BovrD» 1938
HARVARD UNIVERSITY.
LIBRARY
OF THE
MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖOLOGY
747
AAN 12 188:
Ausgegeben im April 1920. ——.
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047 ARCHIV
FÜR
NATURGESCHICHTE
GEGRÜNDET VON A, F. A. WIEGMANN,
FORTGESETZT VON
W. F. ERICHSON, F.H. TROSCHEL,
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF, |
-W. WELTNER UND E. STRAND.
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1.2 u
VIERUNDACHTZIGSTER JAHRGANG.
1918.
Abteilung A.
7. Heft.
HERAUSGEGEBEN
VON
EMBRIK STRAND
(BERLIN).
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NICOLAISCHE
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R.STRICKER
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Jeder Jahrgang besteht aus 2 Abteilungen zu je 12 Heften. E
(Abteilung A: Original-Arbeiten, Abteilung B: Jahres-Berichte.)
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ARCHIV
NATURGESCHICHTE,
GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN,
FORTGESETZT VON
W.F. ERICHSON, F.H.TROSCHEL,
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF,
W. WELTNER UND E. STRAND.
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VIERUNDACHTZIGSTER JAHRGANG.
1918
Abteilung A.
7. Heft.
HERAUSGEGEBEN
VON
EMBRIK STRAND
(BERLIN).
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NICOLAISCHE
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R.STRICKER
Berlin.
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Strohmeyer. Die NT des Chitinskeletts der ee (Mit
34 Textfisuren) . . ; 5 e 2 DE: 1
Laubmann. Beiträge zur Kenntnis des Formenkreises Alcedo atthis . . 43
Fruhstorfer. Altes und Neues über Erebien. . . . . ER E53
Hendel. Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). (Mit 7 Textfiguren). . 109
ge.
Die Morphologie des Chitinskeletts der
Platypodiden.
Von
Heinrich Strohmeyer (Bitsch in Lothringen).
Mit 34 Figuren.
A. Einleitung.
Die vorliegende Arbeit soll einen Überblick über die Morphologie
des Chitinskeletts der Coleopterenfamilie der Platypodidae bieten
und somit gleichzeitig einen Beitrag zur Morphologie der Coleopteren
im allgemeinen. Zu diesem Zwecke erscheint es mir angebracht, nach
einer allgemeinen Orientierung über diese Käferfamilie zunächst
deren Chitinskelett in seiner einfachsten Form zu schildern und daran
anschließend die wichtigsten Differenzierungen, welche seine einzelnen
Teile bei beiden Geschlechtern und den verschiedenen Formenreihen
erleiden. Hierbei werden diejenigen Skeletteile eine besondere Be-
rücksichtigung erfahren, deren bisher unbekannte physiologische
Bedeutung ich durch Beobachtung lebenden einheimischen und
ausländischen Materials feststellen konnte.
Ich stütze mich zum Teil auf Untersuchungen, welche ich im
Jahre 1919 im Zoologischen Institut der Universität Marburg aus-
führte, z. T. aber auch auf solche, die ich seit dem Jahre 1906 an
lebenden und toten Platypodiden der verschiedendsten Faunen-
gebiete vornehmen konnte. Die Resultate meiner älteren Unter-
suchungen hatte ich nur z. T. veröffentlicht, und zwar in verschiedenen
Arbeiten, von denen ich hier diejenigen nennen möchte, auf welche
ich zur Vermeidung von Wiederholungen in vorliegender Arbeit öfters
hingewiesen habe.
I. Neue Untersuchungen über Biologie, Schädlichkeit und
Vorkommen des Eichenkernkäfers Platypus cylindrus var.
ceylındriformis Reitter. Naturwissensch. Ztschr. f. Land-
u. Forstwirtsch. IV. Jahrg., 1906, Heft 8, 10 und 12.
II. Platypodidae, Coleopterorum Catalogus Pars 44 (herausgg.
von Schenkling, Berlin 1912).
III. Familie Platypodidae 163. Fasc. von Genera Insestorum.
(Herausgg. v. Wytsman, Brüssel 1914).
. Der Kürze halber werde ich bei Hinweisen auf den Text oder
die Abbildungen dieser Arbeiten stets nur die obigen römischen Ziffern
und die Seitenzahl angeben.
Archiv für Naturgeschichte
1918. A. 7. 1 7. Heft
9) , Heinrich Strohmeyer:
B. Literatur.
Die Platypodiden gehören zu denjenigen Coleopterenfamilien,
welche fast gar keine Bearbeiter gefunden haben. Bis zum Jahre
1865 waren daher kaum ein Dutzend Arten bekannt geworden. Ein
Entomologe namens Chapuis sammelte ihre zerstreuten Be-
schreibungen und fügte denselben diejenigen von etwa 190 neuen
Arten hinzu, welche er in den verschiedendsten Museen und Privat-
sammlungen zerstreut fand. Nach einigen wenigen äußeren Merk-
malen suchte er auch ein System dieser Käfer zu entwerfen. Das
Resultat seiner Arbeiten veröffentlichte Chapuis im Jahre 1865
unter dem Titel „Monographie des Platypides“. Dieses Werk ist als
Bestimmungsbuch auch heute noch unentbehrlich, hat aber wegen
seiner zahlreichen Ungenauigkeiten und Unrichtigkeiten — es werden
z. B. fast durchgängig die Geschlechter verwechselt — für die morpho-
logische Betrachtung des Chitinskelettes nur sehr beschränkten Wert.
Eine morphologische Bearbeitung liegt noch nicht vor, einige Ento-
mologen haben lediglich zu Vergleichszwecken bei Bearbeitung ver-
wandter Käferfamilien die eine oder andere morphologische Eigen-
tümlichkeit einzelner Platypus-Arten kurz gestreift.
Neben den bekannten grundlegenden Werken, welche den Bau
der Insekten im allgemeinen behandeln, waren daher für die vorliegende
morphologische Bearbeitung der Platypodiden nur diejenigen Schriften
von besonderer Wichtigkeit, welche sich mit dem Chitinskelett ver-
wandter Familien, insbesondere dem der Scolytiden, beschäftigen.
Es sind dies in erster Linie die Arbeiten von Nüsslin, Fuchs und
Hopkins. Bezüglich der Nomenklatur der äußeren Skeletteile habe
ich mich möglichst derjenigen von Kolbe angeschlossen, aber auch
einige neue Bezeichnungen übernommen, welche sich in den Schriften
von Fuchs, Nüsslin und Hopkins vorfinden. In der Benennung
endoskelcttaler Teile folge ich Kleuker, der s'ch seinerseits an
Straus-Dürkheim, Audouin, Kirby und Burmeister anlehnt.
Da ich die Spezial-Literatur in meinem Katalog (II) bis zum Jahre
1912 aufgeführt habe, führe ich hier nur die wichtigsten von mir be-
nutzten Werke an:
Adolph,. 6. E. ‚Über Insektenflügel. Mit 6 Taf. Nova Acta d.
Leop. Carol. deutschen Akademie der Naturf. Bd. 41, 2. 1880. 8.213
—291.
Berlese, A. Gli Insetti loro organizzazione, sviluppo, abitudini
e rapporti coll’ uomo. Bd. 1, 1909.
Blandford, Walter F. H. Biologia Centrali-Americana, Coleöptera,
Vol. IV Pt. 6.
Burmeister, H. Handbuch der Entomologie. Berlin 1832.
-Chapuis, F. Monographie des Platypides, Liege 1865.
Euscher, H. Das Chitinskelett von Dytiscus marginalis. Dissert.
Marburg 1910. j
RS eo %. Morphologische Studien über Borkenkäfer. München
Die Morphologie des Chitinskeletts der Platypodiden. 3
Gahan, Charles J. Stridulating Organs in Coleoptera. The Trans-
actions of the Entomological Society of London, 1900. Part III p. 433
—452 pl. VII.
Ganglbauer,' L. Die Käfer von Mitteleuropa. 3 Bde. Wien 1892 ff,
Graber, V. Die Insekten. München 1877.
Hopkins, A. D. The Genus Dendroctonus. U. S. Departement
of Agrieulture, Bureau of Entomology, Technical-Series, Nr. 17 Part I.
1915. \ ;
Derselbe. Preliminary Classification of the Superfamily Scoly-
toidae, ibid. Nr. 17 Part II 1915.
Kleuker, F. Über endoskelettale Bildungen bei Insekten.
Dissertation. Göttingen 1883.
Kolbe, H. J. Vergleichend-morphologische Untersuchungen an
Coleopteren nebst Grundlagen zu einem System und zur Systematik
derselben. Arch. für Naturgeschichte, Jahrg. 1901, Beiheft. (Fest-
schrift für Eduard v. Martens).
Derselbe. Einführung in die Kenntnis der Insekten. Berlin 1893.
Lang, A. Handbuch der Morphologie der wirbellosen Tiere. 3. u.
4. Bd., Jena 1914.
Nüsslin, ©. Phylogenie und System der Borkenkäfer. Ztschr.
für wissenschaftl. Insektenbiologie, Bd. VII u. VIII, 1911 u. 1912.
Packard, A. S. Textbook of Entomology, New York and London
1898.
Roger, Otto. Das Flügelgeäder der Käfer. Erlangen 1875.
Strohmeyer, H. Neue Untersuchungen über Biologie, Schäd-
lichkeit und Vorkommen des Eichenkernkäfers Platypus ceylindrus
var. cylindriformis Reitter Naturw.-Ztechr. f. Land- u. Forstwirtschaft.
IV. Jahrg., 1906, Heft 8, 10 u. 12.
Derselbe. Platypodidae, Coleopterorum Üatalogus, Pars 44
(herausgg. von Schenkling, Berlin 1912).
Derselbe. Familie Platypodidae 163. Fasc. von Genera In-
sectorum, diriges par P. Wytsman. Brüssel 1914.
Verhoeff, Karl. Über das Abdomen der Seolytiden. Arch. für
Naturgesch. 1896, Bd. 1 Heft 2.
€. Material und Untersuchungsmethode.
Das Material zu meinen morphologischen Untersuchungen ent-
stammt meinen eigenen Sammlungen, welche von den bis jetzt be-
kannten etwa 340 Platypodiden 302 Spezies meist in Serien aus ver-
‘schiedenen Fundorten aufweisen und infolgedessen einen ziemlich
guten Überblick über die einzelnen Formen bieten. Leider war mir
in Folge der Kriegsverhältnisse der größte Teil dieses Materials bei
meinen letzten Untersuchungen nicht mehr zugänglich. Ich mußte
mich daher mit einer etwas beschränkteren Zahl von Objekten aus
dem deutschen entomologischen Museum in Berlin und dem Leidener
Museum begnügen. Außerdem lagen mir Balsampräparate vor, die
1* 7. Hett
4 Heinrich Strohmeyer:
ich in früheren Jahren angefertigt hatte. Besonders mißlich war
jedoch das Fehlen frischer, bezw. naß konservierter Tiere. Nämt-
liche Exemplare waren getrocknet und zeigten zwar das Chitinskelett
in genügender Erhaltung, irgendwelche histologische Untersuchungen
aber ließen sie nicht zu.
Meine mit den jetzigen morphologischen Untersuchungen ver-
knüpften biologischen Beobachtungen stammen meist aus den Jahren
1906/07, in denen ich gelegentlich einer Massenvermehrung unserer
einheimischen forstschädlichen Platypus-Art behördlicherseits mit
biologischen Studien beauftragt war.
Was die Untersuchungsmethode betrifft, so» sei bemerkt, daß
die Objekte zunächst in Kalilauge gekocht und dann unter einem
binocularen Mikroskop von Zeiß zergliedert wurden. So weit sich
Mierotomschnitte als notwendig erwiesen, bediente ich mich des
Nelkenöl-Kolodium-Verfahrens, das recht gute Resultate lieferte, '
wenn es sich um diekere Schnitte handelte oder um Zerlegung des
Insektenkörpers durch einen einzigen Längs- oder Querschnitt. Ein
besonderer Vorzug dieses Verfahrens liegt in der Kürze der zur Ein-
bettung der Objekte nötigen Zeit, in der Durchsichtigkeit der Ein-
bettungsmasse und in deren Elastizität. Für dünne Schnitte erachte
ich die Methoden besser, welche keine Behandlung mit Nelkenöl nötig
machen, weil in diesem das Chitin sehr brüchig wird.
Für die biologischen Untersuchungen stand mir in früheren
Jahren Material im Freien und im Hause zur Verfügung. Die Beob-
achtung der im Holze lebenden Tiere geschah damals in der Weise,
daß bis 40cm dieke, frisch gefällte Baumstämme, die von Platy-
podiden befallen waren, in der Nähe von Gangsystemen zunächst
in dicke Scheiben zersägt wurden. Auf den so erhaltenen Querschnitt-
flächen ließ sich infolge der durch Pilzwucherungen eingetretenen
Gangverfärbung der Verlauf der tiefer liegenden Gänge erkennen,
sodaß eine vorsichtige streckenweise Öffnung dieser Gänge mit Hohl-
meißeln n.öglich war. Die geöffneten Gangteile wurden mit Glas-
streifen bedeckt, die ich mit Paraffin befestigte. Zur Verzögerung
des Austrocknens bedeckte ich auch die ganze Querschnittfläche der
Stammteile mit Paraffin. Neben diesen Beobachtungen gingen auch
solche einher, bei denen in gewissen Zeitabschnitten die ganzen Gang-
systeme freigelegt wurden, ohne daß vorher irgend welche künstliche
Eingriffe stattgefunden hatten.
D. Allgemeines.
a) Systematische Stellung der Platypodidae.
Die Platypodiden gehören zu der Unterordnung der Rhyncho-
phoren (Rüsselkäfer im weiteren Sinne), also zu dem unter allen Coleo-
pteren am höchsten ausgebildeten und deshalb am weitesten von der
untersten Coleopterenstufe entfernten Typus. In phylogenetischer
Die Morphologie des Chitinskeletts der Platypodiden. 5
Hinsicht betrachtet man die Dlabsmdiden und die ihnen nahe ver-
wandten Scolytiden als die ältesten Seitenzweige des Rhynchophor en-
stammes.
Über ihr geologisches Alter sind wir nicht genau unterrichtet,
da sämtliche fossilen Formen, welche wir kennen, dem Tertiär, und
zwar dem unteren Oligozän, entstammen. Zu jener Zeit standen
diese Tiere aber unseren heutigen Formen bereits sehr nahe. Mir
selbst war es nur möglich Platypodiden i in Sansibarkopal in Augen-
schein zu nehmen, die sämtlich den rezenten Gattungen Platypus
und COrossotarsus angehörten, nämlich den Gruppen der Pl. trispinati
und Or. abdominales.
Bezüglich der Umgrenzung der Familie der Pl. vermag ich mich
den Entomologen Blandford und Hopkins nicht anzuschließen.
Ich trenne nämlich von dieser Familie die Chapwisiidae, welche Bland-
ford als Unterfamilie einfügte, in Form einer besonderen Familie ab.
Diese Käfer sind nach meinen verglei:henden Untersuchungen
mit den Platypodiden nicht nahe verwardt und zeigen lediglich durch
konvergente Entwicklung einzelner Teile eine gewisse äußere Ähn-
lichkeit mit diesen. Über die Gattung @enyocerus Motschulski, welche
schon Chapuis ausschaltete, Hopkins aber 1915 wieder unter die
Pl. aufnahm, herrscht überhaupt noch keine Klarheit. Sie scheint
nie wiedergefunden und nachgeprüft worden zu sein und es fragt
sich sehr, ob sie überhaupt in die Rhynchophorenreihe gehört. Ich
schließe daher diese Gattung ebenfalls aus.
b) Geographische Verbreitung.
Die Pl. sind in der Hauptsache Tiere der Tropen und Subtropen,
hier erreichen sie ihre größte Mannigfaltigkeit. Einige wenige Formen
leben jedoch auch in den gemäßigten Zonen beider Hemisphären.
Genaueres hierüber findet sich in III, $S.12 und 13, sowie auf den
dort beigegebenen Verbreitungskar ten Tafel X.
In Europa kommen zwei Arten vor, von denen die eine in zwei
Varietäten angetroffen wird. Das Vorkommen der zweiten Form, die
früher nur aus Algerien und dem Kaukasus bekannt war, konnte ich
1906 auch für fast ganz Süd-Europa und die nördlich anstoßenden
Gebiete bis hinauf nach Südwest-Deutschland nachweisen. Unsere
heimischen Arten verraten ihre Zugehörigkeit zu einer hauptsächlich
tropischen Käferfamilie durch ihr großes Wärmebedürfnis, das seinen
Ausdruck in der verhältnismäß'g späten Paarungs- bezw. Schwärm-
zeit findet. Diese fällt nicht in das Frühjahr, sondern in den Hoch-
sommer. Als Anfangstermin fand ich die letzten Juni- und ersten
Julitage.
c) Biologie.
Die Lebensweise der Pl. ist nur zum geringen Teile erforscht
und bedarf weiterer Untersuchung. Wegen ihrer Symbiose mit Pilzen,
der planmäßigen Anlage von Brutgängen, an deren Bau außer den
7. Hefs
6 Heinrich Strohmeyer:!
Weibehen auch die Männchen und die Larven in gewissem Grade
beteiligt sind, sowie infolge weitgehender Anpassung ihres Körpers
an die. Lebensweise, bier die Pl. eine Fülle interessanter Verhält-
nisse, wie wir sie zwar bei Hymenopteren gewohnt sind, bei Coleo-
pteren aber nur selten antreffen. Eine der sehr seltenen Massen-
vermehrungen unserer heimischen Art gab mir, wie bereits erwähnt,
Gelegenheit, die spärlichen biologis schen Notizen in der Literatur
auf ihre Richtigkeit zu prüfen und in gewissem Grade zu ergänzen.
Bei der Beobachtung lebender Tiere konnte ich einige Feststellungen
machen, welche die bisher unbekannte biologische Bedeutung gewisser
auffallender Besonderheiten des männlichen Platypodidenkörpers
aufklären. Wegen dieses Zusammenhanges zwischen Bau und Lebens-
weise erscheint es mir auch im Rahmen einer morphologischen Arbeit
nicht nur gerechtfertigt, sondern notwendig, wenigstens diejenigen
biologis ‚chen Verhältnisse herauszugreifen und zu erörtern, welche
zweifellos auf die Gestaltung des Platypodidenkörpers einen wesent-
lichen Einfluß ausgeübt haben.
Sämtliche Pl. sind Phytophagen und leben mit Ausnahme einiger
weniger Arten, welche in krautartigen Pflanzen vorkommen, in Holz-
pflanzen. Sie befallen Stämme, stärkere Äste und zutagetretende
Wurzelteile stehender Bäume, deren Lebenstätigkeit aus irgend einer
Ursache wesentlich herabgesetzt wurde, außerdem frisch gefällte
Stämme und deren Baumstümpfe. Abgestorbenes, trockenes Holz-
material, das von Bostrichiden heimgesucht wird, meiden die P.
vollständig.
Zum Zwecke der Eiablage und Ernährung der Nachkommen-
schaft legen sie ein System von Miniergängen an, das bei allen bisher
beobachteten Arten trotz kleinerer Abweichungen i in der Hauptsache
nach ein und demselben Prinzip konstruiert ist. In den folgenden
Darlegungen halte ich mich vorwiegend an die a wie ich
sie bei unserer einheimischen Art beobachtete.
Das in der Schwärmzeit begattete, stets monogam lebende
Weibchen, bohrt sich zunächst radial in einen geeigneten Stamm ein
und setzt an diesen Radialgang Seitengänge. Hierbei ist es bestrebt,
stets ein und dieselbe zur Stammaxe senkrechte Querschnittebene
streng einzuhalten. Dies gelingt ihm mit großer Sicherheit, gleich-
gültig ob der Stamm Benikrecht "steht oder bereits gefällt ist und sich
in horizontaler Lage befindet (III. Taf. 11 u. 12 u. I. Taf. 22 u. 23).
Das Männchen folot dem Weibchen in den Miniergang und übernimmt
pun die Rolle eines Arbeiters. Es reinigt nämlich ununterbrechen die
Miniergänge von dem Bohrmehl, welches bei der Arbeit des Weibchens
entsteht, Zu diesem Zwecke kr iecht es in den Gängen aufwärts binter
das nagende Weibchen, schafft eine gewisse Menge Bohrmehl hinter
sich und schiebt diese rückwärts gehend, zum Flugloe he hinaus. Diese
Arbeit, welehe bei unserer einheimisähen Art Monäte dauert, wird
bei den Männchen durch den besonderen Bau ihres hinteren Körper-
endes ganz besonders gefördert.
Die Morphologie des Chitinskeletts der Platypodiden. 7
Nach meinen Beobachtungen an einheimischen und
afrikanischen lebenden Platypodiden und nach Vergleich
mit Formen anderer Faunengebieten dienen die bisher
nur rein morphologisch beschriebenen auffallenden se-
kundären Geschlechtscharaktere am hinteren Körper-
ende der Männchen sämtlich dem gleichen Zwecke, näm-
lich dem der Erleichterung der Bohrmehlbeförderung.
Hierbei ist es gleichgültig, ob es sich um Umbildungen von
Teilen der Elytren, des Abdomens oder der Hinterhüften
handelt.
Fig. 1.
; Platypus var. cylindriformis Reitter 3.
Ocp Oceiput; Ve Vertex; Fr Frons; Cl Clypeus; Ma Maxilla, Pm Palpus
maxillaris; Sc Scapus; Pe Pedicellus; F« Funiculus; Cla Clava; Oc Oeculus;
Ga Gena; Prn Pronotum; Msn Mesonotum ; Etr Elytra; Del Declivitas Elytrorum;
Ppl Propleuren; Mpl Mesopleuren; Epst Episternum; St Sternum; Ca Coxa
anterior; Om Coxa media; Op Coxa posterior; Tr Trochanter; Mst Mesosternum;
Fe Femur; Ti Tibia; Ta Tarsus; T, siebenter Tergit; $, 8, 8, $, S, dritter
bis siebenter Sternit.
Bei den Männchen mancher Gattungen und Artengruppen finden
wir nämlich die Umgestaltung auf die Elytren beschränkt, bei
anderen nur auf das Abdomen oder die Hintercoxen, seltener
sind zwei Körperteile gleichzeitig verändert.
Die Umgestaltung des männlichen Elytren-Absturzes kann,
wie im speziellen Teile näher ausgeführt wird, in Abplattung (III.
Taf. 5 Fig. 10), Aushöhlung (Fig. 2a), Bezahnung (III. Taf. 9 Fig. 1)
oder anderen Einrichtungen bestehen, stets zielt sie darauf kin, ent-
weder das ganze Ganglumen vollständig abzuschließen, damit der
fortzuschiebende Bohrmehlklumpen vollständig erfaßt werden kann,
oder einen Apparat zu bilden, der auf andere Weise diese Funktion
7. Heft
8 Heinrich Strohmeyer:
erleichtert. Derartige Einrichtungen sind am verbreitetsten bei den
Gattungen Platypus, Stenoplatypus, Symmerus, Periommatus, Tessero-
cerus, Spathidicerus und Cenocephalus.
Bilden die Elytren keinen zu genanntem Zwecke geeigneten
Absturz, sondern eine am hinteren Ende flach auslaufende Platte,
die das Abdomen nicht überwölbt, so muß der Druck gegen das Bohr-
Rp}.
Fig H.
Apparate zum Bohrmehl- Transport bei Platydodipen-Männchen, daneben die
hinteren Körperenden der zugenörigen Weibchen.
Fig. 2a. Elytren-Absturz bei Platypus cupulatus &; b beim ®.
Fig. 3a. Elytren-Absturz bei Orossotarsus Chapuisii &; b beim 9.
Fig. 4a. Elytren-Absturz bei Crossotarsus Wallacei g'; b beim 2.
El Elytra; Ep Episternum des Mesothorax; Mst Metasternum; Z Zahnfortsatz
(Schenkelwiderlager); IF’ Femur; Ti Tibia; Co Coxa; Tr Trochanter; Ta erstes
Tarsalglied; S, S, S, 5, S, dritter bis siebenter Sternit,
Die Morphologie des Chitinskeletts der Platypodiden. 9
mehl von anderen Teilen des hinteren Körperabschnittes ausgeübt
werden. In erster Linie kommt hier natürlich das Abdomen in Betracht
und, wie man annehmen sollte, besonders das letzte Segment. Dies
ist aber nur in wenigen Fällen, z. B. bei der Gattung Diapus zutreffend.
Viel häufiger ist eine Umgestaltung des Abdomens, welche darin be-
steht, daß von den letzten fünf Abdominalsegmenten nur die ersten
zwei annähernd kreisrunden Querschnitt behalten und infolge dessen
das Lumen des Minierganges ausfüllen. während die letzten drei stark
abgeplattet und nach oben gerückt sind, sodaß sie nur die obere Hälfte
des Ganglumens einnehmen. Unter solchen ‚Verhältnissen muß
natürlich der zweite Sternit mehr oder weniger vertikal ansteigen,
um an den dritten Anschluß zu finden. (Fig. 3a.) Die Vertikalfläche
des stark vergrößerten zweiten Sternits ist nun oft noch mit einem
nach hinten vorstehenden Chitinrand eingerahmt oder mit Dornen
besetzt. Diese Einrichtung treffen wir bei den afrikanischen Vertretern
der Gattung Crossotarsus in zahlreichen Varianten, außerdem bei der
Gattung Mesoplatypus m. aus Ost-Afrika (III. Fig. Taf. 8 Fig. 5)
Bei den Männchen, insbesondere indo-australischer Ürossotarsus-
Arten, hat die Natur den gleichen Zweck auf eine dritte Weise erreicht.
Hier zeigt nur noch der Metathorax kreisförmigen Querschnitt, der
den Miniergang auszufüllen vermag, das ganze Abdomen aber ist
abgeplattet, nach oben gerückt und setzt sich scharf von der Hinter-
fläche des Metathorax ab. Es schließt also diesen letzteren lediglich
in dessen oberer Hälfte. Die untere Hälfte seiner hinteren Quer-
schnittfläche wird durch die Coxalgruben mit den ganz außerordent-
lich vergrößerten Coxen (Fig. 27) bedeckt, deren große, nach kinten
gerichtete Außenfläche das Widerlager abgibt, durch welches der
Druck gegen die Bohrmehlmassen ausgeübt wird (Fig. 4a).
Diese Feststellungen dürften geeignet sein, ähnliche Einrichtungen
auch bei ganz anderen holzbewohnenden Coleopteren zu erklären.
Mir selbst war es möglich lebende Bostrichiden aus Ost-Afrika zu
beobachten, welche den Pl. täuschend ähnlich gebaut waren und
ebenfalls mit dem Absturze der Elytren Bohrmehl auswarfen. Auch
auf den ganz analogen Bau des Abdomens bei der Scolytiden-Gattung
Eccoptogaster (Scolytus) möchte ich hier hinweisen. Bei diesen Tieren .
überwölben die Elytren auch nicht das Abdomen, sondern laufen
ziemlich flach aus, es ist aber bei ihnen ganz ähnlich wie bei afrikanischen
Orossotarsus-Arten das Abdomen stark ansteigend gebaut.
Die Scolytidengattung /ps (Tomicus) hingegen mit stark ge-
wölbtem und gezahntem Elytren-Absturz hat stets normales Ab-
domen. Hier übernehmen die Elytren das Auswerfen des Bohrmehls.
Das Fortbewegen in den Miniergängen und die Entwicklung
erhöhter Zug- und Stoßkraft wird den Pl. bei ihrer Arbeit wesentlich
erleichtert durch die Umgestaltung der Tibien am vorderen und mitt-
leren Beinpaare. Diese sind an den Außenseiten mit Chitinleisten oder
Höckern versehen und zur Vergrößerung der Reibungsfläche außerdem
noch stark verbreitert (Fig. 1 Ti). Die genannten Ch'tinleisten sind
Fortbewegungsapparate und stehen so an der Außenfläche der Tibien,
7. Hef:
10 Heinrich Strohmeyer:
daß sie an die Gangwandung angepreßt werden können. Werden die
Vordertibien in spitzen Winkel mit den Schenkeln gestellt und nach
Anpressung an die Gangwandung ausgestreckt, so schiebt sich der
Käfer mit großer Kraft rückwärts. Durch analogen Gebrauch
der Mitteltibien wird die Gewalt der Vorwärtsbewegung erhöht.
Die viel kräftigere Entwicklung der Tibia der Vorderbeine und der
außerordentlich muskulöse und vergrößerte Femur zeigen uns aber,
was die Beobachtung bestätigt hat, daß die größte Kraftentfaltung
beim Rückwärtsgehen notwendig ist, weil hierbei das Bohrmehl.
zurückgedrängt werden muß. Fast ausgeschaltet ist die Tätigkeit
der Hinterbeine, die deshalb auch verkürzt und verhältnismäßigschwäch-
lich erscheinen. Ihre Tarsen, die beim Rückwärtsgehen nicht in die
Bohrmehlmasse eingreifen können, sind stets viel kürzer als die der
anderen Beinpaare und werden bei der Arbeit quer nach innen gestellt.
Als Nahrung für die Käfer und ihre Larven dienen nicht etwa
Bohrmehlteile sondern Pilze, welche die. Gangwandungen alsbald
nach dem Einbohren überziehen. Hierüber liegen nur spärliche Unter-
suchungen von dem Amerikaner Hubbard vor. Es scheint sich um
eine Symbiose zwischen den Käfern und Pilzen zu handeln, wobei
der Käfer den Pilz verbreitet und ihm den Weg in die inneren Stamm-
teile bahnt, der Pilz aber vom Insekt teilweise verzehrt wird, sodaß
letzteres auf indirektem Wege Nahrungsstoffe aus den Reservestoff-
behältern des Holzkörpers zugeführt erhält, die ihm ohne Vermitt-
lung des Pilzes unzugänglich wären. Besonderer Aufklärung bedarf
die Art und Weise wie die Pilze in die Miniergänge gelangen. Gegen
ein zufälliges Eindringen spricht die’ von Neger bei Scolytiden ge-
machte Beobachtung, wonach die Pilzart nach der Spezies des
Käfers, nicht aber nach der Art der befallenen Holzpflanze
wechselt. Bei der Verschiedenheit der Pilzarten ist es wohl möglich,
daß die Methode ihres Transportes durch den Käfer bei verschiedenen
Spezies auf verschiedene Weise erfolgt. Möglich ist z. B. eine Mitnahme
verschluckter Sporen im Darme, -wie sie Schneider-Orelli bei
einigen Scolytiden nachwies. Hier sollen die Sporen erst nach dem
Passieren des Käferdarmes keimfähig sein. Auf die Vermutung eines
Transports von Pilzsporen oder Mycelteilen an gewissen äußerlichen
Körperteilen der weiblichen Platypodiden kam ich bei Untersuchung
gewisser exotischer Arten, welche mit tiefen und großen Stirngruben
ausgestattet sind, die hierzu eingerichtet erscheinen. Mit Sicherheit
beweisen konnte ich jedoch meine Annahme bisher nicht, ich fand
aber bei der madagassischen Mitosoma Chapuisii m. innerhalb der
mib Borstengruppen umstellten Stirngrube stets Klümpchen liegen,
die ich nur als Pilzteile ansprechen kann.
Die Morphologie des Chitinskeletts der Platypodiden, 11
E., Spezieller Teil.
Die Morphologie des Platypodiden-Skeletts.
a) Allgemeine Körperform.
Der Körper der Pl. ist stets gestreckt walzenförmig und von an-
nähernd kreisrundem Querschnitt. Die Länge schwankt im allgemeinen
zwischen 2 und 12 mm; bei den meisten Arten ist sie ziemlich konstant,
bei einigen-fand ich jedoch individuelle Schwankungen bis zu 50 Pro-
zent. Die Farbe im ausgefärbten Zustande ist gelb, rotgelb und rot-
braun bis schwarz. Einfarbigkeit herrscht vor, doch kommen auch
zweifarbige Arten vor.
Fig. 5.
Kopf von Crossotarsus Chapuisii Duvivier 9, ventral.
Se Sutura Epieranii; Te Tentorium; Sg Sutura gularis; Ma Mandibula; Me
Mentum mit Labialpalpen; Cl Clava; Pe Pedicellus; 7’ Funiculus; Sc Scapus;
E Oc Oculus; Fo Foramen oeccipitale.
*
b) Der Kopf (Caput).
Wie bei allen Coleopteren ist am Kopfe der Platypodiden von der
ursprünglichen Gliederung in sieben Segmente nichts mehr zu sehen.
Die Verwachsung der einzelnen Teile geht bei allen Rhynchophoren,
also auch bei den PI., viel weiter als bei den übrigen Coleopteren und
7. Heft
12 \ Heinrich Strohmeyer:
erreicht wohl ihren höchsten Grad bei den Brenthiden, die eine fast
sanz nahtlose Kopfkapsel besitzen. Vergleicht man den Kopf eines
Pl.-mit dem einer Spezies vom Adephagentypus, etwa mit dem des
Dytiscus marginalis, so fällt in erster Linie das fast gänzliche Fehlen
einer besonderen Kehlplatte auf, an deren Stelle durch Zusammen-
treten der Genae eine Gularnaht getreten ist (Fig. 5. Sg.). Weiter-
hin fehlen auch die bei Dytiscus noch deutlichen Trennungslinien
zwischen Labrum und Olypeus einerseits und der Stirn (Frons) anderer-
seits. Der Schädel (Cranıum) wird demnach bei den Pl. von einer fast
nahtlosen Kapsel gebildet, welche bis in die Nähe der Augen im Pro-
thorax steckt und von oben gesehen ungefähr so breit ist als der letztere.
Nach der Stellung der Mundteile ist der Schädel als hypognath
zu bezeichnen. Ein Rostrum, das wir sonst bei den Rhynchophoren
antreffen, fehlt den Platypodiden ebenso wie den meisten Scolytiden.
Die Oberlippe (Labrum I. Fig. 1a), ist nicht deutlich ausgeprägt,
sondern stark zurückgebildet und mit der Region, welche wir zum
Olypeus rechnen müssen, so innig verwachsen, daß eine dorsiventrale
Bewegung nicht möglich ist. Der Clypeus geht nahtlos in die Stirn
(Frons, Fig. 1 Fr) über, die einen mehr oder weniger stumpfen, manch-
mal fast rechten Winkel mit dem Scheitel (Vertex, Fig. 1 Ve) bildet
und zwar ebenfalls ohne scharfe Abgrenzung. Die Stirn ist bei den
Männchen aller Pl. meist flach, schwach konkav oder wenig konvex,
also einfach gebaut. Bei den Weibchen hingegen ist sie häufig
allein oder in Verbindung mit dem Clypeus so tief aus-
gehöhlt, daß der Scheitel und die Augen unterhöhlt erscheinen.
Diese Höhlung ist entweder kahl (Mitosoma accuratum Schauf.
III. Tafel 9 Fig. 11 u. 12) oder am Rande mit einwärts gekrümmten
Borstengruppen oder Borstenreihen umstellt (Symmerus tuberculatus
Chap. III. Tafel 9 Fig. 5 u. 6 und Cenocephalus thoracicus Chap.
ibid. Fig. 8u. 9). Sie findet sich gelegentlich bei den verschiedendsten
Gattungen und besitzt keine phylogenetische Bedeutung. In-
wieweit ihr vielleicht die physiologische Funktion zukommt, auf
welche ich im biologischen Teile hinwies, ist noch nicht geklärt.
An den Scheitel schließt sich das Hinterhaupt (Occiput) Fig. 1
Ocp), das am Hinterhauptloch (Foramen oceipitale) seinen Abschluß
findet und gewöhnlich durch das Pronotum bedeckt wird.
Die lateralen und ventralen Partieen des Craniums, die nach hinten
durch das Foramen oceipitale und nach vorn durch die Augen und
die Mandibeln begrenzt werden, d.h. die Wangen (Genae, Fig. 1 Ga),
sind einfach. Eine Naht, welche sie bei vielen Coleopteren im Genae
s. str. und Praegenae (Genae und Postgenae oder Lora und Tempora)
teilt, ist nicht vorhanden. Im Verein mit Vertex und Oceiput bilden
die Genae bekanntlich den als Epieranium bezeichneten Teil der
Schädelkapsel. Wie schon bemerkt, stoßen die Genae bei allen Platy-
podiden ventral zusammen und werden auf eine längere und kürzere
Strecke nur durch eine Naht, die sogenannte Gularnaht, getrennt.
In den keilförmigen Ausschnitt, welchen die Genae vorne bilden,
sind die Mundteile eingefügt. Die große, nach hinten zugespitzte
Die Morphologie des Chitinskeletts der Platypodiden. 13
Platte, welche sich an die Genae anlegt, zeigt zwar keinerlei’ Nähte,
sie muß aber durch Verschmelzung des T-Fortsatzes der im übrigen
geschwundenen Gula und des Submentums entstanden sein (Fig. 5 Su).
Die Art dieser Verwachsung wird später noch entwicklungsgeschicht-
lich nachzuprüfen sein, aber ihre Tatsache an und für sich ergibt
sich schon aus einem Vergleich mit den Verhältnissen, wie wir sie bei
Sceolytiden und Cureulioniden vorfinden. Den Verlauf der Ver-
wachsungsstelle glaube ich bei manchen Arten, z. B. bei O'rossotarsus
Fig. 6.
Crossotarsus piceus Chapuis Q. Fig. 7.
L>-+3 Glied 2 und 3 der Labial- Tesserocerus species, Labium und Maxilla, dorsal.
palpen, verwachsen; ZLı+ı ver- Pa Sinneszäpfchen; Pl Palpus labialis; Me Mento-
wachsene Basalglieder der Labial- Palparium; 79 Hypopbarynx; Le Lobus externus
palpen; Mp Mento-Palparium; (Galea); Li Lobus internus; St Stipes mit Palparium;
Su Submentum; @ T-Fortsatz Pm Palpus maxillaris; Ca Cardo; M ventrales Stück
der Gula. des Lagers der Mandibula dextra.
piceus Chap. (Fig.6) an derjenigen Linie erkennen zu können,
welche sich deutlich durch Farbe und eine Reihe von Sinnesborsten
markiert.
Die Form dieser Platte ist bei den verschiedenen Arten und
Gattungen ziemlich gleichmäßig und läßt sich auf einen einzigen
Typus zurückführen. Ihr proximaler dem T-Fortsatz der Gula ent-
stammender Teil ist stets zugespitzt, da er sich keilförmig zwischen
die Genae bis zum vorderen Ende der Gularnaht einschiebt. Distal
verbreitert sie sich zu einer breiten Platte von herzförmiger Gestalt
(Fig. 6). Durch gerade oder gerundete Abstutzung der Seitenflügel
7. Heit
14 Heinrich Strohmeyer:
geht sie manchmal in eine polygonale oder distal abgerundete Form
über (Fig.5 Su und III. Taf. 1 Fig. 14, 15, 15a, 16 u. 17). Beim
Weibchen ist sie stets größer als beim Männchen und häufig auch etwas
anders gestaltet (III. Taf. 1 Fig. 15 u. 15a).
Dorsal trägt sie ein sehr verschiedenartig geformtes wulstartiges
Gebilde, das mit einer chitinisierten Stütze versehen ist. Diesses Gebilde
ist der Hypopharynx (Fig.7 Hp und III. Taf. 1 Fig. 15). Er zeigt
ebenfalls bei beiden Geschlechtern eine etwas verschiedene Form
und ist manchmal auf den Raum über dem Submentum beschränkt,
öfters aber distal so verlängert, daß er noch einen Teil des der sich
distal anschließenden Platte bedeckt und mit dieser verwächst.
Auffallenderweise fand ich bei dem Weibchen der Crossotarsi genwini,
z. B. Or. piceus (Fig. 8), niemals die Spur eines Hypopharynx an den
mit Kalilauge vorbehandelten Objekten. Es ist möglich, daß ein solcher
hier ganz fehlt oder aber der chitinisierten Teile entbehrt, welche bei
der Behandlung mit Kalilauge hätten erhalten bleiben müssen.
Am stets ausgerandeten Vorderrande dieser Platte ist dorsal .
eine bei den Platypodiden in ihrer Form sehr variable Platte beweglich
angefügt, die bisher seitens der Entomologen auch bei Scolytiden
kurzweg als Mentum bezeichnet wurde, aber unzweifelhaft durch
Verwachsung des Mentum mit den beiden Palparien entstanden ist.
Auch Hopkins, welcher in seiner Monographie der Seolytiden-
gattung Dendroctonus ausdrücklich auf diese Entstehungsart hin-
weist, behält den Namen Mentum bei. Ich glaube aber im Interesse
einer korrekten Bezeichnung für diese Platte den Namen Mento-
Palparium wählen zu sollen und bemerke, daß sie bei allen Rhyncho-
phoren die gleiche Zusammensetzung zeigt. Unter den Pl. verrät sie
ihre Entstehung noch am deutlichsten bei denjenigen Gattungen,
En ich zur Unterfamilie der Tesserocerinae zusammengefaßt habe
(DIES: 17):
Während die Scolytiden am distalen Ende des Mento-Palpariums
eine aus den verwachsenen Glossae und Paraglossae entstandene
Ligula tragen, ist eine solche bei den Platypodiden niemals vor-
handen. Es finden sich hier lediglich die beiden Labialpalpen,
deren Glieder gewöhnlich in der Dreizahl auftreten und zylindrische
Gestalt haben.
Das Mento-Palparium wechselt seine Form zwar auch in geringem
Maße bei beiden Geschlechtern ein und derselben Art, zeigt aber doch
innerhalb größerer Formenreihen derartig gleichmäßigen Typus,
daß ihm eine hervorragende phylogenetische Bedeutung bei den Pl.
nicht abgesprochen werden kann. Bei sämtlichen Gattungen, die
ich auch aus anderen Ursachen als Tesserocerinae vereinigte, also bei
Periommatus Chap., Spathidicerus Chap., Mitosoma Chap., Ceno-
cephalus Chap. und Symmerus Chap., ist das Mento-Palparium sehr
schmal, viel länger als breit, und nur nach vorn etwas verbreitert
(Fig.7 u. 9a und II. Taf. 1 Fig. 14, 16 u. 17). Bei den Gattungen
('rossotarsus Chap., Platypus Chap., Oylindropalpus m. und Meso-
platypus m. bildet es hingegen stets eine breite Platte mit parallelen
Die Morphologie des Chitinskeletts der Platypodiden. 15
oder stark gerundeten Seiten (Fig. 9e, d, e, und f). Einen Übergang
zwischen diesen beiden Haupttypen des Mento-Palpariums bildet
dasjenige der Gattung Stenoplatypus m. (Fig. 9b).
Die Labialpalpen sollen nach Chapuis bei der Gattung Crosso-
tarsus ein- oder zweigliedrig, bei Diapus und Platypus zwei-
gliedrig und bei allen übrigen Gattungen dreigliedrig sein. Diese.
Angaben sind nach meinen Untersuchungen irrig. Sämtliche Gattungen
haben dreigliedrige Labialpalpen, nur bei gewissen Gruppen der
Gattung Crossotarsus treten Verwachsungen ein, die uns die Palpen
zwei» oder nur eingliedrig erscheinen lassen. Bei Betrachtung
größerer Formenreihen läßt sich diese allmählich fortschreitende Ver-
wachsung in ihrer Entwicklung deutlich verfolgen. Sie geht in der
Weise vor sich, daß zunächst an jedem der beiden Palpen die beiden
Endglieder verwachsen, wie z. B. bei Crossotarsus serratus m. aus
Ostafrika (Fig. 9d). Die Verwachsungsstelle ist jedoch meist noch
als Absatz erkennbar.
Bei Crossotarsus quadridentatus m. aus Vorderindien vereinigen
sich außerdem noch die Basalglieder der beiden Palpen miteinander
und bilden ein einziges Basalglied (Fig. 9e), das sich bei Crossotarsus
barbatus Chap. aus Neu-Guinea (Fig. 9f) derart zu einer Platte ver-
breitert und mit dem Mento-Palparium verschmilzt, daß die Ver-
schmelzungsstelle nur noch als feine Naht sichtbar ist.
Die Mittelkiefer (Maxillae) sind deutlich in ein Angel-
glied (Cardo), den Stamm (Stipes), den Tasterträger (al-
parium), den Taster (Palpus maxillaris) und die Lade (Lobus)
gegliedert. Letztere ist bei den hoch entwickelten Rhynchophoren
im allgemeinen durch vollständige Verwachsung der äußeren und
inneren Lade einheitlich gebildet. Um so auffallender ist die von mir
bei den Pl. gefundene Tatsache, daß bei den Gattungen der Tessero-
cerinae m. noch eine deutliche Trennung in einen Lobus in-
ternus und einen Lobus externus erkennbar ist (Fig. 7 u. 10 und
III. Taf. 1 Fig. 10, 11, 12 u. 13), während bei der zweiten Unterfamilie
der Orossotarsinae m. eine Verschmelzung beider Laden vorliegt
(Fig. 8, 12 u. 13).
Der Lobus internus trägt zahlreiche Sinnesborsten und Sinnes-
kegel. Rein mechanische Funktion dürften die stärkeren Chitinborsten
am Innenrande haben, mögen sie aus schwert- oder sichelförmigen
Borsten bestehen (Fig. 7) oder aus langen einfachen oder verzweigten
Haaren, wie ich sie vom Weibchen des Orossotarsus piceus Chap. in
Fig. 8 und Fig. 8a abgebildet habe. Merkwürdig ist bei letztgenanntem
Tiere und bei seinen Verwandten aus den Gruppen der Crossotarsi
genwini und barbati, daß die Borsten an den Innenkanten der Maxillar-
laden bei beiden Geschlechtern auffallend verschieden gebaut sind.
Wie ein Vergleich meiner Abbildung in IIT. Taf. 1 Fig. 2 und 3 ergibt,
trägt nur das Weibchen lange, verzweigte Borsten, während diejenigen
des Männchens kurz, schwertförmig und abgeplattet sind.
Der Lobus externus ist da, wo er getrennt vom Lobus internus
auftritt, als @alea (Fig.7) ausgebildet und legt sich rinnenförmig
7. Heft
16 Heinrich Strohmeyer:
Fig. Sb.
Cardo der Maxilla von Crossotarsus
piceus Chapuis 9
Fig. 8.
Orossotarsus piceus Chapuis 9.
Dorsalansicht des Labiums unü der
Maxilla dextra.
Fig. 8e.
Beborstete Membran mit Stützvorrich-
tung am proximalen Teile des Stipes
Fig. 8a. der Maxilla von Orossotarsus piceus
Maxillarborsten von Crossotarsus Chapnis ®.
piceus Chapuis 9. (Zu vergl. Fig, 8).
Die Morphologie des Chitinskeletts der Platypodiden. 17
mit seiner konkaven Seite an die Außenseite des Lobus internus an.
Den letzteren überragt er stets merklich und sitzt ihm daher geradezu
auf (Fig. 12 u. 13). Hand in Hand mit der bei der Unterfamilie der
Orossotarsinae m. eingetretenen Verwachsung geht eine Verschmälerung
der ganzen Maxille.. Man kann sagen, daß die Ladenverschmelzung
und Verschmälerung in demselben Grade zunimmt, wie die Ver-
breiterung des Mento-Palpariums.. Am oberen Ende ist der Lobus
externus gerade abgestutzt und stets mit einer dicht gedrängten Reihe
von Sinnesborten besetzt, welche bei den Männchen stets, bei den
Weibchen meist kurz sind. Bei Periommatus-Weibchen sind sie in-
dessen derart verlängert, daß sie in der Region der Mundteile keinen
Platz mehr finden. Sie schieben sich daher zwischen den Mandibeln
hindurch, krümmen sich nach oben und liegen der Stirne auf, manch-
mal bis zum Scheitel reichend (Fig. 10, 11 und III. Taf. 8 Fig. 11).
Auch diese Borsten können einfach sein (Fig. 10) oder verzweigt,
wie bei Periommatus gracilis m. (Ill. Taf. 1 Fig. 9). An der dorsalen
Innenkante ist die rinnenförmige Galea glatt, an der ventralen Innen-
kante aber schwach mit Sinnesborsten besetzt.
uioKeäe
Fig. 9.
Mento-Palparium und Labialpalpen von:
a Mitosoma accuratum Schaufuß 1I Z'! (Madagaskar); b Stenoplatypus spinulosus
Strohm, g' (Ost-Afrika); ce .Crossotarsus Chapuisii Duvivier & (Sierra Leone);
d Crossotarsus serratus Strohm. & (Ost-Afrika); e Crossotarsus quadridentatus
Strohm. @ (Vorder-Indien); f Orossotarsus barbatus Chap. 2 (Neu-Guinea).
Eine ganz besondere Bildung, welche meines Wissens bei In-
sekten bisher noch nicht gefunden wurde, habe ich bei Weibchen
zweier Ürossotzrsus-Arten des indo-australischen Faunengebietes ge-
funden, welche der von Chapuis gebildeten Gruppe der Orossotarsi
genuini angehören. . Bei diesen Tieren setzt sich die Borstenreihe,
der medialen Kante der inneren Maxillarlade nach der Mundhöhle
hin auf einer Membran fort, welche durch zwei gelenkig miteinander
verbundene und etwa im rechten Winkel zueinander stehende Chitin-
stäbe so gestützt wird, daß sie sich in Form eines Dreiecks zwischen
ihnen und dem unteren Stipesabschnitte lose aufspannt (Fig. 8 und
Fig. 8c). Der obere dieser Chitinstäbe liegt mit seinem freien Ende
dem Stipes der Maxille auf, der untere ist mit seinem basalen Teile
am Innenrande des Foramen oceipitale befestigt. Da mir von diesen
Käfern nur trockene Exemplare zur Verfügung standen, konnte ich
Archiv flir Naturgeschichte
1918. A. 7. 2 7. Heft
18 Heinrich Strohmeyer:
leider über die Bedeutung dieser Einrichtung keine weiteren Fest-
stellungen machen. x 5
Das Palparium ist mit den Stipes verwachsen und trägt einen
dreigliedrigen Palpus, dessen Glieder bei den Tesserocerinae stets
zylindrisch gebaut sind (Fig. 7), während sie bei den Crossotarsinae
eine meist sehr starke Verbreiterung und Abplattung erfahren haben.
Bei Crossotarsus-Arten geht diese Abplattung bei gleichzeitiger Ver-
breiterung so weit, daß jedes folgende Glied geradezu in das vorher-
gehende versenkt erscheint (III. Taf. 1 Fig.2 u. 3). Das oberste
Glied der Labial- und Maxillarpalpen ist mit Geschmackszäpfehen
besetzt, ähnlich denjenigen, welche Hochreuther von Dytiscus
marginalis beschrieben hat (Fig. 7 Pa).
Fig. 10.
Periommatus bispinus Strohm. 2
Maxilla sinistra. ag
PPalpus maxillaris; Le Lobus externus; Periommatus camerunus Strohm. ®.
Li Lobus internus; B Borsten am Lobus Kopf lateral,
externus (Galea). Auge und Maxillarborsten zeigend.
Die Angel (Cardo) besteht im allgemeinen aus einem kräftigen
keulenförmigen Chitinkörper (Fig. 8b), der am dünnen Ende in eine
stumpfe Gabel ausläuft. Mit dieser Gabel verankert sich die Cardo
am Tentorium hinter einem Zahnfortsatze (Fig. 14 D). Borsten habe
ich an dem Cardo nur in einem einzigen Falle gefunden und zwar bei
Weibchen der Ürossotarsi genuini. Sie stehen hier in einer Reihe von
etwa sieben Stück dorsal dicht am oberen Ende unter der Ansatz-
stelle des Stipes (Fig. 8b) und sind daher in Berührung mit der Basis
derjenigen Membran, welche am proximalen Teile des Stipes durch
den von mir beschriebenen Stützapparat ausgespannt ist. Diese
Borsten können demnach Tastorgane sein, welche das Tier die Be-
wegeungen der Membran empfinden lassen (Fig. 8).
Die Oberkiefer (Mandibulae) haben die Form einer abgeplatteten
dreiseitigen Pyramide, deren schräg nach unten und innen gekehrten
Fläche am größten ist. Diese Fläche ist tief ausgehöhlt, sodaß die
Max’llartaster in die Vertiefung gelegt werden können. Die Innen-
kante trägt häufig einen zahnförmigen Absatz (III. Taf. 1 Fig. 1).
Die Morphologie des Chitinskeletts der Platypodiden. 19
Die Dersalseite ist meist glait, die schmale, nach außen gekehrte
Seitenfläche aber mit 2 bis 3 Längsfurchen versehen, die sich nach
der Spitze hinziehen.
Bei zwei Gattungen, nämlich Spathidicerus Chap. und Diapus
Chap. tragen die weiblichen Käfer an der schmalen Außenfläche der
Mandibeln je einen tasterartigen ungegliederten Ansatz. Bei Diapus
ist derselbe klein und sichelförmig, bei Spathidicerus aber sehr groß
(IIl. Taf.9 Fig. 3), schaufelartig verbreitert und an den Rändern
mit zahlreichen Tastborsten dieht besetzt. Diese merkwürdigen
Anhänge sind vielleicht als Orgarie zu betrachten, welche den Man-
dibulartastern homolog sind.
Fig. 12. Fig. 13.
Crossotarsus Chapuisi Duvivier 9. Crossotarsus Chapuisi Duvivier Q.
Ma Maxilla-dextra; La Labium; I Ma Maxilla,
Hypopharynx; Ca Cardo; Te Tento-
rinm; Z Zahnfortsatz am Tentoriun
(Widerlager des Cardo).
Bei Diapus stehen die Anhänge senkrecht zur Längsachse der
Mandibeln, hindern also beim Nagen nicht. Bei Spathidicerus aber
ragen sie so weit über die Spitzen der Mandibeln hinaus, daß letztere
zum Einbohren in Holz nicht mehr verwendbar sind. Ob bei dieser
Gattung das Männchen allein die Minierarbeit ausführt und hier
also ein Ausnahnefall vorliegt, kann mangels Kenntnis der Biologie
dieser Tiere nicht entschieden werden.
An der Bildung der Facettaugen ist das Chitinskelett insofern
beteiligt, als es diese in Form einer durchsichtigen Cornea überwölbt.
Sie überdeckt die einzelnen Ommatidien in Form von sechseckigen
Facetten (Fig. 11). Die Augen sind bei den meisten Platypodiden
rund oder oval, nur bei Spatidicerus und Periommatus lang, nieren-
2* 7. Heft
20 Heinrich Strohmeyer:
förmig und ventral so verlängert, daß sie beiderseits an die Gularnaht
stoßen (Fig. 11).
Die Fühler (Antennae, Fig. 1, 5, 15 u. 16 und III. Taf. 2 Fig. 1—4)
bestehen bei den Platypodiden stets aus fünf Gliedern. Das erste Glied
ist der Schaft (Scapus, Fig. 15 Se). Er ist stets breit, abgeplattet
und sehr verschieden geformt, weil er zuweilen noch besondere
Funktionen übernimmt, die der Scapus gewöhnlich nicht hat. Ein-
gefügt ist er in eine Gelenkgrube, welche lateral zwischen den Augen
und den Mandibeln gelegen ist. Das Gelenk ist ein Kugelgelenk und
gestattet dem Tiere die Antennen auszustrecken oder derartig einzu-
ziehen, daß die Clava lateral und ventral am Kopfe flach aufliegt.
Fig. 14. Rig. 15.
Crossotarsus spec. (West: Afrika) { Orossotarsus Wallacei Chapuis &
Ventrale Kopfhälfte mit Tentorinm von Antenna dextra (von der
innen gesehen. Innenseite.)
IL, Labium; Ma Maxilla; M ventraler Teil des Sc Scapus; Pe Pedicellus; Fu
Maxillar-Lagers; © Cardo; Sy Gulamaht; P Funieulus ; € Olava.
Rndiment der Brücke des Tentoriums;
Te Tentorium.
Am einfachsten ist der Scapus bei den Männchen sämtlicher
Gattungen gestaltet. Er hat bei diesen etwa die Länge aller übrigen
Glieder zusammengenommen und eine keulenförmige oder recht-
eckig plattenförmige Gestalt. Sinnesborsten sind am Scapus der
Männchen nur sparsam vertreten, bei den Weibchen hingegen zahl-
reich. Während nun bei den Weibchen der meisten Arten ein nennens-
werter Unterschied gegenüber dem Scapus der männlichen Tiere-
nicht zu beobachten ist, treffen wir einen solchen in canz auffallendem
Grade bei den Gattungen Tesserocerus, Spathidice us und gewissen
Crossotarsus-Gruppen. Der Scapus ist hier entweder nur distal (Tessero-
Die Morphologie des Chitinskeletts der Platypodiden. 21
cerus, Spathidicerus) oder distal und proximal (Crossotarsus) über
die Gelenkstellen hinaus verlängert und streckenweise mit langen,
nach vorn gerichteten Borsten dicht besetzt (Fig. 16 und III. Taf. 2
Fig.2). Daß der Scapus hier eine besondere Funktion übernommen
haben muß, vielleicht die eines Tastorganes, dürfte wohl kaum einem
Zweifel. unterliegen.
Am Scapus sitzt der Pedicellus (Fig. 15 Pe), dessen Gestalt
gewöhnlich kugelförmig oder umgekehrt kegelförmig ist. Nur beim
Weibehen von Spathidicerus Thomsoni ist er stark verlängert und
etwa so lang”wie die drei Geißelglieder zusammengenommen. Es mag
Fig. 16.
Crossotarsus Wallacei Chapuis 9.
Antenna mit proximal und distal verlängertem Scapus.
dies mit der starken Verlängerung des Scapus (III. Taf. 9 Fig. 5)
zusammenhängen, insofern dadurch die Keule derart hinausgerückt
wird, daß sie trotz dieser Schaftverlängerung beim Einziehen ventral
vor die Augen zu liegen kommt. i
Die Geißel .(Funiculus, Fig. 15 Fu) welche sich an den Pedicellus
anschließt, ist stets dreigliedrig. Ihre Glieder sind meist kurz, um-
gekehrt kegelförmig und breiter als lang, bei Spathidicerus, Tessero-
Er und Symmerus jedoch mehr zylindrisch und so lang oder länger
als breit,
7. Heft
23 Heinrich Strohmeyer:
}
Die Keule (Clava, Fig. 15 Cl) ist groß, oval oder birnförmig, dorsi-
ventral abgeplattet und, von der Breitseite geschen, meist ziemlich
symmetrisch, nur bei der Gattung Mesoplatypus m. deutlich assym-
metrisch. Sie ist mit Sinnesgruben und Sinnesborsten sehr dicht be-
deckt und macht daher einen schwammartigen Eindruck. Nur bei
Spathidicerus ist eine basale Partie, welche sich distal-keilförmig
zuspitzt, glatt und frei von Gruben cder Borsten (III. Taf. 9 Fig. 3).
c) Das Endoskelett des Kopfes.
Öffnet man das Cranium durch Abheben der oberen Kopfdecke
nebst Mandibeln, so sieht man zwei Chitinplatten (Fig. 14 Te), welche
nahe der Scheitelnaht entspringend, sich beiderseits am Rande des
Foramen oceipitale bandförmig hinziehen und vor dem vorderen
Ende desselben auslaufen. Als scheinbare Fortsetzung dieser beiden
r
Fig. 17.
Tesserocerus spec.
Platten in der Mediane des Kopfes,
Bänder erheben sich vorn am Hinterhauptloch zwei dorsal gewölbte
seitlich miteinander verwachsene Platten, welche einen nach der
Dorsalseite offenen stumpfen Winkel miteinander bilden. Die Mittel-
linie dieses rinnenartigen Gebildes ist mit der Gularnaht verwachsen
(Fig. 14 Sg), das distale Ende verbindet sich mit der ventralen Kopf-
decke und beteiligt sich an der B’ldung des ventralen Abschnittes
desjenigen Lagers, in welchem die Mandibeln artikulieren (Fig. 14 M).
Da die Gularnaht bei den Platypediden in ihrer Länge sehr variiert
und häufig fast ganz unterdrückt ist, so ist die Länge der Rinne ver-
schieden. Die frei in den Kopfraum ragenden Ränder der letzteren
sind verstärkt und tragen etwa in der Mitte je einen kräftigen ge-
bogenen Zahnfortsatz (Fig. 14 D), welcher dem gegabelten Ende
des Maxillar-Oardo (Fig. 14 0) als Widerlager dient und derselben
einen zugfesten Halt gewährt. Unterhalb dieses Fortsatzes am
Foramen oceipitale findet ssich häufiger jedereits ein zweispitziges
Chitinstückchen (Fig. 14 P) am Plattenrande, das wehl als Rudiment
der s.g. Brücke anzusehen ist, einer Bildung, die bei sämtlichen
Die Morphologie des Chitinskeletts der Platypodiden. 233
Platypodiden fehlt. Die Gesamtheit der geschilderten endoskelettalen
Teile bildet das Tentorium.
Wenden wir uns der Betrachtung der dorsalen inneren Kopf-
decke zu, so finden wir daß der äußerlich erkennbaren Scheitelnaht
auf der Innenseite eine in der Medialrichtung verlaufende mehr oder
weniger große Chitinplatte entspricht, die wir als Orista frontalis
interna bezeichnen können. Sie ist im allgemeinen sehr dünn, durch-
sichtig und nur an der Basis verstärkt. Ihre Größe schwankt bei den
einzelnen Gattungen der Platypodiden. Am umfangreichsten fand
ich sie bei der Gattung Tesserocerus (Fig. 17 Cro). Vertreter dieser
letztgenannten Gattung tragen an der Innenseite der Stirne eine
weitere kleine Platte (Fig. 17 Crf). Diese letztere hat einen rückwärts
gerichteten kleinen Fortsatz (Fig. 17 2).
d) Die Brust (Thorax).
Der Thorax der Platypodiden zerfällt wie gewöhnlich in drei
Segmente, einen langgestreckten Prothorax, einen sehr kurzen
Mesothorax und einen langen Metathorax. In ihrer Breite sind
alle drei Teile nahezu gleich und bilden daher zusammengefügt ein
zylinderförmiges Ganzes (Fig. 1). Der Prothorax ist am Mesothorax
frei beweglich, während Meso- und Metathorax ventral fest mit-
einander verwachsen sind.
Der Prothorax (Fig. 1) ist infolge Verwachsung des Rücken-
schildes (Notum oder Tergum) mit den Seitenstücken (Pleurae) und
dem Brustschild (Sternum) ein nahtloser Zylinder. Seine Seiten sind,
um ein Einziehen der stark verdickten Vorderschenkel und Schienen
zu ermöglichen, bei allen Platypodiden entsprechend tief eingedrückt
(Fig. 1).- Als Anhänge trägt der Prothorax lediglich das vordere Bein-
paar. Nennenswerte Differenzierungen erleidet er bei den ver-
schiedenen Gattungen nicht. Es variiert etwas der Eindruck an den
Seiten, das Verhältnis von Länge und Breite, sowie die feinere Skulptur.
Das Pronotum (Fig. 1) hat von oben gesehen, im allgemeinen
die Form eines Rechteckes mit mehr oder weniger abgerundeten
Ecken und etwas eingebuchteten Seiten. Der Basalrand ist leicht
zweibuchtig mit dazwischenliegender, nach hinten gerichteter kurzer
Spitze. Der Vorderrand ist stets gerade abgestutzt.
Die Propleuren (Fig. 1 Ppl) sind untereinander und mit dem
Pronotum und Prösternum vollständig nahtlos verwachsen. Nach
hinten sind sie gegenüber dem Pronotum stark verkürzt und ein-
gebuchtet.
Das Prosternum bildet als unpaare Platte den ventralen Ab-
schluß des Prothorax; es reicht nicht viel weiter nach rückwärts als
die Propleuren, ist also auch stets kürzer als das Pronotum. Sein
Vorderrand ist gerade, sein Hinterrand aber jederseits eingebuchtet.
Etwas mehr als die ganze hintere Hälfte der Fläche des Prosternums
wird von den Coxalgruben des vorderen Beinpaares eingenommen.
Diese liegen bei sämtlichen Gattungen mit Ausnahme von Diapus
7. Heft
24 Heinrich Strohmeyer:
so nahe beieinander, daß sie nur noch distal durch einen sp.tzen
Fortsatz des Prosternums getrennt erscheinen. Nach hinten aber
in einander übergehen. Infolgedessen stoßen die Vordercoxen bei
diesen Gattungen stets direkt zusammen. Bei der Gattung Diapus
aber stehen die Coxalgruben so weit auseinander, daß ein Streifen
der Vorderbrust zwischen ihnen hindurchzieht, welcher an Breite
dem einer Coxe etwas gleichkommt. Der Hinterrand des Prosternums |
ist median in einen breiten, dreieck'gen Vorsprung ausgezogen, welcher
sich auf eine entsprechende Vertiefung des Mesosternums auflegt.
1z:
Fig. 18. Fig. 19. ;
Orossotarsus Chapuisii Duvivier 2 Crossotarsus Chapuisii Duvivier 9. |
Mesonotum. Mesothorax von hinten.
P Proterophragma ; H Horizontal- Fu Lager für den Gelenkfortsatz der
wand; W vertikale Scheidewand; Elytren; L Fortsätze, welche das Meso-
F Plragma; Ms Mesoscutellum. uotum tragen (Apodemen);, A Apo-
physen; Co Coxa; Tr Trochanter; )
F' Femur; Epl Epipleuren,
Der Mesothorax besteht aus dem Mesonotum, den Mesopleuren
und dem Mesosternum (Fig. 1). Am unverletzten Käfer ist von oben
gesehen der Mesothorax nur als schwacher Streifen zwischen der
Klytren-Basis und dem Hinterrand des Pronotums zu erkennen, da i
er größtenteils von dem weit übergreifenden Pronotum bedeckt wird |
(Fig. 1). In der Seitenansicht aber sind die ganzen Mesopleuren |
sichtbar, die sich ebenfalls bis unter das Pronotum erstrecken und |
mit ihren konvexen distalen Rand in die Einbuchtung der Propleuren |
genau hineinpassen (Fig. 1). |
Die Morphologie des Chitinskeletts «der Platypodiden. 35
Das Mesonotum ist mit den übrigen untereinander fest ver-
wachsenen Teilen des Mesothorax nur lose verbunden und daher
etwas beweglich. $
Es zerfällt in zwei fest verbundene Teile, das breitere Meso-
seutum und das rückwärts sich anschließende Mesoscutellum.
Letzteres hat die Gestalt eines Dreiecks mit nach hinten gerichteter
Spitze (Fig. 18 Ms) und legt diese in die mediane Rinne des Meta-
notums.
Die Mesopleuren sind so miteinander verwachsen, daß ein
Episternum und Epimerum nicht mehr scharf unterscheidbar ist,
nur eine Naht deutet noch die Verschmelzungslinie an, die das mehr
nach vorn gelegene Episternum von dem dahintergelegenen Epi-
merum trennt (Fig. 19). Der dorsale Rand des Mesosternums bildet
eine tiefe Furche, in welcher das Gelenk der Elytren ruht (Fig. 19 Fu).
Auch die Mesopleuren sind seitlich zur Aufnahme der Schenkel des
mittleren Beinpaares etwas eingedrückt.
Das Mesosternum ist von den Mesopleuren nicht durch Nähte
oder Leisten getrennt; es trägt die beiden stets getrennten Coxal-
gruben des mittleren Beinpaares. Der Hinterrand dieser Gruben ist
fest verwachsen mit dem Metasternum, das auch einen schmalen
Zahnfortsatz zwischen beide Gruben einschiebt. Der mittlere vordere
Teil des Mesosternums ist in Form eines Dreiecks, dessen Spitze
zwischen den Coxen liegt, eingedrückt und nimmt in diese flache
Vertiefung den rückwärts vorspringenden Teil des Prosternums auf.
Der Metathorax (Hinterbrust) ist verhältnismäßig langgestreckt
und viel deutlicher als Pro- und Mesothorax in einzelne Abschnitte
getrennt. Besonders stark isoliert erscheint das Metanotum, indem
es von den Pleueren durch eine breite Haut geschieden ist, in welche
die Hinterflügel mit ihrem Gelenk eingelagert sind. Das Metanotum
bildet eine große, fast quadratische, gewölbte, dünne Chitinplatte.
Außerlich läßt es, abgesehen von einer breiten Mittelfurche, keine
besonderen Abschnitte unterscheiden, die wir bei anderen Coleopteren
als Praeseutum und Metascutem bezeichnen. Mit den beiden
Vorderecken nimmt das Metanotum teil an der Bildung des Flügel-
gelenks. Lateral an das Metanotum schließt sich die bereits erwähnte
breite Verbindungshaut an, die ihren ventralen Abschluß an dem
Episternum findet, welches sich infolge seiner leistenförmigen Um-
randung als scharf markierte, langgestreckte und fast rechteckige
Platte abhebt (Fig. 1 u. 19 Epst). Die schwach chitinisierten Stücke,
welche an den dorsalen Rand dieser Platte innerhalb der Verbindungs-
haut anstoßen, bilden das Epimerum (Fig. 19 Epm), welches mit
dem Episternum fest verwachsen ist. Es besteht aus zwei deutlich
getrennten hintereinander liegenden, dünnen Platten, von denen die
vordere einen Fortsatz schräg nach vorn und oben sendet, den
Hopkins Caracoid process nennt. Ich möchte ihn daher mit
dem Namen Processus caracoideus bezeichnen (Fig. 20 Pe).
Distal vor dem letzteren läuft parallel ein ganz ähnlich gebauter .
Fortsatz, der aber weder am Episternum noch am Epimerum seinen
7. Heft
26 Heinrich Strohmeyer:
Ursprung hat, sondern wie ich durch Präparation feststellen konnte,
auf einer besonderen ovalen Chitinscheibe, die mit ihrem oberen
Teil in der Gelenkhaut, mit dem unteren aber hinter dem vordersten
Ende des Episternums liegt (Fig. 20 Del). Diesen Fortsatz möchte
ich mit Hopkins als Clavieula (Fig. 20 Cl) bezeichnen und die
Scheibe dementsprechend als Discus elaviculae. Bei der Scolytiden-
Gattung Dendroctonus fand Hopkins den vorderen Teil des Epi-
sternums (Praeepisternum) scheinbar an der Bildung dieses Fort-
satzes beteiligt. Bei Platypodiden konnte ich eine solche Mitwirkung
nicht feststellen. Beide genannte Fortsätze dienen zur Bildung des
Gelenks der Hinterflügel. Eine weitere isolierte Scheibe liegt in der
Verbindungshaut etwa in der Mitte über dem Episternum, sie dient
als Muskelansatz.
Fig. 20.
Crossotarsus Chapuisii Duv. &.
T Tergit 1 bis 7; $ Stemit 3 bis 7; Eir Elytre; Mn Mesonotum; Epm Epi-
merum; Pe Processus caracoideus; Cl Clavieula; Del Discus clavieulae; D
Chitinscheibe; Epst Episternum; St Metasternum: Cp Coxa posterior; Tr
Trochanter; Fe Femur.
Das Episternum wird von einer etwa rechteckig geformten
Platte gebildet, die am hinteren Ende ventral eingedrückt ist, da sie
sich mit dieser Vertiefung an der Bi ldung der Gruben für die langen
Hintercoxen beteiligt, welche mit ihrem lateralen Ende über das
Metasternum hinansreichen, Letzteres ist bedeutend länger als das
Metanotum und überragt dieses nach hinten. Vorne ist es mit dem
Mesosternum fest verwachsen und bildet mit ihm gemeinsam die
Coxalgruben, zwischen welche es einen kurzen Fortsatz einschiebt.
Am hinteren Ende liefert es nur den Vorderrand der Coxalgruben des
Die Morphologie des Chitinskeletts der Platypodiden. Yan
hinteren Beinpaares, der übrige Teil dieser Gruben wird durch die
umgebildeten beiden ersten Abdominalsternite hergestellt.
Das hintere Ende des Episternum und die anstoßende Hinterecke
des Metasternum sind neben den Hüften etwas eingedrückt zur Auf-
nahme des distalen Endes des Hinterschenkel. Der proximale Rand
dieses Eindrucks ist bei den Männchen mancher Arten gezähnt
(Orossotarsus Chapuisii Fig. 3a) oder mit einer starken zahnartigen
Erhöhung (Cr. Wallacii Fig. 4a) versehen. Beide Einrichtungen
haben den Zweck, dem Femur ein festes Widerlager zu geben, wenn
er im Verein mit der Tibia beim Zurückräumen des Bohrmehls an den
Wandungen der Miniergänge schabt.
ec) Das Endoskelett des Thorax.
Die endoskelettalen Bildungen des ersten Brustabschnittes,
des Prothorax, beschränken sich auf zwei kurze Zapfen (Proapo-
physen), welche hinter den Öffnungen der beiden Coxalgruben des
ersten Beinpaares entspringen und senkrecht schwach hervorragen,
ohne sich oben blattartig zu verbreitern.
Be
AN
N
4 SE
ig fi
Fig. 21. Fig. 21a.
Crossotarsus Chapuisii Duv. 2. Tritophragma von Crossotarsus
Metanotum von der Innenseite. Chapuisü Duv.
D Deuterophragma; ZL UChitinlamelle.
Mehr endoskelettale Teile zeigt der Mesothorax (Fig. 19). Be-
trachten wir zunächst das Mesonotum von der Innenseite, so finden
wir am Vorderrande ein Proterophragma, das aus einer queren, niedrigen
Wand besteht, deren unterer Teil ziemlich gerade verläuft (Fig. 18 P).
Senkrecht zu dieser Wand durchzieht den Hohlraum des stark gewölbten
Mesoseutums eine dünne durchsichtige Scheidewand (Fig. 18 W),
welche ihrerseits wieder im vorderen Teile durch eine schmale Hori-
zontalwand (Fig. 13 H) durchschnitten wird. Lateral zwischen
Mesoscutellum und Mesoscutum entspringt jederseits ventral ein
7. Hett
938 Heinrich Strohmeyer:
Phragma, das armförmig schräg auswärts und vorwärts ins Innere
gerichtet ist (Fig. 18 F).
An den medialen Rändern der zusammen verwachsenen Meso-
pleuren ragen unregelmäßig geformte blattförmige Chitinlamellen ins
Innere, die den Zweck haben das Mesonotum zu tragen. Mit Rück-
sicht auf ihren Ursprung würden dieselben zu den Mesapodemen zu
rechnen sein (Fig. 19 L).
Am Mesosternum erhebt sich vom medialen Rande der kreis-
förmigen Öffnung der Coxalgruben, jederseits eine blattartig ver-
breiterte Apophyse, die fast vertikal nach oben gerichtet ist (Fig. 19a).
Am Vorderrande des Mesonotums liegt ein dreilappiges Deutero-
phragma, das schräg nach vorne und abwärts geneigt ist (Fig. 21 D).
Fig. 22,
Crossotarsus Chapuisii Duv. 2.
Metapophyse; dahinter zwei Chitinscheiben.
Unterhalb desselben wölben sich die gerundeten Vorderecken des
Praeseutums ins Innere hinab und nehmen ’so auch an der Bildung
des Endoskeletts teil. Außerdem zieht sich vom vorderen medialen
Teile eine eigentümlich gebogene Chitinlamelle schräg nach hinten
und auswärts, welche zur Verstärkung des im übrigen dünnen Mesa-
notums beiträgt (Fig. 21 L). An dem ziemlich geraden Hinterrand
des Mesanotums setzt sich ein Tritophragma an, dessen Gestalt zwar
im allgemeinen bei allen Platypodiden übereinstimmt, in Einzelheiten
aber dennoch so varıirt, daß es systematisch verwertet werden kann
(Fig. 2la u. III. Taf. 2 Fig. 9, 10, 11 u. 14). Es’ besteht aus einer
Leiste, die in der Mitte zu einer nach hinten gerichteten Lamelle ver-
breitert ist und beiderseits einen schmäleren oder breiteren Arm trägt.
Es sitzt derart am Metanotum, daß es mit diesem einen nach unten
offenen stumpfen Winkel bildet und mit seinen Armen schräg nach
hinten in die Körperhöhle ragt.
Die Metapleuren tragen keine Apodemen. Am Metasternum
steht medial am Hinterrande hinter den Coxen verborgen ein sehr
kurzer zweilappiger Fortsatz, auf welchem sich dorsal und vertikal
Die Morphologie des Chitinskeletts der Platypodiden, 29
eine große V-förmige Metapophyse erhebt (Fig. 22). Die beiden Aste
derselben haben dreieckigen Qucrschnitt und verbreitern sich an den
Enden. Diese sind etwas ausgehöhlt und wenden ihre konkave Stelle
nach den Seiten hin. An der Basis der beiden Äste finden sich zwei
scharf umgrenzte ovale durchsichtige Stellen. Dicht vor der Metapo-
physe erheben sich rechts und links von der Mediane zwei quer zur
Längsachse stehende Chitinscheiben von nierenförmiger Gestalt.
Diese beiden Scheiben sind mit ihrer konkaven Seite nach vorn gerichtet
(Fig. 22).
f) Die Anhänge des Thorax.
1. Die Beine (Pedes).
Die Beine bestehen:
aus der Hüfte (Coxa),
dem Schenkelring (Trochanter),
dem. Oberschenkel (Femur),
der Schiene (Tibia) und
dem Fuße (Tarsus).
Diese Abschnitte sind an allen drei Beinpaaren bei sämtlichen
Platypodiden in ganz ähnlicher Form ausgebildet.
Das erste Beinpaar (Fig. 23) ist stets am kräftigsten entwickelt
und so gestellt, daß der nach oben gerichtete Femur mit Tıbia und
Tarsus einen spitzen Winkel bildet, dessen freier Schenkel nach vorne
gerichtet ist. Die Vorderhüften sind groß, nierenförmig und am Pro-
sternum in der Weise in die Hüftgruben eingefügt, daß sie mit einem
offenen Fortsatze durch ein
rundliches Loch am Grunde F
des Acetabulums in das Körper-
innere hineinragen. Die Vorder-
eoxen liegen mit ihrer Längs-
achse nicht ganz parallel der
Längsachse des Käferkörpers,
sondern divergieren etwas mit
ihrem distalen Ende. Diekon- 7:
kave Fläche der nierenförmigen
Vordercoxen ist lateral nach
außen gerichtet und trägt eine
tiefe Grube, in welche der
Trochanter eingefügt ist. Die-
ser hat in seiner natürlichen
Stellung, am unverletzten Tier
betrachtet, die Form eines
kleinen, schmalen Keiles, der
sich zwischen Coxa und Femur
einfügt. Herauspräpariert stellt
er ein längliches durchbohrtes
Chi finstück dar, daß am proxi-
malen Ende in eine lange
Fig. 2
Crossotarsus m Duv. &.
Pes anterior sinister.
F Femur; Ti Tibia; Ta 1. bis 5
Tarsalglied.
7. Nett
1
30 Heinrich Strohmeyer:
Spitze ausläuft (Fig. 26), welche durch ein rundliches Loch am
Grunde der Gelenkgrube der Coxa bis in die gegenüberliegende
Wand hineinreicht. Es durchzieht also den Hohlraum der Coxa in
seiner ganzen Tiefe. Das distale Ende ist schräg abgestutzt, ausgehöhlt
und lest sich seiner ganzen Länge nach dieht an den Femur an, der
mit einem kurzen Zapfen am Trochanter befestigt ist.
Der Femur (Fig. 23 F) ist an den Vorderbeinen am massigsten
entwickelt. Er ist an der Basis breit und verjüngt sich nach dem
distalen Ende hin allmählich. In Folge lateraler Abplattung kann
er derart in die Aushöhlung des Prothorax eingezogen werden, daß
er das Querprofil des Körpers nicht verbreitert. Die ventrale Schmal-
seite ist zur Aufnahme der eingeschlagenen Tibia etwas rinnenförmig
vertieft und die proximale Kante dieser Rinne bei manchen Arten
mehr, bei andern weniger vorgewölbt. Die Außenflächen des Femur
sind stets glatt.
Die Tibia, welche distal in eine Gelenkgrube des Femur eingefügt
ist, hat von der Seite gesehen, ungefähr die Form einer schmaleren
(Spathidicerus, Diapus) oder breiteren (Crossotarsus) Ellipse. Ihr
distales Ende ist in einen starken, nach außen gezogenen Enddorn
ausgezogen, welcher in die Wandungen der Miniergänge eingedrückt
werden kann. Wie der Femur ist auch die Tibia lateral abgeplattet
(Fig. 23 Ti), aber an ihrer lateralen Außenfläche stets rauh skulpiert.
Die Skulptur besteht bei den meisten Arten in quergestellten
höckerigen Chitinleisten oder mehr oder weniger dichten Höckerreihen.
Bei den Gattungen mit wenig verbreiterten Schienen (Spathidicerus
und Diapus) ist "auch die Skulptur am schwäch:ten und auf wenige
Höckerchen beschränkt. Diese Leisten und Höcker sind ebenso
wie der Enddorn als chitinöse Fortbewegungsapparate aufzufassen,
welche, wie im biologischen Teile bemerkt, dem Tiere die Fort-
bewegung in den engen Miniergängen erleichtern und eine größere
Kraftentfaltung beim Nagen und Zurückdrängen des Bohrmehles
gestatten.
Der Tarsus (Fig. 23 Ta) ist etwas vor dem distalen Ende der
Tıbia eingelenkt und gewöhnlich doppelt, bei der Gattung Diapus
fast dreimal, so lang als letztere. Er besteht aus fünf dünnen Gliedern.
Das erste ist am längsten, stabförmig und an den Seiten mit je einer
mehr oder weniger dichten Borstenreihe bedeckt. Die beiden folgenden
Glieder sind einander sehr ähnlich, bedeutend kürzer als das erste
und nach dem proximalen Ende hin merklich verdünnt. Das vierte
Glied ist das kürzeste, weshalb man die Platypodiden wie sie Scoly-
tiden als eryptopentamere Käfer bezeichnet. Das fünfte Glied
ist wieder langgestreckt, distal verbreitert und am Ende mit zwei
Krallen versehen. Die Beborstung der vier letzten Tarsenglieder ist
viel schwächer als die des ersten und gewöhnlich auf das distale Ende
beschränkt.
Das zweite Beinpaar ist ähnlich dem ersten, aber etwas schwächer
und so gestellt, daß Tibia und Tarsus nicht wie beim ersten schräg
nach vorn, sondern schräg nach rückwärts gerichtet sind (Fig. 24).
Die Morphologie des Chitinskeletts der Platypodiden. By
Die Mitteleoxen sind nicht nierenförmig, sondern rundlich oder eiförmig,
und lateral, etwas nach hinten, mit einer länglichen Gelenkgrube
versehen, in welcher ähnlich wie bei den Vordercoxen der Trochanter
eingefügt ist. Der abgeplattete Femur (Fig. 24 F2) ist an seiner Basis
weniger verbreitert als der Vorderschenkel und ebenfalls glatt. Seine
A
Fig. 24. Fig. 25.
Crossotarsus Chapuisüi Duv. &. Crossolarsus Chapuisü Duv.&.
Pes medius sinister. F Femur; Ti Tibia; Ta 1. bis
F Femur; T Tibia; Ta 1. bis 5. Tarsalglied.
“ 5. Tarsalglied. >
ventrale Schmalseite ist auch mit einer rinnenförmigen Vertiefung
versehen, in welche die Tibia angelegt werden kann. Letztere hat
die Gestalt eines mehr oder weniger schmalen spitzwinkeligen Drei-
ecks, dessen Spitze sich an den Femur anschließt (Fig. 24 T2). Ihre
Außenfläche ist in ähnlicher Weise, wie bei der Vordertibie, wenn
auch schwächer, mit Leisten
oder Höckern versehen. Der
Tarsus zeigt einen Bau, welcher
dem der Vorderbeine entspricht.
Noch schwächer als das
mittlere Beinpaar ist das hin-
tere ausgebildet. Seine Coxen
(Fig. 28) bestehen aus lang- Fig. 26.
gestreckten hohlen Chitin- Crossotarsus Chapuisüi Duv. d.
stücken von etwa dreieckigem Trochanter pedis posterioris dextri.
Querschnitt, welche mit ihrer D Proximaler Fortsatz; F' Ansatzstelle
Längsachse quer zur Längs- des Femur.
7. Heft
393 Heinrich Strohmeyer:
achse des Käfers gestellt sind. Am medialen Ende sind sie
stets verdickt und verjüngen sich nach der Seite hin, um in
eine Spitze auszulaufen. Nahe dem medialen verdickten Ende
ist der Trochanter (Fig. 26) eingefügt. An diesen setzt sich in der-
bereits geschilderten Weise der zwar breite, aber sehr dünne Hinter-
schenkel (Fig. 25 F3), welcher so gebogen ist, daß er in angelegtem
Zustande der oberen Kante der ‘Hüfte folgend, sich der Rundung
des Körpers fest anzuschließen vermag. An der Ventralseite ist auch
dieser Schenkel rinnenförmig eingebuchtet, scdaß die Tibia fest an
ihn angelegt werden kann. Letztere (Fig. 25 T3) hat stets die Form
Fig. 27.
Abdomen und Hintereoxen von Crossotarsus Wallace Chap. &
von hinten gesehen.
S3 84 8; 85 8; 3. bis 7. Sternit; C Coxa; Tr Trochanter; Fe Femur.
eines Kreissegmentes, das bei Spathidicerus und Diapus schmal ist
und sich bei Platypus und Orossotarsus, insbesondere bei den Männchen,
so verbreitert, daß es fast einen Halbkreis bildet, dessen Durchmesser
dem Schenkel zugekehrt ist. Die Hintertibia ist stets glatt und trägt
nur eine einzige Chitinleiste an ihrer Außenfläche. Ihr Hinterrand
ist mit einer Reihe breiter dolehförmiger Chitinborsten besetzt. Der
Tarsus ist meist kürzer als der an Mittel- und Vorderbeinen, sein
erstes Glied aber mit einer diehten Borstenreihe versehen. Bei gewissen
Platypodiden-Männchen, besonders den Cr. genuwini, bei welchen,
wie im biologischen Teil geschildert, nicht die Elytren oder ein Ab-
Die Morphologie des Chitinskeletts der Platypodiden. 33
dominalsegment zur Verschiebung der Behrmcehlballen eingerichtet
sind, übernehmen die Hintereoxen diese Funktion und haben deshalb
eine ganz außerordentliche Vergrößerung erfahren. Infolge der
ventralen Abplattung und des Hinaufrückens des Abdomens nach der
dorsalen Seite des Metathorax muß sich natürlich die nach hinten
gerichtete Fläche der Hintercoxen ganz bedeutend vergrößern. So
entsteht eine breite, nach hinten gerichtete Vertikalfläche (Fig. 27),
die schon an und für sich geeignet wäre, die Bohrmehlverschiebung
zu begünstigen. Dieser Apparat wird aber noch durch die Hinterbeine
vervollkommnet, welche in besonderer Weise eingezogen werden
können. Es werden nämlich die Hinterschenkel so dicht an das hintere
Ende des Metasternums und Episternums angelegt, daß sie einen weit
vorstehenden Rand um die Hüftfläche bilden, welcher durch Ein-
S
77
Y: (2)
Fig. 28.
Abdomen und Hintercoxen von Crossotarsus Wallacei Chap.
© von hinten gesehen.
8; 8, 8; 8, 8, 3. bis 7. Sternit; C Coxa, Tr Trochanter; Fe Femur.
ziehen der breiten Hintertibien noch bedeutend vergrößert wird
(Fig. 2a). Das Aneinanderpassen von Metasternum, Schenkeln und
Tibien sit so lückenlos und vollkommen, daß man bei Betrachtung
eines in dieser Stellung sich befindenden Tieres im ersten Augen-
blicke glaubt, der durch Schenkel und Tibia gebildete Rand sei fest
mit der Coxafläche verwachsen. Es ist klar, daß bei Einnahme dieser
Stellung die Hinterbeine ihre Funktion als Fortbewegungsorgane
vollkommen einstellen und mithin auch ihre Tarsen außer Tätigkeit
gesetzt sind. Diese werden daher quer eingeschlagen und kreuzen sie
am untersten Rand des Metathorax. Die Beborstung des ersten
Tarsalgliedes ist hierbei schräg abwärts gerichtet und wirkt wie eine
Bürste auf dem Boden des Miniergantes. Während die Hinterbeine
Archiv flir Naturgeschichte
1918. A. 7 3 7. Heft
34 Heinrich Strohmeyer
beim Bohrmehltransport in dieser Stellung regungslos verharren,
dienen das vordere und das mittlere Beinpaar allein zur Fortbewegung.
Die Funktion der Hinterbeine besteht mithin hauptsächlich darin,
das Bohrmehl von den Wandungen der Miniergänge abzuschaben.
An der Dorsalseite wird diese Funktion bei den Crossotarsi genwini
durch den Hinterrand der Flügeldecken ausgeübt.
Bei den Weibchen der Gruppe der Cr. genwini sind die Hinter-
coxen nicht vergrößert, sondern wie auch das Abdomen, vollkommen
normal ausgebildet (Fig. 28).
2. Die Flügeldecken (Elytren).
Die Elytren sind am Mesonotum gelenkig befestigt. Sie bedecken
den hintersten Abschnitt des Mesonotums, das Metanotum und die
dorsalen Teile des Abdomens. Von letzteren lassen sie indessen viel-
fach einen Teil des siebenten Tergits frei. Bei einer Reihe von Formen
sind sie in ihrer natürlichen Ruhelage nur wenig gewölbt, bei anderen
so stark, daß sie zusammen etwa die Hälfte eines Hohlzylinders dar-
stellen. Am distalen Ende sind sie entweder gerade abgestutzt und
dann bei Männchen oftmals in kleine Zähne ausgezogen, oder sie wölben
sich gemeinsam mehr oder weniger stark über das Abdomen hinab.
Stets zeigen sie einen stark ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus,
der sich auf ihre ganze Oberflächenskulptur erstrecken oder auf den
Hinterabsturz beschränken kann. Die Skulptur ist auf der dorsalen
Fläche, der sogenannten Scheibe, stets streifenförmig und besteht
entweder in Punktreihen, in punktierten Furchen verschiedener
Tiefe oder auch in glatten Furchen. Die Mannigfaltigkeit dieser
Skulptur wird noch dadurch erhöht, daß die Zwischenräume zwischen
diesen Streifen nicht immer flach bleiben, sondern sich kielförmig
erheben und Rippen bilden, die ebenso wie die flachen Zwischen-
räume in der verschiedendsten Weise skulpiert sein können. Die
Skulptur ist bei den Weibchen stets weniger stark ausgeprägt als
bei den Männchen.
Da der Endabsturz, wie im biologischen Teile erwähnt, zu den-
jenigen Abschnitten des Chitinskeletts gehört, welche in erster Linie
die Funktion der Bohrmehlverschiebung innerhalb der Miniergänge
übernehmen können, so finden wir ihn- bei den Männchen vieler Arten
im Vergleich zu dem der zugehörigen Weibchen stark differenziert.
Im einfachsten Falle ist der gewölbte Absturz stets etwas steiler und
an der Knickungsstelle, von hinten gesehen, mit einem Halbkreise
von Zähnchen umgeben, die beim Weibchen fehlen oder nur schwach
ausgeprägt sind (Platypus Schaufussi m. III. Taf.5 Fig. 11 u. 12).
Diese Zähnchen stehen also so, daß sie im Miniergange die Wandung
berühren. In anderen Fällen sind die Elytren am Absturze in mehr
oder weniger lange Spitzen ausgezogen, die gewöhnlich einen drei-
eckigen Querschnitt haben (Pl. trispinati Chap. III. Taf. 4 Fig. 10)
oder es sind nur die lateralen Absturzteile stark verlängert (Pl. bilo-
batus m. III, Taf. 4 Fig. 12). Bei vielen Arten der Gattung Tessero-
Die Morphologie des Chitinskeletts der Platypodiden. 35
cerus finden wir eine starke Randbezahnung und lange seitliche Fort-
sätze der Elytren kombiniert, auch die Gattungen Periommatus und
Spathidicerus zeigen eine ähnliche Bildung. Am vollkommendsten
dürfte der Zweck dieser Umformung bei denjenigen Arten erreicht
sein, bei welchen die Flügeldecken der Männchen so stark abwärts
gebogen sind, daß ihr Absturz nicht nur eine geschlossene. Kreis-
fläche bildet, sondern auch noch mit einem ringsum vorstehenden
Rande versehen ist, der an den Wandungen der Miniergänge entlang
streift. Ein Beispiel hierfür zeigt Abb. 2a, welche den hinteren Körper-
“abschnitt des Männchens von Platypus cupulatus Chap. im Vergleich
zu dem des Weibchens (Fig. 2b) darstellt.
Hat ein anderer Körperabschnitt ganz oder teilweise die Funktion
des Bohrmehltransportes übernommen, so finden wir den Absturz
der Elytren entsprechend weniger tief abwärts gewölbt oder auch
Fig. 29,
Innere Seite des Flügeldeckenabsturzes von Platypus var. cylindriformis
Reitter & mit Reibplatte R des Stridulations-A pparates.
ganz fehlend, d.h. es endigen die Flügeldecken flach. In solchem
Falle sind sie aber beim Männchen meist scharfkantig oder mehr
oder minder reıch gezahnt (Fig. 3a, 4a u. III. Taf. 7 Fig. 5, 7 u. 10).
Die Flügeldeckenkante nimmt auch hier durch Abschaben der Gang-
wandungen an der Räumungsarbeit im Miniergange teil. Die Weibehen
dieser Arten zeigen stets einen einfach gewölbten Absturz, ohne jede
Bezahnung, wie aus den Abbildungen 3b, 4b u. III. Taf. 7 Fig. 6, 8 u. 9
ersichtlich ist. Bei einer Reihe von Gattungen, besonders denen,
welche ich zur” Unterfamilie der Tesserocerinae zusammengefaßt habe,
zeigen diese erworbenen sekundären Geschlechtscharaktere der
Männchen die Neigung, auch auf den Flügeldeckenabsturz der Weibchen
überzugehen; ohne indessen jemals eine gleich starke Ausbildung
zu erfahren. Ähnliche Erscheinungen sind bekanntlich auch sonst
im Tierreiche zu beobachten, ich erwähne nur den Übergang der
Spornbildung bei manchen Hühnerrassen auf die Hennen. Es dürfte
die Annahme berechtigt sein, daß solches Übergehen lediglich auf Ver-
3* 7. Heft
36 - Heinrich Strohmeyer:
erbung zurückzuführen ist und nicht auf eine Funktionsänderung
ds betr. Abschnittes des weiblichen Körpers Lindeutet. Bei den
Platypodiden ist der Grad des Überganges der männlichen E'gen-
schaften auf die weiblichen Tiere graduell sehr verschieden und es
wäre leicht, eine große Zahl von Abstufungen zusammenzustellen,
beginnend mit leichter Andeutung und endigend mit Bildungen,
welche von denen der Männchen nur bei genauem Vergleich zu unter-
scheiden sind.
Wie ich bereits in meiner 1906 veröffentlichten Arbeit über Pl.
ceylindriformis angab, vernahm ich bei den Männchen dieser Art ein
schrilles wetzendes Geräusch, das durch Reibung des inneren Elytren-
Absturzes am letzten Abdominalsegment hervorgebracht wurde.
Die Reibungsflächen, an welchen das letzte Abdominalsegment hin-
und herbewegt wird, liegen, wie ich neuerdings festgestellt habe, an
den medialen Hinterecken der männlichen Elytren und bestehen
77 8
Fig. 30.
? Abdomialsegment von Platypus var. eylindriformis Reitter &
mit chagrinierten Sternitkanten L.
T, 7. Tergit; S, 7. Sternit; 7, 8. Tergit; S, 8. Sternit.
aus zahlreichen bogenförmigen, kleinen Höckerreihen, welche eine
etwas erhöhte Chitinscheibe dicht bedecken (Fig. 29 R). In der Ruhe-
lage berühren nun diese Reibplatten die feinchagrinierten Seiten-
ränder am dorsalen Ausschnitt des siebenten Sternits (Fig. 30 L),
und verursachen bei Bewegung des letzteren das wetzende Geräusch.
In wieweit sich ähnliche Stridulationsapparate auch bei anderen
Arten finden, konnte ich vorläufig nicht feststellen.
3. Die Hinterflügel. (Alae.)
Die Hinterflügel sind wie gewöhnlich mit ihrem Gelenk in der
breiten Verbindungshaut zwischen Metathorax und Epimerum be-
festigt. Das Flügelgeäder der Platypodiden ist gegenüber dem der
auf tieferer Stufe stehenden Adephagen ganz bedeutend vereinfacht.
Die Morphologie des Chitinskeletts der Platypodiden. 37
Innerhalb der Unterordnung der Rhynchophoren ähnelt es am meisten
demjenigen der Scolytiden, zeigt aber bei einigen Gattungen noch
genauer zu erwähnende Anklänge an das Flügelgeäder der Rhynchi-
tiden und Ourculioniden, die wir bei keiner Scolytidengattung mehr
finden. Das Flügelgelenk liegt bei den Platypodiden meist nur wenig
vor der Mitte, lediglich bei der Gattung Diapus ist es ungefähr an das
Ende des basalen Flügeldrittels vorgerückt. Mit kräftigen Adern ist
z a M,
Cu,
Fig. 31.
= Hinterflügel von Crossotarsus Wallacei Chap. &.
© Vena costalis; R Vena radialis; r, und r, Rami recurrentes; d, und d, Strahl-
adern; M, Vena mediana; Cu, Vena cubitalis.
[Fig. 32. 3
‚Hinterflügel von Crossotarsus Chapuisii Duvivier 9.
Bezeichnungen der Adern wie bei Fig. 31.
nur der basale Flügelteil versehen, während das apicale Stück, wie
bei allen Familien der Rhynchophoren nur durch sogenannte Strahl-
adern versteift wird. Kräftig ausgebildet ist die Randader (Vena
costalis, Fig. 31, 32, 33, 34 C 1), sie reicht aber nicht bis zum Flügel-
gelenk, da die folgende Convexader (Vena radialis, Fig. 31—34 R 1)
sich mit ihr vereinigt und mit ihr gemeinsam eine dicke Keule bildet,
welche am Flügelgelenk endigt. Kurz vor dem Flügelgelenk sendet
die Radialader bei manchen Gattungen (Orossotarsus) einen mehr
7. Heft
38 Heinrich Strohmeyer:
oder weniger deutlichen sogenannten rücklaufenden Ast (Vena
recurrens) gegen die Flügelwurzel hin. Dieser ist das Rudiment eines
Astes des Radius, welcher an primitiveren Käferflügeln (z. B. bei
Buprestiden und Elateriden) von der Vena radialis aus, vor der Mitte
abzweigt und sich vor der Spitze wieder mit ihr vereinigt. Dieser
Ramus verschwindet nun bei höher stel'enden Käfern im proximalen
Teile häufig, sodaß nur ein Rudiment in der Nähe des Gelenks als
C, R, 7 ,
1
Fig. 33.
Hinterflügel von Platypus: var. eylindriformis Reitter &.
Bezeichnung der Adern wie bei Fig. 31.
E27
FROMR:
Fig. 34.
Hinterflügel von Diapus quinquespinatus Chapuis.
Bezeichnung der Adern wie bei Fig. 31.
zurückgebogener Hacken übrigbleibt, der mit dem Radius in Ver-
bindung tritt. Unter den Platypodiden finden wir ihn am kräftigsten
bei Crossotarsus-Arten (Fig. 31 u. 32 rl), bei Platypus (Fig. 33 r 1)
ist nur noch seine Querverbindung mit dem Radius siehtbar und bei
Diapus ist auch diese verschwunden (Fig. 34). Bei Rhynchitiden
und Cureulioniden ist er in Spuren zu schen, unter den Scolytiden
findet man leichte Ansätze fast nur bei den Hyalesininen.
Im Apicalfeld liegt eine Strecke unter dem Vorderrand eine
große Strahlader, die ich mit Kolbe als Fortsatz des Ramus der Vena
radialis (Ramus brachialis Kolbe) ansche. Von der nächsten Ader
Die Morphologie des Chitinskeletts der Platypodiden. 39
der zur Radialader gehörenden Conkavader (Subbrachialis Kolbe)
ist im proximalen Flügelabschnitt, also vor dem Flügelgelenk, bei
den Cr. genuini nur noch ein Rudiment als Ramus recurrans vor-
handen, das aber nicht wie bei den Cueulioniden mit der darunter
liegenden Vena mediana in Verbindung steht, sondern einen voll-
kommen isolierten Ast darstellt (Fig. 31 r 2). Bei Or. Chapwisii ist
dieser Ast nur noch leise angedeutet, bei Platypus und Diapus ganz
verschwunden. In den distalen Flügelabschnitt erstreckt sich vom
Gelenk aus ein langer Streifen dieser Subradialader, der ebenfalls
am deutlichsten bei der Gattung Crossotarsus ausgeprägt ist (Fig. 31
u.32d2). Bei Platypus wird diese Strahlader unscheinbar (Fig. 33 d 2)
und verschwindet bei Diapus (Fig. 34 d2) fast vollkommen.
Die Vena mediana beginnt an der Flügelwurzel mit einer keulen-
artigen Verdiekung, verläuft fast gerade bis zum Gelenk und erleidet
dann eine knieförmige Knickung abwärts.
Die einzige Ader, welche den übrigen proximalen Teil der Flügel-
fläche stützt, ist die Vena cubitalis, ebenfalls eine Convexader. Sie
ist bei allen Arten, mit Ausnahme von Diapus deutlich (Fig. 31, 32,
33, 34 Cul). Der gesamte Hinterrand der Flügel ist bei allen Platy-
podiden mit einer feinen Wimperreihe versehen. Sinnesorgane sind
nur spärlich verteilt, hauptsächlich in der Gegend der Flügelwurzel.
Die Hinterflügel werden beim Einziehen zweimal in der Quere
umgeschlagen, einmal am Gelenk und das zweite Mal eine Strecke
vor der Spitze. Diesem Umschlag geht-aber eine Längsfaltung voraus,
wodurch der Flügel eine Verschmälerung erfährt.
g) Der Hinterleib (Abdomen).
Das Abdomen der Platypodiden besteht aus sieben von außen
sichtbaren Segmenten, ein achtes ist in das siebente zurückgezogen
(Fig. 30 T8 S8). Von dem neunten Segment, das bei einigen wenigen
Scolytidengattungen noch in Rudimenten vorhanden, ist bei den
Platypodiden keine Spur mehr zu finden. Jedes Segment besteht
normaler Weise aus vier Platten, dem Tergit, den beiden Pleuriten
und dem Sternit. Die Epi- und Hypopleurite sind jederseits mit-
einander zu einer einheitlichen aber unscharf umschriebenen Platte
verwachsen, welche das Stigma einschließt. An Stigmen sind sieben
Paare vorhanden. Die Tergite sind mit Ausnahme des siebenten nicht
so scharf begrenzt wie die Sternite, sondern verdünnen sich lateral
und gehen ganz allmählich in die Haut über, welche die Segmentplatten
untereinander verbindet.
Der erste Abdominaltergit schließt sich unmittelbar an den Meta-
thorax an und bedeckt das Tritophragma. Es ist wie die folgenden
vier medial gespalten, wodurch eine größere Dehnbarkeit des dorsalen
Teiles des Abdomen erreicht wird. Am siebenten Segment ist der
Tergit mit den Pleuriten fest verschmolzen, sodaß das siebente Segment
in die seitlichen Ecken dieser festen Dorsalplatte zu liegen kommt
(III. Taf. 3 Fig. 9 u. 10 und III. Taf. 2 Fig. 19).
. 7. Heft
40 Heinrich Strohmeyer:
Die Sternite sind viel kräftiger chitinisiert als die Terg.te und
medial niemals gespalten. Da das Metasternum distal viel weiter
reicht, als das Metatergum, sind die ersten beiden Abdominalsternite
unterdrückt und wohl bei der B:ldung des distalen Teiles der Coxal-
eruben des hinteren Beinpaares verwendet. Der erste äußerlich sicht-
bare Sternit ist demnach bei den Platypodiden stets in Wirklichkeit
der dritte; er ist meist stark verkürzt und mit dem folgenden, vierten,
fest verwachsen. Bei sämtlichen weiblichen Platypodiden (Fig. 2, 3
u. 4) und sehr vielen männlichen sind die Sternite normal gebaut.
Bei denjenigen männlichen Platypodiden aber, bei welchen das Ab-
domen oder die Hintercoxen für den Bohrmehltransport umgewandelt
sind, erleiden sie stärkere Differenzierung. Am meisten wird hiervon
der zweite Sternit betroffen, der sich, wie bereits im biologischen Teil
erwähnt, stark verbreitert und infolge der Abplattung der nach oben
gerückten folgenden Segmente steil nach dem fünften Sternite ansteigt
(Fig. 3a). Meist ist die nach hinten gekehrte Vertikalfläche noch mit
einem vorstehenden Rande versehen, der ventral einen verschieden
geformten diagnostisch verwertbaren Ausschnitt zeigt. Anstelle
des Randes können auch abgeplattete Dornen auftreten. Der fünfte
und sechste Sternit sind gewöhnlich wieder normal, der siebente aber
stets groß und oft mit einem längeren oder mehreren kurzen Zapfen
oder Buckeln (Fig. 27) besetzt. Manchmal ist dieser Sternit auch
ausgehöhlt und die konkave Fläche schräg nach unten und hinten
gerichtet (Diapus).
Bei dem im siebenten verborgenen achten Segment wird der Tergit
von einer mehr oder weniger stark chitinisierten halbkreisförmigen
Platte gebildet, die beim Männchen und Weibchen in ihrem Bau
ziemlich übereinstimmt. Wesentlich anders verhält sich der ventrale
Teil dieses Segments. Während nämlich der achte Sternit beim
weiblichen Geschlecht seine normale Form im-Großen und Ganzen
beibehält, erfährt er beim männlichen Geschlecht eine bemerkens-
werte Differenzierung. Diese Umgestaltungen treffen den Basalrand
und haben, weil sie unabhäng’g von äußeren Einflüssen sind, eine
besondere Bedeutung in phylogenetischer Hinsicht. .
Der Basalrand des männlichen achten Sternits ist nach meinen
Untersuchungen entweder
I. mit Chitinleisten oder Zapfen versehen (Unterfamilie Platy-
podinae.
II. oder frei von Chitinleisten oder Zapfen (Unterfamilie Tessero-
cerinae).
Die basalen Chitinbildungen bei Abteilung I können sein:
a) Leistenförmige Randverdickungen (Platypus, Oylindropalpus).
b) Unpaare mediale Zapfen (Stenoplatypus).
c) Paarige laterale Zapfen (Crossotarsus).
Das achte Abdominalsegment steht in engster Beziehung zu
dem Geschlochtsapparat, der darin gemeinsam mit dem Enddarm
mündet,
Die Morphologie des Chitinskeletts der Platypodiden. 41
F. Zusammenfassung der wichtigsten Untersuchungsergebnisse.
Ein ‚Hauptergebnis vorliegender Arbeit dürfte die Erklärung
der bisher unbekannten biologischen Funktion gewisser sekunärer
Geschlechtscharaktere und sonstiger skelettaler Bildungen am Platy-
podidenkörper sein. Im einzelnen lassen sich diese Ergebnisse kurz
zusammenfassen wie folgt:
Y
Il.
III.
IV.
Bei den männlichen Platypodiden konzentrieren sich die
sekundären Geschlechtschäraktere hauptsächlich auf Ab-
schnitte des hinteren Körperendes, bei den Weibchen
dagegen auf Teile des Kopfes.
Die auffallenden sekundären Geschlechtscharaktere am
hinteren Körperabschnitte der männlichen Platypodiden
sind auf deren Arbeitsleistung bei Anlage der Brutgänge
im inneren von Holzpflanzen zurückzuführen.
Während das Weibchen die Minierarbeit ausführt,
übernimmt das Männchen das Herausschaffen des Bohr-
mehles, und zwar rückwärtsgehend durch Zurückdrängen
desselben mit dem Körperende.
Zu Apparaten für die Bohrmehlbeförderung können drei
verschiedene Körperteile der Männchen einzeln oder in
verschiedenen Kombinationen umgebildet sein:
1. der Elytren-Absturz,
2. ein Abdominal-Sternit,
3. die Hintercoxen.
Zu Hilfsapparaten der zu unter II. genannten Vor-
richtungen sind Teile der Hinterbeine umgebildet, und
zwar der Schenkel, die Schiene und das verlängerte erste
Tarsenglied. Diese Teile werden mit Rücksicht auf ihre
neue Funktion vorübergehend als Bewegungsorgane aus-
geschaltet.
Die Schiene wird in einen Falz des Schenkels eingezogen
und mit diesem so dicht an den Körper angelegt, daß beide
zusammen einen nach hinten überstehenden schaufelartigen
Rand bilden. Als Widerlager für den aufwärts an den
Körper angelegten Schenkel dient eine feine Zahnleiste
oder ein großer Zahnfortsatz am Episternum des Meta-
thorax. Der Tarsus wird quer zur Längsachse des Körpers
eingezogen, sodaß sein abwärts gerichteter Borstenrand
als Bürste auf die Wandung des Minierganges wirkt.
Die Vorder- und Mittelbeine sind zur Verbesserung ihrer
Funktion als Fortbewegungsorgane in besonderer Weise
umgestaltet. Die Schienen beider Beinpaare sind stark
verbreitert und an ihrer Außenfläche mit stärkeren oder
schwächeren Chitinleisten oder Chitinköckern und einem
nach außen gekrünmten Enddorn versehen. Diese
Ch'tinbildungen stellen Fortbewegungsapparate dar,
7. Heft
42
vI:
VAT.
VIII.
Heinrich Strohmeyer.
welche dem Käfer die Bewegung in den Miniergängen
erleichtern und beim Nagen und Transport der Bohrspäne
eine größere Kraftentwicklung gestatten. f
Die Labialpalpen sind bei allen Platypodiden mit Aus-
nahme von Gruppen der Gattungen Ürossotarsus meist
dreigliedrig. Die Entstehungsart zwei- und eingliedriger
Labialpalpen durch fortschreitende Verwachsung läßt
sich bei Crossotarsus-Arten deutlich verfolgen.
Eine durch Verwachsung der Glossae und Paraglossae
entstandene Ligula fehlt den Platypodiden stets.
Ein Hypopharynx ist vorhanden, seine sehr verschieden
geformte chitinisierte Stütze ist mit dem Submentum
verwachsen.
Am proximalen Teile des Maxillarstipes weiblicher Crosso-
tarsi genwini findet sich als Fortsetzung des Innenrandes
des Lobus internus eine Membran, welche durch zwei
vermittels eines primitiven Gelenks verbundene Chitin-
stäbe gestützt wird. Die Bedeutung dieses accessorischen
bisher wohl nirgend beobachteten Apparates ist noch
unbekannt.
Beiträge zur Kenntnis des Formenkreises
Alcedo atthis.
Von
Dr. A. Laubmann, München.
Inhaltsübersicht.
I. Einleitung.
II. Historischer Überblick.
III. Zoogeographische Fragen. a) Verbreitung, b) Individuelle
Variation, c) geographische Variation, d) Bemerkungen zur
Phylogenie.
IV. Nomenklatorische Betrachtungen. a) Allgemeines, b) Spezielles.
V. Systematischer Teil.
I. Einleitung.
Vier von dem Präparator an der Zoologischen Staatssammlung
in München, P. Rockinger, in der Umgebung von Angora in Ana-
tolien gesammelte Eisvögel gaben mir die erwünschte Gelegenheit,
die Formzugehörigkeit kleinasiatischer Stücke festzustellen. Bei
diesen Untersuchungen ergab sich nunmehr die Notwendigkeit, Exem-
plare aus dem ganzen Verbreitungsgebiet der beiden Formen ‚Alcedo
ispida pallıda Brehm“ unc ‚‚Alcedo ispida pallasıi Rchb.‘“ so wie dasselbe
von Hartert in seinem grundlegenden Werk!) umschrieben worden
ıst, in den Bereich meiner Relationen einzubeziehen und letzten Endes
führten diese Untersuchungen zu einer Revision der ganzen unter
dem Sammelnamen Aleedo atthis zusammengefaßten Gruppe.
Als Material zu den im folgenden dargelegten Untersuchungen
dienten mir die im Münchener Museum und in meiner Privatsammlung
aufgestapelten Schätze, zusammen 157 Exemplare, und außerdem
konnte ich noch Aufzeichnungen mit heranziehen, die ich vor einigen
Jahren an dem umfangreichen Material der Erlanger’schen Sammlung
zu machen Gelegenheit hatte.
Es sei mir an dieser Stelle gestattet, dem Leiter der ornithologischen
Abteilung des Münchener Museums, meinem Lehrer und Freund,
C. E. Hellmayr, für die Überlassung des Museumsmateriales meinen
herzlichsten Dank zum Ausdruck bringen zu dürfen. Auch Herrn
Präparator Hilgert sei hier nochmals für die seinerzeitige Übersendung
des Erlanger’schen Materiales bestens gedankt. Schließlich fühle
ich mich noch zu ganz besonderem Dank Freund E. Stresemann
gegenüber verpflichtet, der mir bei dem Zustandekommen der vor-
!) Hartert, Vögel pal. Fauna II, I, 1912, p. 880—883.
7. Heft
44 Dr. A. Laubmann:
liegenden Arbeit zu wiederholten Malen mit Rat und Tat zur Seite
gestanden hat.
Um die Übersichtlichkeit des im nachfolgenden behandelten Stoffes
zu erhöhen, habe ich meine Arbeit in vier Teile zerlegt. Ich gebe
zunächst einen kurzen historischen Überblick über die va
artige Beurteilung, die unsere in Frage stehende Gruppe im Laufe
der Teit bei den einzelnen Autoren gefunden hat und füge daran in
dem zweiten Teil die zoogeographischen Befunde, wie sie sich mir
bei der Bearbeitung des Materiales ergeben haben. Die dritte Ab-
teilung, die sich ihrerseits wieder in zwei Abschnitte allgemeineren
und spezielleren Charakters teilt, ist dann der Erörterung nomen-
klatorischer Fragen gewidmet und den letzten Teil werden dann
schließlich die systematischen Ergebnisse meiner Untersuchungen
ausfüllen.
II. Historischer Überblick.
Wenn wir die Tatsache, daß Linnaeus!) im Jahre 1758 in der
10. Ausgabe seines Systema naturae p. 109 den Eisvogel von Ägypten
unter dem selbständigen Namen Gracula atthis beschrieben hat, hier
außer Acht lassen, so war es nach einem Verlauf von beinahe hundert
Jahren erst dem Forscherblick des alten Brehm vorbehalten?), die
tatsächliche Verschiedenheit ägyptischer Exemplare von unserem
einheimischen Eisvogel aufs Neue zu betonen. Als Unterscheidungs-
charaktere führen Brehm Vater und Sohn sowohl im Journal für
Örnithologie?) wie auch zwei Jahre später im „Vogelfang“*) neben
der helleren Unterseitenfärbung auch die geringere Größe als hervor-
stechend an. Als Verbreitungsgebiet nennen beide Autoren Ag gypten.
Im „Vogelfang‘“ bemerkt Chr. L. Brehm an zitierter Stelle außerdem
noch „‚berührt auf seinem Zuge ohne Zweifel griechische Inseln;
!) Linnaeus, Syst.nat. 10, I, 1758, p.'109. Vgl. hierzu Laubmann, Verh.
Ornith. Ges. Bayern, 12, 4, 1916, p. 238—241. Wir dürfen annehmen, daß Linne
sich bei Aufstellung dieser Form der tatsächlichen Verschiedenheit derselben
von Alcedo ispida (Syst. nat. 10, I, 1758, p. 115) absolut nicht bewußt gewesen
ist. Das zeigt schon die Tatsache, daß beide Arten als Glieder gänzlich ver-
schiedener Gattungen angeführt werden.
?) Wenn auch, wie wir in den Ornith. Monatsber. 1916, p. 4—6 dargetan
haben, der Name Alcedo pallida tatsächlich von A. E. Brehm zum ersten Mal
in die Literatur eingeführt worden ist (vgl. Journ. f. Ornith. 1, 1853, p. 454 Fuß-
note**), so war doch Chr. L. Brehm als Vater des Gedankens einer Absonderung
der Form zu betrachten, was aus den Worten A. E. Brehms ‚‚Die beiden mit-
gebrachten (Mas. u. Fem.), welche sich durch ihre wenig schönen Farben, und
besonders durch den weißlichen Bauch, sehr von den unserigen unterscheiden,
hält mein Vater für eine eigene Art und nennt diese Al. pallida,‘“ an besagter
Stelle entnommen werden kann.
°) A. E. Brehm, Etwas über den Zug der Vögel in Nord-Ost-Afrika, Journ.
f. Ornith. 1, 1853, p. 454.
4), Chr. L. Brehm, Der vollständige Vogelfang, Weimar, 1855, p. 51.
*“
[4
Beiträge zur Kenntnis des Formenkreises Alcedo atthis. 45
selten hier.‘ Wenn wir hier noch die Bemerkung ‚‚selten hier‘, also
in der Umgebung von Renthendorf, in Thüringen, finden, so darf
uns das bei der bekannten Ignorierung des geographischen Prinzipes,
die uns ja gerade bei Brehm, dem Vater, sehr häufig, um nichtzu
sagen, beinahe immer entgegentritt, nicht irre machen bei der
Beurteilung der in Frage stehenden Form!).
Einen weiteren für die Charakteristik der nordafrikanischen
Form nicht uninteressanten Beitrag entnehmen wir einer Arbeit von
A. Koenig ‚Zweiter Beitrag zur Avifauna von Tunis.‘?) Nachdem
der Autor hier zuerst eines von Herrn Spatz im Jahre 1889 zur
Winterszeit am Meere bei Monastir erlegten Exemplares Erwähnung
getan, das „sich als auffallend klein gegenüber der typischen vspida
von Deutschland‘ erwies, fährt König folgendermaßen fort: „Ich
trug mich daher ernstlich mit dem Gedanken, eine klin atische Sub-
spezies aus ihr zu machen und wollte sie zu Ehren des Entdeckers
Spatzii nennen, — allein die Literatur belehrte mich, daß diese kleine
Form in Nordafrika bereits bekannt sei, dennoch aber nicht unter
einem Namen gefaßt werden könnte, da es nur eine Zwischenform von
ispida und bengalensis ist, die in einer unendlichen Modifikationsreihe
vorliegt. Ich brachte außer dem einen selbsterlegten Vogel noch zwei
andere Stücke mit, die in ihren plastischen Formen wohl alle etwas
geringer waren, als unsere ispida, ihr aber im übrigen völlig glichen,
so daß ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann, daraus
eine klimatische Subspezies zu machen. — Tatsächlich steht der nord-
afrikanische Eisvogel unserer ispida bedeutend näher, als der
asiatischen bengalensis (Gmel.), die ich vor kurzem im Sencken-
bergischen Museum zu Frankfurt eingehend zu besichtigen und zu
prüfen Gelegenheit hatte. Aber auch diese bengalensis ist weiter nichts
als eine diminutive Form von ispida, die freilich wegen ihrer abnormen
Kleinheit als gute Subspezies gefaßt zu werden verdient.“ In einer
Fußnote hierzu bemerkte König noch: „Vide Hartert, Katalog
der Vogelsammlung im Museum der Senckenbergischen Natur-
forschenden Gesellschaft in Frankfurt a. M., p. 134 No. 2052°.?)
Mit Carlo v. Erlanger trat das Studiam der geographischen
Variation gewissermaßen in ein neues Stadium ein. In der Bearbeitung
seiner tunesischen Sammelausbeute führte v. Erlanger?) den nord-
!) Wie Hartert in einer äußerst dankenswerten Zusammenstellung der
in der Brehm’schen Sammlung im Tring-Museum befindlichen Typen dar-
getan hat, stammt der Typüs von Alcedo pallida, ein altes 9, aus Fua im Nil-
delta, wo das Exemplar am 27. I. 1849 von A. E. Brehm gesammelt worden
ist. Vrgl.Nov. Zool. 25, 1918, p. 36.
2) Journ. f. Ornith. 40, 1892, p. 367.
®) Über Hartert’s neue Auffassung vergl. Hartert, Vögel pal. Fauna II,
1, 1912, p. 880—883. Siehe auch meine Darlegungen auf p. 49 vorliegender
Abhandlung.
*) v. Erlanger, Beiträge zur Avifauna Tunesiens, Journ. f. Ornith. 48,
1900, p. 7—13.
7 Heft
46 Dr. A. Laubmann:
afrikanischen Eisvogel unter dem Namen ‚‚Alcedo vspida spatzi Kg.“
an. Nach eingehender Vergleichung seiner nordafrikanischen Stücke
mit typischen Exemplaren von Alcedo ispida, bengalensis und tapro-
bana (aus Oeylon) kam v. Erlanger zu der festen Überzeugung, „daß
die nordafrikanischen Vögel doch eine klimatische Form sind und
deshalb eine subspezifische Abtrennung erheischen. Dieselben sind
viel heller auf der Unterseite, dem Oberkopf und zumal auf der Brust,
als typische Eisvögel aus Europa nördlich der Alpen. Die Befiederung
auf dem Kopf ist kürzer, auch die grünlich blaue Fleckenzeichnung
auf Kopf, Nacken, Flügeldeckfedern markanter und weniger ver-
schwommen als bei dem typischen Alcedo ispida L. Der Schnabel
kürzer und gedrungener, die Kehle rein weiß und scharf in gerader
Linie von der gelbbraunen Unterseite abgetrennt. Der Hauptunter-
schied, welcher am meisten in die Augen fällt, ist die Färbung der
Unterseite, welche bei Alcedo ispida ispida (Linn.) rostbraun, an der
Brust dunkler, am Leib viel heller ıst. Ferner haben adulte Alcedo.
ispida ispida 1. auf der Brust einen, je nach dem Alter mehr oder
weniger stark hervortretenden grünen Schimmer, welchen die Exem-
plare der Form „spatzit“ entbehren.‘“ Nach einem kurzen nomen-
klatorischen Exkurs!) kommt v. Erlanger dann noch auf die Unter-
schiede der Form „spatzi“ gegenüber bengalensis und ispida zu
sprechen und fährt folgendermaßen fort: ‚Alcedo ispida bengalensis
(Gm.) unterscheidet sich in der Färbung von Alcedo ispida spatzüi Kg.
in keiner Weise, sondern nur in der Größe, wodurch beide Arten
sofort von einander kenntlich sind, indem Alcedo ispida bengalensis
um beträchtliches kleiner. König macht im Journ. f. Ornith. 1892
pag. 367 auf den Größenunterschied zwischen Alcedo ispida aus
Deutschland und den beiden von ihm in Tunesien gesammelten Stücken
aufmerksam. Ich bemerke hierzu, daß ich diesen Größenunterschied
konstant nur am Schnabel, nicht aber am gesamten Vogel gefunden
habe. Einzelne der gesammelten Exemplare sind um geringes kleiner,
andere wiederum hatten dieselbe Größe als typische Exemplare.“
Dabei muß es auffallen, daß v. Erlanger den Größenunterschied
zwischen den Formen ispida und spatzii, den auch schon König
konstatiert hatte, nur am Schnabel, nicht aber am ganzen übrigen
Körper, also auch nicht am Flügel, gelten lassen will. Und doch ist
ein solcher selbst aus den von Erlanger angeführten Maßen einwand-
frei zu entnehmen. So finden wir nach Erlanger’s Angaben in den
!) Die von Erlanger (Journ. f. Ornith. 48, 1900, p. 9) vertretene An-
schauung, daß die Formen Alcedo advena Brehm (Handb. Naturg. Vögel Deutschl.
p- 150, 1831 — terra typica: „im Winter in Deutschland“) und Alcedo bella Brehm
(Vogelfang, p. 5l; 1855 — terra typiea: „bei Renthendorf und in Griechen-
land“) als Synonyme von Alcedo pallida zu betrachten seien, ist irrig. Beide
Formen sind als reine Synonyme von Alcedo atthis ispida L. aufzufassen. Vrel.
hierzu auch Hartert, Vögel pal. Fauna II, 1, 1912, p- 880.
Beiträge zur Kenntnis des Formenkreises Alcedo atthis. 47
Flügelvaßen bei ispida Schwankungen von 75—78 mm gegenüber
einer Variationsbreite von 68— 76 mm bei der Form spatzı vi),
Die Art, wie sich v. Erlanger die Verbreitung der drei Formen
ispida, spatzii und bengalensis — die vierte Form taprobana von Ceylon
können wir als eine reine, in sich abgeschlossene Inselform bei unseren
Betrachtungen hier unberücksichtigt lassen — über das paläarktische
Faunengebiet hin zurechtgelegt hat, beansprucht unser vollstes Inter-
esse, schon aus dem Grunde, weil uns hier zum ersten Mal der Gedanke
entgegentritt, in spatzii nicht nur eine eng umschriebene ägyptisch-
nördafrikanische Form zu erblicken, sondern vielmehr dee Form
als mediterrane Subspezies zu betrachten, die sich in ihrem Ver-
breitungsgebiet sogar noch weit bis nach Sibirien hinein ausdehnt.
Diese Auffassung ist von um so größerer Bedeutung, als gerade sie
später bis zu einem gewissen Grade von Tschus!?) und Hartert?)
widerlegt worden ist. Ich lasse hier wieder v. Erlanger selbst zu Worte
kommen, schon aus dem Grunde, um auch solchen Lesern, denen die
Benutzung der notwendigen Literatur aus dem einen oder anderen
Grunde nicht ermöglicht ist, einen klaren Einblick in die An-
schauungen der einzelnen Autoren zu vermitteln. Erlanger schreibt
an zitierter Stelle, p. 10: „Es finden sich hiermit folgende vier, mit
Bestimmtheit aufgestellte Arten von Alcedo ispida L. in der palä-
arktischen Region:
Alcedo ispida -ispida Linn. Europa nördlich der Pyrenäen und
Alpen, des Kaukasus und östlich bis zum Ural.
Alcedo ispida spatzi Kg. Nord-Afrika (Mittelmeer-Subresion)
Länder südlich des Kaukasus, Transkaspien, Sibirien.
Alcedo ispida bengalensis Gm. Indien, Philippinen, Borneo,
Chinesisches Reich.
Alcedo ispida bengalensis var. taprobana Kl. Ceylon.
Leider ist es mir nicht möglich, genau das Verbreitungsgebiet
der drei ersteren paläarktischen Formen des Eisvogels anzugeben,
da es mir an Vergleichsmaterial fehlt.
Stücke der südlichen kurzschnäbligen Form ‚spatzi“ liegen
mir vor aus Nord-Afrika, Griechenland, Lenkoran, südlich des Kau:
kasus, Kaspisches Meer, Italien, Dalmatien und sind nicht von meinen
Exemplaren aus Nord-Afrika zu unterscheiden. Ein Stück aus Nord-
Italien und ein Exemplar aus Dalmatien zeigen, daß die dortigen
!) Den 78mm Flügellänge aufweisenden italienischen Vogel (Italien fide
Schlüter 1897) habe ich hier nicht weiter berücksichtigt, im Hinblick auf die
Zwischenstellung, die sich nach meinen Untersuchungen für Norditaliener ergeben
‘hat. Überhaupt scheinen die von Erlanger eruierten Maßangaben fast durch-
weg zu niedrig gegriffen zu sein, wenigstens fand ich an dem gleichen Material
in den meisten Fällen etwas höhere Maßzahlen. Doch wird dadurch an dem
Gesamteindruck des Bildes nichts geändert.
2) V. v. Tschusi, Über paläarktische Formen. VI. Über Alcedo ispida L.
und ihre Formen. Orn. Jahrbuch, 15, 1904, p. 93—99.
®) Hartert, Vögel pal. Fauna, II, I, 1912, p. 880-883,
7. Het.
48 Dr. A. Laubmann:
Vögel zwar der südlichen Form angehören, aber dunkler in Bezug
auf die Unterseite sind. Leider liegen mir keine süd-italienischen Stücke
vor, welche sich der geographischen Verbreitung zufolge mit grie-
chischen Exemplaren decken, also helle Unterseite haben sollten.
Überhaupt zeigen sich bei den Exemplaren vom Südabhang der Alpen,
Dalmatien, Böhmen, dem unteren Lauf der Donau viele Übergänge
zur Art Alcedo ispida ispida L.‘“*)
Auf dieser von Erlanger dargelegten Auffassung baut v. Tschusi
weiter, indem er im Ornith. Jahrbuch bei der Besprechung verschiedener
Formen von Alcedo ispida eine treffliche Diagnose für Alcedo ispida
spatzi König aufstellte?): ‚Kleiner [im Gegensatz zu Alcedo ispida
ispida L.], schmächtiger; Schnabel schlanker und schmäler, in eine
feine Spitze ausgezogen; Scheitel und Nacken breit schwarz gebändert,
nicht getupft; im Alterskleid blaue, statt grüne Partien, (A. ©. spatzi
König).“ In der Verbreitung macht v. Tschusi gegenüber v. Er-
langer aber eine Einschränkung geltend, indem er schreibt: ‚‚Nord-
Afrika, Europa südlich der Pyrenäen und Alpen, Süd-Rußland,
asiatisches Rußland, ausgenommen Sibirien.“ Den sibirischen Vogel
trennte v. Tschusi als eigene Form ab und benannte sie neu unter
dem Namen Alcedo ispida sibirica mit folgender Kennzeichnung:
‚Allgemeiner Charakter. Weit kleiner als zspida, kleiner als spatzi,
vielleicht etwas größer als bengalensis. Schnabel kürzer, an der Basis
ziemlich breit, allmählich sich zur Spitze verschmälernd, also ispida-artig.
Ad.: Oberseite und Bartstreif blau; Scheitel schmal schwarz
gebändert; Unterseite, die weiße Kehle ausgenommen, rostgelb, an
den Seiten roströtlicher.
Jun.: Kopf, Flügel, Schultern und Bartstreif dunkelgrün; Unter-
seite rotbraun, mehr oder weniger getrübt, besonders auf der Ober-
brust, hierdurch graue Federränder.
Totall.: 2 165—170, & 167; Flel. 2 70—75, & 72—76 mm; Schnabel
von der Stirne 29—35, vom Mundwinkel 3546 mm.
Type: 2 bei Barnaul, 13. VI. 1898 (Kollekt. v. Tschusi No. 4161).
Verbreitung: Sibirien (Westsibirien).‘“>)
1) Es ist von großem Vorteil für die Beurteilung der ganzen Frage, bei Mangel
an Vergleichsmaterial die trefflichen, der Künstlerhand ©. Kleinschmidt’s
entstammenden Abbildungen der vier Formen Alcedo ispida ispida L., Alcedo
ispida spatzi Kg., Alcedo ispida bengalensis Gm. und Alcedo ispida taprobana
Kle inschaaidt zu vergleichen. Vrgl. Journ. f. Ornith. 47, 1899, taf. XVII,
nel; 3 und 4.
2) Or n. Jahrbuch, 15, 1904, p. 99.
®) Über die japanise a »n Vögel bemerkte Tschusi an der gleichen Stelle
folgendes: „Die japanischen Eisvögel stehen in ihrer Kleinheit den sibirischen
nahe, sind aber oben und unten lebhafter gefärbt und haben einen längeren,
feinen, gegen die Spitze zu sich stark verschmälernden Schnabel.“ v. Tschusi
vereinigt demnach die Japaner nicht mit seinen Westsibiriern, stellt sie aber
auch nicht auf die gleiche Stufe mit Alcedo ispida bengalensis Gim., sondern läßt
ihre Formzugehörigkeit noch offen.
Beiträge zur Kenntnis des Formenkreises Alcedo atthis. 49
Wie wir gesehen haben, benutzten sowohl v. Erlanger wie
auch v. Tschusi bei ihren Untersuchungen über unsere Gruppe
neben den Größenunterschieden in erster Linie Verschiedenheiten
in der Färbung, um zu einem befriedigenden Ergebnis bei der Beur-
teilung der zoogeographischen Verhältnisse zu gelangen. Auch die
nomenklatorischen Verhältnisse der Gruppe bieten den genannten
Autoren ziemliche Schwierigkeiten dar. So herrscht noch eine ziem-
liche Unklarheit über die Anwendung der Namen pallida und spatzir)
sowohl, wie auch über den Reichenbachschen Namen pallasiı?).
Nachdem Hartert?) nunmehr Westsibirien als terra typica für diese
letztgenannte Form festgesetzt hat, ergibt sich als Folgeerscheinung,
‘ daß sibirica Tschusi wie auch margelanica Madarasz*) als Synonyme
der Reichenbachschen Form zu betrachten sind.
Die von Hartert in seinem grundlegenden Werk über die palä-
arktische Avifauna®) vertretene Anschauung weicht in manchen
wesentlichen Punkten von der oben dargelegten Ansicht Tschusi’s
und Erlanger’s ab. So faßt Hartert das Verbreitungsgebiet von
Alcedo ispida pallida Brehm — der Alcedo ispida spatzii apud Tschusi
und Erlanger — um vieles enger, als dies Tschusi und Erlanger
getan haben und beschränkt diese Form in ihrem Vorkommen lediglich
auf Nordafrika (Marokko, Tunesien, Algerien, Agypten) und Syrien.
Hierdurch dehnt sich naturgemäß das Verbreitungsgebiet von Alcedo
ispida ispida L. bei Hartert bis weit über die Alpen nach Süden
aus und umfaßt nach ihm ‚Europa im allgemeinen, mit Ausnahme
des Nordens; ın Skandinavien nur in den südlichen Teilen vor-
kommend und nicht regelmäßig brütend, in Rußland selten nördlich
bis St. Petersburg“. Hartert ist sich des Gegensatzes, der zwischen
seiner Auffassung und der Anschauung von Tschusi’s (und Er-
langer’s) besteht, vollkommen bewußt, denn er fährt folgender-
1!) Vergl. hierzu auch C. Hilgert, Katalog der Collection von Erlanger,
Berlin 1908, p. 310, Fußnote 1.
2) Alcedo Pallasii Reichenbach, Handb. spec. Ormith. Invest. Alced. p. 3
(1851. — ‚‚In Asien, an den großen Flüssen Rußlands, an der Wolga, häufiger
am Irtysch, vorzüglich an den Flüssen im Altai und am Jenisei, im ganzen west-
lichen, aber nicht im östlichen Sibirien, dann an den Seen“. Terra typica nach
Hartert, Vögel pal. Fauna II, I, 1912, p. 882: Westsibirien). Wenn Reichen-
bach l.c. noch bemerkt: „Alte Vögel scheinen vom Osten her im Winter auch
durch Deutschland zu gehen und wurden dergleichen auch in Sachsen ge-
schossen“, so können wir aus diesen Worten schließen, daß die Färbungsunter-
schiede nicht sehr stichhaltige sein können. Bei den in Deutschland erlegten
vermeintlichen Sibiriern handelt es sich natürlich um deutsche Brutvögel; denn
an ein Einwandern bis von Westsibirien her ist bei einem so seßhaften Vogel
wie der Eisvogel es ist, kaum denkbar.
®) Vögel pal. Fauna II, I, 1912, p. 882.
4) Alcedo margelanica Madarasz, Ann. Mus. Nat. Hung. p. 86 (1904. —
(Ferghana, Margelan).
8) Vögel pal. Fauna II, I, 1912, p. 880—883.
Archiv für Naturgeschichte
1918 A. 7 4 7. Heft
50 Dr. A. Laubmann:
maßen fort: „In Südeuropa kommen viele etwas kleinere Vögel vor,
ich vermag sie aber nicht zu 4. i. pallida zu rechnen, wie v. Tschusi
tut, der seine „‚Alcedo ispida spatzi“ in Nordafrika, Europa südlich
der Pyrenäen und Alpen, Süd-Rußland und im asiatischen Rußland
nıit Ausnahme von Sibirien vorkommen läßt, denn die Schnäbel
südeuropäischer Stücke sind stumpfer — gerade wie bei A. . ispida
— und nicht wie jene ägyptischer und nordwestafrikanischer Vögel.“
„Westsibirien, Turkestan, Transkaspien, Persien, Kaukasus-
Länder, Wolga und vermutlich Kleinasien“ ist nach Hartert das
Verbreitungsgebiet von Alcedo ispida pallasii Rchb., während sich die
vierte Form bengalensis von dem östlichen Sibirien, den Japanischen
Inseln, China, Formosa, Hainan, Cochinchina, Siam, Indien, den
Philippinen, über die Malakka-Halbinsel bis auf die großen Sunda-
Inseln erstreckt.
Hartert sieht in dem Größenunterschied das Hauptunter-
scheidungsmerkmal dieser vier Formen. Als Flügellänge für ispida
finden wir bei ihm „76—81 mm, meist 77—79 mm‘ angegeben,
während er für die drei anderen Formen folgende Diagnosen aufgestellt
hat:
„Alcedo ispida pallida Brehm. Steht A. ispida ispida äußerst
nahe, doch ist der Schnabel schlanker, spitzer, zu größerer Länge
neigend. Das Kopfgefieder ist im allgemeinen etwas kürzer, und die
Unterseite heller, was aber nicht bei allen Stücken zutrifft. Die Flügel-
maße sind 72—79 mm bei Nordwestafrikanern, 71—-76 mm bei
Asyptern und Palästina-Stücken, im Durchschnitt aber in beiden
Gegenden etwa 74—75 mm.
Alcedo ispida pallasii Rehb. Kleiner als 4. ;. ispida und durch-
schnittlich größer als bengalensis, Flügel 70—75 mm, Schnabel nicht
schlanker, aber etwas kürzer als bei A. :. ispida.. Kaum von A. i.
pallida zu unterscheiden, Unterseite aber selten so hell wie dort oft
der Fall it.
Alcedo ispida bengalensis Gm. Kleiner als A. ispida ispida, pallida
und pallasii, Flügel 68—74,5 mm, letzteres Maß aber sehr selten,
meist etwa 70-71 mm, Schnabel schlank und spitz, meist nicht sehr
lang, aber sehr variabel.‘
Während sich somit die Form bengalensis als die kleinste Fest-
landsform erweist — die Inselform taprobana Kleinschmidt von Ceylon
ist noch um etwas geringer im Flügeldurchschnitt — ist ein genaues,
einwandfreies Unterscheidungsmerkmal zwischen den Formen pallida
und pallasii kaum anzugeben, eine Tatsache, die namentlich dann
recht unangenehm in die Erscheinung tritt, wenn es sich darum
handelt, Exemplare aus den Grenzbezirken nach ihrer Formen-
zugehörigkeit zu bestimmen. Hartert sagt ja selbst bei der Kenn-
zeichnung von pallasii Rehb.: „Kaum von A. i. pallida zu unter-
scheiden.“
Obgleich Hartert von der unbedingten Richtigkeit seiner
Gruppierung keineswegs überzeugt gewesen zu sein scheint, — sagt
er doch selbst: „Außer A. ispida ispida kommen im paläarktischen
Beiträge zur Kenntnis des Formenkreises Alcedo atthis 51
Faunengebiete noch mehrere nahe verwandte Formen vor, deren
Unterschiede aber gering sind und deren Verbreitung ich zur Zeit
nur versuchsweise angeben kann“ — so blieb doch seine Anschauung
über die Verteilung des Formenkreises Alcedo althis im paläarktischen
Faunengebiet bis heute die allgemein herrschende.
Erst in neuester Zeit hat E. Stresemann es in seinen „Örnitho-
logischen Miszellen aus dem Indo-australischen Gebiet‘) unter-
nommen, das Verbreitungsgebiet der Form bengalensis, so wie es von
Hartert umschrieben worden ist, einer Revision zu unterziehen und
dabei kam genannter Autor zu wesentlich anderen Ergebnissen als
seinerzeit Hartert. Nach der Meinung von Stresemann erstreckt
sich das Gebiet der typischen bengalensis nur über „Malakka, Borneo,
Sumatra, die Andamanen und Nicobaren, Tenasserim, Burma, Siam,
Hainan, Mittel- und Südchina, Assam und Bengalen,‘“ die Form ist
hier am kleinsten, d.h. sie weist in diesen Gebieten die durchschnitt-
lich kürzeste Flügellänge auf, und von hier aus nimmt sie nach Nord-
Osten und Nord-Westen hin an Größe zu, derart, daß „die Größen-
zunahme der Form längs der pazifischen Küste Asiens mit Einschluß
der vorgelagerten Inseln eine offenbar sehr allmähliche, nach N.W.
zu dagegen eine sehr rasche ist; die Vögel erreichen hier bereits im
Indus-Gebiet und dem westlichen Himalaya die für Alcedo ispida
pallasii Rchb. charakteristische Flügellänge und müssen mit diesem
Namen bezeichnet werden.“
„In Vorderindien scheint Alcedo ispida eine zwischen pallasıı
und bengalensis intermediäre Durchschnittsgröße zu erreichen; gleich-
zeitig findet man an der Küste des südlichsten Gebietes zuweilen
oberseits sehr lebhaft und dunkel bläulich gefärbte Stücke, die zu der
kleinen Ceylon-Form A, i. taprobana überleiten.
Ob die nordostasiatischen Stücke, eins:hließlich der von For-
mosa, den Lutschu-Inseln und Japan, als A. :. pallasii bezeichnet
werden dürfen, wie sich aus ihrer beträchtlichen Flügellänge ent-
nehmen ließe, muß die Vergleichung ihrer Färbung und Schnabelform
mit topotypischen (westsibirischen) Exemplaren von pallasii ergeben.“
Ich habe mit einer gewissen Absicht in diesem kurzen Überblick
über die Entwicklungsgeschichte der paläarktischen Formen, wenn
ich so sagen darf, die beteiligten Autoren möglichst viel selbst zu
Worte kommen lassen. Auf diese Weise kann der objektive Leser
selbst am besten beurteilen, daß der Boden, auf welchem meine
Revision einsetzen mußte, trotz der vielseitigen Bearbeitung, die ihm
zu Teil geworden ist, keineswegs ein günstiger genannt werden kann,
Im folgenden Abschnitt will ich nunmehr versuchen, ein Bild
von den zoogeographischen Momenten zu entwerfen, so wie sich mir
dasselbe im Laufe meiner eingehenden Untersuchungen dargestellt hat,
1) Nov. Zool. 20, 1913, p. 312316,
52 Dr. A. Laubmann:
III. Zoogeographische Fragen.
a) Verbreitung.
Die Verbreitung der Alcedo atthis-Gruppe, so wie wir den Formen-
- kreis heute zu fassen gewohnt sind, ist eine sehr weit ausgedehnte
und erstreckt sich vom paläarktischen Faunengebiet über die indisch-
orientalische bis weit hinein in die austro-malayische Region.
Ganz Europa (mit alleiniger Ausnahme der nördlichen Teile
Skandinaviens — unser Eisvegel ist erst bis in die südlichen Ge-
biete dieser Halbinsel vorgedrurgen, eine Tatsache, auf welche später
noch eingehender zurückgegriffen werden wird — und des nördlichen
Rußlands), Nordafrika (Marokko, Tunesien, Algerien und Ägypten),
Syrien und Palästina, Mesopotamien, Kleinasien, die Kaukasus-Länder,
Persien, Turkestan, Afghanistan, Baluchistan, das ganze asiatische
Rußland (ausgenommen die nördlichen Gebiete), schließlich Vorder-
Indien mit Ceylon, China, Hainan, Formosa, die Inseln der Riu-Kiu-
Gruppe, das Japanische Inselreich, dann Hinterindien, Malakka
mit den Andamanen und Nicobaren, die großen und kleinen Sunda-
Inseln, die Philippinen mit dem Sulu-Archipel, die Molukken, Neu-
Guinea mit den d’Entre-casteaux-Inseln und dem Louisiade-Archipel
und endlich noch die Gruppe der Salomons-Inseln im äußersten Osten
können als Verbreitungsgebiet unseres Formenkreises angesehen
werden. Be
Daß mit einer so weit ausgedehnten Verbreitung vom Norden
der gemäß'gten Zone durch Tropenland bis über den Aquator hin
die geographische Variation Hand in Hand geht, ist klar und bedarf
kaum noch einer besonderen Erwähnung. Bevor wir jedoch diejenigen
Abänderungen eingehender ins Auge fassen wollen, die wit als Folge-
erscheinung geographisch-geologischer Beeinflussung zu betrachten,
haben, w'rd es für uns von Vorteil sein, uns zuerst noch mit den Mo-
ınenten der individuellen Variabilität etwas näher bekannt zu machen.
b) Individuelle Variation.
Die einzelnen Individuen variieren hauptsächlich hinsichtlich
der Färbung und Größe. Die Tatsache, daß sich das Gefieder unseres
Eisvogels in grüner oder blauer Tönung repräsentiert, je nachdem
wir den Vogel im auffallenden oder reflektierten Lichte betrachten,
glaube ich als sattsam bekannt hier nicht weiter erörtern zu 'müssen.
Der Vogel variiert jedoch auch in seiner Färbung, je nach seinem Alter,
und zwar derart, daß die jungen Stücke meist immer eine grünliche
Tönung aufweisen, die auch dann noch mehr oder weniger standhält,
wenn das Objekt im zurückgeworfenen Licht betrachtet wird. _ Erst
mit dem zunehmenden Alter nimmt der Färbungscharakter einen
immer intensiver werdenden bläulichen Ton an, so daß ganz.alte In-
dividuen am intensivsten blaugefärbt erscheinen. Es kommen jedoch
gelegentlich auch schon unter den jüngeren Vögeln Exemplare vor,
die sich auffallend blau repräsentieren, so daß die Anschauung, als
Beiträge zur Kenntnis des Formenkreises Alcedo atthis. 53
hätten wir es bei intensiv blau tingierten Stücken in allen Fällen mit
sehr alten Vögeln zu tun, nur in beschränkter Weise Geltung besitzt.
Auch die braunrote Färbung der unteren Körperpartien ist bei jungen
Vögeln weniger satt im Ton gehalten als dies bei alten, ausgefiederten
Exemplaren der Fall ist. Außerdem weisen bei jungen Tieren die Federn
der Brust eine feine lichtgraugrünliche Säumung auf, ein Umstand, der
ebenfalls dazu beiträgt, den Eindruck der braunen Unterseitentönung
etwas abzuschwächen. Aber auch hier ist zu beachten, daß manche
Exemplare auch mit zunehmendem Alter keine graduell gesteigerte
Erhöhung der Tingierung aufzuweisen haben. |
Über die Intensitätszunahme der Färbung schreibt Hartert!)
nach ähnlichen Befunden: „Färbung alter Vögel variabel, jedoch gegen
das Licht gehalten immer mehr blau, vom Lichte fortgehalten grün-
licher. Viele Individuen viel lebhafter blau, als andere. Solche lebhaft
blauen Stücke sind wohl in der Regel, aber nicht immer, sehr alte
Vögel.“ v. Tschusi spricht sich über die gleiche Sache im „Ornith.
Jahrbuch“) folgendermaßen aus: „Ich kann der vorzitierten Angabe
Gloger’s?) auf Grund meiner recht beträchtlichen vergleichenden
Untersuchung nur voll beistimmen, daß im Osten, beziehungsweise
Südosten beim Eisvogel die blaue Farbe an Stelle der grünen tritt,
zum mindesten hier im Alterskleide, welches einzig und allein als
Charakteristisches bei der Beurteilung von Formen in Betracht gezogen
werden soll. Wir wissen aber heute, daß derartige scheinbare Farben-
extreme sich bei weitverbreiteten Arten nur an den entgegengesetzten
Punkten scharf sondern und daß das die beiden Formen trennende
Gebiet durch vermittelnde Übergänge die Brücke von einer zur andern
bildet. Und da dem Osten gegenüber dem Westen eine entschiedene
Farbenerhöhung eigen, so erscheint das Blaue dortiger Eisvögel
eine weitere Entwicklung des westlichen Grün’s dazurstellen, was
auch die Jugendkleider selber beweisen, die so ziemlich das adulte
westliche Kleid wiederspiegeln. Es darf uns daher auch nicht Wunder
nehmen, wenn man ausnahmsweise westlichen Exemplaren be-
gegnet, welche die normale Färbung östlicher tragen.“ Die hier von
Tschusi aufgeführte Anschauung besitzt nur bedingte Richtigkeit.
Wenn z.B. Tschusi die dem Osten eigentümliche Farbenerhöhung
in Blau als eine Weiterentwicklung des westlichen Grün angesehen
wissen will, so können wir dieser Meinung nicht folgen. Die im Osten
zu beobachtende Farbenerhöhung nach der blauen Richtung hin ist
vielmehr als eine auf chemischer Beeinflussung von Seiten des Lichtes
1) Vögel pal. Fauna II, 1, 1912, p. 881.
2) Ornith. Jahrbuch, 15, 1904, p. 9.
®) Gloger schreibt in seinem an interessanten Hinweisen und Anmerkungen
so überaus reichen Buch „Vollständiges Handbuch der Naturgeschichte der
Vögel Europa’s, mit besonderer Rücksicht auf Deutschland,‘ I. Theil, die
deutschen Landvögel enthaltend, Breslau, 1834, p. 441, Fußnote 84): ‚Die
alten, nicht aber die jungen, scheinen in wärmeren Ländern noch schöner,
nämlich röther und blauer, als die unserigen; besonders blauer, weniger grün.‘
7. Heft
54 Dr. A. Laubmann:
und des Klimas beruhende Weiterentwicklung östlicher grüner
Farbtöne zu betrachten. Nach den Ergebnissen stammesgeschicht-
licher Forschungen haben wir das Entwicklungszentrum unseres
Formenkreises im Osten zu suchen und dürfen uns die Urform unserer
Gruppe auch hier als eine vorherrschend grüne denken, die erst im
Laufe der Zeit durch Einflüsse von außen her eine Farbenerhöhung
nach der blauen Seite hin erlitten hat. Zu diesem Schluß werden wir nach
Berücksichtigung des auch in den östlichen Gebieten grün erscheinenden
Jugendkleides geführt. Wir haben also das intensiver blau gefärbte
Kleid der östlichen Formen nicht als eine Weiterentwieklung des
westlichen Grün aufzufassen, sondern vielmehr repräsentiert das
grünlichere Kleid der westlichen Formen noch bis zu einem gewissen
Grade das Jugendstadium der Urform. Doch sind die Färbungs-
unterschiede in Wirklichkeit lange nicht so in die Augenfallende, als
es nach diesen mehr theoretischen Erörterungen den Anschein haben
möchte.
Erweist sich somit die Gefiederfärbung als ein Moment von
verhältnismäßig großer individueller Variation, so haben wir anderer-
seits in der Größe ein Charakteristikum, das innerhalb der einzelnen
Formen bei dem einzelnen Individuum keiner so auffallenden
Schwankung unterworfen ist. Die Pendelweite in den Flügelmaßen
ist bei den Bewohnern eines bestimmten Gebietes meist eine ziemlich
konstante!) und nicht sehr weit ausschlagende, so daß wir in der
Flügelgröße ein ausgezeichnetes Hilfsmittel bei der Beurteilung zoo-
geographischer Fragen an der Hand haben.
Wesentlich anders liegen die Verhältnisse, wenn wir den Schnabel
in den Kreis unserer Betrachtungen ziehen. Die Größe des Schnabels,
d.h. seine Länge ist innerhalb des ganzen Formenkreises eine auf-
fallend konstante. Nur haben wir zu berücksichtigen, daß der Schnabel
bei den östlichen Formen optisch den Eindruck größerer Länge hervor-
ruft im Vergleich mit Exemplaren westlicher Formen, wenn sich auch
zahlenmäßig kaum nennenswerte Unterschiede erkennen lassen. Es
liegt dies daran, daß die östlichen Formen in ihrer Gesamtgröße weit
hinter den westlichen Formen zurückbleiben. Hierdurch gewinnt
dann der Schnabel, relativ genommen, bedeutend an Größe. Auch
die Plastik des Schnabels unterliegt einer ziemlich großen Ver-
schiedenheit bei den einzelnen Individuen einer Form und tritt daher
in zoogeographischer Hinsicht mehr in den Hintergrund, wenngleich
nicht geleugnet werden kann, daß ausgehend von dem bei unsheimischen
Eisvogel, der im Durchschnitt einen starken, klobigen Schnabel besitzt,
fortschreitend nach Süden und Osten hin die Schnäbel schlanker und
spitziger in ihrer Form werden.
!) Daß bei all diesen Untersuchungen und Vergleichungen immer nur alte,
ausgewachsene Exemplare in Betracht zu ziehen sind, ist eigentlich so selbst-
verständlich, daß eine neuerliche Erwähnung dieses Umstandes überflüssig
erscheinen mag.
Beiträge zur Kenntnis des Formenkreises Alcedo atthis, 1%)
Die Färbung des Schnabels ist uns dagegen von Nutzen bei der
Beurteilung von Alter und Geschlecht des einzelnen Individuums.
Während nämlich bei dem erwachsenen männlichen Vogel sowohl
der Ober- wie auch der Unterschnabel einheitlich schwarz gefärbt
ist, zeichnet sich das alte Weibchen durch den Besitz eines im proxi-
malen Teile rötlich getönten Unterkiefers aus. Nur in ganz verein-
zelten Fällen ist manchmal bei Exemplaren weiblichen Geschlechts
ein in toto rötlich gefärbter Unterschnabel vorhanden. Dies mögen
dann. wohl meistens sehr alte Individuen sein. Nach der Ansicht
Reichenbachs!) wäre diese Rotfärbung des Unterschnabels nicht
als geschlechtlicher Dimorphismus, d.h. als sekundärer Charakter
des weiblichen Geschlechtes zu betrachten, sondern käme beiden
Geschlechtern ‚im Frühling‘ zu. Daß diese Auffassung nicht richtig
ist, beweisen die vielen mir vorliegenden Herbstvögel, welche alle,
vorausgesetzt, daß es sich um Tiere weiblichen Geschlechtes handelt
den roten Schnabel zeigen. Auch Hartert?) führt diese Rotfärbung
als einziges Merkmal gegenüber dem Männchen an. Junge Exem-
plare zeigen an dem noch verhältnismäßig kurzen Schnabel, der
meist ganz schwarz ist, eine hell weißlich hornfarbene Spitze, welche
die Vögel bis zur ersten Vollmauser, also bis zum zweiten Herbst
ihres Lebens tragen.
Bevor ich nunmehr zu dem eigentlichen Hauptteile meiner Ab-
handlung, der Darlegung der zoogeographischen Variation, übergehe,
seien noch kurz einige Worte über die Gefiederfolge bei unserem
Eisvogel gesagt. Das Studium der Mauserverhältnisse speziell der
europäischen Vögel lag ja bisher recht im Argen und erst in jüngster
Zeit kam durch die Arbeiten von H. F. Witherby?), Heinroth?)
und Stresemann?) wieder neues Leben auch in diese Materie.
