,
daß ein Teil der Epimeren und namentlich die vorderen senkrecht
abstürzen, vielmehr sind auch bei den gewölbtesten Formen (wie
Porcellium fiumanum Verh.) die Epimeren schräg abgedacht.
Stirnbildung sehr mannigfaltig und meistens durch einen mehr oder
weniger großen Mittellappen ausgezeichnet, fast immer aber
wenigstens mit einer die Seitenlappen verbindenden Querleiste,
niemals der Vorderkopf winkelig aufgetrieben Q,
5. Heft
216 Karl W. Verhoeff:
C. Telson breit dreieckig, seine Seiten gerade oder fast gerade
verlaufend. Hinterrand des 1.—3. Tergits jederseits tief ausgebuchtet.
Pleon mit Ben ‚Paar Trachealsystemen. — Kleine myrmekophile
Arten 2. Lucasius Kinahan:
D. Telson in ‚ der Mitte nach hinten vorgezogen, daher seine Seiten
im- Bogen tief ausgebuchtet k
E. Pleon mit drei Paar Trachealsystemen an den 1.—3. Exo-
poditen. Tergite mehr oder weniger gekörnelt, das 2.—6. Pereiontergit
vor der Mitte mit gebogener Querleiste. Gestalt wie bei Meto-
ponorthus 3. Orthometopon Verh.
F. Pleon entweder mit zwei oder mit fünf Paar Tracheal-
systemen G, H.
G. Pleon an den 1.—5. Exopoditen, also mit 5 Paar Tracheal-
systemen.
a) Trachealfelder breit, durch abwechselnde Furchen und
Wülste zerklüftet, Hinterrand der vorderen Pereiontergite jeder-
seits stets deutlich ausgebuchtet. 4. Tracheoniscus Verh.
(Untergattungen Tracheoniscus und Megepimerio.)
b) Niemals breite, zerklüftete Trachealfelder, sondern die Tracheal-
systeme münden in kleine seitliche Taschen, sodaß von oben her
entweder nur ein sehr schmales Trachealfeld zu sehen ist oder gar keins.
1. Körper entweder stark einkrümmbar oder mit vollständigem
Kugelungsvermögen, stark gewölbt, Pleon im Profil nach hinten mehr
oder weniger steil abfallend. Hinterrand der beiden vordersten Pereion-
tergite jederseits ausgebuchtet. Uropoden mehr oder weniger
verkürzt. Telson gedrungen und hinten abgerundet. Kopf-
mittellappen wenigstens so weit vorragend wie die seitlichen.
5. Porcellium Verh.')
2. Körper nie mit Kugelungsvermögen, auch nicht stark ein-
krümmbar, zugleich weniger gewölbt, Pleon im Profil nach hinten
sehr schräg abgedacht, Hinterrand der beiden vordersten Pereion-
tergite ohne Ausbuchtung, vielmehr völlig zugerundet. Uropoden
nicht verkürzt. Telson in eine Spitze ausgezogen. Ein eigentlicher
Kopfmittellappen ist nicht entwickelt. Unter der Querkante der
Stirn ein querer Buckel oder Wulst aber keine spitzwinkelige Leiste.
6. Protracheoniscus Verh.
H. Pleon nur mit zwei Paar Trachealsystemen, nämlich an den
1. und 2. Exopoditen. Sie münden in breiten Trachealfeldern
unter einer gebogenen Trachealfeldleiste und sind niemals in
Furchen und Wülsten zerklüftet.
a) Kopf und 1.-—4. Pereiontergit entweder ohne Zapfen und
Fortsätze, oder wenn solche vorkommen finden sie sich am 1.—7. Tergit.
Hautskelett nicht ungewöhnlich verdickt. 4. Porcellio m.
1) Unter den hier aufgeführten Gattungen ist Porcellvum die einzige, welche
Kugler-Arten enthält und sich dadurch C'ylisticus nähert. Hinsichtlich der
Unterscheidung verweise ich auf meinen 10. Aufsatz in den Sitz. Ber. Ges. nat.
Freunde, Berlin 1907, N. 8, p. 244,
Zur Kenntnis der Landasseln Palästinas. 217
(Untergattungen Euporcellio, Mesoporcellio, Eoporcellio, Proporcellio,
Agabiformius, Metoponorthus, Acaeroplastes und Haloporcellio.)
Hinsichtlich dieser Subgenera verweise ich auf meinen 10., 22.,
23., 24. Aufsatz.
b) Kopf und 1.—3. (4.) Pereiontergit mit spitzen Zapfen oder
noch längeren Fortsätzen, welche mehr oder weniger gereiht sind,
5.— 17. Tergit aber ganz ohne diese Bildungen. Kalkskelett ungewöhn-
lich verdickt. 8. Hemilepistus B. L.
(Wüstentiere, welche sich mit Hilfe ihrer Tergitbewehrung im Sande
einwühlen.)
Budde-Lund schreibt p. 151 in seinem Buche: „Rami oper-
culares pedum caudalium crassi, primi et secundi et rarius tertii
vel omnium parium tracheis instructi.‘“ — Welche Arten mehr als
zwei Paar Trachealsysteme besitzen sollen, hat er jedoch nicht ange-
geben, vielleicht besteht auch Hemilepistus aus zwei Gattungen!
Die bisher aus Syrien-Palästina bekannt gewordenen Euporcellio-
Arten habe ich in dem folgenden Schlüssel zusammengestellt und
noch eine von mir aus dem benachbarten Cilicien (Taurus) nachge-
wiesene Art hinzugefügt.
b) Schlüssel für Euporcellio in Palästina-Syrien.
&) Mittellappen des Kopfes bei Erwachsenentiefausgeschnitten,
bei Jugendlichen schwächer ausgebuchtet.
+ 1. Geißelglied doppelt so lang wie das 2. Hinterende des Telson
schmal aber deutlich ab gerundet, Telson tief gefurcht. Uropoden-
propodite viel kürzer als das Telson. 131/;—17!/, mm.
1. deganiensis n. sp.
++ 1. Geißelglied höchstens '/; mal länger als das 2. Hinterende
des Telson zugespitzt.
[) Unter der Körnelung der Tergite treten je zwei para-
mediane größere Höcker stärker hervor. Telson nicht gefurcht.
Uropodenpropodite kürzer als das Telson. 2. fissifrons Dollf.
UJEJ Unter der Körnelung der Tergite keine auffallend größere
Höcker. : Telson kräftig gefurcht. Uropodenpropodite ungefähr
so lang wie das Telson. 3. barröisi Dollf.
b) Mittellappen des Kopfes nicht ausgeschnitten sondern einfach
zugerundet. 6,.d.
c) Mittellappen des Kopfes vorn in. eine zahnartige Ecke
vorgezogen, indem der Mittelhöcker der Unterstirn mit ıhm ver-
wachsen ist. 3. Antennenglied nach außen lappig erweitert, der
Lappen in eine spitze Ecke ausgezogen und ausgehöhlt. Hinterrand
des 4. Tergit tief ausgebuchtet, daher die Hinterecken stark dreieckig
vorgezogen. 1. Antennenglied wenig länger als das 2. Telson breit
abgerundet und tief gefurcht, die Propodite kaum überragend. Rücken
kräftig und dicht gekörnt. 9/,—12 mm 4. chuldahensis n. sp.
d) Mitiellappen einfach abgerundct t, wenn aber dreicckig nicht
mit dem Mittelhöcker der Unterstirn verwachsen. 3. Antennenglied
nicht auffallend erweitert, 8,.f
5. Heft
218 Karl W. Verhoeft:
e) Seitenlappen des Kopfes sehr groß und dreieckig, Mittel-
lappen kürzer aber ebenfalls groß und dreieckig. Telson abgerundet,
oben fast eben. Rücken gekörnt. 5. insignis B. L.
f) Seitenlappen des Kopfes mäßig groß und abgerundet, Mittel-
lappen kurz und breit abgerundet, oder fast bis auf die Querleiste
verkümmert. g,
g) Augen nur aus 10 in 2—3 Reihen angeordneten Ocellen be-
stehend, Geißelglieder fast gleich lang. Körper weiß, unregelmäßig
grau gefleckt, Rücken schwach gekörnt. Telson völlig abgerundet,
ohne Rinne. 5 mm Ig. 6. inconspieuns Dollf.
h) Augen aus zahlreichen, in 4 Reihen angeordneten Ocellen
bestehend, Körper am Rücken einfarbig grau.
-F Rücken kräftig gekörnt. Die Uropodenpropodite viel kürzer
als das Telson und die hintersten Pleonepimeren. 1. Antennenglied
doppelt so lang wie das 2. (Hinterrand des 4. Tergits?) Kopfmittellappen
noch nicht halb so lang wie die seitlichen. Telson spitz. Höcker
am Kopf und 1. Tergit auf je drei Reihen verteilt. Bis 14 mm Ig.
%. contraetus Dollf.
++ Rücken fein gekörnt. Die Uropodenpropodite überragen
die hintersten Epimeren und erreichen fast das Telsonende. 1. An-
tennenglied 11/, mal länger als das 2. Hinterrand des 1.—3. Tergit
kräftig ausgebuchtet, das 4. nur’ mit Andeutung einer Ausbuchtung.
Telson abgerundet-spitz, hinten gefurcht. 4. Antennenglied ohne
Endspitze. 8!/, mm lg. 8. tiberianus n. sp.
+++ Wie contractus, aber Telson völlig abgerundet und
Mittellappen ?’, der Länge der seitlichen erreichend. Hinterrand des
1.—4. Tergit tief ausgebuchtet. Höcker am Kopf und den vorderen
Tergiten dichter gedrängt als bei contractus und mehr zerstreut an-
geordnet, in der Hauptsache auf je vier Reihen zurückführbar. Telson
leicht gefurcht. 81/, mm. 9. eilieius Verh. (Cilicien.)
las gid Rücken ziemlich kräftig gekörnt. Uropodenpropodite
viel kürzer als das Telson und die hintersten Pleonepimeren.
1. Antennenglied mindestens doppelt so lang wie das 2. Mittellappen
des Kopfes äußerst kurz oder bis auf die Querleiste verkümmert.
Telson völlig abgerundet und gefurcht. Höckerchen an Kopf und
Pereion-Tergiten zahlreich und verworren. Hinterrand des 1.—4. Tergit
tief ausgebuchtet, 4. Antennenglied am Ende außen mit vorragender
Ecke. 131/,—20!/, mm lg. 10. ficulneus B.L.
c) Die Euporcellio- Arten.
l. deganiensis n. sp. (subsp.). Im Ganzen dem ficulneus B. L.
sehr ähnlich, hinsichtlich der Seitenlappen des Kopfes, Gestalt, Pro-
portionen, Furchung und Bedornung der Antennen, Gestalt und
Körnelung der Tergite, Gestalt des Telson und der Uropoden ganz mit
ihm übereinstimmend, d’e kleinen und wenig auffallenden Wehrdrüsen-
poren liegen bei beiden Formen etwas vom Seitenrand abgerückt
und durch die vorhergehenden Epimerenzipfel mehr oder weniger
verdeckt. Der Rücken zeigt im Vergleich mit ficulneus ein etwas
Zur Kenntnis der Landasseln Palästinas. 219
matteres und zugleich bleiern-graues Aussehen, während er bei
jenem vorwiegend grauschwarz erscheint.
Auch in den Z-Pleopoden stimmen beide Formen vollkommen
überein, die 1. Exopodite sind nämlich durch äußere stumpfwinklige
Einbuchtung und abgerundet-dreieckige, nach hinten herausragende
Endlappen ausgezeichnet, das Ende der 1. Endopodite innen durch
eine Reihe sehr feiner Zähnchen. (Abb. 4.)
Der Mittellappen ist im Gegensatz zu ficulneus nicht nur aus-
geschnitten, sondern ragt entschieden deutlicher vor als bei jenem,
bei welchem er fast auf die Querleiste reduziert ist.
Vielleicht ist es angemessen diese Form als Rasse des fsculneus
zu betrachten.
Vorkommen: Palästina, Degania 4. IV.20 18 13!/; mm. 1%
mit Marsupium von 17!/,mm. Vom See Genezareth erhielt ich
ein @ von 10!/; mm, dessen Kopfmittellappen zwar nur leicht aus-
gebuchtet ist, im übrigen sich aber auch durch das stärkere Vorragen
desselben und durch die grau-bleierne Farbe vor ficulneus auszeichnet.
2. tiberianus n.sp. Steht ebenfalls dem ficulneus sehr nahe.
Der Kopfmittellappen ist so minimal entwickelt, daß er sich kaum
als solcher von der in der Mitte im Bogen vortretenden Querleiste
absetzt. Letztere ist gegen die Seitenlappen nicht mit stumpfen
Winkeln abgesetzt, sondern geht im Bogen in sie über. Seiten-
lappen entschieden breiter als lang, bei ficulneus so lang wie breit.
Spitzen am 2. und 3. Antennenglied kürzer und stumpfer als bei
jenem. Kopf glänzend und nur mit Spuren von Körnelung. Die sehr
kleinen Wehrdrüsenporen liegen auch hier vorwiegend verdeckt.
7. Beinpaar des $ und 1. Pleopoden ganz wie bei ficulneus.
Vorkommen: Das einzige vorliegende $ stammt vom See
Genezareth. (Es bleibt weiterhin zu prüfen, ob diese Form vielleicht
als eine Rasse des contractus Dollfus aufgefaßt werden kann.)
3. fieulneus B. L.!) Diese in Palästina anscheinend häufigste Art
erhielt ich in zahlreichen, durchgehends einfarbig grauschwarzen
Individuen aus Chuldah. Unter den am 4.—6. III. gesammelten,
meist weiblichen Tieren befand sich kein einziges mit Marsupium.
Budde-Lund hat diese Art offenbar nach Juvenes beschrieben.
Dollfus erwähnt a.a. O. emige Individuen vom Toten Meere,
welche sich durch auffallend abweichende Färbung auszeichnen. Ob
dieselben wirklich zu dieser Art gehören, dürfte erneut geprüft werden.
4. chuldahensis n. sp. weicht von N. 1—3 erheblich ab und nimmt
überhaupt eine etwas isolierte Stellung ein. Rücken vollkommen
matt, Körnelung viel kräftiger als bei jenen Arten und daher
dichter erscheinend. Drüsenporen klein, innen dicht neben dem
Randsaum. Propodite der Uropoden viel länger als bei jenen, indem
das innere Hinterende ungefähr so weit vorragt wie das Telson. Bei
1) P. ficulneus unterscheidet sich von dilatatus und platysoma Bra. sowie
lusitanus. Verh. leicht durch den sehr viel kleineren Kopfmittellappen und die
viel größeren Spitzen am 2, und 3. Antennengliede.
5. Heft
220 ‘ -Karl:W. Verhoeff:
allen vier Formen streichen .die Hinterränder der Propodite. sehr
schräg von außen vorn nach innen hinten. Ausgezeichnet sind ‚das
2. und 3. Antennenglied; das 2. (welches bei jenen in eine stachel-
artige Ecke ausgezogen) ist am Ende oben außen nur in einen ab-
gerundeten Lappen vorgezogen, das 3. (bei jenen mit leicht S-förmig
gebogenem Außenrand und spitzem Endzahn) ist lappig nach außen
erweitert, daher sein Außenrand stark vorgebogen, am Ende nur in
eine kurze Ecke auslaufend. Ende des 4. Gliedes ohne Außenzahn.
Außenlappen des Kopfes abgerundet-dreieckig, außen und
innen fast gerade, etwa doppelt so lang wie der mit dem Mittelzahn
der Unterstirn unter stumpfem Winkel verwachsene Mittellappen.
Öcellen zwar in vier Reihen, aber ihr Haufe kleiner als bei den vorigen
Formen. Die Bucht zwischen-dem Mittel- und den Seitenlappen fast
rechtwinkelig (etwa 95 Grad), bei jenen dagegen sehr stumpfwinkelig
(etwa 120 Grad), abgesehen von N.2. Karpopodit des 7. Beinpaares
ö bei N. 1-—4 einfach zylindrisch, also ohne Erweiterung, Ischiopodit
unten nicht abgeplattet, im Profil gerade erscheinend (bei jenen
Formen dagegen unten abgeplattet und zugleich etwas ausgehöhlt,
im Profil etwas konkav erscheinend).
Von cvlicius ist chuldahensis leicht zu unterscheiden durch beim
letzteren flacheren Rücken und breitere Epimeren, auch durch viel
längere Uropodenpropodite. Die Seitenlappen des Kopfes sind bei
eılicius viel breiter, breit abgerundet und innen bogig begrenzt.
1. Exopodite der Pleopoden des $ mit breit abgerundetem Lappen
nach hinten vorragend und außen im Bogen ausgebuchtet (nicht
winkelig). 1. Endopodite am Ende innen statt der Zähnchen nur mit
einem kleinen Büschel sehr feiner Härchen.
Vorkommen: 1% 2% erhielt ich vom See Genezareth, 1:9
von Chuldah, 6. III. alle Individuen sind einfarbig grau.
d) Über Protracheoniscus Verh.
Schlüssel der Protracheoniscus- Arten:
a) die Seitenknötchen des 3. und 4. Pereiontergit viel weiter
nach innen gerückt als die übrigen. Randfurchen an den Pereion-.
Epimeren völlig fehlend. 1. orientalis U]j.
b) Die Seitenknötchen des Pereion liegen alle ungefähr in einer
Längsreihe.
ce) Telson tief längsgefurcht, Rücken sehr glänzend, neben den
Seitenknötchen deutliche Grübchen. Randfurchen des Pereion
gut ausgebildet. 2. fossuliger Verh.
d) Telson höchstens mit Andeutung einer Furche, Rücken wenig
glänzend oder matt, neben den Seitenknötchen keine Grübchen.
+ Randfurchen des Pereion kräftig ausgeprägt. Antennenschaft
von gewöhnlicher Stärke, 1. Geißelglied !/, so lang wie das 2. Stirn-
leiste in der Mitte vergebogen aber abgerundet. Körperfarbe variabel,
aber ohne dunkle Längsbinden. (Größere Art.) 3. politus (Koch).
Zur Kenntnis der Landasseln Palästinas. 921
++ Randfurchen des Pereion höchstens angedeutet. 5. An-
tennenschaftglied (3) verdickt, 1. Geißelglied nur halb so lang wie
das 2. Stirnleiste in der Mitte dreieckig unter stumpfem Winkel
vorgezogen, zugleich kräftiger als bei politus. Pereion mit drei
dunkeln Längsbinden. 42/,—5!/;, mm lg. 4. genezarethanus n.sp.
Protracheoniscus genezarethanus n.sp. ist die erste aus dem
asiatischen Mittelmeergebiet bekannt gewordene Aıt dieser bisher
fast nur in Europa nachgewiesenen, aber sicher. in Asien weiter aus-
gebreiteten Gattung. |
Grau mit brauner Sprenkelung, welche 3 (5) braunschwarze
Längsbinden enthält, eine breitere mediane und eine (2) schmälere
seitliche, letztere über dem Grund der Epimeren, Rücken wenig
glänzend, unter der Lupe fein punktiert erscheinend. Hinterecken
des 1. Tergit abgerundet-stumpfwinkelig, der Hinterrand völlig zu-
gerundet, Hinterecken des 2.—4. Tergit ebenfalls abgerundet-stumpf-
winkelig, aber der Hinterrand jederseits schwach ausgebuchtet. Die
Seitenknötchen des 1. Tergit dem Seitenrand viel näher als dem
Hinterrand, die des 7. Tergit dem Hinterrand näher als dem Seiten-
rand, die übrigen Seitenknötchen sind wenigstens mit Lupe nicht
leicht erkennbar. Den Randfurchen entsprechend zieht sich neben
den Epimeren-Seitensäumen eine Reihe hinter einander zerstreuter
Drüsenporen. Die Punktierung der Lupenansicht der Tergite zeigt
sich mikroskopisch als hervorgerufen durch zerstreute, äußerst kurze,
blasse, stiftartige Börstehen. Eine Zellstruktur fehlt, auch schuppen-
artige Gebilde sind nur in den Seitenrandgebieten vertreten. Das
Hinterende der kurzen Uropoden-Propodite ragt wenig über die
hintersten Epimeren hinaus und wird selbst vom Telson stark über-
ragt.
Öcellenhaufen von typischer Größe, etwas länger als die kleinen
abgerundeten Seitenlappen. Die stumpfwinkelig nach vorn geknickte
Stirnleiste geht im Bogen in die Seitenlappen über. Unterstirn weder
mit Winkelleiste noch mit Knoten. Die Anschwellung des Antennen-
schaftes betrifft vorwiegend das 5. Glied, welches deshalb auch
furchenlos ist, während das 4. schwach gefurcht. 1. Geißelglied
kaum halb so lang wie das 2.
1.—5. Pleopoden-Exopodite mit -deutlichen, aber im Verhältnis
zu andern Porcellioniden äußerst kleinen Trachealfeldern,
welche durch eine am 2.—5. Exopoditast halbkreisförmige Leiste
begrenzt werden. 5. Exopodite ganz ohne Reusen (Abb. 6). 1. Endo-
podite des $ gerade und allmählich verschmälert, am Ende fast spitz
auslaufend. 1. Exopodite des $ (Abb. 5) sehr breit, außen zweimal
eingebuchtet (b und e), an die vordere Bucht (e) streicht eine
feine Leiste. Der Bogen der Trachealfeldleiste (tfl) erreicht noch nicht
!/, der Länge der Exopodite und ist ungefähr so lang wie der Lappen
zwischen den beiden Buchten. i
Vorkommen: Es wurden nur 2$ vom See Genezareth unter-
sucht. Vielleicht sind die 5. Schaftglieder der Weibchen nicht verdickt.
5. Heft
222 Karl W. Verhoeff:
e) Porcellio-Untergattung Eoporcellio n. sube.
Die Untergattungen von Porcellio sind von mir in den schon
genannten Aufsätzen, also mehrmals behandelt worden, diejenigen
von Porcellio s.lat. im II. Kapitel des 10. Aufsatzes, während ich
die Untergattungen von Porcellio und Tracheoniscus s. lat. im 3. Ab-
schnitt des 22. Aufsatzes übersichtlich erörtert habe. Im letzteren
Schlüssel enthält Porcellio s. str. 4 (6) Untergattungen, während
ich im IV. Kapitel des 23. Aufsatzes eine Erklärung über Nasigerio
und Haloporcelio und im I. Kapitel p. 162 eine Übersicht der
Untergattungen Metoponorthus, Proporcellio, Paraporcellio und Agabi-
formius beigebracht habe. Endlich findet man mit Rücksicht auf die
neuen Gruppen Acaeroplastes und Caeroplastes einen Schlüssel der
Untergattungen auf p. 125 und 128 im 24. Aufsatz, Archiv £. Nat. 1918.
Die neue Untergattung Eoporcellio. gehört zu den primitiveren
Gruppen mit vollkommen abgerundetem 1. Pereiontergit, ist aber
gegenüber allen Porcellio-Untergattungen durch die größte Ein-
fachheit der Stirnbildung ausgezeichnet und kann überhaupt
als die primitivste aller bekannten Porcellio-Gruppen betrachtet
werden.
Eoporcellio n. subg.: Hinterrand des 1.—4. Pereiontergit völlig
zugerundet, Hinterecken des 2. und 3. stumpfwinkelig. Tergite ohne
Querleisten, auch weder mit welliger Zellstruktur, noch mit Wachs-
perlchen bedeckö (nur im Gebiet der Vorderecken der Epimeren
treten Perlchen in beschränkter Menge auf, daselbst auch wellige
Zellstruktur). Höckerchen und Epimerendrüsen fehlen ebenfalls,
aber es treten kurze Börstchen auf, (Abb. 2a,2b) welche einer mehr oder
weniger stumpfwinkelig geknickten Leiste aufsitzen, während sich
der Porenkanal der Börsichen unter dem Scheitelpunkt der stumpfen
Winkel befindet. Unter der Lupe erscheinen die mikroskopischen
Borstenleistehen als kurze, feine Querlinien. Durch Habitus
und den Pigmentierungsgegensatz zwischen Pleon und Uropoden
(Abb. 1) an Acaeroplastes erinnernd.. Unterstirn mit V-förmiger
Leiste, aber Oberstirn völlig ohne Querleiste, auch sind vor
den großen Ocellenhaufen keine Seitenlappen ausgebildet.
1. und 2. Pleopoden mit Trachealsystemen, die 1. und 2. Exo-
podite mit äußerst schmalen Trachealfeldern und fast geraden Tracheal-
feldleisten, der Rand unter ihnen in der Mitte tief eingeschnürt.
Eoporcellio exstinetus n.sp. 2% 5—5°/,;, mm Ig. ($ unbekannt).
Graugelb, mit vier braunschwarzen Längsbinden, 2 schmäleren
paramedianen und 2 breiteren seitlichen; zwischen diesen Binden
braune Sprenkelung. Epimeren graugelb mit einem Längszuge brauner
Längswische und feiner Randwische. Kopf vorwiegend schwarzbraun
und zwar ist das Pigment vorn mehr gedrängt, während es am Scheitel
ein Netz bildet, welches von zahlreichen helleren Fenstern durch-
brochen wird. Antennen gelb, die Geißel und das 4./5. Schaftglied
mit Ausnahme des Endes gelbschwarz, Uropoden größtenteils hell,
ebenso die Beine, aber mit dunkeln Flecken, von welchen zwei Quer-
flecke am Basopodit die auffallendsten.
Zur Kenntnis der Landasseln Palästinas,. 223
Ocellen zahlreich und in vier Reihen angeordnet, die Ocellenhaufen
verhältlich groß, länger als der Abstand zwischen ihnen und der
Antennenbasis. Leiste der Unterstirn oben weit stumpfwinkelig.
Antennen und Beine mit dichter welliger Zellstruktur. 2. und 3. An-
tennenglied außen am Ende mit dreieckig vorragender Ecke, Geißel-
glieder fast gleich lang. — Rücken ziemlich glänzend, Seitenknötchen
deutlich und fast in gerader Längslinie angeordnet, die des 1. Tergit
von Hinter- und Seitenrand fast gleich weit entfernt, die des 6. Tergit
dem Hinterrand etwas und die des 7. Tergit demselben viel näher
als dem Seitenrand. Hinterecken des 1. Tergit völlig abgerundet,
des 2. und 3. abgerundet-stumpfwinkelig, Hinterrand des 1.—3. Tergit
völlig ohne Ausbuchtung. Telson (Abb. 1) hinten abgerundet, seine
Seiten eingebuchtet. Die Uropodenpropodite ragen ungefähr so weit
vor wie das Telson, überragen aber bedeutend die hintersten Epimeren,
auch die Uropodenendo- und Exopodite ragen sehr weit über das
Telson hinaus, besonders stark die letzteren.
Die Börstchen der Tergite (Abb. 2a, 2b) laufen sehr fein und spitz
aus, ein überaus feiner, nur bei stärkerer Vergrößerung erkennbarer
Saum verbindet jederseits das Börstchen mit dem Basalleistchen.
Die 1. Pleopodenexopodite des Q sind sehr klein, noch nicht halb
so groß wie die 2. zugleich pigmentlos, im Gegensatz zu den pigmen-
tierten 2. —5. Exopoditen, die ein sehr schmales Feld abgrenzenden
Trachealfeldleisten (trfl. Abb.3) der 1. und 2. Exopodite ziehen
quer über die tiefen Einschnürungen (e) welche den Eingang zu den
Trachealsystemen (tr) anzeigen.
Vorkommen: Mehrere Weibchen erhielt ich von Rehoboth bei
Jaffa (21. II). und eines von Chuldha.
f) Leptotrichus naupliensis Verh.
Für die mir in natura bekannten Leptotrichus-Arten gebe ich,
als beste Erläuterung zu einer Form aus Palästina, folgende Übersicht:
a) Epimerenränder mit Wimpern besetzt. Rücken fein aber
deutlich abstehend behaart. Seitenknötchen wenig auffallend.
+ Rücken matt, kräftig punktiert. Die Randwimpern der
Epimeren besonders lang, z.T. umgebogen und !/, der Länge der
Epimerenränder erreichend. An den 1. Exopoditen des $ ragt der
lange hintere Endzipfel weit nach hinten heraus und ist ebenso lang
wie der Basalteil, in der Endhälfte namentlich innen mit Stachel-.
borsten besetzt. Der Endzipfel zerfällt nicht in zwei Abschnitte,
sondern ist schmal-dreieckig und allmählich nach hinten verschmälert.
1. syrensis Verh.
+-+ Rücken etwas glänzend. sehr fein punktiert. Die Rand-
wimpern der Epimeren sind viel kürzer, niemals umgebogen, und
erreichen niemals !/;, der Länge der Epimerenränder. An den 1. Exo-
poditen des & erreicht der breite dreieckige Endzipfel nur die halbe
Länge des Basalteiles, während Stachelborsten vollkommen fehlen.
2. panzeri B.L.
5. Heft
924 Karl W. Verhoeff:
b) Epimerenränder gänzlich ohne Wimpern. Rücken .vorwiegend
matt, aber mehr oder: weniger bleiern schimmernd, auch im Profil
nur äußerst kurze Behaarung zeigend.und daher fast nackt erscheinend.
Telson der Länge nach tief ausgehöhlt, oder flach und nur
vorn mit einem abgekürzten Strich. An den 1. Exopoditen: des $
(Abb. 11) ist der Endzipfel ebenso lang wie der Basalteil, aber
Stachelborsten fehlen völlig, der Endzipfel ist ‘schräg nach hinten
und außen gerichtet und besteht aus einem breiten rhombischen
Grundteil und einem schlanken hornartigen Endteil.
AR: 3. naupliensis Verh.
Leptotrichus naupliensis Verh. scheint im östlichen Mittelmeer-
gebiet weit verbreitet zu sein. Nachdem ich ihn zuerst in der Gegend
von Nauplia (Griechenland) gesammelt hatte, fand ich später ein
einzelnes @ bei Lentini in Östsizilien. Die beiden von Herrn Aharoni
geschickten Stücke stimmen mit meinen Europäern so sehr überein,
daß ich von der artlichen Identität überzeugt bin, obwohl ich betonen
muß, daß die männlichen Pleopoden von Europäern bisher noch nicht
untersucht wurden. Auch zeichnet sich das $ von Palästina durch
ein flaches und nur vorn gefurchtes Telson aus. Da aber das 2 auch
in dieser Hinsicht den Europäern gleicht, dürfte es sich bei ersterem
nur um eine individuelle Variation handeln.
Dollfus hat a.a.O. für Palästina-Syrien Leptotrichus panzeri
und tauricus B.L. angegeben. Da beide Arten durch ‚bewimperte
Epimerenränder ausgezeichnet sind, muß eine Verwechselung mit
naupliensis als ausgeschlossen gelten, sodaß also im Gebiet drei Arten
dieser Gattung vorkommen, ein, hervorragend mediterraner Zug
dieser Fauna. ,
Schon im 15. Aufsatz habe ich hervorgehoben, daß der Endrand
des Carpopodit der Beine mit einem Kranz starker Stachel-
borsten bewehrt ist und möchte ich betonen, daß diese Eigentüm-
lichkeit allen vorgenannten Leptotrichus-Arten zukommt. Die
kräftigen Beine sind jedenfalls ausgesprochene Grabbeine, welche
diesen Tierchen gestatten, sich in Sand leicht einzuwühlen und
sich dadurch gegen Austrocknis zu schützen. L. naupliensis Verh. ist
vollkommen einfarbig, am Rücken bleiern grau. In den Epimeren-
Randfurchen münden in einer Reihe hinter einander. zahlreiche
Drüsenporen verschiedener Größe, an den -7. Epimeren z. B.. etwa 20.
Durch kleinere, auf den Tergiten zerstreute Drüsenporen wird ein
dichtes Gerinsel abgeschieden, welches offenbar den bleiernen Schimmer
hervorruft. 1. Endopodite des $ gerade, einfach, allmählich ver-
schmälert, am Ende ohne Auszeichnung. 1. Exopodite des & (Abb. 11)
von sehr auffallender Gestalt und in einen sehr großen Fortsatz
ausgezogen, hinten und innen besonders an diesem dicht mit Knötchen
besetzt. Das große Trachealfeld wird von bogiger Leiste so abgegrenzt,
daß fast ein Kreisabschnitt entsteht. an
Vorkommen: Es wurden untersucht. ein $ von Chuldah (9 mm)
und ein 2 vom See Genezareth (7 mm).
Zur Kenntnis der Landasseln Palästinas. 335
g) Über einige andere Porcellioniden.
Agabiformius aharonii Verh. erhielt ich neuerdings wieder in 2&
von 4!/;,mm Lg. aus der Gegend von Rehoboth 21. II. Von andern
Orten habe ich diese Art noch nicht gesehen.
Haloporcellio penicilliger Verh. Außer 3 @ von 5V/,. -71/, mm
und 6 & von 6!’/,-10 mm von Rehoboth, habe ich noch untersucht
von Chuldah 23 von 10 mm, 1. & 7!/; mm und 2 9 8!/, und 10%/, mm.
In hügeligem Gelände südlich von Rehoboth bei EI Muraw 2. III.
9359, alle Weibchen sind ohne Marsupium. Da Chuldah 2 Stunden
östlich von Rehoboth liegt, ist hiermit ein von der Meeresküste unge-
wöhnlich fernes Vorkommen einer Art festgestellt, deren Verwandte
bisher stets in der Nähe des Meeres beobachtet worden sind. In meiner
Arbeit „über die Atmung der Landasseln‘“ Zeitschr. wiss. Zool. 1920
p. 440 schrieb ich Folgendes:
„Die der Untergattung Nasigerio angehörenden Porcellio-Arten,
also rhinoceros B. L. moebiusis und gerstäckeri Verh. sind für die den
Strandzonen nächstbenachbarten Gebiete mit odeı ohne Land-
pflanzen so charakteristisch, daß ich sie als besondere ökologische
Gruppe der Parhalopetrophilen zusammenfasse. Sie dringen
niemals tiefer ins Binnenland, unterscheiden sich aber von den Halo-
petrophilen dadurch, daß sie mit dem Meerwasser nicht in unmittel-
bare Berührung kommen.“
‚Proporcellio quadriseriatus Verh. Von Rehoboth 21. II. erhielt
ich 1& 7!/;mm, 1 j. 2 4)/;,mm und von Chuldah 1 $ von 9!/, mm,
alle genau ebenso gezeichnet wie die im 23. Aufsatz von mir be-
schriebene Type.
Metoponorthus pruinosus B. L. (genuinus) ist in Palästina offenbar
weit verbreitet und zwar in braunen bis graubraunen Individuen,
deren Pleopoden hell bleiben, während die Uropoden aschgrau bis
braun erscheinen, aber bisweilen etwas gelbliche Exopodite besitzen.
In den männlichen 1. Pleopoden herrscht Übereinstimmung mit
den Europäern, bei welchen bekanntlich auch an ein und demselben
Orte nicht unerhebliche Variationen der 1. Exopodite vorkommen
können.
Rehoboth 21. II. 1 & (9), mm) und 3 9, Chuldah 5 2 81,
—11!/;,mm, davon zwei mit Marsupium, 4.—6. III., Ekron 3. IIL,
1 2 9mm ohne Marsupium, See Genezareth 2 $ 9 mm, 1 & 5!/; mm.
Met. pruinosus meleagris B. L. erhielt ich in zahlreichen weiblichen
Individuen, aber bisher noch kein einziges männliches. Von El
Muraw und dem See Genezareth Stücke ohne Marsupium, dagegen
von Chuldah 6. III., 20 9 von 10—14 mm meistens mit mehr oder
weniger stark geschwollenem Marsupium. Grauschwarz bis grau-
gelb mit mehr oder weniger aufgehellten Epimeren-Rändern, mit
gelben Uropodenexopoditen und schwarzen Propoditen. Die Pleo-
podenexopodite sind stark pigmentiert und daher viel dunkler als
bei pruinosus. | N
Archiv für Naturgeschichte.
1923. A. 5. 15 5. Heft
226 Karl W. Verhoeff:
Der von Dollfus aufgeführte Met. swammerdami Aud. u. Sa. V.
ist vermutlich nur eine Varietät des meleagris.
Metoponorthus subterraneus n. sp. Wahrscheinlich myrmekophil!
— Steht dem myrmicıdarum Verh. aus Sizilien am nächsten und
stimmt mit ihm größtenteils überein, auch in der Lage der Seitenknoten,
des 1. und 2. Tergit, ist aber kleiner, die vorderen Tergite besitzen
deutliche Körnchenquerzüge; das 1. Antennenglied ist mindestens
um 1/, kürzer als das 2. Die Epimeren des 1. Tergites reichen nach
vorn nur bis zum Vorderrand der Öcellenhaufen. Die Schuppen-
borsten der Tergite sind schlanker und spitzer als bei myrmicidarum.
Rücken einfarbig hellgraugelblich mit Spuren von Körnelung. Ocellen
abgeplattet und klein.
Vorkommen: Chuldah 6. III. 12 1& von 41/,-5 mm.
Ob diese Form als Rasse des myrmicidarum zu betrachten ist,
kann erst durch zahlreichere Objekte entschieden werden.
Dollfus beschrieb aus Palästina noch zwei Metoponorthus-Arten,
von welchen die eine vom Toten Meere stammt und durch ungewöhnlich
große Uropoden-Propodite ausgezeichnet ist, während die andere am
See Genezareth gefunden wurde und drei Längsbinden besitzt.
h) Zur Kenntnis der Armadillidiiden.
Schlüssel der Schizidium- Arten.
&) Antennenlappen fast erloschen, nur noch angedeutet, Rücken
unbehaart (?). Telson dreieckig, mit leicht eingebuchteten Seiten
und fast spitzem Ende. 1. fissum B.L. (Cypern und Syrien).
b) Antennenlappen sehr klein. 2. davidi Dollf. (Syrien).
c) Antennenlappen kräftig entwickelt d,.e.
d) Stirnleiste in der Mitte unterbrochen. Telson breit ab-
gestutzt. (Rücken unbehaart?) Ocellen 15, also nur kleine: Gruppen
bildend. 13 mm. 3. hybridum B. L. (Griechenland).
e) Stirnleiste nicht unterbrochen. Rücken mehr oder weniger
abstehend, dicht und fein behaart. f, g
f) Das Schisma an den Hinterecken der 1. Pereionepimeren ist
von oben nicht sichtbar. Stirnleiste im mittleren Drittel im Bogen
nach vorn gekrümmt.
+ Stirnleiste gleich stark bleibend, unter .der Andeutung des
Stirndreiecks tritt die Unterstirn fast kantig vor. Die Hyposchismal-
lappen sind abgekürzt, d.h. sie bleiben von außen gesehen noch
ein gut Stück zurück hinter den abgerundeten Hinterecken. Hinter-
rand des 1. Tergit leicht aber deutlich ausgebuchtet. Hyposchismal-
feld schmal, die Randfurche bricht vor dem Schisma vom Rande ab
und zieht gerade auf dieses los. Telson breit, abgerundet- abgestutzt.
8—20 mm. Innenränder der letzten Epimeren divergierend. (Abb. 7
und 8). 4. oertzeni B. L. (Griechenland).
--+- Stirnleiste in der Mitte schwächer als an den Seiten, unter
der Andeutung des Stirndreiecks ist die Unterstirn abgerundet. Die
Hyposchismallappen sind nicht abgekürzt, sondern überragen im
Zur Kenntnis der Landasseln Palästinas, 227
Gegenteil nach hinten zu die abgerundeten Hinterecken. Hinterrand
des 1. Tergit fast gerade verlaufend. Telson zwischen den Uropoden
dreieckig vortretend, mit kräftig eingebuchteten Seiten und fast
spitzem Hinterende. 12 mm. Hyposchismalfeld breit, die Randfurche
bleibt am Rande, auch unter dem Schisma (Abb. 9).. Innenränder
der letzten Epimeren parallel oder leicht konvergierend.
| 5. tiberianum n.sp. (Palästina).
.. g) Das Schisma an den Hinterecken der 1. Pereionepimeren ist
von obenher sichtbar.
+ Der Hyposchismallappen erscheint von oben gesehen als ein
schmaler, fast bis zur Hinterecke reichender Streifen. Telson
dreieckig, mit fast geraden Seiten, hinten abgerundet. Stirnleiste
im Bogen verlaufend. 7 mm.
6. granum Dollf. (Syrien).
++ Der Hyposchismallappen erscheint von oben gesehen als
ein Dreieck, dessen Hinterende weit von der abgerundeten Hinter-
ecke der 1. Epimeren entfernt bleibt. Telson mit dreieckigem
Hinterteil fast spitz auslaufend, seine Seiten eingebuchtet. Stirnleiste
größtenteils quer verlaufend. 12mm. %. festae Dollf. (Libanon).
* *
*
Schizidium tiberianum n. sp. 12 mm lg. Q grau und schieferschwarz
unregelmäßig marmoriert. Rücken glänzend, fein und ziemlich dicht
punktiert, überall kurz und fein abstehend behaart. Seiten. des
1. Tergit vor dem Schisma fein längs nadelrissig. 1. Geißelglied !/,
der Länge des 2. erreichend. Stirnleiste in der Mitte im Bogen nach
vorn, an den Seiten nach hinten geschwungen und vor den Ocellen
nur eine Andeutung von Seitenlappen bildend. Antennenlappen
gut entwickelt, außen gebogen, vorn etwas gerundet-eckig vortretend.
Hinterenden der Hyposchismalfelder (Abb. 9) so weit nach hinten
vorragend, daß sie von außen her durch Seitenlappen des 2. Tergit
verdeckt werden. (Bei oertzeni Abb. 7 und 8 liegen die Hinterenden
der viel kürzeren Hyposchismalfelder von den Seiten betrachtet
vollkommen frei.) Hinterecken der Epimeren des 3. Pleonsegmentes
entschieden spitzwinkelig, (bei oertzeni fast rechtwinkelig). Seiten-
lappen des 2. Pereiontergit abgerundet-abgestutzt (Abb. 9), bei
oertzenv abgerundet. (Abb. 7.)
Vorkommen: 4 2 vom See Genezareth.
Anmerkung: Der Bau des Schismas und Hyposchismalfeldes
und Verlauf der Randfurche des 1. Tergit sind für die Schizidium-
Arten maßgebende Charaktere. Leider sind die meisten Arten in
dieser Hinsicht noch nicht genügend aufgeklärt und auch Dollfus
hat keine Darstellungen beigebracht, welche sich mit meinen Abb. 7—9
vergleichen ließen.
- Armadillidium rehobotense Verh. Zahlreiche. Individuen erhielt
ich neuerdings teils von El Muraw, 2. III. (größtes. Stück 9!/, mm)
15* 5. Heft
238 Karl W. Verhoeff:
teils von Ekron. Von Rehoboth untersuchte ich 9 Erwachsene und
6 Jugendliche von 21/,—3!/, mm. — Die vier Reihen braunschwarzen
Flecke bestehen aus mehr oder weniger unregelmäßig verzweigten
Pigmenten.
Armadillidium vulgare B.L. Es ist merkwürdig, daß Dollfus
das echte A. vulgare nicht angibt, obwohl er aus Syrien-Palästina
mehrere Armadillidium-Arten anführt, die ich noch nicht gesehen
habe. — Von Zahle IV. 17 erhielt ich zwei Dutzend Individuen von
typischer Färbung und dem bekannten sexuellen Farben-Dimorphismus,
übrigens durchgehends kleiner als unsere Mitteleuropäer. Vom See
Genezareth liegt ein d von 8mm Länge vor.
t
i) Chaetophiloscia aharonii n. sp.
Schlüssel der Ohaetophiloscia-Arten.
Dollfus hat a.a. 0. für Syrien-Palästina die Philoscia elongata
Dollf. angegeben, freilich ohne irgend welche näheren Angaben über
dieselbe zumachen. Da nun diese Art dietypische und zugleich häufigste
der Gattung Chaetophiloscia ist und die von mir aus Palästina nach-
gewiesenen Chaetophiloscien äußerlich ganz mit elongata überein-
stimmen, so ist es höchst wahrscheinlich, daß Dollfus ebenfalls diese
vorgelegen haben und er ihre artliche Besonderheit nicht erkannt hat.
Zur Orientierung über die noch wenig bekannten Arten dieser Gattung
gebe ich folgende Übersicht:
&) Oberstirn mit vollständiger, quer verlaufender und vor den
Ocellen tief herabbiegender Leiste!). Pereionepimeren mit Rand-
furche, 2.—4. Epimere durch Basalfurche abgegrenzt. In Größe und
Färbung der elongata äußerst ähnlich. 1. illyrica Verh.
b) Oberstirn ohne Querleiste c,d.
c) Pereionepimeren mit deutlichen Randfurchen, der Rand der
6. und 7. in der Mitte abgerundet-stumpfwinkelig vortretend, am Grund
der 2.—4. Epimere meistens mit feiner Längsnaht, welche aber auch
bisweilen fehlen kann.
+ 1..Endopodite am Pleon des 3 in der Endhälfte bis zum Ende
gleichmäßig verschmälert, 1. Exopodite mit stumpfwinkeliger Ein-
buchtung. 5. Exopodite des & nur in eine sehr kurze Spitze auslaufend,
außen nur schwach ausgebuchtet (Abb. 10). (Beim 9 sind die 5. Exo-
podite nur abgerundet-eckig, ohne Spitze und ohne Ausbuchtung).
Längsnaht am Grunde der 2.—4. Epimere meistens durchlaufend,
seltener fehlend. 2. elongata (Doll£f.).
++ 1. Endopodite am Pleon des $ im letzten Drittel plötz-
lich viel dünner als vorher (Abb. 12). 5. Exopodite des $ in eine
1) Diese Oberstirnleiste ist nicht zu verwechseln mit der feinen, bei allen
Arten vorkommenden Unterstirnleiste, welche hinter den beiden Antennen-
gruben hinzieht und quer über die Mitte streichend sich unmittelbar über und
hinter den Antennulen befindet.
Zur: Kenntnis der Landasseln Palästinas, 229
lange und starke Spitze ausgezogen (Abb. 13), fast !/, so lang wie
das übrige Exopodit, außen neben der Spitze eine tiefe Ausbuchtung,
1. Exopodite mit rechtwinkeliger Einbuchtung, 2.—5. Exopodite
stark pigmentiert und mit schwarzem Längsband. Längsnaht am
Grunde der 2.4. Epimere sehr fein (2) oder ganz fehlend (4).
3. aharoni: n. sp.
d) Pereionepimeren entweder ganz ohne oder mit schwächeren
Randfurchen, der Rand der 6. und 7. Epimere einfach zugerundet,
am Grunde der 2.4. Epimere niemals eine Längsnaht. e, f.
e) Hinterecken der 7, Pereion-Epimere abgerundet, Rücken
auf braunem Grunde durch grauweiße Fleckung marmoriert erscheinend
Drei Längsreihen, eine mediane ausrundlichen und seitliche aus läng-
lichen Flecken bestehend, sowie die breiten Epimerenränder sind
grauweiß. 4. penteliconensis Verh.
f) Hinterecken der 7. Pereionepimeren eckig, spitz- bis recht-
winkelig vortretend. g, h.
g) Seiten des Telsons leicht aber deutlich eingebuchtet. Be-
borstung des glänzenden Rückens nur spärlich. Pereionepimeren ganz
ohne Randfurchen, außen größtenteils dunkel. Ende der 1. Pleon-
Endopodite des $ in zwei Läppchen geteilt. (Man vergl. Abb. 13 und
16 im 15. Isopoden-Aufsatz, 1908. 5. sieula Verh.
h) Seiten des Telsons gerade verlaufend, Rücken reichlicher
beborstet. Die 1. Pleon-Endopodite des $ (soweit bekannt) am Ende
nicht in Läppchen geteilt. i, k
i) Hinterzipfel der 7. Pereionepimeren und Pereionepimeren
überhaupt dunkel.
«) Rücken hellbraun mit grauweißen Flecken. 6. attica Verh.
ß) Rücken dunkel chokoladenbraun mit grauweißen Flecken.
+ Rücken länger beborstet, mit heller Medianlinie, die seitlichen
hellen Flecken unregelmäßig angeordnet. (1.3 Pleopoden in Abb. 14
des 15. Aufsatzes.) %. glandulifera Verh.
+++ Rücken kürzer beborstet, ohne helle Medianlinie, die seit-
lichen hellen Flecke am Grunde der Epimeren in regelmäßiger Längs-
reihe. 8. gravosensis Verh.
k) Hinterzipfel der 7. Pereionepimeren breit dreieckig aufgehellt.
(1. & Pleopoden in Abb. 31 und 32 des 15. Aufsatzes.)
9. piligera Verh. (= :italica Verh.).
Chaetophiloscia aharonii n.sp. Von der Größe, Farbe und dem
Habitus der überhaupt höchst ähnlichen elongata Dollf.
In den Furchen der Epimerenränder mündet eine Anzahl von
‘ Drüsenporen, z. B. am 6. und 7. Pereiontergit 7—9 und zwar mehrere
zerstreut an der abgerundeten Vorderecke, 2 vor der Mitte.
Die Beborstung der Tergite erscheint mikroskopisch als aus drei-
eckigen, am ehesten an den Rändern erkennbaren, äußerst blassen
Borstenschüppchen gebildet. 7. Beinpaar des $ ohne Auszeichnung.
Die Spitzen der etwas nach außen gebogenen, verdünnten End-
strecken der 1. Endopodite des & (Abb. 12) ohne besondere Bewehrung.
Rand der 1. Pleonexopodite des ä nackt, der 2. mit einer Reihe
5. Heft
230 Karl W. Verhoeff:
Borsten, deren hinterste die stärkste, 2. Exopodite am Ende abgerundet,
außen weit ausgebuchtet. Ähnlich aber kürzer und weniger tief aus-
gebuchtet sind die 3. und 4. Exopodite des J. Die ausgezeichneten
5. Exopodite zeigt Abb. 13. Alle Exopodite des @ sind viel kürzer
und gedrungener, die 1. außen flach stumpfwinkelig ausgebuchtet,
die 2.5. alle außen ganz ohne Ausbuchtung, die 2.—4. hinten stark
abgerundet, die 5. hinten dreieckig vorragend.
Vorkommen: Diese bisher einzige aus Palästina bekannte
Onisciden-Art scheint dort nicht selten zu sein.
Vom See Genezareth sah ich 6 2 (davon 3 mit Marsupium) und 1&
von 6 mm Länge. El Muraw 2. III. ein 2 mit schlüpfreifen Larven.
Chuldah 9 9 fast alle mit Marsupium. Rehoboth schon 21. II. (!)
ein @ von 61/), mm mit Marsupium.
Inhaltsübersicht. rn
e1L®
1. Bunlessung‘ ad. Iiteratar.en ERERINDIT DV ee 206
2. Die zoogeographische Bedeutung der Pleon-Reusen .... 211
3. Über neue und alte Isopoden aus Palästina und Schlüssel
für einige wenig bekannte Gruppen . .. 2.2: 2... 215
a) Porcellioniden-G stbungen 1..0,9.9. nizen. Cake 215
b) Schlüssel für Zuporcellio in Palästina-Syrien . . . . . 27
6) ‚Die, Humorcelso-Aften .y.. ...”.. .,”. .. 9.0. ee 218
d) Über Protracheoniscus und Schlüssel der Arten. ... . 220
e) Porcellio, Untergattung Eoporcellio n.subg. . . . - » - 222
f),sbeptotrichusnaupbhiensis Verh., . » : 2. en .eu nn 323
g) Über einige andere Porcellioniden ......... 225
h) Zur Kenntnis der Armadillidiiden ...... a
i) Chaetophiloscia aharonis n.sp. und Schlüssel der Chaeto-
DhrlOscH- Athena Aashar url 1A ae Saphpehrniden. ng re 228
u A EN 3
Archiv für Naturgeschichte 88. Jahrg. 1922, Abt.A.
Verhoeff: Zur Kenntni
K.WVerhoeff gez
(Verhoeff ) Tafel I.
HHaiserlith Anst bagan 5.028
dasseln Palästinas.
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DIE NARN)
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Zur Kenntnis der Landasseln Palästinas, 231
Erklärung der Abbildungen.
Abb. 1—3. Eoporcellio exstinctus n. sp. Q.
1. Das 5. Pleopodensegment, Telson und Uropoden von oben gesehen,
x 56.
2a. Vier Tergitborsten mit ihrem Basalleistchen, > 340.
2b. Eine derselben, X 500.
3. Das 2. Pleopoden-Exopodit von unten gesehen, e Eingang zum
Trachealsystem, trfl Trachealfeldleiste, tr Tracheen, > 125.
Abb. 4. Porcellio deganiensis n. sp. & Ende eines 1. Pleopodenendopodit, >< 220,
li Innen- a Außenrand.
Abb.5 und 6 Protracheoniscus genezarethanus n. sp. d.
5. Rechtes 1. Pleopoden-Exopodit von unten betrachtet, tfl Tracheal-
feldleiste, x 125.
6. Rechtes 5. Pleopoden-Exopodit von oben her dargestellt, bp Baso-
podit, tf Trachealfeld, r Innenrinne, x 125.
Abb. 7 und 8 Schizidium oertzeni B.L.
7. Das 1. hund 2. Pereiontergit schräg von außen und unten betrachtet,
x10.
8. Rechtes Schisma des 1. Tergit ebenso, rf Randfurche, sch Schisma,
a vorderer Anfang desselben, hsch Hyposchismalfeld, X 56.
Abb. 9. Schizidium tiberianum n.sp. das 1. und 2. Pereiontergit schräg von
außen und unten betrachtet, X 10.
Abb. 10. Chaetophiloscia elongata« (Dollf.) $. Das 5. linke Pleopodenexopodit
nebst Propodit (bp) von oben her dargestellt, bb Blutbahn, X 125.
Abb. 11. Leptotrichus naupliensis Verh. . Das rechte 1. Pleopcden-Exopodit
von unten gesehen, tf Trachealfeld, a Verbindung mit dem Baso-
podit, X 56.
Abb. 12 und 13. Chaetophiloscia aharonii n.sp. &.
12. Die Endopodite der 1. Pleopoden von unten betrachtet, X 56.
13. Linkes 5. Exopodit von oben gesehen, X 125.
5. Heft
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattun
Halictus Latr. Ä
Von Landgerichtsrat P. Blüthgen in Naumburg a.S.
(Mit 38 Figuren.)
I. Die Stellung der grünen Arten im System.
Die Gattung Halictus Latr. bietet nächst Sphecodes Latr. dem
Systematiker wohl die größten Schwierigkeiten, sowohl ihres un-
erschöpflichen Artenreichtums wegen, als auch deshalb, weil sie sich
durch die außerordentliche Gleichförmigkeit langer Reihen von Arten
und die Subtilität der Unterscheidungsmeıkmale auszeichnet.
Eine Anzahl.von Arten (ich spreche nur von den paläarktischen)
unterscheidet sich nun sogleich von dem Gros durch die mehr oder
weniger metallisch grüne bis blaue oder die erzfarbene Färbung des
Chitins wenigstens von Kopf und Thorax. Diese Arten erscheinen
dadurch als zusammengehörig, und sie sind auch ın der Tat von den
Autoren in der Regel als Gruppe für sich behandelt worden, so in den
Arbeiten von Schenck, Thomson, Saunders, Morawitz u. a.
In \:ahrheit bilden jedoch die grünen Halictus keine in sich ge-
schlossene und von den nicht grünen geschiedene Gruppe, ebensowenig
wie das z. B. bei den Andrena-Arten mit rotem Hinterleib der Fall ist.
Sieht man sich nämlich die ausgesprochen grün gefärbten Arten nähor
an, so wird man bemerken, daß sie in einzelne mit einander nicht
oder nicht näher verwandte Gruppen zerfallen, die sich ihrerseits
morphologisch so eng an gewisse Gruppen nicht grüner Arten an-
schließen, daß es ohne die abweichende Chitinfarbe niemand einfallen
würde, sie nicht in jene einzuordnen. So gehört Halictus tumulorum L.
und der Kreis seiner Verwandten nach Körperform und Zeichnung
beider Geschlechter und nach dem Bau der Fühler und der Bauch-
platten der Hinterleibssegmente in die Gruppe von sezcinctus F.
(Arten mit Binden auf den Segmentenden), cephalicus Mor. und seine
Verwandten gleichen in der Kopfform der 92 außerordentlich ma-
culatus Sm. und verschiedenen anderen Arten der sexcinctus-Gruppe,
der Formenkreis von SmeathmanellusK. und morio F. zeigt mehr oder
weniger die Merkmale der Gruppe calceatus Scop., araxanus nov. spec.
gehört offensichtlich in die Verwandtschaft von minutus K., lepto-
cephalus nov. spec. in diejenige des clypearis Schek. Diese Beispiele
ließen sich beliebig vermehren.
Zudem ist die grüne oder blaue Färbung eine reine Strukturfarbe,
hervorgerufen durch Interferenzerscheinungen infolge der Struktur
der Chitinoberfläche. Sie ist deshalb auch in ihrer Intensität außer-
ordentlich variabel (man vergleiche den leuchtend metallisch goldig-
P. Blüthgen: Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halictus Latr. 233
grünen virens Erichs. (simulans Per.) oder aureolus Per. mit dem trübe
schwärzlichgrünen tumulorum L.) und häufig ganz oberflächlich, nur
bei bestimmter Belichtung erscheinend (so namentlich der grüne
Schimmer rotgefärbter Körperteile, z. B. des Hinterleibs von Pici
Per.).
Schließlich ist auch die Grenze zwischen grünen und nicht grünen
Arten flüssig: es gibt unter letzteren solche, bei denen das Mesonotum
und Schildchen manchmal einen mehr oder weniger deutlichen grün-
lichen Schimmer aufweist (so zanthopus K., rufocinctus Nyl., sexnota-
tulus Nyl.), Arten, bei denen diese Körperstellen stets eine ausge-
sprochen », sei es matte (prasınus Sm.), sei es weniger (breviventris Schck.,
subaenescens PEr.) oder mehr (salinus Mor.) metallische Buntfärbung
besitzen, und schließlich Arten, bei denen das Schwarz oder Braun
des Chitins allgemein einen leichten graulichen oder bräunlichen Erz-
schimmer zeigt (z. B. mandibularis Mor., nitidiusculus K.).
Offenbar in Erwägung dieser Tatsachen hat bereits J. Perez in
seinen verschiedenen Arbeiten die grünen Arten im Anschluß an die
Binden-Halictus behandelt. Er begeht aber die Inkonsequenz, auf
halbem Wege stehen zu bleiben und sämtliche grünen Arten als ein-
heitliche Gruppe aufzuführen, anstatt ihre natürliche Gliederung
durchzuführen.
Für Bestimmungstabellen wird man natürlich nach Möglichkeit
die Färbung des Chitins als leicht ın das Auge fallendes Unter-
scheidungsmerkmal beibehalten und die grünen Arten als Hauptgruppe
von den übrigen abtrennen. Denn wenn man auch bemüht sein muß, die
Kennzeichen so zu wählen, daß natürliche Gruppen nicht auseinander-
gerissen werden, so muß doch dieses Bestreben hinter dem Zweck eines
Bestimmungsschlüssels, die Erkennung einer Art auf raschestem und
einfachstem Wege zu ermöglichen, zurücktreten.
II. Die Gruppe des Hal. cephalicus Mor.
Unter den grünen Halictus hebt sich eine Gruppe unter einander
sehr nahe verwandter Arten durch ihren Habitus auffällig von den
übrigen ab. Gemeinsam ist ihnen die gedrungene Gestalt, die nament-
lich durch den kurzen, breiten und gewölbten Hinterleib bedingt wird,
und der dicke, bei einzelnen Arten an Masse dem Thorax gleichkommende
Kopf. Dieser ist viel breiter als jener, hinter den Augen mehr oder
weniger stark verlängert, die Schläfen sind sehr dick, das Gesicht mehr
oder weniger quadratisch, nach unten nicht oder nur ganz schwach
verjüngt, die inneren Augenränder kaum gebogen, fast parallel. Die
horizontale Fläche des Mittelfeldes ist seitlich und hinten weit ge-
rundet, ebenso wie der Stutz poliert und stark glänzend, das Mittel-
feld sehr fein skulptiert.
Über die einzelnen Arten dieser Gruppe herrscht noch rechte
Unsicherheit. Ich habe mich in ‚‚Deutsch. Ent. Zeitschr.‘ 1920, p. 291 ff.
bemüht, eine wenigstens vorläufige Klärung der mediterranen Formen
zu schaffen. Die Untersuchung zahlreicheren Materials aus dem
Wiener Staatsmuseum, die ich inzwischen vornehmen konnte, er-
5. Heft
234 | P. Blüthgen:
möglicht mir eine Ergänzung, zumal ich darunter das mir noch nicht
bekannte des conjungens Blüthg. und zwei weiterenoch unbeschriebene
Arten fand.
Freilich bleibt nach wie vor die Unklarheit darüber, auf welche
Art cephalicus Mor. zu beziehen ist. Nachdem ich etwa 200 QQ2 des
Kessleri Brams. aus den verschiedensten Gegenden untersucht habe,
muß ich jetzt allerdings die Möglichkeit zugeben, daß dies doch ce-
phalicus ist. Denn nur ein sehr geringer Prozentsatz davon besaß
noch mehr oder weniger deutlich die lockeren Endbinden, welche
völlig frische Stücke aufweisen. Unter den übrigen Exemplaren war
eine erhebliche Anzahl sonst noch sehr wohl erhalten, namentlich die
Flügelsäume unversehrt, ein Zeichen, daß sie nur kurze Zeit geflogen
sein können. Die Binden reiben sich offenbar sehr rasch ab, und es
ist daher nicht ausgeschlossen, daß die Stücke, die Morawitz bei
der Beschreibung vorgelegen haben, solche waren, die, im übrigen
völlig frisch erscheinend, doch schon die Binden eingebüßt hatten.
Andererseits besteht aber ebensogut die Möglichkeit, daß cephalicus
die Art ist, die'ich nachstehend unter dem Namen neuter beschreibe.
Und schließlich paßt die Beschreibung auch auf die Art, auf die ich
a. a. OÖ. den cephalicus bezogen habe.
Diese Ungewißheit wird sich erst dann beheben lassen, wenn die in
Petersburg befindliche Type wieder der Forschung zugänglich sein
wird. Jedenfalls glaube ich, es immerhin als einen Fortschritt be-
zeichnen zu dürfen, wenn zunächst einmal die einzelnen Arten der
Gruppe von einander abgegrenzt werden. Die Festlegung der Syn-
onymie mag später erfolgen.
1. Hal. Kessleri Bramson (Fig. 1a 9, 1b.)
Den von mir a.a. O., p. 294 angegebenen Fundorten kann ich
folgende nachtragen: Südfrankreich (Marseille, 1 9), Istrien und
Dalmatien (von zahlreichen Orten, daselbst anscheinend häufig),
Krain (Loitsch, 19), Niederösterreich (Bisamberg, sehr zahlreich),
Sizilien (1 2), Korfu (1 2), Griechenland (ohne nähere Angabe, mehrere
Stücke), Mazedonien (Usküb), Russisch-Armenien (Eriwan), ferner
aus den bereits als Verbreitungsgebiet bekannten Gegenden: Susak,
Bakar, Zadar und Orik (bei Fiume), Leithagebirge, Hegyes-halom
(Ungarn), Waloniki (Südrußland), Jekaterinoslaw.
Die Art variiert in der Größe ziemlich erheblich, namentlich im
weiblichen Geschlecht. Herr Prof. Dr. Sajö (Budapest) schrieb mir,
im Gebirge finde sich eine größere, in der Ebene eine kleinere Form.
Ich habe aber dieselben Schwankungen auch bei Tieren von derselben
Örtlichkeit (z. B. Bisamberg) gesehen. Manche 22 haben hinten gelbe
Schulterbeulen; die Fühlergeißel ist unten nicht selten heller (gelbbraun
statt rötlichbraun). Die 99 sind aber stets auf den ersten Blick an dem
flachen, am Vorderrand mitten etwas aufgeworfenen Kopfschild zu
erkennen.
Bei den $% kommen Stücke. mit metallisch blauem. Mesonotum
vor; manchmal sind die Oberkiefer mit Ausnahme der roten Spitze ganz
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halietus Latr. 235
schwarz; die dunkle Zeichnung der Mittel- und Hinterschienen ver-
drängt nicht selten die gelbe Grundfarbe bis auf einen schmalen Ring
am Grunde und am Ende.
2. Hal. neuter nov. spec. 2
Im allgemeinen mit conjungens Blüthg. übereinstimmend, nament-
lich in der Kopfform, Farbe und Art der Behaarung, aber in folgenden
Punkten abweichend: Das 1. und 2. Segment sind nicht lebhaft,
sondern mäßig glänzend, außer der polierten Basis des 1. auch äußerst
fein gerunzelt, deshalb mit seidigem Schimmer, die Punktierung des
Hinterleibs etwas kräftiger, die Segmentendbinden lockereı, die beiden
ersten mitten unterbrochen; schließlich ist auch die Größe durch-
schnittlich etwas erheblicher (€,5—7 mm).
15 22 von Helenendorf (Transkaukasien) im Wiener Museum.
Möglicherweise eine Varietät von conjungens?
3. Hal. gemmeus Dours (cephalicus Mor.) (Fig. 5)
A. a. O., p. 299 habe ich die Ansicht ausgesprochen, daß cephalicus
Mor. (so wie ich ihn gegenwärtig auffasse) von gemmeus Dours ver-
schieden sei. Nach Durchsicht zahlreicheren Materials neige ich in-
dessen dazu, beide für identisch und die von mir angegebenen Unter-
schiede für individueller Art zu halten. Der Name gemmeus ist dann
als der frühere für die Art anzuwenden. Bezeichnend für sie ist die
kräftigere und weitläufigere Punktierung, ein Merkmal, das besonders
auf Gesicht und dem 1. Segment hervortritt.
Folgende Fundorte sind mir bisher bekannt geworden: Süd- und
Südwestfrankreich, Spanien, Pityusen, Balearen, Korsika, Sardinien,
Italien (Livorno, Apulien, Kalabrien), Sizilien, Algier, Tunis, Dal-
matien, Korfu, Griechenland, Kleinasien (Poln-Tschiftlik), Ägypten.
Aus weiter nach Osten liegenden Gegenden ist mir noch kein
Stück zu Gesicht gekommen. Das spricht eigentlich dagegen, daß der
aus Daghestan (Baku und Derbent) beschriebene cephalicus diese
Art ist, und läßt eher vermuten, daß es sich um eine der beiden vorigen
Arten handelt.
4. Hal. conjungens Blüthg. $ (Fig. 2a 9, 2b $)
Die Beschreibung des @ dieser Art ist a.a. O., p.299 gegeben.
Weitere Fundorte: Beirut (12), Kleinasien (Erdschias), Kaukasus-
gebiet (Helendorf: zahlreiche Stücke; Araxestal: 2 20). Ergänzend
möchte ich bemerken, daß auf der Mitte des Mesonotums die Zwischen-
räume-der Punkte deutlicher, wenn auch meist kleiner als diese, und
an sich mäßig glänzend sind; im ganzen erscheint die Fläche aber
matt, mit seidigem Schimmer.
In einer kleinen Anzahl von Stücken, teils von Helenendorf, teils
von Erdschias, fand sich unter dem mir vorliegenden Material auch
das & vor. Es gleicht in der Kopfform und im Habitus im allgemeinen
dem & von Kessleri, jedoch ist der Hinterleib etwas schlanker. Der
Kopfschild ist ausgedehnter gelbgezeichnet, die Oberlippe gelb, die
5. Heft
236 P. Blüthgen:
Oberkiefer gelb mit roter Spitze und schwarzem Fleck außen: an der
Basis. Die Körperfarbe ist hellgrün, Fühlergeißel unten biäunlichgelb,
das 2. Glied vorn und unten rostgelb. Die Flügelschuppen sind durch-
scheinend horngelblich, vorn gelb gefleckt. Die Mittel- und Hinter-
schienen zeigen nur kleine braune Flecken auf Außen- und Innenseite.
Das beste Meıkmal, welches das & sofort erkennen läßt, bietet der Bau
des Hinterleibs: die Rückensegmente sind am Ende kräftig eingedrückt
(die Endsegmente etwas schwächer), das 1. ist auf der Scheibe quer
in flacher Mulde vertieft, dahinter kräftig gewölbt, wodurch ein vor
der Depression (Endteil) liegender flacher Wulst entsteht, gegen den
jene scharf abgesetzt ist; das 2. ist am Grunde kräftig eingedrückt,
dahinter kräftig und gegen den Endteil scharf abgesetzt gewölbt;
ebenso, aber schwächer, das 3. Die Segmente sind fast matt, sehr dicht
fein punktiert, die Zwischenräume kleiner als die Punkte, nur das
1. Segment etwas glänzender und ein wenig weitläufiger punktiert,
namentlich auf dem Endteil. Bauchsegment 2—-4 mäßig und seidig
glänzend, sehr dicht and äußerst fein ganz flach punktiert, 5 etwas
weitläufiger und glänzender, 6 deutlich, wenn auch sehr fein, ziemlich
dicht punktiert; 3 am Ende schmal, 4 bis zur Mitte des Segments halb-
mondförmig flachgedrückt, 5 von den Seiten nach der Mitte abschüssig.
Behaarung wie beim 9, das Gesicht unterhalb der Fühler dicht
schmutzigweiß beschuppt und behaart. Die Rückensegmente am Ende,
das 2. und 3. auch am Grunde mit lockeren Haarbinden von schmutzig-
weißlicher Farbe, die ersten beiden Endbinden anscheinend mitten
unterbrochen, Segment 2 und 3 auch längs den Seiten locker befilzt.
Flügel wasserhell, Adern bräunlichgelb, Mal noch heller.
‚Sonst im wesentlichen Kessleri & gleichend.
5. Hal. mordax nov. spec. © (Fig. 3)
Kopf und Thorax metallisch grün, Mittelfeld dunkler, Brust
und Thoraxseiten schwarz, Oberkiefer hell rostrot mit dunklerer Spitze,
Rand des Kopfschilds und der Oberlipperostrot, Fühler hellrötlichbraun,
die Geißel oben dunkler; Schulterbeulen elfenbeinweiß; Hinterleib
durchsichtig rötlich gelbbraun, die Segmentenden strohgelb durch-
scheinend, Segment 1 (mit Ausnahme des Endteils), 4 und 5 dunkler,
l in mancher Beleuchtung mit schwach grünlichem Metallschimmer;
Beine (einschließlich der Hüften) rötlichgelb; Flügel milchig getrübt,
mit sehr blaßgelben Adern und Mal. _
Kopf etwa so lang wie breit (breiter erscheinend), Schläfen sehr
dick, Kopf hinter den Augen stark verlängert mit parallel-gerundeten
Seiten. Oberkiefer sehr lang, gekrümmt, nach unten gebogen, mit
langem, spitzem Endzahn und breitem, abgerundeten, flachen Innen-
zahn. Fühlerschaft sehr lang (bis zum entgegengesetzten Nebenauge
reichend). Kopfschild gewölbt, vorn gerade abgeschnitten, vom Stirn-
sch’ldchen nicht durch eine Naht, sondern nur durch eine Einsattelung
getrennt.
Gesicht dicht fein punktiert, die Zwischenräume so groß oder etwas
größer als die Punkte, glänzend; Scheitel weitläufiger punktiert, mit
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halictus Latr. 237
lebhafterem Glanz. Schläfen stark glänzend, ziemlich dicht fein
punktiert, ganz unten auch sehr fein gerieft. Kopfschild nur ganz am
Grunde seitlich etwas punktiert; Stirnschildchen zerstreut punkt iert.
Mesonotum und das flache Schildchen dicht fein punktiert, die
Zwischenräume etwas größer als die Punkte, diese nicht stärker als die
des Kopfes. Mesopleuren wenig glänzend, dicht fein punktiert; die
Seiten des Mittelsegments matt, lederartig skulptiert. Mittelsegment
kurz, stark konvex abschüssig, Mittelfeld dreieckig-halbmondförmig,
sehr fein und dicht ziemlich gradlinig längsrunzlig, schwach glänzend;
Seitenfelder und Stutz stärker glänzend, dicht fein punktiert.
Hinterleib glänzend, ziemlich flach, das 1. Segment hinten schwach
abgeflacht. Segment 1 ziemlich dicht sehr fein punktiert, auch die
abschüssige Basis und die Beulen; der Endteil mikroskopisch fein,
die Zwischräume überall um ein vielfaches größer als die Punkte.
Segment 2 ebenso punktiert, der Endteil dichter. Auf den folgenden
Segmenten sind die Punkte noch feiner.
Bauchsegmente mit weißgelben Enden, 1 bis 3 rötlichgelb, die
folgenden rotbraun, 4 und 5 bogenförmig ausgerandet, alle fein gerieft,
die haartragenden Punkte wenig zahlreich, die Franse wenig dicht,
weißlich.
Kopf und Thorax schmutziggelb befilzt, die Schläfen mehr weiß-
lich, Gesicht weißlich behaart. Das Mesonotum der T'ype ist kahl,
aber anscheinend abgerieben. Hinterleib schmutziggelb locker befilzt.
Beine gelblichweiß behaart.
Größe etwa 7 mm.
1 @ von Margelan (Turkestan, Reitter leg.) im Wiener Museum.
Diese Art bildet ebenso wie der von den Kanarischen Inseln be-
schriebene, auch auf den Balearen und Pityusen vorkommende micro-
cardıa Perez (Ann. soc. ent. France 1895, p. 193; Fig. 4) den Übergang
von der Gruppe des cephalicus, deren Habitus sie haben, zu den be-
befilzten Arten der Gruppe des mucoreus Eversm.
II. Andere neue paläarktische Halietus- Arten.
Seit einigen Jahren mit den Vorarbeiten für eine Monographie
der pal. Halictus beschäftigt, bin ich zu der Überzeugung gelangt,
daß die Ausführung dieses Planes ohne Untersuchung der Typen eines
großen Teils der von Morawitz, Pörez, auch Smith beschriebenen
Arten den wissenschaftlichen Wert der Arbeit sehr beeinträchtigen
müßte. Die Revision der T'ypen ist mir leider auf absehbare Zeit nicht
möglich. Ich will deshalb wenigstens im folgenden einen Teil meiner
' Ergebnisse bekanntgeben, insbesondere die Beschreibung einer Anzahl
charakteristischer neuer Arten veröffentlichen.
1. Hal. mueidus nov. spec. ® (Fig. 7)
In Färbung, Körperform, Behaarung und Befilzung völlig mit
pollinosus Sich. (cariniventris Mor.) übereinstimmend; auch Unter-
schiede in der Skulptur sina (soweit diese überhaupt zu sehen ist)
5. Heft
238 P. Blüthgen:
nicht vorhanden; aber durch die Kopfform scharf von jenem (Fig. 6)
geschieden: d«s Gesicht ist bedeutend länger, der Scheitel höher,
der Kopfschild viel breiter und weiter vorgezogen. Anscheinend ist
die Behaarung auch bei frischen 22 blasser als bei pollinosus.
Größe 9 mm.
6 99 von Sary-pul im Gebirge Karateghin (T. anskaspien, 1482 m)
im Wiener Museum (F. Hauser leg. 1898). Außerdem fand ich in der
v. Radoszkovski’schen Sammlung 1 @ von Cerszab (Transkaspien)
und in der Sammlung des Hamburger Staatsmuseums 1 2 von -Togus
Tjurae, Kogard Tau (Zentralasien).
2. Hal. ochropus nov. spec. 9% (Fig. 8a, 9, 8b, &)
Q. Körperfarbe grün (auf Kopf und Thorax heller als bei polk-
nosus), Kopfschild metallisch schwarz, Schulterbeulen gelb; die Segment-
enden (durch die Befilzung hindurchscheinend) breit rotgelb entfärbt,
Bauch rotbraun mit blaß horngelben Segmenträndern; Beine rostgelb,
Hüften, Schenkelring und Schenkelbasis dunkelbraun; Fühlergeißel
unten gegen das Ende hell rötlichbraun; Flügel wasserhell, etwas
milchig getrübt, Adern und Mal blaß bräunlichgelb. Behaarung und
Befilzung wie bei pollinosus, aber blasser.
Scheitel niedriger als bei p., gleichmäßig gerundet, Kopfschild
weiter vorgezogen, Außenseite der Augen unten deutlich konvergierend,
Schläfen weniger dick. Gesicht sehr dicht fein punktiert, fast matt;
Kopfschild und Stirnschildchen glänzend, am Grunde zienilich dicht
punktiert, im übrigen fast punktlos.
Mesonotum, Schildehen und Mesopleuren sehr fein (feiner als
bei ?.) und dicht punktiert, matt. Mittelsegment so lang wie das Hinter-
schildchen, das Mittelfeid schmal halbmondförmig, hinten mitten etwas
spitz vorspringend, matt, fein gekörnelt; Seitenfelder leicht glänzend,
dicht fein punktiert; Stutz glänzend, anscheinend zerstreut punktiert.
Hinterleib etwas länger als Kopf und Thorax (von oben gesehen)
zusammen, breit oval, mit gewölbten Segmentenden, glänzend, sehr
fein punktiert, die Zwischenräume um das mehrfache größer als die
Punkte, auf Segment 1 letztere gedrängter stehend. Bauch mäßig
glänzend, dicht fein quergerieft, mit einer Binde erhabener haar-
tragender Punkte vor den Enden der Segmente.
Scheitel dicht schmutziggelb behaart, das Gesicht unterhalb der
. Fühler blasser, die Schläfen anliegend filzig weißlich behaart und
außerdem reichlich mit abstehenden weißlichen Haaren besetzt.
Mesonotum ebenso wie bei pollinosus (also teils aufstehend, teils an-
liegend) dicht schmutziggelb behaart, die Skulptur stark dadurch
verdeckt, beide Schildchen filzig dicht; Brustseiten und Stutz weißlich
befilzt, außerdem reichlich abstehend weißlich behaart; Mittelfeld
nackt. Hinterleib gleichmäßig gelblichweiß befilzt, die durch den Filz
leuchtenden entfärbten Segmentenden rötlichgelbe Endbinden vor-
täuschend, rings reichlich abstehend weißlich gefranst. Bauchsegmente
am Ende (wie bei pollinosus) mit schmaler weißlicher Haarborste,
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halietus Latr. 939
die lockeren Fransen von derselben Farbe. Beine struppig silberweiß
behaart. — Größe: 7,5 mm.
d. Körperfarbe bläulichgrün, Kopf in der Regel dunkler, Hinter-
leib meist trübe grün, die Segmentenden breit rotgelb durchscheinend,
Bauch rotbraun mit horngelben Segmentıändern. Schulterbeulen,
Öberlippe, Kopfschildvorderrand und Oberkiefer gelb, letztere mit
roter Endhälfte. Beine wie beim 9, die Mittel- und Hinterschiene aber
vorn und hinten mit mehr oder weniger deutlichem biaunen Längs-
‘wisch, die Tarsen blaß rötlichgelb, die Endglieder rötlich. Fühlergeißel
unten rötlichbraun. Flügel wie beim 9.
Gesicht unten stärker konvergierend, Scheitel runder und Kopf-
schild weiter vorgezogen als bei pollinosus. Kopfschild und Stirn-
schildchen glänzend, ziemlich dicht punktiert; das übrige Gesicht sehr
dicht und fein punktiert, fast matt, nur auf dem Scheitel die Punkte
etwas weitläufiger und der Glanz deshalb hier deutlich. Fühler von der-
selben Länge wie bei pollinosus. Mesonotum fein punktiert, die Zwischen-
räume mitten so groß oder etwas größer als die Punkte, rings kleiner
als diese, die Fläche dort glänzend, hier matt. Schildehen etwas dichter
als die Mitte des Mesonotums punktiert, die Zwischenräume glänzend.
Mittelfeld wie beim Weibchen geformt, am Grunde fein gekörnelt, die
vorgezogene Spitze mehr oder weniger ausgedehnt poliert und stark
glänzend. Seitenfelder und Stutz mäßig glänzend, dicht fein punktiert.
Brustseiten schwach glänzend, sehr dicht punktiert.
Hinterleb um die Hälfte länger als der Thorax, elliptisch, die
Segmente am Ende kräftig eingedrückt, das 2. und 3. auch am Grunde,
die Punktierung sehr feın und sehr dicht, deshalb die Oberfläche,
obwohl die Punktzwischenräume glänzen, ziemlich matt erscheinend.
Bauch seidig glänzend, sehr dicht und fein punktiert; Segment 2 und 3
flach, 4 und 5 am Ende halbmondförmig leicht eingedrückt, hinten
sehr schwach bogenförmig ausgeschnitten, ohne Kiel oder ähnliche
Auszeichnung, 6 vor dem Ende querüber leicht wulstig, mitten der
Länge nach mit feiner Furche.
Behaarung des Kopfes dicht, auf der unteren Gesichtshälfte und
an den Schläfen filzig anliegend, letztere auch reichlich abstehend be-
haart. Thorax dicht behaart, Mesonotum mit vielen fast anliegenden
Haaren, Brustseiten und Stutz stellenweise fast filzig, nur das Mitte!-
feld nackt. Die Segmente auf den Depressionen mit dichten, aber un-
gleichmäßigen, etwas struppigen Binden, das 2. und 3. auch am Grunde
mit solchen, sodaß nur ein schmaler Querstreifen Chitin sichtbar bleibt,
die folgenden völlig locker filzig behaart; Segment 1 am Grunde bis
dicht an die Depression dicht anliegend behaart und außerdem sehr
dicht mit abstehenden Haaren besetzi, die folgenden auf der Scheibe
mit kurzer abstehender Behaarung, die Endsegmente ıeichlicher und
länger; die Chitinquerbinden des 2. und 3. Segments mehr oder weniger
dicht mit kurzen Härchen besetzt.
- Farbe der Behaarung, dieser Körperteile weißlich.
Bauchsegmente 1 bis 3 auf der Endhälfte dünn weißlich. befilzt.
die folgenden mit seidiger anliegender goldgelber, nur bei schräg auf-
5. Heft
940 | P. Blüthgen:
fallendem Licht deutlich sichtbarer Behaarung, d’e am äußersten Ende
des 4. Segments mitten eine samtige Stelle, mitten am Grunde des
5. Segments einen kleinen samtartigen Büschel bildet und am Ende des
le,zteren mitten gescheitelt ist. |
Die Beine sind ziemlich dicht weißlich behaart. Größe: 7—7,5 mm.
1 2 von Algier (Taguin: de Vauloger leg.), Type in meiner
Sammlung. — 3 3d, ebenfalls von Algier (Biskra), im Wiener Museum
(Handlirsch leg. 27.5.1893). — Nachträglich sah ich noch 2 99.
in der Alfkenschen Sammlung (auch von Algier; das eine von Chellala).
Beide, zweifellos zusammengehörige Geschlechter sind pollinosus
Sich. recht ähnlich, unterscheiden sich aber von diesem unschwer durch
die Kopfform, die Farbe der Segmentenden und der Beine, das & ferner
durch den Mangel eines Kiels am 4. Bauchsegment.
3. Hal. placidulus nov. spec. 2
Körperfarbe: Kopf und Thorax glänzend messinggrün, Mittel-
segment reingrün; Kopf schild am Ende rostgelb, Oberlippe und Ober-
kiefer gelb, letztere am Ende blutrot, mit langem, spitzen Endzahn,
Fühler hell ockergelb, Schaft und Geißel oben schmal gebräunt;
Schulterbeulen elfenbeinweiß, Flügelschuppen hellgelb, vorn mit
elfenbeinweißem Fleck; Hinterleib rötlichgelb; Segment 1 auf der
Scheibe bis zum Endteil bräunlich rostrot verdunkelt, 2 mit breiter,
nach den Seiten zu verschmälerter Binde von derselben Farbe, 3 mit
noch etwas breiterer Binde, 4 mit Ausnahme des Endteils völlig so
gefärbt; die verdunkelten Stellen auf Segment 1 mit schwachem,
grünlichen Metallglanz, auf 2 kaum mit einer Andeutung eines solchen;
Bauchsegmente 4 bis 6 gebräunt. Beine rötlichgelb, Tarsen weißgelb,
Schenkel und Hinterschienen stellenweise gebräunt Flügel milchig
wasserhell, Mal gelbweiß, seine Umrandung und die Adern blaßgeib.
Körper dünn weißlich befilzt.
Kopf etwas breiter als der Thorax, hinter den Augen ziemlich ver-
engt, Schläfen mäßig dick; Gesicht etwas kürzer als breit, fast kreis-
rund, Gesichtsseiten unten nur schwach konvergierend, oberer und
unterer Augenabstand gleich, innere Augenrönder oben schwach aus-
geschweift, im übrigen fast gerade und fast parallel; Kopfschild vom
Auge weit abgerückt, deshalb trotz der Breite des Gesichts schmal,
höchstens ein Viertel breiter als hoch, wenig vorgezogen. Gesicht
dicht sehr fein punktiert, mit glänzenden Punktzwischenräumen, ebenso
der Scheitel. Stirnschildchen sehr fein, rings dicht, mitten zerstreut
punktiert, glänzend : Kopfschild am Grunde dicht und sehr fein punktiert,
sonst nur mit wenigen groben Punkten, glänzend.
Mesonotum sehr fein nicht sehr dicht punktiert, die Zwischen-
räume um das Mehrfache (drei- bis viermal) größer als die Punkte,
lebhaft glänzend, ohne Zwischenskulptur; Schildchen ebenso. Mittel-
segment so lang wie das Hinterschildchen, Mittelfeld mit Ausnahme
des Endes nur schwach glönzend, sehr fein gekörnelt. ® Seitenfelder
glänzend, dicht fein punktiert; Stutz anscheinend ebenso, nur seitlich
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halictus Latr., 341
unten scharfkantig. Mesopleuren (soweit erkennbar) nur hier und da
etwas glänzend, sehr dicht flach punktier:.
Hinterleib oval, die Segmente glänzend, das 1. am Ende schwach.
eingedrückt, die folgenden nicht, das 2. am Grunde bis zum Endteil
flachgedrückt; Punktierung sehr fein, ziemlich dicht (die Zwischen-
räume zwei- bis viermal größer als die Punkte). Bauch glänzend,
fein quergerieft, die Segmente mit spärlichen, undeutlichen haar-
tragenden Punkten.
Schläfen, Brustseiten und Mittelsegment (mit Ausnahme des
kahlen Mittelfeldgrundes) weißlich befilzt, das Chitin nur hier und da
durchschimmernd, außerdem abstehend weißlich behaart; Mesonotum
und Schildehen mit anliegender gelblicher Behaarung, die jedoch das
Chitin (von oben gesehen) nur wenig verdeckt, außerdem mit spärlichen,
kurzen, abstehenden, weißlichen Härchen; Hinterschildehen dicht
filzig gelblich behaart. Hinterleib oben überall anliegend weißlich
dünn filzig behaart, dieFarbe und Skulptur jedoch hindurchschimmernd,
die Endsegmente außerdem seitlich abstehend weiß behaart. Die
Bauchsegmente am Ende mit sehr schmaler: weißlicher Haarborte,
die spärliche kurze Franse ven derselben Farbe.
Beine dicht und lang etwas struppig silberweiß behaart. — Größe:
4,5 mm.
1 2 von Tschakar bei Polu (Chin. Turkestan, 1950 m) im Berliner
Zoolog. Museum (Conrad leg. 8.—10. 6. 1890).
. Sehr ähnliche Arten sind nach den Beschreibungen Varentzer: Mor.
und sogdianus Mor., ersterer hat jedoch ovales Gesicht und ‚die ersten
Segmente nur am Grunde befilzt, letzterer fast quadratisches Gesicht,
dessen Kopfschild dreimal breiter als hoch ist.
4. Hal. Pieci Perez & (extorris Vachal) (Fig. 9)
Für H. Pieci Per. (,„Esp. nouv. Mell. Barbarie“, Bordeaux 1895,
p- 53, No. 95) halte ich folgendes vestitus Lep. nahe verwandtes 9,
welches ich aus Spanien, Algier, Tunis, Ägypten und Palästina kenne:
Kopf und Thorax metallisch hellgrün, stellenweise mit Messing-
glanz (namentlich auf Stirnschildchen und Mesonotum), Kopfschild
auf der Unterhälfte metallisch schwarz, sein Vorderrand in der Regel
rostrot durchscheinend, Oberkiefer rostgelb mit dunkler Spitze, Fühler
unten + rötlich gelbbraun; Schulterbeulen gelb; Hinterleib oben rost-
rot, der Endteil der Segmente blasser durchscheinend, das 1. Segment
mit Ausnahme des Endteils und die Endsegmente dunkler und mit
grünem Metallglanz, die mittleren Segmente häufig an den Seiten
dunkler gefleckt oder mit dunklerer Querbinde, selten mit Ausnahme
des Endteils gebräunt, dann die dunkleren Stellen auch mit leichtem
Metailglanz; Bauch rostrot; die Endsegmente dunkler; Schenkel
braun, Kniee, Schienen und Tarsen rostgelb, die Mittel- und Hinter-
schienen mit Ausnahme des Anfangs und des Endes und meist auch
die Außenseite der Hinterfersen mehr oder weniger ausgedehnt dunkler
oder heller braun; Flüge! schwach milchig-wasserhell, mit blaßgelbem
Mal und Adern.
Archiv für Naturgeschichte,
1923. A, 5. 16 5. Heft
242 P. Blüthgen:
Kopf (von oben gesehen) etwas breiter als der Thorax, mitteldick,
hinter den Augen ziemlich stark konvergierend; Gesicht deutlich kürzer
als breit, queroval, der Kopfschild schmal, wenig vorgezogen (unten
breiter als hoch). Hinterleib kaum etwas länger als Kopf und Thorax
zusammen, ziemlich flach, das 1. Segment hinten deutlich, die folgenden
nur schwach abgeflacht, das 2. auch auf der Basishälfte ziemlich flach.
Mesonotum fein dicht, rings sehr dicht punktiert, die Zwischen-
räume mitten fast so groß wie die Punkte und glänzend. Hinterleib sehr
fein und sehr dicht punktiert, das 1. Segment auch äußerst fein gerieft,
dieses wenig glänzend, mit seidigem Schimmer, die folgenden glänzender.
Stirnschildchen und Kopfschild stark glänzend, ersteres auf der Scheibe,
letzterer auf der Unterhälfte fast punktlos.
Kopf und Thorax weißlich behaart, die Schläfen. die Brustseiten
und der Stutz mehr oder weniger filzig, das Mesonotum kaum verdeckt;
Hinterleib oben überall mit sehr dünnem, leicht abreibbarem weißlichen
Filz bedeckt; Beine weißlich behaart. — Größe: etwa 6 mm.
Das $ war bisher nicht bekannt. Im Wiener Museum steckt nun
außer einem Q dieser Art auch ein S, welches dem 2 ın Habitus,
Skulptur und Behasarung so ähnlich ist. daß seine Zugehörigkeit nicht
zweifelhaft sein kann, zumal auch die Fundortsangabe beider Stücke
die gleiche ist (Biskra, 24.5.91 (8) und 27.5.91 (2) Handlirsch
]eg.).t)
Mit diesem & ist der ägyptische extorris Vachal (Rev. Russe
d’Entom. II., 1902, p.230) id ntisch. Ich verweise hierzu auf
das p. 316 Gesagte. Da die Beschreibung Vachals ungenügend, teil-
weise geradezu falsch ist, gebe ich nachstehend eine ausführliche
Schilderung:
Körperfarbe: Kopf und Thorax wie beim 9, Schulterbeulen,
Vorderrand des Kopfschilds, Oberlippe und OÖberkiefer gelb, letztere
mit roter Spitze, Fühler oben dunkelbraur, unten hellbraun, das 2.
Geißelglied unten und vorn rostgelb; Schenkel braun, Kniee, Schienen
und Tarsen blaßgelb, die Vorderschienen vorn rostgelb, die Mittel-
und Hinterschienen ausgedehnt braungefleckt (nur ein Ring am Grunde
und Ende und die Hinterkante gelb), Endtarsen rostgelblich. Hinter-
leib metallisch graulichgrün, die Segmentenden horngelb durch-
scheinend, auch der unmittelbar vor diesen liegende Teil mehr oder
weniger deutlich rötlich durchscheinend; Bauch dunkel gelbbraun
mit schmal gelblichen Segmentenden. Flügel wie beim 9.
Kopf (von oben gesehen) wie beim 9, Gesicht (ohne den über die
Mandibelbasis vorragenden Teil des Kopfschilds) etwas breiter als lang,
Kopfschild verhältnismäßig schwach verlängert (Gesicht ungefähr
wie bei subauratus Rossi $, aber der Scheitel mitten etwas höher, der
Kopfschild etwas kürzer und die Gesichtsseiten unten etwas mehr
konvergierend). Punktierung äußerst fein und dicht, auf dem Scheitel
etwas zerstreuter.
1) Nachträglich erhielt ich beide Geschlechter in zahlreichen Stücken
aus Tripolis (Bengasi: Geo C. Krüger leg.) durch Herrn Dr. von Schultheß
in Zürich.
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halietus Latr., 943
Mesonotum wie beim 2 punktieıt, die Punkte kaum etwas feiner,
die Zwischenräume mitten so groß oder etwas größer als die Punkte,
hier glänzend. Schildchen etwas weitläufiger punktiert, glänzend. '
Mittelsegment so lang wie das Hinterschildchen, das Mittelfeld am
Grunde ziemlich dicht fein gestreift, schwach glänzend; Seitenfelder
abschüssig, am Ende glänzend, dicht fein punktiert; Stutz mit ab-
gerundeten Seiten, glänzend; Brustseiten glänzend, dicht punktiert.
Hinterleib kaum länger als Kopf und Thorax zusammen, elliptisch,
ziemlich flach, die Segmente am Ende, das 2. und 3. auch am Grunde
eingedrückt, letztere beiden vor dem Endteil mäßig stark gewölbt.
Bauch flach; Segment 4 auf dem Ende mitten dreieckig grübchenartig
eingedrückt, in dieser Vertiefung mit einem ungefähr ebenso wie bei
vestitus Lep. 8 gebildeten und gefärbten, aber etwas längeren und
schmaleren Gebilde; Segment 5 mitten etwas flachgedrückt, mitten
der Länge nach mit feiner Furche, am Ende leicht bogenförmig aus-
geschnitten; Segment 6 (von unten gesehen) von dem 7. Rücken-
segment ziemlich weit breit dreieckig überragt, am Ende schmal ein-
gedrückt, diese Depression mitten bis zur Basis des Segmentsals ziemlich
schmale muldenförmige Längsvertiefung sich fortsetzend, das Segment
am Grunde flachgedrückt, die auf diese Weise gebildete erhöhte Stelle
auf beiden Seiten des Segments am Ende kräftig beulenförmig.
Hinterleib oben glänzend, sehr fein und dicht punktiert; Bauch
glänzend, ohne erkennbare Skulptur, nur das 6. Segment zerstreut
sehr fein punktiert.
Behaarung weißlich, Scheitel ziemlich dicht, das Gesicht unterhalb
der Fühler und die Schläfen dicht und zum Teil filzig behaart, das
Mesonotum teils ziemlich .anliegend, teils abstehend, das Chitin aber
wenig verdeckt, Brustseiten und. Stutz dicht und wirr durcheinander,
erstere mehr oder weniger filzig anliegend.
Segment 1 vom Grunde big etwa zu ®/, der Länge und auf der
Depression, 2 und 3 am Grunde und am Ende, 1 bis 3 auch längs der
Seiten, 4 bis 7 auf der ganzen Fläche dicht etwas struppig anliegend
weißlich behaart, Segment 1 auf der Basishälfte, die übrigen Segmente
seitlich, die Endsegmente auch auf der Scheibe abstehend weißlich
behaart; die als Querbinden von Depressionsbreite erscheinenden
unbefilzten Teile von Segment 1 bis 3 anscheinend staubartig weißlich
behaart. Bauchsesment 1 bis 3 dünn weißlich befilzt (anscheinend in
derselben Ausdehnung wie bei vestitus Lep. 3), 4, 5 und besonders
deutlich 6 auf der Depression dünn anliegend weißlich gewimpert.
Beine dicht weißlich behaart. — Größe: wie das 9.
Von vestitus Lep. & (Fig. 10) unterscheidet sich das $ durch
folgende Merkmale: Kopfschild kürzer, Mesonotum feiner und weit-
läufiger punktiert, glänzender, auch .der Hinterleib viel feiner punktiert,
das Anhängsel des 4. Bauchrings schmaler und länger, die Beulen des
6. Bauchrings stärker entwickelt, Tarsen blasser, Behaarung blasser.
Wohl zweifellos ist Pici die Art, die Gribodo in Bull. Soc. ent.
Ital. 26, 1894, p. 140—141 als pulvereus Mor. v. pallidus beschreibt.
Das ergibt sich aus der zutreffenden Darstellung ihrer Kennzeichen
16* 5. Heft
244 P. Blüthgen:
und aus der Gegenüberstellung mit der a.a. O. erwähnten piemon-
tesischen Art, welche offenbar mit vestitus Lep. identisch ist. Der
“Gribodo’scheName pallidus ist nun zwar der frühere, die Art hat aber
. den P&rezschen Namen weiterzuführen, weil jener bereits vergeben war,
denn Nomioides pallida Rad. (Horae soc. ent. Ross. XXII. 1068. p: 4)
ist in Wahrheit ein Haletus (vgl. unten p. 320).
5. Hal. araxanus nov. spec. © (Fig. 15)
Körperfarbe: Kopf und Thorax grün, ersterer mit Ausnahme des
Scheitels fast matt, letzterer stark, nur das Mittelfeld mäßig metallisch
glänzend, Stirnschildehen mit Messingglanz; Ende des Kopfschilds
metallisch schwarz. Hinterleib oben dunkel rötlichbraun mit grün-
lichem Schimmer, die Segmentenden scharf abgesetzt rötlichgelb,
auf 1 und 2 mäßig breit, auf den folgenden Segmenten ziemlich breit;
Bauch rötlichbraun, die Segmentenden schmal hell durchscheinend.
Fühlergeißel oben gegen das Ende allmählich gelbbraun, unten hell
braungelb. Endhälfte der Oberkiefer rostgelb. Schenkel und Schienen
rotbraun, Kniee, Mittelschienen am Anfang und am Ende schmal,
Hinterschienen ebenda breit und die Metatarsen blaß rötlichgelb,
die Hinterfersen am Ende außen mit braunem Fleck, die übrigen
Tarsenglieder roströtlich. Flügel wasserhell, Adern und Mal blaßgelb.
Hinterleib mit Ausnahme der Endhälfte des 1. und eines Querstreifens
des 2. Segments dünn weißlich befilzt.
Kopf (von oben gesehen) so breit wie der Thorax, dünn, hinter den
Augen stark konvergierend. Gesicht ungefähr wie bei minutus K.
geformt, im Scheitel aber breiter, deshalb kürzer als breit, der Scheitel
sehr flach, der Kopfschild schwach vorgezogen. Punktierung des
Gesichts sehr fein und sehr dicht, auf dem Scheitel etwas weisläufiger,
auf Stirnschildchen und Grund des Kopfschilds dicht, auf dem Ende
des letzteren sehr zerstreut.
Mesonotum vorn mit schwacher Mittelfurche, äußerst fein flach
sehr undeutlich punktiert, an den Seiten sehr dicht, mitten weit-
läufiger. Schildchen beiderseits der Mitte sehr zerstreut, im übrigen
dicht sehr fein punktiert. Mittelsegment so lang wie das Schildchen,
das Mittelfeld halbmondförmig, etwas konkav, wie bei minutus K.
geformt und skulptiert, von oben gesehen, das ganze Mittelsegment
einnehmend. Seitenfelder schmal, abschüssig, schwach glänzend,
fein skulptiert. Stutz nur unten scharfkantig, oben am Übergang zum
Mittelfeld mitten glänzend (wie bei minutus K.), die übrige Fläche
durch die Befilzung verdeckt. Mesopleuren glänzend, dicht sehr fein
punktiert.
Hinterleib etwas lä ıger als Kopf und Thorax zusammen (von oben
gesehen), oval, nach dem Ende zu verschmälert, ziemlich flach, Segment
l am Ende etwas, die folgenden nicht abgeflacht. Hinterleib glänzend,
äußerst fein, auf dem Endteil der Segmente mikroskopisch fein dicht
punktiert, die Zwischenräume mehrfach srößer als die Pünktchen.
Bauch mäßig glänzend, dicht fein quergerieft, die haaıtragenden
Punkte ziemlich fein. Behaarung gelblichweiß, auf dem Kopf kurz
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halictus Latr. 245
urd dicht, unterhalb der Fühler anliegend, an den Sıchläfen filzig
dicht anliegend, hier außerdem zahlreiche abstehende Haare; NMeso-
‚notum dieht mit teils aufrechten, teils ziemlich anliegenden kurzen
Haaren bedeckt, besonders dicht längs den Seiten, in der Querfurche
vor dem Schildehen (ebenso auch das Pronotum), auf der Sche.be des
Mesonotum aber das Chitin nur mäßig verdeckt; Hinterschildchen
völlig befilzt; Brustseiten und Stutz anliegend filzig und außerdem
noch äbstehend behaart, das Chitin an den Mesopleuren noch schwach
durchschimmernd, sonst verdeckt; Mittelfeld kahl. Segment 1 an
den Seiten bis zum Endrand, im übrigen bis an den Endteil befilzt,
dieser halbmondförmig kahl; Segment 2 mit breiter Filzbinde am
Grunde, die seitlich bis an das Ende des Segments reicht; der Endteil
mitten bindenartig gewimpert, seitlich befilzt, die davor liegende
Chitinquerbinde staubartig fein behaart; Segment 3, 4 und 5 völlig
dünn befilzt (das Chitin nur undeutlich hindurchschimmernd); außer-
dem der Hinterleib rings, die Endsegmente auch auf der Scheibe
abstehend weißlich behaart. Die Bauchfransen kurz und ‚spärlich.
Beinbehaarung dicht, silberweiß. Der innere Sporn der Hinterschienen
mit drei schrägen, dünnen Zähnen. — Länge: 5,5—6 mm.
1 2 aus dem Kaukasus (Araxestal) im Wiener Museum (von
Reitter 1889 gesammelt).
Dieses @ gehört nach Habitus, Kopfform und Bildung des Mittel-
felds unzweideutigin die Gruppe des minutus K. und zwar ist esletzterem
nahe verwandi.
6. Hal. leptocephalus nov. spec. 2 (Fig. 21)
Körperfarbe: Kopf und Thorax grün, Hinterleib. oben gelbbraun,
die Rückenplatten der Segmente mit Ausnahme des breiten rötlich
braungelben Endteils mit starkem blaugrünen Metallschimmer, Bauch
rötlichbraungelb, die Segmente mit breiter brauner Querbinde; Ober-
lippe rostgelb; Oberkiefer hellgelb, mit roter Spitze; Fühlerschaft
schwarzbraun, Geißel rötlichgelb, oben (namentlich nach dem Grunde
zu) gebräunt; Beine braun, die Kniee, ein schmaler Ring am Grunde
und Ende der Mittelschienen und am Ende der Hinterschienen, ein
breiter Ring am Grunde der letzteren und die Tarsen weißgelb, die
Hintertarsen außen mit braunem Fleck; die Endglieder der Tarsen
rötlich; Flügel leicht milchig getrübt, Adern und Mal ganz blaß gelb.
Kopf bedeutend schmäler als der Thorax, hinter den Augen stark
verengt; Gesicht lang eiförmig (etwa um !/; länger als breit), Stirn-
schildehen und Kopfschild kräftig gewölbt, von einander kaum ab-
gesetzt. Gesicht äußerst fein und dicht, Scheitel kaum weitläufiger
punktiert, fast matt, nur um die Nebenaugen mäßig glänzend; Stirn-
schildchen seitlich am Grunde ziemlich dicht punktiert, sonst fast
punktlos, ebenso der Kopfschild, beide glänzend, mit goldigen und
bunten Reflexen. |
Mesonotum mit äußerst feiner lederartiger Runzlung, matt, nur
hinten schwach glänzend, sehr dicht und äußerst fein punktiert, die
Punkte auf dem vorderen Teil namentlich mitten in der übrigen
5. Heft
246 va P. Blüthgen:
Skulptur verschwindend. Schildehen dicht, mitten etwas zerstreuter
punktiert, matt, dort glänzend. Mittelsegment so lang wie das Schild-
chen, Mittelfeld halbmondförmig, etwas konkav, am Ende etwas wulstig
verdickt, dicht fein und flach längsrunzlig, ziemlich matt, nur der End-
wulst mehr oder weniger glänzend. Seitenfelder abschüssig, fein ge-
runzelt, leicht glänzend. Stutz dicht und fein gerieft, mäßig seidig-
glänzend, nur eine keilförmige Stelle oben in der Mitte glatt und
glänzend; nur seitlich etwa bis zur Hälfte der Höhe scharfkantig.
Meso- und Metapleuren lederartig gerunzelt, matt.
Hinterleib viel länger als Kopf und Thorax zusammen, etwa
doppelt so lang wie letzterer, breit und lang eiförmig, nach hinten ver-
jüngt, mäßig gewölbt, Segment 1 hinten gewölbt, die folgenden am
Ende kaum nennenswert abgeflacht, 2 am Grunde etwas eingedrückt.
Segment 1 seitlich ausgedehnt sehr dicht äußerst fein punktiert und
gerieft, auf dem abschüssigen Basisteil mit Ausnahme der glatten
vordersten Mitte nur quergerieft, auf der Scheibe mitten zerstreut
punktiert, der Endteil seitlich dichö, mitten zerstreut fein punktiert;
die punktiert-gerieften Stellen fast matt, der Rest glänzend, der ge-
riefte Teil mit leicht seidigem Schimmer. Die folgenden Segmente
sehr fein punktiert und gerieft,. m Grunde sehr dicht, dahinter etwas
weitläufiger, dort wenig, hier etwas deutlicher glänzend. Bauch
glänzend, fein quergerieft, die Segmente mit schmaler Binde ziemlich
feiner und undeutlicher, weitläufig stehender haartragender Punkte.
Kopf und Mesonotum sind ziemlich dünn und kurz, die Schläfen
und die Seiten des Thorax reichlicher und länger weißlich behaart.
Segment I mitten beiderseits fleckenartig dicht anliegend weißlich be-
haart, die folgenden Segmente sind auf der ganzen Fläche dünn weiß-
lich beschuppt, mit Ausnahme des Endteils von. 2 und 3 und des Endes
des Endteils von 4; außerdem sind die Segmente an den Seiten, das 4.
und 5. auch auf der Scheibe mit abstehenden weißlichen Haaren reich-
lich besetzt. Die weißlichen Bauchfransen sind spärlich ‘und kurz.
Die Beine sind reichlich und struppig glänzend sılberweiß behaart,
der Pinsel am inneren Ende der Hinterferse rostgelb. — Größe: etwa
6,75 mm.
2 292 aus Tunis (Nefta, 14. 5.13 und Tozeur, 10.5.13: Typen),
die ich der Liebenswürdigxeit des Herrn Dr. von Schultheß in
Zürich, der sie fing, verdanke. Nachträglich fand ich noch ein ab-
geriebenes 9, ebenfalls von Tunis (Ued Mda) in der Alfkenschen
Sammlung. Diese auffällige Art gehört nach ihrem ganzen Habitus
in die Gruppe des elımpearis Schck., wo sie durch ihre Behaarung, welche
sie als Wüstenform kennzeichnet, und die Färbung eine Sonderstellung
einnimmt. Sie ist nahe verwandt mit asellus Per. (Algier, Spanien),
der aber schwarze Grundfarbe hat.
7. Hal. longipes nov. spec.
Körperfarbe: Thorax metallisch dunkelgrün, das Mesonotum
mit messingfarbenen Reflexen. Schulterbeulen hornbräunlich. Hinter-
leib rostrot, die Rückensegmente am Ende etwas heller durchscheinead,
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halietus Latr. 247
am Grund bis fast an den Endteil heran mit grünem Metallglanz,
der namentlich auf dem 1. Segment die Grundfarbe verdrängt. Bauch
rostrot mit horngelben Segmentenden. Beine einschließlich der Hüften
und Schenkelringe rostgelb, die Mittelschienen unten am Ende mit
braunem Fleck.
Mesonotum kräftig punktiert (so stark wie bei tumulorum L.),
rings etwas feiner, diePunkte ungleichmäßig dicht stehend, dieZwischen-
räume glänzend, teils etwas größer, teils etwas kleiner als jene.
Schildehen gewölbt, mit schwachem Mitteleindruck, beiderseits davon
gränzend, zerstreut punktiert, hinten mitten dicht kräftig punktiert.
Mittelsegment so lang wie das Hinterschildchen, Mittelfeld halbmond-
förmig, etwas konkav, hinten abgestutzt (aber nicht scharfkantig),
dicht fein aber scharf ziemlich geradlinig gerunzelt, die Zwischenräume
glänzene, so stark wie die Rippen; Seitenfelder dicht runzlig punktiert.
Brustseiten dicht, fast runzlig, punktiert, die Zwischenräume schmal,
lebhaft elänzend; Stutz anscheinend ebenso skulptiert.
Hinterleib um die Hälfte länger als der Thorax, vorn am breitesten,
nach hinten verjüngt, gewölbt, Segment 1 breit und lang und sehr ge-
wölbt, ebenso wie die folgenden am Ende niedergedrückt, das 2. auch
am Grunde eingedrückt, dahinter (im Profil gesehen) querüber gewölbt,
ebenso, aber schwächer, das 3. Der Hinterleib ist glänzend, ohne Mikro-
skulptur; Segment 1 auf dem Endteil fein und sehr dicht, davor etwas
kräftiger und weitläufiger (die Zwischenräume hier etwas größer als
die Punkte) punktiert; Segment 2 ff. ebenso, aber dichter punktiert.
Bauch mäßig glänzend, dicht fein gerieft, die haartragenden
Punkte ziemlich fein. Thorax dicht schmutziggelblich behaart, an den
Seiten, auf dem Stutz, dem Pronotum und dem. Hinterschildchen
filzig dicht; die Haare des Mesonotums stehen loeker und sind kurz
und dick, fast schuppenartig. Das Mittelfeld ist kahl.
Segment 1 auf dem Endteil mit mitten unterbrochener dichter
Haarbinde, am Grunde bis fast an den Endteil heran (einen Quer-
streifen Chitin von der Tiefe des letzteren freilassend) filzig dicht an-
liegend behaart. Segment 2 auf dem Endteil mit voliständiger Haar-
binde, am Grunde in derselben Ausdehnung wie das erste filzig behaart;
Segment 3 ebenso, nur die Chitinbinde sehr schmal und zum Teil auch
behaart; Segment 4 und 5 völlig befilzt. Die Behaarung ist von grober
Struktur (etwa so wie bei semitectus Mor. beschaffen), schmutzig
gelblichweiß. Außerdem tragen die Endsegmente seitlich abstehende
weißliche Haare.
Die Bauchsegmente haben am Endrand eine "schmale Borte
weißlicher Haare; die Franse ist ziemlich lang, aber locker.
Beine ziemlich dicht und kurz weißlich behaaıt.
Vorderbeine von auffallender Bildung: die Schenkel fast etwas
länger als die Mittelschenxel, schlank, die Schienen so lang wie sie,
sehr dünn und schlank (an der dieksten Stelle noch etwas dünner
als. das Ende der Schenkelringe, auf der Innenseite naum etwas ver-
breitert, fast ‘stielrund), der. Metatarsus so lang wie die Schienen,
außerordentlich dünn, wenig dicker als die Schienen am äußersten
5. Heft
248 P. Blüthgen:
Grunde, fast stielrund, die übrigen Tarsenglieder fadenförmig dünn.
Auch die Mittelbeine sind merklich schlanker als gewöhnlich.
Flügel etwas milchig wasserhell, Adern und Mal blaß honiggelb.
Größe: ohne Kopf knapp 6, mm. Su
1 2 aus dem Kaukasus (Araxestal) im Wiener Museum, von
Leder und Reitter gesammelt
Leider fehlt der Type der Kopf. Trotzdem habe ich kein Be- _
denken getiagen, nach einem Torso die Art zu beschreiben, denn diese
ist durch die Bildung der Vorderbeine so gekennzeichnet, daß eine
Verwechselung mit anderen Arten kaum möglich sein dürfte; dazu
kommen die übrigen, ebenialls die Wiedererkennung der Art gewähr-
leistenden Merkmale.
8. Hal. littoralis nov. spec. 25 (Fig. 1729, 176%)
2. Kopf und Thorax hell bronzegrün (wie bei H. morio F.), Unter” .
hälfte des Kopfschilds metallisch schwarz. Hinterleib oben hell bronze’
grün, Segment 1 ins Goldiggrüne fallend, die Segmentenden (nament-
lich der Enosegmente) ziemlich breit und scharf abgesetzt hornweißlich
durchscheinend; Bauch braunschwarz mit grünlichem Schimmer, die
Segmentenden schmal hornweißlich. Fühlergeißel unten am Ende
braungelb. Beine braunschwarz, Kniee und Spitze des Krallenglieds
rötlich. Flügel gelblich wasserhell, Adern und Mal blaß bräunlichgelb.
Kopf (von oben gesehen) etwas schmäle: als der Thorax, hintei
den Augen stark verengt, Hinterhaupt mitten stark ausgeschnitten.
Gesichtsform ähnlich FM. morio, aber unten stärker konverg’erend
und der Kopfschild stärker vorgezogen (ohne den Kopfschild etwas
kürzer als bei jenem). Gesicht äußerst fein und dicht, zwischen Augen
und Fühleıbasis weitläufiger punktiert, hier glänzend, sonst matt;
Stirnschildchen und Kopfschild am Grunde beideıseit, fein ‚kulptiert
und dichö fein punktieit und mehi oder wen'ger matt, der übrige Teil
des Kopfschilds glänzeud, zerstreut kräftig punktiert.
Thorax kurz und breit; Mesonotum vorn mit feiner Mittelfurche,
ebenso wie das Schildchen sehr fein skulptiert urd dicht punktiert,
beides wie FH. morio, abe: die Punkte noch feiner, die Fläche wie bei
jenem fast glanzlos. Mittelsegment so lang wie das hintere Schilachen,
halbmondförmig; Mittelfeld etwas konkav, am Ende mitten schwach
eingedrückt, schwach glänzend, mitten dicht, seitlich zeıstreuter fein
läng..gerunzelt, die Runzeln am Ende etwa- aufgebogen (das Ende des
Mittelfelds deshalb, von vorn gesehen, fein gerandet erscheinend);
Seitenfelder stark konvex-abschüssig, fein skulptiert, schwach
glänzend. Brustseiten fein flach runzlig punktiert, fast matt, Meta-
pleuren una Stutz sehr fein lederartig gerunzelt, seidig glänzend,
letzterer nur seitlich bis zw? Hölfte mit scharfer Kante. Hinterleib
etwa so lang wie Kopf und Tho.ax zusammen, breit oval, ziemlich
gewölbt, das 1. Segment sehr kurz und breit, hinten flachgedrückt,
die übrigen Segmente am Ende gewölbt. Segment 1 poliert, stark
glänzend, seitlich vor den Beulen undeutlich fein punktiert, mitten
querüber mit seh, zerstreuten Pünktchen; der Endteil seitlich dicht
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halietus Latr. 249
sr mitten meist zerstreuter und vor dem Ende schmal glatt.
ie folgenden Segmente sehr fein gerieft, dicht fein punxtiert, glänzend,
mit seidigem Schimmer. Bauch glänzend, dicht fein gerieft, die Seg-
mente vor dem Ende mit einer Binde haartragender Punkte.
Kopf und Thorax ziemlich dünn und kurz ungleichmäßig gelblich-
gries behaars, die Brustseiben unten mehr weißlich. Segment 1 am
Grunde spärlich gelblich gefranst, sonst kahl. Segment 2 am Grunde
mit breiter, mitten stark verschmälerter und vom 1. Segment ver-
5. Heft
250 R 002.00 B. Bläthgens....
deckter, Segment 3 mit sehr breiter, seitlich das Segmentende er-
reichender, hinten mitten stark ausgeschnittener,. hinter zuicht scharf
abgesetzter Binde von weißlicbem Filz. Segment 4 auf. der ganzen
Fläche locker (das Chitin zwischen oen Schuppen hindurchscheinend)
weißlich befilzt, Segment 5 neben der Furche rostgelblich behaart,
im übrigen dieht weißlich beschuppt und bekaart. Außerdem sind
Segment.2 und 3 auf der Scheibe dünn staubartig gelblich behaart,
4 und 5 auf dem Endteil dünn weißlich gewimpert, die Endsegmente
seitlich mit abstehenden weißlichen Haaren besetzt. Die Bauchfransen
sind weißlich. Die Behaarung der Beine ist von derselben Farbe, die
Bürste mit Silberglanz. — Größe: 6 mm.
d. Körperfarbe mehr rein grün, Ende des Kopfschilds, Oberlippe
und Mitte der Oberkiefer weißgelb, Spitze der letzteren rot. Fühler-
geißel unten rötlichbraun. Segmentenden rötlichgelb durchscheinend,
Grube des oberen Endsegments gelbrot. Bauch wie beim © gefärbt,
die Segmente am Ende schmal horngelb. Fühler unten rötlichbraun.
Beine braunschwarz, die Schenkel mit undeutlichem grünlichem Glanz,
Kniee rötlich, . Tarsen blaß rötlichgelb, das Endglied rötlich. Flügel
wie beim 9.
Kopf wie beim 2 geformt, Kopfschild etwas länger, Scheitel etwas
schmaler und gewölbter. Fühler kurz, kaum bis zum Schildchen
re'ichend, die Glieder der Endhälfte der Geiße! quadratisch, die Basis-
g'ieder kürzer als breit. Thorax wie beim @ geformt und skulptiert,
nur sind Mesonotum und Schildehen undeutlicher gerunzelt und des-
halb glänzender. Hinterleib so lang wie Kopf und Thorax \von oben
gesehen) zusammen, annähernd elliptisch. vorn ziemlich brei5 gerundet,
hinten zugespitzt, ziemlich flach; Segment 1 hinten deutlich, die übrigen
schwach flachgedrückt. Segment 1 auf der Sel eibe dichter als beim £
punktiert, auf dem Endteil aur seitlich und sehr fein; auf 2 ist die feine
Skulptur undeuslicher als beim 9, deshalb die Fläche aeutlich glänzend
und die Punktierung mehr hervortretend; ein schmaler Rand vor
dem Ende glatt; auf der folgenden: Segmenten wird die Punktierung
immer feiner und undeutlicher. Bauch glänzend, undenutlich gerieft,
mit deutlichen sehr feinen haartragenden Punkten besetzt, die Seg-
mente mit ziemlich dichter und langer Franse, 3 und 4 hinten etwas
eingedrückt, 5 am Ende breit halbmondförmig eingedrückt-abschüssig.
Behaarung von Kopf und Thorax wie beim 9, aber weißlich,
Gesicht unterhalb der Fühler weiß beschuppt. Hinterleib kahl, auf der
Scheibe nur spärlich kurz gelblich behaart, Segment 6 und 7 etwas
reichlicher und länger, rings mit abstehenden wgißlichen Haaren be-
setzt. Franse der Bauchsegmente weißlich. Die spärliche Beinbehaarung
von derselben Farbe. — Größe: 5,55 mm.
1 2 (Type) von Lignano (Venetien), 1 $ (Type) von Grado Bad
(Küstenland), beide von Dr. J. Maidl gesammelt (9.—10. 7. 13 bezw.
6.7.13), 1 2 von Savina (Dalmatien, Paganetti leg.), sämtlich im
Wiener Museum; 2 22 von Castelnuovo (Dalmatien) und 19 1& von
Grado in der Alfkenschen Sammlung..
- Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halictus Latr. 251
Beide Geschlechter gehören nach Habitus, Kopfform und Skulptur
‚zweifellos zusammen. Das 2 ist in der Skulptur des Mesonotums
‚morio F. äußerst ähnlich, weicht aber von diesem namentlich durch die
gedrungene Gestalt, anderen Bau des Mittelsegments und die ab-
'weichende Färbung, Bindenzeichnung und z. T. auch Skulptur des
‚Hinterleibs ab. Das $ nähert sich durch die Färbung der Beine den $&
von leucopus K. und viridiaeneus Blüthg., unterscheidet sich aber von
diesen sogleich durch das längliche Gesicht, die kurzen Fühler, deren
Unterseite auch dunkler gefärbt ist, und die viel feinere Punktierung
des Mesonotums.
In der Sammlung des Berliner Zoolog. Museums befindet sich ein
Q von Brussa in Kleinasien (als ‚FT. semitectus Mor.‘ bestimmt), das
jch einstweilen als Varietät von littoralis auffassen möchte, obwohl es
in einigen Punkten: vom Typus abweicht: die Punktierung des Meso-
notums ist etwas stärker (im Durchschnitt noch etwas kräftiger als bei
Hal. morio F.), das 1. Segment auf der Scheibe ziemlich dicht sehr fein
punktiert, am Grunde beiderseits fleckenartig dicht weißlich behaart,
die Farbe des Hinterleibs bläulichgrün, die Flügel ins weißliche fallend.
Drei fast gleiche ?? von Algier (Hussein Dey, Bequaert leg.)
fand ich in der Alfkenschen Sammlung (2) und. derjenigen des Ham-
burger Museums (1); zwei davon sind ganz frische Stücke. Bei ihnen
ist die Befilzung des 1. Segments beiderseits vor den Beulen sehr aus-
geprägt, die Binde des 2. Segments setzt sich längs den Seiten. foıt,
auf Segment 3 ist auch die Endhälfte reichlich weißlich: beschuppt;
die Punktierung des Mesonotums ist feiner als bei dem @ von Brussa
(wie bei dem typischen 9), die Farbe des Hinterleibs goldiggrün, die
Punktierung des 1. Segments kräftiger, bei dem Hamburger Stück
auf der Scheibe dicht, bei den beiden anderen Stücken hier zerstreut
(wie bei dem typischen 9).
[Diese drei 22 sind von Alfken als „HH. albovirens Pörez‘‘ be-
stimmt, können aber meines Erachtens zu dieser Aıt nicht gehören,
- da Perez in seiner Beschreibung (,.Esp. nouv. Mell. Barbarie“ Bor-
deaux 1895, p. 52) von Binden, Flecken oder Befilzung der Segmente
überhaupt nichts erwähnt, die Färbung .‚‚d’un vert sombre‘“ nennt
und die Ausdehnung der Depressionen als ‚aussi larges que les disques“
bezeichnet; das $ hat längere Fühler (so lang wie der Hinterleib),
sehr konvexen Hinterleib, weißlich gefärbte Schienen. ] j
Diese algerische Varietät möge var. Bequaerti heißen.
Hal. virens Erichson (simulans Per.) ist im Durchschnitt merklich
größer (die Type 7,5mm), Stirnschildehen und Kopfschild stark
glänzend, Mesonotum vorn schwach, hinten deutlich glänzend, letzteres
vorn sehr fein und dicht, hinten kräftiger (so stark wie bei Smeath-
manellus K. 2) und zerstreuter punktiert; Schildehen glänzena, zer-
streut, rings dicht und fein punktiert; Mittelsegment länger; im übrigen
ist diese Art httorahs 9 außerordentlich ähnlich.
9. Hal. pseudolittoralis nov. spec. 2% (Fig. 18a 9, 18h $)
Der vorigen Art sehr nahe verwandt und von ihr durch folgende
Merkmale unterschieden:
5. Heft
952 P. Blüthgen:
‘9, Gesicht kürzer und runder, auch der Kopfschild kürzer. Meso-
notum feiner skulptiert, deshalb etwas glänzend, eberso dicht, aber
noch feiner punktiert. Hinterleibssegmente am Ende flachgedrückt,
das 1. lebhaft glänzend, ohne Mikroskulptur, auf der abschüssigen
Basis und den Beulen poliert, punktlos, avf der Scheibe ziemlich dicht,
auf dem Endteil dicht mikroskopisch fein punktiert, auch auf den
übrigen Segmenten die Punkte ebenso fein. Körperfarbe dunkelgrün,
das 1. Segment mehr goldiggrün, mehr oder weniger metallisch,
namentlich das 1. Segment. Fühlergeißel unten pechbraun. Behaarung
von Kopf Thorax und Beinen graugelblich. Hinterleib auf Segment
2 und 3 mit spärlicher gelblicher staubartiger Behaarung 4 und 5 mehr
weißlich abstehend kurz behaart die Segmente am Grunde anscheinend
ohne Binden oder Flecken (es mögen indessen bei frischen Stücken
kleine helle Flecken vorhanden sein). — Sonst wie littoralis 9, eberso
groß. Der innere Sporn der Hinterschienen trägt vier schräge Zähne.
8. Gesicht ebenfalls runder, mit viel kürzerem Kopfschild. Me-
sonotum noch glönzender als beim 9, sel.r dicht sehr fein punktiert.
Hinterleib schmal elliptisch, am Ende zugespitzt, die Segmente am Ende
leicht niedergedrückt, 2 am Grunde etwas eingedrückt, dahinter leicht
gewölbt; 1 auf der abschüssigen Basis poliert, punktlos, stark glänzend,
im übr’gen mit Ausnahme eines sehr schmalen Streifens vor dem
Endrande dicht äußerst fein punktiert; 2 bis fast an den Endrand
ebenso punktiert; auf den folgenden Segmenten wird die Punktierung
immer noch feiner und verschwindet in der feinen Querriefung, die auf
2 sehr schwach ist und auf den folgenden Segmenten immer deutlicher
wird; infolge letzterer zeigt der Hinterleib einen ziemlich lebhaften
Seidenschimmer. Bauchsegmente flach, die Fläche des 6. ausgedehnt
in Form eines kurzen Ovals, das vom Endrand bis fast zur Basis, seit-
lich nicht ganz bis zum Seitenrand reicht und gegen die Basis scharf
abgesetzt ist, flach niedergedrückt, darin der Länge nach mit feinem
flachen Kiel.
Kopf und Thorax ziemlich kurz und dünn gelblichgries behaart, -
Hinterleib mit dünner, staubartiger gelblicher Behaarung, die End-
segmente nur wenig länger und spärlich behaart; Bauchsegmente
mit kurz und schräg nach hinten gerichteten unregelmäßigen weißlichen
Fransen.
Kopfschild mit weißgelbem Fleck, Oberlippe und Oberkiefer
dunkel, letztere mit roter Spitze. Fühlergeißel unten pechbraun.
Sonst wie littoralis $, ebenso groß.
1 2 von Ladikiye (Nordsyrien, Leuthner leg.) und 2 SS vom
Libanon (Schmiedeknecht leg.) im Wiener Museum, offensichtlich
zusammengehörig. In der Frieseschen Sammlung steckt 1$ von Jaffa.
10. Hal. algirus nov. spec. 2
Metallisch dunkelgrün, Kopfschild am Ende blauschwarz, Segment-
enden ziemlich breit rötlichgelb durchscheinend, Bauch schwarzbraun;
Geißel unten rötlichbraun, Kniee rötlich, Tarsen rotbraun; Flügel
schwach gelblich, Adern und Mal gelb. . Me
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halietus Latr. _ 253
“ Kopf hinter den Augen mäßig verengt, Gesicht etwas länger als
breit, regelmäßig rundlich (nach unten kaum verschmälert), Kopf-
schild mäßig vorgezogen, wenig glänzend, zerstreut punktiert, Gesicht
sonst seidig matt, nur auf dem Scheitel glänzend, dicht fein punktiert,
die Zwischenräume kleiner als die Punkte bis so groß wie diese.
Mesonotum schwach glänzend, fein lederartig, dicht fein punktiert,
die Punkte so stark wie bei leucopus K., die Zwischenräume kleiner
bis etwas größer als die Punkte, rings kleiner. Schildchen etwas feiner
und dichter punktiert. Mittelsegment ®/, so lang wie das Schildchen,
Mittelfeld undeutlich halbmondförmig, fast matt, mit seidigem Schein,
dicht und fein wellig gerunzelt; Seitenfelder abschüssig, schwach
seidig glänzend, sehr fein lederattig, fast glatt; Stutz wie die Seiten-
felder, oben hinter diesen fein scharf gerandet, seitlich ebenso bis fast
obenhin.
Hinterleib länglich eiförmig, nach hinten zugespitzt; Segment 1
hinten flachgedrückt, die übrigen nicht. Segment 1 mit Ausnahme
der abschüssigen Basis und der Hinterseite der Beulen dicht fein,
auf dem Endteil sehr fein punktiert, der punktierte Teil mäßig glönzend;
die folgenden ebenso, aber noch dichter punktiert, auch fein gerieft,
deshalb mit seidigem Schein.
Kopf, Thorax und die Basis des 1. Segments kurz und dünn
graugelb behaart, Segment 3 dünn staubartig gelblich behaart, 4 und 5
länger und dichter, der Endteil von 3 seitlich, von 4 völlig dünn gelblich
gewimpert; von weißen Flecken am Chunde des 2. und 3. Segments
keine Spur vorhanden. Bauch kurz gefranst. Beine gelblich behaart.
Größe: 5,25 mm.
1 2 von Algier (I,ambe&se, 24. 4. 07) in der Alfkenschen Sammlung.
Dieses @ gehört in die Gruppe leucopus K. Es unterscheidet sich
von leucopus K. und viridiaeneus Blüthg. durch den dunkelgrünen
Hinterleib, die ausgedehnte Punktierung des 1. Segments (bei jenen
der Endteil punktlos, der Rest weitläufiger und feiner punktiert) und
den Mangel weißer Flecken. Bei pseudolittoralis Blüthg. 2 ist die
Punktierung von Mesonotum und Hinterleib viel feiner und das Mittel-
segment anders gebildet. H.annulipes Mor. hat kürzeres Gesicht,
längeres Mittelfeld, Flecken am 2. und 3. Segment und die Metatarsen
am Grunde ausgedehnt weißgefärbt.
11. Hal. Duckei Alfken &
Hal. Duckei (Deutsch. Ent. Zeitschr. 1909, p. 46 9), von dem ich
Dank der Liebenswürdigkeit des Autors eine Cotype besitze, ist sehr
nahe mit morio F. verwandt, läßt sich aber (abgesehen von der geringeren
Größe) von diesem unschwer durch die stärkere (wie bei wridiaeneus
Blüthg. beschaffen) Punktierung des glänzenden Mesonotums, die
grüne Färbung des Hinterleibs, die eingedrückten Segmentenden
und .das länglichere Gesicht unterscheiden.
. Mir lagen 4 22 von Opeina (Istrien: J. Maidl leg.) und 3 2 von
Triest (Gräffe leg.) aus dem Wiener Museum und I 2 von Divaca
(Karst) aus dem Berliner Museum vor. Bei Opeina fing Dr. Maidl
5. Heft
254 A P.-Blüthgen:
auch das bisher nicht bekannte $. Ich gebe nachstehend die Be-
schreibung:
3. Körperfarbe: Kopf und Thorax grün, Hinterleib oben grün
mit Messingschein, unten braunschwarz, die Segmentenden sehr
schmal gelblich durchscheinend; Kopfs schild am Ende mit gelbem Fleck,
Oberlippe und Oberkiefer schwarz, letztere mit roter Endhälfte.
Fühlergeißel hell braungelb, oben gebräunt. Beine braunschwarz,
Schenkel mit leichtem grünen Schimmer, Kniee und Spitze des Krallen-
glieds rötlich, Tarsen rotbraun. Flügel wie beim 2.
Gesicht ähnlich Smeathmanellus K. geformt, aber im Verhältnis
lönger und schmäler und Kopfschild weiter vorgezogen, matt, mit
sehr dicht gedrängter, fast runzliger feiner Punktierung, nur der Scheitel
mit deutlichen und glänzenden Zwischenräumen, Fühler etwa bis zum
Thoraxende reichend, die Geißel kräftig, nach dem Ende zu dicker
werdend.
Mesonotum glänzender als beim 9, namentlich beiderseits der
Längsmitte, Punktierung wie beim 9, aber noch etwas stärker.
Schildchen dichter als das Mesonotum punktiert, glänzend. Mittelfeld
wie beim 9, mit einer keilförmigen glatten, glänzenden Spitze in den
Stutz hinabgreifend, Seitenfelder hinten ohne scharfen Rand, fast
matt, dicht, z. T. runzlig punktiert. Stutz (soweit bei der Type sicht-
bar) 'werig glänzend, fein skulptiert, seitlich nur bis zur Hälfte der
Höhe scharfkantig. Mesopleuren wie beim 9, Metapleuren sehr fein
ganz dicht lederartig puaktiert-gerunzelt, seidig glänzend.
Hinterleib länglich elliptisch, gewölbt, knapp so lang wie Kopf
und Thorax zusammen, das 1. Segment hinteı nicht, die folgenden nur
schmal und undeutlich eingedrückt, das 2. auch am Grunde, aber nur
sehr schwach. Segment 1 am Grunde undeutlicher als beim Q gerieft,
sonst poliert, xräftiger als beim 9 punktiert. Segment 2 ganz schwach
fein querger'eft, dicht kräftig-fein, am Grunde sehr dicht und feiner
punktiert, hier ziemlich matt, nach dem Ende zu glänzendeı, ein
schmaler Endrand punktlos, poliert. Die folgenden Segmente ungefähr
ebenso skulptiert, etwas glänzender.
Bauch glänzend, die Segmente dicht fein punktiert, die ersten am
Grunde gerieft, sehr kurz abstehend gefranst, 4 und 5 am Ende halb-
mondförmig abschüssig, 5 auf der Endhälfte, 6 in ganzer Länge mitten
mit feinem Kiel (flach-erhabener Linie).
Behaarung von Kopf und Thorax greis, Hinterleib fast kahl,
mit spärlicher staubartiger Behaarung auf der Scheibe der Segmente,
Segment 2 und 3 (anscheinend auch 4) am Grunde mit lockerer, mitten
verschmälerter weißlicher Binde.
Behaarung der Beine spärlich, weißlich. — Größe: 4 mm.
12. Hal. ellipticeps nov. spec. 2
Körperfarbe metallisch dunkelgrün, Kopfschild mit Ausnahme
der wie das Stirnschildehen messingscheinenden Ba.is metallisch-
schwarz mit kupferroten Reflexen, Segmentenden schmal und nicht
scharf abgesetzt gelblich, Bauch schwarzbraun, Fühlergeißel unten
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halietus Latr. 955
gelbbraun, Flügel wasserhell, Adern und Mal gelbbraun, Beine rot-
braun, Tarsen braunrot.
: Gesicht ähnlich dem von BmiiiibariuhlEte K. 2 geformt, aber
ebeni. schmöler, mehr elliptisch, seidig matt, sehr fein und dicht punktiert,
Stirnschildchen weitläufiger; Kopfschild am Grunde wie das übrige
Gesicht, im’ übrigen kräftiger und zerstreuter punktieıt, die Punkte
flach und schräg eingestochen.
Mesonotum ungefähr wie bei morio F., die Punkte kaum etwas
stärker, scharf eingestochen, die Zwischenräume 'weriger deutlich
skulptiert und deshalb etwas glänzender. Brustseiten seidig matt,
dieht runzlig punktiert. Mittelsegment so lang wie das Schildchen,
trapezförmig, das Mittelfeld etwas konkav, seidig mett, dieht fein bis
an das Ende gestreift, ‚ohne besonders hervortretenden Mittelkiel;
- Beitenfelder matt, fein lederartig’gekörnelt, hinten fein scharf gerandet;
Stutz seidig matt, mit sehr feiner Skulptur, seitlich bis fast oben
scharf gerandet:
Hinterleib wie bei Brhcsskmäneihiok! geformt, die Segmente hinten
mitten nicht abgeflacht oder eingedrückt, das 1. poliert, stark glänzend,
beiderseits vor den Beulen sehr fein dicht punktiert, mitten zerstreuter,
die abschüssige Basis und der Endteil punktlos; Segment 2 am Grunde
äußerst fein quergerieft und mikroskopisch fein dicht punktiert .(je
nach der Beleuchtung tritt die Riefung oder die Punktierung hervor),
auf dem Endteil eine mikroskopisch feine, nur bei gewissem Licht er-
kennbare Riefung; Segment 3 und 4 ebenso, aber die Riefung deutlicher
und die Punktierung darin verschwindend; Segment 2 glänzend, am
Grunde mit seidigem, auf dem Endteil mit etwas öligem Schein, 3 seidig
'schimmernd.
Kopf und Thorax ziemlich dünn und kurz graugelb behaart,
‘die Beine blasser, der Hinterleib vom 3. Segment an weitläufig mit
kurzen gelblichen Härchen besetzt, das 4. Segment am Grunde dichter
mit weißlichen, angedrückten, Segment 2 und 3 am Grunde beiderseits
mit kleinen weißen Flecken.
‚Größe: wie H. Smeathmanellus K.'2.
1 2 vom Amur (Staudinger) im Wiener Museum.
Es gleicht in der Kopfform und der Skulptur und dem Glanz des
Hinterleibs etwa cupromicans Per., hat aber gedrängt-punktiertes
Mesonotum und dichter punktiertes 1. Segment; die Skulptur des
Mesonotums ähnelt der von aeneaidorsum Alfken, dieser und Smeath-
manellus K. haben aber oben breiteres Gesicht und ‘ölig glänzendes
1. Segment, dessen Punstierung durch eine feine Querriefung un-
deutlich wird.
13. Hal, atrovirens Per. $
Hai. atrovirens Q (von Barcelona beschrieben) ist mir vor Mallorca,
Syrakus und Fiume bekannt geworden. Es ist ae eine nicht
‚häufige Art.
Bei: Gravosa Ombia (Delmatien) fing Dr. J. Maidl einige jetzt
im Wiener Museum befindliche dd, welche ‚offensichtlich hierher
‚gehören. Sie sehen folgendermaßen aus:
5. Heft
956 P. Blüthgen:'
Kopf und Thorax bläulichgrün, Mittelsegment blau, Hinterleib
schwarz mit schwach bläulichem Schein, die Segmente am Ende
schmal und undeutlich bräunlich durchscheinend, Kopfschild mit
Ausnahme der Ba.is metallischschwarz, ohne hellen Fleck, Oberlippe
und Oberkiefer schwarz, diese mit roter Spitze, Fühlergeißel unten
ockergelb, Tarsen blaß braunrötlich, trüb rötlichgelb durchscheinend.
Kopf, von oben gesehen, dick, hinter den Augen ziemlich ver-
längert, Gesicht etwa wie bei Smeathmanellug K. & geformt, Kopf-
schild etwas weiter vorgezogen; Fühler über das Mittelsegment hinaus-
reichend. Mesonotum wie bei morio F. & skulptiert. Hinterleib kaum
so lang wie Kopf und Thorax zusammen, elliptisch, gewölbt, die Seg-
mente am Ende schwach eingedrückt, 2 und 3 am Grunde eingeschnürt,
dahinter gewölbt, alle .ehr dicht äußerst fein punktiert, nur der End-
teil punktlos, außerdem alle fein gerieft, seidig schimmernd, mäßig
glänzend; 2 und 3 am Grunde beiderseits mit schmalem, kleinen
weißen Filzfleck, im übrigen nur eine spärliche staubartige blasse Be-
haarung zu sehen. Die Bauchsegmente sind fein gerieft, matt seidig
glänzend, am Ende eingedrückt und breit blaß durchscheinend, das
6. mit glatter, eingedrückter Mittelfurche, daneben dicht fein punktiert
und vor dem glatten Endrand beiderseits mit einem kleinen Fleck an-
liegender .samtiger bräunlicher Behaarung. — Größe: 5—5,5 mm.
14. Hal. aureolus Per. &
Dem 9 sehr ähnlich. — Lebhaft metallischgrün, Mittelfeld mehr
oder weniger blau; Kopfschild am Ende, Oberlippe und Oberkiefer gelb,
letztere am Grunde schwarz, an der Spitze rot; Fühlergeißel unten
braungelb; die Segmentenden schmal gelb durchscheinend, die Grube
des 7. Segments hellrot; Schenkel, Mittel- und Hinterschienen braun-
schwarz mit grünem Metallschimmer, Vorderschienen (mit Ausnahme
eines braunen Streifens vorn), Kniee, Basis und Ende der Mittel- und
Hinterschienen (schmal), und die Tar sen blaß rötlichgelb, dar Krallen-
glied gebräunt. Gesicht wie beim 2 kurz (ungefähr wie bei nitidiusculus
K.< geformt, Kopfschild fast noch kürzer), matt, dicht fein punktiert,
vom mittelsten Nebenauge eine glänzende glatte Lirie bis zum Stirn-
schildchen, Kopfschild dicht punktiert, nur m Vorderrand zerstreuter
und hier glänzend. Fühler knapp bis zum Ende des Mittelsegments
reichend. — Mesonotum und Schildchen glönzend, dicht fein punktiert
(die Zwischenräume so groß oder etwas größer als die Punkte), Brust-
seiten seidig matt, flach dicht, fast runzlig, punktiert. Mittelsegment
so lang wie das Schildchen, Mittelfeld konkav, am Ende schmal leicht
wulstig, wenig glänzend, fein flach längsrunzlig, der Endrand glatt una
glänzend. Stutz ziemlich matt, aur seitlich bis zur Hälfte scharfkantig.
Hinterleib etwas länger als Kopf und Thorax zusammen, lanzettlich,
flach, die Segmente am Ende kaum flacher, im Profil leicht gewölbt,
das 2. und 3. am Grunde eingeschnürt, das 1. mit Ausnahme der ab-
schüssigen Basis und der Beulen ziemlich dielt fein punktiert, die
folgenden noch dichter, bei allen der Endrand punktlos. — Der um-
geschlagene Teil der Rückenplatten sehr breit; die Bauchsegmente fein
ERBE BEERBECTE N. I
=>
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halictus Latr. 257
gerieft, seidig schimmernd; kaum punköiert, am Ende nicht eingedrückt,
„breit blaß durchscheinend.
- > Kopf und Thorax dünn und kurz greis behaart, Gesicht unterhalb
der Fühler weiß beschuppt, Hinterleib fast kahl, Segment 2 und 3
‚(vielleicht auch 4) am Grunde mit schmaler, mitten nock verschmälerter
‚weißer Filzbinde; der umgeschlagene Teil der Rückenplatten und das
2. und 3. Bauchsegment kurz abstehend behaart, dıe Endsegmente
fast kahl. — Größe: 5 mm.
Ich erhielt das $ zusammen mit dem 9 von Herrn Dr. v. Schult-
heß aus Tunis (Nefta und Tozeur) und von Herrn Dr. Jos& Ma. Dus-
met aus Spanien (von verschiedenen Orten).
15. Hal. laevidorsum nov. spec. 2 (Fig. 16)
Körperfarbe: schwarz, Oberkieferspitzen blutrot, Schulterbeulen
gelb; Enddrittel des 1., das 2. und 3. Rückensegment rostgelb, das 3.
beiderseits mit braunem Fleck, die Segmentenden blaß horngelb durch-
scheinend, Bauch rostgelb, nur Segment 3 bis 5 braun, am Ende gelblich
- durchscheinend; Fühlergeißel bräunlichgelb, oben dunkelbraun;
Schenkel. und Vorderschienen braun, Kniee, Schienen und Tarsen
rostgelb, die Mittel- und Hinterschienen ausgedehnt braun gefleckt;
Flügel wasserhell, Adern und Mal hellgelb. Kopf knapp so breit wie
der Thorax, von oben gesehen dünn, hinter den Augen konvergierend,
Gesicht oval, der Kopfschild ziemlich kräftig vorgezogen (etwa wie
bei rufitarsis Zett. geformt, aber der Kopfschild weiter vorragend),
ziemlich matt, das Stirnschildchen etwas glänzender, beide mit seidigem
Schimmer, Scheitel glänzend, Kopfschild mäßig glänzend, dieser mit
zerstreuten, kräftigen, aber ganz flachen Punkten, das übrige Gesicht
mit einer nicht sehr dichten, ganz feinen und flachen, auch bei starker
Vergrößerung «ls solche kaum erkennbaren Punktierung.
Mesonotum glänzend, mit leichtem Seidenschimmer, nur ganz
hinten mit mikroskopisch feiner, ganz undeutlicher Punktierung,
im übrigen punktlos, auch ohne deutliche andere Skulptur. Schildchen
gewölbt, mit schmalem Längseindruck mitten, seidig glänzend, nur
hinten mit minutiöser Punktierung. Mittelsegment so lang wie das
Schildchen, Mittelfeld breit halbmondförmig, etwas konkav, hinten
am Übergang zum Stutz mitten mit schmalem, flachen Eindruck,
seidig matt, sehr fein flach und ziemlich dieht gerunzelt, außerdem
fein lederartig skulptiert; Seitenfelder ziemlich matt, mit Seiden-
schimmer.. Stutz glänzend, mit leichtem Seidenschimmer, nur bis zur
Hälfte der Höhe seitlich scharf gerandet. Brustseiten lebhaft glänzend,
mit undeutlicher Mikroskulptur; Seiten des Mittelsegments äußerst
fein lederartig gerunzelt, ziemlich lebhaft seidig glänzend. |
‘ Hinterleib etwas länger als Kopf und Thorax zusammen, elliptisch,
flach, die Segmente am Ende weder abgeflacht noch eingedrückt,
die Beulen ganz flach. Segment 1 ist auf dem Enddrittel poliert, punkt-
los und stark glänzend, davor sehr dicht äußerst fein, aber scharf ein-
gestochen punktiert, die Zwischenräume seitlich kaum größer als die
Punkte, nach der Mitte zu größer; der punktierte Teil ist namentlich
Archiv für Naturgeschichte,
1923, A. 5, 12 5. Heft
958 P. Blüthgen:
an den Seiten ziemlich matt, außerdem mit Ausnahme eines sehr
schmalen Mittel,treifens mit anliegenden kurzen gelblichen seidig
glänzenden Härchen dicht besetzt. Segment 2 mit sehr dichter, mikro-
skopisch feiner, flacher, als solche kaum erkennbarer Punktierung,
ziemlich matt, seidig schimmernd, das Ende ebenso wie die folgenden
Segmente etwas weniger gedrängt punktiert und deshalb etwas
glänzender. — Kopf und Mesonotum spärlich und kurz, Schläfen,
Brustseiten und Stutz länger und etwas dichter gelblichgreis behaart,
die Behaarung des Mesonotums unregelmäßig, zum Teil ziemlich an-
liegend, Schildchenfurche, Pronotum bis zu den Flügelschuppen und
Hinterschildchen gelblichweiß befilzt. — Segment 2 und 3 tragen beider-
seits am Grunde einen dreieckigen weißen Filzfleck, das 4. ist auf
der Basishälfte weiß beschuppt, 2 und 3 sind außerdem mit spärlicher,
seidig-staubartiger Behaarung, 4 weitläufig mit abstehenden gelblichen
Haaren besetzt, 5 neben der Furche schmutzig goldgelb behaart, die
Endsegmente seitlich weißlich abstehend gefranst. — Bauch glänzend,
die Segmente dicht und fein quergerieft, vor dem Ende mit ziemlich
dichter Querbinde feiner haartragender Punkte; die weißliche Franse
lang, aber locker gekrümmt. — Beine lang und ziemlich dicht silber-
weiß behaart. Der innere Sporn der Hinterschienen ist in seiner ganzen
Ausdehnung dicht kurz gesägt. — Größe: etwa 6,5 mm.
1 2 aus dem Kaukasus (Araxestal) im Wiener Museum (Leder
und Reitter leg.). Diese Art hat eine oberflächliche Ähnlichkeit mit
dem turkestanischen salinaecola Friese (Deutsch. Ent. Zeitschr. 1916,
p. 31), ist aber sofort an dem punktlosen Mesonotum und der eigen-
tümlichen Skulptur der Hinterleibssegmente zu erkennen.
Zusatz: Bemerkungen über Hal. salinaecola Friese:
Von Schmiedeknecht erhielt ich eirige ganz frische PP dieser
Art, deren Übereinstimmung mit einer Type aus der Frieseschen
Sammlung ich feststellen konnte. Die Beschreibung ist in folgender
Beziehung zu berichtigen und zu ergänzen: Das Mesonotum ist dicht
fein punktiert, die Zwischräume so groß oder etwas kleiner als die
Punkte, glänzend, die Flöche aber im ganzen seidig matt; seine Be-
haarung besteht aus dicht stehenden, das Chitin jedoch nicht ver-
deckenden, angedrückten, von der Mittellängslinie schräg nach außen
‚gerichteten seidigen Härchen; Mittelsegment so lang wie das Schildchen,
das Mittelfeld haltmondförmig, etwas konkav, matt, dicht fein ge-
streift, das Ende leicht wulstig, seidig glänzend; der Hinterleib ist
länglich eiförmig, die Segmente am Ende gewölbt, das 1. seitlich und
auf dem Endteil, die folgenden gänzlich mikroskopisch fein dicht
punktiert, das 2., 3. und 4. am Grunde mit weißer Filzbinde, die des
2. mitten stark verschmälert.
Aus der Alfkenschen Sammlung lag mir 1 Q@ von Baigakum bei
Djulek (Turkestan) vor, das schwärzliche Er dsegmente besitzt. Eben-
daher stammen einige JS derselben Sammlung, die wohl mit einiger
Sicherheit zu salinaerola gestellt werden können.
&. Schwarz; der Kopfschild am Ende, Oberlippe und Oberkiefer
gelb, diese mit roter Spitze; Fühler hell rötlichbraungelb, Schaft oben
LP m. Ti Ei Eu Zi
u + |
nt
wa al
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halietus Latr, 2359
braun, Geißel oben gekräunt; Schulterbeulen und ein Fleck auf den
Flügelschuppen gelb; Segment 1 bis 3 rötlichgelb, mit Ausnahme des
Endteils etwas gebräunt, die folgenden braunschwarz, die Segment-
enden durchsichtig horngelb. Beine rostgelb, die Schienen hinten und
die Tarsen schwefelgelb. Flügel wasserhell, Adern und Mal blaßgelb.
Kopf ein wenig breiter als deı Thorax, von oben gesehen hinter
den Augen ziemlich dick, aber zugleich stark konvergierend, Gesicht
etwa wie bei Kessler Brams. geformt, Kopfschild und Stirnschildchen
glänzend, ersterer seitlich am Grunde dicht punktiert, sonst fast punkt-
los, letzteres zerstreut punktiert, im übrigen das Gesicht matt, sehr fein
und dicht punktiert, die Punkte scharf ausgestochen und deutlich;
Schildchen ebenso. Mittelfeld wie beim 9, die Runzlung sehr dicht und
verworren, wie Körnelung erscheinend. Stutz glänzend und, soweit
zu sehen, dicht punktiert.
Hinterleib um die Hälfte länger als der Thorax, schmal elliptisch,
gewölbt, die Segmente am Ende eingedrückt, 2 und 3 auch am Gruı de,
fein aber deutlich sehr dicht punktiert, die Zwischenräume durch-
schnittlich so groß wie die Pünktchen. Die Bauchsegmente ausgedehnt
ıötlichgelb, mit seidigem Schimmer, mit mikıoskopis@he, Skulptur,
am Ende horngelb durchscheinend, 5 flach muldig eingedrückt, hinten
schwach bogenförmig ausgeschnitten, 6 vom Grunde bis zur Mitte
mit glänzender Furche, seitlich und auf dem Ende sehr feia, aber deut-
lich punktiert.
Gesicht unterhalb und etwas oberhalb der Fütlerbasis, die Schläfen
und die Thoraxseiten weißlich anliegend behaart, die Haare dick,
Mesonotum ziemlich dicht ähnlich behaart, die Schläfen auch dicht
und lang abstehend weißlich behaart, der Scheitel kürzer; Segment 1
euf dem mittleren gewölbten Teil und längs den Seiten, 2 am Grunde
und an den Seiten, 3 am Grunde, die folgenden bei frischen Stücken
wahrscheinlich auf der ganzen Fläche weiß filzig behaart. Bauchsegment
2 und 3 kurz und spärlich weißlich behaart, auf dem Ende mit auge-
drückter weißlicher Franse, 4 und 5 sehr fein angedrückt seidig gelblich
behaart, 6 an den Seiten und auf dem Ende kräftiger und deutlicher,
mitten am Grunde kahl. — Größe: 5 mm.
16. Hal. peregrinus nov. spec. 23 (Fig. 2439, 24b 5)
Körperfarbe: tiefschwarz, Oberkieferende bräunlichrot, Fühler:
geißel unten schwach gebräunt, Rückensegmente am Ende sehr schmal
und scharf abgesetzt rötlichgelb durchscheinend, Bauchsegmente am
Ende blaß, Beine braunschwarz, die Endglieder der Tarsen rotbraun,
die Sporen hellgelb, Flügel schwach graulich getrübt, Adern und Mal
gelbbraun. — Gesicht etwas länger als breit, unten sanft konvergierend,
. Scheitel schwach gewölbt, Stirnschildchen gewölbt, Kopfschild mäßig
vorgezogen; Gesicht ziemlich kräftig punktiert, die Zwischenräume
etwas kleiner als die Punkte, schwach glänzend; Stirnschildchen
mitten etwas glänzend; Kopfschild ziemlich matt, dicht kräftig
punktiert.
178 5. Heft
960 ae -P. Blüthgen:
Mesonotum vorn ziemlich gewölbt, hier mit eingeritzter Mittel-
linie, stark glänzend, poliert, mit kräftigen, ungleichmäßig starken,
flachen Punkten, deren Ränder wie überwallt erscheinen, die auf der
Scheibe zerstreut und unregelmäßig dicht, vor dem Schildchen dicht
stehen. Mittelsegment kurz (ungefähr so lang wie das Hinterschildchen),
Mittelfeld halbmondförmig, konkav, am Ende etwas wulstig, dicht
fein und flach bis zum Ende gestreift, seidig glänzend, der Endwulst
mit lebhafterem Glanz; Seitenfelder glatt, glänzend, am Ende aicht
fein punktiert; Stutz nur ganz unten seitlich scharfkantig, äußert
fein runzlig punktiett und mit zerstreuten Erhabenheiten, seidig
mattglänzend, nur oben mitten mit einer lebhaft glänzenden Stelle.
Mesopleuren glänzend, ziemlich dicht kräftig punktiert.
.Hinterleib mit gewölbten Segmentenden (nur vom 3..Segment ab
sind diese schwach abgeflacht). Segment 1 seitlich bis zum Grunde
sehr dicht und äußerst fein punktiert, auf der Scheibe querüber und
seitlich auf dem Endteil dicht, letzterer mitten mit etwa dreieckiger
glatter Stelle. Segment 2 am Grunde etwas eingedrückt, hier sehr dicht
äußerst fein püunktiert und undeutlich gerieft, dahinter weitläufiger
und etwas weniger fein bis zum Ende punktiert. Die folgenden Seg-
mente ebenso. — Hinterleib stark glänzend, nur das 2. Segment am
Grunde etwas weniger.
Kopf und Thorax gelblichgrau dünn und ziemlich kurz behaart,
die Pronotumseiten und das Hinterschildchen bürstenartig dicht.
Segment 2, 3 und 4 am Grunde seitlich mit breiten weißen Flecken,
4 außerdem am Grunde locker weißlich beschuppt, 5 neben der Furche
gelblich behaart, im übrigen Segment 4 und 5 noch dünn gelblich
behaart. — Die weißlichen Bauchfransen wie gewöhnlich. Beine
silberweiß behaart. — Der innere Sporn der Hinterschienen in seiner
ganzen Länge innen mit sehr feinen, kurzen, spitzen, schrägen Zähnchen
dicht besetzt. — Größe: 7/mm.
- &. Körperfarbe: wie beim 9, nur die Fühlergeißel unten dunkel
gelbbraun). (Kopfschild und Mundteile also ohne gelb, Tarsen rot-
braun).
"Kopf wenig schmäler als der Thorax, Gesicht wie beim 9, aber der _
Kopfschild schmaler und spitzer. Fühler kräftig, bis zum Mittelfeld
reichend, u a -
Mesonotum vorn mit Mittelfurche, stärk glänzend, die Punktierung
von derselben Stärke wie beim 9, aber dichter: (die: Zwischenräume
etwas kleiner bis größer als die Punkte), vor dem Schildehen dicht;
die Punkte schärfer eingestochen. Schildchen gewölbt, glänzend,
ziemlich dicht punktiert, mitten vertieft, wie beim Q nur ganz unten
scharfkantig. Brustseiten wie beim 9, aber dichter punktiert (die
Zwischenräume so groß oder kleiner wie die Punkte).
Hinterleib so lang wie Kopf und Thorax zusammen, schmal el-
liptisch, fast parallelseitig, gewölbt (namentlich Segment 1), die Seg-
mente am Ende undeutlich etwas niedergedrückt, das 2. am Grunde
schmal aber deutlich eingedrückt, das 3. schwächer, der Endteil des
1. und 2. sehr schma', des 3. breiter, das 4. fast die Hälfte des Segments
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halictus Latr. 961
einnehmend. Segment 1 auf der abschüssigen Basis und dem Endteil
glatt, poliert, im übrigen (einschließlich der Beulen) sehr dicht fein
punktiert (die Zwischenräume durchschnittlich so groß wie die Punkte);
die folgenden Segmente mit Ausnahme des glatten Endteils ebenso
punktiert.
Bauchsegmente ohne Depressionen und ohne besondere Merkmale,
mit Ausnahme des Endteil- nur mößig glänzend, dicht fein gerieft
und äußerst feia punktiert, spärlich und sehr kurz (nur das 2. deutlicher)
abstehend behaart, das 6. mit glatter Mittellinie, seitlich davon deut-
licher punktiert.
Kopf und Thorax wie beim 9 behaart, Gesicht unterhalb der Fühler
dicht weißlich beschupp5. Die Behaarung der Oberseite des Hinter-
leibs schlecht erhalten: Segment 2 bis 4 mit Resten lockerer Basis-
flecken, sonst fast kahl. — Beine dünn weißlich behaart; Tarsen sehr
schlank, lang. — Größe: 6,5 mm
1 21% aus Dalmatien (? Brazza, M S Vito, $ Salona) im Wiener
Museum (Dr. F. Maidl leg., Typen). Ferner lagen mir je 1 Q von
Griechenland (südl. Peloponnes, Kambos am Taygetos: Holtz leg.),
Triest (Gräffe leg.) und Riva (Alfken leg.) aus der Sammlung von
J. D. Alfken-Bremen und 1 2 von Montenegro (Sipacno) aus dem
Berliner Zool. Museum vor.
Diese Art gehört in die Nöhe der Gruppen guadrinotatus K. und
sexnotatulus Nyl. Ähnliche $$ sind Dmitrijew Mor. (Horae 26, p. 146)
und nigrilabris Mor. (Fedtschenko, Turkestan, Mellifera II, p. 249),
insofern beide ebenfalls dunklen Kopfschild, Mundteile und Tarsen
haben; ersterer zeichnet sich aber durch das halbkreisförmig aus-
geschnittene 5. Bauchsegment und fast schwarze Segmentenden aus,
letzterer hat fein punktiertes Mesonotum, spärlich punktierten Hinter-
leib und bleichgelbes Flügelgeäder. Das @ kann nicht etwa mit laevı-
nodis Mor. (Fedtschenko, p. 248) identisch sein, weil bei diesem
das Mesonotum äußerst weitläufig punktiert, das Mittelfeld nur am
Grunde gestreift und der Endrand der Segmente glatt ist.
. Das 3 hat, wenn die Basisflecken der Segmente abgerieben sind,
ziemliche Ähnlichkeit mit großen Stücken von planulus Per. $. Es
unterscheidet sich von diesem durch den ganz schwarzen Kopfschild,
kräftigere Punktierung des Mesonotums und Schildehens, polierte und
punktlose Depressionen der mittleren Segmente und am einfachsten
durch Bau und Farbe der Tarsen: diese sind bei ihm einheitlich dunkel
rotbraun, an den Hinterbeinen Glied 2 über doppelt so lang wie am
Ende breit, 3 noch länger, 4 doppelt so lang wie breit, an den Mittel-
beinen die Tarsen noch länger und schlanker, bei planulus $ dagegen
sind die Tarsen hell rötlichbraun, am Ende gelblich geringelt, das 2.
und 3. Glied wenig länger als am Ende breit, 4 so lang wie breit ; außer-
dem sind bei planulus & die Kniee und das Schienenende schmal rötlich-
gelb, bei peregrinus $ nicht.
5. Heft
262 P, Blüthgen:
17. Hal. andrenoides nov. spec. 2
Schwarz mit einem Stich ins Braune, Segmentenden ziemlich
schmal, aber deutlich abgesetzt rötlichgelb durchscheinend. Geißel
unten dunkelbraun; Tarsen braunrot, Krallenglied am Ende rostgelb.
Flügel gelblich getrübt, Adern und Mal hell bräunlichgelb.
Figur breit, plump. Kopf hinter den Augen ziemlich stark rundlich
verengt; Gesicht wie bei pallens Brulle 9, also kürzer als breit, nach
unten ziemlich stark konvergierend, Kopfschild kaum vorgezogen;
dieser wenig glänzend, zerstreut flach kıäftig punktiert; Stirnschildchen
seidig matt, dicht fein punktiert, das übrige Gesicht matt, sehr dicht
und fein punktiert, längs den inneren Augenrändern und auf dem
Scheitel seidig glänzend.
Mesonotum und Mittelfurche fast matt, mit seidigem Schimmer,
sehr fein lederartig skulptiert, dicht fein punktiert, die Punkte im
Durchschnitt so. stark wie bei pallens, ungleich stark, nicht scharf
eingestochen, mehr oder weniger flach, die Zwischenräume mitten etwas
größer als die Punkte, rings kleiner als diese. Schildchen flach, eben-
falls fast matt, nur vorn und mitten hinten dicht fein punktieıt, sonst
fast glatt. Mittelsegment ®/, so lang wie das Schildchen, das Mittel-
feld seine ganze horizontale Fläche einnehmend, regelmäßig halb-
mondförmig, hinten scharf gerandet, seitlich deutlich abgesetzt, etwas
konkav, fast matt, seidig schimmernd, fein gerunzelt, mitten dicht
und verworten, seitlich weitläufiger, die Runzeln hier parallel laufend
und nach außen gekrümmt. Seitenfelder kaum entwickelt, stark ab-
schüssig. Stutz schwach glänzend, mit Seidenschimmer, zerstreut fein
erhaben gerunzelt, seitlich bis fast bis oben scharf gerandet. Brust-
seiten matt, lederartig.
Hinterleib um die Hälfte länger als der Thorax, breit oval, flach
(ungefähr wie bei malachurus K. Q geformt), die Segmente hinten leicht
eingedrückt die Beulen kräftig entwickelt. Das 1. Segment halb so
lang wie breit, auf der abschüssigen Basis polieıt, stark glänzend,
im übrigen ebenso wie die folgenden Segmente mit lebhaftem, aber
etwas stumpfem, emailartigen Glanz. Segment 1 mit Ausnahme der
Basis, der Beulen und des Endes des Endteils ziemlich dicht fein
punktiert, die Punkte ungleich stark, nicht scharf eingestochen, flach;
2 am Grunde undeutlich fein gerieft, mit Ausnahme der Beulen und des
Endteilendes dicht ebenso punktiert, die Punkte etwas feiner; 3 und 4
ungefähr ebenso wie 2. — Bauchsegmente ohne besondere Merkmale,
die erhabenen Punkte zahlreich und dicht angeordnet.
Behaarung des Körpers graugelb, auf den Brustseiten blasser,
auf Kopf und Thorax ziemlich dicht, mäßig lang, auf Pronotum,
Schulterbeulen und Hinterschildchen bürstenartig dicht; Segment 1
am Grunde kurz abstehend behaart, 2 und 3 dicht staubartig behaart,
4 deutlicher und länger. 5 graugelblich behaart der Endteil von 1
hinter den Beulen, von 2 etwas ausgedehnter, von 3 und 4 in voller
Breite dicht mit feinen, nach außen gerichteten gelblichen Wimper-
haaren besetzt, Segment 2 bis 4 mit schmaler weißlicher Basisbinde,
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halietus Latr. 263
die auf 2 und 3 mitten verdeckt, auf 4 anscheinend unter dem 3. Seg-
ment verborgen ist. — Beine blaß graugelb behaart. — Größe: 8,5-9 mm.
1 2 vom Amanusgebirge (Kleinasien, Escalera leg., 5.02) in
der Alfkenschen Sammlung.
Sehr nahe verwandt mit pallens Brulle 9, unterscheidet sich von
diesem außer durch beträchtlichere Größe durch die breite Figur,
das kürzere 1. Segment, das kürzere konkave Mittelfeld und die feinere
und kürzere Behaarung des Hinterleibs.
18. Hal. Dmitrijewi Mor. $ 2
Das $ lernte ich kürzlich in natura kennen, als ich eine Anzahl im
Berliner Museum befindlicher bei Falzfeinowo am Dnjepr (Südrußland)
von Ramme erbeuteter Halictus durchsah, unter denen sich ein &
befand, das in allen wesentlichen Punkten mit der Beschreibung des
H. Dmitrijewi (Horae XXVI, p. 146, patria: Gouvernement Charkow)
übereinstimmt. Ferner entdeckte ich darunter ein mir noch unbe-
kanntes 9, das ganz offensichtlich das noch nicht beschriebene 9
von Dmitrijewi ist.
&. Schwarz, die Rückensegmente am Ende sehr schmal und un-
deutlich bräunlich, dieBauchsegmentebreiter undhellerdurchscheinend;
Fühler unten dunkelbraun, Krallenglied rostgelb; Flügel fast wasser-
hell, Adern und Mal gelbrot.
Ähnlich lativentris Schek. $, aber kleiner und im Verhältnis merk-
lich gedrungener und kürzer in der Figur, Fühler kürzer (etwa bis zur
Mitte des Mesonotumsreichend, die Glieder vom 5. ab etwa quadratisch,
Endglied länger) und viel dicker.
Kopf, von oben gesehen, dünn, hinter den Augen ziemlich sehr
verengt, Gesicht wenig kürzer als breit, fat kresrund, Kopfschild
kaum vorgezogen, dieser und das Stirnschildchen glänzend, sehr dicht
fein punktiert. Mesonotum glänzend, die Punkte etwa so sta'k wie bei
lativentris $, die Zwischenräume auf der Scheibe so groß wie die Punkte
oder etwas größer, glänzend, kaum skulptiert, rings die Punktierung
feiner und dichter. Brustseiten matt, lederartig, außerdem flach
punktiert. Mittelsegment etwas kürzer als das Schildchen, Mittelfeld
halbmondförmig, von vorn oben betrachtet, rings erhaben gerandet
erscheinend, ziemlich kräftig wellig gerunzelt, die Zwischenräume
glänzend. Seitenfelder stark abschüssig, seidig matt, sehr dicht feın
punktiert, die Punkte scharf eingestochen. Stutz nur etwa bis zur
Hälfte der Höhe seitlich scharfkantig, schwach glänzend, mit seid'gem
Schimmer, auf der oberen Hälfte dicht fein punktiert, unten glatter,
mitten mit flacher, glänzender Vertiefung.
Hinterleib etwas länger als Kopf und Thorax zusammen, kurz
oval, die Segmente am Ende deutlich flachgedrückt, das 2. und 3.
am Grunde eingeschnürt, dahinter gewölbt, das 1. mit Ausnahme
der abschüssigen Basis sehr dicht fein punktiert, die Punkte wenig
schwächer als die aes Mesonotums, aie Zwischenräume so groß wie die
Punkte bis kleiner als diese, glänzend, die gesamte Fläche aber in-
folge der Dichtigkeit der Punktierung nur schwach glänzend, mit
5. Heft
264 P. Blüthgen:
seidigem Schimmer; die folgenden Segmente ebenso überall punktiert,
auf dem 4. die Punkte undeutlicher.
Bauch glänzend, fein gerieft, die haartragenden Punkte spärlich
und sehr fein, die Segmente em Ende schwach eingedrück:, der End-
rand des 3. und 4. schwach bogenförmig, der des 5. tief halbkreisförmig
ausgeschnitten.
Gesicht weiß beschuppt, Kopf und Mesonotum graugelblich be-
haart, die Brustseiten mehr weißlich; die Endsegmente kurz seidig
gelblich behaart, Segment 2 und 3 am Grunde mit undeutlichen Seiten-
flecken, Hinterteil sonst fast kahl; Bauch spärlich und kurz abstehend
behaart; das 5. Segment anscheinend anliegend gelblich behaart
(bei dem mir vorliegenden Stück verklebt).
Die lacınia der Genitalien besteht aus einer linienschmalen, kurzen
Lamelle, die schräg nach innen gerichtet und etwas nach unten ge-
krümmt ist; ungefähr an der Anheftungsstelle trägt die squama einige
kurze, nach außen gebogene Haare.'— Größe: 6 mm.
Q. Sehr ähnlich quadrinotatus K. 9. — Schwarz, die Segmente
vom 2. ab am Ende schmal und undeutlich bräunlich durchscheinend;
Farbe der Fühler, Tarsen und Flügel wie beim {.
Gesicht ungefähr genau wie bei lativentris 2, Kopfschild schwach
vorgezogen, glänzend, zerstreut kröftig punktiert, am Grunde matt,
beiderseits dicht fein punktiert; Stirnschildehen matt, dicht fein
pünktiert (Zwischenräume so groß wie die Punkte); Gesicht im übrigen
matt, so stark wie das Stirnschildchen, aber dichter punktiert.
Mesonotum seidig matt, hinten glänzender, kräftigfein punktiert,
die Punkte wenig schwächer als bei lativentris Q, die Zwischenräume
auf der Scheibe größer als bei jenem, namentlich hinten, rings feiner
und sehr dicht; Schildchen etwas feiner und dichter punktiert. Mittel-
segment wenig länger als das Hinterschildchen, Mittelfeld halbmond-
förmig, hinten mitten fein scharf gerandet, dicht scharf gestreift,
die Streifen etwas wellig, die mittleren Streifen nach innen gebogen,
in der Mitte noch einige kleine Querrunzeln, die Zwischenräume der
Streifen seidig glänzend; Seitenfelder, Brustseiten und Stutz wie beim
d, der Stutz etwas höher hinauf scharfkantig.
Hinterleib in der Form wie bei lativentris 9, die Segmente hinten
schwach niedergedrückt, ihre Punktierung wie beim S, auf dem End-
teil etwas feiner als auf dem übrigen Segment, einen ganz schmalen
Streifen unmittelbar vor dem Eadrand freilassend; außerdem ist eine
sehr feine, undeutliche Riefung vorhanden.
Kopf und Mesonotum dünn und kurz graugelb, die Brustseiten
länger und blasser behaart; Segment 2 und 3 mit verhältnismäßig
kleinen weißen Basisflecken, die Endsegmente auf dem Endteil, das 4.
wahrscheinlich (es ist bei dem mir vorliegenden Stück eingezogen)
auch auf der Fläche seidig ge'blich behaart, 5 blaß gelbbräunlich.
behaart.
Bauchsegmente ohre besondere Merkmale, die haartragenden
Punkte kräftig und zahlreich; die abstehenden Fransen dicht, auf der
ul > no...
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halicetus Latr, 365
Endsegmenten kürzer und nach hinten gerichtet. — Beinbehaarung
gelblich, — Größe: 7,5 mm,
2 2 se
Von quadrinotatus K. 2 unterscheidet sich dieses © außer durch
die geringere Größe dadurch, daß die Punktierung des 1. Segments
5. Heft
266 ‘P. Blüthgen:
sehr dicht, die des 2. kräftiger, weniger dicht, auch Be einge-
stochen ist.
Das $ hat an dem ausgeschnittenen 5. Bauchsegment < ein augen-
fölliges Merkmal.
19. Hal. caspieus Mor. (Emesianus Perez) & (Fig. 2624, 26b 9)
Diese Art, dieich bisher in keiner Sammlung gesehen hatte, lernte
ich kürzlich kennen, indem ich in der Sammlung von Herrn Professor
Dr. Fahringer (Wien) eine Anzahl Halictus-Weibchen aus Kleinasien
(Amanusgebirge, Südarmenien; z. T. von Friese als „H. leucozonius
Schrk.‘“ bestimmt) und in der v. Radoszkovskischen Sammlung
12 ganz gleiche 22 aus dem Kaukasu. fand, auf welche die Beschreibung
des bei Derbent (Daghestan) gefangenen caspicus Mor. (Horae soc.
ent. Ross. X. 1873, p. 164, 2) so völlig paßt, daß es sich zweifellos um
diesen handelt, zumal die Fundorte benachbart sind. Dieses 9 ist
kenntlich an dem kurz länglichrunden Gesicht (unten nicht ver-
schmälert, mit ziemlich vorgezogenem trapezförmigen Kopfschild),
an dem ausgiebig und kräftig punktierten 1. Segment (seitlich vor den
Beulen dicht und kräftig, mitten etwas weitläufiger und weniger stark,
auf dem niedergedrückten Endteil fein und sehr dicht punktiert, die
Beulen hinten punktlos), und namentlich an der Form und Skulptur
des Mittelsesments. Dieses ist so lang wie das Schildchen, von oben
gesehen, nach dem Stutz zu stark konvergierend, das Mittelfeld trapez-
förmig, hinten schmal, querabgestutzt, hier in flachem Bogen fein
scharf gerandet, die Seiten geradlinig, gegen die stark abschüssig ge-
rundeten Seitenfelder nur durch den Skulpturunterschied abgegrenzt;
das ganze Mittelfeld ist sehr dicht mit feinen, etwas welligen Längs-
runzeln bedeckt, unter denen sich ein feiner Mittelgrat mehr oder
weniger deutlich abhebt; in der Mitte der Fläche sind die Runzeln auch .
häufig durch kurze Querrunzeln unter sich verbunden. Die hinten
und seitlich abgerundeten Seitenfelder sind sehr fein lederartig gekörnelt.
Mittelfeld und Seitenfelder sind fast matt, mit seidigem Schimmer,
jenes zwischen den Runzeln, namentlich seitlich, leicht glänzend.
Stutz nur seitlich unten bis zur Hälfte scharf gerandet, mitten etwas
muldig vertieft, mäßig und seidig glänzend, oben seitlich ziemlich matt,
dicht punktiert. Die nächsten Segmente sind wie das 1. punktiert,
die Punktierung nur aichter, vom 3. Segment ab auch feiner; die
Segmentenden sind eingedrückt.
Das Tier ist mit nitidus Panz. (6-notatus K.) nahe verwandt, nament-
lich zeigt die Form und Skulptur des Mittelfeldes bei beiden viel Über-
einstimmung (bei nitidus ist es aber viel kürzer), die Punktierung des
Mesonotums dagegen ist stärker, ähnlich wie bei 4-notatus K., aber
weitläufiger. In der Sammlung von Herrn F. D. Morice (Woking)
hatte ich ein Halictus-Weibchen von Palästina (‚Jericho road‘) ge-
funden, das nach der Beschreibung sicher Emesianus Perez (in Bull.
soc. amis Scienc. nat. de Rouen 1910 von Homs in Syrien beschrieben)
ist. Jetzt stellte ich nun durch Vergle’chung mit caspieus fest, daß
dieses Q nichts anderes als caspicus ist. Ich trage deshalb kein Bedenken,
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halietus Latr. 267
die Identität beider Arten anzunehmen, zumal die Beschreibungen
durchaus zueinander passen.
Unter unbestimmtem Halictus-Material der Alfkenschen Samm-
lung entdeckte ich auch in einem Exemplar (von Ordubad in Trans-
kaspien) das bisher nicht bekannte $ von caspicus. Es ist dem 9 sehr
ähnlich:
&. Schwarz (einschließlich des ganzen Kopfschildes, der Mund-
teile und der Fühler), die vier letzten Tarsenglieder rostgelb, die Bauch-
segmente am Ende gelblich durchscheinend. Flügel wie beim 9.
Kopf etwas schmäler als der Thorax, hinter den Augen kaum ver-
engt, aber nicht dick; Gesicht kurz oval (oben und unten gleichbreit),
der Kopfschild kaum vorgezogen; die Skulptur wie beim 9. Fühler
bis fast an das Thoraxende reichend. Mesonotum wie beim 9, die
Punktierung etwas feiner. Mittelsegment wie beim 9, die Runzlung des
Mittelfeldes etwas feiner,; Hinterleib so lang wie Kopf und Thorax
zusammen. mitten so breit wie der Thorax, nach vorn und hinten stark
verjüngt, die Segmente hinten eingedrückt, das 2. und 3. auch am
Grunde, die Punktierung wie beim 9, aber feiner, die Riefung deut-
licher, namentlich vom 3. ab, die Segmente deshalb mit seidigem
Schimmer.
Bauch wenig glänzend, seidig scheinend, dicht sehr fein punktiert,
das 5. Segment hinten bogenförmig ausgeschnitten, etwas muldig
eingedrückt, dicht anliegend seidig gelblich behaart, die Behaarung
seitlich über den Segmenthinterrand vortretend. sodaß dessen Aus-
schnitt bei flüchtiger Betrachtung stärker, fast halbkreisförmig er-
scheint; das 6. mitten längs etwas vertieft, mit glattem Längsstreifen.
Kopf und Thorax mäßig dicht struppig greis behaart (auch das
Gesicht, dieses nicht dichter behaart oder heller beschuppt, eine auf-
fällige Ausnahme von der Norm!), Segment 2 und 3 mit weißer Basis-
binde, die Endsesmente dünn kurz gelblich behaart; Bauchsegment 2
kurz, 3 ganz kurz greis behaart. — Länge: etwa 8—9 mm.
Sehr nahe Verwandtschaft besteht zwischen diesem $ und pallens
Brull& (Iineolatus Lep.) $, namentlich fällt die große Ähnlichkeit in
der Bildung des Mittelfeldes und des 5. Bauchsegments sowie in der
Form des 1. Segments (sehr lang, nach vorn eiförmig, verjüngt;. beim
Q ebenso) auf. Pallens gehört also nicht in die Gruppe calceatus Scop.,
wohin er bisher in der Regel (wohl seiner gelblichen Segmentenden
wegen) gestellt wurde. Auch elavipes Dours gehört hierher. —
Hal. pallens und elavipes zeichnen sich bekanatlick vor allen anderen
Halietus-Arten biologisch dadurch aus, daß die SS zugleich mit den
QOQ im Frühjahr erscheinen. Eine zweite Generation scheint bei pallens
nicht vorzukommen, denn alle Stücke, die ich bisher sah, sind im
Frühjahr gefangen. Die $% haben auch eine von mir bei anderen
Halictus-Männchen noch nicht beobachtete Eigenheit: sie schwärmen
gern wie Andrenenmännchen hastigen Flugs um höheres Buschwerk.
Ich möchte die Vermutung aussprechen, daß auch caspicus dieselbe
Erscheinungsweise hat,
5. Heft
268 P. Blüthgen:
20. Hal. pseudocaspieus. nov. spec. 2 (Fig. 9)
H.caspieus Mor. sehr ähnlich, von ihm hauptsächlich durch das
kurze, wie be' guadrinstatus K. 9 geformte Gesicht (beträchtlich kürzer
als breit, unten ziemlich konvergierend, Kopfschild schwach vorge-
zogen — bei caspicus etwas länger als breit, rundlich, Kopfschild deut-
lich vorgezogen), das abweichend gebildete Mittelsegment (Mittelfeld
rundlich trapezförmig, hinten breit, in der ganzen Breite scharf ge-
randet, der Rand seitlich in den der Stutzseiten übergehend, die
Runzeln mehr geradlinig; Stutz oben leicht konkav (seitlich gesehen),
glänzend, zerstreut erhaben punktiert) und das am Ende gewölbte,
nur hinter den Beulen niedergedrückte 1. Segment zu unterscheiden.
Punktierung und Skulptur des Mesonotums und der Brustseiten
und des Hinterleibs wie bei caspicus, nur ist die Punktierung des Hinter-
leibs etwas feiner. Auch sonst wie caspicus. Flügel wie bei diesem
leicht bräunlich getrübt, Adern gelbbraun, Mal dunkel gelbbraun;
Fühlergeißel unten schwach gebräunt.
Größe: etwas kleiner als caspieus (7,5—8 mm).
1 2 von Zaribaschi (Amanusgebirge, Kleinasien) in meiner Samm-
lung. Nachträglich fand ich in der Frieseschen Sammlung noch 3 29
von Pola, Susak und Zengg (Senj).
Ähnlich ist auch Perezs Alfk. 9, namentlich in der Kopfform
(Scheitel bei diesem aber merklich schmäler und gewölbter), jedoch ist
bei diesem das Mittelfeld glänzend, dichter und geradlinig gestreift,
hinten schärfer gerandet, das 1. Segment auf der Scheibe fast punktlos,
auf dem Endteil mitten sehr, seitlich ziemlich zerstreut punktiert.
H. fallas Mor. hat wasserhelle Flügel mit hellgelbem Mal, viel breitere
Binden und viel feinerer Punktierung des Hinterleibs.
21. Hal. pseudofallax nov. spec. Q (Fig. 28)
Sehr ähnlich /allaw Mor., namentlich durch die grauweiße Be-
haarung, die breiten Binden und die wasserhellen Flügel mit honig-
gelbem Geäder und Mal, unterscheidet sich außer durch seine breitere,
kräftigere Figur aber sofort durch folgende Merkmale: Gesicht lang
oval, Kopfschild stark vorgezogen (bei fallax kürzer als breit, Kopf-
schild kaum vorgezogen — Fig, 27), Punktierung des Mesonotums
etwas gröber, Kopf und Thorax noch dichter und länger behaart;
Mittelfeld hinten schmaler, im ganzen halbmondförmig, der scharfe
Hinterrand schmaler (bei fallas rundlich trapezförmig, hinten breit
und in der Ausdehnung scharf gerandet); Segment 1 sehr gewölbt,
am Ende nicht abgeflacht, mit Ausnahme einer Linie zerstreuter
flacher Punkte längs der Vordergrenze des Endteils, eiriger flacher
Punkte vor den Beulen und einer etwas dichteren Punktierung beider-
seits auf der abschüssigen Basis völlig punktlos (bei fallax ziemlich
flach, der Endteil deutlich niedergedrückt, auf diesem überall sehr
dicht fein punktiert, davor mäßig dicht und etwas stärker punktiert,
nur die Beulen und ein Mittelstreifen der abschüssigen Basis punktlos);
Segment 2 auf dem Endteil dicht gerieft und zerstreut, davor dicht sehr
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halietus Latr. 269
fein punktiert ‚(bei falla® der Endteil zwar ebenfalls gerieft, aber sehr
dicht punktiert); Segment 5 neben der Furcherötlichbraun behaart (bei
fallax weiß behaart); Körpergröße beträchtlicher (9—10 statt 7,5 mm).
Kopfschild und Stirnschildchen glänzend, letzteres mitten zer-
streut, ersteres am Grunde mäßig dicht, im übrigen zerstreut flach
kräftig punktiert. Mesonotum auf der hinteren Hälfte der Scheibe
ziemlich zerstreut unregelmäßig dicht punktiert, die Zwischenräume
hier größer bis zum drei- oder vierfachen der Punkte, glänzend, rings
feiner und dicht punktiert, die Zwischenräume kleiner als die Punkte
bis so groß wfe diese, matt. Schildchen gewölbt, mit Mittelfurche, dicht,
rings und in der Furche sehr dicht punktiert. Brustseiten matt, leder-
artig runzlig punktiert. Mittelfeld mit der Spitze in den Stutz hinab-
reichend, seidig matt, fein und dicht längsgestreift, die Streifen nach
dem Grunde zu durch feine Querrunzeln verbunden. Seitenfelder
rundlich abschüssig, ebenso wie der Stutz seidig matt und dicht ge-
runzelt und purktiert, Stutz seitlich nur bis zu ®/, der Höhe scharf-
kantig. Hinterleib eiförmig, nach hinten verschmälert; Segment 1
stark emailartig glänzend, die folgenden mit schwächerem, seidigen
(Glanz.
Kopf und Thorax, Basis des 1. Segments und die Hinterleibs-
seiten dicht und lang grauweiß behaart; das 2. Segment mit mitten
stark verschmälerter, seitlich bis zum Endteil reichender Binde, das
3. und 4. mit gleichmäßig breiten Binden, die auf 3 bis zur Segment-
mitte, auf 4 bis an die Depress’on reichen. Fühlergeißel unten gegen
das Ende gebräunt; Endtarsen dunkel rotbraun, Krallen rostrot;
Beine dicht silberweiß behaart.
1 2 von Togus Tjurae (Zentralasien) im Hamburger Staatsmuseum.
Der nahe verwandte und besonders durch gleiche Kopfform und
seine struppige Behaarung ähnliche montane nigricornis Mor. (Horae
1886, p. 223) unterscheidet sich durch folgende Merkmale: Das Meso-
notum ist viel dichter und feiner punktiert, vorn bis fast zur Hälfte
seidig matt, flach runzlig punktiert, nur hinten mitten die Zwischen-
räume so groß oder etwas größer als die Punkte und glänzend; Hinter-
leib elliptisch, das 1. Segment viel flacher, der Endteil schwach, aber
deutlich eingedrückt und sehr fein gerieft und sehr fein ziemlich
dicht punktiert, davor querüber mäßig dicht fein punktiert; Segment 5
neben der Furche ebenfalls bräunlich behaart.
22. Hal. dolichocephalus nov. spec. 2 (Fig. 22)
Körperfarbe: schwarz, die Segmente am Ende schmal und un-
deutlich rötlich durchscheinend; Oberkiefer mit blutroter Spitze,
Fühlergeißel unten ins bräurliche fallend, Beine braunschwarz, Sporen
braungelb, Tarsen rotbraun. Flügel leicht graulich getrübt, Adern
und Mal rotbraun bis braun.
Gesicht ‚auffellead lang, doppelt so lang wie breit, Kopfschild
kräftig vorgezogen, der obere Augenabstand wenig größer als der
untere, die inneren Augenränder sanft geschweift. Seine Punktierung
kräftig, die Zwischenräume .etwas kleiner alsdiePunkte, mäßig glänzend.
5, Heft
970 P. Blüthgen:
Stirnschildehen und Kopfschild kräftig gewölbt, von einander kaum
‚abgesetzt, glänzend, ersteres feiner, letzterer kröftig mäßig dicht
punktiert, letzterer ohne deutliche Längsfurchen.
Mesonotum vorn mit flacher Mittelfurche, glänzend, kräftig
(kaum etwas kräftiger als H. clypearis Schek.), ungleichmäßig stark,
seitlich feiner puaktiert, die Zwischenräume teils kleiner, teils etwas
größer (hier und da bis um das Doppelte) als die Punkte. Schildchen
glänzend, sehr zerstreut punktiert. Mittelsegment kurz, kaum länger
als das Hinterschildehen, das Mittelfela halbmondförmiz;, etwas konkav,
dicht und ziemlich fein wellig gerunzelt, zwischeı den Runzeln glänzend;
Seitenfelder und Stutz matt, runzlig punktiert, letzterer oben feiner
skulptiert und hier mit seidigem Schimmer. Mittelfeld hinten quer
abgestutzt, aber ohne eigentlichen scharfen Rand, Stutz seitlich bis
oben fein scharfkantig. Mesopleuren glänzend, dicht kräftig punktiert,.
Metapleuren lederartig fein gerunzelt, seidig matt.
Hinterleib etwas länger als der Thoıax, breit oval, gewölbt, die
Segmente ! und 2 am Ende gewölbt, vom 3. ab hinten sehr schwach
eingedrückt. Segmert 1 mit Ausral.me des breiten polierten und punkt-
losen Endteils infolge sehr dichter und feiner runzliger Punktierung
matt mit seidigem Schimmer; Segment 2 fast matt, bis an den Enoteil
sehr dicht und fein gerunzelt urd sehr fein punktiert, die Punkte ın
der Runzlung nicht hervortretend, der Endteil weitläufig und wenig
deutlich gerunzelt und dertlich ziemlich dicht fein punktiert; die
folgender Segmente glanzender, ebenso wie das 2., aber gröbeı skulpiert.
Bauch mäßig glänzend, fein quergerieft, Segment 2 mit groben
haartragenden Punkten mäßig dicht besetzt, mit glatten, rötlich ent-
färbtem, mitten breit vorgezogenem Endteil; die folgenden Segmente
weniger grob aber noch dichter punktiert, ihr Endteil schmäler.
Kopf und Mesonotum sehr dünn und kurz, Hinterschildchen
bürstenartig dicht graugelb behaart, Pronotum seitlich und ‚Schulter-
beulen dicht greis befilzt, Brustseiten und Stutz länger als das Meso-
notum und blasser behaart. Segment 1 am Grunde dünn anliegend
seidig graugelb behaart, 2 auf der Scheibe ziemlich dicht mit ganz
kurzen gelblichen Härchen besetzt, die folgenden Segmente immer
reichlicher, namentlich auf dem Endteil seitlich, Segment 5 neben der
Furche graugelb behaart. Segment 2 und 3 tragen am Grunde beider-
seits einen weißen Filzflecken. Außerdem ist der Hinterleib seitlich
ziemlich reichlich weißlich abstehend gefranst. Die Zilienreihe am
Grunde des Endteils auf Segment 4 deutlich entwickelt, auf 3 dünn
und kurz. Die greisen Bauchfransen ziemlich kurz, aber dicht.
Beine gelblichgreis behaart, die Sporen gekrümmt, der äußere
der Hinterschienen fein gesägt. — Größe: 7,5 mm.
1 2 von Üsküb (Mazedonien) im Berliner Zoolog. Museum (Dr.
Schulze leg., 4. 6. 1917).
Diese namentlich durch die Skulptur des1. Segments ausgezeichnete
Art gehört in die Gruppe clupearis Scheck. Ich glaubte zunächst, den
Hal. longirostris Mor. (Fedtschenko, 1876, p. 236, No. 356) vor
mir zu haben. Dieser hat aber nach der Beschreibung u. a. deutlich
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halietus Latr, 371
gerandeten Stutz und glänzenden Körper sowie abweichende Kopf-
form; ich fand das durch ein & der Alfkenschen Sammlung (von
Wernyi in Turkestan) bestätigt, dessen bizarre, an Rüsselkäfer oder
einen Entenschnabel erinnernde Kopfhildung ich ia Fig. 20 wiedergebe.
25. Hal. proximus nov. spec. &
Körperfarbe: schwarz, Kopfschild ohne hellen Fleck, Oberlippe
und Oberkiefer schwarz, letztere mit roter Spitze; der äußerste End-
rand der Segmente rötlich durchscheinend, auf den Endsegmenten
breiter und heller. Fühlergeißel unten braungelb. Beine schwarz,
24 a gelb, Endtarsen rotbraun, Kniee uer Vorderbeine rötlich.
lügel wasserhell, Adern und Mal beilgelb.
Kopf etwas breiter als der Thorax, hinter den Augen verengt;
Gesicht ungefähr kreisrund, unten leicht verjüngt, der. Kopfschild
schwach vorgezogen. Gesicht matt, dicht kräftig punktiert, mit deut-
licher Punktzwischenräumen (besonders oben); Kopfschild matt,
sehr dicht kräftigfein punktiert; Schläfen matt, dicht gerieft und fein
punktiert. Fühler bis zum Mittelfeld reichend. Mescnotum dicht
kräftig punktiert, die Zwischenräume glänzend, vorn kleiner als die
Punkte, hinten ebenso groß oder etwas größer als diese, die Fläche
hier deshalb auch glänzender. Schildehen dicht, mitten etwas weit-
läufiger punktiert, hier glänzend. Brustseiten glänzend, dicht kräftig
punktiert (die Zwischenräume so groß oder größer als die Punkte).
Mittelsegment etwa so lang wıe das Schildchen, Mittelfeld halbmond-
förmig, sehr dicht fein gerunzelt, matt, die Zwischenräume zwischen
den Runzeln schwach glänzend, hinten ungerandet, nur von vorn
gesehen, fein erhaben gerandet erscheinend, bier mitten mit einer auf
den Stutz übergreifenden dreieckigen, glatten und glänzenden Stelle;
Seitenfelder matt, ebenfalls dicht gerunzelt; Stutz seidig matt, leicht
gerieft und undeutlich skulpiert, seitlich nur bis zur Hälfte der Höhe
scharfkantig.
Hinterleib etwa so lang wie Kopf und Thorax (von oben gesehen)
zusammen, länglich elliptisch, fast parallelseitig, sehr gewölbt, Segment
1 lang (so lang wie am Ende breit), am Ende leicht und schmal ein-
gedrückt, die folgenden am Ende nicht eingedrückt, aber das 2. am
Grunde leicht eingeschnürt. Hinterleib glänzend, Segment 1 mit
Ausnahme des glatten und polierten Endteils ziemlich dicht fein
punktiert (die Zwischenräume um das mehrfache größer als die Punkte),
am Grunde äußerst fein und weitläufig; Segment 2 ebenso skulpiert,
auch der schmale Endteil hier und da punktiert; auf den folgenden
Segmenten die Punktierung feiner und undeutlicher.
Bauch kurz und spärlich abstehend behaart, die Segmente am Ende
nicht eingedrückt, mit gelb durchscheinendem Endrand, 1 bis 5 glänzend,
äußerst fein quergerieft und ziemlich dicht sehr fen punktiert, 6 fast
matt, dicht fein punktiert, mitten mit glatter, etwas vertiefter Längs-
linie.
Kopf und Thorax kurz, aber dicht und ziemlich struppig grauweiß
behaart, Gesicht unterhalb der Fühler weiß beschuppt, Schläfen dicht
5. Heft
272 i P. Blüthgen:
weißlich abstehend behaart. Hinterleib am Grunde des 1. Segments
dünn greis abstehend behaart, sonst fast kahl, Segment 2, 3 und 4
am Grunde mit lockeren, nicht gerade kleinen, auf Segment 4 fast zu-
sammenstoßenden weiße Flecken.
Größe: etwa 5 mm.
1 & von Erdschias (Kleinasien) im Wiener Staatsmuseum (Penther
leg., 9.7.), von J. Vachal als „HZ. melanarius Mor. $?“ bestimmt.
Dieses $ ist dem von margenellus Scheck. äußerst ähnlich, hat
namentlich auch dieselbe Gesichtsform, unterscheidet sich aber von
ihm durch das dichter und gröber punktierte und deshalb auch matter
erscheinende Mesonotum, das am Ende eingedrückte, viel kräftiger
punktierte1l. Segment und die unteren helleren Fühler. Die Punktierung
des Mesonotums ist; andererseits weniger grob als bei dem ebenfalls
nahe verwandten $ von quadrisignatus Scheck. Zu melanarius Mor.
kann es keinesfalls gehören, da dieser schwarze Segmentränder hat
und ferner von ihm allgemein gesagt wird, daß er „subtiliter minus
crebre punctatus“ sei, was mindestens auf Kopf und Thorax der vor-
liegenden Art nicht zutrifft. Es kann auch nicht etwa das noch nicht
bekannt gewordene 3 von laevinodis Mor. sein, da bei diesem 2 das
Mesonotum zwar grob, aber äußerst weitläufig punktiert und das
Gesicht länglichoval ist, beides Merkmale, die auch das $ aufweisen
muß.
24. Hal. trieinetus Scheck. 2
Bisher war von dieser der Vergessenheit anheimgefallenen und
nach der Schenckschen Beschreibung auch kaum verständlichen Art
nur das $ bekannt. Mir lagen Stücke vor von Weilburg (die Type),
Kösen, Freyburg a. U., Triest (coll. Alfken) und Sarepta (coll. Friese).
Unter einer Sendung aus der Gräffeschen Sammlung stammender
Halictus, die ich kürzlich von Herrn A. ©. W. Wagner in Hamburg
zur Bestimmung erhielt, fand ich auch das 9, zum Teil bei Voloska
bei Triest gefangen (ebendaher auch 1 $), zum Teil bei Triest. Beide
Geschlechter ähneln sich sehr.
Das 9 steht zwischen fulvcornis K. und setulellus Strand, sieht
ersterem bei flüchtiger Betrachtung außerordentlich ährlich, unter-
scheidet sich aber von ihm leicht durch das glänzende, weitläufiger
punktierte Mesonotum und das wie bei seiulellus gebildete Mittel-
segment, von seiulellus durch rundlicheres Gesicht, die ausgedehnt
punktlosen, rötlichgelb, nicht weißlichgelb durchscheinenden Segment-
enden und das nicht weiß beschuppte 4. und 5. Segment.
Körperfarbe ins braune fallend, Fühlergeißel unten rötlichbraun,
die Segmentenden nicht scharf abgesetzt rötlichgelb du chscheinend;
Endtarsen rostrot; Flügel wie bei /ulvscornis; der innere Sporn der
Hinterschienen mit drei schrägen, ziemlich langen Zähnen.
‘Gesicht ungefähr wie bei fulvicornis geformt, Kopfschild etwas
stärker vorgezogen, kräftig punktiert. Mesonotum etwas stärker
und viel weitläufiger als bei jenem punktiert, die Zwischenräume auf
der Scheibe um das doppelte bis vierfache größer als die Punkte,
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halietus Latr. 273
mit kaum erkennbarer Skulptur, deshalb glänzend, nur vorn mitten
ist die Skulptur deutlicher und der Glanz geringer und seidig. Meso-
pleuren matt, jederartig genarbt. Mittelsegment kaum länger als das
Hinterschildchen, hinten geradlinig abgestutzt, Mittelfeld seidig matt,
“ dicht ziemlich fein, meist nicht ganz his an das Ende, gestreift, dieses
scharf gerandet; die Seitenfelder hinten und seitlich scharf gerandet,
der Stutz seitlich bis etwa ®/, der Höhe, dieser in der Seitenansicht:
(namentlich im oberen Teil) auffallend konkav, mit ganz feiner
Skulptur, stark seidig glänzend.
Hinterleib wie bei /ulwcornis geformt, gewölbt, das 1. Segment
sehr kurz (etwa doppelt so breit wie lang), am Ende abgeflacht, das
2. am Ende leicht konkav, davor leicht gewölbt, die folgenden am
Ende schwach eingedrückt; alle lebhaft glänzend; das 1. poliert, mitten
mit zerstreuten, vor den Beulen dichter stehenden sehr feinen flächen
Punkten, auf dem Endteil seitlich undeutlich sehr fein punktiert;
das 2. bis zum Endteil dicht äußerst fein flach punktiert, die Beulen
punktlos, der Endteil nur seitlich oder auch längs der Basis noch feiner
punktiert, mitten mehr oder weniger ausgedehnt punktlos, außerdem
findet sich auf dem Endteil eine nur undeutliche, am Grunde eine etwas
‚deutlichere ganz feine Riefung, welche dem Segment einen leicht
seidigen Schimmer verleiht; auf den nächsten Segmenten wird die
Punktierung undeutlicher, die Riefung ausgeprägter.
Behaarung des Körpers graugelb, wie bei fulvscornis; Segment 9
und 3 am Grunde seitlich mit kleinen weißlichen Filzflecken, der Hinter-
leib im übrigen wie bei fulvicornis behaart. — Größe: wie fulvicornis K.2.
Meiner ausführlichen Beschreibung des $ (Deutsch. Ent. Zeitschr.
1920, p- 290) möchte ich noch nachtragen, daß mir inzwischen Stücke
vorkamen, bei denen der Stutz rings scharf gerandet ist; die Schienen
können ungefleckt sein.
Nachträglich fand ich in der Sammlung von Dr. Jose Ma. Dusmet
(Madrid) 1$ 1 2 dieser Art von V. de Ordesa (Spanien), in der Samm-
lung von Herrn G. Jänner (Gotha) einige 22 von Kösen (Saaletal)
und Wandersleben (Thüringen) und in der Frieseschen Sammlung
je 1 2 von Budapest und Riceina, sowie je 1 & von Bozen und Syrien.
25. Hal. setulellus Strand &
Der von Strand in Arch. f. Naturgesch. 1909 Bd. I, Hft. 1, p. 52
nur nach dem Q beschriebene setulellus (setulosus Per. i. litt.) ist mir
bisher von Südwestfrankreich (Royan: P£rez leg.), Ungarn (Simon-
tornya, N. Katä), Mazedonien (Hudova), der Ukraine (Kiew) und der
Krim (Sebastopol) bekannt geworden. Das $ war bisher nicht bekannt.
Ich fand es unter unbestimmten Halictus der Alfkenschen Sammlung
(1& von Kiew). Es ist trieinetus Schek. $ äußerst ähnlich und unter-
scheidet sich von diesem wie folgt:
Größe etwas geringer (7 mm). Segmentenden heller (weißlichgelb)
und breiter durchscheinend. Gesicht länglicher (etwa wie bei linearis
Sche<. & geformt). Fühler kürzer, ungefähr bis zum Mittelsegment
reichend, das vorletzte Glied !/, länger als breit (bei trieinctus doppelt
Archiv fur N pi ee 18 5. Heft
974 P. Blüthgen:
so lang als breit). Stutz rings deutlich scharf gerandet. Segment 1
auf dem Endteil längs der Basis ziemlich dicht fein punktiert, 2 auf
dem Endteil mit Ausnahme e'nes schmalen Saumes vor dem Ende
ebenso punktiert. Flügel milchigweiß, Adern und Mal hellgelb.
Die Genitalien konnte ich nicht untersuchen.
Von kinearis Scheck. $, dem es in der Kopfform gleicht, unter-
scheidet sich dieses $ u.a. außer durch die merklich geringere Größe
durch die kürzeren Fühler, das kürzere (knapp */, so lang wie hinten
breit), glänzende, zerstreuter und kräftiger punktierte I. Segment und
die kahlen Bauchsegmente. H. semitomentosus (No. 26) $ hat sehr fein
und dicht punktierten Hinterleib und feiner punktiertes Mesonotum,
26. Hal. semitomentosus nov. spec. 2&
0. Körperfarbe: schwarz, etwas ins braune fallend, Oberkiefer
am Ende rot, Fühlergeißel unten rötlichbraun, Flügelschuppen
glänzend hornbraun, die Segmente am Ende schmal rötlichgelb durch-
scheinend, Beine dunkel rotbraun, die Endtarsen heller, Kniee ıötlich,
Sporen hellgelb, Flügel etwas gelblich getrübt, Geäder bräunlichgelb.
Kopf so breit wie der Thorax, hinter den Augen ziemlich zu-
sammengezogen, Gesicht kurz länglichrund, Scheitel flach, Kopfschild
mäßig vorgezogen, dieser glänzend, unten zerstreut, kräftig und flach,
am Grunde dichter und feiner punktiert, Gesicht oberhalb der Fühler
sehr dicht und scharf eingestochen fein punktiert, matt mit seidigem
Schimmer, die Gesichtsseiten unterhalb der Fühler und das Stirn-
schildchen zerstreut und flach punktiert, glänzender.
Mesonotum vorn mit etwas vertiefter Mittellinie, seidig matt,
sehr fein lederartig gerunzelt, auf der Scheibe mittelfein flach punktiert
(die Punkte etwa von der Stärke wie bei immarginatus Schek. 9, die
Zwischenräume so groß bis doppelt so groß wie die Punkte), seitlich
und vor dem Schildehen feiner und scharf eingestochen sehr dicht
punktiert. Mittelsegment etwas länger als das Hinterschildchen,
von oben gesehen, trapezförmig, hinten quer abgestutzt, das Mittel-
feld halbmondförmig, rings mehr oder weniger deutlich scharf erhaben
umrandet, etwas konkav, glänzend, bis zum Ende kräftig wellig ge-
runzelt; Seitenfelder mit derselben Skulptur; Stutz ıings scharf er-
haben gerandet, im Profil leicht konkav, stark glänzend mit mäßigem
Seidenschimmer, mit zerstreuten Erhabenheiten besetzt. Mesopleuren
seidig matt, dicht lederartig runzlig punktiert.
Hinterleib etwas länger als Kopf und Thorax zusammen, elliptisch,
ziemlich gewölbt, die Segmente am Ende niedergedrückt, das 2. am
Grunde etwas abgeflacht. Segment 1 auf der abschüssigen Basis
und den Enden der Beulen punktlos und lebhaft glänzend, vor den
Beulen und auf dem Endteil äußerst fein und sehr dicht, auf der Scheibe
etwas kräftiger und weniger dicht flach punktiert, die punktierten
Stellen mäßig glänzend; Segment 2 wenig glänzend, infolge sehr feiner
Querriefung mit deutlichem Seidenschimmer, sehr dicht und äußerst
fein punktiert; Segment 3, soweit zu sehen, ebenso. Bauchsegmente
‚ohne besondere Merkmale.
Bun 2 u 2 a
u u Zu
VE
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halictus Latr. 275
Kopf und Thorax ziemlich reichlich, aber kurz graugelb behaart,
das Mesonotum außerdem mit zahlreichen kurzen ziemlich anliegenden
seidigen Härchen. besetzt, Schläfen und Brustseiten mit blasserer,
auf letzteren auch längerer Behaarung, Pronotum, Schulterbeulen
und Hinterschildcehen sehr dicht behaart. Segment 1 am Ende ganz
seitlich hinter den Beulen, 2 beiderseits am Grunde, längs den Seiten
und seitlich auf dem Endteil, 3, 4, 5 (außer der Furche) auf der ganzen
Oberfläche graugelb befilzt, das Chitin auf 3 fast ganz, auf 4 und 5
völlig verdeckt. Außerdem hat Segment 1 am Grunde eine ziemlich
spärliche und kurze abstehende, 2 eine dürftige, nur seitlich (namentlic
nach dem Grunde zu) etwas deutlichere staubartige gelbliche Be-
haarung, der Endteil von Segment 3 und 4 ist dünn gewimpert, 5 neben
der Furche rostgelblich behaart. Bauchfranse greis. Behaarung der
Beine blaß graugelb, mit Silberglanz. — Größe: 6—7 mm.
&. Körperfarbe: wie beim 9, Kopfschild am Ende, Oberlippe,
Oberkiefer, Schulterbeulen, ein Fleck auf den Flügelschuppen, die
Kniee, Schienen und Tarsen schwefelgelb, die Oberkiefer am Grunde
außen schwarz, an der Spitze rot, die Vorderschienen von rostgelb
überlaufen, die Mittel- und Hinterschienen außen und innen braun
gefleckt, das Krallenglied rötlich, die Fühlergeißel unten ockergelb,
das Endglied dunkler, Flügel weißlich getrübt.
Gesicht ähnlich albipes F. $ geformt, unten im Verhältnis etwas
schmaler, dicht fein punktiert. Fühler ungefähr bis zum Ende des
Mittelsegments reichend. Mesonotum wie beim 9, etwas glänzender,
die Punktierung dichter (die Zwischenräume auch mitten noch etwas
kleiner als die Punkte). Mittelsegment wie beim 9, das Mittelfeld bei
den mir vorliegenden Stücken nicht deutlich von den Seitenfeldern
geschieden.
Hinterleib etwas länger als Kopf und Thorax zusammen, schmal
elliptisch, fast parallelseitig, gewölbt, die Segmente am Ende flach-
gedrückt, das 2, am Grunde etwas eingedrückt, dahinter gewölbt;
seine Punktierung wie beim 9, aber deutlicher, namentlich infolge
der schwächeren Zwischenskulptur, sein Glanz deshalb auch lebhafter.
Bauch seidig glänzend, die Endsegmente matter, die Segmente am
Ende schwach eingedrückt, sehr fein und dicht quergerieft, die End-
segmente auch sehr feın und ziemlich dicht punktiert, namentlich das
6., dieses am Ende halbkreisförmig gerundet.
Kopf und Thorax greis behaart, das Gesicht bis über die Fühler-
wurzel init sehr dicht 'weißlich behaart und beschuppt, Mesonotum
mit mehr oder weniger anliegenden seidigen Härchen reichlich bedeckt,
außerdem dünn und kurz abstehend behaart, die Brustseiten und das
Hinterschildchen länger und lockerer. Segment 2,3 und 4 am Grunde
seitlich mit weißen Filzflecken, 2 und 3 auch längs den Seiten locker
befilzt; im übrigen ist nur eine sehr spärliche staubartige Behaarung
vorhanden, auf Segment 5 bis 7 auch auf der Scheibe und an den Seiten
längere abstehende gelbliche Haare.
Die Bauchsegmente sind auf der Endhälfte dünn und kurz an-
gedrückt weißlich behaart; ebenso die Beine. — Größe: etwa 7 mm.
18* 5. Heft
976 | | P. Blüthgen:
Das 9 erhielt ich auf Ungarn (Duka-Csöröger Bergzug im Komitat
Pest) von Professor Dr. Sa]6 und aus Korfu von Schmiedeknecht
(Typen); zahlreiche weitere Exemplare aus Korfu (Paganetti leg.)
besitzt Alfken in seiner Sammlung, ferner lagen mir aus Kleinasien
12 vom Amanusgebirge (Friesesche Sammlung) und 2 ?? von Amasia
(Mus. Wien, Mann leg.) vor. Y |
Die $4 fand ich unter unbestimmten Halictus-Arten des Wiener
Museums, eins aus Griechenland (ohne nähere Angabe, Steindl leg.),
drei weitere von Gravosa (Dalmatien), Zerny leg.. Alfken besitzt
eins von Konstantinopel.
Diese Art ist im weiblichen Geschlecht immarginatus Scheck.
sehr nahe verwandt, hat namentlic dieselbe Skulptur des Meso-
notums, dessen Behaarung wiederum der von malachurus K. gleicht.
Das $ zeigt nahe Verwandtschaft mit Iinearis Schek., ist aber viel
feiner punktiert und hat fast kahle Bauchsegmente.
27. Hal. Romanettii nov. spec. 2
Schwarz, - Hinterleib dunkel rötlichbraun, die Segmentenden
breit rötlichgelb durchscheinend, Fühlergeißel unten rötlichbraun,
Beine rotbraun, Kniee blaßrötlich, Tarsen dunkel rostgelb, die Mittel-
und Hinterfersen am Grunde, die übrigen Glieder am Ende heller;
Flügel leicht milchigweiß, Adern und Mal hellgelb. Figur gedrungen,
breit. Kopf hinter den Augen kräftig konvergierend gerundet, Gesicht
ungefähr wie bei albipes F. 9, Kopfschild kräftig vorgezogen, trapez-
förmig, mit vorspringenden Seitenecken; Kopfschild glänzend, am
Grunde ziemlich dicht punktiert, sonst fast punktlos, Stirnschildchen
schwach glänzend, dicht fein punktiert; Scheitel seidig glänzend,
mit undeutlicher Skulptur.
Mesonotum fast matt, fein lederartig gerunzelt, dicht mäßig fein
(wie bei albipes F. 9) punktiert, die Zwischenräume mitten kleiner als
die Punkte bis so groß wie diese und schwach glänzend, rings sehr
schmal. Schildehen matt, sehr dicht fein punktiert. Mittelsegment um
1/, kürzer als das Schildehen, hinten gerade abgestutzt, Mittelfeld
fast die ganze horizontale Fläche einnehmend, matt, sehr fein dicht
verworren netzartig gerunzelt, Stutz rings scharf gerandet, schwach
glänzend, mit Höckern und erhabenen Runzeln zerstreut versehen.
Brustseiten matt, lederartig und runzlig punktiert.
Hinterleib breit oval, ziemlich flach, die,Segmente am Ende leicht
flachgedrückt, 1 und 2 schwach glänzend, mit Seidenschimmer, sehr
dicht fein, aber scharf eingestochen punktiert und fein gerieft, die
Zwischenräume auf 1 etwas größer als die Punkte, auf 2 die Punktierung
etwas feiner und noch gedrängter; nur die äußerste Basis und das Ende
der Beulen auf 1 punktlos und glänzend; auf den folgenden Segmenten
die Skulptur durch die Befilzung verdeckt. -
Kopf und Mesonotum ziemlich dicht, aber kurz gelblichgreis,
Brustseiten und Schläfen länger und dichter und weißlich behaart,
Schläfen außerdem dünn weißlich befilzt, Pronotum, Schulterbeulen
und Hinterschildchen £ilzig dicht weißlich behaart; auf dem Meso-
Beiträge zur Kenntnjs der Bienengattung Halietus Latr. 977
notum sind die Haare mehr oder weniger angedrückt, von der Mittel-
linie nach außen gescheitelt. Segment 1 längs den Seiten und hinter
den Beulen locker befilzt, 2 mit mitten schmaler, nach den Seiten
zu stark erweiterter und sich längs den Seiten bis hinter die Beulen
'erstreckender Filzbinde, außerdem staubaıtig gelblich behaart, 3 und 4
bis zum Endteil dicht befilzt, letzterer auf 3 dieht angedrückt gelblich
gewimpert, auf 4 dicht behaart, 5 dicht weiß beschuppt, neben der
Furche schmal rostgelblich behaart ; die Befilzung von schmutzigweißeı
Farbe. Die abstehenden weißlichen Fransen der Bauchsegmente kurz
und spärlich. Beine locker weiß behaart. — Größe: 7,5 mm.
- Es handelt sich um die Art, die Alfken in der .‚Bienenfauna von
Algerien‘ (Mem. Soc. Ent. Belgique XXII, 1914), p. 194 als „Z. de-
color Per.“ aufführt. Mir lagen 2 22 seiner Sammlung von Chellala,
Jardin Romanetti (Bequaert leg.) vor. Um diese Art kann es sich
nicht handeln, denn sie hat nach der Beschreibung auf dem 3. Segment
nur eine Basalbinde, die ebenso wie die des 2. Segments „peu marquee“
sein soll, auch von einer Befilzung des 4. Segments ist nichts gesagt,
‘der Stutz ist nur seitlich unten scharf gerandet und das Mittelfeld
am Ende fast glatt. H. semitomentosus m. (No. 26) ist schlanker, hat
runderes Gesicht mit kurzem Kopfschild, gröber gerunzeltes, glänzendes
Mittelfeld, viel feiner punktierten Hinterleib, dunklere (graugelbe),
weniger dichte Befilzung und gelblich getrübte Flügel. |
H. setulellus Strand @ hat auf dem 3. Segment nur eine Basal-
binde, locker weiß beschupptes 4. Segment, anders geformtes Gesicht,
anderes Mittelsegment, ist auch kleiner. — Nachträglich erhielt ich
eine Anzahl 99 und das & durch Herrn Dr. v. Schultheß aus Tripolis
(Bengasi: Krüger leg.). Das $ ist dem von Vergilianus Per. sehr ähn-
lich, aber kleiner (”—9 mm lang) und schlanker, das Gesicht etwas
: kürzer, namentlich auch der Kopfschild, die sehr kleinen Punktzwischen-
räume auf dem Mesonotum glänzend, die abschüssige Basis des 1. Seg-
ments glänzend, spärlich punktiert, Fühler nur bis zum Thoraxende
reichend, auch die Endglieder unten bräunlichgelb, Flügel milchig
trübe, Adern und Mal ge b, Thorax dicht weiß beschuppt, Segment 1
auf der Wölbung, 4 und 5 völlig weißlich befilzt, die ersten Segmente
gelbrot, meist = ausgedehnt schwarz gezeichnet (möglicherweise
kommen auch Stücke ohne Rot vor).
28. Hal. obseuratus Mor. &
Von Friese erhielt ich als obscuratus Mor. ein Halictus-Weibehen
von Budapest, auf das allerdings die Beschreibung dieser Art im all-
gemeinen zutrifft, das ich aber zunächst doch nicht dafür hielt, weil
die Form seines Gesichts der’ von H. calceatus Scop. gleicht, also kaum
als oval, geschweige denn als „elongato-ovalis““ bezeichnet werden
'kann. Gleiche 22 sah ich von Griechenland (Argostoli) und Maze-
donien (Berg Athos und Usküb). Inzwischen fand ich in der Radosz-
kovskischen Sammlung je 1 @ von Askhabad und Cerszab (Trans-
kaspien), welche diesen 92 völlig gleichen, aber die Gesichtsform etwa
von sexnotatulus Nyl. oder elegans Lep. haben. Dieses 2 ist zweifellos
5. Heft
2783 P. Blütügen:
der echte obscuraius Mor. Die europäischen Stücke scheinen eine
kurzköpfige Rasse desselben zu bilden, ähnlich dem Verhältnis von
prasinus Sm. Rasse haemorrhoidalis Scheck. zu dem echten prasinus Sm.
H. obscuratus 2 ist robuster und breiter als calceatus Scop. gebaut.
Die Punktierung von Kopf und Mesonotum nebst Schildchen ist merk-
lich stärker als bei diesem. Das beste Kennzeichen ist die Skulptur
des 1. Segments: Dieses ist mit Ausnahme der hinteren Wölbung
der Beulen sehr dicht und fein quergerieft, die abschüss’ge Basis seidig
glänzend, beiderseits zerstreut flach punktiert, der horizontale Teil
bis zum Endteil völlig matt, sehr dicht mäßig fein punktiert, die Punkte
scharf eingestochen, die Zwischenräume gleich oder etwas größer als
sie, nur die Beulen hinten punktlos und poliert, der Endteil weniger
deutlich gerieft, etwas glänzend, ebenso punktiert. Segment 2 und 3
haben am Grunde eine ziemlich schmale, mitten verschmälerte und
verdeckte Binde, 4 ist bei frischen Stücken reichlich fein weißlich
beschuppt.
Ähnlich ist das noch unbeschriebene @ von Vergilianus Perez
(mir bisher nur von Süd- und Mittelspanien und den Balearen bekannt),
das die Kopfform des echten obscuratus, aber etwas feiner und dichter
punktiertes Mesonotum, feiner gerunzeltes, fast gekörneltes Mittelfeld
und äußerst fein, aber deutlich, und ganz dicht (einschließlich der
Beulen) punktiertes 1. Segment besitzt.
Von Poln. T'schiftlik (Kleinasien) erhielt ich durch Herrn Professor
Dr. Fahringer (Wien) ein d, welches in allen Merkmalen mit obscuratus
Q so übereinstimmt, daß ich es unbedenklich zu diesem stelle. Nach-
stehend seine Beschreibung:
Ebenfalls robuster und breiter als calceatus $, dem 9 sehr ähnlich.
Körperfarbe wie bei diesem braunschwarz, etwas ins erzgraue
ziehend. Kopfschild am Ende, Oberlippe und Mitte der Oberkiefer gelb.
Fühler unten schwarz: Vorderseiten der Vorderschienen, Basis und
Ende der Mittel- und Hinterschienen, Hinterkante der letzteren und
die Tarsen rötlichgelb, die beiden letzten Glieder dieser bräunlich;
Segmentenden mäßig breit horngelb durchscheinend.
Gesicht ohne den Kopfschild kurz oval, dieser stark vorgezogen.
Fühler etwas kürzer dicker als bei calceatus. Punktierung von Kopf
und Thorax, Form und Skulptur des Mittelsegments wie beim 9, die
Punktierung des Mesonotums noch etwas kräftiger urd dichter als
"bei diesem. Hinterleib breit zylindrisch, mäßig gewölbt, Segment 1
schwach, die folgenden deutlicher hinten flachgedrückt, 2 und 3 auch
nach dem Grunde zu so; Skulptur wie beim 9, aber die Riefung
schwächer, die Punktierung etwas weitläufiger, die Segmente (ein-
schließlich des 1.) deshalb mittelmäßig glänzend, mit }eicht seidigem
Schimmer; die staubartige Behaarung der Segmente spärlich, 2, 3 und 4
mit mitten verschmälerter und verdeckter Binde. Gesicht bis oberhalb
der Fühler dicht weiß beschuppt. Bauch kurz und spärlich abstehend
behaart. — Flügel wie beim 9 (leicht graulich getrübt, Adern und Mal
bräunlichgelb). — Größe: wie das Q (9—--10 mm).
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halictus Latr, 279
Nachträglich fand ich in der Fries CH Sammlung zwei eben-
solche $5 von Budapest.
29. Hal. Adaliae nov. spec. 5
Schwarz, die Segmentenden bräunlich durchscheinend (der auf-
gehellte Teil auf dem 1. und 2. Segment schmal, auf den Endsegmenten
breiter werdend); Vorderrand des Kopfschilds, Oberlippe, Oberkiefer,
Schulterbeulen, Kniee, Schienen und Tarsen gelb, die Mittel- und
Hinterschienen vorn und hinten schwarz gefleckt, Krallenglied rötlich;
Fühler unten schwarz; Flügel fast wasserhell, Adern und Mal braun.
Gesicht ungefähr wie bei calceatus Scop. &, ohne den Kopfschild
kaum länger als breit, fast kreisrund, Kopfschild deutlich vorgezogen.
Fühler bis fast an das Thoraxendereichend. Mesonotum dicht punktiert,
die Punkte etwa so stark wie bei calceatus Scop. $, die Zwischenräume
mitten etwa so groß wie die Punkte, glänzend. Mittelfeld so lang wie
das Schildchen, sehr dicht netzförmig gerunzelt, schwach glänzend.
Stutz anscheinend matt, gerunzelt, rings scharf gerandet (in der dichten
Behaarung nicht deutlich zu erkennen).
Hinterleib lang zylindrisch, fast parallelseitig, die Segmente am
‚Ende schmal und sehr wenig niedergedrückt, das 2. am Grunde flach-
gedrückt (schwach); die Segmente dichtf ein punktiert, auf dem End-
teil kaum zerstreuter, das 1. auf der Scheibe etwas weitläufiger (die
Zwischenräume doppelt so groß als die Punkte), außerdem sind die
Segmente fein quergerieft, mäßig glänzend mit leichtem Seiden-
schimmer. Bauchsegment 4 und 5 hinten schwach bogenförmig aus-
gerandet.
Gesicht dicht weiß beschuppt, Scheitel dicht schmutzigweiß be-
haart, Schläfen, Pronotum, Schulterbeulen, Hinterschildchen, die
Seiten des Mittelsegments und Stutz filzig dicht weiß behaart, z. T.
auch weißlich abstehend behaart.
Mesonotum dicht mit schmutzigweißen kurzen len
Haaren besetzt. Segment 1 bis 4 am Grunde mit weißer, seitli_h bis
zum Segmentende reichender, hinten scharf abgesetzter Filzbinde;
.die des 2., 3. und 4. Segments mitten verschmälert; außerdem sind die
mittleren Segmente dünn staubartig, die Endsegmente länger und
dicht seidig gelblich behaart. — Bauch kurz und anliegend seidig be-
haart. — Beine angedrückt weißlich behaart. — Größe: etwa 11 mm.
138 von Adalia (Kleinasien: Löw leg.) im Berliner Museum (von
Alfken als ‚‚obsceuratus Mor. $“ bestimmt.)
Dieses $ ähnelt durch die ausgedehnte weiße Befilzung sehr
ordubadensis Friese $ (Deutsch. Ent. Zeitschr. 1916, p. 33). Deses
‚untersche det s ch durch se'n längeres Ges’cht (noch etwas längl cher
als albipes F. $), glänzenderen H nterle’b, das 1. Segment ‘st h’nten
breiter und deutlicher e'ngedrückt, alle Segmentei in voller Ausdehnung
des Endteils lebhaft rötlichgelb’ durchscheinend, der aufgehellte Teil
nach vorn scharf abgesetzt, die Punktierung der Segmente viel feiner,
Segment 5 und 6 auf der ganzen Fläche dicht schmutzigweiß beschuppt;
außerdem ist ordubadensis d merklich. kleiner (etwa 8-9 mm).
5. Heft
280 A n® P. Blüthgen:
30. Hal. erassepunctatus nov. spec. Q
Körperfarbe bräunlichschwarz, Mandibelende rot, Fühlergeißel
unten auf der Endhälfte braungelb: die Segmentenden undeutlich,
Bauchsegmente breiter gelblich durchscheinend, Endtarsen braunrot
bis rostrot; Flügel wasserhell, Mal hell braungelb.
Gesicht etwas kürzer als breit, fast kreisrund, Scheitel breit,
die Seiten unten mäßig konvergierend, Kopfschild nur schwach vor-
gezogen. Kopf so breit wie der Thorax, von oben gesehen dünn, kräftig
punktiert mit matten, deutlichen Zwischenräumen. Kopfschild bis
zu ®/, matt, ziemlich dicht fein punktiert, das Ende glänzend, zerstreut
grob punktiert. Zwischen den Fühlern ein Kiel. Schläfen dicht gerieft
und fein punktiert.
Mesonotum fast matt, auf der Scheibe dicht grob und scharf
eingestochen punktiert (cie Punkte etwa so stark wie bei marginellus
Schek., stellenweise zusammenfließend), rings die Punktierung feiner
und dichter: die Zwischenräume sehr fein skulptiert, auf der Scheibe
so groß oder kleiner als die Punkte. Schildchen grob, hinten feiner
punktiert. Mesopleuren matt, flach runzlig punktiert. Seiten des
Mittelsegments seidig matt, hier und da mit flachen Punkten. Mittel-
segment kurz (etwa 3/, so lang wie das Schildchen), Mittelfeld halb-
mondförmig rings scharf erhaben gerandet, mit kräftigen scharfen
Längskielen, die Zwischenräume zwischen diesen ungefähr so breit
wie die Kiele, mäßig glänzend; Seitenfelder abschüssig, hinten scharf
gerandet, zerstreut kräftig gerunzelt. Stutz seitlich bis oben scharf
gerandet, seidig matt, seitlich von oben nach unten gerieft.
Hinterleib so lang wie Kopf und Thorax zusammen, kurz, breit-
oval, gewölbt, die Segmente am Ende gewölbt, vom 3. ab sehr schmal
eingedrückt, das 1. kurz (fast doppelt so breit wie lang). Dieses auf der
abschüssigen Basis und den Beulen poliert, sonst dicht und äußerst
fein punktiert, ziemlich glänzend; Segment 2 überall sehr dicht ebenso
punktiert, mäßig und etwas seidig glänzend; auf den folgenden aie
Punktierung etwas weitläufiger.
Bauchsegmente gerieft, seidig glänzend, die Querbinde haar-
tragender Punkte mäßig dicht, die Franse gut entwickelt.
Kopf und Thorax spärlich und kurz greis behaart, das Pronotum
seitlich graufilzig; Hinterleib fast kahl, vom 2. Segment ab mit staub-
artiger gelblicher Behaarung, die auf den folgenden Segmenten etwas
reichlicher und auf dem Endteil dichter und w'mperart’g wird, “"mmer
aber wen'g hervortritt; Segment 5 neben der Furche blaß bräunlich,
die Beine weißlich behaart. — Größe: etwa 6 mm.
Es lagen mir 6 22 vor: 2 aus der Alfkenschen Sammlung (von
Nemet Bogsan in Ungarn und Sarepta), 1 aus der Frieseschen Teben-
falls von Sarepta), 2 von Mersina (Kleinasien, F. D. Morice legit)
und 1 von Mazedonien (Üsküb) aus dem Berliner Museum. Type in
meiner Sammlung. Nachträglich fand ich in der v. Radoszkovkischen
Sammlung noch 1 2 vom Kaukasus (ohne nähere a
und in der Frieseschen Sammlung 1 2 von Florenz.
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halictus Latr, 281
Diese Art ist an dem gedrungenen Bau, dem matten, dicht und grob
gleichmäßig punktierten Mesonotum, der Bildung des Mittelsegments
und dem dicht und fein punktierten Hinterleib leicht kenntlich,
0.0
4 ji
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26° 26 b
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31
or °
32 33 34
Eine ähnliche Art ist der im Mittelmeergebiet weit verbreitete
[ich kenne ihn von Rhodos und Xanthos (die Typen), dem Kaukasus,
Nüdrußland (Poltawa), Ungarn (Gödöllö), Dalmatien, Triest, Rom,
5 Heft
982 P. Blüthgen:
Spanien (Villaverde)] aber anscheinend seltene und fast stets ver-
kannte rhodosianus Strand (a. a. O., p. 49). Bei diesem ist aber das
Gesicht etwas länger als breit, Kopf und Mesonotum viel feiner punktiert,
das Mittelfela zwar ebenfalls rings erhaben scharf umrandet, aber rund-
licher geformt, die Seitenfelder hinten abgerundet. FI. rhodosianus
ist außerordentlich ähnlich punctatissimus Scheck. 9, auch im Habitus;
die Skulptur von Mesonotum und Hinterleib ist ungefähr genau so;
die Behaarung des Hinterleibs ebenso; das 2. und 3. Segment frischer
Stücke zeigt am Grunde gleichfalls kleine weiße F lecken; dagegen ist
das Gesicht viel kürzer (etwa wie bei albipes F. 2) und das Mittelfeld
ist mit einer erhabenen Leiste umgrenzt und ziemlich grob gerunzelt.
31. Hai. corvinus Mor. & (Fig. 33a 9, 33b $)
H. corvinus ist sehr nahe mit puneticollis Mor., truncaticollis Mor.
und villosulus K. verwandt und ist im weiblichen Geschlecht von diesen
Arten leicht durch sein langovales Gesicht, das wenig kürzer als bei
clypearis Schek. 2 ist, zu unterscheiden. Ich kenne ihn aus dem Kau-
kasus (woher ihn auch Morawitz beschrieben hat), Südrußland
(Kertsch), der Insel Zante (Morice leg.), Serbien (Morawatal, Nisch)
und Ungarn; Perez führt ihn für Südwertfrankreich auf.
Das $ ist dem Q@ sehr ähnlich.
Kopfschild am Vorderende, Oberlippe, die Mitte der Oberkiefer,
Kniee, Basis und Ende der Schienen (schmal) und die beiden ersten
Tarsenglieder rötlichgelb, die übrigen Tarsenglieder rötlichbraun;
Fühlergeißel unten braungelb, nach dem Ende zu dunkler. Flügel
graulich getrübt, Adern und Mal gelbbraun. Segmentenden nur
linienschmal gelblich durchscheinend.
Kopf so breit wie der Thorax, hinter den Augen verlängert parallel-
seitig gerundet, Schläfen sehr diex (fast 11/,mal so breit wie der Quer-
durchmesser der Augen); Gesicht nach unte:: nicht verschmälert,
Kopfschild kaum vorgezogen (vgl. Abbildung). Schläfen glänzend,
unmittelbar hinter den Augen dicht, sonst sehr zerstreut flach punktiert,
längs der Kehlrinne dicht fein längsgerieft. Mesonotum wie beim 9,
ebenso Schildchen, Brustseiten, Mittelsegment.
Hinterleib glänzend, die Segmente am Ende etwas niedergedrückt,
das erste ziemlich dicht fein punktiert, die Mitte des Endteils punktlos,
die folgenden bis zum Ende dicht fein puaktiert.
Kopf und Thorax dünn und kurz graugelblich behaart, Gesicht
unterhalb der Fühler weißlich beschuppt. Hinterleib kahl, die End-
segmente spärlich und kurz gelblich behaart. Bauchsegmente ab-
stehend behaart. — Fühler bis zum Mittelfeld reichend, dünn. von der
Mitte nach dem Ende zu verjüngt (von oben gesehen), die Glieder der
Geißel unten geschwollen. — Größe: durchschnittlich etwa 7 mm.
H. villosulus K. $ und puncticollis Mor. $ unterscheiden sich u. a.
durch das viel kürzere, rundliche Gesicht und die schmaleren Schläfen;
truncaticollis Mor. & ist sehr ähnlich, aber das Gesicht ist nach unten
deutlich verschmälert, der Kopfschild deshalb schmäler und etwas
vorgezogen, die Schläfen sind fast matt, sehr dicht fein punktiert,
i Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halictus Latr. 283
von oben gesehen hinter den Augen halbkreisförmig gerundet; die
Fühler kürzer; Mesonotum dicht punktiert, Hinterleib schwach
glänzend, seidig schimmernd, sehr dicht punktiert, namentlich das
1. Segment.
32. Hal. hirtiventris nov. spec. SQ
&. Körperfarbe: schwarz; die erster drei Segmente oben rötlichbraun,
Bauch rostrot (beides aber möglicherweise eine erst nach dem Tode
eingetretene Verfärbung), die Rücken- und Bauchsegmente am Ende
gelblich durchscheinend; Kopfschild am Ende, Oberlippe, Mitte der
Öbeıkiefer und Schulterbeulen gelb; Fühlergeißel unten braungelb,
die ganzen Beine (einschließlich Hüften und Schenkelringe) hell rost-
gelb; Flügel schwach graulich getrübt, Adern und Mal braungelb.
Kopf, von oben gesehen, merklich breiter‘ als der Thorax, die
Vorder- und Hinterseite ungefähr parallel, die Seiten hinter den Augen
verdiekt-gerundet, die Schläfen aber im Profil schmaler als ale Augen-
breite; Gesicht kreisrund, Kopfschild quer abgestutzt, überhaupt nicht
vorgezogen. Gesicht sehr dicht und fein punktiert. Fühler etwa bis
zum Schildchen reichend.
Mesonotum vorn mitten mit eingeritzter Längslinie, stark glänzend,
poliert, ziemlich fein punktiert, die Zwischenräume auf der Scheibe
kleiner bis doppelt so grob als die Punkte, rings kleiner. Sch ildchen stark
glänzend, zerstreut punktiert. Brustseiten wenig glänzend, mit seidigem
Schimmer, fein skulptiert und dicht fein punktiert. Mittelsegment
so lang wie das Schildchen, Mittelfeld stark glänzend, halbmondförmig,
konkav, am Ende wulstig, mit gleichmäßigen, rundgewölbten, bis
zum Ende reichende ı Ki elen, die Zwischenräume so breit wie die Kiele.
Stutz stark glänzend oben seitlich am Übergang zu den Seitenfeldern
sehr fein dicht punktiert, im übrigen poliert, seitlich bis zur Hälfte
der Höhe scharfkantig. Seitenfelder seidig matt, fein skulpiert.
Hinterleib so lang wie Kopf und Thorax zusammen, kurz elliptisch,
die Segmente am Ende gewölbt, das 2. am Grunde etwas eingedrückt,
dahinter gewölbt, das 3. ebenso, aber schwächer, deshalb der Endteil
von 2 und 3 scheinbar leichs flachgedrückt. Die Segmente sind stark
glänzend, ziemlich dicht fein punktiert, nur die abschüssige Basis
des ersten, die Beulenenden und der Endteil der Segmente punktlos.
Bauchsegmente am Ende halbmondföimig flach eingedrückt,
ziemlich glänzend, fein quergerieft, das 6. dicht feinpunktieit, mitten
der Länge nach fein gekielt.
Kopf und Thorax kurz und spärlich greis behaart, das Gesicht
unterhalb der Fühler weißlich beschuppt; Hinterleib ziemlich kahl,
Segment 2 und 3 beiderseits am Grunde staubartig blaß behaart,
sonst nur eine spärliche, kurze, nur auf den Endsegmenten teichlichere
und längere gelbliche Behaarung vorhanden. Vom Bauch ist Segment 2
auf der Scheibe, 3 und 5 an den Seiten dicht, aber mäßig lang, ab-
stehend weißlich behaart (wie bei H. nitidiusculus K.d, aber reichlicher).
Beine dünn weißlich behaart. — Größe: etwa 5,5 mm.
5. Heft
284 5 P. Blüthgen:
1 $ ohne Fundortsangabe im Wiener Museum (Type, aus der
Gräffeschen Sammlung, also vermutlich aus Istrien oder den an-
grenzenden Gebieten) und 1 & von Triest (Gräffe leg.) in der Alfken-
schen Sammlung. Friese besitzt 1 & von Karlstadt in Kroatien.
Leicht kennslich an dem großen, kreisrunden Gesicht, der auf-
fälligen Behaarung der Bauchsegmente und den völlig gelben Beinen.
Sicher gehört zu diesem & folgende“, ebenfall: bei Triest von
Gräffe gefangenes urd in den wesentlichen Punkten mit jenem über-
“einstimmendes 9:
9. Schwarz, Hinterleib braunschwarz, die Segmente am Ende
rötlichgelb durchs.:heinend; Geißel unten rötlichbraun, Schulterbeulen
hinten, die rotbraunen Tarsen am Ende und die Spitze des Krallen-
gliedes rostgelb, Flügel wie beim 3, Adern und Mal aber aunkler (gelb-
braun). Br.
Kopf, von oben gesehen, nur wenig breiter ıls der Thorax, sonst
wie beim &; Gesicht ungefähr wie bei fulvicornis K. 9, schwach
glänzend, mäßig, fein punktiert (so stark wie puncticollis Mor. Q), die
Zwischenräume etwas kleiner als die Punkte; Stirnschildehen und Kopf-
schild ebenfalls nur schwach (seidig) glänzend, ebenso dicht punktiert,
die Punkte des ersteren etwas feiner, die des letzteren etwas gröber.
Zwischen den Fühlern ein scharfer Kiel.
Mesonotum, Schildehen und Mittelfeld wie beim $, die Punkte
des ersteren durchschnittlich etwa so stark wie bei punctatissimus
Scheck. 2. Stutz glänzend, mit seidigem Schein, seitlich fein von oben
nach unten gerieft, oben auch undeutlich gekörnelt. Brustseiten seidig
matt, sehr fein gerunzelt oder gekörnelt, dicht fein punktiert.
Hinterleib oval, mäßig gewölbt, die Segmente am Ende gleich-
mäßig gewölbt, die Beulen schwach entwickelt; Segmente stark
‚glänzend, das 1. längs der Basis des Endteils zerstreut flach fein
punktiert; das 2. mit Ausnahme des Endteils ziemlich dicht ebenso
punktiert, nach dem Grunde zu auch undeutlich fein querrunzlig,
der Endteil poliert; das 3. ebenso, aber weitläufiger punktiert, der End-
teil undeutlich quergezieft. — Bauchsegmente ohne besondere Merkmale..
Kopf und Mesonotum kurz und spärlich, Brustseiten länger und
dichter, Pronotum, Schulterbeulen und Hinterschildchen filzig dicht
greis behaart. Hinterleib am Grunde des 1. und an den Seiten der
Endsesmente abstehend gelblich behaart, vom 3. ab ziemlich reichlich
(auf 3 kurz, auf 4 länger) gelblich behaart, 3 und 4 auf dem Endteil
auch dünn gewimpert, 5 neben der Furche mit bräunlichgelber Be-
haarung. Die weißlichen Fransen der Bauchsegmente gut entwickelt.
Beine blaßgelblich behaart. — Größe: 5,75 mm.
Dieses © ist ähnlich villosulus K. 9. Aber die Gesichtsform ist
anders, das Gesicht viel kräftiger und weniger dicht punktiert, der
Kopfschild dagegen dichter, das Mesonotum glänzender (bei v. mehr
oder weniger deutlich mit öligem Schein), dichter und schärfer ein-
gestochen punktiert der Hinterleib stärker glänzend, die Segment-
enden punktlos, poliert; die Behaarung ist viel spärlicher und kürzer
(besonders auf Kopf und Thorax).
N \
Beiträge zur Kenntnis der Bienengättung Halietus Latr. .285
33. Hal. pseudosphecodimorphus nov. spec. 2
Schwarz, Segmert 1 bis 3 (auch unten) hellrot, alle Segmentenden
ziemlich breit blaß horngeib durchscheiner.d; Geißel unten rötlich gelb-
braun, Oberkieferende rot, Kniee rötlich, Endtarsen rostrot. Flügel
wasserhell, Adern und Mal bräunlichgelb.
Kopf wenig breiter als der Thorax, hinter den Auge. (von oben
gesehen) konvergierend, Schläfen schwach ertwickelt (im oberen
Drittel so breit wie die Augen im unteren Drittel). Gesicht ungefähr
“ wie bei luticeps Schek., Stirnschildchen und Kopfschild glänzend,
ersteres und die Basis des letzteren dicht fein, das Ende des Kopf-
schilds zerstreuter punktiert.
Mesonotum und das flache, ebene Schildehen ohne Feinskulptur,
glänzend, ersteres mäßig dicht, letzteres dicht fein punktiert \wie bei
sphecodimorphus Vachal 2). Mittelsesmient etwas kürzer als das
Schildchen, hinten gerade abgestutzt, das halbmondförmige Mittel-
feld und die Seitenfelder glänzend, grob und ziemlich weitläufig wellig
gerunzelt, die Seitenfelder gegen das Mittelfeld abgesetzt, abschüssig,
Stutz stark glänzend, glatt, seitlich und oben scharf erhaben gerandet,
oben'mitten mit ziemlich großem dreieckigen Feld. Brustseiten schwach
glänzena, lederartig runzlig flach punktiert.
Hinterleib oval, aie Segmentenden weder abgeflacht noch ein-
gedrückt, sondern gleichmäßig gewölbt, die Beulen sehr schwach
entwickelt; 1. Segment lang, glänzend, auf dem Endteil gleichmäßig
cicht sehr fein punktiert, vor den Beulen nach der Mitte zu spärlich
und äußerst fein; 2. und folgende Segmente auf der ganzen Fläche
sehr dicht und fein punktiert, außerdem schwach gerieft, weniger
glänzend, mit schwach seidigem Schimmer.
Kopf und Mesonotum kurz und dünn, Brustseiten länger, Pro-
notum, Schulterbeulen und Hinterschildchen filzig dicht greis be-
haart. Hinterleib fast khl, Segment 1 am Grunde spärlich gelb ab-
stehend behaart, die Endsegmente auf dem Endteil gelblich gewimpert,
im übrigen kaum merklich und ganz kurz gelblich behaart, 5 neben der °
Furche schmal goldgelblich, sonst blaßgelblich behaart. Die weißlichen
Bauchfransen gut entwickelt. Beine dicht gelblichweiß behaart. —
Größe: 5,25 mm.
1 2 von Jerusalem (Ölberg, Schmiedeknecht leg.) im Ham-
burger Museum.
Von sphecodimorphus Vach., dem es sonst sehr ähnelt (es ist auch
so von Alfken bestimmt), wie von den anderen kleinen roten Arten
ist dieses @ sofort aurch den rings scharf gerandeten Stutz und das
hinten dicht punktierte 1. Segment zu unterscheiden. Nachträglich
sah ich 3 22 von demselben Fundort in der Sammlung von Dr.
R. Meyer. | |
34. Hal. mondaensis nov. spec. 2
Schwarz, Kopf (mit Ausnahme von Kopfschild und Stirn-
schildchen), Mesonotum und Schildehen mit deutlichem, Mittelfeld
mit schwachem stählblauen Schein, die Segmente am Ende sehr schmal
5, Heft
386 P, Blüthgen:
und nicht scharf abgesetzt, die Bauchsegmente breiter rötlichgelb
durchscheinend; Fühlergeißel unten rötlichbraun, Endtarsen rostgelb,
Flügel schwach gelblich, Adern und Mal bräunlichgelb.
Kopf hinter den Augen mäßig verengt, Schläfen von der Breite
der Augen, Gesicht ohne den Kopfschild so lang wie breit, rundlich,
Scheitel flach gewölbt, Kopfschild stark vorgezogen, trapezförmig,
ale Seitenteile zahnartig über den Vorderrand vorstehend (wie bei den
Arten der Gruppe sercinctus F. und pollinosus Sich.), Stirpschildchen
und Kopfschild konvex, stark glänzend, ersteres ganz am Grunde dicht -
punktiert, sonst fast punktlos, Kopfschild sehr weitläufig kräftig flach
punktiert, mit einzelnen flachen Längsfurchen; Gesicht im übrigen
seidig matt, einschließlich des Scheitels fein gerunzelt und dicht fein
punktiert.
Mesonotum.im ganzen schwach glänzend, dicht ziemlich fein,
rings fein punktiert, die Zwischenräume auf der Scheibe kleiner als die
Punkte, rings kaum angedeutet. Schildchen flach, dicht fein punktiert.
Mittelsegment wie bei tumulorum L. geformt, so lang wie das Schildchen,
trapezförmig, hinten gerade abgestutzt, das Mittelfeld die ganze hori-
zontale Fläche einnehmend, schwach konkav, fein lederartig gerunzelt,
an den Seiten und am Ende noch feiner skulptiert, hier mit mattem,
seidigem Schimmer, im übrigen matt. Stutz mäßig glänzend, mit
Seidenschimmer, glatt, mit zerstreuten Punkten besetzt, seitlich
bis fast bis oben scharfkantig. Brustseiten ganz matt, sehr fein leder-
artig, außerdem flach punktiert; Seiten des Mittelsegments matt, sehr
fein gekörnelt.
Hinterleib etwas länger als Kopf und Thorax zusammen, länglich
eiförmig, mäßig gewölbt, die Segmente am Ende leicht abgeflacht,
lebhaft glänzend, aber infolge feiner Riefung, die auch die Basis des
1. Segments einnimmt, und einer feinen Runzlung auf der Basishälfte
des 2. und der folgenden Segmente seidig schimmernd. Segment 1
außerdem mitten querüber fein flach punktiert, auf dem Endteil nur
. hinter den Beulen eine äußerst feine Punktierung vorhanden; 2 auf der
Grundhälfte dicht sehr fein und flach punktiert; auf 3 die Punktierung
weitläufiger; die Pünktchen verschwinden in de; übrigen Skulptur
ziemlich. Bauchsegmente auf der Endhälfte dicht erhaben punktiert.
Kopf, Thorax und die Basis des 1. Segments mäßig dicht graugelb
behaart, die Brustseiten mehr weißlich. Endteil des 1. bis 4. Segments
seitlich mit breiten, nach innen spitz verschmälerten Binden aus sehr
dicht stehenden, nach außen gekrümmten weißen Wimperhaaren;
diese Bindenstreifen reichen auf 2 und 3 fast bis zur Mitte, berühren
sich auf 4 und nehmen auf 1 knapp !j, der Segmentbreite ein. Außer-
dem ist Segment 3 auf der Scheibe spärlich und kurz, 4 deutlicher
und länger abstehend behaart. 4 trägt am Grunde des Endteils eine
gutentwickelte Reihe abstehender Borsten, 5 ist neben der Furche
gelblichweiß behaart. Die dichte, aber kurze abstehende Behaarung
des Bauchs ist: weiß, die Beinbehaarung gelblichweiß. — Größe: 8 mm.
1 2 von Monda (Mongolei, Weiske, leg. 6. 08) in der Alfkenschen
Sammlung. |
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halietus Latr, 2387
Nach Form und Skulptur des Kopfes und des Mittelsegments
zur Gruppe sexcinctus F. gehörig, läßt sich dieses @ an dem stahl-
blauen Schein von Kopf und Thoraxrücken, der eigentümlichen
Skulptur der Segmente ud den breiten, mitten unterbrochenen
Wimperbinden leicht erkennen.
35. Hal. carduelis nov. spec. 2
Schwarz, Mesonotum mit schwachem stahlblauen und violetten
Schein, Segmentenden roströtlich durchscheinend, der aufgehellte
Teil nicht scharf abgesetzt; Geißel unten dunkelbraun; die vier End-
glieder der Tarsen rostgelb. Flügel gelblich getrübt, Adern und Mal
bräunlichgelb.
Kopf schmäler als der Thorax, seine Seiten hinter den Augen
ziemlich verlängert, aber zugleich nach innen abgeschrägt, Schläfen
dick (breiter als die Augen); Gesicht ungefähr wie bei ehlapovskir Vach.
Q (Fig. 23), aber der Kopfschild noch etwas länger, die Seitenteile
über den Vorderrand spitz zahnartig vorstehend, Stirnschildehen und
Kopfschild im Profil stark nasenartig vorgewölbt. Kopfschild und
Stirnschildehen mäßig glänzend, dicht (die Zwischenräume aber größer
als die Punkte) kräftig punktiert, die Punkte des Kopfschilds flach,
nach unten furchig ausgezogen. Schläfen glänzend, hinter den Augen
dicht und fein, weiterhin weitläufiger und kräftiger punktiert.
Thorax oben mit schwachem, nur hinten auf dem Mesonotum
und dem Schildehen etwas deutlicherem seidigem Glanz, dicht
punktiert, die Punkte unregelmäßig stark und dicht, fein bis kräftig
(letztere etwa wie bei albomaculatus Luc.), ziemlich flach, die Zwischen-
räume auf der Fläche des Mesonotums und dem Schildchen im all-
gemeinen so groß wie die Punkte bis drei- bis vierfach größer, rings
kleiner als sie. Brustseiten seidig matt, sehr dicht, unten kräftig, oben
feiner punktiert. Mittelsegment so lang wie das Hinterschildchen,
Mittelfeld undeutlich halbmondförmig, am Grunde und mitten bis zum
Ende matt, dicht verworren fein gerunzelt, seitlich ausgedehnt glatt,
seidig glänzend. Seitenfelder abschüssig gewölbt, dicht kräftigfein
punktiert, die Zwischenräume oben glänzend; Stutz ebenso, nur seitlich
. ganz unten scharf gerandet, seine Fläche im ganzen nur schwach
glänzend.
Hinterleib elliptisch, die Segmente hinten, 2 auch am Grunde
leicht eingedrückt; Segment 1 mäßig, auf der abschüssigen Basis etwas
mehr glänzend, auf dem Endteil fein und dicht (mit Ausnahme einer
kleinen, glatten Stelle mitten vor dem Ende), im übrigen beiderseits
vor den Beulen dicht und kräftig, aber flach, nach der Mitte zu feiner
und weitläufiger, auf der abschüssigen Basis kräftig und ziemlich. dicht
punktiert; das 2. und die folgenden schwach glänzend, infolge feiner
Riefung mit seidigem Schimmer, ziemlich dicht, seitlich mäßig fein,
im übrigen fein, auf dem Endteil äußerst fein und sehr undeutlich,
punktiert. Bauch nur schwach glänzend, mit seidigem Schein, dicht
gerieft, die haartragenden Punkte fein und zahlreich.
5. Heft
288 | P. Blüthgen:
Kopf, Mesonotum und die Basis des 1. Segments ziemlich kurz
und dünn gelblichgrau (bei frischen Stücken. wahrscheinlich lebhafter
gefärbt), Brustseiten dichter und länger und mehr weißlichgrau be-
haart, Pronotum, Schulterbeulen und Hinterschildchen bürstenartig
dicht. Segment 1 bis 4 auf dem Endteil mit breiten weißlichen Binden
aus sehr dichten (aber nicht filzigen) Haaren, die anscheinend nur auf
3 und 4 vollständig, auf 2 weit unterbrochen und auf 1 zu kurzen
Seitenstreifen hinter den Beulen reduziert sind (bei der Type schlecht
erhalten); möglicherweise trägt Segment 2 auch am Grunde eine
schmale Binde. Außerdem ist Segment 4 reichlich kurz gelblichgrau
behaart, 3 und 2 spärlicher und noch kürzer, 5 neben der Furche
graugelblich, nach den Seiten zu ins Weißliche übergehend. Beine
graugelblich behaart. — Größe: 10 mm.
1 Q aus dem Amanusgebirge (Kleinasien, Escalera leg. 5. 02) in
der Alfkenschen Sammlung.
Ein eigentümliches Tier, zur Gruppe sexcinctus F. gehörig, aber
in der Form des Kopfes und des Mittelsegments nach der Gruppe
clypearis Schek. weisend; die schwache Buntfäibung des Mesonotums
(die Ätherabwaschung standhielt, also echt ist) wie bei breviventris
Scheck.
36. Hal. trichopygus nov. spec. SQ
d. Schwarz; die Segmentenden ziemlich breit rötlichgelb durch-
scheinend (was aber nur bei schräg auffallendem Licht deutlich hervor-
tritt); Kopfschild am Ende, Oberlippe, Oberkiefer mitten, Kniee,
ein schmaler Ring am Grunde und am Ende der Schienen (manchmal
auch die Hinterkante der Hinterschienen) und die Tarsen gelb, die
Endglieder dieser blaß braunrötlich; Fühlergeißel bräunlichgelb,
oben gebräunt; Fiügel gelblich getrübt, Adern und Mäl gelbbräunlich,
Kopf wie bei griseolus Mor. & geformt, also lang eiförmig. Fühler
kurz, etwa bis zum Schildehen reichend, kräftig, die Glieder ungefähr
um die Hälfte länger als breit. Mesonotum glänzend, ziemlich dicht
sehr fein punktiert. Mittelsegment so lang wie das Schildehen, seidig
matt, Mittelfeld halbmondförmig, dicht fein gerünzelt; Stutz nur unten
seitlich gerandet. Hinterleib etwas länger als Kopf und Thorax zu-
sammen, schmal länglich, nach dem Ende zu erweitert, dieses kurz
zugespitzt; das Hinterleibsende ist nach unten eingekrümmt. Segmente
am Ende eingedrückt, das 2. am Grunde kräftig, das 3. schwächer
benso, beide dahinter gewölbt. Segment 1 fast punktlos, die folgenden
bis zum Endteil ziemlich dicht äußerst fein punktiert, dieser punktlos;
die Punktierung nach dem Hinterleibsende zu immer undeutlicher
und weitläufiger werdend; alle Segmente stark glänzend, ohne sonstige
Skulptur. Bauch glänzend, sehr fein gerieft, deshalb seidig scheinend,
punktlos, die Segmente am Ende sehr schwach eingedrückt, das 6.
dreieckig zugespitzt, nach den Seiten konvex, mitten leicht muldig ein-
gedrückt, am Grunde mitten mit feinem Längskiel. Beine kurz und
plump, an den Mittel- und Hinterbeinen die Tarsen so lang wie die
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halictus Latr. 289
Schiene, das 2. Glied der Hintertarsen so breit wie lang, das 3. und 4.
wenig länger als breit.
Gesicht weiß beschuppt; Scheitel und Thorax mäßig dicht, aber
ziemlich lang graugelblich, die Brustseiten mehr weiß'ichgrau behaart;
Segment 7 lang und dicht weißlich behaart, die Haare nach hinten
gerichtet, 6 ebenso, aber kürzer behaart; Segment 5 am Grunde des
Endteils mit einer dichten Reihe abstehender, gekrümmter weißlicher
Haare, Segment 4 mit ebensolcher, aber schwächer entwickelter
Zilienbinde; im übrigen ist die Oberseite des Hinterleibs fast kahl.
Bauchsegmente unbehaart, aber der umgeschlagene Seitenteil der
Rückenplatten der Endsegmente kurz abstehend weißlich behaart. —
Größe: 4 bis 4,5 mm.
Q. Schwarz, die Segmentenden hreit rötlichgelb durchscheinend;
Oberkiefer am Ende dunke! rostrot, Fühlergeiße! unten nach dem Ende
zu braungelb, Endglieder der Tarsen trübe rostgelb; Flügel leicht
gelblich, Adern und Mal bräunlichgelb.
Sehr leicht zu verwechseln mit glabriusculus Mor. 9, weniger mit
politus Scheck. 9, denen es äußerst ähnlich ist. Es unterscheidet sich
von beiden dadurch, daß das Gesicht etwas länger als breit ist, von
politus ferner durch das glänzende, nicht fein lederartig gerunzelte
und deshalb auch nicht seidig schimmernde Mesonotum, das längere,
nach dem Stutz zu stärker verjüngte Mittelsegment, den stärker
glänzenden Hinterleib, dessen Segmentenden eingedrückt sind; auch
der Kopf ist glänzender; von glabriusculus, mit dem es die Skulptur
des Kopfes, das glänzende Mesonotum und die eingedrückten Segmert-
enden gemeinsam hat, durch dichtere und feinere Punktierung des
Mesonotums, längeres, weniger rauhes und mattes Mittelsegment
und den glänzenderen Hinterleih, dessen 2. Segment nur auf dem
Endteil undeutlich gerieft und am Grunde deutlich, wenn auch äußerst
fein punktiert ist.
Die Kopfbildung ist im übrigen wıe bei jenen zwei Arten, also die
Schläfen sehr dick, die inneren Augenränder nur ganz schwach aus-
geschweift, oberer und unterer Augenabstand ungefähr derselbe;
der Kopfschild ist etwa 1/, so hoch wie der Vorderrand breit, leicht
konvex, glänzend, nur am Grunde undeutlich sehr fein punktiert,
das gewölbte Stirnschildehen ebenfalls glänzend, kaum punktiert.
-Mesonotum sehr fein dicht punktiert, lebhaft glänzend, ebenso das
mitten zerstreut punktierte Schildchen. Mittelsegment so lang wie das
Schildchen, trapezförmig, schwach glänzend, mit seidigem Schimmer,
äußerst fein gekörnelt, das Mittelfeld halbmondförmig, etwas vertieft,
ganz fein dicht gestreift; die Seitenfelder sina gut entwickelt, sie gehen
seitlich und hinten weit gerundet 'n den Stutz und die Mittelsegment-
seiten über, zugleich ragen sie über das hinten ebenfalls in den Stutz
abgerundete Mittelfeld ein wenig vor, sodaß der Stutz oben mitten
muldig eingedrückt erscheint; außerdem liegt ihr Ende etwas unter-
halb der Fläche des Mittelfeldes. Brustseiten seidig matt, fein leder-
artig gerunzelt. Segment 1 poliert. nur hinter den Beulen mikro-
skopisch fein punktiert; wegen 2 vgl. oben; 3 sehr schwach gerieft,
Archiv für Naturgeschichte.
1923. A. 5, 19 5. Heft
390 ES P. Blüthgen: et:
wie 2 punktiert; der Endteil beider ist punktiert; Hinterleib stark
glänzend. Scheitel und Thorax dünn und kurz graugelblich behaart,
Mesonotum sehr spärlich, Gesicht fast kahl; Segment 4 und 5 reichlich
kurz gelblich behaart, 3 spärlich, 1 und 2 fast völlig nackt.
Größe: 3,5—4,5 mm.
8 92 aus Kroatien (Dundovici, 1412 m, 22.7.10 Meusel leg.)
im Berliner Museum, einige ?? aus Ungarn [1 @ Mons Inoz, 813 m
(14. 6.10 Meusel leg.) im Berliner Museum, einige 22 von Gödöllö
(Sajo leg.), Ujpest und Kismaros (Meusel leg.) in der Alfkenschen
Sammlung], 1 von Kroatien (Mons Alaneie, 1612 m, 23. 6. 10 Meusel
leg.) im Berl. Museum, 5 $S$ aus Ungarn (Budapest: Friese leg,,
Szeer: Kiss leg.) und Rumänien (Bukarest) in der Alfkenschen
Sammlung. (Typen im Berliner Museum), einige 3 22 von Budapest
und jel & von Agram und Zengg (Senj) in der Frieseschen Sammlung.
Beide Geschlechter gehören sicher zusammen. Um atomarius Mor.
(Fedtschenko 1876, p. 254) kann es sich nicht handeln, da dieses 9
gelbe Schulterbeulen, rostrote Oberlippe und Oberkiefer und z. T.
rostgelbe Schienen und Tarsen haben soll. Das $ ist an dem langen
Kopf und der auffallend behaarten Hinterleibsspitze sehr leicht. zu
erkennen. Ähnliche $4 sind die von griseolus Mor. (dubitabilis Saunc .,
labrosus Vach., misellus Per.) und glabriusculus Mor. (granulosus Alfk.,
leucopygus Per.). Ersteres hat, wie erwähnt, dieselbe Kopfform, aber
gleichmäßig gewölbte (weder hinten noch vorn eingedrückte) Segmente;
letzteres hat ähnlich geformten Hinterleib (namentlich am Ende nieder-
gedrückte Segmente und am Grunde eingeschnürtes 2. und 3. Segment),
aber dieser ist seidig matt glänzend, ganz dicht punktiert, auch die
Segmentenden, und das Gesicht ist kurz oval.
37. Hal. sareptanus nov. spec. 5
Braunschwarz, Hinterleeb mit schwachem Bronzeschimmer,
Segmentenden schmal und nicht scharf abgesetzt bräunlich durch-
scheinend; Kopfschild am Ende, Oberlippe, Oberkiefer (diese mit -
schwarzem Fleck am Grunde und mit roter Spitze), Schulterbeulen, ein
Fleck auf den Flügelschuppen, Spitze der Hinterschenkel, Kniee,
Schienen und Tarsen weißlichgelb, Mittel- und Hinterschienen vorn
und hinten braunschwarz gefleckt, Krallenglied rötlich. Fühlergeißel
oben rotbraun, unten ockergelb; Flügel schwach gelblich, Adern und
Mal gelbbraun.
Kopf etwas breiter als der Thorax, dick, hinter den Augen schwach
konvergierend, Schläfen dick; Gesicht kreisrund, Kopfschild aus dem
Kreis nur wenig vorstehend. Fühler kräftig, fast bis zum Ende des
Mittelfelds reichend. Gesicht seidig matt, sehr dicht fein punktiert,
Scheitel schwach glänzend.
. Mesonotum mit Mittelfurche, dicht fein punktiert, rings sehr fein,
die Zwischenräume mitten etwas größer als die Punkte, rings sehr
klein, mit feiner Skulptur, deshalb das Mesonotum vorn und seitlich
fast matt, im übrigen nur schwach glänzend. Schildchen glänzender,
etwas zerstreuter punktiert. Brustseiten im oberen Abschnitt schwach
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halictus Latr. 291
glänzend, dicht fein punktiert, im usteren fast matt, lederartig. Mittel-
segment so lang wie das Schildchen, matt mit schwachem Seiden-
schimmer, fein gekörnelt, Mittelfeld ohne deutliche Abgrenzung, am
Grunde sehr fein gerunzelt; Seitenfelder ab»chüssig; Stutz nur seitlich
ganz unten scharfkantig.
Hinterleib um die Hälfte lönger als der Thorax, schmal elliptisch,
die Segmente hinten eingedrückt, das 2. auch am Grunde etwas. Alle
Segmente (einschließlich der abschüssiger Basis des 1.) äußerst fein
und dicht gerieft, glänzend mit deutlichem Seidenschimmer; das 1. mit
Ausnahme der Basis, der Beulen und des Endteils ziemlich dicht
sehr fein flach punktiert, im übrigen punktlos; das 2. und 3. ebenso
aber noch etwas dichter punktiert, der Endteil hinter den Beulen mit
zerstreuten, in der Riefung kaum bemerkbaren Punkten; auf dem
4. und den folgenden verschwindet die Punktierung allmählich. Bauch
seidig glänzend, mit zerstreuten, äußerst feinen haartragenden
Pünktchen; die Segmente am Ende seh: schwach niedergedrückt.
Gesicht dicht weiß beschuppt, Scheitel und Mesonotum ziemlich
dieht ungleichmäßig lang graugelblich behaart, Hinterschildchen
länger; Schläfen und Brust dicht mit sehr kurzen schuppenförmigen
weißlichen Haaren besetzt, außerdem kurz greis behaart; Segment
2 und 3 am Grunde mit mitten verschmälerter, hinten nicht scharf
abgegrenzter weißlicher Binde; Hinöerleib im übrigen dünn staub-
artig gelblich behaart, die Endsegmente schütter weißlich abstehend
behaart. Bauchbehaarung kurz, aber dicht, abstehend, nach dem
Hinterleibsende immer kürzer werdend. — Größe: 5--6 mm.
2 83 aus Sarepta (25. 8.06, M. Koch leg.) in der Alfkenschen
Sammlung.
Dieses $ gehört in die Gruppe politus Scheck. Es steht nahe mand:ı-
bularis Mor. 9, bes. durch den Bronzeschimmer aes Hinterleib», hat
aber andere Skulptur des Mittelfeldes. In dieser kommt es coloratus
Mor. © ungefähr gleich. Ich glaubte zunächst, das & einer dieser beiden
bisher nur im weiblichen Geschlecht bekannten Arten vor mir zu
hıben, das Vorhandensein von Segmentbinden, die den ?2 fehlen,
läßt mir dies aber doch als sehr wenig wahıscheinlich erscheinen.
38. Hal. baigakumensis nov. spec. Q
a) Tiefschwarz, Segmeutenden schmal blaßgelb durchscheinend;
Fül:llergeißel unten gegen das Ende rötlich gelbbraun; Beine rotbraun,
Endtarsen braunrot; Flügel graulich getrübt, Adern und Mal hell-
braun.
Kopf sc breit wie der Thorax, hinter den Augen sehr stark kop-
vergierend; Gesicht wie bei laticeps Schek., Kopfschild glänzend,
aicht fein punktiert; Stirnschildchen seidig matt, sehr dicht fein
punktiert.
Mesonotum glänzend, mit schwach seidigem Schein, ziemlich dicht
und fein punktiert (die Punkte so stark wie bei albipes F. 9, flach),
die Zwischenräume so groß bis doppelt so groß wie die Punkte, rings
feiner, aber wenig dichter punktiert. Schildchen wie das Mesonotum.
19* 5. Heft
292 P. Blüthgen:
Mittelsegment fast so lang wie das Schildehen, Mittelfeld breit, halb-
mondförmig, rings scharf gerandet, zerstreut grob wellig gerunzelt,
die Zwischenräume schwach. glänzend. Seitenfelder mit derselben
Skulptur. Stutz rings scharf gerandet, matt, mit schwachem Seiden-
schimmer, grob lederartig gerunzelt. Brustseiten ebenso, der obere
Abschnitt schwach glänzend, der untere matter.
Hinterleib länglich eiförmig, nach hinten verjüngt, gewölbt,
Segment 1 und 2 am Ende nicht, 3 und 4 schwach eingedrückt; 1 stark
gewölbt, poliert, stark emailartig glänzend, punktlos, nur auf dem End-
teil seitlich eine mikroskopisch feine verloschene Punktierung; 2 am
Grunde undeutlich gerieft, sehr glänzend, äußerst fein schwer erkennbar
punktiert, etwa his zur Hälfte ziemlich dicht, auf dem Endteil zer-
streuter; 3 ebenso; 4 mit etwas deutlicherer Riefung, deshalb schwach
seidig schimmernd. Bauch glänzend, die haartragenden Punkte fein,
dichtstehend.
Gesicht weiß beschuppt, Schläfen schuppig weiß behaarö, Scheitel,
Schläfen und Mesonotum ungleichmäßig lang mäßig dicht weißlich
behaart, auf dern Mesonotum zwischen den längeren zahlreiche kurze
seidige Härchen, Pronotum, die Furche vor dem Schildchen, Hinter-
schildchen wollig weißlich behaart. Segment 2 am Grunde mit; mitten
verdeckter, 3 mit mitten verschmälerter, 4 mit gleichbreiter weißer
Filzbinde, 3 mit staubartiger, 4 una 5 mit längerer und dichterer weiß-
licher Behaarung. Beine dicht silberweiß behaait.
b) Ein zweites Stück hat etwas längeres Gesicht (etwa wie falvr-
cornis K. 9, aber Kopfschild etwas länger), etwas stärker und weit-
läufiger punktiertes Mesonotum, etwas deutlicher und ausgedehnter
punktiertem Endteil ces 1. Segments. Sonst weich: es nicht ab.
Größe: 7 --7,5 mm.
2 22 von Baigakum bei Djulek (Turkestan: zu a) Wollmann
leg., 4. 6.07, zu b) Malischew leg. 12. 4.08) in der Alfkenschen
Sammlung.
IV. Bemerkungen zu dem Aufsatz von 3. Vachal in den Annalen des
_K.K. Naturhist. Hofmus. Wien 20 (1903). p. 233—232.
Die Durchsicht der von J. Vachal a.a. 0. neu beschriebenen
und eines Teils der von ihm bestimmten Arten, die mir das liebens-
würdige Entgegenkommen der Museumsverwalturg ermöglichte, gibt
mir zu folgenden Bemerkungen Anlaß:
a) Die Vachalschen Typen.
De Beschreibungen der von Vacha] neu aufgestellten Arten
anellus, metopias, patulus, tenusceps und uncinus sind kurz, bündig
und dürftig; aus ihnen die Art zu erkennen, ist umso schwieriger,
als-.nur bei einigen davon die Gruppe, zu der sie gehören, bezeichnet ist.
Solche oberflächlichen Beschreibungen sind schlimmer als gar keine,
denn sie zwingen die Forschung, sich mit diesen Arten awseinander-
zusetzen, ohne ihr die Möglichkeit dazu zu geben, es sei denn, daß
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halietus Latr. 2953
die Typen noch vorhanden und der Nachprüfung zugänglich sind.
Ein lehrreiches Beispiel hierfür sind die mehrfach erwähnten Arbeiten
von J. Perez „Especes nouvelles de Melliferes“ (Proc. verb. Soc. Linn.
Bordeaux, Bd. 57.und 58) und namentlich die als ‚„‚Diagnoses preli-
minaires“ bezeichnete ‚„Especes nouvelles de Melliferes de Barbarie“
(Bordeaux 1895): von einem großen Teil der Beschreibungen kann
man ruhig sagen, daß es für die Kenntnis der Gattung Hahietus besser
wäre, wenn sie unterblieben wären. Da sich die Perezsche Sammlung
jetzt im Pariser Museum befindet und dieses ebenso wie das Britische
Museum wohl Cotypen, nicht aber T'ypen versendet, ist es für jemand,
der nicht in der Lage ist, eine Reise nach Paris zu unternehmen, leider
so gut wie ausgeschlossen, über einen großen Teil der Perezschen
Arten Klarheit zu gewinnen, denn von diesen sind sehr viele nur nach
einem einzigen Stück beschrieben. Umsomehr ist es zu begrüßen,
daß Perez in seinen letzten Arbeiten (z. B. in „Especes nouv. de
Mellif., recueillies en Syrie ete.“, Bull. Soc. Rouen 1910) diese Fehler
vermieden hat.
Ich halte es deshalb für angebracht, die Vachalschen Be-
schreibungen an Hand der Typen zu vervollständigen:
1. Hal. tenuiceps (Fig. 25 $)
Vachal hat übersehen, daß das $ dieselbe Schläfenbildung auf-
weist wie die dd von morbillosus Kriechb. und platycestus Dours.
Die Schläfen sind nämlich sehr dick und stumpf kegelförmig. Daraus
ergibt sich die nahe Verwandtschaft dieser drei Arten. Und zwar steht
tenuiceps besonders nahe platycestus: das $ hat dieselbe Körperform
und unterscheidet sich von dem & der letztgenannten Art außer durch
das längliche Gesicht eigentlich nur durch feinere Punktierung des
Körpers. Auch das 2 ist dem von platycestus sehr nahe verwandt,
es weicht von diesem außer aurch das längere (etwa wie bei zanthopus
K. 2 geformte) Gesicht eigentlich nur durch die etwas feinere und
etwas dichtere Punktierung des Mesonotums und die etwas lebhafter
olivengelbe Behaarung des 6. Segments ab. Bei der Type ist allerdings
das Mittelfeld sehr fein und sehr dicht längsgestreift, aber dieses Merk-
ma] dürfte kaum konstant sein, da auch bei platycestus Stücke mit
ungefähr ebenso skulpiertem Mittelfeld vorkommen.
2. Hal. anellus (Fig. 32)
Dieses @ gehört in die Nähe von interruptus Panz. Es ist durch
das breite, dabei sehr runde Gesicht, dicke Schläfen, glänzendes,
zerstreut, nur längs der Flügelbasis dicht punktiertes Mesonotum,
glänzendes, kräftig gerunzeltes Mittelfeld und Seitenfelder, rings
scharf gerandeten Stutz, länglichen, gewölbtea, vom 2. Segment ab
und auf dem Endteil des 1. Segments dicht fein punktierten Hinter-
leib, von dem nur das 1. Segment hinten etwas abgeflacht ist, gut
gekennzeichnet.
Kopfform fast genau wie bei interruptus, nur die Schläfen noch
etwas dieker und das Gesicht unten noch etwas weiter gerundet.
5. Heft
. 294 P. Blüthgen:
Gesicht mit seidigem Glanz, sehr fein dicht punktiert, die .Zwischen-
räume etwa so groß wie die Punkte; Kopfschild glänzender, mit Aus-
nahme der Basis zerstreut kräftig punktiert. Schläfen sehr dicht ge-
rieft, ohne erkennbare Punktierung. ’
Fühlergeißel unten gelbbraun. Oberlippe und Oberkieferenden
rostrot.
Mesonotum glänzend, aber nicht poliert, sondern mit leichtem
Seidenschimmer, namentlich vorn, unregelmäßig zerstreut kräftigfein
punktiert (ungefähr wie bei pygmaeus Scheck. 9), nur längs der Flügel-
basis und vor dem Schildchen aicht. | Schildehen dicht, mitten zerstreut
ebenso punktiert. Mittelsegment so lang wie das Schildchen, Mittelfeld
halbmondförmig, aber nicht von den Seitenfeldern abgesetzt, hinten
scharf gerandet, glänzend, ziemlich dicht und kräftig wellig gerunzelt,
diese Runzlung' sich über die abschüssigen Seitenfelder erstreckend.
Stutz glänzend, glatt, infolge mikroskopisch feiner Skulptur
mit leicht seidigem Schimmer, seitlich und oben beiderse'ts scharf
erhaben gerandet, unterhalb des Mittelfeldes mit einem keilförmigen
Eindruck. Brustseiten matt, mit schwachem Seidenschimmer, dicht
runzlig flach punktiert, Mittelsegmentseiten sehr fein lederartig skulpiert,
mäßig seidig glänzend, mit zerstreuten erhabenen Punkten. Schulter-
beulen hellbraun.
Hinterleib etwas länger als Kopf und Thorax zusammen, länglich
eiförmig, nach hinten verjüngt, ziemlich gewölbt, die Segmente am
Ende rötlichgelb, die Endsegmente blasser horngelb ziemlich breit
durchscheinend, das 1. am Enae etwas abgeflacht, die folgenden hier
gewölbt. Segment I lang, glänzend, aber auf der Rundung und der
abschüssigen Basis infolge mikroskopisch feiner Querriefung mit
seidigem Schimmer, beiderseits vor den Beulen undeutlich, auf dem
Endteil deutlich und scharf eingestochen sehr fein-und dicht punktiert;
Segment 2 mäßig und seidig glänzend, am Grunde etwas abgeflacht,
überall noch feiner dicht punktiert; auf den nächsten Segmenten ist
die Riefung deutlich, die Punktierung darin völlig verschwindend,
der Glanz etwas stärker. Bauchsegmente wie üblich.
Kopf und Thorax sehr spärlich und kurz graugelblich behaart;
Hinterleib am Grunde des 2. und 3. Segments beiderseits mit kleinen
weißen Filzflecken, sonst fast kahl, nur Segment 3 und 4 ziemlich
spärlich staubartig behaart, 5 etwas reichlicher und länger, neben deı
Furche blaßgelb. Auch die Fransen der Bauchiegmente sind kurz und
spärlich.
Beine rotbraun, Kniee und Tarsen rötlich; Sporen hellgelb, der
innere der Hinterschienen am Grunde mit einem sehr langen, mitten
mit einem kürzeren, am Ende mit einem kurzen Dorn; Behaarung
weißlich. Flügel wasserhell, Adern und Mal blaßgelb.
Größe: etwa 5 mm.
Mir ist diese Art (leider nur das Q) noch von folgenden Gegenden
bekannt geworden: Mersina, Brumana, Smyrna, Jericho, Pıinkipo,
Korfu (F. D. Morice leg.), Rhodus, Furnas (Berliner Museum), Korfu,
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halictus Latr. 295
Kaukasus (Elisabethpol: coll. Alfken; ohne nähere Angabe: coll.
v. Radoszkovski), Ragusa (coll. Friese).
Nach der Beschreibung des Hal. Schelkovnikovi Kokujev (Mitt.
Kaukas. Mus. VIL, 1912, p. 5 2) kann man auf die Vermutung kommen,
daß diese Art mit anellus identisch sei (freilich soll der Kopf oval sein).
Ich lernte sie durch ein aus dem Kaukasus stammendes, m. E. sicher
dazugehöriges @ der v. Radoszkovskischen Sammlung kennen
und kann deshalb die Unterschiede von anellus mitteilen:
Schwarz, Segmentenden rötlich durchscheinend, Fühlergeißel unten
rötlich gelbbraun, Tarsen rotbraun, Flügel graulich, Adern und Mal
gelbbraun.
" Behaarung gelblichgreis, auf Kopf una Mesonotum dünn und
kurz, auf Pronotum und Schulterbeulen filzig dicht; Segment 2 und 3
am Grunde beiderseits mit deutlichem weißem Filzfleck, 4 dünn,
5 reichlicher gelblich, neben der Furche graubräunlich behaart.
Kopf hinter den Augen verengt, Gesicht etwa wie bei ‚Smeath-
manellus K. geformt, matt, dicht und fein punktiert, Kopfschild
glänzend, am Grunde dicht und fein, im übrigen kräftiger unc etwas
zerstreuter punktiert.
Mesonotum glänzend, ohne Kleinskulptur, ziemlich zerstreut
mäßig fein punktiert, die Punkte ungleich stark, wenig kräftiger als
bei anellus, aber auf der Scheibe viel dichter, dagegen längs der Flügel-
schuppen viel weitläufiger (Zwischenräume mehrfach größer als sie)
stehend als bei diesen. Schildchen dicht punktiert, mit glänzenden
Zwischenräumen. Mittelsegment so lang wie das Schildchen, Mittel-
feld und Seitenfelder in einer Ebene liegend, hinten quer abgestutzt
und scharf gerandet, einheitlich dicht und scharf wellig gerunzelt,
die Furchen mit mäßigem Glanz. Stutz scharf gerandet (seine Skulptur
bei dem mir vorliegenden Stück nicht sichtbar, da die Fläche durch den
den Hinterleib verdeckt wird; laut Kokujev glänzend). Brustseiten
seidig matt, dicht kräftig fein punktiert.
Hinterleib etwas länger als Kopf und Thorax zusammen, umge-
kehrt eiförmig, nach hinten zugespitzt, gewölbt ; die Segmente am Ende
gewölbt, auch hinter den Beulen nur schwach eingedrückt. Segment 1
poliert, stark glänzend, nur auf dem Endteil punktiert, die Punkte
mikroskopisch fein, hinter den Beulen sehr dicht, mitten weniger,
vor dem Endrand mitten eine glatte Stelle; die folgenden Segmente
etwas schwächer glänzend, 2 äußerst fein punktiert, am Grunde und
seitlich auf dem Endteil sehr dicht, sonst zerstreut, am Grunde auch
fein gerieft; 3 ebenso, die Punktierung weitläufiger.
3. Hal. patulus
Dieses @ ist nigerrimus Schek. (= quadrisignatus Schek.) garnicht,
sehr dagegen pygmaeus Scheck. (nitidus Schek.) ähnlich. Es unter-
scheidet sich von diesem eigentlich nur in folgenden Punkten: Der
Kopfschild ist etwas mehr vorgezogen, die Fühlergeißel unten gegen
das Ende braunge!b, das Mittelfeld etwas feiner gerunzelt, das 1.
Segment auch auf der Mitte des Endteils fein punktiert, das 5. Segment
5.Heft
296 P. Blüthgen:
neben der Furche gelblichweiß behaart, die Flügel wasserhell mit
honiggelbem Mal und Adern, das Krallengliied rostgelb. Mesopleuren
sind glänzend, unten punktlos, oben dicht und fein etwas runzlig
punktiert. (Dieselbe sehr zerstreute, sehr feine und verloschene
Punktierung der Scheibe des 1. Segments besitzt nicht selten auch
pygmaeus Q.)
4. Hal. metopias.
Dieses 3 gleicht in der Gesichtsform völlig Teucopus K., im übrigen
viridiaeneus Rlüthg. (dieser und nicht leucopus ist es offenbar, mit
dessen J es Vachal vergleicht, wie sich aus den Bemerkungen über die
Unterschiede der Gesichtsform deutlich ergibt), unterscheidet sich
aber von beiden durch aie einheitlich metallisch bläulichgrüne Farbe
des stark glänzenden Körpers, die reicher gelb gezeichneten Beine
und Fühler und die wasserhellen Flügel, deren Adern und Mal bleich-
gelb sind.
Kopfschildende, Oberlippe, Oberkiefermitte, Kniee, Basis und
Ende der Schienen und die ey mit Ausnahme der rötlichen End-
glieder sind weißlichgelb, die Fühlergeißel vom 2. Gliede ab hell ocker-
gelb, oben dunkelbraun. Die Segmente sind am Ende schmal und
nicht sehr kräftig eingedrückt, das 2. und 3. am Grunde eingeschnürt,
der Endrand rötlichgelb durchscheinend, dieser und die abschüssige
Basis des1. Segmentspunktlos, im übrigen sehr fein und dicht punktiert.
Punktierung von Kopf und Mesonotum wie bei viridiaeneus, ebenso
die Bildung des Mittelsegments. 6. Bauchsegment am Ende rundlich
dreieckig zugespitzt, mit feinem Kiel längs der Mitte.
Über die Behaarung läßt sich nichts sagen, da diese offensichtlich
abgerieben ist (es ist ein stark abgeflogenes Stück mit zerschlissenen
Flügelsäumen).
5. Hal. uneinus (Fig. 19 9)
Körperfarbe: schwaız; Endhälfte der Oberkiefer rot; Fühler-
geißel unten braun. Segmentenden ziemlich breit rötlichgelb durch-
:cheinend. Beine rotbraun, die Endtarsen rostrot, die Sporen hellgelb.
Flügel schwach graulich getrübt, Adern braun, Mal gelbbraun, braun
gerandet.
Gesicht ähnlich Smeathmanellus K. geformt, etwas rundlicher,
matt, sehr dicht und fein punktiert, vom mittelsten Nebenauge bis
zum Stirnschildehen gekielt, Stirnschildehen mit schmalem glänzenden
Streifen längs der Mitte, Kopfschild am Grunde matt, sonst glänzend,
dort fein und dicht, hier kräftig, zerstreuter und furchig punktiert.
Mesonotum auf der Scheibe fein, rings sehr fein punktiert, die
Zwischenräume dort so groß oder etwas kleiner als die Punkte und
schwach glänzend, hier kleiner als die Punkte, matt. Schildchen
sehr fein und dicht, mitten etwas kräftiger und zerstreuter punktieıt,
hier glänzend, sonst matt. Mesopleuren seidig matt, flach runzlig
punktiert. Mittelfeld so lang wie das Schildchen, halbmondförmig, _
etwas konkav, fast matt, nicht sehr dicht ziemlich fein wellig gerunzelt.
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halictus Latr. 297
Seitenfelder matt, dicht gekörnelt. Stutz nur seitlich, bis zu ®/, der
Höhe, scharf gerandet, matt seidig glänzend, undeutlich sehr fein
punktiert (namentlich seitlich).
Hinterleib so lang wie Kopf und Thorax zusammen, umgekehrt
eiförmig, ziemlich flach, die Segmente am Ende mitten nicht flacher,
sondern gleichmäßig gewölbt. Segment 1 poliert, vor den Beulen
wenig dicht äußerst fein punktiert, auf dem Endteil seitlich ebenso,
aber dichter; Segment 2 am Grunde sehr dicht und äußerst fein
punktiert und fein quergerieft, dahinter ohne Riefung, etwas zer-
streuter punktiert, auf dem Endteil ziemlich zerstreut und
mikroskopisch fein punktiertt und (namentlich seitlich) zerstreut
gerieft; auf Segment 3 wird die Punktierung etwas undeutlicher und
weitläufiger, der Endteil ist deutlicher und dichter gerieft.
36
Bauch ohne besondere Merkmale. Der innere Sporn der Hinter-
schienen mit drei Zähnchen, von denen der erste sehr lang, der zweite
kürzer, der dritte kurz ist.
Kopf und Thorax dünn und kurz gelblichgrau behaart, das Pro-
notum einschließlich der Schulterbeulen filziger. Segment 2 und 3
am Grunde seitlich mit kleinen weißen Filzflecken, im übrigen ist der
Hinterleib ziemlich kahl, nur ist Segment 3 auf der Scheibe spärlich,
4 dichter gelblichgrau kurz behaart und auf dem Ende dünn gewimpert;
5 neben der Furche bräunlich behaart.
5. Heft
298 K eh; P, Blüthgen:
Die weißlichen Fransen der Bauchsegmente sind gut entwickelt.
Behaarung der Beine graugelblich. — Größe: etwa 6 mm.
Mir ist dieses @ von verschiedenen Gegenden des Mittelmeergebiets
bekannt geworden: Calabrien (Cimina: 1 9, Deutsch. Ent. Mus.),
Südtirol (Bozen: 1 2 coll. Friese), Algier (Biskra: 1 9, Mus. Berlin)
und besonders zahlreich von Spanien (Elehe, Alicante, Orihuelo, Madrid
und Umgegend, Banos usw.: coll. Dusmet). Ich habe diese Stücke
mit der Type verglichen. Die Dichtigkeit der Punktierung des Meso-
notums und damit auch dessen Glanz schwankt. Eine weitere Differenz
ist folgende: Während bei den spanischen Stücken die Flügel wasrer-
hell, Adern und Mal honiggelb sind, sind die Flügel bei der Type von
uncinus und sizilianischen Stücken leicht graulich getrübt, die Adern
braun, das Mal gelbbraun mit brauner Umrandung. Diese Abweichungen
berechtigen aber nicht dazu, verschiedene selbständige Arten anzu-
nehmen, sie finden sich auch bei anderen Arten, z.B. villosulus K.
M. E. ist es höchst wahrscheinlich, daß uncinus mit planulus Per.
(Esp. nouv. Mellif. 1903, p. 69 des Sonderdrucks) zusammenfällt.
Ich sah ein © des letzteren aus der Alfkenschen Sammlung, das von
Perez stammt und von ihm als planulus bezeichnet ist, und das mit
uncinus übereinstimmt. Die Beschreibung paßt ebenfalls durchaus,
ebenso das von Perez angegebene Verbreitungsgebiet (Südfrankreich,
Spanien, Balearen, Algier). Der Perezsche Name hat die Priorität.
Von Dr. Dusmet erhielt ich auch das $. Es ist lentinicus Strand
(Arch. f. Naturgesch. 1921 A. 3. Hft., p. 273, nach einem sizilianischen
Stück beschrieben), dessen Type ich sah.
Nicht völlig klar ist mir das Verhältnis von planulus zu transitorius
Schek. geworden. Daß dieses von Wien stammende Q nicht mit puncta-
tissimus Scheck. zusammenfällt, wie Schmiedeknecht in den ‚„Hy-
menopteren Mitteleuropas‘ p. 102 annimmt, sondern eine gute Art ist,
habe ich bereits in ‚Deutsch. Ent. Zeitschr.‘ 1920, p. 279 mitgeteilt.
Ich habe die Type mit derjenigen von uncinus verglichen und dabei
festgestellt, daß sich transitorius von diesem eigentlich nur in folgenden
Punkten unterscheidet: Das Mesonotum ist etwas kräftiger und weit-
läufiger punktiert, auch längs den Flügelschuppen, die Zwischen-
räume sind ohne Zwischenskulptur, glänzend; das Mittelfeld ist etwas
kürzer und hinten quer abgestutzt (bei uncinus namentlich mitten
etwas länger, mehr halbmondförmig); die Kopfform und die Skulptur
des übrigen Körpers ist genau so.
Herr Dr. Maidl (Wien) fing in Dalmatien (Ragusa und Klissa)
2 99, welche ich zu transitorius stelle, namentlich wegen der Form des
Mittelfeldes, obwohl das Mesonotum etwas dichter als bei der Type
punktiert ist.
Immerhin ist es möglich, daß zahlreicheres Material den Beweis
liefern wird, daß transitorius Schek. und planulus Per. (uneinus Vach.)
dieselbe Art sind.
Eine weitere zu diesem Formenkreis gehörige Art fing in beiden
Geschlechtern bei Karthago Herr Dr. v. Schultheß. Das $ gleicht
planulus $ ganz, nur ist das Mittelfeld etwas kürzer, mehr quer ab-
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halictus Latr. 299
gestutzt; das Q hat ungefähr dieselbe Skulptur des Mesonotums und
die Form des Mittelfeldes wie transitorius, aber etwas kräftiger und
weniger dicht punktiertes, weniger mattes, unten schmäleres Gesicht
und etwas längeren und schmaleren Kopfschild; die Skulptur des
Hinterleibs ist wie bei planulus und transitorius.
Auch diese Art gehört möglicherweise mit den beiden erstge-
nannten zusammen. Ich sehe deshalb von einer Benennung vorläufig ab,
b) Die Vachalschen Bestimmungen.
1. Hal. brevithorax P£r. (Fig. 34)
Das fragliche Q gehört zu truncaticollis Mor. (Horae XIV, p. 92),
sowohl nach des en Beschreibung wie nach Vergleichung mit einigen
von Morawitz stammenden Stücken der Alfkenschen Sammlung.
Ich kenne diese Art außer aus dem Kaukasus noch von Sarepta (coll.
Friese), Eriwan (coll. Alfken), Kleinasien (Brussa: coll .Alfken,
ohne Ortsangabe: Berl. Zool. Mus.), Serbien (Morawatal: Mus. Berlin),
Ungarn (Vizakna: coll. Alfken), Dalmatien (Gravosa, Ragusa, Brazza:
Maidl leg.), Korfu (Morice leg.), Triest (coll. Gräffe), Apulien
(Brindisi: Morice leg.), Calabrien (Antonimina: coll. Alfken), Süd-
frankreich (Canet: Morice leg., Montpellier: coll. Alfken), Spanien
((Burgos: coll. Alfken, Barbastro, Rivas, Villaverde, Jaramiel: coll.
Dusmet). Es ist mit ziemlicher Gewißheit anzunehmen, daß brevi-
thorax Per., der nach dem Autor in Südfrankreich, Italien und Spanien
vorkommt, damit zusammenfällt, denn einmal paßt seine Beschreibung
(soweit sie nicht durch die Bezugnahme auf H. laticeps, von dem nicht
ersichtlich ist, was P&rez unter ihm versteht — anscheinend convezius-
culus Sehck. 9, tatsächlich ist er mit affinis Schek. identisch — un-
verständlich ist) durchaus auf truncaticollis, und außerdem ist zu ver-
muten, daß Vachal die Perezsche Art durch den Autor kennen-
gelernt hat.
H. truncaticollss findet sich auch in Nordafrika, denn der nach einem
Q von Blidah-Medeah (Algier) von Strand im „Arch. f. Naturgesch.“
1909, Bd. I, Hft. 1, p. 25 beschriebene blidahensis ist mit ihm identisch
(die Type lag mir vor). H. sudaghensis Strand (a. a. O., p. 55) aus der
Krim (Sudak) und Sizilien fällt ebenfalls mit ihm zusammen.
Das 9 ist von verwandten QQ leicht durch die Skulptur der ab-
schüssigen Basis des 1. Segments zu unterscheiden: Diese ist sehr dicht
fein quergerieft, fast matt, mit starkem Seidenschimmer, mit mehr
oder weniger anliegenden seidigen gelblichen Härchen dicht besetzt.
Das von Strand zu sudaghensis gestellte $ gehört wohl sicher dazu.
Es ist dem & von vsllosulus K. sehr ähnlich, hat aber längeren, sonst
ebenso geformten Kopf, kürzere Fühler, dicht und scharf eingestochen
punktiertes Mesonotum, und mehr oder weniger deutlich scharf ge-
randeten Stutz (vgl. auch oben bei corvinus Mor. 9).
2. Hal. varipes Mor. und H. subauratus Lep.
Bisher glaubte ich, nicht fehlzugehen, wenn ich subauratus Lep.
(non Rossi) und varıpes Mor. für dieselbe Aıt hielt, und habe das auch
5. Heft
300 P. Blüthgen:
in Deutsch. Ent. Zeitschr. 1920, p. 295 und in Mitt. Schweiz. ent. Ges.
XIII, Hft. ®/,, p. 135 ausgesprochen. Vor kurzem sah ich aber in der
v. Radoszkovskischen Sammlung eine Anzahl 92 und I & eines
Halictus aus Transkaspien (Ashabad, Saraks), der wohl sicher der wirk-
liche varipes ist.
Bei diesen 22 sind die Zwischenräume zwischen den Punkten
des Mesonotums (die übrigens kaum größer als diese sind) alleraings
glänzend, ohne merxliche Feinskulptur; das 1. Segment ist lebhaft
glänzend, von einer feinen Riefung nur ganz schwache Andeutungen
vorhanden Bei subauratus Lep. Q ist das Mesonotum fein lederartig
gerunzelt, die Punktzwischenräume deshalb nur schwach glänzend,
fast mat5; das 1. Segment ist dichter und etwas kräftiger punktiert,
dazwischen fein gerunzelt (mit Ausnahme der Mitte der abschüssigen
Basis) und daher nur schwach und seidig glänzend. Auch in der Be-
haarung zeigen sich Unterschiede: bei varipes sind die Schläfen, das
Pronotum und die Schulterbeulen dicht sclimutzigweiß befilzt, bei
subauratus Lep. graugelb normal behaart; bei ersterem ist «ie kurze
gelbliche Behaarung der Segmente kürzer und viel spärlicher als bei
letzterem, deshalb treten auch die Endbinden der Segmente schärfer
hervor, außerdem ist deren Struktur dichter (die Farbe der Binden ist
auch heller [schmutzig-rötlich-weiß], bei subauratus Lep. mehr ins gelb-
lichgraue fallend); die Filzflecken auf dem 1. Segment (beiderseits auf
der Wölbung hinter der abschüssigen Basis) sind bei varipes größer
und von dichterer Struktur. Schließlich ist die Körperfarbe bei varipes
mehr metallisch bläulichgrün (bes. der Hinterleib), bei subauratus Lep.
bronzefarbig mit einem Stich ins messinggelbe. Dieselben Unterschiede
gelten auch für die I8.
Immerhin sind beide Arten sehr nahe verwandt. H. varipes
scheint auf Turkestan und die benachbarten Gebiete beschränkt zu
sein; subauratus Lep. ist durch das ganze Mittelmeergebiet verbreitet,
geht nördlich bis in die südliche Schweiz (Wallis), Tirol (St. Paul),'
Niederösterreich (Oberweiden) und Ungarn (Budapest), östlich bis
Südostrußlaad (Sarepta), Kleinasien (Erdschias), Kaukasien (Helenen-
dorf). Allerdirgs finden sich bei der letztgenannten Art merkliche
Unterschiede in der Form des Gesichts: es gibt kurzköpfige mit kurzem
Kopfschild (Abb. 38a, b) — solche sah ich von Sarepta, Istrien, Ober-
italien, Tirol, der Schweiz — und rundköpfige mit deutlich vorgezogenem
Kopfschild (Spanien, Tunis, Istrien, Kaukasien); im Berliner Museum
stecken 3 QQ und 2 $4 letzterer Form von Sizilien, von denen 1 9 einen
Zettel mit der Benennung ‚‚vinulus Nobis“ trägt (Abb. 38c,d). Auch
die Stärke der Punktierung schwankt: Es gibt QQ mit kräftiger Skulptur
und Punktierung des Mesonotums, die der von semitectus Mor. 2
gleicht, und solche mit merklich feinerer. Im übrigen gleichen sich diese
Formen völlig. Ob es sich hierbei nur um Rassen oder selbständige
Arten handelt, läßt sich erst nach Untersuchung sehr zahlreichen
Materials entscheiden; namentlich fehlte mir bisher solches an dd.
Ich möchte ersteres annehmen, da sich auch Zwischenformen finden.
Beiträge zur Kenntnis der Bienengättung Halietus Latr. 301
Sehr ähnlich varipes (weniger subauratus Lep.) Q ist conjungens Blüthg. 9,
läßt sich aber ohne weiteres durch den kubischen Kopf unterscheiden.
H. subauratus Lep. muß neu benannt werden. Ich sehe jedoch da--
von ab, weil ich mit der Möglichkeit rechne, aaß Barcelonicus Perez
(„Esp. nouv. Mellif., Bordeaux 1903, p. 44 des Sonderdrucks) und
smaragdulus Vachal (An. soc. esp. hist. nat. 1895, XXIV, p. 150)
dazu gehören (leider war es mir noch nicht möglich, die Typen zu
erhalten).
Von den von Vachal bestimmten Stücken gehört 1 9 zu subauratus
Lep., die übrigen 5 Q2 und das 5 zu conyungens Blüthg.
3. Hal. sexeinetus F.
Die beiden d& von Erdschias gehören allerdings zu oieser Art,
haben iısbesondere deren lange und dünne Fühler una dieselbe Form
und Behaarung der Mitteltarsen. Die Art und Farbe der Körper-
behaarung gibt ihnen aber ein recht abweichendes Aussehen: Kopf
und Thorax sind dicht und struppig grauweiß behaart, die Segment-
binden breiter und rein weiß, das 2. Segment trägt auch eine breite,
das 3. eine schmälere Basisbinde, außerdem ist das 1. Segment am
Grunde und längs den Seiten dicht abstehend gravweiß behaart, so-
daß nur eine Chitinbinde von Breite der Endbinde bleibt, aie auch noch
zerstreut ebenso behaaıt ist, der bindenfreie Teil des 2. Segments
ist reichlich, derjenige des 3. spärlicher ebenso behaart; Segment 6
und 7 sind reichlich mit langen nach hinten gerichteten gelblichweißen
' Haaren besetzt; die Behaarung der Beine ist blaß gelblichweiß. Die
Flügel sind fast wasserhell, am Endsaum graulich getrübt. Die Fühler
sind hell rostgelb (heller als bei gewöhnlichen 3%), nur die zwei End-
glieder unten schwarz, der Schaft unten schwefelgelb. Das Gesicht ist
schmaler und länglicher als bei normalen sexeinctus-Ig.
Trotz dieser Abweichungen halte ich diese $$ wegen der Über-
einstimmung in der Form der Fühler uad Mitteltarsen und der
charakteristischen Behaarung der letzteren nur für eine Varietät von
sexcinctus F., dieich var. albohispidus nenne.
4. „Hal. ochraceovittatus Dours“ und ‚Hal. fulvipes Mor.“
9) ochraceovittatus. Dazu Fig. 30 (H. fulvipes Klug 9) und Fig. 35
(H. fulvipes Klug $). Das so bessimmte 2 (Eraschias, 13.7.) gehört
zu costulatus Kriechb. Da es wohl ausgeschlossen sein dürfte, daß
Vachal bei der Bestimmung des Stücks so flüchtig verfahren sein
sollte, daß er diese schlechterdings nicht erkennbare Art nicht er-
kannte, so bleibt nur die Möglichkeit, daß eine Etikettenverwechslung
vorgekommen ist.
Übrigens besitzt da. Mu eum ein Q einer ganz anderen Art (von
Bordighera), das von Vachal ebenfalls als „ochraceovittatus Dours“
bestimmt ist. Dieses gehört zu einer Art aus aer sexcinctus-Gruppe,
die im ganzen Mittelmeer verbreitet und mir auch von den Kanarischen
Inseln, der Krim, Kleinasien, Transkaspien (Ashabaa) und Ostsibirien
(Amurgebiet) bekannt geworden ist, und auf die allerdings auch
5. Heft
302 ni R P. Blüthgen:
J. Perez (ausweislich eines von ihm bestimmten @ von Barcelona
in der Alfkenschen Sammlung) und, ihm wohl folgend, Alfken
-die genannte Dourssche Art beziehen. Das 2 ist sexcinetus F. sehr
ähnlich, aber kleirer (etwa ll mm lang), hat weiter vorgezogenen
Kopfschild, feiner punktiertes Mesonotum, im Verhältnis kürzeren,
fast matten, dicht punktierten Hinterleib, breitere und dichtere Segment-
binden, blassere (graugelbe) Behaarung von Kopf und Thorax, rost-
gelbe Behaarung neben der Furche des 5. Segments und fast wasser-
helle Flügel. Das $ hat kürzere, kräftigere Fühler als sexcinctus &
(so lang, aber etwas schlanker als scabiosae $), deren Endglied rur
schwach gekrümmt und deren Geißel unten in der Regel mit Aus-
nahme der 3—4 letzten Glieder, seltener völlig braungelb bis ge!bbraua
gefärbt ist; die Mitteltarsen sind normal, hinten kurz gefranst (wie bei
scabiosae $), der Hinterleib im Verhältnis kürzer als bei sexeinctus I
und scabiosae $, die Beine gelb, die Hüften, Schenkelringe und Hinter-
schenkelbasis oft mehr oder weniger ausgedehnt schwarz. Es ist
cochlearitarsis Dours & äußerst ähnlict.
Während nun ochraceovittatus Q nach der Beschreibung glänzenden
Hinterleib, ockergelbe (balc. in Silberweiß verblassende) Binden und
gceldgelbe Schienen und Metatarsen hat, be.itzt das hier in Rede
stehende @ matten Hinterleib, weißliche, nur bei ganz frischen Stücken
bräunlichweiße Binden und braunschwarze Schienen und Metatarsen.
Es ist deshalb m. E. ganz unmöglich, die Identität beider Arten anzu-
nehmen. Allerdings paßt auf das $ die Beschreibung des ochraceo-
vittatus-J seLr gut, mit Ausnahme dessen, daß bei diesem die Segment-
binden ockergelb sein sollen, während ich sie bei jenem bei völlig
frischen Stücken nur graugelb, in der Regel weißlich gefunden habe.
Wenn also das von Dours beschriebene $ überhaupt zu dem Q gehört,
so kann es wegen der Verschiedenheit des @ mit unserem & nicht
identisch sein.
M.'E. handelt es sich um H. sexeinetellus Dours. Der Name weist
auf eine besondere Ähnlichkeit mit sexcinetus F. hin, und diese ist,
wie erwähnt, in der Tat vorhanden. Die Beschreibung paßt sowohl
auf das 9 als auch auf das $. Was mich in meiner Annahme bestärkt,
ist die Tatsache, daß Alfken von J. Perez als „sexcinctellus Dours“
ein © (von Algier) erhalten hat, das sich von dem oben erwähnten, von
ihm als „ochraceovittatus“ bestimmten ® durch nichts als durch etwas
geringere Größe unterscheidet. Leider sind die Doursschen Typen
in Amerika durch Brand vernichtet, sodaß eine Klärung in völlig sicherer
Weise nicht möglich ist. N
Das & von sexcinctellus Dours ist nun m. E. sicher identisch mit
fulvipes Klug. Leider ist man auch hier auf die Beschreibung an-
gewiesen, denn es ist mir nicht möglich gewesen, den Verbleib der Type
zu ermitteln. (Die Germarsche Sammlung mit Ausnahme der in
Halle befindlichen Rüsselkäfer ist auf seinen Neffen Schaum vererbt
worden, der einen Teil davon an das Berliner Zoolog. Museum ab-
gegeben und den Rest veräußert hat. Im Berliner Museum befindet
sich aber die Type nicht.) Die primitive Abbildung des /ulvipes ın
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halictus Latr. 303
Germars „Fauna ins. Europ.“‘, Bd. 7, Tafel 15 vermag die Frage in
keiner Weise zu klären. man kann sich unter dem dargesteliten Hy-
menopteron alles mögliche vorstellen. Die Beschr eibung i in Germars
„Reise nach Dalmatien und Ragusa‘“ 1817, II, p. 265 lautet:
„Hylaeus fulvipes. ater, griseo villosus, abdomine glabro,
&lbo 6 fasciato, pedibus fulvis ($%). Ein Männchen, von der Gestalt
des $ des H. sexeinetus und alternans, doch von etwas geringerer
Größe. Kopf, Rückenschild und Anfang des Hinterleibs sind mit
weißgrauem Flaum bedeckt. Am Kopf ist die Spitze des Kopf-
schilds gelb. Die Fühler sind auf der Unterseite blaß. Der Hinter-
leib hat 6 weißliche Binden. Die Beine sind durchaus gelb und
nur die Hüftstücke schwarz. Die Flügel sind wasserhell, durch-
sichtig, an den Spitzen schwärzlich und Farben schillernd mit
bräunlichen Nerven und Flügelmalen.‘“
Ich wüßte nicht, auf welches $ sonst ich diese Beschreibung be-
ziehen sollte. Sie ıst offenbar nach einem nicht mehr frischen, ab-
geblichenen Stück, wie man sie meist zu Gesicht bekommt, entworfen.
Zudem ist mir sexcinctellus in beiden Geschlechtern vom Fundort
des fulvipes bekannt geworden. An der Zusammengehörigkeit des &
und @ kann angesichts ihrer großen Ähnlichkeit und der Tatsache,
daß ich sie auch von verschiedenen anderen Gegenden zusammen
erhalten habe, ein Zweifel nicht bestehen.
W. A. Schulz hat das $ /ulvipes mit dem 9 der folgenden Art
zusammengetan und als H. (Lucasius) Holtzi beschrieben (,Spolia
Hymenopterologica“ 1906, p. 49), wie ich bei Untersuchung der Typen
feststellen mußte.
H. tinicus Strand und asunieus Strand (Arch. f. Naturgesch.
1921, A, 3. Hft., p. 312 u. 313), deren T'ypen ich sah, sind mit fulvipes
Q identisch.
Ich möchte schließlich noch erwähnen, daß es m. E. diese Art ist,
die Morawitz und Fedtschenko, Reise nach "Turkestan II, 1876,
p. 231 als „„H. sexeinetus F.““ aufführt. Denn er gibt dessen Größe auf
11—12 mm an und bemerkt in- der russ’schen Beschre’bung: ‚Tur-
kestan'ische Exemplare unterscheiden sich von den en durch
geringere Größe und blasser gefärbte Haare.“
Eine sehr ähnliche Art ist Hal. tetrazonianellus Strand (Arch. £.
Naturgesch., 75. Jahrg., I. Bq., 1. Hft , 1909, p. 58), der nach Stücken
von Chios, Samos und Rhodos beschrieben, mir außerdem von Korfu,
Attika, Elisabethpol (Kaukasus), Eriwan (Armenien) und Algier
bekannt geworden ist. Er unterscheidet sich aber sofort durch den
polierten, stark glänzenden, nur zerstreut punktierten, seitlich nicht
scharfkantigen, sondern gerundeten Stutz, die ebenfalls polierten
und stark glänzenden, nur am Grunde dicht punktierten Seitenfelder
und das in den Furchen zwischen den Runzeln glänzende Mittelfeld,
ferner auch durch gewölbteren Hinterleib, das neben der Furche
bräunlichweiß behaaıte 5. Segment und den kürzeren Kopfschild;
frischere Stücke haben auf der gewölbten Mitte des 1. Segments beider-
5. Heft
304 P. Blüthgen:
seits einen rundlichen Fleck aus angedrückten graugelblichen Seiden-
haaren. Das 9 dieser Art ist bisher nicht bekannt geworden.
b) /ulvipes. Dazu Fig. 31 \H. Holizi Schulz 9) und Fig. 36
(H. Holtzi Schulz 4). Als ‚„‚fulvipes Klug“ von Alfken bestimmt,
stecken im Berliner Zool. Museum eine ganze Reihe von 22 einer Art,
die fulvipes 2 recht ähnlich ist, sich aber von diesem unschwer unter-
scheiden läßt. Dieses ? hat kürzeren, breiteren Kopfschild, gewölbteren
Scheitel, glänzendes, weitläufiger punktiertes 1. Segment, grauweiß
(ganz frisch mit einem Stich ins gelbliche) behaarten Kopf und
Thorax, auch bei frischen Stücken weißliche Binden, am Grunde des
2. und 3. Segments eine schmale ebensolche Binde, blassere (gelb-
lichweiße) Behaarung neben der Furche des 5. Segments, silberweiß
behaarte Beine.
Zu dieser Art gehören auch die von Vachal als ‚‚fulvipes Mor.“
bestimmten 2 92 von Erdschias. Die 2 SS, welche von derselben
Örtlichkeit stammen und von Vachal als ‚‚fulvipes Mor. $“ bestimmt
sind, gehören nach Größe, Habitus und Farbe wohl in der Tat zu den 9.
Ich besitze ein gleiches $ von Poros (Griechenland). Dieses & besitzt
ungefähr die Gesichtsform von tetrazonius Klug d, hat gelben Vorderrand
des Kopfschilds, schwarze Oberlippe und Öberkiefer, ziemlich kurze
(ungefähr bis zum Mittelfeld reichende) unten dunkel rotbraune Fühler
mit geradem Endglied, braune Schenkel, gelbe Schienen und Tarsen
(erstere ausgedehnt braun gefleckt); Hinterleib dicht punktiert, die
Segmente sind am Ende eingedrückt, das 2. und 3. auch am Grunde,
das 1. auf der Scheibe querüber etwas eingedrückt, Bauchsegment 4
am Ende bogenförmig ausgeschnitten; Segment 1 bis 5 mit weißer
Endbinde, 2 und 3 am G ünde mit ebensolcher, Segment 1 am Grunde
bis zu Mitte und seitlich dicht weißlich abstehend behaait, Behaarung
von Kopf und Thorax reichlich, weißlich.
Es ist nun, wenigstens für das $, völlig ausgeschlossen, daß es sich
um die von Morawitz als fulvipes Klug gedeutete Art handelt, denn
nach der russisch geschriebenen Beschreibung in Fedtschenko,
Reise nach Turkestan, 1876, II, p. 232 ist bei diesem & die Fühlergeißel
unten (mit Ausnahme der drei letzten Gieder) gelblichrot, und der
Endrand des 4. Bauchsegments gerade. Auch die Beschreibung des 2
weist auf eine andere Art hin: bei ihm sollen Kopfschild und Stirn-
schildehen glänzend und zerstreut punktiert, der Stutz seitlich nur
unten scharf gerandet, der Endteil des 1. Segments rötlichgelb durch-
scheinend und mit breiter weißer Binde bedeckt sein, während bei dem
hier in Rede stehenden 2 Kopfschild und Stirnschildehen zwar auch
glänzend, aber dicht, ersterer nur auf der Scheibe beiderseits der Mitte
etwas zerstreuter punköiert, der Stutz seitlich bis fast oben scharf
gerandet, der Endteil des 1. Segments nur am äußersten Rande schmal
rötlich entfärbt und mit schmaler, mitten spärlich entwickelter Binde
bedeckt ist.