Besonders die Arbeiten Stresemanns sind von großem Wert, da
durch die von diesem Autor hier zum ersten Mal festgelegte Ter-
minologie größere Klarheit in unsere Ausdrucksweise gebracht wird.
Wie ja bekannt, verlassen die jungen Eisvögel die schützende
Eihülle als völlig nackte, unproportionierte Individuen. Jedoch
schon nach einigen Lebenstagen sprossen bei denselben am ganzen
!) Reichenbach, Handb. spee. Ornith. Invest. Aloed. 1851, p. 2.
2) Vögel pal. Fauna II, 1, 1912, p. 881: „Q ad. Wie das g', nur der Schnabel
an der Basishälfte oder mehr — mitunter ganz — rot oder bräunlichrot. Keines-
wegs kleiner.‘
®) H. F. Witherby, The moults of the British Passeres, Part I, II, III.
4) Heinroth, Über den Verlauf der Schwingen- und Schwanzmauser der
Vögel; Sitz. Ber. Gesellsch. Naturf. Freunde, Berlin 1898, p. 95—118; Beziehungen
von Jahreszeit, Alter und Geschlecht zum Federwechsel, Journ. f. Ornith. 65,
I, 1917, p. 81-9.
5) Stresemann, Beiträge zur Kenntnis der Gefiederwandlungen der Vögel
I, Verh. Orith. Gesellsch. Bayern, 14, 1, 1919, p. 75—78; Nachtrag zur „Ter-
minologie der Gefiederwandlungen,‘‘ Anzeiger Ornith. Gesellsch. Bayern 2, 1919,
p. 12—13.
7. Heft
56 Dr. A. Laubmann:
Körper die Federn des Jugendkleides — von einem Nestkleid kann
in unserem Falle nicht gut gesprochen werden, — die jedoch verhältnis-
mäßig lange in den sie umhüllenden Blutkielen verbleiben und so
einen Zustand bewirken, der unter dem Namen ‚„Igelstachelkleid‘“
allgemein bekannt ist. Dies Jugendkleid, das in der Verteilung der
Farben dem Kleid des alten Vogels vollkommen gleicht, ist in der
Tönung etwas dunkler, in den meisten Fällen weniger blau, mehr
grünlich gehalten und wirkt im allgemeinen niemals ganz so farben-
prächtig wie das Kleid alter Individuen. Dies Jugendkleid trägt der
junge Eisvogel bis in den Spätherbst oder Winteranfang seines ersten
Lebensjahres, um im Oktober-Dezember durch eine Teilmauser — es
wird nur das Kleingefieder ohne Schwungfedern und auch ohne die
Steuerfedern erneuert — das erste kombinierte Jahreskleid anzu-
legen. Erst im Herbst des zweiten Lebensjahres wird dann durch die
erste Vollmauser das ganze Gefieder inklusive der Schwung- und
Steuerfeder gewechselt. Unser Eisvogel trägt also seine ersten Schwung-
und Steuerfedern gut 18 Lebensmonate lang. Erst im zweiten Herbst
bekommt also der Eisvogel sein einheitliches Jahreskleid. Nash der
von Stresemannt) erst kürzlich vorgeschlagenen ‚Terminologie
der Gefiederwandlungen“ ließe sich also für den Gefiederwechsel bei
unserem Eisvogel — und in Übereinstimmung damit wohl auch für
die übrigen Angehörigen des gesamten Formenkreises — folgende
Reihenfolge aufstellen:
1. Jugendkleid.
2. Jugendmauser (Teilmauser).
3. Erstes kombiniertes Jahreskleid.
4. Erste Jahresmauser (Vollmauser).
5. Zweites einheitliches Jahreskleid.
u
=)
Zweite Jahresmauser (Vollmauser).
c) Geographische Variation.
Wie wir bei der Besprechung der individuellen Variabilität ge-
sehen haben, ist die Färbungsnuance des einzelnen Individuums sehr
großen Schwankungen unterworfen. Auch die Größe und Plastik
des Schnabels schwankt bei den einzelnen Exemplaren in relativ
weiten Grenzen und nur die Flügelgröße alter Vögel stellt ein Moment
von ziemlich engbegrenzter Konstanz innerhalb eines bestimmten
Gebietes dar. Wir werden also bei unseren Variationsspekulationen
auf geographischer Basis in erster Linie diese Flügelgröße zu ver-
wenden haben, während Färbungscharaktere und die Plastik des
Schnabels erst in zweiter Linie als zoogeographische Variations-
momente innerhalb unserer Gruppe zur Geltung kommen, wenn sie
auch absolut nicht als unbedeutend oder gar als wertlos verworfen
') Vrgl. Verh. Om. Ges. Bayern 14, 1, 1919, p. 75—78; Anzeiger Orn. Ges.
Bayern, 2, 1919, p. 12—13.
Beiträge zur Kenntnis des Formenkreists Alcedo atthis, 57
werden dürfen, sondern relativ genommen auch hier noch unser
volles Interesse beanspruchen.
Wenn wir nunmehr bei unseren zoogeographischen Betrachtungen
— wir wollen uns hier in der Hauptsache auf die vier palaearktischen
Formen Alcedo atthis ispida, Alcedo atthis atthis, Alcedo atthis pallasiv
und Alcedo atthis bengalensis beschränken und vorderhand die Formen
der indo-malayischen Inselwelt nicht mit heranziehen — von der
kleinen Form Alcedo atthis bengalensis Gm. ausgehen, wie sie uns am
typischsten in Exemplaren aus ‚„Malakka, Borneo, Sumatra, den
Andamanen und Nicobaren, Tenasserim, Burma, Siam, Hainan,
Mittel- und Südchina, Assam und Bengalen“ vorliegt, so müssen wir
in vollster Übereinstimmung mit den von E. Stresemann!) eruierten
Ergebnissen die Tatsache festlegen, daß die aus diesen Gebieten
stammenden Exemplare die kleinsten Maße aufzuweisen haben.
Zugleich können wir konstatieren. daß von diesem Zentrum aus —
wenn wir diesen Ausdruck hier gebrauchen wollen — die Exemplare
nach Nord-Östen zu sowie nack Nord-Westen hin an Größe zunehmen.
Diese Größenzunahme, die hauptsächlich in der Flügellänge deutlich
zum Ausdruck kommt, ist aber nun keineswegs eine einheitlich nach
beiden Richtungen hin gleich schnell fortschreitende. Wir können
vielmehr feststellen, daß ın der Richtung nach Nord-Osten zu, entlang
der chinesisch-mandschurischen Küste mit’ Einschluß der dieser vor-
gelagerten Inseln Formosa, der Liukiugruppe und Japan, die Größen-
steigerung nur eine verhältnismäßig langsame ist, während auf der
anderen Seite nach Nord-Westen zu gleich eine viel raschere Größen-
zunahme konstatiert werden kann. Können wir für die Bewohner
unseres oben umschriebenen Ausgangskomplexes, die wir unter dem
Namen Alcedo atthis bengalensis Gm. zusammenfassen wollen, eine
Pendelweite in der Flügellänge von 68— 71 mm mit 69,5 mm Durch-
schnitt angeben, so sehen wir bei den Exemplaren von der Insel Formosa
bereits eine Durchschnittsgröße von 72,5 mm auftreten?). Zwischen
typischen Exemplaren und den Vögeln von Formosa stehen die Be-
wohner der Philippinen mit 71 mm Flügellängendurchschnitt ?) in
der Mitte. Schreiten wir weiter nach Norden vor, so können wir bei
Exemplaren von der Liu-kiugruppe schon einen Durchschnitt von
73— 73,5 mm?) verzeichnen, um endlich mit den Vögeln der japanischen
Inselwelt die größte Durchschnittsziffer mit 74—74,5 mm zu er-
reichen. Mit den Vögeln von Japan müssen wir wohl auch die Exem-
1) Nov. Zool. 30, 1913, p. 312—313.
2) Stresemann fand als Flügeldurchschnitt bei 32 Exemplaren aus dem
Tring-Museum und dem British-Museum 72,4 mm.
®) Nach Stresemann, Nov. Zool. 20, 1913, p. 314 ergaben 25 Exemplare
von den Philippinen einen Durchschnitt von 71mm Flügellänge. Ich selbst
konnte von dieser Inselgruppe keine Exemplare untersuchen.
*) Zwei mir von Amami-Oshima vorliegende Exemplare messen am Flügel
74 mm. Stresemann’s Befunden nach ergibt sich an 44 Exemplaren unserer
Gruppe ein Durchschnitt von 72,4 mm.
7. Heft
58 Dr. A. Laubmann:
plare des gegenüberliegenden Festlandes, vor allem die der Amurlande
vereinigent). Es bedarf hier also eines ziemlich weiten Vordringens
über beinahe 25 Breitengrade nach Norden, um eine Durchschnitts-
größe in der Flügellänge von ca. 74mm zu erreichen.
Auf die nomenklatorische Seite werde ich weiter unten in einem
gesonderten Abschnitt noch eingehender zu sprechen kommen. Ich
möchte jedoch schon hier auf die Notwendigkeit hinweisen, für die
japanischen Exemplare den Bonaparte’schen Namen japonica?) in
Anwendung- zu bringen, da es nach den Resultaten meiner Unter-
suchungen nicht angängig ist, den Namen pallasii Reichenbach auf
die Japaner zu beziehen. Pallasii Rehb. ist vielmehr als Synonym
zu Alcedo atthis atthis L. zu stellen, wie unten dargetan werden wird.
Die Vögel von Formosa müssen neu benannt werden auf Grund ihrer
intermediären Stellung und bringe ich dafür Alcedo atthis formosana
in Vorschlag. Die Exemplare der Philippinen sind intermediär zwischen
typischen bengalensis und Stücken von formosana in gleicher Weise
wie die Bewohner der Liu-kiu-Gruppe zwischen formosana und japonica
vermitteln. Sie unter eigenen Namen abzusondern halte ich nicht
für notwend'g und bringe ich zu ihrer Festlegung die von Stresemann
vorgeschlagenen Zeichen?) in Anwendung.
Wesentlich anders liegen die Verhältnisse, wenn wir der Aus-
breitung des Formenkreises nach Nord-Westen hin unser Augenmerk.
zuwenden. Wir können hier eine Spaltung des nach Westen quer
durch den indischen Kontinent vordringenden Astes in zwei sich
trennende Arme beobachten. Der eine dieser Arme zieht der Länge
nach südwärts durch Vorderindien und endigt in der Form taprobana
Kleinschmidt auf der Insel Ceylon. In der Größe weichen die Individuen
dieses Zuges von bengalensis nicht merklich ab, kommen aber in der
Ausbildung intensiv blauer Töne schon der ceylonesischen Form sehr
nahe und bilden also einen Übergang zwischen diesen beiden Formen,
der in der Nomenklatur wiederum am besten durch Zeichen zum
Ausdruck gebracht wird.
Dagegen nehmen die Individuen des zweiten Armes, der die
nordwestliche Richtung des Hauptastes beibehält, schon in den Ge-
bieten des Himalaya (Bhutan und Sikkim, Nepal, Zentral-Himalaya)
an Größe zu, um bereits im Flußgebiet des Indus eine dem Vogel von
Japan nahekommende Durchschnittsgröße zu erlangen. Wird somit
!)L. v. Schrenck, Reisen und Forschungen im Amur-Lande ete., St. Peters-
burg 1860, p. 267, führt für Amurexemplare sowohl wie für Japaner eine Flügel-
länge von 2’ 81/,"" an.
?) Alcedo japonica Bonaparte, Consp. voluer. Anis. p.10 (1854. — nom. nov.
für Alcedo ispida bengalensis apud Temminck und Schlegel, Fauna japonica,
Avis, p. 76, Tafel 38, 1848 [efr. Sherborn & Jentink, Proc. Zool. Soe. London
1895, p. 149] — terra typica: Japan).
®) Vrgl. Stresemann, Sollen Subtilformen benannt werden?, Journ. f.
Ornith. 67, 1919, p. 291—297. Vrgl. auch meine Ausführungen im Abschnitt
über ‚„‚Nomenklatorische Betrachtungen.“
Beiträge zur Kenntnis des Formenkreises Alcedo atthis. 59
beim Fortschreiten in nordwestlicher Richtung in verhältnismäßig
kurzer Zeit schon eine auffallende Größenzunahme erreicht, so bleibt
aber auch zu bedenken, daß sich diese gewonnene Größenerhöhung
nun über einen sehr weit ausgedehnten Länderkomplex hin annähernd
konstant erhält. So finden wir durchschnittlich die gleiche Größe
bei Exemplaren aus Baluchistan!), Afghanistan?), dem Thian-Schan?),
aus Persien, Westsibirien®), der Sarpasteppe, dem Wolgagebiet, ferner
aus den Kaukasusländern5), Kleinasien, Mesopotamien®) und nicht
nur in den Ländern längs des Mittelmeeres, in Palaestina, Nordafrika,
(Ägypten, Algerien, Tunesien, Marokko?), sondern auch noch in Ru-
mänien®), Mazedonien, Griechenland, Dalmatien und dem südlichen
Italien begegnen wir den gleichen Maßen. Alle aus diesem Länder-
komplex stammenden Exemplare haben eine durchschnittliche Flügel-
größe von 74—75 mm. Die von mir gefundenen Resultate stimmen
somit hinsichtlich dieser Form mit der von Erlanger?) vertretenen
Ansicht sehr wohl überein. Als Name käme für diese Form Alcedo
1) Vrgl. Laubmann, Wissenschaftliche Ergebnisse der Reise von Dr. Erich
Zugmayer in Balutschistan 1911. Vögel. München, Abh. kgl. Bay. Akad.
Wissensch. Math. Phys. Kl. Band 26, Abh. 9, 1914, p. 53—54.
2) Vrgl. Stresemann, Nov. Zool. 20, 1913, p. 314.
3) Vrgl. Laubmann, Wissenschaftliche Ergebnisse der Reise von Prof. Dr.
G. Merzbacher im zentralen und östlichen Thian-Schan 1907/08. I. Vögel.
Akbh. Kgl. Bay. Akad. Wissensch. Math. Phys. Kl. Band 26, Abh. 3, 1913, p. 34.
In dieser Arbeit wurde durch ein Druckversehen die Flügelgröße mit 71 mm
angegeben. Tatsächlich beträgt bei diesem Vogel die Flügellänge aber 74 mm,
was hiermit berichtigt sein mag. Ein 9, am 20. VII. 03 am Issyk-kul erlegt,
mißt 73 mm.
4) Tschusi, Orn. Jahrbuch, 15, 1904, p. 99 gibt für SS 72—76 mm an,
für 22 70—75 mm nach Exemplaren aus Westsibirien.
5) G. Radde, Ornis caucasica, 1884, p. 323—324 gibt zwar keine Flügel-
maße an, betont aber sonst im Text sehr eindringlich, vielleicht ohne es zu wollen,
die Zwischenstellung kaukasischer Exemplare zwischen den Formen ispid«
und bengalensis.
6) Weigold, Journ. f. Ornith. 61, 1913, p. 9.
?) Nach Hartert, Vögel pal. Fauna II, 1, 1912, p. 882, messen Nordwest-
afrikaner 72-79 mm, scheinen also zu größeren Maßen zu neigen. Doch ist der
Durchschnitt auch hier 74—75 mm.
8) Dombrowski, Ormis Romaniae, 1912, p. 352 schreibt: ‚Bei Bearbeitung
lagen mir 62 Eisvögel aus Rumänien vor, von welchen 47 das Alters- und 15 das
Jugendkleid tragen. Die rumänischen Eisvögel sind im Vergleich zu den Nord-
und West-Europäern kleinwuchsig, schr intensiv blau gefärbt, und mehr rost-
gelber als rostroter Unterseite, und bilden die Brücke zwischen Alcedo ispida
iypieus und Alcedo ispida spatzi Kg. Einige Exemplare meiner Suite stimmen,
nahezu vollständig mit, von Erlanger in Tunis gesammelten Stücken meiner
Sammlung überein; es fehlt aber doch ein größeres Vergleichsmaterial und so
führe ich diese nicht speziell unter diesem Namen auf.“
®) Vrgl. Journ. f. Ormith. 48, 1900, p. 10.
7. Heft
60 Dr. A. Laubmann:
atthis atthis L. in Betracht, der auf ägyptischen Stücken basiert. Alcedo
pallida Brehm, spatzii König, pallasıv Reichenbach, sibirica Tschusi
und margelanicaMadarasz wären hierzu nur als Synonym zu betrachten.
Während nun die Vögel aus allen den hier zusammengefaßten
Gebieten eine auffallende Konstanz in der Pendelweite ihrer Flügel-
sröße aufweisen, passen einige mir aus Norditalien (Cremona) vor-
liegende Exemplare mit 76,5 mm langen Flügeln nicht mehr in diese
Gruppe hinein. Sie leiten vielmehr ebenso, wie die Exemplare von
der Insel Korsika, zu der letzten von uns zu besprechenden Form
Alcedo atthis ispida L. über, welche mit 77—83 mm Pendelweite die
größte Form in unserem Formenkreis darstellt. Somit stellen die Nord-
italiener Übergänge dar von der Form atthis zu ispida, während die
korsischen Exemplare auf Grund ihrer Sonderstellung als Inselform
einen eigenen Namen rechtfertigen. Ich bringe für. diese Form den
Namen Alcedo atthis corsicana zur Einführung. »
Zu Alcedo atthis ispida müssen nach den Ergebnissen meiner
Messungen die Exemplare von Frankreich, Ergland!), Deutschland,
Österreich, Tirol, Nord- und Westungarn und: Rußland gerechnet
werden. Im Norden fällt die Form mit der Verbreitungsgrenze des
Formenkreises zusammen. Die Notwendigkeit nach Kleinschmidt’s
Vorgang hier noch eine mitteldeutsche Form subispida Brehm einzu-
schieben und die Namen ispida auf schwedische Exemplare zu be-
schränken, ist nicht einzusehen. Die genaue Grenze im Norden fest-
zulegen ist nicht leicht ; jedenfalls ist aber die Einwanderung in nördliche
Gebiete eine relativ junge. So fehlt unser Eisvogel heute noch im
nördlichen Schweden und Norwegen und auch in Rußland geht er kaum
über den St.Petersburger Breitegrad hinaus.
Die Grenze zwischen den Formen ?zspida und atthis einerseits
und atthis und japonica auf der anderen Seite genau festlegen zu wollen,
ist heute noch nicht möglich. Erstere dürfte wohl mit einiger Be-
rechtigung längs des Ural-Gebirges gesucht werden, die andere dürfte
in den transbaikalischen Gebirgszügen vermutet werden. Sollte es
sich herausstellen, daß auch in den jetzt noch wenig oder gar nicht
erforschten Gegenden um die Mongolische Wüste?) Eisvögel leben,
deren Durchschnittsgröße 74—75 mm Flügellänge beträgt, sö wäre
damit der Beweis der Kontinuierlichkeit: einer einheitlichen. Form
vom Mittelmeer bis nach Japan erbracht. Dann müßte auch’der Name
japonica dem Namen atthis weichen. - ! ri
Das Bild, wie wir es im Vorhergehenden von der geographischen
Variation unseres Formenkreises kurz gezeichnet haben, hat sich
uns ergeben nach Berücksichtigung lediglich der Flügelgröße. Fär-
bungsmomente oder Schnabelplastik war dabei für uns nicht maß-
gebend. Auf diese Momente werde ich daher im systematischen Teil
bei der eingehenderen Charakterisierung der einzelnen Formen noch
kurz zu sprechen kommen.
‘) Die drei mir aus Süd-England vorliegenden Exemplare weisen sämt-
liche eine merkwürdig dunkle Tönung der Unterseite auf.
2) Auch in Ostsibirien besteht noch eine Lücke.
Beiträge zur Kenntnis des Formenkreises Alcedo atthis. 61
d) Bemerkungen zur Phylogenie.
Geht man von der Richtigkeit der Annahme aus — und es sprechen
in der Tat sehr viele Gründe für dieselbe — daß das Entwicklungs-
zentrum einer Familie, Gattung oder auch nur eines Formenkreises
da zu suchen ist, wo wir die zahlreichsten Vertreter dieser Gruppe
finden, so müssen wir in unserem speziellen Falle das indo-malayische
Faunengebiet als die Wiege des Formenkreises Alcedo atthis in Betracht
ziehen. Im besonderen hat das Verbreitungsgebiet von Alcedo atthis
bengalensis Gm. als Urheimat zu gelten, von der aus sich die Art nach
den verschiedenen Himmelsrichtungen ausgebreitet hat, jeweils ab-
ändernd je nach den Einflüssen der geographisch-geologischen Ver-
hältnisse, welche in den neu eroberten Ländern herrschend gefunden
wurden.
Ich habe versucht, auf der beigegebenen Skizze eine Darstellung
des Entwicklungsweges unseres Fornienkreises zu geben, so wie wir
uns denselben nach den Ergebnissen der Forschung heute ungefähr
zu denken haben. Als Ausgangspunkt, als Entwicklungszentrum oder
als Wiege unseres Formenkreises haben wir das Verbreitungsgebiet
der kleinen Form Alcedo atthis bengalensis Gen. anzusehen. Diese
Form dürfte den Urtyp repräsentierent), von dem aus sich die anderen
Formen nach verschiedener Richtung hin — geographisch und morpho-
logisch”genommen — weiter entwickelt haben?). Soweit die konti-
nentalen Formen in Frage kommen, können wir nach Nordosten und
nach Nordwesten hin zwei divergierende Entwicklungslinien kon-
statieren. Der eine nach Nordosten drängende Ast wendet sich in
einem Bogen entlang der pazifischen Küste nach Norden, um in Japan
mit einer durchschnittlichen Flügellänge von 74mm den Höhepunkt
und zugleich das Ende zu erreichen?). Als Brücken auf diesem weiten
Wege sind die Philippinen und Formosa mit den Lutschu (Liu-kiu)
Inseln zu betrachten.
Der zweite vom Entwicklungszentrum auslaufende Ast wendet
sich zunächst ncah Westen, spaltet sich aber relativ früh in zwei
divergierende Ausläufer, von denen der eine nach Süden zieht, das
indische Festland durchquerend und schließlich in der kleinsten Form
1) Den ursprünglichsten Typ müssen wir wohl in den Jugendstadien dieser
Form erblicken, in welchen noch die grünen Gefiedertöne vorherrschend sind,
während wir die blauen Färbungen schon als eine höhere Differenzierung auf-
zufassen haben. Vrgl. das schon oben im Abschnitt über die individuelle Variation
hierüber angeführte.
2) Es werden hier nur die kontinentalen Entwicklungsäste weiter berück-
sichtigt. Der sich nach Südosten über die malayische Inselwelt hin ausbreitende
-Entwicklungszweig wurde hier außer acht gelassen.
2).Oder sclite die Form von hier aus auf den Kontinent übergreifend weiter
nach ÖOstsibirien vordringen und dort eine Vereinigung mit der bis nach West-
sibirien reichenden Alcedo atthis atthis anstreben ?
7. Heft
62 Dr. A. Laubmann:
auf Ceylon zum frühen Abschluß kommend, während der andere Zweig
die Richtung nach Westen beibehält, und in verhältnismäßig rasch
fortschreitender Größenentwicklung die sehr weit ausgedehnte Form
Alcedo atthis atthis bildet, die sich mit durehschnittlich 74—75 mm
A. a. ispida
A. a. japonica
A. a. corsicand
A. a. atthis A.a. formosana
Alcedo atthis bengalensis
A. a. taprobana
langen Flügeln von Nordafrika über Kleinasien bis hinein nach West-
sibirien erstreckt. Nachdem die anfangs mehr westliche Richtung
eine Abbiegung nach Norden erfahren hat, findet dieser Zweig in der
die größte Flügellänge (77-83 mm) erreichenden Form Alcedo atthis
Beiträge zur Kenntnis des Formenkreises Alcedo atthis. 63
ispida L. fast in der Nähe des Polarkreises sein Ende. Alcedo atthis
corsicana und die Norditaliener wären hier als Brücken zwischen
atthis und zspida zu betrachten.
Als Hauptmoment der zoogeographischen Variation tritt uns,
wie wir gezeigt haben, in unserer Gruppe in erster Linie die graduelle
Schwankung in der Flügelgröße entgegen und auch hier bildet die
Zunahme der Körpergröße mit dem Vordringen der Art in nördlicher
gelegene Verbreitung:gebiete, die dem Einfluß kälterer Temperaturen
unterliegen, einen trefflichen Beweis für das neuerdings wieder von
Boetticher!) und Stresemann?) angeführte ‚‚Bergmannsche Gesetz.“
„Die physiologische Begründung der Theorie, daß die Körpergröße
warmblütiger Tiere durch die Temperatur der Atmosphäre beeinflußt
wird, und zwar in der Weise, daß Wärmeabnahme durch Größen-
zunahme, Wärmezunahme durch Größenabnahme beantwortet wird,
geht auf Bergmann zurück. In seiner 1849 erschienenen Schrift:
„Über die Verhältnisse der Wärmeökonomie der Thiere
zu ihrer Größe“ weist er zunächst darauf hin, daß eine Außen-
temperatur, die höher oder niedriger als die Körperwärme ist, die
Eigenwärme des Organismus in schädlichem Sinne beeinflussen müßte,
wenn der Körper kein Schutzmittel dagegen ausbildete. Unter diese
sei auch die Veränderung der Körpergröße zu rechnen. Wie Berg-
mann am Beispiel des Würfels klar macht, ‚wird die Oberfläche eines
Körpers, je größer er seinem Inhalt nach wird, im Verhältnis desto
geringer. Da nun natürlicherweise ein wärmeerzeugender Körper
mit verhältnismäßig großer Oberfläche mehr Wärme abgibt als
ein Körper mit kleinerer Oberfläche, der große Körper aber bei
sonst gleichen Verhältnissen absolut, seiner Masse entsprechend, im
ganzen mehr Wärme erzeugt, so kann ein derartig großer Körper
in kalter Umgebung seine Eigenwärme besser erhalten als ein kleiner,
sonst aber gleichgestalteter Körper, der ja im Vergleich zur Wärme-
erzeugung mehr Wärme ausstrahlt. Es mußten daher von nahe ver-
wandten Säugetier- und Vogelformen die größeren in kalten, die
kleıneren in warmen Gegenden bessere Daseinsbedingungen an-
treffen.‘“ ?), ®)
„Kleine Tiere haben bei ähnlicher Gestalt eine im Verhältnis zu
ihrer Masse größere äußere und innere Oberfläche als große Tiere.
Diese wichtige Tatsache leuchtet unmittelbar ein bei der Betrachtung
dreier Würfel, deren Seitenlänge 1, 2 und 3cm betragen möge. Der
erste davon hat eine Oberfläche von sechs Quadratzentimeter, einen
Inhalt von ein Kubikzentimeter; die Oberfläche des zweiten beträgt
1) H. v. Boetticher, Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen
Klima und Körpergröße der homöothermen Tiere; Zool. Jahrbücher, Abt. f.
Systematik, 40, 1915, p. 1—56. Siehe auch Zool. Anzeiger, Bd. 41, 1913.
2) Verh. Ornith. Ges. Bayern 12, 4, 1916, p. 300 ff.
®2) v. Boetticher, Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen
Klima und Körpergröße der homöothermen Tiere. Zool. Jahrb. (Syst.) 40,
1915, p. 2—3. j
4) Stresemann, Verh. Orn. Ges. Bayern 12, 4, 1916, p. 300.
7. Heft
64 Dr. A. Laubmann:
24cm, sein Inhalt 8cm?, beim dritten sind die betreffenden Werte
54 cm? und 27 cm?. Während also die Seiten sich wie 1:2:3 verhalten,
ist das Verhältnis der Oberflächen 1:4:9 und das der Inhalte 1:8:27.
Die Oberfläche wächst also im Verhältnis der Quadrate, der Inhalt
und somit auch die Masse im Verhältnis der Kuben der entsprechenden
Längenmaße; oder auf 1cm? Inhalt kommt im ersten Falle 6 cm,
im zweiten nur 3, im dritten nur 2cm? Oberfläche. Wie ein Würfel,
wo diese Verhältnisse am leichtesten zu übersehen sind, verhalten
sich auch andersgestaltige Körper, die einander (geometrisch) ähnlich
sind‘t). Größere Tiere besitzen also eine relativ geringere Körper-
oberfläche als ähnlich gestaltete kleine Tiere, die Wärmeabgabe ist
also bei dem größeren Tier relativ geringer als bei dem kleinen. „Wenn
wir daher in der Natur der Erscheinung begegnen, daß bei einer Formen-
reihe die größten Vertreter in Gegenden mit der niedersten mittleren
Temperatur leben, und daß mit zunehmender Wärme des Wohn-
gebietes die Körpergröße innerhalb dieser Gruppe abnimmt, so können
wir dies mit Sicherheit als eine Reaktion auf die Außentemperatur
deuten‘“2). Und in der Tat, je weiter die Angehörigen unseres Formen-
kreises auf ihrem Entwicklungsweg nach Norden, also in Gegenden
mit niederer mittlerer Jahrestemperatur vordringen, desto größere
Körpermaße haben sie auch aufzuweisen. So finden wir bei den in
nördlich gelegenen Gebieten wohnenden Formen ispida, atthis und
japonica auch bedeutend größere Maße als bei der auf südlicher ge-
legene Gegenden beschränkten Form bengalensis und die in ihrer
Verbreitung am weitesten nach Süden vorgeschobene Form taprobana
von der Insel Ceylon hat auch die kleinsten Flügellängen aufzuweisen.
An dieser Auslegung der Bergmann’schen Theorie darf uns
auch die Tatsache nicht irre machen, daß bei den Formen unserer
Gruppe im indo-malayischen Archipel Größenzunahmen auch dann
auftreten, wenn die jeweiligen Wohngebiete in der gleichen geo-
graphischen Breite oder sogar noch südlicher, näher am Äquator
liegen als das von uns angenommene Verbreitungszentrum. Auch
in dem Formenkreis Corvus coronoides Vig. u. Horsf. stieß Strese-
mann?) auf Fälle, die sich mit der Bergmann’schen Theorie nicht
in Einklang bringen ließen und ihn zu einer Modifizierung der Theorie
zwangen.
„Es scheint nämlich, daß viele Vogelgruppen zwar auf
Herabsetzung der Temperatur in erster Linie mit. einer
Steigerung der Körpergröße antworten, gegen Temperatur
erhöhung dagegen vorwiegend andere Schutzmittel®) aus-
!) R. Hesse in R. Hesse und F. Doflein, Tierbau und Tierleben in ihrem
Zusammenhang betrachtet; Band I, Der Tierkörper als selbstständiger Organismus,
Leipzig und Berlin, 1910, p. 46.
?) Stresemann, Verh. Ornith. Ges. Bayern 12, 4, 1916, p. 301.
3) Stresemann, Verh. Ornith. Ges. Bayern, 12, 4, 1916, p. 302.
*) „Steigerung der Transpiration, Verminderung des Fettansatzes, Ver-
ringerung der Gefiederdichte.“
Beiträge zur Kenntnis des Formenkreises Alcedo atthis. 65
bilden. Eine solche Art, die ihr Wohngebiet nach kälteren und
wärmeren Regionen ausdehnte, wird dann kältewärts größer werden,
wärmewärts jedoch von gleichen Dimensionen bleiben können, ja
sogar einer Größensteigerung fähig sein, wenn äußere Bedingungen
eine solche begünstigen. Wir werden dann mit anderen Worten vom
Verbreitungszentrum aus kältewärts einer ständig zunehmenden Größen-
steigerung begegnen, wärmewärts und in Gebieten gleicher Wärme
jedoch je nach den Daseinsbedingungen ein Gleichbleiben, Steigen
und Sinken der Körpergröße beobachten.‘“!)
So können wir beobachten, daß die Formen Alcedo atthis floresiana
Sharpe?) und Alcedo atthis hispidoides Lesson?) wesentlich größer sind
als der Durchschnitt von bengalensis, obgleich die Verbreitungsgebiete
der beiden genannten Formen in der gleichen geographischen Breite
gelegen sind, wie große Teile des Gebietes von bengalensis?). Dagegen
sind die von Stresemann nach Exemplaren von den d’Entrecasteaux-
Inseln und dem Louisiade-Archipel beschriebenen Eisvögel, Alcedo
atthis pelagica®), sogar noch kleiner als der Durchschnitt von bengalens:s,
indem sie durchschnittlich nur 68,9 mm Flügellänge erreichen. Hier
dürfen wir die starke Größenverminderung wohl kaum auf die durch
die erhöhte Temperatur der südlichen Lage des Verbreitungsgebietes
erfolgte Beeinflussung zurückführen, die Verkümmerung ist hier
wohl mehr dem degenerierenden Einfluß des Lebens auf ver-
hältnismäßig kleinem Raum zuzuschreiben. Auf den in gleicher Breite
liegenden Salomons-Inseln erreichen die Eisvögel, Alcedo atthis salo-
monensis Rothsch. u. Hart®) dagegen wiederum eine Größe wie wir
sie bei Alcedo atthıs atthis oder schon bei Alcedo atthis ispida finden’).
Diese Größensteigerung mag in den günstigeren Lebensbedingungen
auf den räumlich viel größeren Inseln zum Teil ihren Grund haben.
Auf Inseln spielen eben neben den klimatischen Momenten noch eine
ganze Reihe anderer Faktoren mit, die von größerem oder geringerem
Einfluß auf die Entwicklurg der sie bewohnenden Lebewesen sein
können. So können z. B. auch besonders günstige Ernährungsverhält-
1) Stresemann, Verh. Ornith. Ges. Bayern, 12, 4, 1916, p. 303.
2) Alcedo ispida subsp. A. floresiana Sharpe, Cat. Birds Brit. Mus. 17, p. 151
(1892. — Insel Flores).
3) Alcedo hispidoides Lesson, Compl. Buffon, 9, p. 345 (1837. — Buru).
4) Nach Stresemann, Nov. Zool. 20, 1913, p. 315—316, ergibt sich für
floresiana ein Durchschnitt von 71,4 mm Flügellänge bei einer Pendelweite von
67—76 mm (36 Exemplare untersucht); bei hispidordes.: Durchschnitt 71,9 mm;
Variation: 68,5—75 mm (57 Exemplare untersucht).
5) Alcedo ispida pelagica Stresemann, Nov. Zool. 20, p. 316 (1913. — St.
Aignan). Durchschnitt: 68,9 mm; Variation: 66—72 mm (21 Exemplare unter-
sucht).
6) Alcedo ispida salomonensis Rothschild u. Hartert, Nov. Zool. 12, p. 255
(1905. — Rendova, Salomons-Inseln).
?) Stresemann, Nov. Zool. 20, 1913, p. 316, gibt für 23 Exemplare bei
einer Pendelweite von 73—77 mm einen Durchschnitt von 75,1 mm an.
Archiv flir Naturgeschichte
918: A. 7. 5 7. Heft
66 Dr. A. Laubmann:
nisse fördernd auf das Größenwachstum einwirken, obwchl die süd-
liche, heiße Lage der Insel eine Verrir gerurg der Körperoberfläche
herbeiführen müßte.
Es müssen also vorwiegend, (aber nicht unbedingt) gleichgeartete
Einflüsse gewesen sein, die bei der Ausbreitung unseres Formenkreises
von seinem Entstehungszentrum aus nach Nordosten und nach Nord-
westen hin am Werk gewesen sind, nachdem die äußerlich sichtbaren
Ergebnisse dieser Beeinflussung in beiden Fällen zu einer konvergenten
Vergrößerung der Körperdimensionen geführt haben. Und selbst,
wenn wir annehmen wollten, daß die Entwicklung von der kleinen Form
bengalensis aus nicht, wie es wahrscheinlich ist, auf zwei verschiedenen
Wegen zum gleichen Ziel geführt hat, sondern wenn wir die Auffassung
vertreten wollten, als sei die Weiterentwicklung von bengalensis zu
der Form atthis — die in diesem Falle von Nordafrika durchgreifen
würde bis nach Japan — eine in breiter Bahn kontinuierlich vorwärts-
schreitende gewesen, auch dann hätten wir mit dem Einfluß gleicher
Faktoren eben auf der ganzen Breite zu rechnen. Es liegt jedoch
zur Zeit kein Grund vor, die von uns dargelegte Auffassung über den
Entwicklungsweg unseres Formenkreises nach dieser Richtung hin
zu modifizieren.
IV. Nomenklatorische Betrachtungen.
a) Allgemeines.
„Ilavra det“ sagt schon der große griechische Philosoph und heute
wissen wir alle, wie wahrhaft richtig dieser Ausspruch gerade im Hin-
blick auf die Natur und ihre Erkenntnis durch den Menschen ist. Aber
nicht nur die Naturwissenschaften selbst unterliegen diesem Gesetz,
nein, auch alle ihr dienenden Hılfswissenschaften stehen naturgemäß
unter dem gleichen Einfluß. Als eine solche Hilfswissenschaft darf
meiner Ansicht nach unbedingt auch die Nomenklatur mit allen ihren
komplizierten Gesetzen und Regeln aufgefaßt werden und, in der Tat,
schenkt man dem Werdegang der Nomenklatur nur ein wenig Auf-
merksamkeit, so kann man erkennen, daß dieselbe im engstenZusammen-
hang mit den Fortschritten der Naturwissenschaften entstanden und
immer weiter ausgebaut worden ist. Ohne uns über das große, so un-
endlich weitgesteckte Feld der Naturwissenschaft hier verbreiten zu
wollen, sei es mir gestattet, an Hand der Geschichte der Ornithologie
den Werdegang der ornithologischen Nomenklatur in kurzen Zügen
zu umschreiben.
Als Linnaeus im Jahre 1758 sein großes Werk „Systema naturae“
in 10. Auflage veröffentlichte, hatte er die Notwendigkeit erkannt,
die Arten — um im Bilde zu bleiben, die Vogelarten — mit je zwei
Namen zu belegen, um auf diese Weise ihre Stellung im System mög-
lichst genau zu fixieren und dem Forscher schon allein durch den
Namen Anhaltspunkte über die systematische Zugehörigkeit der
einzelnen Arten an die Hand zu geben. In der damaligen Zeit genügte
bei der verhältnismäßig geringen Anzahl bekannter Arten die durch
Beiträge zur Kenntnis des Formenkreises Alcedo atthis. 67
zwei Namen vorgenommene systematische Fixierung, die binäre
Nomenklatur, wie wir Linne@’s unsterbliches Verdienst heute kurz
zu nennen gewohnt sind, in vollem Umfange.
Doch .,‚alles schreitet fort‘ und so blieb auch die Anzahl der den
Naturforschern bekannt gewordenen Vogelarten nicht die gleiche,
sondern stieg immer weiter zu schließlich fast unüberblickbarer Menge
Und mit dem Anwachsen des Materiales hielt auch die wissenschaft-
liche Verarbeitung desselben Schritt, man begnügte sich nicht mehr
damit, lediglich nur noch unbekannte ‚Arten‘ an das Tageslicht zu
bringen, man versuchte schließlich auch tiefere Einblicke in die Ver-
wandtschaftsverhältnisse einzelner Arten und Gattungen zu gewinnen
und als letztes Resultat dieser auch an so manchen Irrwegen und Sack-
gassen reichen Forschungsperiode hat das Studium ‚‚des geographischen
Prinzipes der zoogeographischen Variation“ zu gelten. Nun genügte
aber dem rastlos fortschreitenden Geiste, um die neugewonnenen An-
schauungen und Ergebnisse auch im System zum Ausdruck zu bringen,
Linne’s binäre Nomenklatur in vielen Fällen in keiner Weise mehr.
Man suchte nunmehr nach einem anderen passenden Ausdrucksmittel,
fand ein solches in der Anhängung eines weiteren dritten Namens
und kam damit zu der ternären Nomenklatur. Die Einführung
dieses Aritten Namens vollzog sich nun keineswegs unter der Billigung
sämtlicher Ornithologen, sondern erst nach heftigem Widerstreit der
Meinungen und Anschauungen gewann sich die ternäre Nomenklatur
als Ausdrucksmittel zoogeographischer Tatsachen die hohe Stellung,
die ihr heute allgemein, speziell in der Ornithologie, zu Teil geworden
ist. Ohne an dieser Stelle im engen Raum auf diese mannigfachen
Kämpfe näher eingehen zu wollen, sei hier nur an die verschieden-
artigen Auffassungen erinnert, die mit den Ausdrücken ‚Conspecies“
und ,,Subspecies“ verbunden worden sind.
Die beste Definition des Begriffes „Subspecies“, sowie er heute
von allen auf den Internationalen Nomenklaturregeln als dem grund-
legenden Fundamente fußenden Ornithologen verstanden wird, ist
ımmer noch diese: „Mit Subspecies bezeichnen wir die geographisch
getrennten Formen eines und desselben Typus, die zusammen-
genommen eine Spezies ausmachen. Es ist also nicht etwa ein geringes
Maß von Unterschieden, das uns bestimmen darf, eine Form als Sub-
gpecies aufzufassen, sondern Unterschiede verbunden mit geo-
graphischer Trennung, natürlich bei allgemeiner Übereinstimmung
in den Grundlagen‘“!).
Aber auch hier blieb die Wissenschaft nicht stehen. Unsere Er-
kenntnis schritt rüstig vorwärts und führte nach und nach zu dem
Studium des Formenkreises, so wie derselbe von Kleinschmidt
aufgefaßt wird. Kleinschmidt?) war der erste, der diesen Begriff
1) Hartert, Vögel pal. Fauna I, 1903, p. VI.
2) Kleinschmidt, Arten oder Formenkreise?, Journ, f. Ornith, 48, 1900,
p- 135,
E 5*+ 7. Heft
68 Dr. A. Laubmann:
in die Literatur eingeführt hat; er faßte in dem Formenkreis „alle
Formen, die nur geographische Vertreter ein und desselben Tieres sind,“
zusammen. Bei der Besprechung des prächtigen Kawraisky’schen!)
Werkes über ‚die Lachse der Kaukasusländer und ihrer angrenzenden
Meere“ fährt Kleinschmidt folgendermaßen fort: „Nun wird man
aber mit der bisherigen Nomenklatur-Auffassung stets auf Schwierig-
keiten stoßen. In ihrem Artensystem ist kein Raum für die feinsten
Unterschiede. Die Subspecies wachsen ins Unendlich. Um dem
Übelstand der vielen Namen in einem genus abzuhelfen, schafft man
zahllose neue Genera, aber dadurch geht alle Einfachheit und Über-
sichtlichkeit des Systems verloren. Wir brauchen aber ein System,
welches nicht nur für Spezialisten, sondern auch für Forscher, die
nicht unser Steckenpferd reiten, verständlich ist und ihnen kurz und
klar die Resultate unserer Arbeit an die Hand gibt.“?) Klein-
schmidt’s Versuch, diese Unzulässigkeit des Systems durch die Ein-
führung des Formenkreisbegriffes zu beheben, ist ein sehr glücklicher
gewesen; unglücklich war er nur insofern, als Kleinschmidt glaubte,
die Verständlichkeit des Systems durch die Einführung neuer Namen
für die Formenkreise erhöhen zu können.
Wirkte nun dieses Formenkreisstudium auf der einen Seite von
neuem äußerst befruchtend auf den weiteren Ausbau der Ornithologie,
so belastete es andererseits unsere Nomenklatur mit einem beinahe
unübersehbaren Wust von neuen Namen, indem es Gelegenheit bot,
durch ein intensives Studium großen Materials auch die minutiösesten
geographischen Abweichungen innerhalb der Reihe nicht nur zu er-
kennen sondern auch zu benennen. \
So stehen wir heute wiederum an einem Wendepunkt in der Ent-
wicklung unserer Nomenklatur. In einer äußerst interessanten und
sehr zu beherzigenden Abhandlung im Journal für Ornithologie hat
nun E. Stresemann?) den Versuch gemacht, die herrschenden Ver-
hältnisse darzulegen und es ist ihm auch gelungen, einen wohlgeeignet
scheinenden Weg zu zeigen, bei dessen Benutzung es gelingen kann,
an dem drohenden Abgrund, der unentwirrbaren Verwirrung vorbei-
zukommen. Stresemann stellt die Frage auf: ‚Sollen Subtilformen
benannt werden?‘ Was ist nun eigentlich eine Subtilform? Die Ant-
wort auf diese Frage kann ungefähr so lauten: Unter Subtilformen
sind solche Formen zu verstehen, welche zwischen zwei
wohl ausgeprägten Formen (Subspecies) eines Formen-
kreises vermitteln. Es sind also Übergangsformen — Klein-
schmidt bevorzugt den Ausdruck Zwischenformen —, die oft nur
„durch äußerst minutiöse Abweichungen auf Grund großer Serien“
feststellbar sind. Sollen solche Übergangsformen nun mit einem
!)F.F. Kawraisky, Die Lachse der Kaukasusländer und ihrer angrenzenden
Meere, Tiflis, 1896—97.
4) ].c. p. 197.
°) E. Stresemann, Sollen Subtilformen benannt werden ?, Journ. f. Ornith,
67, 1919, p. 291—297.
Beiträge zur Kenntnis des Formenkreises Alcedo atthis.. 69
eigenen Subspeciesnamen belegt werden oder nicht? Kleinschmidt,
der unsere Frage mit einem glatten „ja“ beantwortet, — die von
Stresemann hierfür angeführten Beispiele ließen sich leicht ver-
doppeln —- ist für die nomenklatorische Festlegung auch der kleinsten,
kaum mehr zu erkennenden Merkmale oder Schwankungen. Wohin
dies Vorgehen führen kann, hat Stresemann an dem Beispiel der
schwedischen und schlesischen Kleinspechte in überzeugender Weise
dargetan. Man kann sich doch schr wohl vorstellen, daß sich zwischen
einer nördlich gelegenen großen Form und einer südlichen Form mit
kleinen Maßen alle möglichen Größenübergänge finden lassen können,
deren Charakterisierung und jeweilige Benennung bis ins Abstruse
weıtergeführt werden könnte. Ein Vorteil, der in dieser weitaus-
gedehnten Benamsung, besonders für den Nichtspezialisten liegt, ist
kaum einzusehen. Daher ist es nur zu wünschen und auch anzunehmen,
daß die Mehrzahl der Ornithologen sich den Vorschlägen Strese-
mann’s in vollem Umfange anschließen wird.
Nach Stresemann „gebührt ein eigener ternärer Name
nur einer Form, die so gut ausgeprägt ist, daß mindestens
die Hälfte der Individuen von der nächstverwandten, be-
nannten Form unterscheidbar ist. Bei räumlich gesonderten
(z. B. auf Inseln beschränkten) Formen und Endgliedern einer Formen-
kette wird auch ein geringerer Unterschied die ternäre Benennung
rechtfertigen.“
An Stelle der Namengebung schlägt nun Stresemann an besagter
Stelle „zum Ausdruck der Tatsache, daß eine Formengruppe sich nicht
allein aus zweı Extremen zusammensetzt, sondern daß vielmehr feinste
Abstufungen von einem Ende zum anderen führen,‘ ein Mittel vor,
das schon, früher von A. B. Meyer!) in ähnlicher Weise angewandt
worden ist. Stresemann hält es für besser, an Stelle von Namen in
solchen Fällen Formeln zu benutzen, wobei die Zeichen >, < und 2
in Anwendung zu kommen hätten. Ganz besondere Feinheiten in
dem Annäherungsverhältnis könnten nach Stresemann’s Vor-
schlag noch durch Beifügen von sogenannten Annäherungsquoten
genauer fixiert werden. ‚Eine Formel ist kein Name im Sinne der
Nomenklaturgesetze. Sie belastet daher die Synonymie nicht, auch
wenn sich später herausstellt, daß sie falsch ist und durch eine genauere
Formel ersetzt werden kann, oder daß die zunächst vermutete Zwischen-
form gar nicht besteht.“ (Stresemann, l.c. p. 295).
Stresemann befolgt bei Einführung seiner ‚mathematischen
Nomenklatur“, wie ich sie heißen möchte, vor allem den Zweck, unsere
bestehende Nomenklatur vor der Überbürdung ‚mit einem Wust
von Namen‘ zu schützen, die eintreten müßte, wollten wir in jedem
Falle, in dem wir minutiöse geographische Abweichungen auf Grund
großer Serien feststellen können, diese Tatsache jedesmal durch einen
Subspeziesnamen festlegen. Dabei schwebt Stresemann als unaus-
!) Vrgl. Meyer und Wiglesworth, The Birds of Celebes, I, 1898, p. 53—54.
7. Heft
70 Dr. A. Laubmann:
bleibliche Folge „die quaternäre Nomenklatur, dieses Schreckgespenst
aller Systematiker“ vor Augen.
Stimmte ich bisher mit Stresemann’s Ausführungen und Vor-
schlägen voll und ganz überein, so kann ich ihm hinsichtlich seiner
Anschauung über die quaternäre Nomenklatur nicht mehr folgen. Ich
für meinen Teil halte die quaternäre Nomenklatur nicht nur für keın
Schreckgespenst, sondern ich glaube heute schon, daß die Einführung
derselben unabwendbar notwendig ist und auch kommen wird, sei
es nun fıüher oder nach Kämpfen erst in späterer Zeit.
Wie denkt man sich überhaupt die quaternäre Nomenklatur?
Stresemann schwebt sie vor Augen als ein Mittel, die oben erwähnten
Subtilformen unter e'genen Namen quasi als Subspecies von Subspecies,
als nur halbwertige Sub:pecies zu kennzeichnen. Suschkin, der
große russische Ornithologe, beschäftigte sich in einer ın der russischen
Zeitschrift Messager ornithologique “erschienenen Arbeit!) ebenfalls
mit der Einführung der quaternären Nomenklatur und scheint den
vierten Namen ebenfalls zur Kennzeichnung von Unterrassen innerhalb
einer Subspecies zur Anwendung bringen zu wollen. Dabei will
Suschkin vor diesem vierten Namen noch das Wörtchen natio ein-
fügen, ähnlich dem variatio, aberratio usw. der Entomologen.
Eine solche Anwendung des vierten Namens halte nun auch ich
absolut für keine glückliche. Sie würde uns, wie Stresemann ganz
richt'g betont hat, einen kolossalen Wust von neuen Namen bescheren,
die Übersichtlichkeit des Systems nicht erhöhen, sondern vielmehr
ın ganz bedeutender Weise erschweren, und dadurch dem eigent-
lichen Zweck, dem zu Liebe sie eingeführt werden sollte, in keiner
Weise gerecht werden.
Wertigkeitsbegriffe in der Nomenklatur innerhalb einer Gruppe
zum Ausdruck bringen zu wollen, ist meiner Ansicht nach immer
mißlich. Um hier ein Beispiel einzuschalten, überlege man: Alcedo
atthis ispida L. oder Alcedo atthis bengalensis Gm. sind innerhalb der
Gattung Alcelo als vollkommen gleichwertig zu betrachten mit den
Formen Alcedo hercules Laubm.?) "oder Alcedo semitorguata Sw.?) Es
wırd wohl niemand auf den Gedanken kommen, Alcedo hercules als binär
benannte Form mit einer höheren Wertigkeit belegen zu wollen als
etwa die ternär benannte Form Alcedo atthis bengalensis Gm. zum
Beispiel. Die binäre und ternäre Benennung zeigt doch vielmehr nur
den Stand unseres Wissens an und will dem Forscher den Hinwe's
geben auf Verwandtschaftsbeziehungen innerhalb einer bestimmten
Gruppe®).
!) Suschkin, Subspecies und natio; Mess. ornith. 1916, 4, p- 203—208.
2) Alcedo hercules Laubmann, Verh. Orn.Ges. Bayern, 13, 1, p. 105 (1917.
— nom. nov. für Alcedo grandis Blyth nec Gmelin; terra typiea: Sikkim).
®) Alcedo semitorquala Swainson, Zool. Il. III, pl. 151 (1823. — „Great fish
River of the Cape.“)
*) Wir könnten ja ebensogut auch Alcedo hercules hercules Laubm. oder
Alcedo semitorquata semitorquata Sw. schreiben, ohne etwas dadurch zu verändern.
Beiträge zur Kenntnis des Formenkreises Algedo atthis. 71
Alcelo bedeutet in unserem Falle den Gattungsbegrift, atthis ist
der Name des Formenkreises und bengalensvs ist die Benennung einer
geographischen Variante innerhalb dieses Formenkreises, eben die Sub-
species. Nun wäre aber der Fall sehr wohl denkbar. daß innerhalb
eines stark variierenden Formenkreises die eine Anzahl der Subspeeies,
nehmen wır etwa vier an, durch ein bestimmtes Merkmal enger mit
einander verbunden erscheinen, als mit drei anderen Subspecıies des
gleichen Formenkreises, die ikrerseits wieder unter sich näher ver-
wandt erscheinen. Nun wäre es aber von hervorragender Bedeutung,
wenn wir solche Verwandtschaftsbeziehungen innerhalb eines Formen-
kreises schon im Namen zum Ausdruck bringen könnten. Eine solche
Möglichkeit würde nicht nur dem eingeweihten Spezialisten, sondern
auch einem fernstehenden Forscher den Überblick ungemein erleichtern.
In der Praxis läßt sich diese Verwandtschaftsbeziehung sehr leicht
durch die Einfügung eines Namens hinter den Formenkreisnamen
beweıkstelligen, an den sich dann wieder der Subspeciesname an-
schließen würde. Durch dieses Vorgehen hätten wir den großen Vorteil
möglichst ohne neue Namen auszukommen. Diese neue von mir hier
aufgestellte Kategorie zwischen Formenkreis und Subspecies möchte
ich als Formengruppe bezeichnen. Einige Beispiele werden meine
Gedankengänge erläutern:
Die Subspecies des Formenkreises Alcedo atthis lassen sich un-
schwer in zwei Formengruppen zerlegen, einmal solche, welche die
Öhrdecken und Wangen rotbraun gefärbt haben, und ferner solche,
bei denen diese Partien schwarz oder bläulich getönt erscheinen. Nach
meinem obengemachten Vorschlag ließe sich diese Gruppierung ın
der Nomenklatur folgendermaßen zum Ausdruck bringen:
Formenkreis: Alcedo atthis.
a) Formengruppe: Alcedo atthis atthis.
Alcedo atthis atthıs ispida L.
2. Aicedo atthis atthis corsicana Laubm.
3. Alcedo atthis atthis atthis L.
4. Alcedo atihis atthis bengalensis Gm.
5. Alcedo atthis atihis taprobana Kleinschm.
6. Alcedo atthıs athtis formosana Laubm.
7. Alcelo atthis atthis japonica Bonaparte.
8. Alcelo atthis atthis fioresiana Sh.
b) Formengruppe: Alcedo atthis hispidoides.
9. Alcedo atthis hispidoides hispidoides Lm.
10. Alcedo atthis hispidoides pelagica Stresemann.
11. Alcedo atthis hispidoides salomomensis Rothsch. u. Hart.
Aucedo wäre der Gattungsname, der zweite Name atthis würde
den Formenkreis angeben; der dritte Name, in der ersten Gruppe also
wiederum atthis, in der zweiten dagegen kispidoides würde die von mir
neu eingeführte Formengruppe bezeichnen, während endlich der
vierte Name die jeweilige Subspecies zum Ausdruck brächte. Daß
innerhalb jeder der vıer Namengruppen das erste Gesetz unserer
7. Heft
72 Dr. A. Laubmann:
Nomenklatur, das der unbedingten Priorität, auf das strikteste durch-
geführt werden muß, ist natürlich selbstverständlich.
Noch augenfälliger ist vielleicht ein zweites Be'spiel. Neuerdings
hat sich die Anschauung Bahn gebrochen, die Raben- und Nebelkrähe
als Angehörige ein und desselben Formenkreises aufzufassen). Mit
den Mitteln der ternären Nomenklatur würde sich in diesem Falle
tolgendes Bild ergeben:
Corvus corone corone L.
Corvus corone orientalis Eversm.
Corvus corone interpositus Laubm.
Corvus corone corniz L.
Corvus corone sardonius Kleinschm.
Corvus corone valachus Tschusi.
Corvus corone pallescens Mad.
Corvus corone sharpii Dates.
). Corvus corone capellanus Scl.
Einem Nichtspeeialisten dürfte es schwer, wenn nicht überhaupt
unmöglich sein, die zwei in der Natur existierenden Formengruppen
innerhalb des Formenkreiess Corvus corone heraus zu finden. Ganz
anders würde sich das Bild gestalten, würde man unter Einfügung des
Formengruppennamens die quaternäre Nomenklatur zur Anwendung
bringen. Wir haben in diesem Falle folgende Formen zu unterscheiden:
Formenkreis: Corvus corone.
a) Formengruppe: Corvus corone corone.
l. Corvus corone corone corone L.
2. (Corvus corone corone orientalis Eversm.
3. Corvus corone corone interpositus Laubm.
b) Formengruppe: Corvus corone cornix.
Corvus corone corniz cornix L.
Corvus corone cornix sardonius Kleinschm.
Corvus corone cornix valachus Tschusi.
Corvus corone corniz pallescens Mad.
Corvus corone cornız sharpii Oates.
9. Corvus corone cormiz capellanus Sel.
Die Einführung dieses Formengruppenbegriffes und seine Aus-
prägung im Namen vermittels der quaternären Nomenklatur führt
uns ein großes Stück weiter in der Darstellung zoogeographischer
Verhältnisse, ohne daß die Notwendigkeit besteht, unsere Nomen-
klatur mit einem Schwall neuer Namen zu überschwemmen. Und
wenn wir dann gar noch die von Stresemann der Einführung
empfohlenen Zeichen zur Anwendung bringen, dann haben wir in der
so modernisierten Nomenklatur ein Ausdrucksmittel an der Hand,
mit welchem auch die feinsten Nuancen zoogeographischer Variation
zur Darstellung gebracht werden können. |
Indem ich diese Betrachtungen und Vorschläge hiermit zur
Diskussion stelle, bin ich mir der durch dieselben hervorgerufenen
sonzrurun-
nF
!) Vrgl. Stresemann, Verh. Orn, Ges. Bayern, 14, 1, 1919, p. 65.
Beiträge zur Kenntnis des Formenkreises Alcedo atthis. 713
Umwälzungen vollkommen bewußt. Aber auch die Einführung der
ternären Nomenklatur stieß anfangs auf heftigen Widerstand und
drang erst nach und nach bis zu ihrer heutigen Vollkommenheit durch.
Und so wird es wohl auch mit der quaternären Nomenklatur sein. Sie
wird kommen müssen, ob wir es wollen oder nicht.
b) Spezielles.
Was nun die speziellen nomenklatorischen Verhältnisse unseres
Formenkreises betrifft, so muß hierüber noch folgendes gesagt werden.
Der Name bengalensis Gmelint) ist auf jene kleine folgende Gebiete
„Malakka, Borneo, Sumatra, die Andamanen und Nicobaren, Te-.
nasserim, Burma, Siam, Hainan, Mittel- und Südchina, Assam und
Bengalen“ bewohnende Form zu beschränken. Dabei ist eine Auf-
teilung dieser Form, wie sie Reichenbach?) vorschlägt, wenn er sagt:
„Ich unterscheide: a) indica, vom Continent, von Tenasserim, b) sondaica
von Java, Sumatra, Borncö, Malakka, Ceylon“ hinfällig, wenn auch
nicht damit gesagt sein soll, daß Reichenbach’s Beobachtungen
an sich irrige gewesen wären.
Dagegen sind die Exemplare von Formosa, die eine durchschnitt-
lich größere Flügellänge aufweisen, unter einem eigenen Namen zu-
sammenzufassen. Da für diese Form ein Name noch nicht zur Ver-
fügung steht, so bringe ich hierfür Alcedo atthıs formosana subsp. nov.
in Vorschlag.
Die Vögel von den japanischen Inseln wurden von den Autoren
bisher gewöhnlich unter dem sehr weitgefaßten Begriff bengalensis
aufgeführt. Erst durch die eingehenden Studien, die Stresemann
an dem in Tring und im British Museum angehäuften Material vor-
nehmen konnte, wurde darauf hingewiesen, daß die japanischen Eis-
vögel infolge ihrer viel bedeutenderen Größenverhältnisse unmöglich
mit der kleinen Form bengalensis vermengt werden dürfen?). Strese-
mann ließ die Formzugehörigkeit der japanischen Exemplare noch,
offen. Er schreibt hierüber (l.c. p. 313) folgendermaßen: „Ob die
nordostasiatischen Stücke, einschließlich der von Formosa, den Lut-
schu-Inseln und Japan, als A.:?. pallasii bezeichnet werden dürfen,
wie sich aus ihrer beträchtlichen Flügellänge entnehmen ließe, muß
die Vergleichung ihrer Färbung und Schnabelform mit topotypischen
(westsibirischen) Exemplaren von pallasiv ergeben.“ Wenn nun auch
die Japaner und auch die nordöstlichsten Festlandsstücke in ihrer
Flügelgröße mit der westsibirischen Form 4. a. pallasii übereinstimmen,
so glaube ich doch, aut Grund der von mir im zweiten Abschnitt der
vorliegenden Abhandlung dargelegten zoogeographischen Verhält-
nisse eine solche Vereinigung verweıfen zu sollen. Ich vertrete vielmehr,
wie schon oben auseinandergesetzt worden ist, die Anschauung, daß
1) Alcedo bengalensis Gmelin, Syst. Nat. I, 1, p. 450 (1788. — Bengalen).
2) Reichenbach, Handb. spec. Ornith. Invest. Alced. 1851, p. 3.
2) Nov. Zool., 20, 1913, p. 313.
7. Heft
74 Dr. A. Laubmann:
die Japaner als Endglied eines eigenen Entwicklungsastes aufzufassen
sind, welcher getrennt von der nach Nordwesten vorgedrungenen
Masse auf eigenem Wege nach Nordosten zu vorgerückt ist. Somit
ergibt sich nach den Ergebnissen meiner Untersuchungen die Not-
wendigkeit, die japanischen Exemplare als Endglieder einer Ent-
wicklungsreihe mit einem eigenen Namen zu belegen, und hierfür
kommt nach meiner Anschauung Alcedo japonica. Bonaparte!) in
Frage, welcher Name auf .‚Alcedo ispida bengalensis apud Temminck
und Schlegel, Fauna japonica, Aves, 1848, p.76, tal. 38 aus Japan
basiert. Dagegen muß nach meinem Dafürhalten Alcedo atthis pallasii
Rehb. wie auch Alcedo sibirica Tschusi ?) und Alcedo margelanica
Madarasz?) als Synonym von Alcedo atthis atthis L. aufgefaßt werden,
jener weitverbreiteten Form also, die ihr Verbreitungsgebiet über
ganz Nordafrika und das Mittelmeer-Gebiet bis hinein in das west-
liche Sibirien hin ausdehnt.
Für die bei uns einheimische Form bleibt der Name Alcedo althis
ıspida L. in Giltigkeit. Zwar hat O. Kleinschmidt?) neuerdings
in den Ausgaben seiner Ornis germanica für den deutschen
Vogel den Brehm’schen Namen subisprida®) zur Anwendung gebracht,
allerdings ohne sein Vorgehen mit irgend einem Worte zu be-
gründen. Es besteht jedoch nach unserer Meinung absolut kein Grund,
die deutschen Vögel in einen Gegensatz zu schwedischen Exem-
plaren zu stellen. Chr. L. Brehm charakterisiert im Handbuch der
Naturgeschichte aller Vögel Deutschlands, 1831, p. 148 den ‚großen
blaurückigen Eisvogel, Alcedo ispida Linn. folgendermaßen: „Der
Rücken lasurblau, der sehr kurze Schwanz dunkelblau, Brust und
Bauch hochrostroth, der ganze Oberkopf gewölbt ; Länge 8° 6“. — — —
Er lebt an den Bächen und Flüssen des mittleren Deutschlands.“
Von der zweiten Form, ‚dem kleinen blaurückigen Eisvogel Alcedo
subispida Brehm (Al. ispida Linn.)“ gibt er folgende Beschreibung:
„Der Rücken lasurblau, der sehr kurze Schwanz dunkelblau, Brust
und Bauch hochrostroth, der ganze Oberkopf platt; Länge 8%. — — —
Er lebt in Deutschland, brütet in Westphalen, kommt bei Wien, Berlin,
in Thüringen und hier auf dem Zuge vor.“ Der Unterschied liegt
somit nach Brehm, wenn wir von der Kopfform — „platt oder ge-
wölbt‘“ — absehen, nur in den etwas kleineren Maßen. Sollte nun aber
1) Alcedo japonica Bonaparte, Consp. voluer. anis. p. 10 (1854. — nom. nov.
für Alcedo ispida bengalensis Temminck und Schlegel, Fauna japonica, Aves,
pl. 38, p. 76, 1848 aus Japan).
2) Alcedo ispida sibirica Tsschusi, Orn. Jahrbuch, 15, p. 99 (1904. — West-
sibirien, Barnaul).
®?) Alcedo margelanica Madarasz, Ann. Mus. Nat. Hung. p. 86 (1904. —
Ferghana, Margelan).
*) OÖ. Kleinsehmidt, Ornis germanica, I, Falco 1917, Mai, p. 5; II, Falco,
1918, März, p. 5; III, Falco 1919, April, p. 5.
5) Alcedo subispida Chr. L. Brehm, Handb. Naturg. Vög. Deutschl. p. 149
(1831. — Deutschland, brütet in Westphalen. )
ee EB
Beiträge zur Kenntnis des Formenkreises Alcedo atthis. 75
in der Tat der mitteldeutsche Vogel noch kleiner sein als der Schwede
— es handelt sich hier nur um südschwedische Stücke, da die Form
nicht weiter nach Norden vorgedrungen ist —, denn müßte nach der
von Stresemann entwickelten Ansicht nicht das Zwischenglicd,
sondern das Endglied innerhalb der Entwicklungsreihe mit einem
eigenen Namen belegt werden, was in unserem Falle eine Benennung
der Schweden mit dem alten Linne’schen Namen ispida zur Folge
hätte, während die mitteldeutschen Stücke vielleicht als Alcedo atthis
ispida > Alcedo atthis atthıs L. oder auch als Alcedo atthis ispida Z
Alcedo atthis atthis L. geführt werden müßten.
Es erübrigt uns noch die Bewohner der Insel Korsika zu be-
trachten. Dieselben sind hinsichtlich ihrer Flügelgröße intermediär
zwischen den beiden Formen zspida und atthis. Als Inselform recht-
fertigt diese Zwischenstellung eine Darstellung in der Nomenklatur.
Da noch kein anderer Name zur Verfügung steht, so bringe ich für
diese Form den Namen Alcedo atthis corsicana subsp. nov. in An-
wendung.
Natürlicherweise existieren zwischen diesen gut gekennzeichneten
Forwen auch noch Übergänge. Für die genaue Kennzeichnung dieser
stellte sich die von Stresemann in Vorschlag gebrachte ‚‚mathe-
matische‘‘ Nomenklatur als ein treffliches Hilfsmittel heraus, das
ich auch im f»lgenden überall zur Anwendung gebracht habe, wo es
mir nach dem mir zugänglichen Material möglich war, Übergänge
festzustellen, deren Variationsbreite nicht konstant genug war, einen
eigenen Namen zu rechtfertigen.
Ich möchte hier betonen, daß i>h nicht im Entferntesten die Auf-
fassung vertrete, als sei mit dem von mir von der schwierigen Gruppe
entworfenen Bild etwas endgültig feststehendes gegeben worden.
Ich bin im Gegenteil der festen Überzeugung, daß mit der fort-
schreitenden Erforschung des Gebietes und der damit zusammen-
hängenden Vergrößerung des Materials auch die Gesichtspunkte für
die Beurteilung dieses Formenkreises verändert werden. Ich habe
lediglich den Versuch gemacht, an der Hand des mir augenblicklich
zugängig gewesenen Materials unter Anwendung der modernsten
nomenklatorischen Hilfsmittel die Geschichte unseres Formenkreises
zu entwerfen und als ein Entwurf, nicht als etwas Abgeschlossenes
mag das Ganze aufgefaßt werden.
V. Systematischer Teil.
Alcedo atthis atthıs bengalensis Gm.
Alcedo bengalensis Gmelin, Syst. Nat. I, 1, p. 450 (1788. — „Habitat
in Bengala.‘“t)
1) Basiert auf Ispida Bengalensis Brisson, Ornith. 4, p. 475 (1760. — „Habitat
in Bengalensi Regno‘“).
7 Heft
76 : Dr. A. Laubmann:
Alcedo bengalensis a. indica Reichenbach, Handb. spec. Ornith. Invest.
Alced. p.3 (1851. — „vom [indischen] Continent, von Tenasserim.“)
Alcedo bengalensis b. sondaica Reichenbach, partim, Handb. spec.
Ornith. Invest. Alced. p. 3 (1851. — „von Java, Sumatra, Borneo,
Malakka, Ceylon.‘t)
Alcedo minor Schlegel, Mus. Pays-Bas, p.7 (1863. — „Nubien, Fokien
in China; Philippinen; Japan; Sumatra; Indien; Ceylon; Timor;“
terra typica restr.: Bengalen).?)
In Färbung und Zeichnung mit unserem einheimischen
Eisvogel übereinstimmend. Kleine Form, Schwankung in der
Flügelgröße nach meinen Befunden 68—74 mm, Durchschnitt von
27 Exemplaren: 70,1 mm. Schnabel im Verhältnis zu der Kleinheit
des Körpers ziemlich lang und spitz.
Flügellängen:
„Indien“: 69; 72; 72;
Assam: 71;
Malakka: 68*2);
Sumatra: 71*;
Borneo: 68;
China: 69*; 69; 69; 70; 70; 70; 70*; 70%; 71*; 72%, 74;
Ningpo Berge: 65*;
Haman: 10:2215 71327157715
Siam: 71*.
Verbreitung: Bengalen; Assam; Burma und $S. Shan-Staaten;
Yunnan; Tenasserim; Salanga; Malakka; Andamanen; Nicobaren;
Borneo; Labuan; Sumatra; Sirhassen; Siam; China; Hainan.
Alcedo atthis atthis bengalensis Z formosana.
Die Vögel der Philippinen stehen hinsichtlich der Flügelgröße
in der Mitte zwischen den Formen bengalensis und formosana. Strese-
mann, der 25 Exemplare von dieser Inselgruppe untersuchen konnte,
!) nec Alcedo sondaica Cabanis und Heine, Mus. Heineanum, II, p.144 (1860.
— Borneo, Java).
2) Schlegel zitiert: „‚/spida bengalensis et bengalensis minor Brisson, Ornith.,
4, p. 475—477; No. 2 und 3. Edwards 1, pl. 11; individu de Bengale.‘“ Schlegels
Alcedo minor ist daher lediglich ein neuer Name für Brisson’s Ispida benga-
lensis et bengalensis minor, die beide aus Bengalen stammen. Als terra typica
fixiere ich ‚„‚Bengalen“ aus dem Brisson’schen Zitat heraus. Auch bei dem von
Heuglin, Ornith. Nord-Ost-Afrika I, 1869, p. 178 zitierten Alcedo ispida minor
beruht die Form vorzugsweise auf Brisson’s Ispida bengalensis et bengalensis
minor, ferner auf A. bengalensis et A. bengalensis minor Gmelin, sowie auch auf
. Schlegel, so daß auch hier Bengalen als typische Lokalität in Betracht kommt.
®) Die mit * verschenen Flügelmaße stammen von Exemplaren aus dem
Museum München, die anderen Exemplare befinden sich sämtlich in meiner
eigenen Kollektion.
Beiträge zur Kenntnis des Formenkreises Alcedo atthis. 21
gibt als Durchschnittsgröße 71mm an. Die Pendelweite liegt nach
ihm zwischen 69 und 75 mn.!). Ich glaube, den modernen Anschau-
ungen Rechnung zu tragen, wenn ich diese Zwischenform in der
obigen Weise kennzeichne.
Alcedo atthis atthis formosana subsp. nov.
Typus: No. 11.927 $ Nantu-Distrikt, Formosa, III. 1908 Dr.
Moltrecht coll., in Mus. München?).
Formosavögel nehmen hinsichtlich der Flügelgröße eine inter-
mediäre Stellung ein zwischen typischen Exemplaren von Alcelo
atthis bengalensis Gm. und den Vögeln von den japanischen Inseln.
Stresemann, dem 32 Exemplare vorlagen, fand eine Durchschnitts-
größe in der Flügellänge von 72,4 mm im Gegensatz zu 70,1 mm bei
bengalensis und 74mm bei Japanern. Die Pendelweite der 32 von
Stresemann gemessenen Exemplare schwankte zwischen 69 und
76,5 mm. Die vier mir vorliegenden Vögel stimmen mit diesen Maßen
sehr gut zusammen. Bei einer Pendelweite von 71—74 mm fand ich
eine Durchschnittsgröße von 72,5 mm. In Färbung und Zeichnung
ergaben sich keine Abweichungen gegenüber den anderen Formen.
Flügelmaße: :
Formosa: 71; 72*; 73*, 74.
Verbreitung: Insel Formosa.
Alcedo atthis atthis japonıca Z formosana.
Ahnliche Verhältnisse wie auf den Philippinen finden wir auf
dem Insel-Zug, der Formosa mit den großen japanischen Inseln in
Verbindung bringt, den Riu-kiu oder Lutschu-Inseln. Wir können
hıer von. Formosa bis Japan eine fortschreitende Größenzunahme
konstatieren. Zwei Exemplare meiner Sammlung von der Insel Amami-
oshima maßen 73 und 75 mm Flügellänge. Die Vögel dieser Inselgruppe
einfach mit der nächstfolgenden Form von Japan zu vereinigen, halte
ich nicht für richtig; andererseits ist es jedoch ebensowenig nötig,
einen eigenen Namen für sie aufzustellen. Ihre Stellung im System
Er sich nach der Stresemann’schen Methode hinreichend genau
ixieren.
Alcedo atthis atthis japonıca By.
Atcedo japenıca Bonaparte, Conspeetus voluerum anisodact. p. 10
(1854. — nom. nov. für Alcedo ispida bengalensis apıd Temminck
und Schlegel, Fauna japonica, Aves, 1848, p. 76, Taf. 38; terra
typica: Japan).
Der nach Nordosten zu vordringende Entwicklungsast unseres
Formenkreises erreicht auf den japanischen Inseln und dem diesem
1) Nov. Zool. 20, 1913, p. 314.
2) Cotypus dieser Form ist Exemplar No. 59 $, Formosa, Taihorin, Sauter
coll. in Koll. Laubmann, re
7. Heft
78 Dr. A. Laubmann:
Inselreich gegenüberliegenden Festland seine größte Flügellänge,
zugleich aber auch die Nordgrenze seiner Ausdehnung. Das mir zur
Verfügung stehende Material weist eine Pendelweite in der Flügellänge
anf, die zwischen 70 und 77 mm schwankt, also schon an die kleinen
Flügelmaße von Alcelo atthis ispida L. anschließt. Durchschnittlich
konnte ich von 21 Exemplaren eine Flügellänge von 74 mm errechnen.
Zu dieser Form sind auch die Vögel des Amurgebietes zu zählen, wie
wir oben gesehen haben, und wie sich auch aus den von Stresemann
angeführten Maßen ‚69; 70; 70,5; 71; 71; 73; 73; 74,5“ entnehmea
läßt. Hierber sind wohl auch alle Ostsibirien bewohnenden Stücke
überhaupt zu stellen, insofern hier überhaupt welche gefunden werden.
Flügellängen:
Japan: 70; 71*; 72; 725 72; 72*; 73573; 73%: 74: (9: 798, (or nie
19*:16; 76; 10: 16: 105 8:
Verbreitung: Japan; das Amurgebiet; wohl überhaupt Ost-
sibırıen (?).
Alcedo atthis atthis bengalensis Z taprobana,
Wie Stresemann bereits in seiner schon mehrfach angeführten
Arbeit!) dargelegt hat, neigen die den Kontinent von Vorderindien
in seiner südlichen Ausdehnung bewohnenden Eisvögel durch die
bei ihnen in vielen Fällen sich bemerkbar machende starke Aus-
prägung der blauen Farbtöne sehr zu der durch eben dies Merkmal
charakterisierten Form taprobana von der Insel Ceylon hin. Nach
Stresemann gehören zu dieser Zwischenform von ihm untersuchte
Exemplare aus den Gebieten von Madras, Mysore, Travancore, Bombay
und Belgaum.
Alcedo atthıs atthıs taprohana Kleinschm.
Alcedo ispida var. taprobana Kleinschmidt, Orn. Monatsber. 2, p. 126
(1894. — Ceylon).
Stücke von Ceylon fallen durch die ganz bedeutend gesteigerte
Nuancierung der blauen Farbtöne sofort aus der ganzen übrigen Reihe
heraus. Sie wurden auf Grund dieses Unterscheidungsmerkmales
von O.Kleinschmidt unter obigem Namen abgetrennt. In der
Flügellänge weisen die Ceylonvögel noch geringere Maße auf als Exem-
plare von bengalensis und stellen somit die kleinste Form unserer
Gruppe dar. Diese starke Verminderung der Körpergröße dürfte dabei
weniger eine Folgeerscheinung der stark südlichen Lage, als vielmehr
der insulären Einflüsse des Wohngebietes sein.?)
Flügellängen: 69; 70%: 70%: 71: 71®:71°;, TI:
Verbreitung: Ceylon.
1) Nov. Zool. 20, 1913, P- 314.
?2) Stresemann konnte nach Untersuchung von 24 Exemplaren bei einer
Pendelweite der Flügeleröße von 65,5—71.5 mm eine Durchschnittsgröße von
68 mm errechnen.
Beiträge zur Kenntnis des Formenkreises Alcedo atthis. 79
Alcedo atthis atthis bengalensis 2 atthis.
Nach Stresemanns Befunden sind die Exem plare aus den
Himalayagebieten, Bhutan, Sikkim, Nepal und den Nordwesiprovinzen
intermediär zwiechen den Formen bengalensis und pallasii-atthis.
Stresemann (l.c. p. 314) gibt dafür folgende Flügellängen an:
„Bhutan und Sıkkim: 68; 68; 68; 68,5; 70; 70; 71; 72, 72,5; 75,5.
Nepal: 68,5; 69; 72; 75,5.
Centraler Himalaya: 71; 72; 73,5.
Nord-West-Provinzen: 69; 69,5; 71; 72; 72,5.“
Alcedo atthis atthis atthis 1.')
Gracula Atthis Linnaeus, Syst. Nat. 10, I, p. 109 (1758. — ex Hassel-
quist, Iter palaestinum, 1757, p. 240 (nec 140!): ‚Corvus (Aegyptius)
viridimaculatus, dorso medio caeruleo.“ ,‚Habitat in Aegypto.“)
Alcedo Pallasii Reichenbach, Handb. spec. Ornith. Invest. Alced. p. 3
(1851. — „In Asien, an den großen Flüssen Rußlands, an der
Wolga, häufiger am Irtisch, vorzüglich an den Flüssen im Altai
und am Jenissei, im ganzen westlichen, aber nicht im östlichen
Sibirien, dann an den Seen.‘ Terra typica nach Hartert, Vögel
pal. Fauna, II, 1, 1912, p. 882: Westsibirien).
Alcedo pallida A. E. Brehm, Journ. f. Ornith. 1, p. 454 (1853. —
Ägypten))?).
Aıcedo Sindiana Hume, Stray Fehr, I, p. 168 (1873. — Sindh,
Jacobabad).?)
Aucedo longirostrisBRadde, Ornıs caucasica, p. = (1884. — Umgebung
von Tiflis).
Alcedo macrorhynchus Radde, Ornis caucasica, p.324 (1884. — Um-
gebung von Tiflis).
„Ich wolltesie ... . Spatzii nennen“ Koenig, Journ. f. Ornith. p. 367
(1892. — Tunesien, Monastır).
Alcedo ispida sibirica Tschusi, Orn. Jahrbuch, 15, p. 99 (1904. —
Westsibirien, Barnaul).
Alcelo margelanica Madarasz, Ann. Mus. Nat. Hung. p. 86 (1904. —
Ferghana, Margelan).
!) Vrgl. Laubmann, Verh. Orn. Ges. Bayern, 12, 4, 1916, p. 238.
2) Vrgl. Laubmann, Orn. Monatsber. 1916, p. 4—6.
®) Vrgl. Stresemann, Nov. Zool. 20, 1913, p. 312—314.
Heft
so Dr. A, Laubmann:
in der Färbung gleicht diese weitausgedehnte Form im großen
ganzen unserem einheimischen Eisvogel, nur neigt die braune Tönung
der Unterseite im allgemeinen zu etwas hellerer Kolorierung, ein
Moment, das beim Vergleich großer Reihen deutlicher ins Auge fällt
ais bei dem Vergleich einzelner Exemplare beider Formen. Ihr Schnabel
erscheint im allgemeinen nicht so klobig wie bei ispida, sondern
schlanker und spitziger, doch kommen auch hier alle möglichen Über-
gänge vor. Das beste Unterscheidungsmerkmal gegenüber ispida
und bengalensis liegt in der Größe, welche im Durchschnitt 74—75 mm
beträgt. Hierdurch kommt die Form atthis der japanischen Form
außerordentlich nahe.
Flügellängen:
Marokko: 75; 76t).
Tunesien: 70; 74; 75; 75; 75; 75; 755 75; .11.4)
Palaestina: 73; 75. _
Mesopotamien: 75.
Kleinasien: 74*; 74*; 75*, 75*,
Griechenland: 74,5; 75; 76; 77,5.1)
Rumänien: 72!); 72; 74; 76.
Mazedonien: 75*; 75*,
Dalmatien: 76%).
Kaukasus: 73; 19;2195. 19%
“Südrußland: 72; 73; 73; 73; 78.
Thian-Schan: 73*; 74*,
Baluchistan: 74*; 75*,
Kaschmir: 71.*
Verbreitung: Nordafrika (Marokko, Tunesien, Algerien, Ägypten),
Syrien; Palaestina; Mesopotamien; Kleinasien; Griechenland; Ma-
zedonien; Rumärien; Dalmatien; Süditalien; Südrußland; Kaukasus-
gebiet; Persien; Baluchistan; Afghanistan; Turkestan; Thian-Schan;
Gebiet des Indus; Kaschmir; Ferghana; Westsibirien.
Alcedo atthis atthis corsicana subsp. nov.
Typus: No.2, &, Ajaccio, Korsika, 25. III. 1911; F. Canesi coll.
in Coll. Laubmann.
Vögel von Korsika stimmen in der Färbung vollkommen mit
Exen:plaren von Alcelo atthis ispida 1. überein. In der Größe stehen
sie Jedoch in der Mitte zwischen dieser Form und Alcelo atthis atthis L.
Vier mir vorliegende Exemplare ergaben eine Durchschnittsflügel-
größe von 76 mm.
Flügellänge: 75; 76; 76; 77.
Verbreitung: Insel Korsika.
!) Diese Maße wurden an Exemplaren der Koll. von Erlanger gewonnen.
Beiträge zur Kenntnis des Formenkreises Alcedo atthis. 81
Alcedo atthis atthis atthıs Z ispida.
Exemplare von Norditalien stellen anscheinend eine Zwischenform
zwischen Alcedo atthıs atthis und zspida dar. Wenigstens ergaben zwei
mir von Cremona vorliegende Exemplare 76 und 77 mm Flügellänge.
Auch von Erlanger!) führt ein Exemplar aus „Italien“ fide Schlüter
an, dessen Flügellänge 78 mm betrug. Hier handelt es sich zweifellos
ebenfalls um ein Exemplar aus dem Norden Italiens. Weiteres Material
wırd abzuwarten sein, um die Stellung dieser Exemplare völlig zu
klären.
Flügellänge:
Norditalien: 76; 77,
Verbreitung: Norditalien.
Alcedo atthis atthis ispida L.
Alcedo ispida Linnaeus, Syst. Nat. 10, I, p. 115 (1758. — „Habitat ad
maris litora in Europa, Asia.“ Terra typica: Schweden).
Alcedo subispida Chr. L. Brehm, Handb. Naturg. Vögel Deutschl. p. 149
(1831. — „Deutschland, brütet in Westphalen.‘‘)
Alcedo advena Chr. L. Brehm, Handl. Naturg. Vögel Deutschl. p. 150
(1831. — ‚Im Winter in Deutschland.‘)
Alcedo hispida Lesson, Traite d’Orn. p.243 (1830. — „Habite le bord
des eaux douces de presque toute l’Europe.‘)
Alcedo brachyrhynchos Chr. L. Brehm, Vogelfang, p.51 (1855. —
„ohne Fundort. Terra typica subst.: Renthendorf).
Alcelo bella Brehm, Vogelfang, p. 51 (1855. — bei Renthendorf und
in Griechenland).
Die größte Form unseres Formenkreises. Schnabel verhältnis-
mäßıg stark und klobig. Färbung der Unterseite meist sehr intensiv
rostbraun; dunkler als bei der Form atthis. Drei mir aus Südengland
vorliegende Exemplare fallen durch ihre dunkle Unterseite sogar noch
innerhalb der ispida-Reihe auf. Pendelweite der Flügelgröße: 77—
83 mm. Durchschnitt: 79 nm.
Flügellängen:
Weutsehland> 11: 11%: 271; 71, 17; 71852185. 18%; 78; 78; 78; 78;
BIN IA IT 19279579919 795. 795-795 805
80; 80; 80; 80; 80; 81; 81*; 81; 81; 81; 81; 82.
Oberösterreich: 77; 77; 79, 80; 80; 81; 82.
Tirol: 81; 83.
!) Journ. f. Ornith. 48, 1900, p. 10 und 12.
Archiv für Naturgeschichte
1918. A. 7, 6 7. Heft
82 Dr. A. Laubmann,
Urgarn: 78*;, 79*.
Frankreich: 78; 79*,
England: 78; 78; 78.
Rußland: 77.
Verbreitung: Ganz Europa nördlich der Pyrenäen und Alpen;
England; Frankreich; Nord- und West-Ungarn; das europäische
Rußland. Die Grenze im Norden geht durch Südschweden entlang
dem Breitegrad von St. Petersburg; im Osten wohl entlang dem
Uralgebirge nach Süden.
Kaufbeuren i. Allgäu, September .1919.
Altes und Neues über Erebien.
Von
H. Fruhstorfer.
Erebia manto Esper
Eine unserer interessantesten Erebien, deren Nomenklatur
aber noch im vollsten Dunkel liegt, ist doch nicht einmal die Heimat
der Namentype genau bekannt, welche Esper einfach nach Österreich
und Ungarn verlegt hatte. Dagegen hat sich Staudinger bei dieser
Kollektivart (im Gegensatz zu seinem Verfahren bei E. alecto und
E. pyrene) schon 1871 zum prioritätsberechtigten Namen durchgerungen,
während Ochsenheimer, Butler und Kirby dem jüngeren
Namen pyrrha den Vorzug gaben und Godart sogar die Be-
zeichnung ‚machabaeus“ einzuführen versuchte.
Dennoch ist aber auch Staudinger den Verdiensten Espers
in der manto-Frage nicht durchaus gerecht geworden, weil er den
Namen E. mantoides Esp. nirgendwo erwähnt, den überhaupt nur einige
ältere Autoren registrierten, so Ochsenheimer, Kirby ım Nachtrag
und Rühl unter den Synonymen. Dennoch aber muß mantoides als
Lokalrasse bestehen und ihr sogar als bloße Höhenform die so bekannt
gewordene aber viel jüngere pyrrhula Frey untergeordnet werden.
Im vorigen Jahrhundert blieb die Z. manto-Frage noch durchaus
chaotischh eine Verwirrung, die dadurch entstanden war, daß
Denis und Schiffermüller sowie Hübner und Godart jene
Spezies mit manto umschrieben, welche wir heute als E. lappona
katalogisieren. Auch Staudinger erlag 1861 noch den Schwierig-
keiten, indem er als pyrrha kursieren ließ, was wir heute E. manto
nennen und als E. manto was jetzt als E. lappoma gilt. Auch schob
Staudinger E. atratus Esp. noch bei E. alecto ein, wenngleich schon
Hübner 1805 dessen Zugehörigkeit zu E. manto (pyrrha Hb.) er- .
mittelt hatte und E. morio Giorna (E. petrosus Prunn.) erwähnt
Staudinger überhaupt nıcht, trotzdem selbe Ochsenheimer,
Duponchel und andere als zu E. manto-Formen behandelt hatten und
solche auch Kirby 1871 registrierte, wenngleich er sie irrigerweise
über E. pluto Esp. glacialis Esp. und alecto Hübner stellte.
Rebel im Berge ist über die Z. manto-Frage hinweg geschritten
ohne maccabaeus Hbst. und morio zu erwähnen, und bei den alt-
hergebrachten Anschauungen verblieben, was einem Mikrolepidoptero-
logen au:h weiter nicht zu verargen ist. Eher ist zu bedauern, daß
Eiffinger im Seitz, der als Erebienspezialist galt, so gar nichts
unternahm, sich vom Rahmen des Staudinger’schen Kataloges
zu befreien, soweit eben dieses Meisterwerk an Mängeln leidet, die
bei der Menge des damals zu bewältigenden Stoffes unvermeidlich
6* 7. Heft
Sf H. Fruhstorfer:
waren. Die heutigen Kenntnisse in der E. manto-Frage allein
dürften genügen zu zeigen wie dringend der Staudinger’sche Katalog
na-h einer „verbesserten“ Auflage verlangt.
Die Jugendstadien hat Wullschlegel entdeckt, doch scheinen
selbe auch von anderer Seite ziemlich gleichzeitig beschrieben,
wenigstens decken sich die Angaben bei Rühl (Seitz) und jene von
Rebel im Berge (mit Quellenangabe) nicht vollkommen. Anatomisch
ist manto sehr beachtenswert, weil ihre Klammerorgane je nach der
geographischen Lage des Fundortes variieren, wenn auch deren
Differenzierung nicht jene von E. alecto erreicht.
Von der Imago gleicht kaum ein Stück dem andern, und es
ıst sehr zu verwundern, daß sich die Varietisten der Tutt’schen
Schule der Art nicht in weiterem Sinne bemächtigt haben.
Über die Lebensweise hat uns zuerst Meyer-Dür in ans:hau-
lichster Weise aufgeklärt, interessante Beobachtungen veröffent-
lichte auch Oberthür, Et. Lep. Comp. 1909 p. 292, die indessen, was
die diskontinuierliche Erscheinungszeit angeht, noch der Bestätigung
und weiterer Nachforschungen bedürfen.
Auch über die vertikale Verbreitung der Art bestehen Meinungs-
verschiedenheiten. Meyer-Dür läßt sie bis 6000° hinaufgehen.
Rebel aber im Berge weist ihr die Region von 1200—1700 m an,
was entschieden zu niedrig eingeschätzt ist, denn wir wissen schon
durch Frey (1880), daß sie am Albula 2300 m erreicht und auch
Vorbrodt, der die größte Erfahrung hat und als unser zuverlässigster
Beobachter gilt, läßt 1200—2200 m gelten. Ich selbst fand die Art
am Glärnisch zwischen 1390 m und ca. 1600 m am häufigsten. Höher
hinauf wird sie schon seltener und sie bleibt bereits weit unter der
Clubhütte zurück, also bei etwa 1800 m. Am Col de Coux, der von
Champery nach Savoyen überleitet, traf ich auf ca. 1800 m schon
die hochalpine Form pyrrhula an und am selben Tage die gleiche Ab-
weichung sogar bereits auf 1500 m am Col de la Golese über Samc&ans.
Die Verbreitung der Art erstreckt sich von den Pyrenäen längs
der Alpen bis Bosnien, der Herzegowina mit zwei Absplitterungen
in den Vogesen und Karpathen. In Tirol ist sie schon weniger häufig
als auf Schweizer Boden, aus dem Ötztal werden z.B. nur ver-
einzelte Exemplare vermeldet, auch aus dem Piztal sandte mir Prof.
Stange nur 1 3, während mir aus Vorarlberg größere Serien zugingen.
Zu erwähnen ist das Auftauchen einer Rasse mit gynaikotropen
dd In Steyermark, ein Gebiet, das fast bei allen Erebien die am
reichsten rot gebänderten Formen produziert (EZ. pronoe, E. oeme,
E. pharte, E. eriphyle), während in der Schweiz durchaus androtrope
22 vorkommen. Überhaupt müssen die Schweizer Alpen als das
Hauptzentrum nicht allein für die Häufigkeit sondern auch für das
Variabilitätsmaximum der Kollektivart gelten.
et
Altes und Neues über Erebien. 85
E. manto vogesiaca Christ 1882.
Eine ausgezeichnete Lokalrasse, welche in den Sammlungen
sehr selten ist. Sie unterliegt denselben Koloritabweichungen der
Unterseite der PP als die Allgäuer und Schweizer Vikarijanten und
nıan hat sogar forma bubastis Meissn. bei ihr beobachtet.
Patria: Vogesen, Freschen, Koll. Fruhstorfer.
E. manto subspec.
(E. manto Horm. Iris 1901 p. 366.)
Hormuzaki nennt eine ganze Reihe interessanter Fundorte.
Ich vermute, daß die dem Karpathenbogen folgenden manto einer
gut geschiedenen Ortsrasse angehören.
Patria: Kl. Krivan, ung. Hohe Tatra, gal. Hohe Tatra, am Berg
Kostrezyca 1585 m an der Czornahora nach Nowicki massenhaft.
Pietrosu bei Borsa. Rodnagebirge, Rareu (Bukowina) zahlreich;
alpine Region bei Busteni (Rumänien). Gebirge des Banat.
Von dieser Rasse ist eine Abweichung bekannt, welche sich auch
bei anderen Ortsformen wiederholt, nämlich:
forma trajanus Horm.
d, 2 ohne Basalflecke der Unterseite der Hilgl.
E.manto osmanica Schaw.
(E. m. osmanica Schaw. J. Wien. E. Ver. 1908 p. 94.
E. manto Rebel Studien II p. 163.)
Mir in Natur unbekannt geblieben. Nach Rebel sehr lokal, nur
von zwei Flugstellen in Bosnien erwähnt, die zwischen 1600 und
1750 m liegen. Exemplare von der Vlasie der pyrrhula genähert.
Patrıa: Bosnien, Trebevie bei Serajewo (Schawerda), Trebevic
unterhalb dem Gipfel, Vlasice bei Travnic (Rebel).
E.manto manto Esp. 1781.
P. manto Esp. p. 106—108 taf. 70 Cont.20 £.2, 3. Österreich,
Ungarn.
P. manto Borkh. 1788 p. 100, p. 245.
P. pyrrha D. & Schiff. Samlesverz. 1776, p. 167, Kärnthen,
nom. nud.
P. pyrrha F. Mant Ins. 1787 p Austria.
P. pyrrha Borkh. II p. 203, Bis, ach.
P. pyrrha O. 1807 p. 267/68 partim, „Ungarn“ ex errore.
E. pyrrha Butl. Cat. Fabr. Lep. 1868 p. 23, „Russia“ ex errore.
E. pyrrha Stgr. Cat. 1861 p. 10 part.
E. manto Stgr. Cat. 1871 p. 24 part.
Esper’s Figuren sind bei dieser Rasse ausnahmsweise eirimal
ganz vorzüglich. Alles Charakteristische dieser bisher verkannten
Ortsrasse geben dieselben wieder — so die breite rotbraune Binde
des 9, die fahler rostfarbene des Q — die zerstückelte gelbe Binde
1. Heft
86 H. Fruhstorfer:
der $d, die viel breitere fahlere der ?Q, ebenso deren ausgedehnter
gelbbrauner Basalfleck. Nicht einmal der schwarze Intramedian-
punkt der Hfgl. ist vergessen. Mir liegt eine Reike 3, 2 vom Dach-
stein vor, welche als Modell zu Espers Figur gedient haben konnten.
Es ist Aufgabe der österr. Entomologen, zu erforschen, wie weit die
Rasse nach Osten und Westen vordringt. Exemplare vom Groß-
Gloekner und von Innsbruck meiner Sammlung gehören nicht mehr
dazu. manto ist eine weitere gymaikotrope Art, welche sich auf
steyerisch-österr. Boden entwickeln konnte. Ihr zunächst kommen
bayerische Exemplare, aber diese erreichen nicht mehr die Schärfe
der echten EZ. manto Zeichnung.
Patria: Steyermark, Salzburger und Österreichische Alpen.
Kärntheı (Schiffermüller), Kärnthen (Rühl).
E. manto erina F. 1787.
P. erina F. Mant. Ins. p. 41, 1787. Ent. Syst. p. 237, 1793. Ger-
mania.
E. erina Butl. Cat. Fabr. Lep. 1868 p. 23. Germany.
E. manto erina Stgr. Cat. II. 187] p. 24. Cat. III. 1901 p. 44.
P. pyrrha Hübn. (nee Denis, Fabrieius) Eur. Schmett. t. 50 £. 235,
236 mas. t. 120 f. 616 2 text pag. 35. Die Alpen Deutschlands.
E. manto Spuler p. t.9 £.5 Höhenform 9.
E. manto Eiff.-Seitz p. 99 t. 36 g. P-Unterseite.
I:h glaube keinen Fehler zu begehen, wenn ich die Fabrieii’schen
erina auf die Rasse der bayerischen Alpen übertrage. Der Name ist
vorhanden und weil namentlich Allgäuer manto etwas von solchen
der steyerischen Alpen abweichen, ist es zwecklos eine Bezeichnung
zu verwerfen, die existiert. Unterschiede sind zwischen Tieren zweier
relativ weit getrennter Gebiete ja immer vorhanden. dd vom Allgäu
zeigen eine noch breitere und dunkler braunrote Binde der Ober-
seite als $& vom Dachstein, auch sind selbe in der Regel etwas an-
sehnlicher. Auf der Unterseite aber erreichen die Bänder weder die
Schärfe noch die Länge der Binden von manto manto. Erheblicher
differieren die 29, bei welchen sich die rote Binde der Hflgl. zumeist
völlig verliert, ja manchmal sind sogar auf den Vfgl. nur noch
Rudimente in Gestalt von zwei länglich ovalen Subapicalflecken er-
halten geblieben. In höheren Lagen z. B. am Kaiserjoch (2300 m),
den Lechquellen (ca. 2000 m), am Nebelhorngipfel (ca. 2200 m) ent-
wickelt sich eine der pyrrhula Frey genäherte alpine Form von kleinerem
Habitus und stets verdunkelten 29. Solche Exemplare bildet Spuler
t.9 £.5 ab, während Seitz l.c. ein 2 der tieferen Lagen vorführt.
Patria: Allgäu, Vorarlberg, Kaisergebirge, Nordtirol, Glockner-
Gebiet, Brenner, Pitztal 36 93, 14 22 (Koll. Fruhstorfer) St. Anton,
Vorarlberg (Chapman).
Hübner, der im Text die Alpen Deutschlands als Heimat seiner
„pyrrha“ angibt, bildete ziemlich zweifellos die Allgäuer Form ab.
Auch Fig. 616, Hübners /oem. paßt ausgezeichnet zu meinen All-
kan
Altes und Neues über Erebien. 87
gäuer Stücken, während Freyer, der in Augsburg neben Hübner
wohnte, ganz sicher die Schweizer Rasse darstellte.
Hübner äußerte sich auch über P.erina F. Diese ist nach
Hübner nichts anderes als eine Q-Änderung einer kleinen Form, die
Hübner aus der „Ursammlung“ gezogen und als „Pap. 107/108
. (soll heißen 207/208)“ dargestellt habe. Herr Prof. Esper hat diese
Art unter dem Namen castor, eine Änderung ohne Zackenbinde
unter pollux bekannt gemacht.“
Hübner befindet sich sicher im Irrtum, denn erstens ver-
wechselte er in diesem Falle unsere heutige Erebia tyndarus mit unserer
jetzigen E. lappona resp. hält beide als zu einer Art gehörig und dann
hat Hübner übersehen, daß Fabricius bei ?. arachne F. ausdrücklich
erina mit E. pronoe vergleicht, indem er von pronoe sagt: „statura
praecedentis“. Die vorhergehende Art aber war P.erina. Die
Diagnose von Fabricius paßt übrigens viel besser auf E. manto
als auf Z.lappona, und glaube ich, daß Butler, Kirby, Stau-
dinger auf dem rechten Wege waren P. erina mit E. manto ın Ver-
bindung zu bringen, während sie Hübner und Ochsenheimer
p- 297 mit der jetzigen EZ. lappona vereinigten. Das Vaterland ‚Ger-
mania‘ paßt auf beide Arten.
E.manto mantoides Esp.
P. mantoides Esp. p. 15 +. 119 Cont 74. Bünden. Auf der Tafel
als manto var.
P. oeme var. Esp. text p. 16 taf. 120 fig. 1 ceme maris var. Durch
Wallner empfangen, also Schweiz oder Savoyen.
P. pyrrha mantoides O. 1807 p.267, 1. c. oeme d p.268 part.
Schweiz. -
Satyrus machabaeus God. Enc. Meth. ca., 1823 p. 535 part. Suisse.
Hipparchia pyrrha Freyer, Neuere Beiträge p. 58 t.31 f.3. 4
sehr dunkle Form, Schweiz (Piemont).
Erebia pyrrha machabaeus Boisd. Ind. Meth. 1840 p. 27 part. Alp.
Maniola pyrrha mantoides Kirby Cat. 1877 p. 700.
Erebia pyrrha Meyer-Dür 1851 p. 160.
E. pyrrha Frey Lep. Schweiz 1880 p. 37.
E. manto Stgr. Cat. 1871 p. 24 und III. 1901 p.
E. manto Killias, Schmett. Graubünden 1881 p. 31.
E. manto Favre, Macr. Lep. Valais 1899 p. 41.
Maniola manto Vorbr. Schmett. 1911 p. 75.
Der sehr bezeichnende Name ist, wie schon erwähnt, vollkommen
in Vergessenheit geraten — er soll aber jetzt wieder aufleben und
sogar die Gesamtheit der Schweizer manto, soweit selbe die Zentral-
alpen bewohnen, umschreiben. Esper war sich bereits vollkommen
bewußt, daß seine mantoides aus Graubünden eben etwas anderes
sei, als seine Namenstype manto aus Steyermark. Esper hatte jedoch
nicht genügend Material und so wagte er es nicht, mantoides als
„Gattung“, wie man damals die Art nannte, aufzustellen und begnügte
7. Heft
88 H. Fruhstorfer:
sich selbe als manto var. auf der Tafel zu bezeichnen. Für uns aber
liegt keine Veranlassung vor, den Namen weiterhin zu unterdrücken.
Schwieriger ist es schon, sich damit zu bescheiden, alle Nordschweizer
manto damit zu vereinigen, denn die Art differenziert sich bereits
und zwar sprungweise, diskontinuierlich im Gebiet der Zentral-
alpen. So bilden Individuen vom Kanton Waadt und solche aus
dem Maderanertal im Kanton Uri eine ziemlich homogene Gemein-
schaft, zwischen welche sich als entschieden melanistischer gefärbt
jene mantoides einschieben, welche die Berner und Glarner Alpen
bewohnen. manto unterliegt übrigens weniger als E. oeme dem hoch-
alpinen Einfluß, was vielleicht darauf zurückzuführen ist, daß manto
überhaupt keine Talform hat und wohl kaum tiefer als 1200 m an-
getroffen wird. Immerhin entwickelt sich an besonders günstigen
Standorten eine Höhenform, welche als
E.manto pyrrhula Frey
(E.pyrrha var. pyrrhula Frey Lep. Schweiz 1880 p. 37, Vorbrodt p. 75)
allgemein bekannt ist. Zum ersten Mal abgebildet hat sie Seitz t. 36 h.
In ihrer reinen Form trägt pyrrhula nur zwei allerdings noch ziemlich
große verwischte rotbraune Subapikalflecken der Vdfle. und eine sehr
verkürzte gelbliche Binde der Unterseite der Hfgl. bei den 99. Es
existieren aber alle Übergänge zu normalen mantoides, so besonders
in der Umgebung von Davos, au:h im Wallis und Teilen von Savoyen.
In Graubünden fliegt pyrrhula bis 2300 m Erhebung, ganz ähnliche
Formen aber traf ich zwischen dem Wallis und Savoyen schon auf
1500 m Hohe.
Außer der hochalpinen Form sind auch noch drei Koloritab-
weichungen benannt, von welchen die erstere caecitat Hb. zu Ver-
‚wechslungen mit der zwar ähnlichen aber doch durchaus verschiedenen
Pyrenäenrasse Veranlassung gab.
In meiner Sammlung ist Z. manto mantoides Esp. vertreten durch:
Patria: Val de Nant, 29. Juli 1917, 5 33, 3 22 Rehfous leg.
Maderanertal 21 44, 3 29, Ende Juli 1917, Glärnisch, 25 3d, 12 292
Anfang August 1916 {H. Fruhstorfer leg.), Champery 2 33, Berner
Alpen, Steinberg, 5 3d, 2 29, Wallenstöck, 10 34, 1 9, Umgebung
von Davos 6 34, 6 22 (Dr. Hauri leg.), Albula 2 29. Eine der pyrrhula
verwandte Form vom Col de la Gol&se 1500 m, Col de Coux 1800 m
20. August 1910, Parmelan 18. Juli 1911, Tournette 25. Juli 1911
(H. Fruhstorfer leg.).
a. forma caecilia Hübner.
Pap. caeciha Hüb. Tafelaufschrift £. 213/14.
Pap. pyrrha Abänderung, Hübver Text p. 35.
P. pyrrha var. caecilia O. 1807 p. 267.
E. manto ab. caeciiia Stgr. Cat. ed. Tl 1871 p. 24.
E. pyrrha caecilia Frey Lep. Schweiz 1880 p. 37. Engelberg,
Jochpaß, Gadmen.
Altes und Neues über Erebien. 89
E. manto var. caecilia Favre Lep. Val. 1899 p. 42. Glacier de
Trient.
E. manto ab. caecilia Wheel. Butt. Switz. 1903 p. 129 Mürren,
Dent du Midi, Guarda, Brenner.
E. caecilia Warr. Ent. Record 1913 p. 272. Grammont, Savoyen.
Maniola manto caeciliae Vorb. Schmett. Schweiz. 1911 p. 75 Adel-
böden, Brienzer Rotborn.
Hübner stellt eine Form dar mit braunschwarzer Oberseite
und mit ganz leichter rotbrauner Aufhellung der Submarginalzone
der Vdfgl: Hübner hielt caecikia zuerst für eine besondere Art. Er
überzeugte sich aber vermutlich im Laufe der Jahre, daß caeciha
doch nur eine zufällige Abänderung vorstelle, denn im Text p. 35
verschweigt er den Namen und bemerkt, daß bei pyrrha „Einfärbungen“
vorkommen, die sich bis zu caecıka verdunkeln können.
Spätere Autoren, so vor allem Boisduval, verlegten zu Unrecht
caecilia nach den Pyrenäen, wo eine Lokalform vorkommt mit
beidseitig geschwärzten Flügeln, die heutige constans Eiff.
caecilia in ihrer reichen Form ist sehr selten. Ich selbst traf sie
nur einmal auf der Tournette in Savoyen als das dunkelste Extrem
einer überaus kleinen melanotischen der pyrrhula Frey genäherten
Örtsform. Am Glärnisch aber sind sogar Exemplare überwiegend,
welche oberseits mit Ausnahme von schwach rot aufgehellten Sub-
apikalflecken ganz schwarz sind, unterseits jedoch wieder rotbraune
Binden und Flecken aufweisen. Mir liegen sogar zwei 92 vor, welche '
bei fast völliger Schwärzung der Oberseite auf der Unterseite der
Hflgl. besonders prächtige hellgelbe Binden führen.
ß. forma bubastis Meissn.
N. Schweiz. Anz. 1818 p. 78 Leukerbad.
Meyer-Dür p. 160, Frey p.73, Vorbrodt p. 75.
Q Unterseite mit weißen, statt gelblichen oder rotbraunen Binden.
Sehr selten.” Blachier fing sie in den Waadtländer Alpen (Val de
Nant), mir liegt ein Stück aus Davos vor, sechs weitere Fundorte
nennt Vorbrodt.
y. forma maccabaeus Herbst
(Pap. maccabaeus Herbst t. 209 £.5, 6.
E. pyrrha var. maccabaeus Meyer-Dür p. 161.)
Kenntlich an rostfarbener, statt ockergelber Fleckenserie der
Unterseite der Hfgl. der 9. Die häufigste Form am Glärnisch (8 unter
12 292). Diese Abweichung scheint überhaupt der Schweizer Rasse
mantoides eigentümlich zu sein, jedenfalls fehlt sie meiner Sammlung
unter den 20 QQ nicht schvwreizerischer Fundorte. Auch erwähnen sie
weder Spuler noch Rebel oder Eiffinger. Von Schweizer Autoren
macht nur Meyer-Dür darauf aufmerksam, der sie im Gegensatz
zu den gelblich oder weiß gefleckten 22 stellt, während alle späteren
7. Heft
90 H. Fruhstorfer:
Autoren von Frey an bis Vorbrodt darüber hinweggehen. macca-
baeus ist die am entschiedenste androtrope $-Form der Kollektiv-
spezies.
forma saphrana forma nova.
Diese interessante Form, welche vielleicht bereits der Charakter
einer Lokalrasse zukommt, ist in der Kollektion Turati der poly-
technischen Hochschule in Zürich in Anzahl vorhanden. Sie bildet
einen Rückschlag zu manto manto Esp. aus Steyermark und Nieder-
Österreich, führt ebenso breite aber dunklere lederbraune Binden
der Oberseite als diese und ist des weiteren noch ausgezeichnet durch
äußerst prominente schwarze Punkte in den rötlichen Feldern der
Submarginalbinden der Oberseite beider Flügel. Auch auf der Unter-
seite wiederholen sich diese Punkte und sind bei den Sg auf allen,
bei den 22 meist nur auf den Vfgl. vorhanden.
Patria: Wallis, ohne nähere Angaben.
E. manto subsper.
3. Erheblich größer als $$ von nördlieheren Fundorten, die
rotbraunen Flecken der Oberseite etwas ausgedehnter aber keines-
wegs lebhaft gefärbt. In dieser Form gehören vermutlich auch jene
Exemplare, welche Vorbrodt, Mitteilungen Schweiz. Ent. Ges. 1917
p. 8 vom Tamaro, Gradicioli und Gambarogno (Süd-Tessin), gefangen
Mitte August, erwähnt.
Patria: Laquintal (Ing. Roth leg.), Tamaro-Gebiet (Vorbrodt
leg.).
Der Falter findet sich im Laquintal in Gesellschaft von E. nerine
stelviana Curo, E.christt und einer Riesenform von E. mnestra, Er
wird hier zum ersten Male für das Laquintal nachgewiesen und ist
es nicht ausgeschlossen, daß er sich zwischen dem Simplongebiet und
Piemont auch noch in anderen nach Italien offenen Tälern findet.
E. manto morio Giorna
P. morio Giorna, Cal. Ent. Tor. 1791 p. 102. Exilles, Piemont,
IEinde Juli.
P. petrosus Prunner, Lep. Pedemont, 1798 p. 71, Mai, Juni häufig.
P. morio und P. petrosus O., 1807 p. 269, Synonym von P.
caecılia Hb.
Mamiola morio und petrosus Kirby Cat. 1871 p. 62 „Europa“.
Erebia morio Rowland Brown, E. Rd. 1914 p. 47.
Eine sehr fragliche Form, die am besten als nicht mit Sicherheit
zu ermitteln aus den Katalogen gestrichen wird.
Die Flugzeit Giorna’s paßt auf manto, jene von petrosus aber
weit eher auf EZ. oeme oder E. medusa. Rowland Brown glaubt,
x
"
L
4
Altes und Neues über Erebien. 91
daß sie auf der Piemonteser Seite des Mont Cenis vorkommen
könnte, wo ja Exilles liegt.
Er selbst hat sie jedoch auch nicht gefunden, vermutet aber, daß
sie im oberen Tale der Dora Riparia fliegen könnte.
Patria: Piemont, Exilles.
E. manto gnathene subspec. nova.
E. pyrrha var. caecilia Bois. Ind. Meth. 1840, p. 27. Arvern. mont.
E. manto Eiff. im Seitz 1907 (?) p. 99. Auvergne.
E. manto caecilia Obthr. Et. Lep. Comp. 1909 p. 293. Auvergne.
„Exemplare der Auvergne bedeutend kleiner als solche der Hautes
Pyren&es und fand auch Oberthür, daß 6 84, 1 9 seiner Sammlung
so erheblich von der Pyrenäen-Rasse differieren, daß sie durch einen
„nom distinetiv“ fixiert zu werden verdienen.
Patria: Süd-Frankreich, Auvergne (Boisduval, Oberthür).
E.manto constans Eiffinger
E. manto constans Eiffgr. im Seitz I, 1907 p. 99. Pyrenäen.
Satyrus pyrrha var. caecılia Bsd. Ind. Meth. 1829 p. 22. Pyrenäen.
E. pyrrha Boisd. Ind. Meth. 1840 p. 27 Pyrenäen.
E. caecilia Boisd. Icones 1832 p. 168 t.33 £.5, 6. Duponch. Lep.
Eur. 1832. p. 298.
E. caecilia Herr-Schaff. Schmett. Eur. 1851—56, f. 584, 585.
E. manto Stdgr. Cat. 1871 p. 24 part. Pyrenäen.
E. coeciha Chap. Tr. E. S. Lond. 1898 p.236 t.5 f.3a—d.
Pyrenäen. Genitalien.
E. manto var. caecilia Spul. 1908 p. 35.
E. manto ab. caecihia Rebel im Berge 1910 p. 40 Pyrenäen.
E. gavarniensis Warr. E. Rd. 1913 p. 273; 1914 p. 109—113 t. 13
f. 19—24. Geäder.
E. manto gavarniensis Chapm. E. Record 1914 p. 35 t. 4 1.35
Genital.
E. manto gavarniensis B.-B. E. Rec. 1914 p. 21.
Seit Warren diese ausgezeichnete geographische Rasse als
„nova species‘ beschrieb; ist eine Flut von Publikationen erschienen,
so daß wir jetzt über die Lebensweise dieser Lokalform und ihre
Variabilität sowie Anatomie besser als über alle übrigen manto-
Formen zusammen orientiert sind. Bethune-Baker hat nach-
gewiesen, daß constans durchaus nicht immer konstant bleibt, und
das sich auf der Unterseite Koloritabweichungen einstellen, welche
alle. Zeichnungsmotive der manto manto der Westalpen wenigstens
unterseits wiederholen. Warren hat durch seine Geäder und Flügel-
konturen bewiesen, daß constans in der Regel größer als schweizerische
manto ausfällt, und daß in der Gestalt der Zelle kleine Verschiebungen
eintreten. Chapman hat Beiträge zur Anatomie geliefert und darauf
aufmerksam gemacht, daß der Name gavarniensis überflüssig sei,
7. Heft
99 H. Fruhstorfer:
weil constans Eiffgr. die Priorität hat. Daß Eiffinger „Elwes als
Autor des Namens constans aus Irrtum gelten läßt, tut nichts zur
Sache, denn es ist ganz gleichgültig, wie ein Name zu Stande kommt,“
ein sehr richtiger Standpunkt. Gewiß ist nur, daß constans weitaus
die am schärfsten getrennte Arealrasse der Kollektivspezies darstellt,
eine Tatsache, die bei der weiten räumlichen Trennung von manto
der Schweiz und selbst gnathene der Auvergne nur zu verständlich
ist. Factum ist auch, daß Eiffinger sich über das wahre Verhältnis
der constans zu manto vollkommen klar war, während Warren durch
sein Festhalten an dem Glauben, daß constans eine Spezies sei, nur
wieder von Neuem beweist, wie weit das Gros der Entomologen noch
immer vom Verständnis der Beurteilung geographischer Formen
entfernt ist.
Erebia prono& Esper
Unsere am spätesten fliegende Art zeigt trotz ihrer weiten Ver-
breitung nur eine mäßige Variabilität, namentlich wenn wir sie mit
E. nerine Freyer oder E.alecto Hb. vergleichen. Mit letzterer Art
teilt Z. pronoe das Schicksal, daß ihre Rassen durch fehlerhafte Auf-
teilung im Staudinger-Rebel’schen Katalog verkannt werden,
ja daß eine seit über einem Jahrhundert bekannte Arealform
durch die willkürliche Synonymierlust Staudinger’s der völligen
Vergessenheit anheimfiel. Bei Gelegenheit der Aufschürfung der
Literatur über E. alecto fielen mir Esper’s Figuren von E. persephone
auf und bei näherem Zusehen fand ich, daß Z. persephone in keinem
Connex mit E.alecto-glacialis stehe, wohin sie Staudinger im
Katalog 1901 p. 46 verweist. Ja es ergab sich sogar, daß E. persephone
von Staudinger im Katalog I vom Jahre 1861 ganz richtig erfaßt
und p. 11 unter Nr. 275 als var. alpina der E.pronoe piüho an-
geschlossen wurde. Aber schon im Jahre 1871 im Katalog 11 verließ
Staudinger den früheren historischen und richtigen Standpunkt
und verwies E. persephone zu E.glacialis und alecto, begeht also
genau denselben Fehler wie bei E.alecto, den ich in meiner Arbeit
über diese Spezies nachgewiesen hatte.
Anatomisch steht EZ. prono& in sehr nahen Beziehungen zu E. nerine
und vielleicht noch mehr zu E. lefebrei. Das Tegumen ist mit seiner
verkümmerten Apophyse lateralis jedoch kürzer als bei beiden Arten,
während die Valvenbildung eine Zwischenstufe von nerine zu lefebvrei
darstellt, durch vermehrte dorsale Bedornung, die jedoch nicht ganz
die reiche Ornamentik der lefebvrei erreicht, wenngleich sie darin
jene von nerine überbietet.
Die Jugendstadien sind bekannt, und über die Lebensweise ver-
danken wir wiederum Meyer-Dür die ersten ausführlichen und in
jeder Beziehung zutreffenden Berichte.
Meyer-Dür erkannte auch die Rassenverteilung der schweize-
rischen E. prono& und seine durchaus klaren und richtigen Dar-
legungen gerieten leider in Vergessenheit, und alle Angaben späterer
Altes und Neues über Erebien. 93
Autoren bedeuten sogar einen entschiedenen Rückschritt unserer
Erkenntnis. pronoe scheint auf Schweizer Boden empfindlicher als
sonstwo gegenüber örtlichen Einflüssen zu sein und wir begegnen
also wieder einmal auf kleinstem Raum die heterogensten Formen.
Mit anderen Worten wiederholen sich auf helvetischem Gebiet alle
Variaitonsmöglichkeiten der Kollektivspezies. Aber über die gesanite
geographische Verbreitung herrscht noch Unstimmigkeit. Am
besten erfaßten selbe noch Rühl und Eiffinger im Seitz, während
der Staudinger’s:he Katalog III ein viel zu kleines Areal gelten
läßt und sogar frühere rientige Angaben widerruft. Tatsache ist, daß
E. pronoe von den Pyrenäen bis Bithynien vorkommt, und weil die
Art noch die Südabhänge des Kaukasus bewohnt, halte ich es als
höchst wahrscheinlich, daß sie auch nach Armenien übergeht.
E.prono& glottis. subspec. nova.
(E. pronoe Obrthr. Etudes Lep. Comp. III 1909 p. 321.)
Habituell etwas kleiner als E. persephone und E. pitho, ın der
Anlage der rotbraunen sehr schwachen Binde der Vfgl. die Mitte
zwischen E. pronoe und E. pronoe pitho haltend. Bei Cautaret zeigt
glottis in der Regel drei supapikale Ozellen der Vfgl., nur selten zwei,
während bei Schweizer pitho sehr häufig eine Verarmung eintritt und
oft nur eine Ozelle vorhanden ist.
Patria: Pyrenaeen, auf geringen Erhebungen sehr häufig bei
Cautaret.
E. pronoe persephone Esp.
Pap. persephone Esp. p. 21—23 ca. 1805 t. 121 Cont. 76 f. 4—6 59.
Pap. persephone Ochsenh. 1807, Abt. 1, p. 290.
Pap. vergy O. l.c. p. 292.
E. pronoe var. persephone Stgr. Cat. ed. I. 1861 p. 11 var. alpina.
E. glacialis var. persephone Stgr. Cat. ed. 11 p.25 mac. rubr.
obsol. Cat. III p. 46.
Esper schreibt über persephone p. 21: „Auch diesen Falter fand
Herr Wallner zuerst auf den hohen Gebürgen von Faucigny und vor-
züglich auf dem Berg Vergy“ und p.22 des weiteren: „Unter 21 Exem-
plaren fanden si:h kaum drei in übereinstimmenden Zeichnungen.
Einige Exemplare haben nicht die mindeste Zeichnung, andere nur
ein oder auch zwei kaum sichtliche dunkler schwarze Augenmakeln
mit einer weißen sehr kleinen Pupille an der vorderen Flügelspitze.
Bey andern standen sie auf einer dunklen rostfärbigen Makel, die sich,
wiewohl kaum merklich, verbreitert. Auf der unteren Seite ist dies
Rotgelbe in unterschiedenen Graden mehr in die Fläche verbreitet.“
persephone möchte ich nach dem allerdings geringen Material,
welches mir vorliegt, von pitho aus der Schweiz trennen durch die
größere Gestalt und das in der Regel vermehrte, trüb-rotbraune
Gebiet der Vdfgl., das bei einem & auch auf die Hfgl. übergeht und
7. Heft
94 H. Fruhstorfer:
auf der Unterseite der Vdfgl. manchmal wie bei almangoviae bis
zur Basis hinzieht. P-Exemplare mit rotbrauner Zelle der Vfgl. habe
ich bisher noch nicht gesehen, es handelt sich wahrscheinlich um
eine höchst seltene Aberration, welche Esper zuging, und die allein
schon des Namens würdig wäre. ‚Auch meine Exemplare stammen aus
der Landschaft Faucigny, und zwar von jenen malerischen Berges-
höhen, welche aus dem Lac d’Annecy oder dessen Nachbartälern
emporsteigen und mich wegen ihrem wundervollen Ausblick auf die
Montblancgruppe immer wieder anzogen.
Patria: Berg Vergy (vermutlich einer der Berge bei Samo&as
im Val de Giffre, Savoyen) (Esper).
Parmelan aus ca. 1800 m Höhe 18.VIl. 1191 (H. Fruhstorfer
leg.) Grande Chartreuse, Dep. Isere (3 $& Koll. Fruhstorfer).
E.prono£e pitho Hk.
P. pitho Hb. f. 574—577, davon 576 ein $ mit zwei weißgekernten
Augen der Vfgl. f. 574 ein auch auf den Hfgl. rotgetupftes P. pronoe
Hb.-Geyer t. 202 £. 1000—1001 etwa 1834—1841.
Unter diesem Namen werden am besten alle Z. pronoe zusammen-
gefaßt, welche den Jura und die Zentralalpen der Schweiz bewohnen.
Derlei pronoe bilden kein einheitliches Ganzes, sondern lassen sich
bereits in drei Hauptformen auflösen, welche jedoch stellenweise in
einander übergehen. Erst südlich der Alpen bildet sich eine reinere
Rasse heraus, die aber auch ihrerseits wieder in engster Fühlung
steht mit den aus Südtirol bekannten Formen und eine natürliche
Fortsetzung auf italienischem Boden finden wird, wenngleich wir
von dort noch keine genauen Nachrichten besitzen.
Meyer-Dür hat bereits eine Aufteilung der Nord- und West-
schweizer pronoe mit viel Geschick versucht. Er hebt zunächst
Walliser Exemplare hervor, welche nach den wenigen Exemplaren,
die ich zu sehen bekam, in der Regel namentlich beim 2 eine recht
breite rotbraune Binde der Vfgl. aufweisen. Derlei Exemplare sind
es, welche einige Autoren veranlaßten E. pronoe pronoe Esp. auch
in der Schweiz vorkommen zu lassen. Aber sowohl Frey
wie auch Vorbrodt weisen derlei Vermutungen energisch zurück.
Auch Meyer-Dür sah sehr richtig, daß seine Walliser pronoe
„selbst dort nicht die Vollkommenheit an Schärfe, Breite und Deut-
lichkeit der Rostbinden erreichen als seine schönen prono& vom Wiener
Schneeberg und vom Groß-Glockner. Auch sind seine Walliser etwas
kleiner und die braune Grundfarbe heller.‘
Dann fielen Meyer-Dür Stücke auf, die den Hübnerschen
Figuren 576 und 574 zunächst stehen, und ‚‚freie, die Hochalpen
gleichsam umgürtende Vorberge bei Meiringen etwa bewohnen“.
Bei diesen scheinen die Kräfte zurückzutreten, welche bei pronoe
die breite Postbinde hervorgerufen haben, weil diese immer mehr
verschwindet. Auf der ganzen Nordseite der Berner Alpenkette aber
wird die Oberseite braunschwarz und es entsteht das Trauerkleid der
Altes und Neues über Erebien. 95
Form Hübner-Geyer fig. 1000—1001, welche Meyer irrigerweise
„den wahren pitho“ nennt.
Von Hübner aber wurde pitho aus den Gletschergegenden der
Schweiz beschrieben und vermutlich auf Exemplare basiert, welche
Hübner, sei es direkt oder indirekt, durch den damals so berühmten
Sammler Wallner (dem Entdecker von Parn. delius) empfangen hat.
Wallner besuchte hauptsächlich die Bergpässe, welche vom Wallis
nach Savoyen überführen, vielleicht auch die Bergkuppen des Waadt-
landes. Jedenfalls passen Hübners Figuren sehr wohl auf Exemplare,
‚ wie sie jetzt besonders im Kanton Waadt gesammelt werden. Derlei
Erebien bilden aber gerade das Gegenteil dessen, was gemeinhin als
E. pitho aufgefaßt wird. Denn als typisch dürfen doch nur die von
Hübner f£. 574—577 vorgeführten Exemplare gelten, nicht die so
irreführend von Geyer als pronoe umschriebenen ganz schwarzen
Falter, die anscheinend besonders konstant und vielleicht sogar aus-
schließlich im Jura vorkommen. Wir dürfen auf Schweizer Boden
und Savoyen unterscheiden:
a) ganz dunkle Formen. Gestalt kleiner als bei b.
Patria: Jura, La Döle, 26. VIII. 1910, sehr häufig, 11 $ 2 99;
Tournette 28. VII. 1911, Savoyen (H. Fruhstorfer leg.).
b) ganz dunkle Formen. Gestalt etwas größer als bei a.
Glärnisch ca. 1500 m, Anfang August 1916 (H. Fruhstorfer
leg.), Gasterental, Sustenpaß (Koll. Fruhstorfer), Dept. Doubs
(Oberthür).
c) E. pronoe pitho Hb.
Patria: Moleson, Ormonts, Chalets de Nant (Charles Blachier
leg.), Val de Nant (Rehfous leg.), Davos, Ponte, Bergün (Dr. Hauri
leg.), Umgebung von Martigny (Wullschlegel), Grammont (Savoyen),
26. VIII. {Muschamp leg.).
Diese von Hübner vorgeführte Form stellt eine Mischrasse
zwischen den ganz schwarzen Formen a und b dar.
dd von Davos und vom Sertig zeigen aber dennoch entschieden
ausgedehntere rotbraune Subapikalflecken als die am lebhaftesten
gezeichneten pxtho vom Jura. Dabei ist jedoch zu beachten, daß auch
bei Davos allerdings sehr selten ganz schwarze pitho vorkommen,
während im Jura umgekehrt auch nur ganz leicht rotbraun umzogene
Augenflecken schon zu den Ausnahmen zählen.
Die Unterseite bleibt beständiger und lassen sich dort irgendwelche
Differenzen nicht erkennen, auch fehlen mir Exemplare mit dem
für persephone charakteristischem breit ausgeflossenem rotbraunem
Feld der Vfgl.
d) Die von Meyer-Dür bereits erwähnte kleine Form mit ziem-
lich lebhaften Rotbinden bei beiden Geschlechtern aus dem Wallis.
Deren gesamte Verbreitung ist nicht bekannt, doch kannte sie auch
Wheeler, der Butt. Switz. p.138 erwähnt, daß von Fison am Fiesch-
gletscher gefangene prono& sich äußerst nahe der E. pronoe pronoe Esp.
von Steyermark anschließen. Auch ‚pitho“ von Lenkerbad und
7. Heft
95 H. Fruhstorfer:
anderen Stellen der südwestlichen Alpen nähern sich nach Frey
(1880 p. 41) der echten pronoe. Nur Favre, Lep. Valais äußert sich
nicht über die Variationsbedingungen der Erebia pronoe des von ihm
behandelten Gebiets.
E. pronoe psathura subspec: nova.
E. pronoe Meyer-Dür 1850 p. 172: „Eine der echten steyerischen
pronoe nahestehende Form wird wahrscheinlich auch in den süd-
lichen Bündtner- und Tessinergebirgen vorkommen.“
E. pronoe Wheel. Butt. Switz. p. 138, Simplon-Stücke sehr ver-
schieden von solchen der Rochers de Naye.
E. pronoe Wheel. typische Form am Mont Cenis.
&, 9, Oberseite charakterisiert durch eine schmale, aber äußerst
scharf abgegrenzte, intensiv rotbraune Submarginalbinde der Vdfgl.,
welche zwei große, deutlich weißgekernte Ozellen umschließt. Hinter
den Augenflecken verjüngt sich die Binde plötzlich, löst sich manchmal
in einzelne Flecken auf oder fehlt in seltenen Fällen. Fast alle Exem-
plare tragen auch auf den Hfgl. schwarzgekernte Rotflecken, und
gleichen dann den extremsten E. pronoe tarcenta Fruhst., dd vom
Anpezzotale. Unterseite von allen Lokalformen leicht zu unter-
scheiden durch eine lebhaft rotbraune, aber viel mehr als z.B. bei
tarcenta eingeengte Submarginalzone der Vfgl. Auch die Hfgl. sind
kenntlich an einer deutlich hervortretenden scharf abgesetzten
Submarginalbinde, die viel schmaler und lebhafter grauweiß an-
gelegt ist als bei irgend einer der bekannten E. pronoe-Rassen. Allen
Schweizer Rassen und auch tarcenta gegenüber läßt sich psathura
dann noch absondern durch die größeren Pupillen der Vdfgl.
Patria: Pizzo Leone, ca. 13—1600 m, 24. August 1916 (H, Fruh-
storfer leg.), 30 39, 1 2.
Der Pizzo Leone erhebt sich direkt über dem schweizerischen
Grenzort Brissago am Lago Maggiore und die Falter fanden sich dort
in Gesellschaft einer gleichfalls prominent rotgetupften E. tyndarus-
Rasse zwischen Erica, Arnica und dürrem Grase auf felsigen Halden
fliegend. Ihr Flug in der prallen Sonne, obgleich langsam dennoch“
unberechenbar, so daß ich namentlich wegen anstehendem starken
Winde nur die erwähnte kleine Serie in ermüdendem Haschen ein-
bringen konnte.
Es ist nur natürlich, daß sich E. prono& auch auf dem eigentlichen
Grenzberge, dem ca. 2200 m hohen Gridone und auch noch weiter
südlich auf den Gebirgsketten nahe dem Ortasee an geeigneten Stellen
finden wird.
Zu psathura gehören auch Exemplare vom Laquintal, wenngleich
bei diesen die Rotbänderung der Oberseite der Vdfdl. weniger hervor-
tritt, es sind dies jene pronoe, welche Wheeler bereits auffielen und
sehr wahrscheinlich dürfen auch pronoe vom Mont Cenis, welche sich
sehr der österreichischen Namensform nähern (teste Wheeler) zu
(dieser ausgesprochenen Südrasse gerechnet werden.
b
%
Altes und Neues über Erebien. 97
Exemplare vom Apennin sind mir unbekannt geblieben. Diese
differieren sicher von E. pronoe psathura, so daß sie hier als E. pronoe
subspec. nova aufgeführt werden.
(E. pronoe Stgr. Rebel Cat. III Italia. Z. pronoe Rebel Studien
1904 p. 166, Apennin.)
Patria: Italia centralis.
E.prono& almangoviae Stgr.
E. pronoe Hb. 1805 p. 36; P. arachne Hb. t. 47 £. 215—217, 1799),
(E. pronoe Freyer, Beiträge p. 137 1.73 £.3, 4.)
(E. nerine var. almangoviae Stgr. Iris VIII. p. 287 t.5 £.1, 2.)
Eine interessante Lokalform, die Hübner schon kannte sowie
Freyer, der sie am Grünten im Allgäu wieder entdeckte und der
berichtet, daß jedes Stück anders sei. Die Rasse ist viel weiter ver-
breitet als Staudinger und Eiffinger (im Seitz p. 103) annehmen,
sie bewohnt das ganze südliche Bayern, oder wie Hübner sich aus-
drückte „die Voralpen Deutschlands“. Ich selbst fing JS in großer
Anzahl Anfang August bei Berchtesgaden, Herr Belling sandte sie
mir vom Karwendel und von Mittenwald, Herr Dr. von Cube fand
sie am Nebelhorn, von Max Korb empfing ich ein sehr dunkles $
von der Elbigenalp und ein prächtiges helles @ von ebendort, ferner
&g von Obersdorf und den Lechquellen.
Ihre glänzendste Entwicklung findet almangoviae jedoch im nörd-
lichen Tirol, wo besonders Stücke von der Arzlerscharte bei Innsbruck
im Habitus und Ausdehnung des rotbraunen Feldes der Vfgl. alle
meine übrigen pronoe weit übertreffen. Weniger entwickelt sind 3
vom Achensee und Igls. $S vom Brenner leiten bereits zu pitho Hb.
über, während 92 von dort noch vollständig den almangoviae-Charakter
bewahren.
Sehr interessant sind die Verhältnisse im südlichen Tirol, wo ich
pronoe in großer Aznahl im Ampezzotale als den häufigsten Tagfalter
(neben E. euryale ocellaris Stgr.) antraf und Hunderte davon sammelte
und beobachtete, so namentlich am Wege 'nach dem Misurinasee
auf Höhen von 1400 bis etwa 1900 m. Dortige Exemplare bilden
bereits eine eigene Rasse, welche ich als
E. prono& tarcenta subspec. nova
einführe. & und 2 bleiben hinter almangoviae in der Größe in
der Regel zurück. Die rotbraune Zone der Vfgl. ist lebhafter,
schmäler und viel schärfer umgrenzt als bei Allgäuer Exemplaren.
Auch auf den Hfgl. finden sich rote Tupfen, die punktiert oder blind
1) Hübner’s Figuren sind nicht gut und eigentlich nur auf der Unterseite
kenntlich, so daß uns hauptsächlich seine Heimatsangabe in ihrer Beurteilung
leiten muß. Auch entschuldigt sich Hübner im Text wegen seiner unstimmigen
Tafelaufschrift: „In der Ursammlung war, als ich sie untersuchte, die Numro
der arachne, daher meine Irrung in der Benennung.“
Archiv ftir Naturgeschjchte
sea % 7. Heft
98 H. Fruhstorfer:
sein können und deren Zahl von 2—5 variiert. Vielfach fehlen diese
Flecken und bei etwa 50 Prozent der Exemplare beginnt sich auch
das rote Feld der Vdfgl. zu verdunkeln. Solche tarcenta bilden dann
den Übergang zu pithonides Schulz. Das 2 ist sehr charakteristisch
durch die undeutliche rostfarbene Zone der Vfgl., welche auf den
Hfgl. im Gegensatz zu pronoe und almangoviae stets fehlt.
Patria: Ampezzotal, 40 38, 3 P? H. Fruhstorfer leg. Tre Croei
1800 m. Umgebung von Lana bei Meran.
Campiglio (Wheeler).
E. prono& pithonides Schulz
(E. pronoe var. pithonides Schulz. Stuttg. E. Ztg. 1908 p. 4,
Kärnten.)
Zu dieser ursprünglich aus Kärnten beschriebenen Rasse glaube
ich auch bereite gewisse Tiroler Bergformen, wie z. B. jene des Grödner-
tales rechnen zu dürfen. Die große Mehrzahl meiner Exemplare steht
in der Größe selbst hinter meinen unansehnlichsten pitho vom Jura
zurück und das 2 führt kleinere Apicalozellen der Vfgl., auch ver-
dunkelt sich die rostfarbene Binde der Unterseite viel mehr als bei
Jura pitho.
Patria: Kärnten, Kor- und Saualpe. Grödnertal. Ortler 11 34,
1 @ Koll. Fruhstorfer. Groß-Glockner (Rühl).
E.pronoe prono& Esp.
Die luxurianteste Rasse der Kollektivart, welche analog E. oeme
auf steyerischem Boden das Maximum ihrer Entwicklung erreicht.
Individuen vom Wiener Schneeberg bleiben in der Größe weit hinter
solchen vom Dachstein zurück. Prono& geht hoch ins Gebirge hinauf,
und schon Meyer-Dür kannte 1851 den Pasterzengletscher mit
8000 Fuß Erhebung als Flugort.
Die 92 sind unterseits bunter, die Submarginalzone lichter grau
und deshalb schärfer sich abhebend als bei @2 der Schweiz und Tiroler
Fundorten.
Patria: Steyerische, Salzburger und Österreichische Alpen.
E. pronoe zyzuta subspec. nova.
(E. pronoe Rebel Studien I. Bulgarien nicht erwähnt.
Rebel, Studien II, 1904 p. 165, Bosnien, Herzegowina.
Rebel, Studien III, 1913, p>296, Montenegro.)
Exemplare, welche mir aus Bulgarien vorliegen, bilden das absolute
Gegenteil vom typischen E. pronoe, von welchen sie sowohl ober-
wie unterseits erheblicher differieren, als irgend eine andere Rasse
sich von der Namenform entfernt.
& oberseits wie tarcenta in zwei Formen auftretend, einer sehr
dunklen, welche den Übergang zu pitho und pithonides bildet und
einer mäßig rotbraun aufgehellten, deren Submarginalfleekung aber
Altes und Neues über Erebien. 99
nıemals die Ausdehnung der Ampezzaner prono&@ erreicht. Q entweder
mit einem relativ breiten, aber matten und verwaschenem rotbraunen
Vorhof der Augen. oder nur mit schwacher rotbrauner Ozellenperi-
pherie, Hfgl. bei beiden Formen geäugt, die Ozellen mehr oder weniger
rostfarben umringelt. Die Augenflecken selbst und ihre Umrandung
aber niemals so groß und ausgedehnt als bei steyerischen oder nieder-
österreichischen pronoe. Unterseits trüber, ärmer an grau als bei
pronoe. Das 2 stets ohne weißliche Aufhellung in der Submarginal-
zone, fast immer mit gelblicher oder erdfarbener Beimischung wie
viele südtiroler tarcenta.
Patria: Bulgarien, Rhodope 3 39, 3 $2 von Herr OÖ. Leonhard
empfangen. Rila Planina 2 39. Drenowsky leg. Flugzeit 12. bis
18. August aus etwa 1200—1900 m Erhebung. Bosnien, Herzegowina,
Montenegro. (Rebel.)
Die ausführliche Diagnose, welche Rebelden Z. pronoe von Bosnien
widmet, in welcher innerhalb acht Zeilen vier Mal der Ausdruck ‚‚ver-
düstert“ vorkommt, entspricht durchaus dem Charakter der bul-
garischen pronoe. Auch die Kennzeichnung der 72 33 und 56 99,
welche Dr. Penther aus Montenegro mitbrachte, spricht vielmehr
für deren Verwandschaft mıt der bulgarischen Vikariante als mit
steyerischen pronoe. Rebel schreibt über die große Serie vom Durmi-
tor: variiert stark an Größe und Deutlichkeit der roten Fleckenbinde.
Einzelne $& sind oberseits ganz zeichnungslose, während bei den 22
stets wenigstens ein roter Hof um die Apikalaugen der Vfgl. übrig
bleibt.
E. prono& zulines subspec. nova.
Habituell die unbedeutendste der bisher erschlossenen Rassen,
weıt hinter den kleinsten Z. pitho zurückbleibend, so daß sie in der
Sammlung Huguenin einstweilen sogar unter Z. oeme eingereiht war.
& 2 täuschen im Kelorit oberseits E. oeme lugens Stgr. vor, die Binden
sınd verwaschen rotbraun, ober relativ breit und scharf abgegrenzt.
Die Unterseite noch mehr verdüstert als bei EZ. pronoe zyxuta.
Patria: Pontus. 233 2 22 ex Koll. Huguenin am Museum in
Zürich; Brussa (Rühl); Transkaukasien (Rühl).
Vermutlich gehören zu dieser Form auch die von Staudinger
im Katalog Il 1871 p. 26, Bithynia mont. Armenia erwähnten Z. pronoe,
denn wenn die Form am Pontus fliegt, liegt für die Art kein Hindernis
vor, sich ostwärts bis Bithynien und Armenien auszudehnen.
Zu erwähnen sind noch drei mir in Natur unbekannt gebliebene
Vikarianten:
E. prono£ subspec. prox. tarcenta Fruhst.
E. pronoe Rebel J. Wien. E. Ver. 1910 p. 120 Crnapost, Krain,
als almangoviae (sic!) und pithonides.
Trotz der bedeutenden Höhe von 2000 m fliegen nach Dr. Galvagni
beide Formen am Ürnapost neben einander.
7*+ 7, Heft
100 H. Fruhstorfer:
Hierher gehören vermutlich auch E. pronoe, welche Prof. Steiner,
I. E. Ztschr. Guben 1916 p. 106 vom Risntjakgebirge in Kroatien
aus etwa 1000 m Erhebung erwähnt, Fleckenbinde und Augen reduziert,
so daß sie als Übergang zu pitho nach Steiner betrachtet werden
können.
E. prono& subspee.
(E. pronoe Rühl, 1895 p. 507, ostgalizische Karpathen, Berg
Husla.
E. pronoe Horm. Iris 1901 p. 367. Ungarn.)
Hormuzaki erwähnt die von Nowicki am Berg Husla, dem
oberungar.-galizischen Grenzgebirge und die von Aigner im Hunyader
Comitat aufgefundenen Exemplare.
Patria: Ungarn, Galizien.
Erebia goante Esper
Anatomisch steht goante ziemlich isoliert, ihr Hauptkennzeichen
bildet die ungewöhnlich breite schenkelförmige Basis ıhrer Valven,
welche allenfalls noch von jener der E. stygne in der Ausdehnung
erreicht wird. Aufbau der Valve sonst ähnlich wie bei nerine, deren’
dorsale Partie aber stets glatt, während bei nerine doch gelegentlich
Knötchen oder Stacheln vorhanden sind. Eine Begattung zwischen
E. nerine und E. goante ist deshalb möglich und wurde sogar durch
Zeller-Dolder nach Frey p. 41 einmal beobachtet.
E. goante zählt zu den geographisch am wenigsten empfindlichen
Arten und ihre Hartnäckigkeit klimatischen Einwirkungen gegenüber
scheint dafür zu sprechen, daß wir in ihr eine phyletisch alte Art vor
uns haben. Das Verbreitungsgebiet der Spezies ist ein verhältnismäßig
geringes, dennoch sind einige Berichte über ihr Vorkommen unrichtig.
Rebel macht überhaupt keine Angaben, Spuler kennt die Alpen,
die Tatra und Karpathen, während Eiffinger im Seitz Rühl folgt
und auch die Pyrenäen als Standort gelten läßt. Letzteres ist indessen
nach Oberthür unrichtig. Tatsächlich findet sich Z. goante von den
Seealpen angefangen durch die gesamte Alpenkette bis zu den Kar-
pathen. Es sind aber nur zwei geographische Rassen mit Sicherheit
zu trennen, wenn wir von der mir in Natur unbekannt gebliebenen
Karpathen- und Tatraform absehen, welche höchstwahrscheinlich
von der Hauptrasse der Zentralalpen differenziert sein wird.
Die Jugendstadien mit Ausnahme des von Tutt beschriebenen
Ei’s sind noch unbekannt. Die ersten Nachrichten über ihre Lebens-
weise aber gehen wieder auf Meyer-Dür zurück, der die Art noch als
selten bezeichnete und selbst nur 11 Exemplare besaß. Oberthür
war sonst der erste, der si:h Zeit und Mühe nahm die wirkliche Heimat
des Typus und den Ursprung ihres Namens zu erforschen. Als Heimat
führte Esper die Talalpen bei Luzern ein, von woher sie der damals
so bekannte Wallner aus Genf in den Handel brachte, während er
4
Altes und Neues über Erebien. 101
ihr den Namen eines Subseribenten seines Schmetterlingswerker, dem
des Sammlers Goante in Piemont gab, so daß die Spezies als ‚„‚goanter““
kursieren müßte, wenn Esper seinem Vorbild ‚dem Herrn Archjater
Linne‘ nachgestrebt und sich an die lateinischen Sprachregeln ge-
bunden hätte. Prof. Spuler hat neuerdings leider die Arbeiten seines
Vorgängers Prof. Esper in Erlangen in der goante-Frage nicht nach-
geschlagen, sonst würde er ihren Namen nicht von yoxo = jammere
ableiten, auch hat der schöne Falter nichts jämmerliches in seinem
Außern.
E. goante homole Fruhst.
(E. goante Wheeler, Butt. Switz. 1903 pl. 39 Basses Alpes, Certosa
di Pesio Alpes Maritimes.)
E. goante Rühl, Groß-Schmett. 1896 p. 506 St. Martin Vesubie.
E. goante Oberth., Etudes III, 1909 p. 320 Hautes, Basses Alpes,
Alpes Mar. La Grave.
E. goante homole Fruhst. Frankf. Entom. Ztschr. 1918 p. 81 Digne.
Eine leicht kenntliche Lokalrasse, die melanistische Form %
Gesamtart, charakterisiert durch die Verschmälerung der rotbraunen
Zone und der Rückbildung der weißen Kerne der Ozellen beider Flügel.
‘ Die Verdunkelung greift auch auf die Unterseite über mit ihren ver-
waschen dunkelbraunen Hfgln., von welchen sich die schwarzen Binden
nur noch schwach abheben.
Patria: Digne 2338 1 2 Koll. Fruhstorfer. Seealpen?
E. goante goante Esp.
E. scaea Hb. f. 233>—4 p. 39, die Schweizer und Savoyer Gebirge.
E. goante Heer, Kanton Glarus 1846.
E. goante Vorbr. p- 3 fehlt nur den Appenzellerbergen. Von
800 bis 2400 m.
„ E. stys Freyer, Beiträge t.121 £.4 2 p. 44.
E. sty& Meyer-Dür p. 169 und p. 182.
Es ist Meyer-Dür zu verdanken, daß er die von Freyer fehler-
hafterweise mit E. pronoe in Verbindurg gebrachte stys zuerst als
E. goante-Form erkannte und festnagelte. Dennoch brachte sie
Staudinger im Katalog 1861 und 1871 immer noch mit EZ. pronoe
zusammen und 1903 sogar mit E. nerine reichlini! Graf Turati ging
dann durch Staudinger verleitet nech weiter und stellte den
Freyer’schen Namen styx, weil älter sogar über E. reichlini, was
Seitz in der Rundschau sogleich annahm und ganznatürlich fand!
Möge aber nun diese ganz unbedeutende Form, welche gar keinen
Namen verdient, und der Freyer, wenn er sie nicht für Z. pronoe
gehalten hätte, auch gar keine Bezeichnung verliehen haben würde,
endlich in der Grube der Synonymie verschwinden.
Den Namen ‚‚scaea Hübner‘ möchte ich gerne retten, weil ich
aus Angaben Hübners (Text p. 39) weiß, daß Falter, welche Hübner
als aus „Savoyen“ stammend ansah, tateächlich durch de Prunner aus
7. Heft
102 H. Fruhstorfer:
Piemont an Hübner eingesandt wurden. Weil Hübner aber die
‚„‚Schweizer Alpen‘ vorausschickt, in der Schweiz aber die echte goante
goante zu Hause ist, muß der Name verfallen bleiben. Staudinger
ım Katalog 1903 kennt dann noch E. montanus Prun. Lep. Ped. 1798
als Synonym von goante. Wenn wir die Beschreibung Prunners nach-
lesen, paßt sie vorzüglich auf Z.goante, Prunner aber nennt als Literatur-
beleg Esper t.52 cont.2 p. 17 für seine montanus. Esper aber bildet
ab und beschreibt ].c. „Satyrus fidia L.* Dieser Fall möge als Merk-
zeichen für alle jene gelten, welche sich ängstlich an die Diagnosen
alter Autoren klammern!
E. g°ante ist in der Schweiz weit verbreitet und es liegt mir ziem-
lich großes Material zum Vergleich vor. Da ergibt sich denn, daß
goante eine der wenigen Erebien vorstellt, welche selbst südlich der
Hauptkette der Alpen so unbedeutend abändert, daß der Südrasse
wohl kaum ein Name beigelegt werden kann. Immerhin zeigt die
überwiegende Mehrheit der Tessiner goante größere Ozellen und etwas
breitere Binden beider Flügel. Dieses Merkmal verwischt sich aber
bei Exemplaren hochgelegener Flugplätze, wie z.B. Airolo, Macugnaga,
Courmayeur.. Bei diesen verschmälert sich die Binde wieder und die
Augen und deren weiße Kerne werden kleiner oder verschwinden,
so daß alpine goante des Südens von normalen goante des Nordens
überhaupt nicht mehr zu separieren sind. Die Art geht an passenden
Stellen ziemlich tief in die Täler hinab und wird Vorbrodt’s niederster
Standort die Tessinschlucht bei Dazlo Grande durch von mir gefundene
goante von Scazza-Mesocco ca. 700 m und gleich oberhalb Contra bis
Mergoscia ca. 650—700 m noch tiefer verlegt. Tiroler goante sind
leichthin von Schweizer Individuen verschieden durch eine recht
schmale, jedoch intensiv rotbraune Binde beider Flügel, welche dennoch
sehr große Ozellen tragen. Spulers Bild t. 10 f. 12 a und b scheinen
diese Form darzustellen, während die Seitz’schen Figuren t.37 e
mehr der Schweizer Nordform entsprechen und vermutlich sogar
nach Exemplaren der Allgäuer Alpen (welche mir fehlen) hergestellt
sind. In meiner Sammlung sind vertreten:
a) goante der Nordform:
Glärnisch ca. 1400 m, Val Cristallina ca. 1500 m, Maderaner-
tal von 12—15 00m, Arolla, Engadin, Simplon-Nordabhang, Zermatt,
Chamonix ca. 1200 m, Pralognan 14—1500 m (453 19 92 H. Fruh-
storfer leg.), Pitztal in Tirol (Prof. Stange leg.).
b) goante der Südform:
Andermatt, Val Blenio ca. 1200 m, Mergoscia ca. 650—700 m
(schr häufig ca. 60 Exemplare an einem Tag gefangen), Mesocco,
Courmajeur (H. Fruhstorfer leg.), Laquintal, Formazzatal, Vanil
noir, Macugnaga, Bignasco, Fusio, Ortlergebiet, Längenfeld (19 35,
392 Koll. Fruhstorfer).
Altes und Neues über Erebien. 103
Außerordentlich schöne, mit sehr großen, prächtig weiß ge-
kernten Ozellen besetzte Exemplare von Weißenburg im Berner
Oberland durch Prof. Dr. Huguenin gefunden am Museum in Zürich.
Sonstige Standorte: Allgäu, Glocknergebiet, Salzburger Alpen
(Rühl), Bourg d’Oisans, Lanslebourg, Cogne (Wheeler).
E. goante subspec.
(E. goante Horm. Iris 1901 p. 367.)
Hormuzaki erwähnt Exemplare aus der ungarischen Hohen
Tatra, welche Horvath und Pavel dort aufgefunden haben, No-
wicki vermeldete sie vom Berg Husla, oberungar.-galizischem Grenz-
‘ gebirge und Hormuzaki hat sie aus dem Caliman-Gebirge in der
Moldau empfangen, Aigner spricht von solchen aus Retezat.
Patria: Ungarn, Rumänien.
Erebia ceto Hübner 1804.
P. ceto Hb. 1804 p. 34, t. 112 £.578, 579 mas. ‚Die Gletscher-
gegenden der Schweiz.“ Type vielleicht aus dem Wallis stammend,
von woher sie Wallner aus Genf vermutlich an die damaligen Autoren
verteilte.
P. ceto O. 1807 p. 272, südl. Schweiz.
Satyrus ceto Godart, Enc. Meth. 1823 p. 537, Midi de la Suisse,
Piemont.
Hipparchia ceto Freyer p. 58 t. 31 f. 3, 4, Tyrol, Schweizer Alpen,
prächtige Figur einer hellen Form, die vermutlich nicht aus Tirol
kam, sondern ausgezeichnet auf Exemplare von Tessin paßt.
E. ceto Chapm. T. E. S. 1898 p. 220.9 £. 14 a—c. Genit.
E. ceto Eiff. im Seitz 1907 p. 99 t. 36h.
E. ceto Spul. 1908 p. 35 t. 9 £. 17.
E. ceto Rebel im Berge 1910 p. 40 part.
Anatomisch eine der am einfachsten gebauten Arten ohne nähere
Verwandte auf europäischem Boden und den Genitalien nach vielmehr
E. maurisius Esp. vom Altai und E. pawlowskyi Men. von Sibirien
genähert. ceto ist wohl die früheste der alpinen Arten und nächst
E. euryale (adyte) wohl die gemeinste und an geeigneten Fundstellen
am leichtesten zu erhaschende Erebia. Am 14. Juni 1917 war sie im
oberen Val Onsernone bei Locarno schon sehr häufig. E.ceto gilt
als schr veränderlich, wenngleich sie mit E. manto verglichen nur als
sehr beständig gelten kann. Die Verbreitung der Art deckt sich etwa
mit jener von E. manto, E.ceto bewohnt aber ein etwas geringeres
Areal. Sie fehlt den Vogesen, ist sehr selten auf den Karpathen, findet
sich nicht im Balkangebiet, wohl aber auf dem Apennin. Ihre eigent-
liche Heimat ist die Schweiz, woher ja auch die Namenstype ge-
kommen ist, von wo aus sie sich bis zu den Basses-Alpes, den Seealpen
und Piemont verbreitet hat. In den Ostalpen ist sie stellenweise bereits
7. Heft
104 H. Fruhstorfer:
sehr selten, ihre östliche Grenze scheint nach den Dokumenten meiner
Sammlung das Groß Glocknergebiet zu sein.
Wie bei Erebia medusa, oeme, stygne kommt es auch bei ihr zur
Entwicklung einer besonderen Höhenform, auffallend ist ikre Neigung
zu Verdunklungen (Südabhang des Simplon), während sonst der Süden
immer dıe luxuriantesten Koloritentwicklung hervorbringt.
Die gewöhnliche Form bewohnt Höhen von 1000—1500 m, während
die alpine Abänderung obscura Rätz. nach Vorbrodt bis 2600 m
emporsteigt.
E. ceto subspec.
(E. ceto Horm. Iris 1901 p. 366.)
(E. ceto Rühl, 1895 p. 484 Karpathen.)
Mir in Natur unbekannt geblieben, scheint ceto in den Karpathen
sehr lokalisiert zu sein.
Patria: Ungarn, Banat, Muntele Babii an der ungar.-rumänischen
Grenze (Hormuzaki). Karpathen 12—1700 m (Rühl).
E.eeto crobyle subspec. nova.
(E. ceto Rühl 1895 p. 484, Königsee, nur so groß wie melampus.)
Exemplare vom Königsee, welche Rühl erwähnt, sind mir unbe-
kannt geblieben, ich vermute jedoch, daß ungewöhnlich kleine ceto
vom Brenner, von Landeck und von Ridnaun ca. 1400 m (im Ridnaun-
tal, das bei Sterzing in das Eisacktal mündet) dazu gehören. Es handelt
sich um eine in der Größe sich etwa der E. ceto caradjae Cafl. nähernde
ceto, mit bei beiden Geschlechtern verkürzten rotbraunen Flecken
der Oberseite, welche im Gegensatz zu caradjae jedoch alle vorhanden
und sogar deutlich geäugt sird. Alle Ozellen führen weiße Pupillen.
Im südlicheren Tirol geht crobyle in eine habituell ansehnliche
Form über, welche normale Schweizer ceto in der Größe sogar über-
trifft, aber dennoch bei der überwiegenden Mehrheit der Exen:plare
solche in der Entwicklung der Fleckenbinden nicht erreicht. Derlei
ceto liegen wir vom Penegal, der Mendel, vom Grödnertal und den
tieferen Stellen des Ötztales vor. Auch die Form des Groß-Glockner-
gebiets darf vielleicht noch damit verein’gt werden, wenngleich dortige
g und @ ein durchweg dunkleres Kolorit aufweisen. Die Rebel’sche
Figur 10 taf. 16 im Berge dürfte nach Exemplaren vom Glockner
oder Tiroler Herkunft angefertigt sein. Für die luxuriante Tiroler
und Glocknerform führe den Namen rhodocleia ein, so daß wir fol-
gende Formen zu beachten haben:
E. ceto crobyle Fruhst. Bayerische Alpen, Nordtirol, Brenner,
Vorarlberg.
E. ceto rhodocleia Fruhst. Südtirol, Penegal (Type), Grödnertal,
Umgebung von Meran, Schnalser Ötztal, Glockner (Campiglio,
Wheeler). N
Altes und Neues über Erebien. 105
Beide Formen sind natürlich viel weiter verbreitet als ich hier
nachweisen kann, aber die Angaben über Erebien der österreichischen
Monarchie fließen viel spärlicher als bei dem häufigen Besuch dieser
Gebiete zu erwarten sein sollte. Viel besser sind wir über die Ver-
hältnisse in der Schweiz orientiert, wenn auch hier noch vieles zu be-
achten und nachzuholen ist. Auf Schweizer Boden scheint ceto noch
empfindlicher zu sein als in Tirol und es lassen sich einstweilen
wenigstens drei Hauptformen ausscheiden:
d) E.ceto ceto Hb. die Namensform aus dem Wallis!).
&) E. ceto tyrsus Fruhst., ursprünglich aus Piemont beschrieben,
aber schon am Südabhang des Gotthardt einsetzend und im ganzen
Tessin sowie in der Vorbrodt’schen Region „S.‘“ verbreitet.
y) E. ceto obscura Rätzer vom Laquintal, wozu EZ. caradjae Cafl.
eine Parallelform des Engadin darstellt.
Von der zuerst bekannt gewordenen Rasse „aus den Gletscher-
gegenden der Schweiz“, beheimatet vermutlich jedes Tal eine be-
sondere Form. Jedenfalls lassen sich bei großen Serien (18 Paare
aus Zermatt und ca. 50 $& einigen 22 vom Lötschental) bereits leichte
Unterschiede erkennen. Exemplare zwischen Goppenstein (1300 m)
und Ried (15—1600 m) erbeutet, sind größer und im 2 dunkler als
Zermatter ceto.
BE. ceto tyrsus Fruhst.
(Soc. Entom. 1911 p. 24 Cogne. E. ceto Wheeler, Butt. Switz.
1903 p. 129.)
Diese Rasse setzt bereits im Val Piora ein und findet sich in be-
sonders schöner Entwicklung am Berhardino zwischen 12 und 1400 m,
sowie auf dem Pfade von Mesocco zum Tresculmine-Paß (bis ca. 1700 m).
Die oblongen gelblichen cder gelbroten Flecken der Oberseite fast
doppelt so breit als bei Zermatter und Lötschentaler ceto. Die dd
vielfach mit ebenso ausgedehnter Ozellenperipherie als selbst die am
luxuriantesten gezeichneten 929.
. In der Vorbrodt’schen Region „S‘“ bleibt Z. ceto noch weniger
beständig als im Wallis. Während am San Berhardino sich tyrsus
in reinster Form vorfindet, vermischt sich im Val Maggia tyrsus mit
ceto ceto. Eine größere Reihe von Exemplaren, welche zwischen
Bignasco und Fusio gesammelt wurden, führen die breitgelbe tyrsus-
Fleckung, während sich 34, welche mir Herr Krüger von „Fusio“
einsandte, vielmehr der Zermatter Rasse anschließen. Beide Formen
stoßen demnach im Val Maggia aufeinander.
Patria: Cognetal, Courmajeur, Val Piora, San Bernhardino,
Mesoeco (H. Fruhstorfer leg.), Promontogno, Vicosoprano, Ma-
cugnaga (Wheeler).
E. tyrsus kannte schon Godart, der sie Enc. Meth. 1823 p. 537
aus Piemont erwähnt. Freyer’s Figuren t.58 passen vorzüglich :
zu tyrsus.
1) Hübner bildete ein ziemlich dunkles @ ab. Genau solche Stücke fand
ich bei Zermatt, am Nordabhang des Simplon und bei Visperterminen.
7 Ueft
106 H. Fruhstorfer:
E.ceto obscura Rätz.
Mitt. Schweiz. Ent. Gesellsch. VIII p. 222. Laquintal.
E. ceto Cat. Lep. Geneve. Le Brezon, Savoyen, 1910.
E. ceto obscura Seitz t.36 h 2. p. 100.
Diese bisher nur aus dem Laquintal bekannte Form wurde von mir
neuerdings auch nahe dem Lac d’Annecy auf dem Mont Baron ober-
halb dem Defilee von Dingy gefunden (17. Februar 1911). Dazu
wird ziemlich wahrscheinlich auch die im Genfer Katalog von der
Pointe d’Andey vermeldete ceto gehören. PP relativ groß mit äußerst _
reduziertem Ozellenvorhof.
E.ceto frenus Fruhst.
(E. ceto Wheel. p. 129. Le Lautaret.
E. ceto frenus Fruhst. Soc. Ent. 1911 p. 24.)
Eine überaus kleine Höhenform, welche bei verdunkelter und
rückgebildeter Fleckung dennoch nicht denselben Grad des Ausfallens
aller Zeichnungen wie bei caradjae vom Engadin erreicht. $ 2 sind
fast gleich gezeichnet.
Patria: Col de Lautaret und Plateau d’Emparis über La Grave,
Dauphin® bis 2200 m, Juli 1910. (H. Fruhstorfer leg.). j
E. ceto cetra Fruhst.
(E. ceto Rühl 1895 p. 484. Italien.
E. ceto Wheel. 1903 p. 129, St. Martin Vesubie, Certosa di Pesio,
Susa, Seyne, Allos.
E. ceto Oberth. Lep. Comp. 1909 p. 294, Alpes Maritimes. Larche,
Basses Alpes.)
(E. ceto cetra Fruhst. Soc. Ent. 1909 p. 126 Alpes Maritimes.)
Bei dieser Rasse erreicht die Ausdehnung der elliptischen Flecken
sowie auch der gesamte Habitus das Maximum der Entwicklung der
gesamten Kollektivspczies.
Patria: Alpes Maritimes, Col dı Tenda (Type), St. Martin Vesubie
(Koll. Fruhstorfer).
Exemplare aus Mittel-Italien sind mir unbekannt geblieben. Wir
dürfen von dort bestimmt eine besondere Rasse erwarten.
Erebia neoridas Boisduval
(Satyrus neoridas Boisd. In. Meth. 1829 p. 23. „Alpes“.
Erebia neoridas Bsd. Icones p. 148—149 t. 29 f. 1—4.
E. neoridas Dup. I Taf. 36 f.5, 6. Lozere.
E. neoridas Chap. T. E. S. 1898 p. 244 t. II f. 26. Genital.
E. neoridas Obtr. Lep. Comp. 1909 p. 323).
Einer der häufigsten und am leichtesten zu fangenden Tagfalter
der Gegenden, welche er bewohnt. Er hat eine sehr lange Flugzeit
und schon Duponchel beobachtete, daß er von Anfang Juli bis zum
17. August ununterbrochen im Dep. de la Lozere vorkam. Es sind
mehrere Rassen zu beachten:
Altes und Neues über Erebien. 107
E.neoridas subspec. nova.
E. neoridas Obthr. 1.c. p. 323 Pyr. Or.
Flugzeit von Ende Juli bis Ende August. Der Falter ist nicht
furchtsam; Oberthür hat beobachtet, daß er sich gelegentlich auf
die Kleider der Passanten setzt.
Patria: Pyrenäen, Vernet les Bains, St. Martin du Canıgou.
E.neoridas neoridas Bad.
Von Boisduval bereits (Ind. Meth. 1840 p. 28) von der Dauphine,
den provergalischen Alpen und ‚‚Lozera‘“ erwähnt, vom selben Autor
bei Grenoble entdeckt und nach ÖOberthür in den Cevennen, der
Auvergne und den Basses Alpes vorkommend. Wheeler kannte ihn
von La Grave, Aug., Bourg d’Oisans und von Susa in Piemont. Letztere
Exemplare dürften sich aber viel mehr der Rasse vom Valdieri als
der Form der Basses Alpes anschließen.
Powell schreibt nach Wheeler (Butt. Switz. 1903 p. 136), daß
Exemplare von Digne größer, heller aber weniger deutlich gefleckt
seien, als solche der Gebirge.
Patria: Dauphine, Basses Alpes, Lozere, Auvergne, Mont Ventoux.
E.neoridas nicochares subspec. nova.
- (E. neoridas Spul. Eur. Schmett. 1905 p.38 t. 10 f. 14, aus-
gezeichnetes Bild.
E. neoridas Eifgr. im Seitz, 1907 p. 105 t. 37.d.
E. neoridas Obrthr. Et Lep. Comp. p. 325, Alpes Marit.
En _E. neoridas Wheel. Butt. Switz. 1903 p. 137, Larche, Barcelonette,
ries.).
Oberthür gibt an, daß die Form der Seealpen, namentlich
jene aus .der Umgebung von Moulinet größer und dunkler sei als
solche der Basses Alpes. Größer sind neoridas der Alpes Maritimes
jedenfall, dunkler als Digne-Stücke in den meisten Fällen auch,
aber der Habitus ist nicht der ausschlaggebende Differenzialcharakter,
sondern die bei nicochares fast doppelt so großen Ozellen, namentlich
der Hfgl. der 2? und bei den JG das nach innen verbreiterte rotgelbe
oder rotbraune Submarginalfeld der Vdfgl.
Patria: Alpes Maritimes. In Anzahl in Koll. Fruhstorfer,
Prof. Dr. Reverdin, Museum Genf.
E.neoridas subspec. nova.
E. neoridas Tur. u. Ver. Fauna Vald. 1911 p. 226.
E. neoridas Wheel. Butt. Switz. 1903 p. 137 Piemont, Snsa.
Exemplare von Valdieri halten, wie dies Turati und Verity
ganz richtig bemerken, die Mitte zwischen solchen der Alpes Maritimes
und der etruskischen Rasse.
Patria: Piemont, Valdieri in Anzahl in Koll. Fruhstorfer.
E. neoridas etrusca Ver.
(Entom. 1904 p. 53 t. 4.)
Patria: Umgebung von Florenz.
7. Heft
108 H. Fruhstorfer.
E.neoridas sibyllina Ver.
(Boll. Soe. Ital. 1914 p. 236.)
Patria: Monti Sibillini, Piceno ca 1000 m. $ $ Koll. Fruhstorfer.
Eine ausgezeichnete Rasse, kenntlich an der verminderten Rot-
fleckung der Vfgl. der $& und den hellgelben Augen der Oberseite
der Hfgl. der 92.
Erebia epistygne Hübner
(P. stygne Hübn. t. 125 £. 639—640, sehr kleine Form. 1808.
P. epistygne Hübn. t. 173 f. 855—858, 1823—1833, normale Form.
E. epistygne Oberth. Lep. Comp. 1909 p. 309. Aix en Provence,
Digne).
” Eine wenig veränderliche Art von geringer geographischer Ver-
breitung. Den Namen stygne Hübn. hätte ich gerne aufrecht erhalten
für die kleine Form, welche Hübner zuerst abgebildet hat, weil diese
erheblich von jener Form abweicht, die wir alle aus Digne kennen,
und von Hübner erst t. 173 dargestellt wurde. Durch die Einführung
des überflüssigen Namens stygne Ochsenh. (der ein Synonym von
E. pyrene Esp. ist) wird es jedoch unmöglich die Hübner’sche Be-
zeichnung siygne 1808 zu retten, weil stygne O. 1807 ein Jahr älter
ist. Hübner selbst hat dies ganz richtig erfaßt und deshalb im Ver-
zeıchnis ca. 1826 p. 62 die Umtaufe vorgenommen.
Zwei geographische Rassen:
E. epistygne epistygne Hb.
(Siepi, Cat. Lep. Bouches du Rhone 1904 p. 31.)
Siepi hat beobachtet, daß die Rp. im Sommer schlüpft, dann
den ganzen Winter verbringt und erst gegen den 1. März ausgewachsen
ist. Puppenruhe 14 Tage. Rp. auf Festuca tenuifolia Sıbth., läßt sich
leicht auf Brachypodium erziehen.
Patria: Aix en Provence (kleine Form Hübner’s?) Basses Alpes.
Hautes Alpes, Alpes Maritimes (Wheeler).
E. epistygne andera Fruhst.
(Soc. Ent. 1911 p. 23.)
Patria: Castilien, Cuenza, Type in Koll. Prof. Dr. Rückert ın
München.
Wheeler Butt. Switz. 1903 p. 139 nimmt an, daß E. epistygne
zwei Generationen haben könnte, wenigstens in gewissen Jahren,
weil Mrs. Nicholl noch im Juli in den Basses Alpes Exemplare be-
obachtet hat, ich vermute aber, daß sich es einfach um Spätlinge
aus hohen Lagen handelt, außerdem kennen wir von keiner europäischen
Erebia zwei Generationen.
A ——
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.)
(Prodromus einer Monographie).
Von
Friedrich Hendel, Wien.
(Mit 7 Textfiguren).
Diese Übersicht ist die erste zusammenfassende Darstellung, die
überhaupt über die paläarktischen Agromyziden erscheint, eine
Fliegenfamilie, die mit Recht als eine der am schwierigsten zu sich-
tenden gilt. Die vorhandenen Artbeschreibungen sind meist völlig
unzureichend. Da aber trotzdem die Enthaltsamkeit der Lokalfaunisten
dieser Sachlage nicht Rechnung trug, außerdem zahlreiche Ver-
kennungen der Arten sich einschlichen, entstand eine Verworrenheit
der Synonymie, die ihresgleichen in der Entomologie sucht. Haupt-
sächlich diesem Umstande, dann der geringen Größe der Fliegen
und dem wenig Interesse bietenden Einerlei der Morphologie derselben
ist es wohl zuzuschreiben, daß sich bisher kein Bearbeiter fand.
Und doch bietet die Lebensweise der meisten Arten als Erzeuger
vıelgestaltiger Blattminen auf den verschiedensten Pflanzen soviel
Anziehendes in der Erforschung derselben, daß die vorliegende Sy-
nopsis nur als Vorläufer und Wegbereiter einer Monographie gedacht
ist, der sie zur möglichst erschöpfenden Behandlung der Arten in
biologischer und damit auf dem einzig hier gangbaren Wege auch in
systematischer Beziehung das werktätige Interesse und die unter-
stützende Mitarbeit der Entomologen, Phytopathologen und Bo-
taniker in der Zucht dieser kleinen Geschöpfe und im Sammeln der
betreffenden Blattminen erwerben will.
Da meine freie Zeit neben dem Brotberufe nicht ausreicht und
ich auch — inmitten der Großstadt wohnend — allzu wenig Gelegen-
heit finde, das Zucht- und Studienmaterial, das zur Lösung der ver-
schiedenen Artfragen unbedingt nötig ist, in ausreichendem Maße
allein herbeizuschaffen, wende ich mich hiermit mit der Bitte an
alle, die Lust und Gelegenheit haben, Blattminen zu sammeln und
dıe Minierer daraus zu züchten, mitzuarbeiten und sich mit mir in
Verbindung darüber zu setzen.
Da die bisher in der Literatur bekannt gewordenen Zucht-
resultate alle nachgeprüft werden müssen, ist jede Zuchtmitteilung
willkommen und bin ich zu Auskünften stets gerne bereit.
Die am Schlusse der Arbeit befindliche biologische Liste enthält
außer meinen Zuchtresultaten auch noch die der Herren M. Hering,
P.Kramer, P.Loew und Prof. de Meijere und werde ich sie in meiner
7. Heft
110 Friedrich Hendel:
Moncgraphıe genauer mitteilen. Bloße Angaben aus der Literatur
habe ich hier nicht mit aufgenommen. Da Europa und Nordamerika
eine große Anzahl Insekten gemeinsam haben, sind die im Erscheinen
leider zeitlich zusammengefallenen Arbeiten Melander’s und
Malloch’s über nordamerikanische Agromyziden auch für uns von
Wichtigkeit.
Mit besonderer Genugtuung habe ich das Vorwort zu Melander’s
„Synopsis“ gelesen, die im Vergleiche zu den diesbezüglichen Kapiteln.
aus Williston’s Manual einen bedeutenden Fortschritt in der
Systematik bedeutet. Melander ist‘einer der wenigen Dipterologen,
die sich die Mühe genommen haben, jene „hidden and ancestral
charakters“, deren Bedeutung in der Systematik der Acalyptraten
zur Klärung verwandtschaftlicher Beziehungen und zur Charakte-
ristik der Familien und Gattungen ich wiederholt betont und in
meinen Arbeiten propagiert habe, vergleichend zu studieren und
mit Erfolg anzuwenden.
Eine baldige neuerliche Revision der amerikanischen Formen
zur Feststellung der Synonymie nach vorliegender Übersicht wäre
wünschenswert! Einige mir zutreffend erscheinende Synonyme habe
ich bereits hier mit aufgenommen. Auffallend bleibt, daß Melander
eine Reihe von europäischen Arten aufzählt, wie reptans Fall., aene:-
ventris Fall., curvipalpis Zett., nigripes Zett., perpusilla Meig. usw.,
die Malloch nicht gesehen hat! Oder sind isolata Mall., Burgessi
Mall., affinis Mall., Kincärdi Mall., immaculata Coqu. dieselben Fliegen?
Die Begrenzung der Familie gegen die Milichiden habe ich bereits
in der Wien. Ent. Zeitg. 1903 vorgenommen. Da Phytomyza Fall.
der Gattung Agromyza Fall. so nahe steht, daß sie gerade noch als
Genus aufrecht erhalten werden kann, hat eine eigene Familie Phyto-
myzinae nicht die geringste Berechtigung und bleibt es mir unver-
ständlich, wie Malloch eine Familie Phytomyzinae sogar noch durch
die systematisch weit entfernten Ochthiphilinae von den Agromyzinae
trennen kann.
Material.
Von den 227 hier behandelten paläarktischen Arten lagen mir
nur Agr. salicifolii Collin, Agr. fasciventris Beck., Phyt. balcanica
Strobl nicht zur Ansicht vor. Den weitaus größten Teil des Mate’ iales
habe ich selbst gesammelt und gezüchtet, die Zuchtliste am Schlusse
der Arbeit umfaßt 101 Arten. Außerdem konnte ich über die syste-
matischen Sammlungen der hilfsbereiten Herren Kollegen Th. Becker,
L. Gzerny, B. Liehtwardt, L. Oldenberg und G. Strobl durch
L. Perner verfügen. Das Material des naturhistorischen Museuns
1) Um über die Häufigkeit der Arten ein relatives ziffernmäßiges Bild zu
geben, habe ich die Zahl der mir vorgelegenen Stücke bei jeder einzelnen Art
nach der Patria-Angabe vermerkt. Ich halte eine solehe Angabe für anschau-
licher als die inhaltslosen ‚‚Adverbien‘“.
Die palüarktischen Agromyziden (Dipt.). 111
in Wien samt den Typen Meigens’ hatte mir Dr. H. Zerny zu-
sammengesteckt. Allen Herren besten Dank für ihre Mühe!
Folgende Arten sind mir bis heute unbekannt geblieben. Hiervon
sınd die Macquart’schen und diejenigen Meigen’s, von welchen
sich auch in Paris keine Typen mehr vorfinden, wohl als undeutbar
anzusehen. Ich habe sie eingeklammert.
Agromyza sens. lat.
aenescens Zett. 1855.
albicornis Meig. 1838.
albipennis Zett. (nee Meig.) 1855.
analis Rond.
arctica Lundb.
(bicolor Meig.).
breviseta Zett. 1860 (keine Agrom.-
Art!)
(calceata Meig.).
cicerina Rond.
cingulata Zett.
coxata Zett.
flavimana Zett. 1860.
(fuseipes Macqu.)
Gei Bri.
haemorrhoidalis Zett.
hyalipennis Meig.
Kiefferi Tavares 1901.
limbatella Zett.
minuta Meig.
nigritarsis Meig.
(obscuripennis Macqu.).
(pallipes Meig.).
(pallitarsis Macqu.).
(rufipes Macqu.).
(ruficornis Macqu.).
(rufifrons Macqu.).
(rufimana Macqu.).
scutellaris v. Ros.
sordida Bri.
Thapsi Bche.
(thoracica Macqu.).
tibialis Fall. (? Phyllomyza-Art).
tristella Thoms.
(vittata Meig.).
Domomyza Rond.
articulata Rond.
brevinervis Rond.
gracilis Meig.
albohyalinata Zett.
niveipennis Zett,
nigrella Rond.
pulla Meig.
Napomyza Hal.
Thalhammeri Strobl.
Phytomyza Fall.
acuminata Strobl 1909.
atomaria Zett.
brunnea Bri.
brunnipes Bri.
Clematidis Kalt.
Corni Kalt.
Ozernyi Strobl 1909.
fasciata Macqu.
(flaveola Fall. nom. nud.).
*) Agrom. remotinervis Strobl ist
Milichüidae),
(flavilabris Macqu.).
fulwovittata Strobl 1910.
Heliosciadi Kalt.
heteroptera Löw.
minima Meig.
nevadensis Strobl.
(nitidicollis Meig.).
oscinina Fall.
pallicornis Zett.
nach der Type eine Hemeromyia-Art
7. Heft
12 Friedrich Hendel:
pygmaea Zett. Thalietri Esch. Künd. 1912.
(ruficeps Meig.). Thapsi R.D. 1851.
Sedi Kalt, (viduada Meig.).
socia Bri.
Gattungstabelle.!)
A. Subfamilie: Odiniinae.
Hinterleib (SP) vor den Geschlechtsorganen mit fünf breit
sichtbaren, aus getrennten Tergiten und Sterniten zusammengesetzten
Segmenten; beim 2 bilden die röhrigen, kurzen Segmente sechs bis neun
eine in der Ruhe vollständig perspektivartig eingezogene einfache,
weichhäutige Legeröhre. Männliche Kopulationsorgane einfacher
gestaltet, Penis schlauchförmig.
Peristomalien als dreieckiger behaarter und beborsteter
breiter Streifen am Unterrande des Kopfes nach vorne ziehend.
— Mesopleuren nackt, unbehaart; sind sie behaart (Neoalticomerus),
dann ist zugleich auch die eigentliche Stirnstrieme behaart.
Auf den Sternopleuren stehen vor der Borste in der hinteren
Ecke ein bis mehrere gleichstarke Borsten.
Die Fliegen werden am .ausfließenden Safte von Laubbäumen,
Baumstrünken und auf Baumschwämmen gefunden und sollen aus
letzteren (Polyporus-Arten) nach Brauer gezogen worden sein. |
Mesopleuren nackt, ohne Flaare und Borsten. — pvt = Borsten
vorhanden IB
— Mesopleuren behaart und am Hinterrande beborstet. — pvt
fehlen 3.
1. Die Ozellenplatte mit den drei Punktaugen und dem Borsten-
paare kulminiert in einem konisch emporragenden Stirnhöcker.
Die Kosta reicht bis zur Mündung der vierten L.-Ader. Stirn-
strieme unbehaart. Präapikale Schienenborsten vorhanden.
Flügel grau oder weiß gefleckt. Prälabrum vortretend 2.
— ÖOzellenplatte eben, nicht höckrig. Die Kosta reicht nur bis zur
Mündung der dritten L.-Ader. Stirnstrieme behaart. Präapikale
Schienenborsten fehlen. Flügel höchstens an den Queradern
dunkel gefleckt. Prälabrum nicht vorstehend. 4-+1de —
d mıt verkürzten Hinterbeinen, an denen die Schenkel stark
verdickt, die Schienen und Tarsen breitgedrückt sind.
1. Gen. Odinia Rob. Desv. 1830 typ. maculata Meig.
2. Nur 1de hinten am Thoraxrü:sen. Die erste Hinterrandzelle
ist an der Mündung durch plötzliches Aufbiegen des Endes der
vierten L.-Ader stark verengt. Arista lang doppelt gefiedert.
Schild hinten scharf zugespitzt.
Paratraginops Hend. 1917 typ. pilicornis Cresson.
!) Enthält alle Gattungen; die paläarktischen sind fett gedruckt. Nur zwei
kommen in Europa nicht vor. Arten monotypischer Genera werden nur in
dieser Tabelle aufgezählt.
\
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). 113
—- 3-+ 1de = Borsten vorhanden. Erste Hinterrandzelle an der
Mündung nicht plötzlich verengt. Arista’höchstens einfach kurz
gefiedert oder behaart. Schild hinten breit abgerundet.
Traginops Coquill. typ. irrorata Coquill.
3. Gesicht flach, ohne Mediankiel und ohne Fühlergruben. Die Kosta
reicht nur bis zur Mündung der dritten L.-Ade. 3+1ld =
Borsten. Außer dem Endsporne an den Mittelschienen haben
alle S:hienen Präapikalborsten. $ und 2 gleichgeformte, normale
Hinterbeine. . 2. Gen. Neoalticomerus Hend. 1903.
Einzige Art und typ. /ormosus Loew.
Größe: mm. — Aust., Bok., Germ., Suec. — 4 St.
Thoraxrücken mit drei braunen Längsstriemen, die mittlere
schmal und auf das Schildchen fortgesetzt. Gesicht an den
Fühlexwurzeln mit schwarzer Querbinde.
(Syn. Iitorella Fall. p.p. — pulchra Zett.)
B. Subfamilie: Agromyzinae.
Hinterleib vor den Geschlechtsorganen ($Q) mit sechs breit
sichtbaren, aus getrennten Tergiten und Sterniten gebildeten Segmenten.
Das 7. Segment des 2 bildet den nicht einziehbaren großen konischen
Basalteil für den Bohrapparat und sind hier Tergit und Sternit
zu einem stark chitinisierten Tubus verwachsen, in den das achte
und neunte Segment in der Ruhe eingezogen sind. Das achte Segment
ist mit Raspelzähnen ausgestattet und dient als Bohrwerkzeug. —
Die männlichen Kopulationsorgane sind durch ein vielgliedriges,
taschenmesserartig zusammenlegbares Chitingerüste gestützt.
Peristomalien nur als linienartig schmaler beborsteter Saum
am Unterrande des Kopfes entwickelt. — Stirnstrieme stets un-
behaart.
Mesöpleuren hinten stets behaart und dort am Rande be-
borstet. Auf den Sternopleuren steben vor der in der hinteren Ecke
inserierten starken Borsten außer Härchen? keine gleichstarken
Borsten.
n.ER
Fig. 1.
Die Larven sind Blatt- oder Stengelminierer oder leben unter
der Rinde (Gallen erzeugend) oder in Blüten von den Fruktifikations-
organen der Pflanzen.
Mediastina (siehe Figur 2m) selbständig als Falter vor der
ersten L.-Ader (1.L.-A.) in die Kostabruchstelle mündend;
die erste L.-Ader und das Kostateilchen zwischen ihr und der
Bruchstelle divergieren und sind nicht aneinander gedrückt 4.
Archiv für Naturgeschichte,
1918. A. 7 8 7. Heft
114
ya
Friedrich Hendel:
Die Mediastina (siehe Fig. 1m) mündet in den Endteil der
ersten 1L.-Ader, welcher mit dem Kostalteilchen hinter# der
Bruchstelle zusammengeschlossen and verdickt ist (Gen.FAgro-
myza sens. lat.)
Schwinger hell gefärbt, weiß oder gelb; eine präsuturale de
meist vorhanden 2.
Schwinger schwarz oder dunkelbraun. Nur zwei, seltener
drei de hinter und keine vor der Thoraxquernaht vorhanden 3.
Die Kosta reicht nur bis zur Mündung der dritten L.-Ader oder
etwas darüber hinaus 4. Gen. Domomyza Rond. 1856
typ. ambiqua Fall.
Die Kosta reicht bis zur Mündung der vierten L.-Ader
3. Gen. Agromyza Fall. 1810, typ. reptans Fall.
Gesicht mit einem nasenartig vortretenden Mediankiel, der die
Fühler von einander trennt
6. Gen. Ophiomyia Braschnikow 1897, typ. curvipalpis Zett.
Gesicht ohne nasenartig vortretenden Mediankiel
5. Gen. Melanagromyza n. gen., typ. aeneiventris Fall.
Die Kosta reicht bis zur Mündung der vierter L.-Ader B.
— Die Kosta reicht nur bis zur Mündung der dritten L.-Ader oder
etwas darüber hinaus 8.
Drittes Fühlerglied mit einem sub-apikalen Dorne oder mit einer
klauenartigen Spitze. Nur zwei Schildchenborsten
14. Gen. Cerodonta Rond. 1861, typ. denticornis Panz.
Drittes Fühlerglied ohne Dorn und ohne Spitze. Vier Schildchen-
borsten (mit Ausnahme von Dizygom. biseta) 6.
Hintere Querader fehlt stets
9. Gen. Haplomyza Hend. 1914, typ. zanthaspis Loew.
Hintere Querader vorhanden 7a
Schildehen ganz oder doch wenigstens in der Mitte gelb
8. Gen. Liriomyza Mik. 1894, typ. urophorina Mik.
Schildehen ohne Gelb
7. Gen. Dizygomyza n. g., typ. morosa Meig.
Kopf vorne konisch, im Profile spitzwinkelig dreieckig über die
Augen vortretend. Die schwieligen, dicht und feinbehaarten
Scheitel- Wangenplatten der Stirne verbreitern sich nach vorne,
so daß sie dort aneinanderstoßen und von der Stirnstrieme nur
eine pfeilförmige Grube in der Mitte vor dem Ozellen dreieckig
dee)
10.
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). 115
übrig breibt. Fühler in tiefe Gruben eingesenkt. Arista scheinbar
apikal 15. Gen. Selachops Wahlbg. 1843.
Einzige Art und typ. flavocincta Wahlbg.
(Syn. Encoelocera bicolor Loew.).
Größe: 41/;, mm. — Aust., Hung., Germ., Suec., Lapp. Glänzend
schwarz, Schildchen mit Ausnahme der Wurzel gelb. Abdom.-
Tergite fein gelb gerandet. Schulter und Pleuralsäume braungelb.
Kopf im Profile nicht dreieckig. Scheitel-Wangenplatten vorne
nie stärker verbreitert, stets in der Mitte durch die Strieme breit
getrennt. Fühlergruben seichter, Fühler frei, nicht eingesenkt.
Arista dorsal 9.
Hintere Querader fehlt ganz
13. Gen. Phytomyza Fall. 1810, typ. affinis Fall.
Hintere Querader vorhanden 10.
Die hintere Basalzelle ist distal und oben offen, die dortige Quer-
ader fehlt und wird durch die hintere Querader ersetzt, die
etwas vor der kleinen steht und mit dem beide Queradern ver-
bindenden Stück der vierten L.-Ader einen meist abgerundeten
stumpfen Winkel bildet. — Die Härchen zwischen den or-Borsten
und dem Stirnaugenrande aufrecht. — Drittes Fühlerglied vorne
oben mit spitzwinkeliger Ecke, am Oberrande konkav
12. Gen. Pseudonapomyza n.g., typ. atra Meig.
(syn. morio Zett., acuticornis Loew, ? spicata Malloch.)
Einzige Art. In allen Teilen ganz schwarz, Thorax und Hinter-
leib glänzend. Schüppchenrand und -Wimpern weiß. Flügel
weißlich hyalin.
Größe: 2 mm, Flügel 1!/, mm. — Vorkommen: Aust., Germ.,, Holl.,
Histr., Dalm. Scand. — Am. sept — ? Formosa. — 36 St.
Hintere Basalzelle geschlossen, durch eigene Adern abgetrennt
und nicht mit der gesonderten Diskalzelle verschmolzen 11.
. Beide Queradern sind der Flügelwurzel so genähert, daß sie vor
der Mündung der Mediastina stehen. Die Härchen an den Stirn-
orbiten zwischen or-Borsten und Augenrand sind nach vorne
gebogen. 11. Gen. Napomyza Halid. 1840, typ. elegans Meig.
Entweder die hintere Querader stets jenseits der Mündung der
Mediastina oder, wenn dies nicht der Fall ist, so sind die Härchen
zwischen den or-Borsten und dem Stirnaugenrande nach oben
gebogen oder fehlen ganz
10. Gen, Phytagromyza n.g., typ. flavocingulata Strobl.
8r 7. Heft
116 Friedrich Hendel:
Fig. 3.
Erklärung der Abkürzungen.
or = Orbitalborsten.
ors = obere Orbitalborsten.
ori = untere Orbitalborsten.
vti = innere Scheitelborste.
s = Quernahtäste des Thoraxrückens links und rechts.
de = Dorsozentralborsten des Thoraxrückens werden von rückwärts
nach vorne gezählt.
acr. — Acrostichalhärchen, stehen zwischen den zwei de-Längsreihen.
Es wird die Anzahl der Härchen, die auf einer Querlinie zwischen
den de vor der Quernaht s stehen, gezählt.
prsut = Praesuturalborste.
prse = Praescutellarborstenpaar.
Lateralregion des Thoraxrückens ist der schraffierte Teil; sie be-
steht aus A = der Schulter, sd = der Suturaldepression und sg =
der Supraalargegend.
Zentralregion heißt der dazwischen liegende, mittlere Rückenteil.
ia-Streifen ist der seitliche Längsstreifen der Zentralregion jeder-
seits außerhalb der dc-Reihe.
Der erste, zweite, dritte und vierte Kostal- oder Flügelrandabschnitt
ist jener, welcher der ersten, zweiten, dritten und vierten Längsader-
mündung vorangeht z. Bsp. der zweite, jener zwischen der ersten
und zweiten Längsader.
1. Gen. Odinia Rob.-Desv.
acr.-Härchen des Thoraxrückens vor der Naht dicht und unregel:
mäßig gestellt; auf den Querstrich zwischen den de-Borsten
kommen 8—10 Härchen. Stirne dicht mit aufrechten schwarzen
Härchen bedeckt, vorne meist deutlich rotgelb. Beide Quer-
adern des Flügels sind fleckenartig breit schwärzlich gesäumt.
[59
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). 117
Größe ca. mm. — Aust., Germ., Holl., Angl., Suee., Norv.,
Lapp., It. — Am. sept. — 9 St. maculata Meig. 2.
(syn. trinotata R. D., ornata Zett., femorata Schin.).
acr.-Härchen deutlich in Längsreihen geordnet, am deutlichsten
die mittleren Reihen; im ganzen sechs Reihen vorhanden. Stirne
fast nackt und nur sehr zerstreut mit einigen kurzen Härchen
besetzt, meist ganz einfärbig grau. Die beiden Queradern sind
in der Regel nur sehr schwach und verwaschen und auch nur
linienartig braun umsäumt.
Größe: 2—2°/,mm. — Aust., Boh., Germ., Angl., Fen., Suec.
— Am. sept. — 25 St. boletina Zett. 32.
3. Gen. Agromyza Fallen.
Die Fühlergruben laufen unten am Rande der Mundhöhle, Kann
oberhalb des Prälabrums aus, ein Epistom fehlt
Die Fühlergruben erreichen unten den ‚„Mundrand“ ee
zwischen ihnen und dem Mundhöhlenrande unten ist ein flach-
konkaves Epistom eingeschaltet, das seitlich von den beborsteten
Backenleisten flankiert wird Ä
Ganz und gar schwarze Art, nur die Vorderschenkel an der
äußersten Spitze etwas gelbrot. Thorax durch Bestäubung
schwarzgrau, aber noch glänzend. — 3-+1de. — acr. 8 bis
10 reihig. Epistom niedriger als die Fühlergruben. Stirne zwei-'
mal so breit wie ein Auge. Sechstes Abdominal-Tergit nur !/,
des fünften lang. Flügel graulich, mit dunkelbraunen Adern.
Größe: 3 mm. — Dal., Hisp., Aust. — 8 St.
nigrescens n.sp. @ (syn. carbonaria Strobl p. p.).
Stirnstrieme, Backen, Fühler und Taster gelbrot. Fünftes und
sechstes Abdominaltergit gleichlang. Flügeladern rotgelb. Thorax
und Schild dicht matt aschgrau bestäubt. Mindestens alle
Schenkelspitzen und größtenteils auch die Schienen und die
Füße rot 2.
Hinter der Thoraxnaht vier, vor derselben noch 2—3 de. — aecr.
ungefähr sechsreihig. Stirne 2!/, mal so breit wie ein Auge.
Backen hinten höher als !/, des lotrechten Augendurchmessers.
Epistom so hoch wie die Fühlergruben.
Größe: 31/,—4!/, mm. — Cauc., Alb., Dal., Cors., Hisp. — 15 St.
Apfelbecki Strobl SQ (syn. andalusiaca Strobl.)
3+ 1de. — acer. ca. achtreihig. Stirne oben 1?/,, vorne 11/, mal
89 breit wie ein Auge. Backen hinten nur ?/, eines Auges hoch.
Epistom kaum !/, so hoch wie die Fühlergruben.
Größe: 4 mm. — Sıl. — 1 St. erythrocephala n.sp. g:
Hinter der Thoraxquernaht stehen 3—4 de
Hinter der Quernaht des Mesonotums nur 2de N
Schüppchen hell gerandet; letzter Abschnitt der fünften L.-Ader
kürzer als der vorletzte 22.
7. Heft
118
4.
Friedrich Hendel:-
Schüppchen hell (weißlich bis gelblich) gerandet und gewimpert;
die Wimpern wenigstens nie merklich dunkler als der Schüppchen-
rand 5.
Schüppchen dunkel (braun bis schwarz) gerandet oder wenig-
stens so gewimpert 14.
Alle Borsten und Haare der Fliege blaß rötlich gelb. Thorax
rücken in der Zentralregion schwarz, matt grau bestäubt, in
der ganzen Lateralgegend aber blaßgelb. Beine ganz
gelb. Stirne sehr breit, dreimal so breit wie ein Auge. Im Profile
stehen die Stirne und die W angen erheblich über die Augen vor.
3+1de.
Größe: 13/,—2°?/, mm. — Can. Ins., Graec. — 2 St.
hiemalis Becker S9.
Alle Borsten und Haare der Fliege schwarz. Thoraxrücken ganz
schwarz oder ganz rostgelb. Stirne höchstens zweimal so breit
wie ein Auge 6.
Thoraxrücken ausgesprochen glänzend schwarz. Beine ein-
färbig schwarz. Drittes Fühlerglied unten an der Spitze (sub-
apikal) flach eingebuchtet. Taster vor der Spitze unten fast
stachlich rauh beborstet; sechstes Abdominal-Tergit beim &
1?/, mal so lang wie das fünfte, beim 2 so lang wie dieses. — In
der Regel sind von allen de nur die drei hinter der Naht deutlich
sichtbar.
Größe: 2—31/, mm. — Europ., Syr. — 150 $t.
nigripes Meigen 32.
(syn. nigra Zett., carbonaria Zett. p.p., holosericea Strobl.
Eine Form mit besonders deutlicher weißlicher Trübung der
Flügel ist albipennis Meig. nee Zett.)
- Thoraxrücken mehr weniger graulich bestäubt, wodurch der
Glanz in wechselndem Grade gemildert erscheint. — Sechstes
Abdominal-Tergit beim & nicht verlängert, beim 2 kürzer als
das fünfte. — Drittes Fühlerglied subapikal nicht ausgebuchtet,
sondern rund. Taster vor dem Ende nur zart beborstet Te
Die de vor der Quernaht des Thoraxrückens ist fast oder ebenso
lang und stark wie die restlichen 3 de hinter derselben und
steht in oder vor derQuerlinie der prsut 3
Die de vor der Naht ist klein und oft nur haarförmig entwickelt
und steht etwas hinter der Querlinie der prsut. Hinter der
Quernaht stehen noch 4 de. Fühler der Augenmitte gegenüber
inseriert. Kopf nicht stärker von vorne her zusammengedr ückt.
Stirne 11/, bis 11/, mal so breit wie ein Auge und so lang ı wie oben
breit. — Letzterer Abschnitt der fünften L.-Ader 2/, bis 3/, des
vorletzten lang. Kleine Querader in der Nähe der Mitte der
Diskalzelle stehend 12.
Wangen im Profile leistig abgesetzt und sehr deutlich als
Ringstreifen vor dem Auge sichtbar. — Stirne zweimal so
breit wie ein Auge und so lang wie breit. Kopf nicht von vorne
her zusammengedrückt. Endglied der Arista im Wurzel Y
an The ne ee ee ae ee re er ee
10.
al
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). 119
zwiebelig verdickt. — Nur die vorderen vier Schenkel und diese
höchstens an der äußersten Spitze rot 9,
Wangen im Profile nicht sichtbar, liniear bis schmal. Stirn-
strieme rötlich schwarzbraun 11.
Stirne und Fühler schwarzbraun. Letzter Abschnitt der fünften
L.-Ader kürzer als der vorletzte; zweite L.-Ader gerade, erste
Hinterrandzelle an der Mündung trompetenartig erweitert.
Kleine Querader jenseits der Mitte der Diskalzelle. Die vierte
de steht in der Querlinie der prsut. und näher der Quernaht als
die dritte. — Arista kurz, nur so lang wie die Fühler. Thorax
und Hinterleib glänzend schwarz, bei ersterem überwiegt jedoch
die dunkelgraue Bestäubung. Beine schwarz; vordere Schenkel
an den äußersten Spitze etwas rot.
Größe: 2!/,;, mm. — Graec. — 1 St. microchaeta n.sp. d.
Stirnstrieme und Fühler rotgelb bis gelbrot, drittes Fühlerglied
= verdunkelt. Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader so lang
wie der vorletzte oder etwas länger; zweite L.-Ader geschwungen,
erste Hinterrandzelle parallelrandig. Kleine Querader etwas
vor der Mitte der Diskalzelle. Die vierte de steht vor der Quer-
linie der prswt und weiter vor der Naht als die dritte hinter der-
selben. Arista ca. 11/, mal so lang wie die Fühler 10.
Backen hinten ?/, eines Auges hoch. Stirne oben 1?/, vorne
1!/g mal so breit wie ein Auge. — acr. unregelmäßig achtreihig;
sechstes Abdominal-Tergit (9) kürzer oder so lang ($) wie das
fünfte. — Cerci des & kurz oval.
Größe: 2—3 mm. — Austr. — 4 St. Orobi n.sp. 52.
Backen hinten mehr als !/, eines Auges hoch. Stirne oben zwei,
vorne 1?/, mal so breit wie ein Auge. — acr. fast regelmäßig vier-
zeilig. Sechstes Abdominal-Tergit beim und 2 merklich länger
als das fünfte. — Cerei des $ lang, streifenförmig, gegen das distale
Ende hin etwas verbreitert und eingebogen. — Die fünfte L.-Ader
erreicht gewöhnlich nicht ganz den Hinterrand des Flügels.
Größe: 21/,—3 mm. — Dalm. — 9 St. varicornis Strobl S%.
Schenkelspitzen, Schienen und Füße bleichgelb. Zwischen den
de acht acer. in der Querreihe. Kopf von vorne her zusammen-
gedrückt. Peristomalien daher kurz, Backen hinten !/, Auge
hoch. Hinterkopf flach. Stirne wenig breiter als ein Auge und
bis zu den Fühlerwurzeln gemessen deutlich länger als breit. —
Die vierte de in der Querlinie der prsut. — Fühler ganz hell bräunlich-
gelb bis dunkelbraun, besonders das dritte Glied; Thorax
schwarz, vorherrschend aschgrau bestäubt.
Größe: 2—21/; mm. — Aust., Styr., Germ., Fen. — 7 St.
albitarsis Meig. SP (syn. flavicornis Zett.).
Beine ganz pechbraun, auch die Knie nicht heller. Zwischen
den de vier acr. in der Querreihe. Kopf nicht mehr als gewöhn-
lich von vorne her kompreß, Peristomalien lang. Stirne oben
12/3, mal so breit wie ein Auge, so lang wie oben breit. Die vierte
de steht vor der Querlinie der prsut. — Fühler rostfarben, drittes
7. Heit
120
12.
13.
14.
15.
Friedrich Hendel:
Glied dunkelbraun. Thorax schwarz, matt dunkelgrau bestäubt.
Größe: 2%/, mm. — Can. Ins. — 1 St, brunnicosa Becker 9.
Der ganze Körper einfärbig hell rostgelb, Beine bleichgelb.
Thorax weißlich überreift. Borsten und Haare schwarz. Alles
übrige wie bei Agr. reptans Fall.
Größe: 3/5 —41/;, mm. — Aust., Germ., Holl., Alp. Ital., Ural.
16 St. ferruginosa v.d. Wulp I2.
(syn. lateritia Rond., flava aut., nec Meig., lutea Bri.).
Thorax, Schild und Hinterleib von schwarzer Grundfarbe. Hüften
und Schenkel schwarz oder schwarzbraun, die Schenkelspitzen,
Schienen und Füße bleichgelb bis rötlichbraun oder doch
wenigstens die Schienen an der Wurzel hell gefärbt 13.
Thorax und Schild und noch weniger der Hinterleib nur soweit
graulich, daß die glänzend schwarze Grundfarbe gerade noch
bis sehr deutlich vorherrscht. Stirnstrieme braunschwarz bis
schwarz, wie berußt.. Fühler schwarz, höchstens basal etwas rot-
braun.
Größe: 22/,—4 mm. — Europa. — Amer. sept. — 200 St.
reptans Fall. $? (syn. mobilis Meig. p.p., Schin., Rond.).
T'horax, Schild und Hinterleib dicht aschgrau bestäubt, oft wie
bleigrau emailliert. Stirnstrieme dunkelbraun bis gelbrot. Fühler
wenigstens an der Basis rot bis ganz gelbrot.
Größe: 3—4 mm. — Austr., Germ., Holl., Angl., Rom., Ourl.,
Dan., Scand. — Can. Ins. — 60 St.
reptans rufıpes Meig.
(syn. albitarsis Zett., Echit Kaltenb., hirtella Becker.
— Eine Variet. mit gelbroten Fühlern und Stirne
ist abiens Zett.)
Die vierte L.-Ader mündet in die Flügelspitze oder nur wenig
unterhalb derselben. Stirnstrieme, Fühler und Taster lebhaft
rotgelb, die erstere im oberen !/,—/, schwärzlich. Thorax, Hinter-
leib und Beine schwarz, nur die Vorderknie gelb; Füße heller
braun. 4—5 or. — Die letzten zwei Abschnitte der fünften L.-Ader
sind wenig an Länge verschieden. Kleine Querader jenseits
der Mitte der Diskalzelle. — Zweiter Kosta-Abschnitt 2!/, bis
3 mal so lang wie der dritte. 15.
Die Flügelspitze liegt näher der Mündung der dritten als der
der vierten L. -Ader 16.
Thorax und Schild vorherrschend grau bestäubt. Flügel grau-
braun getrübt. — Die Stirne ist oben 13/,, vorne 11), mal so breit
wie ein Auge und so lang wie oben breit. Gesichtsaugenränder
ungefähr parallelrandig. — 3+ 1 oder 3+0 de. Die.Flügel-
spitze liegt genau an der Mündung der vierten L.-Ader. Labellen
hakig zurückgeschlagen.
Größe: 11/,—2 mm. — Germ., Austr., Sil. — Am. sept. — 10 St.
Rubi Brischke (syn. wanthocephala Strobl (1893), sulphuriceps
Strobl (1898).
_—
IT;
18.
19.
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). 121
Thorax und Schild glänzend schwarz. Flügel hyalin. — Die Stirne
ist oben 1!/, mal, vorne nur so breit wie ein Auge und 1!/; mal
so lang wie breit. — Gesichtsaugenränder stark nach unten di-
vergierend. Nur 2—3 dc hinter der Quernaht deutlich entwickelt.
Die Flügelspitze liegt etwas oberhalb der Mündung der vierten
L.-Ader. Rüssellabellen nicht hakig.
Größe: 1,5 mm. — Bosn. — Amer. sept. — 1 S$t.
trebinjensis Strobl (syn. sulphuriceps Meland., varifrons Coquill.)
Thorax und Schild lebhaft glänzend schwarz, unbestäubt 17.
deutlich grau bestäubt, mehr oder weniger matt 18.
Nur zwei starke de hinter der Rückenquernaht deutlich erkennbar.
— 4 bis 5 or (2 ors + 2 bis 3 ori); die zweite ors steht in der Längs-
mitte der Stirnorbiten. Fühler dunkelrot. Flügel hyalin mit bleich-
gelben Adern. Im übrigen wie bei Agr. reptans Fall., das sechste
Tergit ist aber nur wenig kürzer als das fünfte.
Größe: etwa 3 mm. — Austr. — 1 St.
reptans lucida n.subsp. 9.
3-+ 1 gleichstarke de, wovon die vierte noch etwas vor der Quer-
linie der psut steht. Nur 3 or, 2 ors und 1 ori. Kopf, Fühler und
Taster schwarz oder schwarzbraun. — Kleine Querader vor der
Mitte der Diskalzelle; letzt. A. der fünften L.-Ader !/, des vor-
letzten lang. Die äußersten Knie rotbraun. Flügel bräunlich-
gelb tingiert, vorne intensiver, Adern gelbbraun.
Größe: 3 mm. — Austr. — 3 St.
flavipennis n.sp. 9.
Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader länger als der vorletzte.
Beide Queradern einander meist genähert und weniger als die
Länge der hinteren voneinander entfernt; hintere Querader
schief, der untere äußere Winkel der Diskalzelle ist stumpf. Stirn-
strieme graphitschwarz. Lunula groß, kreideweiß. Schenkel
schwarzbraun, Schienen und Füße heller, rötlich. — 3 a de,
4 or. — Sechstes Tergit beim 2 länger, beim. & so lang wie das 5.
Größe: 3%, mm. — Germ., Holl., Austr. — Amer. sept. — 12 St.
errans Meig. (syn. Waltoni Malloch).
Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader stets sehr deutlich kürzer
als der vorletzte oder gleich lang 19,
Kleine Querader ungefähr über dem Basaldrittel der Diskalzelle
und etwas vor der Mündung der ersten L.-Ader stehend. — Vier
gleichstarke de in gleichen Längsabständen, deren vierte noch
etwas vor der Querlinie der prsut steht. Stirnstrieme, Fühler,
Gesicht und Backengruben rotgelb. Schenkelspitzen, besonders
die vorderen gelblich. Schienen und Füße bräunlich, vorne
heller. Lg
Kleine Querader ungefähr um die Mitte der Diskalzelle herum
oder jenseits derselben stehend. — 4—5 or-Borsten (2 ors+ 2
bis 3 ori) 20.
19*) Stirne vom Scheitel bis zu den Fühlern erheblich länger als oben
breit; oben kaum 1!/, mal, vorne so breit wie ein Auge. 4—5 or
7. Heft
122
DD
[5
Friedrich Hendel:
(2 ors + 2 bis 3 ors). — Vierte L.-Ader gerade, zweite und dritte
fast gerade. Flügel hyalin, nicht getrübt. Drittes Fühlerglied
rundlich. — aer. unregelmäßig achtreihig. Fünftes und sechstes
Abdominaltergit gleich lang. Größe: 3mm. — Holl.
de Meijerei n. sp. 82.
Stirne so lang wie breit, oben 2 mal, vorne 1!/, mal so breit wie
ein Auge. Nur 3 or (2 ors+ 1 or). — Zweite, dritte und vierte
L.-Ader sehr deutlich gebogen. Flügel rauchig getrübt. Drittes
Fühlerglied etwas länger als breit, am Oberrande merklich
konkav. — aecr. sechsreihig. Sechstes Abdom.-Tergit verkürzt.
Größe: 3 mm. — Austr., Carn., Germ., Ross.-Ural., Norv. — 32 St.
anthracina Meig. 52 (syn. ?distantinervis Strobl).
Betrachte den Kopf im Profile: der Längsabstand der 1. ors
von der vtö ist ebenso lang wie der zwischen der 1. und 2. ors.
Augen im Stirnwinkel an den Fühlerwurzeln stärker als kreis-
bogig vorgewölbt. Zweiter Kostalabschnitt des Flügels nur
21/, bis 3mal so lang wie der dritte. — Stirne und Fühler
rostfarben, gelblich bis rot. Drittes Fühlerglied braun bis schwärz-
lich. Körper pechbraun. Größe: 11/, mm lang. — Aust., Germ.
— 6 $t. Viciae Kaltenb. $2.
Der Abstand der ersten ors von der vi ist 11/, bis 2 mal so lang
wie der zwischen der ersten und zweiten ors. Augen im Profile
vorne nicht stärker als kreisbogig vorgewölbt. — Zweiter
Kostalabschnitt des Flügels 4—5 mal so lang wie der
dritte 21.
Stirnstrieme ganz dunkelrot, wie berußt aussehend. — Die vorderste
oder vierte de so stark entwickelt wie die anderen, vor der Quer-
linie der prsut und weiter vor der Thoraxquernaht stehend als
die dritte hinter derselben. — acr. ziemlich deutlich in sechs
Längsreihen gestellt; zweiter Kostalabschnitt des Flügels 4/,
bis 5 mal so lang wie der dritte. — Drittes Fühlerglied relativ
klein. Schenkel pechschwarz, alle Spitzen derselben (die vier
hinteren schmäler) und die Schienen und Füße wenigstens teil-
weise rostfarben.
Größe: 21/, mm. — Austr., Germ., Fen. — Amer. sept. — 12 St.
Spiraeae Kaltenb. (1867) 32.
(Syn. Potentillae Kalt., carbonaria Bri. p.p., Fragariae Malloch).
Stirnstrieme lebhaft rotgelb. — Die vorderste oder vierte de ist
viel kleiner und schwächer als die hinteren und steht knapp vor
der Rückenquernaht, in der Querlinie der prsut und näher der
Quernaht als die dritte. — aer. unregelmäß'g, 8—10 Härchen
in einer Querreihe. — Zweiter Kostalabschnitt des Flügels vier-
mal so lang wie der dritte. — Drittes Fühlerglied von mittlerer
Größe. Beine schwarz, nur an den vordersten die äußersten Knie
rostgelb.
Größe: 21/, mm. — Aust. — 1 St. igniceps n.sp. 9.
Hinterleib dunkelgrün, glänzend. Stirne, Gesicht und Thorax
„dunkeltaubengrau“. Fühler und Beine schwarz. Schüppchen
23.
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). 123
hellgerandet und gewimpert. Flügel wie bei Agr. reptans Fall.
Größe: 21/,—2!/, mm. — Aeg. inf. —
salieifolii Collin (1911) 32.
Hinterleib nicht metallischgrün Stirne und Fühler gelb. Letzter
Abschnitt der fünften L.-Ader kürzer als der vorletzte 23.
Vor der Thoraxquernaht eine deutliche de vorhanden. — «er.
regelmäßig vierreihig. Hüften und Beine ganz bleichgelb. Die
Flügelspitze liegt zwischen der dritten und vierten L.-Ader. —
Thorax und Schild pechschwarz, dicht hell aschgrau bestäubt.
Größe: 1%/,—2!/;mm. — Aust., Germ., Holl., Suec., Angl. —
24 St.
flaviceps Fall. $2 (syn. frontalis Meig., ?ruficornis Macqu.).
Keine de-Borste vor der Quernaht vorhanden. — acer. unregel-
mäßig und rauh. Beine schwarzbraun mit rotgelben Knien. Die
Flügelspitze liegt genau an der Mündung der vierten L.-Ader. —
Thorax und Schild schwarz, dunkel aschgrau bestäubt.
Größe: 2—21/, mm. — Alpes Stelv. —1St. montanan.sp. 9.
4. Gen. Domomyza Rondanı.
Ganz vorherrschend glänzend schwarze Arten. — 3 bis 7 de hinter
der Rückenquernaht; die schwache de vor der Naht steht unmittel-
bar vor ihr und hinter oder in der Querlinie der prsut; die dritte
de steht entfernt hinter der Naht. ik
Thorax und Schild vorherrschend aschgrau bestäubt. — 3 de
hinter der. Naht, wovon die dritte in geringer Entfernung knapp
hinter.ihr steht. Die starke vierte de steht weit vor der Quer-
naht und noch vor der Querlinie der prsut oder fehlt auch ganz 5.
Stirnstrieme auffällig rotgelb, etwas dunkler auch die Wangen,
Backen und die Fühler an den Wurzeln. Orbitenschwarz. Meist
sind auch die Schenkelspitzen rotgelb, die Schienenwurzeln und
die Füße mit Ausnahme der Spitzen. — Letzter Abschnitt der
fünften L.-Ader stets viel kürzer als das vorletzte. Cerei des &
auffallend verlängert, zweimal so lang wie das äußere Hypopyg,
gerade und am Ende zugespitzt. — 3 + 1de, deren vierte in der
Querlinie der prsut steht. — Schüppchen gelbgerandet und ge-
wimpert.
Größe: 2—3 mm. — Ross. mer., Germ., Austr. — 12 St.
bicaudata n.sp. 82 (syn. ?frontella Rond.).
Beine samt Knie praktisch einfärbig schwarz, ebenso die Stirn-
strieme, Wangen, Backen und Fühler, 3 bis 4 de hinter und 1 vor
der Naht, die merklich hinter der Querlinie der prsut. steht. 2.
Stirne und Wangen im Profile an den Fühlerwurzeln etwas über
die Augen vorstehend. Backen hinten fast !/, eines Auges hoch.
Schüppchen hell gerandet und ebenso gewimpert, im Winkel
aber auch oft init dunkelbraunen Wimpern gemischt 3.
7. Heft
124
br
Friedrich Hendel:
Stirne und die linearen Wangen im Profile nicht über die Augen
vorstehend. Backen hinten kaum !/, eines Augeshoch. Schüppchen
dunkelbraun gerandet und braun und schwarz gemischt gewimpert.
— Lunula heller bestäubt.
Größe: 2—4 mm. — Aust., Germ., Boh., Sil., Dan., Fen., Ross.-
Ural., Dalm., It., Hisp. — Am. sept. — 92 St. mobilis Meig. 32
(syn. ?anthracipes Rond., nigripes Schiner p. p., subnigripes Malloch)
Flügel leuchtend milehweiß. Drittes Fühlerglied ein wenig länger
als breit, oben konkav und vorne mit abgerundeter Ecke. Ocellen-
borsten nicht verkürzt.
Größe: fast 4mm. — Germ., Suec. — # St.
niveipennis Zetterst. 2.
Flügel nicht milchweiß schimmernd :
Drittes Fühlerglied verlängert, 11/,mal so lang wie breit. —
oc kurz, im Profile mit den Spitzen nur bis zur ersten ors vor-
reichend.
Größe: ca. 4mm. — Vorkommen: It. occ. — 1 St.
occellaris n.sp. 2
Drittes Fühlerglied nicht verlängert, ungefähr so lang wie breit.
— 06. lame, im Profile bis über die Stirnmitte reichend.
Größe: 2—3!/, mm. — Europa. — Aeg., Canar. Ins. — Am. sept.
et cent. — 87 St. ambigua Fallen 9%.
(syn. nigripes Zett., Schin., Rond., Strobl, Beck.,
neptis ÜCogqu., Kincaidi Malloch)
Lunula auffallend breit und groß, etwa !/, der Stirnstrieme vor
dem vordersten Ocellus hoch, hell weißgrau schimmernd. —
Backen höchstens !/, eines Auges hoch. — ”Schüppchen schwarz-
braun gerandet und lang schwarz und rotbraun gemischt ge-
wimpert. — acr. unregelmäßig sechs- bis siebenzeilig. Die beiden
Endabschnitte der fünften L.-Ader sind ungefähr gleichlang. —
Stirnstrieme braunschwarz. Beine samt Knie pechschwarz. —
3-+1 de, die vierte stark und vor der prsut stehend.
Größe: 31) z3mm. — Austr. — 2 St. lunulata.n.sp. &
Lunula niedrig, oben flachbogig begrenzt. — Backen hinten Y/z
bis 2/, eines Auges hoch. — Schüppehen hell gerandet und se
wimpert. — acr. zwei- bis vierzeilig
Alle Haare und Borsten der Fliege auffällig hell fahlgelb. Cerei N
& gelb, 1!/, mal so lang wie der längste Durchmesser des Hypo-
pygs, stäbchenförmig und gerade. Stirne, Gesicht, Backen-
gruben und Fühlerwurzeln rotgelb. — Dritte und vierte L.-Ader
des Flügels divergieren merklich. Grundfarbe des Thorax ins
Olivengrüne neigend.
Größe: 2—21/, mm. — Can. Ins. — 6 St: albipila Becker 32
Alle Haare und Borsten schwarz, höchstens deren Spitzen rot-
schimmernd
Ocellarborsten verkümmert, nur als kurze Borstenhärchen ent-
wickelt. — Thoraxrücken jederseits mit einer Längsreihe von nach
vorne hin an Größe abnehmender de-Borsten (etwa 7—9). Thorax
=
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). 125
und auch der Hinterleib dicht matt grau bestäubt. — Stirn-
strieme heller oder dunkler rotgelb, Orbiten grau.
Größe: 21/,—2°/, mm. — Aeg., Can. Ins. — 6 St.
frontosa Becker $2 (syn. obscuritarsis Becker, Äsypt. Dipt.)
Ösellarborsten lang und krättig, mindestens bis zur zweiten ors
nach vorne reichend. — de: 3+ 1 oder 3+0. 8.
Zweiter Kostalabschnitt des Flügels nur zweimal so lang wie
der dritte, dieser länger als der vierte. —- Letzter Abschnitt der
5. L.-Ader länger als der vorletzte. Kleine Querader jenseits
der Mitte der Diskalzelle. — 3+ 1 de. — acr. zweizeilig. — Stirn-
strieme rotbraun, Scheitelplatten oben verbreitert, schwarz.
Beine schwarz, nur die Vorderknie rötlich.
Größe: 1!/; mm. — Hisp. — 1 St. rondensis Strobl 2
Zweiter Kostalabschnitt etwa viermal so lang wie der dritte 9.
3-+ 1 de, wovon die präsuturale ebenso lang und stark wie die
übrigen ist und sehr deutlich vor der Querlinie der prsut steht.
— Scheitelplatten oben, wo die zwei ors stehen, nicht breiter
als vorne; beide ors im allgemeinen nach oben gebogen. Letzter
Abschnitt der fünften L.-Ader in der Regel weitaus länger als
der vorletzte, durchschnittlich */; mal so lang. Analıs als Falte
geradlinig zum Flügelhinterrande laufend. — Drittes Fühlerglied
des & verglößert, vorne auffällig lang gewimpert. ÜCerci ($) wenig
länger als das Hypopyg, gegen die ventralwärts gebogenen Enden
hin kaum verbreitert.
Größe: 1?/, bis fast 3 mm. — Europa. — Aeg. — etwa 150 St.
nana Meigen $2
(syn. Medicaginis R. D., nigripes Gour., Trifolis Kalt.,
ges Strobl, Czerny, obscuritarsis Rond., carbonaria
1 Bri. )
a) Fühler, Gesicht ht, Taster und Hüften rotgelb var. lutesfrons Strobl
b) Drittes Fühlerglied ganz oder größtenteils schwarz oder schwarz-
braun, ebenso Gesicht, Taster und Hüften. nana Meig. s. str.
3+0 de, die präsuturale fehlt. — Scheitelplatten oben, wo die
einzige ors steht, merklich breiter als vorne, fast schwielig. Die
zweite or ist schon mit der Spitze nach einwärts gebogen. Letzter
Abschnitt der fünften L.-Ader so lang oder kürzer als der vor-
letzte. Analis lang, am Ende gebogen und als Falte mit dem
Flügelhinterrande fast parallel laufend. — Cerci des $ wenig
länger als das Hypopyg, ventralwärts gebogen und am breit-
gerundeten Ende hin löffelförmig verbreitert.
Größe: 1?/,—2!/, mm. — Europ. cent. et meriod. — Am. sept.
— 40 $t. cinerascens Macqu. Strobl $2 (syn. ?parva Rond.)
a) Hintere Querader fehlt. var. intermittens Becker.
aa) Hintere Querader vorhanden.
- b) Stirnstrieme, Gesicht, Backen und die Fühler an der
Basis rotgelb var. luteitarsis Rond.
bb) Stirnstrieme, Gesicht, Backen schwarzbraun bis
schwarz, Fühler schwarz. cinerascens Mequ. s. str.
7. Heft
126
...
=
Friedrich Hendel:
5. Gen. Melanagromyza nov. gen.
Die Härchen am Stirnaugenrande außerhalb der or-Borsten
sind, im Profile betrachtet, mit ihren Spitzen nach vorne gebogen,
wenigstens in der oberen Orbitenhälfte; sie stehen dicht, in mehreren
Reihen nebeneinander. — Nur die obere ors ist nach oben, die
zweite ors schon nach einwärts gebogen. Augen behaart, wenn
auch zerstreut 1;
Alle Härchen zwischen or und Stirnaugenrand sind mit ihren
Spitzen nach oben gebogen. Augen nackt oder nur undeutlich be-
haart 3.
Scheitelplatten scharf wulstartig von der Stirnstrieme abgesetzt,
nach innen hin leistenartig erhöht, im Profile ebenso wie die
breiten Wangen über die Augen vorstehend. — Lunula auffällig
groß, 3/, oder mehr der Stirnstrieme vor dem vorderen Ocellus
hoch. Backen hinten herabgesenkt. — Auch in der vorderen
Stirnorbitenhälfte sind die Härchen nach vorne ge-
bogen. Hintere Querader meist mehr als ihre eigene Länge
von der kleinen entfernt
Scheitelplatten nicht wulstig und innen nicht leistig erhöht,
im Profile samt den schmalen Wangen nicht über die Augen
vorstehend. — Lunula klein, ungefähr ein Drittel der Stirnstrieme
vor dem vordersten Ocellus hoch. Backen hinten nicht herab-
gesenkt. — Die rauhen Härchen an den Stirnorbiten
eind nur in der oberen Hälfte nach vorne gebogen,
vorne aufrecht. — Beide Queradern sind von einander weniger
als die Länge der hinteren entfernt. — Hinterleib tiefschwarz,
glänzend.
Größe: 11/, bis 2!/;, mm. — Austr., Germ., Histr., Dalm., Turk.
chin., — Aeg., Tun., Can. I. — 20 St. cunctata n. sp. dQ
(syn. Schineri Beck, Ägypt.D.; — morionella Beck., D. Kanar. I.)
Flügel lebhaft milchweiß sc anna! Die letzten zwei Abschnitte
der fünften L.-Ader wenig an Länge verschieden.
Größe: 2—2!/, mm. — Hisp. — 2 St.
aeneiventris leucoptera Üzerny SR
Flügel graulich oder bräunlich hyalin. Letzter Abschnitt der
fünften L.-Ader deutlich kürzer als der vorletzte. — Hinterleib
lebhaft metallisch grün bis glänzend schwarz und kaum bronziert.
Größe 21/,—3°/, mm. — Europa. — Amer. sept. et cent. — 200 St.
aeneiventris Fallen J2
(syn. aenea Meig., Lappae Loew., pulicaria Schiner,
cunctans Schin., Strobl, pinguis Strobl (1898), Bur.
gessi Malloch)
Mundrand im Profile auffällig aufgeworfen, ein vorne stumpf
abgeschnittener Rüssel, von vorne besehen bogig hinaufgezogen.
Rüssel außer gewöhnlie h verlängert, ausgestreckt mit dem Kopf-
kegel zweim ‚al so lang wie der Kopf. Tabellen dünn und lang,
kniearti g zurückgeschlagen. Taster viel kürzer als das Mentum, 4,
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). 127
-— Mundrand nicht aufgeworfen. Rüssel normal, mit kurzen breiten,
nicht knieartig zurückgeschlagenen Labellen. Taster so lang
wie das Mentum 5.
4. acr. des Thoraxrückens dichtstehend, etwa zehnreihig. Taster
länger als !/, des Mentums. Thoraxıücken und Schild merklich
graulich bestäubt, wenn auch vorherrschend glänzend. Flügel
weißlich.
Größe: 2,5 mm. — Austr., Sil. — 7 St. rostrata n.sp. SQ
— acr. schütterer gestellt, etwa sechsreihig. — Taster kürzer als !/,
des Mentums. Thoraxrücken und Schild mit Vollglanz. Flügel
etwas weißlich hyalin.
Größe: 1?/,—2 mm. — Austr., Graec. — 3 St.
longilingua n.8p. & (syn. pulicaria Strobl)
5. Stirne und Wangen im Profile nicht über die Augen vortretend.
Stirne flach, nirgends wulstig oder vorgequollen, Wangen linear.
Die drei Ocellen bilden vorne einen Winkel von 60—90 °®. Lunula
relativ klein, niedriger als ein Halbkreis und nur etwa Y/, der
Stirnstrieme vor dem vordersten Ocellus hoch
— Stirne und Wangen oder wenigstens eine von beiden im Prof: le
deutlich über die Augen vortretend, konvexwulstig.. — Lunula
relativ groß, 1/, bis gerade so hoch wie die Strieme vor dem
vordersten Ocellus.. — Schüppchen dunkelbraun gerandet und
gewimpert. 7.
6. Schüppchen dicht und lang dunkelbraun bis schwarz gewimpert
und ebenso gerandet. — Zweite ors schon mit nach einwärts
gebogen. — Thorax, Schild und Hinterleib glänzend tiefschwarz,
nicht metallischgrün. Vibrisse von.den Nebenborsten wenig
deutlich unterscheidbar.
Größe: 2—2°/, mm. — Europa. — 150 St.
pulicaria Meigen 3?
(syn. morionella Schin., Strobl; maura, Schineri und aenei
ventris p.p: Strobl)
— Schüppchen stets ganz hell, weißlich bis gelblich gerandet und
gewimpert, Wimpern auch kürzer. Beide ors-Borsten mit den
Spitzen nach oben gebogen. Thorax, namentlich aber der Hinter-
leib stahlgrün schimmernd. Vibrisse deutlich isoliert.
Größe: 11/,—2 mm. — Aust., Germ., Angl., Hisp., Bosn. — Aeg.,
Canar. I. — 30 St. cunctans Meig. $2
(syn. squamata Becker, ?pulicaria Zett., ?Cirsii Rond.)
7. Lunula abnorm groß, so hoch wie das ganze Gesicht und so hoch
wie die Stirnstrieme vor dem vordersten Ocellus, hyperbolisch,
schildartig, viel höher als ein Halbkreis, sch warz, dicht hell-
aschgrau bestäubt. — An den Seiten der Schildehenoberseite
stehen zwischen den Borsten einige Härchen. — Die Kosta des
Flügels reicht nur etwas über die dritte L.-Ader hinaus. Beide
Queradern weniger als die Länge der hinteren von einander ent-
fernt. Letzter Abschnitt der fünften. L.-Ader so lang oder länger
als der vorletzte.
7. Heft
128
Friedrich Hendel:
Größe: 2 mm. — Aust., Germ., Hung., Gall., Angl. — Amer. sept.
10 St. simplex Loew. $2 (syn. maura Sajo, 1896)
Lunula viel kleiner, höchstens !/, so groß wie obige Maße und
so hoch wie ein Halbkreis. Schildehen oben an den Seiten un-
behaart E
Thoraxrücken breiter als lang, stark gewölbt. Die drei Ocellen
liegen fast in einer Geraden, so stumpf ist das durch sie gebildete
Dreieck vorne. Die vorne herzförmig zagespitzte Ozellenplatte
ist matt und nur um die Ocellen herum glänzend. Wangen im
Profile weniger sichtbar, schmäler, von vorne gesehen etwa 1/;
des Augenabstandes breit, matt. Scheitel vorgequollen, —
Lunula neben den Fühlern °/, des Augenabstandes breit. — ori
kurz, das vorderste Paar nicht gekreuzt. — Arista zweimal so
lang wie die Fühler. — Die Kosta reicht bis zur Mündung der
vierten L.-Ader oder wird schon vor ihr undeutlich.
Größe: 21/,—3 mm. — Aust., Germ., Gall. Angl. — Amer. sept.
— 27 8t. Schineri Giraud $2
Thoraxrücken länger als breit und nur normal gewölbt. Die drei
Ocellen bilden ein vorn reshtwinkliges Dreieck. Die Ocellen-
platte ist ein spitzwinkeliges Dreieck und glänzt in seiner Gänze.
Wangen im Profile wulstig vortretend, breit, von vorn gesehen
!/, des Augenabstandes breit, unbestaubt, glänzend. — Scheitel
flach. — Lunula neben den Fühlern nur !/, des dortigen Augen-
abstandes breit. — ori lang, das vorderste Paar einwärts gerückt
und gekreuzt. — Crista dreimal so lang wie die Fühler. — Die
Kosta enaet hinter der dritten L.-Ader.
Größe: 21/,-3Y/,mm. — Aust, Hung. — 7. St. aa
simplicoides n. sp. SQ
6. Gen. Ophiomyia Braschnikow
Hintere Querader fehlend. Schüppchen weißlichgelb gerandet
und gewimpert. — & ohne Vibrissenhörnchen. Kleine Quer-
ader der Kostabruchstelle gegenüber; zweite und dritte L.-Ader
viel dicker als die vierte und einander Phytomyza-artig genähert.
Größe: 11/;—1?/;, mm. — Aust. aeneonitens Strobl 9.
Hintere Querader vorhanden. Schüppchen schwarzbraun ge-
randet und gewimpert 18
Die Härchen der Stirnorbiten zwischen den or und dem Augen-
rande sind im Profile betrachtet mit den Spitzen nach oben ge-
bogen oder höchstens aufrecht. — Gesichtsmediankiel schmal
cder seharfkantig. — $ mit ors und mit hörnchenartigen oder
pınselförmigen Borstenaggregaten als Vibrissen
- Die Härchen am Stirnaugenrande sind mit den Spitzen nach
vorne gebogen. Gesiehtsmittelkiel in der Längsmitte knopf-
förmig erweitert. — JS ohne obere ÖOrbitalborsten, mit
einfachen Vibrissen T.
9
ie.
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). 129
Die Kosta reicht nur bis zur Mündung der dritten L.-Ader 3.
— Die Kosta endet erst an der Mündung der vierten L.-Ader 5.
3.
Backen niedrig, nur etwa !/,, bis !/, des lotreshten Augendurch-
messers hoch. Mündungsabstand der zweiten und dritten L.-Ader
merklich kleiner als der zwischen der dritten und vierten. —
Abstand der beiden Queradern von einander viel kleiner als die
Länge der hinteren Querader. — Letzter Abstand der fünften
L.-Ader bald etwas länger, bald etwas kürzer als der vorletzte.
Wangen neben den Gesichtsleisten linear, unten am Augenrande
aber verbreitert und bis zur Mitte der Basken herahgesenkt. —
g& mit schlanken, gebogenen Vibrissenhörnchen.
Größe: 2 mm. — Dalm. — 8 St. mawura Meig., Sckin. SQ
— Backen viel breiter, 1/, bis !/; des lotrechten Augendurchmessers
hoch 4,
Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader zweimal so lang wie der
vorletzte. — Zweite und dritte L.-Ader der ganzen Länge nach
einander auffallend genähert. Wangen neben den Fühlerwurzeln
etwa !/, des dritten Fühlergliedes breit. Härchen am Augen-
rande der Stirnorbiten fein und kurz. Die beiden Queradern sind
weniger als die Länge der hinteren von einander entfernt. Hintere
Querader auffallend schief gestellt. — 5 mit scklanken Vibrissen-
hörnchen von mehr als Fühlerlänge.
Größe: 2!/, mm. — Graec. — 2 St. corniferan.sp. &
— Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader erheblish kürzer als der
zweifache vorletzte. — Zweite und dritte L.-Ader einander nicht
auffallend genähert. Wangen neben den Fühlern fast linear.
Härchen der Stirnorbiten lang und rauh. Die beiden Queradern
sind mindestens die Länge der hinteren, die senkrecht oder fast
senkrecht steht, von einander entfernt. — $ mit einem kurzen
dicken Härchenpinsel am Vibrisseneck.
Größe: 3 mm. — Austr., Dalm. — 4 St. penicillata n.sp. d?
Vibrissenecke ($Q) zapfenartig verlängert, im Profile weit über
die Fühler vorragend, die Zapfen selbst von Fühlerlänge; Unter-
rand des Kopfes etwa 1!/, mal so lang wie der wagerechte Augen-
durchmesser. Labellen des Rüssels stark verlängert, mehrfach
so lang wie breit, so lang wie der Stamm des Rüssels, knieartig
zurückgeschlagen. — Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader
so lang oder meist sogar länger als der vorletzte. — 9 mit einfacher
Vibrisse, $ mit kurzem hörnchenartigen Borstenbüschel als
Vibrisse.
Größe: 2—21/,mm. — Aust., Germ., Hung., Histr., Hisp. —
Canar. I. — Am. sept. — 12 St.
proboscidea Strobl PP (syn. prominens Becker, ?texana Malloch)
— Vibrissenecke kaum oder nur etwas vorstehend, aber nicht über
die Fühler hinaus vorragend und nicht annähernd zapfenartig
verlängert. Unterrand des Kopfes so lang wie der wagerechte
Augendurchmesser. Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader so
Archiv für Naturgeschichte
1918. A. 7. 9 ?. Heft
130
Friedrich Hendel:
lang oder kürzer als der vorletzte. Labellen des Rüssels
kurz, nicht viel länger als breit. 3
Vibrissenecke im Profile spitz vorgezogen. Backen niedrig, ?/,, bis
!/, eines Auges hoch. Wangen neben den Gesichtsleisten und am
Unterrande der Augen nur linear, nicht verbreitert. Thorax
nur fettglänzend, Schildchen matt schwarz. Mündungsabstand
der zweiten bis dritten, und der dritten bis vierten L.-Ader gleich
groß. Der Abstand der beiden Queradern von einander ungefähr
so lang wie die hintere Querader. — Letzter Abstand der fünften
L.-Ader etwas kürzer als der vorletzte, höchstens gleich lang.
— d mit langen, gebogenen Vibrissenhörnchen, 2 mit einfacher
Borste.
Größe: 1?2/,—2!/,mm. — Europa. — Am. sept. — 60 St.
curvipalpis Zetterst. JR
(syn. maura Meig. p. p., bicornis Kaltenb., affinis Malloch)
Vibrissenecke im Profile nicht vorgezogen, scharf rechtwinkelig.
Backen mehr als !/, eines Auges hoch. Wangen so breit wie das
dritte Fühlerglied, unter dem Auge !/, der Backenhöhe breit.
Thorax lebhaft glänzend. Beide Queradern ungefähr in Länge
der hinteren von einander entfernt. Letzter und vorletzter Ab-
schnitt der fünften L.-Ader gleichlang oder der letzte ein wenig
länger. Vibrissen von Z und Q wie bei curvipalpis Zett.
Größe: 21/,—3 mm. — Bos., Dalm., Ital. — Syr. — Amer. sept.
— 4 St. major Strobl $P (syn. vibrissata Mall.)
3 de-Borsten hinter der Thoraxquernaht. Queradern des Flügels
einander stark genähert, viel weniger als die Länge der hinteren
Querader, meist nur einen Bruchteil derselben von einander
entfernt. ;
Größe: 2—2"/,mm. — Austr., Germ. — 23 St. madizinan.sp. 32
2 de-Borsten hinter der Quernaht. Queradern des Flügels ein-
ander weniger genähert, durchschnittlich die Länge der hinteren
von einander entfernt.
Größe: 2—21/,mm. — Austr., Hung., Roman., Germ., Curl,,
Suee., Hisp. — Am. sept. — 40 St. pinguis Fallen SQ
(syn. pulicarioides Strobl, pseudocunctans Strobl, tuber-
culata Becker, nasuta Melander)
7. Gen. Dizygomyza nov. gen.
Schwingerkopf hell gefärbt, weiß bis gelb. (Siehe auch
Punkt 28.)
prsc-Borsten stark entwickelt. Letzter Abschnitt der fünften
L.-Ader deutlich kürzer als der vorletzte oder höchstens gleich-
lang wie dieser L,
— prsc fehlen 3.
Vor der Rückenquernaht des Thorax keine de-Borste, hinter ihr
drei Paare. — Hinterleib beim $ gelb, nur an der Wurzel schwarz,
3.
4.
au
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). 131
beim 9 ganz schwarz oder nur am 5. und 6. Tergit gelbbraun.
Thorax und Schild glänzend schwarz. Beine schwarz,
nur die Knie schmal gelblich. Schüppchen fast schneeweiß ge-
randet und gewimpert. — Scheitelplatten nicht leistenartig ab-
gesetzt. Lunula halbkreisförmig, nur !/, der Strieme vor dem
vordersten Ocellus hoch.
Größe: 21/,—3 mm. — Austr., Germ., Helv., Ital., Fen., Norv.,
Suec. — Am. sept. — 30 St. posticata Meig. 52
(syn. Virgaureae Kalt., terminalis Coqu., taeniola Cocq., argenteo-
lunulata Strobl).
Vor der Thoraxquernaht ist eine de-Borste vorhanden. Thorax
und Schild + matt graulich bestäubt. Hinterleib schwarz 2.
Spitzen der Vorderschenkel wachsgelb, Vorderschienen und
Füße schmutzig gelb, an den vier hinteren Beinen dunkler. Lunula
sehr groß, mindestens so hoch wie die Strieme vor dem vordersten
Ocellus. Scheitelplatten scharf leistig abgesetzt. Mediastina
vor ihrer Mündung der ersten L.-Ader nicht genähert. Bauch-
haut gelb.
Größe: 21/,—2!/, mm. — Aust., Germ., It., Alp. — Syr. — 26 St.
semiposticata n.sp. S%
Hüften und Beine ganz pechschwarz. Lunula klein, kleiner als
l/,-Kreis, kaum !/, der Strieme vor dem vordersten Ocellus hoch.
Scheitelplatten nicht leistig. Mediastina vor ihrer Mündung der
ersten L.-Ader genähert. Bauchbindehaut schwarzbraun.
Größe: 31/,—4 mm. — Germ. — ?Scand. — 2 St.
carbonaria Zetterst. p.p. (?) &
Vor der Thoraxquernaht ist eine de-Borste vorhanden 4.
Eine präsuturale de-Borste fehlt 23.
Die beiden letzten Abschnitte der fünften L.-Ader sind ungefähr
gleichlang oder der letzte ist um ein geringes länger. Stirnstrieme
stets gelb. Lunula sehr groß. Schlanke Arten, mit mehr lang-
gestrecktem Hinterleib 5.
Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader 11/, bis fast viermal so
lang wie der vorletzte; ist er ausnahmsweise (morosa Meigen)
fast gleichlang, so ist die Stirne schwarz und auffällig breiter
als lang. Stirne sonst schwarz oder gelb. Hinterleib eiförmig
bis breit eiförmig, nicht verlängert 8.
Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader kürzer als der vorletzte (5/,).
Stirne schwarz. Thorax und Hinterleib glänzend a
alle sechs Schenkelspitzen in Schenkelbreite abgesetzt zitronen-
gelb. Scheitelplatten leistig, vorne auf !/, der Stirne verbreitert.
Schüppchen braun gerandet und gewimpert. Lunula !/, der
Strieme vor dem vordersten Ocellus hoch. Stirne so lang wie oben
breit.
Größe: 1%/, mm. — Aust. — 1 St. morula n.sp. 9
Taster ganz schwarz, ebenso die Fühler im allgemeinen. Stirne
und Wangen im Profile über die Augen vorstehend.
Augen nackt. Die Härchen zwischen or und Augenrand vorne
9* 7. Heft
=
2
Friedrich Hendel:
mehrzeilig und fast borstlich. 5 or. Hüften und Beine schwarz,
nur die Schenkelspitzen in Schenkelbreite gelb. Thorax schwaız,
vorherrschend aschgrau bestäubt.
Größe: 3 mm. — Aust., Germ., Holl. Angl., Curl., Suee., Histr.,
Ital. — 40 St. capitata Zetterst. J2
(syn. geniculata Nie, frontieornis Rond.)
Taster gelb. 5.
Hüften und Beine samt Füßen schwarz, nur die Schenkelspitzen
in Schenkelbreite gelb. Augen nackt oder fast nackt. Mindestens
das 3. Fühlerglied schwarz. Stirne kaum, Wangen nicht über
die Augen vorstehend. — 4 or. Thorax schwärzlich olivengrün,
oben bräunlich bereift, vorherrschend aber noch glänzend.
Größe: 2—2°/, mm. — Aust., Germ., Holl., Dan., Suce., Hung.,
Rom., Ital., Hisp., Syr. — 44 St. geniculata Fall. $2
(syn. leucocephala Meig., flavogeniculata v.Roser, ?.Lonicerae Kalt.)
Hüften und Schenkelspitzen etwa im Enddrittel gelb. Füße
bräunlichgelb. Wenigstens die vier vorderen Schienen ausgedehnt
selb. Thorax von schwarzer Grundfarbe.
Augen sehr lang und dicht behaart, schiefliegend, Stirne una
Wangen über dieselben im Profile vorstehend. Fühler schwarz,
nur das zweite Glied am Rande etwas gelblich. Fünf or.
Größe: 3 mm. — Austr. — 2 St. hirticeps n.sp. Q
(?? longipennis Loew)
Augen nackt, nicht schief liegend. Stirne und Wangen nicht vor-
stehend. Fühler ganz gelb (3) oder teilweise gebräunt und ver-
dunkelt, aber nie schwarz (P). — Vier or.
sröße: 21/, mm. — Germ., Lapp. — Am. sept. — 4 St.
lineella Zett. 59 (syn. zanthocephala Zett., ? longipennas Loew)
Stirne fast zweimal so breit wie von der Scheitelkante bis zur
Lunula gemessen lang. Lunula auffällig groß und breit, etwa
halbkreisförmig, !/, der Strieme vor dem vordersten Ocellus
hoch, weißschimmernd. — Fühler an den Wurzeln erheblich
von einander entfernt, drittes Glied beim 9 stark vergrößert 9.
Stirne viel schmäler als die doppelte Länge von der Scheitelkante
bis zur Lunula; diese viel kleiner, namentlich schmäler, vorne
zwischen die Scheitelplatten eingekeilt. Fühler an den Wurzeln
einander genähert 10.
Kosta schwarz, in der Kostal- und Marginalzelle deutlich schmal
braun gesäumt. Thoraxrücken und Schild glänzend schwarz.
Größe: 13/,—2%/; mm. — Aust., Boh., Germ., Curl. — 40 St.
bimaculata Meig. 32
Kosta gelb, nicht einmal mit der Spur eines dunklen Saumes.
Thoraxrücken und Schild vorherrschend matt bleigrau bestäubt.
Größe: 1%/,—3 mm. — Europ. — Am, sept. — 300 St.
morosa Meigen $2
(syn. luctuosa Meig., atricornis Meig., basilaris Meig.,
laterella Zett., grossicornis Zett., magnicornis Loew,
10.
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). 133
Iraeos R.D., nana Gour., atra Kalt., flavocincta Str.,
fasciata Str., flaviventris Str., crassiseta Str.)
Stirne ausgesprochen und lebhaft chrom- oder orangegelb In
-— Stirne schmutziggelb, gelbbraun bis schwarz. Scheitelplatten
11.
12,
14.
leistenartig abgesetzt 15.
Schenkel pechbraun bis schwarz. Thoraxpleuren schwarz, nur
mit gelbgesäumten Nähten. Scheitelplatten leistenartig abge-
setzt” 12.
Schenkel gelb; ebenso die Stirne und die Taster 28.
Backen hinten ?/, eines Auges hoch, tief herabgesenkt. Die Fühler-
gruben sind auch im Epistom hoch vom Mundhöhlenrande ge-
trennt. — Eine ors. — Gesicht gelb 13.
Backen hinten !/,—!/; eines Auges hoch. Die Fühlergruben reichen
unten bis zum Munhöhlenrande. — Zwei ors. Gesicht und Taster
braun. Schenkelspitzen höchstens in der Breite der Schenkel
gelb. Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader mehr als zweimal
so lang wie der vorletzte. 14.
Thoraxrücken und Schild matt aschgrau. Taster und Fühler
gelb. Hüften, Spitzendrittel der Schenkel und die Schienen vor-
herrschend gelb, Füße rostgelb. Letzter Abschnitt der fünften
L.-Ader zweimal so lang wie der vorletzte.
Größe: 21/, mm. — Germ., Ross. mer., Alg. — 4 St.
Iuteiceps n.sp. 9
Thoraxrücken und Schild ganz vorherrschend glänzend schwarz,
Suturaldepression des ersteren etwas gelblich. Taster schwarz.
Fühler gelbrot bis hell rotbraun. Hüften und Beine schwarz,
Schenkelspitzen nur schmal gelb. Schienen und Füße dunkler
gefärbt. Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader 2'/, mal so lang
wie der vorletzte.
Größe: Il mm. — Hisp. — 2 St. xzanthocera Üzerny 9
(var. infumata Czerny hat die gelben Partien schmutzig
ockergelb bis gelbbraun gefärbt.)
Thorax und Schild aschgrau, Schulter und Suturaldepression
bräunlichgelb. Alle Tergite des Hinterleibes gelb gesäumt, Seiten-
ränder derselben breit gelb gesäumt. Stirne parallelrandig.
Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader etwas über zweimal so
lang wie der vorletzte.
Größe: 3 mm. — Aust., Germ., Gall., Angl. — 20 St.
Verbasci Bousche $2 (syn. Macquarti Gour.)
Thorax und Schild schwarz, nicht aschgrau bestäubt, Rücken
lateral ohne gelbliche Färbung. Hinterleib glänzend schwarz,
nur das sechste Tergit des 2 hinten gelb gesäumt. Stirne vorne
verengt. Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader 21/,—3 mal so
lang wie der vorletzte.
Größe: 2 mm. — Aust., Germ., Holl., Hung., Ross., Ital., Hisp.
35 St. flavifrons Meig. 2.
(syn. exigua Meig., xanthocephala Brisch.)
7 Heft
134
15.
17.
8)
Friedrich Hendel:
Stirne und Wangen erheblich über die Augen vorstehend, letztere
leistenartig. Gesicht und Backen nach hinten zurückweichend,
letztere !/, eines Auges hoch. Scheitelplatten vorne schmäler
als oben. Stirnstrieme dunkelrotbraun bis schwarzbraun. Thorax,
Hinterleib und Beine ganz und gar schwarz. Schüppchen graulich,
dunkelbraun gerandet und gewimpert. Letzter Abschnitt der
fünften L.-Ader 1!/, mal so lang wie der vorletzte; vierte L.-Ader
in die Flügelspitze mündend.
Größe 14/,—2?/;, mm. — Aust., Hung., Histr. — 12 St.
monfalconensis Strobl 39.
Stirne und Wangen nicht oder kaum über die Augen vorstehend,
letztere schmal, nicht leistig vom Augenrande abgesetzt. Ge-
sichtslinie nicht auffällig nach hinten zurückweichend 16.
Backen hinten tief herabgesenkt, ca. */; des lotrechten Augen-
durchmessers hoch. Mundrand v>n unten besehen oben spitz-
winkelig schmal, von den Fühlergruben durch ein kurzes Eipiston
getrennt. Kopf schmutzig gelb, Fühler rotgelb. Beine schwarz,
Knie rötlich. Pleuralsäume rotbraun. Körper schwarz, glänzend.
Siehe Punkt 13.
Größe: I mm. — Hisp. — 1 St.
zanthocera in/fumalta Üzerny 9.
Backen weniger als !/, eines Auges hoch. Mundrand oben breiter
gerundet, Fühlergruben an demselben auslaufend. Fühler schwarz
oder schwarzbraun, höchstens das zweite und dritte Glied bei '
Labiatarum etwas rotbraun IR
Scheitelplatten nur 1/, bis !/ 5 der Stirne breit, vorne und kinten
gleich breit. Backen hinten 1/, eines Auges hoch. Thoraxrücken
und Schild graphitfarbig, Schulter und Saturaldepression bräun-
lichgelb. Pleuralsäume hellgelb. Hinterleib beim & vorherrschend
gelb: Grundfarbe bräunlichgelb mit breiten gelben Randsäumen
der Ringe; beim 2 ockerbraun, vorne mit oder ohne gelbe Rand-
säume. Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader 2!/,—3 mal so
lang wie der vorletzte.
Größe: 21/,—2/), mm. — Aust., Styr., Carn., Fen. — 15 St.
Labiatarum n.sp. 39, (syn. incisa Strobl.)
Scheitelplatten vorne auf !/, der dortigen Stirnbreite und darüber
verbreitert. Hinterleib schwarz 18.
Alle sechs Schenkelspitzen in !/; bis Y, der Schenkellänge gelb.
Stirnstrieme vorne schwarz, oben gelb. Scheitelplatten meist
ganz glänzend schwefelgelb. Siehe noch Punkt 27
muscina Meig. $9.
Höchstens die Vorderknie in Schenkelbreite gelb. Scheitel-
platten höchstens am Innenrande schmutzig gelb gefärbt 19.
Schüppchen ausgesprochen hell gerandet und gewimpert. Die
Flügelspitze liegt zwischen den Mündungen der dritten und
vierten L.-Ader und letzterer sogar etwas näher. Die Mündungen
der dritten und vierten L.-Ader liegen daher fast übereinander,
in einer auf die Längsachse des Flügels gezogenen Senkrechten.
21.
22.
Die paläarktischen Agromvziden (Dipt,). 135
— Zweiter Kostalabschnitt viermal so lang wie der dritte oder
noch länger. Zweite L.-Ader lang und wellig gebogen. -— Vorderste
Schenkelspitzen gelb; an den vier hinteren Beinen sind nur die
äußersten Knie rotbraun. Stirnstrieme schwarz. Letzter Ab-
schnitt der fünften L.-Ader 1!/,—2 mal so lang wie der vorletzte.
Flügel hyalin, an der Wurzel bleichgelb.
Größe: 21/;, mm. — Aust., Germ., Curl., Hung., Rom., Hisp. —
Am. sept. — 25 St. incisa Meig. 32.
(syn. carbonella Zett., graminis Kalt. p. p., luetuosa
Strobl, angulata Mall.)
Schüppchen braun bis schwarzbraun gerandet und gewimpert 20.
Nur zwei Schildchenborsten, die gekreuzten apikalen vorhanden.
Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader nur zweimal so lang wie
der vorletzte. Stirnstrieme schmutziggelb, Bein ganz und gar
schwarz, auch die Knie. Pleuralnähte nur braun. Flügelwurzel
schwarzbraun, Flügel deutlich rauchig getrübt. — Vierte L.-Ader
in die Flügelspitze mündend; zweiter Kostalabschnitt höchstens
dreimal so lang wie der dritte; zweite L.-Ader kurz und gerade.
Kleine Querader erheblich vor der Mitte der Diskalzelle.
Größe: 2—3 mm. — Aust., Germ., Curl., Norv. — 10 St.
biseta n.sp. 39.
Vier. Schildehenborsten. Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader
ca. dre'mal bis 31/, mal so lang wie der vorletzte. Flügelwurzel
gelb. Vorderknie meist deutlich gelb, ebenso die Pleuralnaht-
säume 21.
Lumula so hoch wie die Stirnstrieme vor dem vordersten Ocellus,
biskuitförmig, mattschwarz. — Vierte L.-Ader des Flügels etwas
unterhalb der Flügelspitze mündend, mit der dritten beinahe
parallel laufend. Zweiter Kostalabschnitt ca. viermal so lang
wie der dritte. — Vorderknie deutlich hellgelb, Fühler schwarz
Hinterleib glänzend schwarz. Sechstes Tergit mit gelbem Hinter-
rand, die übrigen Tergite seltener fein und unscharf heller gesäumt.
Größe 1?/,—2}/, mm. — Aust., Germ., Fenn., Hung., Ital., Pers.
Canar. Ins. — 20 St. pygmaea Meig. 9.
(syn. graminis Kalt. p.p., atra Becker.)
Lunula niedriger als /, der Stirnstrieme vor dem vordersten
Ocellus, — halbkreisförmig, mattschwarz. — Vierte L.-Ader
des Flügels in die Flügelspitze mündend, mit der dritten stark
nach außen hin divergierend. Zweiter Kostalabschnitt dreimal
so lang wie der dritte oder nur etwas darüber. Vorderknie nur
schmal und wenig auffällig heller gefärbt 22.
Fühler schwarz. Backen fast !/, eines Auges hoch. — acr. unregel-
mäßig fünfreihig. Stirne oben zweimal so breit wie ein Auge.
Stirnstrieme und Backen schmutzig wachsgelb. Queradern des
Flügels einander stark genähert. — Vierte L.-Ader und Kosta
gegen die Flügelspitze hin merklich verdünnt.
Größe: 2 mm. — Aust. — 1 $t. approximala.n.sı. 9.
7. Heft
136
23,
26.
Friedrich Hendel:
Drittes Fühlerglied ocker- bis hellorangegelb. Backen merklich
niedriger. — acr. vierzeilig. Stirne oben 11/,—1/, mal so breit
wie ein Auge. Stirnstrieme und Backen fast schwarz. Queradern
des Flügels einander weniger genähert. Die Kosta ist bis zur
Mündung der vierten L.-Ader sehr deutlich erkennbar, die vierte
L.-Ader ıst nicht auffällig schwächer als die übrigen.
Größe: 11/;—1?/; mm. — Aust., Germ. — 12 St.
morio Brischke 39.
Die ganze Stirnstrieme und die Lateralgegend des Thoraxrückens
d. i. die Schulter, Suturaldepression und sa-Gegend sch wefel-
gelb. — Schenkel ganz schwarz 24.
Stirne ganz schwarz oder wenn gelb, so wenigstens die Stirn-
strieme vorne ausgedehnt schwarz; besteht hierüber ein Zweifel
so sind alle sechs Schenkelspitzen scharf abgesetzt schwefel-
gelb 25.
. Rand und die kurzen Wimpern der Schüppchen weißlichgelb.
Drittes Fühlerglied vorne beilförmig verbreitert. Fühlergruben
+ gebräunt.
Größe: 1—1'/, mm. — Aust., Germ., Holl. — Am. sept. — 6 St.
Bellidis Kalt. $9.
(syn.: Solidaginis Kalt., coronata Loew, atripes Bri.
P- p-, ? humeralis v. Ros.)
Rand der Schüppchen braun, die langen Wimpern schwärzlich.
Drittes Fühlerglied vorne nicht beilförmig verbreitert. Fühler-
gruben gelb. \
Größe: 2—2!/, mm. — Aust., Germ., Fen., Suec., Helv., Hung,,
Gall., Hisp. — Am. spt. et cent. — 20 St.
Artemisiae Kalt. (1856) 5%.
(syn. atripes Zett., jucunda v. d. Wulp, ‚platyptera
Thoms., Malvae Burgess, airipes Bri. y.p., minuta
Strobl)
. Kopf, Körper und Beine ganz schwarz. Letzter Abschnitt der
fünften L.-Ader .31/, mal so lang wie der vorletzte. Rand und
Wimpern der Schüppchen braunschwarz. Die vierte L.-Ader:
mündet in die Flügelspitze. — Sechstes Abdominaltergit (SP)
länger als das fünfte. — Auch die Flügelwurzel mit braunen
Adern.
Größe: 1?/;, mm. — Aust., Germ., Bosn., Hisp., Suec., Lapp.
8 St. gyrans Fallen $2
Stirne, Thorax und Beine teilweise gelb gezeichnet. nie ein-
farbig schwarz. 26.
Schulter, Suturaldepression und sa-Gegend des Thoraxrückens
schwefelgelb. Beine schwarz, alle Schenkelspitzen in der Breite
der Schenkel scharf abgesetzt gelb. Stirnstrieme vorne schwarz,
oben gelb. Scheitelplatten ganz gelb oder am Augenrande ge-
schwärzt. Schüppchen weißlich gerandet und gewimpert. —
Drittes Fühlerglied länger als breit, oben konkav, Stirne länger
27.
28.
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). 137
als breit, Lunula schwefelgelb, Thoraxrücken schwarz, vor-
herrschend graulich bestäubt.
Größe: 2—2!/, mm. — Aust., Germ., Angl., Hung., Hisp., Suec.
— Am. sept. — 16 St. lateralis Macqu. $?
(syn.: vittigera Zett., variceps Zett., laminata Bri.,
Ooquilletti Malloch)
Luteralstreifen des Thoraxrückens wie die Zentralregion schwarz
gefärbt, zumindest nicht scharf abgesetzt schwefelgelb 27.
Alle seshs Schenkelspitzen nur in der Breite der Schenkel gelb.
Stirne schwarz, Scheitelplatten höchstens nur am Innenrande
etwas ockergelb gesäumt. — Letzter Abschnitt der fünften L.-Adeı
durchschnittlick 1?/, mal so lang wie der vorletzte; zweiter Kostal-
absehnitt höchstens dreimal so lang wie der dritte. — Kleine
Querader meist deutlich vor der Mitte der Diskalzelle. Schüppchen
hell (gelblich) gerandet und gewimpert.
Größe: 2—23/, mm. — Aust., Germ., Curl., Holl., Mor., Hung.,
Hist., Ital., Hisp. — Am. sept. — 58 St. atra Meig. 32
(syn.: nigra Macqu., imbuta Meig., angulata Loew.,
riparia v.d. Wulp, luetuosa Zett., Rond., Strobl p.p.,
infinita Becker, incisa Rond., xanthaspis var. nigro-
scutellata Strobl)
Alle Schenkelspitzen im Spitzen- */, bis Y/, gelb. Stirnstrieme
vorne schwarz, oben gelb, Scheitelplatten und Ozellendreieck
glänzend schwefelgelb, letzteres mit schwarzem Ozellenfleck,
erstere nur selten am Augenrand verdunkelt. — Schüppchen
hellbraun gerandet und dunkelbraun gewimpert. — Drittes
Fühlerglied rund, Stirne so lang wie breit, Lunula von schwärz-
licher Grundfarbe, weißlich schimmernd, Thorax glänzend schwarz,
unbestäubt.
Größe: 1!/, bis 2 mm. — Aust., Boh., Germ., Norv., Hisp. — Am.
sep. mwuscina Meig. $® (syn. supercihiosa Zett., vittata Strobl)
Thoraxpleuren glänzend schwarz, nur mit feinen gelben Nähten.
Thoraxrücken und Schild schwarz, no:h vorherrschend glänzend,
Lateralstreifen des Rückens fast gleichfarbig, wenigstens nie
gelb. Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader unbedeutend länger
als der vorletzte. Arista relativ länger behaart. Lunula sehr groß,
fast so hoch wie die Strieme vor dem vordersten Ocellus. — Drittes
Fühlerglied schwarzbraun.
Größe: 1?/;—2 mm. — Aegypt. — 5 St. piliseta Becker JP
Thoraxpleuren oberhalb der st-Naht gelb. Thorax und Schild
schwarz, matt aschgrau bestäubt, Lateralgegend des Rückens
gelb. Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader zweimal so lang
wie der vorletzte. Arista kurz pubesziert. Lunula höchstens
1/, der Strieme vor dem vordersten Ocellus hoch. — Drittes Fühler-
glied gelb.
Größe: 2 mm. — Aust., Germ., Holl., Suee., Bosn. — 8 $t.
hilarella Zett. JS?
7. Heft
138
B. Schwingerkopf dunkelbraun bis schwarz. Die vierte
Friedrich Hendel:
L.-Ader mündet in die Flügelspitze. — In allen Teilen schwarze
Arten.
Fühlergruben unten nicht bis zum Munhöhlenrande reichend,
sondern von ihm durch ein (braunes) Epistom getrennt. — Stirne
gut zweimal so breit wie ein Auge, so lang wie oben breit. Flügel
intensiv rauchig getrübt. Rüssellabellen etwas hakig gebildet.
— Zweiter Kostalabschnitt zweimal so lang wie der dritte; zweite,
dritte und vierte L.-Ader gerade und stark nach außen hin diver-
gierend. Gesicht im Profile konkav, Mundrand etwas vorstehend;
3. Fühlerglied rund. — 3 + 1 de-Borsten.
Größe: 21/; mm. — Hisp. — 5 St. Stroblii n.n. SQ
(syn. obscuripennis Strobl nec Macqu.)
Fühlergruben unten am Mundhöhlenrande auslaufend. Stirne
schmäler als die doppelte Augenbreite, länger als oben breit.
Flügel hyalin, höchstens etwas graulich. Rüssellabellen nicht
hakig. k
Gesichtslinie im Profile gerade, nach unten hin zurückweichend,
Mundrand daher nicht vorstehend und nicht sichtbar. Stirn und -
Wangen fast den Durchmesser des dritten Fühlergliedes über
die Augen vortetend. Thoraxrücken durch graue Bestäubung
im Glanze stark alteriert. — Drittes Fühlerglied länger als breit.
— Zweiter Kostalabschnitt viermal so lang wie der dritte; zweite,
dritte und vierte L.-Ader sanft gebogen, fast parallel und erst an
den Mündungen etwas divergierend. — 3+ 1 de-Borste.
Größe: 3 mm. — Aust., Germ. — Am. sept. — 2 8t.
abnormalis Malloch 9
Gesichtslinie konkav, unten nicht zurückweichend, sondern mit
dem Mundrande bis unter das runde dritte Fühlerglied vortretend.
— Thorax und Schild glänzend schwarz. Gesicht und Wange
im Profile nur als schmaler Ringstreifen sichtbar. 2.
3-0 de-Borsten, also vor der Naht des Thoraxrückens keine
deutliche Borste sichtbar. — Hypopyg ($) hinten mit konischem
Fortsatze. Kleine Querader ungefähr über der Mitte der Diskal-
zelle. Gesicht im Profile stark konkav, Mundrand vorstehend.
Backen hinten !/, eines Auges hoch. Zweite, dritte und vierte
L.-Ader gebogen. Zweiter Kostalabschnitt länger als der drei-
fache vierte.
Größe: 2—21/;, mm. — Europa, Tun. — Am. sept. — 32 St.
Lamii Kalt. $Q (syn. pulicaria Scholtz).
- 3 + 1 de-Borsten; praesuturale Borste entwickelt. Hypopyg (8)
3.
hinten ohne konischen Fortsatz.
Kleine Querader viel weniger als die Länge der hinteren Quer-
ader von dieser entfernt.
Größe: 11/, mm. — Bosn. — 1 St. N ovakii Strobl &.
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). 139
— Kleine Querader ungefähr über der Mitte der Diskalzelle. Ge-
sichtsprofil gerade und lotrecht. Backen hinten !/, eines Auges
hoch. Zweite und dritte L.-Ader gerade, vierte gebogen. Zweiter
Kostalabschnitt kürzer als der dreifache vierte.
Größe: über 2 mm. — Germ., Suec. morionella Zett. 2.
8. Gen. Liriomyza Mik
Drittes Fühlerglied gelb, höchstens am Oberrande geschwärzt 1.
— Drittes Fühlerglied ganz dunkelbraun bis schwarz Ir.
I.
— Stirne schwarzbraun, die leistenartigen Scheitelplatten am Innen-
Stirne gelb 2.
rande etwas gelblich. Lunula und Gesicht schwarz. — Thorax
und Hinterleib glänzend schwarz. Suturaldepression des Thorax-
rückens und Mitte des Schildchens gelb. Beine schwarz, Vorder-
knie gelblich. Füße dunkelbraun. — Letzter Abschnitt der fünften
L.-Ader über 1!/,mal so lang wie das vorletzte. Schüppchen
dunkelbraun gerandet und gewimpert.
Größe: 11/,mm. — Aust. — 1 St. Beckeri Strobl 2
Thoraxrücken hinten in der Mitte vor dem Schildehen mit einem
nach vorne in ‘die dunkle Zentralfläche eindringenden gelben
Flecken
Thoraxrücken hinten in der Mitte bis zur Schildehenquernaht
gleichartig schwarz oder grau gefärbt, höchstens durch eine schmale
gelbe Querlinie abgegrenzt. 8.
Die kurzen Härchen zwischen or-Borsten und Stirnaugenrand
sind nach vorne gebogen. Drittes Fühlerglied vorne rund. "Thorax
matt graulich bestäubt, die Grenzen des gelben Fleckes vor dem
Schildchen unscharf. Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader
etwa 2!/, mal so lang wie der vorletzte. Siehe auch Punkt 8.
perpusilla Meig.
Die kurzen Härchen am Stirnaugenrande nach oben gebogen.
Sind sie nach vorne gebogen (Z. angularis n. sp.), so hat das dritte
Fühlerglied vorne eine deutliche Ecke. 4.
. Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader deutlich kürzer als der vor-
letzte (?/,—*/,).— Stirne im Profile spitz über die Augen vortretend,
Gesicht zurückweichend. Augen schief oval, so lang wie hoch.
Stirne nur !/, des Kopfes breit, fast zweimal so lang wie breit,
parallelrandig. Hinterleib gestreckt. — Schenkel gelb, Schienen
und Füße rostfarbig. Rand und Wimpern der Schüppchen dunkel-
braun. Die Flügelspitze liegt zwischen der dritten und vierten
L.-Ader.
Größe: 3mm. — Belg., Germ., Suee. — 6St. ornata Meigen $Q
(syn.: elegantula Zetterst., ?confinıs Meig., ?signata Meig.)
Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader so lang wie der vorletzte
bis mehrfach so lang wie dieser. Kopfprofl ohne we
vorstehende Stirne; letztere breiter und kürzer
7. Heft
140
5.
.—
6.
Friedrich Hendel:
Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader so lang oder nur wenig
länger als der vorletzte. 6.
ungefähr zwei bis dreimal so lang wie der verletzte. 1
Hinterleib mit Ausnahme der schwarzen Genitalien ganz hellgelb;
ebenso die Thoraxpleuren oberhalb der Sternopleuralnaht, das
Prälabrum und vorherrschend auch die Beine. Thoraxrücken
in der Zentralregion gelb, mit schwarzen, mattbereiften Längs-
striemen. — Schüppchen schwarzbraun gerandet und
gewimpert. — Sechstes Tergit des & etwa doppelt so lang als
das fünfte, beim 2 gleichlang. — Backen hinten etwa 1/, eines
Auges hoch. — Die beiden Endabschnitte der fünften L.-Ader
sind ungefähr gleichlang. Die Mündung der vierten L.-Ader
liegt etwas unterhalb der Flügelspitze.
Größe: 1?/,—21/;mm. — Aust., Germ. — ?Am. sept. — 18 St.
Impatientis Brischke $® (syn. lutea Kalt., ? melampyga Loew.)
Hinterleib schwarz, nur an den Seiten der Tergite breit gelb.
Beine schwarz, mit gelben Knien. Zentralregion des Thorax-
rückens mit einem .zusammenhängenden schwarzen, vor-
herrschend matten Fleck. Prälabrum schwarz. Schüppchen
dunkelbraun gerandet und gewimpert. Letzter Abschnitt der
fünften L.-Ader etwa 11/, mal so lang wie der vorletzte. Die
Mündung der vierten L.-Ader liegt an der Flügelspitze.
Größe: 11/,—2 mm. — Aust., Germ., Holl. — 72 St.
variegata Meigen (1830) SQ (syn.: Astragali Brischke)
Drittes Fühlerglied oben mit scharfer Vorderecke. Die kleinen
Härchen zwischen or-Borsten und Stirnaugenrand sind nach vorn
geneigt. Die kleine Querader ist von der hinteren nur deren
Länge entfernt und steht weit jenseits der Mitte der Diskalzelle.
— Hinterleib ganz vorherrschend braunschwarz, ebenso die
Schienen und die Füße. Thoraxrücken mit zusammengeflossenem
schwarzen Zentralfleck. Prälabrum schwarz. Backen niedriger
als !/, des Auges, Wangen linear. Letzter Abschnitt der fünften
L.-Ader etwa dreimal so lang wie der vorletzte. Schüppchen
braun gerandet und gewimpert.
Größe: 1?/, mm. — Germ. — 1 St. angularis n.sp. d
Drittes Fühlerglied vorne rund, chne Ecke. Die kleinen Härchen
am Stirnaugenrande sind nach oben gebogen. Die kleine Quer-
ader des Flügels steht ungefähr auf der Mitte der Diskalzelle. —
Hinterleib und Beine hellgelb, Schienen und Füße höchstens
rostgelb. Die Rückenzeichnung des Thorax besteht aus rost-
farbigen bis schwarzen Längsstriemen, die matt weißlichgrau
bestäubt sind. Prälabrum gelb. Backen hinten gut !/, eines Auges
hoch, Wangen relativ breit und leistenartig abgesetzt. Letzter
Abschnitt der fünften L.-Ader 1?/;—21/, mal so lang wie der vor-
letzte. Schüppchen hellgelb gerandet und gewimpert. Sechstes
Tergit (39) so lang wie das fünfte.
10.
21.
Die palüarktisehen Agromyziden (Dipt.). 141
Größe: etwa 2 mm. — Aust., Germ., Gall., Holl., Hung., Bosn.,
It. — Am. sept. — 42 St. lutea Meigen $?
(syn. fulvella Rond., borealis Malloch)
Die kurzen Härchen zwischen or-Borsten und Stirnaugenrand
sind nach vorne gebogen. — Nur 1 ori vorhanden. — Die kleine
Flügelquerader steht vor der Mitte der Diskalzelle. — acr.-Härchen
zweizeilig, nur in der vorderen Hälfte des Rückens vorhanden.
Die gelben Stellen am Thorax, Schild und Hinterleib sind wie
die schwarzen graulich bestäubt und daher wenig kon-
trastierend. Augen schief oval liegend. Lunula fast so hoch
wie die Stirnstrieme vor dem vordersten Ocellus. — Färbung
veränderlich.
Größe: 11/,—2 mm. — Aust., Germ., Norv., Suec., Histr., Graec.,
Hisp., Alg. — Can. I. — Am. sept. — 40 St. perpusillaMeigen?
(syn.:tarsella Zett., dorsata Siebke, meridionalis Strobl,
oasis Becker, halterata Becker, immaculata Coquill.)
Härchen am Stirnaugenrande nach oben gebogen. Die gelben
Stellen des Körpers sind durch graue Bestäubung nicht unscheinbar
gemacht, sondern kontrastieren g.
Taster am Ende stark löffelartig, fast kreisrund verbreitert. —
Augen schiefoval, Gesicht nach unten zurückweichend, Stirne
und Wangen etwas vorstehend. — Nur 1 ors. — Sechstes Tergit
(32) 11/, mal so lang wie das fünfte. — Ovipositor kurz. Letzter
Abschnitt der fünften L.-Ader 2!/,—2!/, mal so lang wie der vor-
letzte; hintere Querader meist schief. — Thoraxrücken in der
schwarzen Zentralregion etwas grau bestäubt, aber noch glänzend.
Mesopleuren vorherrschend gelb, Schenkel gelb, Schienen und
Füße schwarzbraun.
Größe 21/, mm. — Germ. — 5 St. latipalpisn.sp.d?
Taster nicht verbreitert, normal. 10,
Der schwarze Zentralfleck des Thoraxrückens ist mehr oder
weniger aschgrau bestäubt, nicht vorherrschend glänzend.
Zweı ors-Borsten vorhanden. Vorne an der Quernaht des Thorax-
rückens sind 4—6 Härchen nebeneinander als acr. vorhanden.
— Sechstes Tergit bei d und Q zweimal so lang wie das fünfte. 11.
Der schwarze Zentralfleck des Thoraxrückens ist glänzend, un-
bestäubt oder fast ohne Bestäubung. 12.
Schüppchen dunkelbraun gerandet und gewimpert. — Sechstes
Tergit nur am Hinterrande breit gelb. Vordere Schienen und Füße
rotbraun, hintere schwarzbraun. — Der Kostalabstand zwischen
der zweiten und dritten L.-Ader ist auffällig kleiner als der zwischen
der dritten und vierten, auch sind die zweite und dritte L.-Ader
einander im ganzen Verlaufe genähert. — Ovipositor: Körper
lang, basal konisch, sonst schlank zylindrisch.
Größe: 2,5 mm. — Aust., Germ., It. — 21 St.
urophorina Mik 2
Schüppchen gelblich gerandet und gewimpert. — Sechstes Tergit
gelb, median am Vorderrande mit einem kleinen viereckigen
7. Heit
142
12.
14.
16.
Friedrich Hendel:
schwarzen Fleck. Schienen und Füße gelb, nur die vier hinteren
Schienen rostgelb. — Der Kostalabstand zwischen der zweiten
und dritten L.-Ader ist ungefähr so lang wie der zwischen der
dritten und vierten. — Ovipositor kurz, konisch. |
Größe: 1,5—2,5 mm. — Aust. — 26 $t. Wachtlii n.sp. SQ
Mesopleuren mit Ausnahme eines schmalen gelben Saumes
oben unter der Notopleuralnalt und hinten an der Mesopleural-
naht ganz schwarz 13.
Mesopleuren höchstens in der unteren und vorderen Hälfte am
Rande braun oder schwarz, oben und hinten aber breit gelb,
also vorherrschend bis fast ganz gelb. — Metapleuralcallus gelb. 14.
Schenkel bis auf die schmalen gelben Knie ausgesprochen
schwarz. Taster mindestens mit schwarzer Spitze. Meta-
pleuralcallus schwarz. — Stirne mit fast rechtem Winkel über
die Augen vorstehend, Wangen dort fast 1/, Augenabstand breit.
Gesicht unten zurückweichend. Backen hinten gut 1/, eines
Auges hoch. — Drittes Fühlerglied am Oberrande geschwärzt.
Größe: 11/,—2!/;,mm. — Aust., Germ., Suee., Histr., Graee,
It., Hisp., Aeg. orbona Meig. SQ (syn.: fuscolimbata Strobl)
Schenkel und Taster gelb. Stirne nicht vorstehend, Wangen
linear. Backen hinten !/, eines Auges hoch. Metapleuralcallus gelb.
Größe: 2 mm. — Aust., Germ., Skand., Pol., Cran. — 26 $t.
virgo Zett. ZQ
Beine tiefschwarz, nur die Schenkelspitzen schmal gelb.
Flügel merklich graulich tingiert, mit schwarzen Adern. ze
Aust., Germ., Hisp. — 8 St. pwuella Meig. IQ
Schenkel gelb oder wenigstens mit breiten, gegen das Braun
des Wurzelteiles hin unscharf abgegrenzten gelben Spitzen 15.
Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader durchschnittlich zwei-
mal so lang wie der vorletzte. — Schenkel von der Wurzel her
in größerer Ausdehnung verdunkelt, braun bis schwarzbraun,
an der Spitze breit gelb. — Alle Hinterränder der Tergite gelb
gesäumt. Hinterleibsseiten vorne in wechselnder Ausdehnung
gelb gefärbt, sodaß auf der Oberseite des Abdomens das Gelb
oder das Schwarz vorherrschen kann.
Größe: 2—2°/, mm. — Aust., Germ., Hung., Rom., Curl., Dan.,
Scand. — Can, I. — Am. sept. — 94 St. flaveola Fallen $2
(syn.: variegata Meig. 1835, blanda Meig., piectella 'Thoms.,
?scutellata Mall.)
Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader durchschnittlich drei-
mal (21/, bis viermal) so lang wie der vorletzte. Schenkel ganz
gelb oder teilweise mit braunen dorsalen Längswischen, aber
noch vorherrschend gelb. — Hinterleib ganz schwarz, mit oder
ohne gelbe Hinterrandsäume an den Tergiten, hier und da auch
mit gelben Tergitseiten in der vorderen Hälfte desselben (Leriom.
pusilla Meig. s. lat.) 16.
acr. nur zweizeilig. Thoraxrücken äußerst spärlich behaart. Die
acr. enden hinten zwischen der ersten und zweiten de, Rücken
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). 143
daher hinten kahl. — 1. ors nach oben, die 2. schon mit nach innen
gebogen.
Größe: 11/,—1!/;, mm. — Aust., Germ. — 16 St.
pusilla pusio Meig. $2
(syn.: congesta Be:ker)
— der. durchschnittlich vier in der Querlinie zwischen den de un-
18.
19.
regelmäßig geordnet. — Alle zwei ors mit den Spitzen noch oben
gebogen.
Größe: 11/,—2!/; mm. — Europa, Am. sept. et cent., Formosa.
— 400 St. pusilla Meig. s. st. SQ
(syn. scutellata Fall. nee Panz. p.p., annulipes Meig., pas-
cuumMeig., ewilis Meig., Violae Curt. , lacertella Rond., Tri-
folii Burgess, Brassicae Riley, diminuta Walk. Coqu. —
Spee. biolog. 1. pusilla Meig. Gour. — 2. Eupatorii
Kalt. — 3. strigata Meig. Bouche = Bryoniae Kalt.
— 4. fasciola Meig. Brisch. = Heraclei Behe. —
5. Hieracii Kalt.
acer. durchschnittlich sechs in einer Querlinie zwischen den de,
unregelmäß'g geordnet. Rücken dichter behaart. Die acr. reichen
bis über die erste de zurück und sind dort mit den Spitzen nach
einwärts gebogen. — 1. ors nach oben, 2. mit den Spitzen schon
teilweise nach einwärts gebogen.
Größe: 1?/, bis etwas über 2 mm. — Aust., Germ., Holl. — Ma-
deira. — 21 St. pusilla amoena Meig. SQ
Stirne gelb, ebenso die Schulter, Suturaldepression und sa-Gegend;
ausnahmsweise ist die Stirnstrieme allein braun 18.
Stirne einschließlich der Orbiten pechbraun bis schwarz. Thorax-
rücken einschließlich Schulter und Lateralstreifen ganz schwarz
22.
Schwingerkopf schwarzbraun. Beine und Hüften ganz und gar
tiefschwarz, ebenso die ganzen Fühler und Taster. Hinterleib
schwarz, nur das sechste Tergit weißlich gerandet.
Größe: 2 mm. — Alp. — 6 St. alpicola Strobl 2
Schwingerkopf hellgelb.!) Hüften und Schenkel gelb oder nur
teilweise gebräunt. Erstes und zweites Fühlerglied gelb, drittes
ganz oder größtenteils schwarz. Thoraxrücken mattgrau bereift.
Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader 11/, bis 2 mal so lang wie
der vorletzte > 19.
Vor dem Schilde liegt ein in die schwarze Zentralregion des Rückens
nach vorne eindringender gelber Fleck. — acr. zweizeilig. 21.
— Ein gelber praescutellarer Fleck fehlt. 20.
1) Hierher: faseiventris Becker (1907). Beine ganz schwarz, ebenso Fühler,
Kl. Querader im2. Drittel der Diskalzelle. Letzter Abschnitt der 5. L.—A. doppelt
so lang wie der vorletzte. Hinterleib schwarz mit gelben Hinterrandsäumen. —
Größe: 2%/, mm. — Chin. Turkest. — Mir lag die Art nicht vor,
7 Heft
144 Friedrich Hendel:
20. acr-Härchen unregelmäßig drei bis vier der Quere nach gestellt.
Stirnstrieme gelb, Taster schwarz.
Größe: 2 mm. — Aust. — 3 St. Mikii Strobl $2
— acr.-Härchen zweireihig. Stirnstrieme schwarzbraun, Taster
gelb. — 1 St. pectoralis nigrifrons n. subsp.?
21. Taster schwarz. Zentralregion des Rückens zusammenhängend
schwarz, matt schwärzlichgrau bereift. — Hinterleib schwarz-
braun, an den Seiten der Tergite rötlichgelb, an den Hinterrändern
mit schmalen gelben Säumen. Mesopleuren in der unteren Hälfte
schwarzbraun.
Größe: 11/,—2!/, mm. — Aust., Dalm., Hung., Hisp. — Can.l.
— Am. sept. — 15 St. pectoralis Becker SQ
(syn.: lutea Strobl p.p., pacifica Meland.)
— Taster gelb. Thoraxrücken mit isolierten schwarzen Längs-
striemen. Mesopleuren ganz oder fast ganz gelb, ebenso der ganze
Hinterleib mit Ausnahme der Genitalien.
Größe: etwa 2 mm. — Aust., Hisp. — Amer. cent. — 4 St.
pectoralis longispinosa Malloch $2
22. Beine, einschließlich der Schenkelspitzen ganz schwarz. Flügel
graulich. Adern auch an der Flügelwurzel dunkelbraun. — Drittes
Fühlerglied vorne eiförmig zugespitzt. — Schüppchen grau,
schwarz gerandet und gewimpert. Umwallung desselben schmutzig-
gelb. Pleuralräume kontrastlos dunkel.
Größe: 2 mm. — Aust., Germ., Rom. — 42 S8t.
flavonotata Halıd. $2 (syn.: scutellata Fall. p.p.)
— Beine schwarz, alle sechs Knie aber scharf abgesetzt schwefelgelb.
Füße braungelb. — Flügel hyalin, Adern braungelb, an der Flügel-
wurzel hellgelb. Schüppchen und ihre Umwallung weißgelb.
ebenso die feinen Pleuralsäume. Rand undWimpern der Schüppchen
braun. ;
23. Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader viermal so lang wie der
vorletzte. Kleine Querader jenseits der Mitte der Diskalzelle,
— Drittes Füblerglied rund.
Größe: 11/, mm. — Aust., Histr., Suec., Lapp. — 4 St.
flavoscutellaris Zett.dQ
— Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader kaum zweimal so lang -
wie der vorletzte. Kleine Querader über dem 1. Drittel des Diskal-
zelle stehend. — Drittes Fühlerglied oben etwas konkav.
Größe: 2 mm. — Germ. — 2 St. zanthaspida n.sp. SQ
9. Gen. Haplomyza Hend.
|
Schildchen gelb. ' |
— Schildehen wie der ganze Körper und die Beine glänzend schwarz. |
Schüppchen graulich, schwarzbraun gerandet und gewimpert. |
Schwingen weißlich. Flügel bräunlich milchig, mit dunklen Adern |
und kaum hellerer Wurzel. Die: Kosta erreicht die Mündung
der vierten L.-Ader nicht ganz. = 3-+-0de, nach vorn hin ver-
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). 145
kürzt. Drittes Fühlerglied vorn oben etwas eckig. Sechstes
Abdom.-Tergit verlängert.
Größe: 2 mm. — Aust.
atro-nitens n.sp. & (syn.: ?heteroptera Loew)
1. Kopf samt Fühlern und Tastern, Leib und Beine schwarz. Die
äußersten Schenkelspitzen gelb, vielfach verdunkelt. Flügel
rauchig getrübt, mit dunklen Adern und kaum hellerer Wurzel.
Schwinger gelb, Schüppchen wie vorige Art. Zwei de hinten.
Drittes Fühlerglied etwas beilförmig, vorne oben mit abgerundeter
Ecke. Kosta bis zur vierten L.-Ader reichend. Sechstes Abd.-
Tergit verlängert.
Größe: 11/,—2 mm. — Austr., Germ., Holl., Hist.
zanthaspis Loew SQ
— Kopf samt Fühlern und Tastern, Hüften und Beine bleichgelb,
ebenso der Lateralstreifen am Thoraxrücken und die Pleuren
mit Ausnahme dreieckiger schwarzer Zentralflecke an den Sterno-
und Hypopleuren. Zentralregion des Thoraxrückens glänzend
schwarz. Hinterleib vorherrschend gelb. Schüppchen weiß,
hell gerandet und gewimpert. Schwinger gelb. Flügel hyalın
mit blaßgelben Adern. Backen hinten ?/, eines Auges hoch. Sechs
nach vorne kürzer werdende Börstchen in der de-Reihe. — aer.
zweizeilig.
Größe: 11/, mm. — Hisp. latıgenis n.sp. 2
Anmerkung: H. balcanica Strobl (Phytom.) würde sich nach
der Beschreibung durch die schmalen Backen (!/, Augenhöhe), den
etwas grau bestäubten Thoraxrücken und vier de-Borsten (Größe
1,3 mm) unterscheiden. — Dalm.
Die jüngste Beschreibung von H. Tiefii Strobl (Phytom.) bietet
keinen greifbaren Unterschied von balcanica. Größe 1 mm. — Carn.
Vielleicht liegen auch nur Stücke der Lir. pusilla Meig. oder
flaveola Fall. mit beiderseits fehlender hinterer Querader, wie sie
abnorm vorkommen, vor!
10. Gen. Phytagromyza nov. gen.
Schild hen gelb mit dunklen Seitenflecken oder wenn vorherrschend
dunkel, sv doch auf der Oberseite mit gelbem Medianfleck. — Stets
3+ 1 de. — Die ganze breite Lateralregion des Thoraxrückens
von der Schulter bis einschließlich der sa-Gegend und der a
sind gelb.
— Schildehen ganz schwarz oder grau, auch dorsal in der Mitte!) 5
1. Beide Queradern des Flügels stehen noch wesentlich vor der
Mediastinamündung und sind einander stark genähert. — Letzter
Abschnitt der fünften L.-Ader fünfmal so lang wie der vorletzte.
1) Liegt eine Art vor, bei der die beiden Endabschnitte der 5. L.-Ader ungefähr
gleich lang sind, so siehe Punkt 5, Domomyza lunulata Hend.
Archiv für Naturgeschichte
1918. A. 7. 10 7. Hefi
146
Friedrich Hendel:
Härchenreihe zwischen or und Augenrand deutlich
sichtbar. Drittes Fühlerglied lehmgelb, erstes und zweites Glied,
dann Taster, je ein Seitenfleck am Rücken vor dem Schilde, die
Oberhälfte der Mescopleuren, Schenkelspitzen, Schienen und Füße
— bleichgelb. — Schüppchen braun gerandet und gewimpert. —
prsc deutlich vorhanden.
Größe: 21/, mm. — Ter. Alp. —1$t. praescutellarisn. sp. 9
Mindestens die hintere Querader steht deutlich jenseits der Mün-
dung der ersten L.-Ader. — Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader
höchstens dreimal so lang wie der vorletzte. — Härchen zwischen
or-Borsten und Stirnaugenrand fehlend. — Schüppchen
gelb gerandet, aber wenigstens braun gemischt gewimpert. 2.
Auf dem Thoraxrücken vor dem Schilde ein rechteckiger gelber
Fleck, der bis zur zweiten de nach vorne reicht. — Die drei schwarzen
graulich bestäubten Längsstriemen der Zentralregion des Rückens
sind meist noch deutlich zu erkennen, können aber auch zusammen-
geflossen sein; Pleuren oberhalb der Mesopleuralnaht fast ganz
gelb. — Drittes Fühlerglied gelb, am Vorderrande gebräunt.
Taster gelb mit brauner Spitze. — prsc deutlich. — aer dichter,
unregelmäßig vier bis fünfreihig.
Größe: 2—21/, mm. — Aust., Germ., Rom. — 15 St.
trivittata Loew SP
Thoraxrücken hinten ohne praescutellaren gelben Fleck. — Die
Zentralregion des Rückens bis zum Schilde zusammenhängend
schwarz, grau bereift. Pleuren schwarz, nur gelb gesäunit. —
Drittes Fühlerglied und Taster schwarz. — prsc fehlen. — aer
unregelmäßig, zwei bis vier.
Größe: 2—2!/,mm. — Aust,, Rom. — 35 S$t.
anteposita Strobl SQ
Auch die hintere Querader steht noch vor der Mediastinamündung,
so daß der letzte Abschnitt der fünften L.-Ader mehr als viermal
so lang wie der vorletzte ist. — Hinter der Thoraxquernaht stehen
vier de, vor ihr ein bis drei Härchen. — Härchen zwischen or
und Augenrand vorhanden.
Auch die hintere Querader steht unter oder jenseits der Mündung
der ersten L.-Ader; letzter Abschnitt der fünften L.-Ader daher
nur zwei bis dreimal so lang wie der vorletzte. — Hinter der Thorax-
quernaht stehen höchstens drei de. b.
Die drei Ocellen bilden ein Dreieck, dessen vorderer Winkel
mindestens 120 Grad beträgt. — Lunula groß, ’/, der Stirne
vor dem vordersten Ocellus hoch. — In der Linie der de stehen.
jederzeit sechs bis sieben nach vorne an Stärke abnehmende
Borsten (4 + 2 bis 3). Behaarung des Rückens rauh. — Härchen
zwischen or und Augen sehr deutlich. — Erste und Zweite ors
einander genähert. — Stirne ockergelb, Fühler rostgelb, Thorax
und Schild schwarz, aschgrau bestäubt, Lateralgegend braun-
gelb. — Schenkelspitzen bleichgelb. Vorderfüße ockergelb. Rand
und Wimpern der Schüppchen braun,
=
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). 147
Größe: 2—2!/, mm. — Aust., Germ. — 2 St. similis Brischke $
(syn.: praecedens Strobl)
Vorderer Winkel des von den drei Öcellen gebildeten Dreiecks
wenig mehr als 90 Grad. — Lunula mittelgroß, nur '/, der Stirne
vor dem vordersten Ocellus hoch. — In der Linie der de stehen
fünf nach vorne abnehmende Borsten (4-+ 1). Behaarung des
Thoraxrückens weniger rauh. — Härchen zwischen or und Auge
karz und spärlich. Erste und zweite ors einander nicht genähert.
— Stirne dunkel braungrau, an den Plattenrändern lehmgelb.
Fühler schwarz, sonst wie similıs.
Größe: 21/, mm. — Aust., Holl. — 5 St.
Harlemensis Weyenbergh gQ (syn. flaviceps Hal., —
? Lonicerae R.D. — ?obscurella Gour.)
Härchenlängsreihe zwischen or - Borsten und Stirnaugenrand
deutlich sichtbar vorhanden; Schüppchen weiß bis gelb gerandet
und gewimpert; 3-+ 0 de; letzter Abschnitt der fünften L.-Ader
zwei bis dreimal so lang wie der vorletzte; die weißgraue Lunula
ist groß, ®/, der Stirne vor dem vordersten Ocellus hoch. Scheitel-
platten leistenartig. 6.
Zwischen or und Augenrand fehlen Härchen %
Kleine Querader ungefähr über der Mitte der Diskalzelle stehend.
— Alle sehs Schenkelspitzen deutlich gelb. Stirne von wachs-
gelber Grundfarbe, aber nach vorn hin wie berußt aussehend.
Thorax und Schild schwarz, etwas bereift. — Hypopyg dorsal
ohne Dornfortsatz.
Größe: 2—2?/,;, mm. — Aust., Sil., Germ., Hung., Bosn. — 60 St.
flavocingulata Strobl ER (syn.: ?eincta Rond.)
Kleine Querader der hinteren genähert. — Nur die Vorderschenkel
an der Spitze deutlich gelb. Stirne ganz vorherrschend schwarz.
Thorax und Schild lebhaft glänzend schwarz. Hypopyg dorsal
mit kurzem schwertförmigen Fortsatz
Größe: 21/, mm. — Aüst., Germ. — 10 St. spinicaudan.sp. 3?
Dorsozentralborsten 3+ 1; — Mundrand in der Mitte spitzig
hinaufgezogen 2
Nur hinter der Thoraxquernaht zwei bis drei Borsten vorhanden;
letzter Abschnitt der fünften L.-Ader zweimal so lang wie der
vorletzte.
In allen Teilen schwarze Art, Thorax und Hinterleib olänzend;
auch die Schenkelspitzen schwarz. Flügelwurzel, Pleuralsäume
des Thorax und Bauchbindehaut unscheinbar dunkelbraun.
Schüppchen grau, schwarzbraun gerandet und gewimpert. —
Zweiter Kostalabschnitt dreimal so lang wie der dritte. — Hinter
der Naht drei de. — Rüssellabellen breit und kurz.
Größe: 2 mm. — Aust. — 5 St. Zernyi!)n.sp. dQ
Stirne und Backen hellgelb, Fühler und Taster schwarz. Thorax
und Schild glänzend schwarz, Pleuralsäume gelb. Vorderschenkel
1) Von Dr. Hans Zerny, dem bekannten Lepidopterologen, entdeckt.
10* 7. Heft
148
DI
Friedrich Hendel:
mit hellgelber Spitze. Bawchkaut gelb. Schüppchen weißlich,
braun gerandet und gewimpert. — KHinterleibstergite gelb ge-
säumt. — Zweiter Kostalabschnitt fünfmal so lang wie der dritte.
— Nur zwei de hinter der Naht. — Rüssellabellen auffallend
verlängert und zugespitzt, zurückgeschlagen.
Größe: 21/,--2!/, mm. — Aust., Germ. —8 St. orphana n.sp.d®
Stirne, Wangen und Backen hellgelb, ebenso die Schulterbeule,
Suturaldepression, die Pleuralnähte und Spitzen der Vorder-
schenkel. — Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader dreimal so
lang wie der vorletzte; beide Queradern einander stark genähert,
höchstens die Länge der kleinen von einander entfernt. Diskal-
zelle langgestreckt, viermal so lang wie breit. Backen hinten
!/, eines Auges hoch. — Thorax und Schild glänzend schwarz.
Fühler schwarz.
Größe: 2!/, mm. — Aust., Germ., Holl. — 24 St.
discrepans v.d. Wulp 52
Stirne, Wangen und Backen schwärzlich ockerfarben, Schulter
und Suturalgegend und Pleuralnähte gelbbraun, Spitzen der
Vorderschenkel rotbraun. — Letzter Abschnitt der fünften L.-Ader
viermal so lang wie der vorletzte; beide Queradern einander
weniger genähert. Diskalzelle gedrungener, kaum dreimal so lang
wie breit. Backen hinten l/, eines Auges hoch. Thorax und Fühler
wie vorige Art.
Größe: 11’, mm. — Aust. — ?Am. sept. — 5 St.
anomala Strobl s. str. 2
11. Gen. Napomyza Halid.
Die hintere Querader steht in der Verlängerung der kleinen unter-
halb dieser oder sogar noch weiter wurzelwärts, also vor ihr. 1.
Hintere Querader jenseits der kleinen Querader stehend, also
hinter ihr. 5.
Schild gelb, höchstens an den Seiten braun. 2.
Schild von schwarzer Grundfarbe, grau bestäubt. 3.
Borsten und Haare der Flicge schwarz. Hellgelb sind der Kopf,
die Fühlerwurzeln, die Lateralregion des Rückens, der größte
Teil der Pleuren und auch des Hinterleibes. Drittes Fühlerglied
11/, mal so lang wie breit, schwarz, groß. Rückenmitte schwarz,
dicht gelbgrau bestäubt. Schenkel schwarz, im Spitzenviertel
gelb. — Backen hinten ?/, eines Auges hoch. Zwischen Fühler-
gruben und Pırälabrum ein Epistom eingeschoben. 1 ors und 4 ori.
Größe: 31/,—4°/; mm. — Aust., Germ., Holl., Dan., Fen., Norv.,
Suee., Gall., Angl. — 25 St. elegans Meig. $2 (syn.: festiva Meig.)
Borsten und Haare der Fliege hellgelb, wie der ganze Körper
samt den Beinen. Genitalien schwarz. Zentralregion des Thorax-
rückens rotbraun läng: gestriemt, wenigstens hinten dreiteilig,
die Mittelstrieme hinten abgekürzt. Auch Metanotum, Ocellen-
ni
or
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). 149
fleck und Spitzenhälfte des dritten Fühlergliedes rostbraun. —
Backen ?/, eines Auges hoch. Ein Epistom fehlt.
Größe: fast 2 mm. — Pol. — 2 St. Heringii!) n. sp. SQ
Stirne und Backen hellgelb, alle Schenkel:pitzen gelb; drittes
Glied vorne rund. Hinterleib pechschwarz, Tergite hinten und
seitlich abgesetzt hellgelb gesäumt. Thorax und Schild schwarz,
matt aschgrau bestäubt.
Stirnstrieme schwarzbraun, Scheitelplatten und Wangen ocker-
gelb, Backen gelbbraun. — Beine pechschwarz, nur die Vorder-
knie etwas heller, gelbbraun. — Thorax, Schild und Hinterleib
schwarz, ersterer graulich überstäubt, letzterer mit schmalen
schmutziggelben Hinterrandsäumen der Tergite.e. Am Thorax
sind die Pleurallinien weißgelb. — Backen ®/, Auge hoch. —
Drittes Fühlerglied so lang wie basal breit, vorne mit einer ab-
gerundeten Ecke. Arista dicker als gewöhnlich. Lunula groß,
2/; der Strieme vor den Ocellen hoch. Sch.-W.-Platten leistig
abgesetzt. — 1 ors und 4 ori. — Stirne zweimal so breit wie ein
Auge. Ein Epistom fehlt. acr. unregelmäßig, vier bis sechs der
Quere nach.
Größe: 2?/,—3 mm. — Fen., Holl., Angl. — 3 St.
nigriceps v.d. Wulp 59 (syn: Ursula Sintenis)
Stirne und Wangen erheblich, letztere leistig über die Augen vor-
stehend. — Stirne dreimal so breit wie ein Auge, breiter als lang.
Backen hinten fast um Augenhöhe herabgesenkt. — Zwischen
Fühlergruben und Prälabrum ist ein Epistom eingeschoben.
Fühler klein. — acr. nicht ganz regelmäßig zweizeilig. — 1 ors
und 3 ori. — Erstes und zweites Fühlerglied gelb, drittes schwarz.
Metatarsus gelb, auch die Schulter hinten und die Hüften an der
Spitze gelb. — Schüppchen gelblich gerandet und gewimpert.
— Flügel weißlich hyalin.
Größe: 31/; mm lang. — Aust., Germ., Holl. — 5 St.
annulipes Meig. 2
Stirne und Wangen nur wenig über die Augen vorstehend, erstere
zweimal so breit wie ein Auge und so lang wie breit. Backen
hinten !/, eines Auges hoch. Ein Epistom fehlt, die Fühlergruben
enden am Mundrand. Fühler größer. — 2 ors und 2 bis 3 ori.
— Fühler, Füße und Hüften schwarz. — Schüppchen ockerig
gerandet und dunkelbraun gewimpert. — Flügel schwach hyalın.
Größe: 21/, bis 4 mm. — Europ., Tun., Can. I., — Am. sept. —
200 St. lateralis Fallen $% (syn.: Phyt.'geniculata Börner 1906
Euphrasiae Kalt.
Die dritte und vierte L.-Ader münden symmetrisch oberhalb
und unterhalb der Flügelspitze, die in der Mitte zwischen beiden
liegt. — Taster auffallend löffelartig verbreitert, vorn ungefähr
so breit wie das dritte Fühlerglied. — Die Mündung der dritten
L.-Ader ist von jener der zweiten und vierten gleichweit entfernt.
!) Vom Mikrolepidopterologen Martin Hering entdeckt.
7. Heft
150
Friedrich Hendel:
— 1 oors und 3 ori. — Stirn und Backen hellgelb. Fühler und
Taster schwarz. Thorax und Schild ganz matt aschgrau bestäubt.
— Beine schwarz, die äußersten Spitzen der Vorderschenkel
rotgelb. Schüppchen dunkelbraun gewimpert.
Größe: 3 mm. — Aust. — 1 $t. palpata n.sp. 2
- Die vierte L.-Ader mündet an der Flügelspitze oder nur wenig
unter ihr, die dritte weit vor derselben. — Taster schmal, nicht
verbreitert. 6.
Dritte L.-Ader gerade cder fast gerade oder gegen die Mündung
hin sogar mit einer Neigung zur Aufbiegung gegen die Kosta hin,
ihre Mündung von jener der vierten auffällig weiter entfernt als
von der der zweiten. %
Dritte L.-Ader gegen die Mündung hin merklich nach hinten ge-
bogen, also gegen die Kosta hin bauschig, ihre Mündungsabstände
von der zweiten und vierten L.-Ader sind wenig an Länge von
einander verschieden. — Sechstes Tergit so lang wie das fünfte.
— acr. dicht, unregelmäß’g sechs- bis siebenreihig. Stirnstrieme
und Backen ockergelb. Stirne 21/, mal so breit wie ein Auge.
Backen hinten %, eines Auges hoch. Sonst wie Gentii (Punkt 7)
gefärbt.
Größe: 2°2/, mm. — Aust. — 1 $t. deflecta n.sp. 2
Stirne und Backen hellgelb. Fühler und Taster schwarz. Thorax-
rücken dicht matt hell aschgrau bestäubt. Sechstes Tergit ($
und 9) länger als das fünfte. 8.
Kopf ganz schwarz, schwarzbraun oder lederbraun. Thorax-
rücken dunkelgrau bestäubt, etwas glänzend. 9.
Alle Schenkelspitzen in Schenkelbreite scharf abgesetzt hellgelb.
Alle Abdominaltergite am Hinter- und Seitenrande gelb gesäumt.
— Stirne etwa zweimal so breit wie ein Auge. Backen hinten
!/, eines Auges hoch. — acr. normal zweizeilig, seltener vor der
Naht des Rückens unregelmäß'g mehrzeilig.
Siche Nr.5. — 4 St. lateralis Fall. var. 2
- Nur die Vorderschenkel an den äußersten Spitzen etwas heller,
sonst alle Schenkel schwarz. Hinterleib schwarz, nur das sechste
Tergit hinten weißgelb geräumt. — Stirne dreimal so breit wie
ein Auge, Backen hinten ?/, eines Auges hoch. — acr. unregelmäßig
gereiht, dicht, vier bis sechs Härchen der Quere nach.
Größe: 3 mm. — Alp. cent. — 2 St. Gentii n.sp..&
acr, zweizeilig, wenn auch nicht vollkommen regelmäßig, hinten
nur bis zur zweiten de zurückreichend. — Vierte de-Borste etwas
vor der Querlinie der prsut. stehend. — Lunula klein, viel kleiner
als ein Halbkreis und niedriger als !/, der Stirnstrieme vor dem
vordersten Ocellus. — Wangen nur ?/, des Gesichtsaugenabstandes
breit, wie die Scheitelplatten unten verschmälert, nicht wulstig.
Gesicht etwas breiter als hoch. — Drittes Fühlerglied groß, ab-
gerundet quadratisch. — Backen hinten fast Y, Auge hoch. =
In allen Teilen, auch die Beine, ganz schwarz. Flügel graulich
10.
en
ID
2
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). 151
getrübt, namentlich vorne. — Sechstes Tergit des Abdomens
($) kürzer als das fünfte.
Größe: 21/, mm. — Aust., Germ., Holl., Angl. — 30 St.
@lechomae Kaltenb. $2 (syn. piceipes V. d. Wulp)
acr. unregelmäßig gereiht, drei bis fünf Härchen der Quere nach
zwischen den de. Drittes Fühlerglied mittelgroß rund. 10.
Wangen sehr breit und wulstig, etwa !/, des Gesichtsaugenab-
standes breit. Scheitelplatten vorne nicht verschmälert. Gesicht
doppelt so breit wie hoch. Backen hinten 3/, eines Auges hoch.
— Die aer. reichen hinter die erste de zurück. Die vierte de steht
etwas hinter der Querlinie der prsut. — Lunula groß, höher als
1/, der Stirnstrieme vor dem vordersten Ocellus. — Hüften und
Schenkel ganz pechschwarz. — Sechstes Tergit (3) kürzer als
das fünfte.
Größe: 2!/, mm. — Aust. — 1 8t. platystoma n. sp. &
Wangen linear. Scheitelplatten nach vorne hin auffällig ver-
schmälert. Gesicht so hoch wie breit. Backen hinten ?/, eines Auges
hoch. — Die acr. enden hinter der zweiten dc. Die vierte de steht
vor der Querlinie der prsut. — Lunula etwa !/, der Strieme vor
dem vordersten Ocellus hoch. — Schenkelspitzen, besonders
die vordersten, dann die Schienenwurzeln bleichgelb und vielfach
auch die Schienenspitzen und die Füße gelblichbraun. — Sechstes
Abdominaltergit länger als das fünfte.
Größe: 1?/,—2 mm. — Germ., Boh., Holl., Angl., Dan., Fen. —
4 St. Aylostei Kalt. $2 (syn. nigricans Meg.)
13. Gen. Phytomyza Fall.
Stirne weißlichgelb bis rotgelb. L:
Stirne oder mindestens die Strieme dunkellederbraun bis schwarz,
nie mit zitron- oder orangegelbem Tone. Schildchen auch teil-
weise nie gelb. 49.
Schild ganz oder wenigstens dorsal in der Längsmitte gelb. 2.
Schildehen ganz grau oder schwarz, auch oben in der Mitte nicht
gelbe. 18.
Fühler ganz schwarz oder doch das dritte Glied ganz Auprelbtanı
bis schwarz.
Fühler gelb, höchstens das dritte Glied außen etwas gebräunt. 12
acr-Härchen vorne am Rücken nicht in Längsreihen geordnet,
unregelmäß:g stehend, etwa drei bis fünf Härchen der Quere
nach nebeneinander, nach hinten zu bis über die zweite de-Borste
zurückreichend. — Lateralregion des Thoraxrückens breit gelb. 4.
aer.-Härchen vorne der Länge nach zweizeilig geordnet, nur schütter
und spärlich vorhanden, nach hinten zu höchstens bis zur dritten
de zurückreichend. Nur eine ors vorhanden, nämlich die vordere
oder zweite; die erste oder hintere fehlt oder ist nur viel kürzer
und schwächer entwickelt vorhanden. 8.
7. Haft
15
4.
I Friedrich Hendel:
Erste ors-Borste schwächer als die zweite oder fast fehlend. —
Schienen und Füße gelb, erstere hinter der Mitte etwas verdunkel.
Zentralregion des Thoraxrückens zusammenhängend
schwarz, grau bereift, vorne zwischen den Schultern jederseits
mit einspringendem gelbem Winkel, hinten in der Mitte bis
oder fast bis zum Schilde reichend, seitlich davon aber vor
den Schildchenecken von der Postalargegend her gelb. Pleuren
oberhalb der Sternopleuralnaht samt Metapleuralcallus gelb,
nur die Mesopleuren am Unterrande schwärzlich gesäumt. Auch
unterhalb der Sternopleuralnaht ein breiter gelber Saum. Schild
fast ganz gelb. Schenkel schwarzbraun, mit breiterer gelber
Spitze als die Schenkel breit sind. Hinterleib schwarzbraun,
beim g mit sehr breiten, beim Q mit schmäleren ur d nur am 6. Tergit
mit breiten gelben Hinterrandeäumen an den Tergiten. Zweiter
Flügelrandabschnitt kürzer als der dreifache vierte. — Dritte
L.-Ader fast gerade und an der Mündung mit Neigung zum Auf-
biegen; die vierte mündet ungefähr in die Flügelspitze.
Größe: 2 mm. — Aust., Germ. — 2 St. Conyzae n.sp. 2
— Beide ors-Borsten vorhanden, die erste mindestens von gleicher
au
Stärke wie die zweite. Füße braun bis schwarz. 5.
Zentralregion des Thoraxrückens bis zum Schilde heran ganz
schwarz, mattgrau -bestäubt, ohne Längsstriemung und ohne
praeseutellaren gelben Fleck. — Zweites und drittes Fühlerglied
schwarz, erstes gelb. — Vierter Flügelrandabschnitt 11/, bis 11/, mal
so lang wie der dritte. 6.
— Z sntralregion des Rückens mit schwarzen, grau bestäubten Längs-
l
striemen, “deren mittlere hinten vor dem Schilde abgekürzt sind,
weshalb dort ein gelber Fleck entsteht. — Erstes und zweites
Fühlerglicd gelb, drittes schwarz, groß, abgerundet rechteckig,
fast 11, mal so lang wie breit. — "Zweiter "Flügelrandabschnitt
3 bis 31/, mal so lang wie der dritte, vierter so lang wie dieser. —
Beine bleichgelb, Hinterleib vorherrschend gelb.
Größe: 21/, bis 23/; mm. — Aust., Germ. — ? Am. sept. — 100 St.
Vitalbae Kalt. SQ (syn.: ?elemativora Coqu.)
Dritte und vierte L.-Ader ganz gerade, letztere mündet in die
Flügelspitze. — Der zweite Flügelrandabschnitt ist kürzer als
der dreifache vierte. — Drittes Fühler glied rund. — Schenkel
schwarzbraun, Spitzen an allen in Schenkelbreite abgesetzt bleich-
& lb. Zentralregion des Rückens vorne oberhalb der Schultern
ohne einspringende gelbe Winkel oder Stufen. Schild nur oben
in der Mitte gelb. Meso- und Pteropleuren nur im oberen Drittel
gelb, Metapleuralcallus schwarz.
Größe: 1°/, mm. — Curl. — 1 St. pseudohelleborin.sp. &
Dritte L.-Ader des Flügels gegen die Mündung hin nach abwärts
gebogen, die vierte mündct unterhalb der Flügelspitze. — Dir
zweite Flügelrandabschnitt ist länger als der dreifache vierte.
— Drittes Fühlerglicd außen # beilförmig verbreitert. —
Größe: 2?/, bis 31/, mm, Te
2:
10.
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). 153
Obere !/, der Meso- und Pteropleuren bleichgelb. Hinterleib
rötlich ockergelb. Schild bleichgelb, mit braunen Seiten. Schenkel
ockergelb, braun gefleckt.