Dagegen paßt die Morawitzsche Beschreibung des vermeint-
lichen fulvipes- (Germar) Klug ausgezeichnet auf eine mir von ver-
schiedenen Orten Turkestans, Buchara, Zentralmesopotamien (Tell
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halietus Latr. 305
Halaf-Steppe, rechtes Chaburufer: Kohl leg.), Tiflis, Südrußland
(Orenburg), Ägypten, Tripolis, Tunis und Algier bekannte Art: für das
Q ergibt sich völlige Übereinstimmung, beim $ nur die Abweichung,
daß Morawitz die zwei oder drei Endglieder der Geißel als unten
schwarz beschreibt, während sie bei den 14 $&, welche ich bisher sah,
unten hell gefärbt sind. Das Tier. sieht folgendermaßen aus:
2. Gesicht ohne Kopfschild kürzer als breit, unten ziemlich
konvergierend, einschließlich des deutlich vorgezogenen, glänzenden,
ziemlich zerstreut punktierten, nach dem Vorderrand verschmölerten
und hier beiderseits gezahnten Kopfschilaes so lang wie breit (Figur 37).
Fühler unten hell rötlichbraun. Mesonotum sehr dicht und nicht
gerade {ein punktiert, die Zwischenräume mitten kleiner bis fast so
groß wie die Punkte und glänzena, rings viel kleiner und fast matt.
Schildehen beiderseits der Mitte zerstreut punktiert mit großen,
glänzenden Zwischenräumen. Mittelfeld matt, fein gitterig-lederartig
gerunzelt, die Seitenfelder seidig matt, ganz fein skulpiert und mehr
oder weniger dicht punktiert. Stutz nur seitlich ganz am Grunde
scharf gerandet, seidig glänzend mit sehr feiner Skulptur und zerstreuten
erhabenen Punkten. Hinterleib oval, die Segmente am Ende ein-
gedrückt und gelbrot durchscheinend (dies nur auf dem 1. Segment,
dessen Depression nicht völlig durch die Binde verdeckt wird, deutlich
zu sehen), sehr dicht und äußerst fein punktiert, die Zwischenräume
mehrfach größer als die Punkte, das 1. Segment schwach, die folgenden
noch weniger glänzend, nur die mehr zerstreut erhaben punktierte
abschüssige Basis des 1.:Segments glänzend. Kopf und Thorax sind
weiß, Scheitel, Mesonotum, Schildchen und Hinterschildchen gelblich-
weiß behaart, sehr dicht, nur die Scheibe des Mesonotums und der Stutz
locker, Schläfen, Pronotum, Furche vor dem Schildehen und Hinter-
schildchen filzig dicht. Segment 2, 3 und 4 mit breiter, die Depression
völlig einnehmend, 1 mit schmälerer schneeweißer Binde, 2 am Grunde
mit deutlicher, 3 mit verdeckter Binde; bei frischen Stücken ist auch
Segment 1 auf der Wölbung hinter der abschüssigen Basis (also mitten)
querüber weiß befilzt; das 5. Segment ist neben der Furche silberweiß
behaart; im übrigen weisen die Segmente nur eine ganz feine staub-
artige, nur bei seitlich auffalendem Licht erkennbare rötliche Be-
haarung auf. Die Beine sind rotbraun, die Tarsen gelbbraun, ihre
Behaarung dicht, silberweiß. Flügel wasserhell, Adern und Mal honig-
elb.
: &. Gesicht ungefähr wie beim 9, aber rundlicher; Kopfschildrand
und Oberlippe gelb, Oberkiefer rostgelb mit schwarzer Basis und roter
Spitze; Fühler kurz (bis zum Schildchen reichend), dünn, mit geradem
Endglied, die Geißel unten hell rötlich gelbbraun. Beine ganz gelb
oder Hüften, Schenkelringe und die Basishälfte der Schenkel braun.
Flügel wie beim 9.
Gesicht sehr dicht we!ß behaart, Scheitel, Schläfen und der ganze
Thorax mit Ausnahme des kahlen Mittelfeldes gleichmäßig gelblich
befilzt, Hinterschildchen auch noch länger behaart Mesonotum matt,
ganz gedrängt punktiert. Hinterleib etwas kinger als Kopf und Thorax
Archiv für Naturgeschichte,
1935, K 5. 20 5, Heft
306: P. Blüthgen:
zusammen, zylindrisch, die Segmente am Ende eingedrückt, das 2.
und 3. auch am Grunde (aber nur schwach), matt, ganz dicht fen
punktiert, die Depressionen rötlichgelb durchscheinend; Segment 1
auf der Basishälfte, längs den Seiten und auf der Depression, 2 und 3
am Grunde, an den Seiten und auf dem Endteil, 4 und 5 nur auf der
Depression gelblichweiß befilzt. Bauch kahl, Segment 4 am Ende
sehr schwach bogenförmig ausgeschnitten, 5 noch schwächer, 4 und 5
nach der Mitte zu von beiden Seiten her eingedrückt, alle Segment-
enden durchscheinend. — Größe: 10—11 mm.
Das $ variiert durch mehr oder weniger ausgedehnte gelbrote
Färbung der ersten drei Segmente (H. fucosus Mor.).
Für meine Deutung des /ulvipes Mor. spricht, daß ich nachträglich
in der v. Radoszkovskischen Sammlung 1 Q der im vorstehenden
beschriebenen Art fand, das von der Hand Morawitz’ als ‚fwulvipes
Germ.“ determiniert ist. u
Ich halte diese Art nun für senilis Eversmann (‚Fauna Hym.
Volg.-Ural.‘‘ im Bull. soc. imp. Moscou XXV, 1852, p.38). Denn
Morawitz, der die Eversmannschen Typen revidiert hat (Horae
soc. ent. Ross. IV, 1866/67, p. 28), verweist in Fedtschenko a.a. 0.
auf die Eversmannsche Beschreibung von fulvipes Germ., und
Eversmann vermutet seinerseits in diesem ein abgeriebenes Stück
seines senilis $ (a. a. O.). Dazu kommt, daß das Orenburger Exemplar
im Berliner Museum von Eversmann stammt und senilis von Oren-
burg beschrieben ist.
M.E. fällt ferner sicher der algerische albarius Perez (,Especes
nouv. de Melliferes“ [Diagnoses preliminaires]“ Bordeaux 1895, p 5l
des Sonderdrucks) mit senilis zusammen Wie bereits erwähnt, findet;
sich dieser auch in Nordafrika, die Beschreibung von albarius paßt
recht gut auf iha, und Alfken hat ein 2 der vorliegenden Art von
P£rez als ‚albarius‘‘ bestimmt erhalten.
Schließlich ist noch bivinetus Vachal (2 Rev. Russe d’Entomol.
1], 1902, p. 226) synonym (vgl. unten p. 309). —
Es bleibt noch ührig, auf /ulvipes Vachal et Alfken einzugehen.
Das 9 ist von W. A. Schulz als Hal. Holtzi beschrieben (die Type lag
mir vor). Ein früherer Name ist mir bisher nicht sicher bekannt ge-
worden. Allerdings ist mit einiger Wahrscheinlichkeit bei der weiten
Verbreitung der Art (Mittelmeergebiet, Krim, Kaukasus, Kleinasien,
Turkestan) anzunehmen, daß diese mit einer der von F. Smith und
F. Walker aus diesen Gebieten beschriebenen Arten: identisch ist.
Diese Beschreibungen sind aber so dürftig und nichtssagend, daß sie
eigentlich auf alle Binden-Halictus passen. Strands Asiaeminoris
(Arch. f. Naturgesch. 1921, A, 3. Hft., p. 312 9) ist nach meiner Unter-
suchung der Type synonym.
Ich komme alse zu folgendem Ergebnis: |
1. Hal. fulvipes Klug (3, sexeinctellus Dours 2 3, ochraceovittatus
Perez, Vachal et Alfken [non Dours] 9, scabiosae Brulle [non Rossi] &,
ochraceovittatus Dours $?, Holtzi W. A. Schulz &, tinicus Strand 9,
asunicus Strand 9).. .
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halietus Latr. 307
2. Hal. Holtzi W. A. Schulz (2 non {, fulvipes Vachal et Alfken
[non Klug] 23, Asiaeminoris Strand 9).
3. Hal. senilis Eversm. (95, fulvipes Mor. [non Klug] $ 9,
fucosus Mor. &, albarius Perez 9, bivinctus Vachal 9).
V. Die von J. Vachal aus der v. Radoszkpvskischen Sammlung
neubeschriebenen Halictus- Arten. Weitere neue Arten daraus,
Radoszkovskische Typen.
Bei den Bemühungen, den Verbleib der Typen der von Vachal
in Revue Russe d’Entomologie II, 1902, p. 225 ff. beschriebenen
12 neuen Arten zu ermitteln, erfuhr ich nach ziemlichen Schwierig-
keiten, daß sich die v. Radoszkovskische Sammlung, die früher
in Posen gewesen war, jetzt im Besitz der Akademie der Wissenschaften
in Krakau befinde. Der Direktor des Museums der letzteren, Herr
Professor Dr. Joh. Stach, bestätigte mir das, teilte mir aber zugleich
mit, die Typen könne er in der Sammlung richt auffinden. Er hatte die
Liebenswüraigkeit, mir das ganze Halictus-Material aus dieser zu-
zusenden. Unter diesem fiel mir eine Anzahl von Stücken d>durch auf,
daß sie mit Zetteln versehen waren, welche in blauer Tinte Zahlen
in einem Kreise trugen; bei manchen ist die Ziffer unterstrichen, bei
andern nicht. Bei Untersuchung der Stücke mit untersirichenen
Zahlen ergab sich, daß dies die Vachalschen Typen sind. Die Tiere
mit nicht unterstrichenen Ziffern scheint Vachal für wahrscheinlich
neue Arten gehalten zu haben, hat jedoch von einer Beschreibung ab-
gesehen.
Die Identität der Typen ist zweifellos. Sie ergibt sich daraus,
daß Zahl und Geschlecht der Stücke, ihr Erhaltungszustand, ihr Fund-
ort sich mit den Angaben der Vachalschen Arbeit decken. Weshalb
Vachal die Typen nicht als solche gekennzeichnet, namentlich richt
mit den Artnamen versehen hat, ist nicht zu ersehen. Möglicherweise‘
ist dies in einem von ihm der Sendung beigefügten Verzeichnis, auf
das die blauen Ziffern verweisen, geschehen. Ich habe die Hervor-
hebung der Typen nachgeholt.
In der Sammlung befinden sich ferner die Typen von caucasicus
Rad. und Dybowskii Red., außerdem 3 22 Hal. (‚‚Nomioides‘‘) wenescens
Rad. und 1 2 Hal. (,,‚Nomioides‘‘) pallidus Rad., Arten, von denen die
Typen in den Besitz des Berliner Museums gelangt sind.
Schließlich fanden sich darin einige Arten, die, soweit ich fest-
stellen konnte, noch nicht beschrieben sind.
a) Die Vachalschen Typen.
Bei Vergleichung der Typen mit den Beschreibungen stellte es
sich heraus, daß diese recht flüchtig sind, namentlich mehrfach wichtige
Unterscheidungsmerkmale übersehen ocer falsch wiedergeben. Des-
halb hielt ich es für erforderlich, Neubeschreibungen der Typen zu
geben. (SR
20* 5. Heft
308 a ve P..Blüthgen:
1. Hal. duplocinetus
Beide Geschlechter stimmen in Körperbau und Skulptur völlig
. mit quadricinetus F. überein, das 2 namentlich durch das. grob und
zerstreut punktierte Mesonotum und den kubischen Kopf mit dem
auf..der. Unterhälfte eingedrückten Kopfschild, das $ durch die be-
wimperte Fühlergeißel, den nach hinten erweiterten Hinterleib, die
Bildung der letzten Bauchsegmente und die gebogenen Hinterfersen.
Dagegen ist Art und Farbe der Behaarung so abweichend, daß es gerecht-
fertigt erscheint, duplocinctus als selbständige Rasse des quadricinctus
zu. betrachten. NUSHICHE:
. Synonym. ist magnificus. Nurse (Ann. nat. hist. (7) vol..11 1903,
»541). 9) |
Be 92. Thorax. bei der Type verwaschen blutrot gezeichnet (das
Schildehen hinten, das Hinterschildchen, das Mittelfeld vorn und
hinten und die Brust) (bei zwei weiteren 9°, die unter unbestimmten
Arten steckten, ist der Thorax jedoch gleichmäßig schwarz). Schienen
und Tarsen rostgelb, die Vorderschienen verdunkelt. Fühlergeißel unten
gelblich rotbraun. Flügel gelb getrübt.
Mesonotum auf der Scheibe sehr spärlich mit’ schrägen, ziemlich
kurzen gelblichen Haaren besetzt, rings dicht angedrückt behaart,
die Furche vor dem Schildchen filzig, das Hinterschildcher wollig
verfilzt und. außerdem auch lang abstehend behaart, die Brustseiten
struppig und dicht; der+ Stutz dieht mit gekrümmten, nach außen
gekämmten Haaren besetzt. . Farbe der Thoraxbehaarung schmutzig-
elblich.
; . „Segment I bis 4 am Ende mit Binden, welche die ganze Depression
bedecken; 2 am Grunde. mit schmaler, seitlich nach hinten vor-
greifender und die Endbinde, erreichender, 3 mit verdeckter Binde;
Segment 1 auf der abschüssigen Basis bürstenartig dicht behaart,
auf der. gewölbten Mitte beiderseits mit einem Fleck angedrückter
seidiger Härchen, im übrigen ziemlich reichlich, aber wenig auffällig
kurz seidig behaart. Die Farbe der Binden und Seidenflecken ist mehl-
weiß. Im übrigen sind die Segmente dicht staubartig rötlich behaart.
..»&. ‚Thorax blutrot, Mesonotum zum Teil schwärzlich, Brustseiten
schwarzfleckig, Schulterbeulen, B’nde des Kopfsch'ldrandes, Ober-
lippe und 'Oberkiefer gelb, Fühlerschaft dunkelbraun, Geißel unten
braungelb, oben rotbraun; Segment 1 auf der abschüssigen. Basıs und:
mitten -querüber auf dem horizontalen Teil, Segment 2 am Grunde
blutrot; Bauch rostgelb, die Segmente mitten und vor dem horngelb,
- durehscheinenden Endteil beiderseits schwärzlich verdnnkelt; Hüften
Schenkelringe und Schenkel rostgelb, Schienen- und Tarsen rötlich-
gelb, Hinterschienen rostgelb gefleckt. Flügel wie beim 9.
> Kopf. und Thorax -sehr aicht kurz schmutziggelblich behaart,
die Haare an den S$chläfen, auf dem Mesonstum und. dem Schildchen
angedrückt, die Skulptur fast ganz verdeckend, längs der Flügelschuppen
und vor. dem Schildchen filzig; Brustseite und Stutz wollig-filzig be-
haart, das Mittelfeld kahl; Hinterschildehen bürstenartig lang und)
47 5 ER Te,
| Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halictus Latr, ‘309
dieht: behaart; Gesicht weißlich schuppenartig, außerdem (wie auch
die Schläfen) "auch abstehend behaaıt.
Segment 1 bis 4 mit drepressionsbreiten filzigen Binden; 1 außer-
‘dem auf der abschüssigen Basis bürstenartig abstehend und auf der
'Wölbung bis zur Hälfte des horizontalen Teils filzig angedrückt be-
‘haart, sodaß nur vor der Depression ein Querstreifen Chitin, mitten
«so breit wie sie, seitlich etwas erweitert, sichtbar bleibt, der dünn und
kurz behaart ist; 2 am Grunde mit breiter, seitlich nach hinten er-
‚weiterter Filzbinde, das Chitin nur in einem Querstreifen von der
- Breite der Depression vor dieser sichtbar; 3 am Grunde mit schmaler,
verdeckter Binde; die nicht befilzten Stellen der Segmente vom 2.
ab ziemlich dicht seidig-staubartig gelblich behaart. Farbe der Be-
filzung mehlweiß. Bauch wie bei quadricincetus F. &.
2. Hal. bivinetus
Dies ist ein @ senilis Eversm. (albarius Pör.), bei dem die Be-
‚haarung des Hinterleibs z. T. verschmiert und schlecht erhalten ist.
Irgenawelche wesentlichen Abweichungen vermag ich nicht zu finden;
(die blasse Farbe der Beine kann auf Unreife des Stücks hindeuten
‚oder post mortem entstanden sein.
3. Hal. chlapovskii (Fig. 23)
Eine sehr kenntliche Art, die nicht, wie man nach der Beschreibung
annehmen muß, in die Verwandtschaft von‘ clypearis Schek., sondern
in diejenige von zonulus Sm. gehört. Ich erhielt dur eh Staudinger
1 2 vom Amur (Tschita).
Q. Schwarz (einschließlich der Segmentencen), die Bauchsegmente
am Ende brävnlich durchscheinend, "Mandibelende rot, Fühler geißel
unten dunkelbraun, die 4 Endtarsen deı Vorderbeine und das Krallen-
glied der Mittel- und Hinterbeine rostgelb, Flügel-schwach grauiich
-getrübt, Adern und Mal hellbraun.
Kopf, Thorax, die abschüssige Basis von Hankant ] und die Beine
lebhaft braungelb behaart, Scheitel, Mesonetum und Segment 1
ziemlich dünn und kurz, Pronstum und Schulterbeulen dicht filzig,
Brustseiten und Hinterschildehen lang und dicht. Segment 3 und’ 4
mit breiten, 2 mit schmaler weißeıer Filzbinde am Grunde, 3 und 4
im übrigen sehr fein und kurz angedrückt schwarz, seitlich außerdem
auch länger und abstehend gelblich behaart, 5 neben der Furche hell-
braun behaart.
Kopf schmaler als der Thorax, hinter den Augen, von ber ge-
sehen, mäßig und rundlich konvergi erend, Gesicht etwa wiebei buccalıs
Per., unten etwas weniger verschmälert. Stirnschildehen und Kopf-
'schild mäßig glänzend, ersteres und die Basishälfte des letzteren
ziemlich zerstreut und fein flach punktiert, die Endhälfte des Kopf-
schilds fast punktlos, das Gesicht im übrigen fein und dicht punktieit,
mats. Mesonotum rings fein und sehr dicht, mitten kräftiger punktiert
‘merklich feineı als Hal. zonulus Sm.), die Zwischenräume aort kleiner
“als die Punkte bis ebenso sroß, hier kleiner bis etwas größer als die
5. Heft
310 P. Blüthgen:
Punkte, fein lederartig skulptiert, schwach glänzend. Schildchen eben-
so. Mittelsegmen; so lang wie das Schildchen, das Mittelfeld abschüssig,
halbmondförmig mit etwas spitz nach hinten ausgezogener Mitte,
durch eine fein erhabene Linie gegen die rundlich abschüssigen Seiten-
felder abgegrenzt, ganz fein lederartig skulptiert, matt, mit seidigem
Schimmer (namentlich auf dem Ende), am Grunde mit feinen, undeut-
lichen, ganz seitlich mit deutlich ausgeprägten Runzeln, hinten glatt.
Seitenfelder matt seidig, ohne deutliche Skulptur, nur hinten unmittel-
bar vor dem Rande mit kurzen Rurzelstreifen, hinten scharf gerandet,
der Rand unterhalb des Niveaus des Mittelfeldes liegend und im Bogen
in die scharfe Kante des Stutzes übergebend; dieser ziemlich matt,
seidig schimmernd, netzartig höckerig. Brustseiten fast matt, leder-
artig und flach punktiert. Hinterleib wie bei zonulus Sm. geformt,
Segment 3 und 4 hinten leicht eingedrückt, bei 1 und 2 der Endteil
dadurch deutlich markiert, daß die vordere Grenzlinie etwas vertieft
erscheint. Segment 1 lebhaft glänzend, 2 etwas weniger, 3 ziemlich
matt, 4 matt, 1 und 2 sehr fein quergerieft, mit leichtem Seidenschimmer,
die folgenden Segmente deutlicher gerieft; der Hinterleib ist keines-
wegs „fere impunctatum“ (Vachal): Segment 1 ist auf der Scheibe
ziemlich dicht mittelmäßig fein punktiert, der Endteil hinter den Beulen
in geringer Ausdehnung ebenso, im übrigen wie die Beulen punktlos;
3 bis zum Endteil und auf diesem hinter den Beulen und löngs der Basis
dichter und feiner als Segment 1 punktiert, die Beuler zerstreut und
gröbeı, der Endteil fast punktlos; 3 überall äußerst fein und sehr
dicht flach punktiert, 4 ebenso, noch «’ichter.
Bauchsegmen:e glänzend, gerieft, auf der Endhälfte ziemlich dicht
kräftig erhaben punktiert, die Fransen. dicht und lang, bräunlichgelb,
Größe: wie zonulus Sm. 2.
ä dem 2 sehr ähnlich, namentlich das Mittelsegment genau so.
Schwarz, ein breiter, mitten nach oben spitz ausgezogener Fleck
auf dem Kopfschildende und die Mitte der Oberkiefer gelb, die Spitze
der letzteren rot, die Oberlippe dunkel, Fühlergeißel unten gelbbraun,
Schulterbeulen hinten schmal gelb gesäumt, Vorderschienen vorn
und die vier Endglieder der Tarsen rostgelb, Kniee, ein schmaler Ring
am Grunde der Mittelschienen, ein breiterer am Grunde der Hinter-
schienen und alle Fersen weißgelb. Kopf so breit wie der Thorax, hinter
den Augen, von oben gesehen, fast parallel verlängert, sonst wie beim
9, Scheitel etwas höher gewölbt, Kopfschildecken rundlicher;. Kopf-
schild, von der Seite gesehen, flach, ebenso wie das Stirnschildchen
fein und dicht punktiert. Fühler bis etwa zur Schildehenmittereichend,
ziemlich dünn.
Mesonotum wie beim 9; Schildcehen ebenfalls, beiderseits der Mitte
mit größeren und glänzenderen Punktzwischenräumen. Mittelsegment
wie beim 9, die Skulptur etwas deutlicher. Stutz glänzender als beim
9, die netzartige Runzlung gröber.
Hinterleib so lang wie Kopf und Thorax zusammen, elliptisch,
die Segmente am Ende eingedrückt, 2 und 3 auch am Grunde, I auch
auf dem horizontalen Teil mitten querüber leicht flachgedrückt; die
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halietus Latr. 311
Skulptur wie beim 9, Segment 1 auch auf der abschüssigen Basis dicht
punktiert. Bauchsegment 2, 3 und 4 hinten eingedrückt, abstehend
behaart und auf dem Ende mit dünner anliegender, über den Endrand
hinausreichender Bewimperung, 4 und 5 am Ende bogenförmig aus-
geschnitten, 5 auf dem abgeschrägten Endteil fein anliegend gewimpert,
die Härchen nach außen gerichtet, 6 mitten mit einem runden Fleck
gelblicher, seidiger, nach hinten gerichteter Haare, der flach und
mitten vertieft ist und anscheinend auf einer erhöhten Chitinunterlage
sitzt. Behaarung bei der Type (einem abgeflogenen Stück) an Kopf und
Thorax abgerieben, vermutlich wie beim 9; Segment 2, 3 und 4 (an-
scheinend auch 5) mit weißer Basisbinde. — Größe: etwas kleiner als
das £.
Vachal hat die eigentümliche Auszeichnung des 6. Bauchsegments
des d merkwürdigerweise ganz übersehen.
4. Hal. recepticius
Ein 2 zonulus Sm. mit auseinandergetriebenen Segmenten. Unter-
schiede kann ich nicht feststellen. J. D. Alfken, der die Type bei
mir sah, stimmte mir durchaus zu.
5. Hal. amurensis
Diese Art ist allerdings interruptus Panz. im allgemeinen ziemlich
ähnlich, aber wohl mit quadrinotatulus Scheck. näher verwandt.
Schwarz, die Enden der Rücken- und Bauchsegmente schmal
gelblich durchscheinead, Fühlergeißel unten rötlichgelbbraun, End-
men rostrot, Flügel schwach graulich getrübt, Adern und Mal gelb-
raun.
Gesicht ungefähr kreisrund, unten schwach konvergierend, im
Profil konvex, Kopfschild sehr schwach vorgezogen, Schläfen dick,
hinter den Augen (von oben gesehen) wenig konvergierend. Kopf-
schild glänzend, zerstreut fein und flach punktiert, Stirnschildchen
ziemlich dicht punktiert, Gesicht sonst sehr dicht, nur längs des unteren
inneren Augenrandes und auf dem Scheitel zerstreuter punktiert,
seidig matt. Mesonotum glänzend, aber nicht poliert, rings sehr dicht,
mitten zerstreut und unregelmäßig fein punktiert, die Schildchen
sehr dicht. Mittelsegment etwas länger als das Hinterschildchen,
Mittelfeld halbmondförmig, seidig matt, fein wellig gerunzelt; Seiten-
felder abschüssig, glatt, sehr fein skulptiert, schwach und seidig
glänzend; Stutz ebenso, mit etwas stärkerem Glanz, nur seitlich unten
scharf gerandet. Brustseiten schwach glänzend, mit Seidenschimmer,
undeutlich flach punktiert.
Die Segmente hinten flach abgeflacht, 1 keineswegs ‚impunctatum“
(Vachal), sondern auf dem Endteil beiderseits bis fast zur Mitte äußerst
fein ziemlich dicht punktiert, auf der Scheibe mit schlecht erkennbaren
flachen, zerstreuten Pünktchen; 2 ganz schwach gerieft, bis fast an den
Endteil äußerst fein, und zwar am Grunde dicht, nach hinten zu zer-
streuter punktiert, auf dem Endteil seitlich mit äußerst feinen
5. Heft
312 P. Blüthgen:
Pünktchen; auf 3 ist die Riefung deutlicher, die Punktierung wie auf 2,
aber noch schwerer erkennbar ; die Segmente glänzend, namentlich das1.
Kopf, Thorax und Basis des 1. Segments spärlich und kurz gelblich
behaart, Segment 2, 3 und 4 am Grunde beiderseits mit kleinen weißen
Filzflecken, 3 und 4 außerdem dünn, 5 reichlich und lang graugelblich
behaart. Die Beine glänzend schmutziggelb behaart.
Größe: wie interruptus Panz 9.
6. „Hal. Dimitrijewi Mor. 9“ sec. Vachal
ist nichts anderes als guadrinotatulus Schek. Allerdings ist bei den mir
vorliegenden Stücken das Rostgelb der Hintertarsen, z. T. auch der
übrigen Tarser, verdunkelt und nur bei Durchsicht erkennbar — im
übrigen sind es völlig n»rmale quadrinotatulus.
7. Hal. sexnotatulus Nyl. 5 sec. Vachal
ist richtig bestimmt. Vachal scheint die Morawitzsche Beschreibung
des $ (Horae III, p. 71) nicht gekannt zu haben.
8. Hal. pistorius
Das © scheint mir von albitarsis Mor. Q nicht verschieden. Von
diesem stecken 2 29 (von Ashabad) in der Sammlung, die durchaus der
Beschreibung entsprechen. Bei der Type ist der Kopf mit Ausnahme
des Kopfschilds mit Nektar beschmiert, der Hinterleib ist auseinander-
gezogen und die Segmentenden durch Ausschwitzungen verklebt und
verdunkelt; man kann ihre normale Färbung aber an dem umge-
schlagenen Seitenteil des !. Segments deutlich erkennen. Die Form
des Gesichts, die Bildung des Mittelfelds, die Punktierung von K.opf-
schild, Mesonotum und Hinterleib und die Befilzung des letzteren
gleicht der jener zwei 29. Allerdings ist eine Abweichung vorhanden:
Das 1. und 2. Segment sind am Ende schwach niedergedrückt, gie
Punktierung daselbst deutlicher und dichter als hei albitarsıs. Letzterer
Unterschied mag aber ein scheinbarer sein, weil man die Skulptur auf
dunklem Grunde stets besser erkenn;5 als auf gelblich-durchsichtigem.
Die Abweichung in der Eildung der Segmentenden ist: wesentlicher;
ein abschließendes Uıteil darüber, ob sie konstant ist und die Auf-
stellung einer besonderen Art rechtfertigt, ist jedoch erst möglich,
wenn mehr Material vorliegt.
Die Type des $ (‚eaput dees5‘‘) stimmt völlig mit zwei gleichfalls
von Ashabad stammenden SS (davon 1 ebenfalls ohne, 1 mit Kopf) der
Sammlung überein. Auf dieses d paßt die Beschreibung des Z von
albitarsis durchaus, nur sind die letzten Segmente nicht auf der ganzen
Oberfläche, sondern nur am Grunde befilzt (nicht etwa im übrigen
abgerieben!), Trotzdem halte ich sie für albitarsis, zumal sie auch ın
der Punktierung des Mesonotums und der Form und Skulptur des
Mittelfelds den beiden 22 von Ashabad gleichen.
Dasselbe $ ist von Strand (Arch. f. Naturgesch. 1909 Bd.I
Hft. 1, p. 57) als termesensis nov. spec. beschrieben.
Übrigens steht auf dem Fundortszettel des @ „„Gedren“.
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halietus Latr. 313
9, Hal. radoszkovskii (Fig. 11a 5, 11b 9)
Beim 9 sind allerdings Kopf, Brustseiten und Mittelsegment
schwarz, das Mesonotum dagegen schwarz mit ausgesprochenem dunkel-
‘grünen (nicht metallischen) Schein. Brust und Kopfunterseite sind
rot, die Beine völlig rostgelb (die Schenkel mehr rostrot).
' Das (abgeriebene und deshalb sichtbare) Mesonotum ist keines-
wegs „poliert“ oder „glänzend“ (Vachal), sondern zeigt nur schwachen,
seidigen Glanz und ist sehr fein und sehr dicht punktiert (die Zwischen-
räume etwas größer als die Punkte). Mittelfeld ganz kurz halbmond-
förmig, gekörnelt, matt. Hinterleib glänzend, äußerst fein punktiert
die Zwischenräume mehrfach größer als die Punkte, die Segmentenden
nicht eingedrückt, Segment 1 und 2 gelbrot, die folgenden und der Bauch
rotbraun. Die Befilzung deı Oberseite ist schmutziggelb, die Bürste
silberweiß, sehr dicht und gleichmäßig.
Das £ ist dem von nasica Mor., von demich ein vom Autor stammen-
des Stück der Frieseschen Sammlung sah, außerordentlich ähnlich.
Es unterscheidet sich von diesem (Fig. 14b) nur dadurch, daß der Kopf-
schild etwas breiter, die Schenkel mehr oder weniger ausgedehnt rot-
braun (bei nasica rostgelb), Schienen und Tarsen rötlich schwefel-
gelb (bei nasica weißlichgelb) und die Mittel- und Hinterschienen braun
gefleckt sind.
Im Wiener Museum steckt ein genau ebensolches $ aus dem Araxes-
tal und ebendaher ein 9, das der Type von radoszkovsküi gleicht, dessen
Mesonotum jedoch, soweit es durch die wohlerhaltene sehr dichte
angedrückte schmutziggelbe Behaarung zu sehen ist, rein schwarz ohne
grünen Schimmer ist; die Mittelbrust ist schwärzlich. Die Bedeutung
.der erstgenannten Differenz läßt sich nur an Hand zahlreichen Materials
entscheiden.
Zwei nahe verwandte 22 seien nachstehend beschrieben:
a) Hal. indefinitus nov. spec. @ (Fig. 13)
Körperfarbe: Kopf und Thorax lackschwarz, Vorderrand des
Kopfschildes und die Oberlippe rostrot, Oberkiefer rostgelb mit brauner
Spitze, Fühler hell rostrot, Schaft urd. Geißel oben gebräunt. Hinter-
leib gelbrot. Beine bleichgelb, die Vorderschienen vorn mehr rötlich-
‚gelb, die Hinterschienen braun gefleckt, die Hüften und Schenkelringe
rostrot. Flügel milchig-wasserhell, Adern und Mal bleichgelb.
Gestalt gedrungen. Kopf dick, mit dicken Schläfen; Gesicht fast
kreisrund, Kopfschild wenig vorgezogen, dieser am Grunde dicht
und fein, im übrigen zerstreuter und gröber punktiert; Stirnschildchen
glänzend, dicht fein punktiert; das übrige Gesicht sehr dicht fein
punktiert.
Mesonotum auf der Scheibe glänzend, sehr dicht fein punktiert,
rings matt, ganz dicht punktiert. Mittelfeld linienschmal, gekörnelt.
Mesopleuren matt, dicht runzlig punktiert. Hinterleib ungefähr so
lang wie Kopf und Thorax zusammen, breit elliptisch, gewölkt, die
Segmente am Ende nicht flacher, glänzend, sehr fein und dicht punktiert.
Bauchsegmente wie üblich, die haartragenden Punkte fein und spärlie.h
5 Heft
314 P. Blüthgen:
Scheitel, Mesonotum, die Schildehen und die Oberseite des Hinter-
leibs schmutziggelb, Schläfen, Brustseiten, Stutz mehr weißlich be-
filzt, diese außerdem weiß behaart, auf dem Mesonotum schimmert
die Skulptur undeutlich durch, Kopfschild und Mittelfeld sind kahl.
Segment 5 und 6 sind außerdem spörlich abstehend abehart. Fransen
der Bauchsegmente spärlich. Hinterschienen locker und ziemlich
lang silberweiß behaart. — Größe: 6mm.
1 Q aus Turkmenien (Tachtabazar) im Wiener Museum (A. Walther
leg.).
H. radoszkovskii Q unterscheidet sich von diesem Q in folgenden
Punkten: Das Gesicht ist etwas breiter, der Hinterleib länglicher,
nur die ersten Segmente rostrot, die Brust mehr oder weniger rot,
die haartragenden Punkte der Bauchsegmente zahlreich und dicht-
stehend, die Endsegmente reichlicher und länger weißlich behaart,
die Fransen der Bauchsegmente dicht und auf Segment 2 lang, die
Hirterschienen dicht und anliegend behaart; etwas größer.
b) Hal. transeaspieus nov. spec.
Körperfarbe gelbrot (wie nasica Mor. 2), das Mesonotum rötlich-
schwarz, die Schulterbeulen gelb, die Segmentenden strohgelb durch-
scheinend; Oberkiefer rostgelb mit roter Endhälfte, Fühler rostgelb,
die Geißel oben braunrot; Beine rostgelb; Flügel schwach milchig,
Adern und Mal hellgelb. |
Kopfform wie bei ‚ndefinitus, die Schläfen aber weniger dick;
Kopfschild glänzend, sehr fein und zerstreut punktiert. Mesonotum
sehr dicht äußerst fein punktiert (die Zwischenräume mehrfach größer
als die Punkte), seidig schimmernd. Mittelsegment gedrängt sehr fein
punktiert, Mittelfeld nicht erkennbar.
Hinterleib länglichoval, die Segmente am Ende schwach nieder-
gedrückt, glänzend, äußerst fein sehr dicht punktiet. Bauch mit
spärlicher und -sehr feiner haartragender Punktierung, die abstehende
Behaarung ziemlich dicht, aber sehr kurz. Beinbehaarung normal
(nicht struppig). |
Die ganze Oberseite (einschließlich des Mittelfeldes) weißlich befilzt.
Größe: 7 mm.
! © von Saraks (Transkaspien) in der Radoszkovkischen
Sammlung.
Sehr ähnlich nasica Mor. 2 (Fig. 14a), aber mit normaler Kopf-
schildbildung. Der ebenfalls ähnliche rufus Friese (Deutsch. Ent. Zeit-
schr. 1916, p. 34 9) hat dunklen Kopf, unten breiteres, weiter gerundetes
Gesicht (Fig. 12), kräftiger (wenn auch noch fein) punktiertes Meso-
notum (die Zwischenr“ume kleiner als die Punkte) usw.
10. Hal. attritus
Schwarz, die Segmentenden ziemlich breit rötlich durchscheinend,
Fühlergeißel unten rotbraun, Beine rotbraun, Tarsen rostrot, Flügel
graulich getrübt, Adern und Mal dunkel gelbbraun.
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halictus Latr. 315
Kopf und Thorax dünn und kurz gelblichgreis behaart, Hinter-
leib fast kahl, nur die Endsegmente dünn greis abstehend behaart.
Figur schmal, länglich. Kopfform etwa wie bei e/ypearis Schek.,
aber die Schläfen (von oben gesehen) hinter den Augen schräg verengt,
der Kopfschild etwas breiter und mehr vorgezogen; dieser glänzend,
kräftig, aber flach und schräg eingestochen punktiert, einze!ne Punkte
zu flachen Furchen ausgezogen; Stirnschildchen glänzend, zerstreut
fein punktiert.
Mesonotum vorn mitten oberhalb des Pronotums etwas bucklig,
hier mit schwacher Mittelfurche und eingeritzter Mittellinie, sehr schwach
glänzend, aber ohne deutliche Mikroskulptur, mit öligem Schein,
fein (rings sehr fein) und flach ziemlich dicht sehr undeutlich punktiert,
Schildehen glänzender, sehr zerstreut punktiert. Mittelsegment so
lang wie das Schildchen, Mittelfeld rurdlich trapezförmig, etwas konkav,
völlig matt, lederartig gekörnelt, nur ganz seitlich mit einigen sehr
feinen Runzelstreifen, am Ende mitten leicht eingedrückt ; Seitenfelder
abschüssig, matt, etwas feiner skulptiert; Stutz nur seitlich unten ge-
randet, fast matt (weniger als das Mittelfeld), ohne hervortretende
Skulptur, oben mitten unterhalb des Mittelfelds mit etwas glänzendem
Dreieck.
Brustseiten seidig matt, lederartig, mit zerstreuten flachen Punkten.
Hinterleib schmal länglich, die Segmente am Ende nicht einge-
drückt, das 1. poliert, punktlos, lebhaft glänzend, das 2. und 3. sehr fein
gerieft, glänzend, mit schwach seidigem Schimmer, auf der Basis-
hälfte mikroskopisch fein ziemlich dicht punktiert, der Endteil punktlos,
die folgenden Segmente ähnlich. Bauch ohne besondere Merkmale.
Größe: 7 mm.
Ich stelle dieses © der Bildung des Mittelfeldes und der Art dei
Punktierung wegen in die Gruppe minutus K. (Zur Gruppe clypearıs
Sch ck. rechne ich nur diejenigen Arten, welche langen Kopf mit deutlich
punktiertem Mesonotum, kurzem Mittelsegment (nur so lang wie aas
Hinterschildehen) und bis zum Ende dicht punktiertem 2. Segment
verbinden.) Fundort: Kara-Gary \‚Fergana).
1l. Hal. Morawitzi
Ein frisches und gut erhaltenes Stück. Habitux vor pollinosus
Sich. (eminiventris. Mor.) 9, Gesichtsform jedoch etwas abweichend
(Scheitel rund, Kopfschild kürzer), Färbung trüb olivgrün, nirgend:
metallisch, die vier letzten Tarsenglieder rostgelb. Flügel gelblich
wasserhell, Adern bräunlichgelb, Mal honiggelb. Hinterleib matt,
sehr fein und sehr dicht punktiert (aucl: das 1. Segment), die Segment-
enden niedergedrückt. Kopf und Thorax dicht und kurz graugelblich
behaart, die Haare auf dem Mesonotum teilweise mehr oder weniger
angedıückt; Schläfen weißlich filzig behaart, außerdem mit längeren
abstehenden weißlichen Hearen besetzt. Segment 1 bis 4 mit schmutzig-
weißen, die Depression bedeckenden Binden, 2 auch am Grunde mit
einer schmalen Binde, 1 auf der abschüssigen Basis und der Wölbung
dicht angedrückt seidig behaart, sodaß vor der Depression nur ein
5. Heft
316 ! P. Blüthgen:
Chitinstreifen von ihrer doppelten Breite frei bleibt, die Basisbehaarung
hinten nicht scharf abgesetzt, sondern allmählich in die feine, kurze,
seidige gelbliche Behaarung des Chitinstreifens verlaufend; auch die
übrigen Segmente mit solcher kurzen Behaarung, die zwar sehr dicht
ist, aber den Grund nicht verdeckt; Segment 3 und 4 außerdem mit
einzelnen, längeren, abstehenden Haaren; 5 neben der breiten, rost-
gelben Furche weißlich behaart. Behaarung der Beine selblichweiß.
12. Hal. eupidus
Dem einen £ fehlt der Hinterleib. Beide Tiere sind offensichtlich
total abgerieben, das Mesonotum völlig kahl, das unbeschädigte Stück
auch sonst so, nur an den Schläfen und Brustseiten spärliche Reste
einer filzigen Behaarung vorhanden. Nach der Bewehrung des 4. und
der Bildung des 6. Bauchsegments gehört aieses $ in die Gruppe des
vestitus Lep., wird also wohl frisch ähnlich behaart sein, wie das &
dieser Art.
Körperfarbe glänzend metallischgrün, der Endteil der Segmente
rotgelb durchscheinend, Bauch rotbraun, Kopfschildrand, Oberlippe,
die Mitte der Oberkiefer und die Schulterbeulen gelb, Fühler unten
braungelb, Schenkel rotbraun mit grünem Metallglanz, Kniee, Schienen.
und Tarsen gelb, die Mittel- und Hinterschienen ausgedehnt braun
gestreift. Flügel schwach milchig, Adern und Mal hellgelb.
Mesonotvm und Schildchen sehr fein und dicht punktiert, die
Zwischenräume etwas größer als die Punkte; Mittelsegment so lang
wie das Hinterschildchen, Mittelfeld ganz fein gerunzelt, Seitenfelder
und Stutz dicht fein punktiert, schwach glänzend. Hinterleib mit
breit und kräftig niedergedrückten Segmentenden, Segment 2, 3 und 4
auch nach dem Grunde zu eingedrückt, die Segmente sehr dicht äußerst
fein, auf dem Endteil mikroskopisch fein punktieit.. Die Bauchsegmente
glänzend, sehr fein punktiert, am Grunde etwas eingedrückt, auf dem
Ende heiderseits schwach ebenso, 3 unmittelbar vor dem Ende mitten
mit kleinem runden Grübcher (zufällige Bildung?), 4 mit kurzem,
flachen, wie breitgedrückten „Dorn“, 5 mitten bogenförmig aus-
geschnitten, 6 mitten längs mit glö nzender flacher Mulde, beiderseits
mit einer flachen Beule, am Ende niedergedrückt. Gesicht kaum
länger als breit, Kopfschild mäßig vorgezogen, nach vorn sehr ver-
schmälert. Fühler ungefähr bis zur Mitte des Schildchens reichend.
Lärge: knapp 6 mm.
Völlig klargestellt kann dieses & erst werden, wenn frische Stücke
vorliegen. Ich glaube, daß es sich dann als vestitus erweisen wiıd.
15. Hal. extorris
Vacha! sagt von diesem &: „Differe surtout de H. vestitus Lep.
par l’absence de callositees et de sillon au 6. segment ventral.“ Das
ist aber völlig unzutreffend, denn die Type (als solche durch das Merk-
mal ‚„caput deest‘“ und den Fundortszettel „Egypte“ sichergestellt)
zeigt am 6. Bauchsegment durchaus deutlich eine ähnliche Bildung wie
vestitus d. Allerdings kann man das bei flüchtiger Betrachtung über-
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halietus Latr. 317
sehen, da der Hinterleib der Type eingekrümmt und das 6. Bauch-
segment etwas eingezogen ist, wodurch die Untersuchung erschwert
wird. |
Dieses $ ist identisch mit Pie Perez d.
14. Hal. pinguis
Da diese Art laut Fundortszettel vonMussori (Nordindien) stammt,
also nicht zum paläarktischen Faunengebiet gehört, übergehe ich sie,
b) Die Radoszkovskischen Typen.
1. Hal. caucasieus (Horae soc. ent. Ross. V,' 1868, p. 77 9).
Kopf einschl. Kopfschild, Mesonotum, Schildchen, Hinterschildchen
und Brustseiten intensiv metallisch smaragdgrün, aber wenig glänzend
seidig schimmernd, stellenweise” mit leichtem goldigen Schein, aer
Kopf (besonders der Kopfschild), die Brustseiten bei gewissem Licht
metallisch blau schimmernd, das Mittelsegment metallisch grünblau.
Hinterleib rotbraun mit blaugrünem Metallglanz, Bauch rostrot.
Beine rotbraur, Tarsen in Durchsicht braungelb. Fühlergeißel unten
braungelb. Flügel graulich getrübt, Adern und Mal gelbbraun. |
.. Kopf so breit wie der Thorax, Gesicht ungefähr wie bei nitidius-
culus K. geformt, matt, nur oben glänzend, mikroskopisch fein runzlig
punktieit. Mesonotum außerordentlich fein und gedrängt punktiert,
namentlich seitlich, dazwischen mit mikroskopischer Runzlung.
Schildehen ebenso. Mittelfeld so lang wie das Hinterschildchen, trapez-
förmig, am Grunde äußerst fein gerunzelt, im übrigen fein gekörnelt;
Stutz seidig matt, nur seitlich bis zu etwa ®/‚seine: Höhe scharf gerandet.
Segment 3 und 4 dicht sehr fein gerunzelt, schwach glänzend,
2 weniger so, glänzender, 1 hinten flachgedrückt, poliert, punktlos.
Kopf und Thorax dünn und kurz graugelb behaart. Die Segmente
ohne weiße Flecken am Grunde, vom 3. ab dicht fein staubartig
gelbgrau behaart, auf dem Endteil deutlicher, wimperartig, die End-
segmente seitlich reichlich graugelblich gefranst, die Behaarung der
Beine von derselben Faıbe. — Größe: etwa 5 mm.
Dieses Q wirkt durch die Färbung von Kopf und Thorax so fremd-
artig unter den paläarktischen Arten, daß ich der Überzeugung bir,
es ist irgendwie eine Verwechslung vorgekommen und das Tier stammt
nicht zus dem Kaukasus, sondern aus einem andern Faunengebiet.
Radoszkovskis Sammeltätigkeit beschränkte sich ja nicht auf die
Paläarkten; so stecken eine Anzahl] indischer, amerikanischer und an-
geblich australischer Halietus-Arten unter dem mir vorliegenden
Material.
2. Hal. Dybowskii (Horae XII, 1876, p. 110 9).
Schwarz \die bei einigen der mir vorliegenden Stücke am Ende
allmählich ins braunrote übergehende Färbung der Segmente ist offen-
bar durch das Alter der Stücke post mcıtem entstanden), Fühlergeißel
unten rötlich gelbhraun, Sporen blaßgelb, Tarsenendglieder rotbraun,
5. Heft
318. P. Blüthgen:
Flügel mäßig intersiv gebräunt, Adern braun, Mal gelbbraun.
Behaarung schmutziggelb, auf Schläfen und Unterseite blasser,
auf Kopf und Thorax dünn und kurz, die Schulterbeulen hinten dicht
befilzt; Hinterleib fast kahl, Segment 1 am Grunde ziemlich dünn
abstehend behaart, 2 am Grunde beiderseits mit kleinem weißen Filz-
flecken, 3 mit schmaler, mitten verdeckter Binde, die letzten Segmente
mıs dünner staubartiger Behaarung, die auf dem Endteil von 4 dichter
und länger wird, 5 reichlich braungelb behaart, an den Seiten ab-
stehend gefranst; die Zilienreihe längs des Vorderrandes des Endteils
der Segmente kurz und spärlich; Bauchbehaarung dicht und lang.
Kopfschild am Vorderrand reicl lich rostgelb beborstet. Beine dicht
glänzend gelblich beFaart.
Kopf breiter als der Thorax, hinter den Auger (von oben geseher)
erst parallelseitig, dann weit gerundet, Schlöfen sehr dick (im Profil
ebwa 11/,mal so dicx wie der Querdurchmesser der Augen), gerundet,
Gesicht merklich breiter als hoch, im Profil konvex, die Augen klein,
ihr oberer Abstand kleiner als der untere, die inneren Augenränder
in der unteren Höifte parallel, oben nach inner gebogen, der äußere
Augenumriß mäßig gebogen, Scheitel breit, flach gewölbt, Kopfschild
sehr wenig über die Einlenkung der Oberkiefer vorgezogen, über doppelt
so breit wie hoch, flach, der Vorderrand gerade abgeschnitten, nur seit-
lich etwas vorgezogen; Oberkiefer sehr lang (11/,mal so lang wie die
Augen), sichelförmig gebogen, nach dem Ende zu verbreitert, mit
langem spitzen Endzahn und zwei rundlichen Innenzähnen, auf der.
Basishälfte außen flach, etwas eingedrückt, ein längliches glattes
Dreieck bildend.
Kopf zerstreut punktiert, zwischen Fühlern und Nebenauger
dichter, die Punktierung auf Kopfschild und Stirnschildchen flach,
sonst scharf eingestochen; zwischen den Fühlern ein scharfer Kiel;
sonstige Skulptur fehlend (auch die Schläfen nicht gerieft); Schläfen,
lebhaft, der übrige Kopf ziemlich mäßig glänzend.
Mesonotum vorn mitten längs eingedrückt, glänzend, auf der
Scheibe hinten zerstreut, sonst dicht punktiert, die Punkte fein.
Schildehen flach, rings sehr diebt, mitten zerstreut fein punktiert,
glänzend. Brustseiten seidig matt, grob flach runzlig punktiert. Mittel-
segment °/, so lang wie das Schildchen, Mittelfeld breit balbmond-
förmig. hinten mitten eingedrückt und etwas in den Stutz hinab-
reichend, matt, dicht fein welliglängsgerunzelt, am Ende quergerunzelt;
Seiteafelder abschüssig, wie der Stutz seidig matt, fein flach gerunzelt.
Stutz nur unten seitlich bis etwas über die Hälfte der Höhe scharf
gerandet.
Hirterleib etwas länger als Kopf und Thorax zusammen, breit
oval, gewölbt, glänzend, die Segmente hinten flach eingedrückt,
Segment 2 auch am Grunde etwas, 1 und 2 auf dem Endteil sehr fein
und dicht punktiert, vor dem Endrand mitten mehr oder weniger
ausgedehnt punktlos, 2 am Grunde seitlich dicht, vor den Beulen weit-
läufiger fein punktiert, 1 und 2 sonst punktlos, 3 ebenso punktiert,
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halietns Latr. 319
aber auf dem Vorderteil ausgedehnter,. wenn auch flach und undeutlich,
4 überall zerstreut punktiert. — Größe: durchschnittlich etwa 11 mm.
Eine auffällige Art, deren massiger Kopf viel Ähnlichkeit mit
Fertoni Vach. $ hat, von vorn gesehen aber noch mehr mit Sphecodes
subquadratus Sm 9, nur daß bei diesem die Schläfen viel weniger ent-
wickelt sind. Radoszkovski nennt unrichtig den Thorax ‚nu‘,
diesen und das Schildcher ‚‚fortement ponetues“ und vergißt (wor auf
schon Vachal a. a. 0. hinweist), die Basisfiecken des 2. und 3. Seg-
ments zu erwähnen.
3. Hal. aenescens 9 1893 (= tectus Rad. 9 1876)
In Horae soc. ent. Ross. XXVII, 1893, p. 57 beschreibt Radosz-
kovski einen Nomioides aenescens (7) von Transkaspien. Nach der
Beschreibung kann es schon nicht zweifelhaft sein, daß es sich nicht
um einen Nomiordes handeln kana, sondern um einen Halictus aus der
vestitus-Gruppe. In der Tat erweist sich die in das: Berliner Museum
gelangte Type, wie schon Strand (Arch. f. Naturgesch. 1909 Bd.1I
Heft 1, p. 13 bei Hal. Pici Per.) beiläufig andeutet, als ein echter
Halictus. Drei völlig gleiche 22 (von Ashabad) fand ich in der Ra-
doszkovkischen Sammlung. Das Tier sieht so aus:
Kopf und Thorax metallisch grün, Oberkiefer z. T. rostrot, Kopf-
schild metallisch bunt (stahlblau, rot und grün wechselnd), Fühler
rotbraun, Geißel unten gelbbraun, Schulterbeulen gelb, Hinterleib
rostrot, die Endsegmente verdunkelt, bei einem Stück Segment 1
mit grünem Metallschimmer, die Depressionen borngelb durch-
scheinend, Beine rostgelb, Hinterschienen und -fersen braun gefleckt,
Flügel schwach milchig, Adern und Mal hellgelb.
Scheitel hinten, Mesonotum, Schildchen, Hinterschildchen und die
Oberseite des Hinterleibs dicht schmutziggelb befilzt, die Skulptur
völlig verdeckt, die Depressionen infolge ihrer durchsichtig gelben
Farbe auch in der Behaarung als hellere Binden erscheinend, Scheitel
im übrigen dicht abstehend schmutziggelb behaart, Gesicht blasser,
Schläfen, Brustseiten und Stutz weißlich befilzt, die Endsegmente auch
mit längeren, abstehenden Haaren, Kopfschild fast, Mittelfeld völlig
kahl, Beine weißlich behaart.
Kopf so breit wie der Thorax, von oben gesehen, hinter den Augen
stark rund verenst, trotzdem ziemlich dick, Hinterhaupt stark bogig
ausgeschritter.. Gesicht queroval, Kopfschild wenig vorgezogen,
nach unten stark versclmälert, beiderseits schwach gezähnt. Stirn-
sctildehen und Kopfschild glänzend, zerstreut fein punktiert, Gesicht
sonst matt, äußerst fein und dicht punktiert, Schläfen glänzend, mit
weniger dichter Punktierung. Mesonotum sehr fein und dicht punktiert,
die Zwischenräume glänzend (die Skulptur nur bei abgeriebenen Stücken
sichtbar). Mittelfeld ganz schmal, matt, dicht gekörnelt.
Hinterleib länglich, die Segmentenden flach eingedrückt.
(Wenn v. Radoszkovski die Farbe des Hinterleibs der Type.
anders beschreibt, so Jiegt das daran, daß bei dieser die Befilzung des
5 Heft
320 P. Blüthgen:
Hinterleibs teilweise verklebt ist und dadurch letztere: an diesen Stellen
schwarz erscheint.) — Größe: etwa 6mm. .
Dieses Q ist zweifellos ioentisch mit dem kaukasischer tectus Rad.
(Horae XII, 1876, p. 87). Die Type des letzteren (2? und $) steckt
ebenfalls im Berliner Museum. Unterschiede sehe ich nicht.
H. Pici Per. ist sehr ährlich, er unterscheidet sich namentlich
durch braune Schenkel und die viel dünnere Behaarung des Meso-
notums, welche die Skulptur kaum verdeckt. A. tectus erhielt ich durch
Dr. J. Dusmet (Madrid) aus verschiedenen Gegenden Spaniens,
auch das &. Dieses ist vestitus Lep. $ außerordentlich ähnlich, hat aber
etwas längeren Kopfschild und ganz rostgelbe Beine.
4. Hal. pallidus (Sahlbergi Friese) 2&
Die von v. Radoszkovski in seiner „Faune Hym. Trans-
caspienne‘‘ (Horae Soc. ent. Ross. XXII. 1888, p. 341) beschriebene
Nomioides pallida (2, Fundort Askhabad) ist, wie Vachal bereits
festgestellt hat (Rev. Russe d’Ent. II. 1902, p. 231) und die im Berliner
Zool. Museum befindliche Type bestätigt, in Wahrheit ein Halctus.
Friese hat die Art erneut unter dem Namen Sahlberıi beschrieben
(Deutsch. Ent. Zeitschr. 1916, p. 31). Ich besitze von ihr 1 @ und das
noch unbeschriebene $ (beide von Bodemeyer am Syr-Darja ge-
sammelt), die ich der Güte des Herrn Dr. Easlin in Fürth veraanke.
Der ausgezeichnete Erhaltungszustand dieses 2 ermöglicht es. mir,
die Beschreibungen von Radoszkovski und Friese in einigen
wesentlichen Punkten zu ergänzen. Außerdem gebe ich. die Be-
schreibung des $ EM
Diese Art ist die auffälligste von allen mir bisher bekannt ge-
wordenen, namentlich durch die stellenweise durchsichtige blaß bräun-
lichgelbe bis gelblich fleischfarbige Farbe des Chitins, die das Tier
insoweit einer aus dem Kokon genommenen Ameisenpuppe ähnlich
erscheinen läßt. |
Q. Der Kopf ist nur oberhalb der Fühler, auf dem Scheitel und im
oberer Teil der Schläfen schwarz, die Gesichtsseiten zwischen den Augen
und Stirnschildcben und Kopfschild rostgelb, letztere beiden elfenbeir-
gelblich. Die Fühler sind oberhalb der Gesichtsmitte eingelenkt, der
Schaft auffällig lang (bis zur Scheitelhöhe reichend). Das Mesonotum
ist außerordentlich fein (namentlich seitlich) und sekr dicht punktiert,
die Zwischenröume auf der Scheibe so groß wie die Punkte oder etwas
größer und an sich glänzend, trotzdem erscheint die Fläche infolge der
Dichtheit der Puaktierung und der feinen, dichten, seidigen Behaarung
fast matt. Letztere besteht aus ganz kurzen anliegenden Härchen;
im Profil gesehen erscheint aas Mesonotum kähl. Das Schildchen 1-t
nicht, das Hinterschildehen spörlich abstehend behaart. Die Brust-
seiten und Schläfen sind sehr fein weiß befilzt. Das Mittelse,ment
ist so Jang wie das Schildehen, rundlich trapezförmig, mikroskop'sch
fein runzlig punktiert, völlig matt, nur am Übergang des Mittelfeldes
zum Stutz mitten leicht seidig glänzend. Der Stutz ist nur seitlich bis
zur Hälfte der Höhe scharf gerandet, ebenso wie das Mittelsegment
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halictus Latr. 321
skulpiert, matt, mit schwachem Seidenschimmer. Mittelfeld und Seiten-
felder sind nicht von einander abgegrenzt und bilden eine einheitliche
Fläche. Der Hinterleib ist etwas länger als Kopf und Thorax zusammen,
länglich elliptisch, flach, die Segmente am Ende kaum etwas flacher,
sehr fein und dicht, das 2. und die folgenden am Grunde mikroskopisch
fein und ganz dicht punktiert, die Zwischenräume mikroskopisch fein
skulpiert, dieSegmente deshalb mäßig glänzend, mit seidigem Schimmer.
Der Endteil der Segmente vom 2. ab ist breit weißlich durchscheinend,
die braunen Binden der ersten drei Segmente stehen unmittelbar vor
ihm, die erste ist sehr schmal, die zweite breiter, die dritte ist von
Breite des Endteils und erstreckö5 sich auf aie Beulen, alle reichen bis
zum Seitenrand der Segmente; Segment 4 und 5 ist mit Ausnahme
des Endteils schwarzbraun.
Die Ausdehnung der braunen Zeichnung schwankt jedoch offenbar:
bei einem 2 der v. Radoszkovskischen Sammlung sind die Binden
der ersten drei Segmente sehr schmal und ziemlich blaß, das 4. Segment
trägt ebenfalls nur eine solche Binde, welche den Seitenrand nicht
erreicht, das 5. ist mit Ausnahme des Endteils braun, aber auch ziemlich
blaß; dagegen weisen bei diesem Stück die umgeschlagenen Seiten
des 3. und 4. Segments am Grunde (direkt hinter dem Endrand des
vorhergehenden Segments) einen runden schwarzbraunen Flecken auf
(ähnlich gewissen kleinen Sphecodes-Arten, z. B. varieyatus Hag.).
Die Segmente 2, 3 und 4 haben am Grunde eine schmale weiße
‚Filzbinde, sonst sind sie mit Ausnahme einer seidigen, hauchartigen
weißlichen Behaarung an den Seiten kahl, 4 ist seitlich und auf dem
Endteil, 5 überall (mit Ausnahme der Fuıche) ziemlich anliegend
locker silberweiß behaart.
d. Das & ist etwas kleiner als das 9, diesem sehr ähnlich, nament-
lich auch seiner kurzen, nur bis zum Schildchen reichenden Fühler
wegen.
Der Kopf ist auffälligerweise etwas rundlicher als beim 9, der Kopf-
schildim Verhältnis eher kürzer, der obere Augenabstand etwas schmaler
als der untere. Das Mesonotum ist etwas glänzender, ebenso der Hinter-
leib. Dieser ist knapp so lang wie Kopf und Thorax zusammen, ziemlich
gewölbt, elliptisch, ohne weiße Basisbinden, die braunen Querbinden
auf Segment 1 bis 3 breiter. Der Bauch ist ziemlich lang, aber spärlich
weiß gefranst.
Im übrigen gleicht das $ dem 2.
c) Neue paläarktische Halictus-Arten aus der
Radoszkovskischen Sammlung.
1. Hal. Stachii nov. spec. Q
Schwarz, die Segmentender ganz schmal gelblich durchscheinend,
such die Bauchsegmente, Fühlergeißel unten dunkelbraun, alle Tarsen
die Mittelschienen am Ende und die Hinterschienen rostgelb, die Vorder-
tarsen verdunkelt. Flüge! gelblich getrübt, Adern und Mal
bräunlichgelb. |
Archiv für Naturgeschichte, 9
1923. A.5, 21 5. Heft
322 | P. Blüthgen:
Kopf so breit wie der Thorax, Schläfen (von oben gesehen) hinter
der: Augen konvergierend, von der Seite gesehen mäßig dick. Gesicht
ähnlich dem von sexnotatulus Nyl., etwas breiter, Stirnschildchen
und Kopfschild glänzend, zerstreut kräftig punktiert, letzterer am
Grunde beiderseits dichter, Kopfschild mit zahnartig vorspringendem
Seitenteil; Gesicht sonst fein lederartig und ziemlich fein dicht punktiert,
oben und auf dem Scheitel weitläufiger, hier seidig matt.
Mesonotum fein lederartig gerunzelt, mittelfein punktiert (etwas
schwächer als bei sexcinctus F., stärker als bei tetrazonius Klug), die
Zwischenräume seitlich und vorn kleiner als die Punkte bis so groß
wie diese, auf der Scheibe hinten mehrfach größer, hier schwach seiden-
schimmernd, sonst matt. Schildehen ebenso, beider eits der Mitte
zerstreut punktiert. Mittelsegment so lang wie das Schildchen, Mittel-
feld bogig stumpfwinklig, schwach konkav, mit der Spitze in den
Stutz verlängert, am Ende fein, am Grunde gröber gekörnelt, seitlich
mit einigen feinen Runzelstreifen, matt. Seitenfelder gerundet steil
abschüssig, matt, gekörnelt, etwas matter als das Ende des Mittel-
felds. Brustseiten matt, runzlig punktiert, Mittelsegmentseiten seidig
matt, ziemlich dicht erhaben punktiert. Stutz nur seitlich ganz unten
scharfkantig, matt seidig, zerstreut erhaben punktiert, nur die Mittel-
feldspitze etwas lebhafter seidigglänzend.
Hinterleib elliptisch, hinten zugespitzt, flach, die Segmente am
Ende leicht flachgedrückt; 1 mäßig glänzend, sehr fein gerieft, seidig
schimmernd, vor den Beulen und auf dem Endteil sehr dicht, mitten
etwas weitläufiger mikroskopisch fein punktiert (die Pünktchen nur
bei schräg auffallendem Licht erkennber), die folgenden Segmente
etwas weniger glänzend, ebenso skulpiert, die Punktierung noch dichter
und ein wenig deutlicher. Die Bauchsegmente schwach glänzend,
dicht gerieft, vor dem Ende recht dicht mit haartragenden Punkten
besetzt.
Kopf und Thorax reichlich und struppig greis (bei frischen en
wahrscheinlich graugelb) behaart; der Hinterleib am Grunde des 1.
Segments und an den Seiten der Endsegmente abstehend greis be-
haart, Segment 1 bis 4 mit breiten weißen Endbinden, die erste mitten
unterbrochen, oie übrigen mitten so breit wie an den Seiten (mitten
deshalb den Vorderrand des Endteils nicht erreichend), die Bingen
nicht filzig, sondern aus dicht aneinandergeschlossenen Haaren ge-
bildet; Segment 2 und 3 auch mit schmaler, auf 3 verdeckter, auf 2
nur wenig hervortretender Pasis-Binde; Segment 5 neben der Furche
und am Außenrand gelbbräunlich behaart; die Segmente im übrigen
mit spärlicher rötlicher staubartiger Behaarung. Bauch mit ziemlich
dichten, aber kurzen greisen Fransen. Beine goldgelb behaart.
Länge: 10—11 mm.
3 929, 2 davon aus Fergana (Kara-Gary), das 3. ohne Angabe des
Fundorts (wahrscheinlich ebenfalls daher).
Diese Art, die ich Herrn Professor Johann Stach in Krakau
zu Ehren benenne, weicht vor allen anderen mir bekannten Arten der
sexcinctus-Gruppe durch das nach unten ziemlich stark verjüngte
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halietus Latr. 323
Gesicht ab, von rubicundus Chr. 9 durch die breiten Binden, den
flachen, länglicheren Hinterleib, die Farbe der Behaarung des 5. Seg-
ments und die struppige Behaarung vonKopf und Thorax; von palustris
Mor. (den ich nur aus der Beschreibung kenne) durch die vollständigen,
mitten nicht unterbrochenen Binden.
2. Hal. carbonarius nov. spec. 5
Kohlschwarz (einschließlich Segmentenden, Oberlippe, Ober-
kiefer, Fühler, Tarsen), Kopfschild mit gelbem Fleck, Krallenglied
rötlichbraun, Sporen blaßgelb, Flügel etwas graulich getrübt, Adern
und Mal braungelb, der umgeschlagene Seitenteil der Rückensegmente
und das Ende der Bauchsegmente hornbräunlich durchscheinend.
Kopf und Thorax dicht und kurz gelbbraun behaart, Schläfen,
Brustseiten und Hinterschildchen länger, Gesicht schuppig etwas blasser
behaart; Segmente 2, 3 und 4 mit ziemlich schmaler, gleichmäßig breiter
weißer Basisbinde, 2 im übrigen kahl, 1 am Grunde abstehend gelb-
grau behaart, 3 und 4 mit kurzer, die folgenden mis längerer dünner
Behaarung von derselben Farbe. Bauch auf Segment 1] spärlich, auf
2, 3, 4 sehr dicht, wenn. auch kurz greis abstehend behaart, 5 mit
spärlicher anliegender Behaarung, 6 mit bürstenartiger, einen hinten
offenen Winkel bildender greiser Behaarung (ungefähr genau so wie
bei leucozonius Schrank. 3), sonst kahl. Beine greis behaart.
Kopf etwas schmaler als der Thorax, hinter den Augen stark kon-
veıgierend, Gesicht wie bei calceatus Scop. d geformt; Fühler bis zum
Mittelfeld reichend. Kcpf und Thorax völlig matt, deutlich lederartig
gerunzelt, Kopf fein und sehr dichö punktiert, ebenso das Mesonotum
seitlich und mitten längs, dieses beiderseits der Mittellinie etwas
kräftiger (ein wenig stärker als bei calceat.ıs Scop. $) und weri er dicht
(die Zwischenräume bis etwas größer als die Punkte), die Punkte,
obwoLl scharf eingestochen, in dem matten, runzligen Gruıd kaum
erkennbar. Schildchen ebenso. Mittelsegment so lang wie das
Schildchen, ungefähr wie bei calceatus Scop. $& gebildet (Mittelfeld
bogig dreieckig, beiderseits durch eine erhabene Kante abgegrenzt,
dicht und ziemlich kräftig gitterig-wellig gerunzelt, mit leicht glänzenden
Furchen; Seitenfelder abschüssig, ebenso gerunzelt, hinten scharf er-
haben gerandet; Stutz mit gleicher Skulptur, seitlich bis oben scharf
gerande.). Brust- und Mittelfeldseiten matt, flach runzlig punktiert.
Hinterleib fast doppelt so lang wie der Thorax, zylindrisch, ge-
wölbt, fast parallelseitig, die Segmente hinten eingedrückt, das 2. und 3.
auch am Grunde, fast völlig matt (auch die abschüssige Basis und die
Beulen des 1. Segments), ganz fein ae gerunzelt, fein punktiert,
die Punkte am Grunde der Segmente sehr dicht und scharf eingestochen,
auf dem Endteil etwas zerstreuter (die Zwischenräume so groß bis
doppelt so groß wie die Punkte) und flacher, die Punktierung über das
ganze Segment (auch die abschüssige Basis und die Beulen des 1.)
erstreckt.
Bauchsegmente matt seidig, dicht fein gerieft; dicht fein erhaben
punktiert, 6 mit elänzendem, dreieckigen Eindruck, der zum größten
Teil durch seine Seitenbehaarung verdeckt wird.
21* 5, Heft
324: u | P. Blüthgen:
Endgliedder Genitalien lang (wenig kürzer alsdiesagittae), elliptisch-
löffelförmig, im Profil sanft nach unten gebogen. — Größe: 10—11 mm.
2 88 von Ostsibirien (ohne näheren Fundort).
Ein ganz eigenartiges Tier, welches die Gestalt der g der calceatus-
Gruppe (namentlich ähnlich euboeensis Strand $) mit der Auszeichnung
des 6. Bauchsegments der $S der leucozonius-Gruppe vereinigt und
durch die ganz stumpfe kohlschwarze Farbe auffällt.
3. Hal. laevifrons nov. spec. 2
Schwarz, Tarsen rotbraun, Krallenglied heller. Fühler etwas
sraulich getrübt, Adern und Mal hell braungelb.
Behaarung Brafselh, auf dem Kopf dünn und kurz, auf dem Meso-
notum sehr spärlich, auf dem Schildchen dichter, auf dem Hinter-
schildehen und den Brustseiten lang und dicht, auf dem Pronotum bis
zu den Schulterbeulen und vor den Flügelschuppen sehr dicht und
kurz. Segment 2 bis 4 am Grunde mit mitten etwas verschmälerter
gelblichweißer Filzbinde, die auf dem 4. Segment die Depression fast
erreicht, aus den Binden stehen einzelne längere weiße Haare hervor;
außerdem ist Segment 1 am Grunde abstehend gelblich behaart, 3
und 4 dünn mit Jängeren angedrückten Haaren besetzt, welche auf
die Basis der Depression reichen, 5 ist neben der Furche blaß bräunlich,
sonst braun behaart. DBeinbehaarung glänzend bräunlichgelb, die
Schienenbürste hinten (besonders oben) braun.
Kopf etwas schmäler als der Thorax, von oben gesehen dünn,
seine Form ungefähr wie bei morbillosus Kriechb. 9, der Kopfschild
etwas schmaler, der Scheitel stärker gewölbt, zugleich nach hinten
zurückgezogen. Scheitel bis zur Höhe des mittelsten Nebenauges herab
und seitlich davon noch tiefer punktlos, glatt, wie das Mesonotum
glänzend, von da ab nach unten zu kräftig punktiert, die Punkte oben
weitläufig (Zwischenräume so groß wie die Punkte und größer), unten
dichter; Stirnschildchen und Basis des Kopfschilds ziemlich matt, jenes
zerstreut, dieser am Grunde dicht, sonst ebenfalls zerstreut flach
punktiert. Schläfen unregelmäßig fein gerieft und undeutlich zerstreut
fein punktiert, hinter den Augen (von oben gesehen) kaum kon-
vergierend. |
Mesonotum glänzend, ohne Skulptur außer einer sehr zerstreuten,
kräftigen, flachen Punktierung (wie morbillosus, noch etwas weit-
läufiger), am Vorderrand mitten messerschneidenartig scharfkantıig.
Schildchen flach, mit wenigen Punkten. Brustseiten kräftig runzlig
punktiert, der Grund der Punktgruben glänzend. Mittelfeld so lang
wie das Hinterschildehen, bogig stumpf-dreieckig, mit kräftigen,
scharfen, durch glänzende Furchen getrennten Kielen, deren mittlere
durch Querrunzeln untereinander verbunden sind. Seitenfelder stark
abschüssig, noch etwas gröber und weitläufiger gekielt. Stutz glänzend,
unregelmäßig netzartig kräftig gerunzelt. seitlich und oben scharf ge-
randet, der obere (flach bogenförmige) Rand ein Stück unterhalb der
Fläche des Mittelfeldes liegend.
Hinterleib im Umriß wie bei zonulus Sm. geformt, gewölbt, Seg-.
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halietus Latr. 335
. ment 1 hinten abgeflacht, 2 und 3 schwach, 4 deutlicher hinten ein-
gedrückt, 2 und 3 auch am Grunde, der Endteil breit, auf 2 und 3 !/,,
auf 4 ?/, des Segments einnehmend. Segment 1 glänzend, aber nicht
poliert, sondern infolge mikroskopischer Skulptur emailartig, vor den
Beulen. und auf den Beulen und auf der Wölbung ziemlich dicht, auf
der Mitte der Scheibe zerstreut flach kräftig unregelmäßig dicht und
stark punktiert, die Beulen und der Endteil punktlos, dieser gegen das
übrige Segment durch eine Reihe grober flacher Punkte abgegrenzt.
‚Segment 2 wie 1, auf dem Endteil beiderseits dicht fein flach punktiert
‚(die Zwischenräume mehrfach größer als die Punkte), mitten punktlos,
im übrigen ebenso punktiert wie auf dem Endteil. Segment 3 und.4
mit deutlicherer Kleinskulptur, deshalb weniger glänzend, sonst wie 2.
Größe: wie zonulus Sm. 9.
2 92 (eins ohne Kopf) ohne Fundortsangabe, aber sicher ebenso
wie das übrige mir vorliegende unbezettelte Material aus dem 'palä-
arktischen Gebiet (Turkestan oder Sibirien). Mit morbillosus nahe ver-
wandt, von den Arten dieser Gruppe durch die braungelbe Behaarung
und weniger breiten 'und flachen Hinterleib abweichend; an dem
en glänzenden Obergesicht leicht kenntlich.
4. Hal. niveoeinetus nov. spec. Pd.
Körperfarbe tiefschwarz, Fühler unten dunkelbraun; Flügel
schwach graulich getrübt, Adern dunkel gelbbraun, Mal mehr rotbraun.
- -@. Endtarsen rotbraun, Krallenglied am Ende und Krallen rost-
rot; Schienensporen gelb.
Kopf und Thorax kurz schmutzigweiß behaart, Mesonotum auf
der Scheibe sehr spärlich, vorn neben den Schulterbeulen dicht und
länger, Pronotum, Schulterbeulen und Hinterschildchen filzig dicht.
Segment 1 auf der abschüssigen Basis ziemlich dünn abstehend gelblich-
weiß behaart, sonst kahl; 2, 3, 4 am Grunde mit breiter, sehr dichter
weißer Filzbinde, 2 und 3 sonst kahl, 4 und 5 auf der Depression sehr
fein und kurz anliegend rötlich behaart (nur bei gewisser Beleuchtung
erkennbar), 4 im übrigen zerstreut schräg abstehend länger blaß
behaart, die Zilienquerreihen auf 3 und 4 spärlich entwickelt, 5 neben
der Furche rostbräunlich, sonst weiß behaart. Beinbehaarung silber-
weiß, die Bürste hinten oben bräunlich; Schenkelhaare lang, lockig.
Gesicht wie bei platycestus Dours geformt; Stirnschildehen und
Kopfschild glänzend, ersteres dicht und kräftig, letzterer etwas weit-
läufiger und gröber punktiert, die Punkte hier zum Teil furchig aus-
gezogen. Mesonotum kräftig punktiert, die Punkte so stark wie bei
platycestus, rings feiner, unregelmäßig dicht, die Zwischenräume mitten
viel kleiner as die Punkte bis so groß wie diese, mitten längs und längs
den Flügelschuppen viel kleiner, vorn die Punkte runzlig zusammen-
fließend; die Zwischenräume mitten glänzend, rings ohne Glanz.
Schildchen gewölbt, mit deutlicher Mittelfurche, vorn, mitten längs
und hinten dicht punktiert, beiderseits der Mitte fast punktlos und
glänzend.
Brustseiten und Mittelsegment wie bei platycestus.
5. Heft
326 P. Blütbgen:
Hinterleib im Umriß wie bei leucozonius Schrk., sehr glänzend,
die Segmente am Ende niedergedrückt; aie Punktierung wie bei
platycestus, auf dem 1. Segment (mit Ausnahme des Endteils) weniger
dicht als bei diesem. — Größe: wie leucozonius Schrk. 9.
d. Gesicht wie bei platycestus &, Schläfen aber normal, Fühler
kurz (so lang wie bei platycestus), 2. Geißelglied rostrot; Kopfschild
mit gelbem Fleck; Basis der Schienen und die Fersen weiß, die übrigen
Tarsenglieder rötlichbraun.
Gesicht mit Ausnahme des oberen Teils oberhalb des mittleren
Nebenauges ganz dicht weißlich befilzt und behaart; Behaarung von
Kopf und Thorax im übrigen wie beim 9. Hinterleib schmal kegel-
förmig, die Segmente am Ende, das 2. und 3. auch am Grunde ein-
gedrückt, mitten gewölbt, glänzend, die Punktierung wie bei platy-
cestus, aber weniger dicht; Segment 2 bis 5 am Grunde mit weißer Filz-
binde. gi
Bauch glänzend, infolge feiner Riefung mit seidigem Schimmer,
die Segmente mäßig dicht punktiert, am Erde leicht eingedrückt,
der Endrand rötlich durchscheinend, 4 und 5 leicht bogenförmig aus-
geschnitten, 2 bis.5 kurz angedrückt greis behaart, 5 in den Hinter-
ecken länger, 6 im mittleren Drittel querüber samtig greis behaart,
dieser Fleck schwach nierenförmig, die Seiten des Segments nicht
erreichend.
Sonst wie das 9. — Größe: wie leucozonius Schik. &.
Typen: 1 @ von Baigakum bei Djulek ((Turkestan, Wollmann
leg.) in der Alfkenschen Sammlung, 1 $ von Saraks (Transkaspien,
ex coll. Radoszkovski) im Berliner Museum. Cotype: 1 Q@ von
Astrachan in der Radoszkovskischen Sammlung.
Diese Aıt ist ein Bindeglied zwischen den Gruppen morbillosus
und leucozonius: sie gleicht morbillosus und platycestus in der Art der
Behaarung von Kepf und Thorax, weicht von den Arten dieser Gruppe
aber durch den schlankeren Körperbau, die dichtere Punktierung
des Mesonotums und die nicht erweiterten Schläfen des $ ab. Um
scutellaris Mor. (Fedtschenko, p. 238) kann es sich nicht handeln,
weil bei diesem Q@ das Stirnschildchen mitten ausgedehnt punktlos,
das 1. Segment fein und ziemlich sparsam punktiert und das Gesicht
länglichoval sein soll.
5. Hal. acephalus nov. spec.
Körperfarbe braunschwarz, die Segmente am Ende schmal, die
letzten ziemlich breit strohgelb durchscheinend; Tarsen rotbraun;
. Flügel schwach gelblich, Adern und Mal honiggelb.
Mesonotum dicht, aber ziemlich kurz abstehend gelblichgrau
behasrt, Pronotum, Schulterbeulen und Hinterschildchen bürsten-
artig dicht. Segment 1 auf der Wölbung beiderseits, längs des Seiten-
randes und hinter den Beulen, 2 am Grunde, längs den Seiten und auf
dem Ende beiderseits, 3 am Grunde, seitlich und auf dem Ende, 4 völlig
schmutzigweiß befilzt, der Filz von grober Struktur. Beine weißlich
behaart.
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halictus Latr, 327
Mesonotum dicht, rings sehr dicht fein punktiert, aie Punkte
ungefähr so stark wie bei /ulwcornis K., die Zwischenräume mäßig
glänzend, mitten hinten stellenweise größer als die Punkte, die Fläche
im ganzen fast matt erscheinend. Brustseiten seidig matt, flach runzlig
punktiert. Mittelsegment so lang wie das Schildehen, Mittelfeld sanft
konkav, hinten in seiner ganzen Breite fein scharf gerandet, der Rand
etwas vorstehend, auf der ganzen Fläche sehr dicht fein längs gestreift,
die Streifen stellenweise leicht wellig, aber nicht -ineinander über-
gehend, die Zwischenräume schwach glänzend; die Seitenfelder hinten
gerundet, matt, gekörnelt; Stutz schwach seideglänzend, höckerig
gerunzelt, seitlich nur unten scharfkantig.
Hinterleib oval, flach, Segment 1 und 2 hinten nicht, 3 schwach
flachgedrückt, 1 auf der abschüssigen Basis poliert, punktlos, im übrigen
fein gerieft, sehr fein dicht punktiert; 2 deutlicher gerieft, die Punk-
tierung äußerst fein und noch dichte, das ganze Segment einrehmend;
auf 3 die Punkte kaum noch erkennbar; Segmerite glänzend, mit
seidigem Schimmer.
Bauchsegment ohne besondere Merkmale.
Größe: wie quadrinotatus K.
1 2 ohne Fundort, wohl sicher aus Turkestan oder den an-
srenzenden Gebieten stammend.
Der T'ype fehlt der Kopf. Die angegebenen Merkmale genügen
jedoch, die Erkennung der Art trotzdem sicher zu gewährleisten.
Sie gehört nach der Bildung des Mittelfeldes zur Gruppe sexnotatulus
Nyl. und zeichnet sich vor allen übrigen Arten derselben durch die sehr
an prasinus Sm. erinnernde Befilzung des Hinterleibs und die blassen
Segmentenden aus.
6. Hal. sibiriacus nov. spec. 2
Körperfarbe schwaız, Segment 1 am Ende schmal, die folgenden
breiter scharf abgesetzt gelblich durchscheinend; Fühlergeißel unten
ins braune fallend; Tarsen rotbraun; Flügel leicht graulich getrübt,
Adern und Mal hell braungelb.
Kopf und Thorax kurz urd mäßig dicht graugelblich behaart;
Segment 2 am Grunde beiderseits mit einem deutlichen Flecken,
3 mit einer schmalen Binde weißen Filzes, 4 auf der ganzen Fläche
locker weißlich bescluppt, 5 neben der Furche weißlich behaart.
Kopfform wie bei laticeps Schrk. Mesonotum und Schildehea
völlig matt, ersteres mitten mit schwachem Seidenschimmer, längs
der Flügelschuppen sehr fein und ohne Zwischenräume, mitten. fein
und weniger gedrängt (die Zwischenräume bis fast so groß wie die
Punkte) punktiert; Schildehen mitten mit scharf ausgeprägter Längs-
furche, zerstreut kaum erkennbar punktieıt. Brustseiten kräftig
runzlig punktiert, matt, die Punktgruben am Grunde schwach glänzend.
Mittelsegment so lang wie das Hinterschildchen, Mittelfeld halbmond-
formig, rings durch eine scharf erhabene Linie abgegrenzt, schwach
konkav, dicht ziemlich fein scharf gerunzelt; Seitenfelder abschüssig,
ebenso, aber weitläufiger gerunzelt, hinten scharf gerandet, der Rand
5. Heft
328 P. Blüthgen:
viel tiefer als die Fläche des Mittelfeldes liegend, inren hakenförmig
eingebogen, außen in den scharfen Seitenrand des Stutze: übergehend;
Stutz seidig glänzend, zerstreut kräftig gerunzelt.
Hinterleib breit oval, die Segmente hinten kaum abgeflacht,
glänzend, 1 mitten querüber äußerst fein sehr dicht punktiert, auf .
dem Endteil nur ganz vorn zerstreut punktiert, sonst glänzend, glatt
und pun«tlos; 2 sehr fein gerieft, äußerst fein punktiert, am Grunde
sehr dicht und deutlicher, sonst zerstreuter und kaum erkennbar;
3 ähnlich skulpiert; 4 mit deutlicherer Riefung und ohne merkliche
Punkiierung, mit ausgeprägterem Seidenschimmer. Bauch ohne
besondere Merkmale. — Größe: 7,5 mm.
1 2 von O $-ibirien (ohne nähere Angabe).
Dieses 2 isö mit laticeps Schek., dem es auch im Habitus sehr
ähnelt, und bimaculatus Dours (sec. Perez) sehr nahe verwandt.
Es unterscheidet sich von beiden, durch die Skulptur des Mesonotum
und Schildchens, von laticeps ferner «urch die ausgedehntere und viel
dichtere Punktierung des 1. Segments, von bimaculatus durch die
andere Bildung des Mittelsegments.
7. Hal. ashabadiensis nov. spec.
Dem 2 von pauzillus Schek. (und zwar der kleinen Sommerform)
äußerst ähnlich. Größe, Kopf- und Körperform wie bei diesem; die
Segmente am Ende ebenso schwach eingedrückt; Fühlergeißel unten
ebenfalls hell braungelb; Segment 2 und 3 am Grunde beiderseits
mit kleinen. weißen Filzflecken.
Die Abweichungen sind folgende: Kopf hinter den Augen stärker
konvergierend; Pronotum und Schulterbeulen bürstenartig, dicht
greis behaart (bei p. locker); Mesonotum glänzend, ohne Kleinskulptur
und deshalb ohne Seidenschimmer, seine Punktierung viel kräftiger,
etwa so stark wie bei den Frühliagsweibehen von p. (simihis Schck.),
aber tiefer eingestochen und auf der Scheibe weitläufiger ; Mittelsegment
nur so lang wie das Hinterschildchen (bei ?. so lang wie das Schildchen);
Stutz_eiten nur ganz unten scharfkantig, nach oben zu weit gerundet
(bei 2. bis oben, wenn auch nur stumpf, gekantet); Stutz glatt, seidig
matt; Brustseiten deutlich glänzend, namentlich im oberen Abschnitt,
dicht kräftigfein punktiert (bei p. seidig matt, lederartig skulpiert);
die sehr feine Punktierung des 2. und 3. Segments deutlicher, die feine
Riefung kaum angedeutet, namentlich der Endteil ‘ohne solche, fast
punktlos; Flügelmal gelbbraun (bei ». hellgelb). Mittelfeld und die
abschüssigen, hinten und seitlich weit abgerundeten Seitenfelder seidig
matt, sehr fein gekörnelt, ersteres sehr fein verworren gerunzelt:
Sehr ähnliche Arten sind auch tarsatus Schek., setulosus Strand
und kulensis Strand, namentlich in der Behaarung des Pronotums
und der Skulptur des Mesonotums.
Von ersterem, der dasselbe kurze Mittelsegment und dieselbe
Kopfform besitzt, unterscheidet sich die neue Art in folgender Weise:
Figur schmal, schlank (bei £. gedrungen), Hinterleib länglich
elliptisch (bei £. eiförmig, nach hinten zugespitzt), Seitenfelder und
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halictus Latr. 329
Stutz matt (bei i. seidig glänzend), Bauchsegmente fein zerstreut
punktiert (bei £. reichlich mit kräftigen, erhabenen Punkten besetzt,
namentlich das 2. Segment).
H. setulosus Strand 9 hat dieselbe Körperform, aber fast kreis-
rundes Gesicht, das Mittelsegment so lang wie das Schildchen, matte
Brustseiten, fein punktiertes 1. Segment und keine sichtbaren Filz-
flecken am 2. und 3. Segment.
H. kulensis Strand unterscheidet sich von setulosus, dem er sehr
ähnlich ist, u.a. durch glänzende, getrennt punktierte Brustseiten,
worin,er'ashabadiensis gleicht, von letzterem im übrigen wie setulosus.
H .»limbellus Mor. Q hat nach der Beschreibung glänzenden, un-
deutlich flach punktierten Kopf, äußerst fein und ziemlich spärlich
punktiertes Mesonotum, bis oben gerandete Stutzseiten.
12 von Ashabad (Transkaspıen).
8. Hal. semilaevis nov. spec. $Q
g. Sehr ähnlich setuwlosus Strand (oblongatulus Blüthg.) $, nament-
lich in der Größe, im Habitus, der Kopfform (Gesicht fast kreisrund,
nach unten sehr wenig verschmälert, Kopfschild sehr schwach vor-
gezogen), der Bildung des Mittelsegments (so lang wie das Schildchen,
einschließlich des Stutzes matt, grob runzlig punktiert, Mittelfeld
dreiecktg, nach der. Spitze zu beiderseits scharf gerandet, dicht fein
verwoiren-gitterig gerunzelt) und der Fühlerlänge (schlank, sehr lang,
über das Thoraxende etwas hinausreichend) ihm gleichend. !
Unterschiede: Mesonotum nicht glänzend, sondern seidig matt,
seine Punktierung viel feiner und gleichmäßiger dicht (Punkte sehr
fein, aber scharf eingestochen); die Segmerte vom 2. ab von der Basis
des Enndteils leicht nach vorn und nach hinten abgeschrägt, das 1. nur
seitlich vor den Beulen äußerst fein punktiert, die folgenden nur auf
der Basıshälfte (sehr fein und ziemlich dicht) punktiert, der breite
Endteil spiegelglatt; alle Segmente stark glänzend, ohne sonstige
Skulptur, fast kahl, der Endrand schmal gelblich durchscheinend.
Bauchsegmente glänzend, hinten schwach niedergedrückt, am Ende
gelblich durchscheinend, gerade abgeschnitten, spärlich und sehr fein
erhaben punktiert, kurz abstehend behaart, das 6. Segment dicht fein
punktiert, mit feinem glatten Längskiel.
. Kopfschild am Ende, Oberlippe und Oberkiefer gelb, letztere mit
roter Spitze, Fühlergeißel unten bräunlichgelb, Kniee, die Hinter-
schienen schmal am Grunde, die Vorderschienen vorn und alle Fersen
gelb, die übrigen Tarsenglieder blaß braunrötlich.
Brustseiten matt, sehr dicht, z. T. runzlig, fein punktiert.
1 & mit dem: Fundort ‚Siberie occidentale“ (mit einem Zettel
„A. minutissimus K.“ von der Hand Morswitz’ versehen).
Ich glaube nicht fehlzugehen, wenn ich folgendes in einem Stück
von „Siberie orientale‘“‘ vorhandenes 2 zu diesem stelle, das mit
diesem in der Kopfform, der Skulptur des Mesonotums und des Hinter-
leibs und der Bildung des Mittelsegments übereinstimmt.
2. Körperfarbe schwarz, Fühlergeißel unten braungelb, Segmente
5, Heft
330 P. Blüthgen:
am Ende (nicht scharf abgesetzt) rötlichgelb durchscheinend, Tarsen
rotbraun, Krallenglied rostgelb, Adern und Mal braungelb.
Kopf von oben gesehen, dünn, hinter den Augen mäßig verengt;
Gesicht fast kreisrund, urten schwach verschmälert, Kopfschild schwach
vorgezogen. Mesonotum nur wenig glänzend, mit seidigem Schimmer,
sehr fein punktiert, die Zwischenräume seitlich so groß als die Punkte
bis etwas größer, auf der Scheibe um das doppelte bis vierfache größer.
Mittelsegment so lang wie das Schildchen, einschließlich des Stutzes
matt, körnelig lederartig, das Mittelfeld dreieckig, beiderseits nach der
Spitze zu scharf erhaben gerandet, von vorn und oben betrachtet,
auch hinten fein scharf gerandet, etwas in den Stutz verlängert, dicht
verworren fein gerunzelt. Brustseiten matt, fein dicht runzlig punktiert.
Hinterleib elliptisch, die Segmente am Ende gleichmäßig gewölbt,
1 nur vor den Beulen mikroskopisch fein punktiert, 2 bis zur Hälfte
äußerst fein dicht punktiert, sonst punktlos, 3 mit kaum erkennbarer
Punktierung in derselben Ausdehnung; 1 und 2 poliert, stark glänzend,
2 ganz am Grunde mit sehr schwacher Riefung, 3 mit leichtem Seiden-
schimmer. Bauch seidig glänzend, die Segmente spärlich und fein
erhaben punktiert.
Kopf und Thorax dünn und kurz gelblichgreis behaart, Pronotum
und Schulterbeulen bürstenartig dicht. Segment 2 und 3 mit sehr
kleinen weißen Flecken am Grunde, die Endsegmente ziemlich dünn,
gelblich behaart, dieSegmentenden seitlich, auf dem 4. Segment querüber
mit wimperartiger Behaarung, 5 neben der Furche blaßbräunlich behaart.
Bauchfransen kurz und ziemlich spärlich. Beine gelblichweiß
behaart, Bürste mit Silberschimmer. — Größe: etwa 5,5-mm.
Dieses Q gleicht in der Bildung des Mittelsegments auffallend dem
Q von setulosus Strand, läßt sich von diesem aber durch das fein leder-
artig skulpierte und deshalb fast matte Mesonotum, dessen feinere
Punktierung und die viel weniger ausgedehnte Punktierung des Hinter-
leibs unschwer unterscheiden.
9. Hal. permicus nov. spec. &
Kopf und Thorax metallisch blau, Hinterleib oben schwarz mit
blauem Schein, die Segmentenden schmal bräunlich, Bauch dunkel-
braun, die Segmentenden breiter und heller bräunlich; Kopfschild
am Ende gelb; Oberkiefer schwarz mit roter Spitze; Füklergeißel unten
braungelb; Kniee blaß rötlich, Tarsen rötlichbraun; Flüge! schwach
graulich, Adern und Mal braungelb.
Kopfform wie bei Smeathmanellus K. &, Gesicht seidig matt,
äußerst fein und dicht punktiert, Kopfschild schwach glänzend, dicht
fein punktiert. Fühler ungefähr bis zum Thoraxende reichend.
Mesonotum glänzend, dicht fein punktiert, die Zwischenräume
größer als die Punkte. Schildehen ebenso, aber zerstreuter punktiert,
glänzend. Brustseiten schwa:h glänzend, dicht flach punktiert, der
obere Abschnitt mit deutlichem Glanz. Mittelsegment so lang wie
das Schildehen, Mittelfeld rundlich trapezförmig, etwas konkav,
schwach glänzend, dicht flach längsstreifig, der Endrand mit seidigem
Beiträge zur Kenntnis der Bienengattung Halietus Lat. _ 3831
Schimmer; Seitenfelder abschüssig, klein, hinten mit feinem Quer-
grat; Stutz ziemlich schwach glänzend, seidig, nur seitlich bis etwa
zur halben Höhe scharfkantig.
Hinterleib so lang wie Kopf und Thorax, umgekehrt länglich
eiförmig, die Segmente (im Profil betrachtet) konvex, hinten etwas
abgeschrägt, das 2. am Grunde leicht eingeschnürt. Segment 1 mit
Ausnahme der abschüssigen Basis und des Endteils dicht sehr fein
punktiert; die folgenden undeutlich fein gerieft, ebenso wie das 1.
punktiert, der Endteil punktlos; nach dem Hinterleibsende zu ver-
schwindet die Punktierung allmählich; Hinterleib glänzend, vom 2.
Segment ab mit schwachem seidigen Schein. Bauch wenig glänzend,
die Segmente am Ende halbmondförmig eingedrückt, 5 auf der De-
pression und 6 dicht fein punktiert, daher matter, 6 mit glatter und
slänzenderer Mittellinie.
Gesicht weißlich beschuppt, Kopf und Mesonotum mäßig lang
und schütter graugelb behaart, die Schildchen länger. Hinterleib
mit dünner staubartiger gelblicher Behaarung auf den Endsegmenten,
ohne weiße Flecken oder Binden; Bauch ungefähr wie bei nitidiusculus
K.<g behaart (Segment 2 auf der ganzen Fläche, 3 bis 5 nur an den Seiten
abstehend behaart, von 3 nach 5 immer kürzer werdend), 5 auf der
Depression und 6 beiderseits dünn anliegend gewimpert.
Größe: 5,25 mm.
2 $3 von Perm (welches Perm, ist nicht gesagt).
Mit Smeathmanellus K. nahe verwandt, unterscheidet sich dieses $
von Sm. & und cupromicans Per. $ durch die Form des Hinterleibs
und der Segmente, die Anordnung der Bauchbehaarung sowie den
anscheinenden Mangel weißer Basisflecken, von Sm. weiter durch die
Farbe, von cupromicans durch gelbgefleckten Kopfschild und hellere
“ Unterseite der Geißel.
10. Hal. problematieus nov. spec. 2
Kopf und Thorax trübe dunkelerzgrün, Mittelsegment fast schwarz,
Kopfschild, Mesonotum und Schildchen lebhafter bronzegrün, Kopf-
schild am Ende und Hinterleib schwarz, die Segmentenden bräunlich
durchscheinend; Bauch dunkelbraun, mit breiter aufgehellten Segmen! -
enden; Fühlergeißel unten dunkelgelbbraun; Endtarsen rostgell ;
Flügel schwach gelblich, Adern und Mal bräunlichgelb.
Kopfform ungefähr wie bei morio F. 9, etwas breiter; Stirs -
schildeher und Kopfschild schwach und seidig glänzend, sehr weit.
läufig fein punktiert. Mesonotum fein lederartig gerunzelt, schwac'ı
glänzend, auf der Fläche zerstreut, rings sehr dicht sehr fein punktiert.
Mittelsegment so lang wie das Schildehen, Mittelfeld am Ende schm: |
glatt und schwach seidig glänzend, sonst matt, dicht fein flach gerunzelt.
Seitenfelder abschüssig, klein, glatt, fein gekörnelt, seidig matt. Stutz
schwach glänzend, seitlich bis oben und oben hinter den Seitenfeldern
fein scharf gerandet.
Brustseiten schwach und seidig glänzend, fein lederartig.
5. Heft
332 P.Blüthgen: Beiträge zur Kenntnis der Bienengättung Halietus La tr.
Hinterleib umgekehrt eiförmig, länglich, flach, die Segmente am
Ende weder abgeflacht'noch eingedrückt; 1. Segment poliert, punktlos,
die folgenden sehr fein gerieft, lebhaft glänzend mit ausgeprägtem
Seidenschimmer, das 2. am Grunde mit” zerstreuten, mikroskopisch
feinen, in der Riefung kaum erkennbaren Püuktchen. Bauch ohne
besondere Merkmale.
Kopf und Thorax mäßig diebt und ziemlieb. kurz graugelblich
en . Hinterleib ohne Flecken oder Binden, auf den Endsegmenten
dünn gelblich behaart, Segment 4 auch mit längeren, abstehenden
Haaren, sonst fast kahl. Bauchfransen gut entwickelt. Beine gelblich
en - Größe: 5,25 mm.
399 Bone Fundort (vermutlich sibirischer Herkunft).
en mit morio F. 9, unterscheidet sich aber leicht von
diesem durch die Farbe und Skulptur des Hinterleibs und den Mangel
an Binden oder Flecken 3m Grunde der Segmente; die Feinskulptur
des Mesonotums ist ungefähr dieselbe, aber aie Punktierung ist viel
feiner, flacher und auch viel weitläufiger.
Verzeichnis der Abbildungen.
(Die Originalzeichnungen sind mit einer Leitz’schen Stativlupe bei 16-facher Ver-
größerung und dem Abbe’schen Apparat gezeichnet, deren Benutzung mir Herr
Dr. C. Börner, Leiter der hiesigen Zweigstelle der Biologischen Reichsanstalt,
in gewohnter Liebenswürdigkeit gestattete.)
1. Kessleri Brams. (a 9, b&). .. 121. Zeptocephalus Blüthg. 9.
2. conjungens Blüthg. (a Q, bS). 22. dolichocephalus Blüthg. 2.
3. mordax Blüthg. 2. 23. chlapovskii Vachal 29.
4. microcardia Perez 9. 24. peregrinus Blüthg. (a 9, b£$).
5. gemmeus Dours 9. 25. tenuiceps Vachal &.
6. pollinosus Sichel 9. 26. caspicus Mor. (a&, b 2).
7. mueidus Blüthg. 9. 27. fallax Mor. 9.
8. ochropus Blüthg. (a 9, b£{). 28. pseudofallax Blüthg. 9.
9. Pici Perez d. 29. pseudocaspicus Blüthg. 2.
10. vestitus Lep. 3. 30. fulvipes Klug 2.
ll. Radoszkovskii Vachal (ad, b 2). 31. Holtzi W. A. Schulz 2.
12. rufus Friese 9. 32. anellus Vachal 2.
13. indefinitus Blüthg. 2. 33. corvinus Mor. (a 9, bS).
14. nasica Mor. (a 9, b£). 34. truncaticollisMor. (brevithorax Per.)Q
15. araxanus Blüthg. 9. 35. fulvipes Klug d.
16. Zaevidorsum Blüthg. 2. 36. Holtzi W. A. Schulz 3.
17. littoralis Blüthg. (a 9, b£). 37. senilis Eversm. 9.
18. pseudolitteralis Blüthg. (a 9, b $). |38. subauratus Lep. (non Rossi) (a 9,
19. planulus Perez (uncinus Vachal) 9. b & der kurzköpfigen Form, c 2
20. Zongirostris Mor. $ (a von vorn, d&ä der rundköpfigen Form
b von der Seite). „vinulus‘).
Krolls Buchdruckerei, Berlin S.
NATURGESCHICHTE
GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN,
FORTGESETZT VON
W.F. ERICHSON, F.H. TROSCHEL,
EB. VON MARTENS, F. HILGENDORF,
W. WELTNER UND E. STRAND
— [un
NEUNUNDACHTZIGSTER JAHRGANG
1923
Abteilung A
6. Heft
HERAUSGEGEBEN
VON
EMBRIK STRAND
58 RB
NICOLAISCHE
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R.STRICKER
Berlin
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Spöttel und Tänzer. Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen
unter besonderer Berücksichtigung von Haut und Haar. (Mıt
12: Tateln und 4 "Texthonnengan ru... 2.2.00 Mn. ae 1
hi
Bassenanalytische Untersuchungen an Schafen
Imier besonderer Berücksichtigung von Haut
und Haar.
on ;
Dr. Walter Spöttel und Dr. Ernst Tänzer.
Mit 12 Tafeln und 4 Textfiguren.
(Aus dem Institut für Tierzueht und Molkereiwesen der Universität Halle,
Direktor Prof. Dr. G. Frölich.)
Seite
2
1.. Rassebegriff und Rassemerkmal . ... 2 2 22 2 20%
2. Faktoren, die gestaltend auf die Rassemerkmale und ins-
besondere auf die Ausbildung von Haut und Haar wirken 9
a) Alter p. 10. — b) Krankheit p. 12. — c) Geschlecht p. 13
— d) Ernährung p. 13. — e) Sexuelle Betätigung p. 15.
—f) Haltung p. 16. — g) Klima p. 17.
3. Das Zusammenwirken innerer und äußerer Faktoren bei
dans, Baskan bildung‘ Sad abe Eu 19
4. Analyse der Schafrassen ....... ddsgss Segel HT
nie) Hasrrahefen. are REN 3l
b) Mischwollige Schafe... .. 2.2... 1 OERRERTEE PORE 32
c) Schlichtwollige Schafe und Merinos. .. 2.2... 38
«) Die Geschichte der Merinos in Spanien p. 46. — $) Die
'Electoralzüchtung in Sachsen p. 50. — y) Die Electoral-
züchtung in Preußen p. 54. — d) Die Umzüchtung der
. Electoralschafe p. 58. — &) Die Negrettizuchtrichtung
p: 61. — Z) Die Rambouilletzuchtrichtung p. 66. —
n) Die Kammwollzuchtrichtung in Deutschland p. 69. —
9) Die Merinofleischschafzuchtrichtung in Deutschland
er p-/72.
5. Die Bedeutung von Reinzucht und Kreuzung für die Ent-
Stebungidler ‚Basseni.nula. Beh. ins eh in. 74
6. Die Bedeutung der Umwehlöllesen Eule. Ke ala. 87
7.. Material und Methoden. . 2. ..... ER Be 2 7 a 90
8. Allgemeine Struktur der Haut des Schafes . . . 92
a) Muskulatur p. 102. — b),Schweißdrüsen p. 106. — eo) Talg- [
° drüsen p. 117: — d) Stellung und Gestalt der Haarwurzeln
‚p. 132. —e) Haarpapille p: 142. —f) Entstehung der Follikel-
_ gestalt p. 144. — g) Anordnung der Haarein der Haut p. 146
Archiv Air: Nat hicht
ne a zer ichte 1 6. Heft
p) Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
9. Haardichte ... » .- ER E : !
10: Hasraeba.. 0, 2: 2 wel SS Pe FRE Be
11. Bnarsuersehnitt ...... rem. 2. „ 189
12. Haut- und Haarstruktur in Beziehung zur äußeren Vließ-
EeieOnE a N ORDER DER ARE « 1%
13. Binsrwechsel . ; „u 4 #200 sahehnnasseh . 199
14. Haarentwicklung. .. . . _ 204
15. Zusammenfaßung. . ...... ee ee > 219
Bei einer rassenanalytischen Untersuchung ist es zunächst er-
forderlich, den Begriff der Rasse abzugrenzen und dessen Trag- und
Reichweite zu umreißen. Eine gewisse Begriffsbestimmung gibt
Nägeli in der Art, daß er die mehr oder weniger konstant züchtenden
Variationen der frei lebenden Arten als Varietäten und diejenigen
der domestizierten Arten als Rassen bezeichnet. DeVries nennt
Rassen mit umschlagendem Erfolg Zwischenrassen und unterscheidet
Halb-. und Mittelrassen, je nachdem das als Abnormität angesprochene
Merkmal selten oder häufig auftritt. Plate bezeichnet die Halprassen
als Schwachrassen.
Was nun die genaue Definition des Rassebegriffes anbelangt,
so fällt diese je nach den subjektiven Anschauungen verschieden aus.
So faßt z. B. der praktische Tierzüchter unter einer Rasse eine Gruppe
von Tieren zusammen, die sich von Angehörigen derselben Art durch
bestimmte Eigenschaften unterscheiden und in der mittleren Aus-
bildung ‚äußerer morphologischer und physiologischer Eigenschaften
übereinstimmen.. Höchstens wird noch eine gewisse Gleichartigkeit
der Nachkommenschaft gefordert. Hier wird also nur die äußere
typische Gleichartigkeit für die Zugehörigkeit zu einer Rasse verlangt.
Dagegen legt der Vererbungstheoretiker Johannsen in seiner Fassung
des Rassebegriffes den Hauptwert auf den erblichen Charakter der
Merkmale und auf die Zusammensetzung des Keimplasmas, die für
eine Rasse charakteristisch ist. ‚‚Nicht die genealogische Abstammung
als solche, sondern Homozygotie ist der Prüfstein einer ‚reinen‘ Rasse.
Eine Rasse mag rein (homozygotisch) in Bezug auf gewisse maßgebende
genotypische Elemente sein, in Bezug auf andere aber — u. a. etwaige
„Modifikationsfaktoren‘‘ — nicht; absolute Rassenreinheit kommt
wohl nur bei reinen Linien vor.“
Bei. der Varietät der Rasse liegt eine besondere Kombination
der innerhalb der Art vorhandenen Erbfaktoren vor, oder sie besitzt
charakteristische. Erbeinheiten, durch welche sie sich gegenüber der
Art auszeichnen. .
Im streng wissenschaftlichen Sinne versteht man nach Kronacher
„unter Rasse eine Gruppe von Tieren derselben Art, die in ihren Erb-
anlagen für bestimmte typische morphologische und physiolog'sche
Eigenschaften, die Rasseeigenschaften, durchweg homozygot sind
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 3
und deshalb auch bei Paarung unter sich ohne eine, auf eine äußere
oder innere Ursachen beruhende Veränderung dieser Erbanlagen die
fraglichen Eigenschaften der durch die Einwirkung der umgebenden
Verhältnisse auf die Ausbildung der einzelnen Eigenschaften gebotenen
Grenzen mit Sicherheit auf ihre Nachkommen zur Vererbung zu
bringen vermöchten.“
Bezüglich der Homozygotie der typischen Rassenmerkmale deckt
sich diese Definition mit der von der Malsburg’, welche von dem
letzten internationalen landwirtschaftlichen Kongreß angenommen
worden ist. Die Definition lautet nach Kronacher folgendermaßen:
„Eine Rasse besteht aus einer Population von gleichen Genotypen,
die aber in Bezug auf ihre phaenotypischen Merkmale verschieden
sein können und zwar infolge der Anpassung an unterschiealiche
Lebensbedingungen einzelner Bestände der betr. Rasse. Die Population
einer Rasse ist unbedingt homozygotisch in Bezug auf sämtliche
typische Merkmale derselben, welche daher erblich sind, sodaß die
phaenotypische Divergenz einzelner Tiere derselben Rasse lediglich
auf ihren ungleichen somatischen Eigenschaften beruht, die bloß
ökologisch erworben sind und daher nicht vererbt werden. Da aber
jene Tiere außer den typischen Rassenmerkmalen auch einige sekundäre
karyoplasmatische Eigenschaften besitzen, die zu den ersteren nicht
gezählt werden (z. B. die Haarfarbe bei gewissen Haustierrassen),
in welchem Fall dieselben nicht erblich fixiert sind und in der Weiter-
zucht mendeln, so ‚soll demgemäß für diesen zygotischen Formbegriff -
“ statt der bisher üblichen Benennung Homozygoten sensu proprio die
Bezeichnung Parazygoten eingeführt werden.“
Gegeri diese Definition läßt sich einwenden, daß verschiedene
Herden derselben Rasse eine genotypisch nicht vollkommen überein-
stimmende Anlage zeigen können. So lassen sich z. B. unter den Herden
der Elektoral- und Negretti-Schafe, die zur Rassengruppe der Merino
gehören, zu verschiedenen Zeiten dieser Züchtung, wie auch zu der-
selben Zeit, Herden nachweisen, welche die charakteristischen Rassen-
merkmale in mebr oder weniger scharfer Form repräsentieren und diese
Eigenheiten auch erblich übertragen. Selbst in ein und derselben Herde
lassen sich immer gewisse Blutlinien nachweisen, die sich durch stärkere
oder geringere Ausprägung der Rassenmerkmale auszeichnen und diese
erblich übertragen. Die Unterschiede, die in der Ausbildung der
Rassenmerkmale zu Tage treten, können also nicht allein auf phaeno-
typische, reine somatische Unterschiede zurückgeführt werden. Die
genotypisch charakteristische Rassenveranlagung wird ferner nicht
die gleiche sein bei Rassevertretern, deren genotypische Grundlage
eine ganz verschiedenartige Entstehung hat. Die äußerlich gleichen
Rassenmerkmale können ganz verschiedenartige Grundlagen haben.
So ist z. B. die Kammwolle teils durch Selektion aus Elektoral oder
Negrettiwollen entstanden, teils aber durch Kreuzung der Merinos mit
Landschafen. Das Milieu kann ferner nicht nur rein somatische Ver-
änderungen bewirkt haben, die nicht erblich waren, sondern durch
1* 6. Hett
4 | Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
Para ein gien ist auch eine gleichlaufende genotypische Abänderung.
möglich.
RR einer Herde wird die genotypische Grundlage umso
einheitlicher gestaltet sein, je einheitlicher das Ausgangsmaterial ist,
je.intensiver die Zuchtwahl nach einem bestimmten Prinzip durch-
geführt wird und je weniger stark die Umwelt mutative Än-
derungen des Keimplasmas bedingt.
‘Wie Alverdes hervorhebt, würde selbst dann, wenn aie Erb-
faktoren einer Rasse analysiert wären, der Begriff der Rasse willkürlich
sein, ebenso wie auch die Entscheidung, wo eine Rasse aufhört und die
andere anfängt, und auch Kronacher weist darauf hin, daß man
bei der Verwendung des Rassebegriffes stets dieser Tatsache gedenken
muß, daß die Rassen innerhalb: unserer Haustierarten nicht etwas
Gleichartiges und Gleichwertiges bedeuten. Eine absolut scharfe be-
griffliche Umgrenzung des Rassebegriffes ist also nicht möglich.
Eine vermittelnde Stellung zwischen der Anschauung des tier-
züchterischen Pıaktikers und Johannsen nimmt Kronacher in
einer zweiten Definition ein, in welcher er zugleich theoretischen wie
praktischen Rücksichten gerecht zu werden versucht und dabei die
genotypische wie phaenotypische Grundlage berücksichtigt. |
Nach ihm verstehen wir unter Rasse heute ‚im allgemeinen eine
Gruppe von Tieren derselben Art, die auf Grund ihrer Abstammung,
bestimmter morphologischer und physiologischer Eigenschaften und
ihres Gebrauchszweckes eine engere Zusammengehörigkeit aufweisen,
‘durch ihre äußeren Merkmale, Art und Umfang ihrer Leistungen sowie
die zur Erzielung ihrer Leistungen an die Lebensbedingungen ge-
stellten Ansprüche sich von anderen Tiergruppen derselben Art unter-
scheiden und-unter gleichbleibenden umgebenden Verhältnissen durch-
schnittlich eine nach Aussehen und Leistung gleiche oder ähnliche
Nachkommenschatft liefern.“
In dieser Kronacher’schen Fassung wird den Faktoren Rechnung, _
getragen, die bei der Zucht und Haltung der Haustiere die Ausbildung,
der Erbanlagen gestaltend beeinflussen können. |
‚Eine Anzahl Rassen können wieder zu Rassengruppen zusammen--
gefaßt werden und zwar dann, wenn ihnen gewisse morphologische
und physiologische Merkmale gemeinsam sind, wenn also gewisse
Übereinstimmung im Phaenotyp wie in der Leistung vorhanden ist.
Kronacher ist der Ansicht, daß für die Unterscheidung solcher
Gruppen gemeinsame Merkmale anzusehen sind, die sich auf gemein-
same Abstammung gründen, oder daß die übereinstimmende erwiesene
oder angenommene Abstammung als Grundlage dient. |
Was speziell die Schafrassen anbetrifft, so kann man diese be-.
züglich der Abstammung in Rassengruppen von Mufflon-, Ovis vignei-,,
Arkal- und Argali-Abstammung zusammenfassen, andererseits liegt‘
die Möglichkeit vor, die Rassen auf Grund histologischer und
Nutzungseigenschaften in Fleisch-, ‘Milch- und Wollschaf-Gruppen
einzuteilen und letztere wieder in eine Wollschafgruppe, Mischwoll-
schafgruppe und eine- Zwischenstufe ‚zwischen beiden zu scheiden.
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 5
‘Die gemeinsame Abstammung ist nicht immer für die Eirteilurg in
Rassergruppen maßgeber.d Mil
Eine für die praktische Tierzucht wichtige Unterscheidurg, welche
die Entstehung der Rasse zugleich berühıt, geschieht in der Art, daß
“man den Naturrassen die Kulturrassen gegenüberstellt. Nach Pusch-
Hansen sind die Naturrassen Dauerrassen, die ihren ursprür glichen
urwüchsigen Charakter behalten haben, da ihre Umwelt sich nicht
‘geändert hat, sodaß im Laufe der Jahrhunderte weder die Naturauslese
noch der Mensch eine tiefgreifende Veränderung ausgeübt hat.
Nach Kronacher gibt es ursprüngliche oder reine unveredelte
Landrassen kaum noch, da diese auch dann, wenn keine Einkreuzung
fremden Blutes stattgefunden hat, durch Zucht wahl, die auf gesteigerte
Leistung gerichtet ist, und durch bessere Umweltbedingungen eine
Vervollkommnung ihrer Eigenschaften aufzuweisen haben.
Die autochthonen Naturrassen sind als Anpassungsformen an die
gegebenen Verhältnisse anzusehen. Während für die nichtautochthonen
Rassen das gilt, was Kronacher allgemein von den Naturrassen
sagt, nämlich, daß diese eingeführten Naturrassen durch die Umwelt
im Verlaufe zahlreicher Generationen eine einheitliche Beeinflussung
nach der jeweiligen Lebenslage der angepaßten Richtung erfuhren,
sind die autochtonen Rassen schon von vornherein als Anpassungs-
formen an eine bestimmte Umwelt entstanden. Nach Kronacher
werden die Naturrassen als Produkte der Scholle bezeichnet.
Die primitiven Rassen leben unter ungünstigen äußeren Ver-
hältnissen, sodaß nach Hansen der Züchter nicht viel erreichen würde,
«wenn er sie allein durch Zuchtwahl zu einer Kulturrasse umzuformen
versuchte, da er die äußeren Bedingungen nicht ändern kann. Es ist
nur eine gewisse Verbesserung in Form und Leistung zu erzielen. Daß
früher einmal bei gewissen Naturrassen eine Änderung des Types und
‘der Leistung möglich gewesen ist, lehrt ja die Entstehung gewisser
Kulturrassen, wie z. B. Leicester und Merino, da alle Kulturrassen ein-
‚mal auf Landschafrassen zurückgehen. Immerhin ist festzustellen,
daß wenigstens bei den heute noch vorhandenen Naturrassen die
Möglichkeit der Veränderung durch Auslese und Umwelt hinter der der
Kulturrassen zurücktritt.
Als Übergang zu den Kulturrassen werden die veredelten Land-
Tassen angesehen, die jedoch nicht scharf abgegrenzt werden können.
Die Einkreuzung von Kulturrassen, die gesamten Haltungsbedingungen
und planmäßige Zuchtwahl haben zu einer Vervollkommnung der
Leistungen und Eigenschaften der Landrassen geführt.
Kulturrassen sind nach Rhode ‚solche, welche durch die künst-
liche Wahlzucht der Menschen ursprünglich meistens aus einer Blut-
mischung hervorgegangen sind, dann aber mit der Zeit ihre Figen-
schaften so gefestigt haben, daß sie dieselben ohne Rückschläge
vererben und aus diesem Grunde die Bezeichnung als Rasse erhalten
haben“. Man spricht sie auch als Züchtungsrassen an.
Pusch-Hansen hebt die Bedeutung der künstlichen Zucht-
wahl für die Entstehung der Kulturrassen hervor, zugleich sieht eı
6. ef:
6 Dr. Spöttel und Dr, Tänzer:
diese an als das Erzeugnis besserer Boden- und Haltungsverhältnisse.
Nach demselben Verfasser ist die Leistung dieser Rassen gesteigert.
. und die Körperform durch reichliche Fütterung, Fernhaltung
schädlicher Einflüsse und planmäßige Zuchtwahl veıbesseit
worden. Nach ihm ist für die Kulturrasse eine gıößere oder ge-
ringere Frühreife charakteristisch und ferner „eine weitgehende
Einheitlichkeit der rassezugehörigen Individuen nach Richtung der
äußerlichen Gestaltung wie auch nach Ausprägung der Hauptnutzungs-
richtung“. Zu dieser letzten Unterscheidung gegenüber den Natur-
rassen ist zu bemerken, daß gerade unter den Vertretern der Natur-
rasse im allgemeinen eine größere Gleichförmigkeit existiert als bei den
einer Kulturrasse. Stellt man z. B. Heidschnucke und Merino gegen-
über, so umfaßt erstere einen ziemlich engumschlosseren scharf ab-
gegrenzten Typ, während die Merinos wieder in eine größere Arzahl
von Schlägen, Stämmen und Zuchten zerfallen. Infolge der variablen
Bedingungen der künstlichen Züchtung, wie Zuchtwahl urd ver-
schiedenartige Umwelt wird die größere Mannigfaltigkeit vieler Kultur-
rassen verständlich. Innerhalb einer Kulturrasse körnren bei den
einzelnen Schlägen und Zuchten auch bedeutend größere Unterschiede
in den Nutzungseigenschaften infolge der verschiedenen Zuchtziele
festgestellt werden als bei den Naturrassen. Die Nutzungseigenschaften
der Heidschnucke sind eng begrenzt, die der Merinos und Merino-
fleischschafe z. B. außerordentlich variabel.
Die Kulturrassen sind auf einseitige oder mehiseitige Leistung
gezüchtet. Pusch-Hansen gibt an „zur Erhaltung ihrer vollen
Leistungsfähigkeit nehmen bei einseitiger Leistung die Kulturrassen die
Aufmerksamkeit des Züchters nach Konstitution, Gesundheit und
Fruchtbarkeit in Anspruch, andererseits stellen sie die weitgehendsten
Ansprüche binsichtlich einer nach Fütterung und Haltung der Aus-
bildung ihrer Hauptnutzungsleistung besonders günstigen Lebenslage.“
Innerhalb einer Rasse selbst unterscheidet man wieder Schläge,
Zuchten und Stämme. Die Schläge unterscheiden sich von den Rassen
phaenotypisch durch das mehr oder weniger Vorhandensein bezw.
Fehlen gewisser Eigenschaften oder Merkmale, und zwar können diese
allein durch die Lebenslage, durch erbliche Anlage oder durch beide
begründet sein. Da, wie Kronacher hervorhebt, die Schläge sich
selbständig weiterentwickelt haben können, während die übergeordnete
Rasse heute fehlt, so wird für diese Schläge der Begriff Rasse gebraucht.
Die Grenze zwischen Rasse und Schlag ist praktisch schwer zu ziehen.
Zuchten oder Stämme, die man innerhalb der Rassen und Schläge
unterscheidet, sind nach Kronacher dadurch gekennzeichnet, daß
sie entweder gutes Zuchtmaterial der Rasse oder des Schlages mit den
entsprechenden typischen Merkmalen aufweisen, oder daß sie sich
außerdem noch durch Einzelkennzeichen hervorheben und dadurch
über den Durchschnittstyp der Rasse hinausragen. Nach Kronacher
deckt sich der Begriff Zucht oder Hochzucht mehr oder weniger mit
dem biologischen Begriff Biotyp.
Kassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 7
In den Zuchten selbst unterscheidet man Familien und Blut-
. linien, die ihren Ursprung auf bestimmte Mutter- und Vatertiere zurück-
führen, deren charakteristische Eigenschaften in den Nachkommen sich
verfolgen lassen. Nach Kronacher handelt es sich auch hier um Bio-
typen, die noch mehr Anlagen und Eigenschaften als die Zuchten auf-
weisen. |
Bei den Angehörigen derselben Rasse treten unter dem Einfluß
annähernd gleicher Erbmassen unter gleichbleibenden äußeren Ver-
hältnissen immer wieder eine Reihe typischer Meıkmale auf, die man
dann als charakteri.tische Rasse-Eigenschaften ansieht. Je weniger
beeinflußbar die Rassemerkmale durch äußere Faktoren sind, desto
schärfer ist die Rasse abzugrenzen und umso genauer festzulegen.
Als Rassenmeıkmale kommen morphologische und physiologische
Charaktere in Betracht. Unter den morphologischen sind besonders
zu erwähnen: Färbung von Haut und Haar, Haarform, Hauteirgärge
und Falten, Schädelform und Größe, Horn, Schwanz und die gesamte
Körperbildung, Ohr- und Nasenform sowie die.histobiologische Or-
ganisation, die nach von der Malsburg in der Zellgröße ihren
Ausdruck findet. Von physiologischen Rassenmerkmalen seien an-
geführt: Konstitution, Gesundheit, Temperament, Charakter, Futter-
verwertung, Entwicklurgsfreudigkeit bezüglich Alter und Größe,
Nutzungsfähigkeiten (wie Milch, Mast, Arbeits- und Zuchtleisturg)
und neuerdings serologische Merkmale.
Je typischer die Rassekenrzeichen in Erscheinung treten, und je
zahlreicher sie bei den in Frage stehenden Tieren vorhanden sind,
desto sicherer sind diese von den Individuen derselben Art abzugliedern
als typische Rasse. Außerdem spielt die oben erwähnte Abhängigkeit
von äußeren Faktoren für die Rassenabgrerzurg eine Rolle.
Als ein sehr wichtiges und wertvolles Rassekenrzeichen hat sich
nun die Beschaffenheit der Haut und ihre Behaarung erwiesen. Des-
halb hat man auf dem Gebiete der Anthropologie, die seit langem sich
mit der Rassenfrage beschäftigt und aus deren Gebiet wir gelegentlich
Vergleiche heranziehen werden, der Untersuchung der Haut schon stets
großes Interesse entgegergebracht.
Zorn hat in Parallele zu der anthropologischen Betrachtungs-
weise das auf diesem Gebiet bereits bekannte Material für Be-
trachtungen über Haut und Haar der Haussäugetiere herangezogen
und wahrscheinlich gemacht, daß auch für die Haussäugetiere Haut
und Haar rassenanalytisch zu verwerten sind und außerdem in Be-
ziehung stehen zu bestimmten Leistungen des Körpers. Fs geht daraus
hervor, daß derartige Untersuchungen auch große Bedeutung für die
- tierzüchterische Praxis haben.
In der Anthropologie sind, wie schon oben angedeutet, Haut
und Haar schon lange zur Rassenanalyse herangezogen, infolgedessen
ist auch dort am ehesten die Frage über den Wert von Haut und Haar
als Rassenmerkmal aufgeworfen worden.
Eine derartige Verwendung von Haut und Haar wurde u. a. von
Götte, Hilgendorf, Bälz und Buschan mehr oder weniger an-
6. Hefk
8 2. Dr. Spöttel und Dr. Tänzer: |
gezweifelt. Nach Götte muß das Hauptgewicht bei Rassemerıkmalen
auf die Resistenzfähigkeit derselben gelegt werden, sodaß nur solche
in Betracht kommen, welche wenigstens für das einzelne Individuum
im ‘allgemeinen unwandelbar erscheinen (Zahn, gewisse Grupppen,
Gruppenbildung). . Die leichte Beeinflußbaıkeit von Haut und Haar
führt er als Grund dafür an, daß diese nicht als Rassemeıkmal Ver-
wendung finden dürfe, indem er schıeibt: „Für den Nachweis aber,
daß die verschiedenen Haarformen der Säugetiere den äußeren Ein-
flüssen gegenüber gar zu unbeständig sind, um ihnen auch die geringste
typische Bedeutung zu vindizieren, gibt es so viele Beispiele innerhalb
der einzelnen Arten (Gattung Ovis), daß man hier das Theoretisieren
aufgab. Nicht so aber in Betreff des Menschengeschlechtes, wo es aus
gewissen Gründen wichtiger erschien, genügend typische Merkmale
zur Befestigung des Rassebegriffes zuzulassen. Hierbei haben Haüt
und Haar immer eine große Rolle gespielt. Solche Annahmen sind aber
irrig und von vornherein unstatthaft. Während bei den Tieren es zu-
lässig ist, die durch natürliche äußere Einflüsse entstandene Ver-
schiedenheit der Haare zur Feststellung der Varietäten heranzuziehen,
insofern jene Einflüsse (Klima, Ernährung) für die betr. Spielart
bleibend gedacht werden müssen, so dürfen doch Kultureinflüsse
nie zu natürlicher Unterscheidung benutzt werden. Bieten uns aber
Züchtung, Akklimatisationsversuche sprechende Beweise für die leichte
Veränderlichkeit speziell des Wollhaares, so müßte die Freizügigkeit
des Menschengeschlechtes, seine Kultur und vielfache Vermischung
die Sucht nach natürlichen Typen in den sehr lebhaft wechselnden
Haarformen dämpfen.“ ad
_ Auch Buschan, Hilgendorf, Bälz wenden sich wegen der
großen Inkonstanz der Haut- und Haarmerkmale und wegen ihrer
großen Veränderlichkeit mehr oder weniger gegen die Verwendung
derselben zur Rassendiagnose. #
Im allgemeinen hat man jedoch in der anthropologischen Forschung
Haut und Haar seit Linne und Geoffroy-St.Hilaire als wichtiges
Rassenmerkmal angesehen. Insbesondere war es die Form, Kräuselungs-
art, Gestalt des Follikels und Gruppenbildung derselben, die vielfach
sogar allein zur Einteilung der Menschenrassen benutzt wurden.
Gegen die obigen Einwendungen hat vor allem Fritsch Stellung
genommen und darauf hingewiesen, daß die Variabilität und Ver-
änderlichkeit durch verschiedene Faktoren bei den übrigen zur Rassen-
analyse benutzten Merkmalen, wie Schädelform, Skelettausbildung
und Hautfarbe keine geringere ist, als die bei Haut und Haar. Eine
gesicherte Konstanz ist bei keinem Rassemerkmal vorhanden, bei
allen finden sich Plus- und Minusvarianten. | |
Bei Feststellung der Rassenmerkmale hat man sich in früherer
Zeit auf Untersuchung weniger Individuen beschränkt und hat dann
bei Messungen Mittelzahlen errechnet. Auf Grund der Ergebnisse
der modernen Variationsstatistik. ‚wurden die Methoden derselben
bei-den Untersuchungen der Rässemerkmale angewendet. Es zeigte
sich, daß diese innerhalb gewisser Grenzen'variierten und. zwar xo,
Rassenanalytische Ilntersuchungen an Schafen usw, 9
daß die Werte für zwei Rassen bisweilen zusammenstießen oder trans-
gredierten, Bei transgrediererden Rassemeiıkmalen werden die doch
vorhandenen Unterschiede bei Benutzung von Mittelwerten verwischt.
Fritsch warnt infolgedessen vor der Benutzung von Mittelweıten.
-- „Mit der Variabilität der Rassenmerkmale ist von vornherein zu
rechnen, und infolge der modifizierenden Einwirkung äußerer und
innerer Faktoren läßt es sich vielfach schwer entscheiden, ob ein .be-
stimmtes Merkmal für rassenanalytische Zwecke zu verwenden ist
oder nicht. Für eine derartige Analyse ist ein großes Material rot-
wendig, um die Variationsgrenzen der Merkmale und die durch die Ein-
wirkung der verschiedenen Faktoren bedingte Abänderung unter-
suchen zu können, Faktoren, die gestaltend auf die Rassemerkmale,
insbesondere auf die Ausbildung von Haut und Haar wirken.
Ehe wir jedoch auf die Untersuchung der Haut als Rassemerkmal
eingehen, müssen wir die Faktoren kennenlernen, welche allgemein
die Ausbildung der äußeren Rassemerkmale bestimmen und versuchen,
die verwandtschaftlichen Beziehungen der einzelnen Schafrassen,
die Entstehung und Ausbildung der Rassemerkmale klarzulegen.
Nur auf diesem Wege wird es dann möglich sein, gewisse Unterschiede
‚oder Übereinstimmungen verschiedener Rassen im Bau von Haut und
Haar der Erklärung näher zu bringen.
Als wirkende Ursachen für die Ausgestaltung der äußeren Merk-
male kommen neben inneren auch äußere Faktoren in Betracht. Unter
den inneren Faktoren wird die gesamte Erbmasse verstanden, die aus
Erbeinheiten aufgebaut ist und zwar wird der chemisch-physikalische
Charakter dieser Gene von vielen betont. Insbesondere vertritt Tower
den Standpunkt, daß diese Gene chemische Stoffe sind, die er als
„agents“ bezeichnet, und nach ihm kann bei Vereinigung zweier ver-
schiedener Gameten unter Umstärden auf Grund chemischer Affinität
eine Umlagerung von Teilen dieser Gameten stattfinden. Dadurch kann
dann möglicherweise eine Abänderung des Vererbungsmodus eintreten.
Durch Zusammenwirken der inneren und äußeren Faktoren erfolgt
‚die Ausbildung der äußeren Merkmale. Aufbauend auf den Ergebnissen
Wolterecks und Towers kommen Haecker und Alverdes zu der
Ansicht, daß im Organismus die Möglichkeiten für mehrere Reaktionen
vorliegen (Pluripotenz), und daß das Milieu die Entscheidung trifft,
'welche verwirklicht werden; jedoch kommt dem Keim als dem
komplizierteren System stets ein erheblich größerer Anteil an der
Determination des Entwicklungsgeschehens zu, als einem äußeren
Faktor. Nicht das aus dem Zusammenwirken der inneren im Keim-
plasma liegenden und der äußeren Faktoren sich ergebende Produkt
sondern die Reaktionsnorm wird vererbt. Die Möglichkeit, verschieden-
artig zu reagieren, wird umso größer, je komplizierter das Reaktions-
system ist. (Alverdes). |
"Die äußeren Faktoren bedingen eine phaenotypische Umwälzung
eines Merkmals und zwar können diese Faktoren im Organismus selbst,
aber nicht in den Keimzellen desselben oder. auch außerhalb in der Um-
welt liegen. Dementsprechend unterscheidet Woltereck endogene
6. Heft
10 Dr.Spöttel und Dr. Tänzer;
und exogene Phaenovariationen. Als endogene Phaenovariation sind
beı den Haustieren die Umbildungen äußerer Merkmale aufzufasen,
die durch Alter, Krankheit und Geschlecht, die exogenen, welche durch
Ernährung, Haltung und Klima bedingt werden. Vielfach haben wir
es mit einem Komplex verschiedenartiger ineinandergreifender Faktoren
zu tun, deren Analyse zum Teil kaum oder noch garnicht gelungen ist.
Welche Bedeutung für die Ausgestaltung von Haut und Haar die
angegebenen Faktoren haben, soll im folgenden darzulegen versucht
werden.
Für die Abhängigkeit von Haut und Haar vom Alter des betr.
Individuums hat man sowohl beim Menschen als auch bei Tieren
Beobachtungen gemacht.
Nach Auburtin findet man in einem Haarkreise beim Menschen
neben Haaren in voller Vegetation stets entweder eiren Kolben, ein
sehr dünnes Haar oder eiren zusammengefallenen Haarbalg. Das Ver-
hältnis der starken Haare zu den schwachen wird wesentlich bedingt
von dem Alter des Individuums. Im Kindesalter und fast noch mehr
im Greisenalter ist der Prozentsatz der schwachen Haare am größten.
Im mittleren Alter ist er wesentlich geringer. Im Verlauf des Alterns
wird jedes Ersatzhaar schwächer, erreicht nicht mehr die gleiche Tiefe
und Stärke wie seine Vorgänger und wird schließlich zu eirem feinen
Lanugohärchen, das ausfällt. Diesen Prozeß kann man auch bei schnell
verlaufenden Alopekien beobachten. |
Was nun die Abhängigkeit der Haarausbildurg bei den Schafen vom
Alter anbelangt, so ist die Tatsache allgemein bekannt, daß Lamm-
wollen feiner und weicher als die der erwachsenen Tiere sind. Nach
May sollen die Wollhaare erst im dritten Jahre ihren größten Durch-
messer erreichen. Im hohen Alter tritt dann wieder eine Verfeinerung
der Wolle ein, wie von Nathusius angibt. |
Ein besonders auffallendes Beispiel der Abhängigkeit des Haares
vom Alter beobachtet man beim Karakulschaf. Unmittelbar nach der
Geburt weist dieses eine Lockung' auf, deren charakteristische Eigen-
tümlichkeit darin besteht, daß die Haare fest geschlossen spiralig
nach unten eingerollt sind. Die einzelnen Locken erscheinen danach
als flache Polster, welche die Haut dicht bedecken. Einige Tage nach
der Geburt (spätestens nach 14 Tagen) erheben sich die Spitzen der
Locken nach oben, richten sich senkrecht zur Körperoberfläche auf
und bilden korkzieherartige, flachspiralige Zotten. Schließlich besteht
das Haarkleid des erwachsenen Tieres aus langen zottigen .Haar-
strähnen.
Bei gelegentlichen Fehlgeburten ist die Lockung noch nicht
so weit entwickelt wie bei dem als,,Persianer‘‘ bekannten Fell des eben _
geborenen Tieres und bei ganz jungen unausgetragenen Tieren ist die
Lockung überhaupt noch nicht angedeutet (Breitschwanz).
Die charakteristisch liegende Spirallocke besteht also bloß während
eines ganz bestimmten kurzen, meist nur wenige Tage umfassenden
Stadiums, um sodann einer anderen Lockenform (offene korkzieher-
artige Locken), die wieder nicht von Dauer ist, Platz zu machen,
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. u
Adametz bezweifelt die von Sticker u. a. aufgestellte Be-
hauptung, wonach die Haarform auf die Ausgestaltung des Haartfollikels
zurückzuführen ist. Wenn auch Untersuchungen über die Karakul-
haut noch nicht vorliegen, so ergibt sich nach Adametz aie Fest-
stellung, ‚daß trotz Vorhandenseins einer bestimmten gegebenen Form
des unteren Teiles des Haarbalges sehr verschiedene Lockenformen
aus diesem hervorgehen können.“
Während beim Menschen zur Zeit des fötalen Lebens mehrere
Haarwechsel bekannt sind, liegen beim Schaf darüber noch keine
genauen Angaben vor. Immerhin hat man beim Merino im Frucht-
wasser des Emrbyos verschiedentlich Haare gefunden, die auch beim
Schaf auf einen Haarwechsel schließen lassen. Bei den Merircs im be-
sonderen hat man, wiev. Nathusius und Bohm angeben, beobachtet,
daß zum mindesten ein Haarwechsel entweder kurz vor oder kurz
nach der Geburt stattfindet. Es handelt sich hier um ein Überhaar
und Stichelhaar, das sich in dem späteren Alter der Merircs nicht oder
nur höchstens ganz untergeordnet findet, auf das wir noch später ein-
gehen werden.
Zuweilen wird auch beobachtet, daß an bestimmten Körperstellen
‘ der Schafe im Alter eine Änderurg in der Behaarurg auftritt. So ist
allgemein bekannt, daß sich im Alter das Vließgewicht reduziert, ein
Haarausfall eintritt urd außerdem die Haare feirer werden. Vor
allem am Bauch ist häufig mit zunehmerdem Alter ein. Kahlwerden
festzustellen, besonders bei solchen Rassen, die zu einem losen Besatz
neigen.
Auf eine Änderung des Haarcharakters im Alter deutet auch die
Angabe von W. v. Nathusius, daß an den mit Wolle besetzten
Extremitäten der Merinos im Laufe des Alters eine Zunahme von
Stichelhaar auftritt. Solche Veränderurgen könren euch an anderen
Körperstellen stattfinden, wie wir z. B. bei einem Leinebock fest-
stellen konnten, der mit zunehmendem Alter an Stelle der den Hirter-
kopf zunächst. bedeckenden Wollhaare dort mehr und mehr Stichel-
haar aufwies. |
Als wirksame Ursache bei den erwähnten Veränderungen in der
Behaarung im Laufe des Alters hat man die Ernährung der Haut anzu-
sehen; der Organismus ist nicht mehr imstande, die Ernährung der
peripheren Teile der Haut in normaler Weise durchzuführen, und es
tritt infolgedessen ein Schwächerwerden der Haare und ein partieller
Haarausfall ein. Ferner kann dieser Reiz vielleicht genügen, um latente
Anlagen wieder zu mobilisieren, daß also anstelle der Wolle Stichel-
haare zum Vorschein kommen.
Von der Veränderung der Haare während des individuellen Lebens
kann man gewisse Rückschlüsse machen auf die Hautstruktur als dem
Substrat der Haarbildung. Dafür, daß derartige Schlüsse wirklich be-
rechtigt sind, spricht schon die allgemeine Erfahrung, wonach die Haut
der jugendlichen Tiere dünner und weicher ist, die Bindegewebsfibrillen
also weniger zahlreich und nicht so fest gefügt sir.d als in der Haut der
6. Ieft
42 -- „2 .2.3Dr Spöttel und Dr. Tänzer: ...._
‚Erwachsenen, und daß auch im Alter eine Reduktion des Fettes und
eine Auflockerung des Bindegewebes erfolgt.
Starke, ja bisweilen vollkommene Veränderung der Haut er
‚ihrer Elemente erfolgt besonders bei Krankheit. Schon aus der rauhen
glanzlosen Beschaffenheit des Haares kann vielfach auf eine Erkrankung
der Tiere geschlossen werden. Nicht selten sind die Veränderungen
der Haut zurückzuführen auf physiologische Änderungen des Stoff-
wechsels und damit, verbundenen Errährungsstörurgen der Haut,
die dann einen ähnlichen Verlauf zeigen wie bei mangelnder Err. ährung.
So z. B. findet man bei erkrankten Tieren eine trocker.e und sich leicht
abschilfernde Haut, eine Lockerung der Textur der Haare, partiellen
und schließlich totalen Ausfall derselben. Bei Schafen insbesondere
findet man oft eine spröde, glanzlose, leicht ausgehende Wolle als
Zeichen von Anaemie. Ein Ausfallen von Wolle beobachtet man z. B.
bei der Leberegelseuche.
Bei der Haut des Menschen sind die Einwirkungen der Kane
‚und die durch sie verursachten Veränderungen bisher am eirgehendsten
untersucht. Bei plötzlichem oder allmählichem Haarausfall infolge
Krankheit und Alter werden feine Lanugohärchen gebildet, die schließ-
lich ausfallen. Die Follikel der Härchen verschmelzen vielfach und die
Balgmündungen werden zum Teil erweitert.
Neben diesen durch Verschmelzung von Haarbälgen entstandenen
weiten Mündungen des gemeinsamen Follikels kommen auch sehr weite
Bälge vor mit oft nur einem Haar, die sogen. Komedonen. Häufiger
finden sich Auswüchse, die ihren Ausgangspunkt von der äußeren
Wurzelscheide haben. Die eine Art setzt gewöhnlich tief unten in der
Gegend des Haarbulbus an und hat eine regelmäßige Anordnung der
Elemente aufzuweisen, die andere setzt in der Gegend des Ansatzes >
Arrector an und hat unregelmäßige Form.
Die erstere Form hat Fritsch häufiger bei Negerinnen norttialee.
weise gefunden, während sie Giovannini als pathologische Er-
scheinung und zwar als Befund bei eitrigen Entzündungen erwähnt.
Die zweite Form hat unregelmäßige Gestalt und ragt mit ihren Zipfeln
in das Gewebe des Arreetors hinein. Diese bei Prurigo und seniler
Atrophie beobachteten Erscheinungen sind nach Auburtin nicht
für diese Krankheit charakteristisch, sondern kommen auch bei
gesunder Haut vor. Bei Krankheitszuständen, jedoch auch unter
normalen Verhältnissen tritt ferner eine Erweiterung und zystische
Entartung der Talgdrüsen auf, während bei Schweißdrüsen eine
zystische Entartung derselben und zwar die einer Schleife des Drüsen-
knäuels stattfindet.
Auburtin hebt außerdem hervor, daß keramikhäiite und individuelle
Ursachen auch auf das Prozentverhältnis der Kolben und Papillen-
haare einwirken. Nach v. Ebener beträgt.der Prozentgehalt an Kolben-
haaren normalerweise 20, durch zehrende Krankheiten wird dieses auf
33 erhöht und durch zehrende Infektionskrankeiten erfolgt noch eine
weitere bedeutende Steigerung. Individuelle Unterschiede. treten
Rassenanalytische Untersuchungen’ an Schafen usw, 13
hierbei jedoch deutlich hervor. Mit der Zahl der Kolbenhaare drückt
sich der Grad des Haarausfalles aus.
Bei akuten und besonders bei chronischen Leiden, welche die
Gesamternährung beeinträchtigen, kommen Bindegewebszubildungen
(Sklerose) und Verhärtung (Induration) der Haut vor, welche dadurch
derb, trocken und unelastisch wird. Auch das Unterhautbindegewebe
schrumpft, wird straff und derb. Die Folge davon ist, daß die Falten-
bildung wegen mangelnder Elastizität unmöglich wird.
Wie die morphologische Struktur so wird auch die physiologische
Tätigkeit der Haut durch Krankheit beeinflußt und die Drüsentätigkeit
wird bald vermehrt, bald verringert. Inwieweit bei den Haustieren
diesen physiologischen Veränderungen morphologische Umge-
staltungen folgen, ist noch nicht genauer untersucht. Auf weitergehende
pathologische Veränderungen der Haut durch Oedeme, Emphyseme,
Geschwüre, Exantheme und Narben ebenso auf Veränderung durch
Hautparasiten sei hier nicht näher eingegangen.
Aus dem eben angeführten ist zu ersehen, daß gelegent!ich Ver-
änderungen des Haarkolbens eintreten können, die teils als patho-
logisch, teils als normal anzusehen sind.
Gewisse Strukturen können bei normaler Ausbildung entweder
vorhanden sein odei feh’en; es treten auch im Haarboden Unterschiede
ner Natur hervor, deren nähere Ursachen man nicht analysiert
at.
Von inneren physiologischen Faktoren, die gestaltend auf die Haut
wirken, sei das Geschlecht genannt. Speziell beim Schaf ist bekannt,
daß die Bockwollen gröber sind als die der Mütter und kastrierten
Tiere; auch sind sie in der Regel länger bei gleicher Wachstumsdauer.
Das Vließgewicht der Böcke ist ferner größer als das der Mütter. In
diesem Unterschied kommt ein unter dem Einfluß der Geschlechts-
drüse stehendes sekundäres Geschlechtsmerkmal zum Ausdruck.
. Ebenso wie das Haar zeigt auch die Haut Unterschiede in der Aus-
bildung bei den verschiedenen Geschlechtern. Die Haut der Böcke ist
gewöhnlich dicker und fester gefügt als bei den Müttern und Hammeln.
Daß die Stärke der Haargruppen von dem Geschlecht abhängig
ist, macht für den Menschen Auburtin wahrscheinlich, welcher an-
gibt, daß bei Frauen meist weniger Haare in einem Haarkreise vor-
kommen als bei Männern des gleichen Alters. Die Verschiedenartigkeit
der Geschlechter tritt beim Menschen auch in dem Verhältnis der
Kolben- zu den Papillenhaaren hervor. Die Männer haben mehr Kolben-
haare als die Frauen.
Von den außerhalb des Körpers liegenden Faktoren bewirkt vor
allem die Ernährung eine starke Beeinflussung der Haut und der Haare.
Bei einer Änderung der Ernährung erfolgt in der Haut hauptsächlich
eine Veränderung der Fettschicht, welche jedoch nicht bei allen Rassen
und Tieren die gleiche ist. Bei eintretendem Mangel an der zur
Erhaltung des Status notwendigen Futtermenge werden zunächst
die eingelagerten Reservestoffe des Körpers, vor allem das Fett der ver-'
schiedensten Gewebe, darunter auch das der Haut, abgebaut. Bei noch.
6 Jleft
14 | Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
weitergehender Reduzierung der Ernährung werden gewisse
Organe in Mitleidenschaft gezogen, die für den Körper eine unter-
geordnete Bedeutung haben. Hierzu gehören besonders auch die in
die Haut eingeschlossenen Gewebselemente, wie z. B. Haare, Talg-
und Schweißdrüsen.
Sehr auffällig macht sich der Einfluß von Ernährungsstörungen
auf das Wollkleid des Schafes geltend. Während man bei gut genährten
gesunden Tieren ein geschmeidiges, weiches, glänzendes und gut ein-
gefettetes Wollhaar vorfindet, ıst die Wolle bei schlecht genährten
Tieren trocken, spröde und glanzlos.. Bei mangelhafter Ernährung
kann die Haut nicht mehr die für das normale Wachstum der Haare
notwendigen Stoffmengen liefern; estritt infolgedessen eine Verfeinerung
der Haare ein. Die Erfahrung machte man sich früher, als eine große
Wollfeinheit angestrebt wurde, insofern zunutze, als man die Schafe
auf einem mäßigen Hungerzustand erhielt; es wurde eine hungerfeine
Wolle erzielt, die jedoch die Nachteile hat, daß die Textur des Haares
gelockert ist, die Widerstandskraft gering wird. Sinkt die Nährstoff-
menge noch weiter, so reicht sie nicht mehr aus, um sämtliche Haare
_ zu ernähren, infolgedessen werden sie schließlich inzunehmenderMenge
ausgestoßen (Alopekie). Tritt wieder normale Ernährung ein, so er-
folgt eine Neubildung von Haaren; die noch vorhandenen nehmen
die feste Textur wieder an. In dem Stapel drückt sich eine solche
Ernährungsstörung deutlich aus in dem „Absatz“, welcher durch die
Enden der ausgestoßenen Haare gekennzeichnet wird. Dauern die den
Absatz bewirkenden Ursachen längere Zeit an, so werden schließlich
alle Haare abgestoßen, das ganze Vließ fällt dann fetzenweise ab, man
bezeichnet dieses ‚‚die Wolle wächst ab“,
Die Haut, sowie das Unterhautbindegewebe sind auch in ihren
physikalischen Eigenschaften vom Ernährungszustande abhängig.
Unter normalen Verhältnissen ist die Haut weich und geschmeidig und
läßt sich an den Stellen, wo lockeres Bindegewebe untergelagert ist,
leicht abheben und gut falten. Diese Falten verschwinden beim Aus-
lassen sofort wieder. Fortgesetzte mangelhafte Ernährung der Tiere
machen die Haut derb, trocken und unelastisch, auch’das Unterhaut-
bindegewebe schrumpft, wird straff und derb. Die Folge ist, daß eine
Faltenbildung nur schwer vollziehbar ist und es vergeht ferner nach
dem Loslassen der Falte infolge der mangelnden Elastizität der Haut
eine verhältnismäßig lange Zeit, bis sie sich wieder verstreicht. Vor
allem gilt dieses vom Rind, während bei anderen Haussäugern noch
keine näheren Angaben vorliegen. Die mangelhafte Ernährung be-
wirkt also eine kümmerliche Entwicklung der Haut und ihrer Gewebs-
elemente und eine Störung der sekretoiischen Tätigkeit, sowie daß
die Haut derb, trocken und unelastisch wird. Auch auf die Pigment--
ua = wirkt die mangelnde Ernährung störend, wie schon Darwin’
angibt. |
Wie weit sich diese morphologischen Veränderungen der Haut
erstrecken können, zeigt das von Fritsch angeführte Beispiel des‘
Mogrebiners, der von Tunis durch die Wüste gewandert war und an)
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 15
Erschöpfung zugrunde ging. Bei diesem waren die Talgdrüsen fast
ganz verschwunden. Außerdem zeigte er akuten Haarschwund.
Gleichzeitig mit den durch die Ernährung bedingten Störungen
der Hautausbildung findet gewöhnlich auch eine reichliche Bildung
von Epidermis statt, die entweder in dicken Lagen aufliegt oder sich
in Form von Schuppen, Schilfern oder Kleien massenhaft abstößt.
Schlechte Hautpflege wirkt dabei unterstützend mit.
Reichliche Ernährung wirkt gewöhnlich in entgegengesetztem
Sinne wie die eben charakterisierte mangelhafte Ernährung. Während
bei mäßiger Ernährung die Zellen der Fettschicht nach Zorn kern-
haltig und klein sind, mit. geringen Fettmengen, besteht bei dem
gemästeten Tier das ganze Gewebe nur aus dicht gelagerten Fett-
räupchen. Bei sehr fetten Tieren tritt das übrige Unterhautbinde-
gewebe ganz zurück, mit Ausnahme der Stellen, wo die Haut vielen
Reibungen ausgesetzt ist.
.. Nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität des Futters
kann Einfluß auf die Beschaffenheit der Wolle haben. So wird an-
gegeben, daß mit Heu und Stroh gefütterte Schafe eine flüssigere
leichtere Wolle geben als solche mit Wurzelgewächsen Kartoffeln
und Rüben gefütterte.
Daß durch erhöhte Fütterung eine Zunahme der Sekretion der
Hautdrüsen eintritt, ist in der Schafzucht allgemein bekannt, und zwar
bedingt von den Nährstoffen vor allem reichliche Protein-Fütterung
eine erhöhte Fettschweißproduktion. Allerdings ist die Empfiadlich-
keit der einzelnen Tiere für diesen Fütterungsreiz verschieden und zwar
ist sie größer bei Tieren, die an sich schon zu einer erhöhten Produktion
dieser Sekrete neigen. Das Extrem dieser Ausbildung führt dann zu
einer Schwerschweißigkeit der Wolle (mastige und überladene Wollen),
wobei die überschüssigen Nährstoffmengen vorwiegend in Fettschweiß
umgesetzt werden. Ob dabei auch eine Veränderung der Talg- und
Schweißdrüsen erfolgt, ist nicht bekannt. Jedoch sind die Ansichten
darüber geteilt, ob bei einer übermäßigen Ernährung eine Zunahme
der Haardicke erfolgt. Duttenhofer z. B. ist der Ansicht, daß durch
Stallfütterung die Wolle länger wird und eine Vergröberung der Woll-
haare eintritt.
Während auch Thaer, Elsner und Pabst eine derartige Dicken-
zunahme annehmen, soll die Wolle nach Rhode nur länger werden
bei mastiger Fütterung, während ihr Durchmesser gleich bleibt. Nach
Mer soll erst nach einigen Generationen die Dickenzunahme nachweis-
ar sein.
Daß eine Beeinflussung des Haarwachstums und speziell der Haar-
dicke durch spezifische Fütterung möglich ist, glaubt Zuntz aus
seinen Versuchen mit Ovagsolan und Humagsolan ableiten zu können.
Er ging von dem Gesichtspunkt aus, daß durch stickstoffhaltige Futter-
mittel dem Haar die spezifischen Baustoffe zugeführt würden und ver-
wendete deshalb aufgeschlossene Hornsubstanz. |
Der Einfluß, den die sexuelle Betätigung auf Haut und Haar
bat, kann wohl auf die Ernährung der Haut zurückgeführt werden,
6. Heft
16 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
da auch hier die Ernährungs- und Reservestoffe für die Geschlechts-.
tätigkeit und für den Embryo verbraucht werden. Nach Ohler hatte
ein Pinscher, nachdem er zu stark zur Zucht benutzt worden war,
ein dünneres glanzloses und mißfarbiges Haar und trockene derbe
Haut, während vor dieser Zeit die Behaarung dicht, straff und glänzend
war. Bei dem Kaninchen wurdeähnliches festgestellt. Nach einiger er
nehmen Haut und Haar wieder normale Beschaffenheit an.
Auch beim Schaf sind ähnliche Beobachtungen gemacht worden.
So gibt Wagner an, daß beide Geschlechter an Güte ihrer Wolle ver-
lieren, wenn sie zur Zucht gebraucht werden; nach dieser Zeit nimmt die
Wolle wieder ihre normale Beschaffenheit an, Durch ‚anhaltendes
Säugen leidet die Wolle der Mutterschafe mehr als die der Böcke durch!
anhaltendes Bespringen. Durch Säugen kann der normale Stapelbau
gestört werden, die Wolle verfilzt und verliert an Kraft; häufig wird
auch abgesetzte Wolle gebildet oder diese löst sich an den Lenden
und am Bauch ab. Vor allem bei den Rassen, die zu schwachem Be-
satz des Bauches neigen, erfolgt nach der Geburt des ersten Lammes
vielfach ein Ablösen der Bauchwolle.
Während der Trächtigkeit erfährt bei Rindern das Nachwachsen
der Haare eine Verzögerung, jedoch wird auch die Haardicke und
Papille der Haare etwas reduziert und bei Schafen erfolgt eine geringere
Ausbildung von Fettschweiß, die Wolle wird weißer und trockener.
Es tritt also eine Beeinflussung der physiologischen Tätigkeit der
Haut hervor. Daß auch bei Tröcktigkeit eine Änderung des morpho-
logischen Baues der Talgdrüse erfolgt, hat Ohler bei Rindern gezeigt.
Die Talgdrüsenausbildung ist bei trächtigen Rindern eine geringere,
Vermutlich hängen diese Erscheinungen auch mit der Ernährungs-
physiologie zusammen. H. v. Nathusius hebt hervor, daß aie Haut’
eines säugenden Schafes andere Beschaffenheit habe als die des trocken-
stehenden.
Neben der Ernährung kommen von äußeren Faktoren für die
Ausgestaltung von Haut und Haar noch Haltung und Klima in Be-'
tracht.
Bei der Haltung der Tiere spielen Pflege, Aufstallung, Weidegang,
Einfluß des Bodens usw, eine gewisse Rolle, ohne daß man jedoch die
Einwirkung der einzelnen Faktoren auf Haut und Haar bis jetzt näher
analysiert hat. Die Wirkung spezifischer Ernährung wird vielfach durch!
die Haltung unterstützt oder beeinflußt. So wird z. B. bei Unter-
bringung in dumpfen Ställen eine Zunahme der Fettschweißproduktion:
beobachtet, während bei Weidegang eine Herabminderung derselben
festzustellen ist. Die Verschiedenartigkeit in der Fettschweißbildung
bei Weidegang bezw. Stallhaltung kann außerdem noch durch die unter-
schiedliche Fütterung bedingt sein. |
Bei dem Einfluß des Bodens sind zu berücksichtigen Oberflächen-
gestaltung, physikalische und chemische Beschaffenheit, Temperatur‘
und Feuchtigkeit, aie ihrerseits die Vegetation weitgehend beeinflussen,
sodaß indirekt diese Faktoren auch auf die Ernährung der Tiere -ein-,
wirken können. So gibt Körtean, daß auf feuchten Niederungsböden-
Rassenanalytische Untersuchungen an.Schafen usw. 17
den Schafen: eine grobe Wolle wächst und May erwähnt, daß die
‚Schafe auf leichten Böden feinere Wolle haben als auf schweren. Nach
Clauß wirkt die Bodenbeschaffenheit insofern auf die Wolle ein, als
‚durch ein hartes, mineralreiches Wasser die Weichheit und Sanftheit
‚derselben herabgesetzt wird. Haumann, Bakewell und Janke
‚geben an,daß auf Sand- und vor allem Kalkböden dieWollen rauher und
‚fester werden, während der Schurertrag herabgemindert wird im Ver-
‚gleich zu den Schafen, die auf Tonböden gehalten werden, deren Wollen
sich durch Weichheit und Sanftheit auszeichnen.
Inwieweit diese letzteren noch nicht nachkontrollierten : Be-
‚obachtungen zu Recht bestehen oder inwieweit die beobachteten Ab-
änderungen auf andere Einflüsse zurückzuführen sind, mag dahin-
gestellt sein. Auf dem Wege über den Stoffwechsel ist vielleicht eine
indirekte Beeinflussung der Haut- oder Haarbeschaffenheit durch die
Mineralstoffe des Bodens möglich, sei es,. daß diese mit dem Tränk-
‚wasser oder mit den Futterpflanzen aufgenommen werden. Exakte
Versuche liegen jedoch hierüber noch nicht vor.
Von sonstigen äußeren einwirkenden Faktoren wäre noch das
Klima zu erwähnen. Hier faßt man einen ganzen Komplex ver-
schiedener Faktoren, wie Temperatur (Maximum-, Minimum- und
Durchschnittstemperatur), Luftfeuchtigkeit und Niederschlagsmenge,
Luftbewegung nud Luftdruck, Belichtung und Jahreszeitendauer
zusammen, deren Einzelwirkung schwer festzustellen ist.
Nach Zorn wirkt das Klima durch Vermittlung der Hautnerven
auf den gesamten Stoffwechsel der Tiere ein, und zwar verursacht
die Kälte ebenso wie stark wechselnde Wärmeverhältnisse eine stärkere
Haut als die Wärme. Die Diekenzunahme der Haut kann durch ein
auf stärkere Durchblutung zurückgeführtes Wachstum der Ober- und
Lederhaut und durch eine Zunahme des Fettgewebes bedingt werden.
Normale Ernährung ist hierbei vorausgesetzt.
Einen ähnlichen Einfluß wie kaltes soll auch feuchtes, nicht zu
warmes Rlima und die Aufzucht und Haltung der Tiere in kalten
‚Ställen haben. Das subkutane Gewebe und die Lederhaut nehmen
hierbei an Dicke zu, während die Hauttätigkeit zurückgeht, sodaß in-
folgedessen die Haut eine härtere Beschaffenheit erhält.
Die Anschauungen über die Beeinflussung der Haut durch Ein-
wirkung des Klimas sind hauptsächlich auf Grund von Erfahrungen
in der Rinderzucht und -Haltung gemacht, während eingehende Er-
fahrungen und Untersuchungen bei Schafen in dieser Beziehung noch
nicht vorliegen oder keine eindeutigen Resultate liefern. Über die
Beeinflusssung der Haarausbildung bei Schafen werden folgende
Angaben gemacht.
"Nach Pusch ist im warmen Klima das Haar feiner, dagegen in
feuchtem, gemäßigten, namentlich im Seeklima, ist das Haar länger,
dichter und glanzloser. In feuchtem Seeklima nimmt dem gleichen
‚Verfasser zufolge die stark gekräuselte Wolle der feinwolligen Merinos
einen anderen Oharakter an. Dieses läßt wieder auf eine Bernd auEe
‚des Haarsubstrates, der Haut schließen.
Archiv für Natürpeschichte 9
1923 2 6.Heft
18 Dr. Spöttel und Dr, Tänzer:
Nach Duttenhofer bewirkt Wärme eine Diekenzunahme der
Haare. Dieselbe Ansicht vertritt Hunter, welcher angibt, daß ein
feinwolliges Schaf mit diehtem Wollstand bei der Überführung in
warmes Klima einen schütteren Haarstand und grobe Wolle bekommt,
die schließlich in Haar ausarten kann. Häufig soll sich jedoch dieser
Einfluß erst im Verlauf von ein bis zwei Generationen zeigen. Die
entgegengesetzte Ansicht wird von einer Reihe Autoren vertreten,
unter denen G. Duttenhofer die Meinung äußert, daß bei alleiniger
Wirkung von Kälte und unter normaler Ernährung das Haar gröber
wird, während die mechanischen Eigenschaften unverändert bleiben.
Wirken Kälte und Hunger gleichzeitig, so soll das Wollhaar nicht nur
dünner werden, sondern auch an Festigkeit verlieren. Blacklock,
Eisner, Janke, Lasteyrie und andere geben an, daß in kalten,
rauhen Gegenden das hochfeine Merinohaar gröber wird, insbesondere
wird auch darauf hingewiesen, daß in feuchtem Klima eine Ver-
gröberung eintritt. Anderen Angaben zufolge erzeugen feuchte Täler
und Niederungen immer eine gröbere, längere und schlichtere Wolle,
Hochlandgegenden, Bergabhänge und Hochebenen dagegen eine
feinere, kräftigere, elastischere Wolle.
Nach Abildgaard und Viborg ist die Wirkung sehr hoher und
niederer Temperaturen auf die Ausbildung des Vließes gleich. In
sehr heißen und sehr kalten Gegenden ist die Wolle der Schafe grob
und borstig, während z. B. bei denim Lande herumziehenden spanischen
Schafen, die weder starker Hitze noch Kälte ausgesetzt sind, eine
gleichförmige feine Wolle entstanden ist. Auch Clauß gibt an, daß die
Sanftheit und Milde der Wolle außer von der Fütterung vor allem von
dem: milden Klima abhängt. In hohen Gebirgsgegenden sei die Wolle
immer rauh.
Exakte Untersuchungen über Beeinflussung der Wolle durch das
Klima liegen noch nicht vor. Aus den Erfahrungen, die in den letzten
Jahrzehnten in europäischen und außereuropäischen Ländern in
der Zucht des feinwolligen Merino gemacht sind, geht jedoch hervor,
daß sehr hohe und niedrige Temperaturen im allgemeinen die gleiehe
Wirkung auf das Haar auszuüben scheinen. In den Ländern mit
mäßigen Niederschlagsmengen, bei Steppenklima wird die Zucht
auf hochfeine Wolle am besten gewährleistet. Feuchtes wie rauhes
und kaltes Klima führen zu einer Vergröberung des Wollhaares und
auch ein rein tropisches Klima wirkt anscheinend auf die Beschaffen-
heit des Vließes weniger günstig. Ob eine Verfeinerungund Vergröberung
des Haares in den Tropen erfolgt, ist noch nicht festgestellt, wohl aber
ist bei feinwolligen Merinoböcken mit diehtem Haarstand, die nach
den Tropen in Afrika oder Amerika gebracht wurden, eine Reduktion
des Vließgewichtes erfolgt. Vielleicht spielt auch die Lichtwirkung
für die Ausbildung der Wolle eine Rolle. So wird angegeben, daß in
dunklen Ställen gehaltene Versuchstiere eine weißere, sanftere, aber
weniger haltbare Wolle hatten, als die unter normalen Verhältnissen
gehaltenen Tiere. Ob in diesem Fall nieht noch Temperatur, Luft-
feuchtigkeit usw. mitgewirkt haben, ist nieht näher analysiert worden.
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 19
- Von großer Bedeutung für die Beschaffenheit der Wolle ist auch
der Wassergehalt, Salzgehalt und die Durchschnittstemperatur der Luft.
Hierbei handelt es sich jedoch um rein physikalisch-chemische Ein-
wirkungen auf das Haar. Insbesondere verursacht das Wasser, unter-
stützt durch Wärme ein Aufquellen des Haares, also eine Änderung des
Querschnittes desselben. Ob außerdem eine direkte Einwirkung oder
eine indirekte auf dem Wege des Stoffwechsels stattfindet, ist noch
nicht festgestellt. Unterschiede in der Woll- und Hautbeschaffenheit
treten z. B. nach Duttenhofer u. a. hervor bei dauernder Haltung
im Freien und bei Stallhaltung. Bei Weidetieren trat eine vermehrte
Wollbildung in der rauhen Zeit hervor, jedoch soll eine Vergröberung
nicht eintreten. Bei langanhaltender Stallhaltung im Winter verloren
die Vließe etwas an Gewicht, es erfolgte eine Verfeinerung der Woll-
haare. Schlecht genährte, rauh gehaltene, kranke Tiere besitzen ein
langes, glanzloses, hartes, oft geradezu drahtiges Haar. Verbindet
sich mit rauher Haltung reichliche Fütterung, so ist das Haar zwar
glanzlos und lang, aber weich und oftmals wellig, während Tiere bei
gutem Futter und warmem Stalle oder wenn sie bei rauhem Wetter
sorgsam zugedeckt werden, sich durch eine kurze, glänzende Be-
haarung auszeichnen.
Bei den Tieren, die einen periodischen Haarwechsel aufweisen,
erscheint das Winterhaar dichter gegenüber dem Sommerhaar. Nach
Sehwalbe ist die größere Diehtigkeit nicht durch eine größere Anzahl
von Haaren, sondern durch größere Länge und Dicke bedingt. Während
bei den Kulturrassen der Schafe ein streng periodischer Haarwechsel
nicht mehr vorhanden ist, ist doch bei mischwolligen Landrassen ge-
legentlich darauf hingewiesen worden, daß die Winterwolle flaum-
haarreicher ist als die Sommerwolle. So ist bei zweischürigen Zackel-
wollen die im Frühjahr geschorene Winterwolle an Flaumhaar reicher,
weıl sıch im Winter der Schafkörper durch reieblichere Flaumbildung
gegen die Einwirkungen der Kälte schützt. Der Haarwechsel bezw.
die Bildung eines reichlicheren Flaumhaares während der kalten
Jahreszeit setzt physiologische und damit Hand in Hand gehende
morphologische Anderungen in der Haut voraus.
Die Reihenfolge der Aufeinanderwirkung der Faktoren, ebenso
wie die Zeit der Einwirkung der äußeren Faktoren ist für die Aus-
gestaltung der äußeren Merkmale von Bedeutung. Bei den Haustier-
rassen ist die Gestaltung des Phaenotypus in hohem Grade davon
abhängig, in welchem Alter der Tiere die äußeren Faktoren einwirken.
Die Skelettausgestaltung wird z. B. wesentlich bedirgt von der Jugerd-
ernährung. Die Schädigung, die in der Ausbildung des Skelettes zutage
tritt infolge ungünstiger Errährung in der Jugend, wird in späteren
Jahren selbst durch reichliche Ernährung nicht wieder ausgeglichen,
der Phaenotypus bleibt dauernd umgestaltet. Wenn Lämmer durch
ungenügende Ernährung und mangelhafte Haltung in frühester Jugend
inihrer Entwicklung zurückble ben, erhalten sie auch inspäteren Jahren
nach Elsner kein dicht- und reichwolliges Vließ, da eire Menge Haar-
wurzeln zerstört oder nicht zur Entwicklung gekommen sind. Die-
2* 6. Heft
20 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
selbe Erscheinung läßt sich, wie Elsner angibt, auch bei Sommer-
und Winterlämmern feststellen, da auch hier die Fütterung das ver-
schiedenartige Vließgewicht wie auch die Unterschiede im Körper-
gewicht bedingt. Eine Beeinflussung in ähnlichem Sinne geschieht auch
durch zu frühzeitige Geschlechtstätigkeit. a
Die Wirkung des Ernährungsfaktors ist allerdings bei ver-
verschiedenen Rassen nicht die gleiche und allgemein ist festzustellen,
daß die Sensibilität für äußere Faktoren bei verschiedenen Rassen
ganz verschieden ist. Die Beeinflussung durch die Ernährung tritt
bei den hochgezüchteten Kulturrassen in bedeutend stärkerem Maße
hervor als bei den primitiven Landrassen, sodaß also in der Anpassungs-
fähigkeit der Rassen wesentliche Unterschiede bestehen (vgl. die
Fütterungsversuche von 8.v Nathusius una Henseler an Schweinen).
Die Kulturrassen ergeben bei ungünstigen Verhältnissen Kümmer-
formen, die primitiven Rassen nur kleinere, aber doch lebensfähige
Tiere. Ein primitives Landschaf weist bei geringwertigem Futter und
ungenügender Futtermenge in Bezug auf Körperform und Woll-
beschaffenheit nur unwesentliche Veränderungen auf, während z. B.
ein englisches Fleischschaf unter gleichen ungünstigen Bedingungen
wesentlich verändert wird und nur noch eine Kümmerform darstellt.
Während die primitiven Landschafe ihren Wollcharakter auch
bei See- und Höhenklima nicht oder nur unwesentlich verändern, tritt
bei dem Merino eine starke Vergröberung ein; so haben z. B. die Merino-
züchter in Mecklenburg, vor allem in der Zeit, als man auf die höchste
Feinheit der Wolle Wert legte, dauernd dagegen zu kämpfen gehabt,
daß durch das feuchte Klima eine Vergröberung der Wolle eintrat.
Die Einwirkung der äußeren Reize erfolgt also in ganz bestimmter
Richtung und zwar bei verschiedenen Rassen oft weitgehend verschieden.
Dabei werden die Eigenschaften, welche bei bestimmten Rassen in
besonders hohem Maße gesteigert sind, unter ungünstigen äußeren
Bedingungen zuerst reduziert.
Während die verschiedenen Rassen aufäußere Einflüsse verschieden
reagieren, so können andererseits Zuchten derselben Rasse unter ver-
schiedenartigen Finflüssen ein verschiedenes Aussehen gewinnen. So
ist z. B. ein wesentlicher Unterschied, ob Leineschafe auf Sandstein-
oder Kalkboden gehalten werden. In ersterem Fall ist der Knochenbau
bedeutend schwächer und die Wolle feiner als im letzteren. Im Grunde:
handelt es sich jedoch auch hier wohl hauptsächlich um Beeinflussung
durch verschiedenartige Ernährung, da auf dem Sandsteinboden mit
denFutterpflanzen und Trinkwasser dem Tierkörper nur eine gerirgere
ne mineralischer Substanzen zugeführt wird als auf dem Kalk-
. boden.
Unter ökologischen Konvergenzerscheinungen bei den Haustieren.
versteht man nach Kronacher die Tatsache, „daß schon normaler-
weise gleiche und ähnliche Lebens- und Zuchtbedingungen Analogien
in der Form und den Nutzungseigenschaften der Individuen der ver-
schiedensten an den gegebenen Örtlichkeiten lebenden Tiergattungen
nsch sich ziehen“, Bei eingeführten Rassen, die aus andersartigen
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. »1
Lebensverhältnissen stammen, treten Veränderungen ein, die in der
‚Richtung. der Rasseneigentümlichkeit der einheimischen liegen. So
z. B. nehmen die englischen Fleischschafrassen bei Haltung introckenem
'kontinentalen Klima bedeutend an Wuchs, Masse, Frühreife und Mast-
fähigkeit ab, ebenso verändern die englischen Langwollschafe nach
Kronacher ihre lange glänzende Bewollung, wenn sie aus dem See-
klima gebracht werden. Auch bei dem Merino läßt sich feststellen,
daß bei Haltung in rauhen unwirtlichen Gebirgsgegenden oder im See-
klima mit reichlichen Niederschlägen eine starke Zunahme der sogen.
‚Hosenhaare eintritt, sodaß also eine gewisse Annäherung an die misch-
wolligen Rassen damit stattfindet. Während die primitiven Land-
‚schafe mit ihrer festen Konstitution und Widerstandsfähigkeit, aber
gröberen Wolle und geringen Mastfähigkeit dem Leben unter rauheren
Bedingungen angepaßt sind, werden hochgezüchtete Wollschafe in
‚der angegebenen Richtung durch das Milieu verändert. Da das Land-
schaf der primitivere Typ ist, aus dem sich erst; das Wollschaf ent-
‚wickelt hat (vgl. unten), so würde es sich also bei der oben genannten
Abänderung um eine Annäherung an den ursprünglichen primitiven
Typ, um eine Zurückdifferenzierung handeln. Daß die Umstellurg
auf primitivere Typen nicht plötzlich, sondern allmählich erfolgt, ist
auf die Nachwirkung des früheren Milieus zurückzuführen.
. Diedurch Änderung des Milieus erzeugte Modifikation versch wirdet
in der folgenden Generation, wenn der betr. Reiz nicht mehr wirkt.
Wenn ein englisches Fleischschaf urter urgünstige Lebersbedirgurgen
gebracht wird, verliert es die starke Bemuskelurg urd Fettproduktion
im Fleisch: Frühreife wie Mastfähigkeit werden herabgesetzt. In der
folgenden Generation werden, wenn der betr. Reiz nicht mehr wirkt
(in diesem Falle die ungünstigen Lebensverhältnisse) die ursprünglich
der Rasse eigentümlichen Eigenschaften, wie Mastfähigkeit und
..Frühreife wieder in Erscheinung treten.
. Wiederum wird, wenn das veränderte Milieu längere Zeit ein-
wirkt, die Annäherung an die demselben argepaßte Rasse schritt weise
erfolgen und auch umgekehrt wird dann die Wiederanräherung an das
ursprüngliche Milieu erst im Laufe einiger Generationen möglich sein.
Speziell die Frühreife kann bei schlechter Errährurg oft für
mehrere Generationen verloren gehen (Kronacher). Nach Alverdes
ist die Nachwirkung für die Züchtung von großer Bedeutung. Nur
durch sie ist nach ihm die oft außerordentliche Steigerung der Kunst-
rassen möglich. Ohne Selektion, nur mit Hilfe der Nachwirkung kann
sich die Hebung einer Rasse vollziehen.
Nicht allein bei reingezogenen Tieren spielt das Milieu eine wichtige
Rolle, sondern auch dann, wenn man durch Kreuzung wertvolle Eigen-
schaften der einen Rasse mit denen einer anderen vereinigen will.
Wenn eine erwünschte Eigenschaft in einem Milieu auftreten
‚kann, so ist damit noch nicht gesagt, daß sie auch in dem Milieu jener
Rasse erscheinen muß, auf welche. diese Eigerschaft übertragen werden
soll. Als Beispiel dafür ist die Kreuzung primitiver mischwolliger
‚Landschafe mit englischen. Fleischschafen anzuführen in Gegenden,
6. Heft
22 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
die ein unwirtliches Klima haben und den Tieren nur eine, zwar den
Landschafen, nicht aber den englischen Fleischschafen genügende
Ernährung bieten. Während in Gegenden mit Seeklima und Marsch-
weiden die Kreuzungsprodukte wertvolle Eigenschaften der englischen
Fleischschafe zeigen, treten diese unter den obigen primitiven Lebens-
verhältnissen ganz zurück und die folgenden Generationen zeigen
wieder die Eigenschaften des primitiven Landschafes. Ähnliches gilt
zum Teil auch für die Merinofleischschafe, die nur dann die von dem
englischen Blut ihrer Vorfahren überkommene Anlage zur Frühreife,
Mastfähigkeit und vollen Formen zeigen, wenn ihnen eine genügende
Ernährung (Kraftfutter) geboten werden kann.
Dafür, daß bei Milieuwechsel der Phänotyp sich ändert, sprechen
bei Schafrassen die oben angeführten Beispiele der Fleisch-
und Wollschafe. Damit ist noch nicht gesagt, daß sich auch die
Reaktionsnorm geändert haben muß, die Änderung bleibt nur so lange
bestehen, als das veränderte Milieu wirkt. Man kann nicht davon
sprechen, daß bei genotypisch einheitlichem Material eine direkte
Anpassung der Reaktionsnorm erfolgt ist. Bleibt eine dauernde Ver-
änderung bestehen, so ist wahrscheinlich, daß Populationen ver-
handen waren, die aus einem Genotypengemisch bestanden und durch
Selektion sind die betreffenden isoliert worden, oder es hat eine Parallel-
induktion beziehungsweise eine mutative Abänderung stattgefunden.
Bei gleichem Wechsel äußerer Faktoren ergibt sich, wenn gleiches
oder ähnliches genotypisches Material vorliegt, eire Variation in
gleicher oder ähnlicher Richtung; es wird die gleiche Modifikation
ausgebildet (Gruppenvariabilität). Ist in einer Meriroherde allgemein
die Ernährung ungenügend, so wird eine Verfeinerurg des Haares
bei sämtlichen Tieren eintreten, wenn die genotypische Veranlagurg
bei allen die gleiche war oder andererseits wird durch Halturg der
Merinos im Pferch und unter ungünstigen klimatischen Verhältnissen
allgemein eine Vergröberung der Wolle stattfinden. ;
Unterschiede in der Veranlagung zur Futterausnutzurg werden
sich in dem ersten Fall bei der Einwirkung ungünstiger Errährungs-
verhältnisse derart zeigen, daß dieWirkunrg bei guten Futterverwertern
weniger stark hervortritt als bei schlechten.
Dafür, daß auch eine genotypische Änderung unter denselben
Verhältnissen, wie oben erwähnt, erfolgen kann und daß eine solche
Veränderung nicht nur auf Individuen einer einzigen Lokalität be-
schränkt zu sein braucht, sondern sich gleichzeitig in mehreren räumlich
von einander getrennten Orten vollzieht, beweist das Auftreten der
Mauchamps-Schafe in verschiedenen französischen Merinoherden und
ferner das Auftreten der Faltenbildung in den verschiedensten Merino-
herden Europas.
"Andererseits können aber auch unter gleichen äußeren Bedingungen
nur vereinzelte neue Genotypen entstehen, während die übrigen Indi-
viduen der Herde nicht verändert werden. Ein derartiger Fall liegt
bei der Rasse der Anconschafe vor, die sich auf ein Tier zurückführen
läßt, worauf wir später noch näher eingehen werden. Entweder hatten
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw.. 23
die Keimzellen gewisse Unterschiede in der Art des Reagierens oder die
Faktoren, welche die Keimzellen zu neuer Mutation anregten, waren
bei den verschiedenen Individuen von ungleicher Stärke.
Derartige plötzliche Änderungen der Reaktionsnorm, die Ent-
stehung eines neuen Genotypes wird bekanntlich als Mutation be-
zeichnet. Als besonders charakteristisches Beispiel einer solchen atıs
der Geschichte der Schafrassen ist das Mauchamps-Schaf anzusehen.
Allerdings wird die Entstehung der Mauchampsschafe oder Merinos
soyeux verschieden gedeutet. Darwin bezeichnet sie als spontane
Variation, Settegast als Neubildung der Natur, Keller als Mutation,
Plate als plötzliche komplexe Habitusänderung und Krämer als eine
durch Rückschlag und durch atavistische Vorgänge entstandene
Bildung, die entweder auf gelegentliche Einkreuzung von Lincoln-
und Leicesterschafen zurückgeht, oder aber auf Formen, die wir schon
im klassischen Altertum finden. Nach Krämer handelt es sich um
einen typischen zoologischen Mutationsatavismus.
Die Rasse der Mauchamps-Schafe wurde 1828 durch einen fran-
zösischen Merinobock begründet. Sie zeichnet sich durch lange flach-
bogige glänzende Merinowolle aus. Die Neigung zur Bildung derartiger
Wollen bestand in verschiedenen Herden französischer Merinos, jedoch
merzte man derartige Tiere aus, während jener Bock in Mauchamps
zur Zucht benutzt wurde. Eine Zeitlang wurden die Mauchamps rein
weitergezüchtet, bis sie schließlich ausstarben. Die ursprürglich ent-
standenen Mauchamps hatten nach Dar win große Köpfe, lange Hälse,
lange Hüften, schmale Brust. Diese Fehler wurden aber später durch
Kreuzung und Zuchtwahl beseitigt.
Einen anderen Fall einer Mutation stellt das schon erwähnte
Anconschaf dar. Nach Dar win wurde 1791 in Massachusetts ein Lamm
mit kurzen krummen Beinen und einem langen Rücken wie ein Dachs-
hund geboren. Dieses eine Lamm stellt den Stammvater der Arcon-
rasse dar. Bei der Kreuzung mit anderen Rassen gleicht die Nach-
kommenschaft mit wenigen Ausnahmen einem der beiden Eltern (nach
Humphrey bei Darwin). Die Rasse wurde rein weitergezüchtet. Da
diese Schafe nicht über die Hürden springen konnten, glaubte man in
ihnen eine wertvolle Rasse zu züchten; später wurden sie von Merinos
ersetzt und sind ausgestorben. Krämer und Keller bezweifeln
allerdings die Exssterz des Anconschafes und H. v. Nathusius hält
es für eine rhachitische Form.
Während in den beiden oben angeführten Fällen des Mauchamps-
und Ancon-Schafes die mutative Änderung des Genotyps plötzlich in
ganzer Vollkommenheit auftrat und eine weitere Ste'gerurg in den
folgenden Generationen nicht mehr erfolgte, können bei Schafrassen
andere mutative Veränderungen angeführt werden, die erst in einigen
Generationen ihre höchste Entfaltung erlangten. Hier wäre z.B.
die Ausbildung der Falten der Negretti zu erwähnen. Zurächst trat
ein etwas größerer Hautreichtum in Erscheinung und es wurden die
Tiere zur Weiterzucht ausgewählt, die in besonders starkem Maße
schon eine Faltenbildung aufwiesen. In den späteren Generationen
6. Teft
24 IA Dr. Spöttel und Dr, Tänzer:
wurden schließlich Tiere herausgezüchtet, deren Körper über und über
mit Falten bedeckt war.
Es ist hierbei noch darauf en, daß hier Fakeriktiaii
in ihrer höchsten Ausbildung als eine überzüchtete pathologische, auf
mutativem Wege entstandene Erscheinung aufzufassen ist, die auf
Grund der Eigenheit des menschlichen Geschmackes Zuchtwert er-
halten’ hat. Um eine Abnormität handelt es sich ja auch bei dem
Ancon-Schaf, das sich in freier Natur nicht gehalten hätte.
Als ausgeprägte Mutation sieht Kronacher die hornlose Heid-
schnucke an. Vielleicht sind. sämtliche hornlose Rassen, soweit die
Hornlosigkeit ihnen nicht durch Kreuzung übertragen worden ist,
auf mutativem Wege aus gehörnten entstanden. Bei manchen Rassen
ist erst im Laufe ihrer Entwicklung und Züchtung die Hornausbildung
reduziert worden. Beim Karakul z. B. sehen wir heute noch in vielen
Zuchten gehörnte und ungehörnte Tiere nebeneinander nebst den
verschiedensten Übergängen. In einigen Zuchten ist durch planmäßige
Zuchtwahl die..Hornausbildung mehr und mehr reduziert worden,
sodaß heute die ungehörnten Tiere bei weitem überwiegen. Nicht als
Sprungmutation, sondern durch allmähliche Änderurg des Keim-
plasmas scheint. die Hornlosigkeit der Schafe entstanden zu sein.
Es liegt jedoch auch die Möglichkeit vor, daß. zurächst die Horn-
losigkeit auf mutativem Wege entstanden ist, und daß dann die ver-
schiedenen Zwischenformen zu erklären sind als eine Population von
Kreuzungsformen der Mutanten mit gehörnten Formen, deren Horn-
bildung durch eine Reihe gleichsinniger Faktoren entstanden zu
denken ist.
Die Ausbildung gerader, um die eigene Achse gedrehter und seit-
lich vom Kopf abstehender Hörner, wie sie für das ursprürgliche
Zackelschaf charakteristisch ist, hat man als Mutation aufzufassen,
die jedoch nicht in der jetzigen Ausbildung plötzlich aufgetreten ist,
sondern im Laufe der Generationen allmählich eine Steigerung erfahren
hat. Anscheinend ist die Neigung zur Ausbildung gerader gedrehter
Hörner an verschiedenen Orten hervorgetreten.
Die bei vielen Schafrassen vorhandene Langschwänzigkeit ist,
woraufMartell hinweist, als eine im „Hausstand erfolgte Veränderung“
aufzusfasen, da die Wildschafe kurzschwänzig sind. Diese Erscheinung
steht in gewissem Gegensatz zu der sonst infolge Domestikation auf-
tretenden Kurzschwänzigkeit. _Es müssen im Laufe der Rassenent-
wicklung auch bezüglich der Schwanzbildung Abänderungen im
Keimplasma vor sich gegangen sein, derart, daß bei den verschiedenen
Rassen teils ‚Langschwänzigkeit, teils Fettschwanz oder Fettsteiß-
bildung eintrat.
Die Langohrigkeit ist gleichfalls als Zeichen langer Domestikation
anzusehen und steht in Parallele zu den herabhängenden Ohren der
Hunde und Schweine. Auch hier wird es sich bei Umgestaltung der
kurzen Stehohren der Stammformen um eine Summierung von
Mutationen handeln. hi
Rassenanalytische Untersuchnngen an Schafen usw. 25
‚* Vielleicht hat man auch auf mutative Abänderungen des Keim-
'plasmas die Entstehung des Lammvließes der Karakulschafe zurück-
zuführen. David hält dieses für das Resultat einer bestimmten durch
‚Selektion erhaltenen Züchtung und sieht es an als ein „Kunstprodukt“
wie unsere modernen Wollen. Die Ausbildung einer Lockung des Lamm-
vließes ist mehr oder weniger bei anderen Rassen, z. B. dem Zackel
angedeutet, sodaß es auch für die Entstehung des Karakullammvließes
"wahrscheinlich ist, daß eine kontinuierliche Weiterentwicklung statt-
gefunden hat, und man in dieser Ausbildung nur die extreme
Variante zu sehen hat.
| Die bei unseren Hausschafrassen vielfach zu beobachtenden
Farbvarietäten und Leuzismen sind wohl als durch Domestikation
bedingte Verlustmutationen aufzufassen.
Als Mutation ist ferner das feinwollige Merino-Schaf aufzufassen,
worauf wir später noch eingehen werden.
Der Züchter sucht gewisse Mutationen zu isolieren und zu erhalten.
Für die Entstehung solcher wird die Umwelt die Bedeutung haben,
daß sie entweder fördernd oder hemmend auf die Ausbildung einwirkt.
‚In der freien Natur variieren die Arten ebenso wie unter Kultur-
bedingungen; nur sucht der Züchter die verschiedenartigsten Muta-
tionen der Haustierrassen zu erhalten, während diese in der Natur
ausgemerzt werden.
Das oben angeführte Beispiel der Entstehung der faltigen Ne-
grettis beleuchtet zugleich die Frage, ob bei den Mutationen, welche
zu einer Weiterentwicklunrg führen, sich die Reaktionsnorm richturgs-
los bald in dieser, bald in jener Hinsicht ändert oder ob die ent-
re Mutationen in bestimmter Richtung aufeinanderfolgen.
ower fand, daß Mutationen die Reaktionsnoım nicht rach allen
Seiten, sondern nur in bestimmter Richturg verärdern ur.d auch in dem
erwähnten Beispiel liegen keire Arhaltspurkte dafür vor, daß
Mutationen auch in anderer Richtung gelegen haben als in der einmal
‚eingeschlagenen. |
Man kann bei Schafrassen feststellen, daß Mutanten immer in
Richtung des einmal eingeschlagenen W eges liegen und daß Mutationen
in entgegengesetzter Richtung, anscheinend wenigstens, urmöglich
sind. So hat man in der Geschichte der englischen Zucht keinerlei
Hinweis darauf, daß aus den ursprünglichen Rassen irgendwann ein
Typ entstanden ist, der sich durch ähnliche Feinheit des Wollhaares
auszeichnete wie die Merinos und den man dann in der Züchtung
zu erhalten suchte. Wahrscheinlich wird das Milieu, insbesondere die
klimatischen Faktoren, hindernd auf die Ausbildung derartiger Geno-
typen gewirkt haben und die Entwicklung hat, begünstigt durch hervor-
ragende äußere Verhältnisse, insbesondere durch reichliche Ernährung,
‚den Weg zur Fleischproduktion, Mastfähigkeit und Fırühreife ge-
nommen. |
Andererseits ist es nicht gelungen, aus dem spanischen Merino
heraus durch reine Selektion ein Schaf zu züchten, das ähnliche Eigen-
‚schaften wie die englischen Fleischschafe aufweist.. Die Mutanten liegen
6. Heft
26 Dr, Spöttel und Dr. Tänzer:
hier anscheinend nur in Richtung auf Haar und Hautbeschaffenheit,
die ihrerseits im Gegensatz stehen zu hervorragender Mastfähigkeit und
Fleischproduktion.
Führt man einige der wichtigsten Nutzrassen unserer Hausschafe
mit Hilzheimer, Reinhardt u. a. auf das O. Vignei zurück, so wäre
anzunehmen, daß ursprünglich aus dem stichelhaarigen Schaf Mu-
tanten hervorgegangen sind, die in verschiedenen Richtungen
divergierend liegen, vielleicht begünstigt durch verschiedenartige Lebens-
lage. Einesteils könnten Rassen mit der Neigung zur Mastfähigkeit
und Frühreife, andererseits mit .der zu größerer Wollfeinheit und
reinem Wollvließ hervorgehen. Dann aber ist innerhalb der beiden
Linien die einmal eingeschlagene Mutationsrichtung beibehalten
worden.
Bezüglich der Erhaltungsfähigkeit einer einmal aufgetretenen
Mutation ist es wichtig, ob diese dominant oder rezessiv ist. Bei den
Ancon- und Mauchamps-Schafen sollte es sich um dominante Mutanten
gehandelt haben, jedoch sind darüber vorhandene Angaben nicht ganz
sicher. Das feine Wollhaar der Merinos ist dagegen nicht als voll-
kommen dominant anzusprechen, vielmehr ergibt es bei Kreuzung
mit Stichelhaar oder Mischwolle Formen, die teils eine Mittelstellung
einnehmen, teils mehr oder weniger dem einen Elter zuneigen. Ähnliche
Verhältnisse kann man auch bezüglich Frühreife und Mastfähigkeit
bei der Kreuzung mit englischen Fleischschafen beobachten, immerbin
scheinen hier die Werte mehr zwischen dem Mittelwert und den ge-
nannten Eigenschaften der englischen Fleischschafe zu liegen.
Einer Mutation liegt eine mehr oder minder große Umlagerung
der chemischen Anordnung des oder mehrerer Gene zugrunde.
Nach Alverdes können zwei Individuen wohl bezüglich irgend
eines Merkmales genotypisch gleich sein, aber nur sehr selten bezüglich
aller Gene. Auf Grund von Untersuchungen von Schafen in Reinzuckt,
wie in Kreuzung sind wir zu der Anschauung gelangt, daß auch be-
züglich eines Merkmales kaum eine vollkommene genotypische Gleich-
heit vorkommt. Es hat den Anschein, als ob bei Schafrassen
Schwankungen des Genotyps stattfinden. Man kann sich vielleicht vor-
stellen, daß im Gen nach Art der komplizierten organischen Ver-
bindungen Schwankungen in der Zusammensetzuug vorkommen, die
sich in gewissen individuellen Verschiedenheiten bestimmter Merk-
male äußern, selbst dann, wenn die Lebenslage die gleiche bleibt.
Außerdem werden auch dann, wenn man versucht, die Lebenslage
so einheitlich wie möglich zu gestalten, doch immer größere oder kleinere
Unterschiede derselben vorhanden sein, welche genügen, um das
Reaktionsprodukt, nicht aber die Reaktionsnorm bis zu einem gewissen
Grade verschiedenartig zu gestalten. Innerhalb einer Zucht kann bei
genotypisch einheitlichem Material auch hierauf ein gewisses Variieren
der Merkmale zurückgeführt werden.
Nach Martell kann das Schaf unter den Haustieren als dasjenige
bezeichnet werden, welches der künstlichen Zuchtwahl am wenigsten
Widerstand bot, das demgemäß auch die stärkste züchterische Wandlung
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 297
durchgemacht und unter den Haustieren die größte Zahl von Rassen
‚geliefert hat.
Die große Mutabilität des Genotypus, die man auch beim Schaf
beobachten kann, ebenso wie auch die große Variabilität des Phaeno-
typus werden vielfach als allgemein charakteristisch für Haustiere an-
gesehen. Demgegenüber ist jedoch darauf hinzuweisen, daß bei wild
lebenden Arten meist nur eine geringere Zahl zur vergleichenden Unter-
suchung zuı Verfügung steht, daß vielleicht derartige Geno- und Phaeno-
typen nicht erhaltungsfähig sind und infolgedessen durch natürliche
Zuchtwahl ausgemerzt werden, während sie bei domestizierten Arten
durch die Zuchtwahl des Menschen erhalten werden. Es können selbst
Erscheinungen, die als pathologisch anzusprechen sind, erhalten und
in gewissen Zuchten vorherrschend werden, weil der Züchter glaubt,
durch sie irgend welche Vorteile zu erlangen (Falten-Negretti).
Wo an wildlebenden Arten variationsstatistische Untersuchungen
ausgeführt sind, hat sich auch bei diesen eine große Variationsmöglich-
keit herausgestellt, sodaß diese vielleicht als eine der hochkomplizierten
organischen Substanz eigentümliche Eigenschaft aufzufassen ist.
Andererseits muß darauf hingewiesen werden, daß bei domestizierten
Tieren die Milieu-Faktoren noch mannigfaltiger sind als in freier Natur,
da außer diesen hier noch die Haltung, planmäßige Zucht usw. mit-
spielen.
Im Gegensatz zu den bis jetzt betrachteten Mutationen innerhalb
derselben Rasse, die Plate als Idiomutation bezeichnet, nennt letzterer
die durch Faktoren-Kombination entstehende Amphimutation. Beide
züchten rein weiter, die letztere jedoch erst dann, wenn der homozygote
Zustand erreicht ist (Alverdes). Für manche Formen läßt sich ein
. homozygoter Zustand deshalb nicht erzielen, weil die gewünschte Eigen-
es nur bei heterozygoten auftritt. (Blaue Farbe der Wensleydale-
Schafe.)
Analyse der Schafrassen.
Nachdem wir in den bisherigen Ausführurgen.die für die Aus-
gestalturg äußerer Meı kmale wirksamen inreren urd äußeren Faktoren,
ınsbesondere von Haut und Haar, erörtert haben, wollen wir versuchen,
nnter Anwendung dieser Gesichtspurkte eine rassenanalytische Be-
trachtung unserer wichtigsten Hausschafe zu geben.
Über die Entstehung der Schafrassen sind die verschiedensten
Ansichten geäußert worden. Germershausen vergleicht das Vließ
unserer domestizierten Schafe mit dem Haarkleid der Wildschafe
z. B. dem Argali und stellt verschiedenartige Entwicklungs wege fest.
Teils hat sich das grobe Haar der Wildschafe allein verändeıt, ist lärger
und milde geworden und ähnelt dann dem Ziegenhaar, teils ist die
feine Unterwolle der Wildschafe lärger ausgebildet werden, sodaß
nach seiner Angabe das zahme Schaf Haare und Wolle trägt, teils hat
diese Unterwolle gänzlich die Oberhand gewonnen und die Haare
‚sind verschwunden. |
6. Heft
98 Dr, Spöttel und Dr, Tänzer:
-. Für die Entstehung der Schäfrassen mit ihrer verschiedenartigen
Behaarung sind eine Reihe von Ursachen angegeben worden. Für die
Ableitung des Wollvließes aus dem stichelhaarigen Kleid der Wild-
‚schafe führt Germershausen folgende Momente an: „Hatte der
Zufall einmal eine Abänderung bewirkt und die Ursachen als Rlima,
Boden und Behandlung dauerten fort, so mußte der Übergang auch
fortwährend unterstützt und der Unterschied noch größer werden.
Auf diesem Wege wurde wieder der Grund zu neuen Verschiedenheiten
gelegt und spezielle Abänderungen unterstützt.“
Nach Duttenhofer sind für die Entwicklung der verschiedenen
Wollen aus dem stichelhaarigen Kleid der Wildschafe Klima und Tem-
peratur, Qualität und Quantität des Futters, Pflege, Haltung und
Zuchtwahl verantwortlich zu machen; er schreibt jedoch diesen Fak-
toren ungleich große Bedeutung zu. Klima und Wärme haben auf die
Zusammensetzung des Haarkleides.der Wildformen größeren Einfluß
und es ist wahrscheinlich, daß bei den ersten domestizierten Herden
durch verschiedenartige Haltung eine ähnliche Veränderung des Haar-
kleides stattfand, wie sie durch das Klima allein bedingt wird. Durch
Schutz vor der Kälte und der Schwüle der heißen Jahreszeit konnte
ein mehr gleichförmiges und daher nützlicheres Vließ hervorgebracht
werden. Die Erfahrung, daß die Wolle an Wert und Nutzbarkeit bei
weitem dem groben Haar überlegen ist, wird nach Duttenhofer
die Schäfer der Urzeit darauf geführt haben, auf diese Einflüsse des
Klimas acht zu geben. Wenn auch nach seiner Ansicht keire Versuche
in dieser Richtung angestellt worden sind, se trugen doch die Wan-
derungen der Schafe zur Erreichung eines mehr gleichartigen Vließes
bei, denn diese wanderten bis zur Mitte des Sommers von Süden gen
Norden und bis zur Mitte des Winters von Norden gen Süden, sodaß
sie immer in einem ziemlich gleichmäß'gen Klima gehalten wurden.
Während Duttenhofer der Qualität und Quantität des Futters
wie auch der Pflege und Haltung nur eine geringe Bedeuturg für die
Entstehung der verschiederartigen W ollvließe zuspricht, hält er die
Zuchtwabl für das hauptsächlich wirkende Prinzip. Da nach seiner
Ansicht Gleiches immer Gleiches hervorbrirgt, so wählten die Schäfer
früherer Zeiten solche Tiere zur Zucht aus, welche weit weniger grobe
Haare aufwiesen als andere und einen starken Wollpelz in jeder Jahres-
zeit trugen. Indem ständig an diesem Grundsatz-festgehalten würde,
trat schließlich eine wesentliche Veränderung des Vließes ein und
man erhielt eine Rasse, welche entweder ausschließlich oder nahezu
nur Wolle trug. Neben der Qualität der Wolle wurde bei der Zucht-
wahl auch endlich die Quantität berücksichtigt. |
Die große Bedeutung der Zuchtwahl für die Entstehung der jetzt
bestehenden Typen der Schafe hebt von Weckherlin hervor. Als
Beispiel gibt er an, daß bei den spanischen Merinos zarte und nicht sehr
weich und stark bewollte Lämmer ausgemerzt wurden. Neben der
Zuchtwahl hat auch die Haltung und Ernährung nach seiner Ansicht
eine Rolle mitgespielt. Die ursprünglichen Schafrassen der Gebirge,
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 99
Niederungen usw. sind durch die verschiedenen äußeren Einflüsse ent-
standen.
Auch Keller und Reinhardt betonen die große Bedeutung der
Zuchtwahl für die Entstehung unserer heutigen Schafrassen. Dem-
gegenüber wollen Blacklock und Haumann der Wirkung äußerer
Faktoren die größte Bedeutung zuerkennen.
Blacklock führt als Beispiel für die Wirkung klimatischer Fak-
toren auf die Abänderung einer Rasse die weißköpfigen Schafe von
Galloway an. Während diese in früherer Zeit in dem ganzen Gebiet
von Galloway vorkamen, finden sie sich heute nur noch in den Nie-
derungen; auf den Höhen dagegen ist jetzt eine schwarzköpfige Rasse
mit gröberer Wolle anzutreffen. Blacklock ist der Ansichi, daß
durch Einwirkung des Hochlandklimas und vielleicht der Ernährung
diese Veränderung der Rasse vor sich gegangen ist. Demgegenüber
glaubt jedoch Culley, daß das dunkelköpfige Schaf der früheste Be-
wohner der schottischen Gebirge gewesen ist.
Nach Blacklock hat jede Veränderung des Klimas eine besondere
Eigentümlichkeit der Schafrasse hervorgerufen, die sich wieder durch
eine Veränderung der Örtlichkeit abändern kann: ‚Wo die atmo-
sphärischen Einwirkungen unverändert bleiben, können wir trotz Be-
mühens die Rasse nicht abändern. Unter einem veränderlichen Klima
sind wir imstande, es nach unserem Willen umzugestalten, obschon
auch in diesem Falle fortgesetzte Anstrengungen erforderlich sind,
um es für eine gewisse Länge der Zeit in einer unveränderlichen Ge-
staltung zu erhalten.“
Nach Haumann verursachen Klima, Örtlichkeit und Ernährung
Veränderungen des ganzen Habitus, wie auch der Wolle der Schafe
und „wenn diese Einflüsse geraume Zeit ohne Unterbrechung auf die
Nachkommen einwirkten, eigneten sie sich diese Umgestaltung so fest
und unwandelbar an, daß diese als eigentümliche Merkmale von Ge-
schlecht zu Geschlecht fortgepflanzt wurden.“ Außerdem wirkte nach
Haumann jedoch auch der Mensch in der Art ein, daß er hauptsächlich
‘solche Tiere fortpflanzte, die erwünschte Veränderungen zeigen. „Es
entstanden so, indem durch fortgesetzte Vereıbung diese Umgestaltung
ständiges. Eigentum der Nachkommen wurde, besondere, festssehende
Rassen.“
‘Nach A. Steiger ist es wahrscheinlich, daß das asiatische südliche
Klima und Futter, ebenso auch die Züchtung, die Entstehung des edlen
elastischen und haltbaren Wollhaares der sich von äsiatischen W ild-
schafen ableitenden spanischen Merinorassen bewirkt haben. Ähnlich
äußert sich auch Bohm, welcher für die Entstehung der einzelren heute
vorhandenen Rassen und Schläge teils die Wirkung äußerer Faktoren
wie Klima, Haltung, Fütterung, teils Zuchtwahl oder Kreuzung ver-
schiedener ’Rassen ’annimmt, je nach der bestimmten Rasse legt er
auf den einen oder anderen Faktor größeren Wert.
6. Heft
30 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
Für die Entstehung der verschiedenen Schafrassen hat F. Schmidt
drei Wege angegeben:
1. Die Veränderung der ursprünglichen Rasse wira durch die
veränderte Lebensweise, Ernährung und Nutzung bedingt.
2. Die Natur bringt an einzelnen Tieren Abweichungen hervor,
die sich erhalten und fortpflanzen können, vor allem dann, wenn
Tiere mit gleichen Abweichungen miteinander gepaart werden.
3. Aus der Paarung verschiedener Rassen können Nachkommen
entstehen, die von den Eltern abweichende Eigenschaften besitzen,
die sich fort vererben.
Diese Anschauungen sind gegenüber den meisten übrigen älteren,
vielfach einseitigen und veralteten Ansichten als außerordentlich modern
anzusprechen und decken sich mit den Ansichten, zu denen man unter
Berücksichtigung der Erkenntnis der modernen Erblichkeitslehre und
Anschauung über Rassen und Artbildung gekommen ist.
Nach Kronacher sind allgemein die Rassen der Haustiere aus
der verschiedenen Veranlagung der ursprünglichen Formen durch Zucht-
wahl in Reinzucht, Inzucht und Kreuzung entstanden, sowie ferner
durch Einwirkung natürlicher und wirtschaftlicher Einflüsse der Um-
gebung, insbesondere durch, Haltung und Fütterung.
Nach Alverdes entstanden die Kulturrassen der Haustiere in
ihrem jetzigen Phaenotyp
1. durch Selektion derjenigen Genotypen, welche hinsiehtlich des
oder mehrerer Merkmale und zugleich durch Nachwirkung auf die ge-
gebene Lebenslage optimal reagierten.
2. Durch Kreuzung verschiedener Rassen, durch welche unter
Umständen günstige Merkmale in einem Stamm vereinigt wurden.
Selektion und Kreuzung sind die beiden Wege, auf denen die
Schafrassen herausgezüchtet sind oder auch beide Wege können zu-
sammen eingeschlagen sein; ferner spielt der Transport in andere
Milieuverhältnisse eine wichtige Rolle, durch den meist absichtslos
eine Änderung des Phaenotypssich vollzieht und durch Parallelinduktion
eine Umgestaltung des Keimplasmas erfolgen kann. Nach ihrer phaeno-
typischen und genotypischen Beschaffenheit sind die verschiedenen
Schafrassen anzusehen als
1. reine Phaenovariationen, bei denen auf Grund von Milieu-
änderung eine Umgestaltung des Phaenotyps, nicht aber des Genotyps
verbunden ist, N
2. als Genophaenovariationen, bei denen parallel mit der Änderung
des Genotyps der Fhaenotyp verändert ist und zwar kann die Änderung
des ersteren entweder als Mutation oder als Faktoren-Kombination
verschiedenartiger Genotypen aufgefaßt werden und |
3. als Genophaenovariationen verbunden mit Phaenovariationen.
Die genotypische Beschaffenheit und die Lebenslage sind also die
wirksamen Komponenten.
Auf die Gestaltung der Schafrassen hat ferner fördernd oder
hemmend die Nachwirkung gewirkt.
Rassenanalytische Untersuehungen an Schafen usw, 31
.. Imfolgendensoll nun versucht werden, die Entstehung der einzelnen
Rassen, soweit sich Anhaltspunkte dafür haben finden lassen, nach den
oben erwähnten Gesichtspunkten klarzulegen.
Zur Einteilung der Schafrassen hat man eine Reihe von Gesichts-
unkten gewählt, die sich zum größten Teil'auf äußere morphologische
erkmalestützen, wie z.B. Schwanz-, Horn- und Haarbildung und zum
Teil hat man auch die Herkunft und Abstammung zur Einteilung be-
nutzt. Eine befriedigende Systematik ist jedoch bis heute noch nicht
gefunden. Da in unserer Betrachtung Haut und Haar im Vordergrund
stehen, so wählen wir die Haarbeschaffenheit als Einteilungsprinzip,
wenn wir uns auch bewußt sind, daß eine solche Einteilung keineswegs
eine natürliche Systematik gewährleistet, da ja bezüglich Haarbildung
verschiedentlich Konvergenzbildungen haben auftreten können.
Auch Lehmann unterscheidet Haarschafe, mischwollige, grannen-
haarige, schlichtwollige Schafe und Merinos, von denen die letzteren
sich durch gekräuselte Welle, die nur aus marklosen Wollhaaren be-
steht, auszeichnen. Die Bezeichnung ‚„schlichtwollig‘‘ soll hier die
Kräuselungsform andeuten, während wir sie hinfort nur mit Bezug
auf die Zusammensetzung der Wolle verwenden werden, sodaß also
die Merinos nur eine Unterabteilung der schlicht- oder reinwolligen
Schafe, gewissermaßen die extremste Form derselben darstellen würden.
Wie wir noch darlegen werden, zeigen gewisse schlichtwollige noch
ausgesprochene Anklönge an mischwollige Schafe, sodaß also diese
Scheidung nicht scharf durchzuführen ist. Auf Grund der Kıäuselung
läßt sich die oben erwähnte Scheidung noch weniger durchführen,
da wir ja bei den verschiedenen Zuchten der Merinos und auch innerhalb
derselben Herde die verschiedenartigsten Kıäuselungsioimen, also
auch die schlichte finden.
Die Unterscheidung grannenhaarige gegenüber den mischwolligen
Schafen läßt sich gleichfalls nicht durchführen, da die W olle der ersteren
eine ähnliche Zusammensetzung wie die der schlichtwolligen oder
mischwolligen Schafe hat, wenn auch gegenüber den letzteren die
Variationsbreite der Haardicke eine geringere ist. Die Unterscheidung,
wäre nur dann möglich, wenn Grannen- und Wollhaare scharf von
‘einander geschieden werden könnten. Wie wir an anderer Stelle aus-
führten, ist dieses jedoch unmöglich.
Haarschafe. Bezüglich ihres Haarcharakters stehen die do-
mestizierten Haarschafe den Wildschafen am nächsten. Bei ihnen
finden sich wie be: den Wildschafen ein grobes Oberhaar und feines ge-
kräuseltes Unterhaar.
Von den verschiedenen Vertretern der Haarschafe soll nur das
Somalischaf erwähnt werden, welches in Persien, Arabien und Ober-
ägypten beheimatet ist. Dieses wird von Heyne zu den Stummel-
schwanzschafen gerechnet, während es nach Keller zu den Fettsteiß-
schafen gestellt wird. Nach letzterem sind die Fettsteißschafe als Zucht-
formen anzusehen, welche aus Fettschwanzschafen hervorgegangen
sind, die wieder vom Arkal abstammen sollen. Hilzheimer, Adametz
u. a. leiten sie dagegen vom Argali her. Es muß sich in unserem Fall
6. Heft
EB) Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
um die Erhaltung eines primitiven Haarkleides der Stammform handeln,
die sich hier noch bei einer Kulturrasse erhalten hat, während ‚bei den
Zwischenformen den Fettschwanzschafen, die ja bereits im assyrisch-
babylonischen Kulturkreis gezüchtet wurden, diese Eigentümlichkeit
verloren gegangen ist. Genauere Untersuchungen über die verwandt-
schaftlichen Beziehungen des Somali-Schafes liegen zurzeit noch
nicht vor.
Mischwollige Schafe. Im Gegensatz zu den stichel-
haarigen Vertretern der ersten Gruppe ist hier das Deckhaar
verfeinert, aber länger geworden und die Unterschiede zwischen diesem
und dem Unterhaar treten mehr oder weniger zurück. Es muß also
bei diesen Gruppen bereits einemutative Änderung des ursprünglichen
schlichten Haarkleides zum Teil schon in früher prähistorischer
Zeit stattgefunden haben (Pfahlbauzeit). Das Torfschaf soll noch
ein sehr haariges Vließ gehabt haben.
Die zu den mischwolligen- Schafen gehörenden Rassen sind aus den
verschiedensten Formen und Abstammungskreisen hervorgegangen.
Karakulschaf. Von den mischwolligen Fettschwanzschafen
betrachten wir nur das Karakulschaf der bocharischen Steppe, das
nach Adametz eine Züchtungsrasse ist, welche durch einseitige Zucht-
wahl auf hohe Pelzqualität entstanden sein soll. Die Eigentümlichkeit
des Fettschwanzes soll nach Davis eine krankhafte Erscheinung sein,
die durch die bitteren salzigen Weiden hervorgerufen wird. Nach Pallas
wird auch der Fettsteiß auf den Salzgehalt der Steppe zurückgeführt.
Diese Ansichetn können nich: als zu Recht bestehend angesehen werden,
da sowohl die Versuche von Adametz wie vor allem die im Halleschen
Haustiergarten dargelegt haben, daß es sich um erbeigentümliche
Rassemerkmale handelt. er
Sinitzin unterschied in Buchara fünf Rassen, vom denen er die
kleine Arabirasse als die Stammform sämtlicher Pelzschafe Mittel-
asiens ansieht. Nach ihm stammt die Rasse von dem ältesten Haus-
schaf der Marnairasse ab. Da letztere aber ein Fettsteißt yp ist (O. steato-
:pyga) und alle Karakulrassen dagegen einen breiten Schwanz haben
(Ö. platyura), so sieht Young diese Klassifikation als nicht stich-
haltigan. Er schließt aus eigenen Versuchen, daß die Karakulrasse aus
jangschwänzigen und Fettsteißschafen hervorgegangen ist.
Fettsteißschaf. Bei dem Fettsteißschaf ist nach Keller eine
Rückbildung der Schwanzwirbelsäule erfolgt, sodaß die Fettlagen in
die Steißgegend hinaufrücken mußten. Wir finden hier also eine Parallele
zu der auch sonst in der Haustierzucht gelegentlich vorkommenden
Stummelschwänzigkeit.
Zackelschaf. Als ein verhältnismäßig primitives und den
Stammformen ziemlich nahestehendes Mischwollschaf hat man das
Zackelschaf anzusehen.
Die Zackelschafe leitet Keller von dem transkaspischen Steppen-
schaf, dem Arkal, ab, glaubt allerdings durch gewisse Abweichungen
eine Einwirkung altägyptischer Schafe erkennen zu können. Letztere
Rassenanalytische Untersuchungen an -Schaten usw. 33
sucht er auf das Mähnenschaf zurückzuführen, eine Annahme, die
sich nach. neueren Untersuchungen als unrichtig herausgestellt hat,
sodaß ein afrikanischer Bildungsherd von Mähnenschafabstammung
nicht besteht. Im Gegensatz zu Keller muß man mit Duerst und
'Gaillard das Zackelschaf vielleicht von dem Ovis vignei herleiten
und zwar ist aus letzterem das altägyptische Hausschaf hervor-
gegangen, welches durch Kreuzung mit dem Fettschwanzschaf das
‘Zackelschaf ergeben haben soll. In geschichtlicher Zeit läßt sich eine
Veränderung der Gestalt und Nutzung durch planmäßige Selektion
‘bei dem ursprünglichen Zackel, der heute nur noch ganz vereinzelt
in Reinzucht zu finden ist, nicht mehr nachweisen. Im übrigen ist
das Zackelschaf durch Einkreuzung anderer Rassen in seinem früheren
osteuropäischen Verbreitungsgebiet weitgehend verändert bezw. voll-
kommen verdrängt worden.
Die Heidschnucke. Was nun die Abstammung der Heid-
schnucke anbetrifft, so stimmen die verschiedenen Autoren wie Rein-
hardt, Keller, Fitzinger, Bohm, darin überein, daß man in dieser
einen "Abkömmling des europäischen Wildschafes, des Mufflon, zu-
sehen hat. welcher schon in prähistorischer Zeit nördlich der Alpen zu
finden gewesen ist.
Als Mufflonabkömmling wird von einigen Autoren die älteste
Schafrasse Europas, das ziegenhornige Torfschaf angesehen (Ovis aries
paiustris Rütimeyer), das allerdings von Duerst von dem asiatischen
-Wildschaf Ovis viynei arkal abgeleitet wird und auf uralten Kultur-
wegen aus dem Osten eingeführt worden sein soll.
Aus dem Torfschaf denkt sich Hilzheimer das Kupferschaf
durch ‚Kreuzung mit dem Mufflon entstanden und sieht in demstark
gehörnten Kupferschaf den Stammvater der kurzschwänzigen Schafe.
Zur Bronzezeit findet man in den Pfahlbauten nördlich der Alpen
großgehörnte Hausschafe, die mit dem Mufflon übereinstimmen. Gegen
Ende der Bronzezeit waren auch schon hornlose Schafe (Bronzeschaf)
in der Schweiz, welche nach Reinhardt im Süden von gehö.nten
Mufflonabköinmlingen gezüchtet worden waren. In der Folgezeit
wurden dann die Hausschafe von Mufflonabstammung ebenso wie die
ziegenhornigen Torfschafe (Ovis aries pa’ustris Rütim.) verdrängt und
nur Reste von Mufflonabkömmlingen blieben weiterhin bestehen in
Gestalt der kurzschwänzigen Schafe Nordeuropas (Heidschnucke,
'Marschschafe). Auch Keller bezeichnet die Heidschnucke als die
Ausgangsform des europäischen Stammes mit Mufflonblut und sieht
in ihr gleichsam eine Zwergform des Mufflon.
Davis leugnet die Beteiligung des Mufflon an der Hausschaf-
bildung, alleıdings ohne Angabe stichhaltiger Gründe. Die übrigen
'Autoren stimmen überein darin, daß die Heidschnucke als Vertreter
der primitiven kurzschwönzigen Schafe vom Mufflonblut abzuleiten ist,
‚und zwar führen sie diese entweder direkt auf den Mufflon oder auf eine
Kreuzung derselben zurück.
' Auch heute noch ist die Heidschnucke einer der primitivsten
Typen unserer deutschen Schafrassen, der z. B. in der Lüneburger Heide
Archiv ge
2
be) 6. Heft
34 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer
kaum verändert worden ist und nur als weiße oder Oldenburger Heid-
schnucke, sei es durch Zuchtwahl oder vielleicht durch Kreuzung eine
Veränderung des äußeren Habitus oder eine Verfeinerung der Wolle
zeigt.
: In geschichtlicher Zeit läßt sich eine wesentliche Veränderung
des Habıtus der prmitiven Lüneburger Heidschnucke, wie wiı sie heute
noch in den Heidegegenden finden, durch künstliche Selektion nicht
nachweisen. Wir haben es hier also mit einem ursprünglichen Typ zu
tun, den man vielleicht als Genophaenovariation, mitbedingt durch
kümmerliche Ernährung, anzusehen hat. Nach Kronacher ist die
hornlose Heidschnucke ale Mutation anzusprechen.
Bentheimer Landschaf. Als eine Abart der Heidschnucke
wird von Zollikofer das Bentheimer Landschaf angesehen, dessen
eigentliche Heimat die holländische Provinz Drenthe ist. Es ist jedoch
nicht als eine Idiomutation anzusprechen, sondern er ist wahrscheinlich,
daß holländische Schafe der Heidschnucke eingekreuzt worden sind. Von
etzterer unterscheidet sich das Bentheimer Landschaf vor allem durch
die sich rein vererbende Plattenzeichnung und den langen wolligen
Schwanz.
Geestschaf. Als eine Rasse, deren Typus weitgehend durch das
Milieu beeinflußt worden ist, kann man das Geestschaf ansehen.
Bohm stellt dieses zu den kurzschwänzigen Höhen- und Heiae-
schafen und leitet es wegen seiner großen Ähnlichkeit mit der Heid-
schnucke von dieser ab. An den Grenzen der Geestirt es nach Behms
Ansicht vielfach durchkreuzt, undinfolgedessen hat es dort Proportionen,
die von denen der Heidschnucke abweichen. Es ist ein Bewohner
der sterilen höher gelegenen Teile Schleswig-Holsteins.
Haumann und Korth bezeichnen dagegen das Geestschaf als
eine Nebenrasse der Marschschafe oder eine Art Marschschaf und
letzterer erwähnt, daß diese von Dänemaık nach Holstein eingeführt
worden sind.
Bohm stützt sich bei der Ableitung der Geestschafe von der Heid-
schnucke nur auf morphologische Eigenschaften. Hierbei ist jedoch
zu bedenken, daß auch g’eiches Milieu den Phaenotyp in gleicher Weise
umgestaltet haben kann.
Nimmt man die Abstammung vom Marschschaf an, so kann man
die Entstehung des Geestschafes folgendermaßen erklären: Die Tiere
leben unter ungünstigen Verhältnissen. Die dürren Sandböden ihrer
Heima; liefern nur wenig und kein gehaltreiches Futter. Im
Laufe der Generationen ist aus dem großen gut bemuskelten Marsch-
schaf infolgedessen ein kleines verkümmertes Tier geworden. Wahr-
scheinlich ist hier durch Selektion ein Tier gezüchtet worden, das als
Minusvariante des Marschschafes anzusprechen ist. Durch die un-
günstigen Lebensverhältnisse ist der Phaenotyp weitgehend verändert
worden. Infolge der Nachwirkung wird auch dann ein Geestschaf
unverändert bleiben, wenn es wieder unter günstige Ernährungs-
bedingungen gelangt. Erst. nach gewissen Generationen wird wieder
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw, 35
eine Annährung an das Marschschaf bei günstigen Lebensverhältnissen
‚möglich sein, wenn keine mutativen Veränderungen, die nach der Seite
des jetzigen Typus liegen, stattgefunden haben. Es liegt jedoch die
Wahrscheinlichkeit vor, daß durch Paıallelinduktion schon eine Um-
gestaltung des Keimplasmas stattgefunden hat.
' Man hat im Geestschaf eine Konvergenzbildung zur Heidschnucke
zu sehen. Beide sind anspruchslose, mischwollige Tiere, die noch unter
primitiven Lebensverhältnissen gedeihen können und in ihrem äußeren
Habitus gewisse Ähnlichkeiten aufweisen. Infolge der äußeren Ein-
wirkungen hat eine Zurückdifferenzierung der bei den Marschschafen
schon verfeineiten Wolle auf primitive mischwollige Stammformen
stattgefunden.
Jedoch auch bei einer Ableitung der Geestschafe von der Heid-
schnucke hätte man gewisse Umgestaltungen anzunehmen. Die Tiere
'sind noch kleiner und kümmerlicher und wören dann als eine Kümmer-
‚form der Heidschnucke aufzufassen.
Mischwollige deutsche Landschafe In dem lang-
schwänzigen mischwolligen deutschen Landschaf sieht Bohm den
Begleiter der Indogermanen, und es findet sich daher in ganz Mittel-
ıußland, Polen, Deutschland, Frankreich bis England und Skandinavien.
Andere Rassen sind erst in diese Länder eingeführt worden. Während
Rohde sömtliche Landschafe zu einer Gruppe zusammenfaßt und inner-
halb dieser zwischen Zackelhaar- und schlichtwolligen Rassen unter-
re stellt Bohm letztere in nächste Beziehung zu den Merino-
schafen.,
Zaupel und Pommer. Was nun die Abstammung der deutschen
mischwolligen Schafe anbetrifft, so sina nach Bohm Zaupel- und
pommersches Landschaf stammverwandt. Ihr verschiedener Cha-
rakter und Wollausbildung sind nur durch Lebensbedingungen, Klima,
Eınährung abgeändert. — Keller will beide von dem Zackelschaf
ableiten. Auch nach Hilzheimer, Duerst und Gaillard ist die
Abstammung des Zaupelschafes vom Zackel wahrscheinlich. — Im
Gegensatz zu der beim reinblütigen Zackel in beiden Geschlechtern
vorhandenen Behornung beschränkt sich diese beim Zaupel im all-
gemeinen auf die männlichen Tiere, während sie bei dem pommerschen
Landschaf gänzlich fehlt. Die Horngestalt beim Zaupel zeigt eine
gewisse Ühereinstimmung mit der bei Zackelkreuzungen, sodaß hier
eine Einkreuzung von fremdem Blut nicht ausgeschlossen erscheint.
Ob die Ableitung des pommerschen Landschafes vom Zackel zu Recht
besteht, mag dahingestellt sein. Bohm sieht in dem mecklenburger,
pommerschen oder polnischen Landschaf den Begleiter der slavischen
Stämme der indogermanischen Rasse, das sich mit diesen über Teile
Rußlands und Polen bis zur südwestlichen Ostseeküste und der Elbe
verbreitet hat. Zaupel und Pommer kommen in den verschiedensten
Farbabstufungen vor. An das pommersche Landschaf schließen sich
die Skuddeschafe an, die aus Kreuzungen norddeutscher Landschafe
mit Marschschafen oder englischen Weißköpfen hervorgegangen sind.
3° 6 Heit
56 e Dr. Spöttel und Dr. Tänzer.
Nach Haumann hat das reine deutsche Landschaf mehr hohe als
niedere Beine. Der glatte und längliche Kopf trägt selten Hörner.
‚Die Farbe ist gewöhnlich weiß, doch haben Kopf und Beine häufig
eine rote oder schwarze Farbe. Die Wolle ist nur wenig gekräuselt
und von verschiedener Feinheit. — Nach Haumann und Bohm sind
diese ursprünglichen Landschafrassen entweder ganz verdrängt oder
sei es durch andere Rassen weitgehend verändert, sei es nach Bohm
durch konsequente in derselben Richtung fortgesetzte Züchtung ab-
geändert und zu Kulturrassen geworden. In ihrer ursprünglichen Form
sind sie heute infolgedessen kaum noch anzutreffen. — Auch Rhode
ist der Ansicht, daß das deutsche Landschaf durch Kreuzung seinen
ursprünglichen Charakter vielfach verloren hat. — Zum Teil sind
englische Rassen (Lincoln) zur Kreuzung benutzt worden. In großem
Umfange diente nach Bohm und Rohde das pommersche Landschaf
als Unterlage für Merinokreuzung und zwar war dieseUmzüchtung
Anfang der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts noch in den
ersten Stadien. _
Englische mischwollige Schafe. Über die Ableitung der
mischwolligen Hausschafe in England ist man sich bisher noch nicht
im Klaren. Die ersten authentischen Überlieferungen gehen bis auf die
Römerzeit zurück. Die alten englischen Schafe waren fast durchweg:
gehörnt und trugen bisweilen vier oder mehr Hörner. Cully schreibt,
daß zu seiner Zeit (1790) nur sechs oder höchstens sieben Rassen von
Schafen in England existiert hätten. — Heute hat fast jede Grafschaft
ihre ganz spezifische Rasse und die jetzigen hochgezüchteten Tiere
sind fast gänzlich hornlos. — Nach Bohm sind zahlreiche mischwollige
Schafe in England vorhanden gewesen oder noch vorhanden, die als
Schläge derselben Rasse vielfach anzusehen sind, welche durch den
wechselnden Boden, Klima, Kreuzung oder planmäßige Züchtung
verändert wurden. Von den sogen. englischen Langwollschafen sei hier
nur auf Cotswold und Leicester eingegangen.
Cotswold. Das älteste bekanntgewordene Schaf ist das Cotswold,
das schon 1437 große Berühmtheit hatte, dessen Wollreichtum und
Feinheit des Vließes hervorgehoben wurden. Es zeichnete sich ferner
durch Größe und starken Knochenbau aus, die wohl zum Teil mit-
bedingt sind durch kalkreiche Weiden seiner Heimat in der Grafschaft
Gloucester.. Nach Low wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts in
dieses Gebiet eine neue Rasse eingeführt, deren lange Wolle und größere
Formen dafür sprechen scllten, daß sie aus futterreichen ebenen
Distrikten Englands stammte. Low vermutete, daß die eingeführten
Schafe aus Oxfordshire und Warwickshire stammten, und daß die ur-
sprüngliche Rasse die Unterlage für Verdrängungskreuzungen gebildet
hat. — Nach Bohm ist es möglich, daß das ursprüngliche Cotswold
garnicht zu den langwolligen englischen Schafen gehört hat, auch er
hält es für wahrscheinlich, daß Oxford- und Warwickshireschafe ein-
gekreuzt worden sind. Spätestens zu. Beginn des 19. Jahrhunderts
wurden Leicesterschafe der Bakewellschen Zucht eingekreuzt, sodaß
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 37-
die Cotswolds an Schurgewicht und Güte der Wolle ab-, aber an Fleisch-
gewicht zunahmen. Die Fruchtbarkeit und der Milchreichtum der
Kreuzungsprodukte ging zurück; diese waren ferner zu weich und zart
für jene Gegenden. Obgleich man nach Bohm sehr bald von dieser
Einkreuzung abkam, ist Blut der New Leicester doch in den heutigen
Cotswold vorhanden und gewisse Eigenschaften derselben auf jenes
zurückzuführen.
Leicester. Bei der alten ursprünglichen Leicesterrasse, die heute
nicht mehr vorhanden ist, handelte es sich um ein plumpgebautes,
grobwolliges Landschaf. Bakewell hat durch planmäßige Zucht und
zwar in sehr enger Verwandtschaft und Auswahl derjenigen Tiere,
die seinem Idealtyp am nächsten zu kommen schienen, ohne jede
Kreuzung die Formen und Nutzungseigenschaften der Tiere weit-
gehend verändert. Der Wollertrag ist geringer und die Wolle kürzer
und edler geworden, wie auch weniger dicht, jedoch ist ihre Feinheit
größer. Die Mastfähigkeit, die Körperproportionen sind jedoch wesent-
lich verbessert worden. Nach Bohm gibt es mit Ausnahme des South-
down kaum eine englische Rasse, die nicht durch New Leicester oder
Dishleyschafe der Bakewellschen Zucht beeinflußt worden ist. Dishley
und Southdown sind die beiden einzigen Rassen, zu deren Bildung
nach den vorhandenen Angaben keinerlei fremdes Blut benutzt worden
ist. — Man kann sich nun die Frage vorlegen, wie die Veränderung des
Typus des Leicesterschafes zu erklören ist, da hier nur die Selektion
gewirkt hat. Es wäre denkbar, daß die ursprünglichen Leicester ein Ge-
misch der verschiedensten Genotypen darstellten, und aus diesen sind
diejenigen ausgewählt worden, die Plusvarianten waren und die ge-
wünschten Eigenscheften in besonders hohem Grade aufwiesen. Die
Minusvarianten und die der mittleren Lagen wären dann beseitigt
worden, sodaß also der Selektion keinerlei merkmalefördernde Wirkung
zukam. Die Plusvariante konnte in den folgenden Generationen keine
Steigerung erfahren, nur durch Auswahl und durch Ausmerzung un-
günstiger Phaenotypen wäre das Bild der Rasse dann dauernd beein-
fhıßt worden. Durch die scharfe inzüchterische Paarung Bakewells
wurden dann die für seine Zwecke günstigen Blutanteile bezw. Plus-
varianten zusammengefaßt und in verhältnismäßig kurzer Zeit kon-
solidiert. Die Auslese kann nur im Rahmen der Selektionsbreite wirken,
über diese hinaus ist kein Erfolg möglich. Eine Abänderung der
Selektionsnorm erfolgt nicht. In Populationen, die Liniengemische dar-
stellen, läßt sich die Variabilität schrittweise verschieben, aber eine
gewisse Grenze ist dabei nicht zu überschreiten. Wenn der Phaenotyp
einer Population durch Selektion schrittweise verschoben werden kann,
ist dieses einZeichen dafür, daß sie genotypisch nicht rein sist. Läßt sich
kein Erfolg erzielen, so ist sie hinsichtlich des einen Gens rein. Die
beobachteten Variationen sind in solchen Fällen nichts anderes als
Modifikationen auf identischen genotypischen Grundlagen.
‚Würde man in den ursprünglichen Populationen von Leicester-
schafen ein Gemisch von Genotypen sehen, so könnte man sich vor-
6. Heft
38 Dr, Spöttel und Dr, Tänzer:
stellen, daß es dem Züchter durch sachkundige Auslese gelang, die
Plusvarianten zu isolieren, die bei Annahme einer Reihe gleichsinniger
Faktoren nur wenige derselben in heterozygoter Form enthielten,
sodaß dann bei Inzucht und Incestzucht auch diese noch rein heraus-
spalten und in der Ausbildung der Merkmale durch das Zusammen-
wirken der gleichgerichteten Faktoren in dem Phaenotyp noch eine
Steigerung erfolgen konnte. Andererseits liegt die Möglichkeit vor,
ähnlich wie Jennings und Goldschmidt an eine kumulierende
Wirkung der Selektion zu denken, eine Auffassung, die auf Darwin
zurückgeht. Goldschmidt sieht in der Variabilität vielfach
Differenzen in der Qualität der Faktoren. In unserem Falle wäre die
Plusvariante isoliert worden und diese würde in den nächsten Gene-
rationen wieder das Mittel der Varianten darstellen. Durch besonders
günstige Außenbedingungen verursachte Veränderungen im Körper
schaffen unter Umständen ein anderes Milieu für die Keimzellen,
sodaß sich damit die quantitative Variabilität der Faktorensubstanz
erhöht. So würden für die Selektion neue erbliche Varianten ge-
schaffen, und es wäre für die weitere Zucht eine Ste'gerung der Leistung
noch denkbar. Man hat also eine Selektion anzunehmen von in dem-
selben Sinne mutierenden Abänderungen.
Eine Steigerung der Eigenschaften des Leicesterschafes in den
folgenden Generationen nach Auslese der Plusvarianten wäre durch
Selektion dann denkbar, wenn die ausgewählten Tiere Mutanten waren,
deren Genotyp in Richtung auf die Steigerung obiger Eigenschaften
verändert worden ist. Vielleicht hat das Milieu, und zwar hier sehr
günstige Lebensumstände, zur Bildung dieser Mutanten angeregt.
Aus der Entstehung der New Leicesterschafe geht zunächst die
große Bedeutung der Inzucht und planmäßigen Auslese für die
Steigerung und Fixierung äußerer Merkmale hervor. Man kann sich
vorstellen, daß aus einer Population diejenigen isoliert wurden, die sich
im positiven Sinne mutativ abänderten, vor allem bei der Kombination
gleichsinniger Mutanten bei Inzucht.
Die schlichtwolligen englischen Schafe. Neben den lang-
wolligen englischen Schafen, deren Wolle vorwiegend als Mischwolle
aufzufassen ist, stehen die kurzwolligen, die bezüglich ihres Voll-
charakters den deutschen schlichtwolligen Schafen nahestehen. Nach
Rohde soll allgemein die Wolle dieser Rassen durch Merino verbessert
worden sein. Demgegenüber ist jedoch darauf hinzuweisen, daß die
englischen Züchter keinerlei Angaben darüber machen, obgleich sie
im übrigen die Entstehnng ihrer Kulturrassen, die aus Kreuzungen
hervorgegangen sind, nicht verheimlicht haben.
Von den englischen Kurzwollrassen sollen nur Hampshire-, Oxford-
shire- und Shropshiredown Erwähnung finden, die sich sämtlich mehr
oder weniger auf Southdownkreuzungen zurückführen lassen. Das
Southdown selbst ist ähnlich wie das Leicester allein durch planmäßige
Zuchtwahl herausgezüchtet und vervollkommnet worden und zwar
1778 durch Ellmann unter starker Anwendung von Inzucht.
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw, 39
Hampshiredown. Nach Moll und Gayot soll das Hampshire-
schaf aus einer in den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts
vorgenommenen Kreuzung des Wiltshirehorned-Schafes mit den Berk-
shire Notts hervorgegangen sein, die beide gehörnt waren. Während
Youatt und andere angeben, daß das alte Schaf der Graf-
schaft Hamps gänzlich untergegangen ist, soll dieses nach Wilson
ebenso wie auch das Wiltshireschaf im Anfang des vorigen Jahr-
hunderts als Unterlage für Southdownkreuzungen gedient haben.
Durch rationelles Fortkreuzen habe man gegenwärtig die Eigenschaften
dieser Rassen in dem heutigen Hampshire vereinigt. Nach Youatt
. läßt sich von dem Hampshire der vierziger Jahre nicht mehr angeben
und ebensowenig läßt dieses erkennen, aus welcher Kreuzung es hervor-
gegangen ist. Gegenüber den Ansichten von Moll und Gayot sowie
von Youatt ist hervorzuheben, daß die Angabe von Wilson, daß
bei dem Aufbau der Hampshirezucht Southdown beteiligt ist, durch
die Feststellung der englischen Hampshirezüchter geschichtlich be-
wiesen ist, und auch Rhode gibt an, daß das Hampshireschaf aus
Kreuzungen von Southdown mit großen ungehörnten Berkshiren ent-
standen ist. Nach dem Herdbuch der englischen Hampshirezüchter
geben Heyne und Hoffmann an, daß das Hampshireschaf seinen
Ursprung der Kreuzung des alten Wiltshire- und alten Berkshireknot
mit dem Southdown verdankt, das Anfang des 19. Jahrhunderts in
Wiltshire und Hampshire eingeführt wurde. Zur Vergrößerung der
Körperform wurden die erwähnten Kreuzungen durchgeführt. Das
jeweilige Resultat hing von der züchterischen Fähigkeit und von der
geübten Auslese ab. Dabei waren die Resultate außerordentlich ver-
schieden, je nach dem jeweilig verfolgten Zuchtziel. Die Variabilität der
F,-Tiereist eine bedeutende gewesen. Im weiteren Verlauf verfolgten die
einen die Zucht eines langbewollten und harten Tieres, während die
anderen mehr Wert auf die Erhaltung der Formen und der Qualität
derSouthdown legten. Zwischen diesen extremen Richtungen lagen dann
viele Abstufungen. Aber auch hinsichtlich der geographischen Lage
wiesen die neuen Hampshire oder Westcountydownsheep, wie sie zu-
erst genannt wurden, ganz verschiedene Typen auf. So waren die Nach-
kommen in West- und Nordhampshire ziemlich große muskulöse
frühreife Tiere mit reichlicher und feiner Wolle und verhältnismäßig
ausgeglichen in der Farbe. In Wiltshire war die'neue Zucht wohl größer
an Körper, aber weniger schön, da man keinen Wert auf einheitliche
Durchzüchtung gelegt hatte. So wurden z. B. auch gesprenkelte Tiere
von der Zucht nicht ausgeschlossen. Die Ungleichmäßigkeit der Zucht-
richtung der Hampshire läßt sich bis 1845 verfolgen. Zu dieser Zeit
bemühte sich Humphrey um die Befestigung der Rasse. Er führte
noch einen Spritzer (strong dash) Blut der größten und fleischigsten
Southdown aus der berühmten Herde des Jonas Webb ein und das
Resultat war das ziemlich große vollkommene Tier, das 1875 als
„improved Hampshiredown“ bekannt wurde.
Oxfordshiredown. Was die Entstehung der Oxfordshiredown-
schafe anbetrifft, so ist darüber folgendes bekannt: Rohde gibt an,
6. Heft
40 ‚ Dr. Spöttel und Dr, Tänzer:
daß das Oxfordshiredownschaf aus der Kreuzung von Cotswold mit
Hampshire, nach Bohm aber aus Cotswoldböcken X Southdown-
schafen entstanden sei. Nach Wilson ist das Oxfordshire aus einer
Kreuzung von Hampshire und nur in einigen Fällen von Southdown-
Mutterschafen mit reinblütigen Cotswolds oder New Leicesterböcken
hervorgegangen: Ähnlich äußert sich auch Heyne, welcher angibt,
daß das Oxford durch Cotswoldböcke aus veredelten Hampshire und
einigen Southdown gezüchtet worden ist. Die ersten Produkte dieser
Kreuzung wurden als Down Cotswolds bezeichnet. _In dem ersten
Viertel des 19. Jahrhunderts wurde die Rasse herausgezüchtet, mit dem
Bestreben, die verschiedenen Eigenschaften der Lang- und Kurzwoll- -
schafe miteinander zu vereinigen. Bohm ist der Ansicht, daß das
Oxford als fest typierte Zucht noch nicht lange bekannt ist und in den
40er Jahren des 19. Jahrhunderts noch nicht genannt war, während
Rohde angibt, daß es schon 1833 erwähnt wurde. Erst 1857 wurde der
jetzige Name geprägt, als Ausdruck, daß die Rasse nunmehr in sich
gefestigt war. Wie Bohm erwähnt, sind zu seiner Zeit noch wesentliche
Unterschiede in der Körpergestalt und Wollbeschaffenheit bei den
verschiedenen Oxfordshireherden vorhanden gewesen, so waren z. B.
einzelne Zuchten bekannt, wo sich die Wolle stark dem Cotswold-
charakter näherte und wie bei diesem nicht sehr dicht gestellt war.
Wie die Zucht ausgeglichen wurde und durch welche Mittel man die
verschiedenartigsten Kreuzungsprodukte in eine einheitliche Rasse
übergeführt hat, finden sich nach Hoffmann keinerlei Angaben.
Shropshiredown. Vom Shropshire sollen nach Bohm in alten
Zeiten verschiedene Stämme vorhanden gewesen sein, die allmählich
einen mehr einheitlichen Charakter annahmen. Er erwähnt einen
Schriftsteller älterer Zeit, welcher mitteilt, ‚daß das Shropshireschaf
gehörnt und schwarz oder gesprenkelt im Gesicht und an den Beinen
gewesen sei, ex habe ungefähr die Größe des Southdownschafes gehabt,
sei aber nicht so gedrungen und mit einem längeren Hals ausgestattet
gewesen, es habe sich einer sehr harten Konstitution erfreut.“ Dieses
Schaf sei zuweilen mit der Dorsetrasse gekreuzt worden. Neben den
Schlägen von Cham, Showberry, Mynd oder Mound nennt Youatt
noch das gemeine Morfeschaf, welches als Unterlage für Kreuzungen
gedient hat, aus welchem das heutige moderne Shropshireschaf hervor-
gegangen ist. '
Das Morfeschaf hatte gute Wolle und ähnelte nach Youatt in
vieler Beziehung dem Ryeland oder ist selbst ein Schlag desselben.
Nach Heyne existierte auf Cannock Chase in Staffordshire ein
schwereres Schaf, von dem viele der Staffordshire Shropshire ab-
stammten. Nach Bohm ist die Umbildung der alten Schläge zu dem
Shropshire der heutigen Zeit darauf zurückzuführen, daß jene mit
Southdown gekreuzt worden sind. Nach Bohm soll jedoch vorher
schon eine größere schwere Rasse mit dem alten Schaf vermischt
worden sein, denn die Größe desselben steht zu der des Southdown
und der des New Leicesterschafes in gewissem Verhältnis.‘ |
Rassenanalytische Untersuchungen sn Schafen usw. 41
©. Auch Heyne gibt an,.daß Böcke der veredelten Southdownrasse
zur Umbildung der verschiedenen ursprünglichen Rassen benutzt
wurden.
° Marschschafe. Hilzheimer sieht als Nachkommen des mit
dem Mufflon verwandten Kupferschafes die kurzschwänzigen Schafe
und zwar die Heideschafe und auch die reinen deutschen Marsch-
schafe an Nach Studer ist das hornlose Schaf, das Ende der Bronze-
zeit wahrscheinlich von Süden eingewandert ist und sich durch be-
deutendere Größe gegenüber dem anderen Abkömmling des Mufflon,
derHeidschnucke, auszeichnete, dieAusgangsformauch für die deutschen
reinen Marschschafe (friesische, holländische, belgische Marschschafe).
. Die Mufflonabstammung und nahe Verwandtschaft mit der Heid-
schnucke halten auch Reinhardt und Bohm für wahrscheinlich.
Diese wie auch die vorher erwähnten Autoren und Utieschil nehmen
für die deutschen Marschschafe einen Hauptstamm an, welcher sich
dann in einzelne Rassen gespalten hat. Nach Haumann sollen die
Holländer die Marschschafe vor etwa 300 Jahren aus Ostindien m't-
gebracht und s’e zuerst auf dem Texel und in Flandern e’nheimisch ge-
macht haben. Anfangs soll ihre Wolle sehr kraus und verfilzt gewesen
sein, während sie später schlicht und glätter geworden ist. Utieschil
ist der Ansicht, daß durch Haltung und Auswahl der einzelnen Tiere
bei der Zucht die Abänderung des äußeren Habitus entstanden ist.
Bohm glaubt, daß die Veränderung der Grundform hauptsächlich durch
die mehr oder weniger reichlichen Lebensbedingungen bedingt sind,
in welchen die Marschen die anderen Landflächen übertreffen.
Die Ansicht Haumanns ist aus dem Grunde nicht richtig, weil
es schon bedeutend vor der angegebenen Zeit Marschschafe in den
Küstenländern der Nordsee gegeben hat und diese sogar schon von den
Römern erwähnt werden. Es handelt sich hier um eine sehr alte Rasse,
für deren Ausgestaltung vor allem die günstigen Milieuverhältnisse
der Marschen verantwortlich zu machen sind, die also im entgegen-
gesetzten Sinne zu den dürren Sandböden der Heidegegenden auf
den Phaenotyp gewirkt haben. Parallel-mit dieser phaenotypischen
Änderung kann jedoch auch eine genotypische Beeinflussung auf dem
Wege der Parallel-Induktion erfolgt sein. Das gelegentliche, vor allem
früher beobachtete Auftreten schwarzer Schafe deutet darauf hin,
daß das Marschschaf auf primitivere gefärbte Landschafe zurückgeht.
Unterschiede in den Milieu-Verhältnissen, in der Zuchtwahl und in
den zur Kreuzung benutzten Rassen haben die Ausgestaltung der
heutigen Formen der Marschschafe bedingt.
Friesisches Marschschaf. Als ein Prototyp des norddeutschen
Marschschafes sieht Bohm das friesische an, welches am meisten in
seiner ursprünglichen Reinheit erhalten ist. Dagegen hölt es Fitzinger
. für das aus England herübergebrachte reinblütige Durham- oder alte
Leicesterschaf. Demgegenüber weist Bohm darauf hin, daß dieses im
Unterschied zu den deutschen Marschschafen einen langen Schwanz,
der lang behaart ist, habe. ‚ER.
6. Heft
42 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
Dielangwolligen englischen Rassen sind zur Kreuzung mit deutschen
Marschschafen zwecks Verbesserung der Fleischformen benutzt worden
und haben diese so nachhaltig beeinflußt, daß das eigentliche cha-
rakteristische der ursprünglichen Rasse immer mehr verloren gegangen
ist. Früher wurden nach Bohm Lincoln benutzt, später New Leicester
und Cotswold. .Auf die weiblichen Kreuzungsprodukte wurden rein
blütige englische Böcke gesetzt oder die F,-Tiere wurden untereinander
gepaart. Das Budjadinger Schaf ist heute durch Cotswoldblut stark
dieser Rasse angenähert worden; indessen wird seit Jahren kein Cots-
woldblut mehr eingeführt, sondern die Rasse in sich gezüchtet.
Ostfriesisches Milchschaf. Das ostfriesische Milchschaf, das
schon zur Zeit der Römer vorhanden gewesen sein soll, ist nach der
Angabe anderer Autoren aus einer Kreuzung hervorgegangen, zu
welcher von den Holländern gegen Anfang des 17. Jahrhunderts aus
Ostindien importierte Schafe hauptsächlich benutzt wurden, die sich
durch Fruchtbarkeit und Wollproduktion auszeichneten. Nach Zürn
hat die letzte Annahme wenig Wahrscheinlichkeit für sich. Er gibt
ferner an, daß die Milchschafe in Ostfriesland und im Kreise Norden
rein gezüchtet, in den Grenzgebieten nach Oldenburg und Holland
mit englischen Fleischschafen gekreuzt werden. ‚Das heutige ost-
friesische Milchschaf ist ein anderesTier als in früheren Jahrhunderten.
Nur seine Milchergiebigkeit hat es konstant vererbt, während es körper-
liche und Leistungseigenschaften den Boden-, klimatischen und Futter-
verhältnissen der Heimat verdankt.“ Die extreme Milchleistung ist
auf fortgesetzte Selektion zurückzuführen, doch kommen Steigerungen
auch bei anderen Rassen vor, wie z. B. beim Zackel, bei denen die
Milchleistung ausgenutzt wird, gelegentlich nach Adenstedt auch
beim Leineschaf.
Dem ostfriesischen Milchschaf steht das Wilstermarschschaf nahe.
Nach H. L. Thilo soll es aus der Kreuzung des Milchschafes mit Cots-
wold oder Lincolnböcken hervorgegangen sein.
Deutsche Schlichtwollschafe. Dieschlichtwolligen deutschen
Landschafe und diejenigen mit gekräuselter feiner Wolle (Merino), welche
in ganz Mittel- und Südeuropa die anderen Gruppen verdrängt haben,
rechnet Hilzheimer zu den Hausschafen mit langen Schwänzen von
Vignei-Abstammung.
Nach May ist das sogenannte eigentliche oder deutsche Schaf
und Thüringer Schaf nicht nur über Deutschland verbreitet gewesen,
sondern bis nach Holland und der Schweiz, ja bis Böhmen
und Frankreich. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. sollen diese
Schafe vom Unterrhein her in das südwestliche Deutschland eingeführt
worden sein, wodurch die Zaupe!schafe vollkommen verdrängt wurden
Da die Schafe vom Rhein her nach dem übrigen Deutschland einge-
führt wurden, nannte man sie rheinische oder pfälzische Schafe. Als
Unterrassen des deutschen Schafes sieht May das fränkische, Rhön-
und Mecklenburger Landschaf an,
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 43
Nach Bohm muß man verschiedene Stämme und Schläge unter-
scheiden, die ihrerseits durch die verschiedenen Lebensbedingungen
der verschiedenen Gegenden entstanden sind; andererseits ‚muß auch
Zuchtwahl und der Geschmack dabei wirksam gewesen sein, ebenso
wahrscheinlicherweise auch die vor sehr alten Zeiten stattgefundene
Mischung verschiedener Schläge und Rassen, deren Kreuzungsprodukte
dann in Inzucht weiter gezüchtet wurden.“ Nach Haumann ist eine
Vervollkommnung in der Wolle dadurch eingetreten, daß man haupt-
sächlich Böcke mit diehtem Wollbesatz und guter Wollbeschaffenheit
zur Zucht verwendete.
Leineschaf. Nach Bohm weicht das hessische, lippische oder
Leineschaf von dem Grundtypus der schlichtwolligen Rassen insofern
ab, als die Wolle vor allem der Böcke meist derartige Zusammensetzung
hat, daß man sie noch zum Teil als Mischwollen bezeichnen könnte.
Das Leineschaf, dessen Name zuerst 1856 von H. von Nathusius
erwähnt wird, läßt sich auf das rheinische Schaf zurückführen und ist
aus diesem, wohl zum Teil auch aus Kreuzungen desselben hervorge-
gangen. Diese Schafe waren in den Flußgebieten der Ocker, Fubse,
Aue, Wilke und Leine heimisch geworden und stellten derbe, stark-
knochige Tiere mit mittellanger, aber harter Wolle dar. Die Leine-
schafe sind keine Gebirgsschafe wie das Rhönschaf, sondern Tiere der
Flußniederung. In dem fruchtbaren Südhannover sind sie schwerer
und größer geworden, aber ihre Fleischfülle ist noch mäßig. Die Leine-
schafe wurden durch sorgfältige Zuchtwahl auch in Rücksicht auf die
Widerstandsfähigkeit gegen Krankheit und Witterungseinflüsse zu
einem guten Nutzschaf herausgebildet, dessen Typ erst 1906 von der
Landwirtschaftskammer festgelegt wurde. Das beutige Leineschaf ist
also unter der Nachwirkung der günstigen Umweltfaktoren ent-
standen,
Rhönschaf. Unter den reingezüchteten Stämmen des schlicht-
wolligen deutschen Landschafes, dessen Vertreter sämtlich ungehörnt
sind, nennt Bohm das Rhönschaf den Prototyp derselben, das aller-
dings nur noch in der Rhön und Oberfranken vollkommen rein weiter-
gezüchtet wird. Einzelne Autoren nehmen eine Verwandtschaft des
Rhönschafes mit dem Frankenschaf an. Sokolowsky sieht in dem
Rhönschaf eine Höhenrasse, deren Proportionen und Eigenschaften
bedingt sein sollen durch die ziemlich kümmerlichen Existenz-
bedingungen und das rauhe unwirtliche Klima.
Von anderer Seite wird das Rhönschaf (Tl. Landw.-Zeitung 1904)
auf das vor Einführung der Merinoschafe auf den großen Gütern
Norddeutschlands gehaltene pommersche oder schlesische Schaf
zurückgeführt. Dieses soll der Überlieferung nach eine dem deutschen
Landschaf verwandte Kulturabart gewesen sein, welche sich außer
in dem Rhönschaf noch in dem bayerischen, rheinischen, dem Iippischen
und dem Paduaner oder Leineschaf erhalten hat. Nach May ist das
Rhönschaf, wie oben schon erwähnt, eine Unterart des deutschen
schlichtwolligen Landschafes. — Für das Rhönschaf ist eine schwarze,
6,Heft
44 Dr. Spöttel und Dr, Tänzer:
nur seltener rote Färbung des Kopfes charakteristisch. Diese Färbung
geht wohl auf das alte deutsche schlichtwollige Landschaf zurück,
nur ist sie beim Rhönschaf in scharf umrissener Zeichnung auf den
Kopf lokalisiert. — Mit Ausnahme des Rhönschafes sind alle Stamme
des inDeutschland vorkommenden schlichtwolligen Schafes nach Bohm
ebenso wie auch die des mischwolligen hannoverschen Schafes ‚im
großen und ganzen mit englischem Blute und zwar derart durchkreuzt,
daß auf die weiblichen Kreuzungsprodukte wieder reinblütige Böcke
englischer Zucht gesetzt wurden.‘“— Während in den größeren Wirt-
schaften Thüringens Kreuzungen mit englischen Rassen oder Merinos:
vorgenommen wurden, ist es doch in den kleineren noch in voller Rein-
heit erhalten.
Frankenschaf. In dem Frankenschaf sehen Rehm und May
eine reine Schäfrasse. Letzterer rechnet es zu dem deutschen schlicht-
wolligen Schaf, das sich nicht von dem rheinischen Schaf unterscheiden
soll,und auch Hilzheimer sieht esals einen Vertreter der drei deutscehn
Landschläge von Vignei-Abstammung an, während es Fitzinger
dem mischwolligen Zaupelschaf gleichsetzt und angibt, daß es aus der
Kreuzung des gemeinen Schafes mit dem französischen entstanden
sei. May wendet sich gegen diese Gleichsetzung des Frankenschafes
mit dem Zaupelschaf und erwähnt, daß es einen Einschlag von Merino-
blut erhalten habe, hauptsächlich aus einer Waldbrunner Merino-
herde, die aus Rambouillet stammte. — Bohm spricht sich gegen die
Angabe von May aus, daß das Frankenschaf eine reine Rasse sei,
und will ebensowenig in diesem eine Zucht mit Züchtungskonstanz
sehen, „‚denn es wird nicht inzüchtlich mit Festhaltung gewisser Blut-
prozente aus den verschiedenen Stammrassen weiter fortgepflanzt
und auch heute noch vielfach mit Merinoböcken gepaart.“ Es ist nach
seiner Ansicht aus einer mischwolligen Rasse durch Kreuzung hervor-
gegangen und muß auch heute noch zu den mischwolligen und nicht
zu schlichtwolligen Schafen gerechnet werden. Nach Bohm stammt das
Frankenschaf wahrscheinlich aus einer schon vor sehr langer Zeit
vorgenommenen Kreuzung des reinen schlichtwolligen deutschen
ungehörnten Landschafes mit französischen Merinos, und andere
Autoren geben an, daß es aus dem schlichtwolligen Leineschaf ent-
standen sei. — Nach Stockmayer ist das Frankenschaf aus einer
Kreuzung von Merinoböcken mit dem Württemberger Bastardschaf
hervorgegangen und Brödermann gibt an, daß die Frankenschafe
ursprünglich reine Landschafe gewesen sind, die aber mit englischen
Böcken, vornehmlich Oxfordshire, dann auch hin und wieder mit
französischem Soissonaisblut durchkreuzt wurden, sich aber jetzt
vornehmlich in sich selbst erhalten. Bohm erwähnt noch die Kreuzung
der Frankenschafe mit Southdown. — Nach Rohde soll das Romney-
marschschaf zur Verbesserung des Frankenschafes verwendet worden
sein, ohne daß man bestimmte Beweise dafür habe.
Allgemein besteht Übereinstimmung darüber, daß das Franken-
schaf aus einer Kreuzung hervorgegangen ist, Es hat die größte Wahr-
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 45
scheinlichkeit, daß es aus einer Kreuzung des alten deutschen Land-
schafes mit Merino entstanden ist und teilweise wird wohl auch eine
Einkreuzung von englischem Blut stattgefunden haben. Während zu
Bohms Zeiten die Frankenschafe nicht als Rasse angesehen wurden,
ist es heute der Fall. Es handelt sich also um eine aus Kreuzung hervor-
gegangene, infolge züchterischer Selektion gefestigte, jetzt also rein
weiterzüchtende Rasse.
Württemberger veredeltes Landschaf. Ähnliche Ver-
'hältnisse wie bei dem Frankenschaf lagen bei dem Württemberger
veredelten Landschaf vor. Bohm sah in diesem keine Rasse, sondern
eine schon seit langer Zeit gezüchtete Kreuzungszucht. Es soll aus
der Kreuzung des schlichtwolligen deutschen Landschafes mit dem
Merino entstanden sein. Andere leiten däs früher als Bastardschaf
bezeichnete veredelte württemberger Landschaf von dem kurz-
schwänzigen flämischen Schaf ab, welches nach Bohm schon in sehr
alter Zeit unter den Namen Flamenaare nach Württemberg gekommen
sein soll und dort mit dem Merino gekreuzt worden ist. In neuerer
Zeit ist es mit dem Frankenschaf durchkreuzt. — Hilzheimer sieht
in dem Bastardschaf ein mit Merino durchkreuztes Landschaf. Der
sogenannte Rauhbastard steht dem Frankenschaf näher und der Fein-
bastard dem Merino. Die beiden T'ypen finden sich auch heute noch
nebeneinander, ebenso wie auch die verschiedensten Übergänge.
Speziell über die Entstehung des in Hohenheim gezüchteten
'württemberger veredelten Landschafes liegen noch nähere Angaben
von Kreh vor. Die dortige Zucht geht auf 1822 übernommene Merino-
schafe mit mittelfeiner Tuchwolle zurück, welche zur Verbesserung
der Herden des Landes benutzt wurden. Diese Kreuzungstiere bildeten
die Grundlage des Schlages. Die Aufstellung des Bastardschafes
erfolgte 1854 und zwar erstens aus Tieren des früher hier gezüchteten
englischen Merinostammes, zweitens aus hochwertigen Landschafen
oder Mutterschafen der Landeszucht und drittens aus einem sehr
kröftigen inländischen Bock. In der Folgezeit benutzte man als Vater-
tiere meist selbstgezüchtete Böcke, doch fanden auch gelegentlich
Paarungen mit Böcken von Rambouillet-Abstammung statt, ebenso
wie auch noch mit solchen aus Landschafzuchten. 1915 endlich er-
folgte die Anerkennung der Zucht durch die Deutsche Landwirtschafts-
Gesellschaft, und es wurde damit zum Ausdruck gebracht, daß die aus
‚Kreuzungen hervorgegangenen Tiere dermaßen in ihren Eigenschaften
fixiert waren, daß man sie als Rasse ansprach. |
Merino. Als das Extrem der schlichtwolligen Schafe ist das Merino
anzusehen, worauf später noch eingegangen wird. Das Merino ist nach
Bohm, Reinhardt, Keller u. a. als der Abkömmling des west-
asiatischen Wollschafes von Arkal-Abstammung anzusehen, das nach
Beinhardt nicht auf Fett, sondern auf Wolle gezüchtet worden ist.
Bohm sieht in diesem Wollschaf den Begleiter des baskischen
(iberischen) Menschenschlages, welcher sich von Osten nach Westen
ausgebreitet .hat_und zwar von der. westlichen Grenze Persiens durch
6, Heft
46 Dr, Spöttel und Dr. Tänzer:
Kleinasien (Carien und Phrygien) nach Griechenland, wo die Wolle
von Arkadien, Megaris und Attika besonders geschätzt war. Im Alter-
tum war auch die Wolle der Phönizier berühmt und unter den
griechischen Kolonien ragte vor allem Milet durch seine Schafzucht
hervor. Über ganz Griechenland, Sizilien und Süditalien gelangten
diese edlen Wollschafe asiatischer Abstammung zu den Römern.
Zur Blütezeit Roms unterschied man zwischen Oves pellitae und Oves
hirtae. Erstere waren hauptsächlich die besonders feinwolligen ta-
rentinischen und attischen Schafe, letztere hatten eine struppige
gröbere Wolle.
In Spanien soll nach einigen Autoren (Schmidt) der Onkel des
römischen Schriftstellers Columella den Grund für die Züchtung
der Merinos gelegt haben. Dieser habe afrikanische Wildschafwidder
zunächst gezähmt und dann mit seinen Mutterschafen gepaart. Diese
sollen zuerst raäuhhaarige Lämmer gebracht haben, welche aber die
Farbe ihrer Väter gehabt hätten. Die Widder dieser Kreuzung sollen
mit tarentinischen Schafen gepaart worden sein, woraus dann Widder
mit weichem, weißen und feinen Vließ entstanden seien. Da sich diese
Schafe gut bewährten, haben nach Körte Pedro IV. und Ferdinand V.
weitere Transporte aus Marokko holen lassen. Diese Annahme wider-
legt sich nach Bohm durch die Tatsache, daß schon vor dieser Zeit
nach den Berichten verschiedener Schriftsteller zu urteilen, merino-
artige Schafe in Spanien gehalten sein müssen. Nach Korth soll
sich auf diese von Columella zur Kreuzung mit den einheimischen
Schafen und vor allem auf die von Pedro und Ximenes aus der Barbarei
importierten Schafe die berühmte kastilianische Zucht gründen.
Nach Bohm ist es in keiner Weise erklärbar, was es für eine
Wildschaf- oder andere Schafrasse gewesen sein könnte, die solche
Eigenschaften aufwies, daß bei der Kreuzung mit dem spanischen
Schaf das Merino entstand. Bohm u. a. erwähnen, daß bei dem Vor-
handensein einer berühmten Schafrasse in Nordafrika irgend ein
römischer Schriftsteller von dieser berichtet hätte, und halten die
Kreuzung Columellas für eine Spielerei. Nach anderen Autoren sollen
die geschätzten spanischen feinwolligen Schafe im 14. bezw. zwischen
dem 8. und 15. Jahrhundert durch die Mauren nach Spanien gekommen
sein. Nach Jeppe ist das afrikanische Landschaf das einzige unver-
edelte Landschaf, das ohne besondere Pflege sich durch Wollfeinheit,
Kräuselung und Milde auszeichnete, und infolge des milden Klimas
und der Bergweiden in Spanien soll das Haar noch bedeutend feiner
geworden sein. — Diese Annahme widerlegt sich nach Bohm durch
die Tatsache, daß schon vor der Zeit der Mauren nach den Berichten
verschiedener Schriftsteller zu urteilen merinoartige Schafe in Spanien
gehalten sein müssen. Keller, Reinhardt, Hilzheimer und andere
schließen sich aer Ansicht Bohms an, welche die größte Wahrscheinlich-
keit hat. Das Wollschaf ist, wie schon oben angedeutet, als Begleiter
der Basken von Süditalien aus nach Spanien gelangt und hat sich dort
fortentwickelt. Keller hebt noch hervor, daß schon zur Zeit Colu-
mellas Spanien alle anderen Länder in der Wollschafzucht überflügelt
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 47
hat, und später haben die Araber die Veredelung der spanischen Woll-
schafe noch weiter fortgeführt.
In Spanien unterschied man Merino transhumantes und Merino
estantes. Die ersteren waren die Wanderschafe, die feinere Wolle
trugen. Die gröbere Wolle tragenden Schafe wurden aus diesen Herden
ausgemerzt, um eine größere Ausgeglichenheit zu erzielen. Auch die
schwerfälligen Körperformen und diejenigen, die im Vließe schwer-
wollig waren, wurden ausgemerzt. Nach Bohm sind häufig Kreuzungen
von Böcken, die aus den edlen transhumantes-Herden erworben waren,
mit anderen Rassen ausgeführt worden. Lasteyrie erwähnt die
metis merinos-Kreuzungstiere, die zur weiteren Verbesserung in die
Herden der Merino transhumantes geb;acht wurden.
Diejenigen Schafe, welche nicht im Land herumwanderten, wurden
Merino estantes, Standschafe, genannt. Diese bestanden teils aus
käuflich erworbenen Wanderschafen, teils aus primitiven Landschafen
oder mehr oder weniger durch Merino transhumantes veredelte Tiere.
Im allgemeinen waren die Merino estantes kräftiger gebaut, größer als
die Merino transhumantes und trugen eine gröbere und längere Wolle.
Die Standschafe erhielten nach Jeppe infolge der winterlichen Stall-
haltung und kräftigeren Fütterung einen gedrungeneren Körper,
kurzen Hals mit etwas ausgeprägtem Koder und Halsfalten, stark
bewachsenen Kopf, kurze bis an die Klauen bewachsene Füße und eine
dicht gewachsene kernige Wolle mit einem klebrigen, leicht verdickten
Fettschweiß, während die Wanderschafe, bedingt durch die Boden- und
sonstigen Verhältrisse, kahle Bei.e, langen Hals ohne Hautfalten,
kahlen kleinen Kopf und kurze feine Wolle mit öligem Fettschweiß
hatten, Nach ihm sind aie „Körper- und Wolleigenschaften insbesondere
nur durch die verschiedene Behandlung getrennter Stämme einer Rasse“
entstanden und bildeten sich in der Nachzucht immer mehr aus, wurden
konstant und dann als zwei verschiedene Rassen angesehen.
Lasteyrie hebt jedoch hervor, daß in Soria und Valencia auch
die Standschafe eine sehr feine, zum Teil aber sehr kurze Wolle trugen.
Nach Bohm stammten diese aus den Merino transhumantes und
sind aus diesen wegen ihres zarten schwächlichen Körperbaues und
geringer Größe ausgemerzt worden — Nach Lasteyrie waren die
alten spanischen Merinos etwa 0,65 m hoch, also ziemlich klein, ge-
drungen, mit kurzem Körper, dickem Kopf und zeigten ziemlichen
Hautreichtum. Die Wolle war kraus, sehr fein, sanft, und bedeckte
den ganzen Kopf, den Körper und die Beine bis zu den Klauen. Die
Wolle war geschlossen gestapelt und nur mäßig lang mit einer weit
größeren Menge Fettschweiß als die der übrigen Rassen.
Nach der Qualität der Wolle wurden in Spanien drei Merino-
‚schläge unterschieden:
1. die leonesischen Schafe, die zu den Wanderschafen gehörten
und die feinste und wertvollste Wolle trugen. Nach Haumann gibt
es hauptsächlich zwei Abarten der leonesischen Merinos, die er als
'kraft- und zartwollig unterscheidet, Die ersteren zeichnen sich aus
6. ITeft
48 Dr. Spöttel und Tr. Tänzer:
durch sehr kurze Beine, einen tonnenförmigen Körper, tief gesenkten
Leib, durch bedeutende Breite des Rückens, der Schultern und des
Kreuzes, durch einen ziemlich kurzen Ramskopf, der wie die Beine dicht
bewollt ist, durch einen Koder unter dem Hals, durch Falten am Hals
und den Lenden und durch eine sehr dichte, aber wenig weiche und
sanfte Wolle, die ein geschlossenes, von gelblichem, festeren oder
harzigen Fettschweiß durchsetztes Vließ bildet. Die zartwolligen
leonesischen Merinos haben nach Haumann dagegen mehr oder weniger
lange Beine, einen minder bauchigen und tonnenartigen Bauch, sind
schmaler an Rücken, Schultern und Kreuz, haben einen längeren Kopf
mit weniger ausgeprägter Ramsnase, das Gesicht ist kahl und die Beine
nur bis zum Knie mit: Wolle bewachsen. Letztere ist länger und weniger
gekräuselt, aber weicher und sanfter als die der kraftwolligen Schafe
und mit einem öligen Fettschweiß behaftet. Das Vließ ist nicht so dicht
und festgeschlossen.
2. die segovischen Schafe, die auch noch zu den Merino trans-
humantes gehören, derene Wolle jedoch schon geringer geschätzt wird.
3. die Sorianer Schafe; es sind z. T. Wanderschafe, z. T. Stand-
schafe, deren Wolle teils fein, teils gröber und geringwertig ist. Nach
Haumann sind die Sorianer Wollen zwar länger als die leonesischen
Wollen, aber nicht so fein und milde wie diese.
In den verschiedenen Herden, aus denen die nach Deitschländ:
Österreich, Frankreich importierten Schafe stammten, war nach
Bohm durch verschiedene Zuchtwahl der Charakter der Tiere, was
Wolle und Körperform anbetrifft, verschieden ausgebildet worden,
jedoch kannte man solche Unterschiede, wie sie sich spöter in den
außerspanischen Zuchten herausstellten, nicht. Immerhin sollen nach
Haumann schon gewisse Unterschiede bezüglich der Wıderristhöhe,
Länge des Kopfes und Wollhöhe vorhanden gewesen sein. So gibt
er folgende Maße von Böcken dreier Zuchten an:
Infantado 2Fuß 1Zollhoch, 4 Fuß 7 Zolllang, 21/, Zoll Wollhöhe
Negretti 2 Fuß 3 Zoll hoch, 4 Fuß 6 Zolllang, 21/, Zoll Wollhöhe
Guadeloupe 1 Fußll Zoll hoch, 4Fuß 5 Zolllang, 1?/, Zoll Wollhöhe
(bis 2 Fuß)
Daß jedoch nicht nur durch Zuchtwahl die spanischen Merinos
verändert worden sind, sondern daß auch Kreuzungen bei dieser Ver-
änderung mitgespielt haben, geht aus den Angaben Lasteyries
hervor. Vor allem sind nach seiner Ansicht die Schafe mit tieferem
Stapel auf Kreuzungen zurückzuführen, die mit dem spanischen Land-
schaf ausgeführt wurden. Solche haben auch mit schwarzwolligen
Schafen stattgefunden und schon Bohm vermutet hierin die Ursache
dafür, „daß wir heute noch in Deutschland mitunter schwarze oder
schwarzgefleckte Lämmer geboren werden sehen, wenn zufölligerweise
die seinerzeit aus Spanien eingeführten Vorfahren wider Wissen und
Willen derjenigen, welche sie einführten, aus solchen Zuchten her-
stammten.“ — Da bei vielfacher Verdrängungskreuzung mit rein-
rassigen Merinoböcken ein phaenotypischer Unterschied gegenüber
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 49
der reinen Rasse sich nıcht erkennen läßt, liegt die Möglichkeit vor,
daß auch bei dem Export spanischer Merinos derartige Produkte mit
- ausgeführt wurden. — Nach Jeppe zeichneten sich wieder einzelne
Herden durch höheren Grad ihrer guten Eigenschaften besonders aus,
z. B. die einen durch schönere und größere Körperformen, durch
längeren Wollstapel, durch Dichtigkeit und Kern der Wolle, die anderen
- durch hohe Feinheit, Sanftheit und Ausgeglichenheit, kürzeren Woll-
stapel und leichter löslıches Wollfett. Janke bezeichnet die Estantes
geradezu als grobwollige rauhe Landschafe mit häufig schwarzer Wolle.
Hierunter sind jedoch die Churra-Schafe, gewöhnliche spanische Land-
: schafe, zu verstehen.
Aus den geschichtlichen Berichten über die Schafzucht in Spanien
vor der Ausfuhr der Merinos nach anderen Ländern geht beıvor, daß
das Merino aus einem Wollschaf entstanden ist, welches nicht afri-
‘ kanischen, sondern astati:chen Ursprungs ist und über Altgriechenland,
- griechische Kolonien und Italien nach Spanien gelangt ist. Wie schon
: Kronacher u. a. hervorgehoben haben, ist das spanische Merino
‘aus der Kreuzung aieses Wollschafes mit spanischen Landschafen,
insbesondere den Ühurraschafen entstanden. Letztere haben die Grund-
lage für die so weit verbreitete Zuuht des Edelschafes in Spanien ge-
bildet. Überblickt man die verschiedenen Unterrassen und Zucht-
richtungen, wie sie insbesondere in: den Formen der leonesischen,
segovischen und sorianer Schafe entgegentreten, so erkennt man,
daß bezüglich der Haarfeinheit und Haarbeschaffenheit Übergänge
von dem mischwolligen Churraschaf zu dem rein- und feinwolligen
leonesischen Schaf bestimmter Zuchten vorhanden sind. Die Unter-
schiede, die bei den verschiedenen Schlägen und Stämmen noch nicht
in dem Umfange auftraten, wiein der späteren deutschen Merinozucht,
‚lassen sich deuten als Unterschiede in dem Grade der Veredelung und
planmäßigen Zuchtwahl, wie zum Teil auch aus Unterschieden in der
Haltung und Fütterung. Während man z. B. dıe schwereren Formen
mit starkschweißigem und reichwolligem Vließ von geringerer Feinheit
aus den Wanderherden entfernte, wurden diese als Standherden weiter-
gezüchtet. Diese Tatsache deutet entweder darauf hin, daß aus den
feinwolligen, durch Spaltung gewisser Erbanlagen gröber- aber reich-
wollige Schafe von schwereren Formen hervorgingen oder daß vielleicht
angeregt durch äußere Faktoren eine weitere Entwicklung in bestimmter
Richtung durch mutative Änderung der Erbanlagen erfolgte.
Wenn Völtz behauptet, daß bei den deutschen Merinozüchtern
eine größere Wollhaarfeinheit, wie sie bereits im 18. Jabrhundert
bei den spanischen Merinos vorhanden war, nicht erreicht worden ist,
so entspricht diese Ansicht wohl nicht den Tatsachen. Er bezieht sich
auf zwei Wollproben von originalspanischen Merinos der Wollsammlung
des Zootechnischen Institutes zu Berlin, von denen die eine eine Kamm-
wolle mit den Grenzen 19,2 und 31,3 a, und mittlerer Feinheit bei
25,9, die andere eine Tuchwolle mit den Grenzen von 16,0 und 22,4
und einer mittleren Feinheit von 18,7 w war. Er schließt daraus mit
‘Recht auf die. Verschiedenheit der Wollen der originalspanischen
Archiv ee - 4 BE:
50 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
Merinos. Der Schluß, daß in der Tuchwollprobe nicht die allerfeinste
der damals vorhanden gewesenen Merinowollen vorgelegen hätte, ist
nicht ohne weiteres berechtigt. Man könnte im Gegenteil annehmen,
daß von den damaligen Originaltieren die gröbste und die feinste
Wollprobe aufbewahrt worden ıst. Daß die deutschen Merinowollen
zur Zeit der Tuchwollzüchtung eine erheblich größere Feinheit als die
von Völtz untersuchte Probe der Originalimporten erreicht haben
müssen, geht schon aus den den alten Tuchwollsortimenten zugrunde-
liegenden mikrometrischen Werten hervor. So beginnt das feinste
Sortiment Superelecta plus plus mit 12,5 #. Die damaligen Züchter
mußten ebenin der Umreißung der Sortimente der großen erzüchteten
Haarfeinheit Rechnung tragen.
Elektoralzüchtung in Sachsen.
1765 wurden die ersten spanischen Merinos nach Sachsen im-
portiert und in Stolpen aufgestellt. Es handelte sich um 61 Böcke,
38 Muttern aus der Herde des Herzog Alfaro, 22 Böcke und 30 Muttern
aus der des Herzog Bejar, 12 Mutterschafe von Heırn Alcolea, 4 Böcke
15 Muttern vom Grafen Negretti, 5 Böcke und 15 Muttern von Herrn
Torrevietto und 28 Muttern von Xerena l’Escural.
Die Tiere zeigten bezüglich Körperbau und Wollcharakter ver-
hältnismäßig große Übereinstimmung. Sie waren von großer Statur,
ziemlich hochgestellt, von zartem Knochenbau, mit schmalem, spitzen,
etwas langen Kopf und ziemlich langem, dünnen Hals. Die Rippen
waren im Brustkorb flach und nach den falschen Rippen zu stark aus-
gebuchtet. Das Kreuz war abfallend und spitz. Die Beine bis über das
Sprunggelenk hinauf und der Kopf bis hinter die Ohren waren mit kurzen
straffen Haaren bewachsen. Die dünne Haut lag straff auf dem Körper
ohne jede Faltenbildung. Das Vließ zeigte genügenden Stapelschluß,
die Tiefe des Stapels war nach Bohm nicht so kurz wie in der späteren
Zeis bei schlesischen Herden. Die Wolle war hochfein, jedoch nicht
so fein wie in der späteren sächsischen Zucht und stand bedeutend
undichter auf der Haut im Vergleich zu dem modernen Edelschaf.
Der zweite Import spanischer Merinos erfolgte 1778 und bestand
aus 57 Böcken, 156 Mutterschafen des Marquis ven Tranda, 21 Böcken
des Grafen Villa Paterna, 17 Böcken des Grafen Negretti, 5 Böcken
und 20 Muttern des Grafen de Cuenca. Im Vergleich zu denen des ersten
Transpartes waren die Tiere größer; die hohe nicht sehr feine Wolle,
die stark gekräuselt war, und in dieser Beziehung sogar zu fehlerhafter
Ausbildung neigte, stand noch undichter auf der Haut. Die Stapel-
tiefe betrug nach Proben, die Bohm gemessen hat, 6—7 cm. Der Stapel
war ziemlich offen und neigte zu fehlerhafter Ausbildung; das Schur-
gewicht betrug im Mittel 2,5kg. Die Schafe, die aus der Herde des
Grafen de Cuenca stammten, gehörten zu dem Sorianer Stamme und
waren von außerordentlich geringem Wert (Haumann).
Nach Haumann kam dıe erste Stolpener Herde nach Hohenstein
und dann nach Lohmen. Sie bestand zu dieser Zeit aus Böcken, Mutter-
schafen und 394 Hammeln!! Dain der damaligen Zeit,ein Merinobock
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 51
ein außerordentliches Wertobjekt darstellte, so ist es höchst unwahr-
scheinlich, daß reinblütige spanische Nachzuchtböcke gehämmelt
wurden. Es liegt hier die hohe Wahrscheinlichkeit vor, daß auch in
Stolpen zur Vergrößerung der Herde umfangreiche Kreuzungen vor-
- genommen worden sind und die Böcke dieser Kreuzungen gehämmelt
wurden. Die Stolpener Herde des ersten Transportes wurde in sich
fortgezüchtet. Einige Jahre bestand zwischen Rennersdorf, dessen
Schäferei von Stolpen aus durch Böcke und den Überschüssen von
Merinomuttern veredelt worden war, und Lohmen ein Umtausch von
Böcken. Seit 1790 hatte dieser Umtausch aufgehört und in Renners-
dorf wurden nur Stolpener Böcke benutzt.
Aus dem ersten Trausport nach Stolpen entstammt die Rochs-
burger wie auch die Altstädter Merinoherde. Die Rochsburger Merino
zeichneten sich bald durch größeren Körper und längere Wolle aus,
während die Feinheit eine ähnliche waı wie in den übrigen sächsischen
Zuchten. Die importierten Böcke wurden nach Bohm zum kleinsten .
Teile zur eigenen Benutzung für die Merinoschafe benutzt, vielmehr
wurden sie überwiegend an ve.schiedene Besitzer zur Aufbesserung
ihrer Landschafherden verteilt, wie es auch eine ministerielle Verfügung
1767 anordnete. Böcke erhielten Maxen, Mockritz, Dahlen, Dahlenberg,
Klipphausen, Rochsburg und Dröschkau. Es wurden also umfangreiche
Kreuzungen der Landrasse mit Merinoböcken vorgenommen. Bohm
berichtet darüber: „Da die Nachzucht immer wieder mit reinblütigen
- Böcken gepaart wurde, wurde diese in ihren Eigenschaften den rein-
blütigen Schafen immer ähnlicher, schließlich ihnen ziemlich gleich-
wertig; es sind zweifelsohne die ersten Herden, wie Rochsbuıg, Klıpp-
hausen, Machern, Dahlen, Finke’sche Herde zu Cösitz, Dröschkau
u. a. wenigstens größtenteils aus solchen Kreuzungen hervorgegangen.“
Da die Herden von Rochsburg, Dahlen, Klipphausen, Machern nach
Bohm später als reinblütig ‚‚galten‘‘, vermutet er, daß die Kreuzungs-
produkte später abgeschafft wurden. Nach Haumann haben all-
mählich einige Herden, die zuerst spanische Böcke zur Veredelung
ihrer Landschafe erhielten, einen ausgezeichneten Ruf erhalten. Als
solche erwähnt er Gersdorf, Klipphausen, Walkenburg, Dahlen,
Dröschkau. Elsner gibt an, daß ‚vom ersten Anfang nach der Ein-
führung der Merinos in Deutschland eine große Verbastardierung ein-
trat, indem man sie vielfach mit der Landrasse vermischte und zuletzt
nicht mehr wußte, was reines und was vermischtes Blut war.“ —
1815 wurden Merinos aus den Herden von Moncey, Morel de Vinde
und Murat angekauft und kamen anstelle der zerstörten Herden nach
Altstadt und Rennersdorf. Aus den Staatsherden ging 1807 auch die
Herde von Gadegast hervor. — Mit der zunehmenden Zahl der reinen
Merinos stiegauch die der veredelten Landschafe. Die Blendlinge wurden
wiederholt mit reinblütigen Merinoböcken angepaart und die Tiere
‘ immer von der Nachzucht ausgeschlossen, die weniger den Wollcharakter
des Vaters trugen. Nach Bohm traten daher die ursprünglichen
Blendlingsherden ‚‚je länger je mehr in ihrem Werte und in ihrer Ver-
breungssicherheit des Merinocharaxters den reinblütigen Herden näher.“
4* 6 JIeft
52 Dr. Spöttel: und Dr. Tänzer:
Bei denreingezüchteten Merinos, wie auch bei den durch Landschaf-
Unterlage entstandenen, strebte man der höchsten Verfeinerung der
Wolle zu, während dabei die körperliche Entwicklung vernachlässigt
wurde. Die knappe Ernährung oder gar das Hungernlassen der Tiere
und dıe ausgesprochenste dauernde Incestzucht bei einseitigster Aus-
lese haben die Degeneration mitbewirkt; die Tiere wurden noch kleiner
und eckiger als schon ein Teil der importierten spanischen Merinos war
und stellten allmählich nur noch eine Karıikatur dar. Kopf und Beine
waren mit kurzen Haaren besetzt, der Bauch war fast kahl, das Schur-
gewicht außerordentlich gering, der Waschverlust der Wolle b'’s zu
80 Prozent. gt
Die sächsischen Wollen wurden allmählich immer hochfeiner
und gleichzeitig ging in diesen Superelekta-Zuchten das Schurgewicht
immer mehr herab. Die Ehrenfels’sche Zuchtrichtung züchtete eine
ziemlich hochbogige Wolle von mehr tiefem, aber offenem Stapel.
Das e’nseitige Streben auf Erhöhung der Feinheit und Sanftheit führte
dazu, daß dıe Tiere schwächlich und die Wolle überbildet wurde.
In der Mitte der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts berichteten
Andre und Schmidt, daß die Vließe der sächsischen Elektorale
schütter, dünn und flattrig geworden waren; die verschiedensten Stapel-
formen fanden sich nebeneinander, vor allem war der Zwirn weit ver-
breitet. Die Seiten waren ganz dünn besetzt, der Bauch kahl, während
im Kreuz und Hals die Tiere langwollig waren.
Das Ausgangsmaterial, auf welches sich die sächsische Elektoral-
zucht gründete, war, wie wir gesehen haben, nicht einheitlich. Während
es sich bei dem ersten Import um unter sich ziemlich ausgeglichene
Tiere mit feiner, zu einem Stapel mit genügendem Schluß vereinigten,
nicht sehr kurzen Wolle handelte, dieaber nicht sehr dichten Stand hatte,
zeigten die Tiere des zweiten Importes schon wesentliche Unterschiede
unter sich und vor allem die von dem Grafen de Cuenca stammenden
Schafe konnten nicht als auf Wollfeinheit hochgezüchtete angesehen
werden. Der Stapel war nämlich ziemlich offen und neigte zu fehler-
hafter Ausbildung; die nicht sehr hochfeine Wolle war stark gekräuselt
und stand noch undichter auf der Haut. |
Diese importierten spanischen Merinos sind im weitesten Umfange
zu Kreuzungen mit deutschen Landrassen benutzt worden und selbst
die berühmtesten sächsischen Elektoral-Herden gehen auf ursprüng-
liche Kreuzungen zwischen Merinoböcken und Landschafen zurück.
Sogar für die Stammschöferei Stolpen ist die Kreuzung mit Landschafen
für wahrscheinlich anzusehen und auch durch den Bockaustausch
zwischen Remmersdorf und Lohmen ist Landschafblut der ursprüng-
lichen Merinoherde zugeführt worden. Teils wurden die Unterschiede,
die durch die verschiedenartigen Tiere der beiden Importe bedingt
waren, durch diesen Austausch verwischt. — Gleichgültig, ob die
' sächsischen Herden auf eine größere oder geringere Beimischung von °
Lantschafblut zurückgehen, sich auf den ersten, zweiten oder auf beide
Importe zurückführen lassen, entstanden durch planmäßige Zuchtwahl
und Behandlung der Tiere die sächsischen Elektoralschafe, deren
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 53
hauptsächlichstes Kennzeichen die hochfeine Wolle war und in dieser
Ausbildung diespanischen Wollen noch überraf. Es hat also, begünstigt
vielleicht durch klimatische und sonstitge Umweltfaktoren, eine
Änderung des Keimplasmas stattgefunden, derart, daß die einmal
eingeschlagene Entwicklungsrichtung noch weiter fortgesetzt wurde.
Bei dem einseitigen Streben auf höchste Feinheit der Wolle wurde der
Wollertrag wie auch die Körperentwicklung vernachlässigt. Da die
Superelekta-Feinheit nur bei kleineren Formen gefunden wurde,
kamen diese immer mehr zur Auslese. Allgemein konnte man im Laufe
der sächsischen Zucht eine Reduktion des Schurgewichtes, Rendements
und der Körpergröße feststellen. Die knappe Ernährung oder Hungern-
lassen, ebenso starke Incestzucht mögen diesen Vorgang beschleunigt
haben, sodaß schließlich diese Superelekta-Zuchten nur noch Kümmer-
formen darstellten, die aber Wolle von höchster Feinheit trugen.
Der Entwicklungsweg geht also von den spanischen Merinos über Land-
schafkreuzungen zu diesen Schafen höchster Wollfeinheit auf Grund
allmählicher Veränderung des K eimplasmas, begünstigt von klimatischen
und sonstigen äußeren Faktoren. Zugleich tritt auch hier eine korrelative
Beziehung zwischen höchster Wollfeinheit und Körperentwicklung
zu Tage, derart, daß wenigstens unter den deutschen Umwelt-
bedingungen keine Vereinigung höchster Wollfeinheit mit großen und
Suten-Körperformen ebensowenig wie mit hohem Schurgewicht möglich
war. Innerhalb der feinwolligsten Elektoralschafe kann nun noch eine
Weiterentwicklung in der einmal eingeschlagenen Richtung auf aller-
feinste Wolle in gewissen für die Hochfeinzucht besonders geeigneten
Gegenden festgestellt werden. Haumann gibt an, daß unter den
feinwolligen Stämmen zu seiner Zeit häufig Tiere mit roten kahlen
Ohren vorkamen, „deren Körperbedeckung in einen wahren Flaum
übergegangen ist.“ Die Haut dieser Tiere, die sich schon als junge
Lämmer von den übrigen unterschieden, war äußerst zart und rot nur
m’t wenig ganz dünnem Flaum bedeckt, sodaß sie nur die Hälfte des
schon geringen Schurertrages der übrigen Elektoralschafe gaben.
Auch Thaer berichtet von einer Herde des Grafen Schlabendorf,
die sich durch höchste Feinheit und Weichheit des Flaumhaares, aber
außerordentlich geringes Schurgewicht auszeichnete. Kopf, Ohren,
Beine und Bauch der Tiere waren kahl, das Knochengebäude schwach,
der Kopf spitz und besonders in den Schlöfen zusammengedrückt
und kaninchenartig. ‚Ihre Augen hatten ein besonderes Aussehen,
sodaß man sie eine Kretins- oder Kakerlakenrasse unter den
Schafen hätte nennen können“ (Thaer). Nach v. Moro wurde
dieser .edle Wollflaum als der höchstmögliche Gipfel und als
die schönste Krone der Veredlung der Wollschafe angesehen. —
Diese Tiere werden heute als das überbildete Produkt dauernder
Inzucht angesprochen. Man muß in ihnen das Endprodukt
einer Entwicklung sehen, das auf mutativem Wege entstanden ist
und dessen Auftreten zwar durch Inzucht gesteigert wurde, dadurch,
daß Tiere, die die Anlage zu gleicher Flaumausbildung aufwiesen,
vereinigt wurden, daß aber Inzucht nicht als ursprüngliche Ursache
6. Heft
54 Dr. Spöttel und Dr, Tänzer:
für dieses Auftreten anzusehen ist. Hierfür spricht die Tatsache, daß
auch in Spanien vor der Einführung der spanischen Merinos nach den
übrigen europäischen Ländern Schafe mit derartiger Flaumausbildung
auftraten, obgleich in der damaligen Zeit die Inzucht und Incestzucht
niemals die Rolle gespielt hat, wie in der späteren Zeit in Deutschland,
und daß ferner auch schon kurz nach dem Import nach Deutschland
derartige Merinos auftraten, die jedoch zunächst als fehlerhaft an-
gesehen und wie in Spanien ausgemerzt wurden. Erst später, als das
Streben nach hochfeinster Wolle ganz im Vordergrund stand, sind
auch derartige Tiere zur Zucht herangezogen worden. Die Ausbildung
dieses Flaumhaares von höchster Feinheit ebenso auch die sonstige
Beschaffenheit der Tiere muß als eine in der Entwicklungsrichtung
der Merinos liegende Veränderung des Keimplasmas derselben an-
gesehen werden, die erst sekundär durch Incestzucht gefördert
worden ist.
Elektoralzüchtung in Preußen.
Die 1748 ünd 1785 nach Preußen importierten spanischen Merinos
haben für die spätere Zucht keine Bedeutung gehabt. Finke (in Cösitz-
Anhalt) hatte schon vor Einführung der spanischen Merinos seine
Landschafherde durch Einführung schlesischer Böcke verbessert.
Sehon 1767 hatte er einige Merinoböcke erhalten und erhielt auch
von dem zweiten österreichischen Transport eine kleine Anzahl Böcke
und Mutterschafe spanischen Blutes. Aus der Finkeschen Herde ging
die Subkauer in Ostpreußen hervor. Bohm hat darauf hingewiesen,
daß dıe Herde, wenn auch eine schon hochveredelte, doch aber höchstens
in der siebenten Generation veredelte, keineswegs aber reinblütige war.
Auch Janke hebt hervor, daß Finke durch fortgesetzte Verwendung
der Edelschafböcke allmählich einen sehr hohen Grad der Verfeinerung
seiner ursprünglich groben, einheimischen Landschafe erzielte. —
Als Begründer der Merinozucht in Brandenburg ist Thaer anzu-
sehen, welcher 1811 Mutterschafe aus den Herden Drehna, Lübbenau
und Rauden kaufte, die nach seiner Angabe nicht reinblütig waren.
1814 kamen noch 14 Muttern aus Rochsburg hinzu und später aus
Dahlen und Machern, Sprungböcke aus Stolpen und Rochsburg und
1815 einige aus Frankreich importierte Böcke. Jedoch sagten ihm
die Erfolge der Rochsburger und französischen Böcke ‚nicht zu. Der
Hauptbegründer der Thaer’schen Zucht war ein Bock aus der Herde
des Grafen Morel de Vinde; letztere war aus Tieren entstanden, die aus
Ramboullet, Malmaison und Issy stammten. Die Herde in Malmaison,
die der kaiserin von Frankreich gehörte, setzte sich hauptsächlich aus
hervorragenden Merinos zusammen, die der Kaiserin von den ver-
schiedensten Seiten zum Geschenk gemacht worden warden. Nach einer
Äußerung Thaers hat der Bock von Morel de Vind& zur Vervoll-
kommnung des gedrängt wolligen, stumpf gestapelten Schlages viel
beigetragen und aufihn sind die hohen Wollerträge und großen Figuren
zurückzuführen. Höchste Feinheit, Ausgeglichenheit, Sanftheit bei
kurzem Stapel war das Ziel der Thaer’sehen Zucht, erst in zweiter Linie
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 55.
kam der Wollertrag. Überfeinheit und Hungerfeinheit erzielte er nicht,
sondern begnügte sich mit Elekta-Sortiment. Durch die Zuchtrichtung
Thaers überholte die märkische bald die sächsische Zucht. — Neben
der Mögliner Herde entstanden die Frankenfelder und Panthener Herde.
Nach Frankenfelde kamen Tiere aus den französischen Schäfereien
von Moncey, Rambouillet, Murat, Malmaison, Chaptal und Ohanteloupe
(Transport 1815), die rein in sich fortgezüchtet wurden, um sie „recht
konstant zu machen‘ und verschiedenartige Böcke zu erzielen. Nach
Janke erreichte man in Frankenfelde durch fortgesetzte Kreuzung mit
reinrassigen französischen Merinos und durch sorgfältige Ausmerzung
jeder Mutter mit gröberer Wolle aus der Herde den höchsten Grad der
Vollendung. Später suchte man die feinsten und schwersten Böcke
aus und verwendete sie in den verschiedensten Stämmen. Auf wie
Feinheit legte man den größten Wert; immerhin blieb hier der Stapel
länger und die Tiere größer als in den übrigen Herden Deutschlands. —
Nach Panthen kamen die feinwolligsten Schafe mit kurzem Stapel
aus dem oben erwähnten französischen Transport, die mit sächsischen
Elektoral-Böcken gepaart wurden, sodaß nach Bohm der Typ des
sächsischen Elektoral-Schafes daraus hervorging. Heyne gibt dagegen
an, daß nach Panthen Merinos mit langem Stapel und weniger feiner
Wolle kamen. Bei Auflösung der Herde kamen die „besten Elektoral-
Tiere“ nach Frankenfelde, wo sie entweder rein fortgezüchtet wurden
oder mit den dortigen Schafen gepaart wurden. Nach Bohm sollen
auf diese Weise in Frankenfelde drei kleine Herden entstanden sein:
l. die Nachzucht aus den ursprünglich importierten fünf Stämmen
(Infantado-Negretti-Typ), 2. die reinen Nachkommen der Panthener
Herde (Elektoral), 3. Nachkommen aus den Paarungen der beiden
verigen. Thaer behielt für die Zuchtrichtung, wie sie in Frankenfelde
und zum Teil auch in Panthen innegehalten wurde, die Bezeichnung
Eseuria] bei, während sie Bohm zu der Edelzuchtrichtung des Negreiti
rechnet. Die Wolle stand bezüglich Sanftheit und Milde mit den
sächsischen Wollen vor der Überfeinerung auf gleicher Stufe, der Stapel
war stumpfer und das Vließ geschlossener, die Elastizität gıößer.
Bauch und Extremitäten waren stärker bewollt, während die Tiere im
Körperbau nicht wesentlich abwichen; nur war der Kopf nicht so schmal
und das Gesicht weniger spitz.
Nach Oberschlesien kam viel Material aus österreichischen Zuchten.
Sämtliche in Schlesien gezüchteten Tiere waren von vornherein reich-
wolliger und hatten mehr einen geschlossenen kürzeren, stumpferen
Stapel als die sächsischen, entsprachen also mehr dem Negretti-T'yp.
Durch Bezug sächsischer Merinoböcke suchte man die höchste Feinheit
zu erreichen. — Die Zuchten des Grafen Haugwitz, Graf Magnis und
Fürst von Lichnowski haben für die Verbreitung der Merinos in
Schlesien die größte Bedeutung gehabt. Graf v. Magnis hatte auf seinen
Gütern in der Grafschaft Glatz seine Landschafherde durch Paduaner
Böcke teilweise veredelt und 1787 zwei Merinoböcke importieıt. Später
hat er ausgezeichnete Merinoböcke aus der Herde zu Hoschtitz und der
des Fürsten Kaunitz bezogen. Auf die Bedeutung des Paduaner Blutes
6. Heft
56 Dr. Spöttel und Dr, Tänzer;
für den Aufbau der beiden letzten Zuchten wird später noch ein-
gegangen. Die Tiere der Magnis’schen Herde zeichneten sich durch
große Formen und Wollreichtum aus. Die Wolle war nach Lasteyrie
der schönsten spanischen Wolle gleichwertig. Elsner und Bohm
geben an, daß die von Magnis und Haugwitz verwendeten Böcke
französischer Abstammung gewesen seien. Haugwitz erhielt vom
Körig von Preußen von dem 1801 aus Spanien importierten Material
den besten Bock geschenkt, den er dann in seiner Landschafherde
verwendete. Bald darauf erhielt er einige reinblütige Schafe. Beide
Schöfereien erfreuten sich rasch einer hohen Blüte und trugen viel
zur. Verbreitung der Merinozucht in Schlesien bei.‘ Infolge des spär-
lichen reinrassigen Materials, welches Haugwitz erhielt, ist es kaum
glaubhaft, daß er schon im nächsten Jahr reinrassiges Material ab-
gegeben hat. Es ist vielmehr wahrscheinlicher, daß er Kreuzungen,
die. mit Merinoböcken wieder angepaart waren, abgab. Der große
Umfang seiner Herde nach kurzer Zeit läßt sich nur durch Hinzu-
zählung seiner Kreuzungen erklären. — Von Lichnowski bezog sein
Material aus den österreichischen Stammschäfereien Holice und
Mannersdorf. Auf die Bedeutung des Paduaner Schafes für den Auf-
bau dieser österreichischen Merinozuchten wird später noch einge-
gangen. Die Tiere wurden in Kuchelna und Borutin aufgestellt. Die
meisten der oberschlesischen Herden sind aus dieser Herde des Fürsten
Lichnowski hervorgegangen, zu denen später noch originalspanische
Schafe aus dem v. Finkeschen Transport 1802 und Muttertiere aus
Sachsen sowie Mecklenburger Merinos aus der v. Moltkeschen Herde
hinzukamen. Besonders ein Bock aus Lohmen soll sich durchschlagend
vererbt und den Ruf der Zucht begründet haben. Man züchtete zu-
nächst nur auf höchste Feinheit und die Lichnowskische Zucht er-
freute sich großer Beliebtheit, sodaß ihr Material in alle Welt ging.
Tochterherden sind z. B. die von Engelbrecht-Glasewitz und Heller-
Chrzelitz. — Kuchelna wie fast alle schlesischen Züchter arbeiteten
auf geschlossenen Stapel hin bei möglichster Kürze und höchster
Feinheit. Die Reichwolligkeit wurde nur soweit berücksichtigt, als
sie mit höchster Feinheit vereinbar war. Durch besondere Reich-
wolligkeit ragte die Hellersche Herde hervor. Nach Bohm zeichnete
sich Schlesien schon vor Einführung der Merinos durch gute Wollen aus
„und es ist daher sehr natürlich, daß auch die aus Kreuzung hervor-
gegangenen Herden, und wurde eine solche sehr bald und hier auch all-
gemeiner als in anderen Provinzen getrieben, sich in kurzer Zeit einen
hohen Ruf erwarben, die schlesische Mestizwolle der sächsischen nicht
nur an die Seite gestellt, sondern sogar derselben vorgezogen wurde.“
Er gibt zu, daß auch in den meisten hochberühmten schlesischen
Herden mehr oder weniger Landschafblut nachzuweisen ist.
Nach Ostpreußen und zwar nach Blumberg kamen in den letzten
Jahren des 18. Jahrhundeits reinblütige Merinos, über deren genaue
Herkunft und Beschaffenheit nichts zu ermitteln ist. Später wurde
bei Finke in Cösitz von ostpreußischen Landwirten 50 Böcke bestellt.
Außer diesen schickte Finke noch 10 alte Mutterschafe, Auf die Ent-.
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 57:
stehung der Finkeschen Herde ist oben schon eingegangen. — Nach
Westpreußen und zwar nach Subkau bei Dirschau kamen zuerst 200
Mutterschafe aus der Finkeschen Herde, von denen schon Bohm an-
gibt, daß sie zwar hochveredelt, doch aber höchstens in der 7. Generation
veredelt waren. Die Subkauer Herde wurde der Ausgangspunkt für
die. Verbreitung der Merinozucht in Ost- und Westpreußen. Feinste
Wolle war auch hier das alleinige Zuchtziel.
Überblick man die Entwicklung der Elektoralzucht in
Preußen, so tritt hier zunächst eine stärkere Verschiedenheit
in dem äußeren Habitus, aber auch bezüglich der Wolle her-
vor, .wie wir sie z. B. zwischen dem schlesischen Elektoral,
den Finkeschen und Mögliner Stämmen feststellen können. Im.
Unterschiede zu der mehr einheitlichen Grundlage der sächsischen
Zucht hat bei den preußischen Elektoralzuchten das verschieden-
artigste Ausgangsmaterial Verwendung gefunden. Teils finden. wir
österreichische Negrettis, teils sächsische, teils originalfranzösische
Merinos zum Aufbau der Herden herangezogen und selbst in ein und
derselben Herde sind diese verschiedensten Typen teils neben, teils
nacheinander benutzt worden. Wie in Sachsen hat jedoch auch hier
das Landschaf die Grundlage für die Merinozucht dargestellt und selbst
in den berühmtesten Stammschäfereien läßt sich eine mehr oder weniger
starke Benutzung desselben nachweisen. Aber nicht nur das Bock-
material, sondern auch das Muttermaterial ist in den verschiedenen
Provinzen nicht einheitlich gewesen. In Schlesien z. B. und wohi auch
in der Finkeschen Herde hatte schon eine Veredlung der Landschafe
durch Paduaner Blut stattgefunden, das wahrscheinlich selbst wieder
auf Kreuzung mit feinwolligen Schafen zurückzuführen ist. — Da
infolge der Wollbeschaffenheit der durch Paduaner Schafe veredelten
Landschafe diese nicht einen derartig großen Gegensatz zu den fein-
wolligen Merinos bei der Kreuzung beider darstellten, als es bei Ver-
wendung unveredelter mischwolliger Schafe der Fall war, ist es er-
klärlich, daß in Schlesien die Merinozucht schnellere Fortschritte
machte als in anderen Gegenden und die sächsischen Wollen sogar
übertraf.
Das Ausgangsmaterial ist nicht einheitlich gewesen, während das
“uchtziel hochfeine Wolle war. Durch fortgesetzte Kreuzung mit
sächsischen oder französischen Merinoböcken und durch sorgfältige
Ausmerzung der Schafe mit gröberer Wolle suchte man dieses Ziel zu
erreichen. In nur beschränktem Umfange ist wohl aus dem nach
Schlesien gebrachten österreichischen Negretti allein auf dem Wege
der Selektion ein feinwolliges schlesisches Elektoral gezüchtet worden.
Die Kreuzung hat die größere Bedeutung gehabt. Stapelbau, Stapel-
länge sind bei der Zucht außer der im Vordergrund stehenden Woll-
feinheit in verschiedenem Grade zum Teil noch berücksichtigt worden.
Geschlossener Stapel bei möglichster Kürze desselben war das Ziel
Thaers, wie auch der Mehrzahl der schlesischen Züchter. Der ge-
schlossene Stapel war bei den schlesischen Zuchten infolge der Negretti-
grundlage schon von vornherein vorhanden, während die Kürze des-
6. Heft
58 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
selben erst durch die Zuchtwahl und Kreuzung erzielt wurde, vor allem
dort, wo infolge der Landschaf-Unterlage bei den Kreuzungsprodukten
ein längerer Stapel hervortrat. Die Wollmenge wurde wie in Sachsen
bei der Zuchtwahl vernachlässigt. Da die Tiere jedoch von vornherein
reichwolliger waren, ist bei dem einseitigen Streben auf hochfeine Wolle
der schüttere Stand der Wolle in Schlesien nieht so schnell in Er-
scheinung getreten wie in Sachsen, vor allem war auch die Ausdehnung
des Wollfeldes von vornherein eine größere als in Sachsen. Infolge der
Überspannung der Ansprüche bezüglich der Wollfeinheit wurde sehließ-
lich auch in Schlesien wie in vielen anderen Gegenden die Körpergröße
immer geringer, die Tiere wurden zu Kümmerformen, die eine hoch-
feine, aber äußerst schüttere Wolle trugen.
Die Umzüchtung der Electoralschafe.
Zur Verbesserung des Schurgewichtes der sächsischen. Elektoral.
schafe wurden reichwollige Böcke eingeführt und die überbildeten
Schafe mit schwacher, des Nerves ermangelnder Wolle, mit kraft«
wolligen Tieren gepaart. Vor allem spielen für diese Zwecke die Merino
eine wichtige Rolle, die Graf Vahlen aus der Herde des Klosters Eseurial
erworben und nach der Lombardei gebracht hatte. Schweitzer
berichtet von diesem Stamm, „daß er eine schörfere Kröuselung als
die sonstige sächsische Zucht reichlich vertrete bei oft guter Feinheit,
aber großer Unausgeglichenheit in den einzelnen Körperstellen, ja
selbst in den einzelnen Haaren gehabt habe.“ Wenn man diese Be-
schreibung mit der aus früheren Jahren stammenden und sich auf die
Merines des Klosters Escurial beziehenden vergleicht, so ist die jetzt
erwähnte große Unausgegliehenheit besonders auffallend. Es liegt die _
Vermutung nahe, daß, wie es zuweilen ın Spanien üblieh war, Kreuzungs-
produkte den feinwolligsten Herden beigegeben und nicht reinrassige
Tiere exportiert wurden, worauf vielleicht auch der Bericht über die
Produkte aus sächsischen Elektoralschafen und den importieıten
Böcken deutet oder es handelt sich um eine Zucht, in welcher die Zucht-
wahl vollständig vernachlässigt worden war. — "Bei der Umzüchtung
der sächsischen Elektorale wurde die Qualität der Wolle sowie die
Ausgeglichenheit derselben nicht berücksichtigt. und man legte nur
auf die Stapellänge Wert. Es wurden vielfach selbst Böcke zuı Zucht
benutzt, die groben Hals, grobes Kreuz und haarige Hosen hatten.
Die sächsische Zucht ging infolgedessen immer mehr zurück. — Nur
wenige Züchter (Gadegast) erstrebten ähnlich wie Thaer schon früh-
zeitig eine nicht übertriebene Feinheit bei diehtem Stand auf der Haut,
guter Bewachsenheit von Kopf, Extremitäten und Bauch und möglichst
sroße normale Körperformen. Gadegast hatte 1809 20 Muttern und
einen Bock aus Lohmen angekauft, die also aus der Nachzucht der
importierten spanischen Schafe stammten. Auffallend ist, daß hier
nur ein einziger Bock Verwendung gefunden haben soll, es müßte also
eine ungeheure Bluthöufung desselben im Laufe der Zeit eingetreten
sein. Die Tiere hatten Formen, die dem Edel-Negretti nicht, nach-
standen, großen Körper mit hervorragender Bewachsenheit und
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 59
nur kleine feine Hautfalten, welche vor allem bei den Lämmern deutlich
hervortraten. Die Feinheit der Wolle, deren Stapeltiefe bei Jahres-
schur 3,54 cm betrug, war mehr oder weniger Elekta I. Gadegast
legte den Grund zur Zucht des modernen Edelschafes und seine Böcke
fanden weitgehende Verwendung. Nächst der Gadegastschen Herde
hat die von Steiger-Leutewitz die größte Bedeutung. Die Herde geht
auf Klipphäuser Blut zurück. Klipphausen kreuzte ursprünglich
Mütter der einheimischen Landrasse mit Merinoböcken, die aus dem
Transport 1765 stammten. Aus dem Transport 1779 erhielt es dann
noch 22 Muttern und einen Bock. Daß bei dreizehnmaliger Anpaarung
der ursprünglichen Kreuzungsprodukte mit Merinoböcken 1779 diese
von den reinrassigen Tieren unterschieden werden konnten, ist aus-
geschlossen. Entweder direkt aus Klipphausen oder auf dem Umwege
über Merzin wurden Klipphäuser Merinos nach Leutewitz überführt.
Nach 1850 wird über die Herde berichtet, daß die Wolle etwas länger
sei als gewöhnliche Tuchwolle, ausgeglichen und gut geschlossen,
mit leichtlöslichem Fettschweiß. Die Schafe waren ziemlich groß,
weitrippig, mit dünner, aber fester Haut, die überall gut besetzt war.
Janke wirft die Frage auf, wie Steiger die stattlichen Figuren erzielt
hat und schreibt: „Wenn nicht durch Kreuzung mit Original-Ram-
bouillet, so doch wahrscheinlich mit dem bayrischen Landschaf.“
Allmählich wurden in der Herde verschiedene Zuchtrichtungen
innegehalten und später französisches Merinoblut aus der Herde in
Narkau eingeführt. — Andere sächsische Feinwollzüchter damaliger
Zeit benutzten zur Erhöhung des Schurgewichtes und Verbesserung
der Körperformen in ihren Herden Negrettiböcke, vielfach aus der
Liehnowskyschen Zucht, zum Teil verfiel man auch in den allgemeinen
Fehler der späten Negrettizucht (vergleiche unten).
Auch in Schlesien war das Elektoralschaf überbildet, die Formen
verkümmert, zu fein und weichlich geworden. Teils wurden die alten
Herden abgeschafft, teils eine Umzüchtung vorgenommen. In Kuchelna
paßte man sich in der Art an, daß für verschiedenen Bedarf verschiedene
Zuchtrichtungen vom Elektoral bis zum Negretti innegehalten wurden.
— Lübbert-Zweibrodt ging einen anderen Weg. Er begnügte sich
mit einem Elekta II-Haar, strebte jedoch nach einem möglichst tiefen
Stapel (bis an die Grenze der Kammwolle) und dichtem Stand auf
der Haut. Er erzielte auch größere Figuren im Unterschied zu den
übrigen schlesischen Züchtern. — Nur in einigen schlesischen Herden
wurde die Zucht auf hochfeine Wolle beibehalten. Im allgemeinen er-
kannten die schlesischen Feinzüchter allmählich die Unhaltbarkeit
ihrer bisherigen Richtung; der höchste Feinheitsgrad. und die Stapel-
kürze wurden zugunsten der Erhöhung des Schurgewichtes und Ver-
besserung der Formen aufgegeben. — Durch Kreuzung mit Negretti
wurden die Formen und der Wollreichtum größer, die Wolle blieb
jedoch noch immer eine feine Tuchwolle. Zuerst wurden Hoschtitzer
Negretti, erst später Mecklenburger aus den Herden Kenzlin, Medow,
Passow, Lenschow und Weißin importiert und zur Kreuzung mit dem
schlesischen Elektoral benutzt. DieMecklenburger Negretti wurden nach
6. Hefb
60 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer;
Bohm deshalb benutzt, weil sie denselben Ursprung hatten wie die
schlesischen‘ Elektoral, da sie beide größtenteils aus denselben Herden
Österreichs stammten und nur durch abweichende Zuchtziele ver-
ändert waren. Bei Verwendung von Negretti mit edlem, nicht’ zu tiefem
Haar und wenig zahlreichen Falten, bei mäßig dicker Haut wurden
große, tiefe, reichwollige Formen erzielt mit edler Tuchwolle, ohne daß
die Tiere schwerer ernährbar geworden waren.
Von dem sächsischen modernen Edelschaf waren kleine Stämme
nach Schlesien gekommen und in sich weitergezüchtet oder es wurden
Böcke desselben in den schlesischen Herden verwandt.
Nach der Mark wurden Negrettiböcke aus Möhren und Mecklen-
burg eingeführt. Man suchte hier von vornherein Elekta-Feinheit
mit hohem Schurgewicht zu verbinden. Die Paarung mit Negretti
war nach Bohm infolgedessen nicht so heterogen wie in Schlesien.
Großer Faltenreichtum wurde jedoch auch hier allmählich heraus-
gezüchtet und gleichzeitig schwere Ernährbarkeit der Tiere erzielt.
Überblicken wir die Periode der Umzüchtung der Elektoralschafe,
so ist zunächst festzustellen, daß das Zuchtziel nicht mehr. ganz ein-
heitlich war. Das alleinige Streben nach hochfeiner Wolle wurde nut
ganz vereinzelt noch beibehalten, man wandte sich dem Zuchtzie:
auf Wollreichtum und langabgewachsene Wollen zu. Entweder wurde
dieses Ziel allein berücksichtigt oder man suchte reichwollige Tiere
von größeren Formen mit ziemlich feiner Wolle (Elekta-Sortiment)
zu erzielen. In dem ersteren Fall wurden die Körperformen vollkommen
vernachlässigt und auch die Wollbeschaffenheit ging infolge des ein-
seitigen Zuchtzieles immer mehr zurück. — Die Wege, die man zur
Erreichung der Zuchtziele einschlug, waren Zuchtwahl oder Kreuzung
in Verbindung mit Zuchtwahl. Gadegast hat wohl kaum fremdes Blut
in seine Herde eingeführt, sodaß der Typ des modernen Edelschafes
hier als durch Selektion aus der Zucht von Lohmen entstanden, an-
gesehen werden kann. — In der Gadegastschen wie auch Leutewitzer
Herde wurden unter Verzicht auf eine Superelekta-Feinheit größere
Formen mit geschlossenerem Stapel und größerem Wollfelde erzielt.
Die größeren Formen der Leutewitzer Merinos ebenso wie auch der
längere Stapel sind vielleicht auf die ursprüngliche Beimengung von
Landschafblut in dem Klipphäuser Stamme oder, wie Janke ver-
mutet, auf eine spätere Kreuzung mit Landschafen zurückzuführen.
Später haben auch die Böcke aus der Narkauer Herde zu einer gewissen
Umgestaltung der Herde geführt.
Während in den erwähnten Zuchten Kreuzungen nur eine unter-
geordnete Rolle gespielt haben, sind in Sachsen und Schlesien um-
fangreiche Kreuzungen zwecks Erreichung des neuen Zuchtzieles durch-
geführt worden. Die.zur Zucht benutzten Böcke zeichneten sich in
Sachsen zwar durch Stapellänge aus, die Qualität der Wolle war je-
doch zum Teil mangelhaft und die Ausgeglichenheit vollkommen un-
genügend, zum Teil waren, wie schon oben angedeutet, sogar Grannen-
haare auf einzelnen Körperstellen festzustellen. Außerdem waren die
Körperproportionen vollkommen bei der Zucht der Böcke. vernach-
_ Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 61
‚Jässigt worden. Das Muttermaterial bildeten die überzüchteten
sächsischen Elektorale. Die Kreuzungsprodukte zeigten eine außer-
ordentliche Verschiedenartigkeit in Bezug auf Wollbeschaffenheit
und Körperproportionen und infolge des einseitigen Zieles auf lange
Wollen wurden diese erwähnten Unterschiede erhalten und kein ein-
heitlicher Typ herausgezüchtet. — Wie die Gadegaster und Leute-
witzer Herde eine Überfeinerung vermieden hatten, so geschah es auch
‘in der Zweibrodter Herde. Hier wurden die größeren Figuren, die schon
dem eingeführten österreichischen Negretti eigentümlich waren, er-
halten, da man sich mit einer Elekta-Feinheit begnügte und nur auf
einen etwas längeren Stapel und dichteren Wollstand Wert legte.
Durch planmäßige Zuchtwahl sind die beiden letzten Eigenschaften
weiter gesteigert worden. — In großem Umfange wurden Kreuzungen
des überbildeten verkümmerten. und weichlichen schlesischen Elektoral
schafes mit kräftigen Negrettis durchgeführt, um eine Erhöhung des
Schurgewichtes und Verbesserung der Formen zu erzielen. Solange es
sich um Böcke handelte, die ein edles, nicht zu tief gestapeltes Haar
trugen und deren Haut nicht zu starke Faltenbildung aufwies, wurde
reichwollige Nachzucht mit edler Tuchwolle erhalten, deren Größe
und zum Teil auch Körperproportionen bessere waren. Den geringeren
Unterschieden der Ausgangsrassen entsprechend, ist in Schlesien die
Variabilitöt der Kreuzungsprodukte eine geringere als in Sachsen ge-
wesen. Noch mehr traten die Unterschiede der Kreuzungsprodukte
in der Mark zurück, wo man von vornherein Elekta-Feinheit mit
höherem Schurgewicht zu verbinden suchte und wo ferner auch die
Körpergröße nicht so stark zurückgegangen war wie in Sachsen oder
Schlesien.
Die Negrettizuchtriehtung.
Nach Lasteyrie sind bis Ende des 18. Jahrhunderts zwei Trans-
‚porte Merinos nach Österreich eingeführt worden. Nach Weber und
d’Elvert sind jedoch die 1771 nach Marcopail gebrachten Schafe
keine Merinos, sondern Paduaner oder Seidenschafe gewesen, die auch
aus Spanien stammten. Sie waren groß und stark, an Kopf, Bauch und
Beinen wenig bewollt, im übrigen mit einer feinen, sanften, langen,
aber etwas schütteren Wolle bewachsen, mit gelblichem Fettschweiß.
Diese Schafe wurden zur Veredlung der mährischen Herden benutzt.
Die 1784 nach Österreich gekommenen reinen spanischen Merinos
waren nach Bohm mit hochfeiner kurzer Elektoralwolle, die jedoch
nicht so fein war wie die sächsische, bewachsen, während die 1802
ıaportierten Merinos eine tiefer gestapelte Wolle von nicht so hoher
Feinheit, aber dichterem Stand auf der Haut trugen und mit Kadern
und Falten ausgestattet waren. ‘Die Haut war bedeutend dicker als
bei den Elektoralschafen und produzierte eine überreiche Menge von
schwerlöslichem Fettschweiß. Der breite kurze Kopf, der Bauch und
die Beine bis zu den Klauen waren mit Wolle besetzt. Die Tiere des
zweiten Transportes waren bedeutend größer, starkknochiger und
massiver.als die des ersten... > vo AR: 1... «
6. Heft
62 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
Beide Formen wurden vermischt und es entstand das öster-
reichische Negrettischaf, das zunächst Infantado genannt wurde und
eine ziemlich feine Wolle trug. Es ist jeodoch darauf hinzuweisen,
daß nicht nur allgemein, sondern auch speziell in österreichischen
Hochzuchten, wie aus Berichten damaliger Zeit hervorgeht, das
Paduaner Schaf vielfach als Ausgangsmaterial für die Negrettizucht
gedient hat.
Die Hoschtitzer Herde war die berühmteste und wurde die Wiege
für die Negrettizüchtung. 1775 wurde der Grund zu dieser Herde
durch zwei Böcke und 16 Mutterschafe gelegt, die aus dem 1771 ein-
geführten spanischen Schafen stammten. Schon aus dieser Tatsache
ergibt sich die Bedeutung, die das Paduaner Schaf für die Züchtung
des Negretti gehabt hat, da wie oben erwähnt, es sich bei jenem Trans-
port nicht um reine Merinos gehandelt hat.
Allgemein hat man dem Paduaner Schaf in den österreichischen
Stammschäferein große Beachtung geschenkt und dieses mit dem
eingeführten Merinc gepaart. Die Verschmelzung der Paduaner Schafe
und Merinos wurde für die Hochzuchten geradezu angeoıdnet, wie
aus einer Verfügung der österreichischen Regierung zu eısehen ist.
Diese besagt, daß Tiere, die in dıitter Generation aus der raarung
von spanischen Merinoböcken und böhmischen Mutterschafen hervor-
gegangen sind, in sich selbst weitergezüchtet werden sollen und ferner,
daß ‚‚die spanischen und Paduaner Böcke sollen aus einer Herde in
die andere kommen, um eine gleichförmige Rasse zu erlangen.“ —
Dem Paduaner Schaf kommt also eine wesentliche Bedeutung bei dem
Aufbau der österreichischen Negrettizucht zu; nicht nur allgemein,
sondern auch in den berühmtesten Merino-Stammzuchten haben
Paduaner Schafe die Grundlage für die künftige Zucht dargestellt.
Auch Bohm hat schon ausgesprochen, daß das Paduaner Blut von
großem Einfluß auf die Entwicklung der Negrettizuchtrichtung ge-
wesen ist. Nach dem eben genannten wurde dann auch die heimische
ursprüngliche Landrasse, das bayrische Zaupelschaf und das polnische
Landschaf, wohl auch das ungarische Zackel-Schaf mit teils rein-
blütigen, teils aus der Kreuzung von Merinos mit Paduaner Schafen
hervorgegangenen Böcken gepaart und so näherten sich diese Produkte
mit jeder weiteren Generation immer mehr und mehr dem reinblütigen
Typus. Die österreichischen Züchter erstrebten hohe Feinheit, be-
hielten dabei im allgemeinen die guten, kräftigen Formen und ein hohe
Schurgewicht.
Bei dem Streben nach feiner Wolle bedienten sich österreichische
Züchter vielfach sächsischer Elektoralböcke, um aus dem stärkeren,
und tieferen Negrettihaar ein kürzeres und feineres zu erhalten. Je
nachdem, ob eine einmalige oder wiederholte Paarung mit Elektoral-
schafen und eine auf höchste Feinheit hinzielende Auslese vorgenommen
war, neigten die erzielten Produkte mehr der einen oder der anderen
Form zu. Die kleinen Halsfalten der ursprünglichen Negrettis wurden
mehr oder weniger verdrängt, während man die größeren Formen der
Tiere beizubehalten suchte, Verschiedentlich haben Züchter auch allein
-Rassenanälytische Untersuchungen an Schafen usw. 63
auf dem Wege der Selektion aus dem ursprünglichen Negretti ein
kleineres Schaf mit kürzerer und hochfeiner Wolle erhalten. (Elektoral-
Negretti.) Nach 1825 verließ man diese Zuchtrichtung und stellte nicht
mehr die höchsten Ansprüche bezüglich der Feinheit wie voıdem.
‚Man befleißigte sich der möglichsten Feinheit und Milde des Haares
sowie eines, wenn auch nicht ganz so kurzen Stapels wie früher.“
Allmählich ging man wieder zur Zucht de» ursprünglichen Typus der
Negretti über und suchte ein möglichst hohes Schurgewicht, das durch
den Reichtum des Vließes bedingt war, zu erzielen. Letzterer wurde
durch dichten Stand der Haare auf der Haut und vor allem durch
Vergrößerung des Wollfeldes angestrebt. Man legte infolgedessen Wert
auf große Individuen mit tonnenförmig gestrecktem Rumpf, deren
Kopf und Beine mit möglichst gut gestapelter Wolle bedeckt und deren
Haut stark in Falten zusammengeschoben war. -- Vor allem war die
Hoschtitzer Zucht das Vorbild für diese Richtung. Während in dieser
Herde jedoch noch Wert auf hohe Feinheit gelegt wurde, begnügte
man sich in anderen Zuchten mit eınem geringeren Sortiment und
arbeitete auf besonders große Körper hin. Zugleich trat dann eine
größere Stapeltiefe auf (Wollen & deux mains), sodaß diese schon als
Kammwollen mit zu gebrauchen waren.
Nach Kenzlin in Vorpommern und Pleetz waren Hoschtitzer
Negrettis gekommen und aus diesen gingen eine Menge wertvoller
Mecklenburger Stammherden hervor, auf die wir hier nicht näher ein-
gehen wollen, Bei größtem Wollreichtum wollten die Mecklenburger
+ Züchter ein möglichst feines kurzes Wollhaar erzielen. Die Sanftheit
und Milde wie in Österreich wurde nicht erreicht. Nach Bohm war es
in Mecklenburg von jeher schwer, infolge der klimatischen Verhältnisse
und sonstigen Lebensbedingungen selbst bei größter Sorgfalt den
Grad der Feinheit und Milde des Haares zu erreichen wie in anderen
deutschen Gebieten. Dedovic hielt es geradezu für unmöglich, auf den
Mecklenburger Merinos ein feines Haar zu züchten. Da in Mecklen-
burg umfangreiche Kreuzungen mit Landschafen ausgeführt wurden,
will er kaum einer mecklenburger Hochzucht eine Abstammung aus
reinem Merinoblut zugestehen. — Menzel-Moidenthin züchtete bei
seinen Tieren auf großen schönen Figuren eine tiefe, edle Kamm-
wolle, später ging er von dieser Zuchtrichtung ab, sodaß die Herde
verfiel und schließlich wurde auch noch mit Boldebucker Böcken
(vergleiche unten) gepaart. Die Herde in Weißlin soll aus Passow und
Lenschow stammen, also aus Herden, die auf die Hoschtitzer zurück-
gehen und mit Hoschtitzer und eigenen Böcken weitergezüchtet sein.
Aus diesem Blut wurden mehrere Stammherden gegründet. — Das
Streben nach Reichwolligkeit und hohem Vließgewicht wurde im
Laufe der Negrettizüchtung übertrieben, indem man Tiere züchtete,
deren Körper zur Vergrößerung des Wollfeldes über und über mit
Wülsten und kleineren Falten bedeckt war, auf der die Haare dicht
standen. Sogleich mit der Umgestaltung der Haut wurde der Fett-
schweiß bösartiger und dıe Vließe mit diesem überladen. Parallel
hierzu wurden die Tiere schwer ernährbar. Der Körper brachte un-
6. lleft
‚64 Dr. Spöttel und Dr. Tänzerz
‚geheuere Stoffmengen zur Erzeugung des Fettschweißes und der großen
Wollmengen. Die Formen der Tiere wurden von Jahr zu Jahr kleiner,
das Knochengerüst schmächtiger, trotz der starken Futtermengen,
die sie erhielten. Der Organismus war nur auf die Produktion von
edlen, aber schwer beladenen Wollen eingestellt und unfähig, selbst
bei Mastfutter durch entsprechenden Fleisch- und Fettansatz diese nutz-
bringend zu verwerten.
Zugleich mit der übertriebenen Faltenbildung der Haut änderte
sich meist auch die Textur derselben, sie wurde dicker und schwammig
und schilferte stark ab. Parallel hierzu trat auch eine Umgestaltung
des Haarkleides ein, insofern als auf den groben Hautfalten grobe
Haare wuchsen und im ganzen Vließ Stichel- oder Grannenhaare
zu finden waren. Außerdem ging vielfach die Elastizität und Wider-
standskraft der Haare verloren, da die Rindensubstanz gelockert wurde,
— Masse um jeden Preis wurde mehr und mehr die Losung der Negretti-
Züchter; so kam es, daß wenigstens in Norddeutschland das alte Ne-
gretti weitgehend durch die Zucht verändert und vielfach eine voll-
kommen planlose Zucht getrieben wurde. Einige Züchter behielten
jedoch die Kürze und Feinheit des guten Negretti-Haares bei und
merzten die Muttertiere und Böcke aus, die zu großem Faltenreichtum
und Schwerschweißigkeit neigten. Andere Züchter befolgten das-
selbe Prinzip, begnügten sich jedoch mit etwas gröberen Sortimenten
(Prima), ihre Wolle wurde dafür etwas tiefer gestapelt (a deux mains)
und die Formen der Tiere wieder etwas besser und größer. Nach
diesen beiden Zuchtrichtungen wurden eine Anzahl Herden umge=
staltet.
Zusammenfassend wollen wir einen Überblick über die Negretti-
zucht geben. Die Negretti sind zunächst aus den 1784 und 1802
importierten ‚Schafen, die sich in Größe, Starkknochigkeit, Haut-
beschaffenheit und Wollfeinheit unterschieden, entstanden, aber
zugleich haben auch Paduaner und andere Landschafe in weitem Um-
fang die Grundlage der Negrettizucht gebildet. Die Negrettiböcke
vererbten sich nach Elsner bei Kreuzungen mit Landschafen stärker
als die Elektoralböcke. Diese Kreuzungsprodukte zeigten jedoch keinen
‚einheitlichen Typ, sondern schlugen teils mehr nach der einen, teils
mehr nach der anderen Seite. Die Umzüchtung scheint jedoch mit Hilfe
der Negretti schneller vor sich gegangen zu sein als mit Elektoral-
böcken. Eine gewisse Verschiedenartigkeit ist teils auf diese Unter-
schiede, die erst durch planmäßige Zuchtwahl bei den variablen
Kreuzungsprodukten gefestigt wurden, zurückzuführen, teils auf die
verschiedenartige Auslese, die sich bei dem ursprünglichen Negretti-
material-betätigte. Die Faltenbildung, die etwas schon in dem Aus-
gangsmaterial angedeutet war, war in den verschiedenen Zuchten
ungleich stark ausgeprägt und trat erst später bei der Zucht auf ein
möglichst großes Wollfeld als Zuchtziel in den Vordergrund. Während:
in Sachsen bei der Elektoralzucht infolge des einseitigen Zuchtzieles
auf hochfeine Wolle diese Anlage eine weitere Steigerung durch Selektion
erfuhr, kann man in der Negretti-Züchtung -eine ähnliche -Vervoll-
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 65
kommnung einer schon mehr oder weniger angedeuteten Eigenschaft
nämlich Größe des Wollfeldes und Wollreichtums im Laufe der Zucht
verfolgen. Durch planmäßige Zuchtwahl ist es gelungen, beide Eigen-
schaften ganz bedeutend zu steigern, und zur Erklärung dieser Tat-
sache muß man annehmen, daß infolge Änderung des Keimplasmas
eine derartige Weiterentwicklung durch Selektion möglich war. Nicht
eine sprunghafte, sondern eine allmähliche Steigerung der erwähnten
Eigenschaften hat im Laufe der Züchtung stattgefunden. Die Über-
spannung des einseitigen Zuchtzieles auf Faltenreichtum und Ver-
größerung des Wollfeldes der Negrettizucht führte schließlich ähnlich
wie die Überfeinerung in der Elektoralzucht ‘zu Degenerations-
erscheinungen, welche genotypisch bedingt waren. — Bei dem Streben
nach hochfeiner Wolle bediente man sich entweder der Zuchtwahl
und suchte durch Auslese eine allmähliche Steigerung bezüglich Fein-
heit und Kürze des Stapels zu erzielen oder man kreuzte die Negretti
mit hochfeinwolligen sächsischen Elektoralböcken und hat auf diese
Weise eine mehr oder weniger große Annäherung der Wollbeschaffen-
heit an die der sächsischen Elektoralzuchten erzielt. — Bei der Um-
stellung dieser Zuchten äuf den Negretti-Typ wurden bei der Zucht-
wahl nur Tiere mit möglichster Feinheit und Milde des Haares und
einem nicht mehr ganz so kurzen Stapel ausgewählt. Man ging also
wieder auf den ursprünglichen Typ zurück, der vorwiegend auf dem
Wege der reinen Zuchtwahl erreicht wurde, teilweise aber auch durch
Kreuzung mit Negretti.
Durch reine Selektion ist also einerseits eine Verfeinerung des
Haares über die Ausgangsrasse hinaus zugleich mit einer Verkleinerung
des Typs erzielt, andererseits ist durch Auslese aus diesen Tieren
wieder die ursprüngliche Eigenschaft der Elternrasse herausgezüchtet
worden. Eine Vererbung im Mendelschen Sinne läßt sich dann nicht
annehmen, da die Zurückführung in die Ausgangsrasse nicht möglich
gewesen wäre. Man kann diese Erscheinung vielleicht mit einer
Plastizität des Keimplasmas und dem labilen Gleichgewicht der kom-
plizierte chemische Verbindungen darstellenden Gene erklären. Unter
gewißen äußeren Verhältnissen, wie z. B. bei bestimmter Temperatur
sind chemische Reaktionen umkehrbar. Auch in dem obigen Falle kann
es sich vielleicht darum handeln, daß teils ein Zerfall, teils eine Bindung
innerhalb der Gene stattgefunden hat.
Daß die Umwelt für das Reaktionsprodukt mitbestimmend ist,
geht daraus hervor, daß esin dem Klima und bei den sonstigen Umwelt-
faktoren, wie sie sich in Mecklenburg darboten, selbst bei größter
Sorgfalt in der Züchtung nicht möglich war, den Grad der Feinheit
und Milde des Haares zu erreichen, wie in anderen deutschen Gebieten,
ja daß schlesische und sächsische Merinos, die auf hochfeine Wolle
gezüchtet waren, hier in wenigen Generationen eine gröbere und
längere Wolle produzierten. i "
Im Verlaufe der Negrettizüchtung wurde der Körper der Tiere
über und über mit Wülsten und kleinen Hautfalten bedeckt; die Haut
wurde dick, erhielt schwammige Beschaffenheit und produzierte eine
Archiv für Naturgeschichte F
1928. A. 6. 5 6 let
66 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
unausgeglichene Wolle, die ganz mit bösartigem Fettschweiß in-
krustiert war. Trotz reichlicher Fütterung waren die Tiere nicht im-
stande, Fleisch und Fett anzusetzen, ja wie in der sächsischen Zucht
trat eine Verkümmerung der Form ein. — Einige Zuchten merzten
die Negretti mit stärkerer Faltenbildung aus und züchteten eine
etwas tiefer gestapelte Wolle. Sie wählten die Tiere zur Nachzucht aus,
die etwas gröbere Wolle trugen und mit dieser Vergröberung war der
längere Stapelbau verbunden. Durch Zuchtwahl und vielleicht be-
günstigt durch Umweltfaktoren war dieses Ziel erreicht worden (Wollen
& deux mains). Durch planmäßige Zuchtwahl konnte allmählich auf
diesem Wege eine Kammwolle erzüchtet werden, meistens jedoch wurde
diese durch Kreuzung mit Kammwoll-Merino erzielt, worauf wir noch
näher eingehen werden. |
Die Rambouillet-Zuchtrichtung.
Auch nach Frankreich sind zu wiederholten Malen spanische
Merinos aus den verschiedensten Cabannen importiert worden und
man züchtete dort diese Tiere entweder rein weiter oder benutzte sie
zu Kreuzungen mit dem Landschaf. Das Bestreben der Züchter ging
teils auf die Produktion einer hochfeinen, kurzen Tuchwolle, teils und
zwar vorwiegend auf die Produktion einer mittelfeinen, kräftigen, aber
sanften Kammwolle Mit der Zucht einer mittelfeinen Kammwolle
erstrebte man zugleich Tiere von großen guten Formen, die eine be-
friedigende Menge Fleisch lieferten. Nach Bohm hat das Anstreben
großer Formen, ebenso wie der kalkreiche Boden die Zucht von Kamm-
wolle begünstigt.
Als die wichtigsten und bedeutendsten französischen Zuchten,
welche die Ursprungsstätten der französischen Kammwollrichtung
darstellen, sind die von Rambouillet, von Wideville und Issyanzusehen,
von denen Rambouillet die größte Bedeutung zukommt. Die 1776
aus Segovia nach Rambouillet importierten Merinos waren aus den
besten Cabannas ausgewählt worden, zeigten jedoch nach Lasteyrie,
Moll und Sayet wesentliche Unterschiede. Teils waren es Tiere mit
großem vollen Körper mit starker Wamme und faltiger Haut, deren
Wolle tief gestapelt war und einen hohen Schurertrag ergab, teils
kleinere ziemlich hochgestellte, schmal gerippte Tiere mit feinerer
kürzerer Wolle, glattbehaartem Gesicht und kahlem Bauch. Durch
die Vermischung der verschiedenen Typen in der Nachzucht sollen die
Unterschiede verschmolzen sein und es entstand nach Lasteyrie
eine neue Rasse, ‚welche vielleicht keiner derer ganz ähnlich sich ent-
wickelte, woraus die Stammherde zusammengesetzt war, welche aber
den schönsten derselben weder in Körperbau noch in der Feinheit
und Schönheit der Wolle und an Menge derselben nachsteht.“
Daß auch bei dieser Nachzucht wesentliche Unterschiede noch
vorhanden waren, geht schon daraus hervor, daß das Durchschnitts-
schurgewicht mit 3,5—5 kg Schmutzwolle angegeben wird. Die Stapel-
länge in Jahresschur soll Il cm betragen haben, nach Bohm jedoch
auf Grund von eigenen Messungen nur 6—7 cm, Die Feinheit war eine
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 67
gute Prima; schon in früherer Zeit scheint die Körpergröße eine be-
deutende gewesen zu sein. — Trimmer berichtet 1828 allgemein über
die große Unausgeglichenheit der französischen Herden bezüglich
Wollbeschaffenheit und Körperform und erwähnt, daß in Rambouillet
zwar die größten Figuren zu finden, die Güte der Wolle aber sehr ver-
schieden war. Die Mütter mit gewaltigem Körperbau hatten schlechte
Wollen und bei den feinwolligen Tieren war der Körperbau mangelhaft.
Nicht nur in reinem Blut wurde das Merino gezüchtet, sondern
auch umfangreiche Kreuzungen mit Landrassen vorgenommen. Die
Kreuzungsprodukte wurden dann wiederholt mit reinen Merinos an-
gepaart. Die Kreuzungen (metis-merino) hatten die größte Bedeutung.
Die hervorragendsten Züchter jener Zeit wie Lefebvre-Escobille, Soreau-
Machery, Bailleau ain& Illiers gaben ohne weiteres zu, daß ihre Zuchten
ursprünglich Kreuzungsprodukte waren, Über diese Kreuzungsprodukte
mit französischen Landschafen berichtet Bohm: „Die Kreuzungen
haben aber, nachdem sie ja schon sehr früh vorgenommen waren, und
dann größtenteils inzüchtlich fortgesetzt wurden, schon in dieser
Periode eine solche Züchtungskonstanz erreicht, daß dieselben heute
(zu Bohms Zeiten. D. V.) ein sehr wertvolles, zuverlässiges Zucht-
material gewähren. In Körpergröße und Körperschwere übertreffen
sie nicht unbedeutend die reinblüsige Zucht von Rambouillet, was
auch kein Wunder nehmen kann.“ — Daß selbst Hochzuchten wie die
von Rambouillet, Malmaison u. a. nicht immer für vollkommen rein-
blütig und konstant angesehen wurden, kann man vielleicht aus einer
Äußerung Ockels über verschiedene französische Schafstämme
schließen. Als aus den französischen Schöfereien von Moncey, Ram-
bouillet, Murat, Malmaison und Chanteloupe kleine Herden nach
Frankenfelde exportiert wurden, berichtet über diese Ockel: ‚„ob-
!eich dieselben alle dem Infantado-Stamm angehörten, so zeigten
sie doch einen verschiedenen Wollcharakter und war es daher die Ab-
sicht, diese verschiedenen Wollcharaktere rein in sich fortzusetzen
und recht konstant zu machen.“ Janke leitet geradezu die
Rambouillet-Herde von Kreuzungen spanischer Merinos mit‘ fran-
zösischen Landschafen ab. Aus Darlegungen von Janke, gestützt
auf Trimmer, geht hervor, daß durch Merinos in Rambouillet eine
ursprüngliche Herde veredelt worden ist, die zwar 1822 schon gute
Fortschritte gemacht hatte, aber „trotzdem erschien im Bau und in
der Figur diese gepriesene Rambouillet-Herde als die am übelsten
aussehende und häßlichste Schafherde.“
Zur Vergrößerung des Schurgewichtes wurde in Rambouillet
Faltenzucht getrieben und damit verbunden war eine Diekenzunahme
der Haut und Ausbildung eines unausgeglichenen Vließes. — In der
Rambouillet-Zucht, deren Hauptvertreter Rambouillet, Wideville
und Douarrisre waren, sind zwei Hauptrichtungen festzustellen, über die
Bohm schreibt: „einmal begünstigte es (d. h. Rambouillet D. V.) bis
zu einem gewissen Grade die Negrettirichtung (race trapue, wie sie
schon in den 20er Jahren genannt wurde). Niedrig auf den Beinen,
mit starkem Gerippe und tieferem, gestreckterem, tonnenförmigen
5* 6. Heft
68 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
Körper, ziemlich erkennbar in wenn auch nur feinen Falten angeordneter
Haut, welche sich namentlich in starken Halsfalten kennzeichnet, wes-
halb sie auch race cravatt&e von den französischen Züchtern genannt
vird.‘“ Der Stapel war geschlossen und wenigeı tief als bei der zweiten,
unten erwähnten Zuchtrichtung; Bauch, Kopf und Beine waren be:
friedigend bewachsen, wie überhaupt der Stand der Haare auf der
Haut einrecht dichter war. Dieschmalen und langen Köpfe sieht Bohm
als Produkt der Inzucht an. Die Schafe von Gilbert Wideville hatten
dagegen kurze breite, gut bewachsene, zum Teil aber stark verwaschene
Köpfe. — In der zweiten Zuchtrichtung waren die Formen größer, die
Wolle war lönger und hatte mehr schlichten Charakter. Sie stand nicht
so dicht; auch Bauch und Extremitäten waren nicht gut bewachsen.
Der Kopf war schmal und spitz und selten befriedigend bewollt. —
Bei der Zucht der Rambouillets war hauptsächlich die Welle und erst
in zweiter Linie auch die Fleischproduktion berücksichtigt worden.
Obgleich die Formen groß waren, entsprachen sie doch nicht den An-
forderungen für Fleischproduktion. Kopf und Beine waren meist gut,
der Bauch dagegen häufig nur mangelhaft mit Wolle besetzt.
Bezüglich der Wollbeschaffenheit sind nach Bohm zwei Richtungen
zu unterscheiden: 1. die Lefevre-Escobille-Richtung, welcher der
größte Teil der metis-Rambouillets zugehörte. Es waren tief gestapelte
Kammwollen mit leichtlöslichem Fettschweiß gezüchtet. Die Feinheit
bewegte sich in den Grenzen von einer guten Sekunda bis Tertia. Nach
Bohm schwankt das Sortiment dieser Wollen ‚nach den verschiedenen
Herden und jedenfalls nach dem Grade der Veredlung, welche erreicht
war, ehe die Zucht in sich weiter fortgesetzt wurde.“ Die Haut war
glatt, nicht zu dicht besetzt, vor allem war der Bauch nur spärlich be-
wachsen. 2. die Bailleau-Richtung, die dem Negretti-Typ nahestand.
Die Wolle war kürzer, fettschweißreicher, feiner und zu einem fest-
geschlossenen Stapel vereinigt. Die faltige Haut und vor allem Bauch
und Extremitäten waren dicht besetzt. Die Körperformen waren nicht
ganz so groß, aber mehr gestreckt und weniger hoch als bei der vorigen
Zuchtrichtung.
Als Zuchtriehtung, die ungefähr in der Mitte der beiden erwähnten
steht, sieht Bohm die Soreau-Richtung an, über die er berichtet:
„auf großen, breiten Figuren sehen wir im Durchschnitt ein tiefes,
kräftiges, vielleicht etwas stärkeres Haar, als wir bei den vorigen beiden
Richtungen fanden, von großer Elastizität und Tragkraft mit etwas
flachbogiger, aber treuer Kräuselung, eine leicht faltige, auch auf dem
Bauche sowie den Extremitäten schon oft recht befriedigend besetzte
Haut und die richtige Menge leichtlöslichen Fettschweißes.“.
Noch 1879 gibt Rohde von den Rambouillets, die sich durch lange,
flott gewachsene Kammwolle auf schwerem Körper auszeichneten, an,
daß der Typ derselben nicht einheitlich war und zwar konnte man zwei
Zuchtrichtungen hauptsächlich unterscheiden, die ‚‚merino plisse“
und ‚‚merino nionpliss6“. Die ersteren zeigten Faltenbildung und bei
ihrer Zucht war Wollänge und dichter Besatz an erster und Fett-
produktion erst in zweiter Linie berücksichtigt. Die ‚‚merino non-
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw, 69
plisse‘ hatten dagegen keine Hautfalten und bei ihrer Zucht war Wolle
und Fleisch berücksichtigt worden. — Der Name ‚‚Rambouillet‘‘ war
allmählich auf alle in der Kammwollrichtung gezüchteten französischen
Kammwollschafe übertragen worden, gleichgiltig, ob diese aus einer
überwiegenden Reinzucht oder jungen Kreuzungszucht hervorgegangen
waren. Unter dem Namen Rambouillet wurden nach Deutschland über-
wiegend Tiere exportiert, die aus Mestiz-Herden stammten, und es steht
feet, daß man selbst Rambouillet-Kreuzungstiere als reinrassige Ram-
bouillets verkaufte. Diese Kreuzungen erfreuten sich in Deutschland
besonders deshalb besonderer Beliebtheit, weil sie sich durch hervor-
ragende Größe auszeichneten. — Mit Rambouillet-Böcken wurden
vor allem in Norddeutschland Tuchwollschafe gepaart und aus diesen
Paarungen sind nach Heyne die Stoffwollschafe hervorgegangen,
die bei möglichster Feinheit einen guten Wollbesatz und bessere Körper-
formen aufweisen sollen als die in der Tuchwollrichtung gezüchteten
Tiere. — Überblickt man die Entwicklung der Merinozucht in Ram-
bouillet, soist festzustellen, daß wohl zu keiner Zeit ein einheitlicher Typ
gezüchtet worden ist, sei es, daß das spanische Ausgangsmaterial
mehr oder weniger Unterschiede in Körperproportion und Woll-
beschaffenheit aufwies, sei es, daß durch Kreuzung mit dem französischen
Landschaf dieser entstanden ist. Durch planmäßige Zuchtwahl sind die
zunächst angedeuteten Unterschiede verstärkt worden. Es entstand die .
race crayattee, die den Negretti-Typ darstellte, sowie eine mehr aus-
gesprochene Kammwollrichtung. Die Größe eıfuhr vor allem bei
letzterer eine beträchtliche Zunahme, die wohl auf Landschaf-
einkreuzungen zurückzuführen ist und durch den kalkreichen Boden
begünstigt wurde. Während die Feinheit des Haares teilweise ver-
gröbert wurde, erzielte man eine beträchtliche Zunahme des Stapels.
Ebenso hat sich auch der Faltenreichtum und die dichte Bewollung
erst allmählich herausgebildet.
Die Kammwollzuchtriehtung in Deutschland.
Selbst als noch die Elektoral-Richtung in größter Rlüte stand,
wurden vereinzelt kleine Kammwollstämme dadurch gebildet, daß die
tiefer gestapelten Mutterschafe der Herde, die meist auch weniger feine
"Wolle hatten und bis dahin von der Nachzucht ausgeschlossen waren,
mit Böcken mit tief gestapelter Wolle gepaart wurden. Besonders in
Norddeutschland entstanden so einige Herden mit feiner Kammwolle.
(z. B. Herde des Grafen Schwerin). Auf diese Weise wurde teils aus
der Negretti-, teils aus der Elektoral-Zucht die Entstehung von Kamm-
wollherden angebahnt, in die jedoch früher oder später Boldebuck-
(vgl. unten) oaer französisches Blut eingeführt wurde. — Mecklen-
burg wurde das Ausgangsgebiet für die deutsche Kammwollzucht-
richtung, insbesondere hat die Boldebucker Herde die größte Be-
‚deutung für diese gehabt. 1814 erwarb der Fürst von Schaumburg-
Lippe drei Böcke und 30 Muttern aus der Herde in Issy, deren Nach-
'zucht 1847 nach Boldebuck kam. Die Herde von Issy war aus Tieren
‚entstanden, die von Tessier während der letzten Jahre des 18. und in
.6. Heft
70 Dr, Spöttel und Dr, Tänzer:
den ersten des 19. Jahrhunderts aus Spanien importiert waren. Die
Boldebucker Herde ist nach Bohm nur in sich ohne jede Finmischung
auch noch so homogenen Blutes fortgezüchtet worden. Dieser gibt
die Beschreibung eines der Tiere aus dem Jahre 1834; es machte den
Eindruck des Riesenhaften, eine starke Wamme und Faltenbildung
war vorhanden, Kopf, Beine und Bauch waren stark besetzt, die Wolle
hatte Sekundaqualität und eine Stapeltiefe von 6—7 cm. Auffallend
ist, daß in Bohms Beschreibung ganz besonders die Größe erwähnt
wird, während die Herde in Issy als Vertreter des kleinen französischen
Kammwollschafes angesprochen wird. Inwieweit hier nach der Ein-
stellung der Herde in Boldebuck nicht die reinrassigen Nachkommen
der Importtiere, sondern Kreuzungsprodukte überführt wurden,
15ßt sich nicht mehr nachweisen. Eine derartige hervorragende Größe
wird im allgemeinen nur von Krenzungsprodukten der Merinos mit
französischen oder deutschen Landschafen erwähnt. In Boldebuck
wurden die Schafe rein weitergezüchtet, man legte jedoch bei der Zucht
nur auf hohes Schurgewicht Wert, während die Körperproportionen
vernachlässigt wurden. — In Mecklenburg war das österreichische
Negretti weit verbreitet, das von Maaß und Runge hauptsächlich aus
der Hoschtitzer Herde eingeführt war. Man hatte auf hohes Schur-
gewicht Wert gelegt und die Feinheit bei der Zucht vernachlässigt.
Die Wollen waren außerdem stark mit Fettschweiß überladen. Die
Tiere waren nicht allzugroß, doch ziemlich gut gebaut mit außerordent-
lich stark ausgebildeten Falten und Wülsten, aber gutem Wollbesatz
an Rumpf und Beinen und diehtem Stand auf der Haut. — Dieses
Schaf im Negretti-Typ, wie auch zum Teil noch reine Elektoralschafe
wurden nun mit bestem Erfolg mit Boldebucker Böcken gepaart. Auf
diese Weise entstanden in der neuen Kammwollrichtung eine Anzahl
der bekanntesten Mecklenburger Herden. — Durch Boldebucker Böcke
stieg das Schurgewicht noch etwas, der Stapel wurde bedeutend länger
und die Fettschweißproduktion etwas gemindert. Die Tiere waren zwar
größer, aber nicht für die Fleischproduktion geeigneter geworden, da
nach wie vor bei der Zucht nur die Wollproduktion berücksichtigt
wurde. — Von Mecklenburg hat sich die Kammwoll-Zuchtrichtung
über ganz Deutschland ausgebreitet und zwar hat die Boldebucker Herde
den größten Anteil daran gehabt. Man glaubte in dem Kammwollschaf
eine Zuchtrichtung zu sehen, bei welcher neben Wolle auch etwas die
Fleischproduktion berücksichtigt war. Aus den mangelhäften Körper-
proportionen der Tiere geht jedoch hervor, daß letzteres in nur sehr
geringem Maße der Fall war. — Erst auf der Ausstellung in London
wurden die deutschen Züchter auf die französischen Kammwollzuchten
aufmerksam und nach 1862 setzte ein außerordentlich starker Import
französischer Kammwollschafe nach Deutschland ein, sodaß die Bolde-
bucker Böcke in ihrer Verwendung immer mehr zurückgedrängt wurden.
Teils wurden Herden in den drei verschiedenen Zuchtrichtungen der
französischen Kammwollschafe gegründet, teils wurden Böcke daraus
in Elektoral- und Negretti-Herden zur Umzüchtung verwandt. Unter
dem Namen Rambouillet kamen überwiegend französische Merzen
Rassenanalytische Untersuchungen an. Schafen usw. 71
und Kreuzungsprodukte nach Deutschland, wo sie selbst in den be-
rühmtesten Hochzuchten Verwendung fanden. Die Rambouillets,
welche sich durch besondere Größe auszeichneten, wurden von den
deutschen Züchtern beim Ankauf bevorzugt und gerade bei diesen Tieren
handelte es sich immer um Kreuzungsprodukte.
Überblicken wir die Entstehung der deutschen Kammwoll-
zuchtrichtung, so ist zunächst festzustellen, daß schon bei der Ent-
stehung der deutschen Elektoralschafe teilweise Typen erhalten wurden,
dieman wegen der Schlichtheit und Längeihrer Wolle aus den Elektoral-
herden absonderte, und durch planmäßige Zuchtwahl sind aus diesen
Tieren wie auch später aus reinen Elektoral- und Negrettischafen im
beschrönkten Umfange Kammwollschafe entstanden. Begünstigt
wurde diese Bildung durch die Umweltbedingungen. Vor allem in
Mecklenburg wirkte das Klima in Richtung auf Vergröberung und
Verlängerung der Wolle. — Vorwiegend ist jedoch das Kammwollschaf
aus Kreuzungen hervorgegangen. Haumann und Elsner geben an,
daß Kreuzungen von Merinoböcken mit dem deutschen Landschaf sich
durch Länge der Wolle auszeichneten und selbst die Edelschafe, welche
vor langer Zeit aus diesen Kreuzungen hervorgegangen sind, hatten
„die Neigung zur Erzeugung längerer und schlichterer Wollen im Blut“
a Auch hier konnte das Klima im gleichen Sinne günstig
wirken.
Im größten Umfange wurden jedoch durch Kreuzungen der
Negretti und teilweise auch der Elektorale mit Boldebucker Kamm-
wollböcken und Rambouillet-Böcken Kammwollschafe erzielt. Bei den
beiden letzteren besteht die Möglichkeit, daß ihre Größe w'e auch ihre
Wollbeschaffenheit zum Teil durch Landschafblut bedingt ist; außer-
dem können günstige Umweltbedingungen im gleichen Sinne noch
fördernd gewirkt haben. Bei den Kreuzungen mit Mecklenburger,
meist außerordentlich faltenreichen Negretti stieg das Schurgewicht
noch etwas, die Fettschweißproduktion wurde noch etwas herab-
gemindert, während die Stapellänge zunahm und der Gesamtkörper
vergrößert wurde. — In der Boldebucker Herde trat jedoch durch
knappes Futter von Jugend auf und, durch dauernde Verwandtschafts-
zucht begünstigt, eine Degeneration ein. Überbildete Köpfe, mangel-
hafte Körper- und Wollausbildung, schlechter Besatz an Bauch,
Extremitäten und Vorderarm war eine Begleitsrscheinung derselben.
Die mangelhaften Körperproportionen wurden vielfach von den
Boldebucker Böcken vererbt; ihre Nachkommen hatten eine kurze,
abgeschlagene Kruppe im Gegensatz zu dem walzenförmigen Körper
der Negretti und außerdem enge Stellung der Hinterbeine. Nach
Bohm verlor auch bei Kreuzungen der Negretti mit Boldebucker
Böcken die Wolle in vielen Zuchten ihren früheren Adel und Milde
und erreichte auch nicht die Feinheit der Negretti-Wolle.
Die Kreuzungsprodukte mit Negretti oder den durch Boldebucker
Böcke umgezüchteten Kammwollschafen wiesen keine Einheitlichkeib
bezüglich Körperproportion und Wollbeschaffenheit auf, zumal die
zur Zucht benutzten Rambouillets selbst nicht einheitlich waren
6. Heft
72 ' Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
und vielfach, wie schon oben ausgeführt, noch selbst ‘aus jungen
Kreuzungszuchten stammten. Schon die aus der Paarung Rambouillet
—Negretti oder Rambouillet—Elektoral gewonnenen Produkte wurden
verkauft und fanden in anderen Herden als reine Rambouillets Ver-
wendung. Nach Bohm mußte „der Wert dieser Zucht für die Ver-
erbung ein sehr verschiedener sein, je nachdem die Paarung eine schon
mehr homogene oder aber eine gar zu heterogene gewesen war.“ Die
Produkte ließen vielfach selbst die geringste Züchtuneskonstanz ver-
missen und noch zu Bohms Zeiten soll auf diese Weise eine Menge
weıtloser Zuchten entstanden sein. j
Merinofleischschaf in Deutschland.
Von den verschiedenen Typen der französischen Merinos wurden
von den deutschen Züchtern zunächst die der Beauce bevorzugt, da
diese dem Negretti-Typ, dem damaligen deutschen Zuchtziel noch am
nöchsten standen. Es handelte sich um ein starkknochiges Tier mit
derber Haut und dichtem reichen Wollvließ. Man legte weniger Wert
auf Fleischreichtum als auf großen und guten Körperbau, verbunden
mit Wollreichtum, der sich in einem starken Besatz des Kopfes und der
Extremitäten dokumentierte. Die Wolle selbst war kürzer gestapelt
als die der übrigen französischen Kammwollen. Unter den veränderten
. Verhältnissen wurde die Nachzucht zu dick und faltig in der Haut
und schwerschweißig in der Wolle. Eine Größenabnahme erfolgte
jedoch nicht wie beim Negretti. -—- Die Herde von Lefevre und Esco-
pille zeigte nicht mehr so sehr den Negretti-Typ. Die Tiere waren dicht
bewollt, wenn auch eöwas hohl in der Wolle und zeigten vor allem am
Bauch fehlerhafte Ausbildung derselben. Die Hohlwolligkeit und
sonstigen Wollfehler traten unter den deutschen Verhältnissen be-
sonders stark in Erscheinung. Die Tiere waren leichtfutterig. —
Bei der Zucht der Rambouıllets waren in Frankreich wenigstens schon
zu einem kleinen Teil die Fleischformen mit perücksichtigt undim Laufe
der Zeit trat die gleichmäßige Berücksichtigung von Wolle und Fleisch
bei der Zucht immer mehr in den Vordergrund; es wurden die Merino-
Fleischschafe herausgebildet. Von den französischen Typen zeigten
die Herden der Brie, insbesondere die Tiere der Isle de France die voll-
kommensten Fleischtypen und hohes Lebendgewicht. Ihre Wüchsig-
keit, Frühreife und Leichtfutterigkeit war größer als beim Rambouillet,
damit verbanden sie reichen Besatz einer nervigen, elastischen, seiden-
artig glänzenden, ziemlich festtchweißarmen Wolle. Diese Tiere wurden,
wie schon erwähnt, als Merino nonpliss&e oder Soissonnais bezeichnet.
Die deutschen Züchter bevorzugten diesen Typ wegen seiner großen
Fleischwüchsigkeit und vor allem wegen des Wollreichtums. Auf
Veranlassung von Behmer sind wiederholt Importe des Soissonnais-
Typs nach Deutschland gekommen.
Kleiner als die Soissonnais, aber mit guten Formen und großem
Fleischreichtum war der Chatillonnaistyp. Besondersdie Tiere von Japiot
(Chatillon sur Seine) zeichneten sich durch hervorragende Frühreife
und auch Leichtfutterigkeit aus. — Der Chatillonnais-Typ wurde
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 713
vor allem von dem Schäfereidirektor Buchwaldt bevorzugt. -- Über die
Entstehung dieser verschiedenen Typen sind verschiedene Ansichten
geäußert. Während Sanson eine Kinkreuzung-fıemden Blutes ab-
leugnet, nehmen die verschiedensten Autoren dagegen an, daß eine
vorsichtige Mischung mit englischem Blut und zwar wahrscheinlich
Dishley stattgefunden hat. Insbesondere ist die Frühreife und Fleisch-
produktion auf dieses Blut zurückzuführen, vielleicht auch die Horn-
losigkeit derselben. Eine Verbesserung der Körpergestalt und zum
Teil auch der Fleischformen wurde in Frankreich durch die Kreuzung
mit Landschafen erzielt (Metis merinos). Über die Entstehung der
Merino precoce dürfte wohl dasselbe zutreffen, was oben allgemein über
die Entstehung der verschiedenen Zuchtrichtungen gesagt worden ist. —
Von dem @Chatillonnais-T'yp wird noch angegeben, daß er direkt einem
spanischen Import entstammen und sich ziemlich unbeeinflußt von
Rambouillet erhalten haben soll; die Beimischung von Landschaf
oder englischem Blut ist jedoch auch hier nicht unwahrscheinlich. —
Die ersten zielbewußten Versuche, die verbrauchten Merinos mit
fleischreicheren Schafen zu kreuzen,stammen von dem Züchter Youart
- in Alfort. Er kreuzte Rambouilletschafe mit Leicesterschafen. Um die
Barschheit una Trockenheit der Wolle zu korrigieren, kreuzte er wieder
Merino Mauchamps hinein. Dadurch bekam das Vließ der Dishley-
Merinos, wie sie von da ab genannt wurden, Schluß in die Decke und
Charakter in den Stapelbau, ohne der Güte und Menge des erzeugten
Fleisches Eintracht zu tun. Die Dishley-Merinos wurden zunächst
unter staatlicher Aufsicht weitergezüchtet bis siean Ausdehnung derart
gewannen, daß sie heute in Frankreich die Merinos precoce zahlen-
mäßig überwiegen und nach Larraß sind die Merinos precoce nicht
in Reinzucht aus den Rambouillets, sondern unter Verwendung von
Dishley-Merinos entstanden. Die Entstehungsgeschichte der Merinos
precoce beurteilt v. Rodiczky sehr skeptisch. Nach ihm ist den Fran-
zosen die Rassenkunde so gleichgiltig wie die Geographie. Sie nennen
eben jedes frühreife Schaf Merino precoce; das Woıt ist demnach
gleichsam zum Sammelnamen geworden, so gut wie Dishley-Merino.
Für die Entstehung des Chatillonnais-Typ nimmt v. Rodiezky
teils Kreuzung mit New Leicester, teils mit anderen Langwollschafen
an. Nach ihm entstand das frühreife Schaf des jetzigen Departements
Cöte d’Or aus dem Landschaf des alten Burgund mit aus dem Russillon
gebrachten Merino, das sich durch Frühwüchsigkeit auszeichnet,
Nach v. Roditzky wird man bald von dem Catillonnais-Typ, der erst
nach dem deutsch-französischen Kriege 1871 so recht zur Geltung kam,
sagen dürfen ‚fuit“. Das frühreife Merinoschaf von Soissonnais ist
nach v. Rodiezky als ein konsolidierter Merinomestiz anzusehen,
bei welchem die kleine Beimischung von Dishley-Blut in den Körper-
formen und auch in dem charakteristischen Glanz der Wolle (ein ge-
tönter Seidenschimmer) zum Ausdruck kommt. — Als Grundlage für
die Einkreuzung mit Dishley-Blut dienten Schafe, die aus den lang-
wolligen Landschafen der Picardie und einigen anderen Schlägen
(Flamande Vermandois) unter Zuführung von Merinoblut entstanden
6. Heft
74 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
waren. — Neueren Datums sind in Deutzchland die als Mele be--
zeichneten Kreuzungen zwischen Dishley und Merino von Hans Ludwig
Thilo, auf die hier jedoch nicht näher eingegangen werden soll,
Die Bedeutung
von Reinzucht und Kreuzung für die Entstehung der Rassen.
Überblicken wir nun die Entstehung der verschiedenen Schaf-
rassen und betrachten die Bedeutung, die Reinzucht und Kreuzung
für die Bildung neuer Rassen und Formen gehabt haben. Von den
oben angeführten Rassen sind nur verhältnismäßig wenige, wie zum
Beispiel Heidschnucke und Flachlandzackel durch Generationen
hindurch rein weitergezüchtet worden, ohne daß fremdes Blut einge-
führt ist und ohne daß durch Selektion eine wesentliche Änderung
ihrer Eigenschaften und Leistungen in geschichtlicher Zeit festgestellt
werden kann. Allein auf dem Wege der Selektion sind, soweit bekannt,
Leicester, und Southdown, vielleicht auch Leine- und Milchschaf
vervollkommnet und zu Kulturrassen oder veredelten Landrassen
umgezüchtet worden. Bei allen übrigen Rassen läßt sich nachweisen,
daß ihr heutiger Typ durch Kreuzung verändert worden ist und zwar
häufig derart, daß die ursprüngliche primitive Landrasse, die als Unter-
lage diente, mit der heutigen Nutzungsrasse keine Ähnlichkeit mehr hat.
Während man zur Zeit der Entstehung der betreffenden Rasse immeı
darauf hingewiesen hat, daß es sich um ein Kreuzungsprodukt handelt,
ist in späterer Zeit das Produkt der Zucht als ‚reine‘ Rasse anerkannt
worden. In neuerer Zeit trifft dies z. B. für das Frankenschaf zu.
Wöähıend Bohm noch in den 80er Jahren sich häufig gegen die Be-
zeichnung der Frankenschafe als Rasse wendet, ja noch nicht einmal
eine Zuchtrichtung mit Züchtungskonstanz darın sehen will, ist es
heute als Rasse anerkannt. Ebenso ist es beim veredelten württem-
bergischen Landschaft.
Die aus Kreuzungen hervorgegangenen Rassen widersprechen
den vielfach von Tierzüchtern als Rassebegriff aufgestellten Prinzipien,
daß Rassen reinblütig, d. h., daß sie nicht durch Kreuzung ver-
schiedener Varietäten einer Art entstanden seien. Faßt man den Rasse-
begriff derartig, so stellt sich die Unmöglichkeit heraus, überhaupt
eine Schafrasse zu finden, die diesen Anforderungen genügt, da ent-
weder in historischer oder prähistorischer Zeit eine Kreuzung sich bei
fast allen Schafrassen nachweisen oder wahrscheinlich machen läßt. —
Pott will bei den Schafen nur folgende Rassen gelten lassen: kurz-
schwänzige Heide- und Marschschafe, die Merinos im ganzen (Owis
leptura nobilis), ferner die langschwänzigen, weiß- bezw. dunkelköpfigen
schlicht- oder mischwolligen Landschafe, vielleicht auch die Hängeohr-
schafe (Oris catutis), ferner gewisse Bergschafe, die Zackelschafe, die
Fettsteiß-, Fettschwanz- und die hochbeinigen gemähnten oder gleich-
mäßig behaarten Schafe. Alle übrigen sind nach ihm nur Schläge oder
Zuchten. Für viele der vonihm als Rassen bezeichneten Schafe, auf deren
Entstehung wir näher eingegangen sind, konnten wir zeigen oder an-
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw, 75
deuten, daß auch diese aus Kreuzungen hervorgegangen sind. . Der
Rassebegriff läßt sich also keineswegs in dem genannten Sinne fassen,
man muß jedoch von einer Rasse eine angenäherte genotypische Gleich-
heit fordern, die auch das Resultat einer Kreuzung mit zielbewußter
züchterischer Auslese sein kann, wie die Rassengeschichte deutlich er-
kennen läßt.
Bezüglich der Merinos war Jeppe der Ansicht, daß manin Herden,
die durch Generationen hindurch reingezüchtet waren und einen ein-
heitlichen Typ repräsentieren, durch Auswahl der Zuchttiere, gute
Ernährung und Haltung die verschiedenartigsten Stämme aus einer
Herde herauszüchten kann. Es ist nach seiner Ansicht mög ich, aus
dem reinen Escurialstamme mit Beibehaltung der Sanftheit und hohen
Feinheit der Wolle ein Tier mit gedrungenem Körper, ganz bewachsenem
Kopf und Füßen, mit Falten und Koder und einem sehr dichten, reich-
wolligen Vließ zu züchten. Er führt einen sächsischen Elektoralstamm
von reinstem Blut an, der ohne jede Kreuzung zu Negretti umgezüchtet
worden ist und sich von diesen nur durch die etwas höheren Beine
unterschied, im übrigen aber sanfte und feine Elektoralwolle erzeugte.
Andererseits ist es dem genannten Autor zufolge auch möglich, aus
dem Negretti-Stamm mit Beibehaltung der Reichwolligkeit und
Körperform ein Tier mit feiner Wolle ohne Hautfalten wieder heraus-
zuzüchten. — Wie wir ausführten, sind die hochgezüchteten sächsischen
Elektoralschafe dusch planmäßige Zuchtwahl aus den spanischen
Merinoschafen entstanden und zeigen diesen gegenüber eine gewisse
Änderung im Körperbau, wie vor allem auch in der Feinheit und Be-
schaffenheit der Wolle. Bezüglich dieser Wolleigenschaften ist durch
planmäßige Zuchtwahl noch eine wesentliche Steigerung erzielt worden,
die in den überzüchteten Elektoralschafen mit feinstem Flaumhaar
ihren höchsten Gipfel erreicht hat. Eine ähnliche Steigerung einer
zunächst nur gering ausgebildeten Anlage ist in der Negreiti-Zucht
bezüglich der Faltenbildung festzustellen. Nur durch Selektion sind
diese Eigenschaften zum höchsten Extrem ausgebildet worden. Diese
Steigerung der Eigenschaften durch Selektion kann man auf Änderungen
des Keimplasmas zurückführen und ferner kann das Reaktionsprodukt
durch Änderung der Umwelt bestimmt worden sein.
Vereinzelt ist aus dem in sich durch Generationen reingezüchteten
Elektoral das Negretti und aus letzterem das Kammwollschaf durch
planmäßige Zuchtwahl entstanden. Andererseits wurden auf dem-
selben Wege aus österreichischen Negretti in Schlesien z. B. Elektorale
gezüchtet, die in späteren Jahren wieder den rückgängigen Ent-
wicklungsweg gingen. Allerdings spielt auch hier verändertes Milieu
eine große Rolle mit. — Daß selbst in Zuchten, die durch Generationen
hindurch inzüchtig behandelt wurden und rein erhalten blieben, immer
bei einzelnen Nachzuchtindividuen eine gewisse Neigung zur Um-
bildung des Typs vorhanden ist, wird von den verschiedensten Autoren
angegeben. Nach Elsner neigt das sanftwollige Merino von Natur
etwas zu schütterem Wollstande in Verbindung mit Zwirn, während
die kraftwolligen leicht in Barschheit und untreue Vließbeschaffenheit
6. Heft
76 | Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
ausarten. Es handelt sich nach seiner Ansicht in beiden Fällen um
eine natürliche Neigung des Merinos. Infolgedessen ist nach ihm selbst
in den feinsten und ausgeglichensten Herden eine fortgesetzte Auf-
merksamkeit und sorgfältige Auswahl der Zuchttiere notwendig, um
Schwankungen tunlichst zu vermeiden. Wo diese Auswahl unterblieben
ist, tritt nach Elsner, Jeppe, Haumann und anderen selbst in den
durch viele Jahre reingezüchteten Hochzuchtherden in wenigen
Generationen eine Zurückbildung der erwünschten Eigenschaften ein
und man erhölt die schlechtesten Resultate. Haumann äußert sich
folgendermaßen: „Selbst in den seinsten Vollblutstämmen ist die
Festständigkeit der Rasseeigenschaft nicht so unwandelbar fest, daß
nicht mitunter bei den Nachkommen eine Verminderung der eigen-
tümlichen Vorzüge zum Vorschein kommen sollte, ja, daß dieser
Rückschlag, wo ihm nicht mit größtem Fleiß und unausgesetzter Auf-
merksamkeit entgegengearbeitet wurde, ganze Herden reinrassiger
Schafe in Hinsicht der Wollgüte sehr zurückgebracht hat.“ Nach
Elsner sind selbst in hochgezüchteten, edlen Herden, welche jahrelang
inzüchtig behandelt sind, dennoch die einzelnen Generationen nicht
gleichartig. Manche Jahrgänge zeichnen sich in der Nachzucht aus,
andere stehen zurück, was er auf die verschiedene Prädisposition der
Eltern bei der Zucht zurückführt. Selbst in diesen Zuchten fallen von
den feinwolligen Schafen nach Elsner und Wagner zuweilen nur
Lämmer mit mittelfeiner Wolle.
Aus den verschiedenen Angaben geht hervor, daß selbst in Herden,
die durch Generationen hindurch rein erhalten sind, eine Änderung des
Phaenotyps bei Vernachlässigung der Zucht eintritt. Die Umwelt-
faktoren bedingen eine Änderung des Reaktionsproduktes. Von den
übrigen Schafrassen lassen die durch Reinzucht gebildeten und durch
Inzucht gesteigerten Formen und Leistungen der Leicester- und South-
down-Rassen erkennen, daß durch planmäßige Selektion von solchen
Plusmutanten, deren Genotyp zu gewissen Umgestaltungen neigt,
eine Fortentwicklung des Typs erfolgen und durch.sachgemäße Inzucht
in verhältnismäßig kurzer Zeit konsolidiert werden kann. Durch äußere
günstige Milieuverhältnisse können diese Veränderungen des Keim-
plasmas mitbedingt sein. Andererseits kann es sich auch um Isolierung
gewisser Genotypen gehandelt haben.
Eine große Bedeutung für die Entstehung neuer Rassen und für
die Mannigfaltigkeit der Gestalt und Wollbeschaffenheit derselben
kommt der Kreuzung zu. Die Verschiedenartigkeit der Merinos führt
Elsner darauf zurück, daß die verschiedenen Stämme teils unter sich,
teils mit anderen Schafen gekreuzt worden sind. Nach ihm bilden
sich schon in Spanien mehrereinihrer Körpergestalt wie Wollbeschaffen-
heit verschiedene Stämme aus, die sich in Deutschland infolge der
verschiedensten Züchtungsarten noch weiter spalteten, welche aber
nach ihm innerhalb der kraft- und sanftwolligen Merinos liegen. Alle
diejenigen Merinos mit schwerflüssigem und wachsartigem Fettschweiß
sollen Abkömmlinge von den kraftwolligen und diejenigen mit leicht-
flüssigem, öligem oder butterartigem Fettschweiß sollen von den
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 77
sanftwolligen Rassen abstammen. Eine derartige Unterscheidung unter
Heranziehung der Fettschweiß-Beschaffenheit läßt sich natürlich nicht
durchführen, da auch äußere Faktoren sehr stark verändernd auf die
Fettschweißproduktion einwirken und man einen typischen Rassen-
unterschied darin nicht sehen kann.
Die Negretti-Böcke vererbten sich nach Elsner mit Landschafen
stärker als die Elektoralböcke. Die Kreuzungsprodukte zeigten keinen
einheitlichen Typ,. sondern schlugen teils mehr nach der einen, teils
'mehr nach der anderen Seite, was er auf verschiedene Brünstigkeit
zurückführt. Diese Variabilität der F,-Generation ergipt sich auch aus
den Angaben von Wagner allgemein für Merinokreuzungen. Allein
die Kreuzungsprodukte zwischen Negrettiböcken und Paduaner-
schafen haben eine etwas größere Einheitlichkeit gezeigt, als die der
Merinoböcke mit deutschen Landschafen. — Nach Jeppe entstand
durch die heterogene Paarung zwischen Negrettiböcken und Elektoral-
muttern eine große Unausgeglichenheit und eine Menge der ver-
schiedensten Abweichungen bezüglich Körperform und Wollbeschaffen-
heit, diesich mit der Zeit zu konstanten Stämmen ausbildeten. Auch die
Kreuzungsprodukte zwischen Rambouillet und Negretti oder mit
Boldebucker Böcken umgezüchtete Negretti zeigten keine Einheitlich-
keit bezüglich Körperform und Wollbeschaffenheit. — Gewisse Unter-
schiede traten auch bei den aus Kreuzungen von englischen Fleisch-
schafen mit Merinos hervorgegangenen Zuchten, wie Dishley-Merino,
Merino-Fleischschaf und dem neuesten Produkt dieser Art, dem Mele
hervor. — Daß bei den Bastarden auch noch Unterschiede in den
Körperformen vorhanden sind, glauben Dieckmann und Völtz
bei dem Mele feststellen zu können, bei welchem sie bei einer Anzahl von
Tieren lose Schultern und insbesondere fehlerhafte Beinstellung (zu
steile Stellung der hinteren Extremitäten, Säbelbeinigkeit, zehen-
enge Stellung) fanden. Auch soll die Knochenstärke bei mehreren
Exemplaren nicht vefriedigend gewesen sein. Die hier zutage tretenden
Fehler sind überwiegend als Erbteil des Wollmerinos anzusehen, die
sich jedoch bei den Bastarden in wechselnder Stärke vererben. Daß
im übrigen die Mele: im großen Durchschnitt „schwere Figuren, mit
guter bis vorzüglicher Ausbildung der Keulen, Rücken und Schultern,
guter bis sehr guter Rippenwölbung und großer Brusttiefe“ auf-
weisen, geben die gleichen Verfasser zu. — Nach Diekmann und
Völtz zeigt die Melewolle ein Bild großer Unausgeglichenheit und
zwar in den gröberen Sortimenten, auch der Charakter der Kräuselung
war außerordentlich verschieden, zum Teil waren die Vließe lose, sehr
grob und wergig. Nach Völtz schwanken die Sortimente zwischen
A und F. Kronacher und Baur dagegen fanden einen ım ganzen
intermediären Charakter der Wolle und konstatierten, daß die
Schwankungen durchaus innerhalb normaler, teilweise sogar ‚recht
enger Grenzen sich hielten. Die Wolle trägt B-Charakter, schwankend
nach A/B und B/C, selten einmal nach den äußersten Grenzen bis
A und C; Spaltungen nach AA und nach D mit dem kennzeichnenden
Glanz der langen Wollen traten nur sehr vereinzelt auf. — Auch bei
6. Heft
78 i Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
anderen Schafkreuzungen tritt eine große Variabilität der F,-Generation
in Erscheinung. So war diese zu Beginn der Hampshire- und Oxford-
shire-Zucht vorhanden und auch aus den verschiedenen Kreuzungs-
versuchen mit Schafen im Haustiergarten zu Halle geht hervor, daß
die F,-Generation bezüglich gewisser Merkmale wie Wollbeschaffenheit
Schwanzausbildung, Fettsteißausbildung, Horngestaltung und zum
Teil auch Färbung nicht einen einheitlichen Typ aufweist (Kreuzungen
von SomalixMerino, FettsteißXLeine, ZackelxKarakul, Zackel
XElektoral. Nicht nur die verschiedenen Tiere einer Kreuzung
zeigen in Körpergestalt und Wollbeschaffenheit gewisse Unterschiede,
sondern auch ein und dasselbe Tier kann die verschiedenartigen Woll-
charaktere der Elternrasse, wie auch die verschiedensten Übergänge
derselben auf verschiedenen Körperstellen aufweisen. Nach Wagner
bleiben in der Wollveredlung Unterkörper, Schenzel, Rücken und
Nacken am meisten zurück und diese Körperstellen tragen bei den
nicht vollkommen veredelten Tieren ein ungleiches Haar. Besonders
scharf trat diese teilweise mosaikartige, teils mehr oder weniger inter-
mediäre Beschaffenheit des Haarcharakters bei Somali-Elektoral-
Kreuzungen im hiesigen Haustiergarten in Erscheinung. Bei einigen
Rassen setzen Schenkel und Keule oder Schwanzwurzel, beı anderen
nach Wagner der Nacken der Veredlung des Haares den größten
Widerstand entgegen. Unterkörper und Schwanz bleiben von allen
Körperstellen am längsten zurück. Nach Völtz weisen auch die
Meles eine große Unausgeglichenheit im Vließ auf.
Aus den angeführten Angaben ist zunächst ersichtlich, daß die
F,-Bastarde sowohl hinsichtlich der Körperform als auch der Woll-
beschaffenheit nicht einheitlich sind. Man kann also von einer
Variabilität der F,-Generation sprechen, die allerdings bei den
Kreuzungen verschiedener Rassen und für die einzelnen Merkmale
nicht die gleiche ist. Während z. B. die Ausbildung der Hörner bei
Zackel—-Karakul-Kreuzungen in der F,-Generation schon bei
wenigen Tieren dermaßen variiert, daß die Hornform sich fast dem
Zackel nähert, teils intermediär, teils dem Karakul angenähert ist,
kann man im allgemeinen bezüglich der Haarbeschaffenheit bei
Kreuzungen englischer Langwollschafe mit Merino eine derartige
weitgehende Verschiedenheit nicht feststellen, die Ausbildung des
Wollcharakters liegt mehr oder weniger um den Mittelwert herum.
Man hat sich nun die Frage vorzulegen, inwieweit die ermittelten
Feststellungen sich mit den modernen vererbungstheoretischen An-
schauungen im Einklang befinden. Für die Klärung dieser Frage ist
die Paarung der F,-Generation unter sich, wie auch die Anpaarung
mit der einen Elternrasse von Bedeutung.
Nach Janke ergibt die Fortzüchtung aus einer unreinen Blut-
mischung eine untreue Vererbung. Aus diesem Grunde hat man nach
ihm in Australien in den ersten Generationen die Böcke ausgemerzt
und dafür mit reinblütigen Merinos angepaaıt, sodaß ein einheitliches
reines Material entstand, während in Südrußland, wo dieses nicht ge-
schehen ist, und die Böcke gleich zur Zucht benutzt wurden, viel-
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 79
fach Mischwollen entstanden. Auch Wagner gibt an, daß Böcke
einer nur halb veredelten Landrasse mit Schafen, welche ihnen ungefähr
gleichkommen, zuweilen eine Nachzucht hervorbringen, deren Vließ
die mannigfaltigste Verschiedenheit der Wolle in Gestalt und Wuchs
zeigen. — Bei der Heranzucht der Hampshire aus Wiltshire und Berk-
shirenotts mit Southdownböcken entstanden verschieden gestaltete
T'ypen, die in sich weitergezüchtet wurden, und ähnliches ist auch in
der Kreuzung zwischen Hampshire und Southdownschafen mit Cots-
woldböcken, aus denen das Oxfordshiredownschaf hervorgegangen ist,
ebenso wie auch bezüglich der Kreuzung zwischen Negretti-Böcken
und Elektoral-Schafen festzustellen. Es entstanden auf diese Weise
zunächst Linien, welche die elterlichen Merkmale, ohne daß eine ver-
schiedenartige Blutzufuhr erfolgt war, in verschiedenart:ger Kom-
bination weiter erhielten, wenn zunächst auch noch Schwankungen
nachzuweisen waren. Schließlich wurde durch sachgemäße Auslese
und zielbewußte Zucht eine festtypierte Rasse geschaffen, die auch
als solche von den zuständigen Instanzen anerkannt wurde.
Daß es gelingt, durch Kreuzung und Anpaarung mit Böcken einer
Rasse eine andere allmählich umzuzüchten, gilt als ein alter Erfahrungs-
satz in der Schafzucht und wird von den verschiedensten Autoren
angegeben. Ein aus Kreuzungen von Elektoral und Negretti ent-
standener Stamm wird nach Jeppe durch jahrelange Befolgung der-
selben Grundsätze bei Zucht und Haltung konstant. Nach Haumann
gibt es Mischlinge, die durch sorgfältige Züchtung einen so hohen Grad
der Veredelung erreichen, daß man sie nicht mehr von dem Edelschaf
unterscheiden kann ‚und sie sonach wirklich in die Rasse der Edel-
schafe übergegangen sind.“
Wenn die Bastarde zwischen Merino und Landschaf wiederholt
mit reinblütigen Böcken angepaart und die Tiere immer von der Nach_
zucht ausgeschlossen wurden, die weniger den Charakter der Merinos
trugen, trat nach Bohm ‚‚die ursprüngliche Blendlingsherde je länger,
je mehr in ihrem Wert und ihrer Vererbungssicherheit des Merino-
.charakters den reinblütigen Herden näher.“ Nach der Ansicht
Wagners zeigt die Natur bei der Veredelung Sprünge und Ver-
zögerungen, die zum Teil von dem verwendeten Bock- und 'Mutter-
material abhängen. Bis sich die Mutterschafe bei der Veredelungs-
zucht selbst bei zweckmäßiger Auswahl der Böcke zu einer Feinheit
der zweiten Klasse erheben, gehören nach dem genannten Autor
6—7 Generationen. Selten fallen schon in der 3. oder 4. Generation sehr
feine Tiere. Haumann gibt an, daß bei der Anpaarung der Edelschaf-
Landschaf-Kreuzungen mit Edelschaf-Böcken das zweite Glied der
Nachkommenschaft, sowie nicht selten das vierte mehr auf die Ur-
großmutter zurückzuschlagen scheint. In einzelnen Generationen tritt
nach ihm die Veredelung äußerlich nicht in Erscheinung, immer aber
schreitet sie, obgleich unsichtbar, vorwärts. Haumann erwähnt
iferner, daß die Lämmer des dritten Gliedes dem echten Edelschaf
inmer ähnlicher sind als die des ersten. Obgleich die Mütter des vierten
Gliedes dem äußerlichen Ansehen nach hinter denen des dritten Gliedes
6. Heft
80 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
zurückzustehen scheinen, stellen die Tiere der fünften Generation eine
Vervollkommnung gpgenüber der dritten dar. In der 8chten Generation
kann man keinerlei Mischlingscharaktere mehr erkennen. Über die Zahl
der auszuführenden Anpaarungen bestehen größere Meinungsver-
schiedenheiten.- Nur soviel geht daraus hervor, daß eine allmähliche
Annäherung an das Merino erfolgt. Diese allmähliche Annäherung an
die zur Anpaarung benutzte Rasse ist auch bei Karakul- und Somali-
Kreuzungen nach Erfahrungen im hiesigen Haustiergarten »festzu-,
stellen. Die Möglichkeit, durch Kreuzung und allmähliche Anpaarung
der F,-Generation mit dem einen Elter reinzüchtende Individuen zu
erhalten, ist eine feststehende Tatsache, die sich aus den Erfahrungen
der Schafzucht ergibt. Aus den obigen Angaben geht ferner hervor,
daß zu Beginn der Anpaarung eine Schwankung in der Ausbildung
der Merkmale noch festzustellen ist und daß erst eine allmähliche An-
gleichung an die zur Anpaarung benutzte Elternrasse stattfindet.
Für die Erklärung der oben dargelegten Erscheinungen können
folgende Gesichtspunkte angeführt werden:
Beim Vorliegen einfacher Mendelscher Verhältnisse und unter
der Voraussetzung, daß F, intermediär ist und nur ein Merkmalspaar
vorliegt, werden scharf geschieden bei der ersten Anpaarung 50 Prozent
der reinzüchtenden Rasse entstehen, die zur Anpaarung benutzt wurde,
und 50 Prozent heterozygote, welche das Merkmal intermediär aus-
gebildet haben. Eine Zwischenstufe in der Ausbildung der äußeren
Merkmale gibt es also demnach nicht. Von der intermediären Ver-.
erbungsform muß man schon deshalb ausgehen, weil von einer aus-
gesprochenen Dominanz des Wollcharakters und einer Reihe anderer
Merkmale beim Schaf nicht die Rede sein kann.
Adametz glaubt zwei Faktorenpaare annehmen zu müssen.
In F, ist nach seiner Ansicht bei Karakulkreuzungen bezüglich der
Haarqualität eine markante Aufspaltung eingetreten. Adametz
berücksichtigt jedoch nicht, daß schon in der F,-Generation
dieselbe Verschiedenartigkeit in der Ausbildung des Wollcharakters
vorhanden wa., die er in der F,-Generation als markante Aufspaltung,
ansieht.
Nach Baur und Kronacher folgen bei den Kreuzungen ver-
schiedener Rassen die Körperausbildung und der Wollcharakter .
offenkundig den Mendelschen Regeln. Die Wollfeinheit wird nach
ihnen durch eine Anzahl gleichsinniger Faktoren bedingt. Speziell bei
der Kreuzung zwischen Leicester und Merinos wird die F,-Generation
nach ihnen schon deswegen kein einheitliches Bild darbieten, weil die
Ausgangsrassen erblich keineswegs völlig einheitlich und homozygot
sind. Bei der großen Zahl der Faktoren zeigt auch die Mehrzahl der F,-
und F,-Tiere eine intermediäre Wollbeschaffenheit und nur ausnahms-
weise werden deutliche nach Leicester und nach Merino geartete Tiere
auftreten. Wenn auch praktisch schon infolge der fortgesetzten Kor-
rektion eine Art intermediäre Vererbung resultiert und es trotz des
herrschenden alternativen Vererbungsmodus nach Baur und Kro-
nacher ohne Schwierigkeiten gelingt, einen Mitteltyp zwischen den
Rassenanalytische Untersuchungen an Sehafen usw, 81
Ausgangsrassen zu züchten und zu erhalten, so läßt sich doch auch bei
generationslanger Zucht gerade für ausschlaggebende Eigenschaften
keine konstante reine Rasse erzielen. |
Wir haben oben gesehen, daß die Variabilität der F,-Bastarde
eine Erscheinung ist, die man bei den veıschiedensten Merkmalen
feststellen kann, wie z. B. Schwanzausbildung, Horngestaltung, Körper-
form, Mastfähigkeit, Hautreichtum, Wollbeschaffenheit usw. Man
müßte also bei allen diesen Merkmalen, wenn man die E.scheinung
der Variabilität der F,-Bastarde in der soeben angegebenen Weise
erklären wollte, von vornherein mit einer Heterozygotie einer Anzahl
gleichsinniger Faktoren, die diese Merkmale bedingen, bei den Aus-
gangsrassen rechnen. |
Wie bei dem Mele könnte man auch für die Entstehung der übrigen
konstant weiterzüchtenden Rassen, welche aus Kreuzungen hervor-
gegangen sind, eine Erklärung durch gleichsinnige oder polyhybride
Faktoren annehmen. Die Möglichkeit, daß bei Annahme einer großen
Anzahl gleichsinniger Faktoren die extremen T'ypen auftreten, ist sehr
gering, vielmehr wird die Zahl der Kombinationen, die einen mittleren
Typ darstellen, überwiegen und im Laufe der Generationen so eine
annähernde Konstanz vortäuschen, die vor allem dadurch erreicht
wird, daß die extremen Formen immer wieder gepaart werden. Lang
sagt: „Die F,-Generation wird in Riesenpopulationen — solche sind
zur Beurteilung der Vererbungsverhältnisse bei komplizierterem
Polyhybridismus unbedingt nötig — in ungeheuer komplizierter. Weise
spalten und außerordentlich multiform in allen erdenklichen Nuancen
und Spielarten vertreten sein, doch so, daß weitaus die große Mehrzahl
ihrer Individuen den Typus der mehr oder minder intermediären
komplett (d. h. für alle Faktoren) heterozygotischen F,-Generation
zur Schau tragen werden.“ Er weist darauf hin, daß bei Annahme
von 12 Faktoren in der F,-Generation durchschnittlich erst auf rund
17 Millionen Individuen das Auftreten eines Exemplares der beiden
komplett homozygotischen Stammformen zu erwarten ist.
Stellt man sich auf den Standpunkt, daß bei Schafrassenkreuzungen
rein mendelnde Verhältnisse vorliegen unter Annahme einer großen
Anzahl gleichsinniger Faktoren, so muß man dazukommen, die Formen-
gruppen, die heute als festtypierte Rassen angesehen werden, vielleicht
mit ganz verschwindenden Ausnahmen als solche abzulehnen. Ließ
sich doch in den obigen Ausführungen für die meisten unserer Rassen
entweder in historischer oder prähistorischer Zeit eine Kreuzung nach-
weisen. Die Rassen erfüllen dann nicht die für den Rassebegriff auf-
gestellten Bedingungen, daß Rassen reinblütig, d. h. daß sie nicht durch
Kreuzung verschiedener Varietäten einer Art entständen sind, sondern
in genetischer Beziehung gleichbedeutend mit zoologischen Varietäten
sind, daß alsoihre primäre Entstehung nur durch natürliche Abänderung
bedingt sei, nämlich durch Fortbestehen der verursachenden Lebens-
bedingungen, wie auch durch mitwirkende Zuchtwahl des Menschen
eine gewisse Beständigkeit erlangt: haben. H
Archiv es Leite 6 Gtleft
82 . Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
Gegenüber dieser Auffassung kann man die Erscheinungen auch
derart erklären, daß bei der Bildung der F,-Generationen eine
gegenseitige Beeinflussung (Befleckung) der Gameten erfolgt ist und
zwar in ganz verschiedenartigem Grade. In der F,-Generation erfolgt
dann teils eine unreine Spaltung, teils ist schon in der F,-Generation
eine derartig feste Verschmelzung der Faktoren erfolgt, daß dieser Zu-
stand auch unter bestimmten äußeren Bedingungen in den folgenden
Generationen erhalten bleibt. Das Zustandekommen solcher Bastard-
rassen, d. h. Fusion der Faktoren wird vor allem dann erfolgen, wenn es
sich um Vereinigung antagonistischer Merkmale handelt.
Nach Haecker wird eine „unreine Spaltung umso eher vor-
kommen, je zahlreicher die Eigenschaften oder Seiten des Keimplasmas
sind, die bei der Entwickiung jener Außeneigenschaft in Betracht
kommen, d. h. je komplexer deren Ursachen sind.“ Schließlich kann
es dahin kommen, daß infolge gegenseitiger Bewirkung die elterlichen
Keimplasmen dermaßen fest m.teinander verschmolzen sind, bezw.
ein Austausch der einzelnen Anlagen stattgefunden hat, daß eine
Spaltung überhaupt nicht mehr eintritt.
Für die telweise feste Vereinigung bezw. Verschmelzung der
Anlagen sprechen vielleicht noch einige Zahlenverhältnisse, die sich
bei der Kreuzung von Schafrassen in F, ergaben. Zunächst wären
Angaben von Davenport über die Vererbung der schwarzen Haar-
farbe beim Schaf zu erwähnen, die sich auf Stammbuchzuchtkontrolle
von Bellstützen. Von 47 Nachkommen, deren beide Eltern heterozygot
weiß waren, werden 40 als weiß und 7 als schwarz angegeben. In allen
Familien mit einer Ausnahme blieb das Zahlenverhältnis der schwarzen
zu den weißen hinter dem erwarteten von 25 Prozent zurück. Es soll
sich nach Davenport hier um eine bloße Annäherung an das Mendel-
schema 3 :1 handeln, die vielleicht irgend einem Modifyingfaktor zu-
zuschreiben ist. Die Zahl der Tiere in F,, die heterozygot und die-
jenigen, die homozygot sind bezüglich des dominanten Merkmals, in
ihrer Färbung aber nicht unterschieden werden können, ist im Ver-
hältnis zu den sieben Tieren, die bezüglich des regressiven Merkmals
homozygot sind, bedeutend zu kle'n.
Nach Robertson und Bunsow züchten die graublauen Wensley-
daleschafe, deren Hauptrassekennzeichen d’e graublaue Haut, ein
graublaues Vließ und graublaues Gesicht sind, nierein weiter. Von den
Nachkommen von 2000 blauen Wensleydaleschafen waren 55 Prozent
graublau in verschiedenen Schattierungen, 23 Proz. schwarz und 22
Proz. weiß. Schwarze und weiße Tiere gepaart ergaben immer grau-
blaue. Hier ist also in der F,-Generation ein Überschuß solcher Tiere
vorhanden, die ihrem Habitus nach als heterozygot anzusprechen sind
und mit dem der F,-Generation übereinstimmen. Vielleicht ist dieses
auch in dem von Davenport angeführten Beispiel der Fall, obgleich
infolge vollkommener Dominanz des einen Merkmals der definitive
Nachweis hierfür nicht zu erbringen ist. Es liegt die Möglichkeit vor,
daß in beiden Kreuzungen bei einigen Tieren eine feste Vereinigung
der Faktoren stattgefunden hat, die in F, erhalten bleibt. Es erfolgt in
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw, 83
F, nicht bei allen, sondern nur bei der größeren Zahl Aufspaltung,
nämlich dort, wo diese Vereinigung nicht eingetreten ist.
Dafür, daß zwar nicht bei gegenseitiger Befleckung der Gameten
in der F,-Generation, sondern bei mechanischer Koppelung der Faktoren
in einer Neukombination diese teils rein weiterzüchten, teils spalten
kann, ist als Beispiel das Baßener Schwein anzusehen. Das Baßener
Schwein ist aus einer Kreuzung reiner blonder Mongolieza-Schweine
und Berkshire-Eber entstanden. Die charakteristische Sattelzeichnung
ist bei der Paarung der Kreuzungstiere erster Generation unter sich neu
aufgetreten.
Das Baßener Schwein ist sogleich ein Be’spiel dafür, daß bei einer
Vereinigung der Merkmale zweier Rassen teilweise eine feste Koppelung
der Faktoren eintritt, teilweise aber auch eine Spaltung der Anlagen
erfolgt, sodaß die elterlichen Merkmale wieder herausmendeln. In der
Nachzucht ist teilweise eine Spaltung in weiße Mongolicza-Schweine
und schwarze Berkshire erfolgt. Unter den gegebenen äußeren Ver-
hältnissen geht also Koppelung und Spaltung der Faktoren neben her,
und Aufgabe des Züchters ist es, durch planmäßige Zuchtwahl die Tiere
zur Weiterzucht auszulesen, bei denen eine feste Koppelung der Faktoren
erfolgt ist, während diejenigen, die zur Spaltung der Eigenschaften
neigen, ausgemerzt werden. Die Koppelung der Faktoren ist in dem
erwähnten Fall nicht in der F,-, sondern erst in der F,-Generation
erfolgt.
Diese Koppelung der Faktoren kann jedoch auch schonin der F}-
Generation stattfinden, wie aus den Versuchen Towers hervorgeht.
Bei der Vereinigung zweier verschieden beschaffener Gameten von
Leptinotarsa kann nach To wer unter Umständen auf Grund chemischer
Affinität ein Austausch von Teilen dieser Gameten stattfinden. Einer-
seits konnte Aufspaltung in der F,-Generation bei Kreuzung von Natur-
arten auftreten, andererseits konnten die Charaktere fest gekoppelt
werden, wenn die gleichen Arten mit dritten gekreuzt wurden. In dem
zweiten Fall war die F,-Generation uniform und blieb während der
folgenden Generation konstant, sodaß also hier ein neuer T'yp ent-
standen war, der rein weiterzüchtete, bei dem unter Verlust des einen
Teiles der Eigenschaften der beiden Stammarten eine Neukomkination
der übrigen Eigenschaften stattgefunden hatte.
Dissozierbarkeit einerseits und Austausch der Charaktere anderer-
seits sind bei Leptinotarsa Vorgänge, die nicht vollkommen festliegen,
sondern von der Beschaffenheit der aufeinander einwirkenden Gameten
und auch der Umwelt bestimmt werden. So ist es durch Änderung
des Milieus Tower gelungen, Kombinationen von Faktoren, die unter
normalen Verhältnissen rein weiter züchteten, zur Spaltung wieder
anzuregen.
_ Auch auf botanischem Gebiet lassen sich Beispiele dafür anführen,
daß ähnlich wie in den zuletzt erwähnten Fällen eine Koppelung der
Faktoren schon in der F,-Generation erfolgt ist.
Nach Korschinsky zeigen vielfach durch heterogene Zeugung
entstandene Pflanzen wenigstens während der ersten Generation: die
6* 6. Heft
84 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
Neigung, zur Stammform zurückzuschlagen. Solche Vorkommnisse
würden ‘auf heterogene Mutanten hinweisen; durch strenge Isolation
soll. es gelingen, eine samenbeständige Form zu erzielen. Nach
Alverdes läßt sich dieses nur bei Vollrassen, nicht aber bei
Zwischenrassen erzielen. Andere Rassen sollen von vornherein samen-
beständig sein, sodaß man also in diesem Falle von vornberein von
homozygoter F,-Mutation sprechen kann.
Während bei den bis jetzt angeführten Beispielen in der F,-
Generation nur eine teilweise Erhaltung des in der F,-Generation er-
zielten neuen T'yps erfolgt, gibt Plate für Kreuzungen von Arten,
die sich-fernsteben, an, daß der F,-Typ vollkommen erhalten bleibt,
also rein weiterzüchtet.
Hier stehen sich die beiden Arten so fern, daß sie für dasselbe
Merkmal verschiedene Erbeinheiten besitzen (ABC A, B, C,). Ein
solcher Bastard muß durchaus konstant veıerben, da er keine hetero-
zygotischen Paarlinge enthält. Er kann nach Plate intermediär
aussehen, wenn A und A,B und B, sich in der Erzeugung der Außen-
eigenschaften vereinigen, oder er kann das Aussehen des einen Elters
haben, wen. A und B sich gegenüber A, und B, epistatisch verhalten,
oder er sieht in den weitaus meisten Fällen bezüglich einiger Eigen-
schaften intermediär aus, während er in anderen nach der einen oder
nach der anderen Seite ausfällt. Plate hat also dietheoretische Möglich-,
keit für konstant vererbende Artbastarde dargelegt.
Verg'eichen wir die angeführten Tatsachen aus der Literatur
mit den von uns erwähnten Ergebnissen von Schafkreuzungen und)
Schafrassenentstehung, 'so ist der Unterschied darin zu sehen, daß in
den ersteren Fällen eine rein mechanische Bindung (Koppelung) der
Anlagen, im zweiten Fall aber eine gegenseitige Beeinflussung, Be-
fleckung der Gameten anzunehmen ist. Es würde jeduch darin Überein-
stimmung vorhanden sein, daßteils eine Spaltung, teils eine Beibehaltung
und konstante Vererbung des F,-Typs stattfindet. Die Spaltung würde
in dem einen Fall rein, im anderen unrein erfolgen.
‚Bei der Annahme gegenseitiger Beeinflußbarkeit und Ver-
schmelzung der Faktoren würden die Rassen, die aus Kreuzungen
hervorgegangen sind, unter gewissen Milieubedingungen als rein
weiterzüchtende anzusehen sein, sofern diejenigen Individuen aus-
gemerzt worden sind, die noch eine unvollständige Verschmelzung
der Faktoren zeigen und deshalb in den nächsten Generationen mehr
oder weniger aufspalten. Wenn dieser Prozeß der Ausmerzung vor-
über ist, könnte man von einer reinen Rasse sprechen, insofern diese
dann den Anforderungen genügt, dieman an eine solche stellen muß,d.h.
diein. der Nachzucht annähernde Gleichartigkeit ergibt und daß speziell
beim Schaf Ausgeglichenheit der Herden hinsichtlich Körperform und
Wolle vorhanden ist. Wenn nach dieser Annahme bei der Entstehung
einer neuen Rasse aus Kreuzung bis zur endgiltigen Konsolidierung
eine gewisse Zeit erforderlich ist, so liegt dieses daran, daß zu Beginn
‚der Züchtung eine Reihe von Aufspaltungen vorkommen können,
‚und weil ferner durch die Variabilität der F,-Generation die Ausge-
Rassenanalytische Untersuchungen .an Schafen usw, 85
glichenheit der Herden beeinträchtigt ist. Andererseits kann durch die
'Inzucht eine Konsolidierung von Formen eintreten, welche aus
Kreuzungen hervorgegangen sind. Die vielfach in der F,-Generation
bei heterogener Paarung festgestellte Variabilität bietet die Möglich-
‘keit, - verschiedenartige Faktorenvereinigungen weiterzuzüchten und
‘durch Ausmerzung. der aufspaltenden rein zu erhalten.
Wenn in Rassen, die aus vor langer Zeit ausgefübrten Kreuzungen
‘hervorgegangen sind, gewisse Unterschiede in der Ausbildung der
äußeren Merkmale festgestellt werden, so können diese sofern sie
nicht nur phaenotypisch bedingt sind, dann allein auf Schwankungen
‚des Genotyps zurückgeführt werden, bezw. auf die durch die Kreuzung
hervorgerufenen Keimplasma-Erschütterungen. Erfolgt in einer solchen
‚aus Kreuzung hervorgegangenen Herde nun noch eine Weiterentwicklung
auf dem Wege der Selektion, so beruht diese auf einer genotypischen
Verschiebung und einer allmählichen Umprägung des Biotyps, die
angeregt sein kann durch die Kreuzung, was selbst Johannsen
nicht ganz als außerhalb des Bereichs der Möglichkeit bezeichnet.
Eine definitive Entscheidung, welche der beiden angeführten
Theorien für die Rassenanalyse der Schafe zutrifft, ist bei dem Fehlen
‚phaenogenetischen Untersuchungsmaterials nicht zu: entscheiden.
Man muß jedoch Haecker recht geben, wenn er sagt: ‚daß die innere
Wahrscheinlichkeit der beiden Hypothesen, nämlich der stark er-
'weiterten Annahme eines Polymerismus und Polyhybridismus und der
Annahme einer unreinen Spaltung zurzeit mindestens gleich groß ist.“
- Gerade die Zoologie und Tierzucht haben ein großes Material geliefert,
‘das nur schwer oder unter Annahme einer Reihe komplizierter Hilfs-
"'hypothesen sich mit den Mendelschen Vererbungsregeln in Einklang
bringen läßt.
Vielleicht deuten die Ergebnisse der Vererbungsversuche bei
‘Säugetieren darauf hin, daß die einzelnen Merkmale im Erbgang sich
'ganz verschieden verhalten können, daß einige einfachen Mendelschen
Verhältnissen entsprechen, andere durch eine größere Zahl von
Faktoren bedingt werden, andere komplex verursacht sind und teils
eine gegenseitige Beeinflussung, teils eine Verschmelzung aufweisen
‚können, für die auch das umgebende Milieu von Bedeutung ist.
Gleichgültig, ob es sich um eine Herde handelt, die ohne Zufuhr
fremden Blutes in Reinzucht vervollkommnet worden ist, oder um eine
Herde, die ihre Entstehung vor Generationen einer Kreuzung verdankt,
immer wird nicht nur für die weitere Vervollkommnug, sondern auch
für die Erhaltung des derzeitigen Typs der Zuchtwahl die größte Be-
deutung zukommen. Wie wir gesehen haben, ist wiederholt in Rein-
zuchtherden, wie in denen, die durch Kreuzung entstanden sind, bei
Vernachlässigung der Zuchtwahl ein Verfall der Herde, d. h. entweder
eine Zurückdifferenzierung zu früheren Typen oder aber eine mutative
‘Weiterentwieklung festzustellen. Nach Rohde wird die Konstanz
in einer Herde nicht durch reine Rasse, also durch unvermischt ge-
bliebenes Blut erreicht, sondern durch die richtige Zuchtwahl. „Es
ist dabei gleichgültig, ob eine Blutmischung stattgefunden hat oder
6. Heft
86 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
nicht, wenn nur diein den Herden gewählte Zuchtrichtung sich soweit
konsolidiert hat, daß die Vererbung derselben durch eine Reihe von
Generationen stattgefunden hat. Rohde betont dabei einerseits
die individuellen Eigenschaften eines Tieres und legt andererseits
auch Wert auf die Befestigung der Zuchtrichtung und auf die Eigen-
schaften der Familie, welcher das Zuchttier in vorhergehenden
Generationen angehört.
Nach Erdt können die riesigen französischen Schafe bei falschen
Züchtungsgrundsätzen ebenso wie auch die Negretti in einigen
Generationen zu Zwergen zusammenschrumpfen, was durch mangel-
hafte Ernährung begünstigt wird. Durch unzweckmäßige Paarung,
falsche Behandlung und Pflege kann ein Typ wesentlich verändert
werden. Falsche Züchtungsprinzipien, üppige Weide und übermäßiges
Futter an Korn, Ölkuchen, Kleie und Hackfrüchten sollen nach ihm
dazu geführt haben, daß Elektoral und Negretti in wenigen Jahren
zu kleinen verkümmerten Formen wurden, da die Tiere sich von
Jugend auf in mastigem Zustand befanden.
Bei den in Deutschland herrschenden Umweltfaktoren sehen wir,
daß durch Selektion der T'yp einer Herde erhalten oder weiterentwickelt
werden kann. Die Möglichkeit der Weiterentwicklung durch plan-
mäßige Auswahl ist jedoch nicht für alle Rassen die gleiche. Während
wir im Merino ein außerordentlich plastisches Material sehen müssen,
das zu mannigfachster Weiterbildung neigt, erhalten die primitiven
Landrassen ihren Typ ziemlich konstant und setzen einer Weiter-
entwicklung allein durch Zuchtwahl größere Schwierigkeiten entgegen.
Das Keimplasma der heutigen primitiven Schafrassen stellt — wenn
man einen Vergleich aus der Chemie heranziehen will, eine komplexe
Verbindung dar, die selbst bei Änderung äußerer Bedingungen fast
konstant bleibt, während das der Kulturrassen, insbesondere der Merino,
einer Verbindung gleichkommt, die unter bestimmten äußeren Ver-
hältnissen in Zerfall gerät oder eine neue Umgruppierung ihrer Moleküle
erleidet. Auf der Plastizität des Keimplasmas der Kulturrassen beruht
die Bedeutung letzterer insofern, als: hier leichter eine Umgestaltung
in Richtung auf eine Form- und Leistungsverbesserung in verhältnis-
mößig kurzer Zeit erzielt werden kann. Ferner kann durch Änderung
des Milieus eine Umgestaltung des Reaktionsproduktes erzielt werden.
Während allein durch Auslese eine nur ganz allmähliche Weiter-
entwicklung einer Rasse möglich ist, selbst wenn es sich um solche
handelt, die zur Änderung ihrer Form neigen, wird durch Kreuzung
verschiedener Rassen der Selektion eine große Mannigfaltigkeit der
Formen und Leistungen geliefert, die dann zum Ausgangspunkt einer
neuen Zucht gemacht werden können. Gerade bei Kreuzungen ist
die sinngemäße Auslese durch den zielbewußten Züchter von ausschlag-
gebender Bedeutung für die Konsolidierung der ‚Rasse, weil durch
geeignete Paarung die Bastardherde in sich gefestigt wird. Die plan-
mäßige Zuchtwahl entscheidet über den Erfolg einer Zuchi, wo diese
insbesondere bei Kreuzungen gefehlt hat, hat sich immer ein Verfall der
Herde herausgestellt. Planmäßige Zucht und das Hinarbeiten auf einen
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 87
idealen Typ sind das Entscheidende, gleichgültig, ob Reinzucht oder
Kreuzung vorliegt. Bei Kreuzungen ist allerdings die Möglichkeit
vorhanden, daß latente Faktoren in späteren Generationen event.
alte Eigenschaften der Ausgangsrassen in Erscheinung treten können.
Die Bedeutung der Umweltfaktoren.
Für die Konstanterhaltung einer Rasse ebenso auch wie für die
Bildung neuer Rassen allein durch Selektion oder durch Kreuzung
in Verbindung mit Selektion kommt auch dem Milieu große Bedeutung
zu. — Nach Haumann hat bei der Merinozucht eine natürliche und
eine künstliche Veredelung mitgespielt. Die natürliche Veredelung
ist bedingt durch Klima, Örtlichkeit und Ernährung und hat den Grund
zur Bildung des Edelschafes gelegt, während die künstliche Veredelung
durch Inzucht und Kreuzung erfolgt ist. Auch Janke und Elsner
führen die große Mannigfaltigkeit edler und veredelter Wollen zum
Teil darauf zurück, daß durch die zahlreichen Versetzungen der Merinos
aus dem einen Land in ein anderes durch die klimatischen Verhältnisse
und vielleicht auch durch Haltung und Fütterung die vielfachen Ver-
änderungen in der Ausbildung der Wollen veranlaßt worden sind.
Bei der Veredelung können klimatische Faktoren dieser ungünstig
entgegenwirken. Nach Haumann „gibt es viele Gegenden, die durch
Örtlichkeit, Klima, Lage, Ernährung einen ungünstigen Einfluß auf
die Vervollkommnung der guten Eigenschaften des Wollschafes
äußern“, sodaß schon in wenigen Jahren Rückschläge eintreten.
Die Erzeugung von Kammwolle sieht Haumann als spezifisch
für Deutschland an, da infolge des feuchten Klimas die Schafe zur
Erzeugung einer langen Wolle neigen. Auch nicht lange nach der Ein-
führung der Edelschafe nach Deutschland machte sich unter bestimmten
klimatischen Verhältnissen eine entschiedene Neigung zur Erzeugung
einer längeren und schlichteren Wolle geltend, und man mußte dem
entgegenarbeiten. Nach Janke sind Langwollschafe vor allem in dem
feuchten Klima Englands und zum Teil auch Mecklenburgs beheimatet,
also in Gegenden, die sich auch durch üppige Weiden auszeichnen,
und die dorthin gebrachten kurzwolligen Merino verloren schon nach
wenigen Generationen ihren Tuchwollcharakter und erhielten Kamm-
wollcharakter, näherten sich also bezüglich ihrer Wollausbildung
den dortigen Merinorassen, während in trockenen Gegenden Deutsch-
lands mit mageren Triften das ursprüngliche reine Kammwollschaf
schon in wenigen Generationen seinen Charakter verliert und eine
Tuchwolle liefert, bezw. wurde die Wolle der importierten feinwolligen
Merino noch verfeinert. Klima und Weide wirken bestimmend auf die
Wolle ein, wofür auch von Janke Schlesien herangezogen wird. Die
Futter- und klimatischen Verhältnisse haben hier dazu beigetragen,
ein feinwolliges Tier hervorzubringen. Schon vor Einführung der
Merinos standen die schlesischen Wollen wegen ihrer Feinheit in großem
Ansehen. | |
‚ Bei der Umzüchtung der schlesischen Elektoralschafe durch woll-
reiche, aber grobwollige Böcke wurde bei der ersten Kreuzung die er-
6. Heft
88 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
strebte Reichwolligkeit nicht in dem erwarteten Umfange 'eireicht,
wie es z.B. in anderen Gegenden der Fall war, und in den nächsten
Generationen trat immer stärker wieder die Neigung des Vließes zu
.größerer Feinheit hervor. Daß hier das Klima und die übrigen Umwelt-
faktoren, nicht aber die Ernährung die ausschlaggebende Rolle gespielt
hat, ergibt sich daraus, daß durch stärkere Fütterung nur die Fett-
schweißproduktion vermehrt wurde.
Auch Erdt weist auf die große Bedeutung des Klimas für. die
Feinwollzucht hin. In nördlicheren Ländern mit rauherem Klima
und niederer Jahrestemperatur kann höchste Feinheit nur auf Kosten
der Wollmasse erreicht werden, dann erhält man anstatt 4 nur 11/, Pfd.
Wolle pro Kopf. Auch auf die ganze Ausbildung des Organismus wirkt
das Klima derart ein, daß z. B. hochfeine Merino schlesischer Ab-
stammung in kalter Gegend verkümmern. Nach Erdt kann die
Produktion der Superelekta-Wollen nur in den Gegenden mit Erfolg
durchgeführt werden, welche die Natur für diese Produktion besonders
geeignet gemacht hat. ‚‚Der Norden Europas kann niemals jene super-
feinen Wollen mit Vorteil produzieren, das gestattet Klima und Futter-
‘verhältnisse nicht.“
Nach Janke bringen die Schafe nur in den beiden Zonen von
beinahe gleicher mittlerer Temperatur der wärmeren gemäßigten und
der subtropischen Zone die schönste Wolle hervor, was schon aus der
Tatsache hervorgehen soll, daß im Altertum in diesen Zonen, vor allem
in der subtropischen, die besten Wollen zu finden waren. Wenn ein
Merino aus rauheren Gegenden in diese Region versetzt wird, bringt es
nach seiner Ansicht bei geeigneter Pflege und Haltung eine immer
bessere Wolle hervor; vor allem in der subtropischen Region sollen sich
die in der ursprünglichen Heimat geschötzten Eigenschaften in höherem
und vollkommenerem Grade entfalten. Dieses zeigte sich besonders
bei den nach Australien und dem Kapland überführten Merinos. Wie
Janke hervorhebt, ist der Wollstape] noch einmal so lang geworden
und das Vließgewicht ziemlich das Doppelte im Vergleich zu den in
Deutschland gezüchteten Tieren, während die Feinheit die gleiche blieb
oder noch erhöht wurde. Auch hervorragender Glanz, der bei
den in Deutschland gezüchteten Merinos vielfach fehlte, wohl aber
bei den spanischen Wollen vorhanden war, soll bei den australischen
Wollen in bester Ausbildung hervorgetreten sein. Nicht nur auf die
Wollbeschaffenheit, sondern auch auf die Körpergröße haben nach
Janke das australische Klima und günstige Weideverhöltnisse in der:
Richtung eingewirkt, daß die Tiere in einigen Generationen größer ge-
worden sind.
Im Gegensatz zu den Merinos und anderen Kulturrassen, die be-
züglich gewisser Merkmale eine Reaktion auf andere Milieu-Verhältnisse
zeigen, stehen die primitiven Naturrassen, bei denen eine derartige
Einwirkung nicht oder kaum festzustellen ist. Eine Einwirkung der
Milieubedingungen ist ferner auch nicht bei der Ausbildung. des
charakterıstischen Lammfelles der Karakul festzustellen, ... x 2:
Rassenanalytisohe Untersuchungen an Schafen usw. 89
»‘ Bei Kreuzungen von Natur- und Kulturrassen werden die von
den letzteren überkommenen Eigenschaften im Laufe einiger Gene-
rationen immer stärker wieder reduziert, wenn d’e betr. Kreuzungs-
produkte unter denselben primitiven Milieuverhältnissen gehalten
werden wie die Naturrassen. Es tritt hier wieder eine Annäherung
an die primitive Form ein. \
Aus den angeführten Beispielen ergibt sich die große Bedeutung,
die das Milieu für Zucht und Haltung der einzelnen Rassen hat. Bei
feuchtem Klima ist eine Änderung des Phaenotyps in der Art fest-
zustellen, daß eine Vergröberung der Wolle und der Längenzunahme
des Stapels erfolgt, die Tuchwolle also in eine Kammwolle übergeht.
In anderen trockenen Gegenden wirken dagegen die klimatischen
Faktoren in Richtung einer Verfeinerung der Wolle. Sieht man eine
äußere Eigenschaft als das Produkt aus inneren Anlagen und äußeren
Faktoren an, so wird dieseErscheinung verständlich, und es braucht sich
um keine Änderung der Reaktionsnorm gehandelt zu haben. Im Or-
ganismus liegt nämlich die Möglichkeit begründet, daß unter gewissen
Außenbeaingungen bala eine gröbere, unter anderen dagegen eine feinere
Wolle gebilaet werden kann. Daß diese Änderungen erst im Laufe von
Generationen erfolgen, ist auf die Nachwirkung des ursprünglichen
Milieus zurückzuführen. Wurden die Tiere, deren Wolle und Habitus
durch äußere Faktoren verändert worden waren, unter denselben
äußeren Bedingungen in Herden zur Kreuzung benutzt, deren Woll-
charakter wesentlich verschieden war, wie z. B. Mecklenburger Kamm-
wollböcke in Elektoralherden, so zeigte sich, daß diese durch Ein-
wirkung äußerer Faktoren erzielte Abänderung auf die Bastarde über-
tragen wurde. Infolge der Nachwirkung ist auch bei den Nachkommen
die Abänderung in Erscheinung getreten.
In den Gegenden mit rauherem Klima kann höchste Wolifeinheit
nur auf Kosten der Stapellänge und des Schurgewichtes erzielt werden,
in anderen Gebieten dagegen, wie z. B. in Australien und dem Kapland
wirken anscheinend die äußeren Faktoren nicht in gleicher Richtung.
Hier hat die Wollschafzucht ergeben, daß höchste Feinheit sich mit
längerem Stapel und höherem Schurgewicht, das zum Teil auch durch
Größe der Tiere bedingt wird, vereinigen läßt. Das Reaktionsprodukt
ist infolge der klimatischen und sonstigen Umweltfaktoren abgeändert
worden.
Bei Reinzuchten wie auch bei solchen Zuchten, die aus Kreuzungen
entstanden sind, kommt dem Milieu ein für die Ausbildung der einzelnen
Merkmale wesentlicher Einfluß zu. Die Labilität, die wir in vielen
Merinozuehten Deutschlands, gleichgültig wie sie entstanden sind,
feststellen können, das dauernde Abweichen der Nachzucht von der
ursprünglichen Form, wird mitbedingt durch Einwirkung äußerer
Faktoren, die unter Umständen auf dem Wege der Parallel-Induktion
auch die Reaktionsnorm abändern können. Unter anderen klimatischen
und sonstigen Verhältnissen ist diese Labilität nicht vorhanden, ‚es
gelingt leichter eine Form konstant zu erhalten, während unter den
obigen Verhältnissen durch dauernde Zuchtwahl versucht werden muß,
6. ileft
90 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
die entgegenwirkenden äußeren Faktoren zu überwinden. Unter be-
stimmten äußeren Verhältnissen wird einerseits das Soma zur Bildung
von Abänderungen und andererseits das Keimplasma zur ‚Bildung
von Mutanten angeregt. Ob es durch Änderung äußerer Milieu-
verhältnisse möglich ist, Rassen, die durch Kreuzung entstanden sind,
deren Eigenschaften auf Verschmelzung von Faktoren zurückzuführen
sind, wieder zur Änderung ihres Genotyps und Spaltung der Anlagen
anzuregen steht dahin. Überhaupt bedarf die Wirkung des Milieus
auf die genotypische und phaenotypische Beschaffenheit der Haustier-
rassen noch einer eingehenden Analyse.
Material und Methode.
Da wertvolle Rassetiere in der Regel nur dann geschlachtet werden,
wenn sie alt und zur Zucht nicht mehr zu verwenden sind, so waren.
wir gezwungen, das Untersuchungsmaterial vom lebenden Tier zu
nehmen; da man hierbei mit einem Hautstück von geringer Größe
auskommt, so hat diese Methode für das Tier keinerlei schädigende
Folgen, vorausgesetzt, daß die kleine Operationswunde antiseptisch
nachbehandelt wird.
Bei der Auswahl der Tiere wurde im allgemeinen Wert darauf
gelegt, daß es sich um Schafe handelte, die nach Körperbau und Woll-
beschaffenheit ihrem Rassetyp in möglichst vollendeter Weise ent-
sprechen. Natürlich wurden gesunde Tierein gutem Ernährungszustand
ausgewählt; wo dieses nicht zutrifft, wird besonders darauf hingewiesen
werden. Für den Vergleich der verschiedenen Rassen wurden Haut-
stücke derselben Körperstelle benutzt und zwar handelt es sich vor-
wiegend um Probenahme am Blatt, der Stelle, an welcher gewöhnlich
auch die Wollfeinheit die größte ist.
Vor der Hautentnahme wurde zunächst die Wolle möglichst kurz
abgeschnitten, dann ein zehnpfenniggroßes Hautstück mit einer
sterilen gebogenen Schere derart abgeschnitten, daß nur die Haut bis
zum Unterhautbindegewebe entfernt wurde. Die Stücke wurden dann
halbiert und mit körperwarmem Sublimat - Alkohol konserviert.
Letztere Fixierung hat sich gegenüber anderen Methoden als überlegen
erwiesen. Die gelegte Wunde wurde mit einer starken Jod-Jod-Kalium-
lösung betupft oder durch einen mit dieser Lösung durchtränkien
Wattebausch verschlossen, sodaß die Wunde gegen Infektion geschützt
war. Die konservierte Haut wurde in Paraffin mit hohem Schmelz-
punkt (56 °C.) eingebettet unter Benutzung von Chloroform als Inter-
medium. Die Schnittrichtung war parallel und senkrecht zur Haut-
oberfläche, wie auch parallel zum Haar. Die Schnitte wurden in der
üblichen Weise mit Haematoxylin nach Delafield und Eosin
gefärbt,
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw, 91
Liste der untersuchten Tiere,
Rasse Züchter Alter Gschl.
Mufflon Zool. Garten,!) Halle Jährling 9
Somali, in mehreren Ex. Haustiergarten — d
u.Q
Heidschnucke Nr. 1 (470) Waterloh, Kathen — Q i
Heidschnucke Nr. 2 Zool. Garten,t) Halle — dö
Zackelschaf, 195/13 Haustiergarten geb. 1913 2
Bentheimer Landschaf, 476 Albers, Nordlohne — )
Bentheimer Lamm von 476 Haustiergarten geb. 1921 —
2 Wch. alt
Pommersches Landschaft Wittstock, Güstin a!
Pomm. Landschaf, lund2 Wittstock, Güstin — 92
Karakul 256/14 . Haustiergarten geb. 1914 9
Karakul 20/13 Haustiergarten geb. 1913 2
Karakul 269/15 Haustiergarten geb. 1915 9
Karakul 271/17 Haustiergarten geb. 1917 8
Karakul 439 Mann, Konradswaldau geb.1919 &
Geestschaf 406 — geb.1915 2
Öst£:iesisch. Milchschaf 425 — _ Q
Wilstermarschschaf 4355 Verein zur Züchtung des
Wilstermarschschafes,
Wilster geb. 1918 &
Budjading. Marschschaf 436 Dr. Tanken, Rodenkirch. geb. 1918 &
Skuddeschaf Boriss, Liegen geb.1919 &
Leine 434 Traupe, Volksen _: d
Leine 491 Traupe, Volksen — Q
Leine 485 Ohlmer, Mariengarten — Q
Leine 410 Ohlmer, Mariengarten = Q
Rhönschaf 464 v. Starksche Güterver-
waltung, Rangen geb, 1919 °;O
Rhönschaf 26/11 Haustiergarten geb. 1911 2
Frankenschaf 463 Verb. mittelfränkischer
Schafzüchter, Nürnbg. — Q
Leicesterschaf
Oxfordshire 467 v. Haxthausen, Abben-
burg geb.1915 2
Oxfordshire 204/20 !) Weidlich, Querfurt geb. 1920 9
Oxfordshire 239/14 }) Weidlich, Querfurt ‚geb. 1914 29
Hampshire 466 Artmann,Hilwartshaus. geb. 1919 9
Shropshire 465 Maager, Denkwitz geb. 1912 2
Veredeltes württemberger Landwirtschaft]. Anstalt
1) Herrn Landrat a.D. Weidlich und Herrn Dr. Kniesche, Direktor des
Zool. Gartens in Halle, sind wir zu großem Dank verpflichtet, daß sie uns die
Probenahme an zwei Oxfordshiredownschafen bezw. einem Mufflon und zwei
Heidschnucken gestatteten.
6, Heft
92 „Dr. Spöttel und Dr. Tänzer; -
Rasse 3. 25 "Züchter : .- Alter Geschl.
Landschaf 459 Hohenheim geb.1918 9
‚ Desgl. 417 Desgl. geb.1919 ©. -
' Desgl. . 497 Hunsinger, Heuchelhof _ Q
Lamm vom veredelt. württ. VER: ei:
Landschaf 497 Haustiergarten geb. 1921
| | ca.2Wch.alt
Merinofleischschaf 449 Schmidt, Strohwalde geb. 1915
Merinofleischschaf 458 Wittenmoor —
Merinostoffwollschaf 45 Steiger, Leutewitz geb. 1914
Merinotuchwollschaf 442 Bellschwitz geb. 1916
Merinotuchwollschaf 441 v.d. Goltz, Kreitzig geb. 1911
Merinotuchwollschaf 443 v.d. Goltz, Kreitzig geb. 1911
' Eine Reihe von Foeten von Merinos und englischen Fleischschafen,
'Die Probenahme erfolgte, wo nicht anders vermerkt, 1921 und
zwar am Blatt.
40404040040 _
Allgemeine Struktur der Haut des Schafes,
‚Bekanntlich besteht die Haut aus der Epidermis und der Cutis.
Unter letzterer liegt dann das Unterhautbindegewebe, welches die
Cutis mehr oder weniger Jose mit dem Körper, den darunter liegenden
Muskeln usw. verbindet.
Die Epidermis der Schafhaut soll nach Bohm aus einer Reihe _
von Zellschichten bestehen. Die äußersteist das Stratum mortificatum.
Es sind völlig abgestorbene Zellen, welche sich von der Oberhaut ab-
lösen; sie bilden nur ganz flache, unregelmäßig zerknitterte Epithel-
platten, die aus verhornter Zellmembran bestehen. Diese sind nichts
anderes als die oberste Schicht des Stratum corneum, das von einer
Anzahl von Zellreihen gebildet wird. In den darunter gelegenen höheren
Lagen besteht das Stratum corneum aus kernlosen und inhaltsarmen
Zellen. In den unteren Schichten desselben sind die Zellen noch kern-
haltig mit stark verdiektem Inhalt und weisen eine spindelförmige,
doch schon stark abgeflachte Gestalt auf. — Unter dem Stratum
corneum liegt das Stratum lucidum, dessen Zellen den Beginn der Ver-
hornung zeigen und den Übergang zwischen dem Stratum corneum
und dem Stratum Malpighii bilden. Das glasartige Aussehen der so-
genannten durchsichtigen Schicht wird durch die starke Lichtbrechung
bedingt, welche infolge der Verhornung zustandekommt. Sie besteht
aus ein bis höchstens drei Lagen starker spindelförmiger Zellen, welche
mit ihren Längsachsen parallel zur Hautoberfläche angeordnet sind. —
Die unterste Lage der Oberhaut bildet die Schleimschicht, das Stratum
mucosum oder Stratum Malpighii. Sie ist die Bildungsstätte für die
Hornschicht und bestebt aus vielen Schichten von großen granulierten
Zellkernen. Die oberen Lagen sind mehr spindelförmig, ihr Längs-
durchmesser liegt parallel zur Hautoberfläche. Die mittleren Zellagen
sind mehr rundlich, während die tiefsten, sich an die Cutis anlehnenden
Lagen eine mehr zylindrische, ja oft langgestreckte Form haben, be-
- Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 93
sonders dort, wo siein die Vertiefung zwischen den Papillen der Ober-
haut eingesenkt sind. Viele von den untersten Zelllagen weisen ge-
streckte Umrisse auf, die zur innigen Verbindung der Zellen unterein-
ander und mit der Cutis dienen. Diese gestreckten Schleimzellen nennt
man Stachel- oder Riffzellen. — Auch Sticker unterscheidet beim
Schaf noch das Stratum corneum, das Stratum lucidum, die aus Stratum
granulosum und Stratum mucosum bestehende Rete Malpighii; die
genannten Schichten sollen sich durch verschiedene Reaktion gegen
Reagentien, sowie durch verschiedene Färbbarkeit unterscheiden.
Das Stratum lucidum soll bei Wollschafen deutlich ausgeprägt sein,
bei Fleischschafen dagegen nicht so konstant vorkommen. Mösglicher-
weise beziehen sich die Stickerschen Angaben auf die Epidermis
jugendlicher oder embryonaler Individuen, denn er erwähnt, daß das
Stratum lucidum verschwindet, wenn das Stratum corneum abblättert.
Daraus ergibt sich nach ihm, daß ersteres erst. dann als besondere
Schicht gefunden wird, wenn das Stratum corneum eine gewisse Dicke
erlangt. — Lehmann führt auch noch ein Stratum granulosum an,
welches aus wenigen Zellagen besteht, und die oberste Zellschicht des
Stratum Malpighii bildet. — Diese Darstellung ist nichts anderes als
eine schematische Übernahme der Verhältnisse, wie man sie bei anderen
Säugetieren oder beim Menschen findet, da sie nach unseren Befunden
den tatsachlichen Verhältnissen beim erwachsenen Schaf nicht ent-
spricht. Denn nach unseren Untersuchungen kann von einer so deut-
lichen Scheidung in der Epidermis der Haut des erwachsenen Schafes
nicht gesprochen werden. Vielmehr findet man nur wenig Zellagen,
etwa fünf übereinander, vor, welche nicht die spezifische Charakteristik
der oben geschilderten Zellschichten zulassen (Fig. 1). Mehr oder
minder deutlich ausgeprägt ist die Malpighiische Schicht, deren Kerne
mehr oder weniger parallel zur Hautoberfläche liegen. Nur in den
Fällen, wo die Epidermis eine größere Mächtigkeit erreicht, wie bei dem
Pommerschen Landschaf (Fig. 2), dem Rhönschaf und an der Schenkel-
innenseite (Fig. 6) stehen die Zellen der untersten Epidermisschicht
mit ihrem Längsdurchmesser mehr oder weniger senkrecht zur Haut-
oberfläche, wie es den Literaturangaben zu entnehmen ist. Nach
außen zu kann man weder ein Stratum lucidum, noch ein Stratum
granulosum erkennen, vielmehr erfolgt eine allmähliche Verhornung in
den äußeren Schichten, in denen sich die Kerne abplatten und rudi-
mentär werden, ähnlich wie es oben von dem Stratum corneum an-
gegeben ist. Schließlich verhornen die Zellen vollkommen, platten
sich stark ab und werden abgestoßen. Diese abgestoßerien und ab-
gestorbenen Hornschüppchen könnte man vielleicht als Stratum
mortificatum bezeichnen. Ihre Mächtigkeit ist bei den einzelnen
Tieren etwas verschieden. Unterschiede in der spezifischen Ausbildung
der Epidermis, die sich zur Rassendifferenzierung verwerten ließen,
konnten. nieht-festgestellt werden, nur fand sich beim Geest-, Hamp-
shire-, Rhönschäf und vor-allem beim Pommerschen Landschaf, sowie
an der Haut ‘der Schenkelinnenseite vom Karakul eine dickere Epi-
dermis; während sich beispielsweise Mufflon und. einzelne Vertreter
6. Heft
94 Dr. Spöttel und Dr, Tänzer:
der Merinos bezüglich der Ausbildung der Epidermis sehr nahestehen.
Daß auch hier gerade starke individuelle Schwankungen bestehen,
zeigt der Vergleich mit dem Bock der Pommerschen Landschafe, der
in der Dickenausbildung der Epidermis keine übermäßige Entwicklung
zeigt. Dies ist umso bemerkenswerter, als der Bock bei gleichen äußeren
Verhältnissen sich sonst immer etwas durch stärkere Entwicklung der
gesamten Haut auszeichnet. |
Die starke Entwicklung der Hornhaut beim Leicester ist wohl
pathologisch bedingt. Von einem gewissen Unterschied zwischen
Fleisch- und Wollschafen bezüglich der Ausbildung des Stratum
lueidum, wie ihn Sticker annimmt, konnten wir nichts feststellen.
Auch in den Fällen einer mächtigeren Entwicklung der Epidermis
(Fig. 2—4) ließ sich eine deutliche Sonderung in einzelne Schichten
nicht nachweisen. Die Epidermis der wenige Tage alten Lämmer vom
Württemberger und- Bentheimer Schaf zeigte schon die Ausbildung,
wie wir sie bei den erwachsenen Schafen. oben schilderten. Von einer
Beziehung zwischen der Dicke des Stratum corneum und der Sonderung
der Epidermisschichten kann nach unseren Feststellungen beim Schaf
nicht gesprochen werden, da trotz der mächtigeren Ausbildung der
Hornschichten, z. B. an der Schenkelinnenseite beim Karakul, eine
spezifische Gliederung der Oberhaut fehlt.
Der Grund für die geringe Ausbildung der Epidermis des Schafes
ist in der starken Behaarung zu suchen, welche ihrerseits den Schutz
der Haut übernimmt. Möglicherweise bestehen bei den Säugetieren
gewisse Abhängigkeiten zwischen der Dicke der Epidermis und derer
Sonderung in spezifische Schichten, in Abhängigkeit von der Ver.
hornungs-Intensität. — Die starke Ausoildung der Epidermis speziell
der Hornschichten an der Schenkelinnenseite beim Karakul spricht
auch für Abhängigkeit der Ausbildung und spezifischen Gestaltung
der Epidermis von mechanischen Einflüssen. — Bonnet hat schon
darauf hingewiesen, daß durch Reibung eine Verstärkung der Horn-
schichten der Haut eintritt. — Auf die Epidermis der foetalen Haut
soll erst später eingegangen werden.
An die Epidermis schließt sich das Corium oder die Lederhaut an.
Nach Bohm erheben sich auf der oberen Fläche derselben kegel-
förmige Wärzehen, die Papillen, nach denen auch die ‚„Papillenschicht“
ihren Namen trägt. Im Gegensatz hierzu haben Bonnet u. a. hervor-
gehoben, daß diese Papillen nicht allgemein in der Haut sämtlicher
Säugetiere zu finden sind, sondern daß ihre Ausbildung einer be-
stimmten Korrelation unterliegt, nämlich, daß die Hautpartien umso
papillenärmer sind, je dichter der Haarstand ist. Nach seiner Ansicht
„sind gewissermaßen an solchen Stellen alle Papillen in die Tiefe ge-
rückt und als Haarpapillen verbraucht, während die haarlosen Stellen
sehr entwickelte Papillen tragen.“
B onnet führt selbst eine Reihe Ausnahmen von dieser Beziehung
zwischen Behaarung und Papillenausbildung an und führt diese dann
teils auf mechanische, teils auf andere Verhältnisse zurück. Marcks
bestätigt im allgemeinen Bonnets Ansichten. Er meint jedoch, daß
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 95
sich die Ausbildung des Papillarkörpers nicht nach der Haaraichtigket
ıichtet, sondern allein nach dem Maße der künftigen Hornproduktion,
da er den Papillarkörper an den Übergangsstellen zu den stark hornigen
Anhängen der Haut (Huf, Horn, Krone) gefunden hat. Nach unseren
Erfahrungen kann von einem Papillarkörper bei dem Schaf weder in
der Haut des Blattes noch in der der Schwanzwurzel, noch auch der
spärlich behaarten Schenkelinnenseite die Rede sein. Speziell beim
Blatt finden wir, von den Haaren abgesehen, eine mehr oder weniger
gerade Oberfläche der *Lederhaut, die vielfach etwas gewellt ist.
Diesem Oberflächenrelief der Cutis folgt die Oberhaut vollkommen
parallel, ohne daß die Lederhaut irgend welche Papillen in sie hinein-
stülpt. Es besteht also wohl die Bonnetsche Beziehung der Papillen-
ausbildung und der Haardichte zu Recht.
Jeß und Bonnet bezeichnen die durch die Oberflächenstruktur
hervorgerufene Wellung der Cutis als Pseudopapillen. Einen Über-
blick über diese Verhältnisse geben die beigefügten Abbildungen der
Hautsenkrechtschnitte (Fig. 3—12).
Die Ausbildung der Papillen hat man in Korrelation gesetzt zu
der Dicke der Epidermis. Als wirkende Ursache ist die durch die Haut-
dicke erschwerte Ernährung anzuführen, welche durch die Papillen
wieder ausgeglichen wird. Beim Schaf ist nun die Oberhaut so dünn,
daß die Ernährung auch ohne Papillen ermöglicht ist.
Für die Ausbildung der Papillen kann vielleicht auch aer von
Marks geltend gemachte Gesichtspunkt angeführt werden, daß bei
starker Produktion von Hornsubstanz, z. B. in der Nähe der Hörner,
eine auch besonders intensive Ernährung der Haut notwendig sein
und infolgedessen eine Vergrößerung der Cutis durch Papillen erfolgen
muß. Bei dem Corium des Schafes unterscheidet Bohm und im An-
schluß an ihn eine Reihe anderer die obere der Lederhaut zunächst
gelegene Papillenschicht, das Stratum papillare und die untere,
aie Netzschicht, das Stratum reticulare; beide sind jedoch nicht
scharf geschieden, sondern gehen in einander über. Sie bestehen aus
Bindegewebsbündeln und elastischen Fasern, „die strohmattenartig
verflochten sind.‘‘“ Besonders intensiv ist die Verflechtung in der Pa-
pillenschicht; auch sind die Gewebsbündel und elastischen Fasern hier
feiner, während in der Netzschicht das elastische Netz ziemlich grob-
maschigist. Sticker nimmt zwischen Stratum papillare und retieulare
ein Stratum vasculosum an, in dem die Verzweigung und Anastomo-
sierung der Gefäßstämme stattfindet. Bonnet unterscheidet ferner
eine Zwischen- oder intermediäre Schicht, in welcher der Faserverlauf
durch die in diese Lage eingepflanzten epidermalen Gebilde und die
vorhandene Muskulatur unregelmäßiger, mehr schräg wird. Diese
Zwischenschicht soll namentlich an haar- und drüsenreichen Haut-
stellen hervortreten. Bonnet gibt weiter an, daß im Stratum papillare
des Schafes die Bindegewebsbündel zu einer mehr homogenen Schicht
zusammenfließen, während sie im Stratum retieulare ziemlich parallel
und weitmaschig ausgebildet sind.
6. Heft
96 = 0 -Dr,Spöttel und Dr. Tänzer:
Nach dem oben gesagten kann also von einer papillenförmigen
Ausbildung des Stratum papillare keinesfalls mehr die Rede sein,
vielmehr breiten sich die dicht verflochtenen Bindegewebs- und
elastischen Fasern unmittelbar unter der Oberhaut in zunächst pa-
rallelem Verlauf zu dieser aus, um schließlich ohne scharfe Grenzen
in das locker gelagerte reticuläre Corium überzugehen, wo ihr Verlauf
vielfach durch die eingelagerten Haare, Muskeln und Drüsen beein-
flußt wird. |
Das Corium geht allmählich in das “Unterhautbindegewebe,
Stratum subeutaneum, über, welches sich wieder aus zweı scharf
getrennten Schichten zusammensetzt: der Fettschicht (Stratum
adiposum oder Paniculus adıposus) und der oberflächlichen Hautbinde,
der Fascia superficialis. — Erstere folgt unmittelbar auf die eigentliche
Lederhaut und besteht aus Fettzellen, welche irauben- oder läppchen-
förmig eingelagert sind. Sie wird von Bindegewebe eingeschlossen.
Im Gegensatz zum Corium lösen sich ‚hier dıe Bindegewebszüge in
lockere Faserzüge auf. Die Dehnbarkeit, Länge und Dicke dieser Faser-
bündel steht nach Bonnet von der Faltbarkeit und Verschiebbarkeit
der Haut an den betreffenden Körperstellen in Abhängigkeit. Gemein-
sam mit elastischen Fasern durchkreuzen sich die Bindegewebs-
fibrillen und bilden Maschenräume, in welche Fett eingelagert ist.
Die Fascia superfieialis besteht zumeist aus elastischem Gewebe
mit mehr oder weniger eingelagertem Bindegewebe.
Die Ausbildung der einzelnen Hauischichten ist nun nicht genau
die gleiche auf dem ganzen Körper, wie wir sie soeben vom Blatt
beschrieben haben, sondern ist je nach der Körperstelle verschieden.
Am dicksten ist die Haut nach Bohm und Sticker auf dem Rücken
der Schafe, nach den Seiten zu, ebenso an dem Genick und dem oberen
Teile des Halses; weit hinunter an den Seiten und nach dem Bauche
zu wird sie allmöhlich dünner und am dünnsten ist sie an der Innenseite
der'Oberschenkel und dem benachbarten Bauch, sowie in der Nähe des
Afters, an der inneren Seite des Oberarmes und der dementsprechenden
Stelle des Brustbeins. Die zuletzt erwähnten Stellen sind nur ganz
spärlich mit Haaren bedeckt. - |
Nach unseren Untersuchungen 'können die Unterschiede in der
Hautausbildung an verschiedenen Körperstellen durch die verschiedene
Ausbildung der einzelnen Hautschichten bedingt werden. Diese Fest-
stellungen bei Schafen decken sich mit genaueren Untersuchungen
von Frederie an der Menschenhaut, welcher gleichfalls eine Ab-
hängigkeit der Hautausbildung und zwar der Epidermis, wie auch der
Cutis und der Subeutis von verschiedenen Körperstellen festgestellt hat.
— Zu dem Nachweis der verschiedenartigen Ausbildung der Haut an
verschiedenen Körperstellen soll die von der Innenseite des Schenkels
beim Karakul dienen. Während bei dem gleichen Tier die Blattprobe
eine beträch liche Dicke aufweist, ist die Haut an der Schenkelinnenseite
verhältnismäßig dünn, vor allem fällt die große Haararmut auf (Fig. 6).
Die Hornhaut, die bei der Blattprobe schwach ausgeprägt ist,
ist, wie schon oben erwähnt, an der Schenkelinnenseite stark ent-
Rassenanalytische Untersuchungen an Schaten usw. 97
wickelt und besteht aus einer Anzahl ziemlich parallel geschichteter
Hornschuppen und Hornlamellen. Der Verhornungsprozeß erfolgte
außerdem nicht auf der ganzen Oberhaut gleichmäßig. Während an
einzelnen Stellen noch . mehrere Lagen in Umwandlung begriffener
Zellen vorhanden sind, beschränken sich diese Zellschichten an anderen
Stellen auf dünne, wenige Lagen, wie wir es an der Blattprobe be-
obachten.
Für die starke Ausbildung der Hornschicht an der Haut der
Schenkelinnenseite können, wie oben erwähnt, die von Bonnet ange-
führten mechanischen Gesichtspunkte geltend gemacht werden. Die
stärkere Reibung, welcher die Haut an diesen Körperstellen ausgesetzt
ist, bedingen die stärkere Ausbildung der Hornschicht. — Durch die
ungleichmäßige Verhornung hat die Oberhaut nach außen ein unregel-
mäßiges Aussehen bekommen, während sie sich nach innen gleich-
mäßig absetzt, ohne irgend welche Papillen zu bilden. Im Gegensatz
zu der nur wenig gewellten Oberhaut des Blattes treten an der Haut-
probe der Schenkelinnenseite stark ausgeprägte Pseudopapillen auf,
die schon makroskopisch als schwach hervorspringende Lamellen
kenntlich sind (Fig. 7).
Das Corium der Schenkelhaut ist verhältnismäßig dünn, jedoch
sind die reich entwickelten Bindegewebsfibrillen fest verflochten.
Eine Sonderung in Stratum papillare und Stratum reticulare ist wenig
deutlich. Die Fettschicht ist verhältnismäßig nur schwach entwickelt.
Daß es sich hier keineswegs um einen individuellen Unterschied nur
beim Karakul handelt, zeigten vergleichsweise vorgenommene Unter-
suchungen der Schenkelinnenseite bei verschiedenen Schafrassen.
Es handelt sich eben um eine bei allen Schafrassen gleichmäßige An-
passung an mechanische Funktionen.
Wenden wir uns nun der Bedeutung der eben erwähnten Haut-
strukturen und vor allem der Dicke der einzelnen Hautschichten
für rassenanalytische Untersuchungen zu, so ist zunächst zu erwähnen,
daß Fröderic bei verschiedenen Menschenrassen Unterschiede in der
Stärke der Cutis und Subeutis, nicht aber in der Stärke des Stratum
corneum und Stratum Malpighii gefunden hat. Berücksichtigte er
den gesamten Wert für Outis und Subeutis, so erhielt er für die Kopf-
haut der Europäerin den geringsten Wert (2,8 mm) und für die des
Salomoniers den höchsten (4,6mm). Während bei der Europäerin
das Verhältnis der Cutis zur Subeutis 1,2 : 1,6 war, betrug es beim
Salomonier 1,6: 3,0. Die übrigen untersuchten Rassen nähern sich
mehr oder weniger dem einen oder dem anderen angegebenen Wert.
Rostafinski hat rassenanalytische Untersuchungen an der Haut
des polnischen Rotviehes und ungarischen. Steppenviehs angestellt
und glaubt Unterschiede in der Epidermis, wie zum Teil auch in den
Schichten derselben, dem Stratum corneum und dem Stratum Malpighi
konstatieren zu können. Diese Unterschiede, die im Maximum 0,05 mm
betragen, kommen jedoch. nicht bei allen Körperstellen zum Ausdruck
und können auch ‚gänzlich verschwinden... A
Archiy für Natureeschichte.
6
1923. A 7 6. Heft
98 _ Dr. Spöttel und Dr. fänzer:
Von Perault de Jotemps, Fabry und Girod ist der Satz
aufgestellt worden, daß der Grad der Feinheit des Wollhaares sich
genau nach der Stärke der Haut richten müsse. Schon Thaer und
später May haben darauf aufmerksam gemacht, daß die Haut und
die Haare aufs engste mit der Gesamtorganisation des Schafes nach
Rasse und Individualität zusammenhängen. May ist der Ansicht,
daß jedem Tier einer Schafrasse oder eines Stammes eine eigentümliche
Stärke der Haut und ebenso eine bestimmte Feinheit zukommt. Die
dickere oder feinere Haut ist ein Resultat des gesamten Körpers und die
Wolle ist ein Produkt der Haut. Die Feinheit hängt vom Blut, von der
Rasse- oder Stammeseigentümlichkeit ab. May meint, daß fast regel-
mäßig aus einer stärkeren Haut stärkere Haare kommen denn aus einer‘
feinen. Dies darf aber nach seiner Ansicht nicht so aufgefaßt werden,
als ob die gröbere oder feinere Wolle absolut nur aus der stäikeren oder
feineren Haut hervorkommen könnten, unbekümmert um den Gesamt-
organismus. May weist auf die Unterschiede der Hautdicke bei Tieren
derselben Rasse hin und glaubt, daß Tiere mit dickerer Haut sich durch
kräftigere Konstitution auszeichnen. Aus seinen Darlegungen ergibt
sich, daß er teils individuelle, teils Rassenunterschiede, wie auch Unter-
schiede, die von der Konstitution bedingt sind, in der Ausbildung der
Haut feststellen konnte.
Bezüglich der Abhängigkeit zwischen Haardichte und Hautdicke
äußert sich Bohm dahin, daß der stärkeren Haut auch der dichtere
und robustere Haarwuchs entspricht. Die Abhängigkeit fühıte er auf
ernährungs-physiologische Ursachen zurück; denn einer schwammigen,
lockeren Haut fehle es an der nötigen Ernährung, sie könne daher
auch nicht die ausreichende Versorgung für das Haar und die Haar-
bildung liefern. Das auf einer solchen Haut wachsende Haar ist oft
mürbe und kraftlos. Eine dicke, aber dabei kräftige, feste Haut erhält
von dem Gesamtorganismus eine kräftige Ernährung, infolgedessen ist
auch das Haarkleid dicht und die einzelnen Haare gut entwickelt.
Wie sehr durch eine Zuchtrichtung die Dicke und damit die Be-
schaffenheit von Haut und Haar beeinflußt werden kann, geht be-
sonders aus der Geschichte der Merinozucht hervor. Durch das Er-
streben eines möglichst großen Wollfeldes in wulstigen Hautfalten
wurde die Haut bei den Negrettis dicker, behielt dabei aber nicht mehr
die frühere, feste Textur, sondern wurde schwammig und es trat eine
Auflockerung des Gewebes ein. Damit änderte sich auch der Charakter
des Wollhaares. Das Haar wurde mürbe und büßte seine frühere
Elastizität ein. Außerdem ging die Ausgeglichenheit im Vließ verleren.
Auf den Hautfalten wurden die Haare durchweg viel gröber als auf den
zwischen diesen gelegenen Hautpartien.
Nach unseren Beobachtungen haben die größere Hautdicke
in der Regel die mischwolligen Schafe (Fig.5) gegenüber den fein-
wolligen, jedoch kommen gelegentlich auch unter den ersteren Rassen
vor, die sich durch größere Hautfeinheit auszeichnen. Ebenso sind der
Literatur zufolge auch feinwollige Schafe bekannt, wie z. B. Negretti,
die ein veerhältnismäßig grobe Haut haben. Eine vollkommene Parallele
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 99
zwischen Hautfeinheit und Haarfeinheit läßt sich nicht aufstellen.
Dies beweist z. B. auch der Vergleich der Hautschnitte des Merino-
tuchwollschafes 442 und Leine 491. Das feinwollige Merino hat in
diesem Falle sogar eine etwas dickere Haut als das Leineschaf, trotz-
dem letzteres eine gröbere Wolle aufweist. (Vgl. später.) Für die große
Mannigfaltigkeit der Hautdickenausbildung innerhalb derselben Rasse
sprechen auch die Hautschnitte der Merinos. Hier fanden wir die
geringste Hautdicke bei der Bauchprobe von Merino 458. Jedoch
darf diese als nicht unbedingt typisch für das Tier und die Rasse gelten,
da es einer Krankheit erlag und die geringe Hautdicke pathologisch
bedingt sein kann, Die geringste Dicke der Haut am Blatt stellten wir
beim Merino 441 (Fig. 12), einem Merinofleischschaf und dem ost-
fries;schen Milchschaf 425 fest.
Die von uns untersuchten Haarschafe haben eine dünne Haut
(Fig. 3), jedoch kann man auch hier gewisse Unterschiede bei den ver-
schiedenen Typen feststellen, so hat z. B. in den von uns untersuchten
Fällen das Somali eine etwas dünnere Haut als das Mufflon. Inwieweit
hier Altersunterschiede und Abhängigkeiten von Haltung und Fütterung
mitspielen, ist nicht festzustellen. Bezüglich der Hautdicke ist kein
Übergang von den von uns untersuchten Haarschafen zu den misch-
wolligen, vielmehr nähern sich hierin die Extreme, die Haar- und Woll-
schafe. Größere Unterschiede kommen durch die verschiedene Aus-
bildung des Unterhautbindegewebes zur Geltung. So hatten das
Abbenburger Oxford (1920) (Fig. 9), das Rhönschaf 26/11 (1921) (Fig. 8)
eine mächtige Ausdehnung des aufgelockerten Unterhautbindegewebes
zu verzeichnen. Daß hierin kein rassenanalytisches Merkmal zu er-
blicken ist, geht schon aus dem Vergleich mit den entsprechenden
Abbildungen der Senkrechtschnitte von Hautproben derselben Rasse
hervor. Während bei den Querfurter Oxfords ein abgesondertes Unter-
hautbindegewebe fehlt, ist dieses bei dem Abbenburger Oxford 1920
(Fig. 9) mächtig ausgebildet. Ebense war bei dem Rhönschaf 26/11
(Fig.8) das Unterhautbindegewebe mächtig entwickelt, während es
bei dem Rhönschaf 464 fehlt. Daß auch große Unterschiede bei dem-
selben Tier zu verschiedenen Zeiten bestehen, zeigt in auffölligem Maße
das Abbenburger Oxford. |
Hier war bei den später (1922) untersuchten Hautproven das
früher mächtig entwickelte Unterhautbindegewebe fast völlig ver-
schwunden (Fig. 10), sodaß aie jetzt erzielten Bilder vollkommen mit
den der Querfurter Oxfords und des Rhönhammels 464 übereinstimmten.
Inwieweit: durch diese Hautumgestaltung die Drüsen verändert werden,
soll später dargelegt werden. u
Man hat hier vielleicht eınährungs-physiologische Einflüsse als
mitwirkend anzusehen und für die verschiedene Ausbildung die
wechselnde Imbibition der Gewebslücken mit Fett verantwortlich
zu machen. Es geht daraus also hervor, daß die Haut in dieser Be-
Ziehung von gewissen Faktoren stark beeinflußbar ist, und daß eine
große Umgestaltung des Hautbildes erfolgen kann. Bei Beurteilung
GR 6. Heft
100° Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
der einzelnen Individuen wie Rassen nach der Hautdicke wie -Beschaffen:
heit ist diesen Verhältnissen also Rechnung zu tragen. |
In dieser Beziehung schließen wir uns Stieger an, welcher an-
gibt, daß die Hautdicke bedingt wird durch die Tiefenentwicklung des
bindegewebigen Teiles und des Unterhautbindegewebes und ferner,
daß je nach Konsistenz und Entwicklung des letzteren die Haut fest
oder lose, hart oder weich erscheint. Diese Beschaffenheit ist oft be-
zeichnend für Konstitution und Kondition, dann also individuell
bedingt, jedoch in den Extremen rassencharakteristisch. In wieweit
dies für die größten Extreme, Haar- und Wollschaf nicht zutrifft, ıst
oben angedeutet, andererseits kann gerade für die jeweiligen Rassen
eine bestimmte Hautdicke typisch sein.
Noch schärfer als Bohm spricht sich H. v. Nathusius darüber
aus, daß Rassen- und individuelle Unterschiede in der Haut der Schafe
in Erscheinung treten; und zwar können diese Unterschiede entweder
in der verschiedenen Ausbildung der Leder- oder in der Fetthaut
begründet sein. Er weist darauf hin, daß die Entwicklung der Leder-
und in noch höherem Maße der Fetthaut von der Konstitution der Tiere
abhängig ist und gibt an, daß ein überbildetes Tier einer Schafrasse
eine um das vielfache dünnere Haut habe als ein Tier der gleichen Rasse,
gleichen Alters und Geschlechts, welches diese Konstitution nicht zeigt.
Während die Überbildung, die auch in der Haut zum Ausdruck
kommt, sonst sich vereinzelt unter den Rassen findet, beobachtete
man sie als allgemeine Erscheinung und als typisch bei der Negretti-
zucht und zwar gegen deren Ende. Schon H. v. Nathusius bezeichnete
die hier vorkommende Faltenbildung als pathologische Erscheinung
und sprach von Hauthypertrophien. Eine Stütze für diese Ansicht,
daß essich um anormale Erscheinungen handelt, sehen wirin der größeren
Übereinstimmung beim Vergleich des Schnittes durch die. Haut des
überbildeten Negrettis, wieihn v. Nathusius abbildet, und durch die
Kopfhaut des hochgradig degenerierten, senilen Menschen (nach
J. Neumann). Beide weisen 'eine außerordentliche Fältelung und
eine starke Abschilferung der Epidermis auf, wie sie sonst weder beim.
Menschen noch beim Schaf zu finden ist. In beiden Fällen deutet dies
also auf pathologische Verhältnisse. Ob eine Hypertrophie der Talg-
drüsen wie bei der menschlichen Kopfhaut auch beim Schaf statt-
gefunden hat, läßt sich in der oben erwähnten Abbildung der Schnitte
durch die Negrettihaut nicht feststellen. Auf eine deraıtige Hyper-
trophie läßt sich vielleicht aus der Schwerschweißigkeit des Negrettis
schließen. Man kann aus diesem Befunde ersehen, daß eine anormale
Ausbildung der Haut, die zunächst für wenige Tiere charakteristisch
war, durch die Züchtung zu einer Eigentümlichkeit der ganzen Rasse
wurde. — Als im pathologischen Sinne überbildet kann man die Haut
vom B!a‘t des untersuchten Leicesterschafes ansprechen, darauf deutet
die außerordentlich starke Abschilferung der Oberhaut, der anormale
Haarwechsel, auf den später noch einzugehen ist, und der geschlängelte
Verlauf der Follikel. Hier kann eher von einer Hypo- als einer Hyper-:
trophie die Rede sein. Ähnlich scheinen die Verhältnisse auch bei der
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 101
Bauchprobe vom Merinofleischschaf 458 zu liegen. Die Haut ist extrem
dünn, zeigt an der Oberfläche starke Fältelung und mächtige Ab-
schilferung der Oberhaut. Auch die Follikel sind vielfach unregelmäßig
gestaltet. In beiden Fällen handelt es sich um Tiere, die eingegangen
sind. — Nach Sticker ist der Abstand der einzelnen Bündel und
Fibrillen von einander in der Haut bei verschiedenen Individuen
und unter verschiedenen Verhältnissen ungleich groß. Dieses wird
bedingt von dem Saftreichtum des Individuums. Nach Fred£rie
sind die Bindegewebszüge bei allen Menschenrassen vorhanden, sodaß
sie kaum als Rassemerkmale zu verwerten sind, allerdings fand er sie
besonders stark in der Haut des Chinesen.
Wenden wir uns den aus unseren Untersuchungen gewonnenen
Resultaten zu, so seien hier nur die Bindegewebselemente des Coriums
bezüglich ihrer Dichtfgkeit erwähnt. Die Dichtigkeit und gröbere oder
feinere Ausbildung der Fib:illen läßt sich keineswegs zur Rassen-
analyse verwerten. Eine feine Struktur der Bindegewebselemente
‚und nicht sehr dichte Lagerung beobachtet man bei der Heidschnucke 1
(1921) (Fig.5). Bei Heidschnucke 2 war die Lagerung schon etwas
dichter. Auch bei dem Geestschaf, Somali, Oxfordshire, Hampshire
(Fig. 9—10) und einigen Merinos wurde allgemein eine dichtere Lagerung
der Fibrillen festgestellt.
Bei dem Vergleich von Präparäten verschiedener Merinos zeigte
sich, daß bei dem einen eine sehr dichte, bei dem anderen eine weniger
dichte Lagerung der Bindegewebselemente des Coriums vorliegen
kann. Zur Rassenanalyse ist also die Struktur und Dichtigkeit der
Bestandteile des Coriums nicht unbedingt zu verwerten, da hier zu
viele modifizierende Faktoren mitspielen. Wir können uns also denen
anschließen, die den Coriumelementen keinen hohen Wert für die
Rassenanalyse zuschreiben.
Die dichteste Lagerung der Fibrillenfasern fand sich bei der
Schenkelprobe vom Karakul (Fig. 6) und man kann vielleicht eine aller-
dings nicht ganz unbedingte Beziehung zwischen Hautdichte und Haut-
dicke vermuten, derart, daß je dünner die Haut, umso dichter zusammen-
gedrängt der Faserverlauf und damit die Dichte wird. Dabei spielt
jedoch die jeweilige Kondition der Tiere eine gewisse Rolle.
Nach H. v. Nathusius zeigt besonders die Fettschicht wesent-
liche Unterschiede und zwar sind diese bedingt durch Rasse,
Konstitution und Kondition. Er schreibt: ‚Stellt man ein Southdown-
schaf der neueren Kulturrasse in Vergleich zu einem Merinoschaf,
wählt man Individuen, welche typische Repräsentanten der Rasse sind,
welcher sie angehören, wählt man diese Individuen so, daß sie in Be-
zug auf Alter und Geschlecht und Fettzustand möglichst gleich sind,
dann hat das Southdownschaf einen weicheren Griff als das Merinoschaf.
Finden wir ein Southdown und ein Merinoschaf, welche sich in dieser
Beziehung gleich sind, dann ist dieser Zustand der Gleichheit das
Produkt verschiedener Ernährung. Es kann also ein wirklich gut er-
nährtes Southdownschaf im Griff gleich sein mit einem besser er-
nährten Merinoschaf.“ v. Nathusius glaubt, daß durch den
6 Heft
102 Dr, Spöttel und Dr, Tänzer;
Griff Unterschiede der Fettschicht festzustellen sind, daß
also die'beiden erwähnten Rassen sich durch verschiedenen Bau diese:
Schicht auszeichnen. Durch besondere äußere Verhältnisse könne
diese Unterschiede jedoch verwischt werden. :
Von den Schichten der Haut hat wohl die Fettschicht die wenigste
Bedeutung für die Rassenanalyse, da ihre Ausbildung in besonders
hobem Grade von den physiologischen Verhältnissen, insbesondere
der Ernährung abhängig und sebr reaktionsfähig ist, wie wir oben bei
Darstellung der außerordentlich variabeln Verhältnisse in der Ge-
staltung des subcutanen Bindegewebes beim Rhön- und Oxfordshiredown-
schaf zeigen konnten. Bei sehr fetten Tieren fehlt das Bindegewebe
fast ganz oder ist kaum noch zu erkennen. An den Stellen dagegen,
wo die Haut vielen Reibungen ausgesetzt ist, findet selbst bei sehr fetten
Tieren in der Haut nur eine geringe Fettablagerumg statt. Da, wie wir
uns überzeugen könnten. die Ausbildung der Fettschicht selbst bei
Vertretern derselben Rasse außerordentlich variabel ist, sei sie von
den rassenanalytischen Betrachtungen im wesentlichen ausgeschaltet.
Nur soviel sei erwähnt, daß die Fettzellen bald nur schma! sind, bald
dick gefüllte Räupchen darstellen; auch das Verhältnis des Corium
zur Fettschicht ist ein wechselndes. Weil der Übergang der Fettschicht
zum Corium ein allmählicher ist, 1äßt sich oft die Grenze beider Schichten
sehr schwer feststellen, sodaß die Messung der Stärke der beiden
Schichten mit Schwierigkeiten verknüpft ist, zumal die Fettschicht
oft ziemlich weit in das Corium übergreift.
Die Muskulatur der Haut.
Nach Bohm scheinen in der Haut des Schafes nur glatte Muskeln
aufzutreten. In Verbindung mit den Haaren bezeichnet man sie,
ihrer Funktion entsprechend, als Arrectores pili. Sie verbinden den
Haarbalg mit der Papillenschicht der Haut in einem spitzen Winkel .
als glatte, in der Haut fortgehende Züge. Frei verlaufende Muskel-
züge findet man hauptsächlich an verschiedenen Stellen des Geschlechts-
apparates, der Brustwarzen und in der Umgebung des Auges. — Nach
H. v. Nathusius werden die Talgdrüsen nach der Tiefe zu von den
Bündeln der quer durchschnittenen Arrectores pili umfaßt: „Sind die
Talgdrüsen atrophisch, so sind die gleichwohl gut, oft sogar auffallend
stark ausgebildeten Arrectores gleichsam haltlos und lassen eine gleich
regelmäßige Anordnung nicht weiter erkennen.“
Quergestreifte Muskeln sind hauptsächlich an Tasthaaren aus-
gebildet. Horizontal verlaufend finden wir siein der Nähe von Haaren
bei allen Tieren, die die Haare sträuben können. — Die Haarbalg-
muskeln entspringen dem obersten Teile der Lederhaut, ziehen schräg
oder S-förmig, an die Talgdrüsen sich anlehnend, zum Haarbalg, an
dessen innerer Haarbalgscheide sie sich unterhalb der Talgdrüse
inserieren und zwar bei Rassen mit wesentlich geraden schräg ein-
gepflanzten Follikeln an deren Unterseite, bei wollhaarigen an der
konkaven Seite der Follikelkrümmung. — Frederie und Fritsch
beobachteten beim Menschen von den Arrectores pili abzweigende, -
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 103
kleine Muskelzüge, die zu den Talgdrüsen verlaufen und bezüglich der
Stärke individuelle Schwankungen zeigen. Manche Haare hapen zwei
Muskeln und zwar schräg verlaufende, glatte Haarbalgmuskeln, die
über der Talgdrüse sich kreuzen und diese halbmondförmig umgreifen.
Neumann fand außerdem noch schief verlaufende Muskeln ohne Zu-
sammenhang mit Haaren. — Nach Bonnet entspringen die glatten
Haarbalgdrüsenmuskeln der Haussäugetiere ‚„‚mit mehreren Zipfeln als
wechselnd starke Bündel dicht unter der Hautoberfläche und inserieren
sich, schief in die Tiefe verlaufend und schleuderartig den Grund der
Talgdrüse umfassend, im unteren Drittel der Haarbälge. Der Muskel
steht stets auf der Seite des schiefgestellten Haarbalges, welcher mit
der Hautoberfläche einen stumpfen Winkel bildet und wird vom Gang
der Knäueldrüse durchbohrt. An vielen Regionen der Haut mit großen
Knäueldrüsen umscheidet der Muskel den Exkretionsgang ein nicht
unbeträchtliches Stück weit und strahlt sogar (Pferd, Hund, Schaf)
mit reichlichen Muskelfasern auf die Oberfläche des Drüsenkörpers
aus.“ Mitunter sah Bonnet einen fächerförmigen Ast zur Knäuel-
drüsenoberfläche hinziehen. Der eben genannte Autor hebt die auf-
fallende Dicke der Haarbalgdrüsenmuskeln hervor. Diese sind reich-
licher von elastischen Fasern durchflochten, die von ihrer Oberfläche
und ihren Enden aus in das elastische Netzwerk der Cutis einstrahlen.
Wie alle anderen Beobachter haben auch wir in den von uns unter-
suchten Hautproben niemals quergestreifte Muskulatur gefunden,
vielmehr besteht die Hautmuskulatur des Schafes, soweit es sich um
Hautstellen ohne Sinneshaare handelt, über die Untersuchungen noch
nicht vorliegen, aus glatten Muskelbündeln, deren Größe, Länge und
Richtung verschieden ist. Nur wenige Muskelbüdel verlaufen frei in der
Haut und stehen dann gewöhnlich weder zu den Haaren noch zu den
Hautdrüsen in Beziehung.
In den weitaus meisten Fällen stehen die Muskeln in bestimmter
Beziehung zu den Haaren; sie entspringen nämlich entweder in der
Mitte der Haarwurzel oder mehr dem Haarbulbus genähert. Die In-
sertionsstelle hat je nach der Dicke des Muskels eine wechselnde Breite.
Wir finden Haarbalgmuskeln in der Regel nur an solchen Haarbälgen.
in die Schweißdrüsen einmünden. Der Muskel kann an seiner Insertion
den Haarbalg etwas spangenartig um fassen, setzt, wie dies schon
Bonnet hervorhebt, bei schräg in die Haut eingepflanzten Haaren
an der Seite derselben an, welche mit der Hautoberfläche einen stumpfen
Winkel bildet und nimmt mit Bezug zum Haar eine teils steile, teils
flachere Richtung ein. In seinem Verlauf wird er von dem Ausführungs-
gang der Schweißdrüse durchbohrt, wie dies schon Bonnet festgestellt
hat (Fig. 7). Der Schweißdrüsengang wird also vollkommen vom
Muskel umschlossen. Gegen die Hautoberfläche zu breitet er sich dann
flächenförmig aus und zieht an den vielfach in Zweizahl vorhandenen
Talgdrüsen dicht vorüber oder lehnt sich direkt an diese an und um-
faßt sie teilweise halbmondförmig, um schließlich in verschiedenen
Zipfeln, die frei in dem Stratum papillare dicht unter der Oberfläche
verlaufen, zu enden. Zuweilen setzen die auslaufenden Zipfel des
Muskels sogar noch an dem Stratum Malpighii an.
6. Heft
or
104 ° — Dr.Spöttel und Dr, Tänzer:
In der Beziehung der Haarbalgmuskeln zu den Leithaaren, d.h.
Haare, die durch den Besitz einer Schweißdrüse gekenntzeichne, sina,
die ferner auf Hautflächenschnitten in Höhe der Talgdrüsen eine
charakteristische Lagerung zu Talg- und Schweißdrüse erkennen lassen
und sich außerdem durch frühzeitige Entwicklung auszeichnen, auf
deren Bedeutung noch später eingegangen wird, kommen gewisse
phylogenetische Beziehungen zu Vorfahren zum Ausdruck, die die
Haare sträuben konnten.
Auf Grund unseres Befundes stimmen wir mit Bonnet im großen
und ganzen überein, nur weichen wir insofern von ihm ab, als wir bei
Gruppenbildung der Haare niemals die von ihm angegebenen Ver-
zweigungen der Muskeln beobachtet haben, die zu jedem Haarbalg der
Gruppe mit der zugehörigen Drüse ziehen sollen.
Auch was die Wirkungsweise des Muskels anbetrifft, können wir
uns im allgemeinen Bonnet anschließen. Bei Kontraktion des Muskels,
die wir uns vielleicht rhythmisch vorzustellen haben, wirkt dieser zu-
nächst auf den Ausführungsgang der Schweißdrüse und fördert so das
Vorwärtsschieben des Drüsensekrets. Der Muskel wirkt auch auf die
Entleerung der Talgdrüse entweder dadurch, daß er bei halbmond-
förmiger Umspannung derselben einen Druck auf diese ausübt oder aber
bei Kontraktion infolge der dabei resultierenden Gewebsspannung die
Entleerung begünstigt. Das letztere kann vielleicht auch für die
Schweißdrüse zutreffen. Mit dieser Einwirkung des Muskels auf die
Hautdrüse ist ferner nach Bonnet eine Verkürzung des Dicken-
durchmessers der Haut verbunden; dadurch wird regulatorisch auf die
Blut- und Lymphzirkulation und weiter auf die Hautperspiration
und Wärmeökonomie eingewirkt.
Bezüglich der Ausbildung der Muskeln sind folgende Beziehungen
behauptet worden. Frederic gibt an, daß die Arrectores bei Menschen-
rassen verschieden sind und zwar entsprechen mit wenigen Ausnahmen
kleinen Talgdrüsen kleine Arrectores. — Nach Bonnet steht die Länge
des Muskels in geradem Verhältnis zur Länge des Haarbalges, seine
Dicke aber ist proportional nicht der Entwicklung des Haares, sondern
der zum Haarbalg gehörigen Drüsen, speziell der Schlauchdrüsen. —
Aus unseren Beobachtungen geht hervor, daß scharfe Rassenunter-
schiede in der Ausbildung der Muskeln nicht hervortreten; man kann
nur soviel sagen, daß im allgemeinen den Schafen mit Grannenhaaren
und Stichelhaaren längere, aber schmale Muskeln (Fig. 3, 4, 5, 6),
den fein wolligen dagegen nur sehr kleine, dafür vielfach etwas diekere
Muskeln in wechselnder Ausbildung eigentümlich sind (Fig. 12).
Die schlichtwolligen stehen in ihrer Ausbildung etwa in der Mitte.
Im allgemeinen ist bei den Merinos, den Württembergern und bei
den feinwolligeren englischen Rassen (Hampshire, Shropshire) die
Muskulatur sehr spärlich geworden, während wir besonders kräftige
Entwicklung bei dem Geest-, Rhön-464, Franken- und ostfriesischen
Milchschaf sowie dem Oxford fanden. Beim Zackel, Leine, Karakul,
Bentheimer, den Heidschnucken sowie den stichelhaarigen tritt die
Muskulatur nur in mittlerer Dicke auf, was vor allem der Vergleich
Rassenanalytische Untersnehungen an Schafen usw, 105
- der Hautschnitte zeigt. Selbst bei demselben Individuum und der-
selben Rasse wechselt die Ausbildung der Muskeln.
Gelegentlich konnten wir feststellen, daß der Muskel mit seinem
distalen Ende sich einem anderen Haar nähert (z. B. Pommersches
Landschaf), sodaß hier durch den Muske] eine gewisse Verbindung von
Haar zu Haar geschaffen wird. Bei der Heidschnucke 2 umgreift der
sich gabelnde Haarbalgmuskel an seinem distalen Ende die Talgdrüse
eines benachbarten Haares. Immerhin handelt es sich hier anscheinend
um einen Ausnahmefall. Es bestätigt sich im wesentlichen der von
Bohm aufgestellte Satz, daß die Länge der Muskeln direkt proportional
der Länge des Haarbalges ist. Es ist daher vielleicht eine korrelative
Abhängigkeit zwischen Haarwurzellänge und Ausbildung der Aırectares
pilorum anzunehmen.
Die Ansatzhöhe der Muskeln am Haar ist sehr verschieden; im
allgemeinen inseriert der Haarbalgmuskel auf halber Höhe des Follikels;
bei den langen schmalen Muske:n der stichelhaarigen wie mischwolligen
Schafe befindet sich dagegen die Insertionsstelle in der Regel weit
unterhalb der Haarfollikelhälfte. Eine Ausnahmestellung in dieser
Richtung nimmt nur das Bentheimer Landschaf ein, bei dem der
Muskel ziemlich weit oberhalb der Follikelmitte (Fig. 7) ansetzt.
‘ Wie auch sonst schon festgestellt, liegt der Muskel bei geraden Haaren
auf der Seite des Follikels, die mit der Oberfläche einen stumpfen
Winkel bildet oder bei gekrümmten Haaren an der konkaven Seite
der Fellikel (vgl. die Abbildungen der Hautsenkrechtschnitte).
Die Ansatzbreite des Muskels ist sehr verschieden. Auch die Auf-
spaltung der Fasern wechselt bei den einzelnen Individuen.
Die von Bonnet behaupteten Beziehungen zwischen Muskel-
ausbildung und Hautdrüsengestalt treten nach unseren Feststellungen
nicht hervor.
So entspricht in einigen Fällen einer guten Ausbildung der Schweiß-
drüsen keineswegs eine entsprechende des Muskels, am allerwenigsten
eine große Dicke, wie sie Bonnet in Proportionalität annimmt. Es
sind beispielsweise beı der Heidschnucke 2, dem Bentheimer Landschaf,
dem Württemberger Landschaf 497 dem Merino 443 die Schweißdrüsen
gutentwickelt, dem entspricht aber nur eine geringeMuskeldicke,
wöhrend bei der Karakulschenkelprobe 256/14 bei verhältnismäßiger
Dicke des Muskels die Schweißdrüse außerordentlich gering entwickelt
ist. Annähernd entsprechend ist Muskeldicke und Schweißdrüsen-
entwicklung bei dem Oxfordshireschaf, insbesondere dem Abbenburger.
Bestimmte Beziehungen zwischen der Ausbildung de“ Muskeln
und der Größe der Talgdrüsen, wie sie Frederic beim Men:chen an-
vehmen zu müssen glaubt, lassen sich nach unseren Befunden beim
Schaf nieht unbedingt feststellen, und dies umso weniger, als die Talg-
drüsen, wie unten au.geführt wird, in hohem Maße bei demselben
Individuum wandlungsfähig sind. Vor allem an der Schenkel-Innenseite
des Ka:akuls ent prechen den außerordentlich mächtig entwickelten
Talgdrüsen keineswegs besonders stark ausgebildete Muskeln. Auch
bei der Heidschnucke, die zwaı nicht sehr breite, aber sehr lange Talg-
6. Heft
106 Dr. Spöttel und Dr, Tänzer:
drüsen aufweist, sind die Muskeln lang und dünn (Fig. 5). Bei der Heid-
schnucke 2 sind die Talgdrüsen außerordentlich mächtig eniwickelt,
hier entspricht immerhin die stärkere Ausbi:dung der Haarba'gdrüsen
auch einer mächtigeren Entwicklung der Muskulatur gegenüber der
Heidschnuckel. Auch beim Geestschaf waren gute Ausbildung von
Talgdrüsen und Muskeln kombiniert.
Die von Fr&de£ric aufgestellte Beziehung zwischen Talgdrüse und
Muskulatur in der menschlichen Kopfhaut kann demnach nur vereinzelt
bei Untersuchung der Schafhaut bestötigt werden, jedoch ließen sich
im Gegensatz zu den Untersuchungen an menschlicher Haut bestimmte
Rassenunterschiede in der Ausbildung der Haarbalgmuskeln des Schafes
nicht mit Sicherheit feststellen.
: Schweißdrüs'en.
Nach Chodakowsky, Gurlt, Sticker, May, v. Nathusius,.
Bohm und anderen können die Schweißdrüsen mit ihrem Ende bis
tief in das subeutane Gewebe der Fettschicht reichen. Zuweilen,
oder wie Bohm und v. Nathusius angeben, nur selten enden sie
schon im Stratum reticulare. Nach Bohm, v. Nathusius und
Bonnet reichen sie noch unter den Bulbus der Haare hinab, zum _
mindesten aber unter den Bulbus der Wollhaare. Nach Sticker
liegt dagegen beim Schaf das untere Ende des langen mit vielen Bogen
versehenen Schlauches weniger tief als die Haarwurzel.
Nach Bohm und v. Nathusius sind die Schweißdrüsen schlauch-
oder röhrenförmig. Der blind endende Drüsenschlauch ist am unteren
Ende knäuelartig um sich selbst gewickelt; auch Friedemann spricht
von den röhrenförmigen Drüsen der Schafe. Marks erwähnt, daß die
Schweißdrüsen im oberen’ Teile auf Höhe der Talgdrüsen wellenförmig
gebogen sind, während im unteren eine Erweiterung vorhanden ist,
die schon Leydig angegeben hat. — Nach Bonnet sind die Schweiß-
drüsen des Schafes nur etwas geschlängelt mit erweitertem blinden
Ende, eine eigentliche Knäuelbildung findet höchst selten statt. —
Während bei anderen Haussäugetieren nach Gurlt die Schweißdrüsen
nur geschlängelt sind, sollen sie nach ihm beim Schaf viele starke,
spiralförmige Windungen aufweisen. In Beziehung zu der dünnen
Haut des Schafes bezeichnet sie Gurlt und Sticker im Vergleich zu
den Drüsen von Pferd und Mensch als groß, wenn sie auch diese nicht
übertreffen.
Noch schärfer als Gurlt sprechen sich Chodakowsky, May,
Jeß, Bohm und v. Nathusius dahin aus, daß die Drüsen vor allem
im unteren Ende knäuelartig gewunden sind.
Nach RKörte münden die Schweißdrüsen des Schafes an die Ober-
fläche; ihr Gang ist teils gerade, teils gewellt; sie zeigen knäuelförmige
Verschlingungen, enden in der Lederhaut oder dem darunter gelegenen
Gewebe. Nach Bohm reichen die Schweißdrüsen mit ihren Knäuel-
enden bis in die obere Schicht des Stratum adiposum, selten nur bis
in das Stratum reticulare. Sie liegen in letzterem Falle immer viel
tiefer als die Zwiebeln, namentlich der markfreien Wollhaare. Nach
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 107
Sticker stellen die Drüsen lange, vielgewundene Schläuche dar,
die stark zusammengeschoben sind und weniger tief als die Haar-
wurzeln liegen. Der Ausführgang verläuft nach ihm wie beim Menschen
in deutlichen Spiralwindungen. Nach W. v. Nathusius sind beim
Schaf die Schweißdrüsen lange, mehr oder weniger gewundene Kanäle,
die bis unterhalb der am tiefsten liegenden Haarbälge herabreichen,
wo sie pei starker Entwicklung horizontal oder schräg liegende Knäule
bilden. Entgegen der Ansicht Gurlts, daß an allen behaarten Stellen
die Schweißdrüsen sehr kleine, windungslose Bälge darstellen, gibt
Leydig an, daß sie an diesen Stellen einen gewundenen Kanal bilden,
welcher neben dem Haar verläuft.
v. Nathusius, Bohm, May, Chodakowsky unterscheiden
von dem Knäuel den Ausführungsgang der Drüsen, der neben dem
Haarbalg mehr oder weniger geschlängelt verläuft. In verschiedener
Höhe ist nach Chodakowsky der Drüsengang von wechselnder
Stärke und im Knäuel am weitesten. Nach May verengert sich der
Körper der Drüse zu dem aufsteigenden Drüsengang. Jeß und vor
allem Bonnet heben hervor, daß man zwei physiologisch und ana-
tomisch scharf zu trennende Teile unterscheiden kann und zwar den
das Sekret ableitenden Gang und den mehr oder weniger aufgeknäuelten
Sekretionsteil; ersterer steigt nach Harms ganz geradlinig oder nur
leicht gebogen nach aufwärts.
Auf die die Schweißdrüse umspinnende glatte Muskulatur soll hier
nicht eingegangen werden. |
Nach Gurlt und May gehen die Schweißdrüsen an die freie
Fläche der Oberhaut, wo sie trichterförmig münden. Auch Friede-
mann scheint eine Einmündung in die Oberhaut anzunehmen und zwar
soll diese von Ringwällen der verdickten Epidermis umgeben werden.
Dem gegenüber geben Chodakowsky, Leydig und Jeß an, daß
die trichterförmige Einmündung in den Haarbalg erfolgt und zwar
nach den beiden ersteren an der Grenze des mittleren und oberen
Drittels, nach dem letzteren erst oberhalb der Talgdrüsen. Nach Jeß
geht der Schweißdrüsengang in den gemeinsamen Follikel, der durch
Verschmelzung mehrerer Einzelfollikel entstanden ist.
Ähnlich äußert sich Zorn, welcher die Einmündung in den Haar-
balg oder in den Ausführungsgang der Talgdrüse beobachtet hat.
Nach Bohm und W. v. Nathusius münden die Schweißdrüsen
infolge der dichten Behaarung der Schafe sehr häufig in den Balg der
Haarwurzeln oder in den Einmündungsgang der Talgdrüse unmittelbar
unter der Oberfläche. Außerdem sollen noch Drüsenkanäle direkt zur
Oberfläche gehen, jedoch hat letzterer diesen Fall selbst nirgends
festgestellt. Ähnlich äußern sich auch Marks, H. v. Nathusius
und Bonnet, von denen letzterer hervorhebt, daß die Mehrzahl der
Drüsen in den Haarbalg und zwar stets über der Talgdrüse münden;
seltener findet sich eine selbständige Mündung in nächster Nähe des
Haarbalgtrichters. Tereg beobachtet allgemein bei Haustieren, daß
der Ausführungsgang bei kleinen Drüsen in den Haarbalg mündet.
6. Heft
108 Pr, Spöttel und Dr. Tänzer:
Leydig stellte die Einmündung, der Schweißdrüsen in das obere
Ende des Haarbalges, aber nie in den Balg von Tasthaaren fest.
Bonnet und Zorn sind der Ansicht, daß das Auftreten der
Schweißdrüse an das Vorhandensein von Haaren gebunden ist.
Was die Größe und Ausbildung sowie Zahl pro Flächeneinheit
anbelangt, so sind Beziehungen zwischen den Schweißdrüsen zur Haar-
feinheit und Dichtigkeit behauptet worden und ferner hat man die
verschiedenartige Ausbildung auf individuelle und Rassenunterschiede
zurückgeführt. Nach H. v. Nathusius treten die Schweißdrüsen
an den eigentlichen Wollflächen der Haut in den Hintergrund und sind
gleichsam verkümmert, sodaß es ihm Mühe bereitete, dieselben auf-
zufinden. Dagegen sollen die Schweißdrüsen an den grob behaarten
Stellen z. B. am Schwanz stark entwickelt sein. Die entgegengesetzte
Ansicht vertritt Frank, welcher angibt, daß an manchen Stellen,
auf denen Wolle wächst, die Schweißdrüsen stark entwickelt sind,
während ihre Ausbildung auf Stellen mit Stichelhaar nur schwach ist.
Das letztere gibt auch Bohm an und Gurlt beschreibt bei Stichel-
haaren kleine, windungslose Drüsen. -
Marks und Jeß vermuten eine Abhängigkeit der Ausbildung
der Drüsen von der Haardichte und Jeß äußert sich dahin, daß je
weiter der Abstand und je kleiner der Haardurchmesser, desto um-
fangreicher die Hautdrüsen werden. Nach Bonnet ist auch die Ge-
stalt der Schweißdrüse außer von Spannungsverhältnissen und Dicke
der Haut von der Haardichte abhängig. Derartige Beziehungen
scheinen auch aus den eben angeführten Jeßschen Feststellungen
hervorzugehen. Nach Bonnet finden sich an dicht behaarten Stellen
schlanke, an spärlich behaarten kugelige Schweißdrüsen.
Nach Jeß besteht in der Ausbildung der Schweißdrüsen insofern
eine Wechselbeziehung zu den Talgdrüsen, als bei mächtiger Entwicklung
der ersteren eine nur schwache Entwicklung der letzteren vorhanden
ist oder umgekehrt. Beim Menschen hat Fritsch demgegenüber fest-
gestellt, daß eine derartige Beziehung nicht besteht und daß zuweilen
beide Drüsenarten nebeneinander mächtig entwickelt sein können.
Daß die Ausbildung der Schweißdrüsen nach Größe und Form
auf den einzelnen Körperstellen eine verschiedenartige sein kann,
wird von Tereg, Chodakowsky, Gurlt, Bonnet, Jeß und
anderen allgemein für Haussäugetiere angegeben, und speziell von
H. v. Nathusius für das Schaf; hier beobachtete letzterer, wie schon
oben gesagt, an verschiedenen Körperstellen sowie bei verschiedenen
Tieren eine ungleichartige Ausbildung der Schweißdrüsen. Bohm
gibt an, daß die kleineren Schweißdrüsen sich namentlich an der nicht
mit Haaren bedeckten Haut finden. |
Unterschiede in der Ausbildung der Schweißdrüsen bei ver-
schiedenen Arten haben Bonnet und andere angegeben; die Abhängig-
keit von der Rasse ist von Flatten beim Schwein, von Rostafinsky
bei Rindern und von Fritsch beim Menschen mit größerer oder
geringerer Sicherheit festgestellt, |
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 109
Über die Rassenbeziehung in der Ausbildung der Schweißdrüsen
bei Schwein, Rind und Mensch seien kurz einige Angaben gemacht.
Während nach Flatten dem Wildschwein Schweißdrüsen fehlen,
setzt sich beim Bakonierschwein der Drüsenknäuel aus dichten fest
aneinanderliegenden Windungen des Drüsenschlauches zusammen.
Lockerer ist die Anordnung bei dem polnischen Landschwein, bei
welchem auch die Breite der Drüsenschläuche zunimmt. Bei den York-
shirekreuzungen ist eine eigentliche Knäuelbildung nicht mehr vor-
handen, der Drüsenschlauch dreht sich nur wellenförmig hin und her
und umgibt locker den unteren Teil der Haarbälge.
Nach Rostafinsky sind die Schweißdrüsen beim polnischen
Rotvieh in größerer Anzahl vorhanden als beim ungarischen Steppen-
vieh. Jedoch kann nach seiner Ansicht vielleicht dieser Unterschied
auf die verschiedene Haardichtigkeit zurückgeführt werden.
‚Fritsch fand in der ösrockenen Haut der Araber und Berber
nur wenig entwickelte, bei den Fellahs, Abessyniern und Sudanesen
dagegen stark entwickelte Schweißdrüsen. Bei den Europäern sind sie
im allgemeinen schwächer ausgebildet als bei den anderen Rassen
ohne daß nach Fritsch daraus ein Rassenmerkmal abgeleitet werden
kann. Derselben Ansicht ist Zorn.
Nach H. v. Nathusiussind Rassen- oder individuelle Unterschiede
beim Schaf bisher nicht beobachtet worden.
Betrachten wir nun die Ausbildung der Schweißdrüsen, wie wir
sie auf Grund unserer Untersuchungen in der Schafhaut feststellen
konnten, so zeigt sich, daß die Breite, Länge und spezifische Aus-
bildung derselben sehr verschieden sein kann.
In Übereinstimmung mit anderen Autoren haben wir eine
Gliederungin den eigentlichen Drüsenteilund den Ausführungsgang fest-
gestellt. Ziemlich große Unterschiede traten insbesondere in der Aus-
bildung des Drüsenteils hervor.
Lange, verhältnismäßig dünne, wenig gekrümmte Schweißdrüsen
finden sich vor allem bei den stichelhaarigen und den mischwolligen
Schafen. — Beim Mufflon (Fig. 3) stellt die Schweißdrüse im wesent-
lichen einen einfachen nach unten sich nicht stark erweiternden Schlauch
dar, der nur wenig geschlängelt ist. Bisweilen hat die Drüse in ihrem
ganzen Verlauf ein dünnes Lumen, doch finden sich auch gelegentlich
größere Aufbauchungen. Beim Somali ist der Drüsenteil schon
voluminöser, besonders an der Schwanzwurzel und auch vor
allem am unteren Ende ein wenig geknäuelt. Am unregelmäßigsten und
starksten geschlängelt sind sie während des Haarwechsels. Es kommen
darin wohl die Umgestaltungsprozesse, die mit dem Haarwechsel
parallel gehen, zum Ausdruck. — Bei den Heidschnucken zeigt die
Schweißdrüse von Nr.2 eine stärkere Schlängelung und wohl auch
schon eine leichte Knäuelbildung am unteren Ende. Die Drüse ist auch
hier gegenüber No. 1 (Fig. 5) stärker ausgebildet und hat einen noch
ziemlich geraden gestreckten Verlauf. Verhöltnismäßig gerade und
wenig voluminös sind die Drüsen auch noch beim pommerschen Land-
schaf, wenn sie auch hier, besonders an der Schwanzwurzel schon. mehr
6. Heft
110 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
geschlängelt verlaufen. — Einen stärker geschlängelten Verlauf bei
im ganzen noch gerader Erstreckung und ein weites Lumen besitzt die
Drüse beim Bentheimer Landschaf und zwar in der Haut des Blattes
noch mehr als in der des Schwanzes. Große Uniegeimäßigkeit finden
wir beim Bock, derart, daß das Drüsenlumen bald schmäler, bald weiter
war, bald sich in großen Ausweitungen öffnete. — Bedeutende Ab-
weichungen vom normalen Verlauf zeigen sich auch beim Zackel,
bei dem ım übrigen der Drüsenteilstark geschlängeltist. — Beim Kara-
kul ist die Drüse am Blatt verhältnismäßig gerade, wenig geschlängelt,
wenn auch gewisse individuelle Schwankungen vorkamen. So ist bei
20/13 der Verlauf der Drüsen stärker geschlängelt als bei den anderen
und beim Bock 271/17 geknäuit in der Höhe der Haarwurzeln. —
Beim Geestschaf ist die Drüse knäueiförmig ausgebildet, während
sie beim ostfriesischen Milchschaf zuerst geschlängelt verläuft, sich
in Haarwurzelhöhe dagegen leicht aufknäuelt. — Beim Rhönschaf
26/11 sind dıe Drüsen der Schwanzwurzelprobe bedeutend mehr ge-
knäuelt als am Blatt, wo die etwas weıtlumigeren Drüsen mehr ge-
schlängelt verlaufen. — Während sie bei der Probe 1921 tief in dem
subcutanen Bindegewebe (Fig. 10) liegen, sind sie 1922 infolge der
Reduktion desselben in das Fettgewebe eingelagert; sie erstrecken sich
auch hier noch ziemlich weit unter die Haarwurzeln. Im Gegensatz
zu den besonders 1921 mächtigen, weiten Drüsenschläuchen von 26/11
sind die von 464 englumig, kaum geschlängelt. Leine (Fig. 8), Franken
haben vor allem auf der Höhe der Haarwurzeln einen stärkeı geknäuelten
Drüsenverlauf. Im allgemeinen ist hier der Drüsenquerschnitt gering.
Beim Hampshire ist das Drüsenlumen sehr wechselnd, bald weit,
baldsich verschmälernd, Im ganzen hat hier die Drüse einen ge-
schlängelten Verlauf und ist nur schwach ausgebildet.
Größere Ve,schiedenheiten finden sich bei den Vertretern des
Öxfordschafes. Während bei dem Abbenburger der eigentliche Drüsen-
teil bei der Probe 1920 (Fig. 11) tief in das subeutane Bindegewebe
verlagert und dann nur wenig geschlängelt ist, bei weitem Lumen, be-
ginnt der Drüsenteil der Querfurter Oxfords schon in halber Cutis-
höhe, ist bei dem älteren Tiere dicht unterhalo der Haarwurzel be-
deutend störker geknäuelt als bei dem jüngeren Tiere, bei welchem die
Drüse im ganzen gestreckter verläuft. Diese Unterschiede höngen
vermutlich mit der verschiedenen Ausbildung des subeutanen Binde-
gewebes zusammen, was durch den Befund der Probe des Jahres 1922
bestätigt wurde (Fig. 9). Bei dieser ist aie Schweißdrüse stark ge-
knäuelt und dicht unterhalb der Haarwurzel zusammengedrängt.
Stark geschlängelte bezw. geknäuelte Schweißdrüsen finden wir
beim Württemberger Landschaf und Merino, wenn sie auch bezüglich
der Weite des Drüsenschlauches, Querschnittsform und Art der
Knäuelung innerhalb derselben Rasse starke Unterschiede finden.
Gelegentlich, so beim Württemberger Landschaf 497 dem
Merino 443 konnte man beobachten, wie die Schweißdrüse, die erst
unterhalb der Haarwurzeln eine weitere Ausdehnung erfährt, einen
schräg gegen die Hautoberfläche gerichteten Verlauf nimmt, ein Ver-
Rassenanalytische Untersuehungen an Schafen usw. 111
halten, das schon W. v. Nathusius festgestellt hat. Geringere Aus-
bildung der Schweißdrüsen findet sich unter den Merinos bei 441
(Fig. 13) und einem Merinofleischschaf. Welche Größenunterschiede
innerhalb derselben Zucht bezüglich der Ausbildung der Schweißdrüsen
auftreten, zeigt ein Vergleich der Hautschnitte von Merino 441 (Fig. 13)
und 443, die beide aus der v. d. Goltzschen Zucht stammen. Bei dem
ersten ist, wie schon gesagt, die Schweißdrüse gering, bei dem letzteren
dagegen mächtiger entwickelt. Im übrigen ist beim Merino die Schweiß-
drüse außerordentlich stark geknäuelt und unterhalb der Haarwurzeln
an der Grenze zwischen Fettschicht und Stratum reticulare zusammen-
gedrängt. Vielleicht hat man in der im allgemeinen einfacheren Aus-
bildung beimischwolligen und Haarschafen ontogenetische und phylo-
genetische Beziehungen zu vermuten, insofern die einfacheren Ver
hältnisse eines durch Ausstülpung entstandenen geraden Drüsen-
schlauches während der embryonalen Periode erhalten bleiben, wovon
später noch die Rede sein wırd. Für dıe Richtigkeit dieser Auffassung
sp.icht die geringe Ausbildung eines im wesentlichen gerade gestreckten
Verlaufs beı den nur zwei Wochen alten Lämmern vom Bentheimer
und Württemberger Landschaf, bei deren Muttern die verhältnis-
mäßig starke Entwicklung der Drüsenschlingen festgestellt werden
konnte (vergleiche oben. Inwieweit die starke Entwicklung der
Schweißdrüsen mit der Funktion in Zusammenhang steht, mag dahin-
gestellt sein.
Während Gurlt und Sticker Unterschiede der Schweißdrüsen-
entwicklung auf verschiedenen Körperstellen leugnen, besteht nach
unseren Feststellungen in Übereinstimmung mit anderen Autoren
eine gewisse Differenz in der Ausbildung der Schweißdrüsen in der
Karakulschenkel- und Blattbaut, insofern die Drüse in der Schenkel-
haut (Fig. 6) stärker geknäuelt ist als am Blatt. Das Drüsenlumen
ist bei den beiden von uns darauf untersuchten Tieren vielleicht ent-
sprechend dem verschiedenen physiologischen Zustand verschieden,
bei 256/14 außerordentlich eng, bei 256/15 sehr weit. Bei der Blatt-
probe war die Drüse verhältnismäßig länger und geradegestreckt aus-
gebildet. Damit läßt sich die von v. Nathusius aufgestellte Be-
hauptung, daß die Schweißdrüsen an bewollten Stellen am kürzesten
und schwächsten sind, in dieser Allgemeinheit nicht aufrecht erhalten.
Vielmehr bestehen auch hier individuelle Unterschiede, wie schon aus
den gegensätzlichen Angaben von Bohm und v. Nathusius hervor-
geht. Beim Karakul waren die Unterschiede in der Ausbildung der
Drüsen am Blatt und an der Schwanzwurzel desseloen Tieres zu gering-
fügig, um sie als durch die Körperstelle bedingt zu erklären.
Bezüglich der Ausbildung der Schweißdrüsen auf den erwähnten
Körperstellen liegen beim Bentheimer Landschaf und Rhön gerade
entgegengesetzte Verhältnisse vor, während bei ersterem die Schweiß-
drüsen des Blattes einen höheren Ausbildungsgrad haben, sind bei
letzterem die Drüsen auf der Schwnanzwurzel stärker differenziert.
Die von v. Nathusius geäußerte Vermutung, daß die Unter:
schiede in der Drüsenausbildung auf verschiedenen Körperstellen
6, Heft
112 ‘Dr. Spöttel und Dr Tänzer:
von der gröberen oder feineren Behaarung bedingt werden, läßt sich
demnach nicht aufrecht erhalten. Bei dem Merino 449 zeigt die Bauch-
probe die stärkere Entwicklung der Schweißdrüsen als die Blattprobe
desselben Tieres (Fig. 12). Ob zum Teil hierauf der höhere Fettschweiß-
gehalt der Bauchwolle zurückgeführt werden kann, sei dahingestellt.
Gelegentlich finden sich überall größere Abweichungen von der normalen
Ausbildung der Schweißdrüse. |
Größere Unterschiede bestehen bezüglich des Längenverhältnisses
zwischen Drüsenteil und Ausführungsgang. Im allgemeinen wird die
Grenze zwischen beiden gegeben durch den etwa zwischen Stratum
reticulare und Stratum papillare ansetzenden Musculus arrector pili,
doch kommt es nicht selten vor, daß der Drüsenteil, der histologisch
von dem Ausführungsgang deutlich gesondert ist, noch den Muskel
distat durchbricht (Fig. 7). So steht also die Länge von Drüsenteil
und vom Ausführgang in gewisser, allerdings nicht ausnahmsloser
Korrelation zur Ansatzhöhe des Arrector pili. Dabei ist allerdings
noch zu berücksichtigen, daß der Drüsenteil sich auch noch an.der
proximalen Seite des Muskels entlang distat erstrecken kann. $o reicht
der Drüsenteil bei der Heidschnucke 2, dem Bentheimer Landschaf
(Fig. 7) noch in das Stratum papillare hinein, ) srunod
Bezüglich der Tiefenerstreckung der Schweißdrüse bestehen Unter-
schiede, diein gewisser Beziehung zu den Rassen stehen. Beiden stichel+
haarigen und mischwolligen Schafen überragt im allgemeinen das untere
Ende der Drüse nicht das der Haarwurzeln. Bei Mufflon (Fig. 3) und
Somali endet diese auf Höhe der Wurzeln der Stichelhaare; bei der
Heidschnucke 1 (Fig. 5) reicht sieim allgemeinen nur etwa bis zur halben
Höhe der tief in die Fettschicht reichenden Grannenhaare und endet
dort etwa in Höhe der weniger groben Haare.
Ähnlich verhält sich das Zackelschaf. Die Schweißdrüsen reichen
beim Geestschaf und ostfriesischen Milchschaf nur bis an bezw. bei
letzterem zum Teil bis unter die basalen Enden der Haarwurzeln;
etwa mit diesen auf gleicher Höhe enden sie auch beim Leineschaf
(Fig. 8) und dem Hampshire. Schon etwas weiter unter die Haar-
wurzeln erstreckt sich die Schweißdrüse bei dem Bentheimer Landschaf,
dem Karakul und vor allem dem pommerschen Landschaf. Beim
Querfurter Oxford erfolgt die Hauptverknäuelung erst dicht unterhalb
der Haarwurzeln, denen die Drüsenschlingen unmittelbar anliegen,
während beim Rhön 26/11 1921 (Fig. 10), sowie dem Abbenburger
Oxford 1920 (Fig. 11) die Drüsen noch unter dieHaaıwurzeln um fast
ganze Follikellänge reichen. Bei letzterem ist 1922 (Fig. 9) infolge
der Reduktion des subeutanen Bindegewebes die Schweißdrüse.an der
Grenze zwischen Fettgewebe und reticulärem Gewebe stark geknäult
zusammengedrängt, sodaß ähnliche Verhältnisse wie bei den Quer-
furter Oxfords und dem Rhönschaf 464 vorliegen. Diese Veränderung
ist wohl als der Ausdruck von wechselnden Spannungsverhältnissen
in der Haut in Parallele zur Ausgestaltung des subeutanen. Gewebes
zurückzuführen. |
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 113
Bei dem Württemberger Landschaf sowie dem Merino sind inner-
halb derselben Rasse größere Unterschiede vorhanden. Wir finden
neben solchen, bei welchen die Drüsenenden sich nicht unter die Haar-
wurzeln e.strecken, andere T'ypen, bei welchen die Drüsen unmittelbar
unterhalb der Haarwurzeln liegen und wieder andere, bei denen sie
sich ziemlich weit in das unterhalb der Haarwurzeln gelegene Gewebe
erstrecken (Württemberger 497, Merino 443).
‘ Von dem Rhönschaf 26/11 und dem Abbenburger Oxford ab-
gesehen, bei welchen die Schweißdrüsen weit unter den Haarfollikeln
enden, reicht diese beim schlichtwolligen und feinwolligen Schaf unter
die Haarwurzeln, um dort unmittelbar unterhalb derselben knäuel-
förmig zu enden. So treten bezüglich der Ausgestaltung und der Tiefen-
erstreckung der Schweißdrüsen gewisse Rassebeziehungen hervor,
die für eine schwache Drüsenausbildung bei den Haarschafen und
Mischwolligen, für eine allmählich bis zu dem feinwolligen Schaf sich
steigernde Entwicklung der Drüsen sprechen. Allerdings finden sich
such hier gewisse Abweichungen. Insbesondere kann man für die bei
den einzelnen Rassen verschiedenartige Ausgestaltung der Schweiß-
drüsen vielleicht neben der Hautdicke die Spannungszustände der
Haut geltend machen.
‘ Der Drüsenkörper geht entweder ziemlich allmählich in den
Ausführungsgang über oder aber beide Teile sind scharf von einander
abgesetzt. Derartige Verschiedenheiten kommen bei demselben Tier
vor, sodaß sie nicht als spezifische Unterschiede verwertet werden
können. Während der Drüsenteil im allgemeinen mehr geschlängelt
oder aufgeknäuelt ist, zeigt der Ausführungsgang einen geraderen Ver-
lauf und sein Lumen ist oft vollkommen kontrahiert, sodaß vielleicht
hieraus erklärlich wird, daß W. v. Nathusius den Ausführungsgang
auf Querschnitten nicht finden konnte. Die Spannungszustände der
Haut ebenso wie die umliegenden Gewebsteile werden Einfluß auf das
Lumen des Ausführungsganges haben, vor allem die diesen seitlich
umfassenden Arrectores pili (vgl. oben).
Das Lumen des Drüsenkörpers kann sehr verschiedenartige Aus-
bildung aufweisen, teils sind die Querschnitte rundlich oder oval, teils
haben sie unregelmäßige Gestalt und weisen Auszackung und Aus-
lappung auf. Dafür, daß physiologische Zustände Einfluß auf die
Gestalt der Schweißdrüsen haben, spricht der Vergleich der zu ver-
schiedenen Zeiten entnommenen Hautproben des Abbenburger Oxford.
In dem einen Falle war der Querschnitt verhältnismäßig weit (1920,
Fig. 11), in dem anderen Falle sehr eng (1922, Fig. 9). - Auch werden
Bindegewebsfibriller und andere Gewebsteile, ebenso wie auf die Aus-
gestaltung des Ausführungsgangs auf die des Drüsenkörpers Einfluß
ausüben. Da das Drüsenlumen in weitem Maße ebenso wie die Quer-
schnittsform individuell bedingt ist, so soll auf eine eingehende Be-
schreibung verzichtet werden.
. Die Länge der Schweißdrüsen ist sehr verschiedenartig und hängt,
wie schon oben angedeutet, in gewisser Weise von der Dicke der Haut;
ab. Überwiegend fanden wir vor allem bei schlicht- und feinwolligen
Archiv für Naturgeschiehte
183 A 6 8 6.Heft
114 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
Schafen die basalen Enden im obersten Fettgewebe eingelagert, zu-
weilen enden sie in der Übergangszone zwischen Stratum reticulare
und Fettschicht oder schon im reticulären Gewebe der Cutis wie bei
den Haarschafen und vielen Mischwolligen.
Die Schweißdrüsen stehen in engster Beziehung zum Haar. Wir
haben keinen Anhalt dafür gefunden, daß die Drüsen frei auf die Ober-
fläche der Haut münden, vielmehr erfolgt ihre trichterförmige Ein-
mündung stets etwas oberhalb der Talgdrüse dicht unter der Haut-
oberfläche in den Haarbalg (Fig. 7). Gelegentlich kommen auch Fälle
zur Beobachtung, in denen Schweißdrüsen in einen Follikel münden,
der zwar noch Talgdrüsen, aber kein Haar aufweist (Zackel). Aus der
Struktur des Follikels läßt sich jedoch erkennen, daß es sich hier um
verkümmerte, vielleicht gelegentlich auch um solche Haarfollikel
handelt, deren Haare im Wechsel begriffen sind, worauf später noch
eingegangen wird. Eine Einmündung unterhalb der Talgdrüse oder in
einen Gang derselben ist nie beobachtet worden.
Auf Hautparallelschnitten in Höhe der Talgdrüsen findet man für
gewöhnlich den Ausführungsgang der Schweißdrüse zwischen den meist
in Zweizahl vorhandenen Talgdrüsen, dicht benachbart zum Haar
liegen (vergleiche die Abbildungen). Gelegentlich ist der Ausführungs-
gang der Schweißdrüse von dem Haar ziemlich weit entfernt und ver-
mutlich durch die dazwischen liegenden Talgdrüsen abgedrängt.
Bei den stichelhaarigen bezw. mischwolligen Schafen münden die
Schweißdrüsen nur in den Haarbalg der Stichel- oder Grannenhaare,
jedoch finden sich bei letzteren gewisse Ausnahmen, in der Art, daß auch
feinere Haare Schweißdrüsen aufweisen können (vgl. unten). Niemals
beobachteten wir eine Verbindung der Schweißdrüse mit den gruppen-
weise zusammengedrängten Haaren, sondern stets münden sie ın die
sogenannten Leithaare, die etwas isoliert von der Gruppe stehen,
auf deren typische Anordnung und Beziehung zu den Gruppen erst
später eingegangen wird. In den Fällen, wo die Schweißdrüsen auch
in den Haarbalg feinerer Haare münden, vertreten diese die Stelle
von gröberen Leithaaren, wie sie sich zuweilen auch bei den misch-
wolligen Schafen und allgemein bei schlicht- und feinwolligen Rassen
finden. Schon aus der eben angeführten Tatsache, daß die Schweiß-
drüsen sowohl an dicken wie an dünnen Haaren selbst bei demselben
Tier beobachtet wurden, geht hervor, daß feste Beziehungen zwischen
Haardicke und Ausbildung der Schweißdrüsen nicht abgeleitet werden
können, wohl aber stellen sie ein unumstößliches Charakteristikum der
Leithaare dar. |
Bezüglich der Zahl pro Flächeneinheit und der Mächtigkeit der
Ausbildung der Schweißdrüsen könnten vielleicht gewisse Beziehungen
zu der Dichte des Haarstandes angenommen werden. Diese kommen
jedoch nur in der Zahl der Leithaare pro Flächeneinheit zum sinn-
fälligen Ausdruck, denn allein den Leithaaren kommt, wie soeben
angedeutet, stets eine Schweißdrüse zu. Auf den dichten Stand der
Leithaare pro qmm soll erst später eingegangen werden. Zunächst sei
darauf hingewiesen, daß die Feststellung der Anzahl der Schweißdrüsen
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 115
pro qmm sehr schwierig ist, da infolge der starken Zusammendrängung
des Schweißdrüsenausführungsganges gerade bei den feinwolligsten
Merinos die Feststellung der Drüsenanschnitte auf dem Querschnitts-
bilde außerordentlich mühsam ist. Deshalb fehlen gerade bei den fein-
wolligsten Merinos (441) die Zahlen über die Leithaardichte und damit
auch die Möglichkeit einer Beurteilung der Anzahl der Schweißdrüsen
pro qmm. Bei den Stichelhaarigen findet man entsprechend einer großen
Leithaardichte (vgl. unten) eine große Zahl von Drüsen pro Flächen-
einheit (1 qmm). Diese ist nach unseren Feststellungen beim Mufflon
wieder größer (25) als beim Somali. Bei letzterem unterscheiden sich
wieder Schwanzwurzel (19) und Blatt (12—13) derart, daß die größere
Zahl von Schweißdrüsen auf der Schwanzwurzel vorhanden ist. Beim
Hampshire konnte gleichfalls entsprechend der hohen Zahl der Leit-
haare pro Flächeneinheit (15) eine große Zahl von Drüsen ermittelt
werden. Ähnlich verhalten sich die feinwolligen Merinos 445 und 443 (11),
während dem Merino 442 entsprechend einer geringen Zahl von Leit-
haaren auch weniger Schweißdrüsen zukommen (10). Eine gleiche
Zahl findet man bei dem Zackelschaf auf der Schwanzwurzel und dem
Württemberger Landschaf 459; daran schließen sich an: mit 8 Schweiß-
drüsen pro Flächeneinheit Leine 491, Abbenburger Oxford (1922),
Zackel (Blatt), mit 7: Heidschnucke 1, Zackel (Blatt, 1922), Bentheimer
Landschaf (Blatt und Schwanzwurzel), Karakul 439, Geestschaf,
Wilstermarschschaf (Schwanzwurzel), mit 6: Karakul 269/15, Quer-
furter und Abbenburger Oxford (1920), Leine 485, Rhönschat, Franken,
während das Skuddeschaf (5) und das Butjadinger Marschschaf (4)
entsprechend der geringen Zahl von Leithaaren die geringste Zahl der
Schweißdrüsen aufweisen. Bestimmte Rassebeziehungen der Zahl der
Schweißdrüsen pro Flächeneinheit lassen sich nur in Parallele zur Zahl
der Leithaare pro Flächeneinheit annehmen,
Nun könnte man an eine gewisse Beziehung der Schweißdrüsen-
zahl pro Flächeneinheit zu der Gesamthaardichte denken, derart,
daß je dichter der Haarstand ist, desto zahlreicher die Schweißdrüsen
auftreten. Diese Parallele trifft jedoch nicht ausnahmslos zu. Zwar
finden wir bei denHaarschafen und Merinos, diesich durch den dichtesten
Haarstand auszeichnen, die größte Schweißdrüsenzahl; jedoch sind
schon unter den letzteren Tiere anzutreffen, die sich zwar durch große
Unterschiede in der Haardichte auszeichnen, deren Anzahl von Schweiß-
drüsen pro Flächeneinheit jedoch nur gering ist. Ähnlich wie beim
Merino entspricht beim Oxford einer größeren Haardichte nicht eine
größere Zahl von Schweißdrüsen pro qmm. Von den mischwolligen
Schafen dagegen zeichnet sich das Zackelschaf durch eine große Anzahl
von Schweißdrüsen aus, obgleich hier die Haardichte außerordentlich
gering ist. ’
Da sich eine feste Beziehung zwischen Schweißdrüsenzahl und
Haardichte nicht feststellen läßt, die Schweißdrüsen jedoch, wie schon
oben erwähnt, in fester Beziehung zur Leithaarzahl stehen, liegt die
Möglichkeit vor, daß in der Zahl der Schweißdrüsen pro Flächeneinheit
die hautarchitektonischen Verhältnisse zum Ausdruck kommen.
g* 6. Heft
116 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
Den Beziehungen zwischen Haardichte und Schweißdrüsenzahl
entspricht nun keineswegs die übrige Ausbildung der Schweißdrüse,
derart, daß eine geringe Dichte durch mächtige Entwicklung kom-
pensiert würde. Es stimmen in unserem Falle also die Vermutungen
Marks und Jeß’ nicht absolut, daß je weiter der Abstand und je kleiner
der Haardurchmesser, desto umfangreicher die Hautdrüsen ausgebildet
werden; auch die von Bonnet vermutete Abhängigkeit zwischen
Dichte des Haarstandes und Gestalt der Schweißdrüse bestätigt sich
bei unserem Material nicht. In wieweit nun Dichte der Schweißdrüsen
pro Flächeneinheit, Größe und Gestalt derselben, die Sekretproduktion
beeinflussen, entzieht sich vorläufig der Beurteilung.
Eine Beziehung der Ausbildung der Schweißdrüsen zu den Talg-
drüsen derart, daß großen Talgdrüsen kleine Schweißdrüsen ent-
sprechen, beziehungsweise umgekehrt, ist aus dem von uns untersuchten
Material nicht ersichtlich, da wir zum Teil stärkere, zum Teil schwächere
Ausbildung beider Drüsenarten nebeneinander beobachten konnten;
z. B. zeigen Geestschaf und Heidschnucke 2 starke, Mufflon schwache
Ausbildung beider Drüsenarten. Größte Talgdrüsen mit kleinen
Schweißdrüsen fanden sich in der Schenkelhaut von Karakul 256/14,
ein etwas umgekehrtes Verhältnis beim Rhön 26/11 (1922), während im
übrigen das Größenverhältnis der beiden Drüsenarten zu einander
ein sehr wechselndes sein kann.
Wie von Fritsch beim Menschen, so ist auch von uns beim Scha
eine wechselseitige Beziehung der Ausbildung von Talg- und Schweiß-
drüsen nicht festgestellt worden. Eine konstante Beziehung dieser Art
kann schon aus dem Grunde nicht angenommen werden, weil sowohl
bei den verschiedenen Vertretern derselben Rasse, wie auch während
des individuellen Lebens größere Umgestaltungen der Hautdrüsen
vorkommen können (z. B. Rhön und Oxford). — Wie wir oben aus-
führten, liegt eine Verschiedenartigkeit in der Ausbildung der
Schweißdrüsen des Schafes vor, welche vielleicht die Unter-
schiede der Literaturangaben erklärt. Man kann schwach geschlängelte,
gewundene oder geknäuelte Schweißdrüsen feststellen und vermutlich
beziehen sich die verschiedenen Literaturangaben auf verschiedene
Rassen oder lassen sich durch einen verschiedenartigen physio-
logischen Zustand erklären.
Eine absolut feststehende’ Unterscheidung der Formen nach den
Rassen ist aus dem Grunde nicht möglich, weil wır bei verschiedenen
Tieren derselben Rasse, z. B. Heidschnucke, verschiedene Aus-
bildung der Schweißdrüsen beobachteten. Auch bei demselben Tier
einer Rasse fanden wir gelegentlich größere Unteischiede, zumal zu
verschiedenen Zeiten. Immerhin gelten gewisse oben aufgestellte
Beziehurgen. Was nun die Ausbildung des Drüsenlumens bei den
verschiedenen Rassen anbelangt, so treten selbst bei verschiedenen
Tieren derselben Rasse und an derselben Körperstelle größere Unter-
schiede auf. |
Ein außerordentlich weites Lumen finden wir beim Rhön 26/11
(Fig.10). Verhältnismäßig weit ist es auch noch bei der Heidschnucke 2,
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 117
teilweise auch bei Hampshire, Merino 442, schmaler bei Mufflon (Fig. 3),
-Heidschnucke 1 (Fig.5), Karakul 439, Karakulschenkel (Fig. 6),
pommerschen Lanaschaf] (Blatt) und pommerschen Landschaf 2
(Schwanzwurzel), sowie beim Pommerbock. Im übrigen zeigt das
Lumen mittlere Weite. Wegen des wechselnden physiologischen Zu-
standes kann aem T,umen der Schweißdıüse in rassenanalytischer Be-
ziehung keine besondere Bedeutung zugesprochen werden.
Daß im übrigen auch durch pathologische Zustände Abänderungen
auftreten können, zeigen die verhältnismäßig gering ausgebildeten
Schweißdrüsen der Bauchprobe des Merinofleischschafes 458 im Ver-
gleich zu der mächtigen Entwicklung der Schweißdrüse am Bauch des
Merinofleischschafes 449, ferner die stark verkümmerten Schweißdrüsen
der Leicesterhautprobe.
Die Talgdrüsen.
Bekanntlich gehört die Talgdrüse im Gegensatz zu der gestreckt
schlauchförmigen Schweißdrüse zu den alveolären Drüsen. Leydig
hat festgestellt, daß die Talgdrüsen des Schafes auf der ganzen Haut-
oberfläche zu finden sind und daß sie nicht von dem Bau der Talg-
drüsen des Menschen abweichen.
Für das Wollhaar des Schafes gibt Körte zwei besonders starke
Talgdrüsen an, während an anderen Haaren häufig nur eine vorhanden
ist. Er führt hierauf die starke Fettabsonderung der Wollschafe zurück.
Nach Ter eg liegen gewöhnlich zwei Talgdrüsen an einem Haarsäckchen,
vielfach finden sich jedoch drei, selbst vier. Er hebt die große Zahl der
Talgdrüsen beim Schaf hervor und weist auf ihre verschiedene Form
:und Gestalt hin. Besonders an der unbehaarten Haut sind nach ihm
große gelappte Drüsen vorhanden, die bis zu vier in einen gemeinsamen
Gang münden. Die einfachsten sind rundliche Schläuche, die beim
Schaf vorherrschen. Nach Bohm, Zorn und v. Nathusius gehören
die Talgdrüsen zu den trauben- oder läppchenförmigen Drüsen und
treten in einfacher oder zusammengesetzter Form auf. Die letztere Art
hat Bohm nur an unbehaarter Haut und niemals an behaarten Körper-
stellen des Schafes gefunden. An diesen stellt er nur einfache birnen-
förmige Gestalt fest. Marks gibt an, daß die Talgdrüsen des Schafes
schmale, meist etwas gekrümmte Schläuche von durchschnittlich
0,18 mm Länge und 0,045 mm Breite sind. Ähnlich hebt Gurlt hervor,
daß die Gestalt der Talgdrüsen in den meisten Fällen länglich oval,
einer Traube nicht unähnlich ist; nach ihm sind gewöbnlich zweiDrüsen,
mindestens jedoch eine vorhanden, während die zweite mehr oder
- weniger reduziert sein kann oder vollkommen fehlt. — Nach Zorn
unterscheidet man den eigentlichen Drüsenteil und einen Ausführunzs-
‘gang; beide sind von einem Balge der Lederhaut umschlossen. Sie um-
geben ringförmig den Haarbalg und hängen mit Bildung, Entwicklung
und Wachstum der Haare zusammen. — Nach Bonnet finden sich
‚zwei oder mehrere Talgdrüsen um einen Haarbalg. Ihre größte Ent-
wicklung erreichen sie an den feinsten Wollhaaren. Während der Regel
‚nach die Drüsen ein Anhängsel des Haarnalges darstellen, wird dieser
6. Heft
118 00, Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
mit seinem Flaumhaar im extremsten Falle ein Anhängsel der Drüse. —
Nach Stieker sind die Drüsenläppchen der Wollhaare an einzelnen
Körperstellen größer und zahlreicher als bei anderen Haaren, .
Was die Ausmündung der Talgdrüse anbetrifft, so stimmen die
Ansichten im allgemeinen darin überein, daß teils eine Einmündung
in den Haarbalg, teils auf die Oberfläche der Haut erfolgt. Von ver-
schiedenen wird ihre nahe Beziehung zum Haarbalg hervorgehoben. —
Nach Bonnet ist der Drüsengang bei kleinen Formen kurz und eng
und kann bei größeren eine nicht unbedeutende Länge und Weite
erreichen. — Nach Tereg mündet der Ausführungsgang bei den
kleineren Drüsen in den Haarbalg, an haarlosen Stellen frei auf die
Oberfläche, während bei größeren das Haar und der Haarbalg vom
Ausführungsgang der Drüse umgeben wird. Derartige Drüsen sind dann
vielfach auch größer als die Haarfollikel. — Nach Zorn mündet der
Ausführungsgang der Drüse in der Regel in die Haartasche aus, ‚nur
bei sehr feinen Haaren geht er bis an die Oberfläche der Haut. Junge,
feine Haare (Wollhaare) treten dann scheinbar durch‘ den weiten
Ausführungsgang der Drüse an die Oberfläche der Haut, während die
Ausführungsgänge der Drüse an größeren stärkeren Haaren Anhängsel
des Haarbalges darstellen.“ — Nach Gurlt und May münden die
Talgdrüsen entweder nur mit einem Gang in den Haarbalg; dieses ist
namentlich bei kleineren Drüsen der Fall oder bei den größeren gehen
oft vier bis sechs in den Haarbalg über. An unbehaarter Haut münden
die Drüsen direkt auf die Hautoberfläche.
Nach Sticker übertrifft der Ausführungsgang der Talgdrüsen
der Wollhaare an Weite den der anderen Haare.
Über den Verlauf des Ausführungsganges berichtet Bohm folgendes:
„Letzter mündet in der Regel in der inneren Wurzelscheide des Haares,
und wird dadurch gebildet, daß die innere Wurzelscheide sich ein kleines
Ende in das Innere des Ausführungsganges einstülpt. Auf diese Weise
ist es dem Exkrete der Talgdrüsen möglich, direkt an das junge Haar
heranzutreten und solches zu umhüllen. Oft und bei sehr feinen Haaren
geht der Ausführungsgang der Drüse bis an die Oberfläche der Haut
und mündet in dieser, wo sich dann, statt der inneren Wurzelscheide
ein Stückchen des Stratum corneum in das Lumen desselben einstülpt,
solches sozusagen besäumt. Die Spitze des jungen Haares bohrt sich
dann durch den in der Haut liegenden Teil des Ausführungsganges
und tritt in diesem an die Oberfläche.“
Die Einmündungsstelle in den Haarbalg liegt zwischen dem
ersten und zweiten Fünftel desselben und nach Bohm ungefähr an der
Stelle der Haarwurzel, die den vierten Teil ihrer Länge von der Ober-
haut ab, nach unten zu gerechnet, beträgt. Nach Marks ist die Ansatz-
stelle der Drüsen an die Haarbälge immer ganz konstant und ent-
spricht bei den asinosen Haaren der Grenze de mittleren und oberen
Drittels, bei den Sinushaaren liegt sie ein wenighöher. Inder Anordnung
der Talgdrüsen stimmen die verschiedenen Angaben darin überein,
daß eine ı0setten- oder kranzförmige Lagerung, zum Teil auch eine
halbmondförmige um das Haar zu beobachten ist. Nach Marks u. a.
Bassenanalytise e Untersuchungen an: Scha’en usw, 119
liegen sie bei den feineren gekrümmten Haaren zur Hälfte oder ?/, der
geneigten Seite des Haares an, während sie bei den senkrecht stehenden
Haaren diese meist in der ganzen Circumferenz kranzartig umgeben.
Nach Henle, Sticker, Bonnet u. a. münden die Ausführungs-
gänge der Talgdrüsen, von denen ein oder zweı in einen Haarbalg ein-
treten können, in den letzteren unter einem spitzen Winkel, derart,
daß schließlich seine Zellen mit denen der äußeren Wurzelscheide zu-
sammenfließen. — Nach Bonnet und Jeß ist, je dichter der Haar-
wuchs, umso spitzer ihr Einmündungswinkel und je dünner der Wuchs,
umso stumpfer. Letzterer betont jedoch, daß diese Gesetzmäßigkeit
nicht für alle Tierarten zutrifft, so macht er selbst z. B. vom Rind
andere Angaben. — Chodakowsky und Bonnet haben die Ansicht
vertreten, daß die Größe der Haarbalgdrüsen sich allgemein umgekehrt
verhält, wie die Größe des Haares, an dessen Balg jene angeschlossen
sind. Hierfür sollen besonders die großen Talgdrüsen bei feinwolligen
Schafen sprechen. Mit dieser Angabe steht nach ihrer Ansicht in Ein-
klang, daß ’an gewissen Körperstellen, an denen die Entwicklung der
Haare als zurückgeblieben oder unterblieben angesehen werden muß,
sich die größten Talgdrüsen finden. — Gurlt hat die entgegengesetzte
Meinung vertreten. Nach ihm sollen allgemein an den dickeren Haaren
größere Talgdrüsen vorhanden sein als an den dünneren; nur das
Schwein nimmt er von dieser Beziehung aus. — Nach Flatten hat
Gurlt gegenüber Bonnet Unrecht; auch Jeß und Marks schließen
sich Bonnets Ansicht an. Letzterer meint jedoch, daß die Übergangs-
stellen der äußeren Haut in Schleimhäute eine Ausnahme von dieser
gesetzmäßigen Erscheinung machen. — Nach Sticker ist die Größe
wie auch die Zahl der Talgdrüsen nicht von der Stärke der Haare ab-
hängig; er weist nur darauf hin, daß der Drüsenkörper der stärkeren
Haare aus mehreren Drüsenläppchen besteht, welche halbmondförmig
das mittlere Drittel der Haare umgeben. Auch Zorn bestreitet eine
Abhängigkeit der Form und Größe der Talgdrüsen von der Stärke des
Haares. 3
Nach Sticker besitzt jedes Haar beim Schaf zwei Talg-
drüsen, die diametral einander gegenüberliegen. Man zählt meist
8—10 Ausbuchtungen, zwischen welche sich bindegewebige Züge des
Coriums drängen. Die große Zahl der Talgdrüsen beim Schaf wird nach
Tereg durch den dichten Haarstand und ihre kranzförmige Anordnung
um die Haarfollikel erklärlich. Auch Jeß führt die große Zahl der
Talgdrüsen auf die Zahl der Haare zurück und erwähnt, daß bei einer
Vereinigung mehrerer Haare zu einem gemeinsamen Follikel auch
Komplexe von Talgdrüsen vorhanden sind. — Die Form der Drüsen
ist nach Bonnet und Jeß abhängig von der Dichtigkeit des Haar-
wuchses und von der Dicke, wie auch den Spannungsverhöltnissen
der Haut; je dichter der Haarwuchs, umso länger und schmaler sind die
Drüsen, je dünner, umso runder sind dieselben.
Die verschiedensten Autoren stimmen darin überein, daß die
Talgdrüsenausbildung bei verschiedenen Tierarten und auf ver-
schiedenen Körperstellen nicht die gleiche ist und zwar wird die Ver-
6. Heft
120 Dr. Spöttel und Dr, Tänzer:
schiedenärtigkeit nach Form, Gestalt und Größe angegeben. Teils sind
die Talgdrüsen klein und einfach schlauchförmig, teils groß und zu-
sammengesetzt. In der unbehaarten Haut wird die Mächtigkeit der
Talgdrüsenentwicklung hervorgehoben, welche von Jeß damit erklärt
wird, daß diese Stellen häufig mechanischen Reibungen ausgesetzt
sind, infolgedessen eine erhöhte Fettproduktion zur Herabminderung
derselben erzeugt werden muß. Auch an den Grenzgebieten der un-
behaarten Haut sind die Talgdrüsen nach Bonnet stark entwickelt.
Diejenigen, welche in keiner Beziehung zu einem Haar stehen, werden
als viellappig und ausgebuchtet beschrieben. — Nach Jeß zeigen die
Talgdrüsen verschiedener dicht benachbarter Hautpartien wesentiche
Abweichungen, nicht nur in der Form und Größe, sondern auch in der
Anordnung und Gruppierung um den Haarbalg.. Nach demselben
Autor wechselt auch das Verhältnis zwischen den Talg- und Schweiß-
drüsen sowohl bei den einzelnen Tierspezies als auch an den einzelnen
Körperstellen. |
Was nun die verschiedenartige Ausbildung der Talgdrüsen bei
verschiedenen Rassen derselben Haustierart anbetrifft, so haben
Flatten und Kränzle beim Schwein, Rostafinsky bei Rindern
und Fritsch beim Menschen gewisse Unterschiede feststellen können.
Die beiden ersten haben die Ausbildung der Talgdrüsen verschiedener
domestizierter Schweinerassen mit der des Wildschweines verglichen.
Am stärksten waren sie beim Wildschwein entwickelt, bei dem sie den
Ausführungsgang kreisförmig umgaben. Die Drüsenräume sind meist
bauchig erweitert und erhalten durch zwei bis drei wenig tiefe, von
außen in sie einspringende schmale Eir buchtungen ein etwas ungleich-
mäßiges Aussehen, sind jedoch im ganzen bläschenförmig. ‚Zuweilen
überragt die eine oder andere Drüsenausbuchtunrg das untere Ende
des Haarbalges. Bei dem Bakonierschwein sind die Talgdrüsen weniger
zahlreich, wenn auch gut entwickelt. Meist sind zwei Talgdrüsen an
gegenüberliegenden Stellen des Haarbalges vorhanden. Die Mündung
des einen Ausführungsganges liegt in der Rege] etwas höher als die des
gegenüberstehenden. Im Vergleich zu dem Wildschwein sind die Drüsen-
räume mehr länglich flächenförmig gestreckt. Beim Yorkshire war
überhaupt keine Andeutung von Talgdrüsen zu finden. — Rosta-
finsky hat Unterschiede in der Zahl der Talgdrüsen bei zwei Rinder-
rassen festgestellt und zwar solldie Anzahl derselben beim ungarischen
Steppenvieh gegenüber dem polnischen Rotvieh bedeutend größer
sein, was er mit dem Fettreichtum der Haut der Südrassen in Ver-
bindung bringt. Dieses Verhältnis der Zahl der Schweißdrüsen ist jedoch
nicht bei allen Körperstellen dasselbe. An der Schwanzspitze, dıe sich
durch geringe Drüsenzahl auszeichnet, findet er in dieser Beziehung
eine Prävalenz des polnischen Rotviehes.
Beim Menschen liegen nur vereinzelte Angaben über Rassenunter-
schiede in der Ausbildung der Talgdrüsen vor. Nach Fritsch sind be:
den dunkelp'gmentierten Afrikanern die Talgdrüsen in außerordent
licher Mächtigkeit entwickelt, welche die starke sekretorische Tätigkeit
der Haut dieser Völkerstömme bedingen. Bei braunen arabischen
Rassenanglytische Untersuchungen an Schafen usw. 121
Stämmen mit trockener Haut sollen die Talgdrüsen nach demselben
‚Forscher auffallend schwach entwickelt sein. — Die Anordnung der
.Hautdrüsen ist dagegen bei allen Menschenrassen im allgemeinen gleich.
‚Nach Zorn kann man als beachtenswert mit Bezug auf Rasseeigen-
‚tümlichkeit vielleicht die von Frederic beobachtete einseitige La-
‚gerung der Talgdrüsen auf der konkaven Seite der Follikelkrümmung,
- wie wir sie bei’ Wollhaarigen finden, verzeichnet werden. Nach Zorn
ist „der Grad der Ausbildung der Talg- und Schweißdrüsen in Beziehung
zu den Arrectores pili zum Gegenstand von anthropologischen Rasse-
studien gemacht worden, ohne einwandsfreie Resultate.“
- H. v. Nathusius wirft die Frage auf, ob nicht in der Zahl und
Ausbildung der Talgdrüsen Unterschiede vorhanden sind, meint
jedoch, daß solche anatomischen Verschiedenheiten bisher bei den
Schafrassen noch nicht nachgewiesen werden konnten und nimmt
an, daß die Unterschiede in der Sekretquantität und -qualität durch
stärkere oder schwächere Tätigkeit der Drüsen bedingt werden. Auch
W. v. Nathusius schließt sich dieser Ansicht an, da er in der Wolle
tragenden Haut der Schafe keine Unterschiede an Größe und Zahl
‚der Drüsen bei verschiedenen Rassen gefunden hat.
Nach unseren Untersuchungen hät sich eine außerordentliche
Variabilität der Gestalt, Größe, sonstigen Ausbildung und Anordnung
srgeben, wie dies schon Tereg hervorgehoben hat.
In den weitaus meisten Fällen stehen die Talgdrüsen mit Haaren
in Verbindung und nur vereinzelt ist eine Einmündung in tiefe, kugelige
oder becherförmige Einsenkungen der Haut beobachtet worden, die
als zystisch entartete Follikel zu deuten und wohl als Sekreträume
aufzufassen sind (vgl. unten). Eine Ausmündung der Talgdrüsen direkt
nach der Oberfläche konnten wir nirgends feststellen. Wie schon oben
‚bei der Beschreibung der Schweißdrüsen angedeutet, münden die Talg-
drüsen zuweilen auch in haarlose rudimentäre Follikel (Zackel).
Was die Formen anbelangt, so finden sich neben vollkommen
„ungelappten solche mit vielen Drüsenlappen, die außerdem ihrer-
seits noch Ausstülpungen und Fortsätze aufweisen. Vereinzelt konnte
verfolgt werden, wie sich eine Drüse in zwei Lappen teilt, die proximal
wieder verschmelzen (Karakul). Die Drüsengestalt ist bald rundlich
‚oder eval, bald mehr gestreckt, schlauchförmig, bald säckchen- und
bohnenförmig, manchmal infolge mächtiger Lappunrg auch ganz un-
regelmäßig.
Zunächst sei nur auf die Leithaardriüsen eingegangen. Die ein-
‚fachsten Formen finden sich bei den Haarschafen /Fig. 3); bei diesen
sind die Talgdrüsen gestreckt säckchenförmig, mit proximat gerichteter
‚Spitze und verbreitern sich gegen die Ansatzstelle am Haarfollikel.
‚ Gegenüber dem Mufflon haben die Talgdrüsen des Somali schon eine
-gedrungenere Gestalt. Hier schließt sich von den Mischwollschafen
.die Heidschnucke 1 (Fig. 5) an, bei der die Talgdrüsen der Leithaare
noch ziemlich einfach schlauchförmig gestaltet sind; immerhin findet
‚sich schon eine gewisse Lappung derselben und an der Schwanzwurzel des-
‚selben Tieres können sie schor. viellappig und zum Teil mächtig ausge-
6. Heft
122 Dr, Spöttel und Dr. Tänzer:
bildet sein. Noch sehrregelmäßig säckchenförmig nach unten etwas zu-
gespitzte Talgdrüsen sind bei dem Lamm von dem Bentheimer Land-
schaf vorhanden, während sie beim erwachsenen Tier bedeutend un-
regelmäßiger sind, wenn auch nech rundlich. Im allgemeinen haben
auch die Drüsen beim Leineschaf rundliche Gestalt, bei welchem sie
allerdings schon stark ge'appt sein können. Es finden sich wesentliche
individuelle Unterschiede; so sind vor allem beim Mutterschaf wie
Drüsen regelmäßiger als beim Bock,
Breiter, etwa spindelförmig sind die Leithaartalgdrüsen bei Heid.
schnucke 2; hier kommen allerdings schon größere Unregelmäßigkeiten
durch eine stärkere Lappung vor. Ähnlich liegen die Verhältnisse
beim Rar:kul, wenn auch hier durch starke Gliederung eine größere
Unregelmäßigkeit zum Ausdruck kommen kann. Am unregelmäßigsten
sind die Talgdrüsen beim Bock 271/17 infolge der stärkeren Lappung.
Rundliche, kaum gelappte Formen herrschen vor allem bei den schlicht-
wolligen Schafen vor, so beim Hampshire, Oxford (Fig. 9, 11) und
auch noch beim Württemberger veredelten Landschaf und Merino
(Fig. 12—13), jedoch kann bei letzterem Lappung vorkommen. Rundlich
oval sind die Talgdrüsen der Haut des ostfriesischen Milchschafes,
Rundliche, nach unten sich etwas verjüngende Säcke stellen die
Talgdrüsen des Geestschafes dar. Lappung ist hier kaum vorhanden.
Starke Lappung und Gliederung der Drüsen dagegen findet sich
vor allem beim Zackel, Pommerschen Landschaf, Rhönschaf und
Franken, bei einzelnen Karakuls, beim Leinebock, sowie ganz besonders
an der Schenkelprobe von Karakul 256/14 (Fig. 6). Bei der Schenkel-
probe von 256/15 ist dagegen die Talgdrüse wieder einfacher gebaut.
In den genannten Fällen findet sich eine derart große Zahl von Drüsen-
lappen, daß das ganze Haar von ihnen umfaßt wird, wie z. B. beim
Karakul-Schenkel 256/14. In anderen Fällen dagegen lagern sich die
Talgdrüsenlappen dicht um die zum Leithaar gehörige Schweißdrüse,
sodaß sie mehr oder weniger auf einer Seite des Haares zusammen-
gedrängt erscheinen, wie z. B. beim Zackel. Bei reicher Gliederung der
Talgdrüsen münden die einzelnen Lappen entweder getrennt oder aber
sie vereinigen sich zu mehreren und setzen mit kürzeren oder längeren
gemeinsamen Ausführungsgängen am Haarfollikel an, wie dies beispiels-
weise bei der Karakul-Schenkelprobe 256/14 der Fall ist. Jedoch
kommen daneben immer noch einzeln mündende Haarbalgdrüsen vor,
die dann mit ziemlich breiter Mündung an den Follikel treten.
Am vielgestaltigsten und am meisten gelappt sind die großen
Talgdrüsen der Schenkelhautprobe von Karakul 256/14 (Fig. 6), die
den ganzen Umfang des Haares umlagern. Sehr stark gegliedert ist
die Talgdrüse auch noch beim Zackel, wo, wie schon oben erwähnt,
die Drüsenlappen mehr die Schweißdrüse umlagern. Nicht ganz so
vielgestaltig ist die Drüse beim Pommerschen Landschaf, und zwar
finden sich in der Haut der Schwanzwurzel von Nr. 2 noch die unregel-
mäßigsten Formen in einer derartigen Lagerung, daß die zahlreichen
Lappen das Haar teilweise ganz umschließen. Ähnlich, doch nicht ganz
so stark ist die Ausbildung der Talgdrüsen beim Pommerschen Land-
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw, .123
-schafbock, verhältnismäßig einfach dagegen bei dem Mutterschaf
. Nr.2. Es finden sich also ziemliche individuelle Unterschiede. Diese
kommen auch beim Leineschaf derart zum Ausdruck, daß beim Bock
eine große Gliederung der Talgdrüse vorliegt, während die untersuchten
Mutterschafe mehr rundlich ovale, kaum gelappte Talgdrüsen auf-
weisen. Beim Bock dagegen haben die Drüsenlappen ganz unregel-
. mäßige Gestalt. Auch beim Karakul sind größere individuelle ‚Unter-
-schiede vorhanden. Während bei dem Fock 439 und dem anderen
Mutterschaf 269/14 die Talgdrüsen verhältnismäßig einfach und gering
gelappt sind, weisen sie in der Haut von 269/15 eine größere Vielge-
.staltigkeit auf. Hier liegen bis etwa sieben große vakuolisierte Drüsen-
lappen an der Schweißdrüsenseite zusammengedrängt. Altersunter-
schiede können auf Grund des Materials nicht ersehen werden. Auch
die Vermutung, die starke Differenzierung der Drüse beim Leinebock
ın Zusammenhang zu bringen mit dem Geschlecht, kann mindestens
nicht verallgemeinert werden, da beim Karakul die Verhältnisse gerade
umgekehrt liegen, wie eben ausgeführt. Beim pommerschen Landschaf
‚hat gleichfalls der Bock eine geringere Ausbildung der Talgdrüsen als
die untersuchten Muttern.
Die Talgdrüse scheint in besonders hehem Maße von irgend.
welchen inneren oder äußeren Faktoren beeinflußbar zu sein. So hat
die Haut vom Abbenburger Oxford 1920 eine mächtige Ausbildung
. der Talgdrüsen aufzuweisen, während sie bei demselben Tier 1922 sich
keineswegs von der Größenausbildung der vergleichsweise unter-
‚suchten Querfurter Oxfords unterscheiden. Auch bei der Heidschnuckel
findet sich zu verschiedenen Zeiten eine verschiedene Ausbildung
der Talgdrüsen. Während diese 1921 gering entwickelt sind, zeigen sie
1922 eine starke Größenausbildung.
Das Verhältnis des Längs- zum Querdurchmesser ist sehr variabel,
wie aus den Ausführungen abgeleitet werden kann, Die verschiedene
-Diekenausdehnung kommt besonders deutlich bei dem Vergleich der
Talgdrüsenquerschnitte auf Hautparallelschnitten zum Ausdruck. Den
schmalsten Querschnitt findet man beim Mufflon (Fig. 16), bei dem
der Drüsenanschnitt sıchelförm,g dem Haar dicht anliegt. Jerundlicheı
die Drüse wird, desto rundlicher erscheint auch der Querschnitt (Ox-
‚ford, Hampshire, Württemberger veredeltes Landschaf, Merino),
während bei starker Lappigkeit die Anschnitte mehr oder weniger un-
regelmäßige Gestalt annehmen (Zackel. Pommer, Teinebock, einige
.Karakuls, Rhön 26/11 und gelegentlich Franken, im Extrem bei
Karakul-Schenkel256/14), sodaß also auch hier die oben bei der Gestalt
aufgestellten Typen gelten. (Die einfachsten Verhältnisse bei den Haar-
schafen und die kompliziertesten meistens bei den Mischwollschafen.)
Bezüglich der Lagebeziehungen der Leithaartalgdrüsen zum Haar
lassen sich bestimmtere Angaben wegen der großen Mannigfaltigkeit
derselben nach Zahl, Anordnung und Größe nicht machen; immer-
hin erstrecken sich die einfachen säckehenförmigen Drüsen parallel
zum Haar (Mufflon, Somali, Heidschnucke 1 und 2, Karakul, auch noch
Leine), während bei den rundlichen Drüsen, vor allem wenn sie eine
6. Heft
.124 5 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
beträchtliche Größe erreichen, sich keine bestimmte Lagebeziehung
zur Haarrichtung mebi nachweisen läßt, schon deshalb, weil auch die
Haa:e der Tiere mit größeren Talgdrüsen keine gerade Erstreckung mehr
haben (Schlicht- und zum Teil Feinwollige).
Gegenüber der Vielgestaltigkeit der Talgdrüsen der Leithaare haben
die Talgdrüsen der Gruppenhaare bedeutend einfachere Gestalt. Sie
sind in ihrer Form und Ausbildung stark abhängig von der Lagebe-
ziehung innerhalb der Gruppe. Bei sehr dichter Lage können die Talg-
drüsen die bertehenden Zwischenräume zwischen den Haaren voll-
kommen ausfüllen, wie dies beispielsweise bei dem Merino oder aber
. auch bei dem Abbenburger Oxford 1920 infolge der Größe der be-
treffenden Talgdrüsen der Fall ist. Damit besteht auch hier, ähnlich
wie es Bonnet und Jeß fanden, eine gewisse Abhängigkeit der Form
der Drüse von.der Haardichte; allerdings nicht in der Strenge, daß je
‚dichter der Haarwuchs, desto länger und schmaler die Drüsen aus-
gebildet werden und je dünner, desto runder dieselben sind.
Im allgemeinen finden sich die größten und unregelmäßigsten
Talgdrüsen bei den Tieren, die die geringste Haardichte aufweisen,
so speziell bei der Schenkelprobe vom Karakul 256/14, wo die Haare
sehr stark vermindert sind. Dem würde entsprechen, daß beim Zackel
gemäß der geringen Haardichte die Taled:üsen der Leithaare am
mächtigsten entwickelt, während sie beim Mufflon mit einer dem
anderen Extrem nahestehenden Haardichte am schwächsten' aus-
gebildet sind. Entspreshend dem größeren zur Verfügung stehenden
Raume können sich vielleicht die Talgdrüsen bei dünnem Haarstande
mehr entfalten, sodaß ‘diese Entwicklung mechanisch verständlich
werden kann.
Andererseits sind auch physiologische Gesichtspunkte heranzu-
ziehen; zur Produktion des erforderlichen Drüsensekrets muß bei den
Schafen mit dünnem Haarstande der Drüsenkörper vergrößert werden,
während bei dichtwolligen Rassen das notwendige Drüsenareal ent-
sprechend der größeren Haarzahl auch durch eine größere Talgdrüsen-
zahl erreicht wird. Daß hier jedoch keine absolut festen Korrelationen
vorliegen, zeigt die individuell schwankende Ausbildung der Talg-
drüsen; so sind sie in der Schenkelhaut vom Karakul 256/15 nicht
so stark entwickelt wie bei 256/14. Die physiologischen Bedingungen
können ja auch während des individuellen Lebens wechseln. Was die
Abhängigkeit der Talgdrüse von der Körperstelle anbelangt, so zeigen
sich zwischen Blatt und Schwanzwurzel bei den von uns untersuchten
Tieren geringe Unterschiede, wenn auch in einigen Fällen die Talg-
drüsen der Schwanzwurzel die komplizierteren Verhältnisse darbieten.
Bei den darauf untersuchten Bauchproben von zwei Merinoschafen
hatte die eine verschwindend kleine Talgdrüsen (458), whrend die
andere (449) sehr große aufwies. Bei letzterer zeigte dei Vergleich mit
der Blattprobe, daß am Bauch eine Vergrößerung der Haarbalgdrüsen
vorlag; die extrem aifferierende Ausbildung der Drüsen von 449 und 458
ist zweifellos auf die verschiedene Konstitution der beiden Tiere zurück-
zuführen. Die Ausbildung der Haut wie der Haare bei 458 deutet,
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 125
wie es schon oben auseinandergesetzt ist, darauf, daß es sich hier um
»inen pathologischen Zustand händelt. Hier findet sich also ein ähnliches
Verhalten, nämlich Reduktion der Talgdrüsen, wie wir es beim Leicester
am Blatt ermittelten. Vermutlich hatten die gleichen Ursachen
(pathologische Zustände) .an Blatt und Bauch zweier ziemlich weit
auseinanderstehender Rassen den gleichen Endeffekt. Ob nun in der
Bauchhaut allgemein die Talgdrüsen wie be‘ 449 vergrößert sind,
müssen noch we’tere Untersuchungen lehren. Durch die größere Ent-
wicklung der Talgdrüsen am Bauch würde die zum Teil größere Fett-
schweißproduktion desselben morphologisch verständlich sein. Auf die
besonderen Verhältnisse beim Karakulschenkel ist wiederholt hin-
gewiesen. Die mächtige Entwicklung der Talgdrüsen ist hier wohl,
wie das Jeß schon vermutet, mit den speziellen mechanischen Ver-
hältnissen der Haut zu erklären.
Nach den obigen Ausführungen bestätigt sich die Angabe Bohms
nicht, daß zusammengesetzte Drüsen nur an unbehaarter Haut, nie
dagegen an behaarten Körperstellen zu finden seien.
Wie in der Gestalt, so finden sich auch in der Größe der Drüsen
weitgehende Unterschiede, und zwar nicht nur von Tier zu Tier, sondern
auch von Haar zu Haar. Die größten Talgdrüsen haben gewöhnlich
die Leithaare, wenn auch die an der Peripherie stehenden Gruppen-
haare zuweilen in ihrer Größe den erwähnten Drüsen nicht nachstehen.
Gelegentlich sind aber auch innerhalb der Gruppe größere Talgdrüsen
anzutreffen. Zunächst seien auch hier wieder die Leithaardrüsen be-
handelt, da die Gruppenhaartalgdrüsen auch in ihren Größen von
mechanischen Verhältnissen (Dichtigkeit des Haarstandes) in stärkerem
Grade abhängig sind als die Leithaardrüsen. Letztere haben infolge
ihrer isolierten Stellung im allgemeinen eine freiere Gestaltungsmöglich-
keit. Die größte Tiefenerstreckung der Talgdrüse und zwar pis in die
unteren Schichten des Stratum reticulare findet man bei der Heid-
schnucke 2, während die einfach gebauten Drüsen des Mufflon (Fig. 3)
nur eine geringe Tiefenerstreckung haben, sodaß hier entsprechend
der geringeren Gestaltsdifferenzierung wohl die Gesamtmasse der
Talgdrüsen die geringste ist.
Entsprechend ihrer Länge und ihrem ziemlich beträchtlichen Quer-
schnitte besitzen die Talgdrüsen von Heidschnucke 2 ein beträchtliches
Lumen; demgegenüber zeigt Heidschnucke 1 nur eine geringe Aus-
bildung derselben. Starke Größenausdehnung der Talgdrüsen finden
wir beim Geestschaf und vor allem beim Abbenburger Oxford 1920.
Dem Gesamtvolumen nach zeichnen sich auch die zusammengesetzten
Drüsen der Leithaare bei dem Zackel, Pommerschen Landschaf, dem
Leinebock, einigen Karakuls, Rhön-, auch noch Frankenschaf und
ganz besonders die Schenkelinnenseite vom Karakul 2506/14 aus, wenn
auch gerade hier die Tiefenerstreckung der Talgdrüsen eine verhältnis-
mäßig geringe ist. Die andere von uns untersuchte Schenkelprobe von
Karakul 256/15 steht in der Massenentwicklung der Talgdrüsen etwas
zurück. Nicht sehr lang sind die rundlichen Talgdrüsen beim W ürttem-
berger veredelten Landschaf und Merino; bei der Bauchhaut des Merino-
6. ITeit
126 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
fleischschafes 458 und dem Leicester sind sie verschwindend klein.
Wahrscheinlich ist hier die geringe Ausbildung auf durch Krankheit
bedingte pathologische Umänderungen zurückzuführen.
Wir können also feststellen, daß die jeweils dicksten und größten
Talgdrüsen meist den Leithaaren zukommen. Diese unterscheiden sich,
wie später noch genauer ausgeführt werden soll, wenigstens bei den.
Haarschafen und mehr oder weniger auch bei den Mischwollschafen
durch ihre Größe von den Gruppenhaaren, sodaß hier also den dickeren
Haaren die größeren Talgdrüsen zukommen, wie dies Gurlt fest-
stellte.
Teilweise schon bei den Mischwolligen, sowie bei den Schlicht-
wolligen und vor allem den Merinos sind die Unterschiede bezüglich
der Dicke zwischen Leit- und Gruppenhaaren in Wegfall gekommen,
und doch haben. auch hier im allgemeinen noch die Leithaare die größeren
Talgdrüsen, wenn auch die Talgdrüsen der am Rande stehenden
Gruppenhaare an die Größe derjenigen der Leithaare vielfach heran-
reichen. Es kann also weniger die Abhängigkeit der Größe der Talg-
drüsen von der der Haare geltend gemacht werden, als vielmehr die
Beziehung zum Charakter des Haares entsprechend der Stellung in der
Haut als Leithaar oder Gruppenhaar, auf die später noch einzugehen ist.
Es muß nämlich bedacht werden, daß die Größe der Talgdrüsen der
Leithaare zunächst der Haardicke entspricht, sodaß hierin eine Über-
einstimmung mit den Angaben Gurlts bestehö. Diese Beziehung trifft
aber keineswegs für die schlicht- und feinwolligen Schafe zu, da ja hier
die Dickenunterschiede zwischen den Leiıt- und Gruppenhaaren in
Wegfall kommen, was später noch ausführlicher behandelt wird.
Auch rassenanalytisch besteht die Gurltsche Beziehung nicht.
Denn den dicksten Haaren (bei den Haarschafen) kommen keineswegs
auch die größten Talgdrüsen innerhalb der verschiedenen Schafrassen
zu. Andererseits ergibt sich aus unseren Untersuchungen keineswegs
eine Stütze für die Annahme von Chodakowski und Bonnet,
welche die Ansicht vertreten, daß die Größe der Haarbalgdrüse sich
allgemein umgekehrt verhalte, wie die Größe des Haares. Auch die von
ihnen gerade als beweisend herangezogenen großen Talgdrüsen bei
feinwolligen Schafen können nach unseren Ermittelungen nicht ange-
führt werden, da sieim Vergleich zu der Entwicklung bei anderen Rassen
nicht als besonders groß anzusprechen sind. — Die Größenentwicklung
und das Gesamtvolumen an Talg sezernierenden Zellen pro Haar und
Tier ist auch abhängig von der Zahl der jedem Haar zukommenden
Drüsen. Die Gruppenhaare haben 1 bis 4, gewöhnlich 2 Talgdrüsen.
Ihre Gestalt und Größe sowie Anordnung zum Haar ist sehr variabel
und, wie schon oben erwähnt, von der Stellung innerhalb der Gruppe
abhängig. Bei sehr dichter Anordnung der Haare innerhalb der Gruppe
kann es zu einer starken Reduktion oder Verdrängung der Talgdrüsen
kommen, wie dies öfters beim Merino, vor allem bei dem Tuchwoll-
schaf der Fall ist. Andererseits erscheinen bei sehr großer Ausdehnung
der Drüsen die Haare wie eingebettet in diesen und infolge der engen
Zusammenlagerung der Drüsen kann es gelegentlich zur Verschmelzung
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 127
zweier benachbarter zu einem Drüsenkonglomerat kommen, welches
dann an zwei Haare herantritt.
Die Zahl der Talgdrüsen der Leithaare schwankt außerordentlich.
Oft finden sich zwei, die ganz charakteristisch zu dem Leithaar und der
dieses stets begleitenden Schweißdrüse angeordnet sind. Die beiden
Talgdrüsen umgreifen dann je nach Größe halbmondförmig das Haar
und zwischen beiden liegt der Schweißdrüsengang zum’Haar opponiert.
Bei dieser oft sehr charakteristisch ausgeprägten Anordnung sind
im allgemeinen die Talgdrüsen gleich groß, der Raum zwischen diesen
wird durch den Arrector pili abgeschlossen, der, wie schon oben aus-
einandergesetzt, in den tieferen Lagen noch einheitlich ist und nach
oben zu in verschiedene Zipfel ausläuft. Die Talgdrüsen der Leithaare
sind also im allgemeinen außer durch ihre Größe gegenüber denen
der Gruppenhaare durch die Anwesenheit der Arrectores pili aus-
gezeichnet, was auch in der Funktion einen gewissen Ausdruck finden
mag. Mit großer Regelmäßigkeit haben die Leithaare beim Mufflon
und Somalı nur zwei Talgdrüsen, während bei allen anderen Schaf-
rassen doch größere Abweichungen vorkamen. Immerhin wurden
bereits beim Somali 28/18 in einem Falle drei Talgdrüsen pro Leithaar
festgestellt; während zwei die sonst übliche Anordnung aufweisen,
ist die dritte der Schweißdrüse opponiert.
Die erwähnte regelmäßige Anordnung von Leithaar, Talg- und
Schweißdrüse kann nun durch verschiedene Verhältnisse gestört
werden; es ist dies z. B. der Fall, wenn starke Bindegewebsfaserzüge
nder benachbarte Haare eine regelmäßige Entwicklung verhindern
oder wenn die Talgdrüsen seitliche Lappen von unregelmäßiger Gestalt
abgeben. Kommen zu den zwei Talgdrüsen noch eine dritte oder noch
mehrere, so kann die ursprünglich regelmäßige Anordnung mehr oder
weniger gestört werden. Auch kann infolge der mächtigen Entwieklung
der Talgdrüse die Schweißdrüse aus ihrer typischen Lage zu Haar und
Muskel verdrängt werden, wie dies öfter zu beobachten ist.
Bei Ausbildung einer dritten Talgdrüse, wie es häufig der Fall ist,
liegt diese in der Regel auf der der Schweißdrüse entgegengesetzten
Seite des Haares, dieser opponiert. Steigt dagegen die Zahl der Talg-
drüsen noch höher, so umlagern, wie schon oben angedeutet, die Talg-
drüsen entweder das Haar im ganzen Umfange oder die Schweißdrüse.
Ist die Zahl der Talgdrüsen gestiegen, so erfolgt des öfteren ihre Ein-
mündung nicht mehr wie sonst auf annähernd gleicher Höhe, sondern
es können dann bis zu drei Drüsen übereinander gelagert münden.
Letzterer Fall ist bei Haarschafen selten. Immerhin können zwei
übereinander mündende Drüsen schon beim Mufflon festgestellt werden.
Dasselbe beobachten wir keim Zackel, Bentheimer 476 (Blatt) (Fig. 7)
und deren Lamm, Karakul (vor allem 269/15), Pommer 1, Leine 491,
Rhön 464, Franken, Abbenburger, Oxford, Württemberger 459 und
auch beim Merino 441 (Blatt), also oft dort, wo die Talgdrüsen eine
reiche Gliederung erfahren haben. Nicht selten ist dann die weiter
distal mündende Drüse die größte.
6. Heft
138 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
Eine Beziehung zwischen Zahl der Talgdrüsen und Stärke der
Haare läßt sich wie bei der Beziehung zwischen Größe der Drüse und
Haardicke wohl für dasselbe Tier aufstellen, nicht aber als rassen-
analytische Korrelation. Denn auch hier fügen sich die Haarschafe
mit dem größten Haardurchmesser keineswegs der gelegentlich ver-
muteten Abhängigkeit. Von den Mischwolligen zu Schlicht- und Fein-
wolligen zeigt sich im allgemeinen mit Abnahme des Dickendurch-
messers der Haare eine Abnahme der Drüsenzahl.
Das Gesamtvolumen an Talgdrüsen ist nun andererseits noch ab-
hängig von der Dichte des Haarstandes.. Da ja die Talgdrüsen in
engster Beziehung zum Haar stehen, so hängt ihre Gesamtzahl natur-
gemäß in gewisser Weise mit der Dichtigkeit der Behaarung zusammen.
Da nun bekanntlich eine Zunahme der Haardichte von den misch-
wolligen zu den feinwolligen erfolgt, so ist auch bei letzteren ein größerer
Drüsenreichtum vorhanden. Diese Rassengruppierung von den Haar-
schafen zu Mischwoll-, Schlichtwoll- und Feinwollschafen erleidet nun
dadurch eine gewisse Durchbrechung, daß dank der Vielgestaltigkeit
der Drüsen gerade bei den Leithaaren der Mischwolligen und den
gröberen Vertretern der Schlichtwolligen das Drüsenareal vermehrt
erscheint. Während die feinwolligen Schafe in der Größenausbildung
der Talgdrüse den mischwolligen Schafen nachstehen, ist in Bezug auf
die Zahl der Talgdrüsen pro Flöcheneinheit entsprechend der größeren
Haarzahl etwa das umgekehrte der Fall, sodaß das Volumen der Talg-
drüsen insgesamt bei beiden doch zum mindesten das gleiche oder bei
den Merinos sogar noch höher sein kann als bei den mischwolligen
Schafen.
Zweifellos das größte. Drüsenareal hatte das Abbenburger Oxford
(1920). Dieses zeichnete sich zu dem angegebenen Zeitpunkt gegenüber
allen anderen untersuchten Rassen durch seinen außerordentlichen
Reichtum an Talgdrüsen und die mächtige Diekenausbildung derselben
aus. Hier gelten aber keineswegs Abhängigkeiten von Haardichte und
Haardicke. Dafür, daß gelegentlich durch Wirkung irgendwelcher
Faktoren das aufgestellte Verhältnis der Masse der Talgdrüsen zur
Behaarung modifiziert werden kann, spricht, daß die außerordentliche
Entwicklung der Talgdrüsen des Abbenburger Oxford nach zwei Jahren
zurückgegangen war und nunmehr dasselbe Verhältnis zeigte wie bei
den Querfurter Oxfords.
Was nun die Einmündungsstellen der Talgdrüsen in den Haar-
follikel anbelangt, so liegen diese meıst auf annähernd gleicher Höhe;
jedoch können, wie schon oben angeführt, oiese auch übereinander
angeordnet sein. In der Regel liegen die Talgdrüsen und deren Mün-
dungen bei den Leithaaren weiter proximal als die der Gruppenhaare.
Aber auch die Talgdrüsen der am Rande stehenden Gruppenhaare,
zumal der gröberen liegen etwas tiefer als die der anderen Gruppen-
- haare, so daß sich hier etwas der Unterschied zwischen Leit- und
Gruppenhaaren diesbezüglich verwischt; und je mehr sich die zunächst
sehr beträchtlichen Unterschiede zwischen Gruppen- und Leithaaren
ausgleichen, desto mehr treten auch diese Unterschiede zurück. Das
\
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 129
zeigt sich vor allem bei den Schnittserien parallel zur Hautoberfläche.
Während bei den Haarschafen und den Mischwolligen auf den ober-
flächlichen Schnitten zunächst nur die Talgdrüse der Gruppenhaare
anzutreffen sind und sich erst auf den tieferen Schnitten die Leithaar-
drüsen einstellen, kann man bei den schlicht- und feinwolligen Schafen
auf demselben Hautparallelschnitt schon die Drüsen beider Haut-
kategorien zusammen finden, wenn auch hier immerhin noch die
Talgdrüsen der Leithaare etwas tiefer beginnen als die der anderen
Haare. Es variiert also die Ansatzhöhe bei demselben Tier schon
nach der Hautart. Im allgemeinen liegt die Einmündung an der Grenze
des ersten und zweiten Fünftels der Haarfollikellänge, doch finden sich
hiervon geringere oder größere Abweichungen. Jedenfalls erfolgt die
Einmündung der Talgdrüse stets fast unmittelbar oberhalb der Stelle,
wo die Differenzierung der Wurzelscheide distalwärts aufgehört hat.
Besonders hoch lag die Einmündungsstelle bei einem Leine- und dem
Frankenschaf, bei welch letzterem die Talgdrüse teilweise schon in den
gemeinsamen Endfollike! mehrerer Haare (vgl. unten) münden.
Die Talgdrüsen können an den Haarfollikeln entweder direkt in
verschiedener Breite ansetzen, ohne daß ein besonderer Ausführungs-
gang vorhanden ist (Mufflon Fig. 3, Somali Fig. 4), oder aber es
setzt sich das an den Haarbalg mit Lumen einmündende Endstück der
Talgdrüse gegenüber dem Drüsenkörper etwas ab, sodaß eine Art Aus-
führungsgang zustandekemmt. Diese Ausbildung findet sich in ge-
ringerem oder stärkerem Grade insbesondere bei zusammengesetzten
Drüsen. Die Öffnung deı Talgdrüsen in den Haarfollikel ist sehr variabel,
teils ziemlich groß, teils verhältnismäßig klein. Es finden sich selbst
bei demselben Tier größere Verschiedenheiten.
Ein verhältnismäßig langer Ausführungsgang ist besonders beim
Zackel, dem Karakul, vor allem an der Schenkelprobe auch gelegentlich
beim Bentheimer Landschaf, Rhön-, Frankenschaf, dem Leinebock
vorhanden, während besonders weite Ausmündung bei dem Bentheimer
(Blatt), den Württembergern 459 und 417, sowie den Merinos 443
und 442 vorkommen. Irgend welche Rassebeziehungen scheinen dem-
nach nicht zu bestehen.
Die Richtung, unter welcher die Einmündung erfolgt, kann ent-
weder rechtwinklig oder spitzwinklig sein. Ein merklicher Unterschied
im: Einmündungswinkel der Talgdrüsen bei Stichel-, Grannen- und
Wollhaaren tritt nicht in dem Grade hervor, wie es Bonnet angegeben
hat, da sich bei derselben Hautprobe die verschiedensten Einmündungs-
winkel nebeneinander vorfinden können.
Gewöhnlich überragt da. distale Ende der Drüse den Ausführungs-
gang sehr wenig, es kommen jedoch auch in dieser Beziehung Ab-
weichungen vor, sodaß die Einmündungsstelle in der Mitte der Drüsen
zu liegen kommt, ia beim Leine 49] wurde festgestellt, daß die Ein-
mündung am proximalen Ende der Talgdrüse lag. Rassenunterschiede
in der Mündungsart der Talgdiüsen lassen sich keineswegs nachweisen.
Auf den speziellen histologischen Bau einzugehen, würde hier zu
‚ weit führen. Nur sei darauf hingewiesen, daß in vielen größeren Talg-
Archir für Natnrgeschichte,
1928. A. 6, I 6. Heft
130 Dr. Spöttel ımd Dr. Tänzer:
drüsen größere Lumina vorhanden sind, und daß beim Karakul 269/15 -
die Drüse sehr stark schaumig ausgebildet war.
Die angeführten Tatsachen zeigen, daß große Unierschiede be-
züglich der Ausbildung der Hautdrüsen bestehen. Die Schweißdrüsen
erreichen ihre komplizierteste Entwicklung bei den Feinwollschafen,
während sie bei den Haarschafen am wenigsten differenziert
sind. Zwischen beiden stehen die Misch- und Schlichtwollschafe,
Die Talgdrüsen zeigen dagegen in noch geringerem Maße Rasseab-
hängigkeiten. Am schwächsten sind sie auch wieder bei den Haar-
schafen entwickelt. Bei den Mischwolligen haben wir im allgemeinen
eine große Gliederung und mächtige Entwicklung der Leithaartalg-
drüsen, bei den Feinwolligen dagegen wird diese Größenentwicklung
ausgeglichen entsprechend der größeren Haardichte durch eine größere
Drüsenzahl. Es fragt sich nun, inwieweit der anatomisch-histologischen
Grundlage die Fettschweißproduktion entspricht.
Bezüglich der physiologischen Wirkungsweise hat man bei Schafen
zunäch.t festsiellen können, daß die Ausscheidung der Talg- und
Schweißdrüsen verschiedener Rassen sehr verschiedenartig ist. Nach
H. v. Nathusius und Bohm ist die Menge des Talgdrüsensekretes
außer von Alter, Geschlecht, Individuum und Ernährung noch von den
Rassen und typischen Zuch‘formen bedingt. Nach letzterem ist auch
die Beschaffenheit des Fettschweißes von denselben Faktoren abhängig.
H. v. Nathusius führte an, daß Unterschiede in der Sekretquantität
und -qualität durch größe:e Tätigkeit der Drüsen bedingt werden,
da er ebensowenig wie W. v. Nathusıus Unterschiede der Drüsen
nach Zahl und Größe bei verschiedenen Rassen nachweisen konnte.
Nach unseren Untersuchungen bestehen dagegen gewisse Unterschiede.
Nach v. Nathusius sollten ja die Schweißdrüsen beim Schaf spörlich
entwickelt sein und man suchte dadurch d:e Erscheinung, daß ein
Schaf niemals schwitze, morphologisch zu stützen. Doch konnten wir
gerade beim Merino oft gut entwickelte Schweißdrüsen nachweisen.
Über die spezifisch chemisch-physiologische Wirkungsweise
der Talgdrüse wie Schweißdrüse des Schafes ist man zurzeit noch wenig
unterrichtet. Nach Bohm ist das Schweißdrüsenexkret gasförmig, das
der Talgdrüsen ist in Fett umgewandelter Zellsaft. Nach :hm soll dıe
Tätigkeit der Talgdrüsen beim Schaf und namentlich bei dem „Woll-
schaf par excellence“, dem Merinoschaf, eine sehr bedeutende sein,
dazu mischt sich nach demselben das Exkret der Schweißdrüsen und
das Ammoniak der Stalluft, die zusammen eine chemische Verbindung
eingehen.
Genauere neuere Untersuchungen über diesen Gegenstand fehlen
dagegen noch. Es wäre interessant, die Abhängigkeit des Rendements
von der Drüsenausbildung festzustellen. — Bei den Landrassen, denen
sich nach Bohm die englischen Kulturrassen anreihen, begegnen wir
‚einer nur schwachen Fettschweißproduktion. Schon Tereg hatte ja
auf die geringe Schweißmenge bei Mufflon und Heidschnucke hin-
gewiesen. — Den feinwolligen Schafen, vor allem den Merinos, kommt
‚dagegen im allgemeinen ein geringeres Rendement zu. Doch finden sich
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 131
sowohl nach Quantität und Qualität des Fettschweißes größere Unter-
schiede. Die Verschiedenartigkeit bei verschiedenen Rassen, Zucht-
formen und Individuen ist als abhängig anzusehen von der Zahl und
Größe der Talg- und Schweißdrüsen und von der Intensität der Sekret-
abscheidung, die vielleicht wenigstens bei den Schweißdrüsen und
möglicherweise den Talgdrüsen der Leithaare in gewissem Maße von der
Tätigkeit und Anwesenheit des Musculus arrector pili beeinflußt ist. —
Die schwache Entwicklung der Schweiß- und Talgdrüsen bei Mufflon,
Somali und Heidschnucke 1 würde die trockene Beschaffenheit des
Haarkleides morphologisch bestätigen. Heidschnucke 2 weicht dagegen
erheblich ab durch starke Ausbildung der Hautdrüse. Dementsprechend
ist auch dıe Fettschweißproduxtion eine höhere. Die erhöhte Fett-
schweißproduktion beı den Merinos, aie sich ın einem geringeren Ren-
dement ausdrückt, wäre vielleicht morphologisch zu erklären durch
das infolge größerer Anzahl größere Talgdrüsenvolumen und die stärkere
Entwicklung der Schweißdrüsen. Ob ferner noch Unterschiede ın der
Intensität der Hautdrüsensekretion bestehen, ist noch unbekannt,
Nun entsprichö andererseits der außerordentlich starken Aus-
bildung der Hautdrüsen beim Abbenburger Oxford (1920) auch keine
extrem schweißige Wolle. Diese unterscheidet sich vielmehr wenig
von den anderen englischen Wollen). Man muß daher zur weiteren
Erklärung annehmen, daß für die Abscheidung der Hautdrüsen noch
physiologische oder auch nervöse Reize mitbestimmend sind.
Ob also bestimmte Beziehungen zwischen Größe der Talgdrüsen
und Menge wie Art des produzierten Sekretes bestehen, läßı sich aus
den Untersuchungen nicht mit Bestimmtheit ersehen. Ebensowenig
läßt sich auch eine bestimmte Beziehung zwischen der Ausbildung
und der Zahl der Talgdrüsen zu der der Schweißdrüsen, wieauch zwischen
den letzteren und der Fettschweißmenge und Art desselben feststellen.
Bezüglich der Bezeichnung der Schweiß- und Talgdrüsen hat man
verschiedentlich Abänderungsvorschläge gemacht. Da nach Jeß die
Fcrm der Hautdrüsen sehr variabel und die angegebene Scheidung für
die vergleichende Anatomie unbrauchbar ist, stellt er sich aufden histo-
genetischen Standpunkt und bezeichnet die eigentlichen Schweißdrüsen
als primäre, dıe Talgdiüsen als sekundäre Hautdrüsen, da erstere direkt
von der Epidermis eingesenkt und die letzteren von den Follikeln ge-
bildet werden sollen. Hiergegen ist jedoch einzuwenden, daß der an-
gegebene Bildungsprozeß der Hautdrüsen keineswegs den Tatsachen
entspricht, da nach unseren embryologischen Untersuchungen beim
Schaf beide Drüsenarten durch Einstülpung und Differenzierung der
Zellen der Follikel entstehen, wie später ausgeführt wird. Auch Graff
hält die Bezeichnung Schweiß- und Talgdrüsen für nicht geeignet und
schlägt vor, die Drüsen nach ihrer Form zu nennen. Die Bezeichnung
1) Nach Völtz wurde das Rendement. des gleichen Schafes (laufende
Nr. 38) auf 62 °/, geschätzt, zeigt also gegenüber anderen englischen Schafen
keine wesentlichen Unterschiede.
9* 6. Heft
132 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
tubulöse und acinöse Hautdrüsen würde den tatsächlichen Verhältnissen
noch am ehesten Rechnungtragen, sofern man nicht diealte Bezeichnung
beibehalten will. Doch müssen über die physiologische Bedeutung der
Hautdrüsen des Schafes noch nähere Untersuchungen Aufschluß geben.
Die Stellung und Gestalt der Haarwurzeln.
Untersuchungen über die Gestalt und die Einpflanzung der
Haar wurzeln sind namentlich bei der menschlichen Kopfhaut und
beim Schaf angestellt. Man hat diese Ausbildung verschiedentlich als
Rassemerkmal benutzt. — Nach Eschricht kann man die Richtung
der Haarwurzeln am besten aus der Richtung der Haarbälge und ihrer
Drüsen erkennen. Nach Osiander und Eschricht ist diese Richtung
der Haarbälge selten gerade, sondern schief und zwar an den einzelnen
Körperstellen in verschiedener Weise. Letzterer gibt an, daß die Haar-
bälge genau so gedreht sind wie die Haare selbst; auch wenn diese einen
starken Bogen oder fast einen Kreis beschreiben, findet sich der ent-
sprechende Verlauf bei dem Haarbalg wieder. — Götte, Fritsch
u. a. erwähnen die starke Krümmung der Wurzelscheiden bei spiralig
gedrehten Menschenhaaren. Nach letzterem föllt die Krümmung umso
stärker aus, je enger die Spirale des Haares gewunden ist. Bei anderen
Haarformen ist die Krümmung der Wurzeln vielfach säbelförmig,
also nur in einer Ebene gebogen. Gelegentlich wurde eine geringe
seitliche Abweichung aus der Krümmungsebene beobachtet, doch
fanden sich auch fast gerade Follikel. Nach Fritsch erweist es sich
als unmöglich, eine Schnittrichtung zur Haut zu finden, in welcher
auch nur ein großer Teil der getroffenen Haare wirklich sich genau
im Längsschnitt zeigt; selbst die zur nämlichen Gruppe gehörigen
Haare sind nicht untereinander parallel, sondern weichen in ver-
schiedenen Richtungen ab, indem sie ihren eigenen Weg suchen. Be-
sonders charakteristisch tritt dieses bei der Araber-Kopfhaut hervor.
Die in Gruppen angeordneten Haare, hier meist zwei, konvergieren
gegen die Austrittsstelle, sodaß daher nur eins von beiden im Längs-
schnitt getroffen wird. Die dazwischen liegenden Haare verlaufen so
abweichend, daß sie nur in schrägen Anschnitten getroffen werden.
Götte fand vor allem bei dunkelpigmentierten Menschenıassen
eine hakenförmige Umbiegung der proximalen Haarwurzelenden.
Fritsch hat dieselbe Beobachtung gemacht, wendet sich jedoch gegen
die Bezeichnung ‚‚hakenförmig“ und gibt eine mechanische Erklärung
dieser Erscheinung, auf die später noch eingegangen wird. — Von ver-
schiedenen Autoren ist eine Wucherung an den Wurzelscheiden der
menschlichen Haare festgestellt, die sich nach Fritsch vor allem
an den Wurzelscheiden der spiralig gedrehten Kopfhaare finden soll,
Solche Wucherungen werden jedoch auch bei Kopfhaaren der Europäer
erwähnt, besonders an den Stellen des Follikels, wo der Arrector pili
ansetzt. Nach Neumann soll es sich nur um path.logische Er-
scheinungen handeln, während Lesser und Fritsch sie auch bei
normalen Haaren gefunden haben. Nach Zorn soll letzterer diese
Auswüchse der äußeren Wurzelscheide als ein spezielles Rassemerkmal
der Neger angesehen haben; aus den Angaben von Fritsch selbst
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 133
ist dieser Schluß jedoch nicht ersichtlich. — Die Krümmungsverhältnisse
der Haarfollikel sind als ein wesentliches Rassemerkmal in der Anthro-
pologie vor allem von Fritsch und Waldeyer angesehen worden,
während Zorn in der Gestalt der Haarfollikel kein Rassemerkmal
sehen kann. — Schon Götte hat auf die verschiedene Gestalt der Haar-
follikel bei verschiedenen Rassen aufmerksam gemacht und meint,
daß die spiralige Krümmung des Haares innerhalb der Haut einen
gleichen Verlauf außerhalb derselben bedingt, wenn nicht andere Ur-
sachen wirken. Nach Götte beschreibt die Wurzel des tiefin der dicken
Haut stehenden, reifen ausgewachsenen Negerhaares einen Bogen,
welcher an dem proximalen Ende der Wurzel mehr oder weniger haken-
. förmig umgebogen ist. Die jüngeren Haare sind, je nachdem ihre
Wurzelenden der Hautoberfläche näher oder entfernter liegen, weniger
oder mehr gebogen und enden auch nicht hakenförmig.
Eine noch viel stärkere Krümmung als beim Follikel der Neger-
haare, ja als selbst beim edlen Merinohaar fand Götte bei dem Haar-
follikel eines Buschweibes. Das Wurzelende zweigte hier jedoch nicht
hakenförmig ab, sondern war nur schwach gewinkelt. Die stark ge-
krümmten Follikel verlaufen dieht unter der Hautobesfläche fast
horizontal. Durch eine gruppenweise Anordnung der Haarbälge,
welche noch durch das häufige Hervortreten mehrerer Haare aus einer
gemeinsamen Hautöffnung unterstützt wird, entsteht eine gewisse
Konvergenz der Bölge. — Fritsch zeigt an Längsschnitten parallel
zum Haar markante Unterschiede bei verschiedenen Menschenrassen.
Bei Sudanesen fand er eine säbelförmige Krümmung der Wurzel-
scheide, bei Hottentotten und Buschmännern eine starke bogenförmige
Krümmung. In der Ausbildung der Follikel zeigen Chinesen und
Hottentotten die extremsten Unterschiede, sodaß Fritsch meint,
daß diese verschiedenartige Ausbildung als die gegenüberliegenden
Grenzen der überhaupt möglichen Bildung der Haare und Haarfollikel
anzusehen sind. Beim Chinesen fand er sehr tief in der Fettschicht
eingewurzelte vollkommen gerade und ziemlich senkrecht eingepflanzte
Haare. Beim Hottentotten dagegen sind die Haarbälge fast halb-
kreisförmig gekrümmt, während die Papille entweder schräg oder fast
senkrecht nach unten gerichtet ist. Die Wurzeln liegen schon dicht
unterhalb des Coriums zu Beginn der Fettschicht.
Über die Gestalt und den Verlauf der Haarfollikel beim Schaf
liegen Untersuchungen bisher nur von v. Nathusius und Bohm vor,
welche auf die verschiedenartige Ausbildung derselben und ihre gesetz-
mäßige Abhängigkeit hingewiesen haben.
Nach Bohm stehen die Tasthaare ziemlich senkrecht mit ihren
Wurzeln in der Haut und reichen mit ihren Papillen bis in das Stratum
adiposum hinein. Die kurzen groben straffen Stichelhaare, wie sie
z. B. nach W. v. Nathusius am Vorderbein bei Merinolämmern,
wo nur einzelne Wollhaare untermischt sind, vorkommen, haben eine
gleichmäßig schräge Richtung und sind nicht gekrümmt. Auf senk-
rechten. Hautschnitten sind sämtliche Haare in demselben Winkel
geschnitten, haben also im wesentlichen dieselbe Richtung.
6. Heft
134 Dr. Spöttel und Dr, Tänzer:
Bohm hat ähnliche Angaben allgemein für Stichelhaare gemacht.
Gleichgiltig, ob diese nun allein oder zu gewissen Zeiten mit Flaum-
haar untermischt vorkommen, die ganze Bekleidung des Körpers oder
nur vereinzelter Körperstellen bilden, liegen sie mit ihren gerade ver-
laufenden Wurzeln mehr oder weniger schräg in der Haut, ziemlich
arallel zu einander und ungefähr in gleichen Abständen. Nach ihm
bildet der Haarschaft beim Stichelhaar die lineare Verlängerung der
Haarwurzeln, sodaß infolge der schrägen Lage der letzteren der Haai-_
schaft sich mehr oder weniger glatt an die Haut anlegen muß; infolge
der dachziegelförmigen parallelen Lagerung der Haarwurzeln tritt
. eine derartige Anordnung auch bei den Haarschäften auf. Die Spitze
der Haareist am Körper nach unten, die der Wurzeln also entgegergesetz-
gerichtet. Die Haarwurzeln liegen alle in ziemlich gleicher Tiefe in der
Haut und die Zwiebeln derselben reichen in der Regel bis in die Fett-
schicht hinein. — W. v. Nathusius hat an Schnitten durch die starke
mit groben, aber schwach gewellten Haaren besetzte Haut vom
Schwanze eines groben Merinolammes, dem Charakter der Behaarung
entsprechend, kaum eine Krümmung der Bälge der stärkeren Haare
und nur eine geringe Krümmung der schwächeren festgestellt. — Nach
Bohm gehen die Wurzeln der Grannenhaare, die in ziemlich gleich-
mäßiger Anordnung in der Haut stehen, fast senkrecht von der Ober-
fläche bis in die tiefsten Schichten des Stratum reticulare, oft bis in
das Stratum adiposum und bei älteren Tieren sogar bis in die
Fascia superficialis hinein. Je nachdem der Haarschaft mehr .
oder weniger gewellt erscheint, sind auch die Haarwurzeln mehr oder
weniger geschlängelt.
Ein ganz anderes Bild als von den Grannenhaarfollikeln geben
v. Nathusius und Bohm von den Haarbälgen der Wollhaare. Die
Papillen liegen in einzelnen Gruppen, nicht wie bei Stichelhaaren,
bei welchen die Spitzen nach oben gekehrt sind, sondern verlaufen
nach den verschiedensten Richtungen hin; einige scheinen ihre Richtung
sogar in die Tiefe der Haut zu nehmen, ehe sie wieder nach der Ober-
fläche zu umbiegen. W. v. Nathusius schreibt: ‚in welcher Richtung
man auch die feinen Haarblättchen, die zur Beobachtung unter dem
Mikroskop dienen, schneiden mag, immer findet man anscheinend ein
Gewirr von Haarbälgen, die in den verschiedensten Richtungen liegen
und bald quer, bald schräg durchschnritten sind. Der Haarbalg des stark
gekräuselten Wollhaares liegt eben in keiner Richtungin einer Ebene. .“
„aus dieser Hautbildung folgt, daß man bei Horizontalschnitten die
Haare nur dann einigermaßen rechtwinklig auf ihre Richtung schneidet,
wo der Schnitt dicht unter der Oberfläche geht; sobald er etwas tiefer
geht, schneidet er die Haarbälge in mehr oder weniger spitzen Winkeln.“
Jeß gibt allgemein vom Schaf an, daß über dem proximalen Ende
des kegelförmigen Haarbalges eine leichte Knickung vorhanden ist,
wodurch die tabakpfeifenähnliche Gestalt der Wurzeln zustande
kommt.
Über den Verlauf der Haarfollikel verschiedener Schafrassen
macht Bohm folgende Angaben: Bei dem nordischen Schaf und einigen
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw, 135
anderen zeigen die Follike! gewellten Verlauf. Bei der Heidschnucke
und anderen sind die Bälge der Flaum- und Grannenhaare ziemlich
parallel. Bei einigen Rassen, bei denen das Grannenhaar gegenüber
dem Flaumhaar zurücktritt, verlaufen die Follikel etwas gewellt,
schräg nach der Oberfläche. Beim Southdown liegen die Zwiebeln
ziemlich tief, und die nur wenig gewellten Follikel sehr schräg in der
Haut. Bei der Merinorasse beschreiben die Haarbälge nach ihm die
verschiedensten Schlangenwindungen.
Im folgenden wollen wir die verschiedenartige Ausbildung der
Haarfollikel bei den von uns untersuchten Rassen näher darlegen.
Bei den Haarschafen und den Mischwolligen sind die Haare an-
nähernd gerade und stehen schräg in der Haut. Ober- und Unterhaare
sind ziemlich parallel gerichtet. Während die Stichelhaare und groben
Grannenhaare oft außerordentlich tief sich ins Fettgewebe erstrecken,
reichen die Wurzeln der Flaumhaare nur bis an das proximale Ende
des Stratum reticulare. — Beim Mufflon (Fig. 3) und Somali (Fig. 4)
haben wir dieregelmäßigsten Verhältnisse. Die Follikel der Stichelhaare
sind nur ganz schwach S-förmig geschwungen, etwas stärker schon die
der Flaumhaare. Bisweilen ist das proximale Ende der Haarwurzel
schwach hakenförmig abgesetzt, nachdem es sich etwas verjüngt hat.
Die Richtung dieser Abbiegung ist nicht konstant. Beim Somali scheint
diese Richtungsänderung noch seltener vorzukommen als beim Mufflon.
— Im Prinzip kaum abweichende Verhältnisse fanden sich bei den
Heidschnucken (Fig. 5), Pommerschen Landschaf und Zackel. Hier
fällt die außerordentliche Länge der Grannenhaarfollikel auf, die weit
in das Fettgewebe hineinragen, während die der Wollhaare im all-
gemeinen an der Grenze zwischen Stratum reticulare und Stratum
adiposum enden, jedoch reichen auch einige bisweilen noch tiefer in
die Fettschicht: hinein, fast soweit wie die Bulbi der Grannenhaare,
In der Tiefeneinpflanzung der Grannen- und Wollhaare läßt sich also
kein scharfer Unterschied zwischen den beiden Haararten machen.
Grannenhaare und Wollhaare sind noch annährernd parallel. Auch
hier fand sich gelegentlich ein geringer Knick oder eine Abweichung
des proximalen Follikelendes von der geraden Richtung. — Bei der
Schwanzwurzelprobe vom Zackel fanden sich gelegentlich Haar-
wurzeln, die schwach S-förmig gekrümmt waren und in einem Falle
zeigte ein Wollhaar einen sehr scharfen Knick. Beim Blatt desselben
Tieres fand sich ein wurmförmig gekrümmter Follikel. Inwieweit
eine solche Bildung mit anormalen Verhältnissen zusammenhängt oder
auf das schon ziemlich hohe Alter des Tieres zurückgeführt werden
" kann, läßt sich nicht entscheiden. Auch beim pommerschen Landschaf 2
(Blatt) fand sich ein merkwürdig gestalteter Follikel, der erst nach
unten gerichtet ist, um dann im Bogen nach der Hautoberfläche zu
gehen. — Bei Heidschnucke 2 und beim Pommerschen Landschaf
waren vereinzelt Bindehaare vorhanden, d. h. Haare, deren Follikel
eine teilweise horizontale Lagerung in der Haut einnahmen und nicht
parallel zu den übrigen Haaren nach der Oberfläche ziehen; überhaupt
weicht Heidschnucke 2 schon etwas mehr ab, und zeigt z. B. stärker
6. Heft
136 RL Dr. Spöttel und Dr, Tänzer:
gewellte Follikel. — Es schließen sich an: Bentheimer Landschaf,
Karakul und Geestschaf. Hier sind dıe Unterschiede zwischen Grannen-
und Wollhaaren noch weniger ausgeprägt, da erstere nicht mehr so
tief in die Fettschicht sich erstrecken wie bei den eben besprochenen
Formen. Noch sind auch die Wollhaar- und Grannenhaarfollikel
ziemlich parallel, wenn auch schon stärker geschlängelt und gegen die
Oberfläche mehr gruppenweise konvergierend. Auch hier findet sich
gelegentlich eine bisweilen sogar fast rechtwinklige Umbiegung des
proximalen Follikelendes. Vor allem sind beim Geestschaf die Zwiebeln
der gröberen Haare öfters leicht abgebogen. Gelegentlich fanden sich
unregelmäßig knotenförmige Vorstülpungen des Haarfollikels, die
möglicherweise als anormal anzusehen sind. (Karakul 439, Schwanz-
wurzel). Beim Geestschaf und Bentheimer Landschaf haben die Haar-
follikel schon einen etwas geringeren Neigungswinkel. — Bindehaare
waren hier schon etwas zahlreicher.
An die Mischwolligen schließen sich die Schlichtwolligen.
Beim Leineschaf (Fig. 8) weichen die Follikel schon stärker als
bei den bisher betrachteten Formen von der geraden Richtung ab,
sind etwas säbelförmig geschwungen und am proximalen Ende mehr
oder weniger abgebogen. Dickenunterschiede zwischen den gröbsten
und feinsten Haaren, wie sie bei den stichelhaarigen und zum Teil
bei den mischwolligen Rassen sich finden, treten hier schon nicht mehr
auf und nur noch die Follikel der gröbsten Haare haben verhältnis-
mäßig geraden Verlauf. Von dieser Ausbildung aus fanden wir die
verschiedensten Übergänge zu stärker gekrümmten Formen, die in dem
senkrecht zur Haut geführten Schnitt nur noch teilweise als Anschnitte
getroffen werden. Die Haarzwiebeln liegen verschieden tiefin der Haut,
teils in der Fettschicht, teils an der Grenze derselben mit dem Stratum
reticulare, teils in der untersten Schicht des letzteren.’ Nach der Obeı-
fläche zu erfolgt hier in den einzelnen Gruppen schon mehr oder weniger
eine gewisse Konvergenz der Haarfollikel, sodaß die Haare aus der
Haut nicht immer parallel austreten. Bindehaare sind vereinzelt vor-
handen. Unregelmäßigkeiten in der Ausbildung der Follikel (An-
schwellung desselben) sowie Abknickung sind mitunter anzutreffen.
Ähnliche Verhältnisse liegen beim Rhönschaf vor (Fig. 10). Hier
sind gelegentlich die Haarfollikel schon spiralig ausgebildet. Der
Unterschied im Verlauf der gröberen und feineren Haarfollikel tritt
noch mehr zurück; auch liegen die Haarzwiebeln schon zum größten
Teil im Stratum reticulare. Stark rechtwinklig abgebogene Haar-
follikel sowie kleine Unregelmäßigkeiten sind vereinzelt vorhanden
(26/11, Schwanzwurzel). Bindehaare fanden sich noch häufiger als beim
Leineschaf.
Beim ostfriesischen Milchschaf sind die Follikel stark söbelförmig
gekrümmt, auch hier ist schon zum Teil eine spiralige Windung der-
selben mehr oder weniger stark angedeutet. Die Haarzwiebeln sind
am proximalen Ende etwas hakenförmig umgebogen und liegen nun
schon ziemlich in gleicher Höhe an der Grenze zwischen Stratum
adiposum und Stratum reticulare. Gewisse Anomalien, z. B. ein Krick
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw, 137
'und Absatz im oberen Drittel des Haarfollikels lassen auf einen wohl
‚nicht ganz normalen Haarwechsel schließen (vgl. später).
Auch sonst deuten vielleicht Unregelmäßigkeiten der Follikel-
form auf Anomalien. Bei den Oxfords (Fig. 7, 11) sind außer fast
‚gestreckten Haarfollikeln solche mit säbelförmiger Gestalt oder schwach
spiraligem Verlauf anzutreffen. Die Haare konvergieren schon mehr
gegen die Oberfläche.
Im allgemeinen liegen die Wurzeln an der Grenze des Stratum
reticulare und des Unterhautbindegewebes. Gelegentlich finden sich
stark abgeknickte Follikel, sowie eine zum Teil sehr starke Abbiegung
des proximalen Follikelendes von der übrigen Richtung des Follikels.
Auch Binder waren vorhanden.
Noch mehr als beim Oxford konvergieren die Haarfollikel gegen die
Hautoberfläche beim Hampshire, außerdem ist die Zahl der Binder
‘größer als bei den Oxfords. Auch hier sind gelegentlich Haarfollikel
als anormal anzusprechen. Ferner ist dieses vor allem bei dem den
englischen Schafen nahestehenden Butjadinger Marschschaf der Fall.
Noch mehr als bei den bisher betrachteten Formen weichen beı
dem Frankenschaf die Haarfollikel von dem geraden Verlauf ab, in-
sofern hier die spiralige Drehung derselben nach verschiedenen
Richtungen hin vorherrscht. Infolgedessen sind auf einem Längs-
schnitt nur noch ganz vereinzelt Haarfollikel in ihrer ganzen Längs-
erstreckung angeschnitten, vielmehr findet man meist die ver-
schiedensten Längs- und Querschnittsbilder von Haarwurzeln. Die
‚Haarpapillen liegen in verschiedener Tiefe der Haut, teils an der Grenze
des subcutanen Bindegewebes mit dem reticularen Gewebe der Unter-
haut, teils weiter distal und können sogar in dem oberen Teil des
Stratum reticulare gelagert sein. Die Richtung, in welcher die Haar-
follikel von der Papille aus verlaufen, ist außerordentlich variabel,
zum Teil sind Zwiebeln vorhanden, die nicht nur schräg oder gerade
nach oben, sondern sogar zunächst direkt proximalwäıts gerichtet
sind, um erst allmählich gegen die Hautoberfläche umzubiegen. Zu-
weilen sind Haarfollikel mit ihrem proximalen Ende ziemlich parallel
zur Oberfläche gerichtet. Gegen diese konvergieren schließlich die
Follikel. Häufiger als bisher sind Bindehaare festzustellen, deren Follikel
mehr oder weniger quer zu den übrigen Haaren verlaufen.
Beim Württemberger veredelten Landschaf? und Merino
(Fig. 12—13) sind gegenüber allen anderen untersuchten Schaf-
rassen die Haarfollikell am meisten gekrümmt, bezw. zeigen sie
spiralige Windungen, sodaß man auf Längsschnitten kaum ein Haar
in ganzer Ausdehnung trifft. Nur vereinzelt sind gröbere Haare vor-
handen, die dann mit ihrem Bulbus etwas tiefer in die Haut hinein-
ragen. Im allgemeinen liegen die Haarzwiebeln in annähernd gleicher
Höhe an der Grenze zwischen Stratum retieulare und Stratum adi-
posum und zum Teil schon in ersterem. Bei dem Württemberger
liegen zum Teil die Haarzwiebeln nicht in gleicher Tiefe in der Haut
‚und vereinzelt noch im Fettgewebe. Die Richtung der Follikel ist außer-
ordentlich variabel. Sie kann anfangs parallel zur Hautoberfläche
6. Heft
we Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
oder. mehr oder weniger gegen diese geneigt sein. Zuweilen sind auch hier
Haarwurzeln zunächst nach unten gerichtet oder verlaufen mehr oder
weniger parallel zur Hautoberfläche. Diese biegen gelegentlich in
scharfem Knick hakenartig nach oben, um sich schließlich einer Gruppe
anzuschließen oder schräg in der Haut von Gruppe zu Gruppe zu ziehen.
Im letzteren Fall haben wir es mit Bindern zu tun, die beim Württem-
berger und Merino in großer Zahl vorhanden sind. Bei beiden Rassen
findet sich ein starkes gruppenweises Zusammendrängen und Kon-
vergieren der so verschiedenartig gebogenen und gewundenen Follikel
nach der Oberfläche der Haut zu. j
Stark abgeknickte Follikel haben vor allem das Württemberger
Lamm und dessen Mutter 497. Bei der Bauchprobe von Merinofleisch-
schaf 458 hatten die kurzen Follikel eine vorwiegend gerade Erstreckung,
senkrecht zur Hautoberfläche, während sie bei Merinofleischschaf 441
(Fig. 13) annähernd in der gleichen Richtung und Ebene säbelförmig
geschwungen sind. Den ersteren Befund hat man aber als keineswegs
normal anzusehen, wie oben schon erwähnt. Inwieweit der letzteren
Ausbildung allgemeine Bedeutung zukommt, müssen spätere ver-
gleichende Untersuchungen zeigen.
Die absolute Länge der Haarfollikel in der Haut ist davon
abhängig, ob diese gerade, gebogen oder gekrümmt sind. Im folgenden
soll nur der Abstand zwischen Haarzwiebel und Mündung des Follikels
auf der Hautoberfläche, die Tiefeneinpflanzung, verglichen werden.
Die größte findet man bei den Heidschnucken, besonders der primi-
tiveren Nr. 1 (Fig. 5) und dem Pommerschen Landschaf, dann folgen
Zackel, Karakul, Geest, Bentheimer, Oxford (Fig. 9, 11), Rhön
Fig. 10), Leine (Fig. 8), Franken, Hampshire, Württemberger und
Merino (Fig. 12—13).
Bei den mischwolligen Schafen ist noch zu berücksichtigen, daß die
Follikel der groben Grannenhaare in der Regel länger sind als die der
Wollhaare. Dieser Unterschied verwischt sich, wie schon erwähnt,
mehr und mehr, je gleichartiger das Haarkleid wird.
Ein Unterschied zwischen den beiden Polen der oben genannten
Reihe besteht auch insofern, als bei den mischwolligen Schafen die
gröberen Haare bis tief in die Fettschicht reichen, während bei den
schlichtwolligen die Haarzwiebeln nur an der Grenze der Fettschicht
und bei den feinwolligen. fast immer im Stratum reticulare liegen.
Bei dem Vergleich zwischen Haardicke und Tiefeneinpflanzung
bei demselben Individuum wie zwischen verschiedenen Rassen zeigt
sich, daß die dieckeren Haare im allgemeinen auch größere Tiefen-
einpflanzung haben. Gewisse Übergänge und Abweichungen kommen
vor, so bilden z. B. die Stichelhaare eine prinzipielle Ausnahme von
dieser Regel, denn bei ihnen, welchen immer der größte Querschnitt
zukommt, ist der Follikel keineswegs am längsten.
Vielleicht steht die Follikellänge auch zur Haarlänge in gewisser
Beziehung. Das Haarkleid der Stichelhaarigen ist nur verhältnismäßig
kurz im Gegensatz zu dem langzottigen der mischwolligen Schafe.
Die feinste Merinowolle wiederum ist im Vergleich zu diesem sehr kurz,
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw, 139
Dem würde also entsprechen, daß die Stichelhaare, wie auch die
Merinowollhaare kurze, die Grannenhaare dagegen längere Follikel
haben. Man kann sich vielleicht vorstellen, daß für die Ausbildung des
Haares die Tiefeneinpflanzung und der Follikelquerschnitt mitbe-
stimmend sind, denn je tiefer das Haar in der Haut eingepflanzt ist,
desto intensiver kann es auch ernährt werden. Jelänger also der Follikel
ist, desto länger kann das Haar werden, je dicker der Querschnitt,
desto intensiver müßte die Hornabscheidung sein, wenn es sich um Haare
handelte, die keinen oder nur einen mäßigen Markkanal haben. Bei
den Stichelhaaren ist ein fast den ganzen Querschnitt füllender volu-
minöser Markkanal vorhanden. Die Hornabscheidung kann also
nur derart gering sein, daß sie zur Bildung eines stark vacuolisierten
Markhaares ausreicht. Die geringe Hornabscheidung brachte es dann
vielleicht auch mit sich, daß es nur zur Bildung eines kurzen Haares
kam. Hier ist also eine Beziehung zwischen Menge der abgeschiedenen
Hornsubstanz und Follikellänge anzunehmen. Die Ausbildung des
Haares wird weiterhin noch von der Gestalt der Papille bedingt sein,
auf die späterhin eingegangen werden soll. Andererseits entsteht bei
verhältnismäßig geringer Tiefeneinpflanzung und kleiner Papille ein
feines Haar. |
Was nun die Gestalt der Follikel, rassenanalytisch betrachtet,
betrifft, so kann man nicht für jede einzelne Rasse eine für dieselbe
absolut charakteristische Follikelgestalt angeben, vielmehr führt eine
kontinuierliche Reihe von den stichelhaarigen bis zu den feinwolligen;
in dieser kann man wieder bestimmte Rassengruppen und zwar je nach
dem Überwiegen der einen oder anderen Art zusammenfassen. }
Auch die Einpflanzung der Haare, also der Winkel, welehen
diese mit der Hautoberfläche bilden, ist daraufhin untersucht worden,
ob ein Rassenmerkmal vorliegt.
Nach Götte stehen die Haare bei Nagern und vielen schlicht-
haarigen Menschenrassen in mehr oder weniger schräger Richtung zur
Hautoberfläche, beim Chinesen dageger: fast senkrecht.
Zorn gibt an, daß Fritsch den Einpflanzungswinkel der Haare
für ein Rassemerkmal ansieht. Letzterer hebt jedoch die Unter-
schiede im Einpflanzungswinkel hervor, die bei Vertretern derselben
Rasse gefunden werden, sodaß dieser nicht als Rassemerkmal angesehen
werden kann. Der Einpflanzungswinkel beträgt nach ihm „auf dem
Scheitel auch bei Europäern 45 ° oder roch weniger und nähert sich
inanderen Fällen, ebenso bei unseren Rassen einem Rechten; dazwischen
variiert die Neigung der Einpflanzung in mannigfacher Weise.‘ Nach
Fritsch ließ sich ein Einfluß der schrägen Einpflanzung auf die Be-
' sonderheiten des Haares nicht nachweisen und er bestreitet die von
verschiedenen Autoren aufgestellte Behauptung, daß die schräge Ein-
pflanzung des Haares durch Druck der festeren Oberfläche die Ab-
plattung und diese wieder die Krümmung des frei hervortretenden
Schaftes veranlaßt. |
Vergleichende Rassenuntersuchungen über die Richtung der
Follikel zur Haut, wie man diese besonders auf Serierschnitten ver-
6. Heft
140 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:.
folgen kann, die parallel zum Haar gerichtet sind, wurden beim Schaf
noch nicht ausgeführt. Nur Bohm und v. Nathusius weisen, wie
oben erwähnt, auf die verschiedenartige Ausbildung der Follikel-
richtung bei Stichel-, Grannen- und Wollhaaren hin und auf Grund
dieser Angaben ist zu schließen, daß, je nach dem Überwiegen des einen
oder anderen Haares in der Wolle, auch Unterschiede in der Gestalt
der Haarrichtung bei verschiedenen Rassen vorhanden sind.
Nach Bohm liegen die Follikel der kurzen straffen Haare mehr
oder weniger schräg in der Haut, dagegen stehen die der Grannen-
haare ziemlich senkrecht. Beim Southdown ziehen die Wurzelbälge.
sehr schräg durch die Haut.
Nach unseren Untersuchungen sind die Stichelhaare stets gleich-
mäßig schräg in der Haut eingepflanzt, wie dies Bohm angegeben hat.
Was nun die Einpflanzung der Grannenhaare anbetrifft, so sind
diese meist etwas schräg gerichtet, doch zeigen sie auch schon vielfach
Übergänge zu einer mehr senkrechten Einpflanzung. Die gröberen
Grannenhaarfollikel verlaufen noch zu einander parallel; die feineren
wie auch die Wollhaare drängen sich, wie erwähnt, nach der Ober-
fläche zusammen und münden demnach auch unter verschiedenartigen
Winkeln auf der Haut. Bei den schlichtwolligen läßt sich kaum noch
eine bestimmte Angabe über den Einpflanzungswinkel sämtlicher Haare
machen, da hier schon eine starke Zusammendrängung nach der Ober-
fläche zu auftritt und die Follikel bei spiraliger Drehung eine sehr un-
gleiche Richtung zur Hautoberfläche einnehmen. Das Extrem dieser
Reihe stellt das Merino dar, da bei diesem die Haarfollikel von der
Hautoberfläche in verschiedenster Krümmungsriehtung divergieren,
Aus den Angaben über Gestalt, Verlauf und Stellung der Follike]
zur Oberhaut geht hervor, daß man eine kontinuierliche Reihe von den
Stichelhaarigen bis zu den Merinos auf stellen kann, daß andererseits
auch innerhalb einer bestimmten Rasse Schwankungen in der Aus-
bildung des erwähnten Merkmales auftreten. Inwieweit die Richtung
der Haarfollikel den äußeren Habitus des Haarkleides beim Schaf
bedingt, soll später erörtert werden.
Auf gewisse Unregelmäßigkeiten in der Follikelgestaltung muß
nun noch eingegangen werden, die sich mehr oder weniger bei allen
Rassen nachweisen lassen. Man findet dann unterhalb der Einmündungs-
stelle der Talgdrüsen die Follikelintima sägeartig gezackt oder aber die
Wurzelscheide springt von dem Haar zurück und auf diese Weise ent-
steht ein größerer oder kleinerer rundlicher Hohlraum, den das Haar
durchläuft. Zunächst zeigt sich noch keine oder nur eine geringe Vor-
bauchung der Wurzelscheide gegen das Cutisgewebe; solche Bildungen
finden sich vor allem an den Leithaaren der Mischwolligen (Heid-
schnucke I, Zackel, Karakul 269/15, 439, 269/14, Leine 491, Leine 434
[Bock], Franken, Butjadinger). In anderen Fällen springt dagegen
aiese Stelle als rundliche Verdickung des Follikels gegen das Binde-
gewebe der Haut vor. Dann ist dieser Hohlraum oft schon erfüllt von
einem rinnselig sich darstellenden Produkt und die Zellen der Wurzel.
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 141
scheide sind nach dem Lumen in Zerfall begritfen, bezw. sind in ıhm
unregelmäßige Hornlamellen vorhanden.
Als das Endprodukt dieser Ausgestaltung hat man wohl die ge-
waltigen Hohlräume aufzufassen, die als rudimentäre Haare anzu-
sprechen sind, da hier an dem mächtig erweiterten Follikelabschnitt
sich an Stelle des Haares ein solider, oft sehr unregelmäßig verlaufender
Zellstrang anschließt, in welchem sich oft Pigment-Einlagerungen
finden. Bei der Heidschnucke 2 gabelt sich in einem Falle die Haarzyste
- in mehrere unregelmäßig gestaltete Lumina nach der Hauttiefe. In
den genannten Fällen handelt es sich meist um Follikel von Leithaaren
und gerade die riesigen Hohlräume erweisen sich dank Lagebeziehung
und Einmündung einer Schweißdrüse stets als umgestaltete Leithaar-
follikel (Fig. 20). Vermutlich hat man diese Bildung als Vorstadium von
Zystenbildung bzw. alszystische Entartung aufzufassen. Ob man diese
als einen in der Gestaltungsgeschichte des Haares normalen cder mehr
pathologischen Vorgang aufzufassen hat oder ob gewisse Beziehungen
zu physiologischen Zuständen bestehen, steht dahin. An diese mächtig
entwickelten Haarzysten treten oft auch sehr stark entwickelte Talg-
drüsen, die bisweilen selbst einen zystisch entarteten Charakter zeigen
und dann zahlreiche Lakunen aufweisen; diese Hohlräume sind oft
mit rinnseliger Flüssigkeit erfüllt, was darauf deuten könnte, daß es
sich hier um Sekreträume handelt, zumal auch kurz vor dem Austritt
nach der Oberfläche, mit der sie durch schmalen Ausgang frei kom-
munizieren, die Schweißdrüse herantritt oder aber der Hohlraum ist
erfüllt von Hornlamellen bezw. horniger oder verhornten Substanzen
der Wurzelscheide. Daneben findet man noch rudimentöre Haare,
die nichts anderes darstellen als unregelmäßig verlaufende Follikel bezw.
leere Follikel, die nur an der Basis einen bei dunkel gefärbten Haaren
oft Pigment enthaltenden Zellstrang aufweisen. Gelegentlich sind große
und dann mit Sekret erfüllte zystische Hohlräume auch in Talgdrüsen
vorhanden (Bentheimer Landschaft [Blatt], Oxford 1920 [Blatt]),
wie ja vielleicht schon kleine Hohlräume (Karakul 256/14 [Schenkel])
als Vorstufen solcher aufzufassen sind. Andererseits konnten wir beim
Pommer-Bock kurz vor der Ausmündung der Schweißdrüse einen stark
erweiterten Raum feststellen, der teilweise von Pigment umlagert
wird und als zystisch entstanden zu denken ist. Die vor ällem bei
Pommer, Karakul und Geest stark vakuolisierten Wurzelscheiden
sind wohl beim lebenden Tier mit Flüssigkeit erfüllt und zeigen sich im
konservierten Zustand mit amöboiden Zellen erfüllt; durch irgend welche
Gewebsspannungen könnte eine Turgorwirkung auf das Haar ausgeübt
werden. Da sich Zysten bei fast allen Schafrassen in größerer oder
geringerer Ausbildung finden, kann eine Rassenabhängigkeit nicht
angenommen werden.
Vielleicht bestehen gewisse Unterschiede auf den Körperstellen;
so zeigt die Schwanzwurzel von Zackel 195/13 größere Zysten als die
Blatthaut, wo solche höchstens angedeutet sind. Auch der Karakul-
rücken hat bei einem Tier große Zysten, während die Blattprobe des-
gelben Tieres keine aufweist. Beim Merinofleischschaf 449 finden sich
6, Heft
142 j Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
am Bauch große Leithaarzysten, am Blatt dagegen ıur spärliche, doch
fehlen darüber noch ausführlichere Untersuchungen. Besonders große
Leithaarzysten haben Merino 441 (Fig. 13), Heidschnucke 2,
Zackel (Schwanz), Pommer-Bock (Blatt), Karakul (Rücken), Geest
(Blatt), Merinofleisch 449 (Bauch und spärlicher am Blatt); mittlere
Leithaarzysten haben Oxford 1920 (Blatt), während 1922 von Zysten
nichts mehr zu bemerken war, ferner ein Merinofleischschaf, Merino-
tuchwollschaf 442 und Merinofleischschaf 458 (Bauch); kleinere finden
sich bei Leine 410, Rhön 26/11 (Blatt). In den beiden letzteren Fällen
handelt es sich um Gruppenhaarzysten. Daß die Haare beim Leicester
nicht voll das Follikellumen ausfüllen, ist nicht auf Zystenbildung
zurückzuführen, sondern hängt mit dem {hier pathologischen) Haar-
wechsel zusammen.
Die Haarzysten reichen gewöhnlich nur bis in die Hautmitte; bei
Rhön 26/11 und Leine fanden sich dagegen noch in den tieferen Haut-
schichten alleraings kleinere Haarzysten (Gruppenhaarzysten).
Auf eine andere Anomalie des Haarfollikels sei noch aufmerksam
gemacht. Bisweilen zeigt derselbe an seiner äußeren Peripherie starke
unregelmäßige Einschnürung. Ob hier die kontraktile Wirkung des
Haarbalges mitspielt, sei dahingestellt.
Wir fanden solche Erscheinungen bei Karakul 439 (Schwanz-
wurzel), Pommer-Bock, Rhön26/11, ostfriesisches Milchschaf. Möglicher-
weise handelt es sich hier lediglich um aberrante Bildungen von ge-
wissen Auftreibungen des Follikels, die in geringer Ausdehnung allent-
halben vorkommen.
Die Haarpapille,
Wie die Gestalt und der Verlauf der Haarwurzel, so ist auch die
Gestalt der Haarpapille als Rassemerkmal beim Menschen angesehen
worden und zwar finden sich nach Zorn bei Chinesen, Negern, Salo-
moniern zungenförmige Papillen und außerdem sind sie bei den ge-
nannten Rassen in dem hakenförmig umgebogenen Wurzelende auf
einer Seite konvex, auf der anderen konkav oder eben.
Nach Fritsch entspricht dem runden Querschnitt des Europäer-
haares ein rundlicher Papillenquerschnitt. Die Papille ist zapfen-
förmig und erweitert sich auf einem sich verjüngenden Halse kolben-
förmig. Bei dem abgeplatteten Haar farbiger Rassen sind nicht rund-
liche, sondern ovale oder trapezoide und zum Teil auch nierenförmige
Querschnitte vorhanden.
Zwischen Bulbus pili und Papille findet sich eine Zwischensubstanz,
die nach Fritsch bei den dunkelgefärbten Rassen stark ausgebildet
ist, während sie bei den anderen mehr oder weniger fehlen kann.
Was die Gestalt der Papille der Schafhaare anbetrifft, so stehen
sich hier die Angaben von Reißner und v. Nathusius einerseits
und die von Köllicker andererseits gegenüber. Letzterer gibt für
jüngere und ältere Haare eine kugelförmige Papille an, während
Beißner bemerkt, daß die Papille eine zwiebelförmige Gestalt hat
und nach oben keineswegs abgerundet ist. W. v. Nathusius gibt zu,
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 143
daß bei ungünstiger Lage der Papille diese eine kugelige Form zu haben
scheint, bei näherer Untersuchung hat er jedoch an dünnen Haaren
eine zwiebelförmige Papille festgestellt, die in einen dünnen Fortsatz
ausläuft, der am Ende wie abgerissen erscheint. Sticker spricht von
kegelförmigen Papillen, die am unteren Ende eine Verschmälerung
' aufweisen und Jeß gibt die Gestalt als lanzettformig an.
Bei markhaltigen Haaren hat W. v. Nathusius die Papille
in Dimensionen gefunden, die genau dem Markkanal entsprechen;
die Papille soil nach oben nicht abgegrenzt sein und aus ihr soll der
Markkanal d'rekt seine Entstehung nehmen. Diese schon von Steinlin
und Eylandt geäußerte Ansicht, daß sich die Papille in die Mark-
substanz des Haa:es fortsetzt, lehnt Sticker für die Schafhaare ab,
indem er auf das verschiedene mikrochemische Verhalten beider Sub-
stanzen hinweist Die Feststellung Köllickers, , daß beim mensch-
lichen Haar die Papille nach oben scharf begrenzt ist, bestätigt Sticker
‘für sämtliche Haararten des Schafes. v. Nathusius hat anfangs in
Bälgen der eigentlichen Wollhaare des Schafes keine Papillen wahr-
nehmen können; später hat er ziemlich deutlich scharf nach oben ab-
gegrenzte Papillen besonders in gröberen Wollhaaren gefunden, während
diese in den feineren Wollhaaren nur schwer festzustellen waren.
Vergleichen wir nun die Ausbildung der Haarpapillen bei den ver-
schiedenen von uns untersuchten Hau:proben, so ist zunächst fest-
zustellen, daß diese bei den gröberen Haaıen, gleichgilt'g, ob sie mark-
frei oder markhaltig sind, immer leichter aufgefunden wurden. Große
Schwierigkeiten bietet es jedoch, die Papillen in Wollhaaren festzu-
stellen, sodaß es nicht ganz ausgeschlossen erscheint, daß es auch papıllen-
freie Wollhaare gibt, wie solche z. B. auch von Sticker abgebildet
werden, Bei derartigen Erscheinungen fragt es sich jedoch, wıe weit ein
Haarwechsel, der beim Schaf als kontinuierlich verlaufend anzusehen
ist, eine Umbildung der Papille bedingt hat.
Die Papillen der feinsten Merinohaare, wie sie sich bei einem
Tuchwollschaf finden, haben eine lange, schmale, lanzettförmige Ge-
stalt, einen schmalen Stiel (die starke Ve:schmälerung der Papille an
dem Austritt aus der Haarzwiebel wird durch die stark vorspringenden
Bulbuszapfen bedingt) und sind im Verhältnis zum Bulbus sehr klein
und schmal. Daneben finden sich auch noch etwas kompaktere Formen.
Schon bei den gröberen Wollhaaren des Merinofleischschafes und
Württembergers sind die Papillen etwas größer, haben teils lanzettlich
schmale, kegelförmige oder etwas breitere Gestalt und auch ihr Papillen-
‚stielist etwas weiter. Eineähnliche Ausbildung findet sich über wiegend
auch noch bei den Haaren des Frankenschafes, während beı denen des
Hampshire, Rhön, Oxfordshire (Fig. 11) und Butjadinger schon eine
größere Verschiedenheit in der Ausbildung der Papille hervortritt,
insofern hier neben den schmal lanzettförmigen Papillen bei feineren
Haaren auch mehr oder weniger breite kegelförmige und zum Teil in
den gröbsten Haaren auch bre'te, große Papillen vorhanden sind.
Beim Leineschaf (Fig. 8) und den mischwolligen Schafen fiadet sich
‚diese Ausbildung in gesteigertem Maße. Hier sind in den gröbsten
6. Heft
144 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
Haaren zum Teil breit kegeiförmige, häufig distal sp'tz auslaufende
Papillen vorhanden, neben mancherlei Übeigängen zu den oben bei
feinwolligen Schafen geschilderten Formen. Die Papillen de: Stichel-
haare bei Mufflon und Somalı (Fig.3u.4) haben ähnliche Gestalt
wie die der gröbsten Grannenhaare der mischwolligen Schafrassen
(Fig. 5). Der Papillenstiel der Stichel- u. Grannenhaare besitzt eine ver-
schiedene Weite, bald ist er schmal, bald tritt die Papille in größerer
Weite aus dem Haare.
Die feinen Flaumhaare der Haar- und Mischwollschafe ähneln in
der Ausbildung der Papillen der bei Feinwolligen. Vielleicht steht die
verschiedenartige Ausbildung des Papillenstieles mit dem’Entwicklungs-
zustand des Haares in Beziehung.
Bei unregelmäßig in der Haut verlaufenden Haarfollikeln zeigen
sich Asymmetrien in der Ausbildung der Papille und der diese um-
fassenden Haarzapfen.
Nach unseren Bildern kann wohl von einer Fortsetzung der Papille
als Markkanal nicht die Rede sein. Doch soll hier nicht auf spezielle
Untersuchungen eingegangen werden.
Der Papillenquerschnitt ist im allgemeinen rundlich. Doch finden
sich bei den Rassen, die einen hauptsächlich ovalen Haarquerschnitt
haben, auch ovale resp. längliche gestreckte Papillen und’ Follikel-
querschnitte, sodaß hier etwa der Haarquerschnitt dem Papillen-
querschnitt entspricht. |
Der Gestalt und Ausbildung der Papille entspricht gewöhnlich
auch die Gestalt des Haarbulbus. Bei den feineren Wollhaaren aller
Rassen hat die Haarzwiebel eine schlanke Gestalt und setzt sich kaum
in ihrer Breite gegenüber dem übrigen Haarfollikel ab. Bei den groben
Grannenhaaren ist der Bulbus stark zwiebelförmig verdickt (Fig. 5),
wenn auch bei den Stichelhaaren diese Verdickung wenige: stark hervor-
tritt. Bei den Übergangsformen der schlichtwolligen Schafe findet
man dann eine Reihe von Zwischenformen.
Die Entstehung der Follikelgestalt.
Die verschiedenartige Ausgestaltung der Haarfollıkel, wie auch den
Verlauf derselben hat Fritsch durch mechanische Ursachen zu er
klären versucht.
Die Krümmung der Haarwurzeln bei verschiedenen Rassen kommt
nach ihm durch das Zusammenwirken verschiedener Momente zu-
stande. ‚‚Anerster Stelle wird die kräftige Ausbildung der Kopfschwarte,
wie sie den Rassen mit spiralig gedrehten Haaren eigen zu sein pflegt,
begüns‘igend auf das Verhalten der getreckten Anlage wirken, indem
die schnelle Zellvermehrung nicht nu: der Haarelemente selbst, sondern
auch die entsprechend mächtige Ausbildung der anderen Bestandteile
der Haut, zumal der Talgdrüse, Schweißdrüse und der Arrectores pili
eine Masse weicher bildungsfähiger Zellgruppen schafft, welche sich
gegenseitig bedrängen und zum einseitigen Ausweichen je nach Lage
der Verhältnisse zwingen.“ Schon wenn man erwägt, daß Haar und
Wurzelscheiden aus weichen, wuchernden Zellen auf einer festeren,
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 145
bindegewebigen Unterlage bestehen, so ist damit schon die Vorstellung
gegeben, daß die Unterlage einen bestimmenden Einfluß auf die Ge-
stalt der entstehenden Gebilde ausübt.
So erscheint Fritsch die hakenförmige Umbiegung der unteren
Wurzelenden, wie sie @ötte bezeichnet hat, dasResultat aer Stauchung
‚der in die Tiefe gegen die widerstandsfähige Galea vorgeschobenen
Haarwurzeln zu sein, wöhrend das umliegende, großmaschige lockere
Fettgewebe einen genügenden Widerhalt nicht mehr zu leisten vermag.
Die Berechtigung zu dieser Anschauung gibt ihm die Untersuchung
der verschiedensten Hautproben und solcher Haarwurzeln, die gar
keine Krümmung aufwiesen, wohl aber diese Stauchung am unteren
Ende der längsten Haarwurzeln (Araber).
Nach Fritsch tritt die Stauchung auch in Erscheinung, wenn
durch Schwund früher succulenter Hautschichten diese zusammen-
sinken, wie z. B. in der Haut des durch die Wüste gewanderten und an
Erschöpfung zu Grunde gegangenen Mogrebiners,
Neben der Unterlage spielen auch die verschiedenen Spannungs-
verhältnisse eine Rolle für den Verlauf der Haarfollikel. Die säbel-
förmige Gestalt der Kopfhaarfollikel der Sudanesen erklärt Fritsch
durch ungleiche Spannungsverhältnise in verschiedenen Achsen des
sich bildenden Haares, welche das seitliche Ausweichen und spiralige
Drehen desselben veranlassen. Je stärker diese Ungleichheit wird,
umso enger wird die spiralige Drehung des Haares. — Wie plastisch
die Haarwurzelteile selbst sind und wie stark sie durch Spannungs-
verhältnisse beeinflußt werden können, geht nach Fritsch schon
daraus hervor, daß sich unregelmäßige Gestalt und Auswüchse der
Wurzelscheiden besonders an den Ansatzstellen des Arrector pili
finden. — Inwieweit die von Fritsch für die Haarausgestaltung beim
Menschen als wirksam angegebenen Momente auch für die Schafhaare
geltend sind, soll im folgenden erörtert werden. — Die groben Haare
bei stichelhaarigen und mischwolligen Rassen reichen nach unseren
Untersuchungen mehr oder weniger weit in das Fettgewebe und nehmen
einen fast geraden Verlauf. Eine Krümmung der Haarfollikel beobachten
wir in steigendem Maße bei denjenigen Schafrassen, welchen eine
geringere Haardicke und eine größere Ausgeglichenheit bezüglich der
Haardicke und Länge zukomms. Hier reichen die Haare kaum noch
in das Fettgewebe, enden vielmehr an der Grenze desselben mit dem
Stratum reticulare. Man kann sich nun vorstellen, daß die gröberen
Haare infolge ihres großen Querschnittes bei einsetzendem Wachssum
die Fettschicht durchdringen und in dieser ohne Richtungsänderung
weiterwachsen können, während bei den feinen Wollhaaren die Wider-
standskraft nicht derartig groß ist, daß sie die gegenliegenden dichten
Fettschichten durchdringen können. Infolgedessen ‚erfolgt leicht bei
einsetzendem Wachstum und dadurch bedingter Verlängerung. des
Follikels ein schlängelndes Ausweichen innerhalb des Coriums selbst,
vor allem in der untersten Schicht desselben. |
: Daß derartige Ges’chtspunkte wahrscheinlich sind, dafür spricht
auch, daß die dünnen Flaumhaare der Haar- urd mischwolligen Schafe
Archiv für Naturgeschichte .