Größe: 22/, bis 3!/, mm. — Aust., Germ. — 22 St.
Hellebori Kalt. 32
Pleuren und Hinterleib ganz schwarz, nur die Mesopleuren oben
schmal gelb gerandet. Schild ganz schwarz oder nur mit kleinem
rötlichen Mittelfleck auf der Oberseite. Schenkel schwarz, mit
gelben Spitzen. Hisp. — 4 St. Hellebori obscurata n. subsp. SR
Thoraxrücken, Pleuren und Hinterleib ganz rotgelb. Zentral-
region des Thoraxrückens ohne schwarze, grau bestäubte
Längsstriemen, höchstens mit Spuren von solchen oder von
rostroten Striemen. Sterno- und Hypopleuren höchstens mit
rostroten Flecken. Hüften und Schenkel hellgelb.
Größe: 21/, bis 3 mm. — Europ., Can. I., Mad., Am. sept. — 32 St.
Ranunculi flava Fall. SP
(syn. : terminalis Meig., pallida Meig., citrina v. Ros.)
Zentralregion .des Thoraxrückens mit schwarzer, grau bestäubter
Längsstriemung — die auch in einen einzigen Fleck zusammen-
geflossen sein kann. Mindestens die Sterno- und Hypopleuren
schwarz, aschgrau bestäubt. i E
Die Längsstriemen des Thoraxrückens von einander durch gelbe
Linien & deutlich getrennt, das Medianpaar hinten abgekürzt,
so daß vor dem Schilde ein gelber Fleck entsteht. — Pleuren gelb,
nur die Sterno- und Hypopleuren unten mit einem schwarz
grauen Fleck. Schild ganz gelb oder nur mit kleinen grauen Seiten-
flecken. Hüften und Schenkel gelb. _
Größe: 2 bis 21/), mm. — Europa., — Am. sept. — 35 St.
Ranunculi Schrank (1803) albipes Meig. $?
(syn.: Ranunculi Rob. Desv. u. Kalt., terminalis Walk.,
cinereo-vittata Staeg., flava Zett. var. b., flavotibialis
Strobl.) <'
Die Längsstriemen des Thoraxrückens sind zu einem einheitlichen
Fleck zusammengeflossen. Vor dem Schilde kein gelber Fleck
oder nur die Spur eines solchen sichtbar. — Sterno- und auch
Mesopleuren unten # ausgedehnt schwarzgrau gefärbt. Schild
an den Seiten geschwärzt, oft sehr ausgedehnt, aber mindestens
oben in der Längsmitte noch gelb. 10.
Schienen und Füße schwarzbraun bis schwarz. — Fünftes und
sechstes Abdominaltergit gleich larg. Dritte L.-Ader des Flügels
gegen die Mündung hin allmählich nach abwärts gebogen. Zweiter
Kostalabstand mehr als viermal so lang wie der dritte. — Erstes
und zweites Fühlerglied gelb, das große runde dritte schwarz. 11.
Schienen und Füße gelb. — Sechstes Abdominaltergit schr deutlich
länger als das fünfte ($9). Dritte L.-Ader des Flügels gerade oder
eher sogar mit einer Neigung zum Aufbiegen. — Zweiter Kostal-
abstand kürzer als der vierfache dritte. — Hüften und Schenkel
mit Ausnahme der Spitzen der letzteren schwarz. Fühler ganz
7. left
154 Friedrich Hendel:
schwarzbraun, drittes Glied nur mittelgroß, nicht völlig rund.
Größe: 11/, mm. — Aust., Suec., Norv. — 2 St.
marginella Fall. $2
11. Schenkel gelb oder fast ganz gelb. Mesopleuren meist nur in der
unteren Hälfte schwarz.
Größe: 1*/, bis 31/, mm. — Eur., Madeira, Amer. sept. — 95 St.
e flavoscutellata Fall. $Q
(syn.: scutellata Meig., notata Meig., vitripennis Meig,,
incisa Macq., ?confinis Meig., ?Scolopendri Rob.-Desv.
— elegans Gour., flava Doubleday)
— Schenkel mit # ausgedehnten Verdunkelungen an der Basis und
jenseits der Mitte, bis ganz schwarz mit gelben Spitzen. — Meso-
pleuren höchstens im oberen Drittel noch gelb.
Größe: 21/, bis 31/, mm. — Eur., Amer. sept., Groenl. — 250 St.
praecox Meig. dd _°——
(syn.: macuhipes Brull& et Zett., Zetterstedti Schin.)
12. Härchen zwischen den or-Borsten und dem Stirnaugenrand auf-
recht oder nach oben gebogen. 13.
— Öbige Härchen nach vorn gebogen oder fehlend. 15.
13. Hüften und Beine ganz weißlichgelb. Borsten und Haare der
Fliege rötlichgelb. Backen hinten ?/, eines Auges hoch. Wangen
breit. — 3+1 de. — prsc fehlend. Stirn vorn 21/, bis 5mal
so breit wie ein Auge. 14.
— Hüften und Schenkel braun. Schenkelspitzen, Schienen u. Füße
bleichgelb. Borsten u. Haare schwarz. Thoraxrücken in der Zentral-
region vorn bis hinten ganz braunschwarz, grau bestäubt. Hinter-
leib dunkelbraun. Backen hinten ?/, eines Auges hoch. Wangen
linear. Stirne.oben zweimal, vorne 1?/, mal so breit wie ein Auge
4+ 1 de. — prsc vorhanden.
Größe: 15/5 bis 2!/, mm. — Aust., Germ., Fen., Gall., Holl., — 21 St
X ylostei Rob.-Desv. $2 (syn.: Lonicerae Bri., aprilina Gour.)
14. Stirn paFallelrandig, 21/, bis 2°/, mal so breit wie ein Auge. Gesicht
nicht blasig. "Thoraxrücken schwefelgelb, mit drei schwarzen,
grau bestäubten Längsstriemen in der Mitte, die nur vorne zu-
sammenhängen und hinten das Schildchen nicht erreichen. — Sterno-
und Hypopleuren mit schwarzem Zentralfleck. Oberer Hinter-
kopf mit Ausnahme des Augenrandes ganz schwarz. |
Größe: 17/, bis 2 mm. — Aust.,‘Germ., Holl., Mor., Angl. — 88.
tridentata Loew SR
— Stirne nach vorne hin verbreitert, oben dreimal, vorne beim d
41/,—5 mal, beim 2 31/,—4 mal so breit wie ein Auge. Gesicht,
namentlich beim 3, blasig aufgetrieben. Thoraxrücken mit drei
rostgelben, grau bestäubten Längsstriemen wie oben beschrieben.
Pleuren ganz gelb. Oberer Hinterkopf nur mit einem quadratischen
schwarzen Flecke über dem Halse. |
Größe: 2 mm. — Germ., Angl., Hib. — 5 S8t.
populicola Halid. SQ (syn.: Populi Kalt.)
!
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). 155
15. Fühlergruben unten durch ein hohes Epistom vom Mund-
16.
höhlenrande entfernt. Härchen zwischen or und Stirnaugen-
rand fehlen. Nur eine de hinten am Thoraxrücken stark entwickelt,
vor derselben eine Reihe von sieben Borstenhärchen. — Kopf
im Profile zweimal so hoch wie lang, besonders die Backen hoch
und dabei kurz. Gesicht zurückweichend. Zentralregion des
Thoraxıückens zusammenhängend schwarz, wie die schwarzen
Flecken der Pleuren dicht weißgrau bereift. Vor dem Schilde
ein gelber Fleck. Hinterleib dunkelbraun. Flügel leuchtend
milchweiß.
Größe: 21/,mm. — Hisp. — 1 St. Morenae Strobl 2
Fühlergruben unten am Mundhöhlenrande auslaufend. Härchen
zwischen or und Augenrand deutlich sichtbar. — 3+1 de. —
Kopf höchstens 11/, mal so hoch wie lang. Flügel hyalın, nicht
milchig. 16.
Stirne und die wulstigen Wangen auffällig breit — um den Durch-
messer des dritten Fühlergliedes über die Augen vorstehend.
Backen hinten so hoch wie der lotrechte Augendurchmesser.
Zentralregion des Thoraxrückens mit drei scharf isolierten
schwarzen, weißgrau bestäubten Längsstriemen, deren mittlere
hinten stärker abgekürzt ist als die zwei seitlichen. — Drittes
bis sechstes Abdominaltergit mit in der Mitte unterbrochenen
Querreihen schwarzer Punkte hinter dem Vorderrande. Drittes
Fühlerglied ganz gelb.
Größe: 31/,mm. — Germ. — 2 St. pulchra n.sp. 2
Stirne und Wangen höchstens als-schmaler Ring vor den Augen
sichtbar. Backen hinten etwa !/, eines Auges hoch. Drittes Fühler-
glied am Vorderrande & gebräunt. Hinterleib einfarbig gelb. 17.
Thorax samt Schild ganz gelb. Schüppchen gelb gerandet und
gewimpert. Dritte L.-Ader im Verlaufe sehr deutlich zur vierten
hin gebogen. s
Größe: 21/),mm. — Aust. — 3 St.
ochracean. sp. (syn. analıs Schin.)
Zentralregion des Thoraxrückens zusammenhängend schwarz,
matt bräunlichgrau bestäubt, vor dem Schilde nicht gelb. Pleuren
des Thorax schwarz gefleckt, Metanotum schwarz. Schüppchen
schwärzlich gewimpert. Dritte L.-Ader gerade.
Größe: 3 mm. — Aust., Germ., Angl., Suec. — Am. sept. — 5 St.
analis Zett. Q (syn.:terminalis Becker, rufescens v. Ros.)
Schenkel ganz oder doch vorherrschend gelb, höchstens dorsal
mit braunen Striemen oder Flecken. LE
Schenkel schwarz und höchstens nur an der Spitze gelb. 25.
. Fühler ganz gelb, höchstens das dritte Glied # verdunkelt, aber
nie schwarz. 2.
— Fühler schwarz, wenigstens das dritte Glied. Beine vorherrschend
gelb. 24.
7. Heft
156 Friedrich Hendel:
20. Laterallängsstrieme des Thoraxrückens, d. i. Schulter, Sutural-
depression und sa-Gegend — breit gelb» Wangen und Stirne
vorne über die Augen vorstehend. Backen hinten sehr breit. 21.
— Lateralregion des Rückens wie die Mitte ebenfalls von schwarzer
Grundfarbe, grau bestäubt. — Wangen und Stirne vorne nicht
über die Augen vorstehend. Backen von mittlerer Breite. 23.
21. Härchen zwischen or und Stirnaugenrand nach oben gebogen.
4-+1de.
Siehe No. 13. X ylostei Rob.-Desv.
— Härchen am Stirnaugenrand nach vorne gebogen; 3 + 1de. 22.
22. Pleuren oberhelb der st-Naht gelb, nur die Mesopleuren unten
mit kleinem braunen Längsstreifen. Zentralregion des Thorax-
rückens und Schild schwarz, sehr deutlich glänzend, nur schwach
graulich bereift. Axillarlappen des Flügels schmal, sehr flach-
bogig begrenzt. — 1 ors+ 2 (seltener 3) or:.
Größe: 2—3!/, mm. — Aust., Germ., Holl., Angl., Dan., Scand.,
Fenn., Hung., Hisp. — 30 8t. flavicornis Fall. SQ
— Pleuren bis zur Notopleuralnaht aschgrau, ebenso die ganz matte
Zentralregion des Thoraxıückens und des Schildchens. Axillar-
lappen des Flügels von normaler Breite. — 2 ors und 3 (seltener 2)ori.
Größe: 2°%/,—3 mm. — Europ., Aegypt., Madeira. — Am. sept.
— 20 St. rufipes Meig. $2
(syn.: sulphuripes Meig., ruficornis Zett., flavi-
cornis Beck., Meland., bistrigata Strobl, femoralis Bri.)
23. Augen nackt. Stirne vom Scheitel bis zu den Fühlern gemessen
so lang wie oben breit. Beide ors nach oben gebogen. Das Basal-
glied des Ovipositors ist so lang wie der Hinterleib und mit Aus-
nahme der Wurzel zylindrisch.
Größe: 2—21/, mm. — Hiervon }/, bis ?/; mm auf die Legeröhre. —
Aust., Germ., Suec., Norv., Lapp., Gall., Rom. — 15 St.
varipes Macqu. Z® (syn. stylata Meig., femoralis Zett.
Rhinanti Kalt.).
— Augen sehr dicht und auffällig behaart. Stirne bis zu den Fühlern
gemessen nur ?/, der oberen Stirnbreite lang. Nur die 1. ors nach
oben, die zweite schon teilweise mit nach einwärts gebogen. Basal-
glied des Ovipositors kurz und konisch.
Größe: 21/,—21/, mm. — Aust. — 2 St. dasyops n. sp. SQ
24. Thoraxıücken matt aschgrau bestäubt. — acer. schütter, zwei-
zeilig, nur vorne sichtbar. Arista zweimal so lang wie die Fühler,
in der Wurzelhälfte auffällig v erdickt. Erstes und
zweites Fühlerglied, Schultern und Oberrand der Mesopleuren rost-
gelb. Rand und Wim ‚pern der Schüppchen hellfarbig.
Größe: 11/,—21/; mm. — Aust., Hung., Rom., Germ., Hist,, =
12 St. "lavofemorata "Strobl dR
— Thoraxrücken lebhaft glänzerd schwarz, Lateralregion desselben
und auch die Pleuren oberhalb der st-Naht zitrongelb. — ac.
dich ‚ rauh, unregelmäßig sechszeilig, bis hinten reichend. — Arista
nur 11/, mal so lang wie die Fühler, im Basaldrittel etwas ver-
28a.
. Fühler gelb oder rotgelb, höchstens das dritte Glied etwas dunkler.
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). 157
diekt. Hinterleib gelb. Schüppchen gelb, Wimpern bräunlich.
Größe: 2!/), mm. — Dalm. — 1 St. dorsata n.sp. S
Taster an der Spitze auffällig spatelig verbreitert. Fühlergruben
oberhalb des Mundhöhlenrandes endend, von diesem durch ein
spitzes Epistom getrennt. Vibrissen kaum entwickelt. Stirne
gewölbt, vorne erheblich vorstehend, Gesicht nach unten hin
auffällig zurückweichend. Augen im Profile so lang wie hoch.
Größe: 3!1/, mm. — Germ., Dalm., Sie., Hisp. — 10 St.
gymnostoma Löw $% (syn.: algeciracensis Strobl)
Taster normal. Fühlergruben unten am Mundrande auslaufend.
Vibrissen deutlich entwickelt. 26.
5.
Fühler schwarz, mindestens das dritte Glied. 29.
. Die Härchen zwischen or-Borsten und Stirnaugenrand nach
oben gebogen. 4-+ 1 de-Borsten, nach vorne hin an Größe stark
abnchmend. Siche No. 13. X ylostei Rob.-Desv.
Härchen am Stirnaugenrande mit den Spitzen nach vorne ge-
bogen. 3+1 de. 28,
acr.-Härchen des Thorax zweizeilig geordnet. Lateralstreifen
des Thoraxrückens mit der Zentralregion gleichfärbig matt grau.
Dritte L.-Ader des Flügels gerade 28a.
acr. unregelmäßig stehend, vorne ca. drei bis vier Härchen in
einer Querreihe. Seitenstreifen am Thoraxrücken oberhalb
der n.-Naht gelb Drittes Fühlerglied rund. Stirne und Wangen
im Profile nicht vortretend.. — 1. ors fehlend oder nur
schwach vorhanden. acer. unregelmäßig gereiht, vorne etwa
drei bis vier Härchen in einer Querreihe. Schüppchen dunkel-
braun gerandet. Dritte E.-Ader allmählich abwärts gebogen,
mit der vierten weniger divergierend.
Siehe auch No. 37. albiceps Meig.
Drittes Fühlerglied abgerundet rechteckig, ca. 1!/, mal so lang
wie breit. Stirne und Wangen vorne auffällig über die Augen
vorstehend. Gesicht gerade zurückweichend. Zwei gleichstarke
ors. Scheitelplatten hinten und vorne ziemlich gleich breit.
Größe: 2°/;, mm. — Aust., Germ., Holl., Ross. mer., Hisp., Syr.
— 28 St. Orobanchia Kalt. $2 (syn.: simillima Strobl —
longicornis Czerny)
Drittes Fühlerglied rund. Stirne und Wangen nur als schmaler
Ring vor den Augen sichtbar. Gesichtslinie im Profile mit winkelig
- vortretendem Mundrande. Erste ors kürzer als die zweite und
29.
weiter einwärts gerückt. Scheitelplatten vorne plötzlich verjüngt.
Größe: 11/,—2 mm. — Germ., Austr., Holl. CUytisi Brischke $
Thorax, Schild und Hinterleib glänzend schwarz. Beine ganz
schwarz. Kopf gelb, Fühler, Taster, Stirnorbiten und Ocellenplatte
schwarz.
Größe: 1?/;, mm. — Aust. — 1 St. [ulgens n.sp. 2
Thorax und Schild # matt grau bestäubt, 30.
7. Heft
158 Friedrich Hendel:
30. acr.-Härchen am Thoraxrücken zwischen den vorderen de-Borsten-
paaren unregelmäßig in drei bis sechs Längsreihen stehend, nach
hinten zu spärlicher werdend. 31.
— acr.-Härchen fehlen ganz oder sind in zwei Längsreihen geordnet
vorhanden. 5
31. Zwei ors vorhanden, von denen die erste oder die hintere mindestens
- so stark und so lang wie die zweite ist. 32.
— Wenn die erste oder hintere ors überhaupt vorhanden ist, so ist
sie deutlich schwächer und kürzer als die zweite. 34.
32. Schulter und die übrige Lateralregion des Thoraxrückens bleich-
gelb. Schildehen in der Mitte mit oder ohne Spuren von Gelb.
Vorderhüften wenigstens an der Spitze gelb. Drittes Fühlerglied
+ beilförmig am Ende.
Siehe No. 7. — Hisp. Hellebori obscurata n.subsp.
— Lateralstreifen des Rückens mit der Mitte gleichfarbig schwarz
oder höchstens lederbraun. Schild stets ganz schwarz, auch die
Vorderhüften. Drittes Fühlerglied rund 33.
33. Dritte und vierte L.-Ader stark nach außen hin divergierend,
vierter Flügelrandabschnitt deutlich länger als der dritte. —
Suturaldepression des Rückens lederbraun, Schulterbeule unten
ockergelb. — acr.-Härchen kurz. Stirne oben 1'/, mal so breit
wie ein Auge. Basalglied des Ovipositors so lang wie das sechste
Tergit, dieses (2) in der Mitte ohne Vertiefungen.
Größe: 2 mm. — Aust., Germ., Holl., Ang. — Am. sept. — 17 St.
Aquilegiae Hardy 3'2 (syn.: nigra Curtis)
— Dritte und vierte L.-Ader nur schwach nach außen divergierend,
dritter und vierter Randabschnitt des Flügels fast gleich lang.
Thoraxrücken auch im ganzen Seitenstreifen schwarzgrau. —
acr.-Härchen rauh. Stirne oben zweimal so breit wie ein Auge.
Basalglied des Ovipositors verlängert, sechstes Tergit (2) in der
Mitte mit zwei punktförmigen Vertiefungen.
Größe: 32/,—4/;, mm. — Aust., Germ. — 18 St.
affinis continua n.subsp. SQ
34. Dritte L.-Ader gerade und mit der vierten stark nach außen hin
divergierend. 35.
— Dritte L.-Ader des Flügels gegen die Mündung allmählich nach
abwärts gebogen, mit der vierten daher nur schwächer diver-
gierend. 36.
35. Die ganze Lateralregion des Thoraxrückens und der Oberrand
der Mesopleura weißlichgelb. Schüppchen hell gerandet und
höchstens ockergelb gewimpert. — aer. nicht ganz regelmäßig
zweizeilig, etwas hinter die zweite de-Borste zurückreichend.
Härchen im ia-Streifen einzeilig. — Zweiter Flügelrandabschnitt
etwa zweimal so lang als der vierte.
Größe: 11/;—1?/, mm. — Aust., Germ. — 8 St.
Pauli-Loewii n.sp. SQ
— Lateralregion des Rückens kaum heller als die Zentralregion,
nur <die Schulterbeule unten ockergelb. Mesopleura oben nur
36.
37.
38,
Die palüarktischen Agromyziden (Dipt.). 159
“ schmal gelb gerandet. Schüppchen bräunlich gerandet und dunkel-
braun gewiipert. — acer. vorne unregelmäßig drei bis fünf neben-
einander, hinten bis zur ersten de-Borste zurückreichend. Härchen
im a-Streifen mehr als einreihig. — Zweiter Flügelrandabschnitt
etwa dreimal so lang wie der vierte.
Größe: 1°/,—2!/,; mm. — Aust., Germ., Holl., Angl., Fen. — 72 St.
Angelicae Kalt. 32
Beine einfärbig schwarz. Lateralregion des sonst matt dunkel-
grauen Thoraxrückens und ein schmaler Streifen oben an den
Mesopleuren weißgelb. — acr. vorne unregelmäßig 7 bis 8, hinten
schütterer und bis zur ersten de zurückreichend. Schüppchen
dunkel gewimpert. Wangen schmal. Gesicht so hoch wie breit.
Stirne oben zweimal so breit wie ein Auge.
Größe: 21/, mm. — Germ., Holl.
Aconiti n.sp. 2 (syn. albiceps Brisch. p. p.).
Schenkelspitzen, besonders deutlich die vorderen, abgesetzt
bleichgelb. — acr. Schütterer. 36a.
„Außer der ganzen, scharf abgesetzten Lateralregion des Thorax-
rückens (Schulter, Suturaldepression und sa-Gegend) ist auch
noch etwa die obere Hälfte der Mesopleuren bleich-
gelb. 37.
Mesopleuren oben nur schmal gelb gesäumt. Nur der
Schultercallus mit Ausnahme eines dunklen Zentralfleckes oder
nur an der Unterseite gelb. — Suturaldepression und sa-Gegend
bloß unauffällig lederbraun. 38.
Stirne oben zweimal, vorne 1!/, mal so breit wie ein Auge, Ge-
sicht breiter als hoch, Wangen ein Sechstel des Gesichtes
breit, deutlich abgesetzt. Thorax oben matt aschgrau
bereift. Füße und vorherrschend auch die Schienen dunkelbraun.
acr. vorne unregelmäßig drei bis vier, hinten etwa zweizeilig
und enden in der Regel hinter der zweiten de.
Größe: 1°/,—2!/, mm. .— Eur. — Am. sept. — 84 St.
albiceps Meigen 2
(syn.: geniculata Brulle, Sonchi Rob.-Desv., bipunctata
Loew, fallaciosa Brisch. p.p., flavoantennata Str.)
Stirne oben 1!/, mal, vorne so breit wie ein Auge, Gesicht höher
als breit. Wangen linear. Thorax oben mit noch sichtbarem
Glanze. Schienen und Füße vorherrschend bleichgelb. aer.-
Härchen dichter gestellt, vorne unregelmäßig fünf bis sechs, hinten
langsam schütterer und bis zur ersten de zurückreichend.
Größe: 21/,—2°/, mm. — Aust., Germ., Holl., Gall., Fen. — 52 St.
Lappae Gour. SQ
(syn.: albiceps Scholtz, Arctii Kalt., Senecionis Kalt.,
fallaciosa Bri. p.p., femoralis v. Ros.)
Schüppchen hell gewimpert. Schienen und Füße vor-
herrschend bleichgelb. Nur eine ors vorhanden. Humeralcallus
bleichgelb, mit dunklem Zentralfleck. Vierter Flügelrandabschnitt
1!/, bis 12/; mal so lang wie der dritte,
7. Heft
160
39.
40.
41.
42.
43.
Friedrich Hendel:
Größe: fast 2 mm. — Aust., Germ., Fen. — 3 $t.
Solidaginis n.sp. SQ
Schüppchen dunkel gewimpert. Schienen und Füße vor-
herrschend dunkelbraun. — Zwei ors vorhanden, wovon die erste
nur ausnahmsweise fehlt. Vierter und dritter Randabschnitt des
Flügels annähernd gleichlang. 39.
Schulterbeule nur am Unterrande ockergelb gefärbt. Thorax-
rücken mit Seifen- bis Fettglanz. — acr. drei bis vier in einer
Querreihe, hinten vor der ersten de endend.
Größe: 2—2!/, mm. — Aust., Germ., Gall., Holl. — 65 St.
Sphondylii Rob.-Desv. $Q
(syn. nigra Gour., Heraclei Kalt., albiceps Hardy)
Schulterbeule bis auf einen dunklen Zentralfleck ganz ockergelb.
Thorax ganz matt gelbgrau bereift. — acer. fünf bis sechs in einer
Querreihe, bis zur ersten de-Borste zurückreichend.
Größe: 2°/; mm. — Aust. — 1 St. Campanulaen.sp. &
Drittes Fühlerglied elliptisch verlängert, 11/, mal so lang wie breit
41
Drittes Fühlerglied so lang wie breit oder nur unbedeutend länger
als breit, in diesem Falle sind aber acr. vorhanden. 43.
acr. zweizeilig vorhanden. Zwei ors von mindestens gleicher Länge
und Stärke und zwei ori. Siehe im übrigen Punkt 62.
cineracea n.sp.
acr. fehlen vollständig. Stirn und Wangen stehen im Profil vorn
erheblich über die Augen vor. Lateralstreifen des Thoraxrückens
mit der Zentralregion gleichfarbig grau, nicht gelb 42.
Nur eine ors und eine ors vorhanden. Stirne etwa zweimal so breit
wie ein Auge. Zweiter Kostalabschnitt 3!/, mal so lang wie der
dritte. -
Größe: 1?/, mm. — Aust., Germ. —8 St. facialis Kaltenb. $2
Zwei ors und zwei ori vorhanden, ‘die erste ors ist an der Wurzel
im Verhältnis zur zweiten auffällig einwärts gerückt, die zweite
ors ist nach auswärts gebogen. Stirne oben dreimal so breit wie
ein Auge. Zweiter Kostalabschnitt fünfmal so lang wie der dritte.
Größe: 2—2°/,mm. — Germ., Hisp., Syr. — 7 St.
spoliata Strobl IQ
Augen dicht behaart. Zweiter Kostalabschnitt 1—1!/, mal so
lang wie der Abstand zwischen den Mündungen *der zweiten
bis vierten L.-Ader. Backen in der Mitte !/, eines Auges hoch.
acr.-Härchen zweizeilig, schütter. — Arista in der Wurzel 1,
zylindrisch verstärkt, im Endteil haardünn. Sechstes Tergit
des Hinterleibes bei $ und ® verlängert. Dritte L.-Ader beinahe
gerade. — Stirnstrieme hier und da ledergelb verdunkelt. Schenkel
schwarz mit abgesetzten gelben Spitzen. Schüppehen dunkel-
braun gewimpert.
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). 161
Größe: 1%/,—2!/; mm. — Aust., Germ., Angl., Fen., Suec., Norv.,
Lapp. — 50 St. nigra Meig. 32
(syn.: nigritula Zett., fuscula Zett., albiceps Strobl p. p., obscuri-
frons Strobl.)
— Augen nackt oder nur sehr zerstreut behaart. 44,
. Lateralregion des Thoraxrückens und Oberrand der Pleuren
bleichgelb. 44a.
— Lateralstreifen des Metanotums nicht gelb. Beide ors gleich-
stark oder die erste ors stärker und beide nach oben gebogen. 45.
44a. Große Art: 3mm. — Zweiter Kostalabschnitt doppelt so lang
wie der zwischen den Mündungen der zweiten bis vierten L.-Ader.
— Dritte L.-Ader gebogen. — Drittes Fühlerglied groß, etwas
länger als breit, abgerundet rechteckig, auffällig lang pubesziert,
ebenso die Arista, Beide ors nach außen gebogen und merklich
weiter innen stehend als die drei orz, die erste ors etwas schwächer
als die zweite. — acr. zweizeilig, sechs bis sieben in jeder Längs-
reihe. — Helv. alpestris n. sp. 2
— Kleine Art: 11/, mm. — Zweiter Flügelrandabschnitt kürzer als
1!/, mal jener zwischen der zweiten bis vierten L.-Ader. — Dritte
L.-Ader gerade. — Drittes Fühlerglied rundlich, kurz pubesziert;
erstes und zweites gelb. Erste ors verkümmert, zweite aufgebogen
und nicht auffällig einwärts inseriert. — acr. zweizeilig, schütter,
etwa fünf in jeder Längsreihe. — Austr. Matricariae n.sp. &
Der Flügelrand zwischen der ersten und zweiten Längsader ist
etwa zweimal so lang wie der zwischen der zweiten und vierten bis
etwa dreimal so lang wie der zwischen der dritten und vierten
L.-Ader, — acr. zweizeilig geordnet, bis hinter die zweite de zurück-
reichend. Backen in der Mitte !/, eines Auges hoch.
Größe: 2°/;—3!/,; mm. — Europ. — Am. sept., Grönl. — Austral.
Formosa. — Etwa 500 St. affinis Fall. $2
(syn.: hiturata Brulle, nigricornis Macqu., syngenesiae
Hardy, lateralis Rob.-Desv., geniculata Schiner u. Strobl,
albiceps ‚Strobl u. Melander p.p.).
— Der Flügelrand zwischen der ersten und zweiten L.-Ader ist kürzer
46.
bis höchstens 11/, mal so lang wie der zwischen der zweiten bis
vierten L.-Ader und 1!/;mal bis höchstens zweimal so lang wie
der zwischen der dritten und vierten L.-Ader, — acr. zweizeilig
oder fehlend. 46.
Arista mindestens in der Wurzelhäfte erheblich und auffällig
verdickt und dann gegen das Ende hin allmählich an Dicke ab-
nehmend. acr. stets vorhanden. — Schenkel bis auf die gelben
Spitzen schwarz; ebenso sind die Fühler und Schultern, sowie
meist auch die Vorderhüften ganz schwarz. — Rand und Wimpern
der Schüppchen dunkelbraun bis schwarz.
Größe: 11/,—2!/, mm. — Aust., Germ., Holl., Hung., Boh., Curl.,
Angl., It. — Can. I. — Am. sept. — 39 St. crassiseta Zett. SQ
(syn.: Veronicae Kalt.)
Archiv für Naturgeschichte
1918 A. 7. 11 7. Hen
163 - Friedrich Hendel:
-—— Arista höchstens nur im Wurzeldrittel etwas und nicht auffällig
verstärkt, sonst haardünn oder auch allmählich gegen die Spitze
hin verdünnt. 4.
47. Vorderhüften schwarz. — acr. vollständig fehlend. Taster und
. - Fühler schwarz. Rand und Wimpern der Schüppchen dunkel-
braun. Zweite und dritte Flügellängsader gelb.
Größe: 2—2'/;mm. — Eur. — Can. I. — Am. sept. — Formosa.
Etwa 400 St. atricornis Meig. 52
| (syn.: lateralis Fall: p.p., geniculata Macqu., Zett.,
Rob.-Desv., nigricornis Hardy, horticola Gour., Tropae-
oli Duf., Fediae Kalt., Linariae Kalt., Pisi Kalt.,
albiceps Kalt. p. p., Strobl p- P-; Chrysanthemi Kowarz,,
subaffinis Malloch.)
— Vorderhüften am Ende breit gelb. — Rand und Wimpern der
Schüppchen weißlich bis gelb. — Zweite und dritte L.-Ader des
Flügels dunkelbraun? — Erstes und zweites Fühlerglied ganz
gelb cder wenn verdunkelt, so doch am Innenrande teilweise
a - 48,
48. Taster pechbraun bis schwarz. Flügelrandabschnitt von "da
ersten bis zweiten L.-Ader deutlich länger als der zwischen der
zweiten bis vierten L.-Ader. — acr. deutlich zweizeilig, in etwa
vier Paaren bis zur zweiten de nach rückwärts reichend. Hinter-
leib an den Seiten häufig ausgedehnt gelb gefärbt.
Größe: 1%/,—2!/, mm. — Eur. — Can. T- Mad., — Am. sept. —
Etwa 300 St. tenella Meig. 9
(syn.: fasciata Meig., zonata Zett., pullula Zett., Schin.,
Strobl p.p., genualis Loew, ?Clematidis Kalt, Nlavı-
coxa Strobl. )
— Taster gelb. Flügelrandabschnitt zwischen der ersten bis zweiten
zweiten L.-Ader kürzer oder so lang wie der zwischen der zweiten
bis vierten, selten ein wenig länger. — acr. fehlen oder es sind
nur einige wenige verstreute Härchen vorne vor der Naht
sichtbar.
Größe: 19/,—22/, m mm. — Aust., Germ., Holl., Gall. — 18 St.
Plantaginis Rob.-Desv. 59
49. Schwinger schwarz. Nur zwei de-Borsten hinter der Thorax-
quernaht vorhanden. Ganz und gar schwarze Art; Thorax und
Hinterleib, sowie das scharf ausgeprägte Ocellendreieck, dessen
Spitze bis über die Stirnmitte vorreicht, glänzend. Schüppchen
weiß, weißlichgelb gewinpert. Flügel milchweiß schimmernd,
Adern dunkelbraun.
Größe: 11/, mm. — Aust. — 1 St. ’
Ophiomyia aeneonitens Strobl!)
— Schwinger hell, we'ßlich, gelblich bis ockerfarbig. — 3+1 de
Borsten vorhanden. 50.
!) Diese Art wurde nur für den Fall hier erwähnt, wenn“sie beim Be-
stimmen irrtümlich für eine Phytomyea gehalten würde, wie es Strobl tat.
50.
a
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). 163
Fühler, Gesicht, Wangen, Backen, Thoraxpleuren, Hüften und
Schenkel hellgelb. Thoraxrücken und Schild lebhaft glänzend
schwarz. Schenkel in der Spitzenhälfte schwarzbraun. — Erster
Kostalabschnitt des Flügels nur 1!/, mal so lang wie der zweite.
— Backen hinten tief herabgeserkt, !/, eines Auges hoch. Zwischen
Fühlergruben und Prälabrum ein hohes Epistom eingeschoben.
Größe: Kaum 1!/;, mm. — Aust. — 1 St. heteroneura n.sp.?
Fühler, Kopf, Thorax und Beine schwarz cder doch dunkel ge-
färbt, höchstens die Schenkelspitzen gelb. 51.
. Drittes Fühlerglied oben konkav, vorne mit scharfer Spitze.
Die zweite L.-Ader mündet näher der Flügelwurzel als die fünfte.
— Hintere Querader vorhanden, aber die zweite Basalzelle ist
oben und außen offen, die abschließenden Adern fehlen, so daß
die zweite Basalzelle mit der Diskalzelle zusammenfließt.
Siehe Gen. 12. Pseudonapomyza atra Meig. SQ
Vorstehende Merkmale vereint nicht vorhanden. 52.
Flügel ausgesprochen rauchbraun tingiert, am Vorderrande inten-
siver. Nur eine ors; drei ori. — Vorderstirne und die leistigen
Wangen über die Augen vorstehend. Drittes Fühlerglied länger
als breit. Thoraxrücken und Schild vorherrschend glänzend schwarz,
mäßig graulich bereift. Alle Schenkelspitzen und Schienen-
wurzeln gelb oder gelbrot. Schüppchen hell gerandet und ge-
wimpert.
Größe: 31/,—4!/;mm. — Aust., Germ., Holl,, Dan., Scand.,
Fen., Angl., Helv., It., Bos. — 45 St. nigripennis Fall. 5?
Flügel nicht intensiv braun tingiert. 53.
Hinterleib ausgesprochen gelb, mindestens in der Wurzelhälfte. 54.
Hinterleib nicht direkt gelb gefärbt (exelus. Bindehaut) 55.
Größere Art, 3—3%/, mm. — Schienen und Füße bleichgelb.
Hinterleib ganz wachs- oder ockergelb, nur das sechste oder
höchstens auch noch das fünfte Tergit braun. — Zweiter Flügel-
- randabschnitt dreimal, vierter etwa gerade so lang wie der dritte.
— Im Profile verhält sich die Höhe des Kopfes zur Länge wie
12/, :1, die Gesichtslinie ist lotrecht, mit vorspringendem Mund-
rande.
Größe: 3 mm und etwas mehr. — Aust., Germ., Suec., Dan. —
Amer. sept. — 48 St. abdominalis Zett. 2°
(syn. Hepaticae Frauenf., ?bicolor Coqu.)
Kleinere it 1?/;—2!/; mm. — Schienen und Füße schwarzbraun.
Am Hinterleibe sind zwar die ersten drei Tergite wachs- oder
ockergelb, haben aber dorsal braune Medianflecke oder solche
Vorderrandbinden. — Zweiter Flügelrandabschnitt 4!/, mal, vierter
etwa 1!/, mal so lang wie der dritte. — Im Profile verhält sich die
Höhe des Kopfes zur Länge wie 11/, :1; die Gesichtslinie weicht
nach unten zurück und “der Mundrand springt nicht vor.
Größe: 11/,—2!/, mm. — Aust., Alp. — 15 St.
Gentianae n. sp. SQ
®:11®. -7.: Heft
164 Friedrich Hendel:
55. Die dritte Flügellängsader ist im Mündungsabschnitte allmählich
zur Flügelspitze hin gebogen und bildet also einen nach vorne
hin konvexen Bauch in ihrem Verlaufe. Der Flügelrandabschnitt
zwischen der ersten und zweiten L.-Ader ist lang, der zwischen
der dritten und vierten kurz. — acr.-Härchen unregelmäßig
stehend, etwa fünf bis sechs Härchen in der Querreihe. 56.
— Die dritte L.-Ader ist in ihrem Verlaufe gerade, in ihrem Mün-
dungsabschnitte nicht zur Flügelspitze hinabgebogen, im Gegen-
teil hier und da zum Flügelvorderrande aufgebogen. 58.
56. Schenkel und Schienen ganz einfarbig schwarz. Fühler schwarz,
drittes Glied groß. Ganz schwarze Art, Thoraxrücken nur schwach
glänzend. Flügelwurzel und Pleuralnähte des Thorax kontrast-
los braun. Lunula niedriger als !/, der Stirnstrieme vor dem
vordersten Ocellus. Zweiter Flügelrandabschnitt viermal so
lang wie der dritte.
Größe: 3 mm. — Aust., Oro. — 8 St. melanosoman.sp. dQ
— Schenkelspitzen, dann Schienen und Füße zum Teil wenigstens,
oft vorkerrschend bleich- bis ockergelb. Flügelwurzel und Pleural-
nähte des Thorax abstehend bleichgelb. Lunula über l/, der Stirn-
strieme vor dem vordersten Ocellus hoch. 57.
57. Backen hinten %/, eines Auges hosh. — acr.-Härchen vorne und
hinten dicht gereiht, sechs bis sieben in einer Querreihe und nach
hinten zu bis hinter die erste de zurückreichend; auch im va-
Streifen stehen die Härchen dicht gereiht bis hinten. — Zwei
gleich»tarke ors und drei or”. — Nur die vörderen Schenkel-
spitzen gelb, die vier hinteren mehr rötlich und schmäler. Füße
alle schwarzbraun. Zweiter Kostalabschnitt viermal so lang wie
der dritte. — Dritte L.-Ader einer Geraden ziemlich nahe. Siehe
Punkt 70.
Größe: 3 mm; mehr robuste Art. Ileis Curtis.
— Back: n hinten weniger als 1/; eines Auges hoch. aer.-Härchen
vorne fünf bis sechs in einer Querreihe, nach hinten rasch
schütterer und noch vor der ersten de endend. — Dritte L.-Ader
deutlich der Länge nach gebogen 57a.
57a. Beide ors gleich lang und stark. Zweiter Kostalabschnitt 4 bis
41/, mal so lang wie der dritte.
Größe: 2 mm. 57b.
— Erste ors stets kleiner und schwächer als die zweite. — Fühler
mittelgroß, schwarz. Schienen und Füße in der Färbung variabel,
ockergelb bis dunkelbraun, vorn immer heller als hinten. Nur
die vordersten Schenkelspitzen deutlich kontrastierend bleich-
gelb, die vier hinteren weniger hell gefärbt. Lateralregion des
Those schwarz oder fast schwarz. — Zweiter Kostal-
abschnitt des Flügels 3—31/, mal so lang wie der dritte..
Größe: 2-3 mm. — Europ. — Mad., — Am. sept. — Groenl.
400 St. obscurella Fall. 39. (syn. Chaerophylii
Kalt., ?Helioseiadii Kalt.).
a) obscurella Fall. s. str.
b) Actaeae n. sp. biol.
60a.
I
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.) 165
57b. Fühler, alle Schienen und Tarsen und alle sechs Schenkelsp.tzen
hell ockergelb, drittes Fühlerglied relativ klein, nur am Außen-
rande gebräunt. Schulterbeule und Suturaldepression gelb-
braun. Flügel im Ganzen hyalin mit bräunlichen Adern. Augen
nackt.
Größe: 2 mm. — Aust., Germ. — 5 St. agromyzina Meig. 32
(syn.: similis Bri.)
Im Ganzen schwarze Art, nur die vorderen Knie gelblich. Flügel
sehr merklich grau tingiert, Adern mit Ausnahme der gelblichen
äußersten Wurzel schwarzbraun. Augen deutlich behaart.
Größe: 2 mm. — Germ., Holl. — 2 8t.
Milii Kalt. 52 (syn. cinereofrons Hardy).
. acr.-Härchen vorne zweizeilig der Länge nach geordnet oder an-
nähernd so stehend. 59.
acr.-Härchen vorne unregelmäßig mehrreihig. 63.
. Augen dicht behaart. Stirnstrieme höchstens auf lederbraun
verdunkelt. Drittes Fühlerglied rund. Alle sechs Schenkelspitzen
deutlich gelb. Zwei gleichlange ors. — Stirne vom Scheitel bis
zu den Fühlerwurzeln gemessen so lang wie oben breit.
Siehe Punkt 43. migra Meig.
Augen nackt oder fast nackt. Stirnstrieme dunkelrotbraun bis
schwarz. Höchstens die Vorderknie gelb. Stirne breiter alslang. 60.
Thoraxrücken und Schild ausgesprochen glänzend schwarz,
ohne oder fast ohne grauliche Bestäubung 60a.
Rücken und Schild deutlich sichtbar grau bestäubt, matt.
Die zwei acr.-Reihen sind einander bis auf !/, des de.- Querabstandes
oder auf weniger genähert 61.
Alle sechs Schenkelspitzen, besonders die vorderen hellgelb.
Flügelwurzel, Pleuralnähte und Bauchhaut des Hinterleibes
bleichgelb. Nur eine ors und eine ori vorhanden. Stirne und
Wangen nicht vorstehend; Gesichtslinie konkav, Mundrand
winkelig vorstehend. Drittes Fühlerglied groß, rundlich, Arista
zweimal so lang wie die Fühler. Lunula groß, so hoch wie die
Strieme bis zum vordersten Ocellus.
Größe: 1!/, mm. — Germ., Austr., Carn., Gall., Holl.
minuscula Gour. 32 (syn. Aquilegiae Rob.-Desv. nec Hardy).
Beine samt Knie ganz schwarz. — Flügelwurzel und Pleural-
nähte schwarzbraun. Flügel graulich hyalin. Der Mündungs-
abstand der ersten bis zweiten Längsader ist höchstes 1?/, mal
so lang wie der zwischen der dritten und vierten. — Beide ors
von gleicher Länge und Stärke und beide nach oben gebogen.
Im Profile treten Stirne und Wangen merklich über die Augen
vor; Gesichtslinie lotrecht und fast gerade. — Drittes Fühler-
glied mittelgroß, länger als breit, abgerundet rechteckig.
Arista kaum 1?/, mal so lang wie die Fühler, durch Pubeszierung
etwas dicker erscheinend. — acr. weiter als !/, des de-Borsten-
Querabstandes von einander entfernt.
Größe: 2 mm. — Aust. — 3 St. scotina n.sp. SR
7. Heft
166 Friedrich Hendel:
61. Erste ors viel schwächer und kürzer als die zweite oder ganz
fehlend. Drittes Fühlerglied groß, am Ende beilförmig verbreitert,
so lang wie dort breit. Gesicht im Profile stark konkav, Mundrand
und namentlich das Prälabrum auffällig vortretend; Stirne und
Wangen kaum merklich vor den Augen sichtbar. Vorderknie in
Schenkelbreite und Vorderschienen im Wurzeldrittel bleich-
gelb, an den vier hinteren nur rotbraun. Flügelwurzel und
Pleuralsäume bleichgelb. acer. vorne nicht ganz regelmäßig zwei-
zeilig geordnet.
Größe: 1Y/, mm. — Aust., Sil. — 15 St. melana n.sp. 82
— Beide ors mindestens gleichlang und stark oder die erste kräftiger
62.
62. Flügelwurzel und Pleuralnähte, sowie die Vorderknie deutlich
gelb. Drittes Fühlerglied ziemlich klein, abgerundet rechteckig,
etwas länger als breit, vorne aber nicht verbreitert. Gesicht im
Profile gerade, nach unten hin zurückweichend. Stirne oberhalb:
der Fühlerwurzeln etwas wulstig. Backen ?/, eines Auges hoch.
Leib aschgrau, heller und oft etwas bläulich gefärbt.
Größe: 21/, mm. — Aust., Germ. — 9 St. cineracean.sp.dQ
-— Flügelwurzel, Pleuralnähte und Vorderknie kontrastlos dunkel
rostbraun. Drittes Fühlerglied mittelgroß, an der Spitze etwas
beilförmig verbreitert, nicht länger als breit. Gesicht flach konkav,
unten samt Prälabrum nicht vortretend und nicht zurückweichend.
Stirne und Wangen im Profile etwas über die Augen vorstehend.
Backen höher als !/, eines Auges. Leib dunkelgrau.
Größe: 2 mm. —.Aust., Alp. — 3 St. grisescens n.sp. 2
63. Thorax, Schild und Scheitelplatten matt aschgrau bestäubt.
— Zwei gleichstarke ors, nach oben und außen gebogen, -vor-
handen. 64.
— Thorax, Schild und Scheitelplatten schwarz, mit‘ sehr merklich
vorherrschendem Glanze. — Rüssellabellen kurz und breit. Stirn
und Wangen im Profile nicht vortretend. 67.
64. Stirne und Wangen im Profile nicht über die Augen vorstehendt),
oben breiter als bis zu den Fühlern lang. Stirnstrieme vor
dem vordersten Ocellus nur so lang wie die Lunula hoch. —
Die vierte de ungefähr in der Querlinie der prsut und.ebensoweit
vor der Quernaht als die dritte de hinter derselben. — Drittes
Fühlerglied rund. Schenkelspitzen, auch die vordersten, nur
undeutlich schmal rotbraun. Mesopleuralnaht und Flügelwurzel
nicht gelblich, sondern kontrastlos dunkelbraun. _
Größe: 21/,—2!/, mm. — Aust. — 2 St. opaca n.sp. 32
— Mindestens die Stirne oberhalb der Fühler + wulstig
über die Augen vorstehend; Stirne vom Scheitel bis zu den Fühlern
1) Sind die Nähte an der Noto- und Mesopleuralnaht, dann die Flügelwurzel
und mindestens die Spitzen der Vorderschenkel hell bleichgelb, so können
Stücke der Napom. Xylostei Kalt. (siehe 11. Gen. Napomyza, Punkt 10% denen
die hintere Querader fehlt, in Betracht kömimen.
67.
68.
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). 167
mindestens so lang wie oben breit; Strieme vor dem vordersten
Ocellus stets merklich länger als die Lunula hoch. — Die vierte
de steht deutlich vor der Querlinie der prsut, die dritte de gleich
hinter der Quernaht. 65.
. Beine samt Schenkel ganz schwarz, auch die Spitzen der vordersten.
Pleuralnähte und Flügelwurzel dunkel. — aer. schon vor der
zweiten de endend, sa-Streifen hinter der Naht unbehaart, nackt.
Stirne und Wangen merklich wulstig über die Augen vorstehend,
letztere auch unterhalb der Augen breit. Backen hinten mehr
als 1/, eines Auges hoch. Thorax und Schild hell aschgrau. Lunula
weißlichgrau. Flügel graulich hyalın, schwach weißlich.
Größe: 2 mm. — Aust. — 10 St. cinerea n.sp. JR
Vorderschenkel mit rotgelben, die vier hinteren mit schmäleren
rötlichen Spitzen. Pleuralnähte und Flügelwurzel gelblich. —
acr.-Härchen erst hinter der zweiten de endend. Rüssellabellen
+ verlängert und zurückgeschlagen. 65.
). Stirne und Wangen im Profile neben und unter den Fühlern im
Gesichte leistigwulstig, etwa in der Breite des dritten Fühler-
gliedes über die Augen vorstehend. Backen !/, eines Auges hoch.
Rücken und Schild weißlich aschgrau bestäubt. Flügelleuchtend
milchweiß schimmernd. Schüppchen weißlich, gelblich gerandet
und gewimpert. Stirne oben mehr als !/, des Kopfes breit.
Größe: 3—31/;, mm.. — Aust., Germ., Holl., Suec., It., Graee.,
Hisp. — 52 St. albipennis Fall. 2
Stirne nur oben 'etwas wulstig, Wangen aber nur schmal zwischen
dem Gesichte und dem Augenrande sichtbar. Backen kaum
l/, eines Auges hoch. . Rücken und Schild dunkler und mehr
bräunlichgrau bestäubt. Flügel graulich hyalin, etwas weißlich,
aber nicht leuchtend. Schüppchen graulich, braun gerandet
und gewimpert. Stirne oben !/, des Kopfes breit.
Größe: Etwa 3 mm. — Aust., Germ. — 14 St.
evanescens n.sp. ZR
Beine samt Se ren einfarbig schwarz. — Zweiter Flügel-
randabschnitt etwa zweimal so lang wie der vierte. — Zwei gleich-
starke, kräftige ors vorhanden. Flügelwurzel, Fleckchen vor ihr
und Mesopleuralnaht unscheinbar schmutzig rostbraun.
Schüppchen schwarzbraun gerandet und gewimpert. 68.
Alle Schenkelspitzen abgesetzt gelblich oder wenigstens die
vordersten; die hinteren dann rötlich. — Zweiter Flügelrandab-
abschnitt stets mehr als zweimal so lang wie der vierte. — Flügel-
wurzel, Fleckchen vor ihr und Pleuralnähte kontrastierend bleich-
gelb. Schüppchen braun gerandet und gewimpert. 69.
Drittes Fühlerglied rund, vorne zart dunkel pubesziert. — Dritte
de gleich hinter der Rückenquernaht, vierte weiter vor derselben
und vor der Querlinie der prsut: — Backen hinten nur !/, eines
Auges hoch. Gesicht konkav, Mundrand vorstehend.
Größe: 2-—21/, mm. — Aust., Germ., Scand., Lapp., Fen., Angl.,
Hisp., Sard. — Am. sept., Groenl. — 32 St. nigritella Zett. Ei
l. Heft
168
69.
70.
Friedrich Hendel:
Drittes Fühlerglied oval, merklich länger als breit, dicht und
abstehend hell gelblichgrau pubesziert. — Dritte und vierte de-
Borste von der Quernaht gleichweit entfernt, letztere in der
Querlinie der prsut stehend. Backen hinten 3/, eines Auges hoch.
Gesichtslinie fast gerade, Mundrand nicht vorstehend.
Größe: 11/, mm. — Aust. — 1 St. pubjcornis n.sp. &
Beide ors von gleicher Länge und Stärke und beide nach oben
und + nach außen gebogen. Backen etwa !/, eines Auges hoch.
Thoraxrücken noch merklich dunkelgrau bereift. Füße schwarz-
braun. 70.
Erste ors kürzer und schwächer als die nach oben gebogene zweite
oder auch ganz fehlend. Backen erheblich niedriger als ?/, eines‘
Auges. Füße rostgelb bis rot; alle Schienen an beiden Enden,
besonders die vordersten, gelb. Alle sechs Schenkelspitzen gelb,
die vier hintersten hier und da mehr rötlich. Thoraxrücken
und Schild glänzend schwarz, kaum merklich bereift.
Größe: 1?/,—2 mm. — Curl., Aust., Hung. — Can. I. — 21 St.
obscura n.sp. 52
acr.-Härchen hinter der Naht nicht nebeneinander stehend, bis
hinter die erste de zurückreichend. Im :a-Streifen stehen die
Härchen hinter der Naht ebenfalls dicht, etwa fünfreihig, —
Vierter Flügelrandabschnitt höchstens !/;, des zweiten lang —
Schenkelspitzen und Schienenwurzeln + deutlich gelblich oder
rötlich. Siehe auch Punkt 57.
Größe: 21/,—3 mm. — Aust., Germ., Gall., Holl., Angl. — ?Am.
sept. — 5 St. Ilieis Curtis 2 (1846)
(syn.: Aquifolii Gour., Ilicis Kalt., obscurella Weyen-
bergh, ?xliescola Loew)
acr.-Härchen hinter der Naht nur schütter, schon hinter der
zweiten de-Borste endend. za-Streifen hinter der Naht beinahe
nackt, unbehaart. — Vierter Flügelrandabschnitt größer als
Un des zweiten. Alle sechs Schenkelspitzen gelblich.” Schienen
und Füße schwarzbraun, nur die Vorderschienen an der Basis
elblich.
Größe: 2 mm. — Aust., Germ., Gall., Holl., Angl. — 10 St.
Primulae R.-D. $? (syn.: nigra Hardy et Walk.
14. Gens Cerodonta Rond.
Zwischen den de-Borsten des Thoraxrückens sind zwei- bis mehr-
zeilige acr. deutlich entwickelt.
acr. fehlen vollkommen. Nur eine n und drei or vorhanden. Drittes
Fühlerglied eiförmig verlängert, oben vorne mit nadelförmigem
abgesetzten Dorne. 1.
. Mesopleuren vorherrschend gelb, nur unten braun. Schild oben
in der Mitte gelb.
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). 169
— Mesopleuren schwarz, nur oben schmal gelb gerandet. 'Thorax-
rücken ganz schwarz, Schild ebenfalls oder höchstens oben
mit Spuren von Braun längs der Mitte. Taster schwarz, Schienen
und Füße dunkel gefärbt.
Größe: 2—2"/,mm. — Aust., Germ., Hung., Hisp.
denticornis nigroscutellata Strobl $2
Thoraxrücken mit großem gelben präscutellaren Fleck, der bis
zur Mitte vorreicht. Pleuren und Schild ausgedehnt gelb. Taster
gelbbraun. Schienen und Füße vorherrschend heller gefärbt.
Größe: 2—2!1/,mm. — Aust., Germ., Hist.
denticornis semivittata Strobl SQ
Thoraxrücken mit kleinerem oder auch ohne gelben präscutellaren
Fleck. Pleuren und Schild mit mehr zurückgedrängtem Gelb.
Schienen, Füße und Taster dunkler.
Größe: 2—21/,mm. — Eur. — Tun., As. min., Pers., As. cent.
Can. I., Formosa. denticornis Panzer IQ
(syn.: Meigeni Fall., acuticornis Meig., occulta Meig,.,
nigriventris Strobl)
Drittes Fühlerglied ganz zitronengelb, oben konkav, vorne all-
mählich in eine klauenförmige, scharfe Spitze ausgezogen. Vier
bis fünf or. r
Drittes Fühlerglied schwarz oder höchstens an der äußersten
Wurzel ctwas rot. 5.
Sch'Id mit Ausnahme von schwärzlichen Seitenflecken gelb.
Mesopleuren schwarz, oben schmal gelb geräumt. Thoraxrücken
etwas graulich bereitt, fast matt. Hinterleib mit scharfabgesetzten,
breiten gelben Hinterrandsäumen an den Tergiten, die sich am
zweiten bis vierten seitlich noch erheblich verbreiten. Zwei n
Größe: 3—4 mm. — Aust., Hist., Hung. flavicornis Egger SR
Schild, Zentralregion des Rückens und Hinterleib glänzend
schwarz, die Tergite des letzteren mit linienförmigen gelben
Hinterrandsäumen. Nur eine n.
Größe: 2!1/, mm. — Ross. mer. zanthoceran.sp. 7
Schild und Thoraxrücken schwarz.
Schild mit Ausnahme dunkler Seitenflecken gelb. Drittes Fühler-
glied mit abgesetzter, nadelförmiger Spitze, nicht klauenförmig.
— acr. unregelmäß'g zwei- bis vierreihig. — Zwei n. — Hinter-
leib mit scharf abgesetzten zitronengelben Hinterrandsäumen
an den Tergiten, die sich seitlich verbreiten. Die vier hinteren
Hüften, die Schenkelwurzeln und die Wurzeln der vorderen
Hüften schwärzlich. Schienen und Füße schwarz. — Cerci des
eiförmig und rostgelb. — Sechstes Tergit des 2 doppelt so lang
wie das fünfte. — Schüppchen dunkelbraun gerandet und ge-
wimpert.
Größe: d 21/, 2 3 mm. — Aust., Germ., Curl., Suec., Dan., Serb.,
Ross. mer. affinis Fall. $2 (syn.: denticornis Schiner)
Rücken und Schild lebhaft glänzend. Nur eine n. — Dorn des
dritten Fühlergliedes nadelförmig spitzig und abgesetzt. — acr.
7. Heft
170 Friedrich Hendel:
zweizeilig. Stirne im Profile wenig, Wangen nicht sichtbar. Hinter-
leib ganz schwarz, nur mit gelbem Saum des sechsten Tergites.
Oerci des ö kurz eiförmig, braun. — Sechstes Tergit des 2 etwas
größer als das fünfte. ö
Größe: 11/,—2!/,mm. Das & kleiner als das 9. — Aust., Germ,,
Curl., Gall., Holl., Angl., Hung, Rom., Bosn., Hisp., Dan.,
Scand. — Amer. sept. fulvipes Meig. 82
(syn.: femoralis Meig., spinicornis Macqu.)
— Rücken und Schild merklich grau bestäubt. — Zwei n-Borsten.
— Drittes Fühlerglicd allmählich klauenförmig verjüngt, mit
quer abgestutzter Spitze. — acer. unregelmäßig vier- bis fünf-
reihig. Stirne und Wangen im Prof:le erheblich über die Augen
vortretend. Hinterleib vorherrschend gelb, mit schwärzlichen
Vorderrandbinden an den Tergiten, die in der Mitte verbreitert
sind. Cerei des & lang, streifenförmig, hellgelb. — Sechstes Tergit
des 9 u länger als das fünfte.
. Größe: 3—4 mm. —_ Aust, Angl., Suec. lateralis Zetterst. IQ
P
Biologisches Verzeichnis
der nur von mir selbst gezüchteten oder doch selbst determinierten
Arten. Von den wenigen Pflanzen, die mit einem * bezeichnet sind,
sah ich die Minen nicht, sondern nur die Züchtlinge. Die botanische
Nomenklatur der von mir selbst bestimmten Pflanzen ist die aus
Garcke’s Flora von Deutschland, 21. Aufl. 1912. Nur, wenn das
Puparium ausnahmslos im Blatte in der Mine bleibt, fügte ich dies bei.
Gen. Agromyza Fallen.
albitarsis Meig. Schlauch’g sich erweiternde Gangmine auf Almus
incana DU., Alnus glutinosa Gaert., Betula verrucosa Ehrh. —
Blasenmine auf Populus tremula L. Spec. biol. Populi n.
anthracina Meig. Gangblasenmine auf Urtica dioica L., Parietarıa
officinalis L.
ferruginosav.d. Wulp. Gan ‚gblasenmine auf Symphytum offieinale L.
[laviceps Fallen. Gangmine auf Humulus Lupulus L
igniceps Hend. Aus Solidago Virgaaurea L. — Näheres der Beob-
achtung entgangen.
Meijerei Hend. " Gangblasenmine an Oytisus laburnum L.
nigripes Meig. Blasen. Phragmites communis Trin., Hordeum mu- _
rinum L. Puparien in den Blasen.
Orobi Hend. Gangblasenmine auf Lathyrus vernus L.
reptans Fall. Gangblasenmine auf Urtica dioica L. und wurens L.
Rubi Brisch. Yangblasenmine auf Sanguisorba offieinalis L.
rufipes Meig. Gangblasenmine auf Anchusa officinalis L., Asperugo
proc: umbens L., C ynoglossum offieinale L. und cheirifolium Lehm,,
Cerinthe minor 1., Echium vulgare L., M yosotis silvatica Hifm.,
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). 171
Lithospermum offieinale L. und purpureo-caeruleum L., Pulmonaria
offieinalis L., Symphytum offieinale L. und tuberosum L.
Spiraeae Kaltenb. Gangbläsenmine. Potentilla anserina L. und
reptans*) L., Sanguisorba officinalis L., Fragaria moschata Duch.,
Rubus*) spec.
Viciae Kalt. Blasenminen auf Vicia sepium L,, sativa L.
Genus Domomyza Bond.
ambigua Fall. Blasen auf Hordeum murinum L. Puparien im Blatte.
mobilis Meig. aus Gangblasen auf Medicago falcata L. Mit der folgenden
zusammen gezogen.
nana Meig. Gangblasenmine auf Trifolium pratense L., arvense 1,.,
repens L., campestre L., incarnatum L., Medicago falcata L., Meli-
otus offieinalis L., Onobrychis vicraefolia Scep., Anthyllis Vul-
neraria L.
Gen. Melanagromyza Hend.
aeneiventris Fall. Im Stengelmarke von Galeopsis spec., Verbascum
Thapsus L., Chaerophyllum aromaticum L., Bupleurum falcatum L.,
Cirsium arvense L., Arctium Lappa L., Artemisia vulgaris L.
— Puparium im Gange.
cunctata Hend. Blasenmine an Huphorbia Gerardiana Jacgq.
pulicaria Meig. Rindengallen an Sarothamnus scoparius L., Solv-
dago Virga-aurea L. — Puparivm im Gange.
simplex Loew. Unter der Rinde von Asparagus-Stämmen minierend.
Puparıium im Gange.
simplicoides Hend. Unter der Rinde von Zweigen an Salz spec.
und Populus alba L., seitliche Gallen erzeugend. Schlupfloch
der Fliege oval. Das Puparium im Gange, ohne schwärzliche
Dörnchenreihen.
Schineri Gir. Wie vorige an Salz purpurea L. und einer anderen
Saliz spec. Schlupfloch der Fliege rund. Das Puparium im Gange,
zeigt Querreihen schwarzbrauner Dörnchen auf den Segmenten.
Gen. Ophiomyra Braschn.
curvipalpis Zett. Gangmine an Solidago Virga-aurea L. und
Aster amellus L. Puparium stets im Blatte.
maura Meig., Schin. Minen an Delphinium staphysagria*) L.
Gen. Dizygomyza Hend.
abnormalis Mall. Aus Stengeln von O'henopodium album*) L.
bimaculata Meig. Blasen in Zuzula pilosa*) L. Puparien im Blatte.
flavifrons Meig. Gangblasenminen in Stellaria (Malachium)
aquaticum L.. Melandryum rubrum Weig. und album M’ll., Sapo-
narıa officinalis L.., Silene vulgaris Mnch. und pendula L., Lychnis
Flos-ceuculi*) L., Dianthus chinensis 1.
gyrans Fall. Aus Minen von Campanula Trachelium L.
7. Heft
172 Friedrich Hendel:
Artemisiae Kalt. Gangblasenmine an Artemisia vulgaris L. —
Puparium auf der Erde.
Bellidis Kalt. Gangblasenmine an Bellis perennis L., Aster chinensis
IL. — Puparium ın der Blase.
incisa Meig. Blasen an Gramineen. Puparien im Blatte.
labiatarum Hend. Gangblasenminen an Lamium maculatum L.,
Galeopsis Tetrahit L., Ballota nigra 1.., Stachys silvatica L., @le-
choma hederacea L., Leonurus Cardiaca L.
Lamii Kalt. Gangblasenmine an Ballota nigra L., Lamium
maculatum L., Leonurus cardiaca L. |
morosa Meig. Biesenhieen an Iris foedita*) und pseudacorus L. Pu-
parien in der Blase.
morio Brisch. Gangblasenmine an Gahum silvaticum L.
morvonella Zett. Gezogen aus Potentilla reptans L.*)
posticata Meig. Blasen an Solidago virga-aurea u. serotina L. Aster
amellus L.
pygmaea Meig. Blasen an Brachypodium silvaticum L. und Dactylis
glomerata L. Puparien in den Blasen.
Verbasci Bcehe. Gangblasenminen an Verbascum thapsus L., phlo-
moides L., nigrum L., Scrophularia nodosa L., alata Gilib.
Gen. Liriomyza Mik.
impatientis Brisch. Gangblasenminen auf Impatiens noli-tangere L.,
parvifloraD.C.
pwella Meig. Blasenmine auf Sonchus asper All.
pusilla amoena Meig. Gang-Blasen- Gangmine an Sambucus nigra L.,
ebulus L. und racemosa L.
pusilla Meig. 1. Gangblasenmine auf Euphorbia amygdalordes L. (pu-
silla Meig., Gour. spec. biol.). — 2. Gangmine, mit Spiralplatz
beginnend, auf @aleopsis Tetrahit L., pubescens Bess., Eupatorium
cannabinum L. (Eupatorii Kalt. spec. biol.) — 3. Gangmine
fingerartig längs der Blattnerven an Eupatorium cannabinum,
Hieracium spec. (strigata Meig., Behe. spec. biol.) — 4. Ein-
fache Gangmine an Valeriana "alficinalis L., Solanum tuberosum
(Fasciola Meig,, Bri. spec. biol.). — 5. Blasenminen an Sonchus
oleracews L. (Hieracii Kalt. spec. biol.).
pusilla pusio Meig. Gangmine an Pisum sativum L., Lathyrus
silvestris L.
urophorina Mik. In den Blüten und Knospen von Lilium Mar-
tagon L.
variegata Meig. Gangblasenmine an Astragalus glycyphyllos L.,
Colutea arborescens L.
virgo Zetterst. In den Stengeln von Equisetum palustre L.
Wachtlii Hend. In den Früchten von Veratrum nigrum L., Angelica
silvestris 1.
Die paläarktischen Agromyziden (Dipt.). 173
Gen. Phytagromyza Hend.
similis Brisch. Weiße Gangblasenminen an Knautia silvatica L.
und arvensis L.
harlemensis Weyenb. Gangminen an Lonicera Xylosteum L.
Gen. Napomyza Hal.
annulipes Meig. Aus Wurzelgallen von Artemisia scoparia L. Pu-
parıum im Gange.
Gentii Hendel. Aus Minen (?Art) von Gentiana lutea*) L.
Glechomae Kalt. Aus Gang-Blasen-Gang-Minen von Glechoma_ he-
deracea L., Salvia verticıllata L., ? Trifohium pratense*) L.
. HeringiiHend. „Pustelmine“ auf Frazxinus excelsior L.
lateralis Fall. Aus Stengeln oder: Blütenböden von Verbascum
Thapsus L., Inula Britannica L., Matricara inodora L. Puparium
in der Pflanze.
Xylostei Kaltenb. Sternförmig beginnende Gangmine. Lonicera
Periclymenum L.
Gen. Phytomyza Fall.
abdominalis Zett. Blasen an Anemone Hepatica L.
Aconiti Hend. Blasen an Aconitum u. Delphinium.
affinis Falle Gangminen. Puparium im Blatte — — an Cirsium
© arvense L. und oleraceum L., Tussilago Farfara L., Arctium Lappa
L., Spinacia oleracea L.
agromyzina Meig. Gangminen an Cornus sanguinea L.
albiceps Meig. Gangminen an Artemisia vulgarıs L., Chrysanthemum
vulgare L., corymbosum L., Cirsium arvense L., Eupatorium tan-
nabinum L., Pastinaca sativa L.
Angelicae-Kalt. Blasen an Angelica siwestris L.
Ilicis Curtis, Blasen an Ilex Aquifolium L.
Aquilegiae Hardy. Blasen an Agquwlegia vulgaris L., nigricans
Baumg., Thahctrum flexuosum Bernh.
atricornis Meig. Gangmine — Tönnchen im Blatte — an Chry-
santhemum, Helianthus annuus L., Erigeron acre L., Senecio ele-
gans L., Sonchus oleraceus L., Taraxacum offieinale L., Lactuca
spec., Centaurea Iacea L., Scabiosa L., Knautia arvensis L., Isatis
tinctoria L., Ononis spinosa L., Phaseolus multiflorus Lmk., Pisum
sativum L., Brassica oleracea L., Sinapis alba L., Cheiranthus
Cheiri L., Lepidium Draba L., Galeopsis Tetrahit L. und pu-
bescens Bess., Linaria vulgaris L., Phlox Drumondii, Papaver
somniferum L.
Brischkei Hend. Gangblasenmine an Trifolium spec. (Phyt. atra
Brischk.).
Oampanulae Hend. Blasen an Campanula Trachelium L.
cinerea Hend. Blasen an Centaurea Scabiosa L. Puppen in der Blase
liegend.
Conyzae Hend. Gangminen an /Inula Conyza 1.
Cytisi Brisch. Gangminen an Oytisus Laburnum L.
7. Heft
174 Friedrich Hendel,
crassiseta Zett. Gangmine an Veronica-Chamaedrys L. und spicata L.
Puparium im Blatte.
facialis Kalt. Gangminen an Bupleurum falcatum L.
flavicornis Meig. Aus Stengeln von Urtica dioica L. Puparium
im Gange. \
Gentianae Hend. Blasen an Gentiana asclepiadea L. und eruciata 1
Puparien in der Blase.
Hellebori Kalt. Gangblasenmine an Helleborus niger L. Puppe
ım Blatte.
Lappae Gour. Gangminen an Arctium Lappa L., tomentosum Lmk.,
Senecio nemorensis I. und Fuchsi Gmel.
Matricariae Hend. Gangminen an Matricaria discoidea D. 03
Achillea müllefolium L. ö
marginella Fall. Blasen an Peucedanum Cervaria L.
melana Hend. Gangminen an Pimpinella saxifraga L.
Milii Kalt. Blasen an Gramineen.
minuscula Gour. Gangminen an Aquilegia vulg yaris L. und
Baumg,, Thalietrum spec.
obscura Hend. Gangminen an Clinopodium vulgare L. Puparium
im Blatte. Auch aus Arctium Lappa L. und @aleopsis pubescens
Bess. gezogen.
obscurella Fall. 1. Gangmine an Chaerophyllum aromaticum, 13
Pimpinella Sazifraga L., Selinum Carvifoha L., Aegopodium
Podagraria L., Anthriscus sivestris*) L. — 2. Blase an Actaea
spicata L. (Spec. biol. Phyt. Actaeae.)
Orobanchia Kaltenb. Aus dem Fruchtknoten einer Orobanche-spec., 2
‘wahrscheinlich major L.
Pauli-Löwii Hend. Blasen an Pimpinella Saxifraga I, Peuce-
danum Oreoselinum L.
Plantaginis Rob.-Desv. Greiz: an Plantago major L. ‚ Puparium
ım Blatte.
populicola Halid. Gangminen an Populus nigra L. Puparium im
Blatte.
praecox Meigen. Gangminen an Inula salieina L., Britannica hi
hirta L., ensifolia L.
Primulae R.-D. Gangminen an Primula acaulis Jacqu.
Ranunculi Schrank albipes Meig. _Gangminen an Ranunculus
acer L., repens L., Ficaria L., lanuginosus L.
Solidaginis Hend. Gangminen an Solidago Virga-aurea L. und
Aster amellus L. j
Sphondylii Rob.-Desv. Gangminen an Heracleum Sphondyliüm 1
Petasites albus*) 1. -
iridentata Loew. Blasen an Salıx fragilis L., Populus nigra. a.
Vitalbae Kalt. Fleckehen-Gangminen an Olematis Vitalba L.., recta 1,
Xylostei Rob.-Desv. Gangminen an Lonicera X ylosteum L.., Syim-
phoricarpus rACEMOSUS Mehx.
- Re
Hendel, Die paläarktischen Agromyziden.
Gangmine der Oph. curvipalpis Z. Primäre Blasenmine der Diz. posticata
an Solidago Virga-aurea L. Ms. an Solidago Virga-aurea L.
8/5 1/1
Sich erweiternde Gangmine der PAyt. Gangblasenmine der Lir. varieghta
XylosteiR.-D.an re L. Mg. an Astragalus glyeypbyllos L.
16/7
ade Yu Kt De" a RD nr ET TE nn LE
Bd a? a cn De FE Laie m;
\ ’ .
11.
Inhalt der Jahresberichte.
I. Mammalia.
U. Aves.
III. Reptilia und Amphibia.
IV. Pisces.
Va. Insecta. Allgemeines.
b. Coleoptera.
c. Hymenoptera.
d. Lepidoptera.
e. Diptera und Siphonaptera.
f. Rhynchota.
g. Orthoptera— Apterygogenea.
VI. Myriopoda.
VI. Arachnida.
VII. Prototracheata.
IX, Crustacea:Malacostraca, Entomostraca, Gigantostraca,
X. Tunicata, rer Shoe
XI. Mollusca. Anhang: Solenogastres, Polyplacophora.
XII. Brachiopoda.
XIII. Bryozoa.
XIV. Vermes,
XV. Echinodermata.
Coelenterata.
Spongiae,
Protozoa.
Nieolaisehe Yerlags-Buchhandlung R. Strieker,
Bes W 57, Potsdamer Str. 90.
zahlt für
Driginal-Arbeiten zootogischen Honorar von 30- -
|| Separafa
Man wende sich an den Herausgeber
x
Der Verlag: Der Herausgeber:
ige Embrik Strand
Verlags-Buchhandlung R. Stricker 2
Berlin W 57, Potsdamer Str. 90 Ban en Bu
—— Beriehlt ——
über die wisnenschafilichen Leistungen im Gebiete d
Entomologie
1838-1862 25 Jahrgänge je 10M.
1863-1879 10 N ae 200 „ ee
1880-1889 10 & 2305, 300 , RR
1890-1899 10 . „40, = 400 „ 0
1900-1909 10 % „100 „ =1000 2
1910 „15058
1911 ir? 198
Die ganze Sammlung 2350 M.
250 M., einzeln je |
I
Der Bericht enthält Arbeiten von: u
Erichson, Schaum, Gerstaecker, F. Brauer, Bertkau, von Martens, Fow
Hilgendorf, Kolbe, Stadelmann, Verhoeft, Wandolleck, R. Lucas, von Seid]
Kuhlgatz, Schouteden, Rühe, Strand, Ramme, La Baume, Hennings, SuQH
Stobbe, Stendell, Nägler, Ilig.
Krells Buchdruckere Berlin Sy.
RE Are N 18 900
Ausgegeben im Februar 1920.
I
i DIE ET TE EI TEE ER TE DE EEE NE DIE DT ICE TE TE DET THE IT DEREN DET TEEN DE DENE REDE RE DOT NE SEHE RE DTSCH OENTITT
u EL TUR TEE er FE en DET SR ET EN EEE
7 ARCHIV
j NATURGESCHICHTE
GEGRÜNDET VON A. F.A, WIEGMANN,
FORTGESETZT VON
W.E-ERICHSON, FH.TROSCHEL,
E.VONMARTENS,F.HILGENDORF,
W.WELTNER UNDE.STRAND.
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VIERUNDACHTZIGSTER JAHRGANG.
1918.
Abteilung A.
8. Heft.
HERAUSGEGEBEN
VON
EMBRIK STRAND
(BERLIN).
ee I a
NICOLAISCHE
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R. STRICKER
i Berlin. N
EZ =
= NT LEITEN ETRNERNERNNNNRUNNENEHENRINENNNEN
mu) =
Jeder Jahrgang besteht aus 2 Abteilungen zu je 12 Heften.
Ibteilung Aı Original-Arbeiten, Abteilung Bı Jahres-Berichte.)
Jede Abteilung kann einzeln abonniert werden.
UI RUHE TI TEC HE NIE CO TREE TR EHI TO TRT HOLT TOT DICH TOO REED OCT DT OL DELL OCCNENCRTNEIRCHTT ROT EDEN HTUERTT DT
Anordnung des Archive. | |
Das Archiv für Naturgeschichte, ausschließlich z00lk
InDaBE, besteht aus 2 Abteilungen,
Abteilung A: Original-Arbeiten
Abteilung B: Jahres-Berichte
Jede Abteilung erscheint in je 12 Heften jährlich. |
Jedes Heft hat besonderen Titel und Inhaltsverzeichn
für sich paginiert und einzeln käuflich.
Die Jahresberichte behandeln in je einem Jahrgange € :
Laufe des vorhergehenden ln erschienene zoolo
Literatur. | |
Die mit. bezeichneten Arbeiten waren dem Retifenten
zugänglich.
Die mit } bezeichneten Arbeiten behandeln fossile Fo
Honorar für Jahresberiehte . . 50,— - M. pro Druckbo
h „ Originalarbeiten . 80,— Mi.
den Verlag en an den Herausgeber.
Der Verlag: Dar Herausgeber: A
Nicolaische Embrik Strand, Ä
Verlags-Buchhandlung R. Stricker Berlin N. 54, Brunnenstr. 183.7
Berlin W., Potsdamerstr. 90. RR
ARCHIV
NATURGESCHICHTE.
GEGRÜNDET VON A. F.A. WIEGMANN,
FORTGESETZT VON
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VIERUNDACHTZIGSTER JAHRGANG.
1918.
‚Abteilung A.
8. Heft.
HERAUSGEGEBEN
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EMBRIK STRAND
(BERLIN).
NICOLAISCHE
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Berlin.
FEN
Inhaltsverzeichnis. 3
PR]
Heller. Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen
Region mit besonderer Berücksichtigung _ der philippinischen Arten.
(Mit 15 Figuren u. 2 Tafeln im Text)
Lindemann.
Untersuchungen über Büßwasserperidingen” Bed eo Vari-
ationsformen II. (Mit 200 Textfiguren) _ Eee
Minck. Beitrag zur Kenntnis?der Dynastiden, 10, Asiatikche Xylo-
trupiden. (Mit 26 Textfiguren) - -...- . . 2.» 0.20. .
Schröder.
O. F. Müller. (Mit 1 Texttafel) .
Monotype-Maschinensatz u. Druck von Julius Brandstätter, Leipzig, Querstr. 13.
Die neun wesentlichen De: von Ueratium hirundinelig i
Sei te
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden
der indo-australischen Region mit besonderer
Berücksichtigung der philippinischen Arten.
Von
Dr. K. M. Heller, Dresden.
(Mit 15 Textfiguren und 2 Tafeln.)
Die weitere Beschäftigung mit den philippinischen Erotyliden,
von denen ich bereits 1913 einige wenige in dem Philippine Journal
of Science, vol. VIII, No. 2, Sec. D. p. 159—161 und jüngst die
Langurien in der Wiener Entomologischen Zeitung XXXVII, 1918,
p. 25—33, beschrieben habe, führte mich noch mehr als das bisherige
Studium anderer philippinischer Käferfamilien dazu, auch die
Formen anderer faunistischer Regionen zu berücksichtigen und
sozusagen das nebenbei mit aufzulesen, was sich auf dem Wege
zur Erkenntnis der philippinischen Arten fand.!) Dabei stellte es
sich heraus, daß die Subfamilie der Erotylinae, im Gegensatz zu
der der Languriinae, bei der man in der Aufteilung in Gattungen
‚ zweifellos vielfach zu weit ging, bezüglich der Abgrenzung der
Gattungen eine den Languriinen außerordentlich ungleichwertige
systematische Gruppierung und trotz der Kuhntschen Veröffent-
lichungen noch solche Lücken in der Kenntnis und in der Verbrei-
‚tung der Arten aufweist, daß die so nebenbei an nicht-philippinischen
Arten gewonnenen Untersuchungsergebnisse die an philippinischen
bald an Umfang übertrafen und Anlaß gaben, den Titel der Arbeit,
der ursprünglich nur auf philippinische Arten hinweisen sollte, in
der obigen Form zu erweitern; doch sind, um die faunistische Über-
sicht zu erleichtern, alle nur von den Philippinen bekannt gewor-
denen Erotylinae wenigstens dem Namen nach in der Arbeit an-
geführt und durch das Vorsetzen eines Sternes (*) kenntlich ge-
macht, wobei ich mich in der systematischen Reihenfolge dem
Coleopterorum Catalogus, Pars 34 von Kuhnt anschließe. Sämt-
liche neu beschriebenen Arten und die Belegstücke für neue Fund-
orte, die immer nach einem Trennungsstrich angeführt werden,
befinden sich, wo nicht ausdrücklich anders vermerkt, in der
Sammlung des Kgl. Zoolog. Museums zu Dresden. —
!) Dazu gehört auch die Ergänzung und Berichtigung unvollständiger
oder falscher Zitate, sowie der Angaben über das Vorkommen und Ver-
breitung der Arten im Coleopterorum Catalogus Pars 34, Berlin 1911.
Archiv für Naturgeschichte 1 f
1918. A 8. Sur
> Dr. K. M. Heller:
Außer Herrn Prof. C. Fuller-Baker und dem Bureau of Science
bin ich für die Zusendung von Untersuchungsmaterial noch fol-
genden Instituten und deren Vertretern zu aufrichtigem Danke
verpflichtet: Deutschen Ent. Museum Berlin-Dahlem (durch Herrn
Kustos Sigm. Schenkling), Zoologischen Museum in Hamburg
(durch Vermittlung von Herrn Hans Gebien) und dem Städt.
Museum in Stettin durch Herrn Rektor Schröder, sowie der Firma
Dr. Staudinger u. Bang-Haas (curch Vermittlung des Herrn
Marquardt).
I. Tribus Erotylini.
*Aulacochilus agaboides Gorh. Mindanao, Luzon — Luzon, Prov.
Tayabas: Malinao.
agaboides var. fureiferus Gorh. N. W. Luzon. —
* tayabanus Hllr. D. Ent. Zeitschr. 1916, p. 277. Luzon, Prov.
Tayabas Malinao.
* medio-coeruleus Bedel, Mindanao. — Luzon, Prov. Tayabas:
Malinao.
* humeralis Waterh. Philippinen. —
* inelytus Gorh. Philippinen. —
* propinquus Lac. Manila. Auch von dort im Mus. Dresden.
* quadrisignatus Guer. Manila, Sumatra. —
doriae Bedel, Borneo, Sumatra. — Java
*
javanus Guer. Java. — Assam (ex coll. Felsche), Sumatra |
(D. Staudinger u. Bang-Haas).
tetraphacus Bedel, Malakka, Java, Sumatra. — Borneo (ex
coll. W. Müller).
Aulacochilus erueiatus Csiki ?
Mir liegt ein Stück aus Borneo aus der Sammlung von Gehr.
W. Müller- Jena herrührend vor, das gut mit der nur 6 Zeilen langen
Beschreibung der Csikischen Art, die aus Banguey stammt, über-
einstimmt. Aber auch mit der Beschreibung des ähnlichen birma-
nicus steht das Borneotier nicht in Widerspruch, so daß, da Unter-
schiede zwischen cruciatus und birmanicus nicht angegeben werden,
nicht zu entscheiden ist, welcher dieser beiden Arten, falls sie wirk-
lich voneinander verschieden sind, es angehört.
Aulacochilus erueis-melitae Gorh. Sumatra,
liegt mir in einem Stück aus der Sammlung C. Felsche im
Mus. Dresden aus Sumatra vor.
Aulacochilus eyaneipennis Waterh. Ins. Dammer
ist im Ann. Mag. Nat. Hist. (6) XIV, 1894, p. 71 und nicht
im Bd. XIII. wie im Coleopt. Catal. angegeben, beschrieben.
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region $
Aulacochilus serieeus Bedel
ist aus Malakka und nicht, wie man nach der Angabe im Coleopt.
Catal. glauben könnte, aus Bangkok beschrieben.
Aulacochilus quadripustulatus F. Sumatra, Java, Ceylon, Birma
(nach Gorham Ann. Mus. Genov. XXXVI, 1896, p. 280) —
Indien: Kanara, Andamanen (nach Gorham Ann. S. E. Belg. 1895,
p- 328) außerdem Siam, coll. W. Müller- Jena, im Mus. Dresden.
Im Coleopt. Catal. p. 5 wird die Art als in Kuhnts Gen. Insect.
Fasc. 88, Erotyl. 1909 auf Taf. 3, Fig. 12 und 12a abgebildet erwähnt,
was auf einen Irrtum beruht, denn die dort abgebildete Art ist
A. doriae Bedel, von der sich nach diesem Autor quadripustulatus F.
Gurch eine „taches arqu&es et dentees‘ (Ann. Soc. Ent. France
1871, p. 274) unterscheidet. Der als var. von guadripustulatus von
Kuhnt aufgeführte:
Aulacochilus celebensis Schauf.
kann nicht zu voriger Art, sondern höchstens als subsp. zu
quadrisignatus Guer. gezogen werden. Meines Erachtens nach
handelt es sich aber bei ihr um eine besondere Art, die mirin2 von
C. Ribbe 1883 auf dem Bonthain in Süd-Celebes gesammelten
Stücken vorliegt. Sie ist kleiner und breiter als guadrisignatus, die
Fühler sind robuster, indem das 5.—8. Glied. kugelig, bei guadri-
signatus dagegen länglich tonnenförmig ist, die Hohlkehle entlang
des Halsschild- und Deckenseitenrandes ist breiter, der Kopf ist
kräftiger und dichter, der Halsschild ähnlich wie bei erwähnter Art
punktiert, seine Vorderecken sind stumpfer, so daß die Seitenrand-
furche nicht stumpfwinkelig, sondern in einem Bogen in die Vorder-
randfurche übergeht. Schildchen weniger breit, die Seitenränder
verrundet, in der vorderen Hälfte nach vorn konvergierend, in der
hinteren Hälfte in den kreisbogenartigen Hinterrand übergehend.
Deckenspatien viel feiner wie bei guadrisignatus punktiert, Wurzel
der 5. Punktreihe deutlicher eingedrückt, die vordere gelbe Decken-
binde schmäler und an den Schultern tiefer ausgerandet, sie reicht
innen um halbe Spatienbreite über den 2. Streifen heraus und ist
außen am Vorderrand etwas vorgezogen, so daß die länglich ei-
förmige schwarze Schultermakel, die innen vom 5. (bei quadri-
signatus vom 6.) Streifen begrenzt wird, deutlicher abgeschnürt ist.
Auch die hintere Querbinde ist merklich schmäler und erscheint
von der Spitze mehr abgerückt. Das Prosternum ist zwischen
den Hüften spitz dreieckig abgeplattet und ist in der Mitte des
Vorderrandes stumpfhöckerig.
Aulacochilus lunifer(us) Guer. Java, Borneo, Benang Sumatra —
liegt mir außer von Borneo und Sumatra: Pullo-Tello (Sammlg.
W. Müller- Jena), auch aus Formosa: Kosempo (ges. H. Sauter
1907), Annam: Phuc-Son und Tonkin: Mau-Son und Neu-Guinea
?2) (Sammilg. W. Müller- Jena) aus dem Dresdener Museum vor.
.”) Da Gehr. W. Müller Jena von C. Wahnes Käfer aus Borneo und Neu-
Guinea erhalten hat, so ist eine Fundortverwechslung hier sehr wahrscheinlich.
1% 8. Heft
4 Dr. K. M. Heller:
Die Art ist nach tiefschwarzen Stücken beschrieben, doch
kommen schon unter meinen Sumatranern solche mit blauen
Schimmer vor, während das Formosastück so ausgesprochen wie
violaceus Germ. schwärzlichblau ist, bei diesem Unicum ist die,
die c-förmige dunkle Schultermakel umkreisende gelbrote Binde
in ihrer äußeren Hälfte nicht breiter als in ihrer inneren, ob dies
bei anderen Formosastücken immer der Fall ist, kann ich zurzeit
nicht entscheiden, glaube aber nicht, daß man diese Form, ebenso-
wenig wie ähnlich wie letztere gezeichnete Stücke vom Kina Balu,
die dunkelviolett übergossen sind und, deren Halsschild im mitt-
leren Teil feiner und zerstreuter punktiert ist, wird artlich abtrennen
können. Anders verhält sich dies mit dem Stück aus Tonkin, das
neben seiner schön stahlblauen Färbung durch sehr auffällig grobe
Deckenpunktierung ausgezeichnet ist. Die Deckenspatien sind bei
ihm mindestens so grob punktiert wie bei dem typischen lunifer
Guer. die Punktreihen und erscheinen die Decken in der hinteren
Hälfte, da die Punktreihen daselbst undeutlich werden schon bei
schwacher (3facher) Vergrößerung gleichmäßig und ziemlich dicht
punktiert. Die drei Zacken am Hinterrande der rotgelben Binde
sind bei ihr beträchtlich länger als bei irgend einem meiner 17
lunifer-Stücke. Ich möchte auf diese var.-Form durch die Bezeich-
nung: punetatellus aufmerksam machen.
Aulacochilus djampeanus sp. n.
Aterrimus, subter rufo-piceus, elytris singulis plagis tribus,
saturate aurantiacis, ornatis, basali inter striam secundam et
quintam circulari, altera, antemediana, fasciaeforme, obliqua inter
striam tertiam et septimam, tertia, anteapicali, circulari, inter
striam tertiam et septimam; prothorace irregulariter remote sed
distincte punctato; elytris humeris subcallosis, striis seriato-
punctatis, tenuibus, spatiis subtilissime remoteque prothorace
lateribus rude punctatis.
Long. 7, lat. 4 mm.
Hab. Insula Tana- Jampea (inter insulas Salaijer et Flores),
legit A. Everett, im Mus. Dresdense No. 9465.
Schwärzlich rotbraun, oberseits tiefschwarz, jede Decke mit
3 Makeln, je einer kreisförmig runden, an der Basis und vor der
Spitze und einer schrägen, bandförmigen, vor der Mitte, von dunkel
orangeroter Färbung. Fühler die Halsschildwurzel nicht erreichend,
ihr drittes Glied so lang wie die beiden folgenden zusammen,
4.—8. Glied an Länge kaum, aber deutlich an Dicke zunehmend,
Keule wenig mehr als 1, mal so lang wie breit ; ihr 1. Glied doppelt
so breit wie lang. Bogenlinie des Epistoms sehr fein, dieses etwas
dichter und kaum feiner als die unregelmäßig, ziemlich kräftig,
zerstreut punktierte Stirn punktiert. Supraorbitalfurche fein, fast
bis zur Epistomlinie reichend. Halsschild nicht ganz so breit wie
. in der Mittellinie lang (5.5:3), die Seiten feiner wie bei violaceus
Germ. gerandet, im basalen Drittel nahezu parallel, in den vorderen
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 5
zwei Drittel mehr wie bei erwähnter Art zugerundet, die Vorder-
randfurche der Vorderecken bis in die Gegend des Augeninnen-
randes nach innen reichend, Punktierung so wie die des Kopfes
etwas ungleichmäßig verteilt zerstreut, auf der Scheibe wenig
feiner punktiert. Schildchen doppelt so breit wie lang, ziemlich
halbkreisförmig, mit stumpfer Spitze. Flügeldecken mehr elliptisch
und nicht eiförmig zugespitzt wie bei den meisten Arten, ihr ziemlich
breit abgesetzter Seitenrand in seiner ganzen Länge von oben sicht-
bar, Punktreihen sehr fein, bis über die rotgelben Spitzenmakeln
hinaus kenntlich, die fünfte Punktreihe an der Wurzel breit leicht
eingedrückt, eine undeutliche Schulterbeule begrenzend, Spatien
kaum wahrnehmbar (bei zehnfacher Vergrößerung) zerstreut punk-
tiert. Die Basalmakel reicht vom 2. Streifen bis zur Mitte zwischen
dem 4. und5., die ungefähr doppelt so lange wie breite Schrägbinde,
vor der Deckenmitte, und die kreisrunde Spitzenmakel vom 3.—7.
Streifen. Unterseite ziemlich dicht und fein, die Seiten der Vorder-
brust grob, die der Hinterbrust undeutlich punktiert, die Ränder
der Abdominalsternite breit glatt.
Aulacochilus astrolabieus sp. n.
A. moenisco Gorh. simillimus, sed paulo angustior, obscure
viridi-aeneus, elytris vitta sanguinea, minus arcuata ac longiore,
apice acuminata, maculam discoidalem, subrhombiodalem,
utrinque stria punctata quarta determinatam, includente.
Long. 6—6.5, lat. 3—3.5 mm.
Hab. Nova Guinea Britannica, Astrolabe-montibus, E. Weiske
legit. II. 1898, im Mus. Dresdense.
Dem A moeniscus Gorh. sehr ähnlich, durch etwas schlankere
Körperform, deutlicher punktierte Deckenspatien und andere Form
der roten Längsbinden auf den Decken verschieden. Oberseite
dunkelerzgrün, Flügeldecken mit roter Längsbinde, die ähnlich
wie bei moeniscus, aber schwächer gebogen ist und bis zum 3. Viertel
‚der Deckenlänge nach hinten reicht und am hinteren Ende zuge-
spitzt ist, der von den Binden eingeschlossene Suturalfleck ist von
länglich-rhombischer Gestalt und überragt nach außen zu, an seiner
breitesten Stelle, nur sehr wenig die 4. Punktreihe (bei moeniscus
die 5. Punktreihe). Epistom etwas vertieft mit deutlicher Bogen-
naht, kräftiger als die Stirn zerstreut punktiert, Supraorbital-
furchen bis zur Epistomnaht reichend. Halsschild stellenweise
etwas feiner wie die Stirn punktiert, beiderseits am Hinterrande
mit einer Reihe gröberer Punkte, die beiderseits des Halsschild-
lappens sich auch auf einen flachen Eindruck ausbreiten. Schild-
chen doppelt so breit wie lang, verrundet fünfeckig, fast halbmond-
förmig. Vierte und fünfte Punktreihe an der Wurzel zueinander
parallel verlaufend, nicht wie bei moeniscus einander sich nähernd,
Spatien fein und zerstreut, etwas deutlicher wie bei erwähnter Art
punktiert.
8. Heft
6 Dr. K. M. Heller:
Aulacochilus anamensis sp. n.
A. lunifero statura aequali, antennis, clava nigra cacepta,
capite, prothoraceque obscure sanguineis (nisi immaturus), elytris
piceis, singulis, fasciis, luteis, duabus ornatis, antica subbasali,
margine antico posticoque fortiter dentatis, intus stria prima deter-
minata, postica, subapicali, inter seriam tertiam et octavam dispo-
sita, ante et post fortiter bidentata; seriebus punctatis distinctis,
spatiis subtilissime punctatis; corpore subter rufo-piceo prosterno —
in margine antico tuberculo mediano nullo.
Long. 6, lat. 3 mm.
Hab. Anam: Phuc-Son (ex coll. W. Müller- Jena). Typus im
Mus. Dresden.
Von der Größe des lunifer Gu£r., aber etwas mehr gewölbt,
Fühler, mit Ausnahme der Keule, Kopf, Halsschild, teilweise auch
die Unterseite dunkel rotbraun, 4.—7. Glied der ersteren sehr
wenig länger, das 8. so lang wie breit, Keule nicht ganz doppelt
so lang wie breit (1.2:2), Clipeus mit undeutlicher Naht, seine
Punktierung nicht so auffallend von der der Stirn verschieden wie
bei Zunifer. Halsschild der Quere nach stärker gewölbt wie bei
erwähnter Art, der Seitenrand an den Vorderecken stärker wie bei
dieser verbreitert, daselbst viel breiter als der Querdurchmesser
des 1. Fühlergliedes und heller rot, Punktierung im äußeren Drittel
des Halsschildes gröber und dichter als im mittleren, beiderseits
des Skutellarlappens dicht am Hinterrande mit sehr undeutlich
eingedrücktem Querstreifen. Schildchen glatt, etwas breiter als
lang (9:13) ziemlich halbkreisförmig mit rechtwinkliger Spitze.
}
Flügeldecken nicht ganz 11,mal so lang wie breit (8.3:6), mit acht
Punktreihen, von denen die 7. nur im mittleren Teil, die 8. nur im
Spitzendrittel wahrnehmbar ist, die fünf inneren sind so krältig
wie der Halsschild im äußeren Drittel punktiert, erreichen aber
nicht die Deckenspitze, die Wurzel der 5. Punktreihe ist kaum
eingedrückt, die des Spatiums zwischen der 4. und 5. Punktreihe
ist breiter als die aller übrigen. Die vordere Querbinde reicht vom
ersten Streifen bis zum Seitenrand und ist am Vorderrand, zwischen
dem 3. und 4., 5. und 6. stark und zwischen dem 1. u. 2. sowie
außerhalb des 7. schwächer zackig erweitert, so daß die schwarze
Wurzelfärbung des 2. Spatiums (zwischen der 2. und 3. Punkt-
reihe) dreimal so lang, die des 4. Spatiums doppelt so lang wie breit
ist, die folgende, den Humeralfleck bildende, ist fast eben so lang
und wird hinten von ihr nur durch eine kurze gelbe Einkerbung
auf der 5. Punktreihe, getrennt, der Hinterrand der gelben Binde
ist zweimal derartig tief ausgebuchtet, daß zwischen der 2. und 3.
Punktreihe ein kurzer, stumpfer, zwischen der 5. und 6. ein langer,
spitzer Zacken gebildet werden, letzterer ist so lang wie die Quer-
binde an der schmalsten Stelle breit. Die Spitzenmakel ist zwischen
dem 4. und 5. Streifen sowohl am Vorder-, als auch am Hinter-
rande derartig tief ausgeschnitten, daß die Binde eine an den
Seiten bauchige fast H-förmige Figur bildet, deren größte Länge
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 7
ihre Entfernung von der Deckenspitze übertrifft. Vordere und
mittlere Tangentialfurchen bis auf Schienenbreite dem Vorder-
rand der Vorderbrust bezw. dem Seitenrand der Hinterbrust
genähert.
Aulacochilus mieans Bedel? (an sp. n. femoralis?).
Mir liegt ein einzelnes Stück aus Borneo, aus der Sammlung
von Gehr. W. Müller- Jena vor, das sehr gut, namentlich auch was
die Mittelbrustbildung betrifft, mit Bedel’s Beschreibung überein-
stimmt, nur fällt mir die Schenkel- und Vorderschienenbildung
meines Stückes auf, die so verschieden von der des sericeus ist, daB
sie Bedel sicher erwähnt haben würde. Da mir aber kein authen-
tischer A. micans aus Sumatra (Bedel gibt für ihn, was er später
_ berichtigt, bei der Beschreibung Java als Vaterland an) zum Ver-
gleiche vorliegt, wage ich nicht die ebenfalls stark glänzende
Borneo-Art mit Bestimmtheit als neu zu erklären. Sie unter-
scheidet sich von sericeus bezüglich der Beinbildung wie folgt:
Vorderschienen deutlich gebogen (bei sericeus linear), zweites
Vordertarsenglied viel breiter wie das dritte und erste ($?, das
Merkmal findet sich bei keinem meiner sericeus-Stücke). Schenkel
sehr breit und aufgeschwollen, die hinteren um die Hälfte breiter
als das 2. Ventralsternit lang ist. Sollte sich die Art bezüglich dieser
Merkmale auch von micans unterscheiden, so würde ich für sie den
Namen femoralis vorschlagen.
Aulacochilus ehrysomelinus sp. n.
Species e minimis una, eliptica, convexa, supra epipleurisque
viridi-aenea, subter picea, parum viridi-aeneo-lavata,; antennis,
clava nigra excepta, ut coxis plus minusve obscure sanguineis;
prothorace lateribus tenuiter marginatis, remote irregulariterque,
latera versus hand densius, punctata; elytris seriebus punctatis
octo, octava tenuiore; mesosterno linea marginali in medio
interrupta, apice retrorsum incurvata.
Long. 4.2—5, lat. 2.4—2.6 mm.
Hab. Borneo (ex coll. W. Müller- Jena) in Mus. Dresdense et
Berlin-Dahlem.
Eine der kleinsten Arten und durch ihre gleichmäßige hohe
Wölbung, deren Scheitelpunkt mit der halben Deckenlänge zu-
sammenfällt, ausgezeichnete, an eine kleine Chrysomelide erinnernde
Form, von oberseits erzgrüner Farbe. Kopf ungleichmäßig zer-
streut, der nicht ganz doppelt so breite wie in der Mittellinie lange
Halsschild auf der Scheibe viel feiner, nach den Seiten zu etwas
kräftiger, aber kaum dichter punktiert, sein Grund, bei 40facher
Vergrößerung chagriniert, der Seitenrandsaum kaum so breit wie
Gie Fühler dick. Letztere, mit Ausnahme der Keule, dunkelrot,
ihr drittes Glied so lang wie das 4. und 5. zusammen, Keule nicht
ganz doppelt so lang wie breit (11:19). Schildchen 11, mal so breit
wie lang, schwarz, verrundet fünfeckig. Flügeldecken genau 11%
mal so lang wie breit, ihre größte Breite im 1. Viertel ihrer Länge,
8. Heft
8 Dr. K, M, Heller:
die Punkte der Punktreihen kräftiger als die auf dem Thorax,
die 5. Reihe an der Wurzel eingedrückt, die 6.—8. an der Wurzel
abgekürzt und so die schwach ausgeprägte Schulterbeule freilassend,
Spatien sehr zerstreut und sehr fein punktiert. Unterseite pech-
schwarz, die Hinterbrust mit schwachem, bläulichen Schimmer,
die Palpen bräunlichgelb, die Hüften, zuweilen auch dasAbdomen,
dunkelrot, letzteres viel gröber als die kaum wahrnehmbar fein
punktierte Hinterbrust punktiert und fein spärlich behaart. Vordere
Tangentiallinien vorn nicht vereinigt, die mittleren bis zur Mitte
der Hinterbrustseiten, die hinteren bis zum Hinterrand des
1. Ventralsternits reichend. Schenkel fein zerstreut punktiert, die
hinteren den Hinterrand des 3. Ventralsternites nicht erreichend.
Klauenglied der Tarsen rotgelb.
Die Art muß dem mir in Natur unbekannten dohrni Gorh.
(Ent. Zeit. Stettin LXII, 1901, p. 186) nahestehen, unterscheidet
sich aber von ihm dadurch, daß die Punkte der Deckenstreifen nicht
linear und nicht teilweise zusammenfließend und die Spatien nicht
glatt, sondern weitläufig, zuweilen bei Stücken von Kina Balu,
sehr entfernt (mindestens um Spatienbreite) etwas gereiht punk-
tiert sind.
Die einfarbigen dunkelgrünen bis blauschwarzen Aulacochilus-
Arten lassen sich nach folgenden Merkmalen voneinander unter-
scheiden:
A’ Seitliche Deckenspatien deutlich gewölbt, Halsschild etwas matt,
feiner als der Kopf, an der Basis und an den Seitenrändern
verschwindend punktiert, Flügeldecken schön blau, die Dorsal-
streifen fein, die der Seiten gröber. — Insel Dammer
cyaneipennis C. O. Waterh.
A Seitliche Deckenspatien nicht gewölbt.
B’ Punktierung an den Seiten der Hinterbrust sehr fein oder
fehlend, die des Abdomens kräftig.
C’ Punkte der Deckenstreifen linear, häufig zusammenfließend,
Spatien glatt, Oberseite schwärzlichblau, Länge 5 mm. —
Sumatra dohrni Gorh.
C Punkte der Deckenstreifen nicht linear.
D’ Flügeldecken glänzend (nicht matt seidenartig), Randlinie des
Mesosternums in der Mitte des Vorderrandes unterbrochen.
E’ Flügeldecken mit 7 deutlichen Punktreihen und nur mit An-
deutung einer 8. Reihe, aufgeworfener Halsschildseitenrand
ziemlich breit, Länge 7 mm. — Sumatra (Malakka ?)
micans Bedel
E Flügeldecken mit 8 deutlichen Punktreihen, der aufgeworfene
Halsschildseitenrand sehr schmal, Körper verhältnismäßig
schmal und hoch gewölbt, Länge höchstens 5 mm. Borneo
chrysomelinus Sp. N.
D Flügeldecken matt, seidenglänzend, Randlinie des Mesosternums
in der Mitte des Vorderrandes nicht unterbrochen.
=
Er
|— re
en en ee EEE
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 9
F’ Oberseite dunkel grünlich oder bläulich — Malakka, Malayischer
Archipel — im einzelnen mir von folgenden Örtlichkeiten be-
kannt und z. T. mir vorliegend: Sumatra, Birma, Tenasserim,
Bangkok (nach Gorham), Kiautschou (D. Staudinger & Bang-
Haas), Tonkin: Mau-Son und Borneo (coll. W. Müller- Jena),
Java und Kina-Balu (coll. C. Felsche). sericeus Bedel
F Oberseite ganz tiefschwarz (nach einem einzigen Stück be-
schrieben), wahrscheinlich nur var. des weitverbreiteten
sericans Bedel — Malakka niger Bedel
B Punktierung der Hinterbrustseiten und des Abdomens gleich
kräftig
G’ Mesosternum entlang des ganzen Vorderrandes mit Bogenlinie,
Flügeldecken dunkelblau, mit 7 feinen Punktreihen. Kroatien,
Ungarn, Dalmatien, Bosnien, Sizilien violaceus Germ.
G Mesosternum nur entlang den Seiten mit Furchenlinie.
H’ Halsschildseitenrand ziemlich breit aufgeworfen, Vorderbrust
in der Mitte des Vorderrandes mehr oder weniger beulig auf-
getrieben.
T’’ Halsschild spärlich, Zwischenräume der Deckenpunktstreifen
sehr zerstreut punktiert. — Algier: Constantine (= algerinus
Bedel) chevrolati Luc.
I Halsschild sehr dicht, nach den Seiten zu etwas gröber, Zwischen-
räume der Decken sehr deutlich punktiert — Sibirien
sibiricus Reitter
H Halsschildseitenrand schmal aufgeworfen, Punktierung im
äußeren Viertel des Halsschildes viel gröber als auf der Scheibe,
Spatien fein, aber deutlich zerstreut punktiert, Vorderbrust in
der Mitte des Vorderrandes nicht beulig aufgetrieben. — Kap,
Natal.. capensis Lac.
In die Verwandtschaft der oberseits ganz einfarbigen Arten
gehört auch noch der mir in Natur unbekannte Aulacochilus ab-
dominalis Csiki (Ann. Mus. Nat. Hung. VIII, 1910, p. 444) aus
Tonkin: Mau-Son, der ohne mit einer bekannten Art verglichen
zu werden, beschrieben wird. Die grobe Punktierung der Hinter-
brustseiten unterscheidet ihn jedoch von dem ebenfalls in Tonkin
in einer fast ganz schwarzen Abänderung (niger Bedel?) vor-
kommenden sericeus ohne weiteres, außerdem gehört er zu den
glänzenden Arten und besitzt ein bräunlichgelbes Abdomen.
II. Tribus: Eneaustini.
Encaustes und Micrencaustes.?)
Letztere Gattung ist in sehr kurzer Form: ‚‚differs from
Encaustes proper by the structure of prosternum which is com-
pressed, elevated and produced into a point nuder the mentum“
für Encaustes lunulata M’Leay von Crotch [Cistula Entomologica
®) In der Deutschen Ent. Zeitschr. 1914, p. 305, ist infolge eines Druck-
fehlers Mirencaustes papuanus statt Micrencaustes papuanus zu lesen, was
dementsprechend zu berichtigen ist.
8. Heft
10 Dr. K. M. Heller:
I, 1876, p. 478 (Sep. 102)] von Encaustex abgetrennt worden; er
stellt in sie ferner noch Encaustes carnifex Lac., Dacne liturata
M’Leay und unter „Errata et Corrigenda (p. 572, bez. 196) noch
Encaustes dehaani Lap., der sich habituell schon so von
lunulata entfernt, daß man ihn nur mit Bedenken mit ihm
in eine Gattung stellen wird. Die Scheidung der beiden
Gattungen nach den angeführten Merkmalen ist zum min-
Gesten unklar, wie eine Untersuchung unserer Encaustes-Arten
ergibt und P. Kuhnt ist darin (Genera Insectorum, 1907, Col.
Erotylidae p. 52) auch nicht glücklicher, sondern in der Ausdrucks-
weise so wenig bündig, daß niemand, cer die Tiere nicht schon .
vorher kannte, sie mit Hilfe der angegebenen Merkmale richtig auf
die beiden Gattungen verteilen wird. Nimmt man den Typus der
Gattung Encaustes, nämlich verticalis M’Leay, zur Hand, so wird
man sehen, daß das Prosternum gerade das Gegenteil von gekielt,
nämlich abgeplattet ist und erst der Gegensatz bei Micrencaustes
läßt vermuten, daß der Autor wohl die Randleisten im Auge gehabt
hat und dann dementsprechend hätte sagen müssen: Prosternum
hinter den Vorderhüften jederseits kantig. Folgender Versuch,
wird durch schärfere Fassung der Merkmale vielleicht einige Klar-
heit in die Scheidung der Formenkreise bringen:
A’ Alle Hüften ohne Tangentiallinien®), oder nur am Innenrande
der Vorderhüften mit Andeutung einer solchen, die aber weder
vorn die Hüften überragt noch hinten den Prosternalrand
erreicht.
Halsschild mit 2 Längswülsten, Flügeldecken mit Längsrippen,
3. Fühlerglied kaum länger als das zweite (Typ. A. whiteheadi
Gorh.-Borneo) Asmonax Gorh,
B Halsschild ohne Längswülste, Flügeldecken meist ohne, oder
nur mit feinen flachen Rippen, 3. Fühlerglied länger als das
zweite, Schwammsohle des 1. Hintertarsengliedes ziemlich
quadratisch, kaum länger als die des zweiten (typ. verticalis
M’Leay- Java) Encaustes Lac.
Hinterhüften immer ohne, die Vorderhüften mit Tangential-
linien, die bis zum Hinterrande des beiderseits hinter den Hüften
kantigen Interkoxalteiles der Vorderbrust reichen, 3. Fühler-
glied nur so lang wie die zwei folgenden zusammen (typ. M.
lunulata M’Leay- Java) Micrencaustes Crotch
C’ Mittelhüften ohne Tangentiallinien Micrencaustes s. Str.
C Mittelhüften mit Tangentiallinien (typ. dehaani Cast. Java)
subg. Mimencaustes n.
=
B
>
A
=
*) Ohne damit behaupten zu wollen, daß es sich um homologe Ge-
bilde dabei handelt, habe ich die Furchenlinien, die tangential verlaufend
an allen Hüften vorkommen können, aus praktischen Gründen und un-
zweideutig vordere, mittlere und hintere Tangentiallinien (= Schenkel-
und Hüftlinien anderer Autoren) genannt. Siehe auch Entomologische
Blätter, Berlin 1918, S. 137 u. 139,
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 11
A Alle Hüften mit langen Tangentiallinien, von denen die vorderen
fast bis zum Vorderrand des Prosternums, die hinteren fast bis
zum Hinterrand des 1. Ventralsternites reichen (typ. chalybaea
sp. n. Tonkin) Metallencaustes g. n.
*Encaustes einetipes Lac. Monogr. Erotyl. 1842, p. 41. Manila,
außerdem von Malinao in der Provinz Tayabas auf Luzon,
gesammelt von Prof. C. Fuller-Baker. Indem ich früher das Haupt-
gewicht bei der Trennung von Encaustes und Micrencaustes auf
den Grad der Entwicklung des Vorderbrusthöckers legte, glaubte
ich, wie ich in der D. Ent. Zeitschrift 1916, p. 279, zum Ausdruck
brachte, cinctipes in letztere Gattung stellen zu müssen, nach meinen
Bee Ausführungen jedoch muß sie richtiger bei Encaustes ver-
bleiben.
*Encaustes erotehi Gorh. Bohol. Mir in Natur nicht bekannt; er
dürfte, wie schon sein Vergleich mit humeralis vermuten läßt,
sicher in diese Gattung gehören.
' *Encaustes bimaeulaticollis Hllr. D. Ent. Zeitschr. 1916, p. 278.
Luzon: M. Makiling. Mus. Dresden.
*Encaustes palawaniens Hllr. Journ. Bur. Sc. Manila 1913, p. 159,
fig. 12. Palawan: Iwahig. Mus. Dresden.
*Encaustes tagala Hllr. Journ. Bur. Sc. Manila 1913, p. 160, fig. 13.
Luzon: Irisan. Mus. Dresden.
Encaustes hageni Gorh. Sumatra. Im Coleopteror. Catalogus,
pars 34, p. 37, fehlt die Angabe der Abbildung Taf. VII, fig. 1.
Vorkommen auch N. O. Borneo. Mus. Dresden.
Eneaustes wallacei Crotch. Coleopteror. Catalogus 1. c.
Gibt hier und auch später den Fundort verstümmelt wie Crotch,
nach der Wallace’schen Etikettenabkürzung wieder, gemeint ist:
Tondano, in der Minahassa, Nord-Celebes.
Encaustes anihraeina sp. n.
Aterrima, nitidissima, capite prothoraceque vix perspicne
punctulatis, hoc angulis anticis rotundato-obtusatis, ad marginem
lateralem in medio foveola rotundata, basi utrinque altera elongata,
obliqua; scutello transverso-cordato; elytris subtilissime seriato-
punctatis, striis ab sexta indistinctis, omnibus in triente apicali
- evanescentibus; corpore subter glabriusculo; metasterno sterni-
tisque abdominalibus perremote subtilissime, ultimo crebrius punc-
tulatis. Long. 21, lat. 8 mm.
Hab. Nova Guinea (a D. Staudinger & Bang-Haas comparata).
Tief glänzend schwarz, wie Micrencaustes papuana ‘m.®), in
der Gestalt an Micrencaustes dehaani erinnernd, aber etwas größer.
Kopf glatt, Epistom sehr wenig eingecrückt. Augenfurche fein,
nur wenig das Auge vorn überragend und daselbst etwas nach
5) D, Ent. Zeitschr. 1914, p. 305.
8. Heit
49 Dr. K. M. Heller:
innen gebogen. Erstes Glied der Fühler 114, mal so lang wie dick,
tonnenförmig, das dritte fast so lang wie das 4. und 5. zusammen,
die folgenden von diesen kaum verschieden, gestreckt birnförmig,
Keule doppelt so lang, ihr erstes Glied so lang wie breit. Halsschild
wie bei verticalis geformt, die Seitenrandfurche auf dem Vorderrand
bis zum Augeninnenrand umgebogen, oberseits kaum wahrnehmbar
und sehr zerstreut fein punktiert, innerhalb des Seitenrandes in
der Mitte mit rundlichem, beiderseits, in der Verlängerung des
3. Deckenstreifens, mit größerem länglichen und schräg gestelltem
Grübchen. Schildchen wie bei verticalis. Flügeldecken, deutlicher
wie bei diesem gereiht punktiert, die Streifen von 6 ab feiner, alle
im Spitzendrittel erloschen, Wurzel des 5. Streifens mit leichtem
Längseindruck. Unterseite fein und sehr zerstreut, das Analsternit
dichter punktiert, Vorderbrust zungenförmig abgeplattet zwischen
den Hüften mit Längswurzeln.
Mierencaustes (Mimencaustes) dehaani Cast. Java, Tenasserim —
Tonkin. Mau-Son (ex coll. W. Müller- Jena) i. Mus. Dresden.
Mierencaustes lunulata M’Leay (Textfigur 1—8).
Kuhnt erwähnt schon in der D. Ent. Zeitschrift 1910, p. 225,
die Veränderlichkeit der Thoraxzeichnung dieser Art, beschreibt
sie aber nur sehr kurz und unter der Voraussetzung, daß die der
typischen lunulata bekannt sei; ich halte es daher nicht für über-
flüssig, eine Reihe von Abbildungen zu geben, die den Übergang
von rotgestreiften zu schwarz gemakelten Halsschild veranschau-
lichen. Mir liegt in drei Stücken aus Java eine Abänderung vor,
die ich eines besonderen Namens wert erachte:
1 8 3 4
Halsschildzeiehnung von Micrencaustes lunulata M'Leay Fig. 1—6, 8 und 9
aus Java, darunter Fig. 4 die typische Zeichnung, wie sie auch Stücke aus
Borneo und Sumatra zeigen, während die von Fig. 7 bisher nur aus Borneo
bekannt ist. Fig. 9 ist die von M. lunulata var. rufipes n.
Mierencaustes lunulata var. rufipes n. (lextiigur 9).
Differt a specie typica: prothorace rufo, maculis septem nigris,
in seriebus duabus transversis (antica punctis quatuor, postica
tribus) ordinatis, pedibus rufis.
Hab. Java (ex coll. Kirsch) in Mus. Dresden,
r
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Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 13
Halsschild rot, mit zwei Querreihen von schwarzen Punkt-
makeln, die vordere mit vier, die hintere mit drei, Beine rot.
Mierencaustes lunulata ab. pieta n.
Ein aberrantes Stück, das auf der linken Flügeldecke die vor-
dere Binde mit der hinteren durch einen Längsstreifen, zwischen
der 3. u. 4. Punktreihe verbunden zeigt, fand ich von Herrn Kustos
Schenkling als ficia bezeichnet vor.
Mierencautses eximia Gorh. und
Miereneaustes sexeuttata Gorh. Notes Leyd. Mus. X, 188, fehlt
im Coleopt. Catalog. die Angabe ihrer Abbildung l. c. auf Tafel
VII, Fig. 5 und 4.
Mierencaustes eruentata sp. n. (Fig. 10).
Nigro-nitida, prothorace macula laterali, permagna, maculam
nigram punctiformen circumcludente, margine interno biramosa,
elytris litura mediano-basali vittaque flexuosa, laterali, ad humerum
incipiente, dein inflexa et in triente apicali dilatata. apice intus
minute hamata, sanguineis; prothorace transverso levi, utrinque
ad, basin seria marginali e punctis grossis, angulis anticis peracute-
productis, scutello longitudine duplo latiore; elytris levibus, intra
humeros impressione basali; corpore subter inpunctato.
‚Long. 17, lat. 7 mm.
‘Hab. Nova Guinea Germanica, Sattelberg, ex coll. R. Bennigsen
unicum in Mus. Dahlem.
Breiter als fpaduana m. und gigas, durch die charakteristische
dunkelrote Zeichnung, die stark spitz vorgezogenen Halsschild-
vorderecken und ganz glatten unpunktier-
ten Decken leicht kenntlich. Schwarz, eine
fast das ganze äußere Drittel der Hals-
schildseiten einnehmende, eine kleine ovale
Punktmakel umschließende Längsmakel,
deren Innenrand zweizackig ist, ein Basal-
wisch in der Mitte der Decken und sowie
eine an den Schultern beginnende sich bis
auf die Mitte der Decken nach innen
biegende Längsbinde, die im Spitzendrittel
verbreitet, an der Spitze selbst hakenartig
nach innen umgebogen ist, blutrot. Fühler
die Halsschildhintereckenknapp erreichend,
ihr drittes Glied so lang wie die zwei fol-
genden zusammen, achtes Glied konisch,
länger als dick, Keule 14,mal so lang wie
breit. Epistom an der Naht leicht einge-
drückt, mit äußerst feinen zerstreuten Punkten, der übrigeKopf glatt,
mit feiner, die Augen vorn nicht überragender Supraorbitallinie.
Halsschild mehr als 1%, mal so breit wie lang (Mittellinie zur Breite
=4:6.7), unpunktiert, nur jederseits am Hinterrandemit einer Reihe
8. Heft 3
14 Dr. K. M. Heller:
von ungefähr 10 groben randständigen Punkten, die Seiten in der
Basalhälfte parallel und gerade, in der Vorderhälfte leicht nach
vorn konvergierend, die Vorderecken sehr spitz und stark nach vorn
gezogen, Vorderrandfurche bis über die Augen nach innen reichend.
Schildchen doppelt so lang wie breit, verrundet fünfeckig. Flügel-
decken an der Wurzel sehr wenig breiter als die Thoraxbasis,
ungefähr coppelt so lang wie breit, elliptisch zugespitzt, ganz glatt,
Schulterbeulen durcheinen Wurzeleindruck sich abhebend. Körper-
unterseite glatt, unpunktiert.
Mierencaustes liturata M’Leay, Java, Sumatra, Birma — Singa-
pore und Borneo (ex coll. Felsche) im Mus. Dresden, O.-Borneo:
Tandjong (Nachlaß L. Sorhagen 1916) im Mus. Hamburg, Ins.
Nias bei D. Staudinger und Bang Haas, Blasewitz. au
Mierenecaustes (s. str.) eyelops sp. n.
M. liturata M’Leay affinis ac statura aequali, niger, palpis
fulvis, fronte, macula nigra mediana excepta, vittis duabus thora-
calibus, flexuosis ac uni-ramosis, elytris per totam longitudinem
linea submarginali, apice dilatata maculaque basali inter striam
primam et quintam, sanguineis, prothorace lateribus minus ar-
cuatis, margine angustiore, angulis posticis rectis, basi utrinque
sine punctis acervatis, majoribus; scutello lIongitucine duplo latiore;
elytris distinctius seriato-punctatis, stria quinta basi haud im-
pressa; corpore subter vix, abdomine subtiliter punctatis; meso-
sterno inter coxas linea tangentali antica nulla.
Long. 15, lat. 5.9 mm.
Hab. Sumatra. or., Tandjong Poera, leg. R. Heinze, unicum
in Mus. Dresdense.
Schwarz, Palpen rotgelb, die Stirn, ausgenommen eine leicht
quere schwarze Mittelmakel, jederseits der Halsschildscheibe eine
ähnliche Längsbinde wie bei liturata, deren hinterer Ast aber an
der Wurzel stärker abgeschnürt ist, ein schmaler Streifen entlang
des Seitenrandes, der an der Deckenspitze stärker als bei liturata
verbreitert ist, die Deckenwurzel zwischen dem 1. und 5. Streifen
in Form einer querviereckigen, zwischen dem 2. und 3. Streifen
zu doppelter Länge ausgezogenen Makel, rot. Fühler ähnlich wie
bei liturata, aber das erste Glied der Keule weniger stark quer, nur
ungefähr 14, mal (nicht doppelt) so breit wie lang, das letzte fast
halbkreisförmig. Epistom mit konkavem Vorderrand, dichter als
die weitläufig und fein punktierte Stirn punktiert. Supraorbital-
linie kräftig, vorn das Auge überragend und an der Spitze nach
innen gebogen. Halsschild breiter als in der Mittellinie lang (5.2:4)
schr fein zerstreut punktiert, beiderseits an der Basis ohne drei-
eckigen Schwarm gröberer Punkte, die Seiten in der basalen Hälfte
gerade nach vorn divergierend, vor den Hinterecken kaum merklich
konkav, in der vorderen Hälfte schwächer als bei liturata gerundet
konvergicrend, Randsaum mit einigen entfernten gröberen Punkten.
Schildchen schwärzlich, doppelt so breit wie lang, halbmondförmig.
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 15
Flügeldecken so fein wie bei Ziturata gereiht, hinten erloschen, die
Spatien kaum wahrnehmbar zerstreut punktiert, der 5. Streifen an
der Wurzel kaum eingedrückt. Pro- und Metasternum kaum, die
Abdominalsternite, der Vorder- und Hinterrand und jederseits
eine makelartige Stelle ausgenommen, ziemlich dicht punktiert,
Mesosternum zwischen den Mittelhüften vorn ohne Randfurche.
Drittes Glied der Hintertarsen so lang wie breit (bei liturata länger).
Mierencaustes plagiatus Gorh.,
muß dem M. cyclops ähnlich und verwandt sein, doch hat dieser
keine Punktstreifen auf den Decken, die rote Basalmakel der
Decken ist verschwommen begrenzt, der Scheitel des schwarzen
Kopfes ist rot. Weiteren Vergleich läßt die kurze Beschreibung
nicht zu, als deren Vaterland ‚, Java ?“ angegeben wird.
Mierencaustes atropos Kuhnt
Wird in der Beschreibung mit der sumatranischen Zorguata
Gorh. (die zweifellos irrtümlich zuerst aus Afrika beschrieben
wurde) verglichen, weil diese eine ähnliche Thoraxzeichnung
aufweist. Ein Vergleich mit liturata M’Leay, der die Kuhnt-
sche Art auch sehr nahesteht, hätte vielleicht näher gelegen,
weil eine Reihe der erwähnten plastischen Merkmale besonders
aufzuführen dann überflüssig gewesen wäre. Mir liegt atropos
in einem Stück aus Tonkin: Mau-Son, Sammlung Gehr. W.
Müller- Jena in Mus. Dresden vor, demzufolge der Kuhntschen
Beschreibung ergänzend noch hinzuzufügen wäre, daß die Flügel-
decken glänzender und, kräftiger gereiht punktiert wie bei Iiturata
sind und der 8. Streifen, wenn auch an der Wurzel und Spitze ab-
gekürzt, ebenso kräftig wie der 7., das äußerste Deckenspatium
aber ziemlich dicht und grob nach der Spitze zu breiter punktiert
und fein behaart ist. Auch das Prosternum und Metasternum sind
zerstreut aber deutlich punktiert, während das Mesosternum bei
beiden Arten gleich am Vorder- und Seitenrand eine Randlinie
aufweist.
Mierencaustes gigas M’Leay, Proc. Linn. Soc. N. S. Wales (2), II,
1887, p. 326.
Die Originalbeschreibung sowohl, wie auch die von A. Lea,
Proc. Linn. Soc. N. S. Wales XXXVI, 1911, Taf. XVII gegebene
Figur 11 stimmen so gut mit zwei Stücken aus dem D. Entom.
Museum Berlin-Dahlem mit der Bezettlung ‚Cairns, Hacker, coll.
Hacker“ und ‚„Episcaphula gigas Macl.-N. Queensland“ überein,
daß ich nicht zweifle, daß mir die M’Leay’sche Art vorliegt und diese
irrtümlich von ihm zu Episcaphula gestellt worden ist. Es ist auf-
fallend, daß dies Lea (Proc. Linn. Soc. XXXVI, 1911, p. 478)
entgangen ist und macht es sehr wahrscheinlich, daß auch seine
Episcaphula hercules ein:
Mierencaustes hereules (Lea) ist.
Sowohl in Neu-Guinea als auch auf Batjan kommen Formen
vor, die dem Micrencaustes gigas M’Leay so nahe stehen, daß ich
8. Heft
16 Du K.M. Heller:
sie in Anbetracht dessen, daß mir nur einzelne Stücke davon vor-
liegen, nur als Lokalrassen aufzufassen wage, sie unterscheiden
sich voneinander wie folgt:
A’ Stirn vorn so, wie das Epistom, fein und zerstreut in der Mitte
kaum punktiert.
B’ Flügeldecken vor der Spitze mit einer Querbinde, die ungefähr
um ihre doppelte Breite von jener entfernt ist, Schultern schwarz
Schildchen 115 mal so breit wie lang, verrundet dreieckig,
Halsschild schwarz, in der Mitte mit einer die ganze Breite ein-
nehmenden W-förmigen an den äußeren Enden verbreiterten
Figur, Punkte der Deckenpunktreihen kräftiger als die des
Epistoms. gigas M’Leay
C Schildchen doppelt so breit wie lang, verrundet fünfeckig,
Halsschild rot, an den Seitenrändern sehr schmal, am Vorder-
rand etwas, am Hinterrande viel breiter schwarz gesäumt, Punkte
der Deckenpunktreihen feiner als die des Epistoms, die 1. Punkt-
reihe an der Wurzel fast ganz erloschen
gigas novae-guineae subsp. n.
B Flügeldecken vor der Spitze mit einer ovalen roten Längsmakel,
die von der Spitze kaum um ihren halben Längsdurchmesser
entfernt ist, Halsschild ganz schwarz, Schultern rot
gigas batjana subsp. n.
A Stirn viel feiner als das ziemlich dicht punktierte Epistom
punktiert, Halsschild mit einer die vordere Hälfte einnehmenden
am Hinterrand vierzackigen roten Querbinde, die beiderseits
der Mitte eine schwarze runde Makel aufweist, Halsschildseiten
fast gerade nach vorn konvergierend. Deckenspatien deutlich
punktiert. gigas torguatithorax Subsp. n.
Mierencaustes gigas novae-guineae subsp. n.
A specie typica differt corpore multo convexiore et aliquid
latiore, scutello longitudine duplo latiore, prothorace toto sanguineo,
basi utrinque punctis majoribus perpaucis, elytris fasciis duabus
flavis, stria prima in parte basali evanescenti, spatiis vix punctatis.
Long. 17, lat. 7.5 mm.
Hab. Nova Guinea Batava: Welskamp, leg. Versteeg 19. IX.
1912. Typus in Mus. Nat. Artis Magistra, Amstelodamo.
Diese Form ist auffallend stärker wie der typische gigas gewölbt,
so daß sein größter im 1. Drittel der Deckenlänge gelegener Höhen-
durchmesser 6 mm beträgt; es ist demnach sehr wahrscheinlich,
daß, wenn sich die übrigen erwähnten Unterschiede als beständig
erweisen, in ihr eine besondere Art vorliegt.
Mierencaustes gigas Batdana subsp. n.
M. giganti similis, sed prothorace toto nigro, elytris macula
basali transverso-rectangulari, humerum occupante, intus stria
secunda determinata, altera elongata elliptica anteapicali sangui-
neis, spatiis vix, seriebus vix fortius quam in giganti punctatis.
Long. 16, lat. 6 mm.
>
®
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 17
Hab. Batjan (ex coll. C. Felsche) unicum in Mus. Dresden.
Wenn beide Fundortangaben der Felscheschen Sammlung zu-
treffend sind, so würde man entweder eine große Veränderlichkeit
der Batjanform, oder zwei verschiedene Arten auf Batjan vor-
kommend annehmen müssen. Meine Vermutung geht dahin, daß
batjana tatsächlich von Batjan stammt, Zorquatithorax aber vielleicht
aus einer anderen Gegend Australiens herrührt und nur wegen ihrer
Ähnlichkeit mit dem Batjanstück mit gleichem Fundortzettel
versehen wurde. Der Skulptur nach nähert sich batjana mehr der
gigas M’Leay, indem die Deckenstreifen so fein und die Spatien
ebenso wie bei. dieser kaum punktiert sind. Von beiden unter-
scheidet sie sich durch den ganzen schwarzen Halsschild, dessen
Seiten mehr und gleichmäßig gerundet, dessen Vorderecken
stumpfer, dessen Punktierung aber zwischen beiden die Mitte hält.
Die Flügeldecken zeigen je zwei Makeln, eine leicht quere, recht-
eckige an. der Wurzel, die innen vor der 2. Punktreihe begrenzt
wird und die ganze Schulter einnimmt und eine längliche, eiförmige
vor der Spitze, deren Entfernung von der Spitze ihrem halben
Längsdurchmesser gleichkommt. Die Maxillarpalpen sind bräunlich-
gelb, die mittleren Tangentiallinien sind wie bei gigas M’Leay, gut
entwickelt. Wegen der deutlichen Prosternalpunktierung bin ich
geneigt, das Stück für einen $ zu halten.
Mierencaustes gigas torquatithorax subsp. n.
M. giganti M’Leay simillimus sed fronte, prothorace elytro-
rumque seriis spatiisque distinctius punctatis; prothorace signatura
sanguinea Zorguatae Gorh. simili, fascia subapicali minus transversa.
| Long. 17, lat. 7 mm.
Hab. Batjan (ex coll. C. Felsche) unicum in Mus. Dresden.
Das angeblich aus Batjan stammende einzige Stück unter-
scheidet sich von den beiden mir aus Queensland (Cairns) vorliegen-
den Stücken durch folgende Merkmale: Epistom ziemlich dicht
und kräftig, die Stirn viel zerstreuter, aber ebenfalls zwischen den
Augen viel kräftiger als bei gigas punktiert, das Gleiche gilt auch
vom Halsschild, dessen rote Zeichnung der vom Zorguata ähnelt
(Kuhnt nennt ähnliche Makeln todenkopfähnlich) und dessen drei-
eckiger Punktschwarm beiderseits an der Basis umfangreicher er-
scheint. Deckenspatien bei 8facher Vergr. (mit Zeiss’ Binokular)
sehr deutlich zerstreut, die Streifen viel kräftiger gereiht punktiert
und noch am Hinterrand. der Subapikalbinde erkennbar. Des-
gleichen die Unterseite überall deutlicher punktiert. Auffallender-
_ weise fehlen bei dieser Form die mittleren Tangentiallinien.
Mierencaustes megalodaenoides sp. n. (Fig. 11).
Subnitida, oblongo-ovata, elytris singulis fasciis duabus, ferru-
gineis, dentatais, anterioreextra in humeros extensa, margineantico
in spatio secundo quartoque per maculis basalibus oblongo-ovatis
profunde bisexciso, margine postico sub-tridentato, posteriore,
subapicali, margine antico bi-, postico semel, sed, latius ac profun-
Archiv für Naturgeschichte
1918. Re 8. 2 8. Heft
18 Dr. K. M. Heller:
dius sinuato; capite sat fortiter subvageque, prothorace subtilius
utrinque ad basin fortius punctatis; hoc transverso, angulis anticis
acute productis, margine laterali vix rotundato, antrorsum subcon-
vergente; elytris distincte seriato-punctatis, spaciis subtiliter sat
crebre punctatis; prosterno utrinque ante coxas fortiter, metasterno
vix, abdomine sternitorum marginibus plagisque lateralibus glabris
exceptis, sat dense punctatis.
Long. 15, lat. 6.5 mm.
Hab. Tonkin, monte Mau-son (ex coll. Gehr. W. Müller- Jena)
in Mus. Dresden.
Bei flüchtiger Betrachtung ähnelt die Art der Megalodacne
natalensis Fairm., doch nimmt die vordere Querbinde mit ihrem
äußeren Teil das basale Fünftel der drei
äußeren Spatien, mithin die ganze Schulter
ein. Größe und Gestalt der von M. liturata
M’Leay ähnlich, der Halsschild aber breiter
und flacher, seine Vorderecken stärker spitz
vorgezogen. Kopf grob und mäßig dicht, Stirn-
mitte spärlicher, das Epistom dicht punktiert.
Fühler die Halsschildwurzel knapp erreichend,
ihr 1. und 2. Glied, dieses aber um die Hälfte
kleiner, vollkommen kKugelig, das 3. etwas
kürzer als die beiden folgenden zusammen, die
Keule nur wenig länger als breit (4.5:4). Hals-
schild 1% mal so breit wie in der Mittellinie
lang (12.4:7), viel feiner als der Kopf, ein
creieckiger Schwarm beiderseits an der Wurzel
so grob wie die Kopfwurzel, nach den Hinter-
ecken zu erloschen punktiert, Seiten in der Basalhälfte fast
gerade, in der vorderen Hälfte leicht gerundet, nach vorn konver-
gierend, Vorderecken spitz und vorgezogen, bis zum Augeninnen-
rand hin mit Randfurche, Randsaum etwas schmäler wie bei
Iiturata. Schildchen quer verrundet, doppelt so breit wie lang.
Flügeldecken gröber wie bei erwähnter Art gereiht punktiert, die
Punktreihen erst hinter der hinteren Deckenbinde erloschen, vordere
Deckenbinde nicht ganz bis zum 1. Streifen nach innen reichend,
zweites Spatium an der Wurzel mit doppelt so langer wie breiter,
viertesmit etwaskürzerer, ovaler,schwarzer Basalmakel, durch die die
Deckenbinde tief ausgerandet wird, ihr Hinterranp kurz vierzackig,
die hintere, über dem 3. und der vorderen Hälfte des 4. Ventralster-
nis gelegene Binde am Vorderrand kurz dreizackig, der Hinter-
rand tief halbkreisförmig ausgebuchtet. Vorderbrust nur vor den
Hüften grob, Hinterbrust kaum, Abdomen ziemlich dicht punktiert.
*Mierencaustes episcaphoides sp. m. & (Fig. 12).
Aterrimus, nitidus, capite praesertim verticem versus, subre-
mote ac distincte, prothorace multo subtilius punctatis, margine
basali utrinque in medio seria e punctis (c. 6) manifestis; scutello
transverso subpentagonali, fere trigono; elytris oblongis, sat con-
|
|
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 19
vexis, subtiliter seriato-punctatis, singulis fasciis duabus fulvis,
una subbasali, basin versusramoso-producta, extrorsum (ut fascia
postica) sensim dilatata, altera in secundo triente a seria punctata
tertia usque ad marginem lateralem extensa.
Long. 12, lat. 5.5 mm.
Hab. Luzon, monte Makiling, leg. Prof. C. Fuller-Baker.
Relativ viel breiter und absolut kürzer als M. manoba n.®)
und die meisten übrigen Arten der Gattung und somit der Körper-
form nach an M. lunulata M’Leay, der gelbbraunen Bindenzeich-
nung nach an Efiscapha vestita erinnernd. Glänzend schwarz,
Stirn fein und zerstreut, nach dem Scheitel zu,
so wie das Epistom, kräftiger punktiert, letzteres
vorn jederseits mit rundem flachen Eindruck.
Drittes Glied der Fühler so lang wie das 4. und
5. zusammen, zweites Glied der Keule viermal
so breit wie lang. Halsschild quer, feiner als
der Kopf zerstreut punktiert, der Basalrand
beiderseits in der Mitte mit einer unregel-
mäßigen Querreihen von ungefähr 6 groben
Punkten, der Seitenrandsaum nach vorn zu
allmählich und leicht verbreitert, die Rand-
furche vorn auf den Vorderrand umgebogen,
aber nur dessen äußeres Sechstel einnehmend.
Schildchen doppelt so breit wie lang, dreieckig mit verrun-
deten Seitenecken. Flügeldecken nur 115 mal so lang wie breit, so
deutlich wie lunulata und ebenso wie diese im Spitzendrittel ganz
erloschen gereiht punktiert, hinter der Schulter mit einer etwas
schrägen rotgelben Binde, die vom 2. Punktstreifen bis zum Seiten-
rande reicht, zwischen dem 3. und 4. Streifen bis zur Deckenbasis
hin dreieckig vorgezogen, in der Gegend des 5. Streifens eingeengt
und dann nach außen wieder verbreitert ist. Eine gleichgefärbte,
aber quere Binde befindet sich im 2. Drittel der Deckenlänge, sie
beginnt in der Mitte zwischen dem 2. und 3. Streifen, reicht eben-
falls bis zum Seitenrande, ist vorn leicht zweibuchtig, hinten in
flachem Bogen begrenzt und außen etwas verbreitert. Unterseite
kaum, nur die Ventralsternite, ihr breiter Vorder- und Hinterrand
ausgenommen, zerstreut punktiert. Epipleuren mit erhabenem,
über den Hinterbrustepisternen etwas breiteren Randsaum. Sohle
des 3. Hintertarsengliedes deutlich länger als breit. — Möglicher-
weise fällt diese Art mit Efiscapha semperi Gorh. zusammen, von
der in den Notes Leyd. Mus. X. 1888, p. 143 gesagt wird, daß sie
wegen der verbreiterten Maxillarpalpen und Tarsen nicht in die
‚Gattung EPiscaphula gestellt werden kann.
6) In der Beschreibung dieser Art D. Ent. Z. 1916, p. 278 muß es in
der 3. Zeile des deutschen Textes statt ‚‚der afrikanischen Megalodacne
imperatrix‘‘ des Encaustes crotchi heißen. Daß dieser mit M. manoba
identisch sein könne, ist durch die verschiedene Gattungszugehörigkeit und
Größe (12.2 gegenüber 22 mm) ausgeschlossen.
2% 8. Heft
20 Dr.. K. M. Heller:
*Mierencaustes schröderi sp. n. (Fig. 13)
Sequenti (dajaca) simillima, subceyanescenti-nigra, prothorace
linea mediana obsoleta, inpunctata, elytris macula anteriore sub-
transverse rotundata, posteriore margine apicali subtruncata mi-
nute emarginata, distantia longitudinali inter maculis aurantiacis
macularum diametro longitudinali fere duplo longiore, prosterno
vix, protuberantia prosternali haud punctata. :
Long. 14, lat. 6 mm. Mn
Hab. Luzon: monte Makiling (1972) leg. Prof. C. Fuller-Baker.
Der folgenden M. dajaca sehr ähnlich, aber etwas kürzer und
breiter, die mehr gelben Flecke, namentlich der vordere, nicht °
länglich, sondern leicht quer, die Entfernung des vorderen von dem
hinteren - Fleck fast doppelt so groß als der
Längsdurchmesser des ersteren. Oberseite tief-
schwarz, die Flügeldecken mit sehr schwachem
bläulichem Schein. Das Epistom, das bei dajaca
so fein und etwas zerstreut wie die Stirn punk-
tiert ist, zeigt bei schröderi eine gröbere und
dichtere Punktierung. Fühler ebenso die Hals-
schildwurzel hinten deutlich überragend, aber
das 4.—8. Glied schlanker, das 7. deutlich
länger als das gestreckt birnförmige, 11, mal
so lange wie dicke 8. Glied, Keule wie bei
dajaca nicht ganz 11, mal so lang wie breit
(L:B=6:3.5). Halsschild von gleicher Form
wie bei dajaca, aber die Vorderecken etwas
stärker und spitziger vorgezogen, seine Punk-
tierung ebenso ungleichmäßig dicht und jederseits am Basal-
rand mit einem kleinen Schwarm größerer Punkte, längs der
Mittellinie ein ziemlich breiter unpunktierter Streifen. Schild-
chen wie bei dajaca. Flügeldecken fast doppelt so lang wie
breit (11:6), fein, aber namentlich an den Seiten etwas deutlicher
als bei dajaca, gereiht punktiert, die Streifen im schwarzen Spitzen-
teil von der Spatienpunktierung nicht zu unterscheiden, die vordere
Makel leicht quer, verrundet viereckig, dem Basal- und Seitenrand
auf Haaresbreite genähert, sowie die hintere Makel nach innen fast
bis zum 1. Streifen reichend, letztere ziemlich kreisrund außen den
letzten Streifen tangierend, in der Mitte des Hinterrandes mit
kleiner Ausrandung. Prosternum Kaum, der höckerartige Brust-
fortsatz nicht punktiert. Mittelhüften am Hinterrande ohne Tan-
gentialfurche. Die Art ist Herrn Rektor G. Schröder, Stettin, in
dankbarer Erkenntlichkeit für seine Bemühungen gewidmet,
durch die es mir allein möglich wurde, über die mit EPiscaphula
dohrni Gorh. ähnlichen Arten Klarheit zu verschaffen.
Mierencaustes kraepelini sp. n. (Fig. 14).
Episcapha hypocrita similiter plagis luteis ornata; antennis
prothorace distincte superantibus, articulo tertio quarto multo
longiore, articulo octavo rotundato (haud conico), clava latitudine
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 21
sesqui longiore, articulo secundo longitudine plus duplo latiore;
prothorace transverso, lateribus parallelis vix rotundatis, disco
remote subtititerque basi utrinque fortius punctato; elytris lati-
tudine plus duplo longioribus, stria suturali in triente apicali tenui,
subtiliter striato, spatiis vix punctatis, plagis quatuor luteisoblongis,
antica marginem lateralem haud, anticum, indimidia parteinteriore,
striam primam solum ad basin tangente, macula postica oblonga;
corpore subter fere ut in M. schröderi punctato. \
Long. 12.5, lat. 5 mm.
Hab. Java: Tjompea, legit K. Kraepelin, 11. III. 1904, unicum
in Mus. zoologico Hamburgo.
Der M. schröderı m. nahe verwandt, die vorderen Decken-
makeln aber länger als der Abstand dieser von der hinteren Makel
beträgt, achtes Glied der Fühler rund, sehr wenig länger als breit
(bei schröderi deutlich konisch). Die Supraorbital-
furchen vorn nicht mit dem Augenrand diver-
gierend und nicht über diesen hinausreichend,
viel breiter wie bei schröderi. Halsschild 115 mal
so breit wie lang, die Seiten kaum merklich
gerundet und parallel, die Vorderecken leicht
stumpfwinkelig, die Randfurche an den Hinter-
ecken sich auf den Halsschildhinterrand (nicht
ganz bis zur Mitte einer Deckenwurzel) fort-
setzend, Punktierung fein, ziemlich zerstreut,
beiderseits an der Wurzel einen Schwarm aus
wenigen groben Punkten bildend. Schildchen
mehr als doppelt so breit wie lang (bei schröderi
weniger breit) fünfeckig. Flügeldecken mit feinen
Punktreihen, an der Wurzel der fünften kaum merklich eingedrückt,
Spatien undeutlich und sehr zerstreut punktiert, Nahtstreifen nur
im hinteren Deckendrittel vorhanden. Die vorderen Deckenmakeln
nehmen auch die Schultern ein und lassen nur einen feinen schwar-
zen Saum in der äußeren Hälfte des Basal und im vorderen Viertel
des Seitenrandes frei, ihr Innenrand verläuft parallel und dicht
neben dem 1. Punktstreifen, ihr Hinterrand ist schwach konvex,
in der Mitte jeder der vorderen Makeln findet sich, wohl nur als
individuelle Aberration bei vorliegendem Stück eine unregelmäßige
schwarzbraune Punktmakel. Die hintere Deckenmakel wird innen
von der 1., außen von der 9. Punktreihe begrenzt und ist länglich
eiförmig. Unterseite des Kopfes, hinter den Augen sehr grob und
dicht (bei schröderi mäßig dicht und nicht so grob), des übrigen
Körpers ähnlich wie bei schröderi: punktiert.
Die Art ist dem Andenken des hochverdienten, 29. VI. 1915
verstorbenen Direktors des Hamburger Museums, dem Entdecker
der Art, gewidmet.
Mierencaustes (Mimencaustes) torquata borneonensis subsp. n.
__M. torquata differt macula frontali prothorace maculis septem
ferrugineis, elytris fasciis angustioribus, anteriore secundum mar-
8. Heft
22 Dr.-K. M. Heller:
ginem lateralem usque ad posticam reducta, stria quinta ante
medium macula minuta, oblonga femoribusque in parte mediana,
ferrugineis. |
Long. 15, lat. 6.2 mm
Hab. Borneo (ex coll. C. Felsche) im Mus. Dresden.
Gorham beschreibt 1901 in der Ent. Zeit. Stettin p. 180 eine |
torquata var. aus Sumatra ohne ihr einen Namen zu geben, obwohl
sie sich doch auffallend von der Stammart, deren genauen Fundort
man nicht kennt, unterscheidet. Das mir vorliegende Stück aus
Borneo muß der sumatranischen var., für die ich den subspezifischen
Namen sumatrana vorschlagen möchte, sehr nahe stehen und ihr
bezüglich der ziemlich dichten und sehr deutlichen Thoraxpunk-
tierung gleichkommen. Stirn zwischen den Augen bis auf den
Längsdurchmesser eines Auges eingeengt, in der Mitte spärlicher,
außerdem viel feiner als das grob und dicht punktierte Epistom
punktiert. Fühler die Halsschildwurzel bei weitem nicht erreichend,
ihr drittes Glied 1%, mal so lang wie das vierte, die folgenden wenig
länger, das 8. so lang wie dick, die Keule 11, mal so lang wie breit
(3.7:3), ihr letztes Glied einen doppelt so breiten wie langen Kreis-
abschnitt darstellend. Halsschild quer (7:5), die Seiten in der
Basalhälfte parallel, in der vorderen Hälfte leicht gerundet kon-
vergierend, der Randsaum mit ungefähr 10 entfernten und außerdem
zerstreuten feineren Punkten, die Randfurche im Bogen auf den
Vorderrand umgebogen und bis zum Augeninnenrand nach innen
reichend, Punktierung ziemlich kräftig und dicht, mit undeutlich
begrenztem glatten Mittelstreifen.
Mierencaustes (Mimencaustes) dajaca sp. n. (Fig. 15)
Niger, subnitidus, corporis forma M. dehaani similis, sed
minor, elytris singulis plagis duabus elongato-rotundatis, ferru-
gineis, ornatis, antica marginem basalem lateralemque fere, striam —
primam haud tangente ad humeros minute sinuata, macula ante-
apicali antica fere aequimagna, striam primam ultimamque tan-
gente; distantia longitudinali inter maculas fere maculae unae-
longitudine aequante; prosterno in parte mediano distincte, late-
ribus haud, abdomine sat crebre punctatis, hac plagis lateralibus
glabris.
Long. 14—15, lat. 5.5—6 mm.
Hab. Borneo: Kina-Balu alt. 1500 m (H. Rolle) ex coll,
G. Kraatz?) im Mus. Berlin-Dahlem et Dresden, ‚„Borneo‘ ın
coll. W. Wunderlich. | |
Im Vergleich zu Micrencaustes dohrni Cr., wovon mir c.er Typus
(aus dem Mus. in Stettin) vorliegt, gestreckter, mehr von der Form
des M. dehaani, aber sonst sehr ähnlich und so wie jene mit je
zwei großen gelbroten Deckenmakeln, deren Abstand voneinander
.. 7) Diese Stücke fand ich als Episcaphula dohrni Gorh. bezeichnet vor,
die zwar auch ein Micrencaustes, aber nach Untersuchung des Typus eine
andere Art ist.
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 23
ungefähr der Länge einer Makel gleichkommt. Fühler die Hals-
schildwurzel sehr wenig überragend, ihr 3. Glied fast 11, mal so
lang wie das vierte. Stirn mäßig dicht und fein punktiert, der
Scheitel glatt. Halsschild quer (Breite: Mittel-
linie 7:4.4), die Seiten erhaben gerandet und
sanft gebogen, Vorderecken leicht spitzwinkelig
verrundet, vorgezogen, Hinterecken recht-
eckig, Punktierung fein ungleich zerstreut,
Wurzelrand jederseits mit groben Punkten,
die in einen länglichen Schwarm, aus nach vorn
kleiner werdenden Punkten, übergehen, die auf
einen kaum merklichen Längseindruck stehen.
Schildchen quer, verrundet fünfeckig. Flügel-
decken reichlich 1%, mal so lang wie breit, fein
gereiht punktiert, die Reihen im Spitzendrittel
mehr oder weniger unter der Spatienpunk-
tierung verschwindend, die vordere ovale, gelb-
rote Längsmakel der Mitte des Deckenwurzelrandes auf Haarbreite
genähert, bis zur halben Breite des 1. Spatiums (zwischen dem 1.
und 2. Streifen) nach innen reichend und den Deckenrand nahezu
tangierend, Schulterschwiele nur vorn in geringer Ausdehnung
(von etwa Schienenbreite) schwarz, das schwarze Spitzenviertel
fein, aber deutlich punktiert. Die hintere Deckenmakel von
Gestalt und Größe wie die vordere, aber den ersten und äußersten
Deckenstreifen tangierend. Mittlerer Teil des Prosternums außen
durch eine die Vorderhüften vorn überragende Ranäfurche be-
grenzt, zerstreut, nach vorn zu gröber punktiert und vorn in einem
stumpfen Höcker ausgezogen. Abdomen fein, mäßig dicht, die
Vorder- und Hinterränder der Sternite nicht punktiert und jedes
mit glattem, größeren Seitenfleck. Mittelhüften am Hinterrand
mit Tangentialfurche.
Mierencaustes (Mimencaustes) wunderlichi sp. n.
Niger, elongata, elytris macula transversa basali fasiaque ante-
apicali luteis fere ut in Episcaphula abbreviata Weber ornatis;
antennis prothoracis basi superantibus; prothorace transverso
(3:5), ut in dajaco subtilissime, basi utrinque fortius punctato;
elytris macula subbasali 'transversa, inter striam quartam et
quintam ad basin effluxa, humeros succingente, margine postico
inter striam tertiam et sextam semicirculariter sinuato, fascia
subapicali sternitis duabus paenultimis aequilata, marginibus den-
tatis a stria prima usque ad ultima extensa.
“ Long. 13—17, lat. 5—7 mm
Hab. Java, (ex coll. Ph. Wunderlich) Sumatra, Deli,W. Sumatra
et Battak montibus leg. Fruhstorfer (ex coll. Kraatz) in Mus.
Dahlem et Dresden,
Ungefähr so groß wie dehaani, Halsschild stärker quer,
Flügeldecken verhältnismäßig kürzer, ähnlich wie Plagiopisthen
8. Heft
4 Dr-K: MHieller: i
(Episcaphula) abbreviata gezeichnet, der fünfte Streifen an der
Wurzel nicht eingedrückt. Kopf ziemlich dicht, eine Querzone
am Stirnhinterrand nicht punktiert. Epistomnaht beiderseits
mit großem, sehr flachem Eindruck. 3. Fühlerglied so lang
wie das 4. unddie Hälfte des 5. zusammen. Halsschild quer
(5:3) .etwas feiner, nach den Seiten zu dichter als der Kopf
punktiert, beiderseits am Hinterrande mit dreieckigem Schwarm
größerer Punkte, vor diesem rundliche Kahlflecke. Schildchen
fast doppelt so breit wie lang, halbmondförmig. Flügeldecken
doppelt so lang wie breit, wie bei dehaani wenige breiter
als die Halsschildwurzel, die vordere rotgelbe Makel reicht
vom 2. Streifen bis zum Seitenrand, ist zwischen 4. und 5. Streifen
bis zum Vorderrand der Decken ausgeflossen, umfließt die innen
so lange wie breite, außen 1 1, mal so lange schwarze Schultermakel
und ist in der Mitte des Hinterrandes ungefähr halbkreisförmig
ausgerandet, die Spitzenquerbinde ist so breit wie der schwarze
Spitzenteil, reicht vom 1. Streifen bis zum Seitenrand und ist am
Vorder- und Hinterrand zackig, namentlich lang an der Außen-
und Innenecke des Hinterrandes. Deckenspatien deutlicher wie bei
dehaani, Gie Unterseite ähnlich wie bei diesem punktiert, Tangen-
tiallinie der Mittelhüften noch kürzer wie bei diesem. Die Art ist
nach Professor Philipp Wunderlich (f 8. IV. 1919), dem das
Museum nicht nur dieses, sondern manches andere bisher fehlende
Stück verdankt, benannt.
Mimencaustes wunderlichi tonkinensis subsp. n.
A specie typica differt, fasciis angustioribus, antica margine
postico fortius emarginato, longius ac acutius bidentato, fascia
subapicali margine antico distinctius tridentato.
Long. 16, lat. 6.5 mm
Hab. Tonkin: montibus Mau-Son, alt. 2—83000 pedum. leg.
H. Fruhstorfer (ex coll. Kraatz) in Mus. Dahlem.
Zwei Stücke aus Tonkin unterscheiden sich von den 5 mir
vorliegenden wunderlichi durch schmälere und mehr spitz gezackte
rotgelbe Deckenbinden, die vordere ist außen kaum breiter als der
Vorderschenkel und am Hinterrande beiderseits der Ausbuchtung
in je einem langen spitzen Zahn ausgezogen, desgleichen ist die
hintere Binde schmäler und am Vorderrande deutlicher und
schärfer dreizähnig, so daß ich glaube auf diese Verschiedenheit
der tonkinesischen Stücke durch eine subspezifische Abtrennung
aufmerksam machen zu sollen.