1928, A. 6. 10 6 Hett
146 Dr. Spöttel und Dr, Tänzer:
einen fast geraden Verlauf haben, da sie nicht bis an die Grenze deı
Fettschicht herabreichen (Fig. 3—5).
Ferner kann als Stütze für unsere Ansicht die Entwicklung der
Haare bei Merino-Embryonen angeführt werden. Die Haaranlagen
verlaufen dort solange gerade, als sie in dem Corium wachsen.
Sobald sie jedoch die Fettschicht erreicht haben, beginnt die Krümmung,
vor allem des unteren Teiles des Follikels bezw. zunächst eine haken-
förmige Abbiegung desselben (vgl. unten).
Diese hakenförmige Abbiegung haben wir gelegentlich bei ver-
schiedenen Schafrassen beobachtet, so z. B. bei Karakul, Heidschnucke
und Württemberger. Mehr oder weniger angedeutet war sie bei Geest,
ostfriesischem Milchschaf und Merino. Es liegen möglicherweise bei
einzelnen Haaren der erwähnten Schafrassen ähnliche Verhältnisse vor,
wie sie bei den feinwolligen zu einer gesamten Krümmung der Follikel
führen. Vielleicht kann man auch hier von einer Stauchung sprechen,
ähnlich wie es Fritsch bei Haarfollikeln der menschlichen Kopfhaut
getan hat. ; | |
Die Beobachtungen von letzterem, daß auf der Höhe des Arrector-
ansatzes infolge des weichen plastischen Materials der Wurzelscheide
gewisse Auswüchse vorkommen, konnte zuweilen auch bei bei Haar-
follikeln der Schafhaut festgestellt werden.
Doch kann in der Muskelwirkung entgegen Fritsch nicht das
hauptsächlichste Wirkungsmoment erolickt werden, da damit nur die
Verhältnisse der Leithaarfollikel erklärt wären, nicht aber die der
übrigen Haare, die ja in der Regel keine Muskeln haben und, wie wir
oben ausführten, ist gerade die Hautmuskulatur bei den Merinos, be.
denen sich ja die stärkste Follikelkrümmung findet, am schwächsten
ausgebildet.
Neben den charakterisierten mechanischen Faktoren werden auch
noch Spannungsverhältnisse der Haut sowie Wachstumsdifferenzen
innerhalb der Follikel gestaltend auf den Verlauf derselben einwirken.
Auch werden für die Gestaltung der Haarfollikel noch gewisse phaeno-
genetisch begründete Verhältnisse mitsprechen, die in der Anordnung
der Haare in der Haut, in Beziehung zu anderen Haaren sowie in der
ursprünglichen Einpflanzungsrichtung der Haare in der Haut bei der
embryonalen Anlage derselben zum Ausdruck gelangen. Eine genaue
Analyse der wirkenden Faktoren wird erst dann durchführbar sein,
wenn Untersuchungen über aie Haarentwicklung bei den verschiedenen
Rassen vorliegen. Soweit dieses schon jetzt möglich ist, werden wir
bei Besprechung der Anordnung der Haare in der Haut und der em-
bryonalen Entwicklung derselben noch darauf zurückkommen.
Die Anordnung der Haare in der Haut.
Die Anordnung der Haare in der Haut ist beı verschiedenen Säuge-
tieren und auch Rassen unserer Haussäugetiere Gegenstand der Unter-
suchung gewesen, — Man fand, daß die Haare nach gewissen Gesetz-
mäßigkeiten angeordnet waren. Schon H. v. Nathusius hat die
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 147
gegenseitige Stellung einzelner Haare in der Haut zu: einander und ihre
gruppenweise Anordnung untersucht. Was diese Lage anbetrifft, so
haben verschiedene Autoren darauf aufmerksam gemacht, daß die
Haare in gebogenen Linien angeordnet sind, welche entweder nach
bestimmten Punkten oder Linien konvergieren oder von solchen nach
mehreren Richtungen divergieren, wodurch verschiedene Figuren ent-
stehen, die man nach Eschricht als Ströme, Wirbel und Kreuze
oder nach Bosch als Scheitel, Kämme, Federn usw. bezeichnet.
Auf die Entstehung dieser Figuren soll hier nicht näher eingegangen
werden.
Eschricht, Heusinger, Leydig, Fischer, Blumenbach,
Schreber, Götte, Waldeyer und viele andere haben Gruppen-
bildung der Haare bei Säugetieren und den Menschen nachgewiesen,
.d. h. also eine bestimmte Anordnung der Haare zu kleinen Gruppen,
die mehr oder weniger scharf von einander getrennt sind.
Mit der Gruppenbildung der Säugetierhaare haben sichinsbesondere
de Meijere und Toldt eingehend beschäftigt. Vielfach hat ersterer
Gruppen von zwei und drei Haaren festgestellt, die meist reihenweise
angeordnet sind. Bei einer Gruppe von mehr als drei Haaren sind diese
in bestimmten Fällen alle gleichlang, stehen entweder ungefähr in einer
Reihe oder sie formen eine kleine, abgerundete Gruppe. In letzterem
Fall ist oft ein Haar in der Mitte der Gruppe, das Mittelhaar, stärker
entwickelt. Bei komplizierter Anordnung bleibt es isoliert und am
stärksten ausgebildet. Das Mittelhaar stimmt in einigen Fällen mit dem
Stichelhaar überein. Bei den Gruppen aus mehr als drei Haaren können
auch verschiedene Haararten, dickere markhaltige una sehr feine mark-
lose auftreten. So findet sich häufig die Kombination von drei starken
Haaren, zwischen denen je ein feines steht, in einer Reihe angeordnet.
Komplizierter ist’das Bild dadurch, daß die Zahl dieser feinen Haare
zunimmt. Abwechselnd mit den gröberen Haaren finden sich dann
kleine Haufen der feineren (Rücken vom Mufflon).
Es können ferner deutlich weit von einander getrennte Gruppen
von je drei Haaren auftreten, aber zwischen diesen ist das Wollhaar
ohne erkennbare Regelmäßigkeit zerstreut, und noch komplizierter
wird das Bild, wenn die Reihengruppen aus mehreren groben
Haaren oder Borsten bestehen, von denen das mittelste das stärkste
an Kaliber ist und zwischen diesen und um sie herum feinere Haare
gruppiertsind. Außerdem fand de Meijere Gruppen aus verschiedenen
Haararten, deren Anordnung nicht regelmäßig war.
Von den erwähnten Haargruppen sind die Haarkreise zu unter-
scheiden, ein Begriff, den Pincus für die Gruppierung der Haare ge-
prägt hat. Auburtin, Unna und Fritsch haben darauf hingewiesen,
daß es sich bei Haarkreisen um eine Gruppierung höherer Ordnung
handele. Dasselbe dürfte auch auf die Haarinseln von Frederic zu-
treffen, zu denen 25-30 Haargruppen (nach Zorn angeführt) zuge-
hören sollen. |
Die Gruppierung der Haare kann nun noch komplizierter werden,
wenn eine Vereinigung derselben zu Haarbündeln eintritt. Nach
10* 6. Heft
148 E Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
de Meijere spricht man von Bündelbildung, wenn mehrere Haare
aus einer einzigen Öffnung hervorgehen und zwar können die Haare
aus einer schüsselförmigen Einsenkung der Haut entspringen und zum
Teil mit ihren Follikeln etwas verschmolzen sein oder die Haare stehen
nur sehr dicht, daß mehr oder weniger eine Verschmelzung der oberen
Teile zu einem stattgefunden hat. Dieses Stück wird als der gemeinsame
oder allgemeine Follikel bezeichnet. — Die Bildung dieser gemeinsamen
Follikel ist von den verschiedensten Autoren bei menschlicher und
tierischer Haut festgestellt worden. — Jedes Haarbündel kann nach
de Meijere eine Haargruppe darstellen oder es vereinigen sich inner-
halb einer Gruppe eine gewisse Anzahl Haare zu Bündeln. Die Gruppen
können zusammengesetzt sein aus einem isolierten, meist stärkeren
Mittelhaar und aus einem oder mehreren Haarbündeln, die zu beiden
Seiten desselben liegen. Starke, markhaltige Haare können isoliert
stehen und dazwischen kommen markfreie in Bündeln vor.
De Meijere unterscheidet falsche und echte Haarbündel. Die
ersteren sind weniger regelmäßig zusammengesetzt als die letzteren;
bisweilen stehen einzelne Haare isoliert, welche sich an anderen Gruppen
gleichfalls an der Bündelbildung beteiligen können. Außerdem haben
die falschen Bündel kürzere, gemeinsame Follikel als die echten; diese
sind ontogenetisch durch Verschmelzung einer Anzahl Einzelfollikel
entstanden. i
Die echten Bündel sind immer scharf begrenzt und haben einen
langen gemeinsamen Follikel. Zu einem jeden allgemeinen Follikel
gehört sehr oft eine tubulöse Drüse, welche an der Basis desselben aus-
mündet, während die Talgdrüsen an die Einzelfollikel dicht unter der
Schweißdrüse treten. Oft ist ein Haar besonders stark entwickelt;
es ist dann das zuerst angelegte des Bündels. Die Entstehung des echten
Bündels ist von der des falschen wesentlich verschieden. Der Boden
des gemeinsamen Follikels stülpt sich in so viele kleine Follikel aus,
als eben Haare aus der Balgöffnung hervortreten.
Nach de Meijere ergab sich, daß in vielen Fällen, wo die Haare
des Bündels beim Erwachsenen gleich sind, beim jungen Tier jedes
Bündel nur von einem Haar repräsentiert wird. Dieses bezeichnet er
als Stammhaar im Unterschied zu den später erscheinenden Beihaaren.
Die Stammhaare brauchen nicht stärker entwickelt zu sein als die
Beihaare.
Die einfachen Gruppen und falschen Bündel bestehen aus Stamm-
haaren. In den echten Bündeln ist nur eins ein Stammhaar und zeichnet
sich hier oft durch stärkere Entwicklung aus. Alles andere sind Beihaare,
die sich als Anhänger des Hauptfollikels entwickeln; in diesen münden
auch die Schweißdrüsen. Die Wollhaare sind bald zu den Beihaaren,
bald zu den Stammhaaren zu'rechnen. Auch die Stichelhaare sind
nicht immer mit Stammhaaren identisch. Dort, wo keine echten
Bündel vorkommen, sind viele Stammhaare zu den Wollhaaren zu
rechnen. Die dünnen Wollhaare, die man beim Mufflon in Trüppchen
zwischen den großen markhaltigen findet, sind Stammhaare, ebenso
höchstwahrscheinlich alle Wollhaare des domestizierten Schafes,.
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 149
‘ Die Bezeichnung Stammhaar hatte Leydig in etwas anderem
Sinne als de Meijere gebraucht. Er verstand unter Stammhaar die-
jenigen dickeren Haare, welche von mehreren Wollhaaren umgeben sind,
gleichgiltig, ob die Haare aus einer gemeinsamen Follikelöffnung oder
aus verschiedenen hervorgehen. Nach de Meijere brauchen dagegen
die Stammhaare sich nicht durch größere Stärke auszuzeichnen.
Die kompliziertesten Haarstellungen können nun nach de Meijere
- durch Kombination falscher und echter Bündel, sowie von Beihaaren
in den Gruppen entstehen. Unregelmäßige Haarstellungen kommen
nach seiner Ansicht schließlich dadurch zustande, daß die einzelnen
Haargruppen so dicht aneinanderrücken, daß die Entfernung der
Einzelhaare kleiner ist als die der Gruppen. In der Entwicklung ist
dann jedoch noch eine typische Gruppenstellung nachweisbar, worauf
später noch eingegangen werden soll.
Was die Typen der Haare anbetrifft, die eine bestimmte
Gruppierung aufweisen können, so unterscheidet Toldt neben Grannen-
und Wollhaaren noch Leithaare. Es ist dieses eine gleichzeitig neben
Grannen- und Wollhaaren relativ spärlich vorkommende Haarsorte,
welche zwar denselben Bau hat, wie die erwähnten Haare, sich aber
dennoch von den Haarformen eines bestimmten Felles unterscheidet.
Der Unterschied kann namentlich in der Stärke und in der Entwicklung
begründet sein. Die Anlagen dieser Leithaare entstehen frühzeitig und
zeichnen sich auch weiterhin durch besondere Mächtigkeit aus.
Je nach den verschiedenartig zusammengesetzten Fellen sind
die Leithaare spezifisch verschieden geformt, ähnlich wie es ja auch bei
den Stammhaaren de Meijeres der Fall ist.
Weil Leithaare ganz verschiedenartige Elemente sein können,
wendet sich Friedenthal gegen diese Bezeichnung und spricht von
Borstenhaaren. Da teils in der Entwicklung, teils im Haarkleid der
meisten Säugetiere neben Grannen- und Wollhaaren auch Leithaare
festzustellen sind, so schließt Toldt, daß, ‚das Dreihaarformsystem
als der Grundtypus für die Zusammensetzurg der haarformenreichen
Kleider der Säuger betrachtet werden kann.“
Die eingehendsten Untersuchurgen über die Anordnung der Haare
sind bisher an der menschlichen Kopfhaut angestellt und, da seit
Huxley die Gruppenbildung der Haare als ein wichtiges Rassemerkmal
angesehen worden ist, sei hier als Parallele zu unseren Untersuchurgen
über die Anordnung der Haare in der Haut verschiedener Schafrassen
etwas ausführlicher darauf eingegargen.
Die verschiedensten Autoren, wie Waldeyer, Friedemann,
Fritsch, Köllicker, Virchow, Topinard und andere sprechen
von der büschel- und gruppenförmigen Anordnurg der Haare in der
Haut. Nach Friedemann ist die Dreihaar-Gruppe typisch, „welche
häufig in Schuppenstellung vielfach vorhanden ist, d. h. in einer Quer-
reihe, welche durch Wirkung einer nunmehr verloren gegargenen
Schuppe entstanden zu denken ist.“ Nach de Meijere sind diese
Querreihen durch die Entwicklung der Haare unter den Schuppen
„der nach Reh am hinteren Rande der Schuppen entstanden. Die
6. Heft
150 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
Anordnung der Haare in der Haut bringt man also in Beziehung zu
der Schuppen- und Haarstellung niederer Wirbeltiere.
Nach Köllicker stehen die Haare einzeln oder in Gruppen von
zwei, drei, selbst vier und fünf zusammen. Letzteres ist beim Fötus
Regel, kommt aber auch beim Erwachsenen vor. In der Tiefe stehen
die Haarbälge vereinzelt und werden in der Lederhaut grupperweise
von derben Bindegewebszügen zusammengefaßt; ganz an der Ober-
fläche verschmelzen die Haarbälge nach und nach, was von den ver-
schiedensten‘ Autoren angegeben worden ist.
Im allgemeinen wird von Fritsch und anderen geäußert und als
Regel aufgestellt, daß beim Menschen zweı Haare zusammen auf-
treten, viel seltener sind es drei; oder zwei Paare erscheinen so weit
genähert, daß eine Gruppe von vieren entsteht.
Pincus und Auburtin haben zwei bis fünf Haare in einem
„Haarkreis“ gefunden. Die Stärke der Haargruppen hängt nach
Auburtin weder von der Stärke noch von der Dichtigkeit oder Form
der Behaarung, sondern höchstens vom Geschlecht ab. Niemals fand
er bei demselben Individuum die gleiche Anzahl von Haaren in allen
Haarkreisen, sondern meist zwei bis drei verschiedene. Diese Mannig-
faltıgkeit ist da am größten, wo sicb auch der Haarwuchs durch eine
besondere Stärke auszeichnet. So fand er bei Individuen mit sehr
kräftiger Behaarurg sogar vier Formen von Haarkreisen nebeneinander,
z.B. 1, 2, 3, 4 oder 2, 3, 4, 5 Haare.
Nach Fritsch pflegen die normal entwickelten Haare von
schwachen Ersatzhaaren begleitet zu sein und er eıklärt die ab-
weichenden Angaben verschiedener Autoren über die Zusammensetzung
der Haargruppen damit, daß zum Teil die gesondert zu betrachtenden
Ersatzhaare in der Gruppe mitgezählt werden.
Als Rassemerkmal bei der menschlichen Kopfhaut sind zu be-
achten: die Art und die Zahl der zu einer Gruppe zugehörigen Haare,
die Deutlichkeit und Größe der Gruppe und schließlich noch das Vor-
kommen von Einzelhaaren. Schon in der Art der Zusammensetzung
der Gruppen nach normal entwickelten und schwachen Ersatzhaaren
macht sich nach Fritsch Rasseeinfluß geltend und zwar findet er beim
Fellachen, daß zuweilen je drei starke Haare mit ihren Ersatzhaaren
zusammentreten. Bei anderen Rassen, z. B. dem Mogrebiner rücken
zwei Vierergruppen näher aneinander und schließlich vereinigt diese
sekundäre Gruppierung eine große Anzahl der einfachen Gruppen
(Abessinier).
Auf Grund der Gruppierung höherer Ordnung macht Fritsch
folgende Unterschiede: Bildet man aus solchen Gruppen, den an-
steigenden Zahlen folgend, eine Reihe, so nimmt der Araber die tiefste
Stelle ein, da bei ihm die einfachen Haarpaare mit spärlich eingefügten
Ersatzhaaren vorherrschen. Es folgt der Mogrebiner, bei dem schon
größere Gruppen vorhanden sind, welche, von Doppelhaaren ver-
mehrt, durch schwache Haare gebildet werden. Dann folgt der Fellache,
bei welchem außer den einzelnen mit ein oder zwei Ersatzhaaren ver-
sehenen auch drei häufig sind, oder drei und ein schwaches, oder vier
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw, 151
und zwei schwache zu einer Gruppe höherer Ordnung zusammentreten.
Zwei und ein schwaches Haar, ab und an auch vier finden sich bei dem
Indier vorherrschend. Auch bei einer Europäerin fand er drei, bei
anderen häufig fünf zu einer Gruppe höherer Ordnung vereinigt.
Die dunkel pigmentierten Afrikaner, die Fritsch als Sudanesen be-
zeichnet, haben keineswegs die haarreichsten Gruppen, vielmehr finden
sich diese bei den Abessiniern, bei welchen die ursprüngliche Paarigkeit
der Haare hie und da in unregelmäßig angeordnete Gruppen von sechs
und sieben Haaren aufgelöst ist, die Fritsch nach Pincus als Haar-
kreise bezeichnet.
Auffallend große Gruppen wurden von Frederic auch bei rot-
haarigen Europäern gefunden, was nach Zorn infolge der Feinhäutigkeit
der rothaarigen Menschen und der damit verbundenen Sensibilität
auf enge Beziehungen zwischen Gruppengröße und Hautfeinheit,
bezw. gesteigerte Nerventätigkeit schließen läßt.
Die Haarinseln, welche durch Gruppierung von 25--30 Haar-
gruppen entstehen, hat Frederic rassenanalytisch untersucht, ohne
daß er, worauf Zorn hinweist, infolge des geringen Untersuchungs-
materials zu abschließenden Urteilen kommen konnte. Nach Krause
sind in der Negerkopfhaut in kleinen Gruppen 2—4—5 Haare vor-
handen. Eine große Anzahl dieser Gruppen (6—8 und mehr) sind zu
einer größeren Abteilung vereinigt und von haarlosen Strecken der Kopf-
haut umrahmt. Nach demselben Verfasser sollen diese haarlosen
Strecken beim Europäer fehlen oder sehr viel schmäler sein.
In den Hautnähten zwischen den Gruppen sind zuweilen noch
Einzelhaare festgestellt worden, so fand sie z. B. Deniker bei
Europäern und Waldeyer bei Bejahs. Nach letzterem sind Einzel-
haare an den Grenzen des Kopfhaarwuchses häufiger zu finden; je
mehr man sich dem Zentrum nähert, um so reiner wird die Gruppen-
stellung. Nach Rabel handelt es sich bei diesen Einzelhaaren zwischen
den Gruppen um Überbleibsel rudimentärer Gruppen.
Zum Vergleich seien auch noch die Feststellungen erwähnt, die
Rostafinskyin.der Haut zweier Rinderrassen, und zwar des polnischen
Rotviehes und ungarischen Steppenviehes gemacht hat.
Dieser hat an den verschiedenen Körperstellen eine verschieden-
artige Anordnung der Haare gefunden. Am Maul und an der Stirn
war eine eigentliche Gruppenbildung nicht vorhanden, vielmehr standen
Grannen- und Wollhaare gleichmäßig in der Haut verteilt. Die An-
ordnung am Bauche leitet über zu der deutlich ausgeprägten Gruppen-
bildung an den Seiten. An diesen Stellen sind bei dem polnischen Rot-
vieh grobe Haare zu zwei oder drei und bei dem Steppenvieh noch mehr
vorhanden, um welche sich Wollhaare ohne jede Ordnung gruppieren.
Ähnliches findet man am Rücken des ungarischen Steppenviehes,
nur stehen hier um ein Grannenhaar zwei bis fünf Wollhaare. Im Gegen-
satz hierzu ist die Haarverteilung am Rücken des polnischen Rotviehs
ganz ordnungslos. Am Schwanz stehen die Haare reihenweise, quer
zur Längsachse desselben. Bei dem ungarischen Steppenvieh ist der
Haarstand viel schütterer. In der Bauchhaut tritt bei dem Steppenvieh
6. Heft
152 7 Dr, Spöttel und Dr. Tänzer:
eine Gruppenbildung deutlicher und geschlossener hervor als bei dem
Rotvieh. Eine bestimmte Stellung der groben Haare innerhalb der
Gruppe ist hier nicht vorhanden, zuweilen stehen die gröberen Haare
auch ganz isoliert. )
Wenden wir uns nunmehr der Anordnung der Haare in der Haut
und deren rassenanalytischen Bedeutung beim Schaf zu. Nach H.v.Na-
thusius haben sich die älteren Autoren, die sich mit der Stellung der
Haare in der Haut beschäftigten, diese derart gedacht, ‚‚wie den Stand
der Bäume in einem natürlich erwachsenen Walde, also ohne Regel-
mäßigkeit.“ Auch noch die Abbildungen, die Gurlt gibt, machen
den Eindruck, als ob die einzelnen Haarbälge ordnungslos und ohne
Regel in einer gleichförmigen Masse von Bindegewebe zerstreut sind.
Demgegenüber wies schon H. v. Nathusius darauf hin, daß
jedes Stück Schafleder, an welchem die Haarseite nicht künstlich ver-
ändert ist, eine gewisse Gruppierung und regelmäßige Stellung der
Haare erkennen läßt, die an verschiedenen Körperstellen niebt die
gleiche ist.
Nach seiner Ansicht werden natürlich genaue mathematische
Figuren durch diese Gruppenstellung nicht gebildet und ebensowenig
kann es sich um eine symmetrische Anordnung der Haare handeln.
Löbner hat in der Schafhaut „Haarnestgruppen“ festgestellt
und zwar sollen sich einzelne Gruppen zu gröberen verbinden, die sich
auf dem Nachbarfelde in derselben Anordnung wiederholen. Diese
Gruppen werden durch geradlinige Hautstreifen getrennt, aus denen
Bindehaare und spärliche Einzelhaare hervorgehen.
Feiertag, Gurlt, Götte und andere sprechen von Haar-
bündeln, zu denen die Einzelhaare in der Schafhaut vereinigt sind,
und die durch Bindegewebszüge getrennt werden. W. v. Nathusius
hat festgestellt, daß sich eine Haargruppierurg in der Haut bei den
verschiedensten Säugetierarten findet und daß diese nicht nur eine
Eigentümlichkeit der Wolle tragenden Haut des Schafes ist. Er be-
richtet über die Anordnung der Haare in der Schafhaut folgendes:
„Horizontale Schnitte der behaarten Haut zeigen, daß in allen Fällen
mächtigere Züge von Bindegewebe, indem sie sich in mehr oder weniger
schräger Richtung schneiden, Zwischenräume bilden, diedurch Gruppen
von Haarbälgen ausgefüllt sind. Die einzelrer. Haarbälge dieser Gruppen
werden nur durch schwache, oft garnicht deutlich nachzuweisende
Schichten von Bindegewebe von einander getrennt.“
Nach Zorn stehen die Tasthaare stets vereinzelt, die Stichelhaare
sind in regelmäßigen Abständen und auch die Grannenhaare sollen
gleichmäßig angeordnet sein. Auch Bohm erwähnt, daß die Grannen-
haare sich in ziemlich gleichmäßigen Abständen in der Haut finden.
Nach Marks sind beim Schaf um die stärkeren, gestreckt verlauferden
Stichelhaare die Wollhaare zu Gruppen angeordnet. Nach W. v. Na-
thusius und Zorn ist die gruppenförmige Anordnung derart, daß ge-
wöhnlich ein stärkeres Haar von einer größeren oder geringeren
Zahl feiner Haare umgeben wird; die Zahl der Gruppen, wie auch die
der Einzelhaare, die zu einer Gruppe vereinigt sind, ist. nach ihnen
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw, 153
umso größer, je feiner die Einzelhaare sind. Letztere Beziehung zwischen
Haarzahl der Gruppe und Haarfeinheit hat auch Körte aufgestellt.
‚Je stärker und starrer die Haare, umso vereinzelter stehen sie dem
genannten Autor zufolge in der Haut. Die kurzen geraden Haare liegen
in schräger und fast paralleler Richtung, aber vereinzelt in der Haut
und reichen bis in die Fettschicht hinab. Die Grannenhaare stehen in
ziemlich gleichen Zwischenräumen, mit der Wurzel fast senkrecht
tief in der Lederhaut. Bei beiden letzteren Haarformen findet eine
Gruppierung nicht statt. Die Gruppenbildung tritt nach Zorn und
W. v. Nathusius bei den Schafrassen, die gröberes und längeres Haar
haben, nicht so deutlich hervor, wie bei den feinwolligen Merinos.
Bohm und Zorn geben an, daß, gleichgiltig, ob die Wollhaare ge-
mischt mit Grannenhaaren oder allein vorkommen, immer eine deutliche
'gruppen- oder bündelförmige Anordnung der Wollhaare vorhanden ist,
Schon Leydig, Ebele, Rohde und H. v. Nathusius haben be-
obachtet, daß die Haare des Schafes nicht immer einzeln aus einer
Öffnung hervortreten; oft vereinigen sich die Haarbälge derartig, daß
mehrere Haare aus einer gemeinschaftlichen Hautöffnung entspringen.
W. v. Nathusius geht ausführlicher auf diese verzweigten Follikel,
wie sie die erwähnten Autoren genannt haben, ein und spricht von der
Vereinigung und Verschmelzung einer Anzahl Follikel zu einem ge-
meinsamen.
W. v. Nathusius hat verzweigte Haarbälge bei allen Schaftypen
‚häufig gefunden, aber nicht mit derselben Regelmäßigkeit, wie es
.z. B. Welcker für die Edentaten festgestellt hatte, da er vielfache
Übergänge und mannigfache Variationen fand. Vier Haare hat er selten,
zwei oder drei häufiger in einer Hautöffnung beobachtet. Einzelne
Haare derselben Gruppe, in welcher verzweigte Haarbälge vorkommen,
haben noch ganz selbständige Bälge. Sehr häufig fand W. v. Na-
thusius auch, daß in einer gewissen Höhe dasjenige Gewebe, welches
den Übergang der äußeren Haarscheide in die Schleimschicht der
Fipidermis bildet, für mehrere Haare gemeinschaftlich ist, daß aber
bierbei die einzelnen Haare durch diejenige Schicht, die als Fortsetzung
der Hornschicht der Epidermis bis zur Einmünrdurgsstelle der Talg-
drüsen die innere Bekleidnug der äußeren Haarscheide bildet, getrennt
werden. Zusammenfassend stellt er fest, daß die Haargruppierung
und der Verlauf in der Schafhaut sich ‚als der variierende Ausdruck
der bei gekrümmten Haaren stets vorkommenden Konvergenz der
Haarbälge nach oben darstellt“ und er zweifelt nicht, daß letztere
beim Schaf umso stärker ist, als die Behaarung aus zahlreicheren und
schwächeren Haaren besteht. Einen auffallenden Unterschied hat er
jedoch in dieser Beziehung zwischen feineren und gröberen Schafen
nicht nachweisen können.
"W. v. Nathusius hat also keine bestimmten Unterschiede in der
Gruppierung der Haare bei Rassen feststellen können und auch
de Meijere kann aus den Abbildungen v. Nathusius’ keine be-
stimmte Regelmäßigkeit der Gruppenanordnung feststellen, obgleich
6. Heft
154 Dr. Spöttel und Dr Tänzer:
er die Vermutung äußert, daß die Gruppierung bei verschiedenen
Rassen Unterschiede ergibt. |
Beim Mufflon hat de Meijere eine ganz bestimmte Anordnung
feststellen können. Am Hinterfuß stehen zwischen zwei dicken Haaren
meist ein Trüppchen von drei bis fünf feinen Wollhaaren. In tieferen
Hautschnitten sind die gröberen Haare noch deutlich in Gruppen
von 2. B. vier Stück angeordnet. Nach seiner Ansicht bilden diese vier
Stichelhaare mit den drei dazwischen gelegenen Trüppchen feiner Haare
eine Haargruppe. Am Rücken fand er ebenfalls beide Haararten in
ähnlicher Anordnung, nur ist hier die Reihenbildung der markhaltigen
Haare undeutlich. Die Wollhaare, die in Trüppchen von etwa fünf
Stück stehen, sind so dicht an einander geschmiegt, daß falsche Bündel
entstehen können; der gemeinsame Follikel ist jedoch sehr kurz. Die
tubulösen Drüsen münden in die Follikel der gröberen Haare. —
Eingehender hat sich Bohm mit der Gruppierung der Haare in der
Haut verschiedener Schafrassen beschäftigt und Unterschiede in der
Anordnung der Haarbündel festgestellt. Insofern hat er bei allen Rassen
eine Gleichartigkeit gefunden, als die Haarzwiebeln nur in den oberen
Schichten des Stratum reticulare, nicht aber in den tieferen Schichten
oder gar in der Fettschicht liegen. — Bei mischwolligen Schafrassen
„umstehen zumeist eine größere oder geringere Zahl Flaumhaare ein
einzelnes Grannenhaar wie Trabanten ihren Planeten.“
Bei verschiedenen Typen der mischwolligen Schafe stellte er ge-
wisse Rasseverschiedenheiten fest. — Bei dem nordischen Schaf und
anderen liegen die Haarzwiebeln in weitem Umkreis um das Grannen-
haar und die Bälge der einzelnen Gruppenhaare nähern sich nach der
Hautoberfläche zu immer mehr dem Balge des Grannenhaares, sodaß
unweit der Hautoberfläche die Flaumhaare das markhaltige Grannen-
haar dicht umstehen Auf Flächenschnitten erkennt man ferner, daß
die Gruppen in ziemlich gleichmäßigen Reihen angeordnet sind, welche
durch breite Hautstreifen, die Gruppenhaare selbst dagegen durch
schmälere getrennt werden. — Bei der Heidschnucke und anderen
Rassen liegen die Haarzwiebeln der Flaumhaare in nächster Nähe um
das Grannenhaar, im übrigen lassen jedoch die Hautflächenschnitte
dieselbe Haaranordnung erkennen. — Beı einer dritten Rassengruppe,
z. B. dem mecklenburgischen Landschaf, bei dem das Grannenhaar
gegenüber dem Flaumhaar zurücktritt, sind schon einzelne Flaum-
haarbündel selbständig angeordnet, ohne ein Grannenhaar als Mittel-
punkt zu haben. Diese Bündel von Flaumhaaren gruppieren sich wieder
um ein solches Bündel, aessen Zentrum ein Grannenhaar bildet. ‚So
entstehen größere, zusammengehörige Gruppen, welche durch breitiere
Hautstreifen von einander getrennt sind, während die einzelnen Bündel
jeder solchen Gruppe wieder durch schmälere Streifen geschieden werden.
In diesen Hautstreifen zeigen sich aber schon vereinzelt auftretende,
zu keiner Gruppe gehörende Flaumhaare. Es sind die sogenannten
Binder, welche das ganze Vließ zusammenhalten.“ Nach Bohm
und Zorn stehen bei reinwolligen Tieren die Haare in Bündeln und
außerdem finden sich in stärkerem Verhältnis als bei den übrigen
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw, 155
Rassen einzelne Haare in den schmalen Hautnähten zwischen den
Gruppen, deren Bälge mehr horizontal verlaufen. Bohm hat von
reinwolligen Schafrassen Southdown, Hampshire und Merino unter-
sucht und Unterschiede zwischen diesen englischen Rassen und dem
Merino festgestellt.
Beim Southdownschaf werden Bündel von 6—8 Flaumhaaren
gebildet, die sehr weitläufig in der Haut verteilt sind. Die Haarzwiebeln
liegentief und verstreut in der Haut.
Bei dem Merino dagegen liegen „die Haarzwiebeln jeder Gruppe
förmlich wie Eier in einem Nest zusammen; von hier aus schießen die
Haarbälge in den verschiedensten Richturgen auseinander und durch-
einander und nähern sich dann schließlich unmittelbar unter der
Oberfläche der Haut einander nicht nur, sondern vereinigen sich dort
oft mehrere Haarbälge in einem Ausgang, sodaß mehrere Haare (bis zu
vier. D. V.) zuletzt in einem Balge sich befinden und in diesem zu Tage
treten.“ Diese Vereinigung der Haarbälge zu einem gemeinsamer, die
auch Feiertag, Gurlt und Zorn gefunden haben, sieht Bohm
alstypisch für das Merino an, da er sie bei keiner anderen Rasse gefunden
hat. Er berücksichtigt damit die älteren Resultate von W. v. Na-
thusius nicht, der ja verzweigte Haarbälge bei allen Schaftypen
häufig gefunden hat. Einzelne Haarbälge liegen gesondert von den
Gruppen in den Hautnähten, aus denen dann die Bindehaare hervor-
gehen. Zorn hebt dann noch die dichte Lagerung der Wollhaargruppen
beim Merino hervor.
Im folgenden wollen wir uns mit den Ergebnissen unserer eigenen
Untersuchungen über die verschiederartige Lage und Anordnung der
Haare in der Haut der Schafrassen beschäftigen und zurächst den
Haarstrich und die Reihenanordnung der Haare und später die Gruppen-
bildnug derselben betrachten.
Durch die schon oben erwähnte dachziegelförmige Lagerung der
Haare über einander und dadurch, daß die Spitzen derselben nach unten
gerichtet sind, erhält das Haarkleid der Säugetiere Bedeutung als
Schutz gegen die Atmosphärilien, insbesondere gegen den Regen,
Dadurch hat das diese Anordnung zeigende Haarkleid der stichel-
haarigen Schafe ein ganz charakteristisches Aussehen. In der Rücken-
mittellinie scheitelt sich das Haar und fällt nach beiden Seiten in
Richtung zum Bauch ap. Auf die Bildung der Wirbel, die beim Schaf
spärlich ausgebildet sind und an den Körperseiten fehlen, soll hier nicht
näher eingegangen werden.
Den Haarstrich und den Haarwirbel bringen Schwalbe und
Voigt mit mechanischen Verhältnissen in Einklang und zwar sehen
sie die Wachstumsverhältnisse der Haut und der darunterliegenden
Gewebe als das bestimmende Moment für die Anordnung der Haare.
Ersterer hält für das wesentlichste die Schrägstellung der Haare be-
dingende Moment Differenzen in der Größe des Wachstums zwischen
Epidermis und Cutis, sodann Differenzen im Wachstum der Haut und
der darunterliegenden Teile wie Muskeln und Knochen. — Die Strich-
richtungen der Haare stimmen bei den verschiedenartigen Wild-
6. Heft
4156 Dr, Spöttel und Dr, Tänzer:
‚schafen nicht völlig überein, die Haare können mehr schräg’von vorn
nach hinten verlaufen, ähnlich wie beim Pferd oder mehr guer zur
Körperlängsrichtung wie beim Mufflon und Somali. — Über die Ent-
‚stehung des Haarstriches und auch der Wirbelbildung sind die ver-
schiedensten Ansichten geäußert. Es können zu dieser Ausbildung,
wie oben gesagt, Wachstumsgesetze der Haut, physiologische Faktoren
und Spannungsverhältnisse in der Haut mitgespielt haben.
Die dachziegelige Überlagerung der Haare wird morphologisch
durch die schräge Einpflanzung der Haare in die Haut, wie sie oben ge-
schildert wurde, bedingt. Da nun die Haarrichtung der Follikel-
richtung entspricht, bezw. umgekehrt, so muß der Follikel auch in
schräger Richtung derart in der Haut liegen, daß sein distales Ende
'ventral gerichtet ist. Daraufhin angestellte Ermittlungen ergaben
die Richtigkeit dieser Vermutung. Man könnte nun denken, daß auch
die für das Schaf bereits ermittelte Reihengruppierung der Strich-
richtung folgte, also quer zur Körperachse läge. Dies ist aber keines-
wegs der Fall, vielmehr liegt diese, wenigstens an den Körperseiten,
parallel der Körperachse. Der Habitus des Haarkleides wird also in
dieser Beziehung nicht von der: Reihenanordnung, sondern von der
Einpflanzungsrichtung der Deck- oder Stichelhaare bedingt, die dem
Haarkleid ihren Stempel aufdrücken.
Nicht viel anders liegen die Verhältnisse bei den Mischwolligen,
wo die lang abgewachsene Wolle in groben Zotten an der Körperseite
bauchwärts gerichtet ist.
Wir können vielleicht als Parallele heranziehen, daß auch beim
Hausschwein die Strichrichtung keineswegs der embryonal festgestellten
Reihenanordnung der Haaranlagen, welche mit der Frischlingszeichnung
übereinstimmt, also ähnlich wie beim Schaf längs zum Körper gelagert
ist, sondern vielmehr schräg zu dieser Reihenanordnung verläuft. Auch
beim Zebra stimmen die in der Querrichtung des Tieres verlaufenden
Binden, dienach van Rynberk mit den Summationszonen der Inner-
vationsgebiete der Hautnerven zusammenfallen, die aber Haecker
in Anlehnung an Toldt auf Hautwachstumsvorgänge zurückführen
will, keineswegs mit der Strichrichtung der Haare überein. Während
der Haarstrich abhängig erscheint von der Richtung, welchen die
Follikel in der Haut nehmen, stimmt die äußere Ausbildung des Stapels
insofern nicht mit der inneren Architektur der Haut überein, als die
Längsreihen, die man bei Hautflächenschnitten beobachten kann,
im Vließ nicht in Erscheinung treten. 3
Nun entspricht die Klüftungsrichtung im Vließ bei schlicht- und
feinwolligen Schafen der Strichrichtung der Haarschafe. Selbst bei
feinwolligen Schafen lassen sich die Stapel an den Körperseiten in der
Klüftungsrichtung, nämlich annähernd in der Körperquerrichtung
leicht scheiteln, während dieses in der Körperlängsriehtung nicht so
gut gelingt. Auf dem Rücken dagegen folgen die Klüftungslinien der
Körperachse und infolgedessen ist auch in dieser Richtung die Teil-
barkeit des Vließes größer. Man könnte nun vermuten, daß diese Er-
scheinung mit dem auf der Follikelrichtung begründeten Haarstrich in
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw, 157
Zusammenhang steht. Nun sind aber bei dem schlicht- und feinwolligen
Schaf die Follikel nicht mehr gerade, auch stimmen die Winkel, die die
Haare mit der Haut bilden, keineswegs untereinander überein. Man
hat die Klüftungslinien hier also nicht auf die erwähnte Reihen-
anordnung zurückzuführen, sondern vielmehr mechanische Gesichis-
punkte dafür heranzuziehen. Vielleicht spielen innere Wachstums-
vorgänge der Haare eine Rolle, die durch mechanische Beanspruchung
bei Bewegung des Tieres modifiziert werden können, sodaß darin eine
Anpassung an diese erfolgt.
Wie Feiertag, Gurlt, v. Nathusius u. a., so haben wir eine
charakteristische Stellung der Haare zu einander in Gruppen oder
Bündeln festgestellt. Die Ausbildung und Anordnung der Haare in den
Gruppen ist eine sehr verschiedenaitige, bald sind die Gruppenhaare
dicht gedrängt, bald lassen sie größere Zwischenräume zwischen sich;
ben sind die Gruppen reich an Haaren, bald werden sie aus nur wenigen
gebildet. |
Die einzelnen Haare innerhalb der Gruppen werden durch dünne
Bindegewebszüge von einder getrennt, welche die Haarbälge und deren
Talgdrüse zunächst ringförmig umlagern, während die Gruppen selbst
durch breitere Bindegewebszüge, die sogen. Hautnähte oder Haut-
brücken von einander zetrennt werden, dieihrerseits wieder die Gruppen
mit konzentrischen Fasern umgreifen. Es kommen jedoch auch Faser-
züge vor, die mehr oder weniger von Gruppe zu Gruppe verlaufen.
In den Hautnähten erstrecken sich Blutgefäße, die sich als Capillaren
verzweigen und aufknäueln können.
Mehr oder weniger isoliert von diesen Gruppen stehen Haare,
die nicht nur durch ihre Stellung, sondern auch durch ihre morpho-
logische Struktur gegenüber den Gruppenhaaren ausgezeichnet sind.
Wir bezeichnen diese bereits mehrfach erwähnten Haare, die je nach der
Beschaffenheit des Vließes morphologisch entweder Stichel-, Grannen-
oder Wollhaare sein können, als Leithaare und wählen diese Be-
zeichnung deshalb, um damit auszudrücken,.daß sie in der Anordnung
der Haare in der Haut eine charakteristische Stellung einnehmen, da
durch sie maßgeblich die Reihenanordnung bestimmt wird, ferner um
anzudeuten, daß sie auch ın der embıyonalen Entwicklung, wie wir
später zeigen werden, dadurch sich hervorheben, daß sie zuerst ange-
legt werden, während die Gruppenhaare erst später in der Entwicklung
folgen vgl. später).
In allen Fällen ist das Leithaar, soweit wir bisher feststellen
konnten, durch die Einmündung der Schweißdrüse vor allen anderen
Haaren der Schafhaut ausgezeichnet. Auch sind, wie wir schon oben
auseinandergesetzt haben, die Talgdrüsen der Leithaare gewöhnlich die
größten und münden im allgemeinen tiefer in den Haarbalg, als die
Talgdrüsen der Gruppenhaare.
Wir haben den Begriff Leithaar in etwas anderer Art und Weise
gebraucht als Toldt. Letzterer versteht ja unter Leithaaren eine
relativ spärliche Haarsorte, welche zwar denselben Bau wie Grannen-
oder Wollhaare haben, sich aber doch von diesen charakteristisch unter-
6. Heft
158 a Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
scheiden, und zwar sind sie störker als die entsprechenden Grannen-
oder Wollhaare des betreffenden Felles und ferner werden diese Haare
embryonal sehr frühzeitig angelegt und zeigen auch in ihrer Entwicklung
eine.größere Mächtigkeit als die übrigen Haare. Die von uns als „‚Leit-
haare‘“ bezeichneten Gebilde stimmen mit denen Toldts insofern
überein, als die embryonale Anlage derselben sehr frühzeitig geschieht
‘- (vgl. unten). Während nun Toldt die größere Dicke der Leithaare
als wesentliches Merkmal derselben betont, ist dieses in unserem Falle
nicht als spezifisches Kennzeichen der Leithaare der Schafe anzusehen,
da es auch solche mit sehr geringem Durchmesser gibt. Wohl aber ist
als allgemeines Charakteristikum die oben charakterisierte Ver-
bindung mıt der Schweißdrüse und dem Haarbalgmuskel anzusehen, so-
wie ihre Stellung innerhalb der Gruppen.
In der Haut nimmt, wie schon angedeutet, das Leithaar zwischen
den Schweiß- und Talgdrüsen eine ganz bestimmte charakteristische
Lage ein und zwar finden wir die Anordnung derart, daß das Haar gegen-
über dem Schweißdrüsengang liegt und mehr oder weniger senkrecht
regelmäßig zu Seiten des letzteren erstrecken sich dann die Talgdrüsen.
Dem Leithaar gegenüber an der Schweißdrüsenseite liegt der Arrector
pili. Die Schweißdrüse liegt am Blatt des Schafes ventral des Leit-
haares, ebenso auch der Muskel.
Betrachten wir jetzt die Anordnung der Haare in der Haut der
verschiedenen Schafrassen und das Verhältnis der Leithaare zur Aus-
bildung der Gruppen vom rassenanalytischen Standpunkt. Leithaare
finden sich bei allen Rassen. Was-aber die histologische Sonderung
des Leithaares anbetrifft, so finden sich bei den einzelnen Rassen
gewisse Unterschiede. Bei den söichelhaarigen Schafen sind alle Leit-
haare markhaltig, und umgekehrt auch alle Stichelhaare Leithaare.
Bei. den mischwolligen, bei welchen die Haare zum Teil markhaltig
sind, enthalten die Leithaare einen Markkanal oder es kann dieser
auch zuweilen fehlen. Zackel und Heidschnucke I haben markhaltige
Leithaare, während bei Heidschnucke2, dem Pommerschen- und
Eentheimer Landschaf, Karakul-, Leinebock teils markfreie, teils
markhaltige Haare vorkommen. Bei dem Leineschaf waren im weib-
lichen Geschlecht markhaltige Haare nichö mehr anzutreffen. Inwieweit
hier sexuelle Unterschiede mitspielen oder ob noch äußere Faktoren
oder auf die Abstammung begründete Vererbungsmomenve mit-
bestimmend wirken, läßt sich nicht entscheiden. Bei der Heidschnuckel,
dem Leinebock sind aber nicht alle markhaltigen Haare Leithaare,
vielmehr können diese auch den Gruppen angehören, sodaß bezüglich
des Markgehaltes kein scharfer Unterschied mehr zwischen Leithaaren
und Gruppenhaaren besteht. Bei den Schlicht- und Feinwolligen sind
in der Regel Leit- und Gruppenhaare marklos.
Was nun die spezifische Zusammensetzung der Leithaare nach ihren
verschiedenen Schichten anbelangt, so zeichnen sich die der Stichel-
haarigen durch ihren überwiegenden Anteil an Marksubstanz aus.
Bei den Mischwolligen ist der Markkanal dagegen viel weniger mächtig
und verliert mehr und mehr an Ausdehnung, je mehr sich die Misch-
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 159
wolligen den Schlichtwollschafen nähern, bis er bei diesen sich nur noch
in spärlichen Resten vorfinden kann. Näher soll jedoch hierauf
erst später eingegangen werden. Ebensowenig wie bei der histologischen
Differenzierung lassen sich bezüglich der Dicke der Leithaare bei Misch-
und Schlichtwolligen scharfe Unterschiede bei den verschiedenen Rassen
feststellen, wie weiter unten ausgeführt werden soll.
In der Ausbildung der Follikel der Leit- und Gruppenhaare treten
noch weniger deutliche Unterschiede bei den verschiedenen Rassen
hervor als im Haarquerschnitt. Die Follikel der Leithaare sind keines-
wegs immer stärker ausgebildet als die der Gruppenhaare. Den Leit-
haaren der stichelhaarigen Schafe kommt sogar ein verhältnismäßig
dünner Follikel (Fig. 16) zu; bei den mischwolligen Schafen haben aller-
dings die Leithaare im allgemeinen gegenüber den Gruppenhaaren
die größte Follikeldicke (Fig. 18). Es kommen jedoch auch Ab-
weichungen hiervon vor. Bei den schlichtwolligen sind die Unterschiede
in der Follikelausbildung noch stärker verwischt (Fig. 19, A) und bei
den feinwolligen (Fig. 20—21) und den Rassen, welche diesen nahe-
stehen, kann man von Unterschieden überhaupt nicht mehr sprechen.
Was nun die Lagebeziehung zwischen Leithaar, Talgdrüse, Schweiß-
drüse und Muskel anbelangt, so ist diese am typischsten bei Mufflon
und Somali. Entsprechend der einfachen Ausbildung der Talgdrüsen
sind bei diesen die Haarbalg- und Schweißdrüsen mit dem Arrector pili
nach der Längsreihe orientiert, ventral der gleichfalls sehr regelmäßig
reihenförmig angeordneten Stichelhaare, die hier sämtlich in Leithaar-
stellung sich befinden. Infolge der einfachen Ausbildung der Schweiß-
drüsen (vgl. oben) ist diese Anordnung noch in den Tiefenschnitten
zu erkennen, doch kommen auch schon kleinere Unregelmäßigkeiten vor.
Je mächtiger und je unregelmäßiger die Talgdrüse des Leithaares
sich entwickelt, umsomehr wird auch die typische Lagebeziehung
der genannnten Hautorgane gestört; daß es sich um mechanische Ver-
hältnisse handelt, die also nicht rassebedingt sind, geht schon daraus
hervor, daß bei demselben Tier innerhalb der gleichen Hautprobe
diese Lagerung wechseln kann (vgl. Frankenschaf, Geestschaf, Heid-
schnucke) und daß bei demselben Tier zu verschiedener Zeit sich diese
Anordnung dadurch ändert, daß durch die oben ja als gleichfalls
nicht rassebedingte, sondern entsprechend physiologischen Zuständen
wechselnde Größenausbildung der Talgdrüsen eine Abänderung der
oben charakterisierten Lagebeziehung erfolgt. Dies geht deutlich aus
dem Vergleich der Hautschnitte von Heidschnucke 1922 gegenüber
1921, Abbenburger Oxford 1920 gegen 1922 hervor; hier zeigten die
Hautschnitte des jeweilig zuerst angegebenen Jahres z. T. eine außer-
ordentliche Lageverschiebung der Hautelemente, während letztere
in den jeweilig zuletzt genannten Jahren die sonst beobachtete Regel-
mäßigkeit zeigt.
Bei sehr großer Entfaltung der Talgdrüsen spielt dann noch die
ganze Hautarchitektur bestimmend mit, derart, daß infolge mechanischer
Verhältnisse eine Zusammendrängung bezw. eine Lageverschiebung
eintritt, wie dies z. B. bei der Bauchprobe von Merino 449 und auch
6. Heft
160 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
beim Abbenburger Oxford 1920 der Fall ist. Dies trifft dann ferner
in den Fällen zu, wo die Talgdrüse außerordentlich vielgestaltig ist,
wie z. B. beim Leinebock, einigen Karakuls, vor allem an der Schenkel- _
probe 256/14, Zackel (besonders Schwanzwurzel). Andererseits kann
auch infolge von sehr dichtem Haarstand eine größere Unregelmäßig-
keit der Lagebeziehung der Hautelemente, namentlich der Talgdrüsen,
eintreten, wie dies besonders für das Bentheimer Lamm und das
Württemberger Lamm und z. T. auch für die Württemberger und
Merinos gilt. In den Abänderungen der Lagebeziehung spiegeln sich in
gewisser Weise die oben skizzierten Umgestaltungen der Talgdrüsen
wieder. | |
Mit der unregelmäßigeren Gestaltung der Elemente des Leithaares
erfährt auch die Reihenanordnung der Leithaare mitsamt der zu-
gehörigen Gruppe eine Störung, wenn auch hier noch andere Momente
mitspielen wie Lageverschiebung der Leithaare oder der zugehörigen
Gruppe, bezw. Einschaltung von Zwischengruppen.
Die Anordnung der zu einem Leithaar gehörigen Gruppenhaare
ist sowohl nach der Lagebeziehung der Gruppenhaare untereinander,
wie auch zu den benachbarten Gruppen und dem Leithaar der ent-
sprechenden Gruppe bei einzelnen Rassen verschieden. |
Die Leithaare schließen sich im allgemeinen beim Merino, Württem-
berger, Hampshire, Oxford, Butjadinger und Franken sowie bei den
stichelhaarigen Schafen der Gruppe dicht an, während bei dem ost-
friesischen Milchschaf, Wilstermarschschaf, Leine, Rhönschaf, Skudde,
Karakul, Bentheimer Landschaf und Zackel die Leithaare bald mehr
der Gruppe anliegen, bald mehr von dieser entfernt sind (vgl. Abbild.).
Bei den Heidschnucken, vor allem bei Heidschnucke 1 sowie beim
Geestschaf ist der Abstand der Leithaare von den Gruppen groß,
wenn auch hier gewisse Schwankungen vorkommen.
Die Gruppen sind bei Heidschnucke 1, Zackel, Bentheimer, Geest-
schaf, ostfriesischem Milchschaf, Rhön, Skudde, Wilstermarschschaf
und Oxford ebenso wie auch bei den stichelhaarigen Schafen mehr oder
weniger scharf getrennt, jedoch können sie gelegentlich aneinander-
stoßen. Unscharfe Trennung der Gruppen finden sich und zwar in
steigendem Maße bei Heidschnucke 2, Bentheimer Lamm, Pommer,
Leineschaf, Karakul, Franken, Hampshire, Butjadinger, Württem-
berger und Merino. Am deutlichsten war unter letzterem die Sonderung
noch bei der Bauchprobe von Merino Fleischschaf 449, bei den Merino-
tuchwollschafen 443 und 442 während sie bei Merinotuchwollschaf 441
und beim Merinostoffwollschaf 445 infolge der zahlreich ausgebildeten
Binder und des dichten Haarstandes gänzlich in Wegfall gekommen ist.
Neben den Leithaaren, denen regelmäßig eine Gruppe beigesellt ist,
kommen auch, namentlich bei den Haarschafen, solche vor, die keine
Gruppen haben.
Die Anordnung der Haare in der Gruppe ebenso wie auch das von
derselben eingenommene Hautareal ist. bei den einzelnen Rassen ver-
schieden. Einen dichten Haarstand innerhalb der Gruppe finden wir
in der Regel beim Merino, Würrttemberger, Hampshire, Geest und,
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 161
vor allem auch beim Somali, Pommerschen Landschaf,' Zackel und
Mufflon, während bei Heidschnucke 2 ein zerstreuter Stand der Haare
innerhalb der Gruppe festzustellen ist. Bei den übrigen Rassen ist der
Haarstand inklerhalh der Gruppe von mittlerer Dichte, doch finden sich
a)
6) &, ©
Rene hy I, © ° |
Fig. A. Hautflächenschnitt vom Frankenschaf: dieselbe Körperstelle
vom Blatt: a) unmittelbar unter der Oberfläche; b) in Talgdrüsen.
auch hier größere individuelle Abweichungen. Ausgesprochen engen
Haarstand innerhalb der Gruppe und infolgedessen auch. ein kleines
Hautareal fanden wir beim Mufflon und Somali, während als Beispiel
einer ausgesprochen großen Haargruppe mit ziemlich undichtem Haar-
stand das .Abbenburger. Oxford (1920) angeführt werden kann. Bei
Archiv für Naturgeschichte }
1923 A. 6 11 6. Heft
162 Dr. Spöttelund Dr.;Tänzer:
letzterem wird dieser Eindruck noch verstärkt durch die gewaltige
Ausdehnung der Talgdrüsen. Im übrigen variiert die Dichte des Haar-
standes innerhalb der Gruppen beträchtlich (vgl. Fig. 16,18, 19, 21, A).
Die Gestalt der Gruppe selbst ist außerordentlich variabel und wird
‚mitbedingt von den Raumverhältnissen in der Haut und dem mehr
oder weniger dichten Stand der Haare in der Gruppe. Bundliche
G:uppen kommen bei fast allen Rassen vor. Gelegentlich sind die
Gruppenhaare reihenförmig angeordnet und zwar derars, daß die Reihe
ziemlich senkrecht zu den durch die Leithaare charakterisierıten Längs-
reihen stehen. Eine derartige Ausbildung finden wir häufiger bei dem
ostfriesischen Milchschaf dem Zackel una bei Merino 449 (Bauch).
Die Zahl der innerhalb der Gruppe stehenden Haare schwankt
von Gruppe zu Gruppe bei demselben Iudiv.duum und ist auch bei den
einzelnen Rassen verschieden. Eine verhältnismäßig große Zahl von
Haaren innerhalb einer Gıuppe haben im allgemeinen die feinwolligen.
\i egen der großen Haardichte, wie auch der staıken Zusammendrängung
der Gruppen untereinander ıst oft die Feststellung, wieviel Haare auf
eine G.uppe kommen, erschwert. (Merino-Stoffwollschaf 445 und
Merino-Tuchwollschaf 441). Die Gruppen umfassen etwa 5—12 Haare
und mehr; es überwiegen aber die haarreichen Gruppen, die wie die
Haare selbst meist dicht zusammengedrängt sind, wie soeben aus-
geführt. So können benachbaite Gruppen mehr oder weniger zu einer
größeren haarreicheren zusammenfließen.
Innerhalb der verschiedenen Typen finden sich gewisse Ab-
weichungen. Beım Württemberger veredelten Landschaf haben wir
ähnliche Verhältnisse wie beim Merino, auch hier ist es unter Um-
ständen schwer, anzugeben, wieviel Haare zu einer Gruppe gehören.
Im allgemeinen schwankt die Zahl der eine Gruppe bildenden Haare
zwischen 5 und 10, auch hier überwiegen die höheren Zahlen. Eine
ziemlich hohe Anzahl von Haaren pro Gruppe fanden wir beim Hamp-
shire (etwa 4—11). Beim Shropshire dagegen vermindert sich die
Durchschnittszahl (3>—11) pro Gruppe schon ein wenig. Beim Oxford
schwankt die Zahl von 3—11, es herrschen im allgemeinen Gruppen
von 7—8 Haaren vor. Es bestehen hier gewisse individuelle Unter-
schiede. Die geringste Zahl schien bei dem Querfurter 239/14 vorzu-
liegen. Hier würde sich auch das Butjadinger Marschschaf anschließen.
Die deutschen schlichtwolligen Landschafe wie Skudde 6—10, Franken-
schaf (3—8), Rhönschaf (2—8), Leineschaf (2—9) und ostfriesisches
Milchschaf (3—9, durchschnittlich 5), sowie von den Mischwolligen
Bentheimer (2—-9) und Pommersches Landschaf (3—8), Heidschnucke 1
(3—9), Heidschnucke 2 (4—-9) haben im allgemeinen mittlere Haarzahl
pro Gruppe (im Durchschnitt etwa 5—6 Haare pro Gruppe). Im
Durchs Iınitt die gleiche Haarzahl pro Gruppe findet sich auch bei den
Haars afen, wenn auch hier größere Schwankungen vorkommen, so
beim ufflon von 2—11, beim Somali von 2—9. Haararm waren die
Gru ;en im allgemeinen beim Geestschaf (2—9), Karakul (2-6)
un Zackelschaf (2--5) mit durchschnittlich 3—4 Haaren, eine geringe
Zeb] von Gruppenhaaren pro Einheit fanden wir auch beim Bentheimer
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 163
Lamm. Wir konnten zuweilen ziemlich erhebliche Schwankungen der
Haarzahl pro Gruppe feststellen inwieweit diese individueller Natur
oder durch irgend welche physiologischen Faktoren bedingt sind, ist
nieht festzustellen.
Nunliegen die Gruppen, wie oben schon angedeutet, entweder dorsal
oder zu beiden Seiten der Leithaare und nehmen darum mit Bezug auf
die Längsreihen, in denen die Leithaare angeordnet sind, mehr oder
minder eine charakteristische Stellung ein.
Die Anordnung der Leithaare mıt ihren Gruppen zu den oben
erwähnten Längsreihen ist bald regelmäß;g, bald unregelmäßiger.
Letzteres kommt vor allem dadurch zustande, daß einzelue Giuppen
etwas in die Hautlängsnähte®verlagert werden. Dieses finden wır am
stärksten ausgeprägt bei gewissen Zuchtformen der Württemberger,
sowie der Merinos, dem Lamm vom Bentheimer Landschaf, Heid-
schnucke 2, Shıozshire und ferner, wenn auch nicht in so staıkem Maße,
noch bei Rhön 464, Franken, Leine, vor allem beim 9, Geestschaf,
sodaß hier der Haarstand mehr diffus erscheint; bei den übrigen ist
die Reihenanordnung im allgemeinen regelmäßig, wenn auch bei diesen
gelegentliche Verschiebungen der Reihen oder Gabelurgen derselben
vorkommen. In den Fällen, wo die Reihenanordnurg der Gruppen
infolge der genannten Verschiebungen undeutlich ist, können die Leit-
haare durch die charakteristische Lagebeziehung der zugehörigen
Drüsen und Muskeln noch die typische Reihenlage aufweisen.
Die Hautnähte zwischen den Längsreihen sind am deutlichsten
bei den stichelhaarigen Schafen, Heidschnucke 1 (besonders 1922),
Zackel (bei letzterem vor allem am Blatt), Pommerschen Landschaf,
Rhön 26/11, Wilstermarschschaf, dem Querfurter Oxfordshire, Hamp-
shire, Karakul und Butjadinger, bei den beiden letzteren allerdings
schon in geringerem Maße ausgebildet. Von den Merinos zeigt 443, 458
(Bauch) und 449 (Bauch) sehr deutliche Längsreihen und ebenfalls
noch 442; dagegen bei Oxford, Rhön 464, Skudde und vor allem Shrop-
shire sind sie schmaler und daher gegenüber den die Gruppen innerhalb
der Längsreihen trennenden Quernähten undeutlicher. Beim ost-
friesischen Milchschaf sind die Längsreihen gelegentlich weniger aus-
geprägt. In allen bisher betrachteten Fällen sind außer den Längs-
nähten auch die Quernähte ziemlich deutlich. Bei Heidschnucke 2
Württemberger veredelten Landschaf und Merino, wenigstens bei be-
stimmten Zuchtformen der beiden letzteren treten dann die Längs-
wie Quernähte an Breite zurück, jedoch ist dieses bei den einzelnen
Typen der erwähnten Rassen verschieden (vgl. Fig. 16,18, 19, 21, A).
Man hat nun auch beim Schaf die Haargruppierung mit gewissen
bei anderen Säugetieren festgestellten architektonischen Anordnungen
in Beziehung setzen wollen.
So hat de Meijere über die Gruppenstellung derHaare am Rücken
des Mufflon angegeben, daß zwar insofern das Dreihaarsystem gewahrt
wird, als drei grobe Stichelhaare in einer Reihe stehen, aber im übrigen
die ganze Gruppe durch Ausbildung kleiner Haufen feiner Wollhaare
zwischen den Stichelhaaren kompliziert wird. Er gibt an, daß die
11* 6.1eft
164 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
Reihenanordmung der markhaltigen Haare undeutlich ist und daß etwa
fünf Wollhaare zu einem kleinen, dichtgedrängten Trüppehen ZU-
sammentreten.
Dazu ist zunächst zu bemerken, daß wenigsten auf dem Blatt
des Mufflon von einer Zusammenfassung von je drei Stichelhaaren mit
den dazwischen gelegenen Trüppchen von Wollhaaren nicht die Rede
sein kann. Vielmehr stehen die Stichelhaare in, wenn auch nicht ganz
regelmäßigen, so doch deutlich erkennbaren, hier und da etwas ge-
bogenen Reihen, die sich vereinzelt auch gabeln können, sodaß eine
Zwischenreihe entsteht, ohne daß eine Abgrenzung von drei Bey vier
möglich wäre.
Auch die Anordnung der Wollhaafe entspricht nicht dies von
de Meijere für denRücken desMufflon angegebenen Art. DieWollhaar-
gruppen liegen entweder, wie oben angegeben, etwas dorsal von den
Stichelhaaren, oder können aber auch mehr oder weniger seitwärts
und zwar links oder rechts derselben dem Leithaar beigesellt sein.
De Meijere hatte die feinen Wollhare des Mufflon als Stammhaare
bezeichnet, unter welchen er embryonal frühzeitig angelegte Haare
versteht. Wenn uns auch keine Mufflonfoeten zur Verfügung standen,
so zwingen uns Analogieschlüsse, nur die Stichelhaare als die embryonal
ersten Haare anzusprechen, während die Flaumhaare erst viel ge
angelegt werden (vgl. die Haarentwicklung).
Die Anordnung der Haare in der Haut, wie wir sie bis jetzt be-
schrieben haben, gilt für die Schnittebene in Höhe der Talgdrüsen
der Leithaare parallel zur Oberfläche. Auf Schnittflächen proximal
oder distal der angegebenen Ebene finden sich unter gleich räher zu
schildernden Umständen andere ‚Verhältnisse, und zwar erfolgt, wie
schon erwähnt, durch Konvergenz der Haare nach der Hautoberfläche
zu ein stärkeres Zusammendrängen der Gruppenhaare distal von der
&enannten Schnittfläche und ein Divergieien der Gruppenhaare
proximal dieser Ebene. In dem Grade dieser Ausbildung sind bei den
verschiedenen Rassen gewisse Unterschiede vorhanden.
‚Wie Leydig, Ebele, v. Nathusius, Bohm u. a. angegeben
haben, so konnten auch wir „‚verzweigte Follikel“ bei verschiedenen
Rassen feststellen und zwar derart, daß zwei oder mehr Haare in einen
gemeinsamen Endfollikel ausmünden und daß letzterer in Haut-
einstülpungen führen kann.
- Bei ‚dem "Mufflon sind verzweigte Follikel selten. Es konnten
bis zu vier Haare in einem gemeinsamen Follikel festgestellt weı den,
Infolge des geraden Verlaufes der Follikel sind auch in den unteren
Hautschichten die Gruppen noch ausgeprägt und die deutliche Reihen:
anordnung der Stichelhaare bleibt dort gewahrt.
In den letzteren Meıkmalen sitimmt das Mufflon mit dem Somali
übere'n, nur findet hier schon öfters eine Verıschmelzurg ver. zwei bis
drei Flaumhaar-Follikeln zu einem gemeinsemen' Encfcllikel statt,
welcher jedoch nur kurz ist-und schon obeıhalk der Talgdıüsen der
be in die Einzelfollikel! übeıgeht. Bit ws
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 165
-- „ Unter den mischwolligen Schafen zeigt das Zackelschaf die geringste
‚Ausbildung gemeinsamer Endfollikel. Nur vereinzelt sind bis zu drei
.Gruppenhaare ‘in einem gemeinsamen Follikel vorhanden. . ,
; Die Gruppenbildung ist eine sehr gleichmäßige in fast allen
Schichten der Haut, wenn auch hier schon festzustellen ist, daß nahe
‚der Hautoberfläche die Follikel mehr zusammengedrängt sind, während
‚sie. nach der Tiefe zu etwas, wenn auch nur sehr wenig aivergieren
(Fig. Ba—b). — In dieser Richtung schreitet die Entwicklung beim
Pommerschen Landschaf, Karakul, Bentheimer Landschaf und Heid-
schnucke etwas weiter fort. Hier findet eine Vereinigung von zwei bis
drei, selten vier, Follikeln zu einem gemeinsamen Endabschnitt statt
oder es können die Follikel verschiedener Haare zusammenstoßen
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-Fig.B. Hautflächenschnitt vom Zackelschaf 195/13 (dieselbe Körperstelle vom
Blatt: a in Höhe der Talgdrüsen, b in Höhe der Haarpapillen).
‚und verwachsen sein. Im allgemeinen sind es aie Follikel der feir.eren
‚Haare, die Verwachsungen zeigen, während die Leithaare niemals
daran beteiligt sind. — Ähnliche Verhältnisse firder wr beim Geest-
.schaf und Butjadinger Marschschaf, bei denen ve) wachsere Follikel
häufiger als verschmolzene vorkommen. ° Follikel mit zwei Haaren
sind beim ostfriesischen Milchschaf vorhanden, wenn auch ziemlich
selten. In gelegentlichen Hauteinsenkungen beobachtet, man bis zu
.vier Haare. — Beim Leineschaf 410 sind Verschmelzurgen urd. Ver-
.wachsungen der Follikel kaum anzutreffen, während bei Leine 491,
sowie bei dem Leinebock Verwachsungen von zwei und drei Follikeln
wie auch gemeinsame Follikel vorkommen. ' Die Gruppen sind noch
‚ verhältnismäßig gut, selbst in tieferen Hautlagen zu erkennen, wenn
„auch in.den untersten Schichten die Haarfollikel.schon etwas mehr. in
6 Heft
166 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
gleichmäßigen Abständen und nicht reihenförmig gruppiert sind. —
Bei den von uns untersuchten Rhönschafen stoßen 2—4 Follikel an-
einander und verwachsen bezw. bilden einen gemeinsamen Endfollikel,
welcher zuweilen bis zu den Talgdrüsen hinabreicht. Infolge der
größeren Divergenz der Haare ist die Gruppenanordnung in der Tiefe -
der Haut nur noch weniger deutlich. — Beim Frankenschaf befinden
sich zwei bis vier Haare in einem gemeinsamen Endfollikel, bezw.
sind die Follikel miteinander verwachsen (Fig. A). Die Häufigkeit
derartiger Verwachsungen oder Verschmelzungen ist hier schon größer
als bei den bisher betrachteten Schafrassen, infolgedessen ist an der
Oberfläche die Gruppenausbildung nur noch wenig deutlich. Auch in
der Tiefe veiwischt sich dieselbe infolge der starken Divergenz der
Follikel und der zahlreichen unregelmäßig verlaufenden Bindehaar-
follikel.
Nicht sehr häufig sind bei dem Abbenburger Oxford zwei bis drei
Follikel miteinander verwachsen oder verschmolzen, beim Querfurter,
besonders 239/14 dagegen schon häufiger. Wegen der verhältnismäßig
noch geraden Richtung der Haarfollikel ist die Gruppenanordnung
auch noch in tieferen Hautschichten zu erkennen. Ähnlich liegen die
Verhältnisse beim Shropshire.
Eine starke Neigung zur Verschmelzung der Follikel finden wir beim
Hampshire Hier sind drei bis vier Haare in einem gemeinsamen
Follikel vorhanden, der gelegentlich sich bis zu den Talgdrüsen er-
strecken kann. Im Maximum können bis zu fünf Haare in einem
Follikel vorhanden sein. In den oberflächlichen Hautschichten ist die
typische Gruppenausbildung infolge der gemeinsamen und verwachsenen
Follikel nicht mehr die gleiche wie in der Höhe der Talgdrüsen und
ebenso ist diese auch nicht mehr in den tieferen Hautschichten vor-
handen, da hier infolge der Divergenz der Haarfollikel allmählich eine
mehr gleichmäßige Verteilung derselben stattfindet.
Bei dem Württemberger veredelten Landschaf sind sehr häufig
verwachsene Follikel und gemeinsame Endfollikel vorhanden, die zum
Teil bis zu den Talgdrüsen hinabreichen. Die Gruppen sind noch ver-
hältnismäßig gut in den tieferen Hautschichten zu erkennen, immerhin
tritt auch hier mehr eine gleichmäßige Verteilung ein.
Bei dem Merino ist die Tendenz zur Verwachsung und Ausbildung
gemeinsamer Follikel von allen Rassen in stärkstem Maße ausgeprägt.
Die gemeinsamen Follikel haben zwei bis sechs, nicht selten noch mehr
Haare und können wenigstens zum Teil bis zu den Talgdrüsen hinab-
reichen. Es findet hier also eine außerordentlich starke Zusammen-
drängung der Haare nach der Hautoberfläche zu statt, die sich auch
noch durch Ausmündung mehrerer gemeinsamer Follikel in größere
oder kleinere Einsenkungen der Oberhaut äußert. In diese Ein-
senkungen, die sich übrigens auch schon bei den erwähnten schlicht-
wolligen Schafen mehr oder weniger deutlich ausgeprägt und häufiger
noch bei den übrigen feinwolligen Rassen finden, können bis zu 20
Haare einmünden. Infolge der starken Zusammendrängung der Haare
nach der Oberfläche und der Divergenz nach der Fettschicht zu, ist die
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 167
Gruppenanordnung nur noch scharf auf der Höhe der Talgdrüsen aus-
geprägt, während distal und proximal von dieser eine Auflösung der-
selben erfolgt (Fig. 21). Wie schon oben ausgeführt, fehlt selbsö in der
Talgdrüsenhöhe bei einigen Vertretern der Merinos die charakterisierte
Gruppenanordnung (Fig. 20).
Aus den obigen Ausführungen läßt sich ersehen, daß aie Ver-
schmelzungstendenz der Haarfollikel von den stichelhaarigen nach den
feinwolligen Rassen mehr und mehr zunimm;, und zwar wird das Auf-
treten dieser gemeinsamen Follikel häufiger und auch die Zahl der zu
einem Follikel gehörenden Haare größer. Während z. B. bei den
primitiven mischwolligen Schafen in der Regel nur zwei Haare in einem
gemeinsamen Follikel stehen, können bei den Merinos bis zu sechs und
mehr darin enthalten sein. Die Vorstufe der Verschmelzung zweier
Follikelist die Verwachsung. Diese kann auch durch den dichten Stand
der Gruppenhaare verursacht werden, während man gemeinsame
Follikel dann häufiger findet, wenn die Haare in stärkerem Maße nach
der Oberfläche der Haut zu konvergieren. Der dichte Haarstand,
wie auch das Zusammendrängen der Haare nach der Oberfläche zu
kann bei den Merinos zu der besonders häufigen Ausbildunggemeinsamer
und verwachsener Follikel geführt haben,
Haardichte,
Was nun den Stand der Haare auf der Haut anbetrifft, so bestehen
hierüber einige ältere Angaben, diev. Nathusius in folgender Tabelle
zusammengefaßt hat und zwar beziehen sich die Angaben auf einen
qmm der Hautoberfläche:
1. Gemeines Schaf (nach Perti) ... 2... ar rt
Si Merimo (nach 'demsi uuns niolio tl. ab ul eri ab. 29—58
3,3 Merıno; (nach; deppe)iio.:.231@) u > Slawen IV ach ne 64—88
4. Southdown-Merino-Mutterschaf, Haut von der Keule.
Das Resultat ist wahrscheinlich etwas zu niedrig, weil
das Präparat etwas gepreßt war, ..». 2.2... 40
5. Merinojährling. Haut von der Schülter (ungefähre
Bohatzune) ns. ma! sur ed or 54
6. Merinolamm, neugeboren. Haut vom Vorderbein unter-
halbides Knies) 20, y1oha8d 5 19.7 .:0 10 kan Zora 53
7. Grobes schwarzes Lamm. Leicesterkreuzung. Haut vom
Sehwaiza ld. ..u0 Br HaRBshı tan ar CAD Aa 35
8. Grobes Schaffell (gegerbte und gefärbte Fußdecke) . 8
Während die älteren Autoren zur Feststellung der Haardichte die
Haare, die auf einer bestimmten Fläche stehen, ausgezählt haben, sind
wir von den Hautparallelschnitten ausgegargen und zwar wurde die
Messung derart vorgenommen, daß mit Hilfe eines Flächen-Okular-
Mikrometers diese Schnitte parallel zur Oberhautfläche systematisch
durchgezählt wurden. Da die Gruppen, wie auch die Hautnähte gleich-
mäßig bei der Messung berücksichtigt wurden, erhält man also den
- Durchschnittswert für den Stand der Haare auf einer bestimmten
6. Heft
168 an Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
Hautfläche. Bei der Bestimmung der Dichte von Leithaaren und
‚Gruppenhaaren machte die Methode größere Schwierigkeiten, da es
auf einer größeren Fläche schwierig ist, sämtliche Leithaare zu ana-
lysieren. a
Vergleichen wir nun die Haardichtenmessung der einzelnen Rassen,
so ist zunächst festzustellen, daß innerhalb derselben Rasse weit-
gehende Unterschiede vorhanden sind. Diese Schwankungen sind
natürlich bei den reichwolligsten Rassen am größten und treten be-
sonders stark bei den Merinos hervor. Unter den untersuchten Merino-
tuchwoll- und Stoffwollschafen ragt das Kreitziger 441 mit 115 hervor,
dem ein Bellschwitzer mit 62 pro qmm als anderes Extrem gegenüber-
steht. Das Merinofleischschaf 449 der Strohwalder Herde steht mit 113
‚Haaren dem Kreitziger kaum nach. | Ya
Innerhalb jeder Rasse sind dicht- und loswollige Tiere zu ‚unter-
scheiden, nur sind die Schwankungen bei den verschiedenen Rassen
verschieden. Bei dem Oxford haben wir 30, 40 una 50 Haare pro qmm
festgestellt und zwar bei dem Abbenburger und zwei Querfurter Oxfords
und bei fünf Leineschafen 23, 27 und 34, 35 und 40.
Die angegebenen Werte können nicht als absolut charakteristisch
für eine bestimmte Rasse angesehen werden, sondern nur als Einzel-
werte derselben, während für die Gesamtrasse eine größere oder ge-
ringere Variationsbreite zu berücksichtigen ist. Bei Berücksichtigung
der Variationsgrenzen für die Haardichte werden also die jetzt zum
Teile zu Tage tretenden Unterschiede noch stärker verwischt werden.
Die Unterschiede, die innerhalb derselben Rasse vorhanden sind,
können bedingt sein durch innere Veranlagurg wie durch äußere
Faktoren, wie Haltung, Fütterung, Geschlechtstätigkeit, Träcktigkeit.
Auch das Alter spielt eine wesentliche Rolle für den Wollreichtum des
Vließes; da im Laufe des Alters immer eine größere oder geringere
Reduktion des Vließgewichtes erfolgt, so. ist arzunehmer, daß auch der
Stand auf der Haut ein schütterer werden kann in Verbindurg mit
einer Reduktion der Haardicke. Aus den Feststellurger der Haar-
dichte bei demselben Tier in zwei aufeinander folgerder Jahren eı gibt
sich, daß wenigstens teilweise eine Ärderurg in der Haardichte erfolgt.
Fast immer haben .wir eine Reduk.ion der Haardichte festgestellt.
(Zackel, Leine. Frarker), was wohl darauf zurückzuführen ist, daß
es sich hier schon um ältere Tiere hardelt.
Von aen von uns untersuchten Rassen nimmt bezüglich Woll-
dichte das Merino mit 115 pro qmm die Spitze ein. Das Mufflon steht
in Bezug auf Haardichte dem für das Merino ermittelten Max'mum
außerordentlich nahe (113), dann folgt mit 60—100 das Württemberger
veredelte Landschaf, dessen größere oder geringere Haardickte wahr-
scheinlich durch den größeren oder geringeren Anteil an Merirchlut
bedingt wird. Auch das Hampshire zeichnet sich durch größerer Woll-
reichtum aus und hält mit 90 ungefähr die Mitte der für das Me 'ino
ermittelten Werte. Auch beim Somali ist der Haarstar.d ein ziemlich
dichter, da bei ihm wie beim Mufflon sehr feire zahlreiche Wollhaare
neben gröberen Stichelhaaren vorhanden sina. Der Wert für die Haar-
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 169
‚dichte des Somali (62) liegt an der unteren Grenze der Werte für das
Merino. Dann folgen Oxford mit 50-30, Heidschnucke mit 45-34,
-Pommer 43-—30, Bentheimer Landschaf mit 41—32, Leineschaf mit
40—23, Franken 39—31. Zwischen den angegebenen Werten liegt
Skudde mit 40, Geestschaf mit 39, das ostfriesische Milchschaf mit 36,
‚Shropshire mit 35. Die Haardichte für das Butjadinger beträgt 35-—27,
:für Karakul 33-27, Leine 32-27, Zackel 33—27.
Bezüglich der Dichte des Haarstandes läßt sich also keine be-
stimmte Reihenfolge der Rassen aufstellen, da infolge verschieden-
artiger individueller Veranlagung und wechselnder physiologischer
Zustände eine weite Variabilität festzustellen ist, sodaß also die
Variationsgrenzen der einzelnen Rassen ineinander übergreifen. Zur
definitiven Festlegung dieser Variationsgrenzen ist‘ aber die Unter-
suchung eines umfangreichen Materials erforderlich. Nach den von
uns untersuchten Hautproben sind Merino und Zackel als die Extreme
bezüglich der Haardichte anzusehen. Die Verbindung zwischen Merino
und den übrigen Rassen stellen die Württemberger veredelten Land-
schafe her, welche wie die Merino weitgehende Unterschiede je nach
Individuum und Zuchtrichtung aufweisen. Während die mischwolligen
Schafe wie Heidschnucke und Bentheimer dem Württemberger näher
stehen, schließt sich Rhön und Leine anscheinend mehr dem unteren
Glied der Reihe an. Die übrigen Rassen gruppieren sich mehr oder
weniger zwischen den angegebenen.
Der wenigstens unter den mischwolligen und schlicht wolligen
Schafen relativ dichte Haarstand bei Heidschrucke und Bentheimer
"kommt äußerlich im Vließ nicht zum Ausdruck. Es herrschen in diesem
die feinen Haare stark vor, während das Stapelbild von den lang-
abgewachsenen gröberen Haaren vollkommen bedingt wird.
Bezüglich der Anzahl der Gruppen pro qmm stehen die Stichel-
haarigen obenan (Mufflon 15, Somali Blatt 13. Schwanzwurzel 12.
Nächst diesen haben Merino, Wiüirttemberger und Hampsh'rediegrößten
Gruppenzahlen und zwar beim Meriro 8, 8, 10, beim Hampshire 10
‚und Württemberger 7 und 10. Unterschiede in der. Zuchtformen. wie
auch verschiedener Incividuen treten also hier bei Merino und Württem-
berger zu Tage. Es folgen dann Pommer und ostfrieisches Milchschaf
m't 7, Karakul, Oxford, Wilstermarsch, Shropshire mit 6, Franken mit
6 bezw. 4, Leine mit: 6, 5, 4, Heidschnucke 1 mit 6 bezw. 5, Heid-
‚schnucke 2, Geest, Skudde mit 5, Zackel und Cotswold mit 4. Mit
Ausnahme von Oxford 467, 1921 entspricht einer größeren Haardichte
‚eine größere Gruppenzahl.
Was die Abhängigkeit der Gruppenzahl von der Körperstelle
anbetrifft, so ist festzustellen, daß auf Blatt und Schwanzwurzel teils
gewisse Unterschiede vorharden sird, teils jedoch auch fehlen können.
Eine absolute Gesetzmäß'gkeit diesbezüglich scheint nicht zu be<tehen.
Eine ganz anders geartete Ausbildung finden wir bei der Haut
der Schenkelinnenseite insofern, als hier eine Grupperausbildurg nicht
„mehr vorhanden ist und nur noch die Leithaare ausgebildet sind.
6. Heft
170 Dr, Spöttel und Dr. Tänzer:
‚Die Untersuchung der Hautproben einer Rasse in verschiedenen
Jahren hat ergeben, daß eine Änderung in der Gruppenzahl eintreten
kann, wie dieses z. B. bei Heidschnucke, Bentheimer und Franken fest-
gestellt werden konnte. Bei den beiden ersteren trat eine Verminderung
der Gruppenzahl, bei dem letzteren eine Zunahme ein, Als wirksame
Änderung kommen in Frage: Verschiebung des Hautgefüges, welche
eine Zusammendrängung bezw. Auseinanderschiebung der Gruppen
zur Folge hat und vielleicht in Zusammenhang steht mit physiologischen
Momenten, wie Alter, Krankheit usw., oder aber Verluste bezw. Er-
gänzung einzelner Gruppen, Inwieweit das letztere zutrifft, müssen
speziellere Untersuchungen zeigen.
Die feinwolligen Schafe sind gegenüber den schlicht- und misch-
wolligen nicht nur durch eine größere Zahl der in der Gruppe stehenden
Haare, sondern auch durch eine größere Anzahl der auf einer Flächen-
einheit vorhandenen Gruppe ausgezeichnet. Der Unterschied der fein-
wolligen gegenüber dem stichelhaarigen Mufflon besteht darin, daß die
Gruppenzahl zwar eine geringere, dafür aber die Zahl der Gruppen-
haare eine größere ist. Die große Haardichte des Mufflon ebenso wie
auch die große Leithaarzahl pro gmm sind möglicherweise auf das noch
jugendliche Alter (ein Jahr) des Mufflon zurückzuführen.
Zwischen Haardichte und Leithaarzahl besteht kein direktes
Abhängigkeitsverhältnis, derart, daß eine große Haardichte unbedingt
mit einer großen Leithaarzahl verbunden sein muß. Die Haardichte
ist eben nicht nur abhängig von der Zahl der. Gruppen, sondern auch
von der Zahl der in den Gruppen vorhandenen Haare. Die größte
Haardichte und größte Anzahl der Leithaare finden wir beim Mufflon,
während bei allen anderen Schafrassen die Zahl der Leithaare bedeutend
geringer ist. Wie aus der Tabelle hervorgeht, schließen sich an die
Stichelhaarigen mit der höchsten Leithaarzahl pro qmm Hampshire,
Württemberger und Zackel an. Bei den übrigen misch- und schlicht-
wolligen Schafen sind 5—7 Leithaare vorhanden. Auch bei verschiedenen
Tieren derselben Rasse wie auch bei demselben Tier zu verschiedenen
Zeiten ist nicht immer die gleiche Leithaarzahl pro qmm vorhanden.
Vielleicht sind die Veränderungen der Leithaarzahl auf dieselben
Momente zurückzuführen wie die der Gruppenzahl.
Aus dem Vergleich der Zahl der Leithaare mit der der Gruppen
geht hervor, daß mit Ausnahme des Zackels bei allen übrigen do-
mestizierten Schafrassen nur vereinzelt Leithaare vorkommen, die
keine Gruppen haben, wie wir dieses z. B. beim ostfriesischen Milch-
schaf, Bentheimer, Rhön, Franken und Leine feststellen konnten.
Beim Zackel dagegen sind isolierte Leithaare ohne Gruppen häufiger
und zwar finden wir hier auf etwa sechs Gruppen ungefähr 20 Leit-
haare. Eine größere Leithaarzahl im Verhältnis zur Zahl der Gruppen
finden wir vor allem bei den Stichelhaarigen. So waren beim Somali
-bis zu vier und beim Mufflon deren drei pro qmm vorhanden, zu denen
keine Gruppe gehörte.
Zu der Zusammenstellung ist zu bemerken, daß die angegebenen
Haardichten nicht als unbedingt typisch für die bestimmte Rasse
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 171
angegeben werden können, sondern daß innerhalb der Rasse durch
individuelle Einflüsse, ebenso bedingt durch Ernährung, Alter usw.
Abweichungen von den angegebenen Zahlen nach der einen oder
anderen Seite möglich sind. Insbesondere treten auch bei verschiedenen
Zuchtformen wesentliche Unterschiede hervor, wie wir solche am
größten bei den Merinos, aber zum Teil auch schon bei den beiden Heid-
schnucken fanden.
Nach v. Nathusius und Bohm ist der Stand der Haare auf der
Haut umso dichter, jeschmaler die Hautnähte sind, welche die Gruppen
trennen und je dichter die Haare in der Gruppe zusammenstehen.
Auch die Feinheit der Haare spielt insofern eine Rolle, als auf gleicher
Fläche eine viel größere Anzahl von feinen als von groben Haaren
stehen können. v. Nathusius schreibt: „Die wirkliche Dichtigkeit
des Haarwuchses aber resultiert nicht bloß aus der Zahl, sondern auch
aus der Stärke der Haare und wird durch das Verhältnis des Gesamt-
querschnittes, der auf einer bestimmten Hautfläche befindlichen Haare
zu letzterer ausgedrückt. Um also die Dichtigkeit des Haai wuchses
festzustellen, ist es erforderlich, nicht nur die Zahl der Haare, sondern
zugleich ihre Dicke zu ermitteln.“ Hiermit würde v. Nathusius
dem Begriff Dichtigkeit eine andere Deutung geben als esim allgemeinen
üblich ist, denn z. B. unter der Dichtigkeit eines Gewebes wird immer die
Zahl der Gespinstfäden pro Flächeneinheit, nicht aber die Dicke der
Fäden verstanden. Bei Berücksichtigung der Dicke und der Zahl der
Haare pro Flächeneinheit würde man zu der Masse der Haarsubstanz
kommen, die pro Flächeneinheit produziert ist und diese kann natürlich
bei dicken Haaren und dünnerem Haarstand größer sein als bei dichtem
Haarstand dünner Haare.
Nach unseren Untersuchungen kommt die verschieden dichte
Behaarung der einzelnen Schafrassen durch die verschiedenartige
Ausbildung folgender Elemente in Betracht: Zahl der Gruppen pro
Flächeneinheit, Verteilung der Haare in der Gruppe und Zahl
der Leit- und Gruppenhaare. Je größer die Gruppenzahl, je enger der
Haarstand innerhalb der Gruppe und je größer die Zahl und die Feinheit
der Gruppen- und Leithaare, desto größer ist die Zahl der Haare auf
der Haut und umso schüttereı im umgekehrten Fall. Dazwischen liegen
eine Reihe von verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten.
Z. B. hat das Mufflon, bei welchem eine große Zahl von kleinen
dicht zusammengedrängten Gruppen, deren feine Haare selbst wieder
dicht zusammenstehen, einen außerordentlich dichten Haarstand, der
noch größer sein würde, wenn die dicken Stichelhaare durch Haare von
geringerem Querschnitt ersetzt und der dann frei werdende Raum
auch noch durch Haargruppen ausgenützt würde.
Als exiremes Beispiel sei ferner das Zackelschaf erwähnt, bei
dem die Zahl der Gruppen pro Flächeneinheit verhältnismäßig gering,
die Zahl der in der Gruppe stehenden Haare gleichfalls gering ist. Die
Leithaare haben einen ziemlich großen Querschnitt; aus allen den er-
wähnten Gründen ist der Haarstand sehr schütter. Für die Verschieden-
.artigkeit der Ausbildung obiger Faktoren sei noch ein weiteres Beispiel
6.Heft |
Dr. Spöttel und Dr, Tänzer:
‚ angeführt; so hat, das Abbenburger Oxfordsbire (1920)
mit seinen sehr großen Gruppen, in denen verhältnismäßig
zahlreiche Haare von ziemlich geringem Querschnitt, aber
5; HH in großen Abständen stehen, unter diesen Umständen
zn einen verhältnismäßig lockeren Haarstand.
4a a:
SE eh Haardicke. SZ
u BI Ä ' Auf die Methode der Feinheitsbestimmung von Wollen
PR -H sind wir an anderer Stelle eingegangen. Hieı sei nur er-
‘ wähnt, daß es aus verachiedenen Gründen notwendig ist,
4, En eine größere Anzahl von Haaren zu messen, als es bisher
sollt! üblich war, und dann eine Kurve für die Haar- dicke zu
32 konstruieren, die sich aus der Verbindung der End-
31 punkte ergibt, welche man daraus erhält, daß man auf
> der Abszissenachse die Anzahl der Micra und auf der
= Ordinate die Anzahl der für eine bestimmte Dicke er-
3a mittelten Haare einträgt.!) Die von uns wiedergegebenen
31H Kurven sind auf Grund der Hautschnitte gewonnen. Da
s 1 sich auf diesen die Messungen noch in viel höheıem Maße
28| IT als bei den gewöhnlichen Haaruntersuchungen derartig
2 _ al ausführen lassen, daß man für eine bestimmte Flächen-
25 1|| einheit ohne die geringste Auslese jedes Haar mißt, haben
> 41 H m die Kurven einen noch erhöhten Wert. Bei den ange-
22 -H ae ‚schnittenen Haaren mit ovalem Querschnitt ist der größere
Aa HATT Durchmesser gemessen. Im folgenden soll die Bedeutung
2 HH Er Haardicke für die Rassenanalyse - untersucht
werden. a
.e HB Aus Der Vergleich der Kurven der. stichelhaarigen
a Ei EEE Schafe, Mufflon (Fig. C) und Somali ergibt zurächst die
310 N Feststellung, daß wir bei beiden scharf gesch'eden zwei
02 BEEIEE Kurvensysteme rebereinarcer firden und zwar eiresteil
Di BEBRIEE ansteigende und abfallerce Kurve außerordentlich feiner
9 HH Haare (Wollhaare) und eine sich nur wenig erhebende
8 - BEER Kurve sehr grober Haare (Stichelhaare). Über gänge
Hu mm um
EAmEh i
s EEKECHEEERHEHRFFFFHHRHFFERFFFEFEFFEFER
EAST (HER ER DC a DR DZ GR ER RR RR DR RUF; VE DE DE DR DR U HE DR EN
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ADOFQANSOFON2OTINIIL FOnOOS 'o o.>
TOHESERLINBRERSTITHRUGSBTLTERSTSEDEHTTESNTSTNT
ymnen
Fig. C. Haardickenkurve vom Mufflon.
Gruppenhaare; — — — — Leithaare
!) In wieweit die von uns gewählte Anzahl (100) für alle Schafrassen aus-
reicht, müssen spätere. daraufhin speziell angestellte Untersuchungen zeigen,
Immerhin genügen die von uns durchgeführten Messungen für gewisse rassen-
analytische Betrachtungen.
Rassenanalytische Untersuchungen an- Schafen usw. 173
zwischen Wollhaaren und Stichelhaaren sind also, wenigstens bei den
untersuchten Proben vom Blatt und Schwänzwurzel nicht vorhanden,
wohl aber sind Übergänge von Stichelhaaren zu Grannen- und Woll-
haaren bei anderen Schafrassen festzustellen.
' Die Variationsbreite der Wollhaare beträgt beim Mufflon 4,8 bis
16,8 u, beim Somali 7,2—21,6 «, während Güldenpfennig 15,47
und 9,52 w angibt. Dementsprechend ist der Kurvenverlauf beim
Mufflon ein noch viel steilerer als beim Somali (Anzahl = 56 : 34):
‘Während das Maximum der Kurve beim Mufflon bei-9,6 u liegt, findet;
essich beim Somali bei 12,0 u. Die Feinheit der Flaumhaare des Mufflon
liegt also noch bedeutend und die des Somali noch etwas unter der
für feinste Merinowolle superelekta plus plus angegebenen Werte,
da für letztere von Bohm die Grenzen 12,5 und 15,0 Micra erwähnt
werden. Auch Güldenpfennig gibt schon an, daß die Unterwolle
der Somali feiner ist als die der Merinos. Die Unterschiede in der Fein-
heit der Wollhaare zwischen Somali und Mufflon sind vielleicht auch
als Altersunterschiede zu erklären, da das Mufflon erst wenig über ein
Jahr alt war. Auch beim Somali bestehen individuelle Unterschiede, was
aus dem Vergleich unserer Zahlen mit den Güldenpfennigschen
"hervorgeht.
“ "Bezüglich der Körperstellen finden sich gewisse Unterschiede.
Bei der Schwanzwurzel ein und desselben Tieres (Somali) hatte die
Kurve ein Maximum bei 9,6 „u und beim Blatt bei 12 x. Die Variations-
grenzen reichen bei der Schwanzwurzel von 7,2—16,8 w, bei dem Blatt
von 9,6—19,2 u, sodaß also eine gewisse größere Feinheit an der
Schwanzwurzel festzustellen war, was auch in dem steiler ansteigenden
Gipfel der Kurve zum Ausdruck kommt. Bei der Blattprobe des im
Haarwechsel befindlichen Tieres war die Kurve noch mehr als bei der
Schwanzwurzel nach dem feinen Ende verschoben. Die Variations-
Brnzen liegen zwischen 4,8 und 16, 8 „ und das Maximum bei 7,2 u.
iese Verfeinerung in der Periode des Haar wechsels spricht dafür, daß
auch bei den Wollhaaren ein Wechsel stattfindet.
Die Variationsgrenzen für die gröberen Haare des Blattes liegen
beim Mufflon zwischen 43,2 und 112,8 a, beim Somali zwischen 100,8
und 165,6, nach Güldenpfennig zwischen 62,50 und 162. Für die
Schwanzwurzel beim Somali sind die Werte zwischen 72 und 142 u
ermittelt. Die Kurve hat bei beiden einen unregelmäßigen Verlauf und
liegt dicht über der Grundlinie. Der Abstand des gröb:ten W ollhaares
von dem feinsten Stichelhaar ist also bei dem Mufflon bedeutend kleiner
als beim Somali. Möglicherweise treten auch hier wieder Alters- und
physiologische Unterschiede in Erscheinung. Auf Haarwechsel ist
z.. B. zwückzuführen, daß die Kurve der Stichelhaare beim Somali-
blatt wesentlich rach dem feinen Teile gerückt ist und zwischen 31,2
und 43,2 u schwankt, sodaß sich hier die Kurve auf einem bedeutend
kleineren Raume zusammendsängt, als man dieses normaler weise
beobachtet. Diese Verfeinerung ist darauf zurückzuführen, daß das
‘Haar beim Haarwechsel kurz vor dem Ausstoßen keinen Markkanal
mehr bildet, sodaß -sich der- Haarguerschnitt ‘wesentlich vermindeit,
b 6. Heft
174 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
Die Verfeinerung während des Haarwechsels ist also bei Stichel-
und Wollhaaren zu verzeichnen. Zwischen dem Verlauf der Kurven-
teile der Flaumhaare wie der Stichelhaare findet sich eine gewisse
Parallelität derart, daß wenigstens beim Mufflon und Somali dem etwas
feineren Unterhaar auch eın etwas feineres Stichelhaar entspricht und
umgekehrt. Während im allgemeinen bei den domestizieıten Schafen
diefeinste W olleaufdem Blatt vorhanden ist, ist beı dem stichelhaarigen
Somali Gıannen- wıe \ı ollhaar noch feiner als aufdem Blatt. Esscheinen
jedoch darin keine allgemein gültigen Verhältnisse vorzuliegen, da
z. B. Güldenpfennig beim Somalı die Probe am Blatt sowohl in den
Variationsgrenzen wiein dem Mittelweit feiner fand als an der Schwanz-
wurzel.
Aus dem Verlauf der Kurven ergibt sich ferner, daß die Zahl der
feinen Wollhaare ganz bedeutend die der Stichelhaaıe übeıragt; beim
Mufflon haben wır 79 :21, beim Somali 83 :17 (Blatt), also die 3,8-
bezw. 4,9-fache Menge \ı ollhaare. Demgegenüber wird von Gülden-
pfennig für das Somali ein wesentlich niediigeres Verhältnis (2,6)
angegeben, was wohl darauf zuückzufühıen ist, daß er diese Zahl nicht
durch Auszählen von ‚Hautschnitten, sondern durch Auszählen einer
Haarprobe erhalten hat. Ferner können auch Unterschiede in der Zu-
sammensetzung des Haarkleides in verschiedenen Jahreszeiten mit-
spielen.
n Derartige scharfe Unterschiede zwischen feinen und groben Haaren
wie bei dem Stichelhaar sind bei der Mischwolle nicht vorhanden.
Bei,der Heidschnuckel zeigt die Kurve (Fig. D) einen steileren An-
stieg und erreicht bei 14,4 vw ihr Maximum, fällt dann unter Bildung
kleiner Gipfel treppenförmig ab bis zu 40,8 u. An diesen Hauptteil der
Kurve schließen sich nur vereinzelte niediige Erhebungen an. Die
Variationsgrenzen sind 9,6 und 100,8 u, nach Güldenpfennig 14,28
und 150 u, nach Koch 15,5 und 90,2 u.
Ein anderes Bild als die eben beschriebene Kurve vom Sommer
1921 bietet die vom Frühjahr 1922 (Fig. 22). Die Variationsbreite
ist etwas verringert und liegt zwischen 9,6 und 81,6 u. Die Kurve
unterscheidet sich insofern von der vorjährigen als sie nicht so steil
ansteigt und in dem feineren Teile bis zu 33,6 u eine gleichmäßigere
Verteilung aufweist, während bei der Probe von 1921 die Kurve steil
ansteigt, um dann allmählig abzufallen. Im allgemeinen zeigt die
Kurve gewisse Unregelmäßigkeiten. Vielleicht können die Unter-
schiede beider Kurven auf die Unterschiede in der Zusammensetzung
der Sommer- und Winterwolle zurückgeführt werden. Gegenüber dem
Blatt unterscheidet sich die Haardickenkurve der Schwanzwurzel-
probe durch eine erheblich größere Variationsbreite (12—136,8 u).
Sie steigt nicht so steilan wie die Kurven für das Blatt und verteilt sich
in dem feinen Anteile etwas mehr nach der gröberen Seite, Aus dem
Vergleich der Kurven für Blatt und Schwanzwurzel ergibt sich, daß
also die Wolle der Schwanzwurzel gröber ist. |
Bei der Heidschnucke 2 ist die Variationsgrenze eine bedeutend
geringere (12,0 —52,8 u) und die Kurve der feineren Haare nimmt
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 175
einen gleichmäßigeren Verlauf, fällt fast ebenso steil ab, wie sie ansteigt,
und erreicht bei 16,8 x ihre höchste Erhebung, Der Gipfel erhebt sich
höher als bei der anderen Heidschrucke, sodaß daraus in Überein-
stimmung mit der geringeren Variationsbre'te auf eine größere Haar-
feinheit zu schließen ist. Bei 26,4 u fällt sie bis auf die Basis ab und
zwischen 28,8 und 55,2 u liegt dann noch ein niedrigerer Kurventeil,
der von gröberen Haaren gebildet wird. Während also bei Heidschnucke
1 bei 43,2 u ein Einschnitt zwischen den beiden Kurven vorhanden ist,
findet sich dieser nei Heidschnucke 2 bei 26,4 4, also mehr nach dem
feineren Teile verschoben.
Die Wolle des Geestschafes schließt sich bezüglich des Charakters
der Haardickenkurve ganz den Heidschnuckenkwven an und zwar
finden wir hier einen steil ansteigenden und abfallenden Hauptgipfel,
Anrahl:
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Fig. D. Haardickenkurve von Heidschnucke 1 (Blatt)
——— } Sommer 1921 (- — —Leithaare) 7: 7. } Frühjahr 1922 (- - - Leithaäre)
an den sich einige niedrige Erhebungen noch anschließen. Das Maximum
liegt bei 12 „ und die Variationsbreite zwischen 9,6 und 57,6 u.
Die verhältnismäßig große Feinheit der Wollhaare des Geestschafes
ist wohl auf Alters- und Ernährungseinflüsse zurückzuführen.
Ziemlich ähnliche Verhältnisse wie bei Heidschnuckel finden
sich bei dem Zackel 195/13 (Blatt, Sommer 1921). Hier ist eine unregel-
mäßig verlaufende Kurve vorhanden, die ihr Maximum bei 19,2 u er-
reicht. Während der Anstieg ziemlich steil erfolgt, ist der Abfall der
Kurve treppenförmig unter Bildung kleiner Spitzen. Die Variations-
grenzen sind 7,2 und 96,0 v, nach Güldenpfennig 16,66 und 107, 1 u
und nach Koch für ein bosnisches Zackel 22,5 und 60 u. Bei der Probe
des Jahres 1922 war die Variationsbreite erheblich verringert (7,2
und 48,0 u). Die Wolle ist hier bedeutend verfeinert, was auch aus dem
steileren Anstieg und Abfall der Kurve hervorgeht und wohl auf Alters-
6, Heft
176 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer: :
erscheinungen zurückzuführen ist. Das Maximum stimmt bei beiden
Kurven überein. Vergleichen wir die aus unseren Hautschnitten er-
mittelten Ergebnisse mit den schon an anderer Stelle veröffentlichten
Haaruntersuchungen an dem gleichen Zackelschaf und der gleichen
Hautstelle, aber aus dem Jahre 1920 stammender: Proben, so besitzt
die größte Variationsbreite die Probe vom Sommer 1921 und die geringste
die vom Frühjahr 1922. Die Winterwollen zeichnen sich durch einen
höheren Gehalt an feineren Haaren gegenüber den Sommerwollen aus.
Das Maximum der Winterwolle von 1920 ist sogar noch feiner als bei
den übrigen Wollen. Es geht also auch hier klar hervor, daß während
des Lebens größere Schwankungen in der Zusammensetzung der Misch-
wollen auftreten können, die bedingt werden Ins Klima, ‚Jahres-
zeiten und Alter.
Die Probe von der Schwanzwurzel desselben Tieres hat eine ae
Variationsbreite als die übrigen Proben; sie reicht von 12—105,6 u.
Der Kurvenverlauf zeigt im übrigen keine wesentlichen Unterschiede
gegenüber der. Kurve für die Blattprobe.
Bei dem Bentheimer Landschaf 476 ® ist die Varistibgiaäkliäke
bei der Probe vom Sommer 1921 noch geringer als beim Zackel (14,4
bis 50,4 „). Völtz hat in demselben Jahre die Variationsbreite bei
dem Bentheimer Bock mit 24,6—62 „angegeben. Danach ist die Wolle
des Schafes feiner wie die des Bockes, eine Übereins.immung mit den
allgemeinen Erfahrungen. Der Anstieg der Kurve ist steil, ebenso wie
auch der Abfall. Das Maximum liegt bei 21,6 u, also gegenüber den
stichelhaarigen Schafen und der Heidschnucke ist eine geringe Ver-
gröberung der feinen Wollhaare festzustellen. Bei 33,6 «ist ein Ein-
schnitt vorhanden, an den sich dann ein größerer und eine Anzahl
kleinerer Gipfel anschließen.
Die Blattprobe vom Frühjahr 1922 zeigt geringere _ Variations-
breite (16,8—40,8 u). Das Maximum liegt bei 24 w, während im übrigen
der Kurvenverlauf nicht wesentlich von dem der Sommerkurve ab-
weicht. Hier können ebenso wie beim Zackel Alters- und Saisonunter-
schiede mitsprechen. Die größte Variationsbreite (19,2—76,8 u) finden
wir bei der Probe von der Schwanzwurzel desselben Tieres. Die Kurve
steigt weniger steil an und fällt dann auch in gleicher Weise ao. Die
Hauptmasse der Haare liegt zwischen 26,4 und 33,6 u. Der Anteil der
feineren Haare verteilt sich also auf einen größeren, Anszissenteil
als bei der Blattprobe.
Gegenüber letzterer zeigt die Blattprobe des Bohkleirmer Bockes
eine ‚größere Variationsbreite (12,0--.67,2), die allerdings nicht ganz
mit den von Völtz angegebenen Werten übereinstimmt. Das Maximum
(16,2) ist nicht so hoch wie bei den anderen Proben; auch verteilen sich
die Vierte mehr innerhalb der angegebenen Grenzen. Zwischen 36,0
und 45,6 u findet sich ein Zurückgehen der Kuıve bis auf die Basis.
Vergleichen wir nun die Haardickenkurven für Bentheimer Mutter
und Bock mit de: für das Lamm aufgestellten, so ergibt sich bei letzterem
eine Er mp der Variationsbreite nach dem feineren Teil der Kurve
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 177
und eine allgemeine Verfeinerung der Haupimasse der Haare, was schon
dadurch zum Ausdruck kommt, daß das Maximum hier bei 12,0 liegt.
Bei verschiedenen Proben des Pommerschen Landschafes ist der
Anstieg der Kurve ein mäßig steiler und auch der Abfall erfolgt unter
Bildung eines kleinen Nebengipfels in ähnlicher Weise; im Anschluß
an diesen Hauptteil finden sich noch einige kleine Erhebungen. Die
Variationsgrenzen liegen bei 12,0 und 67,2 # bei Pommer 1 (Blatt),
21,6 und 74,7 u’bei Pommer 2 (Blatt) und 9,6 und 50,8 u beim Pommer-
Bock (Blatt); bei letzterem ist allerdings die Messung nicht ganz exakt,
da einige Haare infolge des Schneidens ausgefallen sind. Die Kurven
zeigen einen unregelmäßigen Verlauf. Das Maximum von Pommer 1
liegt bei 14,4 u, von Pommer 2 liegen die beiden Hauptmaxima bei 14,4
und 33,6 # und bei. dem Pommerbock bei 21,6 und 24 u. Wenn bei
dem Bock die Variationsgrenzen geringer sind und im allgemeinen auch
eine Verschiebung nach dem feinen Teil stattgefunden hat, so mögen
vielleicht außer physiologischen Zuständen die oben erwähnten Fehler-
quellen infolge der herausgefallenen Haare bestimmend sein.
Wesentlich vergrößert ist die Variationsbreite gegenüber der Blatt-
bei der Schwanzwurzelprobe von Mutterschaf2 (16,8--96 u). Die
Kurve steigt ziemlich steil zu ihrem Hauptgipfel bei 24 u an una fällt
dann treppenartig unter Bildung einer Reihe Nebengipfel ab. Aus dem
Vergleich geht hervor, daß auch hier die Schwanzwurzel-Haarprobe
gröbe. ist, was aus der weiteren Ausdehnung der Kurvesich ergibt.
Die Haardickenkurve des Skuadeschafes hat einen ziemlich regel-
mäßigen Verlauf, sseigt steil an und fällt dann allmählich nach der
gröberen Seite zu ab. Zuweilen kommen noch einzelne gröbere Haare
vor. Die Haardicke varlieıt zwischen 14,4 una 50,4, das Maximum der
Kurve liegö bei 19,2 „u. Völtz gibt die Variationsbreite mit 24,8 und
43,4 u.an.
| Bei den von uns untersuchten Proben vom Blatt des Karakul
steigt die Haardickenkurve steil an unter Bildung eines ausgesprochenen
Hauptmaximums, der Abfall erfolgt in gleicher Weise. Gegenüber
diesem ziemlich scharf abgesetzten Rurventeil erhebt sich ein zweiter
Kurvenabschnitt zu einer oder mehreren mäßigen Erhebungen. Im
einzelnen finden sich dann gewisse individuelle Unterschiede. Als
Variationsgrenzen sind ermittels: 14,4 und 52,8 w pei der Mutter 269/15,
14,4 und 64,8 u beim Kreuzungsbock 439 und 12 und 72 u bei dem Bock
271/17. Die größere Variationsbreite hat nach unseren Untersuchungen
die Probe vom Bock. Nach Güldenpfennig liegen die Variations-
grenzen bei 19,05-und 57,12 u. Der Bock 439 wurde ein Jahr vorher von
Völtz bezüglich der Haarqualität: untersucht, welcher die Variations-
breite mit 18,6 bis 45,1 u bestimmte. Die Maxima liegen in allen unter-
suchten Fällen bei 21,6 u. Aus unseren und den Untersuchungen von
cand.agr. Jahn im hiesigen Institut geht hervor, daß sowohl gewisse
individuelle Schwankungen vorliegen, daß aber auch‘ während des
individuellen Lebens gesetzmäßige Änderungen des Wollhaarcharaktere
derart auftreten, daß zunächst eine allmähliche Vergröberung erfolgt,
schließlich aber gegen das Lebensende zu wieder eine Verfeinerung der
Archiv für Naturgeschichte
1923. A. 6 12 6. Heft
178 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
ganzen Wolle stattfindet. Es konnte eine ziemlich regelmäßige Ver-
schiebung des Hauptmaximums im feinen Teil wie auch des einen oder
mehrerer Maxima im groben Teile nachgewiesen werden. Bei der
Schwanzwurzel von Karakul 439 ist gegenüber dem Blatt in dem Ver-
lauf der Haardickenkurve insofern ein gewisser Unterschied vorhanden,
als der Hauptkurventeil weniger hoch, dafür aber breiter ausgebildet ist.
Bezüglich der Feinheit schließt sich die Wolle der deutschen
Landschafe aufs engste an die. der mischwolligen Schafe an, allerdings
finden wir hier mehr und mehr einen einheitlichen Verlauf deı Kurve,
ein gröberer und ein feinerer Teil sind hier nicht mehr gegeneinander
abgesetzt. |
Bei den bisher betrachteten Wollen haben wir ein starkes Über-
wiegen der feineren Haare gegenüber den gröberen. Die feinsten Haare
stehen der hochfeinen Merinowolle nicht nach und übertreffen diese
sogar zum Teil. Daß trotz dieses Vorherrschens der feinen Haare diese
im Stapel nicht in Erscheinung treten, ist darauf zurückzuführen,
daß die groben: Haare lang abgewachsen, die feinen dagegen nur kurz
sind und eine dichte Unterwolle bilden, die die verschiedensten Über-
gänge zu den gröberen Haaren zeigt. Zum Teil werden die Längen-
unterschiede, die im äußeren Vließ hervortreten, dadurch vorgetäuscht,
daß die feinen Haare gekräuselt, die groben aber nur schwach gewellt
sind. |
Der einheitlichere Kurvenverlauf tritt bei den Leinewollen gegen-
über den Mischwollen stärker 'hervor. Wir haben einen allmählichen
Anstieg und einen noch weniger steilen Abfall der Kurve, an den sich
noch einige kleine Nebengipfel anschließen, ferner sind auch noch
einzelne gröbere Haare vorhanden. Die Variationsbreiten der Haar-
dicke betragen 16,8—48,0 u bei Leine 491, 14,4—88,4 u bei Leine 485
16,3—55,2 u bei Leine 410 und bei dem Leinebock 9,6—52,8 ı. Die
größte Variationsbreite finden wir also beim Bock. Güldenpfennig
gibt die Variationsgrenzen einer Leinewolle mit 21,42 und 49,98 a
und Völtz mit 24,6 und 49,6 u an.
Das Hauptmaximum liegt bei Leine 410 und Leine 485 bei 26,4 u,
bei Leine 491 haben wir zwei gleich hohe Maxima bei 28,8 u und 36,0 u
und bei dem Leinebock bei 28,8 u.
Bei dem Rhönschaf haben wir einen unregelmäßigen Verlauf
der Haardiekenkurve und zwar findet man einen mehr oder weniger
steilen Anstieg, der dann unter Bildung einiger kleinerer Gipfel zum
Hauptmaximum ansteigt und ebenso wieder abfällt. Die Haardicke
schwankt bei Rhön 464 zwischen 16,8 und 52,8 u, während Völtz
ein Jahr früher die Werte 31,0—49,6 u festgestellt hat, bei Rhön 26/11
(Sommer 1921) zwischen 21,6 und 67, 2 a, April 1922 zwischen 14,4
und 45,6 u. Nach Güldenpfennig liegen die Variationsgrenzen beim
Rhön zwischen 24,99 und 48,79 u. Bei der Schwanzwurzel schwankt
die Haardicke zwischen 14,4 und 99,2 u. Die größten Schwankungen
in der Haardicke finden wir also auf der Schwanzwurzel, wie auch
bier die Kurve die größten Unregelmäßigkeiten aufweist und eine Reihe
von Haupt- und Nebengipfeln bildet. Gegenüber dem Vorjahre weist
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 179
Rhön 26/11 einegroße Verfeinerung auf, welche außer in der Verlagerung
der ganzen Kurve nach dem feinen Ende hin in der Verschiebung des
Maximums 38,4 nach 21,6 vu zum Ausdruck kommt. Diese Verfeinerung
kann bedingt sein durch Beeinflussung durch die Jahreszeit, durch
Alter und mangelnde Ernährung. Vor allem die beiden letzten Ur-
sachen werden in diesem Falle die Hauptwirkung gehabt haben. In
ihrem allgemeinen Verlauf sind keine wesentlichen Unterschiede
zwischen den Kurven festzustellen. Das Maximum bei Rhön 464 und
26/11 (1921) liegt bei 38,4 u, 1922 bei 21,6 u.
. Von den Haardickenkurven unseres Frankenschafes erinnert der
Verlauf der Frühjahrsuntersuchung 1920 noch am ehesten an Rhön-
und Leineschaf, insofe:n die Kurve sich noch über einen breiten Ab-
szissenteil (Variationsbreite 16,8—55,2 u) erstreckt und dabei
einige Gipfel aufweist. Die Kurven vom Sommer 1921 und Frühjahr
1922 haben einen einheitlicheren Verlauf; sie steigen steiler an und
bilden ein Maximum bei 31,2 « (1921) bezw. 26,4 » (1922). Gegen-
über 1921 (Variationsgrenzen 16,8—48,9 u( sind Maximum und
Variationsgrenzen (16,8—53,8 u) verschoben. Möglicherweise iss diese
Änderung durch klimatische und Altersunterschiede bedingt. Bei
demselben Tier hat Völtz 1920 die Variationsgrenzen mit 24,8 und
37,2 u ermittelt«u Güldenpfennig stellte die Variationsgrenze der
Haardicke für ein Frankenschaf bei 22,61 und 34,51 fest. Der Ver-
gleich der von uns festgestellten Kurven zeigt einen wesentlich ver-
‘ schiedenen Verlauf derselben. Während die einen (Sommer 1921
und Frühjahr 1922) einen ziemlich regelmäßigen An- und Abstieg bei
gerader Erstreckung zeigen, hat die andere einen unregelmäßigen Ver-
lauf. Es kommt hierin also eine Verschiedenartigkeit in der Woll-
zusammensetzung zum Ausdruck, eine gegenüber 1921 und 1922
größere Unausgeglichenheit bei größerer Variationsbreite bei der
Wolle vom Frühjahr 1920. Es liegt die Möglichkeit vor, daß
der unregelmäßige Verlauf der Kurve vom Frühjahr 1920 regel-
mäßıg und gerade wird, wenn eine noch größere Anzahl von
Haaren gemessen würde, wozu uns Kontrolluntersuchungen von
mehr als 100 Haaren bei unausgeglichenen Kurven von Schlicht-
wolligen berechtigen. Dies dürfte auch zum wenigsten bei den schlicht-
wolligen Landschafen und den englischen kurzwolligen Rassen zu-
treffen. Inwieweit noch physiologische Faktoren (Saisonunterschied)
mitspielen, sei dahingestellt.
Die Variationsbreite der Haardicke beim ostfriesischen Milchschaf
ist noch geringer (9,6—33,6 u) als beim Frankenschaf, im übrigen ist
jedoch der Kurvenverlauf (Fıg. 15) der Sommerkurve 1921 vom
Franken sehr ähnlich. Das Maximum liegt bei 19,2 u. Nach Gülden-
pfennig liegen die Variationsgrenzen bei 24,99 und-44,03 u.
Auch das Wilstermarschschaf zeigt keine wesentliche Abweichung.
Die Kurve steigs mäßig steil an und fällt in gleichem Maße. Das Maxi-
mum liegt bei 24,0 u und die Variationsbreite zwischen 12,0 und 43,2 wu.
Die etwas größere Variationsbreite wird wohl darauf zurückzuführen‘
sein, daß es sich hier um die Schwanzwurzelprobe eines Bockes handelt.
12* 6.1left
180 ‘ Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
. , Nicht, wesentliche Abweichungen zeigt die Kurve von dem But-.
jadinger | Marschschaf. Hier ist der Anstieg der Kurve steiler als der.
Abfall und die Zahl der bei 21,6, 24,0 und 26,4 gemessenen Werte ist
fast die gleiche, sodaß hier kein ausgesprochener Hauptgipfel vorhanden.
ist, Die Variationsbreite liegt zwischen 12,0 und 45,6 u, nach Völtz.
zwischen 34,1 und 65,1 u.
Die von uns untersuchten englischen Schafe gehören zu den
kurzwolligen englischen Rassen, die sich bezüglich ihres W ollcharakters
den schlichtwolligen Schafen anreihen. Bei dem Oxford steigt die
Haardichtenkurve steil an und fällt dann mehr oder ‚weniger steil.
Ebenso findensich wesentlicheindividuelle Unterschiede wie auch solche,
die physiologisch bedingt sein können. Während bei dem Querfurter:
Oxford 239/14 die Haardicke zwischen 19,2 und‘38,4 u schwankt,
bei einem Maximum von 28,8 u, ist bei dem jüngeren Querfurter.
Oxford. 204/20 (1?/,jährig) ‘die Varistionsbreite erheblich größer
(14,4—48,0 u bei einem Maximum von 21,6). Bei dem Abbenburger:
Oxford betrug im Frühjahr 1920 die Variationsbreite 72—6,0 u,
bei einem Maximum von 21,6, und im Frühjahr 1922 14, 436,0 u,
bei einem Maximum von 28, 8. Völtz ermittelte die Variationsbreite.
der ‚Haardicke vom Abbenburger Oxford 1920 mit 31,0—49,6 u; bei
einem anderen Oxford stellte er dieselbe Vasiationsbreite fest... Der.
Vergleich zeigt, daß die Variationsbreite außerordentlich variiert,
daß-sie sich bei demselben Tier ‘während des individuellen Lebens
verringerte und aus den Kurven der Querfurter geht hervor,
daß das jüngere Tier eine größere Variationsbreite als das ältere hatte.
Demgegenüber ist jedoch bei dem Abbenburger eine Verschiebung des
Maximums der Kurve nach dem groben Ende eingetreten. Bei den beiden
Querfurter Oxfords liegt allerdings die Vermutung nahe, daß die Unter-:
schiede individuell bedingt sind.
‚Beim Shropshire steigt die Kurve zunächst allmählich und dann
Re an, während der Abfall anfangs allmählich und dann steil erfolgt.
Das Maximum liegt bei 21,6—24,0 u und die Variasionsgrenze beträgt
12,0 und 38,4 u, nach Koch 22,1 und 41,6 u, demgegenüber gibt Völtz
bei dem auch von uns untersuchten Tier ein Jahr früher die Grenzen:
mit 20,7 und 40,3 an.
, Beim Hampshire haben wir, eine steil ansteigende und sbEaerr
Kurve, deren Maxima bei 16,8 und 21,6 u liegen. Die Variations-’
grenzen finden wir bei 12,0 und 33,6. Nach Güldenpfennig beträgt
die’ ‚Variationsbreite 20, 542, 8: speziell hier. beim Hampshire tritt
schon, eine gewisse Reduktion der Variationsbreite hervor.
Bei den von uns untersuchten Württemberger veredelten Land-
schafen konnten wir den verschiedenartigsten Verlauf der Haardicken-
kurven feststellen. Im allgemeinen steigt die Kurve steil an und fällt
dann vielfach weniger steil ab: Nur vereinzelt sind neben diesem
Hauptgipfel noch einige gröbere Haare vorhanden. Im allgemeinen‘
ist aber hier die Variationsbreite schon stark reduzieit und Een finden:
wir sie bei 459 zwischen 12 und 43,2 (nach Völtz 24,8—37;2), bei 497°
zwischen 9,6 und 24, während sie bei 417 zwischen 14,4 und: #5,6 lag.:
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw, 181
‚Bei dem. Lamm von 497 wurde die Variationsbrete mit 4,8. 33,6 u
‚festgestellt; vergleicht man diesen V eıt mit dem für die Mutter «je ex,
‚Lammes ermittelten, so geht daraus‘hervor, daß die Variationsbieite
‘bedeutend größer ist als bei dem erwachseren Tier, worin vielleicht
‚phylogenetische Tenderzen zum Ausdruck kommen, w'e ja auch der
‚ganze Kurvenverlauf Arklärge an primitive schlichtwollige Schafe
‚zeigt, Die Maxima der Kurven von 417 und 469 liegen bei 21,6 zw, von
497 bei 14,4 u, während bei der unregelmäßig verlaufenden Kurve
des Lammes ein Hauptmaximum nicht festzustellen ist.
' Wie bei dem Würrttemberger fanden wir bei dem Merino weit-
‚gehende Unterschiede bei verschiedenen Tieren bezüglich der Woll-
‚zusammensetzung, entsprechend den mannigfaltigen Typen der Merino-
rassen.
Bei dem Merinotuchwollschaf 443 (Fig. 22) ist die Variationsbreite
noch weiter reduziert (7,2—26,4 u), im übrigen nimmt die Kurve einen
vollkommen gleichmäßigen Verlauf und erreichtbei 14,4 vihr Maximum.
Völtz gibt bei demselben Tier die Variationsbreite mit 18,6- 24,8 u
an. Noch stärker tritt die Reduktion der Variationsbreite bei 441 in
Erscheinung (4,8—14,4; nach Völtz 18,6—31), sodaß die Kurve
einen noch steileren Verlauf nimmt. Die bedeutenden Unterschiede
in den Variationsbreiten auf Grund unserer Messungen, sowie der von
Völtz sind wohl zum Teil darauf zurückzuführen, daß die Wolle ab-
gesetzt war. — Bei gewissen Merinowollen findet man diesen einheit-
lichen Verlauf der Kurve nicht mehr, vielmehr steigt diese steil an,
um dann allmählich abzufallen. Die Variationsgrenzen liegen bei 9,6
und 48 u. — Daß: selbst in derselben Herde größere Unterschiede be-
‚züglich der Wollzusammensetzung bestehen, zeigt der Vergleich von
441 und 443 (Kreitzig; v. d. Goltzsche Güterverwaltung), von denen
441 sowohl die geringere Variationsbreite und damit verbunden den
steileren Anstieg und Abfall der Kurve aufweist. Auch ist hier das
Maximum weiter nach dem feineren Teile der Kurve verschoben (9,6).
Einen etwas anderen Verlauf nimmt die Kurve eines Merinotuchwoll-
schaf der Bellschwitzer Herde 442 und zwar liegen hier die Variations-
grenzen bei 19,2 und 43,2 u, und das Maximum bei 24 u. Nach Völtz
betrug die Variationsbreite 15,5—27,9 u.
Bei dem Stoffwollschaf von Leutewitz (445) steigt die Kurve sehr
‚steil an, fällt ebenso steil’ wieder ab (Variationsgrenzen 12 und 21,6 a).
Außerdem wurde noch ein einzelnes Haar bei 31,2 u gemessen. Ein Jahr
vorher zeigte dasselbe Schaf bezüglich der Haardicke eineVariations-
breite von 12 bis 26,4 u, mit einem Maximum von 16,8, während bei
dem Strohwalder Merinofleischschäf die Haardicke zwischen 9,6 und
21,6 u (nach Völtz 15,5—31,0, zwei Jahre vorher) schwankte, mit einem
‚Maximum von 16,8 u. rd BUN
Bei dem letzteren ist der Kurvenverlauf am steilsten. Interessant
ist: auch der Vergleich der Blattprobe des letzteren Tieres mit der
'‘Bauchprobe. . Bei der Bauchprobe schwankt die Haardicke zwischen
12 und 21,6 u und das Maximum liegt bei 14,4. Hier ist also im ganzen
6. Heft
182 u Dr. Spöttel und Dr, Tänzer:
die Variationsbreite verringert und das Maximum etwas verfeinert.
Bei der von uns untersuchten Bauchprobe von 458 fanden wir die
Haardicke zwischen 4,8 und 12 # und das Maximum bei 9,6. Bei 458
handelt es sich jedoch um ein Tier, das infolge mangelnder Ernährung
und Krankheit zugrundegegangen ist und das infolgedessen einen
pathologischen Haarwechsel und damit verbunden eine Verfeinerung
des Haares in der Haut aufwies, was auch der Vergleich der Haar-
dickenkurve in und außerhalb der Haut zeigt.
Da es sich hier um einen pathologischen Fall handelt, mag auch
noch die Haardickenkurve von eınem Leicester, einem englischen Lang-
wollschafangeschlossen werden, das sich auf Grund pathologischer Ver-
hältnisse in einem vollkommenen Haarwechsel befand. Hier legen
ähnliche Verhältnisse vor.
Aus unseren Untersuchungen über die Feinheit der Wollen ver-
schiedener Rassen geht hervor, daß eine kontinuierliche Reihe sich
feststellen läßt, die von den mischwolligen zu den schlichtwolligen und
zu den feinwolligen führt. Während bei den stichelhaarigen Schafen
die Deckhaare und Unterwolle, sowohl was histologischen Bau, An-
wesenheit des Markkanals, Länge und Haardicke anbetrifft, sich
spezifisch unterscheiden, sind dagegen bei den misohwolligen die Unter-
schiede zwischen gröberen und feineren Haaren mehr und mehr aus-
geglichen, sodaß man auch hier nicht mehr von einem scharfen Gegen-
satz zwischen Grannen- und Wollhaar sprechen darf. Bei den schlicht-
wolligen tritt der Gegensatz zwischen feinen und groben Haaren voll-
ständig zurück, was in der Verringerung der Variationsbreite, dem
steileren Verlauf und der gleichmäßigen Gruppierung um ein Maximum
in der Kurve zum Ausdruck kommt. Jede von uns untersuchte Wolle
enthält einen gewissen Prozentsatz an feinen Haaren, die dem Sortiment
A-—-5A angehören; der Prozentsatz ist allerdings bei den verschiedenen
Rassen und auch innerhalb derselben verschieden. (Tabelle 1)
Während bei den stichelhaarigen und mischwolligen Rassen
die feinen Haare in Überzahl gegenüber den gröberen vorhanden sind,
tritt dieses Verhältnis bei den deutschen Marschschafen, schlicht-
wolligen Schafen und englischen kurzwolligen Schafen mehr oder
weniger zurück und erst bei den Merinos finden wir wieder ein starkes
Überwiegen der feineren Haare, allerdings fehlt hier dann das sich
bei den mischwolligen an das Maximum anschließende Ende der Kurve;
das von gröberen Haaren gebildet wird und die Variationsbreite ist eine
schmale geworden. Das eine Extrem der Reihe stellt das Haarkleid
der stichelhaarigen Schafe dar, in dem hier eine deutliche Trennung
zwischen Wolle und Stichelhaar besteht, während sich anschließend
die mischwolligen durch kontinuierliche Übergänge der beiden Haar-
arten auszeichnen. Bei den schlichtwolligen wiederum ist das gröbere
und zum Teil auch das feinere Ende der Kurve reduziert, während bei
den feinwolligen wieder eine Zusammendrängung am feinen Ende statt-
gefunden hat. Das Merino stellt also das Ende einer Reihe dar, die
kontinuierliche Übergänge aufweist.
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 183
Tabelle 1a.
| Körper- Prozente der Feinheitssortimente ei
Nr.) +, Rasse ; stelle 5A 4A 34. 2A AB. 60 DE F'Sg
u, feiner E%
Mufflon Blatt 38 — — — — .—.—, 1.3 19 22
Somali Blatt! 8S6) 2 — - — |. — — — — .18 18
Somali Schwanzw. 8 — — — — — — — —:19 19
Zoo Heidschnucke Blatt 7 8 8 4 — — 43 — I
470 E DaB 22: 0:12.93 9.079, 978 4.16
‚470 a ERBE 38... QAlITL“" ..9..42001.,8 8,12
470 ehe ie. 93 3.2, 8, ©. 9,16
Benth.Landsch.& 9 02 10- 12.0 wesen 9,17
476 „1A Bat 6 4 2314 10 9 DD 5 4 — —
476 „41992 Butt 2 2 19 2 1998 4 — — —
476 Fr Schwinsene. 2. 175 2 WIRT 914
Lamm KENT, Bann BIP LI FREE LI 72 .25-
Skudde $ FREIE IR 1A ION
195/13 Zackel 1922 Blatt 20 18 16 0 7 92 3 5 — 29
195/13 Zackel 1921 Blatt 14 2 10 5 8 6 10 10 22 13 22
195/13 Zackel Schwanzw. 6 9 9 677519 2,107 :18725
BT Karakulg Blatt, 29.21.13 7 3 1.4 799
269/15 Karakul 2 Busen ga ria IE .--9, ISoTar ce 777120426
439 &Karakul Bee reg 29 4 Gr (SR mer DR hr
439 SKarakulSchwanzw. 5 1 9 9 9 215 317 — 2
1 Pomm.Landsch. 256 12 1 1A
2 Se man. 9 5.1300 Ge 1a, 17
2 „. Sehwanzw.. 1. 2.323. 7 8 Mn.Rdlerla
ae Blatt 8.713 25 2: 190 Aue 1 auienkld
Leine & Blatt 277 .-.. 414 132718 IHN 18
410 ” Daıı rar 3,4 6 a 2 ei
49] Leine Blatt. 1.11.,2 4 DBIm 37a
485 Leine 1922 Blatt 9 9 5 2 02 4 10 1 — — —
Bsastechaf: Bat 64 DB r4 2. 2a 4 a7
Östfries.Milchschaf
Blatt 7 ı 30 8 8 5 — — —- 20
464 Rhönschaf ee ja, 4. 016 197 SEE NG
26/11 Rhönschaf 1921 ‚, en A Eh I. Tee 30 u
26/11 Rhönschaf 1922 „, 13 7:7: 17.13.16 1.112.207 Be.
26/11 Rhönsch.Schwanzw. 1 — 2 3 1 8 19 24 38 4 21
463 ° Prankensehaf Blatt 2,2 ,3:5 15. 16.42 .13,|i2 ,—.16
4924 Frankenschaf Blatt 13 723 7253238320 4 — U
463 Frankenschaf 1922
Blatt . .9.,.d4L..002.10,923 22 Si rt
Wilstermarschsch. &
Schwanzw, 9 8 B1S3S BB 7 5 — — 24
Butjadingerd Bat 417 1516 3 7 6 1-—2%
1 Leithaar auf
Grup penhaare
DB vo
SH“
184 ; Dr. Spöttel und Dr, Tänzer:
ap =3
0.0.5 0 ögeamer. ProzentederFeinheitssortimente $$ 52
No. 0 Base ln SASHA ABC DEF EB E
Oxfordshiredown A 5 a
| 1920 Blatt 2 18.2. 9 1510 4 — —.:— 13 7,69
Ba a 1922 Blatt. 4. 2.11.15.18.32 18: — — —
23/144 ,„(Querf)Blutt — 1 9 191974 1— — 1 714
204/20. ,, (Querf.)Blatt, 17: 7. 18.190 9. 7.21.8 32 Ta
. Hampshiredown „ 38 231 82 6 -— —'- 1010
“,., '» Shropshiredown '„. 11, 7, 16. 16 2 14,20 4. — I
417. - Wücttemb. Blatt 9 89017 15 719 4,1 — 11 9,09
459 '"Württemb. Blatt 7:97.32 2. 72 :- —- 109
197 7 Württemb; ‚Blatt; 76: 160 BE a — u 3135
497. . Württemp. Lamm | '
ni Bla.t: 49 daB 8
Merinofleisch Blatt 7 4 81 - — — — — = —
Merino Blatt. 34. 31.30..83. 2. img
4923 Merinostoffwollsch.
Blatt, 57. 3328. >.1 1 — le) SE
442 Merinotuchwollsch.
Blatt =). -6. 14.28 21 15. 14 2A EI
443 ° Meiino Bat 371655 1 — — — — 8 25
441 Merino Blatt 10 — — — — — — —
458 Merino “ Bauch 00 — — — — — —
445 Merinossoffwollschaf
Blatt 76 18 — 1 — —
ns. ji, „LUBEBIREREEIGT
5
449 Merinofleisch Bauch 85 14 1
449 Merinofl-isch Blatt 91 6 3
668 Merinofleisch
6
Keule — 3 11 aa Bee
121/376 Merinofleisch
Blatsl AN al 33 a a
Die von uns wiedergegebenen Kurven für die Haardicke der ver-
schiedenen Haarrassen kennzeichnen die Wolle vom Blatt des Ver-
treters der betr. Rasse oder Zuchtform. Die Variationsgrenzen be-
züglich der Wollfeinheit einer bestimmten Rasse können nur durch
umfangreiche Untersuchungen verschiedener Herden derselben er-
mittelt werden. Wie sich schon aus den verschiedenen untersuchten
Merinowollen ergeben hat, sind die Variationsgrenzen außerordentlich
groß, allerdings werden diese bei den verschiedenen Rassen nicht die
gleichen und beim Merino werden die Schwankungen am größten sein.
Durch Ermittelung dieser Grenzen werden also die Unterschiede be-
züglich der Haarfeinheit bei den verschiedenen Rassen noch mehr
verwischt werden. Die Unterschiede, die bei verschiedenen Herden
derselben Ra:se in der Wollfeirke‘t festzustellen sind, körren als das
Rassenanaiytische Untersuchungen an Schafen usw. 185
‘Ergebnis der Zuchtwahl wie auch verschiedenartiger Halturg und
Fütterung, Klimaeirwrkurg argesehen wercen. Außerdem «pielt
das Alter, Trächtigke't usw. für die W ollauebildurg eire gioße Rolle,
wie wir wiederholt betont haben.
Bezüglich des Anteiles der Sortimente an der Wollzusammen-
setzung zeigen die mischwoll'gen Schafe Heidschrucke, Zackel, Kaıakul,
-Geestschaf insofern Übereinstimmurg, als hier ein hoher Pıozert:atz
an feinen Haaren vorhanden ist und zwar vorherrscherd 5A und
außerdem treten dann einzelne gröbere Sortimente stärker hervor.
Allerdings fanden sich auch hier wesentliche Unterschiede ber ver-
schiedenen Tieren derselben Rasse. Den höchsten Gehalt an 5A-
"Sortiment hat das Geestschaf, was wohl hauptsächlich auf Alter und
mangelnde Ernährung zurückzuführen ist.
Nicht wesentliche Unterschiede gegenüber den übrigen misch-
wolligen Schafen zeigt die Wolle des Skudde-Bockes, nur traten hier
die feineren Sortimente nicht in dem starken Umfarge hervor.
Bei den Pommerschen Landschafen 1 und 2 tritt der Gehalt an
‚den feinsten Sortimenten zurück, und wir können ein Überwiegen
‚des C-Sortiments feststellen.
Bezüglich der Wollzusammensetzung schließen sich die deutschen
schlichtwolligen Landschafe wie Leine und Rhön an die pommerschen
Landschafmuttern an; die C-, D- und E-Sortimente herrschen hier vor.
Zum Teil finden wir hier schon und noch mehr beim Frankenschaf
ein starkes Hervortreten des B- und A-Sortimentes und bei letzterem
tritt der Anteil an E-Haar stark zurück. Daß auch innerhalb der-
selben Rasse entsprechend den verschiedenen Zuchtformen größere
Unterschiede bestehen, dafür spricht das Überwiegen der Prozentteile
‚der feinen Sortimente bei Leine 485.
Während bei dem ostfriesischen Milchschaf das 5A-Sortiment
stark überwiegt und dann das C-Sortiment etwas stärker hervortritt,
ist bei dem Wilstermarschbock und Shropshire das 2A- und und C-
Sortiment stark vertreten, das 3A-. A- und B-Sortiment, wenn auch
nicht stark, überragend. Auch das Butjad'nger schließt sich in seiner
Wollbeschaffenheit den vorigen an. Bei dem ostf’iesischen Milch-
schaf ist vielleicht die größere Haarfeinheit zurückzuführen auf gewisse
Störungen in der Haarbildung oder auf Haarwechsel, die morphologisch
in den stark aufgetriebenen Follikeln zum Ausdruck kommen.
Bei dem Oxford sind die drei feinsten Sortimente in starkem
Übergewicht vertreten, allerdings ist der Gehalt an B- und C-Haar
gleichfalls ziemlich bedeutend. Auch hier finden sich größereindividuelle
Unterschiede; so hatte das Querfurter Oxford einen verhältnismäßig
geringen Anteil an den drei feinsten Sortimenten. Auch die Probe des
Abbenburger Oxford aus dem Jahre 1922 zeigte eine geringe Prozentzahl
der drei feineren Sortimente als die übrigen und als die Probe desselben
Schafes im Jahre 1920. | |
Noch höher ist der Gehalt an 5A- bis 3A-Sortiment bei dem Hamp-
'shire, wo wir schon ährliche Verhältnisse wie bei dem Merino antreffen.
6, Left
186 Dr. Spöttel und Dr, Tänzer:
Unter den Württemberger veredelten Landschafen finden wir
einerseits Tiere, deren Wolle eine ähnliche Zusammensetzung zeigt
wie die des Frankenschafes, andererseits wie die der Merinos. Die Wolle
des Württemberger veredelten Landschafes 497 ist z. B. von der des
Merino 443 bezüglich der Haardicke nicht zu unterscheiden. Es über-
wiegt in beiden zu etwa drei Viertel das 5A-Sortiment, während den
Landschafen das Württemberger 459 und noch mehr 417 nahesteht,
Auch bei dem Lamm kommt in der unregelmäßigen Verteilung der
Sortimente die große Unausgeglichenheit zum Ausdruck.
Bei den Merinos sind, wie schon mehrfach erwähnt, die größten
Unterschiede bezüglich der Wollzusammensetzung entsprechend den
verschiedenen Typen und Zuchtriehtungen vorhanden. Während die
Wollprobe vom Blatt des Merino441 aus 100 Prozent 5A-Feinheit
besteht, finden wir bei dem Merinotuchwollschaf 442 sämtliche Sorti-
mente außer 5A, E und F und bei dem Merinofleischschaf (Strohwalde)
668 außer 5A und F. Zwischen den Extremen sind die verschiedensten
Übergänge. Bezüglich der Feinheit steht also die Wolle von 668, dem
Merinofleischschaf außerordentlich der Wolle des Frankenschafes nahe.
Wir haben infolgedessen bezüglich der Zusammensetzung nach Sorti-
menten keinerlei scharfe Unterschiede zwischen den Merino-, Landschaf-
und Mischwollschafwollen. Das Merino stellt in dieser Beziehung nur
das Endprodukt der Entwicklung und einer fluktuierenden Reihe dar.
Atıs den Untersuchungen der Wollen auf Blatt und Schwanz-
wurzel ergibt sich, daß bei dem Somali ein Unterschied auf beiden
Körperstellen bezüglich der Zusammensetzung der Wolle nach Sorti-
menten nicht hervortritt, während bei den mischwolligen Schafen
in den von uns untersuchten Fällen auf der Schwanzwurzel ein gewisses
Zurücktreten der feineren Sortimente gegenüber den gröberen vor-
handen ist. Bei der HeidschSucke ist ein höherer Prozentsatz an C-,
D- und E-, beim Zackel an C- und F-, beim Bentheimer Landschaf an
C-, D-, E- und F- und beim Karakul an B-, C- und E-Sortimenten vor-
handen. Bei dem Pommerschen Landschaf tritt auf der Schwanz-
wurzel das D-Sortiment gegenüber dem Blatt zurück; D- und E-
Sortiment stimmen bei beiden überein, während das F-Sortiment auf
der Schwanzwurzel um 10 Prozent überwiegt.
Bei dem schlichtwolligen Leineschaf tritt der Unterschied in der
Wollzusammensetzung auf Blatt und Schwanzwurzel bezüglich der
Sortimente nicht stark in Erscheinung und zwar ist auf der Schwanz-
wurzel kein geringerer Gehalt an C- und D-Haar, aber ein höherer an
E-Haar festzustellen.
Bei dem Vergleich der Wollen aus diesem (1922) und vorigem Jahr
bezw. von 1920 ergibt sich, daß bei Heidschnucke 1 und dem Abben-
burger Oxford eine Vergröberung und beim Zackel eine Verfeinerung
eingetreten ist. Bei der Heidschnucke ist eine Zunahme an C-, D-
und E- und eine Abnahme an F-Sortiment, bei dem Oxford eine Zu-
nahme an 2A-, A-, B- und C-Sortiment festzustellen, während beim
‚Zackel die 5A-, 4A-, 3A-, 2A-Sortimente zugenommen haben. Die
Verfeinerung der Zackelwolle kann vielleicht auf das hohe Alter des
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 187
Tieres zurückgeführt werden. Mit zunehmendem Alter ist ja vor allem
bei mischwolligen Schafen eine Verfeinerung des Haares festgestellt
worden.
Im Folgenden soll nun erörtert werden, ob der Querdurchmesser
als charakteristisches Merkmal der Leithaare gegenüber den Gruppen-
haaren zu verwenden ist. Vergleichen wir die Kurve für die Leithaare
mit der für die gesamten Haare auf Grund von Messungen, die an
Hautsehnitten angestellt worden sind, so ergibt sich, daß beim Mufflon
und Somali sämtliche Stichelhaare Leithaare sind, von denen die feinen
are welche Gruppenhaare darstellen, scharf getrennt sind
(Fig. C).
Bei der Heidschnucke 1 (Fig. D) sind wiederum die gröbsten Haare
Leithaare; die Kurven für die Gruppenhaare und Leithaare stoßen
jedoch schon aneinander (Sommer 1921) und bei den Proben von 1922
und von der Schwanzwurzel greifen sie ein wenig übereinander.
Bei der Heidschnucke 2 deckt sich ein Wert der Leithaare mit einem
Wert der Gruppenhaare. Am stärksten tritt dieses Übergreifen bei der
Kurve vom Frühjahr 1922 zutage. Die Verringerung der Variations-
breite ist, wie man ersieht, darauf zurückzuführen, daß die Leithaare
verfeinert sind, und Hand in Hand hat auch eine Vergröberung der
Gruppenhaare stattgefunden. Die Kurven vom Karakul stimmen in-
sofern mit der Heidschnucke überein, als noch der größere Teil der Leit-
haare an dem gröberen Ende gelegen ist und nur mit einem geringeren
Anteile mit den Gruppenhaaren transgrediert.
Bei dem Zackel tritt dieses Übergreifen noch deutlicher hervor,
bei dem Bentheimer Landschaf sind zwar die gröbsten Haare wieder
Leithaare, aber ein Teil der Gruppen- und Leithaare kann bezüglich
der Dicke nicht mehr unterschieden werden. Bei dem Bentheimer Lamm
‚sind bis auf eins alle Leithaare gröber als die Gruppenhaare, worin
gewisse phylogenetische Beziehungen zum Ausdruck kommen. Auch
‚beim Bock sind im allgemeinen die Leithaare gröber als die Gruppen-
haare, doch finden sıch schon zwei isolierte Gipfel von Leithaaren,
die bezüglich ihrer Feinheit in den von den Gruppenhaaren gebildeten
‘ Abschnitten liegen. Bei dem Bentheimer Landschaf © war an der
‚Schwanzwurzel und am Blatt (Sommer 1921) zwar noch ein Teil der
Leithaare gröber, aber es transgredierten beide Rurven, und bei den
Kurven vom Blatt desselben Schafes im Frühjahr 1922 waren Gruppen-
und Leithaare nach ihrer Dieke nicht mehr zu unterscheiden.
. Bei dem Geestschaf transgredieren die Kurven mit einem Werte
bei 26,4. Im übrigen sind beide Kurvenabschnitte getrennt.
Beim Pommerschen Landschaf ist zwar noch ein bei den einzelnen
Individuen veıschieden großer Anteil von Leithaaren gröbere Haare;
immerhin transgredieren schon bei den einzelnen Individuen in ver-
schiedenem Maße die Dickenkurven der Leit- und Gruppenhaare. Den
größten Anteil grober Haare als Leithaare finden wir bei der Schwanz-
wurzelprobe von Pommer 2,
6. Left
188 RL Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
Beim Skudde transgredieren die Kurven und der ‚größere Teil
der Leithaare fällt bezüglich deı Haardickein die Kurve für die Guppen-
haare. RITOH
„Bei dem Leine 9 sind noch’die gröbsten Haare Leithaare, jedoch
sind -die meisten Leit- und Grupperhaare bezüglich ihrer Dicke nicht
‚mehr zu unterscheiden, sogar das feinste gemersere Haar ist ein. Leit-
‚haar. Bei dem Leineschaf dagegen liegt Cie Kurve für die Leithaare
‚entweder vollkommen oder zum allergrößten Teile innerhalb der für
‚die Gesamthaare, und auch beim Rhönschaf ist keinerlei Unterschied
‘bezüglich der Dicke aer Leithaare und Gruppenhaare vorhanden.
Nur bei der Schwanzwurzelprobe liegen zwei Leithaare außerhalb der
‚Kurve am gröberen Ende derselben. Dasse!be wie für Leine $ (Blatt)
trifft auch für die untersuchten übrigen Rassen. der schlicht wolligen
Landschafe, Marschschafe und feinwolligen Schafe zu. Bei dem ost-
friesischen Milchschaf (Fig. 15), Wilstermarschschaf, Butjadinger,
Franken, Oxford, Shropshire, Hampshire, veredelten Württemberger
Landschaf, Merinotuchwollschaf (Fig. 22) stimmen Leit- und Gruppen-
haare bezüglich ihrer Dicke überein und das Maximum der Kurve für
erstere fällt bei einigen mit dem der Kurve für die Gesamthaare zu-
sammen. Aus den Darlegungen ergibt sich also, daß sich auch be-
züglich der Dicke der Leithaare und Gruppenhaare eine Reihe auf-
stellen läßt, an deren einem Ende die stichelhaarigen Schafe stehen,
'bei denen Leit- und Gruppenhaare charakteristisch zu unter"cheiden
sind und an welche sich die mischwolligen Schafe anschließen, bei denen
zum Teilschon der Unterschied etwas verwischt ist, während schließlich
bei dem Butjadinger, Marsch-, und englischen kurzwolligen, deutschen
schlichtwolligen und feinwolligen Schafen keine Unterschiede mehr in
der Feinheit der Gruppenhaare und Leithaare festzustellen sind.
Beim Leineschaf konnte der primitivere Typ beim Bock, der
weiter fortentwickelte bei der Mutter ermittelt werden; ob diese Ab-
hängigkeit jedoch gesetzmäßig ist, sei dahingestellt. Die Kurve deı
Leithaare und Gesamthaare der Lämmer zeigte vom Leine und Bent-
heimeı einen p.imitiveren Typ. hi
Aus dem Vergleich der Kurven und Sortimente geht hervor,
daß sowohl individuelle als auch Schwankungen innerhalb derselben
Rasse je nach dem verschiedenen Zuchtziel und der sonstigen Ein-
wirkung äußerer Faktoren bestehen, daß es dadurch möglich ist, gewisse
Rassengruppen, wie Haarschafe, Mischwoll- und reine Wollschafe zu
unterscheiden, die aber noch durch zahlreiche Übergänge verbunden
sind. Die von uns angegebenen Variationspreiten der Wollfeinheit
verschiedener Rassen gehen bei-einem Vergleich mit den von Koch,
Güldenpfennig und Völtz angegebenen Werten zum Teil noch
bedeutend über die niedrigsten Werte derselben hinaus. Wenn unsere
‚Ergebnisse von den von Völtz an denselben Tieren ermittelten
‘Resultaten abweichen, so liegt dieses daran, daß die Proben zu ver-
schiedenen Zeiten untersucht wurden, hauptsächlich aber daran,
daß die Zahl der von Völtz untersuchten Haare (etwa 10-20) als
nich tausreichend erachtet werden kan 0.0
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 189
er, Haargquerschnitt, i
- Aus unseren Untersuchungen geht hervor, daß ein spezifischer
‚Rassenunterschied sich auf Grund des Haarquerschnittes entgegen
der Angabe von Pruner-Bey und anderen, die sich auf Unter-
suchungen am menschlichen Haar beziehen, nicht ermitteln lassen.
Es besteht vielmehr bei allen Rassen ein gewisser Unterschied in dem
Querschnittoild grober und feiner Haare, der besonders staık bei den
'stichelhaarigen und mischwolligen Schafen in Erscheinung tritc. Bei
dem Somali haben die groben Stichelhaare meist ovalen, zum Teil
auch bohnenförmigen, die außerordentlich feinen Wollhaare runden
Querschnitt, während beim Mufflon diese Querschnittsform bei allen
Haaren festzustellen ist.
. Bei den im Wechsel befindlichen Haaren des Somali war der
“Querschnitt derselben an der Basis durchweg rundlich. Es müssen hier
also Bildungsverschiedenheiten zu verschiedenen Zeiten der .Haar-
. ergänzung vorhanden sein. Vielleicht liegen kleine Differenzen in der
Querschnittsgestalt auch bei mehr oder weniger ovalen Haarquer-
schnittsformen in verschiedener Höhe der Haarwurzel vor,
Sehr unregelmäßig, eckig bis rundlich sind die Querschnitte
der Haare des Zackelschafes geformt, bei dem allerdings auch die feinsten
Gruppenhaare wieder rundlich sind.
:" Auch bei der Heidschnucke tritt dieser Unterschied wenigstens
für die gröbsten und feinsten Haare zutage, während die Haare mittlerer
Feinheit auch Übergänge bezüglich des Querschnittes aufweisen.
‚ Bei dem Bentheimer, Pommer und Karakul verwischen sich schon
die Unterschiede im Querschnitt der groben und feinen Haare. Noch
mehr ist dieses bei dem Rhön-, Leine- und Wilstermarschschaf der Fall,
Bei der Karakulkreuzung, Skudde, beim Geest, Butjadinger,
Oxford, Shropshire, Hampshire, Württemberger und Merino ist der
Haarquerschnitt rundlich, gelegentlich etwas unregelmäßig und eckig.
Die eckige Form wird wohl zum Teil dadurch bedingt, daß die Kanten
der aneinanderstoßenden Epidermisschuppen stärker vorspringen.
‘ Aus dem angeführten geht hervor, daß bei den Schlichtwolligen
die anfänglich im allgemeinen vorhandenen Unterschiede im Quer-
schnitt der Leit- und Gruppenhaare auf der Höhe der Talgdrüsen mehr
und mehr zurücktreten, um schließlich gänzlich zu verschwinden,
so bei den Merinos, die auch in dieser Beziehung als das Endglied einer
Reihe aufzufassen sind. ] !
' Nach unseren Untersuchungen stimmen die von uns ermittelten.
Formen im wesentlichen mit den Abbildungen von Haarquerschnitten
verschiedener Rassen, wie sie v. Nathusius gibt, überein. Für die
Rassenanalyse ist also der Haarquerschnitt nicht zu verwerten. Wohl
ist es annähernd möglich, verschiedene weit auseinanderstehende
Rassen bezüglich ihrer Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen zu
diagnostizieren, dagegen dürfte es unmöglich sein, lediglich auf Grund
des’Haarquerschnittes die Rasse zu bestimmen, da die Unterschiede
durchaus fluktuieren, wie dieses ja auch der ganzen Rassenentstehung
6. Heft
190 ‚ Dr. Spöttel und Dr, Tänzer:
entspricht. Aus unseren Untersuchungen ergibt sich ferner, worauf
ja schon W. v. Nathusius hingewiesen hat, daß bezüglich des Quer-
schnittes das Merinowollhaar keine Sonderstellung derart einnimmt,
daß es sich durch einen kreisförmigen Querschnitt auszeichnet.
Auch bezüglich des Markkanals bestehen scharfe Unterschiede
nur wieder bei den Endgliedern der Reihe derart, daß wir bei den
Haarschafen einen fast das ganze Lumen des Haares einnehmenden
Markkanal vorfanden, während wir bei den Merinos bis auf wenige
Ausnahmen, wo Markreste noch vorhanden sind, wie dies schon von
Sticker angegeben ist und durch unsere Untersuchungen bestätigt
wird, marklose Haare fanden. Bei den Mischwolligen haben wir in der.
Leithaaren und vereinzelt auch in stärkeren Gruppenhaarenin wechseln.
der Breite und mehr oder weniger stark ausgeprägt einen Markkanal,
der bei einigen mischwolligen Rassen schon teilweise in einzelnen Mark-
zellen aufgelöst sein kann.
‘Neben diesen markhaltigen Leithaaren finden sich gelegentlich
marklose Leithaare. Es scheinen hier auch gewisse sexuelle Abhängig-
keiten vorzuliegen. So ist bei dem Bentheimer Bock die Zahl der
markhaltigen Haare größer als bei der Mutter. Inwieweit individuelle
Unterschiede mitspielen, soll dahingestellt sein. Der Markkanal kann
selbst bei ein- und demselben Tier bezüglich der Stärke wie der mor-
phologischen Beschaffenheit beträchtlich variieren, sodaß also auch
dieses Merkmal nicht zur Rassenanalyse zu verwenden ist. Auch bei
den verschiedenen Typen ein- und derselben Rasse können bezüglich
des Markkanals größere Unterschiede auftreten; während bei der
Zuchtform der einen Rasse ein stark ausgebildeter Markkanal vorhanden
ist, können bei einer anderen nur Markreste vorhanden sein oder auch
diese noch fehlen. Dieses wurde von uns z. B. bei der Heidschnucke,
Karakul und dem Leineschaf festgestellt.
Haut- und Haarstruktur in Beziehung zur äußeren Vließgestaltung.
Im folgenden soll erörtert werden, inwieweit die Ausbildung des
Einzelhaares und des äußeren Haarkleides beim Schaf in Beziehung
gebracht werden kann zu den morphologischen Befunden der Haut
und der Follikel und welche Kräfte allgemein gestaltend auf die Aus-
bildung der Haare in der Haut einwirken. Als erste Frage wäre zu
Üpserp auf welche Weise das Querschnittsbild des Haares zustande-
ommt.
Nach Fritsch ist das aufwärtsstrebende Haar noch eine bildsame
Masse und sein endgiltiger Querschnitt wird durch verschiedene auf
ihn einwirkende K.äfte bedingt. Schon durch die verschiedenartige
Einpflanzung der Haare wira nach demselben Verfasser das Haar unter
abweichende Druck, und Zugverhältnisse gebracht, welche geeignet
sind, seine Gestalt zu beeinflussen. Außerdem soll die Form der Papille
Einfluß auf die Gestaltung des Haarquerschnittes haben.
Auch die Festigkeit und die Spannungsverhältnisse der Ring-
faserschicht sind nach Fritsch imstande, einen energischen Druck
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw, 191
auf den Inhalt auszuüben und zur Umbildung der Bulbuszellen zu
Haarfasern und zur Vorwärtsdrängung derselben nach außen beizu-
tragen. Wo an den L.ängsseiten einer abgeplatteten Papille eine stärkere
Ansammlung der nachweislich hier proliferierenden Zellen vorhanden
ist, wird sich durch das allseitige Drängen der Elemente der Druck im
Haarbalg auf die im Zentrum vorgeschobenen allmählich sich
streckenden Haarfasern geltend machen und es wird ein ebenfalls
abgeplattetes Haar von wechselnder Form des Querschnittes das Er-
gebnis des Vorganges sein.“ Fritsch weist ferner darauf hin, daß
durch Änderung der Spannungsverhältnisse in der Haut während des
Haarwechsels und bei pathologischen Vorgängen eine Änderung des
Querschnittes der Haare herbeigeführt wird. In dem atrophischen
Teil der Bälge gleichen sich die Spannungsverhöltnisse aus und es ent-
steht eine runde Form des Haarquerschnitts.
Auch Veränderungen des Haarfollikels wirken bestimmend auf
die Gestaltung des Haarquerschnitts. So kann z. B. die Regelmäßig-
keit des Haarquerschnitts verloren gehen oder unregelmäßig dreieckig
werden durch die selbständig auftretende ungleichmäßige Wucherung
der äußeren Wurzelscheide in dem allseitig gleichmäßig kontrahierenden
oder komprimierten Haarbalg. Die Abplattung oder Einbuchtung
des Haares findet sich nach Fritsch stets anliegend an die stärkere
Ausbildung der Wurzelscheiaen, während der Balg selbst zylindrisch
geblieben ist. Als Bildungsprinzip für die mannigfaltigen Erscheinungen
des Haarwuchses kommen nach Fritsch die verschiedenen Wider-
stände der Haut sowie der Druck und die Spannungsverhältnisse der
benachbarten Teile auf einander in Betracht. — Stieger ist der An-
sicht, daß die Form des Haares im ganzen bedingt wird durch das Zu-
sammenwirken der Gestalt des Haarbalges, der Gruppenstellung der
Haare und der Natur wie Menge des Fettschweißes. — Nach Fritsch
kommt dem Einpflanzungswinkel und der Gestalt de: Follikel gioße
Bedeutung für die definitive Bildung der Haare zu. Ein nur säbelförmiges
Haar muß, sobald es freiwerdend anfängt,sich um seine Längsachse
zu drehen, eine spiralige Form annehmen. Auch Witt ist der Ansicht,
daß die Richtung der Haarbälge die Stapelbildung verursache. —
Gad kann sich nicht voıstellen, wie der Winkel der Einfügung des
Haares für die Kräuselung maßgebend sein könne. Nach seiner Ansicht
kommen Wachstums-Intensitäten dafür vielleicht in Betracht. — Nach
Götte „ist es klar, daß die Spiralkrümmung des Haares innerhalb
der Haut einen gleichen Verlauf außerhalb bedingt, wo nicht mächtigere
Ursachen verändernd wirken. Stellen wir dieser Wirkung des Fett-
schweißes und der Formbarkeit des Haares durch Feucktigkeit die-
jenigen Ursachen entgegen, welche die ersteren bekämpfen, nämlich
die Form und Stärke seines Querschnittes, so können wir aus dem Über-
gewicht des einen oder anderen Faktors die verschiedenartigsten
krausen Haargebilde erkennen. Doch wird dieses scheinbar einfache
Verhältnis durch das Verhandensein von zweierlei Haaren (Ober-
und Unterhaar) kompliziert.“ Das dicke Oberhaar fügt sich nach ihm
keinem Stapelbau; der eigentliche Woll- und Vließcharakter wird nur
6. Heft
192 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
durch das Unterhaar bedingt. — „Der Widerstand der Dicke des Haares
und seine Abflachung einer Änderung der ursprünglichen Kıäuselung
entgegengesetzt, wächst im Verhältnis des durchschnittlichen Radius.“
Das Negerhaar braucht etwa dreimal so viel Last als das Haar des
Buschweibes und sechs mal sechs so viel wie Rambouilletwolle, um
seine Kräuselung zu verlieren; folglich würde es in demselben Maße
stärkere Bindemittel brauchen, um sich dem -Stapelbau einzufügen.
Je weniger die Spiralkräuselung in echten Wollen verdrängt ist, umso
dünner findet man die Haare. — Infolge der Sanftheit und Zartheit
der Merinowolle kann diese nach Elsner nicht vollkommen senkrecht
in die Höhe wachsen, trotzdem sich die einzelnen Haare zusammen
verbinden, sondern biegen sich mehr oder weniger zuı Seite und finden
dann an einander Widerstand, wachsen schließlich wieder in die Höhe,
biegen um usw., sodaß eine regelmäßige Kräuselung entsteht. Steht
die Wolle schütter, so kann sie sich weiter nach der Seite biegen, in-
folgedessen wird ihre Krümmung höher und größer. — Browne
hat nachzuweisen versucht, daß der ovale Querschnitt der Wollhaare
die Kräuselung derselben bedinge, während ovale Haare starr seien. —
W. v. Nathusius hat mit Recht darauf hingewiesen, daß die nicht ge-
kräuselten starken, mehr oder weniger starren Haare bedeutend stärker
abgeplattet sind als die feinen Wollhaare, die zwar auch etwas oval
und eckig. sein können, aber im allgemeinen doch rundliche Quer-
schnittsformen aufweisen. rl
Auch die Marklosigkeit der Wollhaare lehnt v. Nathusius als
Ursache der Kräuselung ab, da vielfach grobe marklose Haare ohne
jede Kräuselung vorkommen. Nach Sticker sollen im Sinne dieser
Autoren, welche den Markstrang als wesentliches Merkmal für die
Ausbildung der Kräuselung halten, die Haare mit verhältnismäßig
starkem Markstrang dagegen entweder gerade oder leicht gewellt,
markfreie Haare dagegen gekräuselt sein. In seinen ersten Arbeiten
hat W.v.Nathusiusallein die verschiedene Länge oder das verschieden
schnelle Wachstum der einzelnen Haare als die Hauptursache der
Kräuselung angesehen. Von dieser Ansicht ist er jedoch später ab-
gekommen und vermutet nur, daß dieses Verhältnis insofern für die
Kräuselung der Wolle in Betracht kommt, als es in vielen Fällen in
Verbindung mit der Beschaffenheit und Menge des Fettes dafür be-
stimmend ist, ob die Kräuselung eine flachere oder schärfere wird.
Für die Entstehung der Kräuselung hat er noch die Annahme
diskutiert, daß die Zellbildung im Keimlager des Haares an den ver-
schiedenen Stellen seiner Peripherie in verschiedener Quantität statt-
findet. v. Nathusius gibt die Möglichkeit der Entstehung einer
Kräuselung zu unter der Annahme, daß auf der einen Seite des sich
bildenden Haares größere Mengen Hornsubstanz entstehen als auf der
entgegengesetzten. Auch die verschiedenen Grade der Kräuselung
würden verständlich, wenn die lebhaftere Hornsubstanzbildung nicht
immer in der Haarzwiebel an derselben ‘Seite stattfindet, sondern an
der Peripherie des Keimlagers herumrückt. Von.dieser Annahme ist
J
Rassenanalytische‘ Untersuchungen an Schafen usw. 198
er jedoch wieder abgekommen, da er in den Strukturverhältnissen
der Follikel den Grund für die Kräuselung gefunden zu haben glaubt.
Die Wollhaarfollikel sind stark gekrümmt oder gewunden, Spiralen
ähnlich wie das Haar selbst, während die der Grannenhaare und Stichel-
haare fast eine gerade Richtung haben. Nach v. Nathusius’ An-
sicht harmoniert der Kräuselungsgrad der Haare mit der gekrümmten
Form der Bälge, und er glaubt „nachgewiesen zu haben, daß wirklich
der Haarbalg das bestimmende für die gekrümmte oder gerade Richtung
ist, in welcher das Haar wächst.“ Das Haar müßte jedoch ‚‚in seiner
ganzen Länge nur dieselbe regelmäßig verlaufende Krümmung auf-
weisen, wenn die Form des Haares der einfache Ausdruck der Form des
Haarbalges wäre.“ Das Wollhaar bildet aber keine Spirale, sondern
ist nur hin und hergebogen und die einzelnen Bogen liegen in einer mehr
oder weniger gekrümmten Ebene.
Diese Ausbildung führt v. Nathusiusaufkomplizierte Verhältnisse
zurück. Das weiche formbare Haar wird durch atmosphärische Ein-
flüsse, vor allem Feuchtigkeit und äußere Hindernisse während seines
Wachstums in seiner Form alterieıt, sodaß die regelmäßige Spirale,
die es durch die Form des Follikels erhalten hat, sich in mann'gfache
abweichende Krümmungen umbildet. Ferner aber kommt die Wirkung
des Fettschweißes hinzu. Da die Haarein Gruppen aus der Haut heraus-
tresen, so sind ihre Spitzen durch den abgesondeiten Fettschweiß der-
artig verklebt und vereinigt, „daß sie die kreisförmige Drehung, die
die Entwicklung der Spirale verlangt, nicht vollführen können, Das
Haar erleidet also eine Rückdrehung in einer der ursprünglichen Spirale
entgegengesetzten Richtung. Diese Wirkung und Gegenwirkung heben
sich aber schon deswegen nicht einfach auf, weil der Querschnitt des
Haares ein ziemlich veränderlicher ist, es erlangt vielmehr bald die eine,
bald die andere die Oberhand; denn wenn wir ein fertiges Wollhaar
strecken, können wir, da sein Querschnitt der Regel nach ein abge-
platteter ist, verfolgen, wie es eine spiralige Drehung, aber nicht eine
regelmäßig in einer Richtung fortschreitende, sondern bald nach links,
bald nach rechts hin und herschwankende besitzt.“
„Durch diese Rückdrehung wird selbstverständlich die typische
Spirale des Haares mehr oder weniger aufgehoben, nicht aber die
Krümmungen derselben und es entsteht so die Kräuselung, die wir im
Vließ beobachteten.“
Über die Entstehung der bestimmten regelmäßigen Form der
Kräuselung hat sich v. Nathusius kein klares Bild machen können,
wie er selbst zugibt. „Es dürfte aber dafür entscheidend sein, daß die
einzelnen Haare nicht selbständig dastehen, sondern in Strähnchen
innig verbunden sind, und daß auch die Strähnchen untereinander
in enger Beziehung stehen, teils durch einzelne Haare, die von einem
zum anderen überzugehen scheinen, teils schon durch den seitlichen
Druck, den sie gegeneinander ausüben. Die fertige Kräuselung ent-
steht also nicht sowohl aus den Wirkungen und Gegenwirkungen,
welche in jedem Haa: für sich stattfinden, sondern sie ist das Resultat
dieser Gesamtwirknugen, gewissermaßen ein mittlerer Durchschnitt
Archiv für Naturgeschichte
1928. A. 6, 13 6 Heft
194 ©" 0° Dr. Spöttel’und Dr. Tänzer:
derselben; dieses muß wesentlich zu ihrer Regelmäßigkeit und Gleich-
mäßigkeit beitragen.‘ ne | ch:
- Nach ihm liegt in der Struktur der Haut und der Form des Haar-
balges das bestimmende für die gekrümmte oder gerade Richtung, in
der das Haar wächst. Um dieses durch den Augenschein deutlich zu
machen, führt er folgenden Versuch an: Wird durch eine in ver-
schiedener Richtung gebogene und gekrümmte feine Röhre ein Draht
von weichem Metall geschoben, so wird dieser ganz die Windungen
wiedergeben, welche die Röhre hatte. Ebenso wird auch das plastische,
noch nicht verhornte Material des jungen Haares die Form des Haar-
balges annehmen und diese Form auch außerhalb des Balges beibehalten.
Wenn diese Darlegung richtig ist, so muß kein Haar sich in gleicher
oder nur annähernd gleicher Kräuselung bewegen, was auch durch die
Beobachtung festgestellt worden ist. Die kürzeren Haarbälge sind
nach v. Nathusius’ Ansicht weniger gewunden, nähern sich mehr der
Geraden als die längeren und auch die daraus entspringenden Haare
nehmen einen mehr geraden Verlauf. — Bohm meint, daß bisher
noch keine genügende Erklärung für die Entstehung der Kräuselung
gefunden ist und weist noch daraufhin, daß für die Kräuselung vielleicht
auch noch andere Momente mitspielen, worauf z. B. gewisse Eigen-
schafen der gekräuselten Wolle, wie die Krimpkraft schließen lassen,
Mit der Kräuselung verbunden ist die Strähnchen- und Stapel-
bildung, die bei den verschiedensten Rassen in ganz verschiedener
Ausbildung zutage tritt. So gibt Haumann z. B. an, daß bei Tieren
mit langer schlichter Wolle die Haare gleichlaufend nebeneinander
liegen und ganz locker zusammenhängen. Bei dem deutschen Land-
schaf findet sich häufig ein ungeregelter und verworrener Verlauf
und zuweilen ragen gröbere Haare aus dem Vließ hervor. Bei schlicht-
wolligen Rassen, z. B. dem Zackel, ist an der Stapelbasis ein vielfach
verflochtener und verfilzter Flaum vorhanden. Wieder bei anderen
Rassen sind in höherem oder geringerem Grade die Wollhaare zu ein-
zelnen Bündelchen oder Büscheln vereinigt, die mehr oder weniger
regelmäßig nebeneinanderstehen. Pe
Nach Körte sind die Strähnchen die kleinsten Teile des Stapels,
welche von 20-30 Haaren in Gruppen von Haarbälgen entspringen
und innig aneinandergeschmiegt verlaufen. Bohm gibt 15—35 Haare
für ein Strähnchen an, ohne damit jedoch die Grenzen festlegen zu
wollen. Je mehr die Länge des Wollhaares abnimmt und die Feinheit
zu, desto mehr Elastizität und Geschmeidigkeit besitzt nach Körte
das Wollhaar und desto mehr wird es imstande sein, sich zu Strähnchen
und Stapeln zu vereinigen. . Die Stapelbildung ist umso besser aus-
geprägt, je kürzer das Wollhaar und je dichter der Haarstand ist.
as kurze kräftigere Merinohaar liegt nicht mehr dem Körper an,
sondern steht senkrecht auf demselben. Die Vereinigung zu Strähnchen
und Stapeln findet schon kurz nach dem Austritt aus der Haut statt.
— Während die groben dicken, langabgewachsenen Haare_nach
W. v. Nathusius eine unregelmäßige und schwache Rräuselung auf-
weisen, findet sich bei den feinen Wollhaaren, ‚die. gut ausgeprägte
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 195
Kräuselung zeigen, eine ausgesprochene Strähnchenbildung. Das Ver-
schwinden der groben Haare aus dem Vließ und.auch der größere Aus-
gleich der Haare in Bezug auf Länge sind Vorbedingung für die
Strähnchen- und Stapelbildung. — Nach Bohm findet eine eigentliche
Strähnchenbildung der Wollhaare bei Jungschafen nicht in dem Maße
wie bei den älteren statt, die Vereinigung der Wollhaare ist weniger
innig, immerhin ist die Neigung zur Vereinigung schon vorhanden und
bei solchen Lämmern, die ohne Überhaar geboren werden, ist die Haut
mit kleinen Knöpfchen besetzt, zu denen sich die jungen Härchen zu-
sammendrängen. — W. v. Nathusius macht über die Vereinigung
der Haare zu Strähnchen noch nähere Angaben. Eine parallele Neben-
einanderlagerung gleichmäßig gekräuselter Haare ist nicht vorhanden,
vielmehr bilden längere, stärker gebogene Haare auf beiden Seiten
des Strähnchens die Begrenzung desselben, während kürzere schwächer
gebogene Haare sich in der Innenseite der Bogen entlangziehen.
Einzelne Haare sind durch einen Fettüberzug verbunden und auch
die Stellen, wo sich die Haare überkreuzen, sind mit einer Fettmasse
zusammengeklebt. — Nach Bohm scheinen die Haare des Strähnchens
im nicht entfetteten Zustand in einer Ebene zu liegen und in ganz
gleich gebildeten Kräuselungsbögen sich in einander zu schichten.
Bei sorgfältiger Entfettung lösen sich zunächst die äußeren Haare des
Strähnchens von ‚demselben ab und nehmen Kräuselungsbögen an,
die von denjenigen der Strähnchen abweichend sind. In jedem
Strähnchenbogen sind die einzelnen Haare ganz verschieden geformt
und zwar finden wir die verschiedensten Übergänge von flachbogiger
bis zur hochbog:gen Form. Bei vollkommener Entfettung nimmt jedes
Haar die ihm eigentümliche Kröuselungsform an. Bei den einzelnen
isolierten Haaren des Strähnchens kann von einer regelmäßigen
Kröuselung nicht die Rede sein. Größtenteils sind sie jedoch bei dem-
‚selben Haar von gleicher Art. Bohm giot ferner zu, daß bei dem Ver-
gleich verschiedener Haare des Strähnchens einige nebeneinander-
liegende gleichartige Bogen aufweisen; jedoch haben benachbarte
Haare nicht an derselben Stelle den gleichen Bogengang.
Die Lage der einzelnen Haare zu einander wechselt im Strähnchen
und zwar findet wiederholt ein Über- und Untergreifen der Kräuselungs-
bögen statt. So wird auf diese Weise dem Strähnchen ein gewisser Halt
gegeben. Nur in einem Falle hat v. Nathusius eine Umschlingung
nachgewiesen, und zwar bei einem nachgewachsenen Southdownhaar.
Da die Kräuselung des Wollhaares in einer gekrümmten Ebene liegt,
wird. nach v. Nathusius der Zusammenhalt der Strähnchen und des
Stapels ein festerer, als wenn sie in horizontaler Ebene liegen. Bei un-
gleichmäßiger Kräuselung wird auch der Zusammenhang ein geringer.
— Sticker hält es für sehr unwahrscheinlich, daß die Haut bezw. die
Haarbälge einen wesentlichen Einfluß auf die Form des Haares (Fein-
heit, spiralige und wellenförmige Drehung) hat. Die Ansicht v. Na-
thusius’, daß die Kräuselung der Haare durch die spiralige Drehung
der Haarbälge bedingt sei, hält er. nieht für richtig. Er seinerseits hat
niemals in der Schafhaut spiralig gedrehte Haarbälge gefunden. Nach
13* g.Neft
196 ra Dr. Spöttel.und Dr. Tänzer:
Sticker sollen histologische Unterschiede zwischen Woll- und Grannen-
haaren vorhanden sein. Weiterhin zeigten die Huxleyschen und Henle-
schen: Zellen noch späterhin genau die Formen, welche sie als frühere
Elemente der Oberfläche einer: Kugel annehmen mußten. Daduıch,
daß bei den groben Haaren die Zellen der Haarzwiebeln in großer An-
zahl vorhanden sind und sehr geringe Dimensionen besitzen, können
sie ;wie eine viel- und kleingliedrige Kette jeder Anordnung folgen,
also auch in der Wurzelscheide sich zu geradem Stamm zusammen-
fügen; bei den Wollhaaren dagegen sind die Glieder der Kette groß und
gering an Zahl. Von dem Äquator der Haarzwiebel können die Zellen
der Haarscheide nicht weiter nach oben rücken, ohne gleichzeitig einen
spiraligen Weg dabei zu verfolgen. Die Spirale wird umso enger sein;
je mehr sich die Haarzwiebel der Kugelgestalt nähert, d. h. je stärker
die Einschnürung und die Knickung en Haarbalges ist. Am voll-
kommensten geschieht dieses bei demWollhaar. Das Haar als bildsamer
Teil gegenüber der frühzeitig und stark verhornten Haarscheide folgt
der spiraligen Bewegung der letzteren. Indem nun das Haar mit seinem
Mantel, der Haärscheide, sich spiralig nach oben bewegt, wırd dasselbe
an zwei diametral gegenüberliegenden Linien abwechselnd an der
Knickung des Haarbalges bald einen stärkeren, bald einen schwächeren
Druck erleiden. Die Folge davon ist dieregelmäßige wellige Krümmung
des Haares. Fehlt die spiralige Drehung des Haares, so entsteht durch
die Haarbalgknickung keine wellige, sondern aufgerollte Kıäuselung
des Haares, d. h. Löckchenbildung. Dieses ist bei solchen Haaren der
Fall, wo der untere Teil des Haarbalges nicht kugelförmig, sondern
zylindrisch gestreckt erscheint.
Für ‚die Gestaltung des einzelnen Haares wie des äußeren Vließ-
bildes kommen nach unserer . Ansicht in Betracht: die durch die
Follikelgestalt bedingte Beeinflussung, die durch die Haaranordnung
gegebenen Verhältnisse, innere Wachstums- und Spannungs-
schwankungen und ferner außerhalb der Haut wirkende Kräfte. Aus
dem Vergleich der Hautschnitte geht hervor, daß bei den Rassen,
die ein nur wenig gekräuseltes oder flach gewelltes Haar besitzen (wie
bei Haar- und Mischwollschafen) auch der Follikel gestreckt ist, während
bei den Rassen mit stärker gewelltem oder gekräuseltem Haar auch die
Follikel einen stärker gewellten oder gekräuselten Verlauf nehmen,
wie dieses schon v. Nathusius angegeben hat. Die extremste Aus-
pildung dieser Art finden wir beim Merino insofern, als hier das Haar
die stärkste Kräuselung zeigt und auch die Follikelgestalt. mehr oder
weniger stark spiralig gewunden ist. Man kann aus. dieser Parallele
eine gewisse Beziehung zwischen äußerer Haargestalt und Follikel-
ausbildung annehmen; in gewisser Weise muß der Follikel auf das
Haar wirken. Man kann feststellen, daß die Follikelkrümmungen
untereinander keineswegs übereinstimmen; dem würde im äußeren
Haarbild entsprechen, daß die Haare außerhalb der Haut ihrerseits
eine unter sich verschiedene Kräuselung aufweisen, was ja den tat-
sächlichen ‘Verhältnissen entspricht. RR ira] )
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 197
„Auf die Bedeutung des Follikels für die Haargestaltung haben
Götte, Fritsch, v.: Nathusius u. a. hingewiesen. Diese
haben jedoch schon erkannt, daß die Follikelgestalt nur einer der
Faktoren ist, welcher gestaltend auf das Haar einwirkt und haben aus
diesem Grunde noch verschiedene Verhältnisse als bestimmend an-
geführt. Schon die Tatsache, daß die Form der Kräuselung des Haares
nicht mit der der Follikel übereinstimmt, zwingt zur Annahme anderer
wirksamer Faktoren. Es kommen dafür in Frage Spannungsverhältnisse
in der Haarzwiebel, wie sie Sticker annimmt, welche dem Haar bei
dem: Hervorbrechen eine spiralige Drehung geben sollen. Diese An-
nahme erscheint aber sehr wenig beweisend, da als Grundvoraus-
setzung einer umso engeren spiraligen Windung der Haare die Kugel-
gestalt der Haarzwiebel gilt. Je mehr diese einmal erreicht ist, desto
enger wird dann die betr. Spirale. Wie aus der obigen Darstellung der
‚Papille hervorgeht, entfernt sich aber die Merinohaarpapille verhältnis-
"mäßig am weitesten von der Kugelgestalt, sodaß man also diese Er-
"klärung als nicht stichhaltig ansehen muß. Vielleicht spielen jedoch
"Spannungsverhältnisse im Follikel und im Bulbus eine gewisse Rolle.
Ausgehend von den Ansichten Riddles über dieEntstehung der ‚‚fault
bars“(Fehlstreifen)beiFedernkannmandieVermutungäußern,daßinnere
Tythmische Schwankungen die Abscheidung der Hornsubstanz beein-
flussen und daß infolgedessen durch Änderung der Querschnittsgestalt
die Kräuselung entsteht. Riddle hatte gezeigt, daß durch Erhöhung
oder Verminderung des Blutdruckes eine Änderung in der Abscheidung
der Hornsubstanz eintritt, sodaß vielleicht auch hier bei den "Haaren
ein derartiger innerer ernährungs-physiologischer Vorgang das Wachs-
tum beeinflussen kann. Diese Unterschiede kommen jedoch erst zur
Wirkung, wenn das Haar vollkommen ausgetrocknet ist und die Wurzel
verlassen hat. Durch diese Beeinflussung wird verständlich, daß dicht
benachbarte Haare eine ganz verschiedenartige Kräuselung aufweisen
können, dann nämlich, wenn ihre Wachstumsintensität eine ver-
schiedene war. Die oben erwähnte Wachstumsänderung wird bei
großer Wächstums-Intensität auf eine bedeutend längere Strecke
zur Wirkung kommen, als bei geringer. In dem ersteren Fall würde ein
stärker, in dem zweiten ein schwächer gebogenes Haar entstehen.
Da aber die Änderung in der Abscheidung der Hornsubstanz zu gleichen
Zeiten eintritt, wird die Änderung in dem Verlauf der Kräuselungs-
bögen in gleicher Höhe bei benachbarten Haaren erfolgen, sodaß also
das ganze Vließ eine gleichmäßige Kräuselung erhält, trotzdem im
einzelnen die Haare eine verschieden starke Kräuselung aufweisen.
Daß derartige innere, das ganze Vließ gleichmäß'g beeinflussende
physiologische Faktoren gestaltend auf die Kräuselung einwirken,
Beh schon aus der Tatsache hervor, daß z. B. bei Futterwechsel oder
plötzlich auftretender Krankheit eine Änderung der Kräuselung: form
im ganzen Vließ gleichzeitig und gleichmäßig in Erscheinung tritt.
Daß ferner Dickenunterschiede in verschiedener Höhe der Kräuselungs-
fbögen des Haares vorhanden sind, hat H. v. Nathusius durch um-
‚angreiche Untersuchungen festgestellt. Dafür, daß durch das Wachs»
6. Heft
198 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
tum bedingte innere Lageverhältnisse der Hornzellen die Kräuselung
bedingen, kann noch folgende Erscheinung angeführt werden. Wird
ein gekräuseltes Strähnchen in Wasser aufgeweicht, dann in einer
Zwangslage getrocknet, so verliert es die Kıäuselungsbögen und nimmt
die ihm aufgezwungene Form an. Wird ein derartiges verändeites
Strähnchen wiederum aufgeweicht und läßt man es ohne Befestigung
seiner Enden in natürlicher Lage trocknen, so wird die urspiürgliche
Kräuselungsform wieder hergestellt. Wenn die Kıäuselung nur allein
durch die Formbarkeit der Haare bedingt wäre, müßte das künstlich
veränderte Strähnchen nach erneuter Aufweichurg die ihm unter
7warg aufgep ägle Form be’behalten. Da dieses jedoch nicht der
Fall ist, sorderr. Cie 'hm ursp’ürgl'ch e'gertümliche Form wieder her-
gestellt w'rd, muß also letztere Form im Innern des Haares durch be-
stimmte Lage und Anordnung der Hornzellen bedirgt sein.
An dieser spezifischen Gestaltung ist, wie wir daılegten, zurächst
der Bulbus beteiligt, vielleicht auch noch der Follikel, insofern als durch
den Turgor der. umliegenden Zellen oder auch der Umbiegungsstellen
des Follikels eine Lageveränderung innerhalb des Haares erzeugt
werden kann. Über dieinneren physiologischen Faktoren wird man erst
dann Aufschluß erhalten, wenn man experimentell versucht, durch
Änderung des Blutdruckes usw. in der Haut eine Umgestaltung der
Kräuselung zu erhalten.
Nun ist für die schlicht- und feinwolligen Schafe im steigenden
Maße charakteristisch, daß die Haare nicht mehr isoliert stehen,
sondern in gewisser Anzahl vereinigt sind. Die kleinste Vereinigung
dieser Art tritt uns im äußeren Haarkleid als Strähnchen entgegen.
Als morphologische Grundlage hierfür haben wir die bei dem Merino
in höchster Steigerung auftretende Konvergenz der Haare nach der
äußeren Oberfläche anzusehen, welche eine Vereinigung und Zu-
sammendrängung erklärlich macht. Nicht nur die Haare einer Gruppe
zeigen diese Konvergenz, sondern auch die Haare benachbarter Gruppen
können konvergieren, worauf zurückzuführen ist, daß im allgemeinen
die Anzahl von Haaren, die ein Strähnchen bildet, größer ist als die
einer Hautgruppe, zur Bildung des Strähnchens also mehrere Haut-
gruppen nötig sind. Die Strähnchenbildung wird wohl ferner noch
von einigen äußeren Faktoren gefördert. So wird z. B. der Fettschweiß
eine feste Vereinigung der Haare erzeugen, wie dieses schon von
Sticker, Götte, v. Nathusius, Bohm vermutet worden ist.
Ferner kann auch, wie v. Nathusius angibt, der Zusammenhalt
im Strähnchen durch die Kräuselung der Haare, welche nicht in einer
Ebene liest, mitbedingt werden. Durch Verflechtung der Haare und
durch Fettschweiß wird die Strähnchenbildung noch gefördert. Die ver-
schiedenartige Ineinanderdrehung der Follikel begünstigt eine Ver-
flechtung der Haare und dementsprechend einen Zusammenhalt zu
größeren Gruppen.
‘Eine weitere Voraussetzung der Strähnchenbildung scheint, der
allgemeinen Beobachtung entsprechend, die Feinheit der Haare zu sein,
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 199
da man Strähnchenbildung nur bei den feinwolligen Schafen findet;
vielleicht spielen auch die physikalischen Eigenschaften der Haare
hierbei eine gewisse Rolle. |
Wir haben also gesehen, daß für Entstehung der Kräuselung und
zwar für die Entstehung der Kıäuselung des Einzelhaares und des
Strähnchens die Follikelgestalt, innere Wachstums- und Spannurgs-
vorgänge hauptsächlich bestimmend sind und daß für die Strähnchen-
bildung die Anordnung und Stellurg der Haare in der Haut sowie
äußere Faktoren wie Fettschweiß, Feinheit und physikalische Eigen-
schaften maßgebend sind.
Haarwechsel.
Nach H. v. Nathusius findet ein periodischer Haarwechsel
namentlich bei solchen Schafen statt, deren Behaarung aus zwei ver-
schiedenen Arten von Haaren besteht, kurzen dünnen Flaumhaaren
und langen starken Grannenhaaren. Der weitaus größte Teil der Flaum-
haare und ein geringerer Teil der stärkeren Haare fallen namentlich
im Frühjahr aus. Anstelle der ausgefallenen Haare wachsen neue gleich-
artige, in der Weise, daß im Winter wieder der volle Bestand hergestellt
wird. Nach H. v. Nathusius unterliegt der Flaum nur einem ein-
maligen Wechsel und zwar verschwindet er im Frühjahr und sproßt im
Herbst hervor. Auch bei diesen Schafen ist der Haarwechsel nicht ein
vollkommen gleichzeitiger. Anstelle der abgelösten Haare sind schon
neue Haare hervorgebrochen und ‚bilden bereits eine Decke der Ober-
. haut, während die anderen Haare erst nach und nach jenem Prozeß
unterliegen.“ Nach H. v. Nathusius und Bohm dürfte das Schaf
im wilden Zustand einen vollständigen periodischen Haarwechsel ge-
habt haben. Nach letzterem ist es auch heute, wenn es im wilden Zu-
stand gehalten wird, einem regelmäß’gen Haarwechsel unterworfen
und auch nach W. v. Nathusius haben viele Formen, selbst im ge-
'zähmten und weniger gepflegten Zustand einen ziemlich regelmäß'gen
Haarwechsel. Schon der in alten Zeiten übliche Brauch, die Wolle zu
raufen, deutet darauf hin. — Nach Zorn ist ein periodischer Haar-
wechsel bei Wildschafen und kurzschwänzigen Schafen, früher an-
geblich auch bei deutschen Landschafen, vorhanden gewesen; Körte
ist dagegen der Ansicht, daß im Unterschied zu den stichelhaarigen
Wildschafen das wollige Unterhaar nicht mehr periodisch verschwindet.
— Nach H. und W. v. Nathusius ist erwiesen, daß bei vielen Schafen,
namentlich auch Merinos und Southdowns in dem Zustand, in dem wir
sie wirtschaftlich zu halten pflegen, ein Haarwechsel stattfindet, welcher
aber nicht periodisch erfolgt. |
Bei Kulturrassen mit langer Wolle, wie Leicester, ist der Haar-
wechsel noch nicht scharf erkannt. Da H. v. Nathusius jedoch auch
hier Haare mit Naturspitze fand, glaubt er, daß ein nicht periodischer
Haarwechsel ein allgemein normaler Vorgang bei allen der regelmäßigen
Schur unterliegenden Schafrassen ist. — Nach W. v. Nathusius hat
6. ITeft
200 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
bei den Haustieren je nach Pflege und Haltung der Haarwechsel auf-
gehört, ein auf enge Perioden begrenzter zu sein und nie findet ein
Wechsel in der Art statt, daß er bei verschiedenen Haaren derselben
Haut ganz gleich ist. — Nach Bohm ist es noch nicht entschieden, ob
beim Kulturschaf ein Haarwechsel stattfindet. Sicherlich ist dieser nur
ganz partiell und außerordentlich träger Natur, wenn er überhaupt
eintritt. In den Strähnchen einer Wollprobe von zehnjährigem Wuchs
hat er weder Haare mit Naturspitze, noch mit besen- oder kolben-
förmigen Basalenden gefunden. Er meint, daß der Haarwechsel bei
dem edlen Merinoschaf entweder ganz fehlt oder ein sehr träger und
kaum der Beachtung wert ist. — Nach Zorn findet bei dem Kultur-
schaf ein eigentlicher Haarwechsel nicht mehr statt, wenn auch ein
partieller, aber sehr langsamer vor sich geht. Auch Götte, Wagner
und Lehmann sind derselben Ansicht.
Im ungeschorenen Balg eines Landschafes konnte ersterer keinerlei
junge Anlagen oder Stadien von noch nicht aus der Haut hervor-
gebrochenen Haaren entdecken. Nachdem er eine Stelle am Bauch
rasiert hatte und diese bald darauf untersuchte, konnte er verschiedene
Stadien der Haarbildung feststellen. — Zu W. v. Nathusius’ Zeiten
war die vorherrschende Meinung, daß beim Kulturschaf kein eigent-
licher Haarwechsel vorkommt; vereinzelt wurde behauptet, daß das
alte Vließ in bestimmten Perioden sich loslöst und das neue darunter
hervorsproßt. Wenn gegen die Annahme eines Haarwechsels beim
domestizierten Schaf von Youatt und anderen darauf hingewiesen
wurde, daß ein Vließ fünf Jahre und länger wachsen kann, ohne ab-
gestoßen zu werden, so begegnen W. und H. v. Nathusius diesem
Einwand damit, daß auch in einem derartigen Vließ ein partieller Haar-
wechsel stattfinden kann, der aber nicht zur Beobachtung gelangt,
weil die abgestoßenen Haare in dem Vließ durch den Fettschweiß
festgehalten werden. — H. v. Nathusius unterscheidet zwei ver-
schiedene Formen des kontinuierlichen Haarwechsels. Bei denjenigen
Rassen, die ein gleichartiges Haarkleid tragen, das nicht geschoren
wird, wie z. B. Guineaschafe, ist nach seiner Ansicht wahrscheinlich,
daß zwar ein periodischer Haarwechsel stattfindet, daß dieser aber
nicht distinkt eintritt. — Bei allen den Rassen, die regelmäßig ge-
schoren werden, tritt nach v. Nathusius ein periodischer Haarwechsel
nicht bestimmt und klar in Erscheinung.
Nach W. v. Nathusius findet man beim Merino und Southdown
in Wollen von Jahresschur teils Haare mit Naturspitze, teils solche
ohne Naturspitze, aber mit Haarbulbus und schließlich solche mit
Naturspitze und Haarbulbus. In den beiden letzten Fällen handelt
es sich um abgestoßene Haare und bei denjenigen mit Naturspitze
um solche, die erst nachgewachsen sind.
Die Ergebnisse der Untersuchungen v. Nathusius’ sind zu-
sammen mit unseren Feststellungen in der folgenden Tabelle zusammen.
gefaßt. Die mit * bezeichneten beziehen sich auf v. Nathusius:
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 201
er
ji Ele:
- BES & E Sa
Artder Wolle Wollcharakter 33 35 33 384
2a 28 293 2 88
Chip: ur Dr Eu 13;
*Merinowolle Kurzer Stapel, trüber,
kreppartiger Bau 202. 7105
*Schles. Bock Sehr edel, kurz gestapet 0 2 1 4 55
'Elektoral Kurzer Stapel, normaler
(vierjährig) Bau DI PISMIEGO H30°119,D
Elektoral (vierj.) KurzerStapel,klarer Bu 4 2 172 195
Elektoral (zweij.) Kurzer Stapel, markiert 464 1 6-— 1)
* Schles. Wolle Sehr edel, langer Stapel,
klarer Bau Ring
*Merinowolle Flott gewachs. m. regel-
mäß. klarer Kräuselung 5 1 — — 7
*Merino aus Langer Stapel, bes. klare,
Kenzliner Blut regelmäß. Kräuselung 25 — 2 2 16
Negrettibock Mäßig langer, trüber
(fünfjährig) Stapel BEER!’ 10% 195
Negrettibock Mäßig langer, klarerBu 8 2 6 3 7
(zweijährig)
Negrettibock Neigung zum klaren Bau,
(vierjährig) flott gewachsen 40 274 114
..Kammwolle Lang abgewachs., flach
nr gekräuselt 123 — 10 1 9
Kammwolle Lang abgewachsen, flach
gekräuselt er er 3:
*Bockwolle aus |
Kreuzung South-
down m. französ.
Merino — 211—- 3-—- 14
*Dasselbe — 2 — - — 9
*Southdown — 18 — — — 8%
*Cotswold _ Iü. m, 27 000/20
(älterer Bock)
Aus den Untersuchungen geht hervor, daß also in geringem Um-
fange ein kontinuierlicher Haarwechsel auch bei dem Merino erfolgt,
da in der Wollprobe teils Haare mit Naturspitze und Haarkolben,
teils solche mit Haarkolben vorhanden sind. Die Haare mit Natur-
spitze deuten darauf hin, daß ein Nachwachsen der Haare erfolgt ist.
Auf die sich aus unseren Untersuchungen ergebenden spezielleren
histologischen Prozesse beim Haarwechsel soll an dieser Stelle nicht
eingegangen werden. Unsere Untersuchungen waren vorerst nur darauf
gerichtet, festzustellen, bei welchen Rassen sich ein Haarwechsel findet
und welche Unierschiede bei den verschiedenen Rassen in dieser Be‘
ziehung vorhanden sind. nt }
6. left,
202 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
Bei den Haarschafen ist das Hautquerschnittbild ein wesentlich
anderes, ob es während des periodischen Haarwechsels oder aber in
der Zwischenzeit gewonnen ist. In letzterem Fall reicht ja, wie oben
auseinandeigesetzt, der Markkanal bis zur Haarzwiebel, wäbrend zur
Zeit des Haarwechsels das alte Haar in seinem unteren Abschnitt mark-
frei ist. Nach Waldeyer und v. Nathusius können nur gelegentlich
noch einzelne Markzellen darin vorhanden sein. Das Haar hat sich
"unterhalb des markhaltigen Abschnittes beträchtlich verdünnt und
endet mit einem besenförmigen, verbornten basalen Ende (Fig. 4)
bedeutena oberhalb aer sonstigen Lage der Haarzwiebeln. Es ist also
in dem Follike! weit*hinaufgerückt; jedoch sind nicht alle Besenhaare
so weit hochgeschoben. In demselben Follikel, aber in normaler Weise
eingepflanzt mit rundlicher zwiebelförmiger Papille liegt das neue
Stichelhaar, welches schon eine verhornte Naturspitze aufweist, während
‚oberhalb der Papille der Markkanal in normaler Weise ausgebildet ist.
Die Naturspitze setz: sich von dem verhältnismäßig dicken Haar ziem-
lich scharf ab, das letzte Ende der Haarspitze ist markfrei. Es besteht
hierin volle Übereinstimmung mit dem Mufflon und ferner mit den von
Stroh beobachteten Haarwechselbildern bei der Gemse, sodaß man die
beim Somali beobachteten Verhältnisse als typisch für den Haarwechsel
der Stammform des Schafes ansprechen darf, zumal die Überein-
stimmung in der sonstigen Ausbildung der Hauthistologie eine sehr
große ist. Während des Haarwechsels hat, wie schon oben gesagt,
der noch in der Haut: befindliche Teil des später ausfallenden Haares
gegenüber dem markhaltigen Stichelhaar einen beträchtlich vermirderten
Querschnitt, was auch deutlich auf dem Hautparallelschnitt hervor-
geht. Der Follikel zeigt dabei gleichfalls eine beträchtliche Ver-
kleinerung des Durchmessers. Es mürsen hier also größere Spannurgs-
unterschiede vorhanden sein. Einen deutlichen Haarwechsel haben wir
bei den stichelhaarigen Schafen nur bezüglich der Stichelhaare, d. h.
in diesem Falle der Leithaare feststellen können. ‘In welcher Weise
auch ein Wechsel der Gruppenhaare, hier also der Flaumhaare statt-
finden mag, sei dahingestellt. Inwieweit aus der Verfeinerung der
Haardickenkurve auf einen Wechsel der Gruppenhaare geschlossen
werden darf, ist oben erwähnt worden.
Geeignete Bilder von dem Haarwechsel der übrigen Schafe z
gewinnen, ist schon aus dem Grunde erschwert, weil dieser nicht mehr
so äußerlich in Erscheinung tritt und allmählich einen mehr kontinuier-
lichen Verlauf hat. Bei den mischwolligen Schafen tritt eine gewisse
Periodizität des Haarwechsels noch am deutlichsten in Erscheinung.
Diese kommt z. B. schon darin zum Ausdruck, daß die Zusammen-
setzung der Winter- und Sommerwolle eine verschiedenartige ist, wie
bisher beim Karakul und Zackel festgestellt wurde. Das Sommerhaar
isb gegenüber dem Winterhaar bedeutend ärmer an feiner Wolle. Bei
den mischwolligen Schafen prägt sich der Haarwechsel dergestalt aus,
daß in dem gemeinsamen Follikel neben dem markfreien Besenkolben
entweder sich schärfer absetzend die Anlage der Papille des neuen
Haares anschließt, oder aber, daß das junge Haar schon mit seiner
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw, 303
Naturspitze getroffen ist.. Solche Bilder finden wir bei Heidschnucke 1
und 2, beim Bentheimer Landschaf (Blatt und Schwanzwurzel), Zackel-
schwanzwurzel, Karakulschenkel.
Auf die Entstehung der Wurzel des neuen Haares, ob diese aus der
rudimentör gewordenen Wurzel des alten Haares oder durch Ab-
gliederung und Differenzierung eines Teiles der äußeren Wurzelscheide
des alten Haares oder durch Neubildung von der Oberhaut aus hervor-
geht, soll hier nicht eingegangen werden.
Bei den schlicht- und feinwolligen Schafen ist der Nachweis des
Haarwechsels schon aus dem Grunde erschwert, weil es infolge der
Knäuelung der Follikel schwer fallt, geeignete Bilder zu finden. Bei
dem Leineschaf 491 konnte ein Haarwechsel festgestellt werden. Hier
zeigten sich insofern abweichende Verhältni‘se, als die neue Papille
nicht die Verlängerung des alten Haares nach unten darstellt, sondern
diese mehr oder weniger seitlich, teilweise sogar geschlöngelt verläuft
Inwieweit anormale Verhältnisse vorliegen, kann nicht entschieden
werden. Man könnte vielleicht hierzu angeben, daß in einem Fall
die Abzweigung der Papillenanlage des jungen Haares schon auf Höhe
des Ansatzes des Arrector pili erfolgt, während sonst diese erst in den
unteren Schichten des Stratum retieulare der Fettschicht genähern
liegt. Ob bei dem ostfriesischen Milchschaf normale oder anormale
Verhältnisse vorliegen, sei gleichfalls dahingestellt.
Entschieden pathologisch war der Befund kei dem Leicester-
bock, welcher kurz nach seiner Arkunft verendete. Die in normaler
Weise gerade verlaufenden Haarfollikel sind in ihrem unteren Ende
sehr stark geschlängelt und das Besenhaar ist weit heraufgerückt.
Dafür, daß hier pathologische Verhältnisse vorliegen, spricht auch die
starke Verfeinerung des Haares innerhalb des Follikels, derart, daß das
Haar garnicht mehr den ganzen Follikel ausfüllt und ferner, daß die
Hornschicht stark entwickelt ist, die in unregelmäßigen Schüppchen
abgeschilfert wird.
Einen gleichfalls pathologisch bedingten Haarwechsel zeigt die
Bauchprobe des Merinofleischschafes 458. Hier liegen gewisse ähnliche
Verhältnisse wie beim Leicester vor, wie die Verfeinerung der Haare
(Hungerfeinheit) und infolgedessen nicht mehr vollkommene Aus-
füllung des Follikels durch das Haar, Vermehrung der Hornabscheidung
der Oberhaut und schlängelnder Verlauf des Follikels, insbesonders
des basalen Endes und der neuen Haaranlage.
Im übrigen konnten bei den schlicht- und fein wolligen Schafen
keine Haare ermittelt werden, die sich im Stadium des Haarwechsels
befanden. Inwieweit die verschiedentlich festgestellten leeren oder
rudimentären Follikel als Stadium des Haarwechsels aufzufassen sind,
bei welchen ein Ersatz des alten Haares nicht erfolgt ist oder aber ob
es sich hier um Anomalien handelt, sei dahingestellt.
Aus unseren vorläufig noch nicht speziell auf den Haarwechsel
gerichteten Untersuchungen ergab sich unter Berücksichtignug sonstiger
Angaben über das Auftreten des Haarwechsels folgendes: beim Somalı
und zwar bei einer Probe, die im Frühjahr genommen war, konnte eın
6.Heft
204 Dr. Spöttel und Dr, Tänzer:
periodischer Haarwechsel festgestellt werden, dem alle Leithaäre unter-
lagen und der in ähnlicher Weise verlief, wie er von anderen stichel-
haarigen Säugetieren beschrieben ist. Bei den Mischwolligen dagegen
findet man den Haarwechsel nicht in dieser typischen Weise, sondern
immer nur an einzelnen Haaren, es hat den Anschein, als ob er sich
nicht mehr auf eine so kurze Zeitspanne beschränkt, sodaß hier schon
ein Übergang zu dem kontinuierlichen Haarwechsel gegeben ist.: Ein
solcher ist bei den schlicht- und feinwolligen Schafen noch vorhanden
tritt jedoch teilweise nur sehr träge in Erscheinung, wie aus den Haar-
untersuchungen hervorgeht. Anscheinend sind bei den verschiedenen
Zuchtrichtungen der Rassen, vielleicht auch bei verschiedenen Indi-
viduen Unterschiede in der Zahl der abgestoßenen Haare vorhanden.
Wenigstens sprechen hierfür die Feststellungen von Nathusius und
Bohm über das Vorhandensein von Haaren mit Naturspitze oder Kolben.
Definitive Klärung kann nur durch systematische Untersuchungen
von Haut und Haar der verschiedenen Schafrässen zu verschiedenen
Jahreszeiten erzielt werden. | Fe
sur
Haarentwicklung. ’
Aus den obigen Ausführungen geht hervor, daß zwischen den ver-
schiedenen Schafrassen in Bezug auf Haarausbildung und Hautarchi-
tektur gewisse Unterschiede vorhanden sind, die durch kontinuierliche
Übergänge verbunden werden. Als Extreme stehen den stichelhaarigen
die feinwolligen Schafe gegenüber. Über die phaenogenetische Ent-
stehungsweise kann nur die Entwicklungsgeschichte Aufschluß geben,
welche vielleicht auch gewisse Rückschlüsse auf phylogenetische‘ Be-
ziehungen erlaubt.
Zur Durchführung einer solchen Betrachtung wäre die embryo-
logische Untersuchung sämtlicher genannter Rassen notwendig. Die
Schwierigkeit der Materialbeschaffung machte eine -deraıtige ver-
gleichende Betrachtung unmöglich und wir mußten uns daher auf die
Untersuchung einiger Embryonen des Merino, englischen Schwarz-
kopfschafes und eines Frankenschafembryo beschränken. Immerhin
sind, vor allem von einer Untersuchung des Merino, also der Schaf-
rasse, welche, wie wir oben sahen, die komplizierteste Hautstruktur
aufweist, gewisse Rückschlüsse auf die Entstehung der Hautstruktur
der übrigen, noch ursprünglicheren Rassen erlaubt. In unseren Aus-
führungen soll nur dasjenige Erwähnung finden, was für die rassen-
analytischen Fragen von Bedeutung ist. |
Zunächst wollen wir allgemein auf die Entwicklung der Haare
eingehen und dann die Entwicklung der Gruppierung der Haare beim
Schaf darlegen.
Sticker nimmt im embryonalen Leben der Schafe zwei Perioden
der Haarentwicklung an, die eine tritt vor der 14. Woche auf (nach
Bohm in der 10.), die andere setzt mit der 14. Woche ein. Die ersten
Anlagen fand er in der 13. Woche in der Ober- und Unterlippe, am
unteren 'Augenlid und an den Augenbrauen. 2.2... 02.9
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 205
: Nach unseren ‚Untersuchungen speziell beim Merino beginnt die
Bildung der Haaranlage mit einer Zellvermehrung (Fig. 23) an einigen
Stellen des Stratum Malpighii. Diese werden etwas nach dem Inneren
‚zu. vorgebeult und wuchern allmählich in das Corium hinein, um so
den Haarkeim zu bilden (Fig. 17,24,25). Die Entwicklung vollzieht sich
‘also in ähnlicher Weise, wıe es Stöhr eingehend beim menschliehen
"Wollhaar festgestellt hat und wie es mehr oder weniger genau schon
Köllicker, Sticker und Marks angegeben haben.
Der Bildungsmodus ist also ein anderer, als ihn Reißner,
‚Reichert, Götte und im Anschluß an diese älteren Autoren noch
neuerdings Lehmann darstellen, welche zunächst eine Vorwölbung
der Oberhaut nach oben durch eine Coriumwucherung annehmen,
die erst später infolge der Festigkeit des Stratum lucidum in das Corium
einwuchert. Die Abbildungen, welche den zuletzt genannten Autoren
zur Begründung ihrer Ansicht dienten, können als Schrägschnitte
von schon etwas älteren Stadien erklärt werden, sodaß also eine falsche
Anschauung entstehen konnte.
Der Haarkeim verlängert sich in das Corium und bildet zunächst
einen soliden Haarzapfen, an dessen unterem Ende eine dichtere An-
häufung von Bindegewebszellen, die Anlage der Haarpapille auftritt.
(Fig. 17, 24.) Diese wird schließlich von dem unteren Ende des Haar-
zapfens umwachsen (Fig. 25). Dann beginnt aie histologische Sonderung
der Wurzelscheiden und des Haarkegels und zugleich die Anlage
von Talg- und Schweißdrüse (Eig.25). Die Bildung des Haarkanals
erfolgt nicht von dem sich allmählich von dem Bulbus aus differenzieren-
den Haar, sondern wie schon Marks richtig festgestellt hat, infolge
der Tätigkeit der Talgdrüsen, durch die ein Zerfall der Zellen nach der
Hautoberfläche zu erfolgt (Fig. 25).
Die Angabe von Marks, daß die Richtung der Haarkeime am
Blatt und an den Seiten des Tieres zur Oberfläche etwas geneigt ist,
wurde bestätigt. Die Haare sind zunächst gerade gestreckt und erst in
der 7. Burdachschen Periode, wenn die Sonderung in Haar- und Wurzel-
scheiden schon deutlich ist, und die längsten Haarwurzeln die Grenze
der Fettschicht erreicht haben, beginnt eine leichte Umbiegung des
unteren Haarbalgendes, die bald in eine wellenförmige Krümmung
mit stärkerer Abknickung des proximalen Endes übergeht (Fig. 26).
. Während die stärksten Haare ihre gerade Wachstumsrichtung zunächst
beibehalten, krümmen sich die schwächeren allmählich leicht S-förmig.
Später werden die Krümmungsbögen noch stärker ausgeprägt und
liegen niebt mehr in einer Ebene, sondern verlaufen spiralig. Außerdem
wird allmählig der ganze Follikel aus seiner ursprünglichen Wachstums-
richtung gedrängt.
Außer mechanischen Faktoren, wie Stauchung an den Gewebs-
unterlagen, Spannungsverhältnissen der Haut und Wachstums-
differenzen werden noch gewisse in der Entwicklung und Anlage be-
gründete Faktoren gestaltend auf den Verlauf der Follikel einwirken.
"Bei 16—17 Wochen alten Embryonen fand Sticker schon eine
vollständige. Behaarung, die am stärksten ausgeprägt war am Kopf,
6. Heft
206 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
hinterer Fläche des Tarsus und Metatarsus und vorderer Fläche des
Metäcarpus. Bei 18 Wochen alten Foeten waren zwei Haararten neben-
einander vorhanden. Die älteren waren mit doppelter Scheide und
hatten sich von ihrer Matrix losgelöst. Dieser Prozeß hatte schon in
der 16. bis 17. Woche begonnen. Bei der zweiten Haarart fehlte die
Henlesche Schicht. Der Hals vom Genick bis zum Schultergelenk
war mit feingekräuselter Wolle besetzt, deren Länge 2,5 cm betrug.
Es waren meist 8—10 Haare miteinander vereinigt. Dieanderen Körper-
stellen zeigten mehr oder weniger straffes Haar. Geringe Wellung war
an den Haaren der Schulter und äußeren Fläche des Oberschenkels
vorhanden. Ein 20 Wochen alter Foetus zeigte gekräuselte Wolle am
Halse, den Backen und Seitenflächen des Rumpfes. Auf Kopf und
Beinen fanden sich zum Teil schwarze Haare, mit 21 Wochen erschien
fast das ganze .Wollhaar gekräuselt. |
Verfolgen wir nun die Anordnung der Haaranlagen und die
Gruppierung derselben während der embryonalen Entwicklung.
Nach de Meijere durchlaufen selbst die kompliziertesten Gruppen
in ihrer Entwicklung die verschiedensten Gruppierungen und gehen
aus einfacheren hervor. Im allgemeinen entwickeln sich zuerst die
Mittelhaare und dann die beiden seitlichen (Nebenhaare nach Römer),
sodaß eine einfache Dreiergruppe entsteht. Darauf werden die übrigen
Stammhaare und gleichzeitig oder später die Beihaare gebildet. Nach
de Meijere geschieht die Entwicklung der Haargruppierung z. B.
bei der Ratte in folgender Weise: Zunächst wird beim Embryo das
Mittelhaar gebildet, bei den Neugeborenen brechen dann die beiden
Nebenhaare zu Seiten des Mittelhaares durch. Beim jungen Jier
finden sich zu beiden Seiten des stärker entwickelten Stichelhaares
je drei Nebenhaare. Erst bei dem Erwachsenen tritt die Bündelbildung
auf und zwar sind zu beiden Seiten des alleinstehenden Mittelhaares
je zwei oder drei Bündel mit ebensovielen Haaren vorhanden.
In den frühesten Stadien wird also eine Haargruppe von einem
Stammhaar repräsentiert und erst im Laufe der Entwicklung werden
die Gruppen gebildet und vervollständigt. Sr
Nach de Meijere können höchstens in der allerersten Zeit der
Entwicklung, wenn erst einige der Mittelhaare ein wenig ausgebildet
sind, noch neue Mittelhaare, die ebenfalls als Repräsentanten einer
Gruppe anzusehen sind, entstehen. Daß dieser Prozeß noch im späteren
embryonalen Leben beim jugendlichen oder erwachsenen Tier erfolgen
kann, hält de Meijere für gänzlich unwahrscheinlich. Nach der Ge-
burt werden noch zahlreiche Haare neu gebildet, die aber nur zur Ver-
vollständigung der Gruppen dienen, da diese erst bei dem erwachsenen
Tier ‚vollkommen ausgebildet sind. Diese Neubildung bei jungen
Schafen ist schon von Feiertag erwähnt worden. Avf die Art und
Weise, wie diese Neubildung erfolgt, soll hier nicht eingegangen werden.
"Über die Anordnung der Haaranlagen beim Schafembryo macht
de Meijere einige Angaben. In der Haut des Unterbeines eines
35 em langen Schafembryos standen die Anlagen zu dreien oder vieren:
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 207
In jeder Gruppe war ein am meisten ausgebildetes Mittelhaar vorhanden;
öfter flossen nebeneinander gelegene Gruppen zusammen.
Auch bei einem neugeborenen Kongoschaf hat de Meijere
wenigstens teilweise Gruppenbildung gefunden und zwar waren am
Metatarsus deutlich reihenförmige Gruppen von drei, vier oder mehr
Haaren vorhanden. Die Gruppen lagen aicht nebeneinander und be-
standen aus gröberen und feineren Haaren, ohne daß diese jedoch eine
bestimmte Verteilung zeigten. de Meijere hält sämtliche Haare für
Stichelhaare. Die Atısmündung der Schweißdrüsen erfolgt haupt-
sächlich in die Spitzen der Follikel der dickeren Haare, er fand jedoch
. noch eine Drüse in Verbindung mit dem Follikel eines Haares von 16 u
Durchmesser,
Aus der Abbildung eines Flächenschnittes von der Haut eines
14 Wochen alten Foetus, die Sticker gibt, geht eine gewisse Reihen-
anlage der Haare hervor, die der Verfasser selbst aber nicht erwähnt.
Mit de Meijere stimmen wir darin überein, daß selbst die kom-
pliziertesten Gruppen der Haare in der Schafhaut in ihrer Entwicklung
sich auf einfache Verhältnisse zurückführen lassen. Allerdings ist zu
bemerken, daß in den von uns untersuchten Fällen von der typischen
Dreihaarstellung, wie sie de Meijere und auch Stroh bei der Gemse
annimmt, weder bei dem Embryo, noch bei dem Erwachsenen die Rede
sein kann. Die vereinzelt festzustellende Dreiergruppe ist nur als
Durchgangsstadium anzusehen, worauf wir später noch eingehen werden.
Wöhrend die Gruppen ae Meijeres bei jungen Embryonen zunächst
von dem Mittelhaar repräsentiert werden; konnten wir feststellen,
daß die Leithaare zuerst angelegt werden, dann erfolgt allmählich die
Ausgestaltung der Gruppenhaare, die auch bei dem fertig ausgetragenen
Lamm noch nicht vollendet ist und wahrscheinlich auch noch bei dem
Lamm geschieht.
' Die zuerst angelegten Haare zeichnen sich sömtlich durch den
Besitz einer ‘Schweißdrüse aus und die zunächst fast nur paarweise
vorhandenen Talgdrüsen weisen mitsamt der, als Wucherung des
Follikels oberhalb der Talgdrüsen entstehenden Schweißdrüse die
oben für die Leithaare beschriebene charakteristische Lagebeziehung
zum Haar auf, Auch eine Reihenanordnung der ersten Haaranlagen
(Fig. 27) ist zu erkennen. Das oben angeführte Charakteristikum der
Leithaare, nämlich ihre frühzeitige Entwicklung wird also durch diese
Feststellung erwiesen (Fig. 14). Kurz nach der Anlage dieser Leithaare
entwickeln sich die Gruppenhaare (Fig. 14, 28) und zwar findet man
die ' verschiedensten Entwicklungsstadien derselben nebeneinander.
Einige Gruppenhaare können schon vollkommen ausgebildet und ver-
hornt sein, während andere noch im ersten Stadium der Entwicklung
stehen. Die Bildung der Gruppenhaare erfolgt sukzessiv, sodaß also erst
allmöhlich eine Vervollständigung der Gruppenhaarzahl erfolgt. —
Sowohl in der histolegischen Differenzierung der Haare wie der
Papillenausbildung bestehen gewisse Unterschiede zwischen Leithaar
und Gruppenhaar Die spezifische Sonderung des Haarkeimes in Haar-
und Wurzelscheiden erfolgt bei dem Leithaar sehr bald nach der Vor-
6. Heft
208 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer: _
wucherung des Epidermiszapfens (Fig: 25), während das Gruppenhaar
im Verhältnis zu dem Längenwachstum erst sehr spät eine Gliederung
erkennen läßt. Das Gruppenhaar macht deshalb noch lange den Ein-
druck des wuchernden embryonalen Epithelstranges. Die Aufbauchung
d sbasalen Endes der Haaranlage zur Haarzwiebel tritt bei den Gruppen
haaren weniger stark in Erscheinung als bei den Leithaaren. Was nun
die histologische Sonderung der Papillen bei beiden Haararten an-
betrifft, so findet sich bei der ersten Anlage der Leithaare eine ziemlich
lockere Lagerung großer Zellen, bei der der Gruppenhaare dagegen eine
sehr dichte Lagerung absolut ziemlich kleiner, mit Beziehung auf den
‚Zwiebeldurchmesser aber großer Zellen. Auch das Plasma hat im
letzteren Falle eine dichtere Beschaffenheit als das der Leithaare. —
Das Fettgewebe ist zu dieser Zeit noch nicht ausgebildet, wohl aber
ist unterhalb der Papillen das Bindegewebe dichter gelagert. — Die Leit-
haaranlagen haben zunächst eine etwas schräge Richtung zur Haut-
oberfläche und sind wie die Gruppenhaaranlagen fast gerade. Letztere
stehen ziemlich senkrecht zur Oberfläche. Sie zeigen hier beim Embryo
zu dem Leithaar die gleiche Lagebeziehung wie die Gruppenhaare
gegenüber dem Leithaar in der Haut des Erwachsenen.
Schon bei dem Embryo ist die auch bei dem erwachsenen Tier
vorhandene Lagebeziehung der Schweißdrüse zum Haar in Bezug auf
die Körperrichtung nachweisbar. Während auf dem Blatt und den
benachbarten Teilen der Flanke die Schweißdrüse ventrat von dem
Haar orientiert ist, liegt sie caudat vom Haar auf dem Rücken und dem
mittleren Teil des Unterhalses.
Wie wir oben erörterten, steht diese Lagebeziehung in ganz be-
- stimmtem Verhältnis zur Strichrichtung, insofern nämlich der Arrector
pili immer auf der Schweißdrüsenseite des Haares liegt, also auf der
Seite, die mit der Haut einen stumpfen Winkel bildet. Bei den Stichel-
haarigen steht diese Strichrichtung in Beziehung zur Physiologie der
Haare als Schutzkleid. Diese Lagebeziehung ist bei allen Rassen,
sowie auch beim Merino in der Hautarchitektonik vorhanden, obgleich
äußerlich eine Strichrichtung bei den feinwolligen Rassen nicht mehr
hervortritt. Esliegen also allen Schafrassen gemeinsame architektonische
Prirzipien zu Grunde, die jedoch äußerlich bei den feinwolligen und zum
Teil auch bei den schlichtwolligen nicht mehr in Erscheinung treten.
Der Grund hierfür ist darin zu suchen, daß die Richtung der Gruppen-
haarfollikel nicht mehr schräg parallel zu einander ist, sondern daß
diese mehr oder weniger gegeneinander konvergieren. Ferner ist zu
beachten, daß die Follikel nicht mehr gerade sind, sondern mehr oder
weniger gekrümmt verlaufen.
Wenn also bei dem Merinoembryo anfänglich die Haarfollikel
noch eine schräge parallele Richtung haben, so kommen darin phylo-
genetische Beziehungen zu einem dachziegelförmig sich deckenden
Haarkleid primitiver Vorfahren zum Ausdruck. Wenn nun im Laufe
der phylogenetischen und ontogenetischen Entwicklung anstelle der
geraden Follikel mehr oder weniger gekrümmte getreten sind und an-
stelle der schrägen Einpflanzung der Haare und dachziegelförmigen
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 209
Lagerung derselben allmählich eine Konvergenz der Haarfollikel und
zum Teil eine mehr senkrechte Richtung derselben sich ergeben hat,
so sind die Ursachen vermutlich dieselben, die zu der Rassenbildung
überhaupt geführt haben. Bei einem Schafemhryo von 10 cm Scheitel
—Steißlänge sieht man auf dem Hautparallelschnitt (Keule) die Haar-
anlagen in verschiedenartigem Entwicklungszustand und noch ziemlich
gleichmäßig verteilt. Eine gewisse Anordnung der Bindegewebszellen
um diese herum ist schon festzustellen. Erst mit Anlage der Schweiß-
und Talgdrüsen wird die deutlichereihenförmige Anordnung ausgeprägt,
wie wir sie bei den erwachsenen Tieren fanden (Scheitel—Steißlänge
23cm, Fig. 14). Der Abstand der Reihen von einander ist größer als
der zwischen den einzelnen Haaranlagen der Reihen. Zuweilen fügen
sich gewisse Haaranlagen der Reihenanordnung nicht ein. Die am
weitesten fortgeschrittenen Haare, welche sich durch den Besitz von
Schweißdrüsen und zweier großer Talgdrüsen auszeichnen, sind Leit-
haare, während von den Haaren einer Gruppe erst eins in der Anlage
vorhanden ist. Dieses liegt meist laterat, zuweilen dorsat vom Leithaar.
Bei der weiteren Entwicklung erfolgt die Differenzierung des Leit-
haares, welches im Querschnitt nunmehr als fertiges verhorntes Haar
entgegentritt. Die einem Leithaar zugehörige Gruppe besteht jetzt
aus 3—6 Haaranlagen in verschiedenartigem Entwicklungsstadium
entsprechend der verschiedenurtigen suksessiven Entwicklung. Es
orfolgt nunmehr auch die Anlage des Arrector pili in der dem Haar
opponierten Stellung jenseits von Schweiß- und Talgdrüse. Die end-
giltige Differenzierung der Gruppenhaare erfolgt in den letzten foetalen
Tagen bezw. erst beim Lamm. Die Schweiß- und Talgdrüsen haben zum
Leithaar die charakteristische Anordnung, sind jedech zuweilen ziemlich
weit von diesem entfernt und auch der Schweißdrüsengang kann etwas
vom Haar abgetrennt sein. Die beiden Talgdrüsen der Leishaare sind
mäch:ig entwickelt (Fig. 14).
Die Leithaare selbst schließen sich ziemlich dicht den Gruppen an,
welche untereinander noch scharf abgetrennt sind, nur zuweilen stoßen
Nachbarg uppen aneinander. Die Quernähte «ind immerhin noch
schmaler als die Nähte, die parallel zu den Reihen verlaufen. Gelegent-
lich finden sich Leithaare, die entweder seitlich von den Gruppen oder
‘in der entgegengesetzten Lage sich befinden, sodaß hier gewisse Un-
regelmäßigkeiten festzustellen sind.
Die Leit- und vereinzelte Gruppenhaare sind schon vollkommen
entwickelt und bedecken den Körper als kleine, aufrechtstehendesp’ralig
gedrehte Löckchen in ziemlich sehütterem Stande, zwischen deren roch
freie Härchen stehen. Die Zahl der innerhalb der Gıuppe bere'ts fertig
entwickelten Haare, bei denen auch die Talgdrüsen ausgebildet sind,
ist noch spärlich (1—3). Im übrigen vefinden sich die Gruppenhaare
noch auf embryonalem Stadium (Fig. 28). Bei dem von uns untersuchten
ältesten Stadium ist die Zahl der entwickelten Gruppenhaare vermehrt
(bis etwa vier), jedoch sind immer noch einige embryonale Bildungs-
herde in Gestalt größerer Zellkonglomerate vorhanden, aus denen viel-
leicht verzweigte Follikel hervorgehen. Die Gruppen sind noch deutlich
Archiv für Naturgeschichte
1923. A.6, 14 6. Heft
910 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
durch Hautnähte getrennt, im übrigen ist die Stellung und Ausbildung
der Leithaare die gleiche geblieben.
Vergleicht man den Entwicklungsgang der Haargruppierung und
Haarausbildung des Merino mit dem eines englischen schwarzköpfigen
Schafes, von welchem uns allerdings nur drei Foeten zur Verfügung
standen,so ist zunächst festzustellen, daß die erzielten Bilder sich zwang-
los in die beim Merino erhaltenen einfügen, es sich also nur um Zwischen-
stadien oder gar dieselben Stadien handelt.
In dem jüngsten von uns untersuchten Foetus eines englischen
Schwarzkopfschafes sind die Haaranlagen noch embryonal; eine
Differenzierung des Haares und der Scheiden ist im allgemeinen noch
nicht erfolgt, nur bei einem Leithaare war schon eine Verhornung ein-
getreten. Die Leithaare sind auch hier zuerst angelegt worden und erst
später erfolgt die Anlage der Grüppenhaare. Die Entwicklung. der
Leithaare, welche sich schon durch den Besitz von Talg- und Schweiß-
drüsenanlagen auszeichnen, ist am weitesten vorgeschritten.
Die Grupperihaaranlagen sind bedeutend kleiner und zeigen ncech
keine Ausbildung der Talgdrüsen. Sie liegen entweder dorsal oder
lateral von den Leithaaranlagen. Man könnte hier, zum Teil wenigstens,
von Anlage einer Dreiergruppe sprechen, jedoch ist hervorzuheben,
daß häufig dem Leithaar entweder nur ein Gıuppenhaar benachbart ist
oder letzteres ganz fehlt, und außerdem ist das Entwicklungsstadium
der Gruppenhaare nicht vollkommen das gleiche, sodaß man also
zu der Annahme berechtigt ist, daß die Anlage der Gruppenhaare nach-
einander erfolgt, die Dreiergruppe demnach also höchstens ein Durch-
gangsstadium in der Entwicklung darstellt. Die Reihenanordnung der
Haaranlagen tritt deutlich in Erscheinung, während die Längsrähte,
welche die Gruppen trennen, deutlich ausgeprägt sind, treten die Quer-
nähte zurück. Die Lage der Schweißdrüse zum Leithaar ist durch-
gehend regelmäßig, d.h. also an den Körperseiten ventral dicht benach-
baıt zum Haar.
In dem folgenden Stadium ist die Ausbildurg der Leithaare und
ihrer Talgdrüsen vollendet. Die Leithaaıe sind vollkommen veıhornt,
im Gegensatz zu den noch embryonalen Gıuppenhaaren, die hier bis
zu sechs an Zahl in verschiedenaitigem Ent w.cklurgsstacium mehr oder
weniger lateral oder doısal von den Leithaaren liegen. Die Leithaare
mit ihren Gruppen liegen dicht zusammen und sind zu deutlich eı kenn-
baren, du) ch breitere Hautr.ähte geschiedenenReihen geordnet, während
die Querr.ähte nur schwach angedeutet sird. Noch stärker als bei dem
vorigen Stadium ist hier schon eine Einfassurg der vorhandenen
Gruppen mit ihren Leithaaren durch Bindegewebszüge festzustellen.
In diesem Stadium der Leithaarentw.cklurg firdet schon ein
Wechsel der feıtig ausgebildeten Leithaare statt. Wie der Lärgs-
schnitt erkennen läßt, hat sich das Haar zum Besenhaar umgebildet,
während die Papille des neuen Haares, sei es durch Abschnürurg aus
der alten oder sei es durch Neudifferenzierurg aus der Wurzelscheide
des alten Haares, entstanden ist. Lime
Rassenanalyttsche Untersuchungen an Schafen usw. 211
- In dem weiter fortgeschrittenen Stadium sind überwiegend Leit-
und Gruppenhaare mit ihren Drüsen fertig ausgebildet und nur ein
Teil der Gruppenhaare ist noch embryonal. Da benachbarte Gruppen
zusammenstoßen, lassen sich nicht immer die zu einem Leithaar zu-
gehörigen Gruppenhaare genau erkennen. Die Haare stehen außer- -
ordentlich dicht und auch die Längshautnähte, welche die in Reihen.
geordneten Gruppen trennen, sind schmal ausgebildet. Auf dem Haut-
senkrechtschnitt erkennt man die fast parallele säbelförmige Krümmung
der Haarbälge und den in geringem Maße konvergenten Verlauf nach
der Hautoberfläche. Die ziemlich mächtig entwickelten Talgdrüsen
münden breit ansetzend ziemlich kurz unter der Oberfläche in den
Follikel, während die Schweißdrüsen als längliche, nicht geschlängelte
Schläuche nicht ganz bis zu den Haarzwiebeln herabreichen, welche
kurz oberhalb der Fettschicht liegen.
Ein Zwischenstadium zu dem zuletzt und zu vorletzt ge-
schilderten, finden wir bei einem Frankenembryo, bei welchem neben
den Leithaaren auch teilweise schon in einzelnen Gruppen 1-3 Haare
fertig ausgebildet und verhornt, ferner die Talgdrüsen der Gruppen-
haare schon teilweise ausgebildet sind. Ähnlich wie bei dem englischen
Foetus finden sich bei dem Hautsenkrecehtschnitt des Frankenembryos
säbelförmige Krümmungen der Follikel und zwar sämtlich in gleicher
Richtung. Die Gruppenhaare zeigen zum Teil noch die verschieden-
artigsten Entwieklungsstadien. Die Reihenanordnung tritt hier
nicht so charakteristisch in Erscheinung, die Quernähte sind zuweilen
ebensostark ausgebildet wie die Längsnähte. Ähnlich wie bei dem Merino
sind bei dem Frankenembryo Zellkonglomerate vorhanden, aus welchen
wahrscheinlich die verzweigten Follikel hervorgehen. Prinzipielle Unter-
schiede ließen sich also weder bei dem Merino und Franken, noch bei
dem englischen Embryo feststellen, nur war oei letzterem aie
Differenzierung der Haare am weitesten vorgeschritten.
Was nun die Entwicklung gemeinsamer Follikel anbetrifft, so geht
aus der Untersuchung Stickers hervor, daß diese schon bei 16 bis
17 Wochen alten Schaffoeten festzustellen sind, auf die Entstehung
dieser gemeinsamen oder verzweigten Follikel ist er jedoch nicht näher
eingegangen.
Die Bezeichnung ‚‚verzweigter Follikel“ ist insofern irreführend,
als man mit diesem Ausdruck auch die Entstehung der gemeinsamen
Follikel durch Sprossung verstehen könnte. Diese Entstehungsweise
ist jedoch für das Schaf noch nicht definitiv bewiesen und nach
de Meijere sind vielmehr die gemeinsamen Follikel der Schafhaut
durch Verwachsung benachbarter, selbständig von der Hautoberfläche
eingesenkter Follikel entstanden. In diesem Sinne handelt es sich also
um unechte Bündel, im Gegensatz zu den echten, die durch Sprossung
aus einem Follikel hervorgegangen sind. Als Charakteristikum deı
echten Bündel sieht de Meijere auch noch die tiefe, bis unter die
Talgdrüsen sich erstreckende Ausbildung der gemeinsamen Follikel an,
während bei den falschen Bündeln sich dieser schon oberhalb der Talg-
drüse in die Einzelfollikel teilt.
14* 6.Heft
212 f ‚Dr. Spöttel.und Dr. Tänzer:
Nach. unseren Untersuchungen reicht der gemeinsame Follikel
entweder nur wenig unter die Hautoberfläche oder er kann sich auch
zuweilen bis zu den Talgdrüsen erstrecken. Eine Fortsetzung des ge-
meinsamen Follikels bis unter die Talgdrüsen wurde nicht festgestellt,
. was also gegen die Beurteilung der. gemeinsamen Follikel als echte
Bündel sprechen würde. | |
Ferner sprechen auch die vielfachen Übergänge zwischen teilweise
verwachsenen und. verschmolzenen Follikeln für eine Entstehung.
falscher Bündel. An der Bildung gemeinsamer Follikel sind im früh-
zeitigen embryonalen- Stadium die Leithaare nicht beteiligt.
. ‚Möglicherweise werden außer falschen Bündeln, die durch Ver-
wachsung nahe aneinander stehender Einzelfollikel hervorgegangen
sind, auch noch echte Bündel der Gruppenhaare in einem frühzeitigen
Entwicklungsstadium gebildet, anscheinend geht aber die Bildung in
anderer Weise vor sich, als sie de Meijere bei verschiedenen Säuge-
tieren beobacatet hat. Auf frühem Stadium der Entwicklung findet
man auf Hautparallelschnitten Kernanhäufungen, die sich auf Längs-
schnitten ziemlich richtungslos in das Corium erstrecken und an-
scheinend aus ‚Wucherungen der zunächst einheitlichen Kerne der
Malpighischen Schicht hervorgehen. Allmählich tritt dann eine
Gruppierung der Zellkerne ein, und man erkennt die Anlage ver-
schiedener Einzelfollikel, die von einem gemeinsamen störke,en aus-
gehen. Eine Differenzierung der Wurzelscheiden und des Haares ist
in-diesem Stadium trotz erheblicher Länge der Follikel noch nicht ein-
getreten.
Über die postembryonale Entwicklung gaben die Hautschnitte
eine Württemberger und Bentheimer Lammes Auskunft, die umso
interessanter sind, als uns bier die Bilder der Hautausbildung der -
Muttern zur Verfügung stehen. Bei dem W ürttemberger zeichnen sich
sömtliche Haare durch einen bedeuvend xleineren Querschnitt gegen-
über dem Erwachsenen aus. Wie aus der Haa:di.kenkurve de. Bent-
heimer Lammes hervorgeht, ist die Variationsbreite gegenüber der
Mu:ter nouh vergrößert und zwar desart, daß die Kurve bei einer -
größeren Haarfeinheit beginnt und auch noch an dem gröberen Ende
verbreiterö ist. Da das Maximum der Haarkurve gegenüber dem der
Mutter nach dem feineren Ende veıschoben ist, kann man auch hier
von einer größeren Feinheit wenigstens der Gruppenhaare sprechen,
Während bei dem Württemberger Lamm aie Unterschiede zwschen
Leit- und Gruppenhaar nur sehr gering sind, zeigen diese bei dem Bent-
heimer Lamm schon die Unterschiede, wie wir sie bei dem Erwachsenen
finden Ein großer Teil der Leithaare un.. einige Grupperhaare waren
markhaltig. Es finden sich hier also schon die Gegersätze im Leit-
und Gruppenhaar wie bei den Erwachsenen, nur daß die Zahl der
Haare auf der Flächeneinheit bei dem Lamm bedeutend größer ist..
‚Diese außerordentlich dichte Lagerung der Haare und Haar-
anlagen tritt bei fast allen Embryonen und bei dem W ürttemberger
Lamm hervor. Dies beweisen auch einige Dichtigkeitsfert:tellurgen
pro qmm, Bei dem englischen Embryo betrug die Zahl der ausgebildeten
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 213
-Haare, diehier fast ausschließlich Leithaare waren, 63; beim erwachsenen
‘Oxfordshire waren dagegen pro qmm nur 6—8 und beim Shropshire
7 Leithaare vorhanden. Daß auch bei dem Lamm die allgemeine
Haardichte eine größere ist, geht daraus hervor, daß bei dem Württem-
berger Lamm 127 und bei der Mutter desselben 100 Haare, beim Bent-
heimer Lamm 63 und. dessen Mutter 41 (1921) und 32 (1922) pro qmm
festzustellen waren. Die dichte Stellung der Haare auf der Haut der
‚Embryonen und Lämmer geht parallel mit dem Größenwachstum der
Oberfläche, es muß also eine Verteilung auf eine größere Oberfläche
im Laufe des Wachstums stattfinden. Ob späterhin, wie dies von einigen
Autoren vermutet wird, außerdem eine Vermehrung des Haarstandes
durch Neubildung in ähnlicher Art wie beim Embryo erfolgt, sei dahin-
gestellt. Gelegentlich wurden Bilder gefunden, die dafür sprechen
könnten, daß eine derartige postembryonale Bildurig von Gruppen-
haaren erfolgi, jedoch liegtimmer dieMöglichkeit eines vorhergegangenen
Haarwechsels vor.
Über die definitive Ausgestaltung des Wollvließes der Merinos
finden sich dahingehend Angaben, daß zunächst im Lammvließ grobe
und feine Haare nebeneinander vorhanden sind, daß speziell für die
Merinolämmer meist ein Überhaar charakteristisch ist.
Nach H. v. Nathusius, Tereg, W. v. Nathusius, Bohmu. a.
fällt von denjenigen Haaren, welche das Lamm mit auf die Welt bringt,
der größte Teil nach der Geburt aus. ‘Diesen postembryonalen Haar-
wechsel haben H. und W. v. Nathusius bei den meisten Schafrassen
beobachtet. Dieses ausfallende Haar wird als Überhaar bezeichnet
und unterscheidet sich charakteristisch von dem später erscheinenden
Wollhaar.
' Das Überhaar findet sich auch bei dem hochfeinen Merino, worauf
May, H. und W. v. Nathusius, Sticker, Wagner, Bohm u. a.
hingewiesen haben. Das Auftreten desselben ist jedoch sehr verschieden-
artig. Einzelne Schafe werden mit einem Haarkleid geboren, das fast
"nur aus diesen Überhaaren besteht. Nach einigen Wochen (Bohm,
Wagner) oder 4-5 Monaten (May) werden diese Haare gewechselt,
sodaß bei halbjährigen Merinolämmern nur Wollhaare von gewöhnlicher
Form und ohne Marksubstanz vorhanden sind (Wagner, W. v. Na-
thusius). Wenn dieses Überhaar nicht ausfällt, entsteht keire reine
Merino-, sondern eine Mischwolle. Andere Lämmer werden rach Bohm
zwar noch mit diesem Überhaar geboren, darunter aber fircet sich
schon das feine gek’äuselte Haar, vielfach in Gertalt Kleirer L ckcehen,
oder einzelne Körperteile könren schon allein dar gek'äuselte Haar auf-
weisen. Wenn die Lämmer noch gar keire largen Haare verlorer haben,
zeigen sich die Löckehen schon am Hodensack und dann wachren ar. den
Stellen, welche sich reiben, zw’schen den largen Haaren, die mehr oder
"weniger mit gewellten Haaren in der Wolle des jungen Lammes vor-
handen sind, nach Wagner. kleine Löckchen, und zwar zuerst
im vorderen Tei] des Körpers und verbreiten sich darr rach dem
‚ hinteren Teile zu. Noch andere Lämmer, und zwar rach W. v. Na-
thusius nur schwöchliche, überzarte Individuen, zeigen schon bei der
6 Heft
914 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
Geburt das normale entwickelte Wollkleid und keine Spur des Über-
haares mehr. Auch Elsner erwähnt, daß die Merinolämmer entweder
bei der Geburt einen feinen Flaum oder Löckchen tragen.
Ob für eine bestimmte Merinorasse eine ganz spezifische Vließ-
ausbildung der Lämmer charakteristisch ist, läßt sich nach Wagner
nicht entscheiden, vielmehr hebt er hervor, daß selbst von denselben
reinrassigen Eltern Lämmer mit verschiedenartigem Vließcharakter
fallen können. Auch nach Bohm findet sich die verschiedenaitige
Ausbildung des Überhaares bei allen Rassen in derselben Herde und bei
verschiedenen Individuen wieder. Wir konnten Überhaare in der
Stapelspitze sowohl in Elektoral- als auch in Negrettilammwollen
feststellen. Sie hatten Naturspitze, waren an der Basis besenartig
aufgespalten und hatten an der Basis einen Durchmesser von 46,4
und unterhalb der Spitze von 4,8 u.
Andere Autoren glauben dagegen Rassenunterschiede in der Aus-
bildung der Lammvließe feststellen zu können. Nach Ph. Wagner
haben die Escurialschaflämmer kurze Löckchen, die der Negretti
längere Haare, die aber bald ausfallen. Schmalz und Utieschil
geben an, daß die Lämmer der Infantadorasse in der Regel mit längeren
Haaren geboren werden, welche zwar bei den meisten Tieren ausfallen,
aber bei einigen auch bis ins zweite Jahr und wohl noch länger stehen
bleiven. Diese Haare sind manchmal sehr hart und stark und unter-
scheiden sich bedeutend von dem Flaum, mit welchem einzelne Lämmer
sächsischer Elektorale geboren werden. Nach Ph. Wagner verloren
(die Monceys die langen Haare garnicht, auch bei Kreuzungslämmern
blieben diese erhalten. Er sieht die meisten feinwolligen Rassen, welche
als Lämmer ihre langen Haare behalten, als Abarten an.
Merino-Kreuzungslämmer werden selten mit Löckchen, meistens
mit langen Haaren geboren, welche erhalten bleiben, rehr oft auch
mit beiden. Die Löckchenausbildung unterscheidet sich dadurch von
der bei feinwolligen Schafen, daß sie dicker sind, und weitläufiger von
einander stehen. Die Körperstellen, die am meisten in der Veredelung
zurück sind, wie z. B. der Schwanz, sind meistens noch mit Ziegen-
oder Stichelhaar besetzt.
Wagner vermutet,. daß Lämmer, die an den äußeren Körper-
teilen, besonders an den Unterbeinen, vornehmlich hinten mit largen
Haaren besetzt sind, sodaß diese Haare den Eindruck eines feinen
Überzuges machen, nicht reinblütig sina. Diese Lämmer sollen jedoch
ein dichteres Vließ bekommen, wenn ihr übriger Körper mit feinen
Löckchen bedeckt war.
W. v. Nathusius hat festgestellt, daß die Länge der Überhaare
(22,8—15 mm) wie auch ihr Markgehalt verschieden ist. So fand er
eins der langen Überhaare bis auf eine Markzelle unterhalb der Spitze
markfrei, eins der kürzeren größtenteils markhalt'g. Der Querschnitt
war stark abgeplattet oder biskuitförmig. Das Überhaar der Lämmer
hat also große Ähnlichkeit mit dem groben Haar von Landschafrassen
und den vereinzelten Stichelhaaren, dieim Vließ der Merino vorkommen.
Während das Überhaar im allgemeinen beim Merino durch Wollhaare
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 215
ersetzt wird, findet essich nach Tereg, Götte und W. v. Nathusius
‚zuweilen in den vereinzelten Stichelhaaren des Vließes wieder.
v. Nathusius sagt: ‚daß, während bei den gröberen Schafen
eine fortwährende Neuproduktion der Überhaare stattfindet, dieses
in. der Regel beim Merino nicht geschieht.“
Bei Southdown-Merino-Bastardlämmern fällt nach W. v. Na-
thusius das stark abgeplattete Überhaar, das unterhalb der mark-
freien Spitze einen mehr oder weniger starken Markkanal aufweist,
nicht aus. Der untere Teil der Haare von der Schulter ist gänzlich mark-
frei, während bei Haaren vom Kreuz noch Reste von Markzellen vor-
‘ handen waren. Diese Unterschiede im Verhalten der Überhaare bei
Southdown und Merino brauchen nach v. Nathusius nicht immer
vorhanden zu sein. Er hält es für möglich, daß bei gröberen Merino-
schafen, sowie beim Southdown das Überhaar nicht ganz ausfällt
und die Wolle des Lammes noch markhaltige Spitzen trägt. Jedoch
auch beim Southdown kann sich nach seiner Ansicht das Überhaar
ähnlich verhalten wie beim hochedlen Merino.
Ein anderes Verhalten des Überhaares als beim Merino zeigt sich
bei den langabgewachsenen englischen Wollen. Hier hat das Überhaar
nicht solche wesentlichen Verschiedenheiten gegenüber der Wolle des
erwachsenen Tieres. Die Untersuchung der Haare des Lammes ergab
nach ihm, daß vor allem die Spitzen der längeren Haare markhaltig
sind und ferner einen stark abgeplatteten Querschnitt haben ähnlich
wie das Überhaar des Merinos. Diese Haare werden hier jedoch nicht
gewechselt, sondern bleiben ein dauernder Bestandteil des Vließes.
Sie nehmen aber den später abgeplatteten Charakter der gewöhnlichen
Wollhaare an und zeigen nur noch Reste von Markzellen. Die mark-
haltigen Lammspitzen des Überhaares und die Markzellenreste der
Leicesterhaare sieht v. Nathusius als Reminiszenz an den Ur-
zustand an.
Überblieken wir nun unsere Untersuchungen der Merinoembryonen
und die Angaben der älteren Autoren über die Beschaffenheit der Lamm-
vließe der verschiedenen Rassen unter dem Gesichtspurkt, welchen
Verlauf die ontogenetische und phylogenetische Entwicklung des
feinen Wollhaares nimmt.
Vergleicht man die Abbildungen der Hautparaslelschnitte eines
älteren Schafembryo und der erwachsenen Schafe versch.edener Rassen,
so zeigt sich bezüglich des Diekenverhältnisses der Leit- und G!uppen-
haare bei ersteren ein ähnliches Verhalten wie wir es bei den misch-
wolligen oder stichelhaarigen Schafrassen finden, daß rämlich die Leit-
haare die zugehörigen Gruppenhaaranlagen an D’cke beträchtlich
übertreffen. Vielleicht kanr. man auch in diesem Verhältnis eire phylo-
genetische Reminiszenz in Bez’ehung zu den Stammformen erkennen.
Die weitere Ausbildung des embryonalen und postembryoralen
Haarkleides ist wegen der Schwierigkeit der Berchaffurg des gee'gneten
Materials nicht garzlückerlos möglich gewesen. Man hat sich die W eiter-
entwicklung vielleicht folgendermaßen vorzustellen: Es folgt eine
weitere gleichmäßige Längen- und Dickenzunahme aller Elemente.
6. Heft
216 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
Wir mußten also bei der Geburt ein Vließ erhalten, welches sich aus
gröberen und feineren Haaren, die sich auch entsprechend ihrer Wachs-
tumsdauer durch verschiedene Länge auszeichnen, zusammensetzt. Es
würde dies also für dıe Merinolämmer zutreffen, die mit Überhaar oder
Stichelhaar geboren werden. Früher oder später wird das Überhaar
durch feine Wolle, sei es durch Haarwechsel, sei es dadurch ersetzt,
daß die Papillen allmählich zur Produktion eines feinen Haares über-
gehen. Die Umbildung in das feinwollige Vließ geschieht hier also
postembryonal.
Wie v. Nathusius u. a. angegeben haben, kann jedoch die Aus- .
bildung des reinen Merinovließes schon vor der Geburt erfolgt sein.
Man kann sich den Bildungsmodus vielleicht derartig vorstellen,
daß die Gruppenhaare die anfängliche Dicke der Leithaare erreichten,
und daß dann schon auf embryonalem Stadium die Ausgeglichenheit
erreicht wird, die für die erwachsenen Tiere so charakteristisch ist.
Worauf dieses Zurückbleiben in der weiteren Dickenentwicklung
zurückzuführen ist, konnte noch nicht festgestellt werden. Möglicher-
weise wird die anfängliche Dickenüberlegenheit des Leithaares durch
Haarwechsel gehemmt. An der Schwierigkeit der Beschaffung von
umfangreichem Material mag es liegen, daß ein embryonaler Haar-
wechsel nur vereinzelt festgestellt wurde und zwar bei einem Foetus
eines englischen Schwarzkopfschafes in dem Stadium, wo die Leit-
haare schon entwickelt und die Gruppenhaare bis zu fünf angelegt sind.
Bei dem Württemberger Lamm lag andererseits ein postembryonaler
Haarwechsel vor.
Die Bilder der von uns untersuchten Foeten deuten darauf hin,
daß die Lämmer sofort mit einem ausgeglichenen Wollvließ geboren
werden. Da es sich hier nur um die in unserer Provinz hauptsächlich
gezüchteten Merinofleischschafe handelt, mag daraus der Gegensatz
zu den Angaben der obigen Autoren, welche Merinolämmer mit feinen
Wollhaaren als selten bezeichnen, herzuleiten sein. In Übereinstimmung
mit embryonalen Befunden stellten wir bei den Lämmern der von uns
besuchten Merinofleischschafherden nur selten Überhaare fest. Die Zah]
der embryonalen Haarwechsel konnten wir noch nicht feststellen.
Nach W. v. Nathusius zeigt das Vließ der Lämmer von misch-
wolligen Schafen gegenüber dem erwachsenen kaum Unterschiede,
sodaß hier der Wollcharakter erhalten bleibt. Man kann sich vielleicht
embryona] die Haarbildung so vorstellen, daß die Gegensätze, wie sie
in der ersten Anlage zwischen Leit- und Grupperhaaren bestehen,
erhalten bleiben. Demgemäß weist das Bentheimer Lamm schor bei
der Geburt die charakteristischen Urterschiede der Leit- urd Grvrper-
haare auf, wie es in der Kurve für die Haardicke der erwachseren Schafe
zum Ausdruck kommt. Das Vließ der Merinos stellt also ein we'ter foıt-
geschrittenes Stadium der Entwicklung dar, insofern,‘ als Prozesse,
die zunächst postembryonral erfolgten, allmählich in das embryonale
Leben verlegt wurden, während die mischwolligen Schafe auf einem
früheren Entwicklungsstadium stehergeblieben sind. |
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 217
“Über die Stammesgeschichte, sowie Entwicklung des Wollkleides
‚haben verschiedene Autcren die Ansicht veröreten, daß das stichel-
haarige Oberhaar der Wildformen durch künstliche Züchtung verloren
‚gegangen ist. |
Im folgenden wollen wir noch kurz auf den wahrscheinlichen
Entwicklungsgang des Wollkleides aus dem stichelhaarigen Haar-
‘kleid der Wildschafe eingehen. Nach de Meijere standen in dem
„ursprünglichen Haarkleid der Säugetiere die Haare in Gruppen zu
.dreien. Eine Verdichtung des Haarstandes konnte entweder durch
Vermehrung der Gruppenzahl oder durch Vermehrung der Haare
innerhalb der Gruppe erzielt werden. Letzteres konnte auf zwei Wegen
geschehen, entweder mußten sich die Haare aus der äußeren Wurzel-
-scheide differenzieren und dann entstanden echte Bündel oder es er-
folgte eine Haarbildung aus den indifferenten Teilen der Oberhaut
zwischen den einzelnen Gruppen. Durch Kombination der verschiedenen
Entstehungsmöglichkeiten konnten dann komplizierte Gruppen
entstehen.
Nach unserer Ansicht hat man sich die Entwicklung als eine Reihe
größerer oder kleinerer Mutationen vorzustellen, die aus dem Haar-
kleid der Stammformen die mischwolligen, schlichtwolligen und fein-
wolligen Rassen hervorgehen ließen. Außer den oben erwähnten
entwicklungsgeschichtlichen Feststellungen kann man auch unsere
vergleichende histologische Untersuchung der Haut verschiedener
Rassen für gewisse Rückschlüsse auf die phylogenetische Entwicklung
heranziehen.
Die Entstehung der mischwolligen Schafe aus den Stammrassen
hat man sich wohl durch Abnahme der Querdurchmesser der Leit-
haare und teilweiser Vergrößerung der Querdurchmesser der Givppen-
haare vorzustellen. Zugleich ist anscheinend eine Abnahme der Gesamt-
zahl der Haare eingetreten, die jedoch bei den einzelren Rassen ver-
schieden groß ist. Von unseren heutigen mischwolligen Schafen hat
z. B. die Heidschnucke, wie aus unseren Messurgen hervorgeht, einen
wesentlich dichteren Stand als das Zackel, wenngleich auch gewisse
Einflüsse wie Alter, Jahreszeit usw. diese Unterschiede modifizieren
können.
Die Entwicklung mag nun wohl in der Weise weitergegangen
sein, daß ein allmählicher Ausgleich der Leit- und Grupperhaare be-
züglich Dicke und sonstiger Unterschiede stattgefunden hat. Eine
wesentliche Verminderung der Haar- und Grupperzahl kann wohl nun
nicht mehr erfolgt sein, da w'r bei unserm Material und zwar bei sämt-
lichen schlicht- und mischwolligen Rassen anrähernd die gleiche
Gruppenzahl feststellen konnten (5—7).
Die Merinos müssen wohl in der Weise aus den mischwolligen
und schlichtwolligen Rassen hervorgegargen sein, daß run weder
eine starke Erhöhung der Haarzahl, wie auch eire im Verhältnis
geringere Erıhöhurg der Gruppenzahl eingetreten ist, während der
Haarquerschnitt sich weiter verrirgerte.
6. Heft
218 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
Dafür, daß die Entwicklung der Merinos in dieser Weise vor sich
gegangen ist, spricht. daß bei den Merinos der früheren Jahrhunderte
die Haardichte eine wesentlich geringere gewesen ist; denn, wie schon
Körte erwähnt, ist das, was zu Petris Zeiten als dicht genannt wurde,
zu Jeppes Zeiten schon sehr dünn gewesen und auch späterhin er-
folgte noch eine weitere Verdichtung. Bezüglich der Haardichte und
der Haarbeschaffenheit ist also der Anschluß an die misch- und schlicht-
wolligen Schafe erreicht.
Aus dem Lammvließ der Merinos schließt auch Waldeyer auf
- die phylogenetische Entwicklung des feinwolligen Vließes. Nach ihm
ist letzteres aus den ursprünglichen Formen in der Weise durch Zucht-
wahl hervorgegangen, daß das Grannenhaar allmählich zum Ver-
schwinden gepracht wurde und das Flaumhaar die alleinige Körper-
bedeckung bildete. Dieselbe Anschauung vertritt auch Fritsch,
welcher noch erwähnt, daß bei Schafen, die zur Mast gezüchtet werden,
unter rauberem Klima und bei dem Fehlen der Zuchtwahl das Kontur-
haar in Gestalt von straffen Haaren wieder erscheint. Nach ibm ist
die Unterscheidung des Körperhaares in Ober- und Unterhaar als eine
Differenzierung einer ursprünglich einheitlichen Haarform durch
spezielle Anpassung anzusehen. Bei den Tieren können wir das Schicksal
der einen oder anderen späteı sich sondernden Haarkategorie durch die
mannigfachen Übergänge verfolgen.
Für die Berechöigung der Ableitung der Merinos von misch-
wolligen Schafen und die nahe Beziehung des Wollcharakters beider
spricht auch das Auftreten der falschen oder Glanzhaare im Merino-
vließ. May und W. v. Nathusius bezeichnen unter falschen bezw.
Glanzhaaren grobe, schlichte, lange, stark glasig glänzende Haare,
die vereinzelt oder in Gruppen an dem Koder, auf dem Genick, Säirn,
Hals, großen Hautfalten, auf dem Stocke, der Schwanzwurzel, dem
Schwanze, Schenkel und Schienbein vorkommen. Während ersterer
unter falschen Haaren diejenigen versteht, diev. Nathusius als Glanz-
haare bezeichnet, kennzeichnet letzterer die falschen Haare als ab-
gestorbene Haare des Vließes. Die Glanzhaare finden sich häufiger
bei Böcken als bei Mutierschafen und vereinzelt auch bei reichwolligen
Tieren im ganzen Vließ; auch einzelne Söichelhaare können darin vor-
kommen. Die Glanzhaare hat v. Nathusius namentlich bei den
Negrettischafen gefunden; letzterer und May.sind der Ansicht, daß eine
größere Zahl dieser Glanzhaare darauf deuten, daß die Tiere aus einer
nicht konsolidierten Kreuzung stammen. Jedoch sind sie auch bei
reiner Rasse gefunden und zwar dann, wenn eine nicht sorgfältige oder
einseitige Zucht auf Wollmasse stattfand.
Die embryologischen und vergleichenden Untersuchvurgen vor Haut
und Haar verschiedener Rassen haben zusammen mit den eben an-
geführten Tatsachen die Berechtigung zur Ableitung der Wollschafe
von mischwolligen erwiesen.
In folgendem sei kurz auf die Embryologie der Haut eingegangen,
auf die schon oben hingewiesen wurde. Während beim erwachsenen
Schaf von einer Sonderung der Epidermis nach unseren Unter-
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 219
suchungen nicht die Rede sein kann, ist eine solche beim Embryo noch
vorhanden, wie dies vermutlich schon Sticker gefunden hat. Hier
kann man zwischen einem Stratum Malpighii, Stratum lueidum,
Stratum corneum und Stratum mortificatum unterscheiden (Fig. 64).
Mit der Abschilferung der Hornlamellen kurz vor der Gebuıt geht die
spezifische Sonderung der Epidermis verloren,
Zusammenfassung,
Aus allen Einzeldarstellungen, wie sie bisher gegeben wurden,
ließ sich eine große Variabilität der einzelnen Hautelemente bei den
verschiedenen Rassen und auch innerhalb derselben Rasse entnehmen
und wiederholt konnte darauf hingewiesen werden, daß es auf Grund
der Hautstruktur nur möglich ist, die extremen Glieder der Schafrassen
zu trennen, daß aber nahestehende Rassen in manchen Punkten völlig
übereinstimmen oder sich in der Ausbildung der Hautelemente nahe
stehen. Man muß sich nunmehr die Frage vorlegen, ob es möglich ist,
die einzelnen Rassen des Schafes spezifisch zu unterscheiden, und in
welcher Beziehung die verschiedene bezw. gleichartige Ausbildung der
Hautelemente zu der Verwandtschaft bezw. der Abstammung der ver-
schiedenen Schafrassen steht, und inwieweit sich die aus der Rassen-
geschichte und der Hauthistologie ergebenden Resultate vereinigen
lassen.
Daß man jedoch bei Erörterung dieser Fragen noch andere Ge-
sichtspunkte als Abstammung und Rassenzugehörigkeit zu berück-
sichtigen hat, war schon oben gelegentlich an Hand unseres Materials
erwähnt. Das geht schon daraus hervor, daß zu verschiedenen Zeiten
die Ausbildung der in erster Linie beeinflußbaren Elemente, wie be-
sonders der Talgdrüsen sowie des Unterhautbindegewebes bei dem-
selben Tier variiert. Alter, Ernährungszustand, Trächtigkeit und
Klima können modifizierend auf die Hautstruktur einwirken. Man
hat bei der Beurteilung derselben als Rassenmerkmal zu berück-
sichtigen, daß diese in hohem Grade durch äußere Faktoren innerhalb
gewisser Grenzen modifizierbar sind.
Von Wildschafen, die als Stammformen unserer Hausschafe in
Betracht kommen, konnte nur ein Vertreter von uns untersucht werden.
Charakteristisch für diese ist ja die aus Stichel- und Flaumhaaren
zusammengesetzte Hautbedeckung. Das Mufflon ist ausgezeichnet
durch eine dünne, aber festgefügte Haut, fast gerade aber schräg an-
gepflanzte Follikel, von denen die der Leithaare sich noch etwas in das
Fettgewebe erstrecken, während die der Grupperhaare schon in dem
reticulären Gewebe der Cutis endigen. Die Leithaare sind von den
Gruppenhaaren histologisch scharf geschieden, und zwar weisen erstere
einen Markkanal auf, der dermaßen mächtig ausgeb’ldet ist, daß fast
das ganze Querschnittslumen von den Markzellen eirgerommen und
die Rindensubstanz auf einen schmalen Raum reduziert ist. Die
Gruppenhaare dagegen sind stets markfrei. Auch bezüglich der Dicke
finden sich hier zwischen Leithaaren und Gruppenhaaren scharfe
6. Heft
2.20 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
Unterschiede, die in der Haardickenkurve zum Ausdruck kommen.
Während die Flaumhaare, die zahlenmäßig die Stichelhaäre bedeutend
überwiegen, an dem einen Ende der Kurve einen steil ansteigenden
Gipfel bilden, werden die Leithaare durch einen von dem der Flaum-
haare weit getrennten unregelmäßigen Kurvenabschnitt mit mehreren
Gipfeln gekennzeichnet. Die Flaumhaare sind in dichtgedrängten
Gruppen (15 pro qmm) mit durchschnittlich etwa sechs Haaren an-
geordnet, die entweder dorsal oder zu Seiten der Leithaare gelegen
sind. Die Anordnung der Leithaare mit ihren Gruppen zu Längsreihen
ist im allgemeinen sehr regelmäßig und die Haardichte sehr groß
(113 pro qmm). Wenn trotz des zahlenmäßigen Überwiegens der
Gruppenhaare die Stichelhaare den Habitus des Haarkleides bestimmen,
so liegt dies an der größeren Länge und Dicke der letzteren. Die Haut-
drüsen sind verhältnismäßig wenig differenziert. Ihre Lage zu den
Haaren ist regelmäßig. Bemerkenswert ist die große Übereinstimmung
mit der von Stroh untersuchten Hautausbildung der Gemse, welche
für die stammesgeschichtlichen Beziehungen zwischen beiden sprechen
und den Anschluß zu den verwandten Cavicorniern vermitteln.
Die Hautausbildung beim Somali stimmt, wie oben wiederholt
ausgeführt wurde, im großen und ganzen mit der vom Mufflon überein,
wenn auch das Bindegewebe etwas lockerer, die Hautdrüsen größer
und differenzierter, der Haarstand weniger dicht, die Hautdicke etwas
mächtiger ist. Die Haardichte beim Somali ist geringer als beim
Mufflon (69 pro qmm, mit 12 Gruppen zu je vier Haaren). Diese
Unterschiede hängen vielleicht z. T. mit dem verschiedenen Alter der
hier zum Vergleich stehenden Tiere (Mufflon und Somali) zusammen.
Der für die Wildschafe charakteristische periodische Haarwechsel ist
auch beim Somali in typischer Weise erhalten, wofür sich die histo-
logische Bestätigung erbringen ließ.
Größere Unterschiede in der Ausbildung der Hautstrukturen be-
stehen zwischen den Haarschafen und den übrigen von uns untersuchten
Rassen. Man hat hier mutative Umgestaltungen, die durch Milieu-
veränderungen als Folge der Domestikation bedingt sein können, bei
den Stammformen mit Haarkleid anzunehmen, die zur Bildung der
Mischwoll-, Schlichtwoll- oder Feinwollschafe führten.
Im allgemeinen zeichnen sich die Mischwollschafe, die den Stamm-
formen noch verhältnismäßig am nächsten stehen, auch durch eine
beträchtliche Hautdicke, durch tief bis in die Fettschicht eirgepflarzte,
noch annähernd gerade verlaufende Leithaare, die zurächst wie bei
den Haarschafen einen schrägen Winkel zur Hautoberfläche bilden,
durch noch verhältnismäß'g einfache Schweißdrüser, die allerdirgs
schon stärker differenziert sind als bei den Haarschafen, wöhrend Cie
Talgdrüsen bei gewissen Vertretern der Mischwolligen die größte
Komplikation besitzen.
Die Reihenanordnung ist infolge des geringen Haarstandes und der
noch ziemlich parallelen Lagerung der Follikel meist deutlich zu er-
kennen. Bezüglich der histologischen Sonderurg und der D’cken-
ausbildung der Haare besteht keineswegs mehr der große unüberbrückte
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 221
Unterschied zwischen Ober- und Unterhaar, wie wir ihn bei den von uns
untersuchten Haarschafen fanden. Dem langen Leithaarfollikel ent-
spricht vielleicht auch, wie oben ausgeführt, ein lang abgewachsenes
Haar, das äußerlich als langes Grannenhaar zum Ausdruck kommt.
Der Markkanal nimmt bei den mischwolligen keineswegs mehr fast
den ganzen Querschnitt des Haares ein, wie dies bei Mufflon und Somali
der Fall ist, vielmehr ist hier die Rindenschicht bedeutend mächtiger
. ausgebildet. Mit zunehmender Veredlung der zunächst primitiven
mischwolligen Landrassen teils durch Selektion, teils durch Milieu-
verönderung, teils durch Kreuzung verschwindet mehr und mehr der
Markkanal, der schließlich nur noch in Resten vorhanden ist. Die
. Übergänge sind hier sehr allmählich und der histologische Bau des
Haares kann deshalb keineswegs als absolutes rassenanalytisches
Merkmal benutzt werden, sondern kann höchstens zur: Umreißung
gewisser Rassengruppen (Mischwollige mit Markkanal und Schlicht-
und Feinwollige ohne Markkanal oder aber mit Resten eines solchen)
Verwendung finden. Jedoch sind selbst diese Gruppen entsprechend der
Rassenentstehung durch Übergänge verbunden.
Auffällig ist, daß die Haardichte pro qmm bei den Mischwolligen
gegenüber den Stichelhaarigen gering ist. Es muß hier eine Reduktion
von Haaren erfolgt sein, die möglicherweise in Parallele zu der Haar-
verlöngerung und der größeren Ausgleichung der Leit- und Gruppen-
haare sich vollzog. Die Vielgestaltigkeit der Talgdrüsen hat man viel-
leicht als eine Folge dieses dünnen Haarstandes anzusehen, entsprechend
der freien mechanischen Gestaltungsmöglichkeit.
Während bei den Haarschafen alle markhaltigen Haare Leithaare
sind und umgekehrt, die Giuppenhaare dagegen sämtlich maıklos sind,
findet sich bei den Leithaaren der Mischwollschafe nicht ausnahmslos
ein Markkanal, und andereiseits gibt es auch markhaltige Gıuppen-
haare. Wie in der histologischen Ausgestalturg, so bestehen auch in
der Dickenausbildung der Haare keine scharfen Unterschiede zwischen
Leit- und Gruppenhaaren; zwar sind im allgemeiren noch die Leit-
haare die diekeren Haare, jedoch besteht in der Kurvendarstellung
keine Grenze mehr zwischen den beiden Haartypen. Gegenüber den
Haarschafen hat sich das Maximum der feinen Unterhaare in der Kurve
etwas nach rechts verschoben, es ıst also eıne leichte Vergröberung
festzustellen, die sich auch in dem Anteil der Sortimertprozente aus-
drückt. Im übrigen ist der Kurvenverlauf sehr verschieden und eben-
sowenig wie dıe Hautstruktur kann leaiglich die Haaraicke als ein an-
solutes Rassemeıkmal betiachtet weıden. Mehr una mehr verringert
sich die Variationsbreite der Haardicke und diesin umso höherem Grade,
je mehr die Ausgeglichenheit zwischen Leit- und Gruppenhaaren be-
züglich des histologischen Baues und der Dicke erfolgt.
‘ Ein gewisser Unterschied gegenüber den Haarschafen besteht
auch bezüglich des Haarwechsels, insofern als bei den Stichelhaarigen
zu bestimmten Zeiter mindestens sämliche Leithaar: , also die Stichel-
haare gewechselt werden, während „ei den Mischwolligen der Wechsel
nicht mehr derart zeitlich beschränkt ist, wenn auch zu gewissen Zeiten
6. Heft
299 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
der Wechsel stärker in Erscheinungtritt. Wir hätten also hier die Über-
gänge zu dem kontinuierlichen Haarwechsel.
Als zu den Mischwolligen gehörig hat man von den von uns unter-
suchten Schafen Heidschnucke, Bentheimer Lanuschaf, Karakul,
Pommersches Landschaf und Geestschaf anzunehmen. Letzteres
würde entgegen der oben angeführten Vermutung, die dasselbe in Be-
ziehung zum Marschschaf setzen wollen, auf Grund der Hauthistologie
den Mischwolligen anzuschließen und damit den Heidschnucken näher
zustellen sein. Die größere Haarfeinheit und Ausgeglichenheit zwischen
Leit- und Gruppenhaaren beim Geestschaf ist vielleicht eine Folge
des größeren Alters desselben; wir konnten ja auch aie Feststellung
machen, daß mit zunehmendem Alter eine Verfeinerung der Haare .
eintritt. Möglicherweise können, wie oben erwähnt, zu einer Konvergenz-
bildung die -Milieuverhältnisse zu Kümmerformen geführt haben,
für die die Haarverfeinerung als Rassemerkmal be;rachtet werden kann.
Im übrigen zeichnetesich das von uns untersuchte Geestschaf, wenigstens
in dem derzeitigen Stadium durch die großen rundlichen Talgdrüsen
aus und ferner durch gut entwickelte Schweißdrüsen und kräftige
Muskulatur. Gelegentlich kamen auch zystisch entartete Follikel vor.
Gegenüber den übrigen Mischwollschafen ist es durch eine geringe
Hautdicke, eine verhältnismäßig große Haarfeinheit und gegenüber
der Heidschnucke durch eine geringere Haardıchte ausgezeichnet.
Von den beiden Heidschnucken hat man Heidschnuckel gegen-
über Heidschnucke 2 als den primitiveren Typ aufzufassen, entsprechend
der größeren Hautdicke, der regelmößigeren Reihenanordnung, der
größeren Differenz nach Haardieke und histologischer Sonderung
und der einfacheren Ausbildung der Hautdrüsen, sowie dem Kurven-
verlauf. Die Heidschnucke 2 erwies die Veredelung in der geringeren
Variation.breite und der größeren Haarfeinheit. Heidschnucke 2
war besonders ausgezeichnet durch dicke Follikel sowie die unter allen
untersuchten Schafen am mächstigsten entwickelten Talgdrüsen
und verhältnismäßig gut ausgebildeten Schweißdrüsen. Der primitiven
Gestaltung de: Haut bei Heidschnucke 1 entspricht auch de: ganze
Habitus des Tieres.
Die Veredelung des Bentheimer Landschafes aus Heidschnucken
durch Hollönder Marschschafekommt in der gegenüber derHeidschnucke
verringerten Hautdicke, der „rößeren Ausgleichung der. Leit- und
Gruppenhaare bezüglich Einpflanzungstiefe, Dieke und histologischer
Differenzierung zum Ausdruck. Die Haare stehen hier schon fast
senkrecht. Die Ausgleichung bezüglich der Dicke zwischen Leit-
und Gruppenhaaren prägt sich in der Kurve aus, sowie in der ver-
ringerten Variationsbreite, vor allem gegenüber der primitiveren
Heidschnucke 1. Die Reihenanordnung ist infolge unregelmäßigen
Haarstandes auch unregelmäßiger. Die Haardichte selbst ist jedoch
beim Bentheimer Landschaf nicht höher als bei der Heidschnucke.
“In der Gestaltung der Drüsen hat das Bentheimer Landschaf die
komplizierteren Verhöltnisse als die primitive Heidschnucke 1. Gegen-
über den übrigen mischwolligen Schafen sind die Schweißdrüsen hier
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 223
außerordentlich weitlumig und stärker geschlängelt. Die letztere
Ausbildung kann jedoch, wie wir bei anderen Schafrassen gezeigt
haben, mechanisch bedingt sein.
Durch eine sehr dieke Haut zeichnet sich das Pommersche Land-
schaf aus und ferner haben hier die Follikel noch einen außerordentlich
schrägen Verlauf zur Oberfläche. Die Unterschiede zwischen Leit-
und Gruppenhaaren bezüglich ihrer Einpflanzungstiefe und histo-
logischen Sonderung sind zum Teil ziemlich beträchtlich, jedoch finden
sich hierin bei den drei von uns untersuchten Tieren Unterschiede.
Bezüglıch der Haarfeinheit ist festzustellen, daß anscheinend aer feinere
Anteil nicht die hohe Feinheit wie bei den übrigen mischwolligen
Schafen aufweist, jedoch lassen sich bestimmte Weite nicht angeben.
Die Hautdrüsen sind ziemlich kompliziert, aber nicht stark entwickelt.
Die bei den beiden Schafen beobachtete mächtige Entwicklung der
Epidermis steht die nicht übermäßige Ausbildung derselben beim Bock
gegenüber. In unserem Fall wiesen die Pommezschen Landschafe e'ne
intensive schwarze Pigmentierung eines Teiles der Haare auf, was
jedoch nicht als rassenanalytisches Merkmal dienen kann. Bezüglich
der Haardichte ergeben sich keine Unterschiede gegenüber den übrigen
mischwolligen Schafen, wohl aber bezüglich der Zahl der Gruppen
pro qmm. Hierin stehen die Pommerschen J,andschafe mit sieben. an
der Spitze der Mischwolligen. Die Län shautnähte sind stark ausge-
prägt und innerhalb der Reihen liegen die Gruppen dicht aneinander.
Auch beim Karakul sind die Unterschiede der Leit- und Gruppen-
haare bezüglich Einpflanzungstiefe und Dicke markant. Letzteres
kommt auch in der Haardickenkurve zum Ausdruck. Die Leithaare
sind teils markhaltig, teils maıkfrei, auch variieıt der Gehalt an mark-
haltıgen Haaren bei den einzelnen Tieren beträchtlich. Die Reihen-
anordnung ist im allgemeinen gut zu eıkennen. Die Gruppen sind ge-
wöhnlich ziemlich haararm. Die innerhalb der Längsreihen liegenden
G:uppen sind gegenüber dem Pommer hier deutlicher von einander
geschieden; teils sind die Haare pigmentieit, teils unp’gmentieıt,
Das von uns untersuchte piimitive Zackelschaf hat von allen
übrigen Schafrassen die geringste Haardichte, die zustande kommt
durch eine geringe Gruppenzahl pro qmm und geringe Haarzahl inner-
halb der Gruppen, worin sie sich von allen anderen untersuchten Rassen
unterscheiden. Die Haut ist verhältnismäß'g dick und die Leithaare
unterscheiden sich von den Gruppenhaaren durch die tiefe Ein
pflanzung, durch die Ausbildung eires Maıkkarals und durch die D’cke.
Bezüglich der Anordrurg der Haare in der Haut ist hervorzuheben,
daß vielfach die Gruppenhaare in Längsreihen angeordnet sina, die
senkrecht zu den meist deutlich ausgeprägten Längsreihen der Gruppen-
und Leithaare stehen. Jede Gruppe ist ferner deutlich von den be-
nachbarten abgegrenzt und durch breite Hauträhte getrennt. Von den
Hautdrüsen sind die Talgdrüsen mächtig entwickelt und stark diffe-
renziert. Die Leithaarfollikel zeichnen sich durch große Mächtigkeit aus.
Von den von uns untersuchten Mischwollschafen zeigten das
Zackelschaf und die Heidschnucke 1 die primitivsten Verhältnisse,
6. Heft
294 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
die sich in einer typischen Reihenanordnung, scharfen Sonderung
der Gruppen, starken Gliederung zwischen Leit- und Gruppenhaaren
schrägen Stellung und parallelen Verlauf der Follikel ausdrücken’
Der primitive Typ, den diese Schafe repräsentieren, kommt also auch‘
in dem Hautbild zum Ausdruck.
. Während, wenigstens nach den von uns untersuchten Tieren, eine
scharfe Abgrenzung zwischen mischwolligen und stichelhaarigen Schafen
möglich ist, kann eine solche zwischen den schlicht- und reinwolligen
einerseits und den mischwolligen andererseits bezüglich ihrer Haut-
und Haarbeschaffenheit nicht durchgeführt werden. Wir konnten
schon darauf hinweisen, daß bei gewissen Mischwolligen eine An-
näherung an die Schlichtwolligen bezüglich des Hautbildes und der
Wollzusammensetzung erfolgt, derart, daß sich die Unterschiede
zwischen Leit- und Gruppenhaaren mehr ausgleichen und die Variations-
grenzen engere werden, daß die Hautdicke reduziert wird und die Ein-
pflanzung der Follikel eine weniger schräge und weniger parallele wird.
Für die schlicht- oder reinwolligen Schafe sind folgende Merkmale
als charakteristisch anzusehen: Die Angleichung der Leit- und Gruppen-
haare bezüglich Dieke und Einpflanzungstiefe, welche nunmehr über.
wiegend oder gänzlich marklos sind, der gleichmäßige Verlauf der
Haardickenkurve und die Verringerung der Variationsbreite desrelben,
die mehr oder weniger hervortretende Tendenz der Follikel zum gruppen-
weisen Zusammendrängen nach der Oberfläche zu, die nunmehr zu-
nehmende Haardichte, die darauf zurückzuführen ist, daß die Zahl der
Gruppenhaare und Zahl der Gruppen pro qmm größer geworden ist.
In bezug auf das Hautbild stellt das Leineschaf eine ausgesprochene
Übergangsform zwischen Misch- und Schliehtwolligen dar. Die ver-
mittelnde Stellung kommt vor allem beim Bock zum Ausdruck, bei
welchem ein Teil der Leithaare und sogar einige vruppenhaare noch
markhaltig sind. Auch in der Haardickenkurve prägt sich dieses aus,
insofern als noch einige Leithaare einen größeren Durchmesse- als die
Gruppenhaare haben.
Bei den von uns untersuchten Mutterschafen dagegen Sind die Haare
marklos, die Ausgeglichenheit zwischen Leit- und Gruppenhaaren
ist hier größer, wenn auch deı Kurvenverlauf noch ein unregelmäßiger
ist. Die Leit- und Gruppenhaare differieren in der Einpflarzungstiefe
nur wenig, stehen ziemlich senkre:ht zur Oberfläche, während die
Neigung zur Konvergenz nur teilweise hervortritt. Bezüglich deı Re’hen-
anordnung und Haardichte ergeben sich keine wesentlichen Unter-
schiede. Die Schweißdrüse überıagt die proximalen Erden der Haare
und bildet Drüsenknäule unterhalb der Haarwurzeln, wie wir es
meistens bei den Schlichtwolligen gefunden haben.
Das Leineschaf hat also einerseits in der Hautstruktur noch Merk-
male, die den primi.iven mischwolligen Schafen eigentümlich sind,
andererseits ist jedoch schon eine Vervollkommnung eingetreten. Auch
in der Rassengeschiehte nimmt das Leineschaf eine vermittelnde
Stellung ein, insofern es von den alten rheinischen Schafen abstammt
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 225
und durch Kreuzung oder Selektion in Verbindung mit günstigen
Milieubedingungen verbessert wurde.
Die Rhönschafe hat man z. T. als einen fortgescebritteneren T'yp zu
betrachten, insofern hier die Marksubstanz, wenigstens bei den von uns
untersuchten Tieren, fehlt und die Leit- und Gruppenhaare bezüglich
der Dicke und Tiefeneinpflanzung keine spezifischen Unterschiede mehr
zeigen. Die Haardickenkurve deutet bei einer großen Variationsbreite
auf eine ziemlich große Unausgeglichenheit und zeigt auch noch keinen
regelmäßigen Verlauf, was vor allem bei der Schwanzwurzelprobe
' zutage tritt. Die Haaranordnung ist: mehr oder weniger regelmäßig,
besonders bei 26/11. Wie bei dem Leineschaf sind jedoch die Haut-
nähte und besonders die Längsnähte mächtig entwickelt. Die Haar-
dichte ist verhältnismäßig noch sehr gering und hat vor allem im Laufe
des Alters noch eine wesentliche Verminderung erfahren. Bei den von
uns untersuchten Rhönschafen war die Epidermis ziemlich dick. In
der Auspildung des subkutanen Bindegewebes wie der Schweißdrüse
traten, wie schon oben erwähnt, Unterschiede auf, die wegen der Ab-
hängigkeit von anderen Faktoren nicht als rassecharakteristisch anzu-
sprechen sind. Bezüglich der Hautstruktur steht das Rhönschaf dem
Leineschaf noch ziemlich nahe, was im Einklang stehen würde mit der
Zurückführung auf das alte deutsche Landschaf.
Hier würde sich das Skuddeschaf sowohl der Hautstruktur wie
auch der Rassengeschichte nach einreihen lassen. Abweichend wäre
nur die starke Ausbildung der Talgdrüsen zu erwähnen.
Bei den untersuchten Marschschafen (Wilstermarsch-, ostfriesisches
Milchschaf und Butjadinger) ist die größere Ausgeglichenheit der Haare
aus dem gleichmäßigeren Verlauf der Kurve zu erkennen, die verhältnis-
mäßig steil ansteigt und abfällt, während die Variationsbreite noch
ziemlich groß ist. Eine Unterscheidung der Leit- und Gruppenhaare
nach Dicke, histologischer Differenzierung und Tiefe der Einpflanzung
. ist nicht mehr möglich. Die Hautnähte, und zwar besonders die Löngs-
nähte, sind vor allem bei dem Wilstermarschschaf und ostfriesischen
Milchschaf noch deutlich zu erkennen, während beim Butjadinger
die Haargruppierung schon etwas unregelmäßiger wird. Bezüglich der
Haardichte ergeben sich bei den einzelnen Vertretern der Marschschafe
ebenso wie gegenüber den anderen schlichtwolligen Schafen keine
Unterschiede. In der Zahl der Gruppen pro qmm sind insofern Unter-
schiede vorhanden, als beim Butjadinger nur vier Gruppen, beim
Wilstermarschschaf sechs, beim ostfriesischen Milchschaf sieben fest-
zustellen sind. Dem entspricht auch, daß bei dem Butjadinger Marsch-
schaf die Zahl der Haare in der Gruppe größer als bei den übrigen ist.
Vielleicht ist diese Ausbildung auf eine Beeinflussung durch das eng-
lische Blut zurückzuführen. Bei dem ostfriesischen Milchschaf stehen
die Haare der Gruppen mehr oder weniger senkrecht angeordnet zu
den Längsreihen. Die Haarfollikel sind beim ostfriesischen Milchschaf
stark säbelförmig gekrümmt und die Haut ist sehr dünn. In der Aus-
bildung der Drüsen treten keine Unterschiede hervor. Die durch
eine verhältnismäßig hohe Differenzierung‘ ausgezeichnete Haut-
Archiv für Naturgeschichte i
1923. A, 6. 15 6. Hoft
296 » Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
struktur entspricht deren Rassengeschichte insofern, als der ur-
sprüngliche Mufflonabkömmlung unter dem Einfluß des verändeiten
‘Milieus insbesondeie der reichlichen Ernährung der Marschen und
‘durch planmäßige Zuchtwahl eine Steigerung der Eigenschaften und
Leistungen aufwies. Diese Änderungen sind auch im Hautbild in Er-
scheinung getreten und zwar haben wir eine größere Übereinstimmung |
des ostfriesischen Milchschafes mit dem Wılstermarschschaf, die sich
auch stammesgeschichtlich näherstehen als zwischen diesem und dem
Butjadinger, welches ja durch Einkreuzung von Cotswoldblut fast
-ganz dem letzteren Typ angenähert ist.
Bei den englischen schwarzköpfigen Schafen, soweit wir sie unter-
suchten, konnten wir eine gewisse Übereinstimmung im Hautbild
und der Wollbeschaffenheit mit den Marschschafen feststellen. In-
wieweit diese Erscheinung auf verwandtschaftlichen Beziehungen
beruht oder auf Konvergenzbildung zurückzuführen ist, läßt sich nicht
entscheiden. Die Reihenanordnung ist noch deutlich und die Gruppen
sind scharf von einander geschieden. Die Follikel sind mehr oder
- wenigersäbelförmig gekrümmt. Am stärksten erfolgt die Konvergenz
der Follikel nach der Oberfläche beim Hampshire. In höherem Maße
als bei den bisher betrachteten schlichtwolligen Schafen findet man hier
schon Follikel, deren Krümmungen erheblich aus einer Krümmungs-
ebene heraustreten. Mit den übrigen schlichtwolligen Schafen haben die
“englischen kurzwolligen Schafe die geringe Einpflanzungstiefe der
Follikel gemein, nur vereinzelte’gröbere Haare ragen mit ihren Wurzeln
tiefer in die Haut hinein. Die dichte Lagerung der Bindegewebselemente
ist vor'allem im: Stratum papillare eine beträchtliche. Während die
Hautmuskulatur beim Oxford noch ganz kräftig entwickelt ist, tritt
sie beim Hampshire mehr zurück. Auch bezüglich der Haardicke
schließen sich die schwarzköpfigen englischen Fleischschafe den Marsch-
schafen an. Die Leithaarkurve liest vollkommen innerhalb der Kurve
für die Gesamthaare, jedoch steigt die Kurve im allgemeinen steiler an.
Die größere Haardicke unter den schwarzköpfigen Schafen hat das
Oxford, denn z. B. beim Querfurter Qxford 230/14 und dem Abben-
burger lag das Maximum bei 28,4, während wir dieses beim Hampshire
bei 16,8 und beim Shropshire bei 21,6 und 24 wermittelten. Die Haar-
diekenkurve, die verhältnismäßig am unregelmäßigsten ist, zeigt das
Querfurter Oxford 224, außerdem ist hier die Variationsbreite ziemlich
groß; möglicherweise hängt diese Ausbildung mit dem Alter zusammen.
Bezüglich der Haardichte steht das Hampshire mit 90 Haaren pro
qmm obenan. Beim Oxford sind wesentliche Unterschiede bei ver-
schiedenen Tieren vorhanden (3050), sodaß hier also deutlich der
Unterschied zwischen arm- und reichwolligen Tieren zu Tage tritt.
Bei diesen englischen Rassen läßt sich insofern eine Beziehung zwischen
Feinheit und Haardichte feststellen, als die feinwolligste Rasse und
zwar das Hampshire auch die größteHaardichte unddie größte Gruppen-
dichte pro qmm aufweist (10. Gruppen gegenüber 6 und 5).. Eine
&roße Fläche nehmen die Gruppen beim Abbenburger und Querfurter
" Oxford ein, während beim Hampshire die Haare dichter zusammen-
Si
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw, 227
gedrängt und die Gruppen kleiner sind.. Außerdem sind bei letzterem.
wenigstens die quer verlaufenden Hautnähte schwächer ausgeprägt.
In der Ausbildung der Drüsen und des subkutanen Bindegewebes
treten speziell beim Oxford wesentliche Unterschiede hervor, die wohl
auf verschiedenartige Kondition der Tiere zurückgeführt werden
können, In dem einen Fall sind, wie schon erwähnt, die Talgdrüsen
ebenso wie auch die Schweißdrüsen außerordentlich mächtig ent-
wickelt, und das stark ausgebildete subkutane Gewebe ist gut
differenziert. In dem übernächsten Jahr zeigten die Hautdrüsen und
das subkutane Bindegewebe eine ähnliche Ausbildung wie beim Quer-
furter Oxford. Beim letzteren ebenso wie bei Hampshire und Shrop-
shire knäuelt sich die Schweißdrüse in der Höhe der Haarzwiebeln
auf und reicht mit zahlreichen Drüsenschlingen noch unter diese
herunter, vor allem beim Querfurter Oxford 239/14.
In rassengeschichtlicher Beziehung gehören Hampshire und
Shropshire näher zusammen, insofern als beide auf Southdown-
kreuzungen zurückgehen, während verschiedene grobwollige Land-
schafe die Unterlage gebildet haben. Die Unterschiede in der Haar-
dichte beider Rassen sind in der Art zu deuten, daß wir in dem einen
Fall ein dichtwolliges Hampshire und in dem anderen ein loswolliges
Shropshire haben. Daß auch die von uns angegebene Haarfeinheit
nicht als unbedingt charakteristisch für beide Rassen ist, geht schon
daraus hervor, daß im allgemeinen das Shropshire als das feinwolligere
angesehen wird. Gegenüber den beiden erwähnten Rassen zeigt das
Oxford insofern Unterschiede, als die Gruppen bei letzterem ein größeres
Hautareal einnehmen und die Hautdicke etwas größer ist; vielleicht
entspricht den robusteren Formen des Oxford eine Abstammung von
robusteren Ahnen. Ferner ist jedoch zu berücksichtigen, daß zur
Kreuzung mit Landschafen nicht das sich durch besondere Haarfeinheit
und Haardichte auszeichnende Southdown, sondern ein Kreuzungs-
produkt desselben, nämlich das Hampshire benutzt wurde, sodaß
infolgedessen bezüglich der Haut und Haarbeschaffenheit die Eigen-
schaften des Southdown weniger hervortreten. Die Zusammengehörig-
keit des Oxford und Butjadinger bezüglich der Einkreuzung von Cots-
woldblut tritt in der verhältnismäßig geringen Zahl von großen Gruppen
pro Flächeneinheit bei verhältnismäßig großer Haarzahl hervor.
Die Vermittlung zwischen den erwähnten schlichtwolligen Land-
schafen und den Merinos geben sowohl bezüglich des Hautbildes wie
der Rassenentstehung das Frankenschaf und das Württemberger ver-
edelte Landschaf. Es kommt hierin die Einkreuzung von Merinoblut
zum Ausdruck. Die Annäherung des Hautbildes an das des Merinos
erfolgt in umso stärkerem Maße, je mehr Merinoblut zugeführt worden
ist. Am weitesten entfernt vem Merino und den übrigen schlicht-
wolligen Schafen genähert steht das Frankenschaf. Dementsprechend
ist die Variationsbreite der Haardicke noch verhältnismäßig groß und
das Maximum der Haardickenkurve liegt bei 31,2 #. Die Leithaare
unterscheiden sich bezüglich ihrer Dicke nicht mehr von den Gruppen-
‚haaren. ‘Mehr als bei den bisher betrachteten Formen tritt hier die
15* 6. Heft
298 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
. Konvergenz der Follikel nach .der Oberfläche hervor, und die Zahl der
Binder, die nunmehr in den verschiedensten Hautschichten verlaufen,
ist erhöht. Durch die genannten Verhältnisse wird das Hautschnittbild
nahe der Oberfläche wıe auch in der Tiefe sehr unregelmäßig, wenn auch
auf Tälgdrüsenhöhe die Reihenanordnung im allgemeinen noch gut zu
erkennen ist und die Gruppen scharf getrennt sind. Zuweilen können
jedoch die Gruppen schon mehr oder weniger zusammenfließen. Durch
aie Konvergenz wird die Bildung gemeinsamer Follikel begünstigt.
Die Hautdrüsen, vor allem die Talgdrüsen, sind gut entwickelt; die
Schweißdrüsen knäueln sich unterhalb der Haarpapillen auf, haben aber
'nur ein verhältnismäßig geringes Lumen. Bezüglich der Haardichte
und Zahl der Gruppen pro qmm unterscheiden sich die Frankenschafe
nicht von den übrigen schlichtwolligen Schafen. '
Bei dem Württemberger veredelten Landschaf variiert die Aus-
bildung von Haut und Haar beträchtlich. Bei 497 war unter den von
uns untersuchten Württembergern die Annäherung an das Merino am
größten. Dieses kommt sowohl in der Haärdickenkurve zum Ausdruck
wie auch in dem Hautbild. Die Kurve steigt steil an und hat ein Maxi-
mum bei 14,4, die Variationsbreite schwankt zwischen 9,6 und 24.
Von allen von uns untersuchten Württemberger Landschafen hat 497
die dünnste Haut. Die Follikel sind außerordentlich stark gekrümmt
und gewunden und konvergieren nach aer Hautoberfläche derart,
daß sehr häufig verzweigte Follikel gebildet werden. In dem Haut-
parallelschnitt finden wir überall zahlreiche Binder. Durch diese sowie
durch die dichte Lagerung der Haare tritt die charakteristische An-
ordnung, wie wir sie bei Misch- und den übrigen Schlichtwolligen
fanden, nicht mehr deutlich in Erscheinung. Benachbarte Gruppen
stoßen häufig aneinander, sodaß anscheinend größere Gruppen ent-
stehen. Auch bezüglich der Haardichte ist keinerlei Unterschied gegen-
über den Merinos mehr festzustellen; sie erreicht fast das bei diesen
festgestellte Maximum. Auch die Zahl der Gruppen pro qmm ist
hoch, und jede Gruppe weist eine große Anzahl von Haaren auf, wie
dieses ja auch für das Merino charakteristisch ist. Die Schweißarüsen
knäueln sich erst unterhalb der Haarzwiebeln auf.
Ein gewisses Extrem unter den von uns untersuchten Württem-
berger Landschafen stellt 417 dar. Hier ist die Haut in Annäherung
an das Frankenschaf dicker, und die zum Teil gerade verlaufenden
Follikel reichen tiefer in die Haut hinein. Die Talgdrüsen sind hier
größer; die Schweißdrüsen, die sich zwar auch unter aie Haarzwiebeln
erstrecken, sind.jedoch nicht sehr stark geknäuelt. Die Haardicke
schwankt innerhalb verhältnismäßig weiter Grenzen von 14,4 bis 45,6.
Auch der Verlauf der Haardickenkurve deutet auf eine geringere Aus-
geglichenheit; das Maximum liegt bei 21,6. Bezüglich der Haardichte
nähert sich das Schaf mehr dem für das untere Ende bei den Merinos
ermittelten Werten (72), allerdings hat das Schaf hierin unter den
Württembergern nicht den niedrigsten Wert, sondern wird von 459
-mit 60 Haaren pro qmm noch übertroffen. Bei letzterem schwankt
die Haardicke zwischen 12 und 43,2, das Maximum liegt bei 21,6 u.
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 229
Trotz der gleichen Differenz des größten und kleinsten Wertes der
Haardicke deutet der Verlauf der Kurve auf größere Ausgeglichenheit,
weil sie einen steileren Anstieg und Abfall aufweist und zwischen 36
und 48 Micra nur noch vereinzelte Haare gemessen sind. Bezüglich der
Hautdicke steht das Schaf in der Mitte zwischen den oben genannten,
die Zahl der Binder ist hier groß, und auch die gruppenweise Kon-
vergenz tritt stark hervor. Die Reihenanordnung ist noch verhältnis-
mäßig gut zu erkennen. ’
Die Verschiedenartigkeit in der Hautstruktur der Württem-
bergischen veredelten Landschafe findet eine Parallele in der Rassen-
geschichte insofern, als auch hier keine Einheiölichkeit erzielt ist, was
man schon äußerlich in der Sonderung der Tiere in zwei Gruppen in
Rauh- und Feinbastard zum Ausdruck bringen wollte. Diese Ver-
schiedenartigkeit ist einmal darauf zurückzuführen, daß das zur Kreu-
zung benutzte Material, nämlich die Frankenschafe, ebenso wıe auch
die Merinos ziemlich variieren, ferner aber auf den verschiedenen An-
teil der veredelten Landrasse an Merinoblut. Außerdem können aber
gewisse äußere Faktoren, wie Klima, Haltung und Fütterung modi-
fizierend gewirkt haben, zumal diese Verhältnisse in ihrem Heimat-
land sehr verschiedenartige sind. Bemerkenswert sind die Unter-
schiede zwischen 417 und 459, die beide aus derselben Zucht stammen.
Die größte Unregelmäßigkeit in der Haardickenkurve finden wir
bei dem Lamm von 494. Es ist dieses eine Beobachtung, die wir be-
sonders bei Haardickenkurven für feinwollige Lämmer machen konnten.
Hier war die Variationsbreite gegenüper den übrigen von uns unter-
suchten Württembergern, ganz besonders aber gegen seine Mutter
verbreitert (4,8—33,6). In dem unregelmößigen Verlauf der Lamm-
kurven kommen vielleicht phylogenetische Beziehungen zu primitiveren
Stammformen zum Ausdruck.
Noch größere Unterschiede in der Ausbildung der Hautstrukturen
als beim Württemberger veredelten Landschaf konnten wir beim Merino
ermitteln. Es finden sich solche, welche bezüglich Reihenanordnung
und Gruppenausbildung die charakteristischen Verhältnisse zeigen,
wie wir sıe bei den übrigen Schafrassen festgestellt haben und auf der
anderen. Seite solche, bei denen sich die ursprüngliche Hautarchitektur
nur mit Mühe nachweisen läßt. Zu den ersteren Fällen gehören die
Merinotuchwollschafe 441 und 443, ferner auch die Bauchproben von
Merinofleischschaf 449 und 458. Unregelmäßiger war die Struktur
schon bei der Blattprobe 449 und die kompliziertesten Verhältnisse
finden wir bei dem Merinostoffwollschaf und Merinotuchwollschaf 441.
Während bei den ersteren die einzelnen Gruppen noch stark hervor-
treten und durch schmale Hautnähte deutlich von einander getrennt
sind, fließen sie bei den übrigen ineinander, sodaß man sie nicht mehr
isolieren kann. Den dichtesten Haarstand hat ein Merinotuchwoll-
schaf mit 115 Haaren pro qmm, dann folgt Merinofleischschaf Stroh-
walde (Blatt) mit 113, Merinotuchwollschaf 443 (Blatt) mit 110, Merino-
tuchwollschaf 445 (Blatt) mit 103 und Merinotuchwollschaf Bellschwitz
mit 62. Hier beim Merino tritt also der Unterschied zwischen dicht-
6. Heft
230 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
und loswolligen Tieren besonders markant hervor. Im allgemeinen
entspricht einer größeren Haardichte eine komplizieıtere Haut-
struktur, jedoch gilt diese Beziehung nicht ausnahmslos, da z. B. beim
Merino 443 mit-der einfachsten Hautarchitektur die Haardichte keines-
wegs den geringsten Wert repräsentiert. Als typisch für das Merino
ist die nunmehr ins Extrem gesteigerte starke Konvergenz der Haar-
follikel gegen die Hautoberfläche zu und die große Zahl der Binder
anzusehen. Hand in Hand mit der Konvergenz geht die Bildung ge-
meinsamer Fullikel, in denen eire greße Anzahl von Haaren anzutreffen
ıst. Das Vorhandensein von gemeinsamen Endfollikeln kann nicht
in dem Maße lediglich für das Merino als charakteristisch argesehen
werden, wie es von früheren Autoren geschehen ist, da sich diese auch
schon bei den schlichtwolligen Landschafen, insbesordere bei dem
Frankenschaf, aber auch zuweilen bei den mischwolligen und, wenn
auch selten, sogar bei den Gruppenhaaren der Haarschafe finden. Nur
in der großen Zahl der gemeinsamen Follikel und in der großen Anzahl
der in diesen anzutreffenden Haare zeichnen sich die Merinos vor den
übrigen Rassen aus. In der Häufigkeit der Ausbildung gemeinsamer
Follikel finden sich jedoch Unterschiede. Bei 441 war vie Zahl der-
selben besonders groß, es folgt dann Merino 442, 449 und 445, während
sie nei 443 geringer ist.
Bei einem Vergleich der Gruppenbildung in der Haut zeigt sich
eine gewisse Übereinstimmung insofern, als der komplizieiteren
Gruppenbildung auch die häufigere Ausbildung gemeinsamer Follikel
und die größere Zahl der in diesen au tretenden Haare entspricht.
Eine ähnliche Beziehung besteht auch zwischen Gruppenausbildung
und Follikelverlauf. Beim Merino 44j, welches, wie oben angegeben,
dıe komplizierteste Struktur hat, finden wir eine ins Extrem gesteigeite
Konvergenz gegen die Hautoberfläche zu, bei stark spiraligem Verlauf
der Follikel und ferner eine Häufung ven Bindern. Das Extrem stellen
die noch wenig stark gewundenen Follikel von einem Merinofleisch-
schaf und der Bauchprobe von 458 dar, bei welch letzterem allerdings
die Verhältnisse auch pathologisch bedingt sein könren. An diese
schließt sich bezüglich der Follikelgestalt 442 an. Das eıwähnte Ver-
hältnisist jedoch nicht vollkommen ausnahmslos, da wir bei dem Merir.o-
tuchwollschaf 443 eine starke Konvergenz und spiralige Follikelge-
staltung finden, obgleich hier bezüglich der Gruppenausbildung die ein-
fachsten Verhältnisse vorliegen. Etwas abweichend von den sonstigen
Befunden i.t die Ausbildung der Fellikel beim Merirofleischschaf 449
(Bauch), wo, wie wir schon oben ausgeführt, die Follikel eine säbel-
förmige Krümmung aufweisen und besonders in ihrem proximalen
Teil annöhrend parallel verlaufen. Bei dem Merinetuchwollschaf 441
finden wir die größte Haarfeinheit, die geringste Variationsbreite
der Haardicke und einen sehr regelmäßigen Verlauf der Kınve. In der
Haarfeinheit wird es von 458 (Bauch) übeıtroffen, bei dem jedoch wahr-
scheinlich pathologische Verhältnisse als wirksame Ursache anzunehmen
sind. Die extremsten Verhältnisse zeigt 442, da hier die Variatiorsbreite
am größten ist, und der Kurvenverlauf auf eine geringere Ausgeglichen-
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw. 231
heit deutet. Ferner ist von den untersuchten Proben das Haar von 442
am grobsten. Im ganzen Kurvenverlauf schließt sich aas Merino-
tuchwollschaf 443 an letzteres an, insofern auch hier die beträchtliche
Variationsbreite auf eine größere Unausgeglichenheit deutet, während
jedoch die Wolle entsprechend ihrem Maximum bei 14,4 u eine größere
Haa feinheit aufweist. Wir konnten feststellen, daß bei dem Meıir.o 441
vereinigt war: große Haardichte, große Haarfeinheit und Aus geglichen-
heit, starke Konvergenz der Follikel gegen die Oberfläche bei staı ker
spiraliger Drehung derselben, während bei 442 der Haarstand am
dünnsten, der Kurvenverlauf bei großer Variationsbreite am unregel-
mäßigsten und das Haar unter den von uns untersuchten Meriros am
dieksten war. Die Follikel selbst hatten einen wesentlich geraderen
Verlauf als bei 441. Während w'r bei 441 eine außerordentlich unregel-
mäßige und unübersich‘liche Gruppenausbildurg eıkennen, tritt beı
442 die Gruppenausbildung deutlich in Erscheinurg. Man kann hier
also zwischen Gruppenausbildung und den übrigen genannten Merk-
malen gewisse Parallelen vermuten, die jedoch nicht ausnahmslos sind,
wie 443 zeigt. Bei diesen finden wir bei sehr regelmäßiger Gruppen-
anordnung den zweitdichtesten Haarstand, eire starke Konvergenz
und spiraligen Verlauf der Follikel. Die Haardickenkurve deutet auf
eine veträchtliche Unausgeglichenheit eines verhältnismäßig sehr feinen
Haares.
Die dünnste Haut finden wir, wenn wir 458 (Bauch) als patho-
logisch ausschließen, bei 441. Es schließt sich daran das eine Merino-
fleischschaf und das Merinostoffwollschaf; am dieksten ist sie beim
Merinotuchwollschaf 442. Bezüglich der Hautdicxe ist also eine weit-
gehende Verschiedenheit festzustellen. Diejenigen Merinos, welche
die unregelmäßigste Anordnung der Haare in der Haut und die am
stärksten gewundenen Follikel haben, zeichnen sich durch geringere
Hautdicke aus; jedoch besteht auch dıese Beziehung nicht absolut.
Insbesondere kann die Kondition der Tiere verändernd auf die Aus-
bildung der Haut wirken. Die Beziehung zwischen Hautdicke und
Feinheit des Haares scheint ferner nicht in dem Maße vorhanden zu
sein, wiesie frühere Autoren angenommen haben, da vor allen die Haut-
dicke durch andere Faktoren mitbeeinflußt wird.
Wieoben ausgeführt, kommen dem Merino meist stark geschlängelte
bezw. geknäuelte Schweißdrüsen zu. Bei Merino 443, das sich durch
außerordentlich dünne Haut, sehr feines Haar und unregelmäßigste
Anordnung desselben auszeichnet, sind die Drüsen keineswegs besonders
stark entwickelt. Die im allgemeinen gut differenzierten Schweiß-
drüsen sind am größten beim Merinofleischschaf 449 (Bauch), dann
folgen etwa 442, 443 und 445; bei 441 und der Bauchprobe von 458
sind sie verhältnismäßig am schwächsten ausgebildet. Bezüglich der
Hautdrüsen ist also festzustellen, daß diese am geringsten bei den
Tieren ausgebildet sind, diein bezug auf Hautdicke, Gruppenausbildung
usw. die extremsten Verhältnisse zeigen. hl
Die Hautmuskulatur ist, wie oben dargelegt, bei dem Merino
nur schwach ausgebildet, am stärksten noch bei dem Merino 449 (Bauch),
6. Heft
232 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
während sie bei den anderen sehr stark zurücktritt und bei 441 be-
sonders stark reduziert ist.
Überblickt man die Ausbildung der Haut:trukturen bei den ver-
schiedenen von uns untersuchten Typen der Merinoschafe, so ist zu-
nächst eine große Variabilität aller Merkmale festzustellen. Diese
Unterschiede werden bedingt durch Rasse, Konstitution, Alter und
Ernährung. In der außerordentlichen Vielgestaltigkeit kommen auch
die oben geschilderten rassegeschichtlichen Beziehungen zum Ausdruck,
konnten wir doch nachweisen, wie mannigfaltig die Typen sind, ent-
sprechend ihrer Abstammung, dem Zuchtziel und der Haltung. Die
komplizierteste Ausbildung der Haut finden wir beim Merinotuchwoll-
schaf 441. Es handelt sich hier um ein Merino im Negrettityp, das
nach Völtz, welcher es unter Nr. 3 beschreibt, als überbildet anzu-
sehen ist. In dem Hautbild finden wir gewisse Anklänge an dasjenige
vom Bauch des Merino 458, welches als pathologisch anzusprechen
ist, sowie an die senile Haut eines alten Mannes (Neumann) und zwar
finden wir die Übereinstimmung besonders in der geringen Hautdicke
und bei dem Negrettischaf auch in der staxken Follikelkrümmung
in Übereinstimmung mit 441. Man hat also Grund zu der Annahme,
daß also auch in der Hautstruktur von 441 die Überbildung zum Aus-
druck kommt. Schon Bohm hat angegeben, daß ein überbildetes Tier
einer Schafrasse eine um das vielfache dünnere Haut habe als ein Tier
der gleichen Rasse, gleichen Alters und Geschlechtes, welches dıese
Konstitution nicht zeigt. Eine Fältelung der Haut und starke Ab-
schilferung der Hornschuppen, wie sie sich beim senilen Menschen und
beim Negretti fand, konnten wir allerdings nur bei Merino 458 fest-
stellen.
Auch das aus derselben Herde stammende Merinotuchwollschaf 443
wurde von Völtz als überbildet angesprochen. Dem entsprach jedoch
nicht die Hautstruktur, insofern als hier die Gruppen noch deutlich,
wöhrend die Talgdrüsen noch gut entwickelt, die Schweißdrüsen stark
ausgebildet sind, und die Haut noch ziemlich dick und die Variations-
breite für die Haardicke eine ziemlich große ist. Nur in dem unregel-
mäßigen Verlauf der Follikel innerhalb der Haut konnte, wenn man
überhaupt von Überbildung sprechen will, ein Anzeichen für diese ge-
sehen werden. — Die Überbildung ist geradezu als rassecharakteristisch
für bestimmte Merinozuchten anzusehen. Speziell bei dem Merino-
tuchwollschaf von Kreitzig trat die Überbildung besonders stark
hervor, möglicherweise spielt hier jedoch auch das hohe Alter der Tiere
mit. — Ebenso wie die beiden bisher erwähnten Tuchwollschafe von
Kreitzig rechnet Völtz das Bellschwitzer Merinotuchwollschaf 442,
von ihm unter der Nummer 1 beschrieben, zu den leichten kleinen, rein
auf feinste Wolle gezüchteten Schafen mit sehr geringer Brust und
Kruppenbreite in Elektoraltyp. Schon aus seinen Messungen geht
hervor, daß die drei erwähnten Tuchwollschafe wesentlich verschieden
sind. Es besteht auch keineswegs eine Übereinstimmung in der Haut-
struktur, wie wir oben gezeigt haben. — Außer der Konstitution spielt
auch die Abstammung für die Ausgestaltung der Hautstruktuien eine
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw, 233°
Rolle; jedoch wäre zur definitiven Klärung dieser Frage eine weitere
Untersuchung kei genauem Abstammungsnachweis eıforderlich. Wir
hatten schon bei den beiden Vertretern der Kreitziger Merinotuchwoll-
schafe verschiedenartige Hautarchitektur feststellen könren und auch
im Vergleich zu der aes Merinostoffwollschafes und des Merinofleisch-
schafes 459 Strohwalde zeigen sich gewisse Unterschiede, die man wohl
auf verschiedenartige Abstammung und Zuchtziele zurückführen kann.
Insbesondere in der Anordnung der Haare in der Haut kann man beim
Merino gewisse einfachere und kompliziertere Formen unterscheiden.
Als die einfacheren Formen hat man die anzusehen, bei welchen eine
ziemlich dicke Haut mit relativ dünnem Haarstand, verhältnismäßig
geraden Follikeln, wenig Bindern und scharfer Gruppenanordnung
sowie noch gut entwickelten Muskeln, großen Talgdrüsen und wenig
differenzierten Schweißdrüsen vorliegt, bei großer Variationsbreite
der Dicke der Haare. Als den entgegengesetzten Typ hat man den auf-
zufassen, bei welchem die geringste Hautdicke die größte Haarfeinheit
und Ausgeglichenheit, diekomplizieiteste Follikelgestaltung, große Zahl
von Bindern, undeutliche Gruppenanordnung, reduzierte Muskulatur,
geringe Ausbildung der Talgdrüsen und starke Kräuelung der Schweiß-
drüsen vorliegt. Je nach der Abstammung können die verschiedenen
Vertreter der Merinos in der Ausbildung der Merkmale variieren und
es kann eine Vielgestaltigkeit entstehen, wie sie schon aus unserem
Material ersichtlich ist. Daß daneben jedoch auf die Ausgestaltung
der Hautdrüsen wie auf die Dicke der Haut äußere Einflüsse gestaltend
wirken, haben wir verschiedentlich nachweisen können.