Metallencaustes chalybaea sp. n.
Piceus, elytris obscure chalybaeis, coxis, articulo ultimo tarsali
antennisque subrufescentibus his articulo tertio tres sequentibus
aequilongo, palpis fulvis; clipeo sat dense, fronte remotius, vertice
sat rude punctatis, inter oculos fascia transversa levi; prothorace
transverso, disco subtiliter remoteque, ad latera versus fortius
punctato, basi utrinque punctis nonnullis majoribus; scutello
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 25
trotundato-trigono, nigro, longitudine perpaulo latiore; elytris
seriato-punctulatis, stria quinta basi impressa, spatiis subtilissime
remoteque punctulatis; prosterno parte mediano deplanato, tri-
gono levi, parte antecoxali rude ocellato-punctato, metasterno
sternitoque primo abdominali lineis tangentialibus.
Long. 10.5, lat. 5 mm
Hab. Tonking: Mau Son, ex coll. W. Müller- Jena.
Diese und die folgende Art stehen der Micrencaustes metallica
Gorh.®) aus Sumatra sehr nahe, sind aber wesentlich kleiner, anders
gefärbt und abweichend skulptiert. Erstere ist pechbraun, Hüften,
das letzte Tarsenglied und die Fühler dunkel rotbraun, 3. Glied der
letzteren solang wie die3folgendenzusammen. Stirn zerstreut, Clipeus
dichter, Scheitel gröber punktiert, ein Querstreifen zwischen den
Augen glatt. Halsschild. breiter als lang (1.7:1), sehr fein zerstreut,
nach den Seiten zu etwas kräftiger punktiert, die Seiten in den
basalen zwei Dritteln gerade, nach vorn konvergierend, jederseits
nahe dem Basalrand ein kleiner Schwarm von Punkten, die min-
destens so groß wie die der Deckenpunktreihen sind. Schildchen
verrundet dreieckig, wenig breiter als lang, schwarz. Decken
schwärzlich stahlblau, mit 9 Reihen von runden Punkten, von
welchen die 5. an der Wurzel eingedrückt, die 6. und 7. auf der
beulenartigen Schulterauftreibung, die 8. im Wurzel- und Spitzen-
crittel abgekürzt ist. Das dreieckig abgeplattete, am Hinterrande
stumpfwinkelig ausgerandete Prosternum glatt, die Seitenrandleiste
bis zum Vorderrandhöcker reichend, der vor den Hüften gelegene
Seitenteil grob narbig punktiert. Die Tangentiallinie der Mittel-
hüften reicht schräg bis zur Mitte der Hinterbrust, die der Hinter-
hüften ist geschwungen und reicht bis nahe an den Hinterrand
des 1. Sternites, das an den Seiten gröber u. spärlicher als die
übrigen punktiert ist.
Metalleneaustes aenea sp: n.
Praecedenti affinis, rufo-piceus, capite, prothorace elytrisque
aeneis; capite remotius punctato; prothorace transverso, angulis
anticis plus obtusatis, subtilius punctato, lateribus plus parallelis;
scutello semilunari, longitudine duplolatiore; elytris seriebus punc-
tatis 6 integris, septima basi apiceque abbreviata, spatiis via punc-
tatis; corpore subter similiter punctato; metasterno lineis conalibus
brevioribus.
Long. 10—13, lat. 4.5—8.8 mm
Hab. Borneo, ex coll. Gehr. W. Müller- Jena, Sumatra in Mus.
Berlin-Dahlem (ex coll. Schenkling).
Der vorhergehenden (chalybaco) nahe verwandt, aber Kopf,
Halsschild und. Flügeldecken erzfarben (etwa wie normale Chry-
somela lichenis Richt.), Stirn zerstreuter punktiert. Halsschild
quer (1.7:1), fein zerstreut, nach den Seiten zu nicht, nur beider-
seits am Basalrand gröber punktiert und daselbst mit flachem
®) Notes from the Leyden Museum X, 1888, p. 136.
; 8. Heft
26 Dr. K. M. Heller:
Grübcheneindruck, die Seiten sehr schwach gerundet, fast parallel,
Schildchen sehr abweichend von dem der vorigen, halbmondförmig,
doppelt so breit wie lang. Flügeldecken nur mit sechs ganzen feinen
Punktreihen, die siebente im Wurzel- und Spitzendrittel abgekürzt,
Spatien kaum wahrnehmbar zerstreut punktiert, im Gegensatz zu
voriger Art, bei der namentlich die Deckenspitze entlang des
Seitenrandes sehr deutlich punktiert ist. Unterseite bei beiden
Arten ähnlich gebildet und skulptiert, die Tangentiallinie der
Mittelhüften aber viel kürzer, ungefähr so lang wie das 3. Fühler-
glied, die der Hinterhüften fast gerade.
Diese Art muß den mir in Natur unbekannten, 14 mm langen
Micrencaustes metallica Gorh. (Notes Leyd. Mus. X. 1888, p. 136)
aus Sumatra, sehr ähnlich sein und nahe stehen, diese unter
scheidet sich jedoch von ihr durch den dicht punktierten Kopf
und ebensolches Epistom, durch die längliche Form der Punkte
der Deckenpunktreihen, die jederseits des erhöhten Mittelteiles
etwas runzelige (bei aenea und chalybaea grobnarbig punktierte)
Vorderbrust und die in der Mitte winkelig gebogene (bei chalybaea
fast gerade bis zur Hälfte der Hinterbrust nach hinten reichende,
bei aenea sehr kurze gerade) Tangentiallinie.
Il. Tribus Triplaeini.
Tarsen kryptopentamer. Hinterbrustepimeren von der Spitze
der Epiternen gesondert. Hinterhüften breit getrennt. Innenlade
der Maxillen unbewehrt, sehr selten in eine Spitze endigend. End-
glied der Kiefertaster beilförmig, quer, oder halbmondförmig (aus-
genommen Trıtomidea Motsch.), ihr erstes Glied mindestens so
lang wie die zwei folgenden zusammen. Clipeus nicht viereckig
ausgeschnitten, sondern nur leicht bogig ausgeschweift, oder recht-
winkelig abgestutzt.
Übersicht der altweltlichen Gattungen.
A Kinn dreieckig (Gegensatz: länglich viereckig, vorn spitz: nur
Amerikaner).
B’ Körper kurz, oval oder breit oval.
C’ Kinn auf großem, fast quadratischen Stiele, Vorderbrust in
der Mitte des Vorderrandes mit sehr kleinen, spitzen Zähnchen, |
vordere Tangentiallinie sehr kurz, die mittlere stark nach außen
gebogen, fast quer. Crytomorphus®) Lac. (typ. nitiduloides Lac.)
C Kinn einem stark queren Unterkinn aufsitzend.
D’’ Fühler ganz allmählich in die nicht abgesetzte Keule übergehend
E’ Körper stark (ähnlich wie bei Cyriomorphus) gewölbt. Neuntes
Fühlerglied dreieckig, so lang wie an der Spitze breit. Vorder-
brust vor der Mitte leicht beulig aufgetrieben. Vordere Tangen-
°) Gen. Insector. Erotylidae p. 56 heißt es von dieser Gattung: Augen
grob gekörnt, in der Gattungsdiagnose „mäßig grob (p. 69), zwischen
Amblyopus (grob) und Triplax (fein)‘“. In Wirklichkeit sind sie, der Größe
der Cystomorphusarten entsprechend, fein fazettiert, absolut natürlich
gröber als bei Triplax.
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 27
G
tiallinien nach vorn konvergierend. Mittelbrust mindesiens
doppelt so breit wie lang, ihre Seitenrandlinien gerade nach
vorn divergierend. Hinterbrust mi! Seitenrandsaum, mittlere
Tangentiallinien deutlich. Taf. I, Fig. 8. Cyrtomorphoides g.n.
(typ. albicornis sp. n.)
Körper flach gewölbt, neuntes Fühlerglied stark quer. Vorder-
brust gleichmäßig gewölbt. Vordere Tangentiallinien in der
vorderen Hälfte parallel, ihre äußerste Spitze nach innen ge-
bogen. Mittelbrust nur wenig breiter als lang, ihre Seitenrand-
linien bogig und entlang des Vorderrandes in eine Punktreihe
übergehend. Hinterbrust ohne Seitenrandsaum, mittlere Tan-
gentiallinie fehlend. Taf. II, Fig. 3. Rhopalotritoma g.n.
(typ. amabilis sp. n.)
Fühler mit deutlich abgesetzter dreigliedriger Keule.
Endglied der lose gegliederten Keule länger als breit, lanzett-
förmig, 1. Keulenglied größer als das zweite, Epistom sehr flach
ausgebuchtet Motrita Westw. (type fulvipes Westw.)
Endglied der mehr oder weniger kompakten Fühlerkeule ei-
förmig, oder im Umriß quer elliptisch, oder kreisförmig, mehr
als halb so breit wie das vorhergehende Glied.
Vorderbrust vorn erhöht, mit scharfer Spitze, 4.—7. Fühlerglied
klein, nicht breiter als lang, das 3. verlängert, das 8. quer,
Körper kurz oval, fast halbkugelig gewölbt.
Endglied der Kiefertaster beilförmig, nicht breit
Pseudotritoma Gorh. (typ. nigrocruciata Crotch)
Endglied der Kiefertaster quer, kreisabschnittförmig, min-
destens ‚doppelt so breit wie lang Taf. II, Fig.42. Titorma g. n.
(typ. coccinella sp. n.)
Vorderbrust weder vorn mit scharfer Spitze, noch zusammen-
gedrückt und erhöht:
J’” Vordere Tangentiallinien vorn zusammenstoßend Ortitma.n. n.
D
für Cyrtotriplax (typ. cebana Gorh.)
Vordere Tangentiallinien nach vorn konvergierend, die Vorder-
hüften deutlich überragend, Fühlerkeule kompakt, 115 mal so
lang wie breit, Endglied der Kiefertaster doppelt, selten 3 mal
so breit wie lang Tritoma F. (typ. bipustulata F.)
Vordere Tangentiallinien sehr kurz, Endglied der Kiefertaster
viermal so breit wie lang, 3. Fühlerglied so lang wie das 4. und
5. zusammen, Flügeldecken an der Wurzel nicht gekerbt ge-
randet, Vorderbrust weder zusammengedrückt noch mit Vorder-
randshöcker (Gegensatz siehe O) Trimota g.n.
(typ. apicalis sp. n.)
Vordere Tangentiallinien die Hüften umkreisend stark nach
außen gebogen Tritomophasma g.n. (typ. sumatrensis sp. n.)
Fühler mit viergliedriger Keule.
K’ Vordere Tangentiallinien sehr kurz, oder fehlend.
8. Heft
28
1%
1
2
=
M
=
R
Si
Dr. KR. M. Heller:
Drittes Fühlerglied so lang wie die drei folgenden zusammen.
Prosternum etwas zusammengedrückt. Phoxogenys Gorh.
(typ. mülleri Gorh.)
Drittes Fühlerglied so lang wie die vier folgenden zusammen.
Prosternum einfach, mittlere Tangentiallinien deutlich, vordere
und hintere fehlend. Lybatomorpha g. n.
(typ. serrulatipes sp. n.)
Vordere Tangentiallinien von %4 Vorderbrustlänge, vorn.ein-
ander genähert aber nicht miteinander verbunden, letztes
Keulenglied quer oval.
Letztes Kiefertasterglied höchstens doppelt so breit wie lang,
symmetrisch. Neotritoma g.‘n.
(typ. monticola sp. n.)
Letztes Kiefertasterglied dreimal so breit wie lang, unsymme-
trisch, der äußere Teil länger alsder innere. Spondotriplax Crotch
(typ. endomychoides Crotch)
Vordere Tangentiallinien die Mitte des Prosternums überragend,
vorn miteinander bogenartig verbunden. Camptotritoma g. n.
(typ. fulva sp. n.)
Körper länglich oder eiförmig bis länglich eiförmig.
Augen grob fazettiert, Endglied der Lippentaster leicht beil-
förmig, Endglied der Kiefertaster sehr groß, Schenkel in der
Mitte mäßig erweitert. Amblyopus Lac. (typ. vittatus Ol.)
Augen fein fazettiert.
Schienen eckig erweitert, die vorderen an der Spitze blattartig
zusammengedrückt, Epistom schnautzenartig (,‚rostrate‘‘) vor-
gezogen, tief winkelig ausgerandet. Petaloscelis Gorh.
(typ. instabilis Gorh.)
Schienen an der Spitze erweitert und daselbst schräg abgestutzt,
Epistom nicht vorgezogen, mehr oder weniger bogig ausgerandet.
Endglied der Kiefertaster stark quer verrundet, dreieckig oder
kreisabschnittförmig.
Drittes Fühlerglied so lang wie das vierte und fünfte zusammen.
Prosternum nicht zusammengedrückt, mit stumpfem Vorder-
randshöcker, drittesTarsenglied zweilappig Triplacidea Gorh.'*)
(typ. melanocephala Motsch.)
Prosternum weder zusammengedrückt noch mit stumpfem
Vorderrandshöcker, drittes Tarsenglied nicht zweilappig (siehe
auch unter ]J)
Drittes Fühlerglied kürzer als das vierte und fünfte zusammen-
genommen. Erstes und zweites Keulenglied mondsichelförmig,
Keule meist lose gegliedert.
Endglied der Lippentaster leicht beilförmig.
Tangentiallinien der Vorderbrust fehlend oder sehr kurz, die
Hüften vorn nicht überragend, Vorderbrust weder zusammen-
gedrückt noch mit Vorderrandhöcker Triplax Herbst
(russica L.)
10) Coleopteror. Catalogus Pars 34, p. 65, nicht wie der Index angibt p. 55,
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 29
T Tangentiallinien der Vorderbrust die Hüften überragend,
Vorderbrust vorn etwas -seitlich zusammengedrückt, aufge-
trieben, ihr Vorderrand in der Mitte etwas winkelig vorgezogen,
zweites Hintertarsenglied quer, Halsschildhinterrand nur beider-
seitsan den Hinterecken fein gerandet Triplax subg. Ogcotriplax
(typ. fseuda sp. n.)
S Endglied der Lippentaster elliptisch, doppelt so lang wie breit,
‚die vorderen Tangentiallinien lang, bis auf ein Fünftel der
Vorderbiustlänge dem Vorderrande genähert, an der Spitze
nach innen umgebogen, zweites Glied der Hintertarsen länger
als breit. Triplax subg.: Pseudotriplax
(typ. Zayabasi sp. n.)
F Endglied der so langen wie breiten Keule ungefähr dreimal so
dick wie lang, 4.—8. Fühlerglied stark quer, das dritte so lang
wie die vier folgenden zusammen. Endglied der Kiefertaster
eiförmig und daher wohl nicht zu den Triplacini gehörend.
(Taf. I, Fig. 23) Tritomidea Motsch.
(typ. Zranslucida Motsch.)
Der von P. Kuhnt in den Genera Insectorum, subfam. Eroty-
linae, 1909, p. 55—58, veröffentlichte Bestimmungsschlüssel der
Triplacinen-Gattungen, an den sich der hier angegebene anlehnt,
wird, soweit es sich wenigstens um die hier näher zu untersuchenden
Formen des indo-australischen Faunengebietes handelt, zu mancher-
lei Zweifel Anlaß geben; besonders wird dieses aber bei den mit
Tritoma und Triplax verwandten Formen der Fall sein, von denen
die ersteren in einer Gruppe mit 10, letztere in einer zweiten Gruppe
mit 20 verschiedenen Gattungen zusammengefaßt sind, welche
Gruppen sich, nach dem Schlüssel, nur dadurch unterscheiden,
daß entweder ihr ‚Körper länglich oder eiförmig bis länglich ei-
förmig‘‘ oder „kurz, oval oder breit oval‘ sein soll. Abgesehen
davon, daß sich zwischen der möglichen ‚‚eiförmigen‘‘ Körperform
der Gattungen der ersten Gruppe und der ‚ovalen,, der zweiten
Gruppe kein scharfer Gegensatz ergibt, ist bei Tritoma auch die
Nomenklatur sehr verwirrt worden, indem Crotch 1875 für Tritoma
F., nec Geoffr., die, nach den heutigen Regeln der Namengebung
überflüssige Abänderung in Cyriofryplax einführte, als deren Typus
er ausdrücklich bzipustulata F. nennt (Revis p. 83).
Im Jahre 1885 schreibt Gorham (Notes Leyd. Mus. VII,
Coleopteror. Catalogus, Pars 34, p. 65 zitiert fälschlich VIII)
p. 257), daß unter dem Motschulsky schen Gattungsnamen Tri-
tomidea die orientalischen und tropischen Vertreter der nur palae-
arktischen Gattung Trifoma zusammenzufassen wären, welch’
erstere sich von letzterer durch das, wie bei einigen Triplaxarten
erweiterte Endglied der Kiefertaster unterscheiden soll; eine durch-
aus irreführende Angabe, denn der Typus von Tritomidea ist
translucida Motsch., von der der Autor glücklicherweise die Abbil-
dung sowohl des ganzen Tieres, als auch von Einzelheiten gibt,
die zeigen, daß das Endglied der Kiefertaster eiförmig und die
8. Heft
30 Dr. K. M. Heller:
Bildung der Fühler so eigenartig ist, daß die Gattung als ziemlich
isoliert angesehen und aus der engeren Verwandtschaft mit Tritoma
ausgeschieden und möglicherweise zu dem Tribus Dacnini gestellt
werden muß. Gorham hat dies später 1901 (Ent. Zeit. Stettin
p- 187) auch erkannt, indem er dort sagt, daß Tritom.dea nigro-
cruciata Cr., für die er den Gattungsnamen Pseudotritoma in Vor-
schlag gebracht hat ‚‚have obsolutely notting to do‘ mit Trito-
midea translucida Mots. Die nach zwei Stücken von Sumatra als
Gorham als Tritomidea atripennis mangelhaft beschriebene Art,
die aber, nachdem was Gorham vorausschickt, „the apical joint
of the maxillary palpi dilated as in some Triplax‘‘ zeigen muß,
kann demnach nicht zu Tritomidea gehören und fällt möglicher-
weise mit meiner weiter unten beschriebenen Tritomophasma su-
matrensis zusammen; doch zeigen meine Stücke im Gegensatz
zur Angabe Gorhams keinen bläulichen Schimmer auf den schwar-
zen Decken. Später, 1888, kommt Gorham (Biol. Centr. Amer.
VII, p. 86) nochmals auf Tritoma zurück. Von dieser nach ihm,
gleich Triplax im wesentlichen paläarktischen und nearktischen
Gattung, schreibt er ungefähr folgendes: „Sie in befriedigender
Weise abzugrenzen, ist von größter Schwierigkeit, da sich einander
sehr ähnliche Insekten in der orientalischen Region finden. Letztere
sind aber augenscheinlich keine typischen Vertreter der Gattung
Tritoma. Wie allgemein bei allen Erotyliden, müssen besonders
bei den Triplacides sehr geringe Unterschiede als von generischem
Wert herangezogen werden und wenn Trifoma mit derselben
Genauigkeit wie die vorhergehenden Gattungen behandelt
werden soll, so müssen wir verschiedene Arten aus Borneo, Ceylon
und anderen tropischen Gegenden von dieser Gattung ausschließen,
die bisher in diese mit einbezogen wurden.“
Ferner verwirrt 1896 Gorham die Gattungsbegriffe und deren
Namengebung noch dadurch weiter, daß er (Ann. Mus. Genova
XXXVI, p. 287) den Gattungsnamen Cyrtotriplax (der von Crotch
ausdrücklich für die paläarktische Tritoma bipustulata F. eingeführt
wurde) statt ihn ganz fallen zu lassen, in unzulässiger Weise auf
die orientalischen Arten überträgt, von denen er an erwähnter
Stelle zuerst cebana sp. n. als Typus der Gattung Cyrtotriplax Gorh.
(nec Crotch) beschreibt und der er weiter die Beschreibung von
duodecimnotata und praevia und als Cyrtotriplax, mit Fragezeichen,
oppositipunctata, obscura und diaperina folgen läßt, von welchen
mir nur die erstere (g. Trimota m.) und letztere (g. Neotritoma m.)
in Natur bekannt geworden sind. Endlich 1901 (Mitt. Ent. Zeit.,
p. 191) sagt Gorham, daß er als Typus der Gattung Cyrtotriplax
lewisi Crotch ansähe!
Die schon von Crotch befolgte und später von Gorham wieder-
holte Methode, Arten mit einem Fragezeichen zu Cyrlotriplax zu
stellen, ohne dabei anzugeben, welcher Umstand das Fragezeichen
begründet, mag wohl recht bequem sein, kann aber im Interesse
der Klärung systematischer Fragen nicht genug zurückgewiesen
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 31
werden, da sie jede Weiterarbeit in der betreffenden Gattung
ohne Nachprüfung der Typen unmöglich macht.
In dem vorstehenden Bestimmungschlüssel habe ich unter
möglichster Beibehaltung der von Kuhnt gebrauchten Unter-
scheidungsmerkmale versucht, wenigstens für die mir in Natur
vorliegenden Arten der indo-australischen Region etwaige Zweifel
über die Gattungsangehörigkeit auszuschließen, sollte ich in der
Bewertung der Merkmale zu weit gegangen sein, so erachte ich dies
doch als ein geringeres Übel, als die Vereinigung verschiedener, mit
dem Gattungstypus in Widerspruch stehenden Formen in einer
Gattung.
Bei der geringen Differenzierung der Triplacini-Gattungen
konnte auf deren besondere Charakteristik, die nur eine Wieder-
holung der in der Tabelle angegebenen Merkmale sein würde, um
so mehr verzichtet werden, als die Artbeschreibungen und Abbil-
' dungen etwaige Zweifel kaum aufkommen lassen dürften. Bezüglich
.der Abgrenzung der Genera ist noch lange nicht das letzte Wort
gesprochen, denn man wird diese erst dann in befriedigender Weise
versuchen können, wenn von allen Arten ausreichendes Material
vorliegt, um von ihnen die Mundteile untersuchen zu können.
Es ist leicht möglich, daß uns dabei ähnliche Überraschungen wie
bei den Dacnini bevorstehen.
Vor allem unterliegt es kaum einem Zweifel, daß auch die
Gattung Triplax in der Folge in mehrere Gattungen aufgeteilt
‚werden muß, da es nicht angängig ist, bei ihr bezüglich der sonst
' in der Systematik der Triplacini so hoch bewerteten Merkmale
' der Fühler- und Tasterbildung eine Ausnahme zu machen. Im
Sinne Lacordaires umfaßt nämlich die Gattung Triplax Arten
sowohl mit dreizackigem als auch kreisabschnittförmigem Kiefer-
_ tasterendglied und solche sowohl mit loser gegliederter als auch
kompakter Keule, die paläarktischen Arten zeigen die beiden zuerst
genannten Taster und Fühlerbildungen und würden demnach zur
Gattung Triplax im engeren Sinne gehören, während alle anderen
auszuscheiden wären.
__Cyrtomorphus elavulus Kirsch scheidet zufolge einer Untersuchung
des mir vorliegenden Typus aus der Gattung aus und ist zu
Pseudotritoma zu stellen.
Cyrtomorphus quadrimaculatus Kirsch (1875) scheidet aus dem
gleichen Grunde aus und fällt mit Spondotriplax endomychoides
Crotch (1876) zusammen, vor dem er die Priorität hat, so daß
. die Art nunmehr Spondotriplax quadrimaculatus Kirsch (Taf. I,
. Fig. 9: Fühler) zu heißen hat.
*Cyrtomorphoides (g. n.) albieornis sp. n. (Taf. I, Fig. 8.
Unicolor testaceus aut ferrugineus, antennis- albidis; fronte
prothoraceque subtilissime sat confertim punctulatis; scutello
cordato, latitudine longitudine aequali; elytris convexis, latitudine
paulo longioribus (2.6:3), striato-punctatis, stria octava nonaque
8. Heft
2 Dr. K. M. Heller:
obsoletis, spatiis haud punctatis, alternis latioribus, basi intra
striam sextam callo humerali nitidiore, vix conspicuo; corpore
subter vix, matasterno lateribus subtilissime punctatis.
Long. 5.3—6.5, lat. 3.6—4.2 mm.
Hab. Luzon: monte Makiling et monte Banahao (No. 4633)
insula Mindanao: Butuan et insula Basilan.
Aus der Verwandtschaft des C. curtus und nitiduloides Gorh.,
aber die Fühler ganz weißlich. Körper bräunlichgelb bis rostbraun,
Halsschild zuweilen, besonders bei hellen Stücken jederseits hinter
den Augen mit einer ovalen, als die Umgebung etwas dunkleren
Makel, oder Ringzeichnung, die wohl nur die Ansatzstelle der Bein-
muskulatur andeutet. Fühler am Halsschildhinterrand nicht er-
reichend, weißlich, bei den dunklen, rotbraunen Stücken gelblich,
die Keule aber immer weißlich, ihr drittes Glied 1 % mal so lang wie
das vierte, die folgenden an Länge kaum, wohl aber an Breite zu-
nehmend, etwas gesägt, das 8. Glied so lang wie breit, in die
dreigliedrige, ähnlich wie bei Zantherinus gebildete Keule über-
gehend, der Durchmesser des kreisrunden Endgliedes ist aber sehr
deutlich länger als die Mittellinie des vorletzten Gliedes. Epistom
nur an den Seiten durch eine deutliche Naht abgegrenzt, leicht
gewölbt, Stirn so fein wie der quere Thorax punktiert, dessen
Hinterecken etwas stumpfwinkelig sind. Schildchen so lang wie
breit, an der Wurzel gerade abgestutzt, die Seiten spitzbogenartig
konvergierend. Decken mit 9 Punktreihen, von denen die äußeren
beiden undeutlich sind, die Spatien zwischen dem 2. und 3. und 4.
und 5. Punktstreifen deutlich breiter als die übrigen, 6. Streifen
an der Wurzel mit einer schwachen, glänzenderen Schulterbeule.
Unterseite kaum, die Seiten der Hinterbrust und ihre Seitenstücke
fein punktiert, die mittlere Tangentiallinie gerade und schräg nach
hinten, bis zur Mitte der Mittelbrustseiten- laufend. Vorderbrust
sanft gewölbt. Erstes Glied der Hintertarsen nur 11, mal so lang
wie breit, das zweite etwas breiter als lang.
*Libatomorpha (g. n.) serrulatipes sp. n. (Taf. I, Fig. 1, Taf. II
Fig. 48).
Breviter ovata, convexa, clipeo sinuato, unicolor rufo-ferru-
ginea, subter parum pallidior, antennis brevinsculis, in dimidia
parte basali fulvis, reliquis clavaque nigris, articulo ultimo dimidia
parte apicali pallido; prothorace transverso, subtiliter sat crebre
punctato; scutello subtransverso, rotundato-triangulari; elytris
thorace distinctius ac confuse, vix seriato, punctatis; corpore sat
fortiter crebre que, sternitis abdominalibus, margine antico posti-
coque haud punctatis; tibiis intermediis margine interno serrato-
denticulatis.
Long. 4.5, lat. 3 mm.
Hab. Luzon; monte Makiling, Mindanao: Zamboanga.
Breiter und gewölbter als Tritoma bipustulata, einfärbig braun-
rot, die Wurzel der Fühler in geringerer oder größerer Ausdehnung
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 33
gelblich, die Keule schwarz, ihr erstes und zweites Glied so lang wie
breit, das letzte rundliche wesentlich kleiner als das vorletzte, in
der Spitzenhälfte gelblich. Clipeus bogig ausgerandet. Halsschild
fein und ziemlich dicht punktiert, mehr als doppelt so breit wie
lang, die Hinterecken rechtwinkelig verrundet, die Seiten fast ge-
rade, nach vorn konvergierend, die Vorderecken etwas spitzwinkelig
verrundet. Schildchen ein wenig breiter als lang, dreieckig mit
leicht gerundeten Seiten. Flügeldecken so lang wie breit, etwas
verworren und deutlicher punktiert als der Halsschild, die Punkt-
reihen kaum von der Deckenpunktierung sich abhebend. Unter-
seite etwas heller und mehr bräunlichgelb, die des Kopfes
beiderseits hinter den Augen dicht und grob, das Prosternum
namentlich in der Mitte spärlicher und feiner punktiert, seine
Seitenrandleisten nicht über die Vorderhüften hinaus verlängert,
die übrige Punktierung der Unterseite ziemlich kräftig, nur auf den .
Meta-episternen sehr zerstreut und am Vorder- und Hinterrand der
Ventralsternite fehlend. Mittelschienen am Innenrande mit einer
Reihe von ungefähr acht spitzen Körnchen.
*Titorma coccinella sp. n. (Taf. II, Fig. 42).
Aterrima, antennis, clavanigra excepta, palpisque fulvis, elytris
plaga basali transversa, altera rotundata, subapicali, aurantiacis,
abdomine rufo-testaceo; antennis prothoracis dimidium vix attin-
gentibus, articulo secundo latitudine duplo longiore; capite ut pro-
thorace sat crebre ac distincte punctato; prothorace fortiter trans-
verso, lateribus tenuiter marginatis, maxima latitudine ad basin;
scutello transverso-rotundato, subacuminato; elytris breviter ovatis,
subtiliter seriato-punctatis, striis apice obsoletis, spatiis subtilissime
remote punctatis, plaga basali intus rotundato-attenuata, striam
secundam paulo superante, extus margine elytrali nigro determi-
nata, subapicali subtransversa, inter striam tertiam et octavam
sita; corpore subter nigro, abdomine, meta-episternis epipleurisque
in parte basali, ferrugineis; prosterno antice subtuberculato, me-
tasterno crebre punctato.
Long. 4.5, lat. 3 mm.
Hab. Luzon, monte Makiling.
Die Art erinnert, worauf der Artname hindeuten soll, an
Coccinella bipunctata v. IV-maculata, denn sie ist oberseits schwarz
und zeigt auf den Flügeldecken je zwei dunkel orangerote Makeln.
Die Fühler sind, mit Ausnahme der schwarzen Keule, gelbbraun,
auffallend dünn und kurz, ungefähr die Halsschildhälfte erreichend,
ihr 3. Glied stark verlängert, so lang wie die 4 folgenden zusammen,
das 8. quer, Keule doppelt so lang wie breit. Halsschild quer,
Mittellinie: Breite = 2.3:5, wie der Kopf ziemlich dicht punktiert,
die Seiten an der Wurzel am breitesten leicht gerundet, nach vorn
stark konvergierend, Vorderecken rechtwinkelig wenig vorgezogen,
Seitenrandleiste fein, an den etwas stumpfen Hinterecken verbreitert
mit ziemlich großen Grübchen. Schildchen bogenseitig dreieckig,
Archiv für Naturgeschichte 3
1918. A. 8. $. Heft
2 Me Dr. K. M. Heller:
der Vorderrand konkav, etwas breiter alslang. Flügeldecken wenig
länger als breit (1.9:1.7), mit acht Punktreihen, die an der Spitze
erlöschen und von denen die drei äußeren an der Wurzel abgekürzt
sind, die Spatien sind ziemlich deutlich und zerstreut punktiert, die
bis zur Deckenwurzel reichende Basalquermakel überragt innen aber
wenig den 2. Streifen und ist am Hinterrand vom 4. Streifen ab nach
innen abgerundet, die hintere querovale Makel liegt zwischen dem
3. und 8. Streifen und ist von der Spitze mindestens um ihren
kürzeren Durchmesser entfernt. Unterseite schwarz, Epipleuren
am Vorderende und das ganze kaum punktierte Abdomen rot.
Beine unpunktiert.
Tritoma atripennis Kuhnt liegt mir außer Stücken aus Phuc-Son
(coll. W. Müller- Jena) auch in solchen aus Süd-Celebes: Pangie,
gesammelt von C. Ribbe 1882 vor.
Tritoma duodeeimpuncetata sp. n. (Taf. II, Fig. 44).
Ovata, convexa, fulva; prothorace utrinque ad basin macula
oblonga, elytris maculis punctiformibus decem nigris, series duas,
antica punctis sex-, postica quatuor, formantibus; antennis
articulo tertio, duobus sequentibus aequilongo, clava nigra; pro-
thorace fronte subtilius punctato; scutello fere semicirculari,
subacuminato; elytris seriato-punctatis, seria quinta basi sub-
impressa, spatiis subtilissime remoteque punctulatis.
Long. 4—5, lat. 2.3—2.5 mm.
Hab. Tonkin: montibus Mauson, altitudine 2—3000 ped., leg.
H. Fruhstorfer, in Mus. Berlin-Dahlem et Dresden (ex coll. Kraatz).
Gelbbraun, Halsschild jederseits an der Wurzel mit einer
großen, schwarzen, bis zur halben Länge nach vorn reichenden
Punktmakel, Flügeldecken mit zwei Querreihen kleinerer, runder,
schwarzer Punktmakeln, die vordere mit drei, die hintere mit zwei
solcher jederseits. Kopf mäßig dicht und so kräftig wie der Thorax
punktiert, Epistomnaht im mittleren Drittel erloschen. Augen
fein fazettiert. Fühler, die schwarze Keule ausgenommen, bräunlich
gelb, ihr 3. Glied so lang wie die beiden folgenden zusammen,
4.—8. Glied perlschnurförmig, an Dicke etwas nach der Keule
zunehmend, so daß das 8. leicht quer ist, Keule mehr als 115 mal
so lang wie breit (12:7) kompakt, die einzelnen Glieder am Vorder-
rand verhältnismäßig lang weißlich pubeszent. Clipeus sehr flach
ausgerandet, seine Trennungsnaht im mittleren Drittel erloschen,
etwas dichter und ziemlich so kräftig wie die etwas zerstreut punk-
tierte Stirn punktiert, Augen fein fazettiert. Halsschild doppelt
so breit wie lang, mit nahezu geraden, nach vorn konvergierenden,
haarfein gesäumten Seitenrändern, beiderseits sehr schwach ge-
buchtetem Vorderrand und wenig vorgezogenen, rechtwinkeligen
Vorderecken. Die schwarze Makel beiderseits an der Halsschild-
wurzel ist oval, ungefähr von doppelter Augengröße und reicht über
die Halsschildmitte nach vorn. Schildchen fast halbkreisförmig,
sein Basalrand leicht konkav, hinten kaum merklich winkelig.
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 35
Flügeldecken kurz eiförmig gewölbt, mit feinen, an der Schulter
abgekürzten Punktreihen, von denen die 2. von der 3. und die 4.
von der 5. weiter voneinander entfernt sind, als die 1. von der 2.
und die 3. von der 4., Spatien fein zerstreut punktiert. Die etwas
kleineren als die auf dem Thorax stehenden und oft leicht in die
Quere gezogenen schwarzen Punktmakeln, sind so angeordnet,
daß sie zwei Querreihen, eine vordere mit 6 und eine in der Mitte
der Decken verlaufende, mit 4 Punktmakeln, bilden, von diesen
sind die zunächst der Naht stehenden, der vorderen Querreihe,
_ die sich auf dem 1. Spatium über dem ersten und zweiten Streifen
hinaus ausdehnen, am weitesten nach vorn, die mittlere zwischen
dem 4. und 6. Streifen etwas nach hinten, von den vier Punkten der
2. Querreihe dagegen die inneren zwei etwas nach vorn verschoben.
Das quer trapezoidale Prosternum mit sehr vereinzelten Punkten,
die übrige Unterseite, mit Ausnahme der Vorder- und Hinterränder
der Ventralsternite, ziemlich dicht, nach den Seiten zu gröber punk-
tiert, daserste Ventralsternit mit biszu ihrem Hinterrand reichender
Tangentiallinie der Hinterhüften. Tangentiallinie der Mittelhüften
bis zur halben Länge des Metasternums schräg nach hinten laufend.
*Tritoma endomychus!!) sp. n. (Taf. I, Fig. 6 u. 15, Taf. II, Fig. 43).
Testacea, prothorace vitta lata mediana, basin haud attingente,
elytris maculis quatuor, una basali inter striam tertiam et sextam,
quadrata, altera mediana fasciaeforme, obliqua, inter striam primam
et septimam, extrorosum attenuata, nigris; antennis articulo
„septimo octavoque ut clava, articulo ultimo in dimidia parte
apicali pallido excepto, infuscatis; prothorace sat crebre subtili-
terque, versus angulis posticis vix punctato; elytris seriebus punc-
tatis octo,- duabus exterioribus basi apiceque valde abbreviatis,
spatiis sat crebre subtilius punctatis; corpore subter, abdomine
margine postico sternitorum excepto, subtiliter, prosterno utrinque
ante coxas fortius punctatis.
Long. 4.2, lat. 2.9 mm.
Hab. Luzon: monte Banahao (N. 4639) et monte Makiling,
Malinao: Tayabas (5977) et Mindanao: Butuan.
Von länglicher, elliptischer, mäßig gewölbter Gestalt wie die
kleinen Micotretus-Arten, gelbbraun, Halsschild und Flügeldecken
mit schwarzen, zuweilen schwach violett schimmernden Makeln,
die ähnlich wie bei Endomychus coccineus geformt und verteilt
sind. Epistom ausgerandet mit breitem wulstigem, W-förmigem
Rand, hinter diesem eingedrückt. Fühler bräunlichgelb, nach der
Keule zu ins Schwärzliche übergehend, ihr 3. Glied nur wenig
kürzer als die beiden folgenden zusammen, das 8. dicker als lang,
konisch, die Keule mehr als 14% mal so lang wie breit, das letzte
eiförmige Glied länger als das vorletzte halbmondförmige und in
der Spitzenhälfte blaß gelblich. Halsschild quer, die Vorderecken
,.11) Wegen der an Endomychus coccineus erinnernden schwarzen Makel-
zeichnung so genannt.
3% 8. Heft
EB - Dr. K. M. Heller: Re
sehr schwach, die hinteren deutlicher stumpfwinkelig, Vorderrand
sehr fein, Seitenrand deutlicher erhaben gerandet, Basalrand
ungerandet, beiderseits leicht ausgeschweift mit breitem, gerade
abgestutztem Skutellarlappen, so wie die Stirn fein und ziemlich
dicht punktiert, mit großem eiförmigen, am Hinterrand herzförmig
eingekerbtem, schwärzlichen Scheibenfleck, der vom Vorderrand
bis zu % der Halsschildmittellinie nach hinten reicht. Schildchen
quer, verrundet fünfeckig, der nach vorn konvergierende Wurzel-
teil der Seiten sehr kurz, der nach hinten konvergierende leicht
gebogen. Flügeldecken mit fünf, höchstens nach der Spitze zu
verschwindenden und drei vorn und hinten stark abgekürzten
Punktreihen, die Spatien viel feiner als der Halsschild und ebenso
dicht punktiert, jede Decke an der Wurzel zwischen dem 2. Streifen
und der Mitte des 5. Spatiums mit einer quer rechteckigen, in der
Mitte mit einer vom 1.—9. Streifen reichenden, nach außen ver-
schmälerten, ein verrundet-dreieckiges Schrägband bildenden
schwärzlichen Makel. Unterseite einfärbig, hell bräunlichgelb, die
Tangentiallinien der Vorderbrust sehr wenig über die Hüften heraus-
ragend, die der Mittelbrust und des ersten Ventralsternites ebenfalls
sehr kurz und undeutlich. Unterseite ziemlich dicht, die Seiten der
Hinterbrust etwas gröber, die Vorderbrust* feiner, am Vorderrand
kaum, der umgeschlagene Rand der Decken und des Halsschildes
nicht punktiert.
*Tritoma endomychus var. confluens n.
Elytra maculis medianis ad suturam late confluentibus, ramo, -
inter striam tertiam et quartam, cum maculis basalibus conjunctis.
Hab. Luzon: monte Banahao (5987), leg. Prof. C. Fuller Baker.
Diese auffallende Abänderung zeigt die mittelständigen
Deckenmakeln zu einer an der Naht am breitesten Binde ver-
schmolzen und durch einen zwischen dem 3. und 4. Punktstreifen
verlaufenden schwarzen Streifen mit den schwarzen Basalmakeln
verbunden.
*Tritoma nigrobasalis sp. n.
Rufo-testacea, vertice maculaque frontali eocum conjuncta,
elytris fascia lata basali, primum trientem occupante, altera tenui
ac pallidiore, insecundo triente, nigris; clipeoapice haud marginato,
sinuato; antennis testaceis, clava nigra; prothorace subtiliter punc-
tato; elytris seriebus punctatis 6 integris et tribus, exterioribus, in
dimidia parte antica abbreviatis, spatiis subtilissime punctulatis.
Long. 3.5, lat. 2 mm.
Hab. Luzon: Malinao leg. Prof. C. F. Baker.
Rötlich gelbbraun, das basale Drittel der Decken und eine
schmale Querbinde im zweiten Drittel der Deckenlänge schwarz.
Clipeus vorn ausgerandet, aber nicht erhaben gerandet, Scheitel
und mit ihm im Zusammenhang eine mittelständige Stirnmakel
schwarz. Fühler gelblich, die Keule schwarz, ihr drittes Glied in
der Spitzenhälfte gelblich. Halsschild quer (1:2.2) auf der Scheibe
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 97
mäßig dicht und sehr fein, nach den Seiten zu undeutlicher punk-
tiert, seine größte Breite an den Hinterecken, diese rechtwinkelig
leicht verrundet, die Vorderecken etwas spitzwinkelig vorgezogen,
der Halsschildvorderrand zwischen ihnen schwarz gesäumt, der
Basälrand vor dem Schildchen gerundet vorgezogen und ebenfalls
sehr schmal schwarz gesäumt. Schildchen doppelt so breit wie
lang, verrundet fünfeckig, der Basalrand konkav. Flügeldecken
143 mal so lang wie breit (8:6.5), mit fünf ganzen, einen an der
Schulter und zwei äußeren vorn und hinten abgekürzten Punkt-
reihen. So weit die Reihen den gelbbraunen Teil der Decken durch-
kreuzen, erscheinen die Punkte von einem bräunlichen Hof um-
geben. Der schwarzgefärbte Teil nimmt die vordere Deckenhälfte
ein und ist hinten durch eine ziemlich gerade Querlinie begrenzt,
hinter ihr und zwar schon näher der Deckenspitze befindet sich
die von der Naht nicht unterbrochene und bis zum Seitenrand
reichende schmale Querbinde, von ungefähr Schenkelbreite. Die
Spatien sind feiner und undeutlicher als der Thorax punktiert, der
erste Deckenstreifen beginnt an der Wurzel außerhalb des Schild-
chens und biegt dicht zur Naht hin um. Die Unterseite ist bräun-
lich gelb, die Tangentiallinien sehr wenig über die Vorder-
hüftenlinie herausragen, die der Hinterbrust schräg bis zu deren
halber Länge, die des ersten Ventralsternites bis in die Nähe des
Hinterrandes schräg nach hinten und außen.
Ein zweites Stück, das mir von Mt. Banahao vorliegt und
etwas kleiner ist, unterscheidet sich von dem beschriebenen durch
den Mangel des schwärzlichen Stirnfeldes und schwärzlichen
Scheitels, sowie des nicht geschwärzten Halsschildvorderrandes,
Kopf und Thorax sind einfarbig rötlich gelbbraun und die Sub-
apikalbinde ist sehr verwaschen blaß bräunlich, ich zweifle aber
trotzdem nicht an der Artidentität beider Formen.
*Tritoma lagunae sp. n.
Fulva, palpis pedibusque pallidioribus, antennarum clava
nigricante; clipeo emarginato, fronte sat crebre subtiliterque
punctato; prothorace transverso, angulis anticis rectangulariter
rotundatis, subproductis, disco ut fronte, latera versus subtilius,
punctatis, margine basali utringue in medio subdepressiusculo,
punctis nonullis distinctioribus; elytris scriebus punctatis 8, in-
ternis quinque integris, sexta basi, exterioribus basi apiceque ab-
breviatis, spatiis vix perspicue remoteque punctulatis; corpore
subter subtiliter, femoribus haud, sternitis abdominalibus, margine
antico et postico exceptis, distinctius punctatis.
Long. 4.5, lat. 2.7 mm.
Hab. Luzon: Monte Banahao (2874) et monte Makiling (1993).
Gelbbraun, die Palpen und Beine etwas heller, die Fühlerkeule
dunkelbraun bis schwärzlich. Clipeus nicht eingedrückt, eine Flucht
mit der Stirn bildend und nur jederseits mit Andeutung einer
Grenznaht, der Vorderrand bogig ausgerandet. Stirn ziemlich dicht
8. Heit
38 Dr. K. M. Heller:
fein punktiert. Das dritte Fühlerglied nur sehr wenig kürzer als
die beiden folgenden zusammen, das achte rundlich, so lang wie
dick, die Keule nicht ganz doppelt so lang wie breit, das erste
Keulenglied wenig breiter als lang, die Wurzel mit den Seiten einen
parabolischen Bogen bildend, der Spitzenrand tief ausgebuchtet,
zweites Glied halbmondförmig, fast dreimal so breit wie in der
Mittellinie lang, letztes rundlich, der Durchmesser länger als die
Mittellinie des zweiten Keulengliedes. Halsschild quer, so wie die
Stirn punktiert, nur am Basalrand beiderseits in der Mitte mit
einigen gröberen Randpunkten. Schildchen fast halbkreisförmig,
bogig dreieckig, mit Andeutung einer Spitze. Flügeldecken länger
als breit (6:5), mit fünf ganzen, an der Wurzel abgekürzten sechsten
und zwei an der Wurzel und Spitze abgekürzten äußeren Streifen,
die Zwischenräume kaum wahrnehmbar fein zerstreut punktiert.
Vorderbrust mit deutlich über die Vorderhüften hervorragender,
nach vorn konvergierender, die Hinterbrust und das erste Ventral-
sternit mit bis zu deren halber Länge nach hinten und außen rei-
chender Tangentiallinie.
*Tritoma testaceicornis sp. n.
T. lagunae peraffinis, testacea, prothorace margine antico
in triente mediano elytrisque in dimidia parte basali elute infus-
catis; antennis testaceis, articulo septimo latitudine haud longiore,
clava plus compacta, articulis reliquis paulo obscuriore.
Long: 4, lat. 2 mm.
Hab. Luzon; monte Banahao, leg. Prof. C. Fuller Baker.
Die Art steht der T. lagunae so nahe, daß ich anfangs zweifelte,
ob sie, da nur ein Stück vorliegt, nicht nur als eine Varietät dieser
anzusprechen sei; die abweichende schlankere Körperform, die ihre
größte Breite an den Schultern hat, die etwas kompaktere Keule und
die Verdunklung der Flügeldecken, in der Basalhälfte, die vermuten
läßt, daß diese bei mehr ausgefärbten Stücken bis in Schwarz
übergehen könne, weisen aber auf eine besondere Art hin. Kopf
und Halsschild sind schalgelb und in gleicher Weise mäßig dicht,
aber deutlich punktiert, letzteres quer (Mittellinie: Breite= 4.2:8)
mit schwach vorgezogenen, leicht stumpfwinkeligen Vorderecken,
den üblichen größeren Marginalpunkten beiderseits des Schildchens
und im mittleren Drittel des Vorderrandes mit einer quermakel-
artigen Verdunklung. Schildchen quer, bogig dreieckig, mit ein-
zelnen feinen Punkten. Flügeldecken nicht ganz 1Y, mal so lang
wie breit (55:42), mit fünf an der Wurzel wenig und zwei daselbst
stark abgekürzten Punktreihen, von denen die erste und zweite
an der Wurzel genähert sind. Basalhälfte der Decken, mit Ausnahme
des Basalrandes und einer elliptischen, gelblichen Längsmakel an
der Schulter, bis zum zweiten Streifen nach innen zu verschwommen
braun verdunkelt, nach außen zu die dunkle Färbung auf die Epi-
pleuren übergreifend. Unterseite einfärbig schalgelb.
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 39
*Tritoma triguttata sp. n.
Fulva, antennis, capite, prothorace, elytris apice maculisque
tribuspunctiformibus, una triangulari suturali, post scutellum, altera
utrinque marginali, antemediana, rufo-fuscis, clava, metasterno in
parte mediano femoribusque nigro-fuscis; capite prothoraceque
sat dense subtilitergque punctatis, hic basi utrinque in medio
punctis marginalibus majoribus; scutello transverso, fere semicir-
culari, apice vix acuminato; elytris seriato-punctatis, stria septima
octavaque solum in parto mediana perspicua; abdomine pallidiore
vix punctato.
Long. 4, lat. 2.2 mm.
Hab. Mindanao: Butuan leg. Prof. C. Fuller Baker.
Elliptisch, bräunlichgelb, Kopf, Thorax, das Schildchen, die
Spitze der Flügeldecken, der mittlere Teil der Hinterbrust und die
Schenkel, sowie drei Punktmakeln, eine hinter dem Schildchen und
je eine am Seitenrand vor der Mitte dunkel rotbraun. Drittes Glied
der Fühler länger als die beiden folgenden zusammen (6:5), Keule
schwärzlich, mindestens doppelt so lang wie breit, ihr fast kreis-
rundes drittes Glied in der Spitzenhälfte gelblich braun tomentiert,
das zweite scharfspitzig, halbmondförmig. Kopf quer, Epistom
mit konkaven Vorderrand, Stirn fein, ziemlich zerstreut punktiert,
Supraorbitalfurche fein, bis zum Epistomvorderrand reichend,
außerhalb von ihr, vor den fein fazettierten Augen, ein eingesto-
chener Punkt. Halsschild doppelt so breit wie lang, kaum gröber
und ebenso zerstreut punktiert wie die Stirn, nur der beiderseits
des Skutellarlappens etwas eingedrückte Basalrand mit einer Reihe
von ungefähr sechs gröberen Punkten. Vorderrand in der Mitte
schwach gerundet vorgezogen, Seitenränder nach vorn konver-
gierend, nur im vorderen Drittel leicht zugerundet, Randsaum fein.
Schildchen fast doppelt so breit wie lang, mehr halbkreis- als
halbmondförmig, glatt. Flügeldecken nicht ganz 11%, mal so lang
wie breit (6:4.5), mit sechs deutlichen und zwei undeutlichen
Punktreihen, die Spatien kaum (nur bei vierzigfacher Vergr.)
wahrnehmbar punktiert, eine ungefähr dreieckige, mit ihrer Spitze
das Schildchen, mit ihrer Basis nicht ganz die drei Punkte erreichende
Makel auf der Naht und eine kurz vor der Mitte, die ziemlich recht-
eckig ist und vom Seitenrand bis zur 7. Punktreihe nach innen
reicht, sowie das Spitzensechstel der Decken bräunlichschwarz.
Unterseite kaum punktiert, rotbraun, Abdomen und Taster
bräunlichgelb, Schenkel schwärzlich. Vordere Tangentiallinien die
Hüften vorn etwas überragend, vorn miteinander nicht vereinigt.
*Tritoma latifaseia sp. n. (Taf. II, Fig. 41).
Ferruginea, elytris fascia lata submediana, antice usque ad
scutellum triangulariter producta, postice utringue ad marginem
lateralem cum quarta parte nigra apicali conjuncta, nigra; antennis
testaceis, clavae articulo primo secundoque nigris; capite protho-
raceque sat dense subtiliterque punctatis, elytris seriato-punctatis,
eorpore subter testaceo.
8. Heft
40 Dr. K. M. Heller:
Long. 4, lat. 2.5 mm.
Hab. Luzon: monte Makiling, legit Prof. C. Fuller Baker.
Rötlich gelbbraun, Unterseite heller bräunlichgelb, Flügel-
decken mit einer breiten, schwarzen Ouerbinde, deren Hinterrand
mit der halben Deckenlänge zusammenfällt, deren Vorderränd nach
den Schildchen zu in der Mitte winkelig vorgezogen und am
Seitenrande mit dem schwarzen Spitzenviertel verbunden ist.
Fühler, mit Ausnahme des 1. und 2. schwarzen Keulengliedes
bräunlichgelb, ihr 3. Glied so lang wie die zwei folgenden zusammen,
diese wenig länger, das 6. und 7. so lang wie dick, das 8. dicker als
lang, Keule 11% mal so lang wie breit, letztes Keulenglied im Umriß
eiförmig, etwas länger als breit. Clipeus vorn bogig ausgerandet.
Kopf wie der Halsschild mäßig dicht, ziemlich fein punktiert, die
Supraorbitallinien bis zum Clipeusvorderrand reichend, gerade.
Halsschild mehr als doppelt so breit wie in der Mittellinie lang
(4.8:2), die Vorderecken stumpf, vorgezogen, die Seiten in den
basalen Zweidritteln fast gerade, konvergierend, im vorderen Drittel
zugerundet, sehr fein gerandet. Schildchen doppelt so breit wie
lang, halbmondförmig. Flügeldecken mit sechs deutlichen und zwei
sehr undeutlichen, vorn und hinten abgekürzten Punktreihen, von
denen die erste und zweite im Wurzelteil nach auswärts gebogen
ist, Spatien äußerst fein zerstreut punktiert. Unterseite bräunlich-
gelb, Vorderbrust von einfacher, gewöhnlicher Bildung, Tangential-
linien kurz, Punktierung, wie die der übrigen Unterseite, sehr fein
zerstreut.
*Tritoma bivineulata sp. n. (Taf. II, Fig. 40).
Testacea, prothorace, macula ad angulum anticum vittaque
mediana obsoletis, testaceis, exceptis, ut fasciis duabus undulatis
in elytris, fuscescenti-nigris; prothorace longitudine duplo latiore,
ut capite subliliter punctato; scutello pentagonali longitudine
paulo latiore; elytris latitudine vix sesqui longioribus (7:9), seriato-
punctatis, spatiis subtilissime remoteque punctulatis, fascia an-
temediana, undulata, latiore, cum facia angustiore anteapicali ad
marginem lateralem conjuncta ; corpore subter ferrugineo, abdomine
pedibusque testaceis.
Long. 3, lat. 1.9 mm.
Hab. Luzon: monte Banahao, legit. Prof. C. Fuller Baker.
Gelbbraun, der Halsschild, ausgenommen eine schalgelbe, fast
die ganze vordere Hälfte des Seitenrandes einnehmende Längsmakel
und ein ebenso gefärbter Mittelstreifen, dunkelbraun, dasSchildchen
und zwei, am Seitenrand miteinander verbundene Querbinden
schwärzlich. Fühler, mit Ausnahme des ersten und zweiten
Keulengliedes, gelblich, die einzelnen Glieder vom 4. ab kürzer
werdend, das 3. etwas länger als die beiden folgenden zusammen,
das 8. etwas breiter als lang, die Keule doppelt so breit wie lang,
ihr 2. Glied von gleicher halbelliptischer Form wie das erste, aber
etwas größer, das 3. gelbliche Glied eiförmig, so lang wie das 2.
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 41
Halsschild etwas spärlicher und feiner wie der mehr rötlichgelbe
Kopf punktiert, doppelt so breit wie lang, der Vorderrand leicht
ausgebuchtet, die Vorderecken rechtwinkelig. Schildchen fünf-
eckig, wenig breiter als lang, schwarz. Flügeldecken nicht ganz
11% mal so lang wie breit, mit der größten Breite im 1. Viertel,
und acht Punktreihen, von welchen die 1. und 2. an der Wurzel
etwas nach außen, die fünfte, daselbst kaum merklich eingedrückte,
nach innen gebogen ist, die Spatien, von welchen das zwischen
dem 2. und 3. Streifen breiter als die anliegenden Spatien sind,
_ äußerst fein zerstreut punktiert.
Die hier beschriebenen philippinischen Tritoma-Arten können
mittels des folgenden Schlüssels auseinander gehalten werden.
A’ re der 2. Deckenpunktreihe der Wurzel der 1. Reihe näher
als der 3.
B’ Punkte der Deckenstreifen dicht gereiht, einander gleichmäßig
genähert.
C’ Einfarbig rotbraun, Fühlerkeule schwärzlich lagunae sp. n.
C Bräunlichgelb, die Decken jederseits mit einer die Basalhälfte
einnehmenden, verschwommenen dunkelbraunen Makel. Fühler-
keule wie die anderen Fühlerglieder bräunlichgelb
testaceicornis Sp. N.
B Punkte der Deckenstreifen, namentlich des fünften ungleich
dicht gereiht, ihr Abstand voneinander übertrifft den kleinsten
Abstand zuweilen um das 3—4fache, Flügeldecken gelb,
Halsschild, Schildchen, Deckenspitze, eine'suturale Wurzelmakel
sowie eine Seitenrandmakel vor der Mitte schwärzlichbraun.
triguttata sp. n.
A Wurzel der zweiten Deckenpunktreihe gleichweit von der der
ersten und dritten entfernt.
D’ Schildchen wie dessen Umgebung gelb oder gelbrot.
E’ Wurzel der vierten Punktreihe der dritten Punktreihe
näher als der fünften, Flügeldecken gelb, mit vier dunklen,
Makeln. endomychus Sp. n.
E Wurzel der vierten Punktreihe gleichweit von der Wurzel der
dritten und fünften entfernt. Flügeldecken mit schwarzer
Mittelbinde und Spitze latifascia sp. n.
D Schildchen schwarz.
F’ Decken in der Basalhälfte und eine schmale QOuerbinde vor der
>
Spitze schwarz nigrobasalis Sp. n.
Deckenwurzel, eine Binde hinter der Mitte sowie die Decken-
spitze gelb bivinculata sp. n.
*Rhopalotritoma amabilis sp. n. (Taf. I, Fig. 3, Fühler und Taf. II,
Fig. 39).
Testacea, capite antennarum articulis tribus basalibus, ut
ultimo prothoraceque, rufo-testaceis, vittis duabus, nebulosis, dis-
coidalibus in thorace, elytris macula minuta humerali, fascia lata
mediana, inter striam tertiam at quartam usque ad basin producta
8. Heft
f 2
49 Dr. K. M. Heller:
quintaque parte apicali (hac dilutius), piceis; margine clipeali
concavo, labro transverso, testaceo,; antennis prothoracis basin
parum superantibus, articulo tertio quarto multo longiore, duobus
basalibus unitis aequilongo; prothorace transverso, subremote
punctato, basi utrinque serie marginali e punctis majoribus; scutello
transverso, rotundato-pentagonali; elytris latitudine vix 114
longioribus, striis distincte, spatiis obsolete punctatis.
Long. 3, lat. 1.7 mm.
Hab. Luzon: monte Banahao, legit Prof. C. Fuller Baker.
Elliptisch, schalgelb, Halsschild, Kopf und Fühler, mit Aus-
nahme des 4.—10. schwärzlichen Gliedes, rötlich gelbbraun,
Halsschild beiderseits der Scheibe mit verschwommenen aunkel-
braunen Längsstreifen, von ungefähr Y, Halsschildbreite, Flügel-
decken mit ebensolcher breiter, innerhalb des 2.—5. Streifens bis
zur Deckenwurzel verbreiterten, Querbinde, gleichem kleinen
Schulterfleck und etwas blasseren braunen Spitzenfleck. Kopf
quer, mit leicht konkavem Vorderrand, etwas feiner als der kräftig
und unregelmäßig zerstreut punktierte Halsschild punktiert.
Fühler die Halsschildwurzel sehr wenig überragend, die Glieder
allmählich in die Keule übergehend, das 1. Glied stark verdickt und
doppelt so dick wie das zweite kugelige, das 3. ungefähr so lang
wie das 1. und 2. zusammen und deutlich kürzer als das 4. und 5.
zusammen, 3.—6. Glied so lang wie breit, 7.—11. quer, eine undeut-
liche fünfgliedrige Keule bildend. Halsschild quer, (Basalbreite
zur Mittellinie wie 3:1.7), die fein gerandeten Seiten leicht gerundet,
nach vorn konvergierend. Schildchen leicht quer, bogenseitig drei-
eckig. Flügeldecken und Halsschild mit in einer Flucht ver-
laufender Längswölbung, nicht ganz 11, mal so lang wie breit
(2.1:1.7) mit neun nach der Spitze zu erlöschenden Punktreihen,
von denen die drei äußeren nur im mittleren Drittel deutlich sind
und die erste dicht an der Naht und nur an deren Wurzel sich mehr
von ihr entfernend verläuft. Spatien sehr fein und zerstreut,
Körperunterseite kräftiger punktiert, Ventralsternit am Basal-
rande mit einer Querreihe tief eingestochener Punkte. Hinter-
schenkel den Hinterrand des vierten Ventralsternites kaum er-
reichend, unterseits zur Aufnahme der Schienen mit einer Rinne.
*Trimota apicalis sp. n.
Testacea, metasterno elytrisque nigris, his limbo apicali lato,
testaceo; antennis totis testaceis, thoracis dimidium vix super-
antibus, articulo tertio duobus sequentibus paulo, clava latitudine
duplo longiore, articulo ultimo fere circulari; margine frontali
supra antennarum insertionem sinnata, linea supraorbitali in
marginem, concavam, ipistomalem transcunti; prothorace trans-
verso, ut capite remote punctato, basi lateribusque tenuiter mar-
ginatis; scutello longitudine duplo latiore, subsemicirculari; elytris
seriato-punctatis, spatiis distincte punctulatis.
Long. 3.3, lat 2 mm.
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 43
Hab. Luzon: monte Makiling, C. Fuller Baker legit. (No. 2868).
Ganz, auch die Fühler bräunlichgelb, nur die Hinterbrust
schwärzlich und die Flügeldecken, mit Ausnahme eines breiten,
bräunlich gelben Spitzenrandes tief glänzend schwarz. Epistom
mit konkaven Vorderrand und sowie der Kopf und der Halsschild
fein zerstreut punktiert, ersterer an den Augen gemessen doppelt
so breit wie lang, die Sapraorbitallinie stumpfwinkelig gebogen und
sich als Randfurche rings um das Epistom fortsetzend, Stirnseiten
über der Fühlereinlenkung leicht ausgebuchtet. Fühler knapp die
halbe Halsschildlänge überragend, 4.—8. Glied ziemlich gleich
untereinander und ungefähr so lang wie breit. Halsschild quer,
an den Hinterecken am breitesten, entlang des ganzen Hinterrandes
mit feiner Randfurche, die des Vorderrandes bis über den Augen-
innenrand nach innen reichend, die Seiten leicht gerundet nach
vorn konvergierend, die Vorderecken etwas vorgezogen. Schildchen
doppelt so breit wie lang, ziemlich halbkreisförmig, mit konkavem
Basalrand und stumpfer Spitze. Flügeldecken wenig länger als
breit (2.7:2.4), der gelbliche Spitzenrand an der Naht am breitesten,
an den Seiten nach vorn zu allmählich verschmälert, Punktreihen
mit Ausnahme der zwei inneren, die undeutlich sind und sich von
der Spatienpunktierung kaum abheben, sehr deutlich, im Spitzen-
teil und an den Deckenseiten erloschen. Maxillarpalpen von
der Form eines viermal so breiten wie langen Kreisabschnittes.
Vorderbrust von gewöhnlicher Bildung, die Tangentiallinien
wenig die Hüften überragend, ihr mittlerer Teil, entlang des
ganzen Vorderrandes der Hüften nach außen reichend, un-
deutlich gekörnelt punktiert, die innerhalb der Pleuralnaht,
aber außerhalb der Hüften gelegenen Seitenteile der Vorderbrust,
sowie die Seitenstücke der Vorderbrust glatt. Hinterbrust, ausge-
nommen ein mittelbreiter Seitenrand und breiter Hinterrand-
streifen, sowie die Hinterbrustepisternen ziemlich kräftig, das
Abdomen etwas feiner und dichter punktiert, letzteres außerdem
‚spärlich und sehr fein behaart. Hinterbrustepimeren nicht, Epi-
pleuren kaum wahrnehmbar, sehr vereinzelt punktiert, letztere
entlang der Hinterbrustepisternen mindestens so breit wie diese
und daselbst dunkelbraun nach hinten zu in bräunlich Gelb über-
gehend, ihr Innen- und Außenrand fein gerandet.
Trimota oppositipunctata Gorh.
Als Cyrtotriplax? oppositipunctata beschrieben, stelle ich mit
apicalis m. und nicht mit cebana in eine Gattung; für letztere bringe
ch den Gattungsnamen Ortitma in Vorschlag.
Tritomophasma sumatrensis sp. n. (Taf. I, Fig. 11, 19 u. 20).
Fulva, antennis, clava fuscescenti excepta, ut pedibus palpis-
que pallidioribus, scutello elytrisque aterrimis; clipeo apice emar-
ginato, longitudine laterali oculi longitudine vix aequali, fronte
sat remote punctato; antennis prothoracis medium paulo super-
antibus, clava latitudine vix duplo longiore (6:14), articulo primo
8. Heft
44 Dr. K. M. Heller:
adumbratione trigona; prothorace transverso, maxima latitudine
ad basin, ut fronte sat remote punctato, margine antico utrinque
subsinuato angulis anticis obtusiusculis; scutello arcuato-trigono;
elytris latitudine quarta parte longioribus, seriato-punctatis,
spatiis, ut prothorace, distincte punctatis, corpore subter epi-
pleuris obscuris exceptis, fulvo, prosterno vix, reliquo distincte,
latera versus fortius punctato, metasterno linea mediana, ante
abbreviata, impressa; femoribus posticis latitudine 31, partibus
longioribus.
Long. 3.5—4.3, lat. 2—2.5 mm.
Hab. Sumatra aequilonaris: Tebing-tinggi, leg. Dr. Schultheiss
in Mus. Dahlem et Dresden, Banguey (prope Borneo) in Mus.
Dresden.
Die Art erinnert zufolge der Größe und Färbung sehr an
Tritoma atripennis Kuhnt (aus Tonkin) ist aber durchschnittlich
etwas kleiner und schlanker, wie bei dieser ist der Körper bräunlich-
gelb, der Thorax zuweilen etwas mehr rötlichgelb und nur das
Schildchen und die Flügeldecken sind tief schwarz. Palpen blaß
bräunlichgelb, das Endglied der maxillaren doppelt so breit wie
lang, halbkreisförmig. Fühler gelblich, die Keule bräunlich, die
Halsschildmitte nur wenig überragend, nicht ganz doppelt so lang
wie breit, ihr 1. Glied im Umriß gleichseitig dreieckig. Clipeus wie
bei altridennis mit konkavem Vorderrande, sein Seitenrand im
Verhältnis zum Längsdurchmesser der Augen aber kürzer. Kopf
sowie der Halsschild etwas zerstreut, aber deutlich punktiert,
letzterer doppelt so breit wie in der Mittellinie lang, sein Vorderrand
beiderseits leicht ausgeschweift, die Vorderecken weniger spitz wie
bei afripennis. Schildchen gerundet dreieckig, etwas breiter als
lang (1.3:1), die Basis gerade, die Seiten konkav. Flügeldecken
um Y, länger als breit, mit deutlichen Punktreihen und ebensolcher
Punktierung der Zwischenräume, die 5. Punktreihe, namentlich
im Basaldrittel leicht, eingedrückt, die 3. und 4. an der Wurzel ge-
nähert, alle bis in die Nähe der Spitze reichend, nur die 5. und 6.
im 3. Viertel der Deckenlänge miteinander vereinigt. Unterseite
mit Ausnahme der dunkelbraunen Epipleuren einfarbig bräunlich-
gelb, die Taster weißlichgelb, die Vorderbrust kaum, das doppelt
so breite wie lange Mesosternum mäßig dicht kräftig, das Meta-
sternum feiner, vor den Hinterhüften, in der hinteren Hälfte kaum,
am Seitenrand sowie die Episternen gröber punktiert. Abdomen,
mit Ausnahme der Sternithinterränder so wie die Mitte der Hinter-
brust punktiert. Hinterschenkel verhältnismäßig kurz und breit
(36:15), mittlere Tangentiallinien nahe bis zum Seitenrand der
Hinterbrust, die hinteren bis zur Mitte zwischen den Hinterhüften °
und Sternithinterrand reichend.
Möglicherweise ist die hier beschriebene Art mit Triplacidea
sumalrensis Gorh. identisch, trifft diese Vermutung zu, dann liegt
in der Angabe Gorhams, daß das 3. Tarsenglied zweilappig sei,
ein Beobachtungsfehler vor, der die Gattung hinfällig macht, oder
Be
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Regien 45
es trifft diese Angabe nur für Triplax melanocephala Motsch
(= motschulskii Crotch, Revis. p. 92 — motschulskyi Bedel) zu,
in welchem Falle sie mit dieser kaum generisch vereint werden
könnte. Der Verlauf der vorderen Tangentiallinien (Taf. I, Fig. 19)
wird über meine Art keinen Zweifel aufkommen lassen.
Neotritoma monticola sp. n. (Taf. I, Fig. 2).
Ferruginea, antennis, basi excepta, capite, prothorace, scutello,
elytris apice, suturae dimidia parte basali maculaque utrinque
mediana, laterali, trigona, interdum vitta suturali confluente,
nigris; corpore subter pedibusque nigro-fuscis, metasterno abomi-
neque testaceis, lateribus fortius, parte mediano subtilius punctatis.
Long. 3.2—4, lat. 1.3—2.2 mm.
Hab. Sumatra occidentalis: Penkalengan, altitudine 4000 ped.,
H. Fruhstorfer legit, in Mus. Berlin-Dahlem (ex coll. Kraatz) et
Mus. Dresden.
Von regelmäßig elliptischem Körperumriß, Kopf, Halsschild,
Schildchen, sowie die Spitze der gelbroten Flügeldecken, eine
dreieckige Seitenmakel in deren Mitte und die Wurzelhälfte der
Naht mit einem vorn und hinten verbreiterten Streifen, schwarz.
Fühler die Halsschildwurzel erreichend, die ersten zwei Glieder
bräunlichgelb, die folgenden drei bräunlich, oder so wie die Keule
schwarz, das dritte Glied mindestens so lang wie die drei folgenden
zusammen, im Spitzenteil stark angeschwollen, 4. und 5. Glied
wenig länger, das 6. so lang wie breit, das 7. quer, unsymmetrisch,
innen, die folgenden Keulendglieder innen und außen sägezahnartig
erweitert, das achte wie die folgenden zwei, halbmondförmig,
doppelt so breit wie lang und mit diesen eine doppelt so lange wie
breite Keule bildend, letztes Keulenglied quer, kurz elliptisch.
Clipeus am Vorderrande leicht konkav. Oberlippe quer-oval,
bräunlichgelb. Stirn wie der Halsschild fein zerstreut punktiert,
Supraorbitalfurchen stumpfwinkelig nach innen gebogen und bis
zur Fühlereinlenkung nach vorn reichend. Halsschild nicht ganz
11% mal so breit wie lang (5:7), die Vorderecken leicht spitzwinkelig
vorgezogen, die Seiten sehr fein gerandet und schwach gerundet,
stark nach vorn konvergierend. Schildchen etwas breiter als lang,
ziemlich dreieckig, fein zerstreut punktiert. Flügeldecken eiförmig
gewölbt, ihre größte Breite etwas vor der Mitte, mit neun Punkt-
reihen, von denen die 6. und 7. an der Wurzel abgekürzt, die 3.
und 4. an der Wurzel einander genähert sind, die 8. und 9. nur an
der Wurzel bis zur schwarzen Seitenmakel reichen. Spatien kaum
punktiert, der bis zur Mitte reichende schwarze Nahtstreifen, ist
an einem vorderen und hinteren Ende über die Wurzel des 2. Strei-
fens hinaus verbreitert, reicht aber im mittleren Drittel nicht über
den ersten Streifen heraus. Die dreieckige Seitenmakel hängt
entlang des Seitenrandes mit der schwarzen Spitzenfärbung der
‘ Decken zusammen, nimmt mit ihrer äußeren Basis ungefähr ein
Drittel des Deckenseitenrandes ein und reicht mit ihrer Spitze bis
8. Heft
46 Dr. K. M. Heller:
zum 4. Streifen, meist auch weiter bis zur schwarzen Nahtfärbung
nach innen. Seiten der Vorderbrust unterhalb der Pleuralnaht, der
etwas wulstige Vorderrand ausgenommen, ziemlich dicht und grob,
die übrige Unterseite fein zerstreut, an den Seiten gröber, die
Schenkel kaum punktiert. Mesosternum ziemlich halbkreisförmig,
mit Vorderrandfurche. Die mittleren Tangentialfurchen fast bis
zur Pleuralnaht reichend.
*Camptotritoma fulva sp. n. (Taf. I, Fig. 18, Vorderbrust).
Unicolor fulva, antennis articulis 4.—10. nigris exceptis, his
prothoracis basin haud attingentibus, articulo secundo sphaerico,
tertio duobus sequentibus longitudine aequali, articulo octavo
(primo clavae) longitudine auplo latiore; capite sat fortiter punc-
tato; prothorace subtransverso, capite multo subtilius punctato,
lateribus vix rotundatis, antrorsum covergentibus, angulis anticis
acutis productis, carinula marginali tenui basi apiceque dilatato,
foveola impressa; scutello transverso cordiformi; elytris letitudine
vix sesqui longioribus (7.2:10), evidenter seriatopunctatis, seria
subsuturali basin versus sutura divergente, spatiis subtilissime
crebreque punctatis; prosterno vix, metasterno subtiliter, abdomine
distincte punctatis.
Long. 3.5, lat. 1.8 mm.
Hab. Luzon: monte Banahao, leg. Prof. C. Fuller Baker.
Einfarbig bräunlichgelb, nur die Fühler vom 4. Glied ab
schwarz, das letzte Glied schwärzlichbraun, das 3. Viertel der Seiten-
randlänge erreichend. Kopf mit deutlichem Superciliarstreifen,
ziemlich kräftig und etwas zerstreut, Halsschild viel feiner punktiert,
dieses etwas breiter als in der Mittellinie lang (12.5:9), die Seiten
leicht gerundet, nach vorn konvergierend, der Randsaum am vor-
deren und hinteren Ende verbreitert und daselbst mit Grübchen.
Halsschildvorderecken spitz vorgezogen, bis zur Augenmitte
reichend. Schildchen quer herzförmig (2:3), unpunktiert. Flügel-
decken gestreckt elliptisch, ihre größte Breite im ersten Drittel,
mit 7 Punktreihen, die 7. undeutlich, die erste Punktreihe an der
Wurzel nach vorn zur Naht divergierend, im letzten Drittel streifen-
artig eingedrückt, Spatien äußerst fein zerstreut punktiert, das
zwischen dem 6. und 7., binten erlöschenden Streifen, nach hinten
zu allmählich verbreitert. Vorder- und Mittelbrust kaum, Hinter-
brust fein zerstreut, Hinterbrustepisternen und Abdomen deutlich
punktiert. Mesosternum mit einer in der Verlängerung der hinteren
Tangentiallinie verlaufenden Seitenrandlinie, die den Vorderrand
nicht ganz erreicht. Hinterschenkel dreimal so lang als breit.
*Camptotritoma hubenthali sp. n.
Praecedenti minor, breviter elliptica, antennis, clava nigra
excepta, articulis tribus basalibus fulvis, reliquis infuscatis; pro-
thorace transverso, ut capite distincte punctato; scutello sub-
transverso, cordiforme inpunctato; elytris latitudine vix sesqui
longioribus (7:9), seria punctata quinta basi sexta approximate,
Ne 7".
Pe. 67 E52 GET 2
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 47
sexta septimaque retrorsum paulo divergentibus, subsuturali autror-
sum sutura divergente, apice haud striato-impressa ; lineistangentia-
libus intermediis metasteri marginem lateralem attingentibus.
Long. 3.1, lat. 1.9 mm.
Hab. Luzon: monte Makiling leg. Prof. C. Fuller Baker (2879).
In der Färbung und vielfach auch bezügl. der Skulptur der
fulva ähnlich, aber kleiner und verhältnismäßig breiter, das 4.,
5. und 6. Fühlerglied nicht schwarz, sondern allmählich von hell-
braun in dunkelbraun übergehend, die Keule bis auf das rötlich.
Endglied schwarz. Kopf ohne Supraorbitallinien, ziemlich dicht
punktiert. Halsschild quer, so kräftig wie der Kopf punktiert,
beiderseits am Basalrand ohne Querreihe gröberer Punkte, Vorder-
ecken weniger als bei fulva vorgezogen, Seitenrandsaum hinten nicht
erweitert, der hintere Porenpunkt isoliert innerhalb seines Hinter-
endes stehend. Schildchen wie bei dem vorigen. Flügeldecken sehr
deutlich gereiht punktiert, die 5. und 6. Reihe an der Wurzel
einander genähert, die 7. an der Wurzel durch eine undeutliche
Schulterschwiele unterbrochen, nach hinten zu leicht eingedrückt
und mit der 6. divergierend, die subsuturale (1.) Punktreihe nach
vorn zu mit der Naht divergierend. Hinterbrustepisternen und
Abdomen sehr deutlich, die übrige Unterseite viel schwächer, die
Vorderbrust kaum punktiert, die mittleren Tangentiallinien bis
zum Seitenrande der Hinterbrust reichend.
Die Art ist dem trefflichen Kenner der paläarktischen Käfer-
fauna ünd gründlichen Bearbeiter, der sich auch auf den Philip-
pinen findenden Rüsselkäfergattungen Desmidophorus und Acic-
nemis, Herrn Pfarrer W. Hubenthal, in aufrichtiger Hochschätzung
gewidmet.
*Triplax punectipeetus sp. n. (Taf. I, Fig. 17).
Elongata, testacea, elytris, macula humerali, scutello triente-
que apicali exceptis, fuscis (an-in speciminibus maturis nigris?),
antennis prothoracis basin haud attingentibus, totis testaceis,
articulo tertio secundo perpaulo longiori, octavo conico, latitudine
paulo longiore; prothorace longitudine mediana fere duplo latiore,
sat distincte subremoteque punctato; scutello minuto, longitudine
paulo latiore, subpentagonali, angulo apicali recto; elytris ut tho-
race basihaud marginatis, latitudine vix sesqui longioribus (3.7:5.1),
lateribus fere prarallelis, striato-punctatis, stria tertia quartaque
basi conniventibus, sexta septimaque basi apiceque longe abbre-
viatis; corpore subter testaceo, prosterno ante coxas (inter suturam
pleuralem) area, transversa, rude punctata, metasterno utrinque
“distincte, episternis minute, punctatis.
Long. 4, lat. 2 mm. °
Hab. Luzon, monte Makiling, Prof. C. Fuller Baker legit.
Die ausgesprochene triplaxartige, längliche, parallele Körper-
form, die fein fazettierten Augen, das kurze 3. Fühlerglied, das
kürzer als die beiden folgenden zusammen ist, verweisen dieses
8.. Heft
48 Dr. K. M. Heller:.
Tier in die Gattung Triplax sensu Lac. und zwar in die 1. Division
mit verkehrt dreieckiger, nicht lose gegliederter (sondern kompakter)
Keule, von der sich unsere typischen paläarktischen Arten sehr
wesentlich unterscheiden. Eine generische Aufteilung der Gattung
Triplax ist aber nur zugleich mit einer Revision aller bekannten
Arten der Gattung möglich, auf die ich wegen ungenügenden
Materiales hier verzichten muß (siehe das p. 31 Gesagte).
Die neue Art erinnert bezüglich des sehr breiten, kreisab-
schnittförmigen Kiefertasterendgliedes, das mehr als dreimal so
breit wie lang ist, an die Dattung Trimota unterscheidet sich aber
von ihr, außer durch die Körperform, durch das relativ kurze dritte
Fühlerglied und die vor den Hüften längere Vorderbrust, deren
Länge den kürzesten Hüftdurchmesser übertrifft. Anscheinend
ist das mir vorliegende Unikum, dessen Halsschild rötlich gelbbraun
und dessen Flügeldecken, mit Ausnahme einer gelblichen Schulter-
makel und des ebenso gefärbten Spitzendrittels braun sind, nicht
ganz ausgefärbt und sind die Decken wahrscheinlich bei aus-
gereiften Stücken bis auf Schultermakel und Deckenspitze schwarz.
Die Unterseite ist einfarbig schalgelb. Fühler einfarbig bräunlich-
gelb, die Halsschildwurzel nicht erreichend, ihr 3. Glied sehr wenig
länger als das zweite und dem vierten gleich; Keule mit dicht an-
einander schließenden Gliedern, ungefähr doppelt so lang wie breit,
ihr erstes Glied ziemlich gleichseitig dreieckig, wenig breiter als
lang, das zweite fast doppelt so breit wie lang, das letzte rundlich
etwas länger als breit. Halsschild quer, Mittellinie: Breite = 4:7,
Vorderecken mäßig vorgezogen, rechtwinkelig verrundet, die Seiten
leicht gerundet, nach vorn konvergierend, Seitenrandsaum gleich
schmal, nur am Vorder- und Hinterend etwas verbreitert und
daselbst mit einem Punktgrübchen, innen von einer Furche mit
unregelmäßig entfernten, gröberen Punkten begrenzt; Hinterrand
ohne Saum. Punktierung des Halsschildes so kräftig wie die der
Stirn, aber etwas unregelmäßig und zerstreuter, beiderseits am
Basalrand mit einer Reihe etwas gröberer Punkte. Schildchen ver-
hältnismäßig klein, ungefähr so breit wie das Spatium zwischen
dem 1. und 2. Streifen, herzförmig, verrundet fünfeckig. Flügel-
decken nicht ganz 11% mal so lang wie breit, mit fünf nur an der
äußersten Spitze, zwei im Vorder- und Hinterfünftel abgekürzten
und einem 8. undeutlichen Punktstreifen, die Punkte der Reihen
mindestens um den doppelten bis vierfachen eigenen Durchmesser
voneinander entfernt. Erste Punktreihe deutlich, die zweite
schwächer an der Wurzel nach außen gebogen und beide daselbst
miteinander zusammenstoßend, Spatien mit sehr vereinzelten
äußerst feinen Punkten. Unterseite einfarbig bräunlichgelb,
Vorderbrust zwischen den Pleuralnähten, vor den Vorderhüften,
mit einer Querzone auffallend grober Punkte, die einen breiten
Vorderrand frei lassen. Seitenstücke der Vorderbrust nur in der
Mitte mit einzelnen gröberen Punkten. Schenkel kurz, die hinteren
den Hinterrand des 3. Ventralsternites nicht ganz erreichend.
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 49
*Triplax (Pseudotriplax subg. n.) tayabasi sp. n.
Sat lata, rufo-testacea, elytris nigro-nitidis, antennis, ut labro,
testaceis, funiculo tenui, articulo tertio sequenti (quarto) duplo
longiore, duobus sequentibus (IV°+-V°) breviori, octavo sphaerico,
clava nigricante, latitudine sesqui longiore, articulo secundo assy-
metrico, semilunari, ultimo rotundato-trigono, longitudine latitu-
dine aequante; clipeo tenuiter marginato, profunde sinuato, ut
fronte sat remote subtilitergque punctato; prothorace transverso
(3:5), ut capite punctulato, basi ad angulos posticos tenuissime
marginato: scutello fere simecirculari; elytris latitudine plus sesqui
longioribus, punctis seriatis thoracis punctis fortioribus, seria
quinta basi incurvata ac impressa, spatiis sat remote punctulatis;
corpore subter testaceo, prosterno lineis tangentialibus coas
superantibus, apice incurvatis, abdomine, sternitarum margine
apicali excepto, subliliter, apicem versus distinctius ac densius
punctato.
Long. 5.3, lat. 3 mm.
Hab. Luzon: Malinao (Prov. Tayabas), leg. Prof. C. Fuller
Baker.
' Der Färbung der Oberseite, Körpergröße und der Form nach,
an sehr große Stücke von Triplax rufipes F. erinnernd, aber diese
wohl etwas noch an Größe übertreffend und die Unterseite einfarbig
bräunlichgelb. Obwohl nach dem Bestimmungsschlüssel die Art
auf Triplax führt, dürfte sie doch wegen der langen, vorn an der
Spitze nach innen gebogenen vorderen Tangentiallinien und wegen
der abweichenden Tasterform eine neue Gattung, oder mindestens
Untergattung (Pseudotriplax n.) bilden. Kopf, Halsschild und
Unterseite rötlich gelbbraun, Oberlippe, Taster, Beine und Fühler-
geißel heller, Keule dunkel, Flügeldecken glänzend schwarz.
Epistom tiefer wie bei rufipes ausgerandet, kaum wahrnehmbar
zerstreut, die Stirn deutlicher, nach dem Scheitel zu kräftiger
punktiert. Endglied der Lippentaster elliptisch, doppelt so lang
wie breit, Endglied der Kiefertaster kreisabschnittförmig doppelt
so breit wie lang. Drittes Fühlerglied verlängert, doppelt so lang
wie das vierte, kürzer als 4. und 5. zusammen, das 5. länger als die
beiden es einschließenden, das 8. kugelrund, die Keule doppelt so
lang wie breit, zwischen dem 1. und 2. Glied gelockert, ersteres
halbkreisförmig, letzteres mondsichelförmig, unsymmetrisch (die
innere Ecke stärker vorgezogen), das letzte dem vorhergehenden
dicht eingefügt, verrundet unsymmetrisch dreieckig, so breit wie
lang. Die Halsschildmittellinie verhält sich zur Breite wie 3:5,
Seiten des Halsschildes mit feinem, an den Enden ein Grübchen
aufweisenden Randsaum, seine Punktierung fein ziemlich zerstreut,
beiderseits des Skutellarlappens mit randständigen größeren
Punkten, Basalrand im äußeren Sechstel äußerst fein gerandet,
Vorderecken und Hinterecken stumpfwinkelig der vorderen stärker
als die hinteren verrundet, Halsschildvorderrand fein erhaben ge-
randet. Schildchen schwarz, halbkreisförmig, mit zerstreuten
Archiv n sn 4 8. Het
50 - Dr. K. M. Heller:
feinen Punkten. Flügeldecken sehr glänzend schwarz, das Verhält-
nis ihrer Breite zur Länge = 7:9, Naht in der hinteren Hälfte mit
feinem Randstreifen, Punktreihen scharf markiert, den Basalrand
nicht ganz erreichend, die vierte an der Wurzel nach innen gebogen
und der dritten genähert, die 5. innerhalb der Schulter deutlich
eingedrückt, die Spatien, von welchen das 2. (zwischen 2. und
3. Streifen) im basalen Achtel am breitesten ist, wie der Thorax
fein zerstreut punktiert. Vorderbrust mit die Hüften weit über-
ragenden, an der Spitze nach innen gebogenen Tangentiallinien,
unpunktiert, nur das trapezoidale Intercoxalfeld beiderseits der
Mitte mit einem Punktgrübchen. Hinterbrust äußerst fein und
sehr spärlich, ihre Episternen gröber, das Abdomen, mit Ausnahme
der breiten glatten Sternithinterränder, vorn sehr fein, weiter nach
der Spitze zu allmählich gröber und dichter punktiert. Zweites
Hintertarsenglied deutlich länger als breit.
Triplax (Ogeotriplax subg.n.!!) pseuda sp.n. (Taf. I, Fig.12 Mundteile).
Oblonga, ferruginea, clava, meso- metasternoque, ut prosterni
parte intereoxali et abdominis basi, infuscatis, elytris scutelloque
nigris; antennarum articulo tertio quarto septima parte, clava
latitudine accurate duplo longioribus; clipeo margine apicali sub-
concavo, sat fortiter, prothorace subtilius subremote punctatis,
hoc transverso, basi apiceque tenuissime marginato, lateribus per-
paulo arcuatis, fere rectis, antrorsum convergentibus, tenuiter mar-
ginatis, angulis anticis rectangulariter rotundatis; scutello sub-
transverso, pentagonali; elytris basi crenulato-marginatis, latitu-
dine tertia parte longioribus, seria punctata quinta basi
impressa, interstitiis striisque punctis aequalibus; prosterno perre-
mote subliliterque, mesosterno fortius, metasterno abdomineque
densius ac subtilius punctatis.
Long. 4—5, lat. 2—2.5 mm.
Hab. Borneo, monte Kina Balu, a Dr. Staudinger et Bang-
Haas communicata, in Mus. Dresdense et in Mus. Dahlem.
Ich. fand diese Art als Tritomidea atripennis Gorh. bestimmt
(von Kuhnt ?) vor. Wie schon vorher gezeigt wurde, kann die
Gattung Tritomidea nur für die Motschulskysche Zranslucida An-
wendung finden, die Art atripennis Gorh., die aber im Gegensatz
zu vorliegender aus Borneo stammenden, aus Sumatra beschrieben
worden ist, unterscheidet sich. von ihr, soweit aus der dürftigen
Beschreibung hervorgeht, zum mindesten durch die blaunschwarzen
Flügeldecken und das gelbrote Schildchen. Es wäre nur noch
möglich, daß sie identisch mit der Art ist, die Gorham nach. einem
Stück aus Sumatra als var.? von atripennis kurz erwähnte, aber
nicht benannte.
Triplax (Ogcotriplax) pseuda erinnert in Form und Größe an unsere
rufipes F., unterscheidet sich aber, abgesehen von einer Reihe
11) Siehe die Gattungstabelle p. 29.
2 a rn ZB
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 51
plastischer Unterschiede, vor allem auf den ersten Blick durch die
. Unterseitenfärbung, die gelbbraun ist, in der hinteren Hälfte des
Prosternalfortsatzes, auf den Meso- und Metasternum aber in
bräunlichschwarz, von der Hinterleibswurzel bis zur Spitze aber
allmählich in gelbbraun übergeht. Punktierung des Kopfes etwas
undeutlicher wie bei genannter Art, Epistomalnaht auch an den
Seiten ganz verstrichen. Fühler, mit Ausnahme der dunkleren
Keule, bräunlichgelb, letztere im Verhältnis zur Breite kaum
schmäler wie bei rufides F. Halsschild etwas breiter wie bei rufides,
doppelt so breit wie in der Mittellinie (4:2.1) lang, mäßig dicht
punktiert, an der Basis fein gerandet, beiderseits des Skutellar-
lappens mit gröberen randständigen Punkten. Schildchen quer,
fünfeckig, die Seiten in der Basalhälfte parallel (bei rufipes im
Basalwinkel nach der Basis zu gerundet konvergierend), schwarz,
unpunktiert. Flügeldecken um ein Drittel länger als breit, an der
Wurzel krenuliert gerandet, wie bei rufides F. gereiht punktiert,
mit an der Wurzel eingedrücktem 5. Streifen, die Spatien aber so
kräftig wie die Punktreihen mäßig dicht punktiert, letztere sich
daher wenig von ersterem abhebend. Prosternum in der vorderen
Hälfte leicht seitlich zusammengedrückt, längswulstig, der Vorder-
rand in der Mitte klein und stumpf vorgezogen. Endglied der
Maxillartaster mindestens dreimal so breit wie lang kreisabschnitt-
förmig.
Triplax fairmairei Kuhnt (n.n. für apicata Fairm. Ann. Soc. Ent.
Belg. XLII, 1898, p. 435) trägt sowohl in den Genera Insectorum
p. 85 als auch im Coleopteror. Catalogus Pars 34, p. 60 den Vermerk
‚Vaterland ?“, obwohl Fairmaire ausdrücklich Madagascar, Diego
Suarez, angibt.
IV. Tribus Daenini. \
Diese Tribus unterscheidet sich von der vorigen der Triplacıni
durch das nicht beilförmige!?), sondern zugespitzte, eiförmige oder
abgestutzte Endglied und das kurze kleine erste Glied der Kiefer-
taster, welch. letzteres kürzer als die beiden folgenden sein soll.
Das weitere Merkmal, der kryptopentameren Tarsen, das diesem
Tribus, zugleich mit den drei anderen der Erotylini, Encaustini
und Triplacini, im Gegensatz zu den Diployllini und Xenoscelini
(nach Kuhnt Gen. Insect. p. 6), zukommen soll, ist jedoch nicht
so scharf ausgeprägt, als daß es in der wörtlichen Fassung ‚‚viertes
Glied klein, in der Oberseite des 2. versteckt‘ zutreffend erschiene.
Man vergleiche beispielsweise die Tarsen von Coftengis-Arten mit
gleichgroßen Encaustes oder Psephalacus mit Episcaphula scabra
Gorh. Aber auch dem Gattungsbestimmungsschlüssel wird man,
wie ich schon früher gelegentlich. der Untersuchung afrikanischer
12) Diesem Merkmal widerspricht nur COryptodacne, von dem Kuhnt
Gen. Insect. p. 100 sagt: „Das Endglied der Kiefertaster ist erweitert, beil-
förmig“; p. 93 wird auch für Platydacne (typ. vittulata Fairm.) „letztes
Kiefertasterglied beilförmig‘‘ angegeben, was aber unzutreffend ist.
4% 8. Heft
52 Dr. K. M. Heller:
Episcaphula-Arten (Entomolog. Blätter XIV, 1918, p. 136—157
und 274—288)1?) bemerkte, nur schwer zu folgen vermögen, obwohl
ich damals auf eine Untersuchung der Paraglossen gar nicht zukam,
in der Voraussetzung, daß die Angaben Kubnts zuträfen. Nun gibt
es aber eine Reihe von Formen, bei denen man schon ihren Habitus
nach im Zweifel sein kann, ob sie zu EPiscaphula oder zu Thallis
zu stellen seien und die mich veranlaßten, soweit es das Material
erlaubte, die Mundteile zu untersuchen. Es stellte sich dabei
heraus, daß, im Gegensatz zu Kuhnts Angabe, wohl die meisten
Episcaphula-Arten (untersucht wurden: cruciata Lac., abbreviata
Weber, Philippinarum Lac., uniramosa m., obliquesignata Crotch,
australis Boisd., monattı Gu£r.) die Hornzunge deutlich überragende
Nebenzungen, so wie Thallis, haben, während bei Episcapha die.
Nebenzungen nicht, oder nur sehr wenig die Hornzunge überragen.
Es erhalten durch dieses Merkmal die Gattungen Efiscapha und
Episcaphula, die bisher nur durch die Länge des 3. Fühlergliedes
unterschieden wurden, einen weiteren Stützpunkt für ihre Son-
derung. Trotzdem aber umfassen diese beiden Gattungen, im Ver-
gleich zu den übrigen so gleichförmigen Erotylidengattungen,
immer noch sehr verschiedengestaltige Formen, deren, schon aus
praktischen Gründen wünschenswerte Aufteilung in Artgruppen vor
allem dadurch erschwert ist, als eine solche in befriedigender Weise
nur an der Hand der.Crotch’schen Typen durchzuführen möglich
ist.» (Vergl,Taf.T; Fig.,13..14)
Bei dem Versuch einer solchen Aufteilung, wie in dem weiter
unten folgenden Bestimmungsschlüssel der Gattungen, wurde es
als besonders hinderlich empfunden, daß die typische Art der
Gattung Episcaphula amboinensis Cr. nicht und statt dieser nur
die ‚‚closely allied‘“ obliquesignata Cr. vorgelegen hat und diese
statt der ersteren als typischer Gattungsvertreter angenommen
werden mußte; ferner, daß es nötig war, Merkmale heranzuziehen,
die von früheren Autoren, die die Fülle sehr ähnlicher Arten nicht
ahnen konnten, nicht erwähnt werden. Beispielsweise das Fehlen
oder Vorhandensein eines Basalrandes und die Skulptur des Seiten-
randes des Halsschildes, die Bildung der Vorderbrust usw. Eine
Reihe Gattungen blieben überhaupt mir in Natur unbekannt und
konnten nur nach den oft dürftigen, den Gattungsbeschreibungen
entnommenen Angaben eingereiht werden. Zweifellos wird es
daher in der Folge noch viel zu verbessern und zu vertiefen geben,
es liegt dies im Entwicklungsgang unserer Wissenschaft begründet,
bei dem einerseits durch das Bekanntwerden oft ganz geringen,
18) Ich möchte es bei dieser Gelegenheit nicht unterlassen, ein bedauer-
liches Versehen zu berichtigen; auf p. 284 dieser Arbeit wird für die ober-
seits pubeszente EP. trifasciata m. die Untergattung Lanugodaene errichtet,
deren Prosternum, ebenso wie das von scenica Gerst., keine vorderen Tan-
gentiallinien aufweist, während in dem Bestimmungsschlüssel p. 286 — 288
diese als vorhanden angegeben werden, was nur für pygialis Kuhnt und
senegalensis Cust. zutrifft, letztere bilden daher eine von Lanugodacne ver-
schiedene Untergattung.
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 53
neuen Materiales große systematische Umwälzungen hervorgerufen
werden können, anderseits aber das vorhandene Material nicht
weiter unbearbeitet so lange aufgespeichert werden kann, bis es
für eine monographische Studie vermeintlich ausreichenden
Umfang erreicht hat und bis vielleicht die ältesten Typen unauf-
findbar geworden oder vernichtet worden sind. —
In der unten folgenden Bestimmungstafel der indo-australi-
schen Dacnini hat sich zunächst die Notwendigkeit herausgestellt
namentlich die vorderen Tangentiallinien mehr als bisher als Unter-
scheidungsmerkmal heranzuziehen, so daß es geboten erscheint,
über diese einige allgemeine Bemerkungen vorauszuschicken.
Das Prosternum zeigt in der Regel die Hüfthöhlen (acetabulae)
rings umrandet; diese Umrandung fehlt vollkommen bei Neo-
coptengis, sie fehlt in ihrer inneren Hinterhälfte bei Cophengis, ist
in ihrem vorderen und inneren Teil gut ausgebildet bei Efiscapha,
teilweise auch bei Nesitis und Triplatoma. Bei gewissen Gattungen
aber zeigt die Umrandung vorn amInnenrand der Hüften eine mehr
oder weniger lange, tangential zur Hüftenumrandung gerichtete
Abzweigung, die Tangentiallinie, als deren Verlängerung nach
hinten der innere Hüftrand dann aufgefaßt werden kann, wenn
er geradlinig, tangential, bis zur Prosternalbasis verläuft. Diese
Tangentiallinie ist zuweilen (z. B. bei gewissen EPiscaphula-Arten)
nur als sehr kurze, leicht zu übersehende Abzweigung vorhanden,
oder gar nurdurch eine rechtwinkelige Knickungam vorderen Ende
des inneren Hüftenrandes (wie bei Episcaphula tamburiren) an-
gedeutet, während sie anderseits (z. B. bei Deltasternum) bis zum
Vorderrand der Vorderbrust laufend, scharf ausgeprägt sein kann.
Trotz dieser großen Schwankungen dieses Merkmales ist es doch
im Verein mit anderen Merkmalen, wie z. B. die bisher wenig be-
achteten Randfurchen des Mesosternums, eine wesentliche Stütze
bei der Festlegung der Arten.
Bestimmungsschlüssel
der indo-australischen Dacnini-Gattungen.
A’ Fühlerkeule nicht deutlich abgesetzt, Endglied der Kiefertaster
beilförmig Cryptodacne Sharp (typ. synthetica Sharp)
A Fühlerkeule deutlich abgesetzt.
B’ Fühlerkeule zweigliedrig, erstes Fühlerglied zu einer dem Auge
anliegenden Kappe verbreitert Pseudodacne Crotch
(typ. admirabilis Cr.)
B Fühlerkeule drei-, selten (Tefrathallis) viergliedrig.
C’ Metasternum zwischen den Mittelhüften bis zum Prosternum
vorgezogen, das Mesosternum bedeckend Eidorus Sharp
(typ. minutus Sharp)
C Metasternum zwischen den Mittelhüften nicht vorgezogen,
Mesosternum ganz oder wenigstens teilweise sichtbar.
D’ Halsschild entlang der ganzen Wurzel gerandet.
E’ Flügeldecken an der Wurzel nicht gerandet.
8. Heft
54 Dr. K. M. Heller:
F’ Fühlerkeule dreigliedrig.
G’ Halsschild ohne basalen, beiderseits durch ein tiefes Grübchen
begrenzten Quereindruck.
H’ Mittelbrust zwischen den Hüften quer, Hinterbrustvorderrand
zwischen den Hüften konvex Thallis Er.
(typ. janthina Er.)
H Mittelbrust zwischen den Hüften mindestens so lang wie breit,
mit Seitenrandfurche.
J’ Hinterbrustvorderrand zwischen den Mittelhüften konkav,
Halsschild an der Basis beiderseits des Skutellarlappens mit
leichtem Eindruck, 8. Fühlerglied quer, halbkreisförmig im
Umriß Tamboria g.n. (typ. sumbavana sp.n.
J Hinterbrustvorderrand zwischen den Mittelhüften gerade.
Halsschild vor der Basis mit geradem, seichten Quereindruck,
8. Fühlerglied so breit wie lang, stumpf konisch Subanal*) g.n.
(typ. vulverata sp. n.)
Halsschild mit basalem, jederseits durch ein tiefes Grübchen
begrenzten Quereindruck Thalasiella Cr.'5) typ. peruviana Cr.)
Fühlerkeule viergliedrig Tetrathallis (typ. carminea Cr.)
Flügeldecken an der Wurzel gerandet. Neothallis Fauv.
(typ. bedeli Fauv.)
Halsschild an der Wurzel nicht oder höchstens nur im äußeren
Drittel sehr fein gerandet.
K’ Halsschildhinterrand konkav oder gerade, nach dem Schildchen
zu nicht lappenartig erweitert, Abstand der Mittel- von den
Hinterhüften kaum größer als der Längsdurchmesser der
ersteren, Mesosternum stark quer, Keule immer schlank, vordere
Tangentiallinie fehlend.
L’ Oberseite kahl, Seitenrandsaum des Halsschildes am Hinter-
ende nicht auffallend verbreitert, Flügeldecken ohne Längs-
rippen.
M’ Drittes Fühlerglied länger als das vierte.
N’ Augen mit Supraorbitalwulst, Fühlerkeule höchstens doppelt
so lang wie breit, Halsschild mit feinem Seitenrandsaum, der
nur am Vorder- und Hinterende einen Punkt aufweist.
Coptengis Cr. (typ. sheppardi Pasc.)
N Augen ohne Supraorbitalwulst, Fühlerkeule mehr als dreimal
so lang wie breit, Halsschildseitenrandsaum ziemlich breit, mit
sechs entfernt gereihten Punkten. Paracoptengis g.n.
(typ. lineola Crotch.)
So lesliest ee
14) So benannt nach den ‚„Subanos‘“, den Bewohnern der äußersten
Westspitze der Insel Mindanao, der Name bedeutet soviel wie Flußbewohner.
15) Diese von Crotch 1876 (Revis. of Erotyl. p. 26, Cistula Ent. I,
p. 402) aufgestellte Gattung ist weder in den Genera Inseetorum, noch in
dem Coleopteror. Catalogus auch nur erwähnt. Es gelang mir nicht, in der
Literatur einen Hinweis zu finden, der die Unterdrückung der Gattung
rechtfertigen würde. Mir scheint, daß sie, da sie eine Art aus Peru und
Borneo vereinigt, welch letztere eine gerandete Deckenbasis hat, nur für
erstere erhalten werden könne.
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 55
M Drittes Fühlerglied nicht länger als das- vierte.
O’ Erstes Keulenglied nicht länger als breit, Flügeldecken an der
Spitze nicht abgestutzt. Neoblytus Bedel (typ. aeratus)
O Erstes Keulenglied länger als breit, drittes Fühlerglied etwas
kürzer als das vierte, Flügeldeckenspitze verrundet abgestutzt
Neocoptengis Hllr. (typ. cyanipes Hllr.)
L Oberseite behaart, Seitenrandsaum des Halsschild am Hinter-
ende stark verbreitert, mit Grübchen, Decken mit Längsrippen
Trichulus Bedel (typ. pubescens Cr.)
K Halsschildhinterrand nach dem Schildchen zu mehr oder
weniger lappenartig erweitert, Hinterbrust zwischen den Mittel-
und Hinterhüften länger als der Längsdurchmesser der ersteren.
P’ Hintertarsen!®) mäßig breit, meist schmäler als die Schienen-
spitze, unterseits fein behaart, die Haare nicht nach unten
gekrümmt, nur selten zottig, Schwammsohle des 2. und 3.
Gliedes, oder diesesallein, etwaslänger als breit (wenn quer, dann
die vorderen Tangentiallinien fehlend: Episcapha mausonica).
Q’ Vordere Tangentiallinien fehlend, Paraglossen die Hornzunge
nicht oder nur wenig überragend, 3. Fühlerglied so lang wie
das vierte.
Halsschild mit ziemlich breiten und gleich breitem Randwulst,
Flügeldecken hoch gewölbt, Fühlerkeule mehr als 2%, mal so
lang wie breit Hybosoma Gorh.'”)
(typ. hydropicum Gorh.)
R ‚Halsschild mit feinem Randsaum, der am Vorder- und Hinter-
ende verbreitert ist und ein Grübchen trägt, Flügeldecken
mäßig gewölbt, Fühlerkeule meist kürzer wie bei vorigem.
S’ Oberseite behaart Episcapha Lac. (typ. vestita Lac.)
S Oberseite kahl subg. n. Psiloscapha (typ. glabra Wied.)
O Vordere Tangentiallinien, wenn auch zuweilen sehr kurz, vor-
handen, 3. Fühlerglied immer deutlich länger als das vierte.
‚Stirnrand über der Fühlerinsertion stark wulstartig aufgeworfen
und diese von dem Augenvorderrand meist durch ziemlich breite
querbandartige Wangen getrennt, Nebenzungen die Hornzunge
nicht überragend, Schenkel schlank, wenig verdickt.
U’ Mittelbrust zwischen den Hüften länger als breit.
V’ Halsschildseitenrand bis zum Hinterende gleich schmal, mit
entfernt gereihten, gleich kleinen Punkten, Seitenrandfurchen
des Mesosternums parallel. Nesitis Bedel
(typ. attenuata Cr.)
=
R
=
3
16) Vgl. Entomolog. Blätter XIV, Berlin 1918, p. 139, Fig. 1.
17) Kuhnt (Gen. Insect.) übersetzt aus Gorhams Gattungsdiagnose das
unterscheidende Merkmal der Gattung Hybosoma von Coptengis: ‚its less
eylindrical form‘: die Gestalt ist (im Gegensatz zu Coptengis) leicht zylin-
drisch; also gerade das Gegenteil. Gorham dagegen sagt, ebenfalls irre-
führend, (Proc. Zool. Soc. 1883, p. 77) ‚„prosternum being simply truncate
instead of its apex (statt: base!) having two lanceolate points‘ (wie sie
Coptengis zeigt). Was Kuhnt mit ‚Prosternum breit mit gedrückter (!)
abgestutzter Spitze (!!)‘ ins Deutsche überträgt.
8. Heft
56 Dr. K. M. Heller:
V Halsschildseitenrand am Hinterende verbreitert, daselbst mit
Punktgrübchen, Seitenrandfurchen des Mesosternums )(-förmig
gebogen Eudytus Bedel (typ. bizonatus Cr.)
U Mittelbrust quer, oder höchstens nur so breit wie lang.
W’ Halsschildseiten gerundet, Flügeldecken gestreckt eiförmig,
knapp doppelt so breit wie lang, ihre Epipleuren bis zur Decken-
spitze reichend, Trennungslinie der Mittelbrustepimeren vom
Metasternum länger als die vom Mesosternum Trıplatoma Lac.
(typ. picta Perty)
W Halsschildseiten gerade und parallel, Flügeldecken parallel-
seitig, mehr als doppelt so lang wie breit, ihre Epipleuren kaum
bis zum Vorderrand des Analsternites reichend, Trennungslinie
der Mittelbrustepimeren vom Metasternum kleiner als die vom
Mesosternum. Euzostria Gorh. (typ. aruensis Gorh.)
T Stirnrand übeı der Fühlerinsertion nicht auffallend wulstig
aufgeworfen, Nebenzungen (wohl immer) die Hornzunge über-
ragend.
X’ Fühlerkeule fast dreimal so lang wie breit, Halsschild nur um
Y, breiter als längs der Mittellinie lang, Clipeus gerade abge-
stutzt, beim & (?) mit querrechteckigem Ausschnitt in der Mitte
des Vorderrandes, Flügeldecken nicht breiter als der Halsschild, .
134 mal so lang wie breit, ihre Seitenrandhohlkehle der ganzen
Länge nach von oben sichtbar, Spitze der vorderen Tangential-
linien vorn kaum über die Hüftrandung vorragend, Mesosternum
leicht gewölbt, ohne Seitenrandlinie, Schenkel schlank, den
Hinterrand des 3. Ventralsternites erreichend, größere (15 bis
17 mm lange) Art. Stimocoptengis g. n. (typ. stigmosa sp. n.)
X Fühlerkeule meist doppelt so lang wie breit, Halsschild ungefähr
115 mal so breit wie in der Mittellinie lang, vordere Tangential-
linien vorn von der Umrandung der Hüften deutlich abgezweigt,
zuweilen letztere sehr weit überragend.
Y’ Mesosternum größtenteils frei sichtbar.
AA’ Halsschildseitenrand schmal, am Vorder- und Hinterende
verbreitert, mit Punktgrübchen.
AA Vorn am breitesten, nach hinten allmählich verschmälert,
nur Afrikaner: Scaphodacne. Hllr.
BB’ Oberseite kahl, Halsschild mit gleichmäßiger Längswölbung,
die in die der Flügeldecken übergeht.
CC’ Prosternum ohne firstartigen Mittelkiel.
DD’ Mesosternum und Prothorax nur fein und zerstreut, ersteres
oft ganz unpunktiert. Epicaphula Cr. s. str.
(typ. amboinensis Cr.)
CC Prosternum mit Mittelkiel subg. Tropidoscaphula n.
(corallipes Cr.)
DD Mesosternum und Prothorax aicht und grob punktiert
subg. Oretylus n.
(hislopi Cr.)
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 57
Halsschild vor der Basis mit leichtem, querfurchigen Eindruck
subg. /soscaphula n.
(typ. elongata Gu£r.)
BB Oberseite pubeszent subg. Lanugodacne Hllr.
f (typ. Zrifasciata Hllr.)
Y Mesosternum bis auf den schmalen Basalrand vom Prosternal-
fortsatz bedeckt, vordere Tangentiallinien nach vorn konver-
gierend, nahe bis zum Vorderrand der Vorderbrust reichend,
an der Spitze miteinander verbunden Microsternus Lewis.
(typ. £ricolor Lewis)
P _Hintertarsen breit!®), mindestens so breit wie die Schienen-
spitze, unterseits zottig behaart, die Haare nach unten ge-
krümmt und die des 2. Gliedes die Spitze das 3. Glied errei-
chend oder überragend, Schwammsohle des 2. und 3. min-
destens so lang wie breit, meist quer, Mesosternum quer,
höchstens so lang wie breit.
FF’ Episternalnähte der Vorderbrust bis zum Vorderrand reichend
nur Amerikaner und Afrikaner) Megalodacne Cı.
FF Episternalnähte der Vorderbrust ganz oder größtenteils er-
loschen, den Vorderrand nicht erreichend.
GG’ Vordere Tangentiallinien vorhanden, vorn nicht gabelig ab-
gezweigt, hinten bis zur Basis des Prosternums reichend.
HH’ Mittlere Tangentiallinien fehlend, Mittelbrustepimeren größer
als die ungefähr gleichseitigdreieckigen Mittelbrustepisternen,
(nur Amerikaner) subg. Psephodacne Hllr.
(typ. quadriguttata Ol.)
HH Mittlere Tangentiallinien vorhanden, Mittelbrustepimeren
parallelseitig, kleiner als die Mittelbrustepisternen
subg. Macrodacne g.n. (typ. luteoguttata Cr.)
GG Vordere Tangentiallinien ganz fehlend (nur Afrikaner))
subg. Libycodacne n. (typ. grandipennis Fairm.)
Nicht möglich in die Tabelle einzufügen war mir die bei Epis-
capha einzureihende, Ann. Mag. Nat. Hist. (5) XX, 1887 beschrie-
bene, Gattung Renania Lewis (typ. atrocyanea).
Thallis Er. 1842.
Als Typus der Gattung wurde bisher janthina Er. und als das
vom Autor erwähnte, hervorstechendste Merkmal, die die Zunge
überragenden Paraglossen angesehen, wodurch sie sich nicht nur
von Dacne (=Engis Paykull), sondern auch von Epicapha und
Episcaphula unterscheiden soll. Zu den von Erichson bekannt ge-
gebenen Arten dieser australischen Gattung sind später noch
19 weitere von White, Crotch, Gorham, Blackburn und Fauvel
hinzu beschrieben worden, durch die das Verbreitungsgebiet dieser
Gattung, außer auf Australien, auf Neu-Seeland, Neu-Caledonien,
18) Vgl. Entomolog. Blätter XIV, Berlin 1918, p. 139, Fig. 2.
8. Heft
58 Dr. K. M. Heller:
die Molukken und Indien erweitert erscheint, von denen es aber
z. T.schon von den Autoren für zweifelhaft gehalten wurde, .ob sie
dieser Gattung zuzurechnen seien. Anscheinend hat bei den meisten
später beschriebenen Arten eine Nachuntersuchung der Mundteile
nicht stattgefunden und mehr der ‚‚habitus‘ den Ausschlag fürihre
systematische Stellung gegeben. Blackburn!?) erblickt dement-
sprechend das wichtigste Merkmal der Gattung in der Form des
Prosternalfortsatzes, der im Gegensatz zu Efiscaphula, hinten nicht
am breitesten und daselbst nicht winkelig (‚‚triangular‘‘) aus-
gerandet sein soll, Crotch2®) in dem an der Wurzel gerandeten
Halsschild und in dem Vorhandensein der hinteren Tangentiallinien
und eines abgekürzten Skutellarstreifens auf den Decken, Kuhnt?!)
in der Kürze der Fühler, die kaum die Halsschildwurzel erreichen
usw.
Was die Stichhaltigkeit aller dieser Merkmale betrifft, so ist
zu bemerken, daß die Zunge überragende Paraglossen, wie bereits
vorn erwähnt, sich auch bei einigen EPiscaphula-Arten (z. B.
philippinarum u. a.) finden, die australischen Arten teilweise sehr
undeutlich ausgeprägte hintere Tangentiallinien zeigen, die Fühler
von Thallis compta Er. sehr deutlich die Halsschildwurzel erreichen,
so daß bezüglich der Feststellung dieser Gattung, zumal viele Arten
sehr dürftig beschrieben sind, große Hindernisse bestehen. Die
Schwierigkeit bei den ziemlich kleinen Tieren, die meist nur in
wenigen Stücken vorliegen und nicht der Untersuchung geopfert
werden können, die Paraglossen zu prüfen, ist so groß, daß es
zur Klärung der Systematik dringend wünschenswert ist, bis auf
weiteres ein leichter kenntliches Merkmal zur Trennung der
Gattungen in den Vordergrund zu stellen. Als ein solches haben
wir das Vorhandensein eines Basalrandes des Halsschildes in Vor-
schlag gebracht (siehe den Bestimmungsschlüssel der Gattungen
weiter oben). Beiden von uns zu Thallis gestellten Arten ist dieser
fast immer entlang der ganzen Basis ausgeprägt, wodurch sich die
oft Thallis ähnlichen Episcaphula-Arten leicht von ersteren unter-
scheiden lassen. Die unter diesem Merkmal vereinigten Arten
haben zwar nicht immer ausgebildete und die Zunge überragende
Paraglossen, doch wird es bei einer späteren Vertiefung der Syste-
matik leichter sein das Fehlende zu ergänzen, als gleich zu anfangs
sich auf dieses Merkmal stützen zu wollen. Die Gattung Thallis
enthält in dem Umfange wie sie der Coleopterorum Catalogus Pars
34, p. 72 anführt, sehr verschiedenartige, kahle und behaarte
Arten, solche mit und ohne (signata Fauv.) Deckenpunktstreifen,
solche, deren Halsschildwurzel schmäler als die Deckenwurzel,
oder so breit wie diese ist usw., so daß hier sicher noch eine weitere
Spaltung in Genera nötig sein wird.
») Trans. Roy. Soc. South Australia 1895, p. 228.
20) Revision p. 22, Cistula Entomologica I, p. 398.
?!) Genera Insecetorum, Erotylidae p. 101.
us Sr
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 59
Ergänzung zu Blackburns Bestimmungsschlüssel
(Tr. Roy. Soc. S. Australia 1895, p. 231) der Thallis-Arten.
A’ Halsschild beiderseits ohne Basaleindruck
B, Halsschildwurzel deutlich schmäler als die Deckenwurzel,
Halsschildseitenrand mit feinem Saum, der zuweilen leicht und
entfernt gekerbt ist, in diesem Fall ist die Oberseite pubeszent.
C’ Oberseite kahl
D’ Einfarbig dunkel stahlblaue Art janthina Er. (Thallis s. str.)
D Flügeldecken mit gelben oder gelbroten Makeln
(hierher: compta Er. und vinula Er.)
C Oberseite pubeszent (hierher die austral.Arten venustula Blackb.,
insueta Cr. und bifasciata Cr.)
B Halsschildwurzel so breit wie die Deckenwurzel, Halsschild-
seitenrand wulstartig verbreitert, Körperoberseite immer kahl,
glänzend.
E’ Randwulst des Halsschildes mindestens so breit wie das 2.—8.
Fühlerglied dick, vordere und hintere Deckenmakeln zu je einer
Binde vereinigt, von denen die vordere das Basaldrittel, mit
Ausnahme einer queren bis zum 4. Streifen reichenden halb-
mondförmigen Skutellarmakel einnimmt, die hintere ein gleich
breiter, bis zum Seitenrand reichenden Querband darstellt.
macleayi Blackb.
E Randsaum des Halsschildes schmäler
F’ Flügeldecken im Basaldrittel, ausgenommen eine quere schwarze
Skutellarmakel, gelbrot, oder dunkel gelb
G’ Flügeldecken vor der Spitze mit einer von der schwarzen Naht
schmal unterbrochenen, gelbroten Subapikalbinde
perplexa Blackb.
G Flügeldecken vor der Spitze mit rundlicher, am Vorderrand zu-
weilen schwach einzackiger Makel. samoensis SP. n.
F Flügeldecken im Basalteil mit großer, gelber Schultermakel,
die dadurch zustande kommt, daß die schwarze Quermakel
des Schildchens die ganze Deckenbasis einnimmt und längs der
Naht mit der Mittelbinde verbunden ist.
Hinterer Deckenfleck rundlich, sein Abstand vom Humeralfleck
größer als sein doppelter Längsdurchmesser, Grundfarbe der
Decken dunkel stahlblau, oder grünlich stahlblau bis schwarz
papuana sp. n.
H Hinterer Deckenfleck länglich eiförmig, sein Abstand vom
Humeralfleck kleiner als sein Längsdurchmesser, Decken
schwarz, mit schwachem violetten Schimmer subviolacea sp. n.
A Halsschild beiderseits mit Basaleindruck
J' Einfarbig schwarze Art nigra Gorh.
J Decken mit rotem Schulterfleck humeralis Cr.
(Als zu letzterer Art gehörend bestimmte ich ein Stück aus dem
Dahlemer Museum von der Astrolabe Bai, gesammelt von Rhode,
dessen Epistom eine doppelt so breite wie lange rechteckige Aus-
8. Heft
ie
60 Dr. K. M. Heller:
randung zeigt, die mehr als ein Drittel des Vorderrandes einnimmt
" (&?), die Länge des Halsschildes zu dessen Breite verhält sich wie
3:4, sowohl seine vorgezogenen Vorderecken als auch die Hinter-
ecken sind stumpf verrundet, die Seiten gerade nach vorn kon-
vergierend, der Randsaum fein, an den Vorderecken verdickt.
Die schwarzblauen Decken sind doppelt so lang wie breit (80:43)
und so fein gereiht-punktiert, daß sich die Punktreihen von der
Spatienpunktierung kaum unterscheiden lassen, die gelbrote
Humeralmakel nimmt das Basaldrittel der Decken ein und reicht
ungefähr mit ihrem gerundet vorgezogenen Innenrand bis zur
2. Punktreihe. Das Schildchen ist fünfeckig, mehr als doppelt so
breit wie lang. Alles übrige wie in der Originalbeschreibung an-
gegeben.) Taf. I, Fig. 37.
Thallis subviolacea sp. n.
Nigra, glabra, elytris subviolaceo-micantibus, plagis quatuor
testaceis; antennis thoracis dimidium parum superantibus, clava
nigricante excepta, ut tarsis subsanguineis; prothorace transverso,
lateribus parallelis, margine laterali antrorsum distincte dilatato,
disco sat remote inaequaliterque, zona basomarginali areaque
quadrata in angulis posticis, sublitissime remote punctatis; elytris
striatopunctatis, striis ad apicem evanescentibus, plaga humerali
subrhomboidali, oblique disposita, margine basali et laterali valde,
suturali minus approximata, plaga anteapicali elliptica angustiore,
oblongo-ovata, striam primam et sextam tangente, a plaga humerali
vix diametro suo, transverso, remota. 5
Long. 5.5, lat, 2 mm.
Hab. Borneo (ex coll. Gehr. W. Müller- Jena), Key, leg. Kühn,
in Mus. Dresdense.
Schwarz, die Flügeldecken violett angelaufen, mit vier gelb-
lichen Makeln, von denen die vorderen sehr breit bindenartig und
schräg gestellt, die hinteren schmäler, länglich eiförmig und kaum
umihren Querdurchmesser von den vorderen entfernt sind. Fühler,
mit Ausnahme der schwarzen Keule, sowie die Tarsen dunkelrot,
die Halsschildmitte etwas überragend, ihr drittes Glied länger als
die es einschließenden und so lang wie die beiden folgenden, die so
lang wie dick und kürzer als das stark verdickte tonnenförmige
1. Glied sind, das 8. Glied stark quer trapezoidal, die dreigliedrige
Keule mehr als 1 % mal so lang wie breit (5:3). Stirn grob zerstreut
punktiert. Halsschild quer (5:7), sehr ungleichmäßig zerstreut
punktiert, die Punkte auf der Scheibe z. T. so groß wie die des
Kopfes, die entlang des Vorder- und Hinterrandes, so wie die einer
ungefähr quadratischen, die hintere Hälfte des Halsschildes ein-
nehmenden Fläche nahezu erloschen, Seiten- und Wurzelrand mit
einer Reihe gröberer Punkte. Schildchen mehr als doppelt so breit
wie lang, seine Seiten nach hinten divergierend, der Hinterrand
gerundet. Flügeldecken parallelseitig, gestreift punktiert, die
Zwischenräume sehr fein zerstreut punktiert, die Punktreihe an
\ Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 61
der Naht in den hinteren drei Vierteln der Deckenlänge in einen
haarfeinen Streifen übergehend, den die vordere Deckenmakel
nicht ganz erreicht. Diese ist nach außen zu etwas verbreitert und
läßt an der Nahtwurzel ein, beiden Decken gemeinsames, mehr als
doppelt so breites wie langes, gleichseitiges, violett schwarzes
Dreieck frei, das durch die Naht mit den dunklen querbinden-
artigen mittleren Teil. der Decken verbunden ist, dieser ist kaum
so breit als der Längsdurchmesser der Subapikalmakel, die außen
den 7. Streifen tangiert und innen den 2. Streifen etwas überragt,
langist. Vorderbrust glänzend glatt, mit sehr vereinzelten gröberen
Punkten, Abdomen dunkel rotbraun, ziemlich dicht fein behaart.
Thallis papuana sp. n.
Praecedenti (subviolacea) similis et item antennarum articulo
secundo crassitudine paulo longiore, sed corpore plus elongato,
elytris obscure chalybaeis, spatiis vix perspicue remote punctu-
latis, maculis sanguineis minoribus, macula anteapicali subrotun-
data, a basali diametro suo duplo a basali remota.
Long. 5.3, lat. 2 mm.
Hab. Salomo insulae, W. W. Frogatt leg. 1909, Mus. Dresden
et Nova Guinea Germanica : Finschhafen (ex coll. Dr. Kraatz) in Mus.
Dahlem.
Diese Art, die ich als Episcaphula proxima Crotch. bestimmt
vorfand, steht der vorigen sehr nahe, ist aber etwas gestreckter
und sowohl durch die dunkel stahlblaue Grundfärbung der Flügel-
decken, als auch durch die Größe und Form der gelbroten Decken-
makeln gut zu unterscheiden (siehe den Artbestimmungsschlüssel).
Die Punktierung an den Hinterecken und entlang der Halsschild-
wurzel und -Seiten ist noch feiner, das Schildchen etwas breiter.
Thallis samoensis sp. n.
Praecedenti (dapuana) affinis ac probabiliter Th. macleayi
Blackb. simillima ; antennarum articulo secundo crassitudine longi-
tudine aequali; elytris in primo triente (macula transversa circum-
scutellari semilunari, nigra, excepta) fascia communi basali et
utrinque macula subapicali rotundata, subtransversa, ferrugineis.
Long. 4.5—6, lat. 1.5—2.2 mm.
Hab. Samoa: Upolu (coll. Kraatz), Nova Pommerania:
Matupi (leg. M. Thiele ex coll. Schenkling) in Mus. Dahlem et
Direscien. »
Die Art muß der mir in Natur unbekannten Thallis macleayi
Blackb. ähnlich sein, sich aber von ihr durch die Form der hinteren
Deckenmakeln, die nicht querbandartig, sondern rundlich sind,
unterscheiden. Der Abstand von der Basalbinde und der Spitzen-
makel ist derselbe wie bei pabuana, doch wird die Binde nicht wie
bei dieser Art durch die Naht unterbrochen, so daß eine dunkle,
kreissegmente (halbmondförmige) Quermakel, die das Schildchen
umgibt und außen ungefähr bis zur Wurzel des 5. Streifens reicht,
abgesondert wird. Die Grundfärbung der Decken ist schwarz,
8. Heit
62 Dr. _K. M. Heller:
zuweilen mit leichtem grünlichen Hauch. Die Kürze des 2. Fühler-
gliedes, die dessen Dicke gleichkommt, widerspricht der Annahme
in ihr nur eine Lokalrasse von fapuana zu erblicken.
Tamboria (g. n.)??) sumbavana sp. n.
Elongata, depressiuscula, nigra (aut picea), elytris plagis
quatuor epipleurisque in triente anteriore ferrugineis (aut luteis);
anticis fere dimidia parte basali, vitta suturali, antice dilatata,
excepta, occupante, duabus posticis ellipticis, latitudine duplo
longioribus; antennis prothoracis basin vix superantibus, articulis
moniliformibus, articulo octavo transverso, semicirculari, clava
laxe articulata, latitudine duplo longiore, articulis subaequalibus
transversis; capite sat crebre fortiterque punctato; prothorace
transverso-trapezoidali, capite subtilius punctato, margine antico,
inter angulis productis, breviter subsinuato, margine basali mar--
ginato, lobo basali utrinque impressione transversa, punctis ma-
joribus circumscripta; scutello longitudine plus duplo latiore;
elytris seriebus punctulatis septem, tenuibus, apicem versus evanes-
centibus, spatiis sublilissime remoteque punctatis.
Long. .7, lat. 3 mm.
Hab. Sumbawa: Tambora 1897, in Mus. Stettin et Dresden.
Schwarz, mit vier gelbroten Flecken auf den Decken (unaus-
gefärbte Stücke rötlich pechbraun, mit strohgelben Deckenmakeln)
Körper langgestreckt elliptisch, flacher als die meisten Episcapha-
und Episcaphula-Arten gewölbt. Kopf vom Halsschildvorderrand
bis zur Clipeusspitze gemessen, länger als zwischen den Augen breit
(9:7), ziemlich dicht kräftig punktiert, Supraorbitalfurche weit
über die Fühlerinsertion heraus nach vorn reichend. Fühler die
Halsschildwurzel kaum überragend, perlschnurförmig, das 3. und
4. Glied gleichlang, etwas länger als breit, 6.—7. kugelig, das 8.
quer, im Umriß halbkreisförmig, die Keule doppelt so lang wie
breit, etwas locker gegliedert. Halsschild quer trapezförmig, viel
feiner wie der Kopf punktiert, mit sehr feinen erhabenen, an den
Vorderecken stark verbreiterten Seitenrand und obne größeren
Grübchen daselbst, Vorderecken etwas vorgezogen und innerhalb
der Randfurche eingedrückt, Vorderrand außen mit bis über
Augeninnenrand nach innen reichenden Randsaum und daselbst
leicht ausgebuchtet, Hinterrand haarfein, in der Mitte erloschen
gerandet, beiderseits des Mittellappens mit ziemlich großen queren
von gröberen Punkten umgebenen, flachen Eindruck. Schildchen
doppelt so breit wie lang, undeutlich fünfeckig. Flügeldecken nicht
ganz doppelt so lang wie breit (6:3.4), mit feinem, erhabenen
Basalrand und 7 feinen, hinten erlöschenden Punktreihen, von
denen die erste etwas gröber, an der Wurzel nach außen gebogen
und daselbst mit der Wurzel der 2. Punktreihe verhunden ist,
Spatien sehr fein zerstreut punktiert, die vordere Deckenmakel
länger als breit, innen fast bis zur ersten Punktreihe, hinten gerade
22) Siehe Gattungstabelle p. 54.
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 69
abgestutzt bis zum Hinterrand der Hinterbrust nach hinten
reichend, außen auf die Epipleuren übergreifend, ihr Innenrand in
der Vorderhälfte konkav, in der Hinterhälfte konvex, so daß eine
ander Wurzel von der 3. Punktreihe begrenzte, mehr oder weniger
halbkreisförmig bis baraboliche Nahtmakel und mit ihr zusammen-
hängend ein Nahtstreifen schwarz bleiben. Die hinteren gestreckt
elliptischen Deckenmakeln sind doppelt so lang wie breit, tangieren
außen kaum die Verlängerung der 7. Punktreihe und überragen
innen etwas die zweite. Prosternum im mittleren und in dem
außerhalb der Episterallinien gelegenen Teile fein und zerstreut,
innerhalb neben diesen dichter und kräftiger punktiert. Vordere
Tangentiallinien fein, die Hüften kaum vorn überragend, Meso-
sternum zwischen den Mittelhüften trapezoidal, mindestens so
lang wie breit. Abdomen fein und ziemlich dicht, an den Seiten,
sowie die Seiten der Hinterbrust, gröber punktiert. Hinterschenkel
das 2. Ventralsternit überragend und wie die anderen Schenkel
äußerst fein zerstreut punktiert und gleich der Körperunterseite
fein pubeszent.
*Subana (g. n.)?®) vulnerata sp. n.
Aterrima, elytris plagis quatuor rufo-castaneis ornatis; an-
tennis prothoracis basi superantibus, clava latitudine duplo lon-
giore; prothorace transverso, capite subtilius punctato, ante lobum
antescutellarem,transversum,subimpresso, basitenuissime margina-
to;scutello transverso, portice obtusangulato; elytrissubtilissime ao
remote, vix perspicue seriato-punctatis, plaga basali obliqua,
sutura sat remota, marginem basalem ad angulum exteriorem valde
approximata, macula posteriore, inter striam primam et quintam,
latitudine sesqui longiore; prosterno utrinque subtiliter remote-
que punctato.
Long. 5.5, lat. 2.2 mm
= Hab. Mindanao, Zamboanga (N. 7231) leg. Prof. C. Fuller
aker. x
Die Form und Stellung der Makeln dieser Art ist ähnlich. wie
bei Thallis subviolacea, ihre Farbe ist jedoch nicht gelb, sondern
rostkastanienbraun und die vorderen reichen innen nicht so weit
an die Naht heran, die Halsschildform ist ganz anders, nicht pa-
rallelseitig, seine Skulptur ganz abweichend, die Fühler viel länger,
die Decken sehr undeutlich gereiht punktiert. Fühler die Hals-
schildwurzel überragend, ihr drittes Glied knapp so lang wie die
beiden folgenden zusammen, von denen jedes deutlich. länger
als breit ist, 8. Glied im Umriß trapezoidal, etwas breiter als lang,
Keule mehr als doppelt so lang wie breit (1:2.1). Halsschild fast
doppelt so breit wie in der Mittellinie lang (47:24), viel feiner zer-
streut punktiert wie der Kopf, nur jederseits in der Mitte entlang
des fein leistenartig erhöhten Hinterrandes mit einigen gröberen
Punkten, vor dem Antescutellarlappen leicht quer eingedrückt,
22) Siehe Gattungstabelle p. 54.
8. Heft
64 Dr. K. M. Heller:
die sehr schwach gerundeten, nach. vorn konvergierenden und fein
gerandeten Seiten mi! verrundeten, leicht stumpfwinkeligenVorder-
ecken vorgezogen, diedengeraden Vorderranddes Halsschildesetwas
überragen. Schildchen doppelt so breit wie lang, fünfeckig, die
Seitenränder sehr kurz, der Hinterrand stumpfwinkelig. Flügel-
decken fein zerstreut punktiert, ihre Punktstreifen heben sich von
der übrigen Punktierung kaum und nur auf den roten Makeln durch
ihren bräunlichen Hof deutlicher ab, der Nahtstreifen in der hinteren
Hälfte eingedrückt, die vordere Deckenmakel ziemlich. oval, schräg
zur Naht gestellt und von ihr um mehr als Schildchenbreite ent-
fernt, nach außen verbreitert und die Schultern bedeckend, die
hintere Makel spitz eiförmig, der Abstand zwischen ihr und der
vorderen Makel größer als ihr Längsdurchmesser, der Naht mehr
als dievordere Makel genähert und innen den 2. Streifen tangierend,
außen den 6. etwas überragend. Unterseite schwarz, das Abdomen
und die Schenkel dunkelbraun, kaum wahrnehmbar zerstreut
punktiert und fein pubeszent, die Vorderbrust nur an den Seiten
mit feinen Punkten.
Coptengis Crotch. (Coleopteror. Cat. p. 73).
Kuhnt*) führt unter den Gattungsmerkmalen an: „das
Epistom ist vorn dreieckig ausgebuchtet‘, was wohl bei den mir
vorliegenden Stücken von wallacei Crotch und melvillei Waterh..,
nicht aber für den Typus der Gattung C. sheppardi Pasc. zutrifft
und daher aus der Gattungsdiagnose entweder zu tilgen oder als
Geschlechtscharakter anzusehen ist. Die folgenden zwei Arten
sind durch das (in beiden Geschlechtern ?) tief halbkreisförmig aus-
gerandete Epistom ausgezeichnet.
Coptengis celipealis sp. n. 2 (Taf. II, Fig. 53).
Obscure aenea, epistomo margine anteriore profunde semi-
circulariter exciso; fronte bifoveolato; antennis nigris, articulo
tertio longissimo, quatuor sequentibus unitis fere aequilongo, apice
incrassato; prothorace subquadıato multo subtilius quam in
sheppardi punctulato, angulis anticis productis ac impressis;
elytris vix perspicue punctulatis, apice conjunctim arcuato-exciso,
angulo externo acuto, incurvato; corpore subter vix, sternito anali
distincte crebreque punctulato.
Long. 16, lat. 5.3 mm.
Hab. Nova Guinea Britannica, Papua-Golf, legit E. Weiske
(Mus. Dresden 14598 pars).
Dunkel erzfarben (wie gewisse Temnochilu-Arten, z. B. iristis
Muls., polita Chevr., suturata Reitter u. a.) glänzend, ohne gelbe
Makeln. Kopf viel spärlicher und feiner wie bei sheppardi Pasc.
punktiert und verhältnismäßig kürzer, Epistom tief halbkreis-
förmig ausgerandet, Kopfseiten über der Fühlerinsertion beulig
aufgetrieben, hinter dieser vor den Augen, ausgebuchtet, die von
24) Genera Insectorum Erotylidae 1909, p. 103.
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Regien 65
den geraden, vorn nicht nach innen gebogenen, breiten Supra-
orbitalfurchen begrenzten Wangen, vor den Augen, länger als breit
(bei sheppardi quer), Stirn zwischen den Augen beiderseits mit
großem, ziemlich flachem Eindruck. Drittes Fühlerglied das
längste, ungefähr so lang wie die vier folgenden zusammen, an
der Spitze verdickt, das vierte das kürzeste, knapp 1% mal so
lang wie dick, das 7. etwas kürzer als die es einschließenden Glieder,
Keule kompakt, doppelt so lang, ihr 1. Glied so lang wie breit.
Halsschild nahezu quadratisch und parallelseitig, noch etwas feiner
zerstreut punktiert wie der Kopf, beiderseits am Basalrande mit
einigen größeren Punkten, sein Vorderrand fast gerade, der Hinter-
rand tiefer ausgebuchtet, die Hintereck£n spitzer wie bei sheppardi,
die Vorderecken verrundet spitzwinkelig vorgezogen und innerhalb
des dort verdickten Randsaumes in charakteristischer Weise ein-
gedrückt. Schildchen mehr als doppelt so breit wie lang, ähnlich
wie bei sheppardi geformt. Flügeldecken nicht breiter wie der
Halsschild, wie dieser punktiert, ihre Spitze gemeinsam bogig aus-
gerandet, die Außenecke der Ausrandung eine nach innen gerichtete
Spitze bildend Unterseite kaum, nur die Wurzel des 1. Ventral-
sternites und das Analsternit, mit Ausnahme des Vorderrandes
dicht und deutlich punktiert.
Coptengis gracilior sp. n. &? (Taf. II, Fig. 54).
Praecedenti valde affinis (haud huius alter sexus) sed differt
statura angustiore, colore nigro-aeneo, fronte haud bifoveolato
prothorace lateribus subrotundatis, antrorsum convergustibus,
margine antico sinuato, angulis anticis acutis, haud productis;
elytris apice trunectis; pedibus gracilioribus.
Long. 15, lat. 5 mm.
Hab. Nova Guinea Britannica, Aroa-flumen, legit E.Weiske,
Mus. Dresden.
Mir liegen zwei bezüglich der Form der Halsschildvorderecken
etwas abweichende Stücke:vor, von welchen ich nur das eine,
ohnedies schon sehr beschädigte, wegen der großen Gebrechlichkeit
der Tiere, die durch Fäulnis gelitten hatten, auf das Geschlecht
hin genauer zu untersuchen wagte. Dieses erwies sich wie das von
clipealis als Q und zeigt im Gegensatz zu den anderen, als Typus
von gracilior angesehenen Stück, wahrscheinlich ein &, stärker vor-
gezogene Halsschildvorderecken und weniger gebuchteten Hals-
schildvorderrand, Unterschiede, die demnach als sekundäre Sexual-
charaktere aufzufassen sein dürften.
Die Gesamtfärbung von C. gracilior ist dunkler, schwärzlich
erzfarben, die Körperform wesentlich gestreckter, die Stirn zeigt
keine großen Gruben, während die übrige Kopfbildung sehr ähnlich
der von clödealis ist. Die Fühler sind etwas länger wie bei diesen
und überragen das Basaldrittel des Seitenrandes, das dritte Fühler-
glied ist ebenfalls so lang wie die vier folgenden, mehr birnförmigen
Glieder, die Keule nicht ganz doppelt so lang wie breit, ihr erstes
Archiv für Naturgeschichte
1918. A. 8. 5 8. Heft
66 Dr. K. M. Heller:
Glied an der Wurzel becherartig verengt, nicht wie bei clipealis
mit geradlinigen Seiten. Flügeldecken nicht breiter als der Hals-
schild, doppelt so lang wie breit, kaum wahrnehmbar fein zerstreut
punktiert, an der Spitze einzeln in leicht konkaven Bogen ab-
gestutzt. Körperunterseite undeutlich und zerstreut punktiert.
Nesitis celebesica sp. n. d, 9.
N. attenuatae affinis ac simillima, sed minor, brevior ac con-
vexior; capite vix punctulato, scutello longitudine duplo latiore,
elytris fasciis aurantiacis fortius dentatis; prosterno carinula me-
diana nulla.
Long. 13—17, lat. 5—6.2 mm.
Hab. Celebes meridionalis: Loka et Bowonglangi, Drs. Sarasin,
Bonthain, C. Ribbe 1883, et Lompo Batan (3000) i. Mus. Dresden,
H. Fruhstorfer 1896, in Mus. Dresden et Berlin-Dahlem (e coll.
Kraatz) legerunt.
Eine Reihe von Stücken von beiderlei Geschlechtern aus
Celebes weicht nicht nur durch beständig geringere Körpergröße
von altenuata Cr. aus Sumatra, Java, Nias und Borneo, sondern
auch durch plastische und Zeichnungsverschiedenheiten derartig
ab, daß ich eine artliche (nicht nur subspezifische) Abtrennung für
geboten erachte. Die größten Stücke kommen knapp den kleinsten
von der typischen attenuata gleich, Prosternum immer ohne scharfen
Mittelkiel. Kopf viel feiner, kaum wahrnehmbar zerstreut punk-
tiert. Fühler etwas kürzer, die Halsschildhinterecken nicht über-
ragend. Halsschild mit deutlich spitzwinkeligen Hinterecken, die
orangerote c- (beziehentlich verkehrt c-) förmige Makel in der
vorderen Halsschildhälfte, hinter den Vorderecken, niemals, wie
dies fast immer bei attenuata der Fall ist, hinten mit einem bis nach
den Hinterecken zu reichenden Ast. Schildchen viel kürzer und
breiter wie bei der erwähnten Art, doppelt so breit wielang. Die
Flügeldecken bei beiden sehr ähnlich gezeichnet, die vordere Binde
jedoch am äußeren Ende nicht wie meist bei altenuata nach der
Deckenwurzel hin ausgezogen, gerader quer, und so wie die im
2. Deckendrittel der Deckenlänge liegende stärker, häufig in Form
eines gleichmäßigen Zick-Zacks gezahnt, meist (beim 9) am Außen-
rand mit der Subapikalbinde vereinigt. Prosternum der Länge
nach nicht gekielt, der Intercoxalfortsatz sehr schwach (bei atte-
nuata stark) gewölbt, am Hinterrande quer abgestutzt. Punktie-
rung der Unterseite bei den beiden Arten ziemlich gleich.
*Nesitis philippinensis Gorh.
liegt mir in Stücken aus Mindanao, Mindoro (Mus. Dresden) und
aus Borneo (Mus. Dahlem, ex coll. Kraatz)
Nesitis attenuata Crotch
außer aus Sumatra und Borneo auch aus Nias (Mus. Dresden) und
Perak (leg. Grubauer, Mus. München) vor.
Triplatoma eypraea Bedel Sumatra, Borneo, Malakka — Mittel-
Seran, gesammelt von E. Stresemann (Mus. Dresden).
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 67
Triplatoma gestroi Bedel. var. leviuseula?) n.
habe ich ein Stück vom Kina Balu auf Borneo bezeichnet, das
insofern zwischen cypraea und gestroi steht als es so fein gereiht
punktierte Flügeldecken wie erstere, die Deckenzeichnung aber
so scharf wie letztere gezackt zeigt; diese ist außerdem dadurch
bemerkensweıt, daß die vordere Zackenbinde durch einen gelben
Streifen, zwischen der 5. und 6. Punktreihe mit der mittleren und
diese durch einen ebensolchen Streifen zwischen der 1. und 2.
Punktreihe, mit der dritten Zackenbinde verbunden ist. Die er-
wähnte Verbindung der beiden hinteren Binden findet sich auch
bei einer typischen cypraea aus Borneo, doch vermute ich trotzdem,
daß es sich bei leviuscula um eine Subspezies handelt.
Triplatoma lineata Gorh.
ist nur nach einem einzigen Stück, anscheinend aus Madura
beschrieben, andernfalls der Autor wohl die großen, auffallenden
queren Halsschildschwielen jederseits im 2. Drittel des Thorax des
Q und die Abschrägung der Deckenspitze erwähnt haben würde;
sie entfernt sich. so sehr von Triplatoma, daß ich für sie die Gattung
Paracoptengis (siehe die Gattungstabelle) errichtete.
*Triplatoma philippinensis Gorh.
ist eine Nesitis (siehe oben).
Euzostria aruensis Gorh.
liegt mir in einem beschädigten Stück aus Deutsch Neu-
Guinea: Torricelli-Gebirge, gesammelt von Prof. Dr. O. Schlag-
inhaufen 1909%) vor. — Der Autor der var. binotataist van de Poll,
nicht wie im Coleopteroz. Cat. p. 75 und Genera Insectorum p. 109
zu lesen ist: ‚Pollich‘‘. Außerdem fehlt in beiden Werken die An-
gabe der Abbildung dieser Art in den Notes Leyd. Mus. X, 1888,
Taf. VII, Fig. 6.
*Episcapha quadrimacula Wied. (Taf. I Fig. 24).
Java, Borneo, Sumatra, Ceylon?”), Malakka, Singapore, Ceram,
Birma — Himalaya, Anam, Nias, Lombok (Sapit 2000’ leg.
H. Fruhstorfer Mus. Dahlem) Timorlaut (= Tenimber), Palawan
Palawan (leg. Prof.C. Fuller Baker) und Saleijer (?)®). In einem
der Stücke aus Java im Hamburger Zoolog. Museum hat mir
zweifellos der Wiedemannsche Typus vorgelegen.
25) Diese Schreibweise ist der üblichen ‚laevis, laeviuscula‘‘ vorzu-
ziehen.
26) Eine Bearbeitung seiner Käferausbeute findet sich in den Abh. u.
Ber. d. K. Zoolog. u. Anthr. Ethn. Mus. zu Dresden 1910, Bd. XIII, Nr. 3.
2”) Nach E. Csiki, Ann. Mus. Hungar. XXV, 1902, p. 27.
28) Nach Gorham Notes Leyd. Mus. V, 1883, p. 253. Da aber Celebes
und Saleijer viele Formen gemeinsam haben, scheint es mir wahrschein-
licher, daß auf letzterer Insel confusa m. vorkommt, was noch nachzu-
prüfen ist.
5* 8. Heft
68 Dr.:K. M.. Heller: :
Zu Episcapha Lac. im engeren Sinne gehören:
*Episcapha vestita Lac.
Java — Süd-Celebes: Bonthain, von Ribbe 1883, Nord-Celebes:
Matinang von Drs. F. u. P. Sarasin VIII, 1894 und Luzon: Mt.
Makiling 1913 von Prof. C. F. Baker a
*Episcapha antennata Cr.
Philippinen: Manila, Celebes: Menado, Tondano, Makassar —
Mindanao (von Dr. Staudinger und Bang-Haas erhalten).
Episcapha oculata Lac.
Java — mir liegen 4 Stücke von der gleichen Insel aus der
Sammlung von C. Felsche im Dresdner Museum vor.
Episcapha quadrimacula septentrionis subsp. n. (Taf. I, Fig. 29).
‚Differt a specie typica (ex Java): elytıis fascia anteriore ramo
anteriore longitudine angustiore, maculam humeralem, nigram,
rotundatam aut ovatam intus et post amplectente, fascia ante-
apicali angustiore (latutidine duplo longiore) ac plus denticulata.
Hab. Formosa: Fuhosho (leg. H. Sauter) in Mus. Dresd.,
Kosempo 1—-20. 111. 1908 und Kagi 10. XI. 1907 (leg. H. Sauter)
in Mus. Hamburg. Hainan in Mus. Dresd.
Bei der typischen guadrimacula Wied. ist der die vordere
Deckenquerbinde mit der Deckenwurzel verbindende Ast immer
sehr deutlich breiter als lang, so daß bei der Ansicht von oben her
nur eine kleine längliche schwarze Schultermakel, deren Quer-
durchmesser kleiner als der des Astes ist, frei bleibt. Bei Stücken
aus anderen Gegenden weicht die Breite dieses Astes mehr oder
weniger von der, wie sie solche von Java zeigen, ab; am schmalsten
ist dieser Ast bei Stücken aus Formosa und aus Hainan, bei denen
er etwas länger als breit, die schwarze Humeralmakel entweder
kreisrund oder eiförmig ist und mit ihrem Querdurchmesser der
Breite des Astes mindestens gleichkommt, bei diesen ist auch die
hintere Querbinde verhältnismäßig schmal und zackiger, so daß
sie spezifisch unter dem Namen seplentrionis abgetrennt werden
können. Am breitesten ist dagegen dieser, die Vorderbinde mit
der Deckenwurzel verbindende Ast bei einzelnen Stücken von
Sumatıa (Mus. Dresden und Dahlem), bei denen er die Humeral-
makel derartig verdrängt, daß sie von oben kaum und nur in Form
eines schmalen schwarzen Randsaumes sichtbar ist; im Gegensatz
steht dazu ein mit ebenfalls ‚Sumatra‘ bezetteltes Stück (von
Dr. Staudinger und Bang-Haas i. Mus. Dresd.), das den vorderen
Ast der Binde so schmal wie Formosastücke zeigt. Es scheint mir
aber zweifelhaft, daß die Bezettelung richtig ist, wenigstens läßt
der Fundortzettel erkennen, daß er die Nadel schon einmal ge-
wechselt hat. Zwischen den zwei extremsten Formen von Java,
Sumatra, Borneo, Philippinen einerseits und denen von Formosa
und Hainan anderseits schieben sich zahlreiche Mittelstufen ein,
die sich häufig septentrionis schr nähern. So finde ich. unter einer
stattlichen Reihe von Stücken aus Berar (Vorderindien, N. Dekkan),
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 69
bei denen der vordere Bindenast meist, wie bei einem aus Ceylon,
Kandy, vorliegenden Stück, so lang wie breit ist, einzelne bei
denen es etwas länger ist, auch tonkinesische Stücke zeigen ähn-
liches, aber dielängerenalsbreiten Ästebilden immer nurdie seltene
Ausnahme, während sie bei Formosa- und Hainan-Stücken die
Regel bilden.
Episcapha confusa sp. n. (Taf. I, Fig. 25).
Pubescens, E. quadrimaculae Wied. simillima, ea frequenter
confusa, sed brevior, antennarum articulo quarto tertio haud
ongiore, clava pluselongata ; prothorace latiore, lateribus antrorsum
minus convergentibus, angulis anticis productis, rectis; elytris
macula humerali margine interno in dimidia parte anteriore minus
sinuato, fascia anteapicali margine postico integro.
Long. 10—13, lat. 4—5 mm.
Hab. Celebes meridionalis, monte Bonthain leg. C. Ribbe 1883,
Monte Patunuang leg. H. Fruhstorfer 1896, Buru, leg. J. G. F.
Riedel, Batjan (Dr. Staudinger et Bang-Haas) in Mus. Dresden.
Die typische guadrimacula Wied. ist sehr konstant; nur ein
Stück aus Nias und eines ohne Fundort (ex coll. Kraatz) weichen
insofern unwesentlich ab, als der schwarze Schulterpunkt derartig
reduziert ist, daß er von oben nur als haarfeine, schwarze Rand-
linie erkannt werden kann, diese sowie alle übrigen Stücke zeigen
jedoch die in der vorderen Hälfte des Innenrandes stark, fast ver-
rundet rechtwinkelig, ausgeschnittene vordere Deckenmakel, durch
die ein mehr als doppelt so breiter wie langer, schwarzer Skutellar-
fleck, der nur durch einen schmalen schwarzen Nahtstreifen mit
der breiten schwarzen Deckenmittelbinde zusammenhängt, frei
wird, während alle aus Celebes und von Buru stammenden Stücke
sich schon auf den ersten Blick von ihnen durch die in der vorderen
Hälfte ihres Innenrandes nur schwach ausgebuchteten vorderen
Deckenmakeln unterscheiden. Zu diesem augenfälligen Merkmal
kommen noch folgende konstante Unterschiede hinzu: Bei confusa
sind die Fühler, namentlich das 3. und 4. Glied etwas kürzer, die
Keule etwas länger, der Halsschild ist breiter, seine Seiten sind
nach vorn viel weniger konvergierend, die Vorderecken nicht spitz,
sondern rechtwinkelig vorgezogen, ebenso sind die Hinterecken
nicht spitzwinkelig, sondern rechtwinkelig verrundet, die hintere
quere Deckenmakel ist nur am Vorder- nicht auch am Hinterende
zackig und schmäler wie bei guadrimacula. Vorderbrust nicht
wie bei guadrimacula vor den Vorderhüften, außer der Punktierung,
überdies noch leicht querstreifig, übrige Skulptur bei beiden Arten
sonst gleich.
*Episcapha latiuseula sp. n. (Taf. I, Fig. 26).
Pubescens, E. quadrimacula Wied. affinis, sed multo latior,
prothorace linea mediana fere duplo latiore; elytris macula ante-
riore subquadrato-pyriforme, ad humeros haud rectangulariter
excisa, macula posteriore transverso-elliptica, marginibus integris.
8. Heft
70 Dr. K. M. Heller:
Long. 11—12.5, lat. 5—6 mm.
Hab. Mindanao: Surigao, leg. Prof. C. Fuller Baker (7230)
‚Mindanao“ (ex coll. C. Felsche) et Mindoro (Dr. Staudinger et
Bang-Haas) in Mus. Dresdense.
Diese ebenfalls der guadrimacula Wied., noch mehr aber der
vorstehenden confusa m. verwandte Art, zeigt den Innenrand der
vorderen Deckenmakel ähnlich wie bei dieser, nur sehr schwach
in der vorderen Hüfte ausgerandet und fast geradlinig zur Naht
nach vorn divergierend, den Außenrand an der Schulter ebenfalls
nur wenig, nicht rechtwinkelig, ausgerandet, den Hinterrand etwas
stärker konvex. Die hintere Deckenmakel ist quer, regelmäßig
elliptisch, ohne zackigen Rand. Fühler mit relativ breiterer Keule
wie bei confusa, indem sich ihre Länge zur Breite wie 3:2 bei
confusa wie 5:2.5 verhält. Halsschild sehr breit, mindestens doppelt
so breit wie die Mittellinie lang an der Basis am!breitesten, die
Vorderecken deutlich spitzwinkelig vorgezogen. Flügeldecken mit
mehr oder weniger deutlichen Punktreihen, von denen die 1. und
2. an der Wurzel neben dem Schildchen immer wahrnehmbar ist.
Unterseite wie bei guadrimacula punktiert, die Vorderbrust wie
bei dieser außer der Punktierung mit feinen Querstreifen.
Episcapha macrocera sp. n. (Taf. I, Fig. 22, Fühler).
Plus elongata quam guadrimacula Wied., pubescens, antennis
longitudine dimidia corporis, clavalatitudine 2%, partibus longiore;
fronte macula sanguinea, ut prothorace sat crebere minute punc-
tato, hoc fere ut in antenuata formato; elytris plagis quatuor rufis,
antica rotundato-quadrata, margine interiore in dimidia parte
anteriore recto ac antrorsum divergente in dimidia parte posteriore
convexo striam secundam tangente, margine postico recto, trans-
verso, sallo humerali nigropunctato, spatiis sat dense punctatis
struis e punctis seriatis vix observandis, macula anteapicali sub-
transverso-circulari.
Long, 11.5, lat! 45 mm:
Hab. Sumatra: Medan, (F. Schneider ’06, ex coll. Kraatz)
unicum in Mus. Berol.-Dahlem.
Diese zu den pubeszenten Formen, mit langen Fühlern, wie
antenuata und vestita, gehörende Art, ähnelt in der Form der Decken-
makeln sehr der nicht pubeszenten longicornis Lac., ist aber viel
schlanker und mehr parallelseitig, etwas kleiner und weniger ge-
wölbt, die Fühler sind im Vergleich zur Körperlänge bei ihr länger,
die Makeln in der Längsrichtung voneinander mehr entfernt usw.
Kopf ziemlich dicht fein, das Epistom an der Spitze kräftiger, der
Scheitel grob punktiert, Stirn mit undeutlicher, dunkelroter Makel,
3.—7. Fühlerglied untereinander ziemlich gleichlang, doppelt so
lang wie breit, Keule 2%, mal so lang wie breit, die vordere Außen-
ecke ihres zweiten Gliedes mehr als die innere nach. vorn gezogen.
Halsschild quer, Breite zur Mittellinie = 8.4:5, sein Vorderrand
gerade, die Vorderecken wenig und rechtwinkelig vorgezogen, der
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 71
Randsaum flach gedrückt und gleich breit, Punktierung ziemlich
dicht und fein. Schildchen doppelt so breit wie lang, fünfeckig.
Flügeldecken sehr wenig breiter als der Halsschild, ziemlich parallel-
seitig, so dicht und sehr wenig gröber wie der Halsschild punktiert,
mit kaum wahrnehmbaren, nicht gröberen, Punktreihen. Vordere
Deckenmakel so lang wie breit, verrundet trapezoidal, ihr Innen-
rand in der vorderen Hälfte nach vorn zu mit dem der gegenüber-
liegenden Makel divergierend, in der hinteren Hälfte gerundet und
am 2. Streifen tangierend, die äußerste Schulterecke schwarz, mit
dem Seitenrand zusammenhängend. Die hintere Deckenmakel,
die fast um den eineinhalben Längsdurchmesser der vorderen
Makel von dieser abgerückt ist, ist ziemlich kreisrund, leicht quer.
Unterseite, soweit sichtbar bei dem aufgeklebten Unikum, überall
ziemlich dicht punktiert.
Episcapha amuntaia sp. n. (9). (Taf. I, Fig. 27).
Episcaphae hypocritaem. sub similissed minor atque pubescens,
elytrorum maculis rufo-castaneis, antennis thoracis basin vix
attingentibus, articulo secundo octavoque latitudine haud, tertio
paulo, 4°—7° distinctius longioribus; capite sat dense evidenterque
punctato,; prothorace longitudine mediana duplo latiore, capite
vix subtilius, latera versus crebrius punctato, lateribus aequaliter
rotundatis, angulis anticis rectangulariter productis, posticis
rectangularibus; elytris crebre punctatis, macula antica fere cir-
culari, ad callum humeralem, nigrum, minute excisa, a macula
posticä vix longitudine ea distante; corpore subter, sternitorum
abdominalium margine postico excepto, crebre punctulato.
Long. 12, lat. 5.5 mm.
Hab. Borneo meridionalis, Amuntai, legit W. Haug (Mus.
Dresden N. 9260).
Die Art muß der mir in Natur unbekannten E. xantho-pustu-
lata Gorh. (Notes from the Leyden Museum XII 1890, p. 47) ähn-
lich sehen, sich aber von ihr durch die Thoraxform, von der bei
- xantho-bunctulata zwar nichts als ‚‚statura cruciatae Lac. similis‘“
gesagt ist, und die schwarze Punktmakel auf der Schulterschwiele
leicht unterscheiden lassen. Tief schwarz, pubeszent, Flügeldecken
mit vier ähnlich wie bei hypocrita geformten, roten Makeln. Kopf
und Halsschild dicht, ersterer etwas kräftiger und am Scheitel
dichter punktiert, der Seitenrandsaum des letzteren gereiht punk-
tiert an den Vorder- und Hinterenden deutlich, vor der Mitte
schwach verbreitert und kaum merklich höckerartigerhöht. Hals-
schild doppelt sobreit wielängsderMittellinielang, beiderseitsdicht
hinter der Mitte und am Seitenrande mit großem flachem Eindruck.
Die Vorder- und Hintereckenrechtwinkelig, dieersteren vorgezogen.
Schildchen mehr als doppelt so breit wie lang, ungleichseitig fünf-
eckig, dicht punktiert, beiderseitsim äußeren Fünftel glatt. Flügel-
decken nicht ganz so dicht wie bei guadrimacula Wied. punktiert,
die vordere rostrote Deckenmakel fast kreisrund und den größten
8. Heft
2 Dr. K. M. Heller:
Teil des Basalrandes, nicht aber die schwarze Schulterecke und
den Seitenrand einnehmend, vom Schildchen soweit entfernt
bleibend wie von der Naht, die hintere leicht quer, rundlich, ihr
Innenrand hinten mehr als vorn der Naht genähert. Hinterrand
der Bauchsternite glatt, die Seiten der Vorderbrust kaum, ihr
mittlerer Teil fein, die übrige Körperunterseite kräftiger und dicht
punktiert, Vorderrand der Vorderbrust mit feiner Randfurche,
letztes Glied der Hintertarsen deutlich kürzer als die übrigen
zusammengenommen.
Episcapha maeulifrons sp. n. (Taf. I, Fig. 28).
Statura E. guadrimaculae ac pubescens, antennis longioribus,
angulos prothoracales superantibus; prothorace fortitertransverso,
lateribus aequaliter ac fortius quam in quadrimacula rotundatis,
margine laterali ante medium subfoveolato-impresso; elytris ma-
culis quatuor flavis, antica subquadrato-rotundata, ad angulo
humerali nigro minute exciso, margine interno usque ad medium
spatii primi extenso, macula altera in tertio quarto elytrorum
transversa, parteapicali, nigro,longitudineaequante, corpore subter
sat crebre ac distincte, prosterno subtilius punctato hoc prae-
terea leviter transversim strigoso.
Long. 13; lat. 5'’mm:
Hab. Bali centralis, monte Gunung-Bratan, E. Stresemann
legit.
Von der Größe der guadrimacula Wied., die vordere Decken-
makel verrundet viereckig nur an der schwarzen Schulterecke klein
ausgerandet, die hintere breiter querbindenartig, der Halsschild
viel stärker quer, seine Seiten gleichmäßiger und mehr ge-
rundet, die Stirne mit einem roten länglichen Fleck in der Mitte.
Fühler die Hinterecken des Halsschildes deutlich. überragend, alle
Glieder vom 3.—7. untereinander fast gleichlang, mehr wie 1% mal
so lang wie dick, das 8. kürzer, aber doch sehr deutlich länger als
dick, die Keule 314, mal so lang, ihr erstes Glied Yz länger als breit.
Epistom in der vorderen kräftiger und dichter als in der hinteren
Hälfte, die Stirn feiner und ziemlich dicht punktiert, im mittleren
Drittel der Länge nach beulig aufgetrieben. Halsschild quer, die
Breite zur Mittellinie wie 7:3.1, feiner als die Stirn punktiert,
beiderseits in der Mitte des Hinterrandes mit 6—7 gröberen Punk-
ten, die Seiten etwas vor der Mitte am breitesten, nach vorn und
hinten zu gerundet verengt, der Randsaum abgeflacht, mit kräftigen
Punktreihen, in der Mitte infolge eines seitlichen Punkteinstiches
kaum merklich höckerartigerhöht, innerhalb davon die Halsschild-
seiten mit großem, aber sehr flachen rundlichenEindruck. Schild-
chen fast dreimal so breit wie lang, stumpf dreieckig. Flügeldecken
neben der dichten Punktierung mit, wenigstens in der vorderen
Deckenhälfte, ziemlich deutlichen Punktreihen, über deren zweite
der leicht gerundete Innenrand der vorderen gelben Makel nach
innen zu heraustritt, vordere Außenecke der Makel klein aus-
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 78
gerandet, hintere Deckenmakel fast bis zum ersten Deckenstreifen
reichend und von diesem geradlinig begrenzt, ihr Hinterrand nicht
zackig, ziemlich gerade, der Vorderrandleicht wellenförmig. Vorder-
brust sehr fein punktiert und im mittleren Teil außerdem fein
querstreifig, die quadratische Mittelbrust kräftiger, ihre Seiten-
stücke sowie der der Hinterbrust und das vordere Ende der Epi-
pleuren kaum, die Hinterbrust selbst fein, das Abdomen, mit Aus-
nahme der Sternithinterränder, wieder gröber punktiert. Schenkel
sehr fein und zerstreut, die Schienen dichter und gröber punktiert,
das Klauenglied der Hintertarsen so lang wie alle übrigen zu-
sammen. — Die Art muß der xantho-pustulata Gorh. ähnlich sehen,
doch ist letztere kleiner und hat keinen schwarzen Schulterpunkt,
auch ist die vordere Deckenmakel anders geformt.
Episcapha estriata sp. n.
Nigra, capite prothoraceque subliliter nigro-elytris fulvo-
pubescentibus, hisplagis quatuor rotundatis, fronte puncto oblongo,
saturate aurantiacis, antennisproth.oracis basin valde superantibus,
clava latitudine plus duplo longiore (8:19); prothorace fortiter
transverso multo subtiliusquamin.E. quadrimaculaWied. punctata,
margine laterali deplanato punctulato, basi foveola oblonga, laterali
(haud dorsali); scutello longitudine duplo latiore pentagonali,
angulis lateralibus rotundatis; elytris ut in fuadrima:ula sat dense
sedsubtiliuspunctatis, plaga basali,rotundata, a sutura margineque
laterali tibiarum latitudine distante, a macula nigra humerali recte
abscissa, macula postmediana subtransverse rotundata ut anteriore
a marginibus, ab apice diametro suo minore, distante ;prosterno in
medio vix, corpore reliquo subtilusquam in guadrimacula punctatis.
Long. 12—13, lat. 5—5.5 mm.
Hab. Insula Banguey (in extrema septentrioni insulae Borneo)
in Mus. Dresdense et Dahlem.
Die Art steht in der Mitte zwischen amuntaica und maculifrons
m.; mit ersterer teilt sie das sehr breite Halsschild und die Form
und Stellung der Deckenmakel, mit letzterer die langen Fühler
und gelbe Stirnmakel. E. maculifrons unterscheidet sich von ihr
durch eben noch kenntliche Deckenpunkte, die Form der Decken-
makeln, von welchen die vordere fast quadratisch und deutlich in
der Nahtrichtung kürzer als die dahinter folgende schwarze Mittel-
binde, die hintere querbindenartig ist und durch die schlankere
Keule, deren 1. dreieckiges Glied deutlich. länger als breit ist,
amuntaica, die ebenfalls keinerlei Punktreihen auf den dicht punk-
tierten Decken erkennen läßt, unterscheidet sich von estriata
durch die breite kompakte Keule, den kräftiger punktierten Thorax,
des von oben sichtbaren Basalgrübchen des Seitenrandes, die st ärker
in die Quere gezogenen Subapikalmakeln, die kräftiger punktierte
Unterseite und kürzere Schenkel.
Die oberseits pubeszenten Episcapha-Arten lassen sich wie
folgt unterscheiden:
A’ Flügeldecken mit vier gelben oder rotgelben Makeln.
8. Heft
74
B%
B
G’
D’
E’
H’
IF
K’
K
Dr. K. M. Heller:
Innenrand der gelben Vordermakel der Decken in der vorderen
- Hälfte verrundet-rechtwinkelig ausgerandet, Hintermakel am
Hinterrand mehr oder weniger ausgerandet guadrimacula Wied.
Innenrand der gelben Vordermakel der Decken zur Naht kon-
vex oder nach vorn zu divergierend, selten in der vorderen
Hälfte leicht konkav (confusa).
Abstand der Vorder- von der Hintermakel immer deutlich
größer als die Längsausdehnung der ersteren.
Fühler die Halsschildwurzel deutlich überragend.
Fühler schlank, letztes Keulenglied fast kreisrund, Vordermakel
nahezu quadratisch an der Schulter kaum merklich abgestutzt,
Stirn mit Makel maculifrons Sp. n.
Fühler robust, letztes Keulenglied länglich viereckig mit ver-
rundetem Spitzenrand, Vordermakel an der Schulter deutlich
ausgerandet, Stirn meist ohne Makel, Hintermakel eine doppelt
so lange wie breite gebogene Querbinde antennata Cr.
Fühler die Halsschildwurzel nicht überragend.
Vordermakel der Decken an den Schultern ausgerandet eine
deutliche schwarze Humeralmakel freilassend, Hintermakel
querbindenartig mit ziemlich geraden Hinterrand confusasp.n.
Vordermakel der Decken an den Schultern schwach abgestutzt,
Hintermakel querelliptisch, Halsschild viel breiter als bei
voriger latiuscula sp. n.
Abstand der Vorder- von der Hintermakel knapp so groß wie
die Länge der ersteren.
Fühler die Halsschildwurzel deutlich überragend, Stirn mit
gelber Mittelmakel estriata Sp. n.
Fühler die Halsschildwurzel knapp erreichend, Stirn ohne
Mittelmakel amuntaia Sp. n.
Flügeldecken mit je zwei schmalen, mehr oder weniger zackigen
oder teilweise ringförmig sich schließenden Binden; im ersteren
Falle entsenden die Vorderbinden einen Ast nach der Decken-
wurzel aus, der mindestens so lang wie breit und nie wesentlich
breiter als die Binde selbst ist.
Thoraxscheibe ohne Tuberkel.
Deckenbinden nicht ringförmig gekrümmt.
Fühler die Halsschildwurzel deutlich überragend, die am Hinter-
rand nicht langzackige Vorderbinde innen den nach der Decken-
wurzel laufenden Ast wenig (ungefähr um ihre eigene Breite)
überragend vestita Lac.®)
Fühler die Halsschildwurzel knapp erreichend, die am Hinter-
rande lang 3-zackige Vorderbinde innen den nach der Decken-
wurzel laufenden Ast weit überragend und nach vorn aus-
gezogen, eine ovale schwarze Längsmakel nahezu ganz um-
kreisend ? intermedia Cr.
a9) Da diese Art aus Java beschrieben ist, mir aber nur Stücke aus
Celebes, die ich als vestita bestimmte, vorliegen, so bin ich meiner Deutung
nicht ganz sicher,
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 75
I Deckenbinden, wenigstens die vorderen, ringförmig geschlossen
Fühler mit den 2 letzten Keulengliedern die Halsschildwurzel
überragend, der vordere rotgelbe, die große rundliche, nach der
Schulter zu etwas ausgezogene schwarze Makel umgebende
Ring, weder längs des Seitenrandes, noch nach der Naht zu aus-
gezogen oculata Lac.
L Fühler kürzer, nur so lang als der Kopf und Thorax zusammen-
genommen, die vordere und hintere Ringbinde, die je einen fast
kreisrunden schwarzen Fleck einschließt, entlang des Decken-
randes, erstere außerdem nach der Naht und der Spitze zu
ausgezogen pavo Arrow
(In die Nähe dieser beiden Arten würde die außerdem durch
einen roten Längsstreifen jederseits in der vorderen Thorax-
hälfte ausgezeichnete scenica Gerst. zu stellen sein.)
H Thoraxscheibe mit vier Tuberkeln, zwei nahe dem Vorderrand
und zwei einander genäherte in der Mitte Zubercukcollis Gorh.
Zu den oberseits unbehaarten unter den subgenerischen Namen
Psiloscapha zusammengefaßten Arten gehören nach Ausschluß der
afrikanischen Scaphodacne-Arten (vgl. Entomolog. Blätter 1918,
p- 150—156 u. 275) folgende: consanguinaeCr., flavofasciala Reitter,
fortunei Cr., glabra Wied., gorhami Lew.,? hamata Lew., indica Cr.,
longicornis Lac., morawitzi Solsky, ? semperi Gorh.., stridulans Gorh.,
taishoensis Lew., xanthopustulata Gorh. und die weiter unten er-
wähnten neuen Arten, deren Beschreibung einige Bemerkungen
über ältere vorausgeschickt seien.
Episcapha (Psiloseapha) eonsanguinea Crotch
Wird in der Revision (Cist. Entomologica I, p. 408) sehr un-
zureichend und als 10.5 mm lang beschrieben. Kuhnt bildet ein
17 mm langes Tier als zu dieser Art gehörig ab, ohne anzugeben,
ob ihm der Typus vorgelegen habe und das abgebildete Stück mit
diesem verglichen worden sei und, vor allem, woher es stammt.
Crotch gibt für die Art China, Shanghai, India (?) an. Mir liegen
Stücke aus Tonkin, Mau-Son (leg. Fruhstorfer) vor, die mit der
Abbildung Kuhnts gut übereinstimmen, aber nur 15 mm lang und
fein schwarz pubeszent sind, so daß es mir zweifelhaft erscheint,
ob diese mit dem von Kuhnt abgebildeten Stück gleicher Art
und wirklich consanguinea sind. Eine der Deckenzeichnung nach
ebenfalls consanguinea sehr ähnliche, aber von ihr sicher verschie-
dene Art ist die weiter unten beschriebene mansonica.
Episcapha (Psiloscapha) glabra Wied. und ihr Formenkreis.
Was in den meisten Sammlungen unter dem Namen E. glabra
Wied. steckt, gehört nicht der typischen Form, sondern nur einer
dieser (meist hypocrita sp. n.) ähnlichen an. Herr H. Gebien hatte
die Güte, mich auf den noch im Hamburger Museum erhaltenen
Typus von glabra Wied. aufmerksam zu machen, durch dessen
Kenntnis und mit Hilfe eines umfangreichen Materiales ich im-
stande bin, diesen Formenkreis etwas zu klären, wenngleich auch
8. Heft
7
76 Dr. K. M. Heller:
immer noch bezüglich einzelner Formen Zweifel bestehen bleiben,
ob sie als aberrante Stücke, oder als Lokalrassen (Subspecies) an-
zusehen sind.
A’ Erstes Keulenglied gleichseitig dreieckig, Endglied der Fühler-
keule fast halbkreisförmig, ungefähr doppelt so breit wie lang,
Keule selbst ungefähr 1%4 mal, nie doppelt so lang wie breit.
B’ Flügeldecken auf den Schulterecken mit schwarzer Punktmakel,
die hintere rote oder gelbe Deckenmakel nur mäßig breiter als
lang glabra Wied.
B Flügeldecken auf den Schulterecken ohne schwarze Punktmakel.
C’ Die schwarze quere Mittelbinde der Decken an der schmalsten
Stelle höchstens so breit wie die vordere gelbe Deckenmakel
lang ist glabra var. intermixta
C Die schwarze quere Mittelbinde der Decken breiter als die
vordere gelbe Deckenmakel lang ist, die hintere gelbe Decken-
makel 34 mal so lang wie breit glabra sumatrana subsp. m.
A Erstes Keulenglied länger als breit, Endglied der Fühlerkeule
fast so lang wie breit, sich mehr oder weniger der Kreisform
nähernd. Keule selbst mindestens doppelt so lang wie breit,
die schwarze quere Mittelbinde der Decken breiter als der vordere
gelbe Deckenmakel lang ist, diese ohne schwarzen Humeral-
punkt hypoecrita sp. n.
Episcapha glabra Web. (Taf. I, Fig. 33).
Typus aus Java im Mus. Hamburg. Mir lagen diesem
ganz gleiche, ebenfalls mit lackroten Deckmakeln aus Java
(Sammilg. Mäckel) und vom Vulkan Gedeh auf Java (erhalten
von Dr. Staudinger und Bang-Haas), außerdem aber’ solche
mit gelben Makeln von Westjava: Vulkan Tjikorai 4000’
(ges. H. Fruhstorfer 1892), ferner solche aus Sumatra (Sammlg.
W. Müller-Jena und ges. von W. Volz) und endlich noch aus
Borneo (erhalten von Dr. Staudinger und Bang-Haas) vor.
Episcapha (Psiloscapha) var. intermixta n.
Von der vorigen nur durch den Mangel der schwarzen Schulter-
makel unterschieden, wodurch sie der hypocrita ähnlich wird,
scheint nur auf Java und z. T. mit voriger zugleich vorzukommen.
Meine Stücke tragen folgende Fundortangaben: Java merid.:
Palabuan (ges. H. Fruhstorfer 1892) und Java occident.: Mont
Tijkorai 4000’ (ges. H. Fruhstorfer 1892).
Episcapha (Psiloscapha) glabra sumatrana subsp.n. (Taf. I, Fig. 32).
A specie typica differt, capite prothoraceque subtilius in disco
vix punctatis, hoc angulis anticis minus acutis; elytris macula
flava, anteriore, angustiore, prope scutellum subsinuata, fascia
mediana nigra quam fascia flava basali latiore, fascia subapicali
latitudine sesqui longiore.
Hab. Sumatra (coll. Kraatz) Mus. Dahlem et Mus. Dresdense
(a Dr. Staudinger et Bang-Haas comparata).
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Regien 77
Eine Reihe mir vorliegender Stücke zeigt außer den angegebe-
nen Unterschied in der Breite der schwarzen Mittel- und der gelben
Apikalbinde auch einen solchen in der Form der vorderen gelben
Deckenmakel insofern, als deren Innenrand nicht in einem halb-
elliptischen Bogen in den Basalrand übergeht, sondern in der
vorderen Hälfte stärker wie bei der typischen Form nach vorn
divergiert und zuweilen leicht konkav ist.
Episcapha (Psiloscapha) hypocrita sp. n. (Taf. I, Fig. 31).
E. glabrae simillima, sed major ac convexior, antennis clava
latitudine distincte plus duplo longiore; prothorace lateribus plus
rotundatis, antrorsum ac postrorsum aequaliter attenuatis; elytris
fascia mediana nigra maculae flavae anterioris longitudine latiore,
macula anteriore sine puncto humerali nigro; sternitis abdomina-
libus lateribus impressione lata.
Long. 16.5—19, lat. 8—9 mm.
Hab. Java (coll. Kirsch, coll. Felsche), Java occident. monte
Tjikorai 4000’, leg. H. Fruhstorfer 1892, Mus. Dresden.
Diese vielfach in den Sammlungen als glabra Wied. bestimmte
Art ist leicht an der langen Fühlerkeule, die beiden Geschlechtern
zukommt, kenntlich; bei ihr bedeckt immer die vordere gelbe
Deckenmakel die ganzen Schultern, die bei glabra eine schwarze
Punktmakel aufweisen. Der querbindenartige mittlere schwarze
Teil der Decken ist mindestens so breit wie die vordere Decken-
makel lang ist, die hintere gelbe Deckenmakel ist so lang wie am
Vorderrande breit. Das Abdomen zeigt am Seitenrande der ein-
zelnen Sternite einen großen flachen glatten Eindruck.
Bemerkung. Diese Trennung der Formen wurde nach einem
umfangreichen Material, das mir in beiden Geschlechtern vorlag,
vorgenommen, zu der nur ein einzelnes Stück aus Sumatra in
Widerspruch steht. Es ist, wie das einzige mir vorliegende von
Volz gesammelte Stück von glabra: ‚Sumatra, Volz S. G.‘“ be-
zettelt und von flacher gestreckter Gestalt wie der Typus dieser
Art, die vordere rotgelbe Deckenmakel zeigt aber keinen schwarzen
Humeralpunkt, und die Fühler sind bei ihm fast wie bei hypocrita
gebildet, so daß man annehmen könnte, es handle sich bei ihm
um einen Hybriden zwischen glabra und hybocrita.
Episcapha semperi Gorh.
Aus Mindanao, kenne ich in Natur nicht, sie wird (Proc. Zool.
Soc. 1883, p. 81) als ‚‚very near‘‘ sublevis Cr. bezeichnet, die aber,
ob mit Recht oder Unrecht vermag ich nicht zu entscheiden, unter
Episcaphula beschrieben und demnach so im Coleopterorum Cat.
p- 79 aufgeführt ist und die Vermutung nahelegt, daß auch semperi
eine Episcaphula sein könnte. Von dieser bemerkt Gorh. außerdem,
daß das Prosternum hinten stark verbreitert und ausgehöhlt ist
(„excavated at it apex‘‘ gemeint ist ‚„‚base‘‘), was eher auf Episca-
phula als Episcapha deutet. Entscheidend für die Gattungs-
zugehörigkeit wären aber vor allem die Paraglossen, indem sie bei
8. Heft
1ER Dr..K. M. Heller: x
ersterer die Zunge meist deutlich, bei letzterer nicht überragen und
die Tangentiallinien der Vorderbrust, die bei ersteren vorn deutlich
von der Hüftenrandung abgezweigt, bei letzterer es nicht sind.
*Episcapha octopustulata Gorh.
ist, wie der Coleopter. Cat. richtig angibt, ein Micrencaustes,
doch fehlt p.38 des Kataloges die Angabe der Abbildung: Taf. XVIII
Fig. 4.
Episcapha (Psiloscapha) leviuscula sp. n. (Taf. I, Fig. 30).
Glabriuscula, guadrimaculae Wied.similiter flavo-maculata, sed
major ac convexior, fronte rufo-maculata ; antennis articulis duabus
ultimis prothoracem superantibus, clava plus duplo dimidiaque
longiore quam lato; prothorace subtilissime sat parce ad basin
utrinque fortius crebriusque punctato, lateribusin duabustrientibus
basalibus fere parallelis; scutello transverso, punctulato, margine
postico rotundato; elytrisinter maculis distincte seriato-punctatis,
spatiis subtilissime punctulatis; macula antica, transversa, intus
striam primam tangente, inter striam tertiam et quintam usque ad
basin extensa, anteapicali margine antico recto, transverso, poStico
angulo externo, retroproducto;corpore subter sat remote,abdomine
fortius punctato ac sternitis utrinque plaga glabra sat magna.
Long. 14, lat. 6 mm.
Hab. Celebes meridionalis, Paonaa-montibus, altitudine 1600m.
Drs. P. et F. Sarasin legerunt, in Mus. Dresden. et Mus. in Basilea.
Die Form der gelben Deckenmakeln dieser Art erinnert sehr
an die von guadrimacula Wied., doch. ist sie mit dieser nicht näher
verwandt und gehört zu den nicht pubeszenten Arten mit langen
Fühlern. Das Epistom, das ebenso fein und kaum etwas dichter
zerstreut punktiert ist wie die Stirn, liegt etwas vertieft und ist am
Hinterrande deutlich halbkreisförmig abgegrenzt, die Stirnränder
zeigen über der Fühlereinlenkung einen durch eine Furche abge-
grenzten Randwulst, derScheitel ist sehr dicht undgröber punktiert
als die in der Mitte mit einer roten Längsmakel gezierte Stirn. Die
Fühler überragen mit ihren zwei letzten Gliedern die Halsschild-
wurzel, ihr achtes Glied ist birnförmig, so dick wie lang, die Keule
mehr als 21, mal so lang wie breit, ihr erstes Glied sehr wenig
breiter als lang. Halsschild breiter als lang, Breite: Mittellinie
= 11:7, die Seiten in den basalen zwei Dritteln nahezu parallel,
die Vorderecken etwas stumpf rechteckig vorgezogen, Punktierung
wie auf der Stirn fein und ziemlich zerstreut, beiderseits am Hinter-
rand dichter und gröber punktiert. Flügeldecken zwischen den
Makeln mit deutlichen Punktreihen, die Spatien so wie der Hals-
schild punktiert, die vordere gelbe Querbinde zwischen dem 3. und
5. Streifen bis zur Deckenwurzel ausgebreitet, ihr Innenrand gerade
am 1. Streifen abgestutzt, im vorderen Drittel bis zum dritten
Streifen nach außen umbiegend, der schwarze Schulterpunkt wenig
länger als breit, die hintere Querbinde mit geradem und parallelem
Vorder- und Hinterrand und daselbst so breit wie das 2. Ventral-
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 79
sternit am Seitenrand lang ist, an der hinteren Außenecke in
kurzem, spitzem Winkel ausgezogen. Die Epipleuren fein schwarz
abstehend pubeszent. Unterseite mäßig dicht und fein, das Ab-
domen kräftiger punktiert, der Vorder- und Hinterrand der Ab-
dominalsternite sowie jederseits eine größere runde .Fläche glatt.
Hinterschenkel das 3. Abdominalsternit etwas überragend. Klauen-
glied der Hintertarsen deutlich kürzer als die übrigen Glieder
zusammen.
Episcapha (Psiloscapha) opaca sp. n. (Taf. II. Fig. 52).
Nigro-opaca, elytris similiter ut in E. consanguinea Crotch?®)
fasciis denticulatis aurantiacis ornatis; antennis prothoracis basin
paulum superantibus, clava funiculiarticulisquatuor praecedentibus
aequilonga, latitudine fere triplo longiore; fronte subtilissime
remoteque, epistomo parum densius punctato; prothorace trans-
verso, ut fronte punctato, lateribus subrotundatis, in dimidia parte
basali fere parallelis; tenuissime marginatis, angulis anticis acute
productis; elytris ut prothorace punctulatis, fascia antica margine
postico dentibus duabus intermedianis aequilongis, fascia postica
margine antico tri-, postico fere aequaliter quatersinuato; pro-
sterno distincte, lateribus haud, abdomine subtilius punctatis, hoc
subtilissime nigro-pubescenti.
Long. 12—13, lat. 5—5.5 mm.
Hab. Yunnan (a Dr. Staudinger et Bang-Haas comparata) in
Mus. Dresden.
Matt schwarz, oberseits kahl, die Flügeldecken sehr ähnlich °
wie bei E. consanguinea Cr. mit orangegelben Zackenbinden
geschmückt, aber viel. feiner punktiert. Kopf sehr fein und zer-
streut, das nur bei dem einen der beiden Stücke durch eine para-
bolische Linie abgegrenzte Epistom, namentlich vorn etwas dichter
punktiert, Stirnrand über der Fühlereinlenkung glänzend, Supra-
orbitalfurche nicht über die Augen hinaus nach vorn reichend.
Fühler die Halsschildwurzel wenig überragend, ihre Keule dreimal
so lang wie breit, so lang wie die vier vorhergehenden Glieder
zusammengenommen. Halsschild breiter als die Mittellinie lang
ist (11:6), so wie der Kopf punktiert, mit oft ganz verschwindender
Andeutung einer etwas glänzenderen feinen Mittellinie und sehr
schmalem, am vorderen und hinteren Ende und vor der Mitte
leicht verbreitertem Randsaum, die Seiten sehr schwach gerundet,
in der Basalhälfte nach hinten zu leicht konvergierend. Schildchen
11, mal so breit wie lang, verrundet fünfeckig. Flügeldecken
wesentlich kürzer und gewölbter als bei consanguinea, indica Cr.
und fortunei Cr., gestreckt eiförmig, etwas feiner wie der Thorax,
mit gewöhnlicher Lupe kaum wahrnehmbar punktiert, die vordere
Binde am Hinterrand mit vier bogigen Ausrandungen, durch die
vier Zacken gebildet werden, von denen die mittleren zwei länger
und untereinander gleich. lang sind, hintere Binde am Vorderrand
%%) Kuhnt: Genera Insectorum, Erotylidae, Taf. 4, Fig. 10.
8. Heft
80 Dr. K. M, Heller:
mit 3, am Hinterrand mit vier bogigen gleichgroßen Ausrandungen.
Vorderbrust, ausgenommen die Seitenteile, bei einem Stück (d?),
bei dem das Epistom nicht parabolisch abgegrenzt ist, sehr deutlich,
bei dem anderen (2?) etwas größeren und breiteren, das ein para-
bolisch abgegrenztes Epistom aufweist, kaum punktiert, Abdomen,
die vorderen und hinteren Ränder der Sternite ausgenommen, fein
und ziemlich. dicht, Metasternum viel feiner und spärlicher punk-
tiert und schwarz behaart.
Episcapha (Psiloseapha) mausonica sp. n. (Taf. II, Fig. 51).
Nigro-opaca, elytris singulis fasciis duabus dentatis, antica
humerum amplectente, ferrugineis ornatis; antennis prothoracis
basin superantibus, articulo tertio quarto aequilongo, clava lati-
tudine triplo longiore; prothorace ut capite sat crebre punctato,
linea mediana levi, lateribus parum aequaliterque rotundatis;
scutello fortiter transverso; elytris seriato-punctatis, spatiis sat
crebre punctatis, stria suturali nulla; fascia antica margine postico
tridentato, margine antico in spatio quarto antrorsum usque ad
elytrorum. basin producto et hic dilatato, fascia postmediana
dentata et subarcuata; prosterno convexo, haud carinato, meta-
sterno, ut abdomine, sat dense et subtiliter punctates ac pubes-
centibus.
Long. 19, lat. 7.2 mm.
Hab. Tonkin: Mau-Son (ex coll. Gehr. W. Müller- Jena) in
Mus. Dresd. et Mus. Berlin-Dahlem (ex coll. Kraatz).
Ziemlich matt, schwarz, oberseits kahl, jede Decke mit zwei
zackigen mäßig breiten Querbinden, von denen die vordere auf dem
vierten Spatium einen an der Deckenbasis verbreiterten Ast nach
vorn entsendet und deren Außenhälfte einefast kreisrundeSchulter-
makel hinten und außen (aber nicht vorn) umringt. Kopf mäßig
dicht und ziemlich grob punktiert, Stirn etwas uneben, über der
Fühlereinlenkung aufgetrieben, so daß das dichter punktierte
Epistom, das beim $& (Mus. Dahlem) in der Mitte des Vorderrandes
eingekerbt ist, etwas vertieft erscheint. Fühler mit den zwei
letzten Keulengliedern die Halsschildwurzel hinten überragend,
das 3. Fühlerglied nur so lang wie das vierte, die Keule 3 mal so
lang wie breit (5.3:1.7) so lang wie die vier vorhergehenden Geißel-
glieder zusammen, ihr letztes Glied kreisförmig. Halsschild 1% mal
so breit wie in der Mittellinie lang, wenig dichter und feiner als der
Kopf, beiderseits an der Basis gröber punktiert, etwas uneben, mit
glatter Mittellinie, die Seiten leicht und gleichmäßig gerundet, der
Randsaum schmal und punktiert, sein Vorder- und Hinterende
verbreitert und mit Grübchen. Schildchen doppelt so breit wie
lang, fast quer-elliptisch. Flügeldecken gestreckt, eiförmig gewölbt
mehr als 1%, mal so lang wie breit, mit deutlichen, aber hinter der
hinteren Querbinde erloschenen Punktreihen und fast so dicht und
so fein wie die Thoraxmitte punktierten Spatien, beide Quer-
binden bis zur 2. Punktreihe nach innen reichend, die vordere am
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region $1
Hinterrande mit zwei halbkreisförmigen Ausrandungen und daher
dreizackig, die hintere gebogen, vorn undeutlich dreizackig, ihr
Hinterrand in den äußeren Zweidritteln mit zweibuchtiger querer
Ausrandung. Vorderbrust wie die übrige Unterseite, mit Ausnahme
der glatten Ränder der Ventralsternite, deutlich und ziemlich dicht,
ihre Seitenteile fein und undeutlich, die Hinterbrustepisternen
nicht punktiert, Intercoxalfortsatz quer, mit Randfurche. Hinter-
schenkel den Hinterrand des 3. Ventralsternites knapp überragend.
Simocoptengis g. n.?!) stigmosa sp. n.
Oblongo-elliptica, secundum longitudinem aequaliter convexa,
nigra, nitido-glabra, prothorace macula oblonga intra angulos
anticos, elytris fasciis obsoletis, transversis, denticulatis, utrinque
duabus, obscure sanguineis; epistomo truncato in mare margine
in medio minute rectangulariterque transversim exciso; antennis
subrufescentibus, articulo tertio, duobus sequentibus unitis paulo
breviore, clava latitudine duplo dimidiaque parte longiore; pro-
thorace transverso, vix perspicue punctulato; scutello transverso
rotundato-pentagonali; elytris haud punctatis, singulis apice sub-
truncato-rotundatis; fascia antica a basi suturaque aequidistante,
angustatridentata, postica,ante secundam trientem, plerumque in
maculis oblongis dissoluta; corpore subter pedibusque haud
punctatis.
Long. 15—17, lat. 6 mm.
Hab. Nova Guinea Germanica (ex coll. Kraatz), ‚‚Sattelberg‘‘
(coll. R. Bennigsen) in Mus. Berol.-Dahlem et Dresden.
Gestreckt elliptisch, der Länge nach gleichmäßig gewölbt,
sehr glänzend, schwarz, Taster gelbrot, Fühler und Tarsen dunkel
rotbraun, Halsschild innerhalb der Vorderecken mit länglicher
Makel, die Decken nahe der Wurzel und vor dem 2. Drittel mit
zackiger Querbinde von dunkelroter Farbe. Kopf an den Augen
breiter als lang(3:2) äußerst fein und ziemlich spärlich, hinter den
Augen gröber punktiert, sein Seitenrand von den Augen ab nach
vorn konvergierend, über diesen leicht aufgebeult, Epistom beim
2 gerade abgestutzt, beim Z in der Mitte des Vorderrandes mit
kleinem, rechteckig-queren Ausschnitt, Supraorbitalfurche weit
über die Augen hinaus nach vorn verlängert, leicht geschwungen.
Fühler bis zu ®/; der Halsschildlänge nach hinten reichend, dunkel
rotbraun, ihr drittes Glied so lang wie die beiden folgenden zu-
zusammen, Keule ungefähr 2%, mal so lang wie breit (8:3). Hals-
schild breiter als lang (6:4.5), dieSeiten fast gerade und parallel,
nur im vorderen Viertel leicht zugerundet konvergierend und recht-
winkelig vorgezogeneVorderecken mit dem in Kopfesbreite geradem
Vorderrande bildend, Randsaum sehr fein, an den Vorder- und
Hinterecken endigend, Punktierung noch feiner als die des Kopfes,
die rote Streifenmakel innerhalb der Vorderecken hat ungefähr
die Länge und Breite der vier ersten Vordertarsenglieder und kon-
31) Siehe den Bestimmungsschlüssel der Gattungen weiter vorn p. 57.
Archiv für Naturgeschichte
1918. A. 8. 6 8. Heft
82 Dr. ‘'K. M. Heller:
vergiert leicht zur Mittellinie. Schildchen doppelt so breit wie
lang, verrundet fünfeckig mit feinen spärlichen Punkten. Flügel-
decken gestreckt elliptisch, ganz unpunktiert, an der Wurzel sehr
wenig breiter als die Halsschildwurzel, ihr Seitenrand nur im mitt-
leren Drittel von oben sichtbar, die Spitzen einzeln verrundet ab-
gestutzt, die dunkelroten Querbinden mit verschwommenen
Rändern, die vordere um Schenkelbreite von der Naht und dem
Wurzelrand der Decken entfernt, am äußeren und inneren Ende
und an den, den abwechselnden Spatien entsprechenden Stellen
nach vorn und hinten zu zackig, am äußeren Ende am stärksten
verbreitert. Bei einzelnen Stücken ist die Binde in abwechselnd
längere und kürzere Längsmakeln, die durch wenige schwarze,
gereihte Punkte getrennt sind, aufgelöst. Hinterrand der hinteren
Deckenbinde in einer Höhe mit dem des zweiten Ventralsternites
liegend, ihr inneres Ende nur bis zur halben Deckenbreite
reichend, ihr Vorder- und Hinterrand ebenfalls etwas dreizackig.
Unterseite unpunktiert, Prosternum zwischen den Hüften leicht
gewölbt, mit Randfurche, Hinterrand in der Mitte leicht aus-
gebuchtet, Metasternum in der Mittellinie länger als das1. Ventral-
sternit. Hinterschenkel den Hinterrand des dritten Ventralsternites
knapp erreichend.
1. Arten aus dem subg. Isoscaphula n.
Episcaphula (Isoscaphula) elongata Guer.
ist, wie auch Lacordaire angibt, aus Java und nicht wie man
zufolge der Angabe des Coleopterorum Catalogus Pars 34, p. 78
glauben könnte, aus Birma beschrieben; sie ist durch die die Hals-
schildwurzel überragenden Fühler, die eine locker gegliederte Keule
aufweisen, ausgezeichnet. Sie liegt mir in Stückem aus Java
(ges. H. Frubstorfer ex coll. Kraatz) aus dem Deutschen Ent.
Museum, Dahlem, und von eben daher (ex coll. C. Felsche) im
Dresdner Museum vor. Außer diesen, deren Bestimmung wohl
zweifellos richtig ist, sind ihnen noch sehr ähnliche Formen, in
Reihen von Stücken, von den Khasia Hills in Assam (ex coll.
Kraatz), aus Birma: Carin Ghecu und Carin Ascinii-Cheba (leg.
L. Fea ex coll. Kraatz) und aus Tonkin: Montes Mauson (leg.
H. Fruhstorfer ex coll. Kraatz) im Dahlemer Museum vertreten.
Die aus Birma sind von Gorham, Ann. Mus. Genov. 1896, p. 279,
als E. elongata bestimmt angeführt worden und bezieht sich auf
sie die Angabe des Vorkommens von elongala in Birma des Coleopt.
Catalogus, doch läßt sich diese Form nicht ohne weiteres, wie
gezeigt werden soll, mit der javanischen identifizieren.
Die einander so ähnlichen Formen von den erwähnten Fund-
orten lassen sich nämlich in zwei Gruppen scheiden, bei der einen
sind die Fühler schlanker und überragen die Halsschildwurzel, bei
der anderen gedrungener und kürzer. Die Kürze der einzelnen
Glieder läßt sich am besten durch. den Vergleich der Keulenlänge
mit der Länge der drei oder vier vorhergehenden Fühlerglieder
wie folgt zum Ausdruck bringen:
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 89
Fühlerkeule so lang wie die drei vorhergehenden Fühlerglieder,
aus Java 6—7 mm aus Kashia bis 9 mm elongata Gu£r.
Fühlerkeule so lang wie die vier vorhergehenden Fühlerglieder, aus
Tonkin, 10 mm tonkinensis sp. n.
Vordere Deckenbinde, dadurch daß die schwarze Makel an der
Deckenwurzel zwischen dem 5. und 6. Streifen länger als breit,
die zwischen dem 3. und 4. doppelt so lang wie breit ist, am
Vorderrand dreizackig, auch der Hinterrand meist mit zwei
spitzen. Zacken tonkinensis typica
Vordere Deckenbinde dadurch, daß die schwarze Basalmakel
zwischen dem 5. und 6. Streifen fehlt oder höchstens nur so
lang wie breit, die zwischen dem 3. und 4. kürzer wie bei
voriger ist und weniger tief in die Binde eindringt, meist zwei-
zackig oder undeutlich zweizackig, hintere Querbinde am
Vorderrand zwischen dem 4. und 5. Streifen in eine sehr
kurze (bei der typ. Form in eine lange) Spitze ausgezogen.
Birma: Carin fratria n.
Episcaphula (Isoscaphula) tonkinensis sp. n.
Ex affinitate E. elongatae Gorh., sed major, antennis brevio-
ribus, articulo octavo latitudine haud longiore, clava laxe
articulata; prothorace opaco subsiliter trat crebre punctato,
margine basali, lobo scutellari excepto, tenuissime marginato;
elytris striato — punctatis, stria tertia quartaque basi conjunctis,
singulisprope basin lineolis in spatiis secundo et quarto longioribus,
vix transverso-fasciatim confluentibus, sanguineis, ante apicem
fascia, margine antico bi-, postico unisinuato, ornatis; prosterno
simplici, punctato.
Long. 10, lat. 5.4 mm.
Hab. Tonkin: Mau-Son, leg. H. Fruhstorfer, ex coll.
W. Müller, Jena, Mus. Dresden, et Mus. Dahlem (ex coll. Kraatz).
Eine durch die gestreckte Körperform, den matten Halsschild,
die lose gegliederte Keule und die Form der hinteren Decken-
querbinde an elongata erinnernde, aber größere, durch. kürzere
Fühler und durch stärker gezackte vordere Deckenbinde aus-
gezeichnete Art. Fühler schwärzlich rotbraun, die Keule schwarz,
lose gegliedert, etwas mehr als doppelt so lang wie breit, das
9. Fühlerglied, abweichend von demtonnenförmigen achten, konisch
geformt,so lang wie breit. Kopf ziemlich fein, vorn dichter, hinten
gröber, in der Mitte spärlicher punktiert. Halsschild fein und
ziemlich dicht punktiert, breiter als in der Mittellinie lang (3:2),
die kaum merklich gerundeten nach vorn leicht konvergierenden
Seiten vor den Hinterecken sehr schwach eingezogen, mit schmalen
Randsaum, der sich am Vorderrand bis zum Innenrand der Augen,
am Hinterrand bis in die Nähe des Skutellarlappens hin verfolgen
läßt. Schildchen mehr als doppelt so breit wie lang, fünfeckig, der
basale Teil des Seitenrandes halb so lang wie der übrige. Flügel-
decken gereiht punktiert, die inneren vierStreifen bis zur schwarzen
6* 8. Heft
84 Dr. K. M. Heller:
Spitzenfärbung der Decken, die äußeren bis zur roten Querbinde
nach hinten reichend, dann unter der feinen Punktierung der
Spatien verschwindend, nahe der Wurzel mit einer querbinden-
artigen Reihe abwechselnd kürzerer und längerer roten Längs-
strichen, die zwischen dem 2. und 3., sowie 4. und 5. länger, auf
diesem sogar von der Wurzel bis fast zum 1. Deckendrittel aus-
gedehnt, auf den dazwischenliegenden Spatien kürzer, kaum
doppelt so lang wie breit sind; die Wurzel des Spatiums zwischen
dem 5. und 6. Streifen ist in einer Ausdehnung, die der Länge der
dahinterfolgenden roten Strichmakel gleichkommt, schwarz, letz-
tere hängt mit der roten Wurzelfärbung der drei folgenden äußeren
Spatien zusammen und bildet mit ihr eine entlang des Seitenrandes
nach hinten ausgezogene ungefähr dreieckige rote Schultermakel;
die fast bis zum eingedrückten Spitzendrittel des Nahtstreifens
nach innen reichende Querbinde, vor der Spitze, ist zwischen dem
4. und 5. Streifen nach vorn ausgezogen, so daß ihr Vorderrand
im Gegensatz zu dem halbkreisförmig ausgeschnittenen Hinter-
rand, zweibuchtig ist. Prosternum von gewöhnlicher Bildung,
ziemlich dicht, wie die Analsternite nach den Seiten zu gröber
punktiert, diese, das Analsternit ausgenommen, außerdem am
Vorder- und Hinterrand breit glatt.
*Episcaphula (Isoscaphula) abbreviatula sp. n.
E. dwvivieri Gorh. et elongatae Gu£r. similis ac intermedia;
antennis quam in piori longioribus quam in posteriori brevioribus,
articulis 5.—8. obconicis, latitudine paulo longioribus (in duvivieri
subsphaericis), clava articulo primo secundo paulo longiore; fronte
quam prothoracis parte mediano fortius punctato, hoc transverso
basi utrinque ante lobum scutellarem transversim subimpresso,
lateribus in duobus trientibus basalibus fere parallelis, angulis
anticis acutis, productis; scutello longitudine fere triplo latiore,
ad suturam subanguloso; elytris prothoracis basi in medio paulo,
ad basin haud latioribus, subtissime sat remote sinuato-punctatis,
macula flava basali ut in duvivieri inter striam quartam et quintam
et adhumeros usque ad basin producta, subapıcalı autem diversa,
maxima latitudine ad marginem lateralem introrsum subattenuata
ac rotundata.
Long. 7.5, lat. 3 mm.
Hab. Luzon: monte Makiling, leg. Prof. C. Fuller Baker
(N. 1973).
Die Art steht zwischen duvivieri Gorh. und elongata Gu£r. und
ähnelt der ersteren so, daß es genügt, im wesentlichen ihre Unter-
schiede von dieser anzugeben. Ihre Körperform ist etwas gestreckter
und schlanker wie bei duvivieri Guer, aber gedrungener wie bei
elongata, das Gleiche gilt von den Fühlern, die die Halsschildwurzel
etwas überragen und deren 5.—8. Glied kurz konisch, etwas länger
als breit ist, die Keule ist ziemlich doppelt so lang wie breit (6.3:1.2)
und kommt 3%, der vorhergehenden Glieder an Länge gleich, ihr
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 85
erstes Glied etwas länger und schmäler als das zweite. Stirn ziem-
lich dicht und kräftiger als der mittlere Teil des Halsschildes
punktiert, dieser breiter als lang (Mittellinie:Breite = 7.6:11),
im mittleren Drittel feiner, auf der Scheibe außerdem spärlicher,
an den Seiten kräftiger punktiert, Wurzel im äußeren Drittel fein
gerandet, beiderseits des Skutellarlappens mit ungefähr 5 gröberen
randständigen Punkten und einigen gleichen zerstreuten vor diesen,
vor dem Skutellarlappen leicht der Quere nach eingedrückt,
Thoraxvorderrand beiderseits hinter den Augen ausgebuchtet.
Schildchen fast dreimal so lang wie breit (7:20) verrundet 5-eckig,
die sehr kurzen Seiten nach vorn konvergierend. Flügeldecken
an der Wurzel nicht, im 1. Drittel wenig breiter als die Halsschild-
wurzel ungefähr 14, mal so lang wie breit (32:33), feiner als bei
elongata und duvivieri gereiht punktiert, die Ausbuchtung der
vorderen Deckenquerbinde läßt eine so lange wie breite, im Umriß
parabolische Makel frei, die von der Wurzel des 5. Streifens bis
zum Seitenrand reicht, die Makel vor der Spitze ist nur 11, mal
so breit wie an ihrem Außenrand lang, nach innen zu allmählich
verschmälert und nach der Naht zu verrundet. Tarsen viel breiter
als bei elongata, das 2. Glied der Hintertarsen, von oben gesehen
nur so lang wie breit. Vorderbrust kräftig, neben den Hüften nach
außen, zu nicht punktiert und daselbst etwas undeutlich längs-
streifig.
Episcaphula (Isoscaphula) exigua sp. n.
Oblonga, subparallela, nigra, elytris singulis fasciis duabus
dentatis, aurantiacis, ornatis, una, subbasali, inter striam quartam
et quintam usque ad basin extensa, altera subapicali, obliquata,
margine antico subbisinuato, margine postico minute emarginato;
antennis robustis, thoracis basin haud superantibus, clava articulis
duabus ultimis fortiter transversis; prothorace transverso, sat
remote irregulariterque punctato, ante lobum scutellarem trans-
versim subsulcato — impresso, lateribus subrectis, antrorsum paulo
convergentibus, tenuiter geminato-carinulatis; scutello fere semi-
lunari, transverso; elytris subtiliter seriato-punctatis, stria quarta
quintaque basi incurvatis, spatio inter his reliquis latiore; pro-
sterno sat fortiter, metasterno subtiliter remoteque, abdomine
densius punctatis.
Long. 5.5, lat. 2.5 mm.
Hab. Borneo (coll. Kraatz), unicum in Mus. Dahlem.
Eine, wie duvivieri Cr., von den kürzeren und mehr parallel-
seitigen Formen, mit kräftigen, kurzen Fühlern und seichtem
Quereindruck vor dem Skutellarlappen. Schwarz, Flügeldecken
je mit 2 orangegelben Querbinden. Kopf im vordersten Teil, sowie
die zwei basalen Glieder der kräftig und dicht punktierten Fühler
#2) Diese Art sowohl wie Episcaphula obliquesignata, Episcapha maculi-
/rons m. Crotch bilden Nachträge zu meiner Aufzählung der von Herrn
E. nen gesammelten Arten, siehe Entom. Mitteilungen III, 1914,
P- 293.
8. Heft
86 Dr. K. M. Heller:
schwärzlich blutrot, ersterer mit einer die Augen vorn deutlich
überragenden Supraorbitallinie, vorn feiner und dichter, nach
hinten zu gröber punktiert, die Glieder der letzteren vom 4. ab
wenig länger als dick, die Keule wenig mehr als 1%, mal so lang’
wie breit (25:16). Halsschild etwas mehr als 14, mal so breit wie
in der Mittellinie lang (40:25), die Punktierung fein, unregelmäßig
zerstreut, die Seiten fast gerade, leicht nach vorn konvergierend,
mit doppelter, am Hinterende ein Grübchen aufweisender, feiner
Randleiste, vor dem Skutellarappen mit undeutlichem Quer-
eindruck, beiderseits des ersteren mit feiner Randleiste. Schildchen
fast 115 mal so breit wie lang, stark verrundet fünfeckig. Flügel-
decken etwas mehr wie 11, mal so lang wie breit (9:7.4), die Seiten
sehr schwach gerundet, Punktreihen fein, an der Spitze erloschen,
die 4. und 5. Reihe an der Wurzel sanft nach innen gebogen, das
dazwischen liegende wie die übrigen Spatien sehr fein zerstreute
4. Spatium daselbst etwas breiter als die übrigen. Die subbasale,
orangerote Querbinde reicht innen ein wenig über den 2. Streifen
hinaus, entsendet zwischen dem 4. und 5. Streifen einen bis dicht
zur Deckenwurzel reichenden Ast, der eine so lange wie breite
schwarze Schultermakel von parabolischem Umriß abschnürt, auch
am Hinterrande ist dieBinde auf demselben Spatium, aber daselbst
viel schwächer und spitz ausgezogen, so daß ersterer bereits zwei-
buchig erscheint. Die hintere, etwas schräg nach innen und vorn
gerichtete, Binde ist dagegen am Vorderrand zweibuchig und ent-
sendet zwischen dem 4. und 5. Streifen und an ihrem inneren, von
dem 2. Streifen begrenzten Ende, eine kurze Spitze nach vorn, ihr
Hinterrand ist zwischen dem 3. und 4. Streifen ausgerandet, ihr
Abstand von der Deckenspitze kommt ungefähr 11, mal ihrer
Breite gleich. Unterseite schwarz, die Beine schwärzlich rotbraun,
kaum punktiert. Vorderbrust sehr deutlich, in der Mitte feiner, -
Hinterbrust sehr fein zerstreut, Abdomen, namentlich die 2 letzten
Sternite, dichter punktiert und außerdem letztere fein pubeszent.
Vordere Tangentiallinien die Vorderhüften nicht überragend,
Mittelbrust quadratisch, vorn und an denSeiten mit Randfurche
in der vorderen Hälfte mit zerstreuten Punkten.
Diese Art sieht duvivieri Gorh. aus Sumatra sehr ähnlich und
stellt wohl eine kleinere, diese auf Borneo vikariierende Form dar.
Ihre Artberechtigung wird, abgesehen von der geringeren Größe,
durch einige skulpturelle Unterschiede begründet, die vor allem
in einer viel spärlicheren Kopfpunktierung bestehen, die Punkt-
entfernung auf der Stirne ist hier und da, auf dem gewölbten
Thorax fast immer der Größe des zweiten Fühlergliedes gleich,
oder übertrifft diese sogar. Die Halsschildwurzel zeigt vor dem
Skutellarlappen einen deutlicheren Quereindruck und ist im
äußeren Fünftel deutlich (bei duvivieri kaum) gerandet. Der 6.
und 7. Deckenstreifen reicht nur bis zum Hinterrande der vorderen
Querbinde nach vorn, während er bei der mit ihr verglichenen Art
bis zur Deckenwurzel verfolgt werden kann, und endlich verläuft
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 87
der Hinterrand der Vorderbinde in der äußeren Hälfte nicht wesent-
lich weiter vorn, wie es bei duvivieri a Fall ist, sondern ziemlich
gerade quer.
Episeaphula (Isoscaphula) rubrifrons sp. n.
Niger, elytris maculis quatuor aurantiacis, simillime ut in
Thallis munda et subviolacea dispositis; capite sanguineo, sat crebre
punctulato, articulis duabus basalibus antennarum ferrugineis,
sequentibus obscurioribus, clava nigra, prothoracis basin ante
attingente; prothorace transverso, convexiusculo ante lobum ba-
salem sulco transverso ut capite punctato, lateribus vix perspicue
rotundatis,tenuissime dupliciter carinulatis, basi foveola impressa,
angulis anticis parum productis; scutello transverso-triangulari,
angulis lateralibus obtusatis; elytris basi marginata, prothoracis
basi haud latioribus, maxima latitudine in medio, seriato-punctatis,
seria quarta a quinta plus quam reliquis basi distantibus, macula
subapicali distantia ab apice diametreo sua multo minore ; corpore
subter pedibusque ferrugineis.
Long. 5.2, lat. 2.3 mm.
Hab. Insula Banguay (in extrema septentrioniinsulae Borneo),
coll. Kraatz, in Mus. Dahlem et Dresden.
Etwas breiter und größer als vulnerata m., der sie nahesteht,
die Makeln der Flügeldecken aber ähnlich wie bei munda geformt
und angeordnet. Körper ähnlich wie bei E. duvivieri, aber etwas
mehr abgeflacht, kahl, Kopf, Wurzel der Fühler und Unterseite
mit den Beinen rost- bis blutrot, Thorax und Flügeldecken glänzend
schwarz, letztere mit 4 gelben Makeln, von denen die hinteren
nur durch einen haarfeinen, schwarzen Suturalstreifen getrennt
sind. Fühler die Halsschildwurzel knapp erreichend, die ersten 2
Glieder heller, die folgenden dunkler rot, die Keule schwarz, letz-
tere doppelt so lang wie breit, ihr erstes Glied wenig breiter, das
folgende fast doppelt so breit wie lang, das letzte quer elliptisch.
Halsschild quer, so wie derKopf punktiert, die Seiten sehr leicht
und gleichmäßig gerundet, die Vorderecken schwach vorgezogen,
Seitenrand aus 2 haarfeinen, an der Wurzel durch ein Grübchen
getrennten Leisten bestehend. Schildchen quer dreieckig, mit ver-
rundeten Seitenecken, schwarz. Flügeldecken sehr deutlich. ge-
reiht, die Spatien sehr fein und zerstreut punktiert, der 4. und
5. Streifen an der Wurzel weiter als die übrigen voneinander ent-
fernt, die vordere Deckenmakel nimmt, vom 4. Streifen an, den
äußeren Teil der Deckenwurzel ein, läßt eine schwarze, das Schild-
chen umschließende dreieckige Quermakel, die durch einen schwar-
zen Nahtstreifen mit der breiten Mittelbinde verbunden ist, frei,
ist von ovaler Form und hat ihre Längsachse schräg zur Naht hin
gerichtet ; diehintere, leicht querrunzelige Makelist bis auf die halbe
Länge ihrer Längsausdehnung der Spitze genähert, am Vorder-
rande ziemlich gerad, am Hinterrande stumpf eiförmig zugespitzt,
sie reicht innen bis auf Haarbreite an die Naht heran, ist aber vom
Seitenrande sehr deutlich getrennt.
8. Heft
88 Dr. K. M. Heller:
Episcaphula (Isoscaphula) biimpressicollis sp. n. (Taf. I, Fig. 21,
Fühler).
Elongata, nigra, elytris maculis ferrugineis E. tonkinensi m. »
similiter ornatis; antennis prothoracis basin distincte superantibus, '
articulis 4°—7° crassitudine paulo longioribus, octavo aequilato;
subtrigono, clava latitudine duplo longiore, articulis omnibustrans-
versis;prothoracetransverso, sat dense subtiliterpunctato, lateribus
rectis, antrorsum convergentibus, carinula marginali gemina, disco
utrinque leviter forveolato; scutello transverso-pentagonali; elytris
latitudine fere duplo longioribus (4.8:9) ; subtiliter seriato-puncta-
fis, spatio inter striam quintam et sextam reliquisad basin latiore,
fascia subhumerali margine antico posticoque in medio ramosa,
fascia subapicali margine antico sub tridentato; corpore subter
toto nigro.
Long. 6, lat. 2.5 mm.
Hab. Ins. Sumbawa (coll. Kraatz), in Mus. Dahlem.
Infolge der langen Fühler, geringen Größe und gestreckten
Gestalt an Episcaphula elongata Guer. erinnernd, aber von ihr
durch die sehr abweichende Halsschildform und ganz anderen
Makeln leicht zu unterscheiden. Fühler die Halsschildwurzel deut-
lich überragend, aber etwas kürzer wie bei elongata, deren 3.—7.
Glied gestreckt verrundet kegelförmig ‚bei vorliegender Art aber
kurz tonnenförmig ist. Kopf ziemlich dicht und sehr fein, Thorax
etwas spärlicher und gröber punktiert, letzterer mit geraden, nach
vorn leicht konvergierenden Seiten, feiner doppelter, vorn kaum
breiterer Randleiste und beiderseits der Scheibe mit leichtem
Grübchen, Vorderecken sehr wenig vorragend. Schildchen quer
fünfeckig. Flügeldecken gereiht, die Spatien feiner zerstreut-
punktiert, die Spatien zwischen dem 2. und 3. und 4. und
5. Streifen im Wurzelteil breiter als die anliegenden, die vordere,
etwas schräge Querbinde, die einen halbelliptischen, ungefähr so
langen wie breiten schwarzen Schulterfleck frei läßt, reicht innen
bis zum 2. Streifen und ist zwischen dem 4. und 5. astartig bis
zur Deckenwurzel verlängert, auf demselben Spatium ist sie auch
am Hinterrande spitz ausgezogen, nach dem Seitenrand zu all-
mählich verbreitert. Der Abstand der hinteren Deckenbinde von
der Deckenspitze übertrifft deren Breite, ihr Hinterrand verläuft
schräg von der Naht nach hinten und außen zu, ihr Vorderrand
ist zwischen dem 4. und 5. Streifen leicht nach vorn ausgezogen.
Unterseite schwarz, Vorderbrust beiderseits mit einem Schwarm
kräftiger Punkte.
Episeaphula (Isoscaphula) arcana sp. n.
Oblonga, nigra, elytris maculis quatuor sanguinis, una utrinque
subbasali, rotundata, inter striam quartam et quintam usque ad
basin extensa, intus striam secundam tangente, altera anteapicali,
subtransverso-rotundata, diametro suo, minore, ab apice distante;
antennis prothoracis basin haud attingentibus, articulo 6° et 7°
longitudine latitudine aequali, 8% latiore, clava latitudine duplo
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 89
longiore, articulis omnibus transversis; prothorace transverso,
irregulariter sat parce, quam capite subtilius punctato, basi utrinque
impressione levissima, angulis posticis subrotundatis, marginatis,
lateribus rectis geminato-carinulatis, antrorsum paulo convergenti-
bus; elytris seriato-punctatis, stria sexta ut tribus sequentibus
basi apiceque abbreviatis, his indistinctis.
Long. 6.5, lat. 3 mm.
Hab. Nova Guinea (coll. Kraatz), in Mus. Dahlem et Mus.
Dresden.
Gestreckt elliptisch, Halsschild quer trapezoidal, mit leicht
verrundeten Hinterecken, Flügeldecken jederseits mit 2 großen,
rundlichen, rostroten Makeln, von denen die vordere zwischen dem
4. und 5. Streifen bis zum Basalrand reicht. Kopf mäßig dicht
und fein, hinter den Augen wesentlich gröber punktiert, Supra-
orbitalfurche gerade, die Augen vorn nicht überragend. Fühler
die Halsschildwurzel nicht erreichend, das 3. Glied walzenförmig,
11, mal so lang wie dick, die folgenden sehr wenig länger, das 7.
so lang wie dick, das 8. leicht quer, die Keule 1%4 mal so lang wie
breit (7:4), ihr 2. und letztes Glied fast doppelt so breit wie
lang. Halsschild quer (Mittellinie zur Breite = 7:12), die Seiten
gerade, leicht nach vorn konvergierend, Punktierung etwas un-
gleichmäßig, fein und zerstreut punktiert, Vorderecken sehr wenig
vorgezogen, Hinterecken verrundet, Seitenrandleiste doppelt, an
den verrundeten Hinterecken mit Grübchen und dann als einfache
Leiste auf den Basalrand umbiegend, aber höchstens bis zur Mitte
der Deckenwurzel reichend, in ihrer Verlängerung einige gröbere
Randpunkte. Halsschildwurzel beiderseits des schwach vor-
gezogenen Skutellarlappens mit sehr flachem größeren Eindruck.
Schildchen mehr als doppelt so breit wie lang, verrundet fünfeckig.
Flügeldecken an der Wurzel so breit wie der Halsschild, nicht ganz
doppelt so lang wie breit (7:12.5), fein gereiht punktiert, die erste,
an der Wurzel leicht eingedrückte Punktreihe im Spitzendrittel in
einen haarfeinen Streifen übergehend, Spatien kaum wahrnehmbar
fein zerstreut punktiert, die abwechselnden etwas breiter, und
namentlich das zwischen dem 4. und 5. Streifen im basalen Drittel
nach der Wurzel zu sehr deutlich verbreitert, der dunkelrote rund-
liche Basalfleck ist quer, reicht innen bis zum 2. Streifen, zwischen
dem 4. und 5. Streifen bis zur Deckenwurzel und läßt einen kleinen,
queren, schwarzen Schulterfleck frei; der hintere Deckenfleck ist
ebenfalls quer und reicht ebensoweit nach innen, seine Entfernung
von der Deckenspitze kommt seiner Ausdehnung in der Längs-
richtung des Körpers gleich, während der Abstand von der vorderen
Makel fast doppelt so groß ist. Unterseite und Beine schwarz,
Tarsen zuweilen dunkel rotbraun.
Episeaphula (Isoscaphula) graeilis sp. n. (Taf. I, Fig. 5, 35).
Obscure ferruginea ‚‚capite prothorace elytrisque nigris, his
muculis quatuor aurantiacis; antennis prothoracis basin articulis
duobus ultimis superantibus, clava sat laxe articulata, articulo
8. Heft
90 Dr. K. M. Heller:
ultimo latitudine longitudine aequali; prothorace subtransverso
(2.4:2), sat dense, marginem anticum versus subtilius punctato,
lateribus parallelis, basi utringue marginato, ante lobum ante-
scutellarem sulco transverso, angulis anticis acute productis;
scutello longitudine plus duplo latiore (6:15); elytris latitudine
plus sesqui longioribus, tenuiter seriato-punctatis, macula trans-
versa, humerali, marginem basalem haud tangente, intus acu-
minata, macula anteapicali, rotundato-transversa, plus diametro
sua apice distante; corpore subter ferrugineo, abdomine pallidiore,
subtiliter fulvo-piloso; prosterno utrinque fortiter punctato.
Long. 7,'lat. 2.5 mm.
Hab. Sumatra (M.Morton, coll. Kraatz) unicum in Mus. Dahlem.
Eine durch die gestreckte Körperform an EPiscaphula elon-
gata Gu£r. erinnernde Art und von ihr auf den ersten Blick durch
die langen Fühler zu unterscheiden. Oberseite glänzend schwarz,
hier und da mit äußerst feinen Härchen besetzt, Flügeldecken
jederseits mit 2 orangegelben Makeln, Unterseite, Fühler und Beine
dunkel rotbraun. Kopf mäßig dicht, ziemlich kräftig punktiert;
Fühler mit den 2 letzten Gliedern die Halsschildwurzel überragend,
ihr 2. Glied ungefähr um %; länger als dick, die folgenden unter-
einander ziemlich gleich groß, gestreckt kegelförmig, ®/, mal so
lang wie dick, das 8. etwas kürzer, Keule fast 24, mal so lang wie
breit (8:19), lose gegliedert, ihr 1. und 2. Glied gleichgroß, leicht
quer dreieckig, das letzte etwas unsymmetrisch, wenig länger als
“ breit, verrundet rhombisch. Halsschild ein Drittel breiter als in
der Mittellinie lang, so wie der Kopf, entlang des Vorderrandes
verschwindend punktiert, die in den basalen zwei Dritteln parallelen
Seiten mit doppelter (bei 31x Vergr. deutlicher) Randleiste, die an
der Wurzel ein größeres Grübchen aufweist und deren innere sich
auf das äußere Drittel des Balasrandes fortsetzt, Schildchen mehr
als doppelt so breit wie lang, verrundet fünfeckig. Flügeldecken
an der Wurzel sehr wenig breiter als der Halsschild, fein gereiht
punktiert, der erste Streifen nur im Spitzendrittel fein streifenartig
eingedrückt, der 3. und 4. an der Wurzel einander genähert, Spatien
sehr fein zerstreut punktiert. Die gelbe Basalmakel um Fühler-
dicke vom Basalrand entfernt, breiter als lang, innen abgeschrägt
und etwas über den 3. Punktstreifen nach innen ragend, die Sub-
apikalmakel quer oval, innen den 2. Streifen tangierend, außen
über den 7. hinausragend, ihre Entfernung von der Deckenspitze
kommt 1%, ihres Längsdurchmessers gleich. Körperunterseite rot-
braun, fein gelblich behaart, das Abdomen, mit Ausnahme der
Hinterränder der Sternite, deutlich punktiert. Prosternum beider-
seits mit einem Schwarm gröberer Punkte.
2. Arten des subg. Tropidoscaphula n.
Episcaphula (Troipidoscaphula) stresemanni sp. n.
Rufescenti-picea, latiuscula ; prothorace in dimidia parte basali
nigricante; elytris nigris, haud striatis, fascia lata, basali, obliqua,
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 91
basin, haud sutura, tangente, per maculam subquadratam humera-
lem,nigram. foriscoarctata, alterapostmedianaarcuata, cum macula
apicali fere conjuncta et simistra signatura fere c-fome (dextra
inversa) formantibus; prosterno obtuse carinato, crebre punctato
metasterno levi, sternitisabdominalibus marginibus anticis posticis-
que exceptis, subtiliter remoteque punctatis; pedibus totis ferru-
gineis.
Long. 12, lat. 5.2 mm.
Hab. Insula Seran (Ceram), montibus centralibus, legit.
E. Stresemann. 32)
Bindenzeichnung ähnlich wie bei der ebenfalls aus Seran
stammenden obligquesignataCrotch, aber fast so groß wie die mada-
gassische mowalti Guer. und die Flügeldecken außerdem mit rost-
roter Spitzenmakel. Rötlich pechbraun, Stirn schwärzlich, äußerst
fein punktiert, Fühler rot, mit schwarzer Keule, 7. Glied vom 8.
kaum in der Form verschieden. Halsschild quer (Mittellinie zur
Breite = 3.5:5), kaum wahrnehmbar fein und zerstreut punktiert,
jederseits amBasalrand mit einem queren Schwarm grober Punkte,
Seiten nur in der vorderen Hälfte leicht zugerundet, hinten schmal,
nach vorn zu breiter gerandet, Vorderecken rechtwinkelig, ihr
Innenrand mit dem Halsschildvorderrand einen gleichmäßigen
Bogen bildend. Die dunkle Basalfärbung reicht ungefähr bis zur
halben Länge, ist aber nach vorn verwaschen und läßt nur vier
undeutliche makelartige Erweiterungen erkennen, die Hinterecken
des Halsschildes bleiben von ihr frei. Schildchen quer, verrundet
fünfeckig. Flügeldecken unpunktiert, nur die rostrote Spitzenmakel
mit unregelmäßig zerstreuten größeren, schwärzlichen Punkten.
Die vordere rostrote Deckenbinde verläuft am Hinterrand schräg
zur Naht, erreicht aber diese bei weitem nicht und biegt in Form
eines breiten Fortsatzes zur Deckenwurzel um, deren dritten mitt-
leren Teil sie einnimmt, während eine fast quadratische Humeral-
makel schwarz bleibt, die hintere Deckenbinde ist quer, halbmond-
förmig, konvex, innen der Naht mehr als die vordere genähert,
außen entlang des Seitenrandes derartig spitz ausgezogen, daß sie
mit der ovalen Spitzenmakel links eine ungefähr c-förmige Figur
(rechts deren Spiegelbild) zeigt. Vorderbrust dicht und ziemlich
kräftig punktiert, mit stumpfem glattem Mittelkiel, Hinterbrust
unpunktiert, 1.—4. Abdominalsternit, eine breite Zone am Vorder-
und Hinterrand ausgenommen, das Analsternit ganz, fein und
mäßig dicht punktiert. Beine ganz rötlich gelb. Die Art muß
mit sublevis Crotch, die aber keine Apikalmakel hat, verwandt sein-
3. Arten der Gattung Efiscaphula s. str. mit einfarbigem Thorax.
Episcaphula novae-guineae sp. n.
Aterrima, elytris plus minusve subpurpurascentibus, singulis
fasciis duabus sanguineis, suturam haud attingentibus, femo-
ribus, apice nigro excepto, ut tarsis ferrugineis;; antennis prothoracis
basinhaudattingentibus, articulis duabus primis obscure sanguineis,
8. Heft
99 Dr. K. M. Heller:
articulo tertio quarto sesqui longiore; capite subtilissime remoteque
prothorace vix perspicue punctatis, hoc transverso, angulis antieis
acutis, basi utrinque examine punctorum majorum; elytris vix
perspicue punctulatis, fere glabris, solum in fascis punctis, seriatis,
infuscatis; corpore subter vix punctato.
Long. 8—9, lat. 3—3.7 mm.
Hab. Nova Guinea Germanica (ex coll. Kraatz et Bennigsen).
Sattelberg (ex coll. Bennigsen in Mus. Berlin-Dahlem et Dresden).
Diese Art, die ich als E. guadrimaculata Montr. bestimmt vor-
fand, gehört ebenfalls wie arfakiana in die Verwandtschaft von
bifasciata M’Leay. Sie kann nicht zu guadrimaculata tr. gehören,
weil der Autor von dieser sagt, daß die hinteren Deckenmakeln
(taches, also nicht Binden) miteinander zusammenhängen und eine
einzige Binde bilden im übrigen ist die Beschreibung so nichts-
sagend, daß es nicht angezeigt erscheint, über die papuanischen
Arten in Rücksicht auf sie noch weiter Unklarheit herrschen zu
iassen. Die in Rede stehende neu beschriebene Form steht ferner
auch der arfakiana nahe, diese unterscheidet sich aber von ihr durch
schlankere Form, etwas längeren Halsschild, der jederseits inner-
halb der Vorderecken eine dreieckige rote Makel aufweist, durch
die schmäleren Deckenbinden, von denen die hintere schräg zur
Naht verläuft und die ganz schwarzen Beine. E. novae-guineae ist
tiefschwarz, die Flügeldecken außerdem mehr oder weniger purpur
übergossen, die zwei Querbinden auf jeder Decke dunkel gelbrot,
an der Naht voneinander um Schenkelbreite entfernt, senkrecht
zur Naht verlaufend, die vordere um mehr als ihre eigene Breite
beträgt von der Deckenbasis entfernt, amVorderrandleicht konkav,
die hintere über dem2. Zenstralsternit stehende schwaı«h gebogen,
Kopf sehr fern zerstreut. Halsschild und Flügeldecken kaum punk-
tiert, ersterer 114,mal so breit wie in der Mittellinie lang. Fühler
die Halsschildwurzel bei weitem nicht erreichend, ihr drittes Glied
1 Ymal solang wie das4.,das 8.konisch, so lang. die Keule doppeltso
lang wie breit. Schildchen doppelt sobreit wie lang, verrundete fünf-
eckig. Flügeldecken nicht ganz doppelt so lang wie breit (2,7:2)
erst bei 40facher Vergrößerung sehr fein zerstreut punktiert er-
scheinend, ohne Punktreihen, nur auf den roten Binden mit4Reiben
rößegrer dunkler, nicht eingestochener Punkte. Schenkel mit Aus-
nahme der schwarzen Spitze rotgelb, Schienen pechbraun, Tarsen
dunkelrot, Unterseite nur auf dem Abdomen äußerst fein zerstreut
punktiert, Seiten der Vorderbrust mit einigen eingegrabenen Quer-
strichelchen, Seitenstücke der Hinterbrust am Innenrand ohne
Randfurche.
Episcaphula vagepunetata sp. n.
Elliptica nigro-nitida, antennis, clava excepta, abdomine
femoribusque plus minusve obscure rufo-brunneis, prothorace
utrinque lineola antemediana, elytris in primo quarto et in secundo
triente fascia transversa, sutura interrupta, sanguineis; antennis
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 93
brevibus, articulis 4°—8° monilifomibus, clava latitudine sesqui
longiore,; prothorace vix perspicue punctulato, disco utrinque
punctis nonullis majoribus, perremotis dispersis, margine basali
utrinque seria transversa e punctis similibus circiter octo; scu-
tello longitudine paulo latiore, fere semicirculari, subacuminato;
elytris vix punctulatis, in duabus trientibus apicalibus subseriato-
punctatis; prosterno subcompresso.
Long. 7, kt. 3.2 mm.
Hab. Nova Guinea Germanica, Toricelli-montibus, altitudine
Sa m, Dr. Otto Schlaginhaufen legit (unicum in Mus. Dres-
ense).
Glänzend schwarz, elliptisch, Halsschild jederseits in der
vorderen Hälfte mit kurzer Längslinie, die Decken im ersten Viertel
und 2. Drittel mit gerader, querer, von der Naht unterbrochener
rostroter Binde Kopf sehr fein punktiert, mit einzelnen gröberen
Punkten, amHinterrande mit einer Querreihe von solchen. Hals-
schild breiter als lang (Mittellinie zur Breite = 3:5.4) ander Wurzel
am breitesten, die Seiten nach vorn leicht gerundet konvergierend,
mit haarfeinem, an den Hinterecken verbreiterten und daselbst ein
Punktgrübchen aufweisenden Randsaum, Oberseite glänzend, sehr
fein und undeutlich punktiert, beiderseits in der Mitte des Hinter-
randes mit einer Querreihe von ungefähr 8 groben Punkten, die
an ihrem inneren Ende einige wenige (ungefähr 8) entfernte Punkte
bis zur halben Halsschildlänge nach, vorn entsendet, ähnliche ver-
einzelte Punkte verbinden das äußere Ende der Querreihe mit
dem Vorderrande. Schildchen 5-eckig, etwas breiter als lang (7:5).
Flügeldecken kaum wahrnehmbar punktiert, in der hinteren Hälfte
mit feinen Punktreihen und Nahtstreifen, die vordere rote Quer-
binde nach außen zu etwas verbreitert und daselbst ihr konkaver
Vorderrand in einer Höhe mit dem Hinterrand der Mittelhüften, ihr
Hinterrand etwas vor dem Hinterrrand der Hinterbrust liegend,
ihr inneres Ende den 2. Punktstreifen wenig überragend, Vorder-
rand der hinteren Querbinde außen über der Mitte des Seitenrandes
des 2., ihr Hinterrand über der Mitte des Seitenrandes des 3. Ab-
dominalsternites gelegen, kaum merklich schräg nach vorn und
innen bis zum 2. Streifen laufend, vor dem äußeren Ende leicht
eingeengt. Unterseitenamentlich das Abdomen, etwasrötlichbraun,
die Abdominalsternite, die Ränder ausgenommen, mäßig dicht
fein punktiert, jeder Punkt mit äußerst feinem Härchen, Hinter-
brust an den Seiten kaum, Vorderbrust nicht punktiert, die Seiten
mit einigen schwachen Querrunzeln.
E. arfakiana m., die ähnlich gezeichnete Decken, aber außer-
dem am Halsschildvorderrand rote Makeln aufweist, unterscheidet
sich von vagepunctata durch. die sehr lang gestreckte Körperform,
längere Fühlergeißelglieder, kürzere Keule, den Mangel größerer
Punkte am Halsschildbinterrande, schwachen Bronceschimmer der
Decken, durch das Fehlen eines Suturalstreifens usw.
8. Heit
94 Dr. K. M. Heller:
*Episcaphula munda®) sp. n. (Taf. I, Fig. 14, Mundteile).
Picea, antennis articulis duabus basalibus, clipeo vix, obscure
sanguineis, pedibus sternitisque abdominalibus tres ultimis nigro-
fuscis; elytris latitudine plus sesqui longioribus (3:5), seriato-
punctatis, maculis quatuor subrotundatis, flavis, ornatis, una utrin-
que transversa, basali, intus stria prima determinata, basi plusquam
sutura approximata, altera, subapicali, fere ovata, subolonga.
Long. 6, lat. 2.5 mm.
Hab. Insula Cebu (Mus. Dresden No. 7793).
Schwarz, die Beine und Spitze des Abdomens braun, die zwei
ersten Fühlerglieder und mehr oder weniger derClipeus am Vorder-
rande dunkel blutrot, vier große Makeln auf den Decken schön
gelb. Fühler den Halsschildhinterrand knapp erreichend, ihr
drittes Glied nur wenig länger als das vierte, kürzer als 4. und 5.
zusammen, die Keule mehr als 14, mal so lang wie breit (12:7.),
ihr 1. Glied stark quer, dreieckig, das letzte quer halbkreisförmig
Halsschild ziemlich parallelseitig, breiter als lang (4.4:3), zerstreut
punktiert, entlang des Vorderrandes unpunktiert. Schildchen stark
quer, sein Hinterrand sehr stumpfwinkelig. Flügeldecken fein aber
deutlich gestreift punktiert, die Punkte der Streifen so groß wie
die des Halsschildes und bis über Subapikalmakel hinaus deutlich,
Spatien äußerst fein zerstreut punktiert, die gelbe etwas schräg
gestellte Basalmakel quer oval, die Schulter bedeckend und vom
1. Streifen bis zum Seitenrand reichend, zwischen dem 4. und
5. Streifen reicht sie bis dicht an den Basalrand, die Subapikalmakel
ebenfalls vom 1. Streifen bis zum Seitenrand reichend, aber länger
als breit, hinten eiförmig zugespitzt, ihr Vorderrand ziemlich recht-
winkelig zur Naht verlaufend, undeutlich ausgezackt. Prosternum
mäßig dicht, aber grob punktiert, am Vorderrande ziemlich lang
braun bewimpert. Körperunterseite spärlich und sehr fein behaart,
Tangentiallinien fehlend, Endglied der Lippentaster quer, halb-
mondförmig. — Die Art erinnert zufolge ihres fast rechteckig
queren Halsschildes, die geringe Körpergröße und parallelseitige
Deckenform sehr an eine Thallis, von der sie sich jedoch durch
den an der Basis nicht gerandeten Halsschild leicht unterscheidet.
Episcaphula chalybaeicollis sp. n.
Oblongo-ovata, obscure chalybaea, elytris plaga magna trans-
versa, basalifasciaque postmediana, rufo-castaneis; antennis nigris,
articulo tertio duobus sequentibus aequilongo, octavo latitudine
vixlongiore, clava latitudine plus duplo longiore ; capite subtilissime
punctulato; prothorace transverso, vix perspicue punctulato, an-
gulis anticis productis, limbo laterali antrorsum dilatato; elytris
macula basali rotundato-trigona, foris elytrorum quartam partem
basalem occupante, scutellum versus rotundato-attenuata, suturam
haud, scutellum bene attingente, fascia postmediana, recte trans-
3) Benannt nach den Mundos, ein auf Cebu lebender Volksstamm,
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 95
versa, femorum latitudine duplo latioribus, intrinsecus recte
truncata, suturam haud attingente; prosternum haud carinatum
ut corpore reliquo subter glabriusculo.
Long. 11.5, lat. 5 mm.
Hab. Nova Guinea Germanica, Toricelli-montibus, altitudine
720 m; Dr. O. Schlaginhaufen legit. (unicum in Mus. Dresden.)
Von breiter elliptischer Gestalt wie Epinaphula mouati Guer.
und stresemanni m. stahlblau, mit schwachen grünlichen Reflexen,
Flügeldecken im Basalvietel, nach. der Naht zu verschmälert und
von dieser unterbrochen, so wie eine gerade ebenfalls von der Naht
unterbrochene Querbinde im dritten Viertel, rot. Fühler schwarz,
das8.leicht kompresse Glied kaumlängeralsbreit. Keule mehr wie 3
malsolang wie breit, ihr erstes Glied dreieckig mit schwach gerun-
deten Seiten, etwasbreiter als lang. Kopf überall sehr fein zerstreut
punktiert, die Ränder des Epistomsschwärzlich purpurnangelaufen.
Halsschild quer (B:L =5:2.8), noch feiner als der Kopf, kaum wahr-
nehmbar entfernt punktiert, der Randsaum nach den Vorderecken
zuallmählich verbreitert, diese spitzwinkelig.Schildchen fast doppelt
so breit wie lang, verrundet fünfeckig, grünlich stahlblau. Flügel-
decken glatt, der Hinterrand der die Deckenbasis einnehmenden
roten Makel liegt außen am Seitenrand über der Mitte der Hinter-
brustepisternen und zieht im Bogen nach dem Schildchen, dieses
im äußeren Drittel seines Hinterrandes, ohne die Naht zu berühren
erreichend. Der Vorderrand der Querbinde, die mehr als doppelte
Schenkelbreite besitzt, liegt über dem Hinterrand des Ventral-
sternites und ist an der Naht, diese nicht erreichend rechtwinkelig
abgeschnitten. Unterseite glatt, nur der Kopf am Hinterrand
beiderseits der Kehle mit einer doppelten Querreihe grober Punkte
und das Prosternum beiderseits des Vorderrandes nahe den Vorder-
ecken, mit einer Reihe feiner Querstreifen. Ventralsternite kaum
wahrnehmbar fein und zertsreut, die schwarzen Schienen etwas
deutlicher punktiert. Spitze des Klauengliedes und die Klauen
rötlichbraun.
Episcaphula humeralis sp. n. (Taf. I, Fig. 37).
Nigra, glabra, abdomine interdum plus minusve obscure san-
guineo, elytris maculis quatuor flavis ornatis; antennis prothoracis
basin attingentibus, articulo tertio duobus sequentibus unitis vix
longiore; prothorace subtilissime remoteque punctato, punctis
majoribus raro dispersis, in margine postico utrinque in medio
acervatis; scutello transverso, subpentagonali; elytris latitudine
duplo longioribus, subtiliter seriato-punctatis, spatiis subtilissime
punctulatis, macula subbasali transversa, extrorsum parum an-
gustata, margine antico in medio antrorsum producta, margine
postico rotundato aut subtrisinuato; altera anteapicali transversa,
subpyriforme, fere circulari, latera versus attenuato-producta,
flavis; corpore subter leviusculo, prosterno antice utrinque distincte,
abdomine subtiliter punctato hoc subtilissime pubescenti.
8. Heft
96 Dr. K. M. Heller:
Long. 8.5—9.5, lat. 3.5—4 mm.
Hab. Celebes meridionalis, monte Lompo-Batang. altitudine
3000 ped., leg. H. Fruhstorfer März 1896. (Mus. Dresden et
Berlin-Dahlem.)
Etwas schmäler als die gleichgroße, sich ebenfalls nicht nur
in Java, sondern auch aufCelebes findende uniramosa m., der Hals-
schild wie bei dieser punktiert, die gröberen Punkte aber noch
sparsamer, die vordere Deckenmakel weniger quer, nicht so schmal
undsoweit nach vorn ausgezogen, ihraußerer Teil nach dem Seiten-
rand der Deckenzu, derartig verschmälert, daß der Vorderrand der
Makel mit dem Basalrand der Decken nach außen zu divergiert.
Fühler den Halsschildhinterrand etwas überragend, das dritte
Fühlerglied so lang wie die beiden folgenden zusammen, die Keule
etwas mehr wie doppelt so lang wie breit. Stirn fein, nach dem
Scheitel zu noch feiner punktiert. Halsschild mit deutlich nach
vorn konvergierenden, schwach gerundeten Seiten, spitzwinkeligen
Vorderecken und feiner zerstreuter Punktierung, die mit sehr zer-
zerstreuten, jederseitsin derMitte des Halsschildhinterrandes etwas
“ gehäuften, größeren Punkten untermischt ist. Flügeldecken sehr
fein punktiert gereiht, die Streifen auf den gelben Makeln und im
Spitzenteil der Decken ganz erloschen. Die vordere Deckenmakel
querbandartig, ihr Innenrand mit der Naht nach vorn divergierend,
ziemlich gerade bis zur Spitze einer mehr oder weniger winkeligen
oder quadratischen Erweiterung des Vorderrandes laufend, die in
der Mitte der Deckenbreite zwischen 4. und 5. Deckenstreifen liegt,
Hinterrand der Makel sanft gebogen oder undeutlich dreibuchtig,
die hintere Makel berührt innen der 2. Deckenstreifen und ist un-
gefähr quer birnförmig, d.h. sie besteht aus einer fast kreisrunden
zwischen dem2. und 6. Streifen gelegenenMakel,die nach demSeiten-
rand zu in Form eines schmäleren Fortsatzes auseinanderfließt.
Prosternum vorn dicht und deutlich das Abdomen fein punktiert
und außerdem fein pubeszent. Die Art, von der mir eine Reihe
Stücke von demselben Sammler an der gleichen Örtlichkeit er-
beutet vorliegt, ändert in mehrfacher Beziehung ab. Nicht nur,
daß die vordere Deckenmakel in verschiedenem Grade nach vorn
ausgezogen sein kann, indem die Erweiterung bald spitzwinkelig,
bald von quadratischer Form und mehr oder weniger der Decken-
wurzel genähert sein kann, so findet sich bei einem Stück eine sehr
auffallende Skulptursonderheit, indem die Decken durchaus und
ziemlich deutlich gestreift, die Spatien fein quernadelrissig gerunzelt
sind, eine offenbar auf ein Entwicklungshemmnis zurückzuführende
Erscheinung.
Episcaphula uniramosa sp. n.
E. humerali m. affinis, sed elytris vix perspicue seriato-
punctulatis aliterque flavo-signatis; antennis prothoracis basin
paulo superantibus, articulo tertio quarto sesqui longiore; pro-
thorace transverso, subtilissime sat crebre, praeterea irregulariter
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 97
remote, disperse fortiusque punctato,lateribusantrorsumrotundato-
convergentibus; elytris subtilissime vix perspicue seriato-punctatis,
fasciis duabus aurantiacis, antica subbasali, antice uniramosa,
maculam humeralem nigram, fere quadratam, amplectente, intus
parum producta, striam primam haud attingente, postica, ante-
apicali, praesertim in margine antico distinctius, denticulata,
Long. 8—10, lat. 3.5—4 mm.
Hab. Java (ex coll. C. Felsche), Celebes (ex coll. W. Müller-
Jena) in Mus. Dresd., Java, legit H. Fruhstorfer (ex coll. Kraatz),
Java: Malang (Staudinger, ex coll. Schenkling), Java meridionalis:
Palabuan, leg. H. Fruhstorfer 1892 et Java occidentalis; mons
Gede, alt. 4000 ped., leg. H. Fruhstorfer (ex coll. Kraatz) in Mus.
Berlin-Dahlem.
Diese nicht seltene Art dürfte in vielen Sammlungen als
abbreviata Weber (= angustata Lac.)stecken, als welche ich sie
selbst früher bestimmte, bis ich vier Stücke aus Java (ex coll.
Kraatz), von Herrn Kustos Sigm. Schenkling als abbreviata Web.
bestimmt, kennen lernte, die mich. belehrten, daß zwei einander
ähnliche Arten aus Java vorliegen, von denen die letztere mit weit-
aus größerer Wahrscheinlichkeit auf die Lacordairesche Art an-
gustata = abbreviata Web. bezogen werden kann. Lacordaire be-
zweifelt zwar etwas die Identität dieser beiden, allein spätere
Autoren wie Gemminger und Harold, sowie Kuhnt nehmen sie
obne weiteres an; aber auch im entgegengesetzten Fall würde zu
beiden uniramosa insofern in Widerspruch stehen als Weber von
seiner Art ‚‚elytris punctato-striatis‘‘ (soll richtiger striato-punctatis
heißen) Lacordaire außerdem von den Antennen ‚‚troisieme article
a peine plus grand que le quatri&me‘‘ sagt.
Die neue Art ist noch näher als mit abbreviata mit der vorigen
(humeralis aus Celebes) verwandt und unterscheidet sich von dieser
ebenfalls durch die kaum wahrnehmbar feinen Punktreihen der
Decken und ganz abweichende Form der Deckenbinden. Ihre
Fühler überragen etwas die Halsschildwurzel, ihr drittes Glied
ist 14, mal so lang wie das vierte, die Keule ist wenig mehr als
doppelt so lang wie breit (20:9), ihr letztes Glied ziemlich kreis-
förmig. Der Kopf ungleichmäßig, fein und gröber zerstreut, auf
der Stirn etwas spärlicher punktiert, die Augen halbkugelig ge-
wölbt, die Supraorbitallinie fein, das Auge nicht überragend. Hals-
schild an der Wurzel doppelt so breit wie in der Mittellinie lang
(11:21), so wie der Kopf ungleichmäßig, aber etwas kräftiger punk-
tiert, beiderseits am Wurzelrande mit einer unregelmäßigen Quer-
reihe aus wenigen gröberen Punkten, die Seiten sehr schwach ge-
rundet nach vorn konvergierend, Randsaum vorn stark verbreitert,
. die Vorderecken recht oder leicht spitzwinklig vorgezogen. Schild-
chen doppelt so breit wie lang, verrundet fünfeckig. Flügeldecken
fast doppelt so lang wie breit (5.8:3), an der Wurzel sehr wenig
breiter als der Halsschild, ziemlich parallel seitig, äußerst fein
punktiert und selbst bei 40facher Vergr. noch undeutlichen, wenig
Archiv für Naturgeschichte
1918. A. 8. 7 8. Heft
98 Dr. K. M. Heller:
gröberen Punktreihen. Die vordere Deckenbinde ungefähr doppelt
so lang wie breit, um ihre eigene Breite vom Wurzelrand der Decken
entfernt, nicht ganz bis zur 1. Punktreihe nach innen reichend,
ihr Hinterrand kaum gezackt, gerade und etwas schräg nach vorn
und innen zur Naht verläuft, ihr Vorderrand zwischen der 3. und
4. Punktreihe mit einem bis zum Wurzelrand reichenden und da-
selbst leicht verbreiterten, ausnahmsweise weit unter Spatienbreite
herabgehenden Ast. Die von der Vorderbinde eingeschlossene
schwarze Humeralmakel fast quadratisch. Hintere Deckenbinde
soweit wie die vordere nach innen reichend, über dem dritten
Ventralsternit liegend und außen ebenso breit wie ersteres lang ist,
ihr Vorderrand mit drei gleichgroßen, mehr oder weniger halbkreis-
förmigen Ausrandungen und daher stumpf 4-zackig, Hinterrand
in der äußeren Hälfte leicht konkav, Vorderbrust innerhalb der
Pleuralnaht beiderseits deutlich punktiert, außerhalb dieser mit
einigen Querstrichen, Metasternum kaum, das Abdomen deutlich
punktiert und fein spärlich behaart, Metaepisternen nur in der
Vorderhälfte des Innenrandes mit Randlinie, Hinterschenkel das
2. Ventralsternit etwas überragend.
4. Arten der Gattung Episcaphula s. str. mit zweifarbigem
Thorax.
Episcaphula duplopunctata Black.
Das Zitat im Coleopteror. Cat., p. 78, ist irreführend, es muß
richtig heißen: Proc. Linn. Soc. N. S. Wales (2) III 1889 (nicht
1887), p. 1504.
Episcaphula thoraeiea Crotch. Coleopteror, Catalagus, p.79, fehlt die
Vaterlandangabe - Neu-Guinea.
Episcaphula deyrollei Perr.
ist nicht wie im Coleopter. Cat. p. 77 angegeben synonym mit
australis, Boisd. sondern mit austrocaledonica Fauv., ihr Vaterland
ist Neu-Caledonien.
Episcaphula australis subsp, eonfluens n.
Elytrorum limbus ut in specie typica ni$ro, maculis nigris
discalibus in fascia, utrinque constricta, confluentibus.
Hab. Ins. Dammer (a Dr. Staudinger et Bang-Haas communi-
cata) in Mus. Dresden.
Episcaphula australis subsp. rofomarginata n.
A specie typica differt fronte elytrisque distinctius punctatis,
his maculis nigris discoidalibus plerumque in fascia, utrinque
constricta, confluentibus, limbo sanguineo.
Hab. Nova Guinea: Kais. Wilhelms Land, Nova Pommerania:
Finschhafen, Matupi Key (leg. H. Kühn) Jule J. (a Dr. Staudinger
et Bang-Haas) Mioko (Mus. Hamburg).
Episcaphula tripoeecila sp. n.
Statura E. humerali m. aequante, nigra prothorace utrinque
in dimidia parte anteriore macula transversa rufa, elytris singulis
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region .99
fasciis duabus, dentatis, flavis; antennis prothoracis basin arte
attingentibus, articulo tertio quarto sesqui, quarto quintoque
eorum crassitudine duplo longioribus, nono depresso, conico longi-
tudine paulolatiore, clava latitudine duplo longiore, articulo ultimo
forma circulari; prothorace vix perspicue remoteque punctulato,
praeterea punctis rudis irregulariter dispersis, utrinque secundum
marginem basalem acervatis; elytristenuissime seriato-punctatis, in
dimidia parte apicali stria suturali; prothorace subter in dimidia
parte anteriore sanguineo, utrinque, ut abdomine toto, distincte
punctatis, corpore reliquo piceo, vix punctato.
Long. 8.5, lat. 3 mm.
Hab. Nova Guinea Batava: Peramel, leg. Versteeg 8. XI. 1912
Unicum in Museo ‚Natura artis magistra‘‘ Amstelodamo.
In der Größe und der Gestalt nach meiner E. humeralis
der Beschreibung nach noch mehr bisfascitas M’Leay ähnlich,
aber sehr durch die, im Gegensatz zu den gelben Deckenbinden,
roten, quer-rechteckigen Halsschildquermakeln an den Vorderecken
ausgezeichnet. Fühler knapp den Halsschildhinterrand erreichend,
mit Ausnahme der schwarzen Keule dunkel rotbraun, ihr drittes
Glied 1% mal so lang wie das 4., dieses und das 5. ist doppelt so
lang wie dick, das8., depress-konische, wenig breiter als lang, die
Keule doppelt so breit wie lang, ihr letztes Glied im Umriß kreis-
förmig. Kopf fein zerstreut punktiert, mit einzelnen unregelmäßig
verteilten gröberen Punkten. Halsschild nicht ganz doppelt so
breit wie in der Mittellinie lang (6:3.5), äußerst fein zertsreut
punktiert und außerdem mit sehr unregelmäßig zerstreuten,
groben Punkten, die beiderseits entlang des Hinterrandes etwas
gedrängter stehen, Seiten schwach gebogen nach vorn konvergie-
rend, Vorderecken spitzwinkelig vorgezogen, die roten, 11, mal
so breiten wie langen Quermakeln von halber Halsschildlänge.
Schildchen 115, mal so breit wie lang, verrundet pentagonal, die
Spitze deutlich stumpfwinkelig. Flügeldecken mehr als 11, mal
so lang wie breit (7:12.5), in der vorderen Hälfte äußerst fein, in
der hinteren deutlicher gereiht punktiert, daselbst außerdem mit
Suturalstreifen. Die Entfernung der vorderen, etwas nach außen
undhinten laufenden Binde von der Wurzel kommt ihrer geringster
Breite gleich, siereicht vom Seitenrand, wosie nach vorn undhinten
stark spitzwinkelig ausgezogen ist, bis zum 2. Deckenstreifen nach
innen zwischen der 4. Punktreihe und dem Seitenrand ist ihr
Vorderrand einmal, ihr Hinterrand zwischen der 3. Punktreihe
und dem Seitenrand dreimal, daher viel kleiner halbkreisförmig
ausgerandet. Die hintere Deckenbinde ist um das Doppelte ihrer
durchschnittlichen Breite von der Deckenspitze entfernt und reicht
innen bis zur 2. Punktreihe, die innere Hälfte ihrer Ränder ist auf
den Spatien vorn und hinten schwach lappig gezähnt, die Außen-
ecke des Hinterrandes spitz und länger nach hinten ausgezogen.
Prosternum über die vordere Hälfte heraus rot, beiderseits bis zur
Pleuralnaht hin, der breite Vorderrand und vor den Vorderhüften
7x 8. Heft
100 Dr. K. M. Heller:
verlaufende Hinterrand ausgenommen, kräftig punktiert, die
Mittellinie breit glatt. Vordere Tangentiallinien die Hüften nur
wenig überragend, nach vorn konvergierend. Abdomen, die Vorder-
und Hinterränder der Sternite ausgenommen, deutlich punktiert
und fein spärlich anliegend behaart. Tarsen, namentlich das Klauen-
glied, dunkel rotbraun.
Die ihr ähnliche bzfasciata M‘Leay aus Australien, die ich in
Natur nicht kenne, unterscheidet sich von ihr durch die Stellung
der roten Halsschildmakeln, die ‚on each side of median line“ bei
tripoecila sich auf die Vorderecken ausdehnen, durch ein, bei letz-
terenfehlenden Grübchen, jederseits des Skutellarlappens und durch
die ganz schwarze Unterseite, während bei Zripoecıla Unterseite
des Prothorax und Kopfes rot sind.
Episcaphula coviaia°) sp. n.
Elongata, parallela, glabra, rufo-ferruginea, capite, thoracis
basi elytrisque nigris, his utrinque fasciis duabus, posteriore bre-
viore, suturam haud attingentibus, luteis, corpore subter, processu
prosternali, meso-, metasternoque nigricantibus, abdomine san-
guineo, subtiliter piloso; prothorace longitudine mediana plus sesqui
latiore, subtiliter punctato, praeterea punctis majoribus dispersis,
utrinque inmargine basali seriatis, marginibus lateralibusad basin,
fere usque ad medium, subparallelis dein subrotundato-convergen-
tibus; elytris subtilissime punctulatis, vix seriato-punctatis, stria
suturali in ultimo triente distincta;prosterno haud, corpore reliquo
subtilissime punctato ac piloso.
Long. 7—8, lat. 3—3.2 mm.
Hab. Nova Guinea Batava: Etna Bai, leg. Dr. Koch 1904—05
in Museo Amstelodamo et Dresdense.
Von gestreckter, parallelseitiger Gestalt wie Episcaphula picti-
pennis Crotch, aber in der Farbenverteilung eher an Zripoecila sp. n.
und xanthosticta Cr. erinnernd.
Kopf schwarz, mäßig dicht und deutlich, die Stirn zwischen
den Augen, namentlich nach. hinten zu, wesentlich feiner punktiert.
Fühler die Halsschildwurzel nicht überragend, dunkelrot, die Keule
schwarz, ihr drittes Glied fast doppelt so lang wie das vierte, das
achte quer im Umriß trapezoidal, Keule nicht ganz doppelt so
lang wie breit (11:6), ihr zweites Glied genau doppelt so breit wie
lang, mondsichelförmig, das letzte Glied quer elliptisch dem vorigen
etwas exzentrisch angefügt. Halsschild etwas mehr als 11%, mal
so breit wie in der Mittellinie lang (11.4:7), sehr fein mäßig dicht
punktuliert und außerdem mit sehr vereinzelten und unregelmäßig
verteilten gröberen Punkten, die beiderseits der Scheibe einen in
der Längsrichtung angeordneten Schwarm, beiderseits neben dem
Skutellarlappen eine nahezu randständige Querreihe bilden, Fär-
bung gelbrot, im Basaldrittel schwarz, ihre vordere Abgrenzung
verschwommen, in der Mitte breit zackig bis zur Halsschildmitte
») So genannt nach der Landschaft Kowiai, die an der Etna-Bai liegt.
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 101
reichend, die Seiten nach vorn konvergierend, nur in der vorderen
Hälfte deutlicher gerundet, leicht stumpfwinkelige Vorderecken
bildend und fein gerandet. Schildchen fast doppelt so breit wie
lang, fünfeckig, der kurze vordere Teil seiner Seiten nach vorn
konvergierend. Flügeldecken nicht ganz 1%, mal so lang wie breit
(60:36), parallelseitig, mit (bei 10facher Vergr.) kaum wahrnehm-
baren Punktreihen, nur die Wurzel der 4. und 5. Reihe mit wenigen
gröberen Punkten und zwei gelben OQOuerbinden, von denen die
vordere gleichbreit, von der Deckenwurzel um ihre doppelte Breite
entfernt und etwas schräg nach vorn und zur Naht gerichtet ist,
sie reicht bis zum 3. Streifen nach innen, die hintere einen quer-
elliptischen Tropfen darstellt, der innen bis zum 3., außen etwas
über den 6. Streifen reicht, sein Abstand von der Deckenspitze
übertrifft ihre Breite (Ausdehnung in Längsrichtung des Körpers)
etwa um das Dreifache. Vorderbrust, mit Ausnahme des schwarzen
Prosternalfortsatzes und die Beine gelbrot, dasAbdomen dunkelrot,
das Metasternum schwärzlich, ersteres nicht, das zweite ziemlich
dicht und fein, letzteres sehr fein punktiert und fein behaart.
Vordere Tangentiallinie vorn deutlich und lang von der Hüft-
umrandung abgezweigt, die mittleren fehlend, die hinteren kurz
entwickelt, Mesosternum jederseits mit gebogener Randlinie.
Hinterschenkel knapp dreimal so lang wie breit, die Hälfte des
2. Abdominalsternites kaum erreichend.
Episcaphula arfakiana sp. n.
E. bifasciata M’Leay affinis, sed prothorace utrinque ad
angulos anticos macula triangulari elytris fascia postmediana,
oblique disposita, sanguineis, pedibus totis nigris, sternitis
duabus ultimis, paenultimo, parte mediana nigra excepta,
rufis.
Long. 9.5, lat. 4 mm.
Hab. Nova Guinea: Hattam (Fruhstorfer) ex coll. Kraatz,
Unicum in Mus. Berlin-Dahlem.
Die Art steht der bifasciata M’Leay, von der mir eine Reihe
von Stücken aus Deutsch Neu-Guinea: Sattelberg, aus dem Mu-
seum in Dahlem vorliegt, so nahe, daß man geneigt sein könnte,
sie nur füreine Abänderung der letzteren zu halten ; dieabweichende
Stellung der hinteren Deckenbinde, die roten Halsschildmakeln
und ganz schwarzen Beine, der schwache Erzschimmer der Ober-
seite und etwas abweichende Halsschildskulptur sprechen jedoch
für die Selbständigkeit der Art. Kopf fein und undeutlich zerstreut
punktiert. Fühler die Mitte des Halsschildseitenrandes etwas über-
ragend, die Keule etwas mehr als 11% mal so lang wie breit (5:3)
ziemlich kompakt, das 8. Fühlerglied in Form und Größe dem
vorhergehenden gleich. Halsschild länger als breit (Mittellinie zur
Basalbreite = 1:1.3), sehr fein zerstreut punktiert, mit fast geraden,
stark nach vorn konvergierenden Seiten, sehr spitzen Vorderecken,
sehr feinem Seitenrandsaum und einer das vordere und äußere
8. Heft
102 Dr. K. M. Heller:
Drittel einnehmenden, am Hinterrand spitz ausgezogenen, ziem-
lich quadratischen roten Makel, am Basalrand weit innerhalb der
Hinterecken mit kurzem undeutlichen roten Strichelchen. Schild-
chen doppelt so breit wie lang, verrundet fünfeckig. Die schwach
erzschimmernden Flügeldecken kaum wahrnehmbar fein, auf den
schmalen roten Ouerbinden deutlich und grob gereiht punktiert,
die vordere von diesen läuft etwas schräg nach hinten und außen,
reicht vom ersten Streifen bis zum Seitenrand, hat innen ungefähr
die Breite der Schenkel und verjüngt sich nach außen zu, sie ist
kaum gezackt und außen vom. Wurzeldeckenrand ungefähr um
halbe Halsschildlänge entfernt, ihr Vorderrand in der äußeren
Hälfte leicht konkav. Die hintere, eben so schmale, am Hinter-
rand etwas deutlicher dreizackige Binde ist viel schräger als die
vordere zur Naht gerichtet und außen an ihrem Hinterrand spitz
nach hinten ausgezogen. Unterseite auch das Abdomen, kaum
wahrnehmbar fein, das Analsternit etwas deutlicher punktiert,
die Vorderbrust in der vorderen Hälfte und die zweiletzten Ventral-
sternite, ein Makel in der Mitte des vorletzten ausgenommen,
dunkelrot. Vordere Tangentiallinien die Vorderhüften nicht über-
ragend, hinten abgekürzt.
Episcaphula mediofaseiata sp. n.
Rufo-testacea, auttestacea, capite, antennarum clava, thorace
dimidia parte basali, elytris quarta parte basali maculaque fere
totam trientem apicalem occupante, epipleuris in parte anteriore
ut prosterno (margine laterali partim excepto) meso-metasternoque,
nigris; fascia thoracali nigra, margine antico trilobata, elytrali,
basali, singuli margine postico anguloso-emarginato, macula nigra,
apicali, oblongo-ovata; elytris solum in fascia mediana distincte
ac confertim seriato-punctatis, reliquis spatisque subtilissime
punctatis.
Long. 6.5, lat. 3 mm.
Hab. Nova Pommerania, peninsula quae ‚‚Gazelle‘“ nominatur,
(ex coll. v. Bennigsen) in Mus. Dahlem et Dresden.
Diese Art, bei der die Flügeldecken eine breite rotgelbe oder
gelbe Ouerbinde aufweisen, ist schon durch dieses einzige Merkmal
von allen anderen leicht zu unterscheiden. In der gestreckt ellip-
tischen Form ähnelt sie ebenfalls obliauesignata Crotch, doch ist
die Körperfarbe rotgelb oder gelb, der Kopf, die Fühlerkeule, die
Basalhälfte des Halsschildes, das Basalviertel und Spitzendrittel
der Decken, ein schmaler Rand und Nahtsaum ausgenommen, die
Vorderbrust, mit Ausnahme einer breiten Vorder- und Seitenrand-
zone, von denen letztere die Hinterecken nicht erreicht, die Hinter-
brust und der über ihr liegende Teil der Epipleuren schwarz. Die
Fühler die Halsschildhinterecken sehr wenig überragend und wie
zuweilen zwei undeutliche Stirnflecken, mit Ausnahme der Keule,
dunkelrot, diese ist nicht ganz doppelt so lang wie breit (4:7).
Stirn sehr fein und nicht dicht punktiert, der Rand über der Fühler-
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 103
einlenkung leicht aufgebeult. Halsschild quer (Mittellinie zur
Breite wie 3:5), wie der Kopf punktiert, die Seiten bis zur Spitze
der spitz vorgezogenen Vorderecken hin fein gerandet, in der Basal-
hälfte fast parallel, dann leicht gerundet konvergierend, innerhalb
von ihm befindet sich bei einem Stück, in der Mitte, ein Grübchen.
Die schwarze Färbung der Halsschildwurzel ist etwas ausgedehnter
wie die rotgelbe am Vorderrand, die aus zwei ungefähr gleich-
seitigen, mit ihrer Basis zusammenstoßenden Dreiecken besteht.
Flügeldecken nur auf der gelben Querbinde mit deutlichen ge-
drängten Punktreihen, die Spatien fein zerstreut punktiert. Unter-
seite glatt, nur die Abdominalsternite sehr fein zerstreut, fein be-
haart punktiert. Beine, sowie die Taster einfarbig rotgelb, oder gelb.
Episcaphula gazellae sp. n. (Tafel II, Fig. 47).
Fulva, glabra, capite, metasterno, prothorace macula besali,
transversa, scutello, elytris fascia basali, altera latiore mediana
apiceque, omnibus per suturam nigram conjunctis, nigris, antennis,
epipleuris pedibusque obscure sanguineis; capite vix perspicue sat
dense punctulato; antennis thoracis basin haud attingentibus; pro-
thorace transverso, punctis paucis, irregulariter acervatis, in
margine basali utrinque majoribus, seriatis; elytris latitudine sesqui
longioribus, punctis fuscescentibus, in dimidia parte anteriore
obsoletis, seriatis, fascia nigra, mediana, latitudine tertia parte
elytrorum longitudine aequante, prosterno haud punctato.
Lone. 5.5, lat. 2.5 mm.
Hab. Nova Pommerania, peninsula ‚Gazelle‘ (ex coll. v. Ben-
nigsen), unicum in Mus. Dahlem.
Diese, durch die Färbung und Bänderzeichnung leicht kennt-
liche Art ist nahe mit E. mediofasciata m. verwandt, aber beträcht-
lich kleiner und besonders durch die Thoraxskulptur ausgezeichnet.
Rötlichgelb, kahl, Kopf, Hinterbrust, eine quere Basalmakel auf
dem Halsschild, das Schildchen und durch die schwarze Naht mit-
einander verbunden, eine Basal- sowie eine breite Medianquerbinde
und der Spitzenteil schwarz. Fühler, Beine, Epipleuren und Ab-
domen, letzteres heller rotbraun, erstere die Halsschildwurzel nicht
erreichend, ihr 3. Glied 1 4, mal so lang wie das4., 6. und 7. solang
wie breit, das 8. leicht quer, Keule nicht ganz doppelt so lang wie
breit (12:7). Kopf sehr fein mäßig dicht punktiert, die Supraorbital-
linien bis zur Fühlerwurzel reichend, vor den Augen mit Punkt-
grübchen. Halsschild quer, Mittellinie: Breite = 5:8.4, an der
Wurzel am breitesten, die Seiten sehr schwach nach vorn kon-
vergierend gerundet, mit feinem, am Vorder-und Hinterende etwas
verbreiterten, daselbst jeeinGrübchen aufweisenden glatten Rand-
zaum. Neben der, selbst bei 30x Vergrößerung schwer kenntlichen,
serstreuten Halsschildpunktierung finden sich sehr vereinzelte, teil-
weise in Gruppen zu 5—6 einander etwas genäherte Punkte, sowie
beiderseits am Basalrand eine Querreihe solcher; die halbmond-
förmige, am Vorderrand etwas verschwommene dunkle Basalmakel
8. Heft
104 Dr. K. M. Heller:
reicht bis zur Halsschildmitte nach vorn und bis zum äußeren
Achtel der Halsschildwurzel nach außen. Schildchen schwarz, ver-
rundet fünfeckig, doppelt so breit wie lang. Flügeldecken an der
Wurzel so breit wie die Halsschildbasis, bis zum 2. Drittel kaum
merklich erweitert, in der hinteren Hälfte mit feinem Sutural-
streifen, im übrigen nur auf der bräunlichgelben Subapikalbinde
mit deutlichen Reihen schwärzlicher Punkte, der Vorderrand der
schwarzen Medianbinde fällt ungefähr mit der Mitte der Hinter-
brustepisternen, der Hinterrand mit dem des 2. Ventralsternites
zusammen, die schwarze Basalbinde ist etwas schmäler als die
dahinter folgende, am Vorderrande leicht zweibuchtige, am Hinter-
rand innen kurz spitz nach hinten ausgezogene gelbe Binde. Vorder-
brust kaum, Abdomen sehr fein und ziemlich dicht, Seiten der
Hinterbrust sehr zerstreut etwas deutlicher, Beine nicht punktiert.
Vordere Tangentiallinien die Vorderhüften nicht überragend,
mittlere fehlend, die hinteren angedeutet.
Episcaphula insignis sp. n. (Taf. II, Fig. 45.)
Nigro-cyanea, lineolis flavis, longitudinalibus, ornata, arcuata
una utrinque thoracali, duabus basalibus in elytris, interna, breviore
postrorsum convergente, externa, infra-humerali, longiore et una
arcuatain dimidia parte apicali, basiapiceque sutura approximata;
prothorace margine basali utrinque in medio impressione puncti-
forme, reliquo subtilissime, elytris vix punctatis; corpore subter
nigro-aeneo, tarsis subrufescentibus.
Long. 7.5, lat. 8.3. mm.
Hab. Moluccarum insula Morotai, (ex coll. Kraatz) in Mus.
Dahlem et Dresden.
Von der Gestalt der obliguesignata Crotch, schwarz stahlblau
übergossen, mit 2 gelben Längslinien auf dem Thorax und je 3 auf
den Flügeldecken, zwei kürzeren an der Wurzel und eine in der
Spitzenhälfte, geschmückt. Kopf sehr fein und dicht punktiert.
Fühler die Halsschildwurzel knapp erreichend, schwarz mit dicht
anschließend dreigliedriger, nicht ganz doppelt so langer wie breiter
Keule (15:9), das 8. Fühlerglied nicht deutlich. größer und anders
geformt wie das vorhergehende. Halsschild quer (Mittellinie zur
Breite = 2:3.5), mit spitzwinkelig vorgezogenen, innen kaum ge-
randeten Vorderecken, sehr schwach gerundeten, nach vorn kon-
vergierenden, gerandeten Seiten und jederseits ausgebuchtetem
Hinterrand der Skutellarlappen durch keinen seichten Quereindruck
abgegrenzt, aber beiderseits von ihm am Hinterrand ein Punkt-
grübchen, die gelbe, gebogene, vorn etwas breitere Längslinie be-
ginnt dicht innerhalb der Vordereckenspitze und zieht außerhalb
des Punkteindruckes nach dem Basalrand. Schildchen doppelt so
breit wie lang, verrundet fünfeckig. Flügeldecken lang eiförmig
gewölbt, 11%, mal so lang wie breit, ganz ohne Punktstreifen, noch
feiner als der Thorax, kaum wahrnehmbar fein zerstreut punktiert,
von den gelben Basallinien bilden die inneren die Fortsetzung der
U DBIRALTEER EHEN | €
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 105
Thoraxlinien, sind kaum von Y, Deckenlänge und konvergieren
nach hinten zu, die äußere beginnt unterhalb der Schulter am
Seitenrand und verläuft parallel zur inneren, die gelbe gebogene
Linie in der hinteren Deckenhälfte erreicht weder die Spitze noch
mit ihrem vorderen und hinteren Ende die Naht, sie umschließt
eine längselliptische Fläche der Decken. Unterseite schwarz, zu-
weilen etwas grünlich erzschimmernd, kaum wahrnehmbar, die
Vorderbrust deutlicher punktiert, Beine tief schwarz, Tarsen
dunkelrot. Mesosternalplatte stark quer.
Episcaphula (Cosmoscaphula®®) tamburinea sp. n.
Aterrima, sat nitida, prothorace margine laterali lineisque
tribus (submedianis subangulosis,ad marginem posticum et anticum
cum linea marginali conjunctis), elytris margine basali (medio
interrupto), fasciola mediana dentata, altera in secundo triente ut
margine laterali et linea subsuturali in ultimo triente et his con-
junctis (area oviforme includentibus), sanguineis; clipeo, (maris ?)
medio minute exciso; antennis clava latitudine 2%, part. longiore;
prothorace transverso-trapezoidali, margine basali utrinque im-
presso; scutello longitudine triplo latiore; elytris subtilissime
remoteque punctatis; tibiis, praesertim posticis, arcuatis.
Long. 8.5, lat. 4 mm.
Hab. Queensland septentrionalis, monte Tambourine, ex coll.
Hacker in Mus. Berlin-Dahlem (A. Lea’s Nr. 2120) et Dresden.
Glänzend schwarz, ein undeutlicher, zuweilen fehlender Längs-
wisch über den Augen, drei Längsstreifen auf der Halsschildscheibe,
von denen die seitlichen vor der Mitte stumpfwinkelig nach innen
geknickt und entlang des äußeren Drittels des Halsschildvorder-
und Hinterrandes mit dem gleich gefärbten Seitenrand verbunden
sind, ferner ein Schulterpunkt, ein Streifen an der inneren Hälfte
des Wurzelrandes der Decken, der sich ein Stückchen längs der
Naht fortsetzt, eine schmale, zackige Querbinde dicht vor der
Deckenmitte und eine bogige im 2. Deckendrittel, die sich auf den
Seitenrand bis zur Deckenspitze und entlang der Naht bis in die
Nähe der Spitze fortsetzt und einen spitzeiförmigen schwarzen
Spitzenteil umschreibt, blutrot. Kopf ziemlich zerstreut und fein
punktiert, Stirnseiten vor dem Auge in Form einer glatten, dem
1. Fühlerglied an Größe fast gleichkommenden Schwiele abgesetzt,
die innen von der feinen, sehr stumpfwinkeligen und bis zur Fühler-
einlenkung reichenden Supraorbitalfurche begrenzt wird. Fühler
die Halsschildwurzel knapp erreichend, schwärzlich rotbraun, die
fast dreimal so lange wie breite Keule schwarz, drittes Fühlerglied
etwas kürzer als die beiden folgenden zusammengenommen (8:10),
4.—8. an Länge wenig verschieden, birnförmig, das 8. entweder
(3?) schlanker und etwas länger als das 4., oder (2?) diesem an
Länge gleich. Halsschild quer-trapezoidal, Länge zur Breite = 3:4,
35) Wurde nachträglich wegen der stark queren Augen von Episca-
phula subgenerisch abgetrennt.
8. Heit
an
. 4
106 Dr. K. M. Heller:
ebenso zerstreut und fein wie der Kopf punktiert, die Seitengerad-
linig,nach vorn konvergierend,Vorderecken sehr schwach vorgezogen
und verrundet, am Wurzelrand beiderseits mit flachem OQuer-
eindruck, der wenigstens bei einem der beiden Stücke eine Quer-
reihe von einigen deutlicheren Punkten aufweist. Schildchen mehr
als doppelt so breit wie lang, halbelliptisch. Flügeldecken eiförmig
gewölbt, noch feiner als der Halsschild punktiert, ohne Punktreihen.
Unterseite glänzend schwarz, das Prosternum innerhalb der Pleural-
nähte, die Bauchsternite mit Ausnahme des Vorder- und Hinter-
randes deutlich, im übrigen kaum punktiert, Mittel- und Hinter-
schienen bei dem schlankeren Stück, das ich für ein & halte, ge-
krümmt, beidemanderen, dassich durch gleichgroßes 4—8. Fühler-
glied und sehr undeutlicher glatter Schwiele jederseits innerhalb
des Auges sowie durch den in der Mitte des Vorderrandes nicht
eingekerbten Clipeus auszeichnet, fast gerade. Diese und die
folgende Form sind durch deutlich quere Augen, wie sie sich
sonst bei Episcaphula nicht finden, ausgezeichnet ; ich möchte auf
dieses Merkmal durch den subgenerischen Namen Cosmoscaphula
aufmerksam machen.
Episcaphula (Cosmoscaphula) elatrata sp. n. an praecedentis var. ?
E.tamburinea simillima, sed differt colore subaenescenti-nigra,
prothorace distinctius punctato, lateribus plus rotundatis, capitis
elytrorumque signaturis testaceis, fascia antemediana cum ante-
apicali lineolis quatuor, longitudinalibus, testaceis, conjuncta.
Long. 8, lat. 3.5 mm.
Hab. Queensland septentrionales, monte Tambourine, (ex coll.
Hacker) in Mus. Berl.-Dahlem.
Die Art, falls es sich um eine solche handelt, wie ich zufolge
der abweichenden Halsschildform glaube, unterscheidet sich von
E. tamburinea durch folgende Merkmale: Körperfarbe schwarz,
mit schwachem Bronzeschimmer, Kopf viel spärlicher als der
Clipeus punktiert, dunkel gelbrot, ebenso die Seitenstücke der
Vorderbrust, die Schienen, die bei beiden Formen ganz gleich ver-
laufenden hellen Linien auf dem Halsschild, sowie die auf den
Decken, bräunlichgelb, die Querlinien auf diesen in gleichen Ab-
ständen durch vier gleichgefärbte Längslinien miteinander ver-
bunden, von denen die innere ziemlich parallel zur Naht, die äußere
auf dem Seitenrand verläuft. Clipeus bei dem vorliegenden Unicum
in der Mitte nicht ausgerandet, demzufolge ich es für ein Q zu halten
geneigt bin.
3. Arten aus der Verwandtschaft der E. hislopi Cr., subg.
Oretylus n.
*Episcaphula (Oretylus) punctatissima sp. n.
Aterrima, opaca, supra creberrime fortiterque, scutello vix,
punctato; antennis sequententis similibus; prothorace confertim,
basi partem medianam versus paulo remotius punctato, in
triente parte exteriore spatiis inter punctis subtilissime longi-
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 107
tudinaliterque rugulosis; margine laterali apice foveola oblonga;
scutello transverso-subtilissime remoteque punctato; elytris aequa-
liter crebreque punctatis, striis vix indicatis; corpore subter prae-
cedenti simillimo.
Long. 8, lat. 3 mm.
Hab. Luzon, Ilocos Norte, Dungon Plantation, legit C. S.
Banks. (Bur. of Sci. Philipp. J. Acc. No. 17301).
Matt, tief schwarz, etwas größer als der vorige, oberseits ganz
dicht und kräftig punktiert, die Decken ohne Rippen und kaum
mit Andeutung von Streifen. Fühler ähnlich wie bei folgendem, aber
etwas länger, Kopf gleichmäßiger und dichter, nach dem Vorder-
rand des Clipeus zu etwas feiner punktiert. Halsschild sehr dicht,
im mittleren Drittel etwas feiner, in den seitlichen Dritteln dichter
und mindestens ebenso grob wie der Kopf punktiert, die Zwischen-
räume zwischen den Punkten zu sehr feinen Längswurzeln zu-
sammenfließend, die Seitenrandleiste vorn und hinten nahe an
der Spitze etwas verbreitert und daselbst je mit einem elliptischen
Längsgrübchen. Schildchen dreimal so breit wie lang, undeutlich
und zerstreut punktiert. Flügeldecken so kräftig wie der Hals-
schild im äußeren Drittel punktiert, jede an der Wurzel mit drei
kurzen Längseindrücken, den Überresten- von Längsstreifen, von
denen Spuren auf den übrigen Decken nur schwer, durch etwas
gedrängtere Punktierung, zu entdecken sind. Unterseite ganz
ähnlich wie bei folgendem, nur die Epipleuren etwas kräftiger
punktiert. Erstes Glied der Hintertarsen kürzer wie bei carini-
collis, aber deutlich länger als dick, mit breitem, die Ventralsternite
vorn und hinten mit schmalem glatten Rand. Beine fein zerstreut
punktiert, die Schienen in der Spitzenhälfte kaum wahrnehmbar
gelblich behaart. Prosternum (zwischen den Vorderhüften) länger
als breit, trapezoidal, flach, nach vorn zu in eine sehr undeutliche
glatte Mittelleiste übergehend, sein Hinterrand sehr leicht stumpf-
winkelig geknickt. Coxallinien die Hüfthöble tangierend und stark
nach hinten divergent, bis über die Hälfte der Sternitlänge nach
hinten reichend.
Wahrscheinlich. gehört neben opaca Cr. die mir in Natur un-
bekannte Efiscaphula hislopi Crotch (= scabra Gorh.) ebenfalls
in diese Untergattung und möglicherweise ist dunctatissimus m.
diese Art, die Gorham einmal ‚‚a singular‘‘, das andere Mal ‚‚a very
curious species‘ nennt. Die mir vorliegenden zwei Stücke zeigen
aber nicht ‚‚the whole upper surface evenly and densly punctate‘“,
sondern das mittlere Drittel des Thorax wesentlich feiner punktiert,
die Halsschildhinterecken nicht ‚‚acute‘‘, sondern höchstens recht-
winkelig und so wie die Vorderecken mit einem Längsgrübchen
auf dem Randsaum und die Augen grob fazettirt, nicht ‚‚moderately
granulate,‘‘ was Gorham sicher erwähnt hätte.
*Episcaphula (Oretylus) carinieollis sp. n. (Taf. I, Fig. 36).
Aterrima, prothorace linea mediana levi, subelevata, reliquo
inaequäliter, in triente parte mediano subtilius utrinque fortius
8. Heft
108 Dr. K. M. Heller:
punctato, elytris subcostulatis, inter costulis seriato-, spatiis sub-
costulatis subtiliter remoteque punctatis; corpore subter sat dense,
lineam medianam versus subtilius punctato; prosterno extra coxas
area trapezoidali (extrinsecus latiore) usque ad marginem posticum
extensa, levi.
Long. 7.5, lat. 3 mm.
Hab. Luzon, legit Dr. A. Schadenberg, 1890 (Mus.
Dresden, No. 6292).
Tief schwarz, kaum merklich erzschimmernd übergossen, ober-
seits kahl, etwas glänzend. Fühler den Basalrand des Halsschildes
bei weitem nicht erreichend, ihr drittes Glied länger als das zweite
und vierte, die dreigliedrige Keule doppelt so lang wie breit, ihr
zweites Glied am Vorderrand konkav, daher halbmondförmig.
Kopf genau wie bei Efiscaphula, nur dichter und viel kräftiger,
nach dem Scheitel zu etwas spärlicher punktiert. Halsschild quer,
in der Form dem von EPiscaphula gleichend, aber viel flacher, der
Seitenrand deutlicher erhaben gerandet, beiderseits im äußeren
Drittel mäßig dicht und grob, im mittleren Drittel dichter und feiner
punktiert mit glatter, im vorderen Viertel erloschener, in der Mitte
etwas verbreiteter schwieliger Mittellinie. Schildchen stark quer
mit gerundetem Hinterrande. Flügeldeckenspatien von 3 ab
schwach rippenartig, die Naht und das 1. und 2. Spatium kaum
erhöht und alle fein und zerstreut, die Streifen gröber und etwas
unregelmäßig gereiht punktiert, der Nahtstreifen an der Wurzel
leicht vertieft. Unterseite ziemlich dicht, nach der Mittellinie zu
feiner punktiert, jeder Punkt mit sehr feinen kurzen Härchen.
Seiten des Prosternums zwischen den Vorderhüften und dem Seiten-
rand mit trapezförmiger, nach außen zu verbreiteter glatten Fläche,
ebenso der Seitenrand des Metasternums in der vorderen.
5. Artenaus der Verwandtschaft vonnigropygialis Kuhnt,
subg. Lanugodacne.
*Episcaphula manilae sp. n.
E. singalensi Csiki simillima, pubescens, paulo nitidior, pro-
thorace minus transverso, lateribus perfecte rectis, antrorsum con-
vergentibus, disco partius ac subtilius quam elytris punctato, lobo
scutellari fere glabro, basi utrinque submarginato; scutello trans-
verso-cordato, longitudine duplo latiore; elytris quam thoracis
triente enteriore multo subtilius punctato, fascia basali ut in
singalensi in dimidia parte interiore dimidio angustiore, in dimidia
parte exteriore antice subbidentato, altera subapicali longitudine |
sesqui latiore, intus recte truncata, sanguineis; lineis tangentialibus
posticis tenuibus, sat longis, divergentibus.
Long. 7.5, lat. 3.5 mm.
Hab. Luzon: Manila, leg. A. Bonnefois (ex coll. Kraatz) in
Mus. Berlin-Dahlem et Dresden.
Die Art ähnelt sowohl in Größe als auch den Deckenbinden
nach sehr der von mir für singalensis Csiki gehaltenen Art, außer-
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 109
dem ist sie der difficitis Gorh. und senegalensis Cast. (= interrupta
Lac.) infolge der feinen Pubeszenz und dichten Punktierung der
Decken ähnlich, von ersterer unterscheidet sie sich durch das
Fehlen jeglicher Deckenstreifen und durch andere Form der Decken-
binden, von letzterer ebenfalls durch andere Binden sowie durch
ander Thorax- und Schildchenform und gestrecktere glänzendere
Flügeldecken. Sie ist tief schwarz, nur die Seiten des zweiten
Ventralsternites und die 3 letzten Ventralsternite sind dunkel
blutrot, zwei Binden auf jeder Decke rostkastanienbraun. Fühler
kurz, die Halsschildmitte wenig nach hinten überragend, ihr
3. Glied ist so lang wie die beiden folgenden zusammen, die Keule
kompakt, etwas mehr als 115 mal so lang wie breit (6.5:4), ihr
zweites Glied mehr als doppelt so breit wie in der Mittellinie lang.
Halsschild deutlich an den etwas spitzwinkligen Hinterecken am
breitesten, daselbst breiter als die Mittellinie lang ist (1:0.7), die
Seiten geradlinig und stark nach vorn konvergierend, im Scheiben-
drittel fein und zerstreut, in den seitlichen Dritteln wie bei sene-
galensis viel gröber und dichter punktiert. Schildchen quer,
doppelt so breit wie lang, einen Kreisabschnitt darstellend. Flügel-
decken gestreckter und weniger gewölbt wie bei senegalensis, fast
eben so dicht, aber etwas feiner punktiert wie bei dieser, von den
rostkastanienroten Binden ist die vordere in der äußeren Hälfte
doppelt so breit wie in der inneren, reicht vom Seitenrand nahe
bis zur Naht und im äußeren Teil nahe bis zur Deckenwurzel, ihr
Vorder- und Hinterrand ist zackig, und zwar ist sie auf dem 2.,
4. und 6. Spatium sowohl am Vorder- wie am Hinterrande etwas
ausgezogen. Die Streifen sind nur auf demroten Grund der Binden
durch graue Punktreihen, sonst nicht kenntlich. Die hintere Quer-
binde ist so breit wie der hinter ihr liegende schwarze Spitzenteil
lang ist, sie reicht vom Nahtstreifen bis zum Seitenrand, ihr Hinter-
rand läuft gerade schräg nach hinten und außen, und ihr Vorder-
rand ist in der inneren Hälfte leicht konvex. Vorderbrust dicht
und kräftig punktiert.
Die Kenntnis dieser Art verdanke ich dem Entgegenkommen
des Herrn Kustos Sigm. Schenkling, Berlin-Dahlem.
Episcaphula pubescens sp. n. (= singalensis Csiki?).
Nigra, pubescens, elytris subsimiliter utin E. senegalensi Cast.
maculis rufis ornatis, abdomine lateribus rufis; antennis thoracis
basin vix attingentibus, articulo tertio quarto, clava latitudine,
duplo longioribus; prothorace, ut capite, sat dense, latera versus
rude creberrimeque punctato, angulis anticis parum productis;
‚ scutello longitudine fere duplo latiore; elytris sat dense punctatis,
vix perspicue striatis, macula basali (ut inE. guadrimacula) margine
interno in dimidia parte antica subrectangulariter exciso, sed
margine antico solum in spatio quarto basin fere tangente, ad
humerum parum producto, margine laterali posticoque circulariter
ceurvatis; macula subapicali rotundata, subquadrata; prosterno
8. Heft
110. Dr. K. M. Heller:
fortiter crebreque, corpore reliquo subter subtilius punctato;
sternito abdominali primo lineis coxalibus divergentibus, longis.
Long. 6.5—7.5, lat. 3—3.4 mm.
Hab. India meridionalis, Madura: Shembaganur (a H. Rolle
comparata ex coll. Kraatz) in Mus. Ber.-Dahlem,
Die Art sieht infolge der pubeszenten Oberfläche und zufolge
der Form der Makeln, die rostkastanienbraun sind, der Efiscapha
senegalensis Cast. ähnlich und ist nahe mit manilae m. verwandt.
Die schwarzbraunen Fühler erreichen kaum die Halsschildwurzel,
ihr drittes Glied ist doppelt so lang wie das vierte, die doppelt so
lange wie breite Keule ist schwarz, ihr letztes Glied am Rande
dunkelrot. Kopf grob und ziemlich dicht punktiert, Supraorbital-
linie fein, nach außen zu eine sehr feine Leiste bildend. Halsschild
mehr als 1%4 mal so breit wie in der Mittellinie lang (55:30), ziem-
lich dicht im mittleren Drittel aber feiner, in den äußeren Dritteln
viel gröber wie der Kopf punktiert, die Seiten über die Basalhälfte
hinaus nahezu parallel, dann wenig konvergierend, die Vorderecken
wenig vorgezogen, schwach stumpfwinkelig und etwas verrundet,
Randsaum fein und scharfkantig,nur an denHinterecken verbreitert
mit Punktgrübchen. Schildchen fast doppelt so breit wie lang
(8:15), verrundet fünfeckig. Flügeldecken so wie der mittlere Teil
des Halsschildes punktiert, mit sehr schwachen Andeutungen von
Furchen, die aber nicht gereiht punktiert sind, die vordere, bis in
die Gegend des 1. Deckenstreifens nach innen reichende Makel ist
in der vorderen Hälfte des Innenrandes rechtwinkelig ausgerandet,
die hintere Hälfte des Innenrandes bildet mit dem Hinter- und
Außenrand eine mehr oder weniger halbkreisförm'ge Kurve, wäh-
rend die äußere Hälfte in der Gegend, die dem 4. Spatium ent-
sprechen würde, bis dicht zum Basalrand der Decken reicht und
an der Wurzel des 5. Spatium derartig ausgerandet ist, daß inner-
halb der Schulter eine kleine, entlang des Vorderrandes mit der
querrechteckigen Skutellarmakel zusammenhängende Punktmakel
gebildet wird. Spitzenmakel verrundet viereckig bis kreisförmig,
ihr Durchmesser deutlich länger als der schwarze Spitzenteil der
Decken. Die ganzen Seiten der Vorderbrust dicht und ziemlich
kräftig, der mittlere Teilin der Breite des Hüftenabstandes kaum,
die Seiten der Hinterbrust und das ganze Abdomen ‚bei dem erstere
außerdem dunkelrot sind, ebenfalls dicht aber feiner als die Vorder-
brust punktiert und fein gelblich behaart. Hinterschenkel das
2. Abdominalsternit kaum überragend, erstes Ventralsternit mit
schräg nach außen bis zum 2. Drittel seiner Länge reichender
Schenkellinie. Die Länge der Hintertarsen verhält sich zu der der
Schienen wie 4:5.
Möglicherweise fällt diese Art mit singalensis Csiki zusammen,
doch wird in deren kurzer Beschreibung gesagt, daß sie in die
Verwandtschaft (der glänzenden nicht behaarten) E. andamensis
Gorh. gehört.
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 111
Zur Gewinnung eines schnellen Überblickes über die indo-
australischen EPiscaphula-Arten diene folgendeZusammenstellung,
in der mir, nur nach der Beschreibung bekannte Arten einge-
klammert erscheinen.
A’ Halsschild einfarbig schwarz, nur ausnahmsweise wie bei
vagebunctata jederseits mit undeutlicher, dunkelroter Längs-
makel,
B’ Halsschild, Flügeldecken und Mesosternum grob und dicht
punktiert: (hislopi Cr.) carinicollis sp.n., punctatissima sp.n.,
opaca Cr. (subg. Oretylus).
B Halsschild und Flügeldecken nicht grob punktiert.
C’ Oberseite kahl.
D Flügeldecken mit gelben Makeln, die mehr oder weniger rund
sind.
E’ Vorderbrust ohne Mittelkiel: crucrata Lac., Philippinarum Lac.
(droxima Cr.), humeralis sp. n. chalybacicollis sp. n. (quadrı
maculata Montr. quadripustulata Montr.), rubrifrons sp. n.,
arcana sp. n., munda sp. n., gracilis sp. n. (tetrasticta Gorh.
vielleicht Thallis sp. bei subviolacea sp. n.).
E Vorderbrust mit Mittelkiel: Zevipennis Kuhnt (argus Cr.,
quadrisignata Cr.).
D Flügeldecken mit rotgelben, oder gelben Querbinden, die mehr
oder weniger bandartig, oder zackig sein können, im letzteren
Fall entsendet die Subbasalbinde häufig einen mindestens so
langen wie breiten Ast nach der Deckenwurzel.
F’ Vorderbrust nicht gekielt.
G’ Binden nicht zackig: (amboinensis Cr., insularis Cr.), oblique-
signataCr., aruensis Gorh., novae-guineaesp.n., vagepunctatasp.n.
G Binden zackig: uniramosa sp. n., abbreviala Web., abbreviatula
sp.n., elongata Gu£r.,tonkinensissp.n., fratriasubsp.n., duvivieri
exigua sp. n., biimpressicollis sp. n. (lepida Cr.), (sublevis Cr.,
Flgld. glatt, Prosternum leicht zusammengedrückt).
F Vorderbrust gekielt: (corallipes Gorh.), (subparallela Cr., denti-
culata Cr.), stresemanni sp. n.
C Oberseite pubeszent: (? singalensis Csiki), (andamanensis und
difficilis Gorh.), manilae'sp. n., pubescens sp. n.
A’ Halsschild zum Teil, oder wenigstens entlang des Vorderrandes,
selten ganz wie bei thoracica Cr., gelb oder gelbrot: tripoecila
sp.n. (bifasciata Macleay), arfakiana sp. n., brevicornis Blackb.,
coviaia sp. n. (xanthosticta Cr.), pietipennis Cr., nigro-rufa Cr.,
gazellae sp. n., mediofasciata sp. n., australis Boisd., reichei
Fauv., austrocaledonia Fauv., duplopunctata (guttatipennis
Blackb.), farallela Montr., rudepunctata Cr.
A Halsschild mit gelben oder roten schmalen Längsstreifen, Vorder-
rand nicht rot oder gelb: insignis sp. n., famburinea sp. n.
clatrata sp. n.
Die unter Eficsaphula im Coleopterror. Cat. aufgeführte
Triplax angustata Montr. von Woodlark, vermochte ich weder in
8. Heft
112 F Dr. K. M. Heller:
der Aufzählung unterzubringen, noch zu deuten, die Beschreibung
von Episcaphiula foveicollis Blackb., aus Australien, nicht einzu-
sehen, sie fehlen daher in ersterer.
Mierosternus tricolor Gorh. (Taf. I, Fig. 16, Taf. II, Fig. 46).
Japan, Ins. Kiuschin: Yuyama (Prov. Higo\. — Diese Art
liegt mir aus Phuc-Son in Anam (coll. W. Müller, Jena) und aus
Tonkin vom Mauson-Gebirge, IV—V in einer Höhe von 2—3000 m
von H. Fruhstorfer gesammelt, aus dem Mus. in Dresden und
Dahlem vor; ich hielt sie anfänglich für neu und habe sie wie folgt
beschrieben:
Rotbraun, die Flügeldecken, mit Ausnahme der vorderen
Hälfte der Naht und des1. Spatiums, so wie eines schmalen Seiten-
randsaumes, die rotbraun sind, gelb, mit einer fast kreisrunden,
ziemlich großen, schwarzen Humeralmakel und zwei breiten,
schwarzen Querbinden, von denen eine ungefähr in der Decken-
mitte gelegen und jederseits auf der Deckenscheibe etwas ein-
geengt, die andere das 4. Fünftel der Deckenlänge einnehmende
ziemlich quer rechteckig ist, beide reichen weder bis zur Naht noch
"bis an den Seitenrand. Fühler knapp die Halsschildwurzel er-
reichend, ihr drittes Glied nicht ganz so lang wie die beiden folgen-
den zusammen (5:7), 4.—7. untereinander gleich groß, ungefähr
so lang wie breit, das 8. kürzer wie das 7. etwas breiter als lang,
die Keule schwarz, nicht ganz doppelt so lang wie breit (1.8:1),
ziemlich locker gegliedert, ihr drittes Glied quer elliptisch. Kopf
etwas zerstreut, aber deutlich punktiert, Supraorbitalfurche fein,
die Augen mit ihrer nach innen gebogenen Spitze nur sehr wenig
überragend. Halsschild 1 %4 mal so breit wie in der Mittellinie lang,
die Seiten fast gerade und leicht nach vorn konvergierend mit
feinem Saum, der leicht konvexe Vorderrand beiderseits hinter
den Augen schwach ausgerandet, die Vorderecken etwas vor-
gezogen, die Hinterecken ungefähr rechtwinkelig. Halsscheild-
punktierung wenig gröber als die des Kopfes und unregelmäßig
verteilt, eine quer elliptische, den Skutellarlappen einnehmende
und vorn von gröberen Punkten begrenzte Fläche glatt. Schildchen
fast halbkreisförmig, nicht ganz 1%, mal so breit wie lang, glatt.
Flügeldecken nicht ganz doppelt so lang wie breit (11:6.4), mit dem
Halsschild eine gleichmäßige Wölbung bildend, mit 8 feinen Punkt-
reihen, deren Punkte in der hinteren Deckenhälfte auf grauen
Tüpfeln stehen, und sehr entfernt und undeutlich gereiht-punk-
tierten Spatien, die leicht quer-runde Humeralmakel liegt zwischen
der 4. und 7., die schwarze Mittelbinde zwischen der 2. und 8., die
Subapikalbinde zwischen der 1. und 8. Punktreihe. Seiten der
Vorderbrust sehr dicht und grob, die Mittelbrust in der Mitte sehr
fein zerstreut, nach den Seiten zu gröber, das Abdomen, mit Aus-
3) Gorham beschreibt in den Ann. Soc. Ent. Beleg. XXXIX, 1895,
P: ‚324, eine Dacne ? cribricollis aus Indien, die auf ihre mögliche Zugehörig-
keit zu Microsternus noch nachzuprüfen ist.
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 119
nahme des Vorder- und Hinterrandes der Sternite ziemlich kräftig
und dicht punktiert, mittlere Tangentiallinien sehr kurz, die
hinteren fehlend. Hinterschenkel den Hinterrand des 3. Ventral-
sternites knapp erreichend.
Mierosternus puneticollis sp. n.
Niger, elytris fasciis ferrugineis fere ut in Episcaphula
abbreviata ornatis; capite fortiter crebreque, fronte in medio haud
punctatis; antennis thoracis basin vix attingentibus, articulo tertio
quarto paulo longiore; prothorace transverso, sat rude umbilicato-
punctato; elytris seriato-, spatiis remote, sed distincte subseriato-
punctatis, fascia subbasali usque ad striam primam extensa,
antrorsum ramum, ad basin a stria secunda usque ad quintam
dilatata, exmittente, margine postico inter striam primam et
secundam, tertiam et quartam, quintam et sextam longe laciniato,
fascia subapicali fortiter arcuata, suturam fere attingente, inter
striam primam et scundam et tertiam et quartam antrorsum laci-
niata ;prosterno elongato-trigono, deplanato, glabro, circum elevato-
marginato, reliquo, ut corpore reliquo, distincte punctatis.
Long. 6, lat. 2.5 mm.
Hab. Annam: Phuc Son, (ex coll. W. Müller-Jena,) in Mus.
Dresden.
Trotz der großen Ähnlichkeit dieser neuen Art mit den E#isca-
bhula-Arten vom Aussehen der duvivieri Gorh., entfernt sie sich
doch sehr beträchtlich durch die Bildung der Vorderbrust von
ihnen, während bei der Betrachtung der Oberseite der stark punk-
tierte Halsschild das auffallendste Merkmal ist. Gestalt und Größe
wie die der kleineren philippinensis oder duvivieri, Oberseite tief
schwarz, jederseits mit zwei rotgelben Deckenquerbinden, Unter-
seite dunkel rotbraun bis schwärzlich. Fühler schwarzbraun, die
Halsschildhinterecken knapp erreichend, das 3. Fühlerglied etwas
länger als das vierte (8:5), das 8. und 9. von einander wenig ver-
schieden, die kompakte Keule doppelt so breit wielang. Kopf grob
punktiert, die Mitte der Stirn unpunktiert. Halsschild quer (Mittel-
linie zur Breite = 1:3) kräftig und ziemlich dicht, der Vorderrand
und Skutellarlappen ausgenommen, genabelt punktiert, die Seiten
deutlich an den Vorderecken breiter gerandet, in den basalen zwei
Dritteln ziemlich parallel, die Vorderecken mäßig vorgezogen und
spitzwinkelig. Schildchen fast halbkreisförmig.
Mierosternus queenslandieus sp. n. (Taf. I, Fig. 38).
Ellipticus, glaber, niger, antennis, prothoracis medium
vix superantibus,clava nigra excepta,ut abdomine, tibiis ad basin
tarsisque obscure sanguineis, elytris plaga basali fasciaque lata,
anteapicali, ferrugineis; capite sat crebre fortiterque, prothorace,
transverso, remotius, basin versus fortius et hic subumilicato-
punctatis, area transversa, ad lobum scutellarum, haud punctata;
scutello transverso, fere semicirculari; -elytris fere usque ad
apicem seriato-punctulatis, stria suturali in quarta parte apicali
Archiv für Naturgeschichte .
1918. A, 8 8 8. Heit
114 Dr. K. M. Heller:
sulcata, stria 6.—8. basi abbreviatis, macula basali transversa,
intus stria secunda determinata, inter striam secundam et quintam
fere usque ad basin extensa, maculam humeralem nigram cingente,
fascia subapicali extus striam octavam vix superante, latitudine
parte apicali, nigra, aequante, margine antico subarcuato, postico
obtusangulato.
Long. 4.1, lat. 2 mm. |
Hab. Queensland boreali (coll. Kraatz) Unicum in Mus.
Dahlem.
Elliptisch, verhältnismäßig hoch gewölbt, glatt, schwarz, die
Fühler, mit Ausnahme der schwarzen Keule, der Hinterleib und
mehr oder weniger die Wurzel der Schienen und die Tarsen dunkel
rotbraun, die Flügeldecken jederseits mit einer großen queren
Basalmakel und einer gemeinsamen, den Seitenrand nicht erreichen-
den, vorn konvexen, Schwach gebogenen Querbinde vor der Spitze.
Fühler die Halsschildmitte wenig überragend, ihr 3. Glied so lang
wie die zwei folgenden zusammen, die folgenden kaum länger als
breit, das 7. und 8. leicht quer, die Keule 1 1, mal so lang wie breit,
alle ihre Glieder quer. Kopf ziemlich dicht und grob, das quere
Halsschild spärlicher, vorn fein, nach hinten und nach den Seiten
zu gröber punktiert, eine quer-elliptische, den ganzen Skutellar-
lappen einnehmende Fläche ganz glatt, vorn von den daselbst
halbkreisförmig umringten Nabelpunkten begrenzt, der abgesetzte
Seitenrand mäßig breit, von oben nur teilweise sichtbar, mit einer
Reihe kleiner entfernter Punkte, an der stumpfen Hinterecke mit
einem gröberen Punkt, an den schwach vorgezogenen Vorderecken
etwas verbreitert. Schildchen ziemlich halbkreisförmig. Flügel-
decken 1%3 mal so lang wie breit, im 1. Sechstel der Länge sehr
wenig breiter als an der Wurzel, mit 8 Punktreihen, von welchen
die äußeren zwei etwas undeutlich sind, Spatien sehr vereinzelt
punktiert, das, zwischen dem 2. und 3. an der Wurzel leicht kon-
vergierenden Streifen, breiter als die es einschließenden, 4. und
5. Streifen an der Wurzel etwas nach innen gebogen, der 6. nach
der Wurzel zu beinahe erloschen. Vordere Deckenmakel innen bis
zum 2. Streifen reichend und daselbst verrundet, ihr Vorderrand
in der äußeren Hälfte ausgerandet und eine leicht quere, halb-
elliptische, schwarze Schultermakel freilassend, ihr Hinterrand
ziemlich gerade und rechtwinkelig zur Naht verlaufend, die gleich-
gefärbte Querbinde vor der Spitze, so breit wie der dahinter-
liegende Spitzenrand, ihr Vorderrand leicht konvex, der Hinter-
rand beiderseits zur Naht etwasstumpfwinkelig. Hinterleib dunkel-
rot, ziemlich dicht und kräftig punktiert. Hinterbrust mit deut-
lichen Tangentiallinien, hintere Tangentiallinien fehlend.
Macrodaene luteoguttata Cr. ($, 2).
Picea,elytris plagis subrotundatis flavis, quatuor, Micrencaustes
dohrni Gorh. subsimiliter, ornatis; antennis thoracis basin longe
haud attingentibus, articulo tertio duobus sequentibus unitis aequi-
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 115
longo, clava compacta, latitudine 1%, parte longiore; prothorace
feminae plus quam in mare longitudine mediana latiore ($ 5:6.3,
2 4:6), lateribus subparallelis, angulis anticis acute productis,
ubique remote subtilissimeque, basi utrinque in medio subimpresso
ac rude punctato; scutello longitudine triplo latiore; elytris lati-
tudine duplo longioribus, subtilissime, in parte apicali haud,
seriato-punctatis, macula anteriore, subtransversa, a spatii secundi
dimidio macula posteriore a stria secunda fere usque ad marginem
lateralem extensis, illa, a basi et sutura aequidistante; prosterno
marisubique crebre subtiliterque, in femina haud punctato, longi-
tudinaliter vix carinulato, margine antico nodulo mediano
indistincto, metasterno via abdomine sat crebre punctatis, maris
sternitis 1.4. ad marginem posticum fasciculo mediano, trans-
verso, fulvo; tibiis omnibus in utroque sexu curvatis.
Long. 16, lat. 6 mm.
Hab. ‚Malayana‘ ex coll. Kraatz in Mus. Berlin-Dahlem
(sub Episcaphula Dohrni Gorh. P. Kuhnt det.) et Dresden.
Durch das Entgegenkommen des Herrn Rektors G. Schroeder
in Stettin war es mir möglich, Gorhams Typus von Episcaphula
dohrni zu untersuchen, der sich als ein Micrencaustes erwies !?”).
Es ist eine merkwürdige Tatsache, daß es eine andere, diesem sehr
ähnliche, nämlich die vorliegende Art gibt, die in die Gattung
Episcaphula gestellt werden muß, und die Kuhnt auch deshalb für
die dohrni Gorh. angesprochen hat (Deutsche Ent. Zeitschr. 1910,
p. 222 und Coleopterorum Catalogus pars 34, 1911, p. 78). Außer
den sich aus der Gattungsverschiedenheit ergebenden Unter-
schiede der Mundteile und der Vorderbrustbildung unterscheidet
sich die in Rede stehende neue Art auf dem erstenBlick durch die
strohgelben, statt rostroten Deckenmakeln, von welchen die vordere
weit ab von der Deckenwurzel nach hinten gerückt ist, so daß sie
von der Naht und der Deckenwurzel gleich weit entfernt ist, dazu
kommen noch folgende charakteristischen Merkmale. Fühler die
Halsschildwurzel nicht erreichend, ihre Keule kompakt 11, mal
so lang wie breit, erstes Keulenglied fast doppelt so breit wie lang
(1.8:1). Halsschild in den hinteren 2 Dritteln mit nahezu parallelen
Seiten, die Vorderecken über den geraden (bei M. dohrni beiderseits
leicht gebuchteten) Halsschildvorderrand spitzwinkelig vorgezogen,
der abgesetzte Seitenrand nach der Spitze der Vorder- und Hinter-
ecken zu verbreitert, letztere mit eingestochenem Punkt, beider-
seitsim 1. Drittel, an der Wurzel mit einem dreieckigen Schwarm
größerer, nach vorn zu kleiner werdenden Punkten. Schildchen
11, mal so breit wie lang, fünfeckig. Flügeldecken mit 8im Spitzen-
teil erloschenen feinen Punktreihen und einer nur auf den gelben
Makeln sichtbaren 9.Reihe, Spatien äußerst fein zerstreut punktiert.