Aus unseren Untersuchungen geht hervor, daß kaum ein Merkmal
von Haut und Haar für sich allein absolut rassecharakteristisch ist,
daß dagegen die Rasse auf Grund einer Reihe von Merkmalen sich bis
zu einem gewissen Grade umreißen läßt, daß Beziehungen zu anderen
Rassen festgestellt werden können und gewisse Rassen näher zusammen-
gehören, diesich dann zu Gruppen zusammenfassen lassen. Beiletzteren
läßt sich eine vollkommen scharfe Umgrenzung der bestimmten Rasse
auf Grund der Hautstruktur nicht mehr geben.
Die Hauthistologie gibt uns gewisse Hinweise auf die Rassen-
zusammengehörigkeit, Konstitution und derzeitigen physiologischen
Zustand der Tiere; sie ist als ein wertvolles Hilfsmittel der Rassen-
analyse zu betrachten.
Am Schlusse unserer Ausführungen sei uns gestattet, dem Schrift-
leiter dieser Zeitschrift, Heırn Embrik Strand für die Aufnahme
und dem Verlag für die opferwillige Herausgabe der Arbeit, die eine
erweiterte Bearbeitung einer mit dem Pareypreis ausgezeichneten
Preisschrift darstellt, zu danken. Es ist in der heutigen Zeit dies
um so. höher zu bewerten, da die Veröffentlichung einer so umfang-
reichen Abhandlung mit zahlreichen Abbildungen auf fast unüber-
windliche Schwierigkeiten stößt. Dank gebührt auch dem Vorstande
des norddeutschen Schäferverbandes für die bereitwillig gewährte
finanzielle Unterstützung.
6.lleft
934 DE/Spöttet und Dr. Tänzer:
Insbesondere sind wir Herrn Prof. Dr. Frölich für sein weit-
sehendes Entgegenkommen bei Überlassung des Materials zu vor-
liegender Arbeit und für sein dauerndes Interesse an der Durchführung
der Untersuchungen zu größtem Dank verpflichtet. Wir gestatten
uns daher, Herrn Prof. Dr. Frölich die Arbeit ergebenst zu widmen.
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Vergleichende Untersuchungen über die Haut des Menschen und der
Haussäugetiere, ‚besonders ın bezug auf die Absonderungsorgane des
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über die hornigen Gebilde des Menschen und der Haussäugetiere.
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Haussäugetiere. Berlin 1844. — Derselbe. Handbuch der ver-
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sinnesorgane, Federn und Haaranlagen, deren gegenseitige Beziehung.
Ein Beitrag zur Phylogenie der Säugetierhaare. Morphol. Jahrb. 1892.
Bd. 18. — Derselbe. Die Epidermis und ihre Abkömmlinge. Leipzig
1895 und Denkschrift med. nat. Gesellsch. Jena. Festschr. für Häckel.
1) Für die liebenswürdige Überlassung an einen von uns (Tänzer) gebührt
den Erben (Frau Oberamtmann Gremse und Frau Dr. Rasch) herzlichster Dank.
6. Heft
238 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
1904. — May, 6. Das Schaf. Breslau 1868. — Derselbe. Die Wolle,
Rassen usw. des Schafes. 1868; — de Meijere, J. €. H. Ist die Gruppen-
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von der Ableitung des Haares von Hautsinnesorganen der Veıtebraten.
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tiere, besonders über ihre Anordnung. Morphol. Jahrbücher 1894,
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Zucht des Butjadinger Marschschafes. Zeitschr. f. Schafzucht 1921. —
Tänzer u. Spöttel. Das Zackelschaf, unter Berücksichtigung der Zuchten
des landw. Institutes der Universität Halle. Vorl. Mit5. Tierzüchter
1921. Jahrg. 2. — Dieselben. Zeitschr. für induktive Abstammungs-
und Vererbungslehre, Bd. 28.: 1922. — Telschew, U. Grundriß der
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6, Meft
240 Dr. Spöttel und Dr. Tänzer:
Zoolog. Jahrb. 1912, Bd. 33. — Derselbe. Über Hautzeichnung bei
dicht behaarten Säugetieren, insbesondere bei Pıimaten. Zoolog.
Jahrb., Abt. Systematik, Bd. 33. — Der: elbe. Über eine beachtens-
werte Haarsorte und über das Haarformsystem der Säugetiere. Ann.
naturhist. Hofmuseum Wien 1907/08, Bd.22 u: 1910, Bd.24. —
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menschlichen Oberhaut und ihrer Anhangsgebilde Archiv f. mikroskop.
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der Haut. In: Ziemßen’s Handbuch oer speziellen Pathologie und
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Milchschaf. Leipzig 1901. Alverdes, F. Rassen- und Artbildung.
Berlin 1921.
Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen nsw. 341
.
Figurenerklärung.
äu.W. = äußere Wurzelscheide. p- = Papille
b. = Binder p- 2. = Papillenanlage
e. — Blutgefäße und Capillaren r.h.1. = Rudimentäres Leithaar
eo. = Corium r.g.h. = Rudimentäres Gruppenhaar
e. = Epidermis sc. B. = Subeutanes Bindegewebe
g. f. = Gemeinsamer Follikel s. dr. = Schweißdrüse
gl. = Glashaut s.dr.a. = Schweißdrüsenausmündung
gr. = Gruppe str. &. — Stratum adiposum
gr.h. = Gruppenhaar str. p. = Stratum papillare
gr.h.a. = Gruppenhaaranlage str.r. = Stratum reticulare
l.h. = Leithaar S. R. = Sekretraum
l.h.n. = Längshautnähte t. dr. = Talgdrüse
m. = Muskel t.dr.a. = Talgdrüsenanlage
ma. = Markkanal v. f. = Verwachsener Follikel
Sämtliche Abbildungen sind mit Hilfe des Abbeschen Zeichenapparates her-
gestellt. Die Abbildungen sind also nicht schematisch, deshalb sind nicht immer
gerade die Verhältnisse dargestellt, die für das betreffende Individuum typisch
sind.
Tafelfiguren.
Tafel 1.
Fig. 1. Epidermis vom Mufflon (Hautsenkrechtschnitt; Blatt).
Fig. 2. Epidermis vom Pommerschen Landschaf (Hautsenkrechtschnitt; Blatt).
Fig. 3. Hautsenkrechtschnitt vom Mufflon (Blatt).
Fig.-4. Hautsenkrechtschnitt vom Somali- Schaf während des Haarwechsels
(Blatt).
Tafel II.
Fig. 5. Hautsenkrechtschnitt von der Heidschnucke 1 (Blatt).
Tafel III.
Fig. 6. Hautsenkrechtschnitt vom Karakul-Schaf 256/14 (Schenkelinnenseite).
Fig. 7. Schräger Follikelanschnitt eines Leithaares vom Bentheimer Land.
schaf 476 (Schwanzwurzel).
Tafel IV.
Fig. 8. Hautsenkrechtschnitt vom Leine-Schaf 491 (Blatt).
Fig. 9. Hautsenkrechtschnitt vom Oxfordshiredownschaf von Abbenburg
1922, Blatt).
Tafel V.
Fig. 10. Hautsenkrechtschnitt vom Rhön-Schaf 26/11 (Blatt).
Tafel VL
Fıg.11. Hautsenkrechtschnitt vom Oxfordshiredownschaf von Abbenburg (1920,
Blatt).
Fig. 12. Hautsenkrechtschnitt vom Mefinofleischschaf 449 (Blatt): 3 Haargruppen.
"Archiv für > ia
1923. A. 6. 16 6.Heft
242
Fig.
Fig.
Fig.
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Fig.
Fig.
Fig,
Fig.
Fig.
Fıg.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig
Fig.
Fig
Fig.
12:
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21:
ad
22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
Dr. Spöttel und Dr. Tänzer.
Tafel VII.
Hautsenkrechtschnitt vom Merinotuchwollschaf 441 (Blatt).
Hautflächenschnitt vom Blatt eines Merinofoetus (Scheitel-Steißlänge
23 cm).
Haardickenkurve vom ostfrissischer Milchschaf 425 (Blatt): — — —
Leithaare.
Tafel VIII.
Hautflächenschnitt vom Mufflon (Blatt).
Zweites Stadium der Haarbildung (*) vom Blatt eines Merinofoetus
(Scheitel-Steißlänge 9,6 cm).
Hautflächenschnitt von der Heidschnucke 1 (Blatt).
Tatel IX.
Hautflächenschnitt vom Wilstermarschchaf (Schwanzwurze!).
Tafel X.
Hautflächenschnitt vom Merinotuchwollschaf 441 (Blatt).
Hautflächenschnitt vom Merinotuchwollschaf 443 (Blatt): a.in der Höhe
der Talgdrüsen; b in der Höhe der Haarpapillen.
Haardickenkurve vom Merinotuchwollschat 443 (Blatt), = — — —
Leithaare.
Tafel XI.
Erste Haaranlage (*) von einem Merinofoetus (Scheitel-Steißlänge
8,5 em): Blatt, senkrecht zur Oberfläche.
Papillenanlage; Rücken eines Merinofoetus von 10 cm Scheitel-Steiblänge.
Papillen und Haardifferenzierung; bei * Haarkegelspitze;. Rücken
eines Merinofoetus von 23 cm Scheitelsteißlänge.
Tafel XI.
Hautsenkrechtschnitt eines fast ausgetragenen 'Merinofoetus (Rücken).
Leithaaranlage (Hautflächenschnitt von der Keule eines Merinofoetus
von 10 cm Scheitel-Steißlänge).
Hautflächenschnitt eines älteren englischen Fleischschafembryos;
Gruppenhaaranlagen.
Krolls Buchdruckerei, Berlin 8.
-
.
Tafel I—IlL
Archiv fiir Natnrgeschiehte, 89. Jahrg., 1923, Abt. A, Heft 6
a
Dr. Spöttel und Dr. Tänzer: Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw.
Archiv für Naturgeschichte, 89. Jahrg, 1923, Abt. A, Heft 6 Tafel IV— VI
10
Dr. Spöttel und Dr, Tänzer: Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw.
ee ee mer
u m U A
analytisch
Tafel VII-IX
Archiv für Naturgeschichte, 89. Jahrg, 1923, Abt. A, Heft 6
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Dr. Spöttel und Dr. Tänzer: Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw.
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Tafel X—XI
Archiv für Naturgeschichte, 89. Jahrg., 1923, Abt. A, Heft 6 ;
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ss
95
Dr, Spöttel und Dr. Tänzer: Rassenanalytische Untersuchungen au Schafen usw.
Archiv für Naturgeschiebte, 89. Jahrg., 1923, Abt. A, Heft 6 Tafel XII
28
Dr. Spöttel und Dr. Tänzer: Rassenanalytische Untersuchungen an Schafen usw.
ARCHIV
NATURGESCHICHTE
GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN,
FORTGESETZT VON
W.F. ERICHSON, F.H. TROSCHEL,
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF,
W. WELTNER UND E. STRAND
0
NEUNUNDACHTZIGSTER JAHRGANG.
1923
Abteilung A
7. Heft
HERAUSGEGEBEN
VON
EMBRIK STRAND
NICOLAISCHE
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R.STRICKER
Berlin
Inhaltsverzeichnis.
Stresemann. Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des
Sepik. Ein Beitrag zur Kenntnis der Vogelwelt Nenguineas
[Forts. im Heft 1923 A.8!]..
BRamme. Vorarbeiten zu einer Monographie des Blattidengenus Eetobius
Steph. (Mit 2 Tafeln) . .
Ramme. Orthopterologische Ergebnisse meiner Reise nach Oberitalien und
Südtirol 1921. (Mit 3 Tafeln) .
Schreitmüller. Betrachtungen über die „Ondatra* oder Bisamratte
(= Fiber zibethicus Cuv.) .
Obenberger. Berichtigung zu einer Arbeit über Buprestiden .
Strand. Rezensionen.
Seite
m a We
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im
Stromgebiet des Sepik.
Ein Beitrag zur Kenntnis der Vogelwelt Neuguineas.
Von
Dr. Erwin Stresemann.
Kurz vor Ausbruch des Krieges traf im Zoologischen Museum
Berlin eine der bedeutendsten Vogelsendungen ein, die dieses Institut
im Laufe eines Jahrhunderts erreicht haben; Die Ausbeute der
„Deutschen Kaiserin-Augustafluß-Expedition 1912—13“. Die Be-
arbeitung des gewaltigen Materials konnte während der Kriegsjahre
nur langsam gefördert werden. Nach der Übernahme der ornitho-
logischen Abteilung des Museums (1921) entschloß ich mich, es nicht
bei der Darstellung der aus dieser Sammlung gewonnenen wissen-
schaftlichen Ergebnisse bewenden zu lassen, sondern damit eine mög‘
lichst kurz gehaltene Zusammenfassung der Kenntnisse zu verbinden,
die wir gegenwärtig von der Vogelwelt Deutsch-Neuguineas besitzen.
So entstand diese Arbeit, bei der ich mein Augenmerk (unter möglichster
Einschränkung des rein Beschreibenden) in erster Linie den Problemen
der geographischen Verbreitung zugewendet habe.
Von allen Leitern deutscher und auslänaischer Museen, in deren
Besitz ich Vögel aus Deutsch-Neuguinea wußte, habe ich das größte
Entgegenkommen gefunden. Für die Zusendung teilweise sehr umfang-
reichen Materials schulde ich in erster Linie Dank den Herren Prof.
Dr. Auerbach (Karlsruhe), Dr. L. F. de Beaufort (Amsterdam),
Prof. C. E. Hellmayr (München), Prof. Dr. Jacobi (Dresden),
H. Jaequet (Frankfurt a. M.), Dr. K. Kertesz (Budapest) und
Prof. Dr. Pax (Breslau). Der beste Kenner der papuanischen Ornis,
mein hochverehrter Freund Dr. E. Hartert (Tring), hat mir in vielen
Fällen seinen Rat und seine Hilfe angedeihen lassen. Die Herren
Dr. A. Laubmann und Prof. OÖ. Neumann waren so freundlich,
mir ihre wichtigen Aufzeichnungen über Neuguineavögel zur
Benutzung zu überlassen. Mit Dankbarkeit gedenke ich endlich auch
der Unterstützung, die mir der Geograph der Expedition, Herr Prof.
Dr. W. Behrmann, bei der Beschaffung der einschlägigen landes-
kundlichen Literatur gewährt hat.
Die Zahl der aus Deutsch-Neuguines stammenden Vogelbälge,
die ich zu untersuchen Gelegenheit fand, dürfte 5000 übersteigen.
Davon entfallen über 3100 auf die Sammlung des Zoologen der Sepik-
Expedition, Dr. Bürgers.
Archiv für Naturgeschichte.
1923. 17 1 7. Heft
Dr. Erwin Stresemann:
IND
Zur ornithologischen Erforschung Deutsch-Neuguineas,
Im Jahre 1878 werden zum ersten Mal Vögel aus dem später an
Deutschland gefallenen Teil Neuguineas in der Literatur erwähnt, und
zwar von Salvadori (18), der eine kleine, von den Jägern des Paradies-
vogelhändlers Bruijn (in Ternate) auf der Insel Tarawai (= Beıtrand-
insel) angelegte Kollektion bearbeitete; eine andere Sammlung von
dort gelangte zur gleichen Zeit ins Pariser Museum. Anfang der 80er
Jahre sammelte der Franzose Leon Laglaize einige Vögel bei Kavu
(gegenüber der Bertrandinsel). Ein Teil wurde vom Pariser Museum
angekauft und von E. Oustalet bearbeitet (Annales des sciences
naturelles [6] XIX, 1885), ein anderer fand seinen Weg ins Dresdner
Museum. Nach A. B. Meyer (8) war damit die Zahl der Vogelarten,
die aus der jungen deutschen Kolonie bekannt geworden waren, auf
40 gestiegen. Als neu erwies sich u. a. ein Papagei, Oyclopsittacus
edwardsi Oust.
Fritz Grabowsky, der am 21. Dezember 1885 die Station
„Samoahafen“ gründete, sammelte 1886—87 eine ganze Anzahl Vögel
vorwiegend auf der kleinen Insel Tschirimotsch im Hatzfeldhafen.
Sie befinden sich jetzt im Berliner Museum.
An der im Jahr 1887 unternommenen Erkundungsfahrt der
„Samoa“, welche den Sepik weit aufwärts fuhr, beteiligte sich der als
Paradiesvogeljäger und Entdecker vieler auffälliger Vogelarten be-
kannte Reisende Karl Hunstein. ‘Er hat bei dieser Gelegenheit
nur wenige, ans Berliner Museum gelangte Vögel sesammelt, darunter
die Typen des Üyclopsittacus nigrifrons Rehw.
Ein anderer namhafter Naturaliensammler, der lange Zeit auf
den Carolinen ansässig gewesene Johann Kubary, sammelte 1887
und 1888 für das Dresdener Museum Vögel bei Konstantinhafen
(Meyer, 9 und 10). Eine zweite Sammlung, die er 1894—1895 am
gleichen Ort anlegte, wurde vom Grafen Berlepsch angekauft und
befindet sich jetzt größtenteils im Senckenbergischen Museum in
Fıankfurt a. M.!)
Mancherlei Bemerkenswertes enthält eine kleine Sammlung aus
Kelana und Stephansort, 1888—1889 von Rohde angelegt und jetzt
im Besitz des Berliner Museums.
An der Astrolabebai und an den Küsten der Kaihalbinsel waren
1890—1892 die Brüder Bruno und Hubert Geisler tätig. Der
größte Teil ihrer ornithologischen Ausbeute ist ins Dresdener Museum
gelangt (Meyer 10, 11, 12), ein kleiner Bruchteil wurde vom Berliner
Museum angekauft. Die Geislers haben auf der Kai-Halbinsel mehrere
auffällige Vogelarten entdeckt ( Eupetes geislerorum usw.).
In das Jahr 1890 fällt der erste Aufenthalt des Botanikers Dr.
C. Lauterbach in Deutsch-Neuguinea. Es gelang ihm, von der
1) Graf Berlepsch hat eine kritische Liste dieser Sammlung und der weiter
unten erwähnten Sammlung Dr. Hagens angefertigt. Das M. S. ist nach dem
Tode des Grafen in den Besitz Prof. Hellmayrs übergegangen und wurde mir
von diesem zur Benutzung zugesandt.
Dr. Bürgers’ omithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 3
Astrolabebai aus etwa 70 km weit, dem Lauf des Gogol folgend, ins
Innere einzudringen (Bericht in „Nachrichten über Kaiser Wilhelm-
Land‘ 1891, p. 31—62). Eine Liste der Vögel, die Lauterbach hier-
bei und in der Umgebung von Finschhafen erbeutete, hat Reicheno w
veröffentlicht (15).
Samuel Fenichel, ein junger Ungar, sammelte von Dezember
1891 bis März 1893 95 Vogelarten an der Astrolabebai, die von Ma-
daräsz (2) bearbeitet worden sind und sich im Ungarischen National-
Museum befinden.
Gleichfalls von der Astrolabebai, und zwar vorwiegend von
Stephansort, stammt die Vogelsammlung des bekannten Ethnologen
Dr. Bernhard Hagen, welche 1894 angelegt worden ist. Sie ist teils
nach Karlsruhe, teils nach Berlin gelangt. (Als Sammler wird durch
Reichenow [14] irrtümlich ‚‚v. Hagen‘ bezeichnet). Eine Liste der
von Hagen gesammelten Vögel findet sich in dessen Werk ‚‚Unter den
Papuas“, Wiesbaden 1899.
Im Auftrage des Ungarischen National-Museums reiste 1895 der
Ungar Ludwig Birö nach dem deutschen Schutzgebiet. 1896
sammelte er Vögel auf der Insel Tarawai, auf Berlinhafen und an der
Astrolabebai (Madaräsz 3), 1897 war er bei Erima tätıg (Madaräsz
4), 1898—99 bei Simbang, Finschhafen und am Sattelberg (Ma-
darasz 5, 6).
Auch in ornithologischer Hinsicht bedeutsam waren die Er-
gebnisse der „I. Ramu-Expedition“ von 1896, an der sich außer
Dr. Lauterbach noch Dr. Kersting und E. Tappenbeck be-
teiligten. Die Reisenden erreichten, von Stephansort ausgehend, den
Oberlauf des Ramu {Bericht in „Nachrichten über Kaiser Wilhelms-
Land‘ 1896, p. 36— 44). Die Vögel wurden ans Berliner Museum ein-
gesandt und von Reichenow (14) bearbeitet. Darunter befand sich
der neue Paradiesvogel Chlamydera lauterbachı Rehw.
Noch größere ornithologische Erfolge sind Tappenbeck auf
seinen Reisen am Ramu in (den Jahren 1898—1899 beschieden ge-
wesen. Über seine bedeutenden Sammlungen aus diesem Zeitraum,
dieans Berliner Museum gelangten, ist außer einigen Neubeschreibungen
(darunter Pachycephala aures Rehw.) bisher nichts veröffentlicht
worden.
Der Naturaliensammleı Carl Wahnes betätigte sich anfangs
an der Astrolabebai (Meyer, 13), später auf der Kai-Halbinsel (Sattel-
berg: Salvadori, 19). Als eıstem Erforscher des Rawlinsongebirges
ist es ihm gelungen, dort zwei herrliche neue Paradiesvögel: Parotia
wahnes: Rothsch. und Astrapia rothschildi Foerster zu entdecken,
deren Typen sich in Tring befinden.
Gleichfalls aus Tring-Museum ist die ornithologische Ausbeute
des Schweden Dr. Erik Nyman gelangt, der 189&—1899 meist bei
Stephansort, Simbang und am Sattelberg sammelte (Rothschild
u. Hartert, 16).
Während eines kurzen Aufenthalts an verschiedenen Hafen-
plätzen Deutsch-Neuguineas sammelte Dr. OÖ. Heinroth, der Zoologe
1* 7. Heft
4 Dr. Erwin Stresemann:
der „I. Deutschen Südsee-Expedition von Br. Mencke“, eine Reihe
von Vögeln, die im Berliner Museum aufbewahrt werden. Wir er-
fahren von ihm zum ersten Mal genaueres über die Lebensweise einiger
Vögel Deutsch-Neuguineas (Heinroth, 1).
Auch in den Sammlungen von G. Duncker (1909), ©. Schoede
(1909—1910), Dr. Lothar von Wiedenfeld (1909—1910) und
Dr. Schlaginhaufen (1910) ist fast ausschließlich die Vogelwelt
der Küstengebiete vertreten. Die erste befindet sich in Hamburg,
die zweite in Berlin, die dritte ist teils an das Breslauer, teils an das
Münchener Museum gelangt und enthält zahlreiche Vögel von Berlin-
hafen, der Heldbachküste, von Simbang und vom Sattelberg; die
vierte (dem Dresdener Museum gehörig) stammt aus dem Vorland
des Toricelligebirges.
Individuenarm, aber bedeutsam ist eine Sammlung von Vögeln,
die Dr. R. Neuhauss im Januar 1909 auf einer (in Begleitung des
Missionars Keysser unternommenen) Reise vom Sattelberg ins Innere
der Kai-Halbinsel anlegte. Über den Reiseweg gibt das Werk von
Neuhauss „Deutsch-Neuguinea“ I, Berlin 1911, p. 32—42 Auskunft.
Die Ausbeute gelangte ins Berliner Museum.
Etwa um die gleiche Zeit hat der als Ethnologe rühmlichst be-
kannte Missionar Christian Keysser begonnen, auf seinen aus-
gedehnten Expeditionen zur Erforschung des Berglandes der Kai-
Halbinsel auch Vögel zu sammeln. Er ist dabei auf dem Saruwaged-
gebirge bis zu Höhen zwischen 3000 und 4000 m vorgedrungen und
hat die Liste der Vögel Deutsch-Neuguineas um mehrere sehr interessante
und einige neue Arten bereichert (Melipotes ater Rothsch., Melirrhophetes
foersteri Rothsch., Casuarvus keysseri Rothsch. usw.). Fast alle Vögel
Keyssers befinden sich im Tring-Museum. (Keysser, 1a).
In den Jahren 1910 bis 1912 trafen im Münchener Museum einige
Vogelbälge ein, die von dem Gouverneur Dr. Hahl und dem Prospektor
Klink von ihren Expeditionen ins Hochgebirge am Oberlauf des
‘Bubu bezw. zum Batchelor-Berg mitgebracht worden waren. Sie
sind teilweise in 3000 m Höhe gesammelt worden und vertreten fast
durchweg Arten, die bisher nur von den benachbarten Bergriesen
Britisch-Neuguineas (Mt. Scratchley, Mt. Victoria), aber noch nicht aus
dem deutschen Gebiet bekannt geworden waren.
Prof. Dr. L. Schultze- Jena, der Führer der deutschen Grenz-
expedition in das westliche Kaiser Wilhelmsland 1910, hat auch das
Sammeln von Vogeibälgen nicht versäumt und einige Arten für Deutsch-
Neuguinea als erster nachgewiesen (so Erythrura tricmoa goodfellowr
und Ohaetura novaegwineae subsp.), doch scheint ein gıoßer Teil seiner
ans Berliner Museum eingesandten Vogelsammlung verloren gegangen
za sein. Der Reisebericht des Expeditionsleiters (Mitteilungen aus
den Deutschen Schutzgebieten, Ergänzungsheft Nr. 11, 1914) enihält
zahlreiche beachtenswerte Bemerkur gen über die Vogelwelt.
Weit überboten werden die ornitholegischen Ergebnisse, welche
alle früheren Reisenden in Deutsch-Neuguinea zu verzeichnen hatten,
durch die Leistungen der Deutschen Sepik-Expedition von
ben. ee ee ee
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 5
1912-—1913. Der Hauptanteil an dem hervorragenden Erfolg gebührt
dem Arzt und Zoologen der Expedition, Dı. Bürgers, der über 3100
Bälgein etwa 240 Arten sammelte. Alle Bälge sind sorgfältig etikettiert
und tragen nicht nur genauen Fundcert, Datum und Geschlecht, sondern
auch einen Vermerk über die Fä:bung von Schnabel, Füßen und Iris,
über die Körperlänge und den Abstand zwischen Flügelspitze und
Schwanzspitze. Nicht weniger als SS Formen sind durch ihn zum ersten
Mal für die Kolonie nachgewiesen worden. Neben zahlreichen neuen
Rassen befinden sich darunter drei neue Arten: Sericornis bürgersi
Stres., Peltops montanus Stres. und Aceipiter bürgersi Rohw.
Dr. Bürgers eröffnete seine ornithologische Sammeltätigkeit
Mitte März 1912 am mittleren Sepik vei Malu (5 m). Von dort wurden
bis Anfang August 1912 Streifzüge in die nähere Umgebung unter-
nommen und bei dieser Gelegenheit am 22. TV. der 490 m hohe Zucker-
hut (rechte Stromseite), am 1. V. der 464 m hohe Peilungsberg (linke
Stromseite) erstiegen. Ende Mai erfolgte ein kleiner Vorstoß den Sepik
aufwärts bis zur Einmündung des Maiflusses (‚, Pionierlager“, 9 m)
und diesen ein Stück empor. Am 9. VIII. erreichte Bürgers von Malu
aus vordringend den Fuß der Hunsteinspitze; an ihrem Hang
wurde zunächst das ‚ Quellenlager“, vom 18.—24. VIIl. auf dem
Bergrücken kurz vor der Spitze in 800 m das „Gradlager‘ bezogen.
Vom 17. 1X. bis 30.X. 1912 sehen wir den Forscher am Mittellauf
des Aprilflusses (75m), von wo am 18. X. der Bambusberg be-
stiegen wurde. Nicht weit von diesem erhebt sich der 891 m hohe
Etappenberg; auf ihm hielt sich Bürgers vom 3. XI. —18. XI. 1912
auf. ‘In der Nachbarschaft des Lagers wurden Vögel bis zu 1100 m
. Höhe gesammelt. Es folgte nun ein großer Vorstoß nach der Zentral-
kette. Während Dr. Behrmann bis zur zentralen Wasserscheide
(etwa 2000 m) vordrang, blieb Dr. Bürgers mit seinen Schießjungen
auf dem 1058 m hohen Lordberg (= ‚Durchblick der Behr-
mannschen Karten) zurück (20. XT.—14. XIL 1912). Ende des Jahres
1912 wurde das Hauptlager der Expedition bei Malu wieder erreicht.
In seiner Umgebung wurde bis Anfang Februar 1913 gesammelt. Die
Zeit vom 9.—15. 11. galt dem Besuch des ‚„Seerosensees“, einer
großen Wasserfläche in der Nachbarschaft des Schwarzen Flüßchens
(25 m); in Fortsetzung der Marschrichtung ward am 23. II. 1913 die
1532 m hohe Hunsteinspitze erstiegen, auf welcher über einen Monat
lang, bis zum 25. III. 1913, ornithologisch gesammelt wurde. Nach der
Rückkehr zum Hauptlager Malu ist Anfang April eine Expedition
zur Schraderkette unternommen worden. Es ging zunächst den Sepıik
abwärts bis zur Einmündung des Töpferflusses, an dessen Lauf
vom 13.—24. IV. Vögel gesammelt worden sind; im weiteren Veılauf
der Reise folgte man einem rechten Zufluß des Töpferflußes, dem
Lehmfluß, aufwärts (29. IV.—4. V.1913) und erstieg in seinem
Quellgebiet den 472m hohen Regenberg (7.—14. V. 1913), sowie
endlich den Gipfel des 2053 m hohen Schraderberges. Hier war
es, wo während eines dreiwöchigen Aufenthaltes (20. V.—13. VI. 1915)
die ornithologisch weıtvollsten Ergebnisse der Expedition erzielt
7. Heft
6 Dr. Erwin Stresemann:
wurden. Am 12. VII. 1913 sehen wir Dr. Bürgers am oberen Sepik
nahe dem Maeanderberg (20 m); der 679m hohe Maeanderberg
selbst (in dessen Nachbarschaft das Gebirge sich bis zu 1000 m erhebt)
wurde vom 20. VII. bis 3. IX. 1913 zum Aufenthalt gewählt. Nach der
Rückkehr zum Hauptlager bei Malu sind dort am 8. und 9. IX. 1913
die letzten Vögel (No. 3112) gesammelt worden. |
Über die Lage der genannten Sammelstationen und ihre Vegetation
unterrichten folgende Schriften und Rarten: 1. W. Behrmann, Der
Sepik (Kaiserin Augustafluß) und sein Stromgebiet; Mitteilungen
aus den deutschen Schutzgebieten, Ergänzungsheft 12, 1917 (mit
einer Karte 1 : 1500 000). 2. Ders., Im Stromgebiet des Sepik, Berlin
1922 (mit einer Karte 1 : 1000 000).
Avifaunistische Literatur über Deutsch-Neuguinea.!)
1. ©. Heinroth. Ornithologische Ergebnisse der ‚I. Deutschen
Sildsee-Expedition von Br. Mencke“. Verzeichnis der auf Neuguinea
gesammelten Vögel; J. f. O. 51, 1903, p. 89 —98 [Vögel von Friedrich
Wilhelms-Hafen, Langemak-Bucht, Simbang, Adolfhafen usw.].
la. €. Keysser. Einiges über das Vogelleben im Saruwaged-
gebirge (Deutsch-Neuguinea). Orn. Monatsber. 31, 1923, p. 9—10.
2. J. von Madaräsz. Samuel Fenichel’s ornithologische Ergebnisse
aus dem Finisterregebirge in Neu-Guinea (1892—93); Aquila I, 1894,
3. 72—-106.
3. Derselbe. Sammelergebnisse Ludwig Birö’s in Neuguinea.
I. Vögel; Termöszetrajzi Füzetek 20, 189%, p 17—54 [Astrolabe-Bucht].
4. Derselbe. Ornithologische Ergebnisse Ludwig Pirö’s ın
Neuguinea; ibid. 22, 1899. p. 375-428 [Erima bei Stephansort).
5. Derselbe. Über einige neue und seltene Vögel ven Neuguinea.
Orn. Monatsber. 8, 1900, p. 1—4 [Sammlung von L. Bir6 am Sattel-
berg].
6. Derselbe. Beiträge zur Ornis Deutsch-Neuguineas. (Ludwig
Birö’s Sammelergebnisse); Termeszetr. Füzetek 24, 1901, p. 73— 80
|Simbang, Finschhafen, Sattelberg].
7. Derselbe. Beiträge zur. Ornis der Salomon-Inseln, mit der
Beschreibung von drei neuen Arten; ibid. 25, 1902, p. 350—351 [Die
Sammlung stammt aus Deutsch-Neuguinea!, vgl. Rothschild &Haıteıt,
Ne. 17].
72. 6 H. Martens. Die Vögel der Südsee-Expedition der Ham-
burger Wissenschaftlichen Stiftung 1908—1909; Archiv f. Naturgesch.
88, Abt. A, Heft 7, 1922, p. 44—54 [Sammlung Duncker vom unteren
Sepik und der Langemak-Bucht].
8. A, B. Meyer. Notiz über eine Vogelsammlung von Kaiser
Wilhelms Land (Nordost-Neu Guinea) und Nachbarschaft; Zeitschr.
f. d. gesamte Ornithol. III, 1886. p. 30—38 [24 Arten, von L. Laglaize
bei Kavu gesammelt].
!) Arbeiten, die lediglich Neubeschreibungen enthalten, werden hier
nicht angeführt.
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 7
9. Derselbe. Notes on Birds from the Papuan Region, with
Descriptions of some new Species; Ibis (VI), 2, 1890, p. 412-424
[Sammlung Kubary aus Konstantinhafen].
10. Derselbe. Über Vögel von Neu Guinea und Neu Britannien:
Abh. u. Berichte d. Kgl. Zoolog. Museums zu Dresden 1890/91, No. 4
(1891), p. 1—17 [Sammlungen von der Astrolabebai und aus der Gegend
von Finschhafen, von Kubary und Geisler ängelegt).
11. Derselbe. Beitrag zur Kenntnis der Vogelfauna von Kaiser
Wilhelms Land. J.f. O. 40, 189%, p. 254—266 [33 Arten, in der Um-
gebung von Finschhafen durch die Gebrüder Geisler gesammelt.
12. Derselbe. Neuer Beitrag zur Kenntnis der Vogelfauna von
Kaiser Wilhelms Land, besonders vom Huongolf; Abh. u Berichte
d. Kg. Zoolog. Museums zu Dresden 1892/93, No 3 (1893), p. 1-33
[Sammlung Geisler]
13. Derselbe. Notiz über Vögel von Deutsch Neu Guinea. Orn.
Monatsber. 7, 1899, p. 144 [Über drei von Wahnes bei Bongu ge-
sammelte Arten].
14. A. Reichenow. Zur Vogelfauna von Kaiser Wilhelms Land;
J. £. O. 45, 189%, p. 201—224.
15. Derselbe. Zur Vogelfauna von Kaiser Wilhelms Land 11T:
ibid. 46, 1898, p. 124—128 [Sammlung Lauterbach].
16. W. Rothschild & E. Hartert. Notes on Papuan Birds; Novit.
Zoolog. 8, 1901, bis 22, 1915 [Aufzählung von Vögeln aus den Samm-
Jungen Keyssers, Nymans, Wahnes’ usw. ].
17. Dieselben. Berichtigung [zu No. 7]; Annales Mus. Nat.
Hungarici I, 1903, p. 447—450.
18. T. Salvadori. Catalogo di una collezione di uccelli di Tarawaı
fatta dei cacciatori del sig. A.A. Bruijn; Atti R. Accad. Sc. Torino 13,
1838, p. 309 —316..
19. Derselbe. Nota intorno ad una piccola collezione di Uecelli
della Nuova Guinea Orientale; Boll. dei Musei di Zoologia ed Anatomi'a
comp. Torino 15, No. 360, 1899, p. 1—3 [Sammlung Wahnes vom
Sattelberg)].
Die Verbreitung der Vogelwelt Deutsch-Neuguineas in ihrer Abhängig-
keit von den Lebensbedingungen.
Die meisten Vögel des Gebietes können geradezu als kennzeichnende
Vertreter der Tierwelt einer bestimmten Landschaft angesehen werden,
ohne daß es immer klar ist, warum sie sich gerade an diesen Lebens-
bezirk anklammern. Dies letztere gilt in hohem Maße von den Be-
wohnern kleiner Inseln, die sich trotz ihres guten Flugvermögens
nicht oder nur ausnahmsweise am Saum der nahen großen Landmasse
aufhalten: Monarcha cinerascens (127), Halcyon albieilla (211), Caloenas
nicobarica (326), Ducula pacifica (307), Ducula rhodinolaema (308).
Andere Arten wieder besuchen außer den Inselehen auch den Strand-
wald, dringen aber nicht weit ins Binnenland ein: Cinnyris jugularıs (73),
Todopsis cyanocephalus (126). AndenMangrovewaldund den Sumpf-
wald, der den Lauf großer Ströme ins Innere begleitet, binden sich:
7. Heft
8 Dr. Erwin Stresemann:
@erygone magnirostris (103) u. Rhipidura.tricolor (137); Rhipidura leuco-
thoras (139) findet sich nur an Flüssen und Sümpfen der Niederung.
Auf den Felsblöcken im Bett raschfließender Gebirgsbäche sitzt
Monachella mülleriana (119). Artenarm ist die Vogelwelt der Gras-
steppe im Tiefland: Megalurus maerurus (148), Qisticola exilis (147),
die Munia-Arten (43>—45), Ypsilophorus plumbeus (362). Malurus
alboscapulatus (146) scheint sich nicht sowohl inmitten der großen
Alangalang-Flächen, als vielmehr an ihren Rändern, besonders wo sie
an Flußläufe angrenzen, aufzuhalten. An den fischreichen Flüssen der
Tiefebene leben Phalacrocoras suleirostris und melanoleucus (288—289),
Anhinga rufa (290), viele Reiher und Enten, aber nicht Salvadorina
wargiuensis (294), die nur im hohen Gebirge angetroffen wird.
Bemerkenswert ist die vertikale Verbreitung der Wald-
‘ und Buschvögel. Nach den bisherigen Feststellungen leben in
Deutsch-Neuguinea: j
Nur im Hoch- und Buschwald des Tieflandes.
Chlamydera cerviniventris (5), Seleucides nigricans (19), Manucodia
ater (31), Oriolus szalayı (35), Mino dumontii (36), Melanopyrrhus
anais (37), Aplonis cantoroides (38), A. metallicus (39), Dierurus bracte-
otus (Al), Glycichsera fallax (55), Pyenopygius stictocephalus (70),
Cracticus cassicus (99), C. guoyi (100), Poecilodryas hypoleuca (115),
Monarcha alecto (131), Pomatorhinus isidorei (163), Graucalus papuensis
(169), Edolisoma morio (171), Lalage atrovirens (176), Pitta atricapilla
(180), Opopsitta edwardsi (243), O. guslelmi-tertii (245).
In der Tiefebene und unteren Zone des Bergwaldes
(0—600 m).
Cieinnurus regius 24), Manucodia jobiensis (33), Meliphaga
aruensis (62), Pycnopygius vxoides (69), Philemon novaeguineae (72),
Ummyris sericeus (74), Pachycephala griseiceps (87), Pitohus ferrugineus
(97), Mieroeca [lavovirescens (111), Machaerirkynchus flaviventer (121),
Peltops blainvillii (123), Chenorhamphus grays (124), Monarcha auttula
(130), M. menadensis (132), M.chrysomela (134), Rhipidura threno-
thorax (138), Rh. rufidorsa (142), Eupetes caerulescens (160), Ceyx
lepıda (203), Tanysintera hydrocharis (214), Chalcopsitts duyvenbodei
(232), Trichoglossus haematodus (235), Moeropsitta pusio (248), Eelectus
pectorahis (251), Geoffroyus geeffroyi (252), Loriculus aurantiifrons
(256), Pislinopus superbus (299), P. coronulatus (300), P. iozonus (301).
Von der Tiefebene bis 1000 m.
Arluroedus buccoides (3), Paradisaea minor (28), Toxorhamphus
novaeguineae (52), Meliphaga analoga (61), Xanthotis flaviventer (66),
Philemon meyeri (71), Pinarolestes megarhynchus (92), Pitohui kis-
rhocephalus (96), Gerygone chrysogaster (104), Todopsis wallaeii (125),
Arses telescophthalmus (13€), Rhipidura rufiventris 140), Crateroscelis
murmus (150), Edolisoma melan (173), Pitta” macklotii (179), Syma
torotoro (204), Lorius lory (234), Probosciger aterrimus (246), Megilo-
prepra magmelica (306), Ducula rufigaster (311).
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 9
Von der Tiefebene bis 1500 m.
Dicaeum. geelvinkianum (75), Monarcha rubiensis (135).
Von der Tiefebene bis 2000 m.
Gymnocorvus tristis (2), Melanocharis bicolor (76), Eos fuscata (233).
Nur in der unteren Bergwaldzone, bis 700 m aufwärts.
Pitohwi cristatus (98), Gerygone palpebrosa (106). .
In der unteren und mittleren Bergwaldzone, teilweise
bis 1500 m aufwärts.
Ptilorhis magnifica (17), Diphyllodes magnifieus (25), Manucodia
chalybatus (32), Myzomela eruentata (48), M. eques (47), M. nigrita (49),
Toxorhamphus vliolophus (51), Oedistoma pygmaeum (56), Xanthotis
polygramma (67), Zosterops minor (79), Pachycephala hyperythra (85),
Poecilodryas brachyura 114). Rhipidura hyperythra (141), Aethomyras
spilodera (156), @raucalus caeruleogriseus (170), Edolisoma ceramense
(171), E. schisticeps (174), Acewpiter bürgersi (271).
Von der unteren biszur oberen. Bergwaldzone(Maeanderberg
bis Schraderberg).
Sericornis arfakiana (152), Psittrichas fulgidus (250).
Nur in der mittleren Bergwaldzone (800-1500 m).
Parotia carolae (13), Phonygammus keraudrenii (34), Chaeto-
rhynchus papuensis (42), Meliphaga montana (63), Xanthotis diops (64),
Pachycare fiavogrisea (81), Pachycephala soror (82), Pitohus dichrous (95),
Microeca griseoceps (110), Poecilodryas leucops (112), Peltops montanus
(122), Monarcha frater (128), M. axillaris (133), Eupetes castanonotus
(158), Chrysococeyx meyeri (222), Charmosyna 9Josephinae (239),
Ptilinopus rivolwii (304), Aepypodius arfakianus (365).
Nur auf der Hunsteinspitze, 1500 m, und zum Teil auf
dem Schraderberg, 2000 m.
Ailuroedus melanotis (4), Erythrura trichroa (46), Melipotes fumi-
yatus (58), Pachycephala poliosoma (%), Phylloscopus poliocephalus (107),
Sericornis olivacea (155), Columba aıbertisii (315).
Nur auf dem Schraderberg, 2000 m.
Loria loriae (8), Paradigalla brevicauda (9), Pteridophora alberts (!5),
Epimachus fastosus (20), Astrapia stephaniae (21), Myzomela rosenbergi
(50), Toxorhamphus poliopterus (53), Melidectes belfordi (59), X anthotis
subfrenata (65), Ptrlopror@ guisei (68), Oreocharis arfaki (17), Pristo-
rhamphus versteri (78), Pachycephala schlegelii (83), P. moroka (88),
P. tenebrosa (89), P. rufinucha (91), Pitohui nigrescens (94), Microeca
papuana (108), Poecilodriyas eyana (113), P. albonotata (116), Hetero-
myias albispecularis (118), Machuerirhynchus nigripeetus (120), Rhupi-
dura cira (143), Rh. brachyrhyncha (144), Rh. albolimbata (145), Zfrita
7. Heft
10 Dr. Erwin Stresemann:
kowaldi (149), C'rateroscelis pectoralis (151), Sericornis bürgersi (153),
S. perspieillata (154), Pseudopitta incerta (157). Eupetes leucostietus (161),
Edolisoma montanum (175), Charmosına papuensis (238). Oreopsitiacus
arfakı (240), Neopsittacus musschenbroekii (241), N. pullicauda (242),
Micropsitta brwinii (249), Psittacella brehmii (255), Ducula chalconota
(310).
Alle Arten, welche Bürgers ausschließlich auf dem Schraderberg
gesammelt hat, waren bisher aus Deutsch-Neuguinea noch nicht nach-
gewiesen woıden. Wä:e es dem Forscher gelungen, gleich Keysser
Höhen über 3000 m zu erreichen und über die Grenze des Baumwuchses
vorzudringen, so wären die zoogeographischen Überraschungen zweifel-
los noch viel zahlreicher gewesen. Aus Höhen über 2500 m kennen wir
bisher nur wenige Vögel. und zwar durch Keysser aus dem Saruwaged-
gebirge Paramythia montium (40), Machaerirhynchus nigripectus (120),
Turdus melanarius (164), Psittacella brehmii (255), Scolopax saturata
(248); durch Klink vom Batchelor-Berg: Amblyornis inornatus (7)
und Macgregoria pulchra (10). Hier könnten gewiß noch Dutzende
weiterer Vogelarten (und darunter auch noch unbeschriebene) der Liste
der Vögel Deutsch-Neuguineas zugeführt werden.
Die ornithogeographische Gliederung Neuguineas.
Es ist bekannt und angesichts der gewaltigen Ausdehnung und
reichen Gliederung der Insel auch nicht verwunderlich, daß die Vogel-
welt Neuguineas kein einheitliches Gepräge zeigt. Viele Arten haben
noch nicht Zeit, Gelegenheit oder Anlaß gehabt, von der ganzen Insel
Bes’tz zu ergreifen; bei anderen ist die Rassenbildung auf papuanischem
Boden weit fortgeschritten.
Der Zoogeograph müht sich ab, die Fülle mannigfacher Ver-
breitungserscheinungen unter einige große Gesichtspunkte einzu-
ordnen und hofft, durch die Ergebnisse seiner Untersuchungen dem .
Palaeogeographen einige Bausteine zur Rekonstruktion eines früheren
Erdbildes zu liefern. Es verdient immer aufs neue betont zu werden,
daß es für derartige Studien nicht genügt, eine gewisse Kenntnis von
der horizontalen Verbreitung der Arten zu besitzen. Nicht minder
- wesentlich ist die Kenntnis ihrer Lebensweise, denn diese erst liefert
in vielen Fällen den rechten Schlüssel zum Verständnis der Verbreitung.
Endlich sollte eine dritte Vorbedingung nicht unerfüllt bleiben: die
morphologische Kenntnis des Landes.
Angesichts dieser Forderungen mag es gewagt erscheinen, heute
schon an die Behandlung des oben bezeichneten Themas heranzutreten.
Von der Biologie sehr vieler Vögel Neuguineas wissen wir nicht mehr
als was uns der Fundort verrät: wir kennen den allgemeinen Landschafts-
typ und die Höhenlage des Erbeutungsortes. Die Gliederung der Ge-
birge, ihr Verlauf und ihre Kammhöhe sind auf weite Streeken noch
unerforscht (zumal im zentrolen Teil, südlich der großen Senke Ramu-
Markham-Ta}). Die auf das Kaıtenbild projizierte Verbreitung endlich
steht für viele Arten nur in sehr groben Umrissen fest.
rc
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 11
Wollen wir uns daher von größeren Irrtümern freihalten, so wird
eine gewisse Beschränkung bei der Auswahl der heranzuziehenden
Arten vorläufig noch geboten sein. Leidlich gut bekannt ist heute die
Verbreitung und Rassengliederung der meisten Vogelaıten, welche im
Tiefland und in der unteren (bis mittleren) Waldzone der Gebirge leben.
Mit diesen werden wir uns zunächst ausschließlich befassen und den
schlechter bekannten Hochgebirgsvögeln einen besonderen Abschnitt
widmen. Eine gesonderte Behandlung der letzteren ist auch darum
erforderlich, weil für sie verbreitungsbindernd wirkt, was von jenen
spielend überwunden wird, und ihre Ausbreitung auf Wegen erfolgt,
die jenen ungangbar bleiben.
A. Formen der Niederungen und des Gebirgsfußes.
Wir kennen gegenwärtig, wie bereits erwähnt wurde, eine ganze
hteihe von Arten, die sich noch nicht über die ganze Insel ausgebreitet
Raben. Ihr heutiges Vorkommen ermöglicht den :Nachweis, daß sie
beils von Osten, teils von Westen her auf der großen Insel vorrücken,
teils auch von einer im Süden gelegenen Einfallspforte aus sich südlich
der großen Wasserscheide nach beiden Richtungen hin verbreiten.
Die von Osten gegen Westen vordringenden Arten haben zum Teil,
aber keineswegs durchweg nahe Verwandte in Nordaustialien oder auf
dem Bismarckarchipel. Ich begnüge mich hier, einige mit ihrem Arten-
namen (unter Fortlassung des Rassennamens) und dem Vermerk
ihres westlichsten Nachweises an der Nordküste anzuführen. Es ist
bemerkensweıt, daß sich darunter fünf Graslandbewohner befinden:
Munia castaneothorax (Astrolabebai), Munia grandis (Sepik), Megalurus
maerurus (Astrolabebai), Centropus nigricans (Kelana), Ypsilophorus
plumbeus (Astrolabebai). Ihnen gesellen sich einige Busch- und Wald-
vögel bei: Chlamydera cerviniventris (Hatzfeldhafen), Philemon meyeri
(Rubi), Collurieinela brunnea (Ramu), Eupetes geislerorum (Simbang),
Monarcha melanopsis (Finschhafen). Myragra rubecula (Kumusifluß),
Olytoceyx rec (Mamberano), Microdıymamis parva (Wandammen),
Haliastur sphenurus (Humboldtbai), Zeracides berigora (Astrolabebai),
Micropsitta pusio (Westküste der Geelvinkbai), Lorius hypoenochrous
(Aicorafluß), Chalcophaps indica chrysochlora (Astrolabebai), Phlegoenas
jobiensis (Wandammen) usw.
In umgekehrter Richtung, von der Berau-Halbinsel gegen Osten.
dringen vor: Munia tristissima (Kumusifluß), Toxorkamphus novae-
quineae (Ramu), Pitohwi kirrhocephalus (Astrolabebai), Todopsis
cyanocephalus (Ramu), Centropus bernsteini (Simbang), Charmosynopsis
rubronotata (Sepik) usw.
Von Nord- Queensland oder Arnhem-Land. also von Süden her,
sind (zumeist in die große Alluvionsebene zwischen Fly- und Digulfluß)
eingewandert und haben sich teilweise nach Osten und Westen aus-
gebreitet: Orzolus flavocinctus, Myzomela obscura, M. erythrocephala,
Oonopophila elboqularis, Meliphaga versicolor, Entomiza cyanotis,
Pachycephala pectoralis, M yvagra latirostris, Dacelo leachii, Tanysviptere
sylvia, Aprosmictus erythropterus, @eopelis tranguille usw.
7. Heft
9 Dr. Erwin Stresemann:
Es lassen sich also mindestens drei Richtungen feststellen, aus
denen noch heute eine Ausbreitung der Vögel über die große Insel er-
folgt. Nur bei einem Teil der oben aufgezählten Arten kann aber ein
exogener Ursprung als sicher angenommen werden, whrend anderer-
seits ein nicht unbeträchtlicher Prozentsatz jener Vogelarten, die
heute gleichmäßig über ganz Neuguinea verbreitet sind, zweifellos als
relativ junge Einwanderer zu gelten haben.
Die auf der ganzen Insel vorkommenden Spezies nun sind es,
die den Zoogeographen besonders interessieren. Bei ihnen ist die Ver-
schiebung der Verbreitungsgrenzen (vielleicht schon seit Jahrtausenden)
zum Stillstand gelangt. Hat sich diese starre Masse im Laufe der Zeiten
(aus welchen Gründen auch immer) in Rassen gegliedert, so wohnen
diese Rassen jetzt hart nebeneinander und verwehren sich gegenseitig
den Zutritt zu ihrem Gebiet, doch kann in der Grenzzone der morpho-
logische Gegensatz zwischen den Nachbarn durch Bastardierung über-
brückt werden (wie dies z.B. von Paradisaea apoda novaeguineae und
raggians am Flyfluß oder Melanopyrrhus anais anais und robertsoni
auf der Onin-Halbinsel bekannt ist).
Die räumliche Isolierung ist ein wichtiger, wenn auch nicht der
einzige Faktor bei der Rassenbildung. Die hohe Gebirgskette,
welche, nahe der Milnebai im Osten beginnend und im Charles Louis-
gebirge endend, den Hauptteil der Insel in zwei nahezu gleich große
Hälften zerlegt und die Wasser scheidet, wirkt für alle Bewohner
tiefer Lagen als Hindernis, das nicht überschritten, wohl aber an der
Milnebai und Etnabai umgangen werden kann. Manche Arten haben
es dort umgangen; andere sind in Rassen zerfallen, von denen dann
auf der schmalen, von Südostneuguinea gebildeten Halbinsel die eine
südlich, die andere nördlich der großen Wasserscheide lebt. An der
Milnebai treffen sie aufeinander: Asluroedus buccoides stonei und
geislerorum, Paradisaea «poda raggiana und intermedia, Cinnyris
sericeus sericeus und christianae, Poecilodryas bimaculata bimaculata
und wicarıa, Machaerirhynchus flaviventer xanthogenys und novus,
Opopsitta guil. suavissima und amabılıs, Ptihinopus cor. coronulatus
und huonensis, Goura scheepmakeri und victoria, und andere mehr.
In entsprechender Weise ist das nahe ans Meer herantretende Charles
Louis-Gekirge, welches das südliche Vorland des Schneegebirges gegen
Westen abriegelt, in seinen westlichen Ausläufern zur Grenze geworden
zwischen Paradisaea minor und apoda, Lalage atrovirens und karu,
Manucodia ch. chalybatus und orientalis, Myzomela e. eques und nymani,
Eupetes c. caerulescens und nigrierissus, Edolisoma sch. schisticeps und
poliopse, Geoffroyus geoffroys aruensis und pucherani usw.
Obwohl sich beute einem Faunenaustausch zwischen der nord-
westlichen Halbinsel Neuguineas und den Niederungen nördlich de:
Schneegebirges über die Landenge zwischen Etna- und Geelvinkbai
hinweg keine Schranken entgegenzustellen scheinen, bildet diese
Landenge dennoch eine Faunengrenze von gewisser Bedeutung. Für
die bezeichnete Halb’nsel s'nd u. a. charakteristisch: Manueodia ch.
chalybatus, Arses t. telescophthalmus, Tanysiptera hydrocharis galatea,
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbente im Stromgebiet des Sepik. 13
Geoffroyus geoffroyi pucherani, Ptilinopus p. perlatus, Macropygia
amboinensis doreya.
Auch die entgegengesetzte Halbinsel, Südost-Neuguinea, wird
von einer ganzen Anzahl von Formen bewohnt, welche nur hier vor-
kommen und sich beiderseits der Wasserscheide ausgebreitet haben;
sie bildet also ein kleines Faunengebiet für sich. Die Westgrenze des-
selben kann an der Südküste zwischen Aroa- und Flyfluß, an der Nord-
küste etwa am Markhamfluß gezogen werden; seltsamerweise reicht
aber das Wohngebiet vieler südostpapuanischer Formen hier noch.
weiter nach Westen und endet, die Kai-Halbinsel umfassend, erst
westlich Kelana an der Maclay-Küste. Typische Vertreter der südost-
papuanischen Vogelwelt sind u.a.: Ptilorhis magnifica intercedens,
Diphyllodes magnificus hunsteini, Pachycephala griseiceps dubia,
Pitohwi ferrugineus clarus, Arses telescophthalmus henkei, Rhipidura
hyperythra castaneothorax, Edolisoma melan meeki, Alisterus callopterus
chloropterus.
Es bleibt schließlich, nachdem wir Südost-Neuguinea, die nord-
westliche Halbinsel und das Land südlich der großen Wasserscheide
als Gebiete von gewisser faunistischer Selbständigkeit hingestellt haben,
(ohne damit einem starren Schemat'smus das Wort reden zu wollen),
noch der ganze Norden der Insel zw'schen Astrolabeba‘ und Ostküste
der Geelvinkbai zu besprechen übrig. Er erweist sich als ein viertes,
den übrigen mindesten: gleichwertiges Gebiet, zu dem die Insel Jobi
ebenso enge Beziehungen bekundet, wie es der Louisiade- und D’Entre-
casteaux-Archipel zum südostpapuanischen Gebiet, die Aru-Inseln zum
Vorland des „Schneegebirges“, die westlichen papuanischen Inseln
zur Berau-Halbinsel tun. Besonders bezeichnend füı diese ausgedehnte
Region ist das Vorkommen von Diphyllodes magnıficus jobiensis,
der Okcirnurus regius-Untergruppe mit strichförmigem Augenfleck,
Arses telescophthalmus insularis, Pachycephala griseiceps jobiensıis,
Melidora macrorhina Jjobiensis, Halcyon nigrocyanea quadricolor,
Chalcopsitta duyvenboder und der Lorius lory-Untergruppe mit dunkel-
blauen Unterflügeldecken.
Weit schörfer als gegen Westen, nach der Berau-Halbinsel zu, ist
dieses Gebiet gegen Osten, nach der Kai-Halbinsel zu, abgegrenzt.
Die deutliche Ausprägung der faunistischen Ostgrenze muß im höchsten
Grade überraschen, denn vergebens müht man sich ab, auf dem Karten-
bild Deutsch-Neuguineas eine Erklärung für diese Tatsache zu finden.
Am oberen Ramu stellte Lauterbach die gleichen Formen fest, wie
sie dem Sepikgebiet eigen sind; dagegen leben im Tale des Markham,
das doch nur die natürliche Fortsetzung des Ramu-Tales nach Osten
darstellt, andere Formen, und zwar die für Südost- Neuguinea be-
zeichnenden! Die Astrolabebai gehört unbedingt zum westlichen,
nicht wie die Kai-Halbinsel zum östlichen Gebiet. Ich begnüge mich
hier, die auffälligsten Beispiele zu nennen und verweise im übrigen
auf die Tabelle (p. 16): Paradisaea minor und apoda, Cicinnurus regius
simalis und gymnorhynchus, Arses telescophthalmus insularis und henkei,
Pachycephala griseiceps jobiensis und dubia, Lorius lory salvador
7. Heft
14 Dr. Erwin Stresemann:
und erythrothorax, Geoffroyus geoffroyi minor und orientalis, Ptih-
nopus coronulatus quadrıgeminus und huonensis.
Die Einheitlichkeit des Gebietes von Nord-Neuguinea ist größer
als die des südlich der großen Wasserscheide gelegenen (wo in der
Gegend des Flyflusses mancher Formenwechsel einsetzt); immerhin
ist es auch in seinem Bereich in einzelnen Fällen zu weiterer leichter
Rassenbildung gekommen. So stoßen in der Gegend der Tamimündung
zuweilen östliche und westliche ‚‚Subtilformen‘“ aufeinander: Okcinnurus
.regius simalis und eryptorhynchus, Paradisaea minor finschi und minor,
Xanthotis flaviventer philemon und meyeri, Chalcopsittacus duyvenbodei
syringamuchalis und duyvenboder, Ptilinopus coronulatus quadrigeminus
und geminus. Es kann sich aber, wie die Sammlungen der Sepik-
Expedition bewiesen haben, selbst am gleichen Stromlauf das Artbild
allmählich verändern, wenn man flußaufwärts wandert: Pinarolestes
megarhynchus und Pitohuw kirrhocephalus sind am mittleren Sepik
(bei Malu) anders gefärbt als am oberen (am Maeanderbeıg).
B. Formen der oberen Gebirgszonen.
Eine besondere Besprechung verlangen — wie ich dies bereits oben
zu begründen versucht habe — die Gebirgsvögel, da deren Wohngebiet
durch Flußniederungen und Tiefebenen, nicht aber durch hehe Beıg-
kämme zerrissen wird. Die Kenntnis ihrer Verbreitung auf Neuguinea
ist naturgemäß noch eine äuße'st lückenhafte: Heute liegen nur
Stichproben von zum Teil weit getrennten Gebirgen vor, und eine ein-
wandfreie Deutung der teilweise recht überraschenden Befunde dürfte
erst gelingen, wenn die Fundpunkte sich verdichtet haben und die
Kenntnis der Orographie Neuguineas sich wesentlich vervollkommnet
hat. Ich will mich daher auf wenige Bemerkungen beschränken.
Zwei Hochgebirge Neu-Guineas stehen in keinerlei unmittel-
barem Zusammenhang mit dem großen gebirgigen Rückgrat der Insel.
Dies sind das Arfakgebirge und das Gebirgsmassiv der Kai-
Halbinsel, aus dem Saruwaged-Gebirge mit seinen als Rawlinson-
und Finisterre-Gebirge bezeichneten Ausläufern bestehend. Beide
haben denn auch eine ganze Reihe endemischer Gebirgsformen von sehr
ausgeprägter Eigenart aufzuweisen. So finden wir nur im Arfak-
gebirge: Parotia sefilata, Astrapia nigra, Paradigalla carunculata,
Epimachus f. fastosus, Heteromyias a. albispecularis, Pachycephala
r. rufınucha, Melipotes gymmops, Melidectes leucostephes, Xanthotis
s. subfrenata, Oharmosyna p. papuensis. Das Gebirgsmassiv der Kai-
Halbinsel, nach Süden durch die breite Markham-Ramu-Senke ab-
geschlossen und nach Westen zur Astrolabebai sich abdachend, be-
herbergt nicht weniger auffällige Endemismen: Parotia wahnes:,
Astrapia rothschild‘, Melipotes ater, Melidectes belfordi foersteri, C'har-
mosyna papuensis wahnesi usw.
Wennschon auch die Hochgebirge Südost-Neuguineas trotz augen-
scheinlicher Fortsetzung in das Schneegebirge auffälliger Endemismen
nicht entbehren (Paradisornis rudolphi, Epimachus fastosus meyern.
Parotia lawesi, Macgregoria pulchra), so springt doch im allgemeinen.
Dr. Bürgers’ ormithologische Ausbeute im Stromgebiet «des Sepik. 15
die ornithologische Einheitlichkeit der miteinander zu-
sammenhängenden Hochgebirge der Insel in die Augen. Sowohl
auf dem (westlich vom Juliana-Pık sich erhebenden) Goliathberg
* wie auf dem weit entfernten (und auf der anderen Seite der Wasser-
scheide gelegenen) Schraderberg sind gefunden worden: Epimachus
fastosus atratus, Loria loriae, Paradigalla brevicauda, Parotia c. carolae,
Pteridophora «lberti, Meuipotes gymnops goliathi, Pachycephala tene-
brosa, Eupetes leucostictus loriae, Sericormis perspicillata, Heteromyias
armiti, Poecilodryas albonotata griseiventris,Charmos yna papuensıs goliathr
und andere Arten, und von manchen derselben wissen wir, daß sich
ihr Wohngebiet bis ins Hinterland der Collingweod-Bai (Goropu-
Gebirge) nach Osten, bis ins Hinterland der Geelvink-Bai (Weyland-
Gebirge) nach Westen erstreckt. Besonders intim sind die Beziehungen
des Schraderberges zum Schneegebirge; immerhin ist die Überein-
stimmung der Vogelwelt beider Gebirge keineswegs eine vollkommene.
Statt der Astrapia splendidissima tritt auf dem Schraderberg die
Astrapia feminina auf, die der südostpapuanischen A. stephaniae
nahe zu stehen scheint, statt Ptiloprora quisei lorentzi die südöstliche
P. g. guisei, statt einer rotbäuchigen Rasse von Oreopsittacus arfakı
finden wir wie im Südosten eine grünbäuchige. Ferner entbehrt der
Schraderberg auch keineswegs jeder cornithologischen Eigenart, wie
vor allem durch die Entdeckung des auffälligen Melrdectes belfordı
rufocrissalis bewiesen worden ist.
Die Schraderkette ist also in ihrer oberen Waldzone
ein faunistisches Mischgebiet, mit schwachen Anklängen
an Südost-Neuguinea, starken Anklängen an das Schnee-
gebirge und geringem Endemismus.
Als die wichtigsten Aufgaben, die an der Nordküste Neuguineas
von einem Ornithologen zu lösen wären, glaube ich heute bezeichnen
zu können:
1. Die gründliche Erforschung der Vogelwelt des Saruwaged-
gebirges.
3. Die ornithologische Erforschung des Küstenstriches zwischen
Markham und Waria und seines gebirgigen Hinterlandes.
3. Die Feststellung der Rassengrenzen an der Wasserscheide
Markham-Ramu und an der Maclay-Küste, unter besonderer Beachtung
aller mit der Rastardierung verknüpften Fragen.
Ich gebe die Hoffnung nicht auf, daß es einem Deutschen beschieden
sein wird, hier das Werk der naturwissenschaftlichen Erschließung
der schönen Insel fertzusetzen, an dem s» viele unserer Landsleute
mit selbstloser Aufopferung und großem Erfolg tätig gewesen sind.
Systematischer Teil.
Der mır für diese Arbeit zur Verfügung gestellte Ben machte eine
möglichst kurze Darstellung erforderlich. Auf eine Beschreibung der
Arten glaubteich in den meisten Fällen umso eher verzichten zu können,
als alle bie 1891 bekannt gewordenen Formen in Salvadori’s drei-
7. Heft
16 Dr. Erwin Stresemann:
bändigem Werk „Ornitologia della Papuasia e delle Molucche“
(Torino 1880—1891) mit meisterhafter Gründlichkeit behandelt worden
sind. Nur den Arten, die Salvadori bei Abschluß seiner Nachträge,
noch nicht bekannt waren, habe ich eine kurze Charakteristik bei-
gegeben; im übrigen begnügte ich mich mit der Hervorhebung der
wichtigsten Rassenmerkmale. Die Urbeschreibungen habe ich in der
Regel nur dann zitiert, wenn ihre Veröffentlichung nach der Heraus-
gabe von Sharpe’s „Hanalist of Birds“ erfolgt ist. Ein dem Arten-
namen vorgesetzter Stern (*) deutet an, daß die Art in der Sammlung
Dr. Bürgers’ vertreten ist. In Deutsch-Neuguinea vorkommende
Rassen sind durch fetten Druck hervorgehoben.
Die Ermittelungen, welche ich über die Mauserzeiten der Vögel
Deutsch-Neuguineas anstellte, sollen in einer späteren Arbeit ver-
öffentlicht werden.
Zur Erklärung der Ortsbezeichnungen sei bemerkt, daß ich unter
„Schneegebirge“ den ganzen westlichen Teil der zentralen Wasser-
scheide, vom Charles Louisgebirge bis über den Juliana-Pik hinaus
nach Osten, verstehe. Mit „Malu‘ ist nicht das gleichnamige Dorf,
sondern das nahe Hauptlager der Sepik-Expedition gemeint.
Die folgende Liste enthält die Namen aller Vögel, die wir pisher
aus Deutsch-Neuguinea mit den vorgelagerten Inselchen kennen.
Nicht in das behandelte Gebiet einbezogen wurden die Dampier-
und die Vulkan-Insel.
Den 369 Arten, die ich für unsere einstige Kolonie aufzählen kann,
steht das Ergebnis dreier älterer Zählungen gegenüber. Der Vergleich
beleuchtet den raschen Fortschritt unserer Kenntnisse: A. B. Meyer
1886: 40 Aıten; A. B. Meyer 1893: 112 Arten; Reichenow 1897:
174 Arten.
1,) Gruppe 2.) Art 3.) deren Rasse
Corvidae 1. Corvus coronoides orru Bp. H, II.
2. Gymnocorvus tristis tristis (Less. u. Garnot) II, III.
Paradisaeidae 3. Ailuroedus buccoides geislerorum A. B. Meyer II, III.
4. Arluroedus melanotis guttaticollis Stres. III (Bn.).
5. Chlamydera cerviniventris cerviniventris Gould III.
6. Chlamydera lauterbachi lauterbacht Rehw. III (Bn.).
T. Amblyornis inornatus musgravii Goodw. I (M.).
germanus Rothsch. IL (T.), III (Bn.).
8. Loria loriae loriae Salvad. III (Bn.).
9. Paradigalla brevicauda brevicauda Rothsch. III (Bn.).
10. Macgregoria pulchra pulchra De Vis I (M.).
11. Parotia lawesi helenae De Vis I (M.).
12. Parotia wahnesi wahnesi Rothsch. II (T., Bn.).
13. Parotia carolae carolae A. B. Meyer III (Bn.).
14. Lophorina superba latipennis Rothsch. IL(T.,M.), IIL(M.)
15. Pteridophora alberti alberti A. B. Meyer III (Bn.).
16. Janthothorax mirabilis mirabilis (Rehw.) III? (Bn.).
u ee er Sue
Dr. Bürgers’ omnithologische Ausbente im Stromgebiet des Sepik.
1.) Gruppe
Oriolidae
Sturnidae
Patamythiidae
Dieruridae
Ploceidae
Meliphagidae
17
18.
19:
20.
21.
"22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
32.
33.
34.
35.
36.
37.
38.
39.
40.
41.
42.
43.
44.
45.
46.
47.
48.
49.
0.
5l
2.) Art
.. Ptilorhis magnifica
Drepanornis albertisi
Seleueides nigricans
Epimachus fastosus
Astrapia stephaniae
Astrapia rothschildi
Oreinnurus lyogyrus
Cicinnurus regius
Diphy!lodes magnificus
Diphyllodes guilelmitertii
Paradisaea apoda
Paradisaea minor
Paradisaea maria
Paradisaea quilelmi
Manucodia ater
Manucodia chalybatus
Manucodia jobiensis
Oriolus szalayi
Mino dumontii
Melanopyrrhus anais
Aplonis cantoroides
Aplonis metallicus
Paramythia montium
Dicrurus bracteatus
Chaetorhymchus papuensis
Munia castaneothorax
Munia grandis
Munia tristissima
Erythrura trichro@
Myzomela eques
M yzomela eruentata
M yzomela nigrita
M yzomela rosenbergi '
. Toxorhamphus iliolophus
Archiv für Naturgeschichte,
19233. A.7.
Phonygammus keraudrenii
17
3.) deren Rasse
intercedens Sharpe II.
magnifica (Vieill.), ILL.
geisleri A. B. Meyer II (D., T., Bn.),
III (Bn.).
auripennis Schlüter IL.
meyeri Finsch I (M.).
atratus (Rothsch. u. Hart.) III (Bn.).
stephaniae (Finsch u. Meyer) I (M.).
feminina Neum. III (Bn.).
rothschildi Foerster II (T., Bn.).
goodfellowi Grant III? (Bn.).
gymnorhynchus Stres. II.
similis Stres. III.
hunsteini A. B. Meyer II.
jobiensis A. B. Meyer III.
guilelmitertii A. B. Meyer III? (T.).
subintermedia Rothsch. 1? (T.).
granti North I (T.).
augustae-victoriae Cab. 1I.
finschi A. B. Meyer III.
maria Rcehw. III? (Bn.).
guilelmi Cab. I? (M.), II, III? (Bt.).
ater (Less.) II, III.
orientalis Salvad. II, III.
jobiensis Salväd. III (Bn., Bt., D.).
purpureoviolaceus A. B. Meyer II
(D., Bn.).
neumanni Bchw. III (Bn., T.).
szalayi (Mad.) II, III.
dumontii Less. II, 1III.
orientalis (Schleg.) II, III.
cantoroides (Gray) IIL (Bn.).
metallicus (Temm.) II, III.
montium De Vis II (T.).
carbonarius Bp. IL, III.
papwuensis A. B. Meyer II(T.), IIl(Bn)
sharpii (Mad.) III.
ernesti Stres. III.
tristissima Wall. III (Bn., Bt.).
goodfellowi Og. Grant III (Bn.).
nymanı Rothsch. u. Hart. II.
eques (Less.) III.
cruentata A. B. Meyer III (Bn.).
nigrita Gray 11? (Bn.).
meyeri Salvad. III (Bn.).
rosenbergi Schleg. III (Bn.).
iliolophus (Salvad.) II, II.
[3 fe;
2 %. Heft
18
1.) Gruppe
Neetariniidae
Dicaeidae
Zosteropidae
Laniidae
60.
. Meliphaga analoga
. Meliphaga aruensis
. Meliphaga montana
. Xäünthotis diops
. Xanthotis subfrenata
. Kanthotis flaviventer
88.
. Pachycephala tenebrosa
Dr. Erwin Stresemann:
2.) Art
. Melidectes belfordi
Stigmatops -alboauricularis
. Xanthotis polygramma
. Ptiloprora guisei
. Pycnopygius vxoides
. Pycnopygius stietocephalus
. Philemon meyeri
.. Philemon novaeguwineae
. Cinnyris jugularis
. Cinnyris sericeus
. Dicaeum geelvinkianum
. Melanocharis bicolor
. Oreocharis arfaki
. Pristorhamphus. versteri
. Zosterops minor
. Zosterops chrysolaema
. Pachycare flavogrisea
. Pachycephala soror
. Pachycephala schlegelii
. Pachycephala aurea
5. Pachycephala hyperythra
, Pachycephala monacha
. Pachycephala griseiceps
Pachycephala moroka
3.) deren Rasse
. Toxorhamphus novaeguineae novaeguineae (Less.) IL.
. Toxorhamphus poliopterus
. Melilestes megarhynchus
. Glycichaera fallax
. Oedistoma pygmaeum
. Melipotes ater
. Melipotes fumigatbus
poliopterus (Sharpe) III (Bn.).
megarhynchus (Gray) II, III.
fallax Salvad. III.
pygmaeum Salvad. III (Bn.).
ater Rothsch. II (T.).
goliathi Rothsch. u. Hart. III (Bn.).
anthophilus Stres. III (Bn.).
foersteri (Rethsch.) II (T.).
rufocrissalis (Rchw.) III (Bn., T.).
alboauricularis Rams. III (Bn., T.).
analoga (Rchb.) II, III.
sharpei (Rothsch. u. Hart.) III.
montana (Salvad.) III (Bn.).
diops (Salvad.) III (Bn.).
salvadorii (Hart.) TIL (Bn.).
madaraszi (Rothsch. u. Hart.) II,
III (Bn.).
philemon Stres. II.
polygramma (Gray) II, III.
guisei De Vis III (Bn.).
proximus (Mad.) II.
stictocephalus (Salvad.) III (Bn., K.).
meyeri Salvad. III.
jobiensis A. B. Meyer II, III.
frenata (S. Müll.) I, III.
christianae Tristr. II (T.).
sericeus Less. III.
rubrocoronatum Sharpe II, III.
bicolor Rams. II, II.
arfaki (A. B. Meyer) III (Bn.).
virago Stres. III (Bn.).
minor A. B. Meyer III (Bn.).
chrysolaema Sälvad. II (Bn., Bt.,M.).
flavogrisea (A. B. Meyer) II (T.),
III (Bn.).
klossi Og. Grant II? (Bt.), III (Bn.).
obscurior Hart. III (Bn.).
aurea Rehw. III (Bn.).
reichenowi Rothsch. u. Hart. 11.
sepikiana Stres. III (Bn.).
monacha Gray III (Bn.).
“ dubia Rams. 11.
jobiensis A. B. Meyer Ill.
moroka Rothsch. u. Hart. III (Bn.).
tenebrosa Rothsch. III (Bn.).
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik.
1.) Gruppe
Artamidae
Museicapidae
Muscicapinae
9%.
91.
92.
2.) Art
Pachycephala poliosoma
Pachycephala rufinucha
Pinarolestes megarhmehnus
. Collurieincla brunnea
. Pitohwi nigrescens
. Pitohui dichrous
. Pitohwi kirhocephalus
. Pitohui ferrugineus
. Pitohui eristatus
COraeticus cassicus
. Oracticus quoyi
. Artamus leucorhynchos
. Artamus maximus
. Gerygone magnirostris
. Gerygone chrysogaster
. Gerygone cinereiceps
. Gerygone palpebrosa
. Microeca papuana
. Microeca flavigaster
. Microeca griseoceps
. Microeca flavovirescens
. Poecilodryas leucops
. Poecilodryas cyana
. Poecilodryas brachyura
. Poeeilodryas hypoleuca
. Poecilodryas albonotata
. Poecilodryas bimaculata
. Heteromnjias albispecularis
. Monachella mülleriana
. Machaerirhynchusnigripectus harterti v. Oort II (T.).
saturatus Rothsch. u. Hart. III (Bn.).
. Machaerirhynchus flaviventer novus Rothsch. u. Hart. II (M.).
. Peltops montanus
. Peltops blaimvillii
. Chenorhamphus grayi
3.) deren Rasse
hypopolia (Salvad.) II (Bt., M.).
23
humsteint Neum. III (Bn., T.).
gamblei Rothsch. III (Bn.).
madaraszi BRothsch. u. Hart. II.
tappenbecki (Rehw.) IL.
maeandrimus Stres. III (Bn., T.).
tachyeryptaBothsch.u. Hart. IIL(Bn.)
hartertt Rehw. II (Bn.).
bürgersi Stres. III (Bn.).
dichrous (Bp.) II, III.
brunmeicaudus A. B. Meyer III.
senex Stres. III (Bn., T.).
clarus (A. B. Meyer) II.
ferrugineus (Bp.) III.
cristatus (Salvad.) III (Bn.).
cassicus (Bodd.) II, III.
quoyi (Less.) Ill.
papuensis Bp. 11, II.
maximus A. B. Meyer II (D., M.)
II (Bn.).
affınis A. B. Meyer IIl.
chrysogaster Gray III.
placida Mad. II (Bt.).
wahnesi (A. B. Meyer) II, II.
. Phylloscopus poliocephalus giulianettiüi (Salvad.) III (Bn.).
papuana A. B. Meyer III (Bn.).
laeta Salvad. III (Bn.).
poliocephala Rehw. III (Bn.).
flavovirescens Gray II, III.
melanogenys A. B. Meyer II, III.
subeyanea De Vis III (Bn.).
dumasi Os. Grant III (Bn.).
hermani Mad. III (Bn., Bt.).
griseiventris Rothsch. u. Hart.
II (Bn.).
*
vicaria De Vis IL(M.,T.), III? (Bn.).
armiti (De Vis) III (Bn.).
mülleriana (Schleg.) III (—).
?albifrons Gray III (Bn.).
TIL (Bn.).
blainwilliüi (Less. u. Gaın.) II.
grayi (Wall.) TII (Bn.).
Y%*
7. Heft
montanus Stres. II (Bn., Br., M.),
20
1.) Gruppe
Timeliinae
125.
126.
127.
128.
129.
130.
131.
132.
133.
134.
135.
136.
137.
138.
139.
140.
171.
142.
143.
144.
145.
146.
147.
148.
149.
150.
151.
152.
u u zu a
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[en]
or
>
Dr. Erwin Stresemann:
2.) Art
Todopsis wallacii
Todopsis eyanocephalus
Monarcha cinerascens
Monarcha frater
Monarcha melanopsis
Monarcha guttula
Monarcha alecto
Monarcha menadensis
Monarcha azxillaris
Monarcha chrysomela
Monarcha rubiensis
Arses telescophthalmus
Rhipidura tricolor
Rhipidura threnothorax
Rhipidura leucothorax
Rhipidura rufiventris
Rhipidura hyperythra
Rhipidura rufidorsa
Rhipidura atra
Rhipidura brachyrhyncha
Rhipidura albelimbal«
Malurus albocapulatus
Cisticola ewilis
Megalurus macurus
Ifrita kowaldi
Crateroscelis murinus
Orateroscelis pectoralis
Sericornis arfakiana
. Sericornis bürgersi
. Sericornis perspieillata
. Sericornis olivacea
. Aethomyias sptloder@
. Pseudopitta incerta
. Eupetes castanonotus
. Eupetes geislerorum
160.
161.
162.
163.
Eupetes caerulescens
Eupetes leucostictus
Pomareopsis bruijni
Pomatorhinus isidorei
3.) deren Rasse
wallacii Gray II, II.
cyanocephalus (Quoy u. Gaim.) III.
inornatus (Garn.) II (Bn.), III (D.).
periophthalmicus Sharpe II (M.), Bt.)
IM4Bn.).
melanopsis Vieill. II (Bt, T.).
guttula (Garn.) 11, III.
chalybeocephalus (Garn.) II, III.
menadensis (Quoy u. Gaim.) II, III.
reichenowi (Mad.) IL (Bt.).
azillaris Salyad. III (Bn.).
aruensis Salvad. II.
aurantiacus A. B. Meyer III.
rufus (Rehw.) III (Bn., T.).
henkei A. B. Meyer 11.
insularis A. B. Meyer IIl.
melaleuca (Quoy u. Saun.) II, III.
threnothorax S. Müll. III (Bn.).
leucothorax Salvad. II.
gularis S. Müll. II, II.
castaneothorax Rams. II (Bn., Bt.).
miüller; A. B. Meyer II.
rufidorsa A. B. Meyer II, III.
?cinnamomea A. B. Meyer III (Bn.).
brachyrhyncha-Schleg. III (Bn.).
albolimbaia Salvad. III (Bn.).
naimii Salvad. II, III.
exilis (Vig. u. Horsf.) II, II.
macrurus (Salvad.) III (Fr.).
schalowiana Stres. IIL (Bn.).
murinus (Sel.) II (Br.), III (Bn.).
pectoralis Rothsch. u. Hart. III (Bn.).
rufescens Stres. III (Bn.), II? (T.).
pontifex Stres. III (Bn.).
virgata Rehw. III (Bn.).
bürgersi Stres. III (Bn.).
perspicillate Salvad. III (Bn.).
olivacea Salvad. III (Bn.).
spilodera (Gray) Il? (Bt.), IIL(Bn.).
incerta (Salvad.) III (Bn.).
cf. pulcher Sharpe II.
saturatus Rothsch. u. Hart. III.
geislerorum A. B. Meyer U.
caerulescens Temm. III.
loriae Salvad. III (Bn.).
bruijni (Salvad.) III (Bn.).
isidorei Less. III.
u .
u re er er Mr eu Me
u u
Dr. Bürgers’ ormithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 9
1.) Gruppe
Turdinae
Campephagidae
(Z. 8.)
Hirundinidae
Pittidae
Cypseli
Sn (Z. N.)
Caprimulgi
Podargi
Striges
Meropes
(2. 8.)
Bucerotes
Coracii
(2. 8.)
Haleyones
164.
165.
166.
167.
168.
169.
170.
171:
172.
173.
174.
175.
176.
IT
178.
179.
180.
181.
182,
183.
154.
. 185.
156.
187.
188.
189.
190.
191.
192.
193.
194.
195.
196.
197.
198.
199.
200.
201.
202.
203.
204.
-208.
2.) Art
Turdus melanarius
Turdus dauma
Graucalus lineatus
Graucalus boyeri
Graucalus novaehollandiae
Graucalus papuensis
Graucalus caeruleogriseus
Edolisoma ceramense
Edolisoma morio
Edolisoma melan
Edolisoma schisticeps
Edolisoma montanum
Lalage atrovirens
Hirundo tahitica
Petrochelidon nigricans
Pitta macklotii
Pitta atricapilla
Chaetura novaeguineae
Chaetura caudacuta
Oollocalia fuciphaga
Collacalia esculenta
Hemiproene mystacea
Caprimulgus macrurus
Lymncornis papuensis
Eurostopodus albogularis
Aegotheles bennelti
Podargus papuensis
Podargus: ocellatus
Ninox connivens
Ninox rufa
Ninox dimorpha
Ninox theomacha
Merops philippinus
NMerops ornatus
kRhyticeros ylicatus
Eurystomus orientalis
Alcedo althis
Alcyone azurea
Aleyone pusilla
Ceyx lepidus-
Syma torotoro
Syma megarhyncha
3.) deren Rasse
melanarius (Mad.) II (T.).
papuensis Seeb. II (T.).
azxillaris Salvad. II (M.).
boyeri (Gray) III (Bn., T.).
melanops (Lath.) II (Bt.), III (Bt.).
papuensis (Gm.) II, III.
caeruleogriseus (Gray) II, III.
incertum (A. B. Meyer) III.
mäülleri Salvad. IL(T.), III (Bn., D.).
meeki Rothsch. u. Hart. II (Bn.).
melan (Less.) III.
reichenowi Neum. III (Bn., T.).
montanum (A. B. Meyer) III (Bn.).
atrovirens (Gray) III. )
frontalis Quoy u. Gaim. II, II.
nigricans (Vieill.) III (Bn.).
macklotii Temm., II, III.
atricapilla Quoy u. Gaim. IL, III.
bürgersi Rchw. III (Bn.).
caudacuta (Lath.) II (M.).
pseudovestita Stres. II, III.
esculenta (L.) III (Bn.).
mystacea Less. II, II.
albolaxatus Rothsch. u. Hart. 111.
papuensis (Schleg.) III (Bn.).
albogularis (Vig. u. Horsf.) II, IIL..
wiedenfeldi Laubm. IL (T., M., D.).
papuensis Quoy u. Gaim. Il, Ill.
ocellatus Quoy u. Gaim. II, II.
assimilis Salvad. u. d’Alb. II (Bn.).
III.
humeralis Bp. II (M.), 11.
dimorpha (Salvad.) III (Bn., Bt.).
theomacha (Bp.) III (Bt., Fr., K.).
salvadorii A. B. Meyer III (Bt., K.).
ornatus Lath. II, III.
ruficollis (Vieill.) II, Ill.
crassirostris Sel. II, LI.
pacificus (Lath.) II, III.
pelagica Stres. IL (Bn.), IIl (D.).
lessonii Cass. II, III.
pusilla (Temm.) II.
solitarius Temm. II, III.
meekt Rothsch. u. Hart. II (T.,M:).
torotoro Less. III.
sellamontis Rehw. 11 (Bn.).
7. Heft
22
1.) Gruppe
Cueuli
Psittaei
(2.8.2)
(Z.8.) &
(Z.N.).
WAR)
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Dr. Erwin Stresemann:
2.) Art
. Melidora macrorhina
. Sauromarptis gaudichaud
. Haleyon macleayi
. Halcyon nigrocyanea
. Haleyon sanct«
. Halcyon albicilla
. Tanysiptera nympha
. Tanysiptera damae
. Tanysiptera hydrocharis
. Olytoceyx rex
. Cuculus optatus
. Cacomantis sepuleralis
. Cacomantis castaneiventris
. Cacomantis variolosus
. (acomantis rubricatus
. Rhamphomantıs mega-
rhynchus
. Chrysococcyx meyerii
. Chrysococcyx minutillus
. Chrysococcoyx lucidus
. Caliechthrus leucolophus
. Eudymamis scolopacea
. Microdynamıs parva
. Scythrops novaehollandiae
. Centropus menbeki
. Centropus nigricans
. Centropus bernsteinci
. Chalcopsitta duyvenbodei
. Eos fuscata
. Lorius lory
235. Trichoylossus haematodus
3. Charmosynopsis placentis
. Charmosynopsis rubronotata
. Charmosyna papuensis
. Charmosyna. josephinue
. Oreopsittacus arfaki
. Neopsittacus musschen-
broekii
2. Neopsittacus pullicauda
3. Opopsilta ediwardst
. Opopsitta diophthalmus
3.) deren Rasse:
macrorhina (Less.) 11.
jobiensis Salvad. III.
gaudichaud (Quoy u. Gaim) II, III.
elisabeth (Heine) III.
macleayi Jard. u. Selby. II, III.
quadricolor Oust. II.
sancta Vig. u. Horsf. II, II.
saurophagus Gould III (Bt.).
nympha Gray I (Bn.), 1.
intensa R. u. H. 1 (M.).
meyeri Salvad. III.
rex Sharpe III.
optatus Gould I, II.
infaustus Cab. u. Heine II, III.
bihagi Math. III (Bn.).
variolosus (Vig. u. Horsf.) II, III.
rubricatus (Lath.) II (M.).
megarhynchus (Gray) III (Bn.).
meyeriw Salvad. III (Bn.).
poecilurus Gray IL.
plagosus (Lath.) II, II.
leucolophus (S. Müll.) IL, III.
rufiventer (Less.) III.
parva (Salvad.) III (Bn.).
novaehol,andiae Lath. II, II.
menbeki Less. u. Garn. II, III.
nigricans (Salvad.) II (Bn.).
bernsteini Schleg. II (D., T.), 111.
syringanuchasis Neum. 111.
incondita A. B. Meyer II, Il.
erythrothorax Salvad. 11.
saivadorii A. B. Meyer Ill.
micropteryx Stres. 11.
intermedius Rothsch. u. Hart. Ill.
subplacens (Scl.) II, III (Bn.).
rubronotata (Wall.) III (Bn.).
wahnesi Rothsch. II (T., Bn.).
golvathina Rothsch. ILL (Bn.).
josephinae (Finsch) III (Bn.).
intermedius Rehw. III (Bn.).
musschenbroekii (Schleg.) III (Bn.).
pullicauda Hart. 111 (Bn.).
edwardsi (Oust.) 11, 111.
!diophthalmus (Hombr. u. Jaq.)
Il, MI.
Dr. Bürgers’ ormithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik.
1.) Gruppe
Aceipitres
Ciconiae
Ardeae
N
z
245.
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ISIS
[69
<T
>
NE NENENEN
2.) Art
Opopsitta quilelmitertii
. Probosciger aterrimus
. Cacatoes galerita
. Micropsitia pusio
. Micropsitta bruijnii
. Psittrichas fulgidus
. Eclectus pectoralis
. Geoffroyus geoffroyi
. Geoffroyus simplex
. Alisterus callopterus
. Psittacella brehmii
. Loriculus aurantüifrons
. Spizaetus gurneyi
. Haliaetus leucogaster
. Pandion haliaetus
. Haliastur indus
. Haliastur sphenurus
. Milvus migrans
. Pernis longicauda
. Baza‘ suberistata
. Circus iuxta
. Falco peregrinus
. Falco severus
. Jeracidea berigora
. Harpyopsis növaeguineue
. Megatriorchis doriue
. Aceipiter bürgersi
. Aceipiter leucosomus
. Accipiter poliocephalus
. Accipiter fasciatus
. Accipiter hiogaster
. Accipiter eirrhocephalus
. Threskiornis moluceus
. Ardea sumatrana
. Egreita alba
. Demigretta sacra
. Notophoyz picata
. Nycticoraw. caledonicus
. JZwobrychus sinensis
23
3.) deren Rasse
amabilis (Rehw.) II.
nigrifrons (Rchw.) III (Bn.).
stenolophus (v. Oort) I? (Bn.), II, III.
kwalamkwalam Stres. II.
cf. triton (Temm.) III.
rothschildi Stres. II (Bn.).
salvadorii (Rothsch. u. Hart.) III.
bruijnii (Salvad.) II (Bn.), III (Bn.).
fulgidus (Less.) II, III.
pectoralis (P. L. S. Müll.) II, 111.
orientalis A. B. Meyer II.
minor Neum. III.
bürgersi Neum. III (Bn.).
chloropterus (Rams.) 11.
callopterus (D’Alb. u. Salvad.)
(Bn.).
bürgersi Rchw. II (T.), III (Bn.).
meeki Hart. II (Bn.).
batavorum Stres. III (Bn.).
gurneyi (Gray) II (Bn.), III (Bt.).
leucogaster (Gm.) III.
cristatus (Vieill.) II, ILL.
girrenera (Vieill.) II, IL.
cf. sphenurus (Vieill.) II, III.
affinis Gould II, III.
longicauda (Garn.) II (D., Bn.), III.
cf. reinwardtii (Miill. u. Schleg.) Ill.
gouldi Bp. III (Bn.).
ernesti Sharpe III (Bn, Fr.).
cf. severus Horsf. IL(M.,T.), IlL(Fr.).
novaeguineae A. B. Meyer II, Il.
novaeguineae Salvad. Il, III.
doriae Salvad. u. d’Alb. IL, Ill.
bürgersi (Rchw.) ILL (Bn.).
leucosomus (Sharpe) Ill.
poliocephalus (Gray) II, Il.
polyeryptus Rothsch. u. Hart. 11, Ill.
etorques (Salvad.) II (D.), Ill.
papuanus (Rothsch. u. Hart.) IL, I1l.
moluecus (Cuv.) III (Bn.).
sumatrana Raffl. IL (D.), IIl( Bn.,
Bt.).
modesta (Gray) IL.
sacra (Gm.) III (Bt., Fr.).
picat@ (Gould) ILL.
caledonteus (Gm.) 11, I11.
sinensts (Gm.) 11I (Bt.).
7. left
111
24
1.) Gruppe
Steganopodes
Tubinares
Anseres
Pygopodes
ET) (ZESH)
Columbae
Dr. Erwin Striesemann:
2.) Art
. Dupetor flavicollis
. Zonerodius heliosylus
. Pelecanus conspicillatus
. Fregata ariel
.. Phalacrocoras suleirostris
. Phalacrocorax melanoleucus.
. Anhinga rufa
. Sula leucogastra
. Puffinus leucomelas
. Anas superciliosa
. Salvadorina waigiuensis
5. Dendrocygna guttata
. Dendrocygna arcuata
. Tadorna. radjah
. Podiceps ruficollis
. Ptilinopus superbus
. Ptilinopus coronulatus
. Ptilinopus vozonus
2.. Piilinopus ornatus
. Ptilinopus perlatus
. Ptilinopus rivolüi
. Ptilinopus pulchellus
. Megaloprepia magnifica
. Ducula pacifica
. Ducula rhodinolacema
. Ducula zoeae
. Ducula chalconota
. Ducula rufioaster
. Ducula pinon
. Ducula müllerii
. Myristieivora spilorrhoa
. Columba albertisii
. Columba vitiensis
. Macropygia amboinensis
. Macropygia nigrirostris
. Reinwardtoena reinwardisi
. Chalcophaps indica
. Chalcophaps stephanv
. Hentcophaps albifrons
. Phlegoenas jobiensis
3.) deren Rasse _
gouldi (Bp.) III (K.).
heliosylus (Less.) III (Bn., Bt.).
conspieillatus Temn. III (Bt.).
ariel (Gould) I (Bn.).
sulcirostris (Brandt) II, III.
melanoleucus.(Vieill.) II, III.
novaehollandiae (Gould) IIL(Bn., Hb.)
. leucogastra (Bodd.) III.
leucomelas (Temm.) II (D.).
pelewensis Hartl. u. Finsch II, III.
waigiuensis Rothsch. u. Hart. II
(Bn.).
guttata Schleg. II (Hb.), III (Bn.).
. arcuata (Horsf.) II (D.), III (Bn.).
radjah (Garn.) II, III.
tricolor (Gray) IL (Bn.).
novaehollandiae (Steph.) III (Bt.)
superbus (Temm. u. Knip) II, III.
huonensis. A. B. Meyer II.
quadrigeminus A. B. Meyer II.
jobiensis Schleg. III.
gestroi d’Alb. u. Salvad. IL.
plumbeicollis A. B.Meyer II (Bn.,
M.), III.
bellus Sel. IL,II.
pulchellus (Temm.) 1 (M.).
decorus Mad. III (Bn., Bt., Fr.).
polvura Salvad. 11.
septentrionalis A. B. Meyer 111.
cf. pacifica (Gm.) III (Bt.).
rhodinolaema (Sel.) IL.
zoeae (Desmar.) II, III.
chalconota (Salvad.) III (Bn.).
rufigaster (Quoy u. Gaim.) Il.
jobiensis (Schleg.) 11, IL.
aurantia A. B. Meyer 111.
spilorrhoa (Gray) I (Bn.), 11, 111.
albertisii (Salvad.) IL, Ill.
halmaheıra (Bp.) 111.
cinereiceps Tristr. III (Bn.).
nigrirostris Salvad. IL.
griseotineta Hart. II, Ill.
chrysochlora (Wagl.) II,
stephani Rechb. II, Il.
albifrons Gray Il, IL.
jobiensis A. B. Meyer II, III.
J1F.
Dr. Bürgers’ ormithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik.
1.) Gruppe -
Lihlaciae
(Z. N.)
(2. N.)
(Z.N.)
(Z.N.)
(Z. N.)
(Z. N.)
(Z. N.)
(Z. N.)
(Z’N.)
. (Z.N.)
(Z. N.)
(Z. N.)
" (Z.N.)
(Z.N.)
(Z.N.)
Lari
Ralli (2. 8.)
(Z. 8.)
Galli
Casuarii
234.
.325.
326.
327.
328.
329.
330.
331.
332.
333.
334.
335.
336.
337.
338.
339.
340.
341.
342.
343.
344.
345.
346.
347.
348.
349.
350.
351.
352.
399.
354.
359.
356.
357.
358.
359.
360.
361.
362.
363.
364.
369.
366.
2.) Art
Phlegeonas rufigula
Otidiphaps nobilis
Caloenas nicobarica
Goura victoria
Esacus magnirostris
Stiltia isabella
Charadrius dubius
Charadrius leschenaultii
Charadrius asiaticus
Charadrius apricarius
Squatarola squalarola
Lobibyx miles
Arenaria interpres
Calidris ruficollis
Calidris acuminata
Calidris tenwirostris
Tringa incana
Tringa hypoleucos
Phalaropus löobatus
Fimantopus himantopus
Limosa limosa
Limosa lapponica
Numenius phaeopus
Numenius minutus
Seolopax saturata
Irediparra gallinacea
Hydrochelidon leucopareia
Sterna bergii
Sierna dougallii
Sterna anaethetus
Sterna albifrons
Anous stolidus
H ypotaenidea philippensis
Porzana cinerea
Porzana plumbea
Eulabeornis tricolor
Gallinula olivacea
Gymnocrex plumbeiventris
Ypsilophorus plumbeus
Megapodius reinwardt
Talegallus jobiensis
4epypodius arfakianus
25
3.) deren Rasse --
rufigula Bp. III.
‚cervicalis Rams. II, (Bn., D.), III
(Bn.). -
nicobarica (L.) III (Bn., Bt.).
huonensis ‘A. B. Meyer II.
beccarii Salvad. III.
magnirostris (Vieill.) IIL(Bn..Fr.,K.)
isabella (Vieill.) III (Bt.).
jerdoni (Legge) III.
leschenaultii Less. III (Bn.,‘K.).
veredus Gould IIL (K.).
fulvus Gm. III (Bn., Fr.).
hypomelaena (Pall.) III (Bn.).
miles (Bodd.) III (Bn., Hb.).
interpres (L.) III (K.).
ruficollis (Pall.) II (T.).
acuminata (Horsf.)-III (Bn., Bt.).
tenuirostris (Horsf.) III (Fr.).
brevipes (Vieill.) III (Bn., K.).
hypoleucos L. II, Ill.
lobatus (L.) III (Bn.).
leucocephalus Gould III (Bn., Bt.,
Hb.).
melanuroides Gould III (K.).
baueri Naum. III (Fr.).
variegatüs (Scop.) I (M.), II.
minutus Gould III (Bn., K.).
rosenbergüi Schleg. II (T.).
ef. gallinacea (Temm.) III (Bn., M.).
flwviatilis Gould III (Bn.).
cristata Steph. II (M.), II.
bangsı Math. II (D.).
anaethetus Scop. II (D.).
sinensis Gm. III (Bn., K.).
pileatus (Scop.) III (Fr.).
australis Pelz. III (Bn.).
leucophrys Gould III Bn.).
cf. plumbea (Gray) III (Bt.).
iricolor (Gray) II (Bn.), III (Bn.).
moluccan« Wall. III.
plumbeiventris (Gray) III.
plumbeus (Salvad.) (Bn., Fr.). III.
huonensis Stres. II (Bn., D., M.).
decollatus Oust. III. i
longieaudus A. B. Meyer III.
arfakianus Salvad. II, III.
Casuarius unappendiculatus occipitalis Salvad. ILL.
7. Heft
26 ; - Dr. Erwin Stresemann:
1.) Gruppe 2.) Art 3.) deren Rasse,
367. Casuarius pieticollis hecki Rothsch. IL (Bt. ), Im (D. ).
368. Casuarius(loriae?) keysseri Rothsch. II (T.).
369. Casuarius (papuanus?) foersteri Rothsch. II (T.).
Zeichenerklärung: In Spalte 1: (Z.N.) = Zugvogel (Wintergast) aus
Ostasien; (Z. 8.) = Zugvogel (Wintergast) aus Australien. In Spalte 3:
I = Gebiet I (von der deutsch-britischen Südgrenze bis zum Markham-Fluß); 2
II = Gebiet II (Kai-Halbinsel); III = Gebiet III (vom Oberlauf des Ramu
und der Astrolabebai westwärts bis zur deutsch-holländischen Grenze). Ban.
— Berlin, Br. = Breslau, Bt. = Budapest, D. = Dresden, Fr. = Frankfurt
a.M., Hb. = Hamburg, K. = Karlsruhe, M. = München, T. = Tring. Kein
Zusatz zur Gebietsnummer: Von hier in den meisten Sammlungen vertreten.
Systematische Uebersicht der von Deutsch-Neuguinea nachgewiesenen
Vögel.
l. Corvus coronoides
Bezüglich dieser weitverbreiteten Gruppe kann ich auf meine
Monographie verweisen!) Auf Neu-Guinea ist nur eine Rasse ver-
treten:
orru Bonap. [Beschr.: Salvadori, O. P. II p.483]. Obi, Nord-'
Molukken, westliche papuanische Inseln, ganz Neuguinea, D’Entre-
casteaux- und Louisiade-Archipel.
Im Berliner Museum befinden sich drei Exemplare (von Friedrich-
Wilhelmshafen und der „Astrolabebai“). Jugendflügel 305, 317,
Altersflügel 337 mm.
2. * Gymnocorvus fristis (Less. & Garnot) ?)‘
[Beschr.: Salvadori, O. P. IT, p. #91]
Ein auf Salawaöi, Batanta, Ron, Jopi, der Fergussoninsel und ganz
Neuguinea nachgewiesener Vogel.
Die Sepik- Expedi tion schoß ein © (Flügel 325mm) auf dem
Schraderberg. Im Breslauer Museum bindet” sich ein erst kürzlich
dem Nest entflogenes Stück von Friedrich-Wilhelmshafen, Juni 1910.
| 3. * Ailuroedus buceoides
Ein über ganz Neuguinea und die westlichen papuanischen Inseln
(außer Misol!) verbreiteter Waldbewohner, der vorwiegera in der 'Tief-
ebene, aber auch noch in der unteren und vielleicht mittleren Gebirgs-
zone gefunden wird. Vier Rassen:
1. buccoides (Temminck) [Beschr.: Salvadori, ©. P. II, p. 675].
Lobobai und südliches Vorland des Schneegebirges.
!) Verh. Orn. Ges. Bayern XII, 1916, p. 277—304. Nachzutragen ist,
daß durch ein im Berliner Museum befindliches Stück das Vorkommen der Rasse
insularis Heinroth auch für Neu-Hannover belegt wird: Altersflügel 308 mm.
2) Über Corvus tristis Lesson u. Garnot 1827 vs. Corvus senex Lesson 1828.
vgl. Mathews, Austral Avian Record II, p. 54 (1913).
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 237
2. oorts Rothsch. & Hartert!). Schnabel größer, Unterseite
blasser isabell mit etwas größeren schwarzen Flecken. Salawati,
Batanta, Waigeu, West- und Nordküste der Berau-
Halbinsel.
8. geislerorum A. B. Meyer.?) Oberkopf heller als bei oorti, Brust
häufig grober gefleckt, Größe geringer (Max. der Flügellänge 138 gegen
145 mm). Nordküste Neuguineas zwischen Mamberano und
Collingwood-Bai. |
Die Sepik-Expedition sammelte 27 Exemplare, und zwar 1 im
„Wald beim flachen See“, 9 bei Malu, I am Pionierlager, 1 am Lager 5
an der Hunsteinspitze, 3 am Aprilfluß, 5 am Etappenberg, I am Lehm-
fluß und 5 auf dem Maeanderberg. Jugendflügel: 2 124, 133; 130 mm;
Altersflügel: Q 121, 124, 125°, 1262, 128, 129, 1302, 132, 133; 3 126,
129, 131, 133, 134°, 135, 137, 138? mm. — Das erste Jahreskleid ist
nicht nur durch die gewöhnlich stark grünlich getönten Oberkopf-
federn ausgezeichnet, sondern auch durch schmälere, spitzer zulaufende
mittlere Steuerfedern.
4. stonei Sharpe. Oberkopf dunkler als bei allen anderen Rassen,
Fleckung der Unterseite klein und an den Flanken verschwindend.
Südküste von SO-Neuguinea, westwärts mindestens bis zum
Aroa-Fluß.
4. * Ailuroedus melanotis
Der Formenkreis ist weiter verbreitet als Ar. huccoides, denn er
findet sich nicht nur auf vielen Gebirgen Neuguineas, sondern auch auf
den Aru-Inseln und an der Ostseite von Australien. Im Bereich der
westlichen papuanischen Inseln bewohnt er nur Misol, wo Ar. buccoides
keinen Vertreter hat Fünf Rassen:
1. melamotis (Gray) [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 671). Aru-
Inseln.
2. melanocephalus Ramsay. Größe geringer, isabellfarkene Flecken
der Oberkopffedern kleiner, Kinn schwärzlich statt weißlich. Gebirge
von SO-Neuguinea. | |
3. guttaticollis Stresemann.?) Von melanocephalus unterschieden
durch viel stärker verdunkelte Kehlfedern. Dieselben sind schwarz mit
rundlichem oder länglich ovalem Mittelfleck, der wie die Tropfen-
flecken des Oberkopfes dunkel isabell getönt ist. Zügelfedern nicht
einfarbig schwarz, sondern mit breiten isabellfarbenen Spitzen. Hun-
steinspitze, wahrscheinlich auch Cyklopengebirge.
Die Sepikexpedition schoß zwischen dem 26. II. und 9. III. 1913
3 35 auf der Hunsteinspitze. Flügel: 148, 153, 160 mm.
4. arfakianus A. B. Meyer. Größer als quttaticollis (Flügel bis
169 mm), Tropfenflecken auf Oberkopf und Nacken nicht dunkel
1) Nov. Zool. 20, p. 526 (1913 — Waigen).
2) Abh. u. Ber. des Zool. Mus. Dresden, 1890/91, No. 4, p. 12 (1891 —
terra typ. restr. Astrolabebai).
?) Orn. Monatsber. 30 p. 35 (1922 — Hunsteinspitze).
7 Heft
BB 4 ‚.. Dr, Erwin Stresemann:
isabellfarben, sondern fast weiß; helle Zeichnung der Kehlfedern ge-
wöhnlich zu lanzettförmigen Schaftstrichen von weißlicher Farbe
reduziert. Arfakgebirge und Misol. if,
5. maculosus Ramsay. Kleine, blasse Form, ähnlich melanotis,
aber mit viel blasserem Mittelfleck der Oberkopffedern auf weniger
intensiv schwarzem Grunde; Kehlfedern schmutzig weiß, nicht isabell-
farben, und ohne schwarzen Endsaum; Schwarz des Ohrflecks viel
fahler. Von Queensland bis Victoria.
5. Chlamydera cerviniventris Gould !)
[Beschr.: Salvadori, O.P. II, p. 664).
Cape York-Halbinsel und SO-Neuguinea, an der Nordküste
westwärts über die Astrolabebucht [Konstantinhafen (Kubary) und
Friedrich Wilhelms-Hafen (Birö, Tappenbeck)]. bis Hatzfeldhafen
(Grabowsky, VI. 1887, mit Nestzeichnung). Bewohner der Tiefebene.
6. Chlamydera lauterbachi Reichenow ?)
Lange Jahre hindurch war von dieser Art, die von Ch. cerviniveniris
‚auffällig verschieden ist (so besitzt sie einen goldig orangefarbenen statt
braungrauen Oberkopf und einen gelben statt blaß rostfarbenen Unter-
körper) nur der im Berliner Museum befindliche Typus bekannt, ein 4,
am 7. VIII. 1896 von der 1. Ramu-Expedition am Oberlauf des Ramu
(= Yagei) unter etwa 40 45°S erbeutet. Einen weiblichen Vogel,
den die Goodfellow’sche Expedition am 18. V. 1910 am Kamura-Fluß
im südlichen Vorland des Nassau-Gebirges sammelte, hält Og. Grant
(Ibis 1915, Jub.-Suppl., p. 33) für das bis dahin unbekannte 9 dieser Art.
7. * Amblyornis inornatus
Hochgebiıgsbewohne:, der über alle hohen Gebirge Neuguineas
verbreitet ist und dort oberhalb 2000 m auftritt. Bisher unterscheidet
man drei Rassen (vgl. Rothschild & Hartert, Nov. Zool. 1913, p. 525):
1. wnornatus Schlegel [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 6671. Arfak-
Gebirge, Weyland-Gebirge und wohl auch Tabi- Gebirge (östl.
des Mamberano).
2. musgravii Goodwin. Oberseite des $ ad. mehr olivfarben,
weniger rostbräunlich, Unterseite düsterer; Oberseite des Q röstlicher,
weniger braun. Von den Hochgebirgen SO-Neuguineas west-
wärts bis zum Schneegebirge und im Hinterland der Nordküste
bis zum Bergstock des.Batchelor (3000 m), von wo das Münchener
Museum ein 3 ad. mit einer Flügellänge von 132 mm besitzt (Klink leg..,
Münchener Museum No. 13. 420).
3. germanus Rothschild.?) & ad. kleiner als musgravii, sowie
!) Ein Synonym ist nach freundlicher Auskunft Dr. Harterts: Alpha-
chlamydera cerviniventris nova Mathews, Austr. Avian Record 1I, p.132 (1915
— „New Guinea“; sic!).
”) Orn. Monatsber. 5 p. 24 (1897 — Jageifluß).
®) Bull. B. O. Club 27, p. 13 (1910 — Rawlinson-Gebirge).
Dr. Bürgers’ ormithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 29
oben und unten ausgesprochener olivfarben. Rawlinson-Gebirge
und Schraderberg.
Nur mit Vorbehalt stelle ich die beiden von der Sepik-Expedition
auf dem Schraderbeig gesammelten 22 (Fig. 128, 130 mm) zu dieser
Form.
8. *Loria loriae Salvadori!)
Drosselgroß, kurzschwänzig; $ ad. ganz samtschwarz, auf jeder
Seite vom Nasenloch bis über die Augen ein großer violett-metallischer
Fleck mit lebhaftem Opalglanz. Innere Armschwingen mit bläulichem
Purpurglanz.
Die Art scheint außer auf dem Arfakgebirge auf allen Hochgebirgen
Neuguineas oberhalb 2000 m zu leben. Man kennt sie.jetzt von den
Gebirgen SO-Neuguineas, dem Schneegevirge, Schraderberg und Wey-
landgebirge.
Die Sepik-Expedition schoß auf dem Schraderberg 7 Stück.
Flügel: 2 101, 103; $ imm. 103, 104; $ ad. 99, 108? mm.
9. *Paradigalla brevicauda Rochsch. & Hartert ?)
Ein erst bei etwa 2000 m auftretender Hochgebirgsbewohner, der
bisher auf dem Weylandgebirge, Schraderberg und Schneegebirge
(Oberlauf des Utakwaflusses und Goliathberg) gesammelt wurde. Er
vertritt dort die auf das Arfakgebirge beschränkte Paradigalla carun-
culata Lesson [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 531], von der er sich sehr
auffällig durch den viel kürzeren Schwanz unterscheidet: Steuer-
federn des ad. 51—64 mm gegen 170—180 bei carunculata. Im jugend-
lichen Gefieder ist der Schwanz von brevicauda länger als später.
Auf dem Schraderberg wurden von der Sepik-Expedition dıei
Stück gesammelt: $ (No. 1814) File: 153, mitt]. Steuerf. 60 mm,
Q (No. 1834) entsprechend 154—64, Q (N0.1738) 150—59 mm. '
10. Macgregoria pulchra De Vis °)
Faxt glanzlos samtschwarz, Stirn und Schnabelwurzel mit aufrecht-
stehenden samtartigen Federn dieht bedeckt; ein großer orangegelber
Hautlappen umschließ5 aas Auge. Alle Handschwingen goldig zimt-
farben mit breiten schwarzen Spitzen. Flügel $ 203—207 mm,
Schwanz 160 mm. Hochbebirgsbewohner (oberhalb 3000 m), der bisher
nur auf dem Mt. Seratchlay und Mt. Victoria in SO-Neuguinea und auf
dem Bergstock des Mt. Batchelor, nahe der deutsch-britischen Grenze,
in 3000 m Höhe gefunden wurde, von wo das Münchener Museum ein
Qad., von Klink gesammelt, beritzt (No. 13. 419). |
!) Ann. Mus. Civ. Genova 34, p. 151 (1894 — Moroka).
2) Nov. Zool. 18 p. 159 (1911 — Goliathberg). Synonym: Paradigalla
intermedia Og. Grant, Bull. B. O. Club 31 p. 105 (1913 — Utakwafluß).
#) Ibis (VII) 3 p. 251 (1897 — Mt. Seratchley). |
7. Heft
30 Dr. Erwin Stresemann:
11. Parotia lawesi.
Wie alle Angehörigen dieser Gattung ein Hochgebirgsbewohner,
und zwar ihr Vertreter auf den Gebirgen SO-Neuguineas. Rothschild
bringt die große Ähnlichkeit mit der Arfakform P. se/ilata (Pennant)
dadurch zum Ausdruck, daß er eine Formengruppe P. sefilata mit den
Rassen P. s. sefilata, P. s. lawesı und P. s. helenae aufstellt.!) Den
Zoogeographen muß diese Gruppierung jedoch irreführen. P. lawesi
ist der ?. sefilata genetisch gewiß nicht näher verwandt als den anderen
Parotia-Formen, die Rothschild als Arten gelten läßt. In SO-Neu-
guinea leben zwei einander sehr ähnliche Rassen:
1. lawesı Ramsay [Beschr.: Salvadori, O. F. Aggiunte, p. 150].
Owen Stanley-Gebirge (Mt. Victoria, Mt. Cameron usw.).
2. helenae De Vis. 3 ad.: Stirn ganz schwarz ohne alles Weiß,
die an der Schnabelwurzel entspringende Haube breiter und voller.
Mt. Seratehley und Grenzberge am Oberlauf des Waria
(Bubufluß), von wo das Münchener Museum durch den Gouverneur
Dr. Hahl ein g ad. erhielt \No. 12 479).
12. Parotia wahnesi Rothschild ?)
Von allen anderen Gattungsvertretern durch den die Flügel an
Länge weit übertreffenden, stark gestuften Schwanz unterschieden.
In der Färbung weicht das d ad. von dem der P. lawesi helenae vor-
nehmlich durch die Stirnfedern ab, die stark einwärts gerollt undander
Spitze bronzegoldig gefärbt sind (statt gerade und schwärzlich bronze-
farben zu sein). [Abbildung: Ibis 1911, t. VI. Gebirge der Kai-
Halbinsel zwischen 1200 und 2000 m.?) Im Berliner Museum be-
finden sich drei SZ ad. dieser schönen Art.
13. *Parotia carolae
Die Formengruppe vertritt die Gattung im Schneegebirge und auf
den hohen Gebirgen im Hinterland der Nordküste zwischen Geelvink-
bai und Astrolabebai. Kaum unter 800—1000 m auftretend. 3 Rassen:
1. earolae A. B. Meyer.*) $ad.: ‚Federn des Vorderkopfes schwarz
mit silberweißen Spitzen, Oberkopf sehmutzig goldglänzend. Hinter-
kopf mit einem großen blau und grün metallglänzenden Fleck. Übrige
Oberseite, Schwingen und Steuerfedern samtschwarz mit bronze-
farbenem Schimmer. Kopfseiten wie der Rücken, um die Augen ein
großer bronzegoldener Ring. Kinn und Kehle fahl gelblichbraun. Die
Federn des Brustschildes mit trüb messinggelbem Metallglanz. Übrige
Unterseite schwarz. Von den verlängerten Flankenfedern die äußersten
1) Ibis 1911 p. 366.
®) Two New Birds of Paradise p.2 (1906 — Mountains of German New
Guinea).
?) Biologisches siehe Keysser la.
4) Ball. B. O. Cub IV p. VI (1894 — ‚in montibus ed flumen Amberno“).
et ee ee u
FE EEE RER TTS
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbente im Stromgebiet des Sepik. 31
schneeweiß, die inneren schwarz, in der Mitte einige rotbraun“ (Roth-
schild).
A. B. Meyer beschrieb die Form nach einem 3 ad., dessen Heimat
er im Gebirge am Oberlauf des Mamberano vermutete. Kürzlich ist
sie auf dem Kunupi-Berg im Weyland-Gebirge aufgefunden worden
(Rothschild, Noy. Zool. 28, 1921, p. 282). Die von der Sepik-Ex-
pedition gesammelte Serie gehört offenbar gleichfalls hierher, denn
2 48 im Übergangsgefieder vom jugendlichen zum Alterskleid besitzen
anz die Färbung und Struktur der Vorderkopffedern, sowie die
dunkel isabellfarbenen Kinnfedern, welche für das alte $ dieser Form
bezeichnend sind.
Es wurden 2 92 auf der Hunsteinspitze, 3 99 und 5 ungefärbte 3&
auf dem Lordberg erbeutet. Jugendflügel!) 2 129; Altersflügel!): 2 134,
143, 145, 146; & 148, 149, 152, 153, 154 mm. Länge des mitt]. Steuer-
federpaares 89—98 mm [alte $S von carolae haben wesentlich kürzeren
Schwanz (74mm)]. Der Vogel im Jugendkleid (No. 1412) ist auf der
Oberseite viel mehr röstlich braun, weniger oliv als Q und $ imm.
2. meeki Rothsch.?) $ an Kinn und oberer Kehlhälfte schwarz
statt rahmfarben. Schneegebirge.
3. berlepschi Kleinschmidt. 3 an Kinn und Kehle völlig schwarz;
Federring um den Vorderkopf ganz schwarz, nicht wie bei den vorigen
weiß grandet. Heimat unbekannt.
14. Lophorina superba
Bewohner des Bergwaldes oberhalb 1000 m in ganz Neuguinea.
Drei Rassen:
l. superba (Pennant) [Beschr.: Salvador, O. P. II, p. 525].
Artak-Gebirge.
2. latipennis Rothschild.?2) In der Größe wie superba, aber die
seitlichen, längsten Schmuckfedern des Brustlatzes länger und breiter.
Weyland-Gebirge, Schneegebirge, Berge im Flußgebiet
des Mamberano, Bismarekgebirge (Blum leg., im Münchener
Mus.), Rawlinsongebirge, Bubu-Fluß (Klink leg., im Münchener
Museum).
3. minor Ramsay. Die kurzen und mittellangen Schmuckfedern
des Brustlatzes in ihrem exponierten Teil nicht einfarbig metallisch,
sondern mit samtschwarzem Zentrum. Größe geringer (Flügel $ ad.
126—130 gegen 133—139 mm). Gebirge von SO-Neuguinea.
15. *Pteridophora alberti A. B. Meyeı ®)
Dieser merkwürdige Vogel scheint nur im Schneegebirge und den
ihm nördlich vorgelagerten Ketten oberhalb 2000 m vorzukommen.
1) Länge der Handschwingen!
2) Bull. B. O. Club XXVII p. 35 (1910 — Schneegebirge).
3) Bull. B. ©. Club 19 p. 92 (1907 — Rawlinson-Gebirge). Synonym:
L. s. feminina Og. Grant, Ibis 1915, Jub. Suppl., p. 27 (Utakwa-Fluß).
* Bull. B. O. Club IV p. XI (1894 — ‚‚in montibus ad flumen Amberno“).
7. Heft
32 PETE Dr Erwin Stresemann: --
Man kennt ihn bisher vom Goliathberg, Kunupiberg im Weylandgebirge,
Tabigebirge (= Gautiergebirge) und Schraderberg.
Das 9 war unbekannt, bis es in drei Exemplaren von der Sepik-
Expedition auf dem Schraderberg erbeutet wurde. Seine Tracht ist
von Reichenow (J. f. O. 1919, p. 115) beschrieben worden. Die
Flügel dieser Stücke messen 111 und 112 mm, die Länge der Kopf-
schmuckfeder beträgt 13mm. Eine Serie von QQ und jungen SG,
welche Ende 1920 von den Gebr. Pratt auf dem Kunupiberg gesammelt
wurde, scheint in der Färbung ein wenig von den Sepikvögeln ab-
zuweichen (vgl. Rothschild, Nov. Zool. 28, 1921, p. 281).
16. Janthothorax mirabilis (Reichenow) !)
Es ist wohl sicher, daß der Typus aieser Art (der sich jetzt in
Tring befindet, vg]. Hartert, Nov. Zool. 26, 1919, p. 130) nicht in der
Umgebung von Friedrich Wilhelms-Hafen geschossen wurde, aber seine
Provenienz aus Ka'ser Wilhelms-Land ist immerhin möglich, da er
von einem aus dem Schutzgebiet zurückkehrenden deutschen Pflanzer
zum Kauf angeboten wurde. Man kennt nur ein weiteres (fußloses)
Stück von Arfak-Präparation, das gleichfalls nach Tring gelangte.
Vielleicht wird sich später die Identität dieser Art mit J. bensbachr
Büttik. herausstellen, von dem nur ein angeblich vom Arfakgebirge
stammendes $ bekannt ist. Die Typen beider Artnamen unterscheiden
sich dadurch, daß J. mirabilis längere, weißlichbraune bis bräunlich-
weiße (statt erd- bis rußbraune) Flankenfedern, sowie bläulichvioletten
statt grünlichblauen Metallglanz an Kopf, Hals und Oberbrust besitzt.
17. *Ptiloris magnifica
Ein über ganz Neuguinea und die Cape York-Halbinsel verbreiteter
Bewohner der unteren und mittleren Waldstufe der Gebirge, der wohl
nur vereinzelt in die Tiefebene vordringt. Drei Rassen:
1. magnifica (Vieill.) [Beschr.: Salvadori, ©. P. II, p. 555 sub
nom. Craspedophora m... Von NW-Neuguinea ostwärts an der
Nordküste bis zur Astrolabebaı, an der Südküste
mindestens bis zum Fly-Fluß.
Die Sepik-Expedition schoß eine große Anzahl, zumeist auf dem
Maeanderberg und Lordberg, drei auch auf dem Etappenberg. Darunter
befinden sich 22 ausgefärbte 43. Flügel: 2 151?, 154, 155°, 157, 159°,
162, 164; $ mit weiblicher Färbung 171°, 175, 1773, 178, 180°, 181?,
183, 184; $ ad. 185, 186, 1872, 188, 1892, 1903, 191, 1923, 193, 1942,
195°, 196, 198, 200 mm.
2. intercedens Sharpe. Schnabelfirste beim $ ad. nicht bis zur
Wurzel frei, sondern bis zur Höhe der Nasenlöcher von Federn über-
wallt. SO-Neuguinea, an der Nordküste westwärts bis zur
+4) ‚Paradisea mirabilis Reichenow, Orn. Mber. 9 p. 186 (1901 — ‚‚angeblich
in der Umgebung von Friedrich-Wilhelms-Hafen geschossen“). Abbildung:
J, £. Os 1902 £..I.
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 33
Kai-Halbinsel (Sattelberg) und vielleicht bis zum Bismarekgebirge
(Mus. München).
3. alberti Elliot. Kleiner, als vorige, Unterbrust des $ weniger
violettrot, mehr olivgrün schimmernd. Cape York-Halbinsel.
18. *Drepanornis albertisi
Ein Bewohner der mittleren und vielleicht auch der oberen Wald-
zone der Gebirge, den man vom Arfakgebirge, dem Lordberg und Sattel-
berg und den Gebirgen von SO-Neuguinea, dagegen nicht vom Schnee-
gebirge kennt. Drei Rassen werden unterschieden:
1. albertisi (Sclater) [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 550]. Arfak-
Gebirge.
2. geisleri A. B. Meyer.!) $ ad. oben und unten dunkler als albertiss,
Flügel mehr oliv, weniger rostfarben (nach Rothschild, Ibis 1911, p. 354);
Q mit hellerem Schwanz und Bürzel. Lordberg und Sattelberg.
Die Sepik-Expedition sammelte auf dem Lordberg folgende drei
Stücke: S imm. (No. 839) Flg. 157, Schwanz 131, Schnabel vom Vorder-
rand des Nasenlochs 64 mm; 5 imm. (No. 738) Fig. 143, Schwanz
134mm. {2 (Nr. 731) Flg. 148, Schwanz 127, Schnabel (wie oben)
62 mm. Ein 2 vom Sattelberg (Neuhauss leg.) mißt entsprechend
140 — 131 — 68 mm.
3. cervinicauda Selater. Schwanz, Bürzel und Oberkopf des J ad.
viel heller, Größe geringer als bei albertisi. @ auf der Unterseite viel
heller als das der Nominatform. Gebirge von SO-Neuguinea.
19. * Seleueides nigrieans
Ein über ganz Neuguinea verbreiteter und auch auf Salawati
lebender Bewohner der Tiefebene . Zwei Rassen:
l: nigricans (Shaw) [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 562]. Sa-
lawati und ganz Neuguinea mit Ausnahme des von aurs-
pennis eingenommenen Gebietes.
2. auripennis Schlüter.?2) Kleiner, mit kürzerem und schlankerem
Schnabel. Gelbe Schmuckfedern des $ oft von dunklerer Färbung.
Unterseite des @ dunkleı braun, an der Brust schärfer quergebändert.
Nordküste von Neuguinea mindestens zwischen den
Stromgebieten des Mamberano und des Ramu.
Die Sepik-Expedition erbeutete 25 Exemplare, unter denen sich
12 alte $$ befinden. Fundorte: Malu (9), Seerosensee (5), Sepik am
Maeanderberg (3), Aprilfluß (3), Töpferfluß (4), Lehmfluß (1 Ex.):
Flügel: © 152, 153, 154°, 156, 157, 158; $ mit braunen Flügeln 161?‘
162°, 169; $ ad. 160, 161, 1622, 165%, 167, 168° mm.
!) Abh. u. Ber. des Zool. Museums Dresden 1892/93, No. 3, p.15 (1893
— Sattelberg). _
2) Falco 7 p.2 (1911 — Dallmannshafen).
Archiv für Naturgeschichte,
1923, 2%
„>
3 7. Heft
24 Dr. Erwin Stresemann:
20. *Epimachus!) fastosus
Ein Bewohner deı hohen Gebirge von ganz Neuguinea, der sich
meist in Höhen über 2000 m hält. Drei Rassen:
1. fastosus (Hermann) ?) [Beschr.: Salvadori, O. P. IL, p 543 sub
nom. E. striatus]: Arfakgebirge.
2. atratus (Rothschild & Hartert) ). & ad.: Unterseite schwarz
statt dunkelbraun, Spitzen der unteren seitlichen Brustschmuckfedern
stahlblau statt bronzegrün. 9: Obeıseite mehr oliv, weniger rostfarben,
Oberkopf meist dunkler röstlich. Weylandgebirge, Schrader-
berg, Schneegebirge.
Das schöne Material, das die Sepik-Expedition vom Schrader-
berg heimbrachte, setzt sich aus 17 Individuen zusammen. Ich führe
sie einzeln mit ihren wichtigsten Maßen auf, da gewisse Größenunter-
schiede von den. Schneegebirgsvögeln zu bestehen scheinen.
No. Geschl. Alter Flg. Schnabel?) Schwanz
1835 d ad. 210 66.5 825
1889 Ne ad. 212 65
2000 3 ad. 219 62 40
1789 E\ ad.] 215 64 940
1930 d ad. 210 63 810
E ad u, 228 66 825
1794 & imm. 184 56.5 370
2011 N imm. 187 61 380
1870 d imm 199 62 418
1782 d imm. 202 63 377
2022 N imm. 199 65
ö imm. 200 64 375
2018 Q 176 65 289 -
1802 Q 175 63.5 295
1998 Q 178 64 294
1715 Q 182 325
2035 O 181 72 310
. Die Flügel messen also: © 175, 176, 178, 181, 182; $ imm. 184, 187,
1992, 200, 202; & ad. 2102, 212, 215, 219, 222 mm, Als Färbung nackter
Teile ist angegeben beim @: „Auge rotbraun, Schnabel schwarz, Füße
grau“; beim & ad.: „Auge rot, Schnabel schwarz, Füße grau“.
3. meyeri Finsch. & ad.: Unterseite nicht schwarz oder dunkel.
braun, sondern hell erdbraun. Hohe Gebirge von SO-Neu.
!) Epimachus vs. Faleinellus: siehe Laubmann, Archiv f. Naturgesch. 85,
Abt. A, Heft 4, 1920, p. 160 Anm. 83.
?) Über Promerops fastosus Hermann 1783 vs. Upupa striata Boddaert
1783 siehe Stresemann, Nov. Zool. 27, 1920, p. 328.
®) Nov. Zool. 18 p. 160 (1911 — Goliathberg).
*) Vom Vorderrand der Nasengrube zur Schnabelspitze.mit dem Zirkel
gemessen.
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 35
guinea, an der Nordküste westwärts bis zum Bubu, einem
rechten Zufluß des Waria (3 ad., von Hahl geschenkt, im Münchener
Museum, No. 12 480). i
21. * Astrapia stephaniae
Vertreter der Gattung Astrapia auf den Gebirgen von SO-Neu-
guinea und auf dem Schraderberg. Rassen:
1. stephaniae (Finsch & Meyer) [Beschr.: Salvadori, O. P.,
Asgiunte, p. 151]. Gebirge von SO-Neuguinea, westwärts an
der Nordküste bis zum oberen Warıa (Bubufluß), von wo das
Münchener Museum durch den Gouverneur Dr. Hahl ein ausgefärbtes
Paar erhielt (No. 12 478 und 12 481).
2. feminina Neumann.!) $ ad. noch unbekannt; Q hauptsächlich
durch viel dunkleren, häufig fast schwarzen (statt dunkel olivbraunen)
Rücken unterschieden. Schraderberg.
Auf dem Schraderberg sammelte die Sepik-Expedition sieben
Exemplare. Länge der Flügel und des mittleren Steuerfederpaares:
Q 149/305; 148; 150/320; 152; 152/350; $? imm. 163/358; $ imm.
161/350 mm.
22. Astrapia rothschildi Foerster & Rothschild ?)
Wen “
„g ad. ähnlich A. nigra (Gmelin) [Beschr.: Salvadori, O. P. II,
p- 535], aber die metallischen Säume des Brustschildes sind feuriger rot
und reichen bloß bis zum oberen Ende des Schildes, nicht bis unter das
Auge. Die schwarzen fächerfömigen Federbüschel hinterm Auge
fehlen hier. Die halbmondförmigen Weichenfedern haben eine schmale
subterminale Binde von kupferfarbenem Metallglanz, die von einer
grünen Endbinde gefolgt wird (während A. nigra nur eine breite grüne
Endbinde besitzt). Q ad. schwärzlicher als das von A. nigra, die Brust
in größerer Ausdehnung mit wurmförmigen blassen Querbinden ge-
zeichnet“ (Rothschild). Gebirge der Kai-Halbinsel (Rawlınson-
gebirge, Hinterland des Sattelberges usw.), zwischen 1200 und 2500 m.?)
23. Cieinnurus goodfellowi Og.-Grant ?)
‘3 ad.: Ähnlich CO. regius, aber das grüne Brustband sehr viel
breiter: etwa ebenso breit wielang. Die von den Enden des mittelsten
Steuerfederpaares gebildeten grünmetallischen Ringel von ganz
anderer Gestalt: sie sind bei weitem nicht so eng eingerollt, und die Äste
der Außenfahne der Federspitze, welche diese Ringel bilden, nehmen
1) Astrapia stephaniae feminina O. Neumann. Verh. Orn. Ges. Bayern. X'V
p. 236 (1922 — Schraderberg). Fs ist nicht unwahrscheinlich, daß die Kenntnis
des alten $ zu spezifischer Abtrennung der Form ‚berechtigen wird.
2) Two new Birds of Paradise p. 2 (1906 — Rawlinson-Gebirge). Synonym:
Asirapia alboundata Reichenow, J. f. O. 66 p. 244 (1918. — .‚Angeblich aus dem
Osten von Kaiser-Wilhelmsland‘‘, Beschreibung des 9).
®) Biologisches siehe Keysser 1a.
* Bull. B. ©. Club 19 p. 39 (1907 — Cyklopen-Gebirge).
3* 1. Heft
36 | Dr. Erwin Stresemann:
distalwärts sehr allmählich an Länge zu, während bei (. regius die
basalsten Äste ebenso lang sind wie die mittleren. Von C. Iyogyrus
Currie!) hauptsächlich durch etwas helleres Rot der Oberseite und den
Mangel eines blassen Spitzensaumes an den caudalsten roten Kehl-
federn, sowie durch dunkel rußbraune (statt dunkelgraue oder weiße)
Befiederung der Körperseiten unterschieden.
Der Typus dieser Form war bisher das einzig bekannte Exemplar.
Er ist von Goodfellow im August 1906 im Cyklopengebirge 1000 m
hoch geschossen worden. Ein zweites Stück, auf welches die Be-
schreibung genau paßt. wurde von Kapitän Erichsen von einem
Deutschen erworben, der sich in Potsdam-Hafen und an der Humboldt-
bai aufgehalten hat, und befindet sich nun unter No.22. 131 im Zoolog.
Museum Berlin. Seine Flügellänge beträgt 103 mm.
Rothschild (Ibis 1911, p. 363) hält diesen Vogel für einen
Bastard zwischen Crcinnurus regius und dem rätselhaften Diphyllodes
guilelmi-tertii, dessen Heimat. man nicht kennt und der vielleicht
‚seinerseits ein Bastard zwischen Ckeinnurus regius und Diphyllodes
magnificus ist. Immerhin muß mit der Möglichkeit gerechnet werden,
daß man C. goodfellowi und den ihm äußerst ähnlichen (©. Iyogyrus
eines. Tages als gute Arten anerkennen darf.
» 24. *Cieinnurus regius
Ein Bewohner der Tiefebene und des Gebirgsfußes in ganz Neu-
guinea sowie auf den Aru-Inseln, westlichen papuanischen Inseln und
Jobi. Nach der Gestalt des Oberaugenflecks kann man zwei Unter-
gruppen unterscheiden, deren eine auf Jobi und die Nordküste zwischen
Mamberano und Astrolabebai beschränkt ist. Rassengliederung:
1. regius (L.) [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 000]. Kennzeichen:
Bedeutende Größe (4 100—105 mm), großer rundlicher Oberaugenfleck,
gelbliche Stirn, bis zur Augenhöhe orangegelber oder gelblich zinnober-
roter Vorderkopf, Schnabelfirste 10—10,5 mm weit von der Befiederung
entblößt. Aru-Inseln.
2. elaudii Ogilvie-Grant.?) Nahe regius, aber beim $ ad. Stirn in
der Regel rötlicher (weniger gelblich), Schnabelfirste nur 8,5-—9.5 mm
weit frei. Rot der Kehle meist sehr dunkel mit kräftiger violetter
Tönung. Flügellänge: $ ad. 97”—103 mm. Misol, Salawati, Ba-
tanta (fide Guillemard); von NW-Neuguinea ostwärts an der
Nordküste etwa bis zur Südspitze der Geelvinkbai (Rubi,
Mum), an der Südküste bis zur Milnebai und von dort an
der Nordküste westwärts mindestens bis zur Collingwoodbai.
3.. gymnorhynchus Stresemann.?) Kleiner als die beiden vorge-
nannten Formen: Flügel von 8$&: 93°, 96°, 97°, 99 mm; Stirn orange-
gelb wie bei regius, nicht rötlich wie bei claudıii; die Stirnbefiederung
I) "Proc. U. 8. Nat, Museum 22, p. 497 (1900 — Patria ignota); vgl. auch
Rothschild, Ibis 1911 p. 362. aa Be,
2) Ibis 1915, Jub. Suppl., p. 16 (19)5 — Parimau. am Mimika-Fluß).
2) J. f. O. 70,-p. 405 (1922 — Heldsbachküste). Sn
Dr. Bürgers’ ornitlologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 37
tritt weiter zurück als bei irgend einer anderen Rasse: freie Schnabel-
firste 11—12 mm. Kai-Halbinsel (Tigidu, Heldsbachküste).
4. similis Stresemann.!) Oberaugenfleck des Z ad. nicht rundlich
wie bei I—3, sondern von der Gestalt eines aufrechtstehenden Schlitzes.
Stirnfedern meist orangegelb wie bei gymmorhynchus, aber an-
schließender Teil des Vorderkopfes röter. Freie Schnabelfirste viel
kürzer: nur 6,5-—7,5mm. Von der Astrolabebai und dem
Oberlauf des Ramu westwärts bis zum Vorland des Tori-
celli- Gebirges.
Die Sepik-Expedition sammelte eine große Zahl dieser Vögel
bei Malu, einige auch am Zuckerhut, Peilungsberg, Seerosensee. Sepik
nahe dem Maeanderberg, auf dem Maeanderberg, Regenberg, Etappen-
berg, am Fuß der Hunsteinspitze, sowie am Töpferfluß und Aprilfluß.
Flügel: $2 1. Jahreskleid: 93, 94, 952, 972; Q ad. 93, 94, 95°, 96°;
dimm. 94, 96%, 973, 986,99; 5 ad. 92°, 93°, 942, 957, 96°, 972, 98, 99 mm.
5. eryptorhynchus Stresemann.?) Stirnbefiederung viel rötlicher,
weniger gelblich als bei similis. Schnabelvefiederung weiter nach vorn
reichend: freie Schnabelfirste 5—6,5 mm. Flügel von 6 & ad. 95, 96,
98, 99mm. Von der Tami-Mündung westwärts bis zum
Mamberano.
6. coecineifrons Rothschild. Vorderkopf noch intensiver und
dunkler rot als bei 5, die Stirnbefiederung erreicht fast die Spitze des
Oberschnabels: freie Schnabelfirste 3—5 mm. Flügel 100 mm. Jobi.
25. *Diphyllodes magnificus
Von der unteren bis zur mittleren Waldzone der Gebirge über ganz
Neuguinea verbieitet; auch auf Salawati und Jobi lebend. Vier Rassen:
1. magnifieus (Pennant) [Beschr.: Salvadoıi, O. P. II, p. 635].
Berau- und Onin-Halbinseln, Südfuß des Schneegebirges.
2. rothschildi Og.-Grant.?) & ad. mit sehr blaßem, lehmfarbenen
Toon des exponierten Teiles der Armschwingen. Salawatı und gegen-
überliegende Küstenstrecke der Berau-Halbinsel (Wa Sam-
son).
.. 3. Jobiensis A. B. Meyer.*) Innere Armschwingen des 3 ad. ım
exponierten Teil nicht gelblich lehmfarben bis düster orange, sondern
meist sehr lebhaft orange. Jobi und Nordküste Neuguineas
vom Mamberanc ostwärts bis zum Sepikgebiet, wahr-
scheinlich bis zur Astrolabebai.
Die Sepikexpedition erbeutete von diesem häufigen Vogel eine
2) Ex Neumann M. $., J. f. O. 70, p. 405 (1922 — Typus von Stephansort,
vgl. Neumann, Verh. Orn. Ges. Bayern XV, p. 236).
®) J. £. O. 70, p. 405 (1922 — Taua am Mamberano).
®) Ibis 1915, Jub. Suppl., p. 24 — Salawati. R
- *) Zeitschr. f. ges. Ornith. II p. 388 (1885 — Jobi). Der Typus von D.
chrysoptera Elliot stammte offenbar nieht von Jobi. Dieser Name muß daher
als zweifelhaft in die Synonymie der Nöminatform gestellt werden (vgl. A. B.
Meyer l.c.; Og. Grant, Ibis 1915, Suppl. p. 24).
7. Heft
38 Dr. Erwin Stresemann:
sehr große Anzahl, nämlich 4 am Quellenlager, 1 am Bambusberg,
27 auf der Hunsteinspitze, 12 auf dem Lordberg, 2 auf dem Etappen-
berg, 3 auf dem Regenberg und 34 auf dem Maeanderberg. .‚Jugend-
flügel 9 104°, 107°; $ 1122, 115; Altersflügel 2 105, 106°, 107°, 1087,
109°, 110% 111°, 1132, 114; $imm. .111%474123,.113%,.1344, 63
1172, 1182, 119; $ ad. 106, 111, 1123, 1133, 114°, 115°, 116°, 117, 119 mm.
Das Jugendkleid ist wolliger als das nächstfolgende, die Oberseite
nicht olivgrün, sondeın goldbraun; aie Armschwingen sind nicht oliv-
grün, sondern orangebraun gesäumt. Infolge teilweiser Jugendmauser
erhält sich die Armschwingenfarbe als Kennzeichen des I. Jahres-
kleides. Der Schnabel ist im I. Jahreskleia noch nicht weißgrau,
sondern graubraun. In beiden Geschlechtern sind die Steuerfedern des
Jugendschwanzes zugespitzt. Zwischen jüngeren SS und den QQ be-
stehen folgende Unterschiede: Das 2 ist kleiner, das mittlere Steuer-
federpaar ist bei ihm in der Regel an der Spitze abgerundet und nicht
länger als die übrigen Steuerfedern, beim 3 imm. dagegen läuft es
spitz zu und überragt die übrigen Steuerfedern um einige Millimeter.
Dieses Kennzeichen ist jedoch nicht ganz zuverlässig. _
4. hunsteini A. B. Meyer.!) Oberkopffedeın des 3 ad. Be düster
braun gesäumt wie bei den beiden vorigen Formen, sondern rötlich
braun gesäumt. Beim Q und $ imm. ist der Rücken nicht stumpf olıv,
sondern zeigt einen deutlichen Goldton. Der Oberkopf ist viel mehr
b:aunoliv, weniger grauoliv. Innere Armschwingen des Z ad. orange
bis orangegelb. SO-Neuguinea, an der Nordküste westwärts
bis zur Kai-Halbinsel (Sattelberg), wo er nach Keysser zwischen
700 und 1000 m zu finden ist.
26. Diphyliodes guilelmi-tertii A. B. Meyer
[Beschr : Salvadori, O. P. II, p. 645]
Noch immer ist die Heimat dieses Vogels unbekannt. Das 'Tring-
Museum besitzt ein g ad. „shot by a native between Bongu and
Stephansort in German New Guinea April 1899, received from E. Ny-
man‘ (Rothschild & Hartert, Nov. Zool. X, 1903, p. 80). Es dünkt
mich nicht gerade wahrscheinlich, daß der Vogel wirklich an der an-
gegebenen Örtlichkeit erbeutet wurde.
27. Paradisaeca apoda
Der Vertreter der P. minor-Gruppe im östlichen Teil von Neu-
guinea (westwärts bis zum Fuß des Charles Louis-Gebirges im Süden
und zur Kai-Halbinsel 'm Norden), sowie auf den Aru-Inseln. Vor-
wiegend Tieflandbewohner, vereinzelt bis etwa 800 m emporsteigend.
Sieben Rassen werden unterschieden:
1. apoda L. [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 595]. Aru-Inseln.
1) Zeitschr. f. ges. Ornith. II p. 389 (1885 —- Hufeisengebirge). Synonym:
D. chrysoplera septentrionalis A. B. Meyer, J. f. O. 40 p. 261 (1892 — Oberlauf
des Bubui). s
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 39
2. novaegwineae D’Albertis & Salvadori. Kleiner: Flügel des 3 ad.
„202 —204°“ gegen „223—230“ mm. Vom Vorland des Charles-
Louis-Gebirges ostwärts bis zum Flyfluß.
3. raggiana Selaber. Mit starkem samtartigen Brustpolster und
roten statt gelben Schmuckfedern. Vom Flyfluß (wo er sich mit
novaeguineae verbastardiert) bis zur Milnebai (Samarai).
4. intermedia DeVis.!) Von raggiena hauptsächlich dadurch
unterschieden, daß Rücken und Pürzel nicht dunkelbraun, sondern
strohgelb sind. Nordküste von SO-Neuguinea, von der
Collingwood-Bai bis zur Holnicote-Bai.
5. subintermedia Rothschild.?) Schmuckfedern nicht wie bei
intermedia leuchtend karminrot, sondern dunkel zinnoberrot. Gelbe
Fäıbung auf den kleinen oberen Flügeldeckfedern weniger ausgedehnt.
Vermutliche Heimat: Hinte:land der Hercules-Bai.
6. granti North.3) Schmuckfedern noch gelblicher als bei voriger
Form: rötlich orange. Westküste des Huongolfes zwischen
Hercules-Bucht und Preußen-Reede.
7. augustae-vietoriae Cabanis. Schmuckfedern noch gelblicher als
bei grants: dunkel orange. Kai-Halbinsel (Rawlinsongebirge, Sattel-
berg usw.).
28. *Paradisaea minor
Der Vertreter der P. apoda-Gruppe im westlichen Teil von Neu-.,
guinea (westlich des Charles-Louis-Gebirges im Süden und der Kai-
Halbinsel im Norden) sowie auf Jobi und Misol. Bewohner der Niede-
rung, der jedoch auch in der unteren, vereinzelt sogar in der mittleren
Waldzone der Gebirge auftritt. Drei Rassen:
1. minor Shaw [Beschr.: Salvadori, ©. P. II, p. 578]. Misol;
von NW-Neuguinea ostwärts an der Südküste bis zur
Etnabai, an der Nordküste mindestens bis zur Tami-
Mündung (2 Ex., von L. Schultze-Jena gesammelt, im Berliner Mus.).
2. jobiensis Rothschild. $ ad. größer (Flügel „196— 200° gegen
177-189 mm), mit viel längeren (bis 610 mm langen) Schmuckfedern
und Andeutung eines dunklen samtartigen Brustpolsters, das bei
minor fehlt. Jobi.
3. finschi A. B. Meyer. & wie das von jobiensis mit Andeutung
eines Brustpolsters, aber kleiner (Flügel 178—198 mm) und mit kürzeren
Schmuckfedern. Vom nördlichen Vorland des Toricelli-
Gebirges ostwärts bis zur Astrolabebucht (Stephansort,
Konstantinhafen) und dem Oberlauf des Ramu.
Von der Sepik-Expedition wurde eine große Anzahl dieses häufigen
Vogels (darunter 18 alte 3) bei Malu, am Seerosensee, Maeanderberg,
!) Synonym: Paradisea raggiana sororia Menegaux, Revue Frang. d’Ornith.
5 p.50 (1913 — ‚‚Nouvelle Guince‘).
2) Bull. B. O: Club 41, p. 138 (1921 — ‚‚Inland from Huon Golf“).
3) Vietoria Naturalist XXII p. 147 (1906 — Südosten von Deutsch-
Neuguinea.)
7. Heft
40 Dr. Erwin Stresemann:
Regenberg, Töpferfluß und Lordberg gesammelt. Flügelmaße: 9 150,
151, 152, 153, 154°, 156, 157, 158, 160°, 161, 1638, 165, 166, 1672;
& imm. mit weiblicher Färbung 169, 170, 171, 1722, 173, 177, 179, 183,
184°; 5 imm. mit stark verlängerten (drongoartigen oder draht-
förmigen) mitt]. Steuerfedern 183, 184, 185, 186, 189, 194; $ ad. 178,
1802, 182, 183, 184, 185, 1872, 1902, 191, 192, 194, 195, 197, 198 mm.
Die Länge der ausgewachsenen Schmuckfedern schwankt zwischen
200 und 500 mm (meist zwischen 390 und 475 mm).
29. *Paradisaea maria Reichenow !)
Ob es sich bei diesem Vogel, der in J. f. ©. 1897, t.5 abgebildet.
ist, um eine Art oder einen Artbastard handelt, ist noch ungewiß.
Man kennt bisher außer dem Typus, der angeblich im Finisterre-Ge-
birge erlegt worden ist, noch mindestens drei weitere $$ ad. Eins
davon befindet sich in Tring (Rothschild, Bull. B. O. Club 27, 1910,
p. 36), eines gelangte nach Paris, ein drittes wurde von der Sepik-
Expedition heimgebracht. Ob letzteres wirklich aus dem Sepikgebiet
stammt, ist höchst zweifelhaft, da es als Handelsbalg erworben wurde.
Das Pariser Stück soll in der Nähe von Jaur an der Geelvinkbai ge-
schossen worden sein, was sicher nicht zutrifft. Es wurde von Mene-
gaux als neue Art beschrieben.)
Die ‚„Art“ verbindet einige Struktureigentümlichkeiten von
P. quilelmi und P.apoda: Den Mangel des samtenen Kinnwinkels
teilt sie mit P. guelelmi, der Vorderkopf ist in großer Ausdehnung
grün und hält hierin etwa die Mitte zwischen beiden Arten. Hingegen
sind die metallischen Kehlfedern nicht lanzettlich geformt wie bei
P. qwilelmi, sondern an der Spitze fast so stark abgerundet wie P. apoda
augustae-victoriae. Mit dem Befund bei letzterer stimmt die Länge
der Schmuckfedern überein; sie ist viel bedeutender als bei guzlelm..
Die ausgesprochen matt rötliche Farbe, die sich an den Schmuck-
federn findet (bei einem Exemplar stärker. als beim anderen) macht —
falls es sich um einen Bastard handelt — die Elternschaft von P. apoda
augustae-victoriae zweifelhaft. Ich bin eher geneigt, P. apoda granti
als einen der Eltern in Anspruch zu nehmen.
Die Maße des von der Sepik-Expedition mitgebrachten Balges
sind: Flügel 183 mm; 2. Steuerfeder 125, längste seitliche Schmuck-
federn etwa 390 mm.
30. Paradisaea euilelmi Cabanis
| Beschr.: Salvadori, O. P., Aggiunte, p. 158]
Im Gegensatz zu den Gruppen P. apoda und P. minor ist diese
Art ein entschiedener Bergvogel, der nicht unter 8C0 m herabgeht.°) Er
bewohnt die Gebirge der Kai-Halbinsel. Von dort scheint sich sein
!) Orn. Monatsber. 2 p. 22 (15894 — „Finisterre-Gebirge, 1500 Fuß“).
2) Paradisea dwivenbodei ne. Revue Frang. d’Omith. 5, p. 4.
(1913 — ‚pres de Yaour, dans Ja baie Geelvink‘‘).
®) Vgl. Keysser, Orn. Mber. 22, 1914, p. 148.
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 41
Wohngebiet nach Westen bis zum westlichen Finisterre-Gebirge
ıMadaräsz, Aquila I, p. 90), nach Osten bis zum Oberlauf des Waria
(1 Ex. im Münchener Museum) auszudehnen. ;
)
31: *Manucodia ater !)
Ein Tieflandbewohner, dessen Verbreitungsgebiet ganz Neu-
guinea, die westlichen papuanischen Inseln, die Aru-Inseln und die
Siürdost-Insel umfaßt. Nach der Größe kann man zwei Rassen unter-
scheiden:
1. ater (Lesson) [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p.504]. Misol,
Waigeu, Salawati, Batanta; von NW-Neuguinea ostwärts
an der Nordküste mindestens bis zur Kaı-Halbinsel, an
der Südküste bis zum südlichen Vorland des Schnee-
gebirges (Merauke).
Die Sepik-Expedition schoß vier Stück bei Malu und je einen am
Aprilfluß und am Sepik nahe dem Maeanderberg. Flügel Qad. 171, 174;
dad. 176°, 180; 2 I. Jahreskleid 161 mm. Das größte mir aus Deutsch-
Neuguinea vorliegende Stück stammt von Konstantin-Hafen und
mißt am Flügel 188 mm.
2. alter Rothsch. & Hartert.?2) Viel größer, Flügel des $ 191— 210
gegen 176—19I mm. SO-Neuguinea (an der Südküste westwärts
mindestens bis zum Hall-Sund), Aru-Inseln und Südost-Insel.
32. * Manucodia chalybatus
Im Gegensatz zu dem Tieflandvogel M. jobsensis bewohnt diese
Art vorwiegend die mittlere Gebirgsregion. Sie lebt auf ganz Neu-
guinea und auf Misol und gliedert sich in zwei Rassen:
1. chalybatus (Pennant) [Beschr.: Salvadori, O. P. II. p. 499].
Misol; Berau- und Onin-Halbinseln. ; “
2. orientalis Salvadori. Kleiner (Max. der Flügellänge 183 gegen
190 mm), vor allem aber mit kürzerem, und schlankerem Schnabel.
Von SO-Neuguinea westwärts an der Nordküste mindestens
bis Napan (an der Südküste der Geelvink-Bai), an der Südküste
mindestens bis zum Vorland des Nassau-Gebirges.
Folgendes Material wurde von der Sepik-Expedition heim-
gebracht: |
1) Esliegt keine Veranlassung vor, dem Gattungsnamen weibliches Geschlecht
zuzuschreiben. Er stammt aus dem Alt-Javanischen und leitet sich ab von-
mamuk dewa, ‚‚Göttervogel‘‘ (was im Ternatanischen zu manuko dewa: geworden
war). Shane Be
2) Nov. Zool. 10, p. 84 (1903 — Südost-Insel im: Louisiade-Archipel).:
7. Heft
42 Dr, Erwin Stresemann:
> S Bi Bi
No. Fundort Geschl. Datum ' 3 E E ee Vemerkung
er. =2 |
794 Lordberg &' 720.769. 7138816
912 Lordberg 218.12: 797168242 179.843
577 Etappenberg do 5.11.12. 168. 42 141 8.9
1467 Hunsteinspitze 9 12. 3.13 171 37 144 842
1359 ’ Ari 38137
1344 . & 28.:2.13 173 40 143 82.6
1471 # 8 128. Br 37. /1500:8214
1373 5 SEN 39-149 839%.
1381 3 d .7T..3:13 183.40 154 842
1365 & 9'3 73.437 168 + 3511137 ,81:6
1431 h; 2:9. 3.13 156 37 124 79.5 IL Jahreskl.
1367 5; dB 40: 14984
1437 > 3.9.1377 42.1435L80:8
1562 ss ERBEN T TEN 3I: NASE
1316 5; 326. 2.13 171 40 134 78.3 I. Jahreskl.
1346 n & 284 2.108 8170: 37.138 1812
1320 % Ss 26.2. 13 165 36.5 127 76.4
Zum Vergleich diene:
Adoa (Misol?) 186 47 151 81.2 "Wallace leg.
Misol Du" ERROR 183 41° 148 "Tauern ieg.
Man vergleiche diese Zahlen, insbesondere die Indexzahlen mit
den für M. jobiensis ermittelten Werten. Vom Sattelberg maß ich 9 Ex.
mit folgender Flügellänge: 157, 160, 162, 165, 1712, 175, 177 mm,
während die Flügel der Sepikserie wie folgt variieren: @ 156—171,
Sg 165—183 mm.
33. *Manucodia jobiensis Salvadori
[Beschr.: Salvadori, ©. P. II, p. 502]
Eine dem M. chalybatus zum Verwechseln ähnliche Art von anderer
Verbreitung und anderer biologischer Rigenart. Sie lebt auf Jobi
sowie in einem beschränkten Gebiet Neuguineas: vom Südrand der
Geelvink-Bai (Rubi) an der Nordküste ostwärts bis zur Astrolabebai
(Stephansort, Konstantinhafen) und dem Ramu (Bismarckebene,
Tappenbeck leg.) und nach Süden bis zum südlichen Vorland des
Nassau-Gebirges (dort ostwärts bis zum Setekwafluß). Sie bewohnt
die Waldungen der Tiefebene, nicht wie M. chalybatus das Gebirge.
Die morphologischen Unterschiede von dieser Ärt hat Salvadori
(l.c.) klar auseinandergesetzt. Am auffälligsten ist der Umstand,
daß sich bei chalybatus die Firste des Oberschnabels an der Basis stärker
!) 'Sehnenlänge des freien Schnabelfirstes
?2) Mittlere Steuerfedern vom Austritt aus der Haut an bis zum distalen
Ende des zu einer Borste ausgezogenen Schaftes.
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 43
verbreitert. Ferner ist der Schwanz von jobiensis relativ kürzer, was
der Flügelschwanz-Index (SchwanzxX100 : Flügel) am klarsten zum
Ausdruck bringt. Er schwankt bei chalybatus zwischen 76.4 und 84.5,
bei jobiensis zwischen 69.0 und 77.4. Die für die Form rubiensis A. B.
Meyer angegebenen Unterschiede scheinen mir nach Prüfung des
Typus nicht stichhaltig zu sein; ich stelle den Namen daher in die
Synonymie von jobiensis. Alsr
Das Material der Sepik-Expedition ist in nachstehender Tabelle
aufgeführt. Die Maße sind wie bei M. chalybatus genommen.
3103 Malu d 9. 9.13. 190 38 144 75.8
1022 ,, EU. EIN. 172: „a
mir 781.15 111 39 118 69.8
1049 ° ,, dı1l. 1.13 174 35 128° 73.6 I. Jahreskl.
MIR; d 22.1. 13,.,175 «38.0126. 72.0
100 ,, 2 2. 5.12 180 34, 133 73.9
B..; 8.13; 180, 39
550 Aprilfluß d 29.10.12 178 36 133 74.2
504 Be: 9716.10,12 165 39.9, .7- ur
2843 Maeanderberg 819. 8.13 173 37 134 94.4
3011 4 02%6. 8.13 158 32 120 76.0 I. Jahreskl.
2845 . 219. 813 171 35 129 754
997 Malu dal. — 29 — — Jugendkleid
34. *Phonygammus keraudrenii
In der unteren und besonders mittleren Waldzone der Gebirge
verbreitet über ganz Neuguinea und die Inseln des D’Entreeasteaux-
Archipels; auch auf den Aru-Inseln und der Cape York-Halbinsel.
Fünf Rassen:
1. keraudrenii (Lesson & Garnot) [Beschr.: Salvadorı, O. P. II,
p- 510). Berau- und Onin-Halbinseln, südliches Vorland
des Schneegebirges, ostwärts mindestens bis zum Fly-Fluß;
Aru-Inseln.
2. jamesi Sharpe.!) Im Altersgefieder unterschieden durch grün,
nicht blau schillernde Federn von Oberkopf, Nacken, Kehle und Kropf,
längere Federbüschel an den Seiten des Hinterkopfes, längere und
breitere Hals- und Brustfedern, sowie rotviolett, nicht stahlblau
schillernden Rücken. SO-Neuguinea, an der Nordküste west-
wärts mindestens bis zur Kai-Halbinsel (Bubui).
3. neumanni Reichenow.?2) Ähnlich keraudrenii, aber Unter-
rücken, Bürzel und Oberschwanzdecken des ad. nicht gleichfarbig
1) Og.-Grant (Ibis 1915, Suppl. p.5) behauptet, daß in SO.-Neuguines
zwei Phonygammus-Arten leben: eine Tieflandform ‚Ph. keraudreni = jamesi‘
und eine Bergform ‚Ph. purpureoviolaceus“. Ich halte den Typus von Ph.
jamesi für das I. Jahreskleid derselben Rasse, deren Alterskleid von A. B. Meyer
Phonygama purpureo-violacea benannt wurde.
®) J. £. O. 66, p. 438 (1918 — Lordberg).
> 7. Heft
44 : Dr. Erwin Stresemann:
mit‘ der übrigen Oberseite (stahlblau oder grünlich blau), sondern
dunkel violett, von gleichem Farbton wie Flügel und Schwanz. Lord-
berg, an der Nordküste vermutlich westwärts bis zum Mamberano.
‘ Auf dem Lordberg wurden 6 Ex. von der Sepik-Expedition ge-
sammelt. Jugendflügel $ 140; Altersflügel @ 147, 150; & 155, 156, 157
mm. Im I. Jahreskleid ist der Vogel über: und über dunkelviolett
gefärbt. |
Re gouldi (Gray). Alle metallischen Federn mit dunkel stahl-
grünem, nicht wie bei keraudrenii mit blauem bezw. (Flügel und
Schwanz) violettem Glanz. CapeYork-Halbinsel. n
5. hunsteini Sharpe. Ähnlich jamesi, aber größer, Kopf und Hals
viel dunkler grün, Schmuckfedern der Hinterkopfseiten richt so lang.
D‘Entrecasteaux-Inseln (Fergusson und Goodenough-Inseln).
35. * Oriolus szalayi (Madaräsz) !)
[Beschr.: Salvadori, O. P. TI, p. 473 sub nom. Mimeta striata]
Ein Waldbewohner der Tiefebene, der auf Misol, Salawatı, Ba-
tanta, Waigeu und ganz Neuguinea lebt, ohne Rassen zu bilden.
Die Sepik-Expedition brachte 15 Exemplare (von Malu, Pionier-
lager, Sepik am Maeanderberg, Töpfeıfluß und Wald beim Zuckerhut)
heim. Altersflügel $9 1373, 139, 140°, 141, 142, 144°, 1462, 147, 149 mm.»
36. *Mino dumontii
Diese Art, die ihren Aufenthalt in den Waldungen der Tiefebene
nimmt, ist von den westlichen papuanischen Inseln (außer Misol)
und den Aru-Inseln über ganz Neuguinea verbreitet und hat über die
Inseln des Pismarckarchipels die Salomonen erreicht. Mindestens
vier Rassen.
1. dumontiü Lesson?) [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 466].
Salawati, Batanta, Waigeu, Jobi, ‘ganz Neuguinea.
Von der Sepik-Expedition in 17 Exemplaren gesammelt (Malu,
Seerosensee, Sepik nahe dem Maeanderberg, Lehmfluß, Töpferfluß,
Aprilfluß, Maifluß). Jugendflügel $ 141; Altersflügel Q 147, 148, 152,
153, 156, 1592; & 150, 152, 156°, 1572, 158, 162 mm.
2. aruensis Stresemann.?) Kleiner (Altersflügel: 2 145— 149,
ö 145mm, Schnabel 24—25 gegen 25--28.5 mm), mit kleineiem
weißen Flügelspiegel. Aru-Inseln
3. giliau Stresemann %) Kehlseiten nicht nackt w'e bei I und ?,
!) Oriolus striatus Quoy u. Gaimard 1830 ist praeokkupiert durch Ortiolus
striatus Hermann 1783, cf. Stresemann, Nov. Zool. 27, 1920, p. 331. Der älteste
Ersatzname ist Mimeta szalayı Madaräsz, Termeszetrajzi Füzetek 24 p. SO (101°
— Madang bei Finschhafen, offensichtlich auf einen jungen Vogel dieser Art
begründet).
?) Synonym: Mino dumonti violaceus Berlepsch, Abh. Senckenberg. Naturf.
Gesellsch. 34, p. 62 (1911 — Konstantinhafen).
°®) J. f. ©. 70 p. 405 (1922 — Tarangan, Aru-Inseln).
*) J. f. ©. 70 p. 406 (1922 — Ralum, Neupommern).
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 45
sondern dicht befiedert; Schwanz länger (86-98 mm gegen etwa
70 mm) Neu-Pommernund wahrscheinlich auch Rook-Insel.
4. kreffti Selater. Schwanz länger als bei 3 (102—109 gegen
86—98 mm); weißer Flügelspiegel größer. Neu-Mecklenburg,
Neu. Hannover, Salomons-Inseln. f
37. * Melanopyrrhus anais
‚Ein Tieflandbewohner ganz Neuguineas und der Insel Salawati.
Drei Rassen:
1. anass (Lesson) [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 462] Salawati
und Berau-Halbinsel; auf der Onin-Halbinsel (bei Kapaur
und Sekru) mit robertsons zusammenstoßend und sich mit dieser Rasse
verbastardierend.
2. orientalis (Schlegel). Nur der Hinterkopf beim ausgefärbten
Vogel in größerer oder geringerer Ausdehnung schwarz mit Metallglanz,
.der vordere Teil des Oberkopfes dagegen goldgelb, nicht schwarz.
‚Von der Wandamen-Bucht (Westküste der Geelvink-Bai) ost-
wärts bis zur Milne-Bai und von dort längs der Südküste
von: Neuguinea westwärts bis zum Aroa-Fluß.
Die Sepik-Expedition sammelte 7 Ex. bei Malu, 1 am Pionier-
‚lager, 1 am Sepik beim Maeanderberg, 2 am Aprilfluß und ] auf dem
Regenberg. Altersflügel: 142, 144, 146, 148, 150°, 151, 152°, 153 mm. .
3. robertsomi D’Albertis. Ganzer Oberkopf goldgelb, in der Regel
kein schwarzer Nackenfleck. Vom Aroa-Fluß westwärts bis
zur Onin-Halbinsel (wo Vermischung mit anass erfolgt ist).
Im Jugendkleid ähneln alle Rassen durch schwarzen Oberkopf
der am ursprünglichsten gefärbten Form anais.
38. Aplonis cantoroides
Von den Salomons-Inseln über den ganzen Bismarck-Archipel bis
Neuguinea und einige anliegende Inseln (Louisiade-Archipel, Dampier-
Insel, West]. papuanische Inseln, Aru-Inseln). Ein Bewohner des Tief-
landen. der in zwei Rassen zerfällt:
1. cantoroides (Gray) [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p 456] Das
ganze Wohngebiet deı Art außer einigen kleinen Inselchen i im Westen
von Manus und dem Inselchen Nisan.
Tappenbeck sammelte je ein Exemplar bei Friedrich: Wilhelms-
Hafen und am Zufluß B des Ramu.
2. longipennis Neumann.!) Viel größer. Flügel 117—125 mm
gegen 100—105 mm. Nisan (zwischen Neu-Mecklenburg und Bou-
gainville), Ninigo- und Matty-Insel.
39. * Aplonis metallicus |
Besonders häufig ist diese weitverbreitete Art im Kulturland und
‚am Rande der Grassteppe. Ihr Wohngebiet reicht von Neuguinea nord-
‚wärts bis.zu den Admiralıtätsinseln und den Salomonen, im Osten
1) Orn. Mber. 25, p. 155 (1917 — Nisen).
1. Heft
46 Dr. Erwin Stresemann:
bis zur Rossel- und Woodlark-Inse!, im Süden bis Nordaustralien, Te-
nimber und Damar, im Westen bis zu den Kei-Inseln. Süd- und Nord-
molukken. Von den sechs unterscheidbaren Rassen!) lebt nur eine auf
Neuguinea:
metallicus (Temm.) [Beschr.: Salvadori, O.P. II, p.448]. Molukken-
Inseln, westl. papuanische Inseln, Aru-Inseln, sJobi, Dampier-Insel,
ganz Neu-Guinea.
Von der Sepik-Expedition in 22 Exemplaren gesammelt (Fund-
orte: Malu, Pionierlager, Sepik am Maeanderberg, Standlager am
Töpferfluß). Die Flügel messen: Jugendflügel 98, 100, 101, 1022, 104,
1052, 109; Altersflügel 102, 105, 106°, 107, 108, 110, 111, 112 mm.
Iris des ad.: „‚rot‘‘, im I. Jahreskleid: ‚‚orange“ oder ‚,‚rot“.
40. Paramythia montium
Ein Hochgebirgsbewohner Neuguineas, der wohl nicht unter
2500 m herabkommt. Einziger Vertreter einer Familie, die den Stur-
niden nahesteht,. sich aber in folgenden Punkten von diesen unter-
scheidet: Der Tarsus ist in den zwei oberen Dritteln mit einer ein-
heitlichen Schiene bedeckt (nicht deutlich getäfelt); die 10. Hand-
schwinge ist fast völlig verkümmert. Zwei Rassen:
1. montium De Vis?). Hochgebirge von SO-Neuguinea
und Saruwaged-Gebirge, von wo das Tring-Museum zwe' vom
Missionar Keysser in 3000—4000 m Höhe erbeutete Stücke erhielt.
2. olivaceum v. Oort.?) H'nterhauptsfedern we'ß mit schwarzer
Spitze (statt völlig weiß), Rücken und Flügel mehr olivgrün, Federn der
Unterkörperseiten blau statt goldgelb. Schneegebirge oberhalb
2600 m.
41. *Dierurus bracteatus
Ein ' Tieflandbewohner von sehr weiter Verbreitung, mit Rassen
auf Si-Oban, den kle'inen Sunda-Inseln, den Sulu-Inseln, Celebes,
allen Molukken-Inseln, in Australien (bracteatus Gould) und im ganzen
papuanischen Gebiet bis zu den Salomonen.‘)
Auf Neuguinea und den nächst benachbarten Inseln leben folgende
Formen:
1. earbonarius Bonap.°) [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 177).
Misol, Kofiao, Salawati, Waigeu, Batanta, Gebe, Inseln
!) Stresemann, Nov. Zool. 19, 1912, p. 311—312; Zusätze: Rothschild
u. Hartert, Nov. Zool. 22, 1915, p. 37.
2) Annual Report on Brit. New Guinea for 1890/91, p. 95 (1892 — Musgrave-
Gebirge am Oberlauf des Vanapa-Flusses). Abbildung: Ibis 1893 t. VII.
3) Not. Leyd. Museum XXXII p. 213 (1910 — Hellwig-Gebirge).
#4 Vgl. Hartert, Nov. Zool. 26, 1919, p. 131—133.
5) Dicrourus carbonarius Bonaparte, Consp. Gen. Avium I, p. 352 (1850
— „Neu-Guinea‘; als terra typiea fixiere ich Lobo). Nicht zu unterscheiden
vermag ich: D. b. stellatus Neumann, Verh. Orn. Ges. Bayern XV p. 236 (1922
— Friedrich-Wilhelmshafen).
Dr. Bürgers’ ormnithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 47
der Geelvink-Bai; von NW-Neuguinea an der Südküste
ostwärts etwa bis zur Etnabai, an der Nordküste ost-
wärts bis zur Milnebai und von dort an der Südküste
westwärts vermutlich bis in die Gegend von Merauke.
Die Sepik-Expedition erbeutete 25 Stück bei Malu, 2 am Seerosen-
see, 2 am Lehmfluß, 6 am Töpferfluß, 1 am Maifluß, 5 am Aprilfluß
und 3 am Sepik nahe dem Maeanderberg. Die Flügel dieser Serie
messen: Q 140, 141, 142%, 143, 144, 145°, 147, 148, 150, 1512, 152, 153;
& 147°, 150, 151°, 152%, 153, 154°, 155, 1572, 158, 159, 160, 162 mm. —
Das I. Jahreskleid ist von den späteren Kleidern nicht sicher unter-
scheidbar.
2. ultramontanus nom.n.!) Kleiner: Flügel: Q 131—145, $ 140
bis 153mm. Südliches Vorland des Schneegebirges und
Aru-Inseln.
42. *Chaetorhynchus papuensis A. B. Meyer
[Beschr.: Salvadori, O.P. II, p. 183]
Ein charakteristischer Bewohner der mittleren Waldzone aller
Gebirge Neuguineas, den man bisher vom Arfak-Gebirge, Weyland-
Gebirge, den Bergen des Sepikgebietes. vom Sattelberg, den Gebirgen
SO-Neuguineas und dem Schneegebirge kennt. ,
Die Sepik-Expedition erlegte auf der Hunsteinspitze 8, auf dem
Lordberg 5 Exemplare. Jugendflügel: „Ss“ 106, 107 mm; Alters-
flügel: Q 106, 107, 108, 110; & 115, 117, 118, 119, 120, 122 mm. Im
I. Jahreskleid ist die Unterseite matt grauschwarz, ohne oder
mit sehr geringem Blauglanz, im Jugendkleid (Lordberg, 14. XII.
1912) ist der Blauglanz der Oberseite schon deutlich entwickelt, während
das Gefieder der Unterseite stumpf schwarz und sehr locker gebaut ist.
43. Munia castaneothorax
Verbreitung: Nördliches Australien und Osthölfte von Neuguinea,
sowie Vulkan-Insel. Drei Rassen:
1. eastaneothorax (Gould). Nördliches Australien.
2. nigriceps (Ramsay) [Beschr.: Salvadori, O. P. IL, p 441]
Federn des Oberkopfes im Zentrum viel dunkler, fast schwarz, gefärbt,
und mit schmälerem, blasserem Saum Von SO-Neuguinea west-
wärts an der Südküste mindestens bis zum Aroa-Fluß,
an der Nordküste mindestens bis zum Kumusi-Fluß.
3. sharpii (Madaräsz) ?®) .Der hell weißgraue Saum der Okerkopf-
federn noch viel breiter als bei castaneothoras: und zwar so breit, daß er
fast den Eindruck eines einfarbig hellgrauen Oberkopfes erweckt;
Bürzelfedern dunkel kastanienbraun statt strohgelb. Astrolabe-
Bucht und Vulkan-Insel.
!) Für Dierurus assimilis Gray 1858 nee Corvus adsimilis Bechstein 1794
= Dierurus adsimilis (Bechst.).
®) Donacicola sharpii Madaräsz, Bull. B. O. Club IH p. XLVII (1894 —
Bongu).
7.Deft
48 © Dr. Erwin Stresemann:
Im Berliner Museum ein Exemplar von Friedrich Wilhelms-Hafen
(Heinroth leg.) und zwei Ex. von der „Astrolabebai“, Kunzmann leg.
44. *Munia grandis
Auf das östliche Neuguinea beschränkt. Zwei Rassen:
1. grandis Sharpe [Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 549]. SO-
Neuguinea, an der Nordküste westwärts mindestens bis
zum Kumusi-Fluß.
2. ernesti Stresemann.!) Außensaum der zentralen Steuerfedern
-gelblicher, mehr strohferben. Astrolabebai und Stromgebiete
des Ramu und Sepik.
Drei von der Sepik-Expedition am Seerosensee gesammelte 22
messen am Flügel: 51, 52, 54 mm. er
45. *Munla tristissima Wallace)
[Beschr.: Salvadori, O.P. II, p. 435]
Wie alle Munia-Arten ein Graslandvogel, dessen Verbreitung von
NW.-Neuguinea ostwärts an der Südküste bis zum südlichen Vorland
des Schneegebirges, an der Nordküste mindestens bis zum Kumusi-
Fluß reicht, und der auch die Dampier-Insel bewohnt.
Von Birö bei Friedrich Wilhelms-Hafen, von Tappenbeck am
Ramu, von Hunstein am Unterlauf des Sepik gesammelt. Die Sepik-
Expedition schoß ein Ex. (9?) bei Malu. Flg. 49 mm.
46. *Erythrura trichroa
Ein Bewohner der Grassteppe, der sich auf Neuguinea und Seran
auf die alpine Grasflur (oberhalb der Waldgrenze) zurückgezogen hat.
Begrenzung des Formenkreises nach Osten willkürlich. Eine engere
Gruppe bilden: trichroa (Kittlitz): Karolinen (Kusaie, Ponape, Truk);
cyaneifrons Layard: Neue Hebiiden; woodfordi Harteıt: Guadalcanar;
modesta Wallace: Nord-Molukken; pinaiae Stresemann: Seran; mac-
gillivrayi Mathews: Nord- Queensland, sowie folgende zwei auf Neu-
guinea vertretenen Rassen:
1. papuana Hartert?). [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 442 sub
nom. Erythrura trichroa]. Arfak-Gebirge.
2. goodfellowi Og.-Grant.*) Die blaue Farbe am Kopf anscheinend
weniger weit nach hinten ausgedehnt. Hohe Gebirge des Sepik-
Gebietes (Schraderberg, Peripatus-Gipfel), Gebirge von SO-
Neuguinea, Berge der Vulkan- und Dampier-Insel.
Die Sepik-Expedition brachte‘ zwei Stück vom Schraderberg
heim. Flügel: @ 61. $ 64.5 mm.
1) Anzeiger Orn. Ges. Bayern No. 5, p. 33 (1921 — Seerosensee).
2) Synonym: Munia calaminoros Reichenow, Orn. Mber. 24, p. 169
(1916 — „‚Augustahafen‘‘). Typus von mir mit Stücken von der Berau-Halbinsel
verglichen.
®) Nov. Zool VII p. 7 (1900 — Arfak-Gebirge).
4, Bull. B. O. Club 29 p. 29 (1911 — Moroka-Gebirge).
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 49
47. *Myzomela eques
Diese Art ist über ganz Neuguinea und die Inseln Misol, Salawati
und Waigeu verbreitet.) Auf Neuguinea findet sie sich vorzugsweise
in der unteren Waldzone der Gebirge. Zwei Rassen: £
1. eques( Lesson) [Beschr.: Salvadori, O.,P. II, p. 302]. Misol,
Salawati, Waigeu; von N W-Neuguinea ostwärts an der
Südküste etwa bis zur Etnabai, an der Nordküste bis
zur Astrolabebai.
Die reiche Ausbeute der Sepik- -Expedition setzt sich aus folgenden
Individuen zusammen: 3 vom Seerosensee, 1 vom Gratlager, 2 vom
Lordberg, 14 vom Etappenberg und 15 vom Macanderberg. Die Flügel
dieser 35 Exemplare messen: 9 58, 59, 61?, 62; & Jugendflügel 66, 67?,
69, 70, 71; & Altersflügel 69, 70°, 718, 723, 734, 742, 75, 77 mm.
Das wollige J ugendkleid ist oben und unten brauner, weniger
grau getönt als das Jahreskleid, und entbehrt den roten Kehlstrich noch.
Im I. Jahreskleid gleichen die Geschlechter einander noch hin-
sichtlich der Färbung. Dieses Kleid weicht vom adulten Jahreskleid
wesentlich ab dadurch, daß die rote Farbe nicht auf den über die Kehle
gezogenen Längsstrich beschränkt ist, sondern auch, wenngleich in
weniger feuriger Tönung, Stirn, Vorderkopf, Wangen und Kehlseiten
überzieht, während der Kehlstrich nur sehr schwach hervortritt. An
den Säumen der Armschwingen erscheint die olivfarbene Tönung beim
Jugendflügel deutlicher als später.
2. nymani Rothsch. & Hartert..) Etwas graulicher (weniger
bräunlich) gefärbt und mit breitererem roten Kehlstrich. Von’ SO-
Neuguinea westwärts an der Südküste bis zum südlichen
Vorland des Schneegebirges (Mimika-Fluß), an der Nord-
küste hir zur Kai-Halbinsel (Simbang).
48. *Myzomela eruentata
Die Art ist über das Gebirge von ganz Neuguinea und über die
Inseln Neupommern, Neulauenburg und Neumecklenburg verbreitet.
Auf Neuguinea bewohnt sie vorzugsweise die mittlere Waldzone der
Gebirge, lebt also durchschnittlich in etwas höherer Lage als M yzomela
eques und nigrita. Es lassen sich mindestens zwei Rassen unterscheiden:
1. eruentata A. B. Meyer [Beschr.: Salvadori, O. P. II p. 2961.
Bergland von ganz Neuguinea.
Unter den 30 Exemplaren, welche die Sepik-Expedition auf dem
Maeanderberg erbeutete, befinden sich nur 2 29. Claude Grant ge-
lang esam Kapare-Fluß nur $$ zu erlangen. Auf Seran hat sich Verf.
vergeblich bemüht, auch, nur ein einziges © von Myzomela wakoloensis
1) Recht nahe steht diesem Formenkreis die Form .M. cinerea Sclater
von Neupommern, bei der dem longitudinalen roten Kehlstrich der M..eques
ein schwärzlicher entspricht. -
2) Novit. Zool. X p. 223 (1903 A Eee
Archiv für Dei ‚geschichte,
1923. A. 7. 4 7. Heft
50 Dr. Erwin Stresemann:
elisabethae van Oort zu erbeuten, obwohl die SS nicht selten
waren.!) |
Die Flügel der Maeanderberg-Serie messen: © 51, 52; & 55%, 55.52,
564, 56.5, 574, 57.5, 585, 58.5, 595, 60 mm.
Im Jugendkleid ist das $ dem alten @ ähnlich, aber fast alle
Rückenfedern haben rote Spitzen, die Weichenfedern sind olivgrau
mit einigen roten Ästen. alle Schwungfedern sind gelbrot gesäumt.
Das alte @ scheint noch unbeschrieben zu sein. Der Vorderkopf
ist rot, Hinterkopf, Rücken und kleine obere Flügeldeckenfedern sind
olivgrün, der Unterrücken zeigt eine rötliche Beimischung, die Ober-
schwanzdecken sind hellrot mit grünlichen Spitzen. Kinn und Kehle
rot, übrige Unterseite schmutzig weißgrau, mit Olivfarbe verwaschen.
Die schwarzbraunen Schwingen sind außen gelboliv oder rötlich oliv
gesäumt, das mittlere Steuerfederpaar und die Außensäume der übrigen
Steuerfedern sind rot. ‚‚Auge braun, Füße grau, Schnabel schwarz,
Länge 100— 102 mm.“
2. erythrina Ramsay. Nach einzelnen Exemplaren sind die „Arten“
erythrina Ramsay von Neumecklenburg, coccinea Ramsay von Neu-
lauenburg und kleinschmidti Sharpe von Neupommern beschrieben
worden, deren Verschiedenheit von einander mir noch nicht erwiesen
zu sein scheint. Die Unterschiede gegenüber cruentata vermag ich nicht
anzugeben, da mir kein Material vorlag.
49. *Myzomela nigrita
Das Wohngebiet dieser Art, die auf Neuguinea die untere Zone der
Gebirgswälder, anderwärts auch das Flachland bewohnt, ist sehr aus-
gedehnt. Es erstreckt sich von Neuguinea (wo die Art nur im Westteil
der Berauhalbinsel zu fehlen scheint) nach Süden zu den Aru-Inseln,
nach Norden bis Jobi und Miosnom, ferner über Neumecklenburg einer-
seits bis zu den Admiralitäts-Inseln, andererseits bis zu den Salomons-
Inseln, nach Osten bis zum Louisiade-Archipel. Folgende Rassen
werden unterschieden:
1. nigrita Gray [Beschr.: Salvadori, O. P. IT p. 291]. Von SO-
Neuguinea an der Südküste westwärts bis zum südlichen
Vorland des Schneegebirges (Kapare-Fluß), an der Nord-
küste westwärts bis zur ?Kai-Halbinsel (Sattelberg), ferner
Aru-Inseln. Flügel des $ ad. bis 58.5 mm.
Vom Sattelberg lag mir nur ein $ ad. mit einer Flügellänge von
58.5 mm vor; seine Zugehörigkeit zu dieser Form bleibt: fraglich.
2. meyeri Salvadori.?) Größer als nigrita: Flügel des $ ad. 58.5
bis 64mm gegen 53—58.5mm. Hinterland der Nordküste
zwischen Sepikgebiet und Arfak-Gebirge.
1) Der Formenkreis Myzomela wakoloensis vertritt die cruentata-Gruppe
auf Buru und Seran.
?) Myzomela meyeri Salvadori, Orn. Pap. II p. 292 (1881 — Rubi). Typus
untersucht,
Dr. Bürgers’ omithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 51
Die Sepik-Expedition sammelte 7 Stück auf dem Etappenberg,
1 auf dem Lordberg und 21 auf dem Maeanderberg. Die Flügel messen:
9 51, 52°, 53°, 53.5, 542, 54.5, 57; $ Jugendflügel: 58, 59, 602; & Alters-
flügel 59, 61%, 62°, 63, 64 mm. Zum Vergleich mögen die Maße einigeı
Exemplare des Dresdener Museums dienen. Rubi (terra typica): @ 51,
& Jugendflügel 58.5, 59; $ Altersflügel 64 mm. Dorei: $ Altersflügel
58.5 mm
Das Jugendkleid beider Geschlechter besitzt den Färbungsstil
des alten 9, läßt aber auf dem Rücken jede Olivfarbe vermissen, deren
Stelle ein düsteres Braun einnimmt. Unterseite schmutzig mausgrau,
am Bauch graubraun, gleichfalls ohne Olivfarbe. Die später rote Stirn
und Wangengegend bleibt zunächst unbefiedert. Dieses Jugendkleid
wird nur ganz kurze Zeit getragen; die Jugendmauser beginnt bereits,
bevor die Schwingen ihre volle Länge erreicht haben.
Im I. Jahreskleid gleicht das $ dem alten 2 in der Färbung durch-
aus.
3. pluto Salvad. Noch größer als meyeri, Flügel desg ad. bis 67 mm.
Jobi und Miosnom.
4. lowisiadensis Hartert. Wahrscheinlich nicht von meyeri unter-
scheidbar. Flügel des d ad. ,„62—63 mm“. St. Aignan, Woodlark-
Insel, Südost-Insel.
5. ramsayı Finsch. Ncch größer 'als pluto. Inselchen an der
Nordspitze von Neumecklenburg (Nusa, Kapaterong).
Ein von Dr. Heinroth auf Nusa gesammeltes $ ad. mißt am Flügel
72 mm und gleicht in der Färbung den Rassen nigrita, pammelaena usw
6. pammelaena Selater. Die größte Form: Flügel des $ ad. bis
75mm. Admiralitäts-Inseln.
7. tristrami Ramsay. Kleiner als pammelaena (Flügel des $ ad.
67—70 mm); Gefieder des & fast ohne Stahlglanz, Innensäume der
Schwingenreiner weiß. Ugi und San Christoval.
8. forbesi Ramsay. 9 wie das von nigrita geförbt, $ mit großem
roten Fleck auf der Scheitelmitte und dadurch vor allen anderen
Rassen ausgezeichnet. Flügel $ ad. 58, 59mm. Fergusson- und
Goodenough-Insel.
50. * Myzomela rosenbergi Schlegel
[Beschr.: Salvadori, O.P. II, p. 294]
Über allehohen Gebirge Neuguineas verbreitet, ohne geographische
Formen ausgebildet zu haben. Obwohl diese Blütenbesucher gelegent-
lich tiefer vorkommen, bilden doch ihr eigentliches Wohngebiet die
Waldungen der höheren Gebirgsregion. oberhalb von etwa 1600 m.
Die Sepik-Expedition traf den Vogel nur auf dem Schraderberg
an, wo 22 Stück gesammelt wurden. Flügellänge: Q 57, 58°, 598
& Jugendflügel 61; $ Altersflügel 61, 62, 63. 64°, 65°, 66°, 67 mm.
Das T. Jahreskleid wird von Og.-Grant (1915, p. 51) als „young
male‘ und ‚young female‘ beschrieben.
4* 7. Heft
52 Dr, Erwin Stresemann:
51. *Toxorhamphus?) iliolophus
Ein Bewohner der unteren und mittleren Waldzone der Gebirge
in ganz Neuguinea, auf Jobi und Miosnom, sowie auf der Fergusson-
und Goodenough-Insel. Mindestens zwei Rasen:
1. iliolophus (Salvadori) [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 316
sub nom. Melilestes .]. Jobi, Miosnom und gebirgige Gegenden
von ganz Neuguinea.
Die Sepik-Expedition sammelte 13 Stück auf der Hunstein-
spitze, 5 auf dem Lordberg und 2 auf dem Maeanderberg. Flügellänge:
2 58, 592, 602, 62°; 3 66°, 67°, 68%, 692? mm.
. Es’ist möglich, daß diese Rasse sich noch weiter aufteilen läßt.
Die obige Serie von der Hunsteinspitze erscheint auf der Oberseite
dunkler und grünlicher, weniger graulich als eine Serie von Bihagi im
Quellgebiet des Mambare. Stücke vom Südhang des Schneegebirges
vermitteln. „
2. jergussonis (Hartert). Viel größer: 2 63—64 S 71—72 mm
Flügellänge.. Fergusson- und Goodenough-Insel.
' 52. *Toxorhamphus novaeguineae
In der Tiefebene, vor allem aber am Fuße der Gebirge über ganz
Neuguinea mit Ausnahme des Südostens verbreitet und auch die
westlichen papuanischen Inseln, Jobi und die Aru-Inseln bewohnend.
Zwei Rassen:
1. novaeguineae (Lesson)?) [Beschr.: Salvadori, ©. P. II p 315],
Misol, Salawati, Waigeu, Jobi; von NW-Neuguinea an der
Südküste ostwärts vermutlich bis zur Etna-Bai, an der
Nordküste westwärts bis zum oberen Ramu.
Das von der Sepik-Expedition mitgebrachte Material besteht
aus folgenden Stücken: 5 vom. Seerosensee, 2 vom Regenberg, 1 vom
Aprilfluß, 3 vom Etappenberg, 8 vom Lordberg, 1 von der Hunstein-
sp'tze und 26 vom Maeanderberg. Flügellänge d’eser 46 Exemplare:
258, 59, 605, 612, 64; & 665, 674, 68°, 692, 70°, 715, 725, 73, 752, 76 mm;
l unmeßbar.
Der Altersflügel ist durchschnittlich länger als der gleichgefärbte
Jugendflügel; alle $& mit einer Flügellänge von 66—68 mm verraten
ihre Jugend durch den noch hellen Unterschnabel, tragen also das
I. Jahreskleid.
2. flawiventris (Rothsch. & Hart.) ®) Unterseite nicht gelblich mit
grünlichem Ton, sondern schwefelgelb. Aru-Inseln und südliches
Vorland des Schneegebirges, vom Utakwa-Fluß ostwärts
bis zum Fly-Fluß.
1) Toxorhamphus Stresemann, Novit. Zool. 21, 1914, p. 394; Typus Cinnyris
novaeguineae Lesson.
?) Synonym: Melilestes chloreus Reichenow, Journ. f. Orn. 63. p. 126
(1915 -—- Typus vom Lordberg); der Autor hielt $ und 9 für verschiedene Arten.
») Bull. B. O. Club XXVII p.44 (1911 — Aru-Inseln).
Dr. Bürgers’ omithologische Ausbeute im- Stromgebiet des Sepik. 53
- 53. *Toxorhamphus poliopterus (Sharpe)
[Beschr.: Salvadori, O.P. III, p. 543]
Die Art läßt sich bisher von SO- Neuguinea nördlich der großen
Wasserscheide westwärts bis zum Schraderberg, südlich _von ihr west-
wärts bis zum oberen Aroa-Fluß verfolgen. Sie bewohnt in diesem Ge-
biet vorwiegend die obere Waldzone wer Gepirge, von etwa 2000 m
aufwärts.
Die Sepik-Expedition erbeutete am 23. V.1913 ein Q auf dem
Schraderberg. Flügel 65mm. ‚Iris braun, Schnabel schwarz, Füße
dunkelgrau, Länge 125 mm.“
54. * Melilestes megarhynchus
Eine häufige Art, die das Tiefland und den Fuß der Gebirge in
ganz Neuguinea bewohnt und auch auf Misol, Salawati, Waigen” und
den Aru-Inseln lebt. Zwei Rassen:
1. megarhynehus (Gray) [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 313].
Wohngebiet das ganze Verbreitungsgebiet der Art außer
Waigen.
Die Ausbeute der Sepik-Expedition setzt sich zusammen aus:
4 Stück von Malu, 2 vom Pionierlager, 1 vom Töpferfluß, 3 vom April-
fluß, 1 vom Regenberg, 1 von’ der Hunsteinspitze, je 2 vom Etappen-
berg und vom Lordberg und 40 vom Maeanderberg, im ganzen also
54 Exemplare. Bei der Maeanderberg-Serie beträgt die Flügellänge:
288,89, 90%, 9127932194796 9'972; 3'95,'962 97,992, ’100®, 101°, 102,
103°, 104, 105°, 106 mm.
Im I. Jahreskleid unterscheiden sich die Vögel von älteren häufig
dadurch, daß Kinn-, Kehl- und Kropffedern nicht einfarbig düster grau
sind, sondern daß sich an ihnen ein blasser (an der Kehle weißgelber)
Seitenrand mehr oder weniger scharf gegen ein dunkles Zentrum ab-
setzt.
Ein großer Teil der auf dem Maeanderberg im Juli und August
geschossenen Stücke mausert das Großgefieder. Bei zwei Exemplaren
beginnt der Handschwingenwechsel mit der (von außen gezählt)
9. Handschwinge; die 10. läßt sich hier nicht sicher nachweisen (No.
2385, 2712).
2. vagans (Bernstein). Unterseite weniger grünlich getöne, Brust
blasser, mehr graulich. Waigeu.
55. * Glyeichaera fallax Salvad.')
[Beschr.: Salvador, O.P. II, p. 310]
Ein Bewohner des Tieflandes, der auf Misol und den Aru-Inseln
lebt und sich von NW-Neuguinea ostwärts an der Nordküste bis zur
!) Ann. Mus. Civ.. Genova XII p. 335 (1878 — terra typ. restr. Andai).
Synonym: Sericornis [!] sylvia e: J. f. B 47 p.118 (1899 — Friedrich
Wilhelmshafen).
7. Heft
54 | ‚Dr. Erwin Stresemann:
Astrolabe-Bai (Friedrich Wilhelms-Hafen), an der Südküste bis zum
Aroafluß ausgebreitet hat.
Die Sepik-Expedition brachte vier Stück heim, die am Seerosen-
see, Aprilfluß und Töpferfluß erbeutet worden waren. Flügellänge:
Q 54.5, 55; & 56.5, 98.5 mm.
56. * Oedistoma pygmaeum
Das Wohngebiet der Art bilden die Insel Misol, ganz Neuguinea
und die Inseln Fergusson und Goodenough. Ohne dem Flachland ganz
zu fehlen, scheint sie vornehmlich in der unteren Waldzone der Gebirge
zu hausen. Zwei Rassen:
1. pygmasum Salvadori [Beschr.: Salvadori, O. P. II. p. 3121.
Misol und ganz Neuguinea. 5
Die Ausbeute der Sepik-Expedition besteht in zwei Stück vom
Etappenberg und zwei vom Maeanderberg. Flügel: Q 44, 46, 47.5,
g Sl mm.
2. meeki Hartert. Größer, mit hell aschgrauem statt olivgrünem
Oberkopf und Nacken sowie sehr blaß grauer statt olivfarbener Tönung
von Kehle und Brust. Fergusson- und Goodenough-Insel.
57. Melipotes ater Rothschild!)
Diese auffällige Form ist nur vom Rawlinson-Gebirge be
kannt, wo sie die /umigatus-Gruppe vertreten dürfte. Die Beschreibung
lautet in der Übersetzung: ad. Ganze Oberseite glänzend schwarz.
Kinn und Kehle dunkelgrau. Brust und Bauch schwarz, weiß gefleckt
(jede Feder mit einem weißen Fleck). Unterschwanzdecken schwarz
mit weißem Saum. Jederseits des Kopfes ein nacktes Feld, dasim Leben
offenbar orangegelb oder dunkelgelb gefärbt ist. Culmen 30, Flügel 164,
Tarsus 45mm. Q ad. kleiner: Flügel 142 mm.
Es. handelt sich also um eine Riesenform, analog dem gleichfalls
auf die hohen Berge der Kai-Halbinsel beschränkten Melidectes belfordi
foersterv Rothschild.
58. *Melipotes fumigatus
Alle Angehörigen der auf die Hochgebirge Neuguineas beschränkten
. Gattung Melipotes bilden einen Lebensring. Unter ihren bisher be-
kannten vier Formen haben zwei so selbständige morphologische
Eigentümlichkeiten erworben, daß ich sie als Arten gelten lasse:
M. gymmops Sclater vom Arfakgebirge und M. ater Rothschild vom
Rawlinsongebirge. Ökologisch-physiologisch sind sie jedoch einander
alle gleich geblieben. Sie sind Bewohner der hohen Gebirgszone, die
anscheinend tiefer herabkommen als Melidectes bellordi und schen bei
1400 m gesammelt wurden. M./umigatus hat eine weite Verbreitung
und gliedert sich in drei Rassen:
1. [umigatus A. B. M. [Beschr.: Salvadoıi, O. P., Aggiunte, p. 1211.
Recht verschieden von M. yymmops: Keble hell graulich (nicht braun-
!) Bull. B. O. Club 29, p. 13 (1911 — Rawlinson-Gebirge).
=
Dr. Bürgers’ ormithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 55
schwarz); Federn der Brustmitte dunkel schiefergrau mit breiten hell
isabellgrauen Rändern (nicht einfarbig braunschwarz); Federn von
Unterbrust und Bauch graulich isabell oder blaßgrau mit rötlichem Ton
(nicht braunschwaız mit breiten isabellfarbenen Keilflecken an der
Spitze); Unterschwanzdecken trüb bräunlichgrau mit blassen Säumen
(nicht blaß rostfarben). Rücken, Flügel und Steuerfedern schwärzlicher,
weniger braun. Gebirge von SÖO-Neuguinea.
2. goliathi Rothsch. & Hartert.!) Bauch graulicheı, nicht so
röstlich, Oberseite noch dunkler, nahezu schwarz. Schneegebirge,
Weylandgebirge, Schraderberg.
34 von der Sepik-Expedition auf dem Schraderberg (zwischen
dem 20. V. und 12. VI. 1913) erbeutete Exemplare messen am Flügel:
© 100, 101, 102, 1033, 104°, 105, 1072, 108%, 109% 1102, 111; & 110,
1112, 1132, 114, 115, 116%, 117?mm. Neun Individuen stehen in der
Mauser des Großgefieders.
Das sehr ‚‚wollige‘“ Jugendkleid gleicht im Färbungsstil dem Jahres-
kleid, aber die Oberseite ist nicht schwärzlich, sondern dunkelbraun,
die Unterseite trüb grau, an der Kehle am hellsten und ohne bräunliche
Tönung, auf demKropf am dunkelsten; der Bauch ist bräunlich ver-
waschen.
3. anthophilus Stres.?2) In der Färbung ganz wie gohiathi, aber
größer. Hunsteinspitze.
Die Sepik-Expedition sammelte sechs Exemplare auf der Hunstein-
spitze (26. IL.—11. III. 1913), deren Flügel folgende Länge besitzen:
2 111, 112, 119; $ 121°mm. Zwei davon wechseln das Großgefieder.
59. * Melidectes ?) belfordi
Ein Bewohner der oberen Waldzone der Gebirge, der sich kaum
unter 1600 m zeigt und dessen eigentliches Revier erst bei 2000 m zu
beginnen scheint. Alle Hochgebirge Neuguineas besitzen einen Ver-
treter dieser Gruppe, welche in hohem Grade zur Rassenbildung neigt.
Auf dem Aıfakgebirge hat: sich eine Form entwickelt, die morphologisch
sehr stark von den übrigen abweicht und die ich artlich söndere (Meli-
dectes leucostephes A. B. Meyer). Enger schließen sich einander an:
1. belfordi (De Vis) [Beschr.: Salvador, O. P., Aggiunte p. 231].
Hohe Gebirge von SO-Neuguinea.
2. griseirostris (Rothsch. & Hart.).) Schnabel nicht schwarz,
sondern hell schieferfarben. Größe geringer (Q „122—124“, $ „130
— 134“ gegen „133—146°“ mm). Goliath-Berg.
3. subsp. nr. Von der Größe der Form griseirostris (Flügel: „Q 120,
1) Melipotes gymmnops goliathi Rothschild u. Hartert, Bull. B. O. Club
XXIX p.34 (1911 — Goliathberg).
?) Anzeiger Orn. Ges. Bayern No. 5, p. 35 (1921 — Hionsteinspitie).
3) Ich vereinige die Gattungen Melidectes und Melirrhophetes.
4) Melirrhophetes belfordi griseirostris Rothschild u. Hartert, Bull. B. O.
Club XXIX p. 34 (1911 — Goliathberg).
7. Heft
56 Dr. Erwin Stresemann:
3 130—137“ mm), aber (nach Og.-Grant) mit schwarzem Schnabel.
Schneegebirge am oberen Utakwa-Fluß.
4. Joiceyv (Rothschild).!) Kleiner als grisewrostris (Flügel Q 108
bis 115, $ 126—133 mm), Schnabel stärker gekrümmt, Rückenfedern
nicht aschgrau, sondern grün gesäumt. Kunupi-Berg im Weyland-
Gebirge.
5. rufocrissalis (Reichenow).”) Während alle bisher aufgeführten
Rassen nut ein Paar kleiner, am Schnabelwinkel entspringender Haut-
lappen besitzen, ist das 3 dieser ausgezeichneten Form mit zwei Paar
großen Lappen geschmückt: einem langen, der dorsölateralen Fläche
des Unterkieferastes breit ansitzenden, und einem zweiten breiten
(im Leben wie das vorige anscheinend orange gefärbten) Paar, das
sich mit frontal gestellter Fläche zwischen den Unterkiefergelenken
beiderseits der Medianlinie als Duplikatur der Kehlhaut erhebt. Stirn
nicht schwarz, sondern schmutzigweiß, Ohıfleck ‘und Brauenstreif
nicht weiß, sondern zitrongelb. Schnabel wie der von griseirostris
gefärbt und gestaltet. Schraderberg.
59 auf dem Schraderberg zwischen dem 20. V. und 13. VI. 1913
gesammelte Exemplare bilden eine der kostharsten Bereicherungen,
die das Berliner Museum dem Eifer der Sepik-Expedition zu ver-
danken hat. Ihre Flügel messen: @ 112, 115, 117, 118, 119°, 1202,
121°, 122%, 123, 1245, 125°, 1262, 127, 1282; & 126, 127, 128%,:1302,
133°, 134, 135°, 136*, 1372, 139, 140 mm. Nur ein einziges Stück steht
in der Mauser des Großgefieders; keines trägt das Jugendkleid.
6. foersteri (Rothschild).?) Durch den Besitz von zwei Lappen-
paaren und einer weißen (nicht schwarzen) Stirn der Form rufocrissalis
genähert, aber viel größer (Flügel @ 151, $ 173 mm), mit weißem (nicht
gelbem) Ohrfleck und Brauenstreif und breiteren, nicht graulich-
weißen, sondern weißen Endsäumen der Federn des Oberrückens.
Rawlinsongebirge.
60. Stigmatops alboauricularis Ramsay
Von dieser interessanten Art waren bisher nur die Typen bekannt,
die sich in einem australischen Museum befinden dürften. Sie waren
von Broadbent auf einem kleinen Inselchen nahe der Insel Hater
(vor der Südostspitze Neuguineas gelegen) gesammelt worden. Im
Berliner Museum fand ich (unter falscher Bezeichnung) drei Exemplare
einer Stigmatops-Art, auf die Ramsays Beschreibung ziemlich gut
paßt. Sie sind von Tappenbeck am 14., 17. und 21. I. 1899 am Ramu
1!) Melirrhopheies belfordi joiceyi Rothschild, Novit. Zool. 28 p. 285 (1921
— Kunupi-Berg).
?) Melirrhophetes rufocrissalis Reichenow, Journ. f. Orn. 63 p. 126 (1915
— Schraderberg).
3) Melirrhopheles foersteri Rothschild, Bull. B. O. Club XXL) p. 12 (1911
— Rawlinson-Gebirge), »
Erle
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 57
vermutlich im Mündungsgebiet)!) gesammelt worden. Ihre Be-
schreibung lasse ich zur Ergänzung der Mitteilungen Ramsays (vgl.
Salvadori, ©. P. II, p. 324) hier folgen : Federn von Oberkopf und Nacken
rauchbröunlich, am Rande schwach oliv verwaschen. Unter und hinter
dem Auge ein nacktes Hautfeld, unter dem sich 3—4 Reiben silbrig-
weißer Pinselfedeichen hinziehen, die sich in der Ohrregion zu einem
weißen, leicht gelb getönten Federbüschel verlängern. Ohrdecken hell-
grau mit starkem Glanz. Alle Federn von Kinn, Kehle und Brust
mit rauchbraunem Zentrum, von dem sich ein heller (an Kinn und
Kehle graulichweißer, an der Brust gelblichweißer) Randsaum scharf
absetzt. Bauchfedern gelblichweiß, Unterschwanzdecken mit rauch-
braunem Zentrum und breitem, gelblichweißen Rand. Schwingen
und Steuerfedern schwärzlichbraun, erstere olivgrün gesäumt. Füße
und Schnabel am Balg schwarz, Mundwinkel gelb. Größe: $ Flügel 73,
Steuerfedern 60, Schnabel in der Mundspalte 23mm; Q Flügel 64,
Steuerfedern 4°, Schnabel in der Mundspalte 20 mm. — Kein Färbungs-
unterschied zwischen den Geschlechtern.
61. * Meliphaga?) analoga
Bewohner des Tieflandes und Gebirgsfußes in ganz Neuguinea,
‚ferner nachgewiesen von den westlichen papuanischen Inseln und den
Inseln der Geelvinkbai, von der Südost-Insel und der Cape York-
Halbinsel. Es lassen sich mindestens folgende drei Rassen unter-
scheiden:
1. analoga (Reichenbach) ?) [Beschr.: Salvadorı, O. P. II, p. 328].
Misol, Batanta, Salawati, Waigeu, Jobi, Miosnom, ganz
Neuguinea, Aru-Inseln.
Von diesem häufigen Vogel sammelte die Sepik-Expedition:
) Stück bei Malu, 2 am Seerosensee, 1 am Pionierlager, 19 auf dem
Maeanderberg, 2 am Töpfeıfluß, 2 auf dem Regenberg, 3 am Aprilfluß,
6 auf dem Etappenberg und 5 auf dem Lordberg. Die Flügel dıeser
49 Exemplare messen: 9 70, 71, 722, 732, 745, 75®, 76, 772; 3 76, 772,
7185, 794, 806, 81?, 82%, 842, 85 mm. .
: 2. vicina (Rothsch. & Hart.).*) Stirn graulich statt oliv. Südost-
nsel.
3. gracilis (Gould). Kleiner als analoga und oberseits meist etwas
blasser. Cape York-Halbinsel.
1) Wie die nächstverwandte Art, Stigmatops argeniauris (Finsch), wird
man den Vogel auf kleinen der Küste vorgelagerten Inselchen, nicht auf der
Hauptinsel zu suchen haben.
2) Mathews( Austr. Avian Record I p. 184—186, 1913) hat nachgewiesen,
. daß Ptilotis Swains. 1837 als Synonym von Meliphaga Lewin 1808 mit dem gleichen
Gattungstyp (Meliphaga lewinii (Swains.)) zu gelten hat.
3) Ptilotis analoga Reichenbach, Handbuch d. spec. Omith., Meropinae,
p- 103 tab. 467 (1852 — ex Hombron u. Jacquinot; terra typ. wahrscheinlich
Triton-Bai). irn lc
4) Novit. Zool. X p. 442 (1903 — Dorey).
7. Heft
58 i » Dr. Erwin’Stresemann:
62. *Meliphaga aruensis
Wie die ihr äußerst ähnliche Melviphage analoya ist diese Art eine
Bewohnerin deı Tiefebene und des Gebirgsfußes. Sie ist wahrscheinlich
in ganz Neuguinea beheimatet (wiewohl sie an der Südküste von
SO-Neuguinea bisher noch nicht gesammelt wurde) und lebt ferner
auf den Aru-Inseln, den westlichen papuanischen Inseln, auf Jobi
und auf den Inseln des D’Entrecasteaux-Archipels. Zwei Rassen:
1. aruensis (Sharpe) [Beschr.: Salvadori, ©. P., Aggiunte p. 232].
Sehr ähnlich M. analoga, aber durch folgende Merkmale unter-
schieden: Bürzelfedern sehr lang und dichtstehend und schwärzlich
rauchbraun (viel dunkler als bei analoga) mit olivgrünen (die hintersten
mit silbrig weißen) Spitzen. Schnabel kürzer und an der Basis breiter.
Größe bedeutender. Aru-Inseln und südliches Vorland des
Schneegebirges.
2. sharpei (Rothsch. & Hart.).!) Gelber Ohrfleck nicht qua-
dratisch, sondern nach hinten verlängert und von dunkler gelber
Färbung. Misol, Salawati, Batanta, Waigeu, Berau-Halb-
insel, an der Nordküste ostwärts mindestens bis zum
Kumusi-Fluß; ferner Jobi, Fergusson- und Goodenough-
Insel.
Die Sepik-Expedition sammelte 3 Stück bei Malu, 2 am April-
fluß und Il am Maeanderberg. Ihre Flügellänge: Q 81, 83, 84?, 852;
&.882, 89,90, 38, 9° mm:
: 63. *Meliphaga montana (Salvad.)
[Beschr.: Salvadori, O.P. II, p. 333]
Die Art bewohnt die mittlere Waldzone der Gebirge Neuguineas
(etwa oberhalb 1000 m) im Hinterland der Nordküste. Vom Arfak-
gebirge läßt sie sich ostwärts bis zum Oberlauf des Aicora-Flusses
verfolgen.
Die Sepik-Expedition traf diesen Vogel nur auf dem Lordberg,
wo ein Stück, und auf der Hunsteinspitze, wo 22 Stück erlegt wurden.
Deren Flügel messen: Q ad. 79, 80%, 81°, 82, 83; S ad. 84, 85, 86°, 877,
88, 892, 90 mm. Ein Ex. mit Resten des Jugendkleides (No. 1429)
ist auf der Oberseite viel mehr bräunlich oliv (weniger grünlich oliv)
als die übrigen, hat plaßgelbe (statt reinweiße) Ohrbüschel und etwas
geringere Flügellänge: 77 mm; gehört aber trotzdem zweifellos zu
dieser Art.
64. * Xanthotis diops (Salvadori) ?)
Das eigentliche Wohngebiet dieser Art scheint erst bei etwa 1000 m
zu beginnen, wiewohl sie gelegentlich bis zum Fuß der Gebirge herab-
1) Novit. Zool. XIX p. 203 (1912 — Südost-Insel).
2) Ptilotis diops Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 39 p. 581 (1399 —
Purari-Fluß). Synonym: Xanthotis chlorolaema Reichenow, J. f. O. 63 p. 127
(1915 — Typus vom Etappenberg).
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 59
streicht. Man kennt sie gegenwärtig nur von den Gebirgen SO-Neu-
guineas, dem Südhang des Schneegebirges und den Bergen des Sepik-
Gebietes.
Beschreibung: Federn des Vorderkopfes düster grau, die des
übrigen Oberkopfes grünlich oliv mit schwärzlichem Schaftstrich.
Rückenfedern olivgrün, in der Peripherie des Schaftes düster rauch-
braun. Exponierte Spitze der Bürzelfedern und Oberschwanzdecken
olivgrün. Zügelfedern hell rahmfarben, Ohrbüschel zitrongelb, nach
hinten in einen weißen, bis zur Mitte des Halses herabsteigenden
Federstreif fortgesetzt. Malarstreif und Ohrdecken graulich schwarz,
Kinn und Kehle blaß zitrongelb, übrige Unterseite schmutzig graulich,
oliv verwaschen. Schwingen und Steuerfedern schwarzbraun, außen
olivgrün gesäumt. Innensäume der Schwingen gelblich weiß. Unter-
flügeldecken gelblich isabellfarben. Flügel: Q 77—85, $ 88—95 mm;
Culmen von der Stirnbefiederung Q 19, $ 22 mm; zentr. Steuerfedern:
© 60, & 76 mm. „Iris braun, Schnabel schwarz, Füße grau‘.
Die Sepik-Expedition sammelte 2 22 auf dem Lordberg und 2 33,
1 2 auf dem Etappenberg. Flügel: 2 77, 80, 84; $ 91, 95 mm.
65. * Xanthotis subirenata
In der oberen Waldzone (oberhalb 2000 m) auf allen Hochgebirgen
Neuguineas. Wahrscheinlich lassen sich nur zwei Rassen unterscheiden:
1. subfrenata Salvad. [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 337].
Arfak-Gebirge.
2. Salvadorii (Hartert).!) Stirnfedern nicht grau, sondern wie
alle Federn des Oberkopfes schwärzlich mit breitem olivgrünem Saum.
Malarstreif schwarz, nicht grau. Unterseite stärker olivfarben getönt.
Weylandgebirge, Schraderberg, Schneegebirge, Gebirge
von SO-Neuguinea.
Auf dem Schraderberg wurden fünf Exemplare von der Sepik-
Expedition gesammelt. Flügel: 2 87, 89, 90; $ 98? mm. Kinn und
Kehle bis zur Verbindungslinie des Kiefergelenks beim 5 schwärzlich
oliv (fast schwarz), beim 9 grauoliv.
66. * Xanthotis flaviventer
Ein Bewohner der Tiefebene und des Gebirgsfußes, der bis in die
mittlere Waldzone der Gebirge emporsteigt. Er lebt nicht nur auf ganz
Neuguinea, sondern auch auf den westlichen papuanischen Inseln,
Jobi, den Aru-Inseln und der Cape York-Halbinsel. Reiche Gliederung
in Rassen:
1) Ptilotis salvadorii Hartert, Nov. Zool. III p. 531 (1896 — Mount
Vietoria im Owen Stanley-Gebirge). Synonym: Xanthotis melanolaema Reichenow,
Journ. f. Orn. 63 p. 127 (1915 — Schraderberg); Typus von Dr. Hartert
mit dem von salvadorii verglichen. Wahrscheinlich ist ein ferneres Synonym:
Ptilotis salvadorii ulakwensis Og.-Grant, Ibis 1915, Suppl. p. 71 (1915 — Oberer
Utakwafluß).
7. Heft
60 Dia ng "Dr BrwimStresewaun:no vol nd
1. 'Jlaviventer (Lesson) !) [Beschr.:: Salvadori, = IL, p. 347].
Misol, Salawati, von NW-Neuguinea an der Südküste
ostwärts vermutlich bis zur Etnabai, an der ij;
ostwärts bis an den Mamberano.
2. jusewventris Salvadorı. Kehle: reiner grau: wahzefl ne Havı-
venter der untere Teil der Brust hell ‚rostfarben erscheint, ist hier die
ganze Brust olivgrün; Bauch nicht hell rostfarben; ‚sondern ve
braun. He und Batanta..
3. Pligera ( Gould). Ähnlich Hlaviventer, aber Oberseite ai Ghbtier
Teil der Brust weniger oliv getönt, Nackenfedern mit grauen Pünktchen.
CapeYork-Halbinsel.
4. saturatior (Rothsch. & Hartert). Dunklere und bräunlichere
(noch weniger grünliche) Oberseite, insbesondere dunklerer Oberkopf,
etwas bräunlicherer Bauch und der meist schwärzlichere Strich unterm
Auge unterscheiden diese Rasse von fzligera. Aru-Inseln und süd-
liches Vorland des Schneegebirges, ostwärts bis zum Fly-
Fluß.
5. vis; (Hartert). Oberkopf grünlich oliv, nicht graulich braun
wie bei saturatior. Von SO-Neuguinea westwärts an der Süd-
küste bis zum Fly-Fluß (?), an der Nordküste mindestens
bis zum Aicora-Fluß.
6. madaraszi (Rothsch. & Hartert). 2) Durchschnittlich etwas größer
als visi; der dunkle Federstreif, der unterm Auge vorbeiziehend Unter-
schnabelwurzel und Ohröffnung verbindet, von schwärzlicherer Farbe.
Kai-Halbinsel und Maclay-Küste, westwärts vielleicht bis
Konstantin-Hafen.
Ein Stück von Konstantin-Hafen (Lauterbach leg.) kann ich nicht
von topotypischen madaraszı unterscheiden. Ich messe: 2 Konstantin-
Hafen 97, 2 Kelana 102, & Sattelberg 110 mm.
7. philemon Stresemann. e) Ohrbüschel beim ad. in der Regel
orangerot, nicht goldgelb wie bei allen zuvor behandelten Rassen.
Verbindungslinie von Unterschnabelbasis und Ohr nicht schwärzlich
wie bei madaraszi, sondern meist dunkelbraun und sich dann kaum von
der Umgebung abhebend. Bauch weniger röstlich getönt, Rücken,
Flügel und Schwanz graulich erdbraun ohne den leicht röstlichen Ton
von madaraszi. Stromgebiet des Sepik. Bei Friedrich Wilhelms-
Hafen und im Stromgebiet des Ramu wird der Unterschied zwischen
philemon und madaraszi überbrückt.
Die Sepik-Expedition sammelte von diesem gemeinen Vogel
73 Stück, nämlich 23 bei Malu, 2 am Fuß der Hunsteinspitze, 3 am
Pionierlager, l am Quellenlager, 5 am Töpferfluß, 1 am Lehmfluß,
!) Myzantha flaviventer Lesson, Manuel d’Orn. II p. 67 (1828 — terra typ»
Dorey). Synonym: Philedon chrysotis Lesson, Voyage Coquille, Zool. I p. 645
t.21 bis (1830 — terra typ. Dorey).
?®) Pitlotis chrysotis madaraszi Rothschild u. Hartert, Nov. Zool. X p. 446
(1903 —- Simbang).
®) Anzeiger Orn. Ges. Besen No. 5, p. 35 (1921 — Malu).
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im. Stromgebiet des Sepik. 61
7 auf dem Regenberg, 2 auf dem Etappenberg, 5 auf dem Lordberg,;
12 am Aprilfluß und 12 auf dem Maeanderberg. Flügellänge: 2 91, 92,
932, 943,953, 966, 97, 982, 99°; 1002; $ 100%; 1017, 102*, 1035, 104$, 1058,
1067, 1075, 1082, 1092, 110, 112 mm.
Im wolligen Jugendkleid sind die Ohrbüschel noch nicht orange-
rot, sondern goldgelb. Die Spitzen der Schwingen und Steuerfedern,
sowie die Arm- und Handdecken sind dunkel rotbraun eingefaßt.
Da die Jugendmauser eine Teilmauser ist, kennzeichnet diese Färbung
des Großgefieders auch das I. Jahreskleid.
8. meyeri Salvadori. Ohrbüschel beim ad. stets orangerot, Bauch
noch graulicher, Oberseite und Unterseite dunkler als bei phrlemon.
Nordküste zwischen Kamıheldibai und Mamberano, sowie
Jobi.
67. * Xanthotis polygramma (Gray)
[Beschr.: Salvadori, O.P. II, p. 343]
Dem Tiefland der Hauptinsel sche'nt diese Art, deren Wohngebiet
ganz Neuguinea und die Inseln Misol, Salawati und Waigeu bilden,
zu fehlen. Im Gebirge lebt sie in geringen Höhen, schon bei etwa
600 m. |
Die Sepik-Expedition sammelte 2 Stück auf dem Etappenberg,
3 auf dem Lordberg und 22 auf dem Maeanderberg. Die Filgel von
25 Exemplaren messen: Q 68, 69, 70°, 71, 72, 73, 74, 752; & 772, 78,
79°, 80°, 81%, 822, 83 mm.
Das Jugendkleid dieser (hinsichtlich der Färbung am gleichen Ort
sehr variablen) Art zeigt gegenüber dem Jahreskleid die Besonderheit,
daß die Rückenfedern und die kleinen und mittleren Flügel-
decken weißlicher Tropfen noch ganz ermangeln und daß die
Flügeldeckfedern wie die Spitzen der Armschwingen, Arm- und Hand-
decken, die Federn des Unterrückens und die Spitzen Bo Steuerfedern
rostfarben eingefaßt sind.
68. *Ptiloprora guisei
Ein Hochgebirgsbewohner, der kaum unter 1500 m herabkommen
dürfte Man kennt ihn jetzt von den Gebirgen SO-Neuguineas,
vom Schneegebirge und vom Schraderberg. Zwei Rassen:
1. guisei De Vis.!) Federn des Oberkopfes schwarz, seitlich
breit olivgrau gesäumt; Rückenfedern schwaız, seitlich breit rost-
braun gesäumt. Bürzelfedern im exponierten Teil düster olivbräunlich.
Federn der Kopfseiten sowie von Kinn und Kehle grau, in der Peripherie
des Schaftes dunkler. Federn von Brustmitte und Bauchmitte braun-
schwarz, seitlich breit weißlich gesäumt. Federn der Körperseiten
braunschwarz, seitlich breit rostfarben gesäumt. Schwingen braun-
schwarz, ihre Innenfahne im Basalteil blaß rahmfarben, ihre Außen-
fahne düster grauoliv gesäumt. Steuerfedern braunschwarz mit graulich
1) Synonym: Pilotis praecipua Hartert, Nov. Zool. IV p. 370 (1897 —
zwischen Musgrave- und Scratchley-Berg); vgl. Orn. Mber. 1922 p. 112.
7. Ihefk
62 | Dr. Erwin Stresemann:
olivfarbenem Außensaum. Gebirge von SO-Neuguinea und
Schraderberg
26 von der Sepik- Expedition an dem Schraderberg erlegte
Exemplare messen am Flügel: 2 76, 78°, 792, 802, 81, 82; &$ 86, 87, 88,
893, 908, 91? mm. „Iris hellgvin. Schnabel schwarz, Füße grau.‘
9. Torentzi (van. Oort).!) Viel größer: Flügel: @ 83 90, d 9
bis, 100 mm. Südhang des Schneegebirges.
69. * Pycnopygius ixeides
Wahrscheinlich über ganz Neuguinea im Tiefland air am ek.
fuß verbreitet, aber bisher nur an wenigen weit getrennten Orten
a Drei Rassen:
. ixoides (Salvad.) [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 389 su nom.
Puiloti i.). Inselchen Sorong (an der Westküste Me Berau-Halb-
insel) und nördliches Vorland des Schneegebirges (Mimika-.
und Kaparefluß).
2. proximus: (Madaräsz).?) Auf Ober- und Unterseite dunkler
bräunlich. Sepikgebiet und Astrolabebucht (Erima, Stephans-
ort, Konstantinhafen).
Die Sepik-Expedition brachte 12 Exemplare heim, von denen
l am Aprilfluß, 1 am Seerosensee und 10 auf dem Maeanderberg erlegt
waren. Flügel: 2 80, 82°, 83, 85, 86, 87, 89; 3 87, 89, 90°mm. Die
Geschlechter gleichen einander in. der Färbung.
3. finschi (Rothschild & Hartert).?) Der braune Gefiederton ist
viel mehr röstlich als bei proxima, besonders auf der Unterseite; die
Größe scheint bedeutender zu sein (Flügel bis 93.5 mm). Kumusi-Fluß
und Milne-Bai.
70. *Pyenopygius stietocephalus (Salvadori) ®)
[Beschr.: Salvadori, O.P. II, p. 340]
Ein seltener Bewohner des Tieflandes, der bisher auf Salawati
und den Aru-Inseln, im südlichen Vorland des Schneegebirges, in SO-
Neuguinea, an der Astrolabebai und im Stromgebiet des Ramu und des
Sepik- gesammelt wurde, also wohl keinem Flachlandbezirk Neu-
guineas gänzlich fehlt
Außer dem 9, das die Sepik-Expedition am 14. x. 1912 am April-
fluß erbeutete ‚Flügel 110 mm), besitzt das Berliner Museum ein vc.ı
Tappenbeck im Mai 1898 am Ems erlegtes Paar. Flügel 2 109, & 117
1) Piilotis erythropleura lorentzi van Oort, Nova GinER, IX. Zool., Lief. I
p. 95 (1909 — Hellwig-Gebirge).
2) Piilotis proxima Madaräsz, Orn.: Monatsber. 8 p. 3 (1900 — Erima).
Synonym: Ptilotis simplex Reichenow, Journ. f. Orn. 63 p. 126 (1915 — Typus
vom Maeanderberg). Typus mit dem von P. proxima verglichen.
2) Piilotis finschi Rothschild u. Hartert, Novit. Zool. X p. 448 (1903 —
„Berge von Britisch Neu-Guinea‘“).
4) Pycnonotus? stietocephalus Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova IX, p. 34
(1876 — Naiabui).
Dr. Bürgers omithologische Ausbente im Stromgebiet des Sepik. 63
mm, Kein Färbungsunterschied zwischen den Geschlechtern. Hagen
hat die Art bei Stephansort gesammelt (Mus. Karlsruhe).
71. *Philemon meyeri Salvadori !)
[Beschr.: Salvadori, ©. P. II, p. 350]
Ein Bewohner der Tiefebene und des Gebirgsfußes, der sich nur
einen Teil Neuguineas erobert hat. Sein Wohngebiet reicht von SO-
Neuguinea an der Südküste westwärts bis zum Flyfluß, an der Nord-
küste westwörts bis zur Südspitze der Geelvinkbai (Rubi). Er gehört
dort zu den sehr häufigen Vögeln.
Die Sepik-Expedition sammelte 8 Stück bei Malu, 2 am Seerosen-
see, 5 auf dem Lordberg, 13 auf dem Etappenberg, 4 am Töpferfluß,
l am Lehmfluß und 30 auf dem Maeanderberg. Es mißt: der Jugend-
flügel: SQ 100, 1022, 103°, 104*, 105, 1062, 107, 108; der. Altersflügel:
2 103, 104°, 1052, 106%, 107?, 108, 1092, 110%, 112; $ 107%, 108, 109%,
1102, 111%, 1122, 113%, 114°, 1152, 117 mm. Im August standen die
meisten Individuen auf dem Maeanderberg in der Mauser des Groß-
gefieders. ;
Im Jugendkleid ist das Kleingefieder sehr weitstrahlig, auf Ober-
kopf und Rücken düster braun gefärbt und noch ohne die dunklen
Schaftstriche der späteren ‚Kleider. Die Unterseite ist bräunlicher,
weniger grau als beim ausgefärbten Vogel, die Federn des Kinnwinkels
und der Kropfregion tragen grünlichgelbe Spitzen. Armschwingen
und Steuerfedern sind an der Außenfahne olivgrün gesäumt. Die
Jugendmauer ist eine Teilmauser. |
Im frischen I. Jahreskleid zeigen die meisten Federn des Nackens
und Rückens und die Oberschwanzdecken einen weißen Endsaum,
die mittleren Kropffedern sind grünlichgelb oder goldgelb getönt,
die seitlichen sind braun mit scharf abgesetzter grünlichgelber oder gold-
gelber Endbinde.
72 *Philemon novaeguineae
Ein Bewohner der Tiefebene und des Gebirgsfußes, der nicht nur
ganz Neuguinea bewohnt, sondern darüber hinaus nach Westen bis zu
den westlichen papuanischen Inseln, nach Norden bis Jobi und Neu-
pommern, nach Osten bis zur Südost-Insel, nach Süden bis zu den Aru-
Inseln vorgedrungen ist. Als Rassen kann man unterscheiden:
1. novaequineae (S. Müller) [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 358].
Misol, Kofiao, Salawati, Batanta, Waigeu; von NW-Neu-
guinea ostwärts an der Südküste etwa bis zur Etnabai, an der
Nordküste mindestens bis zur Südspitze der Geelvink-Bai
(Rubı).
1) Ann. Mus. Civ. Genova XII, p. 339 (1878 — Rubi). Synonym: Phüle-
monopsis meyeri canescens Reichenow, Journ. f. Orn. 63 p. 126 (1915 — auf
ein von Bürgers am Etappenberg gesammeltes Stück, eine (nicht einmal besonders)
grauliche individuelle Variante, begründet.
7. Heit
64 | Dr. Erwin Stresemann:
2. aruensis A. B. Meyer. Kopf in der Regel heller, Schnabel-
höcker zu bedeutenderer Größe neigend und weniger steil aufgerichtet.
Aru-Inseln.
3. brevipennis Rothschild & Hartert.t) Flügel kürzer (9 130—140,
& 139—150 gegen @ 140—150, 3 bis 167 mm) und Schnabel schlanker
alsbeinovaeguineae. Im südlichen Vorland des Schneegebirges,
nach Osten mindestens bis zum Hall-Sund (147 0).
4.‘ subtuberosus Hartert. Dunkler und mit bräunlicherer Unter-
seite als 1 und 3, Schnabelhöcker sehr schwach ausgebildet. Von
SO-Neuguinea an der Nordküste westwärts mindestens
bis zum Kumusi-Fluß, ferner D’Entrecasteaux-Archipel.
5. tagulanus Rothsch. & Hartert.?2) In der Färbung der vorigen
Rasse am ähnlichsten, aber Schnabel sehr klein und Flügel dreier
„gs“ nur 142 und 143 mm. Südost-Insel.
6. jobiensis (A. B. Meyer). Der Schnabelhöcker fehlt in der Regel
fast gänzlich, der vordere Teil des Oberkopfes ist im Gegensatz zu
allen vorher genannten Formen unbefiedeit und nur mit spärlichen
Borsten bedeckt.” Jobi und Nordküste zwischen Mamberano
und Kai-Halbinsel (Finschhafen, Sattelberg).
Die Sepik-Expedition sammelte 3 Stück bei Malu, 1 am Töpfer-
fluß, 4 am Aprilfluß, 2 auf dem Regenberg, 1 am Maifluß und 11 auf
dem Maeanderberg. Länge des Altersflügels: Q 143, 144, 145, 146, 149,
1502, 151%; & 150, 153°, 155°, 156, 157, 159, 160, 165 mim.
. Im wolligen Jugendkleid ist der Rücken hell braun,seidenglänzend;
die Schwingen und Steuerfedern sind mit schmalem olivgrünen Saum
versehen. Wie bei allen Meliphagiden erstreckt sich die Jugendmauser
nicht auf das Großgefieder.
7. cockerelli Sclater. Ohne Schnabelhöcker; unbefiederte Kopf-
region auf die Stirn beschränkt. Neulauenburg, Neupommern,
Rook-Insel.
73. Cinnyris jugularis
Ein Formenkreis von sehr weiter Verbreitung, die von den Phi-
Iippinen über die celebesische Subregion zu den Nordmolukken und
über die ganze papuanische Subregion bis zu den Salomonen und bis
zur Cape York-Halbinsel reicht. Auf den Kei-Inseln, Südost-Inseln,
Südmolukken, Djampeaund Kalao vertrittihn dieGruppe(. clementiae,?)
mit schwarzem statt gelbem Bauch, von Malakka über die Sunda-
inseln bis Flores die Gruppe (©. jugularis, mit metallisch glänzendem
statt olivgrünem Vorderkopf; östlich von Flores schließt sich, bis
Timor reichend, die ©. solaris-Gruppe an. Gemeinsam ist allen diesen
geographischen Vertretern die Eigentümlichkeit, daß sie nur längs
der Küste verbreitet sind und, ungleich (. sericeus, nicht ins Binnen-
land vordringen. N
1) Nov. Zool. 20 p. 513 (1913 — Schneegebirge).
®) Nov. Zool. 25 p. 319 (1918 — Südost-Insel).
®) Vgl. Stresemann, Nov. Zool. 20, 1913, p. 309.
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 65
Die Gruppe C. jugularıs zerfällt in viele Rassen, von denen zwei
auf Neuguinea leben:
1. frenata (S. Müller) [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 2661. Sula-
Inseln, Nordmolukken, westliche papuanische Inseln,
Inseln der Geelvink-Bai, Aru-Inseln, ganz Neuguinea
mit Ausnahme des Südostens. Nach Rothschild & Hartert (Nov.
Z00l. 21, 1914, p. 297) gehören sowohl Individuen von der Astrolabebai
wie solche von Simbang zu dieser Rasse.
Im Berliner Museum befindet sich nur ein $ ad., von O. Heinroth
am 1. XII. 1900 bei Friedrich Wilhelmshafen gesammelt.
2. flavigastra (Gould). Oberseite gelblicher. Von SO-Neu-
guinea westwärts an der «Südküste mindestens bis zum
Aroafluß, an der Nordküste mindestens bis zum Kumusi-
fluß; ferner Vulkan- und Dampier-Insel, Bismarckarchipel
bis zur Admiralitätsgruppe, Salomonen; D’Entrecasteaux-
Archipel.
74. *Cinnyris sericeus
Das Wohngebiet dieser Art reicht von den Sangir- und Talaut-
Inseln über Celebes und die Nord- und Südmolukken bis zu den Kei-
Inseln; von Neuguinea aus hat sie die Aru-Inseln, den D’Entrecasteaux-
und Louisiade-Archipel und den Rismarek-Archipel erreicht. Sie wird
auf Neuguinea durch mindestens zwei Rassen repräsentiert:
“ 1. sericeus Lesson.!) [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 247]. Misol?),
Kofiao, Salawati, Waigeu, Jobi und ganz Neuguinea mit
Ausnahme des östlichsten Teiles der Nordküste.
Die Sepik-Expedition sammelte bei Malu 12, am Seerosensee 1,
am Pionierlager 3, am Peilungsberg 1, am Aprilfluß 4, am Maeander-
berg 2 und am Töpferfluß 4 Exemplare. Flügel: ? 51. b, 522, 52.5, 53;
3 Jugendflügel: 57, 60, 62; $ Altersflügel 60°, 60.5, 612, 61. 5, 628, 632,
64? mm.
Dem Jugendkleid folgt durch Teilmauser das I. Jahreskleid,
indem das wie das Q gefärbt ist. Bei der I. Jahresmauser beginnt der
Wechsel des Kleingefieders vor dem des Großgefieders, zuerst vielfach
an den Unterschwanzdecken, am Unterrücken oder an der Kehle;
doch geht die Großgefiedeımauser, wenn sie einmal eingesetzt hat,
so rasch von statten, daß sie vor der Kleingefieaermausei beenaet ist.
2. christianae Trist. Kehle mit stahlblauem statt purpurviolettem
Reflex. Von der Collingwood-Bai an der Nordküste west-
wärts bis zur Kai-Halbinsel (Simhang); ferner Louisiade-
und D’Entrecasteaux-Aıchtpel.
1) Über Cinnyris sericeus Lesson 1827 vs. C. aspasia Lesson 1828 vegl.,
Stresemann, Nov. Zool. 21, 1914, p. 143.
2) Auf Misol lebt eine etwas kurzflügligere Rasse mit anderen Beiaae
des Kehlschildes. Siehe Stresemann, J. f. ©. 1913 p. 609,
Archiv für Naturgeschiphte.
19237007 1) 7, Heft
66 Dr. Erwin Stresemann:
75. *Diecaeum geelvinkianum
Nur um mit der Konvention nicht zu brechen, begrenze ich diesen
Formenkreis in der von Rothschild & Hartert, Nov. Zool. 1903, p. 214
vorgeschlagenen Weise. Natürlicher ist es, eine bis zu den Molukken
verbreitete Gruppe D.erythrothorax anzunehmen, die auf ganz Neu-
guinea und den anliegenden Inseln ihre Vertreter hat. Auf den west-
lichen papuanischen Inseln, auf der Berau- und Onin-Halbinsel lebt
die Form pectorale S. Müller, der die rote Farbe sowohi auf dem
Oberkopf wie an den Oberschwanzdecken noch fehlt. Bei maforense
tritt diese Färbung in geringer Intensität als mattes Braunıot auf, um
sich über mysoriense und geelvinkianum bis rubrocoronatum zu immer
größerer Sättigung und Leuchtkraft zu steigern. Die engere Gruppe
D. geelvinkianum gliedert sich in sieben Rassen:
1. geelvinkiamum A. B. Meyer |Beschr.: Salvadori, ©. P. II, p. 275
sub nom. D.gjobiense]l. Jobi.
2. musoriense Salvad. Mit kleinerem roten Brustfleck und bräun-
lich rotem statt leuchtend rotem Oberkopf. Misori.
3. maforense Salvad. Mit größerem roten Brustfleck als die vor-
genannten; nicht nur der Oberkopf, sondern auch die Oberschwanz-
decken bräunlichrot statt leuchtendrot. Mafor.
4. diversum Rothsch. & Hartert.!) Rückenfedern des 3 ad. nicht
wie bei I—3 olivgrün mit grünlichem Glanz, sondern an der Spitze
stahlblau glänzend. Nordküste zwischen Mamberano und
Humboldtbai; südliches Vorland des Schneegebirges.
5. rubrocoronatum Sharpe. Oberkopf und Oberschwanzdecken
etwas tiefer rot als bei diversum; metallische Spitzen der Rückenfedern
breiter und mehr violettblau, weniger stahlblau glänzend. Von SO-
Neuguinea westwärts an der Südküste mindestens bis zum
Aroa-Fluß, an der Nordküste mindestens bis zum Sepik-
gebiet; ferner D’Entrecasteaux-Archipel, Dampier- und
Vulkan-Insel.
Die Sepik-Expedition sammelte bei Malu 2, auf der Hunstein-
spitze 3, auf dem Peilungsberg 1, auf dem Lordberg 3, auf dem Etappen-
berg 3, auf dem Maeanderberg 10, sowie am Aprilfluß und Lehmfluß
jel Ex. Flügel: 2 46, 47, 482, 50, 50.5: &$ 50*, 51.5, 52, 53°, 53.5, 54,
55° mm. Demgegenüber mißt ein & vom Sattelberg (Neuhauss leg.)
58 mm; man wird also wohl auch in diesem Falle zwei Formen in
Deutsch-Neuguinea zu unterscheiden haben.
Dem wolligen Jugendkleid fehlen die roten Abzeichen noch: nur
die Oberschwanzdecken sind rötlich oliv getönt. Die Oberseite ist sehr
dunkel oliv ohne Metallglanz, die Unterseite schmutzig hell-olivgelb.
„Schnabel gelbrot“. Dem Jugendkleid folgt zunächst ein im wesent-
lichen übereinstimmend gefärbtes, aber aus widerstandsfähigeren
Federn gebildetes Gewand (I. Ruhekleid?), dann ers‘. anscheinend
abermals durch Teilmauser und vor Ablauf des ersten Lebensjahres,
!) Nov. Zool. 10 p. 215 (1903 — Mamberano).
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 67
das definitive Kleid mit rotem Schmuck und metallisch glänzenden
Federspitzen.
6. nitidum Tristram. Rücken olivgrün mit schwachem blau-
grünen Metallglanz, Oberkopf bräunlich rot (nicht leuchtend rot wie
bei 4 und 5), Seiten des Unterkörpers lebhaft gelboliv (nicht grawoliv
wiebei5). Südost-Insel
7 rosseli Rothsch. & Hartert.!) Etwas größer als mitidum (Flügel
57—60.5 mm), heller, Rot der Oberschwanzdecken blasser, des Ober-
kopfes dagegen dunkler, Rücken ausgesprochener grünlich glänzend.
Rossel-Insel.
76. * Melanocharis bicolor
Bewohner des Tieflandes und der unteren und mittleren Waldzone
der Gebirge. Verbreitung von SO-Neuguinea westwärts an der Süd-
küste bis zum Aroa-Fluß, an der Nordküste bis zum Mamberano;
ferner Jobi und Miosnom. Zwei Rassen:
l. bicolor Ramsay [Beschr.: Salvador, O. P. II, p. 283]. Das
ganze Wohngebiet der Art außer Jobi und Miosnom.
Die Sepik-Expedition sammelte diesen Vogel an folgenden Örtlich-
keiten: Malu (12), Lordberg (6), Etappenberg (5), Aprilfluß (4), Mae-
anderberg (20), Regenberg (2) und Schraderberg (1 Ex.). Flügel:
2 58, 58.5, 602, 61?, 625, 63°, 63.5; 3 60, 60.5, 61°, 6211, 62.55, 635, 64%,
65, 65.5 5, 66° mm.
Das weibliche Jugendkleid scheint dem alten Q auch in der Feder-
struktur äußerst ähnlich und nur durch den bis auf die Spitzenregion
gelblich hornfarbenen (statt ganz schwarzbraunen) Unterschnabel
gekennzeichnet zu sein. In beiden Geschlechtern ist der weiße Fleck
an der Innenfahne der äußeren Steuerfeder meist nur als leichte Auf-
hellung angedeutet, zuweilen fehlt er ganz, selten erscheint er als
reines Weiß. Die äußeren Unterschwanzdeckfedern sind beim & an der
Basis stets weiß oder weißlich.
2. unicolor Salvadori. $ ohne Andeutung eines weißlichen Fleckes
an der Innenfahne der äußeren Steuerfeder und mit völlig schwarzen
(statt in großer Ausdehnung weißen) seitlichen Unterschwanzdecken.
Jobi und Miosnom.
77. * Oreocharis arfaki (A. B. Meyer)
[Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 289]
Bewohner der oberen Waldzone der Gebirge Neuguineas (oberhalb
2000 m), den man bisher vom Arfak-Gebirge, Schneegebirge, Schrader-
berg und den hohen Gebirgen SO-Neuguineas kennt.
“Die Sepik- Expedition sammelte ein Paar auf dem Schraderberg.
Flügel: 2 70, $ 72 mm. 32; ‚Auge graukraun, Schnabel schwarz,
Füße grau oder graubraun“.
t) Bu’!l: B. ©. Club 35, p. 32 (1914 — Rossel-Insel).
dr 7. Heit
68 Dr. Erwin Stresemann:
78. * Pristorhamphus versteri
Wie Oreocharis arfaki auf den oberen Waldgürtel der hohen Ge-
birge Neuguineas beschränkt. Vier Rassen:
1. versters Finsch [Besch..: Salvado:i, O. P. II, p. 287]. Arfak-
Gebirge.
2. meeki Rothsch. & Hartert.!) $ auf aer Unterseite dunkler gran.
Schneegebirge.
3. virago subsp. n. & unterseits heller grau als versteri und meeki.
Weiß der Steuerfederbasis (42—47 mm gegen 30—38 mm
an der 2.Stf.) Schraderberg ?)
Von den 10 Exemplaren, die die Sepik- ee auf dem
Schraderberg erbeutete, teile ich nachfolgend das Flügelmaß und
(hinter dem Bruchstrich) das Maß der mittleren Steuerfeder mit:
& I. Jahreskleid 61.5/64; S ad. 58/--, 60/73, 60/74; 2 64/64.5, 66/—,
67/66, 68/62, 68/67 mm.
"Die 29 dieser Art sind von größerem Wuchs als die 35, besitzen
aber kürzere Schwänze. Das & gleicht im I. Jahreskleid hinsichtlich
der Färbung dem 9 ad.
4. albescens Rothsch. & Hart.?) Größer als virago: Flügel $ 63,
2 70mm. Hohe Gebirge von SO-Neuguinea.
79. * Zosterops minor A. B. Meyer
[Beschr.: Salvadori, ©. P. IH, p. 368 sub nom. Z. aureigula]
Die Art, die bisher nur von Jobi bekannt war, taucht nun plötzlich
auf den Bergen des Sepikgebiets auf. Die Sepik- Expeaition sammelte
auf dem Maeanderberg 1, auf dem Loraberg 2 Stück. Flügel: 5 56,
57,59 mm. „Auge braun, "Schnabel schwarz, Füße grau“. Sie stimmen
völlig mit dem Typus überein, den ich zum Vergleich heranzog.
80. Zosterops ehrysolaema Salvadori
[Beschr.; Salvadori, O.P. II, p. 368]
Ein Bergvogel, den man vom Arfak-Gebirge, Iwaka-Fluß (Süd-
hang des Nassau-Gebirges) und Sa:telberg kennt. Auf dem Sattelberg
wurde er von Birö, Neuhauss und v. Wiedenfeld gesammelt (Flügel
58?, 60.5 mm).
81. * Pachycare flavogrisea
Über ganz Neuguinea in der unteren und mittleren Zone der Ge-
birgswälder verbreitet. Zwei schwach unterscheidbare Rassen:
1. flavogrisea (A. B. Meyer) [Beschr.: Salvadori, ©. P. II, p. 238].
Arfakgebirge, Lordberg, Rawlinson- Gebirge, Gebirge von
SO-Neuguinea.
- 4) Bull. B. O. Club 29 p. 36 (1911 — Goliathberg).
?) Typus: 3 ad., Schraderberg 22. V.1913, Dr. Bürgers leg. No. 1747,
im Zoolog. Mus. Berlin.
®) Bull. B. ©. Club 29 p. 36 (1911 — Typus vom Kotoi-Bezirk).
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. ,69
Von 12 Exemplaren, die durch die Sepik-Expedition zwischen
30. XI. und 12. XII. 1912 auf dem Lordberg gesammelt wurden,
mausern nicht weniger als 7 das Großgefieder. Zwei Stück sind als 9
bezeichnet, von diesen besitzt nur das eine den dunklen Ohrfleck,
der nach den Autoren als Kennzeichen des @ und des „jungen“ Vogels
zu gelten hat. Unter den 9 ‚‚S“ hat nur eines den dunklen Öhrfleck. Es
messen am Flügel: Exemplare mit Ohrfleck 62, 65 mm; Exemplare
ohne Ohrfleck 64, 65°, 66, 67°, 68, 692 mm.
Die Serie wurde mit zwei Cotypen von P. f. subaurantia verglichen,
deren schön orangegelbe Unterseitenfärbung von keinen der 12 Stücke
erreicht wird.
2. subauranbia Rothsch. & Hartert!) mit satterem, mehr orange-
farbenen Ton des Gelb. Südhang des Schneegebirges.
82. *Pachycephala soror
Über die Gebirge von ganz Neuguinea verbreitet und dort an-
scheinend erst oberhalb 1000 m regelmäßiger auftretend. Auch von der
Goodenough-Insel nachgewiesen. Lord Rothschild hat neuerdings
(Nov. Zool. 28, 1921, p.286) die soror-Gruppe in den Formenkreis
Pachycephala pectoralis einbezogen, ich halte jedoch dieses Vorgehen
für bedenklich, und zwar aus zwei Gründen. Einmal sind die An-
gehörigen der pectoralis-Gruppe Vögel, die keineswegs wie P. soror
an das Gebirge gebunden sind, sondern auch das Tiefland, ja dieses
sogar vorzugsweise, bewohnen, und dann ist eine der Rasse P. pectoralis
melanura zum mindesten sehr ähnliche Form an der Südküste Neu-
guineas bei Naiakui, nahe der Yule-Insel durch D’Albertis gesammelt
worden,?) wohin sie sich offenbar über die Inselchen der Torressiraße
verbreitet hat. Ogilvie-Grant hat die Art P. soror in folgende drei
Rassen zerlegt:
1. soror Sclater [Beschr.: Salvadori, O. P. H, p. 222]. Arfak-
Gebirge.
2. klossi Og.-Grant.?) Beim & Steuerfedern ganz schwarz oder nur
an der Basis der Außenfahne schmal olivgrün gesäumt (nicht in der gan-
zen Länge, wie bei soror, olivgrün gesäumt). Q mit dunkel olivgrünem
(nicht dunkel vlivbraunem) Rücken. Schneegebirge, Weyland-
gebirge, Lordberg; vielleicht auch Sattelberg (Madaräsz 1900,
'p. 2). f
R 7 Exemplare, von denen zwei das Großgefieder wechseln, wurden
von der Sepik-Expedition vom 2.—14. XII. 1912 auf dem Lordberg
erbeutet. Flügellänge: 2 862; $ 85°, 86, 87 mm. — Das I. Jahreskleid
des @ ist leicht kenntlich: Armschwingen und kleine wie mittlere
Oberflügeldecken mit auffälliger rostbrauner (statt düster olivfarbener)
Säumung; Oberkopf düster rostfarben getönt, nicht wie später sehr
1) Ornith. Monatsber. 19 p. 157 (1911 — Schneegebirge).
2) Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova IX, 1876, p. 28.
3) Ibis 1915, Suppl., p.88 (1915 — Utakwa-Fluß am Südhang des
- Schneegebirges).
7. Heft
70, ‘ Dr. Erwin Stresemann:
düster schwarzgrau Brustfedern nicht goldgelb, sondern bräunlich
verwaschen und durch blasse bräunliche Schaftstriche gezeichnet.
3. bartoni Og.-Grant.!) & mit grünen, nur längs des Schaftes
schwarzen Steuerfedern. Q@ wie das von klossi gefärbt. Gebirge von
SO-Neuguinea und wahrscheinlich auch der Goodenough-Insel.
83. *Pachycephala schlegeli
Die Art tritt oberhalb von etwa 15C0 m auf allen höheren Ge-
birgen Neuguineas auf. Man unterscheidet gegen. wärtig nur zwei Rassen.
1. schlegelii Schlegel [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 223]. Arfak-
Gebirge und Weyland-Gebirge.
2. obscurior Hartert.?) & mit etwas dunklerer Olivfaıke au
Rücken und Mantel und dunklerer, ausgedehnterer Rostfarbe auf
dem Bauche. © mit hell schiefergrauen, schmal weiß gebänderten
(statt weißen) Kehlfedern, dunklerem und grünlicherem Rücken,
dunklerer und graulicherer Brust. Gebirge von SO-Neuguinea,
Südhang des Schneegebirges, Schraderberg.
Nicht weniger als 35 dd und 21 22 wurden von der Sepik-
Expedition zwischen dem 20. V. und 13. VI. 1913 auf dem Schrader-
berg gesammelt; nur vier davon stehen in der Mauser des Großgefieders.
Das wie bei den meisten anderen Gattungsgenossen im wesentlichen
rostbraune Jugendkleid (das von Rothschild & Hartert in Nov. Zool.
X, 1903, p. 104 beschrieben wurde), ist nicht vertreten. Unterschiede
zwischen I. und adultem Jahreskleid kann ich nicht entdecken. Flügel-
länge: 2 79, 80°, 81%, 82%, 834,'84%; 3 824, 854, 84°, 856, 86°, 872, 88®,
89 mm. No. 1984 vom 7. VL, als & seciert, ist ein hennenfedriges E\
mit einer Flügellänge von 86mm. Bei ihm sind die Steuerfedern
nicht schwarz wie beim normalen &, sondern das 1. Paar ist oberseits
oliv, die folgenden haben olivfarbenen Außensaum und unterscheiden
sich von den entsprechenden Federn des Q nur durch die etwas dunklere
Pigmentierung. Ebenso sind die Schwung- und Flügeldeckfedern
nicht schwarz wie beim &, sondern zeigen die olivfarbenen Söume
des @, doch ist ihre Grundfarbe schwärzer. Federn des Oberkopfes
größtenteils dunkelgrau wie beim 9, dazwischen stehen jedoch einige
gleichaltrige ganz schwarze (‚männliche‘) Federn verstreut.
Kinn- und Kehlfedern nicht weiß wie beim 3, sondern wie beim
Q weiß mit dunkler Bänderung. Ein Teil der Kropffedern schwarz
wie beim 3, nicht grau wie beim Q. Zwischen den schwefelgelben
Federn von Brust und Bauch regellos verstreut einige bräunlich-
orangefarbenen Federn gleichen Alters, die männlichen Charakter
bekunden. Größe mann on
f . ”
!) Ibis 1915, Suppl., p. 89 (1915 — „‚British New Guinea‘).
2) Nov. Zool. 3 p. 15 (1896 — Eafa-Distrikt). Synonym: Poecilodryas
canıceps pectoralis van Oort, Notes Leyd. Mus. 32, Pi 213 (1910 — Hellwig-
Gebirge). .
Dr. Bürgers’ ormithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 71
84. Pachycephala aurea Reichenow!)
Ein Bewohner der unteren Gebirgszone, von den Gebirgen SO-
Neuguineas, dem Südhang des Schneegebirges, dem Tale des Ramu
‚und dem Weyland-Gebirge bekannt, also vermutlich über ganz Neu-
guinea mit Ausnahme der Berau- und Onin-Halbinsel verbreitet.
Beschreibung: $ ad.: Oberkopf, Kopfseiten, Kinn und ein .weites
Brustband schwarz, Kehle weiß. Rücken, Bürzel und Afterflügel
sowie Brust, Bauch und Unterschwanzdecken goldgelb. Steuerfedern
und Schwingen schwarz, letztere in der Basalhälfte der Innenfahne
schmutzig weißlich gesäumt. Obere Flügeldecken schwarz. die obere
Reihe mit gelben Spitzen. Oberschwanzdecken schwarz. Flügel
85—88, Steuerfedern 63—67 mm. — Qad.: Dem & ad. äußerst ähnlich,
aber das Gelb der Ober- und Unterseite nicht ganz so lebhaft. —
I. Jahreskleid: Federn des Oberkopfes und Nackens breit olivgrau
gesäumt, Federn der schwarzen Brustbinde mit gelben Spitzen, Rücken-
federn gelblich oliv statt goldgelb. Schwingen matt schwarz, Hand-
schwingen außen grau, Armschwingen und Oberflügeldeckfedern düster
olivgrün gesäumt.
Aus Deutsch-Neuguinea ist bisher nur der T'ypus bekannt ge-
worden: 9, 17. X. 1898, Ramu, Tappenbeck leg. No. 398a.
85. *Pachycephala hyperythra
Im Tieflande fehlend, aber schon in der unteren Bergzone auf-
tretend. Verbreitung über alle Gebirge Neuguineas, vielleicht mit
Ausnahme des Schneegebirges. Vier Rassen:
1. hyperythra Salvadori [Beschr.: Salvadori, OÖ. P. II, p,2221.
Gebirge der Berau- und Onin-Halbinsel, angeblich auch
Zyklopengebirge.
2. salvadoriw Rothschild. Unterseite viel blasser, Mantel und
Bürzel düsterer und bräunlicher. Gebirge von SO-Neuguinea.
3. reichenowi Rothsch. & Hartert.?) Von salvadoriv durch lebhafter
getönte Unterseite, von hyperythra durch größere Ausdehnung der
weißen Kehlfärbung, Fehlen des graubraun verwaschenen Kropf-
bandes und. etwas bräunlicheren Rücken unterschieden. Sattelberg.
4. sepikiana Stresemann.?) Im Vergleich zu reichenowi Unter-
seite noch dunkler rostfarben, Oberkopf noch dunkler aschgrau, Rücken
und Schwanz bräunlicher, weniger oliv. Von hyperythra durch größere
Ausdehnung der weißen Kehlfärbung, den Mangel des schmutzigen
Kropfbandes und andere Merkmale unterschieden. Färbung der Ohr-
decken variabel, bald der des Oberkopfes gleich, bald ausgesprochen
dunkelbraun. Gebirge des Sepikgebietes.
Die Sepik-Expedition erbeutete drei Exemplare auf dem Etappen-
!) Orn. Monatsber. 7 p. 131 (1899 — Ramufluß).
2) Ornith. Monatsber. 19 p. 178 (1911 — Sattelberg).
®) Anzeiger On. Ges. Bayern No. 5, p. 36 (1921 — Typus vom Maeander-
berg). |
7. Heft
12 Dr. Erwin Stresemann:
berg, 2 auf dem Maeanderberg. Flügel: 2 87, 89, 90, 91 mm. „Iris
braun, Schnabel schwarz, Füße fleischfarben bis fahlgrau‘“.
Kennzeichen des I. Jahreskleides bildet die kastanienbraune
a wie später olivbraune) Säumung der Armschwingen und Arm-
decken,
86. Pachycephala monacha Gray
[Beschr.: Salvadori, O.P. II, p. 233]
Diese hübsche Art ist in den Museen noch äußerst selten. Sie
scheint die Waldungen des Tieflandes im westlichen Neuguinea zu be-
wohnen. Bisherige Fundorte: Aru-Inseln (Wallace), Utanata-Fluß
(S. Müller) und Mündung des Mimika-Flusses (Claude Grant) — also
südliches Vorland des Schneegebirges — und Tal des Ramu, wo Tappen-
beck am 25. I. 1899 ein d, am 10. III. 1899 2 22 sammelte.
Wenn die Aru-Vögel im männlichen Geschlecht oberseits nicht
so tiefschwarz werden wie die auf Neuguinea beheimateten, müssen
letztere P. monacha lugubris Salvad.!) genannt werden. Ein sicheres
Synonym dieses Namens ist Pachycephala dorsalis Og.-Grant?).
Salvadoris Annahme, daß P. monacha weiter östlich, in SO-
Neuguinea, durch die ziemlich abweichend gefärbte P. leucogastra
Salvad. & D’Albertis vertreten wird, wird sich vermutlich als richtig
herausstellen, und man wird sich dann vielleicht dazu entschließen
müssen, beide in ein- und denselben Formenkreis zu stellen.°)
87. *Pachycephala griseiceps
Als ein Vogel, dessen Wohngebiet die Tiefebene und die Waldungen
am Gebirgsfuß bilden, ist diese Art ziemlich weit verbreitet. Ihr Areal
dehnt sich von Neuguinea nach mehreren Richtungen aus: Nach Westen
bis zu den westlichen papuanischen Inseln, den Aru-Inseln und selbst
den Kei-Inseln, nach Süden bis zur Cape York-Halbinsel, nach Osten
bis zu den D’Entrecasteaux-Inseln und der Südost-Insel, nach Norden
bis zu den Inseln der Geelvink-Bai. Sie zeıfällt in eine Anzahl von
Rassen, deren einige sehr selbständigen Charakter zur Schau tragen.
1. rufipenmis Gray. Eine große Rasse (Flügel 85—90 mm), der
die gelben Lipochrome auf der Unterseite völlig fehlen. während die
Oberseite schwach lipochromatisch gefärbt ist. Die Steuerfedern
RS ebenso intensiv cliv gefärbt wie bei der Nominatform. Kei-
nseln. |
2. griseiceps Gray [Beschr.: Salvadorı, O. P. II, p. 226]. Aru-
Inseln und Südküste von Neuguinea zwischen Kapare-
Fluß und Aroa-Fluß. Die schon bei den Aru-Vögeln deutliche
[4
!) Pachycephala lugubris Salvadori [ex 8. Müller M. $.], Om. Pap. UI
p. 233 (1881 — Utanatafluß; deser. 9).
®) Bull. B. O. Club XXIX p.26 (1911 — Mündung des Mimikaflusses).
9) Über ?. Zeucogastra und Verwandte vgl. Rothschild u. Hartert, Nov.
Zool. 14, 1907, p. 471—472.
Dr. Bürgers’ ormithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 73
Schaftstreifung von Kehle, Kropf und Brust tritt bei den auf Neu-
guinea wohnenden noch stärker hervor.
3. squalida Oustalet. Meist ohne jegliche Schaftstreifung der Unter-
seite, Bauch und Unterschwanzdecken lebhafter gelb als bei griseiceps.
Berau-Halbinsel. Stücke von den westlichen papuanischen Inseln
(Misol, Salawati, Batanta, Waigeu) vermitteln anscheinend
zwischen 2 und 3.
4. jobiensis A. B. Meyer. Eine Eigentümlichkeit dieser Rasse
bildet das bedeutende Vorherrschen der gelben Lipochrome. Bauch
und Unterschwanzdecken sind viel lebhafter gelb als bei 2 und 3, die
Brust (auf welcher die bräunliche Tönung nur sehr schwach angedeutet
ist oder fehlt) ist gelb mit olivfarbenem Anflug. Jobi und Nord-
küste zwischen Mamberano und Astrolabebai, am Ramu
bis zum Oberlauf emporsteigend.
Die Sepik-Expedition sammelte folgende Exemplare: 10 Stück
bei Malu, 3 Stück auf dem Regenberg, 1 Stück auf dem Etappenberg
und zwischen dem 21. VII. und 30. VIII. 30 Stück auf dem Maeander-
berg. Vom letzteren mausern 3 SS und 3 92 das Großgefieder. Die
Flügel der Maeanderberg-Serie messen: 976, 77, 78°, 792, 80°, 81?,
825, 83; & 79, 802, 82*, 85, 87 mm. Außer in der Durchschnittsgröße
bestehen zwischen den Geschlechtern keine Unterschiede.
Im Jugendkleid ist das „‚wollige“ Kleingefieder einschließlich der
oberen Flügeldecken düster rotbraun; der später überm Zügel auf-
tretende weiße Strich fehlt noch. Kehlfedern mit weißer Basis.
„Schnabel schwarz, Füße fleischfarben, Iris braun“. I. Generation
des Großgefieders (die erst bei der I. Jahresmauser gewechselt wird):
Außensäume der Armschwingen häufig rostbraun getönt, nicht wie
später olivfarben. Steuerfedern schmaler und spitzer als später.
5. miosnomensis Salvad. Wie jobiensis gefärbt, aber größer:
. Flügel 90—92 mm. Auf die Insel Miosnom in der Geelvinkbai be-
schränkt. Eine sehr ähnliche Form auf der Insel Gagi bei Waigeu.
6. dubia Ramsay. Diese Rasse hat dıe gelben Lipochrome nicht
nur auf der Unterseite, sondern auch auf der Oberseite, den Schwingen
und Steuerfedern gänzlich verloren. Von SO-Neuguinea an der
Nordküste westlich bis zur Kai-Halbinsel (Simbang), an
der Südküste bis in die Nähe des Aroa-Flusses (Sogeri),
ferner Fergusson- und Goodenough-Insel.
7. alberti Hartert von der Südost-Insel ist merkwürdigerweise
wieder deı Nominatform ähnlich, d. h. im Besitz gelbe. Lipochrome.
8. inornata (Ramsay) von der Cape- York-Halbinsel steht
nahe griseiceps, ist jedoch kleiner und auf dem Rücken grünlicher,
weniger bräunlich oliv.
88. *Pachycephala moroka Rothsch. & Hartert!)
Man kannte diesen kleinen Würger bisher nur von hohen Ge-
!) Novit. Zool. X, p. 106 (1903 — Moroka-Bezirk). Synonym: Pachycephala
hypoleuca Reichenow, Journ. f. Orn. 63 p. 125 (1915 — Schraderberg). Abbildung:
Novit. Zool, X, 1903, tab. XIII fig. 2.
7. Hett
74 Dr. Erwin Stresemann:
birgen SO-Neuguineas (Moroka-Bezirk; Oberlauf des Owgarra- und
Angabunga-Flusses). Die Sepik-Expedition brachte vom Schrader-
berg 2 92 heim, deren eines im Tring-Museum mit dem Typus ver-
glichen wurde. Es stimmt nach freundlicher Mitteilung Dı. Harterts
mit diesem überein. Flügel 83? mm.
Beschreibung: Oberkopf, Nacken und Zügel düster schiefergrau,
Rücken düster braun, zuweilen mit geringer olivfarbener Tönung.
Öhrdecken braun mit helleren Schäften. Unterseite weiß, an der Brust
leicht bräunlich oder graulich verwaschen. Schwingen schwärzlich,
an der Außenfahne graulich oder bräunlich, an der Innenfahne weißlich
gesäumt. Steuerfedern schwärzlich mit olivbraunem oder grauem
Außensaum. |
Kein Unterschied zwischen den Geschlechtern. ‚Iris dunkelbraun,
Schnabel und Füße schwarz“. Flügel 83—88 mm, Steuerfedern 61,
Lauf 22—23 mm.
89. * Pachycephala tenebrosa Rothschild!)
Das Wohngebiet dieser düster gefärbten Art beginnt erst in einer
Höhe von etwa 2000 m. Man hat sie bisher vom Schneegebirge, Wey-
landgebirge und Schraderberg nachgewiesen.
Beschreibung: SQ? Oberseite schwarzbraun, am Oberkopf sich zu
bräunlichem Schwarz verdunkelnd, an den Oberschwanzdecken zu
düsterem Rostkıaun aufhellend. Kopfseiten etwas heller als der Ober-
kopf. Kinn und Kehle düster bräunlich grau, die Federn im Zentrum
am dunkelsten. Übrige Unterseite röstlich braun, am Bauch und an den
Weichen am lebhaftesten. Schwingen und Steuerfedern düster schwarz-
braun. ‚Iris braunrot, Schnabel schwarz, Füße dunkelgrau“. Flügel
2 90-96, & 96 mm; zentr. Steuerfedern 79, Culmen 21, Tarsus 31 mm.
Das einzige von der Sepik-Expedition heimgebrachte Stück, ein
2 mit 96 mm Flügellänge, wurde am 20. V. 1913 auf dem Schraderberg
geschossen.
; 90. * Pachycephala poliosoma
Dieser seltsame Würger bewohnt die Gebirge ganz Neuguineas
mit Ausnahme derer der Berau-Halbinsel. Er ist kein Baumvogel wie
die meisten Gattungsgenossen, sondern, wie schon der kräftige Hüpf-
fuß und der kurze Schwanz verraten, ein Bodenbewohner, der nach einer
Äußerung Claude Grants für eine graue Pitta gehalten werden kann.
Mit einigem Recht hat Sharpe diese Art und die verwandte ?. hatta-
mensis in eine eigene Gattung. Pachycephalopsis, gestellt, aber
P. rufinuch«a (über deren Lebensweise noch nichts bekannt ist) scheint
eine vermittelnde Stellung einzunehmen.
Vier Rassen lassen sich unterscheiden:
l. poliosoma (Sharpe) [Beschr.: Salvadori, OÖ. P. Ill, p. 539].
Gebirge von SO-Neuguinea.
1) Bull. B. ©. Club 29, p. 20 (1911 — Goliathberg). Synonym: Melano-
rhectes umbrinus Reichenow, J. f. O. 63, p. 125 (1915 — Schraderberg).
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 75
2. approximans Og. Grant.!) Oberkopf und Ohrdecken von der
Farbe des Rückens, ohne (wie bei poliosoma) bräunlich getönt zu sein;
untere Begrenzung der weißen Kehle rein grau, nicht bräunlich ver-
waschen. Südhang des Schneegebirges.
3. hypopolia (Salvad.).?) Von poliosoma in der gleichen Weise wie
approximans unterschieden, zudem im ganzen stärker verdunkelt,
was sich auf Oberkopf, Rücken, Unterseite und Schwanz bemerkbar
macht. Kehle nicht weiß, sondern dunkelgrau wie die übrige Unter-
seite; nur Kinnwinkel und ein undeutlicher Malarstreif von weißlicher
srauer Farbe. Sattelberg.
Ich vermochte drei Exemplare dieser Rasse (2 im Budapester,
1 im Münchener Museum) zu untersuchen. Flügel 2 94; $ 93, 97 mm.
4. ‚hunsteini Neumann?). Nahe hypopolia, aber größer und noch
düsterer gefärbt, was besonders deutlich an den Steuerfedern und
Außensäumen der Schwingen hervortritt, wo die düstere Rostfarbe
einem schwärzlichen Olivbraun gewichen ist. Hunsteinspitze.
Die Sepik-Expedition sammelte von dieser auffälligen neuen
Rasse fünf Exemplare auf der Hunsteinspitze. Ihre Flügellänge:
2 102; 3 102°, 106 mm.
91. *Pachycephala rufinucha
In der höheren Region aller hoben Gebirge Neuguineas. 2 Rassen:
I. rufinucha Selater [Beschr.: Salvadori, O. P. UI, p. 225]. Arfak-
Gebirge.
2. gamblei Rothschild. Der Besitz einer weißen (nicht licht-asch-
grauen) Stirn, eines viel größeren rotbraunen Nackenflecks, meist auch
eines grauen Kinnfleckes (der jedoch den Stücken vom Schraderberg
‚abgeht), kennzeichnen diese Form gegenüber der vorigen. Der Rücken
isb etwas dunkler olivgrün. Nachgewiesen vom Schneegebirge,
von den Gebirgen SO-Neuguineas und vom Schraderberg.
Auf dem Schraderberg wurden von der Sepik-Expedition: vier
Individuen erbeutet. Flügellänge: Q 91, 5 84, 88, 90 mm. Eines dieser
Stücke steht am Ende der Jugendmauser. Jugendkleidfedern stehen
nur noch auf der Brust; sie sind in der Basalhälfte weiß und nehmen
nach der Spitze zu eine rotbraune Färbung an. Das Jugendkleid wird
von Og.-Grant (1915, p. 93) beschrieben. Fast das ganze Kleingefieder
ist in diesem Stadium rostbraun, nur der Oberkopf brauner, nicht
röstlich. So verrät auch diese etwas abseits stehende Art durch die
Färbung ihres ersten Gefieders ihre nahe Verwandtschaft zu anderen
Pachycephala- Arten.
92. * Pinarolestes megarhynchus
ln Flachland bis in die mittlere Waldzone der Gebirge über ganz
Neuguinea verbreitet und auch die Aru-Inseln, Misol, Batanta, Waigeu
!) Bull. B. ©. Club XXIX p. 26 (1911 — Iwaka-Fluß).
?) Pachycephalopsis hypopolia Salvadori, Boll. Mus. Zool. Torino XV
No. 360 (1899 — Sattelberg).
?) Verh. Om. Ges. Bayern XV, p. 237 (1922 — Hunsteinspitze).
7. Heft
76 RR Dr. Erwin Stresemann:
und das nördliche Australien bewohnend. Folgende Rassen wurden
unterschieden: |
1. megarhynchus (Quoy & Gaimard) [Beschr.: Salvadori, O. P. II,
p- 211]. Misol, Batanta; von NW-Neuguinea an der Süd-
küste ostwärts mindestens bis zum Fly-Fluß, an der Nord-
küste angeblich bis zur Humboldtbai.
2. aruensis (Gray). Sehr nahe der Nominatform, aber Unterseite
düsterer zimtbraun mit ausgesprochener röstlichem, weniger gelblichem
Ton. Aru-Inseln.
3. despectus Rothsch. & Hart.!) Im Vergleich zu megarh ynchus
Oberseite mehr oliv, weniger rostbräunlich, Unterseite viel blasser,
Flügellänge geringer (,,85—95 mm“), Schaftstreifung der Brustfedern
deutlicher. Kehlfedern mit weißlichem Querband. Von SO-Neu-
guinea an der Südküste westwärts bis zum Aroa-Fluß,
an der Nordküste vermutlich durch die folgende Rasse
ersetzt.
superfluus Rothsch. & Hart. Oberseits dunkler als despecius,
mehr röstlich braun (weniger oliv); Größe bedeutender: Flügel ‚‚Q 93.5
bis 96, $ 96—101 mm“. Vom Kumusi-Fluß beschrieben, wahr-
scheinlich auch am Aicora-Fluß gesammelt.?)
5. madaraszi Rothsch. & Hartert.) Geringe Größe (Flügel bis
85 mm abwärts), gesättigteres Rostbraun der Unterseite und der (nur
im männlichen Geschlecht?) schwarze Schnabel mit weißlichen
Schneiden unterscheiden diese Rasse deutlich von ihrem östlichen
Nachbarn. Kai-Halbinsel (Sattelberg).
6. tappenbecki (Rcehw.).*) Größer als die vorige Form (Flügel:
9 88-97, 8 96—102 mm), Ober- und Unterschnabel des $ nicht schwarz,
sondern wie beim 2 bräunlich. Im Vergleich zur Nominatform Kinn-
federn viel dunkler grau. Vom oberen Ramu und der Astrolabe-
bai westwärts bis zum Sepik, dessen Stromgebiet die
Rasse bis zur Hunsteinspitze und zum Lordberg aufwärts
bewohnt.
Von dieser Rasse sammelte die Sepik-Expedition 45 Exemplare,
nämlich 6 Stück beim Standlager am Töpferfluß, 2 auf dem Regenberg,
3 bei Malu, 15 auf der Hunsteinspitze, 6 auf dem Etappenberg und 13
auf dem Lordberg.
7. maeandrinus Stresemann.?) Unterseite blasser als bei tappen-
becki und madaraszi, Ober und Unterschnabel beim 5 nahezu oder
!) Nov. Zool. X p. 100 (1903 — Milne-Bai).
®) Ein am Aicora-Fluß gesammeltes Paar wird von Rothschild u. Hartert
(Nov. Zool. 21, 1914, p. 11) seltsamerweise als P. m. despectus bezeichnet.
®) Nov. Zool. X p. 100 (1903 — Sattelberg).
%) Colluricinela tappenbecki Reichenow, Jourm. f. Om. 47 p. 118 (1599
— Friedrich- Sapee fen). Synonym: Pinarolestes dissimilis Madaräsz, Orn.
Monatsber. 8 p.2 (1900 — Erima).
®) Anzeiger Orn. Ges. Bayern No. 5, p. 36 (1921 — Maeanderberg).
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 77
völlig schwarz ohne hellere Schneiden, beim 2 bräunlich. Größe wie
bei tappenbecki.
Die Sepik-Expedition sammelte zwischen 20. VII. und 23. VIII. 13
74 Stück auf dem Maeanderberg. Flügellänge: $ 88, 91?, 925, 93,
945, 955, 972,.98%; & 94, 95%, 96°, 974, 984, 995, 100°, 1018, 1025, 103,
1043, 106 mm. 21 Exemplare stehen in der Mauser des Großgefieders.
Am Jugendflügel neigen die Außenfahnen der Handdecken zu rost-
farbenem Ton; später sind sie ausgesprochener olivfarben. Sonst
besteht kein Unterschied zwischen I. und adultem Jahreskleid.
8. rufogaster (Gould). Nahe despectus, aber Oberseite blasser
und graulicher, Kehle und Schnabel noch blasser. Queensland und
NW-Australien.
9. affinis (Gray). Von allen übrigen Rassen durch ausgesprochen
olivfarbene Tönung der Unterseite abweichend. Waigeu.
93. Collurieinela brunnea
Eine im nördlichen Australien und östlichen Neuguinea lebende
Tieflandart. Zwei Rassen.
1. brunnea Gould [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 209]. Queens-
land und NW-Australien.
2. tachyerypta Rothschild & Hart.!) Kleiner (Flügel 121—127 mm).
Schnabel etwas schlanker, Brust dunkler, weiße Zügelfärbung als
schmaler Strich übers Auge fortgesetzt und als kurzer Strich oder Fleck
hinterm Auge wieder auftauchend. Von SO-Neuguinea an der
Südküste westwärts bis zum Hall-Sund (bei der Insel Yule),
an der Nordküste westwärts bis zum Ramu.
Tappenbeck sammelte am 19. VII. ein und ein 2 am Zufluß „B“
des Ramu. Flügel 2 124, $ 125 mm.
94. *Pitohui nigrescens
Oberhalb von etwa 1000 m auf allen Hochgebirgen Neuguineas
lebend. Folgende vier Rassen dürften gegenwärtig unterscheidbar sein:
1. nigrescens (Schlegel) [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 207].
Arfak-Gebirge.
2. bürgersi Stresemann.?2) & dem der Nominatform gleichend
(vielleicht etwas schwärzer), Q viel mehr fuchsig rotbraun (weniger
graulich braun), was besonders auf der Unterseite auffällt. Schrader-
berg und anscheinend auch Weyland-Gebirge.
Die Sepik-Expedition erbeutete auf dem Schraderberg ein
(Flügel 124 mm) und eing am Ende der Jugendmauser (Flügel 125 mm).
Jugendkleidfedern stehen noch vereinzelt an der Brust (schwarz-
braun mit breiter rostfarbener Spitze), am Bauch (mausgrau mit rost-
farbener Spitze) und im Gebiet der Unterschwanzdecken (schwarz
mit rostfarbener Spitze). Die alten Fadenfedern des Oberkopfes haben
Schaft und Fähnchen von dunkelbrauner Farbe.
1) Novit. Zool. 22, p. 60 (1915 — Milne-Bai).
») J. £. O. 70 p. 406 (1922 — Schraderberg).
7. Heft
Dr. Erwin Stresemann:
I
je’)
3. ‚harterti (Reichenow).!) & nicht so schwärzlich, insbesondere
ist die Unterserte dunkel schieferfarben, nicht nahezu tiefschwarz
| Beschreibung nach Exemplaren vom Schneegebirge]. $ auf der Unter-
seite noch satter rostbraun, weniger graulich als bürgerse. Gebirge
der Fer Halbinsel und vielleicht auch Schneegebirge.
4. schistaceus (Reichenow).?) & nach der Beschreibung dem von
harterti sehr ähnlich, @ mit dem von nigrescens nahezu übereinstimmend,
also graulicher (weniger röstlich) gefärbt als das 2 von bürgersi und
harterti. Gebirge von SO-Neuguinea.
95. *Pitohui dichrous
In der unteren und mittleren Wa’dstufe der Gebirge von ganz
Neuguinea. Zwei Rassen:
1. diehrous (Bp.)?) [Beschr.: Salvadori, O. P. IL, p. 195]. Ge-
birge der Berau- und ÖOnin-Halbinsel und Gebirge im
Hinterland der Nordküste ostwärts bis zur Kai-Halbinsel
(Sattelberg).
15 von der Sepik-Expedition auf dem Lordberg erlegte Stücke
messen: Jugendflügel 2 97, 103°; & 100, 104, 106 mm; Altersflügel
© 103, 106. 107; & 105, 1072, 109, 110 mm.
Das J ugendkleid stimmt in der Färbung ua mit dem Jahres-
kleid überein, nur ist die schwarze Färbung von Kopf, Schwanz und
Flügeln nicht so tief. Das Gefieder ist „‚wolliger“, besonders am Bauch
und an den Unterschwanzdecken. Jugendmauser ist Teilmauser.
2. monticola Rothschild.*2) Eine in den rostfarbenen Tönen oben
und unten blassere Rasse. Von SO-Neuguinea an der Nordküste
westwärts mindestens bis zum Aıcora-Fluß, an der Süd-
küste westwärts mindestens bis zum Utakwa-Fluß.
96. *Pitohui kirhocephalus
Ein Bewohner des Tieflandes und Gebirgsfußes im westlichen Neu-
guinea, der sich an der Nordküste nicht über die Astrolabebai und den
Oberlauf des Ramu, an der Südküste nicht über die Etnabai hinaus
nach Osten verfolgen l5ßt (falls nicht etwa der vom Fly-Fluß be-
schriebene, mir von Ansehen unbekannte ?. brunneiceps D’Albertis
u. Salvad. auch in diesen Formenkreis zu stellen ist). Es können
mindestens sechs Rassen unterschieden werden.
1) Melanorhectes harterti Reichenow, Orn. Monatsber. 19 p. 184 (1911
— Inneres der Kai-Halbinsel). — Die Verschiedenheit der Rasse P. n. meeki
Rothsch. u. Hart. (Nov. Zool. 20, 1913, p. 507) dürfte sich erst herausstellen,
wenn ein topotypisches $ der Form harterti bekannt geworden ist. Die PQ lassen
sich nicht unterscheiden.
?) Rhectes nigrescens schistaceus Reichenow, Orn. Monatsber. 8 p. 178
(1900 — Oberer Aroafluß).
3) Rectes dichrous Bonaparte, Compt. Rend. XXXT p. 563 (1850 — Typus
von Lobo).
*) Bull. B. O. Club XIV p. 79 (1904 — Aroa-Fluß).
Dr. Bürgers’ omithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 79
1. kirhocephalus Lesson [Beschr.: Salvadori, O.P. II, p. 198].
Flügel 115—124 mm. Nord- und Ostküste der Berau-Halb-
insel, südwärts bis etwa Warkopi.
2. decipiens (Salvad.).!) Der bei der Nominatform fehlende oder
doch kaum angedeutete Geschlechtsdimorphismus ist hier stärker
ausgeprägt. In beiden Geschlechtern sind Flügel und Schwanz viel
dunkler als bei 1., letzterer fast schwarz (statt olivgrau).. 5 mit
dunklerer (rauchschwarzer) Kopftönung als bei 1., Kopf des 9 viel
heller und graulicher als beim 3. Flügel „120—130 mm“. Von der
Onin-Halbinsel bis zur Etna-Bai, sowie Westküste der
Geelvink-Bai zwischen der Insel Amberpon und Napan,
einschließlich der Insel Ron.
3. rubiensis (A. B. Meyer).?) Auffälliger Geschlechtsdimorphismus
wie bei der nächststehenden Form decipiens. Schwanz und Kopf des
& etwas heller als bei decipiens, Q im Vergleich zum $ mit etwas hellerem
Schnabel, Kopf, Rücken und Schwanz. Flügel 119—126 mm. Rubi
an der Südspitze der Geelvink-Bai.
4. brunneicaudus (A. B. Meyer).”) Kleiner als die bisher ge-
nannten Formen: Flügel 100—112 mm. Schwanz von oben und unten
betrachtet viel brauner als bei der Nominatform: dunkel rostbraun
und keineswegs graulich olivbraun. Brust- und Bauchfärbung ähnlich
wie bei körhocephalus, im Mittel ein wenig heller. Schwacher Ge-
schlechtsdimorphismus: Kopf des $ etwa wie der des Q von rubiensis
gefärbt, d.h. bräunlicher (weniger graulich) als bei Aörhocephalus,
Kopffärbung des 2 in der Regel bräunlich olivfarben ohne allen grauen
Ton und dann in der Kehlgegend viel weniger schaıf gegen die Brust-
färbung abgesetzt als beim d. Astrolabe-Bai, Ramugebiet,
Unterlauf des Sepik, aufwärts bis etwa Malu; nach Westen
vermutlich bis zum Mamberano verbreitet.
Mir liegen 50 von der Sepik-Expedition gesammelte Stücke dieser
Form vor. Fundorte: Malu, Zuckerhut, Regenberg.
5. senex Stresemann.?) Größe wie die von brunneicaudus, Schwanz
wie bei dieser Form oder etwas heller rostbraun, oft mit graulichem
Olivton; Brust und Bauch sehr viel blasser als bei 1,2, 3 und 4. Oberkopf
wie bei l, d.h. licht aschfarben. Kein Förbungsunterschied der Ge-
schlechter. Maeanderberg.
63 Exemplare, von denen keines das Großgefieder wechselt, Wrdeh
von der Sepik-Expedition zwischen dem 20. VII. und 19. VII. am
1) Rectes decipiens Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova XII, p. 473 (1878
— terra typ. restrieta Kapaur). Synonym: Pitohui kirhocephalus obscurus
van Oort, Not. Leyd. Mus. 29 p. 73 (1907 — Sekru), und wohl auch Pitohur
kirhocephalus stramineipectus v. Oort, Not. Leyd. Mus. 29 p. 73 (1907 — Lobobai)
2). Rhectes rubiensis A. B. Meyer, Abhandl. Gesellsch. Isis Dresden 1884
p. 33 (1884 — Rubi).
3) Rhectes brunneicaudis A. B.Meyer, Abh. n. Ber. Zool. I us. Dresden
1890/91 No. 4 p. 10 (1891 — Stephansort). Typus verglichen.
?) Orn. Mber. 30 p. 8 (1922 — Maeanderberg).
1. Hett
80 Dr. Erwin Stresemann:
Maeanderberg erbeutet. Deren Flügellänge: „2“ 99, 100, 101?, 102,
1032, 104, 1055, 106°, 107°, 108°, 109, 110; ,g“ 98, 101, 1022, 103°,
105%, 1067, 1088, 1096, 110°, 111?, 112? mm.
Das Jugendkleid (dem eine kurze und spärliche reinweiße Be-
dunung am Hinterkopf, Nacken und Oberrücken voraufgeht) gleicht
in der Färbung durchaus dem Jahreskleid, aber die Federn sind etwas
weicher und weitstrahliger, besonders’die Unterschwanzdecken und die
Federn von Rücken und Bauch. ° Steuerfedern des (bei der Jugend-
mauser erhalten bleibenden) Jugendschwanzes schmäler und spitzer
als später.
6. brunneicaudus&senex. In der Färbung intermediär sind 19 Stück
von der Hunsteinspitze, 2 Stück vom Lordberg und 3 vom Etappen-
berg, sämtlich von der Sepik-Expedition gesammelt.
97. *Pitohui ferrugineus
Ein Bewohner des Tieflandes und des Gebirgsfußes, der ganz Neu-
guinea und einige anliegende Inseln besiedelt ha®. Fünf Rassen werden
bisher unterschieden:
1 ferrugineus (Bp.) [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 203]. Misol,
Salawati, von NW-Neuguinea an der Südküste ostwärts
bis zum Fly-Fluß, an der Nordküste ostwärts bis zur
Astrolabebaı und zum Oberlauf des Ramu.
Von dieser häufigen Art sammelte die Sepik-Expedition 43 Ex.
bei Malu, bei den Standlageın am Töpferfluß und Aprilfluß, am Sepik
nahe dem Maeanderberg und auf dem Regenberg. Die Flügel messen
(unter Ausschaltung der Jugendflügel): „2“ 128, 132, 134°, 135, 138,
1392, 1402, 141°, 1422, 143, 1452, 146, 148; „g““ 137, 138, 140°, 141%,
142, 143, 1442, 145°, 1472, 1492 mm.
Auch bei dieser Aıt läßt sich das Jugendkleid nur an der etwas
lockereren Federstruktur erkennen.
2. holerythrus Salvadori. Größer (Flügel bis 155 mm) und leb-
hafter rostbraun als die Nominatferm. Jobi.
3. elarus (A. B. Meyer). Unterseits wesentlich blasser als /erru-
gineus. Von SO-Neuguinea an der Südküste westwärts
bis zum Aroa-Fluß, an der Nordküste westwärts bis zur
Kai-Halbinsel (Simbang).
4. brevipennis Hartert. Kleiner als ferrugineus (Flügel ,„126— 139”
mm). Aru-Inseln.
5. leucorhynchus (Gray) mit graulich weißem statt schwarzem
Schnabel und viel tieferer Rostfarke als die Nominatform. Waigeu.
Die Irisfarbe variiert nicht nur individuell, sondern auch geo-
graphisch. Bei den 43 Exemplaren vom Sepikgebiet ist sie bezeichnet
als: braun dreimal (darunter bei dem einzigen das Jugendkleidtragenden
Stück), gelbbraun 31 mal, gelb 5 mal, hellgelb 3 mal, rot 1 mal. Auf
der Berau-Halbinsel erlegte Stücke hatten nach Salvadori weiße,
trübweiße oder milchkaffeefarbene Iris. Bei den 26 Individuen vom
süidlichen Vorland des Schneegebirges, welche Ogilvie-Grant (1915)
Dr. Bürgers’ ormithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. s1
registriert, war als Irisfarbe ‚„‚naples.yellow or white“, im Jugendkleid
„dull white“ angegeben. Bei Aruvögeln ist sie weiß bis bräunlichweiß.
98. * Pitohui eristatus (Salvadori)
[Beschr.: Salvadori, ©. P. II, p. 202]
‚Über die Gebirge von ganz Neuguinea verbreitet und die untere
und mittlere Waldzone der Gebirge bewöhnend.
Von der Sepik-Expedition nur auf dem Maeanderberg erlangt. Die
Flügel der drei gesammelten Stücke messen: @ 114, 115; & 130 mm.
„Iris dunkelbraun oder rotbraun‘.
99. *Craectieus cassicus (Boddaert)
:[Beschr.: Salvadori, O.P. II, p. 185]
Ein sehr gewöhnlicher Vogel in den Niederungen von ganz Neu-
guinea, auf Misol, Gebe, Salawati, Batanta und Waigeu, auf den Aru-
Inseln und den Inseln der Geelvinkbai, sowie dem Louisiade- und
D’Entrecasteaux-Archipel. Keine Rassenbildung.
Bei Malu sammelte die Sepik-Expedition 12, beim Standlager
am Aprilfluß 5 Exemplare. Flügellänge der Malu- Serie: Jugendflügel:
2 163, $ 167, 173 mm; Altersflügel 2 170, 173, 174, 179; $ 170, 171,
175, 179, 181 mm.
Der Jugendflügel, der erst bei der I. Jahresmauser abgelegt wird,
ist kenntlich am matten bräunlichen Ton des Schwarz, dem der blaue
Glanz noch fehlt, und an dem Besitz blaßbrauner Säume an den Hand-
decken.
100. *Craeticus quoyi
. Unter den beiden auf Neuguinea lebenden ' Oracticus-Arten ist
diese die bei weitem weniger häufige, obwohl sie mit der anderen das
Wohngebiet, nämlich die Waldungen der Tiefebene, teilt. Sie ist über
ganz Neuguinea verbreitet und findet sich auch auf Misol, Salawati,
Waigeu, Jobi, den Aru-Inseln und im nördlichen Australien. Folgende
Rassen werden unterschieden:
1. quoyi (Lesson) [Beschr.: Salvadori, ©. P. 11, p. 190]. Ihr fällt
das ganze: Wohngebiet der Art außer Aru und dem
australischen Anteil zu.
Die Sepik-Expedition sammelte 3 22 bei Malu. Flügel 172,
180? mm.
„2. spaldingı Masters. Schnabel viel dünner und länger, Größe
bedeutender. Northern Territory.
3. subsp.? Sehr nahe spaldingı, aber mit kürzerem Flügel und
Schnabel Aru-Insel
4. rufescens De Vis. Kleiner als see diesem‘ jedoch in
‘der ne anheigensal) gleichend. Queensland.
AOR. *Artamus leucorhynehus
Das Vorkommen Bären Vogels ist an Grassteppe und Rodungen
Es Tieflandes geknüpft. Sein sehr ausgedehntes Wohngebiet beginnt
Archiv für Naturgeschichte
1923. A. 7. 6 7. Heft
82 Dr. Erwin Stresemann:
im Westen auf den Andamanen, Sumatra und den Philippinen und
reicht über das indo-australische Gebiet bis Nord-Australien, Neu-
Caledonien, die Neuen Hebriden und Palau.
Neuguinea wird anscheinend von zwei Rassen besiedelt:
1. papuensis Bonaparte [Beschr.: Salvadori, O.P. II, p. 168]:
Kei-Inseln, Süd- und Nord-Molukken, westl. papuanische Inseln,
ganz Neuguinea mit Ausnahme des Südostens.
Die Sepik-Expedition bewahrte nur ein 2 vom Pionierlager,
Flügel 127 mm, auf. Lehrreich ist eine von Riggenbach im Juni bei
Pauwi an der Mamberanomündung gesammelte Serie. Flügel: 126?,
127, 128, 129, 131, 132, 134, 135, 136, 138 mm.
2. leucopygialis Gould. Kleinschnäbliger und im Mittel etwas
kurzflügliger. Nördliches Australien und Melville-Insel, sowie die
Fergusson-Insel und SO-Neuguinea, an der Südküste westwäıts bis
zum Vorland des Schneegebirges;!) Aru-Inseln.
102. Artamus maximus A. B. Meyer
[Beschr.: Salvadori, O.P. II, p. 172]
Ein Bewohner des Hochgebirges, der sich wohl nur selten unter-
halb 1000 m zeigt. Er lebt auf allen Hochgebirgen Neuguineas.
Aus Deutsch-Neuguinea sind mir nur vier Exemplare bekannt
‚geworden: 2.8, von L. v. Wiedenfeld im Januar 1909 auf dem Sattel-
berg und 1 $, von Tappenbeck am 26. 10. 1898 am Ramu gesammelt,
sowie ein weiteres Exemplar, das Wahnes auf dem Sattelberg erbeutete
(Mus. Dresden).
103. * Gerygone magnirostris
Dieser kleine Fliegenschnäpper bewohnt die Ufeı wälder größerer
Flüsse und den Mangrovewald. Er besitzt daher eine weite Verbreitung
über Meeresarme hinweg. An Rassen werden gegenwärtig folgend
unterschieden:
.l. magnirostris Gould. Nord- Queensland und CapeYork-
Halbinsel.
2. conspicillata (Gray) [Beschr.: Salvadori, OÖ. P. II, p: 101].
Mit weißer (statt brauner) Befiederung des Lidrandes. Berau-Halb-
insel, südliches Vorland des Schneegebirges,?) Südküste
von SO-Neuguinea. |
3. affinis A. B. Meyer.3) Im Vergleich zu conspieillata Weichen
etwas gelblicher, weniger isabellfarben, Oberseite eiwas dunkler und
grünlicher. Jobi und Nordküste vom Stromgebiet des
1) Vgl. Stresemann, Nov. Zool. 20, 1913, p. 289—29.
2) Vom Mimika- und Setekwafluß stammende Individuen unterscheidet
Og.: Grant als Rasse mimikae (Ibis 1915, Suppl., p. 168). -
3) Gerygone affinis A. B. Meyer, Sitzungsber. Akad. Wissensch. Wien
LXX, p. 117 (1874 — Typus nach Meyers handschriftlicher Bestimmung ein 2
von Ansus (Jobi), IV. 1873, Dresdener Museum No. 13723). Synonym: @erygone
ramuensis Beichenow, Orn. Monatsber. 5 p. 26 (1897 — Ramu), Typen verglichen
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 33
Mamberano mindestens bis zur Collingwood-Bai, ferner
Dampier-Insel und Vulkan-Insel.!)
Von der Sepik-Expedition in acht Stücken gesammelt (Malu,
Pionierlager, Sepik am Maeanderberg, Standlager am Aprilfluß und
am Töpferfluß). Flügel: 2 51, 52, 53, 542; $ 54°, 55 mm.
Sowohl: im Jugendkleid (welches vom Typus von ‚„Gerygone
ramuensis“ Rchw. noch teilweise getragen wird) als auch in dem darauf-
folgenden Kleid ist die ganze Unterseite gelblich getönt. Die Füße dieser
Art, von Dr. Bürgers als grau beschrieben, sind am Balg stets dunkler
als bei Gerygone chrysogaster.
Vier weitere Rassen sind auf Inseln beschränkt: rosseliana Hart.
(Rossel-Insel), onerosa Hart. (St. Aignan), proxima Rothsch. & Hart.
(Fergusson-Insel), ztagulana Rothsch. & Hart. (Südost-Insel). Vgl.
Rothschild & Hartert, Nov. Zool. 25, 1918, p. 319.
104. * Gerygone chrysogaster Gray
[Beschr.: Salvadori, O.P. II, p. 97]
Im Walddickicht des Tieflandes und niederer Berglagen über
ganz Neuguinea verbreitet, ferner auf den Aru-Inseln und Jobi lebend.
Keine Rassenbildung.
Die Flügel der 24 von der Sepik-Expedition (bei Malu, am April-
fluß, Regenberg, Etappenberg und Maeanderberg) gesammelten Stücke
messen: Q 49, 522) 52.5, 53°, 53.52, 54°, 55, 55.5, 56%, 57.5°mm. Im
Sept., Nov. und Mai wechseln einzelne Exemplare das Großgefieder.
105. Gerygone einereiceps
Ein Gebirgsvogel, bisher nur von bedeutenderen Erhebungen
Südost-Neuguineas und vom Sattelberg bekannt. Anscheinend- zwei
Rassen:
1. cinereiceps Sharpe [Beschr.: Salvadori, O. P., Aggiunte, p. 85].
Gebirge von SO-Neuguinea, an der Südküste westlich bis zum
oberen Aroa-Fluß.
2. placida Mad.?) Der von mir untersuchte Typus weicht von der
Beschreibung der Nominatform in einigen Punkten ab. Von einem
kleinen weißen Fleck an der Spitze der Innenfahne der Steuerfedern
ist nichts zu bemerken. Der Oberkopf ist nicht grau, sondern düster
bräunlich, der Scheitel mit leichtem Anflug von Oliv; der Zügel ist
nicht weiß, sondern dunkelbraun. Die Axillaren sind keineswegs weiß
mit gelber Spitze, sondern durchaus hellgelb. Flügel 48, zentr. Steuer-
federn 31, Lauf 16 mm. Iris ‚‚sanguinea“. Von Birö am Sattelberg
gesammelt. s
1) 2 Exemplare des Dresdner Museums aus Passim (Geelvinkbai) sind
vielleicht zu affinis zu ziehen, aber eine sichere Zuweisung ist mir nicht möglich.
?) Gerygone placida Madaräsz, Orn. Mber. 8 p. 3 (1900 — Sattelberg).
6* 7. Heft
84 “hour Dr. ErwinsStresemannai'ir
106. * Gerygone 'palpebrosa
Im Hügelland und in niederen Lagen der ‚Gebirge über ganz
Neuguinea und einige der anliegenden Inseln verbreitete Aıt. Zwei
Rassen von sehr eigentümlicher Verbreitung:
1. palpebrosa Wallace [Beschr.: Salvadori, O. P. IT p .96). Aru-
Inseln, Misol, Waigeu, Berau: Halbinsel, von AR an der
Nordküste bis zum Hinterland der Humboldt- Bai, an der
Südküste bis SO-Neuguinea.
2. wahnesi (A. B. Meyer). Von der Nominatform schaıf unter-
schieden. Während beim 3 von palpebrosa nur die Stirn schwarz, der
übrige Oberkopf dagegen wie der Rücken olivgrün ist, dehnt sich beim
& von wahnesi die rußschwarze Farbe bis zum Hinterkopf aus. Gelb
der Unterseite in beiden Geschlechtern etwas blasser. Jobi und
Hinterland der Nordküste zwischen dem Stromgebiet des
Sepik und dem Kumusi-Fluß.
18 von der Sepik-Expedition gesammelte Stücke (je eines vom
a und von Ma:u, die übrigen vom Maeanderberg) messen am
Flügel: 9 49, 49.5. 51, 52, 59.5; e) 51, 52, 52.5, 53.5, 54, 54.5, 55°,
55:5, 56.5° mm. ı ;
« Die Form aabkan auf oki a größer zu sein, da den‘ Flügel
eines dort gesammelten nach Rothschild & Harteit (Nov. Zool.
1903, pP: +72) 57 mm mißt. >=
Hy * Phylloscopus poliocephalus
Ein, ‚Bewohner der mittleren und oberen Waldstufe der Gebirge,
der über Neuguinea und die Molukken verbreitet ist. Man kennt gegen-
wärtig fünf Rassen:
1. polhiocephalus Salvad. TBeschr.: Salv adori, 0. P. II, p- 103].
Arfak-Gebirge ;
2% giulianettii ade : Jede ee kun Köhlisdee ist. nicht. ganz
weiß, sondern teilweise schön schwefelgelb: die düster schwarzgraue
Oberkopffärbung . ist ‘durch einen hellen olivfarbenen Mittelstreifen
geteilt. Gebirge von: SO-Neuguinea und Lordberg.
Das einzige Exemplar, das die Sepik- Expedition auf dem Lord-
berg, sammelte, ist ein 2 mit 53 mm Fe EN „Iris braun, ‚Füße
grau“.
3.: ceramense (0g. rent) von. ‚Stan vermittelt in.der Obeiuahe
färbung zwischen -1 und 2; 4. everetti (Hartert) von Buru und 5. water-
stradti (Har tert) von Batjan kaken wie a ka, einen’ a
Oberkopf.
. h08. LT papuana A. B. ar
[Beschr.: Salvadori, O.P. II, p. 91].
Ein Bewohner der Bergwälder ganz Neuguineas, der wohl erst
oberhalb 1500 m häufiger wird. --Man.kennt ihn jetzt vom Arfakgebirge,
dem Sehneegebirge, den-Gebirgen SO-Neuguineas und dem Schrader--
berg. -Rassenbildung scheint-sich. nicht: angebahnt- zu haben.
1)
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 85
- Die vier von der Sepik-Expedition auf dem Erarnecr berg erTeve
Stücke messen am Flügel: 2 70,:71.558 75, 77 mm.:
109. Hilearen flavigaster
Von den Küsten Neuguineas hat sich diese Tieflandart über die
Torresstraße nach dem nördlichsten Australien verbreitet. Es lassen
sich Ei Rasseır unterscheiden:
. flavigaster Gould [Beschr:: Salvadori, O.P. II, p. 93]. Süd-
in Vorland des Schneegebirges, Südost-Neuguinea,
CapeYork-Halbinsel; Nordaustralien und Melville-Insel.
2. Iaeta Salvadori. Kleiner und lipochromreicher: Unterkörper mit
Einschluß der Unterschwanzdecken viel intensiver gelb, Kehle nicht
weiß, sondern blaßgelb,; Rücken mehr gelblich olivgrün (weniger
bräunlich olivgrün), besonders gelblich auf dem Bürzel. Bisher nur
nach zwei Stücken bekannt, von denen eines bei Wandammen an der
Ostküste der Geelvinkbai erlegt wurde, das andere durch Schlüter ins
Berliner Museum gelangte und angeblich von der Astrolabe-Bai
stammt. Der Flügel dieses, Vogels mißt 69 mm.
110. * Mieroeca griseoceps.
Ein Gebirgsvogel, der: sich vom Artakgebirge bis zu den Er.
hebungen im äußersten Südosten Neuguineas verfolgen läßt, aber von
der langgestreckten Kette des Schneegebirges noch nicht nachgewiesen
wurde.
Wahrscheinlich lassen sich drei Rassen auseinanderhalten:
l. griseoceps De Vis.!) In den Proportionen ähnlich M. flavi-
gaster. Oberkopf, Nacken und Kopfseiten hell aschgrau, Rücken
und Oberschwanzdecken olivgrün. Zügel und Lidrandfedern weißlich.
Kinn und Kehle weißlich, matt rahmfarben getönt. Brust, Bauch,
Unterschwanz- und Unteiflügeldecken blaßgelb, Weiehen oliv ver-
waschen. Schwingen und Steuerfedern schwarzbraun, mit der Rücken-
farbe gesäumt. Oberschnabel schwärzlich, Unterschnabel blaß gelblich
hornfarben, Füße goldgelb. Flügel 67—72 mm. Iris dunkelbraun.
Verbreitung: Gebirge von SO-Neuguinea.
2: > poliocephala‘ ‚Rehw.2) Oberkopf dunkler grau, Olivgrün des
Rückens weniger gelblich, Größe etwas bedeutender: Lordberg:
‘ Die Sepik-Expedition erbeutete die beiden bisher bekannten
Stücke: dieser Form'-am 10. und 11. XII. 1912 auf dem Lordberg.
Flügel 72 und 73 mm, das’letztere Stück als © bezeichnet.
3. sera Rothsch. '& Hartert.?) Größer als griseoceps (Flügel
!) 'Ann.: Rare Brit. N. Guinea 1893— 94, Aa E-E., p! 101 (1894 —
Mt. Maneao im Gorupu-Gebirge, Hinterland der Collingwoöd-Bai). Wahrschein-
liches Synonym: M.g. bartoni Og. Grant 1915 (Südhang des Owen-Stanley-
Gebirges).
2) Microeca a RDV; J.f.O. 63 p. 124 Be _ Typus
von Lordberg). 4
®) Nov. Zool. X p. al (1908. Wartuerkli)it
7. Heft
86 Dr. Erwin Stresemann:
im Maximum 74mm gegenüber 72 mm) und vielleicht so groß wie
poliocephala,; Kropf dunkler rahmfarben getönt, Oberkopf etwas
bräunlicher, weniger graulich: Arfak- Gebirge.
111. *Microeca flavovirescens Gray |
[Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 92]
Ohne daß es zur Bildung von Rassen gekommen wäre, ist diese
Art, ein Bewohner des Regenwaldes, über die Niederungen von ganz
Neuguinea und einiger benachbarter Inseln (Aru-Inseln, Misol, Batanta,
Jobi) verbreitet.
Die Flügellänge von 30 Ex., welche die Sepik-Expedition bei
Malu und am Maeanderberg sammelte, beträgt: 9 72, 73°, 742, 75;
& 752, 763, 77, 78°, 78.5, 792, 80%, 80.5, 81%, 82?mm. Im Juli und
August erbeutete Vögel tragen zumeist ein stark abgeriebenes Ge-
fieder; im Januar haben die meisten bei Malu die Jahresmauser bereits
beendet. Daß die Art am Südhang des Schneegebirges etwa die gleichen
Mauserzeiten einhält wie im Sepikgebiet, geht aus Og.-Grant’s
(1915, p. 173) Angaben hervor: „Birds killed in September are in
worn plumage, by early November they are nearly clean moulted.“
Dem Jugendkleid dieser Art fehlt nach Og.-Grants Schilderung
das gelbe Lipochrom noch völlig; der Gesamteindruck ist braun; ja
Kehle und Mitte des Unterkörpers bleiben sogar weiß.
112. *Poeeilodryas leucops
Ein Bewohner der Gebirgswälder, der wohl keiner Berglandschaft
Neuguineas fehlt, aber nicht zu bedeutenden Höhen aufzusteigen
scheint. Er kehrt in einer Rasse auf der Cape York-Halbinsel wieder.
Die fünf geographischen Formen weichen vornehmlich durch die
Kopfzeichnung von einander ab: |
1. leucops (Salvad.) [Beschr : Salvadori, O. P. II, p. 90]: Arfak-
Gebirge. | |
2. nigro-orbitalis Rothsch. & Hart.) Die weiße Färbung des
Kinnes ist hier viel ausgedehnter; es fehlt der Augenwinkel und Mund-
winkel verbindende schwarze Strich: Schneegebirge.
3. albigularis Rothsch. & Hart.) Ähnlich der vorigen Rasse,
aber mit schmälerer medianer Trennungslinie des rechten und linken
weißen Zügelfleckes und völlig weißen (nicht in der hinteren Hälfte
schwarzen) Augenlidern: Gebirge der Cape York-Halbinsel.
4. albifacies Sharpe: Sehr nahe der australischen Form und von
ihr nur durch graueren, weniger schwarzen Oberkopf und geringere
Ausdehnung des weißen Kinnfleckes unterschieden: Gebirge von
SO-Neuguinea.
1) Nov. Zool. 20 p. 497 (1913 — Schneegebirge).
?®) Nov. Zool. 14 p. 459 (1907 — Cape York).
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 87
5. melanogenys A. B. Meyer.!) Von allen bisher angeführten Rassen
scharf abweichend: rechter und linker weißer Zügelfleck stoßen in der
Medianlinie zusammen, ohne durch einen schwarzen Streif getrennt
zu sein; das Schwarz der Ohrdecken greift ventralwärts weit herab.
Kinn ganz gelb oder nur in sehr geringer Ausdehnung weiß. Vom
Aicora-Fluß westwärts mindestens bis zum Zyklopen-
gebirge, also über das ganze deutsche Gebiet verbreitet.
Von der Sepik-Expedition in 9 Ex. auf der Hunsteinspitze,
in 9 Ex. auf dem Lordberg, in 2 Ex. auf dem Etappenberg gesammelt.
Deren Flügellänge: $ 74, 75: „S“‘ 74, 75, 78%, 794, 80°, 81?, 83, 84 mm.
Stücke vom Sattelberg weichen nicht von der Sepik-Serie ab. Im
I. Jahreskleid pflegt der Oberkopf vorwiegend olivgrün zu sein; eı
schwärzt sich erst mit zunehmendem Alter. Im XI. und XII. mausern
fast alle vorliegenden Vögel (9) das Großgefieder, im III. dagegen
keines. Das Jugendkleid läßt sich nach zwei in der Jugendmauser
stehenden Vögeln (No. 699 und 904) notdürftig rekonstruieren: Ganze
Oberseite dunkel rotbraun, bei No. 904 mehr sepiabraun; Unterseite
der Oberseite gleichgefärbt. Schwingen und Steuerfedern mattschwarz,
ihre Außenfahne olivgrün gesäumt. Armdecken bräunlichschwaız,
nach der Spitze zu Rahmbraun aufgehellt und rostbraun gesäumt.
Bei der Jugendmauser bleiben die Armdecken stehen; erst bei der
I. Jahresmauser erfolgt der Ersatz dieser jugendlichen Federn durch
mattschwarze, olivgrün gesäumte. — In ihrem sehr seltsamen röt-
braunen Jugendgewand erinnert die Art in auffälligem Maße an gleich-
altrige Würger aus der Gruppe Pachycephala pectoralis; im Alters-
kleid ist bekanntlich die Farbenanordnung bei Poecilodryas leucops
und Pachycephala pectoralis gleichfalls eine ähnliche. Das gelbe Lipo-
chrom fehlt auch dem Jugendkleid anderer papuanischer Museicapiden,
bei denen es im Alter einen wichtigen Färbungsfaktor bildet (Microeca
[lavovirescens, Microeca flavigaster usw.).
113. *Poecilodryas eyanus
In der höheren Region (oberhalb 1500 m?) aller bedeutenderen
Gebirge Neuguineas. Die beiden Rassen, welche unterschieden werden,
scheinen im wesentlichen nur in den Dimensionen von einander ab-
zuweichen.
l. cyanus Salvad. [Beschr.: Salvadori, O. P. IL, p. 89]: Arfak-
Gebirge.
2. subeyaneus De Vis: Im Mittel etwas größer. Maximum der
Flügellänge 96 gegen 90mm. Schneegebirge, Gebirge von
SO-Neuguinea, Schraderberg und Gebirge im Stromgebiet
des Mamberano.
Die Sepik-Expedition traf diese Art nur auf dem Schraderberg
und brachte 13 Ex. heim, die zwischen dem 20. V. und 12. VI. ge-
1) Eine Serie vom Sattelberg vermag ich von den Sepikvögeln nicht zu
unterscheiden, betrachte daher als Synonym: P. !. nigriceps Neumann, von
Orn. Ges. Bayeın XV, p. 237 (1922 — Hunsteingebirge).
7. Heft
88 Dr. Erwin Stresemann:
sammelt wurden. Keines von ihnen mausert das Großgefieder. Ihre
Flügellänge: Q 82, 85°, 87.5; 3 84, 86, 91, 93, 942, 952, % mm.
114. * Poecilodryas brachyura
Ein Formenkreis von beschränkter Verbreitung, der nur nördlich
der großen Wasserscheide angetroffen wird und bisher'nach Osten nicht
über das Sepik-Gebiet hinaus verfolgt werden kann. Den eigentlichen
Aufenthaltsort der Art scheinen die Urwälder der Mittelgebirge zu
bilden, und nur wo diese sich unmittelbar zur Küste hinabsenken (wie
bei Andai), wurde P.b. auch in Meeresnähe gesammelt. 2 0
Von der ähnlichen, aber einem anderen Landschaftstypus an-
gehörigen Poecilodr yas hypoleuca, unterscheidet sich unsere Art deutlich
durch die fleischfarbenen, nicht grauen Füße und den a ‚des
schwarzen Fleckes an den Seiten der weißen Brust.
Drei Rassen sind gut unterscheidbar:
l. brachyura Selater [Beschr.: Salvadori, 0.P. P- ST]: Nord:
hang des Ärfakgebirges (Mansema, Andai).
2. dumasi Og.-Grant.!) mit tiefschwarzer statt grauschwarzer
Oberseite, gewöhnlich etwas ausgedehnterem (bis fast 1 mm langen)
schwarzen Kinnfleck und anderer Stirnzeichnung: der weiße Brauen-
streif erreicht die Basis des Oberschenkels nicht völlig. Man kennt
diese Form vom Stromgebiet des Mamberano und vom Sepik-
gebiet; den dazwischenliegenden Strecken w'rd s’e nicht fehlen.
Die Sepik-Expedition sammelte 15 Ex. am Maeanderberg,: 3 Ex.
am lappenberg und eines am Quellenlager. Flügelmaße: @ 77, 78,
192, 82, 83; & 85*, 863, 87°, 892, 92 mm
3. albotaeniata (A.B. Meyer)? ). Der Formenkreis ist auch auf Jobi
vertreten, aber nicht, wie nach Analogie so vieler Arten zu erwarten
war, durch die im Mamberanogebiet nachgewiesene Rasse, sondern
durch eine Rasse. die infolge ihrer grauschwarzen Oberseite der Arfak-
form sehr nahesteht, nur etwas schwärzlicher ist, und mit letzterer auch
den sehr kleinen Kinnfleck teilt.
119. * Poecilodryas hypoleuca | ; n
In den Waldungen der Tiefebene über ganz Neuguinea ver bre Sinet;
auch auf Misol, Salawati, Waigeu.
Zwei Rassen:
I. hypoleuca Gray [Beschr.: Salvaderi, O. P. II, p. 86]: Ganz
Neuguinea mit Ausnahme des Hinterlandes der Nordküste
len der Kai-Halbinsel und östlich der Geelvink-Bai;
ferner Misol, Salawati)und Waigen.
2. hermani Madaräsz, mit breiterem weißen Strich über dem
schwarzen Zügel, größerem weißen Flügelspiegel und tieferem (nicht
') Ibis 1915, Suppl., p. 163 (1915 — ‚‚North New Guinea‘).
°) Amaurodryas albotaeniata A. B.] Pa Sitzungsber. Akad. Wiinsch.
Wien, LXIX, p. 498 (1874 — Ansus auf dabi)- Typus (Zool. Mus. Dresden No. apa:
verglichen. |
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 89
bräunlichem) Schwarz der Oberseite: Küsten der Astrolabebai
(Bongu), Sepikgebiet, Berlin-Hafen; Verbreitungsgrenze nach
Westen hin noch unbekannt; Stücke von Rubi (Geelvinkbai, im
Dresdener Museum) gehören zur Nominatform.
Die Sepik-Expedition sammelte drei Exemplare: Pionierlager
und Standlager am Töpferfluß. Flügellänge: Q 82, & 19° mm.
116. *Poeciledryas albonotata
Auf den hohen Gebirgen von ganz Neuguinea, anscheinend nicht
unter. 1500-1800 m herabsteigend.
Bisher wurden zwei Rassen unterschieden:
1. albonotata (Salvad.). [Beschr.: Salvadori, OÖ. P. II, p. 82]:
Arfak-Gebirge und Hochgebirge von 80- Neuguinea.
2. griseiventris Rothsch. & Hart.!) Von der Nominatform dadurch
unterschieden, daß die weiße Farbe auf der Unterseite nicht die Mitte
des ganzen Unterkörpers bis zum Kropf hinauf bedeckt, sondern auf
. Crissum und Unterschwanzdecken beschränkt ist. Bisherige Fund-
orte: Goliathberg und Schraderberg
Gegenüber den von Rothschild & Hassan mitgeteilten Maßen
(2 105—108, $ 110—114 mm) erscheinen die beiden von der Sepik-
Expedition auf dem Schraderber g gesammelten QQ mit 101 und 102 mm
Flügellänge recht klein. Eines davon (No. 2051) trägt das kombinierte
I. Jahreskleid, kenntlich an den breiten hell röstlichen Spitzen der
Armdecken. Im Jugendkleid ist die Art anscheinend über und über
blaß zimtbraun gefärbt, vgl. Rothschild & Harteıt, Nov. Zool. 1903,
p. 467.
117. Poecilodryas bimaculata
Die Art scheint in den Mittelgebirgen von Neuguinea weit ver-
breitet zu sein. Doch fehlt bisher ein sicherer Nachweis ihres Vor-
kommens noch aus dem Gebiet zwischen Kai-Halbinsel und Mamberano.
Der Fundort Zyklopengebirge (,,‚Mt. Maori‘)?) erscheint recht fraglich,
ebenso ist ein „Astrolabe-Bucht‘ etikettiertes & des Berliner Museums
(durch Schlüter bezogen) schwerlich dort erlegt.
Es lassen sich zwei deutlich verschiedene Rassen erkennen:
1. bimaculata (Salvad.) [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 85]:
Hänge des Arfak-Gebirges, Südhang des Schneegebirges
und Südhälfte von SO-Neuguinea.
2. viearia De Vis.?) Hinterer Teil des Bauches nicht weiß, sondern
a, (zuweilen mit schmalen weißen Federspitzen); weißer Fleck
an den Brustseiten kleiner. Nordhälfte von SO-Neuguinea:
vom Hinterland der Collingwood- Baı (Mt. Beine) west-
wärts bis zur Kai-Halbinsel (S attelberg). u
!) Nov. Zool. 20, p. 496 (1913 — Goliathberg).
?) Rothschild u. Hartert, Nov. Zool. 10, 1903, p. 468.
®) Synonym: Poecilodryas nigriventris Hartert, Bull. B. O. €. 1, p-51
(1907 — Unterer Mambare-Fluß).
7. Heft
90 Dr. Erwin Stresemann:
Im Berliner Museum angeblich von der Astrolabe-Bai. — Ein
des Münchener Museums vom Sattelberg (v. Wiedenfeld leg. 20. II. 1910)
mißt am Flügel 93 mm. /
118. * Heteromyias albispecularis
Ein Bewohner der oberen Waldregion aller hohen Gebirge Neu-
guineas. Zwei Rassen: |
1. albispecularis (Salvadori) !Beschr.: Salvadorı, O. P. II, p. 237
sub nom. Pachycephalopsis a.]. Arfak- Gebirge.
2. armiti (De Vis). Oberkopf, Zügel und Öhrfleck schwarz statt
dunkelgrau; überm vorderen Augenwinkel beginnender, zum Hinter-
kopf ziehender breiter Brauenstreif von weißer (statt hellgrauer)
Farbe. Weylandgebirge, Schneegebirge, Schraderberg und
Gebirge von SO-Neuguinea, oberhalb 2000 m.
Die Sepik-Expedition erbeutete auf dem Schraderberg am
21. V.1913 ein 2. Flügel 92, Culmen 18 mm. Analregion und Unter-
schwanzdecken sind bei diesem Stück viel blasser isabell als bei einem
zum Vergleich benutzten Vogel vom Oberlauf des Aroaflusses.
119. Monachella mülleriana (Schlegel) |
[Beschr.: Salvadori, O.P. II, p. 83 sub. nom. M. saxicolina]
Das Vögelchen lebt in den Gebirgen ganz Neuguineas im steinigen
Bett rasch fließender Bäche und Flüsse.
Belegstücke aus Deutsch-Neuguinea liegen nicht vor; ich finde,
jedoch in dem Buche von E. Werner, Kaiser-Wilhelms-Land (Frei-
burg ı. B. 1911), p. 154 eine unverkennbare Beschreibung der Art. Als
er dem Mojo, einem linken Zufluß des Kabenau (der sich in die Astrolabe-
bai ergießt) aufwärts folgte, sah er „auf den auf dem Wasser ragenden
Felsblöcken oft ein mir neues, schwarz und weiß gefiedertes Vögelchen
von der Größe eines Buchfinks, dessen zierliche Nester sich nicht selten
an gefallenen Bäumen u. dergl. vorfanden.‘“ Das Nest wird fig. 77 als
das der ;,‚grauen Bachstelze‘“ abgebildet; es enthält zwei Eier.
120. * Machaerirhynchus nigripectus
Im Gegensatz zu seinem Gattungsgenossen [laviventer ein Vogel,
der nur in höheren Gebirgslagen (schwerlich je unterhalb 1000 m,
meist beträchtlich höher) sich aufhält und auf die Hauptinsel be-
schränkt ist. Drei Rassen, die sich auf alle Hochgebirge Neuguineas
verteilen.
l. nigripectus Schleg. [Beschr.: Salvadori, O0. P. IL, p. 109].
Arfak- Gebirge.
2. saturatus Rothsch. & Hart.!) Größer als die Nominatform
(Flügel 2 60—- 63.5, $ 61-66 mm), $ mit etwas lebhafter gelber Unter-
seite, Rücken des @ nicht bräunlich grau, sondern tief braunschwarz,
fast schwarz, Schneegebirge und wahrscheinlich auch
Schraderberg.
') Nov. Zool, 20 p. 498 (1913 — Goliath-Berg).
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. gl
"Auf dem Schraderberg erbeutete die Sepik-Expedition nur
3 dd (Flügel 61, 63, 65 mm). Eines davon (No. 2088) vom 13. VI. 1913
trägt das Jugendkleid. In ihm ist die Unterseite nicht orangegelb,
sondern zitrongelb, die Oberseite nicht schwarz mit dunkelblauem
Metallglanz, sondern mattschwarz, das Schwarz von Schwingen und
Steuerfedern ist matter, die Stirnfedern zeigen bräunliche, die Federn
von Mittel- und Unterrücken bräunlichgelbe Spitzensäume. Die
beiden anderen $& stehen in der Großgefiedermauser (am 29. V. bezw.
9. VI. 1913). Da die Unterschiede dieser Rasse von hartert" nur im
weiblichen Geschlecht klar hervortreten, bleibt die Zugehörigkeit der
Sepikvögel zu saturatus einigermaßen zweifelhaft.
3. harterti v. Oort.!) @ mit nicht ganz so dunkler Oberseite wie
das von saturatus. Gebirge von SO-Neuguinea und Saru-
waged-Gebirge (l Ex., Keysser leg., im Tring-Museum).
121. * Machaerirhynchus flaviventer
Bewohner der Niederungen und des Gebirgsfußes, von der ('ape
York-Halbinsel über ganz Neuguinea und einige der anliegenden
Inseln verbreitet. Vier Rassen:
1. flaviventer Gould, von Nord- Queensland, besitzt im Gegen-
satz zu allen papuanischen Rassen schwarze (nicht gelbe) Ohrdecken
und im männlichen Gefieder olivgrünen (nicht schwarzen) Rücken.
2. xanthogenys Gray [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 107]: Aru-
Inseln, Hinterland der Südküste Neuguineas vom Mimika-
Fluß bis zur Milne-Baıi.
3. albifrons Gray. Von zanthogenys im männlichen Geschlecht
hauptsächlich durch weiße (statt gelbe) Färbung von Stirn und Brauen-
streif und geringere Ausdehnung der weißen Kehlfärbung unter-
schieden. Misol, Salawati, Waigeu, Berau-Halbinsel, von
da im Hinterland der Nordküste ostwärts mindestens bis
Takar, vielleicht bis zum Sepikgebiet*
Da die Sepik-Expedition nur ein @ (Maeanderberg. 20. VII. 1913,
Flügel 59 mm) sammelte, und die Rassen in diesem Geschlecht nicht
sicher unterscheidbar zu sein scheinen, muß die Stellung der Sepik-
vögel noch fraglich bleiben.
4. novus Rothsch. & Hart.?) $ von dem der vorgenannten Rasse
abweichend durch größere Ausdehnung der weißen Kehle und lebhaft
gelbe (nicht orangefarben getönte) Unterseite Von der Colling-
wood-Bai westwärts mindestens bis zur Kai-Halbinsel.
v. Wiedenfeld sammelte ein & dieser Rasse an der Heldsbachküste
(jetzt im Münchener Museum).
122. *Peltops montanus Stresemann?)
Eine dem Peltops blainvillii äußerst ähnliche Art, welche die höhere
!) Notes Leyden Mus. 30 p. 235 (1909 — Owen Stanley-Gebirge).
2) Novit. Zool. 19 p. 200 (1912 — Kumusi-Fluß).
3) Peltops blainvillii montanus Stresemann, Anzeiger Orn. Ges. Bayern
No. 5, p. 35 (1921 — Hunsteinspitze).
7. Heft
92 nr ».,.. De Erwin.Stresemann: 2...
Region (etwa oberhalb 900 m) vermutlich der meisten Gebirge Neu-
guineas bewohnt. Sie wurde bisher nachgewiesen vom 'Arfakgebirge,
der Hunsteinspitze und dem Sattelberg und lebt, einer Bemerkung
Salvadoris (Ann. Mus. (iv. Genova 36, 1896, p. 74) und Rothschilds
u. Harterts (Nov. Zool. 1903, p. 454) nach zu schließen, auch auf den
Gebirgen SO-Neuguineas. Morphologisch unterscheidet sie sich von
P.-blainvillii durch die beträchtlich größere Ausdehnung des weißen
Rückenfleckes, sowie durch bedeutendere Größe, die in dem Maße
von Flügel und Schwanz, aber nicht des Schnabels zum Ausdruck
gelangt. Letzterer ist vielmehr verhältnismäßig klein und gedrungen
Material aus der: Sammlung: der Sepik-Expedition:
No. 47 Fundort Geschl. - Datum Flg. 4. St£. Gefieder !)
1279 . Hunsteinspitze & 23. IL13 111 36 . Bis see
1274 55 Orr . 28717 IR
1276 h, Da2sa 115 88 8.9.7, Disaper
1366 Bo GG emend "115 88. Ja. Kr.
1400 Kl PETE 310594 TO TAIRE y
Mur: ot, > SRGHEENEN 109-7. 862.33
1447 2 10.11.13 100 — Ju.K en
6%
151 Maifluß 26. V.12 108,5 85 Ja.K.
'. Ferner untersuchte ich 2 29 vom Sattelberg, L. v. Wiedenfeld
leg. .27. II. 1910, von ‚denen das eine ins Breslauer, das andere ins
Münchener Zoolog.Museum gelangt ist, und ein von Ü. Keysser auf dem
Sattelberg erlegtes Stück (im Z.M. B.). Die Maße des einen Stückes
sind 108/83 mm, die des anderen 111/88.mm, die des dritten 110/x mm.
Ein von A. B. Meyer bei Hatam (Arfak-Gebirge), 1200 m, gesammelter
Vogel mißt 114/90 mm (im Dresdener Museum). Alle vier Exemplare
stimmen in jeder Hinsicht mit topotypischen P. montanus überein.
Eingeborenen Benennung auf dem Sattelberg: nembelilo (Keysser).
»Peltops montanus ist ein außerordentlich gewandter Fliegen-
fänger, so daß er bei den Papua sprichwörilich geworden 'st, freilich
nicht für ein sicheres Treffen des Gegners, sondern für ein gewandtes
Ausweichen vor feindlichen Geschossen. Der Vogel sitzt ruhig auf
einem exponierten Ast und stürzt dann plötzlich los, wendet sich hin
und her und kehrt auf seinen Platz zurück.“ (Keysser in litt.)
Das oben aufgeführte, Stück No. 1447 trägt das Jugendkleid.
Es gleicht in vieler Hinsicht dem Jahreskleid, aber die schwarzen
Federn sind wolliger und ermangeln.des blauen Glanzes. Das Rot des
Bürzels und der Oberschwanzdecken ist etwas matter, die Armdecken
sind nicht ganz schwarz, sondern besitzen an der Außenfahne eine breite
weiße Spitze. Die auffälligste Bigentümlichkeit ist folgende: Nicht nur
die Wangen, sondern auch Kinn und Keble sind weiß (statt schwarz),
und ferner tritt ein schmaler an der Schnabelwurzel beginnender
weißer, Brauenstreif auf, von dem nach der (teilweisen) Jugendmauser
keine Spur erhalten bleibt.
') Ja.K.= Jahreskleid; Ju.K. = Jugendkleid; H= Handschwinge in
Mauser; St.— Steuerfeder in Mauser. . - “us
Dr. Bürgers’ omithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 93
123. *Peltops blainvillii (Lesson & Garnot)
[Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 8]
Die Art ist auf Misol, Salawati, Waigeu und auf ganz Neuguinea
in den Waldungen des Niederlandes und der unteren Ber gzone ge-
funden worden. Rassenbildung ist nicht nachgewiesen.
. Die Sepik-Expedition sammelte folgendes Material:
Fundort Gesch]. Datum Flg. 4.St£.!y Gefieder
2393 Maeanderberg 8 25. VII.13 102 77. Ja.K.
2586 7.VUL13 98 75 Beg.Ju.M.
2581 Y & .:1.V11.13 103 78 TIER.
8.
Oo,
2597 1 vII.13 99 78: 5.H.,1.—3. Stf.
2719 “ 13. VIII. 13: 100: 78 JaiK.
ne © 15. VIII.13 105 74 7.,8.H, Stf.ass.
2903 . je 22. VIIL.13; 101..76.ndacKıı .
2705 . 13. VIIL13 96.78. 5.H, 2. $t.
2917 22. VIII.13 97 74 Ja.K.
447 Aprilfluß 8, ,:%. 12: 799: 76,56. Hide
400, 04 0, 400440 9% Os Os O4
SD
[80]
451 Aprilfluß 81...,%.12. 105...775, 4/E,12.,3.:8t.
1208 Malu 31. 1.13. 100.795. 35 8t
1210 Malu al. 1:13... 99.2079 Ja BR,
984 , Malu ;F 1..13,1n:97.1 721.28. H.,H8b:
1230 Lg.a. RosenseeQ 11. IL.13 101 — 1.,2.H., 6. St.
1231 Lg.a.Rosenseeg{ 11. 1.13 103 — 1,2.H., o. $t.
276. Malu Aui29:0# VI: 12099 75 Ja.cK.
288 Malu d 2. VIL.12. 102 .78. .Ja.K:
324 Malu 0 724. .VII.12.101 .79 „JaiK.
Aus dieser Tabelle geht u. a. mit Wahrscheinlichkeit hervor,
daß als Hauptmauserzeit im Bapıkgebiet die MOuMG August bis Februar
zu gelten haben. |
194. *Chenorhamphus grayi (Wallace)
[Beschr.: Salvadori,. O. P. II, p. 112]
Ein seltener Bewohner des Flachlandes und Gebirgsfußes von
beschränkter Verbreitung. Man kennt ihn nur von Salawat', der Berau-
Halbinsel, dem Inselehen Amberpon an der Westküste der Geelvinkbai,
dem unteren Mamberano, der Humboldtbai und vom Maeanderberg.
Vom Maeanderberg brachte die Sepik-Expedition zwei Stück
heim, die beide als „‚S““ bezeichnet waren, aber in Größe und Färbung
beträchtlich von einander abweichen. Das kleinere Individuum (Flügel
56 gegen 65 mm) ist offenbar das 9; es diente Reichenow als Typus
zur Beschreibung einer neuen Art.?2) Herr. Dr Hartert, der den Vogel
mit dem Material der Museen in Tring ünd London verglich, teilt miı
mit, daß sich in Fring‘ ein ganz übereinstimmendes ‚Stück ton der
!) Länge des äußeren Stenerfederpaares vom, Austritt aus der Haut an. %
2) C'henorhamphus pileatus Reichenow, J. f. 0 68 p. 399 (1920— Maeander-
berg). {
1. Heft _
94 Dr. Erwin Stresemann:
Humboldtbai, Dumas leg., befinde. Das vermutliche 2 weicht also
vom d.in folgenden Punkten ab. Es ist kleiner (Flügel 56—59 mm
gegen 61-65 mm). Die Mitte des Oberkopfes ist von der Stirn an
schwarz, zu beiden Seiten von breiten hellblauen Streifen 'eingefaßt
(während die Federn der Oberkopfmitte beim $ nur am Grunde
schwärzlich sind und breite hellbläulich silbergraue Spitzen tragen).
Unterseite nicht gleichmäßig hellblau, sondern nur Kinn, Kehle, Brust
und Körperseiten hellblau, Bauchmitte weiß, Bauchseiten und Unter-
schwanzdecken rahmfarben. Schwingen an der Außenfahne nicht oliv,
sondern rotbraun gesäumt.
125. *Todopsis wallaeii Gray
[Beschr.: Salvadori, O.P. II, p. 118]
In der Tiefebene und am Fuße der Gebirge über ganz Neuguinea
verbreitet. In der gleichen Ausbildung auf Misol und den Aru-Inseln.
Zwei auf dem Lordberg und drei auf dem Maeanderberg erlegte
Stücke (Flügel 46—50.5 mm) bilden die Ausbeute der Sepik-Expedition.
Eines davon (2 :Lordberg, 3. XI. 1912) trägt das Jugendkleid. Im
allgemeinen gleicht dieses dem Jahreskleid, doch ist alles Klein-
gefieder viel lockerer gebaut und der Rücken düsterer kastanien-
braun; ferner sind die Federn des Oberkopfes nicht schwarz mit cyan-
blauen Spitzen, sondern bräunlich schwarz mit matt bläulichgrauen
Spitzen.
126. Todopsis eyanocephalus
In ausgesprochenerem Maße als T. wallacii ist diese Art ein Be-
wohner der Tiefebene, der schon im Hügelland ganz fehlt. Die dichte
Vegetation im Mündungsgebiet der Flüsse und in der Strandzone
scheint sie besonders zu bevorzugen. Auf Neuguinea fehlt sie nur dem
Südosten (von SO-Neuguinea westwärts an der Nordküste bis zur Kai-
Halbinsel, an der Südküste etwa bis zum Vorland des Astrolabe-
Gebirges); sie lebt auch auf den Aru-Inseln, Misori und kleinen küsten-
nahen Koralleninseln. Drei Rassen.
1. eyanocephalus (Quoy & Gaimard) [Beschr.: Salvadori, O. P. II,
p-115]. Berau-Halbinsel und Nordküste ostwärts mindestens
bis zum Ramu- Gebiet.
Im Jugendkleid (19, 293 vom Ramu und Berlin-Hafen unter-
sucht) besitzt der Vogel mattschwarzen Oberkopf und ebensolche
Kopfseiten (nur die Federn des Vorderkopfes tragen schwach an-
gedeutete blaue Spitzen), düster braunen Rücken, weißliche, wie die
Körperseiten röstlich verwaschene Kehle sowe weißliche Brust- und
Bauchmitte.
2. bonapartii Gray. Während das $ der Nominatform auf dem
Oberkopf lebhaft kobaltblau, auf dem Mantel hellblau gefärbt ist,
sind beide Regionen bei dem $ von bonapartis von violettblauer Farbe.
Aru-Inseln, südliches Vorland des Schneegebirges, an
der Südküste ostwärts mindestens bis zum Vorland des
Astrolabe-Gebirges (Kapa-Kapa). ;
Dr, Bürgers’ ormithelogische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 95
3. mysorensis A. B. Meyer. $ etwas kleiner als das von bonapartii,
Q mit ausgesprochener rötlichblauem Oberkopf. Misori.
127. Monarcha einerascens
Als ein Bewohner kleiner Inselchen und der Strandgebiete größerer
Inseln hat diese Art unter allen Gattungsgenossen die weiteste Ver-
breitung erlangt. Die Westgrenze ihres Vorkommens wird durch die
Inseln der Timor-Gruppe und einige Trabanten von Celebes (Niao,
Kalidupa, Binungko) bezeichne‘. Von da reicht ihr Wohngebiet (unter
Auslassung vieler großer Inseln) bis zu dem Archipel an der Südost-
spitze von Neuguinea und bis zum Bismarckarchipel, wo sie selbst
die weitab gelegenen Schachbrettinseln erreicht hat. Die geographische
Isolierung hat zu mehrfachen Abänderungen des Typus geführt,
die sich jedoch an verschiedenen Orten nach der gleichen Richtung
bewegten. Aufhellung des Grau der Oberseite ist dabei stets fest ver-
koppelt mit Verdunkelung der Rostfarbe auf der Unterseite, und um-
gekehrt. Die auf Neuguinea vorkommende Rasse inornatus (Garnot)!)
lebt auch auf einigen Molukkeninseln, den westlichen papuanischen
Inseln und Neupommern [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 14]. Vom
deutschen Gebiet erwähnt sie A. B. Meyer (1886, p. 34) von Kavu,
im Berliner Museum befindet sich ein Stück vom Huongolf, Bruijns
Sammler erbeuteten sie auf Tarawai.
128. *Monarcha frater
In der mittleren Gebirgsregion, etwa oberhalb 800 m, über ganz
Neuguinea verbreitet. Zwei Rassen:
1. frater Selater [Beschr.: Salvadori, ©. P. II, p. 17]: Arfak-
Gebirge, Zyklopen-Gebirge _
2. periophthalmieus Sharpe, durch schwarze statt weiße Um-
rahmung des Auges unterschieden. Von den Gebirgen SO-Neu-
guineas westwärts an der Nordküste bis zu den Bergen des
Sepikgebietes, an der Südküste bis zum Südhang des
Schneegebirges (Stromgebiet des Utakwa-Flusses).
Die Sepik-Expedition sammelte die Art nur auf dem Lordberg
(1 9,2 JS ım Dezember). Flügel: 2 85, $ 88.5, 89 mm.
129. Monarcha melanopsis (Vieillot)
[Beschr.: Salvadori, O.P. II, p. 16]
Ein Bewohner der Tiefebene im östlichen Australien (New South
Wales und Queensland) und in SO-Neuguinea, wo er westwärts an der
Nordküste bis zur Kai-Halbinsel (Finsch-Hafen), an der Südküste bis
zum Fly-Fluß verbreitet ist.
Auf deutschem Gebiet ist die Art nachgewiesen von Simbang
(3 von Nyman im VIII. u. IX. erlegte Stücke) und von Finschhafen
(2:34, Birö leg., 27. VIII. 1899).
1) Muscicapa inornata Garnot, Voy. Coquille, Zool., Atlas t. 16 fig. 2
(1829 — Dorey).
7. Heft
96 Dr. Erwin Stresemann: Dr. Bürgers’ ornithologisehe Ausbeute usw.
130. *Monarcha guttula (Garnot)
[Beschr.: Salvadori, O.P. II, p. 22]
In der Tiefebene und im niederen Bergland über ganz Neuguinea
verbreitet und wiederkehrend auf den Aru-Inseln, Misol, Batanta,
Waigeu und Kofiao, ferner auf Jobi und den Inseln des TLouisiade-
und D’Entrecasteaux-Archipels. Man hat in diesem großen Wohngebiet
bisher Gleichförmigkeit der Art angenommen. Dies trifft jedoch nicht
zu, wie ein Vergleich der Flügelmaße zweier Serien ergibt, die im
Süden und Norden der großen Wasserscheide gesammelt wurden.
Og. Grant (Ibis 1915, 'Suppl. p. 135) teilt aus. dem: südl. ‚Vokal
des Schneegebirges folgende Maße mit:
9275, 768, 772, 782; & 79, 802, 81, 822, 83, 85 mm.
Hingegen messen 27 Stück vom Maeanderberg: „ei n, 792,
73, 74, 75, 762, 77, 78, 79 mm; &76, 772,784, 79, 805, Sl? mm.
Diesein die Augen springende geringere Größeist auch allen uhren
von der Sepik-Expedition (bei Malu, am Seerosensee, dem Töpfer-,
Lehm- und Aprilfluß, am Fuß der Hunsteinspitze und auf dem Regen-
berg) erlegten Exemplaren eigentümlich. Wie die Nomenklatur beider
Rassen sich gestaltet und wie sie sich in den Raum teilen, vermag ich.
nicht zu ermitteln, da es mir an Material sowohl von der Beran: Halb-
insel (terra typ. von guttula) wie von den Aru-Inseln (terra typ. von
griseoguiarıs Gray 1858) gebricht. Ein $ vom Fly-Fluß mit 82.5 mm
Flügellänge gehört offenbar der größeren Rasse an.
». Das Jugendkleid der Art teilweise zu rekönstruieren, ermöglicht
ein Mauserbalg vom Fly-Fluß. Oberkopf und Kehle?; Kropffedern
wollig, graubraun; Bauchfedern weiß mit schmaler sraubrauner Spitze.
Rücken- und Flügeldeckenfedern graubraun, letztere ohne weiße Tropfen
und mit den ‚Schwingen gleichfarbig.
Das]. Jahreskleid ist ziemlich variabel. Kinn und Kehle er manch-
mal aschgrau, manchmal wie beim älteren 'Vogel schwarz mit blauem
Metallglanz, oder halten in ihrer Färbung zwischen beiden Extremen
die Mitte. Der Kropf ist in’der Regel nicht reinweiß wie beim alten
Vogel, sondern mehr oder weniger intensiv rostfarben getönt. Mittlere
Flügeldeckfedern ohne oder mit recht kleinen weißen Tropfen. Vorder-
kopf nicht wie beim alten Vogel schwarz und metallisch glänzend,
sondern dem übrigen Oberkopf gleich geförbt. Das untrügliche Kenn-
zeichen dieses kombinierten I. Jahreskleides ist die Pe Färbung
der EuNehringen, |
(Fortsetzung im 8. Heft. des Jahrgangs 1923.)
Vorarbeiten zu einer Monographie des
Blattidengenus Ectobius Steph.
Von
Dr. Willy Ramme, Berlin.
(Mit 2 Tafeln.)
In den ,„Orthopterologischen Beiträgen“, Abhandlung TIII:),
hatte ich den Nachweis erbracht, daß sich unter den landläufig als
„‚Betobius ?) lapponicus“ bestimmten Ectobienmännchen dieMännchen
zweier Arten verbergen, ausgehend von einer grundlegenden, bisher
nicht beachteten Verschiedenheit der Pronotumscheibe. Jch hatte
ferner nachgewiesen, daß die beiden zugehörigen Weibchen, die teils
als ‚„lapponica‘“ teils als „hemiptera“, ‚‚perspieillaris“ oder „vida“
bezeichnet wurden, „lapponicus L.“ und ‚„sylvestris Poda“ (syn.: he-
miptera Fabr.) heißen müssen, während ‚lvida Fabr.‘“ überhaupt
nichts mit ihnen zu tun hat. Denn ich hatte festgestellt auf Grund
der Tatsache, daß alle mir bekannten lappländischen, der Nominat-
form von lapponicus angehörigen Männchen eine verwaschene,
rundliche Pronotumscheibe besitzen, und‘ der weiteren Tatsache,
daß in der Mark Brandenburg, wo nur dies eine Ectobius $ (=lap-
ponicus L.) vorkommt, die Weibchen ganz anders aussehen als die
überall als „lapponieus“ geltenden Weibchen, daß das bisher als ‚lap-
ponicus““ aufgefaßte ? dieses nicht sein kann. Das wirkliche lappomeus-?
ist — im Gesamteindruck —- schmutzig-gelblich und hat körperlange,
gefleckte Elytren; das bisher als lapponicus aufgefaßte 9, wie es z. B.
Tümpel abbildet, welches durch vorwiegend schwarze Färbung und
verkürzte, eiförmige Elytren charakterisiert ist, ist das Weibchen des
sylvestris Poda. Ein kritischer Gang durchdie gesamte Literatur
seit Linne hatte dann den Beweis für die Richtigkeit meiner Auf-
fassung erbracht.
Nachtröglich habe ich nun noch aus einer Veröffentlichung von
Shelford®) ersehen, daß die Linne’schen Typen von lapponicus,
ein 59, mit handschriftlicher Bezeichnung in der Sammlung
der Linnean Society in London aufbewahrt werden. Da völlig
ausschlaggebend immer nur die Typen sind, bat ich Herrn
Uvarov, indem ich ihm Vergleichsserien schickte, um Untersuchung
1) Archiv f. Naturgeschichte 1920 A.12, p. 81—166.
2) Ich nehme jetzt statt Eetobia Westw., wie die meisten neueren Autoren,
ebenfalls den durch Priorität bevorrechtigten "Namen Ectobius Rienk. an,
3) Transact. Ent. Soc, London 1907, p. 455.
Archiv für AI EIICRIE
1923, A, 7. 7 7. Heft
98 Dr. Willy Ramme:
derselben und erhielt alsbald die Mitteilung, daß auch die Typen
meine Beweisführung einwandfrei bestätigen. Es war
mir dies eine besondere Genugtuung, da angesichts dieser Tatsache
auch die letzten Skeptiker bekehrt werden mußten, denen eine solche
Umwälzung uralter Anschauungen über eine in der Entomologie so
„populäre“ Blattide vielleicht immer noch nicht genügend begründet
erschien und die Möglichkeit. der eigenen Nachprüfung infolge Material-
mangels nicht gegeben war.
Da sich nun bei weiterer Beschäftigung, besonders mit den
hellen, einfarbigen Ectobien, herausstellte, daß die Systematik dieser
Aıten teilweise in geradezu unbeschreiblicher Weise im Argen liegt,
suchte ich zu möglichst reichlichem Material zu gelangen.
Hauptsächlich zu diesem Zweck unternahm ich im Sommer 1921
eine längere Reise nach Oberitalien und Südtirol, über deren
orthopterologische Gesamtergebnisse ich in der anschließenden Arbeit
(p. 145—169) berichte. Sie erbrachte reiches Ectobienmaterial, fast
500 Exemplare in mehreren z. T. neuen Arten. Da alle Arten in Serien
beider Geschlechter vorliegen, so ließ sich damit arbeiten, denn die
vielen alten Beschreibungen nach Einzeltieren, noch dazu meist
ohne Angabe des Geschlechts, sind hauptsächlich Schuld an
der herrschenden Verwirrung.
Im Frühjahr 1922 fuhr ich dann — diesmal mit einer Beihilfe der
Preuß. Akademie der Wissenschaften, der ich an diese: Stelle meinen
besten Dank sage — nach Wien, um das reiche Ectobienmaterial
der Brunner’schen Sammlung im Staatsmuseum, wohl an
1000 Exemplare, durchzuarbeiten. Hier will ich nicht verfehlen,
Herrn Kollegen Ebner herzlichst zu danken, der mir seine ganze
freie Zeit zur Verfügung stellte und mich in jeder Weise unterstützte,
da u. a. erst umfangreiche Bezettelungen vorgenommen werden mußten,
um das ungehinderte Arbeiten mit dem Material zu ermöglichen.
Auch die Privatsammlungen von Prof. Ebner, Dr. Karny und
Prof. Dr. Werner in Wien ergaben viel wertvolles Material. Auf
dem Rückweg besuchte ich das Prager Museum, dessen zwar
kleines, aber sauber gesammeltes Material die Kenntnis der böhmischen
Ectobien förderte. Alles in allem lohnte reiche wissenschaftliche
Ausbeute die Reise.
Dann reiste ich im Juni 1922 nach St. Goarshausen a. Rh., um
zu versuchen, die Natur der beiden von Tetens 1890 dort gesammelten,
ohne $% zunächst unbestimmbaren 92 durch erneute Auffindung,
möglichst beider Geschlechter, zu klären. Diese Reise brachte vollen
Erfolg und hatte auch andere bedeutsame Ergebnisse, über die ich
weiter unten berichte.
Schließlich wandte ich mich an die verschiedensten Museen mit
der Bitte um Material, die auch vielfach erfüllt wurde, soweit nicht
die heutigen unsicheren postalischen Verhältnisse hindernd wirkten.
Ich erhielt Material von den Museen Dahlem (Dr. Horn), Danzig
(Dr. La Baume), Breslau (Prof. Dr. Pax), Budapest (Dr.
Kertesz), Graz (Dr. Meixner), Paris (L. Berland), Stockholm
Vorarbeiten zu einer Monographie des Blattidengenus Eetobius Steph. 99
(Prof. Sjöstedt) und Zürich ıH. Fruhstorfer f). Auch die reichhaltige
Coll. Dr. Krauss-Tübingen stand mir zuı Verfügung, ferner das
Material der Herren Dr. Puschnig-Klagenfurt und Dr. Zacher-
Dahlem. Endlich erhielt ich von Herrn L. Chopard-Paris den Rest
seiner Ectobien; das wertvolle Hauptmaterial ging seinerzeit
an Adelung und wurde von diesem veröffentlicht (s. später!). Durch
dessen Tod und die jetzigen Zustände in Rußland ist es wohl leider
verloren. Daher sind die von Chopard mir übersandten Eetobien
von besonderem Wert. Er bewirkte auch, daß mir das Pariser
Museum sein Materialsandte. Allen Herren sageich für die freundliche
Förderung meiner Arbeit besten Dank.
Insgesamt haben mir über 2000 Ectobien vorgelegen, sodaß ich,
zusammen mit dem Material der ersten Arbeit, bisher nahezu
2500 Exemplare habe untersuchen können.
I. Die Variabilität in der Gattung.
Die bereits erwähnten Schwierigkeiten beim Arbeiten mit
Ectobius, hervorgerufen durch die undeutlichen Beschreibungen der
älteren Autoren und die daraus entstandene verwickelte Synonymie
werden noch erheblich erhöht durch die große Variabilität einzelner
Arten betreffs der Färbung, ferner durch die geringen morpho-
logischen Unterschiede und schließlich durch die zahlreichen
Convergenzen bei variablen und Ähnlichkeiten bei den einfarbigen,
hellen und ınfolgedessen wenıger variabel erscheinenden Arten.
Eine Anzahl von Beispielen, deren Kenntnis für das Bestimmen
von Ectobien von- Wichtigkeit ist, mag dies erläutern.
l. Die Pronotumscheibe.
Wie der Fall lapponieus-sylvestris gezeigt hat, kann die Beachtung
der Pronotumscheibe von großer Wichtigkeit sein. Es kommt das
hauptsächlich zur schnellen Trennung dieser beiden Arten in Betracht,
ferner zur Erkennung mancher lapponicus-Rassen.. In der Reihe
der schematischen Pronotumzeichnungen auf Tafel I zeigt die schon
in den ‚Beiträgen‘ veröffentlichte Fig. 1 das Halsschild von E. syWestr:s,
das sich durch größte Konstanz auszeichnet. Die Figuren 2—5
stellen Halsschilder von Iapponicus verschiedener Rassen dar und zeigen
deren große Mannigfaltigkeit, je nachdem die dunkle Scheibe im
Verhältnis zum ganzen Pronotum größer oder kleiner ist, mehr oder
weniger verwaschene Ränder ohne oder mit weißlicher Umrahmung
(aber nie so klar wie sylestris!) trägt, mehr rundlich oder seitlich
breit ausgebaucht ist. Die Abbildungen 6—14 der. häufigsten Hals-
schildzeichnungen von E. sylestris f. discrepans Adel. und lucidus
zeigen die starken Konvergenzen bei beiden Arten, Die nähere Er-
läuterung findet sich im speziellen Teil.
2. Die Elytren.
So sehr die Form, Färbung und Zeichnung der Elytren in einzelnen
Fällen als Hilfsmittel zur Erkennung einer Art von Wichtigkeit ist,
Ts 7.Heft
100 Dr. Willy Ramme:
so große Fehlerquellen birgt ihre Wandlungsfähigkeit. Wichtig ist
das Verhältnis der Länge zum Abdomen beim $, und man kann die
landläufigen Formen, etwa von sylestris und lapponseus, um ein
besonders krasses Beispiel anzuführen, ohne weiteres schon durch
dıe Abkürzung zu halber Abdomenlänge beı ersterer Art auseinander-
halten. Nun zeigt aber z.B. E. lucidus Hgb., die sich, wie wir sehen
werden, als gute Art erwiesen hat, oft bis nahezu hint erleibslange
Elytren, dagegen das ebenfalls helle Iapponicus-9, wenn es ein durch
Trächtigkeit oder durch Füllung des Darmes verlängertes Abdomen
hat, worauf ich schon früher einmal hinwies, scheinbar verkürzte
Elytren. Ist man aufmerksam und gewissenhaft bei Beurteilung der
anderen Unterschiede (Pronotumscheibe!) und hat überhaupt Blick
für den Habitus eines Tieres, so kann man sich dennoch nicht irren.
Wie oft ist aber gerade E. lucidus mit anderen Arten verwechselt
und der Fehler in die Literatur eingeschleppt worden!
Ferner ist die diffuse Fleckung längs der Radialader und die
allgemeine Punktierung von Wichtigkeit, und es ist zu beachten,
daß beide Merkmale, selbst wenn sie zu den Charakteristieis der Art
gehören, individuell fehlen können.
Die Form der Elytren muß bei den Arten, deren Weibchen
abgekürzte Elytren tragen, also sylvestris, albieinctus und panzers,
beachtet werden. Bei den Eetobienmännchen sind Unterschiede
nur bei einander fernerstehenden Arten gut zu sehen, sonst ist die
Form recht einheitlich.
3. Da Abdomen.
Die größten Orgien feiern Variabilität und Konvergenz bei der
Färbung der Unterseite des Abdomens, und zwar ganz besonders
"bei den Weibehen. Die Männchen gehen nur teilweise mit.
Betrachten wir auf Tafel I die schematisierten Abbildungen 15—29,
so sehen wir vom völligen Schwarz bis zü völliger Aufhellung alle
Übergänge. | ah |
Völliges Schwarz finden wir bei der £. infumata (n. f.) von lapponscus
(2 hier nicht abgebildet) oder, nur durch je zwei kleine helle Flecke
auf dem vorletzten und drittletzten Segment unterbrochen (Fig. 22),
beim sylvestris- und lapponzcus-Q (hier seltener); lapponicus-? verhält
sich ebenso (unter Bevorzugung von 22) geht aber (Süden!) bis 23,
welche Abdomenzeichnung sich wiederum durchweg bei dem lapponzcus-
Vetter erythronotus Burr findet.
Alle $& der, Arten sylvestris, lapponicus und erythronotus zeigen
dagegen ein einfarbiges, dunkles Abdomen vom Typ15; bei lucidus,
ist meist die Subgenitalplatte aufgehellt. 18 bis 20 sind die Zeichnungs-
schemata des $, 27—29 des 2 der kvidus-Formen und zeigen die große
a ete innerhalb der gleichen Art (siehe im systematischen
eil!).
Starke Konvergenzen sind auch in Form und Färbung der dunklen
Flecke auf der Subgenitalplatte der 29 von helleibigen lapponieus
Vorarbeiten zu einer Monographie des Blattidengenus Ectobius Steph. 101
ferner erythronotus, lividus chopardi, vittiventris und punctatissimus vor-
handen, die zwischen 24 und 26 in jeder möglichen Weise variieren.
Ich habe im Vorstehenden nur die Arten aufgeführt, deren Ähnlich-
keit Schwierigkeiten in der Bestimmung verursacht, um zu zeigen,
wie außerordentlich vorsichtig man bei Benutzung der Hinterleibs-
zeichnung zü diesem Zweck sein muß.
4. Die Gesamtfärbung.
Hier will ich mich kurz fassen. Ich will nur auf den Umstand
aufmerksam machen, daß dunkle Aıten aufgehellte Individualformen
und Subspecies ausbilden können (besonders bezüglich der Pronotum-
scheibe!), anderseits die hellen Subspecies oder hellen Aıten (lapponicus
2!) zuweilen individuell verdunkelt sein können, wodurch das Problem
auch nicht gerade erleichteit wird. Es kommt hier vor allem darauf an,
die Gesamttendenz durch Prüfung von Serien festzustellen, um
sich ein Urteil darüber zu bilden, ob es sich nur um eine gelegentliche,
formale Abweichung oder um eine regelmäßige handelt.
IH. Ein neues Art-Diagnostikum : die Drüsengrube der Männchen.
Bekanntlich besitzen die $S$ der Gattung Ectobius wie auch
andere Blattidengattungen ım drittletzten Abdominalsegmente eine
Stinkdrüse, deren Sekret in eine Grube geleitet wird, die sich auf
der Oberseite des Abdomens öffnet. Diese Drüsengrube, wie ich sie
nennen will, fiel mir ganz besonders bei den Typen von Ebners niger
auf, bei dem sie sich .als ein tiefes, helles, in das schwarze Abdomen
eingebettetes Loch darbietet, das fast die ganze Breite des betreffenden
Hinterleibsegmentes einnimmt. Das veranlaßte zu einer Untersuchung
der SS sämtlicher mir zugänglicher Blattidenaiten, und es stellte sich
dabei heraus, daß die Verschiedenheiten bei diesen zahlreichen
Arten so bedeutend sind, daß wir damit in der Drüsengrube ein
Diagnostikum von unschätzbarem Wert an die Hand be-
kommen haben. In der Literatur finde ich sie nur einmal zu diesem
Zweck herangezogen, und zwar von Adelung (Horae 1904), der sie
bei panzeri und duskei abbildet. :
Jedes Einzelmännchen, wenn anders nur die Drüsengrube gut
erhalten ist, was fast stets der Fall ist, können wir teils allein durch
diese, teils in Verbindung mit sonstigen äußeren Merkmalen leicht
bestimmen. Natürlich Kommen auch hier gewisse Konvergenzen
vor, dann aber bei äußerlich einander so fernstehenden Aıten, daß
diese trotzdem keinerlei Verwirrung anrichten können.
Was den Bau der Grube betrifft, so ist sie ım Prinzip weiter nichts
als ein Behälter zur Aufnahme der Sekrete der Drüse, die an ihrem
Grunde mündet. Der Bau kann sich nun einerseits dadurch kompli-
zieren, daß sich ein „Zäpfchen“, wie ich es nennen will, aus meist
etwas runzligem Chitin auf dem Grubengrund (meist analwärts) erhebt,
oder Beborstung auftritt, oder aber schließlich die Umwallung und
äußere Umrahmung der Grube variieıt, immer aber bei jeder Art
7. Heft
102 Dr. Willy Ramme:
konstant. Auch die Form des oralwärts folgenden Segmentes wird
ganz verschieden beeinflußt.
Auf Tafel II habe ich die Drüsengruben sämtlicher mir zu-
gänglicher Ectobius-Arten dargestellt, und zwar bis auf 5a stets nach
trockenem Material, weil es sich bei Bestimmungsversuchen meist
um solches handelt. Ich erwähne dies besonders, da die Drüsengrube
des lebenden Tieres meist etwas abweicht. Besonders markante
Beispiele sind lapponicus (Fig. 1) bei dem sich beim Trocknen der
Grubengrund senkt und das im Leben senkrecht stehende Zäpfchen
sich nach vorn neigen läßt, ferner kvidus, dessen Drüsengrube im Leben
in einen einfachen querovalen Spalt ausmündet (Fig. 5a). Beim
Trockenwerden jedoch bilden sich zwei mehr oder weniger scharf
ausgeprägte analwärts spitzwinklig verlaufende Kiele aus, durch
Faltung der Chitinbekleidung (5b). Um durch einige Beispiele die be-
deutende Hilfe bei der Bestimmung und Beurteilung der Arten, die
dieses neue Merkmal an die Hand gibt, zu erläutern, willich nur an
lapponicus und sylvestris erinnern.
Wer sich mit den beiden Arten etwas beschäftigt hat, wird durch
die Form der Pronotumscheibe stets sofort eine richtige Trennung
vornehmen können, der Nichtkenner aber braucht nur einen Blick
auf die Drüsengruben zu werfen (Fig. 1 und 3), um sofort den bedeutenden
Unterschied zu erkennen.
Wie mir Herr Dr. Kondek-Prag, der sich augenblicklich mit
histologischen Untersuchungen der Schabendrüse beschäftigt,
mitteilt, hat er auf Grund meiner Trennung lapponicus und sylvestris
untersucht und ebenfalls weitgehende Verschiedenheiten gefunden. —
Wie bei obigen beiden Arten ist es auch bei sylvestris f. discrepans
(Fig. 3) und kvidus chopardı (Fig. 52 und b) bei denen man selbst
dem zünftigen Orthopterologen bei einer Verwechslung wirklich
keinen Vorwurf hätte machen können, weil diese äußerlich ähnlich
sind und oft auf engem Areal durcheinander vorkommen.
Glänzend bewährt hat sich die Drüsengrube bei der Restituierung
von liwvidus Fabr., wie überhaupt bei der Unterscheidung der ein-
farbigen Arten und Erkennung der neuen unter ihnen.
. Es dürftesich empfehlen, auf dies Organ auch bei anderen Gattungen
zu achten.
Über die biologische Bedeutung der Drüse, ob sie ein Reizorgan
für das Weibchen oder ein Schutzorgan des Männchens gegen Feinde
darstellt, ist bisher nichts Sicheres bekannt. Bei der Gryllide Oecanthus
pellucens Scop., desen $ im Metanotum eine analoge Rückendrüse
trägt (,„alluring gland“ Hancock oder „Hancock’sche Drüse“
Engelhardt), dient diese nach den Untersuchungen von Boldyrevt)
und Gerhardt?) dazu, den Freßinstinkt des 9, das sich oft schneli
trennen will, eineZeit lang von der aus der Vagina frei herausragenden
Spermatophore abzulenken, bis unterdessen die Spermien aus letzterer
") Rev. russ. Ent. Petrograd 13, S. 484—490.
?) Zoo], Jahbrb. Jena, Abt. f, Syst. 37, S. 1—64,
Vorarbeiten zu einer Monographie des Blattidengenus Ectobius Steph. 103
in das @ übergewandert sind. Dadurch, daß sich bei der Begattungs-
stellung das Q@ mit dem Kopf gerade über dieser Drüsengrube des $
befindet, wird ihm das Auslecken derselben sehr bequem gemacht.
Bei Eetobius habe ich Derartiges nicht feststellen können; da hier
keine freie Spermatophore auftritt, ist auch die obereıwähnte Sorge
überflüssig. Nach meinen Beobachtungen findet hier die Begattung
in der Weise statt, daß das 3 mit senkrecht erhobenen Elytren und
Flügeln (zusammengefaltet) rückwärts auf das Hinterleibsende
des 2 zuläuft und seine Genitalien mit großer Treffsicherheit an die
weiblichen heranbringt. Bei der Kopulstion sind also die Köpfe der
Tiere voneinander abgewandt, und die Drüsengrube ist dem 9
nicht erreichbar. Die Vereinigung bleibt, da keine Spermatophore
auftritt, naturgemäß viel länger bestehen als bei den Grylliden und
Locustiden, oft bis zu 24 Stunden.
Das Emporheben der Flugorgane und dadurch bedingte Ent-
blößen des Rückens seitens des $ geschieht meines Erachtens haupt-
sächlich deswegen, weil erstere in Ruhelage das Abdomen überragen
und dadurch die Vereinigung behindern, wenn nicht unmöglich machen
würden. Auf der anderen Seite könnte man annehmen, daß auf diese
Weise die Drüsengrube bloßgelegt wird, um durch die stark riechen-
den Sekrete in derselben die Begattungslust des Q anzuregen.
II. Die Auffindung von E. lividus Fabr. und lucidus Heb.
in Deutschland.
Betreffs der in der Einleitung (p. 98) erwähnten, von Tetens
1890 bei St. Goarshausen erbeuteten beiden 99 hatte ich seinerzeit
in den „‚Orthopterologischen Beiträgen‘ bemerkt (p. 123), daß diese
beiden mir als die einzigen aus Deutschland vorliegenden Ectobien
erschienen, die man zu lwidus Fabr. stellen könnte. Da ich inzwischen
den diagnostischen Wert der Drüsengrube erkannt hatte, und somit
die Auffindung der zugehörigen $& diese wichtigeF rage mit einem Schlag
klären mußte — handelte es sich doch im Falle des Gelingens um die
Feststellung einer vorwiegend mediterranen Art als neu für
Deutschland —, so reifte in mir der Entschluß zu der Reise nach
St. Goarshausen. So gering auch die Aussicht erscheinen mochte,
auf Grund des vor 30 Jahren gemachten Fundes und bei völligem
Fehlen einer näheren Fundortsangabe zum Ziele zu gelangen, so
brachte mir dennoch tagelanges mühevolles Suchen den Erfolg.
Aber noch ein anderes, unerwartetes Ergebnis zeitigte diese
Reise: Ectobius lucidus Hgb., den ich bisher als eine helle Form von
sylvestris Poda aufgefaßt hatte, stellte sich als gute Art heraus,
da er sich an dem kvidus-Fundplatz zahlreich in beiden Geschlechtern
neben der eigentlichen aufgehellten Form von sylvestris (f. discrepans
Adel.) vorfand. Bei der großen Ähnlichke't dieser Beiden und infolge
bisheriger Unkenntnis der Tatsache, daß sie nebeneinander vor-
kommen, ist das Zusammenwerfen Beider nicht weiter verwunderlich.
(Näheres im „Speziellen Teil‘ auf p. 125.)
7 Deft
104 ° ui Dr. Willy Ramme:
Ich kann mir nicht versagen, die für mich angesichts der vagen
Aussichten und gespannten Erwartung geradezu dramatische Auf-
findung von kvidus näher zu schildern, umsomehr, als gerade dieser
Fall als Schulbeispiel dienen kann, denn er beweist zur Evidenz,
wie vorsichtig der Systematiker mit Einzelfunden sein muß und
wie allein das Sammeln von Serien vor-Irrtümern durch unzulässige
Verallgemeinerung schützen kann. Das gilt nicht nur für die Gattung.
Ectobius, für diese allerdings in erheblichstem Maße! Für die ganze
babylonische Verwirrung, die hier bisher herrschte, wird durch diesen
Fall die Hauptursache erkenntlich.
Nachdem ich zwei Tage lang die Umgebung von Goarshausen,
soweit sie mir für das Vorkommen von Ectobien in Betracht zu kommen
schien, vergeblich nach solchen durchsucht hatte, fand ich endlich
im Laub eines lichten jungen Eichwaldes auf der Bergkuppe oberhalb
Burg Katz den ersten Ectobius, und zwar ein typisches lapponieus d.
Es folgten zwei weitere, dann ein außerordentlich großer lucrdus 2
(damals noch zunächst für die helle sylvestrss-Form gehalten!), dann
wieder zwei lapponicus SS, dann ein typisches sylvestris ?, ein luerdus 9,
ein lapponicus &.
Nehmen wir’ an, es hätte diese Stücke jemand gelegentlich
gesammelt, so hätte er bestimmt unter alle den Namen ‚‚lapponicus“
gesetzt und meine Trennung der Arten lapponicus und sylvestris für
ein Hirngespinst erklärt. Ich muß sagen, daß mir selbst die Sache
eigenartig erschien, doch waren für mich natürlich ernsthafte Zweifel
ganz ausgeschlossen umsomehr, als ich inzwischen durch die Erkennung
der scharfen Verschiedenheit aer Drüsengruben bei beiden Arten
und den Typenvergleich in London vollste Bestätigung meiner Ansicht
erhalten hatte.
Jetzt aber fand ich das erste sylvesiris-Männchen und gleich
darauf ein weiteres, dann wieder die anderen Arten, aber immer noch
kein Iapponicus-Weibchen, geschweige denn das sehnlichst gesuchte
Tetens-Weibehen. Dennoch ließ ich den Mut nicht sinken, denn der
Eindruck der ganzen Gegend war ein so mediterraner, daß er mich an
die Fundplätze des später zu erwähnenden liwrdus chopardi Adel.
in Südtirol erinnerte und das Vorkommen von kvidus durchaus wahr-
scheinlich machte. Da endlich, nachdem ich wohl über 30 Eetobien
gesammelt hatte, fing ich ein fahl bernsteinfarben aussehendes ©
mit etwas das Abdomen überragenden Elytren — das lang gesuchte!
Was stellte aber nun dies @ vor? Da noch immer kein lapponicus-Q
. gefunden war, so neigteich der Ansicht zu, daß es sich um eine weibliche
Lokalrasse dieser Art handeln müsse. Da aber, bei weiterem Suchen,
fand ich das erste wirkliche /apponicus Q und bald darauf ein weiteres,
die so typisch waren wie unsere märkischen. Also gehörte das vorher
erbeutete, dem Tetens’schen gleichende @ doch einer anderen Art an.
Hätteich also nach Auffindung des ersten Tetens-Q die Suche eingestellt,
so wäre es abermals zu einem Fehlschluß gekommen.
Nun war natürlich der Wunsch nach dem zugehörigen $ ganz
besonders brennend, doch zwang einbrechende Dunkelheit zum Ab-
Vorarbeiten zu einer Monographie des Blattidengenus Ectobius Steph, 105
bruch des Sammelns. Zudem konnte ich die Glieder kaum mehr
rühren, hatte ich doch, auf dem Boden liegend oder knieend,
Quad:atmeter für Quadratmeter eineshalben Waldes durchwühlt. Als
ob Wildschweine dort gebrochen hätten, sah der Boden aus — — —
Am folgenden Tag setzte ich die Suche an der Stelle fort, an der
ich aufgehört hatte. Dort wurde der Wald ganz licht, sodaß die Sonne
reichlich Zut:itt fand. Zunächst begegneten mir wieder einige der
bekannten Arten, dann aber mit einemmale huschte etwas ganz
Zierliches, Bernsteingelbes blitzschnell unter ein welkes Blatt. Es
gelang, das Tier ins Glas zu bringen -— das gesuchte $ war gefunden!
Die sofortige Untersuchung der Drüsengrube nach dem Absterben
des Z ergab deutlich die Zugehörigkeit zu lvidus Fahr. Es gelang nun
in verhältnismäßig kurzer Zeit die Auffindung «rei weiterer Paare,
sodaß das Endergebnis ın vier Paaren bestand, als der ganze Wald
durchsucht war. Hierbei stellte sich heraus, daß -- völlig entsprechend
meinen Südtiroler Beobachtungen mit lividus chopardi —- auch dieser
kvidus mehr Licht und Sonne liebt als die anderen Eitobien, die
zwar auch das tiefe Waldesdunkel absolut meiden, und nur vom
Waldrand aus ein wenig in den Wald hineingehen bezw. lichtere
Stellen derselben aufsuchen, aber direkte Besonnung weniger schätzen.
Nur die flüchtigen Männchen aller Aıten lieben auch die
Sonnenwärme.
Ferner konnte ich beobachten, daß bei lwidus — im Gegensatz
zu lapponicus — auch die 22 fliegen, wie überhaupt die Art die
weitaus flüchtigste ist, sodaß erst eine große Fangtechnik dazu
gehört, um die durch das Laub huschenden und blitzschnell ab-
fliegenden Tiere auch ins Giftglas zu bekommen.
Es leben hier also auf einem Terrain von schätzungsweise 200 m
Länge und 50 m Breite nicht weniger als vier Arten in beiden Ge-
schlechtern bunt durcheinander, die 4 Aıten, die wir nunmehr für
Deutschland reklamieren dürfen. Ich sammelte von lapponicus 1438
9 29, von sylvestris (einschließlich der f. discrepans) 1333 20 28,
von lueidus 5 $S$ 10 22 und von kvidus 4 SS 4 29, insgesamt 79 Exem-
plare.
Zwei lividus-QQ ließ ich am Leben, um Ootheken zu erzielen,
doch waren beide wider Erwarten nicht befruchtet und legten
‘nicht ab.
IV. Neuere Literatur über Ectobius.
1. Adelungf, Contributions ä la Connaissance des Blattaires
palearctiques. Annuaire Mus. Zool. Ac. Imp. Petersburg 1916
p. 243-—368.
Die Arbeit Adelungs wurde mir erst jetzt durch die Freundlichkeit
von Uvarov-London zugänglich gemacht. Veranlaßt wurde sie
dadurch, daß Adelung, wie ich bereits erwähnte,durch Chopard in
den Besitz französischen Materials gelangte.
‘Nach einleitenden Bemerkungen, in denen auch Adelung über
die heillose Verwiırurg im Genus Rctobius klagt, stellt er für E. dusker
7. lieft
106 Dr. Willy Ramme:
Adel. u. Holdhaus das neue Genus Eectobiella auf (s. syst. Teil,
p. 139!), um dann zu dem für ihn noch als ungelöst geitenden Problem
der kurz- und langflügligen 22 vom Typ ‚„lapponicus“ und ‚‚perspr-
cillaris“ zu kommen. Er glaubt das Problem wieder durch Annahme
zweier weiblicher Formen von lapponicus lösen zu können und stellt
einen „Ectobius lapponicus 9 f. perspicillaris (Herbst) Adel.“ und
„BE. lapponicus 2 f. hemiptera (Fabr.) Adel.‘ auf. Schon diese Namen-
gebung enthüllt die ganze Unmöglichkeit der Lösung. Dazu gehört
dann natürlich nur ein ‚lapponicus L. &“!
DieAbbildungen 1 (für erstere) und 2 können jetzt als vorzügliche
schematische Darstellungen des lapponicus L.-2 (1), und des sylvestris
Poda-Q (2) gelten. Im übrigen hat es gar keinen Wert, die weiteren
Schlußfolgerungen zu besprechen, da sie sich eben auf ganz falschen
Voraussetzungen. aufbauen. Schade, daß der zu früh verstorbene,
stets vorzüglich und peinlich genau arbeitende Adelung nicht damals
schon die beiden $4 seiner Weibehenformen kannte, denn einerseits
liegt dadu.ch das große, wertvolle Material des Petersburger Museums
brach, an das, wenigstens vorläufig, nicht heranzukommen ist, anderseits
stellt nun Adelung infolgedessen seine neuen ‚‚Varietäten“ aus dem
Chopard-Material zur falschen Art.
Ich komme darauf im nächsten Kapitel über die Synonymie
(p. 109) zurück, wie auch auf die neu beschriebenen Formen von
„lapponicus“, Iiwvidus“,, und „vittiventris“.
2. Lucas, J. W. A Monograph ofthe British Orthoptera. London
1920, 264 S., 25 Tafeln. (In der Bibliothek des Dahlemer Entomolog.
Instituts.)
Das Buch hat hier nur soweit Interesse, als es die Gattung ‚„Ec-
tobius“ behandelt. Außer E. panzeri kennt Lucas nur noch „‚lapponzcus
L.‘“ und ‚„‚perspieillaris Herbst“, was also sylvestris Poda und lapponicus
L. bedeutet. Aus den Pronotumzeichnungen auf p. 64, die leider
recht dürftig sind, scheint mir aber doch hervorzugehen, daß Lucas
auf dem richtigen Wege war, denn er spricht vom lapponicus- und
vom perspicillaris-$. In der Beschreibung sagt er jedoch nur (bei
ersterer): „‚pronotum dark, or even black, with pale pellueid borders“
und (von letzterer) ‚„‚pronotum reddish ochre, with sligthly darker
marks on the disc, and pellueid margins.“
Fs scheint, daß in England das lapponicus-S ein etwas aufgehelltes
Pronotum hat, welcher Umstand Lucas zu Hilfe gekommen ist.
Aus den schlechten Abbildungen kann man nichts Sicheres feststellen,
wie denn überhaupt gesagt werden muß, daß die farbigen Bilder des
Buches, insbesondere der Ectobien, derart unter aller Kritik
sind, wie ich sie selbst in den primitivsten älteren Werken nicht an-
getroffen habe. Die Originale können wohl schon nicht gut gewesen
sein, aber die Reproduktion hat ihnen noch den letzten Rest von
Erkennungsmöglichkeit genommen.
Von Interesse sind die vielen Fundorte von panzeri; die der beiden
anderen Arten sind wieder durch Fehlen der Geschlechtsangabe
entwertet,
Vorarbeiten zu einer Monographie des Blattidengenus Ectobius Steph. 107
3. Fruhstorfer f, Die Orthopteren der Schweiz und der Nachbar-
länder auf geographischer sowie oekologischer Grundlage mit Berück-
sichtigung der fossilen Aıten. Archiv f. Naturgesch. 1921. A.5,
262 8.
Auf die umfangreiche Arbeit Fruhstorfers komme ich vielleicht
anderen Oıts zurück, da sie — trotz unleugbarer Verdienste — zu
schärfster Kritik herausfordeıt urd Schaden durch sie verhütet
werden muß. Dasin der Gattung ‚Ectobius“ durch falsche Auffassungen
und Leichtsinn angerichtete Unheil will ich jedech schor an dieser
Stelle gutzumachen suchen.
Ich hatte einen Teil des Materials zur Bearbeitung in Berlin,
und mußte es auf Bitten Fruhstorfers — wegen seiner Übersiedlung
nach München — vorzeitig zurückgeben. Meine ausdrücklich als
unverbindlich gekennzeichneten Mitteilurgen hat der Autor teils
falsch aufgefaßt, teils aus Eigerem ‚„verbesseıt“ (Fall ‚„lucdus“!).
Über Ectobius lapponicus L. ist nichts Wesentliches zu sagen,
dagegen über die anderen Species.
Ectobius nigrus (sie!!) = Ectobius niger Ebn. ist zu streichen,
da er in der Schweiz nicht vorkommt; es handelt sich in diesem Fall
um eine lapponicus-Rasse (vgl. System. Teil p. 117 und 120). Nigrus
statt niger erklärt manches!
E. lucidus Hgb. (recte E. sylvestris Poda). Der ganze Abschnitt
ist am besten als nicht veröffentlicht anzunehmen, da, abgesehen
von dem Fehlgriff inbezug auf den Namen, die eigentlichen sylvestris-$&
Hgb. mit größter Wahrscheinlichkeit verkannt worden sird. (Näheres
im syst. Teil p. 125). .
E. neolividus Ramme u. Fruhstorfer (= E. vittiventris Costa)
Syst. Teil, p. 131.
E. vittiventris Costa sind möglicherweise Stücke von lividus
Fabr., jedenfalls nicht die angegebene Art (Syst. Teil p. 131).
E. lividus. Ich habe leider keine Notiz, ob das von mir seinerzeit
als „Iwvidus‘‘ bezeichnete Exemplar ein $ war; in diesem Fall würde
heute die Untersuchung der Drüsengrube, deren Bedeutung ich damals
roch nicht kannte, Aufschluß geben, ob es sich wirklich um livrdus
gehandelt hat. Das Aussehen entsprach jedenfalls völlig dieser Aıt,
sonst hätte ich nicht den Vergleich mit der Fabricius-Type gezogen.
Die anderen eıwähnten Stücke sah ich nicht.
E. punctatissimus Ramme. Ich halte das Vorkommen dieser
mediterranen Aıt (Dalmatien, Wallis) im Jura für ausgeschlossen;
es liegt zweifellos eine falsche Bestimmung (oder Bezettelung?) vor.
Daß die Art als Imago überwintern sollte, wäre für einen Ectobius
etwas völlig Neues.
E. panzeri. Die Feststellung der Aıt im Wallis ist bemerkens-
wert; sie ist wohl auch aus anderen Teilen der Schweiz zu erwarten.
E. nicaeensis Bris. Die (von Brunner übernommene) Syno-
nymie von tridentina Targ.-Tozz. ist aus der Origiralbeschreibung
keineswegs mit Sicherheit zu ersehen. Ob das eine g, von Frey-Geßner
im Wallis gesammelt, wirklich nicaeensis ist, muß gleichfalls erst
7. Heft
108 - Dr. Willy Ramme:
genau festgestellt werden. Spaßig ist die Angabe von „Bormans
teste Azam“, daß die Art bei Nizza ‚vom 15.—30. IV. am Fuße von
Olivenbäumen und vom 1.—15. VII. auf Sträuchern“ vorkommt.
Die Tiere besitzen offenbar einen Taschenkalender. Die — bei den
Gewährsmännern — cum grano salis ernst zu nehmende Angabe
könnte auf zwei Generationen schließen lassen, deren Auftreten
bisher allerdings für keinen EBctobius erwiesen ist.
Ich hoffe, das gesamte Fruhstorfersche, im Museum Zürich be-
findliche Material sowie auch das des Museums selbst später zur Durch-
arbeitung zu erhalten.
4. Chopard,L., Faune de France: Orthopteres et Dermapt£res.
Avec 466 Figures. Paris (Lechevalier) 1922.
Einesehr verdienstliche Arbeit, mit guten Zeichnungen! Die Gattung
Ectobius ist leider nach dem alten Standpunkt behandelt, da der
Verfasser, wie er mir brieflich mitteilte, zu seinem Bedauern meine
„Orthopterologischen Beiträge“ nicht rechtzeitig erhalten hätte.
Wir finden ‚also ‚perspicillarss Herbst“ wieder als ‚Form‘ des
lapponicus-Q, während als eigentliches lapponicus-Q wieder das zu
sylvestris gehörige figuriert. EB. Iiwidus dagegen ist offenbar richtig
erkannt, wie man aus der Abb. 44 und der Beschreibung entnehmen
kann. Die ‚var. brevipennis Br.“ dürfte verkannt sein, da sie unter
Iividus, aber seltener, vorkommen solle. Wie ich später nachweisen
werde, sind Brunners Exemplare seiner ‚var. brevipenmis Br.“ 22
von albieinetus. Betreffs vittiventris ist Chopard sehr vorsichtig und
meint in einer Fußnote auch, daß bei Adelung (in der von mir unter I
besprochenen Arbeit) statt dieser Art lividus zu setzen sei, da er ja
selbst zugäbe, vittiventris nicht aus eigener Anschauung zu kennen.
Ich kam, unabhängig von Chopard, zum gleichen Resultat (p. 127).
Über panzeri und nicaeensis ist nichts Besonderes zu sagen.
IV. Die Synonymie in der Gattung.
1. Bctobius lapponicus L., erythronothus Burr., sylvestris
Poda (mit f. diserepans Adel.) und lucidus Hgb..
Ich behandele diese Arten gemeinsam, da sie sich, zum Teil nur in
einem Geschlecht beschrieben, unter den verschiedensten Synonymen
verbergen. Die Erkenntnis der genannten Aıten und ihrer Formen
löst zahlreiche Schwierigkeiten in der Beurteilung späterer abermaliger
Beschreibung und Neubenennung mit einem Schlage, wobei der an-
gebliche ‚„Dimorphismus“ der lapponiceus-QQ eine besonders große
Rolle spielt.
Als mit Recht von jeher schon für synonym zu lapponicus
gehalten kann weiterhin nıgrofusca De Geer gelten, während meine
Untersuchungen erwiesen haben, daß kemiptera Fabr. et auctorum,
synonym zu sylvestris Poda ist, welch’letztere selbsteehemals,als synonym
zu lapponicus L. galt, daß ferner perspserllaris Herbst (als 9 von
lapponicus) synonym zu dieser ist. Das Gleiche gilt von concolor Hgb:,
dessen Beschreibung genau auf das lapponzicus-? paßt, während die
Vorarbeiten zu einer Monographie des Blattidengenus Eetobius Steph. 109
Abbildung dies weniger tut, was jedoch bei der damaligen Technik
nicht viel sagen will. Wie ich nachher zu erweisen suchen werde, ist
anstelle sylvestris f. helvetica bezw. lucida Hgb. ‚f. discrepans Adel.“
zu setzen und lucidus Hgb. als eigene Art aufzufassen.
Die größte Ausbeute an Synonymen bietet Stephens in seinen
1835 erschienenen ‚„Ilustrations oft British Entomology.“ Er hat,
wie so Viele, seine Beschreibungen meist nach Einzeltieren und nach
einem Geschlecht (das er nicht einmal angibt) angefeıtigt. Nach
Burr (Orthoptera of Western Europe‘) und Lucas (l.c.) kommen
in England nur die 3 Arten (Namen nach dem heutigen Stand unserer
Kenntnisse!) lapponicus, sylvestris und panzeri vor; es scheint jedoch, »
als ob Stephens auch kvidus vor sich gehabt hat (s. später). Es würde
zu weit führen, meine im Folgenden dargelegten Auffassungen der von
Stephens beschriebenen ‚Arten aus den Diagnosen eingehend
zu erläutern, ich begnüge mich daher mit kurzen Angaben. Die von
mir hinzugefügten Angaben desGeschlechts gehenausden Beschreibungen
mit einiger Sicherheit hervor.
1. pallens Stephens bezieht sich wohl ohne Zweifel auf lapponicus-
dd mit bräunlich oder gelblich aufgehelltem Pronotum (,thorace
flavo testaceo lurido“), und zwar nur auf individuelle Ab-
weichungen, da bisher aus Nordeuropa keine hellschildige Rasse
bekannt geworden ist und dort auch nıcht vorkommen dürfte. Wir
müßten solche Stücke als Japponveus f. $ pallens Steph. bezeichnen.
Der hierfür von einigen Autoren gebrauchte Name ‚,‚f. pallida Steph.“
dürfte hinfällig sein (s. unter 7!). Der Vergleich mit lucidus Hgb.
paßt sehr schlecht.
2. lapponicus L. = lapponicus L. d und = sylvestris Poda 9.
3. perspieillaris Herbst (2!) = lapponicus L.
(4. panzeri Stephens.)
5. nigripes Stephens ($!) = sylvestris Poda.
6. Iividus (Fabr.) Stephens (2!) könnte sehr gut auf lucidus
Hgb. passen, doch ist es noch fraglich, ob diese Art in England vor-
kommt.
7. ?pallida Stephens, deren zweifelhafte Natur der Autor
durch das Fragezeichen selbst andeutet, dürfte entweder eine etwas
abweichende Lokalrasse des lapponicus-Q sein, wie auch Adelung
(Contributions 1916 p. 255) annımmt, indem er sie zu ‚„‚perspscillaris
Herbst‘ stellt, — doch paßt die Beschreibung auch nicht schlecht
auf vidus Fabr., dessen Vorkommen in England allerdings erst nach-
zuweisen wäre. Daß die Blatta germanica de Sinety = E. lucidus
zu setzen ist, begründe ich näher bei dieser Aıt (p. 127). Hierher gehört
auch Phyllodromica pallida Fieber, die der Autor selbst mit
Hagenbachs Abbildung vergleicht. —
In den Horae Soc. Ent. Ross., Bd. XXXVII, 1907 stellt
Shugurow eine „B.-perspicillaris 2 f. lapponicordes“ auf. Der
betreffende Absatz lautet in der Übersetzung aus dem Russischen:
„Eetobia perspicillaris Herbst. Die typische Form ist bis
jetzt noch nicht gefunden worden. Dagegen gelang es mir, im Walde
7. Heft
110 Dr. Willy Ramme:
von Birsula (Südrußland, d. Verf.) im Ananajewa-Kreise im Jahre
1905 eine Varietät von einem 9 zu fangen, welches It. liebenswürdiger
Mitteilung von N. N. Adelung zu jener Form besonderer 92 gehört,
die durch die Färbung der Elytren an Ectobia lapponica erinnern.
In der Arbeit von Adelung über die russischen Verschiedenheiten
von E. perspicillaris (Horae 1904), wo ebenfalls die Frage der Färbung
untersucht worden ist, werden u.a. auch diese 9? erwähnt, welche
meinen von Birsula ähnlich sind: „entweder sind dieselben Varietäten
von E. perspicillaris, deren $& höchst selten sind, und sie pflanzen
sich mit QQ von lapponica fort, oder aber wir haben es mit einer zweiten
. weiblichen Form von lapponica zu tun, welche namentlich durch die
Gestalt der Elytren beträchtlich von der typischen Form abweicht“,
und ich nehme an, daß wir es hier gerade mit dieser zweiten weiblichen
Form von E. lapponica zu tun haben. In Birsula gelang es mir nicht,
das Vorhandensein von lapponica-I3& festzustellen, aber dafür fand
ich in Bessarabien im Kreise Orgejew (bei Resini) Z. lapponica und
perspicillaris Q var. lapponicoides (nom. nov.). Im Kreise
Belezk (Bessarabien) wurde von mir ebenfalls das Vorhandensein
von E. lapponica festgestellt (s.a. Russ. Ent. Anz. V, p. 36). Solch
gemeinsames Vorkommen von E. lapponica und der var. lapponicoides,
nicht an den Grenzen der Ausbreitung von E. lapponica und perspicilla-
ris, bekräftigt, wie es mir scheint, die Vorstellung eines weiblichen
Dimorphismus von E. lapponica.“
Also auch hier wieder die alte Fabel, weil Shugurow ebenfalls
die beiden $& nicht zu trennen vermochte. Adelung erwähnt in den
„Contributions“ 1. c. p. 252 diese Form, die nun also der Synonymie
anheimfällt, indem sie das eigentliche 2 von lapponicus darstellt,
während Shugurows vermeintliches zu sylvestris gehört. —
Ich komme nun auf die ‚Varietäten‘ von lapponicus ih der bereits
im Kapitel III gewürdigten Arbeit von Adelung (Horae 1917) zurück.
a) E. lapponicus var. burri var. nova.
Sie ist nach einer Serie von 23d& und 9 9Q aus Ungarn „Banat,
desert. Deliblat‘“ beschrieben und gehört ohne Zweifel zu dem hell-
schildigen lapponicus-Verwandten erythronotus Burr. Sie stellt eine
Lokalrasse dieser Art dar, und unterscheidet sich von ihr nur durch
nicht rötlich- sondern graugelbe Pronotumscheibe. Auch die Ver-
längerung der Elytren über das Abdomen hinaus ist bei dem 9 typisch.
b) E. lapponicus var. discrepans var.nov. Wie ich später nach-
weisen werde, ist discrepans die helle Form von sylvestris, die ich
in den „Beiträgen“ als f. helvetica Hgb. bezeichnet hatte.
c) E. lapponicus var. picta nov. var. ist synonym zu E. lucidus
Hgb., dem & zu helveticus Hgb., in der Veröffentlichung Hagenbächs
vor diesem letzteren stehend und daher mit seinem Namen bevor-
rechtigt. Auch darüber bringe ich im systematischen Teil Näheres.
2. Ectobius lividus Fabr.
Daß der Name kividus allmählich zum Sammelbegriff bei allen
späteren Autoren geworden ist, habe ich in den „Beiträgen“ durch
Vorarbeiten zu einer Monographie des Blattidengenus Ectobius Steph. 111
Herausziehen des eigentlichen lapponicus-2 (‚‚perspieillarıs Herbst‘)
bereits erwiesen und bringe im systematischen Teil dieser Arbeit ncch
zahlreiche weitere Beispiele, da neben den genannten vor allem sämtliche
einfarbig gelblichen Eetobien stets als ‚‚Ividus““ bestimmt wurden.
Der kwidus (bezw. livida) aucetorum enthält — bis jetzt — 8 (!!)
verschiedene gutfundierte Arten, nämlich außer demeigentlichen
lividus Fabr. und dem lapponicus 2: lucidus Hgb., corsorum m., vitti-
ventris Costa, punctatissimus m., vitreus m. und kraussianus m.
Ectobia tridentina Targ.-Tozz. Diese auch schon Brunner un-
erkennbar erscheinende Aıt wird wohl ewig unklar bleiben. Brunner
sagt (Prodromus $. 34): ‚„Targioni-Tozzetti gibt die Diagncse einer
E. tridentina aus Trient (Bull. soc. ent. Ital. XIII, 1881, p. 180) welche
der mir unbekannten E. flavocincta nahe stehen und die Statur der
E. ericetorum Wesm. haben soll. Die Diagnose ist viel zu unvollständig,
um bei der Subtilität der Unterschiede in diesem Genus die Spezies
erkennen zu lassen. Sie scheint am besten mit E. nicaeensis Br. zu
stimmen.“
Daß tridentina als Synonym zu letzterer Art in Frage kommen
könnte, glaube ich bei der ganz nach Südwesteuropa weisenden Ver-
breitung von micaeensis nicht, zumal ich selbst die Umgebung von
Trient genau, doch ohne Erfolg durchforscht habe. Ferner sind auch
in der Beschreibung Unstimmigkeiten; die wesentlichste Angabe,
nämlich dieSchwärzung der Radialader (,‚vena scapularis‘‘) spricht
vollkommen gegen nicaeensis, weist aber dafür mit umsso größerer
Bestimmtheit auf einen Ectobius der Arten sylvestris oder lapponicus,
bei denen diese Schwärzung typisch ist. Albieinctus, bei dessen & dies
ebenfalls zutrifft, scheidet aus, da die übrige Beschreibung nicht paßt.
Es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit nach um eine kleine, fahle
Lokalrasse einer der erstgennnten beiden Arten. Der Hinweis auf
verwandtschaftliche Beziehungen zu der nordamerikanischen
flavocincta Scudder (eine andere flavocincta kenne ich nicht) ist ebenfalls
nicht verständlich.
Da nach Angabe des Autors die Typen im Museum in Florenz
aufbewahrt werden, wandte ich mich brieflich dorthin, erhielt jedoch
keine Antwort. —
Über die Synonymie der übrigen, weniger weit verbreiteten und
nicht so variablen Arten finden sich im „‚Systematischen Teil‘ nähere
Angaben.
Systematischer Teil.
Der Formenkreis des Ectobius lapponicus L. (s. lat.).
Blatta lapponica L. Faun. Suec. und System. Nat. 1745.
Ectobia perspicillaris Herbst. Fuessly, Arch. 1786.
Blatta nigrofusca de Geer. Mem. III 1773.
— lapponica Zett. Orth. Suec. 1821 .
— concoJor Hgb. Symbol. 1822
7. Heft
112 Dr. Willy Ramme:
— lapponica Charp. Horae ent. 1825.
— lapponica Phil. Orth. Berol. 1830,
Ectobius lappon’cus Steph. Illust. Br. Ent. 1835.
— '?pallidus Steph. Ibid. 1835.
Blatta lapponıca de Borck. Skand. Rätv. Ins. 1848,
— lapponica Fisch. Orth. europ. 1853.
Ectobia lapponica Brunner. Blattaires 1865.
— lapponıca Willemse. Orth. Neerland. Tijdskr. £. Entom. 1907
Ectobia perspicillaris var. lappomicoides Shugurow. Horae Soc
Ent. Ross. XXXVII, 1907.
Ectobius lapponicus Q £. perspieillarıs (Hei bst) Adehına# Cont:i-
butions usw. ° Annuaire Mus. Zool. Petersburg 1916. :
Ectobia livida auctt.
Der Kreis des Ectobius lapponicus L. (im weitesten Sinne) wird
eindeutig charakterisiert durch den bekannten Typ der Männchen
(verwaschener Discus pronoti!), die sich durch die Ausbildung
einer gleichartigen, nur in der Größe schwankende Drüsen-
grube auszeichnen, und durch die Gleichartigkeit der zugehörigen,
Weibchen, die den Typ der ehemals zuerst von Herbst als: perspi-
cillaris beschriebenen Weibchen tragen, also von schmutzig-gelblicher
Färbung sind, unverkürzte (gegenüber sylvestris) Elytren mit ver-
waschenen Flecken längs der Radialader haben und auf der Unterseite
des dunklen Abdomens helle Zeichnungen zeigen, wie sie auf Tafel I,
Fig. 21-—23 »dargestellt sind; _Ootheken glatt (Taf. II Fig. 18).
Die Drüsengrube nimmt ein Drittel ‚Taf. II, 1u. 2) bis ein Fünftel
der Segmentbreite ein und trägt auf dem Grunde ein wohlausgebildetes
Zöpfchen, das die Mitte des “querovalen Spaltes einnimmt, in dem
die Grube nach außen mündet.
Die Erkennung die e: — sagen wir — Gesamttypus des Ectobius
lapponicus macht nicht die geringste Mühe, und man könnte daraufhin
angesichts der großen Variationsfähigkeit zahllose Formen und gute
Rassen aufstellen, die aber vielfach durch Übergö nge verbunden sind.
Doch die Schwierigkeit liegt auf einem anderen Gebiet: auf
der Beurteilung dieser Formen (im allgemeinen Sinne) in syste-
matischer Beziehung.
Es treten nämlich, je weiter wır uns von Nord-Europa are
erst Einzeltiere, dann ganze Rassen mit mehr oder weniger starker
Gesamtaufhellung auf, die ihren s:härfsten Ausdruck in der Um-
färbung der Fronotumscheibe bis zu intensivem Dunkelgelb findet.
Das Merkwürdige und, für den Systematiker, sagen wır Unbequeme
ist nun aber die Tatsache, daß, besonders in Ost- und Südosteuropa,
auf dem gleichen Areal miteinander eine rein schwarzschildige
und rein gelbschildige Form vorkommt, die auch durch weitere eıheb-
liche Färbungsabweichungen und konstante, bedeutende Größen-
unterschiede scharf von einander geschieden sind.
Um zwei besonders markante Beispiele anzuführen: von Herkules-
bad in Ungarn (Mann leg.) stecken im Wiener Museum große Serien
von d& eines sehr großen, schwarzschildigen Ectobius (1,30 cm) und
Vorarbeiten zu einer Monographie des Blattidengenus Ectobius Steph. 113
eines ganz kleinen, gelbschildigen (0,95 cm); beide Formen brachte
vom gleichen Platz — nach Jahrzehnten — in diesem Jahre
Dr. Hering (Zoolog. Museum Berlin) mit. Am Fuße der Witosha
bei Sofia anderseits fand ich 1914, auch in Serien, die d eines ganz
kleinen, rein schwarzschildigen (0,87) und eines mittelgroßen, rein
gelbschildigen (1,07) Ectobius. Die ungarischen wie die bulgarischen
zeigen die gleichen Drüsengruben bei den SS und haben
gleichartige nuı durch die Größe unterschiedene Weibchen!
Jede der vier Formen, für sich betrachtet, würde man als lapponicus-
Rasse bezeichnen, die beiden vom gleichen Fundplatz stammenden,
nebeneinander betrachtet, angesichts ihrer bedeutenden äußeren
Unterschiede aber als verschiedene Arten. Auch der Größenunterschied
der beiden schwarzschildigen von verschiedenen Orten ist enorm:
Herculesbad 1,30, Sofia 0,87 cm.
Nach logisch richtiger und allgemein gültiger Auffassung vom
Wesen der Rassen oder Unterarten, die vicariieren müssen, können
wir die beiden verschiedenen Ectobien eines Fundplatzes nicht als
Subspezies der gleichen Art auffassen, sondern nur als gute Arten.
Welche Möglichkeiten ergeben sich nun? Entweder haben wir es
tatsächlich mit zwei verschiedenen, einander fernstehenden
Arten zu tun, wogegen die morphologische Übereinstimmung und
die lückenlosen Übergänge in anderen Gebieten sprechen, erstere
(einschließlich der Gleichheit der Drüsengruben und Ähnlichkeit
der Weibchen) könnte hierbei als eine allerdings weitgehende und
merkwürdige Convergenz aufgefaßt werden.
Die andere Möglichkeit aber wäre die, daß der Urtypus des
Iapponicus, dessen Entstehungsgebiet hypothetisch in Nordeuropa
angenommen sei, nach Süden fortschreitend eine Spaltung in einen
dunklen und einen hellen Stamm erfahren hat, dessen Glieder in Süd-
und Südosteuropa — nach unseren Begriffen — nur als verschiedene
Arten aufgefaßt werden können, andern Ortes aber als Rassen
gelten müßten. Es wäre dies ein ähnlicher Fall wie der bekannte,
von Ikonnikov von Omocestus viridulus rufipes :Zett. berichtete,
deren artliche Verschiedenheit in ihrem großen europäischen 'Verbrei-
tungsgebiet von keinem Systematiker je bezweifelt werden könnte,
die aber in Sibirien — wenigstens nach Ikonnikov — lückenlos in-
einander übergehen.
Nach dieser theoretischen Erörterung müssen wir aber nun zu
einer praktischen Lösung kommen, die ihrem prinzipiell syste-
matischen Charakter nach keine endgültige zu sein braucht. Ich
möchte aber vorher ausdrücklich bemerken, daß an der
richtigen Erkenntnis der Einheiten als solchen bei keinem
einzigen der im folgenden angeführten genau untersuchten
Stücke zu zweifeln ist und Verwechslungen mit irgend
einer der später. beschriebenen zahlreichen. . hellen
Ectobienarten gänzlich ausgeschlossen sind. ’
Ich werde also alle schwarzschildigen Ectobien, die hier
und da gelbschildige nur als individuelle Abweichungen (f. pallens
Archiv für Naturgeschiehte
193 A. 7. 8 7.Heft
114 Dr. Willy Ramme:
Steph.) hervorbringen, als Ectobius lapponicus L. bezeichnen,
die rein hellschildigen aber als Ectobius erythronotus Burr, d.h.
artlich getrennt, anführen. Wie ich zur Wahl des letzteren Namens
komme, werde ich nachher unter der Besprechung der Synonymie
dieser Gruppe erläutern.
Von der Aufstellung einer neuen Untergattung für diese
Beiden, was bei ihrem gemeinsamen Abstand von den anderen Ectobien
an sich nicht unberechtigt wäre, will ich absehen, eben weil die prin-
zipielle Lösung der systematischen Frage noch nicht spruchreif ist.
Auch innerhalb des Ectobius lapponicus L. sind die äußerlichen
Verschiedenheiten, insbesondere der Sd, teilweise außerordentlich
bedeutend. Vergleicht man beispielsweise einen lapponscus aus Lapp-
land mit einem solchen aus dem Balkangebiet, so würde jeder Syste-
matiker nach der.landläufigen Auffassung sofort für artliche Trennung
plädieren. Nicht so erheblich ins Auge fallend sind die Unterschiede
bei erythronotus Burr; das hängt wohl mit dessen weit engerem Ver-
breitungsgebiet zusammen.
Verwickelt ist auch die Synonymie dieser Ectobiengruppe,
besonders da man, bis zum vorigen Jahre, die beiden sich unter
dem Namen ‚lapponicus“ verbergenden $$ von lapponicus und
sylvestris nicht kannte. Weiter wird die Frage kompliziert durch
viele ungenaue Diagnosen, die nicht einmal angeben, ob beide Ge-
schlechter oder nur das männliche bezw. das weibliche dem
Beschreiber vorgelegen haben. Die Abbildungen sind meist
außerordentlich dürftig.
Es ist also gerade kein Vergnügen, sich mit der Synonymie zu
befassen, und einige für alle Zeiten tote Punkte sind nicht weg-
zuleugnen. Immerhin glaube ich, daß die neuen Erkenntnisse jetzt
doch die meisten Ectobiennamen an die richtige Stelle gesetzt haben.
Die Variabilität prögt sich am schärfsten in der Form und Größe
des — stets mehr oder weniger verwaschenen — Discus pronoti aus,
der nie die Reinheit und Konstanz in Form und weißlicher Um-
randung wie bei sylvestris (Taf. I, Fig. 1) zeigt. Die bereits besprochenen
Figuren 2-5 zeigen die Hauptbahnen, in denen sich diese Veränderlich-
keit bewegt. Dazu kommen erhebliche Größenunterschiede.
Im folgenden führe ich nun sämtliche mir seit meiner ersten
Liste in den „Beiträgen“ bekanntgewordenen Fundorte von lapponicus
an; jedes einzelne der erwähnten Stücke habe ich gesehen. In dieser
Liste sind die Original-Exemplare vieler bereits publizierter Aus-
beuten vertreten, sodaß durch sie, in Gemeinschaft mit den Fundort-
listen von sylvestris und anderer mit lapponicus zusammengeworfener
Arten, die meist unverschuldeten falschen Angaben der Bearbeiter,
die sich nur nach der vorhandenen Literatur richten konnten, richtig-
gestellt sind. Nur diese jetzt bekannten Fundorte können also für die
Beurteilung der geographischen Verbreitung maßgebend sein.
Ich vereinige zunächst sämtliche echten [apponicus-Formen
(also mit Ausschluß von erythronotus), in der nachfolgenden Liste,
Vorarbeiten zu einer Monographie des Blattidengenus Eetobius Steph. 115
hebe dann aber anschließend daraus noch einige besonders markante
Rassen hervor, die sich aus mir vorliegenden Serien erkennen ließen.
Ectobius lapponicus L. Fundorte.
Lappland: Lappland 66—68° (Thurau); Torne Träsk b. Abisko,
Birkenzone (Wettstein 1920, Museen Wien und Berlin).
Norwegen: Sandumsaeter in Krödsherred und Sireosen (Strand);
Norwegen (Mus. Budapest).
Rußland: Walouiki (Velitschkowsky, Mus. Wien u. Berlin);
Sarepta, Derbent (Christoph, Mus. Wien), Chwoynik (Preuß. Forstverw.
in Bialowies).
Deutschland: Ostpreußen: Georgswalde (Vanhöffen); West-
preußen (Museum Danzig): Westpreußen; Hela (Kuhlgatz,
Enderlein); Karwen, Casimirs, Bresin (Enderlein); Damerau, Bachott-
see, Neulinum, . Zarosle (Kuhlgatz); Hoch-Redlau (Kutschkowsky);
Cranz, Sobbin-Kr. Schwetz (Speiser); Tiebenthal b. Marienwerder
(Rehberg); Mark Brandenburg: Triglitz i. a. Priegnitz (Jaap).
Pommern: Cöln i,P. (Menge, Mus. Danzig); Misdroy a. Wollin
(Bischoff, Ramme); Schlesien: Trebnitz (Zacher); Arnolds-Mühle,
Mus. Breslau; Ratibor (Mus. Berlin); Mecklenburg: Mecklenburg
(Rudow); Brandenburg: Sachsenhausen (Pieck); Württemberg:
Leonberg, Hornberg, Hohenrechberg, Hertlichsweiler, Haselta),
Unterbettringen (Spaney); Kressbach, Burgholz, Spitzberg, Schön-
buch u. Hirschauer Berg b. Tübingen (Krauss); Bayern: Traunstein
(Mus. Wien); Marxenhöhe, Hintersee b. Berchtesgaden (Zacher).
Wien und Nieder - Oesterreich: Museum Wien: Bisamperg,
Gutenstein (Kempny), Burgstall, Mauer, Rodaun, Anninger, Mödling,
Weißenbach, St. Veit, Gloggnitz, Baden; Coll. Ebner-Karny:
Böheimkirchen, Payerbach, Bisamberg, Rohrwald, Lobau, Eichkogl,
Lainz, Anninger, Eichberg b. St. Pölten, Straßhof, Sievering, Türnitz,
Schneeberg; Coll. Werner: Dreimarkstein, Plank, Giesshübl, Haim-
burg, Hütten b. Edlitz, Laab am Walde; Coll. Krauss,: Florids-
dorf, Rodaun, Eichkogl, Mödling; Museum Prag: Giesshübl.
Ober-Oesterreich: Molln (Coll. Werner).
Böhmen: Museum Prag: Kr&. Wran b. Prag; Möchenice b.
Prag (Binder); Neuhaus, Turnev, Soveslav (Duda); Königgrätz,
Biechowieze( UZel). Vysoki, Ujezd (Klapalek).
Ungarn: Museum Budapest: O. Sebeshely (Biro), Tatca (Horväth),
Topla (Paganetti), Stalak (Horväth), Arad Kövi Fenyes; Götzenberg;
Budapest (Pavel); Paräd (Horväth), Trenesen (Brancsik), Gyenes-dias
(Horväth); Nagysitke Soos; Koväcspatak (Horväth); Gödöllö (Csiki);
Koritnieza \Mocsary); Pees (Pavel, Horväth); Isaszeg (Kuthy);
Retyerat {?); Coll. Wien: Berlad-Moldautal (Montandon), Mehadia
(Brunner), Domogled (Par&i&); Coll. Ebner-Karny: Schwaben-
berg b. Ofen (Ebner), Theben b. Preßburg, Thebener Kogl (Ebner);
Coll. Krauss: Hereulesbad, Deak-Höhe (Krauss); Schwabenberg
b. Ofen (Ramme); Hereulesbad, Neu-Moldova (Hering 1921).
8%. men
116 Dr. Willy Ramme:
Siebenbürgen: Kronstadt (coll. Brunner), Siebenbürgen. (Pungur;
ex coll. Fieber), Klausenburg (Hermann).
Frankreich: Museum Paris: Chantilly; Bezu- St. Eloi (Eure)
Montmorency (Seine et Oise); Germaine (Ch@ne); Beaune (Cöte d’or);
Monts-sous-Vandrey (Jura). |
Schweiz: Museum Wien: Aargau (Frey-Geßner); Chexbres
(nördl. d. Genfer Sees); Museum Breslau: Mendrisio; Museum
Zürich: Ligornetto-Tremona, Generoso-Crocetta (Fruhstorfer).
Steiermark: Kraubath (Ebner-Karny), Graz (Museum Graz).
Kärnten: LaS5ko (Mus. Wien); Guggenberg (Stadler).
Krain: Wippach (Maidl), Nanos (coll. Brunner).
Kroatien: Fiume (Mann).
Slavonien: Slavon. Waldgebirge (Werner).
Herzegowina: Stola& (Penther).
Bosnien: Serajewo (Brunner).
Dalmatien: Castellastua (Bucchich); Spalato (Mann); Kameno
(Paganetti), Prdworje (Reitter); Savina (Schumacher - Spaney);
Radostac (Hummler).
Serbien: Rado& (Ebner, Werner); Tri Cuke, serb. Balkan (Brunner).
Bulgarien: Rilo (Brunner), Vitosha (Brunner; Ramme 1914);
Rilagebirge (Enderlein 1921).
Montenegro: Komani, Monastir Piva, Cetinje, Meterici Parci
(Schumacher-Spaney); Durmitor (Penthe:).
Macedonien: Orhanie b. Usküb (Apfelbeck); Peristeri, Nikola-
Tal, Kadinatal, Lisec (Doflein).
Albanien: Korab (Ebner); Merdita Oroshi; Zebia (Apfelbeck);
Kula Ljums, Gjalica Ljums, Pashtrik (Alban. Exped.), Rikavac
1300 m, Vunsaj 1400 m, Hani Grabom (Penther), Mamuras, Eichen-
wald (Werner), Maranai 1000 m (Werner), Elbasan (Werner), Sari-
saltik (Muder, coll. Werner. _
Italien: Sizilien (Mann 1858).
Griechenland: Thessalien (Stussiner), Korfu (Erber).
Unter diesem Material lassen sich folgende Rassen erkennen,
von denen ich nur zwei sehr markante und extreme benennen will,
da eine Benennung aller zu weit führen würde.
1. Nominatform: Japponicus lapponicusL.
Hierher gehören alle lappländischen Stücke (außer den im fol-
genden unter 2. aufgeführten, die norwegischen, die russischen (mit
Ausnahme der unter 4. aufgeführten), deutschen, österreichischen
(mit Ausnahme der unter 3. aufgeführten), böhmischen, ungarischen
(mit Ausnahme der unter 6. aufgeführten), Schweizer (mit Ausnahme
der unter 5. aufgeführten) und Steiermärker. In den in der Fund-
ortliste folgenden Ländern ist die Nominatform rein nur ver-
einzelt oder garnicht mehr vertreten.
Kennzeichen des $: Pronotum Taf. I, Fig. 2, Drüsengrube
Taf. IE, Fig: 1.
2. E. lapponicus intumatus m. n. subsp.
Vorarbeiten zu einer Monographie des Blattidengenus Ectobius Steph. 117
338 12% Torne Träsk b. Abisko (Wettstein 1920). Die dg und
auch das 9 sind auf den Elytren und dem Pronotum so mit Schwarz
übergossen, daß das @ sich äußerlich nur durch die breitere weib-
liche Form vom 3 unterscheidet, zumal da die zugespitzten Elytren
den Hinterleib überragen. Drüsengrube Taf. II, Fig. 1.
3. Rasse ($) aus Niederösterreich, z. B. von Rodaun
(Krauss). Kennzeichen des: Kleiner als die Nominatform (1:1,20 cm),
Pronotumscheibe breit verwaschen (Taf. I, Fig. 3), Drüsengrube
Taf. II, Fig. 2.
4. Rasse ($) aus Sarepta. Kennzeichen: Klein (0,95 cm),
hell-graugelbliche Elytren, Pronotumscheibe klein, rund (T.f. I, Fig. 4),
Drüsengrube Taf. II, Fig. 2.
5. Alpine Rasse ($, 12—1600 m) aus der Schweiz (Corno
di Gesero, Monte Boglia, Monte Generoso, Fruhstorfer leg.). Kenn-
zeichen: Klein (0,90 cm), Elytren verdunkelt, Pronotum Taf. I,
Fig. 3, Drüsengrube Taf. II, Fig.2. Von Fruhstorfer fälschlich als
E. niger Ebner bezeichnet. Am Doss dei Morti fand ich in etwa 1700 m
Höhe ein einzelnes $, das durch seine Kleinheit (l cm), die fahlen
Elytren und die oral aufgehellte Pronotumscheibe auffällt. Es dürfte
sich auch hier um eine besondere Rasse der höheren Regionen handeln.
6. Rasse von Herculesbad (Hering) und Mehadia
(Brunner, Mann). Kennzeichen: große SS (1,3), besonders aber
sehr große und breite 29 (1 cm), die größten meines ganzen Materials;
die Elytren überrragen den Hinterleib. $ Pronotum Taf. I, zwischen
Fig.2 und 3, Drüsengrube Taf. I, Fig. 2.
7. Ectobius lapponicus balcani m. n. subsp.
Die kleinste mir bekannte lapponicus-Rasse ($ bis 0,85, 2 bis
0,6 heruntergehend). Verbreitungszentrum: Balkanstaaten.
Kennzeichen: $ Pronotum Taf. I, Fig. 5, Drüsengrube Taf. II,
Fig.2. Die Randader der Elytren ist oft tief dunkel, diese selbst
oft von intensiver gelbbraunem Ton als bei lapponicus. Ich habe
sie in den „Beiträgen“ fälschlich als E. nigra Ebner aufgeführt;
vgl. p. 120).
Fundorte: Siebenbürgen: Kronstadt, Klausenburg (Heımann).
Dalmatien: Radostace (Hummler), Savina b. Castelnuovo
(Schumacher-Spaney). 5
Serbien: Tri Cuke (Brunner), Rado& (Ebner), Stola€ (Penther).
Bulgarien: Vitosha (Brunner, Ramme), Rilo (Brunner), Rila-
gebirge (Enderlein 1921).
Montenegro: Durmitor (Penther); Cetinje, Meterici-Parci,
Komani, Monastir Piva (Schumacher-Spaney).
Macedonien: Kadinatal, Peristeri, Lisee (Doflein), Orhanie
b. Usküb (Apfelbeck), Florina, 800 m (Museum Paris).
Albanien: Merdita Oroshi, Zebia (Apfelbeck); Oroshi (Petrovic);
Sarisaltik (Werner); Kula Ljums, Gjalica Ljums (Alban. Exped.);
Korab (Ebner); Rikavac 1300 m, Vunsaj 1400 m, Hani Grabom
(Penther). In Albanien kommt noch eine zweite, größere, lapponicus
7. Heft
118 Dr Willy Ramme:
genäherte Rasse vor, die Neigung zur Verdunkelung zeigt (Mamuras,
Maranai, Elbasan, Pashtrik; Werner leg. 1918).
Griechenland: Thessalien (Stussiner).
Als reine Stücke der balcanı-Rasse liegen mir 72 SS und 9 99
aus den Museen Wien und Berlin und der Coll. Ebner vor; an den
Grenzbezirken verwischt sich auch die Grenze zwischen ihr und mittel-
großen lapponicus-Rassen.
Einzelexemplare mit bräunlich oder gelblich aufgehellter
Pronotumscheibe, wie sie gelegentlich unter lapponicus vorkommen,
wären als f. pallens Steph. zu bezeichnen (vgl. p. 109). Diese Form
nähert sich stark der folgenden Art, mit der sie ja auch genetisch
eng verbunden ist.
Eetobius erythronotus Burr.
Es ist ziemlich ein Ding der Unmöglichkeit, den für die gelb-
schildige Art vom lapponicus-Typ geltenden Namen herauszufinden,
aus den schon früher angegebenen allgemeinen Gründen betreffs der
Beurteilung der synonymischen Verhältnisse. Man wird sich mit
dieser Erkenntnis abfinden müssen. Ich habe daher den einzigen
Namen gewählt, der sicher diesem Ectobius beigelegö worden ist.
Burr hatte seinerzeit (The Entomol. Record usw. X, 1898 p. 2) obige
Art als E. lappomieus var. erythronotus Br. bezeichnet und, wieAdelung
(Annuaire 1916, p. 258) berichtet, auch seinen E. lapponicus var.
burrı, dener Burr persönlich gezeigt hatte, mit var. erythronotus Br.
identifiziert, obwohl Adelungs Exemplare nicht eine rotgelbe, sondern
eine graugelbe Pronotumscheibe zeigten. So weit darf man in der
Tat die Trennung nicht treiben. Nun weist aber Adelung nach, daß
„var. erythronotus“‘ von Brunner überhaupt keinem Ectobius, sondern
einer Form der Hololampra marginata beigelegt worden ist, als Autor
von erythronotus also Burr zu gelten hat, welche Anschauung ich mir
ebenfalls zu eigen mache.
Diagnose: Vom Habitus des Ectobius lapponieus. Klein bis
mittelgroß. Discus pronoti $ umbrabraun bis rötlich-ockergelb, ein-
farbig, @ nur gelbbraun. Elytren $ gelolich grau, ungefleckt, © zu-
weilen ungefleckt; auch beim @ das Abdomen überragend. Abdomen-
unterseite $ schwarz, © fast durchweg mit kontrastreichen gelblichen
Aufhellungen (Taf. I, Fig.23). Beine $ bräunlich bis tiefschwarz,
Q schmutziggelb. Drüsengrube Taf. II, Fig. 2; Oothek glatt.
Vorliegend 8833 55 29
Gesamtlänge (cm) & 0,88—1,15 2 0,73—0,92
Elytren 0,71—0,97 0,55—0,71
Fundorte.
Wien: Mödling (Brunner).
Ungarn: Mehadia (Mann); Herculesbad, Neu-Moldova (Hering
1921); Orsowa (Brunner, Türk), Räkos b. Pest, Gyö1 (Ebner); Csepel-
Soroksär (Ebner); Also Dabäs (Krauss); Csepel (Biro); O. Sebeshely;
Vorarbeiten zu einer Monographie des Blattidengenus Ectobius Steph. 119
Berzaszka, Bazias (Ujhelyi); K. Megyer, Deva (Horväth); S. Vadkert
(Sztudva).
Siebenbürgen: Siebenbürgen (Pungur); Kronstadt (Usiki).
Rumänien: Comana Vlasca (Montandon), Tultscha (Mann).
Krain: Steinbrück (Erber), Laibach (Stussiner), Nanos (Wett-
stein), S. Canzian, Divada, Dane (Schumache:-Spaney), Planina
(Ramme).
Istrien: Triest (Brunner), Mte. Maggiore (Karny, Werner).
Kroatien: Fiume, Dragatal (Krauss).; Loog, Trenta, am Licht
(Galv.=Galvagni?); Josephstal (Mann).
Hercegovina: Stola& (Penther).
Serbien: Belgrad (Brunner, Pandie).
Bulgarien: Rilo, Vitosha (Brunner, Ramme).
Italien: Col Mogliano (Werner), Gardone, Portese (Ramme);
Rovereto (Cobelli, coll. Krauss); Abruzzen: Terminillo, Leonessa,
La Meta (Ebner).
Südtirol: unterhalb Lavarone (Ramme-Spaney), Bozen (Mann).
Südsehweiz: Wallis (ex coll. Fieber).
Steiermark: Marburg (Brunner).
Von den hier aufgezählten Ectobien weichen die von Also Dabas
(Krauss) und C'sepel-Soroksar (Ebner) zum Teil von der oben gegebenen
Diagnose ab. Das Q der ersteren, der kleinsten von allen, hat nur
etwa körperlange Elytren; unter den $g der letzteren sind auch
dunkelschildige, die wohl einen Rückfall zum Stammvater lapponicus
darstellen. Beide Abweichungen sind aber nur als individuelle zu
betrachten. Entsprechend der hellen f. & pallens Steph. von lapponieus
bezeichne ich solche einzelnen dunkelschildigen Sg von erythronotus
als nigricans m. n. f. &.
Schließlich muß ich noch zweier Serien von 92 meiner Reise-
ausbeute 1921 Erwähnung tun, 4 vom Fuß des Penegal und 7 von
St. Constantin bei Atzwang. Ich kann von diesen nicht sagen, welcher
von beiden Arten sie angehören, da sie von beiden abweichen und die
Jg dazu trotz intensiven Suchens nicht zu finden waren, offenbar,
weil die Jahreszeit für dies viel kurzlebigere Geschlecht schon zu sehr
vorgerückt war. Ich bin wegen dieser Tiere allein dreimal nach
St. Constantin hinaufgefahren.
Siehaben den Typ des erythronotus Q (noch etwas längere Elytren!),
sind aber durch die dunklere Abdominalseite lapponicus genähert.
Das Besondere an ihnen aber ist, daß die 6 Ootheken, die ich in der
Gefangenschaft erzielte, übereinstimmend durch 2 den Zähnchen-
reihen in geringem Abstand parallel laufende Chitinleisten aus-
gezeichnet sind (Taf. II, Fig. 23). Ich kenne solche Ootheken von
keiner anderen Art, will aber zunächst daraus keine weiteren Schluß-
folgerungen ziehen. Erst die Kenntnis der $3 kann sicheren Aufschluß
über die Artzugehörigkeit geben.
Adelungs E. lapponicus var. burri aus dem Banat ist also nunmehr
als E. erythronotus burri Adel. zu bezeichnen, wenn anders es überhaupt
angebracht ist, diese Rasse mit einem besonderen Namen zu belegen
(vgl. p. 110).
7. Heft
120 Dr. Willy Ramme:
Ectobius niger Ebner.
Ectobia lapponica subsp. nigra Ebner, D. Ent. 2.
Dieser von Ebner (nicht Karny, wie ich in den „Beiträgen“
versehentlich angegeben hatte!) nur als Subspezies zu lapponicus L.
aufgefaßte Ectobius hat erst durch die Kenntnis der Form der Drüsen-
grube seinen Charakter als selbständige Art klar erwiesen.
Die Drüsengrube, die ich bei den Typen, 434, untersuchen konnte,
ist die im Verhältnis zur Körpergröße mächtigste von allen be-
kannten Ectobienarten; sie nimmt fast die ganze Breite des Segmentes
ein und ist, von heller Farbe, ‚außerordentlich tief in das schwarze,
spitze Abdomen eingebettet. Ein Zäpfchen ist ‚nicht vorhanden,
dagegen, median verlaufend, eine sattelförmige Erhebung, die die
Grube in zwei Hälften teilt (Taf. II, Fig. 4). Gesamtlänge 7,5—8 mm,
Elytren 7 mm.
Auch äußerlich läßt niger durch seine tief braunschwarze, bei
zwei &S durch unregelmößige, hellere Flecken unterbrochene Färbung
der Elytren und das fast völlig verdunkelte Pronotum in dieser
Beziehung Japponicus "weit hinter sich. Da ich seinerzeit nur die Be-
schreibung dieses Abruzzentieres (gefangen am Terminillo, 2213:m,
6. VIII. 1912) kannte, habe ich in den ‚Beiträgen‘ meine kleinen
verdunkelten Ectobien von der Witosha als ‚‚f. nigra Ebner‘ bestimmt,
wie ich schon bei E. lapponicus balcani erwähnte, zu der letztere
gehören; ebenso fällt also Fruhstorfers famoser ‚Ectobius nigrus““
aus der Südschweiz nicht unter die Ebnersche Art, sondern unter
lapponicus L. |
Neben niger hat Ebner in den Abruzzen, sogar am gleichen
Fundert, auch E. erythronotus Burr erbeutet (s. das.).
Eectobius syivestris Poda und ihre nächsten Verwandten,
Allgemeines.
Ganz ähnlich wie E. lapponieus L. in E.erythronotus Burr einen
ganz nahestehenden, morphologisch nicht unterscheidbaren Ver-
wandten besitzt, hat auch E. sylvestris Poda einen solchen in E.
!ueidus Hgb. Da meine neueren Untersuchungen, worauf ich bereits
hinwies, in der Auffassung der systematischen: Stellung von
lucidus zu sylvestris eine Abweichung von der in den „Orthoptero-
logischen Beiträgen‘ niedergelegten Auffassung ergeben haben, so
ist es notwendig, der speziellen Besprechung einige allgemeine
Erläuterungen vorauszuschicken.
In den „Beiträgen“ hatte ich Hagenbachs ‚, Blatta helvetica‘“ wieder
zu Ehren gebracht, indem ich erkannt hatte, daß aufgehellteQ2 vom
sylvestris-Typ dieser Hagenbach’schen Art entsprechen. und als „‚f. hel-
vetica Hgb.“ zu sylvestris gestellt. Gleich nach Erscheinen der Arbeit
hatte ich dann, nach Erhalt weiteren Ectobius-Materials, gesehen, daß
die in derselben Arbeit Hagenbachs auf der vorhergehenden Seite
beschriebene ‚‚Bletta lucida‘‘ weiter nichts ist als das & zu helvetica.
Vorarbeiten zu einer Monographie des Blattidengenus Ectobius Steph. 121
Von Krauss, dem ich dies brieflich mitteilte, ist infolgedessen in
seinem ausführlichen Referat über meine Arbeit in der ‚Deutschen
Entomologischen Zeitschrift“ (1922) bereits darauf hingewiesen
worden. Es müßte demnach also ‚‚f. lucida Hgb.‘“ heißen statt
f. helvetica.
Auch Fruhstorfer, dem ich gleichfalls darüber schrieb, hat
in seiner bereits erwähnten Arbeit „Die Orthopteren der Schweiz“
davon Gebrauch gemacht, doch in ganz absurder Weise, indem er
nun „Ectobius lucidus Hgb.‘“ als Nominatform statt sylvestris benutzt.
Abgesehen davon, daß letztere die Priorität für sich hat, wäre sein
Vorgehen schon deshalb unsinnig, weil die alte Nominatform zablen-
mäßig das Übergewicht etwa wie 10:1 hat. Doeh ist diese Nomen-
claturfrage an sich nun ganz gegenstandslos geworden, da sich, wie
schon bemerkt, durch meine Reise nach St. Goarshausen a. Rh.
herausgestellt hat, daß E. lucidus Hgb. eine eigene Art darstellt,
allerdings aufs engste verwandt mis sylvestris Poda.
I:h habe nämlich bei Goarshausen an dem auf S. 104 geschilderten
Fundplatz neben typischen sylvestris beider Geschlechter eine Form (9)
mit rötlich aufgehelltem Pronotum der gleichen Größe und außerdem
eine zweite, in beiden Geschlechtern gefunden, deren Q von fast
doppelter Größe ist, eine gelbrötliche, besonders breit weißlich
umrandete Pronotumscheibe mit konstanter Zeichnung derselben,
verlängerte, oft ungefleckte Elytren und ein (vor allem unterseits) auf-
gehelltes Abdomen trägt. Das $ hat das gleiche, nur noch markanter
gezeichnete Pronotum und ist ebenfalls größer als sylvestris. Dies ist
der Ectobius lucidus Hygb. ; die zahlreichen im Aussehen ganz konstanten
Stücke entsprechen völligdem vonSpaney amRosensteinin Württem-
berg gesammelten Paare, das mir die Grundlage zur Erkennung der
Hagenbach’schen Bl. lucida u. helvetica lieferte, nur daß das Einzelpaar
nicht die Möglichkeit der Aufstellung einer selbständigen Art bot.
Hier ‘aber, wo ich ganze Serien der einen wie der andern vorher
erwähnten Form mit aufgehelltem Pronotum auf dem gleichen
Platz nebeneinander fand, beide im Aussehen grundverschieden
und nicht durch Übergänge verbunden, war die Folgerung, daß es
sich um eine besondere Art handelt, ohne weiteres gegeben, da
wegen des gemeinsamen Vorkommens. weder die Annahme einer Sub-
spezies zulässig ist, noch die Ausbildung zweier in der Größe wie
auch Färbung so verschiedener Formen angenommen werden kann.
Zudem ist die eigentliche helle Form von sylvestris, über deren Be-
nennung noch zu sprechen ist, durch Übergänge lückenlos mit
dieser verbunden. Morphologisch ist nämlich der Sache nicht
beizukommen, da selbst die Drüsengrube des /ucidus 5 genau dem
Typ der von sylvestris entspricht und der Habitus des lucidus 2
trotz der längeren Elytren unverkennbar auch der von sylvestris ist.
Näheres folgt dann nachher in den Beschreibungen.
Die Frage, welchen Namen die helle sylvestris-Form führen soll,
ist leicht zu lösen, da sie, wie vorher bemerkt, von Adelung im
Annuaire 1916 aus Frankreich als E. iappon’cus f. discrepans var. nov.
7. Heft
122 Dr. Wiliy Ramme:
bereits beschrieben ist, und zwar unverkennbar, zumal man sich
exaktere Beschreibungen als die von Adelung kaum denken kann.
Daß ich mıt der Trennung dieser von luerdus im Recht bin, bekräftigt
ebenfalls schon Adelung durch die Aufstellung seines lapponicus
var. pieta, der weiter nichtsisö als Hagenbachs lucidus! Die Beschreibung
und vorzügliche Abbildung lassen keinen Zweifel.
So leicht man nun auch die f. discrepans und lucidus aus dem
Goarshausener Material von einander unterscheiden kann, so viel
schwieriger wird dies namentlich bei Einzelstücken anderer Herkunft.
Einmal fällt dort vielfach die Größendifferenz f.rt, indem beispielsweise
in Südtirol das Q von sywesiris und seiner f. discrepans die gleiche Größe
wie lucidus erreicht; es fehlt aber die Gesamtaufhellung des Körpers
und die Elytrenverlängerung. Anderseits kann auch ıucidus an
anderen Orten geringere Größe erreichen als die Goarshausener Stücke
(vgl. unter E. Iucidus). Dann wiederum können discrepans-?Q? genau
die gleiche Pronotumscheibe zeigen wie lucidus (wie Taf. I Fig. 9,
Konvergenz!) und bei trockenem Material kann durch Schrumpfen des
Abdomens Flytrenverlängerung vorgetäuscht werden. Ferner können
— z.B. wieder in Südtirol — neben den normalen, rein schwarzschildigen
JS gelbschildige vorkommen, doch ist dann auf die abweichende
Form und Zeichnung der Pronotumscheibe zu achten (Taf. 1
Fig. 6 und 7). Man sieht, einfach ist die Unterscheidung nicht immer,
doch ist nochmals zu betonen, daß das Durcheinanderleben der
beiden übergangslosen Formen — wie bei Goarshausen — die
artliche Trennung durchaus rechtfertigt und auch verlangt.
Eectobius sylvestris Poda.
Blatta sylWwesiris Poda. Ins. Mus. Graecensis 1761.
— sylWestris Scopoli. Ent. Carniol. 1763.
— hemiptera Fabr. Ent. Syst. II 1775.
— hemiptera Panzer. Faun. German. 1793—1823.
— kemiptera Desmarest. Faune franc. 1820-30.
— hemiptera Charp. Horae ent. 1825.
— hemipters Phil. Orth. Berol. 1830.
Ectobius nigripes Steph. Ill. Briö. Ent. 1835.
Blatta kemiptera Serv. Orth. 1839.
Ectobia lapponicuWillemse. Orth. Neerland. Tidjskr. f. Entom. 1907.
Ectobius lapponicus 2 f. hemiptera (Fabr.) Adel. Contributions etc.
Annuaire Mus. es Fetersburg 191€.
Eciobia lapponica auctt.
Das & unterscheidet sich vom lapponicus-$ durch die tıapez-
förmige, tiefschwarze, scharf abgesetzte und elfenbeinfarben um-
randete Pronotumscheibe (Taf. I, Fig. 1) sowie durch die rundliche,
flache, mit einem Chitinwall umgebene Drüsengrube, deren Grund
glatt und ohne Zäpfchen ist. Die Gesamtfärbung entspricht der von
!apponicus, ist aber, zumal in Deutschland, oft intersiver, mit bräun-
lichem Einschlag. Das @ weicht vom lapponicus-Q, außer ebenfalls
durch das scharf abgesetzte Pronotum, erheblich durch die dem 8
Vorarbeiten zu einer Monographie des Blattidengenus Eetobius Steph. 1923
entsprechende dunkle Gesamtfärbung, und die abgekürzten eiförmigen
Elytren ab. Ootheken stark gerieft (Taf. II, Fig. 19).
Ich bringe im folgenden die mir seit Herausgabe der Liste in den
„Beiträgen“ bekannt gewordenen neuen Fundorte der Art.
Ectobius sylvestris Poda.
Deutschland: Westpreußen: Elbing (Stobbe); Mus. Danzig:
am Bachottsee, Gremenzmühle (Kuhlgatz), — Schlesien: Mus.
Breslau: Schwarzbach i. Isergeb.; Haindorf i. Isergeb. (Stitz). —
Pommern: Bei Misdroy auf Wollin 1921 zuerst von Bischoff-
Berlin die $S, dann von mir beide Geschlechter in großer Menge
gesammelt. — Württemberg: Burgholz, Spitzberg, Hirschauer
Berg b. Tübingen (Krauss); Leonberg, Hornberg, Hertlichsweiler,
Haselbach, Unterbettringen (Spaney); Beilstein (Stadler); Unter-
franken: Kahl, Lohr, Waldspitz (Stadler); Bayern: Hintersee
b. Berchtesgaden (Zacher).
Holland: Coll. Ebner: Leersum (Willemse).
Belgien: Lüttich (de Selys-Longchamps).
Wien und Nieder - Oesterreich: Museum Wien: St. Veit,
Burgdorf, Mödling, Dornbach, Rekawinkel, Mauer, Haimbach, Wiener
Neustadt, Gloggnitz, Baden. Coll. Ebner-Karny: Hameau, Sievering,
Gablitz, Bisamberg, Anninger, Hohewand, Eichberg b. St. Pölten,
Breite Föhre, Helenental b. Baden, Puchberg a. Schneeberg, Küb
und Kreuzberg a. Semmering; Coll. Werner: Weidlingbach, Pernitz,
Hütten b. Edlitz, Frankenfels, Kaltenleutgeben, Giesshübl, Vöslau,
Maria Enzersdorf, Heidenreichstein, Kieneck, Ellenderwald, Türnitz,
Plank, Kutzendorf. Coll. Krauss: Gaden.
Böhmen: Museum Prag: Zawist b. Prag, Breitenbach, Neu-
hütten (Nicker]); Velky Osek b. Prag (Binder); Eger (Gradl); König-
grätz (Uzel); Sobeslav, Neuhaus (Duda); Tfeboß, Ridany b. Prag
ıKlapälek); Eisenstein i. Böhmerwald (Seda); Kru$na Hora i. Erzgeb.
Coll. Ebner-Karny: Königsaal b. Prag.
Ungarn: Museum Wien: Schwabenberg b. Ofen; Museum
Budapest: Stalak (Horväth).
Siebenbürgen: Mus. Wien: Siebenbürgen (Fieber).
Frankreich: Museum Paris: Chantilly; Fontainebleau; Ardentes;
Argens; Montmoreney (Seine et Oise); St. Martin d’Uriage (Isere);
Beaune (Cöte d’or).
Schweiz: Mus. Wien: Aargau (Frey-Gessner), Burgdorf (Meyer-
Dür); Museum Berlin: Pontresina (Thieme); Museum Parıs:
S. Cergues (Valäis): aus Fruhstorfer, Orthopteren der Schweiz:
Jura, Schafmatt (Schoch); Zürich, Dalliken, Glattbrugg; Weiningen;
Strahlegg, Schnebelhorn (Naegeli); Morges, Mornex am Salve,
Thoiry (Museum Genf); Vernier; Siesre (Mus. Genf); Randa (Nae-
geli); Pontresina (Schulthess); Tarasp (Carl).
Tirol: (Nordtirol): Coll.Ebner-Karny: Kitzbühel, Steinach
a. Br. (Wettstein); Museum Berlin: Tschanek und Pöllatal, Hohe
Tauern, 2000 m (Holdhaus). (Südtirol): Museum Wien: Ratzes,
7. Heit
124 Dr. Willy Ramme:
Bozen (Kohl); Südtirol (Targ.-Tozzetti); Coll. Krauss: St. Constantin;
Museum Berlin: Pieve di Ledro, Predazzo (Heymons); Reise
Ramme-Spaney 1921: Penegal, St. Constantin, Seis, Tione,
Monte Rosa, Val di Genova (Fontana huona), Centatal, Carbonare
b. Lavarone, Doss dei Morti. Bis zu Höhen von etwa 1600 m beobachtet.
Kärnten: Coll. Werner: Ossiach (Werner); Museum Wien:
Tarvis; Coll. Puschnig: Klagenfurt; Spitzkofl b. Kirchbach i.
Gailtal; Oberhof i. Metnitztal 1000 m; Gaidrücken 1. Zodental; Schrott-
kogl; Oreinzesattel (Karawanken) 1120 m; Zechnerkogl b. Willersdorf
ı. Glautal.
Steiermark: Museum Wien: Landsberg (Dorfmeister), Marburg,
Steinbrück; Coll. Ebner-Karny: Eggenberg (Karny), Coll.
Werner: @röbming; Coll. Puschnig: Plabutsch; Coll. Stadler:
Graz. Pe
Krain: Museum Wien: Nanos. Coll. Werner: Nanos (Werner);
Museum Berlin: Diva@a (Schumacher-Spaney).
Serbien: Museum Wien: Ilatibor (Pan&i), Crna Prst (Penther).
Die unter ‚‚Tirol‘“‘ erwähnten, von Holdhaus in den Tauern
in 2000 m Höhe gesammelten Sg zeichnen sich durch besondere Kleinheit
(sie sind mit 0,97 cm die kleinsten mir bekannten sylvestris-$3)
und stark verdunkelte, intensiv schwarz gefleckte Elytren aus.
Ectobius sylvestris f. diserepans Adel.
Ectobia sylvestris f. helwetica Ramme. Orthopt. Beiträge 1921.
Ectobsus lueidus Fruhstorfer. Orthopt. d. Schweiz 1922.
Diese durch zahlreiche Übergänge mit der Nominatform ver-
bundene Form zeichnet sich durch mehr oder weniger starke rotbraune
Aufhellung der Pronotumscheibe, besonders beim 9, seltener beim 4,
aus. Die helle Umrandung der Pronotumscheibe bleibt sichtbar;
hat man die geringsten Zweifel, ob das zu bestimmende Stück nicht
vielleicht eine der hellen lapponicus-Formen sein könnte, so gibt beim $
die Drüsengrube sofort Aufschluß (Taf. II Fig. 3). Beim 2 wird man
in dieser Beziehung kaum je im Zweifel sein; eher ist, wie ich bereits
erwähnte, eine Verwechslung mit E. lucidus Hgb. 2 möglich.
Die Neigung zur Ausbildung dieser Form scheint bei nord-
deutschen sylvestris vollkommen zu fehlen; unter sehr großen
Serien aus Misdroy (Pommern) und ‘der Umgebung von Bremen
befinden sich nur Tiere mit tiefschwarzer Pronotumscheibe. Ferner
kommt in Deutschland f. diserepans nur im weiblichen Geschlecht vor,
wieauch Adelung aus Frankreich nur das 9 beschreibt. Erst jenseits
der Alpen scheint auch das $ diese Form auszubilden.
Auf Tafel I habe ich eine Anzahl Pronota der f. discrepans dar-
gestellt, Fig. 10u. 11.94, Fig. 12—14 99. Man erkennt, .daß das Schema
der Zeichnung zuweilen (Fig. 11) stark dem von lueidus (Fig. 7) ähnelt,
doch zeigt das des letzteren niemals so viel Schwarz, wie sich bei %/g
aller discrepans als Rest der schwarzen Scheibe der Nominat- oder,
wie man‘hier wohl sagen kann, Stammform findet (Fig. 12). Be-
merkenswert ist ein d, das ich in Südtirol am Cornetto bei Lavarone,
Vorarbeiten zu einer Monographie des Blattidengenus Ectobius Steph, 125
weit über der Baumgrenze, in 2000 m Höhe fing, leider als einziges
Exemplar. Die Kleinheit (1 cm), fahle, olivgraue Färbung der Elytren
und Beine, sowie ein senkrechter gelbrötlicher Strich durch die grau-
schwarze Pronotumscheibe kennzeichnen diesen auffallenden Bewohner
der höheren Regionen. Dies Exemplar ist völlig analog dem kleinen
fahlen Einzelstück von lapponicus vom Doss dei Morti (vgl. 8. 117
unter No.5).
Neue Fundorte.
Deutschland: Coll. Krauss: Spitzberg b. Tübingen (siehe unter
„Fundorte“); Coll. Zacher: St. Bartholomae b. Berchtesgaden.
Wien und Nied. Oesterreich: Maierling; Burgdorf; Baden; Purkers-
dorf; Rogenhof; Kaltenleutgeben; Hütteldorf (Türk); Coll. Ebner-
Karny: Eichstätt b. St. Pölten, Bisamberg; Coll. Werner: Hütten
b. Edlitz, Plank, Hohe Wand, Gießhübl, Türnitz, Ellenderwald.
Coll. Krauss: Rodaun.
Ober-Oesterreich: Coll. Werner: Grünberg (Werner).
Böhmen: Museum Prag: Königgrätz (Duda),.
Ungarn: Museum Wien: ‘Schwabenberg; Coll. Werner:
Stillfried- Jakobfalva (Werner).
» Frankreich: aus Adelung: (l. ec.) Vernon, Besuchamps, Demont.
Schweiz: Aus Fruhstorfer (Orth. d. Schweiz), daher?: Jura,
St. Prey (Mus. Genf); Genf (Frey-Geßner); Wallis, Sierre (Mus. Genf);
Tourbillon; Tessin: Pedrinate, Ligornetto.
Tirol: (Südtirol): Museum Wien: Schluderbach (Mann),
Franzenshohe (Rebel); Reise Ramme-Spaney 1921: ‚Penegal,
Doss dei Morti, Tione, Carbonare.
Kärnten: Guggenberg, Worstsee b. Klagenfurt (Puschnig).
Italien: Museum Wien: Pisino (Handlirsch).
Krain: Museum Wien: Travnik.
Bosnien: Museum Berlin: Miljevici b. Serajevo (600 m),
Schumacher-Spaney leg.
Serbien: Museum Wien: Urna Prst (Penther).
Ectobius lucidus Heb.
Blatta Thida Hgb. Symb. 1822.
Phyllodromica pallida Fieb. Synopsis 1853.
Blatta germanica de Sinety. Rev. et Mag. de Zool. 1861.
Ectobia sylvestris £. helvetica Ramme 1920.
— livida Zacher. Geradflügl. Deutschlands 1917.
— bivida auctt.
Der Neubeschreibung dieser Hagenbachschen Art lege ich die
Goarshausener Stücke (5 d& 1099), sowie das von Spaney am
Rosenstein (Württemberg) 1908 gefangene Paar zugrunde.
Gesamtfärbung hellbraun mit einem Stich ins Rötliche. Q Pronotum-
scheibe trapezförmig, gelbrötlich, mit breiter 'elfenbeinfarbener Um-
randung; der durchsichtige Pronotumrand nur schmal. Die ‚(mehr
oder weniger verwaschene) Zeichnung der Scheibe besteht in der Harpt-
7. Heit
126 Dr. Willy Ramme:
sache in einer median verlaufenden elfenbeinfarbenen Linie, die sich
analwärts winklig gabelt. Die Hinterecken der Scheibe sind oft in
geringerer oder stärkerer Ausdehnung schwärzlichbraun. Die meist
ungefleckten Elytren zeigen ®/; der Länge von Brust und Hinterleib
zusammen; die Radialader ist bis zur halben Elytrenlänge rostbraun,
selten schwärzlich. Flügel fast ebenso lang wie die Elytren.
Das Abdomen ist oberseits schwarz, bis auf einen schmalen hellen
Hinterrand bei jedem Segment; am Vorderrand stehen in jedem
Segment hellbraune Flecken (Tafel I Fig. 31); s. im Gegensatz dazu
Fig. 30, Abdomenoberseite von sylvestris, bei dem die keilförmigen
Flecken bis zum Hinterrand jedes Segmentes reichen). Zuweilen finden
sich auf dem 5., 6. und 7. Segment rechts und links der Medianebene
weitere verwaschene Flecken der gleichen Färbung. Unterseite des
Abdomens analwärts bräunlich aufgehellt, mit lateralen dunklen
Flecken (Taf. I, Fig. 24), Cerci bräunlich, oberseits mit dunklerer
Mittellinie, doppelt so groß wie bei sylvestris. Subgenitalplatte bis
auf 2 dunkle Punkte am Hinterrand einfarbig hellbräunlich (Taf. I
Fig. 24). Beıne 'ebenfalls einfarbig hellbräunlich. |
d. Pronotumscheibe wie beim 9, (Taf. I Fig. 6), in manchen
Fällen starke laterale Schwärzung zeigend (Taf. I Fig.7). Elytren
ebenfalls ungefleckt. Von der Abdomenunterseite ist außer den hellen
Seitenrändern nur die Subgenitalplatte aufgehellt,
Sehr überzeugend betreffs der Verschiedenheis der Goarshausener
lucidus una sylvestris f. discrepans ist folgende vergleichende Maßsabelle:
lucidus (5 3, 10 2) sylvestris (13 $) u. f. discrepans (14 9)
Gesamtlänge $ 1,34 (durchschnittl.) 1,20 (durchschnittl.)
Gesamtlänge? 0,90—0,98 0,73—0,86
Elytren 9 54 —6,1 3,9 —4,2
Cerei OR. 017 0,12
Weitere Fundorte.
Oesterreich: Coll. Krauss: Husarentempel u. Breite Föhre
bei Mödling (3 22).
Ungarn: Museum Budapest: Fenyöfö. Das Stück (2) gleicht
genau der Hagenbachschen Abpildung, indem auf den letzten Hinter-
leibssegmenten die dunklen Zeichnungselemente nur noch als Punkte
stehengeblieben sind (Taf. I, Fig. 32). In dieser Beziehung besteht
auch große Ähnlichkeit mit der Abbildung der ‚var. pscta‘“ bei
Adelung.
Frankreich: Museum Paris: 834, 492 von Le Rozier; Argens;
For&t de St. Germain. Aus Adelung (l. c.): Fontainebleau, Bourzsy.
Spanien: Museum Berlin: Spanien (Schaufuß), . Dieses
letztere ist das hellste von allen mir bekannten Exemplaren;
der Gesamtton ist bernsteingelb, ebenso die Pronotumscheibe, die
nur einen ganz schwachen Stich ins Rötliche und verschwommen
das gleiche Zeichnungsschema von Fig. 6 auf Taf. I zeigt. Die Form
der Drüsengrube läßt über die Artzugehörigkeit keinen Zweifel,
Vorarbeiten zu einer Monographie des Blattidengenus Eetobius Steps. 127
Verschiedentlich habe ich in Sammlungen lucidus-3$3 fälschlich
als Phyllodromia germanica bestimmt gefunden, meist Exemplare,
deren Pronotumscheibe etwa der auf Taf. I, No. 7 abgebildeten ent-
sprach. Solche Stücke sind in ihrem äußeren Eindruck in der Tat
der obigen Art soähnlich, daß eine Täuschung bei flüchtiger Bestimmung,
vor allem nach Abbildungen, verständlich ist. Hier liegt wohl die
Lösung für die in der Literatur öfters wiederkehrenden Angaben,
daß Phyllodromia in Deutschland stellenweise auch im
Freien lebe. Ich halte letzteres, wenigstens in Deutschland, für
sehr unwahrscheinlich. (Vgl. auchZacher, Geradflügler Deutschlands,
Jena 1917, p. 40-41).
Ectobius lividus Fabr.
Blatta livida Fabr., Ent. Syst. 1793.
Ectobia perspicillarıs auctt.
Der Umstand, daß der Fabricius’sche Typus ein $ ist und bei
dem seinerzeit berichteten Unfall (Beiträge p. 123) außer einem Elytrum
auch das vollständige Abdomen erhalten blieb, hat es glücklicherweise
ermöglicht, daß die Natur dieses Sorgenkindes der Ecetobienforschung
dennoch jetzt einwandfrei feststeht, da die Drüsengrube einen
so ausgeprägten Bautypus zeigt, daß sie die Diagnostizierung jedes
Iiwidus-Stückes ermöglicht. Die Drüsengrube ist beim trockenen
Abdomen flach, glatt, ohne Zäpfchen, und analwärts durch zwei
mehr oder weniger ausgeprägte spitzwinklige, geschwungene
Kiele begrenzt (Taf. II, Fig.5b). Beim lebenden Tier mündet die
Drüsengrube in einem einfachen querovalen Spalt nach außen
(Taf. II, Fig. 5a).
Als Neotypus der Art möchte ich ein $ von Montpellier
(Südfrankreich) vetrachten, das in jeder Weise dem Typen-Torso
gleicht und zu dessen Ergänzung dienen soll. Die Färbung ist
einheitlich strohgelb, die Gesamtlänge 1,01 cm, die der Elytren
0,81 em. Auch Fabricius gikt von lividus an „Habitat in Gallia“.
Als @ dazu paßt in jeder Weise ein Stück „ohne Fundort“,
Gesamtlänge 1,0cm, Elytren 0,8cm; beide Neotypen im Wiener
Museum.
Das reiche Material, das die erwähnte Goarshausener Ausbeute
und die Sendung des Pariser Museums erbrachte, erweist nun deutlich,
daß lividus nicht stets die reine Form des oben beschriebenen Fabricius-
Typus zeigt, sondern auf der Abdomen-Unterseite und, besonders
im weiblichen Geschlecht, auf den Elytren zu einer Fleckenbildung
neigt.
Solche Exemplare (8) haben Adelung (l. c., p. 264) zur Auf-
stellung der, wie ich später nachweisen werde, fälschlich zu vittiventrzs
Costa gestellten Subspecies chopardi Veranlassung gegeben. Ferner
ist nach der Beschreibung nicht zweifelhaft, daß die $$ der ‚‚vitt-
ventris var. chopardi“ zu den 992 der darauffolgenden ‚‚vittiventris
var.“ gehören, wofür auch der Umstand außerordentlich spricht, daß
7. Heft
128 jet Dr. Willy Ramme:-
von beiden ‚Varietäten‘ immer nur das eine Geschlecht beschrieben
ist, teilweise von gleichen Funderten. —
Auch fehlt Iwidus oft die klare Bernsteinfarbe des Fabricius-
Typus, indem leichte Trübungen und ‚sehr häufig eine feine Punk-
tierung auftreten. Erst Serien beider Geschlechter ‘vom gleichen
Fundort (z. B. Royat) ließen diese Veränderlichkeit zu Tage treten.
Einheitlich sind nur die zahlreichen Stücke meiner Südtiroler Aus-
beute, deren Weibchen durchweg stark gefleckte Elytren, die ferner
in beiden Geschlechtern unterseits kräftige Lateralbinden tragen.
Dies ist die Subspezies'chopardi, während Adelungs Einzelstücke aus
Frankreich meist wohl nur als forma chopardi bezeichnet werden können;
Serien von einem Fundort haben Adelung nicht vorgelegen, aus denen
man auf Subspeziescharakter schließen könnte.
Nach dem Gesagten ist es erforderlich, eine ergänzende Be-
schreibung von liwdus zu geben. Ich füge derselben die „f. chopardı“
ein, währendich von der noch ausgeprägteren, das Extrem darstellenden
Südtiroler „subsp. chopardı“‘ eine gesonderte Beschreibung gebe.
1. E. lividus lividus Fabr.
Gesamtfärbung matt bernsteingelb, zuweilen durch feine Punk-
tierung der Elytren getrübt.
& klein, zierlich, schma]- und zfemlich ee Elytren un-
gefleckt; Abdomen auf der Unterseite entweder fast fleckenlos oder
(f. chopardi) mit zwei verwaschenen lateralen Fleckenreihen geziert.
2 von der Größe des lapponscus-Q, jedoch schlanker und durch die
zugespitzten und das Abdomen stets überragenden Elytren hinten
spitzer auslaufend. Elytren entweder ganz klar oder fein punktiert:
oder (f. chopardi) mit kleinen rostbraunen Flecken geziert. Abdomen
unterseits wie beim g, oberseits mit dunklen, durch. die Elytren
schimmernden Querbinden. Ootheken glatt. Flügel in beiden Ge-
schlechtern voll entwickelt, infolgedessen beide sehr flüchtig.
Gesamtlänge d 0,81—1,01, 2 0,99—1,0 cm.
Fundorte.
Deutschland: Bisher nur aus St. Goarshausen a. Rh.
bekannt (4 3d, Ramme 1922; 2 22 Tetens 1890, 4 22 Ramme 1922).
Belgien: Rochefort (3 de Selys-Longchamps).
Frankreich: Museum Wien: Montpellier ($ Brunner, Neotypus);
Museum Paris (z. T. aus den Cell. Chopard und Azam): Royat
533,4 99,19 f. chopards; Rideau SP; Saclas 3 92; Plasac 2; Nantes 9;
Le Deu 229; Meude 99; St. Remy-La Varenne 9, Beaune (Cöte
d’or) 2; Cannes 33&; Callian (Var) 2 92; Bourgougnon {, Draguignan
2 Banyuls 2 (f. chopardi);, aus Adelung (l. c.): 103% (als „viitiventris
var.“ bezeichnet) von Beauchamps, Fontainebleau, Bouray, St. Germain
und Beausset; 15 2?Q von Ginart (Montgeron sous Paris), Beauchamps,
Compiegne, Lardy, Montiers (Savoie) 1500 m, Dourdon, St. Germain,
Bouray, Fontainebleau, Meudon und Beausset;; Museum. Berlin:
Pyrenäen (französ. Seite?), ($ Keitel).
Vorarbeiten zu einer Monographie des Blattidengenus Eetobius Steph. 129
Nordafrika (Algier); Museum Wien: Col des Oliviers 248
Brunner); Philippeville $, St. Charles $ (A. Thery).
2. Ectobius lividus chopardi Adelung
Ectobia vittiventris Dubrony, Ann. Mus. Civ. Genova 1878.
Ectobius vittiventris var. chopardı Adelung, Annuaire 1916.
E. vittiventris var. Ibid.
E. perspicillaris auctt.
Scharf umschriebene Subspezies aus Südtirol, durch die besonders
markanten Lateralbinden der Abdomenunterseite (in beiden Ge-
schlechtern) und die ausgeprägten Elytrenflecken (beim 9) ausgezeichnet.
Das Pronotum läßt bei Lupenbetrachtung scharfe braune Punkt-
flecken erkennen (die auch bei der Nominatform mehr oder weniger
stark angedeutet sind); diese Punktierung beim 2 ist (außer der
abweichenden Abdomenunterseite) ein weiteres Hilfsmittel bei der
Unterscheidung von dem lapponicus-? mit dem es durch die Elytren.
fleckung leicht verwechselt werden könnte.
6) 2
Gesamtlänge (cm) 1,00—1,11 0,9—1,0
Elytren 0,80—0,85 0,75—0,80
| Ich fand bvidus chopardi im August 1921 in Südtirol oberhalb
der Mendel, am Fuß des Penegal (etwa 1400 m!), wo die Art im Vaccinie-
tum des äußeren Waldrandes zusammen mit sylvestris, dessen f. dis-
crepans und erythronotus häufig ist, ferner bei St. Constantin (oberhalb
Atzwang), Carisolo b. Pinzolo, Creto, im Val di Genova (zwischen
S. Stefano und Fontana buona) und $. Giacomo am Mte. Baldo.
Ferner gehören hierher 25%, von mir im Mai 1910 bei Gardone am
Gardasee gesammelt, 192 von Voltaggio in Ligurien (Durieu- de
Bormans leg.) coll. Krauss, ein weiteres $ von Voltaggio des gleichen
Sammlers aus der coll. Brunner-Wien, 1 @ von Vievola b. Tenda,
Frz. Riviera (O. Wettstein-Wien), 2 2Q von Rovereio (Cobelli, coll.
Krauss), 1 2 von Bozen (Oldenberg) und 1 Q aus dem Dragatal
b. Fiume (coll. Brunner).
Vermut!ich gehören zu dieser Subspezies auch 5 kviaus-$g von
Toscana (coll. Brunner), doch ist die sichere Entscheidung nur durch
die 92 (Elytrenfleckung!) zu treffen. |
Die Ootheken, von denen mir 4 Stück vorlagen, die Q2 von deı
Mendel in der Gefangenschaft ablegten, sind ganz glatt, von euwas
speckigem Glanz und bräunlicher Farbe. Länge 0,2—0,3 em (Taf. II
Fig. 22).
3. Ectobius Iividus minor m. n. subsp.
Äußerst ähnlich der vorigen, nur wesentlich kleiner, ist eine mir
vorliegende Rasse von der Insel Elba (Holdhaus leg.). Die
lateralen Fleckenreihen des Abdomens sind nicht scharf ausgeprägt,
sondern verwaschen (Taf. I, Fig. 20). Drüsengrube wie bei den vorigen.
Die Elytren des 2 sind nicht so stark gefleckt wie bei chopardı.
Archiv für Naturgesehichte, ; i 0%
1923, A. T. 9 7. Heft
130 Dr. Willy Ramme:
Typen: 434, 2 29, 4 Larven; davon 299,19, 1L. im Berliner,
die übrigen im Wiener Museum. |
6 ?
Gesamtlänge (cm): 0,94—1,08 0,86
Elytren 0,37—0,81 0,70
Zum Formenkreis des Eetobius lividus gehört auch ‚, Blatta punctu-
lata Fieber“. Dieser sagt folgendes darüber :!)
„Bl. punctulata! Mus. Berol. Gelblich weiß. Pronotum braun
gesprenkelt, Stirne mit 14—16 Punkten in 3 Reihen; m. f. (=, 9)
4L. Portugal. (Ist nicht Gmelins gleichnamige Art in Syst. n. p. 20,
47, 33).
Fieber gibtalsoan, daß zwei Exemplare, in beiden Geschlechtern,
im Berliner Museum vorhanden seien. In der Tat sind im Haupt-
katalog unter No. 206 2 Stücke eingetragen, in der Sammlung jedoch,
die ich gründlichst auf Eetobien durchsucht habe, steckt nur ein
Exemplar ($) mit dem Originalzettel „Punctulata N.. Coimp., Lusit.‘“
Man muß annehmen, daß das @ im Lauf der Jahrzehnte vielleicht
zerfallen und vernichtet worden ist. Auch das & ist in schlechtem
Zustande.
Jedenfalis ist das $ namentiich dem kvrdus minor so ähnlich
(nur etwas dunkler), auch inbezug auf die Unterseite des Abdomens,
und die Drüsengrube zeigt so den Typ von lövidus, daß man „‚punctulate“
wohl als eine lusitanische Rasse dieser Art ansprechen kann.
Ectobius corsorum m. n. sp.
2 unbekannt.
Kleine, zierliche Art, im Habitus und Färbung dem kvidus chopardı
ähnlich, aber dadurch, daß die Elytren im männlichen Geschlecht
längs der Radialader mit mehreren verwaschenen bräunlichen Flecken
geziert sind, sehr gut charakterisiert; die Seiten des Abdomens tragen
oberseits und unterseits mattbräunliche Binden. Pronotumscheibe
gelblichbraun, rundlich. Die Elytren überragen das Abdomen, Flügel
entwickelt.
Die Drüsengrube ist quer, schmal, in der Mitte des Grundes mit
Ansatz für Zäpfchenbildung; nach hinten wird sie durch zwei annähernd
rechtwinklige Kanten begrenzt. (Taf. II, Fig. 10).
Korsika (coll. Brunner) 64; Vizzavona a. Korsika (Hetschko
leg. 3. VIII. 12). 13, 1 Larve.
Maße: Gesamtlänge 0,86—0,97, Elytren 0,75—0,86 cm.
Eetobius vittiventris Costa.
Ectobia livida auctt.
Ectobius neolividus Fruhstorfer, Arch. f. Naturgesch. 1921 p. 78.
Ectobia grandis Ramme, Int. Ent. Z. 1922, No. 23.
Auch diese Art hat von jeher viel Kopfzerbrechen gemacht;
ich habe — nach einem Fehlgriff — erst durch Erkennung des kividus
chopardı dem wahren vittiventris zu seinem Recht verhelfen können.
’) Synopsis, Lotos 1853.
Vorarbeiten zu einer Monographie des Blattidengenus Eetobius Steph. 131
Diagnose von Costa: „Bl. julvo-testacea, antennis pedi-
busque pallidioribus, pronoti lateribus elytrisgque immaculatis
diaphanis, alis intus infuscatis, ventre fusco trivittato.“
In der weiteren Beschreibung wird hervorgehoben, daß die Pro-
notumscheibe gelbrot, die Elytren, viel länger als der Körper, von
fahler Bernsteinfarbe sind, mit etwas erhabener Nervatur, die
ein etwas genarbtes Aussehen der Elytren verursacht. Sie sind
ohne irgend einen Fleck oder schwarzen Punkt. Abdomen
unterseits mit breiten schwärzlichbraunen Längsstreifen,
einem in der Mitte und zwei seitlichen, die in der Nähe
des Anus verlöschen. Brust und Füße blaß gelblich. Weiterhin heißt
es (Übersetzung aus dem Italienischen): ‚Die Art ähnelt in Gestalt
und Gesamtfärbung des Körpers Bl. germanica. Sie unterscheidet
sich besonders durch das absolute Fehlen der beiden schwarzen Binden
auf dem Pronotum und anderseits durch das Vorhandensein der
drei auf dem Bauch. Durch dieses letztere Merkmal, nicht nur
durch die größere Gestalt unterscheidet sie sich von der Blatta
liida oder Varietöt von /apponica, wenn man diese als solche be-
trachten will.“
Fundort: Cusano b. Neapel, nicht selten unter Hecken.
Die große Verwirrung in der Beurseilung dieser Art haben die
von Costa erwähnten Binden der Abdominalunterseite angerichtet.
Es ist nicht zweifelhaft, daß lividus chopardi die Ursache zu allen
Fehlbestimmungen gewesen ist; dieser trägt jedoch nur zwei Binden,
während Costa ausdrücklich bemerkt „trivittato“. Dennoch findet
man in allen Sammlungen als ‚vittiventris“ Lvidus chopardi-Exemplare
bezeichnet, und die Diagnose von vsttiventris hat infolgedessen bei
Brunner eine derart willkürliche Umänderung erfahren, daß er
auf 8.37 des Prodromus sagt: ‚Tota straminea, haud punctata.
Abdomen supra et subtus longitndinaliter bivittatum vel unicolor,
stramineum.“
Dieser Diagnose bei Brunner zum Opfer fallend, habe auch ich
(ebenso wie Adelung) die kwidus chopardı-Tiere zunächst als ‚‚vitti-
ventris‘‘ bestimmt und die eigentliche wittwentris als — „grandis“
beschrieben. Ebenso hat Fruhstorfer, der die gleiche Art im
Tessin fand und mir zur Begutachtung sandte, auf meine Mitteilung,
die Art könnte wohl neu sein, sie gleichzeitig als — „neoli-
vidus Ramme u. Fruhst.‘““ beschrieben.
Nur die von jeher herrschende Scheu vor den schwierigen, flinken
und zerbrechlichen Ectobien gibt — wie für so Vieles — die Erklärung
dafür, daß der Brunnersche Irrtum von so langer Dauer sein konnte.
Vergleicht man einmal die ehemals als vittiventris bestimmten Tiere,
auf die Brunners Diagnose paßt, mit der von Costa, so erkennt
man klar die enormen Unterschiede.
‘ - Um das Wichtigste herauszuheben: vittiventris Costa soll ein
durch Größe lwidus und lapponicus übertreffendes, Phyllo-
dromia germanica 'n Gestalt und Färbung gleichkommendes,
nur durch Fehlen der Pronotumflecken abweichendes Tier sein,
9* 7. Heft
132 > Dr. Willy Ramme:
dessen Elytren von klarer Bernsteinfarbe ohne den geringsten
dunklen Punkt oder Fleck sind. Das allein genügte schon, um den
Abstand der schmächtigen, kleinen, etwas trübfarbigen ehemaligen
„vittiventris“ zu zeigen, bei der jeder Vergleich näher liegt als der
mit Phyliodromia germanica! Dazu konnen dann die zwei Binden
statt der drei. -
Die entstandene Lücke; füllen nun die fälschlich als grandis Ber.
neolividus beschriebenen Tiere restlos aus, denn auf sie paßt die Be-
schreibung von Costa vorzüglich.
Schon der Name ‚‚grandis“, den ich gab, zeigt, daß bei dieser Art
die nötige Größe vorhanden ist, um sie mit Phyliodromia zu vergleichen.
Sie wird in ihren größten Stücken von keinem bis jetzt bekannten
Ectobius erreicht.
Die Diagnose, die ich im folgenden gebe, die prägnanter als
die der synonymen grandis das Wesentliche hervorhebt, zeigt weiter
zur Genüge die Übereinstimmung mit Costa.
„Größter bekannter Ectobius. Gesamtfärbung glänzend gelbbraun,
die durchscheinenden Partien hell bernsteinfarbig. Pronotumscheibe
rund, rostrot, ziemlich scharf abgesetzt. Elytren völlig fleckenlos,
klar durchscheinend, beim & durch erhabene Nervatu: wie 'genarbt
aussehend, das Abdomen in beiden Geschlechtern überragend. Flügel
‚voll entwickelt, beim £ noch etwas länger als die Elytren. Abdomen
beim & auf gelblichem bis rötlichem Grunde durch drei verwaschene
Längsbinden geziert, eine in der Mitte und zwei an der Seite; beim Q
die Binden oft nur durch Reste angedeutet. (Taf. I Fig. 16 und 25.)
Die Gestalt des Q ist charakteristisch: breit eiförmig und durch die
Elytren hinten zugespitzt erscheinend. Fühler, Beine und Cerci
gelblichbraun.
Drüsengrube des eine einfache, ziemlich große, quere Höhlung,
deren Wände mit feinen Härchen besetzt sind. Bei den Tirole: Stücken
ist der Rücken vom Drüsensegment incl. analwärts vom dunklen
oralen Teil hell abgesetzt (Taf. II, Fig. 6). Die abweichende Angabe
von Costa „Abdomen auf dem Rücken ohne irgend einen Fleck“
findet ihre hinreichende Erklärung in der Aufhellung, die der viel
südlichere Fundort mit sich bringt. Schon die Triester Stücke sind
heller als die Südtiroler und Schweizer; Abdomen des 9 oberseits
schwärzlich. Übrigens gibt auch Costa, wie leider so viele, nicht die
Merkmale der Geschlechter getrennt an; es scheint überhaupt,
daß ihm nur das 3 bekannt geworden ist.
Ootheken, von denen mir 5 vorliegen, schwarz, infolge sehr
feiner Längsrippung seidig glänzend, 0,41—0,5 cm lang (Taf. I,
Fig. 20). Vom hellen Körper des Weibchens kontrastieren die heraus-
ragenden schwarzen Ootheken in auffälliger Weise.
Fundorte: St. Constantin, Tione, Creto, Mori- Brentonibo! Centatal,
Caldonazzo, 1238, 3899 Ramme- Spaney leg. Aug: 1921: Salö
2. Gardasee, & Ramme leg. 1910; St. Constantin, Völs, 4dd 699
Krauss leg. 1900 bezw. 1871; Bozen, 809 Oldenberg leg. 1896;
Unmig. von Ligornetto (Meride, 'Arzo, Tremono), Suglio, Dti‘ Vecchia,
Vorarbeiten zu einer Monographie. des Blattidengenus Ectobius Steph. 133
Generoso-Crocetta, Passo Lairolo Fruhstorfer 238 10 O2 leg. 1919;
Tessin 2 Frey- Geßner, leg.; ‚Triest 1$ 12 Graeffe leg. 1905;
Monte Maggiore 1Q leg. Karny 1911; Veluchi, Griechenland 1 Q
Krüper leg.
Die Art ist also bisher von der Südschweiz, Südtirol, Italien
und Griechenland bekannt, mithin mediterranen Ursprungs. In
Südtirol fand ich sie mit Vorliebe unter Gebüsch (z. B. Erlenbüschen
im Centatal, Hasel bei Caldonazzo), unter Hecken (bei Creto und
Constantin), im Laub an lichten Waldrand (bei Tione), im Vaccinietum
unter Eichengebüsch (bei St. Constantin), oft zusammen mit anderen
Arten, von denen man sie auf den ersten Blick unterscheiden kann.
Gesamtlänge: $1,26—1,45 (!); 21,04 —1,23 cm.
Elytren: 4.1,09—1,23; 2 0,91—1,0 cm.
Das oben bei Angabe der Fundorte erwähnte Exemplar von Nald
ist ein historisches: es is: das in meinen „Ergebnissen einer Reise nach
Öberitalien und Südtirol“, Berl. Entom. Zeitschr. 1911 p.13 be-
schriebene ‚‚E. lapponiica f. pallida Stephens‘, mit dem ich seinerzeit
nichts anzufangen wußte undes daher an Shelford sandte, der ihm
nach dem damaligen Stand der Kenntnisse obige Bestimmung gab.
Ectobius punectatissimus Ramme.
Ectobia punctatissima Ramme, Int. Entom. Zeitschr. 1922, No. 23.
— livida auctt.
Ich wiederhole die Diagnose aus der Int. Ent. Zeitschr. mit einigen
notwendigen Veränderungen:
„Größere Art, durch die auf matt gelblichbraunem Grunde in
ihrer ganzen Ausdehnung mit feinen dunkelbraunen Punkten über-
säeten Elytren scharf gekennzeichnet. Pronotum breit, Pronotum-
scheibe rund, größer als bei wsttwventris, rosteot, mit verwaschenen
Rändern. Elytren, (die das Abdomen überragen) etwas milchig getrübt,
Flügel entwickelt. Abdomenfärbung charakteristisch: & oberseits
gelblich, unterseits kastanienbraun mit gelblichen Seitenrändern
(Taf. I Fig. 17), 2 Segmente oberseits kastanienbraun mit hellgelblichem
Hinterrand, unterseits ähnlich dem £ (Taf. I Fig. 26). Cerci und Beine
hellgelblichbraun.“
Die Bemerkung ‚verwandt mit grandis (d.h. jetzt =vittwentris)“
habe ich gestrichen, da die Form der Drüsengrube dem durch-
aus widerspricht. Diese ist sehr klein; sie nimmt kaum ein Fünftel
der Abdominalbreite ein, trägt auf dem Grunde ein kleines borstiges
Zpichen und läuft analwärts in eine schmale spitze Falte aus (Taf. II,
8- 7).
ie Art, die Brunner namentlich durch Täubl von Curzola
in Massen erhielt, wanderte fast in alle europäische Sammlungen,
mit denen Brunner Tauschverbindungen -hatte, mit,der Bestimmung
„lwvda‘‘, Dalmatien, Brunner!
Ein Hauptcharakteristikum dieser Art ist die feine Punktierung
der Elytren auf hellem Grunde, die besonders ausgeprägt bei den mir
anfangs nur vorliegenden Curzola-Stücken ist und anderwärts (z. B.
7. Heft
134 | Dr. Willy Ramme:
in Albanien und der Herzogovina) nicht so auffallend ist. Dazu kommen
aber weitere gute Merkmale, die breit hell gesäumte, kastanienbraune
Abdomenunterseite des & (auch beim 9 angedeutet) und eine breite
hell- bis dunkelbraune Binde zwischen den Augen, die
beiderseits durch eine schmale hellere eingefaßt wird, bei
beiden Geschlechtern. Diese Binde fehlt der ähnlichen vzttiventris
völli
Öothek ähnlich gerippt wie die von sylvestris, aber kleiner (0,32)
und hellbraun (Taf.II, Fig. 21).
Fundorte. Dalmatien.: Curzola (Täubl, Erber, Vucovi@),
Lesina (Täubl), Sabioacello (Täubl), Ragusa, Zarina b. Ragusa
Brunner), Kameno (Paganetii), Dalmatien (Brunner, Mus. Berlin,
Stockholm und coll. Krauss); Herzegovina: Zitomislie \Spaney-
Schumacher), Trebinje {Brunner), Herzegovina (Reitter). Albanien:
Merdita (Winneguth), Kula Ljums, Alban. Exped. 1918). Ober-
italien: Recoaro (Brunner), Wallis (Coll.Schoch ‚durch Fruhstorfer)
Die weiteren, auf Grund des einen Wallis - Exemplares, das ich
Fruhstorfer bestimmte, von diesem aufgeführten punctatissimus
berücksichtige ich nicht, da mir inanbetracht des mediterranen
Charakters der Art die Angabe für 14 „Jura“ Zweifel an der richtigen
Erkenntnis der Art durch Fruhstorfer aufsteigen läßt. Ich hoffe,
das gesamte Züricher Material einer Nachprüfung unterziehen zu können.
Insgesamt lagen mir 48348 und 229% vor.
Gesamtlänge (em): & 1,14—1,28 9 0,98—1,03
Elytren 0, 98-1, 10 0,85 —0,94
Ectobius vitreus m. n.Ssp.
Ectobia livida auctt.
— vittiventris auctt.
Eine weitere, oft als ‚Iwrdus““ oder ‚‚vittiventris“ bestimmte Aıt,
infolge ihres einfarbig gelblichen Gewandes bezw. der Lateralflecken
des Abdomens.
Von liwidus durch die langen schmalen Elytren und langen
Flügel, die die Hinterleibsspitze viel weiter überragen, von vsttiventrıs
durch geringere Größe und mattere Farbe verschieden. Elytren und
Pronotumrand ebenfalls glasklar, matt bernsteinfarben; das Abdomen
beim 2 infolgedessen viel stärker durchschimmernd als bei anderen
Arten.
Fühler, Beine, Cerci, Thorax, Abdomen von der Gesamtfärbung,
letzteres oberseits beim basal, beim 2 im ganzen dunkler, unterseits
bei beiden Geschlechtern mit verwaschenen Lateralflecken versehen.
Die Neuheit der Art, die ich zuerst am Gardasee entdeckte, offenbarte
mir einwandfrei wieder erst die Untersuchung der Drüsengr ube.
Diese liegt, sehr charakteristisch, rund eingesenkt una stark beborstet
in dem langen und breiten, die Nachbarsegmente seitlich etwas über-
ragenden Segment, dieses zur Hälfte ausfüllend (Taf. I, Fig. 3).
Fundorte. Italien: Portese a. Gardasee, unter Erlengebüsch
am Ufer, 15 292 Ramme-Spaney 1921; Neapel (Camaldoli) 1% cell.
Vorarbeiten zu einer Monographie des Blattidengenus Ectobius Steph, 135
Krauss; Aspromonte, Calabrien (Paganetti) 1%. Dalmatien: Zara
vecchta (Dr. Sturany) 234, 299; Spalato (Mann) 19; Kroatien:
Sign (Täubl) 233; Rumänien (Mann) 14.
132 von Lesina, Novak aus der coll. Krauss sind etwas kleiner
als die anderen, müssen aber wohl — vielleicht als kleinere Inselrasse
— zu der Art gerechnet werden, zumal auch die Drüsengrube einiger-
maßen Übereinstimmung zeigt; leider liegt für die Untersuchung
nur 13 vor. Die Oothek des 2 (0,33) entspricht der von lapponscus.
Gesamtlänge (cm): & 1,3—1,22 2 0,88—1,04
Elytren 0,98—1,08 0,8—0,83
Ectobius kraussianus m. n. Sp.
Ectobia livida auctt.
Auch diese einfarbig gelbliche Art mag schon oft mit kuvidus ver-
wechselt worden sein.
Kleiner als ividus, ebenfalls einfarbig, ungefleckt, aber durch-
sichtiger und dunkler, der Eindruck der Gesamtfärbung mehr bräunlich
als gelblich. Elytren bernsteinfarbig, heller als die Gesamöfärbung,
von der sonst sämtliche Teile des Körpers sind mit Ausnahme der
Unterseite des weiblichen Abdomens, das zuweilen fast weißlichgelb
aufgehellt ist und keinerlei Flecken zeigt.
Drüsengrube sehr klein, mit winzigem, oft kaum sichtbaren
Zäpfchen; nach hinten durch winklige Kiele begrenzt, die sich ver-
einigen und dann in einem gemeinsamen medianen Kiel analwärts
verlaufen. Bei den Tieren von Balestrate liegen zu beiden Seiten
des Kieles nur schwache bucklige Erhebungen (Taf. II Fig. 9a),
dagegen laufen bei denen von Messira und Taormina senkrecht zum
Kiel parallele Chitinwülste (Taf. II, Fig. 9b), die wohl kaum nur durch
das Trocknen entstanden sind.
Mir liegen 2 Serien vor, die, äußerlich völlig gleich, sich nur durch
die Querleisten bei der einen der sonst prinzipiell völlig gleichgebauten _
Drüsen unterscheiden. Es handelt sich hier wohl um Rassenunterschiede.
Heimat Sicilien; ich benenne die Art zu Ehren von Herrn Dr.
Krauss-Tübingen, durch dessen Stücke ich zuerst auf die neue Art
aufmerksam wurde.
Rasse I Balestrate 258 292 Krauss leg 15. V. 1885.
Rasse II Messina (734, 3 99 Frey-Geßner, 12 Messina?,
col!., Brunner).
Gesamtlänge (cm): $ 0,86—0,96 2 0,94—0,96
Elytren 0,80 2 0,75
_ Eectobius albieinetus Br.
Blatta albieineta Brunner, Verh. zool. bot. Ges. Wien 1861.
— livida var. brevipennis Brunner, Bla.taires 1865.
Ectobius Brunmeri Seoane, Mitt. Schweiz. Ent. Zeit. V Heft 9.
Das 3 ist durch die vorhandenen Beschreibungen hinreichend
charakterisiert und bekannt. Die Drüsengrube liegt gelblich weiß
umrahmt auf schwarzem Grunde, läuft analwärts spitzwinklig aus
7. Heft
136 . Dr. Willy Ramme:
und trägt auf der Mitte des Grundes ein etwas oralwärts gerichtetes
Zäpfchen (Taf. II, Fig. 11). |
Das Q dagegen, das vom $ durch die abgekürzten Elytren und
mehr braune Färbung erheblich abweicht, war Brunner unbekannt
und ist erst später näher bekannt geworden. Dabei besaß Brunner
das Q von albicinctus, ohne es zu wissen, — in den beiden als
„livida var. brevipennis“ beschriebenen Ectobien!
Die beiden Stücke befinden sich noch heute im Wiener Museum
und zwar vermehrt um zwei weitere von Spalato, 1 von Menorca,
die aber von den Spalato-Tieren durch hellere und eintönigere Färbung
abweichen; ganz Sicheres läßt sich über diese letzteren 3 Stücke
ohne die dazugehörigen $& nicht sagen. Auch die beiden 22 von
Ferrol (Museum Wien), die der von Seoane (vom gleichen Fundort)
beschriebenen Ect. brunneri gleichen, sind heller als die Typen der
„var. brevipennis“‘ und dürften einer hellen Lokalrasse von albicinctus
angehören. |
Um weitere Falschbestimmungen zu verhüten, gebe ich folgende
Beschreibung des albicinctus-Q:
„Im Habitus und der Form der verkürzten Elytren einem kleinen
sylvestris Poda-Q gleichend. Pronotumscheibe breit, rundlich, rot- bis
schwarzbraun. Elytren bis zur Mitte des Abdomensreichend, abgerundet,
mattgelblich, ohne Flecken, die Radialader bis zur Mitte etwas ver-
dunkelt. Oberseite des Abdomens schwärzlich, jedes Segment mit
gelblichem Hinterrand; die schmalen hellen Seitenbinden des Abdomens
tragen meist je einen dunklen Fleck in jedem Segment. Abdomen-
unteıseite schwärzlich; Fühler und Beine hellbräunlich, Cerei dunkel-
braun bis schwärzlich‘“.
Fundorte. Istrien: Monte Maggiore (Ebner); Dalmatien:
Spalato (Mann, Brancsik), Zara(Novak, ex coll. Krauss), Arbe (Horväth),
Zara-Cosino (Schumacher-Spaney); Kroatien: Fiume (Jos. Kauf-
mann ex coll. Krauss), Fiume-Buccari (Krauss); Krain: Matavun
(Schumacher-Spaney).
Gesamtlänge (em): & 0,65—0,75 Q 0,67—0,77
Elytren: 0,450,55 0,31—0,36
Eetobius nicaeensis Bris.
Blatta nicaeensis Brisout, Ann. soc. ent. France 1852.
Ectobia haeckehi Bolivar., Sinopsis de los orthopteros ete. 1876.
Ich finde in den Beschreibungen nicht erwähnt, daß das Pronotum
des Q@ meist nicht schwarz oder schwarzbraun wie beim 3, sondern
meist hell schokoladenbraun mit mehr oder weniger hellen, gelblichen
symmetrischen Zeichnungen durchsetzt ist, die sehr variieren. Die
weißlichen Elytren sind, besonders beim 9, charakteristisch.
Drüsengrube unter das stark eingeschnittene Tergit des oralwärts
folgenden Segments gelagert, glatt, nach hinten winklig auslaufend;
im Winkel ein mehr oder weniger ausgebildetes Zäpfchen (Taf. II,
Fig. 12). Ootliek glatt.
Vorarbeiten zu einer Monographie des Blattidengenus Ectobius Steph, 137
In der Coll. Krauss befinden sich 3$& und 3 92 von Digne
(Azam 1892). Die Angabe Redtenbachers „angeblich in Südtirol“
dürfte auf einem Irrtum beruhen.
Eetobius africanus Sauss.
Ectobia africana Saussure, Abh. Senckenb. Ges. 1899.
Theganoptery& africana Shelford, Sjöst. Kilim.-Meru-Exp., 1910
Orthopt., p. 4. |
Ectobia africana Shelford, Rev. Zool. Afric. 1911/12 p. 199.
Eutheganopteryz africana Rehn, Ann. Transvaal Mus., 1922, p. 8.
Shelford, der die Art erst zu T’heganopteryx gestellt hatte, stellt
sie später wieder zu Ectobius (führt sie auch in seiner Revision des
Genus Theganopteryx, Transactions 1911/12, nicht auf). Rehn hin-
wiederum weist a/ricana der von Shelford (Ann. Mus. Zool. Acad.
Imp. Sei. St. Petersburg XVII, 1912, p. 56) für die neue Art mirabilıs
(die durch ihre Abdominalanhänge durchaus eine Sonderstellung
einnimmt!) aufgestellten Gattung Eutheganopteryx zu. Abgesehen
von der Unsicherheit des dazu herangezogenen Merkmals der Trennung
oder Nichttrennung der Radial- und Ulnarader, scheint mir das Vor-
handensein der Abdominaldrüse, die bei T'heganopteryx und Euthe-
ganopteryx fehlt, für die Beurteilung der Zugehörigkeit zu Zetobius
wichtiger zu sein.
Charakteristisch für die Art, besonders beim Q, aber auch beim {,
sind die breiten, nach innen verwaschenen, gelblichen Seiten-
binden der Abdomen-Unterseite.
Drüsengrube sehr charakteristisch: kreisrund, mit einem anal-
wärts verbreiterten hellen Chitinwall umgeben, in dessen analem Winkel
a mehr oder weniger spitzer, nach vorn gerichteter Zahn steht (Taf. II,
ig. 13).
Fundorte. Ostafrika: Kilimandjaro, Kibonoto 1000—1300 m,
1& Aug., 12 Sept., Kulturzone 1& April, Sjöstedt leg. (Museum
Berlin und Stockholm); Westafrika: Togo-Bismarckburg S? XU.
1890, Büttner leg., Q XII. 1892, Conradt leg. (Museum Berlin);
Südafrika: Transvaal $ (ex coll. Staudinger, Museum Wien).
Gesamtlänge (em): & 0,92—0,95 9 0,94— 0,95
Elytren 0,75 —0,82 0,82 —0,84
Man sieht an der überraschend weiten Verbreitung, daß die Art
ihren Namen zu recht führt; alle Stücke stimmen ausgezeichnet über-
ein (Drüsengruben!), nur fehlen den West- und Südafrikanern die
scharfen Punkte der Ostafrikaner auf den Elytren, was aber nur
eine rassenmäßige Abweichung darstellen dürfte.
Ectobius togoensis m. n. Sp.
Durch ihre graue Gesamtfärbung und die auf schwärzlichem
Grunde mit zahllosen elfenbeinfarbenen Fleckchen gesprenkelte
Pronotumscheibe ist diese Art leicht von allen übrigen zu unterscheiden.
Fühler hellbraun, Elytren und die angerauchten Hinterflügel wohl
entwickelt. Abdomen. unterseits schwarz, oberseits schwarzbraun
7. Heft
138 Dr. Willy Ramme:
mit aufgehellten Segmenthinterrändern, Beine dunkelbraun, Tarsen
hellbraun. |
Drüsengrube hell, rundlich, offen, analwärts von einem ebenfalls
hellen, median schwach gekielten Damm umgrenzt (Taf II, Fig 14).
Gesamtlänge: 0,89—0,95 cm.
Elytren: 0,74—0,78em.
Typen: 339, Togo-Bismarckburg, Conradt leg. 15.—22. V. 1983
im Museum Berlin.
Eetobius sjöstedti m. n. sp.
Von dem gleichen Habitus und gleicher Größe wie togoensıs,
aber durch bräunlicheGesamtfärbung, einfarbig rostbraune, von einem
gelblichweißen Rand umsäumte Pronotumscheibe scharf unterschieden.
Fühler, Beine und Cerci hellbräunlich, desgleichen das Abdomen
oberseits; unterseits mit schwärzlicher Basis.
Die Drüsengrube öffnet sich nach außen in einem feinen schmalen
Spalt (Taf. II, Fig. 15).
Ich widme diese ausgezeichnete Art Herrn Prof. Yngve Sjöstedt-
Stockholm.
Typen: 23 Togo-Bismarekburg, Conradt leg. 12.-—22. IV. 1893
(im Museum Berlin).
Ectobius panzeri Stephens
Ectobius panzeri Stephens, Ill. Brit. Entom. 1835.
Blatta ericetorum Wesma@l, Bull. Ac. Brux 1838.
— arenicola Fischer, Orth. europ. 1859.
Wenn man von der folgenden Art absieht, der kleinste bekannte
Ectobius, hinreichend genau beschrieben.
Drüsengrube quer-oval, Zäpfchen am Hinterrande der Grube
in Form eines Doppelbogens ausgebildet (Taf. II, Fig. 16).
Q durch die verkürzten, hinten gerade abgeschnittenen Elytren
gekennzeichnet. Oothek mit tiefen Längsfurchen.
Fundorte. England: Jersey(Heymons), Museum Berlin; Holland:
Limburg (de Selys-Longehamps); Frankreich: Annonay ( Yersin),
Südfrankreich (Brunner); Schweiz: Wallis, Siders (Meyer-Dür),
Wallis (Museum Dresden, Museum Zürich; Spanien: Ferrol (S&oane);
Italien: Belluno (Targ.- Tozzetti); Kroatien: Sign (Täubl);
Hercegovina: Korito 1100 m (coll. Werner); Dalmatien: Ragusa
(coll. Werner), Lesina (Bucchich). Die Stücke, bei denen nichts anderes
vermerkt, im Museum Wien.
Gesamtlänge (em): $ 0,75—0,87 2 0,61—0,72
Elytren: 0,50—0,67 0,19 0,2
Die nördlichen Tiere aus England und Holland sind kleiner,
wesentlich dunkler ($) und viel stärker punktiert; die QQ aus Dalmat'en
und Italien sind ganz frei von Punkten, das Abdomen der gg unterseits
bis auf 2 laterale Fleckenreihen aufgehellt.
Rehn (Ann. Transvaal Museum IX, 1922, p.7) führt panzeri
für Transvaal an, ist seiner Bestimmung jedoch nicht ganz sicher,
Vorarbeiten zu einer Monographie des Blattidengenus Eetobius Steph. 139
zumal er europäische Exemplare der Art nicht kenne. Da ihm auch
nur SS vorliegen, halte ich die Angabe für ganz ungewiß, und an sich
auch das sprungweise Vorkommen dieses Europäers in Südafrika für
unwahrscheinlich. -Vermutlich handelt es sich um eine neue Art.
Ectobius (Eetobiella) duskei Adelung u. Holdhaus.
Ectobia duskei $ Adelung, Hor. Soc. Ent. Ross. 1904.
— dusker 2 Holdhaus, Faune du district de Walouyki 1909, Bd.V.
Die ausgezeichnete Art wurde von Adelung nach einem $ von
Bogdo, von Holdhaus nach einem 9 von Walouiki (Süd-Rußland)
beschrieben. Für sie hat Adelung nachträglich eine besondere
Gattung Ectobiella aufgestellt (Ann. Mus. Zool. Ac. Imp. St. Petersb.
1916) mit der Begründung, daß das $ dem Ectobius-Typus, das 9
dagegen dem Hololampra (Aphlebia)-Typus angehört. Die Art neigt
aber im Gesamthabitus meines Erachtens weit mehr zu Eetobius
als zu Hololampra, und ich behandle sie daher auch im Rahmen der
ersteren Gattung, ohne damit die Gattung Eetobiella anfechten zu
wollen.
Ich konnte das Walouiki-Maverial, das Holdhaus bei seiner
Beschreibung zugrunde lag, im Wiener Museum untersuchen, 54
(von denen eines durch Tausch in den Besitz des Berliner Museums
überging) und 19 (Typus).
Die Drüsengrube ist glattwandig, ohne Zäpfchen, und mündet
in einem einfachen querovalen Spalt nach außen (Taf. II, Fig. 17).
Nach Adelung (Annuaire 1916) ist Ectobiella duskei seither
in weiten Teilen Südrußlands (Gouvernements Taurien,. Saratow,
Charkow, Astrachan und Woronesh), ferner in Polen (Ljublin) und
Centralasien (Akmplinsk) gefunden worden.
Ectobius marcidus Erichs.
& unbekannt.
Blatta marcida Erichson, Arch. f. Naturgesch. VIII, 1842.
Eetobia? marcida Brunner, Nouy. Syst. d. Blattaires 1865.
Brunner kannte die Art nur aus Erichsons Beschreibung
und konnte infolgedessen ihre Gattungszugehörigkeit zu Betobia
nicht nachprüfen. Der Typus, ein 9, befindet sich im Berliner
Museum und läßt an dieser Zugehörigkeit keinen Zweifel.
Erichsons Diagnose und Beschreibung lauten:
„Pallida, thoracis disco testaceo-nebuloso, abdomine piceo,
margine pallido, tegminibus folii instar venosis, interstitiis fuscis.‘“
— „Pallide Jutescens, nitidula. Caput fascia frontali infuscata. Thorax
disco testaceo-consperso. Tegmina latiuscula, folii instar nervosis,
nervo principali longitudinali submedio, secundariis utrinque oblique
ad marginem excurrentibus crebris, parallelis, reticulo ramulorum
anastomizantium junctis, nervis pallidis, interstitiis (praeter marginem
lateralem) fuscis. Abdomen piceum, margine determinate lutec.“
Ich füge hinzu: Gesamtfärbung bräunlichgelb, die runde
Pronotumscheibe rötlichbraun, mit teils dunkler teils beller symme-
7. Heft
140 Dr. Willy Ramme:
trischen Zeichnung durchsetzt. Abdomen oberseits bräunlich, unterseits
dunkel-rotbraun mit hellen Seitenrändern. Beine, Fühler und Cereci
von der Gesamtfärbung. Elytren a en wie die gleichlangen
Flügel das Abdomen überragend.
Typus @ No. 214, Van Diemensland, Schayer.
Gesamtlänge 1,12; Elytren 0,86; Pronotum ect 4,2, lang 2,6 cm.
Die nun folgenden Arten waren mir bisher nicht zugänglich; ich
führe sie daher nur namentlich an.
Ectobius flavoeinetus Scudder. J. Boston Soc. Nat. Hist. 1862,
N.-Amerika (W. States).
Eetobius platysoma Walk. Cat. Blatt. 1868. Swan-River, Austral.
Ectobius tepperi Kirby (n.n. f. picifera Tepper). Tr. R. Soc. 8. Austr.
1893. $. Australien.
Eetobius minimus Tepper. ].c. 1895. Viktoria, Austral.
Eetobius sublucidus Tepper. 1.c. 1895. Viktoria, Austral.
Ectobius (?) margarita Tepper. 1.c. 1895. Viktoria, Austral.
Eetobius tasmanicus Brandsik. Jahresh. Ver. Trencsin Com. 1897.
Tasmanien.
Ectobius neavei Shelf. Rev. Zool. afrie.-I, 1911. Congo (Kasenga-
Kalumba). Diagnose: „E. africano Sauss. simillimus,
sed minor, tegmina $ haud fusco punctata, tegmina 9
valde abbreviata, quadrata.“
Ectobius kervillei Bol. Bull. Soc. Amis Sci. Nat. Rouen (5) Ann. 43,
1908. Gadeau de Kerville, Voyage zoologique en Khroumirie.
Paris 1908. Tunis.
Ausführl: lat. Diagnose vgl. Is. cs.! Nach Baleate ergänzender
Beschreibung steht die Art in ihrer en zwischen panzeri und kvrdus
und ähnelt der ersteren durch die Färbung der Elytren, der letzteren
durch die des Pronotums.
Long. corp. & u. 2. 0,8cm
pronoti 0,18 cm
elytr. 0,65—0,70 cm
Nordwest-Tunis, Geg. v. Aln Draham 39.
Eectobius (Eutheganopteryx) lineolatus Rehn, Ann. Transvaal Mus.
IX, 1922. Vgl. dort die sehr ausführl. Beschreibung. Transvaal
( Shilouvane, Zoutpansberg Distrikt) $. Das Vorhandensein einer
sehr charakteristischen Drüsengrube (l.c., Taf.I, Abb. 3)
weist die Art zu Eectobrus.
In seiner Abhandlung ‚„‚Dermäpteros y Ortöpteros de Marruecos“
(Mem. soc. Esp. hist. nat. VIIL, 1914, p. 157—238) beschreibt Bolivar
eine Ectobia perspicillaris tingitanan. subsp. mit folgender Diagnose:
„Differt, statura minore, colore pallido superne "punetis minu.is
nigris conspersa; elytra, ing, apicem abdominis sunsuperantia, angusta,
lanceolata, in © attingentia; alae abortivae. Abdominis dors» trans-
verse fusco fasciato.“
Marruecos, sin indicacion de localidad; Vaucher, Tanger, M.
Escalera.
Vorarbeiten zu einer Monographie des Blattidengenus Ectobius Steph. 141
Ohne Kenntnis der Typen ist es nicht möglich, zu beurteilen,
zu 1 welcher Art diese Subspezies gestellt werden muß. Die Vereinigung
mit der jetzt synonymen perspieillaris 15ßt auf Ähnlichkeit (beim 9)
mit lapponicus, beim g mit kvidus schließen. Letzterer kommt allerdings
in Nordafrika vor, wie die früher erwähnten Brunnerschen Stücke
.vom Col des Oliviers zeigen (die auch Bolivar anführt). Doch spricht
dagegen die Angabe, daß beim 2 die Flügel verkümmert seien. Zappo-
nicus anderseits, auf dessen ® dies zutrifft, ist bisher in Nordafrika
noch nichtgefunden worden. Vielleicht handelt essich um eine überhaupt
neue Art.
Die Zahl der Arten und ihre geographische Verbreitung.
Bis jetzt bekannte Arten von Betobius:
1. lappomicus L. Nord-, Mittel- und Südost-, Osteuropa.
2. erythronotus Buur. Südl. Mittel-, Süd- und Südosteuropa.
3. niger Ebner. Italien.
4. sylestris Poda. Mitteleuropa.
5. lucidus Hgb. Mittel- und Westeuropa.
6. lividus Fabr. Mitteleuropa und Mittelmeergebiet (einschl.
Nordafrika.)
7. corsorum Ramme. Korsika.
8. vittwentris Costa. Südtirol, Italien, Südschweiz, Istrien, Griechen-
land.
9, punctatissimus Ramme. Italien, Südschweiz, Herzegovina,
Albanien, Dalmatien.
10. vitreus Ramme. Italien, Dalmatien.
ll. kraussiänus Ramme. Sizilien.
12. albicinetus Br. Italien, Dalmatien.
13. nicaeensis Bris. Südfrankreich.
14. panzeri Steph. Europa, Transvaal (?).
15. duskei Adel. und Holdhaus. Central-, West- und Südrußland.
16. kervillee Bol. Nordafrika (Tunis).
17. Iineolatus Rehn. Nordafrika (Tunis).
18. africanus Sauss. Afrika.
19. togoensis Ramme. Centralafrika.
20. sjöstedti Ramme. Centralafrika.
21. neavei Shelf. Centralafrika.
22. flavocinctus Scudder. Nordamerika.
23. platysoma Walk. Australien.
24. tepperv Kirby. Australien.
25. minimus Tepper. Australien.
26. sublucidus Tepper. Australien.
27. margarita Tepper. Australien.
28. tasmanicus Brancsik. Tasmanien.
Wie aus dieser Zusammenstellung ersichtlich ist, stellt Europa
vorläufig mit 15 Arten das größte Kontingent, vermutlich, weil es
am besten durchforscht ist. Dagegen ist ganz Afrika mit nur 6,
Australien und Tasmanien mit 6 und Nordamerika mit nur einer
7. Heft
142 ‚Dr. Willy Ramme:
einzigen Art vertreten. Das ist ein auffälliges Mißverhältnis zur Zahl
der Europäer und entspricht sicherlich nicht der wirklichen Zahl
der in den außereuropäischen Ländern vorkommenden Arten. Es
hängt dies zweifellos mit der stiefmütterlichen Behandlung zusammen,
die die Eetobien seitens der Sammler und Forscher von jeher erfahren
haben; auf deren Ursachen komme ich am Schluß der Aroeit zurück.
So sind beispielsweise in dem von deutscher Seite gut durchforschten
Togo von den 6 bekannten afrikanischen Arten allein 3 gefunden
worden; die eine von ihnen, africana Sauss., die bis herunter nach
Transvaal vorkommt, ist in den Sammlungen dennoch nur ganz
spärlich und von wenigen Fundorten vertreten, sodaß eben nur äußere
Umstände dafür verantwortlich zu machen sind. Auffällig und ganz
im Rahmen des Gesagten ist auch, daß vielfach nur ein Geschlecht
bekannt ist, und zwar fast immer diegd, die umherfliegend oder meist
durch Käschern mit dem Schöpfnetz erbeutet werden, also Gelegenheits-
fänge sind. Die meist flugunfähigen, unter Laub und Moos lebenden 29
dagegen bleiben oft verborgen. So ist also bei planmäßigem Sammeln
noch die Entdeckung zahlreicher Arten zu erwarten.
Was die europäischen Arten betrifft, so hat der eine Teil eine sehr
weite Verbreitung und zwar lapponicus, erythronotus, sylvestris, lucidus,
und panzeri besonders in Mitteleuropa, während die übrigen nach dem
Mittelmeergebiet gravitieren und oft sehr stark lokalisiert sind. Nur
in Rußland lebt E. duskei. Da sich die erstgenannten weitaus häufigsten
Arten sämtlich in und um Mitteleuropa konzentrieren, glaube ich
annehmen zu dürfen, daß hier das Verbreitungszentrum der
ganzen Gattung zu suchen ist. Doch bedarf es, wie gesagt, noch lang-
jähriger Forschungen, um auch in dieser Hinsicht klarer blicken
zu können.
Analytische Tabelle zur Bestimmung der deutschen Arten.
Vorbemerkung. Die Tabelle soll in erster Linie zur Bestimmung
in Deutschland gefangener Ectobien dienen, läßt also die außer-
deutschen Formen und Rassen der betreffenden Arten unberücksichtigt.
So kommt E. sylvestris f. discrepans Adel. in Deutschland nur in der
weiblichen Form vor und fehlt daher in der Tabelle I. Die Elytrenlänge
habe ich nicht als Diagnostikum herangezogen, weil die ganz verschieden
starke Schrumpfung des Abdomens beim Trocknen dieses Hilfsmittel
illusorisch macht, sodaß beispielsweise selbst bei sylvestris-?2 die
Elytren zuweilen bis zur Hinterleibsspitze reichen.
1. (9)
1. Pronotumscheibe einfarbig schwarz.
2. Rand der trapezförmigen Pronotumscheibe scharf, außer
am Hinterrand mit elfenbeinfarbiger Umrandung (Taf. I,
Fig.) E. sylvestris Poda
2. 2. -Rand der rundlichen Pronotumscheibe ver waschen, höchstens
gegen den Kopf mit schmutziggelblicher Umrandung (Taf. I,
Fig. 2) " ° E.lapponicus L.
Vorarbeiten zu einer Monographie des Blattidengenus Ectobius Steph. 143
Pronotumscheibe nicht einfarbig schwarz.
Abdomenunterseite schwarz.
Drüsengrube mit Zäpfchen (Taf. II, Fig. 1)
E. lapponicus f. $ pallens Steph.
Drüsengrube ohne Zäpfchen (Taf. Il, Fig.3) EZ. lucidus Hgb.
Abdomenuntesseite von gleichmößiger Strohfarbe, zuweilen mit
dunklen Seitenflecken auf den basalen Segmenten (Taf. I,
Fig. 18 bis fast zu 19) E. lividus Fabr.
II. (9)
1. Pronotumscheibe trapezförmig, einfarbig schwarz
| E. sylvestris Poda
wm
sp Kom
1. Pronotumscheibe nicht einfarbig schwarz.
2. Pronotumscheibe trapezförmig, gelblich bis rötlich braun,
oft mit bräunlichen bis schwärzlichen Zeichnungen, außer
am Hinterrand elfenbeinfarbig umrandet (Taf. I, Fig. 6—14).
Unterseite des Abdomens wie Taf. I, Fig. 21—23
E. syWwestris f. discrepans Adel.
Unterseite des Abdomens analwärts aufgehellt (Taf. I, Fig. 24).
E. lucidus Hgb.
Pronotumscheibe rundlich, schmutzig gelblich bis dunkelbraun.
Elytren stark gefleckt E. lapponicus L.
Elytren höchstens mit feinen Punkten bedeckt; Hinterflügel
voll entwickelt E. liwidus Fabr.
Schlußwort.
Das Bild der Gattung Ectobius ist von Grund auf verändert:
alteingebürgerte Namen mußten fallen, von den ältesten Autoren
gegebene, aber später aus Mißverständnis zu den Synonymen gestellte
Namensind wieder zu Ehren gekommen. Manches Neue hat sich ergeben.
Jedenfalls glaube ich, einiges Licht und Ordnung in die heillose Ver-
wirrung in dieser Gattung gebracht zu haben. Daß es zu dem dort
herrschenden Chaos überhaupt kommen konnte, erklärt sich einmal
aus dem verhältnismäßig kleinen Kreis der Orthopterologen, inspesondere
der Blattidenspezialisten, dann aber vor allem aus der Tücke des
Objekts. Man kann wohl ohne Übertreibung sagen, daß die Gattung
Ectobius eine der schwierigsten der gesamten Entomologie ist,
weil — außer im Falle der männlichen Drüsengrube — diagnostisch
verwertbare morphologische Unterschiede ganz fehlen und die Färbung
die Hauptrolle bei der Bestimmung spielen muß. Dazu kommt eine
enorme Variabilität und Neigung zur Rassenbildung, letzteres wohl
vor allem durch die große Seßhaftigkeit dieser Blattiden zu erklären.
Aus diesen G_-ünden ist es auch vollkommen unmöglich, eine analytische
Tabelle für die gesamte Gattung aufzustellen. Man wird jedoch
bei peinlichst genauer Beachtung aller Angaben und Berücksichtigung
des Fundortes auch so zum Ziel gelangen: zur weiteren Unterstützung
gedenke ich — anläßlich einer späteren Veröffentlichung — eine
bunte Tafel wenigstens der Europäer herauszubringen. Zu der Un-
7. Heft
>
BEN gs ww
144 .Dr. Willy Ramme:
möglichkeit, an Hand der bisherigen Literatur Eetobien zu bestimmen,
die Viele von der Beschäftigung mit diesen Insekten abhielt, kommt
ferner die Schwierigkeit des Auffindens und Fangens, was Beides
viel Geduld erfordert, sowie die Zartheit und Zerbrechlichkeit des
Objekts. Vielleicht gewinnt jetzt ein größerer Kreis Interesse an dieser
Gattung; zur Bearbeitung gesammelten Materials bin ich jederzeit
bereit.
Tafelerklärung.
Zur Beachtung! Die äußere Form ist schematisiert, ohne Rücksicht auf
die verschiedenen Größenverhältnisse bei den einzelnen Arten. Innerhalb
der eigentlichen Pronotumscheibe ist Schwarz = Schwarz, Weiß = Strohgelb;
die Punktierung deutet je nach ihrer Stärke die dunkel- bis rötlichbraunen Töne
im Übergang vom Schwarz zum Strohgelb an. Ein weißer Rand um die
Scheibe entspricht der mehr oder weniger ausgebildeten elfenbeinfarbenen
Umrandung der Pronotumscheibe, diedann nach außen folgende gleichmäßig feine
Punktierung deutet den durchsichtigen Pronotumrand an. Für die Ab-
domina gilt inbezug auf die Andeutung der Farben das von der Pronotum-
scheibe Gesagte.
Tafel I. 18. lividus lividus Fabr. $ (Typus)
Pronota von Ectobius 19. lividus chopardı Adel. 3. (Südtirol)
1. sylvestris Poda $ (Pommern) Sr en Be Ren : ee
2. lapponicus L. $ (Mark Brandenb.)| sylvestris Poda 2 und lappontcus L.
) : ® (Deutschland)
3. „s & (N.-Österreich) 3 i a OREN..
4 »» & (Sarepta) . sylvestris Poda 2 (N.-Österreich) un
5
3 k : lapponicus L. (Deutschland)
L bal l-
ne > 23. sylvestris f. discrepans Adel. 2 und
re) erythronolus Burr
. Tucid ! h J
i are . (u 24. lucidus Hgb. 2 (St. Goarshausen)
8. &% o = 25. vittiventris Costa 9 (Südtirol)
9. e 26. punctatissimus Ramme 9 (Dalmat.)
N Rt \ e 27. lividus lividus Fabr. 2 (Neotypus)
10. . discre; Adel.
BUN N Re ns is 28. Iividus Fabr. 9 (St. Goarshausen)
29. lividus chopardi Adel. 2 (Südtirol)
11. » 1y - .
(Südtirol) Abdomina (Oberseite) von
12 e) 30. sylvesiris Poda Q (Deutschland)
ö 4 (Südtirol) 31. Zucidus Hgb. 2 (St. Goarshausen)
13 e) 32. lucidus Hgb. Q (Ungarn, Fenyöfö)
i St. Goarsh
ar OR 2. Tafel II.
(Südtirol) |Hinterleibsenden der 55 (mit
} } Drüsengrube) von
anomma (Üpterseie zen 1. E.lapponicus L. (Mark Brandenb.)
15. sylvestris Poda $ u. lapponieus L. &| 2. E. lapponicus L. (N.-Österreich) und
16. vittiventris Costa $ (Südtirol) erythronotus Burr. (Bulgarien)
17. punctatissimus Ramme d (Dalmat.) | 3. E.sylvestris L. und Zucidus Hgb. |
Archiv für Naturgeschichte, Jahrg. 1923, Abt. A, Heft 7 Taf. I
E. v. Bruchhausen.
Dr. Willy Ramme:
Vorarbeiten zu einer Monographie des Blattidengenus Ectobius Steph.
Orthopterologische Ergebnisse meiner Reise nach Oberitalien usw. 145
4. E.niger Ebner 16. E. panzeri Stephens
‘ 5a. E. lividus Fabr. (beim lebenden |17. E.duskei Adel. u. Holdh.
Tier)
5b. Z. lividus Fab. Typus (trocken) Ootheken von
6. E. vittiventris Costa 18. E. lappomicus L.
7. E. punctatissimus Ramme 19. E. sylvestris Poda
8. E. vitreus Ramme 20. E: vittiventris Costa
9a. E. kraussianus Ramme (Bale- 21. E. punctatissimus Ramme
strate) 22. E.lividus chopardi Adel.
Ib. E. kraussianus, Ramme (Messina) |23. E. erythronotus Burr.?.(von 92 von
10. E. corsorum Ramme St. Constantin, vgl. S. 119; die
1l. E.albicinctus Br. beiden Chitinleisten sind auf der
12. E.nicaeensis Bris. Reproduktion nur in Form einer
13. E.africanus Sauss. dunkleren Linie parallel den
14. E. togoensis Ramme Zähnchenreihen herausgekom-
15, E. sjöstedtii Ramme men).
Orthopterologische Ergebnisse meiner Reise
nach Oberitalien und Südtirol 1921.
Von
Dr. Willy Ramme, Berlin,
(Mit 3 Tafeln.)
Ende Juli 1921 trat ich eine Reise nach Oberitalien und Südtirol
an, die neben allgemeinen orthopterologischen Arbeiten: in erster
Linie dem Studium der Gattung Eetobius sowie Stauroderus
bicolor, bigutiulus und — eventuell — mollis: jenseits der
Alpen gelten sollte, nachdem ich im vorigen Jahre!) die äußerst ver-
wickelten Verhältnisse bei den genannten Gattungen nördlich der
Alpen zu klären gesucht hatte. Begleitet wurde ich von Herrn Ober-
präparator A. Spaney, der mich trefflich unterstützt hat und sich
gleichzeitig auch dem Sarameln anderer Insektenordnungen widmete.
Die Reise nahm am 28. Juli ihren Ausgangspunkt von Trient.
Besucht wurde das Val Sugana mit Lavarone und Cornetto (2052.m),
Giudicarien, mit Doss dei .Morti (2000 m), Monte Rosa (2000 m) und
Val di Öenova, bis zum Mandrongletscher .(2500 m), der Monte Spinale
e Y Orthöpterolog. Beiträge, Abt. nnd IIL. Arch. f. Natur gesch. 1920, A. 12.
Archiv ftir Naturgeschichte,
1923, A. 7. 10 7. Heft
146 .. Dr. Willy Ramme:
(2100 m), der Monte Baldo (Altissimo 2070 m) und das Gardasee-
gebiet (nun zum dritten Male), Bozen mit Mendel (1350 m) und
Penegal (1900 m), der Schlern (2560 m) und Atzwang, das bis zum
Schluß der Reise (am 3. September) Standquartier blieb.
Nachstehend die Daten für die einzelnen Fundorte, deren jedes-
malıge Angabe im speziellen Teil dann fortfällt.
28. 7. Trient-Fersinaschlucht. 17. 8. Bozen-Haselburg.
29. 7. Trient-Ravina. 18.'8. Mori-Brentonico.
30. 7. Caldonazzo (Bergrücken 19. 8. Brentonico-Altissimo.
zwischen C. und Centatal). 20.8. Altissimo-Nago.
31. 7. Caldonazzosee. 21.8. Sirmione a. Gardasee.
1.8. Val di Centa. 22. 8. Portese-Salö-Gardone a.
3.8. Lavarone-Carbonare- Gardasee.
Cornetto. 24. 8. Seis-Frommerhaus-Seiser-
6.8. Tione-Monte Rosa. alpe.
7.8. Doss dei Morti. 25.8. Schlernplateau und Petz.
8.8. Creto. . 26. 8. Schlern-Ratzes-Seis.
9.8. Pinzolo-Carisolo. 27.8. Atzwang-St. Constantin- -
10.=-12.8.. Val dı Geneva. 27, Völs.
14.8. Madonna di Campiglio. 28.8. Atzwang-Völs.
15.8. Monte Spinale. 27.8.—3. 9. Atzwang.
16. 8. Mendel-Penegal.
Die Gesamtausbeute betrug 2046 Orthopteren, für 5 Wochen
gewiß eine stattliche Zahl, umsomehr, als jedes Stück (mit Ausnahme
der Forfieuliden und Blattiden) im Quartier sofort nach dem Abtöten
mit Essigäther — die Tiere wurden lebend in Einzelrollen mitgenommen
— zum mindesten ausgeweidet, meist aber auch ausgestopft wurde.
Jedes Tier wurde dann gleich genadelt. Um die Beute unterzubringen,
führte ich zwei eigens für diesen Zweck gebaute leichte Koffer mit,
in denen, wagerecht stehend, 20 mit Torf ausgelegte Pappkästen
30x20cm Platz haben; die endgültige Präparation erfolgte dann
in Berlin.
Diese von mir von jeher geübte Methode ist zwar wesentlich
mühevoller und unbequemer, als wenn man die sofort abgetöteten
Tiere in Rollen gibt, allenfalls einzelne zartere Formen vorher aus-
stopft, sie ist aber meines Erachtens die einzige, die hervorragend
in Farbe und Form konserviertes Material ohne Fühler- und Bein-
brüche und -verluste ergibt. Bei der nachfolgenden wissenschaftlichen
Bearbeitung, die sofort vor sich gehen kann, macht der gute Erhaltungs-
zustand die aufgewandte Mühe immer reichlich belohnt, abgesehen
von der ästhetischen Befriedigung, die der Anblick einer solchen
Orthopterensammlung dem Auge gewährt. Wie selten sieht man
einigermaßen gute Orthopterensammlungen und wieviel mehr Freunde
hätte dann die Orthopterologie!
Im Hinblick auf die frühere Literatur über Tiroler Orthopteren,
von der ich am Schluß ein, wie ich glaube, vollständiges Verzeichnis
bringe, werde ich ohne Rücksicht auf die Neuordnung der Dinge an
Orthopterologische Ergebnisse meiner Reise nach Oberitalien usw. 147
der alten Bezeichnung ‚‚Tirol“ bezw. „Südtirol“ festhalten, dessen
Südgrenze also quer über den Nordzipfel des Gardasees geht.
Von den 101 seither in Südtirol mit Sicherheit festgestellten
Arten gelang es, 83 aufzufinden; insgesamt wurden % Arten gesammelt,
Als neu für Tirol überhaupt wurden Xiphidium dorsale Latr.,
Thamnotrizon fallax Fisch. und Stauroderus mollis (in der
neuen Subspecies vgnifer) festgestellt. Eine neue Chorthippus-
Art, alticola, wurde entdeckt; von Chorthippus parallelus Zett.
wurde die neue Form caffra und von Platycleis grisea Fabr. die neue
Form mirabilis beschrieben.
Die Gattung Ectobius erhielt nach Klärung der „bekannten“
einen Zuwachs von einer überhaupt neuen Art, vitreus; sie ist mit
mindestens 5 guten Arten im Gebiet vertreten. Die Ergebnisse der
Bearbeitung dieses letzteren Materials sind in der vorangehenden
Arbeit niedergelegt.
Insgesamt erhöht sich die Zahl der in Südtirol festgestellten von
101 auf 108 Arten; die Artenzahl in ganz Tirol beträgt nunmehr 113.
Auf altitalienischem Boden wurde noch der schöne Thamnotrizon
chabrieri Charp. gefunden, der nirgends bis ins Tiroler Gebiet vordringt.
Bevor ich zum speziellen Teil mit der Aufzählung und Behandlung
der einzelnen Arten übergehe, will ich drei Kapitel von allgemeinerem
Interesse voranschicken.
I. Die Variabilität in der Färbung bei den gesammelten Arten
und die Färbung der Orthopteren im allgemeinen,
Wiederholt habe ich aufmerksam gemacht auf die überall wieder-
kehrenden individuellen Parallelvariationen in der Färbung vieler
Arten, z. B. inder Gattung Stenobothrus (s. lat.) und meiner Überzeugung
Ausdruck gegeben, daß eine konstante Vererbung dieser Formen
rein überlegungsmäßig nicht angenommen werden kann.!) Ich wellte
damit der von manchen Seiten geübten sinnlosen Benennung z.B.
all’ der Färbungsformen von Stenobothrus usw. entgegentreten, da sich
meist nicht eine einzige scharf gegen die benachbarte abgrenzen läßt
und alle zusammen eine lückenlose Kette innerhalb der Art bilden.
Das schließt keineswegs aus, daß gewisse, an manchen Orten
vorherrschende markantere Färbungsformen, die ihre Ent-
stehung zunächst einer besonderen Beschaffenheit des Bodens, der
Nahrung oder des Klimas verdanken, allmählich auch durch Ver-
erbungsfaktoren gefestigt und konstant werden; diese mögen schließlich
auch — mehr aus praktischen Gründen — einen Namen erhalten.
Als warnendes Beispiel in bezug auf unnütze Formenbenennung
schwebt mir, besonders seit seiner an sich verdienstlichen Veröffent-
1) Nachtr. z. Orthopt.-Fauna d.Mark Brandenburg. D.Entom.Z. LVI, 1911;
Orthopterolog. Beiträge. Arch, f. Naturgesch. 1920. A. 12, p. 81—166.
10* 2. Heft
-148 PN ERSTER, Dr. Willy Ramme: © - |;
lichungt!). über die „Orthopteren: der ‚Schweiz‘, Fruhstorfer vor,
worauf an, anderer ‘Stelle zurückzukommen sein wird.
‚Zacher?) ist seinerzeit meiner Ansicht über die Fila sformen
von Stenobothrus entgegengetreten, offenbar in der mißverstähdlichen
Meinung, daß ich jegliche Möglichkeit einer Vererbung der Farben
leugne, und hat experimentellen Nachweis gefordert. Ich habe auch
in zwei Sommern derartige Versuche angestellt, indem ich grüne,
graue und rote weibliche Larven von hortkippus elegans . Charp.
im letzten Stadium eintrug und, nach Farben isoliert, zur Entwicklung
brachte. Vom letzten Larvenstadium mußte begonnen werden, damit
auch garantiert unbefruchtete Imagines erzielt wurden. Dazu wurden
die entsprechend gefärbten Männchen gesetzt. ‚Obwohl ich. die Tiere
in luftigen, nicht .zu kleinen Käfigen mit ausgestochenem Freiland-
boden. des Fundortes hielt, habe ich dennoch in keinem Falle Nach-
kommenschäft erzielen können. Damit auch die gewöhnte” Über-
winterung der vielleicht (beobachtet wurde eine Eiablage nicht) im
Boden steckenden Eier nicht ausgeschaltet wurde, standen die Kästen
im Winter im Freien; 'es erschien jedoch im Frühjahr keine einzige
Larve. Die Erzielung reinfarbiger Nachkommen, den Eltern ent-
sprechend, hätte, in’ Zachers Sinne, die Erbkraft der Farben bejaht;
ich persönlich nehme: dies nicht an, sondern halte äußere Einflüsse
bei der Farbenbildung für maßgebend; zudem kopulieren die Tiere‘ im
Freien bunt durcheinander.
Immerhin wären — auch im Interesse der allgemeinen Vererbungs-
lehre — gerade diese Versuche sehr wünschenswert; sie lassen: sich
aber meines Erachtens nur in großen Freilandkäfigen durchführen,
für deren Herstellung und Unterhaltung heute den Instituten leider die
Mittel- fehlen: Nach den Versuchen von :Schleip (Zeol. Anz. 1920
p. 156) mit Dizippus, dessen Züchtung im Zimmer keine Schwierigkeiten
bereitet, ist die Annahme. einer Erblichkeit der Färbung. ‚durchaus
von der Hand zu weisen.
Ich habe nun mit, Rücksicht auf diese ie Frage auf dieser
Reise ganz besonders auf die Färbungsverschiedenheiten der. Or-
thopteren, teils individueller, teils rassenmäßiger Natur, geachtet,
um möglichst. viel Tatsachenmaterial zusammenzutragen; das Heer
der Einzelvariationen und deren Mannigfaltigkeit sind ja-im Süden
ganz besonders groß. Demgegenüber steht auch, wie ich dies ganz be-
sonders in Südtirol feststellen’ konnte, ‚eine große "Zahl markanterer
Formen, die auf einem und demselben Areal eine von der landläufigen
abweichende Färbung zeigen; deren Konstanz geht zuweilen‘. .so
weit, daß man gewissermaßen von „Färbungssubspecies“
könnte.
So liegen mir beispielsweise, als Vertreter von in von
gleichgefärbten Exemplaren zwei größere Serien, von Parapleurus
alliaceus Germ. vor, die eine vom Südufer des Gardasees (Sirmione),
1) Archiv f. Natürgeschichte 121, A, HeftV. 0-00
2) Die’ Geradflügler‘Deutschlands, Jena. 1917. - "= -T 2. .0209
Zn
Orthopterologische Ergebnisse meiner Reise nach Oberitalien usw. 149
die andere vom Bodensee (Allensbach, 1919). Während die Gardasee-
tiere ohne Ausnahme eine hell lauchgrüne Gesamtfärbung und hell-
bräunliche Färbung der Elytren zeigen, ist das Grün der Bodensee-
tiere intensiver ’und dunkler, fast spangrün, auch das Braun der Elytren
ist dunkler. Außerdem aber kommt unter diesen, mit der grünen durch
alle Übergänge verbunden, eine rein dunkelbraune Form vor. Beide
Serien stammen von äußerlich gleichartigen Örtlichkeiten, den Ried-
wiesen zweier mächtiger Seen; sicher hat das heißere Klima am Garda-
see bei der ersteren die Aufhellung bewirkt und läßt die düsterbraune
Form garnicht zur Ausbildung kommen. Auch Fruhstorfer ıl. c.)
erwähnt aus der Schweiz die ihm neue braune Form, gibt aber den
näheren Fundort nicht an; ich glaube sicher, daß dieser in der Nord-
schweiz liegt.
Ebenso kommt Chorthippus dorsatus Zett. am Caldonazzosee in
einer einfarbigen, besonders intensiv hellgrünen Form vor, wie
ich ihn aus Deutschland oder montanen Fundorten der Südalpen (z. B.
St. Constantin am Schlern) nicht kenne.
Bei Parapleurus alliaceus Germ. und Chorthippus dorsatus Zett.
handelt es sich um ausgesprochen hygrophile Arten. Bei Arten, die
trockenes Gebiet bevorzugen, kann man im Süden oft das Umgekehrte
bemerken, daß nämlich die braunen Formen überwiegen. Dies habe
ich in besonders auffälliger Form bei Omocestus rufipes Zett. beobachtet,
am markantesten ebenfalls bei Sirmione, in dürrem Olivenhain. Hier
sind die (andern Ortes, vom Brenner an nordwärts, zu 90 %, grünen)
Weibchen zu 99 % braun, die Männchen sind es ja ohnehin. Ähnliche
Verhältnisse, nur nieht ganz so ausgeprägt, fand ich oberhalb Mori.
‚ Besonders auffällig ist die dunkel chokoladenbraune , im folgenden
als. forma eaffra beschriebene Form von Chorthippus parallelus Zett.,
die sich auf und zwischen den niedrigen a FAND DRehe des
Hochplateaus des Monte Spinale herumtreibt. Wohl 90% der In-
dividuen gehören dieser Form an, dieich bisher nirgends antraf. Gerade
von dem — neben viridulus — gemeinsten aller Stenobothrus, der auch
garnicht wählerisch in bezug auf seinen Wohnort ist, habe ich all-
mählich Tausende gesehen, um die Auffälligkeit der Form beurteilen
zu können. Es muß hier ein ganz spezieller Einfluß vorliegen, der sich,
wenn überhaupt, bet: flüchtigem Besuch nicht ausfindig machen läßt.
In allen eben besprochenen Fällen handelte es sich entweder um
eine grüne oder eine braune Färbung — die beiden Hauptfarben
aller Orthopteren. ' Diese’ Feststellung regt zu einer allgemeinen
Besprechurig der Färbung bei def Geradflüglern an. Um diese Be-
trachtung’nicht'ins Uferlöse geräten zu lassen, wollen wir nicht über die
mitteleuropäischen Arten "hinausgehen, "umsomehr "als die prin-
zipiellen Feststellungen allgemeinere Giltiekeit haben. Treten bei
Orthopteren'andere'Farben auf, wie z. B. rot oder blau, so finden sich
diese immer auf den beim Sitzen verdeckten Hinterflügeln, wenn man
ir er en = farbenprächtigen, meist tropischen Arten,
absıeht
7. Heft
150 Dr. Willy Ramme:
Wir können die gesamten mitteleuropäischen Geradflügler außer
nach systematischen Gesichtspunkten restlos auch folgendermaßen
einteilen: |
I. Gruppe: Arten, die niemals grüne Färbung zeigen.
II. Gruppe: Arten, die entweder grün oder braun,!) ohne Zwischen-
form, vorkommen.
III. Gruppe: Arten, die braune oder grüne Formen mit allen
Übergängen zwischen diesen beiden Farben aufweisen.
IV. Gruppe: Arten, die konstant ein grün-braunes Kleid tragen.
V. Gruppe: Arten, die nur in einer grünen Form vorkommen.
Sehr oft kann man die Beobachtung machen, daß dem gleichen
Färbungskleid ein gleichfarbiger Aufenthaltsort entspricht. Letzteres
ist ja bereits, namentlich von den Verfechtern des Anpassungsgedankens
wiederholt ausgesprochen worden, in der etwas summarischen Form,
daß die Laubheuschrecken mehr der grünen, die Feldheuschrecken
mehr der braunen Farbe huldigen. Man wird aber aus den folgenden
Zusammenstellungen sehen, daß auch innerhalb der Gattungen ein
prinzipieller Zusammenhang zwischen Farbe und Aufenthalt besteht.
Zur Gruppe I, also zu den Arten, die niemals grüne Färbung zeigen,
gehören sämtliche Schaben und Grillen: von den Feldheuschrecken die
Gattungen Tettix, von Stenobothrus (s. lat.) die Arten crassıpes, apri-
carius, pullus, vagans, bicolor und pulvinatus, Gomphocerus rufus und
antennatus, die Gattungen Oedipoda, Sphingonotus, Bryodema, Psophus,
Podisma pedestris und Caloptenus; von . den Laubheuschrecken
Thamnotrizon apterus und cinereus sowie Platycleis grisea.?)
Sehen wir uns diese Gesellschaft näher an, so finden wir unter
ihnen fast ausschließlich Bodentiere, nur die beiden Thamnotrizon
sehen auch auf ganz niedriges Buschwerk, von wo sie sich bei Störung
auch sofort auf den Boden zurückziehen. Alle aber — mit alleiniger
Ausnahme von Tettix subulatus, der zuweilen auch direkt am Wasser,
sogar auf dem Wasser vorkommt — sind Bewohner trockener
Formationen, bezw. leben siein Erdhöhlen und unter Steinen (Grillen)
oder im Laub (Schaben). Besonders lehrreich sind folgende Gegen-
überstellungen: alle Stenobothrus- Arten außer den vorher genannten sind
garnicht wählerisch in bezug auf ihren Wohnort, zum Teil sogar hy-
zrophil; ferner: alle Podisma-Arten außer pedestris und der sehr selten
grünen frigida sind Gebüschbewohner; der einzige grüne T’hamnotrizon,
chabrieri, lebt ausschließlich auf höherem Gebüsch und räumt, auf
seine Färbung vertrauend, bei Gefahr weit weniger schnell das Feld.
Zur Gruppe II, also den Arten, die ohne Übergänge entweder
grün oder braun vorkommen, gehört nur ein kleiner, schnell aufgezählter
Kreis: Mantis religiosa, Truxalis turrita, Conocephalus mandibularss
und. Tylopsis \iliifolia. Hier liegen schwierige Fragen des Färbungs-
!) Unter ‚‚braun‘ sind alle Nuancen von strohfarben bis dunkelbraun zu
verstehen.
2) Die neu beschriebene f. mirabilis m. mit grünem Pronotum ist derart
lokal und selten, daß wir sie praktisch vernachlässigen können.
Orthopterologische Ergebnisse meiner Reise nach Oberitalien usw. 151
rg vor. Die Gegner der Anpassungslehre haben sich des be-
anntesten ‚dieser vier Vertreter angenommen, der Gottesanbeterin,
und haben so gefolgert: wenn anders die Färbung eines Tieres für seinen
Kampf ums Dasein als Schutzanpassung eine Bedeutung hat, so muß
sich das Tier entsprechend verhalten, d. h. in diesem Falle, die grüne
Gottesanbeterin muß ein grünes, die braune Gottesanbeterin muß ein
braunes Substrat bevorzugen. Da dem aber nicht so ist und auch
in vielen anderen Fällen ‚geschützte‘ Tiere ihren Schutz nicht aus-
nutzen, — ist die ganze Anpassungslehre hinfällig! In der Tat findet
man sowohl Mantis als auch die drei anderen genannten Arten, die ich
sämtlich auf dieser Reise ausgiebig in bezug auf ihr Verhalten in er-
wähnter Beziehung zu studieren Gelegenheit hatte, wahllos bald
auf grünem, bald auf braunem Substrat, der eigenen Färbung aurch-
aus widersprechend. Bei Mantis kann man jedoch einwenden, daß sie
gerade ein Tier ist, das gern auf äußeren Schutz verzichten kann
auf Grund seiner Wehrhaftigkeit, die es durch eine ‚„Schreckstellung“
noch unterstreicht. Diese Stellung hzbe ich viel beobachtet. Sie be-
steht einmal darin, daß die Fangarme drohend erhoben und so nach
außen gedreht werden, daß zwei scharfe schwarze Augenflecken auf der
Innenseite sichtbar werden. Gleichzeitig aner — und das wirkt jedesmal
wieder frappierend — wird der Hinterleib durch Emporkrümmen
mehrmals an den ausgebreiteten Hinterflügeln gerieben, sodaß ein
zischendes Geräusch entsteht, das absolut täuschend dem Zischen
einer Schlange ähnelt. Ich bin selbst einmal davor zurückgeschreckt,
umsomehr als dort, wo Mantis lebt, immer mit dem Vorkommen der
Kreuzotter oder der Viper zu rechnen ist.
Was weiterinteressierte, war die dem vorher angeschlagenen Thema
„ Vererbung“ nahestehende Frage, ob nur Tiere gleicher Färbung mit-
einander kopulieren. Auch dies ist zu verneinen, da ich zweimal ein
grünes Q mit einem braunen & kopulierend fand. Leider konnte ich
keine Eigelege erzielen, um durch Zucht die Resultate dieser Ehe
kennen zu lernen, die gewiß aus grünen und braunen Nachkommen
bestanden hätte, da Mischformen nicht vorkommen.
Zu Gruppe III, also denen, die alle Übergänge von Grün zu Braun
zeigen, gehören sämtliche in I nicht genannten Stenobothrus (s. lat.),
über die ich mich bereits äußerte, ferner G@omphocerus sibiricus und
maculatus, Chrysochraon, Epacromia, Oedaleus, Decticus, viele Platy-
cleis (roeselii, brachyptera usw.) usw. Es sind dies sämtlich Bodentiere,
die bald trockeneres, bald feuchtes Gebiet annehmen, nie aber, mit
Ausnahme allenfalls von @. maculatus, auf ganz dürrem Terrain mit
unterbrochener Vegetation (wiez. B. die Oedipodiden usw. aus Gruppel).
In Gruppe IV, also unter denen, die ein konstant gemischtfarbiges
Gewand tragen, wären zu nennen Parapleurus, Mecosthetus, Stetho-
phyma, Xiphidium u. a., sämtlich Bewohner üppiger bezw. feuchter
Vegetation. Hier liegt also ein gewisser Widerspruch vor, indem man
eine rein grüne Färbung erwarten müßte. Bei diesen Arten finaet je-
doch ein anderer Ausgleich für den mangelnden Farbenschutz statt:
Parapleurus bringt sich durch äußerst gewandtes Fliegen in Sicherheit;
7. Heft
132) agranh ...Dr. Willy Ramme;
die trägen Mecosthetus und das flugunfähige $ von Stethophyma halten
sich immer dicht am Boden auf; das träge fliegende Stethophyma-&
schreckt seine Feinde durch lautes Schnarren ab und schließlich ent-
zieht sich. Xvphidium der Sicht, indem es bei Annäherung eines Feindes
immer schnell die letzterem abgewandte Seite des Stengels, an dem
es. sitzt, aufsucht.
Gruppe V der grünen Arten enthält zahlreiche a
und zwar alle Phaneropteriden mit Ausnahme von Tylopsıs (s. II!),
Meconemini mit Ausnahme von Conocephalus (s. II!), die Locusta-
Arten usw., sämtlich Gebüsch- und Baumbewohner.
Diese grünen Laubheuschrecken geben (die Flieger unter ihnen
z. T. wohl auch im Vertrauen auf diese Rettungsmöglichkeit) ihre meist
unbewegliche Haltung bei Annäherung eines vermeintlichen Feindes
meist erst im letzten Augenblick auf, während die in Igenannten braunen,
stets flügellosen Gebüschbewohner der Gattung Thamnotrizon, wozu
im Süden noch zahlreiche andere Arten und Gattungen (z. B. Rhacocleis,
Antaxius, Pachytrachelus usw.) kommen, bei Gefahr stets bedacht sind,
möglichst schnell.den Boden am Grunde des Busches zu erreichen, wo
mansie dankihrer Farbedannauch meist’ vergeblich wiederzufindensucht.
Daß gerade und nur die grünen Podisma-Arten (baldensis, sala-
mandra, schmidtii, alpina), obwohl Acridier, Gebüschbewohner
sind, wie bereits oben erwähnt, ist besonders "bemerkenswert.
Betrachten wir die fünf Gruppen nochmals im Zusammenhang,
so kann man sagen, daß der Skala vom reinen Braun über die Misch-
färbungen zum reinen Grün die Skala vom dürren Boden. über die
Bodenvegetation aller Nuancen zum Laubgebüsch und Laubbaum in
einem solchen Maße entspricht, daß eventuelle Unstimmigkeiten ın
einzelnen Fällen die Erkennung eines Grundprinzivs, Übereinstimmung
der Allgemeinfärbung mit der des Aufenthaltsortes, nicht beein-
trächtigen können. Die Frage nach dem Zust andekommen dieser
Übereinstimmung ist allerdings noch offen, denn meines Erachtens
ist mit einer ‚‚Anpassung durch Selection“ keine Erklärung gefunden,
die unserer Vorstellungskraft irgendwie g gerecht wird. Dagegen weisen
die Resultate von v. Dobkiewies (Biol. Centralbl. 1912), ‘Schleip
(l. ec.) u.a. (bei Dizippus) mit größter Wahrscheinlichkeit auf die
Einwirkung photochemischer Prozesse während der larvalen Ent-
wicklung hin.
Jedenfalls habe ich diese Beziehungen der Färbung der Orthopteren
zu ihrer Lebensweise und ihrem Verhalten bei eventueller Gefahr
deswegen ausführlicher geschildert, weil sie hier außerordentlich klar
zu Tage treten. und wertvolles Material für: die Beurteilung der
Färbungsfrage darstellen. —
Nach dieser Abschweifung komme ich auf die Besprechung weiterer
auffälliger, auf der Reise beobachteter Färbungsabweichungen zurück.
Sehr variabel und dabei vielfach auf ein und demselben Gebiet von
sroßer Konstanz ist Antazius pedestris. Die beiden Extreme stellen die
Tiere vom unteren Val di Genova und dem Südufer des Gardasees,
zwischen Portese und Sald, dar. Erstere zeigen auf br äunlichem Gr und
Örthopterologi sche Ergebnisse meiner Reise’ nach Oberitalien usw. 153
stark kontrastierende, intensiv schwarze Körperzeichnungen, besonders
im männlichen Geschlecht, bei dem auch der helle Fleck auf den
Elytren fast weiß auf schwarzem Grunde erscheint, an letzterem Orte
sind alle Tiere einfarbig bräunlich mit einem fast fleischfarbenen Ton,
der helle Fleck auf den männlichen Elytren ist breit verwäschen und
kaum noch sichtbar. Die Stücke weichen so vom landläufigen Typ
des Antazius pedestris ab, daß man, zunächst an eine Artverschieden-.
heit glauben möchte.
' Vielfach kann man bei manchen Arten von Feld- und elta)
Laubheuschrecken Tendenz zu intensiver Rotfärbung beobachten;
hier sind ganz besonders Stenobothrus lineatus Pz., Omocestus viridulus L.,
Stauroderus biguttulus L. und Chorthippus elegans Charp. zu nennen.
Das weitaus intensivste Rot, das ich je beobachtete, ein leuchtendes
Weinrot, fand ich bei den |Epacromia thalassina vom Südufer des
Caldonazzosees. Wohl 10 bis 20 %, aller Stücke zeigten diese Farbe
auf der Oberseite des Pronotums, Scheitel; Stirn und Gesicht; eine
prächtige Form! Am Gardasee, wo die Art ebenfalls sehr häufig war,
traf ich nicht ein einziges derartiges Stück an.
Die rote Färbung zeigten nur die Weibchen, wie überhaupt nach
meinen Beobachtungen bei den Acridiern die Weibchen inder
Färbung unverkennbar erheblich variabler sind als die Männchen;
man kann dies besonders deutlich bei den Stenobothrus-Arten erkennen.
Dem entgegengesetzt sind bei Laubheuschrecken, soweit sie
überhaupt stärker variieren (Barbitistes, Poecilimon u. &.) die
Männchen abwechslungsreicher gefärbt und die Weibchen eintöniger.
Auffallend zahlreich waren, auch im unteren Val di Genova,
Platycleis grisea-Stücke, die eine rote Pronotumoberseite zeigten,
während die Seitenlappen und überhaupt die Gesamtfärbung normal
waren. Ihnen gegenüber steht die später beschriebene f. mirabilis
von Atzwang, die spangrüne Pronotumoberseite zeigt, aber vom
Typus auch sonst in der Färbung und Zeichnung erheblich abweicht.
Das untere Val di Genova birgt außer den beiden genannten
(Antaxius und Platycleis) noch eine dritte auffällige Form, und zwar von
Stauroderus mollis ignifer m. Diese zeigt neben dem ganz besonders
brennenden Rot der Hinterleibsspitze und der Schienen eine hellgrüne
Gesamtfärbung, und zwar hier bei beiden Geschlechtern. Wohl 30
bis 40 %, der unzähligen ignifer, die ich dort untersuchte, gehörten
dieser schönen Form an.
Alle diese drei, teils durchweg, teils zu einem hohen Prozentsatz
von der Norm abweichend ‚gefärbten Arten fanden sich gemeinsam
auf verhältnismäßig eng begrenztem Teırain, einer üppig bewachsenen,
mit zahllosen, zum Teil riesigen Tonahitblöcken »übersäeten Halde
rechts der Straße, gleich hinter. dem Kirchlein St. Stefano. Es muß
in- Gemeinsames; von außen Kommendes sein, das hier diese auf-
fallenden Färbungen hervorbringt und nicht — es nicht allein
— Vererbungsfaktoren. NR“
7. Heft
154 Dr. Willy Ramme:
II. Gynandromorphen.
Es gelang, zwei Gynandromorphen zu erbeuten: leider entdeckte
ich sie zu spät, um auch die Untersuchung der Gonaden vorzunehmen,
erst nach dem Ausweiden und Vernichten der inneren Organe. Ich
kann aber zu meiner Entschuldigung anführen, daß ich den einen,
von Podisma baldensis Krauss, beim flackernden Schein einer trüben
kleinen Ölflamme im durch den Krieg verwahrlosten Altissimo-Haus
präparierte, mit vielen Dutzenden von Artgenossen; der andere, von
Stauroderus mollis ignifer m., offenbarte seine Eigenart erst an den
Elytren beim Spannen derselben. Es ist also in keinem Fall zu ent-
scheiden, ob die Gonaden beider Geschlechter vorhanden waren, ob
also echte Zwitter vorliegen.
1. Gynandromorph von Podisma baldensis Krauss.
Er gehört zu den sogenannten „gemischten“ Zwittern, indem
sich sekundäre Merkmale beider Geschlechter vorfinden. Die äußeren
Genitalien sind rein männlich, erscheinen jedoch ein wenig reduziert
gegenüber normalen Tieren. Der Gesamthabitus neigt ebenfalls der
männlichen Seite zu, zeigt aber entschieden, durch bedeutendere
Größe und plumpere Form, weibliche Züge. Auch verjüngt sich der
Hinterleib analwärts gleichmäßig und trägt nicht die typische Ein-
schnürung vor den massigen Genitalien des &; die Hinterleibsspitze
wird auch nicht, wie sonst bei den Podisma-3& üblich, nach oben ge-
krümmt, sondern gestreckt getragen; diese — morphologische —
Krümmung des Hinterleibes, die bei der Begattung eine Rolle spielt,
läßt sich auch durch das Ausweiden und Präparieren nicht beseitigen.
Ganz weiblich sind die kurzen Fühler, die nicht verdickten
Schenkel der Vorder- und Mittelbeine, sowie die nicht verbreiterten
Haftlappen an letzteren. (Taf. III, Fig. 6 a—c).
2. Gynandromorph von Stauroderus mollis ignifer m.
Er zeigt ebenfalls männliche Genitalien und in Größe und Form
weibliche Züge. Deutlich aber spiegeln seine hermaphroditische
Natur die Elytren wieder, die in bezug auf die Ausbildung des Costal-
und Subeostalfeldes in der Mitte zwischen beiden Geschlechtern —
mit Annäherung an das $ — stehen (Taf. III, Fig. 5).
II. Neues über Stauroderus bicolor Charp., biguttulus L. und meollis
Charp.
In der Veröffentlichung „Orthopterologische Beiträge“) hatte
ich den Nachweis erbracht, daß neben Stauroderus bicolor Charp. und
biguttulus L. als gleichberechtigte Art mollis Charp. steht, indem er
sich durch seine Elytrenbildung und sein Zirpen von ersteren unter-
scheidet, wie denn überhaupt die drei Arten untereinander sich durch
1) Archiv f. Naturgesch. 1920, Abt. A, Heft 12, p. 81—166.
Orthopterologische Ergebnisse meiner Reise nach Oberitalien usw. 155
diese beiden Merkmale unschwer unterscheiden lassen. Ganz besonders
müsssen die konstanten Verschiedenheiten in der Zirpweise für jeden
normalhörigen Menschen ohne weiteres erkennbar sein. |
Es lag mir nun am Herzen, festzustellen, einmal, ob mollis auch
jenseits des Brenners vorkommt, und gegebenenfalls das Ver-
halten der drei Arten in bezug auf obige Unterschiede dort genau zu
studieren. Sollten doch im Süden die „Übergänge‘“ der ehemals an-
erkannten — im besten Falle — zwei Arten bicolor und biguttulus
besonders verwirrend sein!
Es hat nicht lange gedauert, bis ich, zuerst am Fuße des Monte
Rosa bei Tione, das wohlvertraute Zirpen des mollis vernahm und bei
den gefangenen Tieren auch sofort die entsprechende Elytrenform fest-
stellen konnte. Aber eine Überraschung gab es: während die deutschen
mollis unscheinbare, jeglicher Rötung der Hinterleibsspitze entbehrenae
Tiere sind; zeigten alle diese mollis eine intensiv rote Spitze.
Dieses Merkmal hatte die Art auch an allen späteren südalpinen Fund-
orten; im Val di Genova wird das Rot so ausgedehnt und brennend,
daß es das des bicolor übertrifft. Auch die Schienen sind mehr oder
weniger intensiv gerötet. Außerdem ist dieser südalpine molls (in
Deutschland die kleinste der drei Arten) hier überall oft wesent!ich
größer und nur nicht an die Extreme von bicolor heranreichena. Ich
nenne diese markante Subspezies ignifer.
Der kräftigeren, intensiver gefärbten Rasse entspricht auch ein
stärkeres Zirpen, das aber sonst auf’s Haar genau dem der deutschen
mollis gleicht. Es beginnt, wie ich es seinerzeit bereits schildeıte, mit
leise knipsenden, dann schabenden Lauten, die nun geradezu in ein
„Sägen“ übergehen, um gegen den Schluß schwächer zu werden und
sich gleichzeitig zu verlangsamen. Auf dem Höhepunkt ertönen drei
Laute pro Sekunde; die Modulation erfolgt durch Aufwärtsbewegen
der Hinterschenkel. Das Zirpen erinnert im Prinzip an das von Gom-
phocerus maculatus Thbg.
Hier, am Ort der ersten Entdeckurg der neuen Subspecies (in
600 m Höhe). fand sie sich in Reinkultur, um dann rach einer Lücke
bei etwa 1000 m in einer Höhe von 1500 m durch bicolor und biguttulus
abgelöst zu werden, die dort auch in reinster Form vorkommen und
zirpen.
Den Höhepunkt in bezug auf Individuenzahl fand ich im Val
di Genova, ın dem sgnifer bis zu 2000 m aufsteigt und in dieser Höhe
zusammen mit Gomphocerus sibiricus L. der einzige Acridier ist. Dort
'zirpen beide um die Wette, und bei Sonnenschein hallt die Luft wider von
dem Sägen des ersteren und dem ein wenig schnelleren und mehr
kratzenden Zirpen des letzteren.
Im ganzen fand ich ignifer an zehn (im speziellen Teil aufgezählten)
Orten, oft in Reinkultur, oft aber auch mit den beiden anderen gemein-
sam. Eine solche Stelle ist der Weg von Atzwang nach St. Constantin
(in halber Höhe), wo sich die drei am Wege selbst umhertreiben und
sich sogar als vierter im Bunde der nächste Veıwandte — vagans
Eversm. — hinzugesellt, der wieder anders zirpt, ähnlich mollis, aber
7. Heft
BB ern Dr. Willy Ramme:. .
schneller und rauher, an @. sebiricus erinnernd. ‘Im Grase liegend,
konnte ich um mich herum alle vier Arten am Zirpen deutlich unter-
scheiden, und .die häufigen Proben aufs Exempel ergaben nie den
geringsten Irrtum.
Nach den Beobachtungen von Allard (Ent. News XXIII, 1912)
an einigen nordamerikanischen Aıten wechselt bei diesen die Zirp-
weise teils rassenmäßig, teils sogar individuell. Der vielleicht zu
machende Einwand, daß dies auch bei den früher betreffs ihres Art-.
charakters umstrittenen bscolor, bigutiulus und mollis der Fall sein
könnte, kann ich mit voller Überzeugung entkräften, da nicht ein
einziges Mal ein Strophenwechsel festzustellen war und, wie eben
bemerkt, alle am gleichen Ort nebeneinander mit Konstanz ihre Zirp-
weise beibehalten. Während der sexuellen Erregung wird die Strophe
beim Einzelindividuum — und zwar nur bei der Einleitung derselben
— ein wenig irritiert, nie aber principiell geändert.’
- Um nun meine Frgebniede möglichst sinrfällig darzustellen undden
Fachgenossen die Möglichkeit zu geben, sich selbst ein Urteil zu bilden,
bezw. eine Nachprüfung vorzunehmen, die bei peinlich genauem
Beobachten und einiger Geduld zum Ziele führen muß, umsomehr, als
mollis wie überhaupt die drei Arten die häufigsten Stauroderus sind,
habe ich auch in dieser Arbeit wieder die serienmäßige bildliche Dar.
stellung angewandt. Besonders die Tabelle auf Tafel II spricht für
sich selbst.
Die Totalbilder von $S (nach dem Zirpen ausgewählt; in.
natürl. Größe) auf Tafel I stellen in den ersten drei Reihen südlich des
Brenners gesammelte Tiere, die übrigen drei Reihen bereits in den
„Orthopterologischen Beiträgen“ abgebildete, aber dort leider sehr
schlecht reproduzierte und daher nochmals. .wiedergegebene Stücke
aus Deutschland dar. Die sieben Stücke No. 1 a—g sind bicolor, 2a—g,
bigquttulus, 3 a—d mollis ignifer, e—h mollis mollis. _
Werfen wir einen Blick auf die Tafel, so sehen wir, wie Te sen
vorher bemerkte, zunächst, daß. molls ignifer den. mollis mollis an:
Größe weit übertrifft, mit Ausnahme von 3 b, dem kleinsten zgnifer
der Ausbeute von Nago am Gardasee; anderseits reicht der größte
ignıfer der Ausbeute, 3d vom Val di Genova, nicht an den größten
bicolor 1 c vom Monte Rosa bei Tione heran. _
Was das wichtigste Merkmal betrifft, die Form ar Costäal-
und Subcostalfeldes, so erkennt man ohne weiteres die Überein-
stimmung aller biguttulus (2:a—g) an der breiten Aufwölbung. Dagegen
wird man mir einwenden, „aß man die mollis zgnifer, insbesondere 3 €
und d nur schwer von bicolor unterscheiden kann, umsomehr als hinzu-
gefügt werden muß, daß beide Tiere rote. Hinterleibsspitzen: tragen.
Und doch sind Unterschiede da, die man bei Schulung des Blickes'
durch die Praxic am reichen Stauroder«s-Material» bald erkennen
lernt. Es pflegt nämlich das Elytrenende vei'sgnifer spitzer, schmäler
und jenseits.des Subcostalfeldendes kürzer zu sem als bei bicolor.‘ Der
Bauplan ist. ein anderer. Man vergleiche ögnifer 3 d mit der moll«s-'
Orthopterologische Ergebnisse meiner Reise nach Oberitalien usw. 157
Type von:.Charpentier 3e und. man wird die augenfällige Überein-
stimmung erkennen. DER z
Weit besser ;wird Tafel II, auf der nur rechtsseitige männliche
Elytren abgebildet: sind, das Gesagte erläutern.!) Hier zeigt die erste
‚senkrechte Spalte bicolor, die zweite biguttulus und die dritte mollis
ignifer, die wagerechten Spalten dagegen, je nach der Zahl der
aufgefundenen zwei.bezw. alle drei: Arten vom gleichen Gebiet.2)
.::; Betrachtet man die senkrechten Spalten, so erkennt man wohl
auf: den ersten: Blick die Übereinstimmung im Bauplan der Elytren
bei: ‚den: drei Arten unter ‘sich, die wagerechten Spalten dagegen
zeigen deutlich die! Unterschiede der drei Arten von einander am
gleichen: Ort.‘ 3 ad 4lh Ach sl
Bei den biguttulus fällt auch hier sofort die starke Aufwölbung
‚der Elytrenmitte auf, hervorgerufen durch bedeutende Verbreiterung
‚des Costal-und Subeostalfeldes. Die Radialader macht zudem proximal
der Elytrenbasis einen deutlichen Knick gegen den Elytrenhinterrand,
wodurch Subcostal- und Radialader meist eine große Strecke parallel
verlaufen, während sich bei bicolor und mollis fast durchweg eine
allmähliche distale Verbreiterung des Subcostalfeldes bemerkbar
macht. Die breiteste Stelle pflegt bei mollis immer beim Beginn
des letzten distalen Drittels des Elytrums zu sein. Ze
Durch die Verbreiterung der Elytren erklärt sich der metallische
Klang des Zirpens von biguttulus, der immer von der Ausbildung breiter
membranöser Partien abhängig ist (vgl. z. B. Staurod. morio Fabr.!).
Ich habe bei mollis, um jede Möglichkeit vorzuführen, immer die
beiden Extreme der an einem Ort gesammelten Serie abgebildet,
von biguttulus nur vom Caldonazzosee zwei Elytren, um zu zeigen,
daß, selbst wenn diese Art in der Größe weit unter die größten
mollis sgnifer heruntergeht, dennoch der Bau der Elytren den
reinen Typ der Art zeigt. a Hayfg Bi
Vergleicht man weiter die bzcolor- mit:der. mollis-Spalte, so erkennt
man, daß bei mollis die Elytrenspitze kürzer und auch schmäler zu sein
pflegt als bei bzcolor, auch im Verhältnis zur Gesamtlänge innerhalb
der Art. Nicht so ganz klar ist dieser Unterschied höchstens bei dem
1:,2. und 4. Elytrum vom Val diGenova, das mancher vielleicht als einen
„Übergang“ zwischen beiden Arten bezeichnen möchte. Und’ dech
prägt sich in diesen Fällen — wieder in anderer Weise — die Ver-
schiedenheit: des Bauplanes aus: sowohl das Subcostalfeld als auch
(hier ganz besonders) das Costalfeld sind deutlich schmäler als bei
‚biguttulus, infolgedessen ist der Knick der den Vorderrand des Elytrums
bildenden Costalader beim Zusammentreffen mit der Subcostalader
"nicht so scharf wie: stets bei biguttulus, jedoch stärker als bei bicolor,
bei dem oft überhaupt kein: Winkel sichtbar ist.
Schließlich’ kann man noch einen weiteren, allerdings subtileh
Unterschied zwischen mollis und bicolor heranziehen: während sien
7 Ay "Bei jedem :Stück‘ist"die Zirpweise festgestellt!
*) Wo nur eine Art gefunden wurde, unterblieb die Abbildung.
7. Heft
158 Dr. Willy Ramme:
bei ersterem Subeostal- und Radialader deutlich schon am Ende des
ersten proximalen Viertels der Elytren trennen, wird diese Trennung
bei bicolor erst nach dem ersten Drittel deutlicher sichtbar.
Auf die vorhin erwähnte Verschiedenheit im Verhältnis der Elytren-
spitzenlänge zur gesamten Elytrenlänge usw. hat bei bicolor und
biguttulus bereits der — leider zu früh — verstorbene Adelung?)
aufmerksam gemacht, gibt aber zu, daß viele Exemplare Verwirrung
hineinbrächten, bei denen die Sache schlecht stimmte. Das ist ganz
erklärlich, denn ich bin fest überzeugt, daß Adelungin seinem Material
auch den mollis hatte, der ostwärts weit verbreitet ist, wie wir nachher
sehen werden. Infolgedessen kann seine Tabelle, die eine Zwei-
teilung dreier Arten vornimmt, nicht brauchbar sein; aber die richtige
Idee liegt ihr zweifellos zugrunde. |
Ich komme nun zu der leidigen Frage der Unterscheidung. der
Weibchen und will gleich bemerken, daß diese hier ebensowenig wie
in Deutschland ihre restlose Lösung gefunden hat. Zweifellos kann
man aber bei geübtem Blick bei 80 % der Weibchen die Artzugehörig-
keit feststellen, was bei mollis ignifer dadurch etwas erleichteıt wird,
daß auch die Q2 mehr oder weniger rötliche Schienen tragen. Ich habe
auch auf dieser Reise besonders an den Stellen, wo eine Art rein vor-
kam, Serien von 22 gesammelt.
Auf Tafel III findet man die Elytren von „Normalpaaren“ der
beiden Arten abgebildet. Man erkennt, daß das Q von bicolor (Abb. 1a)
breitere und besonders lange Elytren besitzt (die in normaler Lage
meist die Kniee weit überragen). Beim 9 von biguttulus (Abb. 2a)
macht sich die Verbreiterung des männlichen Subcostalfeldes eben-
falls bemerkbar; beim Q von mollis (Abb. 3a) ist sie schwächer aus-
geprägt. Letzteres fällt besonders durch die Schmalheit und Kürze
der Elytren auf. Den gleichen Typ zeigen die Elytren von mollis
ignifer (Abb. 3c). Es empfiehlt sich, die vorher an Hand der Tabelle
erwähnten Unterschiede noch einmal bei den dd 1a, 2a, 3a und c an-
zusehen, da sie hier in reinster Form zum Ausdruck kommen. —
Seit meiner ersten Veröffentlichung über mollvs habe ich viel neues
Stauroderus-Material zu Gesicht bekommen, das ich, obwohl nicht
zur Reiseausbeute gehörend, im Interesse der Sache anschließend
besprechen will.
Mollis ignifer will ich vorwegnehmen; alle weiterhin erwähnten
mollis gehören zur Nominatform. Ignifer also sah ich noch von sechs
Stellen, und zwar in der Coll. Ebner-Wien 19, aus den italienischen
Seealpen, bei Vievola bei Tenda von Wettstein-Wien gesammelt,
ferner von Fruhstorfer bei Soglio (Bergell), Pontresina, zwischen
Ligornetto und T'remona (Tessin) und bei Chiasso erbeutet und mir zur
Bestimmung übersandt; jetzt im Berliner Museum. Schließlich liegt
mir noch eine Serie vor aus Grenoble (Südfrankr.), von Hedicke 1905
gesammelt. -
1) Annuairedu Mus. Zoolog. del’Acad.d. Science. de St. Petersbourg, Bd. XII,
1907, p. 128.
Orthopterologische Ergebnisse meiner Reise nach Öberitalien usw. 159
Wie man sieht, stammen sämtliche bisher bekannt gewordenen
ignilfer aus den Südalpen; wir haben also eine offenbar weit verbreitete
südalpine Subspecies vor uns. Die nachher eı wähnten Abruzzen-Stücke
von Ebner gehören dagegen der Nominatform an.
Aus dem weiteren mir vorliegenden Stauroderus-Material ist das
aus der (mir zur Bearbeitung übergebenen) Macedonienausbeute von
Prof. Doflein- Breslau wohl das interessanteste. Es enthält alle drei
Arten, zeigt also die weite Verbreitung von mollıs überhaupt. Die drei
Arten sind dort so scharf gegeneinander geschieden, daß ich es mir,
besonders mit Rücksicht auf die ‚ Übergang‘-Fanatiker, nicht versagen
konnte, auch diese abzubilden (Taf. III, 1b, 2b, 3b). Bicolor (1b)
zeigt das auch bei uns gewohnte Bild; bei biguztulus 5 (2b) fällt auf,
daß der vorher erwöhnte Knick der Radialader nach abwärts erst in
der Mitte des Subcostalfeldes erfolgt. Das Vorhandensein der Tendenz
zu diesem Knick bei der Art kommt hier besonders klar zum Ausdruck.
Mollis (3b) schließlich ist so klein und unscheinbar einfarbig wie in
der Mark; auch sein @ hält bedeutenden Abstand in der Größe von
den beiden anderen.
Das umfangreichste Stauroderus-Material nächst meinem
sah ich anläßlich meines diesjährigen Aufenthaltes in Wien. Wenn
auch meine durch Eetobienstudien voll in Anspruch genommene Zeit
nicht ausreichte, das große Material des Staatsmuseums durchzu-
arbeiten, so zeigte doch ein Blick, wie stark sie von mollis durchsetzt
ist.
Dagegen konnte ich die ebenfalls reiche Collection Ebner
genau durchstudieren, wobei es mir besondere Befriedigung gewährte,
daß der anfangs skeptische Kollege von einem Saulus zum Paulus
wurde und schtießlich selbst die drei Arten mit Sicherheit erkannte.
. Nachstehend die Fundorte; Sammler, wenn nichts anderes ver-
merkt, Ebner.
1. Stauroderus bicolor Charp.
Deutschland: Regensburg, Passau,
Holland (Willemse): Wanbach, Cunrade, Eijgelshoven.
Wien: Niederösterreich: Wien (Stadt), Sievering, Mödling,
Anninger, Helenental, Straßhof, Gänserndorf (Marchfeld), Semmering.
Ungarn: Gyön, Csepel und Schwabenberg bei Budapest, Höhlen-
hain, Vernar-Stracene.
Steiermark: Aflenz, Mürztal, Pyreralpe (Karny).
Salzburg: Schwarzach.
Tirol: Natters, Kitzbühel.
Schweiz: Burgaeschisee (Fruhstorfer).
Italien: Riva, Abruzzen (Terminillo, Gran Sasso, Anversa, Assergi,
Rio Arno), Bracciano (Mittelital.), Rom, Mte. Pellegrino bei Palermo.
Bosnien: Tissovica.
Albanien: Skutari (Klaptocz).
Griechenland: Peloponnes (Sammler?).
7. Heft
160 rail Dr. Willy Ramme:
Klein-Asien: Poln. Tschiftlik (Fahringer; Ramme 1914), Das
Dagh (Tölg).
- Sibirien: Ussuri (eoll. Staudinger).
2. Stauroderus biguttulus L.
Deutschland: Bair. Eisenstein, Regensburg.
'Wien und Nieder:Österreich: "Rohrerwiese, ichkogl, st. Egy-
den bei Wiener-Neustadt, Krems, Sievering bei Wien, Himmel bei
Sievering, Felixdorf, Guntrams sdorf, Küb am Semmering.
Holland: Cunrade (9) (Willemse).
Böhmen: Prag, Kubani. .
Mähren: Märtinitz bei Klobouk.
Ungarn: Gyön bei. Pest.und A bei Ofen (nur 99),
Schmecks, Höhlenhain-Landoc.
Kroatien: Klein Tabor.
'Slavonien: Slavönisches Waldgebirge.
Bosnien: Serajewo, Lim-Gebiet, Uvac.
Steiermark: Turrach, Mürztal bei St. Lorenzen, Kastenriegel.
Salzburg: Abtenau, Schwarzach,
Tirol: Kitzbühel.
Südfränkreich: Broves.
Italien: Vievola bei Tenda, Terminillo, Abruzzen (PP).
Albanien: Thethi,
Europ. Türkei: Jarim Burgas.
"Kleinasien: Gökh Dagh, Foln. T'schiftlik (2), Kaudeli (2).
3. Stauroderus mollis Charp.
.
Deutschland: Regensburg.
- Wien und Nieder-Österreich: Eichkogl, St. Egyden bei Wien. -
Neustadt, Anninger, Felixdorf, Guntramsdorf, Oberweiden, Fischau,
Neusiedlersee.
Ungarn: Isaszeg und Budafok bei Budapest, Konyha.
Bosnien: Jajce, ‚Vißegrad,- Krelo Bosna.
Herzegowina: Zeljuse, Neresinje (Tölg).
Montenegro: Cetinje (Karny).
Kärnten: Nied.-Dellach.
Italien: Col Mogliano (Werner), Abruzzen (Terminillo, RE
Rio Arno, Leonessa).
Kleinasien: Aidos- Dash.
Ich hatte in Wien auch Gelegenheit, die Typen der von Karny
aufgestellten bigutiulus-Formen collina und montana (Subspecieswert
haben sie auf keinen Fall!) zu sehen. Ich kann diesen beiden Formen,
in die u. a. auch ein bicolor. (Pyreralpe) geraten ist, keine Bedeutung
beimessen, da ich sie in den Alpen überall und in den verschiedensten
Höhenlagen i in allen nur denkbaren Übergängen zur Nominatform ge-
funden habe, sodaß eine Abgrenzung. nicht möglich ist. Stauröderus
mollis habe ich aus Deutschland dann nur noch- (durch die Freundlich-
keit von Herrn Dr. Enslin-Fürth) von Erlangen und Vach gesehen,
Orthopterologische Ergebnisse meiner Reise nach Öberitalien usw. "161
Große Stauroderus-Serien dagegen mit z. T. Hunderten von Exemplaren
aus Boppard a. Rh. (Dr. Kuntzen-Berlin\, Coblenz (Oblt. Engel),
Crepigny bei Noyon (Prof. Voeltzkow), Bialowies in Rußland (Preuß.
Forstverwaltung während des Krieges) enthalten nicht einen
mollis, sondern nur bscolor und biguttulus, Serien von Rothenbrunnen
in Graubünden und Ardez-Fetan im Engadin (Fruhsterfer) nur
biguttulus; letztere besitzt das Museum auch noch aus Grenoble
(Dr. Hedicke).
Schließlich enthält mollis noch eine größere Stauroderus-Aus-
beute, die Spaney während des Krieges im Gouvernement Jekaterinos-
law (Uspjenskaja und Peter und Paul) zusammenbrachte. “Dieser
mollis ist so farblos wie der märkische, aber in beiden Geschlechtern
auffallend schmal- und langflüglig, dennoch aber durch die sehr schmale
Elytrenspitze und das vom ersten Viertel an deutlich offene Sub-
costalfeld, das auch breiter als bei bzcolor ist, leicht von diesem zu unter-
scheiden; zudem enthält die Ausbeute auch St. bicolor Charp.
Damit habe ich das gesamte nach mehreren Tausend
Exemplaren zählende Material von Stauroderus, das ich nach der
ersten Veröffentlichung über mollss Charp. sah, besprochen und habe
noch einmal die Gelegenheit benutzt, dies mit möglichster Ausführlich-
keit zu sun. Ich hoffe, daß sich dadurch die Schwierigkeiten. dieses
heiklen Gebietes wesentlich vermindert haben und möchte noch einmal
um die Mitarbeit aller Orthopterenforscher und -freunde bitten bezw.
um Zusendung von Bestimmungsmaterial, damit die zu allgemeinen
Schlüssen noch längst nicht ausreichende Kenntnis der Gesamt-
verbreitung der.drei Arten gefördert wird.
Jedenfalls läßt sich auf Grund der bisher bekannten Tatsachen
sagen, daß mollıis als gute Art, gleichwertig dem bzcolor und biguttulus,
absolut feststeht. Denn sowohl das stellenweise Vorkommen der
drei Arten neben- und durcheinander als auch das. erwiesene
Ausfallen des mollis in großen Gebieten sind ein untrüglicher Beweis
dafür. Daß mollis, der angebliche ‚„Sandheidenbewohner und
Kümmerform von bicolor‘ in den Südalpen im sgnifer eine ganz
besonders bunte und kräftige Subspecies ausgebildet hat, kann
diese Auffassung nur stützen.
Zusammenstellung der gesammelten Arten,
Dermaptera.
1. Labidura riparıa Pall. Etschufer zwischen Trient und Ravina
unter Steinen. Ai
2. Forficula auricularıa L. Überall, vorwiegend in der f. macrolabia
Fieb. Auf der Seiseralpe sind die Zangen der dd auffällig stark ent-
wickelt (vis 9,5 mm lang!). ER
3. Sphingolabis albipennis Meg. Oberhalb Caldonazzo, Lavarone-
Carbonare, Creto, Mte. Spinale, - Haselburg, St. Constantin, Völs;
stellenweise auf Hecken und Gebüsch sehr häufig. ..Der' Größen-
unterschied innerhalb der Art, namentlich in bezug’ auf aie Zangen der
Archiv für Naturgeschichte,
1923. A, 7. 11 7.Heft
162 - Dr. Willy Ramme:
dd, ist erheblich; mein größtes Südtiroler Stück hat 6,5 mm, mein
kleinstes märkisches 2,8 mm Zangenlänge (Taf. III, Fig. 7a und b).
| 4. Chelidura acanthopı ygia Gene. 1 9 bei St. Constantin.
5. Ch. mutica Krauss, Am Originalfundort unterhalb des Al-
tissimo di Nago in Menge unter Steinen.
Blattodea.
Vgl. „Vorarbeiten zu einer Monographie des Blaitidengenus
Ectobius Stephens“.
6. Ectobius erythronotus Burr. Unterhalb Lavarone.
7. E. sylwestris Poda. Penegal, St. Constantin, Seis, Tione, Mte.Rosa,
Val di Genova (Fontana buona), Centatal, Carbonare bei Lavarone,
Doss dei Morti; sylvestris f. discrepans Adel.: Penegal, Doss dei Morti,
Tione, Carbonare,
8. E.lividus chopardi Adelung. Penegal, St. Constantin, Carisolo
b. Pinzolo, Creto, Val di Genova, 400 m, S. Giacomo.
9, E. vittiventris Costa. St, Constantin, Tione, Creto, Mori-Bren
tonico, Centatal; Caldonazzo.
10. E.vitreus Ramme. Portese am Gardasee.
11. Aphlebia brevipennis Fisch. Am Fuße einer Felswand ober-
halb Ravina bei Trient. Bisher nur 1 9 bekannt, das von Bezzi i im Aug.
1887 bei Caldonazzo gefunden wurde.
Mantodea.
12. Mantis religiosa L. Portese am Gardasee, Cıeto, Atzwang,
Blumau; zu etwa 20 % in der braunen Form. Vgl. p. 151.
Acridoidea.
13. Parapleurus alliaceus Germ. Sirmione, auf einer Riedwiese
am Seeufer gegen Peschiera in großen Mengen; bei Trient (Etschufer)
und bei Klausen je ein d. Vgl. p. 148.
14. Paracinema tricolor Thbg. Auf Sirmione mit dem vorigen zu-
sammen, noch besserer Flieger als dieser, Es scheint ein starkes zahlen-
mäßiges Mißverhältnis der Geschlechter zu bestehen, da ich unter
Scharen von Sg nur 2 99 auffinden konnte. Auf den feuchten Wiesen
am Caldonazzosee, von wo sie Cobelli angibt, habe ich die Art ver-
gebens gesucht.
15. Tettix bipunctatus L. Sirmione, Trient-Fersinaschlucht,
Caldonazzosee, oberhalb Caldonazzo, unteres Val di Genova, St. Con-
stantin, Völs.
16. T. kraussv Sauley. Weit häufiger als der vorige, teilweise in
sehr bunten Formen. Gardone, oberhalb Caldonazzo, Centatal, Lavarone
Cornetto, Mte Rosa, unteres Val di Genova, Mte Spinale, Haselburg,
Seiseralpe-Schlern, St. Constantin, Völs, Atzwang, Klausen.
17. T. subulatus L. Seiseralpe-Schlern, Caldonazzosee, an letzterem
Orte auch in der f. sahlbergs Saulcy.
18. Trusalis turrita L. Sirmione, Gardone; in der grünen und der
graubraunen Form. Vgl. p. 150.
Orthopterologische Ergebnisse meiner Reise nach Oberitalien usw. 163
19. Ohrysochraon brachypterus Ocsk. Auf Bergmatten im ganzen
Gebiet verbreitet und häufig.
20. Stenobothrus lIineatus Pz. Wie vorige Art; am Schlern in einer
kleinen farblosen Form bis fast 2600 m hoch vorkommend (unterhalb
des Petzgipfels).
21. St. miniatus Charp. Auf den Almen unterhalb des Cornetto-
gipfels an einer ziemlich eng begrenzten Stelle.
22. Stauroderus morio Fabr. Auf höhergelegenen Bergwiesen
unterhalb Lavarone, Lavarone-Cornetto, am MteRosa bei Tione,
Val di Genova (bei Fontana buona), Brentonico, St. Constantin-Schlern.
23. St. vagans Eversm. Oberhalb Caldonazzo, Atzwang-St. Con-
stantin, Völs.
24. St. bicolor Charp. Sirmione; Trient und Umgebung; Lavarone;
Caldonazzo; am Mte Rosa bei Tione (1500 m); Val di Genova (bei
S. Stefano); Haselburg; oberhalb Seis; Völs; St. Constantin; Atzwang.
25. St. biguttulus L. Mori-Brentonico-S. Giacomo; Nago; Trient
und Umg.; Caldonazzo-Lavarone; am Mte. Rosa bei Tione (1500 m);
Pinzolo; Haselburg; oberhalb Seis; Völs; St. Constantin; Atzwang.
26. St. mollis ıgnifer Ramme. Mori-Brentonico; Torbole; am Fuß
des Mte Rosa bei Tione (800 m); Val di Genova (900 u. 1700-2000 m);
Pinzolo; Haselburg; Völs; St. Constantin; Atzwang.
27. Omocestus viridulus L. Im ganzen Gebiet äußerst häufig.
28. O.rufipes Zett. Überall häufig. Vgl. p. 149.
29. O. haemorrhoidalis Charp. Nur zwischen Atzwang und St. Con-
stantin (auf halber Höhe) und auf einer Matte oberhalb der Straße
Atzwang-Blumau von mir gesammelt. In Südtirol bisher nur an
wenigen Stellen aufgefunden: Völs, Kalvarienberg bei Kastelreuth
(Rrauss), Kohlern bei Bozen (Ebner).
30. O. petraeus Bris. Unterhalb Brentonico. Im Gebiet Atzwang-
Bozen, wo sie Krauss feststellte, fand ich die Art nicht. Die Bemerkung
bei Redtenbacher: „vertritt im Süden die Stelle des O. haemorrhor-
dalis““ ist seit Auffindung des letzteren gemeinsam mit petraeus jenseits
der Alpen hinfällig.
31. Ohorthippus pulvinatus Fieb. Sirmione, an den Grotten des
Catull. Die Art ist hier etwas kleiner alsin Krain und wesentlich kleiner
als in Istrien.
32. Ch. dorsatus Zett. Am Mte Baldo (1500 m); in den Weingärten
am (Caldonazzosee; Ravina oberhalb Caldonazzo; St. Constantin.
Vgl. auch p. 149.
33. Ch. parallelus Zett. Überall gemein; 1 @ mit voll ausgepildeten
Flugorganen (f. montana Charp.) bei Ravina und 2 99 oberhalb Cal-
donazzo. Die auf p. 149 erwähnte schokoladenbraune Form vom Mte
Spinale-Plateau nenne ichf. eaffra; sie ist wegen der von den sonstigen
überall vorkommenden Färbungsformen des parallelus abweichenden
Färbung bemerkenswert, ferner angesichts der Tatsache, daß wohl 90 %,
der parallelus von Spinale aieser Form angehören, sodaß man fast von
einer Subspecies sprechen kann.
11* 7.Hefi
164 its. ee Ramme:
34. alticola Ramme (Vorläuf. Mitt. D. Ent. Zeitschr. 1921, p. 246).
Ich wıederhole die Diagnose: „Ch. parallelo Zett. affinis, a valde
distinctus. Paulo robusv1or; colore imprimis laete brunneo vel brunneo-
virescente, tibiis rubrescentibus. _Pronotum quarto longius quam apud
parallelum, latius angulariter carinatum. Elytra brevia, apud & late
rotundata, apud ® fere ovata; alae squamiformes.“
. sie Gesamtförbung ist ein schönes Graubraun, beim $ oft mis
grünem Einschlag an Kopf und Thorax. Pronotum länger als bei
parallelus, ‘mit hellen wınkligen, schwarzumsäumten Seitenkielen.
Hinterleib, besonders des 9, durch dunkle scharf abgesetzte Seiten-
binden geziert, markanter als bei parallelus, beim & leicht gerötet,
ebenso die Hinterschenkelin der Näheder schwärzlichen Kniee. Schienen
und Tarsen bei beiden Geschlechtern fleischrot. Der Gesamteindrück
der hübschen Art ist ein bunter. Das © ähnelt äußerlich parallelus,
besonders durch die verkürzten Elytren; diese sind aber breiter und
viel stumpfer als bei jenem; ganz besonders abweichend sind.die des &.
‘Taf. III, Abb. #0). — Maße (nach 16 JS und 14 99):
) ?
Be corporis 1,48—1,68 1,92-2,25
pronoti 0,32 —0,36 0, 390,46.
elytrorum 0,73—0,81 0, 570, 64
alarum 0,35 0,45
oa e: Am Doss dei Morti (bei Strada-Creto) und amMte Rosa
(nordwestl. Tione); oberhalb der Baumgrenze in 1700-2000 m Höhe
auf grasigen Hängen (zusammen mit parallelus u. a.) äußerst zahlreich.
Leider ist die ebenfälls eigenartige Zirpweise, die ich nicht
notiert hatte, meinem ‚Gedächtnis verloren gegangen.
35. Gomphocerus sibiricus I. ‘Oberes Val di Genova von Bedole
ab (massenhaft), Schlernplateau.
986. G@. rufus L. Überall häufig, in den mannigfaltigsten Färbungen.
Besonders auffallend ist ein einfarbig hell roströtliches Q von Carisolo
bei Pinzolo.
37. Stethophyma vage Pall. Oberhalb Daone gegen den Doss
dei Morti; Madonna di Campiglio.
38. Epacromia thalassına Fabr. _Gardaseeufer bei Sirmione;
feuchte Wiesen des Caldonazzosee-Ufers bei Caldonazzo, hier in den
mannigfaltigsten braunen und grünen Färbungsformen. Besonders
bemerkenswert ist eine ganz bunte, prächtige 9-Form mit leuchtend
weinrotem Gesicht, Scheitel und Pronotum und spangrünen Seiten.
Vgl. auch p. 153.
39. E. strepens Latr. Auf trockenem Gehen in niedrigeren Lagen
überall.
40. Sphingonotus ee; coerulans .s Trockener Ufer gürtel
des Caldonazzosees bei Caldonazzo (zwischen den Riedwiesen und den
Weingärten); Centatal; zwischen Trient und Ravina.
41.. Oedipoda coerulescens L. Überall auf trockenem Gebiet u
unterbrochener Vegetation.
Orthopterologische Ergebnisse meiner Reise nach Oberitalien usw. 165
42. O. miniata man’ata Pall. Leuchtend rot, ohne bedeutendere
Verbreiterung des Schwarz (vgl. Ramme, Orth. Ergebn. e. Reise nach
Krain u. Istrien, Berl. Entom. Zeitschr. LVIIT, 1913). Carisolo b. Pin-
zolo; Atzwang und Umg.; Klausen.
43. Oedaleus nigrofasciatus de Geer. An der Straße Waidbruck —
Klausen.
44. Psophus stridulus L. Überall im Gebiet.
45. Acridium «egyptium L. Sirmione, Portese.
46. Caloptenus vtalıcus L. Überall an der von den Oedipedinen
bevorzugten Örtlichkeiten mit unterbrochener Vegetation. Oberhalb
der Fersinaschlucht die $S von auffallender Kleinheit, mit verkürzten
Elytren (Gesamtlänge 13,5 mm!).
47. Podisma frigida Bohem. Massenhaft auf dem Schlernplateau
in mannigfaltigster Färbung.
48. P. alpina. Mittleres Val di Genova, besonders häufig unter-
halb Fontana buona; Seiseralpe; Eingang des Grödner Tales bei Waid-
bruck.
49. P. pedestris 1. Vielerorts sehr häufig: oberes Val di Genova;
unterhalb Lavarone; Carbonare-Cornetto; Mte, Spinale; Seiseralp;
Schlern.
50. O. schmidtüi Fieb. Trient (Fersinaschlucht und bei Ravina);
Caldonazzo; Lavarone-Cornetto; Brentonico-S. Giacomo.
5l. P.baldensıs Krauss. Beginnt unterhalb $. Giacomo aufzu-
treten, P. schmidtii ablösend, und geht am Altissimo nicht allzuweit über
S. Giacomo binaus. In entsprechender Höhe findet man die Art dann
beim Abstieg nach Nago in besonders großen Mengen auf dem Boden
und niedrigem Gebüsch, oft mehrere Tiere auf einem Blatt.
52. Platyphyma giornae Rossi. Trient-Fersinaschlucht, Mori-
Brentonico.
Locustodea.
53. Orphania denticauda Charp. Nur um dieser Art willen bestieg
ich mit Spaney den Doss dei Morti bei Creto, an dessen „‚grasigen Steil-
hängen in 6—7000* unter Rhododendronbüschen“ Graber 1867 Orphania
zuerst für Südtirol nachgewiesen hatte. In der Tat fanden wir dort die
Art, bald oberhalb der Baumgrenze bis zum Gipfel, trotz mehrstündigen
angestrengten Suchens aber nur 5 dd und 1 9. Die Tiere laufen im
Grase umher, im Sonnenschein anhaltend zirpend. Größe: & 3 cm,
Q 3,3 cm, ohne Legescheide (1,4cm). Weitere Fundorte in Südtirol:
Adamello (Heller, Dalla Torre); Serrada, Folgaria alla Madonna (Cobelli).
54. Poecilimon fiebers, Fisch. Auf den Matten unterhalb des
Cornettogipfels, also etwa in 1800—2000 m Höhe. Die Tiere halten sich
viel im Grase, gern im Schutze der Knieholzbüsche, auf; das & zirpt im
Sonnenschein ähnlich wie Thamnotrızon cinereus L., in der Größe
stehen sie weit hinter den Krainer Stücken zurück (Z 2,3 : 3,01 em);
letztere sind auch im Gegensatz zu den Büdtirolern ausgesprochene
Gebüschtiere (auf Corylus).
7. Heft
16 | Dr. Willy Ramme:
55. Barbitistes serricauda Fabr. Ravina, Brentonico—S, Giacomo
unteres Centatal, unteres Val di Genova, Creto, Atzwang.
‚56. B. obtusus Targ. Oberes Val di Genova (oberhalb Bedole);
Mte. Rosa b. Tione; um .Seis; unterhalb Frommerhaus; Ratzes; Atz-
wang—Völs. Obtusus bevorzugt höhere Lagen als serricauda; das &
zirpt im Sonnenschein, nur dem feinsten Gehör wahrnehmbar, indem
es in Pausen eine Art knipsendes Geräusch hervorbringt. Serricauda
habe ich nicht zirpen hören.
57. Leptophyes laticauda Friv. 15 und 2 22 oberhalb Caldonazzo
auf Farnkraut. Bei Caldonazzo fand auch Cobelli diese in Südtirol
seltene Art, ferner bei Madrano.
58. L. albovittata Koll. Unterhalb Brentonico; Atzwang—Völs,
St. Constantin; mit Vorliebe auf Minzen.
59. L.bosei Fieb, Die häufigste Leptophyes des Gebietes; auf
höheren Kräutern, wie Nesseln, Farnen usw. Brentonico; Doss dei Morti;
Daone; Mte.Rosa b. Tione; oberh. Caldonazzo; Lavaronestraße; Mendel,
60. Phaneroptera falcata Scop. Creto; oberh. Caldonazzo.
61. Ph. quadripunctata Br. Weit häufiger als vorige, beginnt in der
Dämmerung zu zirpen. Portese; Creto; Fersina und Ravina b. Trient;
Haselburg; Blumau-Atzwang.
62. Tylopsis hliifolia Fab. Bei Portese in der grünen und der
braunen Form (f. margineguttata Serv.); zirpt bei Tage im Sonnenschein.
63. Meconema brevipenneYers. DBrentonico; Trient-Fersina-
schlucht ; oberhalb Caldonazzo; Haselburg.
64 Xiphidium fuscum Fab. Sirmione (Schilfwiesen am Gardasee-
ufer); Caldonazzo, am See; zwischen Völs u St. Constantin. Die Garda-
seestücke zeichnen sich durch bedeutende Fühlerlänge in beiden Ge-
schlechtern (6,3 em!) aus.
65. X. dorsale Latr. Neu für Südtirol. Am Seeufer bei Caldonazzo
mit dem vorigen.
66. Conocephalus mandibularıs Charp. Sirmione, in der grünen
und der braunen Form; Weingärten bei Trient; zirpt (nur nachts)
ähnlich Platycleis roesehi, jedoch schärfer. Das andauernd surrende
Zirpen von Conocephalus im Verein mit dem gloekenhellen, melodischen
Zirpen von’ Oecanthus verleiht der Südtiroler Sommernacht in den
Weingärten ein charakteristisches Gepräge von eigenem Reiz.
67. Locusta voridissima L. Mit der folgenden häufig im ganzen
Gebiet.
68. L.cantans Fuessly. Siehe vorige!
69. L. caudata Charp. In großen Mengen in Brennesselgebüsch
an der Osteria von $. Giacomo (Mte Baldo). Die Größenunterschiede
innerhalb dieser Art sind bedeutend. So zeigte das größte und kleinste
2 der Ausbeute folgende Maße: Gesamtlänge 7,3 (6,2), Legeröhre 4 (3,5),
Elytren 5,8 (4,3), Schienen 3,1 (2,6) um. |
70. Analota alpina Yers. An dem von Krauss angegebenen Fund-
ort am Nordrand des Schlernplateaus zahlreich.
71. Antaxius pedestris Fabr. Portese (vgl. p. 152); S. Giacomo
Altissimo; Creto; unteres Val di Genova; Carisolo b. Pinzolo;
Orthopterologische Ergebnisse-meiner Reise nach Oberitalien usw. 167
Atzwang; St. Constantin. Im Val di Genova fast ausschließlich
auf Berberitzensträuchern, sonst hauptsächlich in Brombeergestrüpp
und hier nur mit großer Geduld und List zu erbeuten.
72. A. brunneri Krauss. 1 an der Lavaronestraße; 2 QQ auf der
Seiser Alpe oberhalb des Frommerhauses an einem trüben Tage unter
Steinen. Bei Bad Ratzes, wo Krauss die Art entdeckte, und zwar
in großer Anzahl, fand ich trotz eifrigsten Suchens ‘bei schönstem
Wetter kein einziges Stück.
73. Anterastes raymondı Yers. Portese; Mori—Brentonico; Doss
dei Morti (Daone); oberhalb Ravina; Haselburg.
72. Pachytrachelus striolatus Fieb. Mori—Brentonico; Ravina;
Atzwang; unterhalb Völs; Klausen.
75. Thamnctrizon chabrieri Charp. Bei Portese in dichtem Brom-
beergestrüpp. Die Art ist hier nur zu fangen, indem man sich mis einer
Pinzette vorsichtig und ganz langsam dem Tier näheıt und es an den
Hinterbeinen ergreift, das Q auch an der Legescheide. Im Gegensatz
zu anderen Decticiden, z. B. Antaxsus, autotomiert chabrier; nur in
seltenen Fällen das ergriffene Hinterbein.
76. Th. apterus Fabr. Überall sehr häufig.
77. Th. fallax Fisch. Neu für Südtirol. An der Straße Creto—
Condino, am rechten Ufer des Chiese kurz hinter Creto (6 Jg 4 22).
77. Th. cinereus L. Überall sehr häufig.
79. Platycleis grisea Fabr. Überall die häufigste Locustide. —
Bei Klausen, Atzwang und zwischen St. Constantin und Völs fand ich
in mehreren Stücken (4 JS, 5 99) eine überraschend prächtige neue
Form von grisea, so abweichend in der Färbung, daß erst eine genaue
morphologische Untersuchung die Annahme widerlegte, es könnte sich
um eine eigne neue Art handeln. Die neue Form, die unbedingt einen
Namen verdient und die ich mirabilis n. f. benenne, zeichnet sich durch
eine rötlichbraune Gesamtfärbung und intensiv-span-
grüne Förbung der Oberseite des Pronotums und des
Scheitels aus. Die Axillarader hebt sich durch hellere Färbung scharf
ab; die Vorderflügel sind zeichnungslos. Auffallend ist, daß die Form
mit der Nominatform nicht lückenlos, sondern nur durch eine Zwischen-
form verbunden ist, die die gleiche rötlichbraune Gesamtfärbung, aber
an den genannten Teilen anstelle der spangrünen eine gelblichgrüne
bis gelbliche Farbe zeigt. Die f. mirabilis scheint auf das untere Eisack-
tal beschränkt zu sein, da ich unter den Tausenden von grisea-Stücken,
die ich auf dieser Reise und früheren sah, niemals ähnliche Stücke fand
und meines Wissens auch in der Literatur keine solchen erwähnt werden.
80. P. bicolor Phil. Creto.
81. P.brachyptera L. In der grünen und der braunen Form;
S. Giacomo—Altissimo; St. Constantin. Bei Lavarone 1 Q der lang-
flügligen f. marginata Thbg.
82. ‘P. roeselvi Hgb. Lavarone. -
83. Decticus verrucivorus L. Überall häufig.
84. _Ephippigera vitium Serv. Bei Creto auf Wein, zwischen
Bretonico und S. Giacomo auf Haselnußbüschen. er ;
7. Heft
168 002 De. Willy Ramime: -
Gryliodea.
85. Oecanthus pellucens Scop. In den niedrigen Lagen des Gebietes
überall, auf Wein, Nessel, Hasel usw. (Vgl. das bei Conocephalus Ge-
sagte).
” 86. Nemobius sylvestris Fabr. Überall häufig.
87. N. heydeni Fisch. Am Ufer des Gardasees bei Sirmone und des
Caldonazzosses bei Caldonazzo in Grasbüscheln, trotz des — bei der
Kleinheit des Tieres — überraschend lauten Zirpens äußerst schwer zu
finden. In Gardone—Riviera an einer feuchten bewachsenen Mauer.
88. Gryllus campestris L. Bei Lavarone hörte ich noch am 3. Aug.
zirpende $3. Später überall im Gebiet zahlreiche Larven.
89. @. burdigalensıs Lat. Oberhalb Mori zahlreiche Larven in
den ersten Stadien unter Steinen.
90. Gryllomorpha dalmatina Ocsk. In Nago ein erwachsenes $
im Hotelzimmer.
Verzeichnis der Literatur über Tiroler Orthopteren.
1867. Graber, V. Die Orthopteren Tirols. Verh. d. Zool.-bot.
Gesellsch., Wien.
1867. Derselbe. Analytische Übersicht über die in Tirol beob-
achteten Orthopteren. Zeitschr. d. Ferdinandeum, Innsbruck.
1873. Krauss, H. A. Beitrag zur Orthopterenfauna Tirols. Verh.
d. Zool.-bot. Ges., Wien.
"1882. Dalla Torre. Beitrag zur Orthopterenfauna Tirols. Ber.
d. Naturw. Vereins Innsbruck.
1882/83. Heller und 'Dalla Torre. Die Verbreitung der Tierwelt
im Tiroler Hochgebirge.
1883. Cobelli, R. Gli Ortotteri genuini del Trentino. Notizie pre-
liminari. Pubb!. fatta p. cura del Museo civico di Rovereto.
1883. Krauss, H. A. Neuer Beitrag zur Orthopterenfauna Tirols.
Verh. d. Zool.-bot. Ges., Wien.
1886. Cobelli, R, Gli Ortotteri genuini del Trentino. Ibidem.
1886. Krauss, H. A. Beiträge zur Orthopterenkunde. Ibidem.
1889. Derselbe. Contribuzioni alla fauna degli Ortotteri del
Trentino. Sitz.-Ber. d. Zool.-bot. Ges. Wien.
1892. Derselbe. Contribuzioni: all’ ortotterologia del Trentino.
Ibidem.
1900. Burr, Malcolm. Orthoptera collected near Insnbruck.
The Entomologist’s Record XII.
1905. Cobelli, R. Contribuzioni alla fauna degli Ortotteri del
Trentino. Sitz.-Ber. d. Zool:-bot. Gesellsch. Wien.
1906. Derselbe. Appendice agli Ortotteri del Trentino. Pubbl.
fatta p. cura del Mus. civico di Rovereto.
1909. Krauss, H. A. Orthopterologische Mitteilungen. Deutsche
Entom. Zeitschr., Berlin. |
1909. Dalla Torre. Polare Grenzen der Orthopteren Tirols. Entom,
Jahrb. XVII. |
Archiv für Naturgeschichte, 90. Jahrg, 1923, Abt. A, Heft 7 Tafel I
Ramme phot.
Ramme, Orthopterologische Ergebnisse meiner Reise nach Oberitalien und Südtirol 1921
VER
1% Be
#s Sn
N
Archiv für Naturgeschichte, 90. Jahrg, 1923, Abt. A, Heft 7 Tafel I
Fundort bicolor Charp. biyuttulus L. | mollis ignifer Ramne
Atzwang (400 m)
St. Constantin (900 ın)
Völs (900 m)
Oberhalb Seis (1200 m)
Bozen-Haselburg
(250—400 ın)
Pinzolo (500 m)
Val di Genova
(900 m)
Val di Genova
(1700— 2000 m)
Tione—Mte. Rosa
600—1500 m)
Caldonazzo-See
(450 m)
Lavarone—Cornetto
(1000—1600 m)
Mori - Brentonico
(250-700 m)
Garda-See
(50—200 m)
Ramme phot
Ramme, Orthopterologische Ergebnisse meiner Reise nach Oberitalien und Südtirol 1921
I
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Archiv für Naturgeschichte, 90. Jahrg., 1923, Abt. A. Heft 7 Tafel III
m. PP IERIEBS
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3a 3b
Ramme phot. 6a 6b 6c 7a 7b
Ramme, Orthopterologische Ergebnisse meiner Reise nach Oberitalien und Südtirol 1921
Orthopterologische Ergebnisse meiner Reise nach Oberitalien usw. 169
1909. Krauss, H. A. Orthopterologische Mitteilungen, Abs.
Deutsche Entom. Zeitschr.
1910. Ebner, R. Orthopterologische Notizen, Abs. III. Mitteil.
d. Naturw. Vereins Wien.
1911. Ramme, W. Entomologische Ergebnisse einer Hei nach
Oberitalien und Südtirol.- Berl. Entom. Zeitschr.
. ‚1912. Werner, F. Weitere Beiträge zur Orthopteren- Faunistik
Österreichs, Abs. IV. Jahresber. d. Entom. Verein Wien.
Tafelerklärung.
Tafel I.
1a—g Stauroderus bicolor Charp. (a = Atzwang, b = Pinzolo,c = Mte. Rosa,
d = Sirmione, e = Oberstdorf im Allgäu, f = Chorinchen i. Mark, g = Schwarz-
burg i. Thür.).
2 a—g Stauroderus bigutiulus L. (a = Constantin, b = Pinzolo, ce = Seis a.
Schlern, d = Brentonico, e = Chorinchen, £f = Machnower Weinberg i. N ark,
g= Oberstdorf. )
3a—d Stauroderus mollis ignifer Ramme (a = Atzwang, b = Haselburg,
c = Valdi Genova, 2000 m, d = Val di Genova, 900 m).
3e—h Stauroderus mollis mollis Charp. (e = Typus von Charpentier, f =
Chorinchen, g = Machnower Weinberg, h = Grunewald).
Tafel II.
Rechtsseitige Elytren der $3 von Stauroderus bicolor Charp., biguttulus L.
und mollis ignifer Ramme. Vgl. Text S. 157.
Taiel IH.
laundb Elytren $ 2 von Stauroderus bicolor Charp. (a = Südtirol, b=
Macedonien — Doflein).
2a und b Elytren $ 2 von Stauroderus biguttulus L. (4 = Südtirol, b = Ma-
cedonien).
3a und bElytren $ Q von Stauroderus mollis mollis Charp. (a = Mark Branden-
burg, b = Macedonien).
3c Elytren $ 2 von Stauroderus mollis ignifer Ramme (Südtirol).
4a—c Chorthippus alticola Ramme (a 3; b 9; c zwei dd, 1 2 Elytr.).
5 Stauroderus mollis ignifer Ramme (Gynandr.):
. .63—c Podisma baldensis Krauss (a 2; b Gynandr.;'e $): °
. Tau.b Sphingolabis albipennis Meg. 33 (& = St. Constantin, b = Oder-
berg i.. Mark). 3
7. Heft
470 2 shlarern Wähkelm. Schreitmäller: „1. 1=.u.1:0
Betrachtungen über die „Ondatra“
oder Bisamratte (= Fiber zibethieus Cuv.).
Von | | Ber ic ne
Wilhelm Schreitmüller-Frankfurt a. M.
In den meisten Berichten über die Bisamratte werden diesem
Nager die größten Verbrechen und Schäden, welche sie anrichten sollen,
nachgesagt. Dies fällt mir umsomehr auf, weil unsere (im „Zoo“
zu Frankfurt a.M.) Tiere gerade das Gegenteil zu beweisen scheinen.
Obwohl Bisamratten im Freien durch ihre Grab- und Wühl-
arbeiten oft wirklich großen Schaden an Dämmen, Teichen und Fluß-
ufern usw. anrichten können, sodaß es berechtigt erscheint, daß man
diese Tiere verfolgt und tötet, so scheint dies aber inbezug auf die
Vernichtung von Jungtieren der Niederjagd, Haustieren, Fischen,
Vögeln u. dergl. doch nicht immer gleich stark zuzutreffen,
obwohl einwandfrei nachgewiesen ist, daß die Ondatra vor solchen
Tieren auch nicht Halt macht. — Nach vielen Berichten sollen
Bisamratten unter anderen folgende Tiere angreifen, töten und
verzehren: ‚Junge Hasen, Feldhühner, Enten u.a. Wassergeflügel
nebst deren Gelege, Fasanen, Singvögel nebst deren Eier und Brut,
Fische, Krebse, Muscheln, Schnecken, Insekten usw. sobald sie solcher
habhaft werden können.“ — Ich möchte im Folgenden meine an
gefangen gehaltenen Stücken dieser Art (im „Zoo“ zu Frankfurt a.M.)
gemachte Beobachtungen bekannt geben, welche anscheinend das
Gegenteil zu beweisen scheinen. — Im ,Zoo“ zu Frankfurt a.M.
halten wir seit Jahren Bisamratten. Ein Stück befindet sich sogar
im Aquarium daselbst, wo dieses Tier einen großen, mit Felsengrotten
und etwa lm tiefen Wasserbassin versehenen Zwinger bewohnt.
Das Tier. hat sich hierin unter einer vorspringenden Felsplatte, —
dicht über dem Wasserspiegel — ein großes Nest (Burg) aus Schilf-
blättern und -stengeln, sowie aus Rindenteilen, die das Tier von Baum-
ästen, welche ihm in den Behälter gegeben wurden, — abgenagt hat,
— angelegt, worin es seiner Ruhe pflegt. Das Tier ist munter und
ziemlich zahm.
Um nun auszuprobieren was diese Bisamratte alles als Nahrung
annimmt, bot ich ihr bisher (versuchsweise!) die verschiedensten
Sachen an. Ich probierte es wiederholt ‚mit folgender Nahrung:
„Lebende Frösche und Kröten, Fluß- und Seefische,
rohes Fleisch, Mäuse, Vögel, (tote) Schnecken, Regen-
würmern, Mistkäfern und einmal sogar mit einem frischen
Hühnerei. — Außer 2--3 Regenwürmern, einigen Mistkäfern und
- Betrachtungen über die „Ondatra®-6der Bisamratte -usw.-:- 171
4 Spitzhornschnecken hat die Bisamratte von alledem bisher noch
nie etwas angenommen. — Hingegen verschmähte sie niemals:
Gelbe Rüben (Möhren), Diekwurz (= Runkelrübe),
Äpfel, Pflaumen u.a. Obst, Blätter von Kohl-, Kraut-,
Salat, Wirsing, Weiden, ferner Vogelmiere (Stellaria me-
dia L.), Kreuzkraut (=Senecio vulgaris L.) und Wurzeln aller Art,
— besonders Schilfwurzeln nie! — Ihre regelmäßige, tägliche
Kost besteht in Grünzeug, Brot, Mais, Hafer und gelben
Rüben und Dickwurz. Von diesen bevorzugt das Tier ständig:
Möhren, Grünzeug und Dickwurz, während Brot, Hafer
und Mais nur wenig oder im Notfalle beachtet werden! — In das
Wasser. gefallene Nahrung holt sich das Tier tauchend vom Grunde
des Beckens herauf. — Es ist mir nun nicht ganz klar, warum gerade
diese Bisamratte animalische Nahrung fast gänzlich ver-
schmäht, während sie vegetabilische ersterer vorzieht! —
Sollte in diesem Falle (und ähnlichen!) individuelle Veranlagung
die Ursache sein? — Wenn dies der Fall wäre, so dürften wohl auch
im Freien Tiere dieser Art existieren, welche ebenso veranlagt sind,
und die, pflanzliche der tierischen Nahrung vorziehen. Es wäre
demnach anzunehmen, daß man inbezug auf die Nahrung der
Bisamratte nicht verallgemeinern darf! —
‚, Es wird eben ganz auf die Gegend ankommen wo diese Tiere
leben und was ihnen an den betreffenden Orten an Nahrung zur Ver-
fügung steht. Stücke, die an einsamen, von Wald und Wiesen um-
schlossenen Teichen u.a. Gewässern leben, sind dementsprechend
und logischerweise mehr auf Schnecken, Würmer, Muscheln, Fische,
Wurzeln und Blätter aller Art angewiesen, als solche Tiere, welche
an von Häusern, Feldern und Obstgärten begrenzten Flüssen leben.
— Dasselbe haben wir ja auch bei den Wanderratten und .Scher-
mäusen (= Wasserratte). Tiere ersterer Art, welche auf Korn-
böden, in Magazinen, Scheunen und dergl. Orten leben, nähren sich
dementsprechend auch fast ausschließlich von Getreide u. dergl.,
während dieselbe Art, welche sich in Abdeckereien, Schlachthäusern,
Fleischereien, Gerbereien, an Kanälen und Abwässern aufhält, natur-
gemäß mehr auf animalische Kost angewiesen, wie dies ja nicht anders
möglich ist!
Ich habe Bisamratten (in Sachsen) wiederholt im Freien
beobachtet und belauscht, habe auch einige „Burgen“ dieser Art
untersucht, fand aber in diesen und in deren Nähe fast ausschließlich
nur Reste vegetabilischer Nahrung wie: ‚„Zerbissene Schilf- und Gras-
stengel und -blätter, verschiedene Wurzeln, Samen und Früchte,
ferner Schalen von Muscheltieren und Teile der Gehäuse von Land-
und Wasserschnecken, in einigen Fällen auch wenige Fischreste.
Restteile von Vögeln und Säugetieren fand ich in den etwa 4-5 von
mir untersuchten Bisamrattenburgen bisher nicht, — außer in
einem Falle, woselbst ich eine halbaufgefressene, halbwüchsige
Wanderratte in einem solchen sah.
7. Heft
172 Wilhelm Schreitmüller: Betrachtungen über die „Ondatra“ usw.
Ich will mit Obigem natürlich nicht behaupten, daß Bisamratten
unter dem Kleinwild, Feld- und Wassergeflügel, Singvögeln, Haustieren
und Fischen usw., keinen Schaden anzurichten imstande wären, denn
solches ist ja einwandfrei nachgewiesen.
Ich will hiermit nur die Frage anschneiden, „wie soll man
sich das Verhalten, der im „Zoo“ zu Frankfurt a. M. ge-
haltenen Tiere dieser Art erklären?‘ — Warum nehmen
diese Bisamratten fast ausschließlich nur pflanzliche Stoffe als
Nahrung an und verschmähen hartnäckig anımalische Kost, z. B.
Fische, Fleisch, Mäuse, Vögel u. dergl.?? — Vielleicht äußert sich
hierüber einmal ein Spezialist.
Hier anschließend möchte ich noch einen neuen, wenig be-
kannten Fundort der Bisamratte bekannt geben, welcher
sich in Sachsen befindet. Im. Jahre 1921 beobachtete ich an der
Talsperre zu Malter b. Dippoldiswalde (nahe Dresden) ein
Pärchen dieses Nagers. Bekanntlich wurde die Bisamratte vor
Jahren von einem böhmischen Großgrundbesitzer, an dessen Gewässern
angesiedelt und hat sich da enorm vermehrt. Sie ist von da aus nach
Sachsen und Bayern usw. übergetreten und im steten Vordringen
begriffen. Das obenerwähnte Paar trieb sich in genannter Talsperre
in der Bucht nahe des Restaurants „Seeblick“ ständig umher. Die
Tiere schwammen oft ganz ungeniert im Wasser umher oder trieben
an der Oberfläche desselben ganz unbeweglich einher, wobei sie
krächzende Laute, wie: „geck oder göck‘‘, dazwischen auch pfeifende
Töne von sich ‚gaben, welche anscheinend Locktöne darstellen, ver-
mittelst welcher sich die Tiere gegenseitig anlocken. — Es dürfte
sehr wahrscheinlich sein, daß außer dem erwähnten Paar noch weitere
solche in der betreffenden Talsperre vorhanden sind.
Nach einer Notiz in „Wild und Hund“, 1921, Heft 22, 8. 587
fand ferner Herr Hans Schwabe, welcher Pächter des Reviers
Korna b. Schöneck ist, in einem Fuchsbau, den er aufgrub, neben
10 jungen Hasen, 2 Fichelhähern und verschiedenen Mäusen auch
zwei Bisamratten vor. Interessant dürfte sein, daß auch Bisam-
ratten dabei waren.
}
Ä
Berichtigung
zu einer Arbeit über Buprestiden.
| Von
Dr. J. Obenberger.
Durch eir unangenehmes Versehen des Druckers (meine Originale
wurden doch alle beschriftet!) ist bei dem Drucke deı drei Tafeln meiner
Arbeit (Dr. J. Obenberger, Beiträge zur Kenntnis der Buprestiden
(Col.), Archiv f. Nat, G. 1922 Abt. A, Heft 12, Tafe] I —III) die Tafel-
erklärung ausgefallen. Auf den genannten "Tafeln sind, der Reihe
nach, folgende Tiere abgebildet:
Taf. L
Taf. I.
Tat. EL
Tat. 11.
Taf. III.
Taf. 1.
Obere Reihe (von links nach rechts): ha: Pressiw.n.,
Chr. Buqueti m., Chr. Strandiana m., Chr. violaceotineta m.,
Colobogaster Croesus m.,; dann: Analsegmente der Chryso-
botkris unigemmata m. (1 ) und Rothkirchi m. (2).
Untere Reihe: Stigmodera dicax m., St. Saundersiana m.,
St. Diana, St. Leai v. ht St. Carteri m., St. opacula m.,
St. modesta. m.
Obere Reihe: Chrysobothris Nickerli m.,. Chr. Salomonica m.,
Ohr. Linnei m., Chr. Gravenhorsti m., Chr. Mulsanti m.,
Chr. Bedeli m., Chr. Achardi m.
Untere Reihe: Stigmodera bizonata m., St. bifasciatella m.,
‚obliquefasciata m., St. Wüsoni sp. septentrionis m., St. tantilla m.,
St. opacipennis m.
Obere Reihe: Chrysobothris ungemmata m., algoensıs: ım.,
/uneraria m., Rothkirchi m., nigroviolacen. m., Braunsi m.,
coelvcolor m.
Untere Reihe: Stigmodera clancula m., St. ravilla m., St.
Kirbyi v. Adonis m., St a m, St. cruciotdes -M., ‚St.
circumflexa m., St. guttifera m.
Alle Figuren sind halbschematisiert, ohne Skulpturdetail.” ii
Dr. 3. Obenberger.
7.Heft
Er EHEIRROGE Up) DELRUER 6
Rezensionen.
Nur Schriften, die zu dem. Zweck an’ die Redaktion des Archivs für Natur-
geschichte eingesandt werden, können hier besprochen werden. Außerdem werden
sie in den Jahresberichten behandelt werden. Zusendung von Rezensionsschriften
erbeten an:den Herausgeber des Archivs:
Prof. Embrik Strand, Riga, Zoologisches Institut der Universität,
Puskina bulvars 9.
Krausse, Rudoli. Mikroskopische Anatomie der Wirbel-
'- tiere in. Einzeldarstellungen. II. Vögel und Reptilien. ‘Mit 139
. - Originalabbildungen im Text. p. VU—X u. 187—454. Berlin und
Leipzig 1922. Vereinigung wissenschaftlicher Verleger Walter de
Gruyter & Co. Lexikon-Oktav. Preis geheftet M.1100.—.
Die erste Abteilung dieses Werkes, welche die Säugetiere be-
handelte, erschien 1921, die dritte und vierte Abteilung, den Rest der
Wirbeltiere enthaltend, befinden sich im Druck. — Wenn es auch viele
ausgezeichnete Handbücher der mikroskopischen Anatomie in der
deutschen Sprache gibt (ich erinnere nur an das bekannte Lehrbuch
von (©. .C. Schneider!), ist das vorliegende doch einfach unentbehrlich
für denjenigen, der sich eingehend mit diesem Thema beschäftigen
will, schon auch deswegen, weil, bei der intensiven wissenschaftlichen
Arbeit auf diesem Gebiete heutzutage, die frühere Literatur schnell
veraltet. Vorliegende Abteilung. enthält eine monographische Dar-
stellung von Columba livia domestica und Lacerta agılis, die klar und
übersichtlich ist und gute Abbildungen bringt. Strand.
Friese, H. Die europäischen Bienen (Apidäe). Das Leben und
Wirken unserer Blumenwespen. Eine Darstellung der Lebens-
weise unserer wilden wie gesellig lebenden Bienen nach eigenen
Untersuchungen für Naturfreunde, Lehrer und Zoologen. Mit
33 farbigen Tafeln und 100 Abbildungen im Text. Berlin und
Leipzig: Walter de Gruyter & Co.
Das Werksoll in fünf Lieferungen erscheinen, von denenh eute die
drei ersten, enthaltend 304 Seiten und 19 Tafeln, fertig’ vorliegen.
Wir werden auf das Werk zurückkommen, wenn mehr Shane. ist,
| j Strand.
Krolls Buchdruckerei, Berlin S 14.
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ARCHIV
NATURGESCHICHTE
GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN,
FORTGESETZT VON
W.F. ERICHSON, F.H.TROSCHEL,
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF,
W. WELTNER UND E. STRAND
BB
NEUNUNDACHTZIGSTER JAHRGANG
1923
Abteilung A
8. Heft
HERAUSGEGEBEN
VON
EMBRIK STRAND
NICOLAISCHE
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R STRICKER
Berlin
Inhaltsverzeichnis.
Stresemann. Dr. Bürgers’ ormithologische Ausbeute im Stromgebiet des
Sepik. Ein Beitrag zur Kenntnis der Vogelwelt Neuguineas.
[Forts. aus Heft 1923. A.7] i De =
Gschwendtner. Einiges über Ostturkestan und dessen Dytfseiden. rang
Schreitwüller. Meine Beobachtungen am Maulwurf (Talpa vulgaris L.)
in der Gefangenschaft. (Mit 2 Textfiguren) .
Schreitmüller. Weitere Beiträge zur Verbreitung der unten Erd.
maus (Microtus subterraneus Selys) in Sachsen und Hessen. (Mit
1 Figur) . EN 1.2.2002 Ne Ringer.
Schreitmüller. Total melanotische Zauneidechsen (Lacerta agilis L.) und
neotenische, albinotische Larven von Triton vulgaris PENBRRE: typica
L. (kleiner Teich- oder Streifenmolch) A
Kleine. Neue Brenthiden aus dem University Museum of Zoology zu
Cambridge. (Mit 4 Textfiguren) . £ ;
Kleine. Neue Brenthiden aus der Sammlung Andrewes. (Air 3 Text.
figuren) 0 ae ST a ne EEE
Werner. Übersicht der Gattungen En Arten der Schlauch m Familie
Colubridae. I. Teil mit einem Nachtrag zu den übrigen Familien.
(Mit 9 Textfiguren) .
Seite
119
122
127
132
138
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im
Stromgebiet des Sepik.
Ein Beitrag zur Kenntnis der Vogelwelt Neuguineas.
Von
Dr. Erwin Stresemann.
(Fortsetzung aus Heft 1923 A.7 p. 96.)
131. * Monarcha alecto
Ein Bewohner der Tiefebene von weiter Verbreitung. Die Art
gliedert sich in mehrere schwach unterschiedene Rassen:
1. alecto (Temm.)!) [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 30]: Nord-
molukken und Obi.
2. chalybeocephalus (Garnot): Größer (Flügel $ 86—93 gegen
„18—-80°“ mm); Q auf der Oberseite heller, weniger bräunlich. West].
papuanische Inseln, ganz Neuguinea, Inseln der Geel-
vink-Bai, Dampier-Insel, Neu-Pommern, Neu-Mecklen-
burg.
Von der Sepik-Expedition nur in der Niederung angetroffen:
Malu, Pionierlager, Sepik am Maeanderberg, Lehmfluß u. Töpferfluß.
Flügel: 2 82, 832, 84, 86; & 87, 88, 90, 91, 92, 93° mm.
3. manumudarı Rothsch. & Hart.?) Eine große Inselform (Flügel
S 94—99 mm) mit meist grünlicherem (weniger bläulichem) Glanz, die
auf die Vulkaninsel beschränkt ist.
4. lucidus (Gray), mit größerem Schnabel: Louisiade-Archipel.
5. rufolateralis (Gray). Schnabel etwas zierlicher als bei chalybeo-
cephalus, Oberrücken beim 9 etwas stärker verdunkelt (schwärzlich-
grau), Kastanienbraun der übrigen Oberseite intensiver. Aru-Inseln.
6. nitidus (Gould), der vorigen Form sehr nahestehend, von
NW-Australien und Tenimber. |
Im I. Jahreskleid gleicht das $ dem alten 9, wie ein Mauservogel
vom Ramu beweist. Das überaus wollige Jugendkleid besitzt weiblichen
Färbungstyp, doch fehlt den Federn des Oberkopfes noch der Metall-
glanz: sie haben die Farbe des Maulwurfspelzes (3 Ex. von Ralum
untersucht).
| 1) Drymophila alecto Temminck, Pl. color. No. 430 f. 1 (1827 — Terra typ.
design. Ternate!; ef. Rothschild u. Hartert, Nov. Zool. 25, 1918, p. 315).
2) Nov. Zool. 22, 1915, p. 43.
Archiv für Naturgeschichte,
1923. A.$, 1 8. Heft
) Dr. Erwin Stresemann:
132. *Monarcha menadensis (Quoy & Gaimard)
|Beschr.: Salvadori, O.P. II, p.29 sub nom. M. dichrous]
In der Tiefebene und der niederen Bergzone von ganz Neuguinea.
Keine Rassenbildung.
Die Sepik-Expedition sammelte zwei SS und zwei 99 am Lehm-
fluß, Seerosensee und auf dem Regenbeig. Diese Individuen (Flügel
9 78, 84; & 84, 86 mm) und das übrige Material des Berliner Museums
bezeugen, daß bezüglich des Geschlechtsdimorphismus die Angabe
Og. Grants (Ibis 1915 Suppl. p. 137) richtig, die Vermutung von
Rothschild & Hartert (Nov. Zool. 1913 p. 493) dagegen falsch war.
Die exponierte Federspitze des Rückengefieders besitzt beim & tief
dunkelblauen, beim $ graublauen Glanz.
133. *Monarcha axillaris
Auf den Gebirgen von ganz Neuguinea, etwa von 800-1000 m
an aufwärts. Nach Untersuchung des Typus von Piezerhymcehus
reichenowi Mad. bin ich geneigt, das Bestehen zweier Rassen anzu-
nehmen.
1. axillaris Salvadori [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p 30]: Arfak-
gebirge, Lordberg, Schneegebirge, Gebirge von SO-Neu-
guinea.
Von der Sepik-Expedition nur auf dem Lordberg angetroffen.
Flügel der dort gesammelten Stücke: Q 78, 3 80, 81, 82mm. „Auge
braun, Schnabel weißgrau, Füße grau, Länge 165175 mm, Flügel-
spitze— ‚Schwanzspitze 47 mm“. Alle drei $$ haben weiße Flecken
auf den seitlichen Unterschwanzdecken.
2. reichenowi (Madaräsz)!). Der Typus ist bisher Unikum ge-
blieben. Obwohl vom Sammler (Biıö6) als $ bezeichnet, ist er wohl
weiblichen Geschlechts. Von dem auf dem Lordberg gesammelten
Q weicht. der Vogel nicht nur durch auffällig kleinere Maße (Flg. 73 mm),
sondern auch durch die Färbung ab: Die Unterflügeldecken sind sämt-
lich einfarbig schwarzgrau (nicht teilweise mit weißer Spitze versehen),
die Axillaren sind in der Spitzenhölfte schmutzig graulich weiß (nicht
reinweiß). Nur vom Sattelberg bekannt.
134. *Monarcha chrysomela
Über den größten Teil des papuanischen Gebietes verbreitete. Art,
die Niederungen und unbedeutende Erhebungen bewohnt. Man unter-
scheidet gegenwärtig:
l. chrysomela (Lesson) [Beschr.: Salvadoıı ‚O. P. II, p. 37]: Neu-
Hannover, Neu-Mecklenburg.
2. kordensis A. B. Meyer: etwas größer (Flügel des $ 77— 83 mm
gegen 74—--77 mm; Auge des $ auch am hinteren Winkel schwarz
eingefaßt, weißer Fleck unterm Auge kleiner. Misori.
1) Piezorhmchus reichenown Madaräsz, Orn. Mber. 8 p.2 (1900 —_
Sattelberg).
Dr. Bürgers’ ornitbologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 3
3. melanonotüus Selater. Beim $ ist die schwarze Rückenfarbe
auf Kosten der gelben viel ausgedehnter, als bei den beiden vorgenannten
Formen. Beim 2 ist die Olivfarbe der Oberseite weniger gelblich,
und die vordere Hälfte des Unterkörpers leicht oliv getönt, nicht rein
dottergelb wie bei chrysomela. Flügel des & 73—75 mm. Misol,
Salawati, Waigeu; von NW-Guinea an der Südküste
bis zur Etna-Bai, an der Nordküste bis zur Südspitze
der Geelvink-Bai.
4. aurantiacus A. B. Meyer. Die gelbe Farbe in beiden Ge-
schlechtern etwas gesättigter als bei melanonotus. Vom Mamberano
bis zur Astrolabe-Bai und dem Oberlauf des Ramu.
Die Sepik-Expedition sammelte 4 22 (Flügel 70, 712, 72 mm)
und 1634 (Flügel 723, 73%, 73.5, 744, 75°, 762), größtenteils am Maeander-
berg und bei Malu, je eines auch am Aprilfluß, Regenberg, Quellenlager
und zwei am Maifluß.
5. aruensis Salvadori. Kleiner als die beiden zuvor genannten
Formen (Flügel $ 67”—73 mm) und mit blaßerem Gelb in beiden Ge-
schlechtern. Aru-Inseln, Fergusson- und Goodenough-Insel,
SO-Neuguinea, von dort westwärts an der Nordküste
bis zur Kai-Halbinsel (Simbang), an der Südküste bis zum
Vorland des Schneegebirges (Mimika-Fluß).
Das I. Jahreskleid des $ ist dem weiblichen Alterskleid gleich-
gefärbt, wie ein von Dr. Heinroth am 3. III. 1901 auf Nusa gesammelter
Mauserbalg lehrt.
135. *Monarcha rubiensis
Man kennt diesen im Flachland und in niederen Gebirgslagen
vorkommenden Fliegenschnäpper bisher noch nicht aus der Osthälfte
Neuguineas. Von der Berau- und Onin-Halbinsel (Andai, Lobo-Bai)
aus läßt sich seine Verbreitung ostwärts verfolgen: nördlich von der
großen Wasserscheide bis zum Oberlauf des Ramu (Gogol, Bismarck-
gebirge), südlich von der großen Wasserscheide bis zum Vorland des
Nassau-Gebirges (Setekwa-Fluß).
Es ist möglich, daß die Art in zwei Rassen zerfällt. Der männliche
Typus von Monarcha rubiensis A. B.M. weicht von den beiden von
der Sepik-Expedition gesammelten $& in folgender Hinsicht ab:
Schwarzer Kehlfleck nicht so weit caudalwörts ausgedehnt. Brust-
und Bauchmitte viel heller als die Seiten des Unterkörpers: blaß rahm-
farben (bei den Sepikvögeln intensiv rostfarben), Kopfseiten und Stiın
blasser rostfarben, rostfarbene Stirnbinde viel schmäler (3 gegen 8 mm).
Größe viel bedeutender: Flügel 94 gegen 84—86 mm. Sollten sich
diese Unterschiede als konstant erweisen, so müßten die beiden Formen
zu bennenen sein: 3
1. rubiensis (A. B.M.)!) [Beschr.: Salvadori, ©. P. II, p. 13]:
Rubi, weitere Verbreitung unbekannt. 5
I) Tehitrea rubiensis A. B. Meyer, Sitzungsber. Akad. Wissensch. Wien
LXIX p.494 (1874 — Rubi). Ai on
1* 8. Heft
4 Dr. Erwin Stresemann:
2. rufus (Rehw.)j; Stromgebiete des Ramu und Sepik.
Weitere Verbreitung unbekannt.
Fundorte der Sepik-Expedition: Hunsteinspitze und Lager am
Lehmfluß. ‚Iris dunkelbraun, Schnabel stahlblau, Füße graublau‘“.
136. * Arses telescophthalmus
Im Tiefland und niederen Bergland von ganz Neuguinea ver-
breitet und auch einige der anliegenden Inseln bewohnend. In der
Rassenbildung gelangt die Sonderstellung Jobis und eines Teiles der
Nordküste deutlich zum Ausdruck.
1. telescophthalmus (Garnot) [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 43].
Flügel: 9 76—82, $ 80-86mm. Misol; von NW-Neu-
guinea ostwärts an der Nordküste etwa bis zur Südspitze
der Geelvink-Bai, an der Südküste bis zur Etna-Bai.
2. batantae Sharpe. Größer: Flügel 2 82—-87, & 84—-92 mm.
Batanta und Waigen.
3. aruens’s Sharpe. Kleiner als die Nominatform, © mit bräun-
licherem, weniger röstlichen Rücken und ebenso gefärbten Außen-
säumen der Schwingen. Flügel Q 71—-78, $ 76-82 mm. Aru-Inseln.
4. harterti v. Oort.?) Wie aruensis gefärbt, aber etwas größer.
Augenlidwucherung anscheinend nicht so stark entwickelt. Flügel
2 73—81,5 78-87 mm. Südliches Vorland des Schneegebirges,
ostwärts mindestens bis Merauke.
5. henkei A. B. Meyer. Das $ zeichnet sich gegenüber den vor-
genannten Rassen stets durch kleineren schwarzen Kinnfleck aus.
Beim ® ist der Bauch entweder (wie bei telescopnthalmus) weiß oder aber
. mehr oder weniger lebhaft zimtfarben getönt; bei dieser Variante
ist auch der (sonst weiße) Zügel von blasser Rostfarbe. Flügel 2 73
79,3 79—83 mm. SO-Neuguinea, an ‘der Südküste west].
bis zum Aroa-Fluß, an der Nordküste westlich bis zur
Kai-Halbinsel (Finschhafen, Heldsbach).
6. insularis A. B. Meyer. Das $ unterscheidet sich von henkei
und allen übrigen Rassen sehr scharf durch die Färbung: Nacken-
band, Kehle und Kropf sind nicht weiß wie der übrige Unterkörper,
sondern rostfarben. Beim Q sind Oberkopf und Wangen nicht schwarz
mit blauem Metallglanz, sondern dunkel aschgrau; Rücken und die
Außensäume der Schwingen und Steuerfedern nicht zimtfarben,
sondern düster braun. Das Nackenband des @ ist noch schärfer ab-
gesetzt als bei aruensis und zimtfarben. Bauch des 9 stets weiß, niemals
röstlich verwaschen (wie dies bei henkei häufig der Fall ist). Jobi
sowie Hinterland der Nordküste vom Stromgebiet des
Mamberano, bis zum Stromgebiet des Ramu, sowie bis zur
Astrolabe-Bai (Konstantin-Hafen).
1) Bathmisyrma rufum Reichenow, Orn. Mber. 5 p. 161 (1897 — Gogol-
Fluß).
°®) Nova Guinea IX, livr. 1, p. 86 (1909 — Noord-Fluß).
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 5
Von dieser Ras.e sammelte die Sepik-Expedition 49 Exemplare,
größtenteils bei Malu und am Maeanderberg, aber auch am Töpferfluß,
Aprilfluß, Regenberg, Lordberg, Pionierlager und Seerosensee. Flügel-
länge: 2 742, 75°, 76°, 77%, 78%; & 75, 774, 783, 79°, 80%, 81°, 82? mm.
Zwischen X. und Anfang II. mausern sehr viele Individuen das Groß-
gefieder, in den übrigen Monaten nur vereinzelte.
Das Jugendkleid besitzt den Färbungsstil des weiblichen Ge-
wandes. Das I. Jahreskleid des $ ist wohl weibchenartig gefärbt. Dies
machen folgende Individuen wahrscheinlich: No. 2414 vom Maeander-
berg, „S“, hat das Kleingefieder völlig erneuert und gleicht darin dem
alten 3, die noch ungewechselten Schwung- und Steuerfedern und ihre
Deckfedern aber sind braun wie beim 9, nicht schwarz. No. 186 von
Malu (5. VI. 12), als 3 seziert, mit e'ner Flügellänge von 80 mm,
ist wie ein 2 gefärbt, aber aie drei inneren Steuerfederpaare halten in
der Färbung die Mitte zwischen männlichem und weiblichem Typu:
inne, und einige Bürzelfedern sind, obwohl nicht jünger als die be-
nachbarten braunen, von tiefschwarzer Farbe. Immerbin könnte es
sich hier auch um ein abnormes, hennenfedriges 5 handeln.