Vorderbrust mit feiner Linie am Vorderrand, in der Mitte mit
„, ?”) Dieses unerklärliche Versehen des Autors ist vielleicht infolge der
Ähnlichkeit der Art mit Episcaphula glabra entstanden.
g* 8, Heft
116 Dr. K. M. Heller:
undeutlichem Höckerchen beim Männchen, die vor den Vorder-
hüften gelegene Hälfte ziemlich dicht und fein punktiert, beim
Weibchen nahezu ganz glatt, hier und da mit einigen Schrägrunzeln.
Hinterleib, die breiten Vorder- und Hinterränder und glatte
Flächen nahe dem Seitenrande der Sternite ausgenommen ziemlich
dicht punktiert. Mittelhüften mit Tangentiallinie, deren Länge der
Spitzenbreite des Trochanters gleichkommt. Erstes bis viertes
Ventralsternit des Männchens hinter der Mitte mit einem queren
Büschel gelber Borsten. Alle Schienen in beiden Geschlechtern
stark geborgen.
Maerodaene fraudulenta sp. n. &? (Taf. II. Fig. 50).
Macrodacne luteogutitata Cr. valde affinis, sed prothorace
angulis anticis acutioribus, fere spinoso-productis, posticis basi
puncto impresso; scutello minus transverso; elytris utrinque plagis
luteis, quator, anteriore, oblonga, fere marginem basalem, intus
evidenter striam secundam tangente; posteriore circulari, diametro
suo ab anteriore distante; prosterno in dimidia parte anteriore
crebre punctato, carinula mediana antice rectangulariter declivi;
tibiis anticis paulo, intermediis posticisque vix curvatis, his in
primo triente margine interiore subanguloso-dilatatis.
Long. 15.5, lat. 6 mm.
Hab. Malakka, Perak: Kuala Kangsa, legit A. Grubauer, in
Mus. Monachii.
Durch die den Vorderrand nahezu tangierenden vorderen
Deckenmakeln erinnert diese Art, noch mehr als M. luteoguitata Cr.,
bei flüchtiger Betrachtung an Micrencaustes dohrni (Gorh.), wenn-
gleich das vordere dem hinteren Makelpaar näher gerückt und nur
um den Durchmesser einer Hintermakel von einander entfernt ist.
Tief schwarz, die Makeln etwas gesättigter gelb wie bei luteoguttata.
Drittes Fühlerglied nur 1%, mal so lang wie das 4. (bei Iuteoguttata
so lang wie 4. und 5. zusammen), 4.—6. Glied nur sehr wenig länger
als dick. Halsschild quer, sehr fein ziemlich dicht punktiert,
beiderseits der Scheibe mit 6—8 vereinzelten größeren Pünktchen,
beiderseits an der Basis mit einem dreieckigen Schwarm grober
Punkte, Seitenrandwulst an den sehr spitz und lang vorgezogenen
Vorderecken am breitesten an den Hinterecken am schmalsten
und daselbst ohne eingestochenen Punkt. Schildchen halbmond-
förmig, ungefähr doppelt so breit wie lang. Flügeldecken nur mit 6
im Spitzendrittel ganz erloschenen und auf den gelben Makeln
noch mit einem 7. und 8. Punktstreifen. Spatien nicht punktiert.
Die vordere Makel bis auf Haarbreite dem Wurzel- und Seitenrand
der Decken genähert, innen den 2. Streifen tangierend, so lang wie
breit, die Schulterbeule in knapp Schenkelbreite freilassend.
Vorderbrust sehr dicht und fein punktiert mit vorn rechtwinkelig
abfallendem Mittelkiel. Vorderschienen schwach, die mittleren
und hinterenkaum gebogen, diese im ersten Drittelam Innenrande
mit stumpfwinkeliger Verdickung.
117
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region
Tafel I.
a
2,
Re
Dr. K. M. Heller
118
Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden der indo-australischen Region 119
Tafel I.
Fig. 24—30 von B. Geisler, die übrigen vom Verfasser gezeichnet.
Fig. 1. Libatomorpha (g. n.) serrulatipes sp. n. Fühler
»» 2. Neotritoma (g. n.) monticola sp. n. u
„» 3. Rhopalotritoma (g. n.) amabilis sp. n. 3
„ 4. Neotritoma diaperina Gorh. Ar
„» 5. Episcaphula (g. n.) gracilis sp. n. 5
» 6. Tritoma endomychus sp. n. ar
» 7. Tritoma apicalıs sp. n. „
» 8. Cyrtomorphoides (g. n.) albicornis sp. n. ,„,
» 9. Spondotriplax quadrimaculatus Kirsch nr
»» 10. Microsternus queenlandicus sp. n. H
„ 11. Trilomophasma sumatrensis sp. n. Mundteile
„ 12. Ogcotriplax (subg. n.) Pseuda sp. n. &
„ 13. Episcaphula philippinarum Lac. %
„„ 14. Episcaphula munda sp. n.
„ 15. Tritoma endomychus sp. n. Vorderbrust
» 16. Microsternus tricolor Gorh. a
„ 17. Triplax punctipectus sp. n. Hr
„ 18. Camötotritoma (g. n.) fulva sp. n.
„ 19. Tritomophasma (g. n.) sumatrensis sp. n. Unterseite
20: 4 ER » .„, Fühler
„ 21. Episcaphula biimpressicollis sp. n. >
„» 22. Episcaphula macrocera sp. n.
„» 23. Tritomidea translucida Motsch
„ 24. Episcapha quadrimacula Wiedem. Deckenzeichnung
2.2.29: En confüsa sp. n. *
20. 5 latiuscula sp. n. x
At, r amunlaia sp. n. N
88: A maculifrons Sp. n. Ar
209. e septentrionis SP. n. =
2, 80. s leviuscula sp. n. .,
rt: er hypocrita sp. n. Fühlerkeule
Be ke sumatrana subsp. n. ei
2.88. se glabra Wiedem. r
RR biimpressicollis sp. n. un
2 80. Episcaphula gracilis sp. n.
‚„ 36. Oretylus carinicollis sp. n.
» 37. Thallis humeralis sp. n.
» 38. Microsternus queenslandicus sp. n.
Tafel II.
Fig. 43, 45, 49—54 von B., Geisler, die übrigen vom Verfasser gezeichnet.
Fig. 39. Rhopalotritoma (g. n.) amabilis sp. n.
„ 40. Tritoma bivinculata sp. n.
„ 41. Tritoma latifascia sp. n.
„ 42. Titorma (g. n.) coccinella sp. n.
„» 43. Tritoma endomychus sp. n.
S. Heft
120 Dr. K. M. Heller: Beitrag zur Kenntnis der Erotyliden usw.
. Tritoma XII-punctata sp. n.
5. Episcaphula insignis sp..n.
. Microsternus tricolor Gorh.
. Episcaphula gazellae sp. n.
. Libatomorpha (g. n.) serrulatipes sp. n., darunter linkes
Mittelbein.
. Episcaphula mediofasciata sp. n.
. Macrodacue fraudulenta sp. n.
. Episcapha mausonica sp. n.
. Episcapha opaca sp. n.
. Coptengis clipealis sp. n.
. Coptengis gracilior sp. n.
Aufzählung der in dieser Arbeit beschriebenen neuen
Gattungen, Untergattungen, Arten, Unterarten und
abbreviatula sp.
aenea Sp.
albicornis sp. | 31
amabilis SP. . 41
amunlaia Sp. 71
anamensissp. . 6
anthracina sp... 11
apicalis sp. . . 42
arcana Sp. 88
arfakiana Sp. 101
astrolabicus SP. b)
batjana subsp. 16
biimpressicollissp. 88
bivinculata sp. 40
borneonensis sp. 21
Camptotritoma g. 28
carinicollis sp. . 107
celebesica sp. 66
chalybaea Sp. 24
chalybaeicollis sp. 94
chrysomelinus sp. 7
clatrata sp. . . 106
chipeals sp. . 64
coccinella Sp. 33
confluens var. 36
confusa Sp. 69
Cosmoscaphula
subg. . 105
coviaia SP. 100
cruenlalta Sp. 13
cyclops SP. 14
Abän UIEER
Cyrtomorphoides g. 27
dajaca Sp. ANaR
djampeanus SP. 4
duodecimpunctata
SDr Ba 34
endomychus sp. 35
estriata Sp. . - 73
episcaphoides sp. 16
exigua SP. . 85
femoralis sp. n. ? 7
fratria sp. 83
fraudulenta sp. ro
fulva sp. 46
gazellae sp. 105
gracilior SP. 65
gracilis sp.
hubenthali sp. 46
humeralis sp. 95
hypocrita sp. . . 77
insignis SP. 104
intermixta sp. . 76
Isoscaphula subg. 57
kraepelini sp. 20
lagunae sp. 37
latifascia Sp. 39
latiusculasp. . 69
leviuscula var.. 67
leviuscula sp. 78
Libycodacne g. 57
Iuteoguttata sp. MR 14
Lybatomorpha £. 28
Seite
Macrodacne g. . 57
manilae SP. 108
macrocera SP. 70
macuhfrons sp. 72
mausonica SP. 80
mediofasciatasp. 102
RT
ob, ‚iur vet ve, Tie,
Me etallencaustes g. 11
Mimencaustes g. 10
monzcota Sp... . 45
munda Sp. 94
Neotritoma g. 28
nigrobasalis sp. 36
novae-guineae
SP... »6) salllp, u
Ogcotriplax subg. 29
Oretylus g. . . 56
opaca Sp. 79
Ortitma n. 00
papuana sp.. . 61
Paracoptengis S- 54
picta sp. \ 13
Psephodacne g. 57
pseuda sp. . . 50
Pseudotriplax
sub 29
8-
Psiloscapha subg. 59
pubescenssp. . 109
punclatissima sp. 106
Puncticollissp. . 113
Dr. phil.E.Lindemann: Untersuchungen über Süßwasserperidineen 121
punctipectussp. 47 stresemanni sp. 90 torquatithorax
queenslandicussp.113 Subana g. . . 54 saBsp.. ...'. 17
Rhopalotritoma g. 27 subviolacea sp. . 60 ELriguttatasp. . 39
rubrifrons Sp. . 87 sumatrana subsp. 76 Trimotag. . . 27
rufipes var. ... 12 swmatrensissp. . 43 triboecila sp. . 98
rufomarginata sumbavanasp. . 62 Tritomophasmag. 27
subsp.. . . . 98 Tamboria g. . 54 Tropidoscaphula
samoensis sp. . 61 Zamburineasp. . 105 subg. ... 56
schröderi sp. . 20 tayabasisp. ... 49 uniramosa sp. . 96
septentrionissubsp.68 testaceicornis sp. 38 vagepunctata sp. 92
serrulatidpes sp. 32 tonkinensissp. . 83 vulneratasp. . 63
Simocoptengis g. 56 tonkinensissubsp. 24 wunderlichi sp. 23.
stigmosa sp. . . 8
Untersuchungen über Süßwasserperidineen
und ihre Variationsformen
I.
Von
Dr. phil. E. Lindemann - Berlin-Tempelhof.
Mit 200 Textfiguren.
Vorliegende Arbeit bringt die Fortsetzung meiner Unter-
suchungen, die ich im Archiv für Protistenkunde, Bd. 39, Heft 3,
unter gleichem Titel der Öffentlichkeit übergab. Die in letzterer
Arbeit angegebene Untersuchungsmethode ist nunmehr auch be-
sonders auf die häufigsten Vertreter der Sektion Cleistoperidinium
angewandt worden, und es hat sich herausgestellt, daß auch diese
Sektion eine Fülle von Variationsformen bildet. Die systematische
Beurteilung derselben muß allerdings in einzelnen Fällen noch der
Zukunft überlassen bleiben.
In meiner ersten Arbeit über Süßwasserperidineen und ihre
Variationsformen unterschied ich zwei Arten von ‚‚echten Variations-
formen‘, die sich unter folgende zwei Gesichtspunkte zusammen-
fassen ließen:
a) Formen, deren äußere Gestalt mit der Ausgangsform über-
einstimmt, aber durch Änderung des Verlaufes der
Interkalarstreifen ist der Charakter der Täfelung ein
anderer geworden. (Variationsformen im engeren Sinne.)
Beispiele: Peridinium cinctum und seine Varietäten regulatum,
irregulatum, laesum, dissimile, curvatum usw.
b) Formen, deren Plattenanordnung im allgemeinen mit der
Ausgangsform übereinstimmt, indessen ist die äußere Gestalt ge-
ändert durch starke dorsoventrale Abplattung, winklige Körper-
kontur, Farbe, Stachelbesatz usw. (Variationsformen im weiteren
8, Heft
199 Dr. phil. E. Lindemann:
Sinne.) Eine Reihe neuer Beispiele dieser Gruppe sind bekannt
geworden, so Peridinium cinctum forma angulatum, forma 0vo-
planum; P. willei forma stagnale usw.
Bei der großen Fülle von neuen Variationsformen, die in-
zwischen gefunden worden sind, ist es oft recht schwer, eine prak-
tische und zugleich einheitliche Nomenklatur zur Bezeichnung der-
selben zu finden. Ich habe hier prinzipiell die Formen der Gruppe b
mit °,,forma‘“ bezeichnet, wohingegen die weitaus häufigeren
Formen der Gruppe a mindestens die Bezeichnung ‚‚varietas‘
erhalten haben — war die Täfelung der Epivalva vollkommen ge-
ändert, so wurde auch wohl eine neue Art aufgestellt. Besondere
Aufmerksamkeit verdient eine ‚„Variationsform‘‘ von P. cinctum
aus dem Schaalsee (Lauenburg), Tiergartentief, von der nur ein
Exemplar gefunden wurde: Peridinium scallense subvar. originale
n.sp. n. subvar.;die Hypovalva derselben war getäfelt wie diejenige
von Woloszyhskas Gattung Sphaerodinium! Nunhat Woloszynska in
solchen Fällen sogar stets eine neue Gattung aufgestellt, wie z.B.
eben bei Sphaerodinium oder bei Chalubihskia tatrica. Dieses Ver-
fahren kann nicht allgemein aufrecht erhalten werden, denn ich
konnte nachweisen, daß auch bei sonst völlig normalen Formen
von P. guestrowiense und P. cinctum ab und zu eine Hypovalva-
täfelung vorkommt, wie wir sie bei der Gattung Sphaerodinium
finden. Vielleicht ist diese Hypovalvatäfelung bei P. guestrowiense
und cinctum als eine Reminiszenz an einfachere Stadien aus der
Phylogenie dieser Formen aufzufassen, ich benenne sie daher stets
mit „subvar. originale‘ — deswegen eine neue Gattung aufzu-
stellen, liegt kein Anlaß vor. (subvar. deswegen, weil wir bereits
var. sagen, wenn sich die Anordnung der Epivalvaplatten ändert.)
(Siehe Seite 173.) Übrigens bin ich der Meinung, daß Chalubinskia
tatrica zu P. aciculiferum — oder P. wierzejski-ähnlichen Formen
zu stellen ist. Hierüber in einer späteren Arbeit weiteres.
Indem ich die zwei angeführten Gruppen von Variationsformen
scharf trenne, wird es mir möglich, die Nomenklatur derselben
nach einem einheitlichen Gesichtspunkte durchzuführen; zu ver-
meiden ist hierbei allerdings nicht, daß häufig die Bezeichnung
„‚forma“‘ gleich hinter den Artnamen tritt, ohne daß ihr die Be-
zeichnung ‚‚varietas‘ vorausgegangen wäre. Wenn dies auch nach
den Regeln der Nomenklatur nicht wünschenswert erscheint, so
ist es an dieser Stelle doch nicht zu umgehen, da sonst durch eine
unendliche Fülle neuzubildender Namen jede Übersichtlichkeit ge-
stört würde. (Siehe auch Seite 172.)
Ein Beispiel soll meine Ausführungen erläutern. Bei dem von
mir abgebildeten Exemplare von P. willei forma stagnale (Fig. 85)
bildet der zwischen der zweiten pr und der dritten pr gelegene
Interkalarstreifen mit dem zwischen der r vap und der r map ge-
legenen Interkalaıstreifen fast eine gerade Linie. Eine solche Form
müßte nach meinen Ausführungen auf Seite 174 die Bezeichnung
„var. ß-collineatum“ erhalten. Ist nun zu gleicher Zeit, wie bei
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 129
Fig. 84, 85 die ganze Form gleichmäßig dorsoventral zusammen-
gedrückt, so würde man diese Form als P. willei var. ß-collineatum
forma stagnale zu bezeichnen haben. Dieses ist nun ein seltener
Fall. Diese dorsoventral zusammengedrückte Form von P. willei
tritt nämlich in den meisten Fällen mit normaler Epivalvatäfelung
auf, und in diesem Falle muß der Name derselben P. willei forma
stagnale lauten, denn, wollte man hier P. w. var. stagnale
sagen (nach den Nomenklaturregeln wohl besser), so würde die
Bezeichnung „stagnale‘“ bald als ‚‚var.‘‘, bald als ‚forma‘ fun-
gieren — es würde also dieselbe Art der Variierung einmal mit
„var.“ und ein andermal mit ‚‚forma‘‘ bezeichnet. Daß dies eine
nomenklatorische Absurdität wäre, ist leicht einzusehen. _
Hier sei deshalb nochmals der Grundsatz aufgestellt: Ände-
rung der Täfelung (Gruppe a) berechtigt mindestens zur
Aufstellung einer neuen Varietät, Änderung der äuße-
ren Form (Gruppe b) wird mit „forma“ bezeichnet.
Nun noch einige Worte über die Variationsformen der Gruppea.
(Variationsformen im engeren Sinne.) Schon im Archiv für Pro-
tistenkunde habe ich darzulegen versucht, daß ich aus theoretischen
Gründen an die Existenz solcher Variationsformen glaubte, und
daß dann meine Befunde die Erwartungen weit übertrafen. Ich
habe dort auf Seite 6 im ganzen 7 verschiedene Prinzipien der
Abweichungen von der normalen Epivalvatäfelung aufgestellt,
muß aber hier hinzufügen, daß ich in vorliegender Arbeit solche
Täfelungen abbilde, welche scheinbar jeder Bildungsregel spotten,
so daß man im Zweifel sein kann, wo denn eigentlich die ‚‚nor-
malen‘ Formen aufhören und die ‚„Mißbildungen‘“ beginnen. Es
finden sich nämlich in der Tat auch Formen, die ich als Mißbil-
dungen ansehe, und ich werde solche hier abbilden.
Es gibt nur ein Mittel, abweichende Formen aufzufinden: man
muß in jedem Fange nicht nur ein paar Exemplare, sondern eine
große Menge der Vertreter ein und derselben Peridineenart mit-
einander vergleichen — so findet man stets nur einzelne Exem-
plare der gesuchten Variationsformen. Setzt man dieses Verfahren
nun bei zahllosen Fängen fort, so findet man, daß Abweichungen,
die man im ersten Augenblick für Mißbildungen halten möchte,
sich ganz konstant in den verschiedensten Fängen wiederfinden —
ich kann aus diesem Grunde nicht umhin, solche Ab-
weichungen als seltene Varietäten oder gar Arten
anzusehen! Das schönste Beispiel hierfür bietet Peridinium
eximium n. sp., eine Form, die zuerst von mir im Wollsteiner See
(Posen) (11. 7. 1916), dann am 13. 12. 1904 in der Eschbachtal-
sperre bei Remscheid und in etwas veränderter Form am 20. 4. 1903
hierselbst noch einmal aufgefunden wurde! Die größte Variations-
fähigkeit habe ich übrigens bei P. elpatiewskyi gefunden.
Sieht man sich nun die Fülle der ‚Variationsformen im
engeren Sinne‘ an, so bemerkt man, daß unter zahllosen, scheinbar
regellosen Veränderungen der Epivalvatäfelung sich sehr häufig
8. Heft
124 Dr. phil. E. Lindemann:
solche Veränderungen finden, die auf eine seitliche Wanderung
der Interkalarstreifen zwischen den pr zurückzuführen sind. Diese
Formen sind von mir als var. collineatum, bicollineatum, travectum,
bitravectum usw. bezeichnet worden, und ich habe dieselben in
einem eigenen Kapitel dieser Arbeit ausführlich besprochen.
(S. 174.)
Vorliegende Untersuchungen sind nun inhaltlich so angeordnet,
daß zunächst einzelne Formen, ohne besonderen Zusammenhang
nebeneinander gestellt, besprochen werden; sodann aber habe ich
die übrigen zu behandelnden Peridineen in 3 Gruppen sondern
können, die ich auch möglichst vollzählig abzubilden gedenke:
1. Die nach 3 Typen der Epivalvatäfelung geordnete Gruppe
(Archiv f. Prot., Bd. 39, Heft 3, Seite 237 u. f.), zu der nun
auch die über 30 u großen Vertreter hinzukommen; 2. Gruppe
. Peridinium willei und guestrowiense und 3. Gruppe Peridinium
cinctum. Diese 3 Gruppen werden mit Bestimmungsschlüsseln ver-
sehen, so daß hier ein Anfang zu einem neuen Bestimmungswerke
für Süßwasserperidineen vorliegt.
In einem besonderen Kapitel werde ich dann noch die Nomen-
klatur der Variationsformen bei den Peridineen ausführlicher be-
sprechen, als dieselbe in der Einleitung angedeutet werden konnte,
und zum Schluß wird uns ein Anhang über das Vorkommen und
die geographische Verbreitung von häufigeren Peridineenformen
berichten.
Jedes Peridinium muß bekanntlich so orientiert werden, daß
man von der dorsalen zur ventralen Seite hinsieht. Ich habe nun
dementsprechend in dieser Arbeit auch die Epivalvatäfelungen
(abweichend von früher) so abgebildet, daß die rechten pr wirklich
auch in der Zeichnung sich rechts befinden und die linken links.
Es liegt also nunmehr in der Ansicht der Epivalvatäfelung die
ventrale Seite nach oben, in der Ansicht der Hypovalvatäfelung
dagegen ist diese Seite nach unten gerichtet.
Gonyaulax limnetica mihi. Textfig. 1—4.
Die Diagnose dieser Form findet sich im Arch. f. Prot., Bd. 39,
Heft 3, Seite 220, 221. Sie gehört zu den häufigsten Vertretern
der Peridineen unserer größeren Seen und konnte nunmehr syste-
matisch völlig sichergestellt werden. Von Gonyaulax apiculata var.
clevei Ostenf. ist diese Form durch die Epivalvatäfelung, aber auch
durch die Panzerausbildung, gänzlich verschieden (ich konnte die
var. clevei inzwischen in Gewässern bei Konstantinopel feststellen) ;
dagegen halte ich G. limnetica bis auf kleine Abweichungen für
identisch mit G. polonica Wolosz. Erstere ändert ab: Stachel-
bildungen am Ende der Längsfurche fehlen ganz (Krakower See)
oder sind schwach bis gut ausgebildet vorhanden (z. B. Baalensee
bei Fürstenberg) (Textfig. 2, 3); manchmal finden sich Ver-
dickungen an den Seiten der Längsfurche (Schlawasee), und letztere
kann bis zum Hinterende reichen oder kürzer sein. Auch die Breite
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 125
der Längsfurche wechselt. Endlich kann die Epivalva größer als
die Hypovalva erscheinen (Krakower See), oder die letztere ist
größer und halbkugelig gestaltet (so von mir im Bodensee be-
obachtet.) Besondere Schwierigkeit macht die genaue Feststellung
der Epivalvatäfelung, da die Interkalarstreifen, besonders am
Apex, unbestimmt erscheinen. Ich bilde darum hier nochmals die
Epivalva eines Exemplares aus dem Großen Plöner See (Juli 1895)
ab (Textfig. 1). Diese Abbildung scheint mir die tatsächlichen
Verhältnisse besser zu treffen, als die früher (Arch. f. Protk.) von
mir gegebenen Abbildungen.
Die Textfiguren sind vom Verf. mit einem Abbe’schen Zeichenapparate
bei Oc. 4, Obj. 7b (Leitz) entworfen worden. Dieselben sind beim Druck
um Y, verkleinert.
Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3.
Gonyaulaxz lim- Gonyaulaz limne- Gonyaulax limne- Gonyaulaz limnetica
neticamihi. Epi- ticamihi.Ventral- tica mihi. Hypo- mihi. Teilung der
valvatäfelung. ansicht. (Baalen- valva(Baalensee). nackten Zelle unter
(Großer Plöner see.) (Umriß- Stachelbildungen Zerreißung und Ab-
See). form.) am Ende der werfung ihrer
Längsfurche. Hülle.
In Fig. 4 bilde ich eine ‚‚Teilung der nackten Zelle unter Zer-
reißung und Abwerfung ihrer Hülle“ ab. Gallertbildung war kaum
zu erkennen. (Baalensee.)!)
Wahrscheinlich ist Gonyaulax limnetica mit G. polonica zu
vereinigen, ausschlaggebend hierfür ist nur der Bau der Epi-
valvatäfelung, alles andere ist unbedeutend. Aber gerade die
Epivalvatäfelung ist bei diesen Formen meist undeutlich, besonders,
wenn keine Interkalarstreifen vorhanden sind, daher sei die Ver- °
einigung dieser Formen nicht eher vollzogen, als bis Exemplare
aus der Tatra zur Untersuchung vorgelegen haben.
Vorkommen: Holstein in 8 Seen. Mecklenburg: in
3 Seen. Lauenburg: Schaalsee. Pommern: Madü-See. West-
preußen: Kafkensee. Ostpreußen: Mauersee, Kosnosee. Neu-
mark:Pulssee. Schlesien: Schlawasee. — Bodensee. (Siehe S. 187.)
1) @. limnetica wurde im Schlawasee lebend beobachtet: nach Sprengung
der Hülle, deren Hälften oft nur noch lose zusammenhingen, wurde der
Zellinhalt frei, um sich dann zu teilen. Beim Absterben unter Deckglas trat
Pustelbildung auf.
8. Heft
126 Dr. phil. Lindemann:
Diplopsalis acuta Entz. Textfig. 5—9.
= Peridinium latum Pauls.
= Glenodinium acutum Apst.
Fig. 5. Fig. 6 Fig. 7 Fig. 8.
Diplopsalis acuta Diplopsalis acuta Diplopsalis acuta Diplopsalis
Entz. Entz. Entz. Von der acuta Entz.
Ventralansicht. Dorsal. linken Seite. Epivalva-
täfelung.
Es dürfte zweckmäßig sein, hier möglichst naturgetreue Ab-
bildungen dieser Form beizufügen. Besonders die Epivalva-
täfelung ist meines Wissens bisher stets verzerrt
angegeben. Die Variationsfähigkeit dieser Form
ist gering.
Daß Diplopsalis auch im Glenodinium-artigen
Zustande vorkommt, konnte ich bereits im Arch.
f. Prot., S. 217 anführen (dortselbst Textfig. 3).
Vorkommen: D. ist viel verbreiteter als
j j man gewöhnlich anzunehmen pflegt. Diese Form
DeplDeun acuta fehlt wohl kaum in einem (kleineren) See, doch
eo ist sie meist nur in sehr geringer Zahl auf-
tretend.
Peridinium penardiforme mihi. Textfig. 10—15.
Diese Form fand ich am 2. Juli 1918 am Ufer des Schlawasees
(Schlesien) und stellte sie Herrn Dr. Br. Schröder für seine Publi-
kation über das Plankton dieses Gewässers (Berichte d. deutsch-
Fig. 10. Fig. 11. Fig. 12. Fig. 13.
Peridinium penar- Peridinmium pe- Peridinium penar- Peridinium pe-
diforme mihi. nardiformemihi. diforme mihi. nardiforme mihi.
Habitusbild nit Ventral. Dorsal. Von der Seite.
Kern.
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 127
bot. Ges.) zur Verfügung. P. denardiforme ist leicht mit P. penardi
Lemm. zu verwechseln: deswegen seien hier auch die Unterschiede
zwischen beiden Formen deutlich hervorgehoben.
Diagnose: Zellen eiförmig, dorsoventralstark abgeplat-
tet, am antapikalen Pole schwach eingebuchtet. Länge 30—34 u;
Breite 26—30 u. Apex vor-
handen, Querfurche fast kreis-
förmig, Längsfurche kaum
auf die Epivalva übergreifend,
sehr breit, bis zum Hinterende
reichend. Valven fast gleich * B 14 2 = a 15.
ı < 2 errawntwum enar- erıamvwum penar-
En. Epivalva plattkegel- 25 me mihi. Epi- di/ormemihi. Hypo-
örmig mit 6 pp tir-+ valvatäfelung. valvatäfelung.
2vap-+ 1 dap. Die dap meist
nicht ganz bis an den Apex reichend. Hypovalva zusammen-
gedrückt-halbkugelig, unten ausgerandet, mit 5 pst + 2at; letztere
meist gleich groß, selten etwas ungleich. Panzer dick und stark
areoliert, oft mit breiten Interkalarstreifen. Bisher nur farb-
lose Exemplare gesehen. Kern rundlich, zentral.
Die Unterschiede zwischen P. penardiforme und P. Penardi
lassen sich wie folgt gegenüberstellen:
P. penardı. P. penardiforme.
Dorsoventral kaum zusam- Dorsoventral sehr stark zu-
mengedrückt. sammengedrückt.
Panzer stets zart (Glenodi-
nium-artig); ohne Areolierung.
Längsfurche schmäler, unten
abgerundet.
Hypovalva in Ventralansicht
halbkreisförmig,
dap bis zum Apex reichend;
in der Dorsalansicht ganz
sichtbar.
Panzer dick; areoliert.
Längsfurche sehr breit, bis
zum Ende reichend.
Hypovalva unten mit einer
seichten Einbuchtung (konkav).
dap meist nicht ganz bis zum
Apexreichend; in Dorsalansicht
seitlich nicht ganz sichtbar,
weil sehr breit.
Vorkommen: Ufer des Schlawasees, 2. Juli 1918, selten.
Witoslawer See (Posen), 29. Juli 1917, 1 Ex. (auch Juli 1918).
Teich bei der Brennerei am Schloß Karlshof b. Borek (Posen),
Juli 1918
Peridinium berolinense Lemm, Textfig. 16.
Abbildungen: siehe Arch. f. Prot. Bd. 39, Heft 3, S. 246.
Ein überraschender Fund ist hier nachzutragen: P. berolinense,
welches bisher stets nur mit sehr zarter, glenodiniumartiger Täfe-
lung beobachtet wurde, kommt auch mit einem starken, gut areo-
lierten Panzer vor. Die Täfelung stimmt genau mit der von mir
angegebenen überein, nur die flügelartige Leiste am linken Seiten-
8. Helt
128 Dr. phil. E. Lindemann:
rande der Längsfurche war weniger deutlich ausgebildet als sonst,
dafür fand sich auch am rechten Seitenrande eine kleine Ver-
dickungsleiste. Bisher konnte ich eine Reihe
starkbepanzerter Peridineen in einem ‚Gleno-
diniumzustande‘“ nachweisen; hier liegt ein
umgekehrter Fall vor: eine ‚„glenodiniumähn-
liche‘ Form tritt mit starkem Panzer auf!
Vorkommen: Anscheinend sehr selten
Fig. 16. } r
Periäinum bero. mit starkem Panzer. Bisher wurde nur
linense Lemm. 1 Exemplar im Kleinen Plöner See (30. 7. 1917)
Mit diekem Panzer. (36 u. lang) gefunden.
Ventral. Das Material verdanke ich der Liebens-
würdigkeit des Herrn Professor Dr. A. Thienemann, Plön.
Peridinium elpatiewskyi (Ostenf) Lemm. forma brigantinum n. f.
Textfig. 17.
In fast allen Proben, die mir aus dem Bodensee (bei Lindau)
zur Verfügung standen, fand sich einzeln eine Form von P. elpa-
tiewskyi, die ich als forma brigantinum von der
Hauptform sondern möchte.
Diagnose dieser Form: Unterscheidet
sich von der Hauptform durch eine oft sehr
starke Verkleinerung der Apikalplatten, so daß
dieselben in der Seitenansicht in einzelnen
Fig. 17. Fällen kaum mehr erkennbar sind. Stachel-
Peridinium elpa- bildungen an der Hypovalva sind bis jetzt
a bei dieser Form nicht beobachtet worden.
ana (Bezüglich der Stachelbildungen vermag
“ Dorsal. ich nicht mit Sicherheit anzugeben, ob das
Material noch in genügend gutem Erhaltungs-
zustande war.) Die Proben (am 24. 7. 1918 gefischt) verdanke
ich dem freundlichen Interesse des Frl. L. Koch, Biberach; ich
sage derselben auch hier meinen herzlichen Dank.
Peridinium laeve Huitf.-Kaas. Textfig. 18.
Die Diagnose gab ich im Arch. f. Prot.,
I; en Bd. 39, Heft 3, S. 254. Wie ich dort zeigte,
KOUNRS er
B se
KT x
kommt für die Unterscheidung dieser Form
von P. laeve subsp. marssoni vor allem die Ge-
ru stalt der map in Betracht. Die dort in
Bun) inkl Textfig. 124 abgedruckte Epivalvatäfelung be-
, sitzt noch eine etwas schief orientierte map,
Fir. 18 welche auch noch eine ganz geringe Abweichung
DA, von der von Huitfeldt-Kaas angegebenen quad-
Peridinium laeve B 5 : :
Huitt Kaas; ratischen Form zeigt. Ich bilde daher hier noch
Epivalvatäfelung, einmal eine Epivalva ab, die den Typus P. laeve
in denkbar bester Ausbildung wiedergibt.
So leicht man P. laeve subsp. marssoni im Winter und Früh-
jahre in fast jedem Gewässer antrifft, so schwer ist P. laeve mit
ls
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 129
typischer Epivalva zu finden, da letztere Form meist einzeln der
ersteren beigemengt ist und die map selbst bei diesen Exemplaren
selten genau quadratisch auftritt. Das Exemplar
von P. laeve, dessen Epivalva hier in Text-
fig. 18 abgebildet ist, entstammt einem gänz-
lich mit Pflanzen zugewachsenen Wiesentümpel
am Ufer des Linciusz-See nördlich Lissa (Posen).
(18. 5. 1918.)
Endlich kann ich hier mitteilen, daß ich
den von mir beschriebenen neuen Fortpflanzungs- Fig. 19.
modus: ‚Teilung der Zelle samt ihrer Hülle Peridinium laeve
(Panzer) im beweglichen Zustande‘ auch an subsp. marssoni
P. laeve subsp. marssoni beobachtete (Text- em.) mihi.
. . . eilung der Zelle
fig. 19) und zwar in Proben aus dem Teiche des samt ihrer Hülle
botanischen Gartens zu Breslau (16. 5. 1918), (Panzer) im beweg-
die mir durch die dortige Assistentin, Frl. lichen Zustande,
Käthe Reiter, freundlichst zur Verfügung ge-
stellt wurden. Ich spreche Frl. Reiter auch an dieser Stelle hier-
für meinen verbindlichsten Dank aus.
Peridinium tabulatum (Ehrbg.) Clap et Lachm. Textfig. 20—26.
Wie ich aus der Literatur ersehe, wird diese bestgekannte
Form sehr häufig nicht mit Sicherheit identifiziert, besonders,
TE
090%
Y Neuis2en
Fig. 20. Fig. 21.
Peridinium tabulatum (Ehrbg.) Peridinium tabulatum (Ehrbg.)
Clap. et Lachm. Clap. et Lachm. Dorsal.
Ventralansicht. Man beachte die mdap.
wenn sie in Seen auftritt. Zunächst ist stets darauf zu achten, daß
dieselbe einen Apex besitzt (!), also eine Verwechslung mit P. willei-
Formen ist hierdurch ausgeschlossen. Ferner fällt auf, daß Stein
eine andere Epivalvatäfelung abbildet, als Schilling in seiner
Süßwasserflora S. 35 wiedergibt. Nach meinen Befunden ent-
spricht die Abbildung von Stein der Wirklichkeit: ich gebe die
Archiv für Naturgeschichte
1918. A. 8. 9 8. Heft
130 Dr. phil. E. Lindemann:
Epivalvatäfelung in Textfig. 22 nochmals wieder. Ein P. tabu-
latum, wie Schilling es abbildet, ist von mir bis jetzt niemals ge-
Fig. 22. u
Peridinium tabulatum (Ehrbg.) Fig. 23
Clap. et Lachm. ar en
: = Peridinium tabulatum (Ehrbg.)
Epivalvatäfelung. Clap. et Lachm. Glenodinium-
artiger Zustand.
Fig. 24. Fig. 25.
Peridinium tabulatum (Ehrbg.) Peridinium tabulatum (Ehrbg.)
Clap. et Lachm. Eigentümliche Form- Clap. et Lachm.
ausbildung. Hypovalvatäfelung.
funden worden, und ich glaube, daß es sich hier um eine Verwechs-
lung mit gewissen Formen von P. bipes Stein (siehe dort) handelt.
Selbst bei diesem großen Vertreter
der Gattung Peridinium habe ich
„glenodiniumartige“ Zustände gefun-
den (siehe Textfig. 23) und es be-
stätigt sich auch das im Arch. f. Prot.,
Bd. 39, Heft 3, Seite 213 Gesagte: die
Größe der at ändert sich bei ein und
derselben Form meist außerordentlich.
5 Ein hübsches Beispiel bringen hier die
‚Fig. 26. Textfiguren 25 und 26. Sämtliche
u ii Figuren nach Exemplaren aus dem
Ehrbg.) Clap. et Lachm. : SFr
rk den Hypovalva-. Kankeler Waldteich bei Lissa (Posen).
täfelung. (Juni 1917.)
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 131
Es wird sich nun um die Unterscheidung dieser Form von ge-
wissen Ausbildungsformen von P. bipes Stein handeln.
Peridinium bipes Stein,
Zunächst sei hier wiederum auf die Abbildung der Epivalva-
täfelung (Textfig. 30) hingewiesen: dieselbe findet sich bei Schilling
(Lemmermann) nicht ganz richtig, indem die m. map?) fehlerhaft
=y Fig. 34.
g. 33
Peridinium bipes
‚Fig. 32. 33. Stein.
Peridinium büpes Peridinium bipes Apex abnorm ver-
Stein. Stein. größert, da diem map
Abnorme Epivalva- AbnormeEpivalva- fanz fehlt und mit zur
Peg. (Lehmteich, täfelung. (Großer Apexöffnung geworden
ebchen.) Modebröckensee ist. (Edeberg-See 4. 2.
(Junges Exemplar.) 1.722:.1919)) 1919.)
dargestellt ist. Interessante Mißbildungen, die bei dieser sonst
sehr konstanten Form hin und wieder vorkommen, fanden sich im
Ziegeleiteiche von Trebchen bei Lissa (Posen) (die Form erinnert
an P. cinctum) (Textfig. 32), im Großen
Madebröckensee (Holstein) (Textfig. 33) und
im Edebergsee (Holstein) (Textfig.34) (Apex
abnorm groß). Ferner bildet Schilling
(Lemmermann) die Hypovalva mit zwei
gleichgroßen at ab, während dieselben
fast immer ungleich sind. (Textfig. 31.) Die
Länge von P. bipes wird von Lemmermann
mit 45 u angegeben; ich fand im Pulssee
(Holstein) (11. 9. 1918) manche Exemplare,
deren Länge 70 u betrug. In diesem See Fig. 36.
fanden sich normale Formen mit der var. ee
occultatum und der forma globosum vereinigt. 5 Er
(Es gab dort auch Formen, die P. bipes (een: en
var. occultatum forma globosum zu benennen
wären.) Im Sepoldteiche bei Lissa (Posen) fand sich endlich ein
Glenodiniumzustand. (Textfig. 36.)
2) Hiermit sei nochmals auf die von mir vorgeschlagene (Arch. £.
Protk., Bd. 39) erweiterte Abkürzungsbezeichnung f. d. Apikalplatten auf-
merksam gerhacht: ich unterscheide z. B., wenn wir die mittlere Apikal-
plattenreihe nehmen, hier eine rmap (rechte ‚‚mittlere Apikalplatte‘‘),
‚ eine mmap (mittlere ‚„‚mittlere Apikalplatte‘‘) und eine lmap (linke map).
Ebenso bei den vap und dap, wenn solche in Mehrzahl vorhanden sind.
g* 8. Heft
132 Dr. phil. E. Lindemann:
Besondere Beachtung verdienen folgende Variationsformen:
‚Peridinium bipes var. exeisum Lemm. (Textfig. 27.)
Flügelleisten der Hypovalva an der Spitze ausgerandet, sonst
- wie die typische Form. Textfig. 27 aus dem Templiner See; das
Material verdanke ich Herrn Oberlehrer Dr. Hucke, Templin, dem
ich hiermit meinen herzlichen Dank für die Übersendung von
Planktonproben ausspreche, und
Na
3 >
[7 12 199,
IHN
LH Fi
Fig. 35.
Peridinium bipes var.
Fig. 27. occultatum n. var. Ventral.
Peridinium bipes var. exisum (4. 6. 1918. Ziegeleiteich,
Lemm. Ventral. (Templiner See.) Trebchen.)
Peridinium bipes var. oceultatum n. var. (Textfig. 35.)
Flügelleisten der Hypovalva sehr reduziert bis gänzlich feh-
lend, sonst wie die typische Form.
Bei Glenodinium-artigen Stadien fehlen diese Flügelleisten
stets.
Hier erhebt sich nun die Frage: wie können wir solche Formen,
wie P. bipes var. occullatum, wenn ihre Flügelleisten gänzlich
reduziert sind, von P. tabulatum unterscheiden? (Man vergleiche
die Textfiguren 24 und 35 miteinander.) Denken wir uns die
kleinen Spitzen der Flügelleisten bei Textfig. 35 auch noch fort,
so würde dieses P. bipes ein „P. tabulatum‘‘ darstellen, etwa wie
Schilling es in seiner Süßwasserflora auf S. 35 abbildet. Eine sichere
Unterscheidung ist hier nur durch die Gestalt der dap möglich!
Reine Populationen dieser Form ohne Flügelleisten mit dickem
Panzer habe ich noch nicht angetroffen; stets fand ich nur einzelne
Exemplare unter typischen P. bipes-Formen.
Peridinium bipes forma globosum n. f. (Textfig. 28—31.)
Form fast kugelig, nur dorsoventral etwas zusammengedrückt.
Sonst wie die typische Form. (Letztere ist stets in richtiger Weise
un
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 133
bedeutend länger als breit angegeben.) 60 u lang; ebenso breit.
Vorkommen: häufig; die Textfig. 28—831 nach einer Form
Fig. 28.
Peridinium bipes forma
globosum n. f. Ventral.
604 lang; ebenso breit.
(Moor bei Heingarten.)
Peridinium bipes forma globosum
n. f. Dorsal.
&
Fi I
„gu SS
A
SA
SE Es ez Fig. 31.
eridinium bipes forma globosum DE: 2
n. f. Epivalvatäfelung (wie P. Peridinium bipes forma
: h : globosum n. f. Hypovalva-
bipes Stein). (Apex mit Masse täfelung (wie ‘P. bipes
ausgefüllt. Die Kämme an den 8 Stein) De
hinteren Rändern der Inter- Juan
kalarstreifen.)
entworfen, die aus dem Moor bei Heingarten (Baden) (11. 1908)
stammt. Das Material verdanke ich Herrn Dr. Schaedel.
Die nach 3 Typen der Epivalvatäfelung geordnete
Peridineengruppe.
Im Arch. f. Protk. Bd. 39, Heft 3, Seite 245 kam ich zu dem
Ergebnis, daß P. munusculum — var. contactum — Pusillum
(inconspicuum) und P. africanum — var. contactum — P. tatricum
var. spinulosum eine große Formengruppe darstellen. Ich
ordnete die Epivalvatäfelung dieser Formen nach folgendem
Schema:
8. Heft
134
Typus 1.
(Textfig. 37.)
map reicht mit ihrer
ganzen dorsalen Seite
bis an die 4pr.
Nachdiesem Typus
sind gebaut:
P. umbonatum mit
var.
P. linzium n. sp.
P. achromaticumLev.
P. tatricum var. spi-
nulosum Wolosz.
P.goslavienseWotosz.
P. pusillum Lemm.
P. inconspicuum
Lemm.
P.trochoideum(Stein)
Lemm.
Fig. 37,
‘ Dr. phil. E. Lindemann:
Typus I.
(Textfig. 38.)
map berührt nur mit
ihrer dorsalen Ecke
die 4pr: mediane In-
terkalarstreifen der 3
dap bilden ein Kreuz.
Nachdiesem Typus
sind gebaut:
P. lubieniense var.
contactum mihi
P. africanum var.
contactum mihi
P. munusculum var.
contactum mihi
Fig. 38,
Typus III.
(Textfig. 39.)
map reicht nicht bis
an die 4 pr: die 2 sap
trennen die1mapvon
4pr, hierdurch ent-
steht zwischen map
und 4pr ein längs-
gerichteter Inter-
kalarstreifen.
Nach diesem Typus
sind gebaut:
P.lubienienseW olosz.
P. dzieduszycki
Wolosz,
P. tatricum Wolosz.
P. africanum Lemm.
P. munusculum mihi.
Fig 39.
Schematische Darstellung der 3 Typen der Anordnung der dorsalen Epi-
valvaplatten bei der ersten Gruppe.
Die Textfiguren 37—39 veranschaulichen diese Typen. (Die
vap sind fortgelassen, da ihre Lage im Plattenverbande stets die
gleiche ist.)
Zn den bereits in meiner früheren Arbeit angeführten Formen
dieser großen Gruppe kommen nunmehr noch eine größere Anzahl
hinzu, die ebenfalls stets diesen Typen entsprechen; ihre. Epi-
valvatäfelung ist ausnahmslos nach der Formel 7pr
+1r-+2vap-+ 1map-+ 2dap gebaut.?)
Wir wollen alle diese Formen jetzt in einer Bestimmungstabelle
zusammenfassen, müssen aber zuvor bemerken, daß dieselben nach
einem äußerlichen Merkmal, nämlich der Körpergröße in zwei
große Untergruppen geteilt werden: es erhebt sich nun hier die
Frage, ob nicht vielleicht durch dieses Verfahren Wuchsformen
derselben Art in zwei gänzlich verschiedene Abteilungen hinein-
kommen und dazu noch mit verschiedenen Namen belegt werden.
Diese Frage ist schwer zu entscheiden. Wenn ich auch bei-
spielsweise der Ansicht zuneige, daß Peridinium umbonatum (var.
®) Statt dapkann man auch sap schreiben. Es werden auch wohl die
lmap + 2dap als 3 dap zusammengefaßt. Ich schlage obige Schreibweise
vor.
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 135
papilliferum) und P. pusillum verschiedene Größenformen derselben
Art darstellen, mithin nicht in 2 Arten getrennt werden dürften,
so wäre eine Entscheidung darüber kaum zu fällen, ob man P. mu-
nusculum als zusammengehörig mit P. lubieniense (dzieduszycki),
oder mit P. Zatricum oder mit Formen wie meine Textfig. 44, 45
ansehen soll. Beachtenswert ist jedenfalls, daß die verschiedenen
Größenformen sich konstant so vorfinden: entweder sind sie 20 u.
bis höchstens 28 u lang, oder über 30 u bis zu 45 u und darüber.
Ein Sprung bei etwa 30 u Länge ist unverkennbar. Ich schlage
daher vor, die bisher gebrauchten Namen beizubehalten, weil es
praktisch ist, dies zu tun.
Bestimmungstabelle.
A. Form über 30 u bis etwa 50 u. lang.
1. Epivalvatäfelung entspricht dem Typus I:
a) Hypovalva halbkugelig, ohne Ecken und Stachelbesatz
P. umbonatum Stein‘)
b) Hypovalva mit 3 stumpfen Ecken (ob an diesen Ecken
Stacheln vorhanden, war bisher nicht zu entscheiden)
P. linzium mihi.
c) Hypovalva ohne Ecken, doch die Ränder der Längsfurche
kammartig erhöht und in ventraler und dorsaler Ansicht
als zwei kurze Stacheln erscheinend P. achromaticum Lev.
d) Hypovalva hinten tief ausgerandet, die linke at trägt
einen großen Zahn. (Größe mit 30 u angegeben)
P. tatricum var. spinulosum Wolosz.
2. Epivalvatäfelung entspricht dem Typus III:
a) Hypovalva mit 3 stumpfen Ecken (aber ohne Stacheln),
at mit Papillen auf den Platten P. lubieniense Woltosz.
b) wie a, nur die Papillen auf den at fehlen (Hypovalva-
platten konkav, rechte at größer als die linke)
P. dzieduszycki Wolosz.
c) Hypovalva mit 3 stumpfen Ecken, die je einen deut-
lichen Stachel tragen P. tatricum Wolosz.
d) Hypovalva hinten ausgerandet, die linke at trägt einen
großen Zahn P. africanum Lemm.
(Wenn dieser Zahn in Dornen aufgelöst ist, so spricht
man von einer forma spinosum.)
3. Epivalvatäfelung entspricht dem Typus II:
a) Merkmale wie bei2a P. lubieniense var. contactum mihi.
b) Merkmale wie bei2d P. africanum var. contactum mihi
(Falls Zahn in Dornen aufgelöst: P. africanum var.
contactum forma spinosum mihi.)
B. Form etwa 30 u lang. (Übergangsformen.)
Epivalvatäfelung entspricht dem Typus I:
a) Größe 30 „u und kleiner; Hypovalva halbkugelig, ohne
4) Wenn Papillen an den Plattenrändern vorhanden, so kann man
P. umbonatum var. papilliferum Lemm. bezeichnen. Eine nähere Unter-
suchung dieser Form behalte ich mir vor.
8. Heft
136 Dr. phil. E. Lindemann:
Stacheln, jedoch mit einem stachelähnlichen Anhange am
antapikalen Pole (Form oft mit ‚„Apikalblase‘“)
P. goslaviense Wotosz.
b) Merkmale wie bei Aid; (Woloszynska gibt für diese
Form die Größe 30 u an) P. fatricum var. spinulosum
Woltosz.
C. Form etwa 18 u bis 28 u lang.
1. Epivalvatäfelung entspricht dem Typus I:
a) 20—30 u. lang; Merkmale wie bei Ba. (Umriß der Gestalt
charakteristisch) P. goslaviense Wolosz.
b) Hypovalva halbkugelig, ohne Ecken und Stachelbesatz
(höchstens an den Plattenrändern winzige Papillen
tragend) P. pusillum Lemm.
c) Hypovalva mit 3 stumpfen Ecken, die in der dorsalen
und ventralen Ansicht meist winzige Stacheln tragen
P. inconspicuum Lemm.®)
d) die unter c) erwähnten Stacheln (3—5 Stück) sind auf-
fallend lang und auch stark P. inconspicuum
forma marchicum (Lemm.) mihi
(= P. marchicum Lemm.
e) Längsfurche am linken Rande verdickt und vorgezogen,
Hypovalva halbkugelig; Epivalva in einem kurzen,
röhrenförmigen Ansatz endigend (Brackwasserform)
P. trochoideum (Stein) Lemm.
2. Epivalvatäfelung entspricht dem Typus III:
a) Hypovalva mit 3 stumpfen Ecken, die in der dorsalen
und ventralen Ansicht meist winzige Stacheln tragen
P. munusculum mihi
b) Die unter a) erwähnten Stacheln (3—5 Stück) sind auf-
fallend lang und oft stark P. munusculum
forma spiniferum mihi
3. Epivalvatäfelung entspricht dem Typus II:
a) Merkmale wie bei C2a P. munusculum var.
contactum mihi
b) Merkmale wie bei C2b: P. munusculum var.
contactum forma spiniferum mihi
4. Epivalva wie bei P. elpatiewskyi mit 7pr+1r-+2vap
+ 1dap. Hypovalva mit 3 stumpfen Ecken, die in der dor-
salen und ventralen Ansicht meist winzige Stacheln tragen
P. pygmaeum mihi ®)
°) Die von Woloszynska (Poln. Süßw. Perid.) Pl. 11, Fig. 26—29 ab-
gebildete Form würde ich als P. inconspicuum bezeichnen.
°) 4 und 5 der Bestimmungstabelle gehören eigentlich nicht in die hier
behandelte Gruppe hinein. Ich habe sie hierher gestellt, weil wir nunmehr
in Tabelle C sämtliche bisher bekannte kleinste Süßwasserperidi-
neen (Größe ca. 20—25 u) vereinigt finden,
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 137
5. Epivalvatäfelung unbekannt, Hypovalva mit einer auf-
fallenden Leiste auf der rechten at. P. minimum Schill. ?)
Peridinium linzium n. sp. Textfig. 40—43.
Wie P. umbonatum dem P. pusillum entspricht, so entspricht
P. linzium dem P. inconspicuum in der Form. Leider waren die
bisher gesehenen Exemplare von P. linzium nicht in besonders
gutem Erhaltungszustande.
SD BE
&
Be 8
Fig. 40 Fig. 41 Fig. 42 Fig. 43
Peridinium lin- Peridinium lin- Peridinium linzium Peridinium linzium
zium n. sp. 33 u zium n. SP. n. sp. Epivalva- n. sp. Hypovalva-
lang; 27 u breit. Dorsal. täfelung. täfelung.
Ventral. i
Diagnose: Zellen eiförmig, dorsoventral wenig abgeplattet,
32—86 u lang, 26—30 u breit. Apex vorhanden. Querfurche
schwach linkswindend, Längsfurche etwas auf die Epivalva über-
greifend, hinten verbreitert, meist bis zum Hinterende reichend.
Epivalva kegelförmig, etwas größer als die Hypovalva, mit 7 pr
+1r+2vap+1imap-+2dap. Die map reicht mit ihrer
ganzen dorsalen Seite bisan die4pr. Hypovalva mit 3 stump-
fen Ecken;an denselben konnten Stachel nicht festgestellt werden.
Hypovalva mit 5pst + 2 ziemlich gleich großen at, die an ihren
Rändern kleine Papillen tragen. Areolierung der Platten nicht
deutlich, Interkalarstreifen linienförmig bis breit.
Vorkommen: Vereinzelt in einem Wiesentümpel am Linciusz-
See nördlich Lissa (Posen) 18. 5. 1918.
P. lubieniense var. eontaetum n. var. Textfig. 48—50.
(= P. linzium var. contactum n. var.)
Unterscheidet sich von P. lubieniense Wotosz. nur durch die
Epivalvatäfelung: map berührt nur mit ihrer dorsalen Ecke die
4 pr, daher bilden die medianen Interkalarstreifen der 1 map und
2 dap ein Kreuz. (Typus II.)
Diese Form ist als Übergangsform zu P. linzium-artigen
Formen aufzufassen. In der Tat fanden sich unter normalen
Exemplaren von P. linzium auch solche, die man als P. linzium
var. contactum hätte bezeichnen können.
?) Die von Schilling aufgestellte Form P. minimum ist am besten zu
streichen. Ob eine Form mit einer solchen Leiste an der Hypovalva, wie
Sch. sie zeichnet, überhaupt vorkommt, erscheint mir zweifelhaft; jeden-
falls kommt sie nicht (nach Sch.s Worten) ‚sehr häufig in großer Individuen-
zahl mit P. umbonatum zusammen“ vor — es handelt sich hier wohl um
eine Verwechslung mit einer Form wie P. inconspicuum oder munusculum.
Da die Epivalvatäfelung von P. minimum unbekannt ist, so ist eine Ent-
scheidung hierüber nicht möglich.
8. Heft
138 Dr. phil. E. Lindemann:
Vorkommen: Moor bei Heingarten (Baden). (11. 1908.)
Das Material verdanke ich Herrn Dr. Schaedel.
Hier ist nun der Ort, einige Bemerkungen über die Formen
unter A2 der Bestimmungstabelle einzufügen. Die Systematik
Du
ge > N
ER
f ER
Me 2 EN
SEN
2
BP
Fig. 48. „Fig. 49. Fig. 50.
Peridinium lubieniense Peridinium lubie- Peridinium lubieniense
var. contactum n. var. niense var. contactum var. contactum n. var.
36 # lang; 30 „ breit. n. var. Täfelung der Hypovalvatäfelung.
Ventral. Epivalva, dorsal
gesehen.
ki
derselben ist zurzeit noch unsicher, da sie anscheinend recht stark
variieren. Dabei finden sie sich sehr selten; ich habe dieselben
(mit Ausnahme von P. africanum) in unserem Seenplankton nie-
mals nachweisen können.
In den Textfiguren 44—47 bilde ich eine Form aus dem Moor
bei Heingarten (Baden) (11. 1908) ab, die ich als identisch mit
Fig. 44. Fig. 45. Fig. 46. Fig. 47.
Peridinium lu- Peridinium lu- Peridinium lu- FPeridinium lubie-
bieniense Wolosz. bieniense Wolosz. bieniense Wolosz. niense Wolosz.
44 u lang; 38 # Dorsal.(Vielleicht Epivalva- Hypovalva-
breit. Ventral. kam diese Form täfelung. täfelung.
auch mit kleinen
Stacheln an den
Hypovalvaecken
vor.) (Material
mangelhaft.)
P. lubieniense ansehen muß. Das Exemplar aus dem Moor in
Baden ist nur etwas stärker areoliert, als das von Woloszynska
abgebildete. Auch das soeben beschriebene P. Iubieniense var.
contactum stellt, abgesehen von der kleinen Änderung der Epivalva-
täfelung, dieselbe Form dar, wie das P. lubieniense der Textfig. 44
bis 47. Vergleicht man diese beiden, in demselben Moore neben-
einander gefundenen Exemplare miteinander, so bemerkt man
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 139
einen deutlichen Unterschied in der äußeren Gestaltung (Umriß,
Längsfurche). Die beiden at der var. contactum sind gleich groß,
während Fig. 47 und auch bei Woloszynska, Pl. 12, Fig. 23, Hypo-
valven darstellen, deren linke at etwas größer als die rechte ist.
Hierzu kommt nun noch die von Woloszyhska abgebildete
Form P. dzieduszycki. Daß die Konkavität der Hypovalvaplatten
kein Recht auf Aufstellung einer neuen Art gibt, konnte ich schon
bei P. laeve subsp. marssoni und anglicum nachweisen. ®) Ebenso-
wenig die verschiedene Größe der at. (Arch. f. Protk., Bd. 39,
Heft 3, Seite 213.) Bleibt nur als Unterschied von P. lubieniense
das Fehlen der Papillen an den at.
Hieraus folgt, daß wir P. dzieduszycki nicht als eigene Art
aufrecht erhalten können (ebensowenig wie z. B. P. umbonatum
var. dapilliferum als eine eigene Art von P. umbonatum abgezweigt
wird). Es ist jedoch heute nicht zu entscheiden, welche von den
in Frage kommenden Peridineen als Haupt- und welche als Neben-
form anzusehen ist. Ich würde dahin neigen, P. lubieniense als
typische Form anzusehen, und werde daher in Zukunft diesen
Namen beibehalten.
Auch die systematische Stellung von P. tatricum Wolosz. wäre
später einer genaueren Kritik zu unterziehen; dasselbe gilt von
P. tatricum var. spinulosum Wolosz., von welcher Form ich bereits
früher nachwieß, daß dieselbe sich aufs engste systematisch an
P. africanum anschließt.
P. goslaviense Woloszynska (Textfig. 51—57.)
Es dürfte nützlich sein, von dieser leicht zu übersehenden
Form (wenn der stachelähnliche Anhang am antapikalen Pole
nicht mehr gut erhalten ist, so dürfte dieselbe stets mit P. Pusillum
N
Fig. 51. Fig. 52. Fig. 53. Fig. 54.
Peridinium gosla- Peridinium gosla- Peridinium gosla- Peridinium gosla-
viense W olosz. viense Wolosz. viense Wolosz. viense Wolosz. Ha-
30 a lang; 24 u Dorsal. Habitusbild.Kern bitusbild. Kern in
breit. Ventral. in der Epivalva der Hypovalva. Am
gelegen. apikalen Pole die
„Apikalblase‘“.
oder auch umbonatum verwechselt werden), Abbildungen beizu-
fügen. Diagnose findet sich bei Woloszynska. Ich habe nur hinzu-
zufügen, daß die „‚zerstreuten Papillen“ auf den Platten zwar vor-
handen, doch oft sehr schwach (ohne Ölimmersion kaum sichtbar)
®) Bevor nicht vergleichende Untersuchungen vorliegen, zweifle ich
daran, daß diese Konkavität ein konstantes Merkmal einer Art ist, falls sie
nicht durch die ganze Formausbildung bereits gegeben ist.
8. Heft
140 Dr. phil. E. Lindemann:
sind. Die Exemplare aus den Havelseen bei Fürstenberg besaßen
nur den einen erwähnten Anhang am antapikalen Pole, und zwar
in der Mitte des Interkalarstreifens zwischen den at; diejenigen
aus dem Großen Plöner See dagegen hatten diesen Anhang am
Ende der Längsfurche und daneben noch einen winzigen Stachel.
Letzterer befand sich hier rechts von dem großen Anhang, bei
Woloszynskas Abbildung sitzt derselbe links von dem letzteren
(stets am ventralen Rande der betreffenden at).
Ich will nun hier noch auf ein eigentümliches Organ dieses |
Peridinium aufmerksam machen, welches ich vorläufig als ‚‚Apikal-
blase‘“ bezeichne. Zunächst fand ich dasselbe bei typischen Ver-
tretern von P. goslaviense (Textfig. 54), bei denen diese Blase am
Apex zu münden schien.
& ®
. 56. Fig. 56. Fig. 57.
Peridinium gosla- Peridinium goslaviense Wolosz. Wahrscheinlich eine
viense Wolosz. Hypovalvatäfelung. DieLagedes Cyste von P. gosla-
Epivalva- stachelähnlichen Anhanges nach viense Wolosz.
täfelung. einem Exemplare der Havelseen
angedeutet; die Lage des kleinen
Nebenstachels dagegen nach
einem Exemplare aus dem'Gros-
sen Plöner See eingetragen.
Später fielen mir dann in den Havelseen eigentümliche cysten-
artige Gebilde auf, welche ebenfalls diese Blase besaßen, nur daß
dieselbe herausgestülpt war und eine Art Henkel bildete. Es ist
nicht mit Sicherheit erwiesen, daß diese Gebilde von P. goslaviense
stammen; aber ich halte es für sehr wahrscheinlich, daß dieselben
Dauercysten dieser Form darstellen. Vielleicht ist die ‚„Apikal-
blase‘ ein Organ, welches die Cysten zum Schweben im Wasser
befähigt. Auffallend erscheint es mir, daß ich diese cystenartigen
Gebilde bisher nur zweimal sah, in den Havelseen bei Fürstenberg
und im Großen Plöner See — beides Gewässer, in denen P. gosla-.
viense tatsächlich vorkommt. Sonst habe ich dieselben nie be-
obachtet. \
Dieser Befund, sowie die Anwesenheit einer Apikalblase bei
P. goslaviense sprechen für die Zugehörigkeit der „Cysten‘ zu
dieser Peridinenform; unerklärlich dagegen ist mir bisher die
enorme Größe dieser „Cysten‘‘ (Länge derselben 56 u), während
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 141
ein wahrscheinlich als Kern zu deutendes Gebilde innerhalb der-
selben klein geblieben ist (wie bei der beweglichen Form von
P. goslaviense). Vielleicht finden sich Reservestoffe in diesen stets
prall gefüllten „Cysten‘‘ angehäuft.
Vorkommen von P. goslaviense: Havelseen bei Fürsten-
berg (Mecklenburg). Das Material verdanke ich der Güte des
Herrn Professor Dr. Kolkwitz. Primenter See (bei Ölpoche)
(Posen) Mai 1917. Witoslawer See (Posen) 29. 7. 1917 und
9. 7. 1918. Keine „Cysten‘ beobachtet. Großer Plöner See:
Herr Professor Dr. Thienemann stellte mir in dankenswerter Weise
etwa 20 Proben der letzten Jahre zur Verfügung, in keiner der-
selben war jedoch P. goslaviense enthalten. Nur einmal fand ich
diese Form häufig in einer Probe vom Juli 1895, die dem Wasser-
hygienischen Institut in Dahlem entstammte. Hiernach dürfte
P. goslaviense in neuester Zeit nicht im Großen Plöner See auf-
getreten sein.
Virieux bildet aus der Franche-Comte& eine Form unter dem
Namen ‚„P. aciculiferum‘‘ ab, die mit P. goslaviense identisch zu
sein scheint.
8 ®
Fig. 58. Fig. 59. Fig. 60. Fig. 61.
Peridinium pu- Peridinium pu- _Peridinium pu- Peridinium pu-
sillum Lemm. sillum Lemm. - silum Lemm. sillum Lemm.
Ventral. Dorsal. Epivalva- Hypovalva-
täfelung. täfelung.
Peridinium inconspieuum Lemm. Textfig. 62—67.
Der (äußere) Habitus der Form differiert gering: man findet
mehr kugelige Exemplare (siehe Textfig. 62, 63) und schlankere
(Textfig. 66, 67).
Fig. 62. Fig. 63. Fig. 65.
Peridinium incon- Peridinium incon- Pan in- Peridinium incon-
spicuum Lemm. spicuum Lemm. conspicuum spicuum Lemm.
Ventral. (Mehr Dorsal. Lemm. Epival- Hypovalva-
kugelige Form.) vatäfelung. täfelung.
(Havelseen.)
Diagnose: Zellen eiförmig, dorsoventral abgeplattet, Epi-
valva am apikalen Pole etwas zugespitz, Hypovalva mit
3 stumpfen Ecken, die in der dorsalen und ventralen Ansicht
winzige Stacheln tragen. Länge 18—24 u; Breite 14—20 p. Apex
8. Heft
142 3 Wi... 2. Be pi u lindemenn:
vorhanden. Querfurche sehr schwach linkswindend, Längsfurche
etwas auf die Epivalva übergreifend, hinten verbreitert, meist
bis zum Hinterende reichend. Epivalva kegelförmig, meist etwas
größer als die Hypovalva, mit 7pr+1ir+2vap+1map+
2dap. Die map reicht mit ihrer ganzen dorsalen Seite
bis an die 4pr. Hypovalva oft schräg ausgerandet, mit 5 pst
‘ und 2 at, die meist gleichgroß
sind, doch kann die rechte at
größer als die linke sein. Die
Hypovalva trägt eine nicht
konstante Anzahl von kleinen
Stacheln an den Kreuzungs-
Fig. 66. Fig. 67. punkten der Interkalarstreifen:
Peridinium incon- Peridinium in- stets sind 2 am Ende der Längs-
spicuum Lemm. conspicuum :
Ventral.(Mehrläng- Lemm. Dorsal. a A a ns Be
liche Form). (Wald- en wickelt, es Konnen aber auc
teichKankel.) (20 u die Kreuzungspunkte der Inter-
lang, 17,5 « breit.) kalarstreifen an der dorsalen
Seite mit Stacheln versehen sein:
Endlich treten in vereinzelten Fällen auch an der Querfurche links
von der Längsfurche Stachelbildungen auf. Platten kaum areoliert,
mit Ölimmersion rauh erscheinend. Interkalarstreifen oft schwer
sichtbar, meistens linienförmig, manchmal breit. Dauerzellen von
kugeliger Form, mit fester Membran.
Besonders in kleineren Gewässern verbreitet, doch nicht so
häufig wie P. munusculum mihi.
Vorkommen: Havelseen bei Fürstenberg (Meckl.). Inselsee
bei Güstrow (Meckl.). Waldteich bei Kankel (östl. Lissa, Posen).
Frühjahr. Primenter See (bei Ölpoche), (Posen). 2. 5. 1917.
Peridinium inconspieuum forma marchieum n. nom.
— P. marchicum Lemm.
Auf die Verwechslungen von P. marchicum Lemm. mit P. elpa-
tiewskyi (Ostenf.) Lemm. habe ich seinerzeit ausführlich hin-
gewiesen. Schilling gibt in seiner Süßwasserflora, Seite 42, die
Verhältnisse am Apex fehlerhaft wieder: die Epivalva von P. in-
consbicuum forma marchicum ist genau wie diejenige von P. in-
conspicuum gebaut.
Diagnose: Täfelung wie bei P. inconspicuum; ebenso ist die
Bestachelung der Hypovalva dieselbe, nur sind bei der forma
marchicum sämtliche Stacheln viel größer und länger. Da auch
die Kreuzungspunkte der Interkalarstreifen an der dorsalen Seite
der Hypovalva mit Stacheln versehen sind, so entsteht der Ein-
druck, als ob man von der ventralen Seite drei, von der dorsalen
fünf Stacheln sehe (Lemm.).
Um in Zukunft Verwechslungen vorzubeugen, weise ich noch-
mal daraufhin, daßessich hier um eine Form handelt, deren Größe
etwa 18—26 ı. beträgt. Alle größeren Formen gehören nicht hierher.
U TE
|
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 143
Peridinium munusculum mihi. Textfig. 68—70.
Diagnose: Zellen eiförmig, dorsoventral wenig abgeplattet,
Epivalva am apikalen Pole etwas zugespitzt, Hypovalva mit
3 stumpfen Ecken, die in der dorsalen und ventralen Ansicht
winzige Stacheln tragen. Länge 18—26 ı.; Breite 14—22 u. Apex
vorhanden. Querfurche schwach linkswindend, Längsfurche etwas
auf die Epivalva übergreifend, hinten verbreitert, meist bis zum
8 8 ®
Fig. 68. Fig. 69. Fig. 70.
Peridinium Peridinium Peridinium .
munusculum munusculum. munusculum
mihi. wihi. Dorsal. mihi. Epival-
Ventral. vatäfelung.
Hinterende reichend. Epivalva kegelförmig, meist etwas größer
als die Hypovalva, mit 7pr+1ir+2vap-+ 1map-+ 2dap.
Die map reicht nicht bis an die 4. pr. Hypovalva oft
schräg ausgerandet, mit 5 pst und 2 at., die meist gleichgroß sind,
doch kann die rechte at größer als die linke sein. Die Hypovalva
trägt eine nicht konstante Anzahl von kleinen Stacheln an den
Kreuzungspunkten der Interkalarstreifen: stets sind 2 am Ende
der Längsfurche und rechts davon einer entwickelt; es können
aber auch die Kreuzungspunkte der Interkalarstreifen an der
dorsalen Seite mit Stacheln versehen sein. Endlich treten in ver-
einzelten Fällen auch an der Querfurche links von der Längsfurche
Stachelbildungen auf. Platten kaum areoliert, mit Ölimmersion
rauh erscheinend. Interkalarstreifen oft schwer sichtbar, meistens
linienförmig, manchmal breit.
Weit verbreitete Form. Bisher wohl stets als P. inconspicuum
Lemm. bezeichnet. Aus der Beschreibung geht hervor, daß (im
Schlachtensee bei Berlin) auch Formen beobachtet wurden, die
den charakteristischen Stachelbesatz von P. inconspicuum var.
armatum Lemm. trugen. Es wird vorgeschlagen, letztere Varietät
zu Streichen.
Peridinium munuseulum forma spiniferum n. f. Textfig. 711—74.
Wie P. munusculum, nur sind die Hypovalvastacheln bedeutend
größer und länger.
Diese Form verhält sich zu P. munusculum wie P. inconspi-
cuum forma marchicum (Lemm.) mihi. (siehe dort) zu P, incon-
spicuum.
Vorkommen: Havelseen bei Fürstenberg (Meckl.) häufig.
Sumpfsee bei Güstrow (Meckl.) (Aug. 1917) selten.
8. Heft
144
Dr. phil. E. Lindemann:
Besonders interessant ist das Exemplar der Textfig. 73. Das-
selbe zeigt Stachelbildungen (und Papillen) an der Querfurche
Fig. 71.
Peridinium mu-
nusculum forma
spiniferum mihi.
Ventral. (Kern
eingetragen).
(Havelseen.)
Fig. 72.
Peridinium mu-
nusculum forma
spiniferum mihi.
Dorsal. (Hypo-
valvatäfelung
fortgelassen, da-
für Kern einge-
tragen.)
(Havelseen.)
Fig. 73.
Peridinium mu-
Fig. 74.
Peridinium munus-
nusculum forma culum forma spini-
spiniferum mihi. ferum mihi.
(Exemplar mit
Stachelbildungen
an den Rändern
der Längs- und
Querfurche.
(Sumpfsee bei
Güstrow, Meckl.)
Hypo-
valvatäfelung.
(Havelseen.)
(wagerecht abstehend) und an dem linken Seitenrande der Längs-
furche. (Entspricht hierdurch in der Bestachelung der von mir
gestrichenen Form P. inconspicuum var. armatum Lemm.)
Peridinium munusculum var. eontactum mihi. Textfig. 75, 76.
(= P. inconspicuum var. contactum n. var.)
Diagnose: Diese Varietät weicht von der Hauptform nur
im Bau der dorsalen Platten der Epivalvatäfelung ab. Epivalva
mit:7pr--1r-+2vap-+1map
+2dap. Die map berührt mit
550 ihrer dorsalen Ecke die 4 pr: da-
her bilden die medianen Inter-
kalarstreifen der map und 2 dap
Fig. 75.
Peridinium mu-
nusculum var.
contactum mihi.
Fig. 76.
Peridinium munus-
culum var. contac-
tum mıhı.
ein Kreuz.
Häufige Form. Kommt mit
P. munusculum zusammen vor,
und ist wohl als Übergangsform
zu P. pusillum-ähnlichen Exem-
plaren aufzufassen. Bachmann (Phytopl. d. Süßw., S. 97, Fig. 79)
bildet diese Form unter dem Namen P. Pusillum ab.
Dorsal.
Epivalvatäfelung.
Peridinium munusculum var. contactum forma spiniferum n. f.
Wie P. munusculum var. conlactum, nur sind die Hypovalva-
stacheln bedeutend größer und länger.
Diese Form verhält sich zu P. munusculum var. contactum wie
P. inconspicuum forma marchicum (Lemm.) mihi (siehe dort) zu
P. inconspicuum.
Vorkommen: Havelseen bei Fürstenberg (Meckl.).
menter See (Posen). (5. 1918.)
Pri-
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 145
Peridinium pygmaeum n. sp. Textfig. 77—80.
„ Diese Form ist ein P. elpatiewskyi ‚en miniature‘“, nur daß
auch hier an der Hypovalva die drei stumpfen Ecken mit winzigen
Stacheln wiederkehren, wie wir sie bereits bei P. inconspicuum,
P. munusculum usw. kennen lernten.
cn
8 ®
IT | >
g. 79
Fig. 77. . 78. 70: Fig. 80.
Peridinium pyg- Peridinium pyg- Peridinium pyg- Peridinium pyg-
maeumn.sp.Ven- maeum n.sp. maeum n.sp. Epi- maeum n. sp.
tral. (Havelseen.) Dorsal. valvatäfelung. Hypovalva-
täfelung.
Diagnose: Zellen eiförmig, dorsoventral wenig abgeplattet;
Hypovalva mit 3stumpfen Ecken, die in der dorsalen und ventralen
Ansicht winzige Stacheln tragen. Länge 22 u, Breite ebenso. Apex
vorhanden. Querfurche schwach linkswindend, Längsfurche wenig
auf die Epivalva übergreifend, auf der Hypovalva stark verbreitert,
bis zum Hinterende reichend. Epivalva kegelförmig, etwas größer
als die Hypovalva, mit 7pr +1r +2vap +1dap. Hypovalva
oft schräg ausgerandet, mit 5pst und 2at, von denen die rechte
meist etwas größer ist. Die Hypovalva trägt eine nicht konstante
Anzahl von kleinen Stacheln an den Kreuzungspunkten der Inter-
kalarstreifen: stets sind 2 am Ende der Längsfurche und rechts
davon einer entwickelt; es können aber auch die Kreuzungspunkte
der Interkalarstreifen an der dorsalen Seite mit Stacheln versehen
sein. An den Rändern der at finden sich oft Papillen. Endlich
treten auch am linken oberen Rande der Längsfurche oft Stachel-
bildungen auf. Platten äußerst fein areoliert (Olimmersion).
Vorkommen: Havelsceen bei Fürstenberg (Meckl.). Das
Material wurde mir in liebenswürdiger Weise von Herrn Prof.
Kolkwitz zur Verfügung gestellt.
Gruppe: Peridinium willei und guestrowiense.
Bisher war von dieser ganzen Gruppe wohl nur eine Form
bekannt: P. willei Huitf.-Kaas. Ich glaube allerdings, daß P. volzi
Lemm. aus kleinen Weihern des botanischen Gartens in Singapore
und seine var. australe G. S. West aus dem Yan Yean Reservoir,
Viktoria (Australien) mit P. guestrowiense identisch ist oder doch
mit ihr zusammengezogen werden könnte. Doch muß hierüber
später entschieden werden, wenn Fänge aus jenen Gegenden vor-
liegen. Jedenfalls handelt es sich hier um Formen, die überall
vorkommen: so fand ich P. guestrowiense häufig auch im Viktoria
Nyanza (Afrika).
Archiv für Naturgeschichte
1918. A, Er 10 8. Heft
146 Dr. phil. E. Lindemann:
Um Verwechslungen vorzubeugen, sei hier ausdrücklich
darauf hingewiesen, daß alle diese Formen keinen Apex be-
sitzen; hierdurch unterscheiden sie sich von P. tabulatum.
Die systematische Bearbeitung vorliegender Gruppe machte
insofern Schwierigkeiten, als Formen von P, willei, welche gänzlich
kammlos sind, sich nicht immer leicht von P. guestrowiense unter-
scheiden lassen (besonders auch, wenn sie außerdem kugelig ge-
baut sind). Trotzdem bin ich zu dem Resultat ge-
kommen, daß die Untergruppen P. willei und P. guestro-
wiense stest scharf unterschieden auftreten: besonders
ist es die Form der Rautenplatte (vgl. Textfig. 95 und 103), welche
über die systematische Stellung einer Form Aufschluß gibt. Die-
selbe ist bei P. willei groß, daber greift die Längsfurche nur wenig
auf die Epivalva über; bei P. guestrowiense ist diese Platte kleiner
(5-eckig) und die Längsfurche greift deutlicher und mehr auf die
Epivalva über. Man wird übrigens nur sehr selten gänzlich kamm-
lose Formen von P. willei antreffen: sobald aber auch nur ein
kleiner Kamm vorhanden ist, so liegt stets P. willei vor. P. guestro-
wiense tritt nie mit Kämmen auf. Endlich findet man in der
kälteren Jahreszeit nur P. wıller, in der wärmeren mehr P. guestro-
wiense, aber allerdings P. wıllei auch.
Schon früher hatte ich Gelegenheit, einige neue Formen der
vorliegenden Gruppe mitzuteilen (Zeitschr. d. nat. Abt. d. deutsch.
Gesellschaft f. Kunst u. Wiss. in Posen, Jahrg. XXIV, 3. Heft,
Nr. 81). Ich hatte damals noch nicht erkannt, daß P. willei und
P. guestrowiense zwei scharf unterschiedene Peridineenarten dar-
stellen, wie sie ja auch bisher stets beide als P. willei bezeichnet
worden sind. Daher sind meine damaligen Ausführungen auf S. 26
unten und 27 oben nunmehr hinfällig.?) P. willei var. guestrowiense
mihi ist also jetzt wieder als P. guestrowiense mihi zu bezeichnen,
wie es bereits im Arch. f. Hydrob. und Planktonkunde Bd. XI, 1916
geschah. Ferner ist zu jener (Posener) Arbeit zu bemerken, daß
P.willei Huitf.-Kaas mit mehr oder minder, ‚zusammengeklemmter“
Epivalva auftritt: ist diese nur mäßig zusammengeklemmt, so
entstehen meist Formen wie jene P. willei ‚var. lineatum‘“ mihi
dort auf Seite 32, Abb. 11, ist dies dagegen mehr der Fall, so
haben wir oft Formen vor uns, die als P. willei var. geniculatum
mihi (Textfig. 93, 94) bezeichnet werden müßten. Der Name
„geniculatum‘“ fällt also teilweise mit ‚‚Iineatum‘‘ zusammen, und
eine Trennung dieser Bezeichnungen ist daher nicht mehr angängig.
Ich streiche deshalb nunmehr die ‚var. geniculatum‘“ wieder.
Nun erhebt sich aber noch eine Schwierigkeit in der Nomen-
klatur. P. willei kommt vollständig kugelig (sehr selten) vor, dann
finden sich oft in demselben Fange Formen mit etwas zusammen-
geklemmiter Epivalva bis zu solchen, deren Epivalva so zusammen-
: D Siehe auch: Lindemann, E., Mitteilungen üb. Posener Peridineen,
Zeitschr. d. nat. Abt. d. deutsch. Ges. f. Kunst u.Wiss. Posen, Jahrg. XXV.
Heft 1, Nr. 83.
u a ee
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 147
geklemmt ist, daß die vap und map auf dem Scheitel der Form
eine kreisbogenförmige Linie bilden (Textfig. 94). Welche Form
hat Huitfeldt-Kaas nun P. willei genannt? Aus seinen Abbil-
dungen (Die limnetischen Peridineen. In Kommission bei Jakob
Dybwad, Christiania 1900) ersehe ich, daß die von ihm beschriebene
Form die häufigste war, deren Epivalva nur ein wenig zusammen-
geklemmt ist. Ich habe mich nun aus praktischen Gründen (um
die recht differierenden Formen scharf unterscheiden und be-
zeichnen zu können) entschlossen, die kugelige Form (Textfig. 82)
mit P.willei forma sphaericum, Formen mit wenig zusammen-
geklemmter Epivalva mit P. willei und solche, deren vap und
map fast zu einer Linie zusammengeschrumpft sind, mit P. willei
forma lineatum zu bezeichnen. (Bei der forma lineatum können
nun also die vap eine gerade Linie bilden, oder auch knieförmig
liegen; es kommt nur darauf an, daß die Epivalva sehr stark zu-
sammengeklemmt ist.)
Die Epivalvatäfelung sämtlicher Formen, die zur Gruppe
P. willei-guestrowiense gehören, ist nach derselben Formel gebaut:
7pr +1r +2vap +3 map +1dap. Die Hypovalva zeigt die
bei den Peridineen vorherrschende Täfelung: 5 pst + 2at.
Bestimmungstabelle.
1. Rautenplatte von ‚dominierender Größe“, oft aus der
Längsächse ein wenig nach der linken Seite verschoben. Längs-
furche nur sehr wenig auf die Epivalva übergreifend; seitliche
Ränder der Längsfurche auf der Hypovalva, wie auch be-
stimmte Ränder der Epivalvatafeln meist mit breiten Kämmen
versehen (die auch oft schmäler sind oder selten ganz fehlen).
Große Formen, oft breiter als lang (Länge bis 70 u), in der kalten
„ Jahreszeit (bes. Frühjahr) meist besser entwickelt als im Sommer
P. willei Huitf.-Kaas.
a) ganze Form kugelförmig P. willer forma sphaericum mihi,
b) ganze Form (beide Valven) gleichmäßig dorsoventral ab-
geplattet P. willei forma stagnale mihi,
c) nur die Epivalva von mäßig (dorsoventral) „zusammen-
geklemmter‘“ Gestalt (Seitenansicht!).
Typische Form von P, willei Huitf.-Kaas,
d) Epivalva sehr stark (dorsoventral) zusammengeklemmt, so
daß die vap und map zu einer schmalen Linie werden.
P. willei forma lineatum mihi.
2. Rautenplatte viel kleiner als bei P. willei (5-eckig) und
Längsfurche stärker auf die Epivalva übergreifend; Form stets
ohne Kämme, selten über 50 u lang, meist fast kugelig, nur
in der warmen Jahreszeit auftretend P. guestrowiense mihi.
a) Die vap und map etwa so lang wie breit, daher die Apikal-
u kreisförmig gelagert.
P. guestrowiense var. cyclhicum mihi.
10* 8. Heft
Ben
148 Dr. phil. E. Lindemann:
b) Form stark ventral eingebuchtet, daher die beiden vap
in einem Winkel zueinander (,Knieförmig‘‘) gelagert.
P. guestrowiense forma sinuatum mihi, h
c) ganze Form gleichmäßig dorsoventral abgeplattet
P. guestrowiense forma compressum mihi.
d) Hypovalva mit 6 pst und 2 at (die dorsale große Postaequa-
torialplatte der normalen Form ist nochmals geteilt)
P. guestrowiense subvar. originale mihi. E
Peridinium willei Huitf.-Kaas. Textfig. 86—92; 95—99.
Diagnose: Zellen von kugeliger, dorsoventral mehr oder
weniger zusammengedrückter Gestalt, manchmal etwas breiter
als lang. 45—70 w lang, etwa ebenso breit. Apex fehlt. Quer--
Fig. 86. Fig. 87. Port Er Suillei
Peridinium willei Huitf.- _ _Peridinium willee yuitf Kaas Von der
Kaas. (Müggelsee.) Huitf.-Kaas. Dorsal. Saite, (Talsperre in
Ventrel. (60 » lang.) Herbringhausertal.)
(Bis 70 u lang!)
(13. 12. 1913.)
furche ziemlich stark linkswindend, von weit hervorragenden
Rändern eingefaßt, die in der Ansicht von oben oder unten durch
eine eigentümliche Streifung den
Eindruck von Stacheln machen.
Längsfurche wenig auf die Epivalva
-
any übergreifend, auf der Hypovalva
Aalzn sich verbreiternd, bis zum Hinter-
=
iz
>
2
N UNO IN ende reichend. Epivalva von dor-
©
Lr
soventral etwas „‚zusammenge-
klemmter‘ Gestalt, etwas größer
Fig. 89. als die Hypovalva. Epivalva mit:
Peridinium willei Huitf.-Kaas. 7pr +1r+2vap+3map +1dap.
Epivalvatäfelung. (Diedicken Die Rautenplatte ist von domi-
Linien ee die Lageder „jerender Größe,meistausder Längs-
Kae achse ein wenig nach der linken Seite
verschoben. Die Apikalplatten sind in 3 etwa parallelen Reihen
angeordnet. HypoTEn mit 5pst +2at; die rechte at meist
etwas größer als die linke. Oft befinden sich breite Kämme
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 149
(bis 4 u breit) an den ventralen Rändern der Apikalplatten und der
Antapikalplatten, welch’ letztere sich beiderseits der Längsfurche
Fig. 90. Fig. 91. Fig. 92.
Peridinium willei Huitf.- Kaas, Peridinium willee Peridinium willei
Hypovalvatäfelung. Huitf.-Kaas. Von Huitf.-Kaas. Hypo-
der Seite. (Über valvatäfelung.
gang zur forma (Übergang zur forma
lineatum). lineatum.)
(12. 1913.)
fortsetzen. Alle diese Kämme können aber auch bis zum völligen
Fig. 101.
Peridinium willei
Huitf.-Kaas. Gle- Fig.102.
nodinium-artiger Peridinium willei Huitf.-Kaas.
Zustand. Ventral, Teilung der nackten Zelle
etwas von oben ge- unter Zerreißung und Ab-
sehen. (Kl. Ukleisee weriung ihrer Hülle (Kl.
6. 2. 1919.) Ukleisee 6. 2. 1919.)
kommen Glenodinium-artige Zustände vor, bei denen die Tafeln
hautartig dünn sind.!°) Chromatophoren zahlreich, braun. Kern
rundlich-oval, meist zentralliegend. Augenileck fehlt. Die Fort-
pflanzung erfolgt meistens unter Sprengung der Hülle!!), worauf
10) Siehe Textfigur 101. (Kleiner Ukleisee 6. 2. 1919.)
11) Zuerst vermutete Schröder diesen Fortpflanzungsmodus bei P. willei
(Ber. d. deutsch. bot. Ges., Bd. XXXV, Heft 7, 1918, Seite 553), weil er im
Kochelsee, in dem nur P. willei vorkam, eine Gallertspore gesehen hatte.
Nunmehr fand ich zahlreiche Exemplare im kleinen Ukleisee (6. 2. 1919)
in Teilung begriffen. (Siehe Textfig. 102.) — (Vgl. S. 153 und 162.)
8. Heft
150 Dr. phil. E. Lindemann:
der Inhalt (‚nackte Form‘ nach Schilling) ins Freie gerät. Ist
diese ‚nackte Form‘ in Teilung begriffen und mit Gallerte ein-
Fig. 95 Fig. 96. Fig. 97.
Peridinium willei Huitf.- Peridinium willeiHuitf.- Peridinium wiülei
Kaas. (Gorkasee.) Ohne Kaas. Form aus dem Huitf.-Kaas. Dorsal.
Kämme. Walchensee (Bayern). (Walchensee.)
Ventral. (50 # lang.)
von Virieux!) bezeichnen. Andere Fortpflanzungsarten und Dauer-
sporen bisher unbekannt. Hauptentwicklung im Frühjahr (auch
in der kalten Jahreszeit, sowie im Hochsommer zahlreich auf-
tretend).
Identisch mit P. willei ist die von Garbini im Zoolog. Anz.
1902 beschriebene Form P. alatum. Da ich im Juli 1918 im Go-
plosee (Posen) auch Formen mit hohen Kämmen fand, so sind meine
Ausführungen über Sommer- und Winterformen nicht mehr auf-
Fig. 98. Fig. 99 Fig. 100.
Peridinium willei FPeridinium willeie Peridimium willei Huitf.-Kaas.
Huitf.-Kaas. Von Huitf.-Kaas. Abnorme wulstartige Kamm-
der linken Seite. Epivalvatäfelung. bildung. (Kleiner Ukleisee
(Walchensee. ) (Walchensee.) 6. 2. 1919.)
recht zu erhalten. (Zeitschr. d. nat. Abt. d. deutsch. Ges. f. Kunst
u. Wiss., Posen 1918, Heft 83.) Besonders eigenartig ist auch das
Vorkommen von Exemplaren mit hohen Kämmen und von solchen
fast ohne jede Kammbildung nebeneinander (in demselben
Fange). Schaalsce (Lauenburg), Rethwiesentief. 14. 8. 1917. Im
Untersuchungen über Süßwasse: peridineen und ihre Variationsformen 151
kleinen Ukleisee (6.2. 1919) fanden sich zwei Exemplare mit einem
pathologisch erscheinenden, dicken kammartigen Wulst auf der
Epivalva (Textfig. 100).
Vorkommen: Findet sich das ganze Jahr hindurch, im Hoch-
sommer wie im Winter vorwiegend in größeren Gewässern, doch
auch in Teichen und Tümpeln (hier meist vereinzelt). Dennoch
spreche ich diese Fornı als Winterform an, da sie in der kalten
Jahreszeit unvergleichlich viel häufiger vorkommt und zahlreicher
entwickelt ist alsin der warmen. Ihr Entwicklungsmaximum
trifft aber gewöhnlich auf den Monat Mai (was schon
Huitfeldt-Kaas richtig erkannte).
Bemerkenswert ist, daß man gerade diese Form in den größ-
ten Süßwasserseen, die sonst meist peridineenarm sind, zu jeder
Jahreszeit öfter antrifft. (Siehe auch Seite 190.)
P. willei kommt auch im Brackwasser vor; so konnte ich eine
besondere Form im Goldenen Horn bei Konstantinopel nach-
weisen. (Siehe Seite 152.)
Peridinium willei forma sphaerieum n. f. Textfig. 81—83.
Unterscheidet sich von P. willeinur durch die völligkugelige
Gestalt(Seitenansicht !), daherist die Epivalva hier nicht, ‚zusammen-
geklemmt‘, sondern schön halbkugelig. Übergänge finden sich
häufiger als die typische forma sdhaericum.
e Fig. 81. Fig. 82. Fig. 83.
Peridinium willei forma Peridinium will Peridinium willei forma
sphaericum n. f. Ventral. forma sphaericum n. f. sphaericum n.f. Epivalva-
(60 4 lang.) Von der Seite. (Kleine täfelung.
Kämme.)
. Vorkommen: Wiesenteiche beim „Sepoldteich‘ (Badeteich)
bei Lissa (Posen). 17. 10. 1918. Seltene Form,
Peridinium willei forma stagnale n. f. Textfig. 84—85.
Unterscheidet sich von P. wille! nur dadurch, daß die ganze
Form (beide Valven) gleichmäßig dorsoventral plattgedrückt ist.
Ich zweifle nicht daran, daß sich Exemplare finden, die noch
mehr abgeplattet sind, als es Textfig. 85 zeigt. Über die eigen-
artige Lage des Interkalarstreifens zwischen 2pr und 3 pr siehe
Seite 122 näheres (fast: var. ß-collineatum).
8. Heft
152 Dr. phil. E. Lindemann:
Vorkommen: Wiesenteiche beim ‚Sepoldteich‘‘ (Badeteich)
bei Lissa (Posen). Seltene Form.
Fig. 84. Fig. 85.
Peridinium willei forma stagnale Peridinium willer forma stagnale n. f.
n. f. Ventral. (Kleine Kämme.) Epivalvatäfelung innatürlicher An-
sicht. (Die dieken Linien bezeichnen
die Lage der kleinen Kämme.)
Merkwürdigerweise konnte ich die selbe Formbei Konstanti-
nopel nachweisen. (Goldenes Horn, Tabakfabrik (Dschubaly)
rechtes Ufer. 19. 5. 1918. Brackwasser, mit etwa 13—14°/oo
Salzgehalt.)
Peridinium willei forma lineatum mihi. Textfig. 93, 94.
Diese Form unterscheidet sich von P. willei nur dadurch, daß
ihre Epivalva ganz besonders stark dorsoventral zusammen-
geklemmt ist, so daß die 2 vap und 3 map — besonders auf dem
Scheitel -—— zu einer schmalen Linie werden. Sind diese Platten
Fig. 93. Fig. 94.
Peridinium willei forma lineatum Peridinium willei forma lineatum n. f.
n. f. (Müggelsee. 17. 5. 1911.) Epivalvatäfelung.
noch mit Kämmen versehen, so bilden sie, wie der First beim
Giebeldach, den hohen Scheitelrand der ganzen Form. Die große
dorsale Apikalplatte dagegen ist scharf nach unten geklappt und
beteiligt sich somit an der Bildung der dorsalen Wand der vorderen
Körperhälfte.
Vorkommen: Meist vereinzelt unter typischen Exemplaren
von P. willei. Müggelsee bei Berlin 17. 5. 1911.
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 153
Peridinium guestrowiense mihi
Die Diagnose dieser Form, welche ich bereits im Archiv
f. Hydrob. u. Planktk., Bd. XI, 1916, gab, ändere ich, wie folgt:
Zellen von kugeliger Gestalt, 42—52 (in seltenen Fällen bis
60 u) lang, ebenso breit oder etwas schmäler, dorsoventral etwas zu-
sammengedrückt. Apex fehlt. Querfurche linkswindend, von
‚hervorragenden Rändern eingefaßt, die in der Ansicht von oben
oder unten durch eine eigentümliche Streifung den Eindruck von
Stacheln machen. Längsfurche ziemlich weit auf die Epivalva
übergreifend, aut der Hypovalva etwas verbreitert, bis zum Hinter-
ende reichend. Etwa in der Mitte des linken Seitenrandes der
Längsfurche befindet sich meistens ein kurzer Stachel. Valven fast
gleichgroß;; Epivalva halbkugelig, mit7pr +1r +2 vap +3 map
+1cdap. Rautenplatte ziemlich klein, 5eckig; dıe Apikalplatten
sind in drei etwa parallelen Reihen angeordnet. Hypovalva halb-
kugelig, mit 5pst und 2at. Rechte at meist größer als dıe linke.
(Niemals sind bei dieser Form Kämme beobachtet worden.) Tafeln
ziemlich dick, stark areoliert. Interkalarstreifen linienförmig bis
sehr breit, deutlich quergestreift. Es kommen Glenodinium-artige
Zustände vor, bei denen die Tafeln hautartig dünn sind. Chromato-
phoren zahlreich, braun. Kern rundlich-oval, meist zentral liegend.
Augenfleck fehlt. Besonders im Herbste finden sich oft große rote
Öltropfen im Innern dieses Peridiniums. Die Fortpflanzung erfolgt
meistens unter Sprengung der Hülle, worauf der Inhalt (,‚‚nackte
Form‘) ins Freie gerät. Ist diese ‚nackte Form‘ in Teilung be-
griffen und mit Gallerte eingehüllt, so kann man dieselbe als
Fig. 103.
Peridinium guestro- Fig. 104. Fig. 105.
wiense mihi. (Woll- Peridinium questro- Peridinium guestro-
steiner See. (4d4u wiense. Dorsal. wiense mihi. Längliches
lang.) 11. 7. 1916.) (Wollsteiner See.) Exemplar von der Seite.
„Gallertspore‘‘ bezeichnen.'?) Andere Fortpflanzungsarten und
Dauersporen bisher unbekannt. Hauptentwicklung im Hechsommer.
H 12) Ich habe solche ‚nackte Stadien‘ von P. guestrowiense im Woll-
steiner See (Posen) beobachten können — einmal lagen eine größere Anzahl
beisammen, vondenen einige im Begriff waren, aus der Hülle zu schlüpfen
— doch habe ich nie Gallertsporen mit 4 Teilprodukten gesehen. (Br. Schrö-
nn ne . deutsch-bot.Ges., Bd. XXXV, Heft 7, 1917.) (Vgl. hier Seite 150
un .
8. Heft
154 Dr. phil. E. Lindemann:
Vorkommen: Überall gemein in stehenden, nicht zu sehr
verschmutzten Gewässern, doch nur in der wärmeren Jahreszeit.
In sehr großen Seen scheint P. guestrowiense limnetisch selten zu
sein.
Zen
Fig. 106. Fig. 107. Fig. 110.
Peridinium guestro- Peridinvum guestro- Peridinium guestrowiense
wiense mihi. Epivalva- wiense mihi. Epivalva- mihi. Hypovalvatäfelung.
täfelung. (Seeform; täfelung. (Moorform; (Seeform.)
dicke Platten, unregel- regelmäßiger.)
mäßiger.) (Schwarzer See 7.1916).
Im Wollsteiner See (Posen) Juli 1916 (Textfig. 113, 114) und
ım Schlawasee, 2. 7. 1918, sah ich alle ‚‚Altersstadien“, auch
Formen mit hautartiger Täfelung. Von anderen Fundorten nenne
ich: Schwarzer See (Waldteich, Ufer mit Sphagnum) bei Güstrow
(Meckl.); Teich bei Czenstochau (Polen); Altrhein von Neuhafen;
Fig. 113. Fig. 114.
Peridinium guestrowiense Peridinium guestro-
mihi. Glenodinium- wiense mihi. Das-
stadium. Ventral. (Woll- selbe Stadium. Epi-
steiner See.) valvatäfelung.
Bodensee (Gondelhafen bei Lindau); Ochsenteich (Fischteich, ge-
düngt) Creba (Schlesien); endlich der Viktoria Nyanza (Afrika).
(Siehe auch Seite 191.)
Spezielle Formen:
Zuerst fand ich diese Form fast in ‚‚Reinkultur‘ im Schwarzen
See (Waldteich, torfig) bei Güstrow (Meckl.) (Archiv d. Ver.
d. Freunde d. Naturgesch. in Meckl.71, 1916) ; solche Exemplare aus
ruhigen Moorgewässern haben meist eine etwas zartere Täfelung
als diejenigen aus größeren Seen. Ich sprach daher früher von einer
„Zwischenform‘“ zwischen P. willei und dem typischen P. guestro-
wiense (Zeitschr. d. nat. Abt. d. d. Ges. f. Kunst u. Wiss. Posen,
Nr. 77, S. 10) oder auch von einer „limnetischen Ausbildungs-
> ei
nr a Ar re A
eu
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 155
form‘ des P. guestrowiense (dorts. Nr. 81, S. 27), habe mich aber
später überzeugt, daß hier stets dieselbe Form vorlag. (Textfig. 103,
104 aus dem Wollsteiner See, Textfig. 108, 109 aus dem Schwarzen
See bei Güstrow.)
= ; S 7 Be
N er I
Di N ie 1 3
mm as
Fu 277 mn pie a“
Fig. 108.
Peridinium guestro-
wiense mihi. Epivalva-
täfelung einer Form
latissime intercalatum.
(Moorform.)
9
Fig. 109.
Peridinium guestrowiense
mihi. Hypovalvatäfelung
derselben Form.
Im Krakower See (Meckl.) fanden sich Exemplare, bei denen
die Rautenplatte oben unsymmetrisch gestaltet war (Textfig. 111,
Fig. 111.
Peridinium questro-
wiense mihi. Ventral.
Rautenplatte oben un-
symmetrisch. (Kra-
kower See 8. 1917.)
Fig. 112.
Peridinium qguestro-
wiense mihi.
Epivalvatäfelung.
(Krakower See.)
112). Eine eigenartige Ausbildungsform des P. guestrowiense stellt
auch Textfig. 115, 116 dar (aus einem Wiesentümpel am Ufer.
Fig. 115.
Peridinium guestrowiense
Forma.(Wiesentümpelam
Lineiusz-See.)
Fig. 116.
Peridinium guestrowiense
mihi Epivalvatäfelung
dieser Form.
des Linciusz-Sees (Posen): hier ist die Rautenplatte auffällig groß,
die ganze Form ist schmäler und die Längsfurche breiter als sonst.
8. Heft
156 Dr. phil. E. Lindemann:
Endlich kommen wir zu Epivalvatäfelungen von P. guestro-
wiense, wie ich sie in einzelnen Exemplaren gefunden habe: ich
kann dieselben nur als pathologisch ansehen und habe sie deswegen
Fig. 117, Fig. 118. Fig. 119.
Peridinium qguestro- Peridinium qguestro- Peridinium guestrowiense
wiense mihi. Ab- wiense mihi. Abnor- mihi. Abnorme Form.
norme Form. Witos- me Form. Ziegelei- Fundort ?
lawer See(29.7.1917.) ausstich beiGüstrow.
SHE ©. IT
0 = T
SE SL,
Sa
Fig. 120. Fig. 121. Fig. 122.
Peridinium guestro- Peridinium guestro- Peridinium guestrowiense
wiense mihi. Abnor- wiense mihi. Abnorme mihi. Abnorme Form.
me Form. Inselsee Form. Witoslawer See Schlawasee.
bei Güstrow (29. 7. 1917).
(26. 7. 1916.)
nicht besonders benannt. Textfig. 121 erinnert an P. cinctum, nur
daß hier die dreieckige Scheitelplatte mit ihrer Spitze nach links
gerichtet ist (bei P. cinctum nach rechts) und Textfig. 122 gibt
ein Exenıplar wieder, das man als ‚forma lineatum‘‘ bezeichnen
könnte (siehe Zeitschr. d. nat. Abt. d. d. Ges. f. Kunst u. Wiss.
Posen, Nr. 83, S. 25, Zeile 2 v. 0.) — ich glaube jedoch, daß es sich
auch hier um eine Abnormität handelt.
Peridinium guestrowiense var. eyclicum n. var. Textfig. 123, 124.
Unterscheidet sich von P. guestrowiense nur durch die gegen-
seitige Lage der Apikalplatten. Die vap und die map etwa so lang
wie breit, daher sind die 6 Apikalplatten kreisförmig angeord-
net. Epivalva ebenfalls in der Ansicht von oben fast kreisrund.
Vorkommen: bisher nur im Sumpfsee bei Güstrow (Meckl.).
August 1917.
Peridinium guestrowiense forma sinuatum mihi. Textfig.128—129.
Wie P. guestrowiense; doch ist die forma sinuwatum auf der
ventralen Seite stark eingebuchtet: hierdurch kommt es,
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 197°
daß die beiden vap in einem Winkel zueinander (,‚knieförmig‘‘)
liegen. Bei typischen Exemplaren ist die Rautenplatte auf der
Epivalvaansicht (von oben gesehen) nicht sichtbar.
Fig. 123. 2 Fig. 124.
Peridinium guestrowiense var. Peridinium guestrowiense
cyclicum n. var. Ventral. (Sumpf- cyclicum n. var.
see 8. 1917.) (46 u lang.) Epivalvatäfelung.
Vorkommen: In sehr typischen Exemplaren bisher nur im
Viktoria Nyanza (Afrika) (Probe 6, nach der Arbeit von Wolos-
zyhska in Hedwigia, Bd. LV, 1914). Smith-Sound bei Muanza in
der Höhe der Kiwumba-Inseln. (27. 9. 1910.)
er
ae
Fig. 128. “Fig. 129.
Peridinium guestrowiense forma Peridinium guestrowiense forma
sinuatum mihi. Stärker eingebuch- sinuatum mihi. Stärker einge-
tet. (Viktoria Nyanza.) Epivalva- buchtet. (Viktoria Nyanza.)
täfelung in natürlicher Ansicht. Hypovalvatäfelung.
Ich bringe hier in Abbildung 125—127 ebenfalls eine Form
von P.g.f. sinuatum aus dem Schlawasee (Schlesien, 19. 8. 1917).
var,
Fig. 125. Fig. 127.
Peridinium guestrowiense Peridinium questro- Peridinium guestrowiense
forma sinuatum mihi. wiense forma forma sinuatum mihi.
Ventral, (Schlawasee.) sinuatum mihi. Von Epivalvatäfelung.
der Seite.
Diese Form ist auch ventral eingebuchtet, aber nicht so stark wie
die afrikanische. Fig. 127 stellte ich seinerzeit Herrn Dr, Schröder,
8. Heft
158 Dr. phil. E. Lindemann:
Breslau, zur Verfügung (siehe Ber.d.d. bot. Ges., Bd. XXXV, Heft9,
1917, Seite 688), nannte diese Form aber damals P. willei var.
geniculatum. Dieselbe gehört also nach der hier festgelegten
Nomenklatur zu P. guestrowiense; ferner ist der Name geniculatum
zu streichen, da für denselben nun die Bezeichnung sinuatum ein-
tritt. (Siehe auch Zeitschr. d. nat. Abt. d.d. Ges. f. Kunst u. Wiss.
“ Posen 1918, Nr. 83, S. 25.)
Peridinium guestrowiense forma eompressum mihi.Textfig.130-—132.
Zellen fast kreisrund, 42 u lang, fast ebenso breit, dorso-
ventral sehr stark abgeplattet. Apex fehlt. Querfurche
linkswindend, Längsfurche auf die Epivalva übergreifend, kaum
Vo
130. Fig. 131. Fig. 132.
Den guestro- Pan guestro- Pordinım guestro-
wiense forma com- wiense forma com- wiense forma com-
pressum mihi. Ventral. pressum mihi. Epi- pressum mihi. Hypo-
(Witoslawer See.) valvatäfelung. valvatäfelung.
bis zum Hinterende reichend. Valven fast gleich groß; Epivalva
mit7pr +1r +2 vap +3map +1dap. Die ventrale und mitt-
lere Apikalplattenreihe sind je in einer Linie angeordnet. Hypo-
valva mit 5pst und 2at, von denen die rechte die größere ist.
Platten zart, fein areoliert (?).
Wahrscheinlich ist diese Form als Variationsform zu P, gue-
strowiense mihi aufzufassen.
Witoslawer See (Posen) 29. Juli 1917. 1 Ex.
Peridinium guestrowiense subvar. originale n. s. Textfig. 133.
Diese Form unterscheidet sich von P. guestrowiense nur durch
die Hypovalvatäfelung, indem nämlich die große dorsale Post-
aequatorialplatte nochmals geteilt ist. Daher
Hypovalva mit 6pst und 2at, von denen die
rechte die größere ist.
Vorkommen: Schwarzer See (Moorteich
im Walde) bei Güstrow (Meckl.).
Fig. 133. Auf diese Form wies ich bereits im Arch. f.
Peridiniumguestro- Hydrob. u. Planktk. Bd. XI, 1916, Abb. 12,
wiense subvar. ori- hin; dieselbe erlangte eine ganz besondere Be-
Dar 2 ln, deutung durch die Entdeckung der Täfelung
ee S von Sphaerodinium Wolosz. und kommt wahr-
scheinlich vereinzelt bei den verschiedensten Peridineen vor.
(Siehe Seite 122 vorliegender Arbeit.)
|
|
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 159
Gruppe Peridinium cinctum Ehrbg.
Bisher ist von dieser ganzen Gruppe wohl nur die Ausgangs-
form bekannt gewesen; dieselbe ist so widersprechend abgebildet
worden, daß eine Feststellung der ihr nächststehenden Unter-
formen nötig wurde. Ich gab dieselbe in der Zeitschr. d. nat. Abt.
d.d. Ges. f. Kunst u. Wiss. Posen, 1917, Heft 81, Seite 29 u. folg.
Das dort Gesagte behält seine volle Gültigkeit. Es kommen oft
Fornien, die stark und solche, die weniger stark dorsoventral zu-
sammengedrückt sind, nebeneinander vor. Auch ist die rechte at
bei der typischen Form stets größer als die linke.
P. cinctum var. Lemmermanni G. 5. West muß ich streichen,
da diese Form in den Variationsbereich von P. cinctum fällt. (Es
ist außerdem eine B-collineatum-Form; Lemm. Flora, S. 651,
Fig. 20.) Nun noch ein Wort über P. westi Lemm. Ich habe diese
Form trotz eifrigen Suchens in weit nıehr als 100 deutschen Seen
niemals gefunden; dieses negative Resultat ist mir von anderer
Seite bestätigt worden.!?) Vielleicht ist diese Form nur in Gebirgs-
seen heimisch. Ich halte die von Lemmermann (Flora: S. 651,
Fig. 23) gegebene Epivalvatäfelung für eine de-bzcollineatum-Form,
und es wäre zu wünschen, daß eine ‚‚normale‘‘ Epivalvatäfelung
auch hier festgestellt würde. (Siehe auch Seite 182.) Auffallend
ist mir nur, daß Lemmermanns Fig. 23 nicht mit Fig. 21 überein-
stimmt: der zwischen 4pr und 5 pr gelegene Interkalarstreifen ist
bei Fig. 21 (und ebenso bei der Varietät Fig. 26) so eingezeichnet,
als ob eine normale Fornı von P. cinctum vorläge. Auf diesen
Streifen kommt es aber gerade an! Endlich bin ich der Ansicht,
daß P. westi var. areolatum Lemm. gar nicht zu P. westi, sondern
zu P. cinctum gehört, da es nicht mit ‚vielfach gewundenen, oft
verzweigten Leisten‘ besetzt, sondern areoliert ist; doch darüber
später mehr.
Die systematische Stellung der von Virieux abgebildeten Form
(Bull. de la Soc. d’Hist. anat. du Doubs) ‚‚P. westi‘ ist nicht zu
entscheiden, bevor nicht die Epivalvatäfelung bekannt ist.
Die nunmehr von mir in vorliegender Gruppe abgebildeten
Peridineen sind äußerlich alle dem P. cinctum Ehıbg. (dem sie
stets beigemischt sind) so ähnlich, daß sie wohl bisher übersehen
wurden. Nur von P. c. forma angulatum trifft man häufiger ein-
heitliche Populationen an.
Bestimmungstabelle.
A. Hypovalva mit 5pst +2at.
1. Epivalva mit 7pr +1r +2vap +2map +2dap. Die
r map liegt zentral; die r vap und r dap berühren sich und
‚1®) Nur Woloszynska führt P. westi häufiger an: Przyczynek do
znajomosci planktonu roslinnego jezior kujawskich. Sitzungsber. d. War-
schauer Ges. d. Wiss. 1913, Lief. 7. Diese Seen dürften mit den Posener
Seen die größte Ähnlichkeit haben.
8. Heft
160
ot
7.
2.
Dr. phil. E. Lindemann:
sind größer als die links gelegenen Apikalplatten. Rechte at
meist größer als die linke P. cinctum Ehrbg.
a) wie A1, nur alle Apikalplatten nahezu gleichgroß,
kreisförmig um die r map gruppiert. Die beiden at
meist gleichgroß P. cinctum var. regulatum mihi,
b) wie Ai, nur die rvap und rdap sind jede drei bis
viermalsogroß, wie je eine der drei an der linken Seite
gelegenen ap. Rechte at größer als die linke
P. cinctum var. irregulatum mihi,
c) wie P. cinctum (A 1), nur ist die Form an der ventralen
Seite abgeplattet, so daß an den Seitenflächen ventral
scharfe eckige Kanten entstehen
P. cinctum forma angulatum mihi,
d) wie A1, doch macht diese Form den Eindruck eines
dorsoventral abgeplatteten Glenodinium-Stadiums von
P. cinctum. Umriß genau eiförmig
P. cinctum forma ovoplanum mihi,
. Epivalva mit 7pr t1r +2vap +1sap +2dap. Die
r dap sehr groß. Sonst wie P. cinctum
P. cinctum var. laesum mihi.
. Epivalva mit 7pr +1r+1vap +1sap +1map +2dap.
Die map berührt die r. Sonst wie P. cinctum
P. cinctum var. dissimile mihi.
. Epivalvamit7pr +1r +1vap +1map +2sap +1dap.
Rechte sap sehr groß, halbkreisförmig, reicht von r bis zur
4pr. map berührt die r. Sonst wie P. cinctum
P. cinctum var. curvatum mihi.
. Epivalva mit 7pr +1r +2vap +3map +2dap. Die
r vap und r dap berühren sich; die m map grenzt sowohl
an die beiden vap als auch an die beiden dap. Sonst wie
P. cinctum P. eximium mihi
a) wie A 5, nur die m map grenzt wohl an die beiden dap,
doch nur an die eine linke vap P. eximium
var. mulatum mihi
. Epivalvamit4pr +1r +2vap +1map +1sap + 2dap.
Die lvap sehr klein; die r vap und r dap berühren einander.
Die 4 pr sehr groß, umfaßt die ganze linke Seite
P. semicirculatum mihi
Epivalva mit 7pr +1r +2vap +1map +2dap. Sonst
wie P. cinctum E P. germanicum mihi
. Hypovalva mit 6pr + 2at.
1.
Epivalvatäfelung und sonst die ganze Form wie P. cinctum
P. cinctum subvar. originale mihi
Epivalvamit9pr ir +2vap +2map +1sap + 2dap,
Die rdap und sap berühren die r vap. Sonst ähnlich P.
cinctum P. scallense mihi
e.
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 161
Peridinium einetum (Müller) Ehrbg. Textfig. 134—139.
Die Diagnose ist erneut abzugrenzen, wie folgt: Zellen von
kugeliger Gestalt, dorsoventral mehr oder weniger stark zusammen-
gedrückt. 45—60 u lang, fast ebenso breit. Apex fehlt. Quer-
furche ziemlich stark linkswindend; von hervorragenden, deutlich
IR Tue
Fig. 134. Fig. 135. Fig. 136.
- Peridinium cinctum Peridinium cinctum Peridinium cinctum
Ehrbg. Ventral. (Woll- Ehrbg. Dorsal. Ehrbg. (Längliches
steiner See 11. 7. 1916.) (Wollsteiner See.) Exemplar von derS$eite.)
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Se eg 7°
Fig. 137. Fig. 138. Fig. 139.
Peridinium cinctum Peridinium cinctum Peridimium cinctum
Ehrbg. Epivalva- Ehrbg.Epivalvatäfelung Ehrbg. Hypovalva-
täfelung. eines besonders breiten, täfelung.
von oben gesehen fast (Wollsteiner See.)
kreisföürmigen Exem-
plars. Tafeln sehr dünn.
(Witoslawer See
29. 7. 1917.)
quergestreiften Rändern eingefaßt. Längsfurche ziemlich weit auf
die Epivalva übergreifend, bis zum Hinterende verlaufend; in der
Mitte des linken Seitenrandes der Längsfurche befindet sich meist
ein kleiner Stachel. Epivalva etwas größer als die Hypovalva.
Epivalva mit 7pr +1r +2vap +2 map +2dap. Rechte vap
und dap deutlich größer als die entsprechende linke.
Die r map reicht nicht bis zur 2 pr, sondern die r vap und rdap
berühren einander. Hypovalva mit 5 pst + 2at, von denen meist
die rechte größer als die linke. Tafeln meistens sehr stark, kräftig
areoliert; Interkalarstreifen linienförmig bis sehr breit. Hin und
‚wieder trifft man auch Exemplare im ‚„Glenodiniumzustand“ mit
zartem, hautartigem Panzer. Kern rundlich-eiförmig, zentral.
Archiv für Naturgeschichte
1918. A. 8. 11 8. Heft
162 .. D:. phil. E. Lindemann:
Chromatophoren rundlich-scheibenförmig, hell- bis schwarzbraun,
zahlreich, wandständig. Augenfleck fehlt. Besonders im Herbste
findet man große rote Öleinschlüsse. Fortpflanzung: vorwiegend
‘durch ‚Teilung der nackten Zelle unter Zerreißung und Abwerfung
der Hülle“. Solche nackte Zellen finden sich freischwimmend oft
in größerer Zahl; sie sind mit reichlicher, ohne Tuscheeinbettung
sichtbarer Gallerte umgeben und sind wahrscheinlich befähigt,
sich auch freischwinımend zu teilen. (Gallertsporen oder Cystes
mouqueux)!*) Andere Fortpflanzungsarten bisher unbekannt. Die
Encystierung soll nach Schilling nach Abwerfen des Panzers
‚unter Bildung einer neuen strukturlosen Hülle“ erfolgen.
Vorkommen: Überall gemein in stehenden oder langsam
fließenden Gewässern, die auch etwas verschmutzt sein können.
(Gedüngte Fischteiche) Kommt auch in sehr großen, tiefen
Seen limnetisch vor und ist hier manchmal die einzige Peridinee.
Fundorte: z. B. Großer Plöner See, Kellersee, Schaalsee, Schweriner
See, Madüsee, Kosnosee, Schlawasee, Eschbachtalsperre bei
Remscheid (noch im Dezember), Walchensee, Wigrysee bei
Suwalki. (Siehe Seite 191.)
Peridinium einetum var. regulatum mihi Textfig. 140.
Unterscheidet sich von P. cinctum nur durch den Bau der
Epivalvatäfelung. Die Apikalplatten sind sämtlich nahezu
gleichgroß und so geordnet, daß die r map
den vorderen Pol bildet und die übrigen kreis-
förmig um diese gruppiert sind. Bei den bis-
her gesehenen Exemplaren waren ferner die at
gleichgroß.
Abb. bei Schilling, Süßwasserflora, Heft 3,
2, S. 46. Ebenfalls: Zeitschr. d. nat. Abt. usw.
en. Posen Nr.al, SB abb ie,
var.regulatummihi. . ’orkommen: Seltene Form. Kainowe-
Epivalvatäfelung. teich bei Trachenberg. Sept. 1912. Walchensee
(Walchensee.) (Oberbayern) 17. 8. 1916.
Peridinium einetum var. irregulatum mihi Textfig. 141, 142.
Unterscheidet sich von P. cinctum nur durch den Bau der
Epivalvatäfelung. Die r vap und die r dap sind jede drei bis vier+
mal so groß als je eine der drei an der linken Seite gelegenen Apikal-
platten. Rechte at größer als die linke.
Abb. in der Zeitschr. d. nat. Abt. usw. Posen, Nr. 81, S. 32,
Abb. 14. Die Textabbildung 141 hierselbst gibt die Ventralansicht
14) Siehe Virieux, J.: Sur la reproduction d’un Pöridinien limnetique,
P. westi Lemm., in Comptes rendues d. söances d.1. Soc. de Biologie, Tome
LXXVI, pag. 534. Paris 1914. Lindemann, E.: Arch. f. Protk., Bd. 39,
Heft 3, Tat 17, Fig. 13. Vergleiche auch hier: Seite 150 und 153.
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 163
einer etwas abweichenden Form wieder: hier ist die Rautenplatte
sehr klein und die Längsfurche greift daher sehr stark auf die
Epivalva über.
Fe. 141. Fig. 142.
Peridinium cinctum var. Peridinium _cinetum
irregulatum mihi. Ventral. var. irregulatum mihi.
(Forma.) Wollsteiner See Epivalvatäfelung des-
(44 a lang.) (11. 7. 1916.) * selben Exemplares.
Vorkommen: Seltene Form, doch häufiger als P. c. var.
regulatum.
Wollsteiner See. Juni 1916. Schlawasee. 2. 7. 1918.
Peridinium einetum forma angulatum n. f. Textfig. 143—150.
| Unterscheidet sich von P. cinctum durch eine völlige ventrale
_ Abplattung (oft besonders der Epivalva), durch welche an den
Seitenflächen ventral scharfe eckige Kanten entstehen. Bei Be-
_ trachtung der natürlichen Lage der Epivalvatäfelung von oben
ist die Rautenplatte meist nicht sichtbar und die beiden vap bilden
_ ventral ebenfalls eine scharfe Kante.
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Fig. 143. Fig. 144. Fig. 145.
| Peridinium cinctum Peridinium cinctum Peridinium cinctum
forma angulatum n. f. forma angulatum n. f. forma angulatum n. f.
Ventral. (Eschbachtal- ° Deorsal. ‘ Von der rechten
‚ sperte.) (50—55 u lang.) Seite.
(rechte at etwas größer
als die linke.)
Nicht immer ist forma angulatum so deutlich ausgeprägt wie
Textfig. 145, 146 oder besonders 149. Übergänge von P. cinctum
zur forma angulatum häufig.
11% 8. Heft
EEE
164 Dr. phil. E. Lindemann:
Vorkommen: Häufige Form. Eschbachtalsperre bei Rem-
scheid 13. 12. 1904. Kainoweteich bei Trachenberg 29. 9. 1912
Fig. 146. Fig. 147. Fig. 148.
Peridinium cinetum Peridinium cinctumforma Peridinium cinctum forma
forma angulatumn. angulatum n. f. Epivalva- anguatum n. f. Forma
f. Vonder linken täfelungin natürlicher aus dem Kainoweteich
Seite. Ansicht. (Trachenberg). Ventral.
(54 u lang. 56 « breit.)
ER) |
ie, 5
Fig. 149, Fig. 150.
Peridinium cinctum Peridinium cinctum
forma angulatum n. f. forma angulatum n. f.
Dieselbe Forma von der Glenodiniumzustand.
rechten Seite. (Epivalva
mit besonders starker
Abplattung.)
(auch im Glenodiniumzustande). Waldteich-Kankel bei Lissa
(Posen) Frühjahr 1918. In Seen oft weniger typische Exemplare,
so im Schlawasee 2. 7. 1918.
Peridinium einetum forma ovoplanum n. f. Textfig. 151—155.
Täfelung wie P. cinctum, doch hat diese Form ein gänzlich
verändertes Aussehen. Der Panzer ist hautartig dünn, ohne irgend-
welche Verdickungen oder Leisten, so daß die Form (ventral be-
trachtet) genau wie ein Ei aussieht. Dorsoventral ist dieselbe stark
abgeplattet. (Seitenansicht!) Chromatophoren zahlreich, strahlig
angeordnet. Kern rundlich, etwa zentral gelegen.
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 165
Vorkommen: Nur in einer Probe gefunden, hier aber recht
häufig: Eschbachtalsperre bei Remscheid (9. 4. 1903). Das Material
verdanke ich der Güte des Herrn Professor Dr. Kolkwitz.
Se:
iS
Fig. 151. Fig. 152. Fig. 153.
Peridinium cinctum forma Peridinium cinctum forma Peridinium cinctum
ovoplanum n. f. Ventral. ovoplanum n. f. (r. klein.) forma ovoplanum
(r. groß.) n. f. Von der Seite.
\)
N
AN
Fig. 154. : Fig. 155.
Peridinium cinctum Peridinium cinctum forma
forma ovoplanum n. f. ovoplanum.n.f. Epivalva-
Habitusbild mit Kern täfelung, etwa in natür-
und Chromatophoren, licher Ansicht.
Vielleicht ein abgeplattetes Glenodiniumstadium einer be-
sonderen Form von P. cinctum®®).
Peridinium einetum var. laesum n. var. Textfig. 156, 157.
Unterscheidet sich von P. cinctum nur durch die Epivalva-
täfelung. Epivalva mit 7pr H1r +2vap +1sap +2dap. Die
r dap ist sehr groß. Von P. cinctum abzuleiten durch Ausfall des
Interkalarstreifens zwischen der r map und der r dap.
15) Nach Fertigstellung dieser Arbeit fand ich tatsächlich in einem
stillen Waldteiche bei Güstrow (Meckl.) (3. 1919) Formen mit dickem
Panzer, die P.c. forma ovoplanum entsprachen, nur daß dieselben kugeliger
waren. (Von einer ähnlichen Form dürfte Steins Abbildung (bei Lemmer-
mann, Kryptogamenflora, Seite 651, Fig. 14) herrühren.) Solche dorso-
ventral abgeplatteten Formen von P. cinetum, die manchmal Übergänge
zur Forma angulatum bilden, dürften sich in Mooren öfter finden: ich würde
dieselben stets P.c. forma ovoplanum benennen. (Sie entsprechen in ihrer
Abplattung dem P. willei forma stagnale n. f.) (P. c. var. palustre mihi ist
von dieser forma ovoplanum durch dieEpivalvatäfelung und durch den
Kamm unterschieden.)
8, Heft
166 RN TEN Dr. phil. E. Lindemann:
Vorkommen: Einzeln unter normalen Formen von P. einc- i
tum. Wollsteiner See. (11. 7. 1916.) 56 „lang. 50 u breit. Schöh-
Fig. 156. Fig. 157.
Peridinium cinctum var. laesum Peridinium cinctum var. laesum n.
n. var. Epivalvatäfelung. var. (Schöhsee 12. 7. 1918.) _
(56 # lang; 50 u breit.)
(Wollsteiner See 11. 7. 1916.)
see (Holstein). (12. 7.18.) Das Material aus dem Schöhsee verdanke
ich der Güte des Herrn Professor Dr. Thienemann; die hier ge-
fundene Form zeıgte gleichzeitig in geringerem Grade ventrale
Abplattung (wie forma angulatum). (Textfig. 157.)
Peridinium einetum var. dissimile n. var. Textfig. 158, 159.
Unterscheidet sich von P. cinctum nur durch die Epivalva-
täfelung. Epivalva mit 7pr +1r +1vap-+i1sap+i1map+
2 dap. Die map berührt die r. i
Fig. 158. Fig. 159.
Peridinium cinctum var. "dissimile Peridinium cinctum var. dissimile
n. var. Ventral. (Lindensee 13. 5. n. var. Epivalvatäfelung.
1916.) (55 # lang; 50 u breit. Rechte
at größer als die linke.)
Von P. cinctum abzuleiten durch Ausfall des Interkalar-
streifens zwischen der ivap und r map und desjenigen zwischen
l vap und ] map, mit Verschiebung angrenzender Interkalar-'
streifen.
Vorkommen: Lindensee (Kreutscher See) bei Lissa (Posen)
13. 5. 1916. 1 Ex. 56 „lang, 50 u breit. | i
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 167
Peridinium einetum var. eurvatum n. var. Textfig. 160—162.
Unterscheidet sich von P. cinctum nur durch die Epivalva-
täfelung. Epivalvamit7 pr +1r+1vap+ 1map+2sap+ 1dap.
Rechte sap sehr groß, halbkreisförmig, reicht von r bis zur 4 pr.
Die map berührt gleichfalls die r.
Fig. Fig. 162.
Peridinium cinctum Peridinium cinctum Peridinium cinctum var.
var.curvatumn.var.Ven- var. curvatum n. var. curvatum n. var. Epi-
tral (Wollsteiner See.) Dorsal. valvatäfelung.
Von P. cinctum abzuleiten durch Ausfall und Verschiebung
mehrerer Interkalarstreifen.
Vorkommen: Wollsteiner See. (11. 7. 1916.) 1 Ex.
Peridinium eximium n. sp. Textfig. 163—166.
Diagnose: Zellen von kugeliger Gestalt, dorsoventral etwas
zusammengedrückt. 54 „lang, 50 a breit. Apex fehlt. Querfurche
ziemlich stark linkswindend, von etwas hervorragenden Rän-
dern eingefaßt. Längsfurche etwas auf die Epivalva übergreifend,
... Fig. 163. Fig. 164. Fig. 165.
Peridinium eximiumn.sp. Peridinium eximium Peridinium eximium n.
Ventral. (Eschbachtal- n. sp. Dorsal. sp. Epivalvatäfelung.
sperre 13. 12. 1904.) (leicht
orsoventralabgeplattet.)
bis zum Hinterende verlaufend. Epivalva etwas größer als die
Hypovalva. Epivalva mit 7pr +1r +2vap +3 map +2dap.
(Unterscheidet sich von P. cinctum nur durch eine akzessorische
8. Heft
168 Dr. phil. E. Lindemann:
m map!) Die rmap reicht nicht bis zur 2pr, sondern die r vap
und die rdap berühren sich. Die m map grenzt sowohl an
die beiden vap, als auch
an die beiden dap. Hypo-
valva mit 5 pst und 2at, von
letzteren ist die rechte größer
als die linke. Tafeln dick,
kräftig areoliert; Interkalar-
streifen linienförmig bis breit.
Chromatophoren rundlich-
scheibenförmig, braun. Augen-
fleck fehlt.
Fig. 166. Vorkommen: Eschbach-
Peridinium eximium n. sp. Epivalva- ; :
täfelung. (Wollsteiner See 11.7.1916.) talsperre bei Remscheid (13.
(weniger dorsoventral abgeplattet.) 12. 1904). 1 Ex. Wollsteiner
See (Posen) (11. 7. 19162
1 Ex., weniger stark dorsoventral zusammengedrückt.
Peridinium eximium var. mutatum n. var. Textfig. 167.
Unterscheidet sich von P. eximium nur durch die Änderung
‚eines Interkalarstreifens der Epivalva. Derjenige zwischen der
r map und m map ist an der ventralen
Seite nach links noch über den zwischen
der r vap und | vap gelegenen hinaus-
gewandert. Daher grenzt die m map wohl
eine linke vap.
Fig. 167. Diese. Variationsform gehört schein-
Peridinium eximium var. bar zu den ‚‚travectum‘‘-Formen; sie ist
ae jedoch aus den Seite 182 (bei Hetero-
sperre 20. 4. 1903.) capsa) angeführten Gründen nicht zu
diesen zu stellen.
Vorkommen: Eschbachtalsperre bei Remscheid. (20. 4. 1903)
1 Ex:
Peridinium semieireulatum n. sp. (var. /-collineatum n. var.)
Textfig. 168—171.
Diagnose: Zelle von ovaler Gestalt, mit unregelmäßig-
kantigenı Umriß, dorsoventral stark abgeplattet. 73 „lang,
63 u breit. Apex fehlt. Querfurche stark schraubig; links-
windend, von dicken, quergestreiften Rändern eingefaßt. Längs-
furche wenig auf die Epivalva übergreifend, fast bis zum Hinter-
ende verlaufend; in der Mitte des linken Seitenrandes der Längs-
furche befindet sich ein nach oben gerichteter Stachel. Epivalva
wenig größer als die Hypovalva, mit 4pr +1r +2 vap +1 map
+1sap +2dap. Die | vap zu einer sehr kleinen Platte reduziert;
die beiden dap und die sap liegen in einem Kreisbogen angeordnet.
Die map reicht nicht bis an die 2. pr, sondern die r vap und r dap
an die beiden dap, doch nur an die
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 169
berühren einander. Die 4pr sehr groß, umfaßt die ganze
linke Seiteder Epivalva. Die map ist langgestreckt-fünfeckig
%
Fig. 169.
Fig. 170.
Peridinium semicircu- Peridinium semicircu- Peridinium semicircu-
latum n. sp. Ventral. latum n. sp. latum n. sp. Epivalva-
(Ukleisee.) Dorsal. täfelung. (schematisch
ausgebreitet.)
und bildet den Scheitel der stark abgeplatteten Form. Hypovalva
mit 5pst + 2at, von denen die rechte at bedeutend größer ist als
die linke. Die linke ventrale Hälfte der
Hypovalva ist massig nach außen vorge-
trieben. Tafeln sehr stark, kräftig areoliert.
Interkalarstreifen sehr breit. Chromatophoren
MC
am, —<
> A
rundlich-scheibenförmig, braun. Augen-
fleck fehlt.
Hierzu kann noch bemerkt werden, daß
sich die Platten der Epivalva in £-coll-
neatum-Stellung befinden. (Siehe spätere
Ausführungen.) Sollte eine Form mit ‚‚nor-
maler‘“ Epivalvatäfelung gefunden werden,
so wäre vorliegendes Exemplar mit der Varietätsbezeichnung
zu versehen.
Vorkommen: Uklei-See (Holstein). (18. 8. 1916.) 1 Ex.
Das Material verdanke ich der Liebenswürdigkeit des Herrn Pro-
fessor Dr. Thienemann, Plön.
Fig. 171.
Peridinium semicircu-
latum n. sp. Epivalva-
täfelung in natür-
licher Ansicht.
Peridinium germaniecum mihi. Textfig. 172, 173.
Der Vollständigkeit halber erwähne ich auch hier P. germa-
nicum, weil es von P. cinctum abgeleitet erscheint. (Arch. f. Prot.
Bd. 39, Heft 3, S. 250.)
Diagnose: Zellen oval, 42 u lang, 40 u breit, dorsoventral
etwas zusammengedrückt. Apex fehlt. Querfurche stark links
windend; Längsfurche auf die Epivalva übergreifend, auf der Hypo-
‘ valva verbreitert bis zum Hinterende reichend. Valven fast gleich
groß; Epivalva halbkugelig mit 7pr ir +2vap+1map+2
dap. Rechte vap und r dap größer als die linke, daher die
8. Heft
170 Dr. phil. E. Lindemann:
Rautenplatte am oberen Ende etwas unsymmetrisch. Hypovalva
halbkugelig mit 5 pst und 2at, von denen die rechte meist etwas
größer als die linke ist. Tafeln kräftig areoliert. Chromatophoren
bräunlich.
Vorkommen: Witoslawer See (29. 7. 1917). 1, Ex.
Fig. 174.
Fig. 172. Fig. 173. Peridinium cinctum sub-
Peridinium germani- Peridinium germanicum var. originale n. subvar.
cum mihi. Ventral. mihi. Epivalvatäfelung. Hypovalvatäfelung.
(Witoslawer See.)
Peridinium einetum subvar. originale n. subvar. Textfig. 174.
Diese Form unterscheidet sich von P. cinctum nur durch die
Hypovalvatäfelung, indem nämlich die große dorsale Post-
aequatorialplatte nochmals geteilt ist. Daher Hypovalva mit
6pst und 2at, von denen die rechte etwas größer ist. |
Vorkommen: Teich auf der Wiese bei der Kirche in Borek
(Posen). (7. 1918.)
Siehe Seite158. Diese Form erlangte eine besondere Bedeutung
durch die Entdeckung der Hypovalvatäfelung von Sdhaerodinium
Wolosz.
Peridinium scallense subvar. originale n. sp. n. subvar,
Textfig. 175—177.
Diagnose: Zellen von kugeliger Gestalt, dorsoventral etwas
zusammengedrückt. Etwa 50 wlang, fast ebenso breit. Apex fehlt.
Fig. 175. Fig. 176. Fig. 177.
Peridinium scallense Peridinium scallense n. Peridinium scallense n.
n.sp. Ventral. (Schaal- sp. Epivalvatäfelung. sp. Hypovalvatäfelung.
see 22. 8. 1916.)
Querfurche etwas schraubig, linkswindend. Längsfurche wenig
auf die Epivalva übergreifend, bis zum Hinterende verlaufend;
in der Mitte des linken Seitenrandes der Längsfurche befindet sich
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 171
ein kleiner Stachel. Epivalva etwas größer als die Hypovalva, mit
9pr +1r +2vap +2 map +1sap +2dap. Die r map reicht
nicht bis an die 3 pr, sondern die r vap berührt die rdap und
die sap. Hypovalva mit 6pst und 2at, von denen die rechte
größer ist. Tafeln stark, kräftig areoliert. Interkalarstreifen breit.
Vorkommen: Schaalsee (Lauenburg), Tiergartentief (22. 8.
1916.) 1 Ex. Das Material verdanke ich der Güte des Herrn
Professor Dr. Thienemann, Plön. (Siehe auch die Arbeit von
Thienemann im Arch. f. Hydrob, u. Planktk. Bd. XII, 1918, über
die Bezeichnung der einzelnen Teile des Schaalsee.)
Diese Form ist in mehr als einer Beziehung interessant. Zu-
nächst ist die Hypovalva so getäfelt, wie wir sie bei den Formen
finden, die wir mit „subvar. originale‘ bezeichnet haben. (Siehe
Seite 122.) Sodann befindet sich die Epivalvatäfelung, wenn wir sie
mit P. cinctum vergleichen, in der
C-travectum-Stellung. (Siehe spätere Aus-
führungen.) Von P. cinctum ist die Epi-
valvatäfelung vorstehender Form sonst
nur durch eine akzessorische Tafel (sap)
verschieden. Dasselbe trifft interessanter-
weise für eine andere Ableitungsform
von P. cinctum zu, die ich vorläufig
nicht besonders benenne (Textfig. 178).
N Fig. 178.
Dieselbe stammt ebenfalls- aus dem Ma- Periimem eins
terial des Schaalsees von Herrn Professor Variationsform!
Dr. Thienemann (Dutzower See 14. 8.
1917), aber weder ihre Epivalvatäfelung zeigt die erwähnte fravec-
tum-Stellung, noch weicht ihre Hypovalva vom gewöhnlichen
Schema (P. cinctum) ab. Die Zukunft muß entscheiden, ob wir
es hier mit einer Zufallsbildung zu tun haben.
Über eine neue Bezeiehnungsart gewisser Variationsformen bei den
Peridineen.
Voraussetzung für die sichere Erkennung und Bestimmung
vorliegender Variationsformen ist eine sichere Beherrschung der
normalen Peridineentypen. Die häufigsten Prinzipien der Varie-
tätenbildung bei den Peridineen sind von mir festgelegt worden im.
Archiv f. Prot. Bd. 39, Seite 210—214. (Siehe auch vorliegende
Arbeit S.121 u. folgde.) Es handelt sich hier meist um Formen, die
man einzeln oder in kleinerer Zahl unter normalen Individuen
antrifft. (Ausnahme: einige Var. von P. elpatiewskyi, die in süd-
posener Seen zahlreich auftreten.)
Im allgemeinen ist bereits gesagt worden, daß wir die Varie-
tätengruppe a)(Seite 121) mindestensmitderBezeichnung ‚‚varietas‘
versehen (stärkere Abweichungen zwingen uns oft zur Aufstellung
einer neuen Art), während die Gruppe von Variationsformen (im
8. Heft
172 : Dr. phil. E. Lindemann:
weiteren Sinne) b) durch die Bezeichnung ‚‚forma‘ gekennzeichnet
wird. Nach diesem Grundsatze sind sämtliche von mir neu ver-
öffentlichte Peridineennamen gebildet.
Wir sind auf diesem Wege bereits einen Schritt
weiter gegangen, indem wir im Archiv f. Prot. Bd. 39, Seite 256
die Bezeichnung ‚‚subsp. marssoni‘‘ und in vorliegender Arbeit
(Seite122) die Bezeichnung ‚‚subvar. originale‘ anwandten. Zunächst
ist hier nun der Ort, nochmals festzustellen, daß wir diese Be-
zeichnungen hier in einem Sinne anwenden, welcher zwar im all-
gemeinen mit den internationalen Vorschriften übereinstimmt,
doch ein wenig von dem Sinne des Art. 28 (Briquet, John; R£gles
internationales de la Nomenclature Botanique, Jena 1912) ab-
weicht. Wie schon auf Seite 123 mitgeteilt und durch ein Beispiel
erläutert wurde, zwingt uns die Eigenart der Peridineenvariationen,
oft einen Namen niederen Grades zu gebrauchen, ohne daß der-
jenige des nächsthöheren Grades ihm vorangegangen
wäre: z. B. Peridinium willei forma stagnale (die ‚var.‘, welche
vor forma stehen müßte, kann bei abweichender Epivalvatäfelung
vor forma treten; ist aber die Epivalva normal, so fehlt die Be-
zeichnung ‚‚var.‘“ vor forma gänzlich. Ebenso sagen wir: P. cinctum
subvar. originale, ohne daß die Bezeichnung ‚,‚var.‘‘ voraus-
gegangen wäre). Wie ich sehe, ist dieses Verfahren, wenn auch
nicht in so ausgedehntem Maße, schon bei anderen (Algen-)Gruppen
angewendet worden — uns bietet es die einzige Möglich-
keit, die Variationsformen der Peridineen leicht und
zwanglos zu bezeichnen.
Ausdrücklich sei indessen nochmals festgestellt, daß wir stets
die Vorschrift des Art. 28 innehalten, welche fordert, daß die
Namen der Unterarten und Varietäten immer nach
ihrer natürlichen Rangfolge aufeinanderfolgen. Eine
Umkehrung der Rangfolge wäre selbstverständlich unzulässig.
Zu einer solchen Behandlung der Nomenklatur werden wir
gezwungen durch die Eigenart der Peridineen, welche von den
verschiedensten Arten ganz gleiche Abweichungen bilden und
zwar nicht nur gleiche Abweichungen in einem Merkmale,
sondern sogar in verschiedenen, die ganz unabhängig von-
einander sind. Beispiele finden wir in Fülle. Perıdinium guestro-
wiense forma compressum und P. willei forma stagnale haben das
gemeinsame Merkmal: Abplattung (gleiche Änderung der äußeren
Form); P. elpatiewskyi var. collineatum mihi und P. laeve subsp.
marssoni var. collineatum mihi sind in derselben Weise gebildet:
gleiche Abweichung der Epivalvatäfelung usw. Nun können auch
beide Änderungen (Abplattung, Abweichung der Epivalva-
täfelung) zu gleicher Zeit auftreten und noch andere dazu-
kommen — kurz, wir würden ein unübersehbares Namengewirre
bekommen, wenn wir jede Form ohne Rücksicht auf andere neu
benennen wollten, wie es bisher geschehen ist.
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 179
Ieh bin nun bei der Benennung der Variationsformen stets
nach demselben Prinzip vorgegangen und will im folgenden eine
einheitliche Bezeichnungsart für dieselben vorschlagen. Stellen wir
daher hier nochmals alle Möglichkeiten der Varietätenbildung
nebeneinander.
Wir unterscheiden folgende Fälle:
A. Änderungderäußeren Gestalt (Gruppeb). (Die \ forma
Täfelung bleibt dieselbe.)
B. Änderung der Täfelung (Gruppe a). (Die äußere
Gestalt bleibt dieselbe.)
a) Hypovalvatäfelung ändert sich so, daß statt
5pst + 2at eintritt: 6pst +2 at. (Andere } subvar.
Änderungen bisher nicht vorgekommen.)
b) Epivalvatäfelung ändert sich, und zwar:
a. nur in geringem Grade und sehr konstant
auftretend. (Plattenanordnung bleibt hierbei subsp.
im allgemeinen ungeändert.)
ß. in stärkerem Grade, meist mehr vereinzelt;
doch bleibt der Typus der Plattenanordnung “
noch erkennbar.
y. total, d.h. die Täfelung trägt einen ganz neuen
Charakter.
Diese Benennungen können nun beliebig a,
werden, je. nach den Veränderungen, welche die Variationsformen
zeigen; doch stets so, daß die Rangstufen sp., subsp., var., subvar.,
forma in dieser Reihenfolge hintereinander folgen.
Welche Namen man den einzelnen Unterabteilungen bei-
legen will, bleibt im allgemeinen natürlich dem Forscher über-
lassen; doch es finden sich innerhalb der Abteilung ‚,‚var.‘“ und
„subvar.‘“‘“ mit so mathematischer Genauigkeit wieder-
kehrende Abweichungen, daß es praktisch erscheint,
auch für diese bestimmte Namen festzulegen. Und es
soll der Hauptzweck dieses Kapitels sein, gerade hier Klarheit
zu schaffen.
1. Es ist die Hypovalvatäfelung geändert.
In diesem Falle könnte es nötig sein, die Bezeichnung ‚,‚subvar.“
anzuwenden. Niemals wird dieses getan, wenn sich nur die
Größe der beiden at ändert. Ich konnte zeigen (Arch. f. Prot.
Bd. 39, Seite 213), daß dieses bei den meisten Formen vorkommt,
also die Größe dieser Platten überhaupt kein wesentliches Merkmal
einer Form ist und daher nicht besonders bezeichnet zu werden
braucht. Immer dagegen schreibe ich ‚subvar.‘, wenn die
Plattenanzahl der Hypovalva eine andere wird; und zwar, wenn
statt 5pst +2at nun 6pst +2at vorhanden sind (Neubildung
eines Interkalarstreifens, der von der rechten at zur Querfurche
ausstrahlt), gebrauche ich stets die Bezeichnung: subvar. originale!
(Siehe Erklärung Seite 122.)
8. Heft
174 Dr. phil. E. Lindemann:
Andere Variationsformen dieser Art sind bisher nicht bekannt
geworden. (Die Form: Chalubinskia tatrica Wolosz. habe ich bis
jetzt nicht beobachten können; Sphaerodinium gehört in eine ganz
andere Peridineengruppe.) In manchen Fällen könnte man sich
für die Aufstellung einer neuen Gattung entscheiden, z. B.
Gonyaulax; doch ist dort der Charakter der ganzen Form ein
anderer.
2. Es ist die Epivalvatäfelung geändert,
und zwar in stärkerem Grade als bei der Bezeichnung subsp. Der
ursprüngliche Typus der Plattenanordnung bleibt nicht erhalten,
doch bleibt er noch erkennbar. (Meist einzeln auftretende Formen.)
Aus der Fülle der hierher gehörigen Formen greifen wir gewisse,
dem Beobachter sofort durch ihre Häufigkeit sowie durch ihren
sich mit mathematischer Genauigkeit vollziehenden Bildungsmodus-
auffallende Variationsformen heraus: sie kehren bei den meisten
Peridineenarten stets in gleicher Weise wieder und sınd bereits
von mir als ‚‚collineatum‘“- und ‚‚travectum‘‘-Formen bezeichnet
worden.
(Wo der hier zu beschreibende Bildungsmodus nicht vorliegt,
bleibt es dem Forscher überlassen, neue Namen zu bilden; anderer-
seits nenne ich sämtliche hierhergehörige Formen var. collineatum
und var. travectum. Eine Ausnahme scheint mir indessen berech-
tigt: wenn eine dieser Formen so häufig ist, daß sie fast als eigene
Art beschrieben werden könnte, und sich eine besonders charakte-
ristische Bezeichnung findet, so könnte man sie neu benennen.
Es erscheint mir in diesem Falle (ihrer Häufigkeit und konstanten
Ausbildungsweise wegen) praktisch, sie vor anderen collineatum-
oder travectum-Formen durch einen besonderen Namen hervorzu-
heben. Bisher haben wir hierfür nur ein Beispiel: P. elpatiewskyi
var. dseudopenardi mihi.)
a) „collineatum‘‘-Formen.
Eine Menge verschiedener Variationsformen entsteht dadurch,
daß ein oder mehrere von den Interkalarstreifen, die zwischen den
pr gelegen sind, nach der rechten oder linken Seite weiterwandern.
Wandern dieselben nun so weit, daß sie schließlich mit irgend-
welchen anderen Interkalarstreifen der Apikalplatten (z. B, den
zwischen den vap und map oder den zwischen den map und dap
gelegenen) eine gerade Linie bilden, so haben wir „collineatum“-
Formen vor uns. Je nachdem nun nur ein Interkalarstreifen
zwischen den pr mit einem anderen zwischen Apikalplatten eine _
gerade Linie bildet oder mehrere dieses gleichzeitig tun, können wir
die Varietäten: collineatum, bicollineatum, tricollineatum etc. unter-
scheiden. Theoretisch sind hier zunächst selbstverständlich mehr
Formen denkbar als bisher tatsächlich gefunden sind.
Nun wäre noch durch eine besondere Bezeichnungsweise klar-
zulegen, welcher Interkalarstreifen von den vielen vorhandenen
nun gerade weitergewandert ist. Zu diesem Zwecke orientieren
| Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 175
|
wir zunächst die Epivalva richtig, d. h. so, daß wir von der dorsalen
zur ventralen Seite hinsehen. Dann bezeichnen wir die einzelnen
zwischen den pr gelegenen Interkalarstreifen von der Rautenplatte
beginnend und von rechts nach links im Kreise herumgehend mit
a,ß,y... (Siehe Fig. 179.) So erhalten wir z. B. ‚var. a-collin-
eatum‘‘, wenn der a-Streifen weitergewandert ist usw. Sind 2
Streifen gleichzeitig gewandert, so können wir z. B. eine Form ‚‚y-
bicollineatum‘‘ erhalten.
Es komnien nun z. B. bei P. willei oder P. guestrowiense noch
kompliziertere Verhältnisse vor, indem z. B. der ß-Streifen mit
verschiedenen Interkalarstreifen der Apikalplatten zusammen-
treffen kann. Alle diese Formen würden stets als ‚‚B-collineatum‘“
zu bezeichnen sein, weil der ‚‚ß-Interkalarstreifen‘ weitergewandert
ist. Diese Formen wären also dann nicht mehr durch ihren Namen,
wohl aber durch die folgende abgekürzte Schreibweise \,,Formel‘‘)!®)
zu unterscheiden:
1 er RE
3 pr rmap
der zwischen 2pr und 3 pr gelegene Interkalarstreifen (ß-Streifen)
bildet mit dem zwischen der r vap und r map gelegenen eine gerade
Linie. (Ik bedeutet: Interkalarstreifen.) Nur durch eine solche
Formel wäre von dieser Form die folgende zu unterscheiden:
a pa
3 pr dap
Beide Formen wären also als ‚‚ß-collineatum‘‘ zu bezeichnen.
Als Beispiel einer „‚bicollineatum-Form“ sei hier die Epivalva-
täfelung der Form P. westi var. areolatum (von Lemmermann) an-
geführt, ihre Täfelung entspricht der Formel:
4 pr Imapn . Ai 5 pr lvap.,
Ik Er: coll. wer gleichzeitig IK ar coll. a:
diese Form (Kryptogamenflora d. Mark Brandenburg, S. 651,
Abb. 25) wäre also als P. cinctum var. de-bicollineatum zu bezeich-
nen. (Siehe Seite 159.)
(Textfig. 190) würde bedeuten:
b) „travectum‘‘-Formen.
Dieselben entstehen dann, wenn ein zwischen den pr gelegener
Interkalarstreifen noch über einen Interkalarstreifen zwischen
Apikalplatten hinauswandert. Die Bezeichnungsweise dieser Formen
ist genau dieselbe wie bei den ‚‚collineatum-Formen“, nur daß hier
für ‚‚collineatum‘‘ die Bezeichnung ‚‚travectum“ eintritt. Zu dieser
Gruppe gehören die interessantesten Variationsformen.
, Als Beispiel möchte ich hier die sehr häufige Form P. elpa-
hewskyi var. dseudopenardi (Archiv f. Prot. Bd. 39, Seite 233)
16) Gegen die- Schreibweise: Ik coll. Ik rvap wäre nichts einzu-
wenden. r map
8. Heft
176 ‘Dr. phil. E. Lindemann:
anführen, ihre Epivalvatäfelung ist von der Form P. elpatiewskyi
durch folgende Formel abzuleiten:
Ik 2P! vrav. Ik re
3 pr dap
das bedeutet: der zwischen 2pr und 3pr gelegene Interkalar-
streifen ist noch über den zwischen r vap und dap gelegenen hinaus-
gewandert.
Nun können auch hier 2 Interkalarstreifen zwischen pr gleich-
zeitig weiterwandern, hierdurch entstehen ‚‚bitravectum-Formen“,
Die interessanteste dieser Formen leitet sich von P. laeve ab durch
folgende Formel:
Ic 3PE trav. ın LI2P 5PT tray. Ik 1 VB;
4 pr ldap 6 pr ldap
(Archiv f. Protk. Bd. 39, Heft 3, Seite 256). Diese Form würde
also als P. laeve var. ye-bitravectum bezeichnet werden.
Zum Schluß muß ich hier noch auf einen ganz besonderen Fall
hinweisen, welcher nur außerordentlich selten vorkommen dürfte
(bisher ist kein Fall bekannt geworden): eine Form, die bereits
eine Varietätsbezeichnung erhalten hat (z. B. P. cinctum
var. irregulatum, laesum etc.) könnte außerdem noch eine
collineatum- oder travectum-Form bilden. Daß solche
Formen vorkommen, ist z. B. nach Textfig. 159 so gut wie sicher:
gleichzeitig IK
hier bildet der Ik Pl fast eine gerade Linie mit dem Ik
3 pr rdap
In diesem Falle kann man die collineatum- oder travectum-Varietät,
als die weniger wichtige, in Klammer hinter die andere Varietäts-
bezeichnung stellen: z. B. wenn in Textfig. 159 tatsächlich Ik ne
coll. Ne wäre, so würde man schreiben: P. cinctum var.dissimile
(B-collineatum). Wer hieran Anstoß nehmen sollte, müßte die
zweite Varietätsbezeichnung ganz fortlassen und dafür in der Be-
schreibung der Form die Formel anführen. Zu umgehen ist bei
den komplizierten Nomenklaturverhältnissen der Peridineen diese
Bezeichnungsart wohl nicht, bis jetzt könnte sie nur bei folgenden
Varietäten vorkommen: P. polonicum var. trilineatum mihi, P. elpa-
tiewskyi var. cruciferum mihi, P. e. var. biradiatum mihi, P. e. var.
contortum mihi, P. cunningtoni var. pseudoquadridens mihi, P. gue-
strowiense var. cyclicum mihi, P. cinctum var. regulatum mihi,
P. c. var. irregulatum mihi, P. c. var. laesummihi, P. c. var. dissimile
mihi, P. c. var. curvatum mihi, P. c. var. palustre mihi, P. eximium
var. multatum mihi.
Zur Veranschaulichung des soeben ausführlich Dargestellten
ist es nun noch nötig, einige Beispiele anzuführen. Wir wollen hier
sämtliche bisher bekannt gewordene Variationsformen der
collineatum- und travectum-Gruppe nochmals zusammenstellen und
die Ableitung ihrer Epivalvatäfelung durch Formeln feststellen.
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 177.
Dies erscheint um so wichtiger, als es mir nicht möglich war, bis
zum Abschluß meiner Arbeit im Archiv f. Prot. Bd. 39 die hier
gegebene Nonienklatur endgültig zu bestimmen. Daher sind nun-
mehr einige Variationsformen von P. elpatiewskyi (Ostenf.) Lemm.
genauer mit griechischen Buchstaben zu bezeichnen und die For-
meln für die Ableitung ihrer Epivalvatäfelung anzugeben. Dasselbe
gilt von den hierher gehörigen Formen von P. laeve und P. . subsp.
marssoni. Leider hatte ich damals die Absicht, die griechischen
Buchstaben in einem etwas anderen Sinne anzuwenden, als es
heute geschieht. Es sind daher diese Buchstaben (Arch. f. Protk.
Seite 258) zu ändern; das dort über die Anwendung derselben
Gesagte ist nunmehr hinfällig.