137. *Rhipidura tricolor
Von allen Angehörigen der Gattung die am weitesten verbreitete
Art. Ihr Wohngebiet dehnt sich über Australien, die Süd- und Nord-
molukken und das ganze papuanische Gebiet bis nach Neu-Mecklen-
burg und den Salomons-Inseln aus. Die Rasse melaleuca und gewiß
auch die übrigen Rassen sind in ihrem Vorkommen von der Nähe
größerer Wasseransammlungen abhängig; die Vögel leben daher
vorwiegend in Mangrovewaldungen, im Uferwald großer Flüße, deren
Lauf sie weit lJandeinwärts folgen, und an Binnenseen. Ihre Nester
bauen sie in Zweige, die übers Wasser hängen. Ich unterscheide drei
Rassen:
1. tricolor (Vieillot): Queensland, New South Wales,
Victoria.
2. picata Gould: Kleiner (Flügel 2 85—, $ —98 gegen 2 93—,
ö —104mm. Nord- und Nordwest-Australien.
3. melaleuea (Quoy & Gaimard) [Beschr.: Salvador, O.P. II,
p- 50]: Unterkörper nicht leicht rahmfarben getönt, wie bei den beiden
vorgenannten Formen, sondern reinweiß. Größe etwa die der Nominat-
form (2 94—, $ —11l0O mm). Molukken, Aru-Inseln, westliche
papuanische Inseln und Inseln der Geelvink-Bai, ganz
Neuguinea, Bismarckarchipel (außer den Admiralitätsinseln),
Salomons-Inseln; Louisiade-Archipel.
Die Sepik-Expedition sammelte nur zwei Stück, beide beim Pionier-
lager, also sehr weit von der Küste entfernt. Beides sind angeblich 3.
Trifft dies zu, so sind sie auffällig klein: Flügel 94 und 99 mm.
8. Heft
6 i Dr. Erwin Stresemann:
. 138. *Rhipidura threnothorax S. Müller
[Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 54]
Ohne Rassen zu bilden, verbreitet sich diese Aıt über die be-
waldeten Niederungen ganz Neuguineas, begleitet die Berghänge ein
Stück aufwärts und findet sich auch auf Salawatı.
Die Sepik-Expedition sammelte nur ein &: Maeanderberg, Flügel
79mm. Ein 2 vom Ramu (Tappenbeck leg.) mißt am Flügel 74 mm.
139. *Rhipidura leucothorax Salvadori
[Beschr.: Salvadori, ©. P. II, p. 58]
Vielleicht mit Ausnahme des südöstlichen Zipfels kommt Rh.
leucothorax in den Niederungen der ganzen Insel an Flüßen und Teichen
vor. Rassenbildung ist nicht nachgewiesen worden.
Die Sepik-Expedition brachte vier Stücke heim. Fundoıte: Flacher
See bei Malu, Pionierlager und Standlager am Töpferfluß. Flügel-
länge: © 70.5, 71; & 792 mm.
140. *Rhipidura rufiventris
In der Tiefebene und in niederen Gebirgslagen lebender Vogel
von sehr weiter Verbreitung. Der Formenkreis lößt sich über die Inseln
der Timorgruppe, von da nach Nordaustralien (isura Gould), den Süd-
molukken und Obi, und weiter über die papuanische Inselwelt bis zum
Archipel an Neuguineas Südostspitze und bis zu den Admiralitäts-
inseln (niveiwventris Rothsch. & Hart. 1914) verfolgen. Vergl. meine
Übersicht in Nov. Zool. 1914 p. 130 und Harterts Zusätze in Bull.
B. ©. Club 38. 1918, p. 58—59.
Auf ganz Neuguinea lebt die Rasse gularis S. Müller [Beschr.:
Salvadori, O. P. II, p. 62 sub nom. Rh. setosa]. Sie ist auch auf den
folgenden Inseln gefunden worden: Misol, Waigeu, Gagi, Gebe,
Miosnom, Jobi, Dampier-Insel; Fergusson- und Goode-
nough-Insel.
Die Sepik-Expedition sammelte 39 Stück an folgenden Orten:
Malu, Lager I am Maifluß, Lordberg, Etappenberg, Maeanderberg
und Regenberg. Ihre Flügellänge: ‚Q'“ 80%, 812, 82%, 832, 84, 85, 87;
„g“ 80, 81, 822, 83, 84, 852, 862, 873, 88, 89, 902) 91? mm. Aus der Reihe
heraus fällt ein in der Jugendmauser stehendes ,„S“ (?) mit 75mm
Flügellänge. Das Jugendkleid gleicht in der allgemeinen Färbung dem
Jahreskleid, doch ist die Federstruktur lockerer, und die Spitzen der
Armdecken, oberen Flügeldeckfedern, Bürzel- und Unterrücken-
federn sind bräunlich gesäumt.
141. *Rhipidura hyperythra
Auf Neuguinea ist diese Art an (niederes) Berglard gebunden;
daher ist es sehr auffällig, daß sie auf den flachen Aru-Inseln (Kobror)
wiederkehrt. Rothschild & Harteıt (Nov. Zcol. 1913, p. 495) unter-
scheiden drei Rassen:
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 7
1. hyperythra Gray (Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 651: Aru-
Inseln. ;
2. mülleri A. B. Meyer: Nicht nur ein kleiner Kinnfleck, sondern
auch der vorderste Teil der Kehle in der Regel weiß. Verbreiturg noch
ungewiß: vermutlich Bergland der Berau-Halbinsel, Schnee-
gebirge und Gebirge im Hinterland der Geelvink-Bai
und der Nordküste ostwärts bis zum Stromgebiet des Ra-
mu und zur Astrolabe-Bai.
24 von der Sepik-Expedition heimgebrachte Stücke gehören dieser
Form an. Bei ihnen messen die Flügel: 2 67, 69, 71, 724, 732, 3 74, 75%,
76, 772, 784, 79, 80° mm. Die Ausdehnung der weißen Färbung an der
Spitze der äußersten Steuerfeder meße ich an der Außenfahne längs
dem Schaft und erhalte so: 8, 92, 11°, 11.5%, 12.5, 132, 13.5, 14? mm.
Fundorte im Sepik-Gebiet: Maeanderberg, Lordberg, Etappenberg,
Quellenlager
Die Färbung des Jugendkleides ähnelt der des alten Weibchens,
doch sind die Federn wolliger, die Spitzenflecke der Armdecken und
der mittleren oberen Flügeldecken groß und von dunklerer Rostfarbe.
Der Geschlechtsdimorphismus ist in der Färbung nur wenig ausgeprägt.
Der Oberkopf des & ist in der Regel etwas schwärzlicher als der des 9.
3. eastaneothorax Ramsay. Kehle in noch größerer Ausdehnung
weiß als bei mülleri; weiße Spitze der äußersten Steuerfeder breiter.
Von SO-Neuguinea westwärts an der Südküste bis zum
Aroa-Fluß, an der Nordküste bis zur Kai-Halbinsel.
Ein 2 vom Sattelberg (v. Benningsen leg.) gehört unverkennbar
zu dieser Rasse, denn der weiße Steuerfederfleck besitzt eine Aus-
dehnung von 19.5 mm.
142. *Rhipidura rufidorsa A. B. Meyer
[Beschr.: Salvadori, O.P. II, p. 70]
Die Art ist über ganz Neuguinea verbreitet und kehıt in der
gleichen Ausbildung auf Misol und Jobi wieder. Sie ist anscheinend
eine Bewohnerin der Tiefebene und des Hügellandes und wohl nirgends
häufig. Sehr nahe steht ihr der Formenkreis Rhipidura rufifrons,
der auf Neuguinea durch die (bisher nur von der Mündung des Mimika-
Flusses bekannte) Rasse streptophora Og. Grant vertreten wird.
Die Sepik-Expedition sammelte fünf Exemplare bei Malu und am
Maeanderberg. Flügel: o 61, 2 62,8 64, & 65, 0 65 mm.
143. *Rhipidura atra
Og. Grant (Ibis 1915 Suppl. p. 146) unterscheidet von dieser über
die höheren Gebirge ganz Neuguineas verbreiteten Art zwei Rassen:
l. atra Salvadori [Beschr.: Salvadori, OÖ. P. II, p. 72 sub nom.
Rh. brachyrhynchat)]: Arfak-Gebirge, Schneegebirge.
1) Über den Typus von Rhipidura brachyrhymcha Schlegel vgl. Büttikofer,
Not. Leyd. Mus. 15, 1892, p. 81 und Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova 36, 1896,
p. 77—178.
8. Heft
8, Dr. Erwin Stresemann:
2. cinnamomea A. B. Meyer.!) Untere Flügeldecken beim £ nicht
weiß, sondern ‚schwarz und weiß; Rücken des 4, blasser rostfarben
und mit dem Oberkopf nahezu gleichfarben, Oberkopf des 2 weniger
bräunlich: Gebirge von SO-Neuguinea.
Nach diesen Kennzeichen zu urteilen, gehört das einzige von der
Sepik-Expedition aufdem Schraderberg geschossened, mit einer Flügel-
länge von 81 mm, der. Rasse cinnamomea an. |
144. *Rhipidura brachyrhyncha Schlegel
[Beschr.: Salvadori, OÖ. P. II, p. 71 sub nom. Rh. rufa?)]
Diese in den Sammhungen höchst seltene Art war bisher nur vom
Arfak-Gebirge und vom Maneao-Berg in SO-Neuguinea bekannt.
Die Sepik-Expedition erbeutete drei Exemplare auf dem Schrader-
berg. Flügel: „2“ 67, „S“ 66, 68mm. Kein Färbungsunterschied
zwischen den Geschlechtern.
145. *Rhipidura albolimbata
Ein Bewohner der höheren Gebirge von ganz Neuguinea. Zwei
Rassen:
1. albolimbata Salvadori®) [Beschr : Salvadori, OÖ P. II, p. 66].
Arfak-Gebirge, Schneegebirge, Schraderberg.
Neun von der Sepik- Expedition auf dem Schraderberg geschossene
Stücke gehören nach dem Urteil Dr. Harterts, der den Vergleich mit
typischen Exemplaren anstellte, dieser und nicht der folgenden Rasse an.
Ihre Flügel messen: 9 74, 75°, 773, & 76, 79, 80 mm.
2. auricularıs De Vis: Rücken heller graulich und daher schärfer
von der Kopfplatte abstechend, schwarzgraue Färbung des Unter-
körpers etwas heller. Gebirge von SO-Neuguinea.
146. *Malurus®) alboscapulatus
Im Grasland der Alluvionsebenen über ganz Neuguinea verbreitet.
Lebensweise ähnlich der von COtsticola. Rassenveiteilung noch nicht
hinreichend gekläitt. Nach Größendifferenzen unterscheidet man:
1. alboscapulatus A. B. Meyer | Beschr.: Salvador, OÖ. P. II, p. 119].
Von NW-Neuguinea ostwärts an der Südküste bis zum
Fly-Fluß, an der Nordküste mindestens bis Takar.
1) Rhipidura cinnamonea A. B. Meyer, Zeitschr. f. gesammte Ornith., III,
p. 17 (1886 — Hufeisengebirge).
?) Siehe oben p. 7, Fußnote.
?) Synonym: Rhipidura albo-limbata lorentzi van Oort, Nova Guinea IX,
1, p. 85 (1909 — Hellwig-Gebirge).
4) Man kann im Zweifel sein, ob dieser Vogel mit dem Typus von Malurus
Vieillot in die gleiche Gattung gestellt werden kann. Verneint man dies, so muß
der Name Musciparus Reichenow 1897 Anwendung finden. Ein völliges Synonym
(mit dem gleichen Gattungstyp) ist Devisornis Mathews, Austr. Avian Record
111, 1917, p. 90,
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 9
2. naimii Salvadori. Kleiner: Flügel des $ 44—48 mm gegen
48.5- 53mm. Von SO-Neuguinea westwärts an der Nord-
küste mindestens bis Berlin-Hafen, an der Südküste bis
zum Aroa-Fluß.
Im Gegensatz zu Rothschild & Hartert (Nov. Zool. 1903
p- 478) kann ich die aus dem deutschen Gebiet vorliegenden Stücke
nach ihrer Flügellänge nicht zur Nominatform stellen.
Die Gefiederwandlungen und der Geschlechtsdimorphismus
dieser Aıt stellen den Untersucher vor Probleme, die noch immer un-
gelöst sind (Literatur: Salvadori, ].c., p. 120 [1880]; Rothschild &
Haıtert, Nov. Zool. 1903, p. 478; van Oort, Nova Guinea IX, Zoologie
1, p. 91 [1909]; Og.-Grant, Ibis 1915, Suppl. p. 108; Rothschild,
Nov. Zool. 1921, p. 287).
Erhebliche individuelle Verschiedenheiten bestehen schon im
Jugendkleid (nach Salvadori: Oben graulich braun, unten weiß,
Schulterfittich braun wie der Rücken; nach Rothschild & Hartert
1903: ganz und gar rußbraun ohne alles Weiß). Die Verschiedenheiten
steigern sich noch nach der Jugendmauser. Dann findet man Vögel,
die sich in vier Kategorien einreihen lassen:
I. Ober- und Unterseite glänzend schwarz, Schulterfittich weiß,
Schwanz einfarbig schwarz und kurz (etwa 35—38 mm), Schwingen
tiefschwarz.
II. Ober- und Unterseite matt schwarz, Schulterfittich weiß,
Schwanz einfarbig schwarz und kurz, Schwingen bräunlich schwarz
mit schmalem weißen Außensaum.
III. Oberseite schwärzlich bis glanzles schwarz, Unterseite und
Schulterfittich weiß, Schwanz schwärzlich mit weißem Endsaum
und lang em. mm), Schwingen dunkelbraun mit weißem Außen-
saum.
IV. Oberseite dunkel graubraun, Unterseite weiß, Schulter-
fittich braun, Schwanzfedern bräunlich schwarz mit weißer Spitze
und sehr lang (53 mm), Schwingen dunkel bräunlich mit hellem Außen-
saum.
Von Typus I liegen mir folgende Stücke vor:
Fundort Datum Es g hie .
1. Friedrich-Wilhelmshafen „S* VI. 1910 46.5/— mm (v. Wiedenfeld)
2. Friedrich-Wilhelmshafen „g'“ 45/34 mm (Tappenbeck)
3. Friedrich-Wilhelmshafen © 11.1.1900 44/34 mm (Heinroth)
4. Berlinhafen „2“ VII.1910 46.5/— mm (v. Wiedenfeld)
5. Betrlinhafen Qua E& VII 1910 46/— mm (v. Wiedenfeld)
6. Apilfluß 20 rg. IX. 1912 48/36 mm (Bürgers)
Typus III wird VEREDEREN durch:
7. Hatzfeldhafen 47/46 mm (Grabowsky)
8. Jageiflub Rt 23.V11.1896 46.5/— mm (Tappenbeck!)
9. Friedrich-Wilhehushafen "OÖ 19, I. 1898 46/— mm (Tappenbeck)
10. Friedrich-Wilhelmshaf\n O 47/— mm (Tappenbeck)
Tvpus IV ist nur einmal repräsentieit:
11. Ramu „2“ 24.X11.1898 46/53 mm (Tappenbeck)
!) Typus von M usciparus tappenbecki Reichenow, Oırn. Monatsber. 5
p- 25 (1897 — Jagei-Fluß).
8. Heft
10 Dr, Erwin Stresemann
Man weiß, daß australische Malurus-Arten wie die Angehörigen
der. ‚Gattung Cisticola zweimal im Jahre mausern, wovon jedesmal
auch die Steuerfedern betroffen werden. Diese sind im Ruhekleide
länger als im Brutkleide. Es liegt nahe, das gleiche Verhalten auch
von der papuanischen Art anzunehmen. Dieser Meinung ist Og. Grant,
Er hält Typus IV für das Kleid des , Typ III für das männliche Ruhe-
kleid, Typ I für das männliche Brutkleid. Trifft dies zu, so müssen
Individuen gefunden werden, die aus einem unterseits schwarzen \n
ein unterseits weißes Kleid mausern und ihre kürzeren gegen lange
Steuerfedern vertauschen (Brutmauser). Solche Stücke sind aber noch
nicht beschrieben worden. Ich habe nur den Beweis vor mir, daß dem
Typus II der Typus IIl voraufgehen kann (Mauserbalg, Friedrich-
Wilhelms-Hafen, 4. «I. 1898, „S“ Flg.45 Schwanz 39 mm, Tappen-
beck leg.). Dies könnte die I. Ruhemauser vorstellen, es kann aber
ebensogut die I. Jahresmauser sein. Letztere Vermutung gewinnt noch
dadurch an Wahrscheinlichkeit, daß No. 7 in der Großgefiedermauser
steht, wobei die neuen Schwingen wie die alten dunkel bräunlich
mit hellen Außensaum, die neuen Steuerfedern wie die alten bräun-
lich schwarz mit weißer Spitze gefärbt sind.
Aus dem bisher vorliegenden Material folgt: 1. Eine doppelte
Mauser ist unwahrscheinlich; 2. Typen III und IV entsprechen en
variablen Jahreskleid des und dem I. Jahreskleid des 3; 3. Typ
folgt wahrscheinlich dem I. Jahreskleid des $; 4. Typ list das ie
Jahreskleid des 5 (v. Wiedenfelds Geschlechtsbestimmungen sind
nicht zuverlässig). |
Diese Annahmen lassen sich aufs beste mit den Vermerken in Ein-
klang bringen, welche sich an von Og. Grant (1915, p. 107) bearbeiteten
Individuen vorfanden. Daß es 9 gibt, welche die Typen II und I ver-
treten, halte ich (gegen Rothschild & Hartert und van Oort)
für unwahrscheinlich.
Nachschrift. In nicht geringe Verlegenheit hat mich ein Stück
ohne Geschlechtsangabe und Datum von Port Moresby (Zool. Mus.
Dresden, No. 5032) versetzt. Es gleicht im allgemeinen Typus II,
doch fehlt den bräunlichen Schwingen der weiße Außensaum, und der
Schwanz ist einfarbig schwarz, aber nicht kurz, sondern recht lang
(47 mm!). Diesen Befund vermagich nicht zu deuten.
147. Cisticola exilis (Vigors & Horsfield)
|Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 423 sub nom. (. ruficeps]
Ein Bewohner der Grassteppe von ungemein weiter Verbre'tung:
Von Indien und Formosa über den gesamten malayischen Archipel
ostwärts bis in die papuanische Region und bis Australien. Aufteilung
in geographische Formen noch nicht eimwandfrei geglückt.
Das Berliner Museum besitzt I Ex., im Dezember 1900 bei Friedrich-
Wilhelms-Hafen von O. Heinroth gesammelt.
Dr. Bürgers’ ormithologische Ausbente im Stremgebiet des Sepik. 11
148. Megalurus macrurus
Ein Bewohner der, Grassteppe im nördlichen Australien, östlichen
Neuguinea sowie auf Neu-Pommern (und den anliegenden Inselchen)
und Neu-Hannover. Mindestens drei Rassen:
1. maerurus (Salvad.) [Beschr.: Salvador‘, OÖ. P. II, p. 421]. Von
SO-Neuguinea an der Nordküste westwäits mindestens
bis Konstantin-Hafen.
Der Nachweis dieser Art aus Deutsch-Neuguinea ist bisher nur
Kubary gelungen, der ein 2 am 6. XI. 1894 bei Konstantin-Hafen
schoß. Flg. 66 mm (Mus. Senckenbergianum).
2. interscapularis Sclater. Bürzel, Steueifedern und Körper-
seiten graulicher, nicht so röstlich; Oberkopf düsterer, nicht so lebhaft
rostfarben Neu-Pommern und Neu-Hannover
3. alisteri Mathews.!) Von macrurus unterschieden durch düster
kastanienbraunen statt lebhaft rostfarbenen Oberkopf, intensiver
und düsterer rostfarbene Steuerfedern und Außensäume der Schwingen,
sowie dunkler rostfarbene Tönung der Körperseiten. Nördliches
Australien, vielleicht in mehrere Rassen zu gliedern.
149. * Hirita kowaldi
Ein Bewohner der oberen Waldzone der Gebirge SO-Neuguineas,
des Schneegebirges und des Schraderberges. Zwei Rassen:
l. kowaldi (De Vis).?) Federn des Oberkopfes schwarz, mit Aus-
‚nahme der die Scheitelmitte bedeekenden mit breiten, glönzend lazur-
blauen Spitzen. Rücken düster olivbraun, Schwingen und Siteuerfedern
düster braun mit röstlichem Ton, Armdecken und mittlere Reihe der
Flügeldecken düster braun mit fahl isabellfarbenem Spitzenfleck.
Unterseite lebhaft ockerfarben, an der Kehle am blaßesten. Unter dem
hinteren Augenwinkel entspringt beim $ ein schneeweißer, beim 9
ein ockerfarbener Federstreif. Flügel: 80—-85, 2 79—-81 mm; Culmen
etwa 13—14, Tarsus 30, Schwanz 55 mm. ‘Gebirge von SO-Neu-
guinea.
2. schalowiana Stresemann.?) Größer, mit längeren Flügeln und
stärkerem Schnabel. Schraderberg und wahrscheinlich auch Schnee-
gebirge.
Die Sepik- Expedition > auf dem Schraderberg 22 Eizemplare.
Flügel: 2 80, 82, 842, 85°, 86°, 87; & 85, 86°, 87°, 884, 89, 89.5 mm.
150. *(Crateroscelis murinus (Sclater)
| Beschr.: Salvadori, ©. P. II, p. 406 sub rom. Brachypteryx m.]
Bewohner der Tiefebene (jedoch nicht des Küstenstreifens) und der
!) Megalurusalisteri alisteri Mathews, Nov. Zool. 18 p. 345 (1912 — Nordwest-
Australien). Neuer Name für Malurus galactotes auct. nee Temminck!
2) Todopsis kowaldi De Vis 1889 = Ifrita coronata Rothschild 1898, vgl.
Bull. B. O. Club 40, 1920, p. 134.
®) Orn. Monatsber. 30 p. 8 (1922 — Schraderberg).
8. Heft
12 Dr. Erwin Stresemann:
unteren bis mittleren Waldzone der Gebirge von ganz Neuguinea;
ferner, auf Misol, Waigeu, Salawati und Jobi.
Von der Sep'k- Expedition bei Malu (1), am Töpferfluß (1), Etappen-
berg (3) und Maeanderberg (3 Ex.) gesammelt. rlügel: 9 56, 572, 58;
& 60%, 62, 63.5 mm. Ein von v. Wiedenfeld am Sattelberg erbeutetes
Exemplar (Mus. Breslau) mißt am Flügel nur 55 mm.
151. *Crateroscelis pectoralis Rothsch. & Hartert!)
Oberseite sehr düster olivenbraun, röstlicher an Bürzel und Ober-
schwanzdecken. Kinn, Kehle und Bauchmitte weiß, über die Brust
zieht sich eine breite dunkelbraune Querbinde. Körperseiten graulich
braun, Analgegend, Schenkelbefiederung und Unterschwanzdecken
röstlich braun. Schwingen schwarzbraun, an der Außenfahne dunkel-
braun, an der Innenfahne hell röstlich braun gesäumt. Schwanz düster
rostbraun. Flügel 60-65, Schwanz 38—43, Culmen 15—-16, Lauf
25—27 mm. „Auge gelbbraun, Schnabel schwarzbraun, Füße grau-
braun.“
Ein Bewohner hoher Gebirge im Ostteil Neuguineas, den man vom
Mt. Cameron, Mt. Knutsford, Mt. Sceratchley, dem Gebirge am Ober-
lauf des Aroa-Flusses und dem Schraderberg kennt.
Die Sepik-Expedition brachte nur ein Individuum (d, Schrader-
berg, 7. VI. 1913, Flg. 60 mm) heim, das sich vom T'ypus der Art durch
trüb grauweiße statt weiße Bauchmitte unterscheidet.
152. *Sericornis arfakiana
In der mittleren und oberen Waldzone der Gebirge anscheinend
über ganz Neuguinea verbreitete Aıt, die sehr zu geographischem
Varlieren zu neigen scheint. Benannt sind bisher sechs Rassen:
l. arfakiana Salvadori [Beschr.: Salvadori, OÖ. P. II, p. 408].
Arfak-Gebirge und Karon-Gebirge (nach Rothschild & Hartert,
Nov. Zool. 20, 1913, p. 503, auch Zyklopen-Gebirge),. -
2. nouhuysi v. Vort.?) Größer als arfakiana (Flügel: 9 59-62,
ö 64—67 mm), oben und unten viel röstlicher, große obere Flügeldeck-
federn ohne deutliche helle Spitzen. Schneegebirge.
3. oorti Rothsch. & Hart.?) Unterseite gelblicher als bei arfakiana,
da die Federn hier deutliche gelbe Säume besitzen. Greße Form:
Flügel: des bis 66, des @ bis 61 mm. Gebirge von SO-Neuguinea.
4. rufescens Stresemann.?) Am ähnlichsten der Rasse oorti, aber
oberseits noch etwas ausgesprochener rostbraun getönt; Armdecken
!) Bull. B. O. Club XI p. 25 (1900 — Typus vom Mt. Cameron). Synonyma:
Sericornis salvadorii Reichenow, Orn. Mber. 9 p.4 (1901 — SO.-Neuguinea);
Crateroscelis albigula Reichenow, J.f.O. 63. p. 128 (1915 — Schraderberg).
Abbildung: Nov. Zool.. VIII, 1901, tab. VII.
®) Nova Guinea IX, Zoologie, livr. I, p. 90 (1909 — Hellwig-Gebirge).
») Nov. Zool. 20 p.503 (1913 — Bihagi im Quellgebiet des Mambare-
Flusses).
*) Anzeiger O. G. Bayern No.5 p. 33 (1921 — Schraderberg).)
Dr. Bürgers’ ormithologische Ansbente im Stromgebiet des Sepik. 13
ohne helle Spitzen oder mit sehr schmalen und dann gelblichen (nicht
weißen) Spitzen. Große Form. Schraderberg.
Die Sepik- Expedition sammelte auf dem Schraderberg 2 ?Q und
13. Flügel: 2 60, 60.5, $ 67 mm.
5. pontifex Stresemann. 1) Rücken weniger röstlich braun, mehr
oliv als bei rufescens; gelbliche Färbung der Unterseite blaßer. Lord-
berg und Hunsteinspitze.
Von der Sepik-Expedition in drei Exemplaren auf der Hunstein-
spitze, in vier auf dem Lordberg gesammelt. Flügel 2 56, 59°; 3 59, 60,
66 mm.
6. virgata (Reichenow).?) Die blaßeste Rasse: Unterseite fast stets
ohne gelbe Tönung. Rücken ausgesprochen graulich oliv. Armdecken
ohne oder mit weißen Spitzen. Kleine Form. Maeanderberg.
Auf dem Maeanderberg wurden 10 Exemplare von der Sepik-
Expedition erbeutet. Flügel: Q 54, 55°, 56, 57, 58; & 58, 59°, 60 mm.
153. * Sericornis bürgersi Stresemann?)
Oberseite bräunlich oliv mit oder ohne grünliche Tönung. Stirn
rahmfarben. Umgebung des Auges, Wangen und Öhrdecken röstlich
braun. Unterseite schmutzig weıßlich, an Kehle und Brust hell bräun-
lich verwaschen, am Bauch gelblichgrau verwaschen. Bauchseiten
schmutzig oliv. Unterschwanzdecken isabell. Schwingen bräunlich-
schwarz, obere Flügeldeckfedern wie d’e Außensäume der Arm- und
Handschwingen düster olivbraun, etwas bräunlicher als der Rücken.
Außenfahne der 4.—6. Handschwinge vor den Handdecken in einer
3 mm breiten Zone sehr hell gesäumt Axillaren schmutzig oliv oder
trüb isabell. Mittleres Steuerfederpaar einfarbig düster braun; die
übrigen Steuerfedern tragen auf der Innenfahne eine etwa 6 mm breite
subterminale Binde von schwarzer Farbe und endigen distal von der-
selben blaß rahmfarben. Flügel von 434 58.5, 59, 59.5, 63 mm; Länge
„100-—118 mm“; mittleres Steuerfederpaar 40 mm, Lauf 20 mm.
Iris „braun“. Schnabel schwarz, Spitze von Ober- und Unterschnabel
und Basis des Unterschnabels blaß hornfarben. Füße ‚hellbraun‘
oder „graubraun“.
Die Sepik-Expedition sammelte von dieser neuen Art, die bisher
nur vom Schraderberg bekannt geworden ist, die oben erwähnten
4 $8. Es folge hier ein
Bestimmungsschlüssel der Sericornis-Arten Neuguineas:
1. Rücken schwarzbraun S. nigrorufa Salvad. [SO-Neuguinea]
— Rücken röstlich, graulich oder grünlich oliv oder düster rostfarben %
3. Seitliche Stirnfedern leuchtend weiß
S. beccarii Salvad. [Aru-Inseln|
!) Anzeiger O. G. Bayern No. 5 p. 34 (1921 — Lordberg).
2) COrateroscelis virgatus Reichenow, J. f. ©. 63 p. 128 (1915 — Typus,
vom Maeanderberg).
?) Anzeiger Orn. Ges. Bayern No. 5 p. 34 (1921 — Schraderberg).
8, Heft
14 2 Dr. Erwin. Stresemann:
— Seitliche Stirnfedern nieht leuchtend weiß . 3 3
Alle Steuerfedern auf der Oberseite ohne Andeutung einer schwarzen
subterminalen Binde S. arfakiana Salvad. [ganz Neuguinea]
— Die Innenfahne der äußeren Steuerfederpaare oberseits mit ver-
loschener oder deutlicher schwarzer Subterminalbinde 4
4. Kopfseiten und Unterseite ohne jegliche röstliche Tönung; Federn
des Lidrandes graulich oliv
S. olivacea Salvad. [Neuguinea außer Berau-Halbinsel]
—- Kopfseiten mit deutlichem röstlichen Ton, Federn des Lidrandes
röstlich oder röstlich oliv
Stirnfedern gelbgrün, Augenring rösslich mit gelbgrünem Ton
S. papuensis (De Vis) [Schneegebirge und Gorupu-Gebirge]
— ai nicht gelbgrün, Augenring rostfarben ohne grünlichen
on 6
6.. Oberkopf, Rücken und Außensäume der Schwingen grauoliv bis
grünoliv ohne rostbraune Tönung
S. perspicillata Salvad. [Neuguinea außer Berau-Halbinsel]
— Oberkopf, Rücken und Außensäume der Schwingen mit ausge-
sprochen düster rostbrauner Tönung, zuweilen ohne: jede Bei-
mischung von Olivfarbe S. bürgersi Stres. [Schraderberg]
SS)
St
154. * Sericornis perspicillata Salvadori
Oberseite grünlich oliv, am Hinterkopf leicht graulich, am Bürzel
leicht bräunlich getönt. Zügel und Wangengegend hell isabellfarben
mit geringem röstlichen Oliventon. Augenring rostfarben. Unterseite
blaß, an Kinn und Kehle gelblich isabell, an der Bauchmitte hell gelblich
getönt. Außensäume der Flügeldecken und der Ar mschwingen von der
Farbe des Rückens, Außensäume der äußeren Handschwingen blasser
und bräunlicher. Die düster braunschwarzen Schwingen innen blaß
isabell gesäumt. Oberseite der Steuerfedern im exponierten Teil grün-
lich oliv, die seitlichen an der Innenfahne oberseits mit verloschener
schwarzer Subterminalbinde. „Auge braun, Schnabel schwarzbraun,
Füße graubraun oder hornfarben“. Flügel 50-56 mm. Gebirge von
SO-Neuguinea, Schneegebirge und Schraderberg, in der
oberen (und mittleren) Waldstufe der Gebirge.
Die Sepik: Expedition sammelte auf dem Schraderberg ein Paar.
Flügel: @ 50.5, & 56 mm.
155. *Sericornis olivacea Salvadorı!)
Oberseite grünlich oliv, Zügel blaß graulich, Ohrdecken düster
srauoliv, Augenring blaß graulich oliv. Mitte des Unterkörpers weißlich;
Kehlseiten, Kropfbinde und Seiten des Bauches # stark graulich oder
graulich oliv getrübt. Exponierter Teil der braunschwarzen Schwingen:
olivfarben mit bräunlicherem Ton als das Rückengefieder. Steuer-
federn im exponierten Teil düster olibvraun, Irmenfahne der äußeren
N 1) Synonym: Sericomnis mann em u. Harle Nov.: Zool. 10'p. 228:
(1903 — Mt. Gayata). ‘
Dr, Bürgers’ ornithologisehe Ausbente im Stromgebiet: des Sepik. 15
Paare oberseits mit schwärzlicher subterminaler Binde. „Auge braun,
Schnabel schwarz, Füße graubraun“. Flügel 48—54 mm. Gebirge
von SO-Neuguinea, Schneegebirge, Hunsteinspitze,
Zyklopengebirge, in der mittleren Waldstufe der Gebirge.
Die Sepik-Expedition traf die Art nur auf der Hunsteinspitze an,
wo ll Bxemiplans erbeutet wurden. Flügel @ 49, 50, 50.52, 52°, 53;
& 52, 53, 53.5, 54 mm.
156. * Aethomyias spilodera
In der unteren und mittleren Waldzone der Gebirge über ganz
Neuguinea verbreitet. Zwei einander sehr ähnliche Rassen:
1. spilodera (Gray)!) [Beschr.: Salvadori, ©. P. II, p. 107]. Von
NW-Neuguinea ostwärts an der Nordküste mindestens
‚bis zum Sepikgebiet Die Bewohner des Schneegebirges sollen
zur folgenden Rasse überleiten
Die Sepik- Expedition schoß bei Malu, am Lordberg und Etappen-
berg je 1, auf dem Maeanderberg 10 Stück. Flügel: „2“ 56—62, „Jg“
58-—62 mm.
2. guttata Sharpe. Typische Exemplare mit dunkel rotbraunen,
am Ende schwarz getupften (statt nahezu einfarbig rußschwarzen)
Vorderkopffedern. SO-Neuguinea, an der Nordküste west-
wärts mindestens bis zum Aicora-Fluß.
157. *Pseudopitta?) incerta (Salvad.)
[Beschr.: Salvadori, O, P.II,p. 415]
Typus und an Unikum war ein Exemplar, das von Bruijns
Sammlern 1874 ım Arfakgebirge gesammelt wurde. Mit seiner
Beschreibung stimmt ein Stück, das die Sepik-Expedition am 3. VI. 13
auf dem Schraderberg sammelte, vollkommen überein. „Länge 16.5
Flügel-Schwanzabstand 3 mm; Auge dunkelbraun, Schnabel. schwarz-
braun, Füße graubraun“., F lügel 78 mm.
Nach Färbung und Habitus zu schließen, ist dieser Vogel wie
Androphilus ein Bodenhüpfer.
158 *Eupetes. castanonotus
Ein Bewohner der mittleren Zone der Gebirgswälder i in ganz Neu-
guinea. Drei Rassen:
1. castanonotus Salvadori [Beschr.: Salvadorı, ©. P. II, p. 411].
Gebirge der Berau-Halbinsel und Zyklopen- Gebirge.
2. saturatus Rothsch. & Hart.?) Rücken dunkler kastanienbraun,
1) Synonyma: Aethomyias nigrifrons Reichenow, J. f. O. 63. p. 124 (1915
— Typus vom Maeanderberg); : G@erygone stictilaema Reichenow, J: f. O. 65,
p. 514 (1917 — Typus vom Maeanderberg).
?) Pseudopitta Reichenow, Jr f. O. 63, 1915, p. 129: Typus para incertus.
Salvadori.
?) Orn. Monatsber. 19 p. 157 (1911 — Schneegebirge).
8. Heft
16 Dr. Erwin Stresemann:
Unterseite tiefer blau mit purpurnem Ton. Schneegebirge und
Berge des Sepikgebietes. _
Die Sepik- Expedition schoß 3 $& auf dem Lordberg, 1 2 auf dem
Etappenberg. blügel 91?, 93, 95 mm. Eines der Stücke trägt noch zum
großen Teil das Jugendkl eid. Sein Gefieder ist kürzer und weitstrahliger
als das des Jahreskleides, mit dem es die Förbung des Rückens teilt.
Bauchfedern mattschwarz mit blaßblauen Spitzen. Mittlere Steuer-
federn schmutzig dunkelblau, nieht dunkelbraun wie bei zwei alten 99
(individuelle Variation?). Die Unterschwanzdecken des einen 9 ad.
tragen große weiße Spitzenilecken, während diese Zeichnung den beiden
anderen a'ten Q® fehlt. Alle zeigen sie einen blauen Brauenstreif.
Am Sattelberg scheint sich der Übergang von dieser zur nöchsten
Rasse zu vollziehen. Ein 2 von dort (Mus. München) besitzt fast 1ein-
blauen Brauenstreif, zwei weitere 00 | (Mus. Berlin und München),
dagegen sind intermediär, insofern als der Brauenstreif von aer Stirn
bis zur Höbe der Pupillen hellblau gefärbt ist, von da bis zum Hınter-
kopf dagegen jede Feder teils weiß, teils olau ist.
3. pulcher Sharpe. Brauenrt:eif des 2 nicht blau, sondern röstlich
oder rahmfarben. Gebirge von SO-Neuguinea, westwärts an
der Nordküste mindestens bis zum Aicora-Fluß.
159. Eupetes geislerorum A. B. Meyer
„Das Männchen unterscheidet sich von Z. caerulescens durch den
präunlich abgesetzten Oberkopf, sowie durch den schieferfarbenen
Augenstreif und durch die Schmalheit aes schwarzen, die weiße Kehle
unten umsäumenden Stıeifens, enalich durch die schwarzen Mittel-
flecken auf den Unterschwanzdecken. Das Weibchen ist durchaus vom
Männchen verschieden, und zwar durch das Kastanıenbraun des
Bürzels, der Oberseite des Schwanzes und der Unterseite des Körpers,
sowie durch die an der Spitze schwarzen, schmal braun gerandeten
Unterschwanzdecken und den rostfarbenen Augenstreif“ (Meyer).
Nordküste Neuguineas von der Collingwood-Bai west-
wärts bis zur Kai-Halbinsel (Simbang).
160. *Eupetes caerulescens
Ein Bewohner des Tieflandes und der unteren Waldzone der Ge-
hirge, dessen Verbreitungsgebiet von SO-Neuguinea westwärts an der
Nordküste bis zur Südspitze der Geelvink - Bai (Inviorage), an der
Südküste bis zur Triton-Bai reicht. Zwei Rassen:
1. eaerulescens Temm. [Beschr.: Salvadori, OÖ. P. I, p. 412].
Von der westlichen Verbreitungsgrenze der Art ost wärts
an der Südküste mindestens bis zur Etna-Bai, an der Nord-
küste bis zur Astrolabe-Bai (Bongu) und dem Ramu-Gebiet.
Die Sepik- Expedition sammelte bei Malu 5, am Fuß der Hunstein-
spitze 1, am Lehmfluß 1, auf dem Regenberg 1 und auf dem Maeander:
berg 5 Exemplare. Flügel: Q 84, 86°, 88°; & 86, 882, 89, 90, 91,92? mm.
Das weiße Kehlschild pflegt beim d breiter mit Schwarz eingefaßt
zu sein als beim 9; auch sind die Ohrdecken beim $ gewöhnlich schwarz,
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 17
beim 2 dunkelblau. Im Jugendkleid (Inwiorage, Mus. Dresden)
ist die Unterseite rauchbraun statt blau, hinter dem Auge zeigt sich
ein (später verschwindender) weißer Brauenstreif,
2. nigrierissus Salvad. Q mit weißem Brauenstreif (der dem alten
Q der Nominatform fehlt), Unterschwanzdecken nicht einfarbig blau,
sondern mit breiten schwarzen Zentren. Von SO-Neuguinea
‚westwärts an der Südküste bis zum südlichen Vorland
des Schneegebirges.
161. * Eupetes leucostietus
Ein Bewohner der oberen Waldzone der. Gebirge in ganz .Neu-
guinea. Zwei Rassen:
1. leucostietus Selater. [Beschr.: Salvadori, OÖ. P.. II, p. 414].
Arfak-Gebirge, Weyland-Gebirge. to
2. loriae Salvadori. Schwarzer Kehl- und schwarzer Kröpffleck
stehen mit einander in Verbindung; schwarzer Kropfbezirk nicht weiß
gefleckt. Gebirge von SO-Neuguinea, Schneegebirge (Goliath-
berg), Schraderberg.
Die Sepik-Expedition sammelte ein „2“ (nach der Färbung 4!)
auf dem Schraderberg. Flügel 79 mm.
162. *Pomareopsis bruijni (Salvadori)
[Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 191 sub nom. Grallina b.]
Ein Gebirgsvogel, den man bisher vom Arfakgebirge, Schnee-
gebirge, Etappenberg und den Gebirgen SO-Neuguineas kennt.
Die Sepik-Expedition sammelte ein @ auf dem Etappenberg.
Flügel 99 mm.
163. *Pomatorkinus isidorei Lesson
[Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 410]
Ein über Misol und ganz Neuguinea verbreiteter Bewohner des
Tieflandes.
13 Exemplare, davon 1 am Fuß der Hunsteinspitze, 5 am April-
fluß, 2 am Pionierlager, 1 am Lehmfluß und 4 am Töpferfluß ge-
sammelt, bilden die Ausbeute der Sepik-Expedition. Flügel: „2“
111, 112, 1142, 121; ,„&“ 1112, 114, 115, 116, 118, 119, 121 mm. i
164. Turdus melanarius (Madaräsz)!)
[Beschr.: Salvadori, O. P., Aggiunte p. 234 sub nom. Merula papuensis]
Man hat diesen Vogel bisher nur auf den hohen Bergen SO-Neu-
guineas (Astrolabe-Gebirge, Owen Stanley-Gebirge usw.) und auf dem
Busu-Berg (Saruwaged-Gebirge) gefunden, wo er nach Keyssers
Feststellungen an der oberen Waldgrenze von etwa 2600 m an auf-
wärts lebt. ?)
* 3) „Merula 'melanaria Madaräsz, Orn. Mber. 8 p.23 (1900 — Astrolabe-
Gebirge). - Y BR
2) Vgl. Petermanns Mitteilungen 59, 1913, II, p. 177—181.
Archiv für Naturgeschichte, i ;
1923, A. 8. . S Ieft
13 Dr. Erwin Stresemann:
165. Turdus dauma
Diesen Formenkreis begrenze ich nach dem Vorschlag Harterts
(Vögel pal. Fauna, p. 643, Anm.), indem ich auch die indoaustralischen
Formen einbeziehe. Auf den Gebirgen SO-Neuguineas, der Kai-Halb-
insel, im Schneegebirge und auf Choiseul (Salomonen) lebt die Form
papuensis \Seebohm) [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 549 sub nom.
Oreocincla p.], welche sehr nahe Verwandte in Oueehkland und New
South Wales hat. Sie findet sich oberhalb 900-1000 m.
Keysser sammelte am 11. VIII. 1911 den Vogel samt Nest und
Eiern auf dem Sattelberg; die Art war dort bereits von Wahnes
erlegt worden (Salvadori [19] p. 3).
166. Graucalus!) lineatus
Die Art verbreitet sich von den Salomons-Inseln über Neu-Pommern
nach Neuguinea (wo sie die mittlere Waldzone der Gebirge bewohnt)
und weiter nach dem östlichen Australien. Die unterscheidbaren Formen
lassen sich zu einer lehrreicken Entwicklungsreihe anordnen. Den
Ausgangspunkt bildet dann Kkneatus (Swains.) von Ost-Australien,
bei dem dieUnterseite beider Geschlechter von der Brust ab breit schwarz
und weiß gebändert ist. Der Geschlechtsdimorphismus gewinnt deut-
lichere Formen bei maforensis (A. B. M.) von Mafor: hier ist die weiße
Querbänderung der Unterseite beim & viel schmaler als beim 9. @. 1.
sublineatus (Sclater) von Neu-Pommern ist im männlichen Geschlecht
nur noch mit feiner weißlicher Querbänderung an Unterkörper und
Unterschwanzdecken versehen; das $ der Rasse azillarıs (Salvad.)
endlich zeigt die Querbänderung nur noch an den (vom geschlossenen
Flügel verdeckten) Unterflügeldecken und Axillaren.
G. 1. axillaris Salvad. [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 138] wurde
bisher gesammelt im Arfak-Gebirge, im Zyklopen- Gebirge, am Nattel-
berg und in den Gebirgen von SO-Neuguinea (Oberlauf des Aroa-
Flusses). ®
L. v. Wiedenfeld sammelte im Februar 1910 2 $$ und 1 Q am
Sattelberg. Flügel: 2 135, $ 135, 136 mm. (Im Besitz des Münchener
Museums).
Über die Rassen der Saldhonen [pusillus (Ramsay), ombriosus
(Rothsch. & Hart.) und nigrifrons (Trist.)] vgl. Nov. Zool. 12, 1905,
.p- 264.
167. * Graucalus boyeri
In der Tiefebene und am Gebirgsfuß von ganz Neuguinea, sowie
auf Misol und Jobi. Zwei Rassen:
1. boyeri Gray [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 124]. Misol, Jobi;
von NW-Neuguinea an der Nordküste ostwärts mindestens bis zum
Kumusi-Fluß, wahrscheinlich sogar bis zur Collingwood-Bai; an der
Südküste ostwärts bis zur Onin-Halbinsel.
1) Coracina Vieillot 1816, in neuester Zeit an die Stelle von Graucalus
Cuvier 1816 gesetzt, kann wegen des älteren Coracinus Pallas ‚‚1814““ verworfen
werden. Vgl. Mathews, Austr. Avian Record III, 1916, p. 66.
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 19
Das einzige Exemplar, das die Sepik-Expedition heimbrachte,
wurde auf dem Regenberg geschossen. Es ist ein Q mit 126 mm Flügel-
länge.
2. subalarıs Sharpe. Schnabel etwas größer; Axillaren und Unter-
flügeldecken etwas blasser. Zügel des @ nicht weiß, sondern blaugrau.
Von SO-Neuguines an der Südküste westwärts bis zum Mimika-Fluß.
168. Graucalus novaehollandiae
Als Brutvogel ist diese Art offenbar auf Tasmanien und Australien
beschränkt. Sie verläßt ihre Heimat im südlichen Winter und erscheint
dann in einem großen Teil des östlichen indoaustralischen Archipels.
Die Westgrenze ihres Winteraufenthalts wird etwa bezeichnet durch die-
Linie Sumba —Kei-Inseln—Südmolukken—Sula-Inseln—Peling. Nord-
wärts geht sie über Neuguinea bis zum Bismarck-Archipel, westwärts
bis zum Louisiade- und D’Entrecasteaux-Archipel. _
Von Deutsch-Neuguinea sind bisher zwei der australischen Rasse
melanops (Latham) angehörige Durchzügler verzeichnet worden:
Bongu, 25. VIII. 1892 (Madaräsz 1894, p. 92) und Simbang, 29. VII. 99
(Madaräsz 1901, p. 79).
169. * Graucalus papuensis
Ein Bewohner der Tiefebene und besonders des Strandbezirkes.
Wohngebiet: Vom nördlichen Australien einerseits nach Timorlaut,
andererseits über Neuguines nach dem Bismarck-Archipel (einschl.
der Admiralitätsinseln) und den Salomons-Inseln, sowie nach den Nord-
molukken und Obi. Übersicht der Rassen: Rothschild & Hartert,
Nov. Zool. 23, 1916, p. 289—291. Auf Neuguinea selbst leben drei
Formen:
1 papuensis (Gm.?)) [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 133]. Sala-
wati; von NW-Neuguinea ostwärts an- der Nordküste
mindestens bis Simbang, an der Südküste bis zum süd-
lichen Vorland des Schneegebirges.
Die Sepik-Expedition erbeutete 2 22 am Pionierlager, 1 Q am
Töpferfluß. Flügel: 139 mm.
2. meekianus Rothsch. & Hart.?2) Brust viel heller grau. Kehle
weiß statt grau. Kumusi-Fluß.
3. angustifrons Sharpe. Noch stärker aufgehellt als voriger,
Schwarz der Zügelgegend weniger ausgedehnt, Armschwingen weiß-
licher. SO-Neuguinea.
170. * Graucalus eaeruleogriseus (Gray)
[Beschr.: Salvadori, O.P. II, p. 122)
Ein Bewohner der Gebirgswälder, der vereinzelt bis in die Tief-
ebene herabkommt. Verbreitung: ganz Neuguinea, Jobi und die Aru-
Inseln.
1) Synonym: Graucalus siephani A.B.Meyer, Abh. u. Ber. Zool. Mus.
Dresden 1890/91, No. 4 p. 9 (1892 — Stephansort).
2) Nov. Zool. 19 p. 201 (1912 — Kumusi-Fluß).
2* . g,Heft-
0 fall Dr. Erwin Stresemann:
Von der Sepik-Expedition wurden 30 Stück (auf dem Lordberg,
der Hunsteinspitze und dem Maeanderberg) gesammelt. Flügellänge:
Jugendflügel 2 153, 155; $ 164, 168mm. Altersflügel: 2 162, 1632,
1642, 165°, 166, 168, 169, 174; & 165,169, 170, 171, 172%, 173, ‚174,
176, 181? mm.
Im Kleingefieder gleicht das im I. Jahreskleid befindlisha Q dem
älteren 9; das & ist im I. Jahreskleid weibchenähnlicher als später,
da der Zügel noch nicht samtschwarz ist, sondern seine Befiederung
noch graublaue Spitzen trägt. Höchst auffällig ist wie bei so vielen
Campophagiden der (bei der Jugendmauser erhalten bleibende) Jugend-
schwanz gekennzeichnet: Die drei äußeren Steuerfederpaare sind an
der Spitze nicht aschgrau, sondern schmutzig weiß gefärbt, und alle
Steuerfedern sind nicht abgerundet, sondern laufen ganz spitz zu (was
besonders ausgeprägt an den lateralen Federn ist).
171. *Edolisoma ceramense
Ein Bewohner der unteren und besonders der mittleren Wald.
zone der Gebirge auf Seran, Buru, Obi?, Jobi und in der Westhälfte
von Neuguinea.!) Drei Rassen:
l. ceramense (Bonaparte) [Beschr.: Salvadori, 0. PIE p 157
sub. nom E. marginatum]. Seran.
2. marginatum (Wallace). Grau de, Oberseite ein wenig dunkler,
Größe etwas bedeutender (Max. der Flügellönge 118 gegen 111 mm).
Buru und Boano, vielleicht auch. Obi.
3. incertum (A. B. Meyer)2) .Bauch von einem helleren Grau;
_ Unterflügeldecken nicht weißlich, sondern grau. Jobi, Arfak-
\
Gebirge, Gebirge im Hinterland der Nordküste, ostwärts
mindestens bis zum Sepik-Gebiet; Südhang des Schnee-
gebirges.
Von der Sepik- Expedition erbeutet auf dem Maeanderberg
(13 Stück), der Hunsteinspitze (4 Stück), dem Etappenberg, dem
Regenberg und am Gratlager (je 1 Stück). Die Flügellänge betıägt:
Jugendflügel 109, 111, 112, 114; Altersflügel 2 111, 116; 3 110%, 111,
112.-2113:31132 115. 1168, 117, 118, 119 mm.
Im Jugendkleid, das sich nach No. 2729 . vom 14. VIIL. 1913
rekonstruieren läßt, sind die Federn der Oberseite schwarzbraun mit
breiten weißen Säumen, die Federn der Unterseite weiß und schwaız-
braun quergebändert, die Armschwingen schwarzbraun -mit weißlich
1) Die Abgrenzung des Formenkreises gegen Westen gestaltet sich schwierig.
Vielleicht sind auch die Formen sula Hart. (Sula Besi und Sula Mangoli), minda-
nense Tweedd. (Basilan und Mindanao), elusum Mc Gregor (Luzon und Mindoro),
everetti Sharpe (Bongao, Sulu, Tawi-Tawi) einzubeziehen.
?2) Campephaga incerta A. B. Meyer, Sitzungsber. Akad. Wissensch. Wien
LXIX, p. 387 (1874 — Ansus auf Jobi).. Typus (2, IV. 1873, Mus. Dresden
N0:13582)' verglichen. ‘Flügel 116mm. ' Synonym: Edoliisoma meyeri sharpei
Rothschild u. Hartert, Nov. Zool. 10 p. 209 (Ralay- — Nosikteift von ia, Neu
guinea). £\
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 21
rahmfarbenem Endsaum und einem rahmfarbenen Fleck an der Außen-
fahne. Der Jugendschwanz hat nicht abgerundete, sondern auffällig
‚spitz zulaufende Federenden, was besonders am äußeren Paar sehr
scharf hervortritt. Hand- und Armschwingen sowie die Handdecken
‚sind nicht einfarbig schwarz, sondern (so lange die Abreibung noch nicht
gewirkt hat) an der Spitze hell gesäumt. Bis auf diese aus dem Jugend-
kleid übernommenen Eigentümlichkeiten gleicht das I. Jahreskleid
den späteren Kleidern. |
Beim adulten Q ist das Grau im ganzen etwas lichter und weniger
bläulich als beim 4, und Kinn und Kehle sind bei jenem nicht ver-
dunkelt, sondern von der Farbe der übrigen Unterseite. Ferner sind
(im Gegensatz zum $) die Ohrdecken viel graulicher und die Zügel-
federn nicht völlig schwarz, sondern an der Spitze blaugrau.
172. *Edölisoma morio
.» Die Angehörigen dieses Formenkreises, der eine sehr weite Ver-
breitung hat, bevorzugen zum Aufenthalt die Waldungen der Tiefebene.
Das Verbreitungsgebiet reicht von Celebes und seinen Trabanten
(Talaut, Djampea) über die Nord- und Südmolukken bis Neuguinea
und von da .ostwärts bis zur Woodlark-Insel und Südost-Insel, süd-
wärts bis Australien (an der Ostküste südwärts bis Victoria), nord-
'wärts über den ganzen Bismarck-Archipel (einschließlich der Ad-
miralitäts-Inseln.. Abgrenzung nach Nordosten schwierig; auf den
Salomonen und selbst auf den Palau-Inseln (monacha Hartlaub &
Finsch) leben Formen, die dieser Gruppe zum mindesten sehr nahe
stehen.
Auf Neuguinea und den zunächst benachbarten Inseln leben
folgende Rassen:
1. mülleri Salvadori [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 154]. Misol,
Kofiao, ganz Neuguinea mit Ausnahme des südlichen
Vorlandes des Schneegebirges, ferner D’Entrecasteaux-
Archipel und Woodlark-Insel. | :
Im Berliner Museum bisher von Stephansort und vom Ramu,
in Tring von Simbang vertreten. Die Sepik-Expedition sammelte
zwei Ex. bei Malu und eines am Lager I am Maifluß. Flügel: 9 129,
dad. 131, 137 mm. Im I. Jahreskleid gleicht das $ dem adulten 9.
2. aruense Sharpe. Wie mülleri gefärbt, aber kleiner. Max. der
Flügellänge 130 gegen 137 mm. Aru-Inseln und südliches Vor-
land des Schneegebirges. |
3. neglectum Salvadori. & sehr ähnlich dem von m"lleri, 2 mit
völligem oder nahezu völligem Verlust der Querbänderung auf der
Unterseite, die einfarbig isabellfarben sein kann (Typen untersucht).
Mafor.
4. meyeri Salvadori. $ mit sehr stark verdunkeltem Grau (An-
näherung an B. dispar Salvad., dem geographischen Vertreter auf den
Kei-Inseln): Kinn, Kehle und Kropf fast schwarz. Q ähnlich dem von
E. m. neglectum, aber Unterseite noch intensiver isabell gefärbt, an
blasse Rostfarbe heranreichend; Reste der Querbänderung auf der
8. Heft
22 ‘ Dr. Erwin Stresemann:
Unterseite wie bei neglectum zuweilen noch als dunkle pfeilspitzen-
förmige Flecke erhalten. Misori. Ein sehr ähnliches Gepräge hat das
2 dieser Art auf Neu-Hannover und Neu-Mecklenburg (E. m. remotum
Sharpe) angenommen, während auf Neu-Pommern eine Form (E. m.
heinrothi Stres.)!) haust, dieim weiblichen Geschlecht recht vollständige
Bänderung der Unterseite zeigt.
173. *Edolisoma melan
Der Formenkreis bewohnt ganz Neuguinea sowie Waigeu, Jobi und
die Aru-Inseln und lebt dort im Tiefland und am Fuß der Gebirge.
Drei Rassen:
1. melan (Lesson) [Beschr.: Salvadori, O.P. II, p. 144. Von
NW-Neuguinea an der Nordküste ostwärts bis zur Astro-
labe-Bai und zum Oberlauf des Ramu, an der Südküste
ostwärts etwa bis zum Fly-Fluß (im südlichen Vorland des
Schneegebirges macht sich der Übergang zu meeki. bemerkbar) ;)
ferner Waigeu (Guillemard).
Die Sepik-Expedition sammelte bei Malu 13, am Aprilfluß. 3,
am Lehmfluß 2, auf dem Lordberg 2 und auf dem Regenberg 1 Ex.
Die Flügel dieser 21 Stück messen: Jugendflügel 113, 1162, 119; Alters-
flügel Q 114, 116, 118, 120, 124; & 116, 117, 118, 1192, 121, 1222, 1232,
124? mm
g und Qim I. Jahreskleid gleichen dem älteren 9 bis auf die Flügel-
färbung: Die Spitzen der Handdecken und derHand- und Armschwingen
sind weißlich oder rahmfarben gesäumt, nach der I. Jahresmauser
hingegen sind diese Federn bis zur Spitze dunkel. 2
2. tommasonis Rothsch. & Hart.?) 9 auf der Oberseite lebhafter
rostfarben, weniger bräunlich getönt; & zu breiterem Schnabel neigend.
Jobi.
3. meeki Rothsch. & Hart.*) Q im Gegensatz zu melan mit blasserer
Oberseite und hellerer, sehr blaß zimtfarbener Unterseite; $ häufig
‘ mit kleinerem Schnabel als melan. Von SO-Neuguinea westwärts
an der Südküste etwa bis zum Fly-Fluß, an der Nord-
küste bis zur Kai-Halbinsel (Finsch-Hafen).
x 174. * Edilosoma schisticeps |
Ein Bewohner der Tiefebene und der unteren bis mittleren Wald-
zone der Gebirge, der eine eigentümliche Verbreitung hat: von Peling-
Banggai über die Sula-Inseln und Obi zum papuanischen Gebiet,
wo ganz Neuguinea, Misol und der D’Entrecasteaux-Archipel von
dieser Art bewohnt werden. Sechs Rassen sind gegenwärtig unter-
scheidbar.
1) Orn. Monatsber. 30 p. 7. (1922 — Blanchebucht).
2) Nov. Zool. 1913 p. 50.
®) Nov. Zool. 10 p. 206 (1903 — Jobi).
*) Nov. Zool. 10 p. 207 (1903 — Milne-Bai),
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des :Sepik. 23
1. schisticeps (Gray).!) [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 148].
Misol, von NW-Neuguinea an der Südküste a bis
zur Etna-Bai.
2. reichenowi Neumann.?2) & an Kinn und Kehle viel dunkler,
fast schwarz; Q mit tief rotbraunem, dem Rücken gleichgefärbten
(nicht mehr oder weniger rein aschgrauen bis olivbraunen) Oberkopf.
Vom Mamberano ostwärts mindestens bis zum Sepik-
ebiet.
R Von der Sepik-Expedition wurden gesammelt: 3 Ex. am April-
fluß, 3 auf der Hunsteinspitze, 3 auf dem Lordberg und 3 auf dem
Etappenberg. Flügel: Altersflügel 2 104, 105, 106, 108, 112; $ 108,
1109, 111% mm;
Jugendflügel mit heller Einfassung der Handdecken, I. Jahres-
kleid mit schmal schwarz gebänderter Kehle.
3. poliopse Sharpe. 9 mit der Oberkopffärbung von schisticeps,
aber durch schiefergraue (nicht rostbraune) Farbe von Kinn und Ohr-
decken are Von SO-Neuguinea an der Südküste
westwärts bis zum Kapare-Fluß, an der Nordküste west-
wärts bis ?
4. vittatum Rothsch. & Hart.?) Q ähnlich dem von pohopse, aber
— bis auf die einfarbig zimtbraun bleibenden Unterschwanzdecken und
Bauchfedern — jede Feder der Unterseite mit 2—3 schmalen schwarzen
Querbinden. Fergusson- und Goodenough-Insel.
5. obiense Salvadori. Größer als schisticeps (Flügel bis 120 mm);
Q unterseits blasser, besonders am Bauch, und mit fahlem schwärzlichen
Schwanz. Obi.
6. pelingi Hartert.4) Sehr nahe obiense, aber mit kleinerem
Schnabel; Oberkopf und Nacken des 2 nicht bräunlichgrau, sondern
blaugrau. Peling und Banggai; Sula-Inseln?
175. *Edolisoma montanum (A. B. Meyer) ?°)
[Beschr : Salvadori, O.P. II, p. 147]
Die Art ist auf Neuguinea beschränkt und bewohnt dort die obere
Waldzone der Gebirge, von etwa 1600 m an aufwärts. Man kennt sie
1) Campephaga schisticeeps G.R. Gray, Genera of Birds I p.283 (1846
— ex Hombron u. Jacquinot, Voyage au Pole Sud). Der Typus stammt, nach
der Reiseroute dieser Forscher zu urteilen, von der Südküste der Berau-Halb-
insel und gewiß nicht von Misol, wie Og. Grant und O. Neumann fälschlich
annehmen. Als Synonym betrachte ich daher: E. sch. bernsteini O. Neumann,
Orn. Mber. 25, p. 154 (1917 — Sorong).
3) Orn. Mber. 25 p. 153 (1917 — Etappenberg). Synonym: Edoliisoma
schisticeps moszkowskis O. Neumann, 1. c. p. 154 (1917 — Pauwi am Mamberano).
8) Nov. Zool. 21 p.5 (1914 — Goodenough-Insel).
“4 Bull. B. O. Club 38, p. 27 (1917 — Peling).
5) Als Synonym muß wohl betrachtet werden: E. m. minus Rothschild
u. Hartert, Nov. Zool. 14 p.464 (1907 — Oberlauf des Mambare-Flusses). Im
Dresdener Museum maß ich Vögel vom Arfak - Gebirge: 2 I. Ja.K. 128°;
d ad. 136, 139 mm.
8. Heft
24 Dr. Erwin Stresemann:
jetzt vom Arfak- Gebirge, dem Zyklopengebirge, dem ‚Schraderberg,
den Gebirgen 'SO-Neuguineas und dem Schneegebirge.
Die Sepik- Expedition fand den Vogel nur auf dem Schraderberg
und erbeutete dort 7 Exemplare. 5 davon haben die erste Jahresmauser
hinter sich und messen am Flügel: © 130; $ 130, 135, 137, 138 mm.
Jugendschwanz mit hellen 'Federspitzen, Jugendflügel kürzer
(3 126 mm) und mit am Ende schwach weißlich gesäumten (statt ein-
farbig schwarzen) Handdecken. Das $ im I. Jahreskleid gleicht dem
älteren 3 bis auf den Umstand, daß viele Bauchfedern blaugrau stahl
Me sind. f
176. *Lalage atrovirens
Diese Gruppe teilt sich mit der Gruppe Lalage karu!) in das Gebiet
Neuguineas. Beide vertreten dort einander in folgender Weise: Die
karu- Gruppe (mit weißem Brauenstreif) reicht, von SO-Neuguinea
an der Nordküste westwärts mindestens bis zum Kumusifluß, an der
Südküste westwärts mindestens bıs zum Mimikafluß (und den Aru-
Inseln). Der atrovirens-Gruppe (ohne weißen Brauenstreif) hingegen
gehört Neuguinea vom Nordwesten längs der Nordküste mindestens
bis zum Oberlauf des Ramu, sowie Misol, Salawati und einige Inseln
der Geelvink-Bai ?)
Lalage atrovirens gliedert sich ihrerseits in zwei Rassen:
1. atrovirens (Gray) [Beschr.: Salvadori, O P. II, p. 159]: Misol,
Salawati, von der Berau-Halbinsel an der Nordküste ost-
wärts bis zum oberen Ramu und der As#rolabe-Bai; ferner
InselchenRon in der Geelvinkhai.
Die Sepik-Expedition traf diese Art fast ausschließlich in den
Flußniederungen an und sammelte 9 Exemplare bei Malu, 3 am April-
fluß und 1 am Etappenberg. Flügel: Jugendflügel 91 mm; Alters-
flügel: Q 942, 95, 96; & 94, 95%, 972, 98, 100, 101 mm.
Jugendkleid (Rekonstruktion): Federn der Oberseite sehr dunkel-
braun und sämtlich mit weißlich rahmfarbenem Endsaum. Das I. Jahres-
kleid gleicht dem Kleid des älteren @ und ist nur am Großgefieder zu
erkennen: die Handdecken zeigen einen weißen oder rahmfarbenen
Spitzensaum, und nicht nur die inneren, sondern auch die äußeren
Armschwingen sind an der Außenfahne mit einem weißen Saum ver-
sehen, der erst an der Schaftspitze endet. Alle Steuerfedern des Jugend-
schwanzes, insbesondere die äußeren, sind schmäler und spitzer als ihre
Nachfolger, und der weiße Spitzenfleck reicht an ihnen weiter basal-
wärts.
2. leucoptera (Schlegel) Größer und mit schwarzem statt weißem
Bürzel: Misori, Korido.
!) [ber ihre en vgl. Rothschild u. Hartert, Bull. B. % Club 37,
1917, p. 15—17.
2) Streng genommen bilden alle. Angehörigen der Gattung ‚Lalage einen
‚Lebensring; sie vertreten einander räumlieh und haben sämtlich die. gleichen
Lebensgewohnheiten, |
0
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 25
> - 177. * Hirundo tahitiea
Der. (breitschnäbligere) Vertreter unserer Rauchschwalbe im
indo-australisehen Archipel, auf Australien und in Indien, der in einer
großen Rasse (namiyei Stejneger) bis zu den Lutschu-Inseln vor-
gedrungen ist Die Gliederung in geographische Formen ist noch un-
genügend erforscht. Gut unterscheidbar sind im Ostteil des Wohn-
gebietes:
1. -tahitica Gmelin.t) Von Tahiti über die Fidji-Inseln zu den
Neuen Hebriden, Salomonen, Neu-Lauenburg, Neu-Pommern An-
scheinend kommen im ganzen Wohngebiet Stücke mit kleinem weißen
Fleck an der Innenfahne der Steuerfedern neben solchen ohne Schwanz-
spiegel vor.
2. javanica Sparrman. [Beschr : Salvadori, O. P. II, p. 3]. Von
tahitica durch einen niemals fehlenden weißen Schwanzspiegel unter-
schieden. Rook-Insel, Neuguinea, ostwärts bis zum D’Entrecasteaux-
‘Archipel, nach Westen über die Molukken und Celebes bis zu den
Philippinen, den kleinen und großen Sunda-Inseln, Malakka, Süd-
indien und Ceylon.
“ Oberholser hat neuerdings den Versuch unternommen, die .Auf-
teilung weiter zu führen.?) Die Bewohner der Molukken und von Neu-
guinea sind jedenfalls größer als die Javavögel und verdienen als
frontalis Quoy & Gaimard?) abgetrennt zu werden.
Die Sepik-Expedition sammelte ein Paar am 18. IV. 1913 beim
Standlager am Töpferfluß. Flügel: 2 106.5, $ 107.5mm. 1 Ex. von
Stephansort (Mus. Karlsruhe) mißt 108 mm.
3. neoxena Gould. Mit tiefer gegabeltem Schwanz. Australien
und Tasmanien.
178. Petrochelidon nigricans
Von Tasmanien und Australien über die Südwestinseln bis Timor,
über die Aru-Inseln bis Neuguinea und Neu-Pommern verbreitet.
Mindestens dıei Rassen scheinen unterscheidbar zu sein:
1. nigrieans (Vieillot) [Beschr.: Salvadori, O0. P. U, p. 7).
Australien, Tasmanien, Aru- und Kei-Inseln, Neuguinea,
Neupommern,
Die Art ist auf Neuguinea sehr lokal verbreitet, da sie in Fels-
höhlen nistet, und wurde bisher gesammelt bei Sorong, Dourga, am
Noord-Fluß, an der Mamberano-Mündung und am Ramu.
Riggenbach sammelte zwischen Juni und August einige Exemplare
bei Taua und Pauwi am Mamberano, die fast sämtlichin der Schwingen-
1) Syst. Nat. II, p. 1016 (April 1789 — Tahiti); dieser Name ist mutmaßlich
etwas früher publiziert worden als Hirundo javanica Sparrman, Mus. Carlsonianum
fasc. IV t. C (1789 — Java). |
| 2) Bull. No. 98 U. S. Nat. Museum, 1917, p. 32—34.
3) Hirundo frontalis Quoy u. Gaimard, Voy. l’Astrolabe, Zool. I, p. 204,
t. 12 fig. 1 (1830 — Dorey). --
8, Hett
26 Dr, Erwin Stresemann:
mauser begriffen sind. Ihre Flügel messen: 2 108, 109, 110; $ 109,
112, 113, 114 mm.
2. socialis subsp. n. Kleiner als die Nominatform. Flügel nach
Hellmayr 102—105 mm. Roma (terra typica) und Babar.
3. timoriensis Sharpe. Die kleinste Rasse: Flügel zweier Exemplare
90, 91mm. Timor.
179. *Pitta macklotil
Der Formenkreis, dessen Grenzen sich schwer ziehen lassen, wird
auf Neuguinea durch drei Rassen repräsentiert.
1. macklotii Temm.!) [Beschr : Salvadori, O. P. II, p. 395]. Misol,
Salawati, Waigeu; von NW-Neuguinea ostwärts an der
Südküste etwa bis zum Fly-Fluß, an der Nordküste
mindestens bis Simbang.
Von der Sepik-Expedition in drei Exemplaren erbeutet (Quellen-
lager und Lordberg). Flügel: 2 104. 107; $ 10€ mm.
2. loriae Salvadori. Mit dunkelbraunem statt rotbraunem bis
bräunlichiotem Nacken und zu der blaurückigen Rasse der D’Entre-
casteaux-Inseln (finschh Ramsay) überleitend.. Nordküste von
SO-Neuguinea, westwärts mindestens bis zum Kumusi-
Fluß.
3. oblita Rothsch. & Hart.2) Rücken viel bläulicher, weniger
‘ grünlich als bei 1 und 2, rostfarbener Nackenfleck viel fahler als bei
macklotii. Aroa-Fluß (und vermutlieh die ganze Südküste von
SO-Neuguinea?).)
180. Pitta atrieapilla
Nur eine Rasse dieser weitverbreiteten Art, die mehr als die vorige
auf das Tiefland beschränkt zu sein scheint, bewohnt Neuguinea:
atricapilla Quoy & Gaimard [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 387
sub nom. P.novaeguineae. Ganz Neuguinea, west]. papuanische
Inseln, Dampier-Insel, Aru-Inseln.
Aus Deutsch-Neuguinea sind mir folgende Fundorte bekannt
geworden: Berlin-Hafen, Erima, Stephansoıt, Konstantin-Hafen, Ramu
(,„Hauptstation“) und Simbang.
181. *Chaetura novaeguineae
Man kennt diese interessante Art bisher nur von wenigen auf
Neuguinea gelegenen Fundorten und kann drei Rassen unterscheiaen:
1. novaeguineae D’Albertis & Salvadori [Beschr.: Salvadori, O. P.
1, p. 535). Fly-Fluß, Oberer Setekwa-Fluß, Mimika-Fluß.
2. mamberana Neumann.) Federn von Kinn, Kehle und Kropf
1) Synonym: Pitta Habenichti Finsch, Orn. Mber. 20 p. 102 (1912 — Pots-
damhafen; Typus im Zool. Mus. Berlin).
2) Nov. Zool. 19 p. 197 (1912 — Avera am Aroa-Fluß).
®) Über weitere Formen vgl. Rothschild u. Hartert, Nov. Zool. 21, 1914,
p- 214. j
*) Om. Mber. 25, p. 153 (1917 — Teba am Mamberano).
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 27
viel dunkler, ihre Spitzen mit grünlich blauem Metallglanz, der bei der
Nominatform gänzlich fehlt. Mündung des Mamberano (Teba).
3. bürgersi Reichenow.!) Kinn, Kehle und Kropf noch um ein
Beträchtliches dunkler als bei mamberana; Kinn und Kehle ebenso
intensiv blau glänzend wie der Rücken. Malu.
| Typus und Unikum ist ein 9, am 2. III. 1913 von der Sepik-
Expedition bei Malu geschossen. Flügel 126 mm.
182. Chaetura caudacuta
Die Nominatform, Ch. c. caudacuta (Lath.) [Beschr.: Salvadori,
O.P. I, p. 536] gehört zu den gewaltigsten Wanderern. Ihr Brut-
bezirk erstreckt sich von Japan bis zur Lena und dem Baikalsee. Dort
zieht sie im August ab, vom September an schwärmt sie einige Monate
über Neuguinea und dem australischen Festland, von Februar bis
März erscheint sie in Tasmanier, im Mai sieht man sie in Menge an
der Yangtse-Mündung, und im Juni stellt sie sich wieder in der
Heimat ein.
Das Münchener Museum besitzt ein Exemplar, das von e'nem
Missionar bei S'mbang gesammelt wurde.
182. Collocalia fuciphaga
Mit dieser schwierigen Formengruppe habe ich mich vor einigen
Jahren beschöftigt.?2) Ihr Wohngebiet deckt sich im großen und ganzen
mit dem von Coltocalia esculenta (siehe p. 28), reicht aber weiter nach
Osten: bis zu den Tonga- und Union-Inseln, Marianen und Karolinen
und weiter nach Westen: bis zum Himalaya und Ceylon; andererseits
findet sie sich nicht auf den Nicobaren und Andamanen, dem Mergui-
Archipel und Malakka.
Die Unterscheidung von den Angehörigen der Formenkreise
Collocalia vestita und Collocalia lowi ist oft sehr schwierig. Mangel oder
Vorhandensein der Tarsusbefiederung allein kann, wie ich l.c. aus-
einandergesetzt habe, nicht in jedem Falle als Spezieskennzeichen
angegeben werden. Im Osten finden wir Vertreter von (. fuciphaga
mit befiedertem Tarsus. Hierzu gehören die auf Neuguinea lebenden
Rassen.
1. pseudovestita subsp. n.®) In der Färbung wie die Formen
moluccarum Stres.4) und vanicorensis (Quoy & Gaimard),®) aber von
beiden durch häufiges Auftreten einer Tarsusbefiederung (die nur einem
der untersuchten Stücke fehlt) unterschieden. Flügellänge wie bei
moluccarum, mithin geringer als bei vanicorensis: 109, 110°, 1112, 113,
1) Journ. f. Orn..65, p.514 und 66, p. 118 (1917—1918 — Malu).
2) Verh. Orn. Ges. Bayern 12, 1914, p. 1—12.
3) Typus: ad., Friedrich Wilhelms-Hafen, 11.1.1901, Dr. O. Heinroth
leg., im Zool. Museum Berlin.
*) Verh. Orn. Ges. Bayern 12 p.7 (1914 — Banda).
5) Hirundo vanicorensis Quoy u. Gaimard, Voy. Astrolabe, Zool. p. 206
t.12 £.3 (1830 — Vanikoro).
7. Heft
28 Dr. Erwin Stresemann:
116mm. Astrolabebai (Erima, Friedrich Wilhelms-Hafen), Sattel-
berg, Astrolabe-Gebirge, Goodenough-Insel.
2. hirundinacea Stresemann.!) Häufig mit ausgesprochen bläu-
lichem (nicht grünlichem) Glanz der Oberseite, Unterseite noch etwas
heller, silbriger als bei pseudovestita. Flügel am Utakwafluß 111—116,
am Setekwafluß 111—117, am Parimau 116—120 mm. Tarsus
häufig befiedert.?)
Es ist nicht zweifelhaft, daß ich 1914 aus ee Ye
Begriff Collocalia fuciphaga vanicorensis zu weit umgrenzte. Weitere
Aufteilungen werden aber erst statthaft sein, wenn eine Serie ven deı
terra typica vorliegt. So dürfen z. B. die auf St. Aignan brütenden
Vögel (Flügel 122°, 123.5 mm) schweılich mit den auf Neu-Pommern
angetroffenen (Flügel 117, 118, 119°, 120, 121 mm) vereinigt werden.
184. * Collocalia esculenta
Es ıst nicht leichö, die Grenzen dieses Formenkreises gegen Osten
und Westen zu ziehen. Die Entdeckung zweier Formen, welche die
Brücke zwischen der oberseits einfarbigen esculenta (L.) und der weiß-
bürzligen uropygialıs Gray schlagen,?) ermöglicht es uns nunmehr,
auch uropygialis als Rasse von (. esculenta zu betrachten. Collocalia
neglecta Gray ist schon von Hartert und Hellmayr mit Recht als
geographischer Vertreter von esculenta aufgefaßt worden; weiter westlich
nimmt ihre Stelle die knchr-Gruppe*) ein, auf der Christmas-Insel wird
sie durch Collocalia natalıs Lister repräsentiert. Auf den Philippinen
endlich ist außer Colocalia hincht isonota Oberholser anscheinend: auch
Collocalia cebuensis Kutter (= marginata Salvadori) hierherzuziehen.?)
Wir erhalten dann folgende Begrenzung des vom Formenkreis besiedelten
Wohngebietes: Im Süden die Aru-Inseln, die Kette der Südwest-,
Kleinen und Großen Sundainseln (mit der Christmas-Insel), die Nico-
baren und Andamanen. Im Westen der Mergui-Archipel, die Malayische
Halbinsel, Borneo und die Westgruppe der Philippinen; im Norden die
Philippinen, Celebes, die Nordmolukken, die Inseln der Geelvink-Ba.,
die Admiralitäts-Inseln, Neu-Mecklenburg und die Salomonen; im
Osten die Salomonen, Neuen Hebriden und Neu-Caledonien.
Wie bei allen Collocalia-Arten, ist die Rassenbildung sehr weit
fortgeschritten, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß manche Rassen
auf eine Brutkolonie beschränkt sind — eine Vermutung, der bereits
!) Verh. Orn. Ges. Bayern 12 p.7 (1914 — Ob. Utakwafluß).
?) „‚Collocalia hirundinacea excelsa‘“‘ Og. Grant, Bull. B. O. Club 35 p. 34
(1914 — Utakwa-Fluß, 8000 ft.) halte ich nach der Beschreibung für einen
Angehörigen einer anderen Art.
” C. e. stresemanmi und Ü. e. tametamele, vgl. we O. G. Bayern
No. 5, 1921, p. 37.
gr Vgl. Stresemann, Nov. Zool. 19, 1912, p. 347—349.
5). Das behauptete Nebeneinanderleben beider Formen auf einigen Inseln
dünkt mich höchst unwahrscheinlich,
Dr. Bürgers’ omithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 29
Meyer & Wiglesworth!) Ausdruck gegeben haben. Hier verbleibt
dem Biologen noch ein dankbares Feld für seine Tätigkeit.
Auf Neuguinea wurden bisher folgende Rassen unterschieden:
1. esculenta (L.) [Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 541), die aus dem
Be insiladiten Gebiet von Misol, Waigen, den Inseln der Geel-
vinkbai, den Aru-Inseln und der Berau-Halbinsel erwähnt
wird und die Nordküste ostwärts mindestens bis zum Sepik-Gebies,
wahrscheinlich bis zur Milnebai bewohnen dürfte. Die Gleichförmigkeit
der Art in diesem Gebiet und ihre Identität mit der ambonischen Rasse
ist sehr zweifelhaft.?)
‘Die Sepik-Expedtion sammelte leider nur wenige Exemplare:
auf der Hunsteinspitze l ad. (Flügel 105 mm) und ein pull. vom 27. II. 13
mit unausgewachsenen Handschwingen (Flügel 77+xmm), sowie
auf dem Lordberg ein $ (Flügel 103 mm); bei einem weiteren Stück
mit unleserlicher Etikette mißt der Flügel 108 mm.
2. nitens Og.-Grant.?) Nach einem(!) Stück vom Utakwafluß,
1000 m, beschrieben, das sich vor esculenta durch geringere Größe
(Flgl. 92 mm) und den Mangel weißer Abzeichen auf den Steuerfedern
auszeichnen scll.
3. masima Og.-Grant.*) Anscheinend eine Riesenform, mit einer
Flügellänge von 115mm. Utakwafluß bei 2700 m.
. Auf Neu-Pommern lebt die Rasse zametamele Stresemann,?) die
ich seither auch von den French Islands (Dr. Besenbruch leg.) im
Münchener Museum sah.
185. *Hemiprocne mystacea
An offenen Flächen von den Nord- und Südmolukken an ost-
wärts über Neuguinea bis zum Bismarck-Archipel und den Salomons-
Inseln. Vier Rassen:
-1. confirmata Stresemann.e) Nord- und Südmolukken,
Aru-Inseln. TRY I%
2. mystacea (Lesson) [Beschr.: Salvadori, 0. P. I, p. 538 sub
nom. Macroptery& m.]. Größer: Flügel 226-248 gegen 210—231 mm.
Misol, Waigeu, Batanta, Gebe, Jobi, ganz Neuguinea.
Die drei: von-der Sepik-Expedition (am Töpferfluß und Etappen-
berg) gesammelten Stücke messen am Flügel: 2 230, 237, $ 235 mm.
wei. von Schlüter mit dem Fundort „Kaiser Wilhelms-Land“ be-
zogene 22 des Berliner Museums. besitzen eine Flügellänge von 229
7 The Birds of Celebes II, p. 885.
2) 2 Stück des Dresdener Museums vom Hufeisengöbirge, 7000° hoch,
(SO.-Neuguinea, Hunstein leg.) mit einer Flügellänge von 99 und 101 mm
vermag ich nicht von den Sepikvögeln zu trennen.
®) Bull. B. O. Club 35 p. 35 (1914 — Utakwa-Fluß 2900 Ft).
*#) Bull. B. O. Club 35 p. 35 (1914 — Utakwa-Fluß 8100 Ft.).
5) Anzeiger O. G. Bayern No.5 p. 37 (1921 — Ralum).
°%) Nov. Zool. 21 p. 110 (1914 — Seran).
8, Heit
30 Dr. Erwin Stresemann:
und 248, ein $ vom Sattelberg (im Breslauer Museum) eine solche von
239 mm.
3. aeroplanes Stresemann.!) Kleiner als mystacea; Grau von
Nacken, Rücken, Kehle, Kropf und Brust heller, nicht so bläulich,
weiße Färbung der Bauchmitte in der Regel nicht so ausgedehnt.
Flügel 205—227 mm. Neu-Pommern, Neu-Mecklenburg, wahr-
scheinlich auch Manus.
4. woodfordiana Hartert. Kleinste Rasse. Unterschwanzdecken
und Mitte der hinteren Bauchregion nicht wie bei den vorigen weiß,
sondern grau. Salomons-Inseln.
186. Caprimulgus macrurus
Der größere "Teil des indo-australischen Faunengebiets wird von
dieser Art eingenommen. Ihr Wohngebiet reicht im Westen bis an den
Himalaya und geht bis Südchina hinauf; im Osten findet sie sich
noch im nördlichen Australien, auf den Inseln östlich von Mor
und auf Neu-Pommern.?)
Auf Neuguinea hat man es anscheinend mit zwei Rassen zu tun:
1. yorki Mathews.?) Nördliches Australien, SO-Neu-
guines und südliches Vorland des Schneegebirges, die
Berau-Halbinsel und wahrscheinlich auch die westl. papuanischen
Inseln.
2. albolaxatus Rothschild & Hartert*) [Beschr. der Art: Salvadori,
O.P. I, p. 5291. Weißer Fleck an der Innenfahne der äußersten Hand-
schwinge größer und näher an den Schaft heranreichend; weiße Spitze
der äußeren Steuerfeder beim & ausgedehnter (53—73 gegen 40—56 mm).
Nordküste von Neuguinea zwischen Mamberano und
Astrolabebai; Vulkan- und Dampier-Insel; Neu-Pommern.
Das von mir untersuchte Material besteht in folgenden Stücken:
1) Anzeiger Orn. Ges. Bayern No. 5, p. 38 (1921 — Blanchebucht).
2) Über die Rassengliederung vgl. Oberholser, Proc. U. S. Nat. Museum
48, 1915, p. 587—99 und Rothschild u. Hartert, Nov. Zool. 25, 1918, p. 321—24.
3) Nov. Zool. 18 p. 291 (1912 — CapeYork). Offenbar synonym: (€. m.
keatsi Mathews, 1. c. p. 291 (1912 — Point Keats, Northern Territory, Australien).
* Nov. Zool. 25 p.323 (1918 — Vulkan-Insel); Flügellänge des Typus
(nach freundlicher Mitteilung von Herrn A. Goodson) 190 mm.
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 3l
Fundort Geschl. Datum Sammler = Er Er
Een
Mamberano Riggenbach 187 60 2 albolaxatus
Ramu g 10. 6.98 Tappenbeck 187 65 1 e
Bongu d Wahnes 183,61 =
Kabenau & 1. 7.92 Fenichel 180 56 2 Br
Erima d 2). 2.97 Bird 182 57 2 #
Stephansort $ 5.10.94 B.Hagen 184 64 1 En
Blanchebucht $ 13. 2.01 Heinroth 177 64 2 PN
b d& 28. 5.01 h 170: 53 1 #
zu & 25. 5:01 s 182 65 2 ”
d 19. 5.01 Ri 1716 55 2 Mi
Ralum d 24. 9.96 Dahl 179-:73...0:5 er
Luschanhafen
(Neu-Pomm.)& 15.12.08 Duncker 179° 55 3 n.
Neupommern & 4. 1.81 Finsch 181 57 2.5 zu
Neupommern & Finsch 170.56 3 7
Queensland & 189 40 3 yorki
Arfakgebirge & Bruijn 180 40 4.5 yorki
Timorlau & Riedel 175 40 5 yorki
Drei am 1. IV. 1897 von Bir6 bei Erima geschossene 92 stehen
sämtlich in der Mauser der Schwingen una Steuerfedern.
f
187. Lyncornis papuensis (Schlegel) ?®)
[Beschr.: Salvadori, O.P. I, p. 534]
Salawati und das Tiefland von ganz Neuguinea. Aus Deutsch-
Neuguinea kenne ich nur die beiden im Berliner Museum befindlichen
Stücke: 1 Ex. ‚„Astrolabe-Bai“, ex Schlüter, Flügel 191 mm; und den
Typus von L. elegans Reichenow, $, Ramu, 17. IX. 1898, Tappenbeck
leg. No. 936, Flügel 190 mm. Ein von Hagen an der Astrolabebai er-
legtes Exemplar (Flg. 196 mm) befindet sich im Karlsruher Museum.
188. Eurostopodus albogularis (Vigors & Horsfield)
[Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 533)
Östliches Australien und Neuguinea (hier bisher nur vom Flyfluß,
Simbang, Stephansort und Ramu nachgewiesen).
Die beiden Stücke des Berliner Museums: 9, Ramu, Tappenbeck
leg. (Flg. 253 mm) und Stephansort, B. Hagen leg. (Flg. 259 mm)
haben beide ein schmaleres Nackenband als ein Vergleichsstück aus
Brisbane.
1) An der Stelle größter Längsausdehnung gemessen.
2) Abstand des Innenrandes des weißen Fleckes vom Federschaft.
®) Lyncornis elegans Reichenow, Orn. Mber. 7 p. 130 (1899 — Ramu) ist
ein.sehr merkwürdig gefärbter Vogel; er trägt das Jugendkleid und ich halte
ihn darum für den jungen L. papuensis.
8. Heft
32 Dr. Erwin Stresemann:..
189. Aegotheles bennetti
Auf das östliche Neuguinea beschränkt. Zwei Rassen:
1. bennetti Salvadorı & D’Albertis [Beschr.: Salvadori, O. P. I,
p. 525). Von SO-Neuguinea. an der Nordküste: mindestens
bi zur Holnicote-Bai, an der Südküste bis zur Hall-Bai.
2. wiedenfeldi Laubmann. 1) Meist mit deutlicherem, weißlichen
Nackenband. Die weißlichen- Zeichnungen. auf Rücken, Oberkopf
und Brust oft stärker röstlich verwaschen. Kai- Halbins el: Simbang
und Sattelberg. Flügel von 2 Ex. 126, 135 mm. | H
190. * Podargus papuensis Quoy & en
[Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 514] !
Cape York-Halbinsel, ganz Neuguinea End einige benachbarte
Inseln: Misol, Salawati, Waigen, Jobi, Mafor und Aru:Inseln.
Die Sepik- Expedition schoß drei Stück bei Malu, eines am April-
fluß. Flügel: Q 278, 283; $ 276, 291 mm. Ein 6) von Finschhafen
(Geisler leg.) mißt am Flügel 302 mm.
191. Podargus ocellatus Quoy & Gaimard
- [Beschr.: Salvadori, O.P.I, p. 517]
Ganz Neeuze und folgende. N Inseln: Misol,. Sala-
wati, Waigeu, Jobi;, Miosnom und Aru-Inseln.
Das Berliner Museum, besitzt, aus Deutsch-Neuguines er se
Oberer Ramu, 10. VII., Kersting leg: N 181 In ua Oberer
Bubui, Geisler leg. (Flg. 179 mm).,,
192. Ninox FERFEE er; |
Der Formenkreis bewohnt in- mehreren; Bach, das nördliche
Australien, in einer großen Rasse (rufostrigata Gray) die Nordmolukken
und wird auf Neuguinea vertreten durch die Rasse -
assimilis (Salvadori & D’Albertis) [Beschr.: Salvadori, 0. P.;L,
p. 81], welche sich anscheinend über ganz Neuguinea sowie die Dampier-
und Vulkan-Insel verbreitet hat.
Im ‘Berliner Museum befinden sich zwei 99 aus‘ Deutsch-Neu-
guinea, eines von. Tappenbeck am Ramu gesammelt (Flg. 248 mm),
das andere von Lauterbach 1890 bei Bonga erlegt ee 255 mm; „Wald
mit Alang, Iris gelb“). °
‘193. Ninox rufa
"Die Nominatform, N. r. rufa (Gould), lebt im nen Australien.
Sie wird im papuanischen Gebiet durch zwei Rassen vertreten:
1. humeralis (Bonaparte) [Beschr.: Salvadori, 0..P. 5.2. 881
Ganz Neuguinea und Waigen. _
' Aus Deutsch-Neuguinea durch Kubary von Konstantin-Hafen,
durch Tappenbeck vom Ramu (d, Flg. 322 mm) und durch v. Wieden-
feld von der Heldsbachküste (d, Fig. 315 mm) nachgewiesen.
2. - aruensis- mehlsge: Mae humeralis BER aber viel kleiner.
Aru-Inseln. ; |
2) Orn. Mber. 22 p.7 9a. — Sattelberg).
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 33
194. *Ninox dimorpha (@$alvadori)
-[Beschr.: Salvadori, O.P. I, p. 83]
Über ganz Neuguinea verbreitet.
Die Sepik-Expedition brachte ein am 9. IX. 1913 bei Malu ge-
schossenes $ heim. Flügel 220 mm.. „Iris dunkelbraun, Schnabel
dunkelgrau, Füße gelb.“
195. Ninox theomacha (Bonaparte)
[Beschr.: Salvadori, O.P. I, p. 79]
Über ganz Neuguinea sowie die Inseln Misol und Waigeu ver-
breitet.
Aus Deutsch-Neuguinea durch Fenichel nachgewiesen, der am
15. VIII. 1892 ein $ bei Tschongu-mana an der Astrolabebai, 400
bis 500 m hoch, erbeutete (Madaräsz 1894, p. 80), ferner durch Kubary
(Konstantin-Hafen, 25. V.1894) und durch Hagen (Stephansort,
13. X. 1894, „‚Iris hell zitrongelb, Beine goldgelb“).
196. Merops philippinus
Der Formenkreis steht dem afrikanisch-madagassischen M;
superciliosus so nahe, daß Oberholser letzteren dazurechnet. Im
indoaustralischen Gebiet leben mindestens zwei Rassen:
1. philippinus L. Brutvogel in Südchina, Indo-China, Burma,
Vorderindien, vielleicht auch auf den Philippinen'), als Zugvogel in
Ceylon, Malakka, auf den Großen und Kleinen Sundainseln, ostwärts
bie Celebes und Timor wandernd.
2. salvadorii A. B. Meyer [Beschr.: Salvadori, O. P. Aggiunte
p. 221]. Oberseite beim adulten Vogel mehr goldgrün, weniger gras-
Die. Brust und Bauch viel mehr goldig braun, weniger grün, untere
egrenzung des schwarzen Augenfeldes blasser blau. Neu-Pommern
und Astrolabe-Bai.
288 wurden von 8. Fenichel am 26. und 27. VIII. bei Bongu
erbeutet (Mıdaräsz 1894, p. 97). Ein weiteres $ sammelte Hagen
bei Stephansort (Mus. Karlsruhe).
197. *Merops ornatus Latham
[Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 402]
Brutvogel in Australien und auf den Südwest- Inseln (Moa),
vielleicht auch auf den kleinen Sundainseln (ostwärts bis Lombok).
. Während des südlichen Winters zieht er weit ins tropische Gebiet:
über Neuguinea bis Manus und Neu-Mecklenburg, über die Molukken
bis Celebes und Talaut, ja als Irrgast sogar bis zu den Lutschu-Inseln
‚(Miyako- abe), 2)
.1) Oberholser (Proc. U. S. Nat. Museum 55, 1919, p. 483) hält die Philippinen-
Vögel für eine endemische Lokalform und nennt die Bewohner aller übrigen
Gebiete javanicus Horsfield.
?2) Vgl. Stresemann, Nov. Zool. 21, 1914, p. 105—109.
Arcliv für er
1925, A. 8. 3 8. Heft
34 Dr. Erwin Stresemann:
Die Sepik-Expeditiog schoß folgende Exemplare: 1 bei Malu,
4. IV. 1912, 6 am Lehmfluß, 30. IV.—3. V.1913; 2 am Regenberg
12. V. 1913; 2 am Maifluß, 27. V. 1912; 6 am Sepik nahe dem Maeander-
berg, 11.—12. VII. 1913; 1 auf dem Maeanderberg, 19. VIII. 1913
198. *Rhyticeros plicatus
Verbreitung: Nordmolukken, Obi und Seran, westliche papuanische
Inseln, Neuguinea, Jobi, D’Entrecasteaux-Inseln, Neu-Pommern,
Neu-Mecklenburg, Salomonsinseln. 2 Rassen:
1. plicatus (Pennant). Seran.
2. ruficollis (Vieillot). [Beschi.: Salvadori, O. P. I, p. 393]. Ober-
kopf, Nacken und Kropf beim & viel heller (semmelgelb bis hell
kastanienbraun). Das ganze Wohngebiet der Art außer Seran.
Die Sepik-Expedition konservierte nur ein & von Malu, Flg.
413 mm.
199. Eurystomus orientalis
Der Formenkreis verbreitet sich vom Südrand und Ostrand
Asiens (wo diese Vögel noch am unteren Amur brüten) über den ma-
layischen Archipel bis Australien im Süden, bis Neu-Hannover und
zum Salomons-Archipel im Norden.!) Auf Neuguinea hat man es mit
zwei Rassen zu tun. |
1. erassirostris Sclater [Beschr.: Salvadori, ©. P. I, p. 510]. Stand-
vogel auf Misol, Waigeu, ganz Neuguinea, der Dampier-Insel, dem
Louisiade-- und D’Entrecasteaux-Archipel, der Rook-Insel, Neu-
Pommern, Neu-Lauenburg und Neu-Mecklenburg.?)
In Berlin von Kelana (Rohde leg.) und Bukaua am Huongolf
(Neuhauss leg.), in Karlsruhe von Stephansort (Hagen leg.).
2. paeifieus (Latham). Unterkörper blaßer und graulicher; nicht
die ganze Außenfahne der Steuerfedern, sondern höchstens die Apikal-
hälfte des Außensaumes dieser Federn blau; Flügel nicht über, sondern
unter 200 mm. Brutvogel Australiens. Während des südlichen Winters
zieht diese Rasse nach Neuguinea und den östlich und westlich da-
von gelegenen kleinen Inseln, nach den Molukken, Sula-Inseln und so-
gar nach der Ostküste von Celebes.?)
Die Sepik-Expedition sammelte zwischen dem 14. III. und 3. V.
neun Exemplare, am 8. IX. ein weiteres Stück (am Töpferfluß, Lehm-
fluß und be) Malu). Flügel: 2 184, 186, 188, 193; & 185, 186, 191, 194,
196, 199 mm. — Das früheste in Deutsch-Neuguinea geschossene
Exemplar datiert vom 25. TI. 1899 (Hauptstation am Ramu, Tappen-
beck leg.).
200. Alcedo atthis
Über die östlicher Formen dieser sehr weit verbreiteten Art vgl.
meine Ausführungen in Nov. Zool. 1913. p. 312—31€. — Die Rasse
1) Vgl. Stresemann, Nov. Zool. 20, 1913, p. 297—303.
2) 2 Exemplare von Namatanai (Missionar Peekel leg.) im Berliner Museum.
%) 5, Gorontalo, VIII. 1871, A. B. Meyer leg., im Berliner Museum.
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 35
pelagica Stresemann [Beschr.: Sılvadori O. P. I p. 401 sub nom.
A. isp’doides] unterscheidet sich von 4. a. hispidoides durch etwas
geringere Größe (Flügel 66—73 gegen 68.5 —75 mm) Sieist beschränkt
auf den D’Entrecasteaux- und Louisiade-Archipel und auf
das östliche Neuguinea wo sie an der Nordküste westwärts
mindestens bis zur Kai-Halbinsel (Kelana) verbreitet ist.
Rohde sammelte im Mai 1888 ein & (Flg. 70mm) bei Kelana.
201. * Aleyone azurea
Australien und Tasmanien, Neuguinea und viele anliegende
Inseln, sowie die Nordmolukken. Vier Rassen:
1. azurea (Latham). Tasmanien und das südliche Au-
stralien.
2. pulchra Gould. Kleiner, lebhafter geförbt, Blau der Oberseite
dunkler. Nördliches Australien.
3. lessonii Cassin.t!) [Beschr.: Salvadori, ©. Fr. I, p. 411]. Sehr
ähnlich pulchra, aber Körperseiten nicht blau verwaschen, Schnabel
kräftiger. Fergusson-Insel, ganz Neu-Guinea, Inseln der
Geelvink-Bai, Misol, Batanta und Waigen.
Die Sepik-Expedition erbeutete nur ein Stück: bei Malu. Flügel
74 mm.
4. affinis Gray. Etwas größer als lessonii, Brust und Körperseiten
intensiver rostbraun, helle Spitze des Oberschnabels ausgedehnter und
von rötlicher, nicht weißlicher Färbung. Halmahera, Batjan
und Morotai.
202. * Aleyone pusilla (Temminck)
[Beschr.: Salvadori, O.P. 1, p. 414]
Ganz Neuguinea, von dort südwärts zu den Aru-Inseln und Kei-
Inseln, und über die Inseln der Torresstraße nach der Cape York-
Halbinsel, westwärts über die westlichen papuanischen Inseln nach den
Nord-Molukken und Obi.
Die Sepik-Expedition sammelte 2 22 bei Malu. Flügel 51.2, 52 mm.
203. *Ceyx lepidus
Von den Sula-Inseln über die Molukken und Neuguinea zum
Bismarck-Archipel und den Salomons-Inseln Im Westen lebt eine
Anzahl einander sehr nahestehender Rassen mit rotem (nicht schwarzem)
Oberschnabel: wallacii Sharpe (Sula-Inseln), cajeli Wallace (Buru),
lepidus Temminck (Seran-Gruppe), uropygialis Gray (Obi und Nord-
molukken). Einen ganz schwarzen Schnabel besitzt die Rasse mulcata
Rothsch. & Hart.?2) von Neu-Hannover. In ihrer bedeutenden Größe
kommt sie der Rasse sacerdoris Ramsay (Rook-Insel, Neu-Pommern,
Neu-Mecklenburg) nahe, deren Flügel zwischen 59 und 64 mm
1) Synonym?: Alcyone ochrsgaster Reichenow, J. f. ©. 51 p. 149 (1903
— Typus vom Ramu). Vögel aus Deutsch-Neuguinea scheinen in der Tat zu -
größerer Blässe der Unterseite zu neigen als solche von NW.-Neuguinea.
2) Bull. B. O. Club 35 p. 24 (1914 — Neu-Hannover).
3% 8. Heft
36 Dr. Erwin Stresemann:
varlieren, die aber keinen schwarzen Ober- und Unterschnabel, sondern
einen schwärzlich roten bis schwarzen Oberschnabel und einen düster
rötlichen Unterschnabel besitzt. Ganz schwarz sind: Ober- und Unter-
schnabel ferner bei der kleinen Rasse
solitarius Temminck [Beschr.: Salvadori, O.P.I, p. 421]. Misol,
Salawati, Batanta, Waigeu, Aru- Inseln, ‘ganz Neuguinea,
Inseln der Geelvink- Bai, Dampier-Insel, Fergusson-Insel.!)
Die Sepik-Expedition sammelte sechs Exemplare bei Malu, am
Lehmfluß und auf dem Regenberg. Flügel © 54, 57; & 55°, 56 mm.
Auf den Salomons-Inseln wird der Formenkreis durch die beiden
von Rothschild & Hartert beschriebenen Rassen PoDBIeR En und
nigromaszilla?) vertreten.
204. *Syma toroioro
Ein insektenfressender Waldvogel, dessen Wohngebiet ganz Neu-
guinea mit den anliegenden Inseln und die Cape Yoık-Halbinsel um-
faßt. Fünf Rassen:
l. torotoro Lesson [Beschr.: Salvadori, O.P. I, p. 483]. Misol,
Salawatı, Batanta, Waigeu; von NW- Neuguinea ostwärts
an der Südküste etwa bis zur Etna-Bai, an der Nord-
küste bis zur Astrolabe-Bai.
Die Sepik-Expedition sammelte 12 Exemplare (bei Malu, sowie
auf dem Maeander-, Lord-, Etappen- und Regenberg). Flügel: 9 78,
80, 81°; $ 76, 78, 79, 802, 81, 82, 83 mm ;
2. tentelare Hartert. Kleiner (Flügel 74—-80 mm); schwarzer
Scheitelfleck des ® erreicht die Schnabelbasis nicht, sondern bleibt
etwa 10 mm davon durch Rotbraun getrennt. Aru-Inseln.
-3. meeki Rothsch. & Hartert.2) Noch etwas kleiner als 2. (Flügel
72—79 mm), auf der Unterseite olasser als 1. und 2., schwarzer Scheitel-
fleck des © bleibt von der Schnabelbasis durch eine 10—18 mm breite
rotbraune Zone getrennt. Von SO-Neuguinea westwärts an der
Südküste bis zum Vorland des Schneegebirges (Mimika-
fluß), an der Nordküste bis zur Kai-Halbinsel (Simbang,
Heldsbach).
4. ochracea. Rothsch. & Hart. 5) Größe bedeutend (Flügel 81
bis 84 mm); schwarzer Scheitelfleck des @ groß und bis zur Schnabel-
basis ausgedehnt. D’Entrecasteaux-Inseln.
5. flavirostris Gould. Im Gegensatz zu den vorgenannten Formen
mit: schwarzer, nicht gelber Oberschnabelspitze. Flügel „75—-78°“ mm.
Cape York-Halbinsel.
!) Zu etwas geringerer Größe scheint die Form in SO.-Neuguinea und auf
der Fergusson-Insel zu neigen, da dort nach Rothschild und Hartert (Nov. Zool.
22, 1915, p. 33) die Flügellänge zwischen 52 und 56,5 mm schwankt. FAT
2) Nov. Zool. 8 p. 376 (1901 — Centrale Salomonen).
®) Nov. Zool. 12 p. 256 (1905 — Guadalcanar).
*) Nov. Zool. 8 p. 147 (1901 — Milnebai):
5) Nov. Zool. 8 p. 148 (1901 — Goodenough-Insel).
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 37
205. Syma megarhyncha
Nicht wie die sehr ähnliche 8. torotoro eine Bewohrerin der Tief-
ebene und der unteren Gebirgsregionen, sondern ein Bergvogel, der
meist erst oberhalb 1000 m auftritt und auf mehreren Gebirgen Neu-
guineas nachgewiesen werden konnte. Zwei Rassen:
l. megarhyncha Salvadori. ,„Syma 8.torotoro simillima, sed
valde major, collare cervicali integro et latiore, et maxilla fere omnino
nigra diversa.‘“ Alte SS besitzen nur eine schwarze Linie längs der
Schnabelfirste. Flügel etwa 90 mm. Gebirge von SO-Neuguinea
(an. der Nordküste westwärts bis zum Aicorafluß) und Schnee-
gebirge.
2. sellamontis Reichenow.!) Firste des Oberschnabels in der
Spitzenhälfte nicht schwarz, sondern gelb wie bei S. torotoro torotoro,
der die Form bis auf die bedeutendere Größe völlig zu gleichen scheint.
Gebirge der Kai-Halbinsel.
Typus: &, Sattelberg, 7. 12. 1908, R. Neuhauss leg. No. 4. „Länge
245, Fl.-Schwanz 45mm; Auge dunkel, Füße und Schnabel gelb“.
Flügel 88, Steuerfedern 67, Oberschnabel vom Vo 'derrand der Nasen-
grube 36 mm. Hierher gehört offenbar auch ein von E. Nyman bei
„Simbang‘‘ gesammeltes 9, das von Rothschild & Hartert, Nov. Zool.
1901, p. 146, erwähnt wird. Dessen Maße: Flügel 86, Steuerfedern 63,
Öberschnabel vom Vorderrand der Nasengrube 39 mm.
206. * Melidora macrörhina
Ein Bewohner der Tiefebene in ganz Neuguinea, auf Jobi und den
westlichen papuanischen Inseln. Zwei Rassen:
1. maerorhina (Lesson) [Beschr.: Salvadori, OÖ. P. I, p. 500].
Misol, Salawati, Waigeu; von NW-Neuguinea ostwärts
an der Nordküste etwa bis zur Südspitze der Geelvinkbai,
an der Südküste bis zur Milnebai und von dort an der
Nordküste westwärts bis zur Kai-Halbinsel (Simbang).
2. jobiensis Salvadori. Federn des Oberkopfes beim Q nicht mit
breitem, grünlichen Spitzensaum, sondern ganz oder fast ganz ohne
solchen. Jobi und Nordküste Neuguineas, vom Mamberano
ostwärts bis zur Astrolabebai und dem Ramu.
Die Sepik-Expedition erbeutete bei Malu und am Lehmfluß
je 3, am Töpferfluß und Aprilfluß je 1 Stück. Flügel: 2 115, 120, 122,
125; & 1142,,118, 124 mm.
207. *Sauromarptis gaudichaud (Quoy & Gaimard)
[Beschr.: Salvadori, O.P. p. 488]
- Misol, Salawati, Waigeu, Batanta, Gebe, ganz Neuguinea, Aru-
Inseln und Inseln der Geelvink-Bai.
Ein gemeiner Vogel, von dem die Sepik-Expedition 24 Stück
bei Malu, 6 am Töpferfluß, 4 am Aprilfluß, 1 am Etappenberg und 2 am
Sepik nahe dem Maeanderberg sammelte. Die Flügel dieser Serie
s ') Journ. f. Orn. 67 p. 334 (1919 — Sattelberg).
8. Heft
38 Dr. Erwin Stresemann:
messen: Q 132, 134, 135, 1362, 1372, 138, 1402, 1412, 142, 143, 144®,
146°; & 131, 132, 133°, 1342, 1352, 1362, 137, 138%, 139, 144mm. Das
d ist also wie bei einigen anderen Alcediniden im Mittel etwas kleiner
als das 9.
Auf Misol scheint die Art größere Maße (? 148 mm), in SO-Neu-
guinea kleinere Maße ($ 129 mm) zu erreichen als im Sepikgebiet und
auf der Kai-Halbinsel.
208. Halcyon macleayi
Rassen: 1. macleayi Jardine & Selby [Beschr.: Salvadori, O. P. I,
p- 466 sub nom. Cyanalcyon m.]. Queensland und Nordaustralien;
nördl. des australischen Festlandes vielleicht nur als Zugvogel auf-
tretend?: Louisiade- und D’Entrecasteaux-Archipel, von SO-Neuguinea
westwärts an der Südküste bis zum Mimikafluß, an der Nordküste bis zur
Astrolabe-Bai; Insel Vuatom bei Neu-Pommern (Pater O. Meyer
leg., im Zool. Mus. Berlin), Kei-Inseln (Tring-Museum).
Im Berliner Museum befindet sich ein 2 dieser Form, angeblich
von der Astrolabebai (durch Schlüter bezogen) mit einer Flügellänge
von 97 mm.
2. elisabeth (Heine). Oberseits ganz blau, nicht ins cobaltgrüne
spielend; weißer Nackenfleck anscheinend mehr verdeckt. Astrolabe-
Bai (Konstantin-Hafen, Erima).
Im Berliner Museum zwei Stücke: ein $ aus „Neuguinea“, Flügel
93 mm, ein zweites $ von.-der „Astrolabe-Bai‘ (ex Schlüter), Flügel
95 mm.
209. Halcyon nigrocyanea
Die Art bewohnt Salawati, Batanta, Jobi und anscheinend den
größten Teil Neuguineas. Drei Rassen:
l. nigrocyanea Wallace [Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 457 sub
nom. Öyanalcyon n.]. Salawati, Batanta; von NW-Neuguinea
ostwärts an der Nordküste mindestens bis zum Vorland
des Arfakgebirges, an der Südküste mindestens bis zum
Mimikafluß.
2. quadricolor Oustalet. Bauch des $ lebhaft rostbraun statt blau.
Jobi und Nordküste Neuguineas zwischen Mamberano und
Astrolabebai (Konstantin-Hafen).
Hagen sammelte an der Astrolabe-Bai 2 SS, von denen eines nach
Berlin, das zweite nach Karlsruhe gelangt ist.
3. stictolaema (Salvadori). & mit blauem Bauch, der aber nicht,
wie bei nigrocyanea, von der blauen Brust durch einen weißen Gürtel
geschieden ist; Kehle nicht einfarbig weiß, sondern mit zahlreichen
blauen Flecken. Flyfluß und Mt. Cameron in SO-Neuguinea.
210. *Haleyon sancta.
Die Rasse saneta Vigors & Horsfield [Beschr.: Salvadori, O. P. I,
p- #77 sub nom. Sauropatis s.] brütet in Australien und Neu-Caledonien
und unternimmt außerhalb der Brutzeit weite Wanderungen in den
indo-australischen Archipel hinein (hierüber vgl. Nov. Zool 21, 1914,
p. 94— 96).
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 39
Die Sepik-Expedition schoß 2 22 bei Malu am 4. IV. und 15. VII. 12
und ein $ am Sepik nahe dem Maeanderberg am 15. VII. 1913. Weitere
Stücke des Berliner Museums aus Deutsch-Neuguinea sind datiert
13. 1V.,.6,V.,.10. VL
211. Halcyon albieilla
Die Angehörigen dieses Formenkreises halten sich an der Küste
auf und bevorzugen in auffälligem Maße kleine Koralleninseln. Ich
rechne folgende Formen dazu:
1. saurophagus Gould [Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 469]. Obı
und Nordmolukken, westliche papuanische Inseln, In-
selchen an der West- und Nordküste der Berau-Halbinsel,
Inseln der Geelvinkbai, Inselehen vor der Küste von
Kaiser Wilhelms-Land und der SO-Spitze von Neuguinea,
Inseln und Inselchen des Bismarck-Archipels von Neu-
Pommern bis Neu-Hannover, sowie die Salomons-Inseln.
Birö sammelte ein @ auf der Insel Seleo (Berlin-Hafen), vgl.
Madaräsz 1896, p. 38.
2. admiralitatis Sharpe. Grüner Strich hinterm Auge von größerer
Länge. Federn an den Seiten der Vorderbrust mit grünen Spitzen,
Körperseiten und Unterflügeldecken rahmfarben statt weiß. Insel-
chen D’Entrecasteaux vor der NW-Spitze von Manus.
3. maithiae Heinroth. Kleiner als saurophagus (Flügel 110 mm).
Oberkopf nicht weiß, sondern blaß rahmfarben, viele Federn mit schwärz-
lich grünem Schaftfleck oder so gefärbter Innenfahne; Ohrdecken und
Gegend unterm Auge nicht weiß, sondern schwarz; einige Federn der
Brustseiten mit preiter schwarzer Spitze, dunkles Nackenband viel
stärker angedeutet. Insel St. Matthias.
4. albreilla (Dumont). Kleiner als saurophagus (Flügel 109—116
mm) und sehr ähnlich der Rasse matthiae, aber die dunkle Fleckung des
Oberkopfes fehlt oder ist viel schwächer entwicke't, die Ohrdecken
sind in viel geringerer Ausdehnung dunkel geförbt, und alle Federn
der Brustseiten sind rein weiß. Marianen.
5. godeffroyi Finsch., Größe am geringsten (Flügel 99 mm).
Das Weiß des Kopfes erstreckt sich weiter nach hinten als bei allen
anderen Formen und greift auf den Mantel und Mittelrücken über.
Marquesas.
212. Tanysiptera nympha Gray
[Beschr.: Salvadori, O.P.I, p. 452]
Verbreitung rätselhaft: Von der Berau-Halbinsel ostwärts an der
Südküste bis zur Etna-Bai, an der Nordküste bis zur Südspitze der
Geelvink-Bai (Wanggar-Distrikt, 700 m; Rubi); dann wieder von der
Kai-Halbinsel (Finschhafen) ostwärts mindestens bis Braunschweig-
hafen, in letzterem Gebiet anscheinend die Gruppe T. hydrocharis
vertretend, in ersterem neben ihr vorkommend, aber wohl mehr Berg-
form als diese.
Aus Deutsch-Neuguinea untersuchte ich von: Butaueng: Q ad.
Flg. 96 mm; Sattelberg 2 ad. Flg. 96, ad. Flg. 92 mm; Braunschweig-
8: Heft
40 Dr. Erwin Stresemann:
Hafen (Schoede leg.) $ ad. Flg. 89, 2 juv. Flg. 92 mm. Mehrere Stücke
vom Sattelberg befinden sich im Tring-Museum.
213. Tanysiptera danae Sharpe
[Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 523]
Die Art ist der geographische Vertreter von T.nympha in SO-
Neuguinea, wo sie westwärts an der Nordküste mindestens bis zum
Wariafluß, an der Südküste mindestens bis zum Aroafluß verbreitet ist.
Im Münchener Museum befindet sich ein von Hahl am Wariafluß
gesammelter alter Vogel (No. 10 Ren s
214. *Tanysiplera hydrocharis
Die Verbreitung der Art erstreckt sich von Neuguinea (wo sie
an den Küsten der Kai-Halbinsel und im südlichen Vorland des Schnee-
gebirges fehlt) nordwärts bis zur Schouten-Insel (Biak), ostwärts
bis zur Rossel-Insel, südwärts zu den Aru-Inseln, westwärts über die
westlichen papuanischen Inseln (außer Misol!) bis zu den Nord- und
Südmolukken. Formengliederung: Rothschild & Hartert, Nov. Zool.
10, 1903, p. 43—50. Folgende Rassen bewohnen Neuguinea:
43 galateo Gray [Beschr.: Salvadori, O. P Ip 439]. Salawatı,
Batanta, Waigeu, Gebe; von NW-Neuginea ostwärts an
der Südküste bis zur Triton-Bai, an der Nordküste bis
zur Südspitze der Geelvink-Bai (Wanggar-Distrikt).
2. meyeri Salvadori. Weiß an der Basis des zentralen Steuer-
federpaares in der Regel viel ausgedehnter. Oberkopf lichter blau.
Von Mamberano ostwärts bis zur Astrolabe-Bai und dem
Ramugebiet; Dampier-Insel.
Die Sepik-Expedition sammelte bei Malu 17, am Pionierlager 6,
am Quellenlager 1, am Aprilfluß 1, am Regenberg 1, am Sepik nahe
dem Maeanderberg 9, auf dem Maeanderberg 1, am Töpferfluß 1 und
am Lehmfluß 4 Stück. Jugendflügel: $2 96, 97, 98, 99, 100, 101;
Altersflügel 99 98, 101, 1034, 1049, 1057, 1064, 1082, 1092, 110 mm.
3. vulcani Rothschild & Hartert.?2) „Ganz wie meyeri gefärbt,
aber größer: Flügel 109—118 gegen 98-—110 mm.“ Vulkan-Insel.
4. minor Salvadori & D’Albertis. Ganz wie galatea, nur in der
Regel etwas kleiner, besonders der Schnabel zierlicher. Von SO-
Neuguinea westwärts an der Südküste mindestens bis zum
Flyfluß, an der Nordküste mindestens bis zur Colling-
wood-Bai.
215. *Clytoceyx rex
Von SO.-Neuguinea westwärts an der Nordküste bis zum Mambe-
rano, an der Südküste bis zum Neoordfluß. 2 Rassen:
') Offenbar gehört dieser Vogel zur Rasse T. d. intensa Rothschild &
Hartert, Bull. B. O. Club 42, p. 91 (1922 — Hydrographer-Gebirge westlich
der Dyke Acland- Bi):
?) Nov, Zool. 22, p. 42 (1915 — Vulkan- Insel),
Dr. Bürgers’ ormithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 41
1. rex Sharpe [Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 526]. Von SO-
Neuguinea westwärts an der Südküste mindestens bis
zum Mt. Cameron, an der Nordküste bis zum Mamberano.
Die Sepik- Expedition schoß bei Malu 2 33. Flügel 158, 164 mm.
2. imperator v. Oort.!) Größer: Flügel 170—-180 gegen 158—168
mm. Südhang des Schneegebirges (Hellwig-Gebirge, Goliath
berg).
216. Cuculus optatus Gould
[Besehr.: Salvadori, O. P. I, p. 328 sub nom. Oueulus canoroides]
Oueulus optatus pflanzt sich im nördlichen und östlichen Asien
fort und wandert im Winter in Menge bis Neuguinea und Australien.
Tappenbeck sammelte 2 34 aa., eines am 25. II. 1898 bei Friedrich
Wilhelms-Hafen, das andere am 24. II. 1899 am Ramu. Flügel 185
und 198 mm.
217. *Cacomantis sepuleralis
Der Formenkreis besitzt eine sehr weite Verbreitung: von den
Großen Sunda-Inseln und Philippinen ostwärts bis Neuguinea und bis
zum Salomons-Archipel. Die Gliederung in Rassen habe ich in Nov.
Zool. 19, 1912, p. 332—335 behandelt. Den dort berücksichtigten
Formen haben sich drei weitere hinzugesellt: fortior Rothsch. & Hat. 2)
(D’Entrecasteaux-Archipel), blandus Rothsch. & Hart. °) (Admiralitöts-
Inseln), macrocercus Stresemann‘) (Neupommern). Auf Neuguinea
lebt einzig die Rasse
infaustus Cabanis & Heine?) [Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 337
sub nom. C. assimihis]. Neuguinea, Dampier-Insel, 'Misol, Salawati,
Gebe, Nordmolukken, Obi, Aru-Inseln, Kei-Inseln, Seranlaut, Goram).
Die Sepik- Expedition sammelte ein & iluv. (107/999)) und ein Q
iuv. (111/97), beide bei Malu. Ferner untersuchte ich aus Deutsch-
Neuguinea: Sattelberg 119/105; PistmatgEeiEre d 121/107; Ramu
gs 114/100 und & 125/110.
Viel langschwänziger ist die Rasse macrocereus, wie folgende Einzel-
maße zeigen: Blanchebucht: 5 126/137; 129/131; 127/138; 126/138;
he 116/125: 119/122; 122/134; 123/125; 128/137 — Ralum:
125/132: 3 127/137; 2 [267130 — Simpsonhafen: Q 121/121.
218. *Cacomantis castaneiventris -
Verbreitung: Nordaustralien, ganz Neuguinea, Aru-Inseln, Misol
und Salawati. Angeblich drei Rassen:
1) Nova Guinea IX, Zoologie, livr. 1, p. 79 (1909 — Alkmaar am Fuß
des He!lwig-Gebirges).
2) Nov. Zool. 21 p.4 (1914 — Goodenough-Insel).
®) Nov. Zool. 21, p. 290 (1914 — Manus).
4) Anzeiger'Orn. Ges. Bayern No. 5, p. 37 (1921 — Blanchebucht).
>) Ouculus assimilis Gray 1858 ist praeokkupiert durch Cuculus assimilis
C. L. Brehm, Isis 1843 p. 893 (1843 — Java).
: 6%) Vor dem Bruchstrich die. Flügellänge, hinter dem EN die
Länge der mittleren Steuerfedern, beide Maße in mm.
8. Heft
49 Dr. Erwin Stresemann:
1. castanewventris Gould [Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 334]
Nordaustralien. |
2. bihagi Mathews.!) In beiden Geschlechtern dunkler und bräun-
licher. Von SO-Neuguinea westwärts an der Südküste anscheinend
bis zum Setekwa- und Utakwafluß, an der Nordküste mindestens bis
zum Sepik-Gebiet.
Die Sepik-Expedition sammelte ein 2 ad. am 8. XII. 1912 auf dem
Lordberg. Flügel 114mm. Bird schoß ein Stück bei Erima.
3. arfakianus Salvadori. Noch zweifelhafte Form. Angeblich auf
Ober- und Unterseite blas er als bihage und kleiner (Flügel nach Og.
Grant „105—109 gegen 112—116° mm). Misol, Salawati, Aru-Inseln;
über die Berau-Halbinsel nach Osten hinaus anscheinend bis zum
Mimikafluß.
219. Cacomantis variolosus (Vig. & Horst.) ?) i
]Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 341 sub nom. Cacomantis iymbonomus]
Ein in Australien hausender Kuckuck, der möglicheı weise außer-
halb dieses Kontinents nur als Wintergast erscheint und auf Timor,
den Südwest-Inseln, Kei-Inseln, Molukken (nordwärts bis Batjan
und Ternate), Aru-Inseln, Misol, Batanta und Neuguinea gesammelt
wurde.
Von Deutsch-Neuguinea lagen mir 3 Ex. vor: & ad., Bismarck-
Ebene, 23. V.1899, Fig. 124mm, und. 2 iuv., Ramu 19. IX. 1898,
Flg. 127 mm, beide von Tappenbeck gesammelt; ferner ad. (2?), Berlin-
Hafen, IX. 1909, L. v. Wiedenfeld leg., Flügel 127.5 mm.
220. Cacomantis rubricatus (Latham) ?)
[Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 333 sub nom. Cacomantis flabelliformis]
Ein Bewohner Australiens, der auch auf den Aru-Inseln und am
Sattelberg geschossen wurde.
1) Austral. Avian Record II p. 92 (1914 — Bihagi am Oberlauf des Mambare-
Flusses). Nach freundlicher Mitteilung Dr. Harterts gut vom Australier unter-
scheidbar.
2) Die Nomenklatur dieser Art befindet sich leider noch in einem labilen
Stadium. Ihr ältester Name ist wahrscheinlich Cuculus pyrrhophanus Vieillot
1817. Der Typus stammt nach Vieillot aus Australien, nach Pucheran jedoch
aus Java, wo kein Vertreter dieser Gruppe lebt. Wenn es auch als wahrscheinlich
angenommen werden kann, daß Pucheran bei der Erouierung des Fundortes.ein
Versehen unterlaufen ist, so kann doch nur die Untersuchung des im Pariser
Museums befindlichen Typus Sicherheit bezüglich der Deutung des Namens
Cuculus pyrrhophanus schaffen. Sicher bezieht sich auf unsere Art Cuculus
variolosus Vigors u. Horsfie!d 1826, neben dem Mathews als weitere Rassen
dumetorum Gould (NW.-Australien) und tymbonomus S. Müller (Timor) anerkannt
wissen will. Vgl. Mathews, Austr. Avian Record I, 1912, p. 13.
®) Zur Nomenklatur dieser Art vgl. Mathews, Nov. Zool. 18, 1911, p. 16
und Austral. Avian Record I, 1912, p. 10,
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 43
Im Münchener Museum befindet sich ein $ im Jugendkleid,
Sattelberg, 900 m, 2. III. 1910, L. v. Wiedenfeld leg., mit noch nicht
völlig ausgewachsenen Schwingen (127-+xmm) und Steuerfedern,
also vermutlich an Ort und Stelle erbrütet!
221. *Rhamphomantis megarhynehus (Gray) 1)
[Beschr.: Salvadori, OÖ. P. I, p. 343]
Ein seltener Kuckuck, der bisher auf den Aru-Inseln, auf der Berk
Halbinsel und im Hinterland der Nordküste von Neuguinea ostwärts
bis zum Kumusifluß angetroffen wurde.
Die Sepik-Expedition schoß ein $ am 29. VII. 1912 bei Malu und
ein? am 11. X. 1912 am Aprilfluß. Flügel 2101, $97 mm. Beide sind
anscheinend ausgefärbt. Beim $ ist der Oberkopf sehr dunkel grau,
beim @ dagegen röstlich braun, etwas röstlicher als der Rücken. Die
dunkelbraunen Rückenfedern und inneren Armschwingen zeigen beim
d einen deutlichen rotvioletten Metallglanz, der beim 9 nur in
schwachen Spuren wahrnehmbar ist. |
222. *Chrysococeyx meyeri Salvadori
[Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 346]
Ein auf Neuguinea beschränkter Gebirgsvogel, der fast aus-
schließlich oberhalb 1000 m gesammelt wurde. Man kennt ihn gegen-
wärtig vom Arfakgebirge, Schneegebirge, Lordberg und von den
Gebirgen SO-Neuguineas.
Die Sepik-Expedition schoß ein einziges @ auf dem Lordberg.
Flügel 91 mm.
223. *Chrysococeyx minutillus
Die Nomenklatur dieser Glanzkuckucke befindet sich noch in
einem Zustand trostloser Verwirrung, ihre Verbreitung ist nur sehr
unzulänglich bekannt. Ich schließe mich Mathews?) an, insofern als
ich den früher auf diese Gruppe angewandten Namen Cuculus malayanus
Raffles als sehr unsicher verwerfe. An seine Stelle dürfte, als erste
sichere Beschreibung einer der hierher gehörigen Rassen, Chrysococeyx
minutillus Gould zu setzen sein. Die Nominatform ist anscheinend
auf das nördliche Australien beschränkt; sie soll sich von den Vögeln
. aus den Sunda-Inseln u. a. durch recht abweichende Schwanz-
zeichnung unterscheiden. - Unter dem Rassennamen
poecilurus Gray ?) faßt man gegenwärtig die Bewohner von Timor,
den Kei-Inseln, Süd- und Nord- Molukken, Äru- Inseln, Misol, von ganz
Neuguinea sowie der Dampier- und Fergusson-Insel zusammen. [Beschr.:
Salvadori, OÖ. P. I, p. 351].
!) Synonym: Thelazomenus poecilocercus Reicherow, Journ. f. Oın. 63
p- 127 (1915 — Typus von Malu).
?) Austral Avian Record I, 1912, p. 17—20.
3) Synonym: Lamprococcyx poeciluroides Salvadori, Ann. Mus. Civ. Genova
XIII, p. 460 (1878 — Warmon auf Sorong; Beschreibung eines jüngeren Indi-
viduums).
8. Heft
44 Dr. Erwin Stresemann:
Die Sepik-Expedition sammelte ein junges @ am 3. VIII. 1912 auf
der Hunsteinspitze (Flügel 88.5 mm). Tappenbeck sandte ein Q ad.
vom Ramu, 19. IX.. 1898, ein (Flügel 94 mm); ein weiteres Stück er-
wähnt Salvadori von Tarawai. |
224. Chrysococeyx lueidus
Angesichts der hochgradigen Variabilität ist auch bei dieser Art
die Rassengliederung noch unzulänglich geklärt, doch dürften zum
wenigsten unterscheidbar sein:
1. Iucidus (Gmelin). Brutvogel auf Neuseeland, dessen Winter-
quartiere wenigstens z. T. im östlichen Australien zu liegen scheinen.
2. layardi Mathews!) Neu-Caledonien.
3. plagosus (Latham).?) [Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 3481.
Tasmanien, Australien, Neuguinea, Louisiade-Archipel,
Neu-Pommern, Salomons-Inseln. !
Im Berliner Museum befindet sich nur ein Q ad. von der Bismarck-
Ebene, 16. IV. 1899, Tappenbeck leg. (Flügel 105 mm). Birö sammelte
die Art bei Erima, Bongu und Simbang. Der von Erima stammende
Vogel, ein ad. (14. IV. 1897), den Madaräszals Ohalcococcyz poliurus
erwähnt (1899 p. 411), lag mir vor. Seine Flügellänge beträgt 103 mm
225. *Caliechthrus leucolophus (S. Müller)
[Beschr.: Salvadori, O.P. I, p. 358]
Verbreitung: Misol, Salawati, Waigeu und garz Neuguinea.
Die Sepik-Expedtion schoß 5 38 bei Malu, auf dem Etappenberg
und auf dem Lordberg. Flügel: 166, 170, 175, 176, 177 mm.
226. Eudynamis scolopacea ?)
Der Formenkreis besitzt fast im ganzen indo- australischen Faunen-
gebiet seine Vertreter. Er hat sich im Westen bis Südchina, Indien und
Ceylon, im Osten bis Neuguinea, Australien und bis zum Salomons-
Archipel verbreitet. Die Rassengliederurg ist von Hartert in Nov.
Zool. X, 1903, p. 235—238 und später von Rothschild & Hartert
. in Nov. Zool. XIV, 1907, p..440 dargestellt worden. Auf Neuguinea
leben zwei Rassen:
1. rufiventer (Lesson) [Beschr.: Salvadori, ©. P. I, p. 3691. Misol,
Salawati, Batanta; von NW-Neuguinea an .der Südküste
ostwärts mindestens bis zum Hall-Sund, an der Nord-
küste ostwärts mindestens bis zur Astrolabe-Bai;
Dampier-Insel.
Im Berliner Museum befinden sich ein $ ad. (Flügel 188 mm)
und ein & iuv. (Flügel 187 mm), beide von Friedrich Wilhelms-Hafen.
2. cyamocephalus (Latham). Größer: Flügel beim & 216—222
gegen 185—207 mm. Nördliches Australien und SO-Neuguinea,
!) Austral. Avian Record I p. 16 (1912 — Neu-Caledonien).
?) Synonym: Lamprococcyx poliurus Salvadori, O.P., Aggiunte p. 49
(1889 — Tarawai; Typus im Dresdener Museum untersucht).
3) Über den Formenkreisnamen vergl. Penard, Auk 1919 p. 569.
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 45
an der Nordküste westwärts mindestens bis zum Kumusi-
fluß, an der Südküste westwärts mindestens bis zum Vor-
land des Owen-Stanley-Gebirges. |
227. *Mierodynamis parva (Salvadori)
[Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 371]
Von SO-Neuguinea westwärts an der Nordküste mindestens bis
zum westlichen Gestade der Geelvink-Bai (Insel Ron), an der Süd-
küste mindestens bis zum Mimikafluß.
. Die Sepikexpedtion sammelte ein 2 ad. auf dem Regenberg (Flg.
109 mm) und eing ad. auf dem Maeanderberg (Flg. 106 mm). Am Jagei-
fluß (= ob. Ramu) schoß Tappenbeck ein Stück, das das Jugendkleid
trägt.
228. Seythrops novaehollandiae Latham
- [Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 373]
Verbreitung: Südwärts bis Australien, Tenimber, Babar, Flores;
nordwärts bis Neupommerr, Neu-Lauenburg, Nord-Molukken, Talaut-
Inseln. Als Nestschmarotzer bisher nur in Australien, »uf Babar, Celebes
und auf der Insel Vuatom bei Neu-Pommern nachgewiesen.
Das Berliner Museum besitzt ein von Tappenbeck am 3. V. 1899
am Ramu geschossenes &.
229. *Centropus menbeki
Verbreitung: Misol, Salawatı, Batanta, Jobi und ganz Neu-
guinea. Zwei Rassen:
1. menbeki Lesson & Garnot [Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 378].
Das ganze Wohngebiet der Art mit Ausnahme der Aru-Inseln.
Die Sepik-Expedition erbeutete fünf Stück bei Malu, eines am
Sepik nahe dem Maeanderberg. Flügellänge (bis zur Spitze der längsten
Hand-, nicht längsten Armschwinge gemessen!) 218, 225, 227, 228,
236 mm. Am 4.1.1913 wurde ein junger Vogel mit noch unausge-
wachsenem Großgefiedeı bei Malu gesammelt. Die Kleingefieder-
färbung des Jugendkleides ist ähnlich der des Alterskleides, aber alle
Rückenfedern haben blauviolette (statt schwörzlichgrüne) Zentren,
und die Federn des Oberrückens sind mit einem kleinen kastanien-
braunen Spitzenfleck geziert. Armschwingen und Steuerfedern nicht
einfarbig schwärzlich, sondern von weit-auseinanderstehenden, unvoll-
ständigen (weil unterbrochenen) schmalen Querbinden von kastanien-
brauner Farbe durchzogen. Beim ad.: ‚Iris rot, Füße grau, Schnabel
weißlich grau.‘ — Nach Hagen (il. c., p. 96) lebt diese Art im dichten
Urwald.
2.. aruensis Salvadori. Oberseite des Rumpfes und der Steuerfedern
mib ausgesprochen bläulichem, nicht blaugrünem oder grünlichem
Metallglanz. Aru-Inseln.
Heft
46 Dr. Erwin Stresemann:
E
230. Centropus nigricans (Salvadori)
[Beschr. : Salvadori, O. P. I, p. 390]
Von SO-Neuguines westwärts an der Südküste bis Merauke,
an der Nordküste mindestens bis Kelana (Kai-Halbinsel); ferner
Fergusson-Insel.
Im Berliner Museum befindet sich ein & von Kelana, Rohde leg..,
mit einer Flügellänge von 230 mm.
231. Centropus bernsteini Schlegel
[Beschr.: Salvadori, O.E.I, p. 388]
Von NW-Neuguinea ostwärts an der Südküste mindestens bis zum
Flyfluß, an der Nordküste mindestens bis Simbang; ferner Vulkan-
Insel. Der Fundort Salawati ist fraglich.
Im Berliner Museum von der Astrolabe-Bai \Stephnsort, Friedrich-
Wilhelms-Hafen) und vom Ramu, in Tring vom „Sattelberg“, in
Dresden von Simbang. Nach Hagen im Gegensatz zur Ü. menbeki
ein Bewohner der Grassteppe.
232. *Chalcopsitta duyvenbodei
Ein vom Mamberano bis zur Asiıolabe-Bai verbreiteter Bewohner
der Tiefebene und des Gebirgsfußes. Zwei Rassen:
1. duyvenbodei Dubois [Beschr.: Salvadori, O. P., Aggiunte,
p. 42]. Vom Mamberano bis zum Tami (Fundorte: Teba, Pauwi,
Saibert Takar, Tami, Moaif).
2. syringanuchalis OÖ. Neumann.!) Grundton der Federn von
Hinterkopf und Nacken viel dunkler, oft mit schwachem dunkel-
violeittem Schimmer. Von der Finschküste (Paup) und Berlin-
Hafen bis zur Astrolabe-Bai (Stephansort, Erima).
Die Sepik-Expeaition sammelte je 1 Ex. am Maeanderberg und
Aprilfluß und drei Stück bei Malu. Flügel: 2 176, 177; & 164, 175,
178 mm.
233. *Eos fuscata
Von der Tiefebene bis zur oberen Waldzone der Gebirge über ganz
Neuguinea verbreitet und auch auf Salawati und Jobi vorkommend.
Zwei Rassen:
1. fuscata Blyth [Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 263]. Sala wati,
Berau-Halbinsel.
2. incondita A. B. Meyer. Größer: Flügel 156—-175 gegen ‚149
bis 152.5°“mm. Von SO-Neuguinea westwärts an der Nord-
küste bis zum Mamberano und Jobi, an der Südküste
vielleicht bis zum südlichen Vorland des Schneegebirges.
Von der Sepik-Expedition bei Malu (2), am Seerosensee (1), am
Gratlager (2), am Pionierlager (2), am Sepik nahe dem Maeanderberg
(2), auf dem Maeanderberg (4), auf dem Etappenberg (5), auf der Hun-
steinspitze (4) und auf dem Schraderberg (7 Ex.) erbeutet. Flügel:
!) Orn. Monatsber, 23, p. 179 (1915 — Stephansort).
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 47
Q 156, 157, 1582, 160, 161, 163°, 165, 166, 167, 168; & 162, 163, 164,
166°, 167, 1682, 169°, 170%, 172, 173, 175 mm.
Über das Kennzeichen des Jugendschwanzes (die zugespitzten
Steuerfedern) vgl. Martorelli, Ibis 1897, p. 60—-63.
234. *Lorius lory
Das Wohngebiet umfaßt ganz Neuguinea, die westlichen pa-
puanischen Inseln und die Inseln der Geelvink-Bai. Reiche Rassen-
gliederung, wobei zwei Untergruppen zu unterscheiden sind; eine
(Rasse 1—4) mit roten, eine andere (Rasse 5-8) mit dunkelblauen
Unterflügeldecken.
1. lory (L.) [Eeschr.: Salvadori, O. P. I, p. 223]. Misol, Sala-
watı, Batanta und Berau-Halbinsel.
2. major Rothsch. & Hart.!) Flügel länger (167—179 gegen 160
bis 168mm), Schnabel größer, blauer Kehlfleck heller. Waigen.
3. erythrothorax Salvadori. Von der Nominatform unterschieden
durch geringere Ausdehnung des Blau auf der Unterseite und meist
breiveres rotes Querband oberhalb der Interskapulargegend. Von
SO-Neuguinea westwärts an der Noıdküste bis zur Kai-
Halbinsel (Simbang), an der Südküste bis zur Onin-Halb-
insel (Sekru, Kaukas).?)
4. rubiensis A. B. Meyer. Unterscheidet sich von erythrothoras
durch lebhafteres Blau der Unterschwanzdecken und geringere Größe
(ich messe: 145, 146, 149, 150, 153, 156, 159°, 161 gegenüber 160—178
mm am Huongolf, 153—165 mm am Noord-Fluß). Südspitze der
Geelvink-Bai (Rubi, Wanggar-Bezirk).
5. Jobiensis (A. B. Meyer). Von den bisher behandelten Formen
scharf unterschieden dadurch, daß der alte Vogel stets dunkelblaue
statt rote Unterflügeldecken besitzt. Jobi.
6. viridierissalis de Beaufort.) Kleiner als jobiensis, Flügel
„g 163, 2 154—161 mm“ gegen „180 mm“. Vom Mamberano bis
zur Tami-Mündung.
7. salvadorüi A. B. Meyer. Äußerst ähnlich der vorigen Form,
aber das dunkle Nackenband in der Regel schwärzlicher, nicht so
bläulich. Vom Vorland des Toricelli-Gebirges und Berlin-
Hafen ostwärts bis zur Astrolabebai und dem Ramu-
Gebiet. Dieser Vogel muß sehr häufig sein, denn die Sepik-Expedition
schoß davon eine große Anzahl, nämlich 13 bei Malu, 11 am Aprilfluß,
2 auf dem Lordberg, 6 auf dem Etappenberg, 2 am Lehmfluß, 3 am
Töpferfluß und 57 auf dem Maeanderberg. Die Flügel der Maeander-
berg-Serie messen: Jugendflügel $ 152?, @ 153; Altersflügel: Q 1522,
1) Nov. Zool. 8 p. 66 (1091 — Waigen).
:2) Die Vögel der Onin-Halbinsel gehören vielleicht zu rubiensis.
®) Nova Guinea Vol. V, Zoologie, p. 403 (1905 — Umgebung der Humboldt-
Bai).
8. Heft
48 Dr. Erwin Stresemann:
154, 155, 156°, 1572, 158%, 160°, 161, 1622, 163, 164, 167; & 156, 157,
158°, 1605, 161, 162°, 164°, 165%, 166°, 167, 168%, 169, 170, 171, 175 mm.
8. cyanauchen (S. Müller). Zur jobiensis-Untergruppe gehörig,
aber durch die stete Abwesenheit des roten Nackenbandes deutlich
unterschieden.!) Misori.
235. *Trichoglossus haematodus
Bei weiter Fassung des Formenkreisbegriffes ergibt sich eine
Verbreitung dieser Art von Balı ostwäıts über die Kleinen Sunda-Inseln
und Südostinseln bis zu den Molukken, Neuguinea, dem Bismarck-
archipel und den Salomonen; Vertreter leben auch in Australien und
Neukaledonien (vgl. Nov. Zool. 8. 190}, 'p.. 09.0 21, Supreme
22, 1915, p. 41). Fünf Rassen kommen auf Neuguinea vor:
iR haematodus (L .).2) [Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 280 sub nom.
T. cyanogrammus]. Südost-Inseln, Südmolukken, ‚westliche
papuanische Inseln, Inseln der Geelvink-Bai; von NW-
Neuguinea ostwärts an der Nordküste etwa bis zur Süd-
spitze der Geelvinkbai, an der Südküste etwa bis zum
Eilanden-Fluß. |
2. intermedius Rothach. & Hart.?) Schaftflecken auf den Ohr-
decken und den Federn deı hinteren Wangenregion in der Regel nicht
kornblumenblau, sondern düster bläulichgrün. Vom Mamberano
ostwärts bis zur Astrolabe-Bai und dem Ramu-Gebiet;
Vulkan-Insel?
Die Sepik-Expedition erbeutete j ie ein Stück am Töpferfluß, bei
Malu und am Pionierlager, sowie ‚20. Stück auf dem Maeanderberg.
Flügel: Jugendflügel © 137, $ 136, 140 mm. ;-Altersflügel: 2 141, 143%,
1442, 145, 148; & 143, 145, 1468, 147, 148, 1492, 150%, 151 mm.
Däs größte. von mir gemessene Stück, mit einer Flügellänge von
154 mm, stammt von Stephansort.
3. mieropteryX Stresemann.*) Mit kleinerem Schnabel und kürzerem
Flügel {Altersflügel 132—142 mm), sonst wie chlorogenys. Kai- Halb-
insel.
4. massena Bonaparte. Im Vergleich zu intermedius Natkärftedii
nicht so schwöärzlich, vielmehr düster röstlichbr aun; der schwarze Saum
der roten Brustfedern nicht so breit, Nackenbinde meist srünlicher,
weniger gelblich, Größe noch geringer: bis 124 mm abwärts. Von 8O-
Neuguinea westwärts an der Nordküste mindestens bis zum
Mambare- und Aicorafluß, wahrscheinlich bis ins deutsche
Gebiet, an der Südküste mindestens bis zum Aroa-Fluß;
1) Als individuelle Abweichung findet sich der Mangel des roten Nacken-
bandes auch bei anderen Rassen, so hei No. 467 vom Aprilfluß, einem 9 im
Jugendkleid. Bi
2) Über T. haematodus vs: T. cyanogrammus- vgl. Hellmayr, - Avifauna
von Timor 1914, p. 78.
®) Nov. Zool. 8 p. 70 (1901 — Stephansort). Synonym: MR. h. DRIqeOgendpE
Stresemann, Oin. Monatsber. 30 p. 35 (1922 — Maeanderberg).
“ J. £. O. 70 p. 407 (1922 — Sattelberg).
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 49
ferner: Dampier-Insel, Louisiade-Archipel, Neu-Pommern,
Neu-Mecklenburg, Ninigo-Inseln (Dr.. Besenbruch leg., im
Münchener Museum), Guadalcanar, Rubiana, Neue Hebriden,
Neu-Caledonien.!)
5. nigrogularıs Gray. Im Vergleich zu haematodus ist das Rot der
Brust heller und geht vor dem schwarzen Endsaum in Orange über;
der schwarze Saum der Brustfedern ist viel schmaler. Bauchmitte
häufig schwärzlich violettblau getönt. Südküste von Neuguinea
vom Fly-Fluß bis Merauke; Aru-Inseln; Kei-Inseln.
236. Charmosynopsis placentis
Ein weitverbreiteter Bewohner des Tieflandes, der den mensch-
lichen Ansiedlungen folgt und sich mit Vorliebe an Kokospalmen ein-
stellt. ‘Von den Molukken über das papuanische Gebiet bis zu den
Salomonen. Drei Rassen:
1. placentis (Temm.) [Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 303]. Kei-
und Südwest-Inseln, Süd- und Nord-Molukken, westliche
papuanische Inseln; von NW-Neuguinea ostwärts an der
Nordküste bis zur Südspitze der Geelvink-Bai (Rubi),
an der Südküste bis zum Fly-Fluß; Aru-Inseln.
2. subplacens (Sclater). Bürzel in beiden Geschlechtern nicht blau,
sondern grün wie der Rücken. Woodlark-Insel; von SO-Neu-
guinea westwärts an der Nordküste bis zum Ramu-Gebiet,
an der Südküste bis zum Aroa-Fluß.
Im Berliner Museum befinden sich zwei von Tappenbeck am 28.
und 29. XI. 1898 am Ramu erlegte $$. Flügel $ iuv. 89, $ ad. 91 mm.
3. pallidior Rothschild & Hartert.?) Im Vergleich zu subplacens
kleiner, Oberseite blasser grün, Ohrfleck heller blau. Neu-Pommern,
Neu-Mecklenburg, Neu-Hannover, Bougainville.
237. *Charmosynopsis rubronotata
Bewohner der Tiefebene und der unteren Waldzone der Gebirge,
der auf Salawati, Misori und einem kleinen Teil Neuguineas lebt.
Zwei Rassen:
1. rubronotata (Wallace) [Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 312].
Salawati und Berau-Halbinsel, von da an der Nordküste
ostwärts mindestens bis zum Sepik-Gebiet.
Die Sepik-Expedition brachte sechs Exemplare heim, von denen
1 bei Malu, 3 am Etappenberg und 2 am Maeanderberg erbeutet worden
waren. Flügel: @ 80, 85, 86; & 82, 83, 86 mm.
2. kordoana (A. B. Meyer). $ mit lebhafterem Rot am Vorderkopf,
Q mit blaßgrünen statt gelben Federn im dorsalen Feld der Ohr-
!) Ein Synonym von T. h. massena ist Trichoglossus aberrans Reichenow,
J.f. 0.66, p. 439 (1918 — ‚‚Kaiser-Wilhelmsland‘). Der von Hoffmann gesammelte
Typus könnte auch aus Neupommern oder Neumecklenburg stammen, wo H.
gleichfalls gereist ist. [A
2) Nov. Zool. 12 p. 253 (1905 — Bougainville).
Archiv für Naturgeschickte,
1923. A. 8. 4 8. Heft
50 Dr. Erwin Stresemann:
decken, beide mit größerer Ausdehnung des roten Fleckes auf den
Oberschwanzdecken. Misori.
238. *Charmosyna papuensis
Bewohnt die obere (und mittlere) Waldstufe der Gebirge von
ganz Neuguinea. Vier Rassen:
1. papuensis (Gmelin) [Beschr.: Salvadori, O. P. 1, p. 321]. Arfak-
Gebirge. (Nur in der bunten Phase bekannt.)
2. stellae A. B. Meyer. Von papuensis in vielen Merkmalen ab-
weichend: Brust einfarbig rot (keine in der Mitte weit klaffende gelbe
Brustbinde); einheitlicher schwarzer Nackenfleck (der nicht durch ein
rötes Querband in zwei Binden geteilt wird); blaue Scheitelfedern viel
länger. Hohe Gebirge von SO-Neuguinea, an der Südküste:
westwärts bis zum Aroa-Fluß (in bunter und schwarzer Phase bekannt).
3. golisthina Rothschild & Hartert.!) Hintere, längste Ober-
schwanzdecken düster grün oder bräunlichgrün, nicht leuchtend dunkel-
rot wie bei szellae Schneegebirge, Schraderberg, Weyland-
gebirge 7
Die Sepik-Expedition sammelte auf dem Schraderberg das folgende
Material: |
N0.1716 20. V.13 ad. bunt Flg. 141
No; 1768- ;:1:23: 1 VA 13150 Suad, schwarz Flg. 149
N0.1764 23. V.13 &ad schwarz Flg 144
No. 1768 23. ValSa dal. schwarz Flg. 148
N0.1769 24. V.13 dad. schwarz Flg. 149
N0.1777., 24, V..131 7 2 .ad. bunt Flg. 141
No.1783 24. V.13 2ad. schwarz Flg. 142
No 18090 26. V.13 dad. schwarz Flg. 147
No. 1812 26. V.13 Dad. bunt Flg. 147
N0.1838,,-. 29. V. 18 Q Ju.K. bunt Flg. 129
No. 1979 Bd A Di BB u Th bunt Flg. 143
No. 2076 12.VL13 dad. schwarz Flg.148
In beiden Phasen: ‚Auge rot oder gelbrot, Schnabel rot oder-
gelbrot, Füße gelbrot“.
Wie die verwandten Rassen stellae und wahnesi zeigt Ch. p.
goliathina einen auffälligen Diehromatismus. Neben der bunten tritt
eine schwarze Phase auf, auf welche der Name Charmosyna atrata
Rothsch'ld?) begründet wurde. Hier wird alles Rot an Kopf, Hals und
Brust durch schwarze Melanine überlagert und optisch ganz odeı
nahezu ganz unwirksam gemacht \im letzteren Falle schimmeıt es
düster purpurn durch), während das Rot auf dem Bürzel des &, an den
Oberschwanzdecken, den Unterschwanzdecken und oft auch in der
Bauchmitte kaum eine Schwärzung erleidet. Der gelbe Bürzel des ?
ist bei der atrata-Phase infolge Hinzutritts von Melaninen grün ge-
worden. Blau bleibt unverändert; ebenso kehrt das Grün der bunten
!) Nov. Zcol. 18 p. 160 (1911 — Goliathberg).
2) Bull. B. O. Club VII p. LIV (1898 — Mt. Sceratchley).
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 51
Phase bei der schwarzen in gleicher Tönung wieder. Die Vererbunr
. scheint eine streng alternative zu sein, wiewohl einige mehr oder wenigeg
rote Federn bei der atrata-Phase in den verschiedensten geschwärzten
Gefiederregionen eingestreut sein können.
Die prozentuale Häufigkeit der schwarzen Mutante ist nicht im
ganzen Wohngebiet der Art gleich. Von Ch. p. papuensis kennt man
nur bunte Stücke. Auf dem Kunupi-Berg im Weyland-Gebirge wurden
4 schwarze und 8 bunte Vögel erlegt, auf dem Goliathberg 2 schwarze
und 11 bunte, am Utakwa-Fluß 5 bunte und kein schwarzer; auch in
SO-Neuguinea scheint die bunte Phase weitaus zu überwiegen, während
Dr. Bürgers’ Serie vom Schraderberg 7 schwarze und 5 bunte Stücke
enthält.
4. wahnesi Rothschild.!) Brust bei der bunten Phase nicht ein-
farbig rot wie bei 2. und 3., sondern mit einer breiten orangegelben
Binde geziert (die bei papuensis unvollkommen vorhanden isö) Bei
der schwarzen Phase ist dieses Brustband durch die Melanine völlig
verdeckt. Gebirge der Kai-Halbinsel, im Hochwald zwischen
1500 und 1800 m (Keysser in litt.).
239. *Charmosyna josephinae (Finsch)
[Beschr. Salvadori, O.P.I, p. 325]
Die Art lebt nur im westlichen Teil Neuguineas: Gebirge der Berau-
Halbinsel, Schneegebirge, Zyklopengebirge und Berge des Sepik-
Gebietes. Sie hält sich dort in geringeren Höhen als Ch. papuensss.
Die Sepik-Expedition schoß je ein Stück auf dem Lordberg und am
Gratlager, sowie fünf Stück auf der Hunsteinspitze. Altersflügel:
Q 1232, 5 120, 127, 130, 131 mm. Altersschwanz 133—151 mm. Jugend-
flügel und Jugendschwanz sind viel kürzer: 9 110/95. Bei diesem Vogel
sind auch die gelben Bürzelfedern mit vielen roten und gelbgrünen
durchsetzt.
Zum Vergleich benutzte 22 von Passim schienen einen etwas
grünlicheren Bürzel zu haben.?)
240. * Oreopsittacus arfaki
Bewohner der oberen Zone der Gebirgswälder, oberhalb von etwa
2000 m, auf den Hochgebirgen von ganz Neuguinea. Mindestens vier
Rassen:
1. arfakı (A. B. Meyer) [Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 315].
Arfak-Gebirge.
2. major Og.- Grant.?) Größer: Flügel des $ 83-87, gegen
73—76 mm. Schneegebirge. |
1) Bull. B. ©. Club 19, p. 27 (1906 — Sattelberg).
?) Neumann (V.O.G.B. XV, p.235, 1922) hat die Sepikvögel als (C. 7.
sepikiana abgetrennt.
3) Bull. B. O. Club 35 p. 11 (1914 — Utakwa-Fluß).
4* 8, Hefl
52 Dr, Erwin Stresemann:
3. intermedius Reichenow.!) In der Größe zwischen 1. und 2. ver-
mittelnd und: ohne rote Bauchbinde. Schraderberg. - s
Die Sepik-Expedision erbeutete auf dem Schraderberg drei Ex.,
die ich leider in der Sammlung nicht aufzufinden vermag. Im Ein-
gangsverzeichnis findet sich von Reichenows Hand die Bemerkung
„Al. & 80, 2 70mm“. |
4. grandis Og.-Grant. Im Fehlen des roten Bauchbandes mit
intermedius übereinstimmend, aber größer: Flügel. ,„S“ 78—89,
„Q“ 82—83 mm. Gebirge von SO-Neuguinea, an der Südküste
ostwärts bis zum Oberlauf des Aroa-Flusses.
241. *Neopsittacus musschenbroekü (Schlegel)
| [Beschr.: Salvadori, ©. P. I, p. 300]
In der oberen Waldzone der hohen Gebirge über ganz Neuguinea
verbreitet. Fundorte: Arfak-Gebirge, Weyland-Gebirge, Schnee-
gehirge, Schraderberg, Oberlauf des Angabunga-Flusses, Owen Stanley-
ebirge.
Die Sepik-Expedition schoß sieben Stück auf dem Schraderberg.
Flügel: @ 1122, 115, 117, 120; 3 113, 116 mm.
242. *Neopsittacus pullicauda Hartert ?)
Trotz seiner beträchtlichen Ähnlichkeit mit N. musschenbroekii
ist Neopsittacus pullicauda von jenem artlich verschieden. Die mor-
phologischen Unterschiede bestehen in der geringeren Größe aller
Körperteile, in der Schwanzfärbung usw. (Unterseite der Steuerfedern
düster olivgrün, statt gelb, Oberseite der Steuerfedern dunkelgrün bis
zur Spitze, statt mit orangelber Spitze versehen zu sein; Körperseiten
dunkelgrün statt gelbgrün, Oberkopffedern fast einfarbig grün, nicht
hell gelvlich gestrichelt). Stellenweise (so auf dem Schraderberg)
mit N. musschenbroekii zusammenlebend, aber noch höher ins Ge-.
birge emporsteigend als dieser. Fundorte: Owen Stanley-Gebirge,
2800 m, Mt. Scratchley, 4000 m, Schneegebirge, 2800 m, Schraderberg.
Auf dem Schraderberg erbeutete die Sepik-Expedition 17 Ex.
Flügel: 2 100, 1022, 1032, 104, 105, 106, 107; &$ 100, 101?, 1032, 104,
107 mm.
243. * Opopsitta 3) edwardsi (Oustalet) ®)
[Beschr.: Salvadori, O. P., Aggiunte, p. 33]
Das Wohngebiet dieser in der Tiefebene lebenden Art bildet ein
Streifen an der Nordküste, zwischen der Humboldt-Bai und .der Kai-
1) J.f. O0. 63 p. 124 (1915 — Schraderberg). \
2) Nov. Zool. 3 p. 17 (1896 — Owen Stanley-Gebirge). Synonym: Neo-
psittacus muschenbrocki alpinus Ogilvie-Grant, Bull. B. O. Club XXXVe
(1914 — Utakwa-Fluß).
3) Über Opopsitta Sel. 1860 vs. Cyelopsitta Rehb. 1850 vgl. Mathews, Nov.
Zool. 18, 1911, p. 261. ei
4) Synonym: COyclopsittacus purpuratus N adarasz, Termeszetr. Füzetek
XXV p. 350 (1902 — Typus aus Deutsch Neuguinea!)
x
Dr. Bürgers’ omithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 53
Halbinsel (Simbang). Im Westen, am Mamberano, wird ihre Stelle
durch O. salvadorsi eingenommen. Im übrigen Gebiet Neuguineas
lebt die reich gegliederte desmaresti-Gruppe, die von SO-Neuguinea
in der Rasse cervicalis mindestens bis zum Kumusi-Fluß vorgecrungen
ist und vermutlich noch im östlichsten Teil Deutsch-Neuguineas vor-
kommt.
Die Sepik-Expedition sammelte 2 Ex. bei Malu, 3 am Lehmfluß,
4 am Apıilfluß und 3 am Sepik beim Maeanderberg. Flügel: 2 101,
110, 111, 113, 115; & 106, 109%, 110, 112, 116 mm. Das 3 scheint im
Jugendkleid wie das 9 gefärbt zu sein (No. 557). Iris beim ad. ‚rot,
dunkelrot oder rotbraun“, beim jungen Vogel „braun“,
244. Opopsitta diophthalmus
Die Vertreter dieser Art scheinen vorwiegend in der Tiefebene,
vor allem in Küstennähe, zu leben. Außer auf ganz Neuguinea findet
‚man sie auf den westlichen papuanischen Inseln, den Aru-Inseln,
dem D’Entrecasteaux- und Louisiade-Archipel umd in Nord- Queens-
land. Neuguinea wird von mindstens zwei Rassen. bewohnt.
1. diophthalmus (Hombr. & Jacquinot)!) [Beschr.: Salvadori,
O. P. I, p.159]. Misol, Koffiao, Waigeu, Salawati, von
NW-Neuguinea ostwärts an der Südküste etwa bis zur Etna-Bai,
an der Nordküste bis zur Milne-Bai und von dort an der Südküste
westwärts bis zum Aroa-Fluß?).
Im Zool. Mus. Berlin nur aus dem Ramu-Gebiet vertreten.
2. aruensis (Schlegel). Stirn des @ blaßblau statt rot, gelbe Be-
grenzung der roten Kopfplatte beim $ viel schwächer entwickelt.
Aru-Inseln und südliches Vorland des Schneegebirges
zwischen Mimika- und Fly-Fluß.
245. Opopsitta guilelmi-tertii
Ein Bewohner der Tiefebene, besonders der Küstenstrecken,
in fast ganz Neuguinea, auf Salawati und den Aru-Inseln. Sechs Rassen:
1. guilelms-tertii (Schlegel) [Beschr.: Salvadori, O.P.]J, p. 163].
Salawati und gegenüberliegende Küste der Berau-Halb-
insel (Sorong). |
2. fuscifrons (Salvadori). Vorderkopf nicht blau, sondern stumpf
schwarz; Größe geringer, Innenfahne der Schwingen an der. Basis
gelb gesäumt. Südliches Vorland des Schneegebirges, zwischen
Mimika- und Fly-Fluß:
3. melanogenia (Schlegel). Wie /uscifrons, aber @ mit hellgrünlich
orangefarbener, nur wenig von der Bauchfarbe sich abhebender (statt
dunkel orangefarbener) Brust. Aru-Inseln.
1) Synonym: Cyclopsittacus festelichi Madaräsz, Tesmeszetr. Füzetek
XXV p. 350 (1902 — Typus aus Deutsch-Neuguinea!)
?) Wahrscheinlich ist diese Form in eine westliche (diophthalmus) und eine
östliche (coccineifrons Sharpe, mit dunkler rotem ‚Oberkopf, blasser grünem
Nacken und deutlicherer gelber Binde am Hinterkopf) zu zerlegen. -
Er
. 8. Heft
54 Dr. Erwin Stresemann:
4. suavissima \Selater),. Wie fuscifrons, aber Vorderkopf (wie
bei der Nominatform) ausgesprochen dunkelblau statt stumpf schwarz.
Südküste von SO-Neuguinea, westwärts bis zum Aroa-Fluß.
5. amabilis (Reichenow).) Vorderkopf schwarz mit deutlichem
blauen Ton (nicht dunkelblau wie bei 1. und 4.); schwarzer Wangen-
fleck des Q gleichfalls bläulich getönt; Innenfahne der Schwingen an
der Basis einfarbig dunkel wıe bei 1. und 6. (nicht hellgelb gesäumt wie
bei 2.—4.). Nordküste von SO-Neuguinea, von der Milne-Bai
westwärts bis zur Kai-Halbinsel (Finschhafen).
6. nigrifrons (Reichenow).?2) Schwarz des Vorderkopfes in beiden
Geschlechtern nicht so weit nach hinten ausgedehnt als bei amabilis
und wie der schwarze Wangenfleck des @ ohne blauen Ton; Kropf-
und Brustfedern des 2 blaßorange (nicht dunkelorange). Vom Ramu-
Gebiet westwärts bis zum Mamberano (Teba).
Hunstein sammelte die Typen dieser Form am Unterlauf des
Sepik („Augusta-Fluß, 1. Station“). Die Sepik-Expedition hat sie
nicht erbeutet.
246. *Proboseiger?) aterrimus
Von der Tiefebene bis zur mittleren Waldzone der Gebirge ver-
breitet über ganz Neuguinea, die westlichen papuanischen Inseln
(außer Batanta), Jobi, die Aru-Inseln und die Cape York-Halbinsel.
Gliederung in Rassen und deren Verbreitung noch unzulänglich be-
kannt. Benannt wurden:
l. aterrimus (Gmelin) *) [Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 108].
Cape York-Halbinsel.
2. goliath (Kuhl).?) Graulicher als (nicht so schwarz wie) voriger
und größer (Flügel 375—400 gegen „335—-368° mm). Berau- und
Onin-Halbinseln.
3. alecto (Temminck)®). Kleiner als gokath: Flügel 335—382
mm. Misol, Salawati, Waigeu, Gemien.
1) Synonym: Cyelopsittacus macilwraithi Rothschild, Bull. B. ©. Club 7
p- XXI (1897 — ‚‚British New Guinea“).
?) Synonym: Opopsitta nigrifrons ramuensis Neumann, Orn. Mber. 23
p- 180 (1915 — Fuß des Bismarck-Gebirges).
3) Über Probosciger Kuhl 1820 vs. Solenoglossus Ranz. 1821 und Micro-
glossus Wagler 1832 vgl. DeW. Miller, Bull. Amer. Mus. Nat. Hist. 34, 1915,
p- 134 Ann. 1.
.*) Nord-Australien wurde durch van Oort, Not. Leyd. Mus. 33 p. 239
(April 1911) ausdrücklich als ‚‚typical habitat‘‘ festgelegt. Ungültig sind daher
die späteren Fixierungen der terra typica: ‚Nov. Guinea‘‘ (Berlepsch, Abh.
Senckenb. Naturf. Gesellsch. 34 p. 79, nach April 1911 erschienen) und ‚‚Salwatty“
(Mathews; Nov. Zool. 18, p. 262, 31. Jan. 1912). Synonym: Solenoglossus aterrimus
macgillivrayi Mathews, Nov. Zool. 18 p. 261 (1912 — Cape York).
5) Psittacus Goliath Kuhl, Consp. Psittacorum p. 92 (1820 — „‚‚In India
orientali“; terra typ. a nobis restr. Onin). Typus im Leidener Museum.
°) Terra typ. restr, (Berlepsch, ]. c. 1911 p. 79) Waigeu. Typus im Leidener
Museum. '
Dr. Bürgers’ ormithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 55
4. intermedius (Schlegel). Die kleinste Rasse: Flügel nur 310
bis 357” mm. Aru-Inseln.
5. stenolophus (van Oort)!). So groß wie goliath, aber Hauben-
federn des alten Vogels viel schmaler. Vom Mamberano an der
Nordküste ostwärts mindestens bis zur Kai-Halkinsel, sowie
Jobi.
Die Sepik-Expedition sammelte 2 $3 ad. bei Malu: Flg. 383 und
395, sowie ein $ im Jugendkleid auf dem Lordberg: Flg. 345 mm.
Ferner maß ich folgende Exemplare: Ansus (Jobi) 2 350, Taua
am Mamberano 9 360, 366; Stephansort & 380; Friedrich Wilhelms-
Hafen 9 355; Sattelberg 9 365; Heldsbachküste $ 355, & 380.
Wie weit sich das Wohngebiet dieser gut kenntlichen Rasse (deren
Haubenfedern jedoch im Jugendkleid wesentlich breiter sind als später)
nach Osten erstreckt, bleibt noch festzustellen. Ein Vogel von Adolf-
Hafen (I. Jahreskleid, Flg. 352 mm) ist schmalhaubig, aber schimmert
gleichzeitig auch grünlicher, weniger bläulich als die weiter im Westen
des deutschen Gebietes gesammelten Vögel. Individuen von SO-Neu-
guinea sind nach Rothschild & Hartert (Nov. Zool. 81, 901, p. 77) so groß
wie stenolophus (Flg. bis 400 mm aufwärts), während sich eine Serie
vom südlichen Vorland des Schneegebirges nach v. Oort (l. c., p. 240)
durch Kleinwüchsigkeit (Flg. 334—374) auszeichnet.
247. *Cacatoes galerita
Hierher gehören die gelbhaubigen Kakadus von Australien, Neu-
guinea mit den anliegenden Inseln und dem Bismarck-Archipel. Rassen-
bildung:
1. galerita (Latham). Australien und Tasmanien. Allem
Anschein nach in mehrere Rassen zu zerlegen (vgl. Mathews, Nov
Zool. 18, 1912, p. 264).
2. triton (Temminck). Nackte Umgebung des Auges ausgedehnter
“und blau statt weiß; Hinterhauptsfedern stumpfer und nicht so stark
zurückgebogen. „Neuguinea‘', terra typica die Insel Aiduma nahe
der Trıton-Bai.
Die Gelbhaubenkakadus von Neuguinea neigen sehr zur Aus-
bildung geographischer Rassen, die sich nur durch die Größe und
allenfalls die relative Größe des Schnabels unterscheiden. Die größte
Rasse, die ich €. g. kwalamkwalam ?) subsp. n. benenne, lebt auf der
Kai-Halbinsel. Ich ermittelte folgende Flügellängen: Sattelberg
2 320, 321; & 318, 334, 336, 338°; Langemak-Bucht o 306 mm.
Deutlich kleiner ist die Rasse, welche von der Astrolabe-Bai bis
zum Vorland des Toricelli-Gebirges verbreitet ist und auch das Sepik-
Gebiet bewohnt. Ich messe: Stephansort 319, 325; Erima $ 300;
Konstantin-Hafen 4 309, 315; Friedrich Wilhelms-Hafen 313; Bongu
!) Not. Leyd. Mus. 33 p.240 (1911 — Humboldt-Bai).
2) Kwalam-Kwalam (= ‚Der Weiße‘‘) ist der Name des Kakadus in der
Jabim-Sprache. (Vgl. A. B. Meyer, Abh. Ber. Zool. Mus. Dresden, 1892/93
No. 3, p. 8),
8. Heft
56 Dr. Erwin Stresemann:
320; Maeanderbergg 302, 30€; Berlin-Hafen 2 302, $ 310, 318, 320mm.
Die Flügellänge dieser Rasse scheirt also etwa zwischen den gleichen
Werten zu schwanken wie bei Vögeln von der Onin-Halbinsel, weshalb
ich sie unbenannt lasse. |
Noch kleiner ist die Art an der Mamberano-Mürdung: Teba
& 286, 289, 290, 291; Pauwi 2 275 mm. Fast ebenso klein ist sie auf
der Insel Mefor in der Geelvinkbai: 9 288, 3032, $ 297 mm und (nach
van Oort, 1909) am Noord-Fluß im Vorland des Heilwig-Gebirges,
wohingegen Jobi eine größere Form beherbergt: @ 310, 4 318 mm.
93. macrolopha (Rosenberg). Fine kleine Inselrasse (Flügel 260
bis 300 mm), die auf den Aru-Inseln, Misol, Salawatı und
Waigenu lebt.
4. trobriandi (Finsch). Soll in der Größe die Mitte zwischen
„eriton“ und macrolopha halten. Inseln vor der SO-Spitze von
Neuguinea.
‘5. ophthalmica Scelater. Wie triton, aber gelbe Haubenfedern noch
breiter und in der Dorsalansicht nicht konkav, sondern sanft konve
gekrümmt. Neu-Pommern und Neu-Mecklenburg.
248. *Micropsitta pusio
In der Tiefebene und der unteren Waldzone der Gebirge lebend
und über einen Teil des Bismarck-Archipels, den D’Entrecasteaux-
und Louisiade-Archipel, die Dampier- und Vulkaninsel sowie über
einen Teil Neuguineas verbreitet, wo sie von SO westwärts vorgedrungen
ist und an der Südküste den Aroa-Fluß, an der Nordküste das west-
liche Gestade der Geelvink-Bai erreicht hat. Fünf Rassen:
]. pusio (Sclater) [Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 127]. Neu-
Mecklenburg, Neu-Lauenburg, Neu-Pommern.
2. subsp.? D’Entrecasteaux- und Louisiade-Archipel;
von SO-Neuguinea westwärts an der Südküste bis zum
Aroa-Fluß, an der Nordküste anscheinend bis zum Ku-
musi-Fluß. Verse
3. rothschildi Stresemann.!) Blau des Oberkopfes blasser und
grünlicher als bei pusio; Sürn und Seiten des Oberkopfes bräunlich
oliv (statt röstlich). Kai-Halbinsel.
Ich untersuchte folgende Exemplare: $ Bassabucht, Flg. 64 mm;
Q Finschhafen 6€, & ibid. 66 mm.‘
4. salvadorii (Rothsch. & Hart.2) Brust und Bauchmitte stärker
grünlich verwaschen, nicht so rein gelb wie bei rothschildi; . Größe
geringer (Flügel 60—63, einmal 65 gegen 64--66mm). Von der
Astrolabebai westwärts bis zum Mamberano, wahrschein-
lich auch Dampier- und Vulkan-Insel.
Die Sepik-Expedition erbeutete bei Malu 3, am Aprilfluß 2,
am Peilungsberg 2 und auf dem Maeanderberg 1 Exemplar. Flügel:
9 62; & 602, 624, 63, 65mm. |
1) J. $. ©. 70 p: 407 (1922 — Finschhafen).
?) Nasiterna salvadorii Rothschild u. Hartert, Nov. Zool. 8 p. 81 (11
— Mamberano).
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 57
( ». Ferneres Material: Stephansort, 60.5, 63 mm.
5. beecarıi Salvadori. Wangen und Kopfseiten viel dunkler braun
als bei pusio; Oberkopf noch intensiver blau als bei diesem. West-
küste der Geelvinkbai
249. *Mieropsitta bruijnii Salvadori
[Beschr.: Salvadoıı, O.P. I, p. 115]
Über die Hochgebirge von Buru, Seran und Neuguinea verbreitet.
Auf Neuguinea bisher vom Arfak-Gebirge, W eyland-Gebirge, Schrader-
berg, den Gebirgen der Kai-Halbir sel und SO-Neugı ineas sowie vom
Musgrave- und Schneegebirge nachgewiesen. Vieleicht sind zwei
Rassen unterscheidbar, von denen die dem Südosten Neuguineas
ansehörende (orientalis De Vis) sich durch häufigeren Besitz orange-
zötlicher (statt gelber) Spitzen der äußeren Steuerfedern auszeichnet.
Die Sepik-Expedition traf diesen Charaktervogel der oberen W ald-
zone nur auf dem Schraderberg an, wo sieben Exemplare gesammelt
wurden. Flügel: @ 64, 65; & 672, 69°, 70 mm.
Ferner bes'tzt das Beıl’'neı Museum ein & (Flg. 66 mm) vom Innein
der Kai-Halbinsel (Neuhauss leg.).
Die Färbung de.. Spitze der äußeren Sveuerfedern variiert bei der
NSepik-Serie ungemein, von rötlichgelb bis gelblichrot.
250. *Psittriehas fulgidus (Lesson) !)
[Beschr.: Salvadori, ©. P. I, p. 217 sub nom. Dasyptilus pesqueti]
Bewohneı der Gebirge von ganz Neuguinea, wo er von der oberen
Waldzone bis zur unteren Grenze der mittleren Waldzone (800 m)
verbreitet ist.
Von der Sepik-Expedition auf dem S:hraderberg (2), Pe (1),
Etappenberg (1), der Hunsteinspitze (1), dem Gratlager: (2), Quellen-
. lager (1) und Maeanderbeig (2 Ex.) erbeutet. Flügel 2 281, 287, 293,
299, 302, 303, 304, 310; & 320, 324 mm.
ı Og. -Grant hat (Ibıs 1915, Jub. Suppl. p. 245) Angaben über
ürbungsinderkelitede der Geschlechter Serddcli deren Richtigkeit
ich bestätigen kann.
251. * Eclecetus peectoralis
' Alle Angehörigen der Gattung Helectus bilden eine natürliche
Formengruppe, diesich von den Salomonen im Osten übeı den Bismarck-
Archipel nach Neuguinea verfolgen läßt und von dort weiter nach der
Cape York-Halbinsel, den Nord- und Südmolukken, den Kei-Inseln,
der Tenimber- Gruppe, Sumba und vielleicht sogar Lombok. Auf
Neuguinea leben mindestens zwei Rassen, von denen die kleinere,
noch unbenannte (Flügellänge 2 230—245, 8 235— 255) ?) im südlichen
Vorland des Schneegebirges vorkommt. Führen wir auch diese Vögel
!) Über Psittrichas fulgidus (Lesson) vs. Dasyptilus pecquetii (Lesson)
vgl. Mathews, Nov. Zool. 18, 1911, p. 13.
2) van Oort, Nova Guinea, IX, Zoologie, livr. 1, 1909, p. 71.
8. Heft
58 | Dr. Erwin Stresemann:
vorerst noch unter dem Namen E. p. pectoralis (P. L. S. Müller)
[Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 199] auf, so verbreitet sich diese Rasse
über ganz Neuguinea, die westlichen papuanischen Inseln, die Südos:-
und Kei-Insein, die Inseln der Geelvink-Bai und den Louisiade- und
D’Entrecasteaux-Archipel.
Die Sepik-Expedition erbeutete diesen Vogel bei Malu (6), am
Pionierlager (1), am Aprilfluß (1) und am Maeanderberg (3 Ex.). Flügel:
2 236, 240, 241, 249; & 252, 254, 257, 2592, 260, 262 mm.
Vom Sattelberg untersuchte ich 5 Ex. mit folgender Flügellänge:
‘0 242, 243, 260; & 260, 26€ mm.
Kleiner als typische pectoralis (terra typ. a nobis design. Onin-
Halbinsel) sind die Bewohner der Rook-Insel, Neupommerns, Neu-
Mecklenburgs und der Salcmonen, bei denen ich im männlichen Ge-
schlecht eine Variation der Flügellänge von 231—252 mm feststellte
(E. p. salomonensis Rothsch. & Hart.).!)
252. * Geofiroyus geoffroyi ?)
Eine sehr weit verbreitete, formenreiche Gruppe, deren Wohngebiet
von Timor westwärts bis Lombok, ostwärts über Tenimber bis zu den
Kei-Inseln reicht, sich nach den Süd-Molukken fortsetzt und über
ganz Neuguinea mit den anliegenden Inseln sowie die Cape York-Halb-
insel erstreckt. Auf Neuguinea sind zwei Untergruppen zu unter-
scheiden: eine mit rotem (Formen 1—4) und eine mit grünem (Formen
5—€) Bürzel.
1. pucherans Souance [Beschr.: Salvadoıi, O. P. I, p. 183]. Misol,
Salawati, Batanta, Waigeu; von NW.-Neuguinea ostwärts
an der Südküste bis zur Etnabai, an der Nordküste bis
zur Südspitze der Geelvink-Bai (Wanggar-Distrikt).
2. jobiensis (A. B. Meyer). Bürzel heller rot, sote Zone der Stirn-
färbung beim & breiter, Unterflügeldecken und Axillaren viel lichter
blau. Jobi.
3. mysorensis (A. B. Meyer). Bürzel so dunkelrot wie bei pucherans;
Blau am Hinterkopf, Rot an der Kehle im mönnlichen Geschlecht
weiter caudalwärts ausgedehnt als bei Jobiensis. Unteiflügel-
decken dunkelblau. Am Unterarm stets ein großer rotbrauner Fleck.
Misori.
4. minor Neumann.) Färbung wie bei Jobrensis, aber kleiner als
dieser (Flügel $ 15€ —174 gegen „‚172—177°“ mm). Vom Mamberano
ostwärts bis zur Astrolabebai und dem Oberlauf des
Ramu.
Die Sepik-Expedition sammelte diesen vor allem dem Tiefland
angehörenden Vogel bei Malu (6), am Seerosensee (1), am Töpferfluß (1),
am Sepik nahe dem Maeanderberg (1) und auf dem Maeanderberg (13
!) Nov. Zool. 8 p. 82 (1901 — Fauro).
?) Über Psittacus geoffroyi Bechstein 1811 vs. Psittacus personatus Shaw
1812 vgl. Mathews, Austr. Avian Record II p. 105 (1914).
®) Verh. Orn. Ges. Bayern XV, p. 235 (1922 — Jageifluß).
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 59
Ex.). Flügel: 2'150, 154°, 161?, 162, 164°, 165, 167°; $ ad. 156, 160,
161, 162, 1632, 164, 167, 170, 174 mm.
Zum Vergleich die Maße von vier @. g. Jobiensis ven Ansus (Mus.
Dresden): © 161, 171, & 173, 176 mm. |
5. erientalis A. B. Meyer. Von allen besprochenen Formen in
beiden Geschlechtern durch grünen, nicht roten Bürzel unterschieden.
Rot am Kopf viel heller und gelblicher. Kai-Halbinsel.
6. aruensis (Gray). Blau der Unterflügeldecken und Rot des
Kopfes beim & meist-etwas dunkler, durchschnittliche Größe etwas
geringer als bei orientalis, sonst wie dieser. Von SO-Neuguinea
westwärts an der Nordküstemindestens bis zum Kumusifluß,
an der Südküste bis zum Mimikafluß; Fergusson-Insel
und Aru-Inseln.
253. * Geoffroyus simplex
Die Art ist anscheinend in der mittleren Waldzone über die Ge-
pirge von ganz Neuguinea verbreitet und dürfte in zwei Rassen zer-
fallen.
1. simplex A. B.Meyer [Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 196].
Arfak- Gebirge.
- 2, bürgersi Neumann.!) & ad. anscheinend mit weniger lebhaft
blauem Halsband und mehr ins Violette, weniger ins Blaue spielenden
Untert ügeldecken. Größe vielleicht etwas geringer. Berge des
Sepikgebietes. Gehören hierher auch die Vögel vom Schnee-
gebirge und vom Moroka-Bezirk?
Die Sepik-Expedition sammelte auf der Hunsteinspitze 2, auf dem
Maeanderberg 4 Stück. Flügel 2 158°, $ 151, 157, 159, 161 mm.
254. * Alisterus ?) callopterus
Die Formengruppe bewohnt die Gebirgswaldungen im östlichen
Neuguinea, wo sie von SO-Neuguinea an der Südküste bis zum Schnee-
gebirge (Kaparefluß), an der Nordküste bis zum Mamberano (Taua)
geht. Im Westen Neuguineas wird sie durch die nahe verwandte
Formengruppe A. amboinensis vertreten, die in der Rasse dorsalis
(Quoy & Gaim.) ostwärts bis zu der Etnabai und der Südspitze der
Geelvinkbai (Rubi, Weyland-Gebirge) verbreitet ist.
A. callopterus gliedert sich in zwei Rassen:
1. eallopterus (D’Albertis & Salvador:)?) [Beschr.: Salvadori
!) Verh. Orn. Ges. Bayern XV, p. 235 (1922 — Maeanderberg).
2?) Über Alisterus Mathews vs. Aprosmictus Gould vgl. Mathews, Nov.
Zool. 18, 1911, p. 13.
3) Synonyme dürften :ein: Aprosmictus moszkowskiüi Reichenow, Orn.
Mber. 19 p. 82 (Mai 1911 — Taua) und Aprosmictus wilhelminae Og.-Grant,
Bull. B. O. Club 27 p. 83 (April 1911 — Kapare-Fluß). Die für diese be’den
„Arten‘‘ angegebenen Unterschiede sche’nen nicht konstant zu sein und auf
Altersunterschiede zurückzugehen. Blaßrote Spitzen der Steuerfedern zeigen
8. Heft
60 daR sb dei Dr. Erwin Stresemann: -
0.P. I, p. 135. sub nom. Aprosmictus c.]. An deı Nordküste Neu-
guineas vom Mamberano ostwärts mindestens bis zum
Sepik-Gebiet; an der Südküst e vom Kaparefluß ostwärts
bis zum Fly- Fluß.
Die Sepik-Expedition brachte nur ein auf dem Lordberg erlegtes
d ad. heim. Flügel 188 mm.
2. chloropterus (Ramsay). Blaues Näckenbinkl des Ey ad. nicht
geradlinig gegen das Rot des Kopfes abgegrenzt, sondern in konvexer
Grenzlinie gegen den Hinterkopf vorspringend. Von SO-Neu-
guinea westwärts an der Nordküste bis zur Kai- Hanzzz
(Sattelberg), an der Südküste bis zum Aroafluß.
255. *Psittacella prehmii
Ein Bewohner der oberen Waldzone und der oberen Waldgrenze
auf A Hochgebirgen Neuguineas. Mindestens zwei Rassen:
brehmii (Schlegel) [Beschr.: Salvadori, O. P. I, Pp- 146]. Arfak-
ERILERN
2. bürgersi Reichenow.!) Schnabel kleiner, mittlere Größe geringer
(Rlügel 118--126 gegen 125-—130 mm): Schraderberg und Saru-
waged-Gebirge (7 Ex., Reysser leg. in 3000—-4000 m Höhe, im Tring-
Museum), vermutlich auch Schneegebirge und Weyland-
Gebirge.
Von der Sepik-Expedition wurde nur ein @ am 1. VI. 1913. auf dem
Schraderberg gesammelt. Flügel 126 mm.
256. *Lorieulus aurantiifrons
In der Tiefebene und unteren Waldzone der Gebirge auf ganz Neu-
guinea lebend; auch von Misol, Waigeu und der Fergusson-Insel be-
kannt. Drei Rassen:
1. aurantisfrons Schlegel [Beschr.: Salvadori, ©. P. I, p. 1711.
Misol.
2. batavorum Stresemann.?) Orangegelbe Stirnfärbung des 5
nicht so weit nach hinten ausgedehnt und von wenigeı rötlichem Ton,
Schnabel kleiner. Von NW-Neuguinea ostwärts an der Süd-
küste bis zum Vorland des Schneegebirges, an der Nord-
küste ‚mindestens bis zum Sepik-Gebiet; Waigeu?
Die Sepik-Expedition schoß ein 2 am Aprilfluß, Flügel 64 mm.
3. meeki Harteıt.?) Größer als batworum.: Flügel des $ 71—73
(gegen 65--71), des 2 70-76 (gegen 64-69) mm. Von SO-Neu-
guinea westwärts an der Südküste bis?, an der Nordküste
bis zur Kai-Halbinsel (Simbang); ferner Fergusson-Insel.
dien Jugendschwanz an. Ein $ ad. von der ‚‚Nordküste 136—137'/,0 0.“ (Mus.
Dresden) hat schwarze Mantelfedern mit dunkelblauem Endsaum, das & ad.
vom Lordberg matt schwarzen Mantel und Mittelrücken.
) J. £. O. 66 p. 244 (1918 — Schraderberg).
®) J. f. O. 61 p. 602 (1913 — Schneegebirge).
®) Nov. Zool. 2 p. 62 (1895 — Fergusson-Insel),
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 61
Das Berliner Museum besitzt ein von Geisler am Huongolf er-
legtes $ (X. 1890) mit 7} mm Flügellänge.
257. Spiza&tus gurneyi (Gray)
[Beschr.: Salvador!, O.P. I, p.3 sub nom. Limnaetus g.]
Verbreitung: Südmolukken (Ambon) und Nordmolukken, west-
liche papuanische Inseln, Aru-Inseln, Jobi, ganz Neuguinea, Goode-
nough-Insel. Ein Bewohner des Tieflandes, besonders des Küsten-
Bezirkes. -
Im Berliner Museum befinden sich zwei bei Finschhafen erlegte
Stücke: 2 ad., Hunstein leg., Flg. 545. ‚‚Iris gelbbraun; sehr selten,
kommt gewöhnlich in Paaren“: Q ‚Jugendkleid, Lauterbach nn 2
V..1890, Fle. 5lO mm. „An der See‘.
258. *Halia&tus leucogaster (Gmelin)
[Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 9 sub nom. Cuncuma 1.]
Von Indien über den indo-australischen Archipel ostwärts bis
Australien, Neuguinea, Bismarckarchipel und Salomonen verbreitet.
An der Meeresküste und den Sroßen Flüssen.
Die Sepik-Expedition schoß bei Malu zwei Stück: $ ad. Fle.
550 mm; o jun. Flg. 565mm. Eın 9 ad. von der Bismarckebene
(Tappenbeck leg.) mißt am Flügel 585 mm.
259. Pandion haliadtus
Der Fischadler ist nahezu Kosmopolit und fehlt als Brutvogel
nur dem größten Teil des aethiopischen Gebietes. Die Rasse
eristatus (Vieillot) [Beschr.: Salvadori, O.P. I, p. 12 sub nom.
P.leucocephalus] ist von der Celebes-Region und Tenimbar ostwärts
bis Australien, Neuguinea und zum Bismarckarchipel verbreitet.
Von Deutsch-Neuguinea ist die Art mehrfach - nachgewiesen
worden (Konstantin-Hafen, Finsch-Hafen usw.). Die Flügellänge
zweier Exemplare beträgt 431 und 434 (2); bei sieben Stück vom
Bismarckarchipel variiert sie zwischen 410 und 438 mm.
260. *Haliastur indus
Von Indien über den indo-australischen Archipel ostwärts bis
Australien, Neuguinea, Bismarck-Archipel, Salomonen. Vorwiegend
an der Küste, an großen Flüßen und an Seen lebend. Die östliche Ras“e
girrenera (Vieillot) [Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 16] verbreitet
sich von Neuguinea westwärts bis zu den Nord- und Südmolukken,
südwärts bis zum nördlichen Australien, ostwärts pis zum Louisiade-
Archipel, nordwärts bis Neu-Hannover und zu den Salomonen.
Die Sepik-Expedition schoß ein $ am Töpferfluß. Flg. 354 mm.
Ein $ ad. vom Ramu besitzt 348, ein @ ad. von Kelana 372 mm
Flügellänge.
261. *Haliastur sphenurus-
Über Australien, Neucaledonien und das östliche Neuguinea ver-
breitet. Zwei Rassen:
8. Heft
62 Dr. Erwin Stresemann:
1. sphenurus (Vieillot) -[Beschr.: Salvadori, ©. P. I, p. 20].
Australien; von SO-Neuguinea westwärts an der Nord-
küste mindestens bis zur Humboldtbai, an der Südküste
bis zum Flyfluß.
Die Sepik-Expedition schoß bei Malu drei Exemplare. Flügel:
& 387, 395; 2406. Aus dem deutschen Gebiet maß ich ferner: Stephans-
ort @ 407; Sattelberg $ 389, 390 mm.
2. johannae Brasil.!) Angeblich kleiner (‚Flügel 370—410 mm“)
und auf der Oberseite von Kopf, Hals und Vorderrücken viel heller.
Neucaledonien.
262. * Milvus migrans
Vertreter dieses Formenkreises (zu dem auch Milvus Iineatus (Gray)
gehört) haben sich über den größten Teil der Aretogaea und Notogaea
verbreitet, fehlen dagegen in der Neogaea. Die Rasse
affinis Gould [Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 21] kennt man von
Australien, dem östlichen Neuguinea (wo ıhr Wohngebiet von
der SO-Spitze "westwärts an der Nordküste mindestens
bis zur Humboldtbai, an der Südküste bis zur Yule-Insel
reicht), der Fergusson-Insel, Neupommern und Neu-Lauenburg;
ferner von Timor, Sumba und Celebes.. In Deutsch-Neuguines muß
der Vogel, den vielen in die Sammlungen gelangten Stücken nach zu
schließen, häufig sein (vgl. auch Heinroth, J. f. ©. 1903, p. 91)
Die Sepik-Expedition schoß bei Malu ein $ (Flg 384 mm) und ein 2
(Flg 395 mm) am 25. IV. bezw. 23. 11I. 1912.
263. *Pernis longiecauda \Garnot)
[Beschr : Salvadori, O.P.I, p.23 sub nom. Menicopernis 1.]
. Die Art bewohnt außer Neuguinea (das sie in seiner ganzen Er-
streckung besiedelt hat) Misol, Salawati, Waigeu, Misori, die Aru-
Inseln und Nord- Queensland.
Die Sepik-Expedition schoß ein 2 bei Malu. Flügel 409 mm.
Ein von B. Geisler bei Saparako (nahe Finschhafen) erlegtes Q mißt
gar 422 mm, ein $ von der Bismarckebene (Tappenbeck leg.) 375 mm.
264. *Baza suberistata
Vertreter dieses Formenkreises leben auf der Inselkette zwischen
Lombok und Timorlaut, auf einigen Inseln der Flores-See (Djampea,
Bonerate, Kalidupa), auf den Kei-Inseln, Südost-Inseln und Molukken;
in Australien, auf Neuguinea und den anliegenden Inseln, endlich im
Bismarck-Archipel (Neu-Pommern, Neu-Mecklenburg, Neu-Hannover).
Über die Formengliederung vgl. Stresemann, Nov. Zool. 20, 1913,
p. 305308.
Auf Neuguinea und den anliegenden Inseln lassen sich folgende
Rassen unterscheiden:
1) Revue Frang. d’Ormith. 1916 p. 201 (1916 — Neu-Caledonien).
Dr. Bürgers’ ormithologische Ausbente im Stromgebiet des Sepik. 63
1. megala Stresemann.t!) Die größte Form. Flügel des bis 300 mm
abwärts, des @ bis 334 mm aufwärts. Fergusson-Insel.
2. subspec.? Etwas kleiner als megala: Flügel des $ bis 298 mm
abwärts, das Q bis 321 mm aufwärts. Von SO-Neuguinea west-
wärts an der Südküste mindestens bis zum Aroafluß.
an der Nordküste mindestens bis zum Sepik-Gebiet, wahr-
scheinlich bis zur Berau-Halbinsel.
Die Sepik-Expedition erlegte bei Malu 2 22. Flügel 307, 310 mm.
Ferner maß ich: „Kaiser Wilhelms-Land“ [2] 319; Stephansort [9] 313;
Ramu & 302 (Ju. K.), 3 311, 2 313, © 315 (Ju. K.) mm.
3. reinwardtis (Müller & Schlegel). [Beschr.: Salvadori, OÖ. P.I,
p: 26]. Die kleinste Rasse: Flügel des $ bis 279 mm abwärts, das 9
bis 312 mm aufwärts. Südmolukken, Aru-Inseln, südliches
Vorland des Schneegebirges.
265. Circus iuxta
Verbreitung: Neuseeland, Australien, Tasmanien, Fidji-Inseln;
einmal auf Neuguinea angetroffen. Zwei Rassen:
1. wuxta Feale.?) Fidji-Inseln.
2. gouldi Bonaparte [Beschr.: Sharpe, Cat. Birds B.M. I, p 72].
Übriges Wohngebiet der Art
Der einzige Nachweis dieser Aıt aus Neuguinea ist Tappenbeck
gelungen, der am 15. III. 1898 ein Stück [3 iuv.] bei Friedrich Wilhelms-
Hafen erlegte. Flügel 395 mm.
266. Falco peregrinus
Der Wanderfalke ist nahezu Kosmopolit. Die in Deutsch-Neu-
guinea auftretende Rasse
ernesti Sharpe [Beschr.: Salvaderi, ©. P. I, p. 92 sub nom. F. pere-
. grinus] wurde nachgewiesen von den großen Sundainseln und Fhi-
lippinen, Celebes, Molukken, Neuguinea, der Woodlark-Insel und Neu-
Mecklenburg (Mus. Berlin) und kommt vielleicht auch auf den Fidji-
Inseln vor.
Kubary schoß drei Exemplare bei Konstantinhafen (17. VI.,
8. Vıl., 10. XII. 1894), Rohde ein Sad. bei Stephansort am 31. III. 1889
(Flg. 281 mm).
267. Falco severus Horsfield
[Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 33 sub nom. Hypotriorchis.]
Das Wohngebiet dieser Art, deren Rassengliederung noch nicht
geklärt ist,?) reicht vom Himalaya über den Malayischen Archipel
bis SO-Neuguinea und Neu-Pommern.
1) Nov. Zool. 20, p. 307 (1913 — Fergusson-Insel).
2) Circus vuxta Peale, U. St. Explor. Exped. VIII p. XV (1848) besitzt
Seitenpriorität vor Circus approximans Peale, 1.c. p. 64. Infolge des Hinweises
auf die Seitenzahl, wo der Vogel (als C. approximans) beschrieben wird, ist der
Name kein nomen nudum.
3) Vgl. Rothschild u. Hartert, Nov. Zool. 22, 1915, p. 49—50.
8, Heft
64 p b3 Dr. Erwin,Stresemann: u
Das Tring-Museum erhielt ein 3 äd..vom Sattelberg, wo auch
v. Wiedenfeld ein Stück erbeutete (9;.Flg. 233 mm). Kubary sammelte
ein Q’ad. bei Konstantin-Hafen. ß
268. Ieracidea berigora
‚Verbreitung: Tasmanien, Australien, östliches Neuguinea, |
Dauwpier- und Vulkan-Insel. Zwei Rassen:
1. berigora (Vigors & Horsfield) [‚Beschr.: Salvadori, O.P. I, p- 39
sub nom. Heieracidea orientalis].. Australien und Tasmanien.
2. novaeguineae A. B. Meyer. Obere Flügeldeckfedern mit viel
kleineren hellen Flecken; Mantel, Oberkopf und Kopfseiten dunkler
(nach Rothschild & Hartert, Nov. Zool. 22, 1915, p. 29). : Von SO:
Neuguinea westwärts an der Südküste bis Merauke, an
der Nordküste bis zur Astrolabe-Bai; ferner Dampier-
und Vulkan-Insel.
Sieben Exemplare aus Deutsch-Neuguinea (Sattelberg, Friedrich-
Wilhelms- u varlieren in der Flügellänge zwischen 332 ©) und
365 (2) m |
269. *Harpyopsis novaeguineae Salvaien:
[Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 40]
Verbreitung: Gebirge und Tiefebene von ganz Neuguinea.
Die Sepik- Expedition schoß ein @ am 13. VI. 1913 auf dem
Schraderberg. Flügel 465 mm.
270. Megatrierchis doriae Salvadori & D’Albertis
[Beschr.: Salvadori, O.P.I, p. 41]
Verbreitung: Ganz Neuguinea.
Im Berliner Museum befindet sich ein von Geisler bei Lolebu
geschossenes & (Flg. 290 mm) und ein von Stephansort stammendes- ?
(Flg.' 3238 mm).
271. * Accipiter bürgersi (Reichenow) !)
Die Färbung dieses großen Habichts ist äußerst variabel. Bisher
sınd drei Varianten bekannt geworden.
a) Der Typus von A. bürgersi, 2, Maeanderberg, 16. VII. 1913,
Bürgers leg. No. 2783: Oberkopf, Nacken, Halsseiten tiefschwarz,
Nackenfedern mit schneeweißer Basis; Rückenfedern schwarz, breit
rostbraun gesäumt. An den Bürzelfedern, oberen Schwanzdecken
und oberen Flügeldecken ist das schwarze Zentrum der Feder auf Kosten
des rostbraunen 'Saumes noch stärker verkleinert. Kinn-, Kehl- und
Wangenfedern weiß mit schwarzem Schaftstrich; Kropf- und Brust-
federn mit breitem schwarzen Schaftstrich, der näher der Basis blaß
!) Astur bürgersi Reichenow, Orn. Mber. 22 p.29 (Februar 1914 —
„‚Mäomoboberg‘‘, Druckfehler für Maeanderberg). Synonym: Aceipiter eudiabolus
Rothschild u. Hartert, Bull. B. O. Club 35 p. 8 (November 1914 — - Babuni).
Weitere Literatur: Stresemann, Orn. Mber. 30, 1922, p. 109.
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 65
rahmfarben, nahe der Spitze rostbraun gesänmt ist. Federn der Bauch-
mitte weiß mit schwarzer Zeichnung, die auf einigen Federn noch an
einen Schaftstrich erinnert, an anderen den Übergang des Schaftstriches
in drei bis vier sehr breite schwarze Querbinden erkennen läßt. Alte
Schenkelfedern und Unterschwanzdecken rostfarben, an der Basis
mit schwarzem Schaftstrich; neue Schenkelfedern und Unterschwanz-
decken weiß mit der Tendenz zu zwei:bis drei breiten schwarzen Quer-
binden. Außenseite der Arm- und Handschwingen schwärzlich mit
Andeutung hellerer Querbänderung, die auf der Innenseite stark her vor-
tritt; es alteınieren hier schwärzliche mit fast ebenso breiten weißlichen
Querbinden (acht helle Binden an der längsten Handschwinge). Steuer-
federn oberseits braunschwarz, von neun bis zehn ziemlich breiten
haarbraunen Querbinden durchzogen, die auf der Unterseite des
Schwanzes nahezu weiß erscheinen.
b) Der Typus von Accipiter eudiabolus, $, Babuni, im Tring-
Museum... „Upperside black, with a slaty tinge; upper wing coverts
widely margined with chestnut rufous; some obsolete rufous margins
to the scapulars and to some of the feathers of the rump; bases to the
feathers brownish-grey, pure white on the nape, which ıs not erested;
primaries black barred with smoky-brown, the bars becoming white
at the base.‘ Underside white, broadly streaked with black, ceross-
barred on the flanks; thighs and under tail-coverts barred with black
and. chestnut-rufous.“
c) Q, Lordberg, 6. XII. 1912, Bürgers leg. No. 785. Ganz schwarz.
Basıs der Nackenfedern schneeweiß, Innenseite der Schwingen und
Unterseite des Schwanzes quergebändert wie beia).
Flügel: $ 295, 2313—319; Schwanz 9 225; Tarsus Q 64—66 mm.
„ırıs und Füße gelb bis grünlichgelb, Schnabel graulichschwarz“.
Schwingenformel: 4—=5>3>6>2>7>8>9>10>1.
Bisherige Fundorte: Lordberg, Maeanderberg, Babuni 1000 m
(Pratt), Astrolabe-Gebirge (A. Goldie). Offenbar auf die Bergwälder
beschränkt.
272. Aceipiter leucosomus (Sharpe)
[Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 42 sub nom. Leucospizias 1.1
Verbreitung: Neuguinea, Mafor und Inseln der Torresstraße.
Ich kenne zwei Stück aus Deutsch-Neuguinea: $, Tschirimotsch
im Hatzfeldhafen, 19. VII. 1896, Grabowsky leg., Flg. 215 mm;
Q, Friedrich Wilhelms-Hafen, Magnus leg., Flg. 251 mm.
273. *Aceipiter poliocephalus
Verbreitung: Neu-Caledonien, sowie Neuguinea und anliegende
. Inseln. Zwei Rassen:
1. poliocephalus Gray [Beschr.: Salvadori, ©. P. I, p. 45 sub nom.
Urospizias p... Misol, Salawati, Waigeu, Aru-Inseln, Jobi,
ganz Neuguinea, Louisiade-- und D’Entrecasteaux-
Archipel. Re ter r
Archiv für Naturgeschichte.
1923. A. 8. 5 8, Heft
66 Dr. Erwin Stresemann:
Die Sepik-Expedition sammelte am Aprilfluß ein $ jun. (Fle.
196 mm) und ein g ad. (Flg. 204 mm). Aus dem deutschen Gebiet liegen
mir ferner vor: Finschhafen, 9 ad. 217, Q@ jun. 223mm; Damum
a. d. Astrolabe-Bai, $ ad. 205 mm.
2. haplochrous Sclater. Kopf und ganze Oberseite, sowie die Kehle
pis hinab zur Brust sehr stark verdunkelt (schwarzgrau statt lichtgrau
bezw. graulichweiß). Neu-Caledonien.
274. Aceipiter faseiatus
Eine weit verbreitete Formengruppe, deren Wohngebiet sich über
die Kleinen Sundainseln (westlich bis Lomkbok) und die Inseln der
Flores-See erstreckt, über die Südwestinseln nach Tenimbar, den Kei-
Inseln und Molukken fortsetzt, ganz Neuguinea, Australien und
Tasmanien in sich begreift und im Osten bis nach Neu-Caledonien
reicht. Über die Rassengliederung vgl. Stresemann, Nov. Zool. 21,
1914, p. 382—383 (wo der Formenkreis A. torquatus genannt wurde).
Auf Waigeu, Batanta und ganz Neuguinea lebt die Rasse
polyeryptus Rothschild & Hartert !) [Reschr.: Salvadori, O. P. I,
p: 61 sub nom, Urospizias torquatus). Ich sah vier aus Deutsch-Neu- _
guinea stammende Exemplare: $ Ju. K., Stephansort, B. Hagen leg,,
Flg. 23lmm; 3?, Ju. K,, Langemak-Bucht, O. Heinzoth leg., Fig.
242 mm; 9 Ju.K., Friedrich Wilhelms-Hafen, Tappenbeck leg,
Flg. 26% mm; 2 Ju.K., Taimi am Huongolf, ©. Wahnes leg., Fleg.
267 mm. Zwei weitere, von Kubary bei Konstantin-Hafen erlegte
Stücke befinden sich im Senckenbergischen Museum.
Da ich in der Literatur keine Merkmale angegeben finde, an denen
junge Stücke dieser Form von denen des Accipiter hiogaster etorques
zu unterscheiden sind, mögen einige Verschiedenheiten hier zusammen-
gestellt sein.
A. fasc. polyeryptus,
Jugendkleid
Flügel spitzer: 6. Handschw.
A. hiogaster etorques,
Jugendkleid
Flügel stumpfer: 6. Handschw.
kürzer als 2.
Oberschnabel niederer, in der
Zahngegend nur schwach vorge-
buchtet, Wachshaut am Balg ge-
wöhnlich grauschwarz.
Unterseite:Zeichnungvariabel,
aber stets dunkelbraun bis rot-
braun auf weißem Grund, daher
scharf hervortretend.
Hosen: Rostbraune Quer-
bänderung auf mehr oder weniger
stark rostbraun verwaschenem
weißem Grunde.
länger als 2.
Oberschnabel höher, deut-
licher zu einem Zahn ausgebuchtet,
Wachshaut am Balg stets hell
gelblich.
Unterseite: Zeichnung ver-
loschen auf rostfarbenem Grund.
Hosen: Rostfarben ohne oder
mit ganz verloschener Zeichnung.
!) Nov. Zool. 22, p. 53 (1915 — Sogeri-Bezirk in Britisch Neuguinea).
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 67
275. * Aceipiter hiogaster
Das Wohngebiet des Formenkreises dehnt sich von Neuguinea
westwärts bis zu den Nord- und Südmo'ukken aus, ostwärts bis zum
Louisiade-Archipel und der Woodlark-Insel, nordwärts über den Bis-
marck-Archipel bis zu den Salomonen. Die Rassen habe ich in Nov.
Zoo!. 21, 1914, p. 73 zusammengestellt. Die Form
etorques (Salvadori) !) [Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 50 sub nom.
Urospizias e.] lebt auf Salawati, Mafor, Jobi, ganz Neuguinea und den
Inseln des D’Entrecasteaux- und Louisiade-Archipels, sowie der Wood-
lark-Insel.
Die Sepik-Expedition sammelte ein 2 im Jugendkleid am April-
fluß. Flg. 249 mm. Aus dem deutschen Gebiet untersuchte ich ferner:
5 ad., Tschirimotsch-Hatzfeldhafen, Grabowsky leg., Flg. 214 mm;
& ad. „Kaiser Wilhelmsland“, Flg. 215 mm; 9 ad. „Kaiser Wilhelms-
land“, 'Fle. 248 mm; 2 29 Ju. K.. Finschhafen, Geisler leg., Flg. 247
und 253 mm,
270. * Aceipiter eirrhocephalus
Die langzehigen Sperber, welche den östlichen Teil des indo-
australischen Archipels bewohnen, lassen sich ohne Zwang zu einer
natürlichen Verwandtschaftsgruppe zusammenfassen, deren Wohn-
gebiet sich von Neuguinea westwärts über die Nord- und Südmolukken
bis Celebes, südwärts über Australien bis Tasmanien, ostwärts bis zur
Rossel-Insel, nordwärts bis Neu-Pommern erstreckt. Vgl. meine Be-
merkungen in Nov. Zool. 21, 1914, p. 380—381. Die Rasse
papuanus Rothsch. & Hart.2) [Beschr.: Salvadori, O. P. I, p. 67
sub nom. A. cörrhocephalus] bewohnt ganz Neuguinea sowie Salawatı,
Jobi und die Rossel-Insel.
| Die Sepik-Expedition schoß ein 2 ad. mit unvollständigem. rot-
braunen Nackenband bei Malu. Flg. 211 mm. Ferner haben mir vor-
gelegen: Q ad. mit vollständigem Nackenband, Berlin-Hafen, v. Wieden-
feld leg., Flg. 208mm; & ıuv., Langemak-Bucht, O. Heinroth leg.,
Flg. 189 mm.
277. Threskiornis moluecus (Cuvier)
[Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 380 sub nom. Ibis m.]
Verbreitung: Babar, Kei-Inseln, Seran, Waigeu, Salawati, Neu-
guinea und Australien.
Tappenbeck schoß an der Ramu-Mündung je ein 2 am 28. VII.
und 13. IX. 1898. Flügel: 340, 342.mm.
273. Ardea sumatrana Raffles
[Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 341]
Verbreitung: Von Indien über den größten Teil des malayischen
Archipels bis Neuguinea und Nord-Australien.
1) Synonym: Astur novae-guineae Madaräsz, Termeszetr.. Füzetek 22
p- 420 (1899 — Stephansort). ®
2) Nov. Zool. 20 p. 482 (1913 — Schneegebirge).
8. Hett
68 Dr. Erwin Stresemann:
Von Hagen bei Stephanssrt, von Grabowsky bei Hatten,
von Birö bei Friedrich Wilhelms- Hafen geschossen.
279. Egretta alba
Die Rasse modesta (Gray) [Beschr.: Salvadori, O. P. IIl, p. 351
sub nom. Herodias torra| bewohnt die tropischen Gebiete Asiens bis
Mitteljapan, sowie den indo-australischen Archipel bis Australien und
Tasmanien.
In Deutsch-Neuguinea an der Finschküste, bei Stephansort und
am Oberlauf des Ramu (3, 10. VIIL, Tappenbeck leg., Flügel 375 a)
gesammelt.
280. Demigretta sacra (Gmelin)
[Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 347]
Über den größten Teil des indo-australischen Gebietes verbreitet.
Im Osten südwärts bis Neuseeland.
Von Biıö auf dem Inselchen Graget bei Friedrich Wilhelms-Hafen,
von Kubary bei Konstantin-Hafen geschossen.
281. *Notophoyx picata (Gould) })
I\Beschr.: Salvadori, O. F. III, p. 343 sub nom. Ardea ».]
Verbreitung: Nördliches Australien, Aru-Inseln, Neuguinea, Am-
bon, Buru, Celebes, Timorlaut.
Bei Malu ‚ammelte die Sepik-Expedition ein in der Jugend-
mauser befindliches $ (Flg. 220 mm) und ein altes 2 (Flg. 239 mm).
Ein altes $, von Tappenbeck am Ramu erbeutet (Fig. 228 mm), ist
gleichfalls ins Berliner Museum gelangt.
282. Nyeticorax caledonicus
Das Wohngebiet der Rasse caledonieus (Gmelin) [Beschr.: Sal-
vadori, O. P. Il, p. 373] umfaßt „Australien bis Neu-Caledonien einer-
seits, Neuguinea und umliegende Inseln, Molukken und Timor anderer-
seits“ (Hartert).
Die Art ist verschiedentlich aus Deutsch- Neuguinea nachgewiesen
worden und wurde von Tappenbeck am 7. VII. am Oberlauf des Ramu
gesammelt.
283. Ixobrychus sinensis (Gmelin) N
[Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 364 sub nom. Ardetta s.]
Verbreitung: Japan, Ostasien, Indien und Ceylon, Indoaustralischer
Archipel, Palau-Inseln, Karolinen und Marianen; Seychellen. Ver-
mutlich in einem großen Teil des tropischen Gebietes nur als Wintergast
auftretend.
!) Synonym: Notophoys® flavirostris Sharpe, Cat. Birds B.M. 26, p. 247
(1898). Eingeführt in der irrigen. Annahme, daß Raffles bereits 1822 einem
Reiher den Namen Ardea picata gegeben habe. Raffles benannte die betreffende
Art jedoch Ardea picta!
Dr. Bürgers’ ornithclogische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 69
Birö sammelte am 22. II. ein d bei Friedrich Wilhelms-Hafen
(Madaräsz 1897, p. 54).
284. Dupetor flavicollis
Von Indien und Südchina über den malayischen Archipel bis
Australien, Neuguinea, Bismarckinseln und Salomonen. Rassen-
gliederung: Rothschild & Hartert, Nov. Zool. 15, 1908, p. 353— 354.
Die Rasse:
gouldi (Bonaparte) [Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 365 sub nom.
Ardevralla flavicollis] bewohnt Australien, ganz Neuguinea, die Aru-
Inseln, westlichen papuanischen Inseln, Nord- und Südmolukken
und Kei-Inseln.
Ein jüngeres Stück wurde am 2. V. 1894 von Hagen bei Stephans-
ort gesammelt (Mus. Karlsruhe).
285. Zonerodius heliosylus (Lesson)
[Beschr.: Salvadori, O.P. III, p. 368]
Über ganz Neuguinea und die Insel Salawati verbreitet.
Von Fenichel am Bog-Fluß (Astrolabe-Bai), von Tappenbeck am
30. V.1899 am Fuß des Bismarckgebirges (9, Flg. 306 mm) erbeutet.
286. Pelecanus conspicillatus Temminck
[Beschr.: Salvadori, O.P. III, p. 415]
Verbreitung: Australisches Gebiet; ferner (als seltener Gast?) die
Küsten von Neuguinea und der Südmolukken (Nov. Zool. 12, 1914,
p- 69).
Fenichel erbeutete ein Q am 30. VII. 1892 an der Küste bei Erima
287. Fregata ariel
Die Rasse ariel (Gould) [Beschr.: Salvadori, ©. P. III, p. 405
sub nom. F. minor] bewohnt die Meere um Australien und Neuguinea;
sie verbreitet sich von dort nordwärts bis zum Bismarck-Archipel
und zu den Salomonen, westwärts über die Molukken bis Celebes.
Heinroth sammelte bei Adolphhafen im Januar 1901 ein & ad.
Flügellänge 510, Schnabellänge 85 mm.
288. *Phalacrocorax suleirostris (Branat) !)
[Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 409 sub nom. Microcarbo s. |
Verbreitung: Von Lombok und den Molukken ostwärts his
Australien und Neuguinea.
Die Sepik-Expedition schoß je 1 $ bei Malu und am Seerosensee.
Flg. 245, 250 mm Ein von Hagen bei Stephansort gesammelter
Vogel mißt am Flügel 265 mm.
?) Mathews (Austr. Avian Record I p. 87, 1912) deutet auf diese Art:
Carbo ater Lesson, dessen Beschreibung lautet: ‚‚Noir en entier, tailled’un canard.
De la baie des chiens marins.‘“‘ M.E. kann erst die erneute Untersuchung des
Typus die Angabe Pucherans entkräften, daß es sich hier um Ph. chalconotus
handle.
* 8, Heft
70 Dr. Erwin Stresemann:
289. *Phalacrocorax melanoleueus (Vieillot)
- [Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 411 sub nom. Microcarbo m.!
Verbreitung: Von Celebes ostwärts über die Molukken und Neu-
guinea bis zu den Palau-Inseln, von Timor ostwörts über Australien
bis Neu-Caledonien, südwärts bis Neu-Seeland.
Die Sepik-Expediticn sammelte ein & (Flgl. 222 mm) am Topher.
fluß.
290. * Anhinga rufa
Die Rasse novaehollandiae (Gould) [Beschr.: Salvadori, O. P. III,
p. 407 sub nom. Plotus n.] lekt in Neuseeland, Tasmanien, Australien
und im östlichen Neuguinea, wo sie westwärts an der Nordküste bis
zum Sepikgebiet, an der Südküste bis zum Flvfluß verbreitet ist.
Die Sepik-Expedition schoß ein @ ad. (mit weißer Unterseite!
und brauner Iris) am 24. I. 1913 bei Malu (Flg. 540 mm). Ein zweites,
am 12. II. 1913 am Seerosensee erlegtes Q iuv. vermag ich in der Samm-
_ lung nicht aufzufinden. Duncker, der einen pullus am unteren Sepik
(SE Seemeilen vonder Küste) sammelte, berichtet, die Aıt werde dort
von den Eingeborenen ‚zum Fischen (?)“ gehalten, was er auch von
Phalacrocoraz suleirostris schreibt. Prof. Behrmann hat davon nichts
bemerkt (mündl. Mitteilung).
291. Sula leucogastra (Boddaert)
Von der Küste Deutsch-Neuguineas und den vorgelagerven Inseln
liegen mir folgende Exemplare dieser weitverbıeiteten Art vor:
ad. Aris-Insel, 27. Xı. 1900, ©. Heinroth leg., Fig. 400 mm.
ad. Vitiar-Straße, 28. XI. 1909, Schoede leg., Flg. 410 mm.
ad. Astrolabebai?, 16. XT. 1897, Tappenbeck leg., Flg. 385 mm.
iuv. Astrolabebai?, 16. XT. 1897, Tappenbeck leg., Flg. 398 mm.
Ferneı befindet sich im Berliner Museum ein Vogel ım Jugendkleid,
der im Leben anscheinend gelblichrote (nicht grüne) Füße hatte, aber
im übrigen bis auf die bedeutende Größe der jungen 8. leueogastra gleicht:
iuv. Aris-Insel 1. XII. 1900, ©. Heinroth leg., Fig. 441 mm,
292. Puffinus leueomelas (Temminck)
[Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 462]
Verbreitung: Meere um Japan und Korea, Philippinen, Sunda-
Inseln, Welches ® Molukken und Neuguinea.
Ein g wurde von Geisler im Dezember 1891 bei Finschhafen erlegt.
2953. Anas supereiliosa
Die Form, welche Deutsch-Neuguinea bewohnt, ‚muß anscheinend
den Namen pelewensis Hartlaub & Finsch führen [Beschr.: Salvadori,
O.P. III, p. 394]. Ich messe: Flügel 3 Jageifluß, 230 mm; Finsch-
küste, © 210, 227 mm. Dagegen mißt ein Stück von den Auckland-
Inseln 277 mm, ein & von Neuseeland 240 mm,
+
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik, 71
294. Salvadorina waigiuensis Rothschild & Hartert
Oberkopf und Kopfseiten braunschwarz, Kinn und Kehle heller
(dunkel rauchbraun). Federn des Rückens, Oberschwanzdecken,
kleine und mittlere Oberflügeldecken schwarz mit ein bis zwei, die
längsten mit drei schmalen weißen Querbinden. Federn von Brust und
Bauchmitte rahmfarben mit schwärzlichem, rundem Subterminal-
fleck und breiter schwärzlicher (oft unvollständiger) Querbänderung
im verdeckten Basalteil. Federn der Körperseiten mattschwarz mit
mehreren weißen Querbinden. Flaschengrün glänzender Flügelspiegel,
proximal und distal weiß eingefaßt. Schnabel gelblich braun, vom
Beginn der Stirnbefiederung ab 36 mm lang. Hochgebirge Neu-
guineas. Fundorte: Mt. Musgrave 4000 m (Giulianetti); Aroa-Fluß
‚4000 ft“ (Weiske); Avera am Oberlauf des Aroa-Flusses (Meek);
Kai-Innenland, Teich in 1300 m Höhe, 9. I. 1909, Neuhauss leg..,
Flügel 186 mm (Zool. Mus. Berlin).
295. *Dendrocygna guttata Schlegel
[Beschr.: Salvadcori, O. P. III, p. 389]
Verbreitung: Philippinen, Celebes und Molukken, von dort ost-
wärts bis Neuguinea, südwörts über die Kei-Inseln bis Tenimber.
Die Sepik-Expedition schoß am Seerosensee ein @ (Flg. 206 mm),
bei Malu eın $ (Flg. 205 mm). Duncker sammelte ein Stück an der
Langemak-Bucht.
296. Dendrocygna arcuata (Horsfield)
[Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 386]
Verbreitung: Von den Philippinen und Java ostwärts bis Australien,
Neu-Caledonien und Fidji-Inseln.
Von Kersting am Ramu, von Geisler bei Butaueng gesammelt.
297. *Tadorna radjah
Die Rasse radjah (Garnot) [Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 391]
bewohnt die Molukken, westlichen papuanischen Inseln, Neuguinea,
Jobi, die Fergusson-Insel und die Aru-Inseln.
Die Sepik-Expedition schoß am 10. IX. 1912 ein Q@ bei Malu.
Flügel 274 mm.
298. Podiceps ruficollis
Auf Neuguinea kommen zwei Rassen vor:
1. trieolor (Gray) [Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 470 sub nom.
Podiceps t.]. Brutvogel der Inseln von Flores bis Timor; Celebes,
Molukken, Nordküste von Neuguinea, ostwärts mindestens bis zur
Kai-Halbinsel; ferner Neu-Mecklenburg, von wo das Berliner Museum
zwei am 20. VII. 1907 von Missionar Peekel bei Namatanai erlegte
Stücke besitzt.
Aus Deutsch-Neuguinea nur im Berliner Museum vertreten: ad.,
Kai-Innenland, Teich in 1300 m Höhe, 8.1. 1909, R. Neuhauss leg.,
Flügel 107 mm,
h 8. Heft
no Dr. Erwin Stresemann:
2. novaehollandiae (Stephens) [Beschr.: Salvadori, O.P. III,
p. 469 sub nom. Podiceps gularis). Wangen und Kehle des ad. nicht
wie beim vorigen kastanienbraun, sondern schwarz; weiße Färbung
an den Armschwingen viel ausgedehnter. Australien. Als Winter-
gast in ganz Neuguinea und auf Neu-Caledonien; im Berliner Museum
1 Ex. von der Elisabeth-Insel, Admiralitäts-Gruppe, im III. 1901
erlegt.!)
Fenichel sammelte am 25. VIIL 1892 ein Q am Kolli-Fluß (Astro-
labe-Bai; fide Madaräsz 1894 p. 106).
299. *Ptilinopus superbus
Von den Sulu-Inseln über Celebes ostwärts bis Neuguinea und bis
zu den Salomonen. Zwei (wegen erheblicher Unterschiede meist artlich
getrennte) Rassen: _ TR
1. superbus (Temminck) [Beschr.: Salvadori, O.P. III, p. 7.
Von Neuguinea westwärts bis zu den Nord- und Süd-
molukken, nordwärts bis zu den Inseln der Geelvinkbai,
den Admiralitätsinseln und Salomonen, ostwärts bis zum
Archipel an der SO-Spitze von Neuguinea, südwärts über
die Inseln der Torres-Straße bis Nord-Queensland. Der
Vogel bewohnt vornehmlich Strand- und Flußgebiete sowie kleine
Inselchen.
Die Sepik-Expedition schoß bei Malu zwei, am Pionierlager und
am Sepik nahe dem Maeanderberg sowie auf dem Maeanderberg je
ein Stück. Flügel: $ 124, 128, 129, 132, 133 mm.
2. temminckii (Des Murs & Prev.). &: Mittlere Brustregion nicht
blaß aschgrau und scharf gegen die schwarzblaue Hinterbrust ab-
gesetzt, sondern resedafarben, rostralwärts zu blassem Aschgrau sich
aufhellend, caudalwärts allmählich zu Schwarzblau sich verdunkelnd.
Q: Statt eines dunkelblauen Oceipitalfleckes ein ausgedehnterer dunkel-
violetter Fleck. Celebes und Sulu-Archipel.
300. * Ptilinopus coronulatus
Der Formenkreis (bei dem wiebei Pt. superbus diel. Handschwinge
zu einer schlanken ‚‚Schallschwinge‘“ umgewandelt ist) bewohnt ganz
Neuguinea und einige anliegende Inseln (Salawati, Jobi, Vulkan-
Insel, Aru-Inseln). Fünf Rassen.
l. coronulatus Gray [Beschr.: Salvadori, O.P. III, p. 16]. Von
SO-Neuguinea an der Südküste westwärts bis zum Vor-
land des Schneegebirges (Mimikafluß); Aru-Inseln.
2. huonensis A. B. Meyer. Violetter Bauchfleck ausgedehnter und
etwas dunkler, violette Oberkopffärbung etwas dunkler, Analregion
und Unterschwanzdecken dunkler gelb. Von SO-Neuguinea an
nn Nordküste westwärts bis zur Kai-Halbinsel (Heldsbach-
üste).
!) Vgl. Heinroth, J. f. ©. 1903 p- 88,
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 73
3. quadrigeminus A. B. Meyer. Oberkopf und Bauchfleck von viel
blasserem Lila, letzterer nicht unmittelbar an den gelben Hinterleib
angrenzend, sondern durch eine Zone orangeroter Federn davon ge-
trennt. Von der Astrolabe-Bai und dem Oberlauf des Ramu
westwärts mindestens bis zum Sepik-Gebiet; Vulkan-Insel.
Die Sepik-Expedition erbeutete am Aprilfluß 3, bei Malu 1, am
Gratlager 1 und auf dem Maeanderberg 2 Stück. Flügel: 2 109, 110,
1132; & 108, 111, 115 mm. |
4. geminus Salvadori. Kinn und Kehle blaßgelb, nicht gleich den
Kopfseiten blaß grünlichgrau wie bei quadrigeminus (der zuweilen einen
gelben Kehllängsstreifen, aber niemals eine völlig gelbe Kehle besitzt);
im übrigen wie3. Von der Humboldtbai bis zur Südspitze der
Geelvinkbai (Wanggar); Jobi.
5. trigeminus Salvadori. Oberkopf etwas dunkler als bei 3. und 4.,
aber längst nicht so dunkel wie bei 1. und 2., sonst wie4. Westküste
der Berau-Halbinsel und Salawati.
301. *Ptilinopus iozonus
Ganz Neuguinea sowie Salawati, Waigeu, Jobi, die Vulkan-Insel
und die Aru-Inseln. Drei Rassen:
1. iozonus Gray [Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 25]. Von SO-
Neuguinea westwärts an der Nordküste mindestens bis zum
Kumusi-Fluß, an der Südküste bis zum Aroa-Fluß; Aru-
Inseln.
2. jobiensis Schlegel!) Unterschieden durch weniger breite
weiße Endbinde der Steuerfedern, welche sich auf der Oberseite der
letzteren nicht abzeichnet. Von der Astrolabebai und dem
Oberlauf des Ramu westwärts bis zum Mamberano;
Vulkan-Insel; Jobi.
Die Sepik-Expedition schoß je ein Ex. bei Malu, am Peilungsberg
und am ‚Berg beim Lager Malu“. Flg. 111, 113, 115 mm.
Zwei von Riggenbach am Unterlauf des Mamberano gesammelte
Stücke zeichnen sich durch dunklere Orangefarbe des Bauches aus
als alle mir aus dem deutschen Gebiet und von Jobi vorliegenden
Exemplare. |
3. humeralis Wallace. Während bei 1. und 2. die kleineren oberen
Flügeldeckfedern entweder einfarbig blaß lila oder mit kleinen roten
Spitzen versehen sind, tragen sie hier stets deutliche purpurrote Spitzen.
Salawati, Waigeu; von NW-Neuguineas an der Südküste
ostwärts bis zum Flyfluß.
302. * Ptilinopus ornatus
Vermutlich über ganz Neuguinea verbreitet. Zwei Rassen:
1 ornatus Schlegel [Beschr.: Salvadori O. P. III. p. 32]. Nord-
küste der Berau-Halbinsel.
1) Synonym: Piilopus biroi Madaräsz, Termesz. Füzetek 20 p. 47 (1897
— Friedrich-Wilhelms-Hafen),
8. Heft
74 Dr. Erwin Stresemann:'
2. gestroi Salvadori. Oberkopf olivengelb statt purpurrot, Brust
dunkler bräunlich. Von SO-Neuguinea westwärts an der Süd-
küste bis zur Onin-Halbinsel (Kapaur), an der Nordküste
mindestens bis zum Sepik- Gebiet.
Die Sepik-Expedition erlangte nur ein Stück: Malu, 22. VII. 1912,
Flg. 152 mm.
303. Ptilinopus perlatus
Vermutlich über ganz Neuguinea verbreitet; ferner auf Salawati,
Jobi, der Fergusson- und Goodenough-Insel. Drei Rassen:
1. perlatus (Temminck) [Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 35].
Salawati; Jobi; von NW-Neuguinea ostwärts an der Süd-
küste bis zur Triton-Bai, an der Nordküste etwa bis zur
Südspitze der. Geelvink-Bai.
2. zonurus Salvadori. Oberseite der Steuerfedern nicht einfarbig
grau, sondern mit weißlichgrauer Endbinde geziert. Von SO-Neu-
guinea an der. Südküste westwärts bis zum Vorland des
Schneegebirges (Kaparefluß); Fergusson- und Goodenough-
Inseln; Aru-Inseln.
3. plumbeicollis A. B. Meyer.. Oberkopf und Kopfseiten nicht
(wie bei 1. und 2.) olivengelb, sondern licht aschgrau, zuweilen leicht
grünlich verwaschen. Von der Kai-Halbinsel (Sattelberg) west-
wärts bis zur Astrolabebai.
304. *Ptilinopus rivolii
Das Wohngebiet dieser Art, die vielerorts (so auf Neuguinea) zu
einem ausgesprochenen Gebirgsvogel geworden ist, reicht von Neu-
guinea westwärts bis zu den Nord- und Südmolukken, nordwärts bis
Neu-Hannover, ostwärts bis zum Louisiade-Archipel, südwärts bis zu
den Kei-Inseln. Fünf Rassen:
1. rivolii (Prev. & Knip) [Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 40].
Neu-Hannover, Neu-Mecklenburg, Neu-Lauenburg, Rook-Insel.
2. miqueli Schlegel. $ von dem des riwolis durch den Mangel des
rotviolettenBauchfleckes (der durch Grün ersetzt ist) wesentlich ab-
weichend.. Jobi und Miosnom.
3. strophium Gould. & wie das von miqueli meist ohne violett-
roten Bauchfleck, aber Vorderkopf purpurrot, nicht rosa, Gelb der
Unterschwanzdecken lebhafter. Louisiade-Archipel.
4. prasinorrhous Gray. & wıe das von riwoli mit rotviolettem
Bauchfleck, aber durch grüne, gelb geränderte (statt gänzlich gelbe)
Federn des Hinterbauches und Unterschwanzdecken unterschieden.
Nord- und Südmolukken,!) Südostinseln und Kei-Inseln,
westliche papuanische Inseln, Mafor in der Geelvinkbai.
!) Auf Buru lebt eine endemische Rasse mit breiterer gelber Säumung
der Unterschwanzdecken (P. r. buruanus Hartert, Nov. Zool. 25, 1918, p- 347),
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 75
5. bellus Selater. Brustband des & nicht wie bei 1.—4. ganz weiß,
sondern in der rostralen Hälfte schwefelgelb, in der caudalen Hälfte
weiß.. Gebirge von ganz Neuguinea
Von der Sepik-Expedition auf der Hunsteinspitze (3 Ex.) und dem
Etappenberg (2 Ex.) erbeutet. Flügel: 2 Jugendflügel 125°, Alters-
flügel 1413 mm.
305. Ptilinopus pulchellus
Verbreitung: Misol, Salawati, Waigeu, Batanta; ganz Neuguinea.
Zwei Rassen: |
1. pulchellus Temminck [Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 13].
Das ganze Wohngebiet der Art außer der Astrolabebai
(und von da westwärts bis zum Mamberano?).
2. decorus Madaräsz.!) Unterschwanzdecken und Analgegend
gelblicher, weniger rötlich orange, graue Brustfedern an der Spitze
deutlicher klaffend und breiter weiß gesäumt. Astrolabebai (Erima,
Stephansort, Konstantin-Hafen, Friedrich Wilhelms-Hafen).
306. * Megaloprepia magnifica
Verbreitung: Nordost-Australien, Neuguinea- und anliegende
Inseln. Fünf Rassen:
1. magnifica (Temminck). Nördliches Ost-Australien, nordwärts
bis zur Rockingham-Bai.
2. assimilis (Gould). Kleiner. Von der Rockingham-Bai nord-
wärts bis Cape York.
3. pwuella (Lesson) [Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 66]. Noch
bedeutend kleiner als assimilis, gelbe Flügelbinde deutlicher in Flecken
aufgelöst, Unterseite leuchtender rot (nicht so düster hlaurot). Misol,
Salawati, Batanta, Waigeu, Gemien; von NW-Neuguinea
ostwärts an der Südküste bis zum südlichen Vorland
des Schneegebirges, an der Nordküste wahrscheinlich bis zur Süd-
spitze der Geelvinkbai.,
4. septentrionalis A. B. Meyer. Unterseite der Steuerfedern
graulicher als bei puella, nicht so schwärzlich; Analregion meist grün-
licher, weniger goldgelb. Jobi; vom Mamberano an der Nord-
küste ostwärts bis zur Astrolabebai und zum Oberlauf
des Ramu; Dampier- und Vulkan-Insel?
Die Sepik-Expedition schoß bei Malu 4, beim Pionierlager und auf
dem Lordberg je 1, auf dem Maeanderberg 6 Stück. Flügel 2 163, 164,
168; & 155, 161, 163, 165, 166, 168, 170°, 174 mm.
5. poliura Salvadori. Unterseite der Steuerfedern in der Regel
noch etwas heller als bei 4 ; mittlere Größe anscheinend etwas be-
deutender Von SO-Neuguinea westwärts an der Nordküste
bis zur Kai-Halbinsel (Heldsbachküste, an der Südküste
bis zum Aroafluß.
') Ann. Mus. Nat. Hungariei VIII, p. 173 (1910 — Tschindjadji bei Erima).
8 Heft
76 Dr. Erwin Stresemann:
Bei fünf Exemplaren von den Küsten der Kai-Halbinsel ermittle
ich als Flügelmaß: Q 161, 166, 175; $ 174, 175 mm
307. Ducula!) pacifica (Gmelin)
Ein Bewohner kleiner Korallen-Inseln: Tonge-. Samoa-, Ellice-
und Fidji-Inseln, Sta. Cruz-Inseln und Neue Hebriden, Salomonen,
Neu-Lauenburg, Bertrand-Insel (= Tarawai), Berlin- Hafen, Louisiade-
Archipel. Rassengliederung und Verbreitung der Rassen noch ‚unge-
klärt. Man unterscheidet gegenwärtig:
1. pacifica (Gmelin) [Beschr.: Salvadori, O. p. III, p. 72]. Samoa-
und Tonga-Inseln
2. ıntensitincta (Neumann). Brust und Burn viel düsterer:
ee weinfarben statt blaß graulich weinfarben. Fidji-
nseln
3. taralli (Bonaparte). Unterflügeldecken und Axillaren heller
aschgrau als bei pacifica. Sta. Cruz-Inseln.
4. subsp.? Sieben Exemplare von Tarawai, welche Salvadori
(l. e., p. 73) untersuchen konnte, sind nach seiner Angabe im Vergleich
zur typischen Form etwas kleiner, besitzen heller grauen Nacken und
etwas graulichere Tönung der Unterseite, sowie einen relativ sehr
großen Schnabelhöcker.
Auf deutschem Gebiet wurde die Art bisher nur auf den Inseln
Seleo (= Berlin-Hafen) und Tarawai : und zwar von ı
bezw. Bruijns Jägern.
308. Ducula rhodinolaema (Selater)
[Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 85]
Im allgemeinen ein ausgesprochener Inselbewohner, den man von
den Admiralitäts-Inseln, Neu-Mecklenburg, Neu-Pommern, der Rook-,
Dampier- und Vulkan-Insel, sowie von einigen Inselchen an der Spitze
von SO-Neuguinea (St. Aignan, Egum-Gruppe) kennt. Auf Neu-
guinea selbst hat man den Vogel nicht gefunden, außer an der Astrolabe-
bai (Stephansort, Friedrich Wilhelmshafen, Jombafluß, Konstantin-
Hafen).
Im Berliner Museum befindet sich ein am 13. XI. 1888 von Rohde
bei Stephansort geschossenes 9. Flügel 244 mm.
309. *Ducula zoeae (Desmarest) !)
[Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 94]
Ganz Neuguinea sowie Salawati, Jobi, die Mergusson. -Insel und die
Aru-Inseln.
Die Sepik-Expedition schoß zwei Stück bei Malu. Flügel 2 204,
d 211 mm.
!) Carpophaga Selby 1835 ist vorweggenommen durch Carpophaga Billberg
1828 (cf. Richmond, Proc. U. S. Nat. Mus., 35, 1908, p. 596 Anm. ce). Als Ersatz-
name kommt Ducula Hodgson 1836 (Typus: Ducula insignis Hodgson)in Betracht.
?) Über den Autor vgl. Mathews, Austral Avian Record III, 1915, p. 19.
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 17T
- 310. *Ducula chalconota (Salvadori)
[Beschr. Salvadori, O. P. iıl, p. 100]
Ein Bewohner der oberen Waldzone der hohen Gebirge von ganz
Neuguinea.
Die Sepik-Expedtion schoß ein 9 (Flg. 216 mm) am 10. VI. 1913
auf dem Schraderberg. „Iris rotbraun, ‚Schnabel schwarz, Huße Tot
311. *Ducula rufigaster
Verbreitung: Ganz Neuguinea und einige anliegende Inseln,
sowie die Nordmolukken und Obi. Drei Rassen:
1. rufigaster (Quoy & Gaimard) [Beschr.: Salvadori, O.P. II,
p. 98 sub nom. Carpophaga rufiventris]. Ganz Neuguinea sowie Jobi,
'Misol, Salawati, Waigeu und Batanta.
Die Sepik-Expedition schoß fünf Exemplare (am Jiordberg,
Maeanderberg, Etappenberg und bei Malu). Flügel 189, 191, 195, 198,
202 mm.
2. basilica (Sundevall). Kopf und Brust blaß weinrötlich grau
(nicht zimtfarben); Unterschwanzdecken zimtfarben wie der Bauch
nicht blaß milchkaffeefarben), Oberschwanzdecken mit bronzegrünen
(nicht violettroten) Reflexen usw. Nordmolukken.
3. obiensis (Hartert). Dahe basılsca, aber alle Farbtöne gesättigter.
Obi.
312. *Ducula pinon
Verbreitung: Ganz Neuguinea und die enden Inseln. Vier
oder mehr Rassen.
1. pinon (Quoy & Gaimard) [Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 103].
Misol, Salawati, Batanta, Waigeu; Berau- Halbinsel: vom
südlichen Vorland des -Schneegebirges (Mimikafluß) an
der Südküste ostwärts bis Port Moresby; Aru-Inseln.
2. jobiensis (Schlegel).!) Obere und untere Flügeldeckfedern nicht
einfarbig schiefergrau, sondern »chieferschwarz mit breitem blaß-
grauen Saum (der bei pinon nur zuweilen leicht angedeutet ist): Jobi;
Vulkan- und Dampier-Insel, Nordküste von Neuguinea,
vom Mamberano ostwärts mindestens bis zur Kai-Halb-
insel (Sattelberg), wahrscheinlich bis SO-Neuguinea, da vom
Vorland: des Astrolabegebirges übereinstimmend gefärbte Stücke er-
wähnt werden.
Die Sepik-Expedition Er zwei Stück bei Malu. Flügel: 2 265,
d 285 mm.
1) Oarpophaga pinon jobiensis Schlegel, Ned. Tijdschr. Dierkunde IV
p. 26 (1871 — Jobi); Synonym: Carpophaga Westermanni Schlegel [ex Rosenberg
M. 8.], 1. c. p. 27 (1871 — Jobi). -Synonym wohl auch: Carpophaga pinon astro-
labiensis A. B. Meyer, Abh. u. Ber. Kgl. Zool. Museums Dresden 1890/91, No.4,
p. 14 (1891 — Astrolabebai). Ich kann zwischen 2 Stücken von Jobi und einer
Serie aus Deutsch Neu- Guinea keinerlei Unterschiede feststellen. 5
8. Heft
8 Dr. Erwin Stresemann:
3. rubiensis (A. B. Meyer). Vermittelt in der Färbung zwischen
pinon und jobiensis und ist vielleicht das Produkt der Bastardierung
beider. Färbung wenig konstant. Bewohnt die Südküste der Geel-
vinkbai sowie die Südküste Neuguineas von der Onin-
halbinsel bis zur Etnabai, sodaß das Wohngebiet von pinon
in zwei Teile zerlegt worden ist, die nicht mehr zusammenhängen.
4. salvadorii (Tristram). In der Färbung sehr ähnlich pinon, aber
Oberkopf und Mantel nicht licht grau, sondern deutlich weinrosig ver-
waschen. Louisiade- und D’Entrecasteaux-Archipel.
313. Dueula müllerii
Verbreitung: Von SO-Neuguinea westwärts etwa bis zum 136° O.;
ferner Aru-Inseln.
1. müllerii (Temminck) [Beschr.: Salvadori, O. P. DI, p. 101].
Von SO-Neuguinea westwärts an der Nordküste bis?,
an der Südküste bis zum Vorland des Schneegebirges
(Mimika-Fluß); Aru-Inseln.
2. aurantia' (A. B. Meyer). Kastanienfarbe des Mantels heller,
etwas mehr ins Orangefarbene spielend. Astrolabebai (Konstantin-
hafen); Unterlauf des Sepik (Hunstein leg., im Z. M. B.; Duncker
leg.. im Hamburger Museum). |
3. subsp.? Nahe aurantia, aber Kastanienfarbe des Mantels etwas
dunkler. Unterlauf des Mamberano (Teba, drei von Riggenbach
gesammelte Ex. im Z.M. B.), anscheinend auch Ostküste der Geel-
vinkbai (ef. Nov. Zool. VIlL, 1901, p. 115). 2 A
314. Myristieivora spilorrhoa
Wahrscheinlich bilden alle weißen Fruchttauben (Gattung My-
rısticivora) einen Formenkreis, und nur ihrem unstäten Wanderleben
ist es zuzuschreiben, daß mancherörts zwei Formen gesammelt worden
sind (vgl. auch Rothschild & Hartert, Nov. Zool. 22, 1915, p. 28). Eng
zusammen gehören:
1. spilorrhoa (Gray) !Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 112]. Von
SO-Neuguinea westwärts an der Nordküste etwa bis zur
Südspitze der Geelvinkbai, an der Südküste mindestens
bis zum Mimika-Fluß. (Im Nordwesten schließt sich M. bicolor
(Scop.) an); ferner Louisiade- und D’Entrecasteaux-Archipel,
Dampier- und Vulkan-Insel, Jobi, Miosnom und Misori,
Aru-Inseln, sowie Nordaustralien.
2. subflavescens (Finsch). Das Weiß leicht gelblich getönt. Neu-
Pommern, Neu-Lauenburg, Neu-Mecklenburg, Neu-
Hannover, Admiralitäts-Inseln.
315. *Columba albertisii
Eine Gebirgstaube, die über ganz Neuguinea sowie Jobi und die
Goodenough-Insel verbreitet ist und auf Batjan wiederkehrt. 2 Rassen:
1. albertisii (Salvad.)[Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 118 sub nom.
Gymnophaps a... Das ganze Wohngebiet der Art außer Batjan.
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 79
Je ein $ wurde von der Sepik-Expedition auf dem Schraderberg
und der Hunsteinspitze erbeutet. Fig. 200, 209 mm.
2. exsul Hartert. Größer (Flügel des 2 „216 —220° mm); Brust
des Q anscheinend graulicher. Batjan.
316. Columba vitiensis
In mannigfacheı Abänderung ihres Aussehens verbreitet sich diese
Art von Zentral-Polynesien nach Neu-ÖCaledonien und den Neuen
Hebriden und über die Salomonen zum Bismarckarchipel, weiter über
das papuanische und molukkische Gebiet einerseits nach Celebes una
den Philippinen, andererseits über die Kei- und Kleinen Sundainseln
bis Lombok. Von den Philippinen aus hat sie über die Lutschu-Inseln,
Japan und die Bonin-Insel erreicht. Die in Deutsch-Neuguinea ver-
tretene Rasse
halmaheira (Bonaparte) [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 121 sub
nom. Janthoenas albigularis] bewohnt ein weites Gebiet, das sich von
Neuguinea ostwärts bis zum Louisiade-Archipel, westwärts über die
Molukken einerseits bis Banggai, ändererseits bis zu den Kei-Inseln
erstreckt.
Kubary sammelte diese Art am 13. V. 1894 bei Konstantin-Hafen ;
zwei Stück mit der Herkunftsangabe ‚‚Astrolabebai“ (ex Schlüter)
befinden sich im Berliner Museum.
317. *Macropygia amboinensis
Der Formenkreis (dessen Rassen Rothschild & Hartert in Nov.
Zool. 8, 1901, p. 122—125 zusammengestellt haben) verbreitet sich von
Neuguinea ostwärts bis zum Louisiade-Archipel, nordwärts bis Neu-
Mecklenburg, westwärts über die Molukken einerseits bis Celebes und
Siao, andererseits bis zu den Kei-Inseln. Auf Neuguinea finden sich
zwei Rassen:
1. doreya Bonaparte [Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 141]. Misol,
Koffiao, Salawati, Batanta, Waigeu; von NW-Neuguinea
ostwärts an der Nordküste etwa bis zur Südspitze der
Geelvinkbai, an der Südküste bis zur Etnabai; ferner
Aru-Inseln, Jobi und Schouten-Inseln.
2. einereiceps Tristram.!) Brustfedern des ausgefärbten Vogel:
mit viel undeutlicherer oder ganz fehlender schwarzer Querbänderung.
Fergusson- und @oodenough-Insel; von SO-Neuguinea
westwärts an der Nordküste bis zum Mamberano, an der
Südküste mindestens bis zum Mimika-Fluß.
Ein & und ein Q wurden von der Sepik-Expedition auf der Hunstein-
spitze erlegt. Flg. 2 158, $ 163 mm.
1) Synonym: Macropygia kerstingi Reichenow, Orn. Mber. 5 p.25 (1897
— Ramu).
8 Heft
80 ‚Dr. Erwin Stresemann: ,
318. *Maeropygia nigrirostris Salvadori -
[Beschr.: Salvadori,.O..P. III, p. 149]
Das Wohngebiet dieser Art’ umfaßt ganz Neuguinea und RR
D’Entrecasteaux-Archipel und erstreckt sich im Bismarck- Archipel
nordwärts bis Neu-Mecklenburg.
Je ein @ wurde von der Sepik-Expedition beı Malu und auf dem
Lordberg gseammelt. 2 Jugendflügel 139, 2 Altersflügel 145 mm.
Durch Hagen von Stephansort, durch Kubary von Konstantin-
hafen nachgewiesen.
319. * Reinwardtoena inwazdiii
Von den Nord- und Süd-Molukken bis Neuguinea und bis zu den
Inseln der Geelvink-Bai verbreitet. Fünf Rassen:
1. reinwardtsi (Temminck) [Beschr.: Salvadori, ©. P. III, p. 126]
Seran, Ambon, Seranlaut.
9. albida Hartert. Bauch weißlich, nicht grau; Oberseite von
Kopf und Hals blasser grau. Buru.
3. obiensis Hartert. Ähnlich der Noninäbtonkd, aber Grau der Ober-
seite wesentlich dunkler. Obi, Batjan,- Kaios, Halmahera,
Morota1i. ir
4, griseotineta Hartert. Grau der Oberseite so dunkel wie bei
obiensis, Unterseite noch dunkler grau als bei letzterer. Salawati,
Waigeu, ganz Neuguinea, Jobi, Miosnom, Mafor. _
Die Sepik-Expedition schoß auf dem Schraderberg eind (Flg. 231),
bei Malu ein 2 (Flg. 237 mm).
.5. minor (Schlegel). Sehr blasse Form. Unkeeie wie bei albida,
Grau der Oberseite fast weiß. Schouten-Inseln.
. 320. Chalcophaps indica
Über den größten Teil des indoaustralischen Gebietes verbreitet:
vom Fuß des Himalaya ostwärts bis nach Neu-Caledonien und zu den
Neuen Hebriden. Mindestens vier Rassen:
1. indica (L.). [Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 175]. Von Indien.
und Südchina über die Philippinen und. Celebes bis zu den
Nord- und Südmolukken, einigen der westlichen pa-
puanischen Inseln (Gebe, Koffiao) und den nördlichen Inseln
der Geelvink-Bai (Mafor, Biak, Miosnom); fernerüber die großen
Sundainseln ostwärts bis Sumba und Alor.
2. timorensis Bonaparte. Vorderkopf nicht weiß, sondern wein-.
farben. Von Timor und Wetar ostwärts bis zu den Timor-
laut- und Kei-Inseln, sowie Banda. .
3. chrysochlora (Wagler). Hinterkopf und Oberrücken nicht. wie
bei den vorigen bläulich grau, sondern weinrötlich. Östliches und
nördliches Australien, Neu-Caledonien, Neue Hebriden,
Louisiade- und D’ Enntrecasteaux- Archipel, sowie das öst-
liche Neuguinea, westwärts an der Nordküste bis zur.
Astrolabe- Bucht (Friedrich Wilhelms-Häfen, Erima), an der Süd-
küste bis zum Hall-Sund; Vulkan- Insel. Ir
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 81
Eine vierte Rasse, die der Nominatform nahesteht (natalis Lister)
ist, auf die Christmas-Insel beschränkt. -
321. *Chalcophaps stephani
Verbreitung: Celebes; Kei-Inseln; Ternate?; ganz Neuguinea
und einige anliegende Inseln: westliche papuanische Inseln, Inseln der
Geelvink-Bai, Dampier-Insel, Louisiade-- und D’Entrecasteaux-
Archipel,. Aru-Inseln; Bismarck-Inseln, nordwärts bis Manus; Salo-
monen. Zwei Rassen:
1. stephani Reichenbach [Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 179].
Das ganze Wohngebiet der Art außer den Salomonen.
Die Sepik-Expedition schoß ein 2 (Flg. 138 mm) am Aprilfluß.
2. mortoni Ramsay: etwas größer (Flügel bis 154mm). Salo-
monen.
322. *Henicophaps albifrons Gray
[Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 183]
‘Verbreitung: Misc], Salawati, Gemien, Waigeu, Jobi, Aru-Inseln
und ganz Neuguinea. |
Die Sepik-Expedition sammelte 2 Ex. auf der Hunsteinspitze
und je eines bei Malu und am Aprilfluß. Flügel: 2 193, $ 198, 199,
201mm.
323. *Phlegoenas!) jobiensis A. B. Meyer
' [Beschr. : Salvadori, O. P. ILL, p. 165]
Verbreitung: Bismarckinseln von Neu-Mecklenburg bis zur Rook-
Insel; Goodenough-Insel; Dampier- und Vulkan-Insel; Jobi; von SO-
Neuguinea westwärts an der Nordküste bis zum Südrand der Geelvink-
Bai (Wandammen), an der Südküste bis zum Vorland des Schneege-
birges (Mimikafluß).
Die Sepik-Expedition erlegte bei Malu 2 48. Flügel 136, 145 mm.
324. *Phlegoenas rufigula
Verbreitung: Ganz Neuguinea, die westlichen papuanischen
Inseln, Jobi und die Aru-Inseln. Zwei Rassen:
1. rufigula Bonaparte [Beschr.: Selvadori, ©. P. IH, p. 162].
Misol, Salawati, Waigeu; Jobi; ganz Neuguinea mit Aus-
nahme des südlichen Vorlandes des Schneegebirges.
Die Sepik-Expedition sammelte ein $ am Maeanderberg (Flg.
130 mm), sowie am 26. VI. 1912 einen Nestling bei Malu.
2. helviventris (Rosenberg). Seiten des Hinterkopfes beim aus-
gefärbten Vogel nicht plaugreu, sondern wie die Halsseiten blaß
rötlich lila. Aru-Inseln und südliches Vorland des Schnee-
gebirges’zwischen Flyfluß urd Waitakwafluß.
1) Älter als Phlegoenas ist Gallicolumba Heck 1849; vgl. Richmond, Proc.
U.S. Nat.’ Mus. ‚53, 1917, p. 591.
Archiv flir RT
1128. A. 6 8. Heft
82 Dr. Erwin Stresemann:
-325. * Otidiphaps nobilis
Ein Bewohner des Bergwaldes aller höheren Gebirge Neuguineas.
Zwei scharf unterschiedene Rassen:
1. nobilis Gould [Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 188]. Arfak-
Gebirge, Südhang des Schneegebirges, Gebirge im Hinter-
land der Geelvink-Bai (Wanggardistrikt); Batanta??
2. cerviealis Ramsay. Nackenfleck grauweiß, nicht metallisch
grün; Bürzel und Oberschwanzdecken blaugrün metallisch, nicht
violett metallisch, Brust grünlich blau bis blauviolett metallisch, nicht
violett metallisch. Gebirge von SO-Neuguinea, Sattelberg,
Hunsteinspitze. |
Die beiden von der Sepik-Expedition auf der Hunsteinspitze er-
beuteten d4 messen am Flügel 181 und 188mm. „Iris und Schnabel
rot, Füße gelbrot“.
326. Caloenas nicobarica
Verbreitung: Von den Nicobaren und Andamanen über den ganzen
indo-australischen Archipel bis zu den Salomonen und Palau-Inseln.
Wie manche anderen Tauben wird diese Art fast nur auf kleinen Inseln,
nicht auf den benachbarten großen getroffen. Zwei Rassen:
1. nicobariea (L.) [Beschr.: Salvadori, ©. P. III, p. 211]. Das
ganze Wohngebiet der Art außer den Palau-Inseln.
Auf deutschem Gebiet nur von den Inselchen Seleo bei Berlin-
Hafen (Bir6 leg., 7. VII.) und Tarawai (Schoede leg., 17. I. 1910)
nachgewiesen. »
3. pelewensis Finsch. Kleiner und mit etwas abweichenden
metallischen Reflexen. Palau-Inseln.
327. *Goura vietoria
Wenn man, wie Rothschild & Hartert (1901) es tun, die Kron-
tauben in drei Arten scheidet, so muß man sich darüber klar bleiben,
daß diese „Arten“ einander geographisch vertreten, und zwar wie folgt:
a) Goura coronata (L.): Misol, Salawati, Batanta, Waigeu; von
NW-Neuguinea ostwörts an der Südküste bis zur Etna-Bai, an der
- Nordküste bis zum Ostgestade der Geelvinkbai.
b) Goura scheepmakeri Finschh Vom südlichen Vorland des
Schneegebirges (Mimikafluß) ostwärts mindestens bis Mailu. Zer-
fällt in zwei etwa vom Lauf des Flyflusses geschiedere Rassen.
c) Goura vietoria (Fraser) [Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 206).
Nordküste Neuguineas vom Mamberano ostwärts mindestens bis zuı
Collingwood-Bai, sowie Jobi und Schouten-Insel. Drei Rassen:
1. vietoria (Fraser). Jobi und Schouten-Insel.
%, becearii Salvadori. Größer, weiße Spitze der Kronfedern
meist breiter. Vom Mamberano bis zur Astrolabe-Bai.
Die Sepik-Expedition schoß am Maeanderberg ein 9. Flügel
382 mm. Ferner maß ich: Taua (Riggenbach leg.) 2 360, 375; & 355,
Dr. Bürgers’ ornitbologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 83
360, 365, 375, 385 mm; Berlin-Hafen $ 380 mm; Stephansort 2 380 mm.
Ein $ von Jobi mißt dagegen nur 340 mm.
3. huonensis A.B. Meyer. Noch größer (Flügel bis 410 mm),
oberseits bläulicher, weniger graulich blau. Kai-Halbinsel, ost-
wärts wahrscheinlich bis zur Collingwood-Bai.
328. Esacus magnirostris (Vieillot)
[Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 291 sub nom. Orthorhamphus m.]
Verbreitung: Von den Andamanen und Philippinen ostwärts über
die ganze Inselwelt bis zu den Salomonen, das nördliche Australien
und Neu-Caledonien.
Von Tappenbeck an der Ramu-Mündung, von Kubary bei Kon-
stantin-Hafen, von Hagen bei Stephansort gesammelt.
329. Stiltia isabella (Vieillot)
[Beschr.: Salvadori, ©. P. II, p. 286]
Verbreitung: Australien, Neuguinea, Aru-Inseln, westliche pa-
puanische Inseln, Obi und Süd-Molukken, Celebes; Kei-Inseln und
Inselbogen über Timor bis Java und Borneo.
Fenichel sammelte am 22. VIII. 1892 ein $ am Kuhenaufluß
(Astrolabe-Bai) (Madaräsz 1894, p. 105).
330. Charadrius dubius
Die Art nistet im ganzen palaearktischen Gebiet und reicht im
indoaustralischen Gebiet ostwärts bis Neuguinea und Neu-Mecklen-
. burg. Rassengliederung: Hartert, Vögel d. pal. Fauna, p. 1535 —1537
(1920). Die Rasse
jerdoni (Legge) [Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 304 sub nom,
Aegialitis j.] scheint als Rrutvogel in Indien, Borneo, Neuguinea und
Neu-Mecklenburg zu leben.
An der Astrolabe-Bai scheint die Art häufig zu sein. Ein von Hagen
bei Stephansort geschossenes Stück mißt am Flügel 101, ein von Tappen-
beck den 20. VIII. am Zufluß ‚„B“ des Ramu erbeutetes 105.5 mm.
Am 8. VIII. sammelte Lauterbach am Oberlauf des Ramu (Jagei)
einim Jugendkleid befindliches Stück, dessen Großgefieder noch nicht .
ausgewachsen ist (Flügel 9I+x mm).
331. Charadrius leschenaultii Lesson
[Beschr.: Salvadori, O. P. III sub nom. Aegialitis geoffroyr]
Brutgebiet in Innerasien (von Persien bis Korea?). Zug teils
nach dem östlichen Afrika (südwärts bis zum Kap), teils nach den
Sundainseln und weiter östlich: über Timor bis zum nördlichen
Australien, über Celebes und die Molukken bis Neuguinea, ja selbst
bis zu den. Palau-Inseln.
Tappenbeck schoß an der Ramu-Mündung ein Stück am 17. IX. 98,
Hagen eines bei Stephansort am 2. X. 1894.
6* 8. Heft
84 Dr. Erwin Stresemann:
332. Charadrius asiaticus
Die Brutgebiete der im indo-australischen Gebiet überwinternden
Rasse veredus Gould [Beschr.: Salvadori, ©. P. III, p. 297 sub nom.
‚Aegialitis v.] liegen in der Mongolei und Nordchina. Von dort wandert
sie ostwärts über den malayischen Archipel bis Neuguinea, zu den
Aru-Inseln und nach dem nördlichen Australien.
Im Karlsruher Museum befindet sich ein (von mir untersuchtes)
Stück, das Hagen bei Stephansort sammelte.
333. Charadrius apricarius
Diewährend des Wintersim indo-australischen Archipelerscheinende
Rasse fulvus Gmelin [Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 295] brütet
vom unteren Yenissei ostwärts bis zu den Küsten des. Beringmeeres
und Ochotskischen Meeres sowie im westlichen Alaska. Über den
malayischen Archipel wandert sie bis Australien und Neuseeland.
Kubary sammelte und ? am 21. XII. 1894 bei Konstantin-Hafen,
Hagen ein & im ‚Brutkleid bei Stephansort.
334. Squatarola squatarola
Die Rasse hypomelaena (Pallas) [Beschr.: Salvadori, O. P. III,
p. 293 sub nom. $. helvetica] bewohnt zur Brutzeit Nordsibirien östlich
des Yenissei und Alaska. Sie wandert über den malayischen Archipel
bis Australien und Tasmanien.
Tappenbeck schoß ein d an der Ramu-Mündung am 8. XI. 1898
(Flügel 198 mm), |
335. Lobibyx!) miles (Boddaert)
- [Beschr.: Salvadori, O. P. II, p. 307 sub nom. Lobivanellus m.)
Verbreitung: Nora-Queensland, Timorlaut, Kei-Inseln, Süd-
molukken, Neuguinea und Aru-Inseln.
Ins Berlinevr Museum sind durch Tappenbeck zwei Exemplare
vom Ramu gelangt, am 7. VII. und 4. VIII. ‚am Wasser auf Sand-
bänken“ erlegt. Duncker schoß ein Stück auf einer Sandbank des Sepik
nahe der Flußmündung.
336. Arenaria interpres
Die Rasse interpres (L.) [Beschr.: Salvadori, ©. P. III, p. 289 sub
nom. Strepsilas i.] brütet im Norden von ganz Eurasien und in West-
Alaska. Sie wandert im Winter über den malayischen Archipel bis
Australien und Neuseeland.
Hagen schoß am 24. XT. 1894 ein Stück bei Stephansort.
1) Über Zobibyx Heine u. Rehw. vs. Lobivanellus auct. vgl. Mathews.
Nov. Zool. 18, 1911, p. 4.
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 35
337. Calidris ruficollis Pallas -
[Beschr.: Salvadori,.O. P. III, p 315 sub nom Tringa albescens]
Brütet in Ostsibirien vom Janadelta bis zu den Neusibirischen
Inseln. Wandert im Winter über den malayischen Archipel bis Au-
stralien und Tasmanien.
E. Nyman erbeutete ein $ am 4. IX. 1899 bei Simbang.
338. Calidris acuminata (Horsfield)
[Beschr.: Salvador’, O. P. III, p. 314 sub nom. Tringa «a.]
Brutvogel im Norden von Ostsibirien. Erscheint im Winter im
Osten des indo-australischen Gebietes, südwärts bis Australien und
Neu-Seeland, ostwärts bis Zentral-Polynesien und zu den Sandwich.
inseln wandernd.
Kersting sammelte ein Stück am 27. VIII. am Ramu, Birö eines
bei Erima.
339. Calidris tenuirostris (Horsfield)
[Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 312 sub nom. Tringa crassirosiris]
Brutgebiet vermutlich in Nordost-Sibirien. Im Winter im ma-
layischen Archipel, südwärts bis zum nördlichen Australien wandernd.
Ein $ wurde am 7. XI. 1894 von Kubary bei Konstantin-Hafen
erlegt. Flügel 179 mm.
340. Tringa incana
Die Rasse brevipes (Vieillot) [Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 321
sub nom. Totanus incanus] nistet wahrscheinlich in Ostsibirien und
Kamschatka. Über den malayischen Archipel wandert sie im Winter
bis ins nördliche Australien.
Aus Deutsch-Neuguinea konnte ich drei Stücke untersuchen:
d, Berlin-Hafen, VIII. 1910, v. Wiedenfeld leg.; $4, Stephansort,
IX. und X. 1894, Hagen und Maschmeyer leeg., Flügel 160, 162 mm.
341. Tringa hypoleucos L.
[Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 319 sub nom. Tringoides h.]
Brutvogel im nördlichen und gemäßigten Eurasien (vereinzelt
auch auf afrikanischen Gebirgen); über den Malayischen Archipel im
Winter bis Australien wandernd.
Bir6 schoß bei Erima drei Stück am 1. und 17. IV. 1897. Das
Tring-Museum besitzt einen am 31. VIII. 1899 bei Simbang erlegten
Vogel. Kubary sammelte mehrere Ende XII. 1894 bei Konstantinhafen.
342. Phalaropus lobatus (L.)
[Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 311 sub nom. Lobipes hyperboreus)]
Circumpolarer Brutvogel, der im Winter in größeren Scharen
über den Malayischen Archipel wandert und bis an die Nord- und Süd-
küste von Neuguinea gelangt.
8. Heft
86 Dr. Erwin Stresemann:
Ein am 27. XI. 1900 ven O. Heinroth bei der Aris-Insel (rördlich
der Vulkan-Insel) erlegtes Stück befindet sich im Berliner Museum
Der Reisende sah daselbst ‚einige kleinere Flüge“.
343. Himantopus himantopus
Die Rasse leucocephalus Gould [Beschr.: Salvadori, O. P. III,
p. 310] brütet in Tasmanien und Australien, auf Neuguinea, den
Molukken, Celebes, den Philippinen und Sunda-Inseln.
Von Fenichel bei Bongu, von Hagen bei Stephansort, von Tappen-
beck am Jagei (= Oberlauf des Ramu), von Duncker am Unterlauf
des Sepik auf einer Sandbank erlegt.
344. Limosa limosa
Die Rasse melanuroides Gould [Beschr.: Salvadori, OÖ. F. III, p. 328
sub nom. Z. brevipes] brütet im östlichen Sibirien (westwäıts bis zum
Yenissei). Im Winter wandeıt sie über den Malayischen Archipel bis
Nordaustralien.
In Karlsruhe befindet sich ein von Hagen im IX. 1894 bei Stephans-
ort erlegtes 9.
345. Limosa lapponica
Die Rasse baueri Naumann [Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 329]
brütet im westlichen Alaska und östlichen Sibirien (westwärts bis zur
Taimyr-Halbinsel). Sie wandert im Winter bis Australien und Neu-
seeland sowie nach Polynesien.
Kubary erbeutete am 11. XI. 1894 zwei 3 bei Konstantin-Hafen.
346. Numenius phaeopus
Brutgebiet der Rasse variegatus (Scopoli) [Beschr : Salvadori,
0. P. III, p 333] Ostsibirien, westwärts bis zur Lena. Im Winter bis
Australien und Tasmanien, ostwärts bis Central-Polynesien
Schoede schoß zwei Stück am 14. IX. 1909 bei Friedrich Wilhelms-
Hafen.
347. Numenius minutus Gould
[Beschr.: Salvadori, ©. P. III, p. 334]
Brutgebiet vermutlich an der oberen Jana und mittleren Lena.
Im Winter über dieMolukken und Neuguinea nach Australien wandernd.
Bei Stephansort schoß Hagen je ein Stück am 30. IX. und 2. X. 94.
348. Scolopax saturata
Hochgebirgsbewohner auf Sumatra, Java und Neuguinea. Zwei
Rassen:
1. saturata Horsfield. Hohe Berge von Java und Sumatra, ober-
halb 2000 m,
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 87
2. rosenbergü Schlegel [Beschr.: Salvadori, O. P. DI, p. 235].
Hochgebirge von Neuguinea: Arfakgebirge, Saruwaged-Gebirge,
3000—-4000 m (Keysser leg., im Tring-Museum), sowie Owen Stanley-
Gebirge, 3500 m (Anthony leg.) und andere Bergzüge SO-Neuguineas.
349. *Irediparra gallinacea (Temminck)
[Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 308 sub nom. Hydralector g.]
Verbreitung: Celebes, Süd-Molukken, Misol, Neuguinea, Nord-
Australien, Timor. Rassengliederung noch nicht hinreichend aufgeklärt.
Die Sepik-Expedition erbeutete bei Malu ein ® (Fig. 132 mm)
und am Seerosensee ein & (Flg. 115 mm). Ein von Dr. Besenbrüch im
Herbst 1911 am Sepik erbeutetes Stück ohne Geschlechtsangabe
(Flügel 124mm) befindet sich im Münchener Museum.
350. Hydrochelidon leucopareia
Die Rasse fluviatilis Gould [Beschı.: Salvadori, O. F. III, p. 428
sub nom. H. hybrida] ist bekannt von Australien, Neuguinea, den
Molukken und Celebes.
Am Ramu und seiner Mündung wurden von Keıisting und Tappen-
beck drei Stücke geschossen. Eines stammt vom 3. XI. 1898.
351. Sterna bergü
Die Rasse eristata Stephens [Beschr.: Salvadori, O. F. III, p. 434
sub nom. $. bergii] ist fast über das ganze indo-australische Gebiet
verbreitet. An der Küste Deutsch-Neuguineas wurde sie mehrfach er-
‘beutet (so von Kubary am 10. IX. 1894 bei Konstantin-Hafen).
352. Sterna dougallii
Die Rasse bangsi Mathews ist verbreitet von den Seychellen und
Rodriguez über die Malakkastraße bis Südchina und bis zu den Lutschu-
Inseln; sie bewohnt ferner die Meere nördlich und östlich von Neu-
guinea bis zu den Salomonen (wo sich Brutplätze befinden), an-
scheinend auch die Küsten von Neu-Caledonien. |
Im Dresdener Museum befinaet sich ein von Wahnes am Huongolf
erlegtes d. Flügel 229mm (Mus. Dresden, No. 18899).
353. Sterna anaethetus
Die Rasse anaethetus Scopoli [Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 450
sub nom. Onychoprion a.] wohnt von den Küsten des Chinesischen Meeres
bis Ceylon, Neuguinea und bis zum nördlichen Australien.
Bei Finschhafen sammelte Geisler ein d im März 1892 Die Art
soll dort „zeitweilig in Schwärmen von 50—60° auftreten.
8. Heft
88 Dr. Erwin Stresemann:
354 *Sterna albifrons
Verbreitung der Rasse sinensis Gmelin (Beschr : Salvadori, O. P.
III, p. 446 sub nom. Sternula s.]: „Vor Korea und Japan sowie der
Ostküste von China bis Hainan, von den Sunda-Inseln und Molukken
bis Neuguinea und Australien, westlich bis Burmah und Ceylon“
(Hartert).
Ein Stück im Jugendkleid wurde von der Sepik-Expeaition im
August 1913 an der Einmündung des Nordflusses in den oberen Sepik
geschossen. In Karlsruhe befindet sich ein alter Vogel mit einfarbig
gelbem Schnabel, von Hagen im Juli 1891 an der Astrolabe-Bai a
355. Anous stolidus'
Verbreitung des Rasse pileatus (Scopoli) [Beschr.: Salvadorj,
O. P. III, p. 454 sub. nom. A. stolidus]: Von den Philippinen nordwärts
bis Japan; Nicobaren, Lakkedıven, Seychellen und Aldabra, südlicher
Stiller Ozeaa, südwörts bis Australien und zu den Norfolk-Inseln.
Pei Konstantin-Hafen erbeutete Kubary ein 2 am 11. vI 1894.
356. Hypotaenidia philippensis
Der Formenkreis hat eine sehr weite Verbreitung.: Von den
Philippinen und Java ostwärts über die ganze Inselwelt bis Z entral;
Polynesien, Australien und Neuseeland. Die Rasse
australis Pelzeln, an der rostfarbenen Halsbinde leicht kenntlich:
brütet in Tasmanien und Australien und wurde, offenbar als Durch-
zügler und Wintergast, vereinzelt auch auf den Kei- und Südcst-Inseln,
Südmolukker und auf Neuguinea angetroffen.
Im Berliner Museum befindet sich Kopf und Hals eines von Hagen
in „Kaiser Wilhelms- Land“ (offenbar an der Astrolabe-Bai) ge-
schossenen Exemplars. Die Reste eines anderen Stückes sah ich an
einem Gegenstand vom unteren Sepik im Hamburger Völkerkunde-
Museum (Peiho-Expedition).
357. *Porzana cinerea
Über das ganze indo-australische Gebiet und die Volcano- TröR
verbreitet.!) Die Rasse
leucophrys Gould [Beschr.: Salvadori, O. F. 111, p. 275 sub nom.
Ortygometra cinereal bewohnt Australien, die Kei-Inseln (vielleicht
auch die Timor-Gruppe), die Nord- und Süd-Molukken, Neuguinea
und die Bismarck-Inseln.
Die Sepik-Expedition schoß am 10. 11. 1913 ein 3 (Flügel 9,
Tarsus 33 mm) am Seerosensee.
358. Porzana plumbea
Verbreitung: Neuseeland, Chatam-Insel, Tasmanien und Australien;
ferner (als Wintergast?) Neu-Caledonien, Neue Hebriden, Tonga-,
') Rassengliederung: Stresemann, Nov. Zool. 21, 1914, p. 53—55.
Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 89
Fidji- und Samoa-Inseln. Einmal auf Neuguinea nachgewiesen:
©, Bongu, 29. VIII. 1892, S. Fenichel leg. (Madarasz 1894, p. 105).
Mathews (Birds Australia I, 1911, p. 217) unterscheidet zwei
Rassen: plumbea (Gray) von Neuseeland und immacnulata (Swainson)
von Tasmanien und Australien, letztere durch kürzeren Schnabel und
Lauf und relativ kürzere Armschwingen unterschieden. Zu. welcher
Rasse der Irrgast von der Astrolabe-Bai gehört, vermochte ich nicht
zu ermitteln.
359. Eulabeornis tricolor
Der Formenkreis ist verbreitet über Tenimber, Kur, Damar,
Nord- Queensland, Neuguinea und einige anliegende Inseln, sowie den
Bismarck-Archipel.!) Die Rasse
tricoler (Gray) [Beschr.: Salvadori, OÖ. P. IIl, p 266 sub nom,
Rallina t.] lebt auf ganz Neuguinea, den Aru-Inseln, Waigeu, der Dam-
pier-Insel, Neu-I:auenburg, Neu-Mecklenburg?) und Neu-Hannover.
2 Im Berliner Museum befinden sich Stücke von Simbang und vom
Ramu.
360. Gallinula olivacea
Verbreitung: Von den Philippinen über Celebes und die Molukken
bis Nordaustralien, Neuguinea, zum Bismarck-Archipel und zu den
Salomonen. Drei Rassen: |
1. olivacea Meyen. Philippinen.
2. isabellina (Schlegel). Eine äußerst aufgehellte, unten isabell-
farbene (statt düster schwaizgraue) Rasse. Celebes.
3. molnccana Wallace [Beschr. Salvador, O. P. III, p. 276].
Ähnlich olivacea, aber etwas kleiner, oberseits mehr bräunlich oliv,
weniger grünlieh oliv, Grau der Unterseite meist viel heller. Siao,
Nord- und S$üd-Molukken, Misol, Neuguinea, Nord-
Australien, Bismarck-Archipel, Salomenen (Sta. Anna bei
San Christoval).
Kubary schoß diesen Vogel bei Konstantin-Hafen. Im Z.M. BD.
befindet sich ein @ vom Ramu, Flg. 135 mm.
361. Gymnoerex plumbeiventris (Gray)
[Beschr.: Salvadori, ©. P. III, p. 268]
Verpreitung: Nord-Molukken, ganz Neuguinea nebst Misol, der
Dampier-Insel und den Aru-Inseln, Bismarck-Archipel.
Im Zool. Museum Berlin befinden sich drei Stücke von Friedrich
Wilhelms-Hefen.
1). Rassengliederung: Rothschild u. Hartert, Nov. Zool. 22, 1915, p. 26.
2) Ein Stück von Neu-Mecklenburg (Peekel leg., im Berliner Museum)
fällt durch seine geringe Größe (Flügel 133 mm) auf.
8. Heft
90 Dr. Erwin Stresemann:
362. Ypsilophorus!) plumbeus (Salvadori)
Ein naher Verwandter des australischen Y. ypsilophorus jedoch,
im männlichen Alterskleid sehr abweichend gefärbt.
Q und Z 1uv.: Oberkopf schwärzlich mit strohfarbenem Median-
sreif; Nacken- und Rückenfedern rostbraun, zuweilen teilweise asch-
grau, von breiteren oder schmäleren schwarzen Wellenlinien oder
Querbinden durchzogen und mit weißem vis blaß strohgelbem Schaft-
strich versehen. Kehle rahmfarben, übrige Federn der Unterseite bald
heller, bald düsterer isabell mit mehreren schmalen, nach der Federspitze
vorgebuchteten schwarzen Querbinden. lügel: 96—-97 mm.
d ad.: Licht aschgrau; Scheitel, Hinterkopf, Außen- und Innen-
säume der innersten Armschwingen und einigen Weichenfedern bräun-
lich mit schwarzer Zeichnung; Kehle blaß rahmfarben. Flügel 90
bis 96 mm.
Von SO-Neuguinea westwärts an der Südküste bis zum Aroafluß,
an der Nordküste bis zur Astrolabebai.
Ich untersuchte aus Deutsch-Neuguinea ein $ ad. von der Astro-
labe-Bai (ex Schlüter) und ein 9, von Kubary am 4.X.1894 bei
Kon.tantin-Hafen erlegt.
363. *Megapodius reinwardt
Der Formenkreis ist von Lombok über die Rleinen Sunda-Inseln
bis NO-Australien verbreitet und findet sich weiter auf den Kei-Inseln,
Süd-Melukken, auf Neuguinea, den Bismarck- und Salomons-Inseln.
Auf Neuguinea leben mindestens vier Rassen:
1. reinwardt Dumont2) [Beschr.: Salvadori, O0. P. III, p. 221
sub nom. M. duperreyil. Kleine Sunda-Inseln von Lombok
ostwärts; Inseln der Banda-See, Kei-Inseln; von NW-
Neuguinea ostwärts an der Nordküste mindestens bis
Andai, an der Südküste bis SO-Neuguinea und von da an
der Nordküste westwärts mindestens bs zum Kumusi-Fluß;
ferner Aru-Inseln, Dampier- und Vulkan-Insel.
2. affinis A. B. Meyer. Füße nicht rötlich, sondern düster
graulich.?) Onerseite dunkler, Größe gerirger. Südküste der
!) Symoicus Gould 1837 kann als praeokkupiert betrachtet werden durch
Synoticum Phipps 1774. Daher führte Mathews (Austral. Avian Record I p. 127,
1912) den Ersatznamen Ypsilophorus ein.
?) Megapodius Reinwardt Dumont, Diet. des Sc. Nat. (ed. Levrault)
XXIX, p. 146 (Dez. 1823 — ,,Amboina‘“). Diese Fundortsangabe ist irrig.
Schleze! (Mus. P. B. VIII, p. 57) versichert, daßaufder Originaletikette,,Lombock“
verzeichnet stand, und dies müssen wir wohl hinnehmen, wiewohl Reinwardt
niemals auf Lombok war. Ganz willkürlich und unhaltbar ist die durch Mathews.
Austr. Avian Record III, 1915, p. 17 vorgenommene Fixierung der Aru-Inse'n
als terra typica. .
°) Die Läufe der beiden Typen Meyers sind jetzt düster gelbbraun, die
Zehen schwärzlich gefärkt,
Dr. Bürgers’ ormithologische Ausbeute im Stromgebiet des Sepik. 91
Geelvink-Bai \‚Rubi), anscheinend stellenweise im südlichen Vor-
land des Schneegebilges (Utakwafluß); Jobi?
3. decollatus Oustalet.!) Größer als affınıs (Flügel 208-224
gegen 200—-202 mm); Flügel und Oberkopf weniger bräunlich. Vom
Mamberano ostwärts bis zur Astrolabe-Bai, ferner
Tarawai.
Die Sepik-Expedition schoß vier Exemplare (bei Malu und am
Lehmfluß). Flügel 2 209, 2222, $ 219 mm. Füße „grün“ (zweimal),
„grau“, „graubraun“.
4. huonensis Stresemann.?) Wie decollatus gefärbt, aber größer
(Flügel 226- 235mm). Küsten der Kai-Halbinsel (Kelana,
Heldsbachküste, Finschhafen).
364. * Talegallus jobiensis
Von SO-Neuguinea westwärts an der Südküste bis zum Aroafluß,
an der Nordküste bis zum Mamberano; ferner Jobi. Zwei Rassen:
1. jobiensis A. B. Meyer [Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 244).
Jobi und Nordküste Neuguineas vom Mamberano ost-
wärts wahrscheinlich bis zur Humboldt-Bai.
2. longieaudus A. B. Meyer. Steuerfedern länger (170--191 mm),
düstere Rostfarbe des Halsgefieders stärker hervortretend.. Von
SO-Neuguinea westwärts an der Südküste bis zum Aroa-
fluß, an der Nordküste mindestens bis zum Sepik.
Bei dem von der Sepik-Expedition vei Malu erbeuteten Q mißt
der Flügel 293, das mittlere Steuerfederpaar 170 mm.
365. * Aepypodius arfakianus (Salvadori)
[Beschr.: Salvadori, O. P. III, p. 251]
Im Bergland von ganz Neuguinea und Jobi. Eine nahe verwandte
Art auf Waigeu.
Die Sepik-Expedition schoß auf der Hunsteinspitze drei, auf dem
Etappenberg ein Stück. Flügel: $ 260, 265, 276, 2 270 mm.
366. *Casuarius unappendiculatus
Nur zwei Rassen dieses großen Kasuars haben sich bisher mit
Sicherheit nachweisen lassen:
1. unappendiculatus Blyth [Beschr.: Salvadori, O. P. TII, p. 490].
Salawati und gegenüberliegende Küste der Berau-Halb-
insel.
2. oceipitalis Salvadori. Größer, blaue Färbung am Hals aus-
gedehnter, seitlicher Halsstreif rot, nicht gelb, Helm viel höher. Jobi
und Nerdküste Neuguineas, von den Küsten der Geelvink-
Bai ostwärts bis zum Ramu.
!) Synonym: Megapodius brunneiventris A. B. Meyer 1892.
?) J.f.O. 70 p. 408 (1922 — Heldsbachküste).
8. Heft
9% Dr. Erwin Stresemann: Dr. Bürgers’ ornithologische Ausbeute usw.
Kopf und Hals zweier alter Exemplare aus dem Sepikgebiet,
denen Dr. Behrmann gute, nach demsfrischerlegten Vogel angefertigte
Farbenskizzen beigegeben hat, zeigen erhebliche individuelle Variabilität
sowohl der Helmgestalt wie der Färbung: der eine besitzt einen gelben
Nackenfleck, dem zweiten fehlt er. Der am Halse herabziehende seit-
liche Hautstreifen ist hei dem einen Vogel rotviolett, beim andern rot-
violett mit gelber Einfassung. — Ferner besitzt das Berliner Museum
Kopf und Hals eines alten Exemplars vom Ramu (Tappenbeck leg.).
367. Casuarius pieticollis
Anscheinend zwei Rassen: en
l. pieticollis Scelater [Beschr.: Salvadori, O. P. IIl, p. 499]. SO-
Neuguinea (im Flachland?).
2. heeki Rothschild. ‚This form differs from C . pichicollis i in the
absence of red on the throat and chin, in the much darker blue of the
head and neck, and in the bright crimson instead of purplish-red naked
lower sides of neck“ (Rothschild). Kai-Halbinsel, wo nach Mada-
räsz 1901 p. 80 eing von Bir6 am 27. IX. 1898 am Sattelberg gesammelt
wurde, und Hinterland der Astrolabe-Bai: das Dresdener Museum
besitzt ein von Wahnes bei Bongu gerammeltes Stück (No. 14745),
und Hagen bestätigt in seinem eingangs erwähnten Buch (p. 94),
daß an der Astrolabe-Bai C. pieticollis und erst weiter im Westen
Ü. unappendiculatus vorkomme.
368. Casuarius keysseri Rothschild
[Beschr.: Rothschild, Bull. B. ©. Club 29, 1912, p. 50]
Eine kleine Gebirgsart, die Keysser auf dem Rawlinson- Gebirge
entdeckte. Mir nicht bekannt. Vermutlich ein Vertreter des vom
Owen Stanley-Gebirge beschriebenen (©. loriae Rothschild.
369. Casuarius foersteri Rothschild
| Beschr.: Rothschild, Bull. B. ©. Club 33, 1913, p. 66]
Von Keysser im Inneren der Kai-Halbinsel in 1000 m Höhe ge-
sammelt. Mir nicht bekannt. Unterscheidbarkeit von (. keysseri
noch zu ermitteln.
Einiges über Ostturkestan und dessen
Dytisciden - Fauna.
Von
L. Gschwendtner,
wissenschaftlicher Mitarbeiter des o.0. Landesmuseums.
Von den koleopterologisch noch am wenigsten einheitlich er-
forschten Gebieten der Erde dürfte Ostturkestan bei den bedürftigsten
stehen. Es soll damit nicht nur gesagt sein, daß es faunistisch oder in
diesem Falle koleopterologisch ein Gebiet von größter Bedeutung und
besonderem Interesse ist, sondern es soll gleichzeitig damit konstatieıt
werden, daß es bis heute in die Erforschung noch recht wenig einbe-
zogen werden konnte, daher in der Literatur nur äußerst sporadisch
und da nur gelegentlich aufscheint. Der kausale Zusammenhang dieser
Erscheinung ist wohl in erster und letzter Linie in der geographischen
Lage und der damit zusammenhängenden äußerst mühevollen Er-
forschung, besonders einzelner Teile des Gebietes zu suchen. Ich er-
innere nur an die ungeheuren Mühsale und Schwierigkeiten, von
denen der Asienreisende Sven Hedin in seinen Schriften berichtet.
' Wie nun ein Blick auf die Kaıte zeigt, entbehrt Ostturkestan
von allen Richtungen her jeglichen leichteren Zugangs. Überall mit
Ausnahme des Ostens ist es umschlossen von kolossalen Gebirgs-
zügen, von denen manche Erhebungen bis zu 8000 m und darüber
aufweisen. Im Süden vom Hochland des Tibet, im Westen vom Pamir
und die nördliche Umrahmung bildet der Gebirgszug des Thian-schan,
wo sich noch die besten und niedrigsten Zugänge ergeben, während
alle Übergänge im Westen, nördlich und südlich des Pamir noch gegen
4000 und 5000 m hoch liegen. Über den größten Teil von Ostturkestan,
südlich der Tarim, der im Osten im Lob-nor erlischt, dehnt sich die
Takla-makan aus, eine ungeheure Wüste, die Sven Hedin als die
schrecklichste der Erde bezeichnet. Ostturkestan ist also gegen Süden
und Westen nahezu vollkommen abgesperrt durch mäch:ige Schranken,
die im Süden durch die Takla-makan noch verstärkt, ja unüberwindbar
werden. Da es gegen Osten offen ist, so liegt es nahe, daß der ost-
asiatische Einfluß sich hinein erstrecken konnte und überall dort,
wo es möglich war, sich festhielt. Sicherlich ganz andere Bedeutung
wird der nördlichen Umrahmung für d’e Geltendmachung fremder
Faunenzonen zuzuschreiben sein. Der Gebirgszug von Thian-schan
erreicht fast nirgends solch gewaltige Höhen wie das Hochland von
Pamir und Tibet, auch nirgends solch ungeheure Ausdehnung, wes-
halb bereits von vornherein daraus geschlossen werden kann, daß die
nördliche Umrahmung, speziell in den östlichen Ausläufern der Thian-
schan-Gebirgskette für fremde: expansible. Einflüsse vielfach keine
8. Heft
94 L. Gschwendtner:
unüberschreitbare Schranken mehr bedeutet, sodaß diese Einflüsse
an manchen Stellen berüberwirken konnten. In weiterer Hinsicht
aber wird der ohne Zweifel in bestimmter Richtung differenzierende
Einfluß der Geb'rgslandschaft zur Geltung kommen müssen, sodaß
dann die nördliche Umrahmung selbst bedeutend art- und formen-
reicher sein wird als die übrigen Gebiete. Es wird zu erwarten sein,
daß einerse'ts sibirischer und ostasiatischer Eirschlag hier sich treffen,
andrerseits aber beide in bestimmter Weise beeinflußt werden und dann
zu einer speziellen Ausbildung gelangen müssen. Da außerdem der
Teil nördlich des Tarim infolge der vielen Zuflüsse und Seen der
vegetationsreichere ist, so wird nach dem besagten einerseits für die
Erforschung der Fauna Ostturkestans die nördliche Umrabmung das
Interessanteste bieten, andererseits durch sie der Gesamtcharakter
dominierend beeinflußt sein. _
- Zieht man ferner noch die Möglichkeit in Betracht, daß ehemals
am Ende der Eisperiode manche Arten, statt dem Inlandeise nach
Norden folgend, sich ıns Gebirge zurückgezogen haben werden, so
ergeben sich für die theoretische Beurteilung der ostturkestanischen
Fauna folgende Gesichtspunkte. Bemerkbar wird sich machen der
ostasiatischet) und sibirische Einfluß, wokei aber der ausgesprochen
ostsibirische und transbaikalische Charakter kaum mehr zur Geltung
kommen dürfte. Mancherlei Ähnlichkeit wird mit der mongolischen
Fauna bestehen. Beide Einflüsse werden sich treffen im Thian-schan
und werden, soweit die Tiere nicht Exzessivformen repräsentieren,
zur Differenzierung entsprechend den dort bestehenden Lebens-
bedingungen und infolge Zusammentreffens zweier Einflußsphären
gezwungen worden sein und zur Entstehung von Rassen und neuer
Arten Anlaß gegeben haben. Der kleinasiatische und persische Ein-
schlag wird, wenn er sich äußert, zum Großteil wenigstens bereits mit
dem südwestsibirischen bezw. transkaspischen behaftet sein. Berühıt
von dem sibirischen Moment wird auch das europöische in Erscheinung
treten und ebenso wie der ostasiatischeim Thian-schan Differenzierungen
erleiden. Am schwächsten werden begreiflicherweise rein tropische
Tendenzen vom Süden heı, also aus Indien Ausschlag geben. Der
eventuell auftretende schwach tropische Einschlag wird vorzugsweise
im Wüstenklima seine Ursache haben.
Zweck meiner Arbeit soll nun zunächst sein, einen Versuch zu
machen, die theoretische Beurteilung induktiv zu festigen, ferner einen
Beitrag zu liefern zur Kenntnis der Dytiscidae-Fauna des Gebietes,
um den eingangs beklagten Mangel einer zusammenfassenderen Be-
handlung beheben zu helfen und schließlich einerseits unsere bisherige
Artenkenntnis zu bereichern durch Beschreibung der in den letzten
Jahren in Ostturkestän entdeckten neuen Arten, Rassen und Formen,
andererseits daran anknüpfend die Bedeutung einiger Arten für die
Systematik de: Dytiscidae zu erörtern.
!) Unter dem ostasiatischen Binfluß will ich im besonderen den mongolischen,
nord- und südehinesiıschen Charakter bezeichnen.
Einiges über Ostturkestan und dessen Dytisciden-Fauna. 95
Bezüglich des induktiven Nachweises meiner Behauptungen sei
im voraus gleich betont, daß ich denselben nur auf meinem Spezial-
gebiet, den Dytiscidae erbringen kann und daß es sich begreiflicher-
weise meiner Beurteilung entzieht, wie weit sich meine Ergebnisse
auf andere Gebiete verallgemeinern lassen werden, dech bin ich der
festen Überzeugung, daß sich auf vielen Gebieten in den wesentlichen
Punkten analoge Resultate ergeben würden.
Das Material, das mir zu diesem Zwecke zur Verfügung steht,
bezog ich von verschiedenen Tauschfreunden und in der Regel nur in
einzelnen Stücken. Erst im September 1922 gelang es mir, ein größeres
Material, das Ergebnis einer Forschungsreise, von Herrn Kollegen
Winkler in Wien zu erwerben, der mir dasselbe in liebenswürdiger
Weise zur Bearbeitung übergab. Dieses Material enthielt nicht nur
Tiere aus Ostturkestan selbst, sondern auch solche aus den angrenzenden
Gebieten. So waren darunter Tiere aus Persien, Transkaspien, Tur-
kestan, Semirjetschensk, Dsungarei, Mongolei und den Nordabhängen
des Tibet, speziell des Altyn-tagh. So wurde es mir möglich, die Faunen
dieser Gebiete in bezug auf Ostturkestan entsprechend zu berück-
sichtigen und in Vergleich zu ziehen. Besonders zu begrüßen war, daß
aus dem Gebirgszug von Thian-schan verhältnismäßig viel vor-
handen war.
Zur besseren Übersicht will ich die einzelnen mir vorliegenden
Tiere, soweit sie sich zur Erläuterung eigren, der Reihe nach durch-
gehen und Stellung und Bedeutung derselben zur geographischen Auf-
g&be besprechen und in Verbindung damit die übrigen Fragen erörtern.
Zunächst einmal Noterus clavicornis De Geer, der sich im ganzen
Gebiet von Semirjetschensk an längs des Thian-schan hinüber bis an
die Ostgrenze von Ostturkestan, Chami vorfindet. Sein Verbreitungs-
gebiet erstreckt sich über ganz Europa und gabelt sich am Schwarzen
Meer in eine Fortsetzung südlich und nördlich desselben, die beide
parallel weiterlaufen. Die südliche endet bereits vollkommen in Syrien,
während die nördliche mit wahrscheinlicher Unteibrechurg in Kau-
kasien und vielleicht zuch Transkaspien hinüberreicht bis nach Tur-
kestan-Ostturkestan. Da die Verbindung mit dem Hauptverbreitungs-
gebiet mehr oder weniger fehlt, so liegt esnahe daß eine Differenzierung
entsprechend den gegebenen Faktoren eintreten muß. Da aber die
Entwicklung der Noterus-Aıten exzessiven Charakter zu tragen scheint
und daher der Wirkung äußerer Faktoren nur sehr wenig nachgibt,
weshalb auch innerhalb der wenigen Aıten fast keine Veränderungen
auftreten (bei clavicornis z. B. treffen wir trotz des ziemlich großen
Verbreitungsgebietes lediglich die Form comvexiusculus mit den
kleineren Punkten auf der vorderen Flügeldeckenhälfte, die ungefähr
südlich des 40. Breitengrades auftritt) so nimmt es nicht Wunder,
wenn die Tiere in Osttuikestan und selbst im Thian-schan fast noch
genau so aussehen wie die von Europa. Weiter nach Osten dürfte die
Art sicherlich nicht mehr gehen, so daß in Ostturkestan, wo sich die
Art noch gehalten hat, die Verbieitung abschließt. |
8 Heft
96 ai L. Gschwendtner:
Laccophilus hyalınus De Geer und Bidessus (geminus F., von
denen der erstere mit Ausnahme des Nordens über ganz Europa, in
Asien im südwestlichen Teil bis nach Persien, im nördlichen südlich
des Polarkreises bis nach Ostsibirien verbreitet ist, ebenso aber wie
letzterer, der, ausgenommen seiner afrikanischen Variationen in ganz
Europa, Nordafrika und in Asien südlich des Schwarzen Meeres bis
Syrien, nördlich über Kaukasien, Südwestsibirien bis nach Semir-
jetschensk und nach Regimbart merkwürdigerweise auch in Süd-
china ( Yunnan) vorkommt, mehr oder weniger ein Tier der Ebene ist,
stoßen lediglich an den Gebirgszug von Thian-schan an ohne aber
denselben zu übersteigen. Beide stehen also ebenso wie Noterus clavi-
cornis nur über Sibirien mit Europa in Verbindung während eine solche
mit Kleinasien und Persien fehlt. Die bei geminus auftretende confusus-
Zeichnung dürfte auf dem Umweg über die symbolum-Färbung zu-
standegekommen. sein was umso mehr wahrscheinlicher ist, als in
Südrußland,. Kaukasien die symbolum-Form bereits bedeutend häufiger
wird und bei Tieren aus Semirjetschensk gelegentlich noch auftritt,
Hydroporus tartarius J. I.ec., ein nach seinem Hauptverbreitungs-
gebiet ausgesprochen nördliches Tier (Nordeuropa, West- und Ost-
sibirien südlich des 63. Breitengrades und Nordamerika), dokumentiert
durch sein Vorkommen am Tonfluß in der Nähe des Issyk-kul (44,
Breitengrad) seine südlichste Verbreitung. Der Einfluß des Südens
sowohl, wie des Differenzierungsgebietes des Thian-schan drängten
seine Entwicklung in besondere Bahnen, wodurch die von der forma
typica abweichende Form zustandekam. Sicherlich charakterisieren
diese Tiere Überreste einer ehemals während der Eisperiode viel süd-
licher gelegenen Verbreitungszone dieser Aıt.
Hydroporus macrocephalus Gschw. selbst ist wohl nicht ganz
geeignet, das Problem zu beleuchten, doch scheint es mir durchaus nicht
ausgeschlossen, daß diese Aıt infolge seiner Verwandtschaft mit notatus
indirekt den sibirischen Einfluß kundgibt. Jedenfalls aber wird durch
diese Art, wenn man an der Vermutung festhält, daß sie ursprünglich
dem- notatus näher stand, der abändernde Faktor des Thian-schan
klargelegt.
Von ganz besonderer Bedeutung für die’ Erforschung des geo-
graphischen Charakters Ostturkestans ist aber Hydroporus Goldschmidtv
Gschw. mit seiner var.recidivus Gschw. und zwar in doppelter Hinsicht.
Die forma typica wurde gefunden am Tonfluß in der Nähe des Issyk-kul
und an den Ufern des Bagrasch-kul. Ersterer liegt im Zentrum des
Thian-schan, letzterer bereits am Rande. der östlichen Ausläufer.
So kann angenommen werden, daß diese Art wahrscheinlich über den
Großteil des Gebirgszuges hin verbreitet sein wird. Typische Formen
sind mir aus dem Zwischengebiete nicht bekannt, wohl aber die var.
recidivus aus dem Gebiete zwischen Aksu und dem Musartpaß. Diese
var. weist nun durch ihre. Beschaffenheit‘ untrüglich hir auf nahe
Verwandtschaftsbeziehungen mit pubescens bezw: :phänotypisch: zu-
nächst mit dessen Rasse Habelmannı. Welchen Umständen es nun zu-
zuschreiben ist, daß in diesem ‚Gebiete eine Form :zustandkam, die
Einiges über Ostturkestan und dessen Dytisciden-Fauna. 97
phänotypisch die Eigenschaften einer nahe verwandten Art auf-
‚scheinen läßt, darüber ließen sich wohl nur Vermutungen aussprechen.
Wie auch immer diese var. entstanden sein mag und bedeuten
wird, jedenfalls glaube ich mich berechtigt, dieselbe für diesystematische
Bewertung recidivus zu benennen, ohne damit eine bestimmte bio-
logische Bewertung ein für allemal zu konstatieren, es soll lediglich
der Phänotypus schlagwortartig für die Systematik charakterisiert sein.
Da es nun meines Erachtens durch diese var. ganz außer jeden
Zweifel steht, daß G@oldschmidti mit pubescens nahe verwandt ist, so
ergibt sich daraus die Berechtigung, bezüglich der Entwicklung der
faunistischen Gestaltung Ostturkestans die Verbreitung des letzteren
mit in Betracht zu ziehen. Pubescens findet sich in ganz Europa und
Nordafrika und dringt in Asien bis nach Persien vor. Ungefähr südlich
des 44. Breitengrades geht er über in seine klimatische Rasse Habelmannı,
die bereits dominierend in der Umgebung von Monastir auftritt und
in Sizilien, Nordafrika, Kleinasien bis Persien ausschließlich vorkommt.
‘Unbekannt hingegen ist mir bisher geblieben, ob er such nördlich des
‚Schwarzen Meeres eine Verbreitungszunge nach Asier hinein ent-
sendet. Ich hatte wohl einigemal bereits Gelegenheit, Material aus
Kaukasien und Südrußland zu bearbeiten, aber immer fehlte darunter
pubescens. Möglicherweise erstreckt er sich dort nicht mehr weiter
nach Osten. Wenn dies zutrifft, dann kann die in Transkaspien vor-
kommende Rasse des pubescens: transgrediens Gschw. nur durch eine
Abtrenrung von der pubescens-Ra;se Habelmanni in Persien, wo dieser
ja noch in Hamadan gefunden wurde, erklärt werden. Danach würde
auch Goldschmadtı persischen Einfluß nachweisen, wofür bis zu ge-
wissem Grade auch die Tatsache sprechen mag, daß var. recidivus
der Rasse Habelmannı ähnlich ist und. nicht der forma typica des
pubescens, wenn dies nicht in erster Linie dem klimatischen Einfluß
‚zuzuschreiben ist.
. In der Art und Weise der Gestaltung aber und speziell durch das
Auftreten der stark opaken Q? äußern sich in Goldschmidti andererseits
sibirische Momente, sodaß die Art für Ostturkestan von doppelter
Bedeutung. ist. |
Von nicht geringerer Bedeutung ist Goldschmidt; mit seiner var.
recidivus in ‚Verbindung mit der pubescens-Rasse transgrediens für die
Systematik, da durch diese der bisber sprunghaft geglaubte Über-
gang der Hydroporus pubescens-Gruppe zur planus-Gruppe hinfällig
wird und so der addierende Charakter der Entwicklung beider Gruppen
gut zum Ausdruck kommt.
Die pubescens-Gruppe ist vor allem dadurch charakterisiert.
daß die ganze: Unterseite völlig glatt ist, also keine Chagrinierung
aufweist, während hingegen die Tiere der planus-Gruppe, zu der auch
Goldschmidti gehört, auf den letzten 3—4 Abdominalsegmenten eine
deutliche Chsgrinierung- aufweisen. Die pubescens-Rasse transgrediens,
die in den primören Charakteren, also den männlichen. Genitalien,
vollkommen dem pubescens, wie dessen Rasse Habelmanni gleicht,
‚schließt sich in. seiner Gestalt vielmehr der des @oldschmidti an, als
Arch’v für Naturgeschichte. ?
19233. A, 8. 7 8. Heft
98 -L, Gsehwendtner:
an alle Formen des pubescens, aber noch viel mehr, auch die Skulptur
der Oberfläche zeigt deutlich eine Mittelstellung zwischen beiden und
insbesondere sind die letzten drei Abdominalsegmente deutlich
chagriniert. Ic ähnlicher Weise charakterisiert, wie oben bereits er-
wähnt, die var. recidivus eine Mittelstufe zwischen beiden Arten und
Artengruppen, so daß durch sie die Affinität der angehörenden Arten
sowohl, wie deren Entwicklung klargelegt erscheint, andererseits der
Beweis erbracht wird, daß auch die Phylogenie der Artengruppen
keine Sprünge macht, denn: „natura non facit magnum saltum“.,
Für persischen bezw. kleinasiatischen Einfluß spricht nun direkt
Gaurodytes örguttalus subspec. Winkler; Gschw., da sich biguttatus
von den Mittelmeergebieten nur über Kleinasien nach Persien er-
streckt und hier noch im Elbursgebiet gefunden wurde. Wahrscheinlich
wird er sich auch in Transkaspien vorfinden, so daß dann die Ver-
bindung zwischen Persien und Turkestan hergestellt erscheint. Ein
Zusammenhang mit Persien über Kaschmir, wo er ja noch vorkommt,
erscheint mir nicht wahrscheinlich, da sich hier die unüberschreitbaren
Schranken von ‚Karakorum zwischenschieben und das Vorkommen
desselben in Ostturkestan sich in der Richtung von Turkestan— Issyk-kul
— Musart— Chami erstreckt.
Der Einfluß des Thian-schan macht sich auch bei dieser Art
besonders deutlich kenntlich, indem sich hier eine Form ausbildete, die
infolge ihres ausschließlichen Vorkommens als Rasse angesprochen
werden kann. Möglicherweise handelt es sich um eine klimstische Rasse,
da nach liebenswürdiger Angabe des Herrn Zimmermann die Tiere
im Gebirge von Kaschmir eine ähnliche Entwicklungstendenz zeigen.
Diese Rasse wird nun für die Phylogenie deshalb von beachtens-
werter Bedeutung, als sie den Verwandtschaftsnachweis der G@auro-
dytes basalis-Gruppe mit der biguttatus-Gruppe besonders gut erbringt.
Die basalis-Gruppe charakterisiert sich hauptsächlich durch den an
der Basis stark eingezogenen Halsschild und trennt sich dadurch von
der biguttatus-Gruppe, deren Arten sich durch einen Halsschild kenn-
zeichnen, der gegen die Basis zu nicht oder nur sehr schwach verengt
ist. Diese Rasse aber unterscheidet sich von der forma typica des
biguttatus dadurch, daß der Halsschild genau die gleiche Ausbildung
hat wie der des @. blatta, der in dieser Hinsicht zu den extremsten
Arten der basalis-Gruppe zählt. Wenn ich nun auch im allgemeinen
gegen die Benennung mancher Formen bin, um die Systematik nicht
unnötig mit Namen zu belasten, besonders dann, wena es vollkommen
genügt, durch eine gute Beschreibung den Charakter und die Be-
deutung einer einfachen Farben- oder Strukturmutation bekannt-
zugeben, so glaube ich, besteht in diesem Falle die Berechtigung,
die Form durch einen Namen festzuhalten.
Östasiatischem Einfluß wiederum begegnen wir in Gaurodytes
luteolus Reg. Derselbe war bis jetzt nach Regimbart nur aus Su-
Tchouen bekannt. Er wird aber wahrscheinlich über die ganze Mon-
golei und Nordchina verbreitet sein. Mir liegen Stücke vor aus Kalgan.
Diese Art erstreckt sich nun nach Westen über die Dsungarei bis in
Einiges über Ostturkestan und dessen Dytisciden-Fauna. 99
den Thian-schan, vor woer mir aus Chami und dem Issyk-kul be-
kannt ist.
Für den im allgemeinen rur sehr schwach einschlagenden trans-
baikalischen Einschlag dürfte vielleicht Gaurodytes aequabilis Gschw.
sprechen, wegen seiner näheren Verwandtschaft mit @. aequalis Sharp.
Darüber getraue ich mir aber kein difinitives Urteil abzugeben, da
derselbe auch dem aus Südchina bekannten @. chinensis Zim. sehr
nahe steht, sodaß es sich eventuell wiederum um einen ostasiatischen
Einfluß handeln könnte.
Ilybius angustulus Reg. hingegen weist sicherlich rein ostasiatische
Momente nach. Als dessen Verbreitungsgebiet war bisher nur China
bekannt.
Durch das Vorkommen von Colymbites-Arten wird unzweifelhaft
sibirischer Einfluß nachgewiesen, da die Vertreter dieses Genus im
Durchschnitt der arktischen Region angehören, ja einige sogar jenseits
des Polarkreises noch vorkommen. Die übrigen mir vorliegenden Arten
verhalten sich zum geographischen Problem mehr oder weniger in-
different. |
Herzlichst gedankt sei an dieser Stelle Hern Kollegen Winkler
in Wien für die freundliche Überlassung des Materials, sowie Herrn
Zimmermann in München für seine brieflich mir mitgeteilte Meinung
über einzelne Tiere und meinen lieben Freunden Dr. Priesner und
Dr. Schauberger in Linz für ihre mir sehr wertvollen Äußerungen
zu einigen Fragen. Auch sei vielmals gedankt meinem Herrn Kollegen
Scholz in Liegnitz für die freundliche Zusendung von Vergleichs-
material von @aurodytes.
Angabe und Beschreibung der Dytiscidenarten, die mir bei dieser Arbeit
a zur Verfügung standen. t
1. Noterus elavicornis De Geer. Hierunter befinden sich auch
Stücke mit etwas schwächeren Punkten auf der vorderen Fld.-Hälfte,
also Übergänge zur var. convexiusculus Reiche. Semirjetschensk:
Djarkent; Thian-schan; Issyk-kul; Ostturkestan: Chami.
2. Laecophilus minutus L. Semirjetschensk: Djarkent; Tur-
kestan: Ketmen-Tjube.
3. L. hyalinus De Geer. Turkestan: Ketmen-Tjube.
4. Bidessus geminus F. Die Tiere weisen fast alle eine confusus-
Zeichnung auf den Fld. auf. Semirjetschensk: Djarkent.
5. Coelambus enneagrammus Ahrens. Turkestan: Syr-Darja. .
6. €. flaviventris Motsch. Turkestan: Repetek, Syr-Darja.
7. €. impressopunetatus Schall. Semirjetschensk: Djarkent.
8. Herophydrus musicus Klug. Turkestan: Buchara; Ostturkestan:
Provinz Kuliab, Aksu-Tal.
9. Hydroporus tartarieus Lec. Zwei Stücke aus einem Tümpel
am Tonfluß in der Nähe vom Issyk-kul. Beide charzkterisieren eine
interessante Form dieser Aıt, der möglicherweise Rassenweit zu-
kommt, was sich aber infolge empfindlichen Materialmangels aus der
os 8 Heft
100 L. Gsehwendtner:
näheren und weiteren Umgebung Ostturkestans meiner eigenen. Be-
urteilung entzieht, weshalb ich diese Frage offen lasse. Die Tiere sind
um einiges größer wie die forma typica, das eine 37/,, das andere 4 mm.
Beide sind nahezu vollkommen parallel, die Fld. hinter der Mitte kaum
erweitert, mit sehr schwacher Längswölbung, die Querwölbung ist
an der Naht ein breites Stück durch Verflachung des Rückens gestört,
wodurch eine schwache Längsdepression der Fld. hervorgerufen wird,
die sich verschmälernd bis gegen die Spitze hin erkennen läßt. Der
Hschld. ist an der Basis etwas breiter als die Fld. und nach vorn gerad-
linig und stark verengt. Die schwarzbraune Färbung der Fld. ist aus-
gedehnter wie bei der f. t., bei der die rotbraune Seitenaufhellung
an der Basis größere Ausdehnung gewinnt. In den primären Charakteren
stimmt diese Form mit der f.t. vollkommen überein. |
10. H. macrocephalus nov. spec. In der Gestalt und Färbung
erinnert diese Art einigermaßen an Hydroporus notatus Sturm. Lang-
gestreckt, nahezu parallel, nach vorn sehr schwach, nach rückwärts
viel stärker, fast keilförmig verengt, jede Fld. von oben betrachtet
am Beginn des #. Fünftels zuerst bogenförmig, dann aber fast gerad-
linig verengt und sehr stark zugespitzt. Längs- und Querwölbung
ziemlich niedrig. Kopf sehr groß und breit, doch dem des notatus an
Mächtigkeit etwas zurückstehend, am Clypeus mit zwei Grübchen,
Hschld. ziemlich lang, nach vorn schwach bogenförmig verengt, der
Quere nach mit grübehenförmigen Vertiefungen, wovon fünf besonders
deutlich zu erkennen sind und symmetrische Anordnung zeigen und
zwar: ein kleines Grübchen in der Mitte, an dem oben links und rechts
eine breite und flache Vertiefung angrenzt, ferner je ein größeres,
ziemlich tiefes Grübchen in gleicher Ebene links und rechts. Zwei
weitere Grübchen, gegen die Seiten zu je eines, scheinen manchmal
-undeutlich zu werden. Die Hschld.-Seiten gut erkennbar gerandet.
Der Skutellarlappen ist stumpf.
Kopf und Hschld. deutlich chagriniert, Fld. hirgegen mit. Aus-
nahme der schmalen Hschld.berührungslinie völlig glatt. Die Punk-
tierung des Kopfes ist seicht, ziemlich schwach und spärlich am Scheitel,
am Clypeus hingegen nahezu schon mikroskopisch. Am Hschld. an
den Rändern stärker und viel dichter wie auf der Scheibe. Die.
Punktierung der Fld. ist im Vergleich zu notatus bedeutend schwächer
und ziemlich dicht. Außerdem sind zwei Reihen größerer Punkte
am Rücken deutlich ausgeprägt, welche beide erst kurz vor der Spitze
erlöschen. Eine dritte Reihe ist nur angedeutet. Der Seitenrand ist
vorn in deutlicher Kurve aufwärtsgebogen.
Unterseite bis auf einige kleine Reibungsstellen auf den Hinter-
hüften und die letzten zwei bis drei chagrinierıten Abdominalsegmente
glatt. Hinterhüften, Metasternum und die ersten zwei sichtbaren
Abdominalsegmente gle’chförmig stark und wenig dicht punktiert.
Punktierung auf den folgenden Segmenten deutlich feiner und nur
an der Se'ten und am Hinterende dichter stehend, während die übrigen
Teile viel spärlicher punktiert sind. Am letzten Segment werden die
Punkte gegen die Spitze wieder stärker und auch dichter. Oberseite
Einiges über Ostturkestan und dessen Dytiseiden-Fauna., 101
deutlich gelblich pubeszent; die Haare auf den Fld. lang, auf dem
Hschld. kürzer, auf beiden aber nirgends dicht.
Kopf und Hschld. rötlichgelb, Kopf neben den Augen mit zwei
schräg nach rückwärts sich ausdehnenden, in der Mitte zusammen-
fließenden, undeutlichen .bräunlichen Flecken, Hschld. bis auf die
schmalen, nicht abgegrenzten rötlichgelben Seitenränder und einer
großen rötlichgelben dreieckigen Makel in der Mitte, die weder mit
ihrer Spitze den Hinterrand, noch mit der einen Fläche den Vorderand
erreicht, braun. Jede Flügeldecke ungefähr entsprechend ihrer Form
auf der Scheibe der Länge nach verschwommen gebräunt, so daß ein
breites Querband an der Basis, ein Längsstreif an der Naht und der
ganze Seitenrand hell bräunlichgelb bleibt. Epipleuren bräunlichgelb.
Unterseite schwarz, Vorderbrust rötlichgelb. Die mit zwei Gliedern
den Halsschild überragenden Fühler, sowie die Vorder- und Mittel-
beine hell rötlichgelb, die langen Hinterbeine etwas intensiver rötlich-
gelb. Alle Schenkel in der Mitte etwas gebräunt. — Vorder- und
Mitteltarsen des & schwach erweitert, Vorderklauen einfach. — Long.:
31/, m. — Zwei SS aus dem Issyk-kul.
11. H. Goldschmidti nov. spec. Diese species scheint, wie schon
eingangs erwähnt, mit ihrer var. phylogenetisch die interessanteste
Art von allen erwähnten zu sein, gleichzeitig aber wird, wie ich glaube,
durch sie äußerst treffend der Charakter des Landes präzisieit. Doch
da ich diese Bedeutung dort bereits zur Genüge dargetan zu haben
glaube, erübrigen sich hier weitere diesbezügliche Ausführungen. —
Langgestreckt, an den Seiten schwach gerundet, bedeutend schmäler
wie Habelmanni und der Rücken auch etwas weniger konvex. Der
Kopf ist fast etwas größer, der Hschld. länger, ein wenig schmäler und
nicht so stark nach vorn verengt wie beim verglichenen. An.der Basis
vor dem Skutellum mit einem mehr oder weniger deutlich ausge-
prägten Quereindruck. Fld. nach rückwärts vom hinteren Drittel
angefangen ziemlich stark und gleichmäßig gerundet verengt.
&: Kopf und Hschld. chagriniert, letzterer mit einem mehr oder
weniger ausgedehnten glatten Querstreifen auf der Scheibe, welcher
nirgends die Ränder erreicht. Die Fld. sind ebenso wie bei Habelmannı
bis auf den kleinen chagrinierten Spitzenteil völlig glatt. Die
Punktierung von Kopf und Hschld. ähnelt in Stärke und Anordnung
wiederum dem verglichenen, zeigt auch die gleichen. Variabilitäts-
grenzen wie dieser. Die der glänzenden Fld. hingegen ist merklich
feiner und etwas weniger dicht. Zwei Reihen größerer Punkte sind.bis
gegen die Spitze gut erkennbar.
Die Unterseite ist bis auf einige kleine Reibungsstellen auf den
Hinterhüften z. B. längs des ersten Abdominalsegmentes, sowie einer
etwas ausgedehnteren Fläche auf beiden Seiten des Metasternums
und den letzten drei quer chagrinierten Abdominalsegmenten glatt.
Die Punktierung ist auf dem Metasternum, Hinterhüften und den
ersten zwei sichtbaren Abdominalsegmenten, besonders an. den Seiten
ziemlich stark und ziemlich dicht, nirgends aber ineinanderfließend.
Auf den folgenden Segmenten aber bedeutend schwächer und be-
8. Heft
102 L Gschwendtner:
sonders in der Mitte und am Vorderrande viel spärlicher, am letzten
Segment hingegen gegen die Spitze zu wieder etwas stärker und dichter.
— Vorder- und Mitteltarsen stark erweitert, Vorderklauen nicht ver-
längert, aber deutlich verdickt und stark gebogen. — Der Penis ist
bei Daraufsicht nicht wie bei Habelmanni gleichbreit und an der Spitze
halbkreisförmig abgerundet mit flacher Ausrandung am Ende, sondern
von der Mitte elliptisch nach vorn erweitert und an der Spitze winkelig
ausgerandet; ist auch bedeutend stärker gebogen und das verdünnte
Spitzenfünftel ist deutlich herabgewendet.
9: Die Skulptur der 22 ist Schwankungen unterworfen, die, wie '
ich aus der Art und Weise der Ausprägung vermute, hier nicht auf
einem Sexualdimorphismus beruhen, sondern eher eine Ausdrucks-
weise sexueller Valenzen zu bedeuten haben. Ich denke hier an Er-
scheinungen der Intersexualität, wie sie allerdings unter anderen Ver-
hältnissen in so glänzender Weise Goldschmidt für Lymantria dispar
experimentell nachzuweisen imstande war und die sich meiner Über-
zeugung nach auch bei manchen anderen Schwimmern mit opaken 9
nachweisen lassen werden. Bei ausgesprochen weiblichen Formen
ist die ganze Ober- und Unterseite chagriniert. Die Oberse'te aber
deutlich stärker und dichter. Diese sind daher auch völlig matt. Die
Punktierung der Oberseite ist genau so angeordnet wie beim d, nu
sind die Punkte am Hschld. und auf den Fld. ganz bedeutend schwächer,
auf den Fld. aber infolge der starken und dichten Chagrinierung schwer
erkennbar, ebenso auch die der beiden Punktreihen. Auf der Unter-
seite sind die Punkte bei gleicher Anordnung wie beim $ ebenfalls
deutlich kleiner, jedoch durch die schwächere Chagrinierung überall
noch gut erkennbar bis auf die letzten drei Abdominalsegmente, auf
denen die Chagrinierungsdichte intensiver ist.
Nun kommen aber Formen vor, bei denen der Hschld. analog den
SS auf der Scheibe eine völlig glatte quere Stelle aufweist. Bei diesen
sind auch die Fld. nur in der hinteren Hälfte chagriniert, während die
vordere in mehr oder weniger weiter Ausdehnung glatt bleibt. Die
Chagrinierung erreicht auch nirgends diese Stärke wie bei extrem
weiblichen Formen, weshalb bei solchen Tieren die Fld. glänzend sind
und auch die Punktierung nicht derart beeinflußt wird, wie bei diesen,
sodaß die Punkte deutlich stärker sind und, was besonders auf den
Fld. auffällt, überall gut hervortreten, ja sogar dieselbe Stärke wie
beim & erreichen. Auch auf der Unterseite weicht die Chagrinierung
stellenweise etwas zurück und erreichen die Punkte nahezu dieselbe
Stärke und dichte Anordnung wie beim 3. — Die Ausbildung der
chitinösen Teile des Geschlechtsapparates ist rein weiblich.
Weibchen mit ausgesprochen männlicher Skulptur und umgekehrt
liegen mir nicht vor, was absolut nicht ausschließt, daß es Tiere geben
wird, die solchen Stadien nahekommen.
ö und 2: Oberseite ziemlich dicht und anliegend grau behaart.
Kopf und Hschld. schwarz, beim ersteren Mund und äußerster Vorder-
rand des Olypeus, sowie ein schmales Querband am Hinterrand des
Kopfes rötlich. Fld. rotbraun, Seitenrand unbestimmt und nur vorn
Einiges über Ostturkestan und dessen Dytisciden-Fauna. 103
rötlichgelb aufgehellt, an der Basis mit einem rötlichgelben Querband,
das die Naht nicht erreicht, mit der Se.tenrandaufhellung aber in Ver-
bindung steht. Epipleuren rötlichgelb, die ganze Unterseite schwarz,
Prosternalfortsatz manchmal rotbraun. Fühler rotbıaun, die ersten
4—5 Glieder, sowie die Basis der folgenden hell rötlichgelb. Beine eben-
falls rötlichgelb, die Schenkel in der Mitte schwach gebräunt. Beim
Q ist die Färbung der Fld. ziemlich abgestumpft. — Long. : 3,5—4 mm.
— 28&: Issyk-kul; 1&: Ostturkestan: Bagrasch-kul; 4 22: Issyk-kul;
1 2: Ostturkestan: Bagrasch-kul; intersexuelle 22: Issyk-kul.
Diese Art benenne ich in aufrichtiger Verehrung nach dem hervor-
ragenden Vererbungsforscher Prof. Dr. Richard Goldschmidt in
Berlin-Dahlem.
12. H. Goldschmidti var. reeidivus nov. var. Diese var. ist für
@Goldschmidti phylogenetisch von gleicher Bedeutung wie die im An-
hang beschriebene neue subspec. transgrediens für pubescens. Durch
beide wird die theoretisch behauptete Affinität beider Arten nach-
gewiesen, wobei von ganz besonderer Bedeutung das vollständige Über-
einandergreifen ihrer Merkmale ist, so daß jede der beiden mehr der
andern Art ähnlich wird als der eigenen und die Zugehörigkeit bei
eventuellem Fehlen einer Fundortangabe in mancher Hinsicht erst
nach Penisuntersuchungen einwandfrei konstat'ert werden kann.
Var. recidivus ist von gleicher Größe wie Goldschmidti, jedoch
deutlich breiter oval, in dieser Hinsicht zwischen diesen und Habel-
manni stehend. Der Kopf ist ziemlich groß, größer wie bei Habel-
manns, der Hschld. kürzer und breiter wie von Goldschmidti und etwas
stärker nach vorn verengt. Die Fld. an den Seiten gegen die Mitte zu
deutlich gerundet erweitert, nach rückwärts vom mittleren Drittel an
bogenförmig verengt. Oberteite glänzend. Kopf deutlich chagriniert,
Hschld. an den Seiten und am Vorderrande schmal chagriniert, der
übrige Teil glatt una glänzend. Fld. völlig glatt bis auf den chagrinierten
Spitzenteil, der sich beim @ etwas weiter nach voın ausdehnt. Die
Punktierung am Kopf ist wie bei Habelmanni angeordnet und genau
so dicht, die am Hschld. bei gleicher Anordnung jedoch im allgemeinen
etwas schwächer, besonders auf der Scheibe. Die Punktierung der
Fld. ist etwas stärker wie bei @oldschmidti, jedoch sehwächer und
weniger dicht wie bei Habelmanni. Die Punktreihen sind gut aus-
geprägt.
Auf der Unterseitetritt beimd die gleiche Chagrinierungsanordnung
auf wie bei @oldschmidti S, es ist aleo mit Ausnahme der letzten dıei
Abdominalsegmente und einiger Reibungsstellen auf den Hinteı-
hüften und Metasternum die ganze Unterseite glatt. Beim 9 dehnt
sich die Chagrinierung auch auf die vorderen Abdominalsegmente aus,
jedech nur an den Seiten, sodaß die Mitte der ersten zwei Segmente
in größerer Ausdehnung immer glatt bleibt. Die Punktierung der
Unterseite hält sowohl bezüglich der Stärke, als auch der Dichte
durchschnittlich die Mitte zwischen den erwähnten Arten.
In Bezug auf die Fld.-Färbung gleicht er wiederum viel mehr
Habelmanni, durch etwas hellere Grundfarbe und größere Ausdehnung
8. Heft
104 L. Gsehwendtner:
des rötlichgelben Basalbandes. Auch ist die rötlichgelbe Färbung des
Kopfes nach rückwärts weiter ausgedehnt und die deutliche Hschld.
Seitenrandung von oben betrachtet in der Regel rötlich durchscheinend,
was bei @oldschmidti bedeutend seltener und dann nur schmal vor-
zukommen scheint. Die Färbung der Fühler und Beine gleicht völlig
der von @oldschmadti. Die Färbung der ziemlich dichten Oberseiten-
Pubeszenz ist im Gegensatz zu G@oldschmidti und in Übereinstimmung
mit Habelmanni gelb.
— Vorder- und Mitteltarsen des $ deutlich erweitert, Vorderklauen
nicht verlängert, aber verdickt und stark gebogen. Penis wie bei
Goldschmidti ausgebildet. — 1 & und 2 QQ aus dem Thian-schan:
Gebiet zwischen Aksu und dem Musartpaß.
13. Potamodytes airumlus Kol. Semirjetschensk: Djarkent.
14. P. assimilis Payk. Thian-schan: Musartpaß.
15. Gaurodytes basalis Gebl. Turkestan: Semirtetschensk: Djar-
kent, Burchan.
16. 6. blatta. Jakovl. Diese spec. ist nicht, wie Zimmermann
in seiner Arbeit ‚Die Schwimmer des Deutschen entom. Museums
in Berlin-Dahlem‘“ vermutet hat, mit basalis Gebl. identisch, sondern
von diesem spezifisch gut verschieden.
Abgesehen von den Penisunterschieden, differiert eı von basalıs
durch den an der Basis stärker eingezogenen, schmäleren Heschld.,
die sehr schwach gewölbten Fld. und die Färbung des Hschld. und der
Fld. Der Hschld. ist rötlichgelb, zu beiden Seiten der Scheibe mit je
einem hellbraunen, verwaschenem Fleck, der weder die Basıs ncch den
Vorderrand und die Seiten eıreicht. Der Vorderrand ist schmal ge-
schwärzt. Die Fld. sind hell rötlichgelb und lassen die gefalteten
Flügel durchscheinen, so daß eine cospersus-ähnliche Fleckung entsteht.
Der Penis ist sehr langgestreckt und schmal, länger und etwas
schmäler wie bei basalis, die Spitze nach links gewendet. An der Unter-
seite im Gegensatz zu basalis von links seitwärts gesehen nur sehr flach
gewölbt und die Spitze erst kurz herabgebogen. — Ostturkesten:
Kuldscha, Altyn-t»gh-Abhänge.
17. 6. biguttatus subspec. Winkleri nov. subsp. Ich fühle mich
durchaus berechtigt, wie bereits eingangs klargelest, diese Foım de
biguttatus, die durch die extreme Ausbildung des Hschld. sehr schön
die Affinität der biguttatus-Gruppe mit der basalis-Gruppe nach-
weist, durch eine besondere Bezeichnung festzuhalten, umsomehr,
als sie in Ostturkestan ausschließlich vorkommt. Vielleicht stützt
auch die Tatssche des Auftretens einer rubripennis-Form innerhalb
ihres Merkmalkomplexes meine Berechtigung.
Diese Rasse ist deutlich länglicher oval wie bigquttatus selbst, der
Hschld. an sich etwas schmöler. Dessen breiteste Stelle liegt beim 2
in der Mitte, beim $ knapp hinter der Mitte und ist von hier nach rück-
wärts deutlich und fast geradlinig verengt, so daß der Basalrand
bedeutend schmäler ist wie die Fld. an der Basis, jedoch noch etwas
breiter wie der Vorderrand des Hschld.
Einiges über Ostturkestan und dessen Dytisciden-Fauna. 105
» Die maschenförmige Skulptur am Kopf und Hschld. ist bedeutend
stärker eingeritzt und etwas dichter, beim wie beim 2 als beim ent-
sprechenden Geschlecht des biyuttatus forma typica, im allgemeinen
fat noch etwas stärker als die stärkst skulptieıten Formen aus Persien.
Von den beiaen rötlichgelben Flecken an den Seiten der hinteren
Fld.hälfte fehlt der an der Spitze in der Regel, der vordere ist meist
nur als großer Punkt ersichtlich und nicht selten verschwindet auch
noch dieser, sodaß dann die Fld. ungefleckt schwarz sind. Im Gegensatz
zu dieser Form kommt nun bei vollkommener Übereinstimmung der
übrigen Merkmale auch eine Form mit mehr oder weniger hellrötlich-
gelben Fld. vor, die bereits erwähnte forma rubripenms.
‘An den Vorderklauen des $ ist die stumpfeckige Erweiterung der
inneren Klaue in der Rege! sehr klein, meist kaum deutlicher hervor-
tretend wie die stumpfeckige Absetzung des fast immer gut sicht-
baren Basalstückchens, wodurch in den meisten Fällen eine zweifache .
Erweiterung derselben vorgetäuscht wird. — Der Penis gleicht völlig
dem de: biguttatus f.t. — Turkestan: Ketmen-Tjube; Thian-schan:
Naryn-kol, Aksu, Musart; Ostturkestan: Chami.
Diese Rasse sei dem tüchtigen und erfahrenen R.oleopterologen
Winkler in Wien zu Ehren benannt.
18. 6. Iuteolus Reg. Der Behauptung Regimbarts:,,. ... . ungul-
culis simplieibus, sat brevibus‘“ kann ich mich durchaus nicht an-
schließen, ich bin vielmehr vollkommen überzeugt, daß Regimbart
hier ein Irrtum unterlaufen ist, denn sowohl die $& aus der Mongolei
(Kalgan), wie die der Dsungarei, Ostturkestan und Issyk-kul haben
alle auf der Unterseite der inneren Vorderklaue in der Mitte wie con-
spersus eine stumpfeckige Erweiterung, die allerdings manchmal
ziemlich schwach hervortritt, aber bei genauer Untersuchung immer
auffällt. Ebenso ist auch die Unterseite des fünften Vordeıtarsen-
gliedes mit kurzen Hafthaaren ziemlich dicht besetzt. — Der Penis ist
kürzer wie bei conspersus und bedeutend stärker gebogen. — Neben
glänzenden QQ kommen auch solche vor, deren Oberseite infolge sehr
stark eingeprägter Skulptur auf den Fld. nahezu matt erscheint; der
Hschld. bleibt bei diesen etwas glänzender. — Thian-schan: Issyk-kul;
Ostturkestan: Chami; Dsungarei: Karlyk-tagh.
19. 6. aequabilis nov. spec. Diese Art zus der Gruppe japonicus,
chinensis,: Scholzi- und aequahis wird letztgenannten zwei Arten be-
sonders ähnlich und ist systematisch zwischen beide einzureihen.
In der Körperform, Größe und Färbung gleicht er fast vollkommen
den bisher nur aus Schlesien und Preußen bekannten Scholzi, nur
ist er etwas mehr konvex, hat dunklere Beine und vollkommen andere
Skulptur der Oberseite. Diese besteht aus gleichmäßigen und ‚gleich-
großen mikroskopischen Polyedern, die, scharf aber seicht eingeritzt,
Kopf, Hschld. und Fla. bedecken, sodaß hierdurch der Glanz der Ober-
seite hauchartig schwach gedämpft erscheint. Am Kopf und Hschld.
scheinen die Polyeder etwas kleiner und tiefer eingedrückt zu sein
und etwas dichter zu stehen und werden in ihrer regelmäßigen An-
ordnung ‚durch stellenweise eingestreute größere Polyeder gestöit.
8. Heft
106 L. Gschwendtner:
“Auf den Fld. hingegen zeigt sich nirgends, auch nicht an der Spitze,
eine merkliche Veränderung der Stärke, Regelmößigkeit und Größe
der Polyeder. — Die Punktierung der Oberseite weist nahezu dieselbe
Anordnung auf wie bei Scholzi, nur ist die Stärke der Punkte durch-.
schnittlich etwas geringer; neben dem Innenrand der Augen, Vorder-
und Hinterrand des Hschld. sind die Punkte deutlicher für sich ge-
sondert, also mit etwas größeren Zwischenräumen. Die Punkte der Fld.
sind sehr seicht eingedrückt und bilden außer der Submarginalreihe
und einer ungefähr im zweiten Drittel vorn beginnenden Nahtreihe
drei Punktreihen. Zwischen diese sind in der hinteren Hälfte gleich-
große Punkte eingestreut, welche gegen die Spitze an Häufigkeit zu-
nehmen, sodaß dort die Reihenanordnung völlig gestört ist. Außer
dieser Punktierung tritt eine bei kleinen Tieren mit auch deutlicheren
Reihenpunkten stärker ausgeprägte zweite, aber mikroskopische
. Punktierung auf, die gegen die Spitze etwas an Deu:lichkeit zunimmt
und entweder durch Verbreiterung und Vertiefung einer Polyederseite
oder durch grübchenförmigeVertiefung des Treffpunktes einiger Polyeder
entsteht, den dann diese rosettenförmig umschließen. In der Art und
Weise, wie diese zweite Punktierung zustandekommt, ist diese species
wiederum charakteristisch von Scholz unterschieden, bei dem diese
Punkte meistens auf den zahlreich eingestreuten größeren Polyedern
sitzen. Die Skulptur der Unterseite besteht auf dem Metasternum
und den Hinterhüften aus schrägen längsgerichteten und unregel-
mäßigen mikroskopischen Maschen, auf den Abdominalsegmenten
hingegen aus feinen, ausgesprochen wagrecht angeordneten Schraffen.
Letztes Abdominalsegment hingegen ist bedeckt mit Polyedern, die
ganz an der Basis etwas regelmäßig angeordnet sind, gegen die Spitze
aber unregelmäßig und gröber eingedrückt erscheinen. — Die Ober-
seite ist undeutlich pubeszent. — Die Gestalt ist wie bereits erwähnt
dem Scholzi ziemlich ähnlich, nur sind die Fld. etwas mehr konvex und
die Seitenflügel des Metasternums etwas schmäler und etwas länger
nach rückwärts ausgezogen. — Die Färbungist durchschnittlich dunkler.
Kopf und Hschld. sind schwach erzglänzend. Am Kopf ist außer den
zwei Scheitelflecken nur noch aie Oberlippe rötlich, der rote Hschld.-
seitenrand ist sehr schmal und nach innen gut begrenzt. Fld. sind
kastanienbraun mit heller Basis, Seiten und Epipleuren. Die Unter-
seite ist schwarzbraun, Prosternalfortsatz etwas heller, Abdominal-
segmente knapp vor den Hinterrändern mit einem in der Mitte breiteı
werdenden rötlichen Querband. Beine rötlichgelb, die Schenkel,
Hinterschienen und Spitzen der Hintertarsen dunkel gebräunt. —
Vorder- und Mitteltarsen des $ schwach erweitert, erstes bis drittes
Glied auf der Unterseite mit dichtem Haftapparat, Klauen einfach. —
Penis ziemlich kurz und hochgewölbt, Spermarinne oben breit ge-
öffnet, am schmäler werdenden apikalen Ende zuerst schwach nach
rechts gewendet, die Doppelspitze dann nach links gebogen. — 9 ohne
besondere sexuelle Charaktere. — Long. : 5°/,—6%/, mm.
Von dieser Art, die sich auch von den übrigen eingangs genannten
Gruppenangehörigen sofort dureh die Skulptur erkennen läßt, liegen
Einiges über Ostturkestan und dessen Dytisciden-Fauna. 107
mir neun Stücke vor, die alle aus dem Gebiete zwischen Aksu und
Musartpaß im Thian-schan stammen.
20. Ilybius angustulus Reg. Issyk-kul, Tonfluß.
21. I. fuliginosus F. Semirjetschensk: Djarkent.
22. Rhantus pulverosus Steph. Darunter befinden sich such zwei
vollkommen ausgefärbte Tiere der Form mit ungeflecktem Hschld.,
die anscheinend überall als Mutation, wenn auch ziemlich selten auf-
tritt. Mir ist diese Form aus Österreich (Linz, Wien), aus Japan und
nun auch aus dem Issyk-kul und dem Lop-nor bekannt. — Semir-
jetschensk: Djarkent; Issyk-kul. .
23. Colymbites spec.? Von diesem der 4. Gruppe angehörenden
Colymbites liegen mir zwei 9 vor, die entweder mit Semencı Jakovl.
oder T'schitscherini Jakovl. identisch sein werden. Welche von den
beiden Arten es aber ist, entzieht sich meiner Beurteilung, da beide
mir bis jetzt unbekannt blieben. — Er ist bedeutend kleiner, kürzer
und etwas breiter oval wie z. B. fuscus. Die Skulptur der Oberseite
ist bei ungefähr gleichförmiger Anordnung etwas seichter. Auch die
der Unterseite weicht lediglich durch schwächere Ausprägung von der
des /uscus ab. Die Oberseite ist hell rötlichgelb. Der Kopf zeigt beider-
seits am Innenrande der Augen einen großen schwarzbraunen Fleck.
Beide sind durch ein winkelig nach rückwärts erweiteıtes Querband
mitsammen verbunden. Auf der Scheibe des Hschld. erstreckt sich
der Quere nach eine schwarzbraune Makel, die den Vorderrand nicht
erreicht und auch von dem etwas längeren, aber schmalen Querband
an der Hschld.basis mehr oder weniger deutlich abgesondeit ist. Die
Fld. sind etwas dunkler, jedoch ohne Zeichnung. Unterseite schwazz-
braun, die Seiten der Hinterhüften und der ersten drei Abdominal-
segmente, sowie die schmalen Hinterränder der Segmente rötlichgelb.
Die Fühler und Beine rötlichgelb, die Schenkel schwach gebräunt. -—
Long. : 16 mm. — Thian-schan: Tekestal. — Ein Stück in der Sammlung
des Herrn Zimmermann in München, ein Stück in meiner Sammlung.
24. Macrodytes thianschanicus nov. spec. Dem M. circumflexus
F. und Stadleri Gschw. nahestehend. Dem letzteren ist er gestaltlich
ziemlich ähnlich, besonders was den Bau der Fld. anbelangt. In der
Form des Hschld. weicht er von diesem aber gänzlich ab. Dieser ist
bedeutend länger, nach vorn nur’sehr schwach und nahezu geradlinig
verengt, weshalb er mit den Fld. einen stumpfen einspringenden Winkel
bildet. Auch ist er besonders vorn bedeutend schwächer quergewölbt.
— Die Fld. sind bedeckt von einer schupperförmigen, mikroskopischen
Grundskulptur, die aber auf der Scheibe allmählich schwächer wird,
bis daß sie gegen die Naht zu vollkommen erlischt und dort dann nur
die dichte, aus sehr kleinen Punkten bestehende Grundpunktierung
übrig bleibt, die mit dem Erlöschen der schuppenförmigen Skulptur
etwas an Stärke zunimmt. Diese Schuppen sind auf dem Hschld.
nur mehr an den Seiten und da nur sehı schwach und an wenigen Stellen
wieder zu entdecken. Die Schuppen auf den Fld. sind fast etwas kleiner
und dichter wie bei Stadleri. Drei Reihen größerer Punkte sind bis
an die Spitze gut erkennbar, besonders die erstenach der Naht. Zwischen
8. Hett
108 L. Gschwendtner:
diesen treten vom zweiten Drittel an nach rückwärts größere Punkte
auf, die im hinteren Drittel an Häufigkeit zunehmen und an der Spitze
durchmischt von größeren wirr nebeneinanderstehen. Außer diesen
größeren Punkten sind auf der ganzen Oberfläche kleinere vorhanden,
die auf der Scheibe spärlich stehen, nach rückwärts größer werden
und schließlich sich unter die übrigen einmischen. Die dichte Grund-
skulptur von Kopf und Hschld. besteht in mikroskopisch kleinen
Punkten, die Punktierung selbst ist nicht dicht angeordnet, und wird
gegen die Hschld.seiten zu schwächer und bedeutend spärlicher. Außer
dieser tritt dann noch in ähnlicher Anordnung wie bei Stadler; ziemlich
spärlich stehend eine Randpunktierung auf. — Die Oberseite ist
dunkelbraun. Clypeus und Oberlippe, sowie ein Angelhaken auf dem
Scheitel rötlichgelb. Der Hschld. an den Seiten breiter wie am Vorder-
und Hinterrande rötlichgelb umrandet. Der rötlichgelbe Fld.seiten-
saum ziemlich breit. — Unterseite gelb. Hinterbrust und deren Epi-
meren, sowie die Hinterhüften schmal schwarz umrandet. Teil des
Metasternums zwischen den Hinterhüften und Hinterhüftenfortsätze
gebräunt. Vorderrand der Abdominalsegmente schmal geschwärzt.
Diese Randung erweitert sich auf dem 2. und 3. Segment zu einer
langgestreckt dreieckigen Makel, die aber den Seitenrand selbst nicht
erreicht. — Fühler und Beine rötlichgelb. Schienen, Hinterschenkel
und Tarsen gebräunt. — Penis und Parameren bedeutend kräftiger
entwickelt wie bei den verglichenen. Penisspitze bedeutend kürzer
wie bei Stadler, von der Seite gesehen breiter und auf der Unterseite
lang behaart. Spitzenknopf wie bei circumflexus ausgebildet, dessen
Spitze von vorn und.oben gesehen deutlich breiter ist, von der Seite
gesehen aber plötzlich zugespitzt erscheint, während die Spitze des
thianschanicus ganz allmählich sich verdünnt. — Long.: 31mm. —
1 Z aus dem Aksutal am Südabfall des Thian-schan in der Provinz
Kuliab.
25. Cybister tripunctatus var. asiatieus Sharp. Turkestan: Ketmen-
Tjube; Thian-schan: Aksutal.
Anschließend daran seien die aus dem Gebiete Turkestan— Ost-
turkestan bereits bekannt gewesenen Dytiscidae angeführt.
1. Hydroporus Glasunov Zaitzev ‚11. Rhantus Regimbarti Jakovl.
2. H. Jakovlevi Zaitzev 12. Colymbites Semenovi Jakovl.
3. Deronectes abnormicollis Sem. 13. C. Tschitscherini Jakovl.
4. D. microthorax Sem. 14. Eretes sticticus var. helvolus
5. Potamodytes 'kashmirensıs. Reg. Klug
6. Gaurodytes amoenus Solsky 15. Macrodytes semisulcatus
7. @. Solskyi Jakovl. Müll.
8. @. conspersus Marsk. 16. Oybister lateralimarginalıs
9. Hydronebrius cordaticollis Reitt. De Geer
10. Ilybius cinctus Sharp
Anschließend an vorige Arbeit seien einige mir gleichfalls zur Be-
arbeitung eingesandte Schwimmer aus anderen Verbre.tungsgebieten
nachfolgend besprochen und beschrieben, |
Einiges über Ostturkestan und dessen Dytisciden-Fauna. 109
1. Laccophilus minutus.F. Aus Jockmock in Lappland erhielt
ich vor kurzem eine Serie dieser Art, deren Fld. einfarbig rötlichgelb
sind und stärker eingegrabene Chagıinierung der Oberseite zeigen.
Auch sind die Punktreihen etwas deutlicher ausgeprägt wie bei der
forma typica. Der Färbung nach zu schließen scheint hier eine Parallel-
mutation entsprechend der subspec. tesiaceus des Lacc. hyalinus vor-
zuliegen. Da aber die Entstehung dieser Form sicherlich anderen Ur-
sachen zuzuschreiben ist wie doıt, so dürfte es sich kaum um ein ent-
sprechendes Analogon handeln, vielmehr neige ich zu der Ansicht,
daß hier gleiche Momente wirksam sind wie bei der Bildung der auf den
Faröer-Inseln vorkommenden var. Roseni Zim. des Hydroporus pu-
bescens Gyll., wenn auch die Wirkungen nicht vollkommen überein-
stimmen, was ohne Zweifel in den verschiedenen Reaktionstendenzen
der bereits ziemlich weit voneinander entfernten Aıten begründet ist.
2. Hydroporus pubescens subspec. transgrediens nov. subspec.
Durch diese Rasse des pubescens wird im Zusammenhang mit H. Gold-
schmidti var. recidivus Gschw. einerseits die systematische Trennung
der pubescens-Gruppe von der planus-Gruppe im besonderen ver-
wischt, andrerseits aber der phylogenetische Zusammerhang beider
Gruppen phänotypisch ersichtlich gemacht. Weiters wird durch sie,
wie bereits erwähnt, die Affinität der beiden Aıten pubescens und
Goldschmidti klargestellt. — Diese Rasse ist durchschnittlich etwas
kleiner, ungefähr 3.5 mm, langgestreckt oval, in der Mitte nur ganz
schwach erweitert, der Rücken leicht konvex. Der Kopf ist ziemlich
groß. Der Hschld. merklich etwas länger und nicht ganz so breit wie
bei Habelmanni, nach vorn aber ziemlich stark gebogen verengt und
deutlich gerandet. Die Fld. gegen die Mitte zu nur schwach erweitert,
nach rückwärts ziemlich stark zugespitzt. Oberseite glänzend. Kopf
deutlich chagriniert, der Hschld. auf der Scheibe und am Basalteil
glatt, der Vorderrand hingegen und die Seiten deutlich chagıiniert.
Während am Vorderrand die Chagrinierung nur ganz wenig breiter ist
wie bei Habelmanni und be! der var. recidivus, dehnt sie sich vom
Seitenrande bedeutend weiter gegen die Scheibe hin aus. Fld. nur an der
äußersten Spitze chagriniert, sonst völlig glatt. — Die Punktierung
von Kopf und Hschld. erinnert sehr stark an var. recidivus in Stärke
und Anordnung. Die der Fld. hingegen vollkommen an Habelmanni;
die Punkte sind ziemlich groß und stehen dicht. Zwei Punktreihen
treten deutlich hervor, eine dritte ist an den Seiten angedeutet. —
Unterseite bis auf die letzten drei chagrinierten Abdominalsegmente
völlig glatt. Metasternum, Hinterhüften und die ersten zwei Abdominal-
segmente stark und ziemlich dicht, etwa wie bei Habelmanni, die
folgenden Segmente schwächer und besonders in der Mitte etwas spär-
licher punktiert. Letztes Abdominalsegment hingegen wieder ‚stark
und ziemlich dicht punktiert. — Die Färbung der Oberseite gleicht
wiederum mehr @oldschmidti. Kopf und Hschld. schwarz, Oberlippe
und ein schmales Querband in der Nähe des Hschld. rötlich. Die Seiten-
randung des letzteren rötlich durchscheinend. Die Fld. rötlichbraun,
vorn mit helleren Seiten, das basale Querband schmal und ebenso wenig
8. Heft
110 L. Gsehwendtner: I:
intensiv rötlichgelb wie bei dem verglichenen. Die Epipleuren rötlich-
gelb. Unterseite schwarz. Fühler rötlichbraun, die vier ersten Glieder
‚und die Basis der übrigenrötlichgelb. Die Beine rötlichgelb, die Schenkel
in der Mitte undeutlich gebräunt. — Die Vorder- und Mitteltarsen
des $ erweitert, die Vorderklauen einfach. Der Penis wie bei Habel-
manni, also von oben betrachtet gleichbreit, parallel, Unterseite kaum
gewölbt und die Spitze selbst kurz nach abwärts gewendet. .— 2 d&
aus Transkaspien: Neu-Saratow.
3. Gaurodytes angulicollis Reg. Der Penis ist ähnlich gestaltet
wie der des @. blatta Jakovl., nur ist er etwas kürzer und dgl
dieker. — Mongolei: .Kalgan.
4. Macrodytes disjunetus Camerano (= M. lapponicus var. dis-
junctus Camerano). Knapp vor Abschluß meiner Aıbeit erhielt ich
von Herrn Dr. Rocca in Turin vier Stück dieser interessanten Art,
darunter auch ein $. Die Untersuchung der männlichen Genitalien
ergab eine bereits gut abweichende Differenzierung, von denen des
lapponicus. Parameren sowohl wie der Penis sind bedeutend zarter
entwickelt, und während die Parameren noch aie gleiche Gestalt auf-
weisen, ist der Penis bereits abgeändert. Die Behaarung der Unter-
seite ist weiter nach rückwärts verlegt und ausgedehnter. Die Spitze,
der bei Dytiscus am besten spezifisch differenzierte Teil des Penis,
ist schmäler und bei linker Seitenansicht nach rückwärts gaı nicht
mehr so deutlich abgesetzt und nach vorn in gleichmäßig starkem
Bogen herabgekrümmt, während sie bei lapponicus geradlinig herab-
gewendet ist und mit dem unteren Ranae einen kurzen aber geraden
Rüssel bildet. Dem starken Bogen des oberen Randes folgt an der
äußersten Spitze auch der Unterrand, scdaß ebenfalls eine rüßelformige
Bildung entsteht, die aber bedeutend kürzer und stark nach abwärts
gerichtet ist. Der bei lapponicus am Rücken der Spitze gut sichtbare,
rudimentär ausgebildete zweite Kiel an der Seite des Mittelkieles ist
vollkommen verschwunden. — Was die Differenzierung der sekundären
('haraktere des $ anbelangt, so ist aieses in Übereinstimmung mit
dem 9 zarter gebaut als Iapponicus, die Flügeldecken flacheı und nach
rückwärts stärkeı erweitert. — Die gelbe Grundfärbung der Oberseite
sowohl wie der Unterseite ist analog wie beim 2 bräunlich getiübt,
die schwarze Quermakel auf dem Halsschild aber ebenso gut ausge-
bildet wie bei Zapponicus.
Um nun diese Tiere systematisch richtig zu bewerten, ist es wohl
vor allem anderen nötig, ihre Entwicklung zu betrachten. Es ist als
sicher anzunehmeı , daß lapponscus in der Zeit der Eisperioden von uen
übrigen Dytiscus-Arten Europas bereits spezifisch differenziert war
und da seine Verbreitung bis nach Südeuropa reichte. Gegen Erde der
letzten Eisperiode, als Europa wieder früheres Klima erlangte, wird er
als Bewohner rauher Gegenden dem zurückweichenden Inlandeise
folgend nach Norden ausgewandert sein. Ein Teil der Tiere, denen
dies nicht möglich war, flüchtete in Gebirgslandschaften und hier
erklommen sie ihrem Triebe nach rauherem Klima gehorchend die
höchstmöglichen Gebiete, wie dies in den Seealpen der Fall ist. Es
Einiges über Ostturkestanı und dessen Dytisciden-Fauna. 111
liegt nun außer jedem Zweifel, daß das Milieu, in welches diese. Tiere
hier gelangten, in so mancher Hinsicht sehr verschieden ist von dem
der nördlichen Gebiete, wohin sich der andere, wahrscheinlich größere
Teil zurückgezogen hatte, sowohl in Bezug auf das vorheırschende
Klima, wie auch insbesondere mit Hinsicht auf die Lebensbedingungen,
Zusammenleben mit anderen Arten usw. Bei dem innigen Zusammen-
hang all dieser Einflüsse mit der Entwicklung aller Lebewesen ergibt
sich für unseren Fall von vornherein die dringende Notwendigkeit,
daß die Entwicklung des lapponicus im Norden Europas von der in den
Seealpen vom Zeitpunkt der Lostrennung an divergieren mußte,
entsprechend den verschiedenen Milieueinflüssen. Es wird uns deshalb
garnicht wundernehmen, daß die in den Seealpen vorkommenden Tiere
in unserer Zeit bereits bedeutend von den nordeuropäischen abweichen,
es könnte höchstens auffallen, daß sie noch nicht weiter von den anderen
divergiert haben. Wie mir nun Dr. Rocca mehrmals versicherte,
gelang es ihm nur äußerst selten, Männchen zu erblicken und zu fangen,
während hingegen Weibchen immerhin zu finden waren. Beruht diese
Tatsache auf einer alljährlich wiederkehrende Erscheinung und außer-
dem nicht etwa darauf, daß die Befruchtung bereits sehr bald im Früh-
ling bei beginnender Schneeschmelze stattfindet, nach der die & bald
darauf zugrundegehen und deshalb nur selten später mehr gefunden
werden, so kann es sich hier nur um Besonderheiten im Mechanismus
der Geschlechtsbestimmung handeln, hervorgerufen durch selektive
Elimination des männlichen Geschlechts, die möglicherweise im Ge-
folge häufiger Inzucht stehen könnte. Ohne Zweifel werden aber hier-
durch die Vermehrungschancen ganz bedeutend herabgemindert und
die Folgen geringer Nachkommenschaft bedeuten sicherlich bei einer
derart exponierten Art eine Schwächung gegenüber den erhöhten
Lebensschwierigkeiten, wodurch die Anpassung an die umgebenden
Einflüsse ganz bedeutend verlangsamt wird und ein Erfolg der doch
stattfindenden Entwicklung sich nur im geringen Maße äußern kann.
' Nichtsdestoweniger hat sich ein solcher bisher bereits geäußert
und da sich dieser sogar am Penis bemerkbar machte, so,haben wir es
bereits mit dem Beginn einer spezifischen Divergenz zu tun, weshalb
ich kein Bedenken trage, der Ansicht Griffini’s beizustimmen und
diesen Tieren aus den Seealpen Artcharaktere zuerkenne.
Linz, im Jänner 1923.
8. Heft
112 Wilhelm Sehreitmüller:
Meine Beobachtungen am Maulwurf (Talpa
vulgaris L.) in der Gefangenschaft.
Von | ni
Wilhelm Schreitmüller-Frankfurt a. M..
»(Mit zwei Aufnahmen nach dem Leben von R. Zimmermann-Dresden)
Maulwürfe in Gefangenschaft zu halten ist äußerst schwierig;
das habe ich schon viele Male selbst erfahren müssen. Schon vor vielen
‚Jahren nahm ich ‚verschiedene Stücke ‚dieser Art mit nach Hause,
welche ich gelegentlich lebend in die Hände bekam und versuchte sie
in Kisten, mit Erde und Moos bestellt, zu halten; immer jedoch mit
negativem Erfolg. Die Tiere gingen meist schon nach 8—-10 Stunden
oder spätestens in 2—3 Tagen zugrunde, trotzdem ich ihnen reichlich
Futter geboten hatte. Der Grund dieses steten Absterbens der Maul-
würfe lag nach meinen ‚später gemachten Beobachtungen :darin,
weil ich den Tieren stets zu kleine Behälter mit zu flacher Erd-
schicht ‘geboten hatte, trotzdem die Kästen fast immer Größen. von
etwa 70x60xX50 cm aufwiesen und 30—40 cm hoch mit Erde 8
füllt waren:
Setzteich einen Maulwurf in eine solche ar so war ae erste
was er unternahm, daß er sich blitzschnell in-die Erde eingrub, womit
die Sache vorläufig für mich- und ihn erledigt war. Zu sehen bekam
ich die Tiere dann nur inäußerst seltenen Fällen und stets nur
abends oder bei Nacht. Ein in einem engen Behälter eingesperrter
Maulwurf kann einen zur Verzweiflung bringen. Ständig, hört man
das Tier am Boden oder‘’an den Wänden des Kastens kratzen und
scharren; er kommt nie zur ‚Ruhe.
Ihm gereichte Regenwürmer, dieich oben auf die Erde schüttete,
verschwanden bald; teils gruben sich diese in die Erde ein und wurden
hier von der Talpa "gefressen, teils holte sich letztere die beschädigten
Stücke, die sich nicht mehr eingraben konnten (des Nachts) von der
Oberfläche des Erdbodens weg. Wegen der großen Unannehmlich-
keiten und Mühe, welche die Futterbeschaffung für Maulwürfe
verursacht, unterließ ich es längere Jahre, solche zu pflegen.
Erst im Jahre 1914 (April) unternahm ich wieder einen solchen
Versuch. Ich ging dabei von der Voraussetzung aus, daß der Maul-
wurf einen möglichst großen, geräumigen und hoch mit
Bodengrund versehenen Behälter haben muß und vor allen
Dingen nie gestört werden darf. Aus diesem Grunde stellte ich
eine starke Holzkiste von etwa 150x80%xX80 em Größe in die Mansarde,
Meine Beobachtungen am Maulwurf (Talpa vulgaris L.) usw. 113
füllte erstere 60cm hoch mit einem Gemisch von drei Teilen
Laub-, einem Teil Rasenerde und einem Teil Grubensand, sodaß
sie einen Bodengrundinhalt von 720 Litern Erde enthielt. Auf
diese Schicht schüttete ich vorläufig !/, Liter große Tauwürmer,
die ich abends mit der Blendlaterne auf einem Rasenplatz
sammelte, gab außerdem noch etwa 15-20 Stück Mist- und
Laufkäfer (Carabus auratus L.), sowie eine Anzahl Ackernackt-
schnecken (Agriolimax) dazu und bedeckte das ganze mit einem
Abbildung 1. Maulwurf (Talpa vulgaris L.) (Seitenansicht).
Holzdeckel, der einen Ausschnitt von 50 em im Quadrat zeigte, welcher
mit einem Drahtgitter bespannt wurde.
Nachdem ich dies alles fertig hatte, ließ ich die Kiste so zubereitet
etwa drei Tage lang unbesetzt stehen. Erst hierauf fing ich am 9. April
1914, nachmittags zwei Maulwürfe (2 $S), die ich in die Kiste setzte.
Die Tiere hineinsetzen und diese sich eingraben war das Werk eines
Augenblickes; zu sehen bekam ich sie an dem betreffenden Tage nicht
Archiv für Naturgeschichte,
1923. A. 8. 8 8. Heft
114 i Wilhelm Schreitmüller:
wieder. Ich habe hierauf stundenlang mich ganz ruhig verhaltend
neben der Kiste gesessen und gelesen; die Tiere kamen nicht wieder
zum Vorschein. Nur ihre Kratz- und Scharrlaute waren bemerkbar.
— Am anderen Morgen sah ich nach der Kiste; die Maulwürfe hatten
Erdhaufen nicht aufgeworfen, wohl aber konnte ich röhrenartige
Erhöhungen an der Oberfläche der Erde beobachten, die von an-
gelegten Gängen herrührten. Würmer und Käfer sah ich nicht mehr.
In einer Ecke der Kiste (in der Erde) war eine Öffnung zu sehen, welche
die Tiere wohl als Ausschlüpfloch benutzt hatten. Ich ließ die Kiste
und Erde unberührt, um die Tiere nicht zu stören. Am Abend gab ich °
‚wieder eine Handvoll Tauwürmer in den Kasten. Am 11. April
morgens, als ich nach den Tieren sah, lag das kleinere der ‚heigens
totgebissen oben auf der Erde, das größere Männchen hatte es gemordet.'!
In einer Ecke der Kiste war Erde hügelartig angehäuft, doch schien
diese nicht von unten aufgestoßen, sondern aus irgend einem
Laufgang (an der Erdoberfläche) ausgeworfen worden zu sein. Die
Erdoberfläche zeigte kreuz und quer eine Menge erhöhter Gänge;
ich zählte deren 13 Stück.
Am 14. April fing ich mittags gegen 1 Uhr einen weiblichen
Maulwurf (beim Aufstoßen, im Freien); diesen setzte ich am Nach-
mittag desselben Tages in die Kiste. Zwei Tage darauf lag auch dieses
Tier totgebissen an der Erdoberfläche. Ich unterließ es deshalb ferner-
hin, dem alten Maulwurf weitere Stücke beizugeben. — Am 16. April
eine‘Überraschung: Als ich am Morgen nach der Kiste sah, war in
dieser die Oberfläche der Erde total zerwühlt und zerscharrt. Gänge
waren nicht mehr sichtbar, nur trichterähnliche Veiıtiefungen waren
zu sehen, sonst nichts. Ich überlegte nun, was wohl der Grund dieser
„Umwälzung“ sei und kam zu der Erkenntnis, daß ich bei Einriehtung
der Kiste ganz vergessen hatte, den Tieren Material zum eventuellen
Bau eines Nestes beizufügen. Ich glättete deshalb die Erdoberfläche
behutsam und gab darauf gezupfte Wolle, Werg, Heu und trockenes
Moos, außerdem fügte ich 20 große Tauwürmer hinzu. Tags darauf
waren Moos, Wolle und Werg verschwunden, das Heu nur teilweise;
die Röhrengänge waren wieder sichtbar, Trichter aber keine mehr
vorhanden. Ein Ausschlupfloch im der rechten Ecke der Kiste (in der
Erde). — Am:18. April. Futter: 30 Tauwürmer, 3 Carabus auratus
und 2 Carabus hortensis. Alles in Ordnung; abends®hörte ich den
Maulwurfscharren.!) —19. April. Futter : 40 Mehlwürmer (in Blumen-
untersetzer), 10 Regenwürmer. In der linken Ecke der Kiste kleiner °
Hügel aufgeworfen, ein Laufgraben oben etwa 20 cm weit offen. Abends
sah ich die Talpa erstmalig außerhalb der Erde, in die es bei meiner
Annäherung sofort verschwand. — 20. April (keine Notizen gemacht).
— 21. April. Futter: 20 Tauwürmer, 11 Kellerasseln. Nichts von
Bedeutung. — 22. April. Futter: 18 Tauwürmer, 7 Engerlinge vom
Maikäfer. Wassernapf war unterwühlt und umgeworfen. — 23. April:
Futter: 22 Mehlwürmer, 4 Regenwürmer, 2 Nacktschnecken. Im Ein-
1) Ich gebe hier die Notizen wörtlich wie notiert wieder. Der Verf,
Meine Beobachtungen am Maulwurf (Talpa vulgaris L.) usw, 115
resp. Ausschlupfloch steckt eiwas Heu und Moos. — 24. April. Futter:
14 Eulenraupen, 3 Regenwürmer, 1 Käfer. Erstmalig in der Mitte der
Kiste ein etwa 13—14 cm hoher Haufen Erde aufgeworfen. Tier bisher
nicht mehr gesehen. — Am 25. April setzte ich versuchsweise eine
Feldmaus zu dem Maulwurf. Tagsdarauf war diese totgebissen
und teilweise angefressen. — 26. April. Futter: 17 Tauwürmer, 1 Haus-
sj.nne. Nichts von Bedeutung. — 27. April. Futter: 12 Mehlwürmer,
1 Maulwurfsgrille, 6 Schnecken. Abends starke Scharrgeräusche am
Abbildung 2. Maulwurf (Talpa vul,aris L.) (Vorderansicht).
Boden vernommen. Erdoberfläche wie bisher. — 28. April. Futter:
13 Tauwürmer, 1 Carabus auratus L. Kleiner Hügel in der rechten
Ecke des Kastens aufgeworfen (etwa 12 cm hoch). — 29. April. Futter:
12 Kellerasseln, 1 Spinner, 4 Regenwürmer. Wassernapf enthält teil-
weise Teile von Moos und Heu und einen Grabfuß der Maulwurfsgrille,
Röhrengänge an der Oberfläche der Erde weniger zahlreich vorhanden.
— Bis mit 1. Mai fehlen Aufzeichnungen. — 2. Mai. Futter: 18 Tau-
würmer, 3 Roß-, 1 Laufkäfer und I Eulenraupe. Abends 8 Uhr ist die
Talpa außerhalb der Erde und läuft unruhig dicht an den Wänden
der Kiste auf und ab. - Beim Öffnen der letzteren. verschwindet sie im
g* 8. Heft
116 Wilhelm Schreitmüller:
Einschlupfloch. — Bis 6. Mai fehlen Notizen. — Am 7. Mai setzte ich
eine halbwüchsige Rana temporaria L. (Grasfrosch) zudem Maulwurf,
die am 8. Mai verschwunden war; wahrscheinlich unter die Erde ge-
zogen und aufgefressen worden (?). — Vom 9.—13. Mai nichts von
Bedeutung, nur am 12. Mai der Wassernapf abermals umgestürzt. —
Vom 14. Mai ab bekundete das Tier eine stete Unruhe, war oft an der
Oberfläche der Erde zu sehen, wo es an den Wänden des Kastens auf
und ablief. Bei Berührung zirpte es vernehmlich und versuchte zu
beißen, wobei es sich öfter zur Seite legte und auch mit seinen Grab-
schaufeln Abwehrversuche unternahm. Am Ende der Schwanzspitze
hatte sich eine etwa 1/, cm lange weißliche Stelle gebildet.t). Es schien
mir, als ginge es mit dem Tier bald zu Ende. — Am 19. Mai fand ich
dies bestätigt; die Talpa lag am Morgen dieses Tages mit offenem
Maule tot im Kasten, oben auf der Erde.
Meine Untersuchungen des Erdreiches ergaben folgendes: Die
‚Erdschicht war kreuz und quer von Laufgängen durchzogen, jedoch
nicht tiefer als bis höchstens 30 cm. Am Grund der Kiste fand ich
solche nicht vor (wohl weil zu feucht [?]). In der linken Ecke des
Kastens saß etwa 26—28 cm tief der Kessel, den das Tier als Wohnung.
benutzt hatte, zu dem mehrere (3) Ein- und Ausschlüpfgänge führten. :
Im Kessel saß das aus Wolle, Moos, Werg und Heu gefertigte Nest;
es hatte ziemlich runde Form und drei Einschlüpflöcher. Ferner war
in einer Röhre dicht am Kessel eine Erweiterung, worin ich Chitinteile
von Käfern, Teile von Schneckengehäusen und zwei eichelgroße Kiesel-
steine vorfand. Im Erdreich, nahe dem Boden fand ich noch 42 lebende
Regenwürmer und zwei Laufkäfer, allee andere dem Maulwurf
gereichte Futter war verschwunden und wohl von ihm gefressen worden.
Wasser sah ich das Tier nie trinken, obwohl es dies sicherlich bei Nacht
‘getan hat. Ich habe leider unterlassen, die jeweils gereichten Futter-
mengen zu wiegen, sodaß ich nicht in der Lage bin zu sagen, wie hoch
das Gewicht der verbrauchten Futtermengen während des angegebenen
Zeitraumes war. Bei Tage sah ich diesen Maulwurf außerhalb seines
Baues nie jagen oder fressen, doch kenne ich zwei Fälle an im Freien
beobachteten Tieren dieser Art, die ich hier anschließend folgen lassen
möchte.
„Im Scmmer 1921 beobachtete ich in der Dresdener Heide bei
Königsbrück am hellen Tage bei Sonnenschein, mitten im Walde,
an einem kleinen Waldtümpel einen erwachsenen Maulwurf, der
am Rande des letzteren entlang laufend, Jagd auf junge, 1 cm lange
Grasfrösche u.a. machte. Ich habe das Tier ziemlich 20 Minuten
lang beobachtet, während welcher Zeit es drei kleine Grasfrösche
und einen größeren Käfer (Carabus [?]) erfaßte und verzehrte, worauf
es — durch einen unvorsichtigen Schritt meinerseits — erschreckt,
flüchtete und nicht mehr zum Vorschein kam.
Am 15. Mai 1922 beobachtete ich ferner einen gleichen Fall am
Ginnheimer Wäldchen bei Frankfurt a. M. Frühmorgens
!)D.h. dieBehaarung war weiß. Der Verf.
Meine ‘Beobachtungen am Maulwurf (Talpa vulgaris L.) usw. 117
gegen !/,10 Uhr sah ich dort am genannten Tage an einem Wasser-
graben ebenfalls einen Maufwurl (bei Sonnenschein!) auf dem Weg
umherlaufen, wo dieser mehrere Käfer (Harpalus[?]), einen halb-
zertretenen Regenwurm und noch irgend ein Tier (wohl eine
Schnecke[?])fraß. Auch diesen jagenden Maulwurf beobachtete ich
etwa eine Viertelstunde lang genau. Ich konnte das Tier schließlich
einfangen, ließ es aber nach Besichtigung wieder laufen. Der Maul-
wurf war kerngesund, Verletzungen irgendwelcher Art oder Bisse
waren nicht an ihm zu bemerken, es war ein erwachsenes, kräftiges
Weibchen.
Bisher habe ich noch nie Maulwürfe bei Tage außerhalb ihrer
Baue jagen gesehen (außer in beiden genannten Fällen) und dürfte dies
wohl auch nur selten vorkommen. Ich kann auch nicht sagen, ob
ein derartiges Verhalten dieseı Tiere schon anderweitig beobachtet
wurde, und welche Ursachen zugrunde liegen, welche die Maulwürfe
zu solchem Tun veranlassen.
Ich möchte noch bemerken, daß in Behältern, in welchen man
Maulwürfe halten will, das Erdreich nie zu naß werden darf, der
Bodengrund darf höchstens solche Feuchtigkeitsgrade aufweisen,
wie man sie zum Beispiel im Mulm hohler Bäume vorfindet. Ebenso
sagt dem Maulwurf Bodenbelag, welcher zu trocken ist, nicht zu,
da er in solchem seine Gänge nicht anlegen kann, also das „goldene
Mittel‘ ist am zweckmäßigsten für ihn.
Wie man aus vorstehendem ersehen kann, hält sich der Maulwurf
in Gefangenschaft auch in entsprechend großen Kisten, bei reichlicher
Nahrung und sorgsamer Pflege nur verhältnismäßig kurze Zeit.
Ich möchte noch hinzufügen, daß ich im Freien oftmals beob-
achtete, daß Maulwürfe in sandigen Gegenden, wie z. B. in der
Dresdener Heide, Umgegegend von Mainz, ferner in Frank-
reich in der Umgebung von Fismes bis etwa Chateau-Thierry,
südlich Laon, dann in der Lausitz, dicht an der sächsischen Grenze
und anderen Gegenden Hügel! nur selten oder gar nicht auf-
werfen. Die Tiere begnügen sich dort meist damit, indem sie dicht
unter der Oberfläche des Sandbodens ihre Röhrengänge anlegen,
die dann ebenfalls etwas erhöht darüber hinausragen (etwa 5—6 cm
hoch). Es wäre zu bemerken, daß dies aber nur an Orten oder in
Gegenden der Fall ist, wo nur reiner Sandboden vorkommt. In
Gegenden, wo dieser Sandboden mit Lehm und dergleichen ver-
mischt ist, werfen die Tiere Hügel] auf. Ich erkläre mir dies damit,
weil die Maulwürfe in sandigen Gegenden ihre Hügel n’cht leicht
ausstoßen können, resp. weil der Sand in solchen (namentlich bei sehr
trockener Witterung) immer wieder in sich zusammensinkt und somit
ein Entstehen von sogenannten Maulwurfshügeln vereitelt. Je fetter
und kräftiger das Erdreich, desto größere „„Haufen“ stoßen die Tiere
auf. Zum Schluß möchte ich noch eine Aufzucht vier junger, etwa
8--9 Tage alter Maulwürfe durch eine zahme weiße Wanderratte
erwähnen. Im Jahre 1884 grub ich einst einen Maulwurfsbau zu
Reick bei Dresden auf, aus dem ich vier noch blinde junge Maul-
8. Heft
118 ME GE AM Wilhelm Schreitmüller: BR
würfe entnahm und nach Hause brachte. Ich legte die Tierchen
damals einer säugenden weißen Ratte unter, nachdem ich dieser
vier ihrer eigenen Jungen weggenommen und anderen Ratten. unter-
gelegt hatte. Zwei Jungtiere (der Ratte) ließ ich mit bei der Alten.
Diese nabm die jungen Maulwürfe sofort an und schien gar nicht
zu bemerken, daß diese nicht ihre eigenen Jungen waren. Die kleinen
Maulwürfe entwickelten sich im Laufe einiger Zeit kräftig und
wuchsen verhältnismäßig schneller als die jungen Ratten. Zehn Tage
nach dem Beisetzen zu der alten Ratte waren sie schon soweit ge-
diehen, daß sie Krabbelversuche unternahmen. (Zwei Tage nach dem
Einsetzen konnten siesehen.) Ich konnte konstatieren, daß die Tierchen
ziemlich lange Zeit an der Alten (Ratte) saugten; sie waren schon etwa
6—-7 em lang; die jungen Rattenstiefgeschwister soffen schon lange nicht
mehr an der alten Ratte. Ich bot ihnen nun Mehlwürmer, kleine
Regenwürmer und gewiegtes Fleisch an, doch wurden alle diese Sachen
nicht angerührt. Als sie selbständiger geworden waren, begannen sie
ihre Scharr- und Kratzmanöver, wühlten ständig den ganzen Inhalt
des Behälters durcheinander und wurden täglich matter und matter.
Nachdem sie die alte Ratte nicht mehr saugen ließ, gingen sie hierauf
in einigen Tagen ein.
Ich habe mir seinerzeit genauere Notizen über diese Angelegenheit
leider nicht gemacht, was ich zu meinem Bedauern erwähnen muß.
Hätte ich die Tiere damals in eine größere Kiste mit Erdbelag gegeben,
so wären sie sicher mit der Zeit an das Futter gegangen und hätten sich
weiterentwickelt, vielleicht sich sogar besser gehalten als alt eingefangene
Tiere dieser Art, vorausgesetzt, daß junge Maul würfe von ihrer Mutter
nicht erst angelernt werden müssen, sich Nahrung selbst zu suchen
und zu erjagen, was mir allerdings unbekannt ist; möglich wäre es
immerhin.
Weitere Beiträge zur Verbreitung der kurzohrigen Erdmaus usw. 119
Weitere Beiträge zur Verbreitung der kurz-
‚ohrigen Erdmaus (Microtus subterraneus Selys)
in Sachsen und Hessen.
Von
Wilhelm Schreitmüller-Frankfurt a.M.
(Mit einer Aufnahme von Rud. Zimmermann- Dresden )
Anschließend an meinen Artikel: ‚„‚Riniges über die kurzohrige
Erdmaus (= Microtus subterraneus Selys) in Nordfrankreich“ im
„Archiv für Naturgeschichte“ Jhg. 88, 1922 möchte ich im folgenden
einige Funde dieser Wühlmaus aus Sachsen und Hessen beschreiben
resp. bekanntgeben.
Unter den Wühlmäusen ist Microtus subterraneus Sely= (siehe
Abbildung) in Deutschlerd bisher sm wenigsten häufig beobachtet
Kurzohrige Erdmaus (Microtus subterraneus Selys).
Originalaufnahme nach dem Leben von Rud. Zimmermann-Dresden.
8. Heft
120 Wilhelm Schreitmüller:
worden. Dies mag seinen Grund wohl darin haben, weil diese Art
erstens sehr versteckt und zurückgezogen lebt, zweitens weil sie wohl
auch oft mit der Feldmaus (Arweola arvalis L.) verwechselt wird
und im übrigen wohl nur wenig auf sie geachtet wird. Sicher ist
diese Maus doch häufiger vertreten als allgemein angenommen wird.
Dehne (Allgem. deutsche nat. Zeitung N.F. I. Dresden 1855,
p. 178,179) meldet sie aus dem Lößnitzgrund bei Dresden,
Rud. Zimmermann (Arch. f. Naturgeschichte, 86. Jhg., Abt. A,
p. 84—-92; 1920) aus der Rochlitzer Gegend (in Sachsen), ferner
wird sie noch von Blasius aus dem sächsischen Vogtlande
angegeben.
Ich möchte diesen Funden zwei weitere sächsische und einen
hessischen hinzufügen.
Im Jahre 1899 (Mai) grub ich während des Suchens nach Feld-
mäusen, welche ich als Schlangenfutter verwenden wollte, auf einer
Ziegeleiwiese an der Chaussee, die von Chemnitz i. Sa. nach Erfen-
schlag und Einsiedel führt, unter anderen auch einen Bau der
kurzohrigen. Erdmaus auf, konnte aber damals leider nur das
Weibchen mit vier Stück etwa 10 Tage alte Jungen erbeuten. Ich
nahm sämtliche fünf Tierchen mit nach Hause und brachte sie in einem
Terrarium unter, in das ich als Bodenbelag eine Schicht klaren Torf-
mull gab und hierauf einen festen Klotz Torf (etwa 30x25%x20 cm)
stellte. Ich legte ferner Werg, Watte, Heu, trockenes Moos und Papier-
schnitzel bei, ın der Annahme, die alte Maus würde aus diesen Stoffen
ein Nest für sich und ihre Jungen bauen. Ich hatte mich indessen
getäuscht, denn tags darauf waren letztere von der Alten teils an-,
teils aufgefressen. Die alte Maus hatte sich während der Nacht in den
Torfklotz eine regelrechte Röhre gegraben, resp. genagt, welche sie
hinten zu einem kleinen Kessel erweitert hatte. Hierin sammelte sie
Papier, Moos, Heu und Werg an, woraus sie ein Nest angefertigt hatte.
Watte ließ das Tier sonderbarerweise unberühnt.
Als Nahrung und Getränke nahm ‚sie an: Wasser, Milch, gelbe
Rüben (Möhren), Kohlrüben, Kohl-, Salat- und Krautblätter, Ge-
treideschößlinge, Gras, Vogelmiere (Stellaria media L.), Wurzeln
von Gras, Schilf, ferner folgende Sämereien: Hanf, Glanz, Lein, Samen
von Linden, Buchen, Sonnenrosen. Hasel- und Walnüsse und Kar-
toffeln. Auch Semmel, Brot und gekochtes Fleisch wurden nicht ver-
schmäht. Zu gewissen Zeiten bekundete das Tier eine förmliche Gier
nach lebendem Futter, das ich ihm in Gestalt von Mehlwürmern,
Heuschrecken, Käfern usw. reichte. Beim Verzehren solcher benahm
sich die Erdmaus ähnlich wie Spitzmäuse bei gleicher Gelegenheit,
indem sie diese Tiere mit fieberhafter Hast erfaßte und ebensoschnell
verzehrte. Im übrigen war diese Maus gar nicht bissig, nur als ich sie
beim Einfangen ergriff, zwiekte sie mich ziemlich derb in den Daumen;
nach dieser Zeit nie wieder. (Ganz im Gegensatz zu einer anderen
Erdmaus ($), welche ich im Jahre 1919 nahe Frankfurt a. M. am
Taunus fing.) auf die ich weiterhin zurückkomme.
Weitere Beiträge zur Verbreitung der kurzohrigen Erdmaus usw. 121
Störte ich das Tier (ersteres) in seinem Nest, so gab es seinen
Unwillen durch heftiges Piepen und Fauchen kund. Erfaßte ich es
dennoch, so kratzte es zwar mit den Beinen resp. Füßen, wobei es sich
förmlich zur Seite legte (wie dies auch Brand- und Rötelmäuse oft zu
tun pflegen), pfiff auch öfter, doch versuchte esnicht mehr zu beißen.
Aus dem Käfig genommen und auf die Tischplatte gesetzt, benahm
es sich ebenso unbeholfen, wie Feldmäuse bei gleicher Gelegenheit.
Das Tierchen lief anscheinend unsicher auf dem Tisch umher, ver-
suchte jedoch nie — am Rande der Tischplatte angekommen — von
dieser herabzuspringen. Auch auf dem Zimmerboden war es ziemlich
unbeholfen und langsam, ganz im Gegenteil zu echten Mäusen (Haus-
maus usw.). Gewöhnlich lief das Tierchen längs der Wände am Boden
entlang, und vermied peinlichst ein Überqueren des Fußbodens. Bei
Tage lag es meistens in seinem Nest und schlief, doch konnte ich das
Tier durch Einbringen von Futter in den Käfig sofort veranlassen,
aus seinem Versteck hervorzukommen,denn Nahrung nahm es jeder-
zeit gerne in Empfang. Mit der Zeit wurde die Maus ganz zahm, ließ
sich ruhig angreifen und erfassen, ohne auch nur. den geringsten Ver-
such zu machen, beißen oder entfliehen zu wollen. Ich habe das
Tierehen seinerzeit gegen 1'/, Jahr lang gepflegt, es ging an einer aus-
schlagähnlichen Krankheit (Erbgrind [Favus]?) zugrunde. Vor-
stehend beschriebenes Exemplar war von ziemlich dunkler Färbung,
fäst schwärzlichgrau, zeigte kurze, im Pelzwerk fast verschwindende
Ohren und sehr kleine, kaum hirsekorngroße schwarze Augen.
Ein zweites Tier dieser Art kam im Jahre 1908 (August) in meine
Hände. Bei einem Freund, welcher in Groß-Zschachwitz bei
Dresden wohnte, räumten wir in dessen Garten einen hölzernen
Kaninchenstall nach einer anderen Stelle. Beim Hochheben dieses
bemerkten wir, daß sich unter dem Stall, in einer Vertiefung der Erde,
ein kugelförmiges Mäusenest befand. Wir setzten den Stall beiseite
und ich ergriff mit beiden Händen das Nest, aus dem ein feldmaus-
artiges Tierchen heraussprang. Leider wurde letzteres beim Einfangen
derartig verletzt, daß es sofort tot war. Wie die Untersuchung zeigte,
handelte es sich auch in diesem Falle um ein trächtiges Weibchen von
Micerotus subterraneus Selys. Dieses Tier zeigte im Gegensatz zu der
oben erwähnten Erdmaus eine mehr bräunliche Färbung. — Die
Umgebung des betreffenden Gartens bestand aus Wiesen, Kartoffel-
und Getreideäckern. Das Nest war leer; innen war es mit ganz feinen
dürren Grashalmen, Moos und Teilen von zerschlissenem Bindfaden
gepolstert. Es hatte ein Einschlüpf- und ein Ausschlüpfloch.
Das dritte und letzte Exemplar von Microtus suhterraneus Selys,
welches ich bisher in Deutschland fing, erbeutete ich im Jahre 1919
dicht am Taunus nahe Frankfurt a. M. Es war ein Männchen, welches
ich gelegentlich beim Suchen nach Blindschleichen in einem Stein-
bruch fing. Beim Umwenden von Felsstücken fand ich unter einem
solchen ebenfalls das Nest einer solchen‘ Maus. Als ich dieses ergriff,
entwischte mir leider das Weibchen, während ich das Männchen fangen
konnte, Dieses war ein ausgewachsenes, starkes Tier, welches un-
8. Heft
122 Wilhelm Schreitmüller:
gemein reizbar und bissig war. Bei der geringsten Störung pfiff und
fauchte diese Maus ganz bösartig, biß wie närrisch um sich, wobei sie
sich ebenso wie die zuerst beschriebene seitlich oder auf den Rücken
legte, um sodann, wenn man sie trotzdem ergriff, namentlich mit den
Hinterbeinen zu strampeln und zu kratzen. Dieses Tier verlor seine
Bissigkeit und Scheu während der Zeit, welche es im Käfig zubrachte,
nie (gegen ®/, Jahr). Diese Maus bevorzugte als Nahrung hauptsächlich
Wurzeln aller Art, Gras, Blätter von Vogelmiere, Wegebreit und Mehl-
würmer. Nebenher nahm sie auch Milch, Semmel, Obst, Getreide-
körner aller Art, sowie Samen von Linden,. Buchen, Rosen, ferner
Rüben verschiedener Aıt und Kohlblätter usw. Auch dieses Stück
war ziemlich hell gefärbt (bräunlichgrau), ganz im Gegensatz zu Tieren
gleicher Art, welche ich in Belgien und Frankreich beobachtete, über
die ich bereits an dieser Stelle (‚Archiv f. Naturgeschichte“, Jhrg. 88,
1922) berichtet habe.
Total melanotische Zauneidechsen (Lacerta
agilis L.) und neotenische, albinotische Larven
von Triton vulgaris subspec. typica L. (kleiner
'Teich- oder Streifenmolch). |
Von
Wilhelm Schreitmüller-Frankfurt a. M.
I. Melanotische Zauneidechsen.
Schon Bruno Dürigen und F. Müller erwähnen „mehr oder
minder melanotische Zauneidechsen“. Ersterer beschreibt
diese als „var. nigricans“ und „var. melanote‘, letzterer als ‚var. atra“.
— (Nach Dr. Rob. Mertens-Frankfurt a. M. scheint es sich bei
diesen Formen stets um „individuelle Varietäten“ zu handeln,
deren wissenschaftliche Benennung nicht berechtigt ist. Der Verf.)
Ferner beschreibt Dr. R. Mertens im ‚„Naturwissenschaftlichen
Beobachter 1922, Jhrg. LXIII, Heft 13, p. 174 eine „total mela-
notische Zauneidechse“ (4) die er am 8. VI. 22 von Herrn
L. Koch-Holzminden erhalten hatte. — Aus dem Begleitschreiben
Kochs geht hervor, daß das seltene Tier am Abhang einer Sandgrube
bei Holzminden, etwa 500 m von der Weser entfernt, gefangen wurde.
Nach Angabe Kochs hatte die Eidechse, als sie gefangen wurde,
blauschwarze Färbung, doch ist das Tier in Gefangenschaft noch
etwas dunkler geworden, sodaß der blaue Unterton nicht mehr so stark
als erst zur Geltung kam. Die Färbung war genau so wie bei der
Faraglionieidechse.
Total melanotische Zauneidechsen. (Lacerta agilis L.) usw. 123
Ich (Veıf.) kann hierzu mitteilen, daß ich am 21. VII. 22 von
Herrn L. Koch ebenfalls ein total melar.otisches Männchen von Lacerta
agılis L. erhielt, welches einfarbig tiefschwarz gefärbt ist und keinerlei
Zeichnung aufweist. Auch der Bauch ist tiefschwarz. — Im grellen
Lichte erscheint dieses Schwarz bläulich angehaucht. Das Tier stellt
ein ziemlich eıwachsenes Männchen dar und kam in tadelloser Ver-
fassung an. Wie mir Herr K. mitteilt, wurde dieses zweite Tier, fast
am gleichen Fundort, wie dasjenige, welches Dr. Mertens erhielt,
erbeutet. Der betr. Oıt ist ein im Sommer ausgetiockneter Graben,
der an der Sohle2 m, am oberen Uferrande etwa 6 m breit ist und in
die Weser mündet. Herr K. fing das Tier fıüh gegen 11 Uhr, etwa 25 m
von der Mündung in den Weserstrom entfernt. Die Böschungen dieses
Grabens sind mit allerlei Sumpf- und Wiesengräsern und anderen
Pflanzen bewachsen. Der Vordergrund ist Sandboden, wo viele Laceria
agilws L. typischer Form und Färbung auftreten.
Herr K. sandte mir freundlichst auch ein Weikchen typischer
Färbung mit, welches er etwa 10 m von dem melanotischen Männchen
entfernt gefangen hatte; er nimmt an, daß das betr. @ zu dem schwarzen
& gehört, resp., daß beide Tiere ein Paar darstellen. Aus oben erwähnten
beiden Funden geht hervor, daß an der betr. Stelle wahrscheinlich (?)
noch einige melarotische Exemplare dieser Aıt vorhanden sind.
Das mir von Herrn K. übermittelte. Stück hat eine Länge von
etwa 15cm, wovon etwa 9cm auf den Schwanz entfallen... Dieses
Tier ist erst das zweite dieser Aıt, welches ich bisher lebend zu sehen
bekam. — Vor Jahren fing ich ein über halbwüchsiges Männchen dieser
Echse von total schwarzer Färbung in einer Sandgrube zu Mitter-
sendling bei München, das ich längere Zeit pflegte. Auch dieses
Tier (im Frühjahr gefangen) zeigte fast dunkelblaue Kehle und am
Körper bläulichen Anflug, auch erinnerte es bezüg]. seiner Färbung
— ebenso wie das von Dr. Mertens beschriebene Stück — an die
Faraglionieidechse.!)
Ganz schwarze Zauneidechsen kommen nuräußerst selten
und sehr vereinzelt vor, während melanotische Exemplare der
Berg-, Moor- oder Waldeidechse (Lacerta vivipara Jacqu.)
namentlich in Gebirgsgegenden nicht allzu selten sind.
Zum Schluß möchte ich nicht verfehlen, Herın Koch auch an
dieser Stelle meiren verbindlichsten Dark für seine freundliche Sendung
auszusprechen.
II.
Neotenische, albinotische Larven von Triton vulgaris L.
Seit dem Frühjahr 1915 befinden sich im Aquarium des „Zoo“ zu
Frankfurt a. M. zwei neotenische, albinotische Larven von
Tr. vulgaris L., die Eigentum des Herrn Direktor Dr. K. Priemel
sind, welcher die Tiere in den „Blättern f. Aquarien- und Terrarien-
kunde“ 1917, Heft 9, p. 131 wie folgt beschreibt:
!) Dieses Stück sandte ich spälter an Prof. Lorenz Müller in München
als Belegestück ein. Der Verf.
8. Heft
124 Wilhelm Schreitmüller:
„Im zeitigen Frühjahr 1915 überbrachte mir eine mit vielen Fund-
orten der hiesigen Gegend seit langen Jahren genau vertraute Kleintier-
fängerin für meine Privatsammlung eine etwa 3cm lange, gänzlich
pigmentlose Larve, die ihr, nach ihren Angaben, in einem Tümpel
bei Rödelheim unweit Frankfurt a. M. ins Netz gegangen war. Der
nach ihrer Beschreibung schlammige, zerrissene Tümpel wird reichlich
von' Triton vulgaris L., selten von Triton alpestris Laur. bewohnt und
lieferte der Frau schon von jeher reiche Ausbeuten an T'ritonen. Häufig
ist Rana esculenta L., gelegentlich Rana temporaria L.. vertreten. Die
Fängerin berichtete, nie vorher, weder am gleichen Fundort, noch an
anderen Stellen ein derartiges Tier gesehen zu haben. Ich legte ihr sehr
ans Herz, nach weiteren Exemplaren Umschau zu halten, mit dem Er-
folg, daß. sie mir nach einigen Wochen eifrigen Suchens ein zweites,
ganz ähnliches, fast gleichgroßes Stück brachte. Weiteres Fischen in
dem molchreichen Gewässer war erfolglos, so auch im Frühjahr 1916.
Die Bestimmung der Tiere ergab, daß es sich um Larven von Triton
vulgaris L. handelt.
Die beiden. Albinolarven wurden in einem bepflanzten kleinen
Aquarıum mit Torfgrund und Sandbelag untergebracht und mit
Daphnien, Enchytraeen, roten Mückenlarven (C’hironomus) und sehr
dünnen, geschnittenen Regenwürmern ernährt, denen sie mit bestem
Appetit zusprachen, sodaß sie zusehens wuchsen. Um ihnen die zu
erwartende Verwandlung zu erleichtern, wurde auf einer Seite des
Behälters ein flach aufsteigendes, sandbestreutes Ufer, in gleicher Weise
wie der Bodengrund, aus gutgewässertem Stücktorf bestehend, aus-
gebaut. Die Metamorphose blieb jedoch aus.
Während des Winters 1915/16 blieben die Tiere im geheizten
Zimmer in der Nähe des Fensters. Da bei reichlicher Nahrung die
Verwandlung nicht eintrat, wurden die Larven nun zeitweise 2—3
Wochen lang überhaupt nicht gefüttert, um eventuell den Anstoß zu
einer Inanspruchnahme der im Hautsaum und den Kiemen festgelegten
Stoffe zu geben. Die Tiere behielten jedoch die Larvenmerkmale bei
und zeigten auch bis heute (Mitte August 16), nachdem sie längst das
Gebaren von Larven (Hin- und Herfahren durch stoßweises
Schwimmen) aufgegeben haben, keinerlei Neigung zur Verwandlung.
Die Länge des einen Exemplars beträgt zurzeit (Aug. 16). etwa
7 cm, die des anderen etwa 7,5em. Die Schwanzlänge beträgt etwa
+tcm. Beide Tiere ermangeln völlig des Pigments. Das kleinere ist
elfenbeinfarbig gelblichweiß, das andere mehr gelblichrosa. Flanken,
Bauch, Kehle und Zügel zeigen, wie normale Tritonenlarven, bei
geeigneter Beleuchtung einen schönen, silbrigen Glanz, der auf der
feinen, kalikoähnlichen Struktur der Haut’ besonders hübsch wirkt.
Die Iris des Auges ist goldig, die Pupille schwarz. Die drei rosa-
roten, zweizeilig gefransten Büschelkiemen jeder Seite sind wohl aus-
gebildet, erreichen bei dem schwächeren Stück eine Länge bis zu etwa
0,5 em, bei den stärkeren bis zu etwa 0,75 cm. Bei diesem ist der Farb-
ton der Büschel etwas dunkler rot. Die Kiemen sind demnach nicht
länger als bei normalen, vor der Verwandlung stehenden, also etwa
Total melanotische Zauneidechsen (Lacerta agilis L.) usw. 125
3 cm langen Larven. ‚Sehr schön sieht man, gleich einem innigfeinen,
silbermaschigen Netz, den Verlauf der Gefäße innerhalb der Kiemen.
Der etwa 1,5 mm hohe Hautsaum des gleich einem schmalen Weiden-
blatt zugespitzten Schwanzes scheint unter Wasser etwa wie fein-
mattiertes Glas durch, beim Herausnehmen der Tiere aus dem Wasser
erscheint er gelblich und wird an der Unterseite orange, das nach der
Schwanzbasis an Intensität zunimmt. Darauf verläuft er etwa bis
zur Rückenmitte, nach der Halsregion zu, sich als feine Leiste fort-
setzend. Der Hautsaum ist nicht gelappt, sondern gleichmäßig ge-
rändert. Schwanz sowohl wie Extremitäten sind, gegen dunklen
Hinter- resp. Untergrund betrachtet, so deutlich durchscheinend,
daß man die einzelnen Skelettelemente gut zu erkennen vermag.
Das etwas größere, auch an Leibesumfang stärkere, etwa 1,5 Gramm
wiegende Stück zeigt im Gegensatz zu seinem Gefährten eine rundliche
Auftreibung der Kloakengegend, dürfte also männlichen Geschlechts
sein. Daß die Geschlechtsdrüsen der Tiere bei dieser sonst nur ver-
wandelten Individuen zukommenden Größe entwickelt sind, kann
wohl angenommen werden.
Ein (nach diesmal kühler Überwinterung) für das nächste Früh-
jahr beabsichtigter Zuchterfolg wird mir im Fall des Gelingens Ver-
anlassung zu weiterem Bericht geben.
Während bei der Niederschrift dieser Zeilen die Tiere vor mir auf
dem Schreibtisch stehen, höre ich zum ersten Male und zweimal sehr
deutlich einen beim Hochgehen an die Wasseroberfläche ausgestoßenen,
nicht mit-dem bei gleicher Veranlassung oft gehörten Glucksen zu ver-
wechselnden kurzen zirpenden Pieplaut. Lautäußerungen will man
bei Molchen sonst bekanntlich nur in der Brunft oder bei Berührung hier
und da gehört haben.
Die Tiere ähneln in ihrem Verhalten normal entwickelten, dauernd
im Aquarium gepflegten, eıwachsenen Tritonen. Sie liegen oft lange
Zeit unbeweglich am Boden oder hängen an Pflanzen, schreiten dann
wieder bedächtig im Behölter umher, kämpfen auch gelegentlich mit
großer Beharrlichkeit gegen das Hindernis der Glasscheiben. Auf
eingeworfenes Futter werden sie bald aufmerksam. Am meisten bevor:
zugt sind dünne kleine Regenwürmer.
Die Neotenie dieser Tiere ist, wie oben dargelegt, nicht experi-
mentell hervorgerufen, ist also eine sogen. „echte“ Neotonie (nach
Camerano). Es handelt sich nicht um ein verlängertes Larven-
leben, ein Stehenbleiben der Entwicklung, sondern um eine Kon-
servierung von Larvencharakteren hei eıwachsenen, höchsiwahr-
scheinlich geschlechtsreifen Tieren. Natürliche Neotonie bei Tritonen
ist Ja an sich nichts seltenes und viel ist darüber geschrieben worden,
ohne daß wir eine befriedigende Erklärung der Ursachen haben.
Da in dem reichlich von Triton vulgaris und selten Triton alpestris
bevölkerten Tümpel niemals neotonische, normalgefärbte Triton-
larven, die nach der Literatur andeıwärts st le nicht selten sind,
beobachtet wurden und gerade die nun gefundenen Exemplare albi-
notisch sind, so liegt es nahe, die beiden abnormen Erscheinungen
8.Heft
126 Wilhelm Schreitmüller: Total melanotische Zauneidechsen usw.
auf die gleichen unbekannten Ursachen zurückzuführen. Wenn man,
nach der gebräuchlichen Auffassung, den Albinismus als durch einen
krankhaften Zustand hervorgerufen betrachten darf, mag in diesem
Falle dasselbe für die Neotonie gelten.“ —-
Ich (Verf.) kann zu obigem mitteilen, daß die beiden neotonischen
albinotischen Triton-Larven sich noch heute (10. IX. 22) noch in dem-
selben Zustand im Aquarium des hiesigen ‚Zoo‘ befinden und sich
voller Gesundheit erfreuen. Die Tiere sind also bis jetzt volle sieben
Jahre am Leben und gesund geblieben.
Sie zeigen jetzt Längen von etwa 8,5 und 9,5 cm. Das eine Exem-
plar hat noch wohlentwickelte normale Kiemen, bei dem zweiten Stück
sind letztere etwas zurückgegangen, doch noch vorhanden. Der Schwanz
faden der Tiere ist verschwunden und der Schwanz hat rundliche Form
wie das bei normalen, umgewandelten und laichreifen Exemplaren
(in Landform) der Fall ist, angenommen. Die Färbung der "Tiere hat sich
(wie geschildert) erhalten, das ‚„‚gelbliche“ 'Tier ist etwas (wenig) dunkler
geworden. Anscheinend handelt es sich bei den Tieren um ein Paar.
Das stärkere zeigt im Frühjahr angeschwollene Kloake w.e ein männ-
licher Trıton. Zur Fortpflanzung sind die Molche noch nicht geschritten.
Da diese Tiere meiner Obhut mit unterstehen, werde ich mich im
kommenden Frühjahr speziell mit ihren beschäftigen und will versuchen,
sie zur Fortpflanzung zu bringen.
Die Molche sind gut genöhıt, munteı und gesund, zeigen roch gerau
so wie früher (wie von Dr. Priemel geschildert), das Benehmen laich-
reifer alter Tritonen und fressen gut. Meisters halten sie sich am Boden
umherschre.tend auf, se!tener findet man sie an der Obeıfläche des
Wassers hängend oder ncch selterer.auf Pflar.zen liegend vor. Be'm
Einbringen von Futter werden sie sogle'ch aufmerksem urd beginr.en
ihre Jagd. Daphnien, rohes Fleisch und kleine Regenwürmer stellen
auch gegenwärtig noch ihre Nahrung dar, bei welcher sie sich gut halten
und schön gedeihen.
Die Tiere befinden sich jetzt noch in demselben Aquarium wie
früher, dessen Wasser mindestens schon zwei Jahre lang nicht ge-
wechselt wurde. Das Becken ist nur schwach mit Vallisneria spiralis
(Sumpfschraube) bepflanzt. Sollte es mir gelingen, die Molche im
kommenden Frühjahr zur Fortpflanzung zu bringen, so werde ich
weiteres hierüber an dieser Stelle bekanntgeben. Zu bemerken wäre
noch, daß die Tiere bisher keinerlei Anstalten ans Land zu gehen
machten, eine Umwandlung zur Landform also nach nun so langer
Zeit (über sieben Jahre) wohl kaum noch zu erwarten ist.
Nachtrag (nach Drucklegung Dieses am 30 IV. 23): Die ketr.
Larven leben immer noch, sie sind jetzt stärker als bisher, Kiemer-
büschel sind noch so w'e früher. Das & zeigt jetzt angeschwol'ene
Kloake, Li:bessp’ele wurden aber b’sher nicht beobachtet. Die
Färbung ist noch dieselbe wie erst.
Ti —n
Neue Brenthiden aus dem University Museum
of Zoology zu Cambridge.
Von
R. Kleine, Stettin.
(Mit a Textfiguren.)
Herr Dr. Hugh Scott sandte mir das noch unbearbeitete Material
des Museums. Außer einigen erst vor kurzem neubeschriebenen Formen
enthielt es auch die nachstehenden neuen Gattungen und Aıten. Für
frdl. Überlassung des Materials danke ich Herrn Dr. Scott bestens.
Schizephebocerus gen. nov. Trachelizidarum.
oyılsıv = trennen, Ephebocerus gen. Brenth.
Habitus euws mit Anocamara Klin. verwandt, in Wirklichkeit
zur Ephebocerus-Veıwandtschaft gehörig.
d. Kopf einschließlich der Augen etwa quadratisch, am Hinter-
rand dreieckig eingekerbt, Hinteıhaupt zum Scheitel aufsteigend,
nach der Stirn zu sehr stark verschmöleıt, Stirn schmaler als. ein Auge
(von oben gesehen) im Durchmesser, zwischen den Augen obsolet ge-
furcht. Seiten des Kopfes sehr schmal, etwa !/;—!/; des Augendurch-
messers, zwei entferrt stehende Zähne bilder.d; Uıter: eteso schmal wie
die Oberseite, Gulargruke tief, quer in der Halsgegend unter den Augen
je zwei tiefe, große Grubenpunkte, in der Nähe des vorderen Augen-
teiles zwei weitere, kleinere, reben den Augen eine mäßig tiefe Rinne,
Mitte des Kopfes daher eiren flachen Kiel bildend. Augen sehr gıoß,
stark prominent. Metarostıum kürzer als das Prorostrum, vie] schmäler
als der Kopf, flach
gefurcht, nur vor dem
Mesorostrum etwas
tiefer, in dieser Partie
auch seitlichgefurcht;
Mesorostium mäßig
erweitert und flach
gewölbt, bis zur Mitte
schmal gefurcht, nach
vorn flach aufgekielt
und auf das Pro-
rostrum übergehend.
Dieses im basalen Teil
kantig, nach vorn
rundlich walzig, gegen
den Vorderrand we-
nig erweitert. Man- Abb. 1.
8. Heft
128 R. Kleine:
dibeln klein. Unterseite gekielt, Mesorostrum neben dem Kiel grubig
vertieft. — Fühler sehr schlank, lang, nicht keulig verdickt,
1. Glied nicht besonders lang, krugförmig, 2. und. 3. kegelig, 4—.
kegelig-walzig, nach vorn an Größe zunehmend, 9.—11. so lang wie das
2.—8., 9. kürzer als das 10., beide kegelig-walzig, 11. sehr schlank,
lang konisch, alle Glieder locker aneinandergefügt, vom 2. ab seidig
behaart. Prothorax e'förmig, am Halse schmaler als hinten, am Halse
nicht eingeschnürt, Hinterrand schmal aber scharf abgesetzt, Oberseite
flach gewölbt, gefurcht. Prosternum vor den Hüften quer eingedrückt,
zwischen den Hüften grubig vertieft. Elytren an der Basis gerade,
seitlich gegen den Absturz allmählich verschmälert, am Absturz mit
verdicktem Rande, gerundet, außer der Sutura nur noch eine Rippe
entwickelt. alle anderen nur durch zarte Furchenpunktierung ange-
deutet, auf dem Absturz treten die Rippen zum Teil wieder hervor.
Beine schlank, Schenkel keulig, Stiel unterseits kammartig, be-
haart. Schienen schlank, gerade, unterseits zweireihig kammborstig,
Tarsenglieder gleich lang, 3. nur wenig gespalten, Sohlen schwach
behaart, Klauenglied keulig.. Metasternum gewölbt, vor den Hinter-
hüften punktartig eingedrückt. 1. und 2. Abdominalsegment nicht
gefurcht und etwas abgeplattet, Quernaht tief, 3. und 4. gleichlang,
5. an der Basis in der Mitte gekielt, gegen den Hinterrand eine drei-
eckige, erhabene, in sich aber wieder eingedrückte Platte bildend. —
Typus der Gattung: Sch. ambitiosus n. sp. |
Die Verwandtschaft der Ephebocerus-Formen ist nicht auf Amerika
beschränkt, wenn sie auch in anderen Erdteilen nicht mit E’phebocerus
durchaus übereinstimmt. So'muß Anchisteus Kolbe ebenfalls bierher-
gezogen werden, weniger Proephebocerus Calabr. Die neue Gattung ist
Ephebocerus viel räherstehend als eine der genannten. Bei Schizephe-
bocerus ist der Trachelizinentypus mehr ausgeprägt als bei E’phebocerus.
Die Gattung stützt meine Auffassung über die Stellung der Ephebocerins
und Trachelizini durchaus. Die langen Fühler können kein Trennungs-
merkmal für ein Tribus sein, wenn sich sonst ganz heterogene Merkmale
finden. Systematisch stelle ich die neue Gattung zwischen Ephebocerus
und Anchssteus.
Schizephebocerus ambitiosus n. sp.
Pechschwarz, hochglänzend. Kopf und Rüßel nadelstichig, zer-
streut punktiert, die seitlichen Furchen auf dem Mesorostrum matt,
chagriniert, Prothorax und Elytren ganz obsolet, z. T. kaum nachweisbar
punktiert. Körperunterseite und Schenkel von gleicher Skulptur,
Schienen desgl. Die letzten Abdominalsegmente + behaart. — Länge
(total): 9mm. Breite (Thorax): etwa Imm. — Heimat: Borneo.
Von Shelford gesammelt.
Stratiorrhina amatoria n. sp.
&. Violettschwarz, einfarbig, nur die Fühler und Tarsen etwas
heller, Schmuckzeichnung schmutzig graugelb; an ganzen Körper matt.
Kopf länger als breit, am Hinterrand schwach nach innen gebuchtet,
Neue Brenthiden aus dem University Müseum of Zoology zu Cambridge, 199
Außenecken stumpf, ungefurcht, dicht chagriniert, einzeln
groß punktiert, in den Punkten kurz, anliegend, behaart;
Haare breit, unterseits mit tiefer Gulargrube, Skulptur wie
die Oberseite. Augen mäßig prominent, im Augendurch-
messer vom Kopfhinterrand entfernt. Metarostrum wenig
schmaler als der Kopf, rundlich-kantig, gefurcht, Furche
‚zwischen den Augen beginnend, sich erweiternd, vor dem :
Mesorostrum verschmälert, Skulptur wie auf dem Kopf,
Mesorostrum kantig-spitz erweitert, gewölbt, schmal gefurcht,
seitlich niedergedrückt, Skulptur wie in der hinteren
Hälfte, stark chagriniert; Prorostrum schaıfkantig, an der
Basis schmaler als das Metarostrum vorn, jederseits mit
drei Zähnen, 1. Zahn kurz, 2. groß, nach vorn gerichtet,
3. stumpfer, seitlich etwas zurückgebogen, Vorderiand
flach umgegebogen, Skulptur fehlt. Metarostrum auf der
Unterseite gewölbt, mit je einer vom Auge kommerden
Rinne, die sich verschmälert und zum stumpfen Mittelkiel
wird, der auf dem Mesorostrum deutlicher wird und‘ auf
dem Prorostrum an Schärfe zunimmt. Gegen den Vorder-
rand verflacht sich der Kiel und verschwindet. — Fühler
bis über den Prothorax reichend, 1. Glied groß, 2. kegelig,
das kürzeste von allen, 3.—8. kegelig, an der Spitze nodos
verdickt, nach vorn wenig an Länge zunehmend, 9. und 10.
walzig, 9. länger als das 10., 11. lang zugespitzt, kürzer als
das 9. und 10. zusammen. — Prothorax eiförmig, gewölbt, Abb. 2.
ungefurcht, Skulptur wie auf dem Kopfe, nur die Mitte schwächer. —
Elytren an der Basis etwas schräg,. Humerus gerundet, Seiten gegen
den Absturz allmählich schlanker werdend, hintere Außenecken in
einen kurzen, spitzen Dorn endigend, rugos gitterfurchig, auf den
Rippen kurz, einzeln behaart. Schmuckzeichnung durch die rugose
Gitterung undeutlich, in Streifen nach dem Arrhenodini-Typus angelegt.
— ‚Hinterschenkel nicht seitlich zusammengedrückt, Skulptur der
Beine wie auf dem Kopf. — Metasternum schwach gefurcht, nur auf
der Mitte schwach skulptiert und behaart. 1. und 2. Abdominalsegment
nur mit Andeutungen einer Mittelfurche, überall gleich groß
punktiert und behaart, 3. Segment doppelt so lang als das 4., beide
nur an den Seiten eng punktiert und zart be-
haart, Apicalsegment mit Ausnahme der Basis
grob punktiert, zarter behaart. — Länge (total):
15 mm. Breite (Thorax):2 mm. — Heimat: Bor-
neo. Von Shelford gesammelt. Typus im Uni-
versity Museum of Zool. zu Cambridge.
Calabresi hat vor kurzem (Bull. Soc. Ent.
Ital. LIII, II et III 1921, p. 42—52) die Gattung
Stratiorrhina revidiert und. mehrere Arten neu
beschrieben. Borneo scheint noch mehr dieser
interessanten Formen. zu besitzen. Nach
Calabresis Tabelle gehört die neue Art
Archiv für Naturgeschichte.
1923. A. 8.
9 8. Heft
0 . R. Kleine:
in die zweite Gruppe. Es werden von allen Arten mit Ausnahme
von femoralis Rits. Parameren und Penis abgebildet. Die neue Art
ist mit keiner bekannten identisch, gegen femoralis ist die Art durch
den Prothorax durch die rugose Elytrengitterung und die rundlichen
Hinterschenkel bestimmt geschieden. | |
Desgodinsia ambigua n. sp.
d. Tief violettbraun, Fühler, Beine und die Körperunterseite
- etwas heller, Schmuckzeichnung orangegelb, Glanz mäßig. — Kopf
sehr zerstreut und äußert zart punktiert, Unterseite mit tiefer Gular-
grube. Metarostrum an den Augen flach beginnend, tief gefurcht,
die Ränder scharfkantig zackig, aber nicht gezähnt, Seiten z. T. mit
einzelnen groben Punkten. Mesorostrum bucklig aufgehöht, an den
Fühlern jederseits mit einem nach vorn-außen gerichteten kräftigen,
auf breiter Basis sitzenden Dorn bewehrt, Mitte breit gefurcht, Kanten
mit kurzen Dornen besetzt. Prorostrum verschmälert,
kantig, bis zum Vorderrand mit kräftigen seitlichen Zahn-
leisten, Vorderrand flach eingebuchtet, Skulptur nur im vor-
deren Drittel des Prorostrums als warzenartige Erbebungen
vorhanden. Unterseite des Prorostrums mit zwei Reihen
MM tiefer, entfernt stehender grober Punkte, Meso- und Pro-
:;| rostrum in der basalen Hälfte mit gedorntem Mittelkiel und
ebensolchen Seitenkielen. — Fühler von der Gattungs-
diagnose nicht abweichend. — Prothoraxin der basalen Hälfte
obsolet gefurcht, Skulptur wie auf dem Kopfe. — Elytren
an den hinteren Außenecken kurz gedornt. Lage der
Schmuckzeichnung: 3. Rippe: langer Basalstreifen, je ein
kurzer postmedian und apical; 4.: kurzer Streifen antemedian,
punktförmiger postmedian hinter dem auf der 3. Rippe;
5.: basaler Punkt und postmedian neben dem Punkt auf
der 4.; 6.: postmedian, halb vor dem Streifen auf der 5.,
posthumeraler Punkt auf der 8., lange, an der Basis beginnende
'Posthumerale auf der 9. und ein kleiner Apikalstreifen. —
Beine gleich der Gattungsdiangose. — Metasternum vor den
Hinterhüften grubig vertieft, um die Vertiefung zart punktieit
und anliegend behaart, sonst ohne Skulptur. 1. und 2. Abdominal-
segment flach und breit gefurcht, Quernaht zwischen den Segmenten
tief, Punktierung sehr zerstreut und zart. 3. und 4. Segment an den
Seiten, 5. allgemein dicht und kräftig punktiert. — Länge (total):
17 mm. Breite (Thorax): 3 mm. — Heimat: Borneo. Von Shelford
gesammelt.
Die Zugehörigkeit zuı Gattung Desgodinsia ist außeı jedem Zweifel.
Die Artist neuund schon durch die Dornenbildung zwischen denFühlern
von spinirostris Senna leicht zu trennen. Die Sennasche Art hat
bestimmt vier kräftige, aber ganz anders geformte Dornen. Ich habe
diese Art mehrfach gesehen und kann Sennas Diagnose nur bestätigen.
Die Schmuckzeichnung ist bei beiden Arten verschieden angeordnet,
Abb. 4.
Neue Brenthiden aus dem University Museum of Zoology zu Cambridge. 131
die Grundfarbe ist ganz und gar verschieden, die artliche Verschieden-
heit ist sicher.
Nemocephalus Seotti n. sp.
Mit femoratus D. Sharp verwandt und hauptsächlich durch den
skulptierten Prothorax unterschieden.
d. Einfarbig schwarz, hochglänzend, Kopf und Rüßel punktiert,
zwischen den Augen grubig eingedrückt, Seiten und Unterseite grob
punktiert und lang, einzeln behaart. 3—-8 Fühlerglied länger als
breit, kegelig-walzig, 9 und 10. kugelig-eckig, 11. konisch, alle Glieder
lockerstehend. Prothorax einzeln punktiert, an den Mittelhüften
stark grubig punktiert. Elytren tief punktstreifig, Schenkel breit,
zusammengedrückt, die hinteren an der Basis, auf der Oberseite mit
zahnartigem Anhang, Schienen breit, platt, zusammengedrückt. Meta-
sternum tief, schmal gefurcht, einzeln nadelstichig punktiert, an den
Seiten grobe Punktierung 1. und 2. Abdominalsegment breit gefurcht;
störker als das Metasternum punktiert. 3. und 4. Segment nur an den
Seiten punktiert, 5. Segment groß und dicht punktiert, zum Teil dicht
seidig behaart.
9. Prorostrum fadenförmig, Fühlerglieder gedrungen, Schenkel
an der Basis verschmälert, Abdomen ungefurcht, kräftig punktiert.
Länge (total):$ 18, ? 16 mm. Breite (Thorax) und 2 etwa 2 mm.
Heimat: Amazonas.
Herrn Dr. Scott freundlichst gewidmet.
Figurenverzeichnis.
Abb.1. Kopf, Rüssel und Fühler von Schizephebocerus ambitiosus n. Sp.
Abb. 2. Kopf und Rüssel
Abb.3. Parameren und Penis
Abb. 4. Deckenzeichnung von Desgodinsia anbigua n. Sp.
} von Stratiorrhina amatoria n. Sp.
G%* 8 Heft
139 sahen ol e leiner,
Neue Brenthiden aus der Sammlung Andrewes.
ya . Von
R. Kleine, Stettin.
(Mit 3 Textfiguren.)
Herr H. E. Andrewes sandte mir eine kleine aber gehaltreiche
Sammlung aus Nilgiri Hills, nur einige Arten waren äthiopischer
Herkunft. Das Material von dem ersten Fundort'ist darum von Wichtig-
keit, weil nur erst wenig Brenthiden von dort bekannt geworden sind.
Im allgemeinen ist natürlich große Anlehnung an Bengalen und Birma
erkennbar, es fand sich aber eine Trachelzini, die mit keiner anderen
Form direkt verwandt ist. Die Fundorte der schon bekannten Arten
führe ich nicht auf, sie sollen für eine spätere umfassende Arbeit
mit verwandt zu werden. Unter: den Afrikanern fand sich ein neuer
Mygaleicus vom Zambesi. Die Gattung ist sicher viel reicher an Arten
als ich zunächst annahm. “
Mesoderes argutus n.'sp. Bi
Einfarbig bell kastanienbraun, glänzend, keine Makel auf den
Elytren. Kopf hinten gerade, oberseits ungefurcht, schwach punktiert.
Rüssel ungefurcht. Unterseits des Kopfes ist der starke Zahn lang,
kammartig beborstet, ‚Prorostrum -gleichfalls lang borstig behaart.
2.—10. Fühlerglied quer,’9. und 10. vergrößert, aber erheblich breiter
als lang, 11. konisch, so lang wie das’9.'und 10. zusammen. Prothorax
in der basalen;, Hälfte deutlich, wenn auch schmal gefurcht. In den
übrigen Merkmalen stimmt die Art mit 'maculatüs Senna überein. —
Länge (total) 8 mm: Breite (Thorax) etwa’2 mm. -— Heimat: Nilsiri
Hills.
Es handelt sich um eine Vicariante von maculatus Senna, die in Ma-
lakka lebt. Ein sicheres Unterscheidungsmerkmal sind die Fühler, deren
9. ünd 10. Glied länger als breit und das 11. wenig länger als das 10. sein
soll. Bei argutus liegen die Dinge direkt umgekehrt. Das 10. Glied ist
allgemein kleiner als das 9., beide sind aber viel breiter als lang und das
11. ist so lang wie das 9. und 10. zusammen.
Mesoderes aridus n. sp.
Hell ockerfarbig, Prothorax mit Ausnahme des Vorderrandes
und je drei Makeln auf jeder Elytre schwarz, Schenkel an Basis und
Knie etwas dunkler braun. Kopf am Hinterrand eingebuchtet, kräftig
punktiert und in den Punkten struppig behaart, Unterseite unter dem
Augenrand stark behaart. Metarostrum breit gefurcht, in der Furche
Neue Brenthiden aus der Sammlung Andrewes, 133
glatt, sonst der ganze Rüssel kräftig punktiert und mäßig behaart.
Unterseite mit je einem Zahn unter den Augen, unter dem Metarostrum
und unter dem Prorostrum. Alle Fühlerglieder länger als breit, 2.—8,
schwach kegelig, zuweilen perlig, 9. und 10. vergrößert, erheblich länger
als breit, Il. schlank, so lang wie das 9. und 10. zusammen, alle Glieder
locker stehend, lang, seidig behaart. Prothorax gewölbt, im Basalteil
zart gefürcht, einzeln kräftig punktiert und lang behaart. Nach dem
Halse zu stark abschüssig abfallend, etwas zusammengeschnürt, in
diesem Teile grob, grubig skulptiert und kürzer behaart. Hinterrand
‚kräftig punktiert. Elytren mit rugoser Rippenpunktierung:
und langer Behaarung. Die schwarzen Makeln liegen in
folgender Anordnung: antemedian ein quadratischer Fleck,
der von'der 3. bis 6. Rippe reicht und weder an den Vorder-,
noch :Seitenrand, noch. an die Sutura heranreicht; eine
breite, von der Sutura : bis zum Außenrand reichende
ellipsoide Binde, eine auf ‚dem Absturz liegende, nach
hinten-außen verlaufende Makel, die weder die Sutüra noch
den Außenrand' erreicht. Die beiden letzteren Binden
sind selten am Außenrand. verbunden. Beine überall
in ziemlicher Stärke mit langen, abstehenden, hellen
Haaren besetzt. Metasternum, 1. und2. Abdominalsegment
flach gefurcht, Behaarung mäßig stark. — Länge (total): Apb.ı.
3—7 mm. Breite (Thorax):0,75—1 mmetwa. — Heimat:
Nilgiri Hills.
Die Art. gehört in die Verwandtschäft des sexnotatus Senna, mit
der sie den behaarten Körper gemeinsam hat, auch habituell sind sich
die Arten sehr ähnlich.. Trennend ist die gänzlich entgegengesetzte
Ausfärbung. Sexnotatus eine schwarze Art mit heller Deckenzeichnung,
aridus ockergelb mit schwarzbrauner Zeichnung und ebensolchem
Prothorax. Unterschiedlich ist ferner das Metarostrum, das bei arıdus
tief gefurcht ist, bei sexnotatus kaum grubig. Auch die Bezahnung
auf der: Unterseite des Kopfes und Rüssels ist eine andere usw. — Es
lagen mir 39 Exemplare vor, nennenswerte Differenzen waren nicht
festzustellen.
Opisthenoxys arrogans n. sp.
Einfarbig kastanienbraun, Beine und Fühler z. T. etwas heller,
am ganzen Körper glänzend. Kopf am Hinterrand flach eingebuchtet,
Oberseite gewölbt, äußerst zart punktiert, über den Augen, bis zum
Hinterrand des Kopfes grob punktiert,:in den Punkten kurz, grob
behaart. Augen groß,:Metarostrum schmal gefurcht, punktiert, Meso-
rostrum ähnlich skulptiert, Prorostrum schwach gewölbt, nicht punk-
tiert. 2. Fühlerglied lang, fast so lang wie das Basalglied, länger als das
3.—8., 3. kegelig, 4.—8. perlig, 9.—11. stark vergrößert, 9. fast qua-
dratisch, 10. breiter als lang, 11. kaum so-Jang wie das 9. und 10. zu-
sammen. Alle Glieder.locker aneinandergefügt, dicht, zart behaart.
Prothorax am Halse oberseits vertieft, sonst glatt, überall gleich-
‚mäßig kräftig. einzeln punktiert, seitlich, mehr oder weniger kurz,
8. Heft
134 R. Kleine:
grob beborstet. 2 Rippen auf den Elytren breiter als die folgenden,
einzeln kurz grob beborstet, Furchen gegittert. Schenkel mit äußerst
geringer Skulptur, auf der Ober- und Unterkante behaart, Schienen
und Tarsen dicht grubig skulptiert und kräftig behaart. — Länge
(total):5 mm. Breite (Thorax): etwa 0,80 mm. — Heimat: Nilgiri Hills.
Von ochraceus Kln. is die neue Art durch die anders
geformten Fühler verschieden. Bei ochraceus ist das 3. Glied am
längsten, bei arrogans das 2., ferner sind bei jener Art alle Glieder länger
als breit, bei dieser dagegen perlig bis quer, ochraceus hat stark punktierte
Schenkel, während sie bei arrogans ohne Punktierung sind.
Cerobates articulosus n. sp.
Kopf hinten dreieckig eingekerbt, seitlich in stumpfen Ver-
diekungen endigend, Oberseite platt, obsolet gefurcht, zwischen den
Augen breiter eingedrückt. Meta- und Mesorostrum breit und tief ge-
furcht, Prorostrum ungefurcht. Fühler schlank, 2. Glied am kürzesten,
3.—10. gleichlang, 3. kegelig, sonst elliptisch-walzig, 11. länger als das
10., Behaarung zart und dicht. Prothorax an der Basis tief, in der
vorderen Hälfte nadelrissig gefurcht. Auf den Elytren ist die dritte
Furche sehr breit, ähnlich fossulatus Motsch. Auf der hinteren Hälfte
liegt in dieser breiten Furche eine Rippe, sodaß die Furchen normal
breit. und vier an Zahl sind, Seiten matt, obsolet gefurcht. Metasternum
und das 1. Abdominalsegment tief gefurcht, 2. ohr.e Furche. —- Länge
(total): 5,5 mm. Breite (Thorax): 0,80 mm etwa. --- Heimat: Nilgiri Hills.
Ich habe geschwankt, ob nicht Identität mit fossulatus vorliegt.
Nach eingehendem Vergleich scheint mir das nicht der Fall zu sein.
Die Diagnosen Motschoulskys sind unbrauchbar. Senna sagt,
daß die Fühler ‚‚stoutish‘ seien, was durchaus nicht zutrifft. Nachdem
ich ein mit Motschoulskys Tieren verglichenes Stück gesehen habe,
unterliegt es keinem Zweifel, daß damit keine Übereinstimmurg be-
steht, wohl aber nahe Verwandtschaft. Zu vergleichen sind costatus
Kln.-und aemulus Kln., die aber beide keine erweiterte dritte Furche
haben.
Metatrachelizus artificialis n. sp.
&. Einfarbig dunkel kastanienbraun, glänzend. Kopf quadratisch,
hinten gerade, Oberseite gewölbt, unskulptiert, Augen vorstehend,
flach, Metarostrum kaum halb so lang als das Prorostrum, viel schmaler
als der Kopf, Mittelfurche schmal, Mesorostrum eıweiteıt, kaum ge-
wölbt,. schmal gefurcht, Prorostrum schmal, gegen den Vorderrand
kaum etwas verbreitert, ungefurcht, Fühler schlank, 1. Glied groß,
2. und 3. länger als breit, 4.—8. etwa quadratisch, 9. und 10. ver-
größert, walzig, 11. von ähnlicher Gestalt, vorn schnell zugespitzt,
so lang wie das 3. und 4. zusammen, alle Glieder locker aneinander-
gereiht, Behaarung zart nud lang. Prothorax elliptisch, vorn wenig
breiter als hinten, Mittelfurche zaıt, im Basalteil etwas kıäftiger,
Punktierung fehlt. 2. Rippe auf den Elytren in der Mitte staık ver-
engt, 3. daher nach innen geschwungen, 4. nur in der apikalen Hälfte
Neue Brenthiden aus der Sammlung Andrewes. 135
vorhanden, alle anderen am Humerus gemeinsam entspringend, seit-
liche Furchen schwach gegittert. Metasternum durchgehend, kräftig
gefurcht, 1. und 2. Abdominalsegment sehr breit und tief, fast elliptisch
ausgehöhlt. Skulptur äußerst zart und nur an den in den Punkten
stehenden anliegenden Haaren kenntlich. — Länge (total): 4 mm.
Breite (Thorax): 0,75 mm etwa. — Heimat: Nilgiri Hills. 2 38.
Von abjectus Kln. durch die gänzlich andere Kopfform leicht
zu trennen.
Aneorhachis gen. nov. Trachelizidarum.
&vev = ohne dayıs Rückgrat, wegen der eigentümlichen Gestalt des
Prothorax.
d. Kopf einschließlich der Augen quer, abgeplattet.
Hinterrand in der Mitte quadratisch ausgeschnitten,
seitlich davon kantig, nach hinten gerade vorspringend,
Mittelfurche sehr breit, flach, vor dem Ausschnitt
ansteigend, vor den Augen grubig vertieft, zwischen
der breiten Mittelfurche und den Augenrändern jeder-
seits eine halb so breite Partie wie die Mittelfurche selbst,
die mit Ausnahme der Seitenkanten filzig behaart ist;
Unterseite gefurcht, neben der Furche backenartig auf-
gewölbt; Augen mittelgroß, sehr prominent, in halbem
Augendurchmesser vom Hinterrand des Kopfes entfernt.
Metarostrum sehr kurz, die vor den Augen liegende
Grube reicht noch auf die Basis des Metarostrums, die
filzigen Leisten setzen sich bis zum Mesorostrum fort.
Dieses ist kaum angedeutet und flach, breit eingedrückt.
Prorostrum schmaler als das Metarostrum, platt, Vor-
derrand nicht eingebuchtet; Unterseite bis zum Pro-
rostrum mit Mittelfurche. Fühler mittellang, nach
vorn mäßig verdickt, 1. Glied groß, 2. länger als breit,
walzig, 3. von gleicher Länge, kegelig, 4.—8. perlig,
etwas quer, 9. und 10. vergrößert, kugelig, 11. konisch,
kürzer als das 9. und 10. zusammen, alle Glieder locker
aneinandergefügt.
Prothorax von oben gesehen fast rechteckig, Hinter-
ecken normal gerundet, am Halse mehrfach flach ge-
schwungen und seitlich in kleine Vorwölbungen nach vorn endigend.
Oberseite vorn vollständig platt, nach hinten zu mit einer immer
schmaler werdenden abschüssigen Partie in deren Mitte die tiefe, sich
nach vorn erweiternde Mittelfurche liegt. Prosternum vor den
Hüften rhombisch eingedrückt.
Elytren in Thoraxbreite, Basis mäßig schräg, Humerus flach
gerundet, Seiten gerade bis zum Absturz, Hinterrand bıeit, halb-
elliptisch eingebuchtet, alle Rippen deutlich, 6. und 8. vorn verkürzt,
alle Rippen gleichbreit, Gitterung fehlt. Vorderschenkel kurz und sehr
breit, Stiel der Keule sehı kurz, Mittel- und Hinterschenkel etwas
schlanker, Vorderschienen an der Spitze dreizähnig, innenseits in der
Abb. 2.
8. Heft
136 | R. Kleine: a
Mitte mit zartem Haarbüschel, die übrigen Schienen etwas gebogen,
nach den Tarsen schwach erweitert, Tarsen schlank, 1.—3. Glied fast
gleichlang. Metasternum so lang wie das gesamte Abdomen, nach
den Seiten winklig abschüssig, tiefgefurcht, 1. Abdominalsegment
breit eingedrückt, 2. nur noch an der Basis, Mittelfurche schmal, 3.
und 4. Segment sehr kurz, 5. groß, in der Mittelpartie etwas vertieft.
Typus der Gattung: A. astrietus n. sp.
Aneorhachis astrietus n. sp.
Kastanienbraun, Sutura und eine mediane Makel dunkel, fast
schwarz, glänzend, nur die beborste Partie des Kopfes matt. Rüssel
bis dicht zum Vorderrand einzeln punktiert, Prothorax oberseits grob
punktiert, Elytren ohne Rippenpunktierung. Beine einzeln punktiert,
Unterseite des Körpers nur ganz zerstreut punktiert. — Länge (total):
5 mm. Breite (Thorax): Il mm etwa. — Heimat: Nilgiri Hills.
Die systematische Stellung ist nicht leicht festzulegen, da sich
keine ähnlichen Formen finden. Eine schwache Anlehnung besteht
vielleicht mit Mierotrachelizus Senna. Ich werde die Gattung zunächst
bei Metatrachelizus Kleine belassen, weil beiden die durch einen Haar-
büschel erweiterten Vorderschienen eigen sind.
Miecrotrachelizus attritus n. sp.
d. Hell kastanienbraun, Schenkel an Basis und Knie etwas an-
gedunkelt, eine postmediane Makel schwarz, am ganzen Körper
glänzend. Kopf hinten dreieckig eingekerbt, durchgehende Mittel-
furche zart, Punktierung zerstreut aber kräftig, Unterseite breit, flach
gefurcht. Metarostrum so breit wie der Kopf, kürzer als das Prorostrum,
breit, tief gefurcht, wie der Kopf skulptiert, Mesorostıum wenig er-
weitert, platt, Furche wie auf dem Metarostrum, Punktierung desgl.
Prorostrum schmal, gegen den Vorderrand wenig verbreitert, in der
basalen Hälfte wie der übrige Rüssel gefurcht; sonst glatt, Punktierung
sehr zart, Fühler zart, 2. Glied quadratisch, 3. verlängert, kegelig,
4.—8. perlig, 9. und 10. vergrößert, walzig, 11. konisch, kaum so lang
wie das 9. und 10. zusammen, alle Glieder locker stehend. Prothorax
durchgehend kräftig gefurcht, einzeln aber deutlich punktiert. Ante-
coxales Prosternum ın der Hüftgegend abgeplattet, postcoxales ge-
furcht, keine Skulptur. Elytren an der Basis schräg, die Rippen zahn-
artig vorstehend, Humerus am Prothorax spitz, sonst flach gerundet,
seitlich fast parallel, am Absturz verengt, hinten dreieckig eingekerbt.
2. Rippe nicht unterbrochen, aber auf der Mitte verengt, 1.—3. und 9.
den Absturz erreichend, alle anderen verkürzt, 6. erst im vorderen
Viertel, 8. auf der Mitte entspringend. Der rippenfreie Findruck auf
dem Absturz tief eingedrückt. Rippen einzeln punktiert, Gitterung in
den Furchen undeutlich. Beine ohne besondere Merkmale. Meta-
sternum, 1. und 2. Abdominalsegment tief, durchgehend gefurcht,
Punktierung sehr einzeln, 5. Segment i in der Mitte und’ an den Seiten
sehr tief grubig eingedrückt. — Länge (total): 5 mm. Breite ( Sue:
etwa I mm. — Heimat: Nilgiri Hills, Karkus ghat, 2000‘.
Neue Brenthiden aus der Sammlung Andrewes. 137
Es besteht nur Verwandtschaft mit contiguus Senna, von der sie
sich durch folgende Merkmale unterscheidet: Kopf: gefurcht, der ge-
samte Rüßel bis in die vordere Hälfte tief und breit gefurcht - Der
Rippenverlauf ist ein anderer, Metasternum und Abdomen sind tief
und durchgehend gefurcht, das 5. Segment ist dreigrubig und unbehaart.
Mygaleicus audax n. sp.
Q. Prothorax pechschwarz, Kopf dunkelbraun, Rüßel und Fühler
hellbraun, Elytren rotbraun mit schwarzer Zeichnung (siehe Abb. 3),
Beine rotbraun mit verdunkelten Schenkelkeulen, Pro-
sternum schwärzlich, Abdomen dunkelbraun, Glanz mäßig.
Kopf hinten gerade, oberseits gewölbt, ohne Furche,
Unterseite mit einer Doppelreihe tiefer behaarter Gruben-
punkte, Augen sehr groß, höchstens in !/, Augenbreite
vom Hinterrand des Kopfes entfernt, flach. Meta-
rostrum flach, breit gefurcht, in der Furche flach gekielt,
Seiten mit einigen groben Punkten, Unterseite wie beim
Kopf. Mesorostrum erweitert, bucklig, schmal gefurcht,
Unterseite gekielt Prorostrum stielrund, ohne Furche,
schwach punktiert, Unterseite z. T. flach gekielt. Fühler
sehr schlank, 1. Glied länger als das 2.—3., 2 kurz, fast
quadratisch, 3—8. kegelig, schlank, vorn an Länge zu-
nehmend, 9.—ll. sehr vergıößert, walzig mit dichter
Unterbehaarung. Prothorax durchgehend, kräftig ge-
furcht, sehr flach, undeutlich, zerstreut punktiertt Elytren Abb.3.
scharf gerippt-gefurcht, hintere Außenecken gedornt. — Metatarsus
der Vorderbeine kaum so lang wie das 2. und 3. zusammen, an den
Mittel- und Hinterbeinen länger. Metasternum an der Basis gefurcht,
nur an den Seiten grob punktiert, 1. und 2. Abdominalsegment breit,
flach ausgehöhlt, nur außerhalb dieser Aushöhlung kräftig punktiert,
3. bis 5. Segment sehr dicht punktiert, in den Punkten kurz behaart.
— Länge (total): 11—12mm. Breite (Thorax): etwa 15mm. —
Heimat: Zambesi, Caia, 18 3.12. 2 29.
Nächste Verwandtschaft: M. maculatus Kln. Von allen anderen
Arten durch die gerippten Flügeldecken leicht trennbar. Auch das
Auge ist größer, die Fühler sind schlanker und die allgemeine Aus-
färbung gänzlich anders.
Figurenverzeichnis.
Abb. 1. Deekenzeichnung von Mesoderes aridus n. sp.
Abb. 2. Habitusbild von Aneorhachis astrictus n.Sp.
Abb. 3. Deckenzeichnung von Mygaleicus audax n.sp.
8 Heft
138 F. Werner:
Übersicht der Gattungen und Arten der
Schlangen der Familie Colubridae.
| I. Teil
mit einem Nachtrag zu den übrigen Familien
von F. Werner (Wien).
Mit 9 Textfiguren.
Die nachstehende Arbeit umfaßt drei Abschnitte. 1. eine Be-
stimmungstabelle sämtlicher Gattungen der Colubrinen, Dipsado-
morphinen und Elapinen; ?. eine Übersicht sömtlicher Aıten aus den
Unterfamilien Homalopsinae und Elapinae; 3. einen Nachtrag zu den
Familien Typhlopidae, Glauconirdae, Boidae, Ilysiidae, Uropeltidae,
Amblycephalidae und Viperidae, sowie Acrochordinae, bis zur Fertig-
stellung dieser Arbeit. Wie die früheren synopt'schen Übersichten
über die seit dem Erscheinen des Boulenger’schen Schlangenkatalogs
(1893--1896) beschriebenen Arten — wovon die Glauconildenr in den
Mitteilungen au» dem zoolog'schen Museum in Hamburg XXXIV.
1917, die Boiden und Typhlopiden iu diesem Archiv (87. Jahrg.
1921, Abt. A 7. Heft), Amblycephaliden, Viperiden nebst den kleineren
Familien ebenda (8. Heft) erschienen sind — soll auch die vorliegende
nichts anderes bezwecken, als demjenigen, der den Boulenger’schen
Katalog besitzt, bezw. zur Verfügurg hat, einen Nachtrag an die Hand
zu geben, aus dem er nicht allein ersieht, welche Gattungen, bezw.
Arten seither beschrieben wurden, sondern ın d m er auch Hirwe'se
auf die wichtigste Litteratur und die geographische Verbreitung der
Arten findet. Wo es mir nötig schien, habei ch auch noch Schuppen-
zahlen außer den in den Bestimmungstabellen verwendeten mitgeteilt.
Ich verhehle mir nicht, daß die Abfassung der Bestimmungstabelle
der zahlreichen Colubridengattungen keine reine Freude für mich war
und daß auch der Benützer derselben mit gemischten Gefühlen von
ihr Gebrauch machen wird. Das liegt aber wohl in erster Linie daran,
daß die Colubriden nur wenige für die Gattungssystematik brauchbare
Merkmale liefern, die immer wieder kombiniert werden müssen und
auch diese unter Umständen völlig versagen können; so ist der Nach-
weis der Apikalgrübchen der Schuppen: (Schuppenporen) durchaus
nicht immer leicht, auch der Gebrauch von Ausdrücken, wie „Schuppen
schief, sehr schief, etwas schief“ und ähnlichen auf Vergleich mit
anderen Gattungen, bezw. Arten hinweisenden Bezeichnungen ist
bei einer Gattungsübersicht nicht sehr angezeigt; und was das Gebiß
anbelangt, das zweifellos von den unmittelbar sichtbaren oder sichtbar
zu machenden Charakteren von größter systematischer Bedeutung ist,
so kommt es in der Praxis nicht allzuselten vor, daß es bei Exemplaren,
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Colubridae. 139
die durch einen Schlag auf den Kopf getötet wurden, zertrümmert
oder mit der im Todeskampfe den Rachen füllenden Erde und Flut
so zusammengebacken ist, daß man schließlich bei der Reinigung
nach dem vorhandenen Zahnsockeln noch konstatieren kann, wieviele
Zähne vorhanden waren, nicht aber, wie ihre relative Länge war.!)
Das Bes;immen von Colubriden, für die man keine sichere Fundcrts-
angabe hat, also alle Möglichkeiten in Betracht ziehen muß, während
man bei Aıten mit Fundoıt meist mit Hilfe irgendeiner das betreffende
Gebiet allein berücksichtigenden faunistischen Arbeit, wie wir deren
ja jetzt eine ziemliche Anzahl von oft ausgezeichneter Qualität besitzen,
eine weit geringere Artenzahl zu berücksichtigen hat, ist für den An-
fänger meist eine ganz hoffnungslose Arbeit, bei der er schon bei den
ersten Gegensätzen stranden kann und oft von einem Punkt zum
anderen in neue Unsicherheit und Ratlosigkeit gerät; und es gilt
auch in diesem Falle der Erfahrungssatz, daß nur der mit einiger
Sicherheit bestimmen kann, der schon eine größere Formenkenntnis
‚durch eigene Anschauung erlangt hat. Gerade derjenige aber, der schon
diese Formenkenntnisse hat, wird von den Bestimmungstabellen
nicht jenen eingehenden Gebrauch machen, wie der Anfänger,
sondern in vielen Fällen gleich die Gattung er kennen und nur die Arten
bestimmen, da man ja eire große Zahl von Gattungen oder Gattungs-
komplexen auf den ersten Blick eıkenren kann und oft eine Stich-
probe genügt um sich zu versichern, ob man auf dem rechten Wege ist.
Es schien mir zweckmäß'g, die Bestimmurgstsbelle Bouler.ger’s
in eine (wen’g«.ters in den meister Fäller) dierotomirche umzuarbe'ten,
wei] dadu'ch die Gegensätze schärfer hervortreter. Wo die zur Urter-
scheidurg herar gezogenen Merkmale nur für sich allein zu unverläßlich
oder zu schwierig eıkenr.bar erschieren, habe ich mich bemüht, ein
weiteres beizufügen, um die Sicherhe't der Urterscheidurg zu erhöhen.
Daß ich von den proteroglyphen Colubriden nur die Elapinen
bearbeitet habe, ist leicht verständlich, da ja die Museen von Ländern,
die keine Kolonien am indischen Ozean oder Pazifik haben, im
allgemeinen arm an Seeschlangen sind und auch diese in der Regel
nicht viele Arten umfassen. Immerhin hoffe ich bei dem Umstande,
daß es mir jetzt möglich ist, das ansehnliche Material an noch un-
determinierten Schlangen im Wiener naturhistorischen Staatsmuseum
zu bearbeiten, doch soviel Vergleichsmaterial an die Hand zu bekommen,
daß die Arbeit nicht eine vorwiegend kompilatorische ist; für die bisher
behandelten Familien habe ich immerhin Material in genügender
Menge zur Verfügung gehabt, um auf eigener Erfahrung mich stützen
zu können.
1) Daß eines der hauptsächlichsten Unterscheidungsmerkmale Boulenger’s,
‚das Vorhandensein oder Fehlen der Hypapophysen an den hinteren Rumpfwirbeln
völlig versagen kann, hat zuerst Ros&n (Ann. Mag. N. H. [7] XV, 1905 p. 171)
hervorgehoben und auch ich habe bei Zamenis mucosus Hypapophysen an den
hinteren Rumpfwirbeln nachweisen können.
8. Heft
140 | F. Werner: | H nie
Der Nachtrag zu den bereits bearbeiteten Familien ist bei der
Kürze der seither verstrichenen Zeit nicht groß; ich glaubte aber,
die Zusammenstellung nicht unterlassen zu sollen, um die Brauchbarkeit
zu erhöhen.
Nomenklatorisch habe ich mich, um den Anschluß an Bou-
lenger’s Katalog zu erleichtern, inbezug auf die Gattungen durchaus
an diesen gehalten, jedoch die jetzt gebräuchlichen Gattungsnamen
daneben gestellt. Ich bin persönlich nicht der Ansicht, daß die Aus-
grabung alter Genusnamen eine zoologische Tätigkeit sei und halte
dafür, daß der Hinweis auf eine gute eindeutige Beschreibung, wie
sie in den Monumentalwerken Boulenger’s für die überwiegende
Mehrzahl der Gattungen und Arten N: genügt.!)
Wien, August 1923. _F. Werner.
Verzeichnis der seit 1889 neu een Gattungen
von Colubrinen, Dipsadomorphinen und Elapinen in alphabetischer Reihenfolge.
1913 “Achalinopsis Steindachner, Anz. Akad. Wiss. Wien No. XTl
p. 218-219; Denkschr. Akad. Wiss. Wien XCp.326 — Formosa.
1898 Aeluroglena Boulenger, Ann. Mag. Nat. Hist. 0) 11. P 132. vr
Somaliland.
1909 Anoplohydrus Werner, Mitt. Naturh. Mus. Hamburg KRV.
p. 215 fig. 3. — Sumatra.
1898 Apistocalamus Boulenger, Ann. Mus. Genova (2) XvIH p- 700,
Taf. VIIL fig. 1. — Brit. N.-Guinea.
1912 Aproaspidops Annandale, Rec. Ind. Mus. VOL p- 45-46,
Taf. V fig.2. — Abor- Land, Assam. _
1897 Asthenophis Boulenger, ‘Ann. Mus. Genova ( @) xvIr p- 12. —
Somaliland.
1898 Calamorhabdium Boettger, Kat. Rept. Mus. schepätike: u
p. 82. — Batjan.
1919 Chamaelycus Boulenger, Rev. Zool. Afr. vIL ” p. 22. — Tturs,
Congo.
1908 Chilorhinophis .Werner, SB. Akad. Wiss. Wien p. 1881, Taf. a
fig. 8.—d. — Mongalla, Sudan.
1902 Cynodontophis Werner, Verh. zool. bot. Ges. Wien ‘1902 p. 345.
— Congo.
1897 De Werner, SB. Akad. Wiss. München p. 203. —
Ecuador.
1905 Dipsadoides Annandale, Journ. Proc. Asiat. Soc. Bengal (N s)
I. No. 8, p. 212, fig. 3. — Malay. Halbinsel.
1896 Drepanodon n.n. für Oloelia anomala Jan. Peracca, Boll. Mus.
Torino XI. No. 231 p. 3. — S.-Amerika. |
1911 Elapocalamus Boulenger, Ann. Mag. N. H. (8) Talk P. 371.
— Bitye,, S,.Kamerun. Fa
1) Siehe dazu! die ausgezeichneten! age von A. Ruthven ‚in
University of Michigan, University Bulletin (n.:s. Vol. XXIV. Nr.14, 1922. p. 33).
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Colubridae. 141
1898 Fleischmanmia Boettger, Kat. Rept. Mus. Senckenbg. II. p. 69.
— Costa Rica.
1898 Geatractus Duges, Proc. Zool. Soc. p. 539. — Mexico.
1910 Haplonodon Griffin, Philippine Journal of Science, Manila (5)
| p- 212, Taf. ], fig. — Philippinen.
1912 Heteroliodon Boettger, in Voeltzkow Reise III p. 313, Taf. 26,
0 fig. 4. — Tullear, Madagaskar.
1908 Hypoptophis Boulenger, Ann. Mag. Nat. Hist. (8) II p. 9. —
‘-. Kassai-Provinz, Kongo.
1910 Idiophis Mocquard, Bull. Mus. Paris p. 252. — Madagaskar.
1898 Iguanognathus Boulenger, Ann. Mag. Nat. Hist. (7) II. p. 73.
_ . — Sumatra.
1900 ‘Lepturophis Boulenger, Proc. Zool. Soc. p.183, Taf. XV, —
' Sarawak, Borneo.
1904 Liophidolidophis Mocquard, Bull. Mus. Paris p. 302. — Mada-
gaskar (nach Boulenger = Tropidonotus).
1904 Liparophis Peracca, Rev. Suisse Zool. XII. p. 663. — China.
1915 Micala Werner, in Ergebn. Hamburg. DSW.-afrikanische
Studienreise 1911, Rept. Amph. p. 358, Taf. VII fig. 2.
— DSW.-Afrika.
1910 Michellia L. Müller, Zool. Anzeiger XXXVIH. p. 358. —
Katangadistrikt, "Congo.
1903 Mimometopon Werner, Abh. bayer. Akad. Wiss. München XXTI.
'-p. 349, Taf. fig. 34. — Guatemala.
1899 Oreocalamus Boulenger, Ann. Mag. Nat. Hist. (7) IV. p. 452.
— Borneo.
1923 Oxyuranus Kinghorn, Rec. Austral. Mus. XIV. Nr.1 p. 2 —
45, Fig. 1—3, Taf. VI. — Coen, Cap York-Halbinsel, N.-
Queensland.
1898 Parärhadinaea' Bttgr., Kat. Rept: Senckenbg. Mus. II. p. 33.
— Nossi Be. r
1901 Paroxyrhopus Schenkel, Verh. nat. Ges. Basel XIII. p. 168,
fig. 5. — Paraguay.
1922 Pelophis De Witte, Rev. Zool. Afr. X. 3. 1922 p. 318. — Congo.
1905 Phrydops Boulenger, Ann. Mag. Nat. Hist. (7) XV. p. 453.
— Costa-Rica.
1903 Poecilopholis Boulenger, Ann. Mag. Nat. Hist. (7) XII p 332
— Kamerun.
1900 Pseudapistocalamus- Lönnberg, Ann. Mag. ‚Nat. Hist. ‚(7) VI.
:p 578 — Neuguinea
1897 Pseudoboodon Peracca., Boll. Mus. Torino XII. No. 273, p. 1
fig. — Maldi, "Erythraea. |
1896 Pseudotomodon Koslowsky, Rev. Mus. La Plata VI. 2 p. 455,
Taf. 4, — Argentinien.
1922 Rhadinophis Vogt, Arch. Naturg. 88. A. 10 p. 140. — $.-China.
1908 Rhachidelus Boulenger, Ann. Mag. Nat. Hist. aß ):II. 1908 p. 31.
— 8. Paulo, Brasilien. 7
8 Heft
142 F. Werner:
1897 Rhynchophis Mocquard, Bull. Mus. Paris, p. 214. — Norway-l.,
Golf von Tonkin.
1923 Sordellina Procter, Ann. Mag. D. H. (9) XI. p. 227. — SO.-
Brasilien.
1909 Stenorhabdium Werner, Jahresh. württ. Ver. Natk. p. 59. —
O.-Afrika.
1896 Synophis Peracca, Boll. Mus. Torino XI. No. 266, fig, —
S.- Amerika.
1899 Tapinophis Boulenger, Proc. Zool. Soc. London p. 164, Taf. XVII
fig. 1. — N.W. Fokien, China.
1896 Toxicocalamus Boulenger, Ann. Mag. Nat. Hist. (6) XVII.
p. 152. — Woodlark Island. A
. 1902 Tropidophidion Werner, Verh. Zool. bot. Ges. Wien LII. p. 334.
“ —— Französ. Togo.
1913 Ultrocalamus Sternfeld, SB. Ges. naturf. Fr. Berlin p. 388.
— Neuguinea.
Nicht aufrecht-zu erhalten sind unbedingt die Gattungen:
Anisodon Rosen (=Psammodynastes Gthr.).
Atractopsis Despax (=Atractus Wagl.).
Cantonophis Werner (=Tapinophis Blngr.).
Dipsadophidium Lindholm (=Dipsadoboa Gthr.).
Melanelaps Wall. (=Atractaspis Smith).
Oligolepis Bingr. (=Chlorophis Hallowell).
Oreophis Duges (=Coronella Laur.).
Pseudagkistrodon Van Denburgh (= Macropisthodon Bingr.).
Pseudoprosymna Lindholm (= Prosymna Gray).
Rhabdotophis Werner (= Pararhadinaes Bttgr. — Pseudoxyrhopus
Blngr.).
Rouleophis Chabanaud, Bull. Mus. Paris 1916 p. 379. F:g. (= Apa-
rallactus Smith). |
Spaniopholis Mocquard (=Üoluber L., Bling:.).
Rhamnaethiops Gthr. (=Thrasops Hallowell).
Rhinodryas Werner (=Philodryas Wagler).
Xenurophis Gthr. (=Grayia Gthr.).
Colubrinae.!)
1. Hypapophysen an der ganzen Wirbelsäule entwickelt, an den
hinteren Rumpfwirbeln durch einen mehr oder weniger vor-
springenden Kamm oder Höcker dargestellt, der unterhalb des
Condylus hervorragt 2
Hypapophysen an den hinteren Rumpfwirbeln fehlend, deren
Unterseite glatt oder schwach gekielt ist 5l
1) Abkürzungen für alle Bestimmungstabellen: Ok. = Oberkiefer, Uk. =
Unterkiefer, Okz Ukz — Ober- bezw. Unterkieferzähne, Sq. = Schuppenreihen,
V.= Ventralia, Se. = Subeaudalia.
Übersicht der Gattungen und Arten der Behlangen der Familie Colubridae. 143
2. Dentale locker an der Spitze des Articulare befestigt, frei daran
beweglich, Zähne sehr zahlreich und dicht stehend; Schuppen
glatt, ohne Apikalgrübchen; Auge mäßig groß oder klein, mit
runder Pupille 3
Dentale nicht oder nur wenig am Articulare beweglich 5
3. Okz. gleich groß, 30—50 Polyodontophis
Hintere Okz. etwas verlängert, 25—27 4
4. Loreale vorhanden Liophidium
Kein Loreale Idiophis
5. Okz. gleich groß, 16-30; vordere Ukz. vergrößert; Auge mit
runder Pupille; keine Apikalgrübchen 6
Hintere Okz. am längsten, Ukz. subäqual, Auge mäßig groß
oder groß, mit runder Pupille; ein Paar Internasalia, ein Paar
Präfrontalia 8
Hintere Okz. am längsten; Auge klein oder mäßig groß, mit
runder Pupille; Internssale unpaar oder fehlend 14
Okz. subäqual, Ukz. gleich oder vordere etwas verlängert; Auge
mit runder oder vertikal elliptischer Pupille 16
Hintere Okz. verlängert, vordere Ukz. viel länger als die
hinteren, Auge klein, mit runder Pupille. Schuppen glatt, ohne
Grübchen Pseudoxyrhopus
Okz. nach hinten an Größe zunehmend; der hinterste mäßig
verlängert, zusammengedrückt; Ukz. nach hinten zu größer
werdend, namentlich vom 6. an; Auge klein, mit runder Pupille;
Schuppen glatt ohne Grübchen Pararhadinaeat)
Okz. gleich; vordere Ukz. größer als hintere; Auge mäßig groß,
mit vertikal elliptischer Pupille; Schuppen mit Apikalgrübehen 37
Hintere Okz. und Ukz. am kleinsten; Auge mäßig groß oder
ziemlich klein, Pupille meist veıtikal elliptisch 38
Hintere Okz. vergrößert; Schuppen der Medianreihe vergrößert,
zweikielig; Präfrontale groß, unpaar; Auge groß, mit runder
Pupille Diaphorolepis
6. Schuppen glatt Dromicodryas
Schuppen gekielt 7
7. .Nasenloch in einem einfachen Nasale Xenochrophis
Nasenloch zwischen zwei Nasalen, nach aufwärts gerichtet;
Schuppen fein gestreift Pelophis
8. Schuppen am ganzen Körper in Längsreihen 9
Schuppen im vorderen Teil des Rumpfes schief angeordnet;
Okz. 20—28 Pseudoxenodon
9. Schwanz beim 3 viel länger als beim 2 Liophohidophis?)
Schwanz beim ö nicht oder wenig länger als beim ® 10
10. Okz. 18—40, in ununterbrochener Reihe Tropidonotus
!) damit identisch RAabdotophis Wern. Da Boulenger diese Gattung mit
Pseudoxyrhopus identifisiert, so sollte dies auch für Pararhadinaea gelten.
2) Diese‘ Gattung ‘wird von Boulenger ‘als nicht verschieden von
Tropidonotus betrachtet. .
8 Heft
144
Im
12.
13.
14.
15.
24.
25.
F., Werner:
Hinterste Okz. verlängert, von den vorhergehenden durch einen
Zwischenraum getrennt 11
Schuppen gekielt ; vordere Ukz. nicht verlängert M.
Schuppen glatt
Vordere Ukz.. verlängert, Schuppen ohne Apikalgrübchen
Compsophis
Vordere Ukz. nicht verlängert; Schuppen mit Apikalgrübchen;
Schnauze vorspringend zugespitzt 13
Rostrale hinten winkelig; Schuppen in 21—23 Reihen
Liäoheterodon
Rostrale hinten nicht winkelig; Schuppen in 17 Reihen
Heteroliodon
Kein Internasale; Nasalia median in Berührung; Schuppen glatt,
ohne Grübchen; Ok. wenig zahlreich (5—6) . __Anoplohydrus
‚Internasale. vorhanden, unpaar; Okz. 18—25 15
Ukz. subäqual; Nasenloch in einem halbgeteilten Nasale; Schuppen
ohne Grübchen Helicops
Ukz. nach hinten än Größe abnehmend; Nasenloch zwischen
zwei Nasalen; Schuppen mit Grübchen H ydraethiops
Supralabialia das Nasenloch nicht erreichend 14
Nasenloch zwischen zwei kleinen Nasalen und dem ersten Supra-
labiale- 35
Subcaudalia in zwei Reiben 18
Subcaudalia einreihig 34
. Ok. reicht nach vorn über das Palatinum hinaus 19
Ok. reicht nach vorn nicht über das Palatinum hinaus; Schuppen
gekielt; Loreale und Präfrontale erreichen das Auge 33
Schuppen gekielt 20
Schuppen glatt 27
Präoculare vorhanden 21
Loreale und Präfrontale erreichen das Auge 24
. Auge sehr groß; Präfrontale unpaar, sehr groß; Internasale
sehr klein; Präoculare erreicht das Auge Synophis
Auge mäßig groß oder klein 22
Okz. stark, etwa 30 Tretanorhinus
Okz. klein, 2025 . Opisthotropis
Okz. weniger als 20 23
. Präfrontalia paarig; Pupille und; Rückenschuppen durch-
wegs gekielt _ Ischnognathus
Präfrontale unpaar; Pupille vertikal elliptisch; nur Sacral- und
Schwanzschuppen gekielt Liparophis
Präfrontale unpaar; u rund; Schuppen schwach gekielt
Tapinophis!)
Zwei Präfrontalia 25
Schuppen nicht gestreift; Pupille rund bi Nmab f' 2
!) Hierher auch Cantonophis Werner (Jahresh. württ. Ver. vaterl. Naturk.
1909 p. 29:
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Oolubridae. 145
Schuppen gestreift, Pupille vertikal elliptisch; ein Paar Inter-
nasalia Streptophorus
26. Ein Paar Internasalia Amphiardis
Ein unpaares Internasale Haldea
27. Loreale und Präoculare vorhanden 28
Kein Loreale 3l
Loreale und Präfrontale das Auge erreichend 32
28. Pupille rund 29
Pupille vertikal subelliptisch 30
29. Nasenloch ein schiefer Schlitz zwischen zwei Nasalen Hydrablabes
_Nasenloch zwischen zwei Nasalen und dem Internasale
Trirhinopholis
30. Nasenloch zwischen zwei Nasalen Trachischium
'Nasenloch in einem halbgeteilten Nasale Rhabdops
31. Ein unpaares Schildchen hinter dem Rostrale; kein Pıäoculare;
Schuppen in 12 Reihen Aproaspidops
Kein unpaares Schildchen hinter dem Rostrale; Präoculare
vorhanden; an das halbgeteilte Nasale anstoßend; Schuppen
in 15 Reihen Plagiopholus
Kein unpaares Postrostrale; ein einfaches Nasale; Schuppen
in 17—19 Reihen Brachyorrhos
32. Okz. 30—35; Pupille vertikal subelliptisch Ozyrhabdium
Okz. 20-25; Pupille rund Xylophis
Ökz. 12; Schuppen mit Apikalgrübchen Geatractus
33. Okz. etwa 10; Schuppen gestreift; ein unpaares Präfrontale
Chersodromus
Okz. etwa 20; Schuppen nicht gestreift; Fräfrontalia paarig
Elapordes
34. Okz. 25—25; Lorelae vorhanden Achalinus
Okz. 15; kein Loreale vorhanden Achalinopsis
35. Schuppen gekielt, Subcaudalia unpaar Haplocercus
Schuppen glatt 36
36. Subcaudalia unpaar Aspidura
Subcaudalia paarig Blythia
37. Schuppen gekielt, kein Loreale Lycognathophis
Schuppen glatt Ablabophis
38. Okz. eine ununterbrochene Reihe bildend 39
Verlängerte vordere Okz. von den kleinen Zähnen durch einen
Zwischenraum getrennt 45
39. Keine Lorealgrube 40
Lorealgrube vorhanden; Schuppen ohne Grübchen 43
40. Schuppen glatt 41
Schuppen gekielt, mit Apikalgrübchen; Mittelreihe vergrößeıt,
zweikielig | Gonionotophis
41. Pupille rund
Pupille vertikal-elliptisch Lamprophis
42. Schuppen ohne Apıkalgrübchen; Schwanz kurz Tetralepis
Schuppen mit Apıkalgrübchen. Schwanz lang Micropisthodon
Archiv für Naturgeschichte,
1923. A, 8. 10 8. Heft
‚146
43.
44.
45.
46.
AT.
48.
49.
50.
51.
52.
59.
F. Wernei:
Schuppen gekielt Bothrophthalmus
Schuppen glatt +
Schwanz sehr kurz; Nasenlöcher und Augen seitlich Bothrolycus
Schwanz mäßig lang; Nasenlöcher und Augen nach aufwärts
gerichtet Glypholycus
Das 5. und 6. Supralabiale mit horizontaler Grube. Pupille
vertikal Pseudoboodon
Supralabialia ohne Grube 46
Schuppen glatt, gleich, mit Grübchen 47
Schuppen ohne Grübchen, Mittelreihe vergrößert 50
Nasenloch zwischen zwei Nasalen 48
Nasenloch in einem einfachen Nasale, dahinter ein kleines Post-
nasale; Pupille vertikal 49
Pupille rund Oyclocorus
Pupille vertikal Boodon
Präoculare vorhanden Lycopnidium
Kein Präoculare; Loreale sehr lang und wie das Präfrontale
und das sehr.lange Frontale das Auge begrenzend Chamaelycus
Körper zusammengedrückt, Schuppen glatt Hormonotus
Körper drehrund; Schuppen gekielt Simocephalus
Oberkiefer-, Gaumen- und Unterkieferzähne mit spatelförmigen
Kronen, die an der Außenseite gerippt sind; 23 subäquale Okz.
Iguanognathus
Zähne durchwegs kegelförmig 59
Hintere Okz. an Größe zunehmend; vordere Okz. und Ukz.
stark verlängert; Pupille vertikal elliptisch 53
Vordere Okz. nicht verlängert, mittlere und hintere am längsten;
Pupille vertikal elliptisch Stegonotus
Vordere Okz. (5) klein, durch deutliche Zwischenräume getrennt;
mittlere winkelig geknickt, nach hinten an Größe zunehmend;
vordere Ukz. verlängeit; Pupille rund Rhadinophis
Vordere und mittlere Okz. nicht vergrößert, hintere an Größe
zunehmend oder die letzten stark vergrößert 56
Okz. gleichgroß oder nahezu gleichgroß, oder hintere an Größe
abnehmend %
Vordere Okz. durch einen Zwischenraum von den. hinteren
getrennt, in jeder Gruppe nach hinten an Größe zunehmend “54
Die zwei oder drei mittleren Okz. am kleinsten, von den
vorhergehenden und folgenden durch einen deutlichen Zwischen-
raum getrennt Dinodon
Schuppen mit Apikalgrübchen 55
Schuppen glatt, ohne Apikalgrübchen Haplonodon
5. Schuppen glatt oder einfach gekielt Lycodon
Schuppen stark gekielt, die Kiele fein gesägt; Körper äußerst
gestreckt; Schwanz sehr lang Lepturophis
Palatin- und Pterygoidzähne vorhanden, Pupille vertikal
elliptisch 57
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Colubridae. 14%
Palatinum und Pterygoid bezahnt; Pupille rund, vordere Ukz.
viel größer als hintere; Schuppen mit Apikalgrübchen 59
Palatinum und Pterygoid bezahnt; Ukz. subäqual, oder die
vorderen etwas größer 65
Palatin- und Pterygoidzähne fehlend oder nur wenige; Ok.
kurz, mit 5—8 Zähnen 91
57. Okz. allmählich an Größe zunehmend, in ununterbrochener
Reihe; Schuppen mit Grübchen; Okz. 8&—11 58
Hintere Okz. stark vergrößeıt und von den vorhergehenden
durch einen Zwischenraum getrennt; Apikalgrübchen vorhanden;
Okz. 12—16 H ypsiglena
Hintere Okz. viel länger als vordere, keine Apikalgrübchen;
Schnauze keilförmig vorspringend; Okz. 6—9 Lytorhynchus
58. Kopf deutlich abgesetzt; Schuppen in 13 oder 15 Reihen
Dryocalamus
Kopf wenig abgesetzt; Schuppen in 21 Reihen Aeluroglena
59. Internasale berührt das Nasenloch; Okz. 12-—14 Pseudaspis
|Internasale erreicht nicht das Nasenloch 60
60. Seitenschuppen schief angeordnet, wenigstens im vorderen
Körperabschnitt; Augen groß 61
Schuppen in Längsreihen; Okz. 11-20 63
61. Schnauze mit kegelförmigem, beschuppten Fortsatz; Kopf
dreieckig, hinten erhöht Rhynchopli
Schnauze ohne Fortsatz
62. Okz. 15—20, die hinteren etwas verlängert; Schuppen in 31
|bis 27 Reihen Phrynonax
Okz. 20—32, die hinteren stark verlängert; Schuppen in 13
oder 15 Reihen Leptophis
63. Hintere Okz. wenig verlängert, von den vorhergehenden nicht
| getrennt Hypsirhynchus
Hintere Okz. stark vergrößert, vo® den vorher gehenden durch
einen Zwischenraum getrennt 64
64. Schuppen schmal, lanzettförmig Uromacer
Schuppen mäßig lang Dromicus
65. Schuppenreihen in gerader Zahl vorhanden (10—18), Pupille
rund 66
Schuppenreihen in ungerader Zahl 67
66. Schuppen in Längsreihen Zaocys
Seitenschuppen schief Herpetodr yas
67. Ventralia seitlich gerundet oder stumpfkantig; Subcaudalıa
seitlich nicht winkelig aufgebogen 68
Ventralia mit nahtähnlichem seitlichem Längskiel und einer
dem Kiel entsprechenden Einkerbung jederseits
68. Okz. eine ununterbrochene Reihe bildend oder die letzten 2
oder 3 von den übrigen durch einen sehr kurzen Zwischenraum
getrennt 69
Hintere Okz. stark vergrößert und von den übrigen durch einen
sehr deutlichen Zwischenraum getrennt 82
10* 8. Heft
148
69.
70.
dk.
73.
74.
75.
76.
7.
78.
79.
80.
3.
82.
F. Werner:
Kopf vom Hals abgesetzt, Auge groß oder ziemlich groß; Körper
sehr gestreckt 70
Kopf nicht oder wenig vom Hals abgesetzt; Auge mäßig groß
oder klein 73
Schuppen in Längsreihen [p'
Schuppen schief angeordnet, wenigstens im vorderen Teil des
Körpers; Okz. 20-25 72
Okz. 12; kein Frenale; keine Apikalgrübchen Fleischmannia
Okz. 12-30 Zamenis
Okz. 25—30; Schuppen der Vertebrallinie mehr oder weniger
vergrößert. sechseckig Xenelaphis
Okz. 22-—32; keine Subocularia Drymobius
Seitenschuppen so groß wie Rückenschuppen Chlorophis
Seitenschuppen viel kürzer als Rückenschuppen Thrasops
Internasalia, Nasalıa und Präfrontalia getrennt, paarig ER
Präfrontale unpaar; zwei Internasalia 80
Internasalia unpaar; zwei Präfrontalia; Nasale halbgeteilt, in
Berührung mit dem Präoculare 8
Internasalia mit den Präfrontalen verschmolzen; ebenso Nasale
mit dem 1. Supralabiale Sympholis
Subcaudalia in zwei Reihen 75
Subcaudalia einreihig; Schnauze stark vorspringend; Okz.
16—19 Rhinochilus
Schwanz lang, durchwegs gleich dick, stumpf endigend; Okz.
13—16; Schuppen ohne Grübchen; meist ein oder mehrere
Subocularia | Urotheca
Schwanz kegelförmig 76
Pupille vertikal elliptisch Sordellina
Pupilla rund | | 77
Okz. 12—24 78
Okz. 8—12 79
Hintere Okz. deutlich vergrößert; keine Apikalgrübchen
Rhadinaea
Hintere Okz. kaum vergrößert; Apikalgrübehen vorhanden
Coronella
Hintere Okz. nicht seitlich zusammengedrückt; Schnauze stark
vorspringend Cemophora
Hintere Okz. seitlich zusammengedrückt; Schnauze mehr oder
weniger vorspringend Stmotes!)
Nasale geteilt, Auge klein Trimetopon
Nasale ungeteilt, nach aufwärts gerichtet; ‘Auge sehr klein
H ydromorphus
Körper kräftig; Schuppen so lang wie breit Dimades
Körper schlank; Auge sehr klein Hydrops
Pupille vertikal elliptisch; Okz. 7—10, die Bakten hintersten,
vergrößerten stark seitlich zusammengedrückt Drepanodon
Pupille rund
1) Diese Gattung ist von Oligodon wahrscheinlich nicht zu trennen.
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Colubridae. 149
88.
| 84.
.. 85.
86.
87.
88.
89,
9.
91.
2.
3.
98.
9%
Schuppen mit Apikalgrübchen 84
Schuppen ohne Apikalgrübchen, Schnauze stumpf, Kopf schmal
Aporophis
Schnauze abgerundet oder stumpf kegelförmig 85
Schnauze vorspringend, keilförmig 87
Schuppen in geraden Längsreihen | 86
Schuppen in schiefen Reihen Xenodon
Auge von den Supralabialen durch Subocularen getrennt C'yclagras
Keine Subocularia Liophis
Schuppen glatt, in 19 oder 21 Reihen Lystrophis
Schuppen gekielt, in 23—27 Reihen Heterodon
Schuppen de: Vertebralreihe nicht vergrößert 89
Schuppen der Vertrebalreihe vergrößert Dendrophis!)
Schuppen glatt; Subcaudalia wie die Ventralia gekielt und
gekerbt Philothammus
Schuppen gekielt 90
Ventralia und Subcaudalia gekielt, aber nicht gekerbt
Tropidophidion
Ventralia gekielt und gekerbt; Subcaudalia weder gekielt r.och
gekerbt Hapsidophrys
Ventralia und Subcaudalia gekielt und gekerbt Gastropyzis
Okz. in ununterbrochener Reihe 92
Hintere Okz. durch einen Zwischenraum. von den vorderen
getrennt 95
Keine Internasalia; Schnauze mit horizontaler Kante;
Pupille rund; Ok. mit nur 3 Zähnen; Körper sehr gestreckt
Micaela
Internasalia vorhanden 93
Pupille rund | Oligodon
Pupille vertikal subelliptisch; Schnauze mit horizontaler Kante 94
Okz. nach hinten an Größe stark zunehmend; die hintersten
sehr groß, seitlich zusammengedrückt; Palatinzähne fehlen
Prosymna
Okz. sehr klein, gleich; Palatinzähne vorhanden Asthenophis
Schuppen mit Apikalgrübchen; Schnauze stark vorspringer.d;
Nasale geteilt; Loreale am Auge Leptocalamus
Keine Apikalgrübchen; Nasale ungeteilt oder halbgeteilt Arrkyton
97
Schuppen mit Apikalgrübchen
Keine Apikalgrübehen 105
Schuppen in gerader Zahl vorhanden; Auge groß, keine Sub-
ocularıa Spilotes
Schuppen in ungerader Zahl vorhanden 98
Kopf vom Hals abgesetzt, Auge mäßig groß oder groß; Körper
meist sehr gestreckt 30
Kopf nicht oder wenig vom Hals abgesetzt 103
Okz. nahezu gleich; Schuppen in geraden Längsreihen 100
y Von dieser Gattung ist Dendrelaphis schwer abzugrenzen.
8. Heft
150
100.
101.
102.
103.
104,
106.
107.
108.
109.
110,
F, Werner:
Hintere Okz. an Länge abnehmend; Schuppen schmal und
schief; Ventralia und Subcaudalia mit nahtähnlichem Seiten-
längskiel und einer dem Kiel entsprechenden seitlichen Ein-
kerbung jederseits Dendrelaphis
Nasalıa vom Loreale getrennt 101
Nasslia mit Loreale verschmolzen; Ventralia seitlich s.charf-
kantig aufgebogen Synchalinus
Nur ein Nasale; Ventralia seitlich gerundet Phrydops
Zwei Nasalıa 102
Ventralia gerundet oder seitlich mehr weniger kart’g auf-
gebogen Coluber
Ventralia mit nahtähnlichem Seiterkiel und eirer Cem Kiel
entsprechenden Einkerbung jederseits Gonyophis
Okz. gleich oder fast gleich 104
Vordere Okz. und Ukz. verlängert Homalosoma
Schnauze stumpf oder zugespitzt; Nasale nicht mit Labialen
verschmolzen Coniia
Schnauze zugespitzt; Nasale mit dem ersten Supralabiale ver-
schmolzen; Rostrale „dem fFrontale genähert oder ansteßend
Fieimia
"Schnauze keilförmig; Rostrale mit stumpfer, horizontaler Kante
re Simophis
Schnauze schnabelförmig, hakig; Rostrale mit scharfem, hori-
zontalen Kiel Scaphrophis
"Schnauze stark abgeplattet, nicht vorspringend. Nasale mit dem
Internasale verschmolzen Symphimus
Schnauze stark abgeplattet, weit vorspringend; Nasale mit dem
Internasale verschmolzen Chilomeniscus
Okz. und Ukz. subäqual, 15—35; Pupille rund; vorderes 'Tempo-
rale vorhanden 106
Hintere Okz. und Ukz. am kürzesten; vorderes Temporale
in der Regel vorhanden 110
Okz. klein, subäqual, 8S—12; vorderes Temporale vorhanden;
Auge sehr klein 113
Okz. klein, subäqual; Parietale in Berührung mit Oberlippen-
schildern; Auge klein oder sehr klein 116
Loreale und Präfrontale nicht an das Auge anstoßend . „102
Loreale und Präfrontale an das Auge anstoßend, dieses klein 108
Kopf nicht oder wenig vom Hals abgesetzt; Nasenlöcher seitlich
Ablabes
Kopf vom Hals abgesetzt; Nasenlöcher mehr oder weniger
nach aufwärts gerichtet; Schuppen sehr glatt, glänzend - Grayia
Nasenloch seitlich, zwischen zwei Nasalen Virginia
Nasenloch aufwärts gerichtet, in einem halbgeteilten Nasale 109
Zwei Internasalia _ Abastor
Ein unpaares Internasale Farancıa
Kopf vom Hals abgesetzt; Pupille vertikal elliptisch 11]
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Colubridae. 151
Kopf nicht vom Hals ubesetzt) Pupille rund oder vertikal
subelliptisch Atractus
111. Vertebralschuppen vergrößert; Auge groß Pethalognathus
Vertebralschuppen nicht vergrößert 112
112. Auge mäßig groß oder groß Tropidodipsas
Auge klein Dirosema
113. Präfrontale unpaar, in Berührung mit dem Rostrale; keine
Internasalia; Nasale ungeteilt; kein Loreale Poecilopholis
Pröfrontalia paarig 114
114. Nasenloch in einem ungeteilten Nasale; Loreale und Präfrontale
berühren das Auge Carphophis
Nasenloch zwischen zwei Nasalen und dem Internasale; kein
Loreale; Schnauze mit horizontaler Kante Geagras
Nasenloch zwischen einem Nasale und dem ersten Labiale 115
115. Internasalia vorhanden Oreocalamus
Keine Internasalia Macrocalamus
116. Nasenloch zwischen Nasale und dä ersten Labiale; keine
Internasalia; kein Loreale, kein Präoculare Calamorhabdium
Nasenloch nicht an das erste Supralabiale angrenzend 117
117. Nasenloch zwischen zwei Nasalen 118
Nasenloch in einem Nasale 120
118. Loreale vorhanden, das Auge erreichend H9
Kein Loreale: kein Supraoculare . Idiopholis
119. Okz. 7—12, Ukz. gleichgroß Geophis
Okz. 14; Ukz. nach hinten an Größe abnehmend Agrophis
120. Loreale groß: Präoculare vorhanden Stenorhabdium
Kein Loreale; Nasale sehr klein 120
120. Auge frei 122
Auge unter einem Ocularschild verborgen Typhlogeophis
122. Schuppen in 19 Reihen; Körper sehr gestreckt Stilosoma
Schuppen in 15 Reihen; Ukz. gleich groß; Nasale klein
Rhabdophidium
Schuppen in 15 Reihen; vordere Ukz. etwas verlängert; Nasale
sehr klein Pseudorhabdium
Schuppen in 13 Reihen; keine Internasalia Calamaria
Dipsadomorphinae.,
1, Hypapophysen an der ganzen Wirbelsäule vorhanden, an den
hinteren Rumpfwirbeln durch einen mehr oder weniger vor-
springenden Kamm oder Höcker dargestellt, der unterhalb des
Condylus hervoragt 2
Hypapophysen an den hinteren Rumpfwirbeln fehlend 10
2. Solide Oberkieferzähne wenigstens annähernd gleich groß
Solide Oberkieferzähne sehr ungleich
3. Pupille rund; Körper drehrund
Pupille vertikal elliptisch
4. Unterkieferzähne subäqual; Schuppen ohne Apikalgrübchen
Geodipsas
8. Heft
Sm 00 ww
152
10.
-F, Werner:
Vordere Unterkieferzähne stark vergrößert; keine Apikalgrübchen;
Subcaudalia unpaar Hologerrhum
Vordere Unterkieferzähne verlängeıt; Apikalgrübchen vorhanden
Ithycyphus
Auge mäßig groß; Körper drehrund 6
Auge groß; Körper seitlich zusammengedıückt; Schuppen glatt
Stienophis
Schnauze mit langem, beschuppten Fortsatz; Schuppen gekielt
Langaha
Schnauze ohne Fortsatz 7
Schuppen stark gekielt Alluaudina
Schuppen glatt; Auge von den Supralabialen durch Subocularia
getrennt Eteirodipsas
Vorderste Okz. am längsten; Kölper zusammeı gedrückt;
Schwanz lang (!/, der Gesamtlänge); hintere Subcaudalia ur.paarig
Lycodr yas
Mittlere Okz. am längsten; Körper drehrund, Schwarz mittel-
lang (1/„ Gesamtlänge), Subcaudalia unpaar; Nasenloch zwischen
Nasale und Internasale Pythonodipsas
Solide Okz. nach hinten an Größe zunehmend, Körper drehrund 9
Dornfortsätze der Rückenwirbel weder abgeplattet, noch gefurcht;
Auge mäßig groß, mit vertikaler Pupille; Subcaudalia unpaar;
nur ein Furchenzahn. Ditypophis
Dornfortsätze der Rückenwirkel oben abgeplattet, längsgefurcht;
Auge klein, mit runder Pupille; Subcaudalia paarig, zwei
Furchenzähne Paroxyrhopus
Sol’de Okz. allmählich an Größe abnehmend, vordere viel länger
als hirtere; Kopf vom Hals abgesetzt; Pupille veıtikal 11
Solide Okz. subäqual oder allmählich an Länge zunehmend;
Kopf mehr oder weniger deutlich abgesetzt; Pupille veıtikal 13
Solide Okz. subäqual oder bis zum letzten an Länge zunehmend;
Kopf mehr oder weniger vom Hals abgesetzt; Pupille
rund oder horizontal; Schuppen mit Apikalgrübchen 25
Solide Okz. ungleich, die mittleren am längsten 39
Solide Okz. subäqual oder nach hinten an Länge zunehmend;
Kopf nicht oder wenig vom Hals abgesetzt; Pupille rund;
Schuppen ohne Apikalgrübchen 40
Vertikalschuppen nicht vergrößert 12
Vertikalschuppen vergrößeıt Trypanurgos
Schuppen in schiefen Reihen; Körper drehrund oder :chwach
zusammengedrückt, keine Subocularia Tarbophis
Schuppen etwas schief; Körper zusammengedrückt; in der Regel
ein Suboculare unter dem Pıäoculare und Loreale geteilt
Trimorphodon
Schuppen in geraden Längsreihen; Körper zusammengedrückt;
kein Suboculare Lycognathus
Schuppen mehr oder weniger schief; Veıtebralreihe mehr oder
weniger vergrößeit 14
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Famili Colubridae. 153
Schuppen nicht schief 15
14. Subcaudalia in zwei Reihen Dipsadomorphus
Subcaudalia einreihig Dipsadoboa !)
15. Ventralia seitlich staık winkelig aufgebogen, Schuppen stark
gekielt Rhinobothryum
Ventralia gerundet oder stumpfkantig 16
16. Nasenloch zwischen zwei Nasalen 17
Nasenloch ungeteilt oder halbgeteilt 22
17. Körper sehr schlank, stark zusammengedrückt; Schuppen sehr
schmal Himentodes
Körper drehrund oder schwach zusammengedrückt 18
18. Okz. allmählich und schwach an Länge zunehmend; hinteres
Nasale konkav 19
Okz. gleichgroß, Körper drehrund oder schwach zusammen-
& drü: kt 20
19. Körper drehrund oder schwach zusammengedrückt; Loreale
erreicht das Auge nicht Leptodira
Körper stark zusammengedrückt; Loreale ıeicht bis ans Arge
Chamaetortus
20. Vordere Ukz. verlängeit; Rostrale nicht mit scharfer horizontaler
Kante 21
Unterkieferzähne subäqual; Rostrale mit scharfer Horizontal-
kante Rhinastoma
21. Schuppen in 17—19 Reihen; Vertebralreihe nicht vergrößert;
Oxyrhopus
Schuppen in 25 Reihen; Veıtebralreihe vergrößeit Rhachidelus
22. Schuppen mit Apikalg: übchen 23
Schuppen ohne Grübchen, Okz. 15, gleichgroß, vordere Ukz.
stark vergrößert Mannlepis
23. Okz. 16—18 subäqual 24
Okz. 9-—10, nach hinten an Länge zunehmend; vordere Ukz.
stark vergrößeıt; Auge klein Hemirhagerrhis
24. Ukz. subäqual, Auge groß Thamnodynastes
Vordere Ukz. verlängert, Auge mittelgroß 248
24a. Okz.10—15 + 2 Tachymenis
Okz.6-+2 Pseudotomodon
25. Solide Okz. 10 oder mehr, von den Furchenzähnen durch einen
Zwischenraum getrennt
Solide Okz. 14, von den Furchenzähnen nicht durch einen
Zw.schenraum getrennt; Schuppen nicht schief, Körper dreh-
rund Mimometopon
Solide Okz. 17—20, nicht von den Furchenzähnen getrennt,
die schwach vergrößert sind; Schuppen mehr oder weniger
schief; Körper seitlich zusammengedrückt 3l
Solide Okz. 4—-9 33
!) Damit identisch Dipsadophidium Lindholm.
8 Heft
154
30.
36.
37.
40.
41.
F. Werner:
. Pupille rund 27
Pupille horizontal Thelotornis
Vordere Ukz. nicht vergrößert; Nasale ungeteilt oder halb-
geteilt 28
Vordere Ukz. vergrößert | 29
. Okz. allmähl'ch an Größe zunehmend Amplorhinus
Okz. gleichgroß Pseudablabes
Okz. subäqual ; 30
Hintere solide Okz. sehr groß (Fangzähne) Jaltris
Schuppen mehr oder weniger schief, Nasenloch zwirchen zwei
Nasalen U Philodryas
Schuppen mehr oder weniger deutl’ch längsgefurcht; Nasen-
loch in einem einfachen oder geteilten Nasale Ooelopeltis
Nasenloch zwischen zwei Nasalen und dem Interrasale
Trimerorhinus
. Ventralia abgerundet, Pupille rund Oxybelis
Ventralia und Subcaudalia mit nahtähnlichem Längskiel
jederseits 32
Pupille rund Ohrysopelea
Pupille horizontal Dryophiops
. Furchenzähne sehr groß | 34
Furchenzähne mäßig vergrößert, Auge groß, Körper seitlich
stark zusammengedrtückt Dipsadoides
. Auge mäßig groß, Schuppenin geraden Längsreiken Rhamphiopkis
Auge mäßig groß; Schuppen schief, glatt Tomodon
Auge sehr groß, Schuppen sehr schief, gekielt Dispholidus
Solide Okz. in ununterbrochener Reihe; Pupille rund 36
Längste solide Okz. von den Furchenzähnen durch einen
Zwischenraum getrennt | 37
Okz. 10—11, nach vorn und hinten allmählich an Länge zu-
nehmend Dromophis
Okz. 14, die mittleren stark verlängert Taphrometopon
Pupille rund; Schuppen mit Apikalgrübchen 38
Pupille vertikal elliptisch _ 39
Pupille horizontal; Schuppen sehr schief, mit Apikalgrübchen
Dryophis
. Loreale mit Präoculare in Berührung Psammophis
Loreale durch Präfrontale von Präoculare getrennt Mrmopkis
Auge ziemlich groß; Apikalgrübehen vorhanden
Psammodynastes!)
Auge ziemlich klein; keine Apikalgrübehen Macroprotodon
Subeaudalia in zwei Reihen 41
Subeaudalia einreihig 60
Solide Okz. 10-—15; die Furchenzähne unter oder gerade hinter
einer den Augenhinterrand berührenden Veıtikalen 42
1) damit identisch Anisodon Rosen = Anisodontes Rosen.
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Colubridae. 155
42.
43.
44.
49.
46.
Ok. sehr kurz, mit nur 2--5 soliden Zähnen; Furchenzähne
unter oder vor dem Auge
Furchenzahn des Ok. sehr groß; von den Ukz. die vorderen am
läng: ten Conophis
Furchenzahn schwach oder mäßig vergrößeıt; Ukz. gleich
groß 43
Internasalia und Nasalia getrennt vorhanden, ein Paar Prae-
frontalia 44
Internasalia mit den vorderen Nas?len verschmolzen
Stenorhina
Internasalia und Nasalia getrennt vorhanden; Pıäfrontale
unpaar; Wirbel mit schildfömig ausgebieiteten 'Neuraldorren
Xenopholis
Loreale vorhanden 45
Kein Loreale 47
Auge mäßig groß; Schwanz mäßig lang oder lang; Nasenloch
zwischen zwei Nasalen - Erythrolamprus
Auge klein 46
Schwanz mäßig lang; Nasale ungeteilt oder halbgeteilt
Hydrocalamus
Schwanz kurz, Nasenloch zwischen zwei Nasalen Scolecophüs
. Rostrale mäßig groß Homalocranium
Rostrale sehr groß, vorspringend Ogmius
. Kein verderes Temporale, Parietale mit Labialenin Berührung 49
Postoculare mit einem Temporale in Berührung 55
Nasenloch im ersten Supralabiale Chilorhinophis
. Nasenloch in einem Nasale 50
Gaumen bezahnt 5l
Gaumen zahnlos 54
. Keine Internasalia; Nasale ungeteilt 52
Internasalia vorhanden 53
Nasale mäßig groß; Präoculare meist; vorhanden 4postolepis
Nasale sehr klein, kein Präoculare Amblyodipsas
Nasalia geteilt oder halbgeteilt, in Berührung mit dem Rostrale
Calamelaps
Nasale ungeteilt; Internasale in Berührung mit dem ersten
Supralabiale Elapocalamus
Präfrontalia vorhanden; kein Präoculare Rhinocalamus
Präfrontalia mit Frontale vers schmolzen, Nasale an ein längliches
Präoculare anstoßend Xenocalamus
Nasale in Berührung mit dem Rostrale 56
Erstes Labiale in Berührung mit dem Inteinasale Miodon
Nasenloch zwischen zwei Nasalen 57
Nasale ungeteilt d8
Nur einsolider Zahn ganz vorn im Ok. ; Uk. mit einem verlängeiten
Fangzahn und 8 kleinen Zähnen dahinter C’ynodontophis
Etwa 5 solide Okz.; Ukz. an Größe nach hinten allmählich
abnehmend Elepotinus
8. Heft
156
d8.
59.
60.
61.
62.
63.
64.
69.
F. Werner: . BODEN MEDOTEN t
Keine Internasalia; Loreale vorhanden . Elapomoiwus
Kein Loreale 59
Ein Präoculare Elapomorphus
Kein Präoculare Micrelaps
Ok. sehr kurz, mit 2-4 soliden Zähnen
Ok. mit 6—10 soliden Zähnen 65
Erstes Labiale in Berührung mit dem Internasale 26
Nasale in Berührung mit dem Rostrale 64
Kein Oceipitale 63
Ein großes unpaares Occipitale Brachyophis
Pupillerund; Parietale hinter dem Postoculare mit eiem Labiale
in Berührung, Schuppen glatt Polemon
Pupille veıtikal elliptisch; Parietale durch ein vorderes und
hinteres Temporale von den Labialen getrennt; hintere Schuppen
gekielt Michellia! )
Zwei vergrößerte Furchenzähne im Ok. ; Pupille vertikal elliptisch;
Präoculare vorhanden; Sq. 15 Hypoptophis
Ein vergrößerter Furchenzahn im Ok., Pupille rund, P: äoculare
fehlt; Sq. 25--27 Macrelaps
Hintere Okz. groß und stark gefurcht Aparallactus
Hintere Okz. schwach vergrößert und schwach gefurcht Zlapops
Elapinae.
Oberkieferknochen ohne hinteren Fortsatz; keine isolierten
vorderen Unterkieferzähne
Öberkieferknochen mit einem starken hinteren Foıtsatz, ‘der
nach hinten und außen gerichtet ist; ein großer Fangzahn vorn
im Unterkiefer, durch einen beträchtlichen zahnlosen Zwischen-
raum von dem kleinen folgenden Ukz. getrennt; keine soliden
Okz.; Kopf schmal; Körper gestreckt, Schuppen sehr schief
angeordnet Denn
. Ok. nach vorn nicht über das Palatinum vorragend
Ok. nach vorn über das Palatinum vorragend 13
Vertebralschuppen nicht vergrößert 4
Vertebralschuppen vergrößert Bungarus
Auf die großen Gifthaken folgen 4—8 Furchenzähne; a
nicht vom Hals abgesetzt; Subcaudalia zweireihig
Auf die großen Gifthaken folgen 7—15 kleine Forekenbihkie
Kopf mehr weniger deutlich abgesetzt 10
Auf die großen Gifthaken folgen 1—5 kleine undeutlich ge-
furchte Zähne 11
Keine Okz. hinter den großen Gifthaken; Nasale ungeteilt;
Subcaudalia unpaar Elapognathus
Vordere Okz. und Ukz. wesentlich größer als die folgenden;
Nasenloch zwischen zwei Nasalen; Schuppen in 17 Reihen
Glyphodon
!) nach Boulenger = Hypoptophis.
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Colubridae. 157
; Vordere Okz. und Ukz. allmählich an Größe abnehmend 6
6. Kein Präoculare, Pupille rund 7
Präoculare vorhanden 8
7. Nasenloch zwischen zwei Nasalen; Internasalia‘ vorhanden;
Schuppen in 15 oder 17 Reihen Tosxicocalamus
Nasenloch in einem einfachen ‚Nasale; keine Internasalia;
Schuppen in 13 Reihen Ultrocalamus
8. Pupille rund
Pupille vertikal elliptisch; Nasenloch zwischen zwei Nasalen;
Schuppen in 15 Reihen Apistocalamus
9. ‚Nasenl,ch zwischen erstem Supralabiale, zwei kleinen Nasalen
und dem Internasale; Schuppenin 17 Reihen Pseudapistocalamus
Nasenloch in einem einfachen Nasale; Schuppen in 15 Reihen
Ogmodon
10. Keine Schnauzenkante; Auge klein, mit vertikaler Bapäller
Schnauzenkante deutlich; Auge mäßig groß oder groß, mit
runder Pupille; Schwanz mäßig lang oder lang Diemenva
1l. Kopf mehr oder weniger vom "Hals abgesetzt 12
Kopf nicht vom Hals abgesetzt; Subcaudalia zweireihig 18
12. Körperbau schlank, natternähnlich 13
Körperbau gedrungen, vipernähnlich 17
13. Internasalia vorhanden; Rostrale mäßig groß 14
Keine Internasalia; Rostrale sehr groß; Subcaudalia einreihig
Rhinhoplocephalus
14. Schuppen nicht schief, glatt 15
Schuppen schief, glatt, die seitlichen kürzer als die dorsalen;
Subcaudalıa einreihig Notechis
Schuppen nicht schief, stark gekielt; Subeaudalia einreihig
Tropidechis
15. Ventralia gerundet 16
Ventralia seitlich winkelig aufwärts gebogen und gekerbt;
Subcaudalia einreihig Hoplocephalus
16. Auge mäßig groß oder ziemlich klein; Schnauzenkante deutlich;
Subcaudalia alle oder teilweise zweireihig Pseudechis
Auge mäßig groß oder klein; Schnauzenkante undeutlich oder
fehlend; Subeaudalia einreihig (mit einer einzigen Ausnahme)
Denisonia
Auge sehr klein; Subcaudalia zweireihig Micropechis
17. Schuppen glatt; Subeaudalıa einreihig Brachyaspis
Schuppen mehr weniger deutlich gekielt; hintere Subcaudalia
paarig; Schwanzende seitlich zusammengedrückt, in einen
langen Stachel endigend Acanthophis
18. Schuppen nicht schief; Schwanz sehr kurz; Nasale ungeteilt
Rhynchelaps!)
1) Von dieser Gattung unterscheidet sich die von Lucas & Frost unge-
nügend beschriebene (Report of the Work of the Horn Scientific Expedition to
Central Australia [Rept.] Part. II. Zoology February 1896 p. 150) Gattung Hornea
anscheinend nur durch den Besitz eines Loreale.
/ 8. Heft
158 F. Werner:
Schuppen nicht schief, Schwanz mäßig lang; Nasale geteilt
Boulengerina
Schuppen schief, Schwanz sehr kurz; Nasale geteilt Elapechis
19. Palatinum mit einem sp‘eßförmigen, unbezahnter, vorderen
Fortsatz, der den Vorderranli des Max:llare nicht erreicht;
vordere Ukz. stark verlängert. $q. 21, glatt Oxyuranus
Palatinum ohne vorderen, spießformigen Fortsatz _ 193
19a. Internasale das Nasenloch begrenzend 20
Internasale von der Begrenzung des Nasenloches ausgeschlossen 22
20. Große Gifthaken von einem oder mehreren kleinen Zähnen
gefolgt; Schuppen schief Naia
Keine kleinen Zähne hinter den Giftzähnen 21
21. Schuppen schief, stark gekielt; Rostrale mäßig groß Sepedon
Schuppen schief; Rostrale sehr groß, an den Seiten etwas frei
Aspidelaps
Schuppen nicht schief; Rostrale groß Walterinnesia
22. Postfrontale (Knochen) vorhanden; Nasale geteilt; Schuppen
in 13—15 Reihen 23
Kein Postfrontale; Schuppen in 15 Reihen 24
23. Ein bis drei kleine Oberkieferzähne hinter den Gifthaken
Hemibungarus
Keine kleinen Okz. Callophis
24. Nasale ungeteilt 25
Nasale geteilt; keine kleinen Okz. | Elaps
25. Keine kleinen Okz. Homorelaps
Ein oder zwei kleine Okz. hinter den Giftzähnen Furina
Homalopsinae.
Die Zahl der Gattungen der Homalopsinen hat sich seit dem Er-
scheinen des 3. Bandes des Boulenger’schen Schlangenkatalogs
nicht vermehıt, die Vermehrung der Arten bezieht sich ausschließlich
auf die Gattung Hypsirhina. Wie ich an anderer Stelle ausführte,
sind den Homolopsinen nicht die Acrochordinen gleichweitig, die
innerhalb der Colubriden eine besondere Stellung einnehmen, sondern
die im Colubrinensystem verstreuten oft glattschuppigen Gattungen
Helicops, Hydraethiops, Anoplohydrus, Dimades, Hydrops, Farancia,
wohl auch noch Tretanorhinus, Opisthotropis, Hydrablabes, Hydro-
morphus, Grayia, die freilich auch nicht geographisch zusammen-
hängend sind, sondern eine Verbreitung üner d.s ganze Tropengebiet
nahezu mit Ausschluß des malayisch-pacifischen Inselgebietes besitzen,
also eigentlich die Homalopsinen in Amerika und Afrika ersetzen,
im malayischen Archipel (durch Anoplohydrus und Hydrablabes)
neben ihnen vertreten sind. Würde man etwa als Helicopsinae alle
Colubrinae mit nach aufwärts gerichteten Nasenlöchern und unpaaren
Internasale zusammenfassen, so bekäme man eine rein aquatische
Gruppe von Colubrinen von sehr gleichartigem Habitus und wahr-.
scheinlich gleichartiger (ovoviviparer) Fortpflanzungsweise. Helicops
und Hypirhina sind einander z. T. verblüffend ähnlich, sodaß man
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Colubridae. 156
ohne Kenntnis des Fundorts und einige Eıfahrung wohl zur Unter-
suchung des Gebisses gezwungen ist. Die Schwierigkeit der Aufrecht-
erhaltung einer Gruppe Helicopsinae liegt darin, daß nicht allein
bei den Colubrinen aquatische und halbaquatische Gattungen mit
mehr oder weniger nach aufwörts gerichteten Nasenlöchern nicht
selten sind u. die Nasenlöcher selbst nur ausnahmsweise ausgesprochenen
Klappenverschluß haben, sondern auch darin, daß Schlangen, die
sicher aquatischen Gattungen /Farancia) sehr nahe stehen, eienn
grabende Lebensweise führen sollen (Abastor). Ich habe freilich junge
Exemplare von Abastor als echte Wasserschlangen kennen gelernt.
Die aglyphen, opisthoglyphen und proteroglyphen Wasserschlangen
stellen drei Stadien der Selbständigkeit und Differenzierung innerhalb
ihrer Gruppe dar; die aglyphen sind am wenigsten schaıf von den
terrestrischen abgegrenzt, ın der Beschuppung wenig von der Norm
abweichend, mit paarigem, unpaaren oder (Anoplohydrus) ohne ınter-
nasale; die opisthoglyphen können schon besser aus den terrestrischen
herausgehoben werden, sie bewohnen ein geographisch ziemlich zu-
sammenhängendes Gebiet und in Habitus und Pholidose lassen sie
eine Reihe vom typischen Colubriden-Habitus durch weitgehende
Aufspaltung der Kopfschilder bis zu Hipistes und Herpeton erkennen;
am schärfsten sind die Hydrophiinen von den terrestrischen Elapinen
geschieden, abermals mit einer aufsteigenden Reihe von Platurus
(Laticauda) bis zu den weniger in der Beschuppung als in der Körper-
-form extremen Hydrophis-Arten. Unter den aglyphen (helicopsoiden)
Wasserschlangen sind keine brackwasser- oder meeresbewohnenden,
unter den opisthoglyphen mehrere, unter den proteroglyphen fast) alle.
1. Hypsirhina Wag]. = Enhydris Latr.
1. Nasalia zwei; hintere Supralabialia nicht quer geteilt 2
Nasalia verschmolzen; Schuppen in 27 Reihen; hintere Supra-
labialia quer geteilt 1. multilineata
2. Auge in Berührung mit 1—3 Labialen 3
Auge duıch Subocularia von den Supralabialen getrennt 10
3. Schuppen in 19 Reihen
Schuppen in 21 oder 23 Reihen 5
Schuppen in 25 bis 33 Reihen 8
4. Zwei Internasalia } V. 113-175 2isündica
Ra V. 125—152 3. alternans
Ein Internasale; V. 120 —134 4. plumbea
5. Nur das 4. Supralabiale berührt das Auge; 4 oder 5 Sublabialia
in Berührung mit den vorderen Kinnschildern 6
Das 4. und 5. Supralabiale berührt das Auge; 2 Internasalıa,
Sq. 11, V. 137, Sc. 43 5. malannensis
Drei Supralabialia in Berührung mit den vorderen Kinnschildern 7
6. Loreale in Berührung mit Internasale; Sq. 21 (selten 23)
V. 120-—128, Sc. 54—66 6a
V. 150-—177, Se. 47— 78 6. enhydris
8, Heft
160 P. Werner:
Loreale erreicht nicht das Internasale
Sq. 21, V. 158—163, Se. 47—53 7. bennetti
Sq. 23, V. 143—151, Se. 4049 8. chinensis
6a. Frontale 12/; so lang wie breit; Unterseite weiß, mit einem
dunklen Längsband jederseits 9. jagoriv
Frontale 2 mal so lang wie breit; Unterseite großenteils schwarz
9a. smalhir
7. Das 4. und 5. oder 4. —6. Supralabiale am Auge;
V. 147 —152 10. macleayv
Das 5. oder 5. und 6. Supralabiale am Auge;
V. 137—156 11. polylepis
8. Ein Internasale; V. 125—130 . 9
Zwei Internasalia; V. 141—156 10
9. 8q.25; Internasale so lang wie breit 12. blanfordi
Sg. 97; Internasale etwa dpopelt. so breit wie lang 13. bocourts.
10. $q.25; Praefrontalia nicht längsgeteilt; 8. Supralabialia, das
4. am "Auge 14. malabarica.
Sq.27; Praefrontalia oft längsgeteilt; 9 Supralabialia, das 5
(selten 4.) am Auge; Rostrale viel breiter als hoch; Sq. 37—48
15. albomaculata
Sq.29—33; Rostrale fast ebenso hoch wie breit; Sc. 48—56;
7-8 Supralabialia, das 4. am Auge 16. sieboldii
11. Sq.25 oder 27; ınteınasale unpaar, nur ein Paar von Sublabialen
in Berühurng hinter dem Symphysiale 17. punctata
Sq. 31 oder 33; zwei Internasalia; zwei P.are von Sublabialen
hinter dem Symphysaile in Berührung 18. doriae
1. H. multilineata Mocquard, Mission Pavie Indochine III. p. 484.
Indochina. — L.?
Diese Art dürfte eine eigene Gattung repräsentieren. Die Be-
schreibung ist leider sehr dürftig.
2. H. indica (Gray) (Blngr. III. p. 4, Taf. I, fig. 1).
Boulenger, Vert. Faunae Malay Peninsula 1912 p. 159.
Malay. Halbinsel? — L. 345 (40) mm.
3. H. alternans (Reuß) (Blngr. IN. p. 4).
De Rooy, Rept. Indo-Austral. Archipelaga II. 1917 p. 180.
Sumatra, Banka, Borneo, Java — L. 465 mm.
4. H. plumbea: (Boie) (Blngr. ıll, p. 5).
Boulenger, l.c. p. 160 fig. 49. — De Rooy, ]l. c. p. 181. —
Stejneger, Herpet. a 1907 p. 300, fig. 260—262 (Enhydris)
Siam. — Flower, Proc. Zool. Soc. Bondon 1899 p. 675. — Gylden-
stolpe, Kgl. Svenska Vetenskapsakad. Handl. Bd. 55 No. 3, 1916 p. 17.
Burma, S. China, Indo-China, Malay. Halbinsel und Archipel:
Borneo, Sumatra, Java, Celebes. — L. 485 (65) mm.
5. H. jagorii Peters (Blngr. Ill, p. 6).
Flower, Proc. Zool. Soc. London 1899 p. 676.
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Colubridae. 161
5a. H. Smithi Bing. Journ. Siam Nat. Hist. Soc. Bangkok I. 1919
p. 69, Fig. Siam. — L. 635 mm.
6. H. enhydris (Schneider) (Blngr. III, p. 6).
Boulenger, 1. c. p.160. — De Rooy, l.c. p. 181. — Wall,
Journ. Bombay Nat. Hist. Soc. 1912 p. 1107—1021, Taf. XVIIL fig. 1.
— Flower, Proc. Zool. Soc. London 1899 p. 676. — Gyldenstolpe,
le: p..18:
Indien, Ceylon!), $. China und Siam, Barma bis Malay. Halbinsel
und Archipel: Sumatra, Java, Banka, Borneo, Celebes, Neuguinea.
L. 680 (135) mm.
7. H. bennettii Gray (Blngr. III. p. 8).
Stejneger, Herpetology of Japan 1907 p. 302, fig. 263-—265
(Enhydris).
China. — L. 530 (95) mm.
8. H. chinensis Gray (Blngr. III, p. 8, Taf. 1], fig. 2).
China, Siam. — L. 520 (70) mm.
9. H. matannensis Blngr., Proc. Zool. Soc. London 1897 p. 225,
Taf. XV, fig. 1. — De Rooy, ].c. p. 182.
Matanna-See, Celebes. — I. 240 (65) mm.
10. : H. macleayi (Douglas Ogilby) (Blngr. 1II, p. 9).
Herbert River Distrikt, Queensland. — L. 635 (105) mm.
11. H. polylepis Fischer (Blngr. Ill, p. 9).
De Rooy,l.c. p. 183. — Van Lidth de Jeude, Nova Guinea,
Vol. IX, 2, Zoologie, 1911 p. 278, Taf. VIII fig. 4 — Lönnberg
u. Andersson, Kungl. Svenska Vetenskapsakadem. Handl. 52,
No. 7, 1915 p. 8. 5
Neu-Guinea; Cairns, Queensland. — L. 900 (125) mm.
12. H. blanfordii Blngr. (Blngr. III, p. 10).
Pegu. - L. 300 (45) mm.
13. H. bocourti Jan (Blngr. III, p. 10).
Boulenger, l.c. p. 161. — Flower, Proc. Zool. Soc. London
1899 p. 676. — Gyldenstolpe, ].c. p. 18.
Siam, Malay. Halbinsel. — L. 1120 (150) mm.
14. H. malabarica Werner, Mitt. Mus. Hamburg XXX. 1913 p. 26.
Cochin, Malabarküste. — L. 570 (50) mm.
15. H. albomaculata (DB.) (Blngr. II,, p 11)
De-Ro0y,l.c. p.,18s, fig. 68. ..
Sumatra, Nias, Simalur. — L. 622 (94) mm.
16. H. sieboldii (Schlegel) (Blngr. IH, p. 111).
Wall, Journ. Bombay Nat. Hist. Soc. XVIII, 1907/08 p. 117,
920. — Boulenger, l.c. p. 161.
Indien, Burma, Malay. Halbinsel. — L. 600 (120) mm.
17. H. punctata (Gray) (Blngr. III, p. 12).
Werner, Zool. Jahrb. Syst XIII, 1900 p 490; Mitt. Mus.
Hamburg XXVI, 1909 p. 229. — De Rooy, I. c. p. 184.
1) Wall führt diese Art nicht aus Ceylon an.
Schw für Naturgeschichte.
1923. %r . 11 8. Heft
162 F. Werner:
Sumatra, Banka, Borneo. Nach De Rooy auch Malay. Halbinsel,
von Blingr. aber nicht von dort erwähnt. — L. 482 (86) mm. |
18. H. doriae (Feters.) (Blngr 111, p. 13).
De. Rooy, ]l.c. p.185. Brown, Proc. Acad. Philad. LIV,
1902 p. 180.
Borneo. — L. 800 (120) mm.
2. Homalopsis Kuhl
Einzige Art: H. buccata (L.) (Blngr. III, p. 24).
Boulenger, ].c. p. 162, fig. 50.
— De Rooy,l.c. p. 186, fig. 69. —
Flower, Proc. Zool. Soc. 1899 p. 677.
— Gyldenstolpe, ].c. p. 19.
Cechinchina, Burma, Siam, Ma-
lay. Halbinsel u. Archipel: Sumatra,
: Banka, Riou, Borneo, Java, Celebes.
Fig. 1. — L. 1050 (230) mm. $q. 37 47,
Homalopsis buccata L. V. 158—176, A.!/,, Se. 70-106; Lo.
1—2; Oc. 1—2+1-—3-+2; Lab. 10—12 (5. 0. 6.).
3. Cerberus Cuv. = Hurria Daudin
1. 4 Sublabialia in Berühurng mit den vorderen Kinnschildern;
Schuppen sehr stark gekielt, in 23.27 Reihen; V. 152-—160
1. rhynchops
3 Sublabialia in Berührung mit den vorderen Kinnschildern 2
2. Schuppen in 25 Reihen, mäßig gekielt, V. 148—149 2. australis
Schuppen in 29 Reihen, ziemlich schwach gekielt, V. 163—165
3. microlepis
1. ©. rhynchops (Schneider) (Blngr. III, p. 16).
Boulenger, l.c. p. 163. — De Rooy, ]l.c. p. 187, ng. 70. —
Stejneger, Herpet. Japan 1907 p. 304 (Hurria). — Gyldenstolpe
p. 19. — Wall, Ophidia Taprobaniea 1921 p. 257, fig. 52.
Indien, Ceylon, Burma, Siam, Indo-China,
Andamanen, Nicobaren, Philippinen, Malay.
Halbinsel und Archipel (Simalur, Nias, Pulu
Nako, Mentawei-Inseln, Engano, Sumatra, Siak,
=
Fig. 2. Riou, Banka, Borneo, Java, Bali, Lombok,
Cerberus rhynchopes Flores, Sumba, Rotti, Timor, Wetar, Celebes,
Schneider. Sangir-Inseln, Ternate, Halmahera, Batjan,
Buru, Ceıam, Ambon, Saparua, Goram) Neu-Guinea, Pelew-Inseln.
— L. 980 (180) mm.
2. C. australis (Gray) (Blngr. Ili, p. 18, Taf. Il, fig. 1).
N.-Australien. -— L. 590 (105) mm.
3. C. microlepis Blngr. (Blngı. III, p. 18, Taf. II fig. 2).
Philippinen. — L. 660 (120) mm.
De Rooy nennt Cerberus rhynchops von den Philippinen und
aus Nord-Australien, scheint demnach die beiden letztgenannten
Arten in diese weitverbreitete Art einzubeziehen. Solange nicht
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Colubridae. 163
weiteres Material vorliegt, möchte ich aber diese Frage für noch nicht
spruchreifhalten. Stejneger erwähnt O.rhynchops von den Philippinen,
gibt aber nicht an, ob neben ihr daselbst noch eine zweite Art vorkommt;
nach der Schuppenreihenzahl, die auch er für diese Art angibt (2327),
scheint dies der Fall zu sein.
4. Eurostus DB. —= Dieurostus Berg
Einzige Art: E. dussumieri DB. (Blngr. III, p. 19). Bengalen (?).
— L. 673 (71) mm. ’
Sq. 27-31, V. 144—148; Al), Se. 28-34.
00. 12, T. 142; Lab. 8 (4),
5. Myron Gray
Einzige Art: M. richardsonii Gray (Blngr. III, p. 20).
De Rooy,.l.c. 191, fie. 73, 74.*— Van ae de Jeude,
Nova Guinea, Vol. IX, 2, Zoologie 1911 p. 279, Taf. VIII fig. 5.
Aru-Inseln, Neu- Guinea, NW.-Australien. — L. 425 (60) mm.
Sq. 21, V. 132—140, A. 1/,. Sc. 30—40.
Oe.. 12, 2; 1. 142; Lab. 3-9 (4. 0. 5.).
6. Gerardia Gray
Einzige Art: @. prevostiana (Eydoux e. Gervais) (Blngr. III, p. 20).
‚Wall, Ophidia Taprobanica 1922 p. 262, fig. 53.
Indien, Burma, Ceylon. — L. 520 (65) mm.
Sg. a. V. 146—148, A 4, Se. 31-34.
Oe. 1-2; T. 142-3; Lab. 8 (4.).
%. Fordonia Gray
Einzige Art: F. leucobalia (Schlegel) (Bingr. TII, p. 21).
Boulenger, l.c. p. 164; De Rooy, l.c. p. 189, fig. 71.
Bengalen, Nicobaren, Burma, Cochinchina, Malay. Halbinsel und
Archipel (Sumatra, Borneo, Java, Timor, Ceram, Ambon), Neu-
guinea, N. Australien. — L. 930 (110) mm.
Sq. 25—29, V. 130156, A !/, Se. 2643.
Lo. 0, Oc. 1-2, T. 142-3, Lab. 5 (3.).})
8. Cantoria Girard
Einzige Art: C. violacea Girard (Blngr. III, p. 23).
Boulenger, l.c. p. 165, fig. 50. — De Rooy, l.c. p. 191 fig. 72. _
— Flower, Proc. Zool. Soc. London 1899 p- 679.
Burma: Singapore; Selangor u. Wellesley, Malay. Halbinsel;
Sumatra, Borneo, Timor. — L. 1220 mm.
Sq. 19, V. 260-287, A. 1/, Sc. 52—64.
Oc. 1-1 -1; T. 1; Lab. 5.
> Ausnahmsweise kann das 3. Labiale von der Begrenzung des Kusen :
ausgeschlossen sein (F. papuensis Macleay); ich stimme aber mit Boulenger
und De Rooy überein, daß auf‘ diesen Umstand und auf die wohl schlecht ge-
zählte Schuppenzahl 22 keine Art gegründet werden kann,
11* 8. Heft
164 F. Werner:
9. Hipistes Gray
Einzige Art: H. hydrinus (Cantor) (Ringr. III, p. 24).
Boulenger, 1. c. p. 166, fig. 52. — DeRooy,l.c. p. 193, fig. 75.
Burma, Pegu, Siam, Malay. Halbinsel, Penang, Singapore;
Sumatra. — L. 485 (50) mm.
Sq. 35—43; -V. 153-—172; A. 1/,, Se. 21—85.
Oe. 1—1—1; Lab. 7.
19%. Herpeton Lacepede
Einzige Art: H. tentaculatum Liacepede (Blngr. III, p. 25).
Gyldenstolpe, Kgl. Svenska Vetenskapsakad. Handl. Bd. 55,
No. 3, 1916 p. 19. — Flower, Proc. Zool. Soc. London 1899 p. 680.
Cochinchina und Siam. — L. 610 (170) mm.
Sq. 37, V. 110—136, A Y,. — Lab. 13—15.
Elapinae.
Obwohl die Proteroglyphen im System den Aglyphen und Opistho-
glyphen gleichwertig erscheinen, sind nicht nur die hochspezialisierten
Hydrophiinen, ‚sondern auch noch die Elapinen als eine besondere
Gruppe viel leichter kenntlich, als die erst erwähntenbeiden; das fast
'ausnahmslose Fehlen des Loreale, wodruch das hintere Nasale an das
Präoculare anstößt oder (viel seltener) das Präfrontale die Labialia
erreicht und ausnahmsweise sogar die vordere Begrenzung des Auges
bildet; ferner die Bedeckung der 'Temporalgegend, wobei häufig ein
Temporale nach unten weit zwischen die benachbarten Supralabialia
vorspringt und eventuell sogar den Oberlippenrand erreicht, sind
allein für sich ja nicht für die Elapinen charakteristisch, miteinander
aber, zusammen mit dem häufigen Vorkommen in schiefen Reihen
angeordneter Rumpfschuppen, der meist geringen Zahl von
Schuppenreihen (die nur bei Dendraspis, Boulengerina, Naja, Walterin-
nesia, Aspidelaps, Tropidechis und Acanthophis die Zahl 23 erreichen
oder um ein weniges — bis25 — übersteigen) ergeben immerhin ein
Gesamtbild, das uns eine Elapine auch ohne Untersuchung des Gebisses
meist viel leichter als solche erkennen läßt, als eine Schlange aus den
verwandten Gruppen. Trotz mannigfacher Kopfform — wie aus der
Abbildung typischer und einiger extremer Gattungen hervorgeht —
sind die Elapinen doch biologisch recht übereinstimmend, was namentlich
‚auf die Nahrung, die vorzugsweise aus Schlangen oder schlangenförmigen
Eidechsen besteht, sowie auf die Fortpflanzung (vorwiegend ovovivipar)
sich bezieht; auch die Lebensweise ist ziemlich gleichartig, nur selten
arboricol (Dendraspis, Hoplocephalus) oder subterran (Aspidelaps?),
meist ausgesprochen terrestrisch.
1. Dendraspis Schlegel
1. Ein großes Temporale, in Berührung mit dem ganzen Außenrande
des Parietale, Schuppen in 19—23 Reihen
Temporalia 2-2—4; die beiden oberen in Berührung mit dem
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Colubridae. 165
Parietale; Schuppen in 19—23 Reihen, seitliche nicht kürzer als
mittlere 3
2. Schuppen in 13 Reihen, die seitlichen nnr halb so lang wie die
mittleren 1. veridis
Schuppen in 15 Reihen; die seitlichen nicht kürzer als die
mittleren jamesonit
3. Frontale 1?/3mal so lang wie breit; vordere Temporalia hinter
den Parietalen durch 3 Schilder von einander getrennt; 3 Sub-
labialia berühren die vorderen Kinnschilder 3. sjöstedt?
Frontale wenig länger als breit, vordere Temporalia hinter den
Parietalen durch 5 Schilder von einander getrennt; 4 Sublabialia
berühren die vorderen Kinnschildeı 4
4. Zweites Supralabiale viel höher als erstes ' 4. angusticeps
Zweites Supralabiale nicht höher als erstes 5. antinoriv
1. D. viridis (Hallowell)
(Bingr. III, p. 435).
Werner, Verh. Zool. bot.
Ges. Wien 1899 p. 148. —
Klaptocz, Zool. Jahrb. Syst.
XXXIV, 1913 p. 286. —
Chabanaud, Bull. Mus. Paris
1916 No.7 p. 381. — Stern- Fig. 3.
feld, Mitt. Zool. Mus. Berlin Dendraspis jamesonii Traill.
IV, 1. 1908 p. 221.
Westafrika vom Senegal zum Niger; Insel S. Thome. — L. 2380
(460) mm.
2. D. jamesonii (Traill.) (Blngr. III, p. 436). |
Werner, Verh. Zool. bot. Ges. Wien 1899 p. 141. — Sternfeld,
Fauna deutsch. Kolon. 11I, 2, 1910 p. 39. — Sternfeld, Ergebn. .
D. Zentral. Afrika-Exp. Bd. IV Zool. Il, Lief. 9 p. 275 (1912) u. Ergebn.
2. D. Zentral-Afrika-Exp. 1910—1911, Bd.1I Zool. Lief. 11 p. 184
1917); Mitt. Zool. Mus. Berlin IV. 1. 1908 p. 221. |
Westafrika vom Niger bis Angola, Zentralafrika. — L. 2100
(560) mm.
3. D. sjöstedti Lönnberg, in Sjöstedt, Kilimandjaro-Meru-Exp.
IV. 1907 p. 17, Taf. I, fig.
Kibonoto, Brit. O. Afrıka. — L. ?
Die drei großen Schilder zwischen den Temporalen kommen
auch bei D. jamesonii vor; die übrigen Merkmale sind nicht von großer
Bedeutung. Ich halte die Art für identisch mit der folgenden.
4. D. angusticeps (Smith) (Blngr. III, p. 437).
Gough, Zool. Anzeiger XXI, 1907 p. 454; Ann. Transvaal
Mus. I, 1908 p. 37, fig. (D. mamba). — Hewitt, Rec. Albany Mus.
II, 1912 p. 277. — Sternfeld, l.c. Ill. 2, p..40, fig. 47. und IV. 1
p. 35, fig. 44;- Wiss. Ergebn. D. Zentral-Afrika-Exp. 1907—1908
Bd. IV Zool. II, Lief. 9 p. 275 (1912). n
8. Heft
166 F. Werner:
W.-Afrika südlich vom Congo; Central- und Ostafrika; DSW.-
Afrika, Transvaal, Natal. — L. 2000 (430) mm. (Nach Sternfeld
bis 2650 (550) mm).
5. D. antinorii Peters (Blngr. III, p. 437).
Anseba, Abessynien. — L. 2690 (545) mm.
2. Bungarus Daudin
1. Subcaudalia unpaar; Schuppen in 15—19 Reihen 2
Subcaudalia wenigstens zum Teil paarig 9
2. Rücken kantig, Schwanz sehr stumpf endigend; vordere Tempo-
ralia kaum länger als hoch 1. fasciatus
Rücken nicht kantig, Schwanz allmählich zugespitzt, vordere
Temporalia länger als hoch
3. Schuppen in 15 Reihen 4
Schuppen in 17 oder 19 Reihen 8
4. Schuppen der Vertebralreihe ebenso breit wie oder breiter als
lang
Schuppen der Vertebralreihe nicht breiter als lang 2. hividus
5. Zweites Supralabiale so breit wie das 1. und 3. 3. coeruleus
Zweites Supralabiale deutlich schmäler als das 3. und oft auch
als das 1. 6
6. Subcaudalia 23—40; Bauch schwarz quergebändert 4. ceylonicus
Subeaudalia 40—57; Bauch nicht quergebändert |
7. 11—14 weiße, dunkel längsgestrichelte Querbinden auf dem
Rumpf, 2—3 auf dem Schwanz 5. magmimaculatus
20—25 rein weiße Querbinden auf dem Rumpf, 7—9 auf dem
Schwanz | 6. candidus
31-45 rein weiße Querbinden auf dem Rumpf, 11—13 auf dem
Schwanz T. multieinctus
Keine hellen Querbinden, Oberseite ganz schwarz 8. niger
8. Zweites Supralabiale viel schmäler als das 1. oder 3.; Vertebral-
schuppen bedeutend breiter als lang 9. walli
Zweites Supralabiale nicht schmäler als die angrenzenden; Verte-
bralschuppen nirgends breiter als lang 10. sindanus
9. Schuppen in 15 Reihen 11. bungarovdes
Schuppen in 13 Reihen 13. flaviceps
1. B. fasciatus Schneider (Blngr. III, p. 366).
Wall, Journ. Bombay Soc. Nat. Hist. XX, 1912 p. 633, Taf. V,
fig. 4-5, Taf. A. — De Rooy, Rept. Indo-Austr. Anh. Il, 1917
p. 243. — Boulenger, Vertebr. Fauna Malay Peninsula 1912 p. 198.
Bengalen, S. Indien, Assam, Burma, Indochina, S. China, Malay.
Halbinsel, Sumatra, Java. — L. 1450 (130) mm. |
Dies ist die am leichtesten kenntliche Art der Gattung.
2. B. lividus Cantor (Blngr. III, p. 370).
Wall, Journ. Bombay Nat. Hist. Soc. XVII, p. 714.
Assam, Bengalen. — L. 940 (100) mm.
3. B. coeruleus Schneider (Wall, Journ. Bombay Nat. Hist.
Soc. XVIIL. 19, p. 716, Taf. VIII, fig. 1—3, 5, 6; in Blngr. III, p. 369
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Colubridae. 167
als candidus var. C.). Wall, Journ. Bombay Soc. Nat. Hist. XXVI.
1920 p. 1046; Ophidia Taprobanica 1921 p. 437, fig. 83, 84. — Bou-
lenger, ].c. p. 199 (candıdus).
Ceylon, Vorderindien. L. 1700 mm. — Ausnahmsweise mit
17 Schuppenreihen (Wall, Exemplar aus Bangalore).
4. B. ceylonicus Günther (Blngr. III, p. 367, Taf. XIX, fig. 3).
Wall, Ophidia Taprobanica 1921 p. 451, fig. 85—86.
Ceylon. — L. 1000 (90) mm.
5. B. magnimaculatus Wall u. Evans, Journ. Bombay Soc. Nat.
Hist. XIII, p. 611; Rec. Indian Mus. III, 1909 p. 147, fig.
Burma. — L. 1220 mm.
6. B. candidus L. (Blngr. IH, p. 368 var. A. von candıdus L.;
—semafasciatus Boie). — Wall, Journ. Bombay Soc. Nat. Hist.
XVII, p.715, Taf. VIII fig. 7. — De Rooy, l.c. p.244, fig. 91
(candıdus).
Malay. Halbinsel, Sumatra, Java, Celebes. — L. 1080 (160) mm.
7. B. maulticinetus Blyth (Blngr. III, p. 369 als candıdus L. var. B.).
Wall, l.c. p. 715, Taf. VIII fig. 4; Stejneger, Herpet. Japan
p- 397, fig. 335—327, Steindachner, Denkschr. Akad. Wiss. Wien,
XC. Bd. 1913 p. 350 (candidus var.).
Südchina bis Burma. — L. 860 (117) mm.
8. B. niger Wall, Journ. Bombay Soc. Nat. Hist. XX, 1910
p. 838, Taf., fig. 4—7.
Assam. — L. 1232 (175) mm.
9. B. walli Wall; Jorun. Bombay Soc. Nat. Hist. XVII. 1907 p. 608.
Oudh, Vorderindien. — L. 1530 mm.
10. B. sindanus Blngr., Journ. Bombay Soc. Nat. Hist. XI,
1897 p. 73, Taf. Wall, l.c. 1913 p. 402 (coeruleus).
Lind. — L. 1300 (150) mm. Y
11. B. bungaroides (Cantor) (Blngr. II, p.370, Taf. XVII,
fig. 5) Khasi Hills; Darjiling, Himalaya. — L. 800 (100) mm.
12. B. laviceps Deinhardt (Blngr. III, p. 371).
Boulenger, l.c. p. 200. — De Rooy, l.c. p. 245.
Cochinchina, Tenasserim, Malay. Halbinsel, Sumatra, Java,
Borneo — L 1850 (220 mm). — Gleicht in der Färbung täuschend
dem ebensogroßen Dohophis bivirgatus Boie.
3. Glyphodon Günther
. Einzige Gattung: @. tristis Blngr. (Blngr. lii, p. 314, fig. 22,
Taf. XVILI fig. 1).
De Rooy, Rept. Indo-Austr. Arch. II. 1917 p.255, fig. 97.
— Barbour, Proc. Biol. Soc. Washington XXVII, 1914 p. 203.
NO.-Australien, SO.-Neuguinea, Aru-Inseln. — L. 900 (125) mm.
Sq. 17, V 165-179, A Y,, Se. 38—52.
4. Toxicocalamus Bingr.
1. Schuppen in 17 Reihen; V. 299—305, A 1/, Se. 30—31
1. longissimus
8. Heft
168 F. Werner:
2. Schuppen in 15 Reihen; V. 261, A.1, Se. 25 2. stanleyanus
1. T. longissimus Blngr., Ann. Mag. N. H. (6) XVIIl. 1896
p. 152; Proc. Zool. Soc. 1903 II, Taf. XIII fig.2. — De Rooy,
l. c. p. 256. — De Vis, Ann. Queensland Mus. No. 6, 1905 p. 48 (Vana«-
pina lvneata). — Longmann, Mem. Queensland Mus. VI, 1918 p. 40.
Woodlark Island, Brit. Neuguinea, Vanapa-Tal, Neuguinea. —
L. 650 (38) mm.
2. T. stanleyanus Blngr., Proc. Zool. Soc. London 1903 II,
p. 128, Taf. XIII, fig. 3. — De Rooy, 1. c. p. 256 fig. 98.
Owen Stanley Range, Brit. Neu Guinea. — L. 610 (40) mm.
5. Ultrocalamus Sternfeld
Schuppen in 13 Reihen; V. 300 —328 1. preussi
Schuppen in 15 Reihen; V. 293 2. bürgersv
1. U. preussi Sternfeld, Sitz.-Ber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1913
p: 388, fig. 182; De Rooy, Rept. Indo- Austral. Arch. IL 1917
p. 258, fig. 99-102.
N.-Neuguinea. — L. 765 mm (35) mm.
2. U. bürgersı Sternfeld, 1. c. p. 388.
Neu Guinea. — L. 365 (35) mm.
6. Apistocalamus Blngr.
1. Zwei Postocularis; V. 196, Sc. 50 oder mehr 1. loriae
Ein Postceulare; V. 190, Se. 41 2. prattı
Ein Postoculare; V. über 200; Se. unter 40 2
to
Nasenloch vom Internasale und 1. Labiale wenig getrennt; Prä-
oculare 1!/,—2mal so lang wie breit; V. 213 —218; Sc. 22—32
3. loennbergi
Nasenloch vom Internasale und 1. Labiale weit entfernt; Prä-
oculare 11/,mal so lang wie breit; V. 207, Se. 27 4. grandis
1. A. loriae Blngr., Ann. Mus. Genova (2) XVIII. 1898 p. 700,
Taf. VIII fig. 1. — De Rooy, Rept. Indo-Austr. Arch. II, 1917
p- 261.
Haveri, Brit. Neu-Guinea. — L. 580 (90+...) mm.
2. A. praiti Blngr., Ann. Mag. Nat. Hist. (7) XII. 1904 p. 451.
— De Rooy, ].c. p. 260.
Dinawa, Owen Stanley Range, Brit. Neu-Guinea. —L. 355 (50) mm.
3. A. loennbergi Blngr., Ann. Mag. Nat. Hist. (8) I. 1908 p. 248.
— De Rooy, |. :. p. 262, fig. 104.
Fak Fak, Holl. Neu-Guinea. — L. 590 (40) mm.
4. A. grandis Bingr., Trans. Zool. Soc. XX. 91, 1914 p. 265,
Taf. XXX fig. 3, 3a. — De Rooy, l.c. p. 261, fig. 103.
Launch Camp, Setekwa-River, Holl. Neu-Guinea. — L. 940 (80) mm.
%. Pseudapistocalamus Lönnberg
Einzige Art: P. nymanı Lönnberg, Ann. Mag. Nat. Hist. (7)
VI. 1900 p. 578. — De Rooy, l.c. p. 263, fig. 105. — Sattelberg,
D. Neuguinea. L. 445 (47) mm. V. 196—205, Se. 26—29,
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Coluhridae. 169
22.
8. Ogmodon Peters
Einzige Art: O. vitianus Peters (Blngr. III, p. 313).
Fidschi-Inseln. — L. 360 (45) mm.
V. 139—152; Sc. 27—88.
9. Pseudelaps DB.
Schuppen in 15 Reihen 2
Schuppen in 17 Reihen F 2%
Nasale berährt Präoculare; ein vorderes Temporale 1. sutherlandi
Nasale vom Präoculare weit getrennt; zwei vordere Temporatia
la. christieanus
. Nasale in Berührung mit dem Präoculare oder nur wenig von ihnı
b)
getrennt
Nasale vom Präoculare weit getrennt. T. 2-+2 2
Nasale geteilt 4
Nasale ungeteilt 5
T. 2+2, V. 139-176; Sc. 21 -35 2. muelleri
T. 1+2; V. 170—183; Se. 34—52 3. squamulosus
T.1+2, Sc. 23—- 38 5a
T. 2+2, Sc. 51—59 3a. minutus
. V. 146 —156 4. krefftw
V. 167—172 5. fordev
V. 176—193 6. harriettae
Drittes und viertes Supralabiale am Auge 7
Viertes und fünftes Supralabiale am Auge; V. 143 7. warro
V. 141 8. albiceps
V. 164— 203 9. diadema
1. P. sutherlandi (De Vis) (Blngr. III, p. 320).
Norman River, Queensland.
la. P. christieanus Fry Proc. R. Soc. Queensland. XXVII.
1915 p. 91. fig. 6. Port Darwin, N.-Australien. — L. 255 (45) mm.
V. 165. A. 1/, Sc. 38/38+...
2. P. mueller ‚Schlegel) (Blngr. III, p. 316).
Werner, Zool. Anz. XXVI. 1903 p. 251 (var. lineaticollis; Neu-
Guinea) u. Mitt. Zool. Sammlung Mus. Naturk. Berlin I. 4 1900
p- 107, fig 40, 41; Verh. Ges. Wien 1899 p. 153. — De Rooy, Rept.
indo-Austr. Arch. II, 1917 p. 264, fig. 106. — Barbour, Bull. Mus.
Comp. Zool. Cambridge, Mass. LI. No. 12 1908 p. 320 (var. nsulae;
Insel Djamna, Holl. Neu-Guinea). — Van Lidth de Jeude in
Nova Guinea, Vol. IX, 2, 1911 p. 281, Taf.VIul, fig. 6; V, 4, 1911 p.527. .
Neu- Guinea, - Bismarck - Archipel; Ceram, Misol,: Salawatti;
Schouten Island (Mysore); Ferguson, Trobriand und Woodlark Island;
St. Aignan, — L. 500 (70) mm. — 528 (72) mm.
8. Heft
170 F. Werner:
3. P. squamulosus DB. (Blngr.
III. p. 317).
Neusiüdwales. — L. 375 (55) mm.
34. P. minutus Fry Proc‘ R.
Soc. Queensland. XXVIL 1915
p- 93 fig. 7. New South Wales. —
L. 153 (30) mm. V. 148—153;
A.1, Sc. 51-59.
Fig. 4. 4. P. krefftii (Gthr.) ‚Blngr.
Pseudelaps sgamulosus DB. III. p. 318).
Queensland. — L. 255 (33) mm.
5. P. fordii (Krefft) (Blngr. IIl. p. 318).
Ipswich, Queensland. — L. ?
6.. P. ‚harriettae (Krefft) (Blngr. III. p. 318).
Andersson,-Meddel. Göteborgs Mus. Zool. Afd. 9, 1916 p. 37. —
Longman, Mem. Mus. Queensland VI. 1918 p. 40, Taf. XIV.
Queensland. — L. 415 (45) mm.
7. P. diadema (Schlegel (Blngr. III. p. 319).
O.-, N.- und W.-Australien. — L. 600 (80) mm.
8. P. warro (De Vis) (Blngr. III. p. 320).
Port Curtis, Queensland. — L. ?
9. P. albiceps Blngr., Ann. Mag. Nat. Hits. (7) II. 1898 p. 414.
N.-Queensland. — L. 160 (14) mm. !)
10. Diemenia Günther = Demansia Gray
1. Ventralia jederseits längsgekielt l. carınata
Ventralia abgerundet 2
2. Schuppen in 15 Reihen 3
Schuppen in 17—19 Reihen 5
!) Fry stellt (Prof. R. Soc. Queensland, XX VII. 1915 p. 95) P. sutherlandi
fraglich zu Demansia; ebenso gilt dies, nach Untersuchung der Typen, von
P. warro, sowie von P. baneroftii De Vis. Fry zibt eine neue Bestimmungstabelle
(p. 94) der von ihm angenommenen Arten:
A. Nasale in Berührung mit dem Präoculare oder wenig getrennt von ihm.
B. .Nasale geteilt.
Temporalia 2+2: P. muelleri Schleg.
Temporalia 1-+2 P. squamulosus D. B
BB, Nasale ungeteilt.
C. Temporalia 2+2; Subeaudalia 51 —59; Anale ungeteilt; ein gelber
Oceipitalfleck P. minutus Fry
CC. Temporalia.1-+2; Subcaudalia 26 — 38. Anale geteilt.
Ventralia 146 — 156 P. krefftii Gthr.
Ventralia 167 — 172 P. fordiü Krefft
Ventralia 176 — 193 P. harriettae Krefft
AA. Nasale weit vom Präoculare getrennt; Temporalia 2+2.
Schuppen in 15 Reihen P. diademe Schleg.
Schuppen in 17 Reihen P. christieanus Fry
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Colubridae. 171
3. Anale geteilt +
Anale ungeteili 2. ornaticeps
t. Rostrale ebenso hoch wie breit; Sc. 66—69; Kopfschilder schwarz
gesäumt; ein dunkler Fleck auf jedem Pröfrontale; zwei auf
jedem Supraoculare, einer auf dem 6. Supralabialia und unteren
vorderen Temporale; Auge von einem inneren gelben und äußeren
schwarzen Ring umgeben 3. maculiceps
Rostrale fast so hoch wie breit; Sc. 69—105; eine dunkle Quer-
linie über das Rostrale; je eine gelbes Längsband auf der Oberlippe
und der Schläfengegend in der Jugend, im Alter ver-
schwindend 4. psammophis
Rostrale etwas breiter als hoch; Kopf dunkel, Seiten der Schnauze
und Postocularia gelblich; ein schwarzer Streifen von einem Auge
zum anderen über das Rostrale, einer vom Augen-Unterrand zur
Mundspalte; Lippenschilder gerändeıt; ein dunkles, gelbgesäumtes
Nackenband; Kopf unterseits schwarz gezeichnet 5. torgquata
Rostrale bedeutend breiter als hoch; Internasalia nicht mehr als
halb so lang wie Präfrontalia; Schnauze und Kopfseiten in der
Jugend schwarz gefleckt; ein dunkler Streifen vom Unterrand
des Auges zur Mundspalte; diese Zeichnungen im Alter ver-
schwindend 6. olivacea
5. Der von oben sichtbare Teil des Rostrale nicht so lang wie sein
Abstand vom Frontale 6
Der von oben sichtbare Teil des Rostrale ebenso lang wie sein
Abstand vom Frontale; V. 184—224 T. nuchalis
6. V. 154-165 8. madesta
V. 190-232 7
7. Nasale ungeteilt, in Berührung mit dem Präoculare 9. textilis
Nasale geteilt, von dem tiefgefurchten Präoculare durch das
an das 2. Labiale anstoßende Präfrontale getrennt 10. ingrami
1. D. carinat« Longman, Mem. Queensland Mus. III, 1895
p. 31, Taf. XIV; Waite u. Longman, Rec. $. Austral. Museum
Vol. I, No. 3, 1920 p: 173, fig. 32.
2. D. ornaticeps (Macleay), (Blngr. III. p. 324).
Port Darwin, N.-Australien. — L. 255 (65) mm.
3. D. maculiceps Bttgr., Kat. Rept. Sammlg. Mus. Senckenbg.
II. p. 116.
eteendtind: — L. 820 (172) mm.
4. D. psammophis (Schlegel) (Blngr. III. p. 322).
Werner, in: Fauna Südwest-Australiens, Bd. II Lief. 16, 1909
p- 257. — De Rooy, Rept. Indo-Austral. Arch. Il. 1917 p. 266, fig. 107.
— Van Lidth de Jeude, in: Nova Guinea IX. 2. 1911 p. 282.
5. D. torguata (Gthr ) (Bingr III p. 323).
NO.-Australien. — L. 580 (145) mm.
6. D. olivacea (Gray) (Blngr. IIl. p. 323, Taf. XVIII, fig. 2).
De Rooy, Rept. Indo-Austr. Anh. II, 1917 p. 267.
N.-Australien, Neuguinea. — L. 1010 (240) mm.
7. D. modesia (Gthr.) (Blngr. II. p. 324).
8. Heft
172
F. Werner:
Waite, Trans. Roy. Soc. 8. Austral. 38, 1914 p. 22? (Demansia).
W.-Australien. — L. 435 (80) mm.
8. D. nuchalis (Gthr.) (Bingr. III. p. 326).
Lucas u. Frost, in: Rep. Horn Exp. II. p. 148. — Werner,
in Fauna Südwest- Australiens Bd. II Lief. 16, 1909 p. 257.
Sc.
Australien. — L. 1400 (200) mm.
9. D. textilis (DB.) (Blngr. III. p. 325).
O.-Australien, von Cap York bis Victoria. — L. 1700 (290) mm.
10. D. ingrami Blngr., Ann. Mag. N. H. (8) I. 1908 p. 333.
Alexandria, S.-Austıalien. — L. 1150 (240) mm.
11. Pseudechis Wagler !)
Vordere Subcaudalia ungeteilt (ausnahmsweise geteilt) 2
Vordere Subeaudalia alle paarig; Sq. 23 7
Schuppen in 17 Reihen in der Rumpfmitte 3
Schuppen in 19 oder 21 Reihen 5
Anale geteilt.
Anale ungeteilt; Frontale fast 2mal so lang wie breit, Rostrale
breiter als hoch 1. denisoniordes
Frontale 11/,—1?/zmal so lang wie breit; Rostrale kaum breiter
als hoch. (Anale ausnahmsweise geteilt) 2. porphyriacus
Frontale fast 2mal so lang wie breit; Rostrale kaum breiter
als hoch 3. cupreus
Frontale 12/,—2 mal so lano wie breit; Restrale bedeutend breiter
als hoch 4. australis
Frontale ebenso breit wie lang, breiter als ein Supraoculare
5. darwiniensis
Frontale breiter als ein Supraoculare; V. 191—193; 15—38 ge-
teilte Se. 6. mortonensis
Frontale so breit wie ein Supraoculare
Frontale viel schmäler als ein Supraoculare; V. 223; 9 geteilte
Subcaudalia 7. colletti
. V. 221—224; 23—28 geteilte Subcaudalıa .. 8. papuanus
V. 181193: 37—44 geteilte Se. 9. guttatus
. Anale ungeteilt 8
Anale geteilt 10. ferox
Frontale 2mal so lang wie breit . 11. scutellatus
Frontale 11/,mal so lang wie breit 12. microlepidotus
1. P. porphyriacus (Shaw) (Blngr. III. p. 328).
O.-, W.- und 8.-Australien. — I 1580 (210) mm. — V. 180- 200,
57-72.
2. ‚P. cupreus Blngr.. (Bingı. IM. p-. 329).
') P. wilesmithi Longman, Mem, Brisbane Mus. V. 1916, p. 46, Queensland,
deren Beschreibung mir nicht zugänglich war, dürfte wohl inzwischen in die
Synonymie gekommen sein, da Waite u. Longman sie 1920 in ihrer Be-
stimmungstabelle nicht verzeichnen,
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Colubridae. ° 173
Murray River, Queensland. — L. 1830 (300) mm. — V. 199-—210,
Sc. 57-72.
3. P. australis (Gray) (Blngı. III. p. 330).
VanLidth de Jeude, Nova Guinea, IX. 2. 1911 p. ??? Taf. VIıl
fig. 7. — Roux, Revue Suisse Zool. 24. 1919 p. 348. — Van Lidth
de Jeude, in: Nova Guinea Vol. IX. 2. 1911 p. 282, Taf. VIII fig. 7.
— De Rooy, Rept. Indo-Austr. Arch. II. 1917 p. 268, fig. 108, 109.
N. u. NO.-Australien, Neuguinea. — L. 1080 (170) mm. V 190
— 220, Sc 478—0
4 P. darwiniensis Macleay (Blngr. III. p 330).
Port Darwin, N.-Australien. — L. 910 (140) mm. — V. 212;
Sc. 54—64.
5. P. mortonensis De Vis, Ann. Queensland Mus. X. 1911 p. 24;
Waite u. Longmann, Rec. S. Austral. Mus. I. 3. 1920 p. 175
(porphyriacus var. ). — Kinghorn, Rec. Austr. Mus. III. 4. 1921.
Queensland; N. S. Wales. — 1. 1250 mm. — V. 191—193, Se. 59
61 (221041).
6. P. colletti Blngr., Ann. Mag. N. H. (7) X. 1902 p. 494.
Queensland. — L. 450 (65) mm. — V. 223, Sc. 60 (51+9%,-+1).
7. P. papuanus Peters u. Doria (Blngr. III. p. 331).
Roux, Rev. Suisse Zool. 27, 1909 p. 348. — De Rooy, Rept.
Indo-Austr. Arch. II. 1917 p. 269.
SO.-Neuguinea. — L. 2000 (250) mm. — V. 221—225; Sc. 49—61
(26-—30+23—31 Paare).
8. P. guttatus De Vis, Ann. Queensland Mus. No. 6, 1905 p. 49.
Waite u. Longman, Rec. S. Austr. Mus. Vol. I. No. 3, 1920
p. 174, fig. 33.
S. Queensland. — L. 1100— (172) bis 1235 (180) mm. V. 181
193; Se. 52-—59 (37—44 einfach).
9. P. demisonioides Werner, in Fauna SW.-Australien Bd. II,
Lief. 16, 1909 p. 258.
Eradu, SW.-Australien. — L. 1090 mm. — V. 189; Se. 34+1%/, „+1.
10. P. scutellatus Ptrs. (Blngr. III. p. 331).
SO.-Neuguinea, N.-Australien, Queensland.
L. 1070 (240) mm. — Wird bis 2230 mm lang. — V. 230 —233,
Se. 61—78 P.
11. P. microlepidotus (Me Coy) (Bingr. III. p. 332).
D.-Vietoria. — L. 1850 (250) mm. — V. 232 —237; Sc. 61—66 P.
12. P. jerox (Macleay) (Blngr. III. p. 332).
Fort Bourke, N.S.Wales. — L. 2030 (300) mm. — V. 235, Se. 60.
12. Denisonia Kreff:
1. Anale ungeteilt; Frontale nicht viel breiter als ein Supraoculare,
11/,—22/3mal so lang wie breit; Pupille rund; Schuppen in 15
bis 17 Reihen 2
Anale ungeteilt; Erontale viel breiter als ein Supraoculare;
11/, —13/ymal so lang wie breit, Pupille oft vertikal elliptisch oder
subelliptisch 4
8. Heft
174
a ee
13.
14.
15.
F. Werner:
Anale geteilt; Frontale viel länger als breit; Pupille und 12
Anale geteilt; Frontale viel breiter als ein Supraoculare, ebense
lang wie breit oder etwas länger als breit; V. 164—172, Se. 38
bis 49 15
V. 136—160; Se. 38-57; Schuppen in 15 (ausnahmsweise
in 17) Reihen 3
V. 118; Se. 38; Schuppen in 17 Reihen 1. muelleri
Frontale 13/,-2mal so lang wie breit; V. 145— 160
2. superba
Frontale 11/,—2 mal so lang wie breit, V. 138—151; ein schwarzes
Nackenband vorhanden 3. coronata
Frontale 2—3mal so lang wie breit; Schuppen gestreift; V. 136
bis 151 | 4. coromoides
Schuppen in 19—21 Reihen
Schuppen in 17 Reihen 6
Schuppen in 15 Reihen 8
V. 176-—-178; Sc. 33—38 5. Jorresti
V. 144-—172;. Sc. 25—39 6. suta
V. 153—165; Sc. 28-—31 T. fasciata
V. 121-138, Sc. 20-30 ei
Vordere Kinnschilder so lang, wie die hinteren 8. flagellum
Vordere Kinnschilder kürzer als die hinteren 9. maculata
Frontale 1!/,mal so lang wie breit; V. 160, Se. 25 10-punctata
Frontale nicht mehr als 11/,mal so lang wie breit 9
Auge wenigstens so lang, wie sein Abstand vom Mundrand 10
Auge kaum so lang, wie sein Abstand vom Mundrand; V. 170—178,
Sc. 37-38 11. pallidiceps
Nasale berührt das Präoculare 11
Zweites Supralabiale berührt Präfrontale; V. 166—183; Se. 31 —43
12. carpentarviae
. V. 140-170; Se. 22—33 13. gouldi
V. 170-200; Se. 30—46 14. nigrescens
V. 180—184; Sc. 50—64 15. nigrostriata
Schuppen in 15 Reihen; Nasale nicht das Präoculare erreichend;
V. 164, Se. 51 16. ramsayı
Schuppen in 17 Reihen; Nasale in Berührung mit dem Prä-
oculare 13
Frontale wenigstens 2/l,mal so lang wie breit 14
Frontale 1?’,mal so lang wie breit; V. 147--168; Se. 33-—45
17. daemelii
Frontale wenig breiter als ein Supraoculare; V. 153—170, Se.4a
bis 56 18. sıgnatl
Frontale 1!/,;mal so breit wie ein Supraoculare; V. 161, Se 49
19 vagrans
Schuppenin 15 oder 17 Reihen; Subcaudalia unpaar 20 melanura
Schuppen in 16 Reihen, Subcaudalia unpaar 21- par
Schuppen in 17 Reihen; Subcaudalia paarig 22- woodfordi
1. D. superba (Gthr.) (Blngr. III. p. 335).
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Colubridae. 175
N.S.Wales, 8.-Australien, Tas-
manien. — L. 1050 (165) mm.
2. D. coronata (Schlegel) (Blngr.
III. p. 335).
Werner in: Fauna Südwest- .
Australiens, Bd. II Lief. 16, 1909 43
p. 258. Denisonia coronata Schleg.
W.Australien, N.S.Wales. . — L. 480 (95) mm.
3. D. coronoides (Gthr.) (Blngr. 1II. p. 336).
S.Australien, Tasmanien. — L. 440 (80) mm.
4. D. muelleri (Fischer) (Blngr. III. p. 337).
Queensland. — L. 292 (52) mm.
5. D. ramsayi (Krefft) (Blngr. III. p 338) " L 390 (54) mm
Braidwood, N.S.Wales. — L. 265 (50) mm .
6. D. signata (Jan) (Blngr. III. p. 338).
Queensland, N.S. Wales. — I. 640 (120) mm.
7. D.vagrans Garman, Bull. Mus. Comp. Zool. Cambridge XXXIX
1901. p. 13.
Dunk Island, Queensland. — 1. 389 (71) mm.
8. D. daemelii (Gthr.) (Blngr. ıII. p. 339, Taf. XVIIL, fig. 3).
Queensland. — L. 380 (60) mm.
‘9. .D. forresti Bing... Ann. Mag. Nat. Hist. (7) XVILI. 1906 p. 440.
S.Ausiralien. — L. 206 (33) mm.
10. D. suta (Ptrs.) (Blngr. III. p. 339).
— Hoplocephalus frontalis Douglas Ogilby; Waite u. Longman,
Rec. S.Austral. Mus. Vol. I. No. 3, 1920 p 176, fig 34; Kinghorn,
Rec. Austr. Mu.. 13 (1920) p. 110 fig. 1—3, Taf. XX; = Hoplocephalus
frenatus Ptrs. u. H. stirlinge Lucas u. Frost).
S. Australien; Narrabi, N.S.Wales (/rontalis); Lake Elphinstone,
Queensland (frenata); C.Australien (stirlinge). — L. 490 (56) mm.
11. D. /asciata Rosen, Ann. Mag. Nat. Hist. (7) XV. 1905 p. 179.
W.Australien. — L. 410 (47) mm. 4
12. D. flagellum (Me Coy) (Elngr. 111. p. 340).
Andersson, Meddel. Göteborgs Mus. Zool. Afd. 9, 1916 p. 738.
Vietoria. — I. 380 (40) mm.
13. D. maculata (Stdehr.) (Blngr. III. p. 341).
Waite u. Longman, Rec. $8.Austral. Mus. Vol. I, No 3, 1920
p. 177, fig 35; Taf. XXVII, fig. 1; Kinghorn, Rec. Austr. Mus.
XTII. 4. 1921 p. 141, fig. 1--5, p. 148, fig. 6—8 (var. devisı).
Alle Autoren stimmen jetzt darin überein, daß D. ornata Krefft
mit obiger Art identisch ıst; jedoch darf Hoplocephalus ornatus De Vis
(nee Krefft) wegen der deutlichen, an D. jaseiata erinnernde Quer-
bänderung mit einem besondern Namen als var. devisi Waite u. Longman
bezeichnet werden; die Form stammt aus W.Queensland (p. 178,
fie. 36, Taf. XXVI, fig. 2), Queensland. — L 400 (55) mm...
14. D. punctata Plngr. (Bingr. III. p. 341, Taf. XVIIL fig. 4).
NW.Australien. — L: 350 (30) mm. r
15. D. gouldi (Gray) (Blngr. 1ITi. p. 342.
8. Heft
176 F. Werner:
Werner in Fauna Südwest- Australien, Bd. II, Lief. 16, 1900 259.
W,. u. S.Australien. L. 435 (5 0) mm.
16. D. nigrescens (Gthr.) (Blngr. III. p. 343).
N.S.Wales und Queensland. — L. 545 (75) mm.
17. D. nigrostriate (Krefft) (Blngr. III. p. 343).
Kershaw, Vietorian Naturalist 35, 1918.
Queensland, Vietosia. — IL. 380 (52) mm.
18. D. carpentariae (Macleay) (Blngr. III. p. 344).
N. Queensland. — L. 285 (47) mm.
19. D. pallidiceps (Gihr. (Blngr. III. p. 344).
N. Australien. — L. 590 (80). mm.
20. D. melanura (blngr.) (Blngr. III. p. 345).
Waite, Rec. Austr. Mus. III. 1899 p. 104, fig (var. boulenger:).
— Barbour, Proc. N. England Zool. Club VII. 1921 p. 110.
Guadalcanar und Isabel Island, Salomons Inseln. — IL. 1000
(140) mm.
21. D. par (Blngr.) (Bingr. III. p. 345). |
Faro ıı. Howla, Salomons-Inseln. — L. 750 (110) mm.
22..D, woodfordi (Blngr.) (Bingr. III. p. 346).
Barbour, l.c. p. 111.
New Georgia und Rendora Island, Salomons-Inseln. — L. 67
(100) mm.
13. Micropechis Blngr.
Temp»ralia 2+2; Supralabialia 6; Sq. 15; V. 180—223; Anale
ge.seilt; Sc. 39—55 1. ikaheka
Temporalia 1+2; Supralabialia 7; Sq. 17; V. 208; Anale ungeteilt;
Sc. 35 2. elapoides
1. M. ikaheka (Lesson) (Blngr. III. p. 347).
Boulenger, Trans. Zool. Soc. London XX, Pt. V, 1914 p. ???
Taf. XXX, fig.5 (var. /asciata Fischer). — De Rooy, Rept. Indo-
Austr. Arch. II. 1917 p. 270, fig. 110. — Van Lidth de Jeude,
in: Nova Guinea Vol. IX, 2. 1911 p. 283, V. 4.1911 p. 530.
Neu-Guinea. — L. 1550 (180) mm.
2. M. elapoides (Blng,.) (Blngr. III. p. 347).
Waite, Rec. Austral. Mus. III. 1899 p. 105, fig.
Fl’rida Island, Salomons-Inseln. — L. 750 (75) mm
14. Hoplocephalus Günthei
'Ventralia seitlich stumpf winkelig aufgebogen; 204—221;
Subeoudalis 40-—56 1. bumgaroides
Ventralia scharfkantig aufgebogen 2
2. V. 191—227; Sc. 44—59 2. bitorgquatus
V. 239; Se. 60 3. stephensiv
1. H. bungaroides (Boie) (Blngr. TlI. p. 348).
N.S Wales: — L. 1620 (210) mm
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Colubridae. 177
2. H. bitorquatus (Jan) (Blngr. II. i
p- 349). va
Sr ©
Queensland, N.S.Wales. L. 510 ETSE
(95) mm. ga a
3. H.stephensii Krefft (Blngr. III STIL >S>
p- 350). Fig. 6.
N.S.Wales. — L. 760 mm. Hop’ocephalus bungaroides Boie.
15. Tropidechis Gthr.
Augendurchmesser groß so als der Abstand des Auges vom Mund-
rand; T. 142 oder 2+2; vordere Kinnschilder kürzer als ahintere;
2 Postocularıa; V 165-—171 1 carınatus
Auge mehr als doppelt so breit als sein Abstand vom Mundrand;
T. 3-+4; vordere Kinnschilder länger als hintere; 1 Postoculare,
sehr groß; V. 216 2. dumensüs
1. T. carinatus (Krefft) (Blngr. III. p. 350, Taf. XIX, fig. 1).
N.S.Wales; Queensland. — L. 730 (120) mm.
2. T. dunensis De Vis, Ann. Queensland Mus. No. 10, 1911 p. 20.
Waite u. Longmann, Rec. S.Austral. Mus. Vol. I, No. 3, 1920
pu179; Ne. 37.
Darro, Darling Downs, Queensland. — L. 370 (50) mm.
16. Notechis Blngr.
6. Obere Labialia, 3. und 4. am Auge; unteres vorderes Temporale
am größten und zwischen das 5. und 6. Supralabiale eingekeilt
l. scutatus
Obere Labialıa, 2. und 3. am Auge; oberes hinteres Temporale
am größten und zwischen das 4. und 5. Supralabiale eingekeilt
2. ater
1. N. scutatus (Ptrs.) (Blngr. III. p. 351 — excl. ater Krefft).
Kinghorn, Rec. Austral. Mus. XIII. 4. 1921 p. 143.
Australien.und Tasmanien. — L. 1280 (170) mm.
Von dieser Form unterscheidet sich var. niger Kinghorn (p. 145,
Taf. XXVI, fig. 6—8) dadurch, daß die Kinnschilder gleich lang
(nicht die hinteren größer) sind und durch die Färbung: oben schwarz,
Bauch bläulichgrau, Kinnschilder und Umgebung weißlich.
Kangaroo Island, S. Australien
Sq. 15—19; V. 146—185; A. 1; Se. 39—61.
2. N. ater (Krefft) (Proc. Zool. Soc. London 1866, p. 373 (1876).
Kinghorn, 1. c.p. 143, Taf. XXV, fig. 5—7.
Flinders Range, S.Australien. — L. 650 (110) mm.
Sq. 17, V.163, A.1, Se. 4i.
1%. Rhinhoplocephalus F. Müller
Einzige Art: R. bicolor F. Müller (Bingr. IIt. p. 355).
Australien. — L. 395 (55) mm.
$q. 15, "V..159)A.'1, Se. 34,
Archiv für Naturgeschichte.
1923. A. 8,
a
12 8, Heft
178 F. Werner:
18. Brachyaspis Blngr.
Einzige Art: B. curta (Schlegel) (Blngı. III. p. 353).
W.Australien. — L. 490 (70) mm.
Sq. 19, V, 128—136, A.1, Sc. 30—35.
19. Acanthophis Daudin
Ein Paar Präfrontalia; Internasalia ebensolang wie breit oder
breiter als lang; Frontale nicht so breit wie Supraoculare;
Schuppen schwach gekielt; V. 113—130 l. antarctieus
Zwei Paar Präfrontalia; Internasalia länger als breit; Frontale
so breit wie Supraocularia; Schuppen stark gekielt; V.146;
Oberseite ziegelrot 2. pyrrhus
1. A. antarcticus (Shaw) (Blngr. III. p. 355).
De Rooy, Rept. Indo-Austr.
Arch. II. 1917°p:2722 HiSmm,
-— Werner, Verh. Zool. bot. Ges.
Wien XXIX. 1899 p. 153, XLIL.
1894 p. 358. — Sternfeld, Abh.
Senckenberg. Natruf. Ges. XXXV1.
1918 p. 433. — Van Lidth de
Fig. 7. Jeude, in: Nova Guinea IX. 2.
Acanthophis antarcticus Shaw. 1911, p. 283; V. 4. 1911 p. 530.
| Borneo, Molukken, Neuguinea,
Australien. Obi, Ceram, Haruku, Timor Laut, Kei- und Aru-
Inseln, Mysore, (Schouten-Island). — L. 850 (150) mm.
2. A. pyrrhus Blngr., Ann. Mag. N. H. (7) 1898 p. 75 und (7)
XIV. 1904 p. 415. — Waite, Trans. R. Soc. 8. Austr. 38, 1915.
C.Australien. — L. 530 (85) mm.
20. Boulengerina Dollo
1. Rostrale fast so hoch wie breit; T. 1-2; 3 Supralabialia in Be-
rührung mit dem unteren Suboculare 2
Rostrale viel breiter als hoch; T. 2+2 oder 2+3; 2 Supralabialı
a
stoßen an das untere Suboculare 3
2. Schuppen in 23 Reihen 1. annulata
Schuppen in 21 Reihen 2. stormsv
3. Schuppen in 23 Reihen 3. dybowskyi
Schuppen in 17 Reihen 4. christyv
l. B. annulata (Buchholz u. Peters) Monatsber. Akad. Wiss.
Berlin 1876 p. 119 (Naia); Moquard, Bull. Soc. Philom. Paris (8)
IX. 1897 p. 14; Werner, Verh. zool. bot. Ges. Wien XLIX. 1899
p. 141; LIT. 1902 p. 347; Boulenger, Proc. Zool. Soc. London
1900 p. 455, Taf. XXXII.
Westafrika: Kamerun, Gabun, Congo. — L. 1300 (250) mm.
2. B. stormsi Dollo (Blngr. III. p. 357).
Tanganyika-See. — L. 240 (85) mm.
3. B. dybowskyi Mocquard, Bull. Soc. Philom. Paris (8) IX.
1897 p. 15.
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Colubridae, 179
Bangui, Französ. Congo. — L. 1310 (270) mm.
4. B. christyv Blngr., Ann. Mag. N. H. (7) XIV. 1904 p. 14.
Congo (Leopoldville). — L. 465 (90) mm.
#1. Elapechis Blngr.
1. Schuppen in 13 Reihen 2
Schuppen in 15 Reihen 7
Schnauze breit abgerundet 3
5
4
2.
Schnauze stumpf zugespitzt
3. Erstes Sublabiale mit dem der anderen Seite in Berührung
Sycophyscale an die vorderen Kinnschilder anstoßend 1. hessii
4. Internasalia viel kürzer als Präfrontalia; Frontale wenigstens
®/4 der Länge der Parietalia 2. quentheri
Internasalia ®/; der Länge der Präfrontalia; Trontale 2/, der Länge
der Parietalia 3. niger
5. Der von oben sichtbare Teil des Rostrale höchstens !/,mal so lang
wie sein Abstand vom Frontale 6
Der von oben sichtbare Teil des Rostrale ebenso lang. wie sein
Abstand vom Frontale 4. sundevallı
6. Subcaudalia 25—26; keine dunklere Querbinden 5. decosteri
Subeaudalia 13; 1241 breit dunkle Querbinden 6. laticinctus
7. 2 Postocularia; T. 1+2; V. 141; Se. 20 7. boulengerz
3 Postocularia; T. 1-3; V. 150; Se. 31 8. duttoni
1. E. quentheri (Bocage) (Blngr. III. p. 359).
Werner, Verh. Zool. bot. Ges. 1897 p. 400, Taf. II. fig. (moebiuss).
— Sternfeld, Fauna deutsch. Kolon. III. 2. 1910 p. 37 und Ergebn.
d. Deutsch. Zentral-Afrika-Exp. 1910—1911, Bd.I, Lief. 11 p. 481;
Mitt. Mus. Berlin IV. 1908 p. 220.
Gabun, Kamerun, Congo, Angola, Central- und Ostafrika, Uganda
bis Nyassaland. |
L. 520 (50) mm.
2. E. miger (Gthr.) (Blngr. III. p. 359, Taf. XX, fig. 1).
Sternfeld, l.c. p. 37.
O.Afrika, Congo, N.Rhodesia. — L. 420 (30) mm.
3. E. hessii (Bttgr.) (Blngr. III. p. 360).
Banana, Congo. — L. 160 (12) mm
4. E. decosteri (Blngr.) (Blngr. TII. p. 360).
Sternfeld, Fauna deutsch. Kolon. IV. 1. 1910 p. 31.
Delagoa-Bai. — L. 380 (38) mm.
5. E. laticinetus Werner, Denkschr. Akad. Wiss. Wien 96. Bd.
1919 p. 507, fig. 8.
Kadugliı, Kordofan. — L. 237 (17) mm.
6. E. sundevalli (Smith) (Blngr. ITI. p. 360).
Boulenger, Ann. Mag. N. H. (6) XX. 1897 p. 375. — Werner,
Jahrb. Naturw. Ver. Magdeburg 1898 p. 21. — Gough, Ann. Transvaal °
Mus. I. 1908 p. 34.
S.Afrika: Natal, Zambesi, Cap. — I. 880 (55) mm.
7. E. boulengeri (Bttgr.) (Blngr. III. p. 361).
12* 8. Hett
180 F. Werner:
Zambesi. — L. 170 (14) mm.
8. E. duttoni Blngr., Ann. Mag. N. H. (7) XIV. 1904 p. 15.
Congo. — L. 520 (70) mm.
21a. Oxyuranus Kinghorn
Einzige Art: O. maclennani Kinghorn. |
Kinghorn, Rec. Austral. Mus. Vol. XIV, Nr.1, 1923 p. 41,
fig. 1-3, Taf. VII
Sq. 21, V. 234, A. 1, Se. 67/67+1. — L. 2760 (375) mm.
Coen, Kap York-Halbinsel, N. Queensland.
2%. Rhynchelaps Jan
1. Schuppen in 15 Reihen; V. 112—1143 2
Schuppen in 17 Reihen; V. 143—170 4
2. Nasale berührt das Präoculare; V. 112—131 3
Nasale vom Präoculare weit getrennt; T.2+2, V. 143 1. /uscicollis
3. Rostrale viel breiter als hoch; sein von oben sichtbarer Teil !/,
—®/4 so lang" wie sein Abstand vom Frontale; Präoculare weit
vom Frontale getrennt; V. 112—126; Se. 15—25 2. berthold-
Rostrale nur wenig breiter als hoch; sein von oben sichtbarer
Teil so lang wie sein Abstand vom Rostrale; Präoculare nicht
weit vom Frontale getrennt; V. 127—131, Se. 22—26 3. anomalus
4. Nasale in Berührung mit Präoculare; der von oben sichtbare
Teil des Rostrale länger als sein Abstand vom Frontale 5
Nasale vom Präoculare weit getrennt; der von oben sichtbare
Teil des Rostrale etwas kürzer als sein Abstand vom Frontale
4. fasciolatus
Frontale etwas länger als breit, doppelt so breit wie Supraoculare
5. austrahs
Frontale ebenso breit wie lang, wenigstens dreimal so breit wie ein
Supraoculare 6. semifasciatus
1. R. bertholdi (Jan) (Blngr. III. p. 362).
Werner, in Fauna Südwest-Australiens Bd. II Lief. 16, 1909
p. 260.
S. und W.Anustralien. — L. 270 (22) mm.
2. R. onomalus Sternfeld, Senckenbergiana Bd. I, No. 3, 1919 p. 77.
C.Australien. — I. 197 (24) mm.
Ich möchte die Artselbständigkeit dieser Schlange bezweifeln.
Das wichtigste, vom Autor in Sperrdruck hervorgehobene Merkmal
„das fünfte (Supralabiale) ...... breit an das Parietale angrenzend“
ist nichts anderes als was Boulenger bei Rh. bertholdi sagt:
„Temporals 1-+1, anterior sometimes descending to the edge of the
mouth.“ Das 5. Supralabialis bei Sternberg ist eben nichts anderes
als das untere Temporale bei Boulenger und dieses Herabsteigen
eines Temporale zum Mundrand, wodurch es zum Supralabiale wird,
ist eine bei den Elapiden häufige Erscheinung. Die übrigen Merkmale
des Rh. anomalus sind blos gradueller Natur und erweitern gerade
nur die Variationsbreite des Rh. bertholdi z. T. in einer Richtung.
or
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Öolubridae. 181
3. BR. Juscicollis Lönnberg u. Andersson, Kg!. Svenska Vet.
Ak. Handl. Bd. 52 No.7 1915 p. 9.
=
N. Queensland. — L. ?
4. R. australis (Krefft) (Blngr. III. p. 363).
Kershaw, Victorian Naturalist 30, 1918.
Queensland; Victoria. — L. 290 (25) mm.
5. R. semsfasciatus Gthr. (Blngr. III. p. 363).
Werner, l.c.: p:261.
W.Australien. — L. 300 (30) mm.
6. R. fascvolatus (Gthr.) (Blngr. TIL. p. 364).
W.Australien. — L. 335 (30) mm.
23. Naia Laur.
Schuppen in 19—35 Reihen am Hals, der mehr oder, weniger
ausdehnbar ist 2
Schuppen in 13—17 Reihen am Hals 9
17—25 Schuppenreihen in der Rumpfmitte |
15 Schuppenreihen um die Rumpfmitte; ein Paar großer Schilder
hinetr den Parietalen 1. bungarus
Das 5., 6. oder 7. Supralabiale am größten und höchsten und
in Berührung mit Postocularen 4
Das 3. Supralabiale am höchsten, 6. oder 7. nicht in Berührung
mit Postocularen 7
Auge von den Supralabialen durch Suboeularia vollständig
getrennt 2. haie
Auge mit dem 3. und 4. Labiale in Berührung 5
Das 6. der 7 Supralabialia am größten ?
Das 5. der 6 Supralabialia am größten 6
2. Supralabiale breit in Berührung mit dem Präoculare 3. anomala
Rostrale ebenso hoch wie breit 4. flava
Rostrale bedeutend breiter als hoch 5. melanoleuca
Hintere Kinnschilder viel schmäler als die vorderen, von einander
weit getrennt. Meist 6 Supralabialia und 2 Präoceularia
6. negricollvs
Hintere Kinnschilder ebenso breit wie die vorderen und wenig
getrennt oder von einanderr stoßend
Der von oben sichtbare Teil des Rostrale gleich 2/, seines Abstandes
vom Frontale; Parietale außen von 3 Schildehen begrenzt; Inter-
nasale vom Präoculare durch Präfrontale getrennt; Anale geteilt;
einige der 40-46 Subcaudalia einfach T. morgani
Der von oben sichtbare Teil des Rostrale nicht mehr als !/, seines
Abstandes vom Frontale; Anale ungeteilt; Subcaudalia geteilt
8. tripudians
Auge von den Supralabialen durch Subocularia vollständig
getrennt; Rostrale so breit wie hoch; 17 Schuppenreihen in der -
Körpermitte 9. anchietae
Auge mit wenigstens einem (4. oder 3. und 4.) Supralabiale in
Berührung 10
8. Heft
182 F£. Werner:
10. Schuppen in 15 Reihen 44
Schuppen in 13 Reihen 11. guentheri
ll. Subeaudalia 88 Paare 11. goldii
Subeaudalia 36 Paare 12. multifasciata
1. N. haie (L.) (Blngr. III. p. 374).
Anderson, Zoology of Eeypt., I. Rept. Batr. 1898 p. 312
Taf. XLIV. — Werner, SB. Akad. Wiss. Wien Bd. CXVI 1907
p. 1882; Third Report Wele. Res. Lab. Gordon Mem. Coll. Khartoum
1908 p. "176, Taf. XVII fig. 1. — Sternfeld, Ergebn. 2. D. Zentral-
Afrika-Exp 1910—1911, Bd I, Zool Lief 1l, 1917 p. 481 u. Fauna
Deutsch. Kolon. IV. 1. 1910 p. 32, fig. 37 und III. 2. 1910 p- 38.
Nordafrika bis zur Sahara; Süd-Palästina, Arabien; O.Afrika
nach Süden bis Transvaal und Zululand. — L. 2000 (280) mm
2. N. flava Merrem (Blngr. III. p. 376).
Werner, in: Beitr. Kenntn. Land- u. Süßwasserfauna DSW.-
Afrikas, Rept. Amph. 1915 p. 366. und in: Schultze, Ergebn. For-
schungsreise S.Afrıka IV. Bd. 1910 p. 364. — Sternfeld, Fauna
deutsch. Kolon. IV. 1. 1910 p. 32, fig. 38.
S. und SW.Afrika. — L. 1470 (230) mm.
3. N. melanoleuca Hallowell (Blngr. III. p. 377).
Werner, Verh. Zool. bot. Ges. Wien 1809 p 141 BR.
Bih Svenska Vet. Ak. Handl. Bd.23, Afd. IV, No.2, 1897 p
— Sternfeld, Wiss. Ergebn. D. Zentral-Afrika- Exp. 1907. Tone;
Ba. IV, Zool. II, Lief. 19, 1912 p. 275.; Ergebn. 2. D. Zentral- Afrika.
Exp. 1910—1911, Bd.]J. Zool. Lief. 11, 1917 p. 482; Fauna deutsch.
Kolon. III. 2. 1910 p. 38, fig. 44; Mitt. Zool. Mus Berlin IV 1 1908
p 220; III. 4. 1908 p. 415.
Tropisches (vorwiegend westliches) Afrika. Von der Goldküste
und Uganda bis Angola und Nyassaland. — L. 2450 (450) mm.
4. N. anomala Sternfeld, Ergebn. II. Deutsch. Zent al-Af ıka-
Exp. Ba.I, 1917 8. 482, Taf. XXTV, fig. 9.
Assobam-Urwald, C.Afrika (nur Kopf bekannt).
5. N. nigricollis Reinhardt (Blngr. III. p. 378).
Anderson, l.c. p. 322, Taf. XLV. — Werner, ].c. p. 1883
und 176, Taf. XVII fig. — Werner, Verh. Zool. bot. Ges. Wien
1899 p. 148; Beitr. p. 366; — Schultze, in: Ergebn. p. 364. Stern-
feld, Wiss. Ergebn. 'D. Zentral- Atrika- Exp. 1907-1908, Bd. IV.
Zool. II, Lief. 9, 1912 p. 274; Fauna deutsch. Kolon. IV. 1. 1910
p. 33, Fig. 39 u. 40; I. 2. 1910, p. 39, fig. 45, 46. — Sternfeld,
Mitt. Zool. Mus. Berlin IV. 1. 1908 p. 220.
Afrika von Senegambien und Oberägypten (Assuan) DR Angola,
Betschuanaland, Natal und Transvaal. — L. 2000 (300) m
6. N. morgani Mocquard, Bull. Mus. Paris XI. 1905 p. 3.78.
Wall, Journ. Bombay Nat. Hist. Soc. XVII. 1908 p. 804, fig. 1
Atractaspis wilsoni). — Boulenger, ebenda 1920 p.3. — Thompson,
Proc. Acad. Philadelphia 65, 1913 p. 509.
Mesopotamien, Persien. — L. 902 (130) mm.
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlaugen der Familie Colubridae. 183
Ich habe schon früher die Vermutung ausgedrückt, daß Atract-
aspis wilsons nicht in die Gattung Atractaspis gehören dürfte, was
nun durch die Zuweisung in die Gattung Naia durch Boulenger
bestätigt wurde. Dagegen kann ich der Ansicht Thompson’s, der
Naia morgani mit Walterinnesia aegyptia Lat. identifizieren will,
nicht zustimmen, da die geringfügigen Punkte der Übereinstimmung
(Begrenzung der Parietalıa durch 3 Schilder) im Vergleich zu den
Verschiedenheiten, namentlich was die Anordnung der Schuppen
anbelangt, sehr zurücktreten müssen.
7. N. tripudians Merrens (Blngr. III. p. 389).
Boulenger, Vertebr. Fauna Malay Peninsula, Rept. Batr. 1812
p. 201. — De Rooy, Rept. Indo-Austr. Arch. II. 1917 p. 246, fig. 92.
— Wall, Ophidia Taprobanica 1921 p. 459 und Journ. Bombay
N. H. Soc. 1913 p. 243, 550, Taf. XX. A. u. B (sehr wichtig!)., —
Schenkel, Verh. nat. Ges. Band XIII 1901 p. 175 (var. sumatrana
F. Müll.). — Peracca, Rev. Suisse Zool. VII. 1899 p. 328 (v. paucis-
quamis). — Stejneger, Herpetology of Japan 1907 p. 394 (N. naja).
— Van Lidth de Jeude, Meded. Leiden 1922. VI. V. p. 250.
- 8.Asien von Transkaspien bis China und den malayischen Archipel,
Vorder- und Hinterindien, Ceylon, Sunda-Inseln (Sumatra, Borneo,
Java, Philippinen). — L. 1550 (230) mm; wird bis 1900 mm lang.
Naia samarensis Ptrs. (Blngr. III. p.385) kann wohl nur
als Lokalrasse der vorigen Art betrachtet werden.
8. N. bungarus Schlegel (Blngr. III. p. 386).
Boulenger, 1. c. p. 202, fig. 60. — De Rooy, l. c. p. 249, fig. 93
-—94 u. Zool. Meded. Leiden 1922. VI. 4. p. 229, fig. 34. — Evans,
Journ. Nat. Hist. Soc. Bombay XIV. 1902 p. 409.
Indien, Siam, Burma, Andamaum, Indochina, S.China, Malay.
Halbinsel und Archipel. (Simalur, Nias, Sumatra, Borneo, Java,
Celebes, Philippinen). — L. 3900 (630) mm — 4500 mm.
9. N. anchietae Bocage (Blngr. III. p. 387).
Werner, Abh. Bayer. Akad. Wiss. München XXIH. 2. Abt.
1903 p. 382, fig. 1—3. — Sternfeld, Fauna deutsch. Kolon. IV. 1.
1910 p. 33, fig. 41. r
Angola, D.S.W.Afrika. — L. 1800 (340) mm.
10. N. goldiiw Blngr. (Blngr. III. p. 387).
Moquard, CR. Congr. Internat. Zool. Leyde 1896 p. 234 (N.
yakomae). — Sternfeld, Mitt. Zool. Mus. Berlin III. 4. 1908 p. 415.
Unt. Niger; Kamerun; O. Ubangi, Congostaat. — L. 1750 m.
11. N. quentheri Blngr. (Blngr. III. p. 388).
Boulenger, Ann. Mag. N. H. (6) XIX. 1897 p. 154 und Proc.
Zool. Soc. 1900 p. 455. — Sternfeld, Mitt. Zool. Mus. Berlin IV.
1. 1908 p. 220.
Togo, Sierra Leone. — L. 2130 (470) mm.
Boulenger identifiziert diese Art mit der vorhergehenden.
12. N. multifasciata Werner, Verh. Zool. bot. Ges. Wien LII.
1902 p. 347.
Ob. Maringa, Congostaat. — L. 490 (60) mm.
8. Heft
184 F. Werner:
Boulenger (P.Z 8 London 1915 p. 219) stellt diese Aıt ganz
unberechtigterweise zu El«pechis; dagegen spricht schon die Größe
des Auges und das Vorkommen von Subocularen. Die Kürze des
Schwanzes ist nicht auffällig, finden wir doch auch bei N. tripudians
Subeaudalenzahlen bis 42 herunter. Ich habe daher die Aıt hier
belassen.
24. Sepedon Merrem — Merremia Berg
Einzige Art: 8. haemachates Lacepede (Bingr. III. p. 389).
Sternfeld, Fauna deutsch. Kolon. IV. 1. 1910 p. 34.
Cap und Namaqualand. — L. 650 (120) mm.
Sq. 19, V. 116-150, Se. 33—44.
35. Walterinnesia Lataste
Einzige Art: W. aegyptia Lataste (Blngr. III. p. 392).
Anderson, Zoology of Egypt. I, Rept. Batr. 1918 p. 324,
Taf. XLVE |
Aegypten. — L. 1170—1187 (170-—168) mm. — Sq. 23—25,
V. 189—197, Sc. 45—48.
Der Zweifel, ob diese Art wirklich in Aegypten einheimisch und
nicht etwa die einzige beiden damals bekannten und von einem
Schlangenfänger in Cairo gekauften Exemplare anderswoher stammen,
ist nunmehr behoben. Ich konnte bei meinem letzten Besuch in Cairo
im Zool. Garten zu Giza (Gizeb) ein schönes lebendes Exemplar dieser
Schlange sehen, das sicher in Aegypten gefangen worden war.
26. Aspidelaps Smith
Rostrale trennt die Internasalia nicht von einander; Schuppen
glatt; Ventralia 146—167; Se. 20-33 1. lubrieus
Internasalia werden durch das große, seitlich deutlich abgehobene
Rostrale getrennt; hintere Rumpf- und die Schwanzschuppen
höckerig gekielt; V. 114-—135; Sc. 23—38 2. scutatus
1. £. lubricus (Laur.) (Blngr. III. p. 390).
Werner, Verh. Zool. bot. Ges. Wien 1902 p. 341; Beitr. Kenntn.
Land- u. Süßwasserfauna DSW.-Afrikas, Rept. Amph. 1915 p. 367
u. in Schultze, Ergebn. Forschungsreise Südafrika IV. Bd. 1910
p. 365 fig. 14. — Sternfeld, Fauna deutsch. Kolon. IV. 1. 1910
p. 235, fig. 42.
2. A. scutatus (Smith) (Bingr.
III. p. 391).
Werner, Verh. Zool. bot. Ges.
Wien. 1902 p 341 und in Schultze
Ergebn. p. 365, fig 15. — Stern-
feld, I.c. p. 35, fig. #3.
D.SW.Afrika, Natal, Delagoa-
Fig. 8. | Bai, Inhambane. — L. 190 (22) mm;
Aspidetaps scutatus Smith. wird bis 520 (50) mm lang.
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Colubridae, 185
2%. Hemibungarus Peters
1. Schuppen in 15 Reihen; V. 219—260; Se. 12—22 1. calligaster
Schuppen in 13 Reihen 2
2. V. 218—251; Sc. 33—44; ein Temporale 2. nigrescens
V. 190216; Sc. 28—29; Temporalis I+1 3. Japonicus
1. 'B: calligaster (Wiegmann) (Blngr. III. p. 393).
Philippinen. — L. 520 (30) mm.
2. H. nigrescens (Gthr.) (Blngr. III. p. 394).
Wall, Journ. Bombay Nat. Hist. Soc. 22, 1913 p. 638 (var.
khandallensis).
Hügel des Rrtlichen Östindien; von Bombay bis Travancore.
— L. 1100 (115) m
3. H. japonicus ; (Gthr.) (Blngr. III. p. 395).
Stejneger, Herpetolcgy of Japan 1907 p. 387 u. 389, Uz 330
— 3932 (boettger:).
Liu-Kiu-Archipel. — L. 520 (40) mm.
Ich kann in H. boettgeri Fritze entgegen der Anschauung Stej-
neger’s nur eine Farbenvarietät erblicken.
28. Callophis Phs. = Calliophis Gray
1. Ein Prae- und zwei Postocularia 2
Kein Präoculare, ein Postoculare; V. 222-—226 1. bibromii
2. Sechs Supralabialia 3
Sieben Supralabialia; V. 182—247 4
3. V. 303 _320 2. gracılis
V. 240—274 3. trimaculatus
4. Ein Temporale 4. maculiceps
Zwei Temporalia (T. 1-1) 5. macclellandi
1. ©. gracılis Gray (Blngr. III. p. 396). .
De Rooy, Rept. Indo-Austr. Anh. II. 1917 p.250. — Bou-
lenger, Vertebr. Fauna Malay. Peninsula Rept. Batr. 1912 p. 253.
Penang, Singapore, Siam, Malay. Halbinsel, Sumatra. — L. 740
(35) mm.
2. CO. trimaculatus (Dandin) (Blngr. III. p. 397).
Willey, Spolia Zeylan. I. p. 84, fig. — Wall, Ophidia Tapro-
banica 1921 p. 497.
Indien, Burma, Ceylon. — L. 335 (21) mm.
3. O. maculiceps (Gthr.) (Blngr. III. p. 397).
Boulenger, l;.c. p.204. — Smith, Journ. Nat. Hist. Soc.
Bombay 13, 1915 p. 786 (var. univirgatus).
Burma, Siam, Cochinchina, Malay. Halbinsel. — L. 485 (30) m
4. C. macclellandi Reinhardt (Blngr. III. p: 398). ;
Wall, Journ. Nat. Hist. Soc. Bombay XIX. 1909 p. 266 (var.
nigriventer von Kasauli, Himalayas) und XX. 1910 p. 842 (var. gorei -
von Assam). — Van Denburgh, Proc. Californ. Acad. Sci. IVth. Series,
Vel. III. 1912 p. 255 (als ©. swinhoe‘, ©. Formosa).. — Steindachner,
Denkschr. Akad. Wiss. Wien XC. 1913 p.351. — ?Thompson,
8. Heft
186 F. Werner:
Herpet. Notices No. 3, p. 4 (formosensis). — Stejneger, Herpetology
of Japan 1907 p. 391.
Nepal, Sikkim, Assam, Burma, Formosa, S.China. — L. 620
(55) mm. |
5. ©. bibronii (Jan.) (Blngr. III. p. 399.).
Wynad, Malabar. — L. 640 (50) mm.
29. Doliophis Girard
1. Subeaudalia 34—50 1. bivirgatus
Subcaudalia 15—33 2
2. Auge viel mehr als halb so lang als seine Entfernung vom Mund-
rand 3
Auge etwa halb so lang wie seine Entfernung vom Mundrand
2. philippinus
3. Frontale wenigstens eben so lang wie seine Entfernung von der
Schnauzenspitze 3. intestinalis
Frontale so lang wie sein Abstand vom Rostrale 4. bilineatus
1. D. bivirgatus (Boie) (Blngr. III. p. 400).
Boulenger, Vertebr. Fauna Malay. Peninsula, Rept. Batr.
1912 p. 205, fig. 61. — De Rooy, Rept. Indo-Austr. "Anh. 11,.1947
p. 251, fig. 95.
Siam, Burma, Cochinchina, Malay. Halbinsel, Sumatra, Borneo,
Java, Nias, Banka, Riou.
L. 1610 (190) mm. — Wird bei 1810 mm lang. — V. 244-293;
Sc. 34—53.
2. D. intestinalis (Laur.) (Blngı. III. p. 401).
Boulenger, l. ce. p. 206, fig. 61. — De Rooy, ! 0. P: 253, fig. 96.
— Van Lidth de Jeude, Meded. Leiden 1922, vL4 . p. 251 (var.
sumatranus).
Siam, Burma, Malay. Halbinsel, Sumatra, Be Java, Celebes,
Nias, Riou, Banka.
L. 580 (45) mm. — V. 197—273, Sc. 15—33.
3. D. bilineatus (Peters) (Blngr. III. p. 404).
Philippinen. — L. 710 (45) mm.
4.. D. philippinus (Gthr.) (Blngr. III. p. 404).
Philippinen. — L. 430 (35) mm.
30. Furina Dum. Bibr.
1. Internasale und Präfrontale derselben Seite verschmolzen, daher
nur 2 Schilder zwischen Rostrale und Frontale; dieses mehr als
doppelt so breit wie ein Supraoculare. Körper sehr langgestreckt,
mit über 80 schmalen hellen Ringen 1. multifasciata
Internasalia und Präfrontalia vorhanden; Körper weniger
gestreckt 2
2. Der von oben sichtbare Teil des Rostrale wenigstens eben so lang
wie sein Abstand vom Frontale; 5 Supralabialeia; Frontal mehr
als doppelt sobreit wieein Supraoeulare; V.181—203 2. bimaculata
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Colubridae. 187
Der von oben sichtbare Teil des Rostrale kürzer als seine Ent-
fernung vom Frontale; 6 Supralabialeia 3
3. Frontale mehr als doppelt so breit wie ein Supraoculare. V. 126
bis 137, Rücken mitunter mit einer schwarzen Veıtebrallinie
3. calonota
Frontale nicht mehr als doppelt so breit wie ein Supraoculare;
Körper mit höchstens 40 weißen Ringen 4. annulata
1. F. multifascvata Longman, Mem. Queensland Mus. III. 1915
p.30; Waite u. Longman, Rec. 8.Austral. Mus. Vol.I, No. 3,
1920 p. 180, fig. 38, Taf. XXVIL, fig. 3.
Queensland (Port Darwin).
2. F. bimaculata Dum. Bibr. (Blngr. III. p. 406).
Werner, Fauna SW.Austral., Ergebn. Hambg. SW.Austral.
Forschungsreise 1905, Bd. II Lief. 16, 1906.
W.Australien. — L. 330 (25) mm.
3 F. calonota Dum. Bibr. (Bingr. III. p. 407).
Waite, Rec. Austral. Mus. III. p. 105. — Werner, 1. c. p. 262.
W.Australien. — L. 280 (35) mm.
4. F. annulata (Gray) in Grey’s Journ. of Two Exp. of Discovery
in NW. und W.Australia, Vol. Il, 1841 p. 443.
Boulenger, III. p.407 (oceipitalis). — Longman, Mem. Queens-
land Mus. VI. 1918 p. 42, Taf. XV.
Australien. — L. 590 (36) mm.
30a. Hornea Lucas & Frost
Einzige Art: H. pulchella Lucas & Frost.
Report on the Work of the Horn Scientifie Exped'tion to Cen-
tral Australia Reptilia, Part II. Zoology, February 1896 p. 112—
151, Taf. 8—12.
Sq. 17, V.172, A. 1/,, Se. 10/20-+1. — L. 344 (25) mm.
Charlotte Waters, C. Australia.
31. Homorelaps Jan
Temporalia 1-2; V. 160—209; Se. 26—42 1. Iacteus
Nur ein Temporale; V. 219-—226; Se. 25-—28 2. dorsalis
1. H. lacteus (L.) (Blngr. III. p. 409).
S.Afrika. — L. 460 (50) mm.
2. H. dorsalis (Smith) (Blngr. III. p. 410).
Caffraria und Natal. — L. 240 (21) mm.
32 Elaps Schneider — Mierurus Wagler
1. Alle Subeaudalia unpaar; Rumpf fast ganz ohne schwarze Ringe;
T. 2-+2, V. 208, Se. 54 1. alienus
Alle oder die meisten Subcaudalia paarig, Rumpf fast stets schwarz
geringelt 2
2. Vorderes Temporale fehlt, 6. Supralabiale- an das Parietale
anstoßend 3
Vorderes Temporale vorhanden 5
8. Heft
10.
12.
13.
Per:
nie ‚ F. Werner:
. Alle Subcaudalia geteilt; 2 Postocularia | 4
Die vordersten 11 .der 26 .Subcaudalen geteilt; V.289; nur
1 Postoculare 2. calamus
. V. 196—213; Se. 29—37 3. decoratas
V. 228-229; Sc. 21—22 4. collaris
. Supralabialia 6, 2. und 3. am Auge; Schnauze schmal; V. 209
5. heterochilus
Supralabialia 7 6
. Nur das 4. Supralabiale an das Auge anstoßend; Frontale sehr
schmal; V. 167—182 6. surinamensıs
Das 4. und 5. Supralabiale das Auge berührend; Nasale vom
Präoculare getrennt; V. 160 7. heıtwigv
Das 3.—4. Supralabiale am Auge 7
Das 3. und 4. Supralabiale am Auge 8
. Frontale etwas breiter als Supraoculare; V. 214, Sc. 26 (6 einfach)
8. regularis
Frontale bedeutend breiter als Supraoculare; V. 198, Se. 39
9. balzanı
. Das 7. Supralabiale sehr klein, Rostrale groß, sein von oben
sichtbarer Teil fast so lang wie sein Abstand vom Frontale;
Internasalia fast so lang wie Präfrontalia; V. 215—241, Se. 21— 29
10. eurywanthus
Das 7. Supralabiale gut entwickelt, Rostrale mäßig groß, von oben
eben sichtbar; Internasalıa viel kürzer als Präfrontalıa 9
. Hinteres Nasale erreicht nicht das Lräoculare 10
Hinteres Nasale an das Präoculare anstoßend 12
Subcaudalia alle geteilt; V. 191 11. gravenhorstv
Vordere Subcaudalia ungeteilt 11
. V.214; vordere 6 der 27 Subcaudalia ungeteilt; T.1-+1
12. omıssus
T. 220-—228; vordere 3—5 der 19—22 Subcaudalia ungeteilt;
T.1-+2 13. princeps.
Erstes Sublabiale in Berührung mit dem der anderen Seite 13
Symphysiale in Berinurnug mit den vorderen Kinnschildern,
ul] 30
Auge fast so lang oder a länger als sein Abstand vom Mund-
rand; Frontale so lang wie oder etwas länger als die Parietalıa,
die nicht länger sind, als ihr Abstand von den Internasalen;
V. 187—227 14
Auge etwas länger als sein Abstand vom Mundrand, Frontale
bedeutend kürzer als die Parietalia, die länger sind, als ihr Abstand
von den Internasalen; V. 185—204, Se. 17—22; T. 141
14. hollandi!)
1!) In die Nähe dürfte auch Z. (M.) dunni Barbour von Panama gehören
Pap. Mus. Zool. Univ. Michigan, Nr. 129, 1923 p.15);. die Beschreibung
ist leider in manchen Punkten unvollständig, sodaß die Art nicht hier eingereiht
werden kann. Frontale sehr klein; vordere Temporale sehr schmal; Parietalia
sehr
grob. V.224, Sc, 19.
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Colubridae. 189
14.
15.
16.
Auge fast ebenso lang wie sein Abstand vom Mundrand; Frontale
kürzer als die Parietalia, die ebenso lang sind, wie ihr Abstand
von der Schnauzenspitze. V. 232, Se. 36; T.I+1 15. spurrellv
Auge kürzer als sein Abstand vom Mundrand; (bei erwachsenen
Tieren); Parietalia nicht länger als ihr Abstand von den Inter-
nasalen; V. 179—231, Se. 30—53 18
Auge kürzer als sein Abstand vorn Mundrand; (bei erwachsenen
Tieren): Frontale kürzer als Parietalia, die (wenn auch nur wenig)
länger sind als ihr Abstand von den Internasalen 20
Frontale 11/,mal so lang, wie breit 15
Frontale nicht oder nur wenig länger als breit; fast doppelt so
breit wie ein Supraoculare; Rostrale wenig oder nicht breiter
als hoch; Se. 30-45 16. annellatus
Frontale länger als sein Abstand von der Schnauzenspitze;
vordere Kinnschilder so lang wie oder etwas kürzer als die
hinteren 16
Frontale ebenso lang wie sein Abstand vom Schnauzenende;
vordere Kinnschilder kürzer als hintere | 17
Se. 37—54, T. 1+1 17. langsdorffi
Sc. 39—43, T. 142 18. buckleyi
Se. 29, T. 1+] 19. anomalus
Se. 16-23; Rostrale etwas breiter als hoch 20. heterozonus
Se. 29-47; Rostrale viel breiter als hoch 21. elegans
. Frontale so lang wie Parietalia; Se. 50—53 22. dumer:li
Frontale kürzer als Parietalia. Se. .30—47 19
Supralabialia 6; 2. Sublabiale erreicht das vordere Kinnschild;
Frontale etwas breiter als ein Supraoculare 23. corallınus
Supralabialia 7; 2. Sublabiale erreicht nicht das vordere Kinn-
schild; Frontale doppelt so breit wie ein Supraoculare
24. steindachneri
. Anale ungeteilt; V. 168—181; Sc. 22—29 25. hemprichiv
Anale geteilt (sehr selten ungeteilt) AZ
Schnauze stumpf zugespitzt, stark vorragend; V. 200—221;
Sc. 19—28
Schnauze breit abgerundet; kaum vorspringend 23
. Parietalia etwas länger als ihr Abstand von den Internasalen
26. tschudiv
Parietalia sehr langgestreckv 27. dissoleucus
. Vorderes Temporale groß und hoch 2
Vorderes Temporale sehr schmal, manchmal fehlend 28
V. 180—240 2
V. 241 oder mehr | | 2
Sc. 30—59; Frontale gewöhnlich mehr als 11/,mal so lang wie
breit; vordere hinnschilder kürzer als hintere 28. /ulvius
Sc. 32 —47; Frontale nicht übeı 1!/,mal so lang wie bıeit; voidere
Kinnschilder kürzer als hintere 29. psyches
Sc. 22—29, Augendurchmesser ?/; des Augenabstandes vom
Mundrande; vordere Kinnschilder kürzer als hintere 30. spiwi
8. Heft
190
26.
27.
28.
29.
0.
F. Werner:
Sc. 1526; Augse ?/;,—®/, seines Abstandes vom Mundrande
31. frontalis
Sc. 23—42; Auge °/,—?/, seiner Entfernung vom Mundrande;
vordere Kinnschilder nicht oder nur wenig kürzer als hintere
32. maregraviv
V. 241—262; vorderes Temporale meist länger als hinteres
33. lemmiscatus
V. 288-—308; vorderes Temporale nicht länger els hinteree 27
Frontale so lang oder länger als sein Abstand vom Schnauzen-
ende, wenigstens doppelt so breit als ein Supraoculare; Sc. 35—45
34. filiformes
Frontale so lang, wie sein Abstand vom Rostrale, 11/,mal so breit
wie ein Supraoculare; Sc. = 35. rosenbergi
V. 205—278 29
V. 303 i 36. fraseri
Auge 1/,—3/, seines Abstandes vom Mundrande; Parietale so lang
wie oder länger als sein Abstand der Internasalen. Frontale
22/;,—1°/‚mal so lang wie breit 37. mipartitus
Auge ?/; seines Abstandes vom Mundrande; Parietale so lang -
wie sein Abstand vom Schnauzenende 38. aequicinetus
Auge 1/, seines Abstandes vom Mundrande; Frontale !/, so lang
wie breit 39. microps
V. 255-—268; Frontale viel 8 als ein Supraoculare
40. mentalis
V. 258; Frontale wenig breiter als ein Supraoculare 41. ancoralıs
V. 210; Frontale viel breiter als ein Supralabiale; Schnauze sehr
breit 42. fischer
V.230; Frontale ebenso breit wie ein Supraoculare; vordere
Kinnschilder kürzer als hintere, Auge ®/, seiner Entfernung vom
Mundrand 43. stmonsi
V. 240—362; vordere und hintere Rinnschilder gleich lang; Auge
kaum !/, seiner Entfernung vom Mundrand 44. narducci
1. E. alienus Werner, Zool. Anzeiger XXVI. 1903 p. 249.
Venezuela oder Ecuador. — L. 775 (125) mm
2. E. calamus Blngr., Ann. Mag. Nat. Hist. (7) IX. 1902 p. 57.
NW.Ecuader. — L. 500 (25) mm.
3. E. decoratus Jan (Blngr. III. p. 419).
Brasilien. — L. 625 mm.
4. E. collaris Schleg., Phys. Serp. II. 1837 p. 448,
Thompson, Notes Leyden Mus. 35, 1914 p. 171.
Antillen. — L. 430 (15) mm
5. E. heterochilas Mocquard (Blngr. III. p. 44).
Thompson, Proc. Acad. ee L&V. 1913 p. 514 (= E.
spiziw Wagl.).
Brasilien. — L. 553 (43) mm.
6.. E. surinamensis Cuvier (Blngr. III. p. 414).
Venezuela, Guyana, N.Brasilien, NO.Peru. — L. 470 (45) mm
Wird bis 1900 mm lang.
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Colubridae. 191
7. E. hertwigiv Werner, SB. Akad. Wiss. München 1897 p. 208.
C.Amerika. — L. 670 mm. .
8. E.regularis Blngr., Ann. Mag. Nat. Hist. (7) X. 1902 p. 402.
Anden von Bolivia. — L. 315 (24) mm.
9. E. balzanı Blngı. Ann. Mus. Genova (2) XIX. 1898 p. 130.
Bolivia. — L. 650 (53) mm. 3
10. E. euryzanthus Kennicott (Blngr. III. p. 415).
. „Cope Rep. U. $S. Nat. Mus. 1898 (1900) p. 1125 fig. 324. —
Stejneger, l.c. 1893 (1895) p. 362, Taf. I. — Van Denburgh,
Occ. Pap. Calıf. Acad. Sci. X. 1922 VI. Bd. p. 889 (ausf. Litteratur-
angabe).
. S.Utah, Arizona, Sonora, NW.-Mexico. — L. 400 (30) mm.
11. E. gravenhorstii Jan (Blngr. III. p. 415).
Brasilien. — L. 550 (50) mm.
12. E. omissus Blngr. Ann. Mag. N. H. (9) VI. 1920 p. 109.
Venezuela. — L. 365 (28) mm.
13. E. princeps Blngr. Ann. Mag. N. H. (7) XV. 1905 p. 456.
Griffin, Mem. Carnegie Mus. 7. 1917 p. 220.
Bolivia. — L. 1602 (65) mm. (Type: 1220-68-mm).
14. E. hollandi Griffin Mem. Carnegie Mus. VII. 1917 p. ???.
Bonda Columbien. — L. 366 (30) mm.
15. E. spurelli Boulenger Proc. Zool. Soc. London 1914 p. 817
Taf. II fig. 3, 3a.
Columbien. — L. 230 (20) mm.
1b. E. annellatus Peters (Blngr. III. p. 418).
Peracca, Boll. Mus. Torino XII. 1897, No. 284, p. 7.
ÖO.Peru. — L. 490 (70) mm.
17. E langsdorffii Wagler (Blngr. III p. 416).
Ob. Amazonas. — L. 300 mm.
18. E. buckleyi Bingr. (Blngr. III. p. 416, Taf. XXIL, fig. 1).
N.Brasilien, O.Ecuador. — L. 505 (70) mm.
19. E. anomalus Bingr. (Blngr. IH. p. 417, Taf. XXIL, fig. 3).
Columbien. — L. 280 (23) mm.
20. E. heterozonus Peters (Blngr. III. p. 417).
O.Ecuador, O.Peru, Bolivig. — L. 900 (40) mm.
21. E. elegans Jan. (Blngr. III. p. 418).
Werner, Verh. Ges. Wien 1896 p. 353; Abh. Bayer. Akad. Wiss.
München XXIL./II. 1903 p. 350.
Mexico, Guatemala. — L. 730 (70) mm.
22. E. dumeriliüi Jan (Blngr. Ill. p. 419).
Werner, Abh. Bayer. Akad. Wiss. München XXII/I. 1903 -
p- 382. — Griffin, Mem. Carnegie Mus. VII. 1917 p. 218, Taf. XVII.
fig. 10—12 (columbianus). — Ruthven, Univ. Michigan Mus. Zool.
Misc. Publ. I. 1922 p. 68.
Columbien. — L. 460 (65 mm). — 530 (84) mm.
23. E. corallinus Wied. (Blngr. III. p. 420).
Werner, Abh. Mus. Dresden 1900/1901 Bd.9. — Griffin,
Mem. Carnegie Mus. VII. 1915 p. 217.
8. Heft
192 F. Werner:
Trop. 8. (Columbien, Brasilien); Kleine Antillen. —
L. 790 (70) m
24. E. BER a Verh. Ges. Wien LI. 1901 p. 599.
Ecuador. — L. 800 (112) m
25. E. hemprichi Jan (Bingr. III p. 421).
Guyana, Columbien, Peru. — L. 720 (65) mm:
26. E. tschudii Jan (Blngr. III. p. 422).
Werner, Abh. Mus. Dresden 1900/01 Bd. IX. p. 10.
Peru. — L. 430 (35) mm.
27... E. dissoleucus Cope (Blngr. III. p. 422).
Venezuela. — L. 1070 (35) mm
28 E.' fulvius (L.) (Blngr. III. p. 422).
Peracca, Boll. Mus. Torino XI. 1896 No. 253 p. 10. — Cope,
Rep. U. S. Nat. Mus. 1898 (1900) p. 1120, fig. 321—322. — Stejneger,
l. c. 1893-1895) p. 395, Taf. I, fig. 7—8. — Werner, Abh. Bayer.
Akad. Wiss. München XXI. 1903 p. 350 (var. sapperi).
Östl. N.Amerika von S. Virginien, Ohio, Missouri bis zum Rio
Grande; Mexico;, C.Amerika. — L. 990 (85) mm.
29. E. psyches (Daudin) (Blngr. III. p. 426).
Guyana. — L. 495 (80) mm.
30. E. spixii (Wagler) (Blngr. III. p. 427). |
Werner, Abh. Mus. Dresden 1900/1901 Bd. IX. p. 10. —
De Boll. Mus. Torino XII. 1897 No. 284 P- 7. (Siehe auch
Seurat 1900 und Schenkel 1901.)
Venezuela, Peru, N.Brasilien. — L. 1400 (70) mm.
a kr DH Trontalis DB. (Blngr. Ill. p. 427)
Griffin, Mem Carnegie Mus. VII. 1915 p. 218.
S.Brasilien, Uruguay, Paraguay, Argentinien. — L. 1350 (70) mm
32. E. marcgravii Wied. (Bingr. III. p. 428).
Peracca, Boll. Mus. Torino XI. 1897 No. 274 p. 15. — Werner,
Abh. Mus. Dresden 1900/1911, Bd. IX.‘ p. 10; Verh. Ges. Wien 1900
p. 271.
Trop. S.Amerika. — L. 1120 (100) mm.
33. E. lemmiscatus L. (Blngr. III. p. 430).
Peracca, Boll. Mus. Torino XII. 1897 No. 284, p. 7; XIX. 1904
No. 460 p. 10.
Guyana, Paraguay, Peru, Brasilien. — L. 1000 (80) mm.
34. E. filiformss Gthr. (Bingr. III. p. 430).
Amazonas, Columbien. — L. 575 (a0) mm.
35. E. rosenbergi Blngr., Proc. Zool. Soc. London 1898 p. 117,
- Taf. XIH.
Ecuador. — L. 1510 (85) m
36. E. fraseri Blngr. (Blngr. I. p. 432, Taf. XXIJ, fig. 3),
Ecuador. — L. 780 (40) mm.
37. E. mipartitus Dum., Bibr. (Blngr. III. p. 431).
Griffin, Mem. Carnegie Mus. VII. 1915 p. 219.
C. Amerika, Trop. S.Amerika. — L. 610 (50) mm.
38. E. aequieinctus Werner, Zool. Anzeiger XXVI. 1903 p. 249.
Venezuela oder Ecuador. — L. 700 (50) mm,
%
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Colubridae. 193
39. E. microps Bingr., Proc. Zool. Soc. London 1913 p. 1036,
Taf. CVII, fig. 2.
Choco, Columbien. — L. 650 (25) mm.
40. E. mentalis Blngr. (Blngr. III. p. 432, Taf. XXII. fig. 4).
Columbien, Ecuador. — L. 490. (30) mm.
41. E. ancoralıs Jan. (Blngr. III. p. 432).
Ecuador. — L. 7810 (57) mm.
42. E. fischeri Amaral, Anexos Mem. Inst. Butantan, Seccao
de Ofiologia, Vol. I, Fasc. 1, 1921 p. 59, Taf. II, fig. 15.
Sao Paulo, Brasilien. — L. 635 (37) mm.
43. E. simonsi Blingr., Ann. Mag. N. H. (7) IX. 1902 p. 338.
Cordova, Argentinien. — L. 685 (45) mm.
44. E. narduceii Jan (Blngr. III. p. 433).
Werner, Verh. Ges. Wien. 1901 p. 600..— Griffin, Mem.
Carnegie Mus. VII. 1915 p. 220.
O.Ecuador, NO.Peru, Bolivien. — L. 720 (50) mm.
Nachträge.
1. Typhlopidae.
1919 T. fletcherı Wall, Journ. Nat. Hist. Soc. Bombay 26 p. 556,
figg. (Daselbst auch Bemerkungen über 7. beddomiüi und T.
thurstonii [siehe auch Wall, 1. e. 1918 p. 375, Taf. 24]). —
Nilghiri Hills = T. braminus Daud (Wall 1923).
1919 T. luzonensis p. 105
T. manilae p. 106 Taylor, Philippine Journ. Sei. Manila 14.
T. longicauda p. 108 — Philippinen.
T. rugosa p. 109
1920 T. malleti Chabamaud, Bull. Paris Mus. p. 63. — Togo.
1920 T. naveli Ange), Bull. Mus. Paris p. 197, Prinzen-Insel, W. Afrika.
1921 T. ligorirostriis Procter, Ann. Mag. Nat. Hist. (9) VII. p. 353.
— (eram.
1921 T. olivaceus reduncus Barbour, Proc. N.England Zool. Club VII.
p. 107, Taf. V. — Cristobal Island, Salomon-Inseln.
T. cumingi mansuetus Barbour, 1. c. p. 108, Taf. VI. — ebendaher.
1922 T. excentricus Procter, Ann. Mag. N. H. (9) IX. p. 685. —
Tanganyıka.
Ferner:
Typhlops:
ad No.16. T. diversiceps Annandale = T. jerdon Bingr.: Wall,
Journ. Bombay Nat. Hist. Soc. 26. 1919 p. 865.
23. F. aluensis Boulenger, Proc. N.England Zool. Club VII.
1921 p. 107. Vorkommen auf San Cristobal.
54. T. kralaiv Doria neu für Ceram: Procter, Ann. Mag.
N. H. (9) VII. 1921 p. 359.
91. T. boulengeri Bocage. Von Mt. Elgon genannt:
Lönnberg, Arkiv f. Zoologi Bd. 14, No. 12, 1921 p. 7.
Archiv für Naturgeschichte
1923. A.8. 13 8. Heft
er
194 | F. Werner:
Typhlopidae von Ceylon: Wall, Ophidia Taprobanica 1921 p. 4—15.
Helminthophis:
ad No.3. H. petersii Boulenger, Ruthven, Univ. of Michigan,
Museum, Misc. Publ. No. 8, 1922 p. 64. — Sta. Marte
Mts., Columbien.
2. Glauconiidae.
1915 @. phillipss Barbour, Proc. New England Zool. Club 5 p. 87,
figg. (Leptotyphlops). — Arabien.
1916 @. monticola Chabanaud, Bull. Mus. Paris p. 366 figg. — Congo.
1916 @. bicolor gruveli Chabanaud, 1.c. p. —. — Dahomey.
1917 @. boueti Chabanaud, ]1.c. p. 9, figg. — W. Sudan.
1918 @. debilis Chabanaud, 1.c. 24 p. 111. — W.Afrika.
G
1919 @. kafubs Blngr., Rev. Zool. Afr. 7 p. 186. — Congo.
Ferner:
@Glauconia macrolepis Peters; Ruthven, University of Michigan,
Museum of Zoology, Misc. Publ. No. 8, 1922 p. 64 (Leptotyphlops).
Glauconia kumslıs Bd.u. Gis.;, Van Denburgh, Oce. Pap. Calif.
Acad. Sci. X. 1922 p. 624 (Siagonodon); ausf. Litteraturverzeichnis.
Glauconia duleis Bd.u. Gis.; Van Denburgh, l.c. p. 628 (Lepto-
typhlops); ausf. Litteraturverzeichnis. \
Glauconia dissecta Cope = @. duleis Bd. u. Gir.; Van Denburgh,l.c.
p. 629.
3. Boidae.
Python molurus: Wall, Ophidia Taprobanica. Columbo 1921
p- 48, fig. 16-18.
Boidae von W.Nordamerika: Van Denburgh, Occ. Pap. Calıf.
Acad. Sci. X. 1922, II. Bd. p. 630-644, Taf. 58—60.
Epicrates cenchria L. und Constrictor constricetor L. aus Columbien
(Sierra de Santa Marta) erwähnt von Ruthven, University ofMichigan,
Museum of Zoology, Misc. Publ. No. 8, 1922 p. 65.
Constrictor constrictor imperator Daudin; Ruthven, Zool. Jahrb.
Syst. XXI. 1912 p. 323. — Guatoloapam, Mexico.
4. Nllysiidae.!)
Cylindrophis aruensis Blngr., Ann. Mag. Nat. Hist. (9) VI. 1920
p- 108. — Aru (nächstverwandt C. boulengeri Roux, aber mit 24 Schuppen
reihen). — L. 170 mm.
Cylindrophis maculatus: Wall, Ophid. Taprob. p. 18, fig. 5—6.
1) Über Oylindrophis maculatus L. siehe Wall, Ophidia Taprobanica 1921.
p. 16—21, fig.5—6; über Anomalochilus weberi Lidth siehe v, Lidth de Jeude,
Zool. Medellingen Leiden 1922. Deel VI, Afl. 4, p.239. — Ophir District,
Padang Hochland, Sumatra. Sq.21, V.253, Se. 3-+4/8
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Colubridae. 195
5. Uropeltidae.
Brachyophidium Wall 1921.
Journ. Bombay Nat. Hist. Soc. p.21, Taf.
Einzige Art: R. rhodogaster Wall, 1.c. — ?Palnai Hills, S. Indien.
Rhinophis parrectus Wall, in: Ophidia Taprobanica, Colombo
1921 p. 35. — Ceylon; V. 281. — L. 355 mm.
Rhinophis drummondhayi Wall, in: Ophidia Taprobanica, Colombo
1921 p. 43. — Üeylon.
Caudalschild viel kürzer als der beschilderte Teil des Kopfes.
V. 173—191. — L. 298 ()--330 (9) mm.
Süybura ocellata beschr. von Wall, Journ. Bombay Nat. Hist.
Soc. 1918 p. 632--635 Taf. XXV fig. 4.
Über die Uropeltiden von Ceylon siehe Wall, ebenda p. 2144,
fig. 7—14; über Uropeltiden der Nilghiri Hills, Wall, Journ. Bombay
Nat. Hist. Soc. 1919 p.557-—560, Taf. I—II.
6. Amblycephalidae.
Amblycephalus boulengeri Angel, Bull. Mus. Paris 1920 p. 113. —
China (Koci Teheou).
Anscheinend nächst verwandt A. stanleyi Blngr., aber Schuppen
ganz glatt, V..175—189, Sc. 65—69. — L. 470 (103) mm.
4A. kuangtungensis Vogt, Archiv f. Naturg. 88. 1922 Abt. A 10.
10. Heft p. 141. — China. V. 180—188, Sc. 78.
Nächstverwandt A. formosensis Van Denburgh und wahrscheinlich
nicht verschieden von dieser Art; das einzige bemerkensweıte Unter-
scheidungsmerkmal liefert das Frontale, das 1!/,mal so lang wie breit
und so lang wie das Parietale (bei formosensis wenig länger als breit
und viel kürzer als das Parietale) ist. — Bei A. formosensis ist die
Schnauze gelb; sonst ist auch in der Färbung kein Unterschied. —
L. 435 (105) mm.
A. yunnanensis Vogt, 1.c. p. 147. — China.
Steht A. macularıus Theob. von Tenasserim sehr nahe, unter-
scheidet sich aber durch das große Loreale, zwei Fräocularia und nur
ein Suboculare. V. 174, Se. 65. — L. 480—-510 (95 —100).
Leptognathus hammondi Boulenger, Ann. Mag. Nat. Hist. (9) VI.
1920 p. 110. — Guatea, W. Ecuador. — L. 410 (120) mm.
Nächstverwandt L. articulata Cope und L. gracilis BIngr von beiden
verschieden durch T 141 oder 142 und durch nur 8 Supralabialıa
(3 u. 4. oder 2., 3., 4. am Auge). V. 210, Sc. 121.
L. copii Gthr. verschieden von L. pavonina Schleg. durch Sq.
15. — Brit Guyana. DBoulenger l.c. p. 3.
Eberhardtia Angel 1920
Bull. Mus. Hist. Nat. Paris 1920 p. 291.
Maxillen mit 9 Zähnen, die mittleren größer, gleichweit entfernt,
die Spitzen einwärts (medianwärts) gerichtet. Pterygoide bezahnt.
Vordere Unterkieferzähne verlängert. Pupille vertikal. elliptisch.
Nasenloch in einem ungeteilten Nasale. Schuppen glatt, ohne Grübchen,
in 15 Reihen, Mittelreihe schwach vergrößert, Körper stark zusammen-
gedrückt, 13* &.Beft
196 F. Werner:
E. tonkinensis Angel l.c. — Tonkin. — L. 520 (130) mm. V. 194,
A. 1, Sc. 88. Praeoc. 2, Portoc. 2, Suboc. 1; T. 2+2. 7 Supralabialia.
. 6. Viperidae.
Ancistrodon Pal. Beauv.
Fig. 9.
. Ancistrodon bilineatus Gthr.
A. blomhoffi monticola Werner, Anz. Akad. Wiss. Wien 1922.
No. 24 _25, p. 222.
Yao-Schan bei Lidjiang, NW.- Yunnan, 3600 m. -— Von allen
übrigen Fermen der Gattung durch 19 Schuppenreihen verschieden.
V. 142—145, Sc. 30—35 Paare.
Lachesis Daud.
L. cotiara Gomes, Anales Paulistas de Med. e Cirurg. I. No. 8,
1913 p. 65. — Sao Paulo.!)
L. insularis Amaral, Anexos Mem. Inst. Butantan, Seccao de
Ofiologie. Vol.I. Fasc. 1, 1921 p. 18, 62 Taf. IIL—XVII.
Insel Queimada Grande, Brasilien.?)
!) Anscheinend nächstverwandt L. neuwiedi Wagl. und itapetiningae Bler.
bei ersterer Art nur durch V.155—161, von letzterer durch Sc. 47”—62 ver-
schieden. Wahrscheinlich gehört sowohl zstapetiningae als cotiara in den
Formenkreis von Lachesis neuwiedü.
2) Eine arboricole Form aus der Verwandtschaft der L.lanceolatus Blngr.
(atrox L.), von ihr in erster Linie durch die stark zugespitzte Schnauze und
den etwas prehensilen Schwanz verschieden. Durch die Güte von Herrn Prof.
R. Kraus in Butantan konnte ich zwei Exemplare dieser Art untersuchen.
Sie sind entschieden schlanker als lanceolatus, auch in der Färbung unter-
schieden, jedoch ist der Schwanz nur bei einem der beiden Exemplare als Greif-
schwanz erkennbar. In der Form der Schnauze finde ich aber keinen Unter-
schied von L.lanceolatus, wie er in der Abbildung des Autors der Art sichtbar
wird. Dagegen ist die geringe Größe (kein Exemplar über 1 m Länge be-
kannt) recht charakteristisch, Das Vorkommen von 3 großen Schildchen zw.
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Colubridae. 197
L. melli Vogt, Arch. f. Naturg. 88, 1922, A. Heft 10, p. 143.
— Yünnan.!)
L gramineus .albolabris Gray. Mell restituiert nach seinen
eigenen Erfahrungen diese Form, sie lebt in Kuangtung im Grasland
von Ebene und Hügel bis 400 m Seehöhe; bis 24° n. Br. und unter
500 m nicht beobachtet. (Arch. £ Naturg. 1922 p. 126).
Crotalus. L
C. tortugensis Van Denburgh, Proc. Calıf. Acad. Sci. (IV) Vol. XI
No. 17, 1921 p. 398 — Tortuga Island, Golf von Californien. Ich
kann diese auf bloße Färbungsmerkmale gegründeten Form unmöglich
als eine besondere Art betrachten, sondern möchte sie wie (©. lucasensıs
Van Denburgh zu C. adamanteus Pal. Beauv. stellen und zwar ebenfalls
als Subspezies; K. P. Schmidt (Bull. Ann. Mus. XLVI/XI 1922)
stellt sie aber zu Ü. atrox.
Crotalus goldmani K. P. Schmidt, Bull. Amer. Mus. Nat. Hist.
XLVI/XI. 1922 p. 701. — El Pinon, Nieder-Oalifornien. — L. 850 mm
(Schwanz 70 bis zur Basis der Rassel). V. 180, Sc. 25, Sq. 23—27—21.
Verwandt C. mitchellii, aber Schuppen schmäler und mehr konvex;
Supraoculare in 3 oder 4 kleine Schuppen aufgelöst; Färbung dunkel
rötlich braun, dunkle Zeichnung mehr rautenformig, mit hellem
Zentrum.
Über Crotalus von Nieder-Californien siehe K. P Schmidt,
Bull. Amer.. Mus. Nat. Hist. XLVY/XI. 1922 p. 697-702 (mit Be-
stimmungstabelle); über Crotalus u. Sestrurus des westlichen Nord-
Amerika das Monumentalwerk von J. Van Denburgh, The Reptiles
of Western North America, in: Occ. Papers Calif. Acad. Sciences X.
1922, Bd. II. p. 893—965 mit prachtvollen photographischen Auf-
nahmen, Taf. 98—119.
Außerdem:
Vipera cspis L. Vorkommen bei Belgrad. Petrovic, R., Nova
Zmija u Sıbij. Beograd, Nastavnik 1890 (teste Karaman)
Vipera russellii Shaw; Vogt, SP. Ges. natuıf. Fr. Berlin 1913
No. 3 p. 221 und Arch. f. Naturg. 88, 1922 A. Heft 10 p. 142 (neu
i. China).
Ancistrodon himalayanus beschr. und farbig abgeb. von Wall,
Journ. Bombay Nat. Hist. Soc. 1910 p. 65--73, Taf. XIII, fig. 2.
Lacnesis monticola Gthr. Vogt, Arch. f. Naturg. 88, 1922 A.
Heft 10 p. 143 (S.China).
Rostrale und Canthalen scheint aber nicht bezeichnend für die Art zu sein.
Sq. 23—27 (meist 25); V.177—188 (41), 176-195 (2); Sc. 55—65 (d), 48—59
(2). Das 2. Supralabiale bildet meist den Vorderrand der Zügelgrube.
1) Von L. okinawensis gut unterscheidbar durch große, glatte Tiemporalia
(1+1, 2+2), V.169, Se.54 Paare; auch trennt nur das Suboculare und eine
dahinterliegende kleine Schuppe das Auge von dem Supralabialen. Färbung
schwarz mit gelbgrüner Zeichnung. L. 860 (130) mm.
8. Heft
198 F. Werner:
Lachesis mucrosguamatus Cant. Vogt, 1. c. p.143 (neu f. d,
chines. Festland).
Lachesis lanceolatus Lac.; Ruthven, Zool. Jahrb. Syst. XXX.
1912 p. 327 (Mexiko). u. Univ. Michigan Mus. Zool. Misc. No. 8, 1922
p: 69 (Bothrops) (Columbien, Sierra de Sta. Marta).
Lachesis lansbergi Schleg.; Ruthven, ].c. 1922 p. 69 (Bothrops)
(Columbien, Sierra de Sta. Marta).
Lachesis sumatranus Raftles; De Rooy, Zool. Meded. Leiden
1922 VI/4 p. 230 (Simalur).
Lachesis puniceus Boie, De Rooy, l.c. p.230 (Simalur). Van
Lidth de Jeude, l.c. p. 252 (Sumatra).
Lachesis gramineus Shaw, Van Lidth de Jende, ].c. p. 232
(Sumatra); L. wagleri Boie l.c. p. 253 (Sumatra).
Crotalus lucifer Bd. u. Gir. in NO.-Nevada: Ruthven u. Gaige,
Occ. Pap. Univ. Michigan No. 8, 1915 p. 33.
Crotalus terrificus Laur., Ruthven, Univ. Michigan, Mus. Zool.
Mix. Publ. No. 8, 1922 p. 69 (Sierra de Santa Marta, Columbien).
Acrochordinae.
Ich habe schon an anderer Stelle die Ansicht ausgesprochen,
daß die in dieser Subfamilie der Colubrinen vereinigten Gattungen
miteinander nichts näheres zu tun haben und die Beschreibung einer
neuen Gattung durch Malcolm Smith bestörkt mich nur noch darin.
Ich betrachte die Acrochordinae als eine Gruppe, die z. B. den Homalo-
psinen durchaus nicht gleichwertig sind, denn diese sind vollkommen
den aquatischen Colubrinen Helicops und Hydraethiops zu vergleichen;
wohl grenzen sich diese von den übrigen aquatischen Colubrinen nicht
scharf ab, während die Homalopsinen mit den Dipsadomorphinen
höchstens durch die madagassische Alluaudina in Zusammenhang
stehen; sonst aber finden wir unter den Dipsadomorphinen nur aus-
gesprochen terrestrische, arboricole, subterrane, aber kaum (außer
Hydrocalamus) ausgesprochen wasserliebende (noch nicht einmal
aquatische) Formen, während es deren unter den Colubrinen eine
ganze Menge gibt. Die Homalopsinen sind aber nicht nur biologisch,
sondern auch geographisch, als rein indopacifische Gruppe, schließlich
auch bıs zu einem gewissen Grade physiognomisch (durch den häufig
stark nach aufwärts geschwungenen hinteren Oberlippenrand und die
im Mundwinkel stark eingezogenen Mundregion) so charakteristisch,
daß es praktisch angezeigt bleibt, sie von den Dipsadomorphinen
getrennt zu lassen, wenn man sich nur vor Augen hält, daß der Unter-
schied eben nur ein graduell größerer ist, als etwa zwischen Hehcops
und den übrigen Colubrinen.
Anders steht die Sache weohl bei den Acrochordinen. Acrochordus,
Chersydrus u. Xenodermus sind durch die eigenartige Kopfbeschuppung.
das kleine oder fehlende Rostrale, von den drei übrigen Gattungen:
Stoliczkaia, Nothopsis und Fimbrios wohl abgegrenzt; die Stachel-
schuppen der beiden erstgenannten Gattungen (Acrochordus und
Chersydrus), die Reihen von Tuberkelschuppen bei Xenodermus sind
Übersicht der Gattungen und Arten der Schlangen der Familie Colubridae. 199
Bildungen von so ausgesprochen eigentümlichen Charakter, daß
sie ebenso wie das Gebiß von Iguanognathus für sich ausreichen, um
die Abtrennung zur rechtfertigen. Es ist mir nicht bekannt, ob die
für Acrochordus und Chersydrus leicht nachweisbare Ausdehnung
des Postfrontalknochens über die Supraorbitalgegend auch für die
übrigen „Acrochordinae“ nachgewiesen wurde; jedenfalls wäre die
Osteologie, sowie die Histologie der Haut der Acrocherdinen ein
pium desiderium, dessen Erfüllung ja durch die große Seltenheit
aller Arten bis auf Acrochordus und Chersydrus sehr erschwert ist.
Die neue Gattung:
Fimbrios M. Smith (Proc. Zool. Soc. London 1922 p. 425)
ist charakterisiert durch die 30—32 subäqualen Zähne im Oberkiefer,
den nicht vom Hals abgesetzten Kopf, der mit großen Schildern
bedeckt ist, das kleine Auge mit runder Pupille, das im vorderen
Teile eines großen, ungeteilten Nasale gelegene Nasenloch, den schlanken
Körper mit elliptischen, gekielten Schuppen, die vorn juxtapponiert,
hinten schwach geschindelt sind, die großen, seitlich gerundeten
Ventralia, den kurzen Schwanz mit einfachen Subcaudalen.
Die einzige Art dieser Gattung ist:
F. Klossii M. Smith (l. ce. p. 425, Taf 1, fig. 1).
Sq. 30—32, V. 162—167, A. 1, Sc. 4358.
Bemerkenswert ist die vorstehende Schuppe zwischen Rostrale
und Internasalen, auch die vorderen Labialia, die sehr kurz sind,
haben eine eigentümliche Stellung: Auge von den Supralabialen
durch Suboculare getrennt; letztes Supralabiale sehr lang.
Dalat, Camly, Süd-Annam. — L. 395 (50) mm.
Kroills Buchdruckerei, Berlin S 14.
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10. VI. Myriopoda.
VI. Arachnida.,
VIII. Prototracheata. _
IX, Crustacea:Malacostraca, Entomostraca, Gigantostraca,
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XI. Brachiopoda. |
XII. Bryozoa.
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