Von nun an genügt zur Kennzeichnung einer
collineatum- oder travectum-Form (Diagnose derselben) die
für die Ableitung ihrer Epivalvatäfelung vom Aus-
gangstypus gültige Formel vollkommen.
P. elpatiewskyi (Ostenf.) Lemm.
Textfig. 179.
Normale Täfelung; die Reihenfolge der pr durch Zahlen an-
gegeben. Die Interkalarstreifen zwischen den pr durch griechische
Buchstaben angegeben. (r bedeutet Rautenplatte.)
_P. elpatiewskyi var. f-collineatum mihi
Textfig. 180.
2 pr rvap,
= coll. Ik — an
Ableitung: Ik 2
Fig. 179. Fig. 180. Fig. 181.
Peridinium elpa- Peridinium elpa- Peridinium
tiewskyi (Ostenf.) tiewskyi var. B-colli- elpatiewskyi
Lemm. neatum mihi. var. Bö-bicolli-
neatum mihi,
P. elpatiewskyi var. ßö-bieollineatum mihi
Textfig. 181.
Ableitung:
IK 2Pr coll. Ik = gleichzeitig Ik sr coll. Ik —
3pr ap 5 pr
Archiv für nn
1918. A. 8.
Ir2.D,
dap’
12 8. Heft
178. : Dr. phil. E. Lindemann:
P. elpatiewskyi var. pseudopenardi mihi
Textfig. 182.
(Diese Form müßte eigentlich -travectum heißen; ich habe sie
aber ihres besonders häufigen Auftretens wegen (sie kommt in
einigen Seen fast ausschließlich vor) durch einen besonderen Namen
gekennzeichnet).
i : va
Ableitung I 2pr rn D:
3 Pr 'dap ö
I RAS RER\
( v S II |
UAO > OD
Fig. 182. _ Fig. 183. Fig. 184.
Peridimindm elpa- Peridinium _elpa- Peridinium
tiewskyi var. pseudo- - tiewskyi var. Bö-bi- africanum var.
penardi mihi. travecitum - n. var. ö-travectum
mihi
P. elpatiewskyi var. ß ö-bitraveetum n. var.
Textfig. 183.
Aus dem Zentrifugenplankton des Berzyner Sees (Posen).
2. 8. nm a,
2 pr AP. Aichzeiti 4pr lvap,
Ik — SH trav. Ik“ er = gleichzeitig Ik trav. Ik
5 pr i dap’
P. afrieanum var. ö-traveetum mihi
Textfig. 184.
Ableitung: 1 Pr AR m an:
5 pr ida’p’
P. laeve var. ye-bitraveetum mihi
Textfig. 185.
Ableitung: N u
2 B OP! trav. Ic BP,
Ik — pr n = ep rav.1 da
P. laeve subsp. marssoni var.
ö-collineatum mihi
Textfig. 186.
= Ableitung: Ik 4pr_ rdap,
Fig. 185. 5 pr ldap’
Peridimium laeve ver, 2
yE-bitravectum mihi.
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 179
P. laeve subsp. marssoni var. y-collineatum n. var.
Textfig. 187.
Aus dem Teiche des Botanischen Gartens zu Breslau. (11. 4.
1918.) Ableitung:
BIPE ou TE EP.
4 pr
ldap’
Ik
Fig. 186. Fig. 187.
Peridinium laeve subsp. Peridinium laeve subsp.
marssoni var. Ö-colli- marssoni var. Yy-collinea-
neatum mihi. tum n. var.
P. laeve subsp. marssoni var. g-traveetum mihi
Textfig. 188.
‚ Ableitung:
Fig. 188. Fig-189. ı Fig. 190.
Peridinnum laeve Peridinium wierzejski Peridinium guestrowiense
subsp. marssoni var. y-travectum nov. var. ß-collineatum n. var.
var. Y-travectum ; nom. az 27
P. wierzejski var. y-traveetum nov. nom.
Textfig. 189.
Woloszynska gibt von P. wierzejski zwei Typen der Epivalva-
täfelung an, von denen nach meinen Befunden diejenige der Fig. 10
‚als travectum-Form aufzufassen ist (Fig. 10 nach Woloszyhska.)
Ableitung: Ik 3pr ER ap.
| 4 pr dap
| P. guestrowiense var. ß-collineatum n. var.
Ä Textfig. 190.
Krakower See (Mecklenburg) (8. 1917). Ableitung:
| Re |
| 3 pr rmap
| 12% 8. Heft
180 : - ‘ Dr. phil. E. Lindemann:
P. einetum var. f-collineatum n. var.
Textfig. 191.
Krakower See (Meckl.) (10. 1917). Ableitung:
Be nee
3pr rdap
P. cinetum var. e-collineatum n. var.
Textfig. 192. |
Baalen-See bei Fürstenberg (Meckl.) (8. 1919) und Kellersee
(Holstein). (27. 8. 1917.) Ableitung:
Fig. 191. Fig. 192. Fig. 193.
Peridinium cinctum var. Peridinium cinctum Peridinium cinctum var.
B-collineatum n. var. var. &-collineatumn. _£-collineatum n. var.
var.
P. einetum var. «-collineatum n. var.
Textfig. 19.
Wollsteiner See (Posen) (11. 7. 1916). Nur durch folgende
Formel von der vorhergehenden Form zu unterscheiden:
5pr lvap,
Ik 6 pr coll. Ik I:
P. einetum var. ö-traveetum n. var.
Textfig. 194. |
Kainowe-Teich bei Trachenberg (Schles.) (29. 9. 1912).
ar Fig. 195.
ig. 194. Peridinium cinctum var.
Peridinium cinctum var. ö-travectum n. var.
Ö-travectum n. var.Ventral. Epivalvatäfelung.
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 181
Textfig. 195.
Dieselbe Form. Epivalvatäfelung. Ableitung:
Ik DE „av 1x! aD.
pP
P. einetum var. e-traveetum n. var. Texttfig. 196.
Aus dem Kellersee (Holstein) (7. 8. 1918). Ableitung:
Ik — DE trav. Ik - dap.
6 pr l map’
Diplopsalis aeuta Entz var. £-collineatum mihi. Textfig. 197.
Ableitung: 1x 6 6 ip mn: 1 n
2 al % Fig. 198
2 u ä . 198.
a a var. in ” ES Diplopsalis acuta
e-travectum n. var. 2 collinzatum var, & -travectum
mihi. mihi.
Diplopsalis aeuta var. Z-traveetum mihi. Textfig. 198.
| Ableitung: 6pr lvap,
Ik m trav. Ik ep
Die Formen der Fig. 197 und 198sind sehr häufig. Beide Funde
‚ sind aus dem Schlawa-See (Schles.). Ich stellte diese Formen
Herrn Dr. Schröder-Breslau zur Publikation zur Verfügung.
‚ (Ber. d. deutsch-bot. Ges.) (Siehe dort.)
Ich lasse noch 2 abweichende Formen folgen, welche nicht zu
den collineatum- und travectum-Formen gehören:
P. acieuliferum Lemm. (abweichendes Exemplar). Textfig. 199.
Aus dem Lietzensee (Charlottenburg)
a 41919).
Gehört nur scheinbar zu den collineatum-
en Da eine ganze Apikaltafel ausgefallen
‚ ist, so haben wir hier eine stärkere Abweichung
‚, vor uns, die mit einem beliebigen Varietäts-
| namen zu bezeichnen wäre. Ich habe diese
Form nur einmal gesehen und sehe vorläufig ‚Fig. 199. _
‚ von ihrer Benennung ab, da P. aciculiferum u un
‚ sonst stets mit konstanter Epivalvatäfelung Va (pr
weichendes
auftritt. Exemplar.)
8. Heit
182 Dr. phil. E. Lindemann:
Heterocapsa triquetra var. litorale n. var. Textfig. 200.
Aus dem Hafen von Rostock (10. 1917).
Hier liegt nur scheinbar eine iravecium-Form vor. Das
- sinzip des Vorbeiwanderns eines Interkalarstreifens vor einem
anderen ist zwar auch hier in die Erscheinung getreten, doch ist
hier nicht ein Ik zwischen den pr verschoben,
sondern ein solcher zwischen ' Apikalplatten.
(Bei der Ausgangsform liegt der
1x |Yap
m vap |
dort, wo die gestrichelte Linie (Textfig. 200) sich
befindet.) Solche Form kann man als ‚,‚var.“,
Fig. 200. oder, wenn sie sich neben anderen Varietäten (bis
Heterocapsa jetzt keine bekannt) konstant findet, gar als
triquetra var. „subsp.‘ bezeichnen. (Vg. P. laevesubsp. marssoni
Ritorale n. var. mihi.) Diagnose der Form folgt an anderer
Stelle.
An dieser Stelle sei nochmals auf die interessante Form
P. westi var. areolatum Lemm. hingewiesen (Kryptogamenflora,
S. 651, Fig. 25). (Siehe auch diese Arbeit: Seite 159.) Dieselbe ist
wahrscheinlich nichts anderes als eine Form, die wir nunmehr
als P. cinctum var. de-bicollineatum bezeichnen würden. Solche
Form kommt sicherlich vor, denn sie stellt ja nur einen ‚„‚Zwischen-
fall“ zwischen unseren Textfiguren 193 und 195 dar. |
Verfasser ist der Ansicht, daß man bei eingehenderer Unter-
suchung diese Beispiele von coilineatum- und travectum-Formen
außerordentlich vermehren könnte.
Anhang.
Anhangsweise lasse ich hier noch einige Erfahrungen folgen,
die ich im allgemeinen über das Auftreten der Peridineen in den
verschiedensten Gewässern gemacht habe, wobei ich im voraus
bemerken muß, daß zukünftige Befunde das hier Mitgeteilte in
einzelnen Fällen wohl noch etwas modifizieren werden.
a) Jahreszeitliche Frequenz.
Abschätzungsweise scheint es, als ob die Peridineen unserer
Seen (in ähnlicher Weise wie die Bacillariaceen, doch in weit ge-
ringerem Grade) zwei Maxima ihres Auftretens haben: das eine
liegt im Hochsommer (Juli-August) vor der Bacillariaceenperiode,
das andere fällt meist mit der Eisbildung zusammen (Jan.-März),
Gewisse Peridineen verschwinden mit dem Eise bald wieder
(P. aciculiferum Lemm., Gymnodinium tenuissimum Lauterb.),
andere dagegen gelangen erst im Frühjahr (Mai) zu voller Ent-
wicklung: P. laeve subsp. marssoni (Lemm.) mihi, sowie P. willei
Huitf.-Kaas mit Verwandten. Bei diesen könnte man statt eines
‚„ Wintermaximums‘“ von einem ‚„Frühjahrsmaximum‘“ sprechen,
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 183
Man wırd jedoch stets im Auftreten der Peridineen eine
b) Abhängigkeit von der Größe des Gewässers
feststellen können. Seen: Ganz große, tiefe Seen pflegen arm an
Peridineen zu sein. (Typische Vertreter: im Sommer P. cinctum,
im Winter P. willei.)
Besonders findet das über die jahreszeitliche Frequenz Ge-
sagte auf unsere mittleren Landseen Anwendung (z. B. auf die
größeren der südwestposener Seengruppe). In garz kleinen Seen
pflegen die Peridineen weit reichhaltiger aufzutreten (Witoslawer
See), dafür ist ihre Entwicklung aber mehr von Zufälligkeiten des
Milieus abhängig.
- Im Winter wird man in vielen Seen (sofern sie nicht sehr
klein sind) unter dem Eise besonders P. willei und P. laeve subsp.
marssoni finden, diese aber pflegen das Maximum ihres Auftretens
gerade im Mai zu haben — daher fällt in den Seen oft das ‚‚Winter-
maximum‘ ganz fort. Häufig trifft man auch P. bides sowie
_P. aciculiferum unter dem Eise an.
Zur Erläuterung des Gesagten führe ich die Ergebnisse der
Untersuchung von 8 holsteinischen Seen an: die in denselben im
Februar 1919 unter dem Eise gefischten Proben verdanke ich
sämtlich der Liebenswürdigkeit des Herrn Professor Dr. A. Thiene-
mann-Plön.
| Keine der nachstehenden Formen war auffallend stark ent-
wickelt.
P. willei Huitf.-Kaas
Großer Plöner See, Edebergsee, Schöhsee, Plussee, Großer
Madebröckensee, Höftsee, Trammersee.
P. laeve subsp. marssoni (Lemm.) mihi.
Edebergsee (1 Ex.), Plussee (1 Ex.).
P. bides Stein.
Edebergsee, Schöhsee (1 Ex.), Großer Madebröckensee, Tram-
mersee (einzeln).
P. aciculiferum Lemm.
Edebergsee, Höftsee (einzeln); Kleiner Plöner See (1 Ex.).
Von diesen Seen ist der kleinste (Großer Madebröckensee)
8,48 ha; es handelt sich also hier um Seen, denen man (in land-
läufigem Sinne) noch keinen Teichcharakter zusprechen kann. In
' sehr kleinen Seen habe ich unter dem Eise schon intensive ‚‚Wasser-
‚ blüten‘“ von Peridineen gefunden: so war im Kleinen Ukleisee bei
' Stadtheide (6. 2. 1919) (2,80 ha) P. willei außerordentlich ent-
' wickelt und im Witoslawer See war (Winter 1917/18) unter dem
‚ Eise das Wasser geradezu angefüllt mit P. aciculiferum und P. laeve
, subsp. marssoni!
| Für Teiche lassen sich allgemeine Regeln bezüglich des Vor-
kommens von Peridineen schwer angeben. Mir ist unter dem Eise
ganz besonders neben ?. aciculiferum und P. laeve subsp. marssoni
die von Lauterborn entdeckte, gegen Wärme sehr empfindliche
8. Heft
184 E “ Dr. phil. E. Lindemann:
Form Gymnodinium tenuissimum aufgefallen (Sepoldteiche bei
Lissa, Lietzensee in Charlottenburg). Wenn das Eis geschmolzen
war, so fanden sich in Tümpeln (Südposen) überall Formen, die
etwa zwischen P. lomnicki Wolosz. und P. wierzejski Wolosz.
standen. (Täfelung bei beiden gleich.) In kleinsten Pfützen ist
um diese Zeit Gymnodinium carinatum var. hiemale Wolosz. sehr
zahlreich.
Welche Peridineenarten sich im übrigen (besondersim Sommer)
mehr in den Seen und welche mehr in Teichen oder Tümpeln auf-
halten, Kann nur. bei der Besprechung der einzelnen Formen an-
gegeben werden.
Aus dem Gesagten geht hervor, daß man überhaupt nur für
wirkliche Seen, die nicht bereits Teichcharakter haben, ‘von den
erwähnten Maxima der Peridineenentwicklung sprechen kann,
denn: je kleiner ein Gewässer, desto mehr ist die Planktonentwick-
lung von Zufälligkeiten des Milieus abhängig.
c) Beschaffenheit des Wassers.
Die Peridineen lieben im allgemeinen reines, stehendes Wasser;
doch scheint ihr Auftreten vom Gasgehalt und von dem Gehalt
an organischen Stoffen besonders abhängig zu sein (pflanzenreiche
Gewässer). Auffällig ist es, daß in ganz reinen Quell- oder Bach-
wässern keine Peridineen vorzukommen pflegen, aber auch in
Flüssen habe ich sie stets nur vereinzelt gefunden (natürlich die
stillen Buchten und Altwässer ausgenommen). Beispielsweise sah
ich in der Donau (Braila 20. 12. 1917) (2 Proben), im Njl bei Giseh
(7 Proben aus verschiedenen Jahreszeiten), im Ruwufluß in Ost-
Afrika (1 Probe) und in Bächen Rußlands und der Türkei keine
einzige Peridinee; in einer Menge Proben aus der Elbe bei Blanke-
nese und aus dem Rhein bei Köln fanden sich nur wenige Exemplare
von P. cinctum und (im Rhein) guestrowiense. Vielleicht ist der in
den Flüssen meist suspendierte feine Schlamm und Sand den
Peridineen nicht zuträglich.
Über Peridineen aus organischen Abwässern ist bisher wenig
bekannt geworden. Ich habe in gedüngten Fischteichen besonders
häufig Sphaerodinium Wolosz. gefunden, seltener Glenodinium ocu-
latum Stein, Gymnodinium aeruginosum Stein und Gymnodinium
leopoliense Wolosz. Ceratium fehlte in den Trachenberger Fisch-
teichen fast vollkommen (!), dagegen waren P. tabulatum, cinctum
und munusculum oft gut entwickelt.
d) Die Biocoenose.
Wie ist die übrige Planktongesellschaft eines Gewässers zu-
sammengesetzt, wenn Peridineen darin häufig vorkommen? Diese
Frage ist niemals restlos zu beantworten; ja, sie ist eigentlich un-
statthaft, denn das Auftreten einer Planktonspezies ist im all-
gemeinen nicht von dem Auftreten einer anderen abhängig (wenn
wir von dem bekannten Verhältnis der Produzenten und Kon-
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 185
sumenten im Teichplankton!?) absehen). Nichtsdestoweniger habe
ich eine Menge von Proben (durch Feststellung der häufigsten
Planktonspezies und Abschätzung ihrer Häufigkeit) hieraufhin
. untersucht und sie in Tabellen verglichen. (Es handelt sich hier
nur um das Plankton von Seen.) Hierbei fand ich einige inter-
essante Vorkommnisse, die mir der Veröffentlichung wert erscheinen.
1. Findet sich eine bis ins Höchstmaß gesteigerte Wasserblüte
von Cyanophyceen (z. B. Microcystis), so fehlen stets die Peridineen.
(Bei mäßigen Cyanophyceenblüten können viele Peridineen vor-
handen sein.)
2. Fand sich dagegen eine ‚„Wasserblüte‘“ von Bacillariaceen
.(Tabellaria, Asterionella, Fragılaria, Synedra delicatissima oder
angustissima, [ Attheya]) oder von Dinobryon, so waren oft trotzdem
sehr viele Peridineen vorhanden. (Bei einer Blüte von Melosira
habe ich selten viele Peridineen beobachtet.)
Beispiele: Das Plankton des Witoslawer Sees (Juli 1917)
bestand vorherrschend aus Peridineen, sowie aus Synedra
delicatissima (Attheya) und Dinobryon. Alles andere trat ganz
zurück. Im Großen Plöner See (Juli 1895) waren 7 Peridineen
entwickelt, daneben Asterionella sehr intensiv und Dinobryon
weniger. Primenter See (Juli 1917): viele Peridineen, daneben
Synedra häufig, Microcystis und Dinobryon nur mäßig entwickelt,
Im Müggelsee waren schon im Mai 1911 die Peridineen sehr zahl-
reich (7 Arten), daneben Synedra, Asterionella und Dinobryon.
Kleiner Plöner See: stärkste ‚„‚Blüte‘ von Fragilaria und Melosira
(Asterionella, Tabellaria weniger; Mallomonas häufig), trotzdem
Ceratium, Gonyaulax, P. cinctum sehr häufig, P. polonicum seltener.
Großer Plöner See (8. 1918): sehr viele Peridineen, Tabellaria in
„Blüte“. Madü-See (9. 1918): eigentümlicherweise scheinbar mitten
im Bacillariaceenmaximum (Fragilaria aufs stärkste entwickelt,
Tabellaria und Asterionella weniger) nicht gerade zahlreiche Peri-
dineen, aber doch eine Reihe verschiedener Arten. Endlich ein
Beispiel einer ‚‚Blüte‘“‘ von Dinobryon: Uklei-See (5. 1918), daneben
P. cinctum und willei zahlreich.
Hierbei bemerke ich, daß, abgesehen von den beiden letzten
Beispielen, alle diese angeführten Fänge unter mehreren Hundert
Seenfängen die besten Peridineenfänge waren! Ich könnte diese
Beispiele noch vermehren ; besonders möchte ich hier auf die Havel-
seen bei Fürstenberg (Meckl.) hinweisen, die mir so wertvolles
Material zu dem systematischen Teil vorliegender Arbeit lieferten:
auch hier herrschten die genannten Bacillariaceen (Asterionella, Fra-
gilaria) und Dinobryon vor.
. Selbstverständlich müssen wir aber zugeben, daß es sich bei
diesen Beispielen meistens um ‚„Wasserblüten‘‘ handelt, welche
- #) Brehm, V.: Einige Beobachtungen üb. d. Zentrifugenplankton.
Int. Rev. d. ges.:Hydrob. u. Hydrogr., Bd. III, 1910-11. Schaedel, A.:
Produzenten und Konsumenten im Teichplankton usw. Arch. f. Hydreob.-
u. Planktonk., Bd. XI, 1916,
8. Heft
186 Dr. phil. E. Lindemann:
bei weitem nicht ins Höchstmaß gesteigert waren. Bei manchen
dieser Beispiele würde man daher besser von einem Vorherrschen
der Bacillariaceen und Dinobryon sprechen. So findet man be-
sonders bei stärksten ‚‚Blüten‘‘ von Melosira oft keine Peridineen.
Immerhin betrachte ich die bei guten Peridineenproben stets
wiederkehrende, auffällige Zusammensetzung der Planktonbio-
coenose vorläufigalsein bemerkenswertes Resultat meiner Vergleiche.
3. Endlich habe ich noch verschiedene ‚‚Wasserblüten‘‘ von
Ceratium beobachtet. In diesen Fällen fanden sich nicht viel
andere Peridineen. (Gonyaulax limnetica, P. polonicum, cinctum,
guestrowiense u. a.: meist nur einzeln.)
e) Einzelne Peridineen und ihre Fundorte.
Zum Schluß will ich hier noch einige (besonders seltenere)
Peridineen und ihre Fundorte anführen, soweit sie nicht schon in
dieser Arbeit und im Arch. f. Prot. Bd. 39, Heft 3 enthalten sind.
Besonders drängt es mich auch, nach Abschluß meiner posener
Tätigkeit, nochmals alle wichtigen Fundorte dieser Provinz zu-
sammenzustellen.
Ceratium hirundinella ©. Fr. Müll.
Bachmann!®) versuchte zuerst, die unendliche Formenfülle
von Ceratium auf 7 Grundtypen zurückzuführen. Nun gelang es
Schröder (Ber. d. deutsch-bot. Ges. Bd. XXXV, Heft 9, 1918,
Seite 687), im Schlawasee Formen nachzuweisen, welche die Auf-
stellung zweier interessanter, neuer (dreihörniger) Typen nötig
machten: es sind der Furcoides- und der Silesiacum-Typus. Außer-
dem scheidet er Ceratium brachyceros Daday als selbständige Art
aus und nennt Bachmanns Brachyceros-Typus nun den Brachy-
ceroides-Typus. Hierdurch fühlte ich mich veranlaßt, auf das
Vorkommen dieser dreihörnigen Formen auch in anderendeutschen
Gebieten zu achten, und ich konnte feststellen, daß diese Formen
sehr häufig vorkommen. Besonders schön ausgeprägt und zahl-
reich fand ich sie in den holsteinischen Seen, z. B. im Behlersee,
Dieksee, Edebergsee, Trammersee; in geringerer Zahl sah ich die-
selben im Krakower See (Meckl.), in einer Anzahl westpreußischer
Seen (z. B. Schloßsee bei Briesen; besonders plumpe Formen), sO-
wie in den südposener Seen (z. B. Witoslawer See).
Ceratium eornutum Clap. et Lachm.
Lauenburg: Garrensee. Westpr.: Gr. Krzywce-See. Posen
Wiesenmoor b. d. Papiermühle am Hegesee (18. 5. 1918). Bayern:
Kochelsee (Schröder).
- Kolkwitziella salebrosa mihi (mit var. gibbera n. var.)
Holstein: Uklei-See (4. 1918) (leer). Meckl.: Krakower See
(8. 1917) lebend. Brandenburg: Spree bei Köpenick (2. 1918)
(leer). Posen: Wollsteiner See (11. 7. 1916) (leer).
18) Phytoplankton des Süßwassers. Jena 1911.
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 187
Gonyaulax limnetiea mihi
Holstein: Großer Plöner See (10. 1918); Kl. Plöner See
(6. 1917); Schöhsee (11. 8. 1917) (12. 7. 1918); Dieksee (7. 1918);
Uklei-See (8. 1917 und 1918); Stocksee (5. 1918); Suhrer See
(9. 1916); Behlersee (8. 1917). Lauenburg: Schaalsee (8. 1916).
Meckl.: Tollensesee (9. 1918), mit Kammbildung; Krakower See
(8. 1917) ; Baalensee bei Fürstenberg (8. 1917). Neumark: Pulssee
(9. 1918). Pommern: Madü-See (9. 1918). Westpr.: Kafkensee
(13. 8. 1909). Ostpr.: Kosnosee (30. 10. 1902); Mauersee bei
Angerburg (7. 5. 1918). Schles.: Schlawasee (Sommer alas
Bodensee: Gondelhafen von Lindau.
Auffallend ist, daß diese Form in 16 posener Seen has
gefunden wurde. Sie ist überhaupt aus Posen noch nicht bekannt.
In Westpreußen in 17 Seen (von denen allerdings nur einzelne
Proben vorlagen) nicht gefunden. Gonyaulax liebt anscheinend
tiefere Seen.
Diplopsalis acuta Entz
In (flacheren) Seen überall, doch meist nicht häufig. Hol-
stein:in 10 Seen, darunter der Große Plöner See (9. 1917), Behler
See (8. 1917); Edebergsee (7. 1918). Meckl.:. Schweriner See
(9. 1918). Pommern: Madü-See (9. 1918). Westpr.: Dlugi-See
bei Schwornigahr (5.7.1900); Schloßsee bei Briesen (9.1918) ; sonst
in vielen Seen vergeblich gesucht. Posen: u. a. im Primenter See,
Berzyner See, Storchnester See, Retschker See, Witoslawer See,
Gurschnoer See.
Diplopsalis acuta var £-traveetum mihi
Posen: Witoslawer See (7. 1918]; Holstein: Großer Plöner
See (8. 1917); Schlesien; Schlawasce (2. 7. 1918).
POROPERIDINIUM.
Peridinium tabulatum Clap. et Lachm.
In Seen selten. Ein einzelnes Exemplar im Wigrysee bei
Suwalki (Polen) (24. 8. 1916) und ein Glenodiniumzustand im
Witoslawer See (7. 1918) (Posen). Sonst häufig in Teichen.
Peridinium bipes Stein
In Seen anscheinend als Winterform häufig: so unter dem
Eise gefischt im: Edeberg-See (4. 2. 1919); Schöhsee (17. 2. 1919);
Großer Madebrökensee (17. 2. 1919) mit der var. occultatum (!);
Trammer See (14. 2. 1919) (alle in Holstein). Nordhäuser Tal-
sperre (Westtf.).
Sonst im Sommer in kleinen Tümpeln (Moor bei Heingarten
(Baden) (11. 1908); in Seen nur selten, so z. B. im Wesseker See
(8. 1918) Holstein; Garrensee (8. 1917) Lauenbg.; im Pulssee
(9. 1918) (Neumark) Exemplare bis zu 70 u Größe.
8. Heft
188 _ Dr. phil. E. Lindemann:
Die in Textfig. 35 abgebildete var. occultatum entstammt einem
Ziegelei(llehm)teich Trebchen bei Lissa (unter normalen Formen)
(4. 6. 1918).
Peridinium elpatiewskyi (Ostenf.) Lemm.
Auffallend ist das Vorkommen dieser Form. In Posen war
dieselbe in großen Mengen zu finden und bildete eine Reihe Varia-
tionsformen (siehe Arch. f. Protk. Bd. 39); ebenso fand ich sie in
Berliner Seen und in einem Mecklenburger See häufig (siehe eben-
dort). Dagegen habe ich sie in Holstein und Westpreußen nur in
einigen Exemplaren (leere Panzer) gesehen.
Posen: Außer in den bereits erwähnten Seen noch im
Retschker See (9. 7. 1918) häufiger und im Berzyner See (Sommer
1917) nicht häufig gefunden. Holstein: Obgleich 18 Seen unter-
sucht wurden, so fand sich doch nur 1 leeres Exemplar im Großen
Plöner See (23.8.1918). Westpreußen: Sehr selten im Krenuske-
see bei Förstenau (10. 10. 1900); ebenso im Nichor-See (3. 9. 1908),
hier fand sich auch die var. dseudodenardi mihi einzeln. Hessen:
Altrhein (Neuhafen) 25. 7. 1908.
Peridinium eunningtoni var. pseudoquadridens mihi
Von dieser Form, die meist in Begleitung von P. eldatiewskyi
vorzukommen pflegt, gilt dasselbe bezüglich des Vorkommens, was
bereits bei letzterer Form gesagt wurde.
Posen: siehe Arch. f. Protk. Bd. 39. Holstein: nur 1 Exem-
plar im Großen Plöner See (7. 1895). (18 Seen untersucht.) Lauen-
burg: Schaalsee (22. 8. 1916) 2 leere Hüllen. Westpreußen:
Biallasee (16. 6. 1914) (1 Ex.); Nichor-See (3. 9. 1908) selten.
Hessen: Oppenheimer Hafen (Rhein) (16. 7. 1908) selten.
Peridinium umbonatum Stein
Vorwiegend in kleineren Gewässern. Ich fand diese Form im
gedüngten ‚Ochsenteich“ (Fischteich) bei Creba (Schlesien)
(8. 1918). Die ‚var.‘ dapilliferum (nach der hier vertretenen
Nomenklatur müßte es besser forma Paßilliferum heißen) sah ich
in einem Teiche auf der Pfarrerwiese in Borek (Posen) (33 u lang)
7. 1918).
Peridinium lubieniense Wolosz. ;
Siehe Seite 138. Moor bei Heingarten (Baden) (11. 1908) selten.
—- Teich des Botanischen Gartens in Breslau (5. 1918). Ein
Exemplar, leer.
Peridinium goslaviense Wolosz.
Siehe Seite 141.
Peridinium inconspieuum Lemm.
Siehe Seite 142. Westpr.: Großer Lodrin-See (7. 1908) (ohne
Stacheln). — Im Waldteiche bei Kankel (bei Lissa i. P.) fanden sich
auch vereinzelt Formen mit längeren Stacheln, dieman hätte als
forma marchicum bezeichnen können.
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 189
Peridinium munusculum mihi
Sehr häufige Form (siehe Archiv f.-Protk. Bd. 39). Holstein:
Großer Plöner See (17. 8. 1916) (23. 8. 1918); Behler See (8. 1917)
(24 w lang); Suhrer See (9. 1916). Lauenburg: Schaalsee (8. 1916)
(26 u lang). Westpr.: Gelonka-See (26. 8. 1909) (24 wu. lang);
Kafkensee (13. 8. 1909) auch mit der subsp. contactum, alle Exem-
plare ziemlich lang bestachelt. Ostpr.: Kleiner Regler See, selten
(29. 4. 1908). Schlesien: Schlawasee (2. 7. 1918) selten (20—27 u
lang); Kobelwiese (Sudeten). Baden: Moor bei Heingarten
(11. 1908). Bodensee: Gondelhafen von Lindau (kaum 20 u
lang) selten.
Die forma spiniferum n.f. fand sich im Primenter See (5. 1916
und 5. 1918) und im Retschker See (7. 1918) (bis 28 wlang) (Posen).
— P. m. subsp. contactum forma spiniferum n. subsp. n. f. wurde in
Posen nur im Primenter See beobachtet (5. 1918).
Peridinium aeiculiferum Lemm.
Holstein: Edebergsee (4. 2. 1919); Höftsee (15. 2. 1919);
Kleiner Plöner See (14. 2. 1919) 1 Ex. Pommern: Madü-See
(17. 4. 1918) 1 Ex. Posen: Unter dem Eise in Südposen fast in
jedem kleineren Gewässer (Witoslawer See: diese Form in Höchst-
entwicklung (!); Storchnester See, Sepoldteiche, überall sehr
häufig). Baden: Moor bei Heingarten (1 Ex.) (11. 1908)
Peridinium polonicum Wolosz.
Eine der häufigsten Peridineen. Findet sich in Seen, aber auch
gelegentlich in kleinen Teichen.
Holstein: Großer Plöner See (9. 1917; 10. 1918); Kleiner
Plöner See; Edebergsee (7. 1918); Behler See (9. 1917); Uklei-Sce
(8. 1916; 8. 1918); Kellersee (8. 1917). Lauenburg: Schaalssee
(8. 1916) 1 Ex. Meckl.: Schweriner See, Tollensesee (9. 1918).
Uckermark: Unterer Uckersee (9. 1918). Pommern: Madü-See
(9. 1918). Westpr.: Nichor-See (3. 9. 1908); Glowkasee bei Poln.
Cekcin (10. 7. 1900) ; Bialla-See (16. 6. 1914) ; Dlugi-See beiSchworni-
gahr (5. 7. 1900); Kafken-See (13. 8. 1909); Schloßsee bei Briesen
(9. 1918); Haidsee (Heubudensee) b. Danzig (25. 8. 1907). Ostpr.:
Mauersee bei Angerburg. Brandenburg: Müggelsee, Schlachten-
see. Posen: Primenter See, Bentschener See, Gorkasee, Goplosee
(50 „u lang), Witoslawer See, Wojnowitzer See, Retschker See,
Tremessener See. Besonders hebe ich hervor, daß ich diese Form
im Dorfe Wolfskirch bei Lissa in einem Lehmtümpel mit einem
deutlichen, wenn auch oft blassen, roten Augenfleck gesehen
habe. — Im Schlawasee wurde am 2. 7. 1918 zum ersten Male auch
bei dieser Form eıne ‚Teilung der Zelle samt ihrer Hülle (Panzer)
im beweglichen Zustande‘‘ beobachtet.
Peridinium penardi Lemm.
Siehe Arch. f. Protk. Bd. 39, Seite 247. — Posen: Bentschener
See; Witoslawer See. Hessen: Oppenheimer Hafen (Rhein)
8. Heft
190 Dr. phil. E. Lindemann:
(16. 7. 1908). Westfalen: Schloßgraben zu Münster (11. 9. 1912).
Afrika: Viktoria Nyanza, Probe 3 nach Woloszynska. Ich be-
zweifle, daß diese Form mit P. denardi, wie es bei uns vorkommt,
identisch ist.
Peridinium penardiforme mihi
Siehe Seite 127. — Außer den dort angegebenen Fundorten
noch: Schaalsee (8. 1916) 1 Ex. und im Großen Plöner See (23. 8.
1918) nicht mit Sicherheit festgestellt.
Peridinium berolinense Lemm.
Holstein: Kleiner Plöner See (30. 7. 1917) mit dickem
Panzer ; (vorher hatte ich schon im Tremessener See (Posen) (7. 1918)
einmal ein Exemplar mit festem Panzer vermutet, aber nicht mit
Sicherheit erwiesen). Posen: Sepoldteich bei Lissa (5. 1918);
Teich bei Stawiszyn (Borek, Bachgebiet der Pogona) (19. 7. 1918).
Schlesien: Sehr zahlreich im Teiche des Botanischen Gartens zu
Breslau (5. 7. 9. 1918). Westfalen: Schloßgraben zu Münster
(11. 9. 192): Br
Peridinium lomnicki-wierzejski (?) Wolosz.
In Südposen nach der Schneeschmelze überall in Tümpeln.
und kleinen Teichen häufig Formen, die ich nur als Zwischen-
formen von P. lomnicki Wolosz. und P. wierzejski Wolosz. an-
sprechen kann.
CLEISTOPERIDINIUM.
Peridinium willei Huitf.-Kaas
Nebenformen: siehe erster Teil vorliegender Arbeit. — Die
typische Form mit etwas zusammengeklemmter Epivalva fand sich
in folgenden Gewässern:
Holstein: Großer Plöner See (8. 1917); Uklei-See (5. 1918;
8. 1916) ; Stocksee (5. 1918) ; Behlersee (9. 1917); Suhrersee (5. 1918);
Schöhsee (5. 1918). Lauenburg: Garrensee (8. 1917); Schaalsee
(8. 1916; 8. 1917). Mecklenburg: Müritz (22. 4. 1918). Westpr.
Schloßsee bei Briesen (9. 1918); Großer Krzywce-See (4. 7. 1900);
Krenuskesee bei Förstenau (10. 10. 1900); Dlugi-Sce bei Schworni-
gahr (5. 7. 1900); Kafkensee (13. 8. 1909). Brandenburg:
Müggelsee 17. 5. 1911). Posen: Gorka-See (3. 6. 1917); Goplo-See
(7. 1918); Primenter See (5. 1916). Polen: Wigrysee bei Suwalki
(24. 8. 1916). Schlesien: Schlawasee (2. 7. 1918). Bayern:
Walchensee (17. 8. 1916). Württemberg: Waldteich zwischen
Ringschnait und Hattenburg (1. 9. 1918). Baden: Moor bei Hein-
garten (11. 1908). Westfalen: Talsperre im Herbringhausertal
bei Lüttringhausen!®) (13. 12. 1913). A
Nebenformen siehe Text.
‚') Siehe Kolkwitz, R.: Mitt. d. Kgl. Prüfungsanstalt, Heft 15, 1911,
Seite 366.
|
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 191
Peridinium guestrowiense mihi
Ist im Sommer eine der gemeinsten Formen und findet sich
überall. (Fundorte: siehe Seite 154.) Hier seien noch einige Fund-
orte mitgeteilt: Holstein: Großer Plöner See, Kleiner Plöner See,
Edeberg-See, Trammer See, Uklei-See (hier ein etwas abgeplattetes
Exemplar, Übergang zur forma compressum), Kellersee, Behlersee.
Lauenburg: Garrensee, Schaalsee. Westpr.: Großer Krzywce-
See, Nichor-See, Kafken-See. Posen: Bentschener See, Woll-
steiner See, Berzyner See, Primenter See, Witoslawer See, Wojno-
witzer See, Retschker See, Storchnester See; Teiche und Tümpel
überall.
Im Oktober bis November scheint diese Form ganz zu ver-
schwinden. Man trifft dann höchstens noch leere Hüllen an.
Herr Professor Dr. Thienemann hatte die Liebenswürdigkeit, mir
4 Vergleichsproben aus dem Großen Plöner See zu senden, vom
28. 10. 1918, 19. 11. 1918, 25. 11. 1918 und 10. 2. 1919. Im Fange
vom Oktober war P. guestrowiense schon recht selten ; im November
fand ich nur noch 1 Exemplar. Dafür wurde allmählich P. willei
häufiger.
Peridinium einetum Stein
Die gemeinste Form aller Peridineen. Ich habe sie fast in
jedem Gewässer, vom großen Landsee (Müritz, Wigrysee bei Su-
walki) bis zum kleinsten Tümpel oder Graben, gefunden. Sie
' scheint auch leicht verschmutztes Wasser nicht zu verschmähen.
(Fundorte siehe Seite 162.) (Nebenformen siehe dort.)
Ich habe P. cinctum fast in allen untersuchten Seen gefunden
(Holstein: 14 Seen, Lauenburg: 2 Seen, Westpr.: 8 Seen usw.),.
_ häufig trifft man Formen, die zur forma angulatum überleiten, so
im Schöhsee, Uklei-See, Trammersee u. a. m.
Auch diese Form verschwindet im Herbst scheinbar total;
ich habe sie in den 4 bei P. guestrowiense erwähnten Proben aus
' dem Großen Plöner See noch im Oktober einzeln festgestellt, dann
am 19. 11. waren noch einige Exemplare vorhanden, am 25. 11.
fand ich nichts mehr. Mitunter kommt diese Form jedoch noch
im Dezember vor.
Peridinium laeve Huitf.-Kaas
Diese Form ist mit der subsp. marssoni zweifellos eine typische
‚ Winterform, die in Seen allerdings (wie P. willei) ihr Entwicklungs-
, maximum erst im Mai hat. Um so mehr überrascht es, daß man
‚ in ganz seltenen Fällen plötzlich mitten im Hochsommer in einem
' vereinzelten Teiche diese Form in höchster Entwicklung antrifft:
' so konnte ich sie im Juli 1918 in einem Wiesenteiche am Waldes-
‚ rande bei Borek (Posen) großartig entwickelt feststellen.
Unter dem Eise habe ich P. !. subsp. marssoni in größeren
Seen seltener angetroffen und stets nur vereinzelt, dagegen kam
es in Teichen und Tümpeln meist in großer Menge vor.
8. Heft
199, Am Dr. phil. E. Lindemann:
Holstein: Sommerfänge aus 18 Seen enthielten kein einziges
Exemplar. Unter dem Eise (Februar 1919) fand sich die subsp.
marssoni im Edebergsee (1 Ex.) und im Plussee (1 Ex.). Westpr.:
Biallasee (16. 6. 1914) (1 Ex.). Ostpr.: Kl. Regler See (29. 4. 1908)
(1 Ex.); Kurisches Haff bei Memel, Brackwasser, vereinzelt.
(28. 9. 1906). Posen: Primenter See (5. 1917) ‚‚Wasserblüte‘‘ von
subsp. marssoni,; Witoslawer See (im Sommer eine leere Hülle;
im Winter unter dem Eise gut entwickelt). Schles.: Teich im
Botanischen Garten zu Breslau. Die Assistentin im dortigen
Institut, Frl. Kaethe Reiter, hatte die Liebenswürdigkeit, mir eine
Reihe von Proben aus dem Frühjahre 1918 aus diesem Teiche zur
Verfügung zu stellen. Im März herrschten noch P. aciculiferum
und wierzejski-ähnliche Formen vor, P. l. subsp. marssoni war nur
in einzelnen Exemplaren vorhanden. Am 11. 4. war die ‚subsp.
marssoni schon überwiegend vorhanden, um am 3. 5. den Höhe-
punkt der Entwicklung erreicht zu haben. Von nun an wurde
es mehr und mehr von P. berolinense verdrängt. Ich halte diese
Entwicklung für sehr typisch; nur tritt P. berolinense oft erst
etwas später auf.
Staszicella dinobryonis Wolosz.
Diesen in systematischer Hinsicht noch unsicheren Plankton-
epibionten trifft man hin und wieder in Seen an.
Holstein: Großer Plöner See (23. 8. 18); Behler See (7.8.
1917) sehr selten. Schöhsee (12. 7. 1918). Westpr.: Glowkasee
bei Poln. Cekcin (10. 7. 1900) selten. 7
Wie ich bereits mitteilte, habe ich mich bemüht, bei Abschluß
meiner posener Tätigkeit hier noch einmal alle Peridineenfundorte
aus der Provinz Posen, die mir bekannt geworden sind, zusammen-
zustellen (Archiv f. Protk. Bd. 39; vorliegender Text und dieser
Anhang). . Somit will ich nun auch noch die Fundorte der übrigen
gefundenen Peridineen aus hier nicht näher behandelten Gruppen
folgen lassen.
Sphaerodinium eracoviense Wolosz. Die 3 von Woloszynska
angegebenen Arten sind wahrscheinlich zusammenzuziehen. Die
von mir gefundenen Formen entsprechen am meisten der Spezies
cracoviense. (Nach meiner Ansicht ist dieses sicher die frühere
Form Glenodinium cinctum Ehrbg., nicht, wie Woloszynska meint
P. Dybowski. Freilich hat man letztere, sowie P. Polonicum oft
dafür angesehen.?) Trachenberg: Jamnigteich, Kainoweteich.
20) Bachmanns Abbildung (Phytopl. d. Süßw., Seite 97, Fig. 91) paßt,
wie die Beschreibung Seite 102 besser auf das in Seen häufige P. polonicum,
als auf Gl, cinctum Ehrbg. Daher habe auch ich mich veranlaßt gesehen,
in meiner ersten Arbeit über das Posener Seenplankton P. polonicum als
@l. cinctum Ehrbg. zu bezeichnen. (Ztschr. d. nat. Abt. d. d. Ges. f. Kunst
u. Wiss. Posen, Nr. 77, Seite 6, 10, 22, 23.) Ebendort ist stets für P. quadr%
dens zu schreiben: P.cunningtoni var. pseudoquadridens mihi, das ich spätet
(Arch. f. Protk., Bd. 39) klarstellte.
Untersuchungen über Süßwasserperidineen und ihre Variationsformen 193
Borek (Posen): Teich im Park des Schlosses Karlshof. Creba
(Schlesien): in einem Fischteiche. Masurische Seen.
Glenodinium oculatum Stein (=Peridinium oculatum Wolosz.)
Teich an der Brennerei bei Schloß Karlshof (Borek) (Posen);
Creba: Ochsenteich.
Spirodinium silvaticum mihi Kankeler Waldteich bei Lissa
(Posen).
Gymnodinium fusecum Stein: Ziegeleiteich (Lehmteich) Trebchen
bei Lissa (Posen). Vereinzelt im Frühjahr.
Gymnodinium leopoliense Wolosz. Teich a. d. Brennerei bei
Schloß Karlshof (Borek) (Posen).
Gymnodinium tenuissimum Lauterb. Sepoldteiche bei Lissa
(Posen); Schwarzer See bei Güstrow (Mecklenburg).
Gymnodininum carinatum var. hiemale. Wolosz. Überall in
kleinsten Wasserlöchern (Pfützen in Wäldern) bei Lissa (Kankel).
Amphidinium obrae mihi siehe Archiv f. Protk. Bd. 39.
Heterocapsa triquetra Stein (im Süßwasser) siehe Archiv f.
Protk. Bd. 39.
| Allen denen, die mich bei meinen Untersuchungen hilfsbereit
unterstützt haben, spreche ich auch an dieser Stelle meinen wärm-
sten Dank aus: ganz besonders Herrn Professor Dr. A. Thienemann
‘ für die freundliche Übersendung seines gesamten Planktonmateriales
‚ aus norddeutschen Seen, sowie Herrn Professor Dr. R. Kolkwitz
' und Herrn Professor Dr. A. Seligo, ebenfalls für die Übersendung
reichhaltigen Materiales. Ebenso bin ich den Herren Dr. Br. Schrö-
‚ der, Dr. Schaedel, den Wasserbauämtern in Köpenick und Lötzen
und der Nahrungsmittel-Untersuchungsstelle zu Köln zu beson-
derem Danke verpflichtet.
Literatur.
Außer den bereits in meiner ersten Arbeit über die Variations-
formen der Süßwasserperidineen im Archiv für Protistenkunde
Band 39, Heft 3, angegebenen Werken nenne ich hier noch folgende:
Bachmann, H., Das Phytoplankton des Süßwassers mit bes. Ber.
d. Vierwaldstätter Sees. Jena 1911.
Briquet, J., Regles internationales de la Nomenclature botanique.
Jena 1912.
' Huitfeldt-Kaas, H., Die limnetischen Peridineen. In Kom-
| mission bei Jakob Dybwad, Christiania 1900.
‚ Kolkwitz, R., Über die Ursachen der Planktonentwicklung im
Lietzensee. Ber. d. deutsch-bot. Gesellschaft Bd. XXXI,
Heft 10, 1914.
Lindemann, E., Zeitschrift d. nat. Abt. d. deutsch. Ges. f. Kunst
| u. Wiss. Posen, Nr. 77, 1916; Nr. 81, 1917; Nr. 83, 1918.
— Archiv des Vereins der Freunde d. Natgesch. in Mecklenburg 71,
1916.
Paulsen, O., Peridinales, in ‚‚Nord. Plankton‘. Heft XVIII.
Arehiv für Naturgeschichte
1918. A. 8 13 8. Heft
194 Paul Minck:
Schilling, ;r in Paschers Süßwasserflora. Heft 3.
Schröder, Über Planktonepibionten. Biolog. Centralbl.
Bd. KXXIV, Nr. 5, 1914. |
— Schwebepflanzen a. d. Wigrysee bei Suwalki (Polen). Ber. d.
- deutsch-bot. Ges. Bd. XXXV, Heft 3, 1917.
— Beitr. z.K. d. Phytopl. aus d. Kochel- u. Walchensee. Ebenda
Bd. RZRXV, Heft 7,1917:
— Phytoplankton a. d. Schlawasee. Ebenda Bd. XXXV, Heft 9,
1918. |
Seligo, A., Tiere u. Pflanzen des Seenplanktons. Stuttgart. E
Thienemann, A. Unt. üb. d. Beziehungen zw. d. Sauerstoffgehalt
d. Wassers u. d. Zusammensetzung d. Fauna in nordd. Seen.
Arch. f. Hydrob. u. PIk. Bd. XII, 1918.
Virieux, J., Sur la reproduction d’un P£ridinien limnetique,
P. westi '"Lemm,, in Comptes rendues d. seances d. ]. Soc. de
Biologie, Tome LXKNL pag. 534. Paris 1914. ;
West, G. S., Journal of the LinneanSociety (Botany), Vol. XXXIX
London 1909—11.
Woloszynska, ]J., Sitzungsber. d. Warschauer Ges. d. Wiss. 1913
Liefg, 7.
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden.
Von :
Paul Minck, Berlin.
(Mit 26 Textfiguren.)
10. Asiatische Xylotrupiden.
I. Allgemeine Betrachtungen.
Eine umfangreiche Sendung der Fa. Dr. ©. Staudinger und
A. Bang-Haas, Dresden, gab mir Gelegenheit, einen Blick in die
Formenmannigfaltigkeit der Gattung Xylotrupes zu werfen.
In dieser Gattung fällt in erster Linie ein sehr komplizierter
sekundärer Geschlechtsdimorphismus auf, der z. T. durch geo-
graphische Separation und entsprechend verschiedenartige Da-
seinsbedingungen innerhalb des Gesamtverbreitungsgebietes, der
Spezialisierung unterworfen gewesen ist. Er erstreckt sich auf den
Kopf, Halsschild, die Flügeldecken, die Vorderbeine und bei ds
Gattung Trypoxylus auch auf die Hinterbeine.
Die Männchen tragen auf dem Kopfe und dem Halsschild ein
mehr oder weniger stark entwickeltes Horn, das am Ende gegabelt
ist. Bei einzelnen Arten, namentlich stark entwickelten Indivi-
duen, ist das Kopfhorn außerdem in halber Höhe mit einem nach
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden 195
‚ hinten gerichteten, in extremer Ausbildung stumpf abgerundeten
‘ Zahn versehen. Das Halsschildhorn ist an der Innenseite, also
nach vorn, von der Wurzel bis etwa zur halben Höhe, mitunter
darüber hinaus, häufig ausgekielt, und die Seitenränder der Aus-
kielung sind an der Wurzel des Horns bogenförmig vorgewölbt.
, Beide. Hörner unterliegen in der Form der Gabelung, Länge, Stärke,
Richtung, den Größenverhältnissen beider Hörner zueinander und
der Korrelation zur Körpergröße artlicher Differenzierung.:
Innerhalb der Art variieren die Hornbildungen fluktuierend
von den Weibchen sich habituell nähernden Kopfhöckern bis zu
den extremsten Hornbildungen. Bei den Arten miteinem Zahn am
Kopfhorn wird die fluktuierende Variation entsprechend kompli-
ziert, insofern als erst bei einer bestimmten Größe des Kopfhornes
' der Zahn auftritt. Die fluktuierende Variation ist m. E, ein
Zeichen der progressiven Entwicklung der Hornbildungen. (Vgl.
Archiv f. Naturg. 1916 A 12, p. 9 ff.)
Die Form des Kopfes, namentlich der Wangenecken und Augen-
kiele, ist, wahrscheinlich unter dem Einfluß der Kopfhornbildung,
sexuell und bei den Männchen artlich verschieden (Fig. 1 u. 2 u.
‚ 10a—21a), während die Weibchen, abgesehen von einigen Aus-
nahmen, relativ einheitlichere Formen aufweisen.
| Die Vorderbeine der Männchen sind stark verlängert, nament-
‚ lich fällt an ihnen das lange Klauenglied mit der großen Kralle,
die an den ‘Seiten mit strahlenartig im Bogen hach hinten ver-
laufenden Riefen versehen ist, auf. Die Verlängerung der Vorder-
beine ist auch variabel, jedoch anscheinend nur bis zu einem be-
' stimmten Minimum, das den sekundären Sexualdimorphismus
noch deutlich erkennen läßt. Man kann auch hier von einer fluk-
tuierenden Variation sprechen, doch ist diese, wie ich glaube an-
nehmen zu können, eine Erscheinung, deren Entwicklung sich
‚ ‚einerseits proportional zur Körpergröße, andererseits in Abhängig-
keit von der Entwicklung der Hornbildungen bewegt hat. Demnach
müßten gewisse artliche Differenzierungen der Hörner auch solche
in der Verlängerung der Vorderbeine bei den Männchen zur Folge
‚ haben. Tatsächlich lassen sich diese bei einzelnen Arten in be-
‚ schränktem Umfange wahrnehmen.
| ‚Eigentümlich gebildet sind bei den Männchen die Onychien
‚ des vorderen Beinpaares, sie sind von denen der hinteren Bein-
‚ .paare verschieden, ziemlich lang und bei den meisten Arten in der
| Borstenanordnung und häufig auch im Bau unsymmetrisch. Die
‚ Form dieser Onychien scheint sich artlich differenziert zu haben,
zwar habe ich mitunter individuelle Abweichungen, bei vielen
Arten aber die relative Konstanz der charakteristischen Form ge-
funden (vgl. Abb. 100—21o).
Die Oberfläche der Flügeldecken ist mehr oder weniger ge-
‚ schlechtlich und bei beiden Geschlechtern artlich verschieden. Die
Flügeldecken der Männchen sind meist glatter als die der Weibchen
‚ derselben Art. Variabilität tritt nur vereinzelt und mehr sprung-
13* 8. Heft
196 Paul Minck:
weise als fluktuierend auf. Die artlichen Differenzierungswerte der
Punktierungsstärke der Flügeldecken lassen sich schwer charak-
terisieren.
Bei dichotomus und diesem nahestehenden Arten zeigt sich
ein weiterer sekundärer Sexualcharakter an den Hinterschienen,
die bei den Weibchen die allen anderen X'ylotrupes-Arten gemein-
same Doppelleiste mit 2 x 2 kurzen, spitzen Zähnen aufweisen.
Die Hinterschienen der Männchen zeigen dagegen eine scharfe
Kante mit 2 x 1 spitzen, relativ langen, übereinanderstehenden
Zähnen. Da einerseits die Kopfhornbildung der Männchen er-
heblich abweicht, andererseits die Weibchen statt zwei, wie bei
allen anderen X ylotrupes Arten, drei scharf markierte Kopfhöcker,
außerdem auf dem Halsschild eine Fovea aufweisen, habe ich diese
Arten als besondere Gattung Trypoxylus g. n. abgetrennt, gehe
aber hier auf den eigentümlichen Sexualdimorphismus ein, weil die
Arten bisher in der Gattung X yloitrupes gestanden haben. Bei dieser
Gelegenheit weise ich darauf hin, daß die Gattung X ylotrupes mit
mehreren anderen nahe verwandten Gattungen als X'ylotrupidae
eine natürliche Gemeinschaft bildet, was in der Systematik ent-
sprechend zum Ausdruck kommen müßte. Ich komme an ano
Stelle hierauf ausführlicher zurück.
Die Weibchen von X ylotrupes haben auf dem Kopfe zwei neben-
einanderstehende, häufig kaum sichtbare kleine Erhöhungen, diebei-
einzelnen sehr starken Individuen zu einem etwa 2—3 mm langen
Hörnchen entwickelt sind, das eine Annäherung an den männ
lichen Habitus bzw. in gewissem Sinne eine Reduzierung des sekun-
dären Sexualdimorphismus darstellt. Halsschild ohne jede Aus-
zeichnung, glatt gewölbt, meist stark punktiert, namentlich nach
vorn, wo sich die Punktierung zu grober Runzelung verdichtet,
Die Flügeldecken sind meist gröber punktiert als die der Männchen.
häufig mit dichter Behaarung versehen, die allen Weibchen ge-
meinsam, sich leicht abzureiben und eine gewisse Zeit nach dem
Schlüpfen zu verschwinden scheint. Einzelne Arten haben relativ
glatte, glänzende Flügeldecken. Wie schon erwähnt, läßt sich hier-
bei neben sexueller auch artliche Differenzierung festsellen, doch
ist es schwer, die Differenzierungswerte in der Beschreibung kennt-
lich zu charakterisieren. Die Vorderbeine der Weibchen sind nicht
verlängert, auch die Onychien der Vorderbeine sind von denen der
Hinterbeine nicht verschieden. Die Körpergröße ist bei einzelnen
Arten sehr variabel.
Nach dem Vorhergesagten läßt sich der Sexualdimorphismus
bei Xylotrupes in folgende Charaktere zerlegen:
I. Variable sekundäre Geschlechtscharaktere mit fluktuierender
Variation in beschränkter und artlich verschiedener Kor-
relation zur Körpergröße.
a) Primäre Spezialisierung und Progression.
Kopf- und Halsschildhorn der Männchen (Hörnchen
der Weibchen).
x
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden 197
b) Sekundäre Spezialisierung und Progression.
Verlängerung der Vorderbeine bei den Männchen.
II. (Relativ) konstante sekundäre Sexualcharaktere.
a) Artliche Differenzierung bei beiden Geschlech-
tern.
Sexualdimorphismus der Flügeldecken.
b) Artliche Differenzierung meist nur bei einem
Geschlecht.
Sexualdimorphismus der Wangenecken und Augenkiele.
c) Artliche Differenzierung (?) bei einem Ge-
schlecht.
Sexualdimorphismus der Onychien der Vorderbeine.
d) Ohne artliche Differenzierung.
Sexualdimorphismus der Hinterschienen (Gattung Try-
poxylus).
Es liegt natürlich der Gedanke nahe, eine Erklärung dafür zu
suchen, auf welche Weise der sekundäre Sexualdimorphismus ent-
standen, bzw. auf welche Ursachen die Entstehung der sekundären
Sexualcharaktere zurückzuführen ist. Wenn sich mangels genauer
Beobachtungen der Lebensweise und der natürlichen Vorgänge
beim Fortpflanzungsgeschäft vorläufig nur Vermutungen und
Kombinationen anstellen lassen, so läßt sich doch aus der wahr-
nehmbaren Erscheinung an sich mit ziemlicher Sicherheit schließen,
daß die morphologische Verschiedenheit der Individuen innerhalb
der Art in einer Anpassung an entsprechend verschiedene lebens-
wichtige, also die Art erhaltende Funktionen zu suchen ist. Das
Zusammenfallen des Dimorphismus mit der sexuellen Verschieden-
heit weist von selbst auf das Fortpflanzungsgeschäft bzw. das
Zusammenwirken der Geschlechter hin.
Bei einem Vergleich einer größeren Anzahl männlicher Indi-
viduen einer der Arten können wir die fluktuierende Variation der
Hornbildungen wahrnehmen. In den Fluktuationsreihen fällt
einerseits die relative Übereinstimmung der Männchen mit wenig
ausgebildeten sekundären Sexualmerkmalen, mit dem Habitus der
Weibchen, andererseits die starke Divergenz der Männchen mit
stark ausgebildeten sekundären Sexualmerkmalen ins Auge. In.
den weitaus meisten Fällen ist in der Tierwelt die relative Über-
einstimmung der Geschlechter im Arthabitus die Regel. Wenn wir
demnach auch hier innerhalb der Arten die relative habituelle
bereinstimmung als ursprüngliche Norm ansehen und dazu ein
Weibchen mit einem stark gehörnten Männchen in Vergleich
stellen, wird es klar, daß diese starken Männchen beim Fehlen
jeglicher Vorfahren mit entsprechenden vererbungsfähigen Charak-
teren, nicht plötzlich als Produkt normaler Eltern aufgetreten sein
können. Die Vererbung bleibt relativ konstant, sie kann also an
sich die Divergenz im Arthabitus nicht verursacht haben, ihn muß
vielmehr ein die Entwicklung und die Vererbung allmählich pro-
gressiv richtender Faktor beeinflußt haben. (1)
8. Heft
198 Paul Minck:
Wir beurteilen die uns bekannten Arten nur nach den Indivi-
duen, die wir zufällig tot oder lebend zu Gesicht bekommen haben,
wissen aber nicht, welche Individuen von ihnen unter den natür-
lichen Daseinsbedingungen ihres Vorkommens in der Lage sind,
sich fortzupflanzen und ihre Körpereigenschaften zu vererben. Aus
dem Vorhandensein der Fluktuationsreihen können wir an sich
den. Schluß ziehen, daß alle Individuen der Fluktuationsreihen
trotz der ungleichen Hornbildungen gleich gut befähigt sind, sich
die Existenzfähigkeit bzw. ihre individuelle Lebensdauer im
Kampf ums Dasein zu sichern. Die im Kampf ums Dasein be-
gründeten, auf die Variabilität gerichteten Selektionsfaktoren
können daher auf die Entstehung und progressive Entwicklung
der Hornbildungen keinen Einfluß gehabt haben, sie können daher
nurin den, die progressive Vererbungsmöglichkeit, das Fortpflan-
zungsgeschäft, beeinflussenden Selektionsfaktoren zu suchen sein.
Der Wirkungskreis der auf die Variabilität gerichteten Selek-
tion endet und erreicht seinen Höhepunkt mit der, die größte
Individuenzahl, nämlich die Nachkommenschaft unmittelbar be-
einflussenden, durch die Vererbung die Nachhaltigkeit der Selek-
tion ermöglichenden Fortpflanzung. Es tritt dabei eine Sexual-
selektion in Wirkung neben die bisher bereits bestehende im
Kampfe ums Dasein.
Nach erfolgter Geschlechtsreife tritt das Männchen zunächst
als aktiver Teil auf. Ihm fällt die Aufgabe zu, die Begattung zu
vollziehen, wogegen das Weibchen, das erst nach der Begattung
in der Sorge um eine den Bestand der Nachkommenschaft ver-
bürgende, geeignete Eiablage in Aktion tritt, sich passiv verhält. (2)
Um die Begattung zu vollziehen, muß sich das Männchen dem
Weibchen nähern, um von ihm Besitz ergreifen zu können. Vom
Zeitpunkt der versuchtenAnnäherung bis zur erfolgten Begattung,
dürften sich den rivalisierenden Männchen verschiedene, in der
Rivalität, den Daseinsbedingungen, den Lebensgewohnheiten resp.
den Aufenthaltsorten der geschlechtsreifen Weibchen etc. begrün-
dete Erschwernisse der Annäherung entgegenstellen, die gemeinsam
einen auf die individuelle Variabilität der rivalisierenden Männchen
gerichteten Selektionsfaktor darstellen. Dieser Selektionsfaktor
ermöglicht die Vererbung der Körpereigenschaften der Männchen,
die in der Lage sind, die Begattung trotz der Erschwernisse der
Annäherung zu vollziehen. Wenn dadurch die Vererbung be-
sonderer Charaktere bevorzugt wird, so muß im Laufe mehrerer
Generationen Selektion, Vererbung und Entwicklung der betreffen-
den bevorzugten Charaktere in progressiver Richtung erfolgen, als
Reaktion auf die in der Erschwerung der Annäherung an das
Weibchen, zur Vollziehung der Begattung begründeten Selektions-
faktoren. Die Hörner der hier in Frage kommenden Arten halte
ich für eine derartige Reaktionserscheinung, was natürlich nich aus-
schließt, daß das einmal Erworbene auch im Kampfe ums Daseinals
Waffe ete. entsprechende Anpassung und Verwendung finden kann,
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden 199
Die Verlängerung der Vorderbeine bei den Männchen steht
m. E. mit dem Begattungsakt selbst in unmittelbarer Beziehung.
Die Vorderbeine sind offenbar einem Begattungshilfsorgan gleich-
zustellen, das dazu dient, die Weibchen festzuhalten und die Ein-
führung des Zeugungsorgans zu ermöglichen. Die Spezialisierung
bzw. die in mäßigen Grenzen sich haltenden Abweichungen in dem
Grade der Verlängerung dürften höchstwahrscheinlich eine Folge-
erscheinung der Entwicklung und Verschiedenartigkeit der Horn-
bildungen und der dadurch mehr oder weniger bedingten Ver-
schiebung der Proportionen sein. Wie ich an im Coitus befindlichen
Pärchen gesehen habe, schlägt das Männchen die Hrallen etwa
zwischen Vorder- und Mittelbrust des Weibchens an der Unterseite
ein. Bei der Gelegenheit möchte ich erwähnen, daß der. chitinöse
Forceps bei fast allen X'ylotrupes-Arten relativ einfach und ein-
förmig gebaut ist und mir eher als hebelartiges Offnungs- und
Einführungsorgan für die weibliche Geschlechtsöffnung, denn als
Klammerapparat geeignet erscheint. Dagegen trägt der häutige
Penis an der Spitze zwei relativ lange und scharfe Stacheln (Fig.26),
die sich wahrscheinlich nach Einführung in die Vagina durch
Schwellung des Penis aufrichten und bis zur Vollendung der Be-
gattung festhaken (3).
° Zu dem Dimorphismus des Onychiums, der Wangenecken und
Augenkiele und der Flügeldecken läßt sich schwer etwas sagen.
Möglicherweise ist ein Teil der Charaktere auf eine in mancher
Beziehung verschiedene Lebensweise der Geschlechter zurückzu-
führen, auch können Korrelationen durch Entwicklung anderer
sekundärer Geschlechtscharaktere dabei eine Rolle spielen. Be-
züglich der Flügeldecken erwähne ich, daß ein ähnlicher Ge-
schlechtsdimorphismus beim Gelbrand (Dytiscus marginalis) vor-
handen ist. Er ist mit der Begattung in Beziehungen gebracht,
aber die gerippten Flügeldecken des Weibchens sind auch als ein
von den Vorfahren überkommenes Erbstück gedeutet worden.
Der Habitus des Weibchens wird von der Existenzmöglichkeit
der Jugenstände, mit denen das Weibchen durch die Eiablage in
nahen Beziehungen steht, beeinflußt. Er vermittelt gewissermaßen
die Beziehungen des dauernd an eine unterirdische Lebensweise
gebundenen Larvenstadiums zu dem von dieser Gebundenheit
befreiten Imaginalstadium und steht infolgedessen zu den Lebens-
bedürfnissen resp. Daseinsbedingungen der ersten Jugendstände
in einer gewissen Abhängigkeit. Da die Lebensbedürfnisse der
ersten Jugendstände innerhalb der Gattung und dieser nahe ver-
wandten Gattungen im Prinzip wenig voneinander abweichen, er-
klärt sich der relativ einförmige Typus der Weibchen in der .Art-
und Gattungsgemeinschaft unter Wahrung genereller und spezieller
Differenzierung.
Im Effekt ist die Sexualselektion der Selektion im Kampfe
ums Dasein gleichzustellen, insofern als der Fortbestand der Art
von der Eignung der Eltern zur Vollbringung der für die Fort-
8. Heit
200 Paul Minck:
pflanzung erforderlichen geschlechtsverschiedenen Funktionen ab-
hängig ist. Die Erwerbung ehemals männlicher sekundärer
Sexualcharaktere durch die Weibchen mag vielleicht darin be-
gründet sein, daß die Selektionsfaktoren, die beim sekundären
Sexualdimorphismus den Typus des Weibchens bestimmen, durch
eine veränderte Anpassung der ersten Jugendstände in ihrer Wir-
kung aufgehoben bzw. eingeschränkt worden sind.
Darwin, Ch., Die Entstehung der Arten, Kap. V, sagt, ‚daß
die sekundären Unterschiede zwischen beiden Geschlechtern einer
Art gewöhnlich genau in denselben Teilen der Organisation sich
entwickeln, in denen die Arten derselben Sippe voneinander ab-
weichen.“
Bei X ’ylotrupes und Oryctes glaube ich umgekehrt beobachtet
zu haben, ‚daß die Artmerkmale sich in denselben Teilen der
Organisation entwickeln, in denen die Geschlechter voneinander
-abweichen‘‘, so daß also die Artmerkmale sich erst aus oder an
sekundären Sexualcharakteren entwickeln. Die Beobachtung Dar-
wins gibt eine ausreichende Begründung dafür, daß ausgeprägte
Differenzierungen an den sekundären Sexualcharakteren der In-
dividuen, die bestimmte Teile des scheinbar ein und derselben Art
zugehörigen Gesamtverbreitungsgebietes bewohnen, als vollgültige
Spezialisierungen betrachtet und behandelt werden, auch wenn
- oder obgleich die Spezialisierungen nur bei den Männchen und in
den Fluktuationsreihen nur bei den Individuen mit stärker aus-
gebildeten sekundären Sexualcharakteren erkennbar sind. Ich
kann mich daher zu der von G. J. Arrow, The fauna of British
India, p. 262, vertretenen Auffassung, daß mniszechi Thoms
australicus Thoms., socrates Schauf. zu gideon zu ziehen seien, nicht
bekennen, wogegen die Stellung der Arten dhorbanta und oromedon
sich meiner Beurteilung entzieht. Ich möchte dazu noch bemerken,
daß die Variabilität der sekundären Sexualcharaktere hin und
wieder verkannt worden ist, und daß Formen der Fluktuations-
reihen einzelner Arten als selbständige Spezialisierung angesehen
wordensind. Ich hege die starke Vermutung, daß dies mit dhorbanta
verschiedentlich geschehen ist.
Die Körperfarbe ist meist dunkelbraun, während die Flügel-
decken und Unterseite alle Farbentöne von lichtrot bis tief dunkel-
braun, fast schwarz, aufweisen. Ich halte es für sehr wahrscheinlich,
daß die hellfarbigen Tiere noch nicht geschlechtsreif sind. Wenn
sich diese Annahme als richtig herausstellen sollte, so wäre als be-
merkenswert darauf hinzuweisen, daß Individuen mit voller Aus-
färbung der Flügeldecken relativ selten herüberkommen.
Die Vorderschienen tragen drei Zähne, die Hinterschienen
haben bei beiden Geschlechtern zwei Paar übereinander stehende
kurze aber spitze Dorne. Im Querschnitt sind die Hinterschienen
dreieckig, die schmale doppelkantige Basis des Dreiecks ist nach
außen gerichtet. Drei, beim Männchen abgestumpfte Endzacken,
zwei Enddorne.
En. 2 EEE
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden 201
Die Mandibeln tragen zwei Zähne und sind an den Seiten nach
außen erweitert. Die Zähne sind in der Stärke der Spaltung, Ent-
fernung voneinander, Größe, die Erweiterung in der Form artlich
differenziert. Die Maxillen tragen 5 bis 6 in zwei Reihen stehende
Zähne. Unterlippengerüst flach, labialer Teil relativ klein.
Phylogenie und geographische Verbreitung.
Phylogenetische Schlüsse können sich nur spekulativ auf dem
Vergleich der morphologischen Merkmale der Arten innerhalb der
Gattung einerseits, den Charakteren der Gattung mit denen nahe
verwandter Gattungen andererseits aufbauen. Der mutmaßliche
Entwicklungsgang findet außerdem in der geographischen Ver-
breitung eine gewisse Grundlage.
Ein eigentümliches Merkmal der Gattung Xylotrupes ist die
sexuelle Verschiedenheit der Onychien an den Vorderbeinen, in
Verbindung mit der anscheinend artlichen Differenzierung dieses
Sexualcharakters bei den Männchen.
Das Onychium, dessenZweck unbekannt ist, ist inverschiedenen
Formen den meisten Familien der Lamellikornier eigentümlich,
jedoch ist dieses Organ relativ wenigen Veränderungen unterworfen
gewesen, vielmehr hat es, namentlich die zweiborstige, offenbar
primitive Form, die am häufigsten vertreten und mehreren Familien
gemeinsam ist, lange Zeit hindurch, trotz verschiedener habitueller
Abänderungen dieselbe Form bewahrt. Die Persistenz einerseits,
das vollständige Fehlen des Organs andererseits erlaubt m. E.
Kombinationen über die Abstammungsverhältnisse.
Bei Trox finden wir nicht die Spur eines Onychiums, dagegen
bei vielen Coprophagen, den Xylophilen, den Lucaniden, unter
diesen bei Sinodendron in einer den tiefer stehenden Xylophilen
und den Coprophagen sehr ähnlichen Form, die wir auch bei Melo-
lonthiden, deren Hinterschienen im Bau den der tieferstehenden
Xylophilen sehr nahestehen, finden. Cetonia, die im Bau der Hinter-
schienen an hochstehende Xylophilen erinnert (4), weist ein ver-
kümmertes Onychium auf, ebenso Trichius und Gnorimus. Die
Auffassung, daß die gemeinsame Abstammung der Lucaniden und
Scarabaeiden erst bei den Trogiden zusammenläuft (Sharp, D.
and Muir, F., The comparative Anatomy of the male Genital-Tube
in Coleoptera, Transact. ofthe Entom. Soc. of London 1912, p. 630),
kann daher nicht stichhaltig sein, vielmehr scheint es näherliegend,
die Spaltung bei den Coprophagen oder tiefer stehenden Xylophilen
zu suchen. Ich komme auf dieses Thema an anderer Stelle später
ausführlicher zurück.
Burmeister, Handb. d. Ent. V, p. 14, sagt: ‚Ebendieselben
(Phileuridae) haben auch keine Borsten am Onychium, bei den
typischen Xylophilen trägt dasselbe mehr als zwei Borsten, bei
allen Cyclocephaliden und vielen Strategiden aber nur zwei.“
Von Strategiden nenne ich als Beispiel Pentodon (Fig. 24), von
typischen Xylophilen Orycies (Fig. 25), doch bemerke ich, daß die
8. Heft
202 Paul Minck:
Angabe Burmeisters nicht allenthalben zutrifft, so finden wir
bei dem von Burmeister zu dentypischen Xylophilen gerechneten
Dichodontus croesus das primitive zweiborstige Onychium.
Die Form des Onychiums mit dem typischen Haarpinsel der
echten Xylophilen finden wir in der Gattung X'ylotrupes bei den
Weibchen und an den Mittel- und Hinterbeinen der Männchen
(Fig. 22 u. 23), er wird durch eine am Ende zu jeder Seite des
Onychiums stehende Borstenreihe gebildet, deren Borsten nach einer
Richtung, parallel zur Längsrichtung des Onychiums verlaufen,
doch stehen sie mitunter an der Spitze soweit auseinander, daß
jederseits ein Pinsel gebildet wird.
Das Onychium an den Vorderbeinen deı Männchen von
Xylotrudes fällt zunächst schon durch seine bedeutendere Länge
auf, außerdem ist es meist in der Form wie in der Borstenverteilung
unsymmetrisch, die Borsten bilden meist auch keinen Haarpinsel.
Wie ich bereits erwähnt habe, hat sich Form, Borstenverteilung etc.
anscheinend artlich differenziert. Der Südwest-Indien bewohnen-
den Art meridionalis und deren Unterart aus Ceylon fehlt der
Sexualdimorphismus des Onychiums bzw. derselbe ist kaum vor-
handen, vielmehr weisen die Vorderbeine der Männchen hier ein
Onychium auf, das mit dem der echten Xylophilen, also auch dem
der Hinterbeine und dem der. Weibchen fast übereinstimmt
(Fig. 100). Morphologisch unterscheidet sich die Art durch relativ
flache Körperform, kurze Hornbildungen auf dem Kopf und Hals-
schild und stark abweichende Form des Forceps von den anderen
Arten. Ich halte die Art meridionalis für die primitivste, der
Stammart zunächst stehende und das Verbreitungsgebiet derselben,
Südwestindien-Ceylon für den Ausgangspunkt der Verbreitung der
Gattung Xylotrupes.
Ein weiteres Merkmal von phylogenetischer Bedeutung ist die
Auskielung bzw. sind die diese markierenden vorgewölbten Ränder
derselben, die sich am Grunde der Vorder- bzw. Innenseite des Hals-
schildhornes befinden (5). Es kann absolut keinem Zweifel unter-
liegen, daß sie die rudimentären Reste der Seiten- resp. Hinter-
ränder einer Halsschildfovea darstellen, wie wir sie bei Orycies
finden. Die Weibchen der Arten Trypdoxylus dichotomus und
davidis, die im Gegensatz zu ihren Männchen mit den Weibchen
von Xylotrupes den Bau der Hinterschienen gemeinsam haben
und dadurch die nahe Verwandtschaft dokumentieren, weisen noch
eine regelrechte Halsschildfovea auf und deuten dadurch den Ent-
wicklungsgang an. Den Zahn am Kopfhorn der Männchen vieler
Arten halte ich für eine Anpassung, die zu der, ihr gegenüber be-
findlichen, vorher erwähnten Auskielung in Beziehungen steht.
Die Vermutung liegt nahe, in dem gezähnten Kopfhorn ein Greif-
organ oder eine Waffe zu sehen, da der Zahn den Zwischenraum
zwischen beiden Hörnern in geschlossenem Zustande stark ver-
ringert und dadurch die Möglichkeit geschaffen ist, auf zwischen
die Hörner geratende Fremdkörper Pressungen auszuüben.
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden 203
‘ Einige andere Charaktere der Gattung Xylotrupes mit den
morphologischen Merkmalen anderer Dynastiden ohne Rücksicht
auf die Stellung, die die letztgenannten im System zu Ä'ylotrubes
gefunden haben, sind m. E. geeignet, kinogenetisch eine ungefähre
Vorstellung des phylogenetischen Entwicklungsganges zu ver-
mitteln und einiges Licht auf die natürliche Verwandtschaft zu-
einander und die phylogenetischen Beziehungen der zeitlichen Ver-
breitungsfolge mit dem Verlauf der habituellen Veränderung zu
werfen. Selbstverständlich ist keine rezente Art unmittelbar als
Stammart anderer rezenter Arten zu identifizieren, vielmehr han-
delt es sich nur darum, die zeitweilig gemeinsamen habituellen
Eigentümlichkeiten der Vorfahren, also die gemeinschaftliche Ab-
stammung durch den Entwicklungsverlauf der morphologischen
Merkmale darzutun.
Wenn wir die vier Hinterschienen bei X'ylotrupes betrachten,
so bemerken wir, daß dieselben Endzacken und statt der bei vielen
anderen Dynastiden sich findenden beborsteten Querkiele an der-
selben Stelle je zwei Dorne tragen. Im Archiv f. Naturg. 1917 A 2,
p: 50fhabeich dargelegt, daßsich die Zacken an den Hinterschienen
dadurch gebildet haben, daß die Ränder der Gruben, in denen erst
Borsten standen, überwallt und die Überwallungen sich zu Zacken
entwickelt haben, während die Borsten verschwunden sind, wo-
gegen die beiden Enddorne aus Borsten, die sich in Anpassung an
ihren Zweck allmählich verdickt haben, entstanden sind. Danach
lassen sich die verschiedenen Formen der Hinterschienen in folgen-
der phylogenetischen ‚Reihenfolge unterscheiden:
1. Tivien mit glattem beborstetem Endrand,
Querkiele beborstet. (Pentodon punciatus
Fig. 3.)
. 2. Tibienendrand mit Zacken und dazwischen } Primitiv.
stehenden Borsten (Übergang), Querkiele
beborstet. (Heterogomphus schoenherri
Fig. 4.)
3. Tibien mit Endzacken, Querkiele beborstet.
(Oryctes colonicus Fig. 5.)
4. Tibien mit Endzacken, Querkiele mit } Vorgeschritten.
Zacken und dazwischenstehenden Borsten.
(Übergang-Oryctes monoceros Fig. 6.)
5. Tibien mit Endzacken, Querkiele mit
Zacken.
6. Tibien mit Endzacken, anstatt der Quer-
nee je zwei dornartige Zacken. (X ylotrupes } Jung.
ig. 7.
7. Tibien mit Endzacken, anstatt der Quer-
kiele je eine dornartige Zacke.
Wie die unter 7. genannte Form den aus dem .X'ylotrydes
Charakter hervorgegangenen Sexualcharakter der Männchen von
8. MTeft
204 Paul Minck:
Trypoxylus darstellt, mögen vereinezlt noch andere Formen vor-
kommen. Die aufgezählten Formen stellen jedoch die haupt-
sächlichsten dar, die bei den Dynastiden vorkommen, und die in-
folge ihrer relativ weitgehenden Konstanz geeignet sind, bestimmte
Gattungsgruppen zu charakterisieren (6).
Scheinen nur relativ wenige Faktoren Veränderungen der
Hinterschienen zu bewirken, so liegt eine häufigere Veränderung
der Mundteile näher, schon deswegen, weil die Nahrung und ihre
passende Verarbeitung eine der hauptsächlichsten Existenz-
bedingungen der Individuen und bei Veränderungen der Daseins-
bedingungen an eine schnelle Anpassung gebunden ist. Es kommt
daher vor, daß die Verschiedenheit der Mundteile als Artcharakter
aufttritt, wie nach Ohaus bei einigen Ruteliden, doch werden mit-
unter nicht alle Teile der Mundwerkzeuge gleichmäßig in Mit-
leidenschaft gezogen, wie z. B. bei Orycies die Verschiedenheit der
Mandibeln Artgruppencharakter, die Verschiedenheit des Unter-
lippengerüstes, wahrscheinlich in Wechselbeziehung zur Stellung
der Mandibeln, Artcharakter ist. Wenn man jedoch von den ge-
ringeren Differenzierungen, wie etwa Art «der Zahnung der Man-
dibeln oder Zahl der Zähne an den Maxillen absieht, kann man ge-
wisse Übereinstimmungen beobachten, die pyhlogenetische Be-
ziehungen vermuten lassen,
Ähnlich verhält es sich mit dem Forceps der in verschiedenen
Gattungen gemeinschaftliche Grundzüge erkennen läßt.
Was die männlichen sekundären Sexualcharaktere anbetrifft,
so ist die Spaltung des Kopfhornes, die bei den Dynastiden nicht
so häufig als die einfache Hornform vertreten ist, bemerkenswert,
ohne daß sich darüber etwas zur Erklärung dieser Eigentümlichkeit
sagen läßt. Die Tendenz zur Spaltung findet sich mitunter bei
einzelnen Arten in Gattungen, in denen die anderen Arten das ein-
fache Kopfhorn tragen, so bei Trichogomphus alcides. Als indivi-
duelle Abweichung habe ich sie bei Oryctes rhinoceros beobachtet,
von welcher Art ich ein Exemplar aus Indien mit tiefgespaltenem
Kopfhorn besitze. Die Sexualcharaktere des Halsschildes haben,
wie bereits erwähnt, und wie ich bei der Gattung Oryctes (Archiv
f. Naturg. 1917 A 2, p. 52) ausgeführt habe, die fovea und deren
Ränder, area retusa und die jederseitige areola als Grundlage zur
Entwicklung der spezialisierten Charaktere gehabt. Beziehungen
in den Formen sind häufig unverkennbar.
Burmeister, Handb. d. Ent. V, p. 262, sagt: ‚„„A'ylotrupes
entspricht Golofa.‘
Die Annahme unmittelbarer Beziehungen zwischen Golofa
und X'ylotrupes etwa in der Richtung Südamerika-Indien halte ich
für sehr unwahrscheinlich, obgleich die gemeinschaftliche Ab-
stammung unzweifelhaft ist.
Die Maxillen von Golofa sind einreihig gezähnt, die Mandibeln
ungezähnt. Ich halte diese Abweichung der Mandibeln für eine
erst der Gattung Golofa eigene spätere Spezialisierungsrichtung, so
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden 205
daß sie also in diesem Merkmal auch von den Vorfahren abweicht.
Bei Dichodontus croesus zeigt der Bau des Ober- und Unterkiefers
sowie des Halsschildhornes entschieden Beziehungen zu X ylotrupes.
Golofa und Dichodontus haben beborstete Querkiele an den Hinter-
schienen, Golofa hat das Onychium mit dem Haarpinsel der echten
Xylophilen, während Dichodontus das primitive, zweiborstige
Onychium trägt, daher phylogenetisch älter zu bewerten ist.
Einen sehr nahen Verwandten von Dichodontus sehe ich in Hetero-
gomphus eteocles Burm., der ebenfalls in der Form der Mandibeln,
Maxillen und Halsschilderhebung des Männchens, dann aber auch
in der Neigung zur Spaltung des Kopfhornes an 'Xylotrubes er-
erinnert. Das Onychium dieser Art ist auch primitiv, hat aber
bereits vier Borsten.
Ich halte Dichodontus croesus sowie Heterogomphus eleocles
Burm. für Repräsentanten des älteren Typus, die von gemein-
samer Abstammung den Vorfahren von Xylotrupes und Golofa
näherstehen, daher glaube ich aus der Beschaffenheit der Mundteile
der erstgenannten beiden Arten auf eine eigene Spezialisierungs-
richtung der GattungGolofa schließen zu können, um so mehr, als
die Form der Mandibeln bei den Arten innerhalb der Gattung be-
züglich der Spaltung variiert. Bemerkenswert ist bei Golofa die
Tatsache, daß die Weibchen am Rande der Vorderschienen vier
Zähne tragen und dadurch auf phylogenetische Beziehungen zu
Heterogomphus hinweisen.
“ Näher als Golofa scheinen mir -die Gattungen Dynastes, Theo-
genes und Augosoma der Gattung: X'ylotrupes zu stehen. Die männ-
lichen sekundären Sexualmerkmale der drei erstgenannten haben
viele Charaktere gemeinsam, einzelne auch mit der letztgenannten
Gattung. Die Mandibeln bei Dynastes und Theogenes sind ge-
spalten, auch bei Augosoma, doch stehen hier die Zähne näher
aneinander und sie sind ungleich lang. Die Maxillen zeigen ver-
wanidtschaftliche Bauart, bei Theogenes nur mit einem Zahn, bei
Dynastes und Augosoma mehrzähnig, sind die Zähne bei der letzt-
genannten Gattung in zwei Reihen geordnet und weisen dadurch
auf phylogenetische Beziehungen zu X ylotrupes hin. Bei Augosoma,
Theogenes und Dynastes sind die Querkiele der Hinterschienen be-
borstet, zeigen also phylogenetisch ältere Merkmale als X ylotrußes.
Bei Theogenes und Dynastes zeigt die Beborstung der Querkiele
eine eigene Spezialisierungsrichtung, insofern als hier die Be-
borstung, also nicht die Überwallung der Borstengruben, zu spitzen
Dornen umgebildet ist.
Eupatorus und Chalcosoma kann ich mit den vorgenannten
Gattungen nicht.in direkte Beziehungen bringen, vielmehr scheinen
mir einige Merkmale eher auf einen Anschluß an Strategiden hin-
zuweisen (7). r.
- Dagegen finden wir bei Megasoma Merkmale, die eine relativ
junge phylogenetische Entwicklung und sehr nahe Verwandtschaft
zu Xylotrupes vermuten lassen. Die Mandibeln sind gespalten, die
8. Heft
206 Paul. Minck:
Maxillen ungezähnt bzw. mit einem Zahn versehen... Forceps und
sekundäre Sexualcharaktere der Männchen schließen sich unmittel-.
bar an Xylotrupes an, die kurze storre Behaarung einzelner Mega-
soma-Arten finden wir auch bei den Xylotrupes-Weibchen. Die
‚Querkiele der Hinterschienen sind zu Zacken umgebildet (Fig. 9),
allerdings etwasabweichend von X ylotrupes und bei einzelnen Arten
besonders spezialisiert, ebenso die Vorderschienen.
In mancher Hinsicht noch nähere Verwandtschaft mit X: ylo-
trupes zeigt m. E. die Gattung Cyphonistes Burm. (8).
Nach meiner Auffassung müssen in der Abteilung: Dynastidae
(Burm., Handb.' d. E. V, P: ı. ff.) Pan Formenkreise unter-
schieden werden:
1. Eupatorus, Chalcosoma.
2. Golofa.
3. Dynastes, Theogenes, Augosoma.
4. Xylotrudes, Trypoxylus, Megasoma, Ciinöheee
Ich beabsichtige später an anderer Stelle auf die phylogene-
tischen Verhältnisse der Dynastiden noch genauer einzugehen. _
Die Verbreitung der 4. Gruppe erstreckt sich heute über Süd-
und Mittelamerika, Afrika, Teile von Süd- und Südostasien bis
nach Australien. Davon:
Xylotrupes von Ceylon-Südw.-Indien auf dem Kontinent nach
Norden bis an den Himalaja, dann nach Assam, Siam, Tonkin bis
nach China hinein, ferner über Malakka, das Niederl. ind. Insel-
gebiet, die Philippinen, Molukken, Neu-Guinea, Australien bis zu
den Neu-Hebriden.
Trypoxylus über Japan, Formosa und Teile von China.
Cyphonistes über Afrika südlich der Sahara.
Megasoma über Süd- und Mittelamerika.
Wie ich bereits erwähnt habe, zeigt Augosoma, die heute
Afrika und zwar Guinea bewohnt, im Bau der Maxillen sehr nahe
Verwandtschaft zu Xylotrupes, während die anderen Gattungen
der Gruppe 4 auf einen Anschluß an X'ylotrupes phylogenetisch
hinweisen. Die nächsten Verwandten von Augosoma der Gruppe 3
bewohnen das wärmere Amerika. Von beiden Gruppen zeigt Augo-
soma im Bau der Hinterschienen die primitivsten Merkmale, die
Qucrkiele der Gattungen Theogenes und Dynastes sind in anderer
Richtung differenziert als bei denen der Gruppe 4.
Nach dem Vorhergesagten zeigen sich also in der rezenten
Verbreitung zoogeographische Beziehungen zwischen Amerika
(Theogenes und Dynastes) und Guinea (Augosoma), dann von
Guinea (Augosoma) nach Südw.-Indien-Ceylon (X'ylotrupes), dann
von Südw.-Indien-Ceylon (X'ylotrupes) nach Afrika (Cyphonistes),
Japan (Trypoxylus), Amerika (Megasoma), ferner von Südw.-
Indien (X ylotrupes) ausstrahlend nach dem übrigen kontinentalen
und insularen asiatischen und australischen Verbreitungsgebiet
von Äylotrupes.
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden 207
. - Nach Hofsten, Zur älteren Geschichte des Diskontinuitäts-
problems in der Biogeographie p- 322 u. -Anm. 4 u. 5 sind viele
Tiergeographen und Geologen heute der Ansicht, daß in der
Tertiärzeit, hauptsächlich vor dem Miocän, Südeuropa mit Nord-
undMittelamerika durch eine schmälere Landbrücke verbunden war.
H. J. Kolbe, Die Differenzierung der zoogeographischen
Elemente der Kontinente, p. 465, führt das alttertiäre Element
Europas auf eine Kontinentalverbindung Nordamerikas mit Nord-
westeuropas zurück und erwähnt, daß nach Zittel die typische
Gleichartigkeit der terrestrischen Mammalien im Eozän- Europas
und Nordamerikas auffällig ist. Im Oligozän ist bereits eine
Sonderung bemerkbar, die im Miozän größer wird.
.. Nach Gothan, Die Entwicklung der Pflanzenwelt im Laufe
der geologischen Epochen, p. 94, ist die Eozänflora tropisch ge-
wesen, so nennt er Oleanderarten, die mit heutigen in Indien ver-
wandt sind. Im Miozän verschwinden die Palmen nördlich der
Alpen — die Alpen existierten damals allerdings noch nicht —
doch kam noch Oleander und Ölbaum bei uns vor (Gothan,l.c.
p. 109), für deren Gedeihen die heutigen Temperaturverhältnisse
nicht mehr hinreichen. Im Pliocän differenzierte sich das Klima
weiter, so daß es etwa unserem heutigen entsprach; das Mittelmeer-
gebiet war allerdings wärmer (Gothan, ].c. er 112).
Frech, Aus dem Tierleben der Urzeit, p. 74, -der allerdings
den Standpunkt der Ska Amerikanischen Landverbindung
vertritt, sagt: ‚‚ Jedenfalls erscheinen mit beinahe mathematischer
Regelmäßigkeit die Vertreter einer früheren Landverbindung von
Nordasien und Nordamerika i in immer-weiter nach Süden gelegenen
Gebieten:
1. Die Überreste der gemeinsamen Alttertiär-Fauna sind tro-
pisch (Tafirus) oder tropisch bis warm gemäßigt. Das amerika-
nische Beuteltier (Didelphys) besitzt seine u in
Südamerika.
2. In warmgemäßigten Gegenden ohne Winterfrost erscheinen
Überreste der jungmiozänen Zeit, so der Riesensalamander und die
nordamerikanische Antilope (Antilocapra) ; letztere ist: verwandt
mit dem indischen längst erloschenen Siwatherium.
3. Eine pliozäne Verbindung zwischen Asien und Nordamerika
wird-.durch deutlich verschiedene aber zur gleichen Hauptgattung
gehörige Raubtiere und Hirsche angedeutet, die in der kühleren
gemäßigten Zone (mit Winterfrost) auftreten.
Übereinstimmend ist die Auffassung, und die Tatsachen lehren
‚uns, daß in früheren Zeiten durch eine Landverbindung die Möglich-
keit eines Austausches bzw. einer Ausbreitung der Tierwelt von
Europa nach-Amerika oder umgekehrt gegeben war. Zeit und Ort
mußten Daseinsbedingungen bieten können, die den: Lebens-
‚bedürfnissen der ausgetauschten Tierwelt entsprachen.
Nach meiner Auffassung hatten Vorfahren der Gruppe 3, die
etwa Augosoma entsprachen, sich über die neu entstandene Land-
8. Heft
208 : Paul Minck:
verbindung nach Europa verbreitet. In den Gebieten, in denen
die Daseinsbedingungen denen der früheren Verbreitungsgebiete
am meisten entsprachen, erfolgten nur geringe Abweichungen der
einmal eingeschlagenen Spezialisierungsrichtung. Im Verlauf der
weiteren Ausbreitung bildeten sich zunächst, den Daseins-
bedingungen entsprechend, Rassen, aus denen später Arten ent-
standen. Die Zeit der Einwanderung und Ausbreitung fällt in das
ältere Tertiär, als in unseren Breiten noch tropisches bis sub-
tropisches Klima herrschte. Als im Laufe des jüngeren Tertiärs
eine nach und nach stärker werdende Abkühlung des Klimas ein-
trat, verschwanden die Arten bis auf diejenigen, deren Verbreitung
dem mehr und mehr dem Äquator entgegenrückenden warmen
Klima folgen konnte. Durch die weitergehende Spezialisierung
wurde die Artenzahl vergrößert, es entwickelten sich die rezenten
Gattungen.
Im Bau der Maxillen und Querkiele der Hinterschienen können
wir noch heute die ungefähre Verbreitungsrichtung bzw. die
frühere Lage der Verbreitungsgebiete der ursprünglichen Arten
oder Rassen zueinander beobachten, da der Übergang der morpho-
logischen Merkmale zueinander mit der heutigen Verbreitung der
rezenten Gattungen fast kongruiert.
Die morphologischen Merkmale der Gattungen zeigen folgende
phylogenetische Reihenfolge:
An Augosoma schließt sich Cyphonistes (Fig. 8) an, an Cypho-
nistes Megasoma (Fig. 9), an Megasoma Xylotrußes (Fig. 7), an
Xylotrupes Trypoxylus.
Die Unterschiede in der Körpergröße haben dabei kaum eine
Bedeutung; wenn wir die in den Gattungen vorkommenden klein-
sten Individuen vergleichen, z. B. X ylotrudes inarmalus Stbg. mit
Cyphonistes, so wird die Reihenfolge sehr augenfällig.
Die phylogenetisch-geographische Reihenfolge der rezenten
Gattungen geht in der Richtung von West nach Ost, nur die Amerika
bewohnende Gattung Megasoma macht eine Ausnahme. Ich ent-
nehme daraus einerseits, daß das ursprüngliche Verbreitungsgebiet
von Megasoma an eine Landverbindung zwischen Amerika und
Europa unmittelbar anschloß, und daher ein Teil der Individuen
dem zurückweichenden Klima in das heutige Verbreitungsgebiet
folgen konnte, während die Gattungsvorfahren in anderen Teilen
des ursprünglichen Verbreitungsgebietes dem kälter werdenden
Klima nicht ausweichen konnten und daher ausstarben. Anderer-
seits entnehme ich daraus, daß die Rassen- oder Artdifferenzierung,
also die Entwicklung der heutigen Gattungsmerkmale schon vor
dem Miozän größtenteils abgeschlossen war.
Bei einer den klimatischen Verhältnissen im Alttertiär ent-
sprechend nördlicheren Verlegung der heutigen Verbreitung, er-
scheint mir die Annahme nicht unberechtigt, daß eine südliche
und eine nordwestliche Landverbindung Europas mit Amerika
gleichzeitig oder die erstgenannte etwas früher bestanden haben.
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden 209
Die unmittelbaren Vorfahren von Xylotrupes müssen zu einer
gewissen Zeit, wahrscheinlich im Quartär, auf ein sehr beschränktes
Gebiet zusammengedrängt worden sein, man kann beobachten,
wie ich im Vorhergehenden bereits ausgeführt habe, daß die nach-
malige Verbreitung der rezenten Gattung X'ylotrupes von Südwest-
Indien-Ceylon ausgegangen ist (9).
Die Südpolarkontinenttheorie, H. Kolbe, Naturw. Wochen-
schr. 1909, läßt sich m. E. hier zur Erklärung der phylogenetischen
Beziehungen der Gattungen, auch bei Megasoma und Cyphonistes
nicht heranziehen.
Nach H. von Meyer (Nils von Hofsten, |. c. p. 123 Anm.)
erinnern die tertiären Geschöpfe von Oeningen mehr an das jetzige
Japan und Nordamerika. Die tertiären Fossilien von Oeningen
entstammen dem oberen Miocän, ich halte daher die Gattung
Trypoxylus für ein jungtertiäres Element, daß sich dem Klima
der damaligen Epoche angepaßt hat.
Die starke Entwicklung der Körperproportionen und der
sekundären Geschlechtscharaktere dieser Gattung im Verhältnis
zur Gattung Xylotrupes ist auffällig, namentlich wenn z. B. meri-
dionalis zum Vergleich herangezogen wird. Vielleicht ist darin
eine Erklärung zu suchen, daß Japan während unserer Eiszeit,
nach Yokoyama (Simroth, Aus der Heimat, 1915, p. 76), wär-
meres Klima gehabt haben soll, das Korallenriffe gedeihen ließ.
Anmerkungen.
1. Burmeister, Handb. f. Ent. V, p. 244, führt das Vor-
handensein von Männchen mit sehr geringen Hornbildungen auf
geringere Nahrungsaufnahme zurück. Sinngemäß müßte danach
umgekehrt die Entwicklung stärkerer Hormbildungen auf ent-
sprechend reichlichere Nahrungsaufnahme zurückzuführen sein,
denn diese Schlußfolgerung ergibt sich logisch aus der ersten.
Letzten Endes müßte dann überhaupt der sekundäre Sexual-
dimorphismus auf der Ernährung beruhen. Eine derartige Be-
hauptung ist natürlich unhaltbar, denn die in gesetzmäßigen Rich-
tungen verlaufende Ausbildung der sekundären Sexualcharaktere
und deren Spezialisierungen werden dadurch nicht erklärt, auch
müßte sonst, um ein krasses Beispiel anzuführen, ein Mastschwein
die stärkste Entwicklung sekundärer Sexualcharalktere aufweisen.
— Vgl. dazu: Minck, Archiv f. Naturg. 1916 A 12, p. Yff.
2. Wenn Hesse und Doflein, I, p. 490, sagen, daß nach
darüber gemachten Beobachtungen, die Weibchen von Xylotrupes
gideon zwischen großen und kleinen Männchen keinen Unterschied
machen, so ist das noch lange kein Beweis einer unmittelbaren
Aktivität des Weibchens bei der Begattung, eher wenn wir die viel-
fach beobachtete Begattungskorrelation berücksichtigen, das
Gegenteil (vgl. Minck, Arch. f. Naturg. 1916 A.12, p. 30, Anm. 16).
In der Natur finden wir allerdings häufig auch eine mittelbare
Aktivität des Weibchens vor dem Begattungsakt, insofern als das
Ar chiv für Naturgeschichte
118. A. 8. 14 8. Hetı
516 N . Paul Minck:
Weibchen das Männchen zur Ausführung. des Begattungsaktes
feizt-(,‚Koketterie‘“), immer muß das Männchen aber unter nor-
malen Verhältnissen, um die Begattung ausführen zu können, sich
erst in den Besitz des Weibchens setzen. Unfruchtbare Weibchen
mögen eine Ausnahme machen, so berichtet Floericke, Die Säuge-
tiere des deutschen Waldes, p. 98 nach eigenen Beobachtungen
vom Elchwild der kurischen Nehrung, daß alte Gelttiere junge
Hirsche vollständig mit Beschlag belegen, sie eifersüchtig bewachen
und unersättlich in der Befriedigung des Geschlechtstriebes sind. —
Auch bei anderen sehr hochstehenden Säugetieren lassen sich der-
artige Beobachtungen machen. i
3. Dr. Ernst Schrader, Aus dem Liebesleben der Tierwelt,
zeigt in seinen Ausführungen, wie verschiedenartig bei den Tieren
die Begattung vor sich ‚geht. Die Zeugungs- und Begattungs-
hilfsorgane, ja selbst die- Stellung und das ‘Verhalten der Tiere-bei
der Begattung sind häufig ganz außerordentlich verschieden. Viel-
leicht sind-auch bei den Käfern viele Körpereigenschaften, für die
wir keine Erklärung haben, in irgendeiner Begattungseigenfümlichz
keit begründet.
4. Nach meiner Auffassung haben sich die Melolonthiden von
tieferstehenden, die Cetoniden von höherstehenden Xylophilen ab-
gezweigt. Diese Auffassung findet neben den morphologischen
Merkmalen ‘auch in der Nahrungsstufenleiter eine Unterlage.
(Vgl. Archiv f. Naturg. 1917 A. 2, p. 43f.)
5. Im Vergleich mit den homologen Zacken am Grunde des
Halsschildhornes bei Dynastes und Augosoma sind diese Vor-
wölbungen bemerkenswert, sie lassen der Vermutung Raum, daß
der sekundäre Sexualdimorphismus der Vorfahren noch nicht so-
weit entwickelt war und daher eine verschiedenartige Entwicklungs-
richtung ermöglichte.
6. Auf die systematische Verwertung dieser Merkmale auch
bei anderen Xylophilen beabsichtige ich später an anderer Stelle
einzugehen.
7. Nachträglich sehe ich, daß H. Prell, Entom. Blätter 1911,
p. 140 ff., die phylogenetischen Verhältnisse der Eupatorinen be-
handelt hat. Auch aus dieser Arbeit geht m. E. der Anschluß resp.
die nahe Verwandtschaft mit Strategus hervor.
8. Bei Cyphonistes haben die Maxillen zwei Reihen kurzer
Zähne, die Mandibeln sind gespalten, Kopf- und Halsschildhorn
wie bei Xylotrupes am Ende gegabelt.
9. Die Verbreitung nach Australien dürfte in derselben Weise
erfolgt sein, wie es einer Anzahl verschiedener Mäuse gelungen ist,
nach Australien zu gelangen und einige australische Tiere ihren
Weg nach den Molukken (Amboina) und Timor gefunden haben.
Vgl. Frech, Aus dem Tierleben der Urzeit, p. 43, und Bölsche,
Tierwanderungen in der Urwelt p. 25.
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden 211
Verzeichnis der von mir benutzten Literatur.
G. J. Arrow, The fauna of British Indi including Ceylon and
Burma. London, Calcutta, Bombay, Berlin 1910.
Wilhelm Bölsche, Tierwanderungen in der Urwelt. Stuttgart
1914.
Hermann Burmeister, Handbuch der Entomologie, Band V.
Berlin 1847.
Charles Darwin, Die Entstehung der Arten durch natürliche
Zuchtwahl oder die Erhaltung der bevorzugten Rassen im
Kampfe ums Dasein. Aus dem Englischen übersetzt von
David Haek, Leipzig, Verlag von Philipp Reclam jun.
Kurt Floericke, Die Säugetiere des deutschen Waldes. Stuttgart,
Franckh’sche Verlagsbuchhandlung.
Friedrich Frech, Aus dem Tierleben der Urzeit. Verlag A. W.
Zickfeldt, Osterwieck Harz.
W. Gothan, Die Entwickelung der Pflanzenwelt im Laufe der geo-
logischen Epochen. Verl. A. W. Zickfeldt, Osterwieck, Harz.
Nils von Hofsten, Zur älteren Geschichte des Diskontinuitäts-
Preblens in der Biogeograpbie. Zoolog. Annalen 1916, Bd. VII,
P:: 197.8.
Richard Hesse und Franz Doflein, Tierbau und Tierleben in
ihrem Zusammenhang betrachtet. Leipzig und Berlin 1910
—1914.
H. ]. Kolbe, Die Südpolarkontinenttheorie nebst Bemerkungen
über tiergeographische Verhältnisse auf der Südhemisphäre.
Naturw. Wochenschrift, Bd. VIII, Nr. 29, 1909.
— Die Differenzierung der zoogeographischen Elemente der Kon-
tinente. The Transactions of the Second Entomological Con-
gress, 1912.
Paul Minck, Beitr. z. Kennin. d. Dynastiden. Archiv f. Naturg.
1916 A. 12.
— Beitr. z. Kenntn. d. Dynastiden. Archiv f. Naturg. 1917 A. 2.
Heinrich Prell, Beiträge z. Kenntnis d. Dynastiden. Ent.
Blätter 1911, p. 140.
Ernst Schrader, Aus dem Liebesleben der Tiere, biolog. Be-
trachtung über die Begattung im Tierreich. Stuttgart,
Franckh’sche Verlagsbuchhandl.
D. Sharp and F. Muir, The comparative anatomy of the male
genital tube in Coleoptera. Transact. of the Ent. Soc. of
London 1912, III. p. 477 ff.
Heinrich Simroth, Die Pendulationstheorie. Aus der Heimalı
1915, Nr. 3, p. 65 ff.
Verzeichnis der Abbildungen.
1. Kopf des Männchens von Xylotrupes gideon.
2: NERERN Weibchens =
ch ‚Hinterbein von Pentodon punctatus.
4 gr ‚„„ Heterogomphus schönherri.
14* 8. Heft
212 . Paul Minck:
Soo
Fig. 1. Fig. 2.
Kopf des Männ- Kopfdes Weib- -
chens von chens von
Xylotr. gideon Xylotr. gideon.
Fig. 4. Fig. 7.
Fig. 8.
Hintertibie von Fie.9.
Oyphonistes Hintertibie von Megasoma
vallatus elsphas
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden 213
10a 10m 10£f
Fig. 10a-f. Xylotr. meridionalis d.
(a. Augenkiele, m. Unterlippengerüst
0. Onychium des männlichen Vorderbeines 100
ft. Forceys.)
lla 1lo 11f
Fig. 11a-f. Xylotr. tonkinensis. S
#1
|
j
12a 12 m 120
Fig. 12a-f. Xylotr. muiszechi. &
3. Heit
914 Paul Minck:
13a
13m 130 14a 14m 140
Fig. 13a-0. Xylotr. socrates. $ Fig. PD. < ylotrup. gideon.
158° 15m 150
Fig. 15a-0. Xylotr. sumatrensis. &
16a 16m 160 17m 170
Fig. 16a-0. Xylotr. clinias. & Fig. i7a-0. X Ylotr. siamensis. d E
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden 215
I
18a 18m 180 19a 19m 190
Fig. 18a-0. Xylotrupes trasybulus. & Fig. 19a-0. Xylotr. falcatus. &
\
| 20a 20 m 200
Fig. 202-0. Xylotr. lamachus. & Fig. 21a-o. Xylotr. asperulus.
N
Fig. 24.
Be der Hin- an ER Hin- Onychium v.
terbeine v. Xylotr. terbeine v. Xylotr. Pentodon
sismensis. asperulus (zum Vergleich)
Fig. 25.
Onychium von Oryctes
Fi | (zum Vergleich)
ig. 26. j j
Der häutige Penis mit den für Xylotrupes
charakteristischen spitzen Dornen,
8. Heft
216 Paul Minok:
Fig. 5. Hinterbein von Oryctes colonicus.
BR: Fi „» Oryctes monoceros.
er: en „ Äylotrupes gideon.
Pr rB. R „» Cyphonistes vallatus.
eh 3 „, Megasoma elephas.
„ 10. Xylotr. meridionalis a = Augenkiele, m = Unterlippen-
gerüst, o = Onychium der Vorderbeine des Männchens,
f = Forceps.
„ 11. Xylotr. tionkinensıis.
102 „» Mmniszecht.
28: ». sokrates.
„14. „» gideon.
„ 415: „. Smmalrensıis.
nd: „ chnias.
Be FR „» Stamensis.
18: »» trasybulus.
ES): »» Jalcatus
„20: „ lamachus.
„ei. asperulus.
„ 22. Onychium der Hinterbeine von Xylotr. asperulus.
„ 23. Onychium der Hinterbeine von Xylotr. siamensis.
„ 24. Onychium von Pentodon zum Vergleich.
„ 25. Onychium von Oryctes zum Vergleich.
„» 26. Der häutige Penis mit den für X'ylotrupes charakteristi-
schen spitzen Dornen.
II. Systematischer Teil.
Gattung Trypoxylus n. g.
Die Arten dieser Gattung unterscheiden sich von X'ylotrupes
Hop. dadurch, daß die Weibchen eine Halsschildfovea und drei
Kopfhöcker, die Männchen ein Kopfhorn mit vier Endzacken und
an den Hinterschienen statt der Querkiele je einen spitzen Dorn
(die Weibchen, wie Xylotrupes, je 2 Dorne) tragen. Sie bewohnen
das warmgemäßigte Ostasien und scheinen vereinzelt in das Ver-
breitungsgebiet von Xylotrupes überzugreifen. Bisher bekannt
sind die Arten dichotomus Oliv. und davidis Fairm. (Ann. d. 1. Soc.
Ent. d. Fr. 1878, p. 106). Das Berliner Museum hat Material aus
bisher unbekannten Fundgebieten und ist eine spezielle Bearbeitung _
notwendig.
Gattung Xylotrupes Hop.
Burm., Handb. f. Ent. V. p. 264 ff.
Diese Gattung bedarf auch noch dringend einer vollständigen
Durcharbeitung, da bereits eine ganze Reihe Formen beschrieben
und außer den in der vorliegenden Arbeit erwähnten, noch eine
ganze Anzahl charakteristischer Formen, die ich in verschiedenen
Sammlungen gesehen habe, vorkommen. Die hier erwähnten Arten
sind auch in dem sehr reichhaltigen Material des Berliner Museums,
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden 2IT
das auch die Schaufuß’schen Typen besitzt, vertreten, doch mußte
ich dieses vorläufig ausschalten, da ich sonst die Übersicht ver-
loren hätte.
X. meridionalis Prell, H. Ent. Mitt, III, 1914, p. 216, t. 4, f. 18.
1 $ Madras-Shembaganur.
X. meridionalis taprobanes Prell, H. 1. c. p. 217, t. 4, f. 19.
1&3 2 Ceylon.
Beide Arten kurzhörnig, Wangenecken kaum vorspringend,
Augenkiele gleichmäßig verlaufend, breit bogenförmig abgerundet
- endigend. Endzacken des Kopfhornes sehr stark divergierend, fast
eine gerade Linie bildend. Forceps in der Seitenansicht durch die
aufgewölbten, nach unten eingeschnürten Parameren und den
kurzen, unvermittelt vorspringenden Apikalteil von dem anderer
Arten stark unterschieden. Onychium fast symmetrisch, von dem
der Hinterbeine kaum abweichend. Die Weibchen fallen durch die
tiefe, narbenartig grobe, dichte Punktierung des Halsschildes auf. —
Diese Unterart dürfte mit reducius Walker, Ann. nat. Hist. 1859,
p. 54, ebenfalls von Ceylon identisch sein. (Fig. 10 0, m,a, f.)
X. tonkinensis sp. n.
1 g Himalaja, N.-Indien;4 2 Q Laos, Tonkin; 1 &1Q Assam;
2&3 2 Annam; 2 $ 1 2 Kweitschou, China.
Dunkelbraun bis schwarz, Flügeldecken meist ‘einen Schein
heller, rötlich, mattglänzend, chagriniert. Wangenecken nicht
markiert, Augenkiele flach, stark verbreitert, lappenartig vor-
gezogen, breit abgerundet. Kopfhorn kurz, ungezähnt, schräg nach
vorn gerichtet, Endzacken parallel stehend scharf hakenartig zu-
rückgebogen. Halsschildhorn kurz, kräftig leicht bogig, fast wage-
recht nach vorn gerichtet. Vorder- und Mittelbrust mäßig lang
und mäßig dicht braun behaart, Hinterleibsringe in der Mitte kahl,
an den Seiten mit einer Reihe Borstengruben, meist ohne Borsten.
Weibchen mit glänzendem Halsschild und Flügeldecken und mittel-
grober, zerstreuter Punktierung. (Fig. 11a.m.o.f.)
X. siamensis Sp. n.
2 & Siam.
Dunkelbraun, Flügeldecken, Unterseite und Beine, bis auf die
dunkleren Tarsen, rötlichbraun. Wangenecken fehlen, Seitenrand
des Epistoms unmittelbar in die Augenkiele übergehend, diese
nicht verbreitert. Kopfhorn gezähnt, mittellang, schräg nach vorn
und oben gerichtet, etwa in der Mitte rückwärts geknickt, End-
zacken im rechten Winkel umgebogen, parallel stehend. Hals-
schildhorn bis zur Mitte schräg nach oben strebend, dann nach
vorn wagerecht umgeknickt. Diese frakturartige Biegung beider
Hörner ist charakteristisch und erinnert an die Form des Kopf-
horns von Orycies turkestanicus. Flügeldecken mattglänzend,
chagriniert, reihig punktiert. Halsschild in der Mitte leicht ein-
geschnürt, chagriniert, zerstreut punktiert. Unterseite der Vorder-
und Mittelbrust dunkel behaart, Bauchringe an den Seiten mit
Borstengruben ohne Borsten. (Fig. 17a, o.)
8. Heft
218 Paul Minck:
X. sokrates Schauf., Hor. Soc. Ent. Ross. XIX, 1885, p. 1911.
2 81 2 Behar Ind. or.; 1 &1 2 Nordw.-Indien (mit der Type
im Mus. Berlin verglichen).
Dunkelbraun, Flügeldecken und Unterseite bis auf die stets
dunklen Tarsen rötlich bis dunkelbraun. Wangenecken leicht vor-
springend, Augenkiele stumpfspitzig auslaufend. Kopfhorn ge-
zähnt, mittellang, im letzten Drittel in leichtem Bogen nach hinten
gerichtet, Endzacken parallel zueinander. Halsschildhorn schräg
nach oben, Endzacken nach vorn und leicht nach unten gerichtet.
Beide Hörner sind im Vergleich zu anderen Arten auffallend
schlank und zierlich gebaut. Halsschild matt, chagriniert, Flügel-
decken chagriniert, glänzend, leicht mattiert. Unterseite mit
mittellanger graugelblicher Behaarung. Bauchringe kahl, Borsten-
gruben nur an den Seiten. Weibchen: Halsschild dicht, grob punk-
tiert, vorn in Runzelung verlaufend. Flügeldecken glänzend, sehr
grob punktiert. (Fig. 13a. m. o.) |
X. mniszechi J. Thoms., Arcan. Nat. 1859, p. 18.
1 8 Nepal; 4 $ 1 2 Sikkim.
Dunkelbraun, Flügeldecken wenig rötlich durchscheinend,
Unterseite und Beine von gleicher Farbe. Epistom, Wangenecken
und Augenkiele fast wie bei szamensis, jedoch nicht ganz so gerade
verlaufend. Kopfhorn mit starkem, stumpfem Zahn, kräftig,
mittellang, schräg nach oben gerichtet, Endzacken rechtwinklig
zurückgebogen, Halsschildhorn zunächst schräg nach oben ge-
richtet, dann nach vorn abbiegend, Endzacken etwas nach unten
gerichtet. Halsschild mattglänzend, chagriniert, Flügeldecken
chagriniert, glänzend, leicht mattiert, mit ganz feiner, weit zer-
streuter Punktierung. Weibchen: Flügeldecken matter, etwas
gröber punktiert, Halsschild nach vorn gröber und dichter, an der
Basis feiner zerstreut punktiert. (Fig. 12a. m. o. f.)
X,.gideon L., S. N. IL. 2. 541.
282% Java;2 23 $ Malang, Java; 1 8 Java occident. Mont
Gede 4000’ Aug. 1892 H. Fruhstorfer; 1 & Batavia, Java.
Die Männchen dieser Art tragen ebenfalls ein gezähntes Kopf-
horn, die Hornbildungen sind reichlich mittellang. Auf diese in
der Literatur häufig erwähnte Art hier näher einzugehen erübrigt
sich. (Fig. 14 a. m. o.)
X. gideon borneensis ssp. n.
1 & Borneo; 3 @ Kinabalu, Borneo.
Unterscheidet sich durch schlankeres, ebenfalls gezähntes, am
Ende mit den divergierenden Endzacken bogenförmig nach hinten,
dem kurzen Halsschildborn zugerichtetes Kopfhorn. Flügeldecken
mit sehr feiner und dichter Punktierung, dazwischen einige Reihen
gröberer Punkte. Weibchen flach und breit gebaut, relativ groß.
Flügeldecken mit flacherer Punktierung als bei gideon.
X. sumatrensis sp. n.
5 &1 2 Sumatra; 1 @ Palang, Sumatra; 1 $ Dolok, Baroe,
Sumatra; 1 2 Padang- Padj, Sumatra.
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden 219
Dunkelbraun, fast schwarz, Flügeldecken und Unterseite von
gleicher Farbe. Wangenecken stark vorspringend. Kopfhorn ge-
zähnt, fast gerade verlaufend, schräg nach vorn gerichtet, nicht
übermäßig lang. Endzacken stark auseinanderstehend, hakenartig
zurückgebogen, mit den Spitzen fast nach oben gerichtet. Hals-
schildhorn mit ‚stark markierter Auskielung am Grunde, nicht
übermäßig lang, mittelstark, fast wagerecht nach vorn gerichtet,
vorderer Teil mit den Endzacken bogenförmig nach unten gerichtet,
Endzacken im rechten Winkel zueinander. Halsschild stark glän-
zend mit feiner zerstreuter Punktierung, bei einzelnen Männchen
matt, chagriniert, dichter punktiert. Flügeldecken stark glänzend,
äußerst fein, spärlich zerstreut punktiert. Unterseite mit langer
gelblichbrauner Behaarung, Bauchringe glatt unbehaart, an den
Seiten mit je einer Borstenreihe. Weibchen sehr groß, Halsschild
grob punktiert, vorn in Runzeln verlaufend, Flügeldecken eben-
falls grob punktiert, beide Körperteile glänzend. (Fig. 15 a. m. o.)
X. clinias Schauf., Hor. Soc. Ent. Ross. XIX, 1885.
583 2 Insel Ceram (vgl. mit dem typischen Material im Ber-
liner Museum).
Dunkelbraun mit rötlichem Schein, Flügeldecken und Unter-
seite von gleicher Farbe. Wangenecken kaum vorspringend, jedoch
erhaben markiert. Augen sehr groß, Augenkiele relativ kurz. Kopf-
horn kurz und schlank, ungezähnt, schräg nach vorn und oben ge-
richtet, im oberen Teil leicht, Endzacken im rechten Winkel zurück-
gebogen, divergierend. Halsschildhorn in flachem konvexem
Bogen nach vorn gerichtet, kurz, schlank, Endzacken kurz. Hals-
schild im Verhältnis zum Körper relativ klein, matt, chagriniert.
Flügeldecken mit einzelnen Reihen feiner Punkte, chagriniert, doch
mit relativ starkem Glanz. Unterseite mit langer gelblicher Be-
haarung, Bauchringe mit feinen Runzeln und je einer Reihe Borsten-
gruben. Weibchen mit grob punktiertem, vorn gerunzeltem Hals-
schild und sehr grob reihig punktierten Flügeldecken. Ein Weib-
chen mit kurzer, dichter, nach hinten gerichteter storrer Be-
haarung auf dem Halsschild und den Flügeldecken. (Fig. 16 a. m. o.)
X. trasybulus n. sp. — Schauf. in litt.
5 84 2 Key Insel (vgl. mit dem Material ex coll. Schauf. im
Berliner Mus.).
. Dunkelbraun bis schwarz, Flügeldecken und Unterseite von
gleicher Farbe. Wangenecken stark erhaben, vorspringend, Augen
groß, Augenkiele relativ kurz, glatt und flach. Kopf- und Hals-
schildhorn sehr lang. Kopfhorn ungezähnt, fast wagerecht nach
vorn gerichtet, im vorderen bogenförmig nach oben gebogen, End-
zacken hakenförmig zurückgebogen. Halsschildhorn in konvexem
Bogen nach vorn gerichtet, Auskielung am Grunde mit scharf
markierten Seitenrändern, Halsschild mit mattem Glanz, chagri-
niert. Flügeldecken mit relativ starkem Glanz, sehr feiner reihiger
Punktierung. Unterseite spärlich behaart, Bauchringe kahl, leicht
gerunzelt, nach den Seiten mit je einer Borstengrubenreihe. Weib-
8. Heft
390 Paul Minck:
chen mit sehr grob punktiertem Halsschild und Flügeldecken und
dichter, kurzer storrer Behaarung. — Soweit ich feststellen konnte,
hat Schaufuss eine Beschreibung nicht veröffentlicht. (Fig. 18a.
m. o.)
X. falcatus n. sp.
3 &1 2 Sangier.
Der vorhergehenden Art sehr ähnlich, dunkelbraun bis schwarz,
Unterseite und Flügeldecken von gleicher Farbe. Wangenecken
stark vorspringend, erhaben, glatt, fast gerade abgestutzt. Kopf-
horn ungezähnt, nach vorn gerichtet, sichelförmig nach oben ge-
bogen, Endzacken zurückgebogen, divergierend. Halsschildhorn
mit kaum markierter Auskielung am Grunde, in fast wagerechter
Richtung nach vorn strebend, kurz vor den Endzacken sichelförmig
nach unten gebogen, Endzacken stark divergierend, fast im rechten
Winkel zueinander. Halsschild nur vorn und seitlich matt, chagri-
niert, oben glatt, glänzend. Flügeldecken glatt, glänzend, ohne
Punktierung. Unterseite nicht übermäßig dicht, hellgelb, mittel-
lang behaart. Bauchringe chagriniert, mit je einer Reihe kurzer
Borsten. Halsschild des Weibchens dicht grob punktiert, Flügel-
decken mit mittelgrober Punktierung, relativ glatter und glänzen-
der als trasybulus. (Fig. 19a. m. o.)
X. lamachus n. sp. — Schauf. in litt.
28 Neu-Pommern, 2 21 & Dtsch.-N.-Guinea ;1 2 Fr.-Wilhelms-
hafen N.-Guinea. (Verglichen mit dem Material ex coll. Schauf.
im Berliner Museum.)
Diese Art ähnelt mit dem relativ kleinen Halsschild, den
schwachen und kurzen Hornbildungen und dem dazu in schlechtem
Verhältnis stehenden, großen und breiten Leib, mit den nach hinten
sich verbreiternden Flügeldecken an clinias und abgesehen von
den abweichenden Hornbildungen — lediglich in den Proportionen
— an sumaltrensis. Die Art ist ebenfalls dunkelbraun. Wangen-
ecken stark vorspringend, Augenkiele breit abgestutzt. Kopfhorn
ungezähnt, schwach, schräg nach oben gestellt, fast gerade, End-
zacken rechtwinklig zurückgebogen, divergierend. Halsschildhorn
mit wenig markierter Auskielung am Grunde, relativ kurz, stark
verjüngt, bis etwa zur Mitte nach oben gerichtet, dann wagerecht
nach vorn übergebogen. Endzacken sehr kurz, wenig markiert.
Halsschild des Weibchens dicht grob punktiert, vorn in Runzelung
übergehend, Flügeldecken ebenfalls ziemlich grob punktiert, in
der Nähe des Schildchens die Punktierung in Runzelung über-
laufend. Es ist auch hier ein Weibchen darunter, das dicbte kurze,
storre Behaarung auf dem Halsschild und den Flügeldecken auf-
weist. — Soweit ich feststellen konnte, hat Schaufuss die Art nicht
beschrieben. (Fig. 20a. m. o.)
X. asperulus n. sp.
3 &2 2 Neu-Hebriden.
Dunkelbraun, mattglänzend. Unterseite und Flügeldecken
gleichgefärbt. Wangenecken vorspringend, Augen sehr groß.
Beitrag zur Kenntnis der Dynastiden 221
Augenkiele kurz, schräg abgestutzt, stumpfspitzig zulaufend.
Kopfhorn ungezähnt, in leichtem Bogen schräg nach oben und vorn
gerichtet, schlank, reichlich mittellang, Endzacken rechtwinklig
zurückgebogen, divergierend, ziemlich lang. Halsschildhorn schlank,
lang, schräg aufwärts gerichtet, im obersten Teil wagerecht nach
vorn umgebogen, Endzacken lang, stark divergierend, fast recht-
winklig’ zueinander. Halsschild fein chagriniert, an den Seiten dicht
und stark, nach hinten feiner und zerstreut punktiert, in der Form
klein, schlank und zierlich. Auch der übrige Teil des Körpers pro-
portional dazu, so daß das Tier einen gefälligen, zierlichen Eindruck
macht. Flügeldecken grob chagriniert und mit derb markierten
gleichmäßig verlaufenden Punktreihen versehen, wodurch die
Flügeldecken ein rauhes Aussehen erhalten, das durch den matten
Glanz gemildert wird. Unterseite mit langen, gelblichen Haaren,
Bauchringe glatt und kahl, nur an den Seiten mit je einer Borsten-
grubenreihe und kurzen Borsten. Halsschild und Flügeldecken des
Weibchens dicht grob punktiert, stellenweise in Runzelung ver-
aufend. (Fig. 21 a. m. o.)
Die Maße der Arten habe ich in nachstehender Tabelle zu-
sammengestellt, und zwar habe ich nur die stärksten Männchen
berücksichtigt. Ursprünglich hatte ich auch mehrere Individuen
der Fluktuationsreihen eingestellt, doch mußte ich dieselben weg-
lassen, weil die Übersicht darunter leidet.
% ö 2al»ä8|dug
i Fundort. | Flügeldecken | Halsschild Fr Fer Pan
- m u op“
Artname bzw. as |38 53: EFE ERE
j | >73 po 2728| a3
patria 2A | 23 [daS EER PER)
as | 57 Fr «jr 1508
mm
meridionalis | Südw.-Ind. 18
tonkinensis | Tonkin 16
siamensis Siam 16
sokrates Behar ;
mniszechi Sikkım 18 |20 30 46
gideon Java 18 |20 32 |44
sumatrensis | Sumatra 18 |19 26 |45
clinias Ceram 16 |17 |12.5119 |44
trasybulus Kay Ins. 18 |20 | 21.5] 38.5] 46
falcatus Sangier 16 |17.5, 18 |32 |44
lamachus Neu-Pommern 17.51 19.5115 |20.5/45
asperulus Neu-Hebriden 15.518 [16 28.5 43.5
8. Heft
322 | Dr. Bruno Schröder:
Die neun wesentlichen Formentypen
von Ceratium hirundinella ©. F. Müller.
Von
Dr. Bruno Schröder in Breslau.
Mit einer Texttafel.*)
In seinem Buche über das Phytoplankton des Süßwassers!)
gibt H. Bachmann auf Seite 73 an, daß von Ceratium hirundinella
bis jetzt sieben Formentypen unterschieden werden können, nämlich
die Carinthiacum-, Austriacum-, Piburgense-, Gracile-,
Scotticum-, Brachyceras- und Robustumform. Auch
weist er Seite 75 darauf hin, daß diese Formengliederung nicht
den Zweck hat, die Aufstellung von Varietäten zu befürworten,
sondern jene Formentypen. sollen ‚bei ferneren . Unter-
suchungen eine genauere Definierung und Einteilung
der betreffenden Ceratiumgestalt‘ ermöglichen.
Wer sich eingehender mit Studien über die Organismen des
Süßwasserplanktons beschäftigt, der wird ohne weiteres zugeben
müssen, daß eine solche Formengliederung dieser so mannigfach
abändernden Alge ein recht praktischer Weg ist, um sich in ihrem
Formenchaos einigermaßen zurecht zu finden und die wesent-
lichen jeweils auftretenden Ceratiumformen genau feststellen zu
können.
Bei meiner Bearbeitung von Phytoplankton aus dem Schla-
wasee?) zeigte es sich jedoch, daß die von Bachmann ange-
gebenen sieben Formentypen nicht ausreichen, alle wesent-
lichen Gestalten der in dem genannten schlesischen See vor-
kommenden Ceratien unterzubringen, denn ich fand dort sehr
häufig, drei verschiedene, teilweise auffallend schmale, drei-
hörnige Typen (l. c. Seite 686, Textabb. 1, fig. 6—15), die üb-
rigens auch schon Levander?), Lemmermann‘®) und Wesenberg-
*) Die Textabbildung hatte Herr N. v. Kreyfelt in Breslau die Güte,
nach meinen Zeichnungen photographich zu verkleinern.
!) Bachmann, H., Das Phytoplankton des Süßwassers mit besonderer
Berücksichtigung des Vierwaldstättersees. Jena 1911.
?2) Schröder, Br., Phytoplankton aus dem Schlawasee, in: Ber. d.
Deutschen Bot. Gesellsch., Bd. 35, Seite 681. Berlin 1917.
®?) Levander, K. M., Materialien zur Kenntnis der Wasserfauna I.
Protozoen, in: Acta Soc. pro Fauna et Flora Fennica, Bd. 12, Taf. 2, Fig. 24.
Helsingfors 1894.
„ .) Lemmermann, E., Das Plankton schwedischer Gewässer, in: Arkiv
för Botanik, Bd. 2, Taf. 2, Fig. 1, 7, 8, 18, 20, 22, 24, 25, 36, 40 und 47.
Stockholm 1904.
Neun wesentliche Formentypen v. Ceratium hirundinella O, F. Müll. 2253
Lund?) aus nordeuropäischen Seen gezeichnet haben. Bachmann
hat sie vielleicht deshalb unter seine Formentypen.nicht mit aufge-
nommen, weilerundandere sie in den Schweizerseen nicht vorfanden.
Ammann)gibt sie weder aus dem Staffel-, noch aus dem Wesseling-
oder dem Würmsee an, undich habe sie im Kochel- und im Walchen-
see in Oberbayern nicht beobachtet.”) Da sie auch Zederbauer?)
nicht in den österreichischen Alpenseen bemerkte, so dürfte sich
die interessante Tatsache ergeben, daß diese verhältnismäßig
langen, schmalen, dreihörnigen Formen in dem Alpengebiete über-
haupt nicht vorkommen. Mit meinen neuen Formentypen aus dem
'Schlawasee und aus anderen Seen ur erhöht sich ihre
Zahl auf neun.
Von verschiedenen Seiten rest: willich versuchen, in nah:
folgendem die einzelnen neun Formentypen schärfer zu kenn-
zeichnen, als dies mit den bisherigen geschehen ist. Ich unterscheide
dabei an der Ceratiumzelle mit Schilling?) drei Arten von Hörnern,
nämlich an der apikalen Zellhälfte das Apikalhorn und an der ant-
apikalen das rechte und linke Postäquatorialhorn (in der Dorsal-
ansicht), sowie das mehr der Mitte zu gelegene Antapikalhom.
Bei der Unterscheidung der einzelnen neun Formentypen lege ich
das Hauptgewicht auf die vorhandene Zahl der Hörner, auf die
Breite der Zelle und namentlich auf die Richtung des Antapi-
kalhornes, ob dieses in derselben Richtung wie das Apikalhorn
geht, oder ob es nach außen oder innen zu gerichtet ist, ebenso ob
.die Postäquatorialhörner mehrantapikalwärtsoder mehr äquatorial-
wärts gespreizt werden. Weniger in Betracht kommen die Länge
der Zelle und ihrer Hörner, das Verhältnis der Länge der antapikalen
zur apikalen Zellhälfte, der Spreizungswinkel der postäquatorialen
Hörner und die Strukturen der Zellhaut.
Es läßt sich unter Berücksichtigung der angedeuteten Punkte
ungefähr folgender Bestimmungsschlüssel aufstellen, der selbst-
verständlich nicht für jedes einzelne aufgefundene Ceratium-
exemplar zur Anwendung kommen kann, sondern nur für die wesent-
lichen Formentypen, die sich am häufigsten und ausgeprägtesten
besonders in Seen finden.
5) Wesenberg-Lund, C., Plankton Investigations of the Danish
Lakes. Taf. IX/X, Fig. 8, 10, "24, 28, 30, 32, 34, 37, 39, 41, 43, 44, 45,
47, 49, 51—54, 56, 58 und Taf. XIX, Fig. 60, 62, 64, 66, 67, 69. 74, 76—
78, Kopenhagen 1908.
*) Ammann, H., Physikalische und biologische Beobachtungen an
oberbayerischen Seen. (Diss.) Kehlheim a. d. Donau 1912. -
’) Schröder, Br., Beiträge zur Kenntnis des Phytoplanktons aus dem
Kochel- und dem Walchensee in Bayern, in: Ber. d. Deutschen Bot. Gesellsch.
Bd. 35, Seite 542. Berlin 1918.
®).Zederbauer, E., Ceratium. hirundinella in den österreichischen
.Alpenseen, in: Oesterr. bot. Zeitschrift, Bd. 54. Wien 1904.
?) Schilling, A. J., Dinoflagellatäe (Peridineae), in: Die Süßwasser-
Flora Deutschlands, Österreichs und der Schweiz von A. Pascher, Heft 3,
Seite 52. Jena 1913,
8. Heft
924 Dr. Bruno Schröder:
Bestimmungsschlüssel.
A. Schmale, längere, dreihörnige Formen, bis 45 u breit.
1. Antapikalhorn in der Richtung des apikalen.
Furcoidestypus Fig. 1.
2. Antapikalhorn nach innen gerichtet.
Brachyceroidestypus Fig. 2.
3. Antapikalhorn nach außen gerichtet.
Stlesiacumtypus Fig. 3.
B. Breite, drei- und vierhörnige Formen, über 45 g breit.
I. Dreihörnige, gedrungene und kurze Formen.
1. —*)
2. —
3. Antapikalhorn mehr oder weniger nach außen gerichtet.
Carinthiacumtypus Fig. 4.
II. Vierhörnige, kurze oder längere Formen mit einem rudimen-
tären linken Postäquatorialhorne oder 4 normalen Hörnern.
a. Postäquatorialhörner von mittlerer Spreizung.
2. —
3. Antapikalhorn nach außen gerichtet.
Austriacumtybus Fig. 5.
b. Postäquatorialhörner antapikalwärtsschwachge-
spreizt. SE
1. Antapikalhorn in der Richtung des apikalen und
rechtes Postäquatorialhorn mit dem Antapikalhorn
parallel. Graciletypus Fig. 6.
3. Antapikalhorn und Postäquatorialhörner mehr nach
außen gerichtet. Robustumtypus Fig. 7.
c. Postäquatorialhörner mehr in äquatorialer
Richtung stark gespreizt.
1. Antapikalhorn kurz, in der Richtung des apikalen.
Scotticumtypus Fig. 8.
2. —.
3. Antapikalhorn länger, nach außen gerichtet.
Piburgensetypus Fig. 9.
Nach diesem Schlüssel läßt sich im Hinblick auf die Breite der
Zellen, die Zahl der Hörner, die Richtung des Antapikalhornes und
*) An die Stellen, wo nur eine Zahl mit einem — dahinter steht, gehören
hypothetisohe Formen mit Antapikalhörnern, die entweder in der Rich-
tung des apikalen (1 —) oder nach innen zu (2 —) gerichtet sind und von
ge Vertreter bisher nicht aufgefunden wurden. Siehe auch umstehendes
chema.
Neun wesentliche Formentypen v. Ceratium hirundinella O. F. Müll. 225
der Postäquatorialhörner sowie der Verdickungsleisten der Zellhaut
folgendes Schema aufstellen:
Schmale
Formen
Breite der
Zellen.
Breite Formen
a Dreihörnig Vierhörnig
=—— — =
De Er Postäquatorialhörner ee
Te alhorm antapicalwärts gespreizt gespreizt
Beschaffen E Verdick- |[Verdickgs.-
-heit d.Zell- een ee ungsleisten| leiste zart
hautstrukt. pre db.u.regell.u.netzförm.
Aa: > Gracile- > Scotticum-
geradeaus. DIPRS uypus
Antapikal-|| Brachy-
horn ceroides- ? ? ? ?
nachinnen.| Zypus
ee | er Carinthia- | Austria- | Robustum-| Piburgense
nachaufen| typus | cumtypus | cumtypus typus typus
Es ist nicht ausgeschlossen, daß man vielleicht noch Formen-
typen auffindet, deren Platz in obigem Schema mit einem Frage-
zeichen versehen wurde; indessen dürften solche Formen wohl nur
vereinzelt auftreten, nie massenhaft. Denn so beliebt bei Ceratium
hirundinella der Modus ist, das Antapikalhorn nach außen zu richten
(5 Typen unter 9), so wenig Neigung scheint für die Ablenkung des-
selben nach innen zu bestehen. Nur bei einem einzigen Typus
tritt dieser Fall ein, der von allen bisher bekannten Ceratiumarten
nur bei Ceratium carolineanum die Regel ist.
Zu den einzelnen neun Formentypen ist noch folgendes zu
bemerken:
1. Der Kareoide stypus Schröder (Phytoplankton des Schiä?
wasees l. c. Seite 686, Textabb. 1, Fig. 6—9). Diese Formen habe
ich nach dem marinen Ceratium furca (Ehrb.) Duj., dem sie sehr
ähnlich sehen und mit dem sie auch wiederholt verwechselt worden
sind, benannt. Wie Jörgensen!®) angibt, verschwindet aber diese
scheinbare Ähnlichkeit schnell, wenn man die zwei Algenarten ge-
nauer vergleicht, denn schon die Annäherung des rechten
Hornes andie Querfurche außer dem breiten niedrigen
Vorderkörper gibt ein Unterscheidungsmerkmal aller
Pomen desC. furca gegenüber, das nie versagt.‘ Ebenso
. 10%) Jörgensen, E., Die Ceratien. Eine kurze Monographie der Gattung
Ceratium Schrank. Seite 18. Leipzig 1911.
Archiv für N: g l
rchiv ss geschirhte 15 8. Heit
226 Dr. Bruno Schröder:
ist mein Furcoidestypus keineswegs identisch mit dem Ceratium
hirundinella var. furcoides Levander, denn bei dieser ‚‚Varietät‘ aus
dem Süßwassersee Lohijärvi unweit der Esbo-Bucht des Finnischen
Meerbusens zeichnet Levander auf seiner Tafel II, Fig. 24 das
Apikalhorn nach außen zu gerichtet, so daß diese Form nach meiner
Anordnung zum Silesiacumtypus gehört. Der Furcoidestypus hat
einen verhältnismäßig schmalen Zellkörper, der nur 30—45 u. breit
und 130—300 u lang ist. Die durchweg zweihörnige Antapikalhälfte
einschließlich der Hörner ist meist kürzer, jedoch zuweilen sogar
länger als die apikale, nämlich dann, wenn das Antapikalhorn wie
in meiner Fig. 9 abnorm stark verlängert ist. Derartige Formen
habe ich sowohl im Frühjahr, wie im Sommer und im Herbst auf-
gefunden, sie können also keine Temporalvariationen sein. Auch
Wesenberg-Lund zeichnet sie 1. c., Tafel IX-X, Fig. 30 u. 37.
Das wesentlichste am Furcoidestypus ist, daß das Antapikalhorn
ziemlich oder ganz gerade in der Richtung des apikalen verläuft,
wie dies nach Jörgensenl. c., Tafel 2, Fig. 23 bei C. furca (Ehrb.)
Duj. abbildet. Das rechte Postäquatorialhorn geht mit dem Ant-
apikalhorne meist parallel, oder es ist zuweilen schwach nach außen
gebogen.
2. Der Brachyceroidestypus Schröder (Fig. 2. non Bach-
mann. c., S. 74, Fig. 55). Dieser Typus ist durchaus nicht dasselbe
wie Ceratium brachyceros Daday, das ganz andere Dimensionen
aufweist (40—55 u breit und 120—160 u. lang) und auch eine andere,
allerdings etwas ähnliche Gestalt hat, ganz abgesehen davon, daß
es wahrscheinlich eine rein tropische Form darstellt. Es ist nach der
Ansicht von Woloszynskat!) als gleichwertige, selbständige Art
neben den andern drei Süßwasserceratien, C. hirundinella, C. cor-
nutum und C. carolinianum, aufzufassen, was auch meine Meinung
ist. Da nun meine Formen aus dem Schlawaseeplankton in ihrer
Gestalt an dieses C. brachyceros Daday erinnern, so habe ich sie
unter dem Begriff Brachyceroidestypus zusammengefaßt und
in meiner Textabb. 1. c., S.686, Fig 10—13 bildlich wiedergegeben.
Sie sind nur 30—45 u breit, während ihre Länge 130—145 u beträgt.
Bei ihnen ist die Antapikalhälfte auffallend kürzer als die apikale,
und das Antapikalhorn ist merkwürdigerweise nach innen zu ge-
bogen. Diese Tendenz tritt, wie schon gesagt, sonst bei keiner
Ceratiumform weder des Süßwassers noch des Meeres auf, nur bei
C. carolinianum. Überhaupt scheint dieser Formentypus, der im
Schlawasee während aller drei Jahreszeiten seiner Vegetations-
periode unverändert und häufig war, im allgemeinen selten zu sein.
Lemmermann führt ihn l. c., Taf. 2, Fig. 36 nur ein einziges Mal
auf, und bei Wesenberg-Lund ist er auf dessen Tafeln nicht be-
sonders charakteristisch zu sehen, z. B. deuten ihn die Figg. 7 und
") Woloszynska, J., Über die Süßwasserarten der Gattung Ceratium
Schrank, in: Odbitka z ezasopisma Polskiego Towarzystwa Przyrodnikow
im, Kopernika Kosmos XXXVIII, Seite 1279. Lemberg 1913.
Neun wesentliche Formentypen v. Ceratium hirundinella O. F. Müll. 227
50 auf Taf. IX-X und die Figg. 66 und 74 auf Tafel XI-XII nur
annähernd an.
3. Der Silesiacumtypus Schröder (Fig. 3). Die Formen,
die ich dazu stelle, sind die schmalsten der ganzen neun Formen-
typen, denn ihre Breite beträgt im Schlawasee nur 28—34 u, ihre
Länge dagegen 148—280 u. Die Antapikalhälfte ist meist kürzer
als die apikale, aber das Antapikalhorn ist hier nach außen zu ge-
richtet, ebenso wie das rechte Postäquatorialhorn, so daß beide
auseinanderspreizen, wie dies ähnlich bei Ceratium hircus, C. l-
neatum, C. pentagonum und C. candelabrum des Meeres der Fall ist.
Auch bei diesem Formentypus kann das Antapikalhorn ausnahms-
weise stark verlängert auftreten, wie es Wesenberg-Lundl. c.
auf Taf. IX-X, Fig. 53, und-ich auf meinen beifolgenden Textabb.
Fig. 3 angeben.
4. Der Carinthiacumtypus (Zederbauer) Bachmann, 1. c.1,
Seite 73 und 74, Fig. 50 (Fig. 4). Formen dieses Typus beschrieb
Zederbauer |. c., zuerst aus österreichischen Alpenseen, und
Zachariasund Bachmann!) fanden sie in Oberitalien undin der
Schweiz, sowje in Schottland, wo sie auch die West13) feststellten.
Aus Norwegen zeichnet sie Jörgensen, |. c., Taf., Fig. 19 u. 21,
auch sonst sind sie in Nordeuropa häufig. Diese Formen sind
plump, kurz und gedrungen und gehören wie die folgenden Typen
zu den breiten. Ihre Breite beträgt 45—60 u und ihre Länge
120—145 u. Die Antapikalhälften sind stets kürzer als die apikalen.
Das Antapikalhorn ist meist mehr oder weniger nach außen zu
gerichtet, ebenso das (rechte) Postäquatorialhorn, so daß beide
spreizen, wie beim Silesiacumtypus, von dem sich der Carinthiacum-
typus als dreihörnige Form, wie ich ausdrücklich noch hervorhebe,
nur durch die breiteren und kürzeren, gedrungen gebauten Zellen
unterscheidet. In mancher Hinsicht erinnert der Carinthiacumtypus '
an das marine C. lineatum und vielleicht noch an C. setaceum, wenn
auch deren Apikalhörner weitaus länger und dünner sind.
5. Der Austriacumtypus (Zederbauer) Bachmann |. c. 1,
Seite 73 und 74, Fig. 51a—c. (Fig. 5) Auch diesen Typus beschrieb
Zederbauer zuerst aus österreichischen Gewässern der Alpen.
Er ist neben dem Graciletypus der in Europa verbreitetste. Bei
dem Austriacumtypus beträgt die Breite 45—60 u. und die Länge
120—160 x. Auch bei ihm ist die Antapikalhälfte kürzer als die
apikale. Das Antapikalhorn ist mehr oder weniger nach außen
gerichtet und geht, wenn das Apikalhorn schief aufgesetzt ist, mit
diesem in paralleler Richtung. Außerdem tritt bei dieser Form ein
12) Bachmann, H., Vergleichende Studien über das Phytoplankton
von Seen Schottlands und der Schweiz, in: Archiv f. Hydrobiol. u. Plankton-
kunde, Bd. III, Seite 58. Stuttgart 1907.
13) West, W. and G. $., A further Contribution to the Freshwater
Plankton of the Scottish Lochs, in: Transact. of the Royal Soc. of Edinburgh,
Vol. XIL, Tab. 1, No. 2, Fig. 10. Edinburgh 1905.
15* 8. Heft
928 Dr. Bruno Schröder:
oft rudimentäres 4. Horn als linkes Postäquatorialhorn auf, oder
es ist auch normal entwickelt und wie das rechte gespreizt aber
kürzer.
6. Der Graciletypus Bachmann. 1. c. 1, Seite 73—75,
Fig. 53. (Fig. 6) Dieser Typus wird von Bachmann aus dem Comer-
see gezeichnet. Seine Breite mißt 60—75 pn und seine Länge 140
bis 200 u. Die Antapikalhälfte ist ungefähr halb so lang als die Api-
kalhälfte. Das Antapikalhorn steht ziemlich genau in der Richtung
des apikalen, und die Postäquatorialhörner gehen mit ihm fast
parallel, so daß sie also fast garnicht spreizen. Wenn Apikal- und
Antapikalhorn lang sind, dann tritt die Breite der Zelle scheinbar
zurück, und die Zelle erhält ein schlankes Aussehen.
7: Der Robustumtypus (Amberg) Bachmann, 1. c. 1,
Seite 74 und 75, Fig. 56. (Fig. 7). Aus dem Lago di Muzzano in
Oberitalien beschreibt Amberg!?) eine sehr lange, mit stark ent-
wickelten Hörnern und einer derb strukturierten Zellhaut versehene
Form, die erals var. yobustum bezeichnet, die Pert y!5) im Brienzer-
see, Bachmann im Lago d’Origlio und Hustedt!®) im Schwarzsee
bei Kitzbühel fand. Sie hat mit dem Austriacum- und dem Gracile-
typus manche Ähnlichkeit, unterscheidet sich aber durch die an-
gegebenen Punkte von ihnen. Obgleich die Breite dieser Robustum-
formen nur 45—55 u beträgt, haben sie eine Länge von 270—8310 u.
Mitunter sind Antapikal- und Apikalhälfte gleich lang. Stets ist
die Zelle stark ventralwärts gebogen. Das Antapikalhorn ist nach
außen zugerichtet und wie die Postäquatorlalhörner, besonders das
gebogene rechte, stark entwickelt und gespreizt. Sehr bemerkens-
wert ist, daß die Zellhaut mit regellos verlaufenden, derben Ver-
dickungsleisten besetzt ist. ‘Dieser Typus gehört zu der seltener
vorkommenden.
8. Der Scotticumtypus Bachmann, 1. c. 1, Seite 74 und 75,
Fig. 54. (Fig. 8). Er ist eine schr eigenartige Form und wurde von
Bachmann zuerst aus schottischen Seen nachgewiesen. Seither
ist er auch anderwärts gefunden worden, z. B. im Neuenburger See
(Bachmann, 1. c. 2, Seite 56, Fig. 4) und von mir!”) im Wigrysee
in Rußland. Immerhin scheint auch dieser Typus nicht häufig auf-
zutreten. Seine Breite beträgt 50—60p.und seine Länge 160— 210 u.
Die Antapikalhälfte ist kaum halb so lang als die apikale. Das
14) Amberg, O., Biologische Notiz über den Lago di Muzzano, in
Forschungsber. a. d. Biol. Station z. Plön, Bd. X, Seite 10 in Sep.). Stutt-
gart 1903. E
15) Perty, M., Zur Kenntnis kleinster Lebensformen. Seite 161,
Tab. VII, Fig. 13. Bern 1852. \
16) Hustedt, Fr., Desmidiaceae et Bacillariaceae aus Tirol, in: Archiv
f. Hydrobiologie und Planktonkunde, Bd. VT, Seite 310, Fig. 3. Stuttgart
1911.
17) Schröder, Br., Schwebepflanzen aus dem Wigrysee bei Suwalki.
in Polen, in: Ber. d. Deutsch. Bot. Gesellsch., Bd. 35, Seite 260, Taf. 5,
Fig. 19. Berlin 1917.
Neun wesentliche Formentypen v. Ceratium hirundinella O. F. Müll. 229
linke Postäquatorialhorn ist kurz und beinahe wagerecht gestellt.
Das Antapikalhorn steht in der Richtung des apikalen, und das
rechte Postäquatorialhorn ist weit abgespreizt.
Die 9 Formentypen von Ceratium hirundinella. O. F. Müller.
, 1. Fureoides-, 2. Brachyceroides-, 3. Silesiacum-, 4. Carinthiacum-, 5. Austriacum-,
6. Graeile-, 7. Robustum-, 8. Scottieum- und 9. Piburgensetypus.
9. Der Piburgensetypus (Zederbauer) Bachmann, 1. c. 1,
Seite 73 und 74, Fig. 52. (Fig. 9) Diesen auffallenden und extremen
‚ Typus entdeckte Zederbauer im See von Piburg in Tirol am Ein-
, gange ins Oetztal. Zu ihm gehörige Formen finden sich zerstreut
8. Heft
230 Dr. Bruno Schröder: Neun wesentl. Formentypen v. Ceratium usw.
über ganz Europa, am häufigsten im Alpengebiete. Sie sind 50
bis 60 u breit und 180—260 u. lang. Auch hier ist die Antapikal-
hälfte etwa halb so lang als die Apikalhälfte. Das Antapikalhorn
ist nach auswärts gerichtet, und die Postäquatorialhörner sind sehr
breit auseinander gespreizt, besonders das rechte.
Zum Schlusse noch ein paar Worte über die sogen. Über-
gangsformen. Im allgemeinen werden sich nach den vorherge-
gangenen Darstellungen die meisten in unseren Seen lebenden
Ceratium ;hirundinella-Formen leicht und ungezwungen auf den
einen oder den andern der neun Formentypen zurückführen lassen.
Manchmal wird dies aber nicht ohne weiteres möglich sein, z. B.
bei Formen, die dem Carinthiacumtypus einerseits und dem Fur-
coidestypus andererseits nahestehen oder von demeinen zumandern
übergehen. Diese Formen bezeichne ich als Übergangsformen.
Sie kommen auch zwischen andern Typen vor. Das Antapikalhora
der kurzen und breiten Formen des ersteren ist normalerweise nach
außen gerichtet. Zuweilen finden sich aber auch solche in den’
Alpenseen, bei denen das Antapikalhorn nur wenig oder gar nicht
von der Richtung.des Apikalhornes abweicht, sondern in gleicher
Richtung verläuft, so daß man diese Formen eigentlich zum
Furcoidestypus zählen müßte, wenn ihre Breite nicht über 45 u
betragen würde. Derartige Formen sind schon mehrfach abgebiıdet
worden. Nun kommt es manchmal sogar vor, daß auch die Breite
dieser Formen nahe an 45 x herankommt und die Länge derselben
sich vergrößert, so daß die Formen nicht mehr plump und breit,
sondern schlanker und schmäler aussehen und man in der Tat beim
besten Willen dann nicht mehr weiß, wohin man sie rechnen soll.
Ebenso kann es einem bei Übergangsformen vom Austriacum- zum
Piburgensetypus hinsichtlich des Verlaufes der Postäquatorial-
hörner und des daraus entstehenden Spreizungswinkels gehen.
Wegen dieser Übergangsformen kann ich deshalb Brehm#2) nicht
beipflichten, welcher glaubt, „daß in Ceratium hirund'nella ver-
schiedene Spezies versteckt sind, die man, indem man ,die Kon-
stanz der Körpergröße übersah und meist auf das % Antapikalhorn
Gewicht legte, nicht zu trennen vermochte.‘
18) Brehm, V., Beiträge zur faunistischen Durchforschung der Seen
Nordtirols, in: Naturw.-med. Verein. z. Eger, Jahrg. 1907, Seite 117—118
Eger 1907.
Inhalt der Jahresberichte.
II. Aves.
S. III. Reptilia und Amphibia.
5 IV. Pisces.
j \ Va. Insecta. Allgemeines.
i “ b. Coleoptera.
Be c. Hymenoptera.
8 e d. Lepidoptera.
| { % 8. e. Diptera und Siphonaptera.
9 N ' f. Rhynchota.
® N . g. Orthoptera—Apterygogenea.
= 10. VI. Myriopoda.
Be VII. Arachnida.
1 R i VIII. Prototracheata.
| N jE IX. Crustacea: Malacostraca, Entomostraca, Giganto-
B 11. De [straca, Pycnogonida.
A r J XI. Mollusca. Anhang: Solenogastres, Polyplacophora.
a XII, Brachiopoda.
8 XIII. Bryozoa.
N e XIV. Vermes:
. | 12. XV. Echinodermata.
% XVI. Coelenterata.
X n XVII. Spongiae.
r “ XVIII. Protozoa.
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Entomologie
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1838-1862 25 Jahrgänge je 10M.
1863-1879 10 » Be
1880-1889 10 . 809,
1890-1899 10 2 „ MW ,„
1900-1909 10 “ 100, 1000 „, BEER A I Kir
1910 1084,
1911 > AaR,,,
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Erichson, Schaum, Geretaecker, F. Brauer, Bertkau, von Martens,
Fowler, Hilgendorf, Kolbe, Stadelmann, Verhoeff, Wandolleck, R. Lucas,
von Seidlitz, Kuhlgatz, Schouteden, Rühe, Strand, Ramme, La Baume,
Hennings, Grünberg, Stobbe, Stendell, Nägler, Illig.
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E. VON MARTENS, F. HILGENDORF,
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VIERUNDACHTZIGSTER JAHRGANG.
1918.
Abteilung A.
9. Heft.
